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Full text of "Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaft zu Leipzig, Philologisch-Historische Klasse"

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Se^i».  ÜBER  DIE 

VERHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICH  SÄCHSISCHEN 

GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 
ZU  LEIPZIG 

PHILOLOGISCH -HISTORISCHE  KLASSE. 

SIEBENUNDFÜNFZIGSTE  El  BAND. 

1905. 


LEIPZIG 
BEI  B.  G.  TEÜBNER 


As 

Bd.57 


INHALT. 

Heft.  Seite 

I.     A.  Kost  er,  Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.    .    .  1 
A.  Kost  er,    Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  in 

Goethes  „Dichtung  und  Wahrheit" 19 

II.     Eduard  Sievers,  Alttestamentliche  Miscellen  2  und  3    .    .    .    .  35 
IE.     Anton  Naegele,  Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos  — 

Patristisch-Literarisches  zu  K.  Büchers  „Arbeit  und  Rhythmus"  101 

IV.     Eduard  Sievers,  Alttestamentliche  Miscellen.     4  und  5     .    .    .  144 
V.     Ludwig  Borchardt,    Der   ägyptische  Titel   „Vater  des  Gottes" 

als  Bezeichnung  für  „Vater  oder  Schwiegervater  des  Königs"  254 
VI.     Richard  Meister,    Beiträge   zur   griechischen   Epigraphik    und 

Dialektologie  V 272 

Hermann  Lipsius,  Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth  287 

Ludwig  Mitteis,  Worte  zum  Gedächtnis  an  Moritz  Voigt.    .    .  299 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  Königlich  Sächsischen  Gesellschaft 

der  Wissenschaften I 

Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften VQ 


SITZUNG  VOM  11.  FEBRUAR  1905. 

Herr  Stieda  trug  vor  über  das  Aufkommen  der  Nationalökonomie 

als  Lehrfach  an  den  Universitäten  (für  die  „Abhandlungen"), 
Herr    Sievers    gab    eine    Fortsetzung    seiner    Alttestamentlichen 

Miscellen,  2.  Die  Form  des  Jonabuches,  3.  Zu  Deuterosacharja, 
Herr  Köster  sprach  über  Sprechverse  des    16.  Jahrhunderts  und 

über  die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  in  Goethes 

„Dichtung  und  Wahrheit", 
Herr  Bücher  legte  eine  Arbeit  des  Herrn  Dr.  Naegele  vor:  Über 

Arbeitslieder  bei   Joh.  Chrysostomos,   Patristisch- Literarisches 

zu  K.  Büchers  „Arbeit  und  Rhythmus". 

Nachdem  das  Kapital  der  Albert  Socin  -  Stiftung  im  Betrag 
von  17872  Jt  S3  A  eingezahlt  worden  ist,  wurde  beschlossen, 
die  Bewerbung  um  die  dreijährigen  Zinsen  dieser  Stiftung  zum 
ersten  Male  zu  Anfang  des  Sommersemesters  1908  auszuschreiben. 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts. 

Von 
A.  Köster. 

Es  ist  von  den  verschiedensten  Seiten  (Sommer,  Drescher, 
Helm,  Mayer,  Englert  u.  a.)  die  Behauptung  aufgestellt 
worden,  die  bekannten  paarig  gereimten  acht-  oder  neun- 
silbigen  Verse  des  sechzehnten  Jahrhunderts  seien  mindestens 
bei  Hans  Sachs,  vielleicht  auch  bei  sämtlichen  Dichtern  des 
Zeitalters  iambische  Verse,  die  mit  Vernachlässigung  des 
natürlichen  Wortakzents  gebaut  seien.  Jüngst  hat  auch 
leider  M.  H.  Jellinek  (Sievers'  Beiträge  29,  356  ff.)  sich  zu 
der  gleichen  Ansicht  bekannt.  Ich  halte  diese  VorsteUung 
für  eine  der  falschesten,  die  wir  uns  über  die  Verskunst  des 

Phil.-hist.  Klasse  1905.  1 


2  A.  Köstek: 

sechzehnten  Jahrhunderts  bilden  können  und  möchte  nur 
wünschen,  daß  das  Material,  das  uns  zur  Aufstellung  von 
Verstheorien  für  jene  Zeit  zu  Gebote  steht,  noch  oft  revidiert 
würde. 

Gleich  vorweg  eine  Frage:  was  soll  man  sich  nach 
Meinung  aller  jener  übereinstimmenden  Forscher  unter  iam- 
bischem  Rhythmus  mit  Vernachlässigung  des  natürlichen 
Akzents  eigentlich  vorstellen?  Ich  kann  mir  schlechterdings 
garnichts  dabei  denken,  und  die  Definition  erinnert  stark  an 
jenen  Nähtisch  bei  Fritz  Reuter,  „woran  noch  de  Bein  un 
dat  Babengestell  fehlen  ded."  An  irgend  etwas  müssen 
Iamben  doch  als  Iamben  erkennbar  sein.  Und  da  gewiß 
niemand  Quantitätsgesetze,  wie  in  den  alten  Sprachen,  wird 
geltend  machen,  so  bleibt  kein  andres  Merkzeichen  für  deutsche 
iambische  Verse,  als  daß  in  ihnen  je  eine  Senkungssilbe  mit 
je  einer  Hebungssilbe  regelmäßig  abwechselt.  Natürlich 
sind  gewisse  Abweichungen  von  der  allerstrengsten  Norm,  ge- 
legentliche Akzentversetzungen  u.  a.  erlaubt,  wie  dergleichen 
ja  auch  bei  den  fünffüßigen  Iamben  unsrer  Klassiker  vor- 
kommt. Aber  auf  das  numerische  Verhältnis  von  Regel 
und  Ausnahme  zu  einander  kommt  es  an;  sunt  certi  denique 
fines.  Der  Normalrhythmus  muß  doch  vorherrschen.  Rechnet 
aber  einer  statistisch  heraus,  daß  bei  einem  Dichter  des 
sechzehnten  Jahrhunderts  75,  und  selbst  80°/0  aller  seiner 
Verse  dem  iambischen  Tonfall  widersprechen,  wie  kann  man 
diese  Verse,  auch  unter  Zubilligung  aller  möglichen  Frei- 
heiten, dann  noch  als  Iamben  definieren?  Ein  himmelblaues 
Tuch,  das  zu  drei  Vierteln  schwarz  ist,  ist  eben  nicht  mehr 
himmelblau. 

Und  dazu  kommt  ein  Zweites:  wenn  man  sich  selbst 
einen  Poeten  vorstellen  könnte,  der  sich  bei  bewußter  An- 
wendung des  iambischen  Rhythmus  doch  von  Vers  zu  Vers 
immer  neue  Freiheiten  gestattete  und  der  in  dieser  Willkür 
eine  Schönheit  sähe  oder  schließlich  das  Gefühl  dafür  verlöre, 
wie  oft  er  in  seinen  Gedichten  den  gewollten  Rhythmus 
zertrümmert    habe,    so    sollten    diese    uniambischen    Iamben 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.         3 

doch  eines  Tages  wieder  laut  gesprochen  und  dabei  von  den 
Hörern  verstanden  werden.  Wie  aber  sollte  das  geschehen? 
Man  spreche  einmal  ein  Hans  Sachsisches  Fastnachtspiel 
streng  iarnbisch,  so  geht  das  Verständnis,  oder  man  spreche 
es  nur  nach  dem  Wort-  und  Satzakzent,  so  geht  der  iambische 
Tonfall  verloren.  Da  hat  sich  denn  beispielsweise  Sommer 
geholfen,  indem  er  eine  auf  die  Spitze  getriebene  schwebende 
Betonung  forderte.  So  ein  Postulat  nimmt  sich  auf  dem  Papier 
unschuldig  und  doch  erlösend  aus.  Aber  man  tue  einmal 
den  Schritt  von  der  Theorie  zur  Praxis.  Ich  habe  zu  wieder- 
holten Malen  von  Studenten,  die  gewiß  so  sprechgewandt 
waren,  wie  einst  die  Metzger-  und  Schustergesellen  in  Nürn- 
berg, Versuche  mit  dieser  schwebenden  Betonung  gemacht; 
ein  Fiasco  war  der  Erfolg.  Über  ein  paar  Verse  hin  ließ 
sich  der  Eiertanz  durchführen;  dann  strauchelte  jeder. 

Doch  bleiben  wir  bei  diesen  bloßen  Erwägungen  und 
Versuchen  nicht  stehn;  trachten  wir  festeren  Boden  zu  ge- 
winnen. Die  meisten  Theoretiker  tragen  die  Vorstellung 
von  den  Iamben  als  Normalrhythmus  im  sechzehnten  Jahr- 
hundert gar  nicht  als  Resultat  ihrer  Untersuchung  vor,  sondern 
nehmen  sie  a  priori  als  richtig  an.  Nun  hat  es  ja  sein 
Gutes,  gleichartige  Erscheinungen  an  irgend  einem  Kontroll- 
maß abzuschätzen.  Unsere  Meter-  oder  Litermaße  sind 
schließlich  auch  nichts  als  bequeme  Normen,  an  denen  wir 
uns  stets  orientieren  können.  Will  einer  alle  Berge  der  Erde 
am  Rigi  kontrollieren,  weil  dieses  Berges  Höhenmaß  so 
leicht  zu  behalten  ist,  so  ist  dagegen  garnichts  einzuwenden. 
Nur  gehe  er  nicht  so  weit,  zu  argumentieren,  der  Rigi  sei 
als  das  Normalmaß  aller  Berge  der  Erde  anzusehen,  und  die 
übrigen  seien  teils  zu  groß,  teils  zu  klein  geraten.  Die 
Bequemlichkeit,  die  ein  Kontrollmaß  bietet,  erhebt  es  noch 
lange  nicht  zum  Normalmaß.  Und  das  gilt  auch  für  die 
Iamben  im  sechzehnten  Jahrhundert.  Gern  kann  man  die 
einfache  gleichmäßige  Kurve  dieses  Verses  als  eine  mittlere 
Orientierungslinie  ohne  weiteres  gelten  lassen,  von  der  dann 
die  Kurven   anders   gebauter  Verse  hier  und  dort  nach  oben 

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4  A.  Köster: 

oder  unten  abweichen.  Daß  aber  das  Gefühl  oder  Bedürfnis 
für  iarnbischen  Rhythmus  wirklich  im  Bewußtsein  der  Dichter 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  gelegen  habe,  das  gilt  es  erst 
ausdrücklich  zu  erhärten. 

Diesen  Beweis  will  nun  Jellinek  a.  a.  0.  erbringen; 
und  mit  ihm  allein  habe  ich  mich  deshalb  auseinander  zu 
setzen.  Sein  Eideshelfer  ist  Adam  Puschmann  mit  der 
zweiten  Auflage  (d.  h.  der  dritten  Bearbeitung)  seines 
„Gründlichen  Berichts"  (1596).  Um  aber  diesen  Gewährs- 
mann recht  zu  würdigen  und  zu  deuten,  muß  man  sich  stets 
vor  Augen  halten,  was  er  mit  seinem  Büchlein  eigentlich 
gewollt  hat. 

Puschmanns  „Gründlicher  Bericht"  ist  kein  beliebiges 
Regelbueh  für  die  Gesunden,  sondern  schon  1571  in  der 
ersten  Auflage  als  ein  Ratgeber  für  die  Kranken  erschienen. 
Er  führt  uns  in  die  Zustände  des  niedergehenden  Meister- 
gesangs ein,  der  sich,  seinen  Zerfall  vorahnend,  ängstlich  an 
die  alten  Vorbilder  anklammerte.  Nicht  gegen  die  draußen 
stehenden  Verächter  des  Meistersangs  wendet  sich  Puschmann, 
denn  diesen  stehen  eben  so  viele  Verteidiger  gegenüber. 
Aber  die  Feinde  im  Innern  der  Zunft  machen  ihm  Sorge. 
Er  selbst  ist  schon  157 1  konservativ  gesinnt;  die  fabelhaften 
zwölf  Meister  aus  der  Zeit  Ottos  I,  die  als  die  Urheber  der 
Tabulatur  galten,  sind  ihm  die  Säulen  aller  zünftigen  Dicht- 
kunst, und  Hans  Sachs,  sein  eigener  verehrter  Lehrer,  ist 
ihm  der  Klassiker  des  Meistersangs.  Dieser  seiner  eignen 
Partei  gegenüber  stellt  uns  Puschmann  die  mißliebigen 
Neuerer  vor  Augen,  offenbar  jüngere  Meistersinger,  denen 
die  bisherigen  Regeln  und  Strafen  weder  zahlreich  noch 
scharf  genug  waren  und  die  ihre  größere  Feinfühligkeit  und 
iliren  Eifer  für  die  Kunst  durch  Erweiterung  der  Schul- 
register zum  Ausdruck  brachten.  Beide  Gruppen  jedoch,  die 
Hüter  der  alten  Tabulatur  wie  die  Verfechter  der  „Scherff- 
Artikel",  stehen  in  sofern  auf  einerlei  Boden,  als  es  für  ihre 
Dichtkunst  wissentlich  nur  ein  einziges  Prinzip  gab:  nämlich 
die  Beobachtung  einer  von  Vers   zu  Vers   geregelten  Silben- 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.         5 

zahl.  Nichts  mehr,  nichts  minder.  Weder  die  Regeln,  noch 
die  Strafartikel,  noch  die  Beispiele,  die  der  Verfasser  vorlegt, 
verraten  irgend  etwas  andres  als  die  Beobachtung  einer  festen 
Silbenzahl. 

So  war  das  Bild  um   1 571. 

In  der  Auflage  von  1596  hat  der  aggressive  Charakter 
des  Buches  zugenommen.  Das  Interesse  des  Verfassers  für 
den  strophischen  Meistersang,  der  die  Ausgabe  von  157 1  fast 
ganz  beherrscht  hatte,  ist  zurückgetreten  zugunsten  einer 
Diskussion  über  den  Sprechvers,  d.  h.  über  jene  acht-  oder 
neunsilbigen  paarig  gebundenen  Reimzeilen,  in  denen  die 
„Spruchgedichte"  jedweden  Charakters  abgefaßt  waren.  Den 
beiden  Gegnern  der  älteren  Zeit,  den  Gemäßigten  und  den 
„spitzfündigen  scharffen  Singern",  die  sich  aber  schließlich 
doch  noch  unter  einen  Hut  bringen  ließen,  war  ein  gemein- 
samer Feind  innerhalb  der  Zunft  erwachsen.  Wohlverstanden: 
innerhalb  der  Zunft!  Denn  Puschmann  hat  seine  Blicke  nie 
über  die  Kreise  der  Meistersinger  hinausgehen  lassen,  er 
redet  auch  bei  diesen  von  ihm  bekämpften  prosodischen 
Neuerungen  stets  nur  von  Dichtern,  die  „die  straffen  vor- 
meiden", also  sich  den  Tabulatur- Gesetzen  unterwerfen  mußten, 
und  schließt  seine  Polemik  ausdrücklich  mit  den  Worten: 
„DEmnach  in  der  alten  löblichen  deutschen  Singekunst  der 
Erbaren  alten  ersten  12  Meister  Spaltungen  gefunden  werden 
zwischen  den  Meister  singern  zum  theil  ivelche  den  rechten 
verstand  vnd  grund  dieser  alten  hinst  haben  \  vnd  zum  theil 
welche  wenig  daran  vorstehen  \  auch  niemals  recht  davon  haben 
hören  sagen"  usw. 

Wir  dürfen  daher,  was  wir  hier  von  Puschmann  be- 
kämpft sehen,  nicht  beliebig  verallgemeinern  und  etwa  als 
Angriffe  deuten,  die  von  außen  her  gegen  die  Siugschulen 
unternommen  wurden.  Sondern  seine  Worte  haben  zunächst 
nur  für  die  Zunft  Gültigkeit,  wenn  auch  selbstverständlich 
anzunehmen  ist,  daß  die  Neuerer  unter  den  Singern  manche 
Anregung  aus  andern  Kreisen  empfangen  haben  mochten. 

Puschmann   bezeichnet    die  neuen  Versarten  im   Gegen- 


6  A.  Köstek: 

satz  zu  den  alten  „genieinen"  Versen  als  „scandirte"  Verse. 
Und  bei  diesen  Reformv ersuchen,  die  er  mit  einem  Gemisch 
von  Furcht  und  Hohn  bekämpft,  handelt  es  sich  um  nichts 
Geringeres,  als  um  eine  fundamentale  Erschütterung  der 
ganzen  alten  meistersingerischen  Verskunst,  um  eines  der 
bescheidenen  Vorzeichen,  durch  die  sich  eine  neue  Kunstlehre 
fernher  ankündigt.  In  keinem  Punkte  vermag  der  ratlose 
alte  Meister  diese  Experimente  mit  dem  Verfahren  des  Hans 
Sachs  in  Einklang  zu  bringen,  das  er  auch  jetzt  noch  für 
unübertrefflich  hält.  Und  drum  ist  der  Schluß  Jellixeks 
ganz  berechtigt,  daß  die  Kunst  des  Hans  Sachs  das  ge- 
rade Gegenbild  dieser  neuen  Theorie  darstelle  und  wir  das 
eine  Prinzip  durch  Negation  des  andern  finden  können. 

Es  kommt  also  alles  darauf  an,  daß  wir  Puschmanns 
Worte  richtig  deuten;  und  das  scheint  mir  Jellixek  nicht 
überall  getan  zu  haben.  Ich  will  nun  aber  nicht  seinen 
ganzen  Aufsatz  teils  reproduzieren,  teils  widerlegen;  sondern 
ich  stelle  meine  Interpretation  des  Puschmannschen  Textes 
ohne  Polemik  hin  und  ziehe  Jellixeks  Worte  nur  wo  es 
nötig  ist  heran. 

Puschmann  ist  aufgewachsen  in  der  Tradition  der  „ge- 
meinen" Verse,  wie  sie  Hans  Sachs  handhabte.  Ihre  Regeln 
zu  erlernen,  hat  er  weite  Reisen  gemacht,  auf  denen  er  manche 
Enttäuschung  erlebt  hat.  Endlich  ist  er  in  Nürnberg  vor 
die  rechte  Schmiede  gegangen.  Und  was  er  dort  so  ganz 
aus  dem  Grunde  begriffen  hat,  darin  will  er  zum  Heil  der 
Kunst  seine  Nachfolger  unterweisen.  Wir  dürfen  also  ohne 
weiteres  annehmen,  daß,  so  weit  er  von  „gemeinen"  Versen 
spricht,  seine  Lehre  erschöpfend  ist,  und  daß  er,  gerade  weil 
er  die  Tradition  bedroht  und  vieles  Alte  in  Vergessenheit 
geraten  sah,  keine  Regel  verschwiegen  hat;  die  überaus  ein- 
fache Terminologie  und  Definition  dieser  Verse  macht  ihm 
gar  keine  Schwierigkeiten.  Sieht  man  von  den  sprachlich- 
stilistischen Bemerkungen  ab,  daß  nämlich  die  reichen  und 
die  zu  oft  wiederholten  Reime,  die  Dialektwörter,  die  un- 
gebräuchlichen   Synkopen    und    andre    Wortverstümmelungen 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.         7 

zu  meiden  seien  und  daß  ein  biblisches  oder  weltliches  Zitat 
stets  einen  oder  zwei  ganze  Verse  umfassen  müsse,  so  bleibt 
für  das  rein  Rhythmische  der  „gemeinen"  Verse  als  der 
Weisheit  letzter  Schluß  nur  dieses:  sie  zerfallen  in  stumpfe, 
d.  h.  mit  einsilbigem  Reimwort  (besser  Reimklang)  endende 
Verse  von  acht  (seltener  sechs  oder  vier)  Silben,  und  in 
klingende,  d.  h.  mit  zweisilbigem  Reimwort  (besser  Reim- 
klang) endende  Verse  von  neun  (seltener  sieben  oder  fünf) 
Silben. 

Von  den  neuen  „scandirten"  Versen  dagegen,  deren  An- 
wendung Puschmann  für  unmöglich  oder  für  verfehlt  hält, 
weiß  er  erst  seit  kurzem  von  Hörensagen.  Sie  sind  in 
jüngster  Zeit  aufgekommen  und  noch  wenig  in  Übung.  Hier 
ringt  er  offenkundig  mit  der  Definition,  zumal  da  er  an 
diesen  Stellen  ja  auch  zu  den  meisten  seiner  Leser  von  un- 
bekannten Dingen  redet. 

Könnte  nun  Puschmanns  doppelte  Stellung  als  Interpret 
zugleich  und  als  Bekämpfer  der  „scandirten"  Verse  uns 
vielleicht  im  ersten  Moment  mißtrauisch  machen  gegen  die 
Unbefangenheit  seines  Urteils,  so  muß  doch  bei  längerem 
Zuschauen  der  Verdacht  völlig  schwinden.  Der  alte  Görlitzer 
Meistersinger  ist  so  von  der  Stichhaltigkeit  seiner  Gründe 
überzeugt,  daß  er  nicht  nötig  hat,  den  Gegner  herabzusetzen. 
Er  hat  die  skandierenden  Dichter  selbst  um  ihre  Regeln 
befragt  (Inmassm  ich  es  von  jhnen  selbst  vernommen  |  wie  sie 
es  haben  wollen  \  das  man  deutsche  'Reimen  scandiren  solte), 
hat  sich  ehrlich  Mühe  gegeben,  die  neue  Verskunst  zu  ver- 
stehen und  sie  sogar  selbst  probeweise  ausgeübt.  Freilich 
darf  man  von  einer  Definition  Puschmanns  bei  seiner  geringen 
Erziehung  zu  begrifflichem  Denken  und  bei  der  Ungelenkheit 
der  damaligen  Sprache  nicht  die  gleiche  Präzision  erwarten 
wie  etwa  von  einer  Definition  des  Aristoteles.  Es  ist  daher 
unser  Recht  und  unsre  Pflicht,  ihm  zu  Hilfe  zu  kommen,  in  der 
Art  etwa,  wie  ich  es  vorhin  bei  den  „gemeinen"  Versen  getan, 
wo  ich  ganz  im  Sinne  Puschmanns  das  Wort  „Reimklang" 
für  „Reimwort''   eingesetzt  habe.     Denn  die  Praxis  des  Hans 


8  A.  Köster: 

Sachs  belehrt  uns,  daß  unser  Theoretiker  gar  nicht  sagen 
will,  es  müsse  jeder  achtsilbige  Vers  mit  einem  einsilbigen 
Wort,  sondern  mit  einem  einsilbigen  Reim,  einer  betonten 
Silbe  enden;  Worte  wie  vngerecht,  verkert,  vnderthan  sind  hier 
ebenso  gut  angebracht   wie  recht,  kert,  than. 

Da  bewahrt  uns  nun  bei  den  „scandirten"  Versen 
Puschmann  selbst  vor  Irrdeutungen,  indem  er  dreifach  seine 
Meinung  klarlegt:  i)  in  prosaischer  Erörterung;  2)  indem  er 
in  „gemeinen"  Versen  noch  einmal  die  Definition  der  „scandirten" 
Verse  wiederholt;  3)  indem  er  ein  Paradigma  in  „scandirten" 
Versen  mitteilt.  Natürlich  darf  man  diese  dreifachen  Er- 
läuterungen zu  wechselseitiger  Erhellung  benutzen. 

Puschmann  beginnt:  Die  rechten  scandirten  deutschen 
Keimen  oder  versen  sollen  also  scandiret  vnd  pranuneiret  werden  \ 
gleich  wie  man  pfleget  recht  der  hohen  deutschen  Sprache 
nach  |  orthographice  zu  reden  \  vnd  edle  wort  recht  auß 
zu  sprechen.  Vnd  nicht  \  ivie  etliche  vndeutsche  leute  \  als 
Rolacken  vnd  andere  \  welche  nicht  Recht  deutsch  gelernet  \  oder 
auch  wie  etliche  \  welche  der  hohen  deutschen  sprach  noch  gar 
vngemeß  sindt  \  pflegen  zureden. 

Aus  diesen  Worten  schon,  wie  aus  den  späteren,  folgert 
Jellinek:  das  Wesen  der  scandierten  Verse  besteht  nach 
Puschmann  darin,  daß  bei  ihrem  Vortrag  der  Wortakzent 
beobachtet  wird.  Da  er  nun  aber  die  scandierten  Verse  in 
Gegensatz  stellt  zu  den  gemeinen  deutschen  Reimen,  so  folgt 
daraus,  daß  in  diesen  der  Wortakzent  nicht  geschont  wurde. 
Ich  lese  etwas  ganz  anderes  heraus.  Nach  meiner  Meinung 
sagt  Puschmann:  Wer  deutsche  Wörter  anders  ausspricht, 
als  sie  ausgesprochen,  bezw.  betont  werden  müssen,  der  ist 
ein  undeutscher  Mann,  ist  ein  Polack.  Nie  und  nimmer 
kann  Puschmann  es  also  gut  heißen  und  lehren,  daß  in 
Versen  irgend  welcher  Art  der  natürliche  Akzent  deutscher 
Wörter  mißachtet  und  verletzt  werde.  Nur  diejenige  Inter- 
pretation kann  daher  richtig  sein,  die  sowohl  für  die  gemeinen 
wie  für  die  skandierten  Verse,  obwohl  sonst  zwischen  beiden 
ein     großer    Unterschied    besteht,     den    Wortakzent    schont. 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.         9 

Daran   müssen  wir   durchweg   festhalten;    polackisch   darf  in 
keinem  deutschen  Yerse  gesprochen  werden. 

In  den  zitierten  Worten  redet  nun  Puschmann  aller- 
dings von  skandierten  Versen,  aber  nicht  von  dem  Gegensatz 
zwischen  gemeinen  und  skandierten  Reimen;  sondern  er  fordert 
Wahrung  des  Wortakzents  oifenbar  mit  Hinblick  auf  die 
antiken  Vorbilder.1)  Denn  die  ganze  neue  Verskunst  des 
Skandierens  ist  damals  doch,  wie  das  Wort  schon  beweist, 
im  Wetteifer  mit  den  Dichtern  des  klassischen  Altertums 
aufgekommen.  Aus  den  Kreisen  der  Gelehrten  und  Halb- 
gelehrten, die  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  ratlos  und  tastend 
nach  festeren  Normen  für  die  Verskunst  auslugten,  muß  hier 
etwas  in  die  Bereiche  der  Zünfte  durchgesickert  sein.  Und 
da  nun  Puschmann,  so  gering  seine  Bildung  war,  sich  gewiß 
aus  Jugendtagen  her  erinnerte,  daß  dort,  wo  auch  er  wohl  das 
„Scandiren"  einst  gelernt  hatte,  nämlich  in  den  Versen  der 
Alten,  der  Wortakzent  unbeachtet  blieb,  so  stellt  er  hier  an 
die  Spitze  seiner  Regeln  gleich  die  Forderung:  Mag  man 
immerbin  die  Neuerimg  einführen,  auch  deutsche  Verse  zu 
„scandiren",  wie  es  die  Griechen  und  Römer  taten,  —  in 
Einem  soll  man  deutsch  bleiben  und  nicht  polackisch,  nicht 
griechisch,  römisch,  kurz  undeutsch  werden,  nämlich  in  der 
Behandlung  der  Wortakzente. 

Aus  diesem  Grimde  eben,  infolge  dieser  verschärften 
Forderung  hält  ja  Puschmann  das  Dichten  in  skandierten 
Versen  für  so  außerordentlich  schwer  und  glaubt,  daß  von 
zweihundert  solcher  Versuche  noch  nicht  zwanzig  richtig 
gelingen  würden.  Und  er  wird  in  dieser  Meinung  bestärkt 
durch  Erfahrungen,  die  er  als  Gesanglehrer  gemacht  hat. 
Wie   es   damals   üblich   war,   bat   er   seine  Schüler  gewiß  oft 

i)  Er  bestätigt  diese  meine  Auffassung  dadurch,  daß  er  nur  für 
die  skandierten  Yerse  die  lateinische  Bezeichnung  versus  gelten  lassen 
will:  Solche  meinung  von  deutschen  scandirten  versen  (wie  man  sie  nennen 
soltc  wem  sie  recht  scandirt  würden.  Die  ander  gutte  Reimen  aber 
Jean  man  mit  keiner  billigleit  versen  heissen  |  sondern  billicher  deutsche 
Heimen  oder  Bithmos)  teil  ich  ....  vermelden. 


10  A.  Köster: 

lateinische  Oden,  die  natürlich  nach  den  Regeln  der  Alten 
skandiert  waren,  singen  lassen.  Wollte  man  solche  Texte  in 
Musik  setzen  oder  sie  fertigen  Melodien,  die  in  Mensural- 
noten aufgeschrieben  waren,  unterlegen,  so  mußte  man  oft 
genug  die  ganze  Herrlichkeit  antiker  Quantitätsbeobachtungen 
ignorieren  und  dafür  selbst  im  Lateinischen  den  Wortakzent 
in  sein  Recht  treten  lassen,  also  aus  einem 

Sanctorum     meritis     inclyta     gaudia 

_  __  V  V   _  _  V   V  _  w 

frisch  und  fröhlich  ein 

Sanctorum      meritis        inclyta  gaudia 

X  XX  XXX  XXX  XXX 

machen.  Puschmann  spricht  diese  Erfahrung  deutlich  genug 
aus:  Dan  so  wenig  ein  wolgeübter  vnd  erfamer  Musicus 
Lateinische  Carmina  \  der  scansion  nach  kan  vnter  die  figurat 
Noten  setzen  \  das  sie  alle  der  scansion  nach  können  gesungen 

iverden Gleich  so  wenig  kan  man  auch  deutsche  scandirte 

versen  machen 

Also:  Beachtung  des  Wortakzents  gilt  für  alle  Sprech- 
verse. Der  Unterschied  zwischen  gemeinen  und  skandierten 
Reimen  muß  anderswo  liegen. 

Puschmann  fährt  fort:  Also  vnd  solche  gestalt  J  ivelche 
Syllaben  man  in  ztvey  oder  drei/  syllbenden  Wörtern  jm  reden 
pflegt  hinauf/'  |  oder  herunter  zuziehen  \  dieselbigen  sollen  auch 
also  scandiret,  pronunciret  vnd  aus  gesprochen  iverden  in  Reimen 
oder  Rithmis.  Exempli  gratia  gelerten  j  bewerten.  In  den 
ziveyen  ivorten  \  wird  die  erste  Sillaba  vnten  |  die  ander  oben  J 
die  dritte  wider  vnten  aus  gesprochen.  Oder  in  ztvey  sil- 
benden  Wörtern  \  Als  Hellten  \  singen  |  vnd  der  gleichen  Wörter  \ 
da  wird  die  erste  Sillabe  oben  |  vnd  die  ander  vnten  auß- 
geredet  \  Solche  klingende  scandirte  Reimen  sollen  nicht  mehr 
noch  weniger  haben  als  9.  Sillaben  |  zu  einem  solchen  scandirten 
Reimen  könd  man  nehmen  3.  ivörter  \  da  jedes  solcher  3.  sil- 
laben vermöchte.  Oder  man  möchte  drey  zivosübige  ivörter  vnd 
am  ende  ein  dreysilbiges  wort  nehmen  |  welche  solcher  massen 
würd  außgesprochen  \  Oder  man  möchte  4.  ziveysilbige  klingende 


Über  Sprech verse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.       11 

wörter  |  vnd    1.    einsilbiges  \  damit    der    verss    auch    9.    Sil- 
laben  hefte. 

Einen    Teil    dieser    Regeln    wiederholt    er   nochmals    in 
gemeinen  Versen: 

Die  scansion  der  Deutschen  Heimen  \ 

Sol  also  regiren  in  gheimen  \ 

Klingendt  Heimen  sol  man  scandiren  \ 

Mit  drey  Silben  sie  thun  regiren. 

Die  Erste  silb  bleibt  vnten  eigen  \ 

Die  mittelst  Silb  sol  hinauff  steigen 

Die  dritte  Silb  bleibt  auch  vnten  \ 

In  der  scansion  zu  den  stunden. 

Das  mus  also  drey  mal  geschehen  \ 

In  klingenden  Reimen  zusehen. 

Drumb  muß  jeder  klingendt  Reim  haben 

Neun  Silben  die  jhn  thun  begaben, 

und  fügt  ein  Paradigma  hinzu: 

Die  deutschen  reclit  Reimen  scandiren 

Die  sol  man  so  Höhten  und  zieren 

Au  ff  das  man  Accentum  recht  halte  \ 

Die  ivörtter  in  Reimen  recht  spalte. 
Das  heißt  also:  Jeder  skandierte  klingend  endende  Vers 
muß  genau  wie  der  gemeine  klingend  ausgehende  neun  Silben 
enthalten.     Innerhalb  dieser  Norm  sind  für  ihn  drei  Formen 
möglich: 

i)  er  besteht  aus  drei  Silbengruppen  (so  dürfen  wir 
Puschmanns  Worte  präzisieren;  denn  er  selbst  braucht  in 
seinem  Paradigma  oft  genug  statt  eines  dreisilbigen  Wortes' 
drei  einsilbige  oder  ein  zweisilbiges  mit  einem  einsilbigen) 
von  der  Form  xix,  so  daß  der  ganze  Vers,  amphibrachischen 

Charakters 

•  t  t 

XXX  XXX  XXX 

nur  drei  festliegende  Akzente  erhält;  nach  jeder  Gruppe  von 
drei  Silben  muß  ein  Wortende  erreicht  sein; 

2)  er  besteht  aus  drei  zweisilbigen  Wörtern  (oder  Silben- 
gruppen) von  der  Form  i  x  (denn  die  andre  mögliche  Form  x  x 


X   X     X      X   X  XX 

'  '  r 

XX  XX       XXX 


12  A.  Köstek: 

berücksichtigt  Puschinann  nicht),  denen  eine  dreisilbige  Gruppe 
von  der  Form  xxx  angehängt  ist,  also: 

XX  XX  XX  xxx 

So  entsteht  ein  Vers  von  wesentlich  trochäischem  Gefälle, 
mit  vier  festliegenden  Akzentstellen; 

3)  er  besteht  aus  vier  zweisilbigen  Wörtern  (oder  Silben- 
gruppen) von  der  Form  *  x  und  einer  hinzutretenden  Silbe, 
die  natürlich  (hier  müssen  wir  Puschmann  zu  Hilfe  kommen) 
nicht  am  Ausgang  des  Verses  stehn  kann,  weil  sonst  das 
Ende  nicht  klingend  sein  würde,  sondern  die  an  den  Anfang 
oder  in  die  Mitte  eingegliedert  werden  muß;  also: 
a)         '  '  ' 

/  XXX  XX  XX  XX 

oder  b) 
oder  c) 

oder  d)  (=  :  Schema  2) 

Von  diesen  sich  ergebenden  sechs,  bezw.  fünf  Schemata 
hat  nur  3a  iambischen  Rhythmus.  Alle  aber  haben  eine 
festbegrenzte  Zahl  unverrückbarer  Stellen,  an  denen  Wort- 
und  Versakzent  zusammenfallen  muß.  — 

Von  den  stumpf  ausgehenden  skandierten  Versen  sagt 
Puschmann:  Zu  den  stumpft  scandierteu  Heimen  aber  sol  man 
nur  acht  einsilbige  Wörter  gebrauchen.  Oder  man  nemc  dar- 
zu  4.  zweisilbige  Wörter  \  weiche  flicht  klingend  sein  vnd  kein 
N.  oder  E.  haben  \  So  fern  du  auch  solcher  Wörter  haben 
haust  |  zu  solchen  stumpften  versen  muß  man  auch  nicht  weniger 
noch  mehr  \  als  acht  Silben  haben. 

Zu  dieser  unvollständig  gebliebenen  Stelle  gibt  er  aber 
selbst  die  Ergänzung: 

Ein  stumpffer  scandirter  Beim  fein  \ 
Muß  mit  zwen  silben  scandirt  sein. 
Die  Erste  silbe  vnten  leucht  \ 
Die  ander  silb  man  hinauff  zeucht  \ 
Solches  zu  dem  Ersten  geschieht  \ 
Zu  dem  andern  nun  den  Bericht. 
Den  ersten  Silben  heb  hienauff  \ 
Den  andern  laß  herunter  drauff. 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.       13 

In  allen  Reimen  hinauß  gar  \ 
Gleich  wie  man  recht  redet  fürwar  \ 
Der  orthographiae  recht  nach 
In  rechter  hohen  deutschen  sprach  \ 
Ein  solch  Reim  hat  der  Silben  acht  I 
So  er  aber  recht  wird  gemacht; 

und  fügt  das  Paradigma  hinzu: 

Gleich  wie  man  redt  auch  sagt  vnd  spricht 
Die  Wort  recht  aus  vor  dem  Gericht 
Damit  man  thu  der  sach  auch  recht 
Vnd  der  anwalt  nicht  werd  geschmecht. 

Übersetzen  wir  uns  auch  diese  Definitionen  in  unsere 
Sprache,  so  ergibt  sich:  der  stumpf  skandierte  Sprechvers 
ähnelt  wieder  dem  stumpfen  gemeinen  Verse  in  Einer  Hin- 
sicht; sie  haben  beide  einen  Umfang  von  acht  Silben.  Aber 
der  skandierte  weist  wieder  drei  Typen  auf: 

i)  er  setzt  sich  aus  acht  einsilbigen  Wörtern  zusammen, 
für  deren  Verhältnis  unter  einander  Puschmann  in  seiner 
Prosa-Erörterung  keine  weiteren  Angaben  macht.  Aus  seinem 
Paradigma,  Vers  i,  erkennen  wir  aber,  daß  diese  Folge  von 
acht  einsilbigen  Wörtern  iambischen  Rhythmus  hat,  so  daß 

sich  das  Schema  ergibt: 

/  /  /  / 

xxxxxxxx 

2)  je  zwei  dieser  einsilbigen  Wörter  können  auch  durch 
ein  zweisilbiges  von  der  Form  J  ersetzt  werden;  ja,  es  dürfen, 
wie    das  Paradigma    zeigt,    sogar    diese    zweisilbigen  Wörter 
und  die  Gruppen  zweier  einsilbigen  durch  einander  gebraucht' 
werden,  nur  daß  stets  der  jambische  Rhythmus 

1  1  1  r 

xx       xx       xx       xx 

bleiben  muß.    Schema  1  und  2  sind  also  im  Grunde  identisch; 

3)  die  versifizierte  Definition  spricht  noch  von  einer 
andern  Struktur  des  stumpfen  Verses:  es  kann  nämlich  die 
erste  Silbengruppe  von  der  Form  xx  ersetzt  werden  durch 
eine  Gruppe  von  der  Form  x  %  so  daß  das  Schema 


14  A.  Köster: 

entsteht.  Nur  muß,  wenn  man  diese  Variation  wählt,  sie 
auch  „in  allen  Reimen"  an  derselben  Stelle  (nicht  an  allen 
Stellen  desselben  Verses,  wie  Jellinek  will!)  durchgeführt 
werden,  d.  h.  (was  auch  Puschmanns  Paradigmata  bestätigen) 
innerhalb  eines  Gedichts  dürfen  die  verschiedenen  Typen 
klingender  und  stumpf  skandierter  Verse  nicht  durch  einander 
gebraucht  werden. 

Somit  ergibt  sich  aus  der  gesamten  Betrachtung:  Über- 
einstimmend ist  in  den  skandierten  wie  in  den  gemeinen 
Versen  nur  die  festnormierte  Zahl  von  Silben;  im  übrigen 
sind  beide  Gruppen  gegensätzlich  geartet.  Das  Wesen  skan- 
dierter Verse  besteht  darin,  daß  sie  eine  ganz  bestimmte  Zahl 
festgelegter  Stellen  haben,  an  denen  Vers-  und  Wortakzent 
zusammenfallen  müssen,  während  in  gemeinen  Versen  weder 
die  Zahl  noch  die  Lage  der  Akzente  feststeht.  In  skandierten 
Versen  ist  die  Verankerung  der  Versakzente  das  Primäre; 
der  Versakzent  zwingt  die  Wortakzente  an  diese  deutlich  be- 
zeichneten Stellen  hin.  In  gemeinen  Versen  dagegen  entstehen 
die  Versakzente  dort,  wo  zufällig  Wortakzente  sich  einfinden. 
Der  skandierte  Vers  hat  geregelte  Rhythmen,  unter  denen 
der  iambische  neben  andern  vorkommt;  der  gemeine  Vers 
arbeitet  überhaupt  nicht  mit  festnormiertem  Rhythmus.    . 

Wo  man  um  das  Jahr  1596  in  solchen  skandierten  Versen 
gedichtet  hat,  wüßte  ich  nicht  zu  sagen.  Mir  sind  Beispiele 
nicht  bekannt.  Die  gemeinen  Reime  aber  hat  nach  seines 
Schülers  Urteil  Hans  Sachs  am  vollendetsten  angewendet. 
Nun  sehe  man  aber,  wie  großes  Unrecht  man  diesem  alten 
Meister  tut,  wenn  man  seine  Verse  als  mehr  oder  minder 
mißglückte  Iamben  charakterisiert.  Hans  Sachs  hatte  im 
Bewußtsein  nur  den  einen  Grundsatz,  daß  stumpf  endende 
Verse  acht  Silben,  klingend  ausgehende  neun  Silben  haben 
müßten.  Aber  in  der  deutschen  Verskunst  wirken  neben  den 
im  Bewußtsein  des  Dichters  ruhenden  Prinzipien  stets  noch 
andere  mit,  ohne  daß  er  selbst  es  weiß.  Denn  die  Sprache 
ist  schon  rhythmisiertes  Material,  ehe  sie  dem  Versrhythmus 
Untertan  wird.     Und  vor  allem  unsre  deutsche  Sprache  bringt 


Über  Spkechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.       15 

in  zahllosen  Sätzen  den  uns  so  bequemen  iambischen  Tonfall 
schon  von  vornherein  mit.  In  aller  Prosa,  in  allen  nur  nach 
dem  Prinzip  der  Silbenzählung  gebauten  Versen  stellt  gerade 
dieser  Rhythmus  sich  daher  sehr  oft  ein,  ohne  daß  eine  Ab- 
sicht dazu  vorhanden  ist.  Irgend  einen  Rhythmus  muß  ja 
auch  der  silbenzählende  Vers  haben.  Und  so  sind  denn  in 
der  Tat  bei  Hans  Sachs  zahlreiche  iambische  Reihen  zu  finden, 
die  aber  nur  durch  Zufall  entstanden  sind.  Hätte  der  Dichter 
irgend  die  Absicht  gehabt,  diesen  Rhythmus  zum  Normal- 
rhythmus seiner  Sprech verse  zu  machen,  so  hätte  er  doch 
sicherlich  im  Lauf  der  Zeit  bei  zunehmender  Gewandtheit  die 
Zahl  der  iambischen  Reihen  vermehrt.  Gerade  das  Gegenteil 
ist  aber  der  Fall:  während  unter  seinen  Versen  in  der  Früh- 
zeit gegen  75%  iambischer  Reihen  zu  finden  sind,  sinkt  die 
Zahl  im  Alter  auf  35  bis  4O°/0.  Dadurch  ist  klar  bewiesen, 
daß  ihm  dieser  gleichmäßige  Tonfall  garnicht  erstrebenswert 
und  wollautend  erschien;  annähernd  durchführen  hätte  er 
ihn   sonst  ja   können,  das  beweist  die  Praxis  seiner  Jugend. 

Und  noch  eine  zweite  Frage  sei  berührt:  ob  nämlich  die 
Hans  Sachsischen  Verse  eine  bestimmte  Anzahl  von  Akzenten 
aufweisen.  Festgelegte  Akzentstellen  haben  sie  nicht,  wie 
wir  konstatieren  konnten.  Aber  selbst  bei  wechselnder  Lage 
mochte  ja  die  Zahl  —  und  da  wäre  zunächst  an  die  Vier- 
zahl zu  denken  —  stets  die  gleiche  gewesen  sein. 

Auch  hier  ist  wieder  zu  betonen,  daß  im  Bewußtsein 
des  Dichters  die  Rücksicht  auf  eine  normierte  Anzahl  von 
Akzenten  nicht  lag;  nur  unbewußt  könnte  sie  sich  eingestellt 
haben.  Es  muß  nun  erfahrungsgemäß  im  Deutschen  eine 
aus  neun  Silben  bestehende  Wortgruppe  mindestens  zwei 
Akzente  tragen  (Beispiel:  die  schrecklicheren  Erscheinungen); 
als  Höchstmaß  können  ihr,  wenn  sie  nicht  eine  bloße  Auf- 
zählung zusammenhangsloser  Wörter  ist,  bei  stumpfem  Aus- 
gang sechs  Akzente  zuteil  werden  (Beispiel:  Eins  ist  eins, 
zwei  ist  zwei,  drei  ist  drei).  Diese  letzte  Möglichkeit  kommt 
jedoch  für  den  Hans  Sachsischen  Neunsilbner,  der  ja  stets 
klingend  enden  muß,  garnicht  in  Frage,  so  daß  also  für  die 


16  A.  Köster: 

Verse  dieses  Dichters  die  äußersten  Grenzen  zwei  und  fünf 
Akzente  sind.  Diese  Grenzen  selbst  finde  ick  bei  Hans  Sachs, 
soweit  ich  sehe,  nie  erreicht;  ich  wüßte  keinen  Acht-  oder 
Neunsilbner  mit  zwei  oder  fünf  Akzenten  zu  nennen.  Verse 
mit  drei  Akzenten  gibt  es  hie  und  da;  sie  sind  jedoch  ver- 
hältnismäßig selten.  Die  Regel  ist,  daß  der  Sprechvers  bei 
Hans  Sachs  vier  betonte  Stellen  hat.  Das  ist  aber  nicht  ge- 
schehen, weil  der  Dichter  sich  einem  Akzentgesetz  verpflichtet 
fühlte,  sondern  weil  die  meisten  achtsilbigen  grammatisch 
geschlossenen  Wortgruppen  mit  stumpfem  Ausgang  und  die 
meisten  neunsilbigen  grammatisch  geschlossenen  Wortgruppen 
mit  klingendem  Ausgang  im  Deutschen  auch  in  der  Prosa 
bei    sorgfältiger  Akzentuierung  vier  Betonungsstellen  haben. 

Somit  komme  ich  zu  der  Definition:  der  Hans  Sachsische 
gemeine  Vers  ist  ein  Vers  von  acht  oder  neun  Silben  mit 
wechselnder  Lage  der  Akzentstellen,  deren  Zahl,  entsprechend 
dem  Prosarhythmus  der  deutschen  Sprache,  in  der  Regel  vier 
ist.  Iambischer  Tonfall  stellt  sich  nur  dort,  und  zwar  zu- 
fällig, ein,  wo  er  auch  der  deutschen  Prosa  gemäß  ist.  Er 
findet  sich  in  Hans  Sachsens  Jugend  doppelt  so  häufig,  wie 
in  seinem  Alter.1) 

Nun  möchte  ich  aber  ein  Mißverständnis  doch  aus- 
drücklich beseitigen:  der  Hans  Sachsische  Vers  ist  durch- 
aus nicht  der  Vers  des  sechzehnten  Jahrhunderts  schlechthin; 
sondern  hier  werden  wir  noch  eine  Menge  von  Unterschieden, 
jeden  mit  eigenartiger  Begründung,  kennen  lernen.  Es  tut 
uns  not,  daß  die  Verskunst  einzelner  Dichter  ganz  aus  sich 
selbst  erörtert  wird,  dabei  aber  die  verschiedenen  Untersuchungen 
eine  auf  die  andere  Bezug  nehmen,  hinsichtlich  der  Frag- 
stellung, Terminologie  usw.  Ein  Herausgreifen  und  Ver- 
gleichen beliebiger  kleiner  Textstellen  aus  allerlei  Dichtern 
bringt  uns  wenig  Aufklärung.  Es  war  z.  B.  ein  verfehltes 
Unternehmen,  wenn  Helm  den  Kaiser  Max,  den  dichterischen 
Epigonen,  der  sich  das  wohlgemeinte  Konzept  von  höfischen 

i)  Ich  freue  mich,  meine  Anschauung  auch  jüngst  durch  Friedrich 
Vogt  (Studien  z.  vgl.  Literaturgesch.  5,   151  ff.)  bekräftigt  zu  sehen. 


Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahrhunderts.       17 

Sekretären  korrigieren  ließ,  mit  dem  liebenswürdigsten  aller 
Meistersinger  und  diesen  wieder  ohne  tiefere  Erläuterung  mit 
Fischart,  dem  genialsten  Virtuosen  des  Jahrhunderts  verglich. 
Dabei  konnte  keine  aufschlußreiche  Statistik  zustande  kommen. 
Wir  werden  die  Dichter  nach  ihrer  sprachlichen  und  metri- 
schen Bildung  gruppieren  müssen:  Dichter,  die  noch  in  der 
höfischen  Poesie  des  Mittelalters  belesen  waren,  sind  anders 
zu  beurteilen,  als  etwa  meistersingerische  Poeten;  Männer,  die 
sich  an  französischen  Vorbildern  geschult  haben,  unterstehen 
ganz  anderer  Betrachtung  als  etwa  Humanisten,  die  sich  stets 
an  den  alten  Sprachen  orientierten.  Bei  Sebastian  Brant 
z.  B.  trifft  im  großen  und  ganzen  das  zu,  was  man  an  Hans 
Sachs  so  gern  entdecken  wollte.  Brant  wußte  was  Iamben 
sind;  ihr  Klang  war  ihm  vertraut.  Und  so  ist  es  gar  kein 
Wunder,  daß  sich  bei  ihm  etwa  8o°/0  reine  Iamben  finden, 
wobei  aber  wieder  Eins  zu  beachten  ist,  was  für  jede  metrische 
Untersuchung  gilt:  man  darf  den  einzelnen  Vers  nicht  will- 
kürlich aus  dem  Zusammenhang  herausreißen;  denn  nicht  nur 
sein  Inhalt,  sondern  auch  sein  Rhythmus  bekommt  die  rechte 
Deutung  erst  durch  die  Umgebung,  in  der  er  steht. 

So  ist  noch  viel  für  das  sechzehnte  Jahrhundert  zu  tun. 
Wenn  das  rhythmische  Gefühl  damals  nur  gering  war,  so 
muß  man  eben  die  kleinen  Unterschiede  um  so  sorgfältiger 
ins  Auge  fassen  und  zur  Charakteristik  verwenden.  Am  besten 
wird  es  stets  sein,  die  Praxis  der  Dichter  zu  befragen  und 
nur  in  zweiter  Linie  sich  an  die  Theoretiker  zu  wenden. 
Denn  zwischen  Theorie  und  Praxis  klafft  ein  weiter  Raum. 
Wie  würden  wir  etwa  die  Formen  von  Luthers  Kirchenlieder- 
texten mißkennen,  wollten  wir  uns  die  Deutungen  von  Johannes 
Clajus  zu  eigen  machen!  Vor  allem  aber  bei  den  paarig 
reimenden  Acht-  und  Neunsilbnern  ist  die  Interpretation  viel- 
seitig und  schwierig;  denn  hier  scheinen  sich  im  sechzehnten 
Jahrhundert  ebenso  viele  Traditionen  zu  durchkreuzen  wie  im 
achtzehnten  Jahrhundert. 


Druckfertig  erklärt  28.  IH.  1905.] 
Phil.-hist.  Klasse  1905. 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte 
in  Goethes  „Dichtung  und  Wahrheit". 

Von 

A.    KÖSTER. 

Über  Goethes  Arbeit  an  „Dichtung  und  Wahrheit"  und 
das   Verhältnis    dieses   Werkes    zu    seinen    Quellen    sind    wir 
durch  die  Arbeit  Ton  Alt  trefflich  unterrichtet.     Die  Tage- 
bücher   des  Dichters    lassen    uns    das  Vorrücken    des  Manu- 
skripts   von  Tag    zu  Tag    verfolgen.     Wie  bei  so   manchem 
Unternehmen,    so    mancher    Dichtung    ist    Goethe    nicht    in 
strenger  Reihenfolge  der  einzelnen  Teile  vorgeschritten,  sondern 
hat  begonnen  mit  einigen  mittleren  Partien,  die  ihn  zumeist 
anzogen  und   an  denen  er  seine  Kraft  erproben  konnte.     Er 
hielt  es  mit  den  Worten  seines  Theaterdirektors: 
Das  Mögliche  soll  der  Entschluß 
Beherzt  sogleich  beim  Schöpfe  fassen, 
Er  will  es  dann  nicht  fahren  lassen, 
Und  wirket  weiter,  weil  er  muß. 
Seine  Universitätsjahre  üben  zuerst  die  größte  Anziehungs- 
kraft   auf  ihn  aus.     Nachdem   er  mit  kleinen  Episoden  aus 
seinen   Jünglingsjahren    begonnen    und    daraus    sogar    gleich 
„den  Frauenzimmern"  abends  vorgelesen,  finden  wir  ihn  gegen 
Ende   des  Februar  1 8 1 1    mit  der  Leipziger  Zeit  beschäftigt. 
Damit  hat  er  ein  Garn  zu  spinnen  begonnen,  an  dem  er  nun 
wochenlang  fortarbeitet-,  das  Leipziger  Triennium,  der  zweite 
Frankfurter  Aufenthalt,    die   Straßburger  Erlebnisse   nehmen 
ihn   in  fortlaufender  Folge  bis  zur  Mitte  des  April  iu  An- 
spruch.    Dann   erst  vom    16.  April   an   bis   zur  Abreise  nach 

2* 


20  A.  Köster: 

Karlsbad  (12.  Mai)  beginnt  wieder  ein  episodisches  Arbeiten, 
ein  Sammeln  neuen  Werkstoffes,  ein  Epitomisieren,  bis  in 
Böhmen  mit  beherztem  Entschluß  die  Eingangsteile  des 
ganzen  Werkes  angepackt  werden  und  die  Niederschrift  nun 
recht  in  Fluß  kommt.  Dabei  erweisen  sich  Einschaltungen 
vergessener  Motive  und  „Translocationen"  (24.  Mai)  immer 
wieder  als  nötig;  auch  der  Stil  und  Vortrag  des  Ganzen 
wird  an  berühmten  Biographen,  an  Plutarch  und  Herodot, 
abgeschätzt,  selbst  über  Berechtigung  der  Fremdwörter  discu- 
tiert  (28.  Mai)  der  gewissenhafte  Autor.  Und  immer  wieder 
schlägt  er  im  Geiste  die  Brücken  zu  den  späteren  Teilen  des 
Werkes,  indem  er  vorweg  die  Episoden,  die  Bildchen  im 
Bilde,  die  Ruhepunkte  überdenkt.  Diese  Art  des  Arbeitens 
und  Redigierens,  dies  Komponieren  im  eigentlichsten  Verstand 
des  Wortes,  ist  Goethisch  durch  und  durch.  Und  gar  gern 
möchten  wir  seine  Manuskripte  zu  „Dichtung  und  Wahrheit" 
durchblättern  und  Belehrung  aus  seinen  Erwägungen  schöpfen, 
ja,  selbst  aus  verworfenen  Vorstudien  den  Wert  der  ab- 
schließenden Redaktion  erst  recht  begreifen.  Aber  im  Ap- 
parat der  Weimarer  Ausgabe  (I,  26,  347)  wird  uns  jede 
Hoffnung  geraubt;  denn  es  heißt  dort:  „Von  Buch  1  — 15 
ist  kein  Manuscript  vorhanden;  der  handschriftliche 
Nachlaß  besteht  lediglich  in  biographischen  Sche- 
mata, einzelnen  Notizen,  fremden  Mittheilungen  zur 
Lebensgeschichte". 

Einen  kleinen  Teil  nur  des  Verlorengeglaubten  kann 
ich  heute  zur  Stelle  schaffen,  ein  Fragment  des  vierten 
Buches.  Das  Manuskript  befindet  sich  in  der  Sammlung  des 
Herrn  Dr.  Anton  Kippenbeeg  in  Leipzig,  der  es  mir  ein- 
händigte mit  der  Bitte,  in  seiner  Vertretung  darüber  zu 
berichten.  Auf  sechs  gespaltenen  Doppelfoliobogen  grauen 
Konzeptpapiers  und  einem  Blättchen  ist  die  Stelle  WA.  26, 
204,11  bis  221,24  niedergeschrieben,  mit  vielen  Korrekturen, 
alles  von  Riemers  Hand,  aus  dessen  Nachlaß  die  Blätter  stammen. 

Riemers  Bedeutung  für  die  Abfassung  von  „Dichtung 
und    Wahrheit-'    ist    bekannt.      Er    war    Goethes    treuer    Ge- 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  etc.    21 

hilfe,  für  weite  Strecken  sein  Sekretär,  durchweg  sein  Be- 
rater bei  der  Revision  der  einzelnen  Bücher.  Welche  Vollmacht 
der  Dichter  dem  Ammanuensis  einräumte,  wissen  wir  aus 
einzelnen  Briefen  Goethes,  die  in  die  Briefbände  der  Weimarer 
Ausgabe  aufgenommen  sind;  wie  vorsichtig,  taktvoll,  und 
doch  mit  entschiedener  Meinung  sich  Riemer  äußerte,  erhellt 
aus  einem  seiner  Briefe,  dessen  Konzept  sich  ebenfalls  in 
Dr.  Kippenbergs  Besitz  befindet  und  das  ich  hier,  da  es 
meines  Wissens  nicht  gedruckt  ist  und  die  Stellung  des 
Jüngers  zu  dem  Meister  gut  erläutert,  mitteile.  Es  gehört 
allerdings  erst  dem  Sommer  1813  an  und  ist  die  Antwort 
auf  Goethes  Brief  vom  20.  Juni  1813  (WA.  Briefe  23,  367, 
No.  6572).  Die  letzte  Feile  fehlt  dem  Schreiben;  es  ist 
stellenweise  noch  sehr  der  Verbesserung  bedürftig;  zu  der 
Stelle  vom  Hutabnehmen  hat  Riemer  auch  ausdrücklich  an 
den  Rand  geschrieben:  ntdjt  gut  genug.  Ob  der  Brief  wirk- 
lich abgeschickt  ist,  weiß  ich  nicht.     Er  lautet: 

Stu.  ©gceüenj 

oerfäume  nid)t  mit  erfter  (Megenfjeit  ben  (Smpfang  be§ 
SftjcptS  jit  oermelben  unb  meinen  gefüfyiteften  ©attf  bafür  au& 
subrüden,  ba§  ©te  fotd)e§  metner  geringen  iinfidjt  anüertrauen 
motten,  gdj  fjabe  baSfeföe  fogleitf)  burdjtaufen,  um  ben  (Sinbrud 
be§  ®anjen  auf  einmal  §u  fya&en,  unb  merbe  ntdjt  oerfefjten  e§ 
in  biefen  Xagen  genau  burd^ugefjett,  unb  öon  ben  mitgeteilten 
3ßin!en  unb  Erinnerungen  nad)  beftem  Vermögen  ©ebraud)  ju 
madjen. 

2)ie  Aufgabe  ift  frentid)  fcfjr  groft,  menn  nidjt  ungeheuer: 
benn  eä  gehörte  betinafje  mteber  ein  Seben  baju  um  ba§  erfte 
bettmfetlofe  ober  ruilbbemuftte,  unb  eben  barum  fo  intenfioe, 
ausetnanberjmuideln.  2(ud)  i[t  ba§  Seben  ja  nidjt  erft  im  9(u§= 
lauf  etwas,  fonbern  in  jebem  ^)urd)fcf)itttt  fommt  ba§  artigfte 
unb  munberbarfte  $abengebüb  jum  $orfd)ein,  fo  bafj  man  bte 
$urnire  redjt  bünn  fdmetben  mödjte,  um  ba&  abmedjfelnbe  ®e= 
webe  be§  ©tamme§  in  mannigfaltigen  SDhiftern  jur  fd)önften 
Sftofaif  verarbeitet  p  fernen.    (Sin  jebe§  ®tetcfjnift  i)inft,  unb  itf) 


22  A.  Köbter: 

meift  red)t  gut,  bafj  e§  bei)  biefem  nur  ju  fetrr  ber  ^-ali  ift. 
2Ba§  id)  jagen  moflte,  ift  nur  biefc,  bafs  man  ma§  in  bie  §ö()e 
gemacrjfen  ift,  nur  fernen,  befefyen  unb  überfein  tarn,  menn  e3 
fid)  oor,  um  unb  ueben  \u\$  ausbreiten  beliebt.  Stber  eä 
märe  freüetfyaft  meljr  51t  verlangen,  ja  nur  auf  mefyr  fic£)  51t 
nerfpi^en,  als  ber  3(utor  un§  ju  geben  für  gut  befunben  rmt. 
©a§  eilfte  33ud)  ergefjt  fid)  nod)  in  ber  93reite  unb  2Beite  be§ 
frönen  ©Ifafteä;  ba§  groölfte  füfjrt  un§  rafcf)  burd)  eine  2Ird)ü 
tectur  mit  oielen  Slbtfjeihmgen ;  mir  möchten  gern  in  biefen 
großem  unb  f (einem  @emacf)ern  länger  oermeilen,  in  einigen 
um§  mof)l  bequemtid)  nieberf  äffen,  um  gu  fügten,  mie  e£  einem 
benn  mol)I  gu  SJcuttje  märe,  menn  man  brin  mofjnen  unb  Raufen 
bürfte;  aber  e§  ift,  al§  menn  mir  nur  burcf)gefür)rt  roerben 
füllten,  um  ju  einer  grofjen  $et)ertid)fett  bie  im  Innern  öorgetjeu 
mirb,  eingeleitet  gu  merben.  —  SSie  freue  id)  mid),  auf  ben  erften 
ruhigen  Slbenb,  mo  id)  mid)  in  biefen  fallen,  «Säten,  ßimmern 
unb  ©emäd)ern  üerfpäten  unb  fie  fo^ujagen  merbe  burdjempfinben 
fönnen! 

