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Se^i». ÜBER DIE
VERHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU LEIPZIG
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
SIEBENUNDFÜNFZIGSTE El BAND.
1905.
LEIPZIG
BEI B. G. TEÜBNER
As
Bd.57
INHALT.
Heft. Seite
I. A. Kost er, Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. . . 1
A. Kost er, Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte in
Goethes „Dichtung und Wahrheit" 19
II. Eduard Sievers, Alttestamentliche Miscellen 2 und 3 . . . . 35
IE. Anton Naegele, Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos —
Patristisch-Literarisches zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus" 101
IV. Eduard Sievers, Alttestamentliche Miscellen. 4 und 5 . . . 144
V. Ludwig Borchardt, Der ägyptische Titel „Vater des Gottes"
als Bezeichnung für „Vater oder Schwiegervater des Königs" 254
VI. Richard Meister, Beiträge zur griechischen Epigraphik und
Dialektologie V 272
Hermann Lipsius, Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth 287
Ludwig Mitteis, Worte zum Gedächtnis an Moritz Voigt. . . 299
Verzeichnis der Mitglieder der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften I
Verzeichnis der eingegangenen Schriften VQ
SITZUNG VOM 11. FEBRUAR 1905.
Herr Stieda trug vor über das Aufkommen der Nationalökonomie
als Lehrfach an den Universitäten (für die „Abhandlungen"),
Herr Sievers gab eine Fortsetzung seiner Alttestamentlichen
Miscellen, 2. Die Form des Jonabuches, 3. Zu Deuterosacharja,
Herr Köster sprach über Sprechverse des 16. Jahrhunderts und
über die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte in Goethes
„Dichtung und Wahrheit",
Herr Bücher legte eine Arbeit des Herrn Dr. Naegele vor: Über
Arbeitslieder bei Joh. Chrysostomos, Patristisch- Literarisches
zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus".
Nachdem das Kapital der Albert Socin - Stiftung im Betrag
von 17872 Jt S3 A eingezahlt worden ist, wurde beschlossen,
die Bewerbung um die dreijährigen Zinsen dieser Stiftung zum
ersten Male zu Anfang des Sommersemesters 1908 auszuschreiben.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts.
Von
A. Köster.
Es ist von den verschiedensten Seiten (Sommer, Drescher,
Helm, Mayer, Englert u. a.) die Behauptung aufgestellt
worden, die bekannten paarig gereimten acht- oder neun-
silbigen Verse des sechzehnten Jahrhunderts seien mindestens
bei Hans Sachs, vielleicht auch bei sämtlichen Dichtern des
Zeitalters iambische Verse, die mit Vernachlässigung des
natürlichen Wortakzents gebaut seien. Jüngst hat auch
leider M. H. Jellinek (Sievers' Beiträge 29, 356 ff.) sich zu
der gleichen Ansicht bekannt. Ich halte diese VorsteUung
für eine der falschesten, die wir uns über die Verskunst des
Phil.-hist. Klasse 1905. 1
2 A. Köstek:
sechzehnten Jahrhunderts bilden können und möchte nur
wünschen, daß das Material, das uns zur Aufstellung von
Verstheorien für jene Zeit zu Gebote steht, noch oft revidiert
würde.
Gleich vorweg eine Frage: was soll man sich nach
Meinung aller jener übereinstimmenden Forscher unter iam-
bischem Rhythmus mit Vernachlässigung des natürlichen
Akzents eigentlich vorstellen? Ich kann mir schlechterdings
garnichts dabei denken, und die Definition erinnert stark an
jenen Nähtisch bei Fritz Reuter, „woran noch de Bein un
dat Babengestell fehlen ded." An irgend etwas müssen
Iamben doch als Iamben erkennbar sein. Und da gewiß
niemand Quantitätsgesetze, wie in den alten Sprachen, wird
geltend machen, so bleibt kein andres Merkzeichen für deutsche
iambische Verse, als daß in ihnen je eine Senkungssilbe mit
je einer Hebungssilbe regelmäßig abwechselt. Natürlich
sind gewisse Abweichungen von der allerstrengsten Norm, ge-
legentliche Akzentversetzungen u. a. erlaubt, wie dergleichen
ja auch bei den fünffüßigen Iamben unsrer Klassiker vor-
kommt. Aber auf das numerische Verhältnis von Regel
und Ausnahme zu einander kommt es an; sunt certi denique
fines. Der Normalrhythmus muß doch vorherrschen. Rechnet
aber einer statistisch heraus, daß bei einem Dichter des
sechzehnten Jahrhunderts 75, und selbst 80°/0 aller seiner
Verse dem iambischen Tonfall widersprechen, wie kann man
diese Verse, auch unter Zubilligung aller möglichen Frei-
heiten, dann noch als Iamben definieren? Ein himmelblaues
Tuch, das zu drei Vierteln schwarz ist, ist eben nicht mehr
himmelblau.
Und dazu kommt ein Zweites: wenn man sich selbst
einen Poeten vorstellen könnte, der sich bei bewußter An-
wendung des iambischen Rhythmus doch von Vers zu Vers
immer neue Freiheiten gestattete und der in dieser Willkür
eine Schönheit sähe oder schließlich das Gefühl dafür verlöre,
wie oft er in seinen Gedichten den gewollten Rhythmus
zertrümmert habe, so sollten diese uniambischen Iamben
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 3
doch eines Tages wieder laut gesprochen und dabei von den
Hörern verstanden werden. Wie aber sollte das geschehen?
Man spreche einmal ein Hans Sachsisches Fastnachtspiel
streng iarnbisch, so geht das Verständnis, oder man spreche
es nur nach dem Wort- und Satzakzent, so geht der iambische
Tonfall verloren. Da hat sich denn beispielsweise Sommer
geholfen, indem er eine auf die Spitze getriebene schwebende
Betonung forderte. So ein Postulat nimmt sich auf dem Papier
unschuldig und doch erlösend aus. Aber man tue einmal
den Schritt von der Theorie zur Praxis. Ich habe zu wieder-
holten Malen von Studenten, die gewiß so sprechgewandt
waren, wie einst die Metzger- und Schustergesellen in Nürn-
berg, Versuche mit dieser schwebenden Betonung gemacht;
ein Fiasco war der Erfolg. Über ein paar Verse hin ließ
sich der Eiertanz durchführen; dann strauchelte jeder.
Doch bleiben wir bei diesen bloßen Erwägungen und
Versuchen nicht stehn; trachten wir festeren Boden zu ge-
winnen. Die meisten Theoretiker tragen die Vorstellung
von den Iamben als Normalrhythmus im sechzehnten Jahr-
hundert gar nicht als Resultat ihrer Untersuchung vor, sondern
nehmen sie a priori als richtig an. Nun hat es ja sein
Gutes, gleichartige Erscheinungen an irgend einem Kontroll-
maß abzuschätzen. Unsere Meter- oder Litermaße sind
schließlich auch nichts als bequeme Normen, an denen wir
uns stets orientieren können. Will einer alle Berge der Erde
am Rigi kontrollieren, weil dieses Berges Höhenmaß so
leicht zu behalten ist, so ist dagegen garnichts einzuwenden.
Nur gehe er nicht so weit, zu argumentieren, der Rigi sei
als das Normalmaß aller Berge der Erde anzusehen, und die
übrigen seien teils zu groß, teils zu klein geraten. Die
Bequemlichkeit, die ein Kontrollmaß bietet, erhebt es noch
lange nicht zum Normalmaß. Und das gilt auch für die
Iamben im sechzehnten Jahrhundert. Gern kann man die
einfache gleichmäßige Kurve dieses Verses als eine mittlere
Orientierungslinie ohne weiteres gelten lassen, von der dann
die Kurven anders gebauter Verse hier und dort nach oben
l*
4 A. Köster:
oder unten abweichen. Daß aber das Gefühl oder Bedürfnis
für iarnbischen Rhythmus wirklich im Bewußtsein der Dichter
des sechzehnten Jahrhunderts gelegen habe, das gilt es erst
ausdrücklich zu erhärten.
Diesen Beweis will nun Jellinek a. a. 0. erbringen;
und mit ihm allein habe ich mich deshalb auseinander zu
setzen. Sein Eideshelfer ist Adam Puschmann mit der
zweiten Auflage (d. h. der dritten Bearbeitung) seines
„Gründlichen Berichts" (1596). Um aber diesen Gewährs-
mann recht zu würdigen und zu deuten, muß man sich stets
vor Augen halten, was er mit seinem Büchlein eigentlich
gewollt hat.
Puschmanns „Gründlicher Bericht" ist kein beliebiges
Regelbueh für die Gesunden, sondern schon 1571 in der
ersten Auflage als ein Ratgeber für die Kranken erschienen.
Er führt uns in die Zustände des niedergehenden Meister-
gesangs ein, der sich, seinen Zerfall vorahnend, ängstlich an
die alten Vorbilder anklammerte. Nicht gegen die draußen
stehenden Verächter des Meistersangs wendet sich Puschmann,
denn diesen stehen eben so viele Verteidiger gegenüber.
Aber die Feinde im Innern der Zunft machen ihm Sorge.
Er selbst ist schon 157 1 konservativ gesinnt; die fabelhaften
zwölf Meister aus der Zeit Ottos I, die als die Urheber der
Tabulatur galten, sind ihm die Säulen aller zünftigen Dicht-
kunst, und Hans Sachs, sein eigener verehrter Lehrer, ist
ihm der Klassiker des Meistersangs. Dieser seiner eignen
Partei gegenüber stellt uns Puschmann die mißliebigen
Neuerer vor Augen, offenbar jüngere Meistersinger, denen
die bisherigen Regeln und Strafen weder zahlreich noch
scharf genug waren und die ihre größere Feinfühligkeit und
iliren Eifer für die Kunst durch Erweiterung der Schul-
register zum Ausdruck brachten. Beide Gruppen jedoch, die
Hüter der alten Tabulatur wie die Verfechter der „Scherff-
Artikel", stehen in sofern auf einerlei Boden, als es für ihre
Dichtkunst wissentlich nur ein einziges Prinzip gab: nämlich
die Beobachtung einer von Vers zu Vers geregelten Silben-
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 5
zahl. Nichts mehr, nichts minder. Weder die Regeln, noch
die Strafartikel, noch die Beispiele, die der Verfasser vorlegt,
verraten irgend etwas andres als die Beobachtung einer festen
Silbenzahl.
So war das Bild um 1 571.
In der Auflage von 1596 hat der aggressive Charakter
des Buches zugenommen. Das Interesse des Verfassers für
den strophischen Meistersang, der die Ausgabe von 157 1 fast
ganz beherrscht hatte, ist zurückgetreten zugunsten einer
Diskussion über den Sprechvers, d. h. über jene acht- oder
neunsilbigen paarig gebundenen Reimzeilen, in denen die
„Spruchgedichte" jedweden Charakters abgefaßt waren. Den
beiden Gegnern der älteren Zeit, den Gemäßigten und den
„spitzfündigen scharffen Singern", die sich aber schließlich
doch noch unter einen Hut bringen ließen, war ein gemein-
samer Feind innerhalb der Zunft erwachsen. Wohlverstanden:
innerhalb der Zunft! Denn Puschmann hat seine Blicke nie
über die Kreise der Meistersinger hinausgehen lassen, er
redet auch bei diesen von ihm bekämpften prosodischen
Neuerungen stets nur von Dichtern, die „die straffen vor-
meiden", also sich den Tabulatur- Gesetzen unterwerfen mußten,
und schließt seine Polemik ausdrücklich mit den Worten:
„DEmnach in der alten löblichen deutschen Singekunst der
Erbaren alten ersten 12 Meister Spaltungen gefunden werden
zwischen den Meister singern zum theil ivelche den rechten
verstand vnd grund dieser alten hinst haben \ vnd zum theil
welche wenig daran vorstehen \ auch niemals recht davon haben
hören sagen" usw.
Wir dürfen daher, was wir hier von Puschmann be-
kämpft sehen, nicht beliebig verallgemeinern und etwa als
Angriffe deuten, die von außen her gegen die Siugschulen
unternommen wurden. Sondern seine Worte haben zunächst
nur für die Zunft Gültigkeit, wenn auch selbstverständlich
anzunehmen ist, daß die Neuerer unter den Singern manche
Anregung aus andern Kreisen empfangen haben mochten.
Puschmann bezeichnet die neuen Versarten im Gegen-
6 A. Köstek:
satz zu den alten „genieinen" Versen als „scandirte" Verse.
Und bei diesen Reformv ersuchen, die er mit einem Gemisch
von Furcht und Hohn bekämpft, handelt es sich um nichts
Geringeres, als um eine fundamentale Erschütterung der
ganzen alten meistersingerischen Verskunst, um eines der
bescheidenen Vorzeichen, durch die sich eine neue Kunstlehre
fernher ankündigt. In keinem Punkte vermag der ratlose
alte Meister diese Experimente mit dem Verfahren des Hans
Sachs in Einklang zu bringen, das er auch jetzt noch für
unübertrefflich hält. Und drum ist der Schluß Jellixeks
ganz berechtigt, daß die Kunst des Hans Sachs das ge-
rade Gegenbild dieser neuen Theorie darstelle und wir das
eine Prinzip durch Negation des andern finden können.
Es kommt also alles darauf an, daß wir Puschmanns
Worte richtig deuten; und das scheint mir Jellixek nicht
überall getan zu haben. Ich will nun aber nicht seinen
ganzen Aufsatz teils reproduzieren, teils widerlegen; sondern
ich stelle meine Interpretation des Puschmannschen Textes
ohne Polemik hin und ziehe Jellixeks Worte nur wo es
nötig ist heran.
Puschmann ist aufgewachsen in der Tradition der „ge-
meinen" Verse, wie sie Hans Sachs handhabte. Ihre Regeln
zu erlernen, hat er weite Reisen gemacht, auf denen er manche
Enttäuschung erlebt hat. Endlich ist er in Nürnberg vor
die rechte Schmiede gegangen. Und was er dort so ganz
aus dem Grunde begriffen hat, darin will er zum Heil der
Kunst seine Nachfolger unterweisen. Wir dürfen also ohne
weiteres annehmen, daß, so weit er von „gemeinen" Versen
spricht, seine Lehre erschöpfend ist, und daß er, gerade weil
er die Tradition bedroht und vieles Alte in Vergessenheit
geraten sah, keine Regel verschwiegen hat; die überaus ein-
fache Terminologie und Definition dieser Verse macht ihm
gar keine Schwierigkeiten. Sieht man von den sprachlich-
stilistischen Bemerkungen ab, daß nämlich die reichen und
die zu oft wiederholten Reime, die Dialektwörter, die un-
gebräuchlichen Synkopen und andre Wortverstümmelungen
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 7
zu meiden seien und daß ein biblisches oder weltliches Zitat
stets einen oder zwei ganze Verse umfassen müsse, so bleibt
für das rein Rhythmische der „gemeinen" Verse als der
Weisheit letzter Schluß nur dieses: sie zerfallen in stumpfe,
d. h. mit einsilbigem Reimwort (besser Reimklang) endende
Verse von acht (seltener sechs oder vier) Silben, und in
klingende, d. h. mit zweisilbigem Reimwort (besser Reim-
klang) endende Verse von neun (seltener sieben oder fünf)
Silben.
Von den neuen „scandirten" Versen dagegen, deren An-
wendung Puschmann für unmöglich oder für verfehlt hält,
weiß er erst seit kurzem von Hörensagen. Sie sind in
jüngster Zeit aufgekommen und noch wenig in Übung. Hier
ringt er offenkundig mit der Definition, zumal da er an
diesen Stellen ja auch zu den meisten seiner Leser von un-
bekannten Dingen redet.
Könnte nun Puschmanns doppelte Stellung als Interpret
zugleich und als Bekämpfer der „scandirten" Verse uns
vielleicht im ersten Moment mißtrauisch machen gegen die
Unbefangenheit seines Urteils, so muß doch bei längerem
Zuschauen der Verdacht völlig schwinden. Der alte Görlitzer
Meistersinger ist so von der Stichhaltigkeit seiner Gründe
überzeugt, daß er nicht nötig hat, den Gegner herabzusetzen.
Er hat die skandierenden Dichter selbst um ihre Regeln
befragt (Inmassm ich es von jhnen selbst vernommen | wie sie
es haben wollen \ das man deutsche 'Reimen scandiren solte),
hat sich ehrlich Mühe gegeben, die neue Verskunst zu ver-
stehen und sie sogar selbst probeweise ausgeübt. Freilich
darf man von einer Definition Puschmanns bei seiner geringen
Erziehung zu begrifflichem Denken und bei der Ungelenkheit
der damaligen Sprache nicht die gleiche Präzision erwarten
wie etwa von einer Definition des Aristoteles. Es ist daher
unser Recht und unsre Pflicht, ihm zu Hilfe zu kommen, in der
Art etwa, wie ich es vorhin bei den „gemeinen" Versen getan,
wo ich ganz im Sinne Puschmanns das Wort „Reimklang"
für „Reimwort'' eingesetzt habe. Denn die Praxis des Hans
8 A. Köster:
Sachs belehrt uns, daß unser Theoretiker gar nicht sagen
will, es müsse jeder achtsilbige Vers mit einem einsilbigen
Wort, sondern mit einem einsilbigen Reim, einer betonten
Silbe enden; Worte wie vngerecht, verkert, vnderthan sind hier
ebenso gut angebracht wie recht, kert, than.
Da bewahrt uns nun bei den „scandirten" Versen
Puschmann selbst vor Irrdeutungen, indem er dreifach seine
Meinung klarlegt: i) in prosaischer Erörterung; 2) indem er
in „gemeinen" Versen noch einmal die Definition der „scandirten"
Verse wiederholt; 3) indem er ein Paradigma in „scandirten"
Versen mitteilt. Natürlich darf man diese dreifachen Er-
läuterungen zu wechselseitiger Erhellung benutzen.
Puschmann beginnt: Die rechten scandirten deutschen
Keimen oder versen sollen also scandiret vnd pranuneiret werden \
gleich wie man pfleget recht der hohen deutschen Sprache
nach | orthographice zu reden \ vnd edle wort recht auß
zu sprechen. Vnd nicht \ ivie etliche vndeutsche leute \ als
Rolacken vnd andere \ welche nicht Recht deutsch gelernet \ oder
auch wie etliche \ welche der hohen deutschen sprach noch gar
vngemeß sindt \ pflegen zureden.
Aus diesen Worten schon, wie aus den späteren, folgert
Jellinek: das Wesen der scandierten Verse besteht nach
Puschmann darin, daß bei ihrem Vortrag der Wortakzent
beobachtet wird. Da er nun aber die scandierten Verse in
Gegensatz stellt zu den gemeinen deutschen Reimen, so folgt
daraus, daß in diesen der Wortakzent nicht geschont wurde.
Ich lese etwas ganz anderes heraus. Nach meiner Meinung
sagt Puschmann: Wer deutsche Wörter anders ausspricht,
als sie ausgesprochen, bezw. betont werden müssen, der ist
ein undeutscher Mann, ist ein Polack. Nie und nimmer
kann Puschmann es also gut heißen und lehren, daß in
Versen irgend welcher Art der natürliche Akzent deutscher
Wörter mißachtet und verletzt werde. Nur diejenige Inter-
pretation kann daher richtig sein, die sowohl für die gemeinen
wie für die skandierten Verse, obwohl sonst zwischen beiden
ein großer Unterschied besteht, den Wortakzent schont.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 9
Daran müssen wir durchweg festhalten; polackisch darf in
keinem deutschen Yerse gesprochen werden.
In den zitierten Worten redet nun Puschmann aller-
dings von skandierten Versen, aber nicht von dem Gegensatz
zwischen gemeinen und skandierten Reimen; sondern er fordert
Wahrung des Wortakzents oifenbar mit Hinblick auf die
antiken Vorbilder.1) Denn die ganze neue Verskunst des
Skandierens ist damals doch, wie das Wort schon beweist,
im Wetteifer mit den Dichtern des klassischen Altertums
aufgekommen. Aus den Kreisen der Gelehrten und Halb-
gelehrten, die gegen Ende des Jahrhunderts ratlos und tastend
nach festeren Normen für die Verskunst auslugten, muß hier
etwas in die Bereiche der Zünfte durchgesickert sein. Und
da nun Puschmann, so gering seine Bildung war, sich gewiß
aus Jugendtagen her erinnerte, daß dort, wo auch er wohl das
„Scandiren" einst gelernt hatte, nämlich in den Versen der
Alten, der Wortakzent unbeachtet blieb, so stellt er hier an
die Spitze seiner Regeln gleich die Forderung: Mag man
immerbin die Neuerimg einführen, auch deutsche Verse zu
„scandiren", wie es die Griechen und Römer taten, — in
Einem soll man deutsch bleiben und nicht polackisch, nicht
griechisch, römisch, kurz undeutsch werden, nämlich in der
Behandlung der Wortakzente.
Aus diesem Grimde eben, infolge dieser verschärften
Forderung hält ja Puschmann das Dichten in skandierten
Versen für so außerordentlich schwer und glaubt, daß von
zweihundert solcher Versuche noch nicht zwanzig richtig
gelingen würden. Und er wird in dieser Meinung bestärkt
durch Erfahrungen, die er als Gesanglehrer gemacht hat.
Wie es damals üblich war, bat er seine Schüler gewiß oft
i) Er bestätigt diese meine Auffassung dadurch, daß er nur für
die skandierten Yerse die lateinische Bezeichnung versus gelten lassen
will: Solche meinung von deutschen scandirten versen (wie man sie nennen
soltc wem sie recht scandirt würden. Die ander gutte Reimen aber
Jean man mit keiner billigleit versen heissen | sondern billicher deutsche
Heimen oder Bithmos) teil ich .... vermelden.
10 A. Köster:
lateinische Oden, die natürlich nach den Regeln der Alten
skandiert waren, singen lassen. Wollte man solche Texte in
Musik setzen oder sie fertigen Melodien, die in Mensural-
noten aufgeschrieben waren, unterlegen, so mußte man oft
genug die ganze Herrlichkeit antiker Quantitätsbeobachtungen
ignorieren und dafür selbst im Lateinischen den Wortakzent
in sein Recht treten lassen, also aus einem
Sanctorum meritis inclyta gaudia
_ __ V V _ _ V V _ w
frisch und fröhlich ein
Sanctorum meritis inclyta gaudia
X XX XXX XXX XXX
machen. Puschmann spricht diese Erfahrung deutlich genug
aus: Dan so wenig ein wolgeübter vnd erfamer Musicus
Lateinische Carmina \ der scansion nach kan vnter die figurat
Noten setzen \ das sie alle der scansion nach können gesungen
iverden Gleich so wenig kan man auch deutsche scandirte
versen machen
Also: Beachtung des Wortakzents gilt für alle Sprech-
verse. Der Unterschied zwischen gemeinen und skandierten
Reimen muß anderswo liegen.
Puschmann fährt fort: Also vnd solche gestalt J ivelche
Syllaben man in ztvey oder drei/ syllbenden Wörtern jm reden
pflegt hinauf/' | oder herunter zuziehen \ dieselbigen sollen auch
also scandiret, pronunciret vnd aus gesprochen iverden in Reimen
oder Rithmis. Exempli gratia gelerten j bewerten. In den
ziveyen ivorten \ wird die erste Sillaba vnten | die ander oben J
die dritte wider vnten aus gesprochen. Oder in ztvey sil-
benden Wörtern \ Als Hellten \ singen | vnd der gleichen Wörter \
da wird die erste Sillabe oben | vnd die ander vnten auß-
geredet \ Solche klingende scandirte Reimen sollen nicht mehr
noch weniger haben als 9. Sillaben | zu einem solchen scandirten
Reimen könd man nehmen 3. ivörter \ da jedes solcher 3. sil-
laben vermöchte. Oder man möchte drey zivosübige ivörter vnd
am ende ein dreysilbiges wort nehmen | welche solcher massen
würd außgesprochen \ Oder man möchte 4. ziveysilbige klingende
Über Sprech verse des sechzehnten Jahrhunderts. 11
wörter | vnd 1. einsilbiges \ damit der verss auch 9. Sil-
laben hefte.
Einen Teil dieser Regeln wiederholt er nochmals in
gemeinen Versen:
Die scansion der Deutschen Heimen \
Sol also regiren in gheimen \
Klingendt Heimen sol man scandiren \
Mit drey Silben sie thun regiren.
Die Erste silb bleibt vnten eigen \
Die mittelst Silb sol hinauff steigen
Die dritte Silb bleibt auch vnten \
In der scansion zu den stunden.
Das mus also drey mal geschehen \
In klingenden Reimen zusehen.
Drumb muß jeder klingendt Reim haben
Neun Silben die jhn thun begaben,
und fügt ein Paradigma hinzu:
Die deutschen reclit Reimen scandiren
Die sol man so Höhten und zieren
Au ff das man Accentum recht halte \
Die ivörtter in Reimen recht spalte.
Das heißt also: Jeder skandierte klingend endende Vers
muß genau wie der gemeine klingend ausgehende neun Silben
enthalten. Innerhalb dieser Norm sind für ihn drei Formen
möglich:
i) er besteht aus drei Silbengruppen (so dürfen wir
Puschmanns Worte präzisieren; denn er selbst braucht in
seinem Paradigma oft genug statt eines dreisilbigen Wortes'
drei einsilbige oder ein zweisilbiges mit einem einsilbigen)
von der Form xix, so daß der ganze Vers, amphibrachischen
Charakters
• t t
XXX XXX XXX
nur drei festliegende Akzente erhält; nach jeder Gruppe von
drei Silben muß ein Wortende erreicht sein;
2) er besteht aus drei zweisilbigen Wörtern (oder Silben-
gruppen) von der Form i x (denn die andre mögliche Form x x
X X X X X XX
' ' r
XX XX XXX
12 A. Köstek:
berücksichtigt Puschinann nicht), denen eine dreisilbige Gruppe
von der Form xxx angehängt ist, also:
XX XX XX xxx
So entsteht ein Vers von wesentlich trochäischem Gefälle,
mit vier festliegenden Akzentstellen;
3) er besteht aus vier zweisilbigen Wörtern (oder Silben-
gruppen) von der Form * x und einer hinzutretenden Silbe,
die natürlich (hier müssen wir Puschmann zu Hilfe kommen)
nicht am Ausgang des Verses stehn kann, weil sonst das
Ende nicht klingend sein würde, sondern die an den Anfang
oder in die Mitte eingegliedert werden muß; also:
a) ' ' '
/ XXX XX XX XX
oder b)
oder c)
oder d) (= : Schema 2)
Von diesen sich ergebenden sechs, bezw. fünf Schemata
hat nur 3a iambischen Rhythmus. Alle aber haben eine
festbegrenzte Zahl unverrückbarer Stellen, an denen Wort-
und Versakzent zusammenfallen muß. —
Von den stumpf ausgehenden skandierten Versen sagt
Puschmann: Zu den stumpft scandierteu Heimen aber sol man
nur acht einsilbige Wörter gebrauchen. Oder man nemc dar-
zu 4. zweisilbige Wörter \ weiche flicht klingend sein vnd kein
N. oder E. haben \ So fern du auch solcher Wörter haben
haust | zu solchen stumpften versen muß man auch nicht weniger
noch mehr \ als acht Silben haben.
Zu dieser unvollständig gebliebenen Stelle gibt er aber
selbst die Ergänzung:
Ein stumpffer scandirter Beim fein \
Muß mit zwen silben scandirt sein.
Die Erste silbe vnten leucht \
Die ander silb man hinauff zeucht \
Solches zu dem Ersten geschieht \
Zu dem andern nun den Bericht.
Den ersten Silben heb hienauff \
Den andern laß herunter drauff.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 13
In allen Reimen hinauß gar \
Gleich wie man recht redet fürwar \
Der orthographiae recht nach
In rechter hohen deutschen sprach \
Ein solch Reim hat der Silben acht I
So er aber recht wird gemacht;
und fügt das Paradigma hinzu:
Gleich wie man redt auch sagt vnd spricht
Die Wort recht aus vor dem Gericht
Damit man thu der sach auch recht
Vnd der anwalt nicht werd geschmecht.
Übersetzen wir uns auch diese Definitionen in unsere
Sprache, so ergibt sich: der stumpf skandierte Sprechvers
ähnelt wieder dem stumpfen gemeinen Verse in Einer Hin-
sicht; sie haben beide einen Umfang von acht Silben. Aber
der skandierte weist wieder drei Typen auf:
i) er setzt sich aus acht einsilbigen Wörtern zusammen,
für deren Verhältnis unter einander Puschmann in seiner
Prosa-Erörterung keine weiteren Angaben macht. Aus seinem
Paradigma, Vers i, erkennen wir aber, daß diese Folge von
acht einsilbigen Wörtern iambischen Rhythmus hat, so daß
sich das Schema ergibt:
/ / / /
xxxxxxxx
2) je zwei dieser einsilbigen Wörter können auch durch
ein zweisilbiges von der Form J ersetzt werden; ja, es dürfen,
wie das Paradigma zeigt, sogar diese zweisilbigen Wörter
und die Gruppen zweier einsilbigen durch einander gebraucht'
werden, nur daß stets der jambische Rhythmus
1 1 1 r
xx xx xx xx
bleiben muß. Schema 1 und 2 sind also im Grunde identisch;
3) die versifizierte Definition spricht noch von einer
andern Struktur des stumpfen Verses: es kann nämlich die
erste Silbengruppe von der Form xx ersetzt werden durch
eine Gruppe von der Form x % so daß das Schema
14 A. Köster:
entsteht. Nur muß, wenn man diese Variation wählt, sie
auch „in allen Reimen" an derselben Stelle (nicht an allen
Stellen desselben Verses, wie Jellinek will!) durchgeführt
werden, d. h. (was auch Puschmanns Paradigmata bestätigen)
innerhalb eines Gedichts dürfen die verschiedenen Typen
klingender und stumpf skandierter Verse nicht durch einander
gebraucht werden.
Somit ergibt sich aus der gesamten Betrachtung: Über-
einstimmend ist in den skandierten wie in den gemeinen
Versen nur die festnormierte Zahl von Silben; im übrigen
sind beide Gruppen gegensätzlich geartet. Das Wesen skan-
dierter Verse besteht darin, daß sie eine ganz bestimmte Zahl
festgelegter Stellen haben, an denen Vers- und Wortakzent
zusammenfallen müssen, während in gemeinen Versen weder
die Zahl noch die Lage der Akzente feststeht. In skandierten
Versen ist die Verankerung der Versakzente das Primäre;
der Versakzent zwingt die Wortakzente an diese deutlich be-
zeichneten Stellen hin. In gemeinen Versen dagegen entstehen
die Versakzente dort, wo zufällig Wortakzente sich einfinden.
Der skandierte Vers hat geregelte Rhythmen, unter denen
der iambische neben andern vorkommt; der gemeine Vers
arbeitet überhaupt nicht mit festnormiertem Rhythmus. .
Wo man um das Jahr 1596 in solchen skandierten Versen
gedichtet hat, wüßte ich nicht zu sagen. Mir sind Beispiele
nicht bekannt. Die gemeinen Reime aber hat nach seines
Schülers Urteil Hans Sachs am vollendetsten angewendet.
Nun sehe man aber, wie großes Unrecht man diesem alten
Meister tut, wenn man seine Verse als mehr oder minder
mißglückte Iamben charakterisiert. Hans Sachs hatte im
Bewußtsein nur den einen Grundsatz, daß stumpf endende
Verse acht Silben, klingend ausgehende neun Silben haben
müßten. Aber in der deutschen Verskunst wirken neben den
im Bewußtsein des Dichters ruhenden Prinzipien stets noch
andere mit, ohne daß er selbst es weiß. Denn die Sprache
ist schon rhythmisiertes Material, ehe sie dem Versrhythmus
Untertan wird. Und vor allem unsre deutsche Sprache bringt
Über Spkechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 15
in zahllosen Sätzen den uns so bequemen iambischen Tonfall
schon von vornherein mit. In aller Prosa, in allen nur nach
dem Prinzip der Silbenzählung gebauten Versen stellt gerade
dieser Rhythmus sich daher sehr oft ein, ohne daß eine Ab-
sicht dazu vorhanden ist. Irgend einen Rhythmus muß ja
auch der silbenzählende Vers haben. Und so sind denn in
der Tat bei Hans Sachs zahlreiche iambische Reihen zu finden,
die aber nur durch Zufall entstanden sind. Hätte der Dichter
irgend die Absicht gehabt, diesen Rhythmus zum Normal-
rhythmus seiner Sprech verse zu machen, so hätte er doch
sicherlich im Lauf der Zeit bei zunehmender Gewandtheit die
Zahl der iambischen Reihen vermehrt. Gerade das Gegenteil
ist aber der Fall: während unter seinen Versen in der Früh-
zeit gegen 75% iambischer Reihen zu finden sind, sinkt die
Zahl im Alter auf 35 bis 4O°/0. Dadurch ist klar bewiesen,
daß ihm dieser gleichmäßige Tonfall garnicht erstrebenswert
und wollautend erschien; annähernd durchführen hätte er
ihn sonst ja können, das beweist die Praxis seiner Jugend.
Und noch eine zweite Frage sei berührt: ob nämlich die
Hans Sachsischen Verse eine bestimmte Anzahl von Akzenten
aufweisen. Festgelegte Akzentstellen haben sie nicht, wie
wir konstatieren konnten. Aber selbst bei wechselnder Lage
mochte ja die Zahl — und da wäre zunächst an die Vier-
zahl zu denken — stets die gleiche gewesen sein.
Auch hier ist wieder zu betonen, daß im Bewußtsein
des Dichters die Rücksicht auf eine normierte Anzahl von
Akzenten nicht lag; nur unbewußt könnte sie sich eingestellt
haben. Es muß nun erfahrungsgemäß im Deutschen eine
aus neun Silben bestehende Wortgruppe mindestens zwei
Akzente tragen (Beispiel: die schrecklicheren Erscheinungen);
als Höchstmaß können ihr, wenn sie nicht eine bloße Auf-
zählung zusammenhangsloser Wörter ist, bei stumpfem Aus-
gang sechs Akzente zuteil werden (Beispiel: Eins ist eins,
zwei ist zwei, drei ist drei). Diese letzte Möglichkeit kommt
jedoch für den Hans Sachsischen Neunsilbner, der ja stets
klingend enden muß, garnicht in Frage, so daß also für die
16 A. Köster:
Verse dieses Dichters die äußersten Grenzen zwei und fünf
Akzente sind. Diese Grenzen selbst finde ick bei Hans Sachs,
soweit ich sehe, nie erreicht; ich wüßte keinen Acht- oder
Neunsilbner mit zwei oder fünf Akzenten zu nennen. Verse
mit drei Akzenten gibt es hie und da; sie sind jedoch ver-
hältnismäßig selten. Die Regel ist, daß der Sprechvers bei
Hans Sachs vier betonte Stellen hat. Das ist aber nicht ge-
schehen, weil der Dichter sich einem Akzentgesetz verpflichtet
fühlte, sondern weil die meisten achtsilbigen grammatisch
geschlossenen Wortgruppen mit stumpfem Ausgang und die
meisten neunsilbigen grammatisch geschlossenen Wortgruppen
mit klingendem Ausgang im Deutschen auch in der Prosa
bei sorgfältiger Akzentuierung vier Betonungsstellen haben.
Somit komme ich zu der Definition: der Hans Sachsische
gemeine Vers ist ein Vers von acht oder neun Silben mit
wechselnder Lage der Akzentstellen, deren Zahl, entsprechend
dem Prosarhythmus der deutschen Sprache, in der Regel vier
ist. Iambischer Tonfall stellt sich nur dort, und zwar zu-
fällig, ein, wo er auch der deutschen Prosa gemäß ist. Er
findet sich in Hans Sachsens Jugend doppelt so häufig, wie
in seinem Alter.1)
Nun möchte ich aber ein Mißverständnis doch aus-
drücklich beseitigen: der Hans Sachsische Vers ist durch-
aus nicht der Vers des sechzehnten Jahrhunderts schlechthin;
sondern hier werden wir noch eine Menge von Unterschieden,
jeden mit eigenartiger Begründung, kennen lernen. Es tut
uns not, daß die Verskunst einzelner Dichter ganz aus sich
selbst erörtert wird, dabei aber die verschiedenen Untersuchungen
eine auf die andere Bezug nehmen, hinsichtlich der Frag-
stellung, Terminologie usw. Ein Herausgreifen und Ver-
gleichen beliebiger kleiner Textstellen aus allerlei Dichtern
bringt uns wenig Aufklärung. Es war z. B. ein verfehltes
Unternehmen, wenn Helm den Kaiser Max, den dichterischen
Epigonen, der sich das wohlgemeinte Konzept von höfischen
i) Ich freue mich, meine Anschauung auch jüngst durch Friedrich
Vogt (Studien z. vgl. Literaturgesch. 5, 151 ff.) bekräftigt zu sehen.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 17
Sekretären korrigieren ließ, mit dem liebenswürdigsten aller
Meistersinger und diesen wieder ohne tiefere Erläuterung mit
Fischart, dem genialsten Virtuosen des Jahrhunderts verglich.
Dabei konnte keine aufschlußreiche Statistik zustande kommen.
Wir werden die Dichter nach ihrer sprachlichen und metri-
schen Bildung gruppieren müssen: Dichter, die noch in der
höfischen Poesie des Mittelalters belesen waren, sind anders
zu beurteilen, als etwa meistersingerische Poeten; Männer, die
sich an französischen Vorbildern geschult haben, unterstehen
ganz anderer Betrachtung als etwa Humanisten, die sich stets
an den alten Sprachen orientierten. Bei Sebastian Brant
z. B. trifft im großen und ganzen das zu, was man an Hans
Sachs so gern entdecken wollte. Brant wußte was Iamben
sind; ihr Klang war ihm vertraut. Und so ist es gar kein
Wunder, daß sich bei ihm etwa 8o°/0 reine Iamben finden,
wobei aber wieder Eins zu beachten ist, was für jede metrische
Untersuchung gilt: man darf den einzelnen Vers nicht will-
kürlich aus dem Zusammenhang herausreißen; denn nicht nur
sein Inhalt, sondern auch sein Rhythmus bekommt die rechte
Deutung erst durch die Umgebung, in der er steht.
So ist noch viel für das sechzehnte Jahrhundert zu tun.
Wenn das rhythmische Gefühl damals nur gering war, so
muß man eben die kleinen Unterschiede um so sorgfältiger
ins Auge fassen und zur Charakteristik verwenden. Am besten
wird es stets sein, die Praxis der Dichter zu befragen und
nur in zweiter Linie sich an die Theoretiker zu wenden.
Denn zwischen Theorie und Praxis klafft ein weiter Raum.
Wie würden wir etwa die Formen von Luthers Kirchenlieder-
texten mißkennen, wollten wir uns die Deutungen von Johannes
Clajus zu eigen machen! Vor allem aber bei den paarig
reimenden Acht- und Neunsilbnern ist die Interpretation viel-
seitig und schwierig; denn hier scheinen sich im sechzehnten
Jahrhundert ebenso viele Traditionen zu durchkreuzen wie im
achtzehnten Jahrhundert.
Druckfertig erklärt 28. IH. 1905.]
Phil.-hist. Klasse 1905.
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte
in Goethes „Dichtung und Wahrheit".
Von
A. KÖSTER.
Über Goethes Arbeit an „Dichtung und Wahrheit" und
das Verhältnis dieses Werkes zu seinen Quellen sind wir
durch die Arbeit Ton Alt trefflich unterrichtet. Die Tage-
bücher des Dichters lassen uns das Vorrücken des Manu-
skripts von Tag zu Tag verfolgen. Wie bei so manchem
Unternehmen, so mancher Dichtung ist Goethe nicht in
strenger Reihenfolge der einzelnen Teile vorgeschritten, sondern
hat begonnen mit einigen mittleren Partien, die ihn zumeist
anzogen und an denen er seine Kraft erproben konnte. Er
hielt es mit den Worten seines Theaterdirektors:
Das Mögliche soll der Entschluß
Beherzt sogleich beim Schöpfe fassen,
Er will es dann nicht fahren lassen,
Und wirket weiter, weil er muß.
Seine Universitätsjahre üben zuerst die größte Anziehungs-
kraft auf ihn aus. Nachdem er mit kleinen Episoden aus
seinen Jünglingsjahren begonnen und daraus sogar gleich
„den Frauenzimmern" abends vorgelesen, finden wir ihn gegen
Ende des Februar 1 8 1 1 mit der Leipziger Zeit beschäftigt.
Damit hat er ein Garn zu spinnen begonnen, an dem er nun
wochenlang fortarbeitet-, das Leipziger Triennium, der zweite
Frankfurter Aufenthalt, die Straßburger Erlebnisse nehmen
ihn in fortlaufender Folge bis zur Mitte des April iu An-
spruch. Dann erst vom 16. April an bis zur Abreise nach
2*
20 A. Köster:
Karlsbad (12. Mai) beginnt wieder ein episodisches Arbeiten,
ein Sammeln neuen Werkstoffes, ein Epitomisieren, bis in
Böhmen mit beherztem Entschluß die Eingangsteile des
ganzen Werkes angepackt werden und die Niederschrift nun
recht in Fluß kommt. Dabei erweisen sich Einschaltungen
vergessener Motive und „Translocationen" (24. Mai) immer
wieder als nötig; auch der Stil und Vortrag des Ganzen
wird an berühmten Biographen, an Plutarch und Herodot,
abgeschätzt, selbst über Berechtigung der Fremdwörter discu-
tiert (28. Mai) der gewissenhafte Autor. Und immer wieder
schlägt er im Geiste die Brücken zu den späteren Teilen des
Werkes, indem er vorweg die Episoden, die Bildchen im
Bilde, die Ruhepunkte überdenkt. Diese Art des Arbeitens
und Redigierens, dies Komponieren im eigentlichsten Verstand
des Wortes, ist Goethisch durch und durch. Und gar gern
möchten wir seine Manuskripte zu „Dichtung und Wahrheit"
durchblättern und Belehrung aus seinen Erwägungen schöpfen,
ja, selbst aus verworfenen Vorstudien den Wert der ab-
schließenden Redaktion erst recht begreifen. Aber im Ap-
parat der Weimarer Ausgabe (I, 26, 347) wird uns jede
Hoffnung geraubt; denn es heißt dort: „Von Buch 1 — 15
ist kein Manuscript vorhanden; der handschriftliche
Nachlaß besteht lediglich in biographischen Sche-
mata, einzelnen Notizen, fremden Mittheilungen zur
Lebensgeschichte".
Einen kleinen Teil nur des Verlorengeglaubten kann
ich heute zur Stelle schaffen, ein Fragment des vierten
Buches. Das Manuskript befindet sich in der Sammlung des
Herrn Dr. Anton Kippenbeeg in Leipzig, der es mir ein-
händigte mit der Bitte, in seiner Vertretung darüber zu
berichten. Auf sechs gespaltenen Doppelfoliobogen grauen
Konzeptpapiers und einem Blättchen ist die Stelle WA. 26,
204,11 bis 221,24 niedergeschrieben, mit vielen Korrekturen,
alles von Riemers Hand, aus dessen Nachlaß die Blätter stammen.
Riemers Bedeutung für die Abfassung von „Dichtung
und Wahrheit-' ist bekannt. Er war Goethes treuer Ge-
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 21
hilfe, für weite Strecken sein Sekretär, durchweg sein Be-
rater bei der Revision der einzelnen Bücher. Welche Vollmacht
der Dichter dem Ammanuensis einräumte, wissen wir aus
einzelnen Briefen Goethes, die in die Briefbände der Weimarer
Ausgabe aufgenommen sind; wie vorsichtig, taktvoll, und
doch mit entschiedener Meinung sich Riemer äußerte, erhellt
aus einem seiner Briefe, dessen Konzept sich ebenfalls in
Dr. Kippenbergs Besitz befindet und das ich hier, da es
meines Wissens nicht gedruckt ist und die Stellung des
Jüngers zu dem Meister gut erläutert, mitteile. Es gehört
allerdings erst dem Sommer 1813 an und ist die Antwort
auf Goethes Brief vom 20. Juni 1813 (WA. Briefe 23, 367,
No. 6572). Die letzte Feile fehlt dem Schreiben; es ist
stellenweise noch sehr der Verbesserung bedürftig; zu der
Stelle vom Hutabnehmen hat Riemer auch ausdrücklich an
den Rand geschrieben: ntdjt gut genug. Ob der Brief wirk-
lich abgeschickt ist, weiß ich nicht. Er lautet:
Stu. ©gceüenj
oerfäume nid)t mit erfter (Megenfjeit ben (Smpfang be§
SftjcptS jit oermelben unb meinen gefüfyiteften ©attf bafür au&
subrüden, ba§ ©te fotd)e§ metner geringen iinfidjt anüertrauen
motten, gdj fjabe baSfeföe fogleitf) burdjtaufen, um ben (Sinbrud
be§ ®anjen auf einmal §u fya&en, unb merbe ntdjt oerfefjten e§
in biefen Xagen genau burd^ugefjett, unb öon ben mitgeteilten
3ßin!en unb Erinnerungen nad) beftem Vermögen ©ebraud) ju
madjen.
2)ie Aufgabe ift frentid) fcfjr groft, menn nidjt ungeheuer:
benn eä gehörte betinafje mteber ein Seben baju um ba§ erfte
bettmfetlofe ober ruilbbemuftte, unb eben barum fo intenfioe,
ausetnanberjmuideln. 2(ud) i[t ba§ Seben ja nidjt erft im 9(u§=
lauf etwas, fonbern in jebem ^)urd)fcf)itttt fommt ba§ artigfte
unb munberbarfte $abengebüb jum $orfd)ein, fo bafj man bte
$urnire redjt bünn fdmetben mödjte, um ba& abmedjfelnbe ®e=
webe be§ ©tamme§ in mannigfaltigen SDhiftern jur fd)önften
Sftofaif verarbeitet p fernen. (Sin jebe§ ®tetcfjnift i)inft, unb itf)
22 A. Köbter:
meift red)t gut, bafj e§ bei) biefem nur ju fetrr ber ^-ali ift.
2Ba§ id) jagen moflte, ift nur biefc, bafs man ma§ in bie §ö()e
gemacrjfen ift, nur fernen, befefyen unb überfein tarn, menn e3
fid) oor, um unb ueben \u\$ ausbreiten beliebt. Stber eä
märe freüetfyaft meljr 51t verlangen, ja nur auf mefyr fic£) 51t
nerfpi^en, als ber 3(utor un§ ju geben für gut befunben rmt.
©a§ eilfte 33ud) ergefjt fid) nod) in ber 93reite unb 2Beite be§
frönen ©Ifafteä; ba§ groölfte füfjrt un§ rafcf) burd) eine 2Ird)ü
tectur mit oielen Slbtfjeihmgen ; mir möchten gern in biefen
großem unb f (einem @emacf)ern länger oermeilen, in einigen
um§ mof)l bequemtid) nieberf äffen, um gu fügten, mie e£ einem
benn mol)I gu SJcuttje märe, menn man brin mofjnen unb Raufen
bürfte; aber e§ ift, al§ menn mir nur burcf)gefür)rt roerben
füllten, um ju einer grofjen $et)ertid)fett bie im Innern öorgetjeu
mirb, eingeleitet gu merben. — SSie freue id) mid), auf ben erften
ruhigen Slbenb, mo id) mid) in biefen fallen, «Säten, ßimmern
unb ©emäd)ern üerfpäten unb fie fo^ujagen merbe burdjempfinben
fönnen!
$)ie «Schreibart betreff enb, fo ftnb ©leidjförmigfeiten, b. i).
S23ieberfet)r berfetben Uebergänge, gortfdjritte unb 5Ibfd)(üffe itidjt
nur nicrjt §u üermeiben, fonbern notfjmenbig unb in ber Sad)e
gegrünbet. £)enn fie liegen tfjeilS in ber Süradje, ttjeüS gehören
fie jum (Srjarafter be§ StötS eines Sdjriftftetlers. [Am Rande,
vielleicht hierher gehörig: ©er @ried)e, ber immer ©egenfä^e
madjt, !ann oljne pev unb de feinen Safc fdjreiben. ©er
$ranjofe brauet fein mais gemift häufiger al§ mir unfer „aber";
unb ber (ümglanber fein but mofjt mefjr als mir unfer doch.]
©in 2Serf öon langem 5ttfjem muf} fie fjaben, unb 53eränberung
mürbe fogar gefugt erf deinen. 9Jcir fällt fie nid)t auf, alte
«Sprayen fyaben fie; jeber «Scrjriftftetfer öon großem Umfang, je
naiöer, um fo mefjr; al§ §omer, £>erobot, Xenopfjon etc. Sa
fie machen ba§ (£f)arafteriftifd)e be§ SttilS; unb e§ mürbe gar
feine ßritif eines alten Tutors möglid) fenn, menn er fid) fjierin
nid)t gletd) unb treu bliebe. — Stimmt bod) jeber ben igut auf
feine SSeife ab unb auf, getjt, fommt, oemeigt fid) nur auf feine
2Beife, olme barin ju üariiren; e§ fet) benn im «Sdier^. — 3d)
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 23
rebe nid)t einmal üon ber 9cotf)menbigfeit, bie in ben ©ebanfen
fctbft liegt: bie bod) ein für allemal burd) bie ßategorieeu, in
bie fie gehören, fo nnb ttidfit anberS eingeführt merben fönnen.
— S(lle§ maS mir fjierin merben tlntn fönnen, mirb fetm, bafy
mir ben SBorratt) unferer ÜDlonenS burd)gef)en, nnb biefelben
nur nict)t gu naf) auf einanber brauchen, menn nidjtS barauf
anfommt.
Sn Stbfidjt ber Sßerbeutfdjung gemiffer SÖSorte mürbe id)
oon felbft bef)utfam gu Sßerfe gef)en, aus bem ©runbe, meil id)
mir fonft einen Eingriff in bie eigentümliche 5(ufid)t nnb
SDarftedungSart beS Sd)riftftellerS erlauben mürbe. ^iefj tft
beiläufig ber ©runb, marum mir manchmal ein frembeS SSort
mißfällt. SSenn ein $erfaffer ein fjerfömmlid) frembeS giebt,
fo ift biefj öfters fo üiel als ein locus communis; nnb id) traue
ifjm bod) im, bafj er bem ©egenftanb eine gang neue, überrafdjenbe,
liebenSmürbige (Seite fjätte abgeminnen, fid) felbft oon neuem als
fdjaffenb beurfunben unb unfre 5Infid)t ermeitem unb berichtigen
fönnen. — 3d) metjne nidjt, bafj man frembe SBorte überfein
muffe, ja aud) nur fönne; aber fefjr bin id) ber Uebergeugung,
man fönne fie gang aufter Sd)mang bringen, ja einen iljr SDafenn
oergeffen machen, burd) frifcfje unb unbefangene 21nfid)t ber $er=
Ijältniffe ober £>inge, morauS benn einlebenbiger unb gefüllter
93egug ntcr)t nur auf ben (Srfinber, fonbern aud) auf bie ÜÖcitbenfenben
entfpringt, ba baS frembe nur einen überlieferten unb {jiftorifdjen
giebt. — [Durchstrichen: (Sure (Sjcelleng finb barin mef)r
als ©iner 9#eifter; mie üieleS l)at 31)nen unfre Sprache barin
gu öerbanfen, unb mie leid)t tft eS 3f)nen, menn (Sie fid) bafür
interef firen , bie Surrogate foldjer 23egriffe, meiere (Sampe unb'
ßonf orten auf ben $auf machen, burd) äd\tt (Srjeugniffe mit
einemmal aufjer Srebit ju bringen.] 'Jüefi erfdjmert fretjlid) ba*
Schreiben, meil man fid) baS ©lement gennffermafjen erft felbft
macfjen muj3, ftatt es nur oorgefunben p oerarbeiten. Mein
es möge biefj aud) nur in bebeutenben $äHen gefd)el)en, unb in
fetierlidjem ©tut füfjtt eS jeber, ba% ein auSlänbifd)eS 2ßort
jumal für Sachen beS gemeinen SebenS p abgetragen, ofme
28ürbe, ja nidjt einmal liebeöoll genug ift.
24 A. Röster:
Für das Jahr 1811, in das wir zurückkehren müssen,
ist Riemers Hilfe vielfach verbürgt durch Goethes Tagebuch.
Während des ganzen Juni waren beide gemeinsam so eifrig
am Werke, daß der Dichter, als er am 28. des Monats Karls-
bad verließ, die drei ersten Bücher von „Dichtung und Wahr-
heit" völlig revidiert mit in die Heimat nehmen konnte und
dort nur noch das Knabenmärchen vom neuem Paris zu
diktieren und in das zweite Buch einzufügen hatte. Auch
in der Folgezeit haben wir uns (das ist für unsre Fragmente
von Wichtigkeit) Riemer fast stets an Goethes Seite zu
denken. Nach dem Tagebuch sieht es freilich so aus, als sei
er nur vom 4. bis zum 8. Juli bei dem Dichter in Jena ge-
wesen und am 8. nach Weimar übergesiedelt. Er muß aber
sofort wieder nach Jena zurückgekehrt sein, denn er schreibt
in den nächsten Tagen und Wochen eigenhändige Briefe nach
Goethes Diktat (vgl. WA. Briefe, Apparat des 2z. Bandes).
Und so entsteht, hauptsächlich in Weimar zu Ende des Juli
und zu Anfang des August, jene Episode, die uns beschäftigt
und für die die Daten hier exzerpiert seien:
Juli 6. [Jena] Jüdische Antiquitäten . . . Alte Geographie.
14. Betrachtungen über das 4. Buch.
25. Erstes Buch Mosis und Geographie von Palästina.
27. [Übersiedelung nach Weimar.]
29. Schema der hebräischen Urgeschichte.
30. . . . Jüdische Antiquitäten.
31. Biblische Urgeschichte . . . Büchelchen des Pater
Sacchi über die hebräische Sprache und besonders
den Ursprung der Puncto.
Aug. 1. Zweyte Hälfte der Urgeschichte.
2. Palästina. Hebräische Sprache.
3. Palästina.
4. Israelitische Urgeschichte.
5. 6. 7. Einiges am 4. Buche.
8. 9. Revision des vierten Buchs.
10. Absendung des Manuscripts vom 4. Buch.
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte elc. 25
Wie ist es nun zu erklären, daß Riemer, durch dessen
Hände doch offenbar das ganze Manuskript von „Dichtung
und Wahrheit" ging, der alle Kopien zwar nicht selbst her-
stellte, aber doch überwachte, nichts weiter hat retten können,
als dieses eine größere Fragment, das allgemein zu den mindest
interessanten und mindest gelungenen Partien des Werkes
gezählt wird?
Ich muß gestehen, daß mir die Frage nahe trat, ob
vielleicht Riemer selbst der Verfasser dieser Episode sei, ob
Goethe den treuen Helfer beauftragt habe, etwa nach einer
mündlich gegebenen Skizze den Auszug aus den Anfangs-
kapiteln der Genesis zu machen, und ob dann der Dichter
diese Arbeit nur mit dem Konzipienten durchkorrigiert habe.
Denn auffällig genug weicht die Tinte sämtlicher Korrekturen
von der der anfänglichen Niederschrift ab.
Aber die Vermutung hielt vor eingehender Nachprüfung
nicht stand. Die israelitische Urgeschichte unterscheidet sich
stilistisch in keiner Weise von den übrigen Partien von
„Dichtung und Wahrheit". Sodann aber erweist sich das
Riemersche Manuskript deutlich als Diktat, das streckenweise
mit fliegender Hand hergestellt ist. Für den Charakter als
Diktat ist entscheidend u. a. die Stelle 207, 28, wo in dem
Satze „aber inbem Slbrafjam ju Hebron . . . bleibt" das Wort
intern erst nachträglich durch einen verbindenden Strich aus
in bem zusammengezogen ist.
Diese erste Niederschrift muß dann Goethe mit Riemer
durchgearbeitet und ihm dabei wol selbst in den Text hinein-
geblickt haben; dafür sprechen Verbesserungen von Fehlern,
an denen nur das Auge, nicht das Ohr Anstoß nehmen konnte,
wie 2ot statt Sott), 209, 18 beraubten, ^ortgefd)Ieppten statt
beraubten, fortgefdjteppten; 210,22 neun unb neunzig statt 99.
Bei dieser ersten Revision sind alle jene Lesarten ver-
worfen worden, die ich am Schluß dieses Berichts in der
Kollation mit dem Wort „urspr." bezeichnet habe, Wortwieder-
holungen und Fremdwörter sind beseitigt, schmuckvollere Aus-
drücke eingefügt worden (211,26. 213, $£ u. ö.). Aber auch
26 A. Köster:
größere Eingriffe nahm Goethe vor. Der ursprünglich weit-
schweifige, lahme Satz 206, 12—16 erhielt seine jetzige Form;
der Gebrauch des praesens historicum wurde S. 209 ein-
geschränkt. Manche Sätze erscheinen in erster Fassung, z. B.
210, 3 fi'., dürftig und trocken, es gelingt Goethe nicht gleich
beim Diktat alles; da fixiert er denn schnell die einzelnen
Schritte mit ein paar schmucklosen Worten und gibt der
Periode erst später größeren Glanz und Fülle. An einer Stelle
wie 214,18 a. ist der jetzt so selbstverständlich erscheinende
Gegensatz von Kriegsbrauch und Opferbrauch erst nachträglich
herausgearbeitet worden. Und so sind manche aufschluß-
reiche Beobachtungen zu machen. Nur eine Erwartung trügt:
für die Frage, Avelche Quellen Goethe bei dieser biblischen
Urgeschichte benutzt habe, ergibt sich garniehts; er scheint
doch so gut wie ausschließlich das Alte Testament selbst, und
keine Kommentatoren befragt zu haben.
Die Besserungen nun, für die sich Goethe, gewiß nach
reiflicher Beratung, entschied, trug Riemer zunächst mit
Bleistift in das Manuskript ein; stelin geblieben sind sie bei
208, 15 f., 209, 1.6.8, 215, 8 f., 217, 15 u. ö., wegradiert bei
206, 12 ff., 207, 10 f., 22 f., 208, 28, 211, 7, 214, 18 ff., 215, 23,
2 1 7, 2 u. ö. Und offenbar erst zu Hause — daraus erklärt
sich der Gebrauch andrer Tinte — hat dann Riemer diese
Bleistiftnotizen mit der Feder fixiert.
Druckreif aber war der Text damit immer noch nicht.
Vielmehr beweisen zahlreiche Lesarten, daß nach der Riemer-
schen korrigierten Niederschrift eine Kopie hergestellt wurde,
die dann der Dichter abermals an vielen Stellen verbesserte.
Und erst aus ihr ging das Druckmanuskript hervor.
So umständlich wie hier wird das Verfahren nicht bei
allen Teilen von „Dichtung und Wahrheit" gewesen sein. Es
hat vielmehr, was durch die vorhin mitgeteilten Exzerpte aus
dem Tagebuche bestätigt wird, diese Episode außergewöhnliche
Schwierigkeiten bereitet. Gerade deshalb aber, weil von ihr
ein dreifaches Manuskript angefertigt wurde, konnte eines
dieser drei in Riemers Händen und in seinem Nachlaß ver-
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 27
bleiben und uns späte Kunde von des Dichters künstlerischer
Sorgfalt geben.
Ich teile nun die Varianten mit, unter denen ich aber
Kleinigkeiten mehr der Riemerschen als der Goethischen
Orthographie und Interpunktion nicht mit verzeichnet habe.
204, 14 einmal aus juerft
16 fjetligen] ^eiligen
17 ff. ba§ ... tjerüorging.] urspr. bafj eine lebhaftere $or=
fteltung jenes fcfjönen unb fo üiel gepriesenen 2anbe§,
jetner Umgebung nnb 9cadjbarfd)aft, fo mie ber SBölfer
unb ber ©reigniffe, meiere jenen %kd ber (Srbe burd)
Sa^rtaufenbe l)inburd) öertjerrlidjt fyaben. Dann: bafs
üon jenem .... Sanbe .... eine lebhaftere SBorftellung
in mir hier bricht der Satz ab.
25 f. Urgefd)ttf)te] urspr. 9ßeltgefd)tcrjte
27 mannigfaltig] mannigfaltig
28 f. Slnfiebetungen geeignet,] urspr. Slbänberungen ©elegen=
fjeit gebenb
205, 1 öor unfecer] urspr. un£ öor ber
2 mar aus nmrb
3 (Srbe] urspr. SBelt
5 entmicfeln,] entmidien,
6 gugteidj] gleich
7 p] urspr. follte er
13 ber] urspr. iljrer
14 greuliche] gräuliche
15 ber ... tmterlänbtf<f)e ÜBoben] urspr. bte ... @rbe
17 Kein Absatz
rq blieb;] ift (aus mar) nodj übrig geblieben;
festen] ftfjeint urspr. ber Sauf festen ben anbern
2 3 f. fid) auf alle Strien ju nähren unb jn befdjäftigen,]
urspr. §« allen Wirten ber 9ial)rung unb $efd)äfttgung,
die Änderung nur mit Bleistift skizziert
24 aber fehlt urspr.
25 oerfammeln] tterfammlen,
28 nötigte aus nottjigten
28 A. Köstk.r:
206, 1 fogleicfj aus fobalb
3 laffcu; fie] urspr. {äffen. Sie
5 Sßerfud)] urspr. grofce $erfud)
6 jenes erfte SBeftreben.'] urspr. ber erfte.
8 30?enftf)en] Golfer
11 abermals fehlt urspr.
16 bereinigen.] urspr. ccmftituiren.
Der ganze Satz 12 ber fo gtücftid^ tft , ... bis 16 üer=
einigen lautete urspr.: fo merfmürbig als ber erfte, aber
gtüdlicfjer als biefer. @r prägte feineu Sftacfjfommen
einen entfcfjiebenen (Sljaracter auf. @ie galten lange,
feft unb reblid) Rammen, unb felbft gerftreut »erben
fie burtf) ben (Glauben itjrer Später me^r jufammen^
gerufen, tierbunben, jufamntengefjatten, als jene burd)
ein ©ebäube baS bis in ben jpimmet reidjte, jemals
unter fiel) tjätten üerfnüpft werben fönnen.
23 jiemlid) bewofjnt.] bewohnt genug.
24 ftetnidjt] fteinig
24 f. üon öielen bewäfferten, bem 5(nbau günftigen £fjätern|
urspr. bürde) tüele bewäfferre, ben Pflanzungen günftige
SDjäter
26 ff. lagen ^erftreut £l)alS,] urspr. waren Saales
§erftreut
27 Slbtyängen] ben 5(bf)ängen
207, 1 3Selt noefj] Sßelt war noerj
2 f. nidjt auf ben ©rab .... tfjätig,] urspr. rticfjt
tpttg genug,
5 erftredten ficr) grofje Zäunte,] urspr. jogen fidj grofje
Zäunte fnn,
q lange] lang
10 f. balb $u= balb abnimmt,] urspr. ungemifj bleibt,
11 niemals] nie
1 1 f. fid) niemals . . . erhalten,] urspr. nie . . . bleiben fönnen,
17 uns] uns nun
21 ©rbe] urspr. SSSett
22 wert!) gemorbnen] urspr. merttjen
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 29
23 f. mit beerben .... üermerjreu.] urspr. fefjen mir ficf) rjin
unb tuieber bewegen.
26 auigeftcmbne] au§geftanbeue
26f. faffctt fie ... gu trennen.] urspr. trennen fie ficf) t>cm einanber.
27 §roar fehlt urspr.
208, 1 ben] bem
5 Sljp^altfecg] SlSprjaitäfeeeä
6 mufj; um] mu|, um urspr. mufj. Um
7 meit aus a(§
8 als 2öeitf)iinge unb $ret>(er berüchtigt,] urspr. afä tueidi-
ticfje unb freoetrjafte 9Jcenfcfjen erfcrjeinen, unb
q üppige^] urspr. reicrjtitfjeä
10 jeboct)] aber
15 SBejirfen] urspr. ©egenben
15 f. bie ... umgerjen bürfen] urspr. bie fid) ... unter=
galten bürfen
17 ^nriefpradje] urspr. |un- unb mieberrebe
ifmen aus Seiten
19 SRebentüelt] urspr. SSelt
20 im @an§en vuofjl] im ©an§en,
21 gleiten modjte.] gteicfj
27 früb] früfye
28 f. unb . . . geben.] urspr. unb un$ ein SBorfpiel großer
Saaten geben.
209, 5 jin^bar] sinnäbar
6 enbticf) fehlt urspr.
7 rüfteten] ruften
8 auf einem äöege, auf bem marjrfd) einlief) audj] urspr.
ungefähr auf bem SBege auf meutern
9 gelangte.] urspr. gelangt.
10 untern] unteren
mürben] merben
12 f. SBüfte, fobann .... fcrjtägt er] urspr., aber gleich beim
ersten Diktat verbessert: Söüfte. (ÜSr fdjtägt
18 befangenen,] befangnen
beraubten aus beraubten
30 A. Köster:
i9 gortgefd)lepfcten aus fortgefdjleppten
20 als ©aft fid)] fid) als ©oft
22 Ärieger unb] ftrieger, als
24 Sieghaften,] ©iegenben,
27 maud)em] 9Rand)em aus mand)em
210, 2 23efd)üfjer, als] Söefdjüfcer als
2 f. feine Uneigemtüfcigfeit] urspr. feinen Uneigennufe
3 ff. Lanicor Sßriefter.] £ie Könige beS £$afö ban=
len it)m, 9tteld)ifebef fegnet iljn.
10 f. feinen unmittelbaren SeibeSerben] feiner unmittelbaren
SRadjfotmnenfdjaft
11 mi^lid)] tntSücrj
13 ungebulbig:] ungebulbig;
14 (Sitte] urspr. SSeife,
ifjre über bie
14 f. einen 9cad)fommen aus eine %lad)t ommenfcfjaft
15 f. ^auStjerm] £>auSf)erren
20 l)öl)em] fjörjeren
24 nod) immer] immer
am (Snbe] urspr. §ule|t
25 ©atten] urspr. (Seeleute
211, 2 f. bis in bie ©erjeimniffe ber Familien] urspr. bis ju
ben geljeimften $amiliengefd)id)ten
3 genötigt;] urspr. üeranlafjt,
7 bie el)etid)en ©reigniffe] urspr. bie (Sreigniffe ber (Stjen
rjier fehlt
8 lange] urspr. Diele
9 üielen] fielen aus uielen
10 f. fid) in feinem fjunbertften als ©atte] in feinem r)unbert=
ften fid) als ©atte aus fid) in feinem fyunbertften ®atte
n ^meier] beide Male urspr. öon §Wet)
als Sßater] urspr. Spater
13! öon stnei] jmetjer
14 gegen einanber über] urspr. gegen eiuanber ftetjenb
15 burd) ©efe£e, ^erlommen unb Stteinung] urspr. burd)
bie SDietntung, burd) (Sefe&e, Sperfommeu
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 31
17 5tbraljam] urspr. Sl&raljam feljr lotber SSitlen
24 SBolf] SSolfe
26 ©rängen aus ©ränge
in Erfüllung getje.] urspr. erfüllt merbe.
27! ßroei Altern in Sauren unb ein einziger fpätgeborner
©olut:] urspr. ßmet) klettern unb ein ©orjn:
28 man botf)] man fid) bod)
212, 1 erroarten! ßeineSmegä.] erwarten. Äeine3roeg§!
2 £immlifd)en] urspr. ©ottfjeiten
6 ollaemeine über der Zeile, aber doch dem ersten
Diktat angehörig
7 befonbere geoffenbarte] befonberä offenbarte
« entwideln,] enüoicflen;
13 bafj fie früher in bem menfd)lid)en ©emütfie entfprungen, |
ba£ fie bie erfte fet), bie in bem menfd)lid)en ©emütbe
entfpringt,
15 t*. auf ber Überzeugung einer allgemeinen] auf bem
©tauben an eine allgemeine
17 leite.] urspr. leitet.
19 geoffenbarte,] offenbarte,
befonbre] befonbere
23 bei aus jebe§
entroideln.] entmidlen.
Sie] @r
24 Überlieferung, ^errommen, Ü8ürgfd)aft] urspr. Ueber=
lieferung, ©arantie, ^erfommen, 23eroäf)rung
26 tSraelittfdje Überlieferung] urspr. ifraetitifdjen Ueber=
lieferungen
27 f. Scanner, melcrje biejer befonberu S8orfet)ung oertrauen]
urspr. ©laubigen an biefe befonbere 23orfel)ung, bie mit
ben ©ötteru in fo fefter (?) S3erü§rung ftefjen
213, 1 barftetlt,] urspr. barftellten,
1 f. roetdje oon jenem froren Sßefcrt, bem fie fid) abhängig
erlernten, alle unb \tt><t ©ebote] bie oon jenem fjoljen
sißefeu fidj abhängig erfennen, alle unb jebe ©ebote
urspr. bie jenem (aus jenes) fjofjen äBefen, ba* fid)
32 A. Köster:
itmen günftig eriueift, oon bem fid) abhängig anerkennen,
unbebiugt tiertrauen unb feine (Gebote
4 f. abzuwarten nict)t ermüben.'j abzuwarten.
12 freiefte] fretifte
i7 ®auer unb ©idjertjeit oerfprad). | feft unb gefiebert fcbieu.
23 angefetjn] angefeben
24 bem ©täbter] ben ©täbtern
25 er aud) ficfj wieber oon biefem ah.] biefer fid) (aus fid)
biejer) tuieber oon jenen ab.
214, 1 ©rgoäter. Stjre] ©rjoäter; it)re
7 mebr at£] at§ Der ursprüngliche Ausfall des ber nach
al§ war nur Schreibfehler
13 menfcbticb, febön unb beiter] menfcfjüd) better unb febön
16 worein urspr. wobin
17 Kein Absatz.
burd) ba% SBtut, burd) ben £ob] urspr. burd) t>a$ fieben,
burd) ba§ S3tut
21 eben fo] auf eben biefe SSeife
23 aueb bafj] bafj
24 immer] immer aud) aus aud) immer
25 burd) ©etöbtetes] urspr. auf biefe 2Beife
26 f. fid) gfeicbfaüsT] gteiebfatte fid)
215, 5 gewibmet] urspr. §u einem Opfer gewibmet
8 biejenigen, bie] bie
9 mit ber ©ottbeit einen 23unb fdjüefjen wollten.] urspr.
ben 23unb fdjüefien wollten, entweber unter einanber ober
mit ben ©Ottern.
Die ganze Stelle von 214,18! baf? man bis 215, 4 bie
geopferten Xbiere lautete ursprünglich: bafj man burd)
gefd)tad)tete £biere einen 23unb befeftigen, bie ©Otter
berbeogieben, fie oerföbnen, fid) gewinnen fönne, über
biefe SBorftetiung bat man fid) ntcfjt §u oerwunbern. ©3
ift nur ber ©rnft unter einer gräpdjen $orm, unb
fottte fid) bie frübere ätfenfebbeit niebt auf biefe Sßeife
au§fprect)en bürfen'? 2Iber jene Golfer unb 8eiteu' oon
benen man un3 fo oiet fcbbneä unb fanfteS überliefert,
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 33
fjatten bie ©pur icfj tteifj nicfjt welker Sarbaret) bet) fitf)
nicf)t auslösen lonnen. 9cid)t genug, bafc ein Opfer
gefd)lact;)tet unb oom geuer Derart würbe, bie geopferten
Xtjiere
io af)nimg§t>oU] armbungSüott
,i nocf) ein anberer fcfjrecliicrjer £ug,] aucf) nocfj ber ftf)recf=
ücf)e ßug burd),
i9 Übereilter] Ungefcfjiclter
22 bie, meldje] bie, bie
23 eigenen] eignen fehlt urspr.
27 roetcrje] urspr. bie
21 6, 1 ber 9Jcenfcf) irjnen] trmen ber 9!ftenfcrj
4 hergebrachten] £ergebrautf)ten (urspr. rjergebraucrjten
$itu§)
i4 üorbiiblicf)] urspr. §eicr)enroeije
18 traben. ®iefe lauft er] fjaben; biefe lauft er urspr.
tjaben. Er lauft fie
26 begrünbet] gegrünbet
27 f. bie mannigfaltigen $amiüenfcenen abroecfjfelnb] urspr.
bie abtüecf)flenben mannigfaltigen $amilienfcenen
217, 2 ber ©otjn einer tgtiütierin,] urspr. ber oerftofeene, beffen
Stinbern an einem entfcfjiebenen Stammbaum nid)t§
gelegen fetat foüte,
aucr)] urspr. fcrjon
3 Softer be§ Sanbeä] Stegtjptierinn
4 f. fiel) mit einer SBlutSfreunbin, einer Ebenbürtigen oer=
märjten.] eine SSermanbte, eine Ebenbürtige tjeiraten.
12 freiet] freöt
12 f. bie ir)m nicfjt öerfagt mirb.] unb fie mirb irun nidjt
öerfagt.
14 feine§] urspr. be3
15 lange $eit] urspr. erft
16 einigen ^rüfungSiarjren] urspr. einiger ^rüfung§§eit
,7 gefegnet,] guter Hoffnung,
18 f. be3 SSaterS, biefer ber Butter Liebling.] urspr. be§
Katers Öiebling, biefer ber Sftutter.
Phil.-hist. Klasse 1905. 3
34 A. Köster: Die Niederschrift d. israel. Urgeschichte etc.
218, 5 oerfutfjen.] fucfjen.
6 f. 9tun, jum crften SCRat in einer fo eblen gamilie, tx--
ftfjeint ein ©lieb,] 2Bir finben ljier jum crften SCRal in
einer fo eblen Familie ein ©lieb auftreten,
7 trägt,] trug,
21 f)erborbringenbe3 nachgetragen
22 tjinter] nur Ijinter
219, i7 Vor 3n ifym ist gestrichen: 51ber fo tuofyl mie feinem
Sater follte e3 ifjm nicfjt merben.
18 guerft] sunt erften 9ttal
26 Sa!ob] urspr. @r
220, 1 ©eliebte] geliebte
6 SBortljetf.] SSorjug;
16 fdjäcfigen] fcfjecfigen
18 magren,] finben;
20 üerfteljt] meifj
22 f. aud) oon biefer «Seite] auf biefe Sßeife
221, 4 großem] größeren
anfe^eiuenben] fdjeinbaren
5 ©oljneS] ©ofynl
9 liefern] urspr. £>em
bürfte] möchte
10 anbere] anbre
12 meine ©efül)le] mein ©efüfjl
Der ganze Satz von 9 auf feine anbere SSeife bis 13
oerfammelte lautete ursprünglich: auf feine anbre SBeife
bie @inf)eit barjufteüen toüjste, bte mein jerftreuteS Seben,
bet) meinem gerftücfetten ßernen, fid) bennod) in meinem
©eifte, in meinem ©efübl erhalten;
14 anbere] anbre
öermödjte,] roüfjte,
15 brausen fehlte urspr.
16 ^erging.] urspr. um mief) ^erging,
gefdjäftige] urspr. gleicfjfam ungezügelte
Druckfertig erklärt '.»8. UI. 1905.]
r '
Alttestamentliche Miscellen.
Von
Eduard Sievers.
2. Die Form des Jonabuches.
1. Seit dem Erscheinen des ersten Teiles meiner Metri-
schen Studien (M. St.) im Jahre 1901 habe ich mich ver-
schiedentlich bemüht, einerseits mein Beobachtungsfeld durch
Herbeiziehung weiterer, namentlich epischer und prophetischer
Texte zu vergrößern, andrerseits bei der Analyse den An-
forderungen und Ergebnissen der berichtigenden und son-
dernden Sachkritik mehr Rechnung zu tragen, als ich das bei
meinen ersten Versuchen vermocht hatte.1) Auch nach dieser
Erweiterung des Gebietes scheint mir das Auftreten sog.
Wechselmetra (s. namentlich M. St. I, i2gff.) noch immer
für die hebräische Dichtung charakteristisch zu sein, nur
glaube ich jetzt nicht mehr, daß sie in dem Umfange und
in der Häufigkeit auftreten, die ich ursprünglich angenommen
hatte (vgl. M. St. H, 166).
In einzelnen Fällen habe ich mich bei dem Ansatz von
Wechselmetris in den Textproben M. St. I, 2 direct vergriffen.
Das hängt vor allem damit zusammen, daß ich mich bei der
Aufteilung des Textes auf die einzelnen Verszeilen noch allzu
ängstlich an die in ihm gegebenen Sinnesgrenzen hielt, weil
ich noch nicht genügend erkannt hatte, daß auch in der
hebräischen Dichtung suis locis die Cäsurverdeckung und
1) Als erste Specimina dieser neuen Arbeitsrichtung habe ich
bisher eine Bearbeitung des Genesistextes (M. St. II, 1. 2, Leipzig 1904 t.)
und eine Analyse von Jesaias 24 — 27 (s. diese Berichte 1904, 151 ff.)
vorlegen können.
3*
30 Eduard Sievers:
das Enjambement eine bedeutsame Rolle spielt (vgl. dazu
jetzt M. St. II, 167. Berichte 1904, 159 f.). Dieser Mangel hat
mich insbesondere öfters verhindert, einen der beliebtesten
Verse gewisser Dichtungsgattungen, den Siebener (vgl.
M. St. I, 569) überall da zu erkennen, wo er auftritt, denn
gerade dieser Siebener ist der typische Enjambements-
vers des Hebräischen, und ebendeshalb oft schwer zu erfassen,
wo die Enjambements in größerer Häufigkeit auftreten und
dadurch dem, der nur nach der Sinnesgliederung geht, ein
falsches Gliederungssystem vortäuschen. Dieser letztere Fall
ist nach meinen Erfahrungen so häufig, daß man geradezu
die praktische Regel aufstellen kann: wo innerhalb einheit-
licher Texte ein unmotivierter Wechsel des Metrums statt-
zufinden scheint, untersuche man stets zuerst, ob nicht unter
der Maske des Wechselmetrums sich der vielgestaltige Siebener
verbirgt. .
2. Einen wie mir scheint eklatanten Fall dieser Art
bietet das Jonabuch dar, dessen Eingang ich M. St. I, 482 ff.
in Gestalt von Wechselversen gegeben hatte. In diesem ersten
Textentwurf spielte der Siebener noch gar keine erhebliche
Rolle; doch konnte ich in einer nachträglichen Bemerkung
(S. 581) bereits darauf hinweisen, daß dieser Versart hier ein
breiterer Spielraum zuzuerkennen sei. Nach den Erfahrungen,
die ich inzwischen speciell bei der Bearbeitung der Genesis
gemacht habe, scheint es mir jetzt sicher, daß der ganze
Text des Büchleins (abgesehen natürlich von dem ein-
gesetzten jungen Psalm 2, 3— 10 und einigen andern jüngeren
Einschüben) in glatten Siebenern abgefaßt ist. Stro-
phische Gliederung findet nicht statt, dagegen ist
das Enjambement sehr beliebt, sowohl im Vers-
innern wie beim Übergang von Langzeile zu Lang-
zeile.
3. Da es kein anderes Mittel der Veranschaulichung und
keine andere Basis für die nachprüfende Kritik gibt, lasse
ich auch hier wieder den für uns allein in Betracht kommenden
Erzählungstext in der neuen Gestalt folgen.
Alttestamentliche Miscellen 2. 37
Text.
Jona 1.
i wqihi\jdbqr-jqhicf 'gl-jöna dgn-'ämütäi lemor: (2) »qüm^lecli '§1-
ninswe,
(2) ha'ir hqgdöla, uqra eal§h, kl-'ahßa ra'aßdm fofandi!«
3 icqjjdqgm Jona libröx ' millifnü jqhw$, wqjjer§d jafo,
wqjjimsa 'gnijjä bd'a JtqrsU. wqjjitten (jöna) hchardh,
wqjjergä bäh labo 'immäh§m tqrsisa mülifnt jqhiv$.
4 W9jqhw§ hetil rux-gddöla \l-hqjjdm, waihivsä* qr-gadül
(5) bqjjdm, waha'nijjä xishba^lhüsabcr. (5) wqjjird'üvhdmmqllaxim,
wqjjiz'aqüvis '§l-'tfohäu, wqjjatilü '§ß-hqkkeWm 'qs§r ba'nijja
'§l-hq$dm hhaqel me'älem. wdjona jardd ^l-jqrkdße hqsßna,
(6) icqjjiskqb vqjjeraddm. (6)wajjiqrtöu'eläuur(ß hqxöbel wqjjomgr 16:
»mä-lläch nirddm? qümuqsrä 'tf-'jßohech: 'uldi jip'qssefi ha'lohim
(7) länuvivdlöwtwbed' ! « (7) wqjjömaruvisJ'gl-rtfeu: »hchü uwiappilü
göraloß,
ic3)tcd9fa b98§lmi hara'a hqzzüp lanü!« wqjjqppilü göralojj,
(8) tvqjjippöl hqggördl rql-jöna. (8) wqjjomarüv'elau: »hqggidä-
nnäuldnu 2,
mä-mmalächtdch, ume'qintabo? mäJ'qrsdch we-mizzfj* 'qniu 'ajta?«
9 uqjj6m§r 'alem: »Hbri 'anochi, iv§J>-jqhic§s 'ant jare!«
[('§lohe hqssamdimy, 'qsgr-'asa 'gp-hqjjdm tv9,§ß-hdjjqbbqsa]
10 uqjjird'u ha'nasim jiYa pdöla, wqjjönidrfi4: »mä-zzüß 'aötp?«
(11) (ki-jadz'itha'nasiw, Tä-miUifnf jqhicg hüJborex)b, (1 1) wqjjonmiKj
,elau:
»mä-nnqr£$jllach ivajistoq hqjjdm me'alen?« klvhqjjäm hölech
wdso'er.
12 icajjomgr 'qlfm: »ia'un icqJitllun 'gl-hqjjäm, icajistöq hqjjdm6,
kKjöde* '«,»« kiJbsgllt hqssd'qr hqggadöl hqzzf 'alechpn!«
'3 •' icqjjqxtdru ha'nasim, YivslÖ jachdlu fffohastb 'gl-häjjqbbasa,
(14) kivhqjjäm holech wsso'er 'qlem. (14) wqjjiqr^ü ' \l-jqhwt loqjjömdru :
»'annd jafowf, 'ql-na nöbadä b9n§f§s hd'ls hqzzf,
Cap. 1. 1 danach tqrslsä M 2 danach ba'äsqr htm hara'ü hqzzop
lanü M 3 danach 'g/oÄe hqssamqim M 4 danach 'eläu M 5 da-
nach kl h/ggid lahgm M 6 danach me'qlechgm M
38 Eduard Sikvers:
wql-titten Utlen dam^naqi, ki-'qtta1 ka'&jir xafdsta faM])!«
1 5 icqjjis'u ,§p-jöna -wqitilühü ,el-liqjjäm, uqjjq'möd hqjjdm mizzq'po.
16 wqöjird'u ha'naMm jir'd pdöla*, icqjjizbaxü-zgbqx hjqhwf,
wqjjidrü mdarim.
2.
i wqimdn\jjqhw\udäi gadül UbW 'ep-jöna
wqihivjönäubim't hqdddg hlosa jamim uslosa lelofi \
1 1 wqjjomer jqhw§ Iqdddi, tvqjjaqe ' efi-jöna 'el-hdjjqbbasa.
3.
i wqihtudbqr-jqhw^ 'gl-jönü sentp lemör: (2) » qümulech 'gl-ninstve,
(2) ha'ir hqgdöld, uqra1 ' ep-hqqrV a 'ästr^anf* dober 'el^ch!«
3 icqjjdqgm jönü icqjjel§ch (icqjjaböy 'gl-nitmof kidbär jqfuvf.
ivariinaivevhajapü^'ir- gadöla lelohim, mqhläch hlösgp jamim.
4 icqjjdxel jönü lado3 mqhlqchvjöm 'exdd, ivqjjiqra ivqjjömär:
(5) »'ödv'drba'imvjom, io3nindw%vn§hpäch§fi!« ($) wqjjq'minü 'qnse
riinwe *,
wqjjiqra'ü-süm, ivqjjilbdstiv&qqqim migdöläm ivaf dd-qatqnndm.
6 wqjjiggq' hqddabär ,§l-m§l§ch nlnaivf, wqjjdqgm <Jiqmm(lecli)
mikkis'6,
wqjjq'ber 'qddqrto me'alSu, wqichäs sqq, ivqjjeseh tql-fta'efgr,
7 u,f!Jjqz'eq uqjjÖm§r bdninvwh: »tnittd'qm hqmmelech ngdolau lemör:
ha'addm wshqbhema5 'ql-jifämü mtf&ma, 'ql-jir'Ü umdim ,ql-jistü,
8 wzjipkqsstivsqqqim, ha'adäm ivdhqbhema, Wdjiqrd'n ' §1 - ' jßohim
bdxgzqa:
[w9jambü ,is middqrko harara,
umin-hexamäs 'aser bdchqppem]
9 ml-jöder jasub wdnixäm ha'lohim, wzsäb mexqrön ''qppo,
io) wdXö nobed!<c (io) wqjjdr luClohtm 'gp-mq'iem6, ivqjjinndx§m
haSlohim
'ql-hara(a ' ' aser-dibb\r lqfsöp-lah$m, wdlduasä:
7 danach jqkw§ M 8 danach '§p-jqhw$ M — Cap. 2. 1 hier-
nach in M der eingeschobene Psalm mit dem Überleitungsvers 2 wqjjip-
pqllel jöna \ '§l-jqhwf 'glohau | mimmd'e hqddaga, (3) ivqjjömär. —
Cap. 3. 1 danach 'el^ha M 2 'anochl M 3 danach ba'ir M 4 da-
nach belohim M 5 danach hqbbaqar wdhqssön M 6 danach ki-säbü
middqrkdm hara'a M (Dreier)
Alttestamentliche Miscellen 2. 39
4.
i wqjjerq* 'el-jona
(2) rtCa pdöla, wqjjixqrlö, (2) wqjjomgr1: -»'annä jqhwf,
halö-z^ ddbari fqd-h$jößi 'ql-'qdmaßt? 'ql-ken qiddämti libröx! « 2
[ki^jadd'tl MJ'qttä ,gl-xqnnün wdrqxum,
'grechv'qppäim ivdrqb-xeßed , wdnixäm *ql-harara]
3 iiv'qttüt* qqx-na 'gß-nqfst mimm$nni, kiUob mößi mexqjjdi!«
4 wqjjomer jqhwg: »hqhete'b xapdvldeh? « xx-£ *x-^ xxz
5 xxzxx-i xxj.xxji xxj. ivqjjesf jönä
min-ha'tr, wqjjeseb miqqgdem Wir, tvqjjär qs^lövsäm sukka.
[wqjjeseb tqxtpi [bqssel] 'qetuäsqr jir'i mä-jjihj^ ba'ir]
6 wqimän jqhwg- 'jßöfum qlqajSn, vmjjä'ql me'äl hjöna
lihjöß sei 'ql-röso fohqssllo 4 meraaßo, wqjjismqx jönä
(7) ' ql-häqqlqajün simxa pdöld. (7) wqimän (jqhwfy 'gloMm6
tölä'qß bqlüß hqssäxqr IqmniQxräß, wqttäch 'gß-hqqqiqajon,
(8) wqjjibäs, (8) wqihi kizröx hqsspnes , wqimän (jqhtv^y 'jßohim6
rüxuqadim xqristß, ivqttäch hqssemes ' 'ql-rdsvjönüvioqjjiß* qlldf,
wqjjis'äl ^ß-nqfsü lamuß wqjjömär: »tob mößi mexqjjäi!«
9 vMJjomgr 'jßohim '§l-jöna: »hqheteb xarä-läch 'ql-häqqiqajön?«
(10) wqjjomer: »heteb xarä-lf fqd-mäuß!« (10) ivqjjomer jqhw%:
» 'qttävxdst
c ql-häqqiqajon , 'äse")- lö-ramälta bö, wdlo pddqlto,
(11) sebbin-lqilä haja, ubin-läild ' abcid , (iijwq'nilöu'axus'ql-nimwe,
ha'ir hqgdöla, 'aservjgs-bahvhqrbt mistem-' esrl^jribbd 'adäm,
'äsgr lö-jadff bhi-jdmino lismölo, ubhemä rnbba?«
Cap. 4. 1 davor ivqjjißpqllel 'el-jqhwe. M 2 danach tqrsisa M
3 danach jqhw% M 4 hlxqssll lö M 5 ha'lohim M 6 'glohim M
4. Für den Vortrag dieses Textes ist zu beachten, daß
die Verse (auch in ihrem vorderen Teile, dem Viererstück")
streng monopodisch gebaut sind. Man darf also auch
innerhalb der beiden Fußpaare des genannten Viererstücks
die beiden Hebungen nicht gegeneinander abstufen, weder
nach Stärke noch nach Tonhöhe (vgl. Berichte 1904, 155 f.
Nr. 10), und darf auch speciell vor den Cäsuren (die, wie
40 Eduard Sievers:
a. a. 0. bemerkt, nur noch reine Form ein schnitte sind) die
Stimme ebensowenig sinken lassen, wie vor Interpunktionen,
die in ein Zweier- oder Dreierstiick hineinfallen (so bei i , i f.
3a. 5b. ioa. iobf. i2a. 14°. 2, ii. 3, ia. 4a. 6b. ioa. iob-j-4, ia.
4, 5b. 6b. 7C. 8C. 9a. 9b. ioa. iob; über nc s. unten zur Stelle).
Nur vor vollem Punkt u. dgl. sinkt natürlich die Stimme
etwas ab.
5. Nicht ganz leicht ist bei einem mit Cäsurverdeckung
und Enjambement arbeitenden Texte, wie dem unsrigen, die
Scheidung von normalen und umgekehrten Siebenern,
denn auch nach dem dritten Fuß kann ja ein Sinneseinschnitt
(der an sich zur Ansetzung eines umgekehrten Siebeners an-
reizen könnte) im Vortrag unter Umständen so verdeckt
Averden, daß wieder die normale Gestalt des Siebeners zum
Vorschein kommt. In Anknüpfung an das M. St. I, § 79
Erörterte wird man aber doch sagen dürfen: da der umge-
kehrte Siebener nach dem dritten Fuße eine Pause von Fuß-
länge fordert, ist er nur da anzuerkennen, wo die Einfügung
einer solchen Pause dem Sinne entspricht. Das ist aber nur
bei vollkommenem Gedankenabschluß, praktisch also wieder
nur vor vollem Punkt der Fall, d. h. an solchen Stellen, wo
nach dem oben Bemerkten auch die Stimme beruhigend absinken
kann. Danach habe ich nur 1, 5° und 7cf. mit vollem Ver-
trauen als umgekehrte Siebener angesetzt (hier ist die Pause
namentlich bei 7C sehr wirkungsvoll); zweifelhaft ist schon
3, 7% zumal da die Constitution des Testes nicht ganz sicher
steht (s. unten zur Stelle). Als directe Gegenbeispiele nenne
ich 1, 5b. 14° (?, s. zur Stelle). 2, 1 1. 3, 6b. 4, 6b (s. unten zur
Stelle). 9a.
Anmerkungen.
1, 1. In dieser Zeile hatte ich M. St. I, 483 die Worte b§n-'amittai
als 'genealogische Glosse' eingeklammert, weil V. 1 des MT., den ich
damals noch für eine vollständige metrische Einheit hielt, die in einem
einfachen Erzählertexte sehr auffällige Form eines Fünfhebers (d. h.
eines schlecht gegliederten Qinäverses) hat. Wenn Mahti im KHC.
(Dodekapropheton S. 248) dagegen bemerkt: fWie metrische Gründe
im prosaischen Jonabuche entscheiden sollen, ist kaum zu verstehen',
Alttestamentliche Miscellen 2. 41
so hat er zwar mit der Verteidigung der betr. Worte sachlich recht,
wie auch der gegenwärtige Text zeigt, aber nicht so mit der Form des
Arguments, denn ich war ja schon damals ebenso wie heute der Über-
zeugung, daß das Jonabuch in Versen und nicht in Prosa geschrieben
sei. Mein Fehler lag also in der falschen Auffassung der Versform,
nicht in dem Versuch, einen (sc. auch von mir als solchen angesehenen)
Prosatext nach metrischen Gesichtspunkten zu beurteilen.
i, 3a. libröx tqrsisa M scheint noch von niemand beanstandet
worden zu sein (auch ich habe es seinerzeit passieren lassen). Und
doch ist schwer zu glauben, daß sich Jona von vornherein Tharsis als
das Endziel seiner Reise ausgewählt habe, etwa als hätte er geglaubt,
dort vor Jahwe besonders sicher zu sein. Das Natürliche ist vielmehr,
daß Jona, in Joppe angelangt, nur dadurch zu einer Flucht in be-
stimmter Richtung getrieben wird, daß er dort gerade ein nach Tharsis
heimkehrendes Schiff findet, das ihn mitnimmt. Dazu kommt, daß
V. 3* einen Fuß zuviel hat, und daß der Überschuß auch nicht in den
folgenden zu kurzen Vers hinübergeschoben werden kann. Danach
dürfte tqrsisä sicher zu streichen sein als eine aus 3bc heraufgekommene
Glosse. Ganz ähnlich liegen die Dinge bei 4, 2b (s. zur Stelle).
1, 3b hat nur sechs Füße, ist aber nicht mit Sicherheit zu emen-
dieren. Nach der natürlichen Sinnesgliederung haben zunächst die Worte
wqjjimsa 'Qnvjja | ba'Ü pqrsis j das vordere Viererstück des Siebeners
zu bilden. Es liegt also nahe, die Lücke in dem dreifüßigen Schluß-
stück zu suchen. Ob aber wirklich, wie im Text angenommen wurde,
das Subject (jönäy ausgefallen ist, oder etwa ein Wort, auf das sich
das immerhin ein wenig in der Luft hängende 'immdhgm von 3C zurück-
bezog, oder ob der Fehler an anderer Stelle liegt, wird sich kaum
ausmachen lassen. — 6b. Ist länu oder aber ha'lohim zu streichen? —
7a. wqjjömarüv'isv'ftl-re'eu ist recht hart. Sollte etwa ursprünglich
ivqjjömsru ha'nasim dagestanden haben? Vgl. 1, ioab. 13*. i6a. —
8a. Die lange Glosse dürfte als solche anerkannt sein. — 9. Über
'glohö hqssamdim vgl. jetzt M. St. II, 301 zu Gen. 24, 3a. Die an sich
verdächtige Formel überfüllt den Vers 9a, und weiterhin durchbricht
der isolierte Vierer 9b das Siebenersystem. Ich halte es danach für
wahrscheinlich, daß die beiden störenden Stücke zu einem Sechser
zusammenzunehmen sind (wie im Text geschehen ist), und daß dieser
Sechser, der Jahwe als Herrn über Himmel, Erde und Meer hinstellt,
zunächst von einem Glossator beigeschrieben und dann zerstückelt in
den Text hineingenommen ist (vgl. M. St. I, 371 und unten in der
dritten Miscelle die Anm. 7 zu Sach. 9, 16). Überdies scheint mir das
stolze Bekenntnis: cich verehre Jahwe, den Herrn des Himmels, der
Meer und Erde gemacht hat', recht wenig in den Mund des klein-
mütigen Jona zu passen, der sich vorher ängstlich in den untersten
42 Eduard Sievehs:
Schiffsraum verkrochen hatte (das dürfte der wahre Sinn von i , 5C f.
gewesen sein): es ist auch keine rechte Antwort auf die zürnende
Frage: mä-mmdläclitäch (man beachte das emphatische mä-), d.h. sach-
lich: rwas hast du begangen?' Jona drückt sich, wie mir scheint, um
ein klares Schuldbekenntnis herum mit den zweideutigen Worten
w§p-jqhu-$ 'ätiü jare. Er meint damit cund ich fürchte mich vor
meinem Gott' (sc. fdarum hatte ich mich verborgen'). So fassen es
auch die Schiffer, denn daran eben 'erkennen' sie (und können sie
erkennen), daß Jona auf der Flucht vor Jahwe ist, und um dieses
Frevels willen erschrecken sie. Daß man später den 'Propheten' durch
Umkehr des Sinnes seiner Worte von dem neuen Vorwurf zu entlasten
suchte, den seine Handlungsweise involvierte, scheint mir leicht be-
o-reiflich. Auch sonst ist der Text noch wiederholt im Sinne einer
Steigerung des religiösen Elementes retouchiert worden (s. zu 3, 5a.
8bc. 10% und vgl. auch zu 4, 2a und 2"1). — ioa. ['eläu], vgl. M. St. II,
§ 52, 3. — iob. M hifjfjiä lahem ist von Nowack als Glosse erkannt.
Sie setzt wohl die im Vorhergehenden angenommene Umbildung des
Sinnes von jare voraus, gehört also vermutlich dem Urheber von 9b
an. — nb. Die Betonung mä-nnqfs$-llachvW9Ji§töq ist etwas hart:
möglicherweise ist also in der Zeile etwas zu tilgen: was, bleibt un-
sicher. — Auch 12" ist überfüllt. Ich habe me'lechem gestrichen, um
den störenden Anklang des Schlusses von i2a an den von I2b zu ver-
meiden. Sonst wäre nach M. St. I, § 242, 6. II, § 52, 3 an Tilgung von
'älem zu denken. — 13* läßt sich nach der überlieferten Wortfolge
nicht richtig gliedern, denn ein umgekehrter Siebener wgjjqxtdru
ha'naMm lahasit) || ' el-hqjjqbbasä | wdlo jachoju || hätte sinnwidrige Pause
(oben Nr. 5), und bei Ansatz eines Normalsiebeners fiele die zweite
Cäsur (also die ursprüngliche Hauptcäsur!) mitten in das Wort hdjjqbbasa
hinein. Ich habe daher umgestellt. — i4c. Oder lies wql-titten 'affin \
dam naqi, \ Tä-'qttd-ukq's^xafqsta 'asip? Für jqhw§ (vgl. auch 4, 3)
bleibt aber jedenfalls kein Raum. — i6a. '§p-jqhw§ vermag ich neben
tejqhwl trotz dem Einspruch von Marti S. 251 nicht zu halten. Aber
für das, was Makti (mit Recht) fordert, genügt auch wohl einmalige
Nennung des Namens. An welcher Stelle der Name zu streichen ist,
bleibt zweifelhaft, denn auch jifa pädia \ 'eß-jqhwe, wqjjizb3xü-z$)äx \\
wäre metrisch möglich (wenn auch nicht so glatt wie die im Text
vorgeschlagene Alternativlesung).
3, 2b ist überfüllt; 'el^ha (wofür man nach 1, 2b überdies wohl
fal§ha erwarten sollte) dürfte entbehrlich sein (vgl. M. St. ü, § 52, 3),
wegen 'anf für 'anochi M (das nicht in den Vers geht) vgl. 1, i2b.
4, na und namentlich 1,9% wo 'qni neben 'anoclu steht. — In 3a fehlt
ein Fuß, und zwar offenbar zwischen tvqjjel§ch und 'el-ninnoe, die
wegen der sonst entstehenden viersilbigen Senkung nicht zusammen-
Alttestamentliche Miscellen 2. 43
passen (wqjjelgch oder wqjjeldch wäre doch zu hart). Das ergänzte
(wqjjahöy dürfte auch den Sinn verbessern, insofern es den Satz 3b
deutlicher vorbereitet. Ein Widerspruch mit 4a braucht nicht zu ent-
stehen, denn dort bedeutet wqjjdx§l jönU lato usw. wohl nicht mehr
als fda ging Jona erst eine Tagereise weit in die Stadt hinein'. —
4a ist wieder übervoll, denn ein labÖJba'lrvmqhläch \ jömJ'%xä(t usw.
wäre zu hart. da*tr wird nur erklärende Glosse sein, die an das Hr
von 3b anknüpft. Auch nach der Tilgung des Wortes kann man
übrigens zweifeln, ob lato mqhldch | jömw^xdä oder wie im Text
labo mqhlqchvjüm | ,^xdä zu betonen ist. — 5*. Das überschießende
belohlm halte ich für eine theologisierende Glosse (Vgl. zu 1 , 9).
Was die Nineviten glaubten, war zunächst nur das, daß der Fremd-
ling ihnen die Wahrheit verkündet habe. Daß Nineve sich dem
Glauben an Jahwe zugewendet habe, besagt auch der echte Text des
Folgenden nicht, denn der erzählt nur von Äußerlichkeiten, die an-
gewendet werden, um den Zorn des (fremden) Gottes zu besänftigen
(wegen 8bc und ioa s. zur Stelle). — 6a. (hammglgchy , vgl. M. St. H,
§ 50, 2, a. — 7ab. Der Text ist unsicher, denn es sind zwei Füße zu
viel, und man hat die Wahl, ob man in 7a wqjjomgr und lemör, oder
aber (wie im Text vorgeschlagen ist) in 7b die ein wenig gar zu sehr
specialisierenden Worte hqbbaqdr icdhqsson streichen will. Im ersteren
Falle wäre zu lesen:
irqjjiz'dq bminzicf: »mittd'qm hqmmglgch ngdolau: ha' ad dm icdhqbhema,
habbaqdr wahqsson 'ql-jifamü nw'iimä, 'gl-jir'Ü iimdim ,ql-jistü.
3, 8bc, ein (dipodischer!) Doppelvierer, erweist sich schon durch
seine Form als eingeschoben. Sachlich gehört der Vers, wie der cor-
respondierende Einsatz kl-sabü middqrJcdm hara'a in 10% zu den ten-
denziösen Verschiebungen des alten Sinnes, deren oben zu 1,9 gedacht
ist. An 8a schließt auch 9a stilistisch viel besser an, als nach dem
Zwischensatz 8bc. Für Unechtheit des Einsatzes in ioa spricht neben
dem metrischen Anstoß auch noch '§ß-mq'sem fihre Veranstaltungen',
d. h. doch die äußerlichen Bußformalitäten, zu denen die Angst die
Nineviten und ihren König getrieben hatte. Von innerer Umkehr kann
daneben nicht viel die Rede sein.
4, 1. Der neue Satz fängt mit gutem Recht mitten in der Lang-
zeile an: die metrische Bindung bringt die Gedankenbindung zum
Ausdruck, denn wqjjerq' 'gl-jöna usw. muß doch heißen: 'und ^dar-
über) geriet Jona in heftigen Zorn'. — 2a. [wqjjißpqllel 'gl-jqhwf\
(vgl. auch den Einschubsvers 2, 2) ist wieder eine Dämpfungsformel,
die Jonas Arger und Zorn über Jahwes Verfahren in ein milderes Licht
setzen soll: was folgt, ist nichts weniger als ein Gebet. — 2b. tqrsisä
schießt über, wie 1 , 3a (s. zu dieser Stelle). — 2cä, ein dipodischer
Doppelvierer wie der Einsatz 3, 8be (und daher wohl von derselben
44 Eduard Sikvbhs:
Hand stammend wie dieser), dient ähnlichen Zwecken wie der Einschnb
in 4, 2*. Der ganze Vers ist außerdem nur aus Joel 2, 13 und Ex. 34,6
(= Ps. 86, 15, vgl. auch Ps. 103, 8) zusammengestoppelt. Echter Text
braucht durch den Einschuh nicht verdrängt zu sein. Gerade die
springende Kürze des Ausdrucks in 2b charakterisiert sehr hübsch
Jonas Aufregung. — 3*. [jqhw§], vgl. zu 1, 14°. — 4. 5 sind bestritten,
s. Marti S. 255 f. und die dort angeführte Literatur. Direct anstößig
ist aber hier doch nur V. 5C. Ist in dieser Zeile bqssel mit Wellhausen
u. a. für eine spätere Glosse zu halten (was auch mir sicher zu sein
scheint), so verrät sich der verbleibende Rest schon durch seine Form
als Einsatz, denn er ist ein (deutlich dipodischer!) Sechser. Wollte
man aber, um den siebenten Fuß zu gewinnen, das anstößige bassel
doch halten, so bliebe immer noch die dipodische Abstufung der Ton-
höhen, die sonst unserem Text fremd ist (oben Nr. 4). Ist danach 5C
sicher interpoliert, so können auch daraus keine Schlüsse auf die Her-
kunft der vorhergehenden Verse gezogen werden. V. 5ab können aber,
auch abgesehen hiervon, nicht mit Winckler hinter 3, 4 versetzt werden,
weil sie dort nicht nur den Zusammenhang unterbrechen, sondern sich
auch nicht in das Metrum einfügen würden. Andrerseits ist, wie mir
scheint, auch V. 4 an seiner Stelle unentbehrlich, denn auf Jonas un-
mutige Rede muß doch hier ebenso erst eine Gegenäußerung Jahwes
folgen, wie das bei V. 8 f. der Fall ist. Für ebenso unentbehrlich halte
ich ferner hier 5ab, denn die folgende Geschichte mit dem qlqajon
muß doch an einen bestimmten Ort gebunden sein, wo Jona sich min-
destens tageweise fest aufhält. Hinwiederum schließen sich V. 5"b
nicht glatt an V. 4 an, denn zur Füllung von V. 4 reichen die Worte
wajjesf Jona nicht aus (daß man nicht etwa an hqheteb xara | JäcJi
denken darf, zeigen V. 9ab). Demnach ist offenbar zwischen 4 und 5ab
eine Lücke anzusetzen. Vermutlich ist ein Befehl Jahwes an Jona
ausgefallen, der diesem aufgab, draußen vor der Stadt des Weiteren
zu warten: diesen Befehl führt Jona in 5ab aus, indem er sich eine
Hütte baut, an der, wie man annehmen darf, hernach der schützende
qlqajon wächst. — 6. Die Formel jqlnc'g-'jßohim (vermutlich Reminiscenz
an Gen. 2, 4 ff. : s. Marti 256; zur Geschichte der Formel vgl. übrigens
jetzt auch M. St. II, § 65, 4. 66, 3 f.) dient hier offenbar nur zur Vers-
füllung. Deshalb habe ich geglaubt, sie zu gleichem Zweck auch bei
den gleichgebauten Parallelstellen 7" und 8a einsetzen zu dürfen, wo M
einfaches (haY^löhim bietet. — 6b bleibt auch nach der Besserung von
hhqssil lö M in hhqssllö (Marti 256) stilistisch schlecht und rhythmisch
etwas ungefüge. Ich würde also sehr gern mit Wellhausen u. a. die
Worte hhqssil [l]ö mera'apö als Glosse streichen, wenn ich nur wüßte,
wie dann ihr Platz auszufüllen wäre: denn ohne die beiden Füße läßt
sich der folgende Text nicht metrisch constituieren , mag man nun
Alttestamentliche Miscellen 2. 3. 45
in 7*. 8a (jqhiv$y ergänzen oder nicht. Es wird also wohl am rich-
tigsten sein, anzunehmen, daß zugunsten einer in den Text aufgenom-
menen Glosse ein entsprechendes Stück echten Textes verloren gegangen
ist. — Über 7. 8 s. oben zu 6a Schluß. — nb ist rhythmisch ungelenk,
auch sieht mir in nc ubhema rqbba etwas wie ein Nachtrag zur Er-
innerung an 3, 7 f. aus. Vielleicht stand also ursprünglich nur da:
hafir hqgdöla, 'äsgr-jes bäh hqrbe mistfm r§sre
ribbü 'adäm, 'qsgr lö^jafiä' bin-jsminö lismölo!«
3. Zu Deuterosacharja.
A. Einleitung.
1. Zu den folgenden Erörterungen über Sach. 9 — 141)
bin ich durch das Studium von Martis Dodekapropheton
(Tübingen 1904) angeregt worden. Bezeichnet Martis Be-
handlung des Textes, namentlich was dessen Säuberung von
secundären Störungen und die Auffassung von seiner Glie-
derung angeht, überhaupt einen wesentlichen Fortschritt, so
war für mich persönlich darin die energische Betonung des
metrischen Gesichtspunktes für die Kritik besonders wertvoll
und erfreulich. Diese hat, wie mir scheint, bereits zu einer
Anzahl schöner und unanfechtbarer Resultate geführt. Aber
ich glaube, man wird gerade in dieser Richtung noch einen
Schritt über Marti hinaus tun können, wenn man neben der von
ihm fast allein ins Auge gefaßten Strophenbildung durch-
gehends auch noch die Verschiedenheit der Versarten und der
Stilgattungen berücksichtigt, die in unseren Texten begegnen.'