$)ie  «Schreibart  betreff enb,  fo  ftnb  ©leidjförmigfeiten,  b.  i). 
S23ieberfet)r  berfetben  Uebergänge,  gortfdjritte  unb  5Ibfd)(üffe  itidjt 
nur  nicrjt  §u  üermeiben,  fonbern  notfjmenbig  unb  in  ber  Sad)e 
gegrünbet.  £)enn  fie  liegen  tfjeilS  in  ber  Süradje,  ttjeüS  gehören 
fie  jum  (Srjarafter  be§  StötS  eines  Sdjriftftetlers.  [Am  Rande, 
vielleicht  hierher  gehörig:  ©er  @ried)e,  ber  immer  ©egenfä^e 
madjt,  !ann  oljne  pev  unb  de  feinen  Safc  fdjreiben.  ©er 
$ranjofe  brauet  fein  mais  gemift  häufiger  al§  mir  unfer  „aber"; 
unb  ber  (ümglanber  fein  but  mofjt  mefjr  als  mir  unfer  doch.] 
©in  2Serf  öon  langem  5ttfjem  muf}  fie  fjaben,  unb  53eränberung 
mürbe  fogar  gefugt  erf  deinen.  9Jcir  fällt  fie  nid)t  auf,  alte 
«Sprayen  fyaben  fie;  jeber  «Scrjriftftetfer  öon  großem  Umfang,  je 
naiöer,  um  fo  mefjr;  al§  §omer,  £>erobot,  Xenopfjon  etc.  Sa 
fie  machen  ba§  (£f)arafteriftifd)e  be§  SttilS;  unb  e§  mürbe  gar 
feine  ßritif  eines  alten  Tutors  möglid)  fenn,  menn  er  fid)  fjierin 
nid)t  gletd)  unb  treu  bliebe.  —  Stimmt  bod)  jeber  ben  igut  auf 
feine  SSeife  ab  unb  auf,  getjt,  fommt,  oemeigt  fid)  nur  auf  feine 
2Beife,  olme  barin  ju  üariiren;  e§  fet)  benn  im  «Sdier^.  —  3d) 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  etc.    23 

rebe  nid)t  einmal  üon  ber  9cotf)menbigfeit,  bie  in  ben  ©ebanfen 
fctbft  liegt:  bie  bod)  ein  für  allemal  burd)  bie  ßategorieeu,  in 
bie  fie  gehören,  fo  nnb  ttidfit  anberS  eingeführt  merben  fönnen. 
—  S(lle§  maS  mir  fjierin  merben  tlntn  fönnen,  mirb  fetm,  bafy 
mir  ben  SBorratt)  unferer  ÜDlonenS  burd)gef)en,  nnb  biefelben 
nur  nict)t  gu  naf)  auf  einanber  brauchen,  menn  nidjtS  barauf 
anfommt. 

Sn  Stbfidjt  ber  Sßerbeutfdjung  gemiffer  SÖSorte  mürbe  id) 
oon  felbft  bef)utfam  gu  Sßerfe  gef)en,  aus  bem  ©runbe,  meil  id) 
mir  fonft  einen  Eingriff  in  bie  eigentümliche  5(ufid)t  nnb 
SDarftedungSart  beS  Sd)riftftellerS  erlauben  mürbe.  ^iefj  tft 
beiläufig  ber  ©runb,  marum  mir  manchmal  ein  frembeS  SSort 
mißfällt.  SSenn  ein  $erfaffer  ein  fjerfömmlid)  frembeS  giebt, 
fo  ift  biefj  öfters  fo  üiel  als  ein  locus  communis;  nnb  id)  traue 
ifjm  bod)  im,  bafj  er  bem  ©egenftanb  eine  gang  neue,  überrafdjenbe, 
liebenSmürbige  (Seite  fjätte  abgeminnen,  fid)  felbft  oon  neuem  als 
fdjaffenb  beurfunben  unb  unfre  5Infid)t  ermeitem  unb  berichtigen 
fönnen.  —  3d)  metjne  nidjt,  bafj  man  frembe  SBorte  überfein 
muffe,  ja  aud)  nur  fönne;  aber  fefjr  bin  id)  ber  Uebergeugung, 
man  fönne  fie  gang  aufter  Sd)mang  bringen,  ja  einen  iljr  SDafenn 
oergeffen  machen,  burd)  frifcfje  unb  unbefangene  21nfid)t  ber  $er= 
Ijältniffe  ober  £>inge,  morauS  benn  einlebenbiger  unb  gefüllter 
93egug  ntcr)t  nur  auf  ben  (Srfinber,  fonbern  aud)  auf  bie  ÜÖcitbenfenben 
entfpringt,  ba  baS  frembe  nur  einen  überlieferten  unb  {jiftorifdjen 
giebt.  —  [Durchstrichen:  (Sure  (Sjcelleng  finb  barin  mef)r 
als  ©iner  9#eifter;  mie  üieleS  l)at  31)nen  unfre  Sprache  barin 
gu  öerbanfen,  unb  mie  leid)t  tft  eS  3f)nen,  menn  (Sie  fid)  bafür 
interef firen ,  bie  Surrogate  foldjer  23egriffe,  meiere  (Sampe  unb' 
ßonf  orten  auf  ben  $auf  machen,  burd)  äd\tt  (Srjeugniffe  mit 
einemmal  aufjer  Srebit  ju  bringen.]  'Jüefi  erfdjmert  fretjlid)  ba* 
Schreiben,  meil  man  fid)  baS  ©lement  gennffermafjen  erft  felbft 
macfjen  muj3,  ftatt  es  nur  oorgefunben  p  oerarbeiten.  Mein 
es  möge  biefj  aud)  nur  in  bebeutenben  $äHen  gefd)el)en,  unb  in 
fetierlidjem  ©tut  füfjtt  eS  jeber,  ba%  ein  auSlänbifd)eS  2ßort 
jumal  für  Sachen  beS  gemeinen  SebenS  p  abgetragen,  ofme 
28ürbe,  ja  nidjt  einmal  liebeöoll  genug  ift. 


24  A.  Röster: 

Für  das  Jahr  1811,  in  das  wir  zurückkehren  müssen, 
ist  Riemers  Hilfe  vielfach  verbürgt  durch  Goethes  Tagebuch. 
Während  des  ganzen  Juni  waren  beide  gemeinsam  so  eifrig 
am  Werke,  daß  der  Dichter,  als  er  am  28.  des  Monats  Karls- 
bad verließ,  die  drei  ersten  Bücher  von  „Dichtung  und  Wahr- 
heit" völlig  revidiert  mit  in  die  Heimat  nehmen  konnte  und 
dort  nur  noch  das  Knabenmärchen  vom  neuem  Paris  zu 
diktieren  und  in  das  zweite  Buch  einzufügen  hatte.  Auch 
in  der  Folgezeit  haben  wir  uns  (das  ist  für  unsre  Fragmente 
von  Wichtigkeit)  Riemer  fast  stets  an  Goethes  Seite  zu 
denken.  Nach  dem  Tagebuch  sieht  es  freilich  so  aus,  als  sei 
er  nur  vom  4.  bis  zum  8.  Juli  bei  dem  Dichter  in  Jena  ge- 
wesen und  am  8.  nach  Weimar  übergesiedelt.  Er  muß  aber 
sofort  wieder  nach  Jena  zurückgekehrt  sein,  denn  er  schreibt 
in  den  nächsten  Tagen  und  Wochen  eigenhändige  Briefe  nach 
Goethes  Diktat  (vgl.  WA.  Briefe,  Apparat  des  2z.  Bandes). 
Und  so  entsteht,  hauptsächlich  in  Weimar  zu  Ende  des  Juli 
und  zu  Anfang  des  August,  jene  Episode,  die  uns  beschäftigt 
und  für  die  die  Daten  hier  exzerpiert  seien: 

Juli     6.  [Jena]  Jüdische  Antiquitäten  .  .  .  Alte  Geographie. 
14.  Betrachtungen  über  das  4.  Buch. 
25.  Erstes  Buch  Mosis  und  Geographie  von  Palästina. 
27.  [Übersiedelung  nach  Weimar.] 

29.  Schema  der  hebräischen  Urgeschichte. 

30.  .  .  .  Jüdische  Antiquitäten. 

31.  Biblische  Urgeschichte  .  .  .  Büchelchen  des  Pater 
Sacchi  über  die  hebräische  Sprache  und  besonders 
den  Ursprung  der  Puncto. 

Aug.    1.  Zweyte  Hälfte  der  Urgeschichte. 

2.  Palästina.     Hebräische  Sprache. 

3.  Palästina. 

4.  Israelitische  Urgeschichte. 

5.  6.  7.  Einiges  am  4.  Buche. 

8.  9.  Revision  des  vierten  Buchs. 
10.  Absendung  des  Manuscripts  vom  4.  Buch. 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  elc.    25 

Wie  ist  es  nun  zu  erklären,  daß  Riemer,  durch  dessen 
Hände  doch  offenbar  das  ganze  Manuskript  von  „Dichtung 
und  Wahrheit"  ging,  der  alle  Kopien  zwar  nicht  selbst  her- 
stellte, aber  doch  überwachte,  nichts  weiter  hat  retten  können, 
als  dieses  eine  größere  Fragment,  das  allgemein  zu  den  mindest 
interessanten  und  mindest  gelungenen  Partien  des  Werkes 
gezählt  wird? 

Ich  muß  gestehen,  daß  mir  die  Frage  nahe  trat,  ob 
vielleicht  Riemer  selbst  der  Verfasser  dieser  Episode  sei,  ob 
Goethe  den  treuen  Helfer  beauftragt  habe,  etwa  nach  einer 
mündlich  gegebenen  Skizze  den  Auszug  aus  den  Anfangs- 
kapiteln der  Genesis  zu  machen,  und  ob  dann  der  Dichter 
diese  Arbeit  nur  mit  dem  Konzipienten  durchkorrigiert  habe. 
Denn  auffällig  genug  weicht  die  Tinte  sämtlicher  Korrekturen 
von  der  der  anfänglichen  Niederschrift  ab. 

Aber  die  Vermutung  hielt  vor  eingehender  Nachprüfung 
nicht  stand.  Die  israelitische  Urgeschichte  unterscheidet  sich 
stilistisch  in  keiner  Weise  von  den  übrigen  Partien  von 
„Dichtung  und  Wahrheit".  Sodann  aber  erweist  sich  das 
Riemersche  Manuskript  deutlich  als  Diktat,  das  streckenweise 
mit  fliegender  Hand  hergestellt  ist.  Für  den  Charakter  als 
Diktat  ist  entscheidend  u.  a.  die  Stelle  207,  28,  wo  in  dem 
Satze  „aber  inbem  Slbrafjam  ju  Hebron  .  .  .  bleibt"  das  Wort 
intern  erst  nachträglich  durch  einen  verbindenden  Strich  aus 
in  bem  zusammengezogen  ist. 

Diese  erste  Niederschrift  muß  dann  Goethe  mit  Riemer 
durchgearbeitet  und  ihm  dabei  wol  selbst  in  den  Text  hinein- 
geblickt haben;  dafür  sprechen  Verbesserungen  von  Fehlern, 
an  denen  nur  das  Auge,  nicht  das  Ohr  Anstoß  nehmen  konnte, 
wie  2ot  statt  Sott),  209,  18  beraubten,  ^ortgefd)Ieppten  statt 
beraubten,  fortgefdjteppten;  210,22  neun  unb  neunzig  statt  99. 
Bei  dieser  ersten  Revision  sind  alle  jene  Lesarten  ver- 
worfen worden,  die  ich  am  Schluß  dieses  Berichts  in  der 
Kollation  mit  dem  Wort  „urspr."  bezeichnet  habe,  Wortwieder- 
holungen und  Fremdwörter  sind  beseitigt,  schmuckvollere  Aus- 
drücke eingefügt  worden  (211,26.  213,  $£  u.  ö.).     Aber  auch 


26  A.  Köster: 

größere  Eingriffe  nahm  Goethe  vor.  Der  ursprünglich  weit- 
schweifige, lahme  Satz  206,  12—16  erhielt  seine  jetzige  Form; 
der  Gebrauch  des  praesens  historicum  wurde  S.  209  ein- 
geschränkt. Manche  Sätze  erscheinen  in  erster  Fassung,  z.  B. 
210,  3  fi'.,  dürftig  und  trocken,  es  gelingt  Goethe  nicht  gleich 
beim  Diktat  alles;  da  fixiert  er  denn  schnell  die  einzelnen 
Schritte  mit  ein  paar  schmucklosen  Worten  und  gibt  der 
Periode  erst  später  größeren  Glanz  und  Fülle.  An  einer  Stelle 
wie  214,18  a.  ist  der  jetzt  so  selbstverständlich  erscheinende 
Gegensatz  von  Kriegsbrauch  und  Opferbrauch  erst  nachträglich 
herausgearbeitet  worden.  Und  so  sind  manche  aufschluß- 
reiche Beobachtungen  zu  machen.  Nur  eine  Erwartung  trügt: 
für  die  Frage,  Avelche  Quellen  Goethe  bei  dieser  biblischen 
Urgeschichte  benutzt  habe,  ergibt  sich  garniehts;  er  scheint 
doch  so  gut  wie  ausschließlich  das  Alte  Testament  selbst,  und 
keine  Kommentatoren  befragt  zu  haben. 

Die  Besserungen  nun,  für  die  sich  Goethe,  gewiß  nach 
reiflicher  Beratung,  entschied,  trug  Riemer  zunächst  mit 
Bleistift  in  das  Manuskript  ein;  stelin  geblieben  sind  sie  bei 
208,  15  f.,  209,  1.6.8,  215,  8  f.,  217,  15  u.  ö.,  wegradiert  bei 
206,  12  ff.,  207,  10  f.,  22  f.,  208,  28,  211,  7,  214,  18  ff.,  215,  23, 
2 1 7,  2  u.  ö.  Und  offenbar  erst  zu  Hause  —  daraus  erklärt 
sich  der  Gebrauch  andrer  Tinte  —  hat  dann  Riemer  diese 
Bleistiftnotizen  mit  der  Feder  fixiert. 

Druckreif  aber  war  der  Text  damit  immer  noch  nicht. 
Vielmehr  beweisen  zahlreiche  Lesarten,  daß  nach  der  Riemer- 
schen  korrigierten  Niederschrift  eine  Kopie  hergestellt  wurde, 
die  dann  der  Dichter  abermals  an  vielen  Stellen  verbesserte. 
Und  erst  aus  ihr  ging  das  Druckmanuskript  hervor. 

So  umständlich  wie  hier  wird  das  Verfahren  nicht  bei 
allen  Teilen  von  „Dichtung  und  Wahrheit"  gewesen  sein.  Es 
hat  vielmehr,  was  durch  die  vorhin  mitgeteilten  Exzerpte  aus 
dem  Tagebuche  bestätigt  wird,  diese  Episode  außergewöhnliche 
Schwierigkeiten  bereitet.  Gerade  deshalb  aber,  weil  von  ihr 
ein  dreifaches  Manuskript  angefertigt  wurde,  konnte  eines 
dieser  drei   in  Riemers  Händen  und  in  seinem  Nachlaß  ver- 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  etc.    27 

bleiben  und  uns  späte  Kunde  von  des  Dichters  künstlerischer 
Sorgfalt  geben. 

Ich  teile  nun  die  Varianten  mit,  unter  denen  ich  aber 
Kleinigkeiten  mehr  der  Riemerschen  als  der  Goethischen 
Orthographie   und  Interpunktion   nicht   mit  verzeichnet  habe. 

204,  14  einmal  aus  juerft 

16  fjetligen]  ^eiligen 

17 ff.  ba§  ...  tjerüorging.]  urspr.  bafj  eine  lebhaftere  $or= 
fteltung  jenes  fcfjönen  unb  fo  üiel  gepriesenen  2anbe§, 
jetner  Umgebung  nnb  9cadjbarfd)aft,  fo  mie  ber  SBölfer 
unb  ber  ©reigniffe,  meiere  jenen  %kd  ber  (Srbe  burd) 
Sa^rtaufenbe  l)inburd)  öertjerrlidjt  fyaben.  Dann:  bafs 
üon  jenem  ....  Sanbe  ....  eine  lebhaftere  SBorftellung 
in  mir  hier  bricht  der  Satz  ab. 

25  f.  Urgefd)ttf)te]  urspr.  9ßeltgefd)tcrjte 

27  mannigfaltig]  mannigfaltig 

28  f.  Slnfiebetungen  geeignet,]  urspr.  Slbänberungen  ©elegen= 

fjeit  gebenb 

205,  1  öor  unfecer]  urspr.  un£  öor  ber 

2  mar  aus  nmrb 

3  (Srbe]  urspr.  SBelt 

5  entmicfeln,]  entmidien, 

6  gugteidj]  gleich 

7  p]  urspr.  follte  er 

13  ber]  urspr.  iljrer 

14  greuliche]  gräuliche 

15  ber  ...  tmterlänbtf<f)e  ÜBoben]  urspr.  bte  ...  @rbe 

17  Kein  Absatz 

rq  blieb;]  ift  (aus  mar)  nodj  übrig  geblieben; 

festen]  ftfjeint  urspr.  ber  Sauf  festen  ben  anbern 

2  3  f.  fid)  auf  alle  Strien  ju  nähren  unb  jn  befdjäftigen,] 
urspr.  §«  allen  Wirten  ber  9ial)rung  unb  $efd)äfttgung, 
die  Änderung  nur  mit  Bleistift  skizziert 

24  aber  fehlt  urspr. 

25  oerfammeln]  tterfammlen, 
28  nötigte  aus  nottjigten 


28  A.  Köstk.r: 

206,  1  fogleicfj  aus  fobalb 

3  laffcu;  fie]  urspr.  {äffen.     Sie 

5  Sßerfud)]  urspr.  grofce  $erfud) 

6  jenes  erfte  SBeftreben.']  urspr.  ber  erfte. 
8  30?enftf)en]  Golfer 

11  abermals  fehlt  urspr. 

16  bereinigen.]  urspr.  ccmftituiren. 

Der  ganze  Satz  12  ber  fo  gtücftid^  tft ,  ...  bis  16  üer= 
einigen  lautete  urspr.:  fo  merfmürbig  als  ber  erfte,  aber 
gtüdlicfjer  als  biefer.  @r  prägte  feineu  Sftacfjfommen 
einen  entfcfjiebenen  (Sljaracter  auf.  @ie  galten  lange, 
feft  unb  reblid)  Rammen,  unb  felbft  gerftreut  »erben 
fie  burtf)  ben  (Glauben  itjrer  Später  me^r  jufammen^ 
gerufen,  tierbunben,  jufamntengefjatten,  als  jene  burd) 
ein  ©ebäube  baS  bis  in  ben  jpimmet  reidjte,  jemals 
unter  fiel)  tjätten  üerfnüpft  werben  fönnen. 

23  jiemlid)  bewofjnt.]  bewohnt  genug. 

24  ftetnidjt]  fteinig 

24  f.  üon  öielen  bewäfferten,  bem  5(nbau  günftigen  £fjätern| 
urspr.  bürde)  tüele  bewäfferre,  ben  Pflanzungen  günftige 
SDjäter 

26  ff.  lagen  ^erftreut £l)alS,]  urspr.  waren Saales 

§erftreut 

27  Slbtyängen]  ben  5(bf)ängen 

207,  1  3Selt  noefj]  Sßelt  war  noerj 

2 f.  nidjt   auf   ben  ©rab  ....  tfjätig,]   urspr.   rticfjt  

tpttg  genug, 
5  erftredten  ficr)  grofje  Zäunte,]   urspr.  jogen  fidj  grofje 

Zäunte  fnn, 
q  lange]  lang 

10 f.  balb  $u=  balb  abnimmt,]  urspr.  ungemifj  bleibt, 
11  niemals]  nie 
1 1  f.  fid)  niemals  . . .  erhalten,]  urspr.  nie . . .  bleiben  fönnen, 

17  uns]  uns  nun 

21  ©rbe]  urspr.  SSSett 

22  wert!)  gemorbnen]  urspr.  merttjen 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  etc.    29 

23  f.  mit  beerben  ....  üermerjreu.]  urspr.  fefjen  mir  ficf)  rjin 
unb  tuieber  bewegen. 

26  auigeftcmbne]  au§geftanbeue 

26f.  faffctt  fie ...  gu  trennen.]  urspr. trennen  fie ficf)  t>cm  einanber. 

27  §roar  fehlt  urspr. 

208,  1  ben]  bem 

5  Sljp^altfecg]  SlSprjaitäfeeeä 

6  mufj;  um]  mu|,  um  urspr.  mufj.     Um 

7  meit  aus  a(§ 

8  als  2öeitf)iinge  unb  $ret>(er  berüchtigt,]  urspr.  afä  tueidi- 
ticfje  unb  freoetrjafte  9Jcenfcfjen  erfcrjeinen,  unb 

q  üppige^]  urspr.  reicrjtitfjeä 
10  jeboct)]  aber 

15  SBejirfen]  urspr.  ©egenben 

15 f.  bie  ...  umgerjen   bürfen]  urspr.   bie   fid)  ...  unter= 
galten  bürfen 

17  ^nriefpradje]  urspr.  |un-  unb  mieberrebe 
ifmen  aus  Seiten 

19  SRebentüelt]  urspr.  SSelt 

20  im  @an§en  vuofjl]  im  ©an§en, 

21  gleiten  modjte.]  gteicfj 

27  früb]  früfye 

28  f.  unb  . . .  geben.]  urspr.  unb  un$  ein  SBorfpiel  großer 

Saaten  geben. 

209,  5  jin^bar]  sinnäbar 

6  enbticf)  fehlt  urspr. 

7  rüfteten]  ruften 

8  auf   einem  äöege,   auf  bem  marjrfd) einlief)  audj]  urspr. 
ungefähr  auf  bem  SBege  auf  meutern 

9  gelangte.]  urspr.  gelangt. 
10  untern]  unteren 

mürben]  merben 
12  f.  SBüfte,  fobann  ....  fcrjtägt  er]  urspr.,  aber  gleich  beim 
ersten  Diktat  verbessert:  Söüfte.     (ÜSr  fdjtägt 

18  befangenen,]  befangnen 
beraubten  aus  beraubten 


30  A.  Köster: 

i9  gortgefd)lepfcten  aus  fortgefdjleppten 

20  als  ©aft  fid)]  fid)  als  ©oft 

22  Ärieger  unb]  ftrieger,  als 

24  Sieghaften,]  ©iegenben, 

27  maud)em]  9Rand)em  aus  mand)em 

210,  2  23efd)üfjer,  als]  Söefdjüfcer  als 

2  f.  feine  Uneigemtüfcigfeit]  urspr.  feinen  Uneigennufe 

3  ff.  Lanicor Sßriefter.]  £ie  Könige  beS  £$afö  ban= 

len  it)m,  9tteld)ifebef  fegnet  iljn. 

10  f.  feinen  unmittelbaren  SeibeSerben]  feiner  unmittelbaren 

SRadjfotmnenfdjaft 

11  mi^lid)]  tntSücrj 

13  ungebulbig:]  ungebulbig; 

14  (Sitte]  urspr.  SSeife, 
ifjre  über  bie 

14  f.  einen  9cad)fommen  aus  eine  %lad)t ommenfcfjaft 

15  f.  ^auStjerm]  £>auSf)erren 
20  l)öl)em]  fjörjeren 

24  nod)  immer]  immer 

am  (Snbe]  urspr.  §ule|t 

25  ©atten]  urspr.  (Seeleute 

211,  2  f.  bis  in  bie  ©erjeimniffe  ber  Familien]  urspr.  bis  ju 

ben  geljeimften  $amiliengefd)id)ten 
3  genötigt;]  urspr.  üeranlafjt, 

7  bie  el)etid)en  ©reigniffe]  urspr.  bie  (Sreigniffe  ber  (Stjen 
rjier  fehlt 

8  lange]  urspr.  Diele 

9  üielen]  fielen  aus  uielen 

10  f.  fid)  in  feinem  fjunbertften  als  ©atte]  in  feinem  r)unbert= 
ften  fid)  als  ©atte  aus  fid)  in  feinem  fyunbertften  ®atte 

n  ^meier]  beide  Male  urspr.  öon  §Wet) 
als  Sßater]  urspr.  Spater 

13!  öon  stnei]  jmetjer 

14  gegen  einanber  über]  urspr.  gegen  eiuanber  ftetjenb 

15  burd)  ©efe£e,  ^erlommen  unb  Stteinung]  urspr.  burd) 
bie  SDietntung,  burd)  (Sefe&e,  Sperfommeu 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  etc.    31 

17  5tbraljam]  urspr.  Sl&raljam  feljr  lotber  SSitlen 

24  SBolf]  SSolfe 

26  ©rängen  aus  ©ränge 

in  Erfüllung  getje.]  urspr.  erfüllt  merbe. 
27!  ßroei  Altern  in  Sauren  unb  ein  einziger  fpätgeborner 

©olut:]  urspr.  ßmet)  klettern  unb  ein  ©orjn: 
28  man  botf)]  man  fid)  bod) 

212,  1  erroarten!    ßeineSmegä.]  erwarten.    Äeine3roeg§! 
2  £immlifd)en]  urspr.  ©ottfjeiten 

6  ollaemeine  über  der  Zeile,  aber  doch  dem  ersten 
Diktat  angehörig 

7  befonbere  geoffenbarte]  befonberä  offenbarte 
«  entwideln,]  enüoicflen; 

13  bafj  fie  früher  in  bem  menfd)lid)en  ©emütfie  entfprungen,  | 

ba£  fie  bie  erfte  fet),  bie  in  bem  menfd)lid)en  ©emütbe 

entfpringt, 
15  t*.    auf    ber    Überzeugung    einer    allgemeinen]    auf    bem 

©tauben  an  eine  allgemeine 
17  leite.]  urspr.  leitet. 
19  geoffenbarte,]  offenbarte, 

befonbre]  befonbere 

23  bei  aus  jebe§ 
entroideln.]  entmidlen. 
Sie]  @r 

24  Überlieferung,    ^errommen,    Ü8ürgfd)aft]    urspr.   Ueber= 
lieferung,  ©arantie,  ^erfommen,  23eroäf)rung 

26  tSraelittfdje    Überlieferung]    urspr.    ifraetitifdjen    Ueber= 
lieferungen 

27  f.  Scanner,  melcrje  biejer  befonberu  S8orfet)ung  oertrauen] 

urspr.  ©laubigen  an  biefe  befonbere  23orfel)ung,  bie  mit 
ben  ©ötteru  in  fo  fefter  (?)  S3erü§rung  ftefjen 

213,  1  barftetlt,]  urspr.  barftellten, 

1  f.  roetdje  oon  jenem  froren  Sßefcrt,  bem  fie  fid)  abhängig 
erlernten,  alle  unb  \tt><t  ©ebote]  bie  oon  jenem  fjoljen 
sißefeu  fidj  abhängig  erfennen,  alle  unb  jebe  ©ebote 
urspr.   bie   jenem   (aus  jenes)   fjofjen  äBefen,   ba*   fid) 


32  A.  Köster: 

itmen  günftig  eriueift,  oon  bem  fid)  abhängig  anerkennen, 
unbebiugt  tiertrauen  unb  feine  (Gebote 
4  f.  abzuwarten  nict)t  ermüben.'j  abzuwarten. 

12  freiefte]  fretifte 

i7  ®auer  unb  ©idjertjeit  oerfprad).  |  feft  unb  gefiebert  fcbieu. 

23  angefetjn]  angefeben 

24  bem  ©täbter]  ben  ©täbtern 

25  er  aud)  ficfj  wieber  oon  biefem  ah.]  biefer  fid)  (aus  fid) 
biejer)  tuieber  oon  jenen  ab. 

214,  1  ©rgoäter.    Stjre]  ©rjoäter;  it)re 

7  mebr  at£]  at§  Der  ursprüngliche  Ausfall  des  ber  nach 
al§  war  nur  Schreibfehler 

13  menfcbticb,  febön  unb  beiter]  menfcfjüd)  better  unb  febön 

16  worein  urspr.  wobin 

17  Kein  Absatz. 

burd)  ba%  SBtut,  burd)  ben  £ob]  urspr.  burd)  t>a$  fieben, 
burd)  ba§  S3tut 
21  eben  fo]  auf  eben  biefe  SSeife 

23  aueb  bafj]  bafj 

24  immer]  immer  aud)  aus  aud)  immer 

25  burd)  ©etöbtetes]  urspr.  auf  biefe  2Beife 

26  f.  fid)  gfeicbfaüsT]  gteiebfatte  fid) 

215,  5  gewibmet]  urspr.  §u  einem  Opfer  gewibmet 

8  biejenigen,  bie]  bie 

9  mit  ber  ©ottbeit  einen  23unb  fdjüefjen  wollten.]  urspr. 
ben  23unb  fdjüefien  wollten,  entweber  unter  einanber  ober 
mit  ben  ©Ottern. 

Die  ganze  Stelle  von  214,18!  baf?  man  bis  215,  4  bie 
geopferten  Xbiere  lautete  ursprünglich:  bafj  man  burd) 
gefd)tad)tete  £biere  einen  23unb  befeftigen,  bie  ©Otter 
berbeogieben,  fie  oerföbnen,  fid)  gewinnen  fönne,  über 
biefe  SBorftetiung  bat  man  fid)  ntcfjt  §u  oerwunbern.  ©3 
ift  nur  ber  ©rnft  unter  einer  gräpdjen  $orm,  unb 
fottte  fid)  bie  frübere  ätfenfebbeit  niebt  auf  biefe  Sßeife 
au§fprect)en  bürfen'?  2Iber  jene  Golfer  unb  8eiteu'  oon 
benen  man  un3  fo  oiet  fcbbneä  unb  fanfteS  überliefert, 


Die  Niederschrift  der  israelitischen  Urgeschichte  etc.    33 

fjatten  bie  ©pur  icfj  tteifj  nicfjt  welker  Sarbaret)  bet)  fitf) 
nicf)t  auslösen  lonnen.  9cid)t  genug,  bafc  ein  Opfer 
gefd)lact;)tet  unb  oom  geuer  Derart  würbe,  bie  geopferten 
Xtjiere 

io  af)nimg§t>oU]  armbungSüott 

,i  nocf)  ein  anberer  fcfjrecliicrjer  £ug,]  aucf)  nocfj  ber  ftf)recf= 
ücf)e  ßug  burd), 

i9  Übereilter]  Ungefcfjiclter 

22  bie,  meldje]  bie,  bie 

23  eigenen]  eignen  fehlt  urspr. 
27  roetcrje]  urspr.  bie 

21 6,  1  ber  9Jcenfcf)  irjnen]  trmen  ber  9!ftenfcrj 

4  hergebrachten]    £ergebrautf)ten    (urspr.    rjergebraucrjten 

$itu§) 
i4  üorbiiblicf)]  urspr.  §eicr)enroeije 
18  traben.     ®iefe   lauft  er]   fjaben;    biefe  lauft   er  urspr. 

tjaben.    Er  lauft  fie 

26  begrünbet]  gegrünbet 

27  f.  bie  mannigfaltigen  $amiüenfcenen  abroecfjfelnb]  urspr. 

bie  abtüecf)flenben  mannigfaltigen  $amilienfcenen 

217,  2  ber  ©otjn  einer  tgtiütierin,]  urspr.  ber  oerftofeene,  beffen 

Stinbern    an    einem    entfcfjiebenen    Stammbaum    nid)t§ 
gelegen  fetat  foüte, 
aucr)]  urspr.  fcrjon 

3  Softer  be§  Sanbeä]  Stegtjptierinn 

4  f.  fiel)  mit  einer  SBlutSfreunbin,  einer  Ebenbürtigen  oer= 

märjten.]  eine  SSermanbte,  eine  Ebenbürtige  tjeiraten. 
12  freiet]  freöt 
12  f.  bie  ir)m  nicfjt  öerfagt  mirb.]  unb  fie  mirb  irun  nidjt 

öerfagt. 

14  feine§]  urspr.  be3 

15  lange  $eit]  urspr.  erft 

16  einigen  ^rüfungSiarjren]  urspr.  einiger  ^rüfung§§eit 
,7  gefegnet,]  guter  Hoffnung, 

18  f.  be3  SSaterS,  biefer  ber  Butter  Liebling.]  urspr.  be§ 
Katers  Öiebling,  biefer  ber  Sftutter. 

Phil.-hist.  Klasse  1905.  3 


34    A.  Köster:  Die  Niederschrift  d.  israel.  Urgeschichte  etc. 

218,  5  oerfutfjen.]  fucfjen. 

6  f.    9tun,  jum   crften  SCRat  in  einer  fo  eblen  gamilie,  tx-- 
ftfjeint  ein  ©lieb,]  2Bir  finben  ljier  jum  crften  SCRal  in 
einer  fo  eblen  Familie  ein  ©lieb  auftreten, 
7  trägt,]  trug, 

21  f)erborbringenbe3  nachgetragen 

22  tjinter]  nur  Ijinter 

219,  i7  Vor  3n  ifym  ist  gestrichen:  51ber  fo  tuofyl  mie  feinem 

Sater  follte  e3  ifjm  nicfjt  merben. 
18  guerft]  sunt  erften  9ttal 
26  Sa!ob]  urspr.  @r 

220,  1  ©eliebte]  geliebte 
6  SBortljetf.]  SSorjug; 

16  fdjäcfigen]  fcfjecfigen 

18  magren,]  finben; 

20  üerfteljt]  meifj 

22  f.  aud)  oon  biefer  «Seite]  auf  biefe  Sßeife 

221,  4  großem]  größeren 

anfe^eiuenben]  fdjeinbaren 
5  ©oljneS]  ©ofynl 
9  liefern]  urspr.  £>em 
bürfte]  möchte 

10  anbere]  anbre 

12  meine  ©efül)le]  mein  ©efüfjl 

Der  ganze  Satz  von  9  auf  feine  anbere  SSeife  bis  13 
oerfammelte  lautete  ursprünglich:  auf  feine  anbre  SBeife 
bie  @inf)eit  barjufteüen  toüjste,  bte  mein  jerftreuteS  Seben, 
bet)  meinem  gerftücfetten  ßernen,  fid)  bennod)  in  meinem 
©eifte,  in  meinem  ©efübl  erhalten; 

14  anbere]  anbre 
öermödjte,]  roüfjte, 

15  brausen  fehlte  urspr. 

16  ^erging.]  urspr.  um  mief)  ^erging, 
gefdjäftige]  urspr.  gleicfjfam  ungezügelte 


Druckfertig  erklärt  '.»8.  UI.  1905.] 


r     ' 


Alttestamentliche  Miscellen. 

Von 
Eduard  Sievers. 

2.  Die  Form  des  Jonabuches. 

1.  Seit  dem  Erscheinen  des  ersten  Teiles  meiner  Metri- 
schen Studien  (M.  St.)  im  Jahre  1901  habe  ich  mich  ver- 
schiedentlich bemüht,  einerseits  mein  Beobachtungsfeld  durch 
Herbeiziehung  weiterer,  namentlich  epischer  und  prophetischer 
Texte  zu  vergrößern,  andrerseits  bei  der  Analyse  den  An- 
forderungen und  Ergebnissen  der  berichtigenden  und  son- 
dernden Sachkritik  mehr  Rechnung  zu  tragen,  als  ich  das  bei 
meinen  ersten  Versuchen  vermocht  hatte.1)  Auch  nach  dieser 
Erweiterung  des  Gebietes  scheint  mir  das  Auftreten  sog. 
Wechselmetra  (s.  namentlich  M.  St.  I,  i2gff.)  noch  immer 
für  die  hebräische  Dichtung  charakteristisch  zu  sein,  nur 
glaube  ich  jetzt  nicht  mehr,  daß  sie  in  dem  Umfange  und 
in  der  Häufigkeit  auftreten,  die  ich  ursprünglich  angenommen 
hatte  (vgl.  M.  St.  H,  166). 

In  einzelnen  Fällen  habe  ich  mich  bei  dem  Ansatz  von 
Wechselmetris  in  den  Textproben  M.  St.  I,  2  direct  vergriffen. 
Das  hängt  vor  allem  damit  zusammen,  daß  ich  mich  bei  der 
Aufteilung  des  Textes  auf  die  einzelnen  Verszeilen  noch  allzu 
ängstlich  an  die  in  ihm  gegebenen  Sinnesgrenzen  hielt,  weil 
ich  noch  nicht  genügend  erkannt  hatte,  daß  auch  in  der 
hebräischen  Dichtung  suis  locis  die  Cäsurverdeckung  und 


1)  Als  erste  Specimina  dieser  neuen  Arbeitsrichtung  habe  ich 
bisher  eine  Bearbeitung  des  Genesistextes  (M.  St.  II,  1.  2,  Leipzig  1904  t.) 
und  eine  Analyse  von  Jesaias  24 — 27  (s.  diese  Berichte  1904,  151  ff.) 
vorlegen  können. 

3* 


30  Eduard  Sievers: 

das  Enjambement  eine  bedeutsame  Rolle  spielt  (vgl.  dazu 
jetzt  M.  St.  II,  167.  Berichte  1904,  159  f.).  Dieser  Mangel  hat 
mich  insbesondere  öfters  verhindert,  einen  der  beliebtesten 
Verse  gewisser  Dichtungsgattungen,  den  Siebener  (vgl. 
M.  St.  I,  569)  überall  da  zu  erkennen,  wo  er  auftritt,  denn 
gerade  dieser  Siebener  ist  der  typische  Enjambements- 
vers des  Hebräischen,  und  ebendeshalb  oft  schwer  zu  erfassen, 
wo  die  Enjambements  in  größerer  Häufigkeit  auftreten  und 
dadurch  dem,  der  nur  nach  der  Sinnesgliederung  geht,  ein 
falsches  Gliederungssystem  vortäuschen.  Dieser  letztere  Fall 
ist  nach  meinen  Erfahrungen  so  häufig,  daß  man  geradezu 
die  praktische  Regel  aufstellen  kann:  wo  innerhalb  einheit- 
licher Texte  ein  unmotivierter  Wechsel  des  Metrums  statt- 
zufinden scheint,  untersuche  man  stets  zuerst,  ob  nicht  unter 
der  Maske  des  Wechselmetrums  sich  der  vielgestaltige  Siebener 
verbirgt.     . 

2.  Einen  wie  mir  scheint  eklatanten  Fall  dieser  Art 
bietet  das  Jonabuch  dar,  dessen  Eingang  ich  M.  St.  I,  482  ff. 
in  Gestalt  von  Wechselversen  gegeben  hatte.  In  diesem  ersten 
Textentwurf  spielte  der  Siebener  noch  gar  keine  erhebliche 
Rolle;  doch  konnte  ich  in  einer  nachträglichen  Bemerkung 
(S.  581)  bereits  darauf  hinweisen,  daß  dieser  Versart  hier  ein 
breiterer  Spielraum  zuzuerkennen  sei.  Nach  den  Erfahrungen, 
die  ich  inzwischen  speciell  bei  der  Bearbeitung  der  Genesis 
gemacht  habe,  scheint  es  mir  jetzt  sicher,  daß  der  ganze 
Text  des  Büchleins  (abgesehen  natürlich  von  dem  ein- 
gesetzten jungen  Psalm  2,  3—  10  und  einigen  andern  jüngeren 
Einschüben)  in  glatten  Siebenern  abgefaßt  ist.  Stro- 
phische Gliederung  findet  nicht  statt,  dagegen  ist 
das  Enjambement  sehr  beliebt,  sowohl  im  Vers- 
innern  wie  beim  Übergang  von  Langzeile  zu  Lang- 
zeile. 

3.  Da  es  kein  anderes  Mittel  der  Veranschaulichung  und 
keine  andere  Basis  für  die  nachprüfende  Kritik  gibt,  lasse 
ich  auch  hier  wieder  den  für  uns  allein  in  Betracht  kommenden 
Erzählungstext  in  der  neuen  Gestalt  folgen. 


Alttestamentliche  Miscellen  2.  37 

Text. 

Jona  1. 

i    wqihi\jdbqr-jqhicf      'gl-jöna  dgn-'ämütäi      lemor:  (2)  »qüm^lecli  '§1- 

ninswe, 
(2)  ha'ir  hqgdöla,       uqra  eal§h,       kl-'ahßa  ra'aßdm  fofandi!« 

3  icqjjdqgm  Jona      libröx  '  millifnü      jqhw$,  wqjjer§d  jafo, 
wqjjimsa  'gnijjä      bd'a  JtqrsU.       wqjjitten  (jöna)  hchardh, 
wqjjergä  bäh       labo  'immäh§m       tqrsisa  mülifnt  jqhiv$. 

4  W9jqhw§  hetil      rux-gddöla      \l-hqjjdm,  waihivsä* qr-gadül 

(5)  bqjjdm,  waha'nijjä  xishba^lhüsabcr.  (5)  wqjjird'üvhdmmqllaxim, 
wqjjiz'aqüvis  '§l-'tfohäu,  wqjjatilü  '§ß-hqkkeWm  'qs§r  ba'nijja 
'§l-hq$dm  hhaqel  me'älem.  wdjona  jardd       ^l-jqrkdße  hqsßna, 

(6)  icqjjiskqb  vqjjeraddm.  (6)wajjiqrtöu'eläuur(ß  hqxöbel  wqjjomgr  16: 
»mä-lläch  nirddm?     qümuqsrä  'tf-'jßohech:     'uldi  jip'qssefi  ha'lohim 

(7)  länuvivdlöwtwbed' ! «     (7)  wqjjömaruvisJ'gl-rtfeu:     »hchü  uwiappilü 

göraloß, 
ic3)tcd9fa  b98§lmi      hara'a  hqzzüp      lanü!«  wqjjqppilü  göralojj, 

(8)  tvqjjippöl  hqggördl  rql-jöna.  (8)  wqjjomarüv'elau:       »hqggidä- 

nnäuldnu 2, 
mä-mmalächtdch,    ume'qintabo?     mäJ'qrsdch  we-mizzfj* 'qniu 'ajta?« 
9    uqjj6m§r  'alem:      »Hbri  'anochi,      iv§J>-jqhic§s  'ant  jare!« 

[('§lohe  hqssamdimy,      'qsgr-'asa  'gp-hqjjdm      tv9,§ß-hdjjqbbqsa] 

10    uqjjird'u  ha'nasim      jiYa  pdöla,      wqjjönidrfi4:  »mä-zzüß  'aötp?« 

(11)  (ki-jadz'itha'nasiw,     Tä-miUifnf  jqhicg    hüJborex)b,  (1 1)  wqjjonmiKj 

,elau: 
»mä-nnqr£$jllach  ivajistoq      hqjjdm  me'alen?«      klvhqjjäm  hölech 

wdso'er. 
12    icajjomgr  'qlfm:       »ia'un  icqJitllun       'gl-hqjjäm,  icajistöq  hqjjdm6, 

kKjöde*  '«,»«       kiJbsgllt  hqssd'qr      hqggadöl  hqzzf  'alechpn!« 
'3    •' icqjjqxtdru  ha'nasim,       YivslÖ  jachdlu      fffohastb  'gl-häjjqbbasa, 
(14)  kivhqjjäm  holech    wsso'er  'qlem.    (14)  wqjjiqr^ü  ' \l-jqhwt  loqjjömdru : 
»'annd  jafowf,       'ql-na  nöbadä      b9n§f§s  hd'ls  hqzzf, 


Cap.  1.  1  danach  tqrslsä  M  2  danach  ba'äsqr  htm  hara'ü  hqzzop 
lanü  M  3  danach  'g/oÄe  hqssamqim  M  4  danach  'eläu  M  5  da- 
nach kl  h/ggid  lahgm  M       6  danach  me'qlechgm  M 


38  Eduard  Sikvers: 

wql-titten  Utlen       dam^naqi,  ki-'qtta1      ka'&jir  xafdsta  faM])!« 

1 5  icqjjis'u  ,§p-jöna    -wqitilühü  ,el-liqjjäm,    uqjjq'möd  hqjjdm  mizzq'po. 

16  wqöjird'u  ha'naMm     jir'd  pdöla*,      icqjjizbaxü-zgbqx  hjqhwf, 
wqjjidrü  mdarim. 

2. 
i  wqimdn\jjqhw\udäi      gadül  UbW  'ep-jöna 

wqihivjönäubim't      hqdddg  hlosa      jamim  uslosa  lelofi  \ 
1 1    wqjjomer  jqhw§       Iqdddi,  tvqjjaqe       '  efi-jöna  'el-hdjjqbbasa. 

3. 

i    wqihtudbqr-jqhw^      'gl-jönü  sentp      lemör:  (2)  »  qümulech  'gl-ninstve, 
(2)  ha'ir  hqgdöld,       uqra1  ' ep-hqqrV a       'ästr^anf*  dober  'el^ch!« 

3  icqjjdqgm  jönü      icqjjel§ch  (icqjjaböy       'gl-nitmof  kidbär  jqfuvf. 
ivariinaivevhajapü^'ir-      gadöla  lelohim,      mqhläch  hlösgp  jamim. 

4  icqjjdxel  jönü      lado3  mqhlqchvjöm       'exdd,  ivqjjiqra  ivqjjömär: 
(5)  »'ödv'drba'imvjom,      io3nindw%vn§hpäch§fi!«      ($)  wqjjq'minü  'qnse 

riinwe  *, 
wqjjiqra'ü-süm,       ivqjjilbdstiv&qqqim       migdöläm  ivaf  dd-qatqnndm. 

6  wqjjiggq'  hqddabär       ,§l-m§l§ch  nlnaivf,       wqjjdqgm  <Jiqmm(lecli) 

mikkis'6, 
wqjjq'ber  'qddqrto       me'alSu,  wqichäs       sqq,  ivqjjeseh  tql-fta'efgr, 

7  u,f!Jjqz'eq  uqjjÖm§r    bdninvwh:  »tnittd'qm    hqmmelech  ngdolau  lemör: 
ha'addm  wshqbhema5    'ql-jifämü  mtf&ma,    'ql-jir'Ü  umdim  ,ql-jistü, 

8  wzjipkqsstivsqqqim,       ha'adäm  ivdhqbhema,       Wdjiqrd'n  ' §1  - ' jßohim 

bdxgzqa: 
[w9jambü  ,is      middqrko  harara, 

umin-hexamäs      'aser  bdchqppem] 

9  ml-jöder  jasub      wdnixäm  ha'lohim,      wzsäb  mexqrön  ''qppo, 

io)  wdXö  nobed!<c       (io)  wqjjdr  luClohtm       'gp-mq'iem6,   ivqjjinndx§m 

haSlohim 
'ql-hara(a  ' '  aser-dibb\r     lqfsöp-lah$m,     wdlduasä: 


7  danach  jqkw§  M  8  danach  '§p-jqhw$  M  —  Cap.  2.  1  hier- 
nach in  M  der  eingeschobene  Psalm  mit  dem  Überleitungsvers  2  wqjjip- 
pqllel  jöna  \  '§l-jqhwf  'glohau  |  mimmd'e  hqddaga,  (3)  ivqjjömär.  — 
Cap.  3.  1  danach  'el^ha  M  2  'anochl  M  3  danach  ba'ir  M  4  da- 
nach belohim  M  5  danach  hqbbaqar  wdhqssön  M  6  danach  ki-säbü 
middqrkdm  hara'a  M  (Dreier) 


Alttestamentliche  Miscellen   2.  39 

4. 

i  wqjjerq*  'el-jona 

(2)  rtCa  pdöla,      wqjjixqrlö,       (2)  wqjjomgr1:  -»'annä  jqhwf, 

halö-z^  ddbari     fqd-h$jößi  'ql-'qdmaßt?     'ql-ken  qiddämti  libröx! « 2 
[ki^jadd'tl  MJ'qttä       ,gl-xqnnün  wdrqxum, 
'grechv'qppäim  ivdrqb-xeßed ,      wdnixäm  *ql-harara] 

3  iiv'qttüt*  qqx-na       'gß-nqfst  mimm$nni,      kiUob  mößi  mexqjjdi!« 

4  wqjjomer  jqhwg:       »hqhete'b  xapdvldeh? «       xx-£  *x-^  xxz 

5  xxzxx-i       xxj.xxji       xxj.  ivqjjesf  jönä 

min-ha'tr,  wqjjeseb       miqqgdem  Wir,       tvqjjär  qs^lövsäm  sukka. 
[wqjjeseb  tqxtpi  [bqssel]       'qetuäsqr  jir'i      mä-jjihj^  ba'ir] 

6  wqimän  jqhwg-       'jßöfum  qlqajSn,       vmjjä'ql  me'äl  hjöna 
lihjöß  sei       'ql-röso  fohqssllo  4       meraaßo,  wqjjismqx  jönä 

(7)  ' ql-häqqlqajün      simxa  pdöld.       (7)  wqimän  (jqhwfy  'gloMm6 
tölä'qß  bqlüß      hqssäxqr  IqmniQxräß,       wqttäch  'gß-hqqqiqajon, 

(8)  wqjjibäs,  (8)  wqihi  kizröx  hqsspnes ,  wqimän  (jqhtv^y  'jßohim6 
rüxuqadim  xqristß,  ivqttäch  hqssemes  ' 'ql-rdsvjönüvioqjjiß* qlldf, 
wqjjis'äl  ^ß-nqfsü      lamuß  wqjjömär:      »tob  mößi  mexqjjäi!« 

9    vMJjomgr  'jßohim       '§l-jöna:  »hqheteb      xarä-läch  'ql-häqqiqajön?« 

(10)  wqjjomer:   »heteb       xarä-lf   fqd-mäuß!«       (10)  ivqjjomer  jqhw%: 

» 'qttävxdst 
c  ql-häqqiqajon ,       'äse")-  lö-ramälta      bö,  wdlo  pddqlto, 

(11)  sebbin-lqilä  haja,     ubin-läild  ' abcid ,     (iijwq'nilöu'axus'ql-nimwe, 
ha'ir  hqgdöla,       'aservjgs-bahvhqrbt      mistem-' esrl^jribbd  'adäm, 
'äsgr  lö-jadff      bhi-jdmino      lismölo,  ubhemä  rnbba?« 


Cap.  4.    1    davor   ivqjjißpqllel  'el-jqhwe.  M       2  danach  tqrsisa  M 
3  danach  jqhw%  M       4  hlxqssll  lö  M       5  ha'lohim  M       6  'glohim  M 


4.  Für  den  Vortrag  dieses  Textes  ist  zu  beachten,  daß 
die  Verse  (auch  in  ihrem  vorderen  Teile,  dem  Viererstück") 
streng  monopodisch  gebaut  sind.  Man  darf  also  auch 
innerhalb  der  beiden  Fußpaare  des  genannten  Viererstücks 
die  beiden  Hebungen  nicht  gegeneinander  abstufen,  weder 
nach  Stärke  noch  nach  Tonhöhe  (vgl.  Berichte  1904,  155 f. 
Nr.  10),    und   darf  auch   speciell   vor   den  Cäsuren   (die,   wie 


40  Eduard  Sievers: 

a.  a.  0.  bemerkt,  nur  noch  reine  Form  ein  schnitte  sind)  die 
Stimme  ebensowenig  sinken  lassen,  wie  vor  Interpunktionen, 
die  in  ein  Zweier-  oder  Dreierstiick  hineinfallen  (so  bei  i ,  i  f. 
3a.  5b.  ioa.  iobf.  i2a.  14°.  2,  ii.  3,  ia.  4a.  6b.  ioa.  iob-j-4,  ia. 
4,  5b.  6b.  7C.  8C.  9a.  9b.  ioa.  iob;  über  nc  s.  unten  zur  Stelle). 
Nur  vor  vollem  Punkt  u.  dgl.  sinkt  natürlich  die  Stimme 
etwas  ab. 

5.  Nicht  ganz  leicht  ist  bei  einem  mit  Cäsurverdeckung 
und  Enjambement  arbeitenden  Texte,  wie  dem  unsrigen,  die 
Scheidung  von  normalen  und  umgekehrten  Siebenern, 
denn  auch  nach  dem  dritten  Fuß  kann  ja  ein  Sinneseinschnitt 
(der  an  sich  zur  Ansetzung  eines  umgekehrten  Siebeners  an- 
reizen könnte)  im  Vortrag  unter  Umständen  so  verdeckt 
Averden,  daß  wieder  die  normale  Gestalt  des  Siebeners  zum 
Vorschein  kommt.  In  Anknüpfung  an  das  M.  St.  I,  §  79 
Erörterte  wird  man  aber  doch  sagen  dürfen:  da  der  umge- 
kehrte Siebener  nach  dem  dritten  Fuße  eine  Pause  von  Fuß- 
länge fordert,  ist  er  nur  da  anzuerkennen,  wo  die  Einfügung 
einer  solchen  Pause  dem  Sinne  entspricht.  Das  ist  aber  nur 
bei  vollkommenem  Gedankenabschluß,  praktisch  also  wieder 
nur  vor  vollem  Punkt  der  Fall,  d.  h.  an  solchen  Stellen,  wo 
nach  dem  oben  Bemerkten  auch  die  Stimme  beruhigend  absinken 
kann.  Danach  habe  ich  nur  1,  5°  und  7cf.  mit  vollem  Ver- 
trauen als  umgekehrte  Siebener  angesetzt  (hier  ist  die  Pause 
namentlich  bei  7C  sehr  wirkungsvoll);  zweifelhaft  ist  schon 
3,  7%  zumal  da  die  Constitution  des  Testes  nicht  ganz  sicher 
steht  (s.  unten  zur  Stelle).  Als  directe  Gegenbeispiele  nenne 
ich  1,  5b.  14°  (?,  s.  zur  Stelle).  2,  1 1.  3,  6b.  4,  6b  (s.  unten  zur 
Stelle).  9a. 

Anmerkungen. 

1,  1.  In  dieser  Zeile  hatte  ich  M.  St.  I,  483  die  Worte  b§n-'amittai 
als  'genealogische  Glosse'  eingeklammert,  weil  V.  1  des  MT.,  den  ich 
damals  noch  für  eine  vollständige  metrische  Einheit  hielt,  die  in  einem 
einfachen  Erzählertexte  sehr  auffällige  Form  eines  Fünfhebers  (d.  h. 
eines  schlecht  gegliederten  Qinäverses)  hat.  Wenn  Mahti  im  KHC. 
(Dodekapropheton  S.  248)  dagegen  bemerkt:  fWie  metrische  Gründe 
im  prosaischen  Jonabuche  entscheiden  sollen,  ist  kaum  zu  verstehen', 


Alttestamentliche  Miscellen  2.  41 

so  hat  er  zwar  mit  der  Verteidigung  der  betr.  Worte  sachlich  recht, 
wie  auch  der  gegenwärtige  Text  zeigt,  aber  nicht  so  mit  der  Form  des 
Arguments,  denn  ich  war  ja  schon  damals  ebenso  wie  heute  der  Über- 
zeugung, daß  das  Jonabuch  in  Versen  und  nicht  in  Prosa  geschrieben 
sei.  Mein  Fehler  lag  also  in  der  falschen  Auffassung  der  Versform, 
nicht  in  dem  Versuch,  einen  (sc.  auch  von  mir  als  solchen  angesehenen) 
Prosatext  nach  metrischen  Gesichtspunkten  zu  beurteilen. 

i,  3a.  libröx  tqrsisa  M  scheint  noch  von  niemand  beanstandet 
worden  zu  sein  (auch  ich  habe  es  seinerzeit  passieren  lassen).  Und 
doch  ist  schwer  zu  glauben,  daß  sich  Jona  von  vornherein  Tharsis  als 
das  Endziel  seiner  Reise  ausgewählt  habe,  etwa  als  hätte  er  geglaubt, 
dort  vor  Jahwe  besonders  sicher  zu  sein.  Das  Natürliche  ist  vielmehr, 
daß  Jona,  in  Joppe  angelangt,  nur  dadurch  zu  einer  Flucht  in  be- 
stimmter Richtung  getrieben  wird,  daß  er  dort  gerade  ein  nach  Tharsis 
heimkehrendes  Schiff  findet,  das  ihn  mitnimmt.  Dazu  kommt,  daß 
V.  3*  einen  Fuß  zuviel  hat,  und  daß  der  Überschuß  auch  nicht  in  den 
folgenden  zu  kurzen  Vers  hinübergeschoben  werden  kann.  Danach 
dürfte  tqrsisä  sicher  zu  streichen  sein  als  eine  aus  3bc  heraufgekommene 
Glosse.     Ganz  ähnlich  liegen  die  Dinge  bei  4,  2b  (s.  zur  Stelle). 

1,  3b  hat  nur  sechs  Füße,  ist  aber  nicht  mit  Sicherheit  zu  emen- 
dieren.  Nach  der  natürlichen  Sinnesgliederung  haben  zunächst  die  Worte 
wqjjimsa  'Qnvjja  |  ba'Ü  pqrsis  j  das  vordere  Viererstück  des  Siebeners 
zu  bilden.  Es  liegt  also  nahe,  die  Lücke  in  dem  dreifüßigen  Schluß- 
stück zu  suchen.  Ob  aber  wirklich,  wie  im  Text  angenommen  wurde, 
das  Subject  (jönäy  ausgefallen  ist,  oder  etwa  ein  Wort,  auf  das  sich 
das  immerhin  ein  wenig  in  der  Luft  hängende  'immdhgm  von  3C  zurück- 
bezog, oder  ob  der  Fehler  an  anderer  Stelle  liegt,  wird  sich  kaum 
ausmachen  lassen.  —  6b.  Ist  länu  oder  aber  ha'lohim  zu  streichen?  — 
7a.  wqjjömarüv'isv'ftl-re'eu  ist  recht  hart.  Sollte  etwa  ursprünglich 
ivqjjömsru  ha'nasim  dagestanden  haben?  Vgl.  1,  ioab.  13*.  i6a.  — 
8a.  Die  lange  Glosse  dürfte  als  solche  anerkannt  sein.  —  9.  Über 
'glohö  hqssamdim  vgl.  jetzt  M.  St.  II,  301  zu  Gen.  24,  3a.  Die  an  sich 
verdächtige  Formel  überfüllt  den  Vers  9a,  und  weiterhin  durchbricht 
der  isolierte  Vierer  9b  das  Siebenersystem.  Ich  halte  es  danach  für 
wahrscheinlich,  daß  die  beiden  störenden  Stücke  zu  einem  Sechser 
zusammenzunehmen  sind  (wie  im  Text  geschehen  ist),  und  daß  dieser 
Sechser,  der  Jahwe  als  Herrn  über  Himmel,  Erde  und  Meer  hinstellt, 
zunächst  von  einem  Glossator  beigeschrieben  und  dann  zerstückelt  in 
den  Text  hineingenommen  ist  (vgl.  M.  St.  I,  371  und  unten  in  der 
dritten  Miscelle  die  Anm.  7  zu  Sach.  9,  16).  Überdies  scheint  mir  das 
stolze  Bekenntnis:  cich  verehre  Jahwe,  den  Herrn  des  Himmels,  der 
Meer  und  Erde  gemacht  hat',  recht  wenig  in  den  Mund  des  klein- 
mütigen Jona  zu  passen,    der   sich  vorher  ängstlich  in  den  untersten 


42  Eduard  Sievehs: 

Schiffsraum  verkrochen  hatte    (das   dürfte   der  wahre  Sinn  von   i ,  5C  f. 
gewesen   sein):    es    ist    auch    keine  rechte  Antwort    auf  die   zürnende 
Frage:  mä-mmdläclitäch  (man  beachte  das  emphatische  mä-),  d.h.  sach- 
lich: rwas  hast  du  begangen?'   Jona  drückt  sich,  wie  mir  scheint,  um 
ein    klares    Schuldbekenntnis    herum    mit    den    zweideutigen    Worten 
w§p-jqhu-$   'ätiü  jare.     Er  meint  damit    cund  ich   fürchte    mich  vor 
meinem  Gott'   (sc.    fdarum  hatte   ich  mich  verborgen').      So   fassen  es 
auch  die  Schiffer,   denn  daran  eben  'erkennen'   sie  (und  können  sie 
erkennen),    daß  Jona    auf  der  Flucht  vor  Jahwe  ist,    und  um  dieses 
Frevels  willen  erschrecken  sie.    Daß  man  später  den  'Propheten'  durch 
Umkehr  des  Sinnes  seiner  Worte  von  dem  neuen  Vorwurf  zu  entlasten 
suchte,    den  seine  Handlungsweise  involvierte,    scheint  mir  leicht  be- 
o-reiflich.      Auch   sonst    ist   der  Text  noch   wiederholt   im  Sinne  einer 
Steigerung    des  religiösen   Elementes    retouchiert  worden    (s.  zu   3,  5a. 
8bc.  10%  und  vgl.  auch  zu  4,  2a  und  2"1).  —  ioa.  ['eläu],  vgl.  M.  St.  II, 
§  52,  3.    —    iob.    M  hifjfjiä  lahem  ist  von  Nowack   als  Glosse  erkannt. 
Sie  setzt  wohl   die  im  Vorhergehenden   angenommene  Umbildung  des 
Sinnes   von  jare  voraus,    gehört  also  vermutlich  dem  Urheber  von  9b 
an.    —    nb.    Die  Betonung  mä-nnqfs$-llachvW9Ji§töq  ist   etwas  hart: 
möglicherweise  ist  also  in  der  Zeile  etwas  zu  tilgen:    was,  bleibt  un- 
sicher. —  Auch  12"  ist  überfüllt.     Ich  habe  me'lechem  gestrichen,   um 
den  störenden  Anklang  des  Schlusses  von  i2a  an  den  von  I2b  zu  ver- 
meiden.   Sonst  wäre  nach  M.  St.  I,  §  242,  6.  II,  §  52,  3  an  Tilgung  von 
'älem  zu   denken.    —    13*  läßt  sich  nach   der  überlieferten  Wortfolge 
nicht    richtig    gliedern,    denn     ein    umgekehrter    Siebener    wgjjqxtdru 
ha'naMm  lahasit)  ||  ' el-hqjjqbbasä  |  wdlo  jachoju  ||  hätte  sinnwidrige  Pause 
(oben  Nr.  5),    und  bei  Ansatz   eines  Normalsiebeners    fiele  die   zweite 
Cäsur  (also  die  ursprüngliche  Hauptcäsur!)  mitten  in  das  Wort  hdjjqbbasa 
hinein.     Ich  habe  daher  umgestellt.  —  i4c.  Oder  lies  wql-titten  'affin  \ 
dam  naqi,  \  Tä-'qttd-ukq's^xafqsta  'asip?     Für  jqhw§  (vgl.  auch  4,  3) 
bleibt  aber  jedenfalls  kein  Raum.  —  i6a.  '§p-jqhw§  vermag  ich  neben 
tejqhwl  trotz  dem  Einspruch  von  Marti  S.  251  nicht  zu  halten.     Aber 
für  das,  was  Makti  (mit  Recht)  fordert,  genügt  auch  wohl  einmalige 
Nennung  des  Namens.     An  welcher  Stelle  der  Name  zu  streichen  ist, 
bleibt  zweifelhaft,  denn  auch  jifa  pädia  \  'eß-jqhwe,  wqjjizb3xü-z$)äx  \\ 
wäre    metrisch    möglich    (wenn  auch  nicht  so   glatt    wie   die  im  Text 
vorgeschlagene  Alternativlesung). 

3,  2b  ist  überfüllt;  'el^ha  (wofür  man  nach  1,  2b  überdies  wohl 
fal§ha  erwarten  sollte)  dürfte  entbehrlich  sein  (vgl.  M.  St.  ü,  §  52,  3), 
wegen  'anf  für  'anochi  M  (das  nicht  in  den  Vers  geht)  vgl.  1,  i2b. 
4,  na  und  namentlich  1,9%  wo  'qni  neben  'anoclu  steht.  —  In  3a  fehlt 
ein  Fuß,  und  zwar  offenbar  zwischen  tvqjjel§ch  und  'el-ninnoe,  die 
wegen    der  sonst  entstehenden  viersilbigen  Senkung  nicht  zusammen- 


Alttestamentliche  Miscellen  2.  43 

passen  (wqjjelgch  oder  wqjjeldch  wäre  doch  zu  hart).  Das  ergänzte 
(wqjjahöy  dürfte  auch  den  Sinn  verbessern,  insofern  es  den  Satz  3b 
deutlicher  vorbereitet.  Ein  Widerspruch  mit  4a  braucht  nicht  zu  ent- 
stehen, denn  dort  bedeutet  wqjjdx§l  jönU  lato  usw.  wohl  nicht  mehr 
als  fda  ging  Jona  erst  eine  Tagereise  weit  in  die  Stadt  hinein'.  — 
4a  ist  wieder  übervoll,  denn  ein  labÖJba'lrvmqhläch  \  jömJ'%xä(t  usw. 
wäre  zu  hart.  da*tr  wird  nur  erklärende  Glosse  sein,  die  an  das  Hr 
von  3b  anknüpft.  Auch  nach  der  Tilgung  des  Wortes  kann  man 
übrigens  zweifeln,  ob  lato  mqhldch  |  jömw^xdä  oder  wie  im  Text 
labo  mqhlqchvjüm  |  ,^xdä  zu  betonen  ist.  —  5*.  Das  überschießende 
belohlm  halte  ich  für  eine  theologisierende  Glosse  (Vgl.  zu  1 ,  9). 
Was  die  Nineviten  glaubten,  war  zunächst  nur  das,  daß  der  Fremd- 
ling ihnen  die  Wahrheit  verkündet  habe.  Daß  Nineve  sich  dem 
Glauben  an  Jahwe  zugewendet  habe,  besagt  auch  der  echte  Text  des 
Folgenden  nicht,  denn  der  erzählt  nur  von  Äußerlichkeiten,  die  an- 
gewendet werden,  um  den  Zorn  des  (fremden)  Gottes  zu  besänftigen 
(wegen  8bc  und  ioa  s.  zur  Stelle).  —  6a.  (hammglgchy ,  vgl.  M.  St.  H, 
§  50,  2,  a.  —  7ab.  Der  Text  ist  unsicher,  denn  es  sind  zwei  Füße  zu 
viel,  und  man  hat  die  Wahl,  ob  man  in  7a  wqjjomgr  und  lemör,  oder 
aber  (wie  im  Text  vorgeschlagen  ist)  in  7b  die  ein  wenig  gar  zu  sehr 
specialisierenden  Worte  hqbbaqdr  icdhqsson  streichen  will.  Im  ersteren 
Falle  wäre  zu  lesen: 

irqjjiz'dq  bminzicf:  »mittd'qm  hqmmglgch  ngdolau:  ha' ad  dm  icdhqbhema, 
habbaqdr  wahqsson      'ql-jifamü  nw'iimä,      'gl-jir'Ü  iimdim  ,ql-jistü. 

3,  8bc,  ein  (dipodischer!)  Doppelvierer,  erweist  sich  schon  durch 
seine  Form  als  eingeschoben.  Sachlich  gehört  der  Vers,  wie  der  cor- 
respondierende  Einsatz  kl-sabü  middqrJcdm  hara'a  in  10%  zu  den  ten- 
denziösen Verschiebungen  des  alten  Sinnes,  deren  oben  zu  1,9  gedacht 
ist.  An  8a  schließt  auch  9a  stilistisch  viel  besser  an,  als  nach  dem 
Zwischensatz  8bc.  Für  Unechtheit  des  Einsatzes  in  ioa  spricht  neben 
dem  metrischen  Anstoß  auch  noch  '§ß-mq'sem  fihre  Veranstaltungen', 
d.  h.  doch  die  äußerlichen  Bußformalitäten,  zu  denen  die  Angst  die 
Nineviten  und  ihren  König  getrieben  hatte.  Von  innerer  Umkehr  kann 
daneben  nicht  viel  die  Rede  sein. 

4,  1.  Der  neue  Satz  fängt  mit  gutem  Recht  mitten  in  der  Lang- 
zeile an:  die  metrische  Bindung  bringt  die  Gedankenbindung  zum 
Ausdruck,  denn  wqjjerq'  'gl-jöna  usw.  muß  doch  heißen:  'und  ^dar- 
über) geriet  Jona  in  heftigen  Zorn'.  —  2a.  [wqjjißpqllel  'gl-jqhwf\ 
(vgl.  auch  den  Einschubsvers  2,  2)  ist  wieder  eine  Dämpfungsformel, 
die  Jonas  Arger  und  Zorn  über  Jahwes  Verfahren  in  ein  milderes  Licht 
setzen  soll:  was  folgt,  ist  nichts  weniger  als  ein  Gebet.  —  2b.  tqrsisä 
schießt  über,  wie  1 ,  3a  (s.  zu  dieser  Stelle).  —  2cä,  ein  dipodischer 
Doppelvierer   wie    der  Einsatz   3,  8be    (und   daher  wohl  von   derselben 


44  Eduard  Sikvbhs: 

Hand  stammend  wie  dieser),  dient  ähnlichen  Zwecken  wie  der  Einschnb 
in  4,  2*.  Der  ganze  Vers  ist  außerdem  nur  aus  Joel  2,  13  und  Ex.  34,6 
(=  Ps.  86,  15,  vgl.  auch  Ps.  103,  8)  zusammengestoppelt.  Echter  Text 
braucht  durch  den  Einschuh  nicht  verdrängt  zu  sein.  Gerade  die 
springende  Kürze  des  Ausdrucks  in  2b  charakterisiert  sehr  hübsch 
Jonas  Aufregung.  —  3*.  [jqhw§],  vgl.  zu  1,  14°.  —  4.  5  sind  bestritten, 
s.  Marti  S.  255  f.  und  die  dort  angeführte  Literatur.  Direct  anstößig 
ist  aber  hier  doch  nur  V.  5C.  Ist  in  dieser  Zeile  bqssel  mit  Wellhausen 
u.  a.  für  eine  spätere  Glosse  zu  halten  (was  auch  mir  sicher  zu  sein 
scheint),  so  verrät  sich  der  verbleibende  Rest  schon  durch  seine  Form 
als  Einsatz,  denn  er  ist  ein  (deutlich  dipodischer!)  Sechser.  Wollte 
man  aber,  um  den  siebenten  Fuß  zu  gewinnen,  das  anstößige  bassel 
doch  halten,  so  bliebe  immer  noch  die  dipodische  Abstufung  der  Ton- 
höhen, die  sonst  unserem  Text  fremd  ist  (oben  Nr.  4).  Ist  danach  5C 
sicher  interpoliert,  so  können  auch  daraus  keine  Schlüsse  auf  die  Her- 
kunft der  vorhergehenden  Verse  gezogen  werden.  V.  5ab  können  aber, 
auch  abgesehen  hiervon,  nicht  mit  Winckler  hinter  3,  4  versetzt  werden, 
weil  sie  dort  nicht  nur  den  Zusammenhang  unterbrechen,  sondern  sich 
auch  nicht  in  das  Metrum  einfügen  würden.  Andrerseits  ist,  wie  mir 
scheint,  auch  V.  4  an  seiner  Stelle  unentbehrlich,  denn  auf  Jonas  un- 
mutige Rede  muß  doch  hier  ebenso  erst  eine  Gegenäußerung  Jahwes 
folgen,  wie  das  bei  V.  8  f.  der  Fall  ist.  Für  ebenso  unentbehrlich  halte 
ich  ferner  hier  5ab,  denn  die  folgende  Geschichte  mit  dem  qlqajon 
muß  doch  an  einen  bestimmten  Ort  gebunden  sein,  wo  Jona  sich  min- 
destens tageweise  fest  aufhält.  Hinwiederum  schließen  sich  V.  5"b 
nicht  glatt  an  V.  4  an,  denn  zur  Füllung  von  V.  4  reichen  die  Worte 
wajjesf  Jona  nicht  aus  (daß  man  nicht  etwa  an  hqheteb  xara  |  JäcJi 
denken  darf,  zeigen  V.  9ab).  Demnach  ist  offenbar  zwischen  4  und  5ab 
eine  Lücke  anzusetzen.  Vermutlich  ist  ein  Befehl  Jahwes  an  Jona 
ausgefallen,  der  diesem  aufgab,  draußen  vor  der  Stadt  des  Weiteren 
zu  warten:  diesen  Befehl  führt  Jona  in  5ab  aus,  indem  er  sich  eine 
Hütte  baut,  an  der,  wie  man  annehmen  darf,  hernach  der  schützende 
qlqajon  wächst.  —  6.  Die  Formel  jqlnc'g-'jßohim  (vermutlich  Reminiscenz 
an  Gen.  2,  4  ff. :  s.  Marti  256;  zur  Geschichte  der  Formel  vgl.  übrigens 
jetzt  auch  M.  St.  II,  §  65,  4.  66,  3  f.)  dient  hier  offenbar  nur  zur  Vers- 
füllung. Deshalb  habe  ich  geglaubt,  sie  zu  gleichem  Zweck  auch  bei 
den  gleichgebauten  Parallelstellen  7"  und  8a  einsetzen  zu  dürfen,  wo  M 
einfaches  (haY^löhim  bietet.  —  6b  bleibt  auch  nach  der  Besserung  von 
hhqssil  lö  M  in  hhqssllö  (Marti  256)  stilistisch  schlecht  und  rhythmisch 
etwas  ungefüge.  Ich  würde  also  sehr  gern  mit  Wellhausen  u.  a.  die 
Worte  hhqssil  [l]ö  mera'apö  als  Glosse  streichen,  wenn  ich  nur  wüßte, 
wie  dann  ihr  Platz  auszufüllen  wäre:  denn  ohne  die  beiden  Füße  läßt 
sich    der  folgende  Text    nicht  metrisch   constituieren ,    mag    man  nun 


Alttestamentliche  Miscellen  2.  3.  45 

in  7*.  8a  (jqhiv$y  ergänzen  oder  nicht.  Es  wird  also  wohl  am  rich- 
tigsten sein,  anzunehmen,  daß  zugunsten  einer  in  den  Text  aufgenom- 
menen Glosse  ein  entsprechendes  Stück  echten  Textes  verloren  gegangen 
ist.  —  Über  7.  8  s.  oben  zu  6a  Schluß.  —  nb  ist  rhythmisch  ungelenk, 
auch  sieht  mir  in  nc  ubhema  rqbba  etwas  wie  ein  Nachtrag  zur  Er- 
innerung an  3,  7 f.  aus.  Vielleicht  stand  also  ursprünglich  nur  da: 
hafir  hqgdöla,  'äsgr-jes  bäh  hqrbe  mistfm  r§sre 
ribbü  'adäm,      'qsgr  lö^jafiä'      bin-jsminö  lismölo!« 


3.    Zu  Deuterosacharja. 

A.  Einleitung. 

1.  Zu  den  folgenden  Erörterungen  über  Sach.  9 — 141) 
bin  ich  durch  das  Studium  von  Martis  Dodekapropheton 
(Tübingen  1904)  angeregt  worden.  Bezeichnet  Martis  Be- 
handlung des  Textes,  namentlich  was  dessen  Säuberung  von 
secundären  Störungen  und  die  Auffassung  von  seiner  Glie- 
derung angeht,  überhaupt  einen  wesentlichen  Fortschritt,  so 
war  für  mich  persönlich  darin  die  energische  Betonung  des 
metrischen  Gesichtspunktes  für  die  Kritik  besonders  wertvoll 
und  erfreulich.  Diese  hat,  wie  mir  scheint,  bereits  zu  einer 
Anzahl  schöner  und  unanfechtbarer  Resultate  geführt.  Aber 
ich  glaube,  man  wird  gerade  in  dieser  Richtung  noch  einen 
Schritt  über  Marti  hinaus  tun  können,  wenn  man  neben  der  von 
ihm  fast  allein  ins  Auge  gefaßten  Strophenbildung  durch- 
gehends  auch  noch  die  Verschiedenheit  der  Versarten  und  der 
Stilgattungen  berücksichtigt,  die  in  unseren  Texten  begegnen.' 

2.  Von  diesen  Versarten  ist,  wie  überall,  so  auch  hier, 
der  Doppeldreier  am  leichtesten  zu  erkennen  (und  eventuell 
am  sichersten  zu  emendieren),  wegen  der  straffen  Geschlossen- 
heit seiner  Gliederung  und  der  ausgeprägten  Schwere  seiner 
Cäsur,  die  den  Vers  in  zwei  nahezu  selbständige,  auch  inhalt- 
lich meist  wohlgetrennte  und  gleichwertige,  und  vor  allem 
formgleiche  Teilstücke  zerlegt.     Soweit  der  Doppeldreier  in 

1)  Den  Text  dieser  Capitel  s.  unten  nach  Nr.  27. 


46  Eduard  Sievers: 

Betracht  kommt,  hat  daher  meine  nachträgliche  Analyse  die 
Ansätze  Martis  nur  schlechtweg  bestätigen  können. 

3.  Dagegen  beginnen  unsere  Auffassungen  bereits  bei 
der  nächstverwandten  Versart,  dem  Sechser,  zu  differieren. 
Dieser  tritt  (abgesehen  von  der  interpolierten  Zeile  10,  12) 
in  unseren  Texten  nur  einmal  auf,  in  12,  9!'.  (s.  unten  TextIXb). 
Hier  setzt  Marti  'drei  Tristicha'  an,  während  ich  'dreimal 
das  Schema  6:3'  darin  finde.  Faßt  man  den  Sechser  als 
Äquivalent  des  Doppeldreiers  (vgl.  M.  St.  I,  §  86),  so  kommen 
sich  die  beiden  Ansätze  schematisch  nahe:  aber  nicht  in  der 
Ausführung  im  einzelnen.  Nach  Martis  Übersetzung  (S.  446) 
wäre  die  Gliederung  diese  (ich  setze  die  beiden  ersten  'Stichen' 
jedes  'Tristichons'  auf  eine  Zeile): 

9  u'dhajä  bqjjöm  hqhü  'qbqqqes        fohqsnüd  ' ep-kgl-hqggöjim 

habba^tm  'ql-jarülsalem, 
10  wdsafqchti  eql-beß  daicid        ua'ql  jöseb  Jerusalem 
rüx  xen  wdj>qxnwnim, 
ivdhibbitü  'el- . . .  ' as§r-daqatrü,      icdsafddn  raläu  kdmisped  'ql-hqjjaxid, 
wdhamer  'aläu  koliamer  rql-hqbb3chör. 

Dann  sind  aber  die  einzelnen  'Stichen',  mag  man  betonen 
wie  man  will,  nicht  gleichen  Umfangs.  Qa^b  sind  nur  drei- 
hebig  zu  messen,  bei  9a"  kann  man  zwischen  4  und  3  He- 
bungen schwanken  (am  natürlichsten  wären  mir  4,  bei  Cäsur 
nach  'qbqqqes),  bei  ioab  zwischen  je  3  und  2  (letzteres  empfinde 
ich  als  das  Natürlichste),  bei  iocd  aber  kommt  man  in  keinem 
Falle  um  die  Annahme  von  4  Hebungen  herum.  Es  fehlt 
also  dieser  Gliederung  das  nach  meiner  Auffassung  unent- 
behrliche Moment  wirklicher  Strophengleichheit,  und  daher 
halte  ich  meine  Zerlegung  des  Textes  in  'dreimal  6:3'  für 
richtiger,  zumal  sie  mir  die  natürliche  Sinnesgliederung  noch 
etwas  schärfer  zum  Ausdruck  zu  bringen  scheint  als  der  oben 
gegebene  Text. 

4.  Noch  stärker  werden  die  Differenzen  da,  wo  der 
Siebener  als  führendes  Metrum  auftritt.  Wieweit  Marti 
diesen  als  besondere  Versart  anerkennt,  kann  ich  aus  seinen 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  47 

metrischen  Angaben  nicht  deutlich  ersehen.  Nach  meiner 
Analyse  spielt  er  auch  in  unserer  Sammlung  neben  dem 
Doppeldreier  die  Hauptrolle,  und  zwar  tritt  er  in  zweifacher 
Bindung  auf,  entweder  gepaart  bez.  zu  dritt  (also  in  zwei- 
bez.  dreizeiligen  Strophen  des  Schemas  7 :  7  etc.),  oder  in  dem 
'tristichischen'  Verband  des  Systems  7:3.  In  der  Ansetzung 
der  einzelnen  'Stichen'  trifft  meine  Analyse  mit  der  Martis 
natürlich  in  sehr  zahlreichen  Fällen  zusammen,  namentlich 
wo  die  Cäsuren  zugleich  noch  Sinneseinschnitte  sind:  ander- 
wärts gehen  wir  oft  da  auseinander,  wo  das  Enjambement 
und  die  Cäsurverdeckung  (s.  unten  Nr.  16,  e  und  sonst)  eine 
Rolle  spielt.  Sehr  gering  sind  endlich  unsere  Berührungen 
beim  Strophenansatz,  insbesondere  vermag  ich  mir  Martis 
'Tristicha'  nicht  anzueignen,  weil  ihnen  wiederum  oft  die 
wirkliche  Strophengleichheit  fehlt. 

5.  Die  Frage  nach  der  Constanz  der  metrischen 
Form  ist  aber  auch  bei  unseren  Texten  wieder  von  der 
größten  Wichtigkeit,  weil  sie  auf  Schritt  und  Tritt  mit 
Fragen  der  höheren  Kritik  (und  natürlich  auch  der  niederen) 
zusammenhängt.  Es  wird  daher  unerläßlich  sein,  auf  die 
Formfrage  näher  einzugehen.  Zu  diesem  Behufe  lasse  ich 
zunächst  eine  Tabelle  folgen,  die  einerseits  über  den  me- 
trischen Befund,  andrerseits  über  die  von  mir  vorgenom- 
mene Textzerlegung  orientiert. 

a)  In  dieser  Tabelle  bezeichnen  die  Buchstaben  A  bis  G 
die  Gruppen  Martis,  die  fetten  Ziffern  I  bis  XV  die  in  sich 
zusammenhängenden  und  selbständigen  Stücke,  die  ich 
unterscheiden  zu  müssen  glaube.  Gewisse  Einschübe  fragJ 
mentarischer  Natur,  die  sich  in  diesen  Stücken  finden,  be- 
zeichne ich  mit  Ia  usw.  (im  Textabdruck  unten  folgen  die 
Nummern  mit  Buchstabenexponenten  jedesmal  auf  die  Haupt- 
nummer  ohne  Exponenten,  zu  der  sie  gehören).  Die  ausge- 
zogenen Querlinien  deuten  die  Schnitte  Martis  an,  die 
punktierten  Linien  Schnitte,  die  ich  neu  hinzugefügt  habe 
(vgl.  jedoch  dazu  unten  die  Fußnote  zu  Nr.  5,  c);  durch  fette 
Linien    (einerlei    ob    ausgezogen    oder    punktiert)    wird    ein 


48 


Eduard  Sievers: 


Wechsel  des  Metrums  von  Stück  zu  Stück  markiert.  Außer- 
dem sind  die  Angaben  über  die  Metra  der  selbständigen 
Stücke  durch  Fettdruck  hervorgehoben.  Mit  Antiqua- 
schrift bezeichne  ich  ferner  diese  selbständigen  Stücke  im 
einzelnen,  mit  Cursivschrift  eingerückt  und  in  [ — ]  die  oben 
erwähnten  Einschübe,  soweit  diese  aus  alten  Quellen  ent- 
nommen zu  sein  scheinen.  Eigentliche  Interpolationen  vom 
Umfang  mindestens  einer  ganzen  Langzeile  (anderes  ist  in  der 
Tabelle  nicht  berücksichtigt)  sind  abermals  eingerückt  in 
Cursivschrift  und  in  fetten  Klammern  ([— ]  bez.  (— )) 
gegeben.  Auf  der  rechten  Seite  der  Tabelle  endlich  ist  je- 
weilen  nach  }  die  Gesamtverszahl  und  eventuell  die  Strophen- 
form der  einzelnen  selbständigen  Reden  angemerkt,  desgl.  die 
der  in  sich  wieder  durch  eigentliche  Interpolationen  gespal- 
tenen Einschübe. 


A) 


b)  Tabelle  i. 

I.  9,  i— 2b  =  3  Doppeldreier  (unvollst.) 

[9,  2*— 4  (==  Ia)  —  3  mal  7 : 3  (unvollst.)] 
9, 5— 6a  =  3  Doppeldreier 

[9,  6b-8  (=  I»)  =  3 mal  7 :  3] 
9,9—10  =  6  Doppeldreier 


B) 


[<p,  11  (=  Ic)    =  imal  7 

(9,  12  =  1  mal  4 

9,  13  =  imal  7 


3 
4) 

S] 


II.  9,  H-I7 


6  Doppeldreier 


C)         III.    10,  I-2b 

[IO,  2< 


4  Doppeldreier 
1  Doppeldreier] 


12  Doppeldreier 

(4X3) 


[/<:  =  2mal7:3] 

6  Doppeldreier 

(3x2) 


4  Doppeldreier 

(2x2) 


D)      IV.  10,3-6 

\*o,  7 

10,  8— 11 
[10,  12 


4  mal  7  :  3 
2  Doppeldreier] 
4  mal  7  :  3 
1  Secliser] 


Y.  11,  1 

II,  2l 

VLii^i 


[II,   2» 


1  Doppeldreier 

/  Siebener] 
1  Doppeldreier 


8  mal  7  :  3 


2  Doppeldreier 


=  2  Doppeldreier 


\   f 


1  Doppeldreier 


Alttest amentliche  Miscellen  3. 

49 

E)      VII. 

",4-5 

=  2  mal  7  :  3 

[11,6 

=  3  Siebener\ 

1 1  %  mal  7  :  3 

11,7-14 

=  9V2mal  7  :3 

VIII. 

ii,  15-17" 

[u,  ir 

=  sV'jmal  7  =  3                   ] 
=  /  Siebener]                     J 

3%  mal  7:  3 

F)       IX. 

[72,   I 

12,   2-4 

=  imdl  6:3] 
=  6  Siebener 

\l2,5  {zu 

IX") 

=  /mal  7:3?] 

10  Siebener 

12,6 

=  2  Siebener 

(5x2) 

[12,  7  (zu  IXa) 

=  2  Siebener] 

.  [lXa  Metrum 

\i2,8  (zu 

IX") 

=  7-7--S?] 

unsicher] 

[j2,  g-io 

(=IX*) 

=  j>»w/  6:  j>] 

[IXb3»>al6:3] 

12,   II  — I2a 

=  2  Siebener 

[l2,   J2h 

-14 

=  Pros«]                             J 

X.  13,  1-6 

=  10  Siebener                  }ioSiebener(5><2) 

(E)     XI.   13,  7-9 

=  4mal  7:3  (mit  Vorschub) }  4inal  7:3 

G)    XII.  14,  i-5 

=  9  Siebener                   }  9  Siebener  (3x3) 

XIII.   14,  6- 11 

=  8  Siebener                    }  8  Siebener  (4x2) 

XIV.   14,  12  =  2mal  7  :  3 

[14, 13-14 (=XI Va)  =  3 mal  7:3] 
[14,  is  =2  Siebener] 

14,  16—19  =  6mal  7  :  3 


8  mal  7  :  3 
[XIVa3rnal7:3] 


XV.   14,  20—21 


=  6  Siebener  (unvollst.)     }  6  Siebener  (3x2) 


c)  Zum  Vergleich  sei  noch  folgendes  angeführt.  In 
Gruppe  A  findet  Marti  6  'Sechszeiler'  (d.  h.  Strophen  von 
6  Kurzzeilen  =  3  Langzeilen),  in  B  5  'Vierzeiler',  in  C  desgl. 
10  cTetrasticha' ;  von  E  betrachtet  er  11,  4 — 16  als  Prosa, 
11,  17  -f-  13,  7 — 9  als  '4  Sechszeiler  oder  Tristicha,  deren 
Zeilen  in  der  Mitte  eine  Cäsur  aufweisen',  von  F  12,  11 — 14 
und  13,  3 — 6  als  Prosa,  das  übrige  als  metrisch,  aber  ohne 
feste  Form  (vorwiegend  Tristicha);  in  G  endlich  zeigt  sich 
vielfach  rdas  Schema  des  Vierzeilers',  doch  treten  daneben 
auch  andere  Formen  (z.  B.  'Tristicha')  auf.1) 

1)  G  wird  von  Marti  450  in  eine  Reihe  von  'Teilen'  zerlegt,  die 
bis  auf  die  Abtrennung  der  Verse  14,  6  ff.  von  dem  Folgenden  mit 
meinen   Scheidungen   zusammentreffen.     Doch   scheint  mir  Marti   hier 

Phil  -bist.  Klasse  1905.  4 


50  Eduard  Sievers: 

6.  Daß  an  den  von  Marti  acceptierten  oder  eingeführten 
Schnitten  nicht  zu  rütteln  ist,  scheint  mir  vollkommen  klar 
zu  sein:  die  Fugen  sind  inhaltlich  sichergestellt,  bisweilen 
auch  durch  den  Wechsel  des  Metruins  (so  weist  z.  B.,  wie 
schon  Marti  S.  430  hervorgehoben  hat;  Gruppe  A  dreizeilige, 
Gruppe  B  aber  zweizeilige1)  Strophen  auf).  Neben  diesen 
'alten'  Fugen  macht  sich  aber  auch  noch  eine  Anzahl  'neuer' 
Fugen  bemerkbar.  Das  augenfälligste  Merkmal  dafür  ist 
abermals  der  Wechsel  des  Metrums,  den  ich  an  verschie- 
denen Stellen  ansetzen  muß,  wo  Marti  eine  einheitliche 
Strophenform  wahrzunehmen  glaubt.  Dieser  Wechsel  selbst 
steht  aber  wiederum  nicht  für  sich  allein,  sondern  er  geht 
regelmäßig  Hand  in  Hand  mit  gewissen  Veränderungen 
des  Gedankenzuges  oder  der  Darstellungsform  und  des 
literarischen  Charakters,  und  gerade  durch  diesen  Zu- 
sammengang der  metrischen  und  der  inhaltlich- stilistischen 
Kriteria  wird,  wie  mir  scheint,  die  Annahme  von  Störungen 
der  ursprünglichen  Zusammenhänge  innerhalb  bisher  noch  als 
einheitlich  betrachteter  Partien  zur  unabweisbaren  Notwendig- 
keit gemacht.  Den  Versuch,  dies  im  einzelnen  nachzuweisen, 
möge  die  folgende  Analyse  der  Gruppen  A — G  machen. 

7.  Gruppe  A:  Erste  Rede  (I).  a)  Gleich  im  Eingang 
dieser  Gruppe  heben  sich  formell  9,  5 — 6a,  9  und  10  deutlich 
als  geschlossene  dreizeilige  Doppeldreierstrophen  heraus. 
Inhaltlich  schauen  sie  nur  vorwärts:  ihr  Schema  ist:  'Fürchte 
dich,  denn  . . .',  und:  'Freue  dich,  denn  . . .'.  Der  Stil  ist  der 
denkbar  einfachste:  kurze  Sätzchen  allgemeinsten  Inhalts, 
paarig  gebunden  nach  dem  Princip  des  Parallelismus ,  liefern 
fast  den  ganzen  Textbestand  der  drei  Strophen.    Nur  einmal, 


eher  an  Teile  eines  zusammenhängenden  Ganzen  als  an  selbständige 
Stücke  zu  denken:  ich  habe  darum  in  der  Tabelle  die  Schnittlinien 
punktiert  gegeben.  Ist  diese  meine  Auffassung  unrichtig,  so  würden 
die  Punktlinien  durch  ausgezogene  Linien  zu  ersetzen  sein. 

1)  Nach  Mastis  Terminologie  sind  es  Sechs-  und  Vierzeiler,  da 
er  die  einzelnen  Kurzverse  zählt,  während  ich  nach  Langzeilen  rechne, 
soweit  solche  vorhanden  sind. 


Alttestamentliche  Mtscellen  3.  51 

bei   9b,    ist    die   Strenge   des  Bindungsprincips    etwas    durch- 
brochen. 

b)  Geht  man  von  hier  auf  9,  1  ff.  zurück,  so  liefern  zu- 
nächst V.  1.  2a  (ersterer  mit  der  Ergänzung  von  (jqliw§)  und 
den  weiteren  evidenten  Besserungen  von  Klostermann  und 
Marti,  s.  dort  S.  427)  zwei  Doppeldreier  genau  der  gleichen 
Art.  Allerdings  weisen  sie  nicht  in  die  Zukunft,  aber  sie 
greifen  auch  nicht  in  die  Vergangenheit  zurück,  ferner  spe- 
cialisieren  und  differenzieren  sie  nicht.  Sie  sagen  nicht  mehr 
als:  'Jahwe  ist  Herr  über  die  Lande  aller  Feinde  Jerusalems', 
und  das  ist  ein  guter  Vordersatz  für  9,  5  f.:  fDrum  zittert, 
ihr  Feinde',  und  weiterhin  9,  9 f.:  'Du  aber,  Jerusalem,  freue 
dich'.  Es  kann  also  wohl  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  die 
genannten  beiden  Zeilen  den  Eingang  einer  weiteren  drei- 
zeiligen  Strophe  bilden,  die  den  Kopf  zu  den  drei  unter  a) 
besprochenen  Strophen  enthält.  Es  fragt  sich,  wo  die  fehlende 
Schlußzeile  unserer  Strophe  zu  suchen  ist. 

c)  Die  Liste  der  Gegner  Jerusalems  kann  sehr  wohl  durch 
das  folgende  sör  oder  die  Gruppe  sör  awiäon  fortgesetzt  ge- 
wesen sein.  Dann  aber  folgt  jedenfalls  ein  Bruch,  denn 
Myjxächdmävms'öä  läßt  sich  mit  dem  Vorhergehenden  nicht 
verbinden,  auch  nicht,  wenn  man  aedchsmä  nach  LXX  in  xachdwk 
corrigiert.  Gegen  den  Gedanken,  daß  Jahwe  Sidon  (oder 
Tyrus  und  Sidon)  strafen  wolle,  'weil  sie  so  weise  sind',  ist 
an  sich  nichts  einzuwenden.  Aber  von  diesem  Gedanken  steht 
nur  die  zweite  Hälfte  da,  und  die  erste  läßt  sich  aus  dem 
Vorhergehenden  gewiß  nicht  supplieren,  man  müßte  denn 
etwa  wieder  auf  das  unverständliche  und  auch  nach  den  vor- 
geschlagenen Zwangsdeutungen  (vgl.  z.  B.  Wellhausen  46, 
Nowack  389)  unpassende  (Marti  427)  'en  'aäam  von M  zurück- 
greifen wollen.  Unpassend  erscheint  mir  im  Zusammenhang 
der  einfachen  Zustandsschilderung  von  V.  1 ,  die  Marti  mit 
glücklicher  Hand  herausgeschält  hat,  überhaupt  jede  Moti- 
vierung, die  auf  positive  Einzelheiten  ausgeht.  Diese  Specia- 
lisierung  steigert  sich  aber  noch  in  V.  3:  cTyrus  baute  sich 
Befestigung    und    häufte    Silber    wie    Staub    und    Gold    wie 

4* 


52  Eduard  Sievers: 

Straßenclreck' :  da  sind  wir  mitten  in  einem  historischen  Rück- 
blick in  die  Einzelheiten  der  Vergangenheit,  also  in  einem 
ganz  andern  Darstellungstypus  als  bei  den  Strophen  von  a 
und  b.  Rechnet  man  nun  dazu,  daß  V.  3  und  4  zweimal 
glatt  das  metrische  Schema  7  :  3  liefern  (statt  der  Doppel- 
dreier der  übrigen  besprochenen  Strophen),  so  dürfte  es  sicher 
sein,  daß  wir  es  hier  mit  einem  ersten  Einschub  (Ia)  zu 
tun  haben.  Und  dieser  Einschub  wird  redactionell  sein.  Den 
Berührungspunkt  zwischen  dem  alten  und  dem  eingeschobenen 
Texte  bildete  offenbar  die  Nennung  der  Namen  Tyrus  und 
Sidon,  die  gewiß  in  beiden  Texten  vorkamen.  Da  hat  denn 
der  Redactor  den  alten  Text  gleich  nach  der  bloßen  Nennung 
von  8Ör  abgeschnitten,  um  mit  wasiäSn  etc.  fortfahrend  die 
detailliertere  Ausführung  seines  zweiten  Textes  (der  auch 
Tyrus  noch  einmal  vorbringt)  anzuschieben.  Für  den  Ein- 
schubtext ist  der  Dreier  todsiäm,  Tä^xächdmä^md' 6ä  formell  ganz 
am  Platze,  da  der  folgende  Siebener  vor  sich  einen  solchen 
Kurzvers  verlangt,  und  auch  grammatisch  ist  der  Text  in 
Ordnung,  da  der  Specialvorwurf  sich  nun  auf  Sidon  allein 
bezieht  (von  Tyrus  wird  hernach  etwas  ganz  anderes  gesagt). 
Der  Sing.  xäcJmnu  verrät  also  auch  noch  den  Quellen  Wechsel: 
das  xächdmü  von  LXX  fügt  demnach  nur  ein  weiteres  Bei- 
spiel zu  dem  großen  Contingent  willkürlicher  Nachcorrecturen 
dieses  Textes  hinzu. 

Der  Einschub  Ia  ist  im  Eingang  Fragment.  Dagegen 
mag  wdlit  ba'es  te'achel  413  wohl  der  alte  Schluß  der  Rede  sein, 
aus  der  unsere  Verse  entnommen  sind. 

d)  An  die  zweite  Strophe  des  alten  Textes  I  tere  'asqplon 
usw.,  9,  5  f.,  schließt  die  dritte,  9,  9,  mit  dem  gewiß  beab- 
sichtigten Contrast  gilt  ma'o<f ,  bqß-sijjön  stilistisch  sehr  gut 
direct  an.  Dieser  Zusammenhang  ist  aber  durch  einen  zweiten 
Einschub  (Ib)  =  9,  6'1 — 8  zerrissen.  Dieser  ist  wieder  voll 
von  specialisierenden  Details,  läßt  im  Gegensatz  zu  I  Jahwe 
in  erster  Person  reden  und  zeigt  dreimal  das  metrische 
Schema  7:3.  Den  Anknüpfungspunkt  für  ihn  bildete  für 
den  Redactor  die  Nennung  der  vier  Philisterstädte  in  I  9,  5  f. 


Alttestamentliche  Miscellen  'S.  53 

Auch  P  dürfte  im  Eingang  Fragment  sein,  wiederum 
macht  aber  auch  Mv'qttä  ra'ipi  Wlnäi  ganz  den  Eindruck  eines 
kräftigen,  gut  pointierten  Schlusses. 

Trotz  der  Gleichheit  des  Metrums  stammt  P  aus  einer 
andern  Quelle  als  Ia:  dafür  zeugt  der  ganze  Inhalt  und  der 
Wechsel  von  Jahwe  in  dritter  und  erster  Person,  auch  der 
eben  erwähnte  zweite  Schluß. 

9.  Gruppe  B:  Zweite  Rede  (II).  a)  Mit  9,  10  geht, 
wie  Marti  gezeigt  hat,  die  erste  Rede  zu  Ende:  formell,  weil 
die  nächste  Partie  in  Doppeldreiern  (9,  14—17)  zweizeilige 
Strophen  aufweist  im  Gegensatz  zu  den  Dreizeilern  in  I,  in- 
haltlich, weil  die  Kämpfe  dieser  'zweiten  Rede'  (vgl.  dazu 
unten  c)  sich  nicht  mehr  an  die  Errichtung  des  Friedens- 
reiches in  9,  10  anschließen  können. 

b)  Zwischen  I  und  dem  hier  angesetzten  Anfang  von  II 
(9,  14)  steht  aber  ein  dritter  Einschub  9,  11— 13,  den  ich, 
weil  er  auf  I  folgt  und  vor  II  steht,  als  Ic  numeriere. 
Marti  zieht  dies  Stück  als  Eingang  zu  unserem  IL  Dagegen 
spricht  aber  wieder  der  Wechsel  der  Darstellungsform  (in  Ic 
Jahwe  in  erster,  in  II  in  dritter  Person)  und  der  parallele 
Wechsel  des  Metrums.  Entfernt  man  nämlich  den  gar  nicht 
in  den  Zusammenhang  der  Rede  Jahwes  passenden  V.  12, 
dessen  zweite  Hälfte  bereits  Marti  430  beanstandet  hat1), 
so  bietet  Ic  wieder  (zweimal)  das  Schema  7:3,  das  schon 
in  Ia  und  P  begegnete.  Im  kleinen  verrät  sich  die  Fuge 
zwischen  13  und  14  auch  noch  durch  die  Unmöglichkeit,  die 
Unt  jawän  von  13  und  das  'älem  von  14  ohne  Correctur  in 
Einklang  zu  bringen  (Marti  43 1  f.).  Auch  entgeht  man  gern 
der  Unbequemlichkeit,  die  bdnf-cßW  i5a  gerade  auf  die 
Griechen  deuten  zu  müssen. 

c)  Dem  Text  von  II  fehlt  der  Eingang,   denn  das  (alem 

1)  Der  Vers  ist  mit  seinen  ' 'äslre  hqttiqiva  an  das  'äslräich  von  11 
angeknüpft.  Unerträglich  für  den  Zusammenhang  ist  gleich  eingangs 
der  Imperativ  sühu,  den  man  —  als  Symptom  der  Interpolation  — 
nicht  wegcorrigieren  darf.  Auch  die  metrische  Form  stimmt  nicht, 
denn  der  Vers  ist  ein  Doppelvierer. 


Ö4  Eduard  Sievers: 

von  9,  i4a  steht  ganz  ohne  Beziehung  da.  Daß  das  Stück 
in  dieser  verstümmelten  Gestalt  bereits  in  die  erste  Samm- 
lung eingestellt  gewesen  sei,  ist  nicht  gerade  wahrscheinlich. 
Man  hat  also  wohl  entweder  anzunehmen,  daß  auch  unser  II 
nicht  ein  ursprünglicher  Bestandteil  der  ersten  Sammlung, 
sondern  ein  fragmentarischer  Einschub  nach  Art  von  Iabc  sei, 
oder  zu  vermuten,  bei  der  Einfügung  von  Ic  sei  der  Anfang 
der  bis  dahin  noch  unversehrten  'zweiten  Rede'  (II)  redactionell 
weggeschnitten,  um  die  Bindung  zu  verbessern  (vgl.  oben 
Nr.  7,  c).  Die  letztere  Hypothese  halte  ich  für  wahrschein- 
licher, und  zwar  aus  einem  Formgrund,  der  erst  später  zur 
Sprache  gebracht  werden  kann  (s.  Nr.  ig,  d.  20,  a). 

10.  Gruppe  C:  Dritte  Rede  (III).  In  bezug  auf  die 
Reconstruction  von  10,  1 — 2  brauche  ich  fast  nur  auf  Marti 
zu  verweisen.  Nur  bezüglich  2b  weiche  ich  von  ihm  ab. 
III  besteht  aus  zwei  zweizeiligen  Doppeldreierstrophen  (mit 
einer  unechten  Anhangszeile:  Marti  433),  in  2b  ist  aber  die 
zweite  Hälfte  des  Doppeldreiers  um  einen  Fuß  zu  kurz.  Dem- 
nach ist  offenbar  das  Subject  zu  x§b§l  jmaxemün  ausgefallen 
bez.  zu  ergänzen,  und  das  zwingt  dann  weiterhin  dazu,  in 
der  ersten  Vershälfte  doch  mit  Stade  wshqxlomuß  sau  jdctabrü 
zu  lesen. 

11.  Gruppe  D:  Vierte  Rede  (IV)  und  zwei  ein- 
strophige  Sprüche  (V  und  VI).  Die  Partie  10,  3  — 11,  3 
wird  auch  von  Marti  noch  als  einheitliche  Prophetie  gefaßt. 
Mir  scheint  sie,  wie  angedeutet,  in  drei  Teile  zu  zerfallen: 

a)  In  der  vierten  Rede  (IV)  =  10,  3—6.  8— 11  ver- 
kündigt Jahwe  in  erster  Person  (über  3b  und  5b  s.  Nr.  30) 
den  Sturz  der  Fremdherrschaft  und  die  Rückkehr  der  Zer- 
streuten. Das  Metrum  ist:  8 mal  das  Schema  7  :  3.  Als 
secundär  markieren  sich  danach  schon  formell  die  bereits  von 
Marti  436  verworfene  Schlußzeile  10,  12  (ein  Sechser)  und 
der  Einschubsvers  10,  7  (zwei  Doppeldreier).  Letzterer  zer- 
reißt überdies  nicht  nur  sachlich  den  Zusammenhang  von 
10,  6C  MJ'änt  jqhwi  'ijlöhem  W9igtnem  und  8  'gsrdqä  lahgm  ivq'qqbsei», 
sondern  auch  formell  einen  Langvers  (vgl.  M.  St.  II,  §  44). 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  55 

b)  Hierauf  folgt  in  n,  i — 2  ein  Klageruf  der  ge- 
stürzten Mächte  (V).  Auszuschalten  ist  daraus  mit  Marti  43 7 
die  secundäre  Siebenerzeile  2a.  Dann  bleibt  eine  zweizeilige 
Doppeldreierstrophe  übrig.  Dem  Wechsel  der  redenden  Person 
steht  also  wieder  ein  Wechsel  des  Metrums  zur  Seite.  Auch 
zwischen  10,  11  (12)  und  11,  1  ist  mithin  ein  Schnitt  zu 
legen. 

c)  Eine  weitere  zweizeilige  Doppeldreierstrophe  (VI) 
folgt  fernerhin  in  11,  3.  Die  metrische  Form  bleibt  die  gleiche, 
aber  nicht  die  redende  Person,  denn  hier  spricht  offenbar  der 
Dichter  selbst.  Ich  halte  es  daher  für  richtig,  auch  diesen 
'Spruch'  von  dem  vorhergehenden  abzutrennen.  Er  weist 
auch  mit  seinem  präsentisch  gedachten  qßl  stilistisch  in  eine 
andere  Zeit  als  der  imperativisch  vorwärts  deutende  Spruch  V. 

12.  Gruppe  E:  Siebente  und  achte  Rede  (VII  und 
VIII),  die  beiden  Reden  vom  Hirten.1)  a)  Aus  VII  = 
11,  4 — 14  sind  zunächst  die  drei  Siebener  des  Verses  6  aus- 
zuschalten (Marti  438).  Dann  bleibt  für  die  Hauptmasse 
iiy2mal  das  Schema  7  :  3  übrig,  und  zwar,  entsprechend  der 
erzählenden  Darstellungsform  ohne  strophische  Gliederung, 
aber  mit  häufigem  Enjambement,  s.  namentlich  11,  8a.  9b. 
1 2b.  1 4a  (das  ist  offenbar  für  Marti  der  Anlaß  gewesen,  das 
Stück  nebst  dem  Anfang  von  VHI  für  Prosa  zu  erklären: 
oben  Nr.  5,  c). 

b)  Daß  VII  als  selbständiges  Stück  gemeint  war,  zeigt 
die  Behandlung  des  Schlusses,  denn  hier  fehlt  der  hinter  dem 
Siebener  sonst  zu  erwartende  Kurzvers,  ohne  daß  man  sachlich 
eine  Lücke  empfände.  Man  hat  anzunehmen,  daß  der  Dichter 
beabsichtigte,  seine  Rede  mit  dem  Langvers  voller  ausklingen 
zu  lassen.  Bei  einem  nicht  strophisch  gegliederten  Text  ist 
das  nicht  nur  ganz  unanstößig,  sondern  durchaus  wirkungs- 
voll. Daß  Absicht  vorlag,  zeigt  die  Wiederkehr  derselben 
Erscheinung  am  Schluß  der  inhaltsverwandten  Nr.  VIII. 


1)    Über  13,  7 — 9,    die    auch  von  Marti   zur  Gruppe  E   gezogen 
wird,  s.  unten  Nr.  14. 


56  Eduard  Sievers: 

c)  VIII  verläuft  in  II,  15 — I7b  genau  in  derselben  Form 
wie  VII:  dreimal  7  :  3  mit  abschließendem  Langvers  (beachte 
das  Enjambement  11,  1 6C  f.).  Daran  ist  dann  noch  eine 
ziemlich  elende  und  die  Wirkung  nur  abschwächende  An- 
schubszeile  17°  gehängt,  die  auch  nicht  in  das  metrische 
System  paßt  (Siebener  nach  Siebener);  daß  sie  nicht  ur- 
sprünglich ist,  wird  sich  auch  noch  aus  einem  Detailgrund 
bei  Nr.  14,  b  ergeben. 

d)  Gegen  die  Annahme  gewollter  Selbständigkeit  von  VIII 
scheint  das  'öd  von  n,  i5a  zu  sprechen.  Dies  Wort  läßt 
sich  aber  nicht  in  den  Vers  bringen,  ohne  daß  man  von  den 
sonst  üblichen  Betonungsweisen  und  Arten  der  Fußfüllung  in 
empfindlich  störender  Weise  abweicht  (s.  Nr.  32  zur  Stelle). 
Ich  nehme  also  an,  daß  das  röd  erst  nachträglich  redactionell 
eingesetzt  ist.  Bei  der  inhaltlichen  Verwandtschaft  der  beiden 
Reden  lag  ein  solcher  Einsatz  nahe  genug.  —  Vgl.  überdies 
noch  Nr.  32  zu   1 1,  8a. 

13.  Gruppe  F:  Neunte  und  zehnte  Rede  (IX  und  X) 
nebst  zwei  Einschüben  (IXa  und  IXb).  a)  Dieser  Abschnitt 
hat  wieder  sehr  starke  Störungen  seines  ursprünglichen  Be- 
standes erfahren.  Um  dies  klarzulegen  wird  es  zweckmäßig 
sein,  innerhalb  der  ganzen  Masse  zunächst  nach  dem  Inhalt 
die  beiden  Hauptabteilungen  12,  1  — 14  und  13,  1—6  zu  unter- 
scheiden. Letztere  ist  einheitlich,  kann  also  ohne  weiteres 
vorläufig  mit  X  bezeichnet  werden.  Von  der  ersten  Ab- 
teilung (IX)  sind  aber  noch  zwei  Einschübe  (IXa  und  IXb) 
auszusondern. 

b)  IX,  eine  Rede  an  die  Heiden,  enthält,  wie  die 
Tabelle  ausweist,  nach  der  secundären  Überschrift  samt  Doxo- 
logie  (Metrum  der  letzteren  6  :  3)  zehn  gepaarte  Siebener 
(oder  fünf  zweizeilige  Siebenerstrophen).  Zwischen  diese 
Strophen  sind  eingesprengt:  a)  die  Verse  12,  5.  7.  8  von  sehr 
unsicherem  Metrum,  —  ß)  in  12,  9 — 10  ein  Stück,  das  dreimal 
das  Schema  6  :  3  aufweist.  Der  Schluß  endlich,  von  mispqocqß 
beß-dawld  i2b  an,  ist  öde  Prosa  und  fällt  daher  von  vorn 
herein  außer  Betracht. 


Alxtestamentliche  Miscellen  3.  57 

c)  In  den  Siebenerstrophen  von  IX  spricht  Jahwe  in 
erster  Person,  in  a  der  Dichter.  Außerdem  biegt  a  insofern 
tendenziös  von  IX  ab,  als  es  einen  Gegensatz  zwischen  Jnda 
und  Jerusalem  statuiert,  von  dem  sonst  nicht  die  Rede  ist 
und  der  auch  nicht  in  die  Zeitverhältnisse  paßt,  die  im 
übrigen  die  Grundlage  unserer  Texte  bilden.  Aus  diesen 
Gründen  hat  Marti  445  t'.  die  drei  Strophen  von  a  als  Glossen 
ausgeschieden.  Da  sie  aber  immerhin  vielleicht  nicht  not- 
wendig erst  von  dem  Glossator  selbst  verfaßt  zu  sein  brauchen, 
sondern  von  ihm  aus  einer  andern  Quelle  entnommen  sein 
können,  habe  ich  sie  vorläufig  doch  als  besonderen  cEinschub' 
IXa  im  Text  belassen.  Ich  schalte  sie  aber  doch  aus  der 
folgenden  Diseussion  zunächst  soweit  aus  wie  es  nur  möglich 
ist:  erst  in  Nr.  33,  b  wird  noch  einiges  Nähere  über  sie  bei- 
gebracht werden. 

d)  In  12,  9 — 10  (Schema  6:3)  wird  wieder  Jahwe  redend 
eingeführt.  Aber  trotzdem  klafft  eine  Fuge  zwischen  dieser 
Partie  und  den  Siebenerstrophen  von  IX.  Nach  V.  4  und  6 
des  letzteren,  die  bereits  eine  völlige  Vernichtung  der  Feinde 
Judas  verheißen  haben,  kommt  das  'äbqqqes  von  V.  9  ganz 
unmotiviert  nachgehinkt.  Auch  paßt  die  Ausgießung  der 
rüxvxen  wdjiqxnxinim  und  was  darauf  folgt  gar  nicht  in  den 
sonstigen  Gedankenzug  der  Siebenerstrophen.  Es  besteht  nur 
eine  äußerliche  Bindung  durch  die  doppelte  Totenklage  in  10 
einer-  und  11.  i2a  andrerseits.  Aber  gerade  diese  Doppelheit 
der  Klage  mit  den  starken  wörtlichen  Anklängen  ist  wieder 
anstößig:  sie  wirkt  ganz  wie  eine  gewöhnliche  Dublette.  Man 
wird  also  annehmen  dürfen,  daß  auch  die  6/3-Partie  (=IXb) 
um  der  Ähnlichkeit  des  Inhalts  willen  redactionell  einge- 
schoben sei. 

e)  Nach  Ausscheidung  von  lXa  und  IXb  schließt  12,  11 
direct  an  12,  6  an.  Dann  ist  aber  unverständlich,  wie  Jeru- 
salem dazu  kommen  soll,  eine  so  große  Totenklage  über  die 
gefallenen  Feinde  zu  erheben.  Und  wollte  man  selbst  das 
6/3 -Stück  IXb  als  Zwischenglied  beibehalten,  so  bleibt  immer 
noch    der    Vergleich    der    Totenklage    Judas    mit    der    doch 


Eduard  Sieveks: 

sicherlich  heidnischen  Klage  über  Hadadrimmon  auffällig. 
Dieser  Vergleich  paßt  nur,  wenn  es  sich  um  die  Parallelisie- 
rung  zweier  Heidenklagen  handelt.  Es  ist  also  anzunehmen, 
daß  das  den  Sinn  störende  und  auch  kaum  in  den  Vers  zu 
bringende  birümlem  in  V.  ua  redactionell  eingesetzt  ist,  um 
einen  Zusammenhang  zwischen  dem  Einschub  IX1'  und  der 
Siebenerstrophe  n.  i2h  herzustellen.  Von  dem  gleichen 
Standpunkt  aus  ist  sodann  die  sachlich  ebenso  falsche  Aus- 
iühruncr  der  Worte  a;3säfdähvha''är§s  mispaxop  mispaxüß  tebdd 
durch  den  Prosaanhang   i2b — 14  beigefügt  worden. 

f)  Überblickt  man  nun  den  so  gereinigten  Text  von  IX, 
so  sieht  man  sofort,  daß  von  den  5  Siebenerstrophen  die 
letzten  4  sämtlich  mit  der  Formel  (wdhajä)  bqjjöm  hqhü  ein- 
setzen. Nur  Str.  1  entbehrt  dieses  Einganges.  Zugleich  ist 
aber  12,  2a  zu  kurz,  und  nur  dann  direct  auf  das  erforderliche 
Maß  zu  bringen,  wenn  man  aus  der  vorhergehenden  Doxologie 
das  m'wm-jahwg  herausnimmt  und  in  unsere  Zeile  einsetzt: 
nd'üm-jqlncp  \  »hinneu  anochivsäm  |  usw.  (für  die  Doxologie  selbst 
bliebe  dann  ein  Siebener  übrig).  Man  muß  zugeben,  daß 
diese  Constitution  des  Verses  möglich  ist.  Nach  dem  eben 
Bemerkten  ist  mir  aber  etwas  wahrscheinlicher,  daß  man  das 
hinrie  von  M  durch  bqjjüm  hqhü  zu  ersetzen  hat  (vgl.  auch 
Nr.  1 3,  g  und   1 5,  b  zu  X  und  XIII). 

g)  Der  Rede  gegen  die  Heiden  (IX)  folgt  mit  13,  1 — 6 
als  Parallelstück  X  eine  Rede  an  die  Juden,  Avelche  Ab- 
schaffung des  Götzendienstes  und  der  (falschen)  Prophetie 
fordert.  Sie  verläuft  wie  Nr.  IX  in  zweizeiligen  Siebener- 
strophen. Deren  sind  es  5,  und  von  ihnen  haben  3  wieder 
den  Eingang  mit  (wahajä)  bqjjöm  hqhü.  Bei  der  Schlußstrophe 
12,  5bf.  war  allerdings  diese  Formel  durch  den  Inhalt  aus- 
geschlossen. Dagegen  glaube  ich,  daß  sie  bei  der  dritten 
Strophe  (=  12,  3)  zu  Unrecht  fehlt.  Der  Text  dieses  Verses 
fügt  sich,  wie  er  überliefert  ist,  nicht  in  das  Maß  der  zwei- 
zeiligen Siebenerstrophe:  er  ist  zu  voll  dafür.  Man  hat  also 
die  Wahl,  entweder  den  ganzen  Vers  für  eingeschoben  zu 
erklären,  oder  anzunehmen,  daß  er  durch  Interpolationen  über 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  59 

das  zulässige  Maß  hinaus  angeschwellt  sei.  Ich  glaube,  hier 
kann  die  Wahl  nicht  schwer  sein.  Für  den  Zusammenhang 
ist  der  Vers  nicht  wohl  entbehrlich,  denn  der  Gedankengang 
soll  doch  offenbar  sein:  cwer  da  (noch)  als  Prophet  auftritt, 
der  wird  erschlagen,  und  wer  es  früher  getan  hat,  der  schämt 
sich  dessen  und  sucht  es  zu  verheimlichen':  und  das  ist  ein 
recht  guter  Gedanke.  Ist  danach  der  Vers  echt,  so  muß  er 
Interpolationen  enthalten.  Von  diesem  Standpunkt  aus  lenkt 
sich  dann  die  Aufmerksamkeit  auf  das  zweimalige  'äbiu  ws'immo 
jotedäu,  das  einen  überflüssig  crassen  Zug  in  das  Gemälde 
bringt.  Löst  man  diese  Worte  aus,  so  gibt  3b  sofort  einen 
untadeligen  Siebener,  und  in  3a  gewinnt  man  Raum  genug, 
um  dort  das  überlieferte  einfache  wdhaja  zu  der  typischen 
Formel  wzhajäudqjßmuhqhu  zu  ergänzen1)  (über  die  weitere 
Detailfrage,  ob  in  3a  das  'öd  zu  streichen  ist  oder  nicht, 
s.  unten  Nr.  34  zur  Stelle). 

14.  Als  elfte  Rede  (XI)  betrachte  ich  das  Stück 
13,  7 — 9,  das  seit  Ewald  als  Fortsetzung  bez.  Schluß  von 
VIII  =  11,  15 — 17  angesehen  wird. 

a)  Die  allgemeine  Ähnlichkeit  des  Themas  von  VII, 
VIII,  XI  liegt  ja  auf  der  Hand,  aber  sie  geht  doch  wiederum 
nicht  soweit,  daß  sich  XI  ohne  erheblichen  Gedankensprung 
anschlösse:  VIII  redet  von  Jahwes  Zorn  gegen  den  ruchlosen 
Hirten,  der  die  Herde  vernachlässigt,  hier  in  XI  will  Jahwe 
den  Hirten  schlagen  und  die  Herde  zerstreuen,   so  daß  ihrer 


1)  Zweimal  lassen  sich  die  beanstandeten  Worte  auf  keinen  Fall 
halten,  welches  Metram  man  auch  probieren  mag:  sie  müssen  minde- 
stens an  der  zweiten  Stelle  getilgt  werden.  Dann  kann  man  allenfalls 
so  constituieren : 

3      wdhajd  kl-jinnabJiu      'fs  "Öd,      wa'änwrüv'eläti  6 

,abtu  wd'immo  jofodau:  3 

3C     y>lö  ßixj§,      M^sfiqgr  dibbärta       basem  jqhw'g!«.  6 

udqarühü  bdhivmabd'o.  3 

Aber  dann  fällt  wieder  die  Zeile  3C  melodisch  und  in  der  Tonlage 
ganz  aus  dem  Tenor  des  Übrigen  heraus  (vgl.  diese  Berichte  1904,  1546°.). 
Mithin  ist  dieser  Ausweg  praktisch  unmöglich. 