2. Von diesen Versarten ist, wie überall, so auch hier,
der Doppeldreier am leichtesten zu erkennen (und eventuell
am sichersten zu emendieren), wegen der straffen Geschlossen-
heit seiner Gliederung und der ausgeprägten Schwere seiner
Cäsur, die den Vers in zwei nahezu selbständige, auch inhalt-
lich meist wohlgetrennte und gleichwertige, und vor allem
formgleiche Teilstücke zerlegt. Soweit der Doppeldreier in
1) Den Text dieser Capitel s. unten nach Nr. 27.
46 Eduard Sievers:
Betracht kommt, hat daher meine nachträgliche Analyse die
Ansätze Martis nur schlechtweg bestätigen können.
3. Dagegen beginnen unsere Auffassungen bereits bei
der nächstverwandten Versart, dem Sechser, zu differieren.
Dieser tritt (abgesehen von der interpolierten Zeile 10, 12)
in unseren Texten nur einmal auf, in 12, 9!'. (s. unten TextIXb).
Hier setzt Marti 'drei Tristicha' an, während ich 'dreimal
das Schema 6:3' darin finde. Faßt man den Sechser als
Äquivalent des Doppeldreiers (vgl. M. St. I, § 86), so kommen
sich die beiden Ansätze schematisch nahe: aber nicht in der
Ausführung im einzelnen. Nach Martis Übersetzung (S. 446)
wäre die Gliederung diese (ich setze die beiden ersten 'Stichen'
jedes 'Tristichons' auf eine Zeile):
9 u'dhajä bqjjöm hqhü 'qbqqqes fohqsnüd ' ep-kgl-hqggöjim
habba^tm 'ql-jarülsalem,
10 wdsafqchti eql-beß daicid ua'ql jöseb Jerusalem
rüx xen wdj>qxnwnim,
ivdhibbitü 'el- . . . ' as§r-daqatrü, icdsafddn raläu kdmisped 'ql-hqjjaxid,
wdhamer 'aläu koliamer rql-hqbb3chör.
Dann sind aber die einzelnen 'Stichen', mag man betonen
wie man will, nicht gleichen Umfangs. Qa^b sind nur drei-
hebig zu messen, bei 9a" kann man zwischen 4 und 3 He-
bungen schwanken (am natürlichsten wären mir 4, bei Cäsur
nach 'qbqqqes), bei ioab zwischen je 3 und 2 (letzteres empfinde
ich als das Natürlichste), bei iocd aber kommt man in keinem
Falle um die Annahme von 4 Hebungen herum. Es fehlt
also dieser Gliederung das nach meiner Auffassung unent-
behrliche Moment wirklicher Strophengleichheit, und daher
halte ich meine Zerlegung des Textes in 'dreimal 6:3' für
richtiger, zumal sie mir die natürliche Sinnesgliederung noch
etwas schärfer zum Ausdruck zu bringen scheint als der oben
gegebene Text.
4. Noch stärker werden die Differenzen da, wo der
Siebener als führendes Metrum auftritt. Wieweit Marti
diesen als besondere Versart anerkennt, kann ich aus seinen
Alttestamentliche Miscellen 3. 47
metrischen Angaben nicht deutlich ersehen. Nach meiner
Analyse spielt er auch in unserer Sammlung neben dem
Doppeldreier die Hauptrolle, und zwar tritt er in zweifacher
Bindung auf, entweder gepaart bez. zu dritt (also in zwei-
bez. dreizeiligen Strophen des Schemas 7 : 7 etc.), oder in dem
'tristichischen' Verband des Systems 7:3. In der Ansetzung
der einzelnen 'Stichen' trifft meine Analyse mit der Martis
natürlich in sehr zahlreichen Fällen zusammen, namentlich
wo die Cäsuren zugleich noch Sinneseinschnitte sind: ander-
wärts gehen wir oft da auseinander, wo das Enjambement
und die Cäsurverdeckung (s. unten Nr. 16, e und sonst) eine
Rolle spielt. Sehr gering sind endlich unsere Berührungen
beim Strophenansatz, insbesondere vermag ich mir Martis
'Tristicha' nicht anzueignen, weil ihnen wiederum oft die
wirkliche Strophengleichheit fehlt.
5. Die Frage nach der Constanz der metrischen
Form ist aber auch bei unseren Texten wieder von der
größten Wichtigkeit, weil sie auf Schritt und Tritt mit
Fragen der höheren Kritik (und natürlich auch der niederen)
zusammenhängt. Es wird daher unerläßlich sein, auf die
Formfrage näher einzugehen. Zu diesem Behufe lasse ich
zunächst eine Tabelle folgen, die einerseits über den me-
trischen Befund, andrerseits über die von mir vorgenom-
mene Textzerlegung orientiert.
a) In dieser Tabelle bezeichnen die Buchstaben A bis G
die Gruppen Martis, die fetten Ziffern I bis XV die in sich
zusammenhängenden und selbständigen Stücke, die ich
unterscheiden zu müssen glaube. Gewisse Einschübe fragJ
mentarischer Natur, die sich in diesen Stücken finden, be-
zeichne ich mit Ia usw. (im Textabdruck unten folgen die
Nummern mit Buchstabenexponenten jedesmal auf die Haupt-
nummer ohne Exponenten, zu der sie gehören). Die ausge-
zogenen Querlinien deuten die Schnitte Martis an, die
punktierten Linien Schnitte, die ich neu hinzugefügt habe
(vgl. jedoch dazu unten die Fußnote zu Nr. 5, c); durch fette
Linien (einerlei ob ausgezogen oder punktiert) wird ein
48
Eduard Sievers:
Wechsel des Metrums von Stück zu Stück markiert. Außer-
dem sind die Angaben über die Metra der selbständigen
Stücke durch Fettdruck hervorgehoben. Mit Antiqua-
schrift bezeichne ich ferner diese selbständigen Stücke im
einzelnen, mit Cursivschrift eingerückt und in [ — ] die oben
erwähnten Einschübe, soweit diese aus alten Quellen ent-
nommen zu sein scheinen. Eigentliche Interpolationen vom
Umfang mindestens einer ganzen Langzeile (anderes ist in der
Tabelle nicht berücksichtigt) sind abermals eingerückt in
Cursivschrift und in fetten Klammern ([— ] bez. (— ))
gegeben. Auf der rechten Seite der Tabelle endlich ist je-
weilen nach } die Gesamtverszahl und eventuell die Strophen-
form der einzelnen selbständigen Reden angemerkt, desgl. die
der in sich wieder durch eigentliche Interpolationen gespal-
tenen Einschübe.
A)
b) Tabelle i.
I. 9, i— 2b = 3 Doppeldreier (unvollst.)
[9, 2*— 4 (== Ia) — 3 mal 7 : 3 (unvollst.)]
9, 5— 6a = 3 Doppeldreier
[9, 6b-8 (= I») = 3 mal 7 : 3]
9,9—10 = 6 Doppeldreier
B)
[<p, 11 (= Ic) = imal 7
(9, 12 = 1 mal 4
9, 13 = imal 7
3
4)
S]
II. 9, H-I7
6 Doppeldreier
C) III. 10, I-2b
[IO, 2<
4 Doppeldreier
1 Doppeldreier]
12 Doppeldreier
(4X3)
[/<: = 2mal7:3]
6 Doppeldreier
(3x2)
4 Doppeldreier
(2x2)
D) IV. 10,3-6
\*o, 7
10, 8— 11
[10, 12
4 mal 7 : 3
2 Doppeldreier]
4 mal 7 : 3
1 Secliser]
Y. 11, 1
II, 2l
VLii^i
[II, 2»
1 Doppeldreier
/ Siebener]
1 Doppeldreier
8 mal 7 : 3
2 Doppeldreier
= 2 Doppeldreier
\ f
1 Doppeldreier
Alttest amentliche Miscellen 3.
49
E) VII.
",4-5
= 2 mal 7 : 3
[11,6
= 3 Siebener\
1 1 % mal 7 : 3
11,7-14
= 9V2mal 7 :3
VIII.
ii, 15-17"
[u, ir
= sV'jmal 7 = 3 ]
= / Siebener] J
3% mal 7: 3
F) IX.
[72, I
12, 2-4
= imdl 6:3]
= 6 Siebener
\l2,5 {zu
IX")
= /mal 7:3?]
10 Siebener
12,6
= 2 Siebener
(5x2)
[12, 7 (zu IXa)
= 2 Siebener]
. [lXa Metrum
\i2,8 (zu
IX")
= 7-7--S?]
unsicher]
[j2, g-io
(=IX*)
= j>»w/ 6: j>]
[IXb3»>al6:3]
12, II — I2a
= 2 Siebener
[l2, J2h
-14
= Pros«] J
X. 13, 1-6
= 10 Siebener }ioSiebener(5><2)
(E) XI. 13, 7-9
= 4mal 7:3 (mit Vorschub) } 4inal 7:3
G) XII. 14, i-5
= 9 Siebener } 9 Siebener (3x3)
XIII. 14, 6- 11
= 8 Siebener } 8 Siebener (4x2)
XIV. 14, 12 = 2mal 7 : 3
[14, 13-14 (=XI Va) = 3 mal 7:3]
[14, is =2 Siebener]
14, 16—19 = 6mal 7 : 3
8 mal 7 : 3
[XIVa3rnal7:3]
XV. 14, 20—21
= 6 Siebener (unvollst.) } 6 Siebener (3x2)
c) Zum Vergleich sei noch folgendes angeführt. In
Gruppe A findet Marti 6 'Sechszeiler' (d. h. Strophen von
6 Kurzzeilen = 3 Langzeilen), in B 5 'Vierzeiler', in C desgl.
10 cTetrasticha' ; von E betrachtet er 11, 4 — 16 als Prosa,
11, 17 -f- 13, 7 — 9 als '4 Sechszeiler oder Tristicha, deren
Zeilen in der Mitte eine Cäsur aufweisen', von F 12, 11 — 14
und 13, 3 — 6 als Prosa, das übrige als metrisch, aber ohne
feste Form (vorwiegend Tristicha); in G endlich zeigt sich
vielfach rdas Schema des Vierzeilers', doch treten daneben
auch andere Formen (z. B. 'Tristicha') auf.1)
1) G wird von Marti 450 in eine Reihe von 'Teilen' zerlegt, die
bis auf die Abtrennung der Verse 14, 6 ff. von dem Folgenden mit
meinen Scheidungen zusammentreffen. Doch scheint mir Marti hier
Phil -bist. Klasse 1905. 4
50 Eduard Sievers:
6. Daß an den von Marti acceptierten oder eingeführten
Schnitten nicht zu rütteln ist, scheint mir vollkommen klar
zu sein: die Fugen sind inhaltlich sichergestellt, bisweilen
auch durch den Wechsel des Metruins (so weist z. B., wie
schon Marti S. 430 hervorgehoben hat; Gruppe A dreizeilige,
Gruppe B aber zweizeilige1) Strophen auf). Neben diesen
'alten' Fugen macht sich aber auch noch eine Anzahl 'neuer'
Fugen bemerkbar. Das augenfälligste Merkmal dafür ist
abermals der Wechsel des Metrums, den ich an verschie-
denen Stellen ansetzen muß, wo Marti eine einheitliche
Strophenform wahrzunehmen glaubt. Dieser Wechsel selbst
steht aber wiederum nicht für sich allein, sondern er geht
regelmäßig Hand in Hand mit gewissen Veränderungen
des Gedankenzuges oder der Darstellungsform und des
literarischen Charakters, und gerade durch diesen Zu-
sammengang der metrischen und der inhaltlich- stilistischen
Kriteria wird, wie mir scheint, die Annahme von Störungen
der ursprünglichen Zusammenhänge innerhalb bisher noch als
einheitlich betrachteter Partien zur unabweisbaren Notwendig-
keit gemacht. Den Versuch, dies im einzelnen nachzuweisen,
möge die folgende Analyse der Gruppen A — G machen.
7. Gruppe A: Erste Rede (I). a) Gleich im Eingang
dieser Gruppe heben sich formell 9, 5 — 6a, 9 und 10 deutlich
als geschlossene dreizeilige Doppeldreierstrophen heraus.
Inhaltlich schauen sie nur vorwärts: ihr Schema ist: 'Fürchte
dich, denn . . .', und: 'Freue dich, denn . . .'. Der Stil ist der
denkbar einfachste: kurze Sätzchen allgemeinsten Inhalts,
paarig gebunden nach dem Princip des Parallelismus , liefern
fast den ganzen Textbestand der drei Strophen. Nur einmal,
eher an Teile eines zusammenhängenden Ganzen als an selbständige
Stücke zu denken: ich habe darum in der Tabelle die Schnittlinien
punktiert gegeben. Ist diese meine Auffassung unrichtig, so würden
die Punktlinien durch ausgezogene Linien zu ersetzen sein.
1) Nach Mastis Terminologie sind es Sechs- und Vierzeiler, da
er die einzelnen Kurzverse zählt, während ich nach Langzeilen rechne,
soweit solche vorhanden sind.
Alttestamentliche Mtscellen 3. 51
bei 9b, ist die Strenge des Bindungsprincips etwas durch-
brochen.
b) Geht man von hier auf 9, 1 ff. zurück, so liefern zu-
nächst V. 1. 2a (ersterer mit der Ergänzung von (jqliw§) und
den weiteren evidenten Besserungen von Klostermann und
Marti, s. dort S. 427) zwei Doppeldreier genau der gleichen
Art. Allerdings weisen sie nicht in die Zukunft, aber sie
greifen auch nicht in die Vergangenheit zurück, ferner spe-
cialisieren und differenzieren sie nicht. Sie sagen nicht mehr
als: 'Jahwe ist Herr über die Lande aller Feinde Jerusalems',
und das ist ein guter Vordersatz für 9, 5 f.: fDrum zittert,
ihr Feinde', und weiterhin 9, 9 f.: 'Du aber, Jerusalem, freue
dich'. Es kann also wohl nicht zweifelhaft sein, daß die
genannten beiden Zeilen den Eingang einer weiteren drei-
zeiligen Strophe bilden, die den Kopf zu den drei unter a)
besprochenen Strophen enthält. Es fragt sich, wo die fehlende
Schlußzeile unserer Strophe zu suchen ist.
c) Die Liste der Gegner Jerusalems kann sehr wohl durch
das folgende sör oder die Gruppe sör awiäon fortgesetzt ge-
wesen sein. Dann aber folgt jedenfalls ein Bruch, denn
Myjxächdmävms'öä läßt sich mit dem Vorhergehenden nicht
verbinden, auch nicht, wenn man aedchsmä nach LXX in xachdwk
corrigiert. Gegen den Gedanken, daß Jahwe Sidon (oder
Tyrus und Sidon) strafen wolle, 'weil sie so weise sind', ist
an sich nichts einzuwenden. Aber von diesem Gedanken steht
nur die zweite Hälfte da, und die erste läßt sich aus dem
Vorhergehenden gewiß nicht supplieren, man müßte denn
etwa wieder auf das unverständliche und auch nach den vor-
geschlagenen Zwangsdeutungen (vgl. z. B. Wellhausen 46,
Nowack 389) unpassende (Marti 427) 'en 'aäam von M zurück-
greifen wollen. Unpassend erscheint mir im Zusammenhang
der einfachen Zustandsschilderung von V. 1 , die Marti mit
glücklicher Hand herausgeschält hat, überhaupt jede Moti-
vierung, die auf positive Einzelheiten ausgeht. Diese Specia-
lisierung steigert sich aber noch in V. 3: cTyrus baute sich
Befestigung und häufte Silber wie Staub und Gold wie
4*
52 Eduard Sievers:
Straßenclreck' : da sind wir mitten in einem historischen Rück-
blick in die Einzelheiten der Vergangenheit, also in einem
ganz andern Darstellungstypus als bei den Strophen von a
und b. Rechnet man nun dazu, daß V. 3 und 4 zweimal
glatt das metrische Schema 7 : 3 liefern (statt der Doppel-
dreier der übrigen besprochenen Strophen), so dürfte es sicher
sein, daß wir es hier mit einem ersten Einschub (Ia) zu
tun haben. Und dieser Einschub wird redactionell sein. Den
Berührungspunkt zwischen dem alten und dem eingeschobenen
Texte bildete offenbar die Nennung der Namen Tyrus und
Sidon, die gewiß in beiden Texten vorkamen. Da hat denn
der Redactor den alten Text gleich nach der bloßen Nennung
von 8Ör abgeschnitten, um mit wasiäSn etc. fortfahrend die
detailliertere Ausführung seines zweiten Textes (der auch
Tyrus noch einmal vorbringt) anzuschieben. Für den Ein-
schubtext ist der Dreier todsiäm, Tä^xächdmä^md' 6ä formell ganz
am Platze, da der folgende Siebener vor sich einen solchen
Kurzvers verlangt, und auch grammatisch ist der Text in
Ordnung, da der Specialvorwurf sich nun auf Sidon allein
bezieht (von Tyrus wird hernach etwas ganz anderes gesagt).
Der Sing. xäcJmnu verrät also auch noch den Quellen Wechsel:
das xächdmü von LXX fügt demnach nur ein weiteres Bei-
spiel zu dem großen Contingent willkürlicher Nachcorrecturen
dieses Textes hinzu.
Der Einschub Ia ist im Eingang Fragment. Dagegen
mag wdlit ba'es te'achel 413 wohl der alte Schluß der Rede sein,
aus der unsere Verse entnommen sind.
d) An die zweite Strophe des alten Textes I tere 'asqplon
usw., 9, 5 f., schließt die dritte, 9, 9, mit dem gewiß beab-
sichtigten Contrast gilt ma'o<f , bqß-sijjön stilistisch sehr gut
direct an. Dieser Zusammenhang ist aber durch einen zweiten
Einschub (Ib) = 9, 6'1 — 8 zerrissen. Dieser ist wieder voll
von specialisierenden Details, läßt im Gegensatz zu I Jahwe
in erster Person reden und zeigt dreimal das metrische
Schema 7:3. Den Anknüpfungspunkt für ihn bildete für
den Redactor die Nennung der vier Philisterstädte in I 9, 5 f.
Alttestamentliche Miscellen 'S. 53
Auch P dürfte im Eingang Fragment sein, wiederum
macht aber auch Mv'qttä ra'ipi Wlnäi ganz den Eindruck eines
kräftigen, gut pointierten Schlusses.
Trotz der Gleichheit des Metrums stammt P aus einer
andern Quelle als Ia: dafür zeugt der ganze Inhalt und der
Wechsel von Jahwe in dritter und erster Person, auch der
eben erwähnte zweite Schluß.
9. Gruppe B: Zweite Rede (II). a) Mit 9, 10 geht,
wie Marti gezeigt hat, die erste Rede zu Ende: formell, weil
die nächste Partie in Doppeldreiern (9, 14—17) zweizeilige
Strophen aufweist im Gegensatz zu den Dreizeilern in I, in-
haltlich, weil die Kämpfe dieser 'zweiten Rede' (vgl. dazu
unten c) sich nicht mehr an die Errichtung des Friedens-
reiches in 9, 10 anschließen können.
b) Zwischen I und dem hier angesetzten Anfang von II
(9, 14) steht aber ein dritter Einschub 9, 11— 13, den ich,
weil er auf I folgt und vor II steht, als Ic numeriere.
Marti zieht dies Stück als Eingang zu unserem IL Dagegen
spricht aber wieder der Wechsel der Darstellungsform (in Ic
Jahwe in erster, in II in dritter Person) und der parallele
Wechsel des Metrums. Entfernt man nämlich den gar nicht
in den Zusammenhang der Rede Jahwes passenden V. 12,
dessen zweite Hälfte bereits Marti 430 beanstandet hat1),
so bietet Ic wieder (zweimal) das Schema 7:3, das schon
in Ia und P begegnete. Im kleinen verrät sich die Fuge
zwischen 13 und 14 auch noch durch die Unmöglichkeit, die
Unt jawän von 13 und das 'älem von 14 ohne Correctur in
Einklang zu bringen (Marti 43 1 f.). Auch entgeht man gern
der Unbequemlichkeit, die bdnf-cßW i5a gerade auf die
Griechen deuten zu müssen.
c) Dem Text von II fehlt der Eingang, denn das (alem
1) Der Vers ist mit seinen ' 'äslre hqttiqiva an das 'äslräich von 11
angeknüpft. Unerträglich für den Zusammenhang ist gleich eingangs
der Imperativ sühu, den man — als Symptom der Interpolation —
nicht wegcorrigieren darf. Auch die metrische Form stimmt nicht,
denn der Vers ist ein Doppelvierer.
Ö4 Eduard Sievers:
von 9, i4a steht ganz ohne Beziehung da. Daß das Stück
in dieser verstümmelten Gestalt bereits in die erste Samm-
lung eingestellt gewesen sei, ist nicht gerade wahrscheinlich.
Man hat also wohl entweder anzunehmen, daß auch unser II
nicht ein ursprünglicher Bestandteil der ersten Sammlung,
sondern ein fragmentarischer Einschub nach Art von Iabc sei,
oder zu vermuten, bei der Einfügung von Ic sei der Anfang
der bis dahin noch unversehrten 'zweiten Rede' (II) redactionell
weggeschnitten, um die Bindung zu verbessern (vgl. oben
Nr. 7, c). Die letztere Hypothese halte ich für wahrschein-
licher, und zwar aus einem Formgrund, der erst später zur
Sprache gebracht werden kann (s. Nr. ig, d. 20, a).
10. Gruppe C: Dritte Rede (III). In bezug auf die
Reconstruction von 10, 1 — 2 brauche ich fast nur auf Marti
zu verweisen. Nur bezüglich 2b weiche ich von ihm ab.
III besteht aus zwei zweizeiligen Doppeldreierstrophen (mit
einer unechten Anhangszeile: Marti 433), in 2b ist aber die
zweite Hälfte des Doppeldreiers um einen Fuß zu kurz. Dem-
nach ist offenbar das Subject zu x§b§l jmaxemün ausgefallen
bez. zu ergänzen, und das zwingt dann weiterhin dazu, in
der ersten Vershälfte doch mit Stade wshqxlomuß sau jdctabrü
zu lesen.
11. Gruppe D: Vierte Rede (IV) und zwei ein-
strophige Sprüche (V und VI). Die Partie 10, 3 — 11, 3
wird auch von Marti noch als einheitliche Prophetie gefaßt.
Mir scheint sie, wie angedeutet, in drei Teile zu zerfallen:
a) In der vierten Rede (IV) = 10, 3—6. 8— 11 ver-
kündigt Jahwe in erster Person (über 3b und 5b s. Nr. 30)
den Sturz der Fremdherrschaft und die Rückkehr der Zer-
streuten. Das Metrum ist: 8 mal das Schema 7 : 3. Als
secundär markieren sich danach schon formell die bereits von
Marti 436 verworfene Schlußzeile 10, 12 (ein Sechser) und
der Einschubsvers 10, 7 (zwei Doppeldreier). Letzterer zer-
reißt überdies nicht nur sachlich den Zusammenhang von
10, 6C MJ'änt jqhwi 'ijlöhem W9igtnem und 8 'gsrdqä lahgm ivq'qqbsei»,
sondern auch formell einen Langvers (vgl. M. St. II, § 44).
Alttestamentliche Miscellen 3. 55
b) Hierauf folgt in n, i — 2 ein Klageruf der ge-
stürzten Mächte (V). Auszuschalten ist daraus mit Marti 43 7
die secundäre Siebenerzeile 2a. Dann bleibt eine zweizeilige
Doppeldreierstrophe übrig. Dem Wechsel der redenden Person
steht also wieder ein Wechsel des Metrums zur Seite. Auch
zwischen 10, 11 (12) und 11, 1 ist mithin ein Schnitt zu
legen.
c) Eine weitere zweizeilige Doppeldreierstrophe (VI)
folgt fernerhin in 11, 3. Die metrische Form bleibt die gleiche,
aber nicht die redende Person, denn hier spricht offenbar der
Dichter selbst. Ich halte es daher für richtig, auch diesen
'Spruch' von dem vorhergehenden abzutrennen. Er weist
auch mit seinem präsentisch gedachten qßl stilistisch in eine
andere Zeit als der imperativisch vorwärts deutende Spruch V.
12. Gruppe E: Siebente und achte Rede (VII und
VIII), die beiden Reden vom Hirten.1) a) Aus VII =
11, 4 — 14 sind zunächst die drei Siebener des Verses 6 aus-
zuschalten (Marti 438). Dann bleibt für die Hauptmasse
iiy2mal das Schema 7 : 3 übrig, und zwar, entsprechend der
erzählenden Darstellungsform ohne strophische Gliederung,
aber mit häufigem Enjambement, s. namentlich 11, 8a. 9b.
1 2b. 1 4a (das ist offenbar für Marti der Anlaß gewesen, das
Stück nebst dem Anfang von VHI für Prosa zu erklären:
oben Nr. 5, c).
b) Daß VII als selbständiges Stück gemeint war, zeigt
die Behandlung des Schlusses, denn hier fehlt der hinter dem
Siebener sonst zu erwartende Kurzvers, ohne daß man sachlich
eine Lücke empfände. Man hat anzunehmen, daß der Dichter
beabsichtigte, seine Rede mit dem Langvers voller ausklingen
zu lassen. Bei einem nicht strophisch gegliederten Text ist
das nicht nur ganz unanstößig, sondern durchaus wirkungs-
voll. Daß Absicht vorlag, zeigt die Wiederkehr derselben
Erscheinung am Schluß der inhaltsverwandten Nr. VIII.
1) Über 13, 7 — 9, die auch von Marti zur Gruppe E gezogen
wird, s. unten Nr. 14.
56 Eduard Sievers:
c) VIII verläuft in II, 15 — I7b genau in derselben Form
wie VII: dreimal 7 : 3 mit abschließendem Langvers (beachte
das Enjambement 11, 1 6C f.). Daran ist dann noch eine
ziemlich elende und die Wirkung nur abschwächende An-
schubszeile 17° gehängt, die auch nicht in das metrische
System paßt (Siebener nach Siebener); daß sie nicht ur-
sprünglich ist, wird sich auch noch aus einem Detailgrund
bei Nr. 14, b ergeben.
d) Gegen die Annahme gewollter Selbständigkeit von VIII
scheint das 'öd von n, i5a zu sprechen. Dies Wort läßt
sich aber nicht in den Vers bringen, ohne daß man von den
sonst üblichen Betonungsweisen und Arten der Fußfüllung in
empfindlich störender Weise abweicht (s. Nr. 32 zur Stelle).
Ich nehme also an, daß das röd erst nachträglich redactionell
eingesetzt ist. Bei der inhaltlichen Verwandtschaft der beiden
Reden lag ein solcher Einsatz nahe genug. — Vgl. überdies
noch Nr. 32 zu 1 1, 8a.
13. Gruppe F: Neunte und zehnte Rede (IX und X)
nebst zwei Einschüben (IXa und IXb). a) Dieser Abschnitt
hat wieder sehr starke Störungen seines ursprünglichen Be-
standes erfahren. Um dies klarzulegen wird es zweckmäßig
sein, innerhalb der ganzen Masse zunächst nach dem Inhalt
die beiden Hauptabteilungen 12, 1 — 14 und 13, 1—6 zu unter-
scheiden. Letztere ist einheitlich, kann also ohne weiteres
vorläufig mit X bezeichnet werden. Von der ersten Ab-
teilung (IX) sind aber noch zwei Einschübe (IXa und IXb)
auszusondern.
b) IX, eine Rede an die Heiden, enthält, wie die
Tabelle ausweist, nach der secundären Überschrift samt Doxo-
logie (Metrum der letzteren 6 : 3) zehn gepaarte Siebener
(oder fünf zweizeilige Siebenerstrophen). Zwischen diese
Strophen sind eingesprengt: a) die Verse 12, 5. 7. 8 von sehr
unsicherem Metrum, — ß) in 12, 9 — 10 ein Stück, das dreimal
das Schema 6 : 3 aufweist. Der Schluß endlich, von mispqocqß
beß-dawld i2b an, ist öde Prosa und fällt daher von vorn
herein außer Betracht.
Alxtestamentliche Miscellen 3. 57
c) In den Siebenerstrophen von IX spricht Jahwe in
erster Person, in a der Dichter. Außerdem biegt a insofern
tendenziös von IX ab, als es einen Gegensatz zwischen Jnda
und Jerusalem statuiert, von dem sonst nicht die Rede ist
und der auch nicht in die Zeitverhältnisse paßt, die im
übrigen die Grundlage unserer Texte bilden. Aus diesen
Gründen hat Marti 445 t'. die drei Strophen von a als Glossen
ausgeschieden. Da sie aber immerhin vielleicht nicht not-
wendig erst von dem Glossator selbst verfaßt zu sein brauchen,
sondern von ihm aus einer andern Quelle entnommen sein
können, habe ich sie vorläufig doch als besonderen cEinschub'
IXa im Text belassen. Ich schalte sie aber doch aus der
folgenden Diseussion zunächst soweit aus wie es nur möglich
ist: erst in Nr. 33, b wird noch einiges Nähere über sie bei-
gebracht werden.
d) In 12, 9 — 10 (Schema 6:3) wird wieder Jahwe redend
eingeführt. Aber trotzdem klafft eine Fuge zwischen dieser
Partie und den Siebenerstrophen von IX. Nach V. 4 und 6
des letzteren, die bereits eine völlige Vernichtung der Feinde
Judas verheißen haben, kommt das 'äbqqqes von V. 9 ganz
unmotiviert nachgehinkt. Auch paßt die Ausgießung der
rüxvxen wdjiqxnxinim und was darauf folgt gar nicht in den
sonstigen Gedankenzug der Siebenerstrophen. Es besteht nur
eine äußerliche Bindung durch die doppelte Totenklage in 10
einer- und 11. i2a andrerseits. Aber gerade diese Doppelheit
der Klage mit den starken wörtlichen Anklängen ist wieder
anstößig: sie wirkt ganz wie eine gewöhnliche Dublette. Man
wird also annehmen dürfen, daß auch die 6/3-Partie (=IXb)
um der Ähnlichkeit des Inhalts willen redactionell einge-
schoben sei.
e) Nach Ausscheidung von lXa und IXb schließt 12, 11
direct an 12, 6 an. Dann ist aber unverständlich, wie Jeru-
salem dazu kommen soll, eine so große Totenklage über die
gefallenen Feinde zu erheben. Und wollte man selbst das
6/3 -Stück IXb als Zwischenglied beibehalten, so bleibt immer
noch der Vergleich der Totenklage Judas mit der doch
Eduard Sieveks:
sicherlich heidnischen Klage über Hadadrimmon auffällig.
Dieser Vergleich paßt nur, wenn es sich um die Parallelisie-
rung zweier Heidenklagen handelt. Es ist also anzunehmen,
daß das den Sinn störende und auch kaum in den Vers zu
bringende birümlem in V. ua redactionell eingesetzt ist, um
einen Zusammenhang zwischen dem Einschub IX1' und der
Siebenerstrophe n. i2h herzustellen. Von dem gleichen
Standpunkt aus ist sodann die sachlich ebenso falsche Aus-
iühruncr der Worte a;3säfdähvha''är§s mispaxop mispaxüß tebdd
durch den Prosaanhang i2b — 14 beigefügt worden.
f) Überblickt man nun den so gereinigten Text von IX,
so sieht man sofort, daß von den 5 Siebenerstrophen die
letzten 4 sämtlich mit der Formel (wdhajä) bqjjöm hqhü ein-
setzen. Nur Str. 1 entbehrt dieses Einganges. Zugleich ist
aber 12, 2a zu kurz, und nur dann direct auf das erforderliche
Maß zu bringen, wenn man aus der vorhergehenden Doxologie
das m'wm-jahwg herausnimmt und in unsere Zeile einsetzt:
nd'üm-jqlncp \ »hinneu anochivsäm | usw. (für die Doxologie selbst
bliebe dann ein Siebener übrig). Man muß zugeben, daß
diese Constitution des Verses möglich ist. Nach dem eben
Bemerkten ist mir aber etwas wahrscheinlicher, daß man das
hinrie von M durch bqjjüm hqhü zu ersetzen hat (vgl. auch
Nr. 1 3, g und 1 5, b zu X und XIII).
g) Der Rede gegen die Heiden (IX) folgt mit 13, 1 — 6
als Parallelstück X eine Rede an die Juden, Avelche Ab-
schaffung des Götzendienstes und der (falschen) Prophetie
fordert. Sie verläuft wie Nr. IX in zweizeiligen Siebener-
strophen. Deren sind es 5, und von ihnen haben 3 wieder
den Eingang mit (wahajä) bqjjöm hqhü. Bei der Schlußstrophe
12, 5bf. war allerdings diese Formel durch den Inhalt aus-
geschlossen. Dagegen glaube ich, daß sie bei der dritten
Strophe (= 12, 3) zu Unrecht fehlt. Der Text dieses Verses
fügt sich, wie er überliefert ist, nicht in das Maß der zwei-
zeiligen Siebenerstrophe: er ist zu voll dafür. Man hat also
die Wahl, entweder den ganzen Vers für eingeschoben zu
erklären, oder anzunehmen, daß er durch Interpolationen über
Alttestamentliche Miscellen 3. 59
das zulässige Maß hinaus angeschwellt sei. Ich glaube, hier
kann die Wahl nicht schwer sein. Für den Zusammenhang
ist der Vers nicht wohl entbehrlich, denn der Gedankengang
soll doch offenbar sein: cwer da (noch) als Prophet auftritt,
der wird erschlagen, und wer es früher getan hat, der schämt
sich dessen und sucht es zu verheimlichen': und das ist ein
recht guter Gedanke. Ist danach der Vers echt, so muß er
Interpolationen enthalten. Von diesem Standpunkt aus lenkt
sich dann die Aufmerksamkeit auf das zweimalige 'äbiu ws'immo
jotedäu, das einen überflüssig crassen Zug in das Gemälde
bringt. Löst man diese Worte aus, so gibt 3b sofort einen
untadeligen Siebener, und in 3a gewinnt man Raum genug,
um dort das überlieferte einfache wdhaja zu der typischen
Formel wzhajäudqjßmuhqhu zu ergänzen1) (über die weitere
Detailfrage, ob in 3a das 'öd zu streichen ist oder nicht,
s. unten Nr. 34 zur Stelle).
14. Als elfte Rede (XI) betrachte ich das Stück
13, 7 — 9, das seit Ewald als Fortsetzung bez. Schluß von
VIII = 11, 15 — 17 angesehen wird.
a) Die allgemeine Ähnlichkeit des Themas von VII,
VIII, XI liegt ja auf der Hand, aber sie geht doch wiederum
nicht soweit, daß sich XI ohne erheblichen Gedankensprung
anschlösse: VIII redet von Jahwes Zorn gegen den ruchlosen
Hirten, der die Herde vernachlässigt, hier in XI will Jahwe
den Hirten schlagen und die Herde zerstreuen, so daß ihrer
1) Zweimal lassen sich die beanstandeten Worte auf keinen Fall
halten, welches Metram man auch probieren mag: sie müssen minde-
stens an der zweiten Stelle getilgt werden. Dann kann man allenfalls
so constituieren :
3 wdhajd kl-jinnabJiu 'fs "Öd, wa'änwrüv'eläti 6
,abtu wd'immo jofodau: 3
3C y>lö ßixj§, M^sfiqgr dibbärta basem jqhw'g!«. 6
udqarühü bdhivmabd'o. 3
Aber dann fällt wieder die Zeile 3C melodisch und in der Tonlage
ganz aus dem Tenor des Übrigen heraus (vgl. diese Berichte 1904, 1546°.).
Mithin ist dieser Ausweg praktisch unmöglich.
60 Eduard Sieveks:
nur wenige übrig bleiben, und diese wenigen werden erst
nach scharfer Läuterung sich wieder Jahwe zuwenden und
von diesem in Gnaden angenommen werden. Das ist denn
doch ein wesentlich anderes Thema als das von VIII. Dazu
kommen stilistische und metrische Differenzen. In ersterer
Beziehung ist zu beachten, daß in XI die Anwendung der
Formel m'um jafowi (wda'Öp) an zwei Stellen (13, 7*. 8a) me-
trisch sichergestellt ist, daß sie dagegen in VII und VIII
fehlt, und zwar mit Recht, weil sie nicht in den erzählenden
Typus dieser Stücke paßt (dem entspricht vielmehr das M
'amär jqhwl 'etat VII 1 1, 4* und wajjomgr jqhwf 'eläi VII II, I3a
und VIII 11, 15*). Als 'Erzählungsstücke' entbehren ferner
VII und VIII gänzlich der strophischen Gliederung (oben
Nr. 12, a und c), das f Spruchstück' XI aber ist zwar auch
nicht eigentlich strophisch abgeteilt, aber doch annähernd
strophenmäßig gegliedert und ohne Enjambement, und ent-
behrt daher auch des Schlußdreiers nicht, der bei VII und
VIII aus gutem Grunde fehlt (oben Nr. 12, b). Endlich ist
auch nicht zu übersehen, daß sich der Eingangsvers von XI
in seiner überlieferten Gestalt nicht einmal mit dem eigent-
lichen Schlußvers von VIII (oben Nr. 12, c) verträgt, denn
die zweimalige Erwähnung des Schwertes in -11, i7b und
l3, 7a gibt eine stilistisch entschieden anstößige Dublette (vgl.
auch Nr. 35 zu 13, 7). Ich muß nach allem dem unser XI
(trotz der äußeren Gleichheit des Versschemas 7 : 3) wiederum
als selbständiges Stück ansehen.
b) Auf der anderen Seite scheint es auch mir sicher,
daß XI in der schriftlichen Überlieferung ursprünglich einmal
unmittelbar hinter VIII gestanden hat, und zwar aus einem
sehr äußerlichen und vielleicht für manchen Betrachter sehr
unscheinbaren Grunde, der aber doch seine philologische Be-
deutung hat. XI beginnt in 13, 7a mit tfgrgC <üri 'ql-ro'i urfal-
g§b§r 'qmißi. Das klingt ja ganz wie der Anfang einer drohenden
Strafrede. Aber das Metrum geht nicht aus, und anstößig
bleibt für unsere Sammlung auch das x^t als einziger Beleg
für Segolat mit schwebender Betonung und Überdehnung der
Alttestamentliche Miscellen 3. 61
Endsilbe. Sodann aber: was heißt: 'Schwert, erwache gegen
meinen Hirten'? Hat das Schwert so lange 'geschlafen'?
Metaphorischer Gebrauch des Qal von eur und speciell die
Möglichkeit, es mit einem Worte wie agrgB zu verbinden, wäre
erst durch stricte Parallelen wahrscheinlich zu machen, ehe
man ernstlich damit rechnen kann. Ist aber danach an unserer
Stelle Sinn und Metrum zugleich gestört, so wird der Fehler
doch wohl in dem stilistisch auffälligen Worte 'üri stecken.
Wie konnte dann aber jemand darauf kommen, diese Sonder-
barkeit in unseren Vers einzuschwärzen? Die Antwort auf
diese Frage gibt der echte Schluß vers von VIII, nämlich
ii, i7b. Hier hinkt wieder Sinn und Metrum zugleich:
xereb (ql-zdrö'Ö | wdfql-'en jornTno ist keine gute Parallele, wir
erwarten vielmehr 'deinen Arm treffe das Schwert, und dein
rechtes Auge: — Blindheit', also das, was der ungeschickte
Verfasser von 17° durch sein wa'in jamhiü kähu ßichhf weitläufig
umschreibt. Da nun i7b zugleich am Schlüsse einen Fuß zu
wenig hat, so wird man den fehlenden Begriff 'Blindheit'
unbedenklich durch (Hica-aron) ergänzen dürfen. Und dies
\*\Y& oder piy ist offenbar die Quelle für unser 'nV ge-
wesen. Nachdem yrw durch den falsch eingefügten Schluß-
vers 17° von 'en jdmino abgesprengt war, hat man (d.h. ein
Interpolator, s. Nr. 35 zu 13, 7) es in "m:7 umgemodelt und
mit xgrtf) etc. verbunden. Der falsche Imperativ hat dann
insofern noch weitere Frucht getragen, als man ihm zu Liebe
das in dem Citat Matth. 26, 31 noch richtig erhaltene '#fcg
von 7d in hoch umcorrigiert hat, wenn auch mit falschem
Geschlecht (LXX corrigiert dann weiter in luikkü).
15. Gruppe G-: Zwölfte bis fünfzehnte Rede
(XII — XV). Der Text dieser Gruppe hat, abgesehen von
allerhand Glossen u. ä., nur einmal durch den Einschub
14, 13 — 14 (= XIVa) eine größere Störung erfahren. Diese
beiden Verse sind bereits von Wellhausen u. a. ausge-
schieden worden. Die übrige Masse zerlegt sich in vier gut
geschiedene Reden (vgl. dazu oben Nr. 5, c die Fußnote über
Marti 450).
62 Eduard Sievers:
a) XII = 14, 1 — 5: Die Plünderung Jerusalems und
Jahwes kräftige Hilfe: 3 dreizeilige Siebenerstrophen.
b) XIII = 14,6— 11 : Die 'herrliche Endzeit' (Marti 452),
4 zweizeilige Siebenerstrophen, und sachlich an sich recht
wohl als Fortsetzung von XII denkbar, aber formell von
dieser Rede geschieden durch den Wechsel der Strophenform
und die viermalige Wiederkehr der Formel (wdliajü) bqjjdm hqhü
(oben Nr. 1 3, f und g), welche XII nicht anwendet (dies sagt
dafür einmal in der Eingangszeile 14, ia hinne jöm bä tejqhwf).
c) XIV = 14, 12—19 (minus V. i$i. = XI Va. s. oben):
cDie Strafe der Völker, die wider Jerusalem zu Feld gezogen
sind und der von ihnen Übriggebliebenen, die Jahwe nicht
Verehrung erweisen' (Marti 453). Die Unabhängigkeit der
in sich gut geschlossenen Rede gegenüber XIII wird auch
äußerlich durch den Formwechsel garantiert: statt der Siebener-
strophen von XII. XIII weist XIV 8 mal das Schema 7 : 3
ohne strophenmäßige Sinnesgliederung auf.
d) XV = 14, 20 — 21. 'Die Heiligkeit Jerusalems und
Judas' (Marti 455). Wiederum geschlossene Siebenheber,
aber fünf, die in der Überlieferung zu 2 -f 3 gruppiert sind.
Da sich in unserem Corpus innerhalb geschlossener Reden
sonst kein derartiger Wechsel der Strophenlänge zeigt, wird
auch hier Verderbnis anzunehmen sein. Marti ist S. 455
geneigt, 5° als Zusatz zu beanstanden. Es gibt aber noch
eine andere Möglichkeit der Auffassung. Es befremdet nämlich
immerhin, daß in der 'Strophe' 20ab des MT. die Rosse und
die Töpfe im Tempel zusammengepackt sind, und dann die
folgende Strophe noch einmal von Töpfen redet. Hier ist
also in natura Getrenntes vereinigt und Gleichartiges getrennt.
Ich halte es daher für wahrscheinlicher, daß der Text ur-
sprünglich aus 6 gepaarten Siebenern bestand, und in der
ersten Strophe eine Zeile ausgefallen ist. Ob das gerade die
zweite Zeile gewesen ist, wie unten im Text der Einfachheit
halber angesetzt ist, muß dahinstehen. Man könnte z. B.
auch an folgende Gruppierung denken:
Alttestamentliche Miscellen 3. 63
bqjjom hqliü jihj4 x * -£ xx.ixx.ixxz
x x j. x v. ± ' ql-mdsilWJ) hqssus: qofiß l%jahw$ (saSa'Ö/>)>.
Dann kämen die Kriegsrosse weniger unvermittelt, und man
gewönne drei Strophen, die gleichmäßig formelhaft mit dem
emphatischen jähwf ssda'dp schlössen. Auch scheinen sich
dann die Fragmente besser dem monopodischen Melodietypus
von Str. 2 und 3 anzuschließen, und der Sprung von Zeilen-
mitte auf Zeilenmitte wäre mindestens nicht auffälliger als
der vom Schluß einer Langzeile auf den Anfang der nächst-
folgenden.
Zur metrischen Technik.1)
16. a) Strophen habe ich unbedenklich überall da an-
gesetzt, wo innerhalb eines Stückes nach Ablauf einer be-
stimmten, aber beschränkten Anzahl von Lang- oder Halb-
zeilen regelmäßig ein völliger Sinnesabschluß eintritt, der sich
äußerlich durch den Punkt markiert (einmal in IV 10, qb
beim Schema 7 : 3 durch ein Kolon). Dies Verfahren war
um so unbedenklicher, als das Maß der dreizeiligen Strophe
(M. St. I, § 108) in unseren Texten nirgends überschritten wird.
b) Die vorkommenden Strophenformen sind: a) Drei-
zeiler: je einmal aus Doppeldreiern, in I, und aus Siebenern,
in XII; — ß) gewöhnliche Zweizeiler: je viermal aus
Doppeldreiern, in II, III, V, VI, und aus Siebenern, in IX,
X, XIII, XV; — y) 'tristichische' Zweizeiler: einmal
bei dem Schema 6 : 3, in IXb, zweimal bei dem Schema 7 : 3,
in Ia (bei der Kürze des Fragments könnte der strophische
Charakter allenfalls zweifelhaft sein) und in IV; über XI'
s. Nr. 14, a.
c) In den zweizeiligen Doppeldreierstrophen
herrscht überall strenger Parallelismus zwischen Vers- und
Sinnesgliederung: der Sinneseinschnitt am Ende der Langzeile
ist jedesmal stärker als der am Schluß des ersten Halbverses,
1) Die versificierten Glossen etc. von 9, 12. 10, 2. 7. 12. 11, 2. 6. 17.
12, 1. 7. 14, 15 sind hier nicht weiter berücksichtigt, ebensowenig noch
kleinere Interpolationen.
64 Eduard Sievers:
es findet sich auch kein Herübergreifen des Sinnes aus einer
Langzeile in die andere. Die Gliederungstechnik unterscheidet
sich hier also in keiner Weise von der für den Gesang voraus-
zusetzenden. Vom Formstandpunkt aus könnten also die
'Reden' 11/ III, V, VI ganz wohl auch als 'Lieder' ange-
sehen werden, und auch von Seite des Inhalts stünde einer
solchen Annahme meines Bedünkens nichts Wesentliches ent-
gegen. Ob sie tatsächlich zu machen ist, lasse ich dahin-
gestellt sein.
d) Auch die dreizeiligen Doppeldreierstrophen von
Nr. I zeigen im ganzen dieselbe Technik. Nur einmal, beim
Übergang von 9, 5a zu 5b? wirkt das Verbum der ersten Lang-
zeile noch für die zweite Langzeile fort. Aber die zweite
Halbzeile ist doch wieder in sich geschlossen, und auch am
Ende der ersten ist ein normaler Ruhepunkt gegeben. Es
handelt sich also offenbar um einen Grenzfall, der zwar nicht
ganz dem Normalen entspricht, wohl aber das System nicht
stört. Nr. I kann also derselben Beurteilung unterliegen wie
die Zweizeilerstrophen des gleichen Metrums unter c.
e) Da der Doppeldreier das beliebteste Versmaß der
typischen Gesangspoesie (z. B. der Psalmen) ist, so kann die
Beibehaltung der Gesangstechnik in der Gliederung auch pro-
phetischer Texte nicht wundernehmen. Ebenso beliebt ist
aber der Sieben er in der typischen Sprechpoesie (vgl. z. B.
sein Auftreten in der Genesis, das im Text meiner M. St. II, i
bequem zu übersehen ist, sowie oben S. 36). Er ist dort
mit allen Eigenschaften des typischen Sprechverses ausgestattet,
arbeitet also besonders mit Enjambement und Sinnes-
verdeckung der Cäsuren (vgl. auch diese Berichte 1904,
S. 159 f.). Es ist also wiederum nur natürlich, wenn auch
die Siebenerstrophen unserer Sammlung dieselbe Technik
der Gliederung zeigen. Von der Gesangstechnik her ist in
ihnen nur der Sinnesabschluß nach je 2 bez. 3 Zeilen ge-
blieben, aber innerhalb der einzelnen Strophen ist nichts
gewöhnlicher als das Herübergreifen des Sinnes und selbst
Satzes aus einer Langzeile in die andere. Auch verdeckte
Alttestamentliche Miscellen 3. 65
Cäsuren sind ganz geläufig. Die Nummern IX, X, XII, XIII,
XV gehören also im Gegensatz zu den Doppeldreiergedichten
von c und d sicher der typischen Sprechpoesie an, sind
also auch im technischen Sinne sicher als 'Reden' zu be-
zeichnen.
f) Auch die strophischen Gedichte mit dem tr i stich i-
schen System 7 : 3 (Ia. IV) gehören aus ähnlichei] Gründen
dem Gebiete der Sprechpoesie an. Cäsurverdeckung findet
sich allerdings nicht, dagegen ist ganz gewöhnlich, daß dem
metrischen Schema — | — || — || (bei dem der Strich — je
einen Halbvers bezeichnen mag) das kreuzende Sinnesschema
— II — I — II zur Seite steht (s. z. B. 9, 3. 4. 10, 3—6. nb.
13, 7—9). Seltener sind andere Kreuzungen (so z.B. Sinnes-
spaltung des ersten Halbverses in 10, 9a bei ba'ammim , 10, 90
bei 'aqqbsem \\ ).
g) Auch der Sechser ist ein Erzeugnis der Sprechpoesie
(M. St. I, § 86). Wenn wir also in den drei Strophen des
Schemas 6:3m Nr. IXb zweimal (bei 9af. und iocf.) ein
Hinübergreifen sogar des Satzes aus der Langzeile in die
Kurzzeile finden, so ist auch das entwicklungsgeschichtlich
leicht zu verstehen. Auch IXb gehört also zur Sprech-
poesie.
17. Neben den strophischen Stücken unserer Sammlung
stehen, von diesen deutlich abgehoben, auch mehrere un-
strophische Reden, und zwar mit sehr beachtenswerter
Art der Verteilung auf die verschiedenen Metra:
a) Beim Doppeldreier und Siebener finden sich keine
Belege, dagegen stehen bei den Reden des Schemas 7:3
den zwei (bis drei) strophischen Texten Ia, IV (XI, s. Nr. 1 4, a)
nicht weniger als sechs unstrophische Nummern zur Seite,
nämlich P, Ic, VII, VIII, XIV und XIVa (über IXa siehe
Nr. 13, c. 33, b). Als Charakteristica der letzteren Gruppe
mögen (neben dem Fehlen des Sinnesschlusses nach jeder
dritten Halbzeile) erwähnt werden die häufige Verdeckung
der Cäsur (vgl. 9, i3b 11, 7a[?]. na. i2a[2inal]. i5a. 14, i2a.
Phil.-hist. Klasse 1905. 5
66 Eucard Sievers:
i9a[2nial]. i3a. H0)1) und die engere Sinnesverbindung der
Kurzzeile mit der folgenden Langzeile statt mit der vorher-
gehenden (vgl. 9, i3a. n, 8a. i2b. i4a. i6a. 14, i6b. i7a. i3b).
b) Der durehgehends strophischen Gruppe der
Doppeldreier- und Siebenertexte steht also bei den
7/3-Texten eine überwiegend unstrophische Gruppe
gegenüber (Verhältnis 6 : 2 [bis 3, s. Nr. 14, a]). Woher
dieser auffällige Gegensatz? Am Metrum allein kann die
Differenz nicht wohl liegen, denn wenn auch bei den Doppel-
dreiern ihrer ganzen Natur nach (vgl. oben Nr. 2) die Strophen-
form an sich gewiß das Nächstliegende ist, so trifft das doch
für den Siebener nicht zu. Dies führt uns denn von selbst
auf die weitere Frage, wie überhaupt unsere ganze Sammlung
zustande gekommen ist.
Zur Entstehung der Sammlung.
18. Den Ausgangspunkt für die Erörterung der Frage möge
abermals eine Tabelle (s. S. 67) über den Formbestand der
einzelnen Nummern geben. In dieser Tabelle bezeichnet CR.'
eine selbständige 'Rede' (bez. eventuell ein selbständiges cLied'),
CE.' einen 'Einschub'. Die arabischen Ziffern geben die Zeilen-
zahlen der einzelnen Stücke an (bei den 'tristichisehen' Stücken
ist dabei die Kurzzeile ebenso als volle Zeile mitberechnet
wie die Langzeile). Ein Stern neben einer Zahl gibt an, daß
das Stück irgendwie Fragment ist, d. h. daß ihm mindestens
der Kopf fehlt (kleinere innere Lücken sind nicht berück-
sichtigt). Cursivdruck markiert unstrophische Texte (bei IXa
ist wegen Unsicherheit der Form Antiquadruck verwendet).
1) An zwei Stellen ist sogar völliger "Wegfall der (schwächeren)
Cäsur im Viererstück des Siebeners anzusetzen: wdhetieph ,§^-lias\hlislp
ba'es 13, 9a und icdzdfi^tihj^häm'.mqggefa 'asgr^jiggöf 14, I2a. Das
scheint auch anderwärts vereinzelt vorzukommen, die ganze Frage be-
darf aber natürlich noch einer eingehenden Untersuchung.
Alttestamentliche Miscellen 3.
67
Tabelle 2.
A. Erste Überschrift.
Schema: ]
Doppeldreier
R. E.
Siebener
R. E.
7 : 3
R. E.
6 : 3
R. E.
I
Ia
P
1°
n
in
IV
V
VI
vn
vm
12
6*
4
2
2
- -
16
23
7
5*
6*
4*
—
—
B. Zweite Überschrift und Doxologie.
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
IXa
IXb
XIV
10
10
9
8
6
[7*?]1)
8
14
[6*]
—
[6<*>]
19. Diese Tabelle lehrt zunächst folgende Tatsachen:
a) Die ganze Masse der Texte ist durch die beiden
Überschriften vor I und IX in zwei Teile, A und B,
zerlegt.
b) Sämtliche Doppeldreiertexte stehen in A zu-
sammen, sämtliche Siebenertexte in B. Nur die 7/3-
Gruppe läuft durch beide Abteilungen durch. Das isolierte
1) IXa ist hier nur probeweise untergebracht: das Metrum ist un-
sicher, s. unten Nr. 33, b.
5*
f)S Eduard Sievers:
Beispiel für 6:3, Nr. IX1', steht in B, was natürlich Zufall
sein kann.
c) Unter den 'Einschüben' begegnet nirgends
das Doppeldreier- oder das Siebenermaß.1) Diese Vers-
arten liefern nur selbständige Stücke, die bis auf die in
Nr. 7, bc und 9, c erwähnten Defecte in I und am Anfang
von II zugleich vollständig erhalten sind. Das Schema
7 : 3 zeigt dagegen neben 5 selbständigen Stücken
zugleich 4 fragmentarische Einschübe. Das Schema
6:3 ist überhaupt nur durch einen ""Einschub' vertreten, der
vermutlich auch nur fragmentarisch ist.
d) Äußerst merkwürdig ist ferner das Verhältnis der
Zeilenzahlen der einzelnen selbständigen Stücke. In der
Gruppe A bilden die Zeilenzahlen der Gedichte in Doppel-
dreierstrophen nach der überlieferten Folge die absteigende
Reihe 12, 6 (unvollständig), 4, 2, 2, in der Gruppe B die
Sieb euer texte die analoge Reihe 10, 10, 9, 8, 5 (oder aber 6,
s. oben Nr. 15, d); für die 7/3 -Texte lautet die Reihe ganz
unregelmäßig 16, 2^, 7, 8, 14.
20. Aus diesen Tatsachen ziehe ich folgende Schlüsse:
a) Die Doppeldreier- und die Siebenertexte bil-
deten einmal jede Gruppe für sich eine besondere
kleine Sammlung; zur ersten gehörte vermutlich die erste
Überschrift, zur zweiten die um eine Doxologie vermehrte
zweite. (Charakteristisch für die verschiedene Art der beiden
Sammlungen ist, nebenbei bemerkt, daß die erste nie die
Formel bqjjöm hqhü verwendet, die zweite sie dagegen in jedem
Gedicht gebraucht2), manchmal sogar Strophe für Strophe,
s. oben Nr. 13, fg. 15, b.) Innerhalb jeder dieser Samm-
lungen waren die einzelnen Stücke absteigend nach
1) Letzteres ist vielleicht zu restituieren für IXa, aber diese Nummer
fällt überhaupt aus dem Tenor des ganzen Corpus heraus, s. Nr. 13,0.
33, b.
2) Nur einmal steht dafür in XII 14, 1 die gleichbedeutende
Variation wshinnf jom ha Ujqhwt.
Alttest amenteiche Miscellen 3. 69
der Zeilenzahl geordnet.1) Da beide Sammlungen das-
selbe System der Ordnung besitzen, werden sie wohl von
gleicher Hand geordnet sein. Den ältesten Grundstock
der Endsammlung Sach. 9—14 bilden also somit zwei
'Büchlein', das 'Doppeldreierbüchlein' und das
fSiebenerbüchlein', die wir zusammen als das falte
Doppelbüchlein' bezeichnen können.
b) Das Anordnungsprincip der alten Sammlung war
in der Hauptsache ein äußerliches, nach Metrum und Zeilen-
zahl; doch trifft die Scheidung nach den Metren insofern
auch mit tiefergehenden Differenzen der Texte zusammen, als
die Doppeldreiertexte mehr liedmäßigen, die Siebenertexte
rein redemäßigen Charakter haben (oben Nr. 16 f.).
c) Neben dem alten Doppelbüchlein (x) existierte
einmal für sich eine zweite Sammlung y. Diese um-
faßte alle die Stücke des Metrums 7 : 3 mit Ausnahme des
den Zusammenhang eines y- Stückes durchbrechenden Ein-
schubs XIVa, der auch aus andern Gründen von y abzutrennen
ist (s. unten Nr. 26, c). Trotz gewisser Ähnlichkeiten des
Inhalts unterscheidet sich die Sammlung y nicht unwesentlich
von x. Einmal differiert das Metrum an sich (Schema 7:3
gegen Doppeldreier bez. Siebener). Ferner enthält x nur
1) Da die Annahme eines solchen Anordnungsprincips auf Be-
denken stoßen könnte, erlaube ich mir herzusetzen, was H. Grassmann
in seiner Übersetzung des Rigveda I (Leipzig 1876), S. 2 über die An-
ordnung der Lieder dieser großen Sammlung ermittelt hat : fIn jedem
dieser Bücher (2—7) macht die Sammlung der an Agni gerichteten
Lieder den Anfang, und darauf folgt die Sammlung der an Indra ge-
richteten, an diese letzte schließt sich, wenn solche Lieder in dem Buche
vorkommen, die Reihe der Lieder an den Gebetsherrn. Dann folgen
in einer oder mehreren Sammlungen die Lieder, welche an Götter-
scharen gerichtet sind, dann ebenso die, welche Götterpaare oder ein-
zelne Götter, denen keine besonderen Sammlungen gewidmet sind,
besingen. In jeder dieser Sammlungen sind die Lieder ein-
fach nach ihrer Verszahl geordnet, so daß die Lieder, welche
die größte Verszahl haben, beginnen, und die mit der geringsten Vers-
zahl schließen, und jedes Lied entweder ebenso viel oder weniger
Verse enthält als das nächstvorhergehende'.
70 Eduard Sievers:
strophische Texte, in dem, was von y erhalten ist, überwiegt
die unstrophische Form. Endlich herrschte in x das
Princip der Anordnung nach der Zeilenzahl, für y läßt sich
dieses mindestens nicht erweisen. In y folgte jedenfalls ein-
mal das längere Gedicht XI mit mindestens 8 Zeilen un-
mittelbar auf das kürzere VIII mit nur 7 Zeilen (oben Nr. 14,0).
Wollte man also jenes Princip auch für y in Anspruch nehmen,
so müßte man in VIII einen größeren Defect statuieren (der
allerdings vor 11, 17 nicht unmöglich wäre, denn man ver-
mißt, zumal nach der Analogie von VII, ein Mittelstück, das
die Ausführung von Jahwes Befehl berichtet).
d) Die Sammlung y hat später ein Redactor in
das alte Doppelbüchlein x hineingearbeitet, und zwar
derart, daß er teils ganze Reden von y zwischen die einzelnen
Nummern von x einfügte, teils aus solchen Reden Fragmente
heraushob, die ihm zur Ergänzung der x-Texte tauglich
schienen, und sie in diese hinein interpolierte (nur einmal,
bei Ic, steht ein solcher 'Einschub' überleitend zwischen
zwei selbständigen Stücken von x; über XIVa s. Nr. 38). Es
ist also genau dasselbe Redactionsprincip, wie das der Re-
dactoren des Hexateuchs, bei dem ja auch 'Bücher' (ver-
schiedener Schulen, und, was hier wesentlicher ist,) verschie-
dener Form in ganz analoger Weise durcheinandergeschoben
sind (vgl. dazu jetzt auch meine M. St. II).
e) Über das restierende 6/3-Stück IXb s. unten Nr. 26, b.
Jedenfalls ist auch dieses ebenso wie IXa (Nr. 13, c. 26, a)
und XIVa (oben c) erst redactionell oder doch mindestens
nachträglich an seine gegenwärtige Stelle geschoben. Ich
fasse diese drei Stücke im folgenden als die Restgruppe z
zusammen.
21. Die hier aufgestellten Hypothesen scheinen mir zu-
gleich geeignet zu sein, einige weitere Tatsachen zu erklären,
die sonst nicht leicht befriedigend zu deuten sind:
a) Den Mangel eines inneren Zusammenhangs bei der
Abfolge der einzelnen Stücke von x (vgl. namentlich die
Alttest amentliche Miscellen 3. 71
Reihe II — IV f.) : er folgt aus dem äußerlichen Princip der An-
ordnung nach der Zeilenzahl.
b) Die fast ungestörte Erhaltung der beiden Folgen des
Grundbüchleins x im Gegensatz zu der Zersplitterung von y:
diese ist die Folge der Einarbeitung von y in x.
c) Die Stellung der fragmentarischen Einschübe, die
offenbar mit der Absicht an ihre gegenwärtigen Plätze ge-
bracht sind, einen Anschluß zu finden. Dieser Anschluß ist
bisweilen rein formell, so bei y Ia: 9, ic und P: 9, 5 f. (s. oben
Nr. 7, c und d); [von z IXa wird 12,5 wohl wegen seines
'qlß jahüdä unmittelbar vor IX 12, 6 gestellt sein, wo dieselbe
Formel begegnet (s. jedoch auch unten Nr. 33, b zur Stelle),
12, 8 aber ist vermutlich von 12, 5 losgerissen und hinter
1 2, 6 gebracht, um zu dem jdhtictä dieses Verses eine Parallele
mit jöseb jarükdem zu bringen, und das hat dann wieder die
Verschiebung von 12, 7 verursacht]. Ic wird dagegen mitMAETl
als Versuch einer sachlichen Einleitung zu II zu betrachten,
[endlich z XIV1 dazu bestimmt gewesen sein, die Wirkung
von y 14, 12 zu steigern]. Auch die Stellung von z IXb
hinter den Kampf scenen von y IX und z IXa ist verständlich.
d) Unklar bleiben dagegen die Gründe, welche die selb-
ständigen Stücke von y an ihre gegenwärtige Stelle gewiesen
haben. Begreiflich ist die Einfügung von VII. VIII am
Schlüsse des ersten Halbbüchleins von x, d. h. vor dem Be-
ginn der bqjjöm-hqhü- Gruppe (oben Nr. 20, a), aber dunkel
ist, warum dann das erste Hirtenstück No. IV von VII. VIII
getrennt, und vor allem, warum das vierte Hirtenstück XI
(== 13, 7 — 9) von VII. VIII losgerissen ist, zumal dabei XI
(ebenso wie auch XIV) in die bqjjöm-hqhü- Gruppe von x
hineingeraten ist, obwohl beide Stücke diese Formel nicht
anwenden (die Fragmente der Restgruppe z, also IXa, IXb
und XIVa, sind in dieser Beziehung richtig untergebracht,
ebenso umgekehrt aus y die Fragmente Ia, P, Ic und die
Vollstücke IV, VII, VIII in der ersten Gruppe von x).
Möglicherweise waren rein äußerliche, z. B. raumtechnische,
Gründe im Spiel.
72 Eduard Sievers:
22. Bis zu dem in Nr. 20 bestimmten Punkte läßt sich
nach dem Gesagten die Vorgeschichte des in MT. vorliegenden
Mischtextes wohl mit ziemlicher Sicherheit feststellen: abcr
über die Entstehungsgeschichte der beiden Samm-
lungen x und y selbst ist damit noch nichts ermittelt.
Insbesondere beweist die Tatsache der redactionellen Ver-
arbeitung zweier Quellenbücher (wenn diese hier zu Recht
angesetzt wird) noch gar nichts in Sachen der Eigentums-
frage, denn natürlich können ebenso gut zwei Gedichtsamm-
lungen eines und desselben Verfassers miteinander verschmolzen
werden, wie Sammlungen, die zwei verschiedenen Dichtem
angehören oder gar schon jede für sich Anthologien aus den
Werken verschiedener Verfasser waren. Wir müssen indessen
versuchen, auch in dieser Frage Stellung zu nehmen.
23. Mit den bisher angewandten Mitteln der Kritik hat
sich eine Verschiedenheit der Verfasserschaft für die einzelnen
bis dahin in Sach. 9 — 14 angenommenen Stücke nicht
sicher erweisen lassen (die S. 63 Fußnote erwähnten Glossen
u. ä. kommen dabei nicht in Betracht).1) Bei dem zusammen-
gesetzten Charakter unseres Textes, der Stücke aus x und y
bunt durcheinander wirft, mithin auch in diesem Zustand
nicht gestattet, die Gesamtmasse in natürliche Gruppen zu
zerlegen und diese auf etwaige gegenseitige Charakteristik
hin zu prüfen, kann das nicht im mindesten befremden. Jetzt
aber ist die Frage genauer auf das Verhältnis von x (bez.
seiner beiden Teile) zu y und z abzustellen.
24. Innerhalb x vermag ich zunächst keine Spur
von technischen oder sachlichen Differenzen zu ent-
decken, die uns veranlassen müßten, die innere Einheit des
Büchleins zu bezweifeln. Daß ein Dichter neben mehr lied-
1) Die von Marti 433 gegen die 'Echtheit' von 10, 1 f . zweifelnd
geltend gemachten Gründe (d. h. wesentlich die Betonung des Mangels
an Zusammenhang des Stückchens mit seiner Umgehung) erledigen sich
jetzt wohl durch den Nachweis des mechanischen Anordnungsprincips
von X. Gewisse Divergenzen der Darstellung von Cap. 12 und 14
erklärt Marti selbst S. 397. 443. 446 mit Recht für nicht beweisend.
Alttestamentliche Miscellen 3. 73
mäßigen Stücken auch Sprechgedichte, hier speciell Reden
(oben Nr. 16, c — e) verfaßt haben könne, darf für selbstver-
ständlich gelten, und niemand wird ihm auch das Recht be-
streiten können, sich verschiedener Versmaße zu bedienen,
zumal wenn er sich bei der Wahl dieser Versmaße, wie nicht
unwahrscheinlich, einer herrschenden Tradition anschloß (vgl.
a. a. 0.). Alles übrige Technische aber ist einheitlich: überall
herrscht die Strophe (s. a. a. 0.), und Dreizeiler finden sich
neben den üblicheren Zweizeilern in beiden Hälften des Büch-
leins (I und XII). Sämtliche Stücke von x sind ferner streng
monopodisch gebaut, also auch ohne irgend erhebliche
Schwankung der Tonhöhe von Hebung zu Hebung. Für mich
endlich fällt zugunsten der Annahme eines einheitlichen Ver-
fassers noch schwer in die Wagschale, daß die Tonlage aller
Stücke (vgl. diese Berichte 1904, 154 ff.) ein und dieselbe ist
(sie liegen für den niederdeutschen Leser alle mäßig tief, für
den hochdeutschen normalerweise alle mäßig hoch). Über
die einzige größere Sachdifferenz vgl. S. 72 Fußnote.
25. Eine wesentlich andere Technik zeigt da-
gegen y. a) So befremdet im Verhältnis zu x gleich das
Zurücktreten der strophischen Dichtung gegenüber der
unstrophischen (oben Nr. 17). Ferner sind alle Stücke von y
dipodisch gebaut (mit lebhafter Tonbewegung von Hebung
zu Hebung: dadurch unterscheiden sie sich auch von den drei
Stücken IXa, IXb, XIVa der Restgruppe z). Die Tonlage
ist in y wieder gleichmäßig, aber sie weicht von der von x
ab (sie ist für den Niederdeutschen höher, für den Hoch-
deutschen tiefer).
b) Aber die Unterschiede von x und y gehen weiter
und tiefer. Es mag ja Zufall sein, ist aber immerhin nicht
zu übersehen, daß in y das Bild vom Hirten die Grundlage
von nicht weniger als vier ausgeführten Reden (IV, VII,
VIII, XI) bildet, während es in x nur einmal, und in sehr
unbestimmter Form, in dem abgerissenen Zweizeiler VI auf-
taucht. Vor allem aber ist die Blickrichtung von x und y
wesentlich verschieden. Was in dieser Beziehung oben
74 Euuauu Sieveks:
Nr. 7, a, b und c über ein paar Einzelfälle bemerkt wurde,
gilt so ziemlich für ganz x und ganz y. In x haftet der
Blick in erster Linie auf der fernsten Zukunft. Unter zehn
Stücken sind nicht weniger als fünf rein eschatologische
Reden mit dem typischen bqjjm hqhü (oben Nr. 20, a), und
von den übrigen fünf gehen zwei weitere, I und II , auch
wieder auf das herrliche Endziel aus, das Juda einst erreichen
wird. Nicht eschatologisch sind also in x nur die vierzeilige
Mahnung III und die beiden zweizeiligen Sprüche V und VI.
Neben der Zukunft tritt allenfalls noch die Gegenwart in
das Gesichtsfeld von x, vgl. I, III, V, VI (die Perfecta hobU
9, 5 und jardet 11, 2, sudddää, sitdddd 11, 3 malen doch auch
nur den gegenwärtigen Zustandj. Von historischer Vergangen-
heit ist kaum etwas zu spüren, denn (jqhwg) nilxdm . . . ksjbmv
MUaxäviö bdjom qdräb 14, 3 ist ganz allgemein gedacht (Marti
450 f.), und die Anspielung auf die Totenklage über Hadad-
rimmon 12,11 könnte nur dann hierher gezogen werden,
wenn es sich bei dieser um ein einmaliges Ereignis und nicht
vielmehr um einen fortbestehenden Brauch handelte (vgl. dazu
Marti 447). Ganz anders bei y. Rein eschatologische Reden
im Sinne von x fehlen, wie das dort charakteristische bajjüm
hqhü. Man hat den Eindruck, daß die Dinge, die in y erwartet
werden, in näherer, greifbarerer Zukunft liegen, nicht in der
traumhaft verlorenen Ferne, in die x sie rückt. Zweimal,
in VII und VIII, erzählt y ausführlich von vergangenen
Dingen, die der Zeitgeschichte angehören (vgl. dazu die Er-
wähnung des Mauerbaues von Tyrus in Ia und der Rückführung
der Israeliten aus Aegypten in IV [vgl. unten Nr. 30 zu 10, 9 f.]),
und auf der Zeitgeschichte fußt auch die Ankündigung des
Kampfes gegen die Griechen in I0.1)
c) Rechnet man alle diese Gegensätze zwischen x und y
zusammen, so wird man doch nicht umhin können, die
1) Man beachte, daß dementsprechend von den vier Punkten, die
man überhaupt zur genaueren chronologischen Festlegung unserer Capitel
hat benutzen können, drei in die Gruppe y fallen (Ic, VII, VIII), einer
in die Gruppe z (IXb), keiner aber in die Gruppe x.
Alttestamentliche Miscellen 3. 75
Gruppe y einem andern Verfasser zuzuschreiben, als
die Gruppe x.
26. Von der Restgruppe z sind die einzelnen Stücke
gesondert zu betrachten.
a) IXa ist in der Überlieferung so zerstückelt, und wahr-
scheinlich zugleich durch Übercorrectur so entstellt, daß die
metrische Form zweifelhaft bleibt. A potiori würde man auf
Sieben er raten, jedenfalls nicht auf das Schema 7 : 3 (vgl.
unten Nr. 33, b). Dadurch entfernt sich das Stück ebenso von j,
wie durch den Gebrauch der bajjöm-hahü- Formel (Nr. 25, b),
und durch abweichende Tonlage. Aber auch in x hat es aus
sachlichen Gründen (s. Nr. 13, c) keinen rechten Platz, auch
differiert wiederum die Tonlage ein wenig (sie hält etwa die
Mitte zwischen der von x und der von y). Mithin gehört
das Stück, wie schon Marti (mutatis mutandis) annahm, in
der Tat nicht zum alten Bestand von x und y. Mag es nun
bloße Glosse oder irgendwie der Tradition entnommen sein,
so wird es jedenfalls erst bei der Redaction von xy einge-
schoben und nicht bereits vorher, sei es in x, sei es in y,
eingestellt gewesen sein.
b) IXb entfernt sich von x durch das Metrum und die
Tonlage, von y durch das Metrum, den monopodischen Bau
der Verse (s. Nr. 25, a) und den Gebrauch von bajjöm liqhü,
während die Tonlage so ziemlich zu y stimmt. Auch lXb
kann daher nicht dem alten Bestand von xy zugerechnet
werden. Der Umstand, daß das Stück im MT. unmittelbar
auf IXa folgt, läßt vielleicht vermuten, daß beide Einschübe
gleichzeitig, d. h. eben wieder bei der Redaction des Corpus xy
ihren Weg in den Text gefunden haben.
c) Ein Gleiches wird endlich auch von XIVa gelten
müssen. Es hat zwar dasselbe Metrum wie XIV, durchbricht
aber den Zusammenhang dieses Stückes (oben Nr. 15), ge-
braucht bajjum hqhu, hat monopodischen Versbau (Nr. 25, a)
und abermals andere Tonlage als XIV oder y überhaupt.
Gegen Entnahme aus dem alten Bestand von x spricht neben
76 Eduard Sievers:
wiederum abweichender (mittlerer) Tonlage das verschiedene
Metrum, der Mangel strophischer Gliederung und schließlich
auch noch der Umstand, daß dies das einzige Beispiel für
redactionelle Ergänzung eines y- Textes aus x wäre (vgl.
Nr. 19, c). .
27. Die Resultate der vorstehenden Erörterungen lassen
sich in der Hauptsache etwa wie folgt präcisieren bez. er-
weitern :
a) Zu dem Corpus Sach. 9 — 14 haben in erster Linie
Dichtungen zweier Autoren beigesteuert, die man als Ver-
fasser von x und y etwa als 3£ und 9) bezeichnen kann.
Außerdem sind bei der Vereinigung von x und y noch drei
weitere Stücke, die Fragmente IXa, IXb, XI Va, zugesetzt
worden, die aus der flottierenden eschatologischen Literatur
stammen mögen, und von denen jedenfalls eines, IXa, in jüngere
Zeit hinweist.
b) Der Gedanken verband, in dem einzelne Folgen von
Stücken im überlieferten Context zu stehen scheinen, ist,
wenn er überhaupt beabsichtigt war, nicht das Werk der
beiden Verfasser, sondern das des Redactors. Die ursprüng-
lichen (Lieder?, s. Nr. 16, cd), Reden und Sprüche der Samm-
lung waren durchaus formell unverbundene Kleinstücke, so-
zusagen Situationsdichtungen, deren jede eine einzelne Situation
oder einen relativ einfachen Gedanken kräftig und eindrucks-
voll zu behandeln gewußt hat. Die häufigen Parallelen
erklären sich aus der gleichgerichteten Zeitstimmung, die
sehr wohl einen Dichter dazu treiben konnte, ein und dasselbe
Grundthema in mehrfacher Gestalt variierend zu bearbeiten.
Durch die knappe Form wie durch die etwaige Wiederholung
dürften die alten Kleinstücke auch kräftiger auf die Zeit-
genossen gewirkt haben, für die sie zunächst bestimmt waren,
als das die vielfach verschlungenen und dadurch in der Ge-
dankenführung oft unklar gewordenen Gebilde zu tun vermögen,
die im MT. vor uns liegen. In diesen ist der directe Appell
an die zeitgenössischen Hörer verschwunden: um so besser
Alttestamentliche Miscellen 3. 77
mochten sie aber dem Geschmack späterer Generationen von
grüblerischen Lesern entsprechen, denen die Dunkelheit vieler
Zusammenhänge willkommenen Anlaß zu speculativer Ver-
tiefung in bloße Schemprobleme bieten mochte.
B. Die Texte.
I. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 9.
1 (jahiv^y1 bd'grgs xqdräch, tcddqmmgsgq mmiixaßo:
Jciuljqhivg earf 'äräm*, (2) tvd^qm-xqmäp ti^bgl-bäh,
SÖV X X _i X X Z , X X _i X X ± xx_i.
5 tere 'qsqdlon wdßlra, W9*qzza wdßaxil md^öd ,
wdr§qron, kT-höMs mittaxäh5, ivd'abäd m§l§ch me'qzza,
(6) wa'qsqolön lö fieseb, (6)ivdjasäb mqmzer bd'qMÖd.
9 gilt W9,öd, bqfi-sijjon , harVi, bqfi-jznisalem :
hinnt mqlkech jabövläch: sqddtq tvanösä' hü,
rant wwocheb 'ql-xamor, W9'ql-räir b§n-,qJxmoß.
10 icdhichrifi4 r$ch§b me'ffräim, wasüs xxz mimsalem,
ic9m'chrdßävq§s$]) milxama, loddibblr salom lagyöjim,
umsalü mijjäm fqd-jä»i, uminnahär 'qd-'äfse-'ärgs.
Ia. Erster Einschub (Metrum 7:3).
Cap. 9.
X X _L X X _i X X _L X X _£ XX_£XX.iXX_!,
2C tvdsläon, kivxächamä^md'öd.
3 ivqttibgn sör masor läh, ivqttisbgr-k§s^f ke'afär,
wdxarus kdtit xüsöp.
4 hinne 'adonäi jdris§nna, wdltikka bqjjäm xeläli,
• wdh% bd'es Wachü.
I. 1 dafür die Überschi-ift mqssä ddbqr-jqhw^ M; die Besserung
nach. Marti 2 so Klostermann: 'en ad am M, darauf icdchöl sibte
jisra'el (Dreier): gestrichen von Marti 3 so Wellhausen : mgbbatah M
4 so LXX, Wellh. etc.: ivahichrqtti- M
1". 1 xachdmü LXX
78 Eduard Sievers:
Ib. Zweiter Einschub (Metrum 7:3; unstrophisch).
Cap. 9.
6bxxi icdhichrätü gz'Ön palistim, (7) wqhsiröfi damdu mippiu,
(7) wdsiqqiisüu mibbfn sinnau,
uvnis'qr gqm-hü1, tcdhaja kd^ltf- blhiida, icd'eqron kldüsi,
8 j-wdxanifil fobeßi missaba
me'ober umissab, tvdlö-jq'tör rälem fÖd nogü,
klJqtta ra'iJA Zs'enäi!
P. Dritter Einschub (Metrum 7:3; unstrophisch).
Cap. 9.
11 gqm-'qtt (prüsalemy bdfiäm bsrißech sillqxti ' äslräich mibbor ' :
13 kl-dardchtl U jdküda2,
nrillefii '§fraim, wa'örqrtl banqich, sijjon, fql-bmes jawdn,
wdhqmtich kdx^reb gibbor.
II. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 9.
14 w9Jqhw§ 'alem jera'f, ivdjasa chqbbaräq xisso,
wädondi 1 bqssöfär jißqä', wdhalach basq'rop temdn.
15 jagen* ralem wdjachdlu*, luachdbdsüvddnf i-q§lä'' ,
tvdsaßü damäm5 kdmö-jdin, umafo'u^chzawijjöp mizbex.
16 wshösl'äm jqfowf '(frohem, kassSn7 (jir'e'm'y 'ql-'qdmaßo:
17 Mvmq-Müdäh umq-jjgfjdh? dagdn wspiros jsnöbeb.
P. 1 danach lelohenu M 2 so Wellh. : kd'qlhif M — P. 1 danach
'en mqim bö M (über die Tilgung s. Marti 430), darauf der Doppelvierer
12 sflbu Idbissaron, 'äslre hqttiqwa:
gqm-hqjjöm mqggtd: »wmnjf ' 'asibvldch ! «
2 danach q§seß M 3 so LXX etc. : banqich M
II. 1 danach jqhic$ M 2 davor jqhivQ sdda'öß M 3 so Kloster-
mann: iVd'aclidlü M 4 so Wellh.: 'qbne- M 5 so LXX, Kloster-
mann etc. : hamu M 6 danach kqmmizraq M ; gestrichen von Marti
7 von hier ab lautet der Text in M: [bqjjöm hqlm\ kason 'qrnmö [kl
' qbne-nezer mißnösasöp] 'ql-'qdmaßö || (17) kl mq-üubö umq-jjgfjö ; dagan
\bqxürlni\ Wdßirös jsnöbed [hdßulöjj] : die Emendation nach Wellhausen
Alttestamentliche Miscellen 3. <9
III. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 10.
sq'lu mijjqhwt matär1: jqfm§ 'ose xäzizim,
tc9&s§m jitten lach§m 2, h'is 'es$ bqssadt
kiJtqtrafim dibbsru-' äim , u-dhqqqösdnumwxäzü sfa§r,
ivdhqxlomdP säus jddqbru, x x ± xߧl jdnqxemun*.
IY. (Metrum 7:3.)
Cap. 10.
3 'äl-haro'm, xarä 'qppt, W9* ql-ha' qttüdim 'efqod,
kl-faqäd jäh wtl \pJ edro 2.
4 mimmpinü finna, mimmgnnü japed , mimmpinü qisep milxama,
mimmpinü jese ch-Ql-nöges.
(5) jqxdciu (5) ß nilxamu, ki-jahu-f Hmmäm, a wdhikku pbborim
wdhöbisü rochdbf siisim. [bqmmüxamä5,
6 wdiibbärü pliüda\ wajösef5 'ösV, wqhsiböfim6, ki^rixqmüm,
wahajü kq' ser^lö-zanqxtim.
uud Marti. Der letztere bemerkt, daß die eingeklammerten Worte
zusammen einen Vers bilden: es ist ein Siebener: bqjjSm hqhu \ ks'qfonZ-
nezgr | mi]>nös9s6J> bqxürim <^u}tpulöp || (k^qtne Wellh.). Vgl. dazu
Nr. 36 zu 13, 5ab und oben S. 41 zu Jona 1, 9.
III. 1 danach Wep mqlqös M; gestrichen von Marti 2 so Marti:
umtqr-gesem jitten lahem M 3 so Stade: wqxlomöp hqssau M 4 hier-
auf in M noch der Doppeldreier
'ql-ken nastfu chdmö-sov , jq'nü, kl-'fn ro'4
(gestrichen von Marti)
IV. 1 danach ssta'öp M 2 danach 'eji-beß jdlmdü (gestrichen
von Wellh.), dann icdsam 'ößcm kasüs hödö bqmmüxamä M 3 jqxdau.
(5) w»hajü ch9$ibborim böstm bdüt xüsöp bqmmüxamä udnüxämü kl
jqhwe 'immam M (s. Nr. 30 zur Stelle) 4 davor '§p-bep M 5 wa'ep-
bep j. M 6 so Wellh. u. a. : u-dhöhböpim M
80 Eduard Sievers:
(8) M^dnl j<ihw$ 'jßohem iva'fnem'1: (8) 'esra^a lahgm icq'qqbsem*,
ir.irnliü Ljvin rabu.
9 wa'ezrem9 ba'qmmim, ubdmmtrxqqqim zacharun10, ivdxijjü11
( i o) wssabü ( i o) wie' §res ' 2 misräm : | ' gß-bmem ,
ume'qsmr 'qqqbscm, tca'gl-'grgs ^»ToÄ 1!i 'äWem, tv9lo^jimma$k>
n wd* übdr^iiv'y bajäm misräim1*. [lahgm,
wdjäba&ü 15kjJcöI mdsülöj) jz'ör, icahürää gtfon 'qssur,
wasebgt misräirn jasur 16.
V. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. ii.
i p9päx, hbanon, chlaßgclt, waßöchäl 'es hcfrazich1:
2h helilü 'qllönf ttasän, kiyjaräd jä'är hqbbasir2.
VI. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. ii.
3 qöl jihläj) haroHm, kl^mdddäaJ' qddgrgß (mqr'ißäyni ' :
qöl sq'gäp kdflrim, ki^hiddää ga'on hqjjqrden.
7 danach zwei Doppeldreier
7 whajü chapbbör 'gfräim, tvssamäx Ubbdm kamö-jdin,
ubnem jir'u tvasame^xu, ja^el Ubbdm bajqhwf.
8 danach kl fadtßlm M: gestrichen von Marti 9 so Wellh. (wa'§zra'em
Marti): wa'gzra'em M 10 jizkarüni M 1 1 so LXX, Wellh. etc.:
waxajü M 12 davor tvqMibößlm M 13 danach ulbanön M, gestrichen
von Marti 14 so Wellh.: wa'atqr (wa'abarü LXX) bqjjam sarü M;
danach der Dreier icahikka tqjjäm gqllim: gestrichen von Makti
15 u-dlidblsü M 16 danach als Schlußvers der Sechser:
12 »ivapbbqrtim bajqhwf, ubismö jißhqlla^hü« na'üm jqhwe,
gestrichen von Marti (1. mit Wellh. ugturaßdm und nach LXX jijjhqlladü)
V. 1 danach der Siebener:
2a helel barüs, ki-nafql '&iz, 'äsgr 'qddirim sudda{äu,
gestrichen von Marti 2 hqbbasür Kethib M
VI. 1 nur mar'ijjam Nowack: 'qddqrtum M
Alttestamentliche Miscellen 3. 81
VII. (Metrum 7 = 3; unstrophisch.)
Cap. ii.
4 Icö 'amqr jqhivg 'eläi1: »rsff 'eß-son hqhre$a,
5 '« sgr jqh)9%wi qonen -,
■tcalo je'saflnu, umoehoren <jöm9r(fiya: baruch jqhwq wq'sir!
wwo'em löujqxmöl fälen«4.
7b ica" eqqäx-Vi sdnt mqqloß: h'qxäd qaraßl no'qm,
7P uVqxdd qaräßi xobdlim,
7a zea'gr'f 'efi-son liqhrega lichnq'nijji6 hqsson: (7d) wa'er'g 'eß-
8 * wanichxqd^sdlöseß 'adarhn6 [hqsson,
b9J§rqx 'exdd, wqttiqscir^nqfsl^bahpn , wagqm-nqfsäm baxala^Tjbi,
9 wa'omdr: »Zö^'gr'f 'eßche'm:
hqmmeßa ßamuß, wjhqnnichxedeß tikkaxed , wahqnnis'aröß
'issa ''eß-bdkdr ra'üßdh!« [töchaldn'1
io iva''§qqdx 'eß-Hiqqli 'eß-nd'qm, wa'fgdq' 'oßo Miafer 'eß-bdrißi
' as§r^JcarqUl ' eß-k g l-ha'qmmim .
1 1 wqttufärvbqjjomJhqhü, icqjjeda^u^chnq'nijjf5 hqsson hqssömarhn
klvdabqr jqhwg Itü. [^'oßi,
12 ua'amqru'älem: »'im-töb ba'enechem, häbü hchari, wd'im-lo,
wqjjisqsluu' eß-sochari , [xäda{lu! «
(13) hlostm kase'f, (lyxvqjjömdr^jqhiv^elqi: »hqslicheu <ß>8, 'ider
'äser jaqqrti me'alem!« [Jiqiqär
wd'eqxa sdlosim hqkk^sef ua'qslich 'oßo beßujqhici 'el-ha'ösdr9,
14 wa'egdä' 'ejj-mqqli Itqsseni,
5 ' eßJtä-xobdlim , Miafer 'eß-ha'qxwa ben^phüda üben fjisra'el.
VII. 1 so Marti: 'qlohai M 2 qon'ehen jqhqrgun M 3 so LXX:
jbmqr M 4 danach drei Siebener eingeschoben (s. Wellh.):
6 kiJS 'exmöl (öd 'ql-johfö ha'dres, m'üm-jqhivf,
wohinne 'anocht mqmsi 'eß-ha'adäm '*s bajäd-ro'eu [rereu MJ
ubjqd mqlkö, xvzchittdßü ' eß-ha' dres , xcdlü 'qssil mijjaddm.
5 so LXX, Klostermann etc. : lachen (bez. chen) 'änijje M 6 wcCqchxid
'eß-hloseß haro'tm M 7 töchqlnä M 8 dafür 'el-hqjjöser M 9 so
Wellh.: -hqjjoser M
Phil.-hiat. Klasse 190&. ß
82 Eduard Sieveks:
VIII. (Metrum 7:3; unstrophisch.)
Gap. 11.
15 wqjjomgr jqhwfj 'eläi1: »qqx-läch kalt ro'g 'giciM:
16 htJtinne-'anodu meqim
ro*% ba'äres, hiimrichx§äej)* lö-jifqöd, hqmid'qr (?) lo-jabqqqcs ,
iC3liqnnisbe[rep lö jdrqppe,
(w9yhdnnissdbä (?) lö jdchqlkel, ubsär hqbrVS jöchql*.
17 //öV rof« lia'ivlU*,
e0Z9tn Jiqssün: xfyrfi 'ql-zwö'Ö, wa'ql-'en : j»mino (Hwwaron) I «6
IX. (Metrum Siebener.)
Cap. 12. *
2 bqjjöm Kahu* 'anochf säm 9§ß-J9rusaUm^säf-rqfdl
ldch(>l-ha' qmnwn saUb , twhaja masffr* ( cd- Jerusalem.
3 wdhaja bqjjüm- hqhu 'cmm ,§J>-J9rusaUmJ'ß$n mq'masa
Idchol-ha* qmmim \ n^nfsdfu^al^h köl göje ha'ärgs.
4 bqjjÖmvhqhuBvqkk§ chgl-sus bqttimmdhon, wwfohäbJkjbqssigga'Ön
u-^ql-bejj jzhüda 'gfqäx 'efi-'enqi, uachöl6 ha'qmmfm 'qkkp.
6 bqjjömvhqhtki'aiim 'eß-'qlfe6 joliüda kdchijjür 'es bd'esim ,
uchlqpptd 'es bd'amir, wd'achdlü* 'eß-kgUhtfammim satrih10.
VIII. 1 danach 'öd M 2 so Wellh.: hqnnichxadöß M 3 da-
nach ufqrsehen jafqreq M 4 so Wellh.: ha'jßil M 5 danach in M
eine sehr lahme Schlußzeile (Siebener V):
17° zwo'ö jdbüs tiMs, ws'en J9minü kdhu ßichh§.
IX. 1 V. 1 beginnt mit der Überschrift mqss'a fodqr -Jahwe 'ql-
jisra'el, dann folgen die Verse (6 : 3)
na'üm-jqhwg not§ samqim wdjosed 'är§s,
wajoser rüx-'adäm bdqirbd.
1 hinne M 3 so Marti: W3%qm 'ql-jdhiida jihjf bammasör 4 danach
kol-(omds$h | saröt jiss"are{tu (Vierer): gestrichen von Marti 5 danach
n9'um-jqhw§M 6 danach süs M 7 danach baHwwarön 8 so Wellh.:
'qllufi M 9 danach 'qhjamin wo'ql-sdmöl M 10 danach lüdjahbä
Jerusalem 'öd tqxtpia birüsalem M
Alttestamentliche Miscellen 3. 83
u bqjjüm hqhü ji^d dl hqmnu 'speit u tomispaä hädqdrimmön
(12) bobiq'dp rmiiddon, (12) w9säftäävha'är§s mispaxop mispqxUp
hMä 12.
[IXa. Vierter Einschub (Metrum?).
Cap. 12.
8 bqjßm hqhü ja$en jahw§ bz'äd jöseb Jerusalem,
nvhajä hannichsäl bahpn1 kadaiiid, ultp daivtd kelohim,
kdmqVqch jqhw$ lifnem.
5 wa'dmdr^j'qlfe- jshüda balibbdm: »-f'qmsckM josobe jwmdlem
bajqhuf sdba'ofi '§lohem!%,
7 w9hosV jqliwi 'e.p-'phle phüda bansonä,^ldmäfqn lö-pigddl
tif'erep bep-dauid icdpif '§rep joseb jdruhdemJdl-jdhTida.]
[IXb. Fünfter Einschub (Metrum 6:3).
Cap. 12.
9 w9haja>J)qjjom<jhqhu 'abqqqe's hhqsnitd 'e.ß-kgl-hqggöjim
liqbba'im (ql- Jerusalem.
10 wdsafqchti 'qt-bepvdamä lotfqlv jöseb jmdalem rüx^xen
wdhibbitü ,e,l-l,qs£r-daqa{rü, [ivdpqxmimm,
W9säpduwralau tomisped 'ql-hqjjaxtd, wdhamer 'alau
kdhamer 'äl-liqbb9chor.\
X. (Metrum Siebener.)
Cap. 13.
1 »bqjjöm hqhü jihj$ maqör niftäx hbfp dawid
(2b) uljosdM jdrüsale'm hxqttap 1 tilnidda!« (2h) nd'üm jqhtc$ seta'oß.
2a »wahaja bqjjSm hqhü (2c)'qchrip 'ep-hmopha'sqbbim min-ha'ärgs,
2'1 wdlo jizzdchdrü ^'Öd2, w9'§P-rux hattum'a 'q'bir min-ha,dr§s!«
1 1 danach bimsalem M 1 2 danach ein langer Prosaanschub von
i2b mispqxqp bep-daind htiad unsem tebad bis Schluß von V. 14-
IXa. 1 danach bqjjöm hqhü M 2 so Wellh. : 'qllufe M
IXb. 1 so z.T. LXX Luc, und Job. 19, 37: 'elqi 'ep M
X. 1 texattüp M 2 danach wsgain ' gp-hqnmbi'im M
6*
84 Eduard Sievers:
3 wshaja (ybqjjomJuihüy M-jinnaUj&j'ts9, wtfdmdriki'elau*: »Zöw
jnxji,
kivsgqgr dibbärta toiem jqhwg ! « udqarühü* hdhi/tmaWo.
4 wdhaja bqjjöm hqhü jebösu hqribVlm 'isumex§gjon6B,
(5) udlo jilbdsü 'qddgrgfi ie'är temd'qn kqxes, (s)zo9*amqr:
(6) »lö^nabi 'aiwchi6, klJ'damdqinjanV min(üräi!«((>)iv9'äm'är(ß^y
'elau:
»ma^hqmmqkköp ha'ellg benyjadgch?« ud'amär: »'qsgrJtukkept
btfi wa' 'qhhdi ! «
XI. (Metruin 7:3; halb strophisch.)
Cap. 13.
7C »qkkt1 'gp-haro^, upfüspi hasson« (7b) nd'üm jqhw% sdba'op,
7'1 »wqhsiböpi jadi 'ql-hqs'irim'*,
8 u9hajdwbdchol-ha' dr§s« , ns'üm-jqhu-f, »pl-sdnäim^bdlt^jikkarapjü 3,
wdhqslisiß jiwwäpp- bäh,
9 wdhebejti 'gp-hdssalistp ba'es, usrqftim kisröf 'ep-hqkkgspf,
udxqntim kibxön ' ^p-hqzzahäh :
Im^jiqrä bümi, wq'riiv'g'nf^'opS, 'amdrti: 'qmmi hu,
wdhü jömdr*: '§lohdi!«
XII. (Metrum Siebener.)
Cap. 14.
ia hinne jöm bä hjahuf, (2A)w9n§,S9fÜKJcgl-hqggößm
2b 'äP-j&rüsalem-; wduilkddä^ha'tr, (ib) udxulldq hlaldJi baqirbdh4,
2C wsnasdsm hqbbatftm, wshqnnasim tissageldn*, ivajasa xääiJha'ir
bqggöla 6.
3 danach 'od M 4 danach 'atiu (bez. 'abihu) wd'immo jotedüu
M (Dreier) 5 danach bdhinnabd' opo M 6 danach 'is robed 'Mama
'anochi M 7 so Wellh.: 'ad am hiqnqni M
XI. 1 so Wellh. etc. nach Matth. 26, 3 1 : hqch M {hqkkü LXX),
und davor als 7" xgrgb 'üri 'qhro'i W9(ql-g§b§r 'qmijü, dann 7b M
2 so Wellh.: hqsso'qnm M 3 danach jtgwa/ä M 4 danach j«/««'g M
XII. 1 u-d'asqftl '$[j- M 2 '£j- M 3 danach Iqmmilxama M
4 sdlalech bdqirbech M 5 tissagqlnä M 0 danach wdjgpgr ha(am lü
jikkareß min-ha'lr M (Vierer)
Alttestamentliche Miscellen 3. 85
3 wdjasa jahw§ udnilxqm bqggöjim haliein^ksjom^hillaxamo
(4) bdjüm q»räb , (4) ?ra' 'mnadÜ^rq^lSu7 'ql-hrir hqzzeßtm8 miqq§d§m,
wmibqä' hqr hqzzejiim mexesjü9 fß gadöla tm'öd.
umäs xqst hähdr safüna, ivdxesjü v§gba x x z,
5 kl-jqggi' hehartm 'gl-'fjsel, wdnistäm xxz mippdnt harä'qs1",
uba jqhw§ 'gl-har11 (sijjön, ivgychpl-qadostm Hmmo1*.
XIII. (Metrum Siebener.)
Cap. 14.
6 yshaja bqjjSm hqhu lö-jihjv xöm uaqarup ' waqippd'on 2,
7 wshajäjöm-'fixätt9, lö-jom tralö-ldiV, wahajafo'ep-'ereb jihjg-'or.
8 wBliaja bajjüm hqhu jesd'Ü mqim-xqjjim mirtisalem,
xesjäm mizrdxü6, wxpsjäm jätnmS6: bqqqäis ubqxoref jihju7.
10 (icdhajä bqjjüm hqhüy jissüb kgl-ha'dr^s kq'raba
migg§bq( UrimmUn n$%gd jdnisalem , icarawa* irdjaseba §qxt$h9.
9b bqjjöm hqhu jihj§ jcihwg 'exäd, usmö ,exäd,
1 1 irdxerpn 16 jihj§-fÖd, vodjjasdba jarusalem labe'tqx.
7 danach bqjjöm hqhu: 'fehlt mit Recht in den babyl. Codd.'
Marti 8 danach 'aler rql-p9>ie jdrusalem M: gestrichen von Marti
(samt miqqgdfsm) 9 danach mizraxä icajammä M: gestrichen von Marti
10 V. 5* lautet in M: [icanqstpm ge-harqi] ki-jqggY ge-harim 'gl-'asql;
wanqstem [Jcq'ser nqstem] mippdne harq'qs [bime 'uzzijjä melech-jzhüdä]
(über die eingeklammerten Stücke s. Nr. 36 zur Stelle); LXX vocalisiert
überall (w9)nistqm und liest bime für mippdne 11 'jßohqi M 12 so
LXX : Hmmach M
XIII. 1 so Wellh. nach LXX: 'ör jdqaröp M 2 so Qere:
'pKBp'1 Kethib M 3 danach hu jhvwadqr bjqfowQ M: ausgeschieden
von Wellh. 4 lailä M 5 ' el-hqjjam hqqqqdmön'i M 6 , el-hqjjam
ha'axärön M 7 so Wellh.: jihj§ M; danach V. 9* icdhajä jqhw$
hmelech ' ql-kgl-ha' ares (Prosa oder Versbruchstück?) 8 zcdra'qmä M
(vgl. Marti 453) 9 danach hmissq'qr binjamin 'qd-mdqöm sq'qrharisön
fqd-sq'qr hqppinnim umigdql xänqn'el (qd jiqt*e hqmmäech ( 1 0) wsjahVü
bah M (Prosa): zum größten Teil bereits ausgeschieden von Marti
86 Eduard Sievers:
XIV. i Metrum 7:3; unstrophisch.)
Cap. 14.
12 w9zo}utihj^uhdmmaggefd 'äser^jiggöf jqhw% '§ß-kgl-ha'qmmtm
' asgr^sata' Üv' dl-jarüsalem:
hamc'q fosaro, w9hü\jtomeäv<ql-rq$;lä'a, ungenau timmagdn'1
ulsönü timmqq bafihu~. [baxoren,
16 wdhaja Jcgl-hqnnöjiär tnikkgl-hqggöjim hqbba'fm ' ql-jarüsalem ,
//■,/ iilü um iddMuisanä bdsanü
tehistqxäivöp Umel§ch jqhic$s, ivalaxög 'gp-xäg hqssukkofi.
17 wdhaja, 'as£r lö-jq'lt
me'epumispaxijpuha'drgs* hhistqxawöp temclcch jqhw% ssbaSÖfi,
wstöuälfm jihjl hqggds§m.
18 wim-mispqxqj) misrdim lö-pq'lguwslöubä'a, wq'Wm5 tihj$
'aserujiggöf jqhw% 'ep-ltqggöjim6. [hqmmqggefä
19 zvpUihj^ xqttäp misrdim wdxqUqp kol-hqggöjvm 'qser löujq'lü
laxöi ,§p-xd^ Jiqssukkop.
[XIVa. Sechster Einschub (Metrum 7:3; unstrophisch).
Cap. 14.
13 wdhaja bqjjtmJhqhu tihj^ mahumäp- jqhw% rqbbä bahe[m,
wahexziqü ,isujqd re'eu,
(14) W9rdl9päujad§ 'ql-jqd re'eu, (14) wagdm jdhüda tillaxem
x x j. x x _/ blrüsalem.
wd'ussqf xil kgl-hqggöjlm sablb, zaliöb wach$s§f,
ubgadtm laröb md'öd]
XV. (Metrum Siebener.)
Cap. 14.
20 bqjjöm hqhü jihj§ 'ql-nmittöp hqssus: qöde's hjqhwi,
X X ± X X _L X X S X X _L XX_LXX_LXX_L
XIV. 1 timmqqna M 2 so Wellh.: bsfiltem M. — V 13, 14 s.
hernach unter Nr. XIVa; dann folgt ein interpolierter Doppelsiebener:
15 wachen tihj§ mqggefäp hqssus, hqpp§red liqggamäl wahqxmor ,
wdcligl-hqbhemd 'äsgrujihjz bqmmqxnöp hahemmä kqmmäggefü-j
hqzzop.
3 danach sabd'öp M 4 danach 'el-jarUsalem M. 5 so LXX, Wellh.
etc.: wdlö 'qlem M 6 danach '(%?• lö jqrlü laxoi \p-xqi hqssukköp M
Alttestamentliche Miscellen 3. 87
wdhaja hassiroj) bdbtß jqhw§ "kqmmizraqvm Ufne liqmmizbex,
2 1 wahaja kpl-sir birusalem ubihüdä qödß hjqluv^ pba'Öß.
uba'ü Tegl- hqzzobaxim wdlaqdxü meh§m udvsselfäJöahgm ,
icdlö-jihj^ ch9nqtni 'Öd bdbtß jqhw§ saba'Öß \
XV. i danach bqjjom hq.hu M
C. Anmerkungen.
28. Über I und die Einschübe Ia, P, Ic s. obeö Nr. 7.
16. 17, a. ig;ac. 20, d. 21 , c. 25,]).
I und Ia geben zu Specialbemerkungen keinen Anlaß. — Bei P
ist der fehlende Eingang von 9, 6h nicht mehr sicher zu ergänzen, da
der Zusammenhang fehlt. — In 70 paßt der erläuternde Zusatz [lelohenü]
ebensowenig in das Metrum, wie in eine Rede Jahwes. Der technische
Sinn von icdnis'är bleibt auch nach der Streichung des Wortes be-
stehen. --8. Die Bedenken Martis (S. 429) gegen diesen Vers erledigen
sich zum Teil durch die andere Stellung, die jetzt dem ganzen Stück
zugewiesen wird. Aber die internen Schwierigkeiten bleiben, denn
einmal dürfte xanä min- = fsich lagern zum Schutz vor . . .' an sich
sprachlich bedenklich sein, andrerseits bleibt 'alem unerklärt. Treibt
die erstere Schwierigkeit dazu, missaba mit Stade in mqssaba oder mit
Ewald in mussaba zu ändern, so fordert das 'alem, wie es scheint, in
8a notwendig ein pluralisches Verbum, zumal xanipi mqssaba etc. in
der Tat kaum von Jahwe gesagt werden kann. Ist es unter diesen
Umständen erlaubt zu vermuten, daß wdxanipi aus wdxanu entstellt
sei: 'und sie lagern sich (als mqssaba?) um mein Haus, und nie wird
über sie (d. h. dies Schutzheer) je wieder ein Zwingherr hinwegschreiten' ?
Der Gedanke wäre dann, daß die, die einst die bittersten Feinde Judas
waren, nun nach ihrer Aufnahme in das Volk sogar die Schutzwacht
um den Tempel bilden -werden. Ich weiß freilich nicht, ob ein solcher'
Gedanke als zulässig erscheinen wird. ■ Will man an dem min- von
missaba festhalten, so dürfte übrigens zu fragen sein, ob nicht im Ein-
klang mit dem Folgenden vielmehr missobe zu vocalisieren ist: rals
Schutz gegen die Feinde, mögen sie kommen oder gehen'. Das Verbum
Nia ist in y 14, i2h belegt. — noges kehrt in y noch 10, 4b wieder.
P. 9, 11. Daß Jerusalem oder Zion angeredet wird, ist klar: das
Metrum zeigt, daß ein solcher Name direct in den Text einzusetzen
ist. — 12. Wie das abweichende Metrum zeigt, ist nicht nur mit
Marti die zweite Hälfte dieses Verses, sondern der ganze Vers als
88 Eduard Sievers:
GloH.se zu entfernen (s. überdies S. 53 Fußnote). — 13''. millejn '$frdim
muß ich mit Wellhauseh u. a. gegen Makti doch auf den Köcher be-
Lehen ('er impliciert sachlich die Pfeile). Wenn dieser abgekürzte Aus-
druck verständlich war, so muß da- auch für ein ebenso abgekürztes
ki-äardchtl Vi jzhüda 13* gelten; ich habe danach qgZpp gestrichen, das
nicht in den Vers geht.
29. Zu II und III vgl. oben Nr. 9 und 10, sowie i6,bc.
19, c. 21, a. 25, b.
9, i4h. 15". Die Streichungen dei Gottesnamen dürfen bei der
Strenge des Doppeldreiermetrums für sicher gelten. — 16. Bei dem
zerstückelten Einsatzvers (S. 78 Anm. 7) beachte man auch das in den
ersten Teil von x nicht passende bqjjüm hqhu (vgl. Nr. 20, a).