60  Eduard  Sieveks: 

nur  wenige  übrig  bleiben,  und  diese  wenigen  werden  erst 
nach  scharfer  Läuterung  sich  wieder  Jahwe  zuwenden  und 
von  diesem  in  Gnaden  angenommen  werden.  Das  ist  denn 
doch  ein  wesentlich  anderes  Thema  als  das  von  VIII.  Dazu 
kommen  stilistische  und  metrische  Differenzen.  In  ersterer 
Beziehung  ist  zu  beachten,  daß  in  XI  die  Anwendung  der 
Formel  m'um  jafowi  (wda'Öp)  an  zwei  Stellen  (13,  7*.  8a)  me- 
trisch sichergestellt  ist,  daß  sie  dagegen  in  VII  und  VIII 
fehlt,  und  zwar  mit  Recht,  weil  sie  nicht  in  den  erzählenden 
Typus  dieser  Stücke  paßt  (dem  entspricht  vielmehr  das  M 
'amär  jqhwl  'etat  VII  1 1,  4*  und  wajjomgr  jqhwf  'eläi  VII  II,  I3a 
und  VIII   11,  15*).    Als   'Erzählungsstücke'   entbehren  ferner 

VII  und  VIII  gänzlich  der  strophischen  Gliederung  (oben 
Nr.  12,  a  und  c),  das  f Spruchstück'  XI  aber  ist  zwar  auch 
nicht  eigentlich  strophisch  abgeteilt,  aber  doch  annähernd 
strophenmäßig  gegliedert  und  ohne  Enjambement,  und  ent- 
behrt  daher   auch   des  Schlußdreiers  nicht,    der  bei  VII  und 

VIII  aus  gutem  Grunde  fehlt  (oben  Nr.  12,  b).  Endlich  ist 
auch  nicht  zu  übersehen,  daß  sich  der  Eingangsvers  von  XI 
in  seiner  überlieferten  Gestalt  nicht  einmal  mit  dem  eigent- 
lichen Schlußvers  von  VIII  (oben  Nr.  12,  c)  verträgt,  denn 
die  zweimalige  Erwähnung  des  Schwertes  in  -11,  i7b  und 
l3,  7a  gibt  eine  stilistisch  entschieden  anstößige  Dublette  (vgl. 
auch  Nr.  35  zu  13,  7).  Ich  muß  nach  allem  dem  unser  XI 
(trotz  der  äußeren  Gleichheit  des  Versschemas  7  : 3)  wiederum 
als  selbständiges  Stück  ansehen. 

b)  Auf  der  anderen  Seite  scheint  es  auch  mir  sicher, 
daß  XI  in  der  schriftlichen  Überlieferung  ursprünglich  einmal 
unmittelbar  hinter  VIII  gestanden  hat,  und  zwar  aus  einem 
sehr  äußerlichen  und  vielleicht  für  manchen  Betrachter  sehr 
unscheinbaren  Grunde,  der  aber  doch  seine  philologische  Be- 
deutung hat.  XI  beginnt  in  13,  7a  mit  tfgrgC  <üri  'ql-ro'i  urfal- 
g§b§r  'qmißi.  Das  klingt  ja  ganz  wie  der  Anfang  einer  drohenden 
Strafrede.  Aber  das  Metrum  geht  nicht  aus,  und  anstößig 
bleibt  für  unsere  Sammlung  auch  das  x^t  als  einziger  Beleg 
für  Segolat  mit  schwebender  Betonung  und  Überdehnung  der 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  61 

Endsilbe.  Sodann  aber:  was  heißt:  'Schwert,  erwache  gegen 
meinen  Hirten'?  Hat  das  Schwert  so  lange  'geschlafen'? 
Metaphorischer  Gebrauch  des  Qal  von  eur  und  speciell  die 
Möglichkeit,  es  mit  einem  Worte  wie  agrgB  zu  verbinden,  wäre 
erst  durch  stricte  Parallelen  wahrscheinlich  zu  machen,  ehe 
man  ernstlich  damit  rechnen  kann.  Ist  aber  danach  an  unserer 
Stelle  Sinn  und  Metrum  zugleich  gestört,  so  wird  der  Fehler 
doch  wohl  in  dem  stilistisch  auffälligen  Worte  'üri  stecken. 
Wie  konnte  dann  aber  jemand  darauf  kommen,  diese  Sonder- 
barkeit in  unseren  Vers  einzuschwärzen?  Die  Antwort  auf 
diese  Frage  gibt  der  echte  Schluß vers  von  VIII,  nämlich 
ii,  i7b.  Hier  hinkt  wieder  Sinn  und  Metrum  zugleich: 
xereb  (ql-zdrö'Ö  |  wdfql-'en  jornTno  ist  keine  gute  Parallele,  wir 
erwarten  vielmehr  'deinen  Arm  treffe  das  Schwert,  und  dein 
rechtes  Auge:  —  Blindheit',  also  das,  was  der  ungeschickte 
Verfasser  von  17°  durch  sein  wa'in  jamhiü  kähu  ßichhf  weitläufig 
umschreibt.  Da  nun  i7b  zugleich  am  Schlüsse  einen  Fuß  zu 
wenig  hat,  so  wird  man  den  fehlenden  Begriff  'Blindheit' 
unbedenklich  durch  (Hica-aron)  ergänzen  dürfen.  Und  dies 
\*\Y&  oder  piy  ist  offenbar  die  Quelle  für  unser  'nV  ge- 
wesen. Nachdem  yrw  durch  den  falsch  eingefügten  Schluß- 
vers 17°  von  'en jdmino  abgesprengt  war,  hat  man  (d.h.  ein 
Interpolator,  s.  Nr.  35  zu  13,  7)  es  in  "m:7  umgemodelt  und 
mit  xgrtf)  etc.  verbunden.  Der  falsche  Imperativ  hat  dann 
insofern  noch  weitere  Frucht  getragen,  als  man  ihm  zu  Liebe 
das  in  dem  Citat  Matth.  26,  31  noch  richtig  erhaltene  '#fcg 
von  7d  in  hoch  umcorrigiert  hat,  wenn  auch  mit  falschem 
Geschlecht  (LXX  corrigiert  dann  weiter  in  luikkü). 

15.  Gruppe  G-:  Zwölfte  bis  fünfzehnte  Rede 
(XII — XV).  Der  Text  dieser  Gruppe  hat,  abgesehen  von 
allerhand  Glossen  u.  ä.,  nur  einmal  durch  den  Einschub 
14,  13 — 14  (=  XIVa)  eine  größere  Störung  erfahren.  Diese 
beiden  Verse  sind  bereits  von  Wellhausen  u.  a.  ausge- 
schieden worden.  Die  übrige  Masse  zerlegt  sich  in  vier  gut 
geschiedene  Reden  (vgl.  dazu  oben  Nr.  5,  c  die  Fußnote  über 
Marti  450). 


62  Eduard  Sievers: 

a)  XII  =  14,  1  —  5:  Die  Plünderung  Jerusalems  und 
Jahwes  kräftige  Hilfe:  3  dreizeilige  Siebenerstrophen. 

b)  XIII  =  14,6— 11 :  Die  'herrliche  Endzeit'  (Marti  452), 
4  zweizeilige  Siebenerstrophen,  und  sachlich  an  sich  recht 
wohl  als  Fortsetzung  von  XII  denkbar,  aber  formell  von 
dieser  Rede  geschieden  durch  den  Wechsel  der  Strophenform 
und  die  viermalige  Wiederkehr  der  Formel  (wdliajü)  bqjjdm  hqhü 
(oben  Nr.  1 3,  f  und  g),  welche  XII  nicht  anwendet  (dies  sagt 
dafür  einmal  in  der  Eingangszeile  14,  ia  hinne  jöm  bä  tejqhwf). 

c)  XIV  =  14,  12—19  (minus  V.  i$i.  =  XI  Va.  s.  oben): 
cDie  Strafe  der  Völker,  die  wider  Jerusalem  zu  Feld  gezogen 
sind  und  der  von  ihnen  Übriggebliebenen,  die  Jahwe  nicht 
Verehrung  erweisen'  (Marti  453).  Die  Unabhängigkeit  der 
in  sich  gut  geschlossenen  Rede  gegenüber  XIII  wird  auch 
äußerlich  durch  den  Formwechsel  garantiert:  statt  der  Siebener- 
strophen von  XII.  XIII  weist  XIV  8  mal  das  Schema  7  :  3 
ohne  strophenmäßige  Sinnesgliederung  auf. 

d)  XV  =  14,  20 — 21.  'Die  Heiligkeit  Jerusalems  und 
Judas'  (Marti  455).  Wiederum  geschlossene  Siebenheber, 
aber  fünf,  die  in  der  Überlieferung  zu  2  -f  3  gruppiert  sind. 
Da  sich  in  unserem  Corpus  innerhalb  geschlossener  Reden 
sonst  kein  derartiger  Wechsel  der  Strophenlänge  zeigt,  wird 
auch  hier  Verderbnis  anzunehmen  sein.  Marti  ist  S.  455 
geneigt,  5°  als  Zusatz  zu  beanstanden.  Es  gibt  aber  noch 
eine  andere  Möglichkeit  der  Auffassung.  Es  befremdet  nämlich 
immerhin,  daß  in  der  'Strophe'  20ab  des  MT.  die  Rosse  und 
die  Töpfe  im  Tempel  zusammengepackt  sind,  und  dann  die 
folgende  Strophe  noch  einmal  von  Töpfen  redet.  Hier  ist 
also  in  natura  Getrenntes  vereinigt  und  Gleichartiges  getrennt. 
Ich  halte  es  daher  für  wahrscheinlicher,  daß  der  Text  ur- 
sprünglich aus  6  gepaarten  Siebenern  bestand,  und  in  der 
ersten  Strophe  eine  Zeile  ausgefallen  ist.  Ob  das  gerade  die 
zweite  Zeile  gewesen  ist,  wie  unten  im  Text  der  Einfachheit 
halber  angesetzt  ist,  muß  dahinstehen.  Man  könnte  z.  B. 
auch  an  folgende  Gruppierung  denken: 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  63 

bqjjom  hqliü      jihj4  x  *  -£       xx.ixx.ixxz 

x  x  j.  x  v.  ±       ' ql-mdsilWJ)  hqssus:      qofiß  l%jahw$  (saSa'Ö/>)>. 

Dann  kämen  die  Kriegsrosse  weniger  unvermittelt,  und  man 
gewönne  drei  Strophen,  die  gleichmäßig  formelhaft  mit  dem 
emphatischen  jähwf  ssda'dp  schlössen.  Auch  scheinen  sich 
dann  die  Fragmente  besser  dem  monopodischen  Melodietypus 
von  Str.  2  und  3  anzuschließen,  und  der  Sprung  von  Zeilen- 
mitte auf  Zeilenmitte  wäre  mindestens  nicht  auffälliger  als 
der  vom  Schluß  einer  Langzeile  auf  den  Anfang  der  nächst- 
folgenden. 

Zur  metrischen  Technik.1) 

16.  a)  Strophen  habe  ich  unbedenklich  überall  da  an- 
gesetzt, wo  innerhalb  eines  Stückes  nach  Ablauf  einer  be- 
stimmten,  aber  beschränkten  Anzahl  von  Lang-  oder  Halb- 
zeilen regelmäßig  ein  völliger  Sinnesabschluß  eintritt,  der  sich 
äußerlich  durch  den  Punkt  markiert  (einmal  in  IV  10,  qb 
beim  Schema  7  :  3  durch  ein  Kolon).  Dies  Verfahren  war 
um  so  unbedenklicher,  als  das  Maß  der  dreizeiligen  Strophe 
(M.  St.  I,  §  108)  in  unseren  Texten  nirgends  überschritten  wird. 

b)  Die  vorkommenden  Strophenformen  sind:  a)  Drei- 
zeiler:  je  einmal  aus  Doppeldreiern,  in  I,  und  aus  Siebenern, 
in  XII;  —  ß)  gewöhnliche  Zweizeiler:  je  viermal  aus 
Doppeldreiern,  in  II,  III,  V,  VI,  und  aus  Siebenern,  in  IX, 
X,  XIII,  XV;  —  y)  'tristichische'  Zweizeiler:  einmal 
bei  dem  Schema  6  :  3,  in  IXb,  zweimal  bei  dem  Schema  7  :  3, 
in  Ia  (bei  der  Kürze  des  Fragments  könnte  der  strophische 
Charakter  allenfalls  zweifelhaft  sein)  und  in  IV;  über  XI' 
s.  Nr.  14,  a. 

c)  In  den  zweizeiligen  Doppeldreierstrophen 
herrscht  überall  strenger  Parallelismus  zwischen  Vers-  und 
Sinnesgliederung:  der  Sinneseinschnitt  am  Ende  der  Langzeile 
ist  jedesmal  stärker  als  der  am  Schluß  des  ersten  Halbverses, 

1)  Die  versificierten  Glossen  etc.  von  9,  12.  10,  2.  7.  12.  11,  2.  6.  17. 
12,  1.  7.  14,  15  sind  hier  nicht  weiter  berücksichtigt,  ebensowenig  noch 
kleinere  Interpolationen. 


64  Eduard  Sievers: 

es  findet  sich  auch  kein  Herübergreifen  des  Sinnes  aus  einer 
Langzeile  in  die  andere.  Die  Gliederungstechnik  unterscheidet 
sich  hier  also  in  keiner  Weise  von  der  für  den  Gesang  voraus- 
zusetzenden. Vom  Formstandpunkt  aus  könnten  also  die 
'Reden'  11/  III,  V,  VI  ganz  wohl  auch  als  'Lieder'  ange- 
sehen werden,  und  auch  von  Seite  des  Inhalts  stünde  einer 
solchen  Annahme  meines  Bedünkens  nichts  Wesentliches  ent- 
gegen. Ob  sie  tatsächlich  zu  machen  ist,  lasse  ich  dahin- 
gestellt sein. 

d)  Auch  die  dreizeiligen  Doppeldreierstrophen  von 
Nr.  I  zeigen  im  ganzen  dieselbe  Technik.  Nur  einmal,  beim 
Übergang  von  9,  5a  zu  5b?  wirkt  das  Verbum  der  ersten  Lang- 
zeile noch  für  die  zweite  Langzeile  fort.  Aber  die  zweite 
Halbzeile  ist  doch  wieder  in  sich  geschlossen,  und  auch  am 
Ende  der  ersten  ist  ein  normaler  Ruhepunkt  gegeben.  Es 
handelt  sich  also  offenbar  um  einen  Grenzfall,  der  zwar  nicht 
ganz  dem  Normalen  entspricht,  wohl  aber  das  System  nicht 
stört.  Nr.  I  kann  also  derselben  Beurteilung  unterliegen  wie 
die  Zweizeilerstrophen  des  gleichen  Metrums  unter  c. 

e)  Da  der  Doppeldreier  das  beliebteste  Versmaß  der 
typischen  Gesangspoesie  (z.  B.  der  Psalmen)  ist,  so  kann  die 
Beibehaltung  der  Gesangstechnik  in  der  Gliederung  auch  pro- 
phetischer Texte  nicht  wundernehmen.  Ebenso  beliebt  ist 
aber  der  Sieben  er  in  der  typischen  Sprechpoesie  (vgl.  z.  B. 
sein  Auftreten  in  der  Genesis,  das  im  Text  meiner  M.  St.  II,  i 
bequem  zu  übersehen  ist,  sowie  oben  S.  36).  Er  ist  dort 
mit  allen  Eigenschaften  des  typischen  Sprechverses  ausgestattet, 
arbeitet  also  besonders  mit  Enjambement  und  Sinnes- 
verdeckung  der  Cäsuren  (vgl.  auch  diese  Berichte  1904, 
S.  159  f.).  Es  ist  also  wiederum  nur  natürlich,  wenn  auch 
die  Siebenerstrophen  unserer  Sammlung  dieselbe  Technik 
der  Gliederung  zeigen.  Von  der  Gesangstechnik  her  ist  in 
ihnen  nur  der  Sinnesabschluß  nach  je  2  bez.  3  Zeilen  ge- 
blieben, aber  innerhalb  der  einzelnen  Strophen  ist  nichts 
gewöhnlicher  als  das  Herübergreifen  des  Sinnes  und  selbst 
Satzes    aus    einer   Langzeile    in   die   andere.     Auch   verdeckte 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  65 

Cäsuren  sind  ganz  geläufig.  Die  Nummern  IX,  X,  XII,  XIII, 
XV  gehören  also  im  Gegensatz  zu  den  Doppeldreiergedichten 
von  c  und  d  sicher  der  typischen  Sprechpoesie  an,  sind 
also  auch  im  technischen  Sinne  sicher  als  'Reden'  zu  be- 
zeichnen. 

f)  Auch  die  strophischen  Gedichte  mit  dem  tr i stich i- 
schen  System  7  :  3  (Ia.  IV)  gehören  aus  ähnlichei]  Gründen 
dem  Gebiete  der  Sprechpoesie  an.  Cäsurverdeckung  findet 
sich  allerdings  nicht,  dagegen  ist  ganz  gewöhnlich,  daß  dem 
metrischen  Schema  —  |  —  ||  —  ||  (bei  dem  der  Strich  —  je 
einen  Halbvers  bezeichnen  mag)  das  kreuzende  Sinnesschema 
—  II  —  I  —  II  zur  Seite  steht  (s.  z.  B.  9,  3.  4.  10,  3—6.  nb. 
13,  7—9).  Seltener  sind  andere  Kreuzungen  (so  z.B.  Sinnes- 
spaltung des  ersten  Halbverses  in  10,  9a  bei  ba'ammim  ,  10,  90 
bei  'aqqbsem  \\  ). 

g)  Auch  der  Sechser  ist  ein  Erzeugnis  der  Sprechpoesie 
(M.  St.  I,  §  86).  Wenn  wir  also  in  den  drei  Strophen  des 
Schemas  6:3m  Nr.  IXb  zweimal  (bei  9af.  und  iocf.)  ein 
Hinübergreifen  sogar  des  Satzes  aus  der  Langzeile  in  die 
Kurzzeile  finden,  so  ist  auch  das  entwicklungsgeschichtlich 
leicht  zu  verstehen.  Auch  IXb  gehört  also  zur  Sprech- 
poesie. 

17.  Neben  den  strophischen  Stücken  unserer  Sammlung 
stehen,  von  diesen  deutlich  abgehoben,  auch  mehrere  un- 
strophische Reden,  und  zwar  mit  sehr  beachtenswerter 
Art  der  Verteilung  auf  die  verschiedenen  Metra: 

a)  Beim  Doppeldreier  und  Siebener  finden  sich  keine 
Belege,  dagegen  stehen  bei  den  Reden  des  Schemas  7:3 
den  zwei  (bis  drei)  strophischen  Texten  Ia,  IV  (XI,  s.  Nr.  1 4,  a) 
nicht  weniger  als  sechs  unstrophische  Nummern  zur  Seite, 
nämlich  P,  Ic,  VII,  VIII,  XIV  und  XIVa  (über  IXa  siehe 
Nr.  13,  c.  33,  b).  Als  Charakteristica  der  letzteren  Gruppe 
mögen  (neben  dem  Fehlen  des  Sinnesschlusses  nach  jeder 
dritten  Halbzeile)  erwähnt  werden  die  häufige  Verdeckung 
der  Cäsur  (vgl.  9,  i3b   11,  7a[?].   na.  i2a[2inal].  i5a.    14,  i2a. 

Phil.-hist.  Klasse  1905.  5 


66  Eucard  Sievers: 

i9a[2nial].  i3a.  H0)1)  und  die  engere  Sinnesverbindung  der 
Kurzzeile  mit  der  folgenden  Langzeile  statt  mit  der  vorher- 
gehenden (vgl.  9,  i3a.    n,  8a.  i2b.  i4a.  i6a.    14,  i6b.  i7a.  i3b). 

b)  Der  durehgehends  strophischen  Gruppe  der 
Doppeldreier-  und  Siebenertexte  steht  also  bei  den 
7/3-Texten  eine  überwiegend  unstrophische  Gruppe 
gegenüber  (Verhältnis  6  :  2  [bis  3,  s.  Nr.  14,  a]).  Woher 
dieser  auffällige  Gegensatz?  Am  Metrum  allein  kann  die 
Differenz  nicht  wohl  liegen,  denn  wenn  auch  bei  den  Doppel- 
dreiern ihrer  ganzen  Natur  nach  (vgl.  oben  Nr.  2)  die  Strophen- 
form an  sich  gewiß  das  Nächstliegende  ist,  so  trifft  das  doch 
für  den  Siebener  nicht  zu.  Dies  führt  uns  denn  von  selbst 
auf  die  weitere  Frage,  wie  überhaupt  unsere  ganze  Sammlung 
zustande  gekommen  ist. 


Zur  Entstehung  der  Sammlung. 

18.  Den  Ausgangspunkt  für  die  Erörterung  der  Frage  möge 
abermals  eine  Tabelle  (s.  S.  67)  über  den  Formbestand  der 
einzelnen  Nummern  geben.  In  dieser  Tabelle  bezeichnet  CR.' 
eine  selbständige  'Rede'  (bez.  eventuell  ein  selbständiges  cLied'), 
CE.'  einen  'Einschub'.  Die  arabischen  Ziffern  geben  die  Zeilen- 
zahlen der  einzelnen  Stücke  an  (bei  den  'tristichisehen'  Stücken 
ist  dabei  die  Kurzzeile  ebenso  als  volle  Zeile  mitberechnet 
wie  die  Langzeile).  Ein  Stern  neben  einer  Zahl  gibt  an,  daß 
das  Stück  irgendwie  Fragment  ist,  d.  h.  daß  ihm  mindestens 
der  Kopf  fehlt  (kleinere  innere  Lücken  sind  nicht  berück- 
sichtigt). Cursivdruck  markiert  unstrophische  Texte  (bei  IXa 
ist  wegen  Unsicherheit  der  Form  Antiquadruck  verwendet). 


1)  An  zwei  Stellen  ist  sogar  völliger  "Wegfall  der  (schwächeren) 
Cäsur  im  Viererstück  des  Siebeners  anzusetzen:  wdhetieph  ,§^-lias\hlislp 
ba'es  13,  9a  und  icdzdfi^tihj^häm'.mqggefa  'asgr^jiggöf  14,  I2a.  Das 
scheint  auch  anderwärts  vereinzelt  vorzukommen,  die  ganze  Frage  be- 
darf aber  natürlich  noch  einer  eingehenden  Untersuchung. 


Alttestamentliche  Miscellen  3. 


67 


Tabelle  2. 
A.  Erste  Überschrift. 


Schema:    ] 

Doppeldreier 

R.         E. 

Siebener 

R.          E. 

7  :  3 
R.          E. 

6  :  3 
R.           E. 

I 

Ia 
P 
1° 

n 
in 

IV 

V 

VI 

vn 
vm 

12 

6* 
4 

2 
2 

-          - 

16 

23 

7 

5* 
6* 

4* 

— 

— 

B.  Zweite  Überschrift  und  Doxologie. 


IX 


X 

XI 

XII 

XIII 

XIV 

XV 


IXa 

IXb 


XIV 




10 
10 

9 
8 

6 

[7*?]1) 

8 

14 

[6*] 

— 

[6<*>] 


19.    Diese  Tabelle  lehrt  zunächst  folgende  Tatsachen: 

a)  Die  ganze  Masse  der  Texte  ist  durch  die  beiden 
Überschriften  vor  I  und  IX  in  zwei  Teile,  A  und  B, 
zerlegt. 

b)  Sämtliche  Doppeldreiertexte  stehen  in  A  zu- 
sammen, sämtliche  Siebenertexte  in  B.  Nur  die  7/3- 
Gruppe   läuft   durch   beide  Abteilungen   durch.     Das  isolierte 


1)  IXa  ist  hier  nur  probeweise  untergebracht:  das  Metrum  ist  un- 
sicher, s.  unten  Nr.  33,  b. 

5* 


f)S  Eduard  Sievers: 

Beispiel  für  6:3,  Nr.  IX1',   steht  in  B,  was  natürlich  Zufall 
sein  kann. 

c)  Unter  den  'Einschüben'  begegnet  nirgends 
das  Doppeldreier-  oder  das  Siebenermaß.1)  Diese  Vers- 
arten liefern  nur  selbständige  Stücke,  die  bis  auf  die  in 
Nr.  7,  bc  und  9,  c  erwähnten  Defecte  in  I  und  am  Anfang 
von  II  zugleich  vollständig  erhalten  sind.  Das  Schema 
7  :  3  zeigt  dagegen  neben  5  selbständigen  Stücken 
zugleich  4  fragmentarische  Einschübe.  Das  Schema 
6:3  ist  überhaupt  nur  durch  einen  ""Einschub'  vertreten,  der 
vermutlich  auch  nur  fragmentarisch  ist. 

d)  Äußerst  merkwürdig  ist  ferner  das  Verhältnis  der 
Zeilenzahlen  der  einzelnen  selbständigen  Stücke.  In  der 
Gruppe  A  bilden  die  Zeilenzahlen  der  Gedichte  in  Doppel- 
dreierstrophen nach  der  überlieferten  Folge  die  absteigende 
Reihe  12,  6  (unvollständig),  4,  2,  2,  in  der  Gruppe  B  die 
Sieb  euer  texte  die  analoge  Reihe  10,  10,  9,  8,  5  (oder  aber  6, 
s.  oben  Nr.  15,  d);  für  die  7/3 -Texte  lautet  die  Reihe  ganz 
unregelmäßig   16,  2^,  7,  8,  14. 

20.  Aus  diesen  Tatsachen  ziehe  ich  folgende  Schlüsse: 
a)  Die  Doppeldreier-  und  die  Siebenertexte  bil- 
deten einmal  jede  Gruppe  für  sich  eine  besondere 
kleine  Sammlung;  zur  ersten  gehörte  vermutlich  die  erste 
Überschrift,  zur  zweiten  die  um  eine  Doxologie  vermehrte 
zweite.  (Charakteristisch  für  die  verschiedene  Art  der  beiden 
Sammlungen  ist,  nebenbei  bemerkt,  daß  die  erste  nie  die 
Formel  bqjjöm  hqhü  verwendet,  die  zweite  sie  dagegen  in  jedem 
Gedicht  gebraucht2),  manchmal  sogar  Strophe  für  Strophe, 
s.  oben  Nr.  13,  fg.  15,  b.)  Innerhalb  jeder  dieser  Samm- 
lungen waren  die   einzelnen  Stücke   absteigend  nach 


1)  Letzteres  ist  vielleicht  zu  restituieren  für  IXa,  aber  diese  Nummer 
fällt  überhaupt  aus  dem  Tenor  des  ganzen  Corpus  heraus,  s.  Nr.  13,0. 

33,  b. 

2)  Nur    einmal    steht  dafür  in   XII    14,   1    die    gleichbedeutende 
Variation  wshinnf  jom  ha  Ujqhwt. 


Alttest amenteiche  Miscellen  3.  69 

der  Zeilenzahl  geordnet.1)  Da  beide  Sammlungen  das- 
selbe System  der  Ordnung  besitzen,  werden  sie  wohl  von 
gleicher  Hand  geordnet  sein.  Den  ältesten  Grundstock 
der  Endsammlung  Sach.  9—14  bilden  also  somit  zwei 
'Büchlein',  das  'Doppeldreierbüchlein'  und  das 
fSiebenerbüchlein',  die  wir  zusammen  als  das  falte 
Doppelbüchlein'  bezeichnen  können. 

b)  Das  Anordnungsprincip  der  alten  Sammlung  war 
in  der  Hauptsache  ein  äußerliches,  nach  Metrum  und  Zeilen- 
zahl; doch  trifft  die  Scheidung  nach  den  Metren  insofern 
auch  mit  tiefergehenden  Differenzen  der  Texte  zusammen,  als 
die  Doppeldreiertexte  mehr  liedmäßigen,  die  Siebenertexte 
rein  redemäßigen  Charakter  haben  (oben  Nr.  16  f.). 

c)  Neben  dem  alten  Doppelbüchlein  (x)  existierte 
einmal  für  sich  eine  zweite  Sammlung  y.  Diese  um- 
faßte alle  die  Stücke  des  Metrums  7  :  3  mit  Ausnahme  des 
den  Zusammenhang  eines  y- Stückes  durchbrechenden  Ein- 
schubs XIVa,  der  auch  aus  andern  Gründen  von  y  abzutrennen 
ist  (s.  unten  Nr.  26,  c).  Trotz  gewisser  Ähnlichkeiten  des 
Inhalts  unterscheidet  sich  die  Sammlung  y  nicht  unwesentlich 
von  x.  Einmal  differiert  das  Metrum  an  sich  (Schema  7:3 
gegen    Doppeldreier   bez.    Siebener).      Ferner    enthält   x   nur 

1)  Da  die  Annahme  eines  solchen  Anordnungsprincips  auf  Be- 
denken stoßen  könnte,  erlaube  ich  mir  herzusetzen,  was  H.  Grassmann 
in  seiner  Übersetzung  des  Rigveda  I  (Leipzig  1876),  S.  2  über  die  An- 
ordnung der  Lieder  dieser  großen  Sammlung  ermittelt  hat :  fIn  jedem 
dieser  Bücher  (2—7)  macht  die  Sammlung  der  an  Agni  gerichteten 
Lieder  den  Anfang,  und  darauf  folgt  die  Sammlung  der  an  Indra  ge- 
richteten, an  diese  letzte  schließt  sich,  wenn  solche  Lieder  in  dem  Buche 
vorkommen,  die  Reihe  der  Lieder  an  den  Gebetsherrn.  Dann  folgen 
in  einer  oder  mehreren  Sammlungen  die  Lieder,  welche  an  Götter- 
scharen gerichtet  sind,  dann  ebenso  die,  welche  Götterpaare  oder  ein- 
zelne Götter,  denen  keine  besonderen  Sammlungen  gewidmet  sind, 
besingen.  In  jeder  dieser  Sammlungen  sind  die  Lieder  ein- 
fach nach  ihrer  Verszahl  geordnet,  so  daß  die  Lieder,  welche 
die  größte  Verszahl  haben,  beginnen,  und  die  mit  der  geringsten  Vers- 
zahl schließen,  und  jedes  Lied  entweder  ebenso  viel  oder  weniger 
Verse  enthält  als  das  nächstvorhergehende'. 


70  Eduard  Sievers: 

strophische  Texte,  in  dem,  was  von  y  erhalten  ist,  überwiegt 
die  unstrophische  Form.  Endlich  herrschte  in  x  das 
Princip  der  Anordnung  nach  der  Zeilenzahl,  für  y  läßt  sich 
dieses  mindestens  nicht  erweisen.  In  y  folgte  jedenfalls  ein- 
mal das  längere  Gedicht  XI  mit  mindestens  8  Zeilen  un- 
mittelbar auf  das  kürzere  VIII  mit  nur  7  Zeilen  (oben  Nr.  14,0). 
Wollte  man  also  jenes  Princip  auch  für  y  in  Anspruch  nehmen, 
so  müßte  man  in  VIII  einen  größeren  Defect  statuieren  (der 
allerdings  vor  11,  17  nicht  unmöglich  wäre,  denn  man  ver- 
mißt, zumal  nach  der  Analogie  von  VII,  ein  Mittelstück,  das 
die  Ausführung  von  Jahwes  Befehl  berichtet). 

d)  Die  Sammlung  y  hat  später  ein  Redactor  in 
das  alte  Doppelbüchlein  x  hineingearbeitet,  und  zwar 
derart,  daß  er  teils  ganze  Reden  von  y  zwischen  die  einzelnen 
Nummern  von  x  einfügte,  teils  aus  solchen  Reden  Fragmente 
heraushob,  die  ihm  zur  Ergänzung  der  x-Texte  tauglich 
schienen,  und  sie  in  diese  hinein  interpolierte  (nur  einmal, 
bei  Ic,  steht  ein  solcher  'Einschub'  überleitend  zwischen 
zwei  selbständigen  Stücken  von  x;  über  XIVa  s.  Nr.  38).  Es 
ist  also  genau  dasselbe  Redactionsprincip,  wie  das  der  Re- 
dactoren  des  Hexateuchs,  bei  dem  ja  auch  'Bücher'  (ver- 
schiedener Schulen,  und,  was  hier  wesentlicher  ist,)  verschie- 
dener Form  in  ganz  analoger  Weise  durcheinandergeschoben 
sind  (vgl.  dazu  jetzt  auch  meine  M.  St.  II). 

e)  Über  das  restierende  6/3-Stück  IXb  s.  unten  Nr.  26,  b. 
Jedenfalls  ist  auch  dieses  ebenso  wie  IXa  (Nr.  13,  c.  26,  a) 
und  XIVa  (oben  c)  erst  redactionell  oder  doch  mindestens 
nachträglich  an  seine  gegenwärtige  Stelle  geschoben.  Ich 
fasse  diese  drei  Stücke  im  folgenden  als  die  Restgruppe  z 
zusammen. 

21.  Die  hier  aufgestellten  Hypothesen  scheinen  mir  zu- 
gleich geeignet  zu  sein,  einige  weitere  Tatsachen  zu  erklären, 
die  sonst  nicht  leicht  befriedigend  zu  deuten  sind: 

a)  Den  Mangel  eines  inneren  Zusammenhangs  bei  der 
Abfolge    der    einzelnen    Stücke    von    x    (vgl.  namentlich    die 


Alttest amentliche  Miscellen  3.  71 

Reihe  II — IV  f.) :  er  folgt  aus  dem  äußerlichen  Princip  der  An- 
ordnung nach  der  Zeilenzahl. 

b)  Die  fast  ungestörte  Erhaltung  der  beiden  Folgen  des 
Grundbüchleins  x  im  Gegensatz  zu  der  Zersplitterung  von  y: 
diese  ist  die  Folge  der  Einarbeitung  von  y  in  x. 

c)  Die  Stellung  der  fragmentarischen  Einschübe,  die 
offenbar  mit  der  Absicht  an  ihre  gegenwärtigen  Plätze  ge- 
bracht sind,  einen  Anschluß  zu  finden.  Dieser  Anschluß  ist 
bisweilen  rein  formell,  so  bei  y  Ia:  9,  ic  und  P:  9,  5  f.  (s.  oben 
Nr.  7,  c  und  d);  [von  z  IXa  wird  12,5  wohl  wegen  seines 
'qlß  jahüdä  unmittelbar  vor  IX  12,  6  gestellt  sein,  wo  dieselbe 
Formel  begegnet  (s.  jedoch  auch  unten  Nr.  33,  b  zur  Stelle), 
12,  8  aber  ist  vermutlich  von  12,  5  losgerissen  und  hinter 
1 2,  6  gebracht,  um  zu  dem  jdhtictä  dieses  Verses  eine  Parallele 
mit  jöseb  jarükdem  zu  bringen,  und  das  hat  dann  wieder  die 
Verschiebung  von  12,  7  verursacht].  Ic  wird  dagegen  mitMAETl 
als  Versuch  einer  sachlichen  Einleitung  zu  II  zu  betrachten, 
[endlich  z  XIV1  dazu  bestimmt  gewesen  sein,  die  Wirkung 
von  y  14,  12  zu  steigern].  Auch  die  Stellung  von  z  IXb 
hinter  den  Kampf scenen  von  y  IX  und  z  IXa  ist  verständlich. 

d)  Unklar  bleiben  dagegen  die  Gründe,  welche  die  selb- 
ständigen Stücke  von  y  an  ihre  gegenwärtige  Stelle  gewiesen 
haben.  Begreiflich  ist  die  Einfügung  von  VII.  VIII  am 
Schlüsse  des  ersten  Halbbüchleins  von  x,  d.  h.  vor  dem  Be- 
ginn der  bqjjöm-hqhü- Gruppe  (oben  Nr.  20,  a),  aber  dunkel 
ist,  warum  dann  das  erste  Hirtenstück  No.  IV  von  VII.  VIII 
getrennt,  und  vor  allem,  warum  das  vierte  Hirtenstück  XI 
(==  13,  7 — 9)  von  VII.  VIII  losgerissen  ist,  zumal  dabei  XI 
(ebenso  wie  auch  XIV)  in  die  bqjjöm-hqhü- Gruppe  von  x 
hineingeraten  ist,  obwohl  beide  Stücke  diese  Formel  nicht 
anwenden  (die  Fragmente  der  Restgruppe  z,  also  IXa,  IXb 
und  XIVa,  sind  in  dieser  Beziehung  richtig  untergebracht, 
ebenso  umgekehrt  aus  y  die  Fragmente  Ia,  P,  Ic  und  die 
Vollstücke  IV,  VII,  VIII  in  der  ersten  Gruppe  von  x). 
Möglicherweise  waren  rein  äußerliche,  z.  B.  raumtechnische, 
Gründe  im  Spiel. 


72  Eduard  Sievers: 

22.  Bis  zu  dem  in  Nr.  20  bestimmten  Punkte  läßt  sich 
nach  dem  Gesagten  die  Vorgeschichte  des  in  MT.  vorliegenden 
Mischtextes  wohl  mit  ziemlicher  Sicherheit  feststellen:  abcr 
über  die  Entstehungsgeschichte  der  beiden  Samm- 
lungen x  und  y  selbst  ist  damit  noch  nichts  ermittelt. 
Insbesondere  beweist  die  Tatsache  der  redactionellen  Ver- 
arbeitung zweier  Quellenbücher  (wenn  diese  hier  zu  Recht 
angesetzt  wird)  noch  gar  nichts  in  Sachen  der  Eigentums- 
frage, denn  natürlich  können  ebenso  gut  zwei  Gedichtsamm- 
lungen eines  und  desselben  Verfassers  miteinander  verschmolzen 
werden,  wie  Sammlungen,  die  zwei  verschiedenen  Dichtem 
angehören  oder  gar  schon  jede  für  sich  Anthologien  aus  den 
Werken  verschiedener  Verfasser  waren.  Wir  müssen  indessen 
versuchen,  auch  in  dieser  Frage  Stellung  zu  nehmen. 

23.  Mit  den  bisher  angewandten  Mitteln  der  Kritik  hat 
sich  eine  Verschiedenheit  der  Verfasserschaft  für  die  einzelnen 
bis  dahin  in  Sach.  9 — 14  angenommenen  Stücke  nicht 
sicher  erweisen  lassen  (die  S.  63  Fußnote  erwähnten  Glossen 
u.  ä.  kommen  dabei  nicht  in  Betracht).1)  Bei  dem  zusammen- 
gesetzten Charakter  unseres  Textes,  der  Stücke  aus  x  und  y 
bunt  durcheinander  wirft,  mithin  auch  in  diesem  Zustand 
nicht  gestattet,  die  Gesamtmasse  in  natürliche  Gruppen  zu 
zerlegen  und  diese  auf  etwaige  gegenseitige  Charakteristik 
hin  zu  prüfen,  kann  das  nicht  im  mindesten  befremden.  Jetzt 
aber  ist  die  Frage  genauer  auf  das  Verhältnis  von  x  (bez. 
seiner  beiden  Teile)  zu  y  und  z  abzustellen. 

24.  Innerhalb  x  vermag  ich  zunächst  keine  Spur 
von  technischen  oder  sachlichen  Differenzen  zu  ent- 
decken, die  uns  veranlassen  müßten,  die  innere  Einheit  des 
Büchleins  zu  bezweifeln.     Daß   ein  Dichter  neben  mehr  lied- 


1)  Die  von  Marti  433  gegen  die  'Echtheit'  von  10,  1  f .  zweifelnd 
geltend  gemachten  Gründe  (d.  h.  wesentlich  die  Betonung  des  Mangels 
an  Zusammenhang  des  Stückchens  mit  seiner  Umgehung)  erledigen  sich 
jetzt  wohl  durch  den  Nachweis  des  mechanischen  Anordnungsprincips 
von  X.  Gewisse  Divergenzen  der  Darstellung  von  Cap.  12  und  14 
erklärt  Marti  selbst  S.  397.  443.  446  mit  Recht  für  nicht  beweisend. 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  73 

mäßigen  Stücken  auch  Sprechgedichte,  hier  speciell  Reden 
(oben  Nr.  16,  c — e)  verfaßt  haben  könne,  darf  für  selbstver- 
ständlich gelten,  und  niemand  wird  ihm  auch  das  Recht  be- 
streiten können,  sich  verschiedener  Versmaße  zu  bedienen, 
zumal  wenn  er  sich  bei  der  Wahl  dieser  Versmaße,  wie  nicht 
unwahrscheinlich,  einer  herrschenden  Tradition  anschloß  (vgl. 
a.  a.  0.).  Alles  übrige  Technische  aber  ist  einheitlich:  überall 
herrscht  die  Strophe  (s.  a.  a.  0.),  und  Dreizeiler  finden  sich 
neben  den  üblicheren  Zweizeilern  in  beiden  Hälften  des  Büch- 
leins (I  und  XII).  Sämtliche  Stücke  von  x  sind  ferner  streng 
monopodisch  gebaut,  also  auch  ohne  irgend  erhebliche 
Schwankung  der  Tonhöhe  von  Hebung  zu  Hebung.  Für  mich 
endlich  fällt  zugunsten  der  Annahme  eines  einheitlichen  Ver- 
fassers noch  schwer  in  die  Wagschale,  daß  die  Tonlage  aller 
Stücke  (vgl.  diese  Berichte  1904,  154 ff.)  ein  und  dieselbe  ist 
(sie  liegen  für  den  niederdeutschen  Leser  alle  mäßig  tief,  für 
den  hochdeutschen  normalerweise  alle  mäßig  hoch).  Über 
die  einzige  größere  Sachdifferenz  vgl.  S.  72  Fußnote. 

25.  Eine  wesentlich  andere  Technik  zeigt  da- 
gegen y.  a)  So  befremdet  im  Verhältnis  zu  x  gleich  das 
Zurücktreten  der  strophischen  Dichtung  gegenüber  der 
unstrophischen  (oben  Nr.  17).  Ferner  sind  alle  Stücke  von  y 
dipodisch  gebaut  (mit  lebhafter  Tonbewegung  von  Hebung 
zu  Hebung:  dadurch  unterscheiden  sie  sich  auch  von  den  drei 
Stücken  IXa,  IXb,  XIVa  der  Restgruppe  z).  Die  Tonlage 
ist  in  y  wieder  gleichmäßig,  aber  sie  weicht  von  der  von  x 
ab  (sie  ist  für  den  Niederdeutschen  höher,  für  den  Hoch- 
deutschen tiefer). 

b)  Aber  die  Unterschiede  von  x  und  y  gehen  weiter 
und  tiefer.  Es  mag  ja  Zufall  sein,  ist  aber  immerhin  nicht 
zu  übersehen,  daß  in  y  das  Bild  vom  Hirten  die  Grundlage 
von  nicht  weniger  als  vier  ausgeführten  Reden  (IV,  VII, 
VIII,  XI)  bildet,  während  es  in  x  nur  einmal,  und  in  sehr 
unbestimmter  Form,  in  dem  abgerissenen  Zweizeiler  VI  auf- 
taucht. Vor  allem  aber  ist  die  Blickrichtung  von  x  und  y 
wesentlich    verschieden.       Was    in    dieser    Beziehung    oben 


74  Euuauu  Sieveks: 

Nr.  7,  a,  b  und  c  über  ein  paar  Einzelfälle  bemerkt  wurde, 
gilt  so  ziemlich  für  ganz  x  und  ganz  y.  In  x  haftet  der 
Blick  in  erster  Linie  auf  der  fernsten  Zukunft.  Unter  zehn 
Stücken  sind  nicht  weniger  als  fünf  rein  eschatologische 
Reden  mit  dem  typischen  bqjjm  hqhü  (oben  Nr.  20,  a),  und 
von  den  übrigen  fünf  gehen  zwei  weitere,  I  und  II ,  auch 
wieder  auf  das  herrliche  Endziel  aus,  das  Juda  einst  erreichen 
wird.  Nicht  eschatologisch  sind  also  in  x  nur  die  vierzeilige 
Mahnung  III  und  die  beiden  zweizeiligen  Sprüche  V  und  VI. 
Neben  der  Zukunft  tritt  allenfalls  noch  die  Gegenwart  in 
das  Gesichtsfeld  von  x,  vgl.  I,  III,  V,  VI  (die  Perfecta  hobU 
9,  5  und  jardet  11,  2,  sudddää,  sitdddd  11,  3  malen  doch  auch 
nur  den  gegenwärtigen  Zustandj.  Von  historischer  Vergangen- 
heit ist  kaum  etwas  zu  spüren,  denn  (jqhwg)  nilxdm  . . .  ksjbmv 
MUaxäviö  bdjom  qdräb  14,  3  ist  ganz  allgemein  gedacht  (Marti 
450  f.),  und  die  Anspielung  auf  die  Totenklage  über  Hadad- 
rimmon  12,11  könnte  nur  dann  hierher  gezogen  werden, 
wenn  es  sich  bei  dieser  um  ein  einmaliges  Ereignis  und  nicht 
vielmehr  um  einen  fortbestehenden  Brauch  handelte  (vgl.  dazu 
Marti  447).  Ganz  anders  bei  y.  Rein  eschatologische  Reden 
im  Sinne  von  x  fehlen,  wie  das  dort  charakteristische  bajjüm 
hqhü.  Man  hat  den  Eindruck,  daß  die  Dinge,  die  in  y  erwartet 
werden,  in  näherer,  greifbarerer  Zukunft  liegen,  nicht  in  der 
traumhaft  verlorenen  Ferne,  in  die  x  sie  rückt.  Zweimal, 
in  VII  und  VIII,  erzählt  y  ausführlich  von  vergangenen 
Dingen,  die  der  Zeitgeschichte  angehören  (vgl.  dazu  die  Er- 
wähnung des  Mauerbaues  von  Tyrus  in  Ia  und  der  Rückführung 
der  Israeliten  aus  Aegypten  in  IV  [vgl.  unten  Nr.  30  zu  10,  9 f.]), 
und  auf  der  Zeitgeschichte  fußt  auch  die  Ankündigung  des 
Kampfes  gegen  die  Griechen  in  I0.1) 

c)  Rechnet  man  alle  diese  Gegensätze  zwischen  x  und  y 
zusammen,    so    wird    man    doch    nicht    umhin    können,    die 

1)  Man  beachte,  daß  dementsprechend  von  den  vier  Punkten,  die 
man  überhaupt  zur  genaueren  chronologischen  Festlegung  unserer  Capitel 
hat  benutzen  können,  drei  in  die  Gruppe  y  fallen  (Ic,  VII,  VIII),  einer 
in  die  Gruppe  z  (IXb),  keiner  aber  in  die  Gruppe  x. 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  75 

Gruppe  y  einem  andern  Verfasser  zuzuschreiben,   als 
die  Gruppe  x. 

26.    Von  der  Restgruppe  z  sind  die  einzelnen  Stücke 
gesondert  zu  betrachten. 

a)  IXa  ist  in  der  Überlieferung  so  zerstückelt,  und  wahr- 
scheinlich zugleich  durch  Übercorrectur  so  entstellt,  daß  die 
metrische  Form  zweifelhaft  bleibt.  A  potiori  würde  man  auf 
Sieben  er  raten,  jedenfalls  nicht  auf  das  Schema  7  :  3  (vgl. 
unten  Nr.  33,  b).  Dadurch  entfernt  sich  das  Stück  ebenso  von  j, 
wie  durch  den  Gebrauch  der  bajjöm-hahü- Formel  (Nr.  25,  b), 
und  durch  abweichende  Tonlage.  Aber  auch  in  x  hat  es  aus 
sachlichen  Gründen  (s.  Nr.  13,  c)  keinen  rechten  Platz,  auch 
differiert  wiederum  die  Tonlage  ein  wenig  (sie  hält  etwa  die 
Mitte  zwischen  der  von  x  und  der  von  y).  Mithin  gehört 
das  Stück,  wie  schon  Marti  (mutatis  mutandis)  annahm,  in 
der  Tat  nicht  zum  alten  Bestand  von  x  und  y.  Mag  es  nun 
bloße  Glosse  oder  irgendwie  der  Tradition  entnommen  sein, 
so  wird  es  jedenfalls  erst  bei  der  Redaction  von  xy  einge- 
schoben und  nicht  bereits  vorher,  sei  es  in  x,  sei  es  in  y, 
eingestellt  gewesen  sein. 

b)  IXb  entfernt  sich  von  x  durch  das  Metrum  und  die 
Tonlage,  von  y  durch  das  Metrum,  den  monopodischen  Bau 
der  Verse  (s.  Nr.  25,  a)  und  den  Gebrauch  von  bajjöm  liqhü, 
während  die  Tonlage  so  ziemlich  zu  y  stimmt.  Auch  lXb 
kann  daher  nicht  dem  alten  Bestand  von  xy  zugerechnet 
werden.  Der  Umstand,  daß  das  Stück  im  MT.  unmittelbar 
auf  IXa  folgt,  läßt  vielleicht  vermuten,  daß  beide  Einschübe 
gleichzeitig,  d.  h.  eben  wieder  bei  der  Redaction  des  Corpus  xy 
ihren  Weg  in  den  Text  gefunden  haben. 

c)  Ein  Gleiches  wird  endlich  auch  von  XIVa  gelten 
müssen.  Es  hat  zwar  dasselbe  Metrum  wie  XIV,  durchbricht 
aber  den  Zusammenhang  dieses  Stückes  (oben  Nr.  15),  ge- 
braucht bajjum  hqhu,  hat  monopodischen  Versbau  (Nr.  25,  a) 
und  abermals  andere  Tonlage  als  XIV  oder  y  überhaupt. 
Gegen  Entnahme  aus  dem  alten  Bestand  von  x  spricht  neben 


76  Eduard  Sievers: 

wiederum  abweichender  (mittlerer)  Tonlage  das  verschiedene 
Metrum,  der  Mangel  strophischer  Gliederung  und  schließlich 
auch  noch  der  Umstand,  daß  dies  das  einzige  Beispiel  für 
redactionelle    Ergänzung    eines    y- Textes    aus    x    wäre    (vgl. 

Nr.  19,  c).  . 

27.  Die  Resultate  der  vorstehenden  Erörterungen  lassen 
sich  in  der  Hauptsache  etwa  wie  folgt  präcisieren  bez.  er- 
weitern : 

a)  Zu  dem  Corpus  Sach.  9 — 14  haben  in  erster  Linie 
Dichtungen  zweier  Autoren  beigesteuert,  die  man  als  Ver- 
fasser von  x  und  y  etwa  als  3£  und  9)  bezeichnen  kann. 
Außerdem  sind  bei  der  Vereinigung  von  x  und  y  noch  drei 
weitere  Stücke,  die  Fragmente  IXa,  IXb,  XI  Va,  zugesetzt 
worden,  die  aus  der  flottierenden  eschatologischen  Literatur 
stammen  mögen,  und  von  denen  jedenfalls  eines,  IXa,  in  jüngere 
Zeit  hinweist. 

b)  Der  Gedanken  verband,  in  dem  einzelne  Folgen  von 
Stücken  im  überlieferten  Context  zu  stehen  scheinen,  ist, 
wenn  er  überhaupt  beabsichtigt  war,  nicht  das  Werk  der 
beiden  Verfasser,  sondern  das  des  Redactors.  Die  ursprüng- 
lichen (Lieder?,  s.  Nr.  16,  cd),  Reden  und  Sprüche  der  Samm- 
lung waren  durchaus  formell  unverbundene  Kleinstücke,  so- 
zusagen Situationsdichtungen,  deren  jede  eine  einzelne  Situation 
oder  einen  relativ  einfachen  Gedanken  kräftig  und  eindrucks- 
voll zu  behandeln  gewußt  hat.  Die  häufigen  Parallelen 
erklären  sich  aus  der  gleichgerichteten  Zeitstimmung,  die 
sehr  wohl  einen  Dichter  dazu  treiben  konnte,  ein  und  dasselbe 
Grundthema  in  mehrfacher  Gestalt  variierend  zu  bearbeiten. 
Durch  die  knappe  Form  wie  durch  die  etwaige  Wiederholung 
dürften  die  alten  Kleinstücke  auch  kräftiger  auf  die  Zeit- 
genossen gewirkt  haben,  für  die  sie  zunächst  bestimmt  waren, 
als  das  die  vielfach  verschlungenen  und  dadurch  in  der  Ge- 
dankenführung oft  unklar  gewordenen  Gebilde  zu  tun  vermögen, 
die  im  MT.  vor  uns  liegen.  In  diesen  ist  der  directe  Appell 
an  die  zeitgenössischen  Hörer  verschwunden:    um   so  besser 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  77 

mochten  sie  aber  dem  Geschmack  späterer  Generationen  von 
grüblerischen  Lesern  entsprechen,  denen  die  Dunkelheit  vieler 
Zusammenhänge  willkommenen  Anlaß  zu  speculativer  Ver- 
tiefung in  bloße  Schemprobleme  bieten  mochte. 


B.  Die  Texte. 

I.    (Metrum  Doppeldreier.) 
Cap.  9. 
1        (jahiv^y1  bd'grgs  xqdräch,        tcddqmmgsgq  mmiixaßo: 
Jciuljqhivg  earf  'äräm*,         (2) tvd^qm-xqmäp  ti^bgl-bäh, 

SÖV     X  X  _i     X   X  Z  ,  X  X  _i     X  X  ±     xx_i. 

5        tere  'qsqdlon  wdßlra,         W9*qzza  wdßaxil  md^öd , 

wdr§qron,  kT-höMs  mittaxäh5,         ivd'abäd  m§l§ch  me'qzza, 
(6)       wa'qsqolön  lö  fieseb,  (6)ivdjasäb  mqmzer  bd'qMÖd. 

9  gilt  W9,öd,  bqfi-sijjon ,  harVi,  bqfi-jznisalem : 
hinnt  mqlkech  jabövläch:  sqddtq  tvanösä'  hü, 
rant  wwocheb  'ql-xamor,         W9'ql-räir  b§n-,qJxmoß. 

10        icdhichrifi4  r$ch§b  me'ffräim,         wasüs  xxz  mimsalem, 
ic9m'chrdßävq§s$])  milxama,         loddibblr  salom  lagyöjim, 
umsalü  mijjäm  fqd-jä»i,  uminnahär  'qd-'äfse-'ärgs. 

Ia.    Erster  Einschub  (Metrum  7:3). 
Cap.  9. 

X    X  _L     X    X  _i  X    X  _L     X    X  _£  XX_£XX.iXX_!, 

2C  tvdsläon,  kivxächamä^md'öd. 

3  ivqttibgn  sör      masor  läh,       ivqttisbgr-k§s^f  ke'afär, 

wdxarus  kdtit  xüsöp. 

4  hinne  'adonäi      jdris§nna,       wdltikka  bqjjäm  xeläli, 
•  wdh%  bd'es  Wachü. 


I.  1  dafür  die  Überschi-ift  mqssä  ddbqr-jqhw^  M;  die  Besserung 
nach.  Marti  2  so  Klostermann:  'en  ad  am  M,  darauf  icdchöl  sibte 
jisra'el  (Dreier):  gestrichen  von  Marti  3  so  Wellhausen :  mgbbatah  M 
4  so  LXX,  Wellh.  etc.:  ivahichrqtti-  M 

1".    1  xachdmü  LXX 


78  Eduard  Sievers: 

Ib.    Zweiter  Einschub  (Metrum  7:3;   unstrophisch). 

Cap.  9. 
6bxxi  icdhichrätü      gz'Ön  palistim,       (7)  wqhsiröfi  damdu  mippiu, 
(7)  wdsiqqiisüu  mibbfn  sinnau, 

uvnis'qr  gqm-hü1,       tcdhaja  kd^ltf-       blhiida,  icd'eqron  kldüsi, 
8  j-wdxanifil  fobeßi  missaba 

me'ober  umissab,      tvdlö-jq'tör      rälem  fÖd  nogü, 
klJqtta  ra'iJA  Zs'enäi! 

P.    Dritter  Einschub  (Metrum  7:3;   unstrophisch). 

Cap.  9. 
11     gqm-'qtt  (prüsalemy     bdfiäm  bsrißech      sillqxti  ' äslräich  mibbor  '  : 

13  kl-dardchtl  U  jdküda2, 

nrillefii  '§fraim,       wa'örqrtl  banqich,       sijjon,  fql-bmes  jawdn, 
wdhqmtich  kdx^reb  gibbor. 

II.    (Metrum  Doppeldreier.) 
Cap.  9. 

14  w9Jqhw§  'alem  jera'f,  ivdjasa  chqbbaräq  xisso, 
wädondi 1  bqssöfär  jißqä',  wdhalach  basq'rop  temdn. 

15  jagen*  ralem  wdjachdlu*,  luachdbdsüvddnf  i-q§lä'' , 
tvdsaßü  damäm5  kdmö-jdin,  umafo'u^chzawijjöp  mizbex. 

16  wshösl'äm  jqfowf  '(frohem,  kassSn7  (jir'e'm'y  'ql-'qdmaßo: 

17  Mvmq-Müdäh  umq-jjgfjdh?  dagdn  wspiros  jsnöbeb. 


P.  1  danach  lelohenu  M  2  so  Wellh.  :  kd'qlhif  M  —  P.  1  danach 
'en  mqim  bö  M  (über  die  Tilgung  s.  Marti  430),  darauf  der  Doppelvierer 

12     sflbu  Idbissaron,       'äslre  hqttiqwa: 

gqm-hqjjöm  mqggtd:       »wmnjf  ' 'asibvldch ! « 

2  danach  q§seß  M       3  so  LXX  etc. :  banqich  M 

II.  1  danach  jqhic$  M  2  davor  jqhivQ  sdda'öß  M  3  so  Kloster- 
mann: iVd'aclidlü  M  4  so  Wellh.:  'qbne-  M  5  so  LXX,  Kloster- 
mann etc. :  hamu  M  6  danach  kqmmizraq  M ;  gestrichen  von  Marti 
7  von  hier  ab  lautet  der  Text  in  M:  [bqjjöm  hqlm\  kason  'qrnmö  [kl 
' qbne-nezer  mißnösasöp]  'ql-'qdmaßö  ||  (17)  kl  mq-üubö  umq-jjgfjö ;  dagan 
\bqxürlni\  Wdßirös  jsnöbed  [hdßulöjj] :  die  Emendation  nach  Wellhausen 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  <9 

III.    (Metrum  Doppeldreier.) 

Cap.  10. 

sq'lu  mijjqhwt  matär1:         jqfm§  'ose  xäzizim, 
tc9&s§m  jitten  lach§m 2,  h'is  'es$  bqssadt 

kiJtqtrafim  dibbsru-' äim ,  u-dhqqqösdnumwxäzü  sfa§r, 

ivdhqxlomdP  säus  jddqbru,  x  x  ±  xߧl  jdnqxemun*. 


IY.   (Metrum  7:3.) 
Cap.  10. 

3  'äl-haro'm,      xarä  'qppt,      W9* ql-ha' qttüdim  'efqod, 

kl-faqäd  jäh  wtl  \pJ  edro 2. 

4  mimmpinü  finna,      mimmgnnü  japed ,      mimmpinü  qisep  milxama, 

mimmpinü  jese  ch-Ql-nöges. 

(5)  jqxdciu  (5)  ß  nilxamu,       ki-jahu-f  Hmmäm,       a  wdhikku  pbborim 
wdhöbisü  rochdbf  siisim.  [bqmmüxamä5, 

6    wdiibbärü  pliüda\       wajösef5  'ösV,       wqhsiböfim6,  ki^rixqmüm, 
wahajü  kq' ser^lö-zanqxtim. 


uud  Marti.  Der  letztere  bemerkt,  daß  die  eingeklammerten  Worte 
zusammen  einen  Vers  bilden:  es  ist  ein  Siebener:  bqjjSm  hqhu  \  ks'qfonZ- 
nezgr  |  mi]>nös9s6J>  bqxürim  <^u}tpulöp  ||  (k^qtne  Wellh.).  Vgl.  dazu 
Nr.  36  zu  13,  5ab  und  oben  S.  41  zu  Jona  1,  9. 

III.  1  danach  Wep  mqlqös  M;  gestrichen  von  Marti  2  so  Marti: 
umtqr-gesem  jitten  lahem  M  3  so  Stade:  wqxlomöp  hqssau  M  4  hier- 
auf in  M  noch  der  Doppeldreier 

'ql-ken  nastfu  chdmö-sov ,  jq'nü,  kl-'fn  ro'4 

(gestrichen  von  Marti) 

IV.  1  danach  ssta'öp  M  2  danach  'eji-beß  jdlmdü  (gestrichen 
von  Wellh.),  dann  icdsam  'ößcm  kasüs  hödö  bqmmüxamä  M  3  jqxdau. 
(5)  w»hajü  ch9$ibborim  böstm  bdüt  xüsöp  bqmmüxamä  udnüxämü  kl 
jqhwe  'immam  M  (s.  Nr.  30  zur  Stelle)  4  davor  '§p-bep  M  5  wa'ep- 
bep  j.  M      6  so  Wellh.  u.  a. :   u-dhöhböpim  M 


80  Eduard  Sievers: 

(8)  M^dnl  j<ihw$      'jßohem  iva'fnem'1:       (8) 'esra^a  lahgm  icq'qqbsem*, 

ir.irnliü  Ljvin   rabu. 