30. Das Allgemeine über IY = 10, 3 — II s. oben Nr. 1 1.
i6? af. 21, ad. 25, b.
10, 3b. Der Wechsel der ersten Person mit jqhw$ hier und in 5a
ist doch ein wenig auffällig (alle übrigen ähnlichen Fälle, die Marti 434
im Auge hat, erklären sich hier durch Quellenwechsel), aber doch wohl
zu belassen. In 5" könnte man ja etwa 'am für jqliu-% einsetzen, ohne
das Metrum zu stören, aber nicht in 3b, man müßte denn etwa M-faqddU
'ep-bepjahüctä schreiben, d. h. die offensichtliche Glosse statt des durch
sie erklärten Textwortes aufnehmen wollen. — Unerträglich ist dagegen
in 3b, und nicht nur wegen der Fortsetzung der Rede in dritter Person,
wdkam 'ößam tosüs hödü bqmmilxama: das ist ganz prosaisch gedacht,
unterbricht mit seinem 'dpam (über dies vgl. auch unten zu 6") den
grammatischen Zusammenhang zwischen '$]) -\d ro und den Suffixen
der folgenden mimmpinü 4, und geht nicht in das metrische Schema.
— 4*". 5a ist ganz corrupt überliefert und nicht sicher zu emendieren.
Mein Restitutionsversuch geht von folgenden Erwägungen aus. Das
jqxddu von 4° gehört, wie Marti 435 gesehen hat und das Metrum es
erfordert, mit 5a zusammen. Die beiden Hälften dieser Zeile sind aber
offenbar umgestellt, denn an jqxddu schließt sich wohl nilxqmü etc.,
aber nicht 5a« an, auch bedeutet die überlieferte Wortfolge eine Ab-
schwächung, nicht die zu erwartende Steigerung. Außerdem ist 5a"
überfüllt. Es fällt nicht schwer, böslm batit xüsöp als eine (mit Be-
nutzung von y 0, 3b gearbeitete) steigernde, aber in den gehobenen
Stil des Stückes schlecht passende Glosse zu erkennen. Den verbleibenden
Rest tvdhajü cfwgibborim bqmmilxama kann man zur Not im Text be-
lassen, aber er ist doch auch etwas matt, und es fehlt die rechte An-
knüpfung an das folgende wdhobisü roclxdbt süsim 5b. Deshalb habe
ich vermutet, daß D VW (etwa vermittelt durch ein corrigiertes "pnl;
vgl. auch den interpolierten Vers 7") aus ursprünglichem 13M1 verderbt
Alttestamentliche Miscellen 3. 89
sei. Dann fügt sich 5b als Parallelglied gut an 5a« an; die Satzbindung
entspricht der in Nr. 16, f erwähnten stilistischen Neigung von y. —
6a ist wieder übervoll, denn man kann doch bei der sonst so glatten
Technik des Dichters nicht etwa lesen W9$ibbart1 ^p-beß^jüdaQ) \
«•<?' fj5 -btfr jöst f | 'ösP, icqhsiböpim , kl-rixqmtim. Der Ausweg, eines
der beiden letzten Verba zu streichen und das verbleibende in tcqhsidopl
(Joßa^m bez. kl-rixämtl ('opäym aufzulösen, ist nicht gangbar, denn
y wendet 'g/>- c. suff. ganz stilgerecht nur in vulgo 'prosaischen Texten',
richtiger gesagt in unstrophischen Gedichten an (n, 9a. ioa. ua. 13°.
13, 9C: das 'ößam in V. 3b unseres Capitels zählt nicht mit, denn es
steht in einer Glosse, s. zur Stelle; im übrigen vgl. Nowäck 380). Ent-
behrlich sind aber sonst nur etwa die beiden 'gp-beß (vgl. einfaches
jdhüda 9, 13», 'efrcjim 13"): daher habe ich diese gestrichen. — Über
den eingeschwärzten V. 7 s. Nr. 11, a; er ist auch stilistisch ganz
schlecht. — 9 f. sind in Unordnung, nach Sinn wie Metrum, icasäbü :
wqhsiböfim am Schluß von 9 und Anfang von 10 sind klare Dubletten
und stören, nebeneinander gedacht, das Schema 7:3. Offenbar ist
wahstböjnm nur aus 6a heruntergekommene Variante. Nimmt man dann
wssäbtt zum Anfang von 10 herüber, so kommt auch die Langzeile 9*
metrisch in Ordnung. Dann bleibt aber bei der gewöhnlichen Deutung
(s. z. B. Wellhausen 192) noch der stilistische Anstoß, daß zweimal
hintereinander ziemlich tautologisch von einer Ausfahrt aus Aegypten
die Rede ist, in iob und nb (denn daß an der letzteren Stelle vom
ägyptischen Meer die Rede war, scheint mir mit Wellhausen unzweifel-
haft, selbst wenn in sara nicht direct misräim stecken sollte). Diese
Wiederholung scheint mir nur erträglich, wenn das erste Mal von dem
Auszug unter Mose die Rede war, der als Parallele angezogen werden
sollte. Demgemäß ist aber -:i_-r in "^"CT zu ändern, und auch
wdxijju als echtes Perfectum zu fassen, und für u-d' gzrar em M Well-
hausens ica\zrem aufzunehmen. Der Sinn ist dann: r(8) ... und sie
werden so zahlreich werden wie sie einst waren. (9) [Schon einmal]
ließ ich sie unter den Völkern, und in der Entfernung haben sie meiner
gedacht und [in dieser Gesinnung] ihre Kinder großgezogen, und sind
heimgekehrt aus dem Lande Aegypten. (10) So will ich sie [denn
auch diesmal] ans Assur sammeln' usw. — nb. ivdliobim M gibt an-
erkanntermaßen keinen Sinn, ist aber eher in icdjdbdm zu ändern, als
mit Wellhausen in wahoMs, denn letztere Lesart bringt einen unmoti-
vierten Personenwechsel in die Rede Jahwes und zieht noch zwei
weitere Änderungen nach sich (wahortd und jasir für icdliüräd und
jasur). — Über 12 s. Nr. 11, a.
31. Über die Trennung von Y und YI s. oben Nr. 1 1, b
und c. Weiteres s. Nr. i6; bc. 21, a. 25, b.
90 Eduard Sieverb:
In VI ist ii, 3a in der zweiten Hälfte zu kurz, und die Besserung
problematisch. Die Richtung, in der sie zu suchen ist, hat Nowack 400
durch den Hinweis auf die Parallele Jer. 25, 34 ff. gezeigt. Von dieser
Stelle kommt namentlich V. 36 qöl sa'qdß haro'im, \ irgjihlcjß ,qddirt
liqsson, || kl-soded jiilurr 'gß-mar'ißdm in Betracht. Aus diesem Vers
scheint 11,3 direct ausgezogen zu sein. Ich entnehme ihm deshalb
nicht nur mit Nowack das schließende mqr'ißdin , sondern lasse vor
diesem Worte von cn"i*iN auch noch 'add§r§p bestehen, das an die
iiiUUrf liqsson von Jer. 25, 36 (und auch noch 25, 34. 35) anknüpft (das
mag auch die ungewöhnliche Bedeutung des Wortes erklären). Bei
Annahme eines ursprünglichen DTWia r.llN erklärt sich die Lücke
durch Abirren des Auges von dem einen Dn auf das nächste. Durch
die Schließung der Lücke gewinnen wir außerdem die gute Parallele
'qddjirgp 3" : gd'on 3b.
32. Das Allgemeine über ArII und VIII s. oben Nr. 12.
14. 1 7, a. 2i} d. 25, b. Der Text von VII ist ziemlich stark
verderbt.
1 1 , 5R habe ich das überlieferte 'as§r qonen jqhnpin zu 'qse'r
jqhragün qonen umgestellt, um die unnatürliche Uberdehnung in 'asgr
zu vermeiden. Dann schließt auch jqhrd^ün besser an das vorhergehende
'§ß-son hahregä an. -- 5C habe ich w9ro*em belassen, weil das Masculin-
suffix allerdings mit Makti zur Not auf die Käufer und Verkäufer
bezogen werden kann. Natürlicher erscheint aber auch mir waroren,
das ich sicher (vgl. die zweifelnde Bemerkung von Nowack 401) als
Singular fasse. Auch der Dichter weidet ja hernach die Schafe allein,
ebenso wie in VIII und XI nur von einem (Ober-) Hirten die Rede ist.
Die Vorstellung von einer Mehrzahl von Hirten scheint mir überhaupt
nur aus dem ganz unverständlichen und daher sicher verderbten V. 8a
(s. unten zur Stelle) abgeleitet zu sein. Ich ändere daher auch jqxmül
nicht in jqxmdlü, wie das gewöhnlich geschieht. — 7 ist ganz in Un-
ordnung. Äußeres Symptom dafür ist der Mangel metrischer Gliederung :
so wie die einzelnen Satzstücke aufeinander folgen , lassen sie sich in
kein Metrum, namentlich auch nicht in das laufende Schema 7 : 3 ein-
ordnen. Außerdem ist aber auch die Gedankenfolge gestört, denn es
gehört sich doch, daß der künftige Hirt sich erst sein Hirtengerät (den
Hirtenstab bez. die Hirtenstäbe ) beschafft, ehe er sein Hüteramt antritt.
Stellt man danach 7a jpa'gr'g — liqsson hinter 7be, so ist auch das
Metrum in Ordnung. Möglicherweise ist absichtlich umgestellt, um
die Wiederholung wa'er'^ 'eß-son hqhrega : wa'er^ 'eß-hqsson zu ver-
meiden. Aber diese Collision ist nicht zu hart, denn das erste Glied
ist erzählend, das zweite (aufnehmend) Vordersatz zum Folgenden: TJnd
wie ich so die Herde weidete, da' usw. — Es folgt der sinnlose Vers 8a.
Alttestamenteiche Miscellen 3. 91
Zur Beseitigung der durch diese Zeile hervorgerufenen Schwierigkeiten
nimmt man gewöhnlich Lücken u. ä. an. im Gegensatz dazu glaube
ich, daß der Vers einfach zu emendieren ist (in das metrische System
paßt der Dreiheber als solcher ohne weiteres). Wie das Folgende zeigt,
kann hier nicht von Hirten, sondern nur von Herden die Rede sein,
und zwar von Herden, die zugrunde gegangen sind, soll anders V. 9h
verständlich sein, das mit ir9hqnniclixedeß tikkaxeä offenbar das Verbum
von 8a (in M falsch wa'qchxifi) citierend aufnimmt. A_n den Herden
liegt auch die Schuld, nicht am Hirten, denn darum gerade sagt sich
der Hirt in 10 von der Herde los. Es ist also in 8a einfach zu schreiben
ivmichxäd Mösgp 'adarim. Dadurch rückt denn auch das Thema von
VII noch deutlicher von dem von VHI ab. In VII taugt weder der
ursprüngliche Hirte (s. zu 5C) noch die Herde etwas, und der Versuch,
die Herde durch einen neuen Hirten zu bessern, mißlingt: VHI hat es
dagegen mit dem ruchlosen Hirten allein zu tun. Dieser wird wohl
sachlich mit dem Hirten von 5° identisch sein, aber die Situation ist
von verschiedenen Gesichtspunkten aus angefaßt (vgl. Nr 27, b Schluß). —
Wenn die Deutung der Stelle von Rcbinkam (s. Makti 439) richtig ist,
so dürfte der alte Text absichtlich umcorrigiert sein, und zwar von dem
Standpunkte aus, der in VIII eingehalten wird. — 8b. Was in baxäla
steckt, weiß ich auch nicht zu enträtseln: jedenfalls entspricht aber
Nowacks Vermutung ga'ala trefflich dem zu erwartenden Sinn. —
9b. Über töchsten für töchälna M s. M. St. I, § 225; töchqlnä paßt hier
ebenso schlecht in den Vers wie timmqqnä y 14, 12" und tissagdlna x
14, 2C; in y 13, yc ist '"'J.'tt' noch direct überliefert. — rob. Vgl. unten
zu I4b Schluß. — 13* ist ziemlich hoffnungslos verderbt: was ich in
den Text gesetzt habe, will auch nicht mehr sein als ein Notbehelf.
Klar ist, daß hqslicheu 'gl-lia'ösär metrisch ausgeschlossen ist und daß
auch '§d§r hqiqär weder den Anfang des folgenden Kurzverses bilden
kann, noch den Schluß der Langzeile in ihrer überlieferten Gestalt,
die viel zu voll ist. Danach habe ich es für erlaubt gehalten zu ver-
muten, 'gl-ha'ösdr (bez. 'gl-hqjjöser M) möge eine aus 13° herauf-
gekommene Glosse sein, die ein durch sie erklärtes und metrisch
besser passendes Wort des alten Textes verdrängt hat: eine Ortsangabe,
die auch dem beß-jqhw^ von 13° gerecht wird, kann ja nicht gefehlt
haben. Weiter schien mir, daß das verdrängte Wort ein einfaches
(Uy gewesen sein könne: hqsUcheuwSUy, '{jdgr hqiqär ist metrisch un-
tadlig und gibt auch einen guten Sinn, wenn man an dem folgenden
jqqqrti von M nicht rüttelt (dafür jqqqrta Wellhavsen u. a.). Der Satz
enthält meines Erachtens eine Rückbeziehung auf V. n. Die Händler
haben dort wohl erkannt, daß Jahwe hinter dem Hirten steht, den er
eingesetzt hat, und doch verletzen sie ihn wieder ungescheut durch
die Geringschätzung, die sie seinem Hirten und dadurch ihm selbst
92 K du ard Sievers:
zuteil werden lassen. 141'. jisra^el ist gewiß falsch, aber ich wage
nicht, mit Wellhausen dafür jdrtisalem einzusetzen, weil ich nicht sehe,
wie das zum Inhalt des ganzen Stückes paßt. Man erwartet doch,
wieder von einer Auflösung des Bundes zwischen Jahwe und Juda zu
hören, also etwa ein (bent )> nben jdhüdä, bei dem das Suffix von bent
sich wie bei b.injti ioa (vgl. auch Jcarättö iob) der Sache nach auf
Jahwe bezieht. Neben einem (an sich doppeldeutigen) bloßen bent
wäre am Ende auch ha'qxwa zu ertragen, das neben einem ausge-
sprochenen ben-jqfnv^ doch wohl befremden müßte. Die Stelle mag
tendenziös umcorrigiert sein (V. io konnte eher bleiben, weil da von
kgl-haf qmmim die Rede ist. Oder ist auch das Correctur?).
VIII. 11, 15*. Über die Tilgung von 'öd s. Nr. 12, d. Das Wort
ließe sich nur halten, wenn man betonen wollte ioqjjöi/iq/r\jjqhw%J> eldi: '
'od usw. Die Drückung des Subjects jqhwg kann man sich zwar wohl
t 3a im Zusammenhang eines Contextes gefallen lassen, in dem das
Subjecfc schon einmal dagewesen ist (s. V. 4), aber nicht zu Eingang
eines selbständigen Stückes. — i6',d. Über hqnnä'qr und hqnnissdba
weiß ich nichts zu sagen, außer daß letzteres des Metrums halber vor
sich ein <^?ra)> erfordert. An jdchqlkel möchte ich doch nicht rütteln
(wie Nowack 405 das tut), wegen des Gegensatzes zu hqbri'a: für
hqnnissdba erwartet man nach beiden Indicien (jdchqlkel wie hqbri'ä)
und im Hinblick auf die vorausgehenden Participien zwar nicht Ewalds
rein adjectivisckes fdie mageren', wohl aber ein participiales rdie aus-
gehungerten'. -- i6d. Das unverständliche ufqrsehpi jsfareq wird durch
das Zeugnis des Metrums als Glosse erwiesen. — i7b. Über die Er-
gänzung von (^iwwarony und den unechten Schlußvers 17° s. oben
Nr. 14, b.
33. Über IX s. oben Nr. 13. 16, be. 19, a, über die Be-
deutung der Überschrift für die Gliederung der Sammlung
Nr. 19; über IXa Nr. 13,0. 20, e. 21, c. 26, a. 27, a, über
IXb Nr. 13, d. i6;bg. 19, b. 20, e. 21, c. 26, b.
a) 12, aa. Über die Correctur des Eingangs s. Nr. 13,'f. — 2h habe
ich nach Martis Emendation gegeben, ich bin aber nicht sicher, daß
damit, schon die definitive Heilung des verderbten Verses gefunden ist.
Speciell dürfte sdbib vielleicht aus 6b heraufgekommen sein, wo es
besser in den Sinn paßt (in 3b fehlt ja auch das Wort). Dann müßt»3
aber der Rest des Verses anders constituiert werden. — 4b. Die Un-
brauchbarkeit des überlieferten Textes von tcachöl an hat Marti 445
sehr richtig hervorgehoben. Es ist aber nicht das ganze Sätzchen als
Glosse zu streichen, sondern nur die beiden incriminierten Wörter süs
und ba'iwwarön müssen fallen: damit gewinnen wir auch einen guten
Contrast zwischen den beiden Hälften der Zeile. — 6b ist wieder stark
Alttest amentliche Miscellen 3. 93
interpoliert; 'ql-jamln trfql-samöl soll steigern, sagt aber weniger als
das folgende saTnb und ist damit allein wohl schon ausgeschlossen;
der Schluß aber ist aus 14, iob hergeholt. — n". Über [birüsalem] s.
Nr. 13, e.
b) IXa ist das böseste Stück der ganzen Sammlung, weil es in
der Überlieferung zerrissen und stückweise durcheinandergeworfen ist.
Ich habe darum im Texte die einzelnen Bibelverse zwar in der Ord-
nung gegeben, in die sie wie ich glaube zu bringen sind, aber nicht
versucht (abgesehen von der Streichung von btijjom hqhü 8b), sie auf
ein einheitliches Metrum zu reducieren. Wären die Verse mit Marti
als bloße Glosse zu betrachten (s. oben Nr. 13, c), so brauchte man an
der Unregelmäßigkeit der Form vielleicht keinen Anstoß zu nehmen.
Aber für eine Glosse sind mir namentlich 8ftb zu gut, und so wird man
die Formfrage doch noch aufrollen müssen. Dabei ergibt sich Fol-
gendes. Die erste Unregelmäßigkeit beginnt mit dem Kurzvers 8C
gegenüber den beiden Siebenern 8ah. Mit 8b könnte der Gedanke voll-
kommen gut abgeschlossen sein, und kamqVäch jqhw§ lifnem "bringt
statt der zu erwartenden Steigerung wieder (vgl. oben zu 6b) eine Min-
derung der Emphase mit dem Abstieg von 'elolnm auf den bloßen
mqVäch jqhwf. Die Zeile ist also dringend des Einschubs verdächtig:
sie sollte vielleicht den Vergleich utep dmviä kelohim abschwächen
(vgl. über seeundäre Einführung des mqVäch jqhw§ in der Genesis
M. St. II, 282 f. zu Gen. 16, 7"). — Den zweiten metrischen Anstoß
bietet V. 5, der so, wie er überliefert ist, nur als 7:3 gefaßt werden
kann, vorläufig aber zugleich der Erklärung spottet: er paßt eigentlich
weder vor noch nach 7 (daß 8a den Eingang bilden muß, hat schon
Marti betont). Stellt man 5 zwischen 8 und 7, so müßte man darin
wohl eine Beschwerde Judas über eine in dessen Augen ungerechte
Bevorzugung Jerusalems suchen; stellt man den Vers hinter 8, so er-
wartet man einen Jubelruf über das, was Jahwe an Juda getan hat.
Für beide Möglichkeiten stört mich, um von anderem abzusehen, das
balibbäni 5", denn weder die Beschwerde noch den Jubelruf wird man
sich als bloß heimlichen Gedankenproceß vorstellen mögen. Dazu
rechne man die Überlänge des Verses (Langvers -f Kurzvers statt ein-
fachen Siebeners), und man wird, denke ich, besonders bei der tenden-
ziösen Haltung der ganzen Stelle, die Annahme nicht zu kühn finden
können, daß auch dieser Vers durch Interpolationen erweitert sein
möge. Ich sehe die gemutmaßten Einsätze in 'qlfe jdhüda (das aus
dem im MT. folgenden Vers 6a geflossen sein kann) und entsprechend
in johbe Jerusalem, vermute also, daß es ursprünglich nur hieß:
wa'amdru bdlibbäm: y>,qmsa li bdjqlavf pbtVoft 'jßöhen!«
und übersetze: fso daß sie denken: Stark bin ich (oder sind wir, oder
was man sonst aus \imsa U machen will) durch Jahwe der Heerscharen,
94 Eduard Sievers:
unsern Gott'. Gegen die liierin liegende Überhebung richtet sich dann
V. 7, der mir übrigens wegen seines recht undeutlichen barlsonä auch
den Eindruck eines späteren Zusatzes macht. Schematisch ist
allerdings auch eine Aufteilung auf lauter Siebener ohne Streichung-
möglich :
8C TomqVäch jqhw§ lifnem, (s) icd' amdrü 'qlfe jdhüäa balibbdm:
(5) »'aws« Ji, josdbe jdrüsalem, bsjqhwf ssba'ÖJ) ,§löhem:
aber ich weiß, wie schon oben angegeben, diesen Worten keinen ver-
bindlichen Sinn abzuringen, und halte daher diesen Ausweg nicht für
angezeigt.
c) IXb. Hierzu ist nur zu bemerken, daß in 12, iob das Metrum
weder das ''elqi ^ejj M noch die Annahme einer Lücke gestattet, während
die namentlich durch Joh. 19, 37 gegebene Lesart vollkommen gut in
den Vers paßt.
34-. Über die Textconstitution von X im allgemeinen
s. oben Nr. 13, g. Vgl. ferner Nr. 16, be.
13, ib ist um drei Füße zu kurz, V. 2 bis zum ersten min-ha'ärgs
um drei Füße zu lang, außerdem kommt in dieser Zeile das 'm'v/m
jqhw§ sdbaop etwas unpassend nachgehinkt, da es sich, bei seiner
Mittelstellung innerhalb seiner Zeile, nur auf diese und nicht auch auf
das Vorhergehende zu beziehen scheint. Schieben .wir die Worte an
den Schluß von ib an, so ist alles in Ordnung. — 2d ist eine Crux.
Das zweimalige min-ha'dr§s am Schluß von 20 und 2d ist gewiß nicht
schön: aber bloßes 'q'dtr würde, soviel ich sehe, dem Sprachgebrauch
widersprechen , der den Zusatz einer Richtungsbestimmung fordert.
Muß aber das zweite min-lia'är^s bleiben, so ist der Vers übervoll,
auch wenn man im Eingang wdlö-jizzächdrii^Öä nur zwei hebig betont.
Der Fehler scheint mir in udgqm 'gß-hqribH'im zu liegen, denn dieses
durchbricht die Folge von 'gß-samop ha'sabbim und uw'gß-rux hqtpum'a
durch die Einfügung eines unpassenden Mittelstückes von persönlichem
Charakter. Streichen wü- die Worte, so bekommen wir den Sinn: rich
werde die Namen der Götzen und den Geist der Unreinheit aus dem
Lande ausrotten, (und die Folge wird sein, daß nun; die Leute selbst
sich gegen die Propheten (als die Vertreter jenes unreinen Geistes)
wenden, und die, welche früher als Propheten aufgetreten sind, ihr
Tun ängstlich zu verbergen trachten'. Das dürfte auch genügend ver-
standlich sein , obwohl unleugbar ein kleiner Sprung von 2d auf 3"
vorhanden ist. Ich nehme an, daß dieser Sprung eben durch -ivagqm
''ep-liqribVlm hat verdeckt werden sollen. Über die Streichungen
und die Ergänzung in 3 s. Nr. 13, g. Unentschieden wurde dort ge-
lassen, ob in 311 das überlieferte fod beizubehalten sei oder nicht. Im
Verse wäre es allenfalls unterzubringen bei Annahme der freilich recht
Alttestamentliche Miscellen 3. 95
harten Betonung ki -jinnabej'lsvöd: ich möchte aber doch glauben,
daß es erst gleichzeitig mit dem wagum '§ß-hcmffiim von 2d in den
Text eingesetzt ist. Nach 2d hätte Jahwe (nach dem interpolierten
Text) bajjöm liqhu bereits die vorhandenen Propheten ausgerottet: da
mußten es also neue Propheten sein, von denen V. 3 redet, und darum
wurde füit eingeschoben: fwenn aber wieder ein Prophet auftritt' usw.
— Sachlich wird übrigens durch die vorgeschlagenen Tilgungen nicht
allzuviel geändert: aber die Darstellung gewinnt ein viel discreteres
und würdigeres Colorit, und das hat, wie ich glaube, der interpolierende
Redactor in der üblichen Weise, durch die Einstellung gröberer Effecte
gestört, ohne der Sache zu nützen. — 4a. bdhinnaZd' o]jö ist, (abgesehen
von dem Formfehler) aus dem correspondierenden Schlüsse der vorher-
gehenden Zeile heruntergeholt. — 5b. '«s fotcd 'adama 'anoclü ist
Erläuterungsglosse zu dem von Wellhausen so glücklich hergestellten
kiJ'äamu qinjntii. — 6a. wa'amär \lau oder w»' ämtms 'elau ist im Zu-
sammenhang des sonst so flüssigen Rhythmus der Stelle (^und des
ganzen Stückes} zu hart: ich habe darum den Plural hergestellt, der
außerdem Sprecher und Gegenredner besser auseinanderhält. - Übri-
gens würde auch 6b durch Einsetzung von Mw für 'as^rw rhythmisch
nur gewinnen.
35. Über XI im allgemeinen s. oben Nr. 14. 1 7, a.
21, d. 25, b.
13, 7 ist in Unordnung, denn mit x§r§b als Versanfang läßt sich
der Text in keiner Weise nach dem von 'qJek§ oder mindestens von 8a
an herrschenden Schema 7 : 3 constituieren (auch wenn man nach
Nr. 14, b das fehlerhaft aus 11, iyc eingeschleppte 'üri streicht). Aller
dings bildet »jrgrg'B 'ql-roH | W9f ql- gebgr Ulmlßl!« \ na1 am jttJucf saba,Öß
an sich einen Tintadligen Siebener, aber dann versagt für die Fort-
setzung das Schema. Versetzt man aber die Worte nd'mn j. s. aus
dieser Zeile in die metrische Lücke hinter liqsson, so läuft wenigstens
von da an das Schema glatt durch. Diese Umstellung halte ich also
(wie bei 13, if.i für notwendig. Dann bleibt für den Eingang der
Vierer xgr§b 'ql-ro'i \ iva'ql-ggbgr 'qmjßi übrig, und der paßt wieder
nicht, weil er einen Fuß zu viel hat. Dem abzuhelfen gibt es zwei
Mittel. Man kann annehmen, der Vers sei unvollständig, beispiels-
weise also ansetzen:
xx_/xx^ xxj:xxz xxz (icdhetjeßiy xgr§b
rql-rofi uj'ql-ggbgr 'amljn.
Das klingt aber lahm, namentlich im Contrast zu dem emphatischen
(neuen) Einsatz 'qkk§ 'gp-haro't usw.; außerdem käme m'üm jqhw§
sdta'ofi an der Stelle, wohin wir es weisen müssen, abermals nach-
gehinkt (vgl. zu 13, i f.). Weiterhin ist g§bpr 'qmljn recht befremdlich,
96 Eduard Sievers:
mag man es deuten wie man will, denn einmal ist es der einzige
Beleg für g@b$r mit abhängigem Substantiv oder mit substantivischer
Apposition im ganzen AT., andrerseits steht 'anriß wohl 1 1 mal als
terminus technicus (notabene als Bezeichnung einer Person) im Leviticus,
sonst aber wieder nirgends als hier, und drittens sieht man nicht, was
der ganze Ausdruck neben ro'i eigentlich soll. Ist nun 'ürl aus 'iwwarun,
dem Schlußwort von u, 171', verderbt ("Nr. 14, b), dann aber zwischen
1 r, i7b und unseren Worten in 11, 17° noch ein unechter Zwischenvers
eingeschoben (Nr. 12, c), sind außerdem unsere Worte wieder mit ihrer
Fortsetzung nicht in Einklang zu bringen und in sich anstößig, so
wird man wohl berechtigt sein, zu der oben angedeuteten zweiten
Möglichkeit zu greifen und sie auch für das Machwerk eines Inter-
polators zu erklären. So begreift sich auch die Verstellung des na' Tim
jqhw£ Sdba'oß leichter. Diese schmeckt etwas nach Redactionsarbeit,
und so dürfen wir möglicherweise auch unser oc§r§b etc. auf das Conto
des Redactors setzen, der XI von VIII losgerissen und hierher gestellt
hat. — 7d. Das von Weulhausen verworfene hcisso'ärlm M geht auch
nicht in den Vers. — ga. Über den Mangel der Cäsur im Viererstifck
des Siebeners s. S. 66 Fußnote. — gd. Für die Tilgung des über-
schießenden Jahwe spricht auch die Parallele Hos. 2, 25, die sichtlich
das Vorbild für unsere Stelle gebildet hat (Marti 443).
36. Zu XII vgl. oben Nr. 15, a. 16, be. Eine einiger-
maßen befriedigende Emendation des stark verderbten Textes
ist nur bei Annabme dreizeiliger Strophen (wie bei I)
möglieb.
14, 1. 2. Der überlieferte Text ist ganz unbrauchbar (Marti 450!*.),
die Heilung aber ist meines Erachtens nicht mit Marti durch Aus-
schaltung des ganzen V. 2 zu suchen, sondern durch Umstellung und
entsprechende Einzelemendation. Zunächst muß das verfrühte icdxullüq
solaledi bzqirbech an die Stelle zurückversetzt werden, wohin es nach
der natürlichen Abfolge der Dinge gehört, d. h. hinter wmükaäwJhaHr ih
(vgl. Marti 451). — Sodann ist in 2a ic3,asäfti 'gp-kgl-hctggöjitn doppelt
anstößig: einmal, weil hier von Jahwe sonst in dritter Person geredet
wird, zweitens wegen des merkwürdigen Zwiespalts in dem Eingreifen
Jahwes, der erst die Völker gegen Jerusalem versammelt, dann aber
selbst wider sie kämpft. Den ersten Anstoß könnte man durch die
leichte Correctur von ufaxjftl in wa'asqf beseitigen, aber nicht den
zweiten. Es wird also die übliche Nifalconstruction (vgl IX 12, 3b
und ferner 1 Sam. 13, 5. 2 Sam. 23, 9. Micha 4, 11. 1 Chr. ir, 13) ein-
zusetzen sein. — In 2b ist ferner wie so oft das falsche '§1- in 'al- zu
corrigieren und das überschießende Iqmmilxama als verdeutlichende
Glosse (vgl. 2 Sam. 23, 9. 1 Chr. 11, 13) zu streichen; - - in ib endlich
Alttestamentliche Miscellen 3. 97
sind die nun nicht mehr passenden Suffixe der 2. Pers. Sing. Fem. zu
ändern: sie werden erst in den Text hineincorrigiert sein, nachdem
die Halbzeile an eine Stelle verschlagen war, wo die Suffixe der
3. Person allerdings nicht mehr verständlich waren. — 2C. Wegen
tissaplän für tissaiqlnä M s. Nr. 32 zu 11, 9b- — Der Überschuß
möjfyr ha' dm j lövjikkarej) min-ha'ir || (Vierer) verrät sich, abgesehen
von der Form, auch noch durch seine Geschmacklosigkeit als Inter-
polation; das lö^jikJcarep könnte durch XI 13, 8a eingegeben gewesen
sein. _ 4*. Von der Ortsbestimmung ist das schließende miqq§d§m als
unanstößig beizubehalten, da sonst der Vers um einen Fuß verkürzt
wird. — Ebenso ist in 4b auch gf gadöla mtföd gegen Marti im Vers
zu belassen, und mit Marti nur mizraxä wajammä zu tilgen, über deren
Herkunft unten zu 8b zu vergleichen ist. — 4C ist zu kurz, und Marti
hat bereits mit Recht die Ergänzung eines Verbums, als Parallele zu
wmäs, verlangt. Ob man an jüräd (= fwird talabwärts geworfen')
denken darf? Vgl. zu 5a. — 5a ist ganz corrupt, aber doch der Heilung
vielleicht näher zu bringen. Daß die Beziehung auf das Erdbeben zur
Zeit Uzzias herauszunehmen ist, steht fest; vom Übel ist aber auch
das dreimalige 0*103(1), das auch seinerseits wohl auf Interpolation
weist. Davon ausgehend löse ich aus dem Überlieferten zunächst
die Worte W9nast£m ge-haräi (?) | fca'sgr nasti&ri \\ Urne hizzijja | m$£ch
jjhüäa || heraus: fund dann werdet ihr nach dem Tal X fliehen, wie
ihr einst flöhet zur Zeit des Uzzia' (ich behalte also hier die Vocali-
sation nqst§m von M bei). Diese Worte bilden zusammengenommen
einen (freilich recht dürftigen) Doppelvierer, und waren einmal als
Glosse beigeschrieben , die dann zerstückelt in den Text geriet (einen
ähnlichen Fall s. in II 9, 16, oben S. 78 Anm. 7). Durch diese Glosse
sind vermutlich das Verbum von 4° und das Subject des verbleibenden
Dr.DDI (hier = wsnistäm mit LXX) verdrängt worden. In dem Rest
von 5a fasse ich ge-hanm als Fehler für h§haritn, und ;^N sx als 'gZ-
'es§l; ich übersetze also: cdenn er schlägt die Berge zur Seite, und so
verstopft sich . . . durch die Gewalt des Erdbebens' (causales mippdne).
Man kann sich die Sache graphisch etwa folgendermaßen vorstellen.
Die Glosse war zwischenzeilig eingefügt, das Schlußwort etwa in den
freien Raum der etwas kürzeren Zeile 4C:
rmrr] tw ftiaäa rxm rwisa "nn ^an iooi
^ba n-rr "■■a-2 onöa "ncto ■nh x*3 nrc:i
lrs-n ijbe nriO;i •ax bx c^nn swy "o
Bei dieser Anordnung würde sich die Verderbnis von h§hartm durch
das darüberstehende *~n X" leicht erklären, und auch der Ausfall des
Verbums 1*Y|i (wenn dieses eben richtig vermutet sein sollte) durch
das darauffolgende miST. Der verlorene Name hätte da gestanden,
Phil.-hist. Klasse 1905. 7
c^8 Eduard Sievers:
wo die zweite Portion der Glosse, nämlich kq?s$r nqstgm, eingeflickt
wurde, d. h. hinter dem fälschlich als mnaStyni aufgefaßten QnOSI
wmistatn des alten Textes (dies Mißverständnis könnte geradezu zur
Streichung des Namens geführt haben;. Was sich der Glossator unter
dem "nn irs gedacht hat, mag dahingestellt bleiben: bei dem c ver-
stopften X' aber kann es sich doch wohl nur um die Schlucht des
Eidrontales handeln, über deren einstige Stätte hinweg nun Jahwe
vom Ölberg nach Jerusalem hinüber zieht, oder vielmehr dorthin, wo
sein Erscheinen überhaupt zu erwarten ist, nach dem Zion. Auf den
letzteren scheint mir auch das unverständliche und schou von Marti
beanstandete -nbx von M zu weisen, das sich leicht in IM 5X bessern
und dann weiter durch (• "p^S) soweit ergänzen läßt, wie die bestehende
metrische Lücke es verlangt.
37. Über die Abtrennung von XIII s. oben Nr. 15, b.
Vgl. auch Nr. 16, e.
7. Wegen lau für läilä M s. M. St. I, § 191, 1. II, § 64, 2, b. —
Der Schluß der Zeile ist etwas hart. Lies etwa uVeß-'Qr^j jihj% 'ör? —
8b. Die Richtungsangaben 'el-hqjjam hqqqqdmöm und ' gl-hqjjam ha qxarön
passen nicht in den Vers. Sie sind erläuternde oder umschreibende
Glossen, welche die ursprünglichen Textworte vdzrdxä und jamma ver-
drängt haben: diese selbst sind dann ganz unpassend nach V. 4b
(in XII) hinaufgeschoben worden. — V. 9 — 11 sind arg entstellt. An die
Schilderung der Naturvorgänge in 8 muß sich die Schilderung weiterer
Vorgänge ähnlicher Art in 10 anschließen, ebenso gehört aber 9h, das
jetzt diesen Zusammenhang unterbricht, als Vorderglied zu 1 1 : mithin
ist umzustellen, und ga als Glosse zu entfernen. Die Lücke in ioa
fordert stilistisch die Ergänzung durch icdhaja bqjjöm hqliü, s. oben
Nr. 15, b. — Die Ausscheidung des topographischen Exeurses am
Schlüsse von iob ist selbstverständlich.
38. Über XIY und XIVa vgl. oben Nr. 15, Eingang
und c. 17, a; zu XIVa auch 20, e. 2i7c. 26, c.
XIV. 14, i2a. Wegen des Mangels der Cäsur im Viererstück vgl.
S. 66 Fußnote. — i2c. Über timmdqän für timmäqna M s. Nr. 32 zu
11, 9b. — 15. Die eingeschobene Detailliste in abweichendem Metrum
durchbricht den Zusammenhang von 12 und 16, und nicht gerade in
geschmackvoller Weise. Der Gedanke, auch das Vieh hier herbeizu-
ziehen, ist dem Dichter selbst gewiß nicht gekommen. — 16''. Die
Tilgung von sdda'oß läßt sich schematisch vermeiden, -wenn man
Idhistqxicöfi hmglgcli | jqhic§ sdba'oß spricht und betont; das verändert
aber die Tonlage der ersten Vershälfte stark, und widerspricht der
durch I7b festgelegten zweihebigen Betonung von hMstqxäivöß. —
Alttestamentliche Miscellen 3. 99
i7b. 'gl-jarüsalem geht nicht in den Vers und kann ebensogut fehlen
wie in i6bf. i8a. — Der Anhang an i8b ist ganz überflüssiger Weise
aus i6c und I9b repetiert.
XI Va. Daß 14, 13. 14 aus dem Zusammenhang von XIV auszu-
scheiden sind, hat Wellhacsen gezeigt. Für die Beurteilung des In-
haltes (vgl. Marti 453 f.) ist aber zu beachten, daß nach Ausweis des
Metrums blrusaUm i4b durch eine Lücke von icdgäm jdliüäa tillaxcm 14*
getrennt ist, daß man also nicht übersetzen darf cund auch Juda streitet
gegen Jerusalem'. Die Meinung ist vielmehr die, daß zunächst Jahwe
einen panischen Schrecken über die Feinde kommen läßt, so daß sie
in äußerste Verwirrung geraten und gegeneinander die Hand aufheben.
Dann greift auch Juda in den Kampf ein (wie hernach das blrüsalem
in den Gedanken einzufügen ist, bleibt unsicher), und erbeutet sieg-
reich die Habe der Feinde. Möglicherweise geht übrigens der ur-
sprüngliche Text des Fragments mit tülaxem 14" zu Ende, denn die
detaillierte Liste von i4cd macht einen wenig poetischen Eindruck,
und ihr Verfasser könnte etwa mit dem gleichgesinnten Verfertiger
von 14, 15 (s. oben unter XIV) identisch sein.
39. Wegen XV ist lediglich auf Nr. 15, d. 16, be zu
verweisen.
[Berichtigung. Im ersten Teil dieser Miscellen (s. diese Be-
richte 1904, 151fr.) lies: S. 163, Z. 9 meiern. — 167, 3 ihr; — Z. 15
Fragezeichen hinter 23". — 174, 3 der Gefahr. — 178, 10 v. u. naxas
und 'aqqllaßön. — 184, 16 v. u. psqadücha. — 185, 4 und 1 v. u. mefiem.]
Druckfertig erklärt 21. IV. 1905.] ^
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos —
Patristisch - Literarisches
zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus".
Von
Anton Naegele in Ehingen a. D.
Unter der verhältnismäßig geringen Zahl von klassischen
Zitaten und Anspielungen auf altgriechische Dichter und
Dichtungen in den umfangreichen Werken des Libaniosschülers
Johannes Chrysostomos1) darf wohl besonderes Interesse eine
homiletische Digression beanspruchen , die bisher unbeachtet,
durch neue Parallelen beleuchtet, einen mehrfach erwünschten
Beitrag zu den neuesten Untersuchungen über „Arbeit und
Rhythmus' bilden soll. Die Publikation dieses neuen Specimen
Chrysostomeum mag mit dem Dank ihres Verfassers auch
in ihrem Teil dokumentieren, welch vielseitige Anregung
und reiche Förderung selbst die biblischen und patristischen
Wissenschaften aus Karl Büchers Werk gewinnen können,
wie nach Ulrich von Wilamowitz-Möllendorffs schrift-
lichen und mündlichen Ausführungen das schönste an dem
schönen Buche sei, daß es wieder einmal die Einheit der
Wissenschaft deutlich mache, weil es in keine Einzel-
disziplin gehöre, jede fördere. 2) Hat doch kaum eine literarische
i) Daß diese Aufschlüsse über die klassische Literatur nicht nach
den Forschungsergebnissen der bisherigen Chrysostomosliteratur be-
messen werden dürfen, glaube ich schon in meinen allgemeinen Unter-
suchungen über des Antiocheners Verhältnis zum Hellenismus in der
Byzant. Zeitschrift XIII (1904) S. 73 — 103 zur Genüge erwiesen zu haben.
2) Vgl. u. a. die Besprechung von Wilamowitz in der Deutschen
Literaturzeitung 1900 Sp. 91 f.
102 Anton Naegeee:
Arbeit eines Fachgelehrten der letzten Zeit so allgemeine,
tiefgehende Teilnahme hervorgerufen wie diese grundlegenden
Untersuchungen des Leipziger Nationalökonomen, der die viel-
gesuchte Wurzel aller Poesie und Musik in der Arbeit ge-
funden und diese mit dem Aufgebot reichhaltigsten Materials
aus den entlegensten Forschungsgebieten dargestellt hat.
An die geheimnisvolle Quelle der Dichtkunst und Musik,
die eine vorzüglichste, nach Bücher einzige, nach Wilamowitz'
mit Recht wohl einschränkender Zustimmung nicht einzige,
weil nur bis an die Pforte führende Wurzel aller Poesie, führt
uns ein ganz merkwürdiger Exkurs des byzantinischen Kirchen-
lehrers über die neuestens sogenannten Arbeitslieder, d. h.
Gesänge, die Körperbewegung, Musik und Dichtung im engsten
Bunde zeigen, eben jene Trias, deren Einheit und wechsel-
seitige Beziehung Büchers verdienstvolle, auf Technik, Lite-
ratur und Kulturgeschichte ausgedehnte Forschungen erstmals
ins rechte Licht gestellt haben. Wenn Büchers Behauptung,
daß auch die alten Griechen neben ihren kunstmäßigen Liedern
derartige volkstümliche Gesänge kannten1), bereits durch klas-
sische Zeugnisse genügend gestützt erscheint, so dürfte doch
des späthellenischen Rhetorenschülers Kenntnis von einem fast
vollständigen System der Arbeitspoesie bei der spärlichen
Tradition und dem noch spärlicheren Besitz an Resten der
Arbeitspoesie aus Altertum und Mittelalter um so freudiger
begrüßt werden. Es ist eine der bei Chrysostomos so be-
liebten Digressionen zu Beginn der 387. in Antiochien ge-
haltenen Homilie zum Psalm XLI (Migne Patrol. Gr. LV
Opp. S. Chrysost. V (1858) p. 156). Schon das Proömium
ist bezeichnend und läßt die Zuhörer einen seltenen poetischen
Genuß ahnen zur Belohnung ihrer Ausdauer bei der letzten
langen und schwierigen Predigt: <PtQ£ ovv v[iiv a^oiß))i'
ciJtoda^Ltv melvov rov 71ÖVOV ovte yug h%ixüvhiv Ö£L ti]P
diKVOivav rav dxQoarüv (duxQQrjyvvTca yccp tk%sg)s), ovre
%aXäv asl xal ävievai' xccl yag svtev&bv ayQOTtQcc yt'yvsrai
1) Arbeit und Rhythmus 3. A. 1902 S. 49.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 103
TtdXiv. zieh noLXikXsLV %oi] xb xf\g didao'xaXtag sidog . . . coöueq
ovv xoxs iXsyov ort ot Tioi^ivEg tatv Xvxcov etiiovxcov xf, 7toi[i-
vfj xijv övoiyya dcpEvxEg xrjv OcpEvöovyjv ^EXaiEiQi^ovxai^ ovxa
vvv Öij nctQsX&ovöav xäv eoqxgjv xcov 'Iovdauov . . . xrjv
öcpsvöovriv itdXiv atpivxEg istl xr)v övQiyya £7tav(o3fiEv . . . xi)v
xiftdqav avxi]v xov Aavld fi£xa%EiQi£ön£voi (hom. in. ps. 41, 1
ibid. p. 155). Zur Begründung und Lobpreisung der Psalmodie
gellt der Redner auf die Bedeutung von Gesang und
Musik überhaupt über: üoXXovg xav av&ocbircov xaxidcov
6 @sbg Qccd~v[ioxeQovg bvzag . . . ^EXcodCav ccve'hi^e xfj 7too(pr]-
xeCcc (die Psalmen), Iva xc5 Qvd'fxa xov [lEXovg ipviaycoyov-
(ie'voi TtdvvEg [lexa. rtoXXijg xijg itoo&v{iLag xovg hoovg dva-
71e'htico<jlv ccvzGJ v^ivovg. Nachdem so der altchristliche Homilet
ebenso wie die alten Hellenen den Ursprung der Musik und
Poesie auf die Gottheit zurückgeführt hat, stimmt er begeistert
in den Hymnus auf die herrliche Gottesgabe ein: ovdev ydo,
ovÖev ovxcog dviöxipi ipv%i]V xal jixeqoi xal xrjg yfjg dnaX-
XdxEv xal t&v xov öcb^iaxog ditoXvEi detifiibv xal (piXoöoyEiv
TioLEl xal ndvxav xaxaysXav x&v ßuoxix&v, ag {tiXog öv^icpoj-
»viag xal qvQ-^co övyxsc^iEvov ^crov aöfia (ebd. p. 156). Zum
speziellen Beweis der heilsamen Macht des Liedes führt er
hierauf eine ganze Reihe von Arbeitsgesängen auf, wie sie
kaum vollständiger in einem antiken Zitat bis jetzt nach-
gewiesen sind.
Freilich sind die Bezeichnungen, deren sich der antio-
chenische Presbyter bei Anführung der einzelnen Gattungen
des Arbeitslieds bedient, nicht mehr jene spezifisch antiken
Termini, deren Deutung schon den Alexandrinern schwer ge-,
worden war, wie das merkwürdige Fragment des Tryphon
(Fr. 1 1 3) bei Athenaios(Deipnosoph.XIV,6 1 8d— 6 1 9 ed. Kaibellll.
p. 363 ss), die einzig ausführliche Angabe über altgriechische
Arbeitspoesie zeigt: l[iaiog, t'ovXog, alXivog (Bücher S. 49
ElXivog), vielmehr nennt er außer der einen Art, der aß^iaxa
■xaidcxd, Ammen- oder Wiegenlieder, je nur die betreffende
Arbeit, zu der jene cpdaC oder pEXadi'a bald im Einzelgesang,
xa&' iavxöv, bald chorweise, ovprpävag gesungen werden. Ohne
104 Anton Naegele:
jede Einschränkung auf bestimmte Volkskreise oder Nationen
bezeugt Chrysostoinos die Allgemeinheit der menschlichen
Sitte, durch Gesang oder Musik (qx^uco rot) {ic'Xovg i'v%ayco-
yovyutvoi itdvteg) sich die Arbeit zu erleichtern, nach Büchers
technischem Ausdruck, die Emporhebung des bloßen Mecha-
nismus der automatischen Bewegung durch das poetisch-musi-
kalische Begleitelement, und er erweist sich so auch auf
diesem kulturhistorisch interessanten Gebiet wie auf seinen
Reisen und in seinen Briefen als scharfsinnigen Beobachter.
Der moderne Forscher, gestützt auf eine Masse ethnogra-
phischer Berichte und Beobachtungen, die uns Gesaug und
Arbeit in engster Beziehung zeigen, bestätigt nicht ohne Ab-
Aveisung einiger Opposition jene Universalität des Arbeits-
gesangs, den jede Arbeit, jedes Spiel, jeder Tanz besonders
für sich hat, der bei keiner anderen Gelegenheit gesungen
wird, der ohne die Arbeit bezw. Körperbewegung gar nicht
vorkommt; „diese Beobachtungen erstrecken sich über eine
so große Zahl von Völkern und Kulturstufen, daß man schlecht-
hin sagen kann, sie gelten für die ganze Menschheit, wenn
sie auch je nach der Charakteranlage bei dem einen Volke
sich häufiger machen lassen als bei den andern. Von manchen
Völkern kann man geradezu sagen, daß bei ihnen jede körper-
liche Tätigkeit mit Gesang begleitet wird, und auch bei den
heutigen Kulturnationen finden wir noch zahlreiche Reste
dieser Gewohnheit,"1)
Die Ammen-, Kinder- und Wiegenlieder stellt Chry-
sostomos voran als augenfälligste Demonstration seiner These:
Ovt(ü yovv i](.i(bv tj (pvöig Ttgbg tcc aö^iara xal tä [isfo] 7)Secog
£%£i xal oixdiog, ag xal rä v7io{idZ,ia naiÖia xXav&nvoi^o-
(isvcc xcd dvöxsQai'vovTCi outco xataxoiaCt,£6&ai. AI yovv
tit&ca iv talg dyxdlaig avrä ßa6rd£,ov6ai, ■nolldxig dniovQai
i) a. a. 0. S. 40 f. Die Allgemeinheit deB Gebrauchs der Arbeits-
poesie behauptet und erweist auch für das höchste Altertum des Orients,
besonders Ägyptens, der Franzose E. Vigouroux, der in seinem groß
angelegten Werk Dictionnaire de la Bible II. 1899 Paris p. 551 einige
von Bücher nicht verwertete Berichte samt Abbildungen enthält.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 105
T£ xat enctviovöca xcd xiva ccvrolg xccT£7tddov6cu u6 {tatet
ncadixc:, ovtoog avxcov rä ßte'cpccQcc xutaxoi^ovöL (hom. in
ps. 41, 1 opp. Chrys. MigneV, 156). In die Kinderstufe
der kulturarmen Menschenrassen wie in das Kindesalter des
Kulturmenschen geht auch der neuere Erforscher der Arbeits-
gesänge zurück, um den fast überall untrennbaren Zusammen-
hang von Gesang und rhythmischer Bewegung, Arbeit im
weiteren Sinn, herauszustellen am Kinderlied, „wo das Kind
passiv im Rhythmus des Gesangs mitwirkt, indem sich die
von den Armen der Mutter ausgehende schaukelnde Bewegung
seinem Körper mitteilt" (Bücher, Arbeit und Rhythmus
S. 325). Als Illustration hierfür bot uns Bücher aus dem
sonst so reich durch alle Natur- oder Kulturvölker fließenden
Strom solcher Volkspoesie leider nur jenes deutsche Schaukel-
lied, das zu hören kein weiter Weg vonnöten ist (a. a. S. 325)-1)
Der Spuren, die der gelehrte Nationalökonom für Erforschung
des Arbeitsgesanges im Altertum und Mittelalter bei den
Philologen gesucht, sind es wenige und einige der wenigen
mögen ihm auch entgangen sein. Eine antike Parallele zu
der patristischen Angabe, wohl nicht die einzige erhaltene, ist
uns in Theokrits Idyllen als Nachbildung eines griechischen
ßavxdlr^a, auch xataßavxdlrfiig genannt, überliefert (Idyll. 1 9,
al. 24, 7 ff), wie es der Sohn eines in der Götterreligion des
Hellenismus geborenen Patriziers von Antioehien wohl noch
gehört haben mag; nicht umsonst eifert er öfters gegen die
Ammenmärchen2), die den Kindern erzählt, vielleicht auch
vorgesungen wurden:
1) Als Fundgrube für ähnliche Lieder ist S. 127 A. 1 angegeben
Eek-Böhme, Dtsch. Liederhort EI S. 579 ff., vgl. auch die reiche, eben
vor Bücheks 3. Auflage erschienene Sammlung G. Dalmans, Palästinen-
sischer Diwan Leipzig 1901 S. 165 — 173. Ich verweise besonders noch
auf F. K. von Erlach, die Volkslieder der Deutschen v. 15 — 19. Jahr-
hundert IV. 1835. S. 400 ff.
2) Homil. IL Thess. 1,1 und 2,4 (Migne Opp. Chrys. 11, 47° nn(i
478); vgl. dazu meine Abhandlung (Byz. Zeitschr. XIII (1904) S. 107);
meine Vermutung bekräftigt die weitere Stelle aus Origenes c. Cels. VI 34:
106 Anton Naegele:
,.Evö&r i[i(( ßQt'yea yXvxsQov xai iytQ6i^iov vtcvov,
e.v^Bx, eucc il>v%ä) du' adsXcped), svöocc xtxva'
olßioi (vvK&ö&e xccl bXßiOL ct& idoixt".
Glücklicherweise sehen wir dieses wenig Natur und Leben
abgelauschte Schlummerlied, das nach dem alexandrinischen
Idyll Alkmene ihren auf Amphitruos Schild gebetteten
Zwillingen Herakles und Iphikles singt, weit übertroffen durch
frühere Proben althellenischer Lyrik. Die höchste dichterische
Weihe, deren Nichtbeachtung trotz des neuerwachten Interesses
für solche Poesie auffallen muß, scheint das Wiegenlied
sicherlich in den Tragödien der beiden größten Dramatiker
des Altertums gefunden zu haben. Im Philoktet des
Sophokles (v. 827 ff.) stimmt der Chor ein wundervolles
Schlummerlied an mit der Bitte an Hypnos, den Dulder-
helden in festen Schlaf zu wiegen:
r'T%v öövvag adarjg^ "Ttivs Ö' uXytcov
svaeg ij^ilv ek&oig,
svaCcov svaicov ava£.
ofifiaöi d' avxCöyoig^
xävft al'yXav, cl xixaxui xä vvv.
t&i, t&i uoi Tiaubv.
Sanften, seligen Schlummer, dessen Segnungen Orestes nach
seinem Erwachen preist (v. 211 ff): co (pü.ov vxvov x^EXyrj-
xy'lQiov. ijiixovQOV vöäov, — Slg ijdv [toi TtQoGiß&eg ev de'ovxi
TB' — 03 norvia fofört xav VMxav, cog ei 6ocprj, — xal xotöi
dv6xv%ovöiv Bvxxcäa dsog^ begleitet Euripides in seinem
sonst wenig gerühmten Drama Orestes mit einem Wiegen-
-/Qavg B7ti rä> ßctvKcclfjcai naiöiov (lv&ov &räy[d]ouffa. Seltsam, miß-
verständlieh oder wenigstens mehrdeutig scheint nur die chrysosto-
meische Bezeichnung naidixu <xo[i<xt<x, cfr. Theocrit Jd. 24 (Liebes-
lied). Ein anderes von Bergk Griecb. Lit. , S. 352 A. 121 angeführtes
Wiegenlied, auf einer etruskischen Vase in Caere gefunden, wird mit
Recht wegen seiner Silbenhaftigkeit zu den ,, Liedern ohne Worte"
gerechnet.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 107
gesang, der mit dem sophokleischen um die Palme ringt,
(v. 174 ff ed. Fix Paris. 1843I 34):
Ilötvia, Ttötvia vv%,
virodoreiQa xav nolvnovcov ßgoxwv,
SQtßoüsv i-0-t, pUf, [i6Xe xat&nxzQog
ror 'Ayafisfi-vöviov eiri döyiov
VTib yaQ cckyscov vtto xb öv^rpo^Rg
dioi%6[i£Q,\ oi%6[ied-a.
Und der vielgewandte Meister der Chorlyrik, Simonides,
„der sich am besten verstand auf malerische Wirkung durch
das Ineinandergreifen von Wort, Melodie und Bewegung"
(Christ, Griech. Litt. 1898 S. 163) läßt in einem rührenden
Fragment eines Threnos (fr. 37 Bergk, 22 Hiller-Crusiüs)
Danae ihrem mit der Mutter in einer Kiste ins Meer ge-
worfenen Kinde Perseus ein klagerfülltes Schlummerlied —
das wenigstens nach der Auffassung von Crusius, J. v. Müller
u. a. — mitten auf wogender See singen.
Den Gedanken unseres Kirchenlehrers drücken ähnliche
literarische Notizen über die Wiegenlieder bei den Alten aus,
so bei Athenaios (XIV, 6i8f), der als Bezeichnung für die
aöcd x(hv xixd-Eovöäv xaxaßavxaXiqöEtg angibt, bei Philodem
in den Herkulanischen Rollen (IV, 113 ed. Sudhaus 4,497),
der von den xaxaxoi^iö^ol x(bv ßQsyav xyjg codfjg xrjg ayQccfi-
[idtov weiß, sowie bei Sextus Empiricus ngog [iov6ixovg 7, -32
(ed. Bekker p. 754, 31): bixcc xav xibv ävuyxaCav v%ciQ%co6i,
dvvu{i£&a %coQtg [lovöixfjg BUTiELQiug avxäv äitoXavELV vr]7ti,cc
yovv ennskovg [iivvQCo^caog xccxaxovovra xoi(.u£,£xca, wozu er
als Analogon beifügt xal xä äXoya x&v £c6rai> vith avkov xal
övQiyyog xrjkelxai^ ot xs delcpiveg tog Xoyog, avXebv ^rjlcodlaig
x£Q7t6u£voi 7tQO<5v)]%ovxcu. Besonders aber möchte ich auf
den von den Byzantinern als %-Etoxaxog iaxgög stets hoch
gehaltenen großen Vermittler althellenischer Wissenschaft an
den Orient wie Occident der christlichen Ära hinweisen. In
seiner schon im Altertum populär gewordenen Gesundheits-
lehre entwickelt Galen unter den verschiedenen nach den
10H Anton Naegele:
Lebensaltern mitgeteilten hygieinischen Anweisungen eine nach
Ilbergs1) sachkundigem Urteil besonders lesenswerte Wiegen-
püdagogik unter bemerkenswerten Seitenhieben auf die bar-
barisch harte und abhärtende Kindererziehung unserer ger-
manischen Vorfahren und spricht dort im ersten seiner vyv-
etvdv löyoi (ed. Kühn VI p. 36 c. 7 — 8) in einer für unsere
Beobachtungen wohl nicht unbedeutsamen Weise vom Ein-
singen und Einwiegen der Säulinge: tqicc yäo ovv iförj xavxa
xalg XQOtpolg e^evQYjXai xobv TCaidCav xfjg XvTtrjg idfiaxa xfj
71£lqcc dida^eiöatg, ev \iev xb vvv Öi} Xeyouevov, stega de
dvo, xivY\6lg rs pexota xal cpavrig e[i(ieXeid xtg, olg
XQcoiisvac did Ttavxbg ov xaxaitQavvovöt \iovov, dlla xal elg
vTtvov ccvxä ccTtdyovöi dylovtirjg av xdv xoiÖe xf\g yvöeag, ort
7tobg ^lovötxijv xal yv\x,va6xixx\v olxetcog didxeivxai.
Kai böxtg ovv Ixavog e6xi xalCog %QY\6%ai xcdg xeyya.ig xav-
xaig, ovxog xal öä^ia xal ipv^riv naidevöst xdXkvöxa. Tatg
yovv XQoepotg ai xCov jcaidkov xivrfieig ev xe lixvoig xal <5xi\i-
%o6i xal xalg öcpCov avtav dyxdlaig e^evoijvxai. Kai xiog
xov #•' exeoov r][üv öxsufia Koog vyieiag xtforjöiv dvayxaiö-
raro?', 'Aöxlrfiididov [ikv avxixovg xdx xov (paveooxdxov xax-
eyvcoxoxog yvfivaGiov, 'EQaötöxodxov de dxoX^ioxeQov drco(pt]6a-
j*cVov, xr\v avxx\v , A<5xh]uiddr[ yvcb(irjv ivdeixvvfisvov, x&>v
dXXcov 6%e6bv andvxav i'axoüv eitaivovvxcov ov xobg evefyav
{lövov dXXd xal xobg vyietav avxd.2)
Von unserer der chrysostomischen {laxooXoyCa bei der
Fülle des neuen reizvollen Stoffes fast nahe kommenden Di-
gression zurückkehrend finden wir an zweiter Stelle in dem
Arbeitsliedexkurs des Chrysostomos angeführt den Gesang
der bdomÖQOi: diä xovxo xal bdoixoQOL TtoXXdxtg xaxä (leörj^.-
ßoi'av eXavvovxeg imo'Qvyia 'ddovxeg xovxo rtoiovöi, xr\v ex
xrjg bdoiTioQtag xaXaiTiaolav xalg adaig exeivaig %aqa\iv%ov-
pevoi. Die Mühsal des Weges für Mensch und Tier durch
1) Aus der antiken Medizin, Neue Jahrbücher für das klassische
Altertum XIII (1904) S. 4201"., vgl. auch Troels-Lund, Gesundheit und
Krankheit in der Anschauung alter Zeiten S. 156.
2 Weiteres über Wiegenlieder im Anhang s. u. S. 131 ff.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 109
Gesang zu erleichtern oder die Gangart zu regulieren, ist
eine allgemein beobachtete Sitte, mag auch die Auffassung
der odoLJiÖQot des Homileten als gegen Mittag ziehende
Karawanen1) oder um Mittagszeit aufs Feld fahrende Land-
leute, Feldarbeiter oder Viehtreiber doch wohl eher für
letztere Gattung entschieden werden. In diesem Falle als
Treib(er)gesang gedeutet, bieten Occident wie Orient eine
Fülle der psychophysische Phänomene und Probleme mancher-
lei Art enthaltenden Texte und Melodien, in denen gerade
die hier erwähnte Tcdcujrwpm 2) eine Rolle spielt, je nach
der Gattung der v7iot,vyia, Kamel, Ochs oder Pferd oder
deren Verwendung. Als klassischen Beleg für solche Treiber -
lieder, Fahr- oder Reitgesänge, speziell für die Auffassung
der bdoutÖQOi rä v7io£vyia ekavvovxeg verweise ich auf die
schon oben zitierte Athenaiosstelle, wo es (XIV, 6 1 8d ) gegen
Ende heißt: ~Hv de aal xolg i)yov[ievoig täv ßo6xi]^arG)v 6
ßovxoXia6^bg xalov^evog. z/tofiog d' ijv ßovxökog Uixeliarrjg
6 TiQojtog evQeiv tö eldog' ^vrj^ovevei d' ccvrov 'EniiaQ^iog
ev 'AXxv6vi (p. 220 L.) xal iv 'Odvößet Nccvaya (p. 248 L.),
und ähnlich wieder 6 1 gf: Kai %(bv {iiö&coz&v de xig i]v codi)
tüv elg rot>g ScyQOvg cpoiTavrav ag TrjXexleiÖrjg ynfölv ev
'ApcpixTvoöLV (I, 2 1 2; K). Eine überraschende christliche Pa-
rallele nennt uns Philostorgios' Kirchengeschichte h. e. 2, 2
(MlGNE P. G. 65, 466), die von Arius zur Verbreitung seiner
Häresie gedichteten böotnoQixd. Dabei können wir das in
der Ilias 18,525 m geschilderte Austreiben der Hirten zum
Vergleich heranziehen, wozu nach Bergk Parallelen bei
Apollonios Rhodios 1, 576 und Euripides Phaet. 775, 25 sich
finden8), sowie die von Maspero gefundene ägyptische chanson
des äniers4) und endlich das von Diogenian (5, 31) uns
1) Karawanenlieder führt Bücher S. 236, Fuhrmannslieder S. 145 f. an.
2) Beispiele u. Ausführungen über die Treiblieder bei Bücher S. i 34 f.
3) Vgl. Bergk, Griech. Literaturgeschichte S. 352.
4) G. IVTaspero, Etudes Egyptiennes t. II. f. 1 (1888) p. 89; Histoire
ancienne de l'Orient 1895 1. 1 p. 3403s; vgl. E. Vigouroux, Dictionnaire
de la Bible IL 1899 p. 551.
HO Anton Naegele:
überlieferte und von Horaz (Ep. 1,17,20) wiedergegebene
Reiterlied im Sprichwort: Titnog [i£ (psQ£i, ßu6ik£vg \L£ roecpei
verweisen.
Unter den nun folgenden Arbeitsgesängen im eigent-
lichsten Sinn des Wortes nehmen in der Aufzählung des
antiochenischen Homileten die erste Stelle die zum Weinbau
in Beziehung stehenden Lieder ein: Ov% bdoLTtoQoi dl [tovov
allä xccl y>j7t6voi fajvoßccrovvres xccl Tgvyüvrsg xal u{ut£lovq
&£Q«7t£vovr£g xal allo otlovv iQya£6[i£voi nolläxig adovöi.
So bestätigt schon ein Zeuge aus altchristlicher Zeit des
modernen Forschers nach massenhafter Materialbeischaffung
aufgestellte These: „Fast alle Arbeiten, welche mit dem Wein-
bau in Beziehung stehen, haben ihre besonderen Lieder bei
den Alten und viele gewiß auch ihren eigenen Rhythmus,
sodaß Tibull in doppeltem Sinne Recht haben dürfte, wenn
er vom Weine sagt (El. 1, 7, 37 f.): llle liquor docuit voces
flectere cantu, | Movit et ad certos nescia membra modos."1)
Als älteste aus der Israeliten2) wie der Griechen Bibel ihm
bekannte Weinbergsarbeit und Weinbergspoesie nennt Chry-
sostomos vor allem das aö^icc ttbv Irivoßaxovvrcav, das
altgriechische £itiU\viov (lelog, das Athenaios Vp. 199*
bei der Schilderung eines von Ptolemaios Philadelphos in
Alexandrien veranstalteten Festzugs zu Ehren des Dionysos
erwähnt und die Anakreonteen uns iu einer spät geprägten
Form überliefern.3) Mag dieses Kelterlied schon damals
unter Anakreons Namen in aller Munde gewesen sein oder
nicht, der antiochenische Prediger, der seine Zuhörer oft
1) Bücher a. a. 0. S. 380, verweist auf die Stellensaninilung bei
Magerstedt, Der Weinbau der Römer (Bilder aus der röm. Landwirt-
schaft) S. 183 ff.
2) Isai. 16, 10, Jerem. 25.30; 48,33 und andere, von Bücher nicht
angeführte Stellen wie lud. 9, 27 (21,21) und die Pss. 8. 8r. 84, worüber
unten S. 120 ff. Parallelen aus dem heutigen Palästina bei Dalmän a. a. 0.
S. 25 ff. und Schneller, Kennst du das Land? 10. A. S. 124, bei den
Ägyptern s. Erman, Ägypten u. ägypt. Leben S. 278; Bücher 120 ff.
3) Anacreont. 52 Bergk p. 833: Tor \1tlav6xQcoxa ßotQvv . . . Od. 57
der Anthol. lyr. ed. Hiller-Crusius 1897 P- 363.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 111
genug vor der gefährlichen Gabe des Dionysos warnen mußte,
wie auch vor den ebenso oft gerügten ausgelassenen Tänzen,
Gesängen und Schniausereien, brauchte jedenfalls seinen in
Denk- und Lebensweise vielfach noch im Heidentum steckenden
Landsleuten den Namen des weinfrohen Dichters nicht erst
zu nennen: noch lange werden auch in der byzantinischen
Ära beim Stampfen der Kelter und dem die Arbeit der
Keltertreter symbolisierenden Tanz der alten Dionysosfeier,
der von Longos (Past. 2, 36) noch genannten eTtilijviog oQXTjöig,
jene mutwilligen Lieder und Anrufungen des Weingottes
geklungen haben, als Reste des Hellenismus, gegen dessen
unvertilgbare Überbleibsel wir den Christ gewordenen Rhetoren-
schüler so häufig und heftig Krieg führen sehen.1)
Dem Kelterlied läßt unser Autor das Weinleselied
folgen, dessen ältestes Vorbild das nach der Darstellung des
Achilleusschildes von dem phorminxspielenden Knaben ge-
sungene Linoslied ist (Jl. 18, 569m2)), nach Pollux das Lied
der örccxaveig , worunter nach Bergk vorzugsweise Winzer
gemeint sein dürften. 3) Ob wir nicht mit den von Chrysostomos
genannten singenden tQvyüvrsg die viel gedeuteten tQvyaöoC
des Aristophanes (Wespen 650. 1534) identifizieren und so
eine neue Belegstelle für den Weinlesegesang statuieren dürfen?4)
1) Vgl. z B. hörn, de Laz. 6, 7 (Opp. Chrys. Mighe i, 1038);
h. in Matth. 57, 4 f. (7. 563 sq.); b. in Rom 24, 3 (9, 625 sq.); h. in
Matth. 48, 5 (7, 493 sq.) u. a.
2) Vgl. hierzu die Abhandlung von C. Hentze, Die Arbeitsgesänge
in den homerischen Gedichten. Philologus 60 (1901) N. F. 14. S. 374IF.
Diesen homerischen Arbeitsgesang führt auch W. v. Christ, Griech.
Litteraturgeschichte 3. A. 1898 S. 113 an; vgl. auch über ländliches
Leben bei Homer, Rhein. Mus. 57 (1902) S. 303 fr.
3) Griech. Literaturgesch. S. 352, A. 119. Ist nicht vielleicht zu
Chrysostomos1 &SQansvovT8s aimiXovg sc. 6Y.anu.vri zu ergänzen, wodurch
eine Verdeutlichung jenes ökonomischen Ausdruckes erreicht würde?
4) Andere fassen es als Mostsänger, die sich mit Hefe das Gesicht
bestrichen , nach der irrtümlichen Herleitung des synonymen Kooiiadög
Horaz Ars poet. 275, oder als Soldsänger nach Schob z. Aristophanes
Ach. 473. — Sittls Griech. Literaturgeschichte I S. 13 bringt als Beleg
112 Anton Naegele:
Als weitere Art der Weinberglieder, die sonst nirgends
genannt zu sein scheint, zählt der Redner die Gesänge der
&£QC(7i£vovT£g rag aansXovg auf; diese sind kaum identisch
mit den Kelter- und Leseliedern; der Wortlaut wie die
Annahme eines der verschiedenen Arbeit entsprechenden
verschiedenen Rhythmus schließt solche Vermutung aus.
Analogien zu solchen Rebhauliedern bilden die ander-
weitig bekannten Gesänge beim Hacken des Feldes, beim
Mais- und Kohlbau und anderen Feldbestellungsarbeiten1),
die wohl mit dem letzten Glied der chrysostomeischen Wein-
bergsliederreihe gemeint sind, den Gesängen der yrpövoi
allo briovv &Qya£6(i£voi, vor allem wohl Ackerbauer- und
Schnitterlieder, von welch letzterer Gattung uns auf einer
attischen Vase ein antikes (idXos erhalten ist: ~ß Zev tiutsq
tcifrs ttlovöiog ysvoL{ir}v. "Hd)] fidv, ijör] yiXdöv vittQßsßaxsv
und ein anderes von Athenaios 14, 6i8d genanntes mit dem
Refrain: %Ul6xov ovlov ni ovlov hi.") Nicht unwillkommen
dürfte der Hinweis auf das Bücher entgangene merkwürdige
Schnitterlied sein, das Champollion 1828 auf einem Grab
in Eilethya, heute El-Kab, gefunden: „la chauson des boeufs
qu'on chantait pendant le depiquage du ble". das der große
Entdecker der Hieroglyphen in seinen Lettres ecrites de
l'Egypte XII. Paris 1833 p. 195 s. mitteilt. Eine interessante
Illustration hiezu bildet eine im Grab des Ti in Saqquara
o-efundene im Museum Gulmet befindliche bildliche Darstellung
solchen Erntegesanges mit Flötenbläser und Sänger, excitant
les moisonneurs au travail, abgebildet bei E. ViGOUROUX,
für Winzerlieder im Altertum ein bei Hieronymus in Jes. 5, 10 ge-
nanntes xütvefia vor; die Stelle findet sich indes weder iu den Homilien
noch in dem Kommentar des H. an diesem Ort.
1) Z. B. bei Bücher S. 115^, 224fr-, 238fr., 246ff., 256ff.
2) Annal. d. arch. Instit. 1837, l83 nach Bekgk, Griech. Literatur-
gesch. S. 353 — ev. auch Lieder heim Dreschen, Worfeln oder Mahlen
des Getreides vgl. Büchek 148 ff., 264 f.; s8ff., 67 ff. - - Mehr vielleicht
über altägypt. Schnitterlieder in der eben erschienenen Arbeit von"
H. Schäfer, Die Schnitterlieder eines ägypt. Bauern.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 113
Dictionnaire de la Bible II. Paris 1899, p. 551, Fig. 190.
Atheuaios spricht XIV 619* ebenfalls von der <pöi) x&v
dayiörai', die JiTV£QGi]g genannt werde. Auf erstere Gattung
mag sich beziehen Clemens Alexandrinus Strom. 7, 7 (MiGNE
P. G. 9, 451): yecoQyov[iev alvovvtsg.
Es folgen weiter die Ruder- oder Schifferlieder:
xal vaihtti xcoTirßaTovvtsg rovro noiovöi sc. noXXäxtg adeiv.
Wenn es noch nach den neuesten Forschungen unentschieden
gelassen wird, ob die Griechen den Rudergesang gekannt und
geübt haben1), so mag das mehrdeutige Zeugnis Xenophons
in den Hellenica (5, 1, 8: Hftav ts 4>6(p<p r&v xsXevöt&v
ävTiqxovrjg iQCd^Evav xal TtccQayayfj räv xcoji&v) unzwei-
deutige Ergänzung erhalten durch die unbeachtete Mitteilung
unseres sachkundig beobachtenden Antiocheners aus dem christ-
lichen Altertum. Ein lateinisches celeu(s)ma ist uns tat-
sächlich erhalten, durch Dümler zuerst vor Jahren in Haupts
Zeitschrift für das Altertum XVII, 523 veröffentlicht.2) Der
dort gesungene Kehrreim naheia heleia naheia naheia heleia!
ähnlich dem aristophanischen cb tia ela, hat seine Analogie
in dem neugriechischen Schifferlied mit seinem tu XsGa, ea
liökcc.3) Für den frühen Gebrauch altchristlicher Schifferlieder
1) Vgl. Büchke, S. 205, der auch die Aristophanesstelle Frösche
207 ff', heranzieht und auf Becker, Charikles I, S. 212 verweist.
A. Breusing, Nautik der Alten, Bremen 1886 bringt ebenso wie in
seinem nautischen Wörterbuch nichts von yceXsvafia und TQir]QccvXi]gl
2) Vgl. Rhein. Mus. f. Philol. N. F. XXXII, S. 523: Baehrens
Anal. Catull. p. 70 ; Neues Archiv d. Gesellschaft f. d. Geschichtskunde
VI, 190; Bücher a. a. 0. S. 203, 2. — Der vortreffliche Beobachter
der Volkssitten und Volkspoesie, dessen Zeugnis über die Existenz
von Rudergesängen aus dem griechischen Altertum sonst kein Seiten-
stück bis jetzt gefunden, nur durch das von Dümler entdeckte celeuma
urkundlich bestätigt wird, hat sicherlich auf seinen eigenen Fahrten
auf dem Orontes solche gehört; erzählt doch der antiochenische
Patriziersohn einmal ein anderes köstliches, literarhistorisch wohl zu
beachtendes Erlebnis auf dem Flusse seiner Heimatstadt in einer der
Homilien zur Apostelgeschichte hom. 38, 5 (9, 274).
3) S. Bücher, S. 214. Weitere griech. Schifferlieder bei Fauriel,
Neugriech. Volkslieder II, 12 f.
Phil.-hist. Klaase 1905. 8
114 Anton Naeuele:
kann ich noch auf zwei freilich weniger unzweideutige Stellen
verweiset), Clemens von Alexandrien, der in seinen Stro-
mata 7, 7 (MlGNE P. G. 9, 451) unter den mit festlichem Ge-
sang oder Gotteslob verbundenen Arbeiten auch hervorhebt:
Ttltoptv {j(ivovvtsg, und Philostorgios' im Auszug des
Photios erhaltene Kirchengeschichte (bist. eccl. 2; 2 MiGNE
P. G. 65, 466 ), der nach Athanasios zu berichten weiß, öxt
rbv "Aqsiov «Ttoitrtdi'iöuvTa rfjg exxhiöCug fprjöl aG^axä xt
vccvxlxü . . . yQccfui.1) Während nun im neugriechischen
Volkslied manch klassische Reminiszenz durch die Jahr-
hunderte aufbewahrt geblieben oder oft überraschende Paral-
lelen zu dem Besten der verlorenen Poesie des Hellenismus
geboten sind - - Wachsmuth „das alte Griechenland im neuen'-
beweist es treffend2) - - soll der Schiffsgesang an den Gestaden
Italiens heute verstummt sein.3) Einen noch vor wenigen
Jahrzehnten gesungenen und den venezianischen Gon do-
tieren abgelauschten, unter den in Italien vielfach studierenden
jungen Klerikern der Beuroner Benediktinerkongregation und
der Germaniker in Rom heute noch nachgesungenen Gondelier-
gesang bin ich in der glücklichen Lage, in Text und Melodie
mitteilen zu können:
1) Vielleicht läßt sich zu dieser Gattung auch einbeziehen, was
Origenes contra Celsum 6, 39 (ed. Koetschau IT, p. 108) erzählt: vi fu
äsl v.uTUQvftu.£iv öaoi Ka&aQUOvg idiSa^av i) Xvrtr]Qiov$ cpdäg 1) iiito-
Ttoinripovg qxovdg; jedenfalls aber die Nachricht des Augustinus (De
cantico novo c. 2 (Migne, P. L. 40, 679) u. Sidonius Apollinaris
(Epistol. 2, ii, M. P. L. 58, 488 = M. G. H. Auct. Ant. VIII, 35) vom
Alleluja als christlichen celeusrua.
2) Eine Barkarole der illyrischen Küstenschiffer von heute führt
Bücher S. 312 an.
3) Bücher 440 nach Kretzschmar, Führer durch den Konzertsaal
I S. 191. Leipzig 1888. Nur die bis vor wenigen Jahrzehnten von
den heute stumm gewordenen Lagunenschiffern als Lieblingslied ge-
sungene Anfangsstrophe von Tassos Jerusalem wissen diese als venezi-
anischen Gondeliergesang anzugeben. Obige Mitteilung und Trans-
scription verdanke ich Herrn P. Cyrill Welte in Beuron.
m
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 115
*-n— — Kr— — TT-i i K S
4=*
feE
^S
^H
5
Sott'il pon-te, sott'il pon-te di Ri-al-to fer-ine-
re - nio - cau- te - re - mo qualch' a-riet-ta tra - las-
=t
-A-
-£=E
^m
£
e
re - mo, fer- nie - re - mo la bar-chet-ta; can - te-
cian-do, tra - la-
i— H« -0
scian-do
$
'
Oh Ve - ne - zia be - ne-
|c
-&-
det - ta, la Re - gi - na, la Re - gi - na sei del mar'.
Unter der reichen Fülle aus den fernsten Gebieten hergeholter
Schiffsgesänge, die Bücher aufzählt und im Wortlaut mit-
teilt, hätte wohl das herrliche Ruderlied in Flotows Oper
Stradella: „Durch der Lagunen blauende Wellen" eine Stelle
oder wenigstens Erwähnung verdient.
Endlich folgt der detaillierteste Aufschluß über die
einstens bedeutungsvollste Frauenarbeit und den „Liebling
der Arbeitspoesie" den Flachs und die Lieder zum Web-
stuhl und zur Spindel; wie sie Chrysostomos am heimischen
Herd aus dem Munde seiner edlen selbst von einem Libanios1)
gepriesenen Mutter Anthusa oder deren Mägden gehört haben
mag: "Hdi] da xtu yvvcclxsg löTovQyovöcu xcci tfj xeqxIöi
rovg 6T)]j.iovug Gvyxeyxmtvovg diuxQivovöcu, TioXXdxtg {iev
xcd xutir euvt)]v £jw<?r>7, noXldxig de xul Gviupcovcog axccöcci
(tCccv xtvd iitlcoöücv adovöi. Sind wir über die Gesänge am
i) Bccßai, i(f>i\ olort TtctQcc Xqi6tiuvoi$ yvvatY.es slßi, erzählt Chryso-
stomoa selbst den Ausspruch seines Lehrers ad vid. iun. 2 (Migne Opp.
s. Chrys. i, 6oi); vgl. dazu A. Puech, S. Jean Chrysostome, Paris 1900,
P- 135-
8*
116 Anton Naegelr:
Spinnrad aus alter und neuer Zeit gut unterrichtet1), so
wissen wir über Lieder ain Webstuhl weit weniger; es hat
dies nach BÜCHER (S. 95) seinen Grund wohl darin, daß
diese Tätigkeit sich viel schwerer in Gesellschaft ausüben
läßt und daß die Unterhaltungen der Sklavinnen der Alten
und der unfreien Weiber in den Fraiienhäusern der mittel-
alterlichen Frauenhöfe, über deren Gesang wir doch Nachrichten
haben, als einfältig und der Betrachtung unwert gegolten
haben.2) Daß es einförmige Texte und Melodien nach Art
der erhaltenen Zählreime3) gewesen sind, geht aus den Worten
unseres Autors hervor, ob aber die yvvccixeg lötovQyovöca
Sklavinnen oder Freie waren, wird nicht angedeutet. Indes
Geschichte und Sage bezeugt, daß freie Frauen wie das Spinnen,
so auch das Weben geübt4), und zum Singen am Webstuhl
mußte der taktmäßige Gang des Schiffleins wie die Lang-
wierigkeit und Einförmigkeit der Arbeit einladen.5; Dieser
Gesang der yvvccixeg iotovQyovöui wird nach Athenaios zum
Unterschied von der xukuGiovQyäv G3Ör^ dem iovlog, mit dem
1) Vgl. Geothe, Bilder zur Geschichte vom Spinnen, Weben,
Nähen, 2. A. Berlin 1875, S. 286ff., wo indes außer Siliua Italicus
ohne Zitat (Gebet der Spinnerinnen an Minerva: Huc ades 0 Regina)
S. 288 keine „weiteren Stellen der Alten" folgen; s. Bücher 87, A. 2.
2) S. Boeckel, a. a. 0. S. CXXVII; Bücher S. 95-
3) S. Bücher z. B. S. 89 f., 97 f.
4) Vgl. den Gesang der webenden Göttinnen bei Homer Od. 5,
61 f. (Kalypso); 10, 22 1 ff. (Kirke); 13, 107 (Nymphen); II. 3, I25ff. (Helena),
22, 440 (Andromache); vgl. dazu Hentze, die Arbeitsgesänge in den
homerischen Gedichten, Philologus 60 (1901) S. 27off. ; ferner Vergil
Georg. 1, 293 ff. (Bauernfrau), Tibull El. 2, 1,65; auch Horaz Od. 3,
12, 3, die Bücher nirgends nennt; vgl. auch das Weben des Atkene-
peplos durch attische Jungfrauen und die webenden Walküren.
5) Über Webstuhllieder verhältnismäßig weniges bei Bücher a.
a. 0. S. 95 ff. ; 273 f.; was Gaston Paris über Chansons de toile mit-
zuteilen weiß, konnte ich nicht feststellen; vgl. Gröber, Grundriß
der rom. Piniol. II, 1, S. 661. Über Singen beim Spinnen und Weben
in den Klöstern des M. A. s. Greith, Mystik im Predigerorden S. 374
u. 377. Eine Nachbildung des katullischen Parzenlieds (64, 265 ff.) ist
wohl das Spinnlied von Fernow.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 117
alten Namen ai'hvog bezeichnet, cog "E7il%«Q^og iv 'Atcddvtaig
Idtoösl (XIV, 618); indes spricht dieser Sammler nur von
Männern, die Wolle und Linnen weben, Chrysostomos schreibt
Arbeit und Gesang nur Weberinnen zu. Das löxovqyzlv in
der Sprache des Homileten als Spinnarbeit zu fassen, wie
tatsächlich lötög bei Späteren häufig, auch bereits einmal
bei Bacchylides in Stobaios Florilegium 55, 3, gebraucht wird,
geht des technischen 6rrf[iovEg und xeQxig wegen kaum an.
In letzterem Fall würden reichere Angaben und Proben aus
der alten und neuen Welt dem Autor von „Arbeit und
Rhythmus" wie dem Verfasser dieses Nachtrags zu Gebote
stehen. Jedenfalls dürfte aus letzterer Gattung die Erwähnung
von Haydns Spinnlied, des herrlichen Gesangs der Spinnerinnen
in Wagners Fliegendem Holländer, und besonders von Clemens
Brentanos Spinnlied der Mutter in der Chronik eines fahrenden
Schülers (hg. v. Kreiten, München, Huttier 1888, S. 12: „Es
sang vor langen Jahren wohl auch die Nachtigall, das war
wohl süßer Schall, da wir zusammen waren") künftig nicht
fehlen.
So erhalten also nach dem antiochenischen Homileten
die verschiedensten Stände und Arbeiten1) durch das Lied
ihre Weihe, die sie seit den ältesten Zeiten besaßen, die
auch das Christentum modifizierend bestätigt hat. Dehnt
ja doch Chrysostomus den Gebrauch, Arbeit mit Gesang zu
begleiten, an eben diesen langen locus classicus, abschließend
auf die c'cUo oriovv BQya^ievoi. aus, desgleichen die Auf-
1) Auffallend dürfte nur die Nichterwähnung der z. B. in der
Bibel Jer. 25, 10 ; Apocal. 18, 22 (vgl. dazu Dalman, Palästin. Diwan,
S. 22 ff.) in der Antike Pollux (Onorn. 4, 55 wtcffotw fi&os), Athen.
XTV, 6i8e 'nLcäo? r\ im-tivlios xaXovfitvr}; Plutarch conviv. Sept. Sap. c. 14
CBergk Po. Lyr. Gr. p. 1035); Homer. Od. 20, 105 ff.; in der Patristik
Philostorgios über die Arianischen aa^iata im[ivhce (hist. eccl. 2, 2
Mtgne P. g. 65, 466) — viel Material bei Bücher, S. 58 ff., 63 ff., 73 ff.;
dazu Dietrich Abraxas, Studien z. Religionsgeschichte d. späteren
Altertums, Leipzig, 1891 S. 79, A. 10 — erwähnten Mühlenlieder sein,
sofern sie nicht unter yr\iiövoi allo btiovv tQyag6(isvoi u. den allcc 'egycc
inbegriffen sind.
118 Anton Naegele:
forderung zuui Psalmengesang ovx iv iörolg [i6vov ovo' iv
rolg akkotg £Qyoig (ibidem V, p. 157), und in seiner zahlreiche
antike Reminiszenzen und Anspielungen enthaltenden Anrede
an die Katechumenen (IT, 3 Migne II, 237) empfiehlt er
ebenfalls als Ersatz für die Gesäuge des Hellenismus zur
Arbeit die Lieder Davids: x£lQ0T^XvriS 6i'i xcc&£^6u.Evog ^dHf
. . . fieyccg övvöuikog 6 ipal^iog' ovdtv ivTtv&ev vno6x\]Gr[
deilöv äkX ag iv (lovaöTrjgCip dvvy'iöi] xcc&sfeG&ai. ') Die
Beziehung zwischen Arbeit und Gesang, die unser orientalischer
Kirchenlehrer ebenfalls andeutet, ohne entscheiden zu lassen,
ob dabei mehr Gewicht auf das musikalische oder das poetische
Element gelegt werden wrill2), jene Beziehung, die auch von
der modernsten Forschung zum Einteilungsprinzip er-
hoben ward3), ist entweder bloß angenehmer Zeitvertreib bei
einförmiger Verrichtung oder der rhythmische Charakter der
Arbeit, „des Regulators von Dichtung und Musik", der Arbeit
nämlich im Auftakt oder Wechseltakt, mit wachsender oder
gleichzeitiger Kraftaufbietung, der Einzel- oder Gemeinschafts-
arbeit (Chrysostomos 1. c: xccl xatf iavtr)v ixdörrj xccl
övy.(pcov(og unuöui), der „bloßen rhythmischen Bewegung oder
der zur Arbeit gewordenen rhythmischen Verrichtung".4)
1) Ähnlich Basilios d. Gr. in seiner Regel 37, 2 (Migne 31, 1012),
bei der Arbeit avv^vnv iv tpcdfiolg nal mdcclg neu vfivoig) u. besonders
Augustinus De opere monach. 17, 20 (M. 50, 565).
2) Vgl. hierüber Büchehs theoretische Ausführungen S. 40 ff. ;
einige Gedanken s. auch bei K. Brichmann, Poetik 1898, S. gS. ;
Ratzel, Völkerkunde IE, 1888, S. 147 u. Vierkandt, Arbeitsweise d.
Naturvölker, N. Jahrb. f. d. kl. Altert. I, 1900, 1 1 7 ff . , besonders 132 ff.
3) Auch Hentze in der angegebenen Abhandlung über die home-
rischen Arbeitsgesänge (S. 374) akzeptiert diese Einteilung.
4) Zu den reinen Bewegungsgesängen dürften neben den an der
Hauptstelle genannten Wiegenliedern auch die anderwärts von Chrysto-
stomos oft genannten, aber verpönten weltlichen noch üblichen alt-
heidnischen Tanz- u. Hochzeitsprozessioaslieder gezählt werden: z. B.
hom. Col. 12, 5 (Migne II, 387 sqq.), h. I. Cor. 12, 5 (M. 10, 103 sq.)
propter fornic. 2 (M. 3, 210 sq.); de non iter. coniug. 4 (M. 1, 615);
dazu die Nachricht von Sokrates, hist. eccl. 6, 8 (Migne 67, 637 s.) u.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 110
Was aber als tiefstes Problem auf diesem eigenartigen
Gebiet des Arbeits- und Gesangslebens den Forscher be-
schäftigt, Ursache und Wirkung dieses kulturgeschicht-
lichen Phänomens der engsten Verbindung zweier an sich
entgegengesetzter Faktoren, auch das hat der „Christ ge-
wordene" hellenische Lobredner des Lieds der Natur als
trefflicher Beobachter bereits abgelauscht, wenn er schließlich
rekapitulierend erklärt: Ilotovöt dl iovxo xal yvvalxsg xal
ytjnövoi xal vainai xrp aö^iaxt xbv ex xcjv EQycov Ttövov
7TttQaf.iv&iJ6(c6&aL <37tsvdovT£g, ag xrjg il>v%ri§} u ^.eXovg
axovöeie xal codijg, Qaov änavxa iveyxsiv övva^ievrjg xä
o^Xtiq« xal hniitova. 'Enu ovv oixeicog rßLiv TtQog roüro
s%ei xb tidog xrjg tSQipscog i) ij-'v^t] ■ ■ •<> Iva [irj tcoqvixcc
ttöficcra ol dat^ovsg eigdyovxsg nävxa ävaxQin(o6t , xovg
i/jaXfiovg initEiyjLQiv 6 ®eög, äöxs 6[iov xal i]Öovriv rb
TtQäy^ia xal atpsksiav sivai (ibid. V, 157). Wie demnach
alle die genannten Gesänge zu und während der jeweiligen
Arbeit, nicht wie Hentze in dem öfters angeführten Aufsatz
über die homerischen Arbeitsgesänge S. 376 polemisierend
gegen Bergks (Griech. Literaturgeschichte I 323) Auffassung
des Weinleselieds nennt, als bloße Ausläufer der Arbeit in
Gesang und Spiel und Tanz — , gesungen werden, so steigern
sie die Lust und Kraft zu und bei der einzelnen oder gemein-
samen Verrichtung oder nach Büchers grundlegender Theorie,
der Tonrhythmus, durch den Arbeitsrhythmus bedingt, hebt
die Intensivität der Arbeit1), es ist jene Erscheinung auf
dem Grenzgebiet der Psychophysik, die vom modern physio-
logischen, psychologischen, kultur- und literarhistorischen,
Sozoinenos, hist. eccl. 8, 8 (M. 67, 1535) über des Chrysost. eigene Pro-
zessionsgesänge. Über beiderlei Gattungen s. Bücher 46 f., 76!, 169 f.,
375 f., 237, 309 A. 4.
1) vgl. besonders S. 38 tf. u. 4141?. Eine ganz merkwürdige Parallele
zu meiner Chrysostomosotelle findet sich in Augustins De op. monach.
17, 20 (Migne P. L. 40, 565): Cantica divina cantare etiam manibus
operantes facile possunt et ipsum laborem tanquam celeumate
consolari.
120 Anton Naegele:
Standpunkt aus neuestens erst untersucht, ein hochangesehener
Homilet der alten Kirche in einer scheinbar ungerechtfertigten,
uns indes reich entschädigenden kostbaren Digression auf das
geistliche Leben und die fieXadia nvt.\)\iaxiy.r\ anwendet, um
seine Ausführungen in einen herrlichen Hymnus auf die Macht
des Gesanges ausklingen zu lassen.
Bei Anführung einer so frappanten Stelle, die über ein
neues vielerörtertes Problem der Literatur- und Kulturgeschichte
mitten aus einer der bisherigen Forschung fremd gebliebenen
Welt der altchristlichen Literatur des griechischen Orients
in etwa neues Licht verbreitet, verlockt es und verlohnt es
sich wohl, nach der Herkunft eines solchen bis jetzt einzig-
artigen patristischen locus classicus über „Arbeitslieder" zu
fragen. Hat man bislang unseren Autor für denjenigen unter
den griechischen Kirchenvätern gehalten, der am meisten „ent-
hellenisiert" die Bibel zur ausschließlichen Richtschnur oder gar
Quelle für christliches Lernen und Lehren in homiletischen und
asketischen Werken genommen hat, so wird man bei solchem
auch für einen einstigen Libaniosschüler wie Johannes Chry-
sostomos unrichtigen Standpunkt der Auffassung von Helle-
nismus und Christentum1) geneigt sein, dem von einem sonst
verdienstvollen Biographen Böhringer2) so genannten „bib-
lischsten" Kirchenvater die Digression in einer Psalmenhomilie
als eine Frucht seiner aus der Bibel geschöpften Kenntnis
vom Arbeitsgesang, vielleicht ergänzt durch die eigene Er-
fahrung aus dem Leben des Volkes, zuzuschreiben und dort
die Quelle der von Chrysostomos entwickelten Arbeitslieder-
theorie zu suchen. Kennt ja das Alte Testament die nach dem
Ausweis der trefflichen von Bücher in der neuesten Auflage
noch benützten Sammlung von Dalman, Palästinensischer
Diwan Leipzig i go i heute noch wie einst im Orient besonders
übliche Verbindung und Begleitung der Arbeit mit Gesang
und wird deshalb vom Verfasser von „Arbeit und Rhythmus"
i) vgl. Byzant. Zeitschrift XIII (1904) S. 73ff.
2) Die Kirche Christi und ihre Zeugen IX. Band. Joh. Chysosto-
mus und Olympias 2. A. Stuttgart 1876.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 121
an drei Stellen seines Werkes (S. ioo, 120, 384) angeführt.
Da jedoch diese nicht auf alle einschlägigen biblischen Angaben
Bezug nehmen, und die verdienstvollen meistenteils grund-
legenden Untersuchungen des Leipziger Nationalökonomen,
gewiß nicht weniger bedeutungsvoll für die neuerdings viel
ventilierten Fragen der hebräischen Poesie, Rhythmik und
Metrik1), leider wie es scheint, bis jetzt in den neuesten
exegetischen Werken und sich häufenden Bibelkommentaren
aus beiden theologischen Richtungen und Lagern keinen die
Erklärung mancher Stellen sicher fördernden Einfluß aus-
geübt haben, letztere, zahlreich eingesehen2), wenigstens keinen
verraten, so dürfte es nicht überflüssig sein, aus der ver-
suchten Zusammenstellung eines Nichtfachmanns einen Über-
blick über das biblische Material zu „Arbeit und Rhythmus"
zu gewinnen und so festzustellen, wieviel etwa Chrysostomos
von seiner Kenntnis der Arbeitsgesänge der Bibel verdankt.
Es hat lange genug die Ansicht allenthalben geherrscht,
es habe überhaupt keine profane Dichtkunst der Hebräer ge-
geben, die Religion allein habe ihre Poesie geschaffen und
eine weltliche Dichtung gar nicht aufkommen lassen. Indes
obwohl das Alte Testament nur religiösen Interessen dienen
will und auch nur nach solchen Gesichtspunkten zusammen-
gestellt, seinen Inhalt bestimmt und umgrenzt hat, berück-
sichtigt es doch an manchen Stellen offenkundig die profane
teils volkstümliche, teils kunstmäßige Dichtung und enthält
Reste von solcher Poesie, deren Verluste nach Buhl aus
1) Ein ganz neues, viele Rätsel nach berufenen Autoritäten lösendes
System wird nach eigenen und des Wiener Exegeten Bernhard Schäfers
Mitteilungen P. Nivärd Schxögl 0. Cist. in Heiligenkreuz in Bälde ver-
öffentlichen.
2) Z. B. die einschlägigen Kommentare aus dem ,, Handkommentar
zum Alten Testament" (Göttingen\ dem Kurzen Handkommentar zum
AT. (Tübingen); dem Cursus Scripturae Sacrae (Paris), verschiedene
Archäologien, Realenzyklopädien und Bibel Wörterbücher; das neueste
von Guthe 1903 p. 124 spricht unter Dichter und Dichtung nur von
„sonstige Volkslieder" Num. 21 (Brunnenlied1), nichts von Kelter-, Mühlen-
u. a. Gesängen.
I i'i' Anton Naegele:
kulturhistorischem und ästhetischem Interesse nur zu bedauern
sind1), deren Nennung und teilweise Überlieferung die Existenz
\<»n Gesängen der Hebräer bei allen wichtigen und kleinen
Anlässen und Beschäftigungen beweist.
Bekannt vor allem ist das sogen. Brunnenlied im
4. Buch Mosis (Num. 21, 16 — 18)? das nach der früher all-
gemeinen, jetzt meist aufgegebenen Auslegung als ein beim
Wasserschöpfen gesungenes Lied gegolten; Pai-allelen zu solchem
Wasserschöpflied böte Büchers Werk in großer Zahl (S. 100 ff. 1.
wie es auch das griechische Altertum nach einer im Papyrus
Hainer VI enthaltenen Stelle aus der Hekate des Kallimachos
eine besondere Gattung von Liedern der c:vrh]ruC kannte.2)
Indes mag auch das merkwürdige, ob fragmentarisch oder kom-
plet überlieferte Lied zum erstenmal beim Graben des Brunnens
oder nach anderen Exegeten bei Eröffnung oder symbolischen
Ergreifung und Besitznahme des kurz zugedeckten Brunnens
oder bei Begrüßung des hervorquellenden Wassers3) gesungen
worden sein, so liegt doch die Annahme sehr nahe, dasselbe
Lied sei nach Ausgrabung der für künftige Geschlechter so
bedeutsamen und gefeierten Wasserquelle auch gesungen worden,
so oft man dort Wasser geschöpft.4)
1) Realenzvkl. f. prot. Theol. IV3 1898 S. 627ff.
2) g. Gomperz, Aus der Hekate des Kallimachos. Mitteilg. aus der
Sammlung des Papyrus Rainer VI Wien 1897 S. 12, vgl. Büchee a a. 0.
S. 50 A. 3.
3) vgl. Baentsch im Handkommentar zum A. T I, 2 Exod. Levit.
Numeri Göttg. 1903 S. 58of. , wo im Anschluß an Goldzihee und
Budde an die Nachricht des Neilos erinnert wird, in der Wüste um-
herziehende Araber hätten, als sie eine Quelle fanden, diese mit Gesang
begrüßt: ngoaxogsvorrsg xai ttjv itr\yip> &w(tvovvtsg', weitere Literatur
zu dieser Stelle: C. Flöckner, de carminum in libro Num. reliquiis
Progr. Beuthen 1872, Budde, Actes du Xe congres intern, des Orien-
talisteB 1894, S. H, p. 1138S., Preußische Jahrbücher 1895. 492 ff-, New
World IV 136 fr.; U. S. Terry, The Song of the Well, Bibliotheca sacra
1901, p. 407 — 418. — Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang
das herrliche Wasserträgerlied in Cherubinis Oper „der Wasserträger."
4) In dem von einer Reihe von Jesuiten herausgegebenen Cursus
Scripturae Sacrae z. d. St. Num. 21, 17 wird auf eine Stelle Philos Vita
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 123
Mehrere Stelleu wie Isai. i6; 10, Jerem. 25, 30; 48, 33
mit ihrem ITn (Hedadi, zusammengehalten mit Jud. 9, 27-,
21,11 bezeugen ausdrücklich die Existenz von Kelterliedern,
die unter Widerspruch Büchers (S. 121) auffallenderweise
Dalman in seinem Palästinensischen Diwan (1 901 S. 2 7) leugnen
will. Ein weiteres unbeachtetes, aber wohl bedeutsames Zeug-
nis finde ich in der Cruz interpretum der Psalmenexegese,
den Aufschriften der 3 Lieder VIII, LXXI, LXXXI r.hnn b$,
nach Aquilas und Theodotion vtisq rfjg ytrÜLTidog, nach Zither
oder Tonart aus Gath, nach Symmachos aber = vksq tcov lrtväv
oder danach Hieronymus pro torcularibus, ebenso nach dem
Syrischen der Hexapla und dem Midrasch. Die Psalmüber-
schrift lautete also statt des früher allgemein angenommenen
rätselhaften tVFläil b$ (al Haggittit) vielmehr fi'nan bv (al Hag-
gittot ) mit wenig veränderter Vokalisation, die auch BaethGEN
in seinem Psalmenkommentar1) durchaus billigt. Sie bezeugt
den Gebrauch dieser 3 Psalmen als Kelterlieder, und daß beim
Keltern auch der Gottheit in fast ausschließlich religiösen
Liedern gedacht wird, erklärt deutlich das oben angeführte
tiiiXtjviov j.ukog des Anacreon c. 58, kusya rbv ftebv XQorovvrtg
iTtilr^vLoiötv v^ivotg, £Qcczbv m'&oig ÖQiövteg vsov ig ^iovra
Becx%ov, wo das laute Stampfen der Keltertreter geradezu als
ein Preisen des Gottes aufgefaßt wird.2)
Daß es auch Ernte- und Schnitterlieder in Israel
gegeben, geht aus Ps. 65, 14 hervor, wonach die reichliche
Ernte mit Liedern begrüßt wurde3) und läßt sich aus Ps. 125, 6
Moysis I 46 hingewiesen; weitere Schöpflieder bei Dalman, Palästinens.
Diwan S. 52 ff. ; ebensowenig scheint Bücher* Werk geschrieben zu sein
für die neueste, in den von Wünsch und Dieterich herausgegebenen
Religionsgesehichtl. Versuchen und Vorarbeiten erschienene Arbeit
von H. Ghessmann über Musik und Musikinstrumente im A. T. Gießen 1903,
dessen Stellensammlung abgesehen von einigen Bprachlich-etymologischen
Versuchen und etwa der Zauberwirkungshypothese andere Arbeiten
über denselben Gegenstand übertreffen.
1) Handkommentar z. A. T. 2. A. 1897 S. XIV.
2) Vgl. dazu Bücher a.a.O. S. 361.
3) vgl. auch Buhl, Realencykl. f. prot. Theol. IV3 1898 S. 628.
124 Anton Naegele:
vermuten, wie auch aus ihrem Gebrauch in allen Teilen des
Orients in alter und neuer Zeit.1) Das „Lied der Müllerin"2),
oder die Stimme der Mühle D^rn, die (pcjvrj (ivXov, erwähnt
Jeremias 25, 10, dem nicht ohne Einschränkung die neutesta-
m entliche Stelle Apocal. 18, 22 an die Seite gestellt werden
mag. Schlachtlieder, Siegesgesang, rhythmische Rufe, durch
welche sich die Kämpfenden begeisterten und die in der
Schlacht hin und her erklangen, bezeugen Exod. .3, 2, 6;
Jes. 16, 2; Jerem. 51, 14; Jud. 5, 11 ff.; Sani. 1, 18; 29, 5.
Endlich läßt sich für unser Problem unter den vielfachen
Auslegungen der apostolischen Spezifikation der Gesänge in
Ephes. 5, 19 (cfr. I Cor. 14, 26; Kol. 3, 16) wohl ohne zu
gewagte Exegese die Aufzählung der i[?ukf.iol noch vpvoi xecl
tpdai für die Gattung der Haus- und Arbeitsgesänge inner-
halb des christlichen Hauswesens in Anspruch nehmen.3)
Damit scheint m. W. das biblische Material erschöpft zu sein,
das etwa dem bewunderungswürdigen Kenner der hl. Schrift,
dem „biblischsten" Kirchenlehrer und Homilet von Antiochien,
als Quelle seiner Kenntnis von Arbeitsliedern gedient haben
könnte.
Ein erster Blick zeigt alsbald zur Genüge, daß des Chry-
sostomos reichhaltige Schilderung des Arbeitsgesangs weder
formell noch materiell Entlehnung aus einer mühseligen Kom-
bination dürftiger biblischer Angaben sein kann. Etwas reich-
haltiger ist die Auskunft, die nach Quellen und Literatur die
klassischen Schriftsteller des griechisch-römischen Alter-
tums uns bieten: neben einigen spärlichen oben mitgeteilten
Überresten der Arbeitspoesie4) mehrfache, mit einer Ausnahme
1) vgl. Bücher 256ff., 2Ö2ff. ; 271 (ganz religiös Nr. 203); 280fr.
2) Ohne Zitat wohl nur Jerem. 25, 10. angeführt von Bücher S. 68.
3) So sehe ich zufällig auch von Steiger in der Realencykl. f.
prot. Theol. X8 S. 401 die Stelle gefaßt.
4) Die beiden Hauptvertreter des antiken freilich im Gewand der
Kunstpoesie überlieferten Arbeitsliedes sind Theokrit und Katull, deren
geist- und gemütvollem Erklärer in Schrift und Wort, Ludwig von
Schwabe, Tübingen, auch hier den Tribut dankbarer Verehrung eines
Schülers zum nahenden 70. Geburtstag niederzulegen verstattet sei.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 125
fast nur zerstreute literarische Angaben über die Verbindung
von Lied und Arbeit, Ihrer weitaus größten Anzahl nach
haben jene meist nur gelegentlichen Anspielungen und Zitate
ihre Stelle jeweils gefunden innerhalb der betreffenden von
Bücher untersuchten Liedergattungen des die Universalität der
Weltliteratur illustrierenden und umfassenden Buches1) oder
sind in meinen vorangehenden Nachträgen aus und zu Chry-
sostomos noch weiter angeführt. Nur eine klassische Stelle,
die einzige eigentlich zusammenhängende und umfassende, das
wie es scheint bis jetzt einzige Gegenstück zu unserem pa-
tristischen Zitat, scheint der gelehrte Verfasser von „Arbeit
und Rhythmus'' auch in der neuesten Auflage nach der ganzen
Art seiner Allegierung und Verwertung2) ihrem Inhalt und
Umfang nach nicht entsprechend gewürdigt zu haben.