9    wa'ezrem9  ba'qmmim,        ubdmmtrxqqqim       zacharun10,    ivdxijjü11 
( i  o)  wssabü  ( i  o)  wie' §res ' 2  misräm :  | ' gß-bmem , 

ume'qsmr  'qqqbscm,      tca'gl-'grgs  ^»ToÄ  1!i      'äWem,  tv9lo^jimma$k> 

n  wd* übdr^iiv'y  bajäm  misräim1*.  [lahgm, 

wdjäba&ü 15kjJcöI      mdsülöj)  jz'ör,      icahürää  gtfon  'qssur, 
wasebgt  misräirn  jasur 16. 

V.  (Metrum  Doppeldreier.) 

Cap.  ii. 

i        p9päx,  hbanon,  chlaßgclt,  waßöchäl  'es  hcfrazich1: 

2h      helilü  'qllönf  ttasän,  kiyjaräd  jä'är  hqbbasir2. 

VI.  (Metrum  Doppeldreier.) 

Cap.  ii. 
3        qöl  jihläj)  haroHm,  kl^mdddäaJ' qddgrgß  (mqr'ißäyni  ' : 

qöl  sq'gäp  kdflrim,  ki^hiddää  ga'on  hqjjqrden. 


7  danach  zwei  Doppeldreier 

7  whajü  chapbbör  'gfräim,  tvssamäx  Ubbdm  kamö-jdin, 
ubnem  jir'u  tvasame^xu,  ja^el  Ubbdm  bajqhwf. 
8  danach  kl  fadtßlm  M:  gestrichen  von  Marti  9  so  Wellh.  (wa'§zra'em 
Marti):  wa'gzra'em  M  10  jizkarüni  M  1 1  so  LXX,  Wellh.  etc.: 
waxajü  M  12  davor  tvqMibößlm  M  13  danach  ulbanön  M,  gestrichen 
von  Marti  14  so  Wellh.:  wa'atqr  (wa'abarü  LXX)  bqjjam  sarü  M; 
danach  der  Dreier  icahikka  tqjjäm  gqllim:  gestrichen  von  Makti 
15  u-dlidblsü  M       16  danach  als  Schlußvers  der  Sechser: 

12  »ivapbbqrtim  bajqhwf,       ubismö  jißhqlla^hü«       na'üm  jqhwe, 
gestrichen  von  Marti  (1.  mit  Wellh.  ugturaßdm  und  nach  LXX  jijjhqlladü) 

V.  1   danach  der  Siebener: 

2a  helel  barüs,      ki-nafql  '&iz,      'äsgr  'qddirim  sudda{äu, 
gestrichen  von  Marti       2  hqbbasür  Kethib  M 

VI.  1  nur  mar'ijjam  Nowack:  'qddqrtum  M 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  81 

VII.    (Metrum  7  =  3;  unstrophisch.) 
Cap.  ii. 

4  Icö  'amqr      jqhivg  'eläi1:       »rsff  'eß-son  hqhre$a, 

5  '« sgr  jqh)9%wi  qonen  -, 

■tcalo  je'saflnu,      umoehoren  <jöm9r(fiya:       baruch  jqhwq  wq'sir! 
wwo'em  löujqxmöl  fälen«4. 
7b  ica"  eqqäx-Vi      sdnt  mqqloß:       h'qxäd  qaraßl  no'qm, 
7P  uVqxdd  qaräßi  xobdlim, 

7a  zea'gr'f  'efi-son      liqhrega  lichnq'nijji6      hqsson:  (7d)  wa'er'g  'eß- 

8  *  wanichxqd^sdlöseß  'adarhn6  [hqsson, 
b9J§rqx  'exdd,     wqttiqscir^nqfsl^bahpn ,     wagqm-nqfsäm  baxala^Tjbi, 

9  wa'omdr:   »Zö^'gr'f  'eßche'm: 

hqmmeßa   ßamuß,        wjhqnnichxedeß    tikkaxed ,        wahqnnis'aröß 
'issa  ''eß-bdkdr  ra'üßdh!«  [töchaldn'1 

io     iva''§qqdx  'eß-Hiqqli       'eß-nd'qm,  wa'fgdq'       'oßo  Miafer  'eß-bdrißi 
' as§r^JcarqUl  ' eß-k g l-ha'qmmim . 

1 1  wqttufärvbqjjomJhqhü,     icqjjeda^u^chnq'nijjf5     hqsson  hqssömarhn 

klvdabqr  jqhwg  Itü.  [^'oßi, 

12  ua'amqru'älem:  »'im-töb       ba'enechem,  häbü      hchari,  wd'im-lo, 

wqjjisqsluu' eß-sochari ,  [xäda{lu! « 

(13)   hlostm  kase'f,      (lyxvqjjömdr^jqhiv^elqi:      »hqslicheu  <ß>8,  'ider 
'äser  jaqqrti  me'alem!«  [Jiqiqär 

wd'eqxa  sdlosim      hqkk^sef  ua'qslich       'oßo  beßujqhici  'el-ha'ösdr9, 
14  wa'egdä'  'ejj-mqqli  Itqsseni, 

5 '  eßJtä-xobdlim ,       Miafer  'eß-ha'qxwa       ben^phüda  üben  fjisra'el. 


VII.    1   so  Marti:  'qlohai  M       2  qon'ehen  jqhqrgun  M       3  so  LXX: 
jbmqr  M       4  danach  drei  Siebener  eingeschoben  (s.  Wellh.): 
6  kiJS  'exmöl      (öd  'ql-johfö      ha'dres,  m'üm-jqhivf, 

wohinne  'anocht      mqmsi  'eß-ha'adäm       '*s  bajäd-ro'eu  [rereu  MJ 
ubjqd  mqlkö,       xvzchittdßü  '  eß-ha' dres ,       xcdlü  'qssil  mijjaddm. 
5  so  LXX,  Klostermann  etc. :  lachen  (bez.  chen)  'änijje  M      6  wcCqchxid 
'eß-hloseß  haro'tm  M       7  töchqlnä  M       8  dafür  'el-hqjjöser  M       9  so 
Wellh.:  -hqjjoser  M 

Phil.-hiat.  Klasse  190&.  ß 


82  Eduard  Sieveks: 

VIII.    (Metrum  7:3;  unstrophisch.) 
Gap.  11. 

15  wqjjomgr  jqhwfj      'eläi1:  »qqx-läch      kalt  ro'g  'giciM: 

16  htJtinne-'anodu  meqim 

ro*%  ba'äres,       hiimrichx§äej)*  lö-jifqöd,       hqmid'qr  (?)  lo-jabqqqcs , 

iC3liqnnisbe[rep  lö  jdrqppe, 
(w9yhdnnissdbä (?)       lö  jdchqlkel,      ubsär  hqbrVS  jöchql*. 

17  //öV  rof«  lia'ivlU*, 

e0Z9tn  Jiqssün:      xfyrfi  'ql-zwö'Ö,      wa'ql-'en :  j»mino  (Hwwaron)  I  «6 

IX.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  12.  * 

2  bqjjöm  Kahu*      'anochf  säm      9§ß-J9rusaUm^säf-rqfdl 
ldch(>l-ha' qmnwn      saUb ,  twhaja      masffr*  ( cd- Jerusalem. 

3  wdhaja  bqjjüm-       hqhu  'cmm       ,§J>-J9rusaUmJ'ß$n  mq'masa 

Idchol-ha* qmmim  \       n^nfsdfu^al^h       köl  göje  ha'ärgs. 

4  bqjjÖmvhqhuBvqkk§     chgl-sus  bqttimmdhon,    wwfohäbJkjbqssigga'Ön 
u-^ql-bejj  jzhüda       'gfqäx  'efi-'enqi,       uachöl6  ha'qmmfm  'qkkp. 

6    bqjjömvhqhtki'aiim       'eß-'qlfe6  joliüda       kdchijjür  'es  bd'esim , 
uchlqpptd  'es       bd'amir,  wd'achdlü*      'eß-kgUhtfammim  satrih10. 


VIII.  1  danach  'öd  M  2  so  Wellh.:  hqnnichxadöß  M  3  da- 
nach ufqrsehen  jafqreq  M  4  so  Wellh.:  ha'jßil  M  5  danach  in  M 
eine  sehr  lahme  Schlußzeile  (Siebener V): 

17°  zwo'ö  jdbüs      tiMs,  ws'en      J9minü  kdhu  ßichh§. 

IX.  1  V.  1  beginnt  mit  der  Überschrift  mqss'a  fodqr -Jahwe  'ql- 
jisra'el,  dann  folgen  die  Verse  (6  :  3) 

na'üm-jqhwg  not§  samqim  wdjosed  'är§s, 
wajoser  rüx-'adäm  bdqirbd. 
1  hinne  M  3  so  Marti:  W3%qm  'ql-jdhiida jihjf  bammasör  4  danach 
kol-(omds$h  |  saröt  jiss"are{tu  (Vierer):  gestrichen  von  Marti  5  danach 
n9'um-jqhw§M  6  danach  süs  M  7  danach  baHwwarön  8  so  Wellh.: 
'qllufi  M  9  danach  'qhjamin  wo'ql-sdmöl  M  10  danach  lüdjahbä 
Jerusalem  'öd  tqxtpia  birüsalem  M 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  83 

u    bqjjüm  hqhü      ji^d dl  hqmnu 'speit  u       tomispaä  hädqdrimmön 
(12)  bobiq'dp  rmiiddon,       (12)  w9säftäävha'är§s       mispaxop  mispqxUp 

hMä  12. 

[IXa.    Vierter  Einschub  (Metrum?). 
Cap.  12. 

8  bqjßm  hqhü      ja$en  jahw§      bz'äd  jöseb  Jerusalem, 
nvhajä  hannichsäl       bahpn1  kadaiiid,       ultp  daivtd  kelohim, 

kdmqVqch  jqhw$  lifnem. 
5    wa'dmdr^j'qlfe-     jshüda  balibbdm:      »-f'qmsckM  josobe  jwmdlem 

bajqhuf  sdba'ofi  '§lohem!%, 
7    w9hosV  jqliwi      'e.p-'phle  phüda       bansonä,^ldmäfqn  lö-pigddl 
tif'erep  bep-dauid       icdpif '§rep  joseb      jdruhdemJdl-jdhTida.] 

[IXb.    Fünfter  Einschub  (Metrum  6:3). 
Cap.  12. 

9  w9haja>J)qjjom<jhqhu       'abqqqe's  hhqsnitd       'e.ß-kgl-hqggöjim 

liqbba'im  (ql- Jerusalem. 

10       wdsafqchti    'qt-bepvdamä        lotfqlv jöseb  jmdalem       rüx^xen 
wdhibbitü  ,e,l-l,qs£r-daqa{rü,  [ivdpqxmimm, 

W9säpduwralau       tomisped  'ql-hqjjaxtd,       wdhamer  'alau 
kdhamer  'äl-liqbb9chor.\ 

X.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  13. 
1      »bqjjöm  hqhü      jihj$  maqör      niftäx  hbfp  dawid 
(2b)  uljosdM  jdrüsale'm      hxqttap 1  tilnidda!«      (2h)  nd'üm  jqhtc$  seta'oß. 

2a    »wahaja  bqjjSm     hqhü  (2c)'qchrip     'ep-hmopha'sqbbim  min-ha'ärgs, 
2'1    wdlo  jizzdchdrü     ^'Öd2,  w9'§P-rux     hattum'a  'q'bir  min-ha,dr§s!« 


1 1   danach  bimsalem  M       1 2  danach  ein  langer  Prosaanschub  von 
i2b  mispqxqp  bep-daind  htiad  unsem  tebad  bis  Schluß  von  V.  14- 
IXa.    1   danach  bqjjöm  hqhü  M       2  so  Wellh.  :   'qllufe  M 
IXb.    1   so  z.T.  LXX  Luc,  und  Job.  19,  37:  'elqi  'ep  M 
X.    1   texattüp  M       2  danach  wsgain  '  gp-hqnmbi'im  M 

6* 


84  Eduard  Sievers: 

3  wshaja  (ybqjjomJuihüy      M-jinnaUj&j'ts9,      wtfdmdriki'elau*:  »Zöw 

jnxji, 
kivsgqgr  dibbärta       toiem  jqhwg ! «       udqarühü*  hdhi/tmaWo. 

4  wdhaja  bqjjöm      hqhü  jebösu      hqribVlm  'isumex§gjon6B, 

(5)  udlo  jilbdsü       'qddgrgfi  ie'är      temd'qn  kqxes,  (s)zo9*amqr: 

(6)  »lö^nabi  'aiwchi6,    klJ'damdqinjanV    min(üräi!«((>)iv9'äm'är(ß^y 

'elau: 
»ma^hqmmqkköp  ha'ellg     benyjadgch?«  ud'amär:      »'qsgrJtukkept 

btfi  wa' 'qhhdi ! « 

XI.    (Metruin  7:3;   halb  strophisch.) 
Cap.  13. 

7C  »qkkt1  'gp-haro^,       upfüspi  hasson«       (7b)  nd'üm  jqhw%  sdba'op, 
7'1  »wqhsiböpi  jadi  'ql-hqs'irim'*, 

8  u9hajdwbdchol-ha' dr§s« ,     ns'üm-jqhu-f,     »pl-sdnäim^bdlt^jikkarapjü 3, 

wdhqslisiß  jiwwäpp-  bäh, 

9  wdhebejti  'gp-hdssalistp  ba'es,       usrqftim  kisröf  'ep-hqkkgspf, 

udxqntim  kibxön  ' ^p-hqzzahäh  : 
Im^jiqrä  bümi,       wq'riiv'g'nf^'opS,       'amdrti:  'qmmi  hu, 
wdhü  jömdr*:  '§lohdi!« 

XII.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  14. 
ia  hinne  jöm      bä  hjahuf,      (2A)w9n§,S9fÜKJcgl-hqggößm 
2b  'äP-j&rüsalem-;      wduilkddä^ha'tr,      (ib)  udxulldq  hlaldJi  baqirbdh4, 
2C  wsnasdsm  hqbbatftm,     wshqnnasim  tissageldn*,     ivajasa  xääiJha'ir 

bqggöla  6. 


3  danach  'od  M  4  danach  'atiu  (bez.  'abihu)  wd'immo  jotedüu 
M  (Dreier)  5  danach  bdhinnabd' opo  M  6  danach  'is  robed  'Mama 
'anochi  M       7  so  Wellh.:  'ad am  hiqnqni  M 

XI.  1  so  Wellh.  etc.  nach  Matth.  26,  3 1 :  hqch  M  {hqkkü  LXX), 
und  davor  als  7"  xgrgb  'üri  'qhro'i  W9(ql-g§b§r  'qmijü,  dann  7b  M 
2  so  Wellh.:  hqsso'qnm  M      3  danach jtgwa/ä  M      4  danach  j«/««'g  M 

XII.  1  u-d'asqftl  '$[j-  M  2  '£j-  M  3  danach  Iqmmilxama  M 
4  sdlalech  bdqirbech  M  5  tissagqlnä  M  0  danach  wdjgpgr  ha(am  lü 
jikkareß  min-ha'lr  M  (Vierer) 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  85 

3     wdjasa  jahw§      udnilxqm  bqggöjim       haliein^ksjom^hillaxamo 
(4)   bdjüm  q»räb ,      (4)  ?ra' 'mnadÜ^rq^lSu7      'ql-hrir  hqzzeßtm8  miqq§d§m, 
wmibqä'  hqr      hqzzejiim  mexesjü9       fß  gadöla  tm'öd. 

umäs  xqst      hähdr  safüna,       ivdxesjü  v§gba  x  x  z, 
5    kl-jqggi'  hehartm       'gl-'fjsel,  wdnistäm       xxz  mippdnt  harä'qs1", 
uba  jqhw§      'gl-har11  (sijjön,      ivgychpl-qadostm  Hmmo1*. 


XIII.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  14. 

6  yshaja  bqjjSm       hqhu  lö-jihjv      xöm  uaqarup '  waqippd'on 2, 

7  wshajäjöm-'fixätt9,      lö-jom  tralö-ldiV,      wahajafo'ep-'ereb  jihjg-'or. 

8  wBliaja  bajjüm       hqhu  jesd'Ü       mqim-xqjjim  mirtisalem, 

xesjäm  mizrdxü6,       wxpsjäm  jätnmS6:       bqqqäis  ubqxoref  jihju7. 

10  (icdhajä  bqjjüm       hqhüy  jissüb       kgl-ha'dr^s  kq'raba 

migg§bq(  UrimmUn      n$%gd  jdnisalem ,      icarawa*  irdjaseba  §qxt$h9. 

9b  bqjjöm  hqhu      jihj§  jcihwg       'exäd,  usmö  ,exäd, 

1 1  irdxerpn  16      jihj§-fÖd,       vodjjasdba  jarusalem  labe'tqx. 


7  danach  bqjjöm  hqhu:  'fehlt  mit  Recht  in  den  babyl.  Codd.' 
Marti  8  danach  'aler  rql-p9>ie  jdrusalem  M:  gestrichen  von  Marti 
(samt  miqqgdfsm)  9  danach  mizraxä  icajammä  M:  gestrichen  von  Marti 
10  V.  5*  lautet  in  M:  [icanqstpm  ge-harqi]  ki-jqggY  ge-harim  'gl-'asql; 
wanqstem  [Jcq'ser  nqstem]  mippdne  harq'qs  [bime  'uzzijjä  melech-jzhüdä] 
(über  die  eingeklammerten  Stücke  s.  Nr.  36  zur  Stelle);  LXX  vocalisiert 
überall  (w9)nistqm  und  liest  bime  für  mippdne  11  'jßohqi  M  12  so 
LXX :  Hmmach  M 

XIII.  1  so  Wellh.  nach  LXX:  'ör  jdqaröp  M  2  so  Qere: 
'pKBp'1  Kethib  M  3  danach  hu  jhvwadqr  bjqfowQ  M:  ausgeschieden 
von  Wellh.  4  lailä  M  5  ' el-hqjjam  hqqqqdmön'i  M  6  ,  el-hqjjam 
ha'axärön  M  7  so  Wellh.:  jihj§  M;  danach  V.  9*  icdhajä  jqhw$ 
hmelech  ' ql-kgl-ha' ares  (Prosa  oder  Versbruchstück?)  8  zcdra'qmä  M 
(vgl.  Marti  453)  9  danach  hmissq'qr  binjamin  'qd-mdqöm  sq'qrharisön 
fqd-sq'qr  hqppinnim  umigdql  xänqn'el  (qd  jiqt*e  hqmmäech  ( 1 0)  wsjahVü 
bah  M  (Prosa):  zum  größten  Teil  bereits  ausgeschieden  von  Marti 


86  Eduard  Sievers: 

XIV.    i  Metrum  7:3;   unstrophisch.) 
Cap.  14. 

12  w9zo}utihj^uhdmmaggefd  'äser^jiggöf     jqhw%  '§ß-kgl-ha'qmmtm 

' asgr^sata' Üv'  dl-jarüsalem: 
hamc'q   fosaro,        w9hü\jtomeäv<ql-rq$;lä'a,       ungenau   timmagdn'1 
ulsönü  timmqq  bafihu~.  [baxoren, 

16  wdhaja  Jcgl-hqnnöjiär       tnikkgl-hqggöjim      hqbba'fm  ' ql-jarüsalem , 

//■,/ iilü um iddMuisanä  bdsanü 
tehistqxäivöp       Umel§ch  jqhic$s,       ivalaxög  'gp-xäg  hqssukkofi. 

17  wdhaja,  'as£r  lö-jq'lt 

me'epumispaxijpuha'drgs*       hhistqxawöp       temclcch  jqhw%  ssbaSÖfi, 
wstöuälfm  jihjl  hqggds§m. 

18  wim-mispqxqj)    misrdim        lö-pq'lguwslöubä'a,        wq'Wm5    tihj$ 

'aserujiggöf  jqhw%  'ep-ltqggöjim6.  [hqmmqggefä 

19  zvpUihj^  xqttäp      misrdim  wdxqUqp       kol-hqggöjvm  'qser  löujq'lü 

laxöi  ,§p-xd^  Jiqssukkop. 

[XIVa.    Sechster  Einschub  (Metrum  7:3;  unstrophisch). 

Cap.  14. 

13  wdhaja  bqjjtmJhqhu      tihj^  mahumäp-      jqhw%  rqbbä  bahe[m, 

wahexziqü  ,isujqd  re'eu, 
(14)  W9rdl9päujad§      'ql-jqd  re'eu,       (14)  wagdm  jdhüda  tillaxem 
x  x  j.  x  x  _/  blrüsalem. 
wd'ussqf  xil      kgl-hqggöjlm      sablb,  zaliöb  wach$s§f, 
ubgadtm  laröb  md'öd] 

XV.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  14. 

20  bqjjöm  hqhü      jihj§  'ql-nmittöp       hqssus:  qöde's  hjqhwi, 

X    X    ±      X    X   _L  X    X   S      X    X   _L  XX_LXX_LXX_L 


XIV.     1  timmqqna  M       2  so  Wellh.:  bsfiltem  M.    —  V    13,  14  s. 
hernach  unter  Nr.  XIVa;    dann  folgt  ein  interpolierter  Doppelsiebener: 
15   wachen  tihj§       mqggefäp  hqssus,       hqpp§red  liqggamäl  wahqxmor , 
wdcligl-hqbhemd       'äsgrujihjz  bqmmqxnöp       hahemmä  kqmmäggefü-j 

hqzzop. 
3  danach  sabd'öp  M       4  danach  'el-jarUsalem  M.       5  so  LXX,  Wellh. 
etc.:  wdlö  'qlem  M      6  danach  '(%?•  lö  jqrlü  laxoi  \p-xqi  hqssukköp  M 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  87 

wdhaja  hassiroj)      bdbtß  jqhw§      "kqmmizraqvm  Ufne  liqmmizbex, 

2 1   wahaja  kpl-sir       birusalem  ubihüdä      qödß  hjqluv^  pba'Öß. 

uba'ü  Tegl-      hqzzobaxim  wdlaqdxü      meh§m  udvsselfäJöahgm , 
icdlö-jihj^      ch9nqtni  'Öd       bdbtß  jqhw§  saba'Öß  \ 


XV.    i  danach  bqjjom  hq.hu  M 


C.  Anmerkungen. 

28.    Über  I  und  die  Einschübe  Ia,  P,  Ic  s.  obeö  Nr.  7. 

16.    17,  a.    ig;ac.   20,  d.   21  ,  c.   25,]). 

I  und  Ia  geben  zu  Specialbemerkungen  keinen  Anlaß.  —  Bei  P 
ist  der  fehlende  Eingang  von  9,  6h  nicht  mehr  sicher  zu  ergänzen,  da 
der  Zusammenhang  fehlt.  —  In  70  paßt  der  erläuternde  Zusatz  [lelohenü] 
ebensowenig  in  das  Metrum,  wie  in  eine  Rede  Jahwes.  Der  technische 
Sinn  von  icdnis'är  bleibt  auch  nach  der  Streichung  des  Wortes  be- 
stehen. --8.  Die  Bedenken  Martis  (S.  429)  gegen  diesen  Vers  erledigen 
sich  zum  Teil  durch  die  andere  Stellung,  die  jetzt  dem  ganzen  Stück 
zugewiesen  wird.  Aber  die  internen  Schwierigkeiten  bleiben,  denn 
einmal  dürfte  xanä  min-  =  fsich  lagern  zum  Schutz  vor  .  .  .'  an  sich 
sprachlich  bedenklich  sein,  andrerseits  bleibt  'alem  unerklärt.  Treibt 
die  erstere  Schwierigkeit  dazu,  missaba  mit  Stade  in  mqssaba  oder  mit 
Ewald  in  mussaba  zu  ändern,  so  fordert  das  'alem,  wie  es  scheint,  in 
8a  notwendig  ein  pluralisches  Verbum,  zumal  xanipi  mqssaba  etc.  in 
der  Tat  kaum  von  Jahwe  gesagt  werden  kann.  Ist  es  unter  diesen 
Umständen  erlaubt  zu  vermuten,  daß  wdxanipi  aus  wdxanu  entstellt 
sei:  'und  sie  lagern  sich  (als  mqssaba?)  um  mein  Haus,  und  nie  wird 
über  sie  (d.  h.  dies  Schutzheer)  je  wieder  ein  Zwingherr  hinwegschreiten'  ? 
Der  Gedanke  wäre  dann,  daß  die,  die  einst  die  bittersten  Feinde  Judas 
waren,  nun  nach  ihrer  Aufnahme  in  das  Volk  sogar  die  Schutzwacht 
um  den  Tempel  bilden  -werden.  Ich  weiß  freilich  nicht,  ob  ein  solcher' 
Gedanke  als  zulässig  erscheinen  wird.  ■  Will  man  an  dem  min-  von 
missaba  festhalten,  so  dürfte  übrigens  zu  fragen  sein,  ob  nicht  im  Ein- 
klang mit  dem  Folgenden  vielmehr  missobe  zu  vocalisieren  ist:  rals 
Schutz  gegen  die  Feinde,  mögen  sie  kommen  oder  gehen'.  Das  Verbum 
Nia  ist  in  y   14,  i2h  belegt.  —  noges  kehrt  in  y  noch   10,  4b  wieder. 

P.  9,  11.  Daß  Jerusalem  oder  Zion  angeredet  wird,  ist  klar:  das 
Metrum  zeigt,  daß  ein  solcher  Name  direct  in  den  Text  einzusetzen 
ist.  —  12.  Wie  das  abweichende  Metrum  zeigt,  ist  nicht  nur  mit 
Marti   die  zweite   Hälfte   dieses  Verses,    sondern    der    ganze  Vers  als 


88  Eduard  Sievers: 

GloH.se  zu  entfernen  (s.  überdies  S.  53  Fußnote).  —  13''.  millejn  '$frdim 
muß  ich  mit  Wellhauseh  u.  a.  gegen  Makti  doch  auf  den  Köcher  be- 
Lehen  ('er  impliciert  sachlich  die  Pfeile).  Wenn  dieser  abgekürzte  Aus- 
druck verständlich  war,  so  muß  da-  auch  für  ein  ebenso  abgekürztes 
ki-äardchtl  Vi  jzhüda  13*  gelten;  ich  habe  danach  qgZpp  gestrichen,  das 
nicht  in  den  Vers  geht. 

29.  Zu  II  und  III  vgl.  oben  Nr.  9  und  10,  sowie  i6,bc. 
19,  c.  21,  a.  25,  b. 

9,  i4h.  15".  Die  Streichungen  dei  Gottesnamen  dürfen  bei  der 
Strenge  des  Doppeldreiermetrums  für  sicher  gelten.  —  16.  Bei  dem 
zerstückelten  Einsatzvers  (S.  78  Anm.  7)  beachte  man  auch  das  in  den 
ersten  Teil  von  x  nicht  passende  bqjjüm  hqhu  (vgl.  Nr.  20,  a). 

30.  Das  Allgemeine  über  IY  =  10,  3  — II  s.  oben  Nr.  1  1. 
i6?  af.   21,  ad.   25,  b. 

10,  3b.    Der  Wechsel  der  ersten  Person  mit  jqhw$  hier  und  in  5a 
ist  doch  ein  wenig  auffällig  (alle  übrigen  ähnlichen  Fälle,  die  Marti  434 
im  Auge  hat,  erklären  sich  hier  durch  Quellenwechsel),  aber  doch  wohl 
zu  belassen.    In  5"  könnte  man  ja  etwa  'am  für  jqliu-%  einsetzen,  ohne 
das  Metrum  zu  stören,  aber  nicht  in  3b,  man  müßte  denn  etwa  M-faqddU 
'ep-bepjahüctä  schreiben,  d.  h.  die  offensichtliche  Glosse  statt  des  durch 
sie  erklärten  Textwortes  aufnehmen  wollen.  —  Unerträglich  ist  dagegen 
in  3b,  und  nicht  nur  wegen  der  Fortsetzung  der  Rede  in  dritter  Person, 
wdkam  'ößam  tosüs  hödü  bqmmilxama:  das  ist  ganz  prosaisch  gedacht, 
unterbricht    mit   seinem   'dpam   (über  dies  vgl.  auch  unten  zu  6")   den 
grammatischen   Zusammenhang   zwischen   '$])  -\d ro    und   den   Suffixen 
der  folgenden  mimmpinü  4,  und  geht  nicht  in  das  metrische  Schema. 
—  4*".   5a   ist  ganz  corrupt  überliefert  und  nicht  sicher  zu  emendieren. 
Mein  Restitutionsversuch    geht  von    folgenden   Erwägungen   aus.     Das 
jqxddu  von  4°  gehört,  wie  Marti  435  gesehen  hat  und  das  Metrum  es 
erfordert,  mit  5a  zusammen.    Die  beiden  Hälften  dieser  Zeile  sind  aber 
offenbar  umgestellt,   denn  an  jqxddu   schließt  sich  wohl  nilxqmü  etc., 
aber  nicht  5a«  an,   auch  bedeutet  die  überlieferte  Wortfolge  eine  Ab- 
schwächung,    nicht   die   zu   erwartende  Steigerung.     Außerdem   ist  5a" 
überfüllt.     Es  fällt  nicht  schwer,    böslm  batit  xüsöp  als  eine  (mit  Be- 
nutzung von  y   0,  3b    gearbeitete)    steigernde,    aber  in  den  gehobenen 
Stil  des  Stückes  schlecht  passende  Glosse  zu  erkennen.  Den  verbleibenden 
Rest  tvdhajü  cfwgibborim  bqmmilxama  kann  man  zur  Not  im  Text  be- 
lassen, aber  er  ist  doch  auch  etwas  matt,  und  es  fehlt  die  rechte  An- 
knüpfung an   das   folgende   wdhobisü  roclxdbt  süsim   5b.     Deshalb   habe 

ich  vermutet,   daß  D  VW  (etwa  vermittelt  durch  ein  corrigiertes  "pnl; 
vgl.  auch  den  interpolierten  Vers  7")  aus  ursprünglichem  13M1  verderbt 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  89 

sei.    Dann  fügt  sich  5b  als  Parallelglied  gut  an  5a«  an;  die  Satzbindung 
entspricht   der   in  Nr.  16,  f  erwähnten   stilistischen  Neigung  von  y.  — 
6a  ist  wieder  übervoll,    denn  man  kann  doch  bei  der  sonst  so  glatten 
Technik    des   Dichters    nicht    etwa  lesen    W9$ibbart1   ^p-beß^jüdaQ)  \ 
«•<?' fj5 -btfr  jöst f  |  'ösP,   icqhsiböpim ,  kl-rixqmtim.     Der  Ausweg,   eines 
der  beiden  letzten  Verba  zu  streichen  und  das  verbleibende  in  tcqhsidopl 
(Joßa^m  bez.  kl-rixämtl  ('opäym  aufzulösen,  ist  nicht  gangbar,  denn 
y  wendet  'g/>-  c.  suff.  ganz  stilgerecht  nur  in  vulgo  'prosaischen  Texten', 
richtiger  gesagt   in   unstrophischen  Gedichten    an    (n,  9a.  ioa.  ua.  13°. 
13,  9C:    das  'ößam  in  V.  3b  unseres  Capitels  zählt  nicht  mit,    denn  es 
steht  in  einer  Glosse,  s.  zur  Stelle;  im  übrigen  vgl.  Nowäck  380).    Ent- 
behrlich  sind   aber  sonst  nur  etwa  die  beiden  'gp-beß  (vgl.  einfaches 
jdhüda  9,  13»,  'efrcjim  13"):    daher  habe  ich  diese  gestrichen.   —  Über 
den    eingeschwärzten    V.  7   s.  Nr.   11,  a;    er    ist    auch    stilistisch    ganz 
schlecht.  —  9  f.  sind  in  Unordnung,  nach  Sinn  wie  Metrum,    icasäbü  : 
wqhsiböfim  am  Schluß  von  9  und  Anfang  von  10  sind  klare  Dubletten 
und   stören,    nebeneinander  gedacht,    das   Schema   7:3.     Offenbar    ist 
wahstböjnm  nur  aus  6a  heruntergekommene  Variante.    Nimmt  man  dann 
wssäbtt  zum  Anfang  von   10  herüber,  so  kommt  auch  die  Langzeile  9* 
metrisch  in  Ordnung.    Dann  bleibt  aber  bei  der  gewöhnlichen  Deutung 
(s.  z.  B.  Wellhausen  192)    noch    der    stilistische  Anstoß,    daß    zweimal 
hintereinander  ziemlich  tautologisch  von  einer  Ausfahrt  aus  Aegypten 
die  Rede  ist,    in    iob   und  nb   (denn  daß  an  der  letzteren  Stelle  vom 
ägyptischen  Meer  die  Rede  war,  scheint  mir  mit  Wellhausen  unzweifel- 
haft,  selbst  wenn  in  sara  nicht  direct  misräim  stecken  sollte).     Diese 
Wiederholung  scheint  mir  nur  erträglich,  wenn  das  erste  Mal  von  dem 
Auszug  unter  Mose  die  Rede  war,  der  als  Parallele  angezogen  werden 
sollte.      Demgemäß    ist    aber    -:i_-r    in    "^"CT   zu   ändern,    und  auch 
wdxijju  als  echtes  Perfectum  zu  fassen,   und  für   u-d' gzrar em  M  Well- 
hausens  ica\zrem  aufzunehmen.     Der  Sinn  ist  dann:    r(8)  ...  und  sie 
werden   so  zahlreich  werden   wie   sie   einst  waren.     (9)  [Schon  einmal] 
ließ  ich  sie  unter  den  Völkern,  und  in  der  Entfernung  haben  sie  meiner 
gedacht  und  [in  dieser  Gesinnung]  ihre  Kinder  großgezogen,  und  sind 
heimgekehrt    aus    dem  Lande  Aegypten.      (10)  So  will  ich   sie   [denn 
auch  diesmal]  ans  Assur  sammeln'  usw.    —    nb.   ivdliobim  M  gibt  an- 
erkanntermaßen keinen  Sinn,  ist  aber  eher  in  icdjdbdm  zu  ändern,  als 
mit  Wellhausen  in  wahoMs,  denn  letztere  Lesart  bringt  einen  unmoti- 
vierten   Personenwechsel    in    die    Rede  Jahwes    und    zieht    noch    zwei 
weitere  Änderungen  nach   sich    (wahortd   und  jasir  für   icdliüräd  und 
jasur).  —  Über  12  s.  Nr.  11,  a. 

31.    Über  die  Trennung  von  Y  und  YI  s.  oben  Nr.  1 1,  b 
und  c.     Weiteres  s.  Nr.  i6;  bc.  21,  a.  25,  b. 


90  Eduard  Sieverb: 

In  VI  ist  ii,  3a  in  der  zweiten  Hälfte  zu  kurz,  und  die  Besserung 
problematisch.  Die  Richtung,  in  der  sie  zu  suchen  ist,  hat  Nowack  400 
durch  den  Hinweis  auf  die  Parallele  Jer.  25,  34  ff.  gezeigt.  Von  dieser 
Stelle  kommt  namentlich  V.  36  qöl  sa'qdß  haro'im,  \  irgjihlcjß  ,qddirt 
liqsson,  ||  kl-soded  jiilurr  'gß-mar'ißdm  in  Betracht.  Aus  diesem  Vers 
scheint  11,3  direct  ausgezogen  zu  sein.  Ich  entnehme  ihm  deshalb 
nicht  nur  mit  Nowack  das  schließende  mqr'ißdin ,  sondern  lasse  vor 
diesem  Worte  von  cn"i*iN  auch  noch  'add§r§p  bestehen,  das  an  die 
iiiUUrf  liqsson  von  Jer.  25,  36  (und  auch  noch  25,  34.  35)  anknüpft  (das 
mag  auch  die  ungewöhnliche  Bedeutung  des  Wortes  erklären).  Bei 
Annahme  eines  ursprünglichen  DTWia  r.llN  erklärt  sich  die  Lücke 
durch  Abirren  des  Auges  von  dem  einen  Dn  auf  das  nächste.  Durch 
die  Schließung  der  Lücke  gewinnen  wir  außerdem  die  gute  Parallele 
'qddjirgp  3"  :  gd'on  3b. 

32.    Das  Allgemeine  über  ArII  und  VIII  s.  oben  Nr.  12. 

14.    1 7,  a.    2i}  d.   25,  b.     Der  Text  von  VII  ist  ziemlich  stark 

verderbt. 

1 1 ,  5R  habe  ich  das  überlieferte  'as§r  qonen  jqhnpin  zu  'qse'r 
jqhragün  qonen  umgestellt,  um  die  unnatürliche  Uberdehnung  in  'asgr 
zu  vermeiden.  Dann  schließt  auch  jqhrd^ün  besser  an  das  vorhergehende 
'§ß-son  hahregä  an.  --  5C  habe  ich  w9ro*em  belassen,  weil  das  Masculin- 
suffix  allerdings  mit  Makti  zur  Not  auf  die  Käufer  und  Verkäufer 
bezogen  werden  kann.  Natürlicher  erscheint  aber  auch  mir  waroren, 
das  ich  sicher  (vgl.  die  zweifelnde  Bemerkung  von  Nowack  401)  als 
Singular  fasse.  Auch  der  Dichter  weidet  ja  hernach  die  Schafe  allein, 
ebenso  wie  in  VIII  und  XI  nur  von  einem  (Ober-)  Hirten  die  Rede  ist. 
Die  Vorstellung  von  einer  Mehrzahl  von  Hirten  scheint  mir  überhaupt 
nur  aus  dem  ganz  unverständlichen  und  daher  sicher  verderbten  V.  8a 
(s.  unten  zur  Stelle)  abgeleitet  zu  sein.  Ich  ändere  daher  auch  jqxmül 
nicht  in  jqxmdlü,  wie  das  gewöhnlich  geschieht.  —  7  ist  ganz  in  Un- 
ordnung. Äußeres  Symptom  dafür  ist  der  Mangel  metrischer  Gliederung : 
so  wie  die  einzelnen  Satzstücke  aufeinander  folgen ,  lassen  sie  sich  in 
kein  Metrum,  namentlich  auch  nicht  in  das  laufende  Schema  7  :  3  ein- 
ordnen. Außerdem  ist  aber  auch  die  Gedankenfolge  gestört,  denn  es 
gehört  sich  doch,  daß  der  künftige  Hirt  sich  erst  sein  Hirtengerät  (den 
Hirtenstab  bez.  die  Hirtenstäbe )  beschafft,  ehe  er  sein  Hüteramt  antritt. 
Stellt  man  danach  7a  jpa'gr'g  —  liqsson  hinter  7be,  so  ist  auch  das 
Metrum  in  Ordnung.  Möglicherweise  ist  absichtlich  umgestellt,  um 
die  Wiederholung  wa'er'^  'eß-son  hqhrega  :  wa'er^  'eß-hqsson  zu  ver- 
meiden. Aber  diese  Collision  ist  nicht  zu  hart,  denn  das  erste  Glied 
ist  erzählend,  das  zweite  (aufnehmend)  Vordersatz  zum  Folgenden:  TJnd 
wie  ich  so  die  Herde  weidete,  da'  usw.  —  Es  folgt  der  sinnlose  Vers  8a. 


Alttestamenteiche  Miscellen  3.  91 

Zur  Beseitigung  der  durch  diese  Zeile  hervorgerufenen  Schwierigkeiten 
nimmt   man   gewöhnlich  Lücken   u.  ä.  an.     im  Gegensatz   dazu  glaube 
ich,  daß  der  Vers  einfach  zu  emendieren  ist  (in  das  metrische  System 
paßt  der  Dreiheber  als  solcher  ohne  weiteres).    Wie  das  Folgende  zeigt, 
kann   hier   nicht  von  Hirten,   sondern    nur   von  Herden  die  Rede  sein, 
und  zwar  von  Herden,   die  zugrunde  gegangen  sind,   soll  anders  V.  9h 
verständlich  sein,  das  mit  ir9hqnniclixedeß  tikkaxeä  offenbar  das  Verbum 
von  8a  (in  M  falsch  wa'qchxifi)   citierend   aufnimmt.      A_n   den   Herden 
liegt  auch  die  Schuld,  nicht  am  Hirten,  denn  darum  gerade  sagt  sich 
der  Hirt  in  10  von  der  Herde  los.    Es  ist  also  in  8a  einfach  zu  schreiben 
ivmichxäd  Mösgp  'adarim.    Dadurch  rückt  denn  auch  das  Thema  von 
VII  noch   deutlicher  von   dem  von  VHI  ab.      In  VII  taugt  weder  der 
ursprüngliche  Hirte  (s.  zu  5C)  noch  die  Herde  etwas,  und  der  Versuch, 
die  Herde  durch  einen  neuen  Hirten  zu  bessern,  mißlingt:  VHI  hat  es 
dagegen  mit   dem   ruchlosen  Hirten   allein   zu   tun.     Dieser  wird  wohl 
sachlich  mit  dem  Hirten  von  5°   identisch  sein,   aber  die  Situation  ist 
von  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus  angefaßt  (vgl.  Nr  27,  b  Schluß).  — 
Wenn  die  Deutung   der  Stelle  von  Rcbinkam  (s.  Makti  439)  richtig  ist, 
so  dürfte  der  alte  Text  absichtlich  umcorrigiert  sein,  und  zwar  von  dem 
Standpunkte  aus,  der  in  VIII  eingehalten  wird.   —   8b.  Was  in  baxäla 
steckt,    weiß  ich   auch  nicht  zu  enträtseln:   jedenfalls  entspricht  aber 
Nowacks   Vermutung    ga'ala   trefflich    dem    zu    erwartenden   Sinn.   — 
9b.  Über  töchsten  für  töchälna  M  s.  M.  St.  I,  §  225;   töchqlnä  paßt  hier 
ebenso  schlecht  in  den  Vers  wie  timmqqnä  y  14,  12"  und  tissagdlna  x 
14,  2C;  in  y  13,  yc  ist  '"'J.'tt'  noch  direct  überliefert.  —  rob.  Vgl.  unten 
zu   I4b  Schluß.    —    13*   ist   ziemlich  hoffnungslos  verderbt:    was  ich  in 
den  Text   gesetzt  habe,   will   auch  nicht  mehr  sein  als  ein  Notbehelf. 
Klar  ist,  daß  hqslicheu  'gl-lia'ösär  metrisch  ausgeschlossen  ist  und  daß 
auch  '§d§r  hqiqär  weder  den  Anfang   des  folgenden  Kurzverses  bilden 
kann,    noch   den  Schluß   der  Langzeile   in  ihrer   überlieferten  Gestalt, 
die  viel  zu  voll  ist.     Danach  habe  ich  es  für  erlaubt  gehalten  zu  ver- 
muten,   'gl-ha'ösdr    (bez.    'gl-hqjjöser  M)    möge   eine    aus    13°  herauf- 
gekommene  Glosse    sein,    die    ein    durch    sie    erklärtes    und    metrisch 
besser  passendes  Wort  des  alten  Textes  verdrängt  hat:  eine  Ortsangabe, 
die  auch  dem  beß-jqhw^  von  13°   gerecht  wird,   kann  ja  nicht  gefehlt 
haben.     Weiter   schien   mir,    daß   das   verdrängte  Wort  ein    einfaches 
(Uy  gewesen  sein  könne:  hqsUcheuwSUy,  '{jdgr  hqiqär  ist  metrisch  un- 
tadlig und  gibt  auch  einen  guten  Sinn,   wenn  man   an  dem  folgenden 
jqqqrti  von  M  nicht  rüttelt  (dafür  jqqqrta  Wellhavsen  u.  a.).    Der  Satz 
enthält  meines  Erachtens  eine  Rückbeziehung  auf  V.  n.    Die  Händler 
haben  dort  wohl  erkannt,  daß  Jahwe  hinter  dem  Hirten  steht,  den  er 
eingesetzt  hat,    und   doch   verletzen  sie   ihn  wieder  ungescheut  durch 
die  Geringschätzung,    die   sie   seinem  Hirten   und   dadurch    ihm  selbst 


92  K  du ard  Sievers: 

zuteil  werden  lassen.  141'.  jisra^el  ist  gewiß  falsch,    aber  ich  wage 

nicht,  mit  Wellhausen  dafür  jdrtisalem  einzusetzen,  weil  ich  nicht  sehe, 
wie  das  zum  Inhalt  des  ganzen  Stückes  paßt.  Man  erwartet  doch, 
wieder  von  einer  Auflösung  des  Bundes  zwischen  Jahwe  und  Juda  zu 
hören,  also  etwa  ein  (bent )>  nben  jdhüdä,  bei  dem  das  Suffix  von  bent 
sich  wie  bei  b.injti  ioa  (vgl.  auch  Jcarättö  iob)  der  Sache  nach  auf 
Jahwe  bezieht.  Neben  einem  (an  sich  doppeldeutigen)  bloßen  bent 
wäre  am  Ende  auch  ha'qxwa  zu  ertragen,  das  neben  einem  ausge- 
sprochenen ben-jqfnv^  doch  wohl  befremden  müßte.  Die  Stelle  mag 
tendenziös  umcorrigiert  sein  (V.  io  konnte  eher  bleiben,  weil  da  von 
kgl-haf qmmim  die  Rede  ist.     Oder  ist  auch  das  Correctur?). 

VIII.  11,  15*.  Über  die  Tilgung  von  'öd  s.  Nr.  12,  d.  Das  Wort 
ließe  sich  nur  halten,  wenn  man  betonen  wollte  ioqjjöi/iq/r\jjqhw%J>  eldi: ' 
'od  usw.  Die  Drückung  des  Subjects  jqhwg  kann  man  sich  zwar  wohl 
t 3a  im  Zusammenhang  eines  Contextes  gefallen  lassen,  in  dem  das 
Subjecfc  schon  einmal  dagewesen  ist  (s.  V.  4),  aber  nicht  zu  Eingang 
eines  selbständigen  Stückes.  —  i6',d.  Über  hqnnä'qr  und  hqnnissdba 
weiß  ich  nichts  zu  sagen,  außer  daß  letzteres  des  Metrums  halber  vor 
sich  ein  <^?ra)>  erfordert.  An  jdchqlkel  möchte  ich  doch  nicht  rütteln 
(wie  Nowack  405  das  tut),  wegen  des  Gegensatzes  zu  hqbri'a:  für 
hqnnissdba  erwartet  man  nach  beiden  Indicien  (jdchqlkel  wie  hqbri'ä) 
und  im  Hinblick  auf  die  vorausgehenden  Participien  zwar  nicht  Ewalds 
rein  adjectivisckes  fdie  mageren',  wohl  aber  ein  participiales  rdie  aus- 
gehungerten'. --  i6d.  Das  unverständliche  ufqrsehpi  jsfareq  wird  durch 
das  Zeugnis  des  Metrums  als  Glosse  erwiesen.  —  i7b.  Über  die  Er- 
gänzung von  (^iwwarony  und  den  unechten  Schlußvers  17°  s.  oben 
Nr.  14,  b. 

33.  Über  IX  s.  oben  Nr.  13.  16,  be.  19,  a,  über  die  Be- 
deutung der  Überschrift  für  die  Gliederung  der  Sammlung 
Nr.  19;  über  IXa  Nr.  13,0.  20,  e.  21,  c.  26,  a.  27,  a,  über 
IXb  Nr.  13,  d.    i6;bg.    19,  b.   20,  e.   21,  c.   26,  b. 

a)  12,  aa.  Über  die  Correctur  des  Eingangs  s.  Nr.  13,'f.  —  2h  habe 
ich  nach  Martis  Emendation  gegeben,  ich  bin  aber  nicht  sicher,  daß 
damit,  schon  die  definitive  Heilung  des  verderbten  Verses  gefunden  ist. 
Speciell  dürfte  sdbib  vielleicht  aus  6b  heraufgekommen  sein,  wo  es 
besser  in  den  Sinn  paßt  (in  3b  fehlt  ja  auch  das  Wort).  Dann  müßt»3 
aber  der  Rest  des  Verses  anders  constituiert  werden.  —  4b.  Die  Un- 
brauchbarkeit  des  überlieferten  Textes  von  tcachöl  an  hat  Marti  445 
sehr  richtig  hervorgehoben.  Es  ist  aber  nicht  das  ganze  Sätzchen  als 
Glosse  zu  streichen,  sondern  nur  die  beiden  incriminierten  Wörter  süs 
und  ba'iwwarön  müssen  fallen:  damit  gewinnen  wir  auch  einen  guten 
Contrast  zwischen  den  beiden  Hälften  der  Zeile.  —  6b  ist  wieder  stark 


Alttest amentliche  Miscellen  3.  93 

interpoliert;  'ql-jamln  trfql-samöl  soll  steigern,  sagt  aber  weniger  als 
das  folgende  saTnb  und  ist  damit  allein  wohl  schon  ausgeschlossen; 
der  Schluß  aber  ist  aus   14,  iob  hergeholt.  —    n".   Über  [birüsalem]  s. 

Nr.  13,  e. 

b)  IXa  ist  das  böseste  Stück  der  ganzen  Sammlung,  weil  es  in 
der  Überlieferung  zerrissen  und  stückweise  durcheinandergeworfen  ist. 
Ich  habe  darum  im  Texte  die  einzelnen  Bibelverse  zwar  in  der  Ord- 
nung gegeben,  in  die  sie  wie  ich  glaube  zu  bringen  sind,  aber  nicht 
versucht  (abgesehen  von  der  Streichung  von  btijjom  hqhü  8b),  sie  auf 
ein  einheitliches  Metrum  zu  reducieren.  Wären  die  Verse  mit  Marti 
als  bloße  Glosse  zu  betrachten  (s.  oben  Nr.  13,  c),  so  brauchte  man  an 
der  Unregelmäßigkeit  der  Form  vielleicht  keinen  Anstoß  zu  nehmen. 
Aber  für  eine  Glosse  sind  mir  namentlich  8ftb  zu  gut,  und  so  wird  man 
die  Formfrage  doch  noch  aufrollen  müssen.  Dabei  ergibt  sich  Fol- 
gendes. Die  erste  Unregelmäßigkeit  beginnt  mit  dem  Kurzvers  8C 
gegenüber  den  beiden  Siebenern  8ah.  Mit  8b  könnte  der  Gedanke  voll- 
kommen gut  abgeschlossen  sein,  und  kamqVäch  jqhw§  lifnem  "bringt 
statt  der  zu  erwartenden  Steigerung  wieder  (vgl.  oben  zu  6b)  eine  Min- 
derung der  Emphase  mit  dem  Abstieg  von  'elolnm  auf  den  bloßen 
mqVäch  jqhwf.  Die  Zeile  ist  also  dringend  des  Einschubs  verdächtig: 
sie  sollte  vielleicht  den  Vergleich  utep  dmviä  kelohim  abschwächen 
(vgl.  über  seeundäre  Einführung  des  mqVäch  jqhw§  in  der  Genesis 
M.  St.  II,  282  f.  zu  Gen.  16,  7").  —  Den  zweiten  metrischen  Anstoß 
bietet  V.  5,  der  so,  wie  er  überliefert  ist,  nur  als  7:3  gefaßt  werden 
kann,  vorläufig  aber  zugleich  der  Erklärung  spottet:  er  paßt  eigentlich 
weder  vor  noch  nach  7  (daß  8a  den  Eingang  bilden  muß,  hat  schon 
Marti  betont).  Stellt  man  5  zwischen  8  und  7,  so  müßte  man  darin 
wohl  eine  Beschwerde  Judas  über  eine  in  dessen  Augen  ungerechte 
Bevorzugung  Jerusalems  suchen;  stellt  man  den  Vers  hinter  8,  so  er- 
wartet man  einen  Jubelruf  über  das,  was  Jahwe  an  Juda  getan  hat. 
Für  beide  Möglichkeiten  stört  mich,  um  von  anderem  abzusehen,  das 
balibbäni  5",  denn  weder  die  Beschwerde  noch  den  Jubelruf  wird  man 
sich  als  bloß  heimlichen  Gedankenproceß  vorstellen  mögen.  Dazu 
rechne  man  die  Überlänge  des  Verses  (Langvers  -f  Kurzvers  statt  ein- 
fachen Siebeners),  und  man  wird,  denke  ich,  besonders  bei  der  tenden- 
ziösen Haltung  der  ganzen  Stelle,  die  Annahme  nicht  zu  kühn  finden 
können,  daß  auch  dieser  Vers  durch  Interpolationen  erweitert  sein 
möge.  Ich  sehe  die  gemutmaßten  Einsätze  in  'qlfe  jdhüda  (das  aus 
dem  im  MT.  folgenden  Vers  6a  geflossen  sein  kann)  und  entsprechend 
in  johbe  Jerusalem,  vermute  also,  daß  es  ursprünglich  nur  hieß: 

wa'amdru  bdlibbäm:       y>,qmsa  li      bdjqlavf  pbtVoft  'jßöhen!« 
und  übersetze:  fso  daß  sie  denken:  Stark  bin  ich  (oder  sind  wir,  oder 
was  man  sonst  aus  \imsa  U  machen  will)  durch  Jahwe  der  Heerscharen, 


94  Eduard  Sievers: 

unsern  Gott'.  Gegen  die  liierin  liegende  Überhebung  richtet  sich  dann 
V.  7,  der  mir  übrigens  wegen  seines  recht  undeutlichen  barlsonä  auch 
den    Eindruck   eines   späteren   Zusatzes  macht.  Schematisch    ist 

allerdings  auch  eine  Aufteilung  auf  lauter  Siebener  ohne  Streichung- 
möglich  : 

8C  TomqVäch  jqhw§      lifnem,  (s)  icd' amdrü      'qlfe  jdhüäa  balibbdm: 
(5)  »'aws«  Ji,      josdbe  jdrüsalem,       bsjqhwf  ssba'ÖJ)  ,§löhem: 
aber  ich  weiß,  wie  schon  oben  angegeben,  diesen  Worten  keinen  ver- 
bindlichen Sinn  abzuringen,  und  halte  daher  diesen  Ausweg  nicht  für 
angezeigt. 

c)  IXb.  Hierzu  ist  nur  zu  bemerken,  daß  in  12,  iob  das  Metrum 
weder  das  ''elqi  ^ejj  M  noch  die  Annahme  einer  Lücke  gestattet,  während 
die  namentlich  durch  Joh.  19,  37  gegebene  Lesart  vollkommen  gut  in 
den  Vers  paßt. 

34-.  Über  die  Textconstitution  von  X  im  allgemeinen 
s.  oben  Nr.  13,  g.    Vgl.  ferner  Nr.  16,  be. 

13,  ib  ist  um  drei  Füße  zu  kurz,  V.  2  bis  zum  ersten  min-ha'ärgs 
um  drei  Füße  zu  lang,  außerdem  kommt  in  dieser  Zeile  das  'm'v/m 
jqhw§  sdbaop  etwas  unpassend  nachgehinkt,  da  es  sich,  bei  seiner 
Mittelstellung  innerhalb  seiner  Zeile,  nur  auf  diese  und  nicht  auch  auf 
das  Vorhergehende  zu  beziehen  scheint.  Schieben  .wir  die  Worte  an 
den  Schluß  von  ib  an,  so  ist  alles  in  Ordnung.  —  2d  ist  eine  Crux. 
Das  zweimalige  min-ha'dr§s  am  Schluß  von  20  und  2d  ist  gewiß  nicht 
schön:  aber  bloßes  'q'dtr  würde,  soviel  ich  sehe,  dem  Sprachgebrauch 
widersprechen ,  der  den  Zusatz  einer  Richtungsbestimmung  fordert. 
Muß  aber  das  zweite  min-lia'är^s  bleiben,  so  ist  der  Vers  übervoll, 
auch  wenn  man  im  Eingang  wdlö-jizzächdrii^Öä  nur  zwei  hebig  betont. 
Der  Fehler  scheint  mir  in  udgqm  'gß-hqribH'im  zu  liegen,  denn  dieses 
durchbricht  die  Folge  von  'gß-samop  ha'sabbim  und  uw'gß-rux  hqtpum'a 
durch  die  Einfügung  eines  unpassenden  Mittelstückes  von  persönlichem 
Charakter.  Streichen  wü-  die  Worte,  so  bekommen  wir  den  Sinn:  rich 
werde  die  Namen  der  Götzen  und  den  Geist  der  Unreinheit  aus  dem 
Lande  ausrotten,  (und  die  Folge  wird  sein,  daß  nun;  die  Leute  selbst 
sich  gegen  die  Propheten  (als  die  Vertreter  jenes  unreinen  Geistes) 
wenden,  und  die,  welche  früher  als  Propheten  aufgetreten  sind,  ihr 
Tun  ängstlich  zu  verbergen  trachten'.  Das  dürfte  auch  genügend  ver- 
standlich sein ,  obwohl  unleugbar  ein  kleiner  Sprung  von  2d  auf  3" 
vorhanden  ist.  Ich  nehme  an,  daß  dieser  Sprung  eben  durch  -ivagqm 
''ep-liqribVlm  hat  verdeckt   werden   sollen.  Über  die   Streichungen 

und  die  Ergänzung  in  3  s.  Nr.  13,  g.  Unentschieden  wurde  dort  ge- 
lassen, ob  in  311  das  überlieferte  fod  beizubehalten  sei  oder  nicht.  Im 
Verse  wäre  es  allenfalls  unterzubringen  bei  Annahme  der  freilich  recht 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  95 

harten  Betonung  ki  -jinnabej'lsvöd:  ich  möchte  aber  doch  glauben, 
daß  es  erst  gleichzeitig  mit  dem  wagum  '§ß-hcmffiim  von  2d  in  den 
Text  eingesetzt  ist.  Nach  2d  hätte  Jahwe  (nach  dem  interpolierten 
Text)  bajjöm  liqhu  bereits  die  vorhandenen  Propheten  ausgerottet:  da 
mußten  es  also  neue  Propheten  sein,  von  denen  V.  3  redet,  und  darum 
wurde  füit  eingeschoben:  fwenn  aber  wieder  ein  Prophet  auftritt'  usw. 
—  Sachlich  wird  übrigens  durch  die  vorgeschlagenen  Tilgungen  nicht 
allzuviel  geändert:  aber  die  Darstellung  gewinnt  ein  viel  discreteres 
und  würdigeres  Colorit,  und  das  hat,  wie  ich  glaube,  der  interpolierende 
Redactor  in  der  üblichen  Weise,  durch  die  Einstellung  gröberer  Effecte 
gestört,  ohne  der  Sache  zu  nützen.  —  4a.  bdhinnaZd' o]jö  ist,  (abgesehen 
von  dem  Formfehler)  aus  dem  correspondierenden  Schlüsse  der  vorher- 
gehenden Zeile  heruntergeholt.  —  5b.  '«s  fotcd  'adama  'anoclü  ist 
Erläuterungsglosse  zu  dem  von  Wellhausen  so  glücklich  hergestellten 
kiJ'äamu  qinjntii.  —  6a.  wa'amär  \lau  oder  w»' ämtms 'elau  ist  im  Zu- 
sammenhang des  sonst  so  flüssigen  Rhythmus  der  Stelle  (^und  des 
ganzen  Stückes}  zu  hart:  ich  habe  darum  den  Plural  hergestellt,  der 
außerdem  Sprecher  und  Gegenredner  besser  auseinanderhält.  -  Übri- 
gens würde  auch  6b  durch  Einsetzung  von  Mw  für  'as^rw  rhythmisch 
nur  gewinnen. 

35.     Über    XI    im    allgemeinen    s.   oben    Nr.    14.    1 7,  a. 
21,  d.  25,  b. 