Außer dieser altgriechischen und einer unten zu be
handelnden lateinisch -patristischen Notiz habe ich bis jetzt
in Quellen und Literatur keine Stelle gefunden, die auch nur
annähernd über unser Problem solch offenkundigen Aufschluß
gibt und schließlich als direkte oder indirekte Quelle der
Kenntnis unseres Homileten von Arbeitsgesängen mit anderen
gedient haben könnte, wie jene merkwürdige Mitteilung der
philostorgischen, im Auszug des Photios erhaltenen Kirchen-
geschichte (Migne P. Gr. 65, p. 466), nach des byzantinischen
Patriarchen eigenen Worten „nicht sowohl Geschichte als viel-
mehr Lobpreisung der Häretiker (Arianer) und offener An-
klage und Schmähung der Orthodoxen"3), es hätte Arius
seine Lehre in Schiffer-, Müller- und Wanderliedern und
anderen derartigen Gesängen niedergelegt. Die Vermutung
Harnacks4) daß diese von Philostorgios (hist. eccles. 2, 2
1) Aus der griech. Literatur S. 29. 75, 87, 95, 175, 202, 293, 308, 399;
dazu noch im Iudex nicht aufgezählte Prosaiker S. 39, 49, 357, aus
der römischen S. 28, 87, 293, 360 ; dazu Prosaiker S. 365.
2) s. Bücher S. 49 A. 2 : „vgl. das interessante Fragment des Thryphon
bei Athen. XIV S. 6 1 8d". Die einschlägigen Angaben gehen von 6 1 8e — 6 1 9".
3) s. Bardenhewer Patrologie S. 352.
4) Uesch. d. altchristl. Literaturl 532.
126 Anton Naegele:
Phot. Bibl. C. 40) genannten Lieder des Arms einen Teil
seiner vielbesprochenen Thalia, eines christlichen Gegenstücke
der Satnrae Menippeae, eines teils poetisch teils prosaisch ab-
gefaßten, nach Athanasios sogar in den ausgelassenen Sotadeen
gedichteten Werkes bilden1), mag kaum zutreffen, da ja
Athanasios (de decr. syn. Nie. 16 M. P. G. 24, 44g) jene aöfiu-
ra von der &aXCu offenkundig unterscheidet: ö xat iv aö-
{uxroig "s4(j£iog aal iv xfi iavrov &aXiu . . . tiv&oXoyti.
Wie dem auch sei, auf diese arianischen Hymnen beziehe ich
eine wenig beachtete Nachricht aus dem Leben des Heiligen
von Koustantinopel, die uns die Kirchengeschichtschreiber
Sokrates (bist. eccl. 6, 8 Migne P. Gr. 67, p. 637 sq.) und
Sozomenos (hist. eccl. 8,8 M. 67, 15 35 sq.) überliefern: Nach
ersterem 'Iiodvv^g svXaßyfödg ^irj xig x&v uttXov6x£Q(öv vtco
xdv xoiovxoov adCbv acpeXxvö&fj xfjg ixxXrfiiag, uvxLxC&yjöiv
avxolg xovg xov lÖCov Aoroö, bitcog av xcel ccvxol xalg vvxx£-
Qivalg v^ivoXoyCuig ö%oXc<t,opxig, ä[iav()GJ6a6i ku£v xr\v hxtivav
7C£ql tovtov öTtovdr'iv, ßaßtdovg dh rovg oix£iovg Ttobg xt)v iccvx&>i>
TtCönv ioydöcovxui. Von diesem antiariani sehen, damals noch
von der Sonne der Gunst der Kaiserin Eudoxia beschienenen
Vorgehen heißt es weiter, daß die Leute codäg dvxi(pd>vovg
xobg xi]v 'j4Q£iavi]v öö^uv övvri&ivTtg yöov und nach detail-
lierteren Berichten des Sozomenos, daß die Orthodoxen £tg
övöTYjiicaa n£Qi£,6{ievoi xuxä xbv xtbv ccvtKpavav roÖJtov iyuXXov
uxQoxsXavxia övvnfrivxsg 7100g ri]i> avxüv d6£,uv %£nov\]-
[is'va . . . xeXevxcövxtg Öh xul nobg hotv xdg adäg 7Cqoü£x(&£6ccv.2)
1) vgl. über das Rätselhafte des Titels dieses Werkes, Loofs, Real-
encykl. f. prot. Theol. II3 S. 1 2 f. — Die Tendenz, für abweichende Lehr-
rneinungen in Liedern Propaganda zu machen, ist sehr alt, cfr. Ophiten,
Valentinianer, Apollinaristen, Gnostiker, Bardesaniten, Arianer, Dona-
tisten u. a. vgl. Harnack, Poetisches in der altchristl. Literatur, Gesch.
d. altchr. Lit. I, 795 ff.; dazu das interessante alte Werk v. Salomon
Ernesti, De propogatione haeresiurn per cantilenas. Coburg 1708;
Jena 17 15; vgl, Neander d. hl Chrysostornus II3 1848 S. 52 A. 1.
2) Ähnliche gegenseitige Streitpoesie bezeugt die Geschichte von
Bardesanes und Ephraim dem Syrer, die beide in Text und Melodie
Propaganda für heterodoxen und orthodoxen Glauben betrieben je
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 127
Ob demnach Chrysostomos außer Prozessionsgesängeii auch
antiarianische Arbeitslieder singen und dichten ließ? Jeden-
falls zeigt er sich als jüngerer antiochenischer Presbyter schon
sehr vertraut mit dieser Gattung, die er später als Bischof
der Hauptstadt zu bekämpfen hatte als Mittel orthodoxiefeind-
licher Propaganda. Ob er nun diese volkstümliche Sanges-
weise aus dem Volksleben alleiu kennen gelernt oder aus der
im Schwinden begriffenen althellenischen Literatur ihre Kennt-
nis zum Teil mit geschöpft oder, was bei der geringen Selb-
ständigkeit der alte Formen mit neuem Inhalt erfüllenden
altchristlichen Dichtung kaum anzunehmen ist, erst aus poe-
tischen Schöpfungen der neuen Religion, so mag es immerhin
erwünscht sein, die drei Vertreter der Arbeitspoesie mit ihren
inhaltlich und formell sich keinesfalls deckenden Zeugnissen
erstmals auf- und nebeneinander gestellt zu sehen:
Athenaios Deipnosophist. XIV
p. 618 ss. K.
Kai cpdijg de dvo^iaöiag
mxuleyei- 6 TfjvopGiv xdgde
(fr. 113)' i^ialog i) eTtiuv-
hog xcchov[ievYi r)v %a(jc\ xovg
älixovg ijöov, iötog cbrö rfjg
l^akiÖog . . !H dl xeov löxovq- \
yäv ebdt) ai'livoq, ehg 'EtiC-
%UQnog . . . iözoqei. t) de tav
tukaöiovQyeov iovkog '
S^fiog de . . . (prior rä dydy-
(Jhrysostomos hoin. in
ps. 51, 1.
fSlg xal rä vno^dt.ia
itaidict Kkavd-avQit,6-
{iei>ct xal dvöieQulvovra
ovxeo xuxuxoi\WC,e(5&ai.
AI yovv TiT&oci iv xalg
äyxdkaig ctvxä ßaGxd-
t,ov6cu, TCoXXdxtg amov-
dai re xccl eTtaviovöca
xaC xiva ccvxolg xareit-
ctdovGui aöfiaxa %ai-
2.
Philostorgios bist,
eccl. 2, 2.
'Ort xov'Aqelov
U7t07iy]dtf6avxa rr\g
exxXr\6iag q>rjöl aö-
{icczd re vccvnxä
xccl ini^ivlia xccl
bdoittOQixc: yQU-
tyat xccl r o i et vfr'
f'rfp« övvri&e'v-
xct elg {leXcpdiccg
evrelvai dg > evo-
rait großem Erfolg, vgl. Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Literatur I.
1902 S. 337fr. ; Gevaert, Histoire de la musique de l'antiquite- II.
Gand 1881 p. 124; Melopee antique p. 63; Möhler, Die griech., griech.-
röni. und altchristl.-lat. Musik (Rom. Quartalschr. Suppl. IX) 1898 S. 68
A. 2, wonach die antibardesanitischen Lieder Ephraims noch heute
von maroni tischen Christen gesungen werden, Proben bei Bässler,
Auswahl altchrl. Lieder. Berl. 1888 S. 6 ff.; desgleichen für den Occident
Hilarius cfr. in ps. 65 (Migne Patrol. Lat. 9, 425, 4).
128
Anton Naegele:
aura t&v xüi&üv a\)Tu xa& dixd, ovtcog uvxdv tu
uvtu 7iQoöayooev6oi> dudXug, ßXt'cpuoa xaTaxoijii^ov-
fivi'tcfrQoiöd-tvTtc x. ix TtoXXdv
(iCav yevbfieva deö[ii]v ovXovg
xal lovXovg . . . xovg de xao-
jtovg x. xovg vfivovg xovg elg
T))v &ebv (A)jayjxou) ovXovg
y.aXovöi x. tovXovg' Öufirj-
tqovXoi x. xaXXCovXoi x. %Xel6-
xov ovXov ovXov i'ei, i'ovXov
(£C äXXot de cpaöiv ioiovoyav
elvai T))v (pöi\v al de xäv
xix&eovöav adal xaxaßav-
xaXrjöeig bvoad^ovxai' i\v de
x. int ralg ecoQcug rig in
'HQtyövij \)v x. uXr\xtv Xiyov-
6iv adtj . . . ext ydo x. vvv
al yvvalxeg adovöiv avxov
ueXi] neol xdg iäoug. H de
xdv freQiöxGDV <pd>) Aixv-
bQ<5v\g xaXelxat. K. x(hv ^,16-
traxiov de xtg tjv adr) xäv
elg xovg uyoovg cpoixav-
xav, cog Ti]XexXeCärjg cpyjaiv
. . . x. ßuXuvicov äXXui, cog
KQoctrjg . . . x. xüv nxt66ov-
ötiiv iiXh] xig, cog Aqiöxo-
<f>uvT]g ev ®eö^io(pOQia^ov6aig
(1481 K). Hv de x. xo lg 1) yo v -
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ftoänav.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 129
'Anökkcova eod)) cpihjXi'ug . . .
ovJtiyyoi de a£ eig 'AQTtuiv
fctafog <pd>) [ivÄcofrQcöv
ev de yduoig vfie'vaiog' ev
Ös Ttev&eöiv täXefiog. livog
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%el polnä xaxa xhv EvqitcC
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H. G. II 315) vöfiiov xaXeiö-
tiu£ xtvä cpijßiv cpöijv aii
'HQKpavLÖog ygarpcov ovrag.
Es folgen p. 620 die Gvu-
nööux und Quil'wdoC.
(le'vrjg tu 6iI)}qu xal
eniTtova xrk.
Der fast einzigartig bedeutsamen Notiz über Arbeits-
gesänge aus der griechischen Patristik vermag ich schließlich
eine ebensowenig (von Harnack, Bücher, Bardenhewer u. a. )
beachtete lateinische Parallelstelle anzureihen, die von ähn-
lichem Interesse für das neuerforschte Problem der Verbin-
dung von Arbeit und Rhythmus sein dürfte. In einem aus
Bethlehem ca. 386 datierten Briefe schreibt Paula und ihre
Tochter Eustochium, diese durch des Hieronymus
Briefwechsel berühmt gewordenen Frauen Roms, an Marcella,
sie solle Rom verlassen und ebenfalls nach Bethlehem ziehen,
um dort an der Geburtsstätte des Heilands ganz Christo und
ihrem Seelenheil zu leben: In Christi vero, ut supra diximus;
villula tota rusticitas, et extra psalmos silentium est. Quo-
cumque te verteris, arator stivam tenens, alleluia decantat.
Sudans messor psalmis se avocat, et curva attondens vitem
falce vinitor aliquid Davidicum canit. Haec sunt in hac
provincia carmina; hae ut vulgo dicitur, amatoriae cantationes.
Hie pastorum sibilus, haec arma eulturae (s. Hieronyini
Epistolae ep. 46, 1 1 Opp. Hier. I. 1859 MiGNE P. L. 22 p. 490).
Nach der Beobachtung dieser gelehrten Frauen des christ-
Phil -bist. Klasse ldOö. £)
130 Anton Nabgele:
liehen Rums sind also die alten heidnischen Arbeitslieder, die
meist Avie die bei BÜCHER aus anderen Nationen, Kulturen
und Zeitperioden beigebrachten Gesäuge erotischer Färbung,
beim Pflügen, Ernten, Weinbau u. a. gesungen wurden, in
dieser Gegend wenigstens verstummt und dem Psalmengesang
gewichen, den sog. alleluiatischen Psalmen oder dem nur den
verschiedensten Arbeiten, Stimmungen und Bewegungsrhythmen
akkommodierten und, wie alte und neue Liederweisen zeigen,
auch akkommodierfähigen Alleluiahymnus.1) Daß indes
selbst ganze Psalmen, welche die rhythmischen Arbeitsgesänge
der alten, bald entschwundenen Welt ersetzen sollten, diesem
Bedürfnis angepaßt werden konnten und auch tatsächlich
angepaßt wurden — eine Rhythmisierung bezw. Entrhyth-
misierung, die ohne Vergewaltigung des Textes und der über-
kommenen Melodie natürlich kaum möglich war — glaube
ich aus einem Schreiben des hl. Athanasios an Marcellinus
c. 27 ss. (MiGNE P. G. 27 (1837) p. 38 ss. entnehmen zu können.
In einer Ausführung über Zweck und Nutzen der Psalmen
und des Psalmengesangs will der alexandrinische Bischof
nicht unterlassen, zu betonen, wie und warum die Psalmen,
oi Xöyoi [iexa {leXovg xai codijg 4'dXkovxai. Tiveg [iev yäo
xeov 7t«Q rjiilv uxeoaicov (simpliciores), Kai xoi TCiöxevövxcov
elvai fteöTivevöTU xä Qtj[iaxcc, oiicog ?/o/u/£ot>G'i diä xb evcpcovov
xcd xegifrecog evexev xr\g dxoijg [leXcpdelöfrcu xovg ipuXciovg.
Ovoc eöxt de ovxcog . . . Ah) neQißaXXexco ^.evxoi xig avxä tolg
et,cofi-£i> Tii&uvoig Qrj^iocöt purjöe JiELQcc^exco xäg Xe%eig (.csxa-
Ttotelv r] öXcog evaXXdööeiv dXX ovxcog axe%vcog xä yeyQuiciuvu
Xeyexco xcd 4>uXXexco (c. 30 p. 42). Um den Psalmengesang
melodischer zu gestalten, haben manche die Texte der bib
lischen Lieder geändert und weltlichen und heidnischen
Zierrat in Wort und Melodie angebracht, vor allem jedenfalls
um sie den wechselnden, stets sonst mit Gesang begleiteten
Bewegungen, Beschäftigungen und Lebensereignissen zu adap-
1) Über ähnliche Verwendungen des Alleluia s. Blume, Laacher
Stimmen 52 (1897; S. 431 f.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 131
tieren. Empfiehlt ja auch Chrysostomos au vielen Stellen
für die oft genug hart angelassenen Gesänge bei den ver-
schiedensten Anlässen die Psalmen: 'Aitb {iev xCov et-co&sv
a6(.ucxa>v ßXdßr] xal öXs&Qog xal noXXä av Elßax&eCr] deivd'
rä yaQ aösXyt'öxsQa xal TtaQavoaäxsQa xcöv a6[idxcov xovxav
xotg rfjg ipv%i]g j-iegeöLV syyiyvo^isva k6$£ve<5x£quv xal [iaXa-
xoixEQai' Ttoiovöi xal ocitb öe xcöv ipaX^i&>v xojv itvevuaxixcöv
ttoXv [Uv xsQÖog, TioXfa) dl ■)) acpeXsia, noXvg de ayiaa^ibg xal
xuörjg (piloöo(pCug vnod-Eöig yivoixo av, führt er am Schlüsse
unserer oben behandelten längeren Digression über die viel-
es o
fachen Arbeitslieder weiter aus, die er wohl alle zu den s^a&ev
uöfiaxa zählt. Statt der itoQvixä aöpaxa, bei deren Gesang
dai[iovfg f7ii6cQQEvovxcu, sollen die Antiochener die Psalmen,
die ^ith] 7tv£V[UXtL0cd, die Seele und Mund heiligen, singen
und zwar bei allen Arbeiten, ovx iv löxolg {iovov ovdh iv
xolg dXXoig SQyoig, ällä fidXiöxa iv xQanityj unt^ sollen
auch ihre Kinder und Frauen diese Lieder singen lehren
(exp. in ps. 41, 1 und 2 M. V p. 157). Wenn diese nun die
alten rhythmischen Gesänge, die auf die mannigfachsten oben
genannten Arbeiten berechnet waren, ersetzen sollen, so wird
eine dem Arbeitstakte entsprechende Modulation und Text-
behandlung auch in den neuen, von der christlichen Kirche
gebotenen Texten, Liedern oder Musikunterlagen stattgefunden
haben, manchmal mit gewalttätigen oder sinnlosen Text-
gestaltungen, wie wir sie in den Arbeitso-esängen der verschieden-
sten Völker und Bevölkerungsklassen authentisch konstatieren
können, wie sie auch schon zu Athanasios' Zeiten Anwendung,
aber auch Anstoß gefunden zu haben scheinen.
Anhang.
Nachträge zu den Wiegenliedern.
Eine nach der literarhistorischen wie kulturgeschichtlichen Seite
hin ganz besonders merkwürdige Gattung von Wiegenliedern ist dem
Autor von „Arbeit und Rhythmus" entgangen; sie hier zu nennen, ist um
so verlockender, als meine Nachträge und Ergänzungen aus dem alt-
philologischen und patristisehen Gebiet dabei nicht auf gelehrte Notizen
132 Anton Naegei.i; :
oder spärliche Überreste beschränkt sind, sondern von einer verhältnis-
mäßig reichen Sammlung von Liedern au« der Vorzeit begleitet er-
scheinen dürfen, die nicht ausschließlich mittelalterlichen „Kindel-
wiegenlieder" ') Produkte der Weibnachtsspiele der Kirche des Mittel-
alters voll Einfalt und Innigkeit. Weih nachtsspiele wurden zuerst in
Frankreich üblich, z. B. in Rouen2), verbreiteten sich bald auch in
Deutschland, worüber uns eine Tegernseeer Handschrift mit den Liedern
eines Salzburger Mönchs aus dem 14. Jahrhundert Aufschluß gibt: ,,Zu
den Weihnachten der fröhleich Hymnus. A solis ortus cardine, und so
man das Kiudel (= Christkind) wiegt über das Resonet in laudibus,
hebt unser Frau (Maria) an zu singen in einer persou:
Joseph, lieber neve mein!,
So antwort in der andern Person Joseph
Geren, liebe Mueme mein!
Danach singet der Kor die andern Vers in einer Dienerweis, danach
den Chor." 3) Das wechselweise mit dem Chor gesungene Wiegenlied
1) Erst seitdem Kart. Weinhold in seinem Werk über Weihnachts-
spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien Wien 1853
3. A. 1875 die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf eine wenig be-
achtete Gattung des Volksschauspiels gelenkt, nach dem Vorgang von
Schmeller und Mone, folgten zahlreiche Arbeiten über Weihnachts-
spiele und in diesen meist nur zerstreute Angaben von und über Wiegen-
lieder; vgl. W. Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Ober-
österreich u. Tirol 1881 — 84; K. J. Schrör, Deutsche Weihnachtsspiele
aus Ungarn 1862; Mosen, G. Die Weihnachtsspiele im sächs. Erz-
gebirge 1861; E. Wilcken, Geschichte der geistl. Spiele in Deutsch-
land 1872; K. Simrock, Deutsche Weihnachtsiieder. N. A. 1865 u. a.
Werke, die Hoffmanns von Fallersleben Material (Gesch. d. deutschen
Kirchenlieds 3. A. 1861 S. 418fr) ergänzen und vermehren. Über das
Fortleben des antiken Mimus auch in diesen Mysterienspielen inter-
essante Beobachtungen bei Reich, N. Jahrb. f. d. klass. Altertum 13
1 1904; S. 7230'., u. Mimus I. S. 35 ff.
2) Vergl. E. Martene de antiqui* ecclesiae litibus IV c. 12,
p. 16; Weinhold, Weihnachtsspiele und Lieder S. 47.
3) Cod. germ. Monac. 715, Vergl Hoffmann von Fallersleben,
Geschichte des deutschen Kirchenlieds 3. A. 1861, S. 418. Das obige
Wiegenlied findet sich in verschiedenen Versionen in mehreren Hand-
schriften, worüber Hoffmann a. a. 0. S. 418 A. 3; 419; in der einen
enthält es sieben Verse; im Oberufer Spiel s. Schröer S. 73 f., im
St. Oswalder s. Pailler IL S. 268 u. auch in N. 374 v. 11.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 133
vor einer in der Kirche aufgestellten Wiege des Christkinds stimmt
der Chor an:
Joseph, lieber neve mein,
Hilf mir wiegen mein Kindelein ;
Daß Got müeß Dein loner sein
Im himmelreich,
Die reine Maid Maria!
Noch bis zum Jahr 1804 wurde dieses Lied des Salzburger Mönchs im
Kreuzgang von „Heiligkreuz" in Augsburg zum Kindelwiegen gesungen
nach der neuesten Mitteilung von Raich, Relig. Volksgebräuche im
Bist, Augsburg. Katholik 23 (1901) S. 546. Zu Ende des 14. Jahr-
hunderts scheint das Kindelwiegen in den Kirchen Deutschlands ziemlich
allgemein üblich gewesen zu sein. Die durch jene Sitte veranlaßten
Gedichte sind wegen Mangels an Aufzeichnung vielfach verloren, so-
weit sie nicht als Bestandteil von Weihnachtsspielen sich erhalten
haben, wie das Lied von 1422 *):
„Do Gabriel der engel klar
Von Himmelreich gesendet wart"
dessen zweiter Vers den Hymnologen mit seinem meist gelesenen
Sausaninne viel zu schaffen gemacht hat2):
Sausa minne, gotes minne
nu sweig und ru!
Noch Luther in der 14. Strophe seines Weihnachtsliedes: „Vom Himmel
hoch da komm ich her" vom Jahre 1535 erwähnt das Kindelwiegen3)
mit dem rätselhaft gewordenen Ausdruck:
Davon ich allzeit fröhlich sei
Zu springen, singen immer frei
Das rechte Susaninne schon,
Mit Herzenslust den süßen Ton.
Die ganze noch zu Luthers Zeit übliche Sitte mit Gesang und Tanz um
1) Bei Hoffmanx S. 420, auch Sijirock S. 117.
2) Die alte Erklärung sausa, von sausen = schlafen, Ninna = Kind-
lein, also soviel als Schlaf Kindlein, der auch Wackernagel, Luthers
geistliche Lieder S. 162 und Kirchenlied S. 871 folgt, wo auf das
niederdeutsche Wiegenlied: „Suse, lewe Nanne, wat ratsch elt im Stro"
verwiesen wird; nach Hoffmann's Lesart sausa (Interjektion = nja,
sassa), Ninne aus Minne in der Volks- und Kindersprache. Sausaninne
wurde zuletzt so zur Bedeutung von Wiegenlied.
3) Noch ohne Widerwillen, ja mit Wohlgefallen, vgl. Simrock, Weih-
nachtslieder S. XXI f ; Weinhold S. 394-
134 Anton Naegele:
il ie Krippe, die Johannes Boemus 1520 mit übertriebenem Sarkasmus
mit dem Tanzen der Korybanten in der Höhle des lda um den
schreienden Jupiter vergleicht1), suchten Mathesius u.a. eifrige An-
hänger der Reformation aus der Kirche zu entfernen durch Unidichtung
des alten katholischen „Joseph, lieber Joseph mein":
0 Jesu, liebes Herrlein mein,
Hilf mir wiegen mein Kindelein.2)
Wie wenig sie jedoch Anklang gefunden, trotz der Aufnahme z. B. in
das Frankfurter Gesangbuch von 1658, zeigt drastisch Christian Gott-
lieb Göz in seinem Beitrag zur Geschichte der Kirchenlieder, Stuttgart
1784, S. 61, der unter den vielen unschicklichen und elenden Keimen
nebst „den schönsten Kirchenliedern" dieses entkatholisierte Wiegen-
lied findet, „das der Verfasser (den ich hier mit Bedacht verschweige),
bloß für seine Kindswiirterin, aber gewiß nicht für ein Kirchengesang-
buch bestimmt haben mag". So erklärt sich, daß bis in den Anfang
des 19. Jahrhunderts in Hamburg das alte katholische Josephslied
samt dem aus der evangelischen Kirche allmählich sich verlierenden
Kindelwiegen sich erhielt. s) Als letzte, uns doppelt interessante, in
der Heimat vergessene Spur vom Kindelwiegen in der protestantischen
Kirche hat Hoffmann von Fallersleben den in der schwäbischen
Universitätsstadt Tübingen bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts
(„noch vor 20 Jahren")4) fortbestehenden Brauch aufgezeichnet und in
seiner Geschichte des deutschen Kirchenlieds bis auf Luthers Zeit 1 . A.
1854. 3 A 1861 S. 430 uns überliefert. In der Christnacht um zwölf
Uhr wurde dort nach E. Meier, Sagen aus Schwaben S. 464, auf dem
Turm der Tübinger Stiftskirche in einer kleinen, mit Lichtern um-
1) De omnium gentium ritibus (Aug. Vind. 1520 f. 58 b).
2) s. Hoffmann a. a. 0. S. 426 f. doch dichtet er auch Wiegenlieder
noch (Weinhold S. 394).
3) Rambach, Luthers Verdienst um den Kirchengesang S. 146
Eine Illustration der Volkstümlichkeit dieser Kindelwiegenlieder ist
die von A. Juno, Beiträge zu der Geschichte der Reformation, Straß-
burg 1880 S. 73 mitgeteilte, etwa 1523 im Elsaß erschienene Parodie
„Das Kindel Wiegen, oder Wyhenachten Lied, den vermeynten Geist-
lichen zu Lob zu gericht zu einem guten Jor", eine Umdichtung auf
drei Blättern in 12°, s. Hoffmann S. 425.
4) Ebenso noch in Weinholds Weihnachtsspiele u. Lieder 1875.
S. 49, wo A. 1 auf einen wenig analogen Gebrauch auf dem Festland
nach der Schilderung von Sandys Christmas Carols p. CXX verwiesen
wird. Über ein altenglisches burleskes Hirtenwiegenlied in den Townly-
Mysteries s. Reich, N. Jahrb. f. d. kl. Altert. 13 (1904) S. 723.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 135
stellten Wiege das Bild des Jesuskindes gewiegt, während die Musik
den Choral: „Ehre sei Gott in der Höhe" blies; das unten versammelte
Volk sang darauf ein weltliches Wiegenlied. Der Choral auf dem
merkwürdigen Turm ist zwar noch nicht verstummt, das Wiegen und
Wiegenlied aber hat aufgehört. Auf katholischer Seite dauerte der
Gesang des alten Wiegenlieds zum Teil im Zusammenhang mit den
Weihnachtsspielen fort, wie auch die Produktion neuer Gesänge: so
ein lateinisch und deutsch überliefertes im Kölner Gesangbuch 1610
erhaltenes Wiegenlied :
Psallite unigenito
Christo Dei filio etc. etc.
Singt und klingt
Jesu Gottes Kind
Und Marien Söhnelein
Unserrn lieben Jesulein
Im Krippelein
Beim Öchslein und beim Eselein! etc. etc.1)
Ein anderes reicheres aus dem Jesuitenpsalterlein, Dormi Fili betitelt,
beginnt :
Schlaf mein Kindlein! schlaf mein Söhnlein!
Singt die Mutter Jungfrau rein.
Schlaf mein Herzlein! schweig mein Schätzlein!
Singt der Vater eben fein.
Singet und klinget, ihr Kinderlein klein,
Dem süßen, süßen Jesulein!
Singet und klinget, ihr Engelein rein,
Mit tausend, tausend Herzeleiu.
oder aus dem Andernacher Gesangbuch von 1608 mit wechselndem
Rhythmus und Refrain 2i :
Kommt her, ihr Kinder, singet fein!
Nun wiegen, wiegen wir!
Dem allerliebsten Jesulein.
Perlen altenglisch-normannischer Weihnachtslieder hat der
Herausgeber der Analecta Hymnica, G. M. Dreves, S. I. im 49. Band der
Stimmen aus Maria-Laaeh 1895 S. 491 ff. aus dem reichen Schatz der
1) Andere zum Teil aus mündlicher Überlieferung, aufgezeichnet
bei Hoffmann a. a. 0. S. 431 ff.
2) Ebenda S. 431. Weiteres Material bei W. Bäumker, Das
katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen I. 1886. S. 393 ff. ;
Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied III. Nr. 240; 133?.; 1333.
136 Anton Nabgele:
durch Charlee InYkens' Novelle weiteren Kreisen bekannt gewordenen
Chiistraas ('arols herausgehoben und trefflich übersetzt, darunter ein
weiterer Verbreitung würdiges, wundervolles Wiegenlied der Madonna
in 15 Strophen1):
This endris nyght Verfloss'ne Nacht
I saw a syght Bah ich erwacht
A stare as bryght as daj Viel lichten Sonnenschein,
And ever among Dazu erklang
A mayden song Des Mägdleins Sang:
Lullay, by, by, lullay. Schlaf, Kindlein, schlaf ein!
Oder ein im Hinblick auf das spätere Kreuzosopfer düster-wehmütiges
Weihnachtswiegenlied von 12 Strophen:
1. A new zer, a new zer a chyld was i-born
Us for to savyn, that al was for-lorn
So blessid be the tyme!
5. Lullay, Lullay, litil chyld, myn owyn dere fode,
How alt thou sufferin , be naylid on the rode !
So blessid be the tyme!
7. Lullay, Lullay, litil chyld, I synge al for thi sake,
Many is on the sharpe schow to thi body ig shape.
So blessid be the tyme!
in Dreves' Übersetzung:
1. Neu Jahr, ein neu Jahr, ein Kind ist gebor'n.
Zu erretten uns alle, die all' wir verlor'n.
0 hochgelobte Zeit!
5. Nun heia popeia mein Kindelein süß,
Einst nageln ans Kreuz sie dir Hände und Fuß".
0 hochgelobte Zeit!
7. Nun heia popeia, ich wiege dich ein.
Wie werden zerschlagen sie Fleisch dir und Bein!
0 hochgelobte Zeit!
Daß noch heute diese Naivetät und Innigkeit religiöser Poesie
nicht ausgestorben gerade in dem Land, von wo aus wahrscheinlich
die Weihnachtsspiele ihren Ausgang genommen, Frankreich, beweisen
die mit der ganzen Gattung unbeachtet gebliebenen modernen Dich-
tungen eines hochbegabten, vielbewunderten Dichters unserer Tage,
1) Dkeves, a. a. 0. S 499 f. und 496 ff. vgl. dazu Sandys Christmas
Carols p. 32. 33. 122.
Über Arbeitslieder bei Johannes Ghrysostomos. 137
des „priesterlichen provencalischen Troubadours" Lambert, dessen
Weihnachtslieder „Bethlehem" W. Kbeiten 1882 übertragen hat. Zwei
Wiegenlieder enthält die Sammlung, die sicherlich das oben zitierte
Urteil nicht zu fürchten brauchten trotz der abschwächenden Wirkung
auch der besten ubersetzungsproben :
0 schlumm're süß, mein Jesulein,
Mein Augentrost, mein Sonnenschein!
Die Mutter wacht
Und wiegt dich fein,
Nun schlummre sacht.
Süß' Kindelein usw. usw. S. 71 f.
und
0 schlumm're lind
In Sturm und Wind,
Jesu, Jesu, Herzenskind!
Aus den Talen grün gezogen
Fromm und zahm auf deine Hand
Silbertäublein kommt geflogen,
Trägt am Hals ein Königsband.
0 schlumm're lind usw. usw. S. 90 f. *)
Aus der Masse von Weihnachtspielen und Liedern, bei deren
Durchforschung nur seltene Spuren auf das eigentliche Christkinds-
Wiegenlied und dessen Entwicklungsgang führen, sei noch eine altehr-
würdige Probe ausgewählt; Simkock hat sie als Kleinod unter seine
Sammlung alter und neuer Weihnachtslieder aufgenommen (S. 109 ff.),
in den verschiedenen Versionen finde ich es wieder in den von Weinhold
herausgegebenen Schlaupitzer (S. 107) und Habelschwerter Spielen
(S. 113), in Westphalen (Geistl. Volkslieder, Paderborn 1850 N. 57), in
Schlesien (Hoffmann u. Richter, Schles. Volkslieder N. 279), in Ober-
österreich und Tirol (Pailler, N. 355 und im Spiel von St. Oswald H.
S- 25of); ja noch in dem neuesten „Weihnachtsgruß eines Münchener
Kindl" 1895 S. 36 als beliebte alte Weise wieder; in SiMuocKseher
Wiedergabe lautet der 1. Vers:
Laßt uns das Kindlein wiegen,
Das Herz zum Kripplein biegen,
Im Geist uns zu erfreuen
Das Kindlein benedeien,
0 Jesulein süß, o Jesulein süß !
1) vgl. über Weihnachten in der Provence Kreiten, Laacher Stimmen
23 (1882) S. 492ff; 24 (T883) S. 6iff. noch ohne Hinweis auf Weihnachts-
wiegenlieder; ebenso Noels 40 provenceaux suivi de 3 noels francais.
Marseille 1880.
138 Anton Naegele:
ähnliche Wanderungen in den verschiedensten deutschen Gauen und
Dialekten, selbst in lateinischer Sprache, der diese Gesänge altdeutscher
Weihnachtssitte fast ganz fremd geblieben sind1), hat das von Weinhold
(S. 452 ff.) hoch über alle lateinischen gestellte Wiegenlied erlebt:
Still o Erde, still 0 Himmel,
Schweig auch stille, Meer, dazu.
Still o Welt und dein Getümmel,
Euer Gott liegt in der Ruh.
Schlaf mein Kindlein, ohne Sorgen,
Schlaf, du hast noch volle Zeit,
Wird dich heut doch oder morgen
Wecken schon der Juden Neid.
Schlaf 0 Jesu, bleib nur liegen,
Schlaf nur sanft, auf hartem Heu.
Lieg ich einst in letzten Zügen
Dann erwach und steh mir bei etc. etc. 2)
Eine Dialektprobe aus neuester Weihnachtsliederpublikation, die
den engen Zusammenhang von geistlichem und weltlichem Wiegenlied
nach Text und Melodie illustriert3), sei hier mitgeteilt aus Paillerb
handschriftlichen Aufzeichnungen (N. 366 IL S. 16 f):
1) In den vielen Bänden der hymnologischen Publikationen von
Dreves und Blume, Analecta Hymnica (44 Bände) findet sich, wie es
scheint, kein eigentliches Wiegenlied; eine Bemerkung über W. hat
Dreves-Blume in Hymnol. Beiträgen H S. 86. Neben dem bekannten
Dormi fili, dormi, mater cantat Unigenito (z. B. Simrock, Lauda Sion
S. 76 f) oder 0 dormi, dormi blandule Jesu (Geistl. Volkslieder. Padb.
1850. S. 106) kann ich noch ein späteres Dum virgo vagientem angeben
(s. DANiEL,Thesaurushymnol. II.343);beiPAiLLERN. 356,SingnotenH. S.453.
2) Ergreifende Antithesen von Wiege und Kreuz ähnlich wie in
den englischen; vgl. Simrock S. 120 ff. und das ähnliche Wiegenlied bei
Pailler N. 364 und Bone, Cantate. N. 40 : „Still geschwinde — Still
ihr Winde — Stört dem Kindlein nicht die Ruh."
3) Solchen finde ich auch in einem mindestens aus dem 17. Jahr-
hundert stammenden Salzkammerguter Hirtenspiel (Pailler II. S. 224),
wo Hirten das Kind wiegen: „0 Heia, gute Neia Liabs Kinderl, schlaf
ein!" oder in solchem Hirtenlied: „Hei, hei bumpei, so schlaf denn ein".
I. S. 194 oder in einem Kärntischen Wiegenlied bei Lexer, Kämt.
Wörterbuch S. 318: „Singt Hoja, pumpaja, 0 Jesulein lieb", oder in
der Oberufer Spielwei^e nach dem Refrain: „Heidi, heidi, pupeidi" oder
nach einem anderen altdeutschen Hirtenlied: Hai, haidl, pohaü, wozu
interessante Nachweise bei Schröer S. 25. 73. 80.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrvsostomos. 139
i. Du Herzi schöns Kinderl,
So zart und 80 fein,
Die Engel thoan waeh'n,
Du schlaf nur: Hei! Hei!
4. Dein Nährvater Joseph
Stimmt hoamli mit ein
Beim Wiagnliad der Jungfrau
Schläfst süßer; Hei! Hei! etc. etc.;
oder die in ein Weihnachtsspiel aus dem Böhmischen Erzgebirge auf-
genommeneu lyrischen Einlagen, in denen zuerst dem Christkind, dann
seiner Mutter von Hirten ein Schlummerlied gesungen wird :
1. Ich preise dich, 0 Jesulein, 0 du schönes Kindelein,
Ich bin dein und du bist mein, 0 laß uns dein Eigen sein.
Heio, popeio, heio, schlaf nur sanft ein. etc. etc.
1. 0 Maria keusch und rein,
Schenk uns dein Jesulein;
Sieh uns hier zu deinen Füßen,
Laß uns deine Gnad' genießen.
Heio, popeio, heio, popeio, 0 Maria schlaf nur sanft ein. etc. etc. ')
Das merkwürdigste. Denkmal des Kindelwiegengesangs in der Masse
unserer folkloristischen Publikationen dürfte wohl die neuerdings von
Pailler gefundene Ischler Handschrift des 17. Jahrhunderts sein, die
eine vollständige Wiegordnung in und mit einem Wiegenlied ent-
hält. Die „Andächtige Weyß das Jesukind zu wiegen" 2) und offenbar
mit einer Neuordnung des da und dort entarteten „Kindelwiegens"
zusammenhängt. Mit dieser Ischler „Wiegung", die der Reihe nach
von 4 Kindern nach genauem Zeremoniell je mit dem Refrain: „Laßt
uns das Kindlein wiegen" nach mehreren vorangesungenen Versen
dogmatisch und moralischen Inhalts vorgenommen wurde bis zur
josefinischen Zeit, scheint ein neuestens für die Augsburger Diözese
bezeugter Brauch ähnlich zu sein ; nach Raich, Religiöse Volksgebräuche
im Bistum Augsburg (Katholik 23 (1901) S. 546 f.) bestand noch bis ins
1) Pailler II. S. 447 u. 448. Als Material für die Entwicklung des
Kindelwiegens führe ich aus diesem großen Werk alle Stellen an:
1. S. 98. (Mutter Gottes an der Wiege, mehr episch.) 149; 169; 181 ;
186; 194; 238; IL S. 3ff.; 35; 152; 190; 191; 224; 251; 268; 274; 298;
447; 448.
2) Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele II (1884) S. 4 u. 176°.
Aus dem Salzburgischen stammt auch das allbeliebte „Stille Nacht,
hl. Nacht" s. Pailler N. 359.
II'» Anton Naegele:
19. Jahrhundert herein an manchen schwäbischen Orten die Sitte, daß
am < 'liristfest Nachmittags drei Uhr die Mädchen, jedes mit einer
kleinen Wiege, zusammen kamen und dann gemeinsam um eine große
Wiege nicht näher bezeichnete, jedenfalls dem Rhythmus des Wiegens
entsprechende Lieder sangen.1)
In jener Schatzkammer schwäbischer Volksbräuche, die Birlingers
Werke, vor allem Volkstümliches aus Schwaben, Freiburg 1861 — 62, in
sich bergen, weiß der eifrige Sammler nichts von Weihnachtsspielen
und deren vielgestaltigem Geleite mitzuteilen. Und wenn, was Forscher
wie Pailler u. a. beklagen, der schwäbische sangeskundige und spruch-
reiche Stamm seine gewiß reichen Schätze solcher Volkspoesie verloren
und vergessen, um so erfreulicher ist es, in dunklen heimatlichen
Spuren Trümmer, in dem unbegriffenen Namen die Erinnerung an das
Ganze wieder zu finden und sie der Vergessenheit zu entreißen. In der
alten schwäbischen Reichsstadt Biber ach a. R. wird seit Menschen-
gedenken am hl. Abend auf dem Gigelturm und am Christfest während
des Gottesdienstes der beiden seit der Reformation in einem merk-
würdigen Simultaneum vereinigten Konfessionen das altertümliche
.,Pastorellu mit Orgel- und Instrumentalbegleitung vorgetragen, dessen
anonyme, in mehr als ein Jahrhundert alter Handschrift überlieferte
Komposition dem Vater Mozarts traditionell zugeschrieben wird. Dieses
alte beliebte Pastorale heißt im Volksmund ,,s' Kindelwiegen'\ und
tatsächlich zeigen die uralten Orchesterweisen wie die neue, von Musik-
direktor Buttschardt herausgegebene Klavierbearbeitung (Alte Biberacher
Melodien II. S: Am Christfest, Biberach, Dorn) durchaus Wiegen-
rhythmus. So schließt sich zweifellos das Biberacher Wiegenlied ohne
Worte als letztes Glied unserer aufweitzerstreuten Pfaden festgestellten,
in ihren Anfängen erstmals von Hoffmann von Fallersleben erforschten
Entwickluugsreihe an; deren Kennern bezeugt der noch erhaltene, nicht
mehr historisch verstandene Terminus unzweideutig die ehemalige
Existenz und Pflege einer der eigenartigsten Literaturgattung seitens
1) Im Nationalmuseum zu München, Gothische Abteilung, sind
solche Wiegen, z. T. aus bairischen Nonnenklöstern stammend auf-
bewahrt; dazu Paillek II S. 4. Für den Gebrauch solcher Christwiegen
und alles Zubehörs wie bei lebenden Wickelkindern verweise ich auf
handschriftliche Nachrichten aus dem Mittelalter, veröffentlicht in
C. Greith, Die Deutsche Mystik im Predigerorden von 1250— 1350.
Freiburg 1861 S. 214 t. u. 420. Ein kärntisches Wiegenlied, das zweite
im Anhang von M. Lexer, Kärnth. Wörterbuch, Leipzig 1862 S. 313 ge-
funden: „Eillet, eillet, nicht verweillet . . . Schlaf mein Kindlein" . . .
böte mit dem Lied N. 27 bei Pailler I S. 31 zusammengehalten, Stoff
zu ergebnisreichen Ursprungsuntersuchungen.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 141
der altreichsstädtischen Altvordern, deren Vorliebe für solch sinnige
Volkspoesie in ihren Nachkommen nicht minder stark fortzuleben
scheint. Hat sich ja dort auch der 1904 wieder erneuerte Brauch der
„Herablassung des Christkinds11 unter Gesang der katholischen Schul-
kinder und Musikbegleitung der evangelischen „Alumnen" fortererbt,
ebenfalls ein Stück Drama neben dem Wiegenlied, das vor allem als
Übergang vom Lied zum Spiel gilt, ja in seinen meisten angeführten
Vertretern soviel dramatische Elemente enthält, daß viele Wiegenlieder
als eigene Szenen in älteren und neueren Weihnachtsspielen eingefügt
erscheinen. v) Sympathie und Verständnis, das mit Forschern wie Sim-
rock, Weinhold, Schröer u. a zu teilen uns kaum zu verdenken ist,
brauchen uns gegen die Schattenseite des unserem modernen Empfinden
fremd gewordenen Wiegenbrauches nicht blind zu machen, lassen jedoch
das Verdikt von E. Wilcken, Gesch. d. geistl. Spiele in Deutschland
Göttingen 1872 S. 31 f. (vgl. aber S. 62, 1) als einseitiges Anathem er-
scheinen.
Ein denkwürdiger Beleg, daß dieser einst so reiche Liederschatz
der Neuzeit nicht ganz vergraben liegt, ist mir aus dem württem-
bergischen Frankenlande zugekommen. In einigen Kreisen und
Kirchen dieser einst zum Fürstbistum Würzburg gehörenden Gegend
wird heute noch ein vermutlich aus einem alten Weihnachtsspiel
herübergenommenes, von Generation zu Generation mündlich über-
liefertes Kindelwiegenlied gesungen uud seiner Rarität halber manch-
mal als Einlage in Ki-ippenspielen verwendet. So z. B. liegt es gedruckt
in dem Donauwörther „Geistlichen Christbaum" vor, weiteren Kreisen
zugänglich, in denen weniger wie in jenen Gegenden mit ihrem langen
Widerstand gegen den römischen Choralgesang zähe Anhänglichkeit an
das alte deutsche Kirchenlied sich fortererbt hat:
Schlaf wohl, du Himmelsknabe du,
Schlaf wohl, o süßes Kind!
Dich fächeln Engelein in Ruh
Mit sanftem Himmelswind.
Wir arme Hirten singen dir
Ein herzig Wiegenliedchen für.
Schlafe, schlafe, Himmelssöhncheu, schlafe, etc. etc.
1) Zu den oben genannten Mysterien (auch Christkomödien) mit
Kindelwiegen vgl. noch das Kasseler Weihnachtsspiel ed. Fronino
S. 904 f. R. Heinzee, Beschreibung des geistl. Schauspiels im Mittel-
alter 1898 S. 81 ; das älteste, vollausgebildete Weihnachtsspiel, der
Typus für viele andere, Ludus scaenicus de nativitate Domini aus
Benedictbeurener Handschrift s. XHI. (s. Carmina Burana 1847 S. 80 — 95.
14^ Anton Naegele : Über Arbeitslieder etc.
Das der I lichter dieses kindlich frommen W iegenliedes in seiner eignen
Heimat vergessen werden konnte, mag teilweise Erklärung finden in
dem mehr nach dessen Kehrseite bekannten Sturm- und Drangcharakter
und Lebensschicksal. Eine wohl da und dort befremdende Reminiszenz
an die einstige „Oase des konfessionellen Friedens" ist die alte, neu
entdeckte Tatsache, daß eine der letzten, wenn nicht jüngsten Kindel-
wiegenschöpfung das Werk Christian Friedrich Daniel Sckubarts ist,
des Hohenasperggefangenen, ,,in dessen Wesen Hohes und Gemeines,
Zartes und Rohes, tiefe Empfindung und tollgewordene Phantasie neben-
einanderlagen", des Lieblings unseres jungen Schiller, deren Beziehungen
Adolf Wohlwill soeben im Säkular-Schillerbueh ein glänzendes Denk-
mal gesetzt hat. 'j
Dazu Gödecke, Grdr. z. Gesch. d. Dtsch. Dichtung 1884 S. 200 f.), ist
noch ohne Kindelwiegen. Über Krippe und Wiege im Drama des M. A.
s. Simrock, S. XX; Weinhold, S. 48 f.; Päillek II S. 3 f.
1) Ich schließe diese über Erwarten reich angewachsene Ergänzung
der BücnERSchen Gattungs- und Einzellieder mit dem Hiuwreis auf
weitere literarhistorisch besonders bedeutsame Wiegenlieder, die zu
übergehen die Namen ihrer Dichter bezw. Überlieferer verbieten: Das
von Clemens Brentano in der Chronik des fahrenden Schülers (h. v.
P. Kreiten München, Huttier 1888 S. 13) mitgeteilte Lied: „Herr Jesu3
ich will schlafen gehn, — Laß vierzehn Engel bei mir stehn: — Zwei
zu meiner Rechten, zwei zu meiner Linken usw. usw." und sein Wiegen-
lied der Maria (Gedichte, Frankf. 1854 S. 100) sowie das von Gregorovius
mit großer Begeisterung für die sizilianischen Volkslieder ausgewählte
und übersetzte Wiegenlied (Wanderjahre in Italien III, 1875: Siciliana,
4. A. S. 325); ebendort S. 327 ein korsisches Wiegenlied. Ein wunder-
volles spanisches Wiegenlied der Madonna von Lope de Vega, über-
setzt von Kardinal von Diepenbrock (Geistl. Blumenstrauß S. 140) in
Nostadts Die Kindheit Jesu in Bildern und Dichtungen berühmter
Meister 1883 S. 51 ff., dessen Nachahmung in einem Tiroler Weihnachts-
lied Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele II (1884) S. 15 für
Nr. 364 annimmt, beginnt nach einem Prolog: „Die ihr dort wallet
Unter den Palmen, Hl. Engel! Sehet es schlummert Lieblich mein Kind;
Haltet die Zweige, Sänftigt den Wind." — Das Sehubartsche Wiegen-
lied (Sämtl. Werke H 1842 S. 634) erscheint in der von Ahle heraus-
gegebenen Donauwörther Sammlung von Weihnachtsspielen und Krippen-
liedern (2. A. 1890. H. 9 ff. S. 73 ff.) auch in der volkstümlichen (vom
Dichter selbst vielleicht komponierten?) Melodie.
Druckfertig erklärt 1. V. 19U5 ]
SITZUNG VOM 13. MAI 1905.
Herr Sievers gibt eine Fortsetzung der „Alttestamentlichen
Miscellen", 4. Zu Maleachi; 5. Zu Hosea.
Für die von der Internationalen Assoziation der Akademien
unterstützte kritische Ausgabe des Mahäbhärata werden zunächst
für drei Jahre von 1905 an je 500 Mark bewilligt.
Es wird beschlossen, Herrn Dr. Clemex, Oberlehrer am
Gymnasium in Zwickau, für die von ihm geplante Sammlung
des Briefwechsels des Zwickauer Stadtschreibers Roth eine Unter-
stützung von 400 Mark zu gewähren.
Phil. -bist. Klasse 1905. Bd. LVJI. 10
Alttestameutliclie Miscellen.
Von
Eduard Sievers.
4. Zu Maleachi.
A. Der Text.
I. (Metrum 7 K; unstrophisch.)
Cap. 1. 1
2 „""aliqbtl ,§ßchpn<t — ,amqr jqhivg — „wa'mqrt&n: »bqmmä
hälö-'äx 'esdu bjq'qöb?2 [' 'ähqbtänü? '«
(3) wa'ohäb '(ß-jq'qob, (3) wgß-'e&äu sandßt, wa'aüm 'fß-haräu sdinama,
w§ß-nqxlaßo naßqtti fomidbär*
4 ki-ßomär 'i>d5m: »uasub* W9nibn§ xgraboß«, höJ'amär jqhw§5:
»Jiemma jibnü, wq'm 'ghrös!«
u3qärd,Üulahpn gdbul ris'a, ivdha* «»iu' äs§r-za: am jqhivg
(5) 'qd-'öläm, (5)ic9(enechz»t tir'fn6,
wd'qttym tümorü: »jigdäl jqhw$ me'äl ligbül jisra'el!«"
II. (Metrum Siebener; unstrophisch.)
Cap. 1.
6 „xxz ben pcliqbbed 'ab, tvd'§b§d ^jiray1 'ädonau:
wB'im-'ab 'apii, 'qjje chdtodi, ivim-,ädünimv,qnii, v'qjje mörä't
lach$ma bozt ssmt, wq'mqrtgm: »bqmm§ bazinu ' gß-samdch? '«
I. 1 Überschrift 1 mqssä ddbqr-jqhwQ 'gl-jisra'el bojqd mqVachi M
2 danach n9\im~jqhw$M 3 so Marti 461 : bßqnnöß midbarM 4 davor
russqsnü W9- M 5 danach pba'öß M 6 tir'enä M
II. 1 so nach LXX ergänzt mit Smknd, Wellh. etc. 2 lies
wim-'qdonim ohne das 'a,?« von M? 3 'amqr jqhw§ pbn'öß lachpn
hakkohäriim M
Eduard Sievers: Alttestamentuche Miscellen 4. 145
,76.
7 mqggtUm \l- 4 mizbdxi lfr%m mago'äl, wq'mqrt&n: »bqmm$ je'afoiw
(8) <'f»swZ.rän jqhwp« bfmgrchpn6: »nidz^hu«, (8) W9chi-p~qggisun
*iwicer
lizböx: »'enurä'«, wac/w ßqggisu(ny pissex wdxol%: »'envrä'!«
hqqribeu nä vlfgxafidch, häjirs(eu mijjad}dch 7, ' ö^häjissä^fanfch ! 8
9 u-d'qttd xqllü-nä fme-'el ubxamlhu9, häjiä&S10 mikk^m partim!"8
III. (Metrum Siebener.)
Cap. 1.
10 „mt iqm-bach(m uajisgör (hlaßdim, ivzlö-ßa'irü mizbdxi xinndm:
'en-U^xefgs bach$m" — 'amär Jahwe1 „uminxa lo-^rsi
mijj§(tchgm !
11 li^mimmizrqx-s§m§s wd'dd-mdbu'ü gadöl s»mi bqggöjim,
ubchijl-maqßm ftnuqtär muggäs Msmt minxa* phora.s
12 m»' 'qttfjm mdxqlhUm 'öjio bfmgrch^m: »sulxän 'qdondi nwgo'dl*,
(13) wdwEbz%h,QchVo<L, (13) iva' mqrtpn : »hinne matWa!« wohippdxt^m
vößlß
tvqhtej)§m 'tfi-ha'iwive'r'1 ic^p-liappissex ic§J)-hqxöl^8, ha' frsf ' 'öpdh
mijj§dch§m?9
14 ud'arür nöchel, tcdjes bdf$är5 zachdr, w9Zöbex10 mgsxdp
fojqhwe11, Mum§l§ch gadöl 'a,nf x-, usmi nöra bqggöjim!'
1 /"
4 so nach LXX: fql- M 5 ^e'qlnücha M 6 bg'mgrchgm steht
vor sulxän M 7 hqjirseu LXX (z. T.), Marti etc.: hqjirpcha M 8 da-
nach 'ainqr jqhw$ pba'öp M: gestrichen von Marti 9 wü^nnenü M;
oder lies ubxqnüni'! danach mijjgdchfm hajdßa zzöfi M (Dreier): ge-
strichen von Marti 10 oder lies mit LXX hq'gssa?
III. 1 danach pba'öp M 2 so Wellh. etc.: uminxa M 3 da-
nach V. n° ki-^adöl samt bqggöjim \\ 'amqr jqhw$ pba'Öß M (Doppel-
dreier): 'amdr etc. gestrichen von Marti 4 danach hü M 5 so
Wellh. etc.: wdnibo nibz§ M 6 so Graetz etc.: 'öpo M; danach
'amqrjqhw§ .pba'uß: gestrichen von Marti 7 so Wellh. etc.: gazül M
8 danach wqhteßpm 'gp-hqmminxü M (f = wqhb. 'ofiah min-xä' Wellh.)
9 danach 'amqr jqhw§ M 10 davor wdnoder M 1 1 so viele Hss.
von M: Vulgatlesart lädonai 12 danach \imqr jqhw§ t&da'öf) M:
gestrichen von Marti
10*
140 Eduard See vers :
IV. (Metrum Siebener.)
Cap. 2.
i „'alechgm * hqmmiswa hqzzofohqkJcohänfm, (2b) laßep JcäbSd lihnii:
1" 'im-lo pisinfü trolo" vjjnsimü 'ql-leh*, (2'1) lOd'a/roJÄ '§p-bvrchö-
l rchpn! 5
3 MndYM %oäe** laclipn 'gp-hqzro''1, wazerißi ßr§s 'ql-psnechgm*,
4 wiäqHgmvlcivSÜlqxti* 'ejjvhqmmiswa hqzzop hxqjjop10 hvipl
'< p-leici-.
5 bdripi ,ittÖ liajdjxi11 hqxqjjhn, wdhqssalüm, wa,gtt9nem-W,
(wsnapdttiy möra wqjjtrd'eni, umippdne sdmi nixqpuhu.
6 törqp '$m§p haJ9pa bdfiliü, w/qula lö-nimsa hisfapau:
bdkdöm udmlsUr halqch ,ilti, wsrqVbim hesib me'aicön.12
8 wd'qtt^m sqrtgm 13, hichsqlt§m rqbbim bqttorä, sixqtteni bonbi1* :
9 wogqm-'äni nafidtti 'ejjchpn nibzim, usfalun hchgl-ha' dm x
kdfi s§,en9ch§m 16 somdrim '§p-d9rachäi w9no§99tm pandi "'' bqttöra!"
V. (Metruni Doppeldreier.)
Cap. 2.
io hälü^äb 'exdd hchullditü? hälöJ'el 'exdd bwcfäwü,?
mqddu* nibgöä1 'isubaxiu hxqllel bdiip 'qbojjen?2
IV. i davor wa'qttd M 2 danach 'amqr jqhw§ pta'dp M
3 wd'im-lö M 4 danach 2C wssillqxtl tachem 'ep-hqm'erä M 5 da-
nach w9gqm 'aröpüha kl 'enochem samim (ql-leb M 6 so Wellh. : £oce/- M
7 so Wellh. : -hqzz§rqf M 8 danach per§s xqggecliem. amiasd 'epchan
'eläu M: gestrichen von Wellh. bez. Mäkti 9 danach 'älechgm M
10 lüijöp M 11 liajdpä 'ittö M (beachte das Paseq) 12 darauf ein
unechter Einsatz (7:4):
7 kl-sifpe chöhen jisnmü-dq'qp, wdpöra jabqqsu mipplhu,
kivmqVäch jqhw§- pda'öp hü.
13 danach min-hqdderech M 14 bdrip hqllewi M; danach 'amqr Jahwe
ssba'öj) 15 'äser 'endcligm M 16 so Torrey (s. Marti 468;: panim M
V. 1 so Marti: nibgqd M 2 danach ein unechter Einschub
(Metrum 7 : 7 und 8:4?):
11 bapda jdhüda wdpö'ebä ng'hpa Zjisra'el ubirühdem,
M^xillel^j(9]i)üdd^qöd§s -gqhwQ 'äs&rv'aheb, uba'äl bqp-'el nechdr.
12 jqchrep) jqhw§ la'U 'aservjq'sgnnä 'er W9fön§ me'ghle jq'qob,
umqggts miuxa tejqhw§ pba'op.
Alttestamentliche Miscellen 4. 147
VI. (Metrum Siebener.)
Cap. 2.
13 tachqssü1 dim'a 'gfi-mizbqxjqhwlg* me'env'üd1 panöfi 'gl-hqmminxa,
(14) ivalaqdxqp rason mijjcdehem, (14) wq'mqrtgm: »'ql-mfi?€ 'qlvki-
jqhw§
he'td benäch uben^esep na'ürfch, 'asgrv'qttä bagqdtä bäh*.
15 ica'el4 'exdd 'asäurux länü6, uma hcC^xdd madqqqes?
z£rä( '§lohim! u-anismqrtpn barüxächgm, uVesefi iia'ür^ch cql-
tibgöd 6,
i6a Jcivsanf sqlläx jqhw^7 wachqssf9, xamäs ' äl-ladüso 1 9
VII. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 2.
17 „högq'tun* badibrechpn, wq'mqrtgm: »bqmma hö%ärnu?€
b^mgrchpn;
»kgl-'ost^rä* tob-, ,ö\j,qjje '(flöhe hqmmispdt? «
Cap. 3.
1 hinant sole'x mqVachi, ufinna-d^r^ch hfanäi,
ufiß' örnujabSw' el-hechalo ha' a£ton<J' äser-'' qttpn mabqqsim s.
5 uaqardbü 'qlecJigm Iqmmispdt, icahaßjn red mamqhcr
bqmchqsftm ubämna' aftm , ubännisba'im lassdqer !" 4
VI. 1 davor icazöjj sentß tq'sü M (Dreier). — tachqssü] iipchqssü
Marti, kqssöjt M 2 danach baehi wq'naqa M: gestrichen von Marti
3 danach wahi xabertäch | wa'eseß banßdch M (Vierer): gestrichen von
Marti 4 walö- M 5 lasä us'ar rüx lö M (lanti für lö Wellh.)
6 so Wellh. : -jibgod M 7 jqhw§] 'atnqr jqhw§ ^lohe jisra^l M (ge-
strichen von Wellh.) 8 so Wellh.: ivachissa M 9 danach
i6h 'amär jqhw^ ssba'ojf, „w&nismqrte'm barüxqchhn, walö ßibgodü!"
VII. 1 hö^q'tem jqhicQ M 2 danach ba'ene jqhwg, | uhahe'm
liüuxafes M (Vierer): gestrichen von Marti 3 danach Nr. VIII M
4 danach ein unechter Anhang (8: 3):
5C „üb'ösaqt \sachqr~\-sachir, 'qhnana icajapom, umqttf-%er, icalo
'amqr jqhici sabc^oß. [jare'un.'"
148 Eduard Sievers:
(VIII. (Metrum 8: 4.)
Cap. 3.
X X ± X X ± XXJ.XXJ. X X _L X X _1 X X 7. X X _1
ip umqVaäh liqbbdrip1 hinnf-lä2.
2 umi mdchqlkel '{p-jörn bö'6, umi ha'omed bahera'öpo?
kt-hüvk'es mdsaref uchborip mzcliqbsim.
3 wsjasqb m9§arefs ivdtihnrbdrte^leui, wdziqqqq'' opäm IcqzzähäZ
irdhüjü'-' mqggise minxa bisdaqa, \w3chqkkäs$f,
4 ic9(är9bä6w)iiivxdj) jdhüda ivirüsalem kirne 'öldm uchsanim
qqdmonijjop.)
IX. (Metrum Siebener; unstrophisch.)
Cap. 3.
6 ,,'ünt1 jqhwt: lösanlpi, ivd'qttim fone-jqrqöb~ toli-pöm2:
8 Mjq'qöb9 'adchn 'jßohim, kt^qttpn roqMm4 'oßt, wq'mqrtem:
(10) Dbqmmi rqqqbnuchB?« hqmmq'ser ivahqtrüma ! * (lO)haWü ^p-
kpl-hqmmq'ser
'gl-bep ha'ösdr, tmhi^r^f batept, ubxanürüvnä bazop7,
'im-lü 'tftax lachpn 'cP^ärubbop hqssamqim, ivqhrlqöpl lachpn
(11) bdrachävqd-baM-däi, (1 1) ic^a' ärtl lachen bo? ochel, wdW-jqsxip*
'tp-pdri ha'dama, wdlo-pasqkMl lachen hqggtfpi bqssadp,
1 2 utfissdrriv'gpchem kgl-hqggojim , ki-pihjü^' 'qttgmJ ' ergsvxefts !" 7
VIII. 1 danach 'ä$§r 'qttpn xäfeslm M 2 danach 'amqr jqhic$
sabcCöp M 3 danach umtqher k$stf M 4 davor 'fp- M 5 danach
hjqhw$ M: gestrichen von Marti 6 danach hjqhwe M
IX. 1 davor kl M 2 lö chsMpgm M; darauf eine unechte
Siebenerstrophe :
7 temlme 'ähopech^m sqrtpn mexuqqäi, Wdlo smartem (mismqrtiy:
subu 'eläi, wd'asuba 'qlechpn [' amqr jqhw§ ptia'up], wq'mqrtlm:
y>bqmm$ nasub?«
3_so nach LXX Wellh. etc. (und entsprechend bei Note 4- 5): hqjiqbq' M
4 qots'im M 5 qdbq'nücha M 6 danach eine unechte Zeile un-
sicherer Form (Prosa?):
9 bqm'era 'qtt$m ne'arim | lotfopt 'aMfrn qobd'hn \ hqggüi kullo
7 danach 'amar Jahwe sdba'op M 8 danach lachen M: gestrichen von
Marti
Alttestamenteiche Miscellen 4. 149
X. (Metrum Sieben er.)
Cap. 3.
13 ,/aldi1 dibrech^m" — 'amärjqhwf — „wq'mqrigm: »mä-nnidbärnü
fal^cJi?«
14 'ämartgm: »sau 'äböd 'elohim, vmä-bbgsq' kvJ&amqrnü mismqrto?
15 halachnu1 qadorqnnip mipponf jahw§9, (15) ica'qtta mfussartm 4
zedim:
rjqm-nibnu ' os^ris' S , gqm baxqnu 'fßohvm, uqjjimmalejü!«
16 '«2 nidbarü jir'f jqhw§ 'is 'gl-re'eu x x ±
x x s x x s x x _l x x _l, wqjjqqseb jqhiv^ ivqjjismä'.
u-qjjikkapeb^se'fcr zikkaron lofauau llre'au5 alxösdb^hmo:
17 „wshagü li" — 'amar jqhwg6 — „lajjom ,as^r^,qnt 'os^1.
Wdxamältl falSm hq'sgr^axmdlu'is ' ql-bdno harobed 'ofio,
18 KdsqbtQm ur'ipgm* benJobed 'jßohvm Iq'sgr lö 'abado.
19 ki-hintie^hqjjömvbä bo'er kqttqnnür, wshaju chgl-zedtm9 qqs,
icdlihqtu ofiäm^hqjjdm hqbba10 'äser^lo- je'azeb11 vlach%mvsöres
uz' and f.
20 icdzärdxh^lacli\m jir'evhmivsgme.s sadaqa, umqrpe bichnafgh ,
(2i) ivisape'm ufistem kd'^lt mqrbeq (21) bqjjomli ^as^r^qni (os^!" '"
[XI. Unechter Anhang (Metrum 7:4 bez. 6:4?).
Cap. 3.
22 „zichru töräp mosQ fqbdi, 'qszr^siwidpl 'öpo bdxoreb
fql-kgl-jisra,el xuqqim umispatim.
23 lünne 'anocln solex lachen 'epv'elijja hqnnabi
lifne^bo jöm<jjqhic$ hqggadol icdhqnnora.
24 icahestb leb- \ibop 'ql-banim, icdleb banim 'ql-'aböpam,
ppi-'dbo wdhikkepl ' ep-ha'' dres xere'm."]
X. 1 davor xaz9qU M 2 davor W9chl M 3 danach pba'öp:
gestrichen von Marti 4 'anqxnu md^qssarlm M 5 fcyVr'e jqhivg M
6 danach .pba'öp M 7 danach sdpdlä M 8 danach ben sqddiq
terasa' M 9 danach wwhgl-'os'e (tW$) ris*ä M 10 danach ,amqr
jqhicg pba'öp M 1 1 so Wellh. : jq'zob M 12 davor in 21 ica* qssöppn
rssa'im \ ki-jihjü 'lef\r \ tqxäp kqppop rq^lechem M (Siebener)
L50 Eduard Sievers:
B. Erläuterungen nnd Anmerkungen.
1. Die moderne Kritik pflegt das 'Buch Maleachi', soweit
es für echt gilt, in sechs 'Abteilungen' zu zerlegen: A = i,
2— 5; - B=i, 6— 2, g;- C = 2, io— 16; - D = 2, 17
— 3 5. — E = 3, 6 — 12; — F = 3, 13 — 21; dazu kommt
noch ein unechter Anhang (vgl. Makti 478 f.) G = 3, 22— 24.
Von diesen 'Abteilungen' entsprechen A, E, F ohne
weiteres den Nummern I, IX, X des vorstehenden Textes. Sie
sind auch formell dadurch voneinander geschieden, daß A = I
sich des tristichischen Schemas 7 : 3 bedient (daneben einmal
7:4, vgl. M. St. II, § 9, 1 etc.), dagegen F = X in stro-
phisch gebundenen Siebenern abgefaßt und E = IX ein un-
strophisches Siebenerstück ist. — Auch der Anhang G = XI
hebt sich wieder durch tristichischen Bau von dem vorher-
gehenden F ab.
2. Von den dann noch restierenden 'Abteilungen' setzt
sich B meines Erachtens aus drei selbständigen Stücken zu-
sammen, die ich mit II — IV beziffere. Alle drei bedienen
sich des Siebeners, aber II = 1, 6—9 ist unstrophisch, III
= j} 10 — 14 und IV = 2, 1 — 9 haben zweizeilige Strophen
mit je einem abschließenden Dreizeiler (vgl. unten Nr. 6, a),
deren erster für III ebensogut einen Abschluß sichert, wie
der zweite für IV.
Alle drei Stücke sind ferner nach der herrschenden Auf-
fassung (vgl. aber Nr. 9) an die Priester gerichtet, aber auch
dann doch zum Teil in verschiedenem Sinne. Denn wenn II
und III von der Herabwürdigung des Opfers handeln, stellt
IV die Priester wegen ihres Verhaltens bei der törä zur
Rede. Wiederum stehen sich II und III inhaltlich so nahe,
und zeigen sie so viele auch wörtliche Anklänge, daß ich
(selbst abgesehen von der eben erwähnten Formdifferenz) nicht
glauben kann, sie hätten jemals eine wirkliche literarische
Einheit bilden können: was an Wiederholungen von Gedanken
und Worten in zwei Parallelgedichten über das gleiche Thema
zulässig ist, läßt sich deswegen doch noch nicht ohne weiteres
Alttestamentliche Miscellen 4. 151
in einem einheitlichen Gedicht nebeneinander ertragen. Un-
verkennbar scheint mir ferner, daß II mit i, 9 kräftig ab-
schließt, und III in 1, ioa mit neuer Wendimg selbständig
einsetzt, um dann mit 1, i4b abermals einen pointierten Ab-
schluß zu finden (vgl. Nr. 10).
3. a) Noch schärfer ausgeprägt ist die Uneinheitlichkeit
von D1) = YII 2, 17. 3, iab. 5 -f YIII 3, ic— 4, formell wie
inhaltlich. Zunächst besteht YII aus zweizeiligen Doppel-
dreierstrophen, YIII zeigt dagegen das seltene Schema 8 : 4.
Oft betont ist sodann die Schwierigkeit, den mql'ach hqbbdrifr
(vgl. dazu jedoch unten Nr. 13 zu 3, ic) von YIII 3, ic mit
dem mqVäeh von VII 3, ia in Ausgleich zu bringen. Außer-
dem richtet sich YIII wieder speciell an die Priester ( bane-
leui 3,3*), während VII ganz allgemein gehalten ist. Gemein-
schaftlich ist den beiden Stücken nur der Hinweis auf ein
kommendes Gericht, und (wenigstens nach der Überlieferung)
das Wort mqVdeh. Da endlich YIII mitten im Text von VII
steht, unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß VIII erst re-
dactionell au seine gegenwärtige Stelle gebracht ist, und
zwar ganz mechanisch, um die beiden mql'dch zusammenzu-
bringen (Beispiele für ähnliche mechanische Verkoppelung
s. z.B. Berichte 1905, 51 f. 71).
b) Ob VIII von dem Dichter des übrigen herrührt, ist
mir einigermaßen zweifelhaft. Schon das seltene Metrum fällt
ein wenig auf (vgl. dazu Nr. 6, a). Dazu kommen gewisse
Unterschiede in der Rhythmik und Vortragsart (s. Nr. 6, c).
und auch die Tonlage weicht ab. Indessen ist das Stück
doch nicht etwa mit dem unechten Schlußstück XI auf eine
Stufe zu stellen, d. h. nicht eine ad hoc gemachte Interpolation,
sondern Fragment eines einst selbständigen Gedichtes. Ich
habe es daher im Text in runde (nicht eckige") Klammern
geschlossen.
4. Für die Feststellung von Metrum und Text ist zu
beachten, daß die so oft überlieferte Formel jqhwi pba'öß von
1) Über die Trennung von C in die Nummern V und VI s. unten
Nr. 12.
152 Eduard Siicvers:
Maleachi selbst offenbar nicht verwendet worden ist (so wenig
wie z. B. von Arnos, worüber demnächst ein mehreres). Das
Wort srta'op schießt neben jqhwi metrisch über in i, 4a. iob.
3, i5a. 17% ebenso aber auch die ganze Formel 'amar
Jahwe pWoJ> (die bereits Matcti an vielen Stellen beanstandet
hatte) überall da, wo sie innerhalb des echten Textes auftritt:
1, 6C. 8C. 9. iic. i3a. i4b. 2, 2b. 4. 8. i6b. 3, ic. iob. ii1'. 12.
igb. 21 (desgleichen auch einfaches 'amar jqhwi 1, i3b, wo LXX
das sdba'öfi ergänzt). Sie wird aber auch in den unechten
Einschoben 3, 5d. 71' wohl erst nachträglich zugesetzt sein.
Nur bei der ebenfalls unechten Zeile umqggts minxd | lajqhwi
saba'oji 2, i2b spricht insofern eine gewisse Wahrscheinlichkeit
dafür, daß das wha'Öp zu deren ursprünglichem Wortlaut ge-
hört, als diese Zeile mit einem Achter im Verband steht,
also vermutlich schon von Haus aus als Vierer gedacht war.
Secundär ist ferner der Zusatz ['amar] jqhwi ['ißohe jiira'el]
2, i6a und die Formel ntfüm-jahwi 1, 2b.
5. Von den Berufungen auf Aussprüche Jahwes bleiben
somit für den echten Text nur 4 einfache, parenthetische
'amar jqhwi übrig (I 1, 2a; III 1, iob; X 3, i3a. i7a), während
diese bez. die vollere Formel 'amar jqhw§ pda'ÖJt 16 — 17 mal
gestrichen werden mußte. Das ist auch für den literarischen
Charakter des ursprünglichen Textes nicht ohne Bedeutung,
denn gerade diese so oft wiederholten Berufungen tragen viel
dazu bei, dem überlieferten Text den Charakter des Lehrhaften
und Abhandlungsmäßigen aufzuprägen, den man öfters hervor-
gehoben hat (vgl. dazu auch unten Nr. 16). Ohne sie, und
nach der Zerlegung der Sammlung in die oben aufgeführten
Kleinstücke, gewinnt der Text entschieden an Lebendigkeit.
Viermal, in II, IV, VII, IX, läßt der Dichter Jahwe selbst reden,
ohne jeden einführenden Zusatz, zweimal, in I, III, des-
gleichen mit dem erwähnten einfachen, parenthetischen 'amär
jqhwi, nur zweimal spricht der Dichter selbst, in V, VI (vgl.
dazu auch VIII), und nur einmal, in X, bietet er, wie es
scheint, eine Verschmelzung von Jahweworten und eigener
Rede. Auch des rhythmischen Schwunges entbehren seine
Aettestamenteiche Miscellen 4. 153
Verse nicht, ciafern sie nur erst richtig hergestellt sind. Ich
kann daher auch vom Formstandpunkt aus nur dem günstigeren
Urteil Maktis (S. 459) über die Leistungen des Dichters bei-
treten.
6. a) In bezug auf die rhythmisch - metrischen
Formen scheint mir Maleachi reicher zu sein als Marti an-
nimmt, der ihm, ohne näheres Eingehen auf die einzelnen
Versarten, kurzweg nur Tetrasticha' zuschreibt (S. 46 1 u. ö\).
An Versarten verwendet er allerdings mit großer Vorliebe
den Siebener (II — IV, VI, IX, X), daneben zweimal den
Doppeldreier (V und VII) und einmal das tri stichische
Schema 7 : 3 (I; Schema 8:4 steht in dem mindestens zweifel-
haften Stück VIII). — An Strophenformen finden sich:
durchgeführte Zweizeiler in (V), VII, X; Zweizeiler mit ab-
schließender dreizeiliger Endstrophe in III, IV, Dreizeiler
in VI. Ohne strophische Gliederung sind die Siebenerstücke
II und IX, sowie das tristichische Stück I (und das zweifel-
hafte VIII).
b) Cäsurverdeckung und Enjambement halten sich
im ganzen in ziemlich engen Grenzen; schwerere Fälle finden
sich eigentlich nur in den unstrophischen Siebenerstücken II
und IX.
c) In I — VII, IX, X herrscht streng monopodischer
Versbau ohne Tonhöhenabstufung der Hebungen gegen-
einander. Gemäß dem vorwiegend räsonnierenden Inhalt und
der oft entsprechend in Frage und Antwort zugespitzten Rede-
weise ist überall eine energische und scharf pointierende
Vortragsweise anzuwenden. — Weicheren Vortragston und'
dipodischen Versbau mit Tonhöhenabstufung zeigt dagegen
das in VII eingeschobene Stück VIII (oben Nr. 3). — Dipo-
disch abgestuft sind endlich auch die interpolierten Verse
2 11. 12. 3, 5C. 7. 9 (bis qobd'im?) und das unechte Schluß-
stück XL
7. Ein formales Anordnungsprincip (nach Metrum und
Zeilenzahl), wie es bei den ursprünglichen Sammlungen von
Deutero-Sacharja hervortrat (s. Berichte 1905, 68 f.-, über Alm-
I 5 I Eduard Sievers:
Licb.es bei Arnos und Hosea wird demnächst gehandelt werden),
macht sich bei Maleachi, soviel ich sehe, nicbt bemerklich
- vgl. dagegen unten Nr. 16).
8. Zu I. Man beachte den Abschluß des sonst tristichi-
sclien Stückes durch eine Langzeile (wie bei Sach. 1.1, 14''
und i7b, s. Berichte 1905, 55 unter Nr. 12, b). Ähnlieh
unten bei VIII 3, 4.
1, 21'. Über die Tilgung von m'um-jahw§ vgl. oben Nr. 4. —
4n ist überfüllt. Da 'fiäom im Gegensatz zu dem folgenden jqhw^ steht,
wird man es weder streichen, noch durch den Ansatz einer Betonung
ki-hömanj'§dtm: russgsnü in die Senkung bringen dürfen. Sonst aber
scheint doch nur das (überhaupt an sich vielleicht etwas auffällige:
vyl. Wellhausen 204) russqsnU entbehrlich zu sein: ich habe darum
dieses getilgt. — 4d. rqd-eoldm hatte ich M. St. I, 499 fälschlich ein-
geklammert, da ich das Metrum des Stückes noch nicht richtig erkannt
hatte. Das Wort ist vielmehr, wie sich nun zeigt, mit Enjambement
zu 5a hinüberzuziehen. Martis neuerliche Befürwortung und Motivie-
rung der Streichung (S. 462) kann ich mir deswegen nicht aneignen,
weil ich glaube, daß die Worte wd'enechlm tir'fn 5a mit der über-
lieferten Versabteilung dem Sinne nach nur zum Folgenden, nicht aber
zum Vorhergehenden gezogen werden können: cUnd ihr werdet mit
euern eigenen Augen sehen, und es auch aussprechen, daß Jahwes
Gewalt über die Grenzen Israels hinausgeht'. Das ist ein unanstößiger
Gedanke: dagegen würde die Beziehung des tir^n auf die genannten
Namen wohl unmöglich, die auf den Relativsatz 'äser-za'äm jahuf
stilistisch jedenfalls recht hart sein. • - Möglicherweise ist übrigens
'qä-'uläm, v&enechfrnuUr'in zu betonen.
9. Zu II. Die Auffassung dieser Jaliwerede macht einige
Schwierigkeiten. Nach der herrschenden Ansicht, die an das
in 1 6C überlieferte hqkkohämm anknüpft, wäre sie an die
Priester gerichtet. Sieht man aber einmal von diesem einen
Worte ab, so könnte ihr ganzer Inhalt gewiß ebensogut auf
die Laien wie auf die Priester bezogen werden. Ja der
Satz 8°: 'Versuche es doch einer von euch einmal, bei seiner
weltlichen Obrigkeit eine solche Gabe anzubringen' (sc. statt
beim Priester zum Zweck des Opfers), scheint mir für die
Laien sogar besser zu passen. Mag dem nun aber auch sein
wie ihm wolle: das Wort hakkohämm halte ich jedenfalls für
eine erläuternde Glosse zu lachen, das ich (nach der notwen-
Alttestamentliche Miscellen 4. 155
dio-en Tilgung der Formel 'amür jahwi ssba'ÖJj, oben Nr. 4) mit
dem vorhergehenden 'qjje möra'i zusammennehme: 'Wo ist
dann die Furcht vor mir bei euch, die ihr meinen Namen so
gering achtet?' Zur Construction (lach§m -j- Parti cipium) vgl.
icdzärdxUvjlachlm jir^e^hm^/xemes 3, 20% zur Unbestimmtheit der
Anrede die analogen Eingangszeilen 1, 2a. ioa. 2; 17*. 3, 6. 13
(nur bei IV sind in 2, 1 die Priester ausdrücklich genannt,
vo\l. Nr. 11 zu 2, 1). Beide Wörter nebeneinander haben im
Vers keinen Raum, und hakkohämm an Stelle von lachen in
den Text aufzunehmen, empfiehlt sich nicht, weil es den
Rhythmus stören und dem Viererstück der Zeile dipodische
Abstufung (Nr. 6, c) aufzwingen würde.
1, 6a ist auch nach Aufnahme des notwendigen (jiräy von LXX
noch um einen Fuß zu kurz. Die Lücke wird am Eingang der Zeile
zu suchen sein, aber ihre Ausfüllung ist unsicher. Ein hülö ben würde
der üblichen Betonungsweise widersprechen (die vielmehr halö-tien er-
warten ließe) und auch wohl dipodische Abstufung der Tonhöhe haben
müssen (gegen Nr. 6, c). Eher ginge schon (hinne}, bei dem diese
Bedenken in Wegfall kämen: nichtssagend bliebe aber auch das. Man
wird also erwägen müssen, ob nicht etwa der Satz ben jddiqbbeä ,ät, \
vfebed jlra 'ädonau (unbeschadet seines Anklangs an den Dekalog:
Makti 462) als Citat eines jussiv gedachten Spruches 'ein Sohn soll
seinen Vater ehren' usw., gemeint war, den die Angeredeten im Munde
führen, ohne nach ihm zu handeln. Das würde nach Maleaehis be-
kannter Technik auf (Jämqrigni) führen. Das contrastierende wd'im-
schlösse sich dann gut an. — 7a. ,el-mizbdxi habe ich nach Ttgbg LXX
geschrieben, weil ETSn sonst nicht mit ral- construiert wird. — Klärlieh
falsch ist das je' alnuch(a) von M. Daher haben Wellhausen und Nowack
den ganzen Satz wq'mqrt^m: bqmmt ge'qlnüch? gestrichen, dagegen
Tokkey und Marti (s. bei letzterem 463) nach LXX das gc'qhtucha in
ge'qlnuhü umcorrigiert. Beide Auswege bereiten, soviel ich sehe, un-
überwindliche metrische Schwierigkeiten. Der erste würde eine Lücke
öffnen, der zweite scheitert daran, daß ge'qlntiliu (wie man doch wohl
betonen müßte) nicht in den Vers zu bringen ist. Außerdem scheint
mir mit Wellhausen 204, daß das Object von ^e,qlini(cha) ebensowenig
das 'Opfer' (lfix§m) wie 'Jahwe' sein kann, sondern (wie in der Paral-
lele III 1, I2a) nur der 'Altar', der eben vorher durch mizbdxi eingeführt
war. Dieser kann ja sehr wohl durch die Darbringung von l^xe'm
m9$o''äl selbst majfi'al werden, mag man nun das Wort mit Wellhausen
als 'geringwertig (gemacht/ oder mit Marti als 'befleckt' erklären
(das erstere ist mir aber doch wahrscheinlicher, namentlich auch wegen
156 Eduard Sievers:
i, i2ft,>). Das fehlende Object zu dem aus ge'qlnüicha) auszuscheidenden
re'älnü kann man aber durch Umstellung des bfmordigm von 7b und
die Ergänzung eiues ('($-) leicht gewinnen. — 8° ist zu kurz, einerlei
ob man mit M häjirsech oder mit LXX häjirseu liest. Ich habe daher
vermutet, daß die Lesart von M durch Ausfall einiger Buchstaben aus
häjirs(ett mijjadydch "<"!"" "■n>x-*n entstanden (vgl. dazu noch unten
zu 9) und dann von LXX aus sachlichen Gründen corrigiert sei. In
den beiden directen Parallelen inniuru lö-'grs§ mijj§dch§m i, iob und
/(a'frsf 'ö^a/i mijj§dch§m i, 13'' fehlt ein entsprechender Zusatz zu r.u~
nicht, ebenso nicht in der etwas entfernteren wdlaqäxqfi rason mijjedch^m
2, i3b. — 9 ist stark verderbt. Mit Marti 463 muß ich zunächst das
ganz unverständliche mijj§dch§m Itapjjü zzofi aus dem überlangen Vers
ausscheiden. Man möchte dabei fast fragen, ob bei der Interpolation
nicht eine vom rechten Platze um eine Zeile nach unten verschlagene
Correctur des verstümmelten Y-^'n durch -y->-z (oben zu 8C) eine Rolle
gespielt haben könnte. — Mit Recht hat ferner Marti a. a. 0. das
mchgnnenü von M beanstandet: weder gibt das Suffix der 1. PI. einen
brauchbaren Sinn, noch ist mit dem ganzen Yerbum f erbarmen' hier
etwas anzufangen. Ich vermute, daß sich in 123m eine Form des bei
Maleachi beliebten "(n3 (s. 3, io\ 15*) -f Suffix verbirgt, also entweder
"::n:r ubxanünt (vgl. 3, ioh; oder "n:r;;- uTjxanühu (beidemal wegen
des Contrastes mit dem Nachdruck auf dem Suffix).. Beide Formen
kommen dem überlieferten -;:n" ungefähr gleich nahe, -üni sogar
noch etwas näher als -ühu, aber letzteres paßt besser zu der folgenden
3. Person Jiäjism. Zieht man -üni vor, so muß man jedenfalls hernach
auch mit LXX hq'gssä lesen. Nur fällt dabei wieder auf, daß gerade
LXX au erster Stelle xul dtr'ftiirs (zu ",3nr.n?) avxov schreibt, und
damit ihrerseits ebenso auf eine 3. Person hinweist, wie M durch hajissa.
Schließlich läuft das Ganze aber auf eine bloße Stilfrage hinaus (leben-
diger wäre wohl die 1. Person: vgl. auch den ähnlichen Personen-
wechsel am Schlüsse des folgenden Stückes 1, 13*. 14). Jedenfalls aber
wird der Sinn unserer Stelle bedeutend klarer, wenn man einfach lesen
darf: 'Nun so versuchet denn Jahwe gnädig zu stimmen, und versucht,
ob er (oder fich') euch erhören wird' (oder 'werde').
10. Zu III. Im Gegensatz zu II ist diese Rede ihrem
Hauptinhalt nach deutlich an die Priester gerichtet, und nur
in V. 14 scheint insofern ein unmotivierter Umschlag einzu-
treten, als dieser Vers von den Privatopfern der Laien redet.
Man könnte versucht sein zu denken, dieser Vers möge etwa
aus einem andern Zusammenhang hierher verschlagen sein.
Dagegen spricht aher zweierlei. Einmal ist der Schlußsatz
Alttestamentliche Miscellen 4. 157
usmt nörä haggöjim doch gewiß eine beabsichtigte Wiederholung
bez. Modification von gadöl samt haggöjim i ia (vgl. dazu Nr. 15 zu
3, 21). Sodann aber würde sich i3b stilistisch recht schlecht an
12. i3a anschließen. Diese Strophe handelt von den gering-
schätzigen Reden der Priester: die neue Strophe geht dann zu
den entsprechenden Handlungen über: 'Und wenn ihr (so, bei
solcher Gesinnung) minderwertige Opfer darbringt, werde ich
sie da gnädig annehmen? (Nein, vielmehr) verflucht sei' usw.:
das ist der natürliche Zusammenhang. Dieser fordert dann
aber wieder, daß auch in V. 14 die Priester und nicht die
Laien die Träger der Handlung sind, d. h. daß das einzige
Wort, das mit Sicherheit auf Privatopfer hinweist, nämlich
iv9tioder} gestrichen werde. Ein Wort schießt ja in V. 14
notwendig metrisch über, entweder das anstößige wvnoäer, oder
aber hjqlmi (bez. lädonäi). Letzteres scheint mir wiederum
nicht gut entbehrlich, denn es bildet die stilistische Brücke
zu dem folgenden mjߧch gadöl, und war sicherlich als mit
Nachdruck zu sprechen gemeint: fein mgsxäp mir, dem
Jahwe!' Die cHerde' 14" kann doch auch wohl auf den
Tierbestand bezogen werden, aus dem der Priester das täg-
liche Opfer bestreitet (vgl. Wellhausen 205 f.): ja diese
Beziehung scheint mir an sich natürlicher. Ein zachär wird
unter normalen Bedingungen wohl jeder Herdenbesitzer je-
weilen unter seiner Herde aufzuweisen gehabt haben: wozu
also da die Bedingung imjes etc.? Leichter konnte schon
einmal in dem regelmäßig durch das Opfer verminderten Be-
stand des Priesters ein Mangel eintreten. Ich übersetze also:
'Verflucht der Betrüger (unter den Priestern), der, so lange
noch ein zachär unter seinem Bestände ist, mir ein mgsxdß
als Opfer darbringt'.
1, ub ist stark überfüllt, es kann aber nichts anderes gestrichen
werden als die stilistisch unerträgliche Wiederholung Jci-gadül samt
haggöjim nebst ihrem Anhängsel 'amqr jqltwg pba'oß. Durch die von
Wellhausen 205 vorgeschlagene Streichung von muggäs würde eine
Lücke im Verse entstehen. Auch scheint mir muqtär für den Haupt-
teil des Satzes ein wenig zu speciell, da es doch bei der minxa hier
auf die Darbringung im allgemeinen, nicht auf die besondere Art (die
L58 Emiard See vers:
\ Vrbrennung) ankommt. Ferner ist C-5fl in dem erforderlichen Sinne
auch bei Maleachi beliebt, vgl. i, 7a. 8ab. Ich meine also, daß muggäs
doch neben "i^~" beizubehalten, letzteres aber irgendwie mit dem
Vorausgehenden zu verbinden ist, natürlich unter der Voraussetzung,
daß die Lesung muqtar zugleich irgendwie unursprünglich ist. Man
könnte etwa an ein ran jedem maqpm (wo Opfer dargebracht wirdy
denken. Bei einem solchen Sinne wäre *VBpin neben EJ^illn als stilistische
Variaute begreiflich. Aber ich weiß nicht, wie man diesen oder einen
andern brauchbaren Sinn aus der Buchstabengruppe "iCpTa herausbringen
kann, wenn man nicht etwa ein übchgl-nwqüm miqtär (bez. miiiterj für
möglich halten will. — i2a. Das überschießende hü ist auf alle Fälle ent-
behrlich, und könnte nach dem Muster der Parallele i,7b eingesetzt sein.
11. Zu IV. Von der zweiten Strophe (== 2, 3) an läuft
der Text des Stückes nach Ausschaltung einer als solcher
bereits anerkannten Glosse am Schlüsse von 2 , 3 und des
unechten V. 7 (s. unten zur Stelle) metrisch fast glatt durch.
Dagegen enthalten V. 1. 2 für eine Strophe zu viel, für zwei
Strophen zu wenig Gedanken- und Wortmaterial. Dazu kommt
oroße Unklarheit des Aufbaues und eine Menge stilistisch
störender Wiederholungen. Es ist also wohl sicher, daß
V. 1. 2 starke Interpolationen erfahren haben (vgl. Marti 466).
Ein erträglicher Sinn aber läßt sich, wie mir scheint, nur
dann in den Text hineinbringen, wenn man neben der Aus-
scheidung des Überschießenden (s. zur Stelle) zugleich noch
eine Umstellung vornimmt, d. h. lapejj kaWä lihni direct hinter
2, 1 bringt. Damit wird denn auch dem sonst anstößigen
hqmmiswfi von 2, 1 (vgl. darüber Nowack 432. Marti 466)
seine normale Bedeutung zurückgegeben.
2, 1. urfqttä markiert nur den Eingang eines neuen Stückes und
ist als nicht zum eigentlichen Text gehörig zu entfernen. — In 2tt läßt
sich tv^im- halten, wenn man betont: 'im-lö^Jnsmd^tiKJivim-lo-pasimu
*ql-lcb. — Von 2b — 2d muß sicher fallen: einmal das ,amqr juhw$ pba'öp
(wegen Nr. 6, c), sodann (mit Marti 466) der Schluß W9$qm 'arvplha etc.,
der nur aus Stückchen von 2d und 2a zusammengeschweißt ist. Auch
dann bleibt noch zu viel übrig. Von den parallelen Sätzen wdsilläxti
baeh§m 'gp-hqm'era und utfaröpi 'gp-bfrehöpechgm hat der letztere den
Vorzug des charakteristischeren Inhalts und der gewiß absichtlich poin-
tierten Form des Ausdrucks, gegen den ersten fällt auch noch ein
wenig mit in die Wagschale, daß das Wort hqm'era noch einmal in
einer sicher interpolierten Stelle, 3, 9, auftritt. - - 4. lihjop bdripi 'gp-
Alttestamentliche Miscellen 4. 159
leioi scheint mir trotz allem von den Commentatoren aufgewandten
Scharfsinn unverständlich und damit unhaltbar zu sein. In V. i. 2b ge-
bietet Jahwe den Priestern: 'Gebt meinem Namen die Ehre!' Also
haben sie das bis dahin nicht getan, und durch diese Nichterfüllung
ihrer Pflicht die alte bariß '§p-lewi gebrochen. Das neue Gebot soll
denn diese bwiß wieder herstellen (nicht bloß erhalten, wie
Marti 467 ansetzt). Für rVPili ist also wohl einfach tf\*rb bxqjjop
zu lesen: cUnd ihr sollt erkennen, daß ich dies Gebot habe ausgehen
lassen, um meinen alten Bund mit Lewi wiederherzustellen'. Das auf
dieser bsriß beruhende Verhältnis von Jahwe und den Priestern wird
dann im Folgenden geschildert. Für diesen Zusammenhang ist aber
5a bdnpi happa 'itto ('mein Bund war vorhanden mit ihm' Marti,
'mein Bund bestand mit ihm' Nowack, 'mein Bund war mit ihm'
Wf.llhausex) an sich überflüssig und zweckwidrig, auch lassen sich die
Worte nicht mit dem Folgenden zusammenquälen. Es ist also min-
destens umzustellen zu bdrlpt 'itto hajafia usw.: 'Mein Bund mit ihm
(d.h. das, was ich zu dem Bunde beizusteuern hatte) war Leben und
Heil, und die gab ich ihnen' ; nun folgt eine Lücke vor möra, wie der
Vers sowohl wie der Inhalt verrät; sie ist im Text andeutend durch
(wmapättiy ausgefüllt. Liegt aber einmal an dieser Stelle ein Ausfall
vor, so kann er auch wohl mehr als den einen Versfuß umfaßt haben:
mir ist das nicht unwahrscheinlich, weil man am Schlüsse von 5a doch
auch eigentlich ein Verbum erwartet, das dem wqjjira'eni etc. von 5b
correspondiert. Nimmt man dies an, so folgt als weitere Consequenz,
daß das an falscher Stelle stehende hajspa von 5a nicht umzustellen,
sondern zu streichen ist. Der Vers würde dann lauten:
bdrlpi ,ittÖ hqxqjjim icdhqssalöm, wa' §ttenem-lÖ xxz.
Die Gliederung der Zeile wäre dabei noch ungezwungener, als die der
im Text belassenen Alternativlesung. — Die Unechtheit von V. 7
(s. Böhme bei Marti 467 f.) bezeugt auch die abweichende metrische
Form (tristichisches System) und die dipodische Tonhöhenabstufung
(Nr. 6, c). — 8 ist wieder zu voll, aber leicht zu heilen, indem man
hinter sqrt§m das überflüssige min-hqdd§r§ch streicht (absolut gebrauchtes -
*nö in dem hier geforderten Sinne ist ja genugsam bezeugt) und am
Schluß bdriJÄ restituiert, wie es der Sinn verlangt: 'ihr habt meinen
Bund gebrochen, darum werde ich euch usw.' (s. unten zu 9). Der
Ausdruck bdrip hqllewi ist auch an sich etwas auffällig, schon wegen
des Artikels vor lern (Marti 470). Vielleicht ist das n nur falsches
Überbleibsel des fiK einer dem ursprünglichen bdripi nach V. 4 bei-
geschriebenen Glosse '§ß-lewi. — 9. wagqm-'änt ist unnötig hart: man
wird wohl wdgqm-'äni betonen dürfen (vgl. Nr. 12 zu 2, i4b; oder W9gäm-
'anl?). — üb übrigens naptitti wirklich als Perfectum gefaßt werden
muß (Wellhausen 207. Nowack 434. Marti 468)'? Der Rückblick in
Phil -bist. Klasse 1905. Bd. I. VII. 11
160 Eduard Sievkrs:
die Vergangenheit erscheint an dieser Stelle ziemlich unangemessen:
er wäre auch der einzige in allen unseren Stücken. Man erwartet zum
Ahschluß eher eine Drohung, welche die des Eingangs, speciell von
2» _j~ 2'\ wieder aufnimmt. Sie läßt sich auch leicht gewinnen, wenn
man naßattl futurisch faßt und tofi 'aser nicht, wie das gewöhnlich
geschieht, 'mit 'gemäß dem, daß' = 'weil' übersetzt, sondern so wie
es die übrigen Belege von kdfi an die Hand geben. Bei diesen han-
delt es sich immer um eine bei den verglichenen Objecten vorhandene
Grad- oder Maß ab stuf ung, und gerade dies wesentliche Moment fällt
bei der Deutung der Formel als 'weil' fort. Ich halte es also für
richtiger, zu umschreiben f gemäß dem Grade, in dem ihr unter-
laßt' usw., oder, etwas gröber ausgedrückt: 'soweit (oder 'sofern') ihr
nicht' usw. Das gäbe dann eine vollkommene Parallele zu 2a -f- 2d.
12. Zu V und YI. a) Diese beiden Nummern werden
auch von Marti noch zusammengenommen (= Gruppe C,
oben Nr. i), aber kaum mit Recht. Der Inhalt von 2, io— 16
ist bunt gemischt. In engem Räume werden drei Themata
nacheinander angeschlagen: die gegenseitige Treulosigkeit im
allgemeinen, die Ehen mit heidnischen Weibern und die Ehe-
scheidung: ausgeführt ist aber nur das letzte dieser Themen. Daß
das nicht in Ordnung ist, liegt auf der Hand. Es fragt sich nur,
wie das Gemisch so verschiedenartiger Dinge aufzulösen ist.
b) Daß 2, ii. 12 (das Stück von den Mischehen) aus
dem Zusammenhang des Übrigen auszuschalten sind, haben
G. A. Smith und Marti gezeigt (s. Marti 468!'.). Die Ver-
wünschung V. 1 2 setzt jedenfalls V. 1 1 voraus, ist aber wohl
noch jünger (also tertiär), wegen des abweichenden Metrums
8:4, das jedenfalls in V. 1 1 nicht vorliegt.
Was das eigentliche Metrum von V. 11 gewesen ist, läßt sich
nicht bestimmt sagen. Wie der Text dasteht, läßt er sich allenfalls
als zweizeilige Siebenerstrophe lesen. Streicht man aber mit Well-
hausen 207 u. a. das sachlich und stilistisch sehr anstößige bdjisra,el 11-,
so geht die Zeile na metrisch in die Brüche, ohne daß sich eine ein-
leuchtende Correctur darböte.
c) Eine formell mögliche Verbindung von 2, 13 mit 10
hat Marti 470 hergestellt, indem er in 13* msSß ta'sü ußchassü
zu lesen vorschlug.1) Aber auch dann fehlt mir noch die
1) Dann müßte man allerdings, um mit dem Metrum auszukommen,
statt dim'a vielmehr bdclri wq'naqa aufnehmen, dann in I3b wiC martern
Alttestamentliche Miscellen 4. 161
sachliche Brücke von V. 10 zu V. 13 herüber, die den Über-
gang von dem allgemeinen Satz: 'ihr seid treulos und un-
brüderlich gegeneinander' zu dem Kampf gegen die Eheschei-
dung vermittelte. Denn daß es sich bei der Ehescheidung
nur um ein Beispiel der allgemeinen Treulosigkeit handle,
das der Prophet nenne (Marti 471), will mir nicht ein-
leuchten: der Gedankensprung wäre mir zu groß. Mithin
gehört entweder vor V. 13 (dafern von dem Stück über die
Ehescheidung überhaupt etwas fehlt) ein anderer Vordersatz
als V. 10, oder V. 10 müßte seinerseits entstellt sein.
d) Für sich allein betrachtet, gibt V. 10 wohl keinen
Anlaß zu Bedenken, welche die letztere Annahme wahr-
scheinlich machen könnten: die beiden Zeilen passen in-
haltlich gut zusammen. Direct gegen Zusammenhang mit
V. 13 ff. spricht aber das Metrum. V. ioa läßt sich nach
der üblichen Betonung (Jiälö- in Senkung unmittelbar vor
Tonsilbe) nur als Doppeldreier lesen. iob könnte an sich
ein Siebener sein, mit der Betonung 'Ubd'axiu; aber die
würde wieder (gegen Nr. 6, c) dipodische Abstufung der Be-
tonung im Gefolge haben (ebenso übrigens auch der an sich,
wie bemerkt, schon problematische Ansatz hälö '«6 | 'gxää
techullänü für ioa).
e) Mithin ist 2, 10 als besonderes Stück (= V) vom
Folgenden abzulösen. Die Kürze des Abschnittes läßt dann
aber doch wohl weiter vermuten, daß die Strophe nur Frag-
ment einer längeren Rede ist, die redactionell mit der fol-
genden Rede gegen die Ehescheidung zusammengezogen wurde.
Die Ähnlichkeit der Themata ^Treue im allgemeinen — Treue
gegen das Weib im speciellen) und das typische "tti in beiden
Stücken (vgl. auch 2, ioa/* und i5a) mag dazu Anlaß gegeben
haben. Formell wurde die Bindung durch den Zwischensatz
streichen, dagegen in i4b wdhi — bdrißdch beibehalten. Man bekäme
dann statt eines Dreizeilers zwei Zweizeiler. Formell unmöglich wäre
ja auch das nicht (Nr. 6, a), aber die sachliche Schwierigkeit von I4b
(Marti 471) bliebe ungelöst bestehen.
11*
162 Eduard Sievers:
n\rS>\, snüj) hi'm hergestellt, den ich demnach auch für re-
dactionell halte.
f) Dem zweiten Stück , VI, braucht im Eingang nichts
zu fehlen: auch VII umfaßt nicht mehr als sechs Zeilen (wenn
auch in anderer strophischer Bindung).
2, i4b. Betone 'äsgrv'ättü usw.? Vgl. Nr. n zu 2,9. — Über die
Unzuträglichkeit des Einschubes tvdht xabgrtäch tc9,es§]j bonpdcli, s.
Marti 471. — i5a. Hier ist zunächst Wellhausens evidente Besserung
von lo zu lanü aufzunehmen, dann aber ein Wort zu streichen, da der
Vers überfüllt ist. Daß das nur das unverständliche us'ar sein kann,
liegt auf der Hand (wollte man auch mit Wellhausen wqjjqs,er dafür
lesen, so bliebe auch das noch stilistisch anstößig). — Im Eingang der
Zeile aber dürfte das sinnlose X1?" von M nicht mit Wellhausen u. a.
durch iön zu ersetzen, sondern nach der Parallele V 2, ioa zu ">sO
umzustellen sein. — In 16 sind die Worte 'amqr -f- 'jßoKe jisra'el zu
streichen. Sie vertragen sich nicht mit der 3. Person sane und dem
Metrum; außerdem scheint Maleachi solche kurze, nur einzeilige Sprüche
Jahwes nicht beliebt zu haben: auch wo er mischt (X), bietet er doch
längere Reden Jahwes. — Der Schluß endlich, von wsnismqrtgm an,
ist einfach aus i5b wiederholt und schon deswegen zu tilgen.
13. Zu VII und VIII. Über die Trennung dieser Stücke
s. oben Nr. 3. 6; a. 6, c Schluß.
VII. 2, 17 gehört sachlich unzweifelhaft mit 3, 1. 5 zusammen.
Da in den beiden letzteren Strophen deutlich Doppeldreier vorliegen,
muß man auch für die erstere Strophe gleiche Form voraussetzen. Sie
läßt sich gewinnen, wenn man mit Marti ba'ene — xafes streicht und
högq'tpn jahwQ in högaHun "OinSifiin corrigiert, dessen einfaches fmich'
auch besser in den Mund Jahwes paßt. 5° erweist sich durch die
Abweichung der metrischen Form (dipodischer Achter: vgl. 2, i2a) als
unecht.
VIII ist im Eingang sichtlich Fragment. - - 3, ic schlägt Stade,
Bibl. Theol. des AT. 1, 333t. vor, umgl§ch hqbbdrifi zu lesen. Das
leuchtet mir sehr ein, doch dürfte die Lesart umqVäch ziemlich alt
sein, da sie doch wohl mit dazu beigetragen hat, das Fragment VIII
gerade an die Stelle zu bringen, wo wir es jetzt lesen (vgl. oben Nr. 3, a).
— 3a. Das Metrum zeigt, daß nicht nur kgsgf zu streichen ist (Well-
hausen 209 u. a.), sondern die ganze Formel umtqher kgsgf, ebenso, daß
das aus 3b bereits von Marti entfernte hjqhic% auch in 4 zu tilgen ist.
14. Zu IX. Der ganze Eingang des Stückes dreht sich
offenbar um das Wortspiel zwischen bme jq'qpb und dem
Alttestamentliche Miscellen 4. 163
Verbum Sp? (wie nach L3X mit Wellhausen etc. überall
herzustellen ist). An das jq'qöb von 3, 6 muß sich also das
häja'qöt von 8a clirect anschließen. Dieser Zusammenhang
aber ist durch eine zweizeilige dipodische (Nr. 6, c) Siebener-
strophe 3, 7 unterbrochen, deren Unechtheit auch daraus
hervorgeht, daß sie ganz von dem Specialthema (Betrug beim
Zehnten etc.) abschweift (Weiteres s. unten zur Stelle). Eben-
sowenig wie 3, 7 fügt sich aber auch 3, 9 in den Zusammen-
hang ein, desgleichen nicht in das Metrum (wegen bam'erä
vgl. auch noch oben Nr. 1 1 zu 2, 2C).
3, 6. Da hier ein vollkommen neues Stück einsetzt (neu nach
VII. VIII auch in der Form), ist das einleitende kl (vgl. Wellhausen 209)
natürlich zu streichen. — Das schließende nrpba xb ist anerkannter-
maßen verderbt. Mein Besserungsversuch stützt sich auf folgende Er-
wäo-uno-en: Ich bin Jahwe: ich habe mich nicht geändert' hebt der
Dichter an: darauf muß notwendig etwas derart folgen wie: rihr aber
seid Söhne Jakobs, von denen das nicht gilt: ihr seid nicht mehr die
wahren Söhne Jakobs, ihr seid anders als einst euer Vater Jakob'.
Da nun das erwähnte Wortspiel sicherlich auf die Erzählung von
Gen. 27 Bezug nimmt (vgl. speciell das ähnliche Wortspiel in dem
Einschub Gen. 27, 36) r) und da ferner 3, 10" auch noch Gen. 7, un
citiert, so wird man es nicht unwahrscheinlich finden können, daß
Maleachi sich auch der Charakteristik des Jakob als 'isotdm Gen. 25, 27
erinnert, und dies tdm in religiös-ethischem Sinne gefaßt haben möge.
Der Sinn für Frömmigkeit und Unsträflichkeit im Leben und Handeln
ist es aber gerade, was Jakobs Söhnen jetzt fehlt (das sieht man aus
ihrem Tun und Treiben). Somit löst sich denn DiT^O in bh~i^a auf:
fihr aber seid Söhne Jakobs ohne (dessen) Frömmigkeit'. Das xV> mag
aus einer dem h3- übergeschriebenen Variante x;3 entstanden sein. -
In der eingeschobenen Strophe 7 ist sütu ,eläi wa'asubä 'älech§m aus
Sach. 1,3 entlehnt; dort bei Sach. steht auch 'äbopecltgm 1,2.4. 5, tlnd/
xuqqäi 1, 4. Die Frage bqmm§ nasut aber weicht von dem Typus der
übrigen Fragen gleicher Einführung bei Maleachi ab, denn diese sind
sonst stets perfectisch, s. 1, 2". 6". 7a. 2, 17"-. 3, 8h. 13, oder doch prä-
sentisch, s. 2, i4a. — Da 7b ohne das nach Nr. 4 zu tilgende \imqr
jahw$ s»Sa'öJ5 einen Siebener bildet, wird man auch für 7a dieses Maß
erwarten dürfen. Es wird also richtiger sein, hinter S9mart§m ein
1) M. St. II, 79 ist an dieser Stelle das "rrpm von M bei mir
versehentlich als Pi'el vocalisiert: es ist natürlich wajjärqat>enivz$
fq'mäim zu lesen.
1G4 Eduard Sievers:
Object zu ergänzen, als mit Wellh.uskn 210 u. a. hmqrtüm zu schreiben.
Ich habe im Text beispielsweise (mismqrti') ergänzt, in der Voraus-
setzung, daß dies Wort von dem luterpolator aus 3, 14 geborgt sein
könnte. — iob. Bei ubxanuni ist die doch wohl durch das Metrum
geforderte Erhaltung des auslautenden -1 (vgl. M. St. 1, § 238) beachtens-
wert. Sie wird sich wohl aus dem schützenden Einfluß der angetre-
tenen Partikel -na erklären, vgl. M. St. I, 206 ff. — Bei iocf. ist die
Abteilung etwas unsicher. Man kann auch lesen:
' ini-lövgftqxvlachpn ' §J>-' ärubbop hqssamdim, wahnqößi lachpn bwacha
rqd-bdÜ-däi,
(bez. bdrachü || ^äd-bdll-däi) usw.
15. Zu X und XI. Die Hauptschwierigkeit vou X lag
bisher bei 3, 16, da nicht gesagt ist, was die jir'i jqhwi im
Gegensatz zu den Sprechern von 14 f. gesagt, und was Jahwe
aus ihrem Munde gehört hat. Jetzt zeigt die große metrische
Lücke, daß wirklich die zu erwartende Rede der Gottesfürch-
tigen ausgefallen ist.
X. 3, 13 ist schwierig. Der Vers ist überfüllt, aber weder ist
'amär jqhwi hier zu entbehren (vgl. 1, 2a), noch zalqi, wegen des fol-
genden 'alech. Erwägt man aber, daß die Phrase xazagti ralqi dzbrechfm
= 'ihr nehmt auch mit euem Worten viel heraus' im AT. ganz
isoliert steht, daß sie ferner nicht zum Folgenden paßt (denn hier wäre
xazdqii, doch der markanteste Ausdruck, und hätte als solcher in der
Gegenfrage aufgenommen werden müssen, vgl. 1, 2*. 6e. 7*. 2, iya. 3, 8b),
daß dagegen (aläi und dibrech§m in der Gegenfrage regelrecht variiert
als nidbdrnU 'alfch wiedererscheinen, so wird man doch wagen dürfen,
xazdqn zu streichen: 'Gegen mich sind eure Worte gerichtet' — sagt
Jahwe — 'und ihr sagt: »was haben wir denn gegen dich geredet?«'.
Zur Construction vgl. 2, r\ - 15*. wdcln geht nicht in den Vers und
paßt auch dem Sinne nach nicht recht. Da mit 15" eine neue Strophe
einsetzt, enthalten die Eingangsworte der Zeile offenbar eine Ausführung
der Frage von 14, nicht eine prosaische Addition zu dem samürnü
mismqrtö. — In der zweiten Vershälfte schießt abermals ein Wort über,
und zwar sichtlich 'änqxnu, denn 'jetzt aber preisen wir die Über-
mütigen glücklich' ist doch zu persönlich gewendet: der passivische
Ausdruck wa'qtta md'ussarim zeCtim paßt viel besser zur Situation.
Sehr möglich ist os übrigens, daß das 'qnqxnü nur durch falsche Cor-
rectur an seine Stelle geraten ist und eigentlich an die Spitze des
Verses gehört, und also (mit Aufnahme von Martis mippanau) zu lesen
ist: 'änqxnu halqchnü qdorqnniß mippanau: \ ua'qtta md'ussartm zedim
mit scharfer Betonung des Gegensatzes zwischen 'anäxnu und zedim.
Alttestamentliche Miscellen 4. 165
— i6°. Zu Ure'au für fojtr'e Jahne vgl. M. St. II, § 53. — 173. tdprflä
schießt am Versschluß über und hat anomale Stellung, ist also ent-
weder zu streichen (glossematischer Einsatz eines terminus teehnicus:
das ist mir am wahrscheinlichsten), oder mindestens umzustellen:
icdliajü-U SBgulla usw. — 18. benvsqddiq ldrasar ist Glosse zu benv
'glohim etc.: die ris'u von 15'' mußte noch einmal angebracht werden,
ebenso wie die ganze Formel W9chgl-' ose ris'ä auch in igR noch einmal
zum Schaden des Verses eingesetzt ist, und auch in 21 die rasa' im
noch einmal herhalten müssen, obwohl sie dort gar nicht in den mit
20 angeschlagenen Gedankenzug rda wird eitel Freude sein' hinein-
passen: die zedim (bez. rdsofim) beseitigt Jahwe schon allein und ohne
Zutun der sqddiqim in 3, 19. — Den Schluß bqjjom etc. halte ich nicht
mit Marti 478 für interpoliert, sondern für eine beabsichtigte Wieder-
holung von 17»/*; vgl. oben Nr. 10 das Verhältnis von 1, ua und i.|h.
Zu XI. In dem unechten Schlußstück befremdet höchstens ein
wenig, daß 3, 23* nur ein Sechser statt des nach 22a. 24" zu erwar-
tenden Siebeners i*t. Vielleicht ist das indessen bei einer Interpolation
nicht zu beanstanden.
IG. Ist die im Vorstellenden empfohlene Textzerlegung
richtig, so wird sich auch das Gesamturteil über den Cha-
rakter des cBuches Maleachi' etwas modificieren müssen.
Die jetzt übliche Auffassung finde ich am schärfsten präcisiert
bei Maeti 456, wo dem 'Buche' der 'Charakter einer eigent-
lichen Prophetenschrift' und eine 'überlegte Disposition' zu-
gesprochen wird. Gegen wirkliche Bucheinheit seheint mir
schon der wiederholte Wechsel der metrischen Form zu
sprechen: dieser deutet doch wohl sicher darauf hin, daß wir
es auch hier vielmehr mit einer Sammlung von Einzel-
reden zu tun haben. Gewiß ist in dieser Sammlung Ver-
wandtes wiederholt nebeneinander gestellt oder noch enger
verschmolzen (vgl. einerseits die Gruppe II — IV, andrerseits
die Stücke V -j- VI), aber einwandfrei und einheitlich ist die
Disposition doch nicht. Wenigstens scheint mir, daß nach
dem Priucip der näheren Inhaltsverwandtschaft die beiden
Stücke VII und X, die an die Skepsis gewisser Kreise an-
knüpfen, zusammenstehen sollten. Ihre Folge wird aber durch
das Stück IX unterbrochen, das von der Hinterziehung des
Zehnten handelt, und inhaltlich wie formell (beide sind un-
16H Eduard Sievers:
strophische Gruppen von je 8 Zeilen) am nächsten mit II
zusammengehört, zumal wenn II wirklich an das Volk und
nicht nur an die Priester gerichtet ist (oben Nr. 9). Daß
auch die Folge II und III innerhalb eines einheitlich gedachten
Werkes wegen der starken Dubletten Bedenken erweckt, ist
oben in Nr. 2 bemerkt worden.
Will man nach Maßgabe der behandelten Themata das
Stoffgebiet des Dichters näher umgrenzen, so ergibt sich, daß
nach Ausscheidung des zweifelhaften Stückes VIII und der
unpaarigen Einleitung der Sammlung (I) die übrigen acht
Nummern sich in vier paarige Gruppen zerlegen lassen:
1) Gegen das Volk, das a) minderwertige Opfer bringt, und
b) beim Zehnten betrügt (II und IX); — 2) gegen die Priester
in ihrer doppelten Eigenschaft a) als Opferer, und b) als
Erteiler der törd (III und IV); — 3) gegen die Treulosen,
a) im Verkehr mit ihren 'Brüdern', ■ b) mit ihren Frauen
(V und VI); endlich — 4) gegen die Skeptiker, die a) Gottes
Gerechtigkeit und b) den Nutzen eines frommen Lebens-
wandels bezweifeln (VII und X).
Gewiß sind diese Parallelen nicht nur zufällig entstanden,
sondern auch ihrerseits ein Niederschlag der casuistisch
räsonnierenden Denkweise des Verfassers. Sie fügen sich
also recht gut in das Gesamtbild ein, das man sich sonst
von der geistigen Art unseres Anonymus gemacht hat: dies
Bild bleibt ja unverändert, auch wenn man seinen Reden die
planmäßige Bucheinheit abspricht.
Alttestamentliche Miscellen 5. 167
5. Zu Hosea.
A. Text.
I. (Metrum Siebener.)
Cap. i.1
2b wajjömer jqhw% 'el-lidse' : »lech qqx-läch 'esgp zdnünhn,
wdjqlde zdnunim, ki-zanö ßizng ha'ärgs me'qxre jqhwg!«
3 ivqjjelecJi (höse'y wqjjiqqäx 'eß-fjömer bäfi-ditldim, wqttqhdr,
(4) wqttel§ä-löuben, (4) wqjjomgr jqhwfj 'elau: »qdrn^hmo jizrd'fi:
ki-'üd ma'dt ufaqddtl 'ep-ddme jizrd'gl 'ql-bifi jehü,
(5) icdhisbdttl niqmlgchg])* biß jisra'el, (5) v:dsaldrü& 'gfi-qßgP
■f jisra'el4!«
6 wqttdhqr rÖd icqtteled bdp, uqjjömer5: »qara hmäh
lö ruxa{tna, klvloJ'ö&fiJoä 'arqxem 'ep-bep jisra'el6!«
8 icqttipnöl ' ep-lo ruxapia, wqttqhdr, icqtteled ben, (9) wqjjömdr:
(9) ftcpra hmü lö (qmmi, klJqttgm lö 'ammi7.'«
[I\ Erster Einschub (Metrum 6K).
Cap. 2.
1 ivdhaja mispqr b9n£-jisra,el ksxöl hajjdm
'as$rl lö-jimmäd wdlo jissafer.
I, 1 Überschrift 1, 1 ddbqr-jdhwQ 'äser hajü 'el-höser bpi-ba'eri
blme 'uzzijjä jöpam 'axaz jdxizqijjä mqlche jdhüdd ubime jarffiam,
ben-jö'as melech jisra'el. (2a) tdxillqp dibber-jqhw§ bdlwse" M 2 so mit
den Kritikern statt mqmtecliHp M 3 davor icdhaja bqjjöm hqlin M
(vgl. Makti 18) 4 danach bd* emeq jizrd^l M (vgl. ebda.) 5 danach
lö M 6 danach kl-nasü 'essa ldh§m (Dreier: gestrichen von Marti)
und weiter die Verse (3 : 3 || 6?):
7 icd'ep-bep jdhüda 'arqxem icdhösq'ttm bdjqhw^ 'erobern,
wdlo 'ösVem baqgseß udx§r§b [ubmilxamd], basüsim ubfarasim,
die als fjudaistischer Einsatz' (Wellh. 99) anerkannt sein dürften 7 da-
nach der Dreier tcanochi lö-'ehjg lachgm M
Ia. 1 'aser zu streichen?
1<>S Ekuaud Sievkrs:
wohajä bimqöm *äi^ije,a/merJlah§m: »lö-eqmmi 'qttgmt
je'amSrJlahgm: »bdne 'cl-xdi«.
2 W9niqb»sü bdne-jdhüäa tibne-jisra'el jqxddu,
wdsamu'ulalt emürSs ' gxä d ,
(3) va'alu .min-ha? äres } Mvpdddl* jizw'fl, (3) wd'amdr h\ixiu*
»fo»www«, ic9lq,xöpäm4 yyruxa^ia!«]
II. (Metrum 7 : 3.)
Cap. 2.
4 „ribü Zd'irrmacTigm, ribü dd'isti1, wspaser zanünpi mippanpi,
wdnq? füfpi mibbfn sadgh,
5 pen-' qfsitgnriä 'arumma 2 JtajömJhiwwateääh, wdsqUih 3 fcs'g'rgs sijjä \
6 ic§p-ban$h lo 'ärqxem 5,
7 kijzänapu,^ immäm , höbtsü hörajpdm6: »'efoclia 'qxare ma?qhb~äi,
vofianf laxmi umemdi'' '! '«
10 icdhiulövjadd'a ki^'anochivnapqttlvldh hqddagän wdhqttiros
ivdche'sef hirbejn Jäh9'! [wahqjjishdr,
1 1 lachen 'a.sifö wdlaqdxtl^dd^ani btfitto, wafiirösiJbmö* äd~6 ,
wdhissdltl sqmri ufisti0,
12 wq'zqllf10 ,§p- nabln pah fo'ene ma'qhbpi, waHsulo-jassll^nnä
14 icqhsimnwßi gqfndh up'enapdh, [mijjadi11.
2 ki gadol jom M 3 'imru la'xechem M 4 valq'xojjechgm M
II. 1 &»-M Zö 'isti wa'anochi lö 'isaJi M (von V"olz etc. ganz, von
Marti zur zweiten Hälfte gestrichen) 2 danach wahissqpäha M 3 da-
vor wdsqmtiha chqmmidbar M 4 danach wqhmittiha bqssamä M 5 da-
nach der Dreier 6b kvJbane zanünim hemma M: gestrichen von Marti etc.
6 danach Jci 'amara M 7 danach ein Einschub (Metrum vermutlich
Siebener):
7C sqmri ufistl, sqmtä wdsiqqüjäi: (8) lachen hinani-Mch
(8) ' 'ep-dqrkdh bqsstrim, wagadqrti 'ep-gaderäh, unptbüp^h lövpimsa.
9 icariddafa ' ep-tn^ qhbpi icalö-ßqssig ['opam], ubiqsdßqm walö ßimsa,
wd'amdra: »'clacha iva'asuba ,el-,lst [harisön], ki^tüb^li\j''äz
me'ajta!«
(in 8b dqrkäh nach LXX etc. Oort u. a. für dqrkech M) 8 danach der
Dreier ioc wazahäb (asu labbä'ql M: gestrichen von Marti 9 danach
lachqssöp 'gp-'grwaßah M 10 wa'qttä 'ägqll§ M n danach ein über-
schießender Siebener eingeschoben:
13 wahisbdttl [kgl-] masösah, xqggähxgdsäh, icasqbbqttäh wachöl mö'addh
Alttestamentliche Miscellen 5. 169
'asgr 'amara: » ' epnävhemmdvli, ' qs$rvnäp9nü-M ma'qhbäi«,
wq.'chaläpqm1* xqjjdp hassaäg,
15 ufaqddti 'alpi 'gp-jwni hqValtm, 'asf'r taqqtter15 lahem,
irqttd'qd nizmdh wdxeljapdh ,
wqtte'lech 'qxre md'qKbgh} wa'opi sachdxa!" ntfum-jahw^.
[IP. Zweiter Einschub (Metrum Doppelvierer).
Cap. 2.
16 „lachen hinne ,anochi mdfqWpi ,
u-dholqchtih hqmmidbdr, wadibbdrtl 'ql-libbäh.
17 icdiiapätti läh ' gp-kdram$i -fmissdm,
wd'ep-'emeq 'achür hf§pqx tiqwa.
ivs'ätepä1 sdmmä kirne n9rür§h,
nchjom 'alöpäh me'gres misrdim."]
[IP. Dritter Einschub (Metruin Siebener).
Cap. 2.
18 „icdhajdJjqjjöm-hahÜ1 tiqra te'lsäli, walo-ßiqrUv'Sfi labfalim3.
19 ivahsiröpl 'gp-hmop hqb'altm mipptli, wdlö-jizzdchdrüw'dd5.
20 wdcharäiti lahgm bartp4 rim-xqjjäp hqssadf icdHm-'Öfhqssamdim,
wdrpnes ha'ctama, ic9qߧp U3x%rfö umilxama ,esbor min-ha,äres.
(21) wdhiskqbtim labgtax, (21) wergstTch li fo'öläm5 b9se~deq udmispdt,
udx§s§ä ubrqxmim, (22) werqstich li be'müna utdq'dp6 'ep-jqhic^.
23 wdhajävbqjjümvhqhü V»^7 'ejj-hqssamfiim, nahem jq'nu 'ep-ha'dres,
24 ivdha' dres tq' n^ , ep-hqddajdn iceP-hqttiros*, wshem ja' 'nu 'ep-jizra'fi.
25 uzrqHih li ba'äres, rcdrixdmti '§p-lo ruxa^nd, icamqrü
tolö-fqmmt: »fqmmi-,qlttä!« xcdhü jümdr: V$lohäi! «"]
12 davor wasqmtim tejq'qr M 13 so Nowack: tqqtlr M
IP. 1 so Buhl etc. : wa'andpä M
IP. 1 danach n&,um-jqhw§ M 2 so, z. T. nach LXX, Duhm etc. :
tiqrd'i 'm iodlö-piqrd,i-ll 'öd bq'li M 3 danach bismam M 4 danach
bqjjöm hqhü M 5 danach wd* erqstlch li wiederholt M 6 so Marti:
wdjadqH M 7 danach na'um-jqhivg ,ffn^ M: gestrichen von Marti
8 danach m-s' ep-hqjjishar M.
170 Eduard Siever.s:
| II". Vierter Ein seh üb (Metrum Sie bener).
Cap 3.
1 wqjjomyr jqhw% 'eldi1: »Icchv'ghäb 'isset 'oltgbgP* ref s,
Jcahdafi* 'epi-bdnc jüra'el, irdhl-m 1 ponim 'el-'^lohim 'axerim6«.
2 wa'^crqhaJlU6, (3) ica,omär ,el%h: »jamim7 tc^hbi li:
(3) lövpizni wdlö fiilijt fo'tl, twgqm-'dm6 (lö-'abü}9 'eldich.
4 Tä\jjamim rabbim jesdbuJbne^Qisra'el, 'envmfßgch wa'fn här,
icd'en zifiäx, ws'en mqsseba, wa'fn 'efod uprafim.
5 'qxär jasübü bdne jisrcfel , iibiqsu 'gp-jqhwf '§lohem,
wepvdawtd mqlkäm, ufaxadü 'fi-jqhwQ wel-tubo ba'qxrip
ii'.'jj'Oiiim.«]
III. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 4.
ih „,enl-,^m^[j W9,fn-x§s§d, ws'en-dd'qß 'glohim ba'ärgs2,
5a kluchasaUa s hqjjom, (hqkkohen), wdchasäl gqm-nabt 'vmmdch *.'
6b kiu'qtta hqddä'qp mahnst, we/m'asech mikkdhen If,
tvqttiskäx töräp 'glohfeh, 'gskäx bari§ch gam-'a^nü
11°. 1 danach föd M 2 so meist die Kritiker nach LXX:
'ahubqp M 3 danach umna'afep M 4 k^ahtinp Jahwe 5 danach
ic tcd'ohabe 'asise 'änaMm M (Dreier) 6 danach ein Sechser:
2b bqxmissäv asärukdsgf, ivaxömer sa'ortm, iralgpech fo'orim
7 danach rabbim M 8 -,ani M 9 so viele Neuere nach Aben Esra
und Qimchi
III. 1 davor als Überschrift ein Doppelvierer (ia sim'uudbqr-
jqhwe, | bdne jisra^el, || ki^rib hjqhw§ \ Hm-jöihMuha'ärfis) mit über-
leitendem kl M 2 danach ein Einschub (Metrum 6 : 3 || 3 : 3 || 7 | 7 1|) :
2 'alo wdchqxes imrasöx wdganöb wma'6fparalsu,
imdamim bddanüm naga^u.
3 eql-ken tfbäl ha'dres, wd'wmlql kol-joseb bäh,
baxqjjqp hqssad$ uVof hqssamäim, wgdm-dagkjhqjjdm je'asefu.
4 'ocäo'is 'ql-jareb, u-d'ql-jöchqxu'is, im'qmmdch kimribf chohe'n.
3 wddhasqlta M 4 danach 5h lailä wddamipi Hmmeeha. (6ft) nidmu
'qmmi mibbalt hqdda'qp M
Alttestamentliche Miscellen 5.
171
7
8
10
(II)
12
13
16
i7
(18)
19
kzrubbäm hen^xdts'u-U,
xqttaj) (qmmi jöchelu,
ica' dchdlü^icdlo jisbafit,
räzatÜ(ny lismör xxz7,
(w9y*qmm& ba'esö jis'dl,
kaboddm bdqalon hemtrü5:
un'gl-'äwonäm jisu-ndfes 6.
hiznu icrtu jjifro m:
(11) w9Jäin8 wajärös jiqqqx-leb.
■umqqlö jqggld lö,
JMux zmwnim hiJ/äh<u'}Q, wqjjiznu mittqxdp 'frohem.
rql-räse heharim pzqbxu, tvdr(d-hqgtafÖp jdqqtrü,
tqxäj) 'qllon walibrii, wi'ela, Jävtob süläh10.
kdfara11 sorera1- jisra'el, lnch§b§§13 x z bqmmerxdb:
xqhür 'äsqbbim 'efrdim, hqnnüx bd(iS)sod söbd'hn 14.
hqznt hiznu me'cixrdi15, 'aMbu16 qalon mig'önäm16,
särü merux naTfufim", wqjjeböm18 mimmizbaxößdm19."
6, 4
IV. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 5 (6).
„»läufse-lläch, '§frdim, <»wa 'fs^-lldch, jisra'el1?
W9xqsddch$m Jcq'nqn-böqgr, wdchqttql mqsktm Jwlech.
5 so Pes., Geiger etc.: 'amlr M 6 so Marti: nqfso M; danach
Einschub (Doppeldreier + Dreier):
9 wdhaja cha'dm kqkkohen , vfaqddü 'alau ddrachau,
iimq'lalau 'astb lö.
7 U-'§]j-jqJiMi§ 'azdtiu lismor M 8 davor zanüp M 9 so Marti:
hijfä M 10 danach längerer Einschub von ganz unsicherer Form:
\y 'ql-Jc&n tiznpiä bdnöpecliem icdchqllüpechem tdna'qfnd.
14 lö-'gfqöä 'ql-bsnöpechem U pizn&ui un<ql-kqllöj>ech§m kl pana'qfnd.
kl-hem 'im-hqzzonöp jdfareßü, wd'im-hqqdesop jdzqbbe^xu, ,
icd'äm lö-jabin jilldbet.
15 'im-zon§ 'qua, jisra'el, 'ql-je'sdm jdhuda.
wql-tabö'ü hqggilgäl, wql-tq'lu befrJäm, wql-tisMWu: »xäi-jqhu^!«
n davor kl M 12 danach sarqr M 13 davor "qua jir'em Jahwe M
I4 v. I7/S _|_ i8a lautet in M hqnnqx-lö (18) s«r sp&'a/«; der Vorschlag
Süd sobd'lm von Houtsma, hqnnäx bd- von Marti (brieflich) 15 me'axrüi \\
'ahätiü] 'ahäbü hebü M 16 so Houtsma nach mig'onah LXX: viapnn^h M
17 sarqr rüx 'öjtah bichnaßlia M 18 wdjebosü M 19 so LXX,
Wellh. etc.: mizzibxöftam M
IV. 1 so durchgängig seit Wellh.: jdhuda M
172 Eduard Sievers:
5, i1' ki-fäx* hPjifipn hmispa, nargsep porusa 'ql-tabor,
2 tosSäxaß hqssittim* he'miqu, wd'en* müsär hchulläm.
3a 'am jadäHl 'efräim, wdji&ra'el lö-nichxäd mimmptm 6 :
4b kl^rüx zanünim bdqirbäm , weloliem6 lö jadafü.
12 wq'nt cha'ds W efräim, uvcharaqäb hbep jiira'el1,
•3 ivqjjär 'efräim 'ep-xoljo, Wd jiira'el'1 x ± 'ep-mazoro.
wqjjelech 'gfräim 'el-'qssur, wdjiira'el 'el-mdlkt-räb*:
icdhü lövjüchäl lirpövlo9, walö-jä^hf-jmimmpinü10 mazor.
14 Mv'anoctn chqssäxql lefräim, W9chqkfw labejt jiira'el1:
' cwmv' äwföJ etröf iva'elech, (%09ye.Ha W9'fn mqssil." ll
V. (Metrum Siebener.)
Cap. 5. 6.
5, 5 „\vkiyana p'onr jiira'el bdfanau, «»' $ fr qim\jjikkafolvbq*wonäm
6 b9söndm iibibqaräm jehchu tetqqgß 'ep-jqhw(, ivalo jimsa'ti.
2 davor als Überschrift sim^ü-zöß hqkkohqmm icahqqsibü bep
jiira'el. ubeß Jiqmmelech hq'zinü, kl lachem hqmmispat M (Metrum?)
3 so Umbkeit etc.: ic9sqxqtä seüm M 4 so Cheyne: icq'ni M 5 da-
nach ein Doppelvierer: 3b kt^[rqtta] hizneßa, 'efräim, \ nitma jiira'el: \\
(4ft) löujittonü mq'hlem \ laMb 'gl-' frohem M. — V. 5—7. 11 s. in Nr. V,
die Verse 8 — 10 in Nr. VI (3b gestrichen von Wellh. etc.) 6 wd'efi-
jqhw§ M 7 u-lhüdü M 8 so Cheyne etc. (s. Marti 51): wqjjislqx
'el-melech jareb M 9 so Marti 51 : lachem M 10 so Wellh. bez.
Marti: -ji%h§ mikkem M 11 danach ein Einschub (3:7):
15 'ele'ch 'asilba 'el-mdqömi,
r 'ocfw' äser-jf hmu ubiqsu fandi, bqsmr^lahem^jdsqxrünani,
sowie ein weiterer unechter Anhang in gemischtem Metrum (3 1 7 1 7 1 7 1 3:3) :
6, 1 hchu ivdnasuba 'el-jqhwg,
kivhü taräf wsjwpa'enu, jach wdjqxbasenu.
2 jdxqjjenu mijjomäim: bqjjom hqsllsi joqTmenü, W9nixj§ tefanau.
3 waneda'a niräafa ladd'qß '§J>-jqhw$, kdsäxqr nachon mösa'Ö,
u-djabo chqggßem länu, kamqlqös jör% 'ärgs.
Y. 1 davor w9Jiira'el M: allgemein beanstandet 2 danach kasql
gqm-jdhüdä Hmmam M: gestrichen von V aleton etc.
Alttestamentliche Miscellen 5. 173
(7aj xalds(tiy meh§m, (ja)kl-ti:i ba^adü, uhanim* zaiim jalaßu'°:
ii eoseq6 'gfräim, roses7 mispdt, wajüra'el haldch 'qxre-sdu8.
6,5 'ql-ken9 xasdbti (bdnemy bqnbl'im, härqpim bs'vmre-ft:10
6 kt-x§sgd xafdstl WdW-zabäx, wadq'qp 'jßöhim me'olop.
7 tcdhemmä fkd'aädm (abdrü berifi, säm bapdü bi:
8 giVäd qirjäß po'äfä 'äim; 'äqtibba middqm (harÜzpi).
9 ivdch(im'yxqkke^W1'1 x$b§r (liak^koliämm, J9rqss9xü-d§r§ch12
s§chma 13.-
io bdbep-,elli ra'ijn sq'rürijja h'§fräim, säm16 nitma jisra'el."16
VI. (Metrum 5 : 4.)
Cap. 5.
8 „tiq_ru söfdr bqggib'a, xasopra barama:
harVü babeß-'el1, jexrdd- binjamin!
9 'gfräim Issammä p~ihj§ bajom töchexa:
bdsibte jisra'el hudqHi nfmana!
10 haju iure jisra'el* k-dmassige^gdbul:
'älem '§spoch kqmmdhn rgbraJÄ!"
3 kt-bi] bdjqhwg M 4 ki-hanim M 5 danach 7b (qttü jöch?lem
xodes ' ej> - xelqehem M 6 so LXX, (Dort etc.: (asüq M 7 so LXX,
Oort etc.: nsüs M 8 kl hö'il halqch ' axare-sauM. — Cap. 6. 9 V. 1—3
s. in Nr. IV, Anrn. 1 1, Vers 4 zu Anfang von IV 10 danach umispatfjclia
'ör jese M: gestrichen von Marti ii uchxqkke Hs gddndim M 12 so
Marti: d$rech jdrqssdxü- M 13 danach ki zimmä 'am M 14 so
Wellh. etc.: b.jisra'el M 15 W gfräim, säm] sam zenüfi h^frqim M
16 danach anerkannter Einschub (Siebener):
1 1 gäm-jdhüdä safi^qasir lach bdmbf säbüß *qmmi
mit der Schlußvariante (vgl. Marti 58) kdrgft tejisra'el 7, 1 (die aus
dem Siebener einen Sechser macht)
VI. 1 so Hitzig etc.: bej> 'aun M 2 so Marti: 'qxärfch M
3 so Marti etc.: jdhüda M
174 Eduard Sievers:
VII. (Metrum Fünfer.)
Cap. 7.
ia „niglä1 'äwön 'gfrqim, wDra'dß2 somwon*,
2 uMl-jömdrü lilbabüm: ra'aßüm* zachärti.
r((ttä ssbabüm mq'lslfm: ngggdupanäivhajü.
3 bsra^aßdm jims9xu5-m§l§ch, ubchqxsem sarim6:
5 (rnijyjüm mglcho"' hgxelü sarlm xqmqß\jjdins ,
liiskirii9 (m$l§chy los9stm, ki-qadäx10 Ubbdm11.
6 kgl-hqlldild jasen 'qppäm1': böqgr hüvbo*erls:
7 kulläm jexqmmü kqttqnnur, loachdlu1* sofdtem:
kgl-mqlchem nafaJÜ, wd'en qober15."
Till. (Metrum Fünfer.)
Cap. 7. 8.
7> 8 „'gfräim x x ± ba'qmmfm: hü jißböldl:
'gfräim haja 'uga bdlt hafücha.
9 'aclwlü zartm koxü, wdhu lö^jadd* :
gqm-seba zoraqa 1 bo, wdltü lövjaää' 2.
VII. 1 davor kdrofl hjüra^el ws- M: gestrichen von Marti
2 so Marti nach LXX: wdra'öß M 3 danach ein eingeschobener
Siebener:
ib kivfd'alüusdqgr, wagqnnäb jabö, pasät (ßdud bqxus
4 davor kgl- M 5 so Wellh. etc.: jdsqmmdxü- M 6 danach ein
Einschub: 4 kullam imna'qfim kamö ßqxnür bo'era me'ofg. jisböj) me'ir
millus bascq 'qd-xummßö M 7 mqlkenü M 8 mijjain M 9 masqch
jadö '§])- M 10 so Marti: -qerdbü M, und danach chqttqnnür 11 da-
nach ba'grbam M: gestrichen von Marti 12 so allgemein nach Pes.
und Targ. : ,ofeh§m cnsx M 13 danach Äa'es Ighabd M 14 dauach
'gß- M 15 'en qore bahpn 'elai M
VIII. 1 so Marti u. a.: zardqü M 2 danach eine Einschub-
strophe (Schema 7:3):
10 utfana p'on- jisrd'el bdfanau, ivdlö-sdfoü 'gl-jqhwf 'jfiohem,
ivdlo biqsühü bdchgl-zoj)
(gestrichen von Marti).
Alttestamentliche Miscellen 5. 175
it wqihi 'gfrdim kdjöna foßa, 'en^leb:
<(' §l-me'l§chy misräim qara'Ü, 'qssur halacliu.
12 kq'sgr jelefiliü, '$frös 'älem risti:
ka'Öf hqssamäim 'aridem, x x _> x x ±.
(•3) 'qjqsrem3 kdse'mq' ra'aßäm*: (13) 'fit lahe'm:
naädftu5 mimmfynm: so<tvlah§m, kl-fäsd'iivbi/6
I4b jeltlü7 'ql-mizbdxöpäm*, laggcid9 jipgöctaflu10 :
15 pxqzqu ra'afiäm11, wd'eläi jdxdssatü-rä' .
16 jasübu lqbbärqV2, haju ksq§s§ß ramijja:
nafdlM13 bqxgreb sarem (vmalchern) mizzq'm(ämyii.
hsonätn bf la'agfi16 ba^res misräim:
8, 1 (dibbgry raläi xikkäm s$qgr bd'qssv/r "\
2 x x ± lö^jiz'aqü^eläi: Jö jddqHtm11 :
3 zanäx jisra'el tüb(ty 18; 'öjeb jirdzfem 19.
4b kqspäm uzhdbätn 'asü lahpn fäsqbbimi0:
5!l zibbdxa l/e'gel-1 somarön.: xarä^qppl^bdvi!^2
3 so Graetz etc.: 'qisirem M 4 so LXX (Völlers, ZATW.
3, 250): Iq'daßam M 5 davor kl- M 6 danach eine Einschubstrophe
(Schema 6:3):
13" wanochi 'efdem, ivdhemmä dibbdru 'ahn kdzabhn,
14* walö-zä'aqiiv'eläi bdlibbäm.
7 kl jdjelllü M 8 -misksbößam M 9 'ql-dagan ivspirös M 10 so
Houtsma etc. nach LXX: jißgöra^ru M; danach jasürü bl (15) ivq'nl
jissqrtl M 11 xizzqqtl zdrö'ofiam M 12 so Marti etc.: lö (al M
l3 jippzlü M 14 mizzq'qm M 15 hsönam. zö Iq'gam M 16 'el-
xikkdcha sofar kqnngsp- und danach fql-beß jqhwg jq'qn 'abdrü bdrlßi
u-y ql-törajjl p>asa'ü M 17 ll jiz'aqü 'jßohqi jddq'nücha jisra'el M
18 tob M 19 so Marti: jiirhfö. (iq)hem M; danach ein Doppeldreier:
4a himUchü ualo mimmpini, hestrü, ivdlo jada'tt.
20 danach fomq'qn jikkarep M 21 zanqx f^lech M 22 danach ein
Einschub (Schema 3:7:3):
5b 'qd-majjüi lüyjüchdlü niqqajon.
6 kl^nujjisra'el^vlwoyiu: xaräs 'a&ähü, icdlo 'glohtm hü,
klvsbabimvjihjfv' e'gel somaron
(5b und 6a gestrichen von Marti).
Phil.-hiet. Klasse 1905. Bd. LVII. ] 2
IT») Eduard Sievers:
7 Tä\j(Mmrria) rüx jiera'u, nvsufnfiä jiqsotrü:
qamü 'en-läh*3 s&mdx, bdUvjd'sg-qqzmdx.
8a niblä' jiira'el xxz, (g^böded^vlöv'efräim:
8b liajü'-1'1 bqggöjim kicMt 'en-xefgs bu.
9a ki-Mmmä 'diu ,qssur, (9°) naßonu91 'ähabim:
10 gqm nittznu-* bqggöjim*9 mqlkdm w9saremS0.
n kt-hirbä '§frqim mizbdxoß, Iqxto haju-losl:
12 'echtöb-lö-urub töraßdi39, komü-zdr n$xsafiu.
13 zobaxhn 'aliabu (wqjyjizbaxu^, basar wqjjöche{lus*:
'qtta 'fzfcoV35 'äwondm, vw'gfqöd55 xqttöpäm!" s6
IX. (Metrum 7 : 3.)
Cap. 9.
1 'ql-tisindx jürcfel, 'ql-tajel1 ka'qmmim, kiuzanißa metdl-,f>loli£clt'i
'ql-köl-ggriiüß dagdn.
2 (ki-yi&rgn icajeqgb lu jirse'm3, WdJwrM J9chdx§s bäm4,
X X ± X X _C X X _£ .
23 so Wellh. etc.: -lö M 24 danach 'ülqi jq*s$ zarim jibki'uhu M:
gestrichen von Maiiti 25 davor p§r§ M (verderbt aus einem die vor-
hergehende Lücke ausfüllenden Wort) 26 davor (qttä M 27 hijntu M
28 kl-jipnü M 29 danach caMä ' äqqbbdsem ivdjaxellü mafat mimmqssa M
30 m§l§ch sarlm M 31 danach mizbdxöß laxtö wiederholt M 32 so
Wellh. etc.: ribbö töra/ri M 33 zidxe Itqbhabqi jizbaxü M (zur Bes-
serung s. Marti 69) 34 danach jqhwg lü ramm M: gestrichen von
Marti 35 so Marti: jizkor bez. icdjifqoä M 36 danach ein aner-
kannt unechter Anhang (Schema 3 : 5 : 4 : 3 : 3?):
i3n Mmma misrqim jasiibu.
14 wqjjiskdx jisra'el 'gjj-'oseu, u-qjjibpi heclialöß,
irihudä liirba '«rim bdsurofi.
wasülqxtl-'es bo'arau, W9' 'dchdläu 'drnmiopeh.
IX. 1 so Marti nach LXX: 'gl-gil M 2 danach 'dhqbta 'gjmanM
3 jir'em M 4 so nach LXX Dathe etc.: bah M
AlttestamentLiIChe Miscellen 5. 177
3 lö jehbü ba'eres jqhwg, ivdsäb 'gfraim misräim,
ub'asmr tarne jöcheJÜ.
4 lö-jissacliu hjqhwf jqin, walövjä'rachW'-lo zdtaxtm6:
kdl§xem ,ömm Iqxmäm'1.
G Jil-hinne jefochu ,qssur%(u')misräim: tdqqbsem möf (uyßqqbrem,
fmqxmäct x x jl Idchqspäm.
(7) qimmos jirasem, xox bd'ohUm, (7) (ki-ybä,ü jwne hapqudda,
icdsillüm 9, wdjectq' 10 jisra'el.
()ä-y%wil hqnnabi, mdsuggä'v'lsvharüx 'ql-röb ' äwonä m u
8 sofi ctwls-«a5f (höhen). [wQxqttäßäm1*,
pqx jagpsu14 'qJ-kQl-dwachim15, Diastema babep 'jßohim10,
9a sixqjM11 Mme hqggib'a.18
X. (Metruni Doppelvierer.)
Cap. g.
10 „Iq'nabim bqmmidbär masäßi jisra'el,
J&bikkürä bip'ena1 ra'ijji 'aböjjäm*:
hemma biVÜ (bep-ybä'ql-ps'or,
wqjjinna,Z9i'üs, tcqjjihju1 fk^ghbdm.
5 so Kuenen etc.: je'erbu- M 6 zibxehem M 7 so Kuenen etc.
luhem M, und danach ein Einschub (Sechslieber?):
4C ftgl-'octolau jiUqmma'ü, kl-lqxmäm tenqßäm: 1övjabö\üy biß j alt u:^
5 mä-ttqr'&Ü hjöm mö'eä , uljöm xqg-jqhw§?
(von kiulqxmäm an gestrichen von Marti) 8 so Wellh. etc.: hahch
ntissod M 9 ba'ü jdme hqssiUum M 10 jeäd'ü M 1 1 so Marti:
"äwondcha M 12 so Rüben etc.: wsrqbbä Diastema M 13 'efrqim
Umr-'jßöhaiM 14 jagös M 15 dwachdu M 16 so Marti: 'jfldhäu M
17 he'miqu sixcßü M 18 danach ein eingeschobener Vierer:
9b jizkor 'awonäm, jifqpä xqttößäm
(gestrichen von Wellh. etc.).
X. 1 danach bdreslßah M: gestrichen von Marti 2 'qbdßechem M
3 danach Iqbboseß M 4 danach siqqüsim M
12*
w
178 Eduard Sievers:
ii 'gfraim ka'of jijföfef Tcsböfidm
milleää iiHiihlirtrn umeherajon0:
13 jisra,elli ra'ljji lasuä1 bsfiulojiäu6,
wd'§fräim tehösi lahoreg Imwfiäu9.
15 kgl-ra* ajxhn (ra,ifiiy bqggügdl:
sämlu hiit'lnm 'ql^nV mq'hlem:
mibbcjji 'aiarsem, lövösif11 'qhdaßäm1*
16 hukla ' 'efräim \, sgrsam jähes!"13
XI. (Metrum Doppelvierer.)
Cap. 10.
g§f§n böqeq(a hajäy jisra'e'l:
pdri x x _/ J9sdww§-UÖ :
kdröh hfirjfi($) hirba mizbdxop 1,
Ijtob h'qrsü hetib2 mqssebop.
5 danach ein unechter Doppelvierer:
12 [ki] Hm-jd^äddolii^y ep-~\bdnem , wdsikkqltim me'addtn:
M-gqm-'üi lahpn bdsüvi mehgm
(i2b gestrichen von Marti) 6 'efrqii» Jcq's§r M 7 so Wellh. etc.
nach LXX: fesör M 8 hpuld Zmaw§ M 9 'el-hore$ banäu M; da-
nach ein unechter Doppelvierer:
14 ten-lahpn, jqhwf: mü-ttitten? ten-lah§m
r§x$m mqskil wssaCtdim sonwgim
(gestrichen von Marti) 10 davor ki- M n so wohl allgemein voca-
lisiert: 'usef M 12 danach kgl-sarehem sörarim M 13 danach zwei
unechte Siebener:
i6b p9ri bqlujq'sün, gqmJki jele^un, wdhemqtti mqxmqddf bitndm.
17 jim'asem ^lohim, MJlövsäma'ikjlS, wsjihjü noäoäim bqggöjim
(darin bdli Kethib, und '§lohqi M: '§lohim LXX [und Marti])
XI. I so Marti: Iqmmizbdxöp M 2 so Wellh. etc.: hetlhü M
Alttestamentliciie Miscellen 5. 179
xaläq libbäm: 'qtta jfsa^nu:
je(arefs mizldxößchn , jjsuddckt * mqsseböpdm.
3 Mv'qtta jömwu: y> ' en^me'tych lärm6,
ivahqmmelec'i (Jcsq§s§f 'ql-pgnf mäimy«.6
5 h'gglu jag&r'' sdchqn som&ron,
ki-JQ'bäl8 'älau eqmmÖ uchmarau:
jeltiü0 'ql-kdbödo, ki-galä mimmgnnli:
6 gqm-'ößd10 jübäl temaiki-rab11!
XII. (Metrum Doppeldreier -(- Dreier.)
Cap. io.
7 büsä l ,%fräim jiqfqdx, wdjebos jisra'el me'sabbau 2,
niäma 3 (middamffi) somaron 4.
8 icamsnwäfLjbamoJ)6 jisra'el6, tva'amaru leharim: »kqssun!«
IV9 Iqgb a'öß: » n iflü r a len ! « 7
XIII. (Metrum Fünfer.)
Cap. io.
11 »^ffäim1 ' gglavinlummada , ,ohqbti lafiüs:
toq.'ni (J}$ybqrü <^ö/)>2 cql-tub sqwivüräh.
3 hü jqWofM. ^jdsoäeä M 5 danach ki lö jarenü 'gß-jähw§ M:
gestrichen von Marti 6 die Ergänzung aus V. 7 (s. Nr. XII, Fußn. 4)
heraufgeholt; für 3b in M der Einschub (Schema 3:6:3):
3b wshqmmglgch mä-jjqf 'sfi-llänu?
4 dqbber ddbarim, 'alöp sau, karöß bdrifi,
■\ufarqx karSs mispät [rql-tqlme saCtai]
(V. 4 gestrichen von Marti; für dqbber LXX liest M dibbdru) 7 l^^löp
befi 'aivpi jagüru M 8 so Wellii. etc. : -'abol M 9 'alau japlü M
(jelilü Wellh. etc.) 10 danach fo'qssür M 11 Idmqlkl-räb] minxä
hmclech jareb M
XII. 1 bgsnä M 2 so Wellh. etc.: me'äsapö M 3 niäm% M
4 danach mqlkah. koqesgf 'ql-pdne-maim M (s. Nr. 38 zu 10, 3b) 5 da-
nach 'atceh xqttqp M: gestrichen von Wellh. etc. 6 danach qös
ivddqrdqr jq'lg ' ' nl-mizbdxöpam M 7 Vers 9. 10 s. in XIII nach 10, i3b
XIII. 1 lüs'efrqim M 2 so ergänzt von Marti
180 Eduard Sievers:
'qrkib ,§fräim laxros, fo&ädd§ds-lÖ,
(12) jq'qpb (i2a) lizrö' * lisdaqd, liqsör6 teß-x$s§d6.
I3a (wd'qtte'my xärqstgm r%M' , (quldßä qdsqrtem:
i3h ' aeliqltpn pdri-chaxdl , (9*) kirne" haggib'a!*
91' säm famdäÜ'J *aläi10 bdnf 'quid11:
13° bapxfi12 bdröb gibbörem15: (ioa) bäßi uq,jqsremu.!
iob wd,e,söf15 (gqm-y( algch 16 ' qmmim1'' ', (l$)w3qßm sa^on1*
T4h kpP^-mitsarfch jussqddü'i0 bajom milxama.
i5b bassä'ar91 nidmü mdm$ mqJkäch**, jisra'el:
15" 'em 'ql-banim rutta^a: kaldvasTiJbdch'**!"
XIY. (Metrum 5 : 3.)
Cap. 11.
1 „Jciund'qr (hajdy jisra'el, wa'öhqbehu:
mimmisrdim1 qaräfti hbandu2.
3 wanochi tirgdlti Igfrdim, '§qqaxems 'ql-zwöH*,
u-9lö vjddd'ti <j ki u ndscijnm 5.
3 jqxrös jdhuda psqdded- M 4 zir'ü lachem M 5 qisrü M
6 danach i2b nirü lachem nlr icd'ef) lidrös 'ep-jqhivg cqd-jabö W9Jör§
sedeq lachem M (Form?): gestrichen von Marti 7 so Marti: mime M
8 danach xatäpa jisra'el M 9 'amafiü M; danach lö-p~qssi%em bqggib'a
milxama: gestrichen von Rubens 10 so Rubens etc.: c«ü- M 1 1 so
nach LXX allgemein: 'qlwü M 12 kl-batqxta bddqrkdcha M 13
gibbörgcha M 14 so nach Pes. Graetz etc.: bd'qwwafii wd'essQrem M
15 so Oort etc.: icdhissdfü M 16 ralehem M 17 danach ba'gsram
liste 'enofiam ('önapam Q.) M: gestrichen von Marti 18 danach
bd*qmm%cha M 19 Kdchol- M 20 so Wellh. etc.: jüssad M; danach
kdsod sqlman beß 'arbel: gestrichen von Wkllh. etc. 21 so Wellh. etc. :
bqssqxqr M 22 melech M 23 kachä easä lachem befi-'e! [mippdne
ra'qjt ra'qßchem] M: das Eingeklammerte gestrichen von Marti
XIY. 1 umimmisrqim M 2 so Guthe etc. nach LXX: libni M.
Danach eine unechte Strophe (Schema 7:3):
2 J&qgr'iJlahemy-iken hatechü mippanäi: hem Iqb'alim jdzqbxu,
udldppdsilhn jdqqtrün
(darin qare^ü M für ksqgr,I LXX, Wellh. etc., und mippsnehem M für
mippanäi hem LXX etc. 3 so nach LXX Ewald etc.: qaxam M 4 so
LXX: -zdrö'opäu M 5 isfäpim M (vgl. Marti 86)
Alttestamentliche Miscellen 5. 181
4a -fbdxqble 'ad dm 'emsdchem bq'bur* 'qhbafii1:
4<" fo'dt 'öllchem ,eldi%.
5 wqjjäsob 'efrqim9 misräim, wd'qssur hü^mqlko:
me'änü las§b§p <' ätf) 10 .
7 wd'qmrrii niVü mimmgscM , ica'el-bd'ql jiqrau11,
jqxdslu brömcm (jsdmiy1*.
8 'ich 'gttmech 'efräim, 'ämqgnech jisra'el?
Jc3'qdmä13 'äslmech usboßmu!"
[XIV*. Fünfter Einschub (Metrum 5:3).
Cap. 11. 12.
11, 8C „nqhpqeh 'aläi IHM, nichmdru1 raxmdi*:
9a Zöw'^sf xarün 'qppi.s
9C klJü 'anochi Wdlö-'is, bdqirbäm4 qados,
wiflö 'abö (teydtfer5.
10 'qxqrf jähwf jefochu: T&'qrjt jis'ä%:
ki-hu jis'äg iV9J§xrddü.
(11) bantm mijjdm (11) jexndu, chosippor mimmisräim ,
uchjöna niedres 'qssur.6
6 bq'bopöp M 7 so LXX: 'qhbä M; danach 4b wa,ehj§ lah§m
kimrime 'ol *ql texeliem 8 wd'qt ,eläu 'öchil M 9 lö jasüb 'el-'eres M
10 kl me'änu lasüd M; darauf eine unechte Strophe gleicher Form:
6 Wdxala, xerel) bd^arau, wdcMlldphJbqddau ,
icd' äclia^lüvviimmö* qsöpem
11 wa'qmml palWim limsütapl \ ivs'e.l-'ql jiqra'uJm M 12 jqxqd lo
($b für "'5) järömem M 13 davor 'ecÄ \ttencha wiederholt M 14
kisbo'lm M
XIVa. 1 davor jqxqd M 2 so Wellh. etc. : nixTimai M 3 da-
nach der Dreier 9b lö^asutt hsqxep 'efräim M 4 bsqirbdelia M 5 so
Steinee etc.: 5/<r M 6 danach der Vierer nc wdhösqbtim 'ql-battfm \
nd'üm-jqhw$ M
182 Eduard Sievers:
12, io wanocln jahiCQ 'ffiöhem1 me'frgs misrdim:
(öd 'öslbem bfghlem*.
ii wdäibbdrtl 'alem bqribl'im9, icaxazon1" hirbtjn,
ubjäd 7iqnbi,i)n ,adqmm^."\
XV. ('Metrum Doppeldreier.)
Cap. 12.
i „sdbabün bdchdxqs '§frdim} uhmirma btft jtsra'el:
ndjq'qöb jd'qdder da' dp1, fivs'im-qsdösvm nfmdn.
2* 'gfräim roff(?) rfix, wdroäef qadim kgl-liqjjotn:3
2C b9ri])s 'im-'assür jichro,Jru, Wds§m§n hmisräim jubdl.4
3b uw'gfqöd5 ral-jqeqöd Jcidrachau, kzmq'laläu ''asib fojisra'el6:
4 bqbbgtgn 'aqdb 'gß-'axiu, ub'önff sara ,§]j-,§löhim.''
8 bdjado* mözmt mirma, Iq'qod9 ,aheb 'gfräim1",
9R wqjjomgr: »'«c7t 'asqrti, masafn 'cw li.'«u
\2 'äun 'asu bsgil'dd 12, bqggilgdl Iqssedim™ zibbe{xü:
gqmv(jüssqddti")wmizb3xöpdm, kdgqlltm 'qlutdlmdvsaädi!" 14
7 'g/oÄgcÄa M 8 'od 'ostbscha bg'hdhm -\- \kime mo'ed] M
9 icdd. ' ' ql-hqnndbVlm M io wd'anocht xazön M
XT. i ivihüdä eod rad 'im-el M 2 danach der Dreier 2b Jcazäb
wasöd (1. wasäu) jqrb% M 3 so Wellh. etc.: udrzß M 4 danach der
Dreier 3* wm8 fojqlnvg 'im-j&küda M: gestrichen von Marti 5 so
Marti: wzlifqod M 6 jVmß Zö M; zur Besserung vgl. Marti 94
7 V. 5 — 7 s. unter XVft 8 davor fonq'qn M 9 so Wellh. etc.:
Iq'soq M 10 '§frqim steht in M erst hinter dem folgenden wqjjomftr
in V. 9a 11 danach eine interpolierte Zeile (Sechser):
9b kQl-jsp'qi Iö\jjims9fü-U 'awön 'äsgr-xet.
— V. 10— 11 s. in XIYa 12 'im-giVad 'aw§n 'qch-sau hajü M (bagil'ad
Pes., Wellh. etc., desgl. casu Wellh. etc. 13 so Hitzig etc.: htcarlm'M
14 V. 13 — 14 s. unter XYa. An V. 12 schließt dann in M noch eine
interpolierte Strophe des Schemas 3:3(3 an :
15 liich'ts ,ecfrdim tqmrürim , irsdamau 'alau jittos,
icdXfrpapo jasibwlo 'ndonau.
Alttestamentuche Miscellen o. 183
[XVa. Sechster Einschub (Metrum Siebener).
Cap. 12.
5 wqjjdsqr (jism'el 'im-y'el1 wqjjuchäl: bacha icqjjijjxänvpi-lö:
(wqjjab§y beß-'el: (samy^jimsa' 'hmü , icdkim jdfiqbber 'immÖ*.
x3 ivqjjibräx ja'qöb hat 'qrdm, wqjja'bod jisra'el bd'issä,
ub'issa samär x x j. x x ± xxzxxzxxz.
14 udnabi herla jahw§ 'efi-jisra'el mimmisrdim, iibnabi sjmaro3:
x x _c x x ' xxzxxz xxzxx_ixx_c.l
XYI. (Metrum 5:3.)
Cap. 13.
1 „kddqbber (?) '§fräim dq'dß1, nissaiuhü^bjisra,el,
ivqjjfsqm bqbbq'dl wqjjamöch s.
2 wqjjösifü * IqxtÖ irqjjq'sü laliem mqssecha,
W9chaspdms kipmünäß6 'asqbbim.
mqfse xaraslm kulläm1, (wsyhem 'omwim:
»fO£arf8 'ad dm 'a^alim9«.
4" wanochi jqlav^ 'ißoltgch niedres misrdim,™
4C umösV 'äin bilti!"
XV. 1 'el-mqVach M 2 so allgemein nach Pes. etc. : HmmanuM;
danach ein tertiärer Einschub (Schema 5 | 3 | 3 : 3 oder 5 | 3 : 3 | 3):
6 W9Jqhw§ 'fßohe liqsbad[), jqhwg 21'chrÖ.
7 xcd'qttd behhgch tasuÖ.
x$s§d umispät famör, icdqqwice 'el-'ffohgch tarntet.
3 nismar M
XVI. 1 so Oort: rdficj) M 2 so Marti: nasä M 3 uqjjamoß M
4 icd'qttä jösifii M 5 mihkqspam M 6 so Oort etc.: kipbunam M
7 Ä»//r* laliem M 8 ztibdxe M 9 danach jissaqün M, sodann ein
Einschub (Schema 7:5?):
3 lachen jihjü kq'nän-boqer, wachqttql mqskJm holech,
kdmös jaso'er miggören, uch'asdn me'rubba
10 danach der Dreier 41' welohtm zülajii lö^pedd* M
184 Eduard Sievers:
XVII. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 13.
5 „'am jdäq'tich bqmmiäbär, bfrrrs htV nhÖJi < ' r,V ijiich):
6 kdmür'ißäwAjtvrijjisba^Ü, s<th/ü wqjjdrgm libbdm1.
7 tra'^Ty'g2 lähpn Idmö-Mxql, k&namer 'ql-d§r£ch f'asttr3:
8 'gfgasem Jcddüb sqkkul, ica'gqrä' Sdgör libbdm.
wq'chalüm k9fire-jqtdri, ''.'.i.i'.'P hqüsad§ tdbqq*cui :
9 (wq'ni) sixqtfich r\ jisra'el, k'i-mt6 (jaqurn) b»t§zräch?
10 'gÄf mqlkäch7 wzjösl'ech, (utfeföy chgl-sarfch uMJispdtuch8?
(11) m$gch wasarim (11) ' §tt§n-läch9 ba'qppi wd'gqqdx bd'ebrajn!"
■ XVIII. (Metrum Fünfer.)
Cap. 13. 14.
13, 12 sarür raicön ,§frdim, s»füna xqttdjw:
13 xäbaltm1 j ab öTi lo, <(w9^>7m«2 lö^xachäm:
Jca'eß3 lö-jq'möct bqmmqsber4: banim xx_i.
14 bdjdd5 S9,öl 'efrdhn6: mimmdup 'pfalem?
'§hi Ctdbarfch, mau])? ,§hi<uqöt§d'1 h^ol?
nöxqm jissaper me'endi: (sanefii ,efrdim.y
15 kd,dxü benumäim* jqfri, tiba9 qadim,10
rol$ icdjöbis11 mdqöro, wajqxrib11 mq'jano,
(km x x _i 'gfräim, x x ± jisra,els).
XVII. 1 danach 'äl-ken hchexüni M: gestricher von Marti 2 so
Wellh. etc : ?ra'g/ü M. 3 lies mit LXX, Pes., Vulg., Rückert etc.:
'qssur, oder mit Meinhold nach Jer. 5,6 'gsqöd (Marti ioi)? 4 so zu
lesen nach LXX (Marti ioi f.): wa'octolem sam ksldbl M 5 so Marti:
sixeßcha M 6 so allgemein nach LXX: -bi M 7 danach 'efö (xisx) M
8 so Houtsma etc.: b9chgl-tar§cha wdsofdißcha 'asgr 'amqrta tmä-lli M
9 danach melech M: gestrichen von Marti
XVIII. 1 xeble jöJedä M 2 liü-ben M, W9- ergänzt von Marti
3 so Oort: kl-'ep M 4 bamisbqr M 5 mijjqd M 6 'gfdem M
7 qgtobcha M 8 £1 feit fte« '«am M 9 jaSö M 10 danach rüx
jqhwQ mimmidbar M, die beiden ersten Worte gestrichen von Marti
ji so Marti nach LXX; iczjebös bez. Wdj§xrqt) M
Al/TTESTAM ENTLICHE MlSCELLEN 5. 185
14, 1 t§'säm somdrün ll12, marapa belohfh:
bqxgreb jippslü fohUh, taruttdsän harößfh,
(I3, r5a) jdbuqqq' 1S (13, iSd) 'ösdr, jissasf1* kol-kdli xemda!
[XYIIIa. Siebenter Einschub (Metrum Fünfer).
Cap. 14.
2 suba jisra'el 'qd^glohfch, kivchasdlt bq' 'wonach:
3 qdxü 'immachfjm ddbarhn, ivasübü 'el-jqhwf-
'imril2: „kgl-tism raicön, iod(niq)qäx3-t6b ,
unsqlUmSufdri4 safaßen, x x z xx_i.
4 ,qssur lövjosPenu, rql-sua lö^nirkäb,
■uwlÖ-nömqiW Öd »flohen« fomq'se jaden.<ib
5 »'£rpa'</m)>6, ,ohäbem nddaba, ki^säb 'appi1,
6 '§hj§ chqttdl ldjisra,el, jifrdx kqssösqnna.
(7) wdjäcli sgrasau ka'razim*, (7) jehchü jöndqößäu,
wihi chqzzqijj hödo , ivdrex^lo kqlbanon.
8 jasübü, je&bu0 basilli10, fjsxqjju dagdn,
jifrsxu11 chqggdfen, jiskaru12 kdjen fobanön.
9 'efrdim mä-UölsJÖd lafsqbbim? ,äni 'anißiu1*:
'qnt kibrüs rq'ndn, mimmgnni pirjo 15 / «]
[XVIIIb. Achter Einschub (Metrum Doppeldreier und Dreier).
Cap. 14.
10 mlvxachdm icajaben 'ell^, (umty nabon uajeda'em?
jdsartm16 dqrcht jqhwg , icssqddiqim jefochu dam,
ufosd'tm jikkdsdlüvbdm.]
12 kl M 13 b. jippofä, 'ofolehem jarutta^u, nwharijjöjxlu,
jdbuqqafü M 14 M jiss$ ,ösar M
XVIIIa. 1 danach jqhw$ M 2 danach 'eläu M 3 waniqxd
Ookt etc. : wdqqx M 4 so LXX, Vulg., Duhm, Wellh. etc. : farlm M
5 danach 'as^r-bdeh jonixäm japom M (Dreier): gestrichen von Makti
6 'grpd nidsübapam M 7 danach mimmenrm M 8 kqlhbanön M
9 so nach LXX Dort etc.: johbe M 10 so Wellh. etc.: basillo M
11 davor ?ra- M 12 so Oort: zichrö M 13 so allgemein nach LXX:
-lll M 14 so Marti: 'anifii M; danach jca'swpi«» M 15 so Marti;
perjdcha M; danach nimm M 16 davor ki M
186 Eduard Sievers:
B. Allgemeine Vorfragen der Kritik.
1. In welch übelem Zustand der Text des Hosea auf
uns gekommen ist, braucht hier nicht geschildert zu werden.
Der Kritik ist, wie die Dinge einmal liegen, bei diesem Autor
notwendig ein besonders breiter Spielraum zu eröffnen, wenn
man nicht überhaupt auf sie verzichten will. Darum ist es
aber für diese Kritik auch um so mehr geboten, daß sie sich
von vornherein principiell darüber klar werde, in welcher
Kichtung die Verderbnisse zu suchen sind, und welche
Hilfsmittel sich für deren Beseitigung darbieten.
2. In ersterer Beziehung sehe ich nach den Erörterungen
zumal von Marti als feststehend an, daß auch in unserem
Falle ein alter israelitischer Text mit einem Gewebe spä-
terer, vielfach speciell jüdischer Zutaten überdeckt ist, deren
Tendenzen gutenteils offen zutage liegen. Bekannt ist ferner,
daß der Wortlaut des alten Textes durch Einzelverderb-
nisse oft bis zur Unverständlichkeit entstellt ist. Nach beiden
Seiten hin hat die Kritik bereits einen großen Teil des
Schuttes hinweggeräumt: aber doch bleibt auch heute noch
eine Nachlese möglich, wenn man insbesondere zwei Gesichts-
punkte fest im Auge behält.
3. Einmal bietet jetzt die systematische Controle der
äußeren Form, also der Versmaße, ein Hilfsmittel von
nicht zu unterschätzender Tragweite. Denn auch Hosea hat
sich, wie weiter unten auszuführen sein wird (s. Nr. 13 ff.),
stets vollkommen fester Metra bedient. Mithin ist jede
Abweichung der Überlieferung von den sonst eingehaltenen
Normen als Kriterium für den Eintritt von Störungen in
Anspruch zu nehmen. Das gilt zunächst von den Inter-
polationen. Zwar finden sich auch Stücke anerkannt secun-
därer Mache, welche das Metrum des alten Textes fortsetzen,
dem sie angeheftet sind (vgl. namentlich die Stücke XIVa
und XVIIIa). Viel häufiger aber weichen die Einsätze von
den metrischen Formen der sie umrahmenden echten Partien
ab, und sie verraten sich schon dadurch als secundär, auch
Al/TTESTAMENTLICHE MlSCELEEN 5. 187
wo sie inhaltlich etwa zu ertragen wären. Daß daneben auch
für die Einzelemendation verderbter Stellen des ursprüng-
lichen Textes die metrische Form eine wichtige Handhabe
abgibt, braucht kaum noch besonders betont zu werden.
4. Von nicht minderer Bedeutung ist aber die kritische
Controle der inneren Form der Texte, wenn es erlaubt ist,
unter diesem bequemen Namen alle Stilfragen höheren und
niederen Ranges zusammenzufassen, insbesondere also Ge-
dankenführung und Ausdrucksform. Über die letztere
können erst weiter unten einige Specialbemerkungen vorge-
bracht werden (s. Nr. 1 8 ff.) : ich beschränke mich daher an
dieser Stelle auf ein paar Andeutungen über das bezüglich
der Gedankenführung zu Beachtende.
5. In Beziehung auf die Präcision der Gedankenfolge
lassen sehr viele Partien des überlieferten Textes recht viel
zu wünschen übrig. Statt klarer Disposition und planmäßigen,
geschlossenen Gedankengangs findet man nicht selten eine
steuerlose Zickzackbewegung, ein fortwährendes unmotiviertes
Abschweifen von dem angeschlagenen Thema, und ebenso oft
ein nicht minder unvermitteltes Zurückgreifen auf den eben
verlassenen Faden. Als Specialität vieler _ Stellen mag das
unruhige Durcheinander von Schilderung und Drohung hervor-
gehoben werden.
6. Diesen Gedankensprüngen gegenüber hat sich die
Kritik bisher ziemlich zaghaft verhalten, sofern sie nicht (was
aber hier außer Betracht fällt) zugleich sachliche Schwierig-
keiten involvierten. Der Grund dafür mag mit daran liegen,
daß man, vollauf beschäftigt mit der Ausschöpfung des ge-
schichtlichen und religionsgeschichtlichen Inhalts der Schriften
Hoseas wie andrer Propheten, der Frage nach der rein lite-
rarischen Bedeutuno- und Wertung solcher Schriften noch
nicht nahe genug getreten ist, um auch diese Seite auf
Schritt und Tritt im Auge zu behalten. Mehr oder weniger
unbewußt mag dabei vielleicht auch die Vorstellung mit-
gewirkt haben, daß man es bei dem noSt, der in der Er-
regung rede und gewissermaßen die Gedanken heraussprudele
188 Eduard Sievers:
-wie sie ihm gerade kommen, mit einem gelegentlichen Seiten-
sprung nicht zu genau nehmen dürfe. Ich bezweifle aber,
daß es berechtigt sein würde, eine solche Charakteristik wie
die eben angedeutete, die wohl auf die Masse der professio-
nellen vdlri'im passen würde, auf die wenigen Männer ernster
Gedankenarbeit auszudehnen, deren Schriften auf uns ge-
kommen sind, und deren Führer, Arnos, schon ebenso die
Gleichsetzung mit jenem großen Haufen ablehnt, wie es Hosea
mit seiner Polemik gegen sie tut (vgl. speciell III 4, 5.
IX 9, 7 f.). Vor so niederer Einschätzung ihres literarischen
Könnens muß sie meines Erachtens schon die oft große
Feinheit der Formgebung in niederem Dingen schützen: denn
wer im kleinen sich zu einer gewissen Höhe metrischer und
stilistischer Feiluns; aufzuschwingen vermocht und damit seinen
Sinn für literarische Form offenbart hat, dem wird man doch
zutrauen dürfen, daß er auch in den höheren Stilfragen nicht
rat- und hilflos gewesen sei.
7. Die Überzeugung, daß die vielfach herrschende Ge-
dankenunordnung nur die Folge secundärer Störungen sei,
wird weiterhin durch die Beobachtung bekräftigt, daß die
Verletzungen der normalen Gedankenabfolge sehr oft
mit Störungen der metrischen Form Hand in Hand
gehen. Zur Illustration dieses Verhältnisses greife ich als
beliebiges Beispiel hier Cap. 4 heraus (wegen aller Einzel-
heiten der Auffassung etc. verweise ich auf die Erörterungen
von Nr. 30).
a) Hier liefern V. 6'' — 8. 10 — 11 drei zweizeilige Doppel-
dreierstrophen, die eine Rüge für die Priester enthalten,
wie schon das mikkdhen der ersten Zeile klar erkennen läßt.
Hierauf folgt in weiteren vier Strophen derselben Form
(12 — 1315. 16 — 19) eine der ersten parallele Ansprache an das
Volk, mit gleich ausführlicher Schilderung seiner Verfeh-
lungen. Aber beide Schilderungen werden durch Seitensprünge
durchbrochen.
b) In V. ioa muß das vrf ächvlEvwsU jübu'ü sich doch
o-ewiß auf das xattaß 'qmmi jöche{lü von V. 8 zurückbeziehen,
Alttestamentliche Misceleen 5. 189
und das zeigt wieder, daß aucli V. iof. noch auf die Priester
gehen: der Übergang auf das Volk erfolgt erst mit dem
<fO9)r0mmf 'mein Volk <aber>' von V. 12. Der Zusammen-
hang von 8 und 10 aber wird zerrissen durch den Einschub
9 icdhajä cha'äm hakköhen, ufaqdäü eaUu chrachuu,
umq'lalftu 'asib lö.
Dieser ist, abgesehen von der Zerreißung des Wortpaares
jöchcß ■. wd'ächdlü, noch nach drei Seiten hin anstößig. Einmal
mischt er Volk und Priester durcheinander"; zweitens schiebt
er eine Drohung in die Schilderung ein, die an dieser Stelle
um so übler wirkt, als am Schlüsse des Ganzen, d. h. da, wo
man mit Recht eine solche Drohung erwarten könnte, offenbar
nichts derartiges zu finden ist (darüber s. Nr. 30 zu 4, 19);
drittens wechselt das Metrum, indem an Stelle der gepaarten
Lano-zeilen ein tristichisches Svstem tritt. Erwähnt mag auch
noch werden, daß die Strophe nach XV 12, 3b gemodelt ist.
c) Die Verschuldungen des Volkes werden in V. 12— ig
bildlich unter den Gesamtbegriff des 'Hinweghurens von
Jahwe' gebracht. Was V. i2b im Bilde andeutet, führt V. i3ab
ohne Umschreibung aus: die 'Hurerei' besteht in der Annahme
der heidnischen Culte, speciell der heidnischen Opfer auf den
Bergen und Höhen und unter den schattigen Bäumen. Von
den an diese Opfer sich anschließenden Gelagen handeln dann
V. 16. 17. i8a. Die letzte Strophe endlich, V. i8b. 19, faßt
noch einmal abschließend das vorher Detaillierte in allgemeine
bildliche Ausdrücke zusammen. Das angeklagte Volk erscheint
dabei durchgehends in der dritten Person, wenn man von
einigen längst anerkannten Verderbnissen absieht. Es wird
auch als Ganzes gefaßt, vgl. 'ammi i2a, jisra'el 16, 'tfraim 17.
Man darf also wohl behaupten, V. 12 — i3b. 16—19 seien
durchaus einheitlich gestimmt, und auch gegen die Gedanken-
folge dürfte nichts einzuwenden sein. Der gute Zusammen-
hang der vier Strophen wird aber vollständig durch V. 13°— 1 5
unterbrochen. 'Sie haben allüberall heidnische Opfer dar-
gebracht' war der Gedanke von V. i3ab: 'darum huren eure
1(.*0 Eduard Sievers:
Töchter und Frauen' ist die Folgerung, die 13'' aus diesem
Vordersatz zieht. Diese Logik und diesen Sprung von dem
bildlichen zum körperlichen fHuren' verstehe ein andrer, und
verschlucken muß man beide Anstöße doch, wenn man die
Zeile für echt halten will: denn anders übersetzen läßt sie
sich meines Wissens ohne Gewaltsamkeit nicht (specieU ist
es doch wohl unmöglich, das eal-ken mit V. 14 zusammen-
zunehmen und den Rest von 1 3°' als eine Art von Bedingungs-
oder Einräumungssatz zu fassen). Damit ist es aber noch
nicht genug. Zugegeben die Zeile sei echt, d. h. die Frauen
seien hier mit den Männern des Volkes in der Anklage co-
ordiniert: dann sollten sie mit diesen auch gleiches Urteil
erfahren, wenn ein solches an dieser Stelle überhaupt zu fällen
war. Das geschieht aber wieder nicht. Vielmehr werden die
Frauen in V. 14* (mit stilistisch recht übeler Wiederholung
des Wortlautes von 13°) glattweg des eben erhobenen Vor-
wurfs wieder entlastet. Und diese Entlastung wird in i4bc
weiterhin motiviert durch eine neue Anklage gegen ein dem
Wortlaut nach vollkommen undeutliches anderes Object, eine
Menschengruppe (ki-hem etc. i4b), unter der man sich ge-
wöhnlich cdas Volk selbst' oder genauer fdie Männer des
Volkes' vorstellt, die aber wegen des Contrastes mit dem
folgenden *äm lö-jaUn 14° schwerlich etwas anderes als die
vorher in V. 6 — 11 abgetane Priesterschaft bedeuten kann.
Es folgt dann der wohl allgemein als Einsatz anerkannte
V. 15% bei dem ich nur noch den Übergang zu der Anrede
mit fdu' hervorhebe. V. i5b schlägt wieder in fihr' zurück,
enthält aber weder Schilderung noch Anklage, sondern ein
Verbot der Opferfahrten nach Gilgal und Bethel und — was
gar nicht in den sonstigen Tenor des Capitels paßt — des
Schwörens beim Namen Jahwes. Mit V. 16 f. kommt dann
der Text endlich wieder zu der seit V. 13 verlassenen Schil-
derung der Opferscenen zurück, zugleich, wie schon bemerkt,
grammatisch zu der dritten Person.
Daß dies Hin und Her auch rein von der stilistischen
Seite aus betrachtet ein Unding ist, dürfte auf der Hand
Alttestamentliche Miscellen 5. 191
liegen. Dazu kommt mm wieder die Differenz der metrischen
Form. V. i3c und i4a, die zunächst zusammenzunehmen
wären, lassen sich, soviel ich sehe, überhaupt nicht auf ein
einheitliches Metrum bringen, i4a überhaupt nicht metrisch
lesen. Das nächste Zeilenpaar, i4bc, bringt ein tristichisches
System, V. 15 setzt sich in seinen beiden inhaltlich ganz
disparaten Teilen aus einem Fünfer und einem Siebener zu-
sammen: alles steht also auch in scharfem Formcontrast zu
den regelmäßigen Doppeldreierstrophen des Restes.
d) Noch schlimmer fast ist in der Überlieferung dem
Eingang des Capitels mitgespielt. V. ia beginnt: 'Höret das
Wort Jahwes, ihr Kinder Israels, denn einen Hader hat
Jahwe mit den Bewohnern des Landes'. Lassen wir selbst
das für den Eingang einer Jahwerede nicht gerade schöne
doppelte Jahwe passieren, so bleibt stilistisch der Sprung
von der 2. auf die 3. Person anstößig, weil er durch nichts
motiviert ist und den Parallelismus der Form stört. — V. ib
schiebt dann eine unpersönliche Begründung in negativer Form
an: 'Denn es ist keine Treue und keine Liebe und keine
Gotteserkenntnis im Lande'. Diese Fortsetzung ist an sich
nicht zu beanstanden: sie könnte ganz paßlich die mit ia
eröffnete Strophe abschließen. Dann beginnt aber wieder die
Unordnung. V. 2a springt ins Positive um. Man hätte also
doch wohl ein 'sondern' oder dgl. als Verbindungsglied zu
erwarten (und zwar um so mehr, als mit dieser Zeile eine
neue Strophe zu beginnen hätte), oder mindestens eine Fort-
setzung durch Verba finita, die deutlich erkennen lassen, was
gemeint sein soll. Statt dessen bietet die Zeile lediglich eine
Liste von Infinitiven dar (denn auch für das schließende
para^ü ist natürlich mit Marti ufarös zu lesen). Wie soll
sich diese Abruptheit des Übergangs grammatisch und sti-
listisch rechtfertigen lassen? — Gegen 20 als Fortsetzung
von 2a ist dann von der Stilseite^aus wieder nichts zu erinnern.
— Aber V. 3 bricht wieder aus, s. Marti 39. Martis Sach-
gründen habe ich nur noch ein stilistisches Monitum anzu-
fügen: Jcgl-joseb bäh bedeutet doch sonst 'die Mensehen' (vgl.
Phil.-hiat. Klaise 1905. Bd. LVII. 13
192 Eduard Sievers:
auch in ia noch jd&SguÄa'drgs), hier aber soll es auf einmal
eine Zusammenfassung für 'alles Getier' sein! Auch die
Variation von wfumlal 3a durch je'asefu 3b ist wohl stilistisch
nicht einwandfrei. — Immerhin läuft bis hierher der Typus
der beschreibenden Constatierung durch. Jetzt aber kommt
in V. 4 plötzlich ein Verbot: 'Doch niemand soll hadern, und
rügen nur niemand . . .' (der Rest ist unverständlich). Wen
soll man nicht rügen, und was soll man ihm nicht vorwerfen?
Man muß ja wohl annehmen, der Verfasser der Zeile habe
sagen wollen: 'Keiner erhebe sich durch Vorwürfe über den
andern, <denn alle sind gleich in ihrem bösen Tun)>': aber
der Gedanke steht doch nicht deutlich da, und das ist auf
alle Fälle wieder ein Stilmangel. — V. 5 ist in der über-
lieferten Form ganz unverständlich, und 6a nur eine matte
Wiederholung von ibi*. — Dazu halte man wieder den Form-
befund der incriminierten Partien: ia ist ein Doppelvierer
(ib ein Doppeldreier: zusammen = erste Strophe!); — V. 2
ein tristichisches System 6 : 3 (zweite Strophe); — V. 3
Doppeldreier -f- Siebener (dritte Strophe); — V. 4 ein iso-
lierter Siebener; V. 5 nach der Überlieferung ein Doppelvierer,
dem sich in V. 6a ein weiterer einfacher Vierer anschließt.
Mit 6b setzen dann die regelmäßigen Doppeldreierstrophen ein.
In summa: die Confusion könnte nicht ärger sein. Muß man
nicht auch da notwendig zu der Annahme starker Inter-
polationen greifen, und wird man das nicht um so eher tun,
als sich aus dem überlieferten Wirrsal heraus V. ib -f 5a mit
relativ geringer Nachhilfe zu einer Doppeldreierstrophe ver-
binden lassen, die sich ungezwungen mit der nächsten Strophe
V. 6bf. zusammenschließt? Man lese doch nur einmal zum
Vergleich nacheinander erst den überlieferten Text, dann den
oben unter III zusammengestellten Rest glatter Doppeldreier-
strophen, und frage sich, ob in diesem formell ein-
heitlichen Teile noch etwas von all den Anstößen vor-
handen ist, die im MT. durch die eben besprochenen Ein-
schubspartien von abweichender Form hervorgerufen
werden.
Alttestamentliche Miscellen 5. 193
8. Ähnliche Erwägungen wie bei Cap. 4 drängen sich
dem aufmerksamen Leser auch an vielen andern Stellen noch
unabweisbar auf, und überall sind die vorhandenen Anstöße
in ähnlicher Weise zu beseitigen wie hier. Das berechtigt,
ja zwingt aber zu der Allgemeinforderung: Unklarheiten
der Gedankenführung sind überall ebenso streng zu
prüfen wie Abweichungen von der äußeren (d. h. hier
metrischen) Form, und sind bei einem denkenden Autor (und
in diese Kategorie müssen wir Hosea doch einordnen) um so
weniger zu dulden, je sicherer es ist, daß dessen Werk an
vielen Stellen der nachträglichen Verderbnis ausgesetzt ge-
wesen ist.
9. Was hier über Verstöße gegen gesunde Gedanken-
abfolge im großen bemerkt werden mußte, gilt mutatis mu-
tandis natürlich auch von der Gedankenführung im ein-
zelnen und kleinen: d. h. auch bei der Beurteilung bez. Emen-
dation sicher echter, aber möglicherweise verderbter Stellen
hat überall auch die literarisch-ästhetische Kritik ein
gewichtiges Wort mitzusprechen.
10. Nach diesen Gesichtspunkten ist denn auch oben bei
dem Versuch einer Textherstellung durchgehends verfahren
worden: wenigstens habe ich mich bemüht, niemals Fünf
gerade sein zu lassen, weil ich der Überzeugung bin, daß
man sonst nicht weiter kommt. Eine ganz andere Frage ist
es freilich, ob es bei aller Consequenz in der Einhaltung der
kritischen Grundsätze und bei aller Vorsicht überhaupt mög-
lich ist, aus dem Überlieferten das Echte noch mit einiger
Wahrscheinlichkeit herauszuschälen, und noch eine andere
Frage, bis zu welchem Grade es mir persönlich gelungen sein
mag, der Wahrheit im einzelnen näher zu kommen. Über
diese Fragen läßt sich von Seiten derer, die dem Texte selbst
ernsthafte Bemühung zugewandt haben, mit Fug und Recht
streiten: denn niemand sieht alles und niemand ist unfehlbar.
Aber das eine bleibt für mich unerschütterlich bestehen: halbe
Kritik ist auch hier schlimmer als gar keine, und ein ober-
flächlich -becjuemes cdu gehst zu weit' ohne ernste sachliche
13*
194 Eduard See vers:
Begründung im einzelnen braucht niemand von der einmal
betretenen Bahn consequenter Kritik abzuschrecken, und
schreckt auch mich nicht. Es ist immer noch besser, einmal
ein begangenes Versehen berichtigen zu müssen, als freiwillig
im Banne schlechter Überlieferung stecken zu bleiben.
11. Aber freilich, die Durchführung einer solchen Kritik
hat bei Hosea ihre besonderen Schwierigkeiten, namentlich
was die Emendation verderbter Stellen des echten Textes
anlangt. Hier kann man das Vorhandensein eines Fehlers
sehr oft leichter erkennen, als ihn mit Evidenz beseitigen
Denn die Verderbnisse sind zum Teil so sinnlos, daß man im
ersten Augenblick nicht einmal weiß, in welcher Richtung
man die Besserung suchen soll, namentlich wenn die über-
lieferten unverständlichen Buchstabencomplexe mit gleicher
Leichtigkeit verschiedene Deutungen im bessernden Sinne zu
gestatten scheinen, und das ist oft genug der Fall. Für alle
solche Stellen gibt es meiner Überzeugung nach auch wieder
nur die eine kritische Directive, daß man Consequenz der
Gedankenführung und Einheitlichkeit des literari-
schen Colorits höher einschätzen muß als die Zahl der
Buchstaben , die man aus dem überlieferten Text in den
emendierten hinüberretten kann.
12. Auch diese Directive gilt allgemein, sie scheint aber
bei Hosea noch ihre besondere Berechtigung zu haben, eben
wegen der schon öfter berührten besonderen Sinnlosigkeit
vieler verderbter Stellen. Es ist mir nämlich unerfindlich,
wie bei einem deutlich lesbaren Texte selbst im Laufe einer
langen Überlieferung diese Fülle specifischer Sinnwidrigkeiten
hätte zustande kommen können. Ich sehe mich also zu der
Vermutung gedrängt, das Stammexemplar des Hoseatextes, auf
welches unsere ganze Überlieferung zurückgeht, sei stellen-
weise halb unleserlich gewesen, sei es durch Abreiben der
Schriftzüge, sei es durch Flecken oder andere Beschädigungen,
und man habe nun unter Benutzung der noch lesbaren oder
halb lesbaren Zeichen die Lücken ergänzt, und zwar ziemlich
mechanisch, ohne viel Nachdenken und ohne große Sorgfalt.
Alttestamentliche Miscellen 5. 195
Es sei gestattet, auch diese Vermutung hier durch ein aus-
geführtes Beispiel zu erläutern.
a) In 13, i lesen wir im MT.:
rren pms cwn
Das ist ein völlig unbegreiflicher Text, auch wenn man mit
Hitzig, Reuss u. a. das äituh, Xeyo^iavov nr.n als Prädicat
faßt (Marti S. 99). Ist das grammatisch und stilistisch über-
haupt möglich? Ich bezweifle das stark: man vermißt, auch
vom Syntaktischen abgesehen, zu sehr ein Object zu "Ü1D,
das die Qualität dieses Redens bestimmt. Was soll der Ge-
danke 'wenn Efraim den Mund auftat, <(war es) Schrecken'?
Was soll er speciell im Zusammenhang mit der zweiten Vers-
zeile, auch wenn man hier für SU): mit Oort u. a. X"1©: liest
oder besser mit Marti 99 nissd vocalisiert?
b) V. ib fährt dann fort: 'Da verschuldete er sich durch
Baal und starb'. Wenn aber Israel in V. ib tot ist, wie
kann es in V. 2 'fortfahren zu sündigen'? Das hat
offenbar z. B. auch Marti gefühlt, wenn er ivqjjctmöp durch
'und starb ab' umschreibt, d. h. den Dichter sagen läßt:
'da verfiel es einem allmählichen Sterbeproceß'. Ich bezweifle
aber wieder, daß die darin angenommene übertragene Be-
deutung dem üblichen hebräischen Sprachgebrauch gemäß
wäre. Die Concordanz zählt z. B. für wqjjamöjt, wqttamöß,
wqjjamufiü (um beim Imperfectum mit T consecutivum stehen
zu bleiben) über 140 Belege auf, und überall heißt es glatt
'und er starb' usw. Ein wenig abweichend, aber doch in
anderem Sinne, ist höchstens ivqjjämgp libbo bdqirbo, lodhü hajd
U'ddpi 1 Sam. 25, 37. Ja selbst das Part, meß hat meines
Wissens die übertragene Bedeutung nirgends. Ich muß danach
bis auf weiteres das ma"1! für ebenso verderbt halten, wie
das nrn und xir: von ia.
Die Emendation scheint hier übrigens sehr nahe zu liegen.
Nimmt man Martis Vocalisation nissd auf, so lautet der
Text vorläufig: 'So lange Efraim ... redete, ragte er empor
196 Eduard Sirvers:
in Israel. Da verschuldete er sich durch Baal und . . .'. Was
kann man dazu als Ergänzung anderes erwarten als 'sank'?
Das wäre aber hebräisch l'a"*"! wqjjamöch, und dies liegt
wiederum dem überlieferten h'Q'n so nahe, daß man kaum
daran vorübergehen kann. War der letzte Buchstabe er-
loschen oder undeutlich, so konnte ein unaufmerksamer Leser
leicht falsch zu hö'n auffrischen.
c) WTas aber steckt in nm? Gewiß nicht 'Schrecken',
denn damit gewinnt man nicht den erforderlichen Gegensatz
zu 'da verschuldete es sich durch Baal' etc. Dieser Gegen-
satz verlangt vielmehr etwas wie 'so lange Efraim es noch
mit mir hielt, ragte er empor'. Nun übersetzt LXX
(s. Marti 99) so als hätte sie statt nm vielmehr hl oder
B^hl gelesen. Das paßt aber auch nicht, weder sachlich noch
sprachgeschichtlich, denn hl ist ein junges persisches Lehn-
wort das nur im Estherbuch auftritt und daher dem Hosea
nicht aufgebürdet werden darf. Um so zuversichtlicher wird
man annehmen dürfen, daß die Vorlage von LXX wirklich
diese anstößige Zeichengruppe hl bot, und daß diese mit
dem nftl von M unter Annahme einer Verstümmelung auf
beiden Seiten auf eine gemeinsame Grundform zurückzuführen
ist. Nach der Buchstabenzahl von M liegt es ferner nahe
zu vermuten, daß diese Grundform auch drei Buchstaben
gehabt habe, d. h. daß sich die Lesarten von M und LXX
schließlich in einem h\fp oder h\\\\\\! der letzten Vorlage ver-
einigen. Aus diesem Schriftbild aber springt einem dann
man möchte sagen fast unwillkürlich das schon von Oort
vorgeschlagene h3H dä'qp als ursprüngliche Lesung entgegen,
d. h. ein Ausdruck für einen Begriff, auf den Hosea auch
4, 1. 6. 6, 6 das größte Gewicht legt.
d) Der Gedanke 'so lange Efraim dd'ap hatte' ist gewiß
an dieser Stelle durchaus passend. Aber fraglich ist aller-
dings (vgl. Nowack 80), ob dieser Sinn durch kdäabber
Efraim da'äß ausgedrückt werden konnte: es wäre eine recht
auffällige Breviloquenz. Ich halte es danach weiter für nicht
ganz unwahrscheinlich, daß auch das 1S1D erst durch falsche
Alttestamentliche Miscellen 5. 197
Auffrischung bez. Auffüllung eines lückenhaft gewordenen
Schriftbildes entstanden ist, z. B. (n)n\\\\\\\\\\\\D = nnnxn WaKba$
(wobei das eingeklammert fi einen nur halbverloschenen Buch-
staben andeuten mag).
e) Der ursprüngliche Text hätte hiernach vermutungs-
weise gelautet:
binnen sin vmi wn ansa nansD
\*\m bma ö»wi
Ich denke, man wird zugeben müssen, daß die Ver-
stümmelung eines so klaren Wortlautes zu dem in M Ge-
botenen wirklich nur unter der Voraussetzung denkbar ist,
daß der Text einmal partienweise schlecht oder gar nicht
lesbar war. Und ähnliche Beispiele finden sich im Hoseatext
in nur zu reichlicher Fülle.
f) Hierzu ist allerdings noch eine Anmerkung über eine
Frage zu machen, der ich jetzt nicht weiter nachgehen kann.
Zweifelsohne haben die Fehler der bezeichneten Art schon
ein recht hohes Alter, ja, aus dem Umstand, daß sie in inter-
polierten Stellen relativ seltener aufzutreten scheinen, ließe
sich vielleicht gar schließen, daß sie bereits vor der Aufnahme
der gedachten Interpolationen im Text gestanden hätten. Nach
der herrschenden Auffassung würde das nun wohl bedeuten,
daß die falschen Auffrischungen und Auffüllungen zu einer
Zeit vorgenommen worden wären, wo der Hoseatext noch in
althebräischer Schrift vorlag. Auf der andern Seite
scheinen mir aber die zahlreichen Buchstabenverwechselungen
in der Hauptsache nur dann verständlich, wenn man von den
Buchstabenformen der Quadratschrift oder wenigstens denen
eines bereits sehr ähnlich gewordenen aramäischen Alphabets
ausgeht. Vielleicht bedarf also die Frage nach dem Alter
der hebräischen Buchschrift (im Gegensatz zu der Schrift
der Inschriften und Münzen) doch noch einer abermaligen
Revision.
198 Eduard Sievers:
C. Zur Formtechnik.
13. Alle die 18 Stücke der Sammlung, die mit Sicherheit
für Hosea in Anspruch genommen werden dürfen, weisen
vollkommen feste Formen auf. Wechselmetra im eigent-
lichen Sinne des Wortes (d. h. nach Ausschluß der üblichen
und in sich wieder festen tristichischen Systeme) finden sich
nur in interpolierten Stellen, s. i, 7. 2, yc — 9. 4, 2 — 4. 13° — 15.
6, 1—3. 8, 13'— 14. 9, 4C— 5. 12, 6—7. 13, 3. 14, 10 und vgl.
den isolierten Doppeldreier (statt eines Sechsers) in dem Ein-
schub Ia 2, 2a.
14-. a) Von den 18 Stücken sind ferner 17 glatt stro-
phisch. Das einzige unstrophische Stück ist II, das sich
des tristichischen Systems 7 : 3 bedient. Von den Einschüben
sind außerdem Ia und IIa unstrophisch, auch das kurze XVIIP
wird kaum als beabsichtigte Strophe aufzufassen sein.
b) Unter den Strophenformen begegnen Dreiz eiler
nur 2 mal bei den Fünferstücken VII und XVIII. Am stärksten
(iomal) sind Zweizeiler aus gepaarten Langzeilen ver-
treten: beim Siebenermaß in I und V, beim Doppeldreier in
III, IV, XV, XVII, beim Doppelvierer in X, XI x), beim Fünfer
in VIII, XIII; daneben erscheinen 5 mal tristichische Systeme:
7 : 3 in IX, 3 : 3 I 3 > XII, 5 : 4 in VI, 5 : 3 in XIV. XVI.
c) Schon diese Übersicht läßt erkennen, daß Hosea einen
großen Reichtum von Formen entwickelt hat. Berücksichtigt
man alle die oben berührten Differenzpunkte, so ergeben sich
10 verschiedene 'Metra' für die 18 Stücke des echten Textes.
Läßt man den Gegensatz von strophisch und unstrophisch,
sowie den von Zwei- und Dreizeilern bei sonst gleicher Versart
außer Acht, so bleiben auch dann noch 8 verschiedene Formen
übrig.
1) Im Text mußten die Langzeilen dieses Maßes ans Raumgründen
gebrochen werden. Um aber die richtige Gliederung auch für das
Auge anzudeuten, sind dabei die zweiten Hälften der Langzeilen gegen
die correspondierenden ersten Hälften jedesmal eingerückt.
Alttestamentliche Miscellen 5. 199
15. Recht charakteristisch ist ferner die Vertretung der
einzelnen Versarten:
a) Von den sonst gangbaren Versarten fehlt im echten
Text vollständig der Sechser: er tritt nur in dem Einschub Ia
auf (und zwar wechselnd mit dem Doppeldreier), und sonst
gelegentlich in interpolierten Kleinstücken: i,7b(?). 3,2*. 4, 2a.
7, 13°. 11, 2a(?). 12, 9b.
b) der Doppelvierer, der sonst im ganzen ziemlich
selten ist, begegnet zweimal, in X und XI, außerdem in dem
Einschub IIa und in Einzelinterpolationen 9, 12. 14.
c) Der anderwärts so sehr beliebte Siebener tritt bei
Hosea ziemlich stark zurück. Er erscheint für sich allein
nur zweimal, in I und V, tristichisch mit dem Dreier ge-
bunden ebenfalls zweimal, in II und IX (dazu kommen
dann noch die doch wohl sicher unechten Einschubstücke
IP. IIC XVa).
d) Der Doppeldreier herrscht in III, IV, XV, XVII,
tristichisch mit dem einfachen Dreier verbunden in XII.
e) Ganz besonderer Beliebtheit erfreut sich der Fünfer,
der in 7 Stücken auftritt: 4 mal für sich allein, in VII. VIII.
XIII. XVIII [dazu der Einschub XVIIP], mit dem Vierer
gebunden in VI, mit dem Dreier gebunden in XIV und XVI
[sowie in dem Einschub XIVa]. Diese letztere Combination
(5 : 3) habe ich als ausgeprägtes Metrum bisher nur bei Hosea
gefunden.
16. Vorzüglich durchgebildet sind bei Hosea die sprach-
melodischen Verhältnisse. Insbesondere hat er es ver-
standen, durch charakteristische Contrast Wirkungen seinen
Versen Leben und Kraft zu verleihen, zumal durch planmäßige
Abstufungen des Tonniveaus der einzelnen Verse oder Vers-
glieder.
a) Die allgemeine Tonlage der echten Stücke ist,
unbeschadet der hernach zu erörternden Abstufungen, mäßig
tief. Ziemlich große Niveauabstände trennen dagegen diese
echten Partien von den Einschüben Ia, IIa— IIC, XIVa, XVa,
200 Eduard Sikvers:
XVIIIab sowie meist auch von den kleineren Interpolationen:
das Unechte liegt fast überall höher als das Echte.1)
b) Zusammengehörige Zeilen, innerhalb ein und der-
selben Strophe werden stets durch Niveauabstufung contras-
tiert. In den zweizeiligen Strophen (einschließlich der rtristi-
chischen.') steht die erste Zeile (der rhythmisch - melodische
Vordersatz) meist etwas höher als die zweite (der Nachsatz),
seltener umgekehrt (vgl. z. B. VI). Bei den Dreizeilern nähert
sich durch doppelte Abstufung die Schlußzeile jedesmal wieder
mehr dem Niveau der ersten.
c) Auch die beiden Hälften der Langzeilen (Doppel-
vierer, Siebener, Doppeldreier, Fünfer) zeigen einen ähnlichen
leisen Niveaucontrast, und zwar gern so, daß sich dieser mit
dem unter b) erwähnten Zeilencontrast kreuzt. Mit anderen
Worten, auf ein im ganzen höher liegendes, aber in sich ab-
steigendes - | || folgt gern ein als Ganzes tiefer
liegendes, aber in sich aufsteigendes | || .
17. Über das Verhältnis von Vers- und Sinnes-
gliederung ist etwa Folgendes zu bemerken:
a) In den Doppeldreierstücken III, IV, XV, XVII
herrscht aus begreiflichen Gründen (vgl. Berichte 1905, 45
Nr. 2 und unten Nr. 2 1 , a) der alte straffe Parallelismus der
beiden Gliederungsfactoren so gut wie uneingeschränkt. Von ins-
gesamt 46 Langzeilen dieser Art haben 45 vor der Cäsur einen
Sinnesabschluß, der sich schon äußerlich durch das regelmäßige
Auftreten von Interpunctionszeichen markiert. Nur in der
einigermaßen pointierten Schlußzeile des letzten Stückes, 13, ioh
mfäcli wsäarim 'gttgn-läch Wqppi icd'eqqdx W^lraJA
1) Alle Tonhöhenangaben beziehen sich hier auf den Standpunkt
des norddeutschen Intonationssystems (vgl. Berichte 1904, i54ff.). Es
ist wohl überflüssig, weiterhin in jedem einzelnen Fall noch besonders
darauf hinzuweisen, daß für die Angehörigen des hochdeutschen Systems
jedesmal die betreffende Umlegung der Angaben vorzunehmen ist. —
Übrigens sind auch hier alle Untersuchungen über das Sprachmelodische
erst angestellt nach dem Abschluß der Textconstitution, gewissermaßen
als Probe auf die Richtigkeit des textkritischen Exempels (vgl. Be-
richte 1904, 156 Fußn.).
Alttestamentliche Miscellen 5. 201
greift einmal ein zur ersten Hälfte des Gesamtsatzes ge-
höriges Wort (Wqppi) über die Cäsur hinaus, um in der
zweiten mit bd'ebrajn contrastiert zu werden. Die ganze
Strophe ist mir aber ein wenig verdächtig (vgl. Nr. 44 zu
13, io); und so ist es möglich daß auch diese eine Ausnahme
von der Hauptregel für den echten Hoseatext noch in Weg-
fall zu bringen ist.
Natürlich fehlt auch ein eigentliches Enjambement von
Langzeile zu Langzeile.
b) In den einzelnen Tetrapodien der Doppelvierer
(X. XI) ist die rhythmische Zeit aller Füße lautend ausgefüllt,
ein rhythmischer Anlaß zu längerem Pausieren nach dem
ersten Vierer der einzelnen Perioden nicht gegeben. Man
wird es also unbedenklich finden dürfen, wenn in einem der
12 Doppelvierer, X 9, 1 1
'§fräim ka'Öf jffiöfef kaböääm
milleda umibbtien wmeherajon
der Satz ohne schärferen Einschnitt, zumal also ohne Inter-
punction, durch die Langzeile durchläuft. Aber auch dieser
Ausnahmefall kann nicht einmal als schwer bezeichnet werden,
denn stilistisch bildet der zweite Vierer, der gewissermaßen
einen abhängigen Satz vertritt, doch eine Art von erläuternder
Epexegese zu dem ersten, und er hebt sich auch syntaktisch
von diesem durch seine rein nominale Form genügend ab,
um einen Ruhepunkt am Schlüsse des ersten zu gestatten. —
Ahnlich liegen die Dinge auch bei dem erst durch Emendation
hergestellten Vers 10, 3b (vgl. Nr. 38 zur Stelle).
Die Binnencäsur der Einzelvierer ist natürlich an
sich schwächer als die Periodencäsur der Langzeile. Trotzdem
ist sie auch bei Hosea überall sprachlich gut markiert, in
8 von den 27 Vierern (einschließlich der 3 Beispiele von VI)
sogar durch eine Interpunctionstelle (5, 8b. 9, iod. 15°. 16. 10, 2ab.
3a. 5C). Zweifelhaft ist höchstens die verderbte Zeile 10, 3b
(s. Nr. 38 zur Stelle).
c) Der Schluß der Fünfer (in VI— VIII. XIII f. XVI.
XVIII) wird bei einer Gesamtzahl von 76 Belegen in der
202 Eduard Sievers:
Überlieferung einmal durch einen glatt fortlaufenden Satz
überschritten, in XVI 13, 2. Hier ist sicher zu ernendieren, und
die Besserung liegt nahe (s. Nr. 43 zur Stelle).
Auch die Binnencäsur ist meist gut ausgeprägt, über
60 mal sogar durch eine Interpunctionsstelle markiert. Da-
neben finden sich aber auch bei Hosea einige Belege für die
schon M. St. I, 1 1 1 f. im Anschluß an Budde erörterte Cä-
surverd eckung1), die den Fünfer scheinbar aus 2 : 3 statt
aus 3 : 2 bestehen läßt, vgl. ha'S^f jele^chü, ><§frS& \ '(dem risti
7, i2a und ähnlich 7, 15. i6a. 13, 2a. 14, ic f., auch der tech-
nisch ganz isoliert dastehende Vers nad 3dumimm'pinu:sodUahlm,\
M-fdsd'üJbi 7, i3b mag hier mit erwähnt werden, insofern auch
er innerhalb des Dreierstücks einen starken sprachlichen
Einschnitt hat. Ohne solchen Einschnitt zeigen eine leichte
Cäsurverdeckung etwa noch hgxelü 1 sarim 7, 5* lcdjönü \ fößa,
'en-Ub 7, iia, allenfalls auch noch Jcichli \ 'en-xefö bö 8, 8b.
d) Wesentlich anders gestaltet sich das Bild beim Siebener,
zumal wenn wir die relativ geringe Zahl der Belege, 37, mit
in Betracht ziehen.
a) Gesondert zu betrachten ist das Erzähler stück I.
Dies zeigt unter 5 Verspaaren nicht weniger als 3 mal ein
Hinüberziehen des Satzes aus der ersten in die zweite Lang-
zeile: qqx-läch ''es^p Zdnünim, || wdjalde zdnünim 1, 2, waüahqr \\
wqttelgd-lövben 1 3, qpra sdmäh: \\ lö ruxapna 1,6. Daneben ist
die Hauptcäsur nach dem Viererstück 5 mal überdeckt, in
1 , 2bc. 3a. 4ab. Außerdem ist noch zu beachten die Zu-
sammensetzung des Viererstücks lö ruxamd, \ ki^louöslf^'Öd \ . . .
1, 6b und des Dreierstückes bäß-dibltiim, wattahär 1, 3a, wqttelgä
ben, (9) wqjjömär 1 , 8 mit der Interpunction innerhalb eines
in sich sonst geschlossenen Versgliedes (dazu vgl. aus den früher
citierten Beispielen 1, 2C. 3b, und den leichten Fall wqjjdmgr:
qdra hmäh 1, 6a.
ß) Das strophische Siebenerstück V (= 5, 5 ff.,
ebenfalls 5 Verspaare) zeigt dagegen kein Langzeilenenjambe-
1) Weiteres dazu s. unten Nr. 25.
AlVTTESTAMENTLICHE MlSCELLEN 5. 203
nient (regelmäßig starke Interpunction am Schlüsse des ersten
Langverses), auch nur i mal eine Verdeckung der Hauptcäsur:
htqqqes \ ^p-jqluv^, wdlo jimsafu 5, 6a; aber leichte Verdeckung
der Binnencäsur des Vierers in 5, 5a und 6, 8 (stärker wäre sie
bei 5,6bf.; wenn der Text da sicher stünde). Spaltungen
innerhalb der Dreier- und Viererstücke kommen nur je 1 mal
vor: 'gjj-jqhicg, wdlo jimsa'u 5, 6a (s. oben) und in dem eben
erwähnten zweifelhaften xaläs meh\m | (7) jahw§, ki-ba<;atdu
5,6bf.
y) Von den beiden 7/3 -Stücken II und IX hat das
erstere, un strophische, zweimal eine Verdeckung der Haupt-
cäsur: laqqxti dagani | ba'itto , icdßlrösivbmö' qdo 2, I Ia und ud'oßi |
sache{xa! ng'üm-jqhw^ 2, 15° (wenn hier so zu lesen ist, s. Nr. 29
zur Stelle), das zweite, strophische, nur einen leichten Fall
des glatten Satzübergangs von der Langzeile zum Kurzvers:
ki^zanipa me'dWfoh^ch \\ eql-k$l-ggrnöß dagdn 9, 1.
18. Diese Verhältnisse, namentlich beim Siebener, sind
deswegen interessant, weil sie zeigen, daß Hosea über ganz
verschiedene Arten der Technik zu verfügen versteht.
Der Wechsel der Technik aber ist durchaus stilgemäß,
insofern sich die Kreuzung von Vers- und Sinnesgliederung
um so mehr steigert, je mehr sich ein Stück dem Typus der
freien Erzählung nähert, d. h. je mehr Inhalt und Stil ein
ausgleichendes und verdeckendes Legato des Vortrags
fordern.
19. Streng ausgebildet ist dieser Legatotypus indessen
doch nur in dem einen Stück I, er ist also bei Hosea wohl
nicht sehr beliebt gewesen. Dieser pflegt vielmehr, auch
unabhängig von der Frage nach dem Verhältnis von Vers-
und Sinnesgliederung in dem oben behandelten Sinne, mit
sichtlicher Vorliebe eine besondere Stilgattung, die ich den
Staccatostil nennen möchte. Ich verstehe darunter einen
Stil, der darauf ausgeht, die einzelnen Gedankencomplexe in
eine Reihe selbständiger kleinster Stückchen zu zerschlagen,
und diese un verbunden aneinander zu reihen. Diese Eigen-
tümlichkeit ist ja auch bei Hosea längst beobachtet. Ich
204 Eduard Sievers:
entnehmt! ans Nowack, Der Prophet Hosea, Berlin 1880,
S. XIX den Hinweis auf die vortreffliche Charakteristik von
Hoseas Stil, die in dieser Beziehung Ewald, Propheten des
alten Bundes I, 178 gegeben hat: fEs ist dem zu schmerzlich
bewegten, zu schweres ahnenden Herzen unmöglich in ruhigen
langen Sätzen die Gedanken zu entwickeln, die Worte fest
und stark zusammenzuhalten: der Gedanke ist wie zu voll,
der Satz zu eilend und abgerissen, die Rede oft wie in
Schluchzen sich auflösend'. Nur gilt eben diese Charakte-
ristik nicht allgemein, denn Hosea weiß, wie bemerkt, auch
den Legatostil zu handhaben, und gut zu handhaben. Die
Wahl des Stiltypus hängt, wie man leicht sieht, mit der
Eigenart des Gegenstandes und dem Charakter des zur Dar-
stellung gewählten Metrums zusammen. Das läßt sich auch
zahlenmäßig veranschaulichen, indem man berechnet, wie oft
eine metrische Schnittstelle durch irgendwelche sprachliche
Bindung gemildert, oder aber durch eine zugleich sprachliche
Fuge in ihrer Wirkung verstärkt wird. Dabei hat man
einerseits auf die Verknüpfung der beiden durch die Cäsur
getrennten Hälften der Langverse zu achten (Schema a -f- b),
andrerseits auf die je zweier aufeinander folgender Verse
(Schema 1 -J- 2: auch wo es sich etwa um das Verhältnis
der zweiten und dritten Zeile dreizeiliger Strophen handelt).
Außerdem ist wenigstens für a -f- b in Anschlag zu bringen,
ob die Bindung durch glattes Fortlaufen des Sinnes bez.
Satzes zustande gebracht wird (dahin sind auch die Cäsurver-
deckungen und Enjambements zu rechnen), oder aber mit
Hilfe eines syntaktischen bez. stilistischen Bindewortes wie wd-,
•1; kl, ,äs$r, gqm, sam u. dgl. Das gibt dann für die führenden
Versarten, den Siebener, Doppeldreier, Fünfer und Vierer
einschließlich der zugehörigen tristichischen Systeme etwa
folgendes Bild1):
1) Auf absolute Gültigkeit können die gegebenen Zahlen keinen
Anspruch erheben, da ja manches erst durch Emerjdation gewonnen ist,
bei der Textconstitution hie und da etwas zweifelhaft bleiben muß
AeTTESTAMENTLICHE MlSCELEEN 5.
205
a + b:
1 + 2:
gelmnde
n durch
unge-
ge-
unge-
Bindewort
Sinn
bunden
bunden
bunden
Siebener:
I (7)
4
6
■ —
51)
—
II (7 = 3*)
5
3
1
8
—
V(7)
6
I
3
1
4
IX (7 : 3)
5
I
2
3
4
Summa:
20
II
6
17
8
Doppeldreier:
III (3 :
3)
IO
■ — ■
6
3
5
IV (3
3)
IO
2
5
1
XII (3 :
3 |3)
2
—
1
1
XV (3
3)
5
- —
5
3
2
XVII (3
3)
2
I
4
1?