13,  7  ist  in  Unordnung,  denn  mit  x§r§b  als  Versanfang  läßt  sich 
der  Text  in  keiner  Weise  nach  dem  von  'qJek§  oder  mindestens  von  8a 
an  herrschenden  Schema  7  : 3  constituieren  (auch  wenn  man  nach 
Nr.  14,  b  das  fehlerhaft  aus  11,  iyc  eingeschleppte  'üri  streicht).  Aller 
dings  bildet  »jrgrg'B  'ql-roH  |  W9f ql- gebgr  Ulmlßl!«  \  na1  am  jttJucf  saba,Öß 
an  sich  einen  Tintadligen  Siebener,  aber  dann  versagt  für  die  Fort- 
setzung das  Schema.  Versetzt  man  aber  die  Worte  nd'mn  j.  s.  aus 
dieser  Zeile  in  die  metrische  Lücke  hinter  liqsson,  so  läuft  wenigstens 
von  da  an  das  Schema  glatt  durch.  Diese  Umstellung  halte  ich  also 
(wie  bei  13,  if.i  für  notwendig.  Dann  bleibt  für  den  Eingang  der 
Vierer  xgr§b  'ql-ro'i  \  iva'ql-ggbgr  'qmjßi  übrig,  und  der  paßt  wieder 
nicht,  weil  er  einen  Fuß  zu  viel  hat.  Dem  abzuhelfen  gibt  es  zwei 
Mittel.  Man  kann  annehmen,  der  Vers  sei  unvollständig,  beispiels- 
weise also  ansetzen: 

xx_/xx^       xxj:xxz       xxz  (icdhetjeßiy  xgr§b 
rql-rofi  uj'ql-ggbgr  'amljn. 
Das  klingt  aber  lahm,   namentlich  im  Contrast   zu   dem  emphatischen 
(neuen)  Einsatz    'qkk§  'gp-haro't  usw.;    außerdem   käme   m'üm  jqhw§ 
sdta'ofi  an   der  Stelle,    wohin  wir  es   weisen  müssen,    abermals  nach- 
gehinkt (vgl.  zu  13,  i  f.).    Weiterhin  ist  g§bpr  'qmljn  recht  befremdlich, 


96  Eduard  Sievers: 

mag  man  es  deuten   wie   man  will,    denn    einmal    ist    es    der    einzige 
Beleg  für  g@b$r  mit  abhängigem  Substantiv   oder  mit  substantivischer 

Apposition  im  ganzen  AT.,  andrerseits  steht  'anriß  wohl  1 1  mal  als 
terminus  technicus  (notabene  als  Bezeichnung  einer  Person)  im  Leviticus, 
sonst  aber  wieder  nirgends  als  hier,  und  drittens  sieht  man  nicht,  was 
der  ganze  Ausdruck  neben  ro'i  eigentlich  soll.  Ist  nun  'ürl  aus  'iwwarun, 
dem  Schlußwort  von  u,  171',  verderbt  ("Nr.  14,  b),  dann  aber  zwischen 
1  r,  i7b  und  unseren  Worten  in  11,  17°  noch  ein  unechter  Zwischenvers 
eingeschoben  (Nr.  12,  c),  sind  außerdem  unsere  Worte  wieder  mit  ihrer 
Fortsetzung  nicht  in  Einklang  zu  bringen  und  in  sich  anstößig,  so 
wird  man  wohl  berechtigt  sein,  zu  der  oben  angedeuteten  zweiten 
Möglichkeit  zu  greifen  und  sie  auch  für  das  Machwerk  eines  Inter- 
polators  zu  erklären.  So  begreift  sich  auch  die  Verstellung  des  na' Tim 
jqhw£  Sdba'oß  leichter.  Diese  schmeckt  etwas  nach  Redactionsarbeit, 
und  so  dürfen  wir  möglicherweise  auch  unser  oc§r§b  etc.  auf  das  Conto 
des  Redactors  setzen,  der  XI  von  VIII  losgerissen  und  hierher  gestellt 
hat.  —  7d.  Das  von  Weulhausen  verworfene  hcisso'ärlm  M  geht  auch 
nicht  in  den  Vers.  —  ga.  Über  den  Mangel  der  Cäsur  im  Viererstifck 
des  Siebeners  s.  S.  66  Fußnote.  —  gd.  Für  die  Tilgung  des  über- 
schießenden Jahwe  spricht  auch  die  Parallele  Hos.  2,  25,  die  sichtlich 
das  Vorbild  für  unsere  Stelle  gebildet  hat  (Marti  443). 

36.  Zu  XII  vgl.  oben  Nr.  15,  a.  16,  be.  Eine  einiger- 
maßen befriedigende  Emendation  des  stark  verderbten  Textes 
ist    nur    bei    Annabme     dreizeiliger    Strophen    (wie    bei    I) 

möglieb. 

14,  1.  2.  Der  überlieferte  Text  ist  ganz  unbrauchbar  (Marti  450!*.), 
die  Heilung  aber  ist  meines  Erachtens  nicht  mit  Marti  durch  Aus- 
schaltung  des  ganzen  V.  2  zu  suchen,  sondern  durch  Umstellung  und 
entsprechende  Einzelemendation.  Zunächst  muß  das  verfrühte  icdxullüq 
solaledi  bzqirbech  an  die  Stelle  zurückversetzt  werden,  wohin  es  nach 
der  natürlichen  Abfolge  der  Dinge  gehört,  d.  h.  hinter  wmükaäwJhaHr  ih 
(vgl.  Marti  451).  —  Sodann  ist  in  2a  ic3,asäfti  'gp-kgl-hctggöjitn  doppelt 
anstößig:  einmal,  weil  hier  von  Jahwe  sonst  in  dritter  Person  geredet 
wird,  zweitens  wegen  des  merkwürdigen  Zwiespalts  in  dem  Eingreifen 
Jahwes,  der  erst  die  Völker  gegen  Jerusalem  versammelt,  dann  aber 
selbst  wider  sie  kämpft.  Den  ersten  Anstoß  könnte  man  durch  die 
leichte  Correctur  von  ufaxjftl  in  wa'asqf  beseitigen,  aber  nicht  den 
zweiten.  Es  wird  also  die  übliche  Nifalconstruction  (vgl  IX  12,  3b 
und  ferner  1  Sam.  13,  5.  2  Sam.  23,  9.  Micha  4,  11.  1  Chr.  ir,  13)  ein- 
zusetzen sein.  —  In  2b  ist  ferner  wie  so  oft  das  falsche  '§1-  in  'al-  zu 
corrigieren  und  das  überschießende  Iqmmilxama  als  verdeutlichende 
Glosse  (vgl.  2  Sam.  23,  9.    1  Chr.  11,  13)   zu  streichen;  -  -  in  ib  endlich 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  97 

sind  die  nun   nicht  mehr  passenden  Suffixe  der  2.  Pers.  Sing.  Fem.  zu 
ändern:    sie   werden   erst   in   den  Text   hineincorrigiert  sein,    nachdem 
die    Halbzeile    an    eine    Stelle    verschlagen    war,    wo    die    Suffixe    der 
3.  Person    allerdings    nicht  mehr  verständlich    waren.    —    2C.    Wegen 
tissaplän    für    tissaiqlnä    M    s.  Nr.  32   zu    11,  9b-    —    Der    Überschuß 
möjfyr  ha' dm  j  lövjikkarej)  min-ha'ir  ||  (Vierer)  verrät  sich,  abgesehen 
von  der  Form,   auch  noch   durch   seine  Geschmacklosigkeit  als  Inter- 
polation;   das  lö^jikJcarep  könnte  durch  XI  13,  8a  eingegeben  gewesen 
sein.  _  4*.  Von  der  Ortsbestimmung  ist  das  schließende  miqq§d§m  als 
unanstößig  beizubehalten,    da   sonst  der  Vers  um   einen  Fuß  verkürzt 
wird.  —  Ebenso  ist  in  4b  auch  gf  gadöla  mtföd  gegen  Marti  im  Vers 
zu  belassen,  und  mit  Marti  nur  mizraxä  wajammä  zu  tilgen,  über  deren 
Herkunft  unten  zu  8b  zu  vergleichen  ist.  —  4C  ist  zu  kurz,  und  Marti 
hat  bereits  mit  Recht  die  Ergänzung  eines  Verbums,   als  Parallele  zu 
wmäs,    verlangt.      Ob   man   an  jüräd   (=  fwird  talabwärts   geworfen') 
denken  darf?  Vgl.  zu  5a.  —  5a  ist  ganz  corrupt,  aber  doch  der  Heilung 
vielleicht  näher  zu  bringen.    Daß  die  Beziehung  auf  das  Erdbeben  zur 
Zeit  Uzzias  herauszunehmen  ist,    steht  fest;    vom  Übel  ist  aber  auch 
das   dreimalige   0*103(1),    das    auch    seinerseits  wohl  auf  Interpolation 
weist.      Davon    ausgehend    löse  ich    aus    dem    Überlieferten    zunächst 
die  Worte  W9nast£m  ge-haräi  (?)  |  fca'sgr  nasti&ri  \\  Urne  hizzijja  |  m$£ch 
jjhüäa  ||  heraus:    fund   dann  werdet  ihr  nach  dem  Tal  X  fliehen,  wie 
ihr  einst  flöhet  zur  Zeit   des  Uzzia'   (ich  behalte  also  hier  die  Vocali- 
sation  nqst§m   von   M  bei).     Diese  Worte  bilden   zusammengenommen 
einen  (freilich  recht  dürftigen)   Doppelvierer,    und   waren    einmal    als 
Glosse  beigeschrieben ,   die  dann  zerstückelt   in  den  Text  geriet  (einen 
ähnlichen  Fall  s.  in  II  9,  16,  oben  S.  78  Anm.  7).     Durch  diese  Glosse 
sind  vermutlich  das  Verbum  von  4°  und  das  Subject  des  verbleibenden 
Dr.DDI   (hier  =  wsnistäm   mit  LXX)   verdrängt  worden.      In    dem  Rest 
von  5a  fasse  ich  ge-hanm  als  Fehler  für  h§haritn,  und  ;^N  sx  als  'gZ- 
'es§l;  ich  übersetze  also:  cdenn  er  schlägt  die  Berge  zur  Seite,  und  so 
verstopft  sich  .  . .  durch  die  Gewalt  des  Erdbebens'  (causales  mippdne). 
Man  kann  sich   die  Sache  graphisch  etwa  folgendermaßen  vorstellen. 
Die  Glosse  war  zwischenzeilig  eingefügt,   das  Schlußwort  etwa  in  den 
freien  Raum  der  etwas  kürzeren  Zeile  4C: 


rmrr]  tw  ftiaäa  rxm  rwisa  "nn  ^an  iooi 
^ba  n-rr  "■■a-2  onöa  "ncto  ■nh  x*3  nrc:i 
lrs-n  ijbe  nriO;i  •ax  bx  c^nn  swy  "o 

Bei  dieser  Anordnung  würde  sich  die  Verderbnis  von  h§hartm  durch 
das  darüberstehende  *~n  X"  leicht  erklären,  und  auch  der  Ausfall  des 
Verbums  1*Y|i  (wenn  dieses  eben  richtig  vermutet  sein  sollte)  durch 
das   darauffolgende   miST.     Der  verlorene  Name  hätte  da  gestanden, 

Phil.-hist.  Klasse  1905.  7 


c^8  Eduard  Sievers: 

wo  die  zweite  Portion  der  Glosse,  nämlich  kq?s$r  nqstgm,  eingeflickt 
wurde,  d.  h.  hinter  dem  fälschlich  als  mnaStyni  aufgefaßten  QnOSI 
wmistatn  des  alten  Textes  (dies  Mißverständnis  könnte  geradezu  zur 
Streichung  des  Namens  geführt  haben;.  Was  sich  der  Glossator  unter 
dem  "nn  irs  gedacht  hat,  mag  dahingestellt  bleiben:  bei  dem  c ver- 
stopften X'  aber  kann  es  sich  doch  wohl  nur  um  die  Schlucht  des 
Eidrontales  handeln,  über  deren  einstige  Stätte  hinweg  nun  Jahwe 
vom  Ölberg  nach  Jerusalem  hinüber  zieht,  oder  vielmehr  dorthin,  wo 
sein  Erscheinen  überhaupt  zu  erwarten  ist,  nach  dem  Zion.  Auf  den 
letzteren  scheint  mir  auch  das  unverständliche  und  schou  von  Marti 
beanstandete  -nbx  von  M  zu  weisen,  das  sich  leicht  in  IM  5X  bessern 
und  dann  weiter  durch  (•  "p^S)  soweit  ergänzen  läßt,  wie  die  bestehende 
metrische  Lücke  es  verlangt. 

37.  Über  die  Abtrennung  von  XIII  s.  oben  Nr.   15,  b. 

Vgl.  auch  Nr.  16,  e. 

7.  Wegen  lau  für  läilä  M  s.  M.  St.  I,  §  191,  1.  II,  §  64,  2,  b.  — 
Der  Schluß  der  Zeile  ist  etwas  hart.  Lies  etwa  uVeß-'Qr^j  jihj%  'ör?  — 
8b.  Die  Richtungsangaben  'el-hqjjam  hqqqqdmöm  und  ' gl-hqjjam  ha  qxarön 
passen  nicht  in  den  Vers.  Sie  sind  erläuternde  oder  umschreibende 
Glossen,  welche  die  ursprünglichen  Textworte  vdzrdxä  und  jamma  ver- 
drängt haben:  diese  selbst  sind  dann  ganz  unpassend  nach  V.  4b 
(in  XII)  hinaufgeschoben  worden.  —  V.  9 — 11  sind  arg  entstellt.  An  die 
Schilderung  der  Naturvorgänge  in  8  muß  sich  die  Schilderung  weiterer 
Vorgänge  ähnlicher  Art  in  10  anschließen,  ebenso  gehört  aber  9h,  das 
jetzt  diesen  Zusammenhang  unterbricht,  als  Vorderglied  zu  1 1 :  mithin 
ist  umzustellen,  und  ga  als  Glosse  zu  entfernen.  Die  Lücke  in  ioa 
fordert  stilistisch  die  Ergänzung  durch  icdhaja  bqjjöm  hqliü,  s.  oben 
Nr.  15,  b.  —  Die  Ausscheidung  des  topographischen  Exeurses  am 
Schlüsse  von  iob  ist  selbstverständlich. 

38.  Über  XIY   und  XIVa    vgl.   oben  Nr.  15,  Eingang 

und  c.    17,  a;  zu  XIVa  auch  20,  e.   2i7c.   26,  c. 

XIV.  14,  i2a.  Wegen  des  Mangels  der  Cäsur  im  Viererstück  vgl. 
S.  66  Fußnote.  —  i2c.  Über  timmdqän  für  timmäqna  M  s.  Nr.  32  zu 
11,  9b.  —  15.  Die  eingeschobene  Detailliste  in  abweichendem  Metrum 
durchbricht  den  Zusammenhang  von  12  und  16,  und  nicht  gerade  in 
geschmackvoller  Weise.  Der  Gedanke,  auch  das  Vieh  hier  herbeizu- 
ziehen, ist  dem  Dichter  selbst  gewiß  nicht  gekommen.  —  16''.  Die 
Tilgung  von  sdda'oß  läßt  sich  schematisch  vermeiden,  -wenn  man 
Idhistqxicöfi  hmglgcli  |  jqhic§  sdba'oß  spricht  und  betont;  das  verändert 
aber  die  Tonlage  der  ersten  Vershälfte  stark,  und  widerspricht  der 
durch    I7b    festgelegten    zweihebigen    Betonung    von    hMstqxäivöß.    — 


Alttestamentliche  Miscellen  3.  99 

i7b.  'gl-jarüsalem  geht  nicht  in  den  Vers  und  kann  ebensogut  fehlen 
wie  in  i6bf.  i8a.  —  Der  Anhang  an  i8b  ist  ganz  überflüssiger  Weise 
aus  i6c  und  I9b  repetiert. 

XI Va.  Daß  14,  13.  14  aus  dem  Zusammenhang  von  XIV  auszu- 
scheiden sind,  hat  Wellhacsen  gezeigt.  Für  die  Beurteilung  des  In- 
haltes (vgl.  Marti  453 f.)  ist  aber  zu  beachten,  daß  nach  Ausweis  des 
Metrums  blrusaUm  i4b  durch  eine  Lücke  von  icdgäm  jdliüäa  tillaxcm  14* 
getrennt  ist,  daß  man  also  nicht  übersetzen  darf  cund  auch  Juda  streitet 
gegen  Jerusalem'.  Die  Meinung  ist  vielmehr  die,  daß  zunächst  Jahwe 
einen  panischen  Schrecken  über  die  Feinde  kommen  läßt,  so  daß  sie 
in  äußerste  Verwirrung  geraten  und  gegeneinander  die  Hand  aufheben. 
Dann  greift  auch  Juda  in  den  Kampf  ein  (wie  hernach  das  blrüsalem 
in  den  Gedanken  einzufügen  ist,  bleibt  unsicher),  und  erbeutet  sieg- 
reich die  Habe  der  Feinde.  Möglicherweise  geht  übrigens  der  ur- 
sprüngliche Text  des  Fragments  mit  tülaxem  14"  zu  Ende,  denn  die 
detaillierte  Liste  von  i4cd  macht  einen  wenig  poetischen  Eindruck, 
und  ihr  Verfasser  könnte  etwa  mit  dem  gleichgesinnten  Verfertiger 
von  14,  15  (s.  oben  unter  XIV)  identisch  sein. 

39.  Wegen  XV  ist  lediglich  auf  Nr.  15,  d.  16,  be  zu 
verweisen. 


[Berichtigung.  Im  ersten  Teil  dieser  Miscellen  (s.  diese  Be- 
richte 1904,  151fr.)  lies:  S.  163,  Z.  9  meiern.  —  167,  3  ihr;  —  Z.  15 
Fragezeichen  hinter  23".  —  174,  3  der  Gefahr.  —  178,  10  v.  u.  naxas 
und  'aqqllaßön.  —  184,  16  v.  u.  psqadücha.  —  185,  4  und  1  v.  u.  mefiem.] 


Druckfertig  erklärt  21.  IV.  1905.]  ^ 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos  — 

Patristisch  -  Literarisches 

zu  K.  Büchers  „Arbeit  und  Rhythmus". 

Von 
Anton  Naegele  in  Ehingen  a.  D. 

Unter  der  verhältnismäßig  geringen  Zahl  von  klassischen 
Zitaten  und  Anspielungen  auf  altgriechische  Dichter  und 
Dichtungen  in  den  umfangreichen  Werken  des  Libaniosschülers 
Johannes  Chrysostomos1)  darf  wohl  besonderes  Interesse  eine 
homiletische  Digression  beanspruchen ,  die  bisher  unbeachtet, 
durch  neue  Parallelen  beleuchtet,  einen  mehrfach  erwünschten 
Beitrag  zu  den  neuesten  Untersuchungen  über  „Arbeit  und 
Rhythmus'  bilden  soll.  Die  Publikation  dieses  neuen  Specimen 
Chrysostomeum  mag  mit  dem  Dank  ihres  Verfassers  auch 
in  ihrem  Teil  dokumentieren,  welch  vielseitige  Anregung 
und  reiche  Förderung  selbst  die  biblischen  und  patristischen 
Wissenschaften  aus  Karl  Büchers  Werk  gewinnen  können, 
wie  nach  Ulrich  von  Wilamowitz-Möllendorffs  schrift- 
lichen und  mündlichen  Ausführungen  das  schönste  an  dem 
schönen  Buche  sei,  daß  es  wieder  einmal  die  Einheit  der 
Wissenschaft  deutlich  mache,  weil  es  in  keine  Einzel- 
disziplin gehöre,  jede  fördere. 2)    Hat  doch  kaum  eine  literarische 

i)  Daß  diese  Aufschlüsse  über  die  klassische  Literatur  nicht  nach 
den  Forschungsergebnissen  der  bisherigen  Chrysostomosliteratur  be- 
messen werden  dürfen,  glaube  ich  schon  in  meinen  allgemeinen  Unter- 
suchungen über  des  Antiocheners  Verhältnis  zum  Hellenismus  in  der 
Byzant.  Zeitschrift  XIII  (1904)  S.  73 — 103  zur  Genüge  erwiesen  zu  haben. 

2)  Vgl.  u.  a.  die  Besprechung  von  Wilamowitz  in  der  Deutschen 
Literaturzeitung  1900  Sp.  91  f. 


102  Anton  Naegeee: 

Arbeit  eines  Fachgelehrten  der  letzten  Zeit  so  allgemeine, 
tiefgehende  Teilnahme  hervorgerufen  wie  diese  grundlegenden 
Untersuchungen  des  Leipziger  Nationalökonomen,  der  die  viel- 
gesuchte Wurzel  aller  Poesie  und  Musik  in  der  Arbeit  ge- 
funden und  diese  mit  dem  Aufgebot  reichhaltigsten  Materials 
aus  den  entlegensten  Forschungsgebieten  dargestellt  hat. 

An  die  geheimnisvolle  Quelle  der  Dichtkunst  und  Musik, 
die  eine  vorzüglichste,  nach  Bücher  einzige,  nach  Wilamowitz' 
mit  Recht   wohl    einschränkender  Zustimmung   nicht   einzige, 
weil  nur  bis  an  die  Pforte  führende  Wurzel  aller  Poesie,  führt 
uns  ein  ganz  merkwürdiger  Exkurs  des  byzantinischen  Kirchen- 
lehrers über  die  neuestens  sogenannten  Arbeitslieder,  d.  h. 
Gesänge,  die  Körperbewegung,  Musik  und  Dichtung  im  engsten 
Bunde   zeigen,   eben  jene  Trias,   deren   Einheit  und  wechsel- 
seitige Beziehung  Büchers  verdienstvolle,  auf  Technik,   Lite- 
ratur und  Kulturgeschichte  ausgedehnte  Forschungen  erstmals 
ins  rechte  Licht  gestellt  haben.     Wenn  Büchers  Behauptung, 
daß  auch  die  alten  Griechen  neben  ihren  kunstmäßigen  Liedern 
derartige  volkstümliche  Gesänge  kannten1),  bereits  durch  klas- 
sische Zeugnisse  genügend  gestützt  erscheint,  so  dürfte  doch 
des  späthellenischen  Rhetorenschülers  Kenntnis  von  einem  fast 
vollständigen    System    der    Arbeitspoesie    bei    der    spärlichen 
Tradition   und    dem   noch   spärlicheren   Besitz   an  Resten   der 
Arbeitspoesie   aus  Altertum    und  Mittelalter   um   so  freudiger 
begrüßt  werden.     Es   ist  eine   der  bei   Chrysostomos    so    be- 
liebten Digressionen    zu  Beginn    der   387.    in  Antiochien  ge- 
haltenen Homilie  zum  Psalm  XLI  (Migne  Patrol.  Gr.  LV 
Opp.  S.  Chrysost.  V   (1858)   p.  156).      Schon   das   Proömium 
ist  bezeichnend  und  läßt  die  Zuhörer  einen  seltenen  poetischen 
Genuß    ahnen   zur  Belohnung   ihrer  Ausdauer   bei  der  letzten 
langen    und    schwierigen    Predigt:     <PtQ£    ovv    v[iiv    a^oiß))i' 
ciJtoda^Ltv    melvov    rov    71ÖVOV    ovte    yug    h%ixüvhiv    Ö£L   ti]P 
diKVOivav    rav   dxQoarüv    (duxQQrjyvvTca    yccp    tk%sg)s),    ovre 
%aXäv   asl   xal  ävievai'   xccl  yag  svtev&bv   ayQOTtQcc   yt'yvsrai 


1)  Arbeit  und  Rhythmus  3.  A.   1902  S.  49. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       103 

TtdXiv.  zieh  noLXikXsLV  %oi]  xb  xf\g  didao'xaXtag  sidog  .  .  .  coöueq 
ovv  xoxs  iXsyov  ort  ot  Tioi^ivEg  tatv  Xvxcov  etiiovxcov  xf,  7toi[i- 
vfj  xijv  övoiyya  dcpEvxEg  xrjv  OcpEvöovyjv  ^EXaiEiQi^ovxai^  ovxa 
vvv  Öij  nctQsX&ovöav  xäv  eoqxgjv  xcov  'Iovdauov  .  .  .  xrjv 
öcpsvöovriv  itdXiv  atpivxEg  istl  xr)v  övQiyya  £7tav(o3fiEv  . . .  xi)v 
xiftdqav  avxi]v  xov  Aavld  fi£xa%EiQi£ön£voi  (hom.  in.  ps.  41,  1 
ibid.  p.  155).  Zur  Begründung  und  Lobpreisung  der  Psalmodie 
gellt  der  Redner  auf  die  Bedeutung  von  Gesang  und 
Musik  überhaupt  über:  üoXXovg  xav  av&ocbircov  xaxidcov 
6  @sbg  Qccd~v[ioxeQovg  bvzag  .  .  .  ^EXcodCav  ccve'hi^e  xfj  7too(pr]- 
xeCcc  (die  Psalmen),  Iva  xc5  Qvd'fxa  xov  [lEXovg  ipviaycoyov- 
(ie'voi  TtdvvEg  [lexa.  rtoXXijg  xijg  itoo&v{iLag  xovg  hoovg  dva- 
71e'htico<jlv  ccvzGJ  v^ivovg.  Nachdem  so  der  altchristliche  Homilet 
ebenso  wie  die  alten  Hellenen  den  Ursprung  der  Musik  und 
Poesie  auf  die  Gottheit  zurückgeführt  hat,  stimmt  er  begeistert 
in  den  Hymnus  auf  die  herrliche  Gottesgabe  ein:  ovdev  ydo, 
ovÖev  ovxcog  dviöxipi  ipv%i]V  xal  jixeqoi  xal  xrjg  yfjg  dnaX- 
XdxEv  xal  t&v  xov  öcb^iaxog  ditoXvEi  detifiibv  xal  (piXoöoyEiv 
TioLEl  xal  ndvxav  xaxaysXav  x&v  ßuoxix&v,  ag  {tiXog  öv^icpoj- 
»viag  xal  qvQ-^co  övyxsc^iEvov  ^crov  aöfia  (ebd.  p.  156).  Zum 
speziellen  Beweis  der  heilsamen  Macht  des  Liedes  führt  er 
hierauf  eine  ganze  Reihe  von  Arbeitsgesängen  auf,  wie  sie 
kaum  vollständiger  in  einem  antiken  Zitat  bis  jetzt  nach- 
gewiesen sind. 

Freilich  sind  die  Bezeichnungen,  deren  sich  der  antio- 
chenische  Presbyter  bei  Anführung  der  einzelnen  Gattungen 
des  Arbeitslieds  bedient,  nicht  mehr  jene  spezifisch  antiken 
Termini,  deren  Deutung  schon  den  Alexandrinern  schwer  ge-, 
worden  war,  wie  das  merkwürdige  Fragment  des  Tryphon 
(Fr.  1 1 3)  bei  Athenaios(Deipnosoph.XIV,6 1 8d— 6 1 9  ed.  Kaibellll. 
p.  363  ss),  die  einzig  ausführliche  Angabe  über  altgriechische 
Arbeitspoesie  zeigt:  l[iaiog,  t'ovXog,  alXivog  (Bücher  S.  49 
ElXivog),  vielmehr  nennt  er  außer  der  einen  Art,  der  aß^iaxa 
■xaidcxd,  Ammen-  oder  Wiegenlieder,  je  nur  die  betreffende 
Arbeit,  zu  der  jene  cpdaC  oder  pEXadi'a  bald  im  Einzelgesang, 
xa&'  iavxöv,  bald  chorweise,  ovprpävag  gesungen  werden.    Ohne 


104  Anton  Naegele: 

jede  Einschränkung  auf  bestimmte  Volkskreise  oder  Nationen 
bezeugt  Chrysostoinos  die  Allgemeinheit  der  menschlichen 
Sitte,  durch  Gesang  oder  Musik  (qx^uco  rot)  {ic'Xovg  i'v%ayco- 
yovyutvoi  itdvteg)  sich  die  Arbeit  zu  erleichtern,  nach  Büchers 
technischem  Ausdruck,  die  Emporhebung  des  bloßen  Mecha- 
nismus der  automatischen  Bewegung  durch  das  poetisch-musi- 
kalische Begleitelement,  und  er  erweist  sich  so  auch  auf 
diesem  kulturhistorisch  interessanten  Gebiet  wie  auf  seinen 
Reisen  und  in  seinen  Briefen  als  scharfsinnigen  Beobachter. 
Der  moderne  Forscher,  gestützt  auf  eine  Masse  ethnogra- 
phischer Berichte  und  Beobachtungen,  die  uns  Gesaug  und 
Arbeit  in  engster  Beziehung  zeigen,  bestätigt  nicht  ohne  Ab- 
Aveisung  einiger  Opposition  jene  Universalität  des  Arbeits- 
gesangs, den  jede  Arbeit,  jedes  Spiel,  jeder  Tanz  besonders 
für  sich  hat,  der  bei  keiner  anderen  Gelegenheit  gesungen 
wird,  der  ohne  die  Arbeit  bezw.  Körperbewegung  gar  nicht 
vorkommt;  „diese  Beobachtungen  erstrecken  sich  über  eine 
so  große  Zahl  von  Völkern  und  Kulturstufen,  daß  man  schlecht- 
hin sagen  kann,  sie  gelten  für  die  ganze  Menschheit,  wenn 
sie  auch  je  nach  der  Charakteranlage  bei  dem  einen  Volke 
sich  häufiger  machen  lassen  als  bei  den  andern.  Von  manchen 
Völkern  kann  man  geradezu  sagen,  daß  bei  ihnen  jede  körper- 
liche Tätigkeit  mit  Gesang  begleitet  wird,  und  auch  bei  den 
heutigen  Kulturnationen  finden  wir  noch  zahlreiche  Reste 
dieser  Gewohnheit,"1) 

Die  Ammen-,  Kinder-  und  Wiegenlieder  stellt  Chry- 
sostomos  voran  als  augenfälligste  Demonstration  seiner  These: 
Ovt(ü  yovv  i](.i(bv  tj  (pvöig  Ttgbg  tcc  aö^iara  xal  tä  [isfo]  7)Secog 
£%£i  xal  oixdiog,  ag  xal  rä  v7io{idZ,ia  naiÖia  xXav&nvoi^o- 
(isvcc  xcd  dvöxsQai'vovTCi  outco  xataxoiaCt,£6&ai.  AI  yovv 
tit&ca  iv  talg  dyxdlaig  avrä  ßa6rd£,ov6ai,  ■nolldxig  dniovQai 


i)  a.  a.  0.  S.  40  f.  Die  Allgemeinheit  deB  Gebrauchs  der  Arbeits- 
poesie behauptet  und  erweist  auch  für  das  höchste  Altertum  des  Orients, 
besonders  Ägyptens,  der  Franzose  E.  Vigouroux,  der  in  seinem  groß 
angelegten  Werk  Dictionnaire  de  la  Bible  II.  1899  Paris  p.  551  einige 
von  Bücher  nicht  verwertete  Berichte  samt  Abbildungen  enthält. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       105 

T£    xat    enctviovöca     xcd    xiva    ccvrolg    xccT£7tddov6cu    u6  {tatet 
ncadixc:,   ovtoog   avxcov   rä   ßte'cpccQcc  xutaxoi^ovöL  (hom.   in 
ps.  41,  1     opp.    Chrys.    MigneV,  156).      In    die   Kinderstufe 
der   kulturarmen  Menschenrassen   wie   in   das  Kindesalter  des 
Kulturmenschen  geht  auch  der  neuere  Erforscher  der  Arbeits- 
gesänge zurück,  um  den  fast  überall  untrennbaren  Zusammen- 
hang   von    Gesang    und    rhythmischer   Bewegung,    Arbeit   im 
weiteren  Sinn,  herauszustellen  am   Kinderlied,  „wo   das   Kind 
passiv  im  Rhythmus   des  Gesangs   mitwirkt,  indem   sich   die 
von  den  Armen  der  Mutter  ausgehende  schaukelnde  Bewegung 
seinem    Körper    mitteilt"    (Bücher,    Arbeit    und    Rhythmus 
S.  325).     Als  Illustration  hierfür   bot  uns  Bücher   aus  dem 
sonst  so  reich  durch  alle  Natur-  oder  Kulturvölker  fließenden 
Strom  solcher  Volkspoesie  leider  nur  jenes  deutsche  Schaukel- 
lied, das  zu  hören  kein  weiter  Weg  vonnöten  ist  (a.  a.  S.  325)-1) 
Der  Spuren,  die  der  gelehrte  Nationalökonom  für  Erforschung 
des   Arbeitsgesanges    im    Altertum    und    Mittelalter    bei    den 
Philologen  gesucht,   sind   es   wenige   und  einige  der  wenigen 
mögen    ihm   auch   entgangen   sein.     Eine   antike  Parallele   zu 
der  patristischen  Angabe,  wohl  nicht  die  einzige  erhaltene,  ist 
uns  in  Theokrits  Idyllen  als  Nachbildung  eines  griechischen 
ßavxdlr^a,  auch  xataßavxdlrfiig  genannt,  überliefert  (Idyll.  1 9, 
al.  24, 7  ff),  wie  es   der  Sohn  eines   in  der  Götterreligion  des 
Hellenismus  geborenen  Patriziers   von  Antioehien  wohl  noch 
gehört  haben  mag;    nicht  umsonst  eifert  er   öfters  gegen    die 
Ammenmärchen2),    die    den   Kindern   erzählt,    vielleicht    auch 
vorgesungen  wurden: 


1)  Als  Fundgrube  für  ähnliche  Lieder  ist  S.  127  A.  1  angegeben 
Eek-Böhme,  Dtsch.  Liederhort  EI  S.  579 ff.,  vgl.  auch  die  reiche,  eben 
vor  Bücheks  3.  Auflage  erschienene  Sammlung  G.  Dalmans,  Palästinen- 
sischer Diwan  Leipzig  1901  S.  165  —  173.  Ich  verweise  besonders  noch 
auf  F.  K.  von  Erlach,  die  Volkslieder  der  Deutschen  v.  15 — 19.  Jahr- 
hundert IV.  1835.  S.  400  ff. 

2)  Homil.  IL  Thess.  1,1  und  2,4  (Migne  Opp.  Chrys.  11,  47°  nn(i 
478);  vgl.  dazu  meine  Abhandlung  (Byz.  Zeitschr.  XIII  (1904)  S.  107); 
meine  Vermutung  bekräftigt  die  weitere  Stelle  aus  Origenes  c.  Cels.  VI  34: 


106  Anton  Naegele: 

,.Evö&r    i[i((  ßQt'yea  yXvxsQov  xai  iytQ6i^iov    vtcvov, 
e.v^Bx,   eucc  il>v%ä)  du'   adsXcped),  svöocc  xtxva' 
olßioi  (vvK&ö&e  xccl  bXßiOL  ct&  idoixt". 

Glücklicherweise  sehen  wir  dieses  wenig  Natur  und  Leben 
abgelauschte  Schlummerlied,  das  nach  dem  alexandrinischen 
Idyll  Alkmene  ihren  auf  Amphitruos  Schild  gebetteten 
Zwillingen  Herakles  und  Iphikles  singt,  weit  übertroffen  durch 
frühere  Proben  althellenischer  Lyrik.  Die  höchste  dichterische 
Weihe,  deren  Nichtbeachtung  trotz  des  neuerwachten  Interesses 
für  solche  Poesie  auffallen  muß,  scheint  das  Wiegenlied 
sicherlich  in  den  Tragödien  der  beiden  größten  Dramatiker 
des  Altertums  gefunden  zu  haben.  Im  Philoktet  des 
Sophokles  (v.  827  ff.)  stimmt  der  Chor  ein  wundervolles 
Schlummerlied  an  mit  der  Bitte  an  Hypnos,  den  Dulder- 
helden in  festen  Schlaf  zu  wiegen: 

r'T%v    öövvag  adarjg^  "Ttivs  Ö'   uXytcov 

svaeg  ij^ilv  ek&oig, 

svaCcov  svaicov  ava£. 

ofifiaöi  d'   avxCöyoig^ 

xävft   al'yXav,  cl  xixaxui  xä  vvv. 

t&i,  t&i  uoi  Tiaubv. 

Sanften,  seligen  Schlummer,  dessen  Segnungen  Orestes  nach 
seinem  Erwachen  preist  (v.  211  ff):  co  (pü.ov  vxvov  x^EXyrj- 
xy'lQiov.  ijiixovQOV  vöäov,  —  Slg  ijdv  [toi  TtQoGiß&eg  ev  de'ovxi 
TB'  —  03  norvia  fofört  xav  VMxav,  cog  ei  6ocprj,  —  xal  xotöi 
dv6xv%ovöiv  Bvxxcäa  dsog^  begleitet  Euripides  in  seinem 
sonst  wenig   gerühmten  Drama   Orestes   mit   einem   Wiegen- 


-/Qavg  B7ti  rä>  ßctvKcclfjcai  naiöiov  (lv&ov  &räy[d]ouffa.  Seltsam,  miß- 
verständlieh oder  wenigstens  mehrdeutig  scheint  nur  die  chrysosto- 
meische  Bezeichnung  naidixu  <xo[i<xt<x,  cfr.  Theocrit  Jd.  24  (Liebes- 
lied). Ein  anderes  von  Bergk  Griecb.  Lit. ,  S.  352  A.  121  angeführtes 
Wiegenlied,  auf  einer  etruskischen  Vase  in  Caere  gefunden,  wird  mit 
Recht  wegen  seiner  Silbenhaftigkeit  zu  den  ,, Liedern  ohne  Worte" 
gerechnet. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       107 

gesang,    der   mit   dem    sophokleischen    um    die   Palme    ringt, 
(v.  174 ff  ed.  Fix  Paris.  1843I  34): 

Ilötvia,  Ttötvia  vv%, 
virodoreiQa  xav  nolvnovcov  ßgoxwv, 
SQtßoüsv  i-0-t,  pUf,  [i6Xe  xat&nxzQog 
ror  'Ayafisfi-vöviov  eiri  döyiov 
VTib  yaQ  cckyscov  vtto  xb  öv^rpo^Rg 
dioi%6[i£Q,\  oi%6[ied-a. 

Und  der  vielgewandte  Meister  der  Chorlyrik,  Simonides, 
„der  sich  am  besten  verstand  auf  malerische  Wirkung  durch 
das  Ineinandergreifen  von  Wort,  Melodie  und  Bewegung" 
(Christ,  Griech.  Litt.  1898  S.  163)  läßt  in  einem  rührenden 
Fragment  eines  Threnos  (fr.  37  Bergk,  22  Hiller-Crusiüs) 
Danae  ihrem  mit  der  Mutter  in  einer  Kiste  ins  Meer  ge- 
worfenen Kinde  Perseus  ein  klagerfülltes  Schlummerlied  — 
das  wenigstens  nach  der  Auffassung  von  Crusius,  J.  v.  Müller 
u.  a.  —  mitten  auf  wogender  See  singen. 

Den  Gedanken  unseres  Kirchenlehrers  drücken  ähnliche 
literarische  Notizen  über  die  Wiegenlieder  bei  den  Alten  aus, 
so  bei  Athenaios  (XIV,  6i8f),  der  als  Bezeichnung  für  die 
aöcd  x(hv  xixd-Eovöäv  xaxaßavxaXiqöEtg  angibt,  bei  Philodem 
in  den  Herkulanischen  Rollen  (IV,  113  ed.  Sudhaus  4,497), 
der  von  den  xaxaxoi^iö^ol  x(bv  ßQsyav  xyjg  codfjg  xrjg  ayQccfi- 
[idtov  weiß,  sowie  bei  Sextus  Empiricus  ngog  [iov6ixovg  7, -32 
(ed.  Bekker  p.  754,  31):  bixcc  xav  xibv  ävuyxaCav  v%ciQ%co6i, 
dvvu{i£&a  %coQtg  [lovöixfjg  BUTiELQiug  avxäv  äitoXavELV  vr]7ti,cc 
yovv  ennskovg  [iivvQCo^caog  xccxaxovovra  xoi(.u£,£xca,  wozu  er 
als  Analogon  beifügt  xal  xä  äXoya  x&v  £c6rai>  vith  avkov  xal 
övQiyyog  xrjkelxai^  ot  xs  delcpiveg  tog  Xoyog,  avXebv  ^rjlcodlaig 
x£Q7t6u£voi  7tQO<5v)]%ovxcu.  Besonders  aber  möchte  ich  auf 
den  von  den  Byzantinern  als  %-Etoxaxog  iaxgög  stets  hoch 
gehaltenen  großen  Vermittler  althellenischer  Wissenschaft  an 
den  Orient  wie  Occident  der  christlichen  Ära  hinweisen.  In 
seiner  schon  im  Altertum  populär  gewordenen  Gesundheits- 
lehre   entwickelt  Galen    unter    den    verschiedenen    nach    den 


10H  Anton  Naegele: 

Lebensaltern  mitgeteilten  hygieinischen  Anweisungen  eine  nach 
Ilbergs1)  sachkundigem  Urteil  besonders  lesenswerte  Wiegen- 
püdagogik  unter  bemerkenswerten  Seitenhieben  auf  die  bar- 
barisch harte  und  abhärtende  Kindererziehung  unserer  ger- 
manischen Vorfahren  und  spricht  dort  im  ersten  seiner  vyv- 
etvdv  löyoi  (ed.  Kühn  VI  p.  36  c.  7 — 8)  in  einer  für  unsere 
Beobachtungen  wohl  nicht  unbedeutsamen  Weise  vom  Ein- 
singen und  Einwiegen  der  Säulinge:  tqicc  yäo  ovv  iförj  xavxa 
xalg  XQOtpolg  e^evQYjXai  xobv  TCaidCav  xfjg  XvTtrjg  idfiaxa  xfj 
71£lqcc  dida^eiöatg,  ev  \iev  xb  vvv  Öi}  Xeyouevov,  stega  de 
dvo,  xivY\6lg  rs  pexota  xal  cpavrig  e[i(ieXeid  xtg,  olg 
XQcoiisvac  did  Ttavxbg  ov  xaxaitQavvovöt  \iovov,  dlla  xal  elg 
vTtvov  ccvxä  ccTtdyovöi  dylovtirjg  av  xdv  xoiÖe  xf\g  yvöeag,  ort 
7tobg  ^lovötxijv  xal  yv\x,va6xixx\v  olxetcog  didxeivxai. 
Kai  böxtg  ovv  Ixavog  e6xi  xalCog  %QY\6%ai  xcdg  xeyya.ig  xav- 
xaig,  ovxog  xal  öä^ia  xal  ipv^riv  naidevöst  xdXkvöxa.  Tatg 
yovv  XQoepotg  ai  xCov  jcaidkov  xivrfieig  ev  xe  lixvoig  xal  <5xi\i- 
%o6i  xal  xalg  öcpCov  avtav  dyxdlaig  e^evoijvxai.  Kai  xiog 
xov  #•'  exeoov  r][üv  öxsufia  Koog  vyieiag  xtforjöiv  dvayxaiö- 
raro?',  'Aöxlrfiididov  [ikv  avxixovg  xdx  xov  (paveooxdxov  xax- 
eyvcoxoxog  yvfivaGiov,  'EQaötöxodxov  de  dxoX^ioxeQov  drco(pt]6a- 
j*cVov,  xr\v  avxx\v  , A<5xh]uiddr[  yvcb(irjv  ivdeixvvfisvov,  x&>v 
dXXcov  6%e6bv  andvxav  i'axoüv  eitaivovvxcov  ov  xobg  evefyav 
{lövov  dXXd  xal  xobg  vyietav  avxd.2) 

Von  unserer  der  chrysostomischen  {laxooXoyCa  bei  der 
Fülle  des  neuen  reizvollen  Stoffes  fast  nahe  kommenden  Di- 
gression  zurückkehrend  finden  wir  an  zweiter  Stelle  in  dem 
Arbeitsliedexkurs  des  Chrysostomos  angeführt  den  Gesang 
der  bdomÖQOi:  diä  xovxo  xal  bdoixoQOL  TtoXXdxtg  xaxä  (leörj^.- 
ßoi'av  eXavvovxeg  imo'Qvyia  'ddovxeg  xovxo  rtoiovöi,  xr\v  ex 
xrjg  bdoiTioQtag  xaXaiTiaolav  xalg  adaig  exeivaig  %aqa\iv%ov- 
pevoi.     Die  Mühsal  des  Weges   für  Mensch  und  Tier   durch 

1)  Aus  der  antiken  Medizin,  Neue  Jahrbücher  für  das  klassische 
Altertum  XIII  (1904)  S.  4201".,  vgl.  auch  Troels-Lund,  Gesundheit  und 
Krankheit  in  der  Anschauung  alter  Zeiten  S.  156. 

2    Weiteres  über  Wiegenlieder  im  Anhang  s.  u.  S.  131  ff. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       109 

Gesang    zu    erleichtern    oder    die   Gangart   zu   regulieren,    ist 
eine   allgemein   beobachtete   Sitte,    mag   auch   die  Auffassung 
der    odoLJiÖQot    des    Homileten    als    gegen    Mittag    ziehende 
Karawanen1)   oder  um  Mittagszeit   aufs  Feld   fahrende  Land- 
leute,   Feldarbeiter    oder    Viehtreiber    doch    wohl    eher    für 
letztere    Gattung    entschieden    werden.      In    diesem    Falle    als 
Treib(er)gesang    gedeutet,    bieten    Occident    wie    Orient    eine 
Fülle  der  psychophysische  Phänomene  und  Probleme  mancher- 
lei  Art   enthaltenden   Texte   und   Melodien,    in   denen   gerade 
die   hier  erwähnte    Tcdcujrwpm 2)    eine  Rolle   spielt,   je  nach 
der   Gattung    der    v7iot,vyia,    Kamel,    Ochs    oder    Pferd    oder 
deren  Verwendung.    Als  klassischen  Beleg  für  solche  Treiber - 
lieder,    Fahr-    oder   Reitgesänge,    speziell   für   die  Auffassung 
der   bdoutÖQOi   rä   v7io£vyia   ekavvovxeg   verweise   ich  auf  die 
schon  oben  zitierte  Athenaiosstelle,  wo  es  (XIV,  6 1 8d )  gegen 
Ende   heißt:   ~Hv   de  aal   xolg  i)yov[ievoig  täv  ßo6xi]^arG)v  6 
ßovxoXia6^bg  xalov^evog.    z/tofiog  d'  ijv  ßovxökog  Uixeliarrjg 
6   TiQojtog   evQeiv   tö    eldog'    ^vrj^ovevei   d'  ccvrov   'EniiaQ^iog 
ev  'AXxv6vi   (p.  220  L.)  xal    iv  'Odvößet  Nccvaya   (p.  248  L.), 
und  ähnlich  wieder  6 1 gf:   Kai  %(bv  {iiö&coz&v  de  xig  i]v  codi) 
tüv    elg    rot>g    ScyQOvg    cpoiTavrav   ag    TrjXexleiÖrjg   ynfölv   ev 
'ApcpixTvoöLV  (I,  2 1 2;  K).     Eine  überraschende   christliche   Pa- 
rallele nennt  uns  Philostorgios'  Kirchengeschichte  h.  e.  2,  2 
(MlGNE  P.  G.  65,  466),  die  von  Arius  zur  Verbreitung  seiner 
Häresie    gedichteten    böotnoQixd.      Dabei    können    wir   das   in 
der   Ilias    18,525  m   geschilderte  Austreiben   der   Hirten   zum 
Vergleich    heranziehen,    wozu     nach    Bergk    Parallelen    bei 
Apollonios  Rhodios   1,  576  und  Euripides  Phaet.  775,  25   sich 
finden8),  sowie  die  von  Maspero  gefundene  ägyptische  chanson 
des    äniers4)    und    endlich    das    von    Diogenian    (5,  31)    uns 

1)  Karawanenlieder  führt  Bücher  S.  236,  Fuhrmannslieder  S.  145  f.  an. 

2)  Beispiele  u.  Ausführungen  über  die  Treiblieder  bei  Bücher  S.  i  34  f. 

3)  Vgl.  Bergk,  Griech.  Literaturgeschichte  S.  352. 

4)  G.  IVTaspero,  Etudes  Egyptiennes  t.  II.  f.  1  (1888)  p.  89;  Histoire 
ancienne  de  l'Orient  1895  1. 1  p.  3403s;  vgl.  E.  Vigouroux,  Dictionnaire 
de  la  Bible  IL    1899  p.  551. 


HO  Anton  Naegele: 

überlieferte  und  von  Horaz  (Ep.  1,17,20)  wiedergegebene 
Reiterlied  im  Sprichwort:  Titnog  [i£  (psQ£i,  ßu6ik£vg  \L£  roecpei 
verweisen. 

Unter    den    nun    folgenden    Arbeitsgesängen    im    eigent- 
lichsten   Sinn    des    Wortes    nehmen    in    der    Aufzählung   des 
antiochenischen  Homileten  die  erste  Stelle  die  zum  Weinbau 
in  Beziehung  stehenden  Lieder  ein:  Ov%  bdoLTtoQoi   dl  [tovov 
allä  xccl  y>j7t6voi  fajvoßccrovvres  xccl  Tgvyüvrsg  xal  u{ut£lovq 
&£Q«7t£vovr£g  xal   allo   otlovv   iQya£6[i£voi  nolläxig  adovöi. 
So    bestätigt    schon    ein    Zeuge    aus    altchristlicher    Zeit    des 
modernen   Forschers    nach    massenhafter   Materialbeischaffung 
aufgestellte  These:  „Fast  alle  Arbeiten,  welche  mit  dem  Wein- 
bau  in  Beziehung   stehen,    haben  ihre  besonderen  Lieder  bei 
den   Alten    und   viele    gewiß   auch   ihren   eigenen  Rhythmus, 
sodaß  Tibull   in   doppeltem   Sinne  Recht  haben  dürfte,   wenn 
er   vom   Weine   sagt   (El.  1,  7,  37  f.):   llle   liquor  docuit  voces 
flectere  cantu,  |  Movit  et   ad  certos  nescia  membra  modos."1) 
Als   älteste   aus   der  Israeliten2)   wie   der  Griechen  Bibel  ihm 
bekannte  Weinbergsarbeit  und  Weinbergspoesie  nennt  Chry- 
sostomos    vor    allem   das   aö^icc   ttbv   Irivoßaxovvrcav,    das 
altgriechische  £itiU\viov  (lelog,  das  Athenaios  Vp.  199* 
bei    der    Schilderung    eines    von  Ptolemaios   Philadelphos    in 
Alexandrien   veranstalteten   Festzugs   zu   Ehren   des  Dionysos 
erwähnt  und  die  Anakreonteen   uns   iu   einer   spät   geprägten 
Form    überliefern.3)      Mag    dieses    Kelterlied    schon    damals 
unter  Anakreons   Namen   in   aller  Munde   gewesen   sein  oder 
nicht,    der    antiochenische    Prediger,    der    seine    Zuhörer    oft 

1)  Bücher  a.  a.  0.  S.  380,  verweist  auf  die  Stellensaninilung  bei 
Magerstedt,  Der  Weinbau  der  Römer  (Bilder  aus  der  röm.  Landwirt- 
schaft) S.  183  ff. 

2)  Isai.  16,  10,  Jerem.  25.30;  48,33  und  andere,  von  Bücher  nicht 
angeführte  Stellen  wie  lud.  9,  27  (21,21)  und  die  Pss.  8.  8r.  84,  worüber 
unten  S.  120  ff.  Parallelen  aus  dem  heutigen  Palästina  bei  Dalmän  a.  a.  0. 
S.  25  ff.  und  Schneller,  Kennst  du  das  Land?  10.  A.  S.  124,  bei  den 
Ägyptern  s.  Erman,  Ägypten  u.  ägypt.  Leben  S.  278;  Bücher  120  ff. 

3)  Anacreont.  52  Bergk  p.  833:  Tor  \1tlav6xQcoxa  ßotQvv  .  .  .  Od.  57 
der  Anthol.  lyr.  ed.  Hiller-Crusius  1897  P-  363. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       111 

genug  vor  der  gefährlichen  Gabe  des  Dionysos  warnen  mußte, 
wie  auch  vor  den  ebenso  oft  gerügten  ausgelassenen  Tänzen, 
Gesängen  und  Schniausereien,  brauchte  jedenfalls  seinen  in 
Denk-  und  Lebensweise  vielfach  noch  im  Heidentum  steckenden 
Landsleuten  den  Namen  des  weinfrohen  Dichters  nicht  erst 
zu  nennen:  noch  lange  werden  auch  in  der  byzantinischen 
Ära  beim  Stampfen  der  Kelter  und  dem  die  Arbeit  der 
Keltertreter  symbolisierenden  Tanz  der  alten  Dionysosfeier, 
der  von  Longos  (Past.  2,  36)  noch  genannten  eTtilijviog  oQXTjöig, 
jene  mutwilligen  Lieder  und  Anrufungen  des  Weingottes 
geklungen  haben,  als  Reste  des  Hellenismus,  gegen  dessen 
unvertilgbare  Überbleibsel  wir  den  Christ  gewordenen  Rhetoren- 
schüler  so  häufig  und  heftig  Krieg  führen  sehen.1) 

Dem  Kelterlied  läßt  unser  Autor  das  Weinleselied 
folgen,  dessen  ältestes  Vorbild  das  nach  der  Darstellung  des 
Achilleusschildes  von  dem  phorminxspielenden  Knaben  ge- 
sungene Linoslied  ist  (Jl.  18,  569m2)),  nach  Pollux  das  Lied 
der  örccxaveig ,  worunter  nach  Bergk  vorzugsweise  Winzer 
gemeint  sein  dürften. 3)  Ob  wir  nicht  mit  den  von  Chrysostomos 
genannten  singenden  tQvyüvrsg  die  viel  gedeuteten  tQvyaöoC 
des  Aristophanes  (Wespen  650.  1534)  identifizieren  und  so 
eine  neue  Belegstelle  für  den  Weinlesegesang  statuieren  dürfen?4) 


1)  Vgl.  z  B.  hörn,  de  Laz.  6,  7  (Opp.  Chrys.  Mighe  i,  1038); 
h.  in  Matth.  57,  4 f.  (7.  563  sq.);  b.  in  Rom  24,  3  (9,  625  sq.);  h.  in 
Matth.  48,  5  (7,  493  sq.)  u.  a. 

2)  Vgl.  hierzu  die  Abhandlung  von  C.  Hentze,  Die  Arbeitsgesänge 
in  den  homerischen  Gedichten.  Philologus  60  (1901)  N.  F.  14.  S.  374IF. 
Diesen  homerischen  Arbeitsgesang  führt  auch  W.  v.  Christ,  Griech. 
Litteraturgeschichte  3.  A.  1898  S.  113  an;  vgl.  auch  über  ländliches 
Leben  bei  Homer,  Rhein.  Mus.  57  (1902)    S.  303  fr. 

3)  Griech.  Literaturgesch.  S.  352,  A.  119.  Ist  nicht  vielleicht  zu 
Chrysostomos1  &SQansvovT8s  aimiXovg  sc.  6Y.anu.vri  zu  ergänzen,  wodurch 
eine  Verdeutlichung  jenes   ökonomischen   Ausdruckes   erreicht  würde? 

4)  Andere  fassen  es  als  Mostsänger,  die  sich  mit  Hefe  das  Gesicht 
bestrichen ,  nach  der  irrtümlichen  Herleitung  des  synonymen  Kooiiadög 
Horaz  Ars  poet.  275,  oder  als  Soldsänger  nach  Schob  z.  Aristophanes 
Ach.  473.  —  Sittls  Griech.  Literaturgeschichte  I  S.  13  bringt  als  Beleg 


112  Anton  Naegele: 

Als  weitere  Art  der  Weinberglieder,  die  sonst  nirgends 
genannt  zu  sein  scheint,  zählt  der  Redner  die  Gesänge  der 
&£QC(7i£vovT£g  rag  aansXovg  auf;  diese  sind  kaum  identisch 
mit  den  Kelter-  und  Leseliedern;  der  Wortlaut  wie  die 
Annahme  eines  der  verschiedenen  Arbeit  entsprechenden 
verschiedenen  Rhythmus  schließt  solche  Vermutung  aus. 
Analogien  zu  solchen  Rebhauliedern  bilden  die  ander- 
weitig  bekannten  Gesänge  beim  Hacken  des  Feldes,  beim 
Mais-  und  Kohlbau  und  anderen  Feldbestellungsarbeiten1), 
die  wohl  mit  dem  letzten  Glied  der  chrysostomeischen  Wein- 
bergsliederreihe gemeint  sind,  den  Gesängen  der  yrpövoi 
allo  briovv  &Qya£6(i£voi,  vor  allem  wohl  Ackerbauer-  und 
Schnitterlieder,  von  welch  letzterer  Gattung  uns  auf  einer 
attischen  Vase  ein  antikes  (idXos  erhalten  ist:  ~ß  Zev  tiutsq 
tcifrs  ttlovöiog  ysvoL{ir}v.  "Hd)]  fidv,  ijör]  yiXdöv  vittQßsßaxsv 
und  ein  anderes  von  Athenaios  14,  6i8d  genanntes  mit  dem 
Refrain:  %Ul6xov  ovlov  ni  ovlov  hi.")  Nicht  unwillkommen 
dürfte  der  Hinweis  auf  das  Bücher  entgangene  merkwürdige 
Schnitterlied  sein,  das  Champollion  1828  auf  einem  Grab 
in  Eilethya,  heute  El-Kab,  gefunden:  „la  chauson  des  boeufs 
qu'on  chantait  pendant  le  depiquage  du  ble".  das  der  große 
Entdecker  der  Hieroglyphen  in  seinen  Lettres  ecrites  de 
l'Egypte  XII.  Paris  1833  p.  195  s.  mitteilt.  Eine  interessante 
Illustration  hiezu  bildet  eine  im  Grab  des  Ti  in  Saqquara 
o-efundene  im  Museum  Gulmet  befindliche  bildliche  Darstellung 
solchen  Erntegesanges  mit  Flötenbläser  und  Sänger,  excitant 
les    moisonneurs    au   travail,    abgebildet    bei   E.    ViGOUROUX, 


für  Winzerlieder  im  Altertum  ein  bei  Hieronymus  in  Jes.  5,  10  ge- 
nanntes xütvefia  vor;  die  Stelle  findet  sich  indes  weder  iu  den  Homilien 
noch  in  dem  Kommentar  des  H.  an  diesem  Ort. 

1)  Z.  B.  bei  Bücher  S.   115^,  224fr-,  238fr.,  246ff.,  256ff. 

2)  Annal.  d.  arch.  Instit.  1837,  l83  nach  Bekgk,  Griech.  Literatur- 
gesch.  S.  353  —  ev.  auch  Lieder  heim  Dreschen,  Worfeln  oder  Mahlen 
des  Getreides  vgl.  Büchek  148 ff.,  264 f.;  s8ff.,  67 ff.  -  -  Mehr  vielleicht 
über  altägypt.  Schnitterlieder  in  der  eben  erschienenen  Arbeit  von" 
H.  Schäfer,  Die  Schnitterlieder  eines  ägypt.  Bauern. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes   Chrysostomos.       113 

Dictionnaire  de  la  Bible  II.  Paris  1899,  p.  551,  Fig.  190. 
Atheuaios  spricht  XIV  619*  ebenfalls  von  der  <pöi)  x&v 
dayiörai',  die  JiTV£QGi]g  genannt  werde.  Auf  erstere  Gattung 
mag  sich  beziehen  Clemens  Alexandrinus  Strom.  7,  7  (MiGNE 
P.  G.  9,  451):  yecoQyov[iev  alvovvtsg. 

Es  folgen  weiter  die  Ruder-  oder  Schifferlieder: 
xal  vaihtti  xcoTirßaTovvtsg  rovro  noiovöi  sc.  noXXäxtg  adeiv. 
Wenn  es  noch  nach  den  neuesten  Forschungen  unentschieden 
gelassen  wird,  ob  die  Griechen  den  Rudergesang  gekannt  und 
geübt  haben1),  so  mag  das  mehrdeutige  Zeugnis  Xenophons 
in  den  Hellenica  (5,  1,  8:  Hftav  ts  4>6(p<p  r&v  xsXevöt&v 
ävTiqxovrjg  iQCd^Evav  xal  TtccQayayfj  räv  xcoji&v)  unzwei- 
deutige Ergänzung  erhalten  durch  die  unbeachtete  Mitteilung 
unseres  sachkundig  beobachtenden  Antiocheners  aus  dem  christ- 
lichen Altertum.  Ein  lateinisches  celeu(s)ma  ist  uns  tat- 
sächlich erhalten,  durch  Dümler  zuerst  vor  Jahren  in  Haupts 
Zeitschrift  für  das  Altertum  XVII,  523  veröffentlicht.2)  Der 
dort  gesungene  Kehrreim  naheia  heleia  naheia  naheia  heleia! 
ähnlich  dem  aristophanischen  cb  tia  ela,  hat  seine  Analogie 
in  dem  neugriechischen  Schifferlied  mit  seinem  tu  XsGa,  ea 
liökcc.3)    Für  den  frühen  Gebrauch  altchristlicher  Schifferlieder 


1)  Vgl.  Büchke,  S.  205,  der  auch  die  Aristophanesstelle  Frösche 
207  ff',  heranzieht  und  auf  Becker,  Charikles  I,  S.  212  verweist. 
A.  Breusing,  Nautik  der  Alten,  Bremen  1886  bringt  ebenso  wie  in 
seinem    nautischen  Wörterbuch    nichts  von   yceXsvafia  und  TQir]QccvXi]gl 

2)  Vgl.  Rhein.  Mus.  f.  Philol.  N.  F.  XXXII,  S.  523:  Baehrens 
Anal.  Catull.  p.  70 ;  Neues  Archiv  d.  Gesellschaft  f.  d.  Geschichtskunde 
VI,  190;  Bücher  a.  a.  0.  S.  203,  2.  —  Der  vortreffliche  Beobachter 
der  Volkssitten  und  Volkspoesie,  dessen  Zeugnis  über  die  Existenz 
von  Rudergesängen  aus  dem  griechischen  Altertum  sonst  kein  Seiten- 
stück bis  jetzt  gefunden,  nur  durch  das  von  Dümler  entdeckte  celeuma 
urkundlich  bestätigt  wird,  hat  sicherlich  auf  seinen  eigenen  Fahrten 
auf  dem  Orontes  solche  gehört;  erzählt  doch  der  antiochenische 
Patriziersohn  einmal  ein  anderes  köstliches,  literarhistorisch  wohl  zu 
beachtendes  Erlebnis  auf  dem  Flusse  seiner  Heimatstadt  in  einer  der 
Homilien  zur  Apostelgeschichte  hom.  38,  5  (9,  274). 