3
Summa:
29
I
17
11 — 12
12
Fünfer:
VI (5 : 4)
I
2
—
—
3
VII (5)
5
I
0
1
6
VIII (5)
4
12
I I
3
12
XIII (5)
2
4
6
1
5
XIV (5
13
3
1
2
1 — 2
5~4
XVI (5
3
3
—
3
—
XVIII (5
= 3)
2
1
6
—
7
Summa:
18
24
30
9 — 10
38-37
Vierer:
X(4)
XI (4)
3
1
2
—
3
3
—
3
1
2
Su
mma:
6
1
5
1
5
und die Subsumierung auch sonst manchmal Schwierigkeiten macht.
Zur Veranschaulichung aber dürften sie hinreichend genau sein.
Die arabischen Ziffern in (— ) hinter den römischen Stücknummern
geben die einzelnen metrischen Combinationen an. Ein Stern neben
der Zahl bedeutet, daß das Stück unstrophisch ist.
1) Eingerechnet icqjjömär: \\ qarct etc. 1, 8.
206 Eduard Sievers:
20. Diese Tabelle läßt folgende allgemeine Verhältnisse
erkennen:
a) Die Neigung zur Bindung von a -f- b ist am
stärksten ausgeprägt beim Siebener (ca. 84°/0), dann folgen
der Doppeldreier (ca. 64%), der Fünfer (ca. (60%), endlich
der Doppelvierer (ca. 58°/0: doch sind hier die Zahlen an sich
klein und bieten daher weniger Gewähr für die Richtigkeit
aus ihnen abzuleitender Schlüsse).
b) Die Neigung zur Bindung von 1 + 2 ist überall
geringer, sie bewegt sich aber in derselben absteigenden
Richtung: beim Siebener ca. 68°/0, beim Doppeldreier ca. 5O°/0,
beim Fünfer ca. 20%, beim Doppelvierer ca. i6,6°/0.
c) Sehr charakteristisch ist ferner bei a -f- b die Ver-
schiedenheit der Neigung zur Bindung durch Bindewort einer-
seits, durch den Sinn andrerseits. Die erstere Art absorbiert
beim Siebener ca. 64,5 °/0 aller Bindungsfälle, beim Doppel-
dreier ca. 96%; beim Fünfer aber mir ca. 43%? heim Doppel-
vierer dagegen wieder ca. 86°/0.
21. a) Unter diesen Erscheinungen ist die entschiedene
Abneigung gegen bloße Sinnesbindung von a -j- b beim
Doppeldreier (vgl. auch oben Nr. 17, a) am augenfälligsten,
aber auch am leichtesten verständlich. Entwicklungsgeschicht-
lich ist ja der Dreier sicherlich als brachykatalektische Tetra-
podie zu fassen. Das bedeutet praktisch, daß zwischen die
beiden Dreier der Langzeile ursprünglich eine rhythmische
Pause von Fußlange gehört. Nach dieser Pause kann man
nun zwar einen neuen Satz leicht und gut durch ein Binde-
wort anreihen, aber man kann nicht gut einen in sich ge-
schlossenen Satz über die Pause hinwegziehen. Man wird
also aus der Art der Bindungsverhältnisse schließen dürfen,
daß beim Vortag von Doppeldreiergedichten auch in histo-
rischer Zeit die Pause noch respectiert wurde. Für den Vor-
trag erzählender sechshebiger Gedichte wäre allerdings die
Pause störend gewesen: aber da ist sie ja auch tatsächlich in
Wegfall gekommen, wie die Umbildung des (nun nur noch
hexapodischen) Doppeldreiers zum Sechser zeigt.
Alttestamentliche Miscellex 5. 207
b) Beim Siebener fehlt die rhythmische Pause nach
dem Viererstück, da dies eine vollständige Tetrapodie dar-
stellt. Es ist also auch ganz unauffällig, wenn beim Siebener
Hoseas der Sinn 1 1 mal, d. h. in ca. 30% aller Belege, einfach
über die Hauptcäsur hinwegläuft. Andrerseits bietet das
Viererstück an sich Raum genug für die Entfaltung auch
formell abgeschlossener Sätze oder Satzglieder, d. h. es kann
auf die Cäsur auch sehr wohl ein neuer Satz folgen, einerlei,
ob er mit oder ohne Bindewort angeschlossen wird. Wenn
nun hiervon der erste Fall in ca. 54% der Verse eintritt,
bez. bei Einrechnung der Sinnesbindung in ca. 84% der
Siebener a -(- b gebunden werden und nur in i6°/0 un-
gebunden erscheinen, so hängt das sichtlich mit der Aus-
bildung des Siebeners zum typischen Sprechvers, speciell
zum Erzählervers zusammen, der in erster Linie der Wieder-
gabe der oratio continua dient, und eben daher auch das
Enjambement von 1 zu 2 begünstigt. Zu lang für die Satz-
bildung aber kann der Siebener schon deswegen nicht leicht
werden, weil sich nach demselben Princip der oratio continua
einzelne Teilstücke (z. B. die ersten zwei Füße) daraus auch
sprachlich bequem absondern lassen (vgl. etwa einen Vers
wie ivajqldt zdnünim , || Jn-zanÜ piznf \ ha'ärgs me'qxrf Jahwe l, 2°)-
c) Beim Doppelvierer andrerseits treibt die gleich-
mäßige Länge seiner beiden relativ umfänglichen Hälften
unwillkürlich wieder mehr zu stilistischer Parallelgliederung.
Darum tritt bei ihm die Sinnesbindung von a -\- b so
stark zurück (vgl. Nr. 17, b): das Normale ist, daß mit dem
zweiten Vierer wieder ein neuer Satz beginnt, von dem es
dann an sich ziemlich gleichgültig ist, ob er durch ein
Bindewort eingeleitet wird oder nicht. Langzeilenbindung
von 1 -}- 2 ist dagegen wieder durchaus unbeliebt: gewiß
weil nach sprachlicher Ausfüllung von 8 Füßen sich ganz
natürlich das Bedürfnis nach einem contrastierenden Neuen
geltend machte.
d) Etwas befremdlich scheinen die Dinge auf den ersten
Blick beim Fünfer zu liegen, denn zweifellos sind es gerade
Phil.-bigt. Klasse 1905. Bd EMI. 14
208 Eduard Sievers:
die Fünferstücke (einschließlich derer mit dem Schema 5 : 4
und 5:3), welche bei uns in erster Linie den Eindruck des
Staccatostils hervorrufen. Und doch haben sie einen immer
noch recht großen Procentsatz von Bindungen von a -|- b
(ca. 6o°/0), und eine noch auffälligere Zahl von Cäsurver-
deckungen (Nr. 17, c), und damit scheint sich wieder nicht
recht vertragen zu wollen, daß der Procentsatz der Bindungen
von 1 -J- 2 hier auf ca. 20 heruntergegangen ist (das Ver-
hältnis der Bindung von a -f- b zu der von 1 -j- 2 ist also
hier wie 60 : 20, beim Siebener dagegen wie 84 : 68, beim
Doppeldreier auch noch wie 64 : 50), und daß Sinnesbindungen
bis auf einen mindestens unsicheren Fall (s. Nr. 17, c) an
dieser Stelle überhaupt fehlen (wie beim Doppeldreier,
oben a). Woher der scheinbare Widerspruch zwischen den
Zahlenverhältnissen und dem Eindruck, den man beim Lesen
erhält? Zur Beantwortung dieser Frage scheint sich folgender
Weg von selbst darzubieten.
22. a) Rein formell betrachtet stellt der Fünfer mit dem
Schema 3 : 2 eine brachykatalektische Periode dar, bei der
eine rhythmische Pause von Fußlänge den nicht ausgefüllten
letzten Fuß ersetzen muß, so lange der ursprüngliche Cha-
rakter des Verses nicht etwa durch Umbildung zum reinen
Sprechvers gestört wird (wie das bei dem analog brachy-
katalektisch gebildeten Siebener tatsächlich eingetreten ist).
Die Existenz dieser Pause genügt natürlich schon, wie beim
Doppeldreier (Nr. 21), so auch hier den Mangel einer Sinnes-
bindung von 1 -f- 2 zu erklären, und auch die relative Selten-
heit der Bindung durch Bindewort begreiflich zu machen.
b) Bei den Schemata 5 : 4 (VI) und 5 : 3 (XIV. XVI)
steht mit der Fünferperiode, die nach dem Gesagten min-
destens den Zeitwert einer Hexapodie repräsentiert, ein
Kurzvers mit nur 4 oder gar nur 3 ausgefüllten Füßen im
Verband. Die Symmetrie verlangt aber für den Kurzvers
dasselbe Zeitmaß wie für die vorhergehende Periode. Das
bedeutet, daß im Vortrag der Schluß einer jeden einzelnen
Strophe durch eine um so längere (ev. also 3 taktige) Pause
Alttestamentliche Miscellen 5. 209
von dem Anfang der nächstfolgenden Strophe getrennt ge-
halten werden muß. Diese zeitliche Isolation der Strophen
ist so stark , daß sie einen intimeren Gedankenanschluß von
Strophe zu Strophe geradezu verbietet. Hier ist ganz hand-
greiflich ein Element der Abgerissenheit schon rein formell
gegeben, und dies wirkt um so stärker, als die Strophen so
geringen Umfang haben, und außerdem in sich wieder durch
die obligatorische Pause am Schluß des Fünfers gespalten
werden: zwei getrennte, kurze Stücke comprimierten Inhalts,
dahinter eine längere, wir dürfen mit Rücksicht auf den In-
halt wohl sagen Stimmungspause: das ist die typische Signa-
tur dieser Strophen.
c) Nicht ganz so stark ist natürlich die zeitliche Zer-
reißung des Textes bei den reinen Fünferstücken (5 : 5
oder 5:5:5). Hat man aber einmal gelernt, die Wirkung
der Pausen bei 5 : 4 und 5 : 3 gebührend zu empfinden, so
wird man ihre isolierende Wirkung auch bei 5 : 5 etc. un-
schwer herausfinden.
d) Die Pausen bilden demnach offenbar die Grundlage
des Staccatocharakters, den wir zwangsweise empfinden.
Verstärkt wird ihre Wirkung aber auch noch durch ein
anderes Element, die Knappheit der in der Strophe ver-
einigten Sätze oder Satzglieder. Namentlich fallen die
nur zwei hebigen Sätze am Schluß des Fünfers im Falle
der Nichtbindung von a -j- b oder der bloßen Bindung durch
Bindewort stark ins Ohr (also sprachlich selbständige Schluß-
stücke wie hü jißböläl, wdTm löujadä* , 'qsmr lialachu, '§i lahgm,
ki-fdh'wJßi etc. 7, 8 ff.), und bei 5 : 3 auch der Contrast des
dreihebigen Schlußsatzes mit der folgenden gleichlangen Pause
e) Wie aber alle Übertreibung unschön wirkt, so würde
es auch hier dem Gesamteindruck nur schädlich sein, wollte
man die eben erwähnte sprachliche Zerfällung ebenso zum
Prineip erheben, wie etwa die notwendige Unterbrechung des
Contextes durch die rhythmisch geforderten Pausen. Damit
würde alles auseinander fallen. Es muß also zur Abwechs-
lung des öfteren ein bindendes Gegenmittel angewandt
14*
210 Eduard Sievers:
werden, und dazu dient offenbar die hier besonders häufige
Sinne sbindung von a -f- b (sie übertrifft mit ihren ca.
33,3°/o nocn die ca- 3°% ^er Sinnesbindung im Siebener, und
natürlich erst recht die noch dazu zweifelhaften ca. 2°/0 im
Doppeldreier). Auch hier ergibt sich also eine gute Wirkung
erst durch die kunstvolle Verschlingung bindender und
trennender Momente.
f) Die bisher erwähnten isolierenden Momente waren
sozusagen durch die Natur des Metrums und der Satzbildung
gegeben. Zu ihnen kommt dann noch ein sichtlich mit Ab-
sicht, also willkürlich ausgebildetes stilistisches Element,
d. h. die ausgesprochene Vorliebe für asyndetische An-
einanderreihung der Sätze in Fällen, wo andere Stil-
gattungen reichlicher von Bindemitteln Gebrauch machen.
Man vergleiche in dieser Beziehung z. B. nur das Doppel-
dreierstück IV mit seinen fast schematisch (oder vielleicht
ganz schematisch, s. Nr. 31, b) durchgeführten im- zwischen
a und b, und häufiger Bindung auch zwischen 1 und 2 mit
einem Stück wie VIII, wo a -j- b vorwiegend entweder
Sinnesbindung oder Asyndeton aufweisen, und nur selten
Bindung durch Bindewort, und auch 1 und 2 fast überall
ganz unverbunden nebeneinander stehen.
23. Für die Fünfertexte darf danach, namentlich nach
dem eben Bemerkten, der Staccatocharakter als bewußtes
Kunstprincip in Anspruch genommen werden, und da
dieser Charakter (wenigstens bei Hosea) bei keinem andern
Metrum auch in nur annähernd gleicher Stärke wiederkehrt,
so werden wir weiter fragen müssen, warum er gerade beim
Fünfer so cultiviert worden ist. Die Antwort auf diese
Frage liegt nahe genug. Der Fünfer ist das typische Metrum
des Klageliedes, und die Klage des innerlich tief Er-
griffenen ergießt sich eben nicht sowohl in lang dahin-
rauschenden Perioden, als in kurzen, unverbundenen, oft direct
auch durch Pausen unterbrochenen Einzelsätzen und -sätzchen.
Dem Charakter der Qina ist tatsächlich alles vollkommen
angemessen, was oben zur Charakteristik der Fünfertexte
Alttestamentliche Miscellen 5. 211
Hoseas beigebracht werden konnte. Von der Qina wird daher
auch Hosea seine Technik entlehnt haben, und auch inhalt-
lich stehen ja gerade diese Fünferstücke dem Typus des
Klageliedes im weiteren Sinne nicht zu fern: enthalten sie
doch in der Hauptsache Klagen Jahwes über den Fall seines
Volkes. Es kann denn auch nicht verwundern, wenn die
gerade in diesen 'Liedern' mit Virtuosität geübte Technik
auch in andern Gedichten weniger liedmäßigen Charakters
und andrer metrischer Form gelegentlich mehr oder weniger
zum Durchbruch kommt.
24. Die Liedmäßigkeit der Fünferstücke macht sich
dem Leser übrigens auch dadurch bemerkbar, daß er, wenn
er sich nur einigermaßen in deren Sinn und Stimmung ein-
gefühlt hat, unwillkürlich zu einer ganz prägnanten Vor-
tragsart greift. Da das Stimmungsmäßige gegenüber dem
Räsonnierenden durchaus die Oberhand hat, wird er unwill-
kürlich eine sich mehr dem Charakter der Singstimme an-
nähernde Stimmqualität wählen (man lese z. B. des Contrastes
halber etwa das erzählende I und ein beliebiges Fünferstück
hinter einander!). Man kommt auch nicht mit dem gewöhn-
lichen Redetempo aus, sondern muß mit länger gezogenen
Tönen arbeiten, wenigstens bei den Dreierstücken der Fünfer
und den Vierern und Dreiern von 5 : 4 und 5:3. Man wird
da namentlich die Hebungen gern etwas aushalten, und die
einzelnen Füße in Gedanken nicht gruppenweise zusammen-
fassen, also sie auch nicht in flüssigem Legato vortragen,
vielmehr sie wieder staccatomäßig mehr voneinander trennen,
als ob einem die einzelnen Worte nur mit Überwindung
eines inneren Widerstandes sich zu entringen vermöchten.
Am stärksten macht sich die Neigung zur aushaltenden
Überdehnung bei der dritten Hebung des Fünfers, der un-
mittelbar vor der Cäsur, bemerklieh. Nun aber kommt ein
plötzlicher Umschlag: das schließende Zweierstück wird, und
wieder ganz unwillkürlich, in weit schnellerem Tempo und
mit deutlichem Legato gesprochen, und mit sehr viel leb-
hafterer Tonbewegung als das vorhergehende Dreierstück.
212 Eduard Sievers:
Gewöhnlich wird die erste Senkung tief genommen, dann
folgt mit der ersten Hebung ein starker Sprung in die
Höhe, dann mit der folgenden (zweiten) Senkung wieder ein
ebensolcher Sprung in die Tiefe, endlich mit der letzten
Hebung wieder ein kleinerer Tonschritt aufwärts (seltener
findet sich die umgekehrte Toncurve, doch mit ganz ähn-
licher Wirkung). Es ist als hörte man da den Ausbruch
einer bis dahin verhaltenen Leidenschaft, eben jenes ?Schluch-
zen', das schon Ewald (s. oben S. 204) oft aus Hoseas
Rede herausklingen hörte. Nach der Fußpause, die dem
Ausbruch folgt, setzt dann der getragenere Ton des Ein-
gangsstückes wieder ein. Bei 5 : 4 und 5 : 3 beherrscht er
die ganze zweite Zeile, bei den glatten Fünferstücken wieder-
holt sich dagegen das Spiel von Aufstauung und Ausbruch
in regelmäßigem Wechsel.
25. Von hier aus fällt dann auch wohl noch rückwärts
einiges Licht auf die Cäsurverdeckungen im Fünfer der
Qina (oben Nr. 1 7, c), bez. auf die damit zusammenhängende
Zerschneidung rhythmisch einheitlicher Reihen durch syntak-
tische Einschnitte, wie etwa in dem Verse
jasutil labbffql, \ haju | loqߣJ) rjmijja
7, i6a. Derartige Kreuzungen von Vers- und Sinnesgliederung
sind nämlich in zwei einander entgegengesetzten Fällen nicht
nur unanstößig, sondern oft geradezu von guter Wirkung
Einmal in der flüssigen Erzählung, bei der die rhythmische
Gliederung überhaupt nicht zu schroff hervortreten darf, und
bei der jene Einschnitte auch in der Prosa meist nicht durch
Pausen u. dgl., sondern höchstens durch die Melodieführung
markiert werden. Sodann aber gerade bei getragenem Stil,
wofern die einzelnen Wörter des Verses mehr oder weniger
durch psychische Brüche (vgl. Verfasser, Phonetik5 § 635)
gegeneinander isoliert sind, oder mit andern Worten, wenn
die syntaktischen Bindungen der Wörter durch die besondere
Art des Vortrags mehr oder weniger gelockert erscheinen:
dann wirkt auch der syntaktische Einschnitt nicht eben
Alttestamentliche Miscellen 5. 213
stärker als der einfache psychische Bruch, und ehen darum
ruft er keine störende Discontinuität hervor. So begreift
man es, daß jene Kreuzungen einmal in dem flott fort-
schreitenden Siebener (bez. auch dem Sechser, vgl. vorläufig
Berichte 1904, 159 f.), andrerseits in dem zwar getragenen, aber
zugleich staccatoartigen Fünfer so gern typisch auftreten,
während der strenge Doppeldreier sich ihrer fast principiell
enthält.
C. Zur Anordnung der Sammlung.
26. Von einer streng sachlichen Disposition der ein-
zelnen Stücke kann bei Hosea nicht die Rede sein, abgesehen
etwa von dem bekannten Contrast von Cap. 1 — 3 einer- und
Cap. 4 — 14 andrerseits. Aber auch von der Formseite aus
läßt sich nicht allzu Bestimmtes über die Anordnung sagen.
Weder sind die einzelnen Metra in der Überlieferung von-
einander getrennt (wie das z. B. in der Stammhandschrift
des Deuterosacharja der Fall gewesen war, s. Berichte 1905,
66 ff. und wie das sich auch für die Stammhandschrift bez.
die Stammhandschriften des Arnos wahrscheinlich machen läßt),
noch ist ein anderes formales Anordnungsprincip glatt durch-
geführt. Immerhin scheinen jedoch auch hier die Verhält-
nisse der Zeilenzahlen der einzelnen Stücke wieder eine
gewisse Rolle gespielt zu haben. Sieht man nämlich von
der Verschiedenheit des Metrums ab und berechnet nur die
Zeilenzahlen, so ordnen sich die 18 echten (nach Zerlegung
von Cap. 5—6 in die drei ursprünglich getrennten Nummern
IV — VI) Stücke in folgende drei Reihen:
I.
IL
III.
IV.
V.
VI.
10
17
16
12
10
6
VII.
VIII.
IX.
X.
XL
XII.
9
30
16
6
6
4
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
1 XVIII.
12
12
10
8
8
12
214 Eduard Sievers:
Dies läßt vielleicht darauf schließen, daß einmal drei
getrennte Kleinsammlungen (Rolleu) von je 5 Gedichten
existierten, die unbekümmert um die Verschiedenheit des Me-
trums nach dem Princip der absteigenden Zeilenzahl (vgl.
Berichte 1905, 68 ff.) angeordnet waren. Zu diesen 15 Ge-
dichten wären dann, sei es bei der zusammenschiebenden Ge-
samtredaction, sei es noch zur Zeit des Bestandes der
Einzelrollen, drei weitere Gedichte nachgetragen: eines zu
Eingang der ersten, eines am Schluß der dritten Rolle; das
dritte könnte seiner Stellung nach entweder der ersten Rolle
angehängt oder aber der zweiten vorgeschoben gewesen sein.
Der erste Nachtrag bestünde in dem erzählenden Stück I,
die beiden andern, VII und XVIII, wären die beiden einzigen
Stücke, welche dreizeilige Strophen aufweisen. Der Umstand,
daß das Metrum nicht mit berücksichtigt wurde, ließe sich
vielleicht aus der großen Anzahl der vorkommenden Metra
erklären.
Selbstverständlich handelt es sich bei dem hier Vor-
getragenen um nicht mehr als um eine naheliegende Mög-
lichkeit. Immerhin dürfte auch noch zu beachten sein, daß
die unechten Einsätze in 'Rolle I', nämlich IIabc mit 3:10:8
Zeilen die absteigende Folge von II : III mit 17:16 Zeilen
durchbrechen, ebenso die Interpolationen XVIIIab mit 14:3
sich weder an XVII mit 8, noch an XVIII mit 12 Zeilen
anschließen. Nur XIVa würde mit seinen 12 Zeilen zwischen
den 12 und 10 Zeilen von XIV und XV auch formell Platz
haben. Sollte es da wirklich bloßer Zufall sein, daß die Zahlen-
verhältnisse bei den echten Stücken so gut stimmen, aber
nicht so bei den unechten?
D. Zu den einzelnen Gedichten.
27. a) Als 'Einschübe' haben oben im Text nur die
längeren secundären Partien besondere Nummern (Ia etc.)
empfangen, welche sich einer geschlossenen metrischen Form
Alttestamentliche Miscellen 5. 215
bedienen, mithin sowohl formell wie inhaltlich auf eine ge-
wisse Selbständigkeit Anspruch erheben können. Alles
übrige Unechte ist einfach in die Fußnoten verwiesen.
b) Von den 'Einsehüben' besteht einer, XVa (= 12,5.
13 f.) offenbar aus Fragmenten einer einst selbständigen
Dichtung, die zu denen Hoseas in keiner Beziehung stand.
Ein anderer, der letzte, XVIIP (= 14, 10), ist nur ein redac-
tionelles Schlußwort zur ganzen Sammlung. Dagegen sind
die sechs übrigen, Ia, Ilabc, XIVa und XVIIP direct tenden-
ziöse Zusätze zum Hoseatext. Sie sollen die Wirkungen von
dessen Klagen und Drohungen abschwächen, und damit die
Worte des Propheten den späteren Generationen von Lesern
verdaulicher machen, gerade so wie etwa die unechten An-
hänge zum Arnos. Sie lassen sich also etwa mit dem Schlag-
worte Autidota charakterisieren (vgl. namentlich Martis Aus-
führungen zu den betr. Abschnitten). Daß solche Gegenstücke,
die nur dazu dienen können, das vom Autor Gewollte sofort
wieder umzustürzen, von dem Autor selbst herrühren könnten,
scheint mir ausgeschlossen. Er hätte sich dann seine ganze
Arbeit besser sparen können.
c) Auch von den übrigen Interpolationen verfolgen
manche dieselbe Absicht, während ein anderer Teil umgekehrt
auf Steigerung des alten Textes, oder doch auf Erweiterung
in gleichem Sinne ausgeht. Ein verbleibender Rest läßt sich
nicht weiter classifi eieren, wenn man sich nicht zu weit ins
Detail verlieren will.
28. Zu I nebst dem Antidoton Ia (das als Einschub
anerkannt sein dürfte) habe ich an Allgemeinem nur folgende
Formbemerkung hinzuzufügen. Der Einschub hebt sich durch
abweichendes Metrum von I ab (Schema 6 K gegen Doppel-
siebener); er bedient sich dabei des bei Hosea sonst nicht
belegten Sechsers (Nr. 15, a) und weicht von der Form-
strenge Hoseas auch dadurch ab, daß er neben den Sechsern
auch einmal einen Doppeldreier (2, 2a), und als Kurzvers
neben den sonst verwendeten Dreiern auch einmal einen
Vierer (2, ib) passieren läßt (es sei denn, daß etwa das 'asfjr
216 Eduard Sievers:
7ä\ streichen wäre, was ich aber nicht gerade für wahrschein-
lich halten kann).
I. i, 3* ist ohne die Ergänzung des Namens (liösc'y um einen
Fuß zu kurz. Man müßte, um ohne ihn auszukommen,
wqjjelgch wqjjiqqax \ 'gß-gömgr bqfi-dibläim, \ wqttähqr wqtteled-lu \\
bcn , wqjjomer \ jqhw$ 'eläu: \ qdrä hmo jizrd'^l
schreiben, aber da wäre das Enjambement von 3a auf 31' doch gewiß
zu hart, außerdem würde sich dabei die Tonlage der Strophe ver-
schieben. — 41- -f 5 sind umgekehrt überfüllt. Selbstverständlich ist
wohl die Tilgung von Wdhajä bqjjöm hqJm, aber ganz ist doch auch der
V. 5 nicht zu entbehren, den man z. T. für eingeschoben hält. Sachlich
erscheint auch mir darin die specialisierte Ortsangabe Wcmeq jizrd'^l
anstößig, die ganz wie eine Glosse aussieht. Streicht man auch diese
beiden Worte noch, so ist die Zeile metrisch in Ordnung, aber schwer-
lich auch schon stilistisch, wegen des doppelten jisra'el vor der Cäsur
und am Schlüsse. Einmal dürfte dafür jedenfalls ein Synonymum ein-
zusetzen, also etwa am Schlüsse wdsabdrtl '§p-qßep 'efrdim zu lesen
sein. Daß diese hernach so häufige Variante für jisra'el in Cap. 1—3
nicht vorkommt (vgl. Seesemaxn 18), darf kaum als maßgebender Gegen-
grund angesehen werden. — 7. Bei dem eingeschobenen Verse beachte
man den Wechsel des Metrums und das Schwanken der Form: Doppel-
dreier -f- Siebener, oder (wenn ubmilxamä erst nach 2, 2ob nachträg-
lich eingeflickt ist) Doppeldreier -f- Sechser; zum letzteren vgl. dann
wieder oben 15, a und 28. — gb. Das vielumstrittene wanochi lö-'ghjz
lach gm schießt über und erweist sich dadurch als interpoliert. Das
Stück schließt pointiert mit der wiederholenden Auslegung des Namens
lö-'qmmi ab, ebenso wie die Nachbildungen 2, 3b. 25b mit den Namen
ruxa{md und 'glohdi.
Ia. 2, 2C. 3 sind in der überlieferten Form ganz sinnlos, und zu-
gleich metrisch gestört. Die Richtung der Besserung liegt aber ziemlich
auf der Hand. I hat namentlich in 1, 4f. mit der Vernichtung des
Reiches gedroht und die unheilverkündenden Namen lö-ruxa^na und
lö-'qmmt eingeführt (jizrffi ist neutral). Folglich müssen in dem
Antidoton die Kinder Israel einer glänzenden Zukunft entgegengeführt
und jene Namen soviel wie möglich in ihr Gegenteil verkehrt werden.
Der erste Teil dieses Programmes ist in P weitläufig ausgeführt, der
zweite in 2, icf. wenigstens bezüglich lö-fqmmi in Angriff genommen.
Da nun aber auch in 2, 2cf. die drei Namen noch einmal nebeneinander
genannt werden, so hat man zu erwarten, daß hier, genau wie bei dem
dritten Antidoton IP 2, 25, die Umkehr der Namensomina fortgesetzt
werde. Dies geschieht so, daß zunächst dem einen Bruder, dem 'Samen
Gottes' jizr^il großes Wachstum zugesprochen wird (lies also kivpdddl
Alttestamentliche Miscellen 5. 217
[sc. jahwf] jizrz'il statt Uugadol [jöni] jizrffl), dann aber dessen
'Bruder' und ihrer beider 'Schwester' die neuen Namen rqmmi und
ruxama empfangen. Man hat also 1-rax zu TQX1 uv'amqr umzustellen
(parallel dem vorhergehenden pddql) und für die unverständlichen Plu-
rale la'xechgm und wäUC 'xößech§m die Singulare h'axtu und icdlq'xößäm
einzusetzen.
29. Zu II nebst den Antidota IIa— IIC. a) Die
Auffassung von II hat, wie mir scheint, bisher unter der
Verquickung mit dem Antidoton 11° zu leiden gehabt, das
von einer zweiten Ehe Hoseas redet oder zu reden scheint.
Diese zweite Ehe würde zumal im Verein mit den Worten U-M
lo 'isü wd'anochi lö Hsah 2, 4 eine vorherige Verstoßung der
Gomer voraussetzen, und diese nimmt man daher auch wohl
an. Sieht man aber von den eben genannten Worten ab, so
ist weder in I noch in II von einer solchen Verstoßimg
etwas zu finden, außer in dem interpolierten Stück 2, 8 f.
(vgl. speciell uw'asubä 'gZ-'m [harisön] 2, gb, worüber gleich
nachher mehr). Im Gegenteil, nach dem Haupttext befindet
sich die Mutter der Kinder, die zum Hader mit der Ab-
trünnigen aufgerufen werden, noch ganz in der Gewalt des
Gatten, vgl. 2, 5 f. 12. Ja nicht einmal das steht im echten
Text da, daß die Treulose das Haus des Gatten verlassen
habe: nur 'vergessen' hat sie ihn, als sie ihre Buhlerei mit
Fremden begann.
b) Das Stück II scheint mir danach ursprünglich nicht
mehr enthalten zu haben, als eine Mahnrede an die treulos
gewordene Gattin, so eingeleitet, daß ihre Kinder (also die
einzelnen Mitglieder des Volkes, wenn man das Bild aufhebt),
aufgefordert werden, auf die Besserung der gemeinsamen
Mutter (des Gesamtvolkes) hinzuwirken, damit nicht größere
Strafe folge.
c) Die Umbildung dieses einfachen Themas zu dem jetzt
in 2, 4 — 25 vorliegenden Gedankengemisch scheint mir min-
destens in der Hauptsache durch den Anschub des Anti-
dot ons IIC = 3, 1 — 5 hervorgerufen worden zu sein. Dieses
selbst sollte augenscheinlich die in I. II enthaltenen Drohungen
dadurch abschwächen, daß durch eine Parallelgeschichte zu I
218 Eduard Sievers:
gezeigt wurde, wie die angekündigte Trennung von Jahwe
und Israel doch nur auf Zeit gemeint gewesen sei. Im
Metrum wie in der einleitenden Formel knüpft IIC direct an
I an, auch dadurch die Absicht directer Gegenwirkung ver-
ratend. Aber das 'öd von 3, i» das einerseits die Schließung
einer 'zweiten' Ehe impliciert, hat im Verse keinen Platz: es
wird also auch erst redactionell beigefügt sein, als der
Connex zwischen I. II und IIC auch handschriftlich hergestellt
wurde. Es fügt sioh auch sachlich sonst nicht recht in den
Text von IIC hinein. Sollte dieses eine directe Fortsetzung
von I darstellen, so paßt das 'wieder' nicht, weil jedenfalls
in I gar nicht von einer Verstoßung die Rede gewesen war;
sollte es die aus II allenfalls mit herauszulesende Absicht
einer Verstoßung mit anziehen wollen, so paßte es nicht,
weil IIC doch formell nur I, nicht aber auch II fortgesetzt
haben könnte, und eine Rückbeziehung auf I über II hinweg
wäre doch auch wohl ausgeschlossen. Ich fasse demnach die
Tendenz von IIC sozusagen nur als die einer 'andern Lesart'
tröstlicheren Charakters auf, die man etwa dem entgegen-
halten konnte, der nach I und II Schlimmes von der Zukunft
erwartete.
d) Derselben redactionellen Hand, welche das 'öd in 3, 1
einsetzte, schreibe ich nun auch die Worte Jci-hi 1ö 'isti
uv'anocM lö 'isah 2, 4* zu. Diese durchbrechen einmal stil-
widrig den Zusammenhang zwischen ribü und dem zugehörigen
abhängigen Satz waßaser tdnünpi mippan^h etc. Sie haben
ferner im Verse keinen Raum, auch die erste Hälfte ki-M
lövistt nicht, wenn man nicht gleichzeitig auch das zweite
ribü streicht, und auch dann fallen die Worte noch ganz aus
der Tonlage des Übrigen heraus. Ich muß also mit Volz
den ganzen Satz für eine Glosse halten, und weiter annehmen,
daß diese das stilistisch wie metrisch fehlende Object des
zweiten ribü verdrängt hat, das dem ersten Object fo'immch&n
parallel ging. Nachdem oben über den mutmaßlichen Grund-
gedanken von II Gesagten scheint mir dann für dies Object
nichts näher zu liegen als das (von Nowack von einem
Alttestamentliche Miscellen 5. 219
andern Standpunkt aus direct abgelehnte) byisti. Denn die
Stimmung des Redenden ist zwar die des erzürnten und
darum drohenden, zugleich aber doch immer noch liebenden
Gatten, der die Treulose zur Umkehr bringen möchte: 'Redet
doch ihr zu, die eure Mutter und mein Weib ist, daß sie
umkehre und nicht meiner Strafe verfalle.' Aber allerdings,
dem verbindenden Redactor konnte diese Art des Appells nicht
passen, und darum corrigierte er das to'iafi in sein Gegenteil um.
e) Deutlich interpoliert (vgl. Nowack 19) sind dann
wieder 2, 7C — 9. Das zeigt schon der Wechsel des Metrums
und die Zerreißung des natürlichen Zusammenhangs von noßenf
laxmi umemäi jc und wjhivlö^jadä'a ki^anochi napqttiKÄäh etc. IO*.
Damit fallt zugleich wieder eine Hauptstütze für die An-
nahme, die Treulose habe das Haus des Mannes verlassen
(s. oben a). — Der verbindende Redactor scheint übrigens
diese Interpolation bereits vorgefunden haben. Denn von ihm
stammt doch wohl der den Rahmen des Verses sprengende
Zusatz [harisön] nach 'tst gb, der an die besprochenen Correc-
turen von 2, 4 und 3, 1 erinnert.
f) Interpoliert ist endlich auch 2, 13, ein überzähliger
Siebener, der formell ebenso das tristichische System bricht,
wie er sachlich durch die Erwähnung der xaggäh, xgdsäh
insqbbqttäh wdchöl mö'äddh aus dem sonst innegehaltenen An-
schauungskreis des Übrigen heraustritt.
g) Wegen der Ausscheidung von IP und IP = 2, 16 — 25
begnüge ich mich damit, auf Marti 2 7 ff. zu verweisen (wegen
2, 1 5e<* s. unten die Anm. zur Stelle). Nur muß ich über
Marti hinaus diese Partie wegen des wechselnden Vers-
maßes und des ziemlich verschiedenen Inhalts noch in zwei
Teile zerlegen.
h) Auch IIC = 3, 1 — 5 muß ich mit Marti entschieden
für unecht halten (s. oben c). Die Anknüpfung an Hosea
ist deutlich, zugleich aber bietet der Abschnitt so viele An-
stöße im einzelnen, daß man sie nur wegbringen kann, wenn
man das Ganze opfert, dessen Tonlage überdies wieder von
der Hoseas deutlich abweicht.
220 Eduard Sievers:
II. 2, 4ft. Über bdHsti s. oben d. — 5. wa&qmtih kqmmidbdr und
wqhmittih bqssamä (die zusammen einen Vierer bilden) sind erläuternde
Glossen zu wdsqttth k9'£r§s sijjd. Außerdem schießt waliissqgtilta über,
das zugleich stilistisch nur störend wirkt. — 7*. Ja 'an&rä ist ver-
bindende Glosse: ohne sie wird der Ausdruck durch den unvermittelten
Übergang zur directen Rede viel lebendiger. — 7b. Der echte Text
geht mit nojjdnf Iqxmi umemüi zu Ende, und 7° gehört bereits zu dem
Einschub (oben e). Vielleicht ist schon ein Wort wie twsiqgjüjäi an
sich für Hosea etwas auffällig: es sieht jung aue, und kommt nur noch
einmal in Ps. 102, 10 vor. Störend ist aber jedenfalls auch die Un-
ordnung in der Aufzählung 'Brot, Wasser, Wolle, Flachs, Ol und
Getränke'. Außerdem hilft diese lange Liste nur die eigentliche
Pointe des Gedankens stören, die mir diese zu sein scheint: ,/ich will
hinter meinen Buhlen herlaufen, die mir Brot und Wasser gegeben
haben' [also die nötigsten Lebensbedürfnisse], sagt sie, und dabei weiß
sie nicht, daß ich ihr <jiel mehr als nur das)> gegeben habe, Korn,
Most und Öl und viel Silber1'. Endlich sind auch die Worte in keiner
Weise in das Verssystem des echten Textes zu bringen, sqmri ufisti
sind sichtlich aus nb ausgezogen, wo sie in ganz anderem Zusammen-
hang stehen (im Verband mit 12), und sqmni wasiqqüjäi Varianten für
hqttlros und hqjjishdr 10*. — In ga kann 'ofiam beibehalten werden,
indem man tcdlo - pqssigv' opäm betont; über 9b [harisöri] s. oben e. —
nb. hchqssöp '§])-' grwaßah geht nicht in den Vers, ist stilistisch sehr
schwerfällig und ist sichtlich nur Glosse, die das erst in 12 nach-
folgende nqblupäh vorzeitig anticipiert. Mit ihrem Einschub hängt
wohl auch die Einfügung von wd'qtta 12 zusammen, das wieder me-
trisch überschießt und V. 12 unnütz von dem dazugehörigen nb los-
reißt. — An fo'ene ma'qhbpi vermag ich dagegen nicht mit Marti 26
Anstoß zu nehmen. Die Berufung auf 8 f. kann nicht mehr ziehen,
nachdem diese Verse haben fallen müssen. Gewiß sind die Liebhaber
cin den Augen des Propheten nichts' : aber das soll ja gerade hervor-
gehoben werden, daß die Treulose vor deren Augen, ihnen zum Trotz,
der Schande preisgegeben werden soll, ohne daß sie ihr helfen können.
— Über 13 s. oben f. — i4b. Die isolierte Form '§ßna für 'gßnän habe
ich im Texte belassen, weil eine, wenn auch entfernte, Möglichkeit
vorliegt, daß es sich um eine Sandhiform mit Assimilation des n an /;
und nachheriger Vereinfachung des h handelt. — 14°. Wdsqmüm tejq'qr
geht nicht in den Vers und schafft doch insofern auch etwas Unordnung,
als ggfgn und td'ena 14* erst verwüstet und dann noch durch die Tiere
abgefressen werden sollen. Martis Übersetzung cdaß die wilden Tiere
darin ihre Nahrung finden' scheint sich mir etwas zu weit von wq'chaldßqm
zu entfernen. — 15". Ob die Form tqqtir aus sachlichen oder sprach-
geschichtlichen Gründen in tdqqtter zu ändern ist (Nowack) oder nicht,
Alttestamentliche Miscellen 5. 221
lasse ich dahingestellt sein. Jedenfalls verlangt aber das Metrum die
dreisilbige Pifelform, um die anstößige Überdehnung 'ri%r zu vermeiden.
— i5bc sind einigermaßen zweifelhaft. Die n9,um- Formel ist mir mit
Marti 28 für Hosea auch sehr befremdlich. Streicht man sie aber, so
geht der Vers in die Brüche (deshalb kann tca^oJÄ etc. auch nicht zum
Folgenden gezogen werden). Ich weiß aber keine einleuchtende Besse-
rung. Etwas anstößig ist mir auch der Rücksprung von dem unbild-
lichen hqb'aMm 15*.
IIa. 2, 17". Das verderbte viissam habe ich belassen müssen, weil
Oettlis icdkhnti 'gß-^e'meq usw. nicht in das Metrum paßt, und ich
keinen paßlichen Gegenvorschlag zu machen weiß.
IIb. 2, 19. bismam ist nicht in bismopam zu ändern (Marti 30),
sondern als metrisch überschießende Glosse zu tilgen. — Auch die
übrigen Tilgungen von bqjjöm hqhü 2oa, wa'erqsGch U 21% ivd'gp-
hqjjishar 24 bedürfen wohl keiner besonderen Rechtfertigung.
IP. 3, i°. Über die Tilgung von (üd s. oben c. — umna'afgp
schießt über, und ist kaum mehr als eine tautologische Dublette zu
'ohföep re(. — ib. kqlibapi statt der stilistisch ungelenken Auflösung
k^qlibqß jqhw§ (vgl. M. St. II, 53) verlangt auch das Metrum. —
ic. vcd'olxabe ,asise *änabim bricht das Strophensystem und paßt doch
auch nicht in den Stil selbst dieses Einschubs: es sieht eher nach
einem Parteispottnamen aus, und könnte von jemand eingefügt sein,
der bei ~"2;"i 1, 3* doch an (tebeltm dachte. — Auch der stark specia-
lisierte Kaufpreis von 2b muß des Metrums halber fallen. — 3a. rqbblm
läßt sich halten durch die Annahme der Betonung jamimvrabbimu
tesdtl U etc. — Wegen gqm-'äm vgl. oben S. 159 zu Mal. 2, 9.
30. Zu III. Über die grauenvolle Unordnung , in die
dieses Stück infolge starker Interpolation geraten ist, ist
bereits oben in Nr. 7 (S. 188 ff.) gehandelt worden. Es sind
daher nur noch Einzelheiten nachzutragen.
4, i" (Doppeldreier) ist bloße Überschrift, vgl. S. 170. Der echte
Text beginnt erst mit ib (natürlich ohne das Ja), und daran hat sich
direct V. 5 anzuschließen (s. ebenda). Hier ist denn einleitendes Ä-!- für
%V9- am Platze, denn wir verlangen nun den Grund für das in ib Ge-
sagte zu hören. V. 5 ist aber wieder ganz zerrüttet. Als Ausgangs-
punkt für die Emendation wird man die Erwägung betrachten müssen,
einmal, daß für die erwähnte Grundangabe eigentliche Perfecta zu
erwarten sind; zweitens, daß das zu lailä nicht passende hqjjom f heute'
sich sehr gut in den durch ib eingeleiteten Gedankenzug fügen würde,
also nicht anzutasten ist; drittens, daß sowohl der allgemeine Zu-
sammenhang wie speciell das 'immäch am Schlüsse von 5* den Ausfall
222 Eduard Sievers:
eines Vocativs voraussetzt, und viertens, daß dieser Voeativ hqkkohen
geheißen haben muß (so schon Beck), teils wegen des mikkahen von 6b,
teils weil Hosea die Zusammenstellung von hohen -j- nabi in ähnlicher
Situation der Anklage offenbar noch ein zweites Mal gehabt hat und
auch da das Wort kohen wieder getilgt ist (s. Nr. 36 zu 9, 8b Schluß;.
Mehr als was S. 170 in den Text aufgenommen ist, geht metrisch und
sachlich nicht in die Zeile 5' hinein: der Rest des Verses, 5b, samt 6*
ist sinnloses Gerede. — über die Tilgung von 9 s. S. 188 f. — Für 10*
wird festzuhalten sein, daß in walo jifro^ü ein Verbum steckt, das
ebenso den Begriff der Unersättlichkeit in ß hineinbringen hilft, wie
das w»lo jüba'ü dies für a. tut. — V. 11 nimmt dann (aber ohne
z»nüß, das in der Halbzeile auch metrisch keinen Platz hat) chiastisch
den Inhalt von ioft wieder auf: fsie haben gegessen ohne Sättigung zu
finden, und Wein und Most haben ihnen den Verstand geraubt'. Da-
nach gehören denn nach dem Princip des Chiasmus 10»/* -j- ioh ebenfalls
als gleichsinnig zusammen, man erwartet also in iob eine Variation
des hiznü1) von ig". Diese ließe sich aus dem in n überschießenden
Z9nüß gewinnen, wenn dies dem hiznü nicht gar zu ähnlich wäre und
man eine Phrase wie lismör zanüp 'um Hurerei zu tieiben' erträglich
finden könnte. Vorsichtiger wird man aber in zanüß eine Glosse sehen,
die das eigentliche Object von lismor verdrängt hat (vielleicht mag
auch dies Wort selbst schon verderbt sein). Die Zusammenziehung von
ki-'ej>-jqhw$ 'azdtü in 'äzatün *"Z1S verlangt der Stil. — 12». Die
Ergänzung von tcs- = raber' vor 'qmmi ist wohl notwendig, weil hier
ein Übergang zu einem neuen Abschnitt gemacht wird. — 16*. Die
Schilderung wird einfach fortgesetzt, darum ist das kl vom Übel.
Heruach schießt sarqr im ersten Halbvers über, ebenso fügt sich fqttä
jir'etn jqhw$ nicht in den zweiten, obwohl dieser durch kdche"bes
Iqmmerxäb nicht gefüllt wird. Es fehlt ihm eine Parallele zu dem
sorera von a, und möglicherweise könnte das dort störende "HO ur-
sprünglich direct als sorer hinter kdchetei gestanden haben. Besser
wäre freilich ein Synonymum. — Nachdem ~xso ~D einmal von Houtsma
glücklich in n*X20 "10 = söd soba'im gebessert war, ergibt sich der
Gedanke, daß die Zeile bedeuten müsse cder beim Gelage der Zecher
ruht' fast von selbst. Ich hatte dafür an 's n:n xon\ h- gedacht: aber
Marti macht mich brieflich darauf aufmerksam, daß der gewünschte
Sinn noch einfacher durch hqnnä-x bd- zu erreichen ist. — i8b. Aus
\ihabu hetü sind, wie das Metrum verlangt, für den Text doch zwei
Worte zu entnehmen. Ob für das erste mit me'qxrdi "nnx'S (das den
Buchstaben nach dem "-Pix leidlich nahekommt) das Richtige getroffen
1) Ich habe die Hifilforrn hier und sonst im Text stehen ge-
lassen, ohne damit sagen zu wollen, daß ich besonders für sie eintrete.
Alttestamentliche Miscellen 5. 223
jst (vgl. i, 2°), mag fraglich Bein: dem Sinne nach muß aber minde-
stens etwas Ahnliches dagestanden haben. — 19 ist wieder ganz sinnlos.
Was ich dafür geschrieben habe, ruht auf der Annahme, die zweite
Zeile der Strophe könne von Rechts wegen doch auch nur eine Parallele
zu der ersten enthalten haben. Das erfordert dann als Variante zu
'ahabü qalon mig'önäm (das ich einstweilen aufgenommen habe) 18V
für 19/^ die Vocalisation wgjjebösü statt uvjetösü M, und für 19« eine
Variante zu dem harnt hiznü (s. S. 222 Fußnote) von i8b<*. Ist man
im Räsonnement so weit gekommen, so leuchten einem, denke ich, in
Erinnerung an 2, 4b aus i-PS3M sofort die Reste eines halbverloschenen
und falsch aufgefrischten crrSBüO entgegen, und damit ist denn auch
die weitere Correctur zu fsie sind abtrünnig geworden wegen ihres
hureriscben Sinnes' wohl gegeben; rüx nq'fwfim wäre ganz wie rux
zanutüm I2b und hernach wieder in 5, 4b.
31. Zu IY— VI. a) Der Text der Cap. 5 und 6 ist —
und das ist der einzige sichere Fall dieser Art bei Hosea
(vgl. allerdings auch unten Nr. 35, b) — ganz augenscheinlich
durch redactionelle Verschmelzung von drei einst selb-
ständigen Gedichten entstanden. Glücklicherweise haben diese
drei Stücke ganz verschiedene Metra (zweizeilige Strophen
aus Doppeldreiern, Siebenern und mit dem Schema 5 : 4),
sie sind also leicht wieder auseinander zunehmen. Was sich
den genannten Strophenformen nicht einordnet, ist interpoliert
und auch aus sachlichen Gründen auszuscheiden.
b) Cap. 5 beginnt mit einer Überschrift, der sich
kaum ein greifbares Metrum zuschreiben läßt. Auf diese
folgen dann in 5, ib— 4b zwei Doppeldreierstrophen, nur
in 3b — 4a unterbrochen durch einen isolierten Doppelvierer
oder Doppelfünfer (s. Nr. 32 zur Stelle), der auch den Zu-
sammenhang stört. 5, 12 — 14 bieten dann drei weitere
Doppeldreierstrophen. 5, 12 schließt gut an 4b an, und i4b
ist deutlich eine Abschlußzeile. Mit ihr geht also das Stück
zu Ende, das ich als IV bezeichne. Es folgt ihr weiterhin
in 5, 15 — °, 3 ein unechter Anhang, der als Antidoton ge-
meint war (Marti 52), und sich schon äußerlich durch den
Mangel einer festen metrischen Form als Flickarbeit erweist.
Dann aber kommt in 6, 4 noch einmal eine Doppeldreier-
strophe, die an ihre Stelle in keiner Weise paßt. Zu den
Phil.-hist. Klause 1905. Bd. LVII. 15
224 Eduard Sievers:
folgenden Siebenerpartien kann sie schon aus formellen
Gründen nicht gehören, an das abschließende 5, i4b kann
sie sich auch nicht anreihen. Die einleitende Frage mäu'4'6?-
lläch, 'gfraim? etc. stempelt sie deutlich zu einer Anfangs-
strophe, und damit ist zugleich ihr ursprünglicher Platz
bestimmt: sie gehört vor 5, ib und ist von dort um der
oben erwähnten Überschrift willen weggeschoben worden, an
den Schluß des Gedichtes, das sie ursprünglich eröffnete.
Vor 5, ib. 2 muß ja mindestens eine Strophe fehlen, denn das
einleitende Jci- 5, ib weist auf einen Vordersatz hin, der hier
seine nähere Begründung erfahren soll.
c) Als Y bezeichne ich die Siebenerpartien unserer
beiden Capitel. Sie sind mit den Doppeldreierpartien ganz
durcheinandergewirrt, und setzen sich aus folgenden Teilen
zusammen: a) 5, 5 — °a: eine Strophe; — ß) 5, 6b— 7»: ein
Siebener; — y) 5, 11: ein Siebener, der sich mit dem
eben erwähnten zu einer Strophe zusammenschließt; —
d) 6, 5 — 10: drei Strophen. — Als Anhang folgt in 6, 11
noch ein überschießender Siebener, dessen Unechtheit bereits
erkannt ist.
d) In V hinein ist endlich noch das dreistrophige Ge-
dichtchen VI = 5, 8 — 10 eingeschoben, mit dem Strophen-
schema 5:4.
e) Von den drei Stücken dürfen IV und VI wohl ohne
weiteres als vollständig erhalten angesehen werden. Dagegen
kann V gewiß nicht mit w^ana anfangen. Vielleicht ist
also hier eine Eingangsstrophe durch den interpolierten
Doppelvierer 5, 3b -f- 4a (oben b) verdrängt worden. Wahr-
scheinlich dürfte es aber auch hier genügen, das anstößige
wd- zu streichen.
32. Zu IV. a) Die Überschrift 5, ia paßt auf keines
der drei Stücke, sondern höchstens auf den von ihnen her-
gestellten Mischmasch, sie stammt also wohl von dem Ver-
anstalter des Conglomerates her. IV ist an ganz Israel
gerichtet, in V werden einmal 6, 9 die Priester speciell
angezogen, in VI einmal 6, 10 die sare jisra'el erwähnt. Da-
Alttestamentliche Miscellen 5. 225
nach ist die Überschrift zusammengestellt: sim'ü-zöp,
hqkkohäntm, wshqqsltü beß jisra'el, ubep hqmmgl§ch hq'zlnü,
kl lach§m hqmmispat.
b) Formell ist IV, wie schon oben Nr. 22, f bemerkt
wurde', dadurch charakterisiert, daß 8 von den 10 zweiten
Halb versen mit «•<?- beginnen: nur in 6, 4V und 14V fehlt
das Iva-. An der ersten Stelle vermißt man es direct, denn
es ist sonst so üblich ein erstes mä, ml durch ein zweites
umä, umi fortzusetzen. Ich halte es daher für wahrschein-
lich, daß auch in i4b das wd- nur in der Überlieferung aus-
gefallen ist.
6, 4. Über die Umstellung dieser Strophe s. oben Nr. 31, b. —
jUra,el für jdhüda habe ich mit den meisten neueren Kritikern überall
durchgeführt, weil auch mir scheint, daß dieser Vorschlag Wellhausens
trotz dessen späterer Skepsis (S. 99) allein zu einem brauchbaren Re-
sultat führt.
5, 3b. 4a. Über diesen Einschub s. Nr. 31, b. Die Form ist unsicher.
Mit Beibehaltung des Uittä in 3b und der Betonung lö jittdnü in 4ft
kann er auch als Doppelfünfer gelesen werden: aber auch dann hebt
er sich von den sonst hier gebrauchten Metra ab. 3b ist überdies bereits
von Wellhausen u. a. als rmatte, abschwächende und völlig überflüssige
Explication, vielleicht aus 6, 10' erkannt worden. Dagegen geht es
nicht an, mit Marti 47 das oben verworfene lö jittdnü mq'folem lasub
'gl-tlohem 4a beizubehalten und dafür 4b zu opfern, denn 4* gibt keinen
Doppeldreier. Nur wird in 4b für w^eß-jqJiw^ wohl das stilgerechtere
welohim einzusetzen sein: metrisch ist das freilich ganz gleichgültig. —
In 13V fehlt, wie das Metrum zeigt, die verbale Parallele zu dem
wqjjqr von 13a«. — i3b. Ich habe die der Überlieferung am nächsten
liegende Lesung mälki-räb aufgenommen, weil sie sich zugleich besser
in das melodische Schema einfügt als m§l§ch räu oder räm. — 130. Das
sachlich unpassende lachgm zerreißt auch den Vers.
33. Zu Y. Dies Stück ist eine reine Mahn- und Straf-
rede Jahwes, ohne jede eingeschaltete Drohung, denn 7b
erweist sich durch das Metrum als interpoliert.
5, 5. Über [trsYanS s. Nr. 31, e. — 6». '?ß-jqhwe ist doch zu
belassen, denn Idbqqsenl (Marti 48) wäre gegen das Metrum. — 6bf. xalqs
mehpn gehört nach Ausweis des Metrums an den Eingang der zweiten
Strophe, in der dann allerdings die erste Person durchzuführen sein
wird. Ich habe xaläs^W) geschrieben, weil ich nichts Besseres dafür
zu setzen weiß. Sonst folgt mein Text wesentlich den Vorschlägen
15*
226 Eduard Sievers:
von Makti 48. — Nach Ausschaltung von Jb (s. oben) schließt dann
5, 1 1 nach Vornahme der nötigen Correcturen leidlich gut an. Die erste
Hälfte 'oseq 'efrqim, roses mispnt mag übrigens Anlaß gegeben haben,
V. 8 — io=VI wegen des kdmqssigevpbul io* gerade hier einzuschieben
(vgl. oben S. 151). — 11/*. Das von Marti 50 geforderte jiSra'el scheint
auch mir notwendig, nur muß es des Metrums halber nicht hinter hö'il
ergänzt, sondern direct dafür eingesetzt werden; lei paßt wohl kaum,
ich habe es also durch iv9- ersetzt. Am Schlüsse sdu nach LXX und
den meisten Kritikern.
6, 5. Die erste Vershälfte ist um einen Fuß zu kurz, und es fehlt
das Object zu xasabti. Martis Ergänzung xäsqbtich (S. 56) genügt nicht
für das Metrum. Ich habe daher bdnem Di"P33 eingesetzt, das vor
c^X*233 leicht ausfallen konnte und außerdem den Anschluß an die
vorhergehende Strophe (vgl. banim 5, 7") vermitteln hilft. — 8,>' hat
wieder einen Fuß zu wenig. Offenbar gehörte zu middam noch ein
näher bestimmender Zusatz. Nach der von Marti 57 gegebenen An-
regung: fes handelt sich demnach um dem Jahweglauben durchaus
widersprechende cul tische Gebräuche, vielleicht selbst Menschenopfer,
vgl. 12,12 und 13,2' habe ich beispielsweise (härütf£hy ergänzt, in
speciellem Anschluß an 9, 13. — 9. In der zweiten Hälfte dieses Verses
ist natürlich mit Marti zu jarässdxü-d %r eck umzustellen, außerdem ist
kl zimma 'asü als abschwächende und metrisch überschießende Glosse
zu entfernen. In der ersten Hälfte ist sodann ggdüdlm (vgl. Nr. 34)
wieder nichts als Glosse zu dem verderbten CK "Cnm , das sich aber
durch Einsatz eines 53 leicht zu ö"*8 ■'Sn^a^DI icachimxqkkzJis bessern
läßt: fwie Leute, die den Menschen auflauern [Glosse: fwie ggdüdlm']
sind die Priester'. Der Gedanke erfordert dann noch den Artikel vor
kohqnim. — In 10 ist dann Zdnüß wieder Glosse zu sq*rürijja, die an
falschen Ort geraten ist und dabei die Umstellung von Wgfraim, sam
zu sam fo'gfraim nach sich gezogen hat.
34. Zu VII. Über die Eingangsworte vor ni$la s. S. 173
Fußnote 15. Dem Metrum widersprechende größere Ein-
schübe sind außerdem ib und 4. Von ib hatte Marti nur
die Eingangsworte Mufä'älu sdq§r gestrichen, aber auch der
Rest ist anstößig (auch abgesehen vom Metrischen), denn
das Thema des Stückes ist sichtlich nur der Königsmord und
was damit zusammenhängt. Verräterisch für den Einschub
ist auch wohl godüd, weil es bedenklich an die Glosse zu
6, 9 erinnert. Daß die betrübliche Bäckergeschichte nur aus
dem mißverstandenen oder verschriebenen ariEtf 7, 6 = 'qpprfipn
oder 'qppäm herausgesponnen ist, dürfte feststehen.
Alttestamentliche Miscellen 5. 227
7, 2* übersetzt Marti 59: 'Und keiner sagt sich in seinem Herzen,
daß ich jeder ihrer Bosheiten gedenke'. Das scheint mir sprachlich
etwas hart und auch dem Zusammenhang nicht ganz angemessen. Ich
möchte also glauben, daß 2 V als selbständiger Satz zu nehmen ist.
Für den Zusammenhang bez. den Contrast mit nigla 'äivön 'ffraim etc.
genügt doch wohl ubdl-jömarü bilbabäm für sich allein: 'Offenkundig
versündigt sich Efraim, nicht nur mit heimlichen Gedanken'. Der
Zwischensatz ra'aßdm zachärtt steht parallel dem n§g§dvpanäLihaj4 2b,
zachärti ist also wohl als eine Art Breviloquenz zu fassen: 'ich kenne
ihre Bosheit und werde ihrer gedenken'. Das Jcgl- vor ra'afidm stört
den Rhythmus. — 5 ist ganz zerrüttet. Zunächst ist wegen des Metrums
das auch sprachlich ungewöhnliche xämqß mijjain $*ß in das einfache
xämqßvjäin zu emendieren. Sodann ist folgendes zu erwägen. In 3
werden in der bei Hosea so sehr beliebten Weise mglgch und sartm
zusammengestellt. Wie nun nachher in 7, d. h. den beiden Schluß-
zeilen der dritten Strophe, diese Begriffe (nur mit der kleinen Variation
sofdtem für sarem) specialisiert behandelt werden, so erwartet man auch
in der zweiten Strophe eine ähnliche Specification. Da ferner 5" bereits
mit sarim besetzt ist, wird man in 5b eine Beziehung auf den König
erwarten. Nun ist in 5b nx ITi ^lyc wieder ganz unverständlich, die
Parallele h^xelü . . . xämqßvjdin von 5* macht es aber doch ziemlich
deutlich, daß iTOCna aus ITOon hisJdrü verderbt ist, und das zu diesem
Worte fehlende Object wird man eben durch (m$l§chy ergänzen müssen.
Nimmt man für 5V Martis Emendation hinzu und streicht das aus 7
anticipierte chqttqnnür , so ist 5b ganz in Ordnung. In 5* bleibt aber
1"oVb öl*1 als Stein des Anstoßes zurück. Ich nehme an, daß zwischen
Dl*1 D"1"!^ durch Haplographie ein » ausgefallen, und in issba ein 3
fälschlich gesetzt ist, lese also 'sbrj B1">E 'schon vom Tage seines
Regierungsantritts an haben sie die Fürsten mit Weinglut krank ge-
macht', und das schließt sich dann glatt an 5b an. — 6. fo'es Ighabä
schießt über und ist steigernde Glosse. — 7b. 'en^qorewbah^m^eldi ist
metrisch möglich, scheint mir aber keinen in den Zusammenhang pas-
senden Sinn zu geben. In Ermangelung von etwas Besserem habe ich
aus der Isebelgeschichte 2 Reg. 9, 10 u»'fw qober herübergenommen.
35 Zu VIII. a) Dies längste aller hoseanischen Ge-
dichte wird gewöhnlich in zwei Teile zerlegt, 7, 8 — 8, 3 und
8, 4 — 14. Eine greifbare Zweiteilung des Inhaltes scheint
jedoch nicht vorzuliegen. Zudem ist mir zweifelhaft, ob ein
neues Stück so glattweg mit der unbestimmten 3. Person
Pluralis einsetzen könnte, ohne alle Andeutung darüber, wem
die Rede gilt. Solche Bezeichnungen der gemeinten Objecte
228 Eduard Sievers:
pflegen sonst bei Hosea nicht zu fehlen: nur II und XVII
machen eine Art von Ausnahme, aber da handelt es sich auch
nicht um die dritte Person, sondern um Anreden in der zweiten,
b) Andrerseits gebricht es dem Stücke wirklich an Ein-
heitlichkeit des Themas und systematischer Gedankenfolge.
Bald ist von Gottlosigkeit und falschem Cult, bald von dem
haltlosen politischen Schwanken die Rede, einmal wie es
scheint, auch wieder vom Königsmord (s. unten zu 7, i6b).
Auch darin sticht das Stück unvorteilhaft von den übrigen
ab, daß Anklage und Drohung stark durcheinander gemischt
sind. Ich halte es daher, zumal im Hinblick auf den großen
Umfang, wohl für möglich, daß VIII durch redactionelle
Verarbeitung früher getrennter Gedichte entstanden ist (vgl.
Nr. 31, a): nur wird es hier, bei der Gleichheit des Metrums,
kaum noch angehen, den Versuch zu einer Auflösung zu
machen. Man wird vielmehr den Text hinnehmen müssen,
wie er überliefert ist.
7, 8*. Der Ausdruck ist stilistisch sehr hart, und es fehlt ein Fuß:
es fehlt zugleich der ersten Vershälfte der dem jipbölnl der zweiten
entsprechende Ausdruck, mag dieser verbaler oder nominaler Natur
gewesen sein. — 10 verrät sich auch durch das abweichende Metrum
als interpoliert. — nb ist zu kurz, und wie mir scheint ist auch
misräim qara'u stilistisch nicht ganz unbedenklich. Deshalb habe ich
beispielsweise <C$l-m§l$chy davor ergänzt. — 12° kann aus metrischen
Gründen nicht mit der unvollständigen Zeile I2b zusammengenommen
werden, denn dadurch würde die vierte Strophe zu lang, die fünfte zu
kurz. Man wird also für I2C doch bei 'ajqsrem verbleiben müssen.
Andrerseits ist Mabti6 Vorschlag ,es97-e'm = 'tfsdrem wegen der Ver-
knüpfung nach vorne sehr bestechend. Vielleicht war 'fsgrem das
Verbum, das in die Lücke von i2b hineingehört. Die Lücke selbst
würde sich dann gut durch Abirren des Schreibers von c~cn(s) auf
D"D"X erklären. — kasemq* kann wohl ungefähr dasselbe bedeuten wie
hdsem (Marti 63) und braucht deshalb nicht geändert zu werden. Ein-
faches cäl-ra(aßdm (Oettli, Marti) wäre metrisch zur Not möglich,
aber doch etwas hart. — Mit 13* 'öi lahgm schließt die erste Zeile der
Strophe ab. Ihr ist die erste Hälfte von i3b parallel gebildet, und
deswegen stört das einleitende Ja vor nadadu. — 13°. 14" sind inter-
poliert, wie das Metrum zeigt; der Inhalt ist zum Teil augenscheinlich
aus 8, if. entlehnt (s. unten zu dieser Stelle). — Mit dem Einschub
fällt auch das Ja- von 14". Das Folgende ist wieder stark verderbt,
Alttestamentliche Miscellen 5. 229
klar ist aber wohl, daß die beiden Hälften von i4b mit -öjjöm und
fjipgdra^ru zu enden haben, und daß es sich um irgendwelche cul-
tische Greuel handait. Nach Stellen wie 8, n. 12,12 und 4,19 liegt
es wohl nahe, miskdtjöpäm in mizbdxöp'äm zu ändern: 'Über ihren Altären
haben sie ein Geheul angestellt' scheint mir namentlich im Contrast
zu 8, 2 (s. unten) ein ganz paßlicher Gedanke, auch ein guter Vorder-
satz zu dem nach LXX gewiß herzustellenden jipgödaßü: Geheul und
Ritzung bei den Opfern statt stillen Gebets: das ist es, was hier ge-
tadelt werden soll. Aber neben jipgödaßu geht (ql- dauern tcdpirös
nicht in den Vers, auch wäre der Ausdruck kaum pointiert genug,
zumal wenn man etwa nur *ql-da$dn jipgöda.du schreiben wollte. Ich
betrachte daher 'ql-dagan wajnrös als Erläuterungsglosse, die das ur-
sprüngliche Textwort verdrängt hat. Wie dieses gelautet hat, kann
man natürlich nicht sicher wissen. Um aber doch den Vers lesbar zu
machen, habe ich es fauf gut Glück' mit laggdä jipgöda.du versucht,
weil Hosea ja Wortspiele liebt: fder Glücksgöttin (vgl. Jes. 65,11)
haben sie sich geritzt' = csie haben sich geritzt, um Glück dadurch
zu erreichen', und dies 'Glück' wäre von dem Glossator durch dagan
wapirös speeificiert worden. — jasürü hl und 15 leo'm jissqrtl schießen
über. — Mit xizzqqtl zeröroJ>am weiß ich nichts anzufangen: ein Be-
dingungssatz paßt nicht in den Stil des Stückes. In Dns[i]*Ti wird
wohl einfach GHS"i stecken, und dazu gehört dann als Verbum J9xqzqü
oder xizzdqu statt xizzqqii. — i6a ist, mit Iqbbä'ql für lö faZ, verständ-
lich. Der Vers schließt mit foqeJtJ) rzmijjä ab. Der Vergleich mit dem
Bogen, auf den der eigne Herr sich nicht verlassen kann, zwingt
dann wohl dazu, in i6b nicht eine Drohung, sondern eine neue
Anklage zu suchen, d. h. jippdlü als perfectisch (= wqjjipp9l%J) zu
fassen oder besser in nafdlü zu ändern, und am Schlüsse mizzq'qm
(damit muß der Vers aufhören) nicht in mizzq'mi, sondern in mizzq.'mäm
zu corrigieren (daß zq'qm nur vom Zorne Gottes gebraucht werde,
s. Marti 64, trifft angesichts Jer. 15, 17, s. Siegfried -Stade 177, doch
nicht ganz zu). Immerhin bleibt auch so der Vers noch um einen Fuß
zu kurz. Aber die Beobachtung, daß Hosea in geradezu typischer Weise
m§l$ch und sarim zu paaren liebt (s. oben S. 227), läßt es wohl un-
zweifelhaft erscheinen, daß mqlchtm ausgefallen ist, durch Abirren von
dem einen cm — auf das andere. Zweifeln kann man nur, ob sarem
(umqlcheni) oder (mqlchem waysarem zu schreiben ist. — Mit tesönam
i6c beginnt wieder eine neue Strophe. Da die zweite Hälfte des
Fünfers durch b9'§r§s misrdim ausgefüllt ist, muß fhsönam zö lqr$am
die erste bilden, und darin hsönam Subject, Iq'gam Prädicatsverbum
sein. Das führt ziemlich glatt auf tesönäm bf larq$ä | b^^r§s
misrdim. Damit ist dann wieder 8, 1 zusammenzunehmen, und zwar
muß die Zeile eine Variation des Gedankens von i6c enthalten.
230 Eduard Sievers:
Danach entpuppt sich aber wieder die 'Trompete' -et (man beachte
die defective Schreibung) als ein Lesefehler (oder eine falsche Auf-
frischung) für ~~-r sgqgr, und aus "1)2533 springt, *vie schon Ookt ge-
sehen hat, "IC&O ba'qsxür heraus, die notwendige Parallele zu misräim.
Zu s{jq$r fehlt aber das regierende Verbum, außerdem hat der Vers
einen Fuß zu wenig. Also ist offenbar zu lesen (dibb&y 'aläi xil.käm j
vtqgr &a'ö«SMr: namentlich wenn 7, 13°. 14 wirklich aus unserer Strophe
ausgezogen sind (vgl. oben zur Stelle): das wdhemmä dibbdrü 'alni
kdzabim von 13° setzte dann unser dibb^r etc. noch direct voraus. —
Der Rest von 8, 1 fügt sich nicht ins Metrum und ist als Einschub
bereits anerkannt (vgl. z. B. Marti 65).
8, 2. Der ursprüngliche Inhalt dieser unverständlichen Zeile muß
nach V. 3 bemessen werden, da 2 und 3 zusammen eine Strophe bilden,
deren beide Zeilen doch vermutlich in irgend einem Parallelismus
standen. Nun besteht V. 3 ans Anklage -f- Drohung, also kann man
dies Schema auch für V. 2 mit ins Auge fassen. Eine Möglichkeit,
es aus dem Überlieferten herauszuschälen, ergibt sich (nach Streichung
des in LXX fehlenden jisra'el: Marti 65). wenn man 'global als eine
gedankenlose Mischung von 'elai und lö faßt und jddq'nücha mjadq'tim
ändert. Für den Vers käme man iu abstracto schon mit dem so ge-
wonnenen 16 jiz'aqu 'eläi: \ lö jadq'tim aus, aber der Rhythmus wäre
ungut. Es dünkt mich daher wahrscheinlicher, daß vor dem ersten lö
noch etwas ausgefallen ist. Die Lücke würde genau der am Eingang
von 8, 1 entsprechen, und mit dieser auf eine gemeinschaftliche Be-
schädigung des Stammmanuscripts zurückgehen können. Nötig ist das
allerdings nicht, und es finden sich auch Anhaltspunkte, die vielleicht
in andre Richtung weisen. Man sieht z. B. nicht recht, wie ohne be-
sondern Anlaß das 'ql-befi jqhwg hinter ~~:z- in den Text geraten
konnte: es könnte durch ein ursprünglich hierher gehöriges babeftt ver-
anlaßt worden sein. Auf der andern Seite (vgl. oben) sieht die inter-
polierte Zeile 7, 13° ivdhemmd dibbdrü 'aldi Jcszabim ganz wie eine Va-
riante zu 8, 1 (dibb<>ry ralqi xikkdm sgqgr b»'qssür aus, und ebenso drängt
sich die Parallele zwischen den beiden Folgezeilen u-alö-zä'qqÜKj'elrii
bdlibbdm 7, 14* und unserem lö jiz'aqü ''elai sofort auf: es ist also auch
möglich, daß es in 8, 2 ursprünglich einmal hieß (bdlibbäniy lö^jiz* aqflu
yeldi, und das würde sich, wie oben bereits bemerkt wurde, vielleicht
als absichtlicher Contrast zu dem jelÜU etc. von 7, i4b (d.h. der Zeile,
die auf den interpolierten V. 14* unmittelbar folgt) erklären lassen. —
In 3 fehlt die Beziehung auf Jahwe: ich habe daher Dia zu ^"•i- tübt
ergänzt (das unechte ws'el-tßbo 3, 5 könnte freilich nur indirect als
Zeuge für diesen Ausdruck angezogen werden, insofern jene Stelle mit
Kenntnis der vorliegenden geschrieben sein könnte). — ■ Der Doppel-
dreier 4' himltcliü wdlo mimmfnni , || hesirü, wdlo jadäHi fügt sich in
Alttestamentliche Miscellen 5. 231
keiner Weise in das Vers- und Strophengefüge, stört auch den Zu-
sammenhang zwischen 2. 3 und 4b. 5a. Wenn er echt sein sollte, müßte
er also aus einem andern Zusammenhang hierher verschleppt sein:
aber die (höhere) Tonlage scheint mir nicht gerade für Authenticität zu
sprechen. — 4b. hmq'qn jikkareß paßt auch nicht in das Metrum, so-
wenig wie in den Zusammenhang. — 5* ist anerkanntermaßen verderbt.
Aber mnqx(ß,y f§glech, somsron (vgl. Marti 66) scheint mir auch noch
nicht stilgerecht, zumal es die weitere Correctur von beim zu bo nach
sich ziehen müßte. In dem ganzen langen Gedichte herrscht sonst
ausschließlich die dritte Person (für xikkicha 8, 1 ist xikkäm zu lesen,
s. oben): woher käme hier plötzlich die Anrede? Und Jahwes Zorn
richtet sich doch auch besser gegen die Anbeter des Kalbes (also bäm),
als gegen das Kalb selbst. Endlich ist mir auch die Verschiedenheit
der Bedeutung, in der zanqx in V. 3 und hier angewandt wird, nicht
ganz unanstößig. Ich vermute also, daß abermals eine falsche Auf-
frischung vorgenommen ist, n:t für \\\\\\"\\\\\\T = nn:? zibbdxa, und weiter-
hin r§$lech für fo'e'^Z. — 5b. 6a sind bereits von Marti 66 f. gestrichen,
und ihnen muß, wie schon das Metrum zeigt, auch noch 6b folgen. —
7*. Zur Ergänzung des metrisch notwendigen (hemrna) vgl. 9*; über
die Umstellung von gb s. Marti 67. — In 8b ist 'qttä nicht in den Vers
zu bringen: es ist auch mindestens überflüssig. — gac. 10 fasse ich als
zusammengehörige Anklage -f- Drohung, ich lese also in 9° naßmü
und in 10 futurisches nittdnü, dann am Schluß mqlkäm ivdsarem (oder
wenigstens mglgch (wy&arim). Das nittdnu wird, wie mir scheint, noch
direct gefordert durch das in den Text verschlagene Antidoton rqttä
'aqqbsem, u^jqx^cVydlü mtfat mimmqssa, das, wenn auch in etwas frag-
würdigem Hebräisch, doch kaum mehr hat sagen wollen als rjetzt aber
(oder fdann aber') werde ich sie wieder sammeln, und sie werden eine
Weile Ruhe haben vor (diesem) Spruch'. In der Lesart von LXX ver-
mag ich keine Besserung zu sehen. — Von 10 auf 11 ist ein besonders
starker Sprung, und hier kommt man wohl am ersten auf den Gedanken
einer Verarbeitung verschiedener Texte (vgl. oben S. 228, b). — In n/*
wird gewöhnlich das zweite mizbdxöp laxtö gestrichen, aber zur Schä-
digung des Metrums.
36. Zu IX. Wie es scheint, spricht Hosea selbst in
dieser Rede, nicht Jahwe: denn weder läßt sich mit Marti
71 V. 3aor ausschalten, noch in 4a tyjqhw§ in li ändern, ohne
daß das Metrum zerstört wird. Auch jsme hqpquddd (ohne
Possessivaffix) etc. 7a scheint besser in den Mund des Pro-
pheten zu passen, vielleicht auch die Specialisierung von 6.
— Sonst sind die beiden größeren Einschübe abweichenden
232 Eduard Sievers:
Metrums 4r — 5 und 91' bereits richtig von Marti 71. 75
ausgeschieden, nur daß in 4° auch die Worte kgl-'oclwläu
jiüqmmtfü bereits mit zu der Interpolation zu rechnen sind.
9, 1" ist überfüllt, und es mag sich darüber streiten lassen, ob
'dhabta '§]män oder me'dl-'flolifch beizubehalten ist. Ersteres ergibt
zwar den volleren Sinn, letzteres aber die glattere Construction, und
deshalb habe ich es vorgezogen. Gegen 'ahddta '§ßndn läßt sich auch
wohl noch sagen, daß diese Wendung den wirklichen Empfang eines
'gjmcm voraussetzt, während V. 2 ausdrücklich leugnet, daß ein solcher
werde gegeben werden, und einen Unterschied zwischen Vergangenheit
und Zukunft kann man doch auch nicht statuieren, wenn man nicht
zugleich annehmen will, Hosea habe die früheren Naturgaben wirklich
als Spende der WaJim bezeichnen wollen. — 2a gibt die Begründung
für das negative 'ql-tUmqx etc. ia, es kann also auch sinneshalber das
kl nicht gut fehlen, welches gleichzeitig durch das Metrum ziemlich
gebieterisch verlangt wird (gdrgn wajgqgb kann man Hosea nicht zu-
trauen). — Für t35"ii schreibt man nach LXX gewöhnlich EST1 jsda'em
oder jdda'ti/m : vielleicht richtig, aber andrerseits doch auch vielleicht
der Situation nicht ganz angemessen. Man buhlt mit den Baalen um
die Gaben der Natur (vgl. die Glosse 'ql-dagan wdßirös 7, I4b), man
bittet oder wirbt also um diese, und dieser Bitte • gegenüber wäre
jirsem möglicherweise etwas stilgerechter. Metrisch ist die Wahl voll-
kommen freigegeben. — 6a. Die metrische Gliederung zwingt hier dazu,
misrqim zum Vorhergehenden zu ziehen. Dann aber ist zweimal ein
(ii)- zu ergänzen. — 6b soll sichtlich wieder eine Specialangabe über
Assur bringen, nachdem erst Assur und Aegypten zusammengefaßt sind,
dann (mit dem üblichen Chiasmus) Aegypten allein einen speeificierenden
Zusatz empfangen hat. Also war LXX wohl auf der richtigen Fährte,
als sie dem möf von 6a entsprechend für mqxmdd einen Specialnamen
substituierte. Aber mit Mu%uc:g, michmds ist nichts anzufangen, da
das keine assyrische Stadt ist. Die Schwierigkeit der Stelle wächst
dadurch, daß in 6h ein Fuß fehlt, der entweder das erforderliche
Verbum enthielt, oder, wenn dieses in mqxmdd stecken sollte, das zu-
gehörige Subject, d. h. eben den betreffenden Namen. Das (in LXX
fehlende) *~ vor chqspdm könnte allenfalls Schlußconsonant des ausge-
fallenen Verbums sein, z.B. twxi (tocliqyl kqspdm. Für mqxmad
weiß ich keinen befriedigenden Vorschlag zu machen. Dem Klange
nach läge wohl nim wqxtndß am nächsten, aber das würde wieder ge-
schichtlich nicht passen. — Wenn 7", wie das Metrum ausweist, als
Nachsatz zu 6C gehört, kann das verbindende kl wohl nicht fehlen. —
Für 7b ist von der auch stilistisch schlechten Repetition fta'tt jdme
hassülum offenbar nur das Schlußwort WdSÜlüm bez. trJmssilhim beizu-
Alttestamentliche Miscellen 5. 233
behalten. Im Folgenden ist dann "S'"P nur Umstellung für STn (vgl.
LXX -accI Y.cc-Hco&rjaszca = Si"1). Das Object dazu ist aus dem Vorher-
gehenden zu entnehmen: fund Israel wird <(es^> spüren'. — 7C. 8a sind
dann zur nächsten Strophe zusammenzunehmen. Die bisherigen Deu-
tungen dieser Zeilen kann ich mir nicht aneignen, denn sie basieren
darauf, daß man die natürlichen Bedeutungen von 'giml und mssuggd'
durch eine künstliche Pressung eliminiert. Für mich weisen allein
schon diese Worte darauf hin, daß wir es mit einer neuen (vielleicht
durch kl anzureihenden) Anklagestrophe zu tun haben, die sich weiter-
hin mit der Schlußstrophe 8b. oa paart. Danach ist denn zu emendieren.
Es fragt sich, wer die Angeklagten sind. Die Antwort lautet: nach 7C
zunächst die Propheten, nach brtiep 'gloMm 8b aber auch die Priester,
das erinnert dann sofort an 4, 5a, wo auch Priester und Propheten in
gleicher Weise verbunden werden; zur Anklage gegen die Priester in
9a vgl. ferner 6, 9. Aus dem unsinnigen sof$ \,§fraim] 'im-^jßohai]
narii 8b ist also offenbar zunächst soff fim-naM auszulösen, und dies
wegen Sinn und Metrum durch (Jcöken) oder allenfalls <(gqm-koheny
zu vervollständigen. Als Sinn der ganzen Stelle nehme ich danach:
(Es kommt die Vergeltung, und Israel wird es spüren: sind doch selbst
die, die das Volk leiten sollten, tief in Sünden verstrickt: denn) 'ruch-
los ist der Prophet, rasend der Verzückte wegen der Menge ihrer
Frevel und Sünden, und mit dem Propheten zusammen liegt der Priester
auf der Lauer'. Zu dem letzteren Vorwurf vgl. einerseits wieder 6, 9%
andrerseits die weitere Ausführung von 8b: f Schlingen haben sie gelegt'
(stelle also Blpi zu vcp"1 um, vgl. Ps. 141, 9) fauf allen Wegen' (lies
also ddrachim für ddrachau) fund Stricke (?) im Hause des Herrn' (lies
mit Marti '§loMm für 'jßohau). Ob vor mqs'temä das * von TD'Vl herüber-
zunehmen ist (Marti), mag dahingestellt bleiben: dem Sinne und Stil
nach wäre es gut, aber es beschwert den Vers etwas. — In 9" steht
ein Fuß zu viel : vermutlich ist htfmiqü als steigernder Zusatz zu sixäßü
zu tilgen. — Man wird sich vielleicht fragen, wie sich so viele Ände-
rungen des als ursprünglich angenommenen Textes in so wenige Zeilen
hätten zusammendrängen können. Die Antwort hat meines Bedünkens'
zu lauten: infolge tendenziöser Übercorrectur der ganzen Stelle. Charakte-
ristisch scheint mir in dieser Beziehung namentlich die Tilgung des
(höhen) 8a, wenn diese wie in 4, 5a absichtlich erfolgt ist.
37. Zu X. Von den Flecken, die dies kurze, aber sehr
prägnante Gedicht entstellen, sind zwei, V. 14 und i6b. 17
bereits von Marti 7 7 f. beseitigt worden. An letzterer Stelle
fällt das Siebenerpaar auch formell aus dem Achthebersystem
des Stückes heraus. Sachlich befremdet dabei insbesondere
234 Eduard Sievers:
der Gedanke, daß Jahwe die Kinder des Volkes vernichten
wolle, denn sonst redet ja der Text deutlich genug davon, daß
die Kinderlosigkeit Israels direct auf dessen eigene Verschul-
dung zurückgehe. Derselbe unpassende Gedanke kehrt dann
abermals in V. \z wieder, und er widerspricht da ebenso dem
vorhergehenden V. 1 1 , wie i6b der Zeile 15*. Es ist also
nicht nur mit Marti die zweite Hälfte von 12, sondern
dieser ganze Vers zu streichen, und das umsomehr, als er das
Strophensystem bricht (noch weniger würde sich formell
natürlich der isolierte Vierer i2a einfügen).
Die Meinung des restierenden Stückes ist klar genug.
Israel hat sich selbst durch cultische Greuel im Baaldienste
kinderlos gemacht, d. h. es hat dem Baal seine eigenen Kinder
geopfert. Das wird speciell in V. 13 ausgeführt.
Von diesem Verse ist i3b glatt verständlich, einerlei ob
man '$l-horeg (bez. unter Annahme einer Dittographie des tf
von SOSinb Iqlwrei) beibehält (was ich als das Plastischere
für richtig halte) oder nach LXX in das farblosere lahregä
oder dgl. ändert. Dagegen ist I3a verderbt. Zunächst schießt
da ein Wort über das Maß des Vierers hinaus, und das ist
unzweifelhaft JT133 M = *p:s LXX. Vor diesem steht dann
wieder das ganz unpassende nbirVB. Beide zusammen werden
wohl wieder durch falsche Auffrischung eines längeren, aber
teilweise verloschenen echten Wortes entstanden sein. Nimmt
man an, der Auffrischer habe etwa nur \\\\\\(n)?1Pi\\\\\\ (mit un-
deutlichem n) vorgefunden, so läßt sich dies Schriftbild leicht
zu TfiblFQ ergänzen, d. h. zu einer an sich correcten Parallele
zu dem folgenden V52. Da aber nb so ausdrücklich und
nachdrücklich nur von Gebären und Mutterleib und Schwanger-
schaft redet, so ist es mir weiter wahrscheinlich, daß Hosea
überhaupt nur an Jungfrauenopfer gedacht, also am Schlüsse
von i3b auch bdnöpäu geschrieben hat. Stand etwa in der
Stammhandschrift daraus verschriebenes T33 mit der über-
geschriebenen Correctur m (die bei stichischer Anordnung
des Textes mit den beiden Schlußbuchstaben von VFlblfiH
jedenfalls in nahen Contact kommen mußte), so konnte bei
Alttestamentliche Miscellen 5. 235
falscher Verbindung der Buchstaben die Folge mi"1 besonders
leicht zu m:i verderbt bez. ergänzt werden.
9, iob. 'äbößecfigni bringt einen stilistisch recht unmotivierten
Wechsel der Darstellungsform, ist also gewiß durch 'abößäm zu ersetzen;
in der alten Vorlage mag CiTTiliaX gestanden haben. — ioc wäre in
der zweiten Hälfte mit bloßem bq'äl-pd'or entschieden zu hart, es ist
also ziemlich sicher das auch sachlich naheliegende (Marti 75) bep-
vor bd'al- zu ergänzen. — iod. Für Iqbbösgp, das zwar metrisch möglich,
aber doch kaum alt ist, empfiehlt sich IqbbcVql nicht gerade besonders,
weil damit das Wort bä*ql zu bald wiederholt würde. Vermutlich ist
mit einfachem ivqjjinnasdru auszukommen, zu dem dann eine spätere
Hand ebenso die erklärende Glosse Iqbbosgp eingesetzt hätte, wie zu
tcqjjihjü ka'ghtäm das metrisch überschießende siqqufim. Was in dem
unbefriedigenden hd,Qhbam eigentlich steckt, weiß ich auch nicht zu
sagen. — Sonst kann man für io<*a an icqjjinnäzarü-lo denken. — 13*. Von
'gfraim kq'sgr fasse ich 'gfraim als eine schon des Metrums wegen
auszuscheidende Glosse zu f ka'sgr auf, und dies *':.\D halte ich wieder
für falsche Auffüllung eines großenteils verloschenen (bx)~c("), das
dann in wa'gfrdim I3b sein für Hosea typisches Gegenspiel findet. —
15* enthält eine metrische Lücke. Dahinein gehört stileshalber eine
dem hnepim von I5b entsprechende weitere erste Person, also ver-
mutlich wie in iob. 13" wieder ra'ipi: fall ihre Greuel in Gilgal habe
ich gesehen, und drum habe ich dort meinen Haß auf sie geworfen'.
— kgl-sarehgm sördrim paßt weder in den Gedankengang des Stückes,
noch in das Metrum. — Über i6b. 17 s. oben S. 233.
38. Zu XI und XII ist im allgemeinen zu bemerken,
daß die beiden Stücke der verschiedenen metrischen Form
wegen nicht zusammenzunehmen sind.
XI. 10, i*b sind um je einen Fuß zu kurz. Die Lücken werden
soweit symmetrisch gelegen haben, daß man annehmen darf, ein zwei
Zeilen verletzender Fleck oder eine ähnliche Störung habe sie veran-
laßt. Unter diesen Umständen darf das ganz ungewöhnliche böqeq
doch wohl zu böqeqa ergänzt werden (damit wird zugleich die schwere
Betonung gtfpi vermieden). Ob hinter psri ein Adjectivum oder dgl.
ausgefallen ist, oder ob dies in jdsqmvg steckt, und die Lücke (die
dann das Verbum enthalten hätte) dahinter anzusetzen ist, muß dahin-
gestellt bleiben. Nur das möchte ich bemerken, daß ein Vers pari
naw§ | casa lö (mit dem gewöhnlichen (asa) doch recht schwerfällig
wäre. — In ic habe ich das bedenkliche hfirjo vorläufig im Text be-
lassen, weil die Streichung der Silbe h- auch den Gang des Rhythmus
lähmt. — id. Lies mit Wellhausen (IqmymqssebÖpl (ausgelassenes b
fälschlich vor mmtc eincorrigiert statt vor niaXB?). — 2b. hü^jq'röf etc.
236 Eduard Sievers:
scheint mir keinen Sinn zu geben. 2a muß doch bleiben, weil sonst
die Strophe in die Brüche geht. Aber auf rihr Herz (wurde) falsch:
nun sollen sie büßen' (oder 'nun sollen sie vernichtet werden' LXX)
kann dann doch nicht folgen rer selbst aber wird seine Altäre zer-
brechen' usw., zumal ja auch im Folgenden wieder von der Hilflosig-
keit des Volkes die Rede ist. Die Activconstruction wird also ver-
mutlich auf tendenziöser Übercorrectur beruhen (s. auch unten zu 6):
man vocalisiere also je'aref (ohne hu) und jasuddäd. — 3b und 4 ge-
hören offenbar zu einem metrischen System 3:6:3 zusammen Cql-tqlme
sadai ist aus 12, 12 entnommen, wie schon Welluausen 125 bemerkt
hat), und damit ist ihre Unechtheit besiegelt (Makti streicht nur V. 4).
Man wird auch Hosea nicht zutrauen dürfen, daß er zwei Verse nach-
einander so eintönig klappernd mit länü geschlossen habe (in 3b müßte
ja außerdem noch ein Fuß ergänzt werden, vgl. auch Marti 79). Ich
nehme also an, der Interpolator habe hier ein Stück echten Textes
beseitigt, um seine Weisheit anzubringen, und ich finde dies Stück
dann in 10, 7 nachgetragen, wrohin es weder nach Sinn noch nach
Metrum paßt. Über ein leichtes, aber nicht unüberwindliches stilisti-
sches Bedenken dagegen vgl. oben Nr. 17,!). — Das uoa- vor hqmmglgch
gehört dem Sinne nach zu dem übergeordneten Satz: ""schon sagen sie:
»wir haben keinen König«, und >der König ist wie ein Splitter im
Wasser«'. — In 5a dürfte sschän als die 'gewähltere' Lesart dem all-
täglichen Plural soclont von LXX doch vorzuziehen, und demgemäß
vielmehr ja^Ürü in ja^Ür zu corrigieren sein. Man gewinnt damit auch
eine bessere Basis für die Erklärung des sonderbaren Plurals hr§%löfi
(daß be]> ,aic§n erklärender Zusatz ist, zeigt das Metrum): der konnte
sehr wohl aus h'gglö, aber weniger leicht aus fo'e^l entstehen. — In 5°
schießt das wiederholte *aläu metrisch über (es verträgt sich auch nicht
mit ' ' ql-kdbödo ', das doch wegen ki-gala mimmpmu bleiben muß); ebenso
erweisen sich in 6 die Wörter 'asswr und minxä als erläuternde Zu-
sätze. Das letztere Wort aber verstößt außerdem auch gegen die
Meinung des Dichters. Nicht Israel selbst wird sein Kalb als minxä
dem Großkönig darbringen, man wird es ihm rauben: das will Hosea
sagen. Was dasteht zeigt dieselbe mildernde Tendenz der Übercorrectur
wie das hü jq'rof etc. oben 2b. — Wegen hmqlki-räb vgl. oben Nr. 32
zu 5, i3b-
XII. 10, 7*. Näher an dem überlieferten n:r~ als r,C2 (Marti 80)
liegt noch ~'C"Z (" verstellt und dann in : verderbt): ich habe darum
lieber letzteres in den Text gesetzt. — Aus 7b ist zunächst das un-
mögliche mqlkah etc. auszulösen, und dies mutatis mutandis in XI 10, 3b
unterzubringen (s. oben zur letzteren Stelle). Für nidmf somaron ist
weiterhin nun nidma zu vocalisieren. In diesem Satz fehlt dann noch
metrisch ein Fuß, stilistisch eine Grundangabe, die dem me'asqbbau
Alttestamentliche Miscellen 5. 237
von 7S parallel geht. Da es sich nun wieder um cultische Greuel
handelt, so wird man unbedenklich (middampiy ergänzen dürfen:
sachlich wegen Parallelen wie 6, 8, formell weil ein rr-z~rz nach n~"i;
besonders leicht ausfallen konnte. — 8*. qös icddqrdqr etc. sprengt
den Rahmen der Strophe und schwächt die kräftige Gedankenfolge der
umrahmenden Sätze nur ab.
39. Zu XIII. Diesem Stück ist in der Überlieferung
bekanntlich besonders übel mitgespielt worden. Eine beträcht-
liche Anzahl der es entstellenden Glossen und sonstigen Ver-
derbnisse ist auch bereits von der Kritik erkannt und mehr
oder weniger glücklich beseitigt worden. Aber trotzdem ist
auch der so revidierte Text nach meinem Empfinden noch
weit davon entfernt, sachlich und formell zu befriedigen.
a) Zunächst befremdet von vornherein der Mangel an
Ordnung in der Gedanken folge. io, 9. 10 enthalten auf
alle Fälle eine Schelte und eine Drohung. Dann setzt mit
V. 1 1 , und ohne jegliche Bezeichnung des Contrastes, die
Schilderung eines früheren, erfreulicheren Zustandes ein,
während dessen Dauer Israel der Lenkung Jahwes noch folgte
und berufen war, gute Frucht zu bringen. Mit V. 13 kehrt
dann der Text wieder zur Schelte und Drohung zurück: fihr
aber habt Bosheit gepflügt und Frevel geerntet: drum sollt
ihr die Frucht der Falschheit essen'. Soweit ist der Über-
gang berechtigt: aber dann klafft eine böse Fuge, denn von
'achqltlm pdfä-chaxas i$h kann man über Jcl-datqxta badqrkdcha
bjrod gibbörecha 13° doch nur ganz stolpernd zu vnqäm sa'Ön i4a
gelangen, und auch wenn man mit Marti 84 die Zeile 13°
hier ausschaltet (was ich mutatis mutandis für richtig halte),
bleibt ein unleidlicher Sprung von ' ächqltlm pdrt-chäxäs auf
wdqäm sa'Ön bestehen: der sa'Ön kommt zu unvermittelt. Der
Rest ist wieder Drohung.
b) Mit diesen sachlichen Bedenken gehen nun formelle
Anstöße Hand in Hand. Soviel ich sehe, läßt sich in
unserem Stück kein anderes Metrum durchführen als das des
gepaarten Fünfers. Dem fügt sich aber gleich der Ein-
gang 10, 9. 10 nicht: erst mit 11 — 13'' beginnt eine mit
relativ leichter Nachhilfe herzustellende Folge von drei
II
238 Eduard Sievers:
Strophen der bezeichneten Art. Mir ist es ferner nicht zweifel-
haft, daß mit der Schilderung des früheren Zustandes von
Israel unser Stück überhaupt ursprünglich anfing. Solche
Schilderungen gehören an sich an den Anfang, und sind in
gleicher Stellung auch sonst bei Hosea beliebt, vgl. XI io, i.
XIV ii, i. XVI 13, 1. XVII 13, 5. Demnach gehören
10, 9. 10 jedenfalls nicht an den Platz, an dem sie über-
liefert sind.
c) Ferner treten gerade an den Stellen metrische Lücken
deutlich hervor, wo oben ein Gedankensprung constatiert
wurde: dem Dreierstück 'ächqltgm paft-chäxäs i3b fehlt das
schließende Zweierstück, dem neuen Eingang W9qäm sa'Ön 14
das vordere Dreierstück und V. 13° vermag die Lücken nicht
zu schließen; außerdem geht aber auch an dieser Stelle das
Strophensystem ganz in die Brüche.
d) Alle diese Anstöße lassen sich durch ein einheitliches
Mittel beseitigen, nämlich durch die Annahme, daß die als
Eingang anstößigen Verse 9 und 10 ursprünglich in der
Gegend gestanden haben, wo jetzt die Lücken klaffen: aller-
dings nicht in ganz glatter Folge, sondern so, daß das sonst
herrenlose Stück 13° noch zwischen sie aufzunehmen ist.
Das ist freilich eine etwas complicierte Sachlage: aber sie
läßt sich doch verstehen, wenn man sich den Text stichisch
abgeteilt denkt, so wie er oben S. 179 f. gegeben ist. Dann
wäre ein unachtsamer Schreiber von i3b (-chäxäs) einmal auf
den Anfang der zweitfolgenden Langzeile (13°) übergesprungen,
und dann wieder von deren Mitte auf das Schlußstück der
nächstfolgenden (i4a). Das Ausgelassene wäre dann am
Rand nachgetragen, von da fälschlich an den Kopf des
Ganzen geschoben, und in der neuen Stellung (wo es ja ganz
zusammenhangslos auftrat) soweit umcorrigiert, daß ein not-
dürftiger Sinn herauskam.
e) Als Gedankengang des Gedichtes ergibt sich danach
für mich folgendes: * Einst war Israel gefügig und berufen,
gute Frucht zu bringen. Aber ihr habt das in sein Gegen-
teil verwandelt, und so sollt ihr nun dafür büßen, wie einst
Alttestamentliche Miscellen 5. 239
in den Tagen von Gibea. Dort stellten sich Frevler im
Kampf mir entgegen, vertrauend auf ihre Heldenkraft: da
trat ich ein (sc. in die Schlacht) und strafte sie. So will
ich auch jetzt gegen dich Völker versammeln, die im Kriegs-
sturm dir dein Ende bereiten werden.' Diese Gedankenfolge
erscheint mir einfach und unanstößig, zumal nun auch die
Berufungen auf Gibea, d. h. auf die durch das Eingreifen
Jahwes entschiedenen Kämpfe gegen die Ephraimiter (Jud. i o,ff.)
in klarerem Licht erscheinen.
io, ii". Das M>9- vor ,§fräim war zu streichen, da es sichtlich
nur wegen des falschen Vorschubs V. of. eingesetzt ist. — nb — 12"
fasse ich ein wenig anders als die neueren Ausleger, d. h. ich sehe
darin nicht einen Gegensatz zu nft (auch keine Betonung der schwe-
rereu Arbeit), sondern eine directe Fortsetzung in lobendem Sinne.
Lobend sind in ii* mdlummada und 'ohäbti gemeint, ebenso aber auch
in nb das tut sqwwäräh, und in gleichem Sinne hebt das 16 von nc
hervor, daß Israel nicht für Fremde, sondern für sich selbst arbeiten
und Frucht bringen sollte (Marti 83). Demnach ist auch 'arkib nc
perfectisch zu nehmen: cund ich legte das Joch auf seinen schönen
Nacken [so mit Marti], und spannte es ein, daß es pflüge und für sich
egge, daß es (in?) Gerechtigkeit säe und (nach seiner?) Liebe ernte'.
Daran ist denn ein junges imperativisches Anhängsel nlrü etc. ange-
schoben, das eine Keminiscenz an Jer. 4, 3 enthält (Marti 84), und
diesem Anhängsel zuliebe mögen denn auch die für den oben ange-
deuteten Sinn notwendigen Infinitive Iqxros, hsäddgd-, Uzrö' und liqsör
in die überlieferten Finita jqxros, jjsäddgd- bez. zir*ü (Jachpny und
qisru umcorrigiert sein. — Zu streichen sind das überschüssige jdliudü
nc und lachpn I2a: möglich, ja nicht unwahrscheinlich ist außerdem,
daß für jq'qöb nd ursprünglich jisra'el stand (wegen der Parallele zu
'gfraim nc), und in 12* einfach Uzrö* sddaqa und liqsör p9rl-xgs§d
(vgl. LXX und porl - chäxds I3b). — Mit 13" wendet sich Jahwe von'
dem Israel der Vergangenheit zu dem gegenwärtigen, und dazu paßt
ganz wohl der Wechsel des Ausdrucks, d. h. der Übergang zur Anrede
in der zweiten Person. Ich lasse also diese Anrede bestehen, und fülle
demgemäß die sachlich-metrische Lücke von 13* nicht mit Marti durch
(tvdhemmäy, sondern durch (wd'qttgmy aus. — In i3b ist 'achqltgm
Perfectum propheticum. Die metrische Lücke ergänzt sich aus V. 9
durch kirne hqygiVa 'wie einst in den Tagen von Gibea'. — V. gb. 13°. 10"
bilden zusammen die vierte Strophe, die eine Schilderung der Kämpfe
in Gibea gibt. — gb ist bereits von Rubens in Ordnung gebracht
worden. Entsprechend muß dann in 13° (ohne ki) mit der 3. Person
Phil.-bist. Klasse 1905. Bd. LVII. 16
240 Eduard Sievers:
Imti.iü und mit gibbOrem fortgefahren werden; außerdem muß in [3c«
ein Wort fallen, da nur für drei Hebungen Raum ist: daß dies ^S~n- M,
^""- LXX sein muß, scheint mir nicht zweifelhaft: es ist steigernde
Glosse zu gibbörem. Dann schließt wieder ioa gut an, in der von
Gkaetz etc. nach Pes. hergestellten Form bhJÄ wq'jqsrem, die ich, wie
schon oben angedeutet, als fda trat ich in den Kampf ein und züch-
tigte sie' fasse, in Anknüpfung an Jud. 20, 26 ff. , wonach Jahwe aus-
drücklich den angreifenden Israeliten den Sieg verleiht. — iob -J- 14
bilden die fünfte Strophe. So wie (Benjamin) bei Gibea soll es jetzt
Israel ergehen: danach ist in iob sicher mit Ooht u. a. tva'e'söf für
W9,uss9fü zu lesen, 'äleh§m wegen mibsar^ch i4b in 'alfcfi zu corrigieren
(und davor vermutlich auch noch ein (garn-) einzusetzen), endlich
außer der bereits von Marti gestrichenen Glosse bd'gsram etc. noch
in 14* das überschießende und sinnwidrige bdfqmm$cha (vgl. Well-
hausen 126 u. a.) zu tilgen. — In i4b muß das vcd- vor chgl- gewiß
fallen, da sonst in dem ganzen Stück die beiden Langzeilen der Strophen
niemals durch einfaches "'und' gebunden werden (wq'ni nb = ''ich aber'
ist anders). — isab machen die letzte Strophe aus. Mir scheint, daß
dabei die Reihenfolge der beiden Langzeilen umzukehren ist. Es erhebt
sich Kriegslärm (i4a), die Verteidigungswerke werden zerstört (i4b),
im Kampfe fällt der König (i5b), der die Verteidigung leitet (lies also
doch etwa bqssä'qr "im Tore', d. h. eben can der. Spitze der Ver-
teidiger'?), und Mutter und Kind werden hingeschlachtet: das ist eine
richtige Steigerung, die nur durch das elend prosaische Jcachä 'asü
lue]/ §m beß-'el (nebst der angehängten Glosse) wieder stark beeinträch-
tigt wird. Gehören diese Worte aber nicht vor isb, sondern an den
Schluß des Ganzen, so wird es wohl erlaubt sein zu vermuten, daß sie
aus kaläv asüJbäeli verderbt sind, wie im Text vermutet wurde. — In
i5b endlich wird, gemäß dem in (iob. I4b) begonnenen Anredetypus
das etwas dürftige m§l§eh jisra'el in das kräftigere mqlküch, jisra'el zu
bessern sein.
f) Der so hergestellte Text zeichnet sich, wie man sieht,
durch eine große Regelmäßigkeit des Aufbaues aus. Die
sechs Strophen zerlegen sich in drei Gruppen von je zwei
Strophen. Die erste Gruppe, Str. 1. 2, schildert das einstige,
bessere Israel, die zweite, Str. 3. 4, bedroht das sündige Volk
mit der Strafe, die einst Benjamin traf, und die dritte,
Str. 5. 6, führt die Schilderung dieser Strafe im einzelnen
positiv aus.
40. Zu XIV. Der einfache Grundgedanke dieser Rede
scheint mir zu sein, daß Israel trotz aller Wohltaten, die es
Alttest amenTliche Miscellen 5. 241
von Jugend auf durch Jahwe empfangen hat, sich undankbar
von ihm abgewendet hat, und dafür nun Strafe empfangen
muß. Die Wohltaten werden in n, 1-3-4 aufgezählt, * die
Abwendung in 5. 7 geschildert, die Strafen in 8 angedroht.
Diese einfache Disposition wird in der Überlieferung
zweimal durchbrochen, durch V. 2 und durch V. 6. Die erste
dieser Strophen, V. 2, redet verfrüht von der Abwendung
zu den Baalen, die hernach in Str. 7 wiederkehrt, und fällt
aus dem metrischen System heraus, indem sie statt des
Schemas 5 : 3 das Schema 7 : 3 bietet. Sie ist um so sicherer
für interpoliert zu halten, als sie auch in Tonlage und Ton-
führung von den sicher echten Strophen der Rede abweicht. —
Das letztere gilt auch wieder von V. 6, der abermals zugleich
den natürlichen Zusammenhang von V. 5 und 7 (über diesen
s. unten zu den Stellen) durch eine eingeschobene Drohung
zerreißt.
11, 1* entbehrt eines notwendigen Fußes: die Ergänzung von
(Jiajäy liegt wohl auf der Hand. — ib. umimmisrdim ist rhythmisch-
melodisch nicht gut, und paßt auch sachlich nicht ganz, insofern ib
wohl nicht eine bloße 'und' -Parallele, sondern eher eine Art Folgerung
zu ia bringen soll. Das u- entspricht auch dem sonst deutlich bevor-
zugten asyndetischen Stiltypus nicht. — 3a. ' ql-z»röc opqi geht ebenso-
wenig in den Vers wie das (ql-zdrö'ojjäu von M, ich habe daher nach
LXX den Sing. "ql-Zdrö'i gesetzt; mindestens ebenso zulässig wäre
natürlich auch 'ql-zdrö'äi. — 3b. n^rusa-i paßt nicht in den Zusammen-
hang, denn 'Gängeln', 'Tragen' und 'Heilen' bilden keine Reihe, die
sich so glatt in eine Strophe zusammendrängen ließe. Im Anschluß
an den (freilich dem Metrum nicht gerecht werdenden) Vorschlag von
Marti 86 vermute ich, daß halbverloschenes CTiN^S) falsch zu n^nNSl
aufgefrischt wurde: 'ohne daß sie merkten, daß ich sie aufhob'. —
4 ist durch und durch verderbt. Zunächst steht viel mehr da, als in
eine Strophe des Schemas 5 : 3 hineingeht. Dem Metrum fügen sich
in der Überlieferung nur die Sätze 4a mit fünf und 40 mit drei He-
bungen, dagegen hat das Mittelstück 4b sowohl nach M wie nach LXX
deren mindestens fünf. Dieses Mittelstück dürfte also von vornherein
auszuscheiden sein, als Glosse, die entweder zu 4a oder zu 4° gehören
sollte. — In 4a finde ich sodann die 'Menschenstricke' ebenso ungenieß-
bar wie die 'Liebesseile'. Die letzteren sind wohl am leichtesten zu
beseitigen. Denn da LXX mit ccyaitriaswg (iov für das 'qlita von M
'qltbaßi voraussetzt, liegt es nahe zu vermuten, Hosea habe nicht
16*
242 Eduard Sievers:
bq'ioßöß 'qhbä, sondern bq'dwr'qhbaßt geschrieben: rweil icli sie liebte'.