3)  S.  Bücher,  S.  214.  Weitere  griech.  Schifferlieder  bei  Fauriel, 
Neugriech.  Volkslieder  II,  12  f. 

Phil.-hist.  Klaase  1905.  8 


114  Anton  Naeuele: 

kann  ich  noch  auf  zwei  freilich  weniger  unzweideutige  Stellen 
verweiset),  Clemens  von  Alexandrien,  der  in  seinen  Stro- 
mata  7,  7  (MlGNE  P.  G.  9,  451)  unter  den  mit  festlichem  Ge- 
sang oder  Gotteslob  verbundenen  Arbeiten  auch  hervorhebt: 
Ttltoptv  {j(ivovvtsg,  und  Philostorgios'  im  Auszug  des 
Photios  erhaltene  Kirchengeschichte  (bist.  eccl.  2;  2  MiGNE 
P.  G.  65,  466 ),  der  nach  Athanasios  zu  berichten  weiß,  öxt 
rbv  "Aqsiov  «Ttoitrtdi'iöuvTa  rfjg  exxhiöCug  fprjöl  aG^axä  xt 
vccvxlxü  .  .  .  yQccfui.1)  Während  nun  im  neugriechischen 
Volkslied  manch  klassische  Reminiszenz  durch  die  Jahr- 
hunderte aufbewahrt  geblieben  oder  oft  überraschende  Paral- 
lelen zu  dem  Besten  der  verlorenen  Poesie  des  Hellenismus 
geboten  sind  -  -  Wachsmuth  „das  alte  Griechenland  im  neuen'- 
beweist  es  treffend2)  -  -  soll  der  Schiffsgesang  an  den  Gestaden 
Italiens  heute  verstummt  sein.3)  Einen  noch  vor  wenigen 
Jahrzehnten  gesungenen  und  den  venezianischen  Gon do- 
tieren abgelauschten,  unter  den  in  Italien  vielfach  studierenden 
jungen  Klerikern  der  Beuroner  Benediktinerkongregation  und 
der  Germaniker  in  Rom  heute  noch  nachgesungenen  Gondelier- 
gesang  bin  ich  in  der  glücklichen  Lage,  in  Text  und  Melodie 
mitteilen  zu  können: 


1)  Vielleicht  läßt  sich  zu  dieser  Gattung  auch  einbeziehen,  was 
Origenes  contra  Celsum  6,  39  (ed.  Koetschau  IT,  p.  108)  erzählt:  vi  fu 
äsl  v.uTUQvftu.£iv  öaoi  Ka&aQUOvg  idiSa^av  i)  Xvrtr]Qiov$  cpdäg  1)  iiito- 
Ttoinripovg  qxovdg;  jedenfalls  aber  die  Nachricht  des  Augustinus  (De 
cantico  novo  c.  2  (Migne,  P.  L.  40,  679)  u.  Sidonius  Apollinaris 
(Epistol.  2,  ii,  M.  P.  L.  58,  488  =  M.  G.  H.  Auct.  Ant.  VIII,  35)  vom 
Alleluja  als  christlichen  celeusrua. 

2)  Eine  Barkarole   der  illyrischen  Küstenschiffer  von  heute  führt 

Bücher  S.  312  an. 

3)  Bücher  440  nach  Kretzschmar,  Führer  durch  den  Konzertsaal 
I  S.  191.  Leipzig  1888.  Nur  die  bis  vor  wenigen  Jahrzehnten  von 
den  heute  stumm  gewordenen  Lagunenschiffern  als  Lieblingslied  ge- 
sungene Anfangsstrophe  von  Tassos  Jerusalem  wissen  diese  als  venezi- 
anischen Gondeliergesang  anzugeben.  Obige  Mitteilung  und  Trans- 
scription verdanke  ich  Herrn  P.  Cyrill  Welte  in  Beuron. 


m 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       115 
*-n—  — Kr—  — TT-i i K      S 


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feE 


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^H 


5 


Sott'il      pon-te,  sott'il  pon-te      di    Ri-al-to    fer-ine- 
re  -  nio  -  cau-  te  -  re  -  mo  qualch'  a-riet-ta   tra  -  las- 


=t 


-A- 


-£=E 


^m 


£ 


e 


re  -  mo,  fer-  nie  -  re  -  mo     la     bar-chet-ta;   can  -  te- 
cian-do,  tra  -  la- 


i— H« -0 


scian-do 


$ 


' 


Oh    Ve  -  ne  -  zia    be  -  ne- 


|c 


-&- 


det  -  ta,     la    Re  -  gi  -  na,     la    Re  -  gi  -  na     sei  del    mar'. 

Unter  der  reichen  Fülle  aus  den  fernsten  Gebieten  hergeholter 
Schiffsgesänge,  die  Bücher  aufzählt  und  im  Wortlaut  mit- 
teilt, hätte  wohl  das  herrliche  Ruderlied  in  Flotows  Oper 
Stradella:  „Durch  der  Lagunen  blauende  Wellen"  eine  Stelle 
oder  wenigstens  Erwähnung  verdient. 

Endlich  folgt  der  detaillierteste  Aufschluß  über  die 
einstens  bedeutungsvollste  Frauenarbeit  und  den  „Liebling 
der  Arbeitspoesie"  den  Flachs  und  die  Lieder  zum  Web- 
stuhl und  zur  Spindel;  wie  sie  Chrysostomos  am  heimischen 
Herd  aus  dem  Munde  seiner  edlen  selbst  von  einem  Libanios1) 
gepriesenen  Mutter  Anthusa  oder  deren  Mägden  gehört  haben 
mag:  "Hdi]  da  xtu  yvvcclxsg  löTovQyovöcu  xcci  tfj  xeqxIöi 
rovg  6T)]j.iovug  Gvyxeyxmtvovg  diuxQivovöcu,  TioXXdxtg  {iev 
xcd  xutir  euvt)]v  £jw<?r>7,  noXldxig  de  xul  Gviupcovcog  axccöcci 
(tCccv  xtvd  iitlcoöücv  adovöi.     Sind  wir  über  die  Gesänge  am 


i)  Bccßai,  i(f>i\  olort  TtctQcc  Xqi6tiuvoi$  yvvatY.es  slßi,  erzählt  Chryso- 
stomoa  selbst  den  Ausspruch  seines  Lehrers  ad  vid.  iun.  2  (Migne  Opp. 
s.  Chrys.  i,  6oi);  vgl.  dazu  A.  Puech,  S.  Jean  Chrysostome,  Paris  1900, 

P-   135- 

8* 


116  Anton  Naegelr: 

Spinnrad  aus  alter  und  neuer  Zeit  gut  unterrichtet1),  so 
wissen  wir  über  Lieder  ain  Webstuhl  weit  weniger;  es  hat 
dies  nach  BÜCHER  (S.  95)  seinen  Grund  wohl  darin,  daß 
diese  Tätigkeit  sich  viel  schwerer  in  Gesellschaft  ausüben 
läßt  und  daß  die  Unterhaltungen  der  Sklavinnen  der  Alten 
und  der  unfreien  Weiber  in  den  Fraiienhäusern  der  mittel- 
alterlichen Frauenhöfe,  über  deren  Gesang  wir  doch  Nachrichten 
haben,  als  einfältig  und  der  Betrachtung  unwert  gegolten 
haben.2)  Daß  es  einförmige  Texte  und  Melodien  nach  Art 
der  erhaltenen  Zählreime3)  gewesen  sind,  geht  aus  den  Worten 
unseres  Autors  hervor,  ob  aber  die  yvvccixeg  lötovQyovöca 
Sklavinnen  oder  Freie  waren,  wird  nicht  angedeutet.  Indes 
Geschichte  und  Sage  bezeugt,  daß  freie  Frauen  wie  das  Spinnen, 
so  auch  das  Weben  geübt4),  und  zum  Singen  am  Webstuhl 
mußte  der  taktmäßige  Gang  des  Schiffleins  wie  die  Lang- 
wierigkeit und  Einförmigkeit  der  Arbeit  einladen.5;  Dieser 
Gesang  der  yvvccixeg  iotovQyovöui  wird  nach  Athenaios  zum 
Unterschied  von  der  xukuGiovQyäv  G3Ör^  dem  iovlog,  mit  dem 


1)  Vgl.  Geothe,  Bilder  zur  Geschichte  vom  Spinnen,  Weben, 
Nähen,  2.  A.  Berlin  1875,  S.  286ff.,  wo  indes  außer  Siliua  Italicus 
ohne  Zitat  (Gebet  der  Spinnerinnen  an  Minerva:  Huc  ades  0  Regina) 
S.  288  keine   „weiteren  Stellen  der  Alten"  folgen;  s.  Bücher  87,  A.  2. 

2)  S.  Boeckel,  a.  a.  0.  S.  CXXVII;  Bücher  S.  95- 

3)  S.  Bücher  z.  B.  S.  89  f.,  97  f. 

4)  Vgl.  den  Gesang  der  webenden  Göttinnen  bei  Homer  Od.  5, 
61  f.  (Kalypso);  10,  22 1  ff.  (Kirke);  13, 107  (Nymphen);  II.  3,  I25ff.  (Helena), 
22,  440  (Andromache);  vgl.  dazu  Hentze,  die  Arbeitsgesänge  in  den 
homerischen  Gedichten,  Philologus  60  (1901)  S.  27off. ;  ferner  Vergil 
Georg.  1,  293  ff.  (Bauernfrau),  Tibull  El.  2,  1,65;  auch  Horaz  Od.  3, 
12,  3,  die  Bücher  nirgends  nennt;  vgl.  auch  das  Weben  des  Atkene- 
peplos  durch  attische  Jungfrauen  und  die  webenden  Walküren. 

5)  Über  Webstuhllieder  verhältnismäßig  weniges  bei  Bücher  a. 
a.  0.  S.  95  ff. ;  273 f.;  was  Gaston  Paris  über  Chansons  de  toile  mit- 
zuteilen weiß,  konnte  ich  nicht  feststellen;  vgl.  Gröber,  Grundriß 
der  rom.  Piniol.  II,  1,  S.  661.  Über  Singen  beim  Spinnen  und  Weben 
in  den  Klöstern  des  M.  A.  s.  Greith,  Mystik  im  Predigerorden  S.  374 
u.  377.  Eine  Nachbildung  des  katullischen  Parzenlieds  (64,  265 ff.)  ist 
wohl  das  Spinnlied  von  Fernow. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       117 

alten  Namen  ai'hvog  bezeichnet,  cog  "E7il%«Q^og  iv  'Atcddvtaig 
Idtoösl  (XIV,  618);  indes  spricht  dieser  Sammler  nur  von 
Männern,  die  Wolle  und  Linnen  weben,  Chrysostomos  schreibt 
Arbeit  und  Gesang  nur  Weberinnen  zu.  Das  löxovqyzlv  in 
der  Sprache  des  Homileten  als  Spinnarbeit  zu  fassen,  wie 
tatsächlich  lötög  bei  Späteren  häufig,  auch  bereits  einmal 
bei  Bacchylides  in  Stobaios  Florilegium  55,  3,  gebraucht  wird, 
geht  des  technischen  6rrf[iovEg  und  xeQxig  wegen  kaum  an. 
In  letzterem  Fall  würden  reichere  Angaben  und  Proben  aus 
der  alten  und  neuen  Welt  dem  Autor  von  „Arbeit  und 
Rhythmus"  wie  dem  Verfasser  dieses  Nachtrags  zu  Gebote 
stehen.  Jedenfalls  dürfte  aus  letzterer  Gattung  die  Erwähnung 
von  Haydns  Spinnlied,  des  herrlichen  Gesangs  der  Spinnerinnen 
in  Wagners  Fliegendem  Holländer,  und  besonders  von  Clemens 
Brentanos  Spinnlied  der  Mutter  in  der  Chronik  eines  fahrenden 
Schülers  (hg.  v.  Kreiten,  München,  Huttier  1888,  S.  12:  „Es 
sang  vor  langen  Jahren  wohl  auch  die  Nachtigall,  das  war 
wohl  süßer  Schall,  da  wir  zusammen  waren")  künftig  nicht 
fehlen. 

So  erhalten  also  nach  dem  antiochenischen  Homileten 
die  verschiedensten  Stände  und  Arbeiten1)  durch  das  Lied 
ihre  Weihe,  die  sie  seit  den  ältesten  Zeiten  besaßen,  die 
auch  das  Christentum  modifizierend  bestätigt  hat.  Dehnt 
ja  doch  Chrysostomus  den  Gebrauch,  Arbeit  mit  Gesang  zu 
begleiten,  an  eben  diesen  langen  locus  classicus,  abschließend 
auf   die    c'cUo    oriovv   BQya^ievoi.   aus,   desgleichen   die  Auf- 

1)  Auffallend  dürfte  nur  die  Nichterwähnung  der  z.  B.  in  der 
Bibel  Jer.  25,  10 ;  Apocal.  18,  22  (vgl.  dazu  Dalman,  Palästin.  Diwan, 
S.  22 ff.)  in  der  Antike  Pollux  (Onorn.  4,  55  wtcffotw  fi&os),  Athen. 
XTV,  6i8e  'nLcäo?  r\  im-tivlios  xaXovfitvr};  Plutarch  conviv.  Sept.  Sap.  c.  14 
CBergk  Po.  Lyr.  Gr.  p.  1035);  Homer.  Od.  20,  105 ff.;  in  der  Patristik 
Philostorgios  über  die  Arianischen  aa^iata  im[ivhce  (hist.  eccl.  2,  2 
Mtgne  P.  g.  65,  466)  —  viel  Material  bei  Bücher,  S.  58 ff.,  63 ff.,  73 ff.; 
dazu  Dietrich  Abraxas,  Studien  z.  Religionsgeschichte  d.  späteren 
Altertums,  Leipzig,  1891  S.  79,  A.  10  —  erwähnten  Mühlenlieder  sein, 
sofern  sie  nicht  unter  yr\iiövoi  allo  btiovv  tQyag6(isvoi  u.  den  allcc  'egycc 
inbegriffen  sind. 


118  Anton  Naegele: 

forderung  zuui  Psalmengesang  ovx  iv  iörolg  [i6vov  ovo'  iv 
rolg  akkotg  £Qyoig  (ibidem  V,  p.  157),  und  in  seiner  zahlreiche 
antike  Reminiszenzen  und  Anspielungen  enthaltenden  Anrede 
an  die  Katechumenen  (IT,  3  Migne  II,  237)  empfiehlt  er 
ebenfalls  als  Ersatz  für  die  Gesäuge  des  Hellenismus  zur 
Arbeit  die  Lieder  Davids:  x£lQ0T^XvriS  6i'i  xcc&£^6u.Evog  ^dHf 
.  .  .  fieyccg  övvöuikog  6  ipal^iog'  ovdtv  ivTtv&ev  vno6x\]Gr[ 
deilöv  äkX  ag  iv  (lovaöTrjgCip  dvvy'iöi]  xcc&sfeG&ai. ')  Die 
Beziehung  zwischen  Arbeit  und  Gesang,  die  unser  orientalischer 
Kirchenlehrer  ebenfalls  andeutet,  ohne  entscheiden  zu  lassen, 
ob  dabei  mehr  Gewicht  auf  das  musikalische  oder  das  poetische 
Element  gelegt  werden  wrill2),  jene  Beziehung,  die  auch  von 
der  modernsten  Forschung  zum  Einteilungsprinzip  er- 
hoben ward3),  ist  entweder  bloß  angenehmer  Zeitvertreib  bei 
einförmiger  Verrichtung  oder  der  rhythmische  Charakter  der 
Arbeit,  „des  Regulators  von  Dichtung  und  Musik",  der  Arbeit 
nämlich  im  Auftakt  oder  Wechseltakt,  mit  wachsender  oder 
gleichzeitiger  Kraftaufbietung,  der  Einzel-  oder  Gemeinschafts- 
arbeit (Chrysostomos  1.  c:  xccl  xatf  iavtr)v  ixdörrj  xccl 
övy.(pcov(og  unuöui),  der  „bloßen  rhythmischen  Bewegung  oder 
der  zur  Arbeit  gewordenen  rhythmischen  Verrichtung".4) 


1)  Ähnlich  Basilios  d.  Gr.  in  seiner  Regel  37,  2  (Migne  31,  1012), 
bei  der  Arbeit  avv^vnv  iv  tpcdfiolg  nal  mdcclg  neu  vfivoig)  u.  besonders 
Augustinus  De  opere  monach.   17,  20  (M.  50,  565). 

2)  Vgl.  hierüber  Büchehs  theoretische  Ausführungen  S.  40  ff. ; 
einige  Gedanken  s.  auch  bei  K.  Brichmann,  Poetik  1898,  S.  gS. ; 
Ratzel,  Völkerkunde  IE,  1888,  S.  147  u.  Vierkandt,  Arbeitsweise  d. 
Naturvölker,  N.  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert.  I,   1900,   1 1 7 ff . ,  besonders  132  ff. 

3)  Auch  Hentze  in  der  angegebenen  Abhandlung  über  die  home- 
rischen Arbeitsgesänge  (S.  374)  akzeptiert  diese  Einteilung. 

4)  Zu  den  reinen  Bewegungsgesängen  dürften  neben  den  an  der 
Hauptstelle  genannten  Wiegenliedern  auch  die  anderwärts  von  Chrysto- 
stomos  oft  genannten,  aber  verpönten  weltlichen  noch  üblichen  alt- 
heidnischen Tanz-  u.  Hochzeitsprozessioaslieder  gezählt  werden:  z.  B. 
hom.  Col.  12,  5  (Migne  II,  387  sqq.),  h.  I.  Cor.  12,  5  (M.  10,  103  sq.) 
propter  fornic.  2  (M.  3,  210  sq.);  de  non  iter.  coniug.  4  (M.  1,  615); 
dazu  die   Nachricht  von  Sokrates,   hist.  eccl.  6,  8  (Migne  67,  637  s.)  u. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       110 

Was   aber   als   tiefstes  Problem   auf  diesem   eigenartigen 
Gebiet    des    Arbeits-    und    Gesangslebens    den    Forscher    be- 
schäftigt,  Ursache   und   Wirkung   dieses  kulturgeschicht- 
lichen Phänomens    der    engsten   Verbindung    zweier    an    sich 
entgegengesetzter   Faktoren,    auch    das    hat    der    „Christ    ge- 
wordene"   hellenische    Lobredner    des    Lieds    der    Natur    als 
trefflicher  Beobachter  bereits  abgelauscht,  wenn  er  schließlich 
rekapitulierend   erklärt:    Ilotovöt   dl    iovxo  xal  yvvalxsg    xal 
ytjnövoi   xal    vainai   xrp   aö^iaxt    xbv   ex   xcjv   EQycov  Ttövov 
7TttQaf.iv&iJ6(c6&aL    <37tsvdovT£g,    ag    xrjg    il>v%ri§}    u    ^.eXovg 
axovöeie    xal    codijg,    Qaov    änavxa    iveyxsiv     övva^ievrjg    xä 
o^Xtiq«    xal    hniitova.     'Enu    ovv    oixeicog    rßLiv    TtQog    roüro 
s%ei    xb    tidog    xrjg    tSQipscog    i)    ij-'v^t]  ■  ■  •<>     Iva    [irj    tcoqvixcc 
ttöficcra    ol    dat^ovsg    eigdyovxsg     nävxa     ävaxQin(o6t ,     xovg 
i/jaXfiovg    initEiyjLQiv    6    ®eög,    äöxs    6[iov    xal    i]Öovriv    rb 
TtQäy^ia   xal   atpsksiav   sivai    (ibid.  V,  157).     Wie    demnach 
alle    die   genannten   Gesänge   zu   und  während   der  jeweiligen 
Arbeit,  nicht  wie  Hentze  in  dem  öfters  angeführten  Aufsatz 
über    die    homerischen    Arbeitsgesänge   S.  376    polemisierend 
gegen  Bergks  (Griech.  Literaturgeschichte  I  323)  Auffassung 
des  Weinleselieds  nennt,   als   bloße  Ausläufer   der  Arbeit  in 
Gesang  und  Spiel  und  Tanz  — ,  gesungen  werden,  so  steigern 
sie  die  Lust  und  Kraft  zu  und  bei  der  einzelnen  oder  gemein- 
samen Verrichtung  oder  nach  Büchers  grundlegender  Theorie, 
der  Tonrhythmus,   durch  den  Arbeitsrhythmus  bedingt,  hebt 
die   Intensivität    der   Arbeit1),    es    ist   jene    Erscheinung    auf 
dem  Grenzgebiet  der  Psychophysik,  die  vom  modern  physio- 
logischen,   psychologischen,    kultur-    und    literarhistorischen, 


Sozoinenos,  hist.  eccl.  8,  8  (M.  67,  1535)  über  des  Chrysost.  eigene  Pro- 
zessionsgesänge. Über  beiderlei  Gattungen  s.  Bücher  46 f.,  76!,  169 f., 
375 f.,  237,  309  A.  4. 

1)  vgl.  besonders  S.  38  tf.  u.  4141?.  Eine  ganz  merkwürdige  Parallele 
zu  meiner  Chrysostomosotelle  findet  sich  in  Augustins  De  op.  monach. 
17,  20  (Migne  P.  L.  40,  565):  Cantica  divina  cantare  etiam  manibus 
operantes  facile  possunt  et  ipsum  laborem  tanquam  celeumate 
consolari. 


120  Anton  Naegele: 

Standpunkt  aus  neuestens  erst  untersucht,  ein  hochangesehener 
Homilet  der  alten  Kirche  in  einer  scheinbar  ungerechtfertigten, 
uns  indes  reich  entschädigenden  kostbaren  Digression  auf  das 
geistliche  Leben  und  die  fieXadia  nvt.\)\iaxiy.r\  anwendet,  um 
seine  Ausführungen  in  einen  herrlichen  Hymnus  auf  die  Macht 
des  Gesanges  ausklingen  zu  lassen. 

Bei  Anführung  einer  so  frappanten  Stelle,  die  über  ein 
neues  vielerörtertes  Problem  der  Literatur-  und  Kulturgeschichte 
mitten  aus  einer  der  bisherigen  Forschung  fremd  gebliebenen 
Welt  der  altchristlichen  Literatur  des  griechischen  Orients 
in  etwa  neues  Licht  verbreitet,  verlockt  es  und  verlohnt  es 
sich  wohl,  nach  der  Herkunft  eines  solchen  bis  jetzt  einzig- 
artigen patristischen  locus  classicus  über  „Arbeitslieder"  zu 
fragen.  Hat  man  bislang  unseren  Autor  für  denjenigen  unter 
den  griechischen  Kirchenvätern  gehalten,  der  am  meisten  „ent- 
hellenisiert"  die  Bibel  zur  ausschließlichen  Richtschnur  oder  gar 
Quelle  für  christliches  Lernen  und  Lehren  in  homiletischen  und 
asketischen  Werken  genommen  hat,  so  wird  man  bei  solchem 
auch  für  einen  einstigen  Libaniosschüler  wie  Johannes  Chry- 
sostomos  unrichtigen  Standpunkt  der  Auffassung  von  Helle- 
nismus und  Christentum1)  geneigt  sein,  dem  von  einem  sonst 
verdienstvollen  Biographen  Böhringer2)  so  genannten  „bib- 
lischsten" Kirchenvater  die  Digression  in  einer  Psalmenhomilie 
als  eine  Frucht  seiner  aus  der  Bibel  geschöpften  Kenntnis 
vom  Arbeitsgesang,  vielleicht  ergänzt  durch  die  eigene  Er- 
fahrung aus  dem  Leben  des  Volkes,  zuzuschreiben  und  dort 
die  Quelle  der  von  Chrysostomos  entwickelten  Arbeitslieder- 
theorie zu  suchen.  Kennt  ja  das  Alte  Testament  die  nach  dem 
Ausweis  der  trefflichen  von  Bücher  in  der  neuesten  Auflage 
noch  benützten  Sammlung  von  Dalman,  Palästinensischer 
Diwan  Leipzig  i  go  i  heute  noch  wie  einst  im  Orient  besonders 
übliche  Verbindung  und  Begleitung  der  Arbeit  mit  Gesang 
und  wird  deshalb  vom  Verfasser  von  „Arbeit  und  Rhythmus" 

i)  vgl.  Byzant.  Zeitschrift  XIII  (1904)  S.  73ff. 

2)  Die  Kirche  Christi  und  ihre  Zeugen   IX.  Band.     Joh.  Chysosto- 
mus  und  Olympias  2.  A.  Stuttgart  1876. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       121 

an  drei  Stellen  seines  Werkes  (S.  ioo,  120,  384)  angeführt. 
Da  jedoch  diese  nicht  auf  alle  einschlägigen  biblischen  Angaben 
Bezug  nehmen,  und  die  verdienstvollen  meistenteils  grund- 
legenden Untersuchungen  des  Leipziger  Nationalökonomen, 
gewiß  nicht  weniger  bedeutungsvoll  für  die  neuerdings  viel 
ventilierten  Fragen  der  hebräischen  Poesie,  Rhythmik  und 
Metrik1),  leider  wie  es  scheint,  bis  jetzt  in  den  neuesten 
exegetischen  Werken  und  sich  häufenden  Bibelkommentaren 
aus  beiden  theologischen  Richtungen  und  Lagern  keinen  die 
Erklärung  mancher  Stellen  sicher  fördernden  Einfluß  aus- 
geübt haben,  letztere,  zahlreich  eingesehen2),  wenigstens  keinen 
verraten,  so  dürfte  es  nicht  überflüssig  sein,  aus  der  ver- 
suchten Zusammenstellung  eines  Nichtfachmanns  einen  Über- 
blick über  das  biblische  Material  zu  „Arbeit  und  Rhythmus" 
zu  gewinnen  und  so  festzustellen,  wieviel  etwa  Chrysostomos 
von  seiner  Kenntnis  der  Arbeitsgesänge  der  Bibel  verdankt. 
Es  hat  lange  genug  die  Ansicht  allenthalben  geherrscht, 
es  habe  überhaupt  keine  profane  Dichtkunst  der  Hebräer  ge- 
geben, die  Religion  allein  habe  ihre  Poesie  geschaffen  und 
eine  weltliche  Dichtung  gar  nicht  aufkommen  lassen.  Indes 
obwohl  das  Alte  Testament  nur  religiösen  Interessen  dienen 
will  und  auch  nur  nach  solchen  Gesichtspunkten  zusammen- 
gestellt, seinen  Inhalt  bestimmt  und  umgrenzt  hat,  berück- 
sichtigt es  doch  an  manchen  Stellen  offenkundig  die  profane 
teils  volkstümliche,  teils  kunstmäßige  Dichtung  und  enthält 
Reste    von    solcher  Poesie,    deren   Verluste    nach    Buhl    aus 


1)  Ein  ganz  neues,  viele  Rätsel  nach  berufenen  Autoritäten  lösendes 
System  wird  nach  eigenen  und  des  Wiener  Exegeten  Bernhard  Schäfers 
Mitteilungen  P.  Nivärd  Schxögl  0.  Cist.  in  Heiligenkreuz  in  Bälde  ver- 
öffentlichen. 

2)  Z.  B.  die  einschlägigen  Kommentare  aus  dem  ,, Handkommentar 
zum  Alten  Testament"  (Göttingen\  dem  Kurzen  Handkommentar  zum 
AT.  (Tübingen);  dem  Cursus  Scripturae  Sacrae  (Paris),  verschiedene 
Archäologien,  Realenzyklopädien  und  Bibel  Wörterbücher;  das  neueste 
von  Guthe  1903  p.  124  spricht  unter  Dichter  und  Dichtung  nur  von 
„sonstige  Volkslieder"  Num.  21  (Brunnenlied1),  nichts  von  Kelter-,  Mühlen- 
u.  a.  Gesängen. 


I  i'i'  Anton  Naegele: 

kulturhistorischem  und  ästhetischem  Interesse  nur  zu  bedauern 
sind1),  deren  Nennung  und  teilweise  Überlieferung  die  Existenz 
\<»n  Gesängen  der  Hebräer  bei  allen  wichtigen  und  kleinen 
Anlässen  und  Beschäftigungen  beweist. 

Bekannt  vor  allem  ist  das  sogen.  Brunnenlied  im 
4.  Buch  Mosis  (Num.  21,  16 — 18)?  das  nach  der  früher  all- 
gemeinen, jetzt  meist  aufgegebenen  Auslegung  als  ein  beim 
Wasserschöpfen  gesungenes  Lied  gegolten;  Pai-allelen  zu  solchem 
Wasserschöpflied  böte  Büchers  Werk  in  großer  Zahl  (S.  100 ff.  1. 
wie  es  auch  das  griechische  Altertum  nach  einer  im  Papyrus 
Hainer  VI  enthaltenen  Stelle  aus  der  Hekate  des  Kallimachos 
eine  besondere  Gattung  von  Liedern  der  c:vrh]ruC  kannte.2) 
Indes  mag  auch  das  merkwürdige,  ob  fragmentarisch  oder  kom- 
plet  überlieferte  Lied  zum  erstenmal  beim  Graben  des  Brunnens 
oder  nach  anderen  Exegeten  bei  Eröffnung  oder  symbolischen 
Ergreifung  und  Besitznahme  des  kurz  zugedeckten  Brunnens 
oder  bei  Begrüßung  des  hervorquellenden  Wassers3)  gesungen 
worden  sein,  so  liegt  doch  die  Annahme  sehr  nahe,  dasselbe 
Lied  sei  nach  Ausgrabung  der  für  künftige  Geschlechter  so 
bedeutsamen  und  gefeierten  Wasserquelle  auch  gesungen  worden, 
so  oft  man  dort  Wasser  geschöpft.4) 


1)  Realenzvkl.  f.  prot.  Theol.  IV3  1898  S.  627ff. 

2)  g.  Gomperz,  Aus  der  Hekate  des  Kallimachos.  Mitteilg.  aus  der 
Sammlung  des  Papyrus  Rainer  VI  Wien  1897  S.  12,  vgl.  Büchee  a  a.  0. 
S.  50  A.  3. 

3)  vgl.  Baentsch  im  Handkommentar  zum  A.  T  I,  2  Exod.  Levit. 
Numeri  Göttg.  1903  S.  58of. ,  wo  im  Anschluß  an  Goldzihee  und 
Budde  an  die  Nachricht  des  Neilos  erinnert  wird,  in  der  Wüste  um- 
herziehende Araber  hätten,  als  sie  eine  Quelle  fanden,  diese  mit  Gesang 
begrüßt:  ngoaxogsvorrsg  xai  ttjv  itr\yip>  &w(tvovvtsg',  weitere  Literatur 
zu  dieser  Stelle:  C.  Flöckner,  de  carminum  in  libro  Num.  reliquiis 
Progr.  Beuthen  1872,  Budde,  Actes  du  Xe  congres  intern,  des  Orien- 
talisteB  1894,  S.  H,  p.  1138S.,  Preußische  Jahrbücher  1895.  492  ff-,  New 
World  IV  136  fr.;  U.  S.  Terry,  The  Song  of  the  Well,  Bibliotheca  sacra 
1901,  p.  407 — 418.  —  Erwähnung  verdient  in  diesem  Zusammenhang 
das  herrliche  Wasserträgerlied  in  Cherubinis  Oper  „der  Wasserträger." 

4)  In  dem  von  einer  Reihe  von  Jesuiten  herausgegebenen  Cursus 
Scripturae  Sacrae  z.  d.  St.  Num.  21,  17  wird  auf  eine  Stelle  Philos  Vita 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       123 

Mehrere  Stelleu  wie  Isai.  i6;  10,  Jerem.  25,  30;  48,  33 
mit  ihrem  ITn  (Hedadi,  zusammengehalten  mit  Jud.  9,  27-, 
21,11  bezeugen  ausdrücklich  die  Existenz  von  Kelterliedern, 
die  unter  Widerspruch  Büchers  (S.  121)  auffallenderweise 
Dalman  in  seinem  Palästinensischen  Diwan  (1 901  S.  2  7)  leugnen 
will.  Ein  weiteres  unbeachtetes,  aber  wohl  bedeutsames  Zeug- 
nis finde  ich  in  der  Cruz  interpretum  der  Psalmenexegese, 
den  Aufschriften  der  3  Lieder  VIII,  LXXI,  LXXXI  r.hnn  b$, 
nach  Aquilas  und  Theodotion  vtisq  rfjg  ytrÜLTidog,  nach  Zither 
oder  Tonart  aus  Gath,  nach  Symmachos  aber  =  vksq  tcov  lrtväv 
oder  danach  Hieronymus  pro  torcularibus,  ebenso  nach  dem 
Syrischen  der  Hexapla  und  dem  Midrasch.  Die  Psalmüber- 
schrift lautete  also  statt  des  früher  allgemein  angenommenen 
rätselhaften  tVFläil  b$  (al  Haggittit)  vielmehr  fi'nan  bv  (al  Hag- 
gittot )  mit  wenig  veränderter  Vokalisation,  die  auch  BaethGEN 
in  seinem  Psalmenkommentar1)  durchaus  billigt.  Sie  bezeugt 
den  Gebrauch  dieser  3  Psalmen  als  Kelterlieder,  und  daß  beim 
Keltern  auch  der  Gottheit  in  fast  ausschließlich  religiösen 
Liedern  gedacht  wird,  erklärt  deutlich  das  oben  angeführte 
tiiiXtjviov  j.ukog  des  Anacreon  c.  58,  kusya  rbv  ftebv  XQorovvrtg 
iTtilr^vLoiötv  v^ivotg,  £Qcczbv  m'&oig  ÖQiövteg  vsov  ig  ^iovra 
Becx%ov,  wo  das  laute  Stampfen  der  Keltertreter  geradezu  als 
ein  Preisen  des  Gottes  aufgefaßt  wird.2) 

Daß  es  auch  Ernte-  und  Schnitterlieder  in  Israel 
gegeben,  geht  aus  Ps.  65,  14  hervor,  wonach  die  reichliche 
Ernte  mit  Liedern  begrüßt  wurde3)  und  läßt  sich  aus  Ps.  125,  6 


Moysis  I  46  hingewiesen;  weitere  Schöpflieder  bei  Dalman,  Palästinens. 
Diwan  S.  52 ff. ;  ebensowenig  scheint  Bücher*  Werk  geschrieben  zu  sein 
für  die  neueste,  in  den  von  Wünsch  und  Dieterich  herausgegebenen 
Religionsgesehichtl.  Versuchen  und  Vorarbeiten  erschienene  Arbeit 
von  H.  Ghessmann  über  Musik  und  Musikinstrumente  im  A.  T.  Gießen  1903, 
dessen  Stellensammlung  abgesehen  von  einigen  Bprachlich-etymologischen 
Versuchen  und  etwa  der  Zauberwirkungshypothese  andere  Arbeiten 
über  denselben  Gegenstand  übertreffen. 

1)  Handkommentar  z.  A.  T.  2.  A.   1897  S.  XIV. 

2)  Vgl.  dazu  Bücher  a.a.O.  S.  361. 

3)  vgl.  auch  Buhl,  Realencykl.  f.  prot.  Theol.  IV3  1898  S.  628. 


124  Anton  Naegele: 

vermuten,  wie  auch  aus  ihrem  Gebrauch  in  allen  Teilen  des 
Orients  in  alter  und  neuer  Zeit.1)  Das  „Lied  der  Müllerin"2), 
oder  die  Stimme  der  Mühle  D^rn,  die  (pcjvrj  (ivXov,  erwähnt 
Jeremias  25,  10,  dem  nicht  ohne  Einschränkung  die  neutesta- 
m entliche  Stelle  Apocal.  18,  22  an  die  Seite  gestellt  werden 
mag.  Schlachtlieder,  Siegesgesang,  rhythmische  Rufe,  durch 
welche  sich  die  Kämpfenden  begeisterten  und  die  in  der 
Schlacht  hin  und  her  erklangen,  bezeugen  Exod.  .3,  2,  6; 
Jes.    16,  2;   Jerem.   51,  14;   Jud.   5,  11  ff.;  Sani.   1,  18;  29,  5. 

Endlich  läßt  sich  für  unser  Problem  unter  den  vielfachen 
Auslegungen  der  apostolischen  Spezifikation  der  Gesänge  in 
Ephes.  5,  19  (cfr.  I  Cor.  14,  26;  Kol.  3,  16)  wohl  ohne  zu 
gewagte  Exegese  die  Aufzählung  der  i[?ukf.iol  noch  vpvoi  xecl 
tpdai  für  die  Gattung  der  Haus-  und  Arbeitsgesänge  inner- 
halb des  christlichen  Hauswesens  in  Anspruch  nehmen.3) 
Damit  scheint  m.  W.  das  biblische  Material  erschöpft  zu  sein, 
das  etwa  dem  bewunderungswürdigen  Kenner  der  hl.  Schrift, 
dem  „biblischsten"  Kirchenlehrer  und  Homilet  von  Antiochien, 
als  Quelle  seiner  Kenntnis  von  Arbeitsliedern  gedient  haben 
könnte. 

Ein  erster  Blick  zeigt  alsbald  zur  Genüge,  daß  des  Chry- 
sostomos  reichhaltige  Schilderung  des  Arbeitsgesangs  weder 
formell  noch  materiell  Entlehnung  aus  einer  mühseligen  Kom- 
bination dürftiger  biblischer  Angaben  sein  kann.  Etwas  reich- 
haltiger ist  die  Auskunft,  die  nach  Quellen  und  Literatur  die 
klassischen  Schriftsteller  des  griechisch-römischen  Alter- 
tums uns  bieten:  neben  einigen  spärlichen  oben  mitgeteilten 
Überresten  der  Arbeitspoesie4)  mehrfache,  mit  einer  Ausnahme 

1)  vgl.  Bücher  256ff.,  2Ö2ff. ;  271  (ganz  religiös  Nr.  203);  280fr. 

2)  Ohne  Zitat  wohl  nur  Jerem.  25,  10.  angeführt  von  Bücher  S.  68. 

3)  So    sehe  ich   zufällig   auch  von   Steiger    in   der  Realencykl.   f. 
prot.  Theol.  X8  S.  401  die  Stelle  gefaßt. 

4)  Die  beiden  Hauptvertreter  des  antiken    freilich  im  Gewand  der 
Kunstpoesie  überlieferten  Arbeitsliedes  sind  Theokrit  und  Katull,  deren 
geist-   und  gemütvollem  Erklärer  in  Schrift  und  Wort,   Ludwig  von 
Schwabe,  Tübingen,  auch  hier  den  Tribut  dankbarer  Verehrung  eines 
Schülers  zum  nahenden  70.  Geburtstag  niederzulegen  verstattet  sei. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       125 

fast  nur  zerstreute  literarische  Angaben  über  die  Verbindung 
von  Lied  und  Arbeit,  Ihrer  weitaus  größten  Anzahl  nach 
haben  jene  meist  nur  gelegentlichen  Anspielungen  und  Zitate 
ihre  Stelle  jeweils  gefunden  innerhalb  der  betreffenden  von 
Bücher  untersuchten  Liedergattungen  des  die  Universalität  der 
Weltliteratur  illustrierenden  und  umfassenden  Buches1)  oder 
sind  in  meinen  vorangehenden  Nachträgen  aus  und  zu  Chry- 
sostomos noch  weiter  angeführt.  Nur  eine  klassische  Stelle, 
die  einzige  eigentlich  zusammenhängende  und  umfassende,  das 
wie  es  scheint  bis  jetzt  einzige  Gegenstück  zu  unserem  pa- 
tristischen  Zitat,  scheint  der  gelehrte  Verfasser  von  „Arbeit 
und  Rhythmus''  auch  in  der  neuesten  Auflage  nach  der  ganzen 
Art  seiner  Allegierung  und  Verwertung2)  ihrem  Inhalt  und 
Umfang  nach  nicht  entsprechend  gewürdigt  zu  haben. 

Außer  dieser  altgriechischen  und  einer  unten  zu  be 
handelnden  lateinisch -patristischen  Notiz  habe  ich  bis  jetzt 
in  Quellen  und  Literatur  keine  Stelle  gefunden,  die  auch  nur 
annähernd  über  unser  Problem  solch  offenkundigen  Aufschluß 
gibt  und  schließlich  als  direkte  oder  indirekte  Quelle  der 
Kenntnis  unseres  Homileten  von  Arbeitsgesängen  mit  anderen 
gedient  haben  könnte,  wie  jene  merkwürdige  Mitteilung  der 
philostorgischen,  im  Auszug  des  Photios  erhaltenen  Kirchen- 
geschichte (Migne  P.  Gr.  65,  p.  466),  nach  des  byzantinischen 
Patriarchen  eigenen  Worten  „nicht  sowohl  Geschichte  als  viel- 
mehr Lobpreisung  der  Häretiker  (Arianer)  und  offener  An- 
klage und  Schmähung  der  Orthodoxen"3),  es  hätte  Arius 
seine  Lehre  in  Schiffer-,  Müller-  und  Wanderliedern  und 
anderen  derartigen  Gesängen  niedergelegt.  Die  Vermutung 
Harnacks4)  daß  diese  von  Philostorgios  (hist.  eccles.  2,  2 


1)  Aus  der  griech.  Literatur  S.  29.  75,  87,  95,  175,  202,  293,  308,  399; 
dazu  noch  im  Iudex  nicht  aufgezählte  Prosaiker  S.  39,  49,  357,  aus 
der  römischen  S.  28,  87,  293,  360 ;  dazu  Prosaiker  S.  365. 

2)  s.  Bücher  S.  49  A.  2 :  „vgl.  das  interessante  Fragment  des  Thryphon 
bei  Athen.  XIV  S.  6 1 8d".  Die  einschlägigen  Angaben  gehen  von  6 1 8e — 6 1 9". 

3)  s.  Bardenhewer  Patrologie  S.  352. 

4)  Uesch.  d.  altchristl.  Literaturl  532. 


126  Anton  Naegele: 

Phot.  Bibl.  C.  40)  genannten  Lieder  des  Arms  einen  Teil 
seiner  vielbesprochenen  Thalia,  eines  christlichen  Gegenstücke 
der  Satnrae  Menippeae,  eines  teils  poetisch  teils  prosaisch  ab- 
gefaßten, nach  Athanasios  sogar  in  den  ausgelassenen  Sotadeen 
gedichteten  Werkes  bilden1),  mag  kaum  zutreffen,  da  ja 
Athanasios  (de  decr.  syn.  Nie.  16  M.  P.  G.  24,  44g)  jene  aöfiu- 
ra  von  der  &aXCu  offenkundig  unterscheidet:  ö  xat  iv  aö- 
{uxroig  "s4(j£iog  aal  iv  xfi  iavrov  &aXiu  .  .  .  tiv&oXoyti. 
Wie  dem  auch  sei,  auf  diese  arianischen  Hymnen  beziehe  ich 
eine  wenig  beachtete  Nachricht  aus  dem  Leben  des  Heiligen 
von  Koustantinopel,  die  uns  die  Kirchengeschichtschreiber 
Sokrates  (bist.  eccl.  6,  8  Migne  P.  Gr.  67,  p.  637 sq.)  und 
Sozomenos  (hist.  eccl.  8,8  M.  67,  15  35  sq.)  überliefern:  Nach 
ersterem  'Iiodvv^g  svXaßyfödg  ^irj  xig  x&v  uttXov6x£Q(öv  vtco 
xdv  xoiovxoov  adCbv  acpeXxvö&fj  xfjg  ixxXrfiiag,  uvxLxC&yjöiv 
avxolg  xovg  xov  lÖCov  Aoroö,  bitcog  av  xcel  ccvxol  xalg  vvxx£- 
Qivalg  v^ivoXoyCuig  ö%oXc<t,opxig,  ä[iav()GJ6a6i  ku£v  xr\v  hxtivav 
7C£ql  tovtov  öTtovdr'iv,  ßaßtdovg  dh  rovg  oix£iovg  Ttobg  xt)v  iccvx&>i> 
TtCönv  ioydöcovxui.  Von  diesem  antiariani sehen,  damals  noch 
von  der  Sonne  der  Gunst  der  Kaiserin  Eudoxia  beschienenen 
Vorgehen  heißt  es  weiter,  daß  die  Leute  codäg  dvxi(pd>vovg 
xobg  xi]v  'j4Q£iavi]v  öö^uv  övvri&ivTtg  yöov  und  nach  detail- 
lierteren Berichten  des  Sozomenos,  daß  die  Orthodoxen  £tg 
övöTYjiicaa  n£Qi£,6{ievoi  xuxä  xbv  xtbv  ccvtKpavav  roÖJtov  iyuXXov 
uxQoxsXavxia  övvnfrivxsg  7100g  ri]i>  avxüv  d6£,uv  %£nov\]- 
[is'va  . . .  xeXevxcövxtg  Öh  xul  nobg  hotv  xdg  adäg  7Cqoü£x(&£6ccv.2) 


1)  vgl.  über  das  Rätselhafte  des  Titels  dieses  Werkes,  Loofs,  Real- 
encykl.  f.  prot.  Theol.  II3  S.  1 2  f.  —  Die  Tendenz,  für  abweichende  Lehr- 
rneinungen  in  Liedern  Propaganda  zu  machen,  ist  sehr  alt,  cfr.  Ophiten, 
Valentinianer,  Apollinaristen,  Gnostiker,  Bardesaniten,  Arianer,  Dona- 
tisten  u.  a.  vgl.  Harnack,  Poetisches  in  der  altchristl.  Literatur,  Gesch. 
d.  altchr.  Lit. I,  795 ff.;  dazu  das  interessante  alte  Werk  v.  Salomon 
Ernesti,  De  propogatione  haeresiurn  per  cantilenas.  Coburg  1708; 
Jena   17 15;  vgl,  Neander  d.  hl    Chrysostornus  II3  1848  S.  52  A.  1. 

2)  Ähnliche  gegenseitige  Streitpoesie  bezeugt  die  Geschichte  von 
Bardesanes  und  Ephraim  dem  Syrer,  die  beide  in  Text  und  Melodie 
Propaganda    für    heterodoxen    und    orthodoxen    Glauben    betrieben   je 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       127 

Ob  demnach  Chrysostomos  außer  Prozessionsgesängeii  auch 
antiarianische  Arbeitslieder  singen  und  dichten  ließ?  Jeden- 
falls zeigt  er  sich  als  jüngerer  antiochenischer  Presbyter  schon 
sehr  vertraut  mit  dieser  Gattung,  die  er  später  als  Bischof 
der  Hauptstadt  zu  bekämpfen  hatte  als  Mittel  orthodoxiefeind- 
licher  Propaganda.  Ob  er  nun  diese  volkstümliche  Sanges- 
weise aus  dem  Volksleben  alleiu  kennen  gelernt  oder  aus  der 
im  Schwinden  begriffenen  althellenischen  Literatur  ihre  Kennt- 
nis zum  Teil  mit  geschöpft  oder,  was  bei  der  geringen  Selb- 
ständigkeit der  alte  Formen  mit  neuem  Inhalt  erfüllenden 
altchristlichen  Dichtung  kaum  anzunehmen  ist,  erst  aus  poe- 
tischen Schöpfungen  der  neuen  Religion,  so  mag  es  immerhin 
erwünscht  sein,  die  drei  Vertreter  der  Arbeitspoesie  mit  ihren 
inhaltlich  und  formell  sich  keinesfalls  deckenden  Zeugnissen 
erstmals  auf-  und  nebeneinander  gestellt  zu  sehen: 


Athenaios  Deipnosophist.  XIV 
p.  618  ss.  K. 

Kai  cpdijg  de  dvo^iaöiag 
mxuleyei-  6  TfjvopGiv  xdgde 
(fr.  113)'  i^ialog  i)  eTtiuv- 
hog  xcchov[ievYi  r)v  %a(jc\  xovg 
älixovg  ijöov,  iötog  cbrö  rfjg 
l^akiÖog . .  !H  dl  xeov  löxovq-  \ 
yäv  ebdt)  ai'livoq,  ehg  'EtiC- 
%UQnog  .  .  .  iözoqei.  t)  de  tav 
tukaöiovQyeov  iovkog ' 
S^fiog  de  .  .  .  (prior  rä  dydy- 


(Jhrysostomos  hoin.  in 
ps.  51,  1. 

fSlg  xal  rä  vno^dt.ia 
itaidict  Kkavd-avQit,6- 
{iei>ct  xal  dvöieQulvovra 
ovxeo  xuxuxoi\WC,e(5&ai. 
AI  yovv  TiT&oci  iv  xalg 
äyxdkaig  ctvxä  ßaGxd- 
t,ov6cu,  TCoXXdxtg  amov- 
dai  re  xccl  eTtaviovöca 
xaC  xiva  ccvxolg  xareit- 
ctdovGui  aöfiaxa  %ai- 


2. 


Philostorgios  bist, 
eccl.  2,  2. 

'Ort  xov'Aqelov 
U7t07iy]dtf6avxa  rr\g 
exxXr\6iag  q>rjöl  aö- 
{icczd  re  vccvnxä 
xccl  ini^ivlia  xccl 
bdoittOQixc:  yQU- 
tyat  xccl  r  o  i  et  vfr' 
f'rfp«  övvri&e'v- 
xct  elg  {leXcpdiccg 
evrelvai     dg  >    evo- 


rait  großem  Erfolg,  vgl.  Bardenhewer,  Gesch.  d.  altkirchl.  Literatur  I. 
1902  S.  337fr. ;  Gevaert,  Histoire  de  la  musique  de  l'antiquite-  II. 
Gand  1881  p.  124;  Melopee  antique  p.  63;  Möhler,  Die  griech.,  griech.- 
röni.  und  altchristl.-lat.  Musik  (Rom.  Quartalschr.  Suppl.  IX)  1898  S.  68 
A.  2,  wonach  die  antibardesanitischen  Lieder  Ephraims  noch  heute 
von  maroni tischen  Christen  gesungen  werden,  Proben  bei  Bässler, 
Auswahl  altchrl.  Lieder.  Berl.  1888  S.  6 ff.;  desgleichen  für  den  Occident 
Hilarius  cfr.  in  ps.  65  (Migne  Patrol.  Lat.  9,  425,  4). 


128 


Anton  Naegele: 


aura  t&v  xüi&üv  a\)Tu  xa&    dixd,  ovtcog  uvxdv  tu 
uvtu  7iQoöayooev6oi>  dudXug,   ßXt'cpuoa    xaTaxoijii^ov- 


fivi'tcfrQoiöd-tvTtc  x.  ix  TtoXXdv 
(iCav  yevbfieva  deö[ii]v  ovXovg 
xal  lovXovg  .  .  .  xovg  de  xao- 
jtovg  x.  xovg  vfivovg  xovg  elg 
T))v  &ebv  (A)jayjxou)  ovXovg 
y.aXovöi  x.  tovXovg'  Öufirj- 
tqovXoi  x.  xaXXCovXoi  x.  %Xel6- 
xov  ovXov  ovXov  i'ei,  i'ovXov 
(£C  äXXot  de  cpaöiv  ioiovoyav 
elvai  T))v  (pöi\v  al  de  xäv 
xix&eovöav  adal  xaxaßav- 
xaXrjöeig  bvoad^ovxai'  i\v  de 
x.  int  ralg  ecoQcug  rig  in 
'HQtyövij  \)v  x.  uXr\xtv  Xiyov- 
6iv  adtj  .  .  .  ext  ydo  x.  vvv 
al  yvvalxeg  adovöiv  avxov 
ueXi]  neol  xdg  iäoug.  H  de 
xdv  freQiöxGDV  <pd>)  Aixv- 
bQ<5v\g  xaXelxat.  K.  x(hv  ^,16- 
traxiov  de  xtg  tjv  adr)  xäv 
elg  xovg  uyoovg  cpoixav- 
xav,  cog  Ti]XexXeCärjg  cpyjaiv 
.  .  .  x.  ßuXuvicov  äXXui,  cog 
KQoctrjg  .  .  .  x.  xüv  nxt66ov- 
ötiiv  iiXh]  xig,  cog  Aqiöxo- 
<f>uvT]g  ev  ®eö^io(pOQia^ov6aig 
(1481 K).  Hv  de  x. xo lg  1) yo v - 
pevotg  xäv  ßo6xrj^tdx(ov 
6  ßovxoXiöixbg  xaXovixevog 
.  .  /H  d  inl  xolg  d-avdxoig  xal 


öi  de  Aid  xovxo  xal 
bdomoooi  noXXdxig 
xaxd  fieörj^ißgCav  eXav- 
vovxeg  vno^vyia  adov- 
xeg  xovxo  noiovöi  x))v 
ix  x\\g  bdomoQi'ag  xaXat- 
naoiav  xalg  adaig  ixet- 
vaig  naoupiv&ovuevoi. 
Kai  yi]n6voi  Xr\vo- 
ßaxovvxeg  xal  xqv- 
yiovxeg  x.  d^ineXovg 
fteoanevovxeg  x.  äXXo 
6  x  1  o  v  v  eQya^6{xevoL 
noXXdxig  adovöi.  K. 
vavxai  XG)7i}]Xaxovv- 
xeg  xovxo  noiovöiv. 
"Hdrj  de  xal  yvvalxeg 
i6xovoyov6ai  xal  xf] 
xeoxidi  xovg  öxt'ftio 
vag  6vyxe%v[xii>ovg  dia- 
xqivovöul,  noXXdxig 
(ihv  xal  xa&  eavxr)v 
exdöxij,  noXXdxig  de  xal 
övficpiovcog  dnaöai  [itav 
xivu  [teXadlav  adovöi, 
TIoiovGi  de  xovxo  xal 
yvvalxeg  xal  yy\nö- 
voi    xal     vavxai    xä 

4 

äöuaxi      xbv     ix     xäv 
eoyiüvnbvov  naQa^iv&i]- 


Xvnatg  cpdr)  öXoyvofibg  xaXel-   öaö&ai  önevdovxeg^  ag 


xai.  AI  de  iovXoi  xaXov^ie- 
vui  adal  Ar[[ir(iQi  x.  Heoöe- 
cfdtvr]    noenovöiv ,    fj    de    elg 


zfis  -il>v%ng,  rt  peXovg 
dxovöeie  xal  wdijg,  gaov 
unavxu   eveyxelv  dvva- 


{ii&v  ixdöxoigäoiiö- 
&n>  did  xf\g  ev 
xalg  fieXadiaig  i)do- 
vt)g  ixxXinxayv  7tobg\ 
xi]v  olxeCav  uöi- 
ßeiav  xovg  diia- 
&e6xtQovg  xav  av- 
ftoänav. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       129 


'Anökkcova  eod))  cpihjXi'ug  .  .  . 
ovJtiyyoi  de  a£  eig  'AQTtuiv 
fctafog  <pd>)  [ivÄcofrQcöv 
ev  de  yduoig  vfie'vaiog'  ev 
Ös  Ttev&eöiv  täXefiog.  livog 
de  xal  al'hvog  ov  fiovov  ev 
Ttev&eöiv,  älkä  xal  eil  evrv- 
%el  polnä  xaxa  xhv  EvqitcC 
dr/v  (Herc.  348).  KXe'ccQxog 
ö  ev  TtQcörcp  'EQatLxCbv  (F. 
H.  G.  II 315)  vöfiiov  xaXeiö- 
tiu£  xtvä  cpijßiv  cpöijv  aii 
'HQKpavLÖog  ygarpcov  ovrag. 
Es  folgen  p.  620  die  Gvu- 
nööux  und  Quil'wdoC. 


(le'vrjg    tu    6iI)}qu    xal 
eniTtova  xrk. 


Der  fast  einzigartig  bedeutsamen  Notiz  über  Arbeits- 
gesänge aus  der  griechischen  Patristik  vermag  ich  schließlich 
eine  ebensowenig  (von  Harnack,  Bücher,  Bardenhewer  u.  a. ) 
beachtete  lateinische  Parallelstelle  anzureihen,  die  von  ähn- 
lichem Interesse  für  das  neuerforschte  Problem  der  Verbin- 
dung von  Arbeit  und  Rhythmus  sein  dürfte.  In  einem  aus 
Bethlehem  ca.  386  datierten  Briefe  schreibt  Paula  und  ihre 
Tochter  Eustochium,  diese  durch  des  Hieronymus 
Briefwechsel  berühmt  gewordenen  Frauen  Roms,  an  Marcella, 
sie  solle  Rom  verlassen  und  ebenfalls  nach  Bethlehem  ziehen, 
um  dort  an  der  Geburtsstätte  des  Heilands  ganz  Christo  und 
ihrem  Seelenheil  zu  leben:  In  Christi  vero,  ut  supra  diximus; 
villula  tota  rusticitas,  et  extra  psalmos  silentium  est.  Quo- 
cumque  te  verteris,  arator  stivam  tenens,  alleluia  decantat. 
Sudans  messor  psalmis  se  avocat,  et  curva  attondens  vitem 
falce  vinitor  aliquid  Davidicum  canit.  Haec  sunt  in  hac 
provincia  carmina;  hae  ut  vulgo  dicitur,  amatoriae  cantationes. 
Hie  pastorum  sibilus,  haec  arma  eulturae  (s.  Hieronyini 
Epistolae  ep.  46,  1 1  Opp.  Hier.  I.  1859  MiGNE  P.  L.  22  p.  490). 
Nach    der  Beobachtung    dieser    gelehrten    Frauen   des   christ- 

Phil  -bist.  Klasse  ldOö.  £) 


130  Anton  Nabgele: 

liehen  Rums  sind  also  die  alten  heidnischen  Arbeitslieder,  die 
meist  Avie  die  bei  BÜCHER  aus  anderen  Nationen,  Kulturen 
und  Zeitperioden  beigebrachten  Gesäuge  erotischer  Färbung, 
beim  Pflügen,  Ernten,  Weinbau  u.  a.  gesungen  wurden,  in 
dieser  Gegend  wenigstens  verstummt  und  dem  Psalmengesang 
gewichen,  den  sog.  alleluiatischen  Psalmen  oder  dem  nur  den 
verschiedensten  Arbeiten,  Stimmungen  und  Bewegungsrhythmen 
akkommodierten  und,  wie  alte  und  neue  Liederweisen  zeigen, 
auch  akkommodierfähigen  Alleluiahymnus.1)  Daß  indes 
selbst  ganze  Psalmen,  welche  die  rhythmischen  Arbeitsgesänge 
der  alten,  bald  entschwundenen  Welt  ersetzen  sollten,  diesem 
Bedürfnis  angepaßt  werden  konnten  und  auch  tatsächlich 
angepaßt  wurden  —  eine  Rhythmisierung  bezw.  Entrhyth- 
misierung,  die  ohne  Vergewaltigung  des  Textes  und  der  über- 
kommenen Melodie  natürlich  kaum  möglich  war  —  glaube 
ich  aus  einem  Schreiben  des  hl.  Athanasios  an  Marcellinus 
c.  27  ss.  (MiGNE  P.  G.  27  (1837)  p.  38  ss.  entnehmen  zu  können. 
In  einer  Ausführung  über  Zweck  und  Nutzen  der  Psalmen 
und  des  Psalmengesangs  will  der  alexandrinische  Bischof 
nicht  unterlassen,  zu  betonen,  wie  und  warum  die  Psalmen, 
oi  Xöyoi  [iexa  {leXovg  xai  codijg  4'dXkovxai.  Tiveg  [iev  yäo 
xeov  7t«Q  rjiilv  uxeoaicov  (simpliciores),  Kai  xoi  TCiöxevövxcov 
elvai  fteöTivevöTU  xä  Qtj[iaxcc,  oiicog  ?/o/u/£ot>G'i  diä  xb  evcpcovov 
xcd  xegifrecog  evexev  xr\g  dxoijg  [leXcpdelöfrcu  xovg  ipuXciovg. 
Ovoc  eöxt  de  ovxcog  .  .  .  Ah)  neQißaXXexco  ^.evxoi  xig  avxä  tolg 
et,cofi-£i>  Tii&uvoig  Qrj^iocöt  purjöe  JiELQcc^exco  xäg  Xe%eig  (.csxa- 
Ttotelv  r]  öXcog  evaXXdööeiv  dXX  ovxcog  axe%vcog  xä  yeyQuiciuvu 
Xeyexco  xcd  4>uXXexco  (c.  30  p.  42).  Um  den  Psalmengesang 
melodischer  zu  gestalten,  haben  manche  die  Texte  der  bib 
lischen  Lieder  geändert  und  weltlichen  und  heidnischen 
Zierrat  in  Wort  und  Melodie  angebracht,  vor  allem  jedenfalls 
um  sie  den  wechselnden,  stets  sonst  mit  Gesang  begleiteten 
Bewegungen,  Beschäftigungen  und  Lebensereignissen  zu  adap- 


1)   Über  ähnliche  Verwendungen  des  Alleluia   s.  Blume,   Laacher 
Stimmen  52  (1897;  S.  431  f. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       131 

tieren.  Empfiehlt  ja  auch  Chrysostomos  au  vielen  Stellen 
für  die  oft  genug  hart  angelassenen  Gesänge  bei  den  ver- 
schiedensten Anlässen  die  Psalmen:  'Aitb  {iev  xCov  et-co&sv 
a6(.ucxa>v  ßXdßr]  xal  öXs&Qog  xal  noXXä  av  Elßax&eCr]  deivd' 
rä  yaQ  aösXyt'öxsQa  xal  TtaQavoaäxsQa  xcöv  a6[idxcov  xovxav 
xotg  rfjg  ipv%i]g  j-iegeöLV  syyiyvo^isva  k6$£ve<5x£quv  xal  [iaXa- 
xoixEQai'  Ttoiovöi  xal  ocitb  öe  xcöv  ipaX^i&>v  xojv  itvevuaxixcöv 
ttoXv  [Uv  xsQÖog,  TioXfa)  dl  ■))  acpeXsia,  noXvg  de  ayiaa^ibg  xal 
xuörjg  (piloöo(pCug  vnod-Eöig  yivoixo  av,  führt  er  am  Schlüsse 

unserer  oben  behandelten   längeren  Digression   über   die  viel- 
es o 

fachen  Arbeitslieder  weiter  aus,  die  er  wohl  alle  zu  den  s^a&ev 
uöfiaxa  zählt.  Statt  der  itoQvixä  aöpaxa,  bei  deren  Gesang 
dai[iovfg  f7ii6cQQEvovxcu,  sollen  die  Antiochener  die  Psalmen, 
die  ^ith]  7tv£V[UXtL0cd,  die  Seele  und  Mund  heiligen,  singen 
und  zwar  bei  allen  Arbeiten,  ovx  iv  löxolg  {iovov  ovdh  iv 
xolg  dXXoig  SQyoig,  ällä  fidXiöxa  iv  xQanityj  unt^  sollen 
auch  ihre  Kinder  und  Frauen  diese  Lieder  singen  lehren 
(exp.  in  ps.  41,  1  und  2  M.  V  p.  157).  Wenn  diese  nun  die 
alten  rhythmischen  Gesänge,  die  auf  die  mannigfachsten  oben 
genannten  Arbeiten  berechnet  waren,  ersetzen  sollen,  so  wird 
eine  dem  Arbeitstakte  entsprechende  Modulation  und  Text- 
behandlung auch  in  den  neuen,  von  der  christlichen  Kirche 
gebotenen  Texten,  Liedern  oder  Musikunterlagen  stattgefunden 
haben,  manchmal  mit  gewalttätigen  oder  sinnlosen  Text- 
gestaltungen, wie  wir  sie  in  den  Arbeitso-esängen  der  verschieden- 
sten  Völker  und  Bevölkerungsklassen  authentisch  konstatieren 
können,  wie  sie  auch  schon  zu  Athanasios'  Zeiten  Anwendung, 
aber  auch  Anstoß  gefunden  zu  haben  scheinen. 