An '§m&9chem ist ferner keinesfalls zu rütteln, wegen der hernach zu
besprechenden Wiederaufnahme dieses Begriffes in 7". Steckt somit
in dem Schluß von 4a der Gedanke: raus Liebe habe ich sie <zu mir)>
gezogen', so muß auch 4'' des Parallelismus halber etwas Ähnliches
enthalten haben. Das läßt sich wieder gewinnen, wenn man zunächst
das V^ix von M zu '■pbix umstellt bez. zu (D^blK ergänzt (vgl. auch
Nr. 41), und 'elau in 'eläi corrigiert. Für das sonst allgemein als
verbal gefaßte Bitl bleibt dann natürlich das adverbiale 'qt 'langsam,
gemächlich, sanft' übrig, einerlei ob man das überlieferte ic^qt bei-
behält, oder dafür die in den Staccatostil besser passende Variante
Witt einsetzt: f sanft, leise habe ich sie mir zugeführt' (zur Formel
3N -j- ^3tn vgl. 1 Reg. 21,27. Jes. 8, 6). Die Umstellung des 'eläi an
den Schluß endlich bessert Rhythmus und Melodie: absolut notwendig
ist sie gerade nicht. — Nach dieser Deutung von 4° wird dann auch
wieder rückwärts der Gehalt von 4" zu bemessen sein , d. h. es ist zu
vermuten, daß in bdxqble 'arfam eine Parallele zu dem te'ät von 4°
stecke. Wie die gelautet haben mag, ist freilich wieder ganz unsicher.
Für "^"ns möchte man fast an etwas wie bfii'D kdnahel denken: 'lang-
sam wie man . . . treibt oder führt' (wegen des Weit vgl. dazu speciell
die Verbindung wq'rii 'gpnqhala Id'itti Gen. 33, 14). Aber 'aädm
wäre wohl kein dazu passendes Object, man müßte weiter corrigieren,
etwa zu red§r oder ähnlichem. Unter diesen Umständen habe ich es
vorgezogen, -fbdxqtlf 'adäm einstweilen im Texte zu belassen.
n, 1. 3. 4 geben in dieser Reconstruction, wie man sieht, eine
gute Stufenleiter: Won den Zeiten Aegyptens an habe ich Israels
Kinder zu mir gelockt: ich habe Ephraim gehen gelehrt und ihn auf
den Arm gehoben, ohne daß er es merkte: langsam suchte ich ihn mir
zuzuführen, weil ich ihn liebte'. Nun aber kommt der Umschlag mit 5 :
fer aber wandte sich (wieder) nach (oder fan') Aegypten, und Assur
ist (jetzt) sein König, er hat sich geweigert <bei mir zu bleiben^'
(Hosea greift also hier wieder auf sein Lieblingsthema, die politische
Paktiererei mit Aegypten und Assur zurück). Ist dieser Gedanke richtig
gefunden, so ergeben sich die notwendigen Emendationen von selbst.
Nach mqlko 5a/* zu schließen, hat auch in 5a« ein Singular gestanden,
und das empfiehlt die Aufnahme des \frqim von LXX statt '^-'p-gs M.
Für lö jasub las ferner LXX bereits correctes aWI, nur daß sie dies
irrtümlich als wqjjesffi (= Karamri6£v) interpretierte, statt als icqjjäsob.
Dies letztere paßt sehr gut als Contrast zu dem vorhergehenden 'gmhchhn
bez. 'ölichem. Zur Gesamtlesung der Halbzeile vgl. überdies die (futurische)
Parallele ivasäh 'gfräim misräim 9, 3a. — Mit 5b springt dann in der
üblichen Weise der collective Singular in den Plural um : es ist also nicht
nötig, mit LXX den Sing, me'en einzusetzen. Dagegen ist sicherlich
Alttestamentliche Miscellen 5. 243
das Ja als sinnstörend zu streichen, denn es kann sich nicht um eine
Begründung, sondern nur um eine parallelisierende Fortsetzung zu 5a
handeln. Natürlich ist dann 2(i)Cx nicht zu brauchen, sondern zu FOlüi
zu ergänzen, und dahinter als dritter Fuß (Jittiy einzusetzen.
ii, 7. Der zweite Vorwurf, der gegen Israel erhoben wird, ist
sichtlich der des Übergangs zum Baalcult. In 1 hatte es geheißen
mhnmisräim qaräßi tedanau: dem steht nun, und schwerlich ohne Ab-
sicht (trotz der verschiedenen Bedeutung der beiden Verba), in ytf
ws'gl-bä'ql jiqra'u entgegen: f(sie aber) haben den Baal angerufen':
denn so wird man doch für W9,§l-*ql jiqra'uhti emendieren müssen.
Nun folgt abermals ein Gegensatz: csie haben aufgehört [also iVirp
für xVim] zu preisen [also D»1")b für calr"1] <(meinen Nanien)>' (oder
was man sonst etwa statt hmi ergänzen will, um die Verslücke aus-
zufüllen). — Somit bleibt noch yaa wd*qmmi folii'lm limsüdaßi übrig.
Ich nehme an, daß in C"W3(n) eine Parallele zu dem jqxddlit von 7b
steckt, also niVü rsie sind überdrüssig geworden' -f- a (= min) -f- dem
verderbten limmbajn, das ich über falsch aufgefülltes "l(n)2\L'a(b) auf
*OHH3 bez. einschließlich des von ßdlu'im abzutrennenden Schluß -~o auf
■Oiano mimmgschi zurückführe: csie aber sind meines Ziehens über-
drüssig geworden', in Anknüpfung an das 'gmhchem von 4a.
Daß nun zwischen diesen beiden Vorwürfen die Drohung 11, 6
keinen Platz haben kann (vgl. oben S. 241), braucht wohl keines wei-
teren Beweises mehr. Ich versuche daher auch hier nicht, dem über-
lieferten Text durch Emendation einen besseren Sinn abzuringen.
11, 8b ist übervoll, aber man wird nicht zu bezweifeln brauchen,
daß ,ech 'gttcnclia am Eingang rein mechanisch aus 8a wiederholt, und
8b ursprünglich als glatte Antwort auf die rhetorische Frage von 8a
gemeint war. Dann aber wird man doch 'äSimech kaum als anb xoivov
zu Jcfadma und Jcisbojim construieren dürfen, sondern das letztere in
ustojim ändern müssen, da (wdychisbqjim zu schlecht in den Rhyth-
mus paßt..
41. Zu XIYa. a) Dieser Einschub ist ein typisches
Antidoton zu XIV, dessen Metrum er direct fortsetzt: sogar
die Zeilenzahl ist dieselbe wie die der Vorlage, wenn man
das abgesprengte Schlußstück 12, iof. zu 11, 8C — 11 hinzu-
nimmt. Dies muß aber offenbar geschehen, denn 12, iof.
fallen an ihrer überlieferten Stelle nach Sinn und Metrum
ganz aus dem Zusammenhang heraus, während sie sich hier
aufs beste anfügen: speciell bringen sie den Schluß des Ein-
schubs nach, der doch schwerlich mit der nur vorbereitenden
Strophe ioc. 11 zu Ende gehen konnte.
244 Eduard Sievers:
b) Der Anschluß des Antidotons an sein Vorbild scheint
bis auf die Wiederaufnahme einzelner Wörter zu gehen. So
zweifle ich nicht, daß das temporale me'§r§s misrdim 12, ioa (bez.
die Entlehnung der ganzen Zeile aus 13, 4a) durch mimmis-
rnim ii, ib. hervorgerufen ist, und daß das unklare banim 1 1, ioc
an das htaväu des gleichen Verses 11, ib anknüpft. Unter
diesen Umständen kann vielleicht auch der Satz 'qxarf jqhwi
jetechü 12, ioa noch als eine Art von Zeugnis dafür aufgefaßt
werden, daß der Verfasser der Interpolation in 11, 4C wirklich
noch 'öUchern las. Dieser mag übrigens auch XIII gekannt
haben, denn ivalü 'ato (teyba'er 1 1 , 9° sieht einigermaßen wie
eine Reminiscenz an bftß uq'jqsrem io, ioa aus, die dann aber-
mals die Lesung der letzteren Stelle bekräftigen würde.
n, 8C. Man kann jqxqd^rüchmdrü^j-qxmdi betonen: aber das
jqxqd sieht eher aus wie eine Wiederholung des verderbten jqxqä
von 11, 7b. — gb. Dieser Dreier, der die Strophe bricht, scheint zu der
Erwähnung von Adma und Seboim 11,8 das für den Untergang von
Sodom und Gornorrha typische nrnr anbringen zu sollen, vgl. Gen. 18, 28.
31.32. 19,13. 14.29. — 9r. bdqirbäm: nach ioab. iocf. 12, na habe ich
hier und 12, ioab die dritte Person durchgeführt. Metrisch ist das
gleichgültig. — Für Hosea wäre übrigens doch wohl auch das auf
Jahwe bezogene qados, zumal in Jahwes eignem Munde, etwas auf-
fällig, da Hosea sonst nicht so dogmatisiert. — In gc ist doch 'abo
(foyta'er zu ergänzen, nicht bloß 'aba'er zu schreiben, da sonst ein
Fuß verloren geht, vgl. auch oben b. — nc. Der Vierer ist nach-
träglich angeschoben, um das Fehlen des eigentlichen Schlusses
(s. oben a) einigermaßen zu verdecken. — 12, ioa. 'ißohem: s. zu 9C. -
ioa. Das unklare Tiime mö'ed schießt über, und ist also einfach als
Glosse zu streichen. — 11. Die Perfecta sind futurisch zu fassen: nach-
dem Jahwe sein Volk wieder zurückgeführt hat, wird er dafür sorgen,
daß sie nicht wieder abfallen: darum wird er durch die Propheten zu
zu ihnen reden (also wohl icddibbdrü 'älem bqnbVim für das metrisch
auch zulässige wQdibbdrti 'ql-hdnmWim von M) und viele Gesichte
geben. Was in 'ädqmmf nb steckt, ist nicht sicher zu sagen: cin
Gleichnissen reden' würde immerhin leidlich passen. — In na stört
'anochi das Metrum.
42. Zu XV und XVa. Die Grundlage des stark inter-
polierten Cap. 12 bildet unzweifelhaft ein Gedicht in zwei-
zeiligen Doppeldreierstrophen (= XV). Danach allein schon
Alttestamentliche Misceleen o. 245
scheiden aus dem überlieferten Textbestande aus: a) die iso-
lierten Dreier 2b und 3a; — b) der isolierte Sechser o,b; —
c) die beiden 5/3-Strophen 10 und n, die zu XIVa gehören
(Nr. 41); — d) die Schlußstrophe 1 5 mit dem Schema 3 : 3 | 3; —
e) das ziemlich formlose Zwischenstück 6 — 7; — endlich
f) die nur lückenhaft überlieferten Strophen 5, 13 und 14,
die offenbar unter sich einen Zusammenhang (XTa) bilden
und vermutlich im zweizeiligen Siebenermaß abgefaßt waren.
Alle diese Überschüsse sind, mit Ausnahme von 2b und 15,
auch bereits von der Sachkritik beanstandet worden; es er-
übrigt sich also wohl hier, nochmals im Detail auf die
Gründe einzugehen, die im einzelnen ihre Verwerfung fordern.
2b ist eine nichtssagende Glosse, die den Zusammenhang
von 2a und 2° aufs störendste unterbricht, und 15 hinkt
nach dem kräftigen Abschluß des Hauptgedichtes in V. 12
recht lahm hinterdrein.
XV. 12, ib wird jetzt wohl ziemlich allgemein als unecht ver-
worfen, ist aber zur Füllung der ersten Strophe nicht zu entbehren.
Da aber andrerseits der Inhalt von ib durchaus nicht zu ia paßt, ist
zu vermuten, daß ib mehr oder weniger in tendenziösem Sinne um-
gearbeitet ist. Was ursprünglich dagestanden hat, wird sich unter
diesen Umständen kaum noch ausmachen lassen. Für die Buchstaben-
folge D3TY1S habe ich im Anschluß an die Bemerkung von Well-
hausen 128: cin TIS steckt ein Perfectum, in C3H vielleicht nS*i' probe-
weise ursprüngliches n3H TtS^ vermutet fer läßt da' aß vermissen'.
Dabei muß es zunächst zweifelhaft bleiben, ob der einleitende Name
wihüda in vodjq'qpb zu ändern oder zu tilgen, und entsprechend das
'eZ am Schlüsse des ersten Halbverses auszulassen oder aber zu 'glohim
zu ergänzen ist. Im Texte habe ich die erstere Alternative vorgezogen,
weil sie den Wechsel des Numerus von ia zu ib leichter begreiflich
macht. — ity* vermag ich nicht zu enträtseln: die Herbeiziehung der
Kedeschen erscheint mir an dieser Stelle (d. h. zwischen dem Tadel der
allgemeinen Treulosigkeit Israels in ia und seiner politischen Machi-
nationen in 2) zu specialistisch, als daß ich sie für recht wahrschein-
lich halten könnte. Man erwartet viel eher einen Gedanken, der zu
V. 2 hinüberleiten könnte. Formell könnte man noch etwa an D"nüp
qos&rim denken: aber auch damit ist nichts Rechtes anzufangen, auch
wenn man das vorhergehende dd'qß (s. oben) als 'Einsicht in welt-
lichen bez. politischen Dingen' interpretiert. — Für 2a wird zu erwägen
gein, ob in dem zweifelhaften W1 nicht etwa nach 8, 7a ein Ursprung-
246 Eduard Sievers:
lichos r~l zore' stecken hönne: 'Efruim beschäftigt sich damit, Wind
zu säen, indem es seine Gaben nach Aegypten schickt, und lauft dem
Ostwind nach, indem es mit Assur einen Bund schließt' (also mit
chiastischer Anordnung der Gedanken). — 8. Das metrisch überschießende
Itmqfqn halte ich für eine tendenziöse Glosse, die den Vorwurf des
Betrugs von Tsrael ablenken soll. — Das von Wellhausen hergestellte
la'qöb in 8/* nimmt ebenso das (aqäb von 4« direct auf, wie das ,6n
von 9a/* das uVönü von 4^: V. 4 und 8 sind also auch formell durch
eine Art Wortspiel gebunden. Diese Wortspielerei setzt sich dann in
der nach Ausscheidung von 9''. 10. 11 anschließenden Strophe 12 in
verstärktem Maße fort. cHabe ich mir doch ein Vermögen gemacht',
sagt triumphierend das trügerische Israel in (f, und darauf antwortet
Jahwe in 12: fNein, nicht von ,on ist die Rede, sondern 'dun haben
sie getrieben in Gilead, und in Gilgal haben sie den sedim (so Hitzig etc.)
geopfert: darum sollen ihre Altäre <( zerstört werden), wie Steinhaufen
an den Grenzen der Felder'. Ich zweifle nicht, daß die metrische
Lücke in i2b durch (jüssqddüy auszufüllen ist (vgl. 10, 2b), daß also
i2b mit jüssqddü mizbdxö])äm ein neues Wortspiel mit Iqsscdim zibbe^xu
i2a bilden sollte (vor ksgqlUm ist dann mit Wellhausen 130 ein jihjü
hinzuzudenken). — Unsicher ist mir dagegen, welches Verbum sich 12»«
unter der Buchstabengruppe Tri K11Z3 *jN verbirgt, bez. was einst für
Tri stand, wenn Kita ^X als steigernde Glosse überhaupt auszuscheiden
hat. Wellhausens rasü, das ich vorlaufig aufgenommen habe, klingt
im Verse etwas dürftig, eine dreisilbige Verbalform würde jedenfalls
vorzuziehen sein. Man könnte etwa an xahbu denken. — Auf alle
Fälle dürfte aber ''dun schon des Wortspieles mit 'an halber an die
Spitze von 12* treten müssen. Damit wird denn auch der häßliche
Gleichklang casü (oder xasdbü) : zibbe^xu am Schluß der beiden Halb-
zeilen vermieden.
XVa. Über den Charakter dieses Fragmentes vgl. die Bemerkung
oben Nr. 27, b. Daß die drei Verse 5. 13. 14 zusammengehören, dürfte
durch den Inhalt sichergestellt sein. Den Anlaß zur Einflechtung von
V. 5 bot zunächst mechanisch der Anklang von 5* an 4V. V. 13 t'. aber
sind vermutlich deswegen hinter V. 9 gestellt, weil in der noch voll-
ständigen (jetzt aber lückenhaften) Strophe V. 13 von Jakobs Herden-
erwerb die Rede war, was gut zu V. 9a zu stimmen schien (vgl. oben).
— Sehr schwierig ist die Bestimmung des Versmaßes. Da aber
V. 13" und 14 je einen deutlichen Siebener bilden, V. 5 jedenfalls einen
Zweizeiler darstellt, und auch die fragmentarische Zeile i3b auf einen
Parallel vers zu 13" hinweist, so wird es doch wohl erlaubt sein, sieben-
hebige Zweizeiler als das Maß des Gedichtes anzusetzen, dem unsere
Fragmente entstammen.
V. 5ab müssen dann allerdings verstümmelt sein. Aber darauf
Alttestamentliche Miscellen 5. 247
weist ja so wie so. der Text selbst hin. — 5a«. wqjjäsqr '§1- (oder Hm-)
mqVdch ivqjjuclidl wäre ein sehr holpriger Dreier, außerdem vermißt
man bei dem sicher auch hier wieder beabsichtigten etymologischen
Wortspiel doch einigermaßen den Namen jisra'el, der erklärt werden
soll. Dieser wird also jedenfalls einzusetzen sein. Verdächtig ist
außerdem das mqVdcli, teils an sich (vgl. M. St. II, 282 f. zu Gen. 16, /a,
auch Makti 95), teils weil es die zweite Hälfte des Wortspiels zerstört.
Für diese brauchen wir notwendig 'e7, und das steht ja auch im Text,
nur infolge der Correctur verkleidet als Präposition. Dies ;x ist also
nicht mit Wellhausen 129 u. a. nach dem echten Hoseatext 4/* in nx
zu corrigieren, sondern nach Gen. 32, 29 zu 'im-'el zu ergänzen. —
Als Subject von wqjjuchäl dürfte doch Jakob, als das von baclia etc.
doch der nach unserer Stelle von Jakob im Ringkampfe besiegte 'e7
anzusetzen sein. — 5b gäbe nach der Überlieferung nur einen 'umge-
kehrten Fünfer', ist also auch notwendig aufzufüllen. Auf Ausfall
eines saniv vor jimsa'&inu weist dabei zunächst wohl schon das fol-
gende WB'sdm; ist das richtig, so muß vorher auch aus sprachlichen
Gründen noch ein Verbum ergänzt werden, wie das im Text vorge-
schlagene (icqjjaboy. — Zu wdsäm jaäqbber 'itto vgl. übrigens 'ejhj
^kgl-y'qser-dibbdrü lach Gen. 28, 15°. — Über das Anordnungsprincip
der beiden Zeilen wage ich kein bestimmtes Urteil zu fällen, weil
die Überlieferung hier so zerfetzt ist. Immerhin scheint die directe
Nennung des 'el in 5" dieser Zeile doch die überlieferte Stellung vor
der Zeile 5b zu vindicieren, die sich mit dem bloßen Implicitum be-
hilft. Überdies fällt ja auch das tvqjjibrdx von 13" wieder aus der
natürlichen Ordnung der Dinge heraus, denn eben auf der Flucht zu
Laban (vgl. wdqum bdrqx-ldch Gen. 27, 43) kommt ja Jakob nach Bethel.
Vielleicht hat also der Verfasser unseres Stückes, das man als ein
fSummarium der Gnadenerweise Jahwes für Jakob' bezeichnen könnte,
aus dem Allbekannten nur eine Reihe markanter Punkte in beliebiger
Reihenfolge herausgreifen wollen, an denen Jahwe in Jakob -Israels
Geschick handelnd eingriff. — Über 6. 7 s. oben S. 245. — i3b. samdr
erinnert wieder an Gen. 30, 3id, wo ,csm6r als Variante zu 'grff bei-
geschrieben ist. — 14. Der Übergang zur Passivconstruction ist stili-
stisch kaum berechtigt, und der Ausgang ubnabt nismdr lahmt rhyth-
misch ein wenig. Es wird also ursprünglich wohl 1153EJ für "i»Tö5 im
Text gestanden haben.
43« Zu XYI. Daß 13, 1 — 14, 1 nicht eine größere
Einheit bilden, zeigt der Wechsel des Metrums bei 13, 5
und 13, 12. Wir haben es mit drei selbständigen Stücken
zu tun, deren jedes seinen gut markierten Anfang und
Schluß hat
248 , Eduard Sievers:
13, i. Über die Textconstitution dieser Strophe s. oben Nr. 12. —
2*. ic3*qttü schießt metrisch über und stört den Zusammenhang, sofern
die Besserung des uqjjamöß i'1 in wajjamöch richtig ist. Denn dann
handelt es sich nicht um das Einsetzen eines neuen Processes, son-
dern um die glatte Fortsetzung eines alten, und auf einen solchen
weist ja auch das jösifü (bez. nun wqjjö&ifü) ziemlich deutlich hin. —
21'. mikkaspäm würde den Satz von 2a über den Schluß der ersten
Langzeile hinaus in die zweite Zeile der Strophe hinüberlaufen lassen.
Das wäre aber bei Hosea der einzige Beleg seiner Art (s. Nr. 21, d),
und auch stilistisch wäre der Satz recht ungefüge. Ich halte es daher
für notwendig, icdchqspäm zu schreiben, d. h. den scheinbar einheit-
lichen Satz in eine Periode von zwei Parallelgedanken zu zerlegen.
Allerdings bleibt der Parallelismus immer noch etwas unvollständig,
wenn man das sinnlose lojßjunäm mit den Kritikern in Toßafrnifi oder
JcipmünqJ) ändert: man würde zweifellos an deren Stelle lieber ein dem
easü von 2a paralleles Verbum finitum sehen. Nur dürfte es wieder
sehr schwer sein, ein solches Verbum zu finden. Aus falsch aufge-
fülltem (~):i~(r:) ließe sich ja wohl ein :"2 = 133 banü herausschälen,
und ein wdchqspäm banü (lqyfsqbbim wäre (zumal das gewöhnliche
("HTS bereits durch die vorhergehende Zeile absorbiert war) angesichts
der Parallele wqjjibgn ... 'gp-hqssglq' ... fo'/ssa Gen. 2, 22 formell
wohl nicht ganz unmöglich (vgl. auch das von 1~i:z abgeleitete Sub-
stantiv tqhiiß 'Gestalt'): aber auch bei diesem Beispiel handelt es sich
doch nicht glattweg um ein einfaches ''gestalten', sondern um ein 'Auf-
bauen aus Teilen' (vgl. icqjjisyör basär tqxt^nna etc. (Gen. 2, 21). Es
wird also vorsichtiger sein, einstweilen doch bei hipmunäp zu bleiben.
— 2C. ctt? ri33 dürfte auf corrigiertes n;r Jculldm zurückgehen: Vers
und Sinn vertragen jedenfalls nicht mehr. Dagegen muß vor Mm
offenbar ein W3- ergänzt werden: 'und doch sagen sie'. Den Inhalt
dieses Sagens gibt 2d an. Da diese Zeile deutlich überfüllt ist, muß
zunächst offenbar das so wie so anstößige jissaqün fallen. Der Rest
ist per contrarium nach 4° zu bestimmen. Heißt es dort: 'außer mir
gibt es keinen Helfer', so muß in 2d dasselbe stehen, nur ins Positive
umgesetzt. Das führt denn auf *"ts für Ti~t 'Helfer des Menschen
sind <\liese)> Kälber'. — Die Unechtheit von 3 ergibt sich, auch ab-
gesehen von der Entlehnung aus 6, 4, aus dem abweichenden Versmaß.
— Die überschießende Zwischenzeile 4b (die imperativisch gemeint war)
ist nach dem Dekalog interpoliert.
44. Zu XVII sind keine allgemeinen Bemerkungen zu
machen, da der Gedankengang klar ist und die erforderlichen
Besserungen meist schon von andrer Seite vorgenommen
worden sind.
Alttestamentliche Miscellen 5. 249
13, 5. ra'lßich ist allerdings für den Zusammenhang unentbehrlich,
aber das Metrum zeigt, daß es nicht mit LXX für jgdq'tich einzu-
setzen, sondern zur Füllung einer metrischen Lücke zu ergänzen ist. —
6. Die Änderung von Ismdr'ijjäm in kir'ößam verbietet das Metrum,
da diese Lesung einen nur zweihebigen Halbvers ergeben würde. —
9 ist in beiden Hälften zu kurz (zwei statt dreier Hebungen). Durch
die zweite der vorgeschlagenen Ergänzungen wird zugleich die sprach-
liche Härte des Ausdrucks ki-mt W^zräch beseitigt. Zur Formel vgl.
ivdqümä ba'ezrajri Ps. 35, 2. — ioa. 'gifef habe ich hier und sonst stehen
gelassen, weil die Form, obwohl höchst unwahrscheinlich, doch nicht
direct als unmöglich zu bezeichnen ist. — Das folgende JOSX gehört,
wie das Metrum zeigt, als iiETüO an den Anfang der zweiten Halbzeile.
— Die ganze Strophe ist mir übrigens , wie schon früher einmal be-
merkt wurde, ein wenig verdächtig. Sie scheint mir höher zu liegen
als das Übrige, hat eine sonst bei Hosea nicht begegnende Art des
Enjambements (vgl. Nr. 17, a), und weicht auch inhaltlich von der sonst
bei Hosea wiederholt betonten Auffassung ab, daß Israel selbst seine
Fürsten und Könige sich gegeben und wieder zu Falle gebracht habe
(vgl. VII 7, 3 ff. VIII 7,16").
45. Zu XTIII. Dies Stück ist wieder stark entstellt.
Der zweiten Strophe fehlt der Schlußzweier, der dritten die
ganze Schlußzeile, für die fehlerhaft das Schlußstück der
letzten Strophe eingesetzt ist, die dadurch ihrerseits lücken-
haft wird. Außerdem ist der Text noch durch Einzelverderb-
nisse entstellt.
13, 13 will sagen, daß Israel nicht zur Neugeburt gelangen kann,
weil es nicht tut was es tun sollte: denn es ist unweise. In diesen
Gedanken paßt das ben von 13* durchaus nicht, denn das Volk, das
die Geburtswehen ankommen (xgdle jöledä, das nicht in den Vers geht,
ist erläuternde Auflösung von xcßaUm, vgl. M. St. H, § 53), kann nicht
im selben Augenblick als cKind' bezeichnet werden. Die Einfügung
des Wortes mag mit der weiteren Verderbnis von i3b zusammenhängen.,
Hier weist zunächst das Metrum darauf hin, daß banim von ""OlBEa
abzutrennen, letzteres also als bqmmqsber zu vocalisieren ist. Daß dies
Wort ferner hier nicht wie 2 Reg. 19, 3 = Jes. 37, 3 'Muttermund' be-
deuten kann, geht wohl schon aus dem Verbum jq'möd hervor (an der
anderen Stelle steht richtig ba'ü (qd-mqsber). Es bleibt also nichts
übrig, als hier die sonst erst mischnisch belegte Bedeutung f Geburts-
stuhl' anzusetzen. Weil Israel nicht weise ist, stützt es sich nicht zur
rechten Zeit auf den Geburtsstuhl, und beraubt sich dadurch selbst der
Neugeburt (bez. Nachkommenschaft): banim (lö-jeledy, oder wie sonst
etwa zu ergänzen ist. — So ist Israel durch eigene Schuld dem Unter-
250 Eduard Sievers:
gang geweiht, der Seol verfallen (lies also in 14* D*»*lBK '§fräim für
ztsx \fdcm), und Jahwe wird es nicht retten. Im Gegenteil, er ruft
seihst die Schrecken des Todes herbei (14V ist überfüllt, die Besserung
zweifelhaft), denn sein Erbarmen hat aufgehört: an die Stelle der
früheren Liebe zu Israel ist Haß getreten (ergänze daher etwas wie
sauefih '§fräim, vgl. 9, 15''). — i5at' enthalten als Vordersatz einen Ver-
gleich, der Nachsatz fehlt (s. oben). Der Sinn des Vordersatzes ist im
allgemeinen klar, aber im einzelnen verderbt. Daß 'dxu in 15* steckt,
hat Oout erkannt: aber der Satz, daß 'Efraim mitten im Riedgras
grüne' ist doch sehr sonderbar. Ich halte vielmehr ,dxü für das Sub-
jeet (es ist in dem hü enthalten) und sehe in 'qodtm eine durch falsche
Correctur entstandene Corruptel von mqim), und übersetze mit einigen
kleinen Änderungen des Textes also: fWie Riedgras, das zwischen den
Wassern grünt, und es kommt ein Ostwind und läßt seine Wasserläufe
versiegen, <(so werde ich Israel verdorren lassen))'. — In 14, ia ist
ttfsäm doch beizubehalten, weil nach Ausweis des Metrums das M als
U zur ersten Vershälfte zu ziehen ist: 'versündigt hat sich Samaria
an mir, von seinem Gotte ist es abgefallen' (lies marddal). Nun folgt
die Drohung, und diese ist wieder stark entstellt. Der Fünfheber geht
mit uaharijjoJjüH notwendig zu Ende. Also ist hinter 'ofolpi der Ein-
schnitt zu legen, und das nächste Verbum zum Folgenden zu ziehen
(ob dabei tdruttdsän oder tdruttäsnä zu lesen ist, läßt sich metrisch
kaum ausmachen, doch liegt ",C^~n dem überlieferten HBOTi näher als
riDC^^r ; die übrigen Correcturen sind wohl selbstverständlich, wenn
der Sinn richtig getroffen ist). — jdtuqqa^ü rückt damit in den Ein-
gang der dritten Zeile der Strophe, und zur Ergänzung ist die suo loco
unmögliche (Marti 104) Zeile 13, I5d anzuschieben, natürlich wieder
mit der nötigen Nachhilfe {jdbaqqd/ -\- 'ösär, und jissasf): f erbrochen
wird der Tempelschatz (oder ""das Schatzhaus'?), geraubt werden alle
(seine) Kleinode'. — Ob freilich diese Zeile von allem Anfang an den
Schluß unserer Strophe gebildet hat, ist mir einigermaßen zweifelhaft,
denn neben den roblim und haroß, die in 14, ib ganz dem General-
thema entsprechend auftreten, nimmt sich der Tempelschatz mit seinen
Kleinodien doch höchst wunderlich aus. Ich möchte also glauben, daß
hier eine andere, echte Zeile verdrängt ist.
46. Zu XVIIIab. Eine eingehende Charakteristik des
Antidoton XVIIP s. bei Marti 104 f. Ebenda und 108 ist
auch V. 10 — XVIIP bereits richtig von dem Vorhersehenden
abgetrennt worden (vgl. oben Nr. 2jfh).
XVIIIfl. 13, 2. Zu klucJiasält vgl. als Quelle 4, 5. — 3b. ,cluu
geht nicht in den Vers. — 5. Wenn man nicht etwa nodata opfern
will, läßt sich 'grpä mzsubajiam nicht halten, trotz dem Anklang an
Alttestamextliche Miscellen 5. 251
Jer. 3, 22 (Marti 106); \rpti läßt sich auch aus Hosea selbst ableiten,
vgl. speciell für die Gedankenfolge von 14, 4+5 die Parallele 5, 13,
und für N3"i sonst noch die Einsehübe 6, 1. 7, 1 und die Correctur n, 3b;
masübafiam mag also nachträglich aus Jerernia eingetragen sein. —
Am Schlüsse schießt auch mimmgnnü über. Der überlieferte (d. h. nach
meiner Annahme übercorrigierte) Text bildet an sich einen correcten
Siebener: aber der ist hier doch nicht für ursprünglich zu halten, da
der ganze Anhang sonst so regelrechte Fünfer aufweist. — 6b. kqlbanön
ist sicher, wie Wellhausen etc. annehmen, aus dem Schlüsse von 7b
eingedrungen, aber nicht zu streichen, sondern durch ein Wort zu
ersetzen, das den Vergleich weiterführt. Als Gegensatz zu zdiß jh
ergibt sich dafür wohl von selbst ka'razim. Von da aus lag einem
unaufmerksamen Schreiber auch der Gedankensprung auf kqlbanon
besonders nahe. — 8a. Eine sichere Besserung des anstößigen J3xqjjü
dagan scheint mir noch nicht gefunden zu sein. — 8b. Das iva- des
Eingangs stört den Rhythmus in sehr empfindlicher Weise. — Oorts
jishdru für zichrö scheint mir evident, aber das zwingt nicht, auch seine
weiteren Vorschläge anzunehmen , die dem Metrum widersprechen.
Stilistisch scheint mir überdies das mildernde und verallgemeinernde
kdjen Iddanon fwie von Libanonwein' den Vorzug vor dem nackten
bqjjqin zu verdienen, das Oort in Vorschlag bringt. — ga. u-q'sürgnnü
ist als metrisch überschießend einfach zu entfernen, desgl. gb nimsa.
XTIIP. 14, ioa« ist um einen Fuß zu kurz: die typische Wieder-
aufnahme des ml durch umi wird wohl auch hier ursprünglich im Text
gestanden haben. — iob. ki ist wohl ziemlich überflüssig. Will man
es beibehalten, so hat man kisartm auszusprechen.
Druckfertig erklärt :10. VIII. 1005.]
•v
>-
SITZUNG VOM 15. JULI 1905.
Herr Steindorff legt vor eine Arbeit des Herrn Dr. L. Borchardt
in Kairo über den ägyptischen Titel „Vater des Gottes".
Es wird beschlossen, der Kommission für den Thesaurus
linguae latinae auf die Jahre 1905 und 1906 einen Zuschuß von
je 500 Mark, zusammen 1000 Mark zu gewähren.
rhil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVII.
17
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes" als Bezeich-
nung für „Vater oder Schwiegervater des Königs."
Von
Ludwig Borchardt.
a
I. Der Titel 1 [I im alten Reich.
Die bekannten Inschriften aus dem Anfange der 6. Dyna-
stie, welche Mariette ausAbydos1) in das Kairener Museum
brachte, geben uns folgende Genealogie:
!
d
Glffl
oder
dfzp zw m
usw
oder
|>— j (4u|
#«,*' (m.)
Nebet (f.)
I
I
König Königin Königin
Pepy I. (m.) Pepy-cenh-nes 1. (f.) Pepy-<enh-nes IL (f.) .Da'U) (m.) IHt (f.) usw.
{Mery-rec) (od.Mery-re'-'enh-nes) (od. Mery-re^-^enh-nei)
König
Mer-n-re* (in.)
König
Pepy II. (m.)
(Ne/er-hei-rc-)
i) Mariette, Cat. d'Ab. 523—526; Abydos I. Taf. 2, IL 43a; vgl.
Davies, Der el Gebrawi I. S. 29 ff.
Ludwig Borchardt: Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 255
Danach ist also Rwi durch die Heiraten seiner beiden
Töchter der Schwiegervater des Königs Pepy I. Sein Haupt-
titel, den er allen übrigen hohen Titeln, die er hat, voranstellt,
ist ] | „Vater des Gottes" *). Man wird also wohl die
Auffassung, daß dies der Titel eines in der Hierarchie nicht
allzu hoch stehenden, geistlichen Amtes2) sei, fallen lassen
und darin die Bezeichnung einer hohen Würde sehen müssen:
die des Schwiegervaters des Königs.
Hierzu würde auch sehr gut passen, daß der wirkliche oder
vorgebliche Verfasser des zweiten Traktates im Papyrus Peisse,3)
der unter König ^Issl lebte, den Titel «==^
.o UM
„Erbfürst, Vater des Gottes, vom Gotte geliebt, ältester
leiblicher Königssohn, Stadtgouverneur und V ezier Ptah-hotep"
führt, demnach auch Schwiegervater eines Königs war.
II. Der Titel
I iin mittleren Reich.
Aus der n. Dynastie ist ein „Vater des Gottes" bekannt,
der 1 K (^ I q h) „der geliebte Vater des Gottes, der
Sohn des EcC *Intefu. Will man hier nicht annehmen, daß
er seinen „niederen Priestertitel" als König weitergeführt
hat, so wird man entweder ihn für den Vater des Königs
( G ^— ^ I J ( ,/wvws V ] Neb-Jjrew(?)-reC = Mentühotej), vor
dem er steht, ansehen und ihm gleichzeitig die Würde eines
Nebenkönigs zuerkennen müssen, oder man wird, wenn man
in diesem Falle für die Mutter des Mentuhotep [ «, o ß <^=^
i) Mar. Cat. d'Ab. No. 525.
2) Meyer, Gesch. d. alt. Aeg. S. 270.
3) Prisse, V. 6.
4) Proc.8i,S.97=ÄZ. i885,56.=Petrie, SeasonTaf. 16,489.= Petrie,
Hist. I. S. 139, Abb. 87.
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVTE. 18
256 Ludwig Borchardt:
^loch auf demselben Bilde lieber den Titel
T xy t a
„Königliche Gemahlin und Königsmutter" an Stelle des ein-
fachen ;. V\ „Königsmutter" für erforderlich hält, dann
nach Analogie des Falles aus dem alten Reiche ihn für den
Schwiegervater und Unterkönig Mentuhotep 's erklären müssen.
Aus den Zeiten der 13. Dynastie sind uns zwei Männer
mit dem Titel 1 (1 C bekannt: ^^ s= ^\ =e= Mentu-
\ 1 ^= AAAAAA _ZI O D
ff) AAAAM
■¥• *— - Hal-Conhf*), die beide jedenfalls
Väter von Königen waren, der erste der Vater des Königs
RaC-gehem-swad-te3ivj= äebekliotep,
der zweite der Könige os|] 1 BaC-haC-seses =
Neferhotep und f o e T (-as^ J RaC-haCnofer = 3ebetyo-
tep. Bei diesen beiden Göttervätern hat man3) auch den
Titel als einfachen Priestertitel ansehen wollen, aber heute
dürfte wohl kaum noch jemand daran festhalten. Man über-
setzt jetzt wohl allgemein nach Beugsch's Vorgang4) die Titel
dieser beiden Männer mit „Vater des Gottes d. h. des Königs"
und leitet ihn von ihrer verwandtschaftlichen Stellung zu den
drei genannten Königen ab. Jedoch wäre auch eine andere
Möglichkeit5) denkbar, den Titel auch hier nicht von der
1) Wiedemann, Gesch. S. 268; Petrie, Hist. I. S. 210; Mar. Cat. d'Ab.
No. 1383.
2) "Wiedemann, Gesch. S. 268/9; Petrie, Hist. I. S. 212, 215; Mar. Cat.
d'Ab. No. 1383.
3) Wiedemann, in ÄZ. 1885, S. 79.
4) Brugsch, Geschichte, gegenüber S. 180.
5) Aus Proc. 91, Dec. S. 41. könnte man allerdings verallgemeinernd
schließen, daß Schwiegerväter des Königs im mittleren Reich nicht den
Titel I (I erhielten ; der dort genannte Vater der Königin Mentu-
hotep führt an dieser Stelle den fraglichen Titel nicht.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 257
H
Verwandtschaft, sondern von der Verschwägerimg mit Königen
herzuleiten.
Beim Gottesvater Mentufiotep wäre dann die Genealogie
so herzustellen:
Mentuliotep 'Iwliet-ibew
König N.N. Tochter N. N. König Sebekhotep Prinz ßeneb*)
Königin Nenni2)
i l
Prinzessin ' Iwhet-lbewf Prinzessin Sebek-äadat
genannt Fend
Beim Gottesvater B aS-Conhf aber ergäbe sich3) folgendes:
Hai-'onJjf Kernt
König Königin König Prinz später Prinz später Prinz Tochter
AT. N. Senebsen*) Neferhotep König König Hai-conhf~') Kernt
Ilathor- sai*) Sebek-hotepü)
Da im Turiner Papyrus8) die hier genannten Könige so
aufeinander folgen:
MHl^^lll
i) v. Bergmann inRec. VII, 188; Lieblein, Namensw. 413; ÄZ. 1885,79.
2) Pierret, Mon. II, 107; Petrie, Hist. S. 211, Abb. 121; Prisse,
Mon. Taf. 8.
3) Mar. Mon. div. Taf. 70, 3 = de Morgan, Cat. S. 87 No. 44 und
L. D. II, 151 e = Petrie, Season Taf. 13, No. 337.
4) Dafi die Königin Senebsen die Frau des Königs Neferhotep war,
wie Petrie, Hist. L, S. 2 14 will, ist nirgends gesagt. Mar. Mon. div. Taf. 70, 3
scheint mir vielmehr die Aufzählung aller Kinder des Kai-^onhf mit
Ausnahme des damals schon regierenden Sohnes Neferhotep zu sein;
L. D. II, 151 e gibt nur die drei ältesten Söhne.
5) Der Titel „Prinz" für einen Schwager des Königs ist in dieser
Zeit auch sonst nachweisbar s. Wiedemann in AZ. 85 , 79. Mit den
Amonsprinzen aber hat dies nichts zu tun (s. unten).
6) Dieser Prinz Sebekhotep ist vielleicht der später regierende König,
Sohn des Ha.i-conhf, ebenso vielleicht der Prinz Hathor-sai der später
nur kurz regierende König gleichen Namens vgl. Brogsch, Gesch. Taf.
zu S. 180.
7) Musee du Caire, Cat. gen. No. 20058 (Lange-Schaefer).
8) Fragm. 79 in Leps. Ausw. Taf. 5.
18*
258
Ludwig Borchardt:
„König von Ober- und Unterägypten RaC-sehem-[swaä-teBwj]
= Sebekhotep
„König von Ober- und Unterägypten RaC-JjaC[seSeSJ = Nefer-
hotep, Sohn des Ha^-Conlij
„König von Ober- und Unterägypten RaC-Hat[hor]-saJ
„König von Ober- und Unterägypten RaC-haC-nefer = Sebel-
hotep"
so wäre es möglich für den König NN, den Gemahl der
Senebsen, in die zweite genealogische Tabelle den König
Sebekhotep der ersten Tabelle einzusetzen und so die beiden
Familien zu verbinden. Sebekhotep = RaC-£ehem-hvad-te3wj
könnte dann eben zwei Frauen, Nenne und ßenebsen gehabt
haben.
Wie man sich aber auch hier entscheiden möge, für uns
ist im Augenblick nur wichtig festzustellen, daß hier im
mittleren Reiche der Titel
0
e±
entweder „Vater des
Königs" oder vielleicht „Schwiegervater des Königs" bedeutet.
III. Der Titel
l|
o
im neuen Reich.
Der bekannteste „Vater des Gottes" aus dem neuen
Reiche ist der spätere König föZj, 1 ^ f $ -^-) 5^-n
zur Rechten des Königs, Chef der ganzen Kavallerie seiner
Majestät, königlicher Schreiber, den er in Wahrheit liebt, der
Vater des Gottes *AjUi). Es war schon längst aufgefallen,
i) L. D. III. 105 d, e und 107, d.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 259
daß dieser hohe Würdenträger es in der „Hierarchie nie über
die Würde des heiligen Vaters hinausgebracht" '), daß er
sogar „irgend ein religiöses Amt nicht bekleidet"1) hat.
Sehen wir uns aber unbefangen das Hauptbild aus seinem
Grabe2) an, so erkennen wir deutlich, daß er eben weiter
nichts war als Kavalleriegeneral. Während der Verleihung
des Goldes, welche jenes Bild darstellt, warten draußen
seine Soldaten mit ihren Feldzeichen sowie seine Streitwagen.
Im Lager sitzen derweil Soldaten und Offiziere bei den Feld-
zeichen, die auf kleinen Altären aufgepflanzt sind. Als der
Lärm vom Palast zu ihnen dringt, schicken sie ihre Jungen,
um nachzusehen, was es gäbe. „Sie jauchzen über den *Aj,
den Schwiegervater des Königs" bringen diese zur Antwort.
Die ganze Szene im Palast stellt eigentlich ein großes
Familienbild dar. Die Schwiegereltern des Königs werden
von ihm, ihrer Tochter und den Enkelchen beschenkt, die
Schwägerin des Königs \N | °; J) Nedmet-Mut2) ist auch
dabei dargestellt, sogar zweimal4) in diesem Grabe. Das
eine Mal, in der Thürlaibung , steht sie allein neben den
beiden Inhabern des Grabes.
Aus all diesem hatte ich daher folgenden verwandt-
schaftlichen Zusammenhang5) der Familie Amenophis' IV.
gefolgert:
i) Erman, Ägypten S. 174.
2) L. D. III, 103—105; L. D. III, 108—109 gehört nicht in das Grab
des >Aj, daher fällt die Hypothese Erman's (a. a. 0. S. 175), daß >Aj
erst durch die Heirat mit der Tij, der Amme Amenophis'1 IV, in nächste
verwandtschaftliche Beziehung zum Hofe getreten sei.
3) Sethe glaubt nach den Abklatschen im Berl. Mus. V\ 0 ^ 3 Jj
Benret- Mut lesen zu müssen; Mitteilungen von de Garis-Davies nach
den Originalen bestätigen jedoch die alte Lesung.
4) Nach freundlicher Mitteilung von de Garis-Davies. Die Ab-
bildungen derselben im Grabe des Pe-nehsi, des Tutu und im Grabe
ohne Namen (L. D. III. 106) sind, gleichfalls nach Davies, nur Copien
aus dem des >Aj.
5) Petrie, (Hist. S. 210) will Nefer-titi zu einer Prinzessin aus
260 Ludwig Borchardt:
>Aj (m.) Tij (f.)
Amenophis IV.(m.) Nefertüi(i.) Nahmt- Mut (f.) Harem heb) (m.)
n. Töchter. Dyn 19.
So wird das Ende der 18. Dynastie etwas verständlicher
als es bisher war. Amenophis IV heiratet die Tochter eines
seiner Generäle, der ihm, da der König nur weibliche De-
szendenz hat, selbst als König folgt, indem er aus seiner
Verschwägerung mit dem König das Anrecht auf den Thron
herleitet1). Ihm folgt dann ein anderer General, der Be-
gründer der 19. Dynastie. Die 18. Dynastie ist also in
Militärwirren untergegangen.
Diese Theorien über die verwandtschaftlichen Beziehungen
Amenophis1 IV, die ich schon seit Jahren so auffaßte, wie
eben dargestellt, würden aber unbeweisliche Hypothesen ge-
blieben sein, wenn nicht ein im Winter dieses Jahres ge-
machter Fund sie als sicher dargetan hätte.
In Bibern et muluk wurde bei den Grabungen, die
Quibell für Theodoee M. Davis leitete, das Grab der
Schwiegereltern Amenophis1 III., der von den Hochzeits-
skarabäen2) her bekannten ( ( V^ K^^M ^^ un^ ° — s
%(j^J) 2Va gefunden.
Mr. Davis war so freundlich , mir zu gestatten, noch vor
seiner sogleich in Angriff genommenen Veröffentlichung des
Mitani'Naharina machen. In der WiNCKLER'scken Übersetzung der
Mitanibriefe (Brief 16—24) kann ich aber nichts finden, was für diese
Annahme spräche. Die Mitaniprinzessinnen, welche an ägyptische
Könige verheiratet worden sind, werden wohl am ägyptischen Hofe keine
hervorragenden Stellungen eingenommen haben, sondern nach ihrer Ab-
lieferung zu den Übrigen getan worden sein (S. Brief 292/3).
1) Daher das Beibehalten des Titels |(| neben dem Königstitel,
das war übrigens schon oben beim >Intef von Schatt-er-rigal bemerken
konnten.
2) z. B. Wiedemakn, Hier. Texte Taf, 9.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 261
ganzen, prachtvollen Fundes, die Titel- und Beiworte, die
dem Namen des Schwiegervaters Amenophis' III. vorangestellt
wurden, hier abzudrucken. ( QA ( "^S (Var. ( <|\ *K\ etc).
Ju^a nennt sich abwechselnd:
Ö/Waaa^aa IT | (1 (Yar, IaII1) Ausgezeichnet vom guten
Gotte, Vater des Gottes,
0 ( (j *<\aaaa 1 Ausgezeichnet vom Könige,
All T /wwv\
Hause,
*; — Ausgezeichnet vom Horus in seinem
I V I^H Ausgezeichneter, der hervorragt aus
der Gemeinschaft der Ausgezeichneten (Maspeko), Vater
des Gottes,
Vj 1 1 I^Ur I Geliebt vom guten Gotte, Vater des
Gottes, der seinen Herren liebt,
\
\J l
Lande
i?
Geliebt vom Könige im ganzen
1
— '1^0 Liebling des guten Gottes, der
den Herrn beider Länder liebt, Vater des Gottes,
\zm
o
-^aaaaaa |T Mund des Königs
von Oberägypten, Ohren des Königs von Unterägypten,
Liebling des guten Gottes,
< r-i.?. Ä H fi\ aaa/v\a | | C / | | | -<or=-
\
%3l
Einziger für das
a
I I T r J AA/NAAA ö 7V7>\ V AAftAAA y
Herz des Königs, ohne seines Gleichen, Vorsteher der
Rinderheerden des Gottes Min,
V 5> J ll^U Abbild seines gehebten Sohnes,
Prophet des Min, Vater des Gottes,
i) Aus Versehen einmal 0 (, [, waaaa | . M.
262
Ludwig Borchardt:
D
'-^n?
^ r-i? AAAAAA
ß D I I O \\ •
ü(]( aaaaaa jl (1 Erbfürst, einzigge-
liebter Freund, Ausgezeichneter des guten Gottes, Vater
des Gottes,
□ =^y I ¥ X av^aaa <-— > u [ [ aaaaaa j Erb fürst, Freund, gross
an Liebe, ausgezeichnet vom guten Gotte,
D
X\) T i Ä^ Erbfürst, königl. Siegelführer,
einziger Freund ....
D ■ ^ I T U AAAAAA I T | |
0 Q I Ji I I
:w!c»
D
fürst, erster Freund unter dep Freunden, den der Opferer
(d. h. der König) groß macht, Vater des Gottes, von
seinem Herrn geliebt,
=* AAAAAA
J] TAAAAAA
l ~> AAAAAA 13 AAAAAA
u ,
1^(1 Erb fürst, den der König von Oberägypten groß
macht, den der von Unterägypten trefflich macht, dem der
Herr beider Länder seinen Keß macht (?), Vater des Gottes,
D d
c± \
w AAAAAA
ö
a
*
^^=1
( a Erbfürst, der zu jeder Stunde gerufen wird, die
Auszeichnungen des Herrn beider Länder zu empfangen,
Vater des Gottes,
^
I I \-sio*-
* — ^ar~
□^©^
Vorsteher der Rinderheerden
des Min von Panopolis, Vater des Gottes,
^^ <* otfe> Ol Ü cznÄV Chef der
^ _Ä*t) I I I AAAAAA JL I *^_ ü O A 6 IM
Kavallerie, Stellvertreter seiner Majestät bei der
Reiterei.
So mannigfach variiert aueb diese Bezeichnungen vor-
kommen, immer wieder tritt als Haupttitel allein oder nach
anderen Titeln dicht vor dem Namen auf (1, J~\ und j (1
, „Vater des Gottes", und einmal, auf einer der Toten-
263
^\ AWWi i
„Vater des Gottes, des Herrn
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes".
Statuetten, sogar j
beider Länder."
Danach ist also die Bedeutung von \\ als „Schwieger-
vater des Königs"1) auch für das neue Reich erwiesen.
Man darf nun aber nicht jeden Inhaber dieses im neuen
Reiche nicht gerade seltenen Titels als verschwägert mit dem
Königshause ansehen. Bei vielen ist es, wie wir im letzten
Abschnitt sehen werden, von vornherein klar, daß ihr Titel
nur eine sakrale Bedeutung hat, bei einer ganzen Reihe von
hohen Beamten, die den C \\ ' -Titel führen, kann man aber
zweifelhaft sein.
Da ist zuerst unter Thiämosis IV. der d os=^i
i / J{ <=^ A
TUßotflsT'
1
i
so
SO
m*>
\
:
O
AAAAAA
AAAAAA £j
„der Erb-
fürst (?), Vater des Gottes, den der Gott liebt, der das Siegel des
Königs führt, der einzige Freund, groß in seinem Amte, hoch
in seiner Würde, ein Fürst vor dem Volke, der vor seinen
Herren in den Palast tritt, der Wedelträger zur Rechten
des Königs Tw-wa"2). Auf dem Denkmal, von dem wir soeben
D
i) Ob der Titel ' ~~^j 13 aJ »die grolie Amme,
die den Gott säugte", welchen die Frau des 'Aj führt, etwa auch nur, wie
ich früher dachte, eine Bezeichnung für „Schwiegermutter des Königs" -
ist, scheint unsicher, da die Schwiegermutter Amenophü1 III. diesen
Titel nicht führt. Merkwürdig ist aber, daß wir noch eine andere
„große Amme, die den Gott säugte" kennen, die auch Schwiegermutter
eines Königs war, es ist die [_ QAO
Gemahlin des Königs '-<=^N^r|] £a*^Io'A(LiEBL.Namenswört.ii9o).
Darnach scheinen also die Könige öfter ihre Müchschwestern geheiratet
zu haben.
2) Stele in Kairo No. 347 (Guide to the Cairo Mus.) in Raum N ; Mar.
'Ipu, die Mutter der großen
264 Ludwig Borchardt:
seine Titulatur zitierten ist der König Thutmosis IV. darge-
stellt, wie er für den Verstorbenen (/ww* f J h f) . , .) dem
( )siris opfert. Dies kann man 1) wenigstens aus dem be-
gleitenden Text herauslesen. Jedenfalls aber zeigt die Dar-
stellung den König, von Tu-na und dessen Frau gefolgt, vor
Osiris opfernd. Das zweite Denkmal desselben Mannes, das
uns erhalten ist2), stellt nach Liebleins Beschreibung die
Dekorierung des Tu-na durch den König vor dem großen
Palastfenster dar.
Beides, das Opfer wie die Dekorierung, will mir nicht
zu einem niedrigen Priesteramte passen. Vermutlich3) hat
derselbe Tu-na — o ^==^ \<^ VmZ n A"wv^ lk — aucü
a_ d I \ lw^ ^i I I -ä
noch ein großes Grab in Theben, in dem von keinerlei priester-
lichen Amtern, die er bekleidete, die Rede ist. Er dürfte also
auch ein königlicher Schwiegervater, und zwar der Thut-
mosis1 IV.4), sein. Deswegen braucht nicht gleich die Königin
[q\\ l^>rtVi] Mut-m-weje3s), die früher sogar für eine
Cat. d'Ab. 1061; Mar. Ab. II. 48 (nach dem verkehrten Abklatsch ge-
zeichnet); Petrie, Hist. II, S. 172, Abb. 1 10; Lieblein, Namenswörterb. 1936.
1) S. Petrie a. a. 0.
2) Stockholmer Stele No. 24; Lieblein, Namensw. No. 590.
3) Hinweis von Sethe.
4) Richtiger Vater Thutmosis' IV. wie etwa Hai-'onhf der des
Neferhotep, kann er natürlich nicht sein (S. Miss. Tome V., fasc. 3, Taf. 5.
Grab d. Har-em-heb).
5) Die Königin f |L ßj 1 cErt (L. D. III, 69, e) war Prinzessin und
Schwester des Königs, die große Königin ( jl Jj J Ti<a könnte
Mutter und nicht Gemahlin des Königs sein(P£TRiE, Hist. II, 1 64 ; AZ. 1 893, 29
gegen Champ. Not. 480/1, da Brügsch aber 1 )\ nur von einer im
Handel gesehenen Statue nur einmal in der daran doppelt auftretenden
Titulatur der Königin kopierte, so scheint es vorsichtiger, eine andere
Bestätigung abzuwarten).
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 265
Mitani-Prmzessin gehalten wurde»), seine Tochter zu sein.
Wir brauchen nur anzunehmen, daß in dem gewiß gut besetzten
Harim Thutmosis"1 IV. auch eine Tochter dieses lu-na sich
zu befinden die Ehre hatte. Es wird eben unter jedem
Könige je nach der Reichhaltigkeit des königlichen Harim's
mehrere ,. Väter des Gottes" gegeben haben. So z. B. unter
Thutmosis IV. noch den o <==^ | \V — Var: °
^ — f \\ <£? „Erbfürsten, Vater des Gottes, den
<-g=^J 1 , w , C3TZ1 ff
vom Gotte geliebten — oder Vater des Gottes, der den Gott
erzog — He]d-res'ewui), der auch Erzieher des Königs war.3)
Weitere „Väter des Gottes" aus dem neuen Reiche hier
noch eingehend zu besprechen, würde zu weit führen, es mag
genügen, nur noch die Namen von einigen aus dieser Zeit
anzuführen:
Unter Amenophis IL: -s?^ Sebek-hotep*) und [
d 0 1 A/W\AA
L=0 Ken-Amun5)
A/WWA
Unter Thutmosis III. : M v^1") ti^jiCAmu-nedeh*) und
I ^K t ® Sew-m-newet. 6)
i) ÄZ. 1890, S. 112 ff.; S. aber oben S. 6 Anm. 5, die auch hierfür
gilt. '
2) Hinweis von Sethe , desgl. für die fünf folgenden „Väter des
Gottes".
3) PETRiE,Hist. II, 170 bedenkt übrigens Thutmosis IV. noch mit einem,
weiteren „Vater des Gottes". Dieser ist aber nur auf eine de Moröan'-
sche (Cat. gen. I. S. 73 No. 45) Verlesung der schon von Lepsiüs
(L. D. II. 151, f.) publizierten Inschrift des Hai-'onhf auf Konosso zurück-
zuführen.
4) Grab in Theben ; seine Frau ist Amme der Prinzessin h „„„„ |ff
Ti-<a
5) Grab in Theben; Ochsenvorsteher des Amon, sehr hoher Würden-
träger.
6) Gräber in Theben.
266 Ludwig Borchardt;
Ohne nähere Datierung: ' v\ JTepew*), <~=1\ Q — °^K
cA3-meteiv2). Bei allen diesen fällt auf, daß der Titel 1(1 ° ,
wie wir das ja auch schon oben bei Tn-na bemerken konnten,
hinter o. — ^ ,,Erbfürst(?)" und vor 'iß? n „Siegelführer (?)
des Königs" zu stehen pflegt. Das wird wohl mit dem Range
der verschiedenen Hofämter3) zusammenhängen. Zuerst wurde
man „Freund", dann erhielt man die Erlaubnis, des Königs
Siegel zu führen (?) und als besondere, seltene Gnade konnte
dann noch eine Verschwägerung mit dem Könige durch Auf-
nahme einer Tochter in den Harim hinzutreten. Die so aus-
gezeichneten Hofbeamten führen dann den Titel |(j
o±
IV. Der Titel
l in späterer Zeit.
Aus der späteren Zeit kann ich nur Beispiele anführen,
die mit „Vater des Gottes" den leiblichen, nicht den
Schwiegervater des Königs bezeichnen. Erstens ist da der
^ £ (ff f ^ — ^ )) j& "der Vater des Gottes, der Fürst
Namaret", der Vater Königs ÜeSonk4), dessen Vorfahren
anscheinend dann auch später mit demselben Titel 1(1
versehen worden sind — ein Vorgang analog der Benennung
eines alten, längst verstorbenen Königs als (, „Vater" des
augenblicklich lebenden. Als zweites Beispiel muß man den
Vater Nektanebos1 IL anführen, der merkwürdiger Weise nicht
i) Grab in Theben; Vezier.
2) Grab in Silsilis ; Vezier L. D. III , 25 bis 0. u. Proc. 89, Dec.
S. 103.
3) S. ÄZ. 1890, S. 91.
4) Loüvre, Stele d'Apis 1959 = LepsIüs, Königsbuch 570 = Lieblein,
Namenswörterbuch 1008. Nur die beiden letzteren konnte ich z. Z.
einsehen.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 267
"jfj ° sondern ^|^^,|g5^ *) »der Vater des
Königs, der große Heerführer (?) Teos" heißt.
Damit sind, soweit ich sehe, die Beispiele erschöpft, die
uns den Titel ~h im Sinne von „Vater" oder „Schwieger-
vater des Königs" geben.
V. Der Titel Tf] in sakraler Bedeutung.
Daß der Hofhalt eines Gottes nach dem des Königs
zugeschnitten war, ist längst2) bekannt. Der Gott hatte seine
Harimsdamen, seine Hauptweiber, seine Prinzen und natürlich
auch seine „Schwiegerväter", die |0 ^- Ich denke mir
die Entstehung dieses Titels etwa so, daß jeder Familienvater,
von dem eine Tochter in den Harim des Gottes aufgenommen
war, diesen Titel trug, gleichgültig ob er selbst ein priester-
liches Amt bekleidete oder nicht. Dem widerspricht nicht,
daß jemand schon mit 21 Jahren3) „Vater des Gottes" sein
kann. Man braucht nur anzunehmen, daß seine Tochter —
die nach ägyptischen Fortpflanzungsverhältnissen immerhin
schon 4 — 5 Jahre alt gewesen sein könnte — noch in kind-
lichem Alter-*) dem Gotte geweiht worden ist.
Daß im Altertume zwischen „Schwiegervater bezw. Vater
des Königs" und dem Titel T h „Vater irgend eines Gottes"
Verwechselungen möglich waren, dürfte ebenso ausgeschlossen
gewesen sein wie etwa in unserem heutigen Sprachgebrauch
Verwechselungen zwischen „Vater" als Bezeichnung für einen'
katholischen Geistlichen und für den leiblichen Vater. In
fast allen Fällen sind die beiden verschiedenen Bedeutungen
1) Berl. Mus. No. 7 = Lepsios, Königsbuch 674 = Lieblein, Namens-
wörterbuch 1288.
2) Erman, Ägypten S. 400.
3) S. Lrogsch, Geschichte S. 565 ; Erman, Ägypten S. 398.
4) Vgl. Berl. Mus. No. 7478, Ausf. Verz. 1899, S. 237.
268
Ludwig Borchardt:
des Titels auch noch durch genauere Angaben differenziert
worden.
Fast immer steht bei dem sakralen Titel kurzweg der
Gottesname. Da haben wir Gottesväter des Amonx)\
/w\aaa( — 'j des Amon-em-esoivt-opet-): 1(1 t\ n n n, des
I aaaaaa £± I 1 aaaaaa _cr\^ cü cLI ü
Amon-ra-sonter'Ä): 1(1 f^j, des Anhor*): A
O I 1 AAAAAA I T AVNAAA III O I J J
, des
, des
r\ Üh O AAAAAA r\ £± I
a , des Aton5): |(1 n^ [I A/^A, des itwm6j :
J3b/'): H 1 V y ^> des Heri-Zelp): C {
(3
i^\ aaaaaa
<^> < W I
AAAAAA
D
Min9):, ü VSf'HF .desPfaÄ10): (, ~*"* jLdes.Zfec11):
^ (] a^ o, des Sobk12): mama | J > , auch solche
I 1 aaaaaa O I I **-==— ^Z^i czSia \>v
von ganzen Triaden, so der von Theben13): V jö/wwvst
V7 I 1 I AAAAAA
1) Mar. Cat. d'Ab. 1340 (= Cat. gen. Mus. Caire 20359), 1428 ; Lieblein,
Namenswörterbuch No. 569, 578, 1116, 1125, 1142, 1271, 1272, 1295, 1328
(NB. die Tochter ist Sängerin des Amon), 2267, 2293, 2294, 2307, 2315,
2371, 2449, 2544, 8, 11, 21, 31, 33, 35, 39. 43, 49, 55, 6i> 65> 84, 93, 9§, io8,
114, 117, 135, 141, 145, 146, 148, 151; Lieblein, äg. Denkm. Petersbg.
Taf. 32, No. 49! Taf. 35, No. 60.
2) Lieblein, Namenswörterb. No. im, 1265, 1282, 1326.
3) Lieblein, Namenswörterb. No. 1042, im, 1126, 1330.
AAAAAA
de Garis Davies) :
■££)
(JaAAAAA jQj
Lim M O o J
I AAAAAA
4 o
4) Mar. Cat. d'Ab. No. 1243.
5) El Amarna Stele K Zeile 19 (nach freundlicher Mitteilung von
/ Qr£l A r II AAAAAA AAAAAA (\ Q ~]
1&~ ' W Jm^O CQl l'TT' • Liese Stelle zeigt, wie der
spätere König >Aj seinen Titel geschrieben hätte, wenn es ein Priester-
titel gewesen wäre.
6) Lieblein, Namenswörterb. No. 263, 482.
7) Lieblein, Namenswörterb. No. 2434.
8) Lieblein, Namenswörterb. No. 2130 = Mar. Cat. d'Ab. No. 1138.
9) Lieblein, Namenswörterb. No. 2221; Mar. Cat. d'Ab. No. 1211.
10) Lieblein, Namenswörterb. No. 2070.
11) Lieblein, Namenswörterb. No. 888, 1664; Mar. Cat. d'Ab. No. 889.
12) Lieblein, Namenswörterb. No. 371.
13) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 13, 142.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 269
&1 1/vwwv^'^T]IiH' oder imr des Amon und der Mutl):
> 1 h aaaaaa h ^^ J\ h "vw^\^\ &> °der nU1" deS ^W0W UIld
q r\ j\ ,i ' 1 1 1 1 1| ei r\ aaaaaa <"v
Chonsu2): * (^J .v|t] © L ferner des Jimw und der
t7 I I (V\AAAA Ö I I AAAAAA I
1/aai zusammen 3) : Jl (1 ^ ^ /==* ^^ czz j, endlich
sogar einen von allen Göttern4): cJ aaaaaa
In sehr vielen Fällen ist es aber auch nur durch die
beigefügten sonstigen Priestertitel ersichtlich, welchem Gotte
der betreffende |(l zugehörte. So gibt es solche, die
gleichzeitig Priester sind des Amon5), des Amon-ra-sonter5),
des Amon-em-esowet-opet1), des Amon und seiner Mitgötter8),
der Hafhor*), der Isis™), des Montun), des Min™), des Ptalin).
Man kann also bei diesen aus ihren übrigen Titeln so-
gleich die richtige Auffassung des [ -Titels entnehmen.
o
Des öfteren wird auch der priesterliche Charakter des (
dadurch sicher bezeichnet, daß angegeben wird, bei welchem
Heiligtume er ein Amt bekleidet; da sind solche vom Amons-
i) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 140.
2) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 106, 139.
3) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544; 69.
4) Mar. Cat. d'Ab. No. 1086.
5) Lieblein, Namenswörterb. No. 559, 606.
6) Lieblein, Namenswörterb. No. 1022.
7) Lieblein, Namenswörterb. No. 1281, 1291, 1318, 1342, 2317, 2391.
8) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 87.
9) Lieblein, Namenswörterb. No. 2397.
10) Lieblein, Namenswörterb. No. 1045.
11) Lieblein, Namenswörterb. No. 1102, 2300.
12) Lieblein, äg. Denkm. Petersbg. No. 56, Taf. 34; Namenswörterb.
No. 2464. Der | (1 Amenophis'1 III. ist zwar aucb ilim-Priester ;
waaa (g. oben)
bei ihm wird aber durch die Bezeichnung I (
die richtige Bedeutung des Titels klar gestellt.
13) Lieblein, Namenswörterb. No. 886, 1055, 1068, 1072, 1084, 1248, 1254.
270 Ludwig Borchardt: Der ägyptische Titel „Vater des Gottes".
teinpel1), vom Harsaphistemipel1), vom jRa7<tempel3), von EeC-
Heiligtümern4), vom /Sb/ranstempel5), oder auch solche, die
sich nur nach der Stadt bezeichnen, in der sich ihr Amts-
tempel befindet, etwa von Memphis*).
Nur bei den „Vätern des Gottes" vom Serapeum7) scheint
man eine nähere Bezeichnung für überflüßig gehalten zu haben.
Bei ihnen war es wohl aus dem Orte, wo sie ihre Inschriften
anbrachten, ersichtlich, bei welchem Gotte ein jeder von ihnen
l war. Nur an sehr wenigen Stellen, an denen ein
l ohne jede nähere Bezeichnung erwähnt wird, könnte man
im Zweifel sein, und auch dann noch wird meist durch Zusätze wie
S~t£> § <ßb -<2>- v ° .
- — d "* &° 8) )>mit reinen Händen beim Räuchern"
D \U O ^ O O O
oder ähnliches9) der priesterliche Charakter des Titels klar
erläutert. Die ganz seltenen Stellen"), bei denen der Titel
ohne jedes Epitheton auftritt und dennoch sakral aufzufassen
sein wird, werden, wenn man den Zusammenhang näher be-
trachtet, wohl auch dem Leser keinen Zweifel gelassen haben,
daß es sich um ein geistliches Amt und nicht um den Titel
eines „Königlichen Schwiegervaters bezw. Vaters" handelt.
i) Lieblein, Namenswörterb. No. 1034, 1067, 12S5.
2) Lieblein, Namenswörterb. No. 2130 = Mau. Cat. d'Ab. No. 113S.
3) Lieblein, Namenswörterb. No. 708.
4) Lieblein, Namenswörterb. No. 1046, 1091.
5) Lieblein, Namenswörterb. No. 1027.
6) Lieblein, Namenswörterb. No. 1215, 1164.
7) Lieblein, Namenswörterb. No. 1027, 1032, 1033, 1047, 105 1, 1 139,
1199, 1201, 1205—8.
8) Grab d. Amenhotep (Dyn. 19) in Theben, Angabe von Sethe,
s. auch Lieblein, Namenswörterb. No. 908.
9) \ |Y ' »Vorsteher der Priester" (Lieblein, Namenswörterb.
No. 2088—90), (J vra Kw /wwa vy2s 1 „Großer Vater der Väter des
Gottes" (a. a. 0. No. 728).
10) Lieblein, Namenswörterb. No. 104,917, 1024, 1087, 11 13, 1 174, 1184,
1276, 1310, 2540.
Druckfertig erklärt 23. X. 1905.]
V
ÖFFENTLICHE SITZUNG BEIDER KLASSEN
AM 14. NOVEMBER 1905.
Herr Lipsius sprach Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth,
Herr Mitteis zum Gedächtnis an Moritz Voigt.
Herr August Fischer trug vor über den Ursprung der altarabi-
schen Literatursprache.
SITZUNG VOM 9. DEZEMBER 1905.
Herr Meister legte eine Fortsetzung seiner „Beiträge zur griechi-
schen Epigraphik und Dialektologie" vor.
Auf Antrag des Herrn Windisch wird beschlossen, eine Bearbeitung
der südindischen Rezension von Dr. J. Hertel in Döbeln in
die „Abhandlungen" aufzunehmen.
Phil.-bist. Klasac 1905. Bd. LVII. 19
SITZUNG VOM 9. DEZEMBER 1905.
Beiträge zur griechischen Epigraphik
und Dialektologie V.
Von
Richard Meister.
Pamphylisch EAYYA = e'X(X)vtya(v) für k'yXvxbav.
Unter den Didrachmen des painphylischen Aspendos be-
finden sich zwei Typen, der eine durch ein Berliner, der
andere durch ein Pariser Exemplar vertreten, deren absonder-
liche Aufschriften (vgl. GDI. 125g) schon oft das Interesse
der Nunrismatiker und Epigraphiker erregt haben, ohne bisher
befriedigend erklärt worden zu sein. Das Berliner Exemplar
findet sich abgebildet bei Pinder, Die antiken Münzen des
Kgl. Preuß. Museums in Berlin, Berlin 1851, S. 69 nr. 36,3,
das Pariser bei Pelle rin, Recueil de medailles de peuples
et de villes II, Taf. 70, 6 (darnach Eckhel, Doctr. num. vet.
III 25 und Mionnet, Descr. de med. ant., Planche XXXV
nr. 167 und 169) und bei Fröhner, Melanges d'epigraphie
et d'archeologie, Paris 1873, S. 45 f. Das Berliner Exemplar
zeigt auf dem Avers die für die Münzen von Aspendos
charakteristische Gruppe zweier Ringer, die sich an den
Händen fassen; zwischen ihnen die Buchstaben FM1); unter
ihnen auf dem Münzabschnitt mit so kleinen Buchstaben
cwie die Stempelschneideraufschriften zu sein pflegen' (Fried-
länder, Ztschr. f. Numism. 4, 301) die Wörter
MENETYIEAYYA
1) Die parnphylische Geltung des Zeichens M habe ich in diesen
Berichten 1904 in dem Aufsatz: 'Die Inschrift von Sillyon und der
pamphylische Dialekt' S. 8 besprochen.
Beiträge z. griechischen Epigraphe u. Dialektologie V. 273
Der Revers zeigt einen nach rechts gewendeten nackten
Schleuderer, vor ihm im Felde das 'Dreibein', hinter ihm
die Legende EITFEAHYI (d. i. 'Aditivöiog).
Das Pariser Exemplar ist dem Berliner im Typus durch-
aus ähnlich, hat dieselben Buchstaben zwischen den Ringern,
auf dem Münzabschnitt auch dieselben Wörter, nur anders
gestellt, nämlich
EAYYAMENETYZ
Fröhner a.O. erklärte Msvsrvg = Msvstog für den Namen
des Stempelschneiders und elv^a für eyXvtya, so daß die
Inschrift bedeute: cMoi, Menetus, j'ai grave (cette medaille).'
Ebenso faßte später Kirchhoff unter Friedländers Zu-
stimmung (bei Friedländer a. 0.) die Inschrift auf. Aber
die erste Person eykvtya widerspricht dem in Künstler-
inschriften gewöhnlichen Gebrauch. In der ersten Person
pflegt das dargestellte Kunstwerk zum Beschauer zu reden,
der Künstler aber seine Urheberschaft in der dritten Person
anzugeben, so z. B. der Stempelschneider mit den Worten
&södotog hnöu auf einer Münze von Klazomenä, mit den
Worten Nsvavtog inon auf einer von Kydonia in Kreta
(Head, S. LXI1I).
Einen anderen Einwand gegen die Fröhner- Kirchhoff-
sche Erklärung erhob Bergk, Ztschr. f. Nuniisin. 11, 336 f.
Er meinte, sie werde abgesehen von anderen Bedenken schon
dadurch widerlegt, daß auf dem Pariser Exemplar EAYYA
voranstehe; ein STioCrjös u. dergl. könne nur dem Namen
folgen. Die Inschrift sei ganz anders zu verstehen: T)ie beiden
Ringer, der herkömmliche Typus der aspendischen Münzen
sind gleichsam das Wappen der Stadt: vielleicht ein altes
Bildwerk. An dieses Wahrzeichen von Aspendos wird sich
eine Tradition geknüpft haben, welche auch den Ringern
Namen beilegte, welche selbstverständlich symbolischer Art
waren: Meverog, ein auch sonst bezeugter Eigenname ist der
Standhafte, 'Ekvtyct^g) der den Griffen des Gegners ent-
schlüpft. M6vL[iog oder özccöiuog ist ehrendes Beiwort eines
Ringers, s. Pollux III 149. 'Elvijjag, gleichen Stammes mit
19*
_ t I Richard Mkistkk:
f'A-uGj, eiXvoo, eiXvyäa, slXvcpd^co 'sich winden', erscheint
hier in der nach äolischer Weise verkürzten Form des Nomi-
nativs, ü statt äg; denn die pamphylische Mundart war, wie
schon erinnert, eine äolische.' Mit dieser Erklärung kann
aber 'EXviptcg als Eigenname unmöglich glaubhaft gemacht
werden; auch ist die ganze dieser Deutung zugrunde liegende
Auffassung der Inschrift so kompliziert, daß sie als völlig
unwahrscheinlich bezeichnet werden muß.
Vielmehr waren Fröhner, Kirchhoff und Friedländer
auf dem richtigen Wege, als sie in den beiden Legenden die
Graveurinschrift und in EAYYA eine Form von yXvtpa ver-
muteten. Weiter führt uns die seitdem gewonnene Erweiterung
unserer Kenntnis des pamphylischen Dialekts. Schon Petersen
(bei Lanckoronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 183)
bemerkte, daß Mdvsrvg 'vielleicht als Genetiv zu fassen' sei,
ohne freilich diesen Genetiv syntaktisch zu rechtfertigen.
Jetzt wissen wir, daß der pamphylische Dialekt den attischen
Gebrauch des sogenannten 'bestimmten Artikels' nicht kennt:
Die Inschrift von Sillyon verwendet den Artikel nur zum
Ausdruck der Verallgemeinerung des Begriffs (Berichte 1904,
S- 35f-)- 'Der (Sohn) des Menes hat es gemacht' heißt attisch:
6 MevrjTog £7toCrt6e, pamphylisch: Mdvrjrvg enoLijös- 'die (Söhne)
des Menes haben es gemacht' attisch: ot Mevr^rog S7ioCrtaav,
pamphylisch: Mivn\xvg inoirjöuv. Als Subjekt kann der Genetiv
auch im Attischen verwendet werden, wie z. B. in partitivem
Sinne: e%itcxov sy.axtQcov Xen. Hell. 4, 2, 20. Ferner wissen
wir jetzt, daß im pamphylischen Dialekt das schließende -v
im Schwinden begriffen ist (Berichte ebd. S. 8); die Endung
-ov verliert ihr -v unter allen Umständen, auch vor anlauten-
dem Vokal; jedes andere auslautende -v schwindet in der
großen Inschrift von Sillyon im Satzzusammenhange vor
folgendem Konsonanten, auf anderen Steinen auch in pausa,
vgl. V\uvtt%iv> (für \Aava\iav) Sillyon Petersen bei Lancko-
ronski nr. 55, M<xql(o (für MuqIcov) Aspendos ebd. nr. 75,
nv.Xaig siccQb eysvöfiä ( = att. %v.Xuig IsQÖg eysvoiir^v) Sillyon
ebd. nr. 56. Darnach steht MENETYIEAYYA = Mevaxvg
Beiträge z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 275
€X(X)vipa(v) für att. 01 Mevijtog aykvipav cdie (Söhne) des
Menes schnitten (den Münzstempel)'.
Die im Anlaut des Verbums vorliegende Lautveränderung
faßte Feöhner a. 0. als einen Abfall des y auf: ykxxpco:
kvya sei zu vergleichen mit (ydov7tog: öovTtog, gnätiis: tiätus,
yvoia : voia, yQivog : Qivög, ykdyog ydka: lac, ykd\k,r\ yka\idio\
Xrj^irj hjud.co, calx xkdt, : kdt,, yksvßöco : Afutftfco.' Aber in dem
noch unerklärten eQiyÖovxog liegt eine andere Lautgruppe
vor, gnätus ist lateinisch, yvoia gibt es nicht, yQivog bei
Hesych ist foivog, bei r/lad- : lad- handelt es sich wieder
ums Lateinische, die angenommenen Etymologien von kdJE,
und ?>sv66co sind fälsch — da bleibt nur yhj^irj : Iyjut] als
Beispiel eines solchen Abfalls von y übrig, auch dieses be-
stritten (vgl. Bezzenberger in seinen Beitr. i, 339; Persson,
Zur Lehre von der Wurzelerweiterung S. 207, Anm. 1) und
zweifelhaft. Eher könnte man an die auf attischen Vasen
vorkommenden Eigennamen Aavxog und Accvxrj (Kretschmer,
Vaseninschr. 171) erinnern, die durch solchen Abfall aus
riuvxog und Tkavxr^ erklärt werden, wenngleich hier ein dissi-
milatorischer Vorgang vorliegen kann. Mir ist es jedoch wahr-
scheinlicher, daß wir es bei EAYYA = £k(?J)vil>a(y) aus eylvtyav
mit einer Assimilation zu tun haben, wie z. B. bei Msyak/isovg
aus JShyuxktovg Sillyon Petersen bei Lanckoronski nr. 57.
Es bleibt noch übrig, das von Bergk a. 0. gegen die
Wortstellung des Pariser Exemplars geäußerte Bedenken zu
erledigen. Zuzugeben ist natürlich, daß bei schlichter Namens-
nennung die Nachstellung des Verbums Regel ist. Ebenso
bekannt ist aber, daß es voransteht, sobald es betont ist,
z. B. wenn es im Gegensatz zu einem anderen Verbum steht:
ö dslva uva&tjxev, moirfiav 6 öslva. Und auf unsern Münzen
befindet sich wirklich über der Mitteilung des Namens der
Künstler eine andere Mitteilung, zu der die Künstlerinschrift
in Beziehung treten konnte. Es wurde oben schon bemerkt,
daß auf beiden Münzen zwischen den Ringern die Buch-
staben FM stehen, wie alle uns bekannte Typen dieser Serie
aspendischer Silbermünzen zwischen den Ringern Buchstaben
276 Richard Meiste r:
haben, gewöhnlich zwei, selten nur einen, auf einem Exemplar
drei Buchstaben (Mionnet, Descr. de med. ant. 3, 519 — 522;
Fried Länder, Ztschr. f. Numism. 4, 301 f.; Imhoof-Blumer,
Ztschr. f. Numism. 5, 140 f.). Diese Buchstaben bilden nicht
den Anfang eines Wortes, denn mehrere der hier vorkommen-
den Buchstabengruppen können im Anlaut unmöglich neben-
einander stehen, wie z. B. FM, FK, KF, FN, NF, L1)*. 'Die
Stellung der beiden Buchstaben zueinander scheint gleich-
gültig gewesen zu sein; auf einer Münze steht OTT und auf
ihrer Rückseite TTO, auf einer findet sich A<t>, auf einer
anderen <1>A, auf einer FK, auf einer anderen KF, auf einer FN,
auf einer anderen N f' (Friedländer, Ztschr. f. Numism. 4, 302).
Schon Pellerin, Recueil de medailles S. 145 hatte daran
gedacht, daß die Buchstaben Abkürzungen von Beamten-
namen sein könnten, diesen Gedanken aber wieder aufgegeben,
weil er in der von uns besprochenen Inschrift des Münz-
abschnitts die Nennung der Beamtennamen vermutete. Da
diese aber, wie wir gesehen haben, nicht die Beamten, sondern
die Stempelschneider nennt, so hindert nichts in den Buch-
staben die Anfangsbuchstaben der Namen der für die Münzprägung
in Aspendos verantwortlichen Beamten zu sehen. Welches
Amt sie bekleideten, können wir nicht sagen; eine Zusammen-
stellung der sämtlichen auf den griechischen Münzen ange-
führten Beamtentitel gibt Head S. LXVIif. Auf diese in
der Mitte der Münze angebrachte Nennung der Beamten
konnte die Graveurinschrift durch die Voranstellung des
Verbums Bezug nehmen, beispielsweise: FM, EAYYAMENETYI
= F(sxsda^iog xal) M(ocvu%löv ccq^ccv), h'X(X)vipa(v) Mävstvg
cdie und die waren die Beamten, die Graveure waren die Söhne
des Menes.'
Aus Lakonien.
Im Annual of the British school at Athens Bd. 10
(Session 1903 — 1904) wird mitgeteilt, daß die British school
während dieser Session neben der Fortsetzung der bekannten
1) Über die pamphyliscke Geltung des Zeichens L = y vgl. Bei-
träge 1904, S. 4.
Beiträge z. griechischen Epigraphik ü. Dialektologie Y. 277
Ausgrabungen in Kreta eine topographisch -epigraphische
Durchforschung Lakoniens begonnen hat, Herr Tod hat die
Gegend von Sparta bereist, Herr Forster den südwestlichen
Küstenstrich Lakoniens am niessenischen Meerbusen von
Pyrgos bis Kalamata. Von den neuen Inschriften ist nament-
lich die folgende sprachlich und sachlich interessant. Sie ist
von Forster auf einem weißen Marmorblock in Kutiphari,
wo das alte Thalamä lag, gefunden und im Annual 10, S. 173
und 188, nr. 15 veröffentlicht worden.
N|KOS6ENIAA£TAinAHI<t>AI
rEPONTEYÖNANE^HKE
AYTOSTEKAIIIOTopATPOSr
ATHPNIKOS0ENlAA*rPOBEIP
5 AHASTASIQPOTANAPIANSY
NE<t>OPEYONTAAN| TAMEN
NIKOS0ENIAANE TO|| PQ| 1 1
ONKAISYNKAAQIXPHSTA!
Nixo6%-£vCdag xai TlaliKpäi \ yeoovTSvav dv£6r]X£, | avrog
5 t£ xccl ho reo ntcrobg % atr)o Nixo6&£VLdag, 7tooßei7i dhag
T&(g) 61a not' 'JvÖQiav 6v\v£cpoQ£vovru ävi[6~\zd[isv
NLXoöfrsvidccv i\y] xtot t[Y]ptöt, h\bv xal övv xaXüu %Qfj6tca.
Abweichend schreibt Forster Z. 5 uror' üvSqiuv, Z. 8 %Qr]ßT&i.
'Nikosthenidas hat der Pahipha, als er das Gerontenamt
bekleidete, (diese Statue) geweiht, er selbst und Nikosthenidas,
der Vater seines Vaters, weil einstens die Göttin laut und
öffentlich gesagt hatte, Nikosthenidas solle die Statue des
Andrias, seines Genossen im Ephorat, im Heiligtum errichten,
und er befrage mit glücklichem Erfolge das Orakel.'
Die Inschrift stammt ihrer eigenen Angabe nach aus
dem Hieron der Pasiphae f Preller- Robert 1, 373 Anm. 1)
und hat ganz besonders dazu verholfen, die Lage dieses
Heiligtums bei Thalamä (dem heutigen Kutiphari) zu be-
stimmen (vgl. Forster a. 0. S. 161 f.). Die hier zum ersten
Male begegnende Form ihres Namens HaJiKpa ist ebenso
278 Richard Meister:
aus der gewöhnlichen Form TIa6np«a durch Kontraktion ent-
standen, wie \J&r]vä aus 'A&rjvaia -.'A&rjvdu und wie der bei
FURTWÄNGLER8 Ausgrabungen auf Agina zutage gekommene
Name der Göttin \4-(pä, der das Gegenstück zu llaöt-cpä bildet,
aus 'AcpuCa :\4(fda (Verf., Berl. Philol. Woch. 1901, Sp. 1088)
Dem Herausgeber ist der Zusammenhang der Inschrift
unverständlich geblieben, weil er zwei Wörter falsch aufgefaßt
hat. Zu Z. 5 bemerkt er: 'POTANAPIAN presents considerable
difficulty : it may possibly = TtQog avÖgeiav used adverbially
= uv^Q£tG)S■, Wenn aber not' dvÖQetav adverbial zu övve-
(poQEvovtu und dieses zu dem Subjektsakkusativ Nvxoßd'Evidav
gehörte, dann hätte erstens ävi6rcqitv kein Objekt, und zweitens
wüßte man nicht, weshalb der Dedikant Nikosthenidas Z. 2
Geront und Z. 5/6 Ephor, und zwar övvecpoQevcov statt ecpOQSvojv
genannt würde. Verkannt hat Forster auch das letzte Wort
der Inschrift. Er meint: '%Qr)6tüi must be for ^Qrjötiji and
come from %Qr]6ti]g, a Speaker of oracles. If, as seems
probable, we have the whole inscription, it is difficult to see,
what is the construction of lt6v\ perhaps the whole phrase
is some local formula.'
Als Dedikant der Statue wird zunächst allein der Geront
Nikosthenidas angeführt, darauf aber in einer Apposition als
Teilnehmer an der Weihung neben ihm sein väterlicher Groß-
vater gleichen Namens genannt. Für die Wahl zum Geronten
war das 60. Lebensjahr erforderlich; also war der Großvater
Nikosthenidas zu der Zeit, als sein Enkel als Geront die
Statue errichten ließ, nicht mehr am Leben. Was den Enkel
veranlaßte, den Namen des Großvaters in seine Dedikation
mit aufzunehmen, geht aus der Inschrift hervor. Die Er-
richtung der Statue war nicht ihm, dem Geronten, sondern
einstens dem Großvater, als der Ephor war, aufgetragen
worden. Ihm hatte die Göttin laut und öffentlich gesagt,
er solle dem Andrias, seinem Genossen im Ephorenamte, eine
Statue im Heiligtum errichten. Die spartanischen Ephoren
wandten sich in schwierigen Fällen mit Vorliebe an dieses
Orakel: qui praeerant Lacedaemoniis, non contenti vigilantibus
Beitrage z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 279
curis in Pasiphaae fano, quod est in agro propter urbem,
somniandi causa incubabant, quia vera quietis oracula ducebant
(Cic. de divin. i, 43, 96)5 övvsßrj de hsq! xäg i^eQag exeivag
xal xCov scpÖQcov eva xoi^äaevov ev Tlaöirpaag ovccq ideiv
d-avuaßTÖv tdoitSL yaQ ev ob xöna xolg etpoQocg (e'&ogy £6x1
xad-et,o[i£votg iQr^axtt,eiv eva difpQOv xei6&ai, xovg de xexxuoag
ävr}Qijö&ai . xal %-av^,ät,ovxog avxov (pcovi]v ex xov leQov
yeveöfrca cpQi<t,ov6av ag xovxo xfj Ztxägxi] X<pöv e<5xi (Plut.
Kleom. 7, 2). Als spartanischen Namen kennen wir 'AvögCug
aus den Inschriften GDI. 4443 Z. 4 und 4446 Z. 27 und 28;
die genannten Persönlichkeiten aber sind uns gänzlich un-
bekannt, und wir können nicht sagen, wodurch sich der Ephor
Andrias der ihm durch das Orakel zugewendeten und von
Nikosthenidas erwiesenen Ehre würdig gemacht hatte.
Jener ältere Nikosthenidas war nicht zur Ausführung
des göttlichen Auftrags gekommen, und so vollzieht erst sein
Enkel die Weihung als eine ihm vererbte Pietätspflicht in
seinem und zugleich in seines Großvaters Namen. Der letzte
relativ angeschlossene Satz (Jiöv = xal avxov) hängt ebenso
wie avi6xa\Lev von Tigoßentäliug ab; während aber ävtöxd^iev
eine Aufforderung enthält, ist yjof[6xai ein Infinitiv der Aus-
sage. Nikosthenidas der ältere hatte natürlich bei seiner
Befragung des Orakels den Gegenstand, um den es sich
handelte, angegeben, etwa (nach bekannten Mustern) so: %oi]xuL
Nixo6&evidag, al avxa AvÖQtav 6vveq>ooevovxa avi6xavxi ev
x&> [eo£ö laov e6xi. Sein Traum im Tempelschlaf war von
den Priestern günstig seinem Vorhaben ausgedeutet worden,
und den glücklichen Erfolg seiner Orakelbefragung bestätigend
war der Ruf xovxo 60t Xcpov e6xt oder 6vv xakco iQf\ oder
ähnlichen Inhalts aus dem Inneren des Heiligtums erklungen.
Sprachlich ist die Inschrift vor allem deshalb interessant,
weil sie in dem altdorischen Dialekt abgefaßt ist, den wir
bisher fast nur aus Sparta kannten. Von seinen hauptsäch-
lichen Eigentümlichkeiten (vgl. Verf., Dorer und Achäer I)
sind die meisten in ihr vertreten. Das zwischenvokalische
Sigma ist verhaucht (nuhupüL 1, TiooßeiTiuliug 4/5)', & ist
'jxo Richard Meister:
zwischen Vokalen und im Anlaute spirantisch geworden und
durch Sigma ausgedrückt (avt<5rty.s 2, ru(g) 61S)1) 5), nach 6
aber explosiv geblieben und im Eigennamen Nizoöd-avCdug
1. 4. 7. unverändert beibehalten, im Infinitiv %Q-f\6Tui 8 (ver-
gleichbar dem Infinitiv \i<\xo6TQvd,l6TCii in der alten Felsen-
inschrift von Gytheion GDI. 4564) durch die Explosiva r
ausgedrückt; £ ist durch ß wiedergegeben (itQoßetitcchctg 4/5);
das bereits im Urgriechischen antevokalisch gewordene c ist
zu 1 geworden (piä 5); der gemeingriechischem £ entsprechende
dorische Ausdruck öd (ß) kommt zufällig im Texte nicht
vor. Außerhalb Spartas kannten wir bisher nur wenige ver-
einzelte Beispiele dieses Dialekts in Lakonien; ihre Zahl ist
jetzt durch die erwähnten Forschungsreisen vermehrt worden,
so daß sie nicht als spartanische Eindringlinge, sondern als
Zeugen einer weiteren Verbreitung des dorischen Dialekts
im Lande der achäischen Periöken ähnlich wie in der Argolis
zu betrachten sind. Um das, was ich hierüber in meiner
Abhandlung fDorer und Achäer L' ausgesprochen habe, zu
ergänzen und zugleich zu korrigieren, stelle ich alle außerhalb
Spartas in Lakonien gefundenen Beispiele dieses Dialekts, die
neu gefundenen wie die früher schon bekannten, übersichtlich
zusammen.
In Lakonien findet sich außerhalb Spartas
1) die Verhauchung des zwischenvokalischen Sigma
a) am Orte des Apollonheiligtums zu Amyklä: NixdhwtJt-,
IIsüu-, -v[cc?]Jtov Dorer u. Ach. I 16.
b) im Gebiete der Parnonhalbinsel
«) im Heiligtum des Apollon Hyperteleatas bei Epidauros
Limera: Ilsutag aus Asopos Dorer u. Ach. Ii6f.;
2Jcohivixo[g'] aus Asopos Kaeapanos 'Ecp. ag%. 1884,
1976°. nr. 26 (vgl. Tod, 'Ecp. ccq%. 1904, 57 f.), 2Jm-
vsixog Karapanos a. 0. n. 29 (vgl. Tod a. 0.).
ß) in Asopos: neihm[7i)Cg Dorer u. Ach. I 16.
1) In TASIQ ist entweder wie in den älteren Inschriften die Gemi-
nata einfach geschrieben oder das zweite Z versehentlich weggelassen.
Beiträge z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 281
c) im Gebiete der Taygetoshalbinsel
a) in Oitylos: XQrjiiudag, KQcctrjl7t7tog, Aviytvtjg, Baörjiag,
n<xivei[%og], IleuxQaxCdag (zweimal) Forster, An-
nual 10, 168 nr. 5.
ß) in Thalamä: Ilulucpai, TtcjoßeiTtdhag Forster, An-
nual 10, 173 und 188 nr. 15, AEHION FORSTER a. 0.
172 nr. 14.1)
2) der Übergang von ^ in C
in Thalamä: UrJQiTHiog Dorer u. Ach. 25, dv86t]xs,
6iS) Forster 173 und 188 nr. 15.
3) dd(d) entsprechend gemeingriechischem £
in Sellasia: Ö7iid(ö)6[asvog] Dorer u. Ach. I 38.
4) ß für Digamma
im Gebiete der Taygetoshalbinsel
et) in Gytheion gefundene Gefäßscherbe: EvßävoQog
Dorer u. Achi. 40.
ß) in Pyrrichos: EvßrJ6v%og Forster a. 0. 167 nr. 3.
y) in Oitylos: Name der Stadt BsirvXog (BoCxvlog,
Bixvlog) Dorer u. Ach. I 40, Bccdrfi'ag FORSTER a.
0. 168 nr. 5.
d) in Thalamä: ngoßetitahag Forster a. 0. 173 und
188 nr. 15.
5) der Übergang des bereits im Urgriechischen antevokalisch
gewordenen e in t
a) in Geronthrä: -oxQccuog Vatersname eines Mannes aus
Gytheion Dorer u. Ach. I 45.
b) in Thalamä: xa(g) 61G) Forster 173 und 188 nr. 15.
Aus Böotien.
1. Wilhelm Vollgraff veröffentlicht im Bull, de
corr. 25[iqoi] S. 361 f. nr. 2 folgende jetzt im Museum von
1) Die Inschrift (aus dem 5. Jahrh. v. Chr.) lautet im Zusammen-
hang: Jtbg Kaßdrä. | IleintöL \ firsi. | &vsv || ? AEHION | rat, . . . .; ob
Z. 5 vor AEHION Zeichen verloren gegangen sind, läßt sich aus dem
Faksimile nicht erkennen; der Herausgeber vermutet [? Xty.r$Mov = lirj-
ciov von iliofiai ra propitiatory offering'. Z. 6 vielleicht rai[ä£6xöi]?
282 Richard Meister:
Theben befindliche, aus Thespiä stammende Inschrift und
umschreibt sie so:
OEOITYXAA ®iög. Tv%a ä-
rAOAA<t>IEITIA ya%ä. 'Ayüixt A-
PIZTOAAMAKAT Qiöxodd^ia xäx
TANENTOAANTQ xäv ivxoläv xä
5 TTAlAOXArEAOI Tcuidbg Ayiao H-
OPONEAEYOEPON uqov i?.sv&SQOV,
ETTIKATEAEYTAI iiti xa xsXevxccö-
EIAPIITOAAMAETT £i AyLöxodüpa. 'Eit-
IITE<t>ANQEMEN töxtcpavoiiuEV
10 AEIOPONTAMNAM de Eoqov xä iivä^i-
ATAENTYHPANAMI Uta iv xvg Tlava^C-
YIKHENTYIOOYYZKH vg xr) iv tvg &ovvg xr)
ENTYZHPAKAEIYZ.M iv xvg 'HQCCxXetvg . .
ENTTONAIAnOIMENTT
15 AIEYE . ONENIAYTONE iviavxbv i-
TTIMEAEIAIAEKATATAA itiaeleiag
PßTQZKHOPAIIArEAX xr) 6 Ttccig 'Aysccg
ENTHOEIKHKATEAIPEFII iv xr) fteCxr] xaxilme. Fi6-
TQPOAZKAAPIOX xcoQ o \4<5xlaiiiög.
Zu der vom Herausgeber nicht entzifferten Stelle bemerkt
Th. Homolle in einer Anmerkung dazu: cSi risquee que soit
la tentative de proposer une hypothese pour ce passage difficile
ä dechiffrer autant qu ä Interpreter, je crois qu'on peut tenir
pour presque certaine au moins la lecture des lignes 15 — 17:
ini\iele\x\ag (e pour rj) Öixcc [x]axaX\ ei\it(o — ou ini^ele\x]äg de
xu(xcL)xal[sC}7iG} — xcog xr) 6 italg 'Ayeag iv xr) fteixt] xccxiXme.
Ce sont des agents charges de surveiller l'execution des clauses
du eontrat, des ceremonies religieuses imposees. Au dessus,
1. 13 — 15, il est question de ceremonies a accomplir ä des epo-
ques determinees (iviccvxöv). IToCuev pourrait etre l'infinitif du
verbe ^otf'co(V); la ceremonie ou 1'offrande ä faire se cache dans
les mots . . ENTTONAIA, dont on ne trouve aucune transcription
satisfaisante; il semble qu'on doive lire KH ä la fin de la 1. 13.'
Beiträge z. griechischen Epigraphik ü. Dialektologie V. 283
Ich glaube, daß der Herausgeber an mehreren Stellen
die Buchstaben der schlecht geschriebenen Inschrift (fla gravure
est rnauvaise') verkannt hat, Statt ENTTONAIA Z. 14 vermute
ich auf dem Steine ENTTOYPIA, statt Tl|AIEYE . ON Z. 14/15:
nJAPEKAZTON und statt . M Z. 13 mit Th. HoMOLLE KH;
statt E;TTIMEAE!AI Z. 15/16 ist wohl nicht E|TTIMEAETAX, wie
Homolle vermutet, herzustellen, sondern E|TTIMEAEITAI, da
die Inschrift den gedehnten e-Laut nirgends durch E, sondern
überall (vgl. Z. 2. 13. 18) durch El ausdrückt. Es dürfte also
die zweite Hälfte der Inschrift folgendermaßen zu lesen sein:
"EnLötecpavae^ev || de Zöqov tä y,vä[i\ccta ev tvg navafiC\vg 10
xf} ev tvg &ovvg xrj | ev tvg 'HQuxleCvg [xif] | sv7Co[vq]uc itolaev
na[o\ e[xa6t]ov svtavtov e\7iL^eXeL\t\äg de xuta(ta)l[C]\itca 15
tag ni] 6 xaig "Äyiag ev tr\ freUi] xatelme. Fl6\zcoq 6
'Aöxlwniog.
Der Name des Sklaven ist mit böotischer Orthographie
(Verf., Gr. Dial. I 234, 3) Zögog für Zvqo$ geschrieben. Er
soll an den genannten drei Festen das Grabmal der Aristodama
bekränzen und Jahr für Jahr — wahrscheinlich allemal am
Todestage der Verstorbenen — ein Totenopfer darbringen.
evnovQta itoiuev steht wie lega notelv, ftvöiav itoielv. Böotisch
nolaev (aus note'niev) für noieiv kennen wir aus der großen
Inschrift mit den Weihungen der tanagräischen Frauen Revue
des et. gr. 12 [1899] S. 69 A, Z. 8. evTCovQiu steht für e^TtvQia.
= eyLTtvQu; das Wort epitvQiog = e^iTivQog ist aus der späteren
Literatur bekannt. i(i7tvQia sind nach der ursprünglichen
Bedeutung des Wortes Tieropfer, die am Grabe zu schlachten
und dann zu verbrennen waren; aber diese Blutopfer sind
allmählich seltener geworden und %oaC sowie andere Totenopfer,
z. B. Tiönava in Tiergestalt als Ersatz für das CeQslov, an ihre
Stelle getreten (Stengel, Die griech. Kultusaltertümer 131 f.:
cam längsten scheinen noch Hahnenopfer Sitte geblieben zu
sein'). Vom Freigelassenen vollends konnte ein kostspieliges
Tieropfer nicht verlangt werden. So ist wohl das Wort
ivitovQici in weiterem Sinne für cTotenopfer' zu fassen, wie
eyMVQa Soph. El. 405 f., vgl. Kaibels Kommentar dazu S. 133.
284 Richard Meister:
2. Perdrizet Bull, de corr. 23 f i8ggj S. 193 — 205: In-
schriften aus Akräphia.
In einer Rekrutenliste (S. 193 f. nr. I Z. 13) wird von
PEEDRIZET der Name angeführt: \A\xQt]cpCXXu 'Pddtizog. Der
Vatersname ist seltsam. Nun zeigt der Majuskeltext der In-
schrift an dieser Stelle vor PAAEITOZ eine Lücke von der
Größe eines Buchstabens. Der Herausgeber bemerkt darüber:
'Entre les deux noms un blanc; il ne semble pas qu'il y
ait eu ä cet endroit une lettre aujourd'hui effacee'. Aber die
Buchstaben dieser Inschrift sind nach dem Herausgeber fpeu
profondes'; man darf wohl die Vermutung aussprechen, daß
der Steinmetz Axq^IXXu [Qj^oädtiTog eingemeißelt hatte,
und daß der Buchstabe <1> jetzt vom Stein durch Abscheuerung
oder Verwitterung verschwunden ist. Die Eigennamen auf
-cfQud7]g sind häufig (Fick-Bechtel 281); mit dem böotischen
Kurznamen (froccÖEig OgccdeiTog vgl. böot. AiXug ACleixog
IG. 2809g. 28143. 282°56- 28243- 283I4, (XaQEig XuQEirog)
XocqeitCÖuo IG. IV 243o10. — Mit völliger Sicherheit läßt sich
der Rekrutenname in Z. 17 dieser Liste herstellen. Der
Majuskeltext zeigt AIMMEIITTEII!AO; der Herausgeber um-
schreibt . i{i[i£ig IJsLöCao- herzustellen ist [A]'C[i[i£ig. Das ist
ein zweistämmiger Kurzname mit Konsonantenverdopplung,
gebildet vom Vollnamen Atavaöxog , vgl. böotisch A'tfivccöru
IG. IV 748, Aiavaöriöag 3604, Ai^iva 55 5r
Ein anderer Stein (a. 0. S. 195 f.) mit einer Rekruten-
liste (Inschrift nr. III) enthält in Z. 1 1 einen Fehler des Stein-
metzen. Die Stelle lautet:
.... AqlGtgjv KuXXCTcna, 'OvuöiÖayiog APIZTO
KAEIIXOKAAEIZ AyuxHxQfw, 'A^Lvoxkstg SloÖcooco.
Pekdrizet schreibt mit Versetzung des O vor die beiden
TT : AQLöroK?.eiog. 2JxdX£cg und zitiert zu dem so gewonnenen
Namen UxäXsig dieHesychglossen: öxccXlg ' öxacpsiov] QxaXXCov
xvXCxiov ulxqqv. ol Ö£ öxaXXöv und Athen. 1 1, 498 a: öxuXXlov
xvXCxiov yuxQov, <p ö71£vöovölv AioXüg, cog Q>iXiqxüg yrjöiv
£v 'äruxTOig. Aber Personennamen sind von öxaXig öxaXXCov
nicht gebildet worden. Ich glaube, daß die zwei vom Stein-
Beiträge z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 285
metzen verschriebenen Namen so herzustellen sind: Mqlöxo-
xleiog, ZaxXstg; ein ZcoxXelg ZaxXeiog wird in einer anderen
Rekrutenliste aus Akräphia IG. IV 27i615 genannt. — Den
auf demselben Steine angeführten ArjxoXaog Z. 13 hat der
Herausgeber irrtümlich mit der Hesychglosse dt]xög- vöxsQog
zusammengebracht: 'drjtög doit etre un mot beotien: /lv\xa,
zJrjtLXog signifient soit la puinee, Je puine, soit Venfant post-
hume, soit Venfant venu apres terme, et Av\x6Xaog fait pendant
ä un mot connu ÜQcoxöXaog'. zlrjxoXaog steht vielmehr mit
böotischer Orthographie für zJcaxoXaog und gehört ebenso
wie die böotischen Kurznamen Arjxcc und Ar\xi%og zu ftuig
öaixög 'Schmaus' (Fick-Bechtel 89).
Auch auf dem nächsten Steine (a. 0. S. 196 ff.), der vier
Rekrutenlisten trägt, sind einige Steinmetzfehler noch nicht
verbessert. In der linken Kolumne des Steins Inschrift nr. V
Z. 23 steht als Rekrutenname AM4>mASSKA<t>IAO (clecture cer-
taine'), vom Herausgeber 'Apyuslag Zxacpkco umschrieben.
Beide Namen sind bedenklich. Ich glaube, daß wie auf dem
vorigen Steine durch Buchstabenversetzung Konfusion ent-
standen ist, und daß die Vorlage die bekannten Namen
%(i(piccg Karpiöiao hatte. — In derselben Liste steht Z. 27
der Name NIKOMAXOCTAPIOYOS, vom Herausgeber umschrieben
Nixö^ia%og TanCovog: 1a lecture de ce genitif est certaine,
et l'estampage la confirme.' Dann hat der Steinmetz einen
Fehler gemacht, denn die Genetivbildung widerstreitet dem
Dialekt, -tovog für -vog ist nach dem Dialekt Genetivendung
eines Kurznamens auf -vg, aber es darf nicht % vorausgehen,
sondern entweder X oder v oder ein Dental (Verf., Gr.
Dial. I 233); selten steht auch nach Sigma tov für v {Eiovvsöig'
IG. IV 1390, [&q\o6iov6xqoxov 4128,), niemals nach Labialen.
Ich hege deshalb die Vermutung, daß statt TAPIOYOS die
Vorlage des Steinmetzen TAAIOYOS hatte; wenn der Quer-
strich des P schräg abwärts geführt ist, läßt sich P von A
oft schwer unterscheiden. Böotisch TuXiovg TdXiovog für
TdXvg TdXvog ist ein Kurzname vom Stamme xaX- (xaXda,
xccXuög, xXr\vta)\ von demselben Stamme kennen wir die
286 K. Meister: Bettr. /. gr. Kpk.kapiiik u. Dialektologie V.
Personennamen TdXog in einem attischen Weihepigramm IG. I
Suppl. S. 163, nr. 373 a5, Ta/.si'd^g als Name eines Vasen-
malers (Pape-Benseler), TaAaog in ArgosIG. IV643, TecAaidrjg
in Großgriechenhmd [Gr. Xl\' 241 9, 2, TaXovXog (für TaAiUo?)
in der Grabinschrift eines in Attika bestatteten Mannes aus
Maroneia in Thrakien IG. III 2, 2565 , geschrieben Talovlog,
um gegenüber dem attischen v = w den «-Laut seiner heimi-
schen ionischen Mundart (vgl. 0. HOFPMANN, Gr. Dia! III 286)
zu bezeichnen.1) In Böotien selbst liegt mit der bei Kurz-
namen häufigen Konsonantenverdopplung Td.Xltog als adjek-
tivisches Patronymikon IG. 32o6u vor. — Gegenüber diesen
notwendigen Textkorrekturen darf man in der rechten Kolumne
des Steins, Inschrift nr. VII Z. 1 5, die Überlieferung in Schutz
nehmen. Der Name FA&ENIKßAAMOXAPIAAO, den Perdrizet
in der Umschrift nur in der Form vCxa /JupoyuQtäao wieder-
gibt, ist ohne Bedenken als Fadevtxa zJa[io%aQiduo anzuerkennen.
Der Vollname Fudevixog gehört zu den böotischen Kurznamen
Fddav IG. VII 2781g, FaÖCcov 3ob~>1 und zeigt im ersten Gliede
die Stammform fade- (vgl. fuvdävco, fddog), die sich zu der
Stammform fadi- (vgl. 'AdCXsag Thasos Fick-Bechtel 123)
in bekannter Weise, wie z. B. aQ%£- zu äg%i-, verhält.
3. Bizard veröffentlicht im Bull, de corr. 28 [1904] S. 431
nr. 2 eine Weihinschrift aus Theben, die er so umschreibt:
FIovQ'OÖGiQU Sc ycd.xtiQ
Evxayelv KoQÖcovdao xvg frivg.
Es ist aber Evxdyetv zu akzentuieren, denn es liegt der
Männername Evxdyrtg vor, mit böotischer Orthographie
Evtdyeig, Akkusativ Evxdyetv, wie böot. zJioytvsiv, /Ja\io-
xiXuv usw. (Verf., Gr. Dial. I 268), der uns jetzt in den Stand
setzt, die attische Grabinschrift Evxay.g Mtvdvd qov Üvct-
cpXvöxiog IG. II 3, 1864 zu ergänzen.
1) Die Inschrift lautet: rXavaiccg \ Talovlov \ Magcovirrig. Anders,
als ich es oben getan habe, erklärt Dittenbergek den Namen, da er
ihn (im Index zu IG. III) TaXovXog akzentuiert.
Dmckfertig erklärt 11. I. 1906.]
ÖFFENTLICHE SITZUNG BEIDER KLASSEN
AM 14. NOVEMBER 1905.
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth
Gesprochen von
Hermann Lipsius.
In der Morgenfrühe des 8. Juni d. J. entschlief Curt
Wachsmuth im erst begonnenen neunundsechzigsten Lehens-
jahre nach einer Krankheit ; die für uns nur nach wenigen
Wochen zählte; daß sie schon seit längerem sich vorbereitet
hatte, ist erst später uns bekannt geworden. Durch sein Hin-
scheiden ist in den Lehrkörper unserer Universität eine
schmerzlichst empfimdene Lücke gerissen; ein dauerndes An-
denken bleibt dem hervorragenden Lehrer in den dankbaren
Herzen seiner Schüler und Kollegen gesichert. Das Gedächtnis-
wort, das in unsrer Gesellschaft der Wissenschaften dem Ge-
schiedenen zu widmen eine Ehrenpflicht des nächststehenden
Arbeitsgenossen ist, darf nur seiner wissenschaftlichen Per-
sönlichkeit gelten. Aber so reich ist schon diese Aufgabe,
daß nur in knappen Zügen ihr zu entsprechen möglich ist.
Das Studium des klassischen Altertums hatte Wachsmuth
als den Beruf seines Lebens schon auf der Landesschule Pforta
sicher erkannt, der er als Sohn des nachbarlichen Naumburg
von seinem Vater, dem Gliede einer alten kursächsischen
Juristenfamilie, zugeführt worden war. Von den Lehrern der
ehrwürdigen Porta hat vorzugsweise der Platoniker Steinhart
auf ihn gewirkt; ihm ist er bis zu seinem Tode in Freundschaft
verbunden geblieben. Aber die Richtlinien für seine wissen-
schaftliche Arbeit hat er auf der Universität Bonn empfangen,
der er sich nach den ersten im frohen Jugendgenuß in Jena
verbrachten Semestern zugewendet hatte. Drei bedeutende
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVI1. 20
288 Hermann Lipsii s:
Lehrer hatten damals die philologischen Studien an der
ilieinisclieii Hochschule zu hoher Blüte geführt, Welcker,
RlTSCHL und Jahn. Zu den beiden letztgenannten trat er
in nähere persönliche Beziehung; beiden zusammen, praecep-
torum pari incomparabili, hat er seine Doktordissertation
im Jahre • 1 85g gewidmet, und hei der schon damals zwischen
ihnen eingetretenen Entfremdung war es ihm eine besondere
Genugtuung, daß diese gemeinsame Widmung von beiden,
zuerst von Jahn, dann auch von RlTSCHL angenommen wurde.
Die Dissertation, die bald danach in erweiterter Gestalt als
Buch erschien, versucht eine allseitige Würdigung des Krates
von Mallos, des Hauptes der Grammatikerschule von Pergamon,
in seinem Gegensatze zu der Schule von Alexandria, gegründet
auf eine vollständige Sammlung der damals bekannten Bruch-
stücke seiner Schriften. Wie weit Wachsmuth aber schon da-
mals den Kreis seiner Studien gezogen hatte, das zeigen zwei
Gratulationsschriften, die er kurz vor und kurz nach seiner
Dissertation zu veröffentlichen Veranlassung hatte. Seinen
Lehrer Welckek beglückwünschte er als Senior des Bonner
philologischen Seminars zum fünfzigjährigen Professorjubiläum
mit einer Schrift über den Skeptiker Timon von Phleius
und seine Sillen (1859). Dm Eigenart dieser satirischen
Poesie, die zur Bekämpfung der verschiedenen dogmatischen
Philosophenschulen hauptsächlich die Parodie homerischer
Verse verwendet, hat der jugendliche Verfasser aus ihren ver-
sprengten Trümmern so treffend bestimmt, daß, als er sein
Werkchen nach einem Vierteljahrhundert erneute (1885), er
wenig anderes hinzuzufügen fand, als die Erläuterung der
einzelnen Bruchstücke, mögen gleich seine Vermutungen über
die Anlage des Ganzen teilweise anfechtbar sein. In der anderen
Gratulationsschrift für einen nahen Verwandten, den Ober-
konsistorialpräsidenten GÖSCHEL behandelte er die Ansichten
der Stoiker über Mantik und Dämonen in ihrem Verhältnisse
zum Volksglauben (1860) und betrat damit ein Gebiet, dem in
der Folge sein besonderes Interesse zugewendet blieb. Auch
zu den griechischen Grammatikern ist er wiederholt zurück-
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 289
gekehrt, so mit der bald gefolgten Arbeit über die Phiakes
des Kallimachos, die den Plan dieses gewaltigen Katalogwerkes,
der Grundlage aller späteren literarhistorischen Forschung, zu-
erst ins Licht setzte, und mit den später anschließenden
Aufsätzen über die Stichometrie, die in der Streitfrage über
die Bedeutung der in den alten Exemplaren am Schluß der
Bücher vermerkten Stichen zahlen die Ansicht verfochten, daß
sie Raumzeilen, nicht Sinnzeilen angeben, die seitdem urkundliche
Bestätigung gefunden hat. Aber als nach kurzer Lehrtätigkeit
am Joachimstaischen Gymnasium in Berlin die Verleihung
des archäologischen Reisestipendiums ihm einen längeren
Aufenthalt in Italien ermöglichte, da waren es vor allem
die späteren Quellenwerke für die Geschichte der griechischen
Philosophie, denen seine Forschungen iu den Bibliotheken
von Florenz, Rom und Neapel galten. Allein noch ehe er
an die Nutzbarmachung der eingebrachten Ernte gehen konnte,
wurde er auf neue Bahnen geführt durch die Berufung in
das Sekrecariat der preußischen Gesandtschaft in Athen, dessen
damals übliche Übertragung an junge Philologen manch schöne
Frucht für unsere Wissenschaft gezeitigt hat. Nicht viele
Monate hat er in dieser Stellung gestanden, die wegen langer
Abwesenheit des Gesandten ihn stark in Anspruch nahm.
Eine schwere Erkrankung widerriet längeres Verweilen, und
so wurde lieber in Italien noch ein Winter zugebracht. Aber
doch sind damals Land und Volk der Hellenen und ihre Ge-
schichte in den Mittelpunkt seiner Studien getreten. Topo-
graphie von Athen und griechische Geschichte waren die
Vorlesungen, mit denen er als Privatdozent in Bonn seine
akademische Tätigkeit im Sommer und Winter 1863 eröffnete,
und wie die Reste antiker Vorstellungs weise, die das moderne
Griechentum bewahrt hat, sich wissenschaftlich verwerten
lassen, das zeigte er in dem Vortrag „Das alte Griechenland
im neuen'', der durch Anmerkungen und Anhang von ihm
zu einem Buche ausgestaltet wurde (1865) und bald weitere
Nachfolge fand. So war es auch eine Professur der alten
Geschichte, in die er schon nach drei Seraestern nach Marburg
•2U*
290 Hermann Lipsius:
berufen wurde. Wie er aber schon hier neben den historischen
auch einzelne philologische Kollegien gelesen hat, so hat er
auch bei seiner längeren Tätigkeit in Göttingen seit 1869
beider Lehrfächer zugleich gewaltet 7 so daß nach seinem
Weggange eine Teilung seiner Professur sich notwendig machte.
Und ebenso hat er dann seit 1877 in Heidelberg und bei
uns seit 1886 getan, schon ehe er nach dem Rücktritt von Georg
Voigt (1890) den förmlichen Lehrauftrag für alte Geschichte
erhielt. Aber auch seine wissenschaftliche Tätigkeit hat
gerade dadurch ihr eigentümliches Gepräge empfangen, daß
beide Studiengebiete, die jetzt weiter auseinander laufen, als
in ihrem Vorteile liegt, sich bei ihm zum einheitlichen Ganzen
verbanden und sich gegenseitig befruchteten.
Eine zweifache Aufgabe vor allem hatte Wachsmuth sich
bei Durchforschung der italienischen Bibliotheken gestellt, die
Grundlagen zu gewinnen für die unerläßliche Neubearbeitung
von zwei Sammelwerken, auf die wir für die Kenntnis der
griechischen Philosophie in wesentlichen Stücken angewiesen
sind. Einmal des Anthologion des Joannes von Stoboi,
das aus mehreren hunderten griechischen Schriftstellern
Exzerpte nach Kategorien der Physik und Ethik zusammen-
stellt. Eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Be-
arbeitung mußte nicht allein auf die reinere handschriftliche
Überlieferung des Werkes zurückgehen, sondern auch die Flori-
legien aus späterer Zeit heranziehen. Hier setzte Wachsmuth
mit seinen Studien zu den griechischen Elorilegien ein (gesammelt
1882, dazu die Abhandlung in der Festschrift zur Philologen-
versammlung in Karlsruhe 1882); in ihnen hat er zunächst
die Reste eines Florentiner Florileg-ium für die verwickelte
Textkritik des Stobaios nutzbar gemacht, zugleich aber die
Forschung über die Zusammenhänge der zahlreichen byzantini-
schen Gnomologien auf festen Grund gestellt, auf dem sie dann
von anderer Seite weiter fortgeführt werden konnte. So ge-
rüstet hat Wachsmuth von dem ersten, für die Philosophen
wichtigeren der beiden Teile, in die Stobaios Werk im Mittelalter
geschieden ist, von den sogenannten eclogae physicae et ethicae
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 291
eine wohl abschließende Ausgabe liefern können (1884); die
Bearbeitung- des zweiten Teiles hat auf seinen Wunsch 0. Hense
übernommen, aber bis jetzt nur zur Hälfte durchgefühlt. Nicht
minder sorgfältig hat WACHSMUTH eine Neubearbeitung der
Kompilation des Diogenes Laertios oder wie er ihn zu nennen
für richtiger hielt, des Laertios Diogenes vorbereitet, des
einzigen uns erhaltenen Gesamt werkes über Leben und Lehren
der Philosophen; aber auf die lange von ihm erhoffte Ausgabe
hat er schließlich verzichtet und die Aufgabe in die Hand
eines früheren Schülers gelegt, dem es eine Ehrenpflicht sein
wird sie im Sinne des Meisters zu lösen. Mehr zufällig wurde
Wachsmuth zur Herausgabe von Joannes Lydos' Buch über die
Himmelszeichen (1863) geführt. Die in den Handschriften
zersprengten Teile der Schrift, eines späten Ausläufers der
alten astronomischen Literatur gelang es ihm zu einem voll-
ständigen Ganzen zu vereinen und dem Texte zu reinerer
Gestalt zu verhelfen; zugleich machte er sie durch Unter-
suchungen über ihre Quellen und Beigabe verwandter Stücke
recht nutzbar, was in noch erhöhtem Grade von der (1897)
erneuten Ausgabe gilt. Zu den Stoikern ist er noch in zwei
Göttinger Universitätsschriften über die älteren Schulhäupter
Zenon und Kleanthes (1874) zurückgekehrt. Die zerstreuten
Bruchstücke ihrer Werke hat er, die des Kleanthes zuerst,
die des Zenon weit vollständiger als vor ihm geschehen,
zusammengebracht, sodaß der jüngste Bearbeiter der Fragmente
der Stoa hier ganz auf seinen Schultern steht.
Aber in der Editorentätigkeit waren die Leistungen von
Wachsmuth, soweit sie nach der philologischen Seite liegen,
keineswegs beschlossen. Mehr als andere liebte er es, Einzel-
ergebnisse seiner Forschung in Zeitschriften zu veröffentlichen.
Allein zu dem Rheinischen Museum, zu dessen Herausgebern
er in nächster Beziehung stand, hat er nahezu siebzig größere
oder kleinere Beiträge geliefert, sodaß abgesehen von den
letzten Jahren nur in wenigen Jahrgängen sein Name unter
den Mitarbeitern fehlt. In der Vielseitigkeit ihres Inhaltes
legen diese kleineren Arbeiten deutliches Zeugnis ab für die
292 Hermann Lipsius:
Weite seines Studienkreises. VVareu es zuerst namentlich
Mitteilungen aus seinen handschriftlichen Funden und Ver-
wertung neuer Inschriften, so erstreckten sie sich bald auf
die verschiedensten Teile der beiden Studiengebiete, in denen
er gleich heimisch war; auf dem philologischen gaben sie
besonders Beiträge zur Kritik und Exegese einer ganzen Reihe
antiker Schriftwerke, darunter manche so bedeutsame, wie
gleich der erste Aufsatz im Rheinischen Museum, in dem er
die Uneehtheit des vierten Buchs der Frontinschen Strateg-emata
überzeugend nachwies. Allen diesen Arbeiten aber gemeinsam
ist die vollkommene Beherrschung des mannigfachen Stoffs
und die Umsicht des überall auf den Kernpunkt dringenden
Urteils. Und wie sie Anregung geboten zu weiterer Forschung,
das kann ein Beispiel zeigen: auf die weit verbreitete Sitte.
Verwünschungen gegen Widersacher auf Tafeln von Blei zu
schreiben und diese einem Verstorbenen mit ins Grab zu
geben, um sie durch ihn den unterirdischen Gottheiten zu
empfehlen, oder sie auch an solchen Stätten niederzulegen,
die diesen Gottheiten geweiht waren — auf diese Sitte hat zuerst
Wachsmuth hingewiesen, und eine Anzahl solcher Fluchtafeln
zusammengestellt, während sie heute, nachdem die Aufmerksam-
keit auf sie gerichtet war, den Stoff zu zwei besonderen
Werken geliefert haben. Nur vereinzelt dagegen sind die
Fälle, in denen seine Ergebnisse weiterer Prüfung nicht Stand
gehalten haben, wie wenn er in der unter Xenophons Namen
überlief erteu Schrift vom Staate der Athener die lose Form
der Erörterung mit ihren wenig vermittelten Übergängen und
ihren nicht streng an das Thema sich bindenden Gedanken-
gängen nur aus einer tiefgehenden Zerrüttung der ursprünglichen
Komposition erklären zu können glaubte, die die Form des
Dialogs getragen habe, oder wenn er das in einer Athos-
handschrift zutage gekommene Bruchstück eines späten histo-
rischen Kompendiums des Aristodemos wegen seiner Gering-
wertigkeit für moderne Fälschung erklärte. Auf eins darf
ich nur hindeuten, weil ich an dieser Stella nicht von der
akademischen Wirksamkeit Wachsmuth.s zu sprechen habe.
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 293
Aber in dem Bilde auch seiner wissenschaftlichen Tätigkeit
würde doch eine wesentliche Lücke bleiben, wollte ich nicht
auf die vielfachen und fruchtbaren Anregungen wenigstens
hinweisen, denen zahlreiche Arbeiten seiner Schüler ihre
Entstehung verdankeu; und was wohl von den meisten aka-
demischen Lehrern gilt, das hat von ihm in besonderem Maße
gegolten, daß in vielen dieser Arbeiten es weit mehr als die
Anregung ist, die von ihm stammt, in den philologischen wie
den altgeschichtlichen. Von Wachsmuths eigenen Werken
aber liegen die bedeutendsten auf dem letzteren Gebiete.
Als Wachsmuth im Jahre 1861 den Boden Athens
betrat, da mußte er sofort inne werden, wie überaus schwierig
es ist zu einer festen Vorstellung von der alten Stadt zu
gelangen. Bei dem Schwanken der Meinungen selbst über
die fundamentalsten Fragen war es unerläßlich von möglichst
gesichertem Ausgangspunkt aus schrittweise und mit sorgfältig-
ster Einzelprüfung des gesamten literarischen wie monumentalen
Quellen materiales vorzugehen, ehe an die Entwerfung eines
Gesamtbilds gedacht werden konnte. Nur „Bausteine zur
Topographie von Athen'- betitelte darum Wachsmuth seinen
ersten bedeutsamen Aufsatz, und Bausteine überschrieb er auch
den ersten topographischen Teil seines großen Werkes „die
Stadt Athen im Altertum", dessen ersten Band er in dem ver-
heißungsvollen Jahre der Eröffnung des deutschen archäolo-
gischen Instituts in Athen (1874) erscheinen ließ. Aber diese
Bausteine sind zu unentbehrlichen Grundlagen jeder weiteren
topographischen Forschung geworden, selbst da, wo neu er-
schlossenes Material über sie hinausgeführt hat. Noch dauernderen
Bestand auch in seinen Ergebnissen darf man dem zweiten
Teile des Bandes, der Stadtgeschichte versprechen, die von
der später gefolgten Athenischen Stadtgeschichte von Ernst
Curtius schon um deren mehr dogmatischen Charakters
willen nicht überholt werden konnte. Selbst die am meisten
bekämpfte These \Y.\< hsmuths von der Entstehung Athens
durch Vereinigung vorher getrennter Siedelungen ist, wenigstens
was ihren Kernpunkt angeht, die Verbindung einer Ionier-
29 I I [ERMANN liii-sii s:
gemeinde mit der Burggemeinde, keineswegs widerlegt. Be-
sonderen Wert aber legte Wachsmutb noch auf eine andere
Betrachtungsweise, die er als die antiquarische bezeichnete:
das städtische Leben der Hellenen, wie es in Burg und Markt,
in Heiligtümern und öffentlichen Anlagen, in Wohnungen und
Gräbern in die Erscheinung trat, wollte er an dem muster-
gültigen Beispiele Athens zur Darstellung bringen, für das die
Aufgabe auch am ersten lösbar ist. Dieser Aufgabe, die vor
ihm überhaupt noch nicht in Angriff genommen war, hatte
er den zweiten Band seines Werkes bestimmt; nur die erste
Abteilung ist nach sechzehnjähriger Pause (1890) ans Licht
getreten, sie behandelt die Hafenstadt, die Straßen und
Quartiere der Stadt und ihren Markt, und zeichnet von dem
reich entwickelten Leben der einzigen Stadt ein leider nicht zur
Vollendung geführtes Bild. Aber näher als seine Fortführung
lag Wachsmuth ein anderes am Herzen. Nach dem Erscheinen
des ersten Bandes war die ortskundliche Forschung für Athen
eifriger als je zuvor betrieben, mannigfache Ausgrabungen
hatten wertvolle Aufschlüsse gebracht, aber nicht selten auch
neue Probleme zu den alten gefügt. Zu einem Teile dieser
Probleme hat Wachsmuth in den beiden Abhandlungen
Stellung genommen, die er neben zwei Gedächtnisreden zu
den Schriften unsrer Gesellschaft (Berichte 1887, Abhandlungen
1897) beigetragen hat; wohl berechtigt ist die Mahnung
zur Vorsicht gegenüber zu raschen Folgerungen aus den
Fundergebnissen, deren Notwendigkeit in der zweiten Ab-
handlung erwiesen wird. Danach hat die letzte größere Arbeit
Wachsmuths, sein Artikel Athen in Pauly-Wissowas Realen-
zyklopädie (1903) in knappem Umriß zusammengestellt, was
heute als gesicherte Grundlage für die athenische Topographie
gelten kann. Sein großes Werk ist darüber ein Torso geblieben,
und wird es leider wohl bleiben müssen. Für den ausstehenden
Teil haben sich nur wenige Blätter ausgearbeitet vorgefunden ;
im übrigen nur eine Sammlung von Materialien, überaus
umfassend und wohl geordnet, aber nur durch eine sehr
kundige Hand vermöchten sie Leben und Gestalt zu gewinnen.
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 295
In derselben Zeit wie für das Buch über Athen hat Wachs-
muth noch für ein anderes großes Werk den Plan entworfen und
in dem gleichen Jahre (1868) mit der gleichen Firma den
Verlao-svertrag geschlossen, für eine Geschichte der alexan-
drinisch-hellenischen Welt und ihrer Kultur. Auf drei Teile
war das Werk berechnet. Der erste sollte den Freistaat
Rhodos, seine Politik, seine Verfassung, seinen Handel, seine
wissenschaftliche und Kunstblüte behandeln, der zweite„Ägypten
unter den Ptolemäern" sollte in zwei Bänden nicht bloß die
ganze Einrichtung und Verwaltung, das religiöse, merkantile
und national -ökonomische Leben des Landes in allem Detail
vorführen, sondern, da die literarische Produktion der Zeit
in Alexandria ihren Mittelpunkt hatte, die Geschichte fast
der ganzen damaligen Wissenschaft umfassen. Den Schluß
sollten in einem dritten Teile die übrigen hellenistischen Reiche
bilden, zuerst das pergamenische Reich und die Attaler, dann
das seleukidisch-syrische Reich, zuletzt die kleineren asiatischen
Reiche unter hellenistischen Herrschern. Ein massenhaftes
Material von Notizen und Exzerpten aller Art hat sich auch
für dieses Werk wohlgeordnet in Wachsmuths Nachlaß vor-
gefunden und liefert den Beweis, wie das Ganze nach um-
fassenderen Gesichtspunkten geplant war, als was seitdem auf
dem gleichen Gebiete veröffentlicht worden ist. Aber kaum
hier und da zeigt ein Blatt den ersten Ansatz zu einer Ver-
arbeitung. Wie sich die Ausführung gestaltet haben würde,
läßt sich nur aus einigen Festreden abnehmen, zu denen er
mit Vorliebe den Gegenstand aus diesen Studien wählte, so
den Göttinger Reden „über Rhodos' Bedeutung für Handel
und Kultur in der Diadochenzeit" (1870) und „ein Bild der
Stadt Alexandria und ihres Lebens im Altertum" (1876, im
Manuskript in erweiterter Gestalt) und zuletzt der Leipziger
Rede „das Königtum der hellenistischen Zeit, besonders das
zu Pergamon" (1899). Mit welch eingehender Mitarbeit er
den gewaltigen Fortschritten der ägyptologischen Wissenschaft
gefolgt ist, dafür bürgt namentlich die Abhandlung über die
wirtschaftlichen Zustände in Ägypten während der griechisch-
296 1 1 i.i ; ai \\\ Lipsius:
römischen Zeit (1900), die das in WlLCKENS Publikation der
griechischen Ostraka erschlossene Material für die Wirtschafts-
geschiente von Ägypten verwertet.
Doppelt bedauern lassen uns solche Proben, daß WaCHS-
MUTH auf die Ausführung des wohl vorbereiteten Plans verzichtet
hat. Aber dieser Verzicht ist der Vollendung eines andern
Werkes zugute gekommen, zu dem kein anderer so wie er berufen
war, eben darum, Aveil der Philolog und der Historiker sicli
in ihm zur Einheit verbanden. Schon in seinem dritten Bonner
Dozentensemester hat WACHSMÜTH Einleitung in das Studium
der alten Geschichte gelesen und diese Vorlesung dann regel-
mäßig bis in die erst« Leipziger Zeit wiederholt. Seit dem
Sommer 1893 hat er sie nicht wieder gehalten, dafür aber bald
danach uns mit dem stattlichen Bande seiner Einleitung in das
Studium der Geschichte des Altertums beschenkt (1895), dem er
drei akademische Programme über den Universalhistoriker
Diodor und die ältesten griechischen Chronographen hatte
vorausgehen lassen. Die Quellen und Bearbeitungen der Ge-
schichte des Altertums in weitestem Wortsinne werden in dem
Werke dargelegt, von den Quellen die literarischen ebenso wie
die monumentalen, die ersteren allerdings mit der Beschränkung
auf die Historiker — eine Beschränkung, die man gegenüber
der politischen Literatur der Griechen bedauert hat, die aber
geboten schien gegenüber der Massenhaftigkeit des Stoffs, den
es zu bewältigen galt. Denn alle Kulturvölker der alten Welt
sind es, außer denen, die wir die klassischen nennen, Ägypter
und Assyrier wie die semitischen und eranischen Völker und
die noch im Nebel liegenden Hethiter, in deren Geschichte
der besondere Teil des Buches einführt, mit einer Sach-
kenntnis, die seinem Verfasser die ungeteilte Anerkennung
der Fachmänner eingetragen hat. Und nicht nur das ge-
lehrteste, sondern auch das reifste ist es von Wachsmuths
Werken, vor allem in der ruhigen Sicherheit des überall
sachlichen Urteils, das das Wichtige von dem Unwesentlichen,
das Feststehende von dem Unsicheren scharf zu scheiden
weiß, und darum nicht nur dem Anfänger einen zuverlässigen
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 297
Führer, sondern auch dem Kenner einen willkommenen Be-
rater bietet.
Es ist ein empfindlicher Verlust für die Wissenschaft,
daß dies bedeutendste Werk Wachsmuths sein letztes bleiben
sollte. Aber nur den wenigsten Sterblichen ist es vergönnt, sich
voll auszuleben, und verschwindend klein ist die Zahl der Aus-
erwählten, die ein langes, reiches Lebenswerk so zum Abschluß
haben führen dürfen, wie der große Gelehrte, zu dessen Ge-
dächtnis Wachsmuth heute vor zwei Jahren an dieser Stelle
gesprochen hat. Aber hat er selbst auch nicht zu diesen Glück-
lichen gezählt — was er hat vollenden können, es reicht aus,
seinen Namen in Ehren zu bewahren, so lange es eine Wissen-
schaft vom klassischen Altertum gibt, auf die die deutsche
Kultur nicht verzichten kann, ohne sich selbst zu gefährden.
Djruekfertig erklärt 9. XII .
Worte zum Gedächtnis an. Moritz Voigt.
Gesprochen von
Ludwig Mitteis.
In dem am 7. November zu Leipzig verstorbenen ordent-
lichen Honorarprofessor unserer Universität Dr. Moritz Voigt
hat die philologisch -historische Klasse der Gesellschaft der
Wissenschaften ihr ältestes Mitglied verloren und muß diesen
Verlust umso tiefer beklagen, als dieses ihr ältestes Mitglied
durch musterhafte Pflichttreue in der Erfüllung der aka-
demischen Aufgabe und durch unbedingte Hingebung an
unsern gemeinsamen Beruf allen Jüngeren vorausleuchtete.
Moritz Voigt war am 10. September 1826 in Leipzig
geboren und hat, abgesehen von kurzen, nur der unbedingt
erforderlichen Erholung gewidmeten Unterbrechungen seine
gesamte Lebenszeit daselbst zugebracht. Im Sommersemester
1853 als Privatdozent an der hiesigen Juristenfakultät zu-
gelassen, dann 1864 zum außerordentlichen, 1875 zum ordent-
lichen Honorarprofessor vorgerückt, ist er dem gelehrten
Beruf unentwegt treu geblieben und das Leben, welches vor
wenigen Tagen geendigt hat, ist ein ausschließlich der Wissen-
schaft und ihrer Lehre gewidmetes gewesen.
Wenn innerhalb der akademischen Lehrer nach Neigung
und individueller Anlage sich unterscheiden läßt zwischen
solchen, welche das Schwergewicht ihrer Tätigkeit auf die
Ausübung des Lehrberufs und solchen, welche dasselbe auf
die Fortbildung der Wissenschaft legen, hat Voigt unzweifel-
haft der letzteren Richtung angehört. Sein eindringliches,
die Dinge stets an ihrer tiefsten Wurzel erfassendes Naturell
300 Ludwig Mitteis:
erschwerte es ihm. sich zum ünterrichtszweck mit der Dar-
stellung einfachster 'iestalten und jener bloß relativen Wahr
heiten zu begnügen, welche allein dem (»eist des Anfängers
zugänglich sind. An sich selbst gewohnt, die Probleme stets
zu ihrem vollen Umfang auszuspannen, war er nicht der Mann.
andern seine Wissenschaft nur in Stücken zu geben. So lag
denn, obwohl er die Unterrichtstätigkeit bis in sein Alter
mit der größten Gewissenhaftigkeit fortgeführt hat, seine
eigentliche Bedeutung in der Forschung und ist er Akademiker
mehr in dem rein gelehrten Sinne gewesen, in welchem wir
ihn in England und Frankreich schärfer als bei uns in
Deutschland ausgeprägt finden.
Durch Erziehung und Anlage war VOIGT in seinen
wissenschaftlichen Arbeiten von Anfang an auf eine streng
historische Richtung hingewiesen. Er war Jurist und zwar
Romanist, und an sich hätte dies ihn befähigt, neben der
historischen auch die dogmatische Seite seiner Berufsbilduno-
zur Geltung zu bringen; aber er hat juristische Arbeit im
engern Sinn abgelehnt, seit er erkannt zu haben glaubte, „daß
man", wie er sagte, „nicht gleichzeitig Rechtsdogmatik er und
Historiker sein könne." Darum sind die Ansätze zu dogma-
tischer Untersuchung, welche sein Buch über die Kondiktionen
des römischen Rechts (1862) notwendig mit sich brachte,
unentwickelt geblieben und ist er reiner Historiker geworden.
Als solcher ist er ein Ausläufer und zwar der letzte Aus-
läufer der Schule, wie sie in der ersten Hälfte und Mitte des
vorigen Jahrhunderts gewesen ist. Als Leitsterne dienten ihm
für die römische Geschichte Niebuhr, Drumann, Schwegler,
Rübino und GÖTTLESTO, für die Recktsgeschiehte im engern
Sinn Savigny und Puchta. In der Gedankenwelt dieser
Meister hat er fortgelebt und — hierin liegt seine Eigenart
— versucht, sie für sich allein weiter- und auszubauen.
Er lehnte damit ein Doppeltes ab. Erstens die Teilnahme
an den besonderen rechtshistorischen Interessen, welche der
Fortschritt der Rechtsdogmatik vielfach mit sich brachte.
Die Jurisprudenz ist eine der Geschichte überall nahe-
Wobte zum Gedächtnis ax Moritz Voigt. ;'><<1
stellende Wissenschaft, welche fortwährend an die erstere
Frao-en zu stellen hat; aber der Inhalt dieser Fragen muß sich
im Laufe der Zeit vielfach verändern. Auf diese veränderte
Fragestellung ließ sich Voigt nicht ein: ihm ist die Geschichte
eine Wahrheit, die man suchen soll nicht weil man sie braucht,
sondern weil sie ist, und er fürchtet der Geschichte eine
falsche Antwort zu suggerieren, wenn er mit bestimmten
Fragen an sie herantritt. Man kann diesen Standpunkt miß-
billigen: man kann ihm entgegenhalten, daß aller Geschichte,
damit sie lebendig werde, doch ein Leben eingehaucht
werden muß, welches wir nur von unserm Leben nehmen
können. Aber anderseits hat dieser Standpunkt eine gewisse
Berechtigung insofern, als er unbedingt gegen die Gefahr schützt,
moderne Anschauungen am unrechten Platz in die Vergangen-
heit hineinzutragen, und außerdem verdient diese voraussetzungs-
lose Forschung auch darum besondere Achtung, weil sie das
Opfer bringt auf den praktischen Tageserfolg unbedingt zu
verzichten.
Bedenklicher war es, wenn Voigt auch darin auf einen
Isolierboden trat, daß er von den Resultaten andrer Historiker
Gebrauch zu machen verschmähte. In stolzem Selbstvertrauen
und von dem Bewußtsein einer allerdings umfassenden Gelehr-
samkeit getragen, lehnte er es durchaus ab, in die neuen
Ideenkreise einzutreten, welche namentlich durch MOMMSENS
bahnbrechendes Auftreten der römischen Rechtsgeschichte wie
jedem andern Zweig der Altertumswissenschaft eröffnet wurden.
Insbesondere an jener größten Errungenschaft der verjüngten
Altertumskunde hat er nie Anteil genommen, welche darin
besteht, die Grenzen unserer Kenntnis scharf und sicher ab-
zustecken und alles, was jenseits liegt, aus dem Kreis der
Wissenschaft zu verbannen. Und wie er in diesem Betracht
als getreuer Anhänger einer früheren, eigentlich schon von
Niebuhr und Savigny mißbilligten Richtung über das Maß
der vorhandenen Quellen in die Konstruktion hineinschreitet,
bleibt er, auch in diesem Sinn den Traditionen seiner Jugend-
zeit folgend, dem Wortlaut dieser Quellen, so weit sie reichen,
802 Ludwig Mitteis:
unbedingt ergeben und weist die moderne Quellenkritik von
sich zurück.
Solche Einseitigkeit ist meist von einem starken Willen
getragen, und in der Tat ist die Kraft des Willens, welche
sich in Voigts literarischen Arbeiten äußert, von seltener
Intensität. Dies tritt am stärksten hervor in demjenigen
Werk, welches als sein Hauptwerk zu betrachten sein dürfte,
dem vierbändigen Mus naturale aequum et bonum und jus
gentium' der Römer. Der Grundgedanke desselben ist wohl
ein ähnlicher wie er Iherings Geist des römischen Rechts
zugrunde liegt, nämlich die Evolution des Rechts aus seinen
primitiven Uranfängen zu einem höheren freieren System des
sozialen Rechts zu verfolgen. Nur greift Voigt insofern
weiter, als er diese Gedanken nicht bloß wie Ihering für die
Geschichte des Privatrechts, sondern auch für die Verfassungs-
geschiente durchzuführen sucht, ein Plan, welcher unstreitig
die größere Vollkommenheit der Resultate ermöglicht. Voll-
befriedigend ist das eine Werk so wenig wie das andere.
Doch ist entsprechend dem Naturell beider Forscher der Ver-
lauf bei beiden ein entgegengesetzter. Während Ihering immer
mehr in die Höhe und über seinen Stoff hinaus in allgemeine
rechtsphilosophische Betrachtungen getragen wird, bohrt sich
Voigt immer tiefer ins einzelne hinein. Doch hat er, im
Gegensatz zu Ihering, für sein Werk wenigstens den äußern
Abschluß gefunden, wie denn seine zähe Energie darin be-
sonders hervortritt, daß er die groß angelegten Werke, die
er immer wieder unternommen hat, nie als Torsi im Stich ließ.
Voigts in diesem Werke sich so stark ausprägende
Arbeitsweise hat aus den bereits früher angedeuteten Gründen
manchen Widerspruch erfahren; aber man soll auch nicht
vergessen, daß seinen Untersuchungen stets ein kräftiger und
vielfach auch sehr gesunder Gedankennerv zugrunde liegt.
Im Jus naturale ist insbesondere der zweite Band von Be-
deutung, insofern Voigt hier, seiner Zeit vorauseilend, zuerst
eine Darstellung des römischen Provinzialrechts und seines
Verhältnisses zum Reichsrecht, sowie überhaupt des römischen
Worte zum Gedächtnis an Moritz-Voigt. 303
Rechts zum Hellenismus unternommen hat. Der Versuch
ist allerdings aus mehr denn einem Grund, vor allem aber
schon deswegen gescheitert, weil er zu früh, das heißt zu
einer Zeit unternommen wurde, wo zulängliche Quellen für
diese heut immer mehr in den Vordergrund tretende Forschung
fehlten. Er ist darum fast gänzlich in Vergessenheit geraten,
und nur wenigen Gelehrten, wie vor allem Heineich Degenkolb
in seiner feinsinnigen Rektoratsrede über Rechtseiuheit und
Rechtsnationalität im römischen Reich (1884) sind diese Fragen
im Bewußtsein geblieben; aber jene, welchen heute dieses Ge-
biet am Herzen liegt, dürfen nicht verkennen, daß Voigt es
schon früher mit sehnendem Auge aus der Ferne geschaut hat.
Dem Jus naturale folgte 1883 das zweibändige Werk
über die Zwölftafeln und 1891 — 1903 die römische Rechts-
geschichte (3 Bände.) Die Gewalt der Arbeitskraft ist in
beiden die gleiche, und gleich auch die bewundernswerte Geduld,
mit welcher aus allen Teilen eines fast unübersehbaren Arbeits-
gebiets die Steine zum Bau herangetragen werden. Doch
macht sich in dem erstgenannten Werke, welches in eine
dämmerige Periode der römischen Rechtsgeschichte zurückgreift,
Voigts Subjektivität stärker geltend als in dem letzteren, wo
der Bauplan vielfach sicher vorgezeichnet war, und darum
wird dieses letztere, das wohl als sein wissenschaftliches
Vermächtnis gelten kann, bei der ungeheuren Stoffmenge,
welche es bietet, voraussichtlich auf längere Zeit seinen Wert
behalten.
Für diese umfassenden Werke hat Voigt sich die Voraus-
setzungen in zahlreichen Spezialuntersuchungen beschafft.
Diese hat er seit 1871 ausschließlich in den Berichten und
Abhandlungen unserer Gesellschaft veröffentlicht, in welchen
sie eine äußerst stattliche Reihe bilden. Die Festschrift der
Gesellschaft zu ihrer fünfzigjährigen . Jubelfeier von 1896
zählt deren nicht weniger als achtzehn auf, wozu seit jener
Zeit noch vier hinzugekommen sind. Die verschiedensten
Materien behandelnd sind sie ein beredtes Zeugnis der viel-
seitigen Arbeit ihres Verfassers, und mehr denn eine von
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVII. 21
:'><»4 L. Mitteis: Worte zum Gedächtnis an Moritz Voigt.
ihnen, wir insbesondere die Untersuchung über den Bedeutungs-
Wechsel gewisser, die Zurechnung einer Tat bezeichnenden
lateinischen Ausdrücke, sowie jene über die Bankiers der
Körner und nicht minder die über die Entwicklung des Pignus
zum Rechtsinstitut haben die Literatur ihrer Zeit kräftig
o
beeinflußt.
VOIGTS Stellung in der Literatur ist eine eigenartige.
Vermöge seines oben geschilderten Verhältnisses zu der
modernen Forschung ist es allmählich einsam um ihn geworden,
und doch war seine wissenschaftliche Kraft zu groß, als daß
er hätte vergessen werden können. Oft genug hat er mit
einem kräftigen Vorstoß die Aufmerksamkeit und selbst die
Nachfolge solcher erzielt, welche methodisch seine Gregner
waren. Größer noch als in Deutschland war seine Anhänger-
schaft in Italien und teilweise in Frankreich. Namentlich in
Italien sind seine Schriften viel benutzt worden. Aber selbst
diejenigen, welche bei uns manchen seiner Lehren skeptisch
gegenüberstanden, erkennen doch den tiefen wissenschaftlichen
und darum auch sittlichen Ernst an, welcher seiner hingebenden
Bemühung, seinem unausgesetzten Ringen nach der Wahrheit
zugrunde liegt, sowie die eminente Gelehrsamkeit, welche
jedes seiner Werke zu einer wahren Fundgrube historischer
Tatsachen macht. Man mag über vieles anders denken als
er; aber wer hat die Wahrheit? Mit ihm ist eine bedeutende
Individualität dahin gegangen; ein Gelehrter, dessen Namen
weit über die Grenzen Deutschlands in den Kreisen der Fach-
genossen wohl bekannt und geachtet war und der in der
Literaturgeschichte der römischen Rechtskunde unter den
Jüngern Savignys stets als einer der treuesten und hin-
gehendsten wird genannt werden müssen.
Druckfertig erklart 16. Xll. 805]
<
Protektor der Königlich Sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Ehrenmitglied.
Seine Exzellenz der Staatsminister des Kultus und öffentlichen
Unterrichts Dr. Kurt Damm Paul v. Seydeiviiz.
Ordentliche einheimische Mitglieder der philologisch-
historischen Klasse.
Geheimer Rat Ernst Windisch in Leipzig, Sekretär der philol.-
histor. Klasse bis Ende des Jahres 1906.
Geheimer Rat Hermann Lipsius in Leipzig, stellvertretender
Sekretär der philol.-histor. Klasse bis Ende des Jahres igo6.
Professor Adolf Birch-Hirschfeld in Leipzig.
Geheimer Hofrat Friedrich Karl Brugmann in Leipzig.
- Karl Bücher in Leipzig.
Professor Berthold Delbrück in Jena.
August Fischer in Leipzig.
Geheimer Hofrat Oscar v. Gebhardt in Leipzig.
Heinrich Geizer in Jena,
Georg Götz in Jena.
Geheimer Kirchenrat Albert Hauch in Leipzig.
Geheimer Rat Max Heinze in Leipzig.
Geheimer Hof rat Rudolf Hirzel in Jena.
Oberschulrat Friedrich Otto Hidtsch in Dresden-Striesen.
Professor Albert Röster in Leipzig.
Geheimer Hofrat Karl Lamprecht in Leipzig.
August Leskien in Leipzig.
1905. a
II Mitglieder -Verzeichnis.
Professor Friedrich Marx in Leipzig.
Eichard Meister in Leipzig.
Geheimer Hofrat Lmtirig Mittiis in Leipzig.
Professor "Eugen Mogk in Leipzig.
Oberstudienrat Hermann Peter in Meißen.
Wilhelm Röscher in Dresden.
Professor August Schmarsoiv in Leipzig.
! lotrat Theodor Schreiber in Leipzig.
Professor Gerhard Seeliger in Leipzig.
(iclicimcr Hofrat Eduard Sievers in Leipzig.
Geheimer Rat Rudolph Sohm in Leipzig.
Professor Georg Steindorff in Leipzig.
Wilhelm Stieda in Leipzig.
- Franz Studniczka in Leipzig.
Geheimer Hofrat Georg Treu in Dresden.
Richard Paul Wülker in Leipzig.
Professor Heinrich Zimmern in Leipzig.
Frühere ordentliche einheimische, gegenwärtig auswärtige
Mitglieder der philologisch-historischen Klasse.
Geheimer Hofrat Lujo Brentano in München.
Professor Friedrich Delitzsch in Berlin.
Geheimer Hofrat Erich Mareks in Heidelberg.
Hofrat Friedrich Kluge in Freiburg i. B.
Geheimer Regierungsrat Eberhard Schröder in Berlin.
Ordentliche einheimische Mitglieder der mathematisch-
physischen Klasse.
Geheimer Rat Ferdinand Zirkel in Leipzig, Sekretär der mathem.-
phys. Klasse bis Ende des Jahres 1905.
Geheimer Bergrat Hermann Credner in Leipzig, stellvertretender
Sekretär der mathem.-phys. Klasse bis Ende des Jahres 1905.
Geheimer Hofrat Ernst Beckmann in Leipzig.
Wilhelm Biedermann in Jena.
Geheimer Medizinalrat Rudolf Böhm in Leipzig.
Geheimer Hofrat Heinrich Bruns in Leipzig.
Mitglieder -Verzeichnis. III
Geheimer Hofrat Karl Chun in Leipzig.
Professor Theodor Des Coudres in Leipzig.
Dr. Wilhelm Feddersen in Leipzig.
Professor Otto Fischer in Leipzig.
Geheimer Medizinalrat Paul Flechsig in Leipzig.
Geheimer Hofrat Wilhelm Hallwachs in Dresden.
Professor Arthur Hantzsch in Leipzig.
Geheimer Medizinalrat Ewald Hering in Leipzig.
Professor Otto Holder in Leipzig.
Geheimer Hofrat Ludivig Knorr in Jena.
Martin Krause in Dresden.
Geheimer Medizinalrat Felix Marchand in Leipzig.
Professor Adolph Mayer in Leipzig.
Geheimer Hofrat Ernst von Meyer in Dresden.
Wilhelm Müller in Jena.
- Carl Neumann in Leipzig.
Wirklicher Staatsrat Professor Arthur v. Oettingen in Leipzig.
Geheimer Hofrat Wilhelm Ostwald in Leipzig.
Wilhelm Pfeffer in Leipzig.
Hofrat Karl Bdbl in Leipzig.
Geheimer Hofrat Karl Hohn in Leipzig.
Wilhelm Scheibner in Leipzig.
Professor Ernst Stahl in Jena.
Geheimer Hofrat Johannes Thomae in Jena.
— August Topler in Dresden.
Professor Otto Wiener in Leipzig.
Geheimer Rat Wilhelm Wimdt in Leipzig.
Gustav Anton Zeuner in Dresden.
Außerordentliche Mitglieder der mathematisch-physischen-
Klasse.
Professor Karl Correns in Leipzig.
Joharmes Felix in Leipzig.
Hans Held in Leipzig.
Max Siegfried in Leipzig.
Otto zur Strassen in Leipzig.
I\ M
Kil.lKDKK- \ Kl:/Kli IIMS
IVühere ordentliche einheimische, i>-p<*enwärtiy- auswärtige
Mitglieder der mathematisch-physischen Klasse.
Geheimrat Ludwig Boltzmann in Wien.
Professor Friedrich Engel in Greifswald.
Geheimer Regierungsrat Felix Klein in Gültingfii.
Archivar
Ernst Robert Abendroth in Leipzig.
Verstorbene Mitglieder.
Ehrenmitglieder.
Falkenstein, Johann Paul von, 1882.
Gerber, Carl Friedrich von, 1891.
Wietersheim, Karl August Wilhelm Eduard von, 1865.
Philologisch -historische Klasse.
Albrecht, Eduard, 1876. Gersdorf, Ernst Gotthelf, 1874.
Ammon, Christoph Friedrich von, Gattung, Carl, 1869.
1850. Gutschmid, Hermann Alfred von,
Becker, Wilhelm Adolf, 1846. 1887.
Berger, Hugo, 1904. Hänel, Gustav, 1878.
Böhtlingk, Otto, 1904. Hand, Ferdinand, 185 1.
Brockhaus, Hermann, 1877. Hartenstein, Gustav, 1890.
Bursian, Conrad, 1883. Hasse, Friedrich Christian Au-
Curtius, Georg, 1885. gust, 1848.
Broysen, Johann Gustav, 1884. Haupt, Moritz, 1874.
öfters, 6reor<7, 1898. Hermann, Gottfried, 1848.
.Efterf, Adolf, 1890. Jacobs, Friedrich. 1847.
Fleckeisen, Alfred, 1899. Jer/m, Ofto, 1869.
Fleischer, Heinr. Leberecht, 1888. Janitschek, Hubert, 1893.
Flügel, Gustav, 1870. Köhler, Reinhold, 1892.
Franke, Friedrich, 187 1. Krehl, Ludolf, 1901.
Gabelentz, Hans Conon von der, Lange, Ludwig, 1885.
1874. Marquardt, Carl Joachim, 1882.
Gabelentz, Hans Georg Conon Maurenbrecher, Wilhelm, 1892.
w» der, 1893. Miaskowski, August von, 1899.
Mitglieder -Verzeichnis.
Michelsen , Andreas Ludwig
Jacob, 1881.
Mommsen, Theodor, 1903.
Nipperdey, Carl, 1875.
Noorden, Carl von, 1883.
Overbeck, Johannes Adolf. 1895.
Pertsch, Wilhelm, 1899.
Peschel, Oscar Ferdinand, 1875.
Preller, Ludwig, 1861.
Batsei, Friedrich, 1904.
Bibbeck, Otto, 1898.
Ritschi, Friedrich Wilhelm. 1876.
Bohde, Erwin, 1898.
Boscher, Wilhelm, 1894.
Buge, Sophus, 1903.
Sauppe, Hermann, 1893.
Schleicher, August, 1868.
Seidler, August, 1851.
Seyffarth, Gustav, 1885.
6'ocm, Albert, 1899.
Springer, Anton, 1891.
Stark, Carl Bernhard, 1879.
Stobbe, Johann Ernst Otto, 1887.
Twcä, Friedrich, 1867.
Ukert, Friedrich August. 1 85 1.
Foi#^ Georg, 1891.
7oi#f, Moritz, 1905.
Wachsmuth, Curt, 1905.
Wachsmuth, Wilhelm, 1866.
T'Fäcftter, CarZ Georg von, 1880.
Wesfermaww, -4wfow, 1869.
Zarncke, Friedrich, 1891.
Mathematisch-physische Klasse.
J.b&e, Ernst, 1905.
d' Arrest, Heinrich, 1875.
Baltzer, Heinrich Bichard, 1887.
Bezold, Ludivig Albert Wilhelm
von, 1868.
Braune, Christian Wilhelm. 1892.
Bruhns, Carl, 1881.
Carus, Carl Gustav, 1869.
Carus, Julius Victor, 1903.
Cohnheim, Julius, 1884.
Döber einer, Johann Wolf gang,
1849.
Drobisch, Moritz Wilhelm, 1896.
Erdmann, Otto Linne, 1869.
Fechner, Gustav Theodor, 1887.
Funke, Otto, 1879.
Gegenbaur, Carl, 1903.
Geinitz, Hans Bruno, 1900.
Hankel, Wilhelm Gottlieb, 1899.
Hansen, Peter Andreas, 1874.
Harnack. Axel. 1888.
-Efts, Wilhelm, 1904.
Hofmeister, Wilhelm, 1877.
Huschke, Emil, 1858.
Knop. Johann August Ludwig
Wilhelm, 1891.
Kolbe, Hermann, 1884.
Krüger, Adalbert, 1896.
Kunze, Gustav, 1851.
Lehmann, Carl Gotthelf. 1863.
Leuckart, Budolph, 1898.
Z^e, Sophus, 1899.
Lindenau, Bernhard August von,
1854.
Ludwig, Carl, 1895.
Marchand, Bichard Felix, 1850.
Mettenius, Georg, 1866.
Möbius, August Ferdinand, 1868.
Naumann, Carl Friedrich, 1873.
Pöppig, Eduard, 1868.
Beich, Ferdinand, 1882.
Bichthofen, Ferdinand v., 1905.
VI
Mitglieder -Verzeichnis.
Scheerer, Theodor, i B75.
Schenk, August, i8gi.
Schieiden, Matthias Jacob, 1881.
S( h lömilch , Oscar , 1 90 1 .
Schmitt, Budolf Wilhelm, 1898.
Schioägrichen, Christian Fried-
rich, 1853.
Sn heck, Ludwig Friedrich Wil-
helm August, 1849.
Stein, Samuel Friedrich Natha-
nael von, 1885.
Stohmann, Friedrich, 1897.
Volkmann, Alfred Wilhelm, 1877.
Weber, Eduard Friedrich, 1871.
Weber, Ernst Heinrich, 1878.
Weber, Wilhelm, 1 89 1 .
Wiedemann, Gustav, 1899.
Winkt er, Clemens, 1904.
Wislicenus, Johannes, 1902.
Zöllner, Johann Carl Friedrich,
1882.
Leipzig, am 31. Dezember 1905.
Verzeichnis
der bei der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften im Jahre 1905 eingegangenen Schriften.
1. Von gelehrten Gesellschaften, Universitäten und öffentlichen
Behörden herausgegebene und periodische Schriften.
Deutschland.
Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Aus d. J. 1904. Berlin d. J.
Sitzungsberichte der Königl. Preuß. Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
1904, No. 41 — 53. 1905, No. 1 — 38. Berlin d. J.
Politische Korrespondenz Friedrichs d. Gr. Bd. 30. Berlin 1905.
Acta Borussica. Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im
18. Jahrh. Herausg. von der Königl. Akademie der Wissenschaften:
Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung-
Preußens im 18. Jahrhundert. Bd. 7. — Ergbd. Die Briefe König
Friedrich Wilhelms I. an den Fürsten Leopold zu Anhalt -Dessau
1704— 1740. Berlin 1904. 05.
Kekule von Stradonitz , Ueitih., Echelos und Basile. Attisches Relief
aus Rhodos. 65. Programm zum Winckelmannsfeste der Archäo-
logischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin 1905.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. 37,
No. 18. Jahrg. 38, No. 1 — 17. Berlin 1904. 05.
Die Fortschritte der Physik im J. 1904. Dargestellt von der Physi-
kalischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. 60. Abt. 1 — 3. Braun-
schweig 1905.
Verhandlungen der deutschen physikalischen Gesellschaft. Jahrg. 6,
No. 10—24. Jahrg. 7, No. 1. 2. Berlin 1904. 05.
Centralblatt für Physiologie. Unter Mitwirkung der Physiologischen
Gesellschaft zu Berlin herausgegeben. Bd. 18 (Jahrg. 1904),
No. 20 — 26. Bd. 19 (Jahrg. 1905), No. 1 — 18. — Bibliographia
physiologica. Ser. III. Bd. 1. No. 1. 2. Berlin 1904. 05.
Verhandlungen der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. 29
(1904/05), No. 5 — 15. Berlin d. J.
Abhandlungen der Kgl. Preuß. geolog. Landesanstalt N. F. H. 43. 44.
Berlin 1904. 05.
\ \\\ Verzeichnis deh eingegangenen Schriften.
Wissenschaftliche Abhandlungen der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt I5d. 4. II. 2. Berlin 1905.
Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Jahre 1904.
S. A. Berlin d. J
Mit ihr, Di»- geschichtliche Kntwickelung der farbigen Photographie.
Rede in der Halle der Kgl. Technischen Hochschule. Berlin 1905.
Verein deutscher Ingenieure. Leitfaden für das Technolexikon. 2. Aufl.
- Jansen, Herb., Verzeichnis der Fremdwörter im Deutschen, bei
denen verschiedene Schreibungen zulässig sind. 2. Aufl. Berlin 1905.
Bonner Jahrbücher. Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreundeu im
Rheinlande. H. 111/112 u. Tafelbd. Bonn 1904.
Zweiundachtzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Kultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten
und Veränderungen der Gesellschaft im J. 1904 u. Ergb. zum
81. Jahresber. Breslau 1904. 05.
Schriften der Xaturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. 11.
H. 1 — 3. — Katalog der Bibliothek. H. 1. Danzig 1904. 05.
Zeitschrift des k sächsischen statistischen Bureaus. Jahrg 50, No. 3. 4.
Jahrg. 51, No. 1. — Normalkalender für das Königr. Sachsen auf
d. J. 1906. — Statistisches Jahrbuch für das Königr. Sachsen.
Jahrg. 33. Dresden 1904. 05.
Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden.
Sitzungsber. 1901/02. 1903/04. 1904/05. München 1902. 05. — Ver-
zeichnis der Büchersammlung. Dresden 1905.
Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesell-
schaft Isis in Dresden. Jahrg. 1904, Jul. — Dez. 1905, Jan. — Jun.
Dresden d J.
Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen an der Kgl. Sachs. Tech-
nischen Hochschule f. d. Sommersem. 1905 u. Wintersem. 1905/06. —
Personalverzeichnis der Kgl. Sachs. Techn. Hochschule f. d. Sommer-
sem. 1905 u. Wintersem. 1905/od.
Mitteilungen der Pollichia, eines naturwissenschaftlichen Vereins der
Rheinpfalz. No. 20. 21. Jahrg. 61. 62. Dürkheim a. d. H. 1904. 05.
Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Bd. 19. Beiträge zur
Geschichte des Niederrheins. Düsseldorf 1905.
Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von
Erfurt. H. 25. Erfurt 1904.
Sitzungsberichte der physikal. -medizinischen Societät in Erlangen.
H. 36 (1904). Erlangen 1905.
Jahresbericht des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. f. das
Rechnungsjahr 1903/04. Frankfurt 1905.
Helios. Abhandlungen und monatliche Mitteilungen aus dem Gesamt-
gebiete der Naturwissenschaften. Organ des Naturwissensch. Vereins
des Reg.-Bezirks Frankfurt. Jahrg. 22. Berlin 1905.
Jahrbuch f. d. Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf
d. Jahr 1905. Freiberg d. J.
Programm der Kgl. Sachs. Bergakademie zu Freiberg f. d. J. 1905/06.
Freiberg 1905.
Verzeichnis der Vorlesungen auf der Großherzogl. Hessischen Ludwigs-
Univers. zu Gießen. Sommer 1905, Winter 1905/06; Personal-
Verzeichnis deh eingegangenen Schriften. IX
bestand W. 1904/05, S. 1905. — Promotionsordnungen. -- Ordnung
der ärztlichen Vorprüfung. — Studienplan für die Studierenden der
Veterinärmedizin. — Dsg. für Mathematik. — Prüfungsordnung für
Tierzuchtinspektoren und Landwirte. — Drews, P., Die Ordination,
Prüfung und Lehrverpflichtung der Ordinanden in Wittenberg 1535
(Progr.). — Vossius, A., Die Augenheilkunde im Mittelalter und
ihre Entwickelung im in. Jahrh. (Festrede). Gießen 1904. 05. —
in Dissertationen a. d. J. 1904/05.
Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde. 34.
Gießen 1905.
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
N. F. Philologisch-historische Klasse. Bd. 8. No. 3—6. Math.-phys.
Klasse. Bd. 3. No. 2—4. Bd. 4. No. 1. 3. 4. Göttingen 1904. 05.
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen. Math.-phys. Kl. 1904, No. 6. 1905, No. 1—3. Philol.-
hist. Kl. 1904, No. 4. 5. 1905, No. 1—3. Geschäftliche Mitteilungen.
1904, H. 2. 1905, H. 1. Göttingen d. J.
Jahresbericht der Fürsten- und Landesschule zu Grimma über d.
Schuljahr 1904/05. Grimma 1905.
Nova Acta Academiae Caes. Leopoldino-Caroiinae germanicae naturae
curiosorum. Tom. 81—83. — Katalog der Bibliothek der Kais.
Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Bd. 3. Lief. 1.
Halle 1904. 05.
Leopoldina. Amtl. Org. d. Kais. Leopoldinisch-Carolinisch deutschen
Akad. der Naturforscher. H. 40, No. 12. H. 41, No. 1 — 10.
Halle 1904. 05.
Zeitschrift für Naturwissenschaften. Organ des naturwiss. Vereins für
Sachsen und Thüringen. Bd. 77. H. 3—6. Stuttgart 1905.
Mitteilungen der mathematischen Gesellschaft in Hamburg. Bd. 4.
H. 5. Leipzig 1905.
50.— 54. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover
1 899/1 900 — 03/04. Hannover 1905.
Neue Heidelberger Jahrbücher. Herausg. vom Histor. -philosophischen
Vereine zu Heidelberg. Jahrg. 13, Heft 2. Jahrg. 14. H. 1. Heidel-
berg 1904. 05.
Mitteilungen der Großh. Sternwarte zu Heidelberg. Herausg. von
W. Valentiner. 5. 6. — Veröffentlichungen der Großh. Sternwarte
zu Heidelberg. Bd. 3. Karlsruhe u. Leipzig 1904. 05.
Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika. Herausg.
vom Kaiser! Gouvernement von Deutsch-Ostafrika Dar-es-Saläm.
Bd. 2. H. 4 — 6. Heidelberg 1905.
Verhandlungen des naturhistorisch -medizinischen Vereins zu Heidel-
berg. N. F. Bd. 8. H. 1. Heidelberg 1904.
Fridericiana. Großherzogl. Badnische Technische Hochschule zu Karls-
ruhe. Programm f. 1905/06. — Schur, Friede.. Johann Heinrich
Lambert als Geometer. (Festrede.) Karlsruhe 1905. - - 9 Disserta-
tionen a. d. J. 1904/05.
Chronik d. Universität zu Kiel f. d. J. 1904/5. - Verzeichnis der
Vorlesungen. Winter 1904/05, Sommer 1905. — Harzer, Paul, Die
exakten Wissenschaften im alten Japan (Rede). — Heller, Arnold,
Die Mitwirkung der Medizin am inneren Ausbau des deutschen
\ Verzeichnis di b eingegangenen Schbiften
Reich.- Uede). — Körting, Gmt., Bemerkungen über den Begriff
und die Teile des grammatischen Satzes (Trogr.). Kiel 1905. —
90 Dissertationen a. d. J. 1904/05.
Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. Herausg. von der Kommission
zur wissenschaftl. Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und
der Biologischen Anstalt auf Helgoland. Im Auftrage des Königl.
Minist, für Landwirtschaft, Domänen usw. N. F. Abteilung Hel-
goland. Bd. 7. H. 1. Abteilung Kiel. Bd. 8. Kiel und Leipzig 1905.
Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte der kgl. Christian-
Albrechts-Universität zu Kiel. 1. Beschreibung der neuen Meridian-
kreisanlage von Paul Harzer. Leipzig 1905.
Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig -Holstein.
Bd. 13. H. 1. — Register zu Bd. 1 — 12. Kiel 1904. 05.
Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg.
Jahrg. 45 (1904). Königsberg 1904.
1 1 . Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache. — Weigernd,
Gust., Linguistischer Atlas des dakorumänischen Sprachgebietes.
Lief. 6. Leipzig 1904. 05.
Das städtische Gymnasium zu St. Nikolai in Leipzig. Bericht über das
Schuljahr 190405. Leipzig 1905.
Abhandlungen der math.-phys. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bd. 22,
Abt. 2. München 1904.
Abhandlungen der histor. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bd. 23,
Abt. 2. München 1904.
Abhandlungen der philos.-philol. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bd. 22.
Abt. 3. Bd. 23, Abt. 1. München 1905.
Almanaeh der k. bayer. Akad. d. Wiss. f. d. J. 1905. München d. J.
Sitzungsberichte der mathem.-phys. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss.
zu München. 1904. H. 3. 1905, H. 1. 2. München d. J.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Kl. der k. bayer. Akad.
(1. Wiss. zu München. 1904, H. 4. 1905, H. 1 — 3. München d. .1.
Amira, K. v., Konrad von Maurer «Gedächtnisrede) — Friedrich, Jöh.,
(ledächtnisrede auf Karl Adolf ven Cornelius. ■ — Heigel, K. Th. v.,
Zum Andenken an Karl von Zittel (Rede). — Krumbacher, K., Das
Problem der neugriechischen Schriftsprache. — Pringsheim , AI fr..
Über den Wert und angeblichen Unwert der Mathematik (Festrede).
München 1903. 04.
46. Plenarversammlung der histor. Kommission bei der k. bayer. Akad.
d. Wiss. Bericht des Sekretariats. München 1905.
Sitzungsberichte der Gesellschaft für Morphologie und Physiologie in
München. Bd. 20. H. 1. 2. Bd. 21. H. 1. München 1904. 05.
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Jahrg. 1904. Hft. 1 — 4.
Nürnberg 1904.
Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Bd. 15,
H. 2. — Jahrbuch f. 1903. Nürnberg 1904.
Historische Monatsblätter für die Provinz Posen. Jahrg. 5, No. 1 — 12.
Posen 1904.
Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Jahrg. 19,
H. 1.2. Posen 1904.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XI
Veröffentlichung des Kgl. Preuß. Geodätischen Instituts (in Potsdam.
N. Folge No. 18—24. Berlin 1904. 05.
Württembergische Vierteljahrsschrift für Landesgeschichte. Heran sg.
von der Württembergischen Kommission f. Landesgeschichte. N. F
Jahrg. 14 (1905). Stuttgart d. J.
Tharander forstliches Jahrbuch. Bd. 55, 1. 2. Dresden 1905.
Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Ober-
schwaben. H. 11. 12. Ulm 1904. 05.
Zuwachs der Großherzl. Bibliothek zu Weimar i. d. J. 1902 — 04.
Weimar 1905.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins f. Naturkunde. Jahrg. 58. Wies-
baden 1905.
Sitzungsberichte der physikal. - medizin. Gesellschaft zu Würz bürg.
Jahrg. 1904, No. 4 — 10. Jahrg. 1905, No. 1. 2. Würzburg d. J.
Verhandlungen der physikal. -medizin. Gesellschaft zu Würzburg. N. F.
Bd. 37, No. 3 — 10. Würzburg 1904. 05.
Österreich -Ungarn.
Codex diplomaticus Regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae. Vol. 2.
Zagreb (Agram) 1904.
Grada za povjest knizevnosti hrvatske na svijet izdaje Jugoslav. Akadem.
znanosti i umjetnosti. Khiga 4. U Zagrebu 1904.
Ljetopis Jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti (Agram).
Svez. 19. 1904. U Zagrebu 1905.
Rad Jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti. Kn. 157 — 160.
U Zagrebu 1904. 05.
Rjecnik hrvatskoga ili srpskoga jezika. Izd. Jugoslav. Akad. znanosti
i umjetnosti. Svez. 24. U Zagrebu 1904.
Starine na svijet izdaje Jugoslav. Akadem. znanosti i umjetnosti.
Knjiga 31. U Zagrebu 1905.
Vjestnik kr. hrvatsko-slavonsko-dalmatinskog zemaljskog arkiva. God. 7
Svez. 1 — 4. U Zagrebu 1905.
Zbornik za narodni zivot i obicaje juznih Slavena. Kn. 9, Svez. 2,
Kn. 10, Svez. 1. U Zagrebu 1904. 05.
Zeitschrift des Mährischen Landesmuseums. Herausg. von der Mäh-
rischen Museumsgesellschaft (Deutsche Sektion!. Bd. 5, H. 1. 2. —
Öasopis Moravskeho musea zemskeho. Rocn. 5. Brunn 1905.
Magyar, tudom. Akademiai Almanach 1905. Budapest d. J.
Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Mit
Unterstützung der Ungar. Akademie d. Wissenschaften. Bd. 20 (1902).
Budapest 1905.
Ertekezesek a nyelv-es-szeptudomänyok Köreböl. Kiadja a Magyar
tudom. Akad. Köt. 18, Sz. 9. 10. Köt. 19, Sz. 1 — 6. Budapest 1904. 05.
Ertekezesek a Tärsadalmi Tudomänyok Köreböl. Köt. 13, Sz. 3.
Budapest 1904.
Ertekezesek a Törteneti Tudomänyok Köreböl. Köt. 20, Sz. 1 — 3.
Budapest 1904. 05.
\|| Verzeichnis deb eingegangenen Schriften.
Archaeologiai Ertesitö. A Magyar, tudom. Akad. arch. bizottsägänak
äs av Orsz. Eteg&zeti s emb. Tärsulatnak Közlönye. Köt. 24,
Sz. 3—5. Köt, 25, Sz. 1. Budapest 1904. 05.
Mathematikai es termeszettudomänyi Ertesitö. Kiadja a Magyar tudom.
\kii.l. Köt. 22, Püz. 3—5. Köt. 23, Füz. 1. 2 Budapest 1904. 05.
Mathematikai es termeszettudomäuyi Közlemenyek. Kiadja a Magyar
tudom. Akad. Köt. 28, Sz. 3. Budapest 1905.
Nyelvtudomänyi Közlemtmyek. Kiadja a Magyar tudom. Akad. Köt. 34,
Füz. 2—4. Köt. 35, Füz. 1. Budapest 1904. 05.
Monumenta Hungaria juridico-historica. Corpus statutorum Hungariae
municipalium. Tom. 5. P. 2. Budapest 1904.
Rapport sur l'activite de l'Academie Hongroise des sciences en 1904.
Budapest 1905.
Kditiones criticae scriptorum graecorum et romanorum a collegio philo-
logico classico Acad. litt. Huugaricae publ. juris factae. Albii
Tibulli Carmiua. Ed. Geyza Nemethy. Budapest 1905.
Török-magyarkori törtenelmi Emlekek. Köt, 3. Budapest 1904.
Szendrei Janos, A magyar viselet törteneti fejlödese. Budapest 1905.
Verzeichnis d. offen tl. Vorlesungen an der k. k. Fränz-Josefs-Universität
zu Czemowitz im Sommer-Sem. 1905. Winter-Sem. 1905/06. -
Übersicht der akademischen Behörden im Studienjahre 1905/06. -
Die feierliche Inauguration des Rektors f. d. Studienjahr 1904/05-
Mitteilungen des naturhistorischen Vereins für Steiermark. H. 41 (1904)-
Graz 1905.
Steierische Zeitschrift für Geschichte. Hrsg. vom historischen Verein
f. Steiermark. Jahrg. 2. Graz 1904.
Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. 3. Flge.
H. 48. Innsbruck 1904.
Anzeiger der Akademie d. Wissenschaften in Krakau. Math.-naturw.
Cl. 1904, No. 8—10. 1905, No. 1—7. Philol. Cl. 1904, No. 8—10
1905, No. 1 — 7. Krakau d. J.
Atlas geologiczny Galicyi. Zesz. 11. 15. 16. W Krakowie 1903.
Biblioteka pisarzow polskich (Wydanictwa Akad. urniej. w Krakowie).
» No. 50 — 53. AV Krakowie 1905.
Katalog literatury naukowej polskiej. Tom. 4 (1904), zesz. 1—4.
Krakow 1904. 05.
Hozprawy Akademii umiejgtnosci. Wydzial ülologiczny. T. 40.
(Ser. II. T. 25.) — Wydzial historyczno-filozoficzny. T. 47. (Ser. IL
T. 22.) W Krakowie 1905.
Sprawozdanie komisyi fizyograficznej . Tom. 38. Krakow 1905.
Mitteilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. 17, 3— 6. Lai-
bach 1904.
Izvestija Muzejskega drustva za Kranjsko Letnik 14. VLjubljani 1904.
Chronik der ukrainischen (ruthenischen) Sevcenkö- Gesellschaft der
Wissenschaften. H. 19. Lemberg 1904.
Sammelschrift der mathem.-naturw.- ärztlichen Sektion der Sevcenko-
Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. 10. Lemberg 1905.
Ukra'insko-ruski naykov kursa. Lvobi 1904-
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XIII
Lud, Orgau towarzystwa ludoznawczego we Lwowie. T. 10, zesz. 4.
T. 11, zesz. 1—4. We Lwowie 1904. 05.
Ahnaaach Ceske Akademie Cisafe Frantiska Josef a. Rocn. 15. 1905.
VPraze d. J.
Archiv pro Lexikografii a Dialektologii. Cisl. 5. V Praze 1904.
Historicky Archiv. Cisl. 24. V Praze 1904.
Academie des sciences de l'Emp. Franeois- Joseph I. Bulletin inter-
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Rozpravy Ceske Akad. Cis. Frantiska Josefa. Tfid. IL Rocn. 13.
V Praze 1904.
Monumenta palaeographica Bohemiae et Moraviae. 1. V Praze 1904.
Vestnik Ceske Akad. Cis. Frantiska Josefa. Rocn. 13. V Praze 1904.
Zibrt, Öenek, Bibliografie ceske Historie. Dil 3, Svaz. 1. V Praze 1904.
Jahresbericht der k. böhm. Gesellsch. d. Wissenschaften für das Jahr 1904.
Prag 1905.
Sitzungsberichte der k. böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften. Math.-
naturw. Klasse. Jahrg. 1904. — Philos.-histor.-philolog. Klasse
Jahrg. 1904. Prag 1905.
Codex Veronensis Quatuor Evangelia ante Hieronymum latine trans-
lata, eruta e codice scripto saeculo IV vel V. Ed. J. Belsheim.
Pragae 1904.
X'jedhj, Zdenek, Dejing predhusitskeho zpevu v Cechäch. V Praze 1904.
Voigt, H. 67., Der Verfasser der römischen Vita des heiligen Adalbert.
Prag 1904.
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Literarisches Skizzenbuch. Prag 1904. 05.
Archiv cesky cili stare pisemne pamätky Ceske i Moravske. Dil 27.
V Praze 1904.
Codex diplomaticus et epistolaris Regni Bohemiae. Ed. Gustav Friedrich.
Tom. 1, Fase. 1. Pragae 1904.
Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia. Tom. 5, I. II.
Pragae 1903. 05.
56. Bericht der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in Prag
über d. J. 1904. Prag 1905.
Magnetische und meteorologische Beobachtungen an der k. k. Stern-
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Personenstand der k. k. Deutschen Carl-Ferdinands-Universität in Prag.
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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Jahrg. 43, No. 1—4. Prag 1904. 05.
Sitzungsberichte des deutschen naturw.-medizin. Vereins für Böhmen
„Lotos". N. F. Bd. 24. Prag 1904.
Itiillettino di archeologia e storia dalmata. Anno 27 (1904), No. 9 — 12.
Auno 28 (190SJ, No. 1 — 8. Spalato 1904. 05-
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Anzeiger der Kais. Akademie der Wissenschaften. Math.-phys. Kl. 1904.
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Archiv für österreichische Geschichte. Herausg. von der zur Pflege
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d. Wissensch. Bd. 93, II. Wien 1905.
Denkschriften der Kais. Akademie d. Wissensch. Mathem.-naturw. Kl.
Bd. 77. Wien 1905.
Mitteilungen der Erdbeben -Kommission der Kaiserl. Akademie der
Wissenschaften. N. Folge. No. 25 — 29. Wien 1904. 05.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Math.-naturw. Kl.
Bd. 113 (1904) I, No. 5—10. IIa, No. 8—10. II\ No. 7—10. III,
No. 6— 10. Bd. 114 (1905) I, No. 1—5. IIa, No. 1—6. II1', No. 1—7.
PH, No. 1 — 5. — Philos.-histor. Kl. Bd. 149 (1905).
Abhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien.
Bd. 3. H. 1. 2. Wien 1905.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Geseilschaft in Wien.
Bd. 55, H. 1 — 8. Wien 1905.
Astronomische Arbeiten des k. k. Gradmessungs-Bureau. Bd. 13. Längen-
bestimmungen. Wien 1903.
Verhandlungen der Österreich. Gradmessungs - Kommission. Protokoll
über die 1902 u. 1903 abgehaltenen Sitzungen. Wien 1903. 04.
Veröffentlichung der k. k. österr. Kommission der internationalen Erd-
messung. Tinter, W., Die Schlußfehler der Dreiecke der Tringu-
lierung 1. Ordnung in der k. k. österreich.-ungari sehen Monarchie.
Wien 1904. 05.
Die Ergebnisse der Triangulierungen des k. u. k. militärgeographischen
Instituts. Bd. 1 — 3. Wien 1903 — 05.
Texte synoptique des documents destines ä servir de la base aux debats
du Congres international de Nomenclature botanique de Vienne
1905, presente au nom de la Commission internat. de Nomencl.
botan. par John Briquet. Berlin 1905.
Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums Bd. 19, No. 1 — 4.
Wien 1904. 05.
Jahrbuch d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 54 (1904), H. 2 — 4.
Jahrg. 55 (1905), H. 1—4. Wien d. J.
Verhandlungen d.k.k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1904, No. 13 — 18.
Jahrg. 1905, No. 1 — 12. Wien d. J. — Ge2ieral-Register zu Bd. 41 — 50
des Jahrbuchs u. Jahrg. 1891 — 1900 der Verhandlungen. Wien 1905.
Mitteilungen der Sektion f. Naturkunde des österreichischen Touristen-
Club. Jahrg. 16. Wien 1904.
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de Belgique. 1905. (Annee 71). Bruxelles d. J.
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1904, No. 12. 1905, No. 1 — 8. — Bulletin de la classe des lettres
et des sciences morales et politiques et de la classe des beaux-arts.
1904, No. 12. 1905, No. 1 — 8. — Metnoires. Classe des sciences.
Collect, in 8°. Tom. 1. Fase. 1 — 3. Toni. 2, Fase. 1. Collect, in 40.
Tom. 1, Fase. 1.2. — Classe des lettres et des sciences morales
et politiques. Collect, in 8°. Tom. 1, Fase. 1 — 5. Collect, in 40.
Tom. 1, Fase. 1. Bruxelles 1904. 05.
Bulletin du Jardin botanique de l'Etat de Bi-uxelles. Vol. 1, Fase. 5. 6.
Bruxelles 1904. 05.
Analecta Bollandiana. T. 24, Fase. 1 — 4. Bruxelles 1905.
Annales de la Societe entomologique de Belgique. T. 48. Bruxelles 1904.
Aunales de la Societe Roy. malacologique de Belgique. T. 38. 39 (1903. 04).
Bruxelles 1904. 05.
Annales de TObservatoire Roy. de Bruxelles. N. S. Annales astro-
nomiques. T. 3 — 8. 9, Fase. 1 (1880 — 1904}. Pbysique du Globe.
T. 1 — 3. Bruxelles 1904. Annuaire astronomique. 1906.
La Cellule. Recueil de Cytologie et d'histologie generale. T. 22,
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Dänemark.
Det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. Naturv. og matb.
Afd. 7. Rsekke. T. 1, No. 4- T. 2, No. 4- Hist. og philos. Afd.
6. Rsekke. T. 6, No. 3. Kjobenhavn 1905. — Thomsen, Jul.,
Systematisk gennemiorte termokemiske undersogelsers numeriske
og teoretiske resultater. ib. 1905.
Conseil permanent international pour l'exploration de la mer. Bulletin
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Bureau du conseil. Annee 1904/05. No. 1 — 3. — Publications de
circonstance. No. i3b. 15 — 27. — Rapports et Proces-verbaux des
reunions. Vol. 3. Copenbague 1904. 05.
Travaux de la Station franco-scandinave de sondages aeriens ä Hakl
1902 — 03. Viborg 1904.
England.
Aberdeen University Studies. No. 10. 11. Aberdeen 1904.
Proceedings of tbe Cambridge Pbilosopbical Society. Vol. 13, P. 1 — 3.
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Cambridge 1905.
Proceedings of the R. Irisb Academy. Vol. 25. Sect. A, P. 1 — 3. Sect. B,
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Roy. Irisb Academy. Cunningbam Memoirs. No. 11. Dublin 1905.
Tbe scientific Proceedings of tbe R. Dublin Society. Vol. 10, P. 2. 3.
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Tbe scientific Transactions of tbe R. Dublin Society. Vol. 8, No. 6 — 16.
Vol. 9, P. 1. Dublin 1904. 05.
Economic Proceedings of the R. Dublin Society. Vol. 1, P. 5. 6.
Dublin 1904. 05.
\\l Verzeichnis deb eingeöangenen Schritten.
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Ldinburgh 1904. 05.
Proceedings of the R. Physical Society. Vol 16, P. 1—3. Session 134.
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Memoirs of the London Astronoinical Society. Vol. 57, P. 1. 2 with
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Proceedings of the London Mathematical Society. Ser. EL Vol. 2, P. 5 — 7.
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Studies from the Biological Laboratories of the Owens College.
Vol. 1 — 4 (1886 — 99). — Studies from the Physical and chemical
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The Victoria University of Manchester. Calendar. 1904/05. 1905/06. _ —
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Memoires de l'Academie des sciences, belles-lettres et arts de Lyon.
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Annales de la Societe Linneenne de Lyon. N. Ser. T. 51. Lyon et Paris 1905.
Annales de 1' Universite de Lyon. N. S. Sciences. Medecine. Fase. 13 — 15.
Paris et Lyon 1904.
Annales de la Faculte des sciences de Marseille. T. 14. Marseille 1904.
Academie des sciences et lettres de Montpellier. Memoires de la
section de medecine. Ser. II. T. 2, No. 2. — Memoires de la section
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Bulletin des seances de la societe des sciences de Nancy. Ser. III.
T. 5, Fase. 2 — 4. T. 6, Fase. 1. Paris et Nancy 1904. 05.
Comite international des poids et mesures. Proces-verbaux des seances.
Ser. II. T. 3. Session de 1905. Paris 1905.
Bulletin du Museum d'histoire naturelle. Annee 1904, No. 4 — 8.
1905, No. 1 — 5. Paris d. J.
Annales de l'Ecole normale superieure. III. Ser. T. 21, No. 12. T. 22,
No. 1 — 11. Paris 1904. 05.
Journal de l'Ecole polytechnique. Ser. II. Cab. 10. Paris 1905.
Bulletin de la Societe matbematique de France. T. 32, No. 4. T. 33,
No. 1. 2. 4. Paris 1904. 05.
Bulletin de la Societe scientifique et medicale de l'ouest. Tom. 13,
No. 3. 4. T. 14, No. 1. Rennes 1904. 05.
Memoires de l'Academie des sciences, inscriptions et belles-lettres de
Toulouse. Ser. X. T. 5. Toulouse 1905.
Annales du midi. Revue de la France meridionale, fondee sous les
auspices de l'Universite de Toulouse. Ann. 16 (No. 63 — 65). Ann. 17
(No. 66. 67). Toulouse 1904. 05.
Bibliotheque meridionale, publ. sous les auspices de la Faculte des
lettres de Toulouse. Ser. I. T. 9. Toulouse 1904.
Annales de la Faculte des sciences de Toulouse pour les sciences
mathematiques et les sciences pbysiques. Ser. II. T. 6, Fase. 2 — 4.
T. 7, Fase. 1. 2. Paris et Toulouse 1904. 05.
Bulletin de la Commission me'teorologique du Departement de la Haute
Garonne. T. I, fasc. 3. Toulouse 1904.
Griechenland.
Ecole francaise d'Athenes. Bulletin de correspondance bellenique
[Atben]. Annee 29. Paris 1905.
Mitteilungen des Kaiserl. Deutseben Archäologischen Instituts. Athe-
nische Abteilung. Bd. 29, H. 3. 4. Bd. 30, H. 1 — 3. Athen 1904. 05.
'4&7}vä. 2!vyyQ<x^La TiHQLOötubv vi)q iv k&rivcäg 'JL%i6xy\\Loviv.f\<s 'Etcciqeiccs.
T. 16. No. 3. 4. T. 17. No. 1—4. Athen 1904. 05. — Hatziäakis, Geo. N.,
Die Sprachenfrage in Griechenland. — Derselbe, 'ATtävrrjaig sig rbv
K. Krumbacher, ib. 1905.
l'Jüö. b
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voor 1904. Amsterdam 1905.
Verhandelingen <l. Kon. Akad. v. Wetensehappen. Afdeel. Letterkunde.
11. Reeks. Deel 6, No. 1. Afdeel. Natuurkunde. Sect. I. Deel 9,
No. 1. Sect. II. Deel n. 12, No. 1. 2. Amsterdam 1905. - Total
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(Utrecht 1905).
Verslagen van de gewone vergaderingen der wis- en natuurkundige
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Prograrnma certaminis poetici ab Acad. Reg. discipl. Neerlandica ex
legato Hoeufftiano indicti in annum 1906. — Pascoli, Joh., Fanum
Apollinis. Carmen in certamine poetico Hoeufftiano praemio aureo
ornatum. Acced. 7 poemata laudata. Amstelodami 1905.
Revue semestrelle des publications mathematiques. T. 13, P. 1. 2.
Amsterdam 1905.
Nieuw Archief voor Wiskunde. Uitg. door het Wiskundig Genootsehap
te Amsterdam. 2. Reeks. Deel 6. St. 3. 4. Deel 7. St. 1. — Wis-
kundige Opgaven. N. R. Deel 9. St. 3. Amsterdam 1904. 05.
Natuurkundige Verhandelingen v. de Hollandsche Maatschappij de
wetensehappen. 3. Verzam. Deel 6, St. 1. Haarlem 1905.
Archives neerlandaises des scienees exaetes et naturelles, publiees
par la Societe Hollandaise des scienees a Harlem. Ser. II. T. 10,
Livr. 1 — 5. Harlem 1905.
Oeuvres completes de Christiaan Huygens, publ. par la Societe hollan-
daise des scienees. T. 10. La Haye 1905.
Koeze, G. A., Crania ethnica Philippinica (Veröffentlichungen des
Niederländischen Reichsmuseums f. Völkerkunde. Ser. II. No. 3).
Haarlem 1901 — 04.
Archives du Musde Teyler. Ser. IL Vol. 9, P. 3. Harlem 1905.
Handelingen en mededeelingen van de Maatschappij der Nederlandsche
Letterkunde te Leiden over het jaar 1904/05. Leiden 1905.
Levensberigten der afgestorvene medeleden van de Maatschappij der
Nederlandsche Letterkunde te Leiden. Bijlage tot de Handelingen
van 1904/5. Leiden 1905.
Tijdschrif voor Nederlandsche taal-en letterkunde. Uitgeg. vanwege
de Maatschapp. d. Nederl. Letterkunde. Deel 23, Afd. 1 — 4. Deel 24.
Afd. 1 — 3. Leiden 1904. 05.
Hesseimg, D. C, Het Negerhollands der Deense Antillen. Uitg. van
wege de Maatsch. d. Nederl. Letterkunde te Leiden. Leiden 1905.
Verslagen en mededeelingen der Nederl. botan. Vereeniging (1905). —
Recueil des travaux botaniques neerlandaises, publ. par la Societe
botanique ne"erlandaise. Vol. 1, No. 2 — 4. Vol. 2, No. 1. 2. Nijmegen
1904. 05.
Verslag van den staat der Sterrenwacht te Leiden 1902 — 04. Leiden
1905.
Onderzoekingen gedaan in het Physiol Laboratorium d. Utrechtsche
Hoogesehool. 5. Reeks. V, Afl. 2. VI, An. 1. 2. Utrecht 1905.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XIX
Aanteekeningen van het verkanclelde in de sectie-vergaderingen van
het Provinc. Utrechtscke Genootschap van kunsten en wetensck.,
ter gelegenkeid van de algem. vergad. gehouden d. 31. Mai 1904 en
6. Jun. 1905.
Verslag van het verkandelde in de algem. vergad. van het Provinc.
Utrechtscke Genootsckap van kunsten en wetensck., gehouden
d. 7. Jun. 1905.
Italien.
Bollettino delle pubblicazioni italiane ricevute per diritto di starnpa.
No. 48 — 60. Firenze 1904. 05.
Atti e Rendiconti dell' Accademia di scienze, lettere ed arti di Aci-
reale. N. S. ¥01.10(1899/1900). [Rendiconti e] Memorie. Ser. III.
Vol. 2 (1902/03) Classe di scienze. Vol. 3 (1903/04) Classe di lettere
e arti. Acireale 1904. 05.
Memorie dell' Accademia delle scienze dell' Istituto di Bologna. Ser.V.
T. 10 (1902/03). Indice generale d. T. 1 — 10 (1890 — 1903). Ser. VI.
T. 1. Bologna 1904.
Rendiconto delle sessioni della R. Accad. dell' Istituto di Bologna.
N. S. Vol. 5 — 8. Bologna 1901—04.
Atti della Accademia Gioenia di scienze naturali in Catania. Ser. IV.
Vol. 17. Catania 1904.
Bollettino delle sedute della Accademia Gioenia di scienze naturali in
Catania. N S. Fase. 80 — 86. Catania 1904—05.
Atti della R. Accademia Peloritana. Vol. 20, Fase. 1. Messina 1905.
Atti della Fondazione scientifica Cagnola. Vol. 19. Milano 1905.
Le Opere di Galileo Galilei. Ediz. nazionale sotti gli auspici di S. M.
il Re d'Italia. Vol. 15. Firenze 1904.
Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di scienze
storicke e morali Vol. 20, Fase. 3 — 5. — Classe di scienze mate-
maticke e naturali Vol. 20, Fase. 6. Milano 1904. 05.
R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Ser. II. Vol. 37
Fase. 17 — 20. Vol. 38, Fase. .1 — 16. Milano 1904. 05.
Societä Reale di Napoli. Atti della R. Accad. di arekeologia, lettere
e belle arti. Vol. 23. Rendiconto. X. S. Ann. 17. Apr. — Die. Ann. 18.
— Atti della R. Accad. di scienze morali e politiebe. Vol. 35.
Rendiconto. Ann. 42. 43. — Atti della R. Accad. delle scienze
fisicke et matematicke. Ser. II. Vol. 12. — Rendiconto. Ser. III.
Vol. 10 (Anno 43), Fase. 8 —12. Vol. 11 (Anno 44), Fase. 1 — 7. — In-
dice generale dei lavori pubbl. dal 1737 al 1903. Napoli 1904. 05.
Atti e Memorie della R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Padova.
X. S. Vol. 20. Padova 1905.
Rendiconti del Circolo matematico di Palermo. T. 19 (1905), Fase. 1—6.
— Annuario. 1905. Palermo d. J.
Universita di Perugia. Annali della Facoltä di Medicina. Vol. 2,
Fase. 2. Vol. 3, Fase. 2 — 4. Perugia 1903.
Annali della R. Scuola normale superiore di Pisa. Scienze filos. e filol.
Vol. 18. Pisa 1905.
Processi verbau della Societä Toscana di scienze naturali residente in
Pisa. Vol. 14. No. 6 — 8. Pisa 1905.
b*
XX Verzeichnis der eingegangenen Schriften.
Atti della II. Accademia dei Lincei. Classe di scienze morali, storiche
e tilologiche. Ser. V. Notizie degli scavi. Vol. i, Fase. 4—12.
Vol. 2. Faso, i — 7. Rendiconti. Vol. 13 (1904), Fase. 9 — 12. Vol. 14
(1905), Fase. 1—6. ('hisse <li scienze lisiebe, niatematiche e
natunili. Ser. V. Memorie. Vol. 5, Fase. 5 — 13. Rendiconti. Vol. 13
(1904), II. Sem., Fase. 12. Vol. 14 (1905) [I. Sem.], Fase. 1 — 12.
II. Sem., Fase. 1 — 10. Rendiconto dell1 adunanza solenne del
4. Giugn. 1905. Roma 1904. 05.
Mitteilungen des Kais. Deutsehen Archäologischen Instituts. Römische
Abtheilung (Bollettino delT Imp. Istituto Archeologico Germanico.
Sezione Romana). Bd. 19, H. 3. 4. Bd. 20, H. 1. 2. Roma 1904. 05.
Atti della R. Accademia dei Fisiocritici di Siena. Ser. IV. Vol. 17,
No. 1 — 4. — Museo mineralogico , geologico e paleontologico.
Cataloghi. Siena 1905.
Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. 40, Disp. 1 — 15.
Torino 1905.
Memorie della R. Accademia delle scienze di Torino. Ser. H. T. 55.
Torino 1905.
Osservazioni meteorologiche fatte nelF anno 1904 all' Osservatorio della
R. Universitä di Torino. Torino 1905.
Portugal.
Annales scientificos da Academia polytechnica do Porto. Vol. 1. No. 1.
Coimbra 1905.
Rumänien.
Buletinul Societätii de seiinte fizice (Fizica, Chimia si Mineralogia)
din Bucaresci-Romänia. Anul 13, No. 5. 6. Anul 14, No. 1 — 5.
Bucuresci 1904. 05.
Rußland.
Observations meteorologiques publ. par l'Institut meteorologique central
de la Societe des sciences de Finlande. Vol. 18. 19 (1899. 1900). -
Observations meteorologiques faites ä Helsingfors en 1899. 1900.
Helsingfors 1905. — Etat des glaces et des neiges en Finlande pen-
dant l'hiver 1893 — 94. Expose par Axel Heinrichs. Kuopio 1904. 05.
Öfversigt af Finska Vetenskaps Societetens Förhandlingar. 46. Helsing-
fors 1904.
Bulletin de la Commission geologique de Finlande No. 15. 16. Helsing-
fors 1905.
Bulletin de la Societe physico-mathematique de Kasan. Ser. II.
T. 14, No. 2 — 4. Kasan 1904.
Ucenyja zapiski Imp. Kasanskago Universiteta. T. 71, No. 12. T. 72,
No. 1 — 10. Kasan 1904. 05. — 3 Dissertationen a. d. .1. 1904.
Universitetskija Izvestija. God 44, No. 11. 12. God 45, No. 1 — 10.
Kiev 1904. 05.
Bulletin de la Societe Imper. des Naturalistes de Moscou. Annee 1904,
No. 2 — 4. Moscou d. J.
Nouveaux Memoires de la Societe Imper. des Naturalistes de Moscou.
T. 16, Liv. 3. 4. Moscou 1905.
Verzeichnis dek eingegangenen Schriften. XXI
Ucenyja zapiski Imp. Moskovskago Universiteta. Otdel estestvenno-istor.
Vyp. 21. 22. Otd. jurid. Vyp. 22. Moskva 1904.
Periodiceskij Izdanije po istor.-filol. fakultet. Imp. Moskovsk. Universiteta
1896 — 1900.
Meteorologische Beobachtungen in Moskau i. d. J. 1899 — 1903, von
Ernst Leyst. — Leyst, E., Moskovskii uragan. — Derselbe, Die
Halophänomene in Rußland. Moskva 1903.
Bulletin de l'Acadeinie des sciences de St. Petersbourg. Ser. V.
T. 17, 4.5. T. 18—20, 21, 1-4. St. Petersbourg 1902 — 04.
Memoires de l'Academie de sciences de St. Petersbourg. Ser. VIII.
Classe physieo-mathematique. Vol. 16, No. 4 — 10. Classe historico-
philologique. Tom. 7, No. 1. 2. St. Petersbourg 1904.
Academie Imp. des sciences. Comptes rendus des seances de la Com-
mission Sismique permanente. T. 2. Livr. 1. St. Petersbourg 1905.
Comite geologique. Bulletins. T. 23, 1 — 6. Memoires. N. Ser. No. 10 — 11.
13 — 15. 17. S. Petersbourg 1904.
Acta Horti Petropolitani T. 15, Fase. 3. T. 23, Fase. 3. T. 24, Fase. 1. 2.
S. Peterburg 1904. 05.
Trudy Peterburgskago Obscestva Estestvoispytatelej. Travaux de la
Societe des naturalistes de St. Petersbourg. T. 34, 2. 3. — Protokoly
zasedanij. Vol. 34, Liv. 1, No. 1. Vol. 35, Liv. 1, No. 1 — 8. Vol. 36,
Liv. 1, No. 1 — 3. S. Petersbourg 1904. 05.
Otcet o sostojanij i dejatelnosti Imp. S. Petersburgsk. Universita za 1904.
S.Petersburg 1904.
Licnyj sostav Imp. S. Peterburgsk. Universiteta 1904.
Spisok knig priobrcennych bibliotekoju Imp. S. Peterburgsk Universiteta
v. 1904, No. 1. S. Peterburg 1904.
Zapiski istoriko-filolegiceskago Fakulteta Imp. S. Peterburgskago Uni-
versiteta. Cast 75. 77. S. Peterburg 1904. 05.
Zurnaly Zasedanij soveta Imp. S. Peterburgsk. Universiteta. No. 59. 60.
S. Peterburg 1904. 05.
Vizantijskij Vremennik (Bv'£ocvtlvü Xqoviy.0), izdavaemyi pri Imp. Akad.
nauk. T. n, Vyp. 1 — 4. S. Petersburg 1904.
Seismische Monatsberichte des Physikalischen Observatoriums zu Tiflis.
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Christiania 1905.
XXII Verzeichnis dbb eingegangenen Schbiften.
Skrüter ud-ivm' ;it' Videnskabs-Selskabet i Christiania. Math.-naturvid.
Kl. [904. Hiafc-filos. Kl. 1904. Kristiania 1905.
Jahrbuch des Norwegischen meteorologischen Instituts für 1903.
Christiania 1904.
Nyt magazin for Naturvidenskaberne. Bd. 42. Christiania 1904.
Del Eong. Norske Prederiks Universitets Aarsberetning for 1902/03. —
Norske Elvenavne, samlede af 0. J\>/gh. Christiania 1904.
Acta Universität)'* Lundensis. Lunds Universitets Ars-Skrift T v>
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Acta mathematica. Hsg. v. (,. Mittag -Leffler. 19,2-4. 30,1. Stock-
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Arkiv för botanik, utg. af K. Svenska Veteiiskaps-Akadeinien. Bd. 3, H. 4.
Bd. 4, H. 1—3. Stockholm 1905.
Arkiv för kemi, mineralogi och geologi, utg. af Svenska Vetenskaps-
Akademien. Bd. 2, H 1. Stockholm 1905.
Arkiv för mathematik, astronomi och fysik. utg. af K. Svenska Vetens-
kaps- Akademien. Bd. 1, H. 3/4. Bd. 2, H. 1/2. Stockholm 1904. 05.
Arkiv för zoologi, utg. af Svenska Vetenskaps- Akademien. Bd. 2, H. 1—3.
Stockholm 1905.
Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingär. NyFöljd. Bd. 37, 3.
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Peter Artedi. A bicentary Memoir written on behalf of the Swedish
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Meddelanden fran K. Vetenskaps academiens Xobelinstitut. Bd. 1, No. 1.
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Les prix Nobel en 1902. Stockholm 1905.
Meddelanden Iran Nordiska Museet. 1903. Stockholm 1905.
Entomologisk Tidskrift utg. af Entomologiska Föreningen i Stockholm.
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Astronomiska Jakttagelser och Undersökningar anstälda pä Stockholms
Observatorium. Bd. 8, No. 2. Stockholm 1904.
Det Kong. Norske Videnskabers Selskabs Ski-ifter. 1904. Trondhjem
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Universität Freiburg. Collectanea Friburgensia. X. F. 6. 7. Friburgi
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Vierteljahrsschrift der Xaturforschenden Gesellschaft in Zürich. Jahrg. 49,
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natpisi 1, 3. 2, 1. 'Beograd 1904.
Srpske etnografske Sbornik. Knjiga 4. Beograd 1905.
Stogodisnica srpskoga ustanka. Beograd 1904.
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Memoirs of the Museum of comparative Zoology, at Harvard College,
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Vol. 2, No. 2. 4 — 6. — Studies. Ser. II. Vol. 1, No. 1—4. 7.
Cincinnati 1904. 05.
Colorado College Studies. No. 16. 17. — Science Series. No. 33—38.
Colorado Springs 1904. 05.
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Transactions of the American Philosophical Society, held at Philadelphia.
N. S. Vol. 21, P. 1. Philadelphia 1905.
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California Academy of sciences. Constitution and by-laws, officer,
trustees and members. San Francisco 1904.
Memoirs of the California Academy of sciences. Vol. 3. 4. San Fran-
cisco 1903. 04.
Proceedings of the California Academy of sciences. Botany. Vol. 2,
No. 11. Geology. Vol. 1, P. 10. — Zoology. Vol. 3, P. 7— 13-
San Francisco 1904.
Transactions of the Kansas Academy of science. Vol. 19- Topeka 1905.
Transactions of the Canadian Institute. Vol.8,P. 1 (No. 16). Toronto 1905.
üniversity of Toronto Studies. History and Economics. Vol. 2, No. 3.
Vol. 3, No. 1. — Geological Series. No. 3. — Psychological Series.
Vol. 2, No. 2. — Papers from the ehem. Laboratories. No. 44 — 51.
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Bulletin of tbe Bureau of Standards. Vol. 1, No. 1. 2. Washington 1905.
Smithsoman Miscellaneous Collections. No. 1440- H44- H77- J478-
1543. 1544. 1571. 1572. 1584. — Quarterly Issue. Vol. 2, P. 3. 4.
Vol. 3, P. 1. Washington 1904. 05.
Smitbsonian Contributions to knowledge. No. 1459- Washington i9°4-
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Vol. 9. Washington 1905.
Carnegie Institution of Washington. Contributions from tbe Solar
Observatory Mt. Milson, Calif. No. 1.2. - Publication 23. 24. 30.
Washington 1905.
Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution
for 1902/03. Washington 1904.
Report of the Superintendent of the U. S. Coast and Geodetic Survey,
showing the progress of the work from July 1, 1903, to June 30, 1904
with Appendix, No. 3—9. Washington 1904.
Department of the Interior. U. S. Geological Survey. - - Professional
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Bulletin of the U.S. Geological Survey. No. 208 (bis). 234—240. 242—246.
248 — 250. 252 — 255. 257—262. 264. — Water Supply and Irrigation
Papers. No. 99. 100. 103. 105 — 122. 124. 126. 128. 132/ Washing-
ton 1904. 05.
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Boletin de la Academia nacional de ciencias de la Republica Argentina.
T. 17, Entr. 4. T 18, Entr 1. Cordoba 1904. 05.
Boletin del Cuerpo de Ingenieros de minas del Peru. No. 5.' 10.
15 — 18. 19 — 21. 24 — 26. Lima 1904. 05.
Boletin de la Sociedad geogräfica de Lima. T. 15, Trim. 1. 2. Lima 1904.
Direccion general de estadistica de la Provincia de Buenos Aires.
Demografia. Aho 1900 — 02. La Plata 1904. 05.
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Notulen van de algemeene en directie vergaderingen van het Bata-
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Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenkunde, uitgeg. door het
Bataviaasch Genootschap van kunsten en wetenschappen. Deel 47,
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van kunst. en wetensch. 1901 — 03. Batavia, 's Gravenhage 1904. 05.
Natuurkundige Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie , uitgeg. door de
Kon. Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch-Indie. Deel 64
(Ser. X, Deel 8). Weltevreden, Amsterdam 1905.
Observations made at the Magnetical and meteorological Observatory
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India. Vol. 26. 1903. Batavia 1905.
Liiiguistic Survey of India. Vol. 2. 3. 6. Calcutta 1904.
Annual Report of the Board of scientific advise for India for the year
1904/05. Calcutta 1905.
Indian Museum. Annual Report. 1903/04. — Catalogue of the Indian
Decapod Crustacea in the Collection of the Indian Museum. P. 2.
Anomura. Fase. 1. By A. Alcock. — Echinoderma of the Indian
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the R. Ind. Marine Survey Ship* Investigator. By B. Köhler and
C. Vaney. Calcutta 1905.
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Tokyo 1904.
The Journal of the College of science, Imp. University, Japan. Vol. 14.
20, 3-7. Tokyo 1904. 05.
Mitteilungen aus der medizinischen Fakultät der Kais. Japan. Uni-
versität. Bd. 5, No. 3. Bd. 6, No. 3. Tokio 1904. 05.
Annotationes Zoologiae japonensis. Vol. 5, P. 3. 4- Tokyo 1904. 05.
Memoirs of the College of science and engineering, Kyoto Imp. Uni-
versity. Vol. 1, No. 2. Kyoto 1904/05.
Australien.
Proceedings of the R, Society of Victoria. N. S. Vol. 17, P. 2. Vol. 18,
P. 1. Melbourne 1905.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XXIX
2. Einzelne Schriften.
Abbe, Ernst, Gesammelte Abhandlungen. Bd. 2. Jena 1906.
25 Jahre Verlagstätigkeit der Firma Johann Ambrosius Barth 1887 — 1905.
Brandstetter, B., Rätoromanische Forschungen. I. Luzern 1905.
Felix, J. , und Lenk, H., Beiträge zur Geologie und Paläontologie der
Republik Mexico. T. 2, H. 1 — 3. Leipzig 1893 — 99.
Fischer - Treuenfeld , B. v., Paraguay. Ein historischer Abriß. S.-A.
Braunschweig 1905.
Goppelsroeder , Friedr., Studien über die Anwendung der Capillaranalyse.
I. II. Basel 1904.
- Anregung zum Studium der auf Capillaritäts- und Adsorptions-
erscheinungen beruhenden Capillaranalyse. Basel 1906.
Hänget, Edm., Die Empfindungen als Abbildungen des Hirnstoft's.
Leipzig 0. J.
- Die Vereinigung der theologisch -sittlichen Weltanschauung mit
der Naturwissenschaft. Leipzig 0. J.
- Der Einheitstrieb in einer moralischen Wissenschaft und Welt-
anschauung. Zeitz 1891.
- Ein Universalkörper als Träger der stofflich -seelischen Gebilde.
Leipzig 0. J.
- Die Körperreaktion gegen das Licht als Ursache der Reflexion,
Brechung und Polarisation des Lichtes gegenüber den Röntgen-
strahlen. Leipzig o. J.
Hofmann, Theobald, Bauten des Herzogs Federigo di Montefeltro als
Erstwerke der Hochrenaissance. 0. Ö. u. J.
Raffael und seine Bedeutung als Architekt. Dresden 1900.
Janet, Giarles, Anatomie du gastre de la Myrmica rubra. Paris 1902.
- Observations sur les guepes. Paris 1903.
Observations sur les fourmis. Paris 1904.
Kerntier, Frans, Die Ermittelung des richtigen elektrodynamischen
Elementargesetzes. Budapest 1905.
Kiseljak, M., Grundlagen einer Zahlentheorie eines speziellen Systems
von komplexen Größen mit drei Einheiten. Bonn 1905.
Lichtneckert , Jos., Neue wissenschaftliche Lebenslehre des Weltalls.
Leipzig 1903.
Marcuse, Ado., Handbuch der geographischen Ortsbestimmung. Braun-
schweig 1905.
Montessus de Balore, B. de, Sur les fonctions continues algebriques.
S.-A. Palermo 1905.
Budolph, H., Luftelektrizität und Sonnenstrahlung. Leipzig 1903.
- Luftelektrizität, Eigenentladung der Erde und Aktivität der freien
Luft. S.-A. 0. 0. u. J.
- Über die Unzulässigkeit der gegenwärtigen Theorie der Materie.
(Schulprogr.) Coblenz 1905.
Über die Ursache der Sonnenflecken. S.-A. Wien 1899.
\ \ \ Verzeichnis deb eingeöajjgenen Schriften.
Samuelson, Arnold, Luftwiderstand und Flugfrage. Hamburg 1904.
SaviUe, Marsall II., Funeral l'ms from Oaxaca. S.-A. New York 1904.
Hugo Schuchardt an Adolf Mussaiia. Graz 1905.
Stall, Ihtiis, Alkohol und Kaffee in ihrer Wirkung auf Herzleiden und
nervöse Störungen. 2. Aufl. Leipzig 1905.
Stin zz ulla , I .. Dopo lo Strabone Vaticano. Messina 1901.
Sülle fonti epigrafiche della prima guerra punica. Teramo 1902.
I l'ersiani di Eschilo ed il nomo di Timoteo. Messina 1904.
AS
182
S2H
Bd. 57
ClgCiPCÄTE AS MONOGRAPH
Sachsische Akademie der
Wissenschaften, Leipzig.
Philologisch-Historische
Klasse
Berichte über die Ver-
handlungen
PLEASE DO NOT REMOVE
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UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
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