Anhang. 

Nachträge  zu  den  Wiegenliedern. 

Eine  nach  der  literarhistorischen  wie  kulturgeschichtlichen  Seite 
hin  ganz  besonders  merkwürdige  Gattung  von  Wiegenliedern  ist  dem 
Autor  von  „Arbeit  und  Rhythmus"  entgangen;  sie  hier  zu  nennen,  ist  um 
so  verlockender,  als  meine  Nachträge  und  Ergänzungen  aus  dem  alt- 
philologischen und  patristisehen  Gebiet  dabei  nicht  auf  gelehrte  Notizen 


132  Anton  Naegei.i;  : 

oder  spärliche  Überreste  beschränkt  sind,  sondern  von  einer  verhältnis- 
mäßig reichen  Sammlung  von  Liedern  au«  der  Vorzeit  begleitet  er- 
scheinen dürfen,  die  nicht  ausschließlich  mittelalterlichen  „Kindel- 
wiegenlieder" ')  Produkte  der  Weibnachtsspiele  der  Kirche  des  Mittel- 
alters voll  Einfalt  und  Innigkeit.  Weih  nachtsspiele  wurden  zuerst  in 
Frankreich  üblich,  z.  B.  in  Rouen2),  verbreiteten  sich  bald  auch  in 
Deutschland,  worüber  uns  eine  Tegernseeer  Handschrift  mit  den  Liedern 
eines  Salzburger  Mönchs  aus  dem  14.  Jahrhundert  Aufschluß  gibt:  ,,Zu 
den  Weihnachten  der  fröhleich  Hymnus.  A  solis  ortus  cardine,  und  so 
man  das  Kiudel  (=  Christkind)  wiegt  über  das  Resonet  in  laudibus, 
hebt  unser  Frau  (Maria)  an  zu  singen  in  einer  persou: 

Joseph,  lieber  neve  mein!, 

So  antwort  in  der  andern  Person  Joseph 

Geren,  liebe  Mueme  mein! 

Danach  singet  der  Kor  die  andern  Vers  in  einer  Dienerweis,  danach 
den  Chor." 3)     Das  wechselweise  mit  dem  Chor   gesungene  Wiegenlied 


1)  Erst  seitdem  Kart.  Weinhold  in  seinem  Werk  über  Weihnachts- 
spiele und  Lieder  aus  Süddeutschland  und  Schlesien  Wien  1853 
3.  A.  1875  die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise  auf  eine  wenig  be- 
achtete Gattung  des  Volksschauspiels  gelenkt,  nach  dem  Vorgang  von 
Schmeller  und  Mone,  folgten  zahlreiche  Arbeiten  über  Weihnachts- 
spiele und  in  diesen  meist  nur  zerstreute  Angaben  von  und  über  Wiegen- 
lieder; vgl.  W.  Pailler,  Weihnachtslieder  und  Krippenspiele  aus  Ober- 
österreich u.  Tirol  1881  —  84;  K.  J.  Schrör,  Deutsche  Weihnachtsspiele 
aus  Ungarn  1862;  Mosen,  G.  Die  Weihnachtsspiele  im  sächs.  Erz- 
gebirge 1861;  E.  Wilcken,  Geschichte  der  geistl.  Spiele  in  Deutsch- 
land 1872;  K.  Simrock,  Deutsche  Weihnachtsiieder.  N.  A.  1865  u.  a. 
Werke,  die  Hoffmanns  von  Fallersleben  Material  (Gesch.  d.  deutschen 
Kirchenlieds  3.  A.  1861  S.  418fr)  ergänzen  und  vermehren.  Über  das 
Fortleben  des  antiken  Mimus  auch  in  diesen  Mysterienspielen  inter- 
essante Beobachtungen  bei  Reich,  N.  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  13 
1 1904;  S.  7230'.,  u.  Mimus  I.  S.  35  ff. 

2)  Vergl.  E.  Martene  de  antiqui*  ecclesiae  litibus  IV  c.  12, 
p.  16;  Weinhold,   Weihnachtsspiele  und  Lieder  S.  47. 

3)  Cod.  germ.  Monac.  715,  Vergl  Hoffmann  von  Fallersleben, 
Geschichte  des  deutschen  Kirchenlieds  3.  A.  1861,  S.  418.  Das  obige 
Wiegenlied  findet  sich  in  verschiedenen  Versionen  in  mehreren  Hand- 
schriften, worüber  Hoffmann  a.  a.  0.  S.  418  A.  3;  419;  in  der  einen 
enthält  es  sieben  Verse;  im  Oberufer  Spiel  s.  Schröer  S.  73  f.,  im 
St.  Oswalder  s.  Pailler  IL  S.  268  u.   auch  in  N.  374  v.  11. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       133 

vor    einer  in  der  Kirche   aufgestellten  Wiege    des  Christkinds    stimmt 

der  Chor  an: 

Joseph,  lieber  neve  mein, 

Hilf  mir  wiegen  mein  Kindelein ; 

Daß  Got  müeß  Dein  loner  sein 

Im  himmelreich, 

Die  reine  Maid  Maria! 

Noch  bis  zum  Jahr  1804  wurde  dieses  Lied  des  Salzburger  Mönchs  im 
Kreuzgang  von  „Heiligkreuz"  in  Augsburg  zum  Kindelwiegen  gesungen 
nach  der  neuesten  Mitteilung  von  Raich,  Relig.  Volksgebräuche  im 
Bist,  Augsburg.  Katholik  23  (1901)  S.  546.  Zu  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts scheint  das  Kindelwiegen  in  den  Kirchen  Deutschlands  ziemlich 
allgemein  üblich  gewesen  zu  sein.  Die  durch  jene  Sitte  veranlaßten 
Gedichte  sind  wegen  Mangels  an  Aufzeichnung  vielfach  verloren,  so- 
weit sie  nicht  als  Bestandteil  von  Weihnachtsspielen  sich  erhalten 
haben,  wie  das  Lied  von   1422 *): 

„Do  Gabriel  der  engel  klar 

Von  Himmelreich  gesendet  wart" 

dessen  zweiter  Vers  den  Hymnologen  mit  seinem  meist  gelesenen 
Sausaninne  viel  zu  schaffen  gemacht  hat2): 

Sausa  minne,  gotes  minne 
nu  sweig  und  ru! 

Noch  Luther  in  der  14.  Strophe  seines  Weihnachtsliedes:  „Vom  Himmel 
hoch  da  komm  ich  her"  vom  Jahre  1535  erwähnt  das  Kindelwiegen3) 
mit  dem  rätselhaft  gewordenen  Ausdruck: 

Davon  ich  allzeit  fröhlich  sei 

Zu  springen,  singen  immer  frei 

Das  rechte  Susaninne  schon, 

Mit  Herzenslust  den  süßen  Ton. 

Die  ganze  noch  zu  Luthers  Zeit  übliche  Sitte  mit  Gesang  und  Tanz  um 


1)  Bei  Hoffmanx  S.  420,  auch  Sijirock  S.  117. 

2)  Die  alte  Erklärung  sausa,  von  sausen  =  schlafen,  Ninna  =  Kind- 
lein, also  soviel  als  Schlaf  Kindlein,  der  auch  Wackernagel,  Luthers 
geistliche  Lieder  S.  162  und  Kirchenlied  S.  871  folgt,  wo  auf  das 
niederdeutsche  Wiegenlied:  „Suse,  lewe  Nanne,  wat  ratsch elt  im  Stro" 
verwiesen  wird;  nach  Hoffmann's  Lesart  sausa  (Interjektion  =  nja, 
sassa),  Ninne  aus  Minne  in  der  Volks-  und  Kindersprache.  Sausaninne 
wurde  zuletzt  so  zur  Bedeutung  von  Wiegenlied. 

3)  Noch  ohne  Widerwillen,  ja  mit  Wohlgefallen,  vgl.  Simrock,  Weih- 
nachtslieder S.  XXI  f ;  Weinhold  S.  394- 


134  Anton  Naegele: 

il ie  Krippe,  die  Johannes  Boemus  1520  mit  übertriebenem  Sarkasmus 
mit  dem  Tanzen  der  Korybanten  in  der  Höhle  des  lda  um  den 
schreienden  Jupiter  vergleicht1),  suchten  Mathesius  u.a.  eifrige  An- 
hänger der  Reformation  aus  der  Kirche  zu  entfernen  durch  Unidichtung 
des  alten  katholischen  „Joseph,  lieber  Joseph  mein": 

0  Jesu,  liebes  Herrlein  mein, 
Hilf  mir  wiegen  mein  Kindelein.2) 

Wie  wenig  sie  jedoch  Anklang  gefunden,  trotz  der  Aufnahme  z.  B.  in 
das  Frankfurter  Gesangbuch  von  1658,  zeigt  drastisch  Christian  Gott- 
lieb Göz  in  seinem  Beitrag  zur  Geschichte  der  Kirchenlieder,  Stuttgart 
1784,  S.  61,  der  unter  den  vielen  unschicklichen  und  elenden  Keimen 
nebst  „den  schönsten  Kirchenliedern"  dieses  entkatholisierte  Wiegen- 
lied findet,  „das  der  Verfasser  (den  ich  hier  mit  Bedacht  verschweige), 
bloß  für  seine  Kindswiirterin,  aber  gewiß  nicht  für  ein  Kirchengesang- 
buch bestimmt  haben  mag".  So  erklärt  sich,  daß  bis  in  den  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts  in  Hamburg  das  alte  katholische  Josephslied 
samt  dem  aus  der  evangelischen  Kirche  allmählich  sich  verlierenden 
Kindelwiegen  sich  erhielt. s)  Als  letzte,  uns  doppelt  interessante,  in 
der  Heimat  vergessene  Spur  vom  Kindelwiegen  in  der  protestantischen 
Kirche  hat  Hoffmann  von  Fallersleben  den  in  der  schwäbischen 
Universitätsstadt  Tübingen  bis  zum  Anfang  des  letzten  Jahrhunderts 
(„noch  vor  20  Jahren")4)  fortbestehenden  Brauch  aufgezeichnet  und  in 
seiner  Geschichte  des  deutschen  Kirchenlieds  bis  auf  Luthers  Zeit  1 .  A. 
1854.  3  A  1861  S.  430  uns  überliefert.  In  der  Christnacht  um  zwölf 
Uhr  wurde  dort  nach  E.  Meier,  Sagen  aus  Schwaben  S.  464,  auf  dem 
Turm   der  Tübinger   Stiftskirche  in   einer  kleinen,    mit  Lichtern    um- 


1)  De  omnium  gentium  ritibus  (Aug.  Vind.  1520  f.  58  b). 

2)  s.  Hoffmann  a.  a.  0.  S.  426  f.  doch  dichtet  er  auch  Wiegenlieder 
noch  (Weinhold  S.  394). 

3)  Rambach,  Luthers  Verdienst  um  den  Kirchengesang  S.  146 
Eine  Illustration  der  Volkstümlichkeit  dieser  Kindelwiegenlieder  ist 
die  von  A.  Juno,  Beiträge  zu  der  Geschichte  der  Reformation,  Straß- 
burg 1880  S.  73  mitgeteilte,  etwa  1523  im  Elsaß  erschienene  Parodie 
„Das  Kindel  Wiegen,  oder  Wyhenachten  Lied,  den  vermeynten  Geist- 
lichen zu  Lob  zu  gericht  zu  einem  guten  Jor",  eine  Umdichtung  auf 
drei  Blättern  in    12°,  s.  Hoffmann  S.  425. 

4)  Ebenso  noch  in  Weinholds  Weihnachtsspiele  u.  Lieder  1875. 
S.  49,  wo  A.  1  auf  einen  wenig  analogen  Gebrauch  auf  dem  Festland 
nach  der  Schilderung  von  Sandys  Christmas  Carols  p.  CXX  verwiesen 
wird.  Über  ein  altenglisches  burleskes  Hirtenwiegenlied  in  den  Townly- 
Mysteries  s.  Reich,  N.  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert.  13  (1904)  S.  723. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       135 

stellten  Wiege  das  Bild  des  Jesuskindes  gewiegt,  während  die  Musik 
den  Choral:  „Ehre  sei  Gott  in  der  Höhe"  blies;  das  unten  versammelte 
Volk  sang  darauf  ein  weltliches  Wiegenlied.  Der  Choral  auf  dem 
merkwürdigen  Turm  ist  zwar  noch  nicht  verstummt,  das  Wiegen  und 
Wiegenlied  aber  hat  aufgehört.  Auf  katholischer  Seite  dauerte  der 
Gesang  des  alten  Wiegenlieds  zum  Teil  im  Zusammenhang  mit  den 
Weihnachtsspielen  fort,  wie  auch  die  Produktion  neuer  Gesänge:  so 
ein  lateinisch  und  deutsch  überliefertes  im  Kölner  Gesangbuch  1610 
erhaltenes  Wiegenlied : 

Psallite  unigenito 

Christo  Dei  filio  etc.  etc. 
Singt  und  klingt 
Jesu  Gottes  Kind 
Und  Marien  Söhnelein 
Unserrn  lieben  Jesulein 
Im  Krippelein 
Beim  Öchslein  und  beim  Eselein!  etc.  etc.1) 

Ein  anderes  reicheres  aus  dem  Jesuitenpsalterlein,  Dormi  Fili  betitelt, 

beginnt : 

Schlaf  mein  Kindlein!  schlaf  mein  Söhnlein! 

Singt  die  Mutter  Jungfrau  rein. 

Schlaf  mein  Herzlein!  schweig  mein  Schätzlein! 

Singt  der  Vater  eben  fein. 

Singet  und  klinget,  ihr  Kinderlein  klein, 
Dem  süßen,  süßen  Jesulein! 
Singet  und  klinget,  ihr  Engelein  rein, 
Mit  tausend,  tausend  Herzeleiu. 

oder  aus  dem  Andernacher  Gesangbuch  von  1608  mit  wechselndem 
Rhythmus  und  Refrain  2i : 

Kommt  her,  ihr  Kinder,  singet  fein! 
Nun  wiegen,  wiegen  wir! 
Dem  allerliebsten  Jesulein. 

Perlen  altenglisch-normannischer  Weihnachtslieder  hat  der 
Herausgeber  der  Analecta  Hymnica,  G.  M.  Dreves,  S.  I.  im  49.  Band  der 
Stimmen  aus  Maria-Laaeh   1895  S.  491  ff.  aus  dem   reichen  Schatz    der 


1)  Andere  zum  Teil  aus  mündlicher  Überlieferung,  aufgezeichnet 
bei  Hoffmann  a.  a.  0.  S.  431  ff. 

2)  Ebenda  S.  431.  Weiteres  Material  bei  W.  Bäumker,  Das 
katholische  deutsche  Kirchenlied  in  seinen  Singweisen  I.  1886.  S.  393  ff. ; 
Wackernagel,  Das  deutsche  Kirchenlied  III.  Nr.  240;   133?.;   1333. 


136  Anton   Nabgele: 

durch  Charlee  InYkens'  Novelle  weiteren  Kreisen  bekannt  gewordenen 
Chiistraas  ('arols  herausgehoben  und  trefflich  übersetzt,  darunter  ein 
weiterer  Verbreitung  würdiges,  wundervolles  Wiegenlied  der  Madonna 
in  15  Strophen1): 

This  endris  nyght  Verfloss'ne  Nacht 

I  saw  a  syght  Bah  ich  erwacht 

A  stare  as  bryght  as  daj  Viel  lichten  Sonnenschein, 

And  ever  among  Dazu  erklang 

A  mayden  song  Des  Mägdleins  Sang: 

Lullay,  by,  by,  lullay.  Schlaf,  Kindlein,  schlaf  ein! 

Oder  ein  im  Hinblick  auf  das  spätere  Kreuzosopfer  düster-wehmütiges 
Weihnachtswiegenlied  von  12  Strophen: 

1.  A  new  zer,  a  new  zer  a  chyld  was  i-born 
Us  for  to  savyn,  that  al  was  for-lorn 
So  blessid  be  the  tyme! 

5.  Lullay,  Lullay,  litil  chyld,  myn  owyn  dere  fode, 
How  alt  thou  sufferin ,  be  naylid  on  the  rode ! 
So  blessid  be  the  tyme! 

7.  Lullay,  Lullay,  litil  chyld,  I  synge  al  for  thi  sake, 
Many  is  on  the  sharpe  schow  to  thi  body  ig  shape. 
So  blessid  be  the  tyme! 

in  Dreves'  Übersetzung: 

1.  Neu  Jahr,  ein  neu  Jahr,  ein  Kind  ist  gebor'n. 
Zu  erretten  uns  alle,  die  all'  wir  verlor'n. 
0  hochgelobte  Zeit! 

5.  Nun  heia  popeia  mein  Kindelein  süß, 

Einst  nageln  ans  Kreuz  sie  dir  Hände  und  Fuß". 
0  hochgelobte  Zeit! 

7.  Nun  heia  popeia,  ich  wiege  dich  ein. 

Wie  werden  zerschlagen  sie  Fleisch  dir  und  Bein! 
0  hochgelobte  Zeit! 

Daß  noch  heute  diese  Naivetät  und  Innigkeit  religiöser  Poesie 
nicht  ausgestorben  gerade  in  dem  Land,  von  wo  aus  wahrscheinlich 
die  Weihnachtsspiele  ihren  Ausgang  genommen,  Frankreich,  beweisen 
die  mit  der  ganzen  Gattung  unbeachtet  gebliebenen  modernen  Dich- 
tungen   eines    hochbegabten,    vielbewunderten   Dichters   unserer  Tage, 


1)  Dkeves,  a.  a.  0.  S   499  f.  und  496  ff.  vgl.  dazu  Sandys  Christmas 
Carols  p.  32.  33.  122. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Ghrysostomos.       137 

des  „priesterlichen  provencalischen  Troubadours"  Lambert,  dessen 
Weihnachtslieder  „Bethlehem"  W.  Kbeiten  1882  übertragen  hat.  Zwei 
Wiegenlieder  enthält  die  Sammlung,  die  sicherlich  das  oben  zitierte 
Urteil  nicht  zu  fürchten  brauchten  trotz  der  abschwächenden  Wirkung 
auch  der  besten  ubersetzungsproben : 

0  schlumm're  süß,  mein  Jesulein, 
Mein  Augentrost,  mein  Sonnenschein! 

Die  Mutter  wacht 

Und  wiegt  dich  fein, 

Nun  schlummre  sacht. 

Süß'  Kindelein     usw.  usw.  S.  71  f. 
und 

0  schlumm're  lind 

In  Sturm  und  Wind, 

Jesu,  Jesu,  Herzenskind! 
Aus  den  Talen  grün  gezogen 
Fromm  und  zahm  auf  deine  Hand 
Silbertäublein  kommt  geflogen, 
Trägt  am  Hals  ein  Königsband. 

0  schlumm're  lind     usw.  usw.  S.  90  f.  *) 

Aus  der  Masse  von  Weihnachtspielen  und  Liedern,  bei  deren 
Durchforschung  nur  seltene  Spuren  auf  das  eigentliche  Christkinds- 
Wiegenlied  und  dessen  Entwicklungsgang  führen,  sei  noch  eine  altehr- 
würdige Probe  ausgewählt;  Simkock  hat  sie  als  Kleinod  unter  seine 
Sammlung  alter  und  neuer  Weihnachtslieder  aufgenommen  (S.  109  ff.), 
in  den  verschiedenen  Versionen  finde  ich  es  wieder  in  den  von  Weinhold 
herausgegebenen  Schlaupitzer  (S.  107)  und  Habelschwerter  Spielen 
(S.  113),  in  Westphalen  (Geistl.  Volkslieder,  Paderborn  1850  N.  57),  in 
Schlesien  (Hoffmann  u.  Richter,  Schles.  Volkslieder  N.  279),  in  Ober- 
österreich und  Tirol  (Pailler,  N.  355  und  im  Spiel  von  St.  Oswald  H. 
S-  25of);  ja  noch  in  dem  neuesten  „Weihnachtsgruß  eines  Münchener 
Kindl"  1895  S.  36  als  beliebte  alte  Weise  wieder;  in  SiMuocKseher 
Wiedergabe  lautet  der   1.  Vers: 

Laßt  uns  das  Kindlein  wiegen, 
Das  Herz  zum  Kripplein  biegen, 
Im  Geist  uns  zu  erfreuen 
Das  Kindlein  benedeien, 
0  Jesulein  süß,  o  Jesulein  süß ! 

1)  vgl.  über  Weihnachten  in  der  Provence  Kreiten,  Laacher  Stimmen 
23  (1882)  S.  492ff;  24  (T883)  S.  6iff.  noch  ohne  Hinweis  auf  Weihnachts- 
wiegenlieder; ebenso  Noels  40  provenceaux  suivi  de  3  noels  francais. 
Marseille  1880. 


138  Anton  Naegele: 

ähnliche  Wanderungen  in  den  verschiedensten  deutschen  Gauen  und 
Dialekten,  selbst  in  lateinischer  Sprache,  der  diese  Gesänge  altdeutscher 
Weihnachtssitte  fast  ganz  fremd  geblieben  sind1),  hat  das  von  Weinhold 
(S.  452  ff.)  hoch  über  alle  lateinischen  gestellte  Wiegenlied  erlebt: 

Still  o  Erde,  still  0  Himmel, 
Schweig  auch  stille,  Meer,  dazu. 
Still  o  Welt  und  dein  Getümmel, 
Euer  Gott  liegt  in  der  Ruh. 

Schlaf  mein  Kindlein,  ohne  Sorgen, 
Schlaf,  du  hast  noch  volle  Zeit, 
Wird  dich  heut  doch  oder  morgen 
Wecken  schon  der  Juden  Neid. 

Schlaf  0  Jesu,  bleib  nur  liegen, 
Schlaf  nur  sanft,  auf  hartem  Heu. 
Lieg  ich  einst  in  letzten  Zügen 
Dann  erwach  und  steh  mir  bei  etc.  etc. 2) 

Eine  Dialektprobe  aus  neuester  Weihnachtsliederpublikation,  die 
den  engen  Zusammenhang  von  geistlichem  und  weltlichem  Wiegenlied 
nach  Text  und  Melodie  illustriert3),  sei  hier  mitgeteilt  aus  Paillerb 
handschriftlichen  Aufzeichnungen  (N.  366  IL  S.  16  f): 


1)  In  den  vielen  Bänden  der  hymnologischen  Publikationen  von 
Dreves  und  Blume,  Analecta  Hymnica  (44  Bände)  findet  sich,  wie  es 
scheint,  kein  eigentliches  Wiegenlied;  eine  Bemerkung  über  W.  hat 
Dreves-Blume  in  Hymnol.  Beiträgen  H  S.  86.  Neben  dem  bekannten 
Dormi  fili,  dormi,  mater  cantat  Unigenito  (z.  B.  Simrock,  Lauda  Sion 
S.  76 f)  oder  0  dormi,  dormi  blandule  Jesu  (Geistl.  Volkslieder.  Padb. 
1850.  S.  106)  kann  ich  noch  ein  späteres  Dum  virgo  vagientem  angeben 
(s.  DANiEL,Thesaurushymnol.  II.343);beiPAiLLERN.  356,SingnotenH.  S.453. 

2)  Ergreifende  Antithesen  von  Wiege  und  Kreuz  ähnlich  wie  in 
den  englischen;  vgl.  Simrock  S.  120  ff.  und  das  ähnliche  Wiegenlied  bei 
Pailler  N.  364  und  Bone,  Cantate.  N.  40 :  „Still  geschwinde  —  Still 
ihr  Winde  —  Stört  dem  Kindlein  nicht  die  Ruh." 

3)  Solchen  finde  ich  auch  in  einem  mindestens  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert stammenden  Salzkammerguter  Hirtenspiel  (Pailler  II.  S.  224), 
wo  Hirten  das  Kind  wiegen:  „0  Heia,  gute  Neia  Liabs  Kinderl,  schlaf 
ein!"  oder  in  solchem  Hirtenlied:  „Hei,  hei  bumpei,  so  schlaf  denn  ein". 
I.  S.  194  oder  in  einem  Kärntischen  Wiegenlied  bei  Lexer,  Kämt. 
Wörterbuch  S.  318:  „Singt  Hoja,  pumpaja,  0  Jesulein  lieb",  oder  in 
der  Oberufer  Spielwei^e  nach  dem  Refrain:  „Heidi,  heidi,  pupeidi"  oder 
nach  einem  anderen  altdeutschen  Hirtenlied:  Hai,  haidl,  pohaü,  wozu 
interessante  Nachweise  bei  Schröer  S.  25.  73.  80. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrvsostomos.       139 

i.  Du  Herzi  schöns  Kinderl, 
So  zart  und  80  fein, 
Die  Engel  thoan  waeh'n, 
Du  schlaf  nur:     Hei!  Hei! 

4.  Dein  Nährvater  Joseph 
Stimmt  hoamli  mit  ein 
Beim  Wiagnliad  der  Jungfrau 
Schläfst  süßer;  Hei!  Hei!  etc.  etc.; 

oder  die  in  ein  Weihnachtsspiel  aus  dem  Böhmischen  Erzgebirge  auf- 
genommeneu lyrischen  Einlagen,  in  denen  zuerst  dem  Christkind,  dann 
seiner  Mutter  von  Hirten  ein  Schlummerlied  gesungen  wird : 

1.  Ich  preise  dich,  0  Jesulein,  0  du  schönes  Kindelein, 

Ich  bin  dein  und  du  bist  mein,  0  laß  uns  dein  Eigen  sein. 
Heio,  popeio,  heio,  schlaf  nur  sanft  ein.  etc.  etc. 

1.  0  Maria  keusch  und  rein, 
Schenk  uns  dein  Jesulein; 
Sieh  uns  hier  zu  deinen  Füßen, 
Laß  uns  deine  Gnad'  genießen. 
Heio,  popeio,  heio,  popeio,   0  Maria  schlaf  nur  sanft  ein.  etc.  etc. ') 

Das  merkwürdigste.  Denkmal  des  Kindelwiegengesangs  in  der  Masse 
unserer  folkloristischen  Publikationen  dürfte  wohl  die  neuerdings  von 
Pailler  gefundene  Ischler  Handschrift  des  17.  Jahrhunderts  sein,  die 
eine  vollständige  Wiegordnung  in  und  mit  einem  Wiegenlied  ent- 
hält. Die  „Andächtige  Weyß  das  Jesukind  zu  wiegen"  2)  und  offenbar 
mit  einer  Neuordnung  des  da  und  dort  entarteten  „Kindelwiegens" 
zusammenhängt.  Mit  dieser  Ischler  „Wiegung",  die  der  Reihe  nach 
von  4  Kindern  nach  genauem  Zeremoniell  je  mit  dem  Refrain:  „Laßt 
uns  das  Kindlein  wiegen"  nach  mehreren  vorangesungenen  Versen 
dogmatisch  und  moralischen  Inhalts  vorgenommen  wurde  bis  zur 
josefinischen  Zeit,  scheint  ein  neuestens  für  die  Augsburger  Diözese 
bezeugter  Brauch  ähnlich  zu  sein ;  nach  Raich,  Religiöse  Volksgebräuche 
im  Bistum  Augsburg  (Katholik  23  (1901)  S.  546 f.)  bestand  noch  bis  ins 


1)  Pailler  II.  S.  447  u.  448.  Als  Material  für  die  Entwicklung  des 
Kindelwiegens  führe  ich  aus  diesem  großen  Werk  alle  Stellen  an: 
1.  S.  98.  (Mutter  Gottes  an  der  Wiege,  mehr  episch.)  149;  169;  181  ; 
186;  194;  238;  IL  S.  3ff.;  35;  152;  190;  191;  224;  251;  268;  274;  298; 
447;  448. 

2)  Pailler,  Weihnachtslieder  und  Krippenspiele  II  (1884)  S.  4  u.  176°. 
Aus  dem  Salzburgischen  stammt  auch  das  allbeliebte  „Stille  Nacht, 
hl.  Nacht"  s.   Pailler  N.  359. 


II'»  Anton  Naegele: 

19.  Jahrhundert  herein  an  manchen  schwäbischen  Orten  die  Sitte,  daß 
am  <  'liristfest  Nachmittags  drei  Uhr  die  Mädchen,  jedes  mit  einer 
kleinen  Wiege,  zusammen  kamen  und  dann  gemeinsam  um  eine  große 
Wiege  nicht  näher  bezeichnete,  jedenfalls  dem  Rhythmus  des  Wiegens 
entsprechende  Lieder  sangen.1) 

In  jener  Schatzkammer  schwäbischer  Volksbräuche,  die  Birlingers 
Werke,  vor  allem  Volkstümliches  aus  Schwaben,  Freiburg  1861 — 62,  in 
sich  bergen,  weiß  der  eifrige  Sammler  nichts  von  Weihnachtsspielen 
und  deren  vielgestaltigem  Geleite  mitzuteilen.  Und  wenn,  was  Forscher 
wie  Pailler  u.  a.  beklagen,  der  schwäbische  sangeskundige  und  spruch- 
reiche Stamm  seine  gewiß  reichen  Schätze  solcher  Volkspoesie  verloren 
und  vergessen,  um  so  erfreulicher  ist  es,  in  dunklen  heimatlichen 
Spuren  Trümmer,  in  dem  unbegriffenen  Namen  die  Erinnerung  an  das 
Ganze  wieder  zu  finden  und  sie  der  Vergessenheit  zu  entreißen.  In  der 
alten  schwäbischen  Reichsstadt  Biber  ach  a.  R.  wird  seit  Menschen- 
gedenken am  hl.  Abend  auf  dem  Gigelturm  und  am  Christfest  während 
des  Gottesdienstes  der  beiden  seit  der  Reformation  in  einem  merk- 
würdigen Simultaneum  vereinigten  Konfessionen  das  altertümliche 
.,Pastorellu  mit  Orgel-  und  Instrumentalbegleitung  vorgetragen,  dessen 
anonyme,  in  mehr  als  ein  Jahrhundert  alter  Handschrift  überlieferte 
Komposition  dem  Vater  Mozarts  traditionell  zugeschrieben  wird.  Dieses 
alte  beliebte  Pastorale  heißt  im  Volksmund  ,,s'  Kindelwiegen'\  und 
tatsächlich  zeigen  die  uralten  Orchesterweisen  wie  die  neue,  von  Musik- 
direktor Buttschardt  herausgegebene  Klavierbearbeitung  (Alte  Biberacher 
Melodien  II.  S:  Am  Christfest,  Biberach,  Dorn)  durchaus  Wiegen- 
rhythmus. So  schließt  sich  zweifellos  das  Biberacher  Wiegenlied  ohne 
Worte  als  letztes  Glied  unserer  aufweitzerstreuten  Pfaden  festgestellten, 
in  ihren  Anfängen  erstmals  von  Hoffmann  von  Fallersleben  erforschten 
Entwickluugsreihe  an;  deren  Kennern  bezeugt  der  noch  erhaltene,  nicht 
mehr  historisch  verstandene  Terminus  unzweideutig  die  ehemalige 
Existenz   und  Pflege   einer  der  eigenartigsten   Literaturgattung  seitens 


1)  Im  Nationalmuseum  zu  München,  Gothische  Abteilung,  sind 
solche  Wiegen,  z.  T.  aus  bairischen  Nonnenklöstern  stammend  auf- 
bewahrt; dazu  Paillek  II  S.  4.  Für  den  Gebrauch  solcher  Christwiegen 
und  alles  Zubehörs  wie  bei  lebenden  Wickelkindern  verweise  ich  auf 
handschriftliche  Nachrichten  aus  dem  Mittelalter,  veröffentlicht  in 
C.  Greith,  Die  Deutsche  Mystik  im  Predigerorden  von  1250— 1350. 
Freiburg  1861  S.  214  t.  u.  420.  Ein  kärntisches  Wiegenlied,  das  zweite 
im  Anhang  von  M.  Lexer,  Kärnth.  Wörterbuch,  Leipzig  1862  S.  313  ge- 
funden: „Eillet,  eillet,  nicht  verweillet  .  .  .  Schlaf  mein  Kindlein"  .  .  . 
böte  mit  dem  Lied  N.  27  bei  Pailler  I  S.  31  zusammengehalten,  Stoff 
zu  ergebnisreichen  Ursprungsuntersuchungen. 


Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chrysostomos.       141 

der  altreichsstädtischen  Altvordern,  deren  Vorliebe  für  solch  sinnige 
Volkspoesie  in  ihren  Nachkommen  nicht  minder  stark  fortzuleben 
scheint.  Hat  sich  ja  dort  auch  der  1904  wieder  erneuerte  Brauch  der 
„Herablassung  des  Christkinds11  unter  Gesang  der  katholischen  Schul- 
kinder und  Musikbegleitung  der  evangelischen  „Alumnen"  fortererbt, 
ebenfalls  ein  Stück  Drama  neben  dem  Wiegenlied,  das  vor  allem  als 
Übergang  vom  Lied  zum  Spiel  gilt,  ja  in  seinen  meisten  angeführten 
Vertretern  soviel  dramatische  Elemente  enthält,  daß  viele  Wiegenlieder 
als  eigene  Szenen  in  älteren  und  neueren  Weihnachtsspielen  eingefügt 
erscheinen.  v)  Sympathie  und  Verständnis,  das  mit  Forschern  wie  Sim- 
rock,  Weinhold,  Schröer  u.  a  zu  teilen  uns  kaum  zu  verdenken  ist, 
brauchen  uns  gegen  die  Schattenseite  des  unserem  modernen  Empfinden 
fremd  gewordenen  Wiegenbrauches  nicht  blind  zu  machen,  lassen  jedoch 
das  Verdikt  von  E.  Wilcken,  Gesch.  d.  geistl.  Spiele  in  Deutschland 
Göttingen  1872  S.  31  f.  (vgl.  aber  S.  62,  1)  als  einseitiges  Anathem  er- 
scheinen. 

Ein  denkwürdiger  Beleg,  daß  dieser  einst  so  reiche  Liederschatz 
der  Neuzeit  nicht  ganz  vergraben  liegt,  ist  mir  aus  dem  württem- 
bergischen Frankenlande  zugekommen.  In  einigen  Kreisen  und 
Kirchen  dieser  einst  zum  Fürstbistum  Würzburg  gehörenden  Gegend 
wird  heute  noch  ein  vermutlich  aus  einem  alten  Weihnachtsspiel 
herübergenommenes,  von  Generation  zu  Generation  mündlich  über- 
liefertes Kindelwiegenlied  gesungen  uud  seiner  Rarität  halber  manch- 
mal als  Einlage  in  Ki-ippenspielen  verwendet.  So  z.  B.  liegt  es  gedruckt 
in  dem  Donauwörther  „Geistlichen  Christbaum"  vor,  weiteren  Kreisen 
zugänglich,  in  denen  weniger  wie  in  jenen  Gegenden  mit  ihrem  langen 
Widerstand  gegen  den  römischen  Choralgesang  zähe  Anhänglichkeit  an 
das  alte  deutsche  Kirchenlied  sich  fortererbt  hat: 

Schlaf  wohl,  du  Himmelsknabe  du, 

Schlaf  wohl,  o  süßes  Kind! 

Dich  fächeln  Engelein  in  Ruh 

Mit  sanftem  Himmelswind. 

Wir  arme  Hirten  singen  dir 

Ein  herzig  Wiegenliedchen  für. 

Schlafe,  schlafe,  Himmelssöhncheu,  schlafe,  etc.  etc. 


1)  Zu  den  oben  genannten  Mysterien  (auch  Christkomödien)  mit 
Kindelwiegen  vgl.  noch  das  Kasseler  Weihnachtsspiel  ed.  Fronino 
S.  904  f.  R.  Heinzee,  Beschreibung  des  geistl.  Schauspiels  im  Mittel- 
alter 1898  S.  81 ;  das  älteste,  vollausgebildete  Weihnachtsspiel,  der 
Typus  für  viele  andere,  Ludus  scaenicus  de  nativitate  Domini  aus 
Benedictbeurener  Handschrift  s.  XHI.  (s.  Carmina  Burana  1847  S.  80 — 95. 


14^  Anton  Naegele :  Über  Arbeitslieder  etc. 

Das  der  I lichter  dieses  kindlich  frommen  W  iegenliedes  in  seiner  eignen 
Heimat  vergessen  werden  konnte,  mag  teilweise  Erklärung  finden  in 
dem  mehr  nach  dessen  Kehrseite  bekannten  Sturm-  und  Drangcharakter 
und  Lebensschicksal.  Eine  wohl  da  und  dort  befremdende  Reminiszenz 
an  die  einstige  „Oase  des  konfessionellen  Friedens"  ist  die  alte,  neu 
entdeckte  Tatsache,  daß  eine  der  letzten,  wenn  nicht  jüngsten  Kindel- 
wiegenschöpfung  das  Werk  Christian  Friedrich  Daniel  Sckubarts  ist, 
des  Hohenasperggefangenen,  ,,in  dessen  Wesen  Hohes  und  Gemeines, 
Zartes  und  Rohes,  tiefe  Empfindung  und  tollgewordene  Phantasie  neben- 
einanderlagen", des  Lieblings  unseres  jungen  Schiller,  deren  Beziehungen 
Adolf  Wohlwill  soeben  im  Säkular-Schillerbueh  ein  glänzendes  Denk- 
mal gesetzt  hat. 'j 


Dazu  Gödecke,  Grdr.  z.  Gesch.  d.  Dtsch.  Dichtung  1884  S.  200 f.),  ist 
noch  ohne  Kindelwiegen.  Über  Krippe  und  Wiege  im  Drama  des  M.  A. 
s.  Simrock,  S.  XX;  Weinhold,  S.  48 f.;  Päillek  II  S.  3 f. 

1)  Ich  schließe  diese  über  Erwarten  reich  angewachsene  Ergänzung 
der  BücnERSchen  Gattungs-  und  Einzellieder  mit  dem  Hiuwreis  auf 
weitere  literarhistorisch  besonders  bedeutsame  Wiegenlieder,  die  zu 
übergehen  die  Namen  ihrer  Dichter  bezw.  Überlieferer  verbieten:  Das 
von  Clemens  Brentano  in  der  Chronik  des  fahrenden  Schülers  (h.  v. 
P.  Kreiten  München,  Huttier  1888  S.  13)  mitgeteilte  Lied:  „Herr  Jesu3 
ich  will  schlafen  gehn,  —  Laß  vierzehn  Engel  bei  mir  stehn:  —  Zwei 
zu  meiner  Rechten,  zwei  zu  meiner  Linken  usw.  usw."  und  sein  Wiegen- 
lied der  Maria  (Gedichte,  Frankf.  1854  S.  100)  sowie  das  von  Gregorovius 
mit  großer  Begeisterung  für  die  sizilianischen  Volkslieder  ausgewählte 
und  übersetzte  Wiegenlied  (Wanderjahre  in  Italien  III,  1875:  Siciliana, 
4.  A.  S.  325);  ebendort  S.  327  ein  korsisches  Wiegenlied.  Ein  wunder- 
volles spanisches  Wiegenlied  der  Madonna  von  Lope  de  Vega,  über- 
setzt von  Kardinal  von  Diepenbrock  (Geistl.  Blumenstrauß  S.  140)  in 
Nostadts  Die  Kindheit  Jesu  in  Bildern  und  Dichtungen  berühmter 
Meister  1883  S.  51  ff.,  dessen  Nachahmung  in  einem  Tiroler  Weihnachts- 
lied Pailler,  Weihnachtslieder  und  Krippenspiele  II  (1884)  S.  15  für 
Nr.  364  annimmt,  beginnt  nach  einem  Prolog:  „Die  ihr  dort  wallet 
Unter  den  Palmen,  Hl.  Engel!  Sehet  es  schlummert  Lieblich  mein  Kind; 
Haltet  die  Zweige,  Sänftigt  den  Wind."  —  Das  Sehubartsche  Wiegen- 
lied (Sämtl.  Werke  H  1842  S.  634)  erscheint  in  der  von  Ahle  heraus- 
gegebenen Donauwörther  Sammlung  von  Weihnachtsspielen  und  Krippen- 
liedern (2.  A.  1890.  H.  9 ff.  S.  73 ff.)  auch  in  der  volkstümlichen  (vom 
Dichter  selbst  vielleicht  komponierten?)  Melodie. 


Druckfertig  erklärt  1.  V.  19U5  ] 


SITZUNG  VOM  13.  MAI  1905. 

Herr     Sievers     gibt     eine    Fortsetzung     der    „Alttestamentlichen 
Miscellen",    4.   Zu  Maleachi;   5.   Zu  Hosea. 

Für  die  von  der  Internationalen  Assoziation  der  Akademien 
unterstützte  kritische  Ausgabe  des  Mahäbhärata  werden  zunächst 
für  drei  Jahre  von    1905   an  je   500  Mark  bewilligt. 

Es  wird  beschlossen,  Herrn  Dr.  Clemex,  Oberlehrer  am 
Gymnasium  in  Zwickau,  für  die  von  ihm  geplante  Sammlung 
des  Briefwechsels  des  Zwickauer  Stadtschreibers  Roth  eine  Unter- 
stützung von   400  Mark  zu  gewähren. 


Phil. -bist.  Klasse  1905.    Bd.  LVJI.  10 


Alttestameutliclie  Miscellen. 

Von 
Eduard  Sievers. 

4.   Zu  Maleachi. 

A.  Der  Text. 

I.    (Metrum  7  K;  unstrophisch.) 

Cap.  1. 1 

2    „""aliqbtl   ,§ßchpn<t       —   ,amqr  jqhivg   —       „wa'mqrt&n:    »bqmmä 

hälö-'äx  'esdu  bjq'qöb?2  [' 'ähqbtänü? '« 

(3)  wa'ohäb  '(ß-jq'qob,     (3)  wgß-'e&äu  sandßt,    wa'aüm  'fß-haräu  sdinama, 

w§ß-nqxlaßo  naßqtti  fomidbär* 
4    ki-ßomär  'i>d5m:      »uasub*  W9nibn§      xgraboß«,  höJ'amär  jqhw§5: 
»Jiemma  jibnü,       wq'm  'ghrös!« 
u3qärd,Üulahpn      gdbul  ris'a,       ivdha* «»iu' äs§r-za: am  jqhivg 
(5)  'qd-'öläm,  (5)ic9(enechz»t  tir'fn6, 

wd'qttym  tümorü:       »jigdäl  jqhw$      me'äl  ligbül  jisra'el!«" 

II.    (Metrum  Siebener;  unstrophisch.) 
Cap.  1. 
6    „xxz  ben      pcliqbbed  'ab,      tvd'§b§d  ^jiray1  'ädonau: 

wB'im-'ab  'apii,      'qjje  chdtodi,      ivim-,ädünimv,qnii,  v'qjje  mörä't 
lach$ma  bozt      ssmt,  wq'mqrtgm:      »bqmm§  bazinu  ' gß-samdch? '« 

I.  1  Überschrift  1  mqssä  ddbqr-jqhwQ  'gl-jisra'el  bojqd  mqVachi  M 
2  danach  n9\im~jqhw$M  3  so  Marti  461 :  bßqnnöß  midbarM  4  davor 
russqsnü  W9-  M       5  danach  pba'öß  M       6  tir'enä  M 

II.  1  so  nach  LXX  ergänzt  mit  Smknd,  Wellh.  etc.  2  lies 
wim-'qdonim  ohne  das  'a,?«  von  M?  3  'amqr  jqhw§  pbn'öß  lachpn 
hakkohäriim  M 


Eduard  Sievers:  Alttestamentuche  Miscellen  4.      145 


,76. 


7    mqggtUm  \l- 4  mizbdxi    lfr%m  mago'äl,     wq'mqrt&n:  »bqmm$ je'afoiw 

(8)  <'f»swZ.rän  jqhwp«     bfmgrchpn6:  »nidz^hu«,     (8)  W9chi-p~qggisun 

*iwicer 
lizböx:  »'enurä'«,       wac/w  ßqggisu(ny      pissex  wdxol%:  »'envrä'!« 
hqqribeu  nä    vlfgxafidch,  häjirs(eu    mijjad}dch 7, ' ö^häjissä^fanfch ! 8 

9  u-d'qttd  xqllü-nä      fme-'el  ubxamlhu9,      häjiä&S10  mikk^m  partim!"8 

III.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  1. 

10  „mt  iqm-bach(m      uajisgör  (hlaßdim,     ivzlö-ßa'irü  mizbdxi  xinndm: 
'en-U^xefgs  bach$m"       —   'amär  Jahwe1  „uminxa  lo-^rsi 

mijj§(tchgm  ! 

11  li^mimmizrqx-s§m§s      wd'dd-mdbu'ü      gadöl  s»mi  bqggöjim, 
ubchijl-maqßm      ftnuqtär  muggäs      Msmt  minxa*  phora.s 

12  m»' 'qttfjm  mdxqlhUm      'öjio  bfmgrch^m:      »sulxän  'qdondi  nwgo'dl*, 
(13)  wdwEbz%h,QchVo<L,      (13)  iva' mqrtpn :  »hinne     matWa!«  wohippdxt^m 

vößlß 

tvqhtej)§m  'tfi-ha'iwive'r'1     ic^p-liappissex  ic§J)-hqxöl^8,     ha' frsf ' 'öpdh 

mijj§dch§m?9 
14    ud'arür  nöchel,       tcdjes  bdf$är5      zachdr,  w9Zöbex10  mgsxdp 
fojqhwe11,  Mum§l§ch      gadöl  'a,nf x-,       usmi  nöra  bqggöjim!' 


1  /" 


4  so  nach  LXX:  fql-  M  5  ^e'qlnücha  M  6  bg'mgrchgm  steht 
vor  sulxän  M  7  hqjirseu  LXX  (z.  T.),  Marti  etc.:  hqjirpcha  M  8  da- 
nach 'ainqr  jqhw$  pba'öp  M:  gestrichen  von  Marti  9  wü^nnenü  M; 
oder  lies  ubxqnüni'!  danach  mijjgdchfm  hajdßa  zzöfi  M  (Dreier):  ge- 
strichen von  Marti       10  oder  lies  mit  LXX  hq'gssa? 

III.  1  danach  pba'öp  M  2  so  Wellh.  etc.:  uminxa  M  3  da- 
nach V.  n°  ki-^adöl  samt  bqggöjim  \\  'amqr  jqhw$  pba'Öß  M  (Doppel- 
dreier): 'amdr  etc.  gestrichen  von  Marti  4  danach  hü  M  5  so 
Wellh.  etc.:  wdnibo  nibz§  M  6  so  Graetz  etc.:  'öpo  M;  danach 
'amqrjqhw§  .pba'uß:  gestrichen  von  Marti       7  so  Wellh.  etc.:  gazül  M 

8  danach  wqhteßpm  'gp-hqmminxü  M  (f  =  wqhb.  'ofiah  min-xä'  Wellh.) 

9  danach  'amqr  jqhw§  M  10  davor  wdnoder  M  1 1  so  viele  Hss. 
von  M:  Vulgatlesart  lädonai  12  danach  \imqr  jqhw§  t&da'öf)  M: 
gestrichen  von  Marti 

10* 


140  Eduard  See vers : 

IV.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  2. 
i    „'alechgm * hqmmiswa    hqzzofohqkJcohänfm,     (2b) laßep  JcäbSd  lihnii: 
1"  'im-lo  pisinfü       trolo"  vjjnsimü  'ql-leh*,       (2'1)  lOd'a/roJÄ   '§p-bvrchö- 

l  rchpn!  5 

3  MndYM  %oäe**      laclipn  'gp-hqzro''1,      wazerißi  ßr§s  'ql-psnechgm*, 

4  wiäqHgmvlcivSÜlqxti*       'ejjvhqmmiswa  hqzzop       hxqjjop10  hvipl 

'<  p-leici-. 

5  bdripi  ,ittÖ      liajdjxi11  hqxqjjhn,      wdhqssalüm,  wa,gtt9nem-W, 
(wsnapdttiy  möra      wqjjtrd'eni,      umippdne  sdmi  nixqpuhu. 

6  törqp  '$m§p      haJ9pa  bdfiliü,       w/qula  lö-nimsa  hisfapau: 
bdkdöm  udmlsUr      halqch  ,ilti,      wsrqVbim  hesib  me'aicön.12 

8  wd'qtt^m  sqrtgm 13,      hichsqlt§m  rqbbim      bqttorä,  sixqtteni  bonbi1* : 

9  wogqm-'äni  nafidtti      'ejjchpn  nibzim,      usfalun  hchgl-ha' dm x 
kdfi  s§,en9ch§m  16    somdrim  '§p-d9rachäi    w9no§99tm  pandi  "''  bqttöra!" 

V.    (Metruni  Doppeldreier.) 
Cap.  2. 
io        hälü^äb  'exdd  hchullditü?  hälöJ'el  'exdd  bwcfäwü,? 

mqddu*  nibgöä1  'isubaxiu  hxqllel  bdiip  'qbojjen?2 


IV.  i  davor  wa'qttd  M  2  danach  'amqr  jqhw§  pta'dp  M 
3  wd'im-lö  M  4  danach  2C  wssillqxtl  tachem  'ep-hqm'erä  M  5  da- 
nach w9gqm  'aröpüha  kl  'enochem  samim  (ql-leb  M  6  so  Wellh.  :  £oce/-  M 
7  so  Wellh.  :  -hqzz§rqf  M  8  danach  per§s  xqggecliem.  amiasd  'epchan 
'eläu  M:    gestrichen   von  Wellh.  bez.  Mäkti        9   danach    'älechgm  M 

10  lüijöp  M        11  liajdpä  'ittö  M  (beachte  das  Paseq)       12  darauf  ein 
unechter  Einsatz  (7:4): 

7  kl-sifpe  chöhen      jisnmü-dq'qp,      wdpöra  jabqqsu  mipplhu, 
kivmqVäch  jqhw§-      pda'öp  hü. 
13  danach  min-hqdderech  M       14  bdrip  hqllewi  M;  danach  'amqr  Jahwe 
ssba'öj)       15  'äser  'endcligm  M       16  so  Torrey  (s.  Marti  468;:  panim  M 

V.  1  so  Marti:  nibgqd  M  2  danach  ein  unechter  Einschub 
(Metrum  7  :  7  und  8:4?): 

11  bapda  jdhüda      wdpö'ebä  ng'hpa      Zjisra'el  ubirühdem, 
M^xillel^j(9]i)üdd^qöd§s    -gqhwQ  'äs&rv'aheb,    uba'äl  bqp-'el  nechdr. 

12  jqchrep)  jqhw§      la'U  'aservjq'sgnnä  'er  W9fön§      me'ghle  jq'qob, 

umqggts  miuxa      tejqhw§  pba'op. 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  147 

VI.    (Metrum  Siebener.) 
Cap.  2. 

13    tachqssü1  dim'a     'gfi-mizbqxjqhwlg*    me'env'üd1 panöfi  'gl-hqmminxa, 

(14)  ivalaqdxqp  rason       mijjcdehem,  (14)  wq'mqrtgm:       »'ql-mfi?€  'qlvki- 

jqhw§ 

he'td  benäch      uben^esep  na'ürfch,       'asgrv'qttä  bagqdtä  bäh*. 

15    ica'el4  'exdd       'asäurux  länü6,       uma  hcC^xdd  madqqqes? 

z£rä(  '§lohim!       u-anismqrtpn  barüxächgm,       uVesefi  iia'ür^ch  cql- 

tibgöd 6, 
i6a  Jcivsanf  sqlläx      jqhw^7  wachqssf9,      xamäs  ' äl-ladüso 1 9 

VII.    (Metrum  Doppeldreier.) 

Cap.  2. 

17        „högq'tun*    badibrechpn,    wq'mqrtgm:  »bqmma   hö%ärnu?€ 

b^mgrchpn; 
»kgl-'ost^rä*  tob-,  ,ö\j,qjje  '(flöhe  hqmmispdt? « 

Cap.  3. 

1        hinant  sole'x  mqVachi,  ufinna-d^r^ch  hfanäi, 

ufiß' örnujabSw' el-hechalo  ha' a£ton<J' äser-'' qttpn  mabqqsim s. 

5        uaqardbü  'qlecJigm  Iqmmispdt,  icahaßjn  red  mamqhcr 

bqmchqsftm  ubämna' aftm ,  ubännisba'im  lassdqer !" 4 


VI.  1  davor  icazöjj  sentß  tq'sü  M  (Dreier).  —  tachqssü]  iipchqssü 
Marti,  kqssöjt  M       2  danach  baehi  wq'naqa  M:   gestrichen  von  Marti 

3  danach  wahi  xabertäch  |  wa'eseß  banßdch  M  (Vierer):  gestrichen  von 
Marti  4  walö-  M  5  lasä  us'ar  rüx  lö  M  (lanti  für  lö  Wellh.) 
6  so  Wellh.  :  -jibgod  M  7  jqhw§]  'atnqr  jqhw§  ^lohe  jisra^l  M  (ge- 
strichen von  Wellh.)        8  so  Wellh.:   ivachissa   M        9  danach 

i6h  'amär  jqhw^      ssba'ojf,  „w&nismqrte'm      barüxqchhn,  walö  ßibgodü!" 

VII.  1    hö^q'tem  jqhicQ  M         2   danach   ba'ene  jqhwg,  |  uhahe'm 
liüuxafes  M   (Vierer):    gestrichen  von   Marti         3    danach  Nr.  VIII  M 

4  danach  ein  unechter  Anhang  (8:  3): 

5C  „üb'ösaqt  \sachqr~\-sachir,       'qhnana  icajapom,  umqttf-%er,      icalo 

'amqr  jqhici  sabc^oß.  [jare'un.'" 


148  Eduard  Sievers: 

(VIII.    (Metrum  8:  4.) 
Cap.  3. 

X    X   ±     X    X   ±  XXJ.XXJ.  X    X   _L     X    X   _1  X    X   7.     X    X   _1 

ip  umqVaäh  liqbbdrip1      hinnf-lä2. 

2  umi  mdchqlkel       '{p-jörn  bö'6,  umi  ha'omed       bahera'öpo? 

kt-hüvk'es  mdsaref      uchborip  mzcliqbsim. 

3  wsjasqb  m9§arefs     ivdtihnrbdrte^leui,       wdziqqqq'' opäm     IcqzzähäZ 

irdhüjü'-'  mqggise      minxa  bisdaqa,  \w3chqkkäs$f, 

4  ic9(är9bä6w)iiivxdj)      jdhüda  ivirüsalem  kirne  'öldm      uchsanim 

qqdmonijjop.) 

IX.    (Metrum  Siebener;  unstrophisch.) 
Cap.  3. 
6    ,,'ünt1  jqhwt:       lösanlpi,       ivd'qttim  fone-jqrqöb~  toli-pöm2: 
8    Mjq'qöb9  'adchn       'jßohim,  kt^qttpn       roqMm4  'oßt,  wq'mqrtem: 

(10)  Dbqmmi  rqqqbnuchB?«      hqmmq'ser  ivahqtrüma ! *       (lO)haWü  ^p- 

kpl-hqmmq'ser 
'gl-bep  ha'ösdr,       tmhi^r^f  batept,       ubxanürüvnä  bazop7, 
'im-lü  'tftax      lachpn  'cP^ärubbop      hqssamqim,  ivqhrlqöpl  lachpn 

(11)  bdrachävqd-baM-däi,      (1 1)  ic^a' ärtl  lachen      bo? ochel,  wdW-jqsxip* 
'tp-pdri  ha'dama,       wdlo-pasqkMl       lachen  hqggtfpi  bqssadp, 

1 2    utfissdrriv'gpchem       kgl-hqggojim ,       ki-pihjü^' 'qttgmJ ' ergsvxefts !" 7 


VIII.  1  danach  'ä$§r  'qttpn  xäfeslm  M  2  danach  'amqr  jqhic$ 
sabcCöp  M  3  danach  umtqher  k$stf  M  4  davor  'fp-  M  5  danach 
hjqhw$  M:  gestrichen  von  Marti       6  danach  hjqhwe  M 

IX.  1  davor  kl  M  2  lö  chsMpgm  M;  darauf  eine  unechte 
Siebenerstrophe : 

7  temlme  'ähopech^m       sqrtpn  mexuqqäi,       Wdlo  smartem  (mismqrtiy: 
subu  'eläi,       wd'asuba  'qlechpn  [' amqr  jqhw§  ptia'up],       wq'mqrtlm: 

y>bqmm$  nasub?« 

3_so  nach  LXX  Wellh.  etc.  (und  entsprechend  bei  Note  4-  5):  hqjiqbq'  M 
4  qots'im  M  5  qdbq'nücha  M  6  danach  eine  unechte  Zeile  un- 
sicherer Form  (Prosa?): 

9  bqm'era  'qtt$m  ne'arim  |  lotfopt  'aMfrn  qobd'hn  \  hqggüi  kullo 
7  danach  'amar  Jahwe  sdba'op  M       8  danach  lachen  M:  gestrichen  von 
Marti 


Alttestamenteiche  Miscellen  4.  149 

X.    (Metrum  Sieben  er.) 
Cap.  3. 

13  ,/aldi1  dibrech^m"     — 'amärjqhwf —     „wq'mqrigm:  »mä-nnidbärnü 

fal^cJi?« 

14  'ämartgm:  »sau     'äböd  'elohim,     vmä-bbgsq'  kvJ&amqrnü  mismqrto? 

15  halachnu1  qadorqnnip      mipponf  jahw§9,      (15)  ica'qtta  mfussartm  4 

zedim: 

rjqm-nibnu  '  os^ris' S ,      gqm  baxqnu       'fßohvm,  uqjjimmalejü!« 

16  '«2  nidbarü      jir'f  jqhw§       'is  'gl-re'eu  x  x  ± 

x  x  s  x  x  s       x  x  _l  x  x  _l,       wqjjqqseb  jqhiv^  ivqjjismä'. 

u-qjjikkapeb^se'fcr      zikkaron  lofauau       llre'au5  alxösdb^hmo: 

17  „wshagü  li"      —  'amar  jqhwg6  —      „lajjom  ,as^r^,qnt  'os^1. 

Wdxamältl  falSm       hq'sgr^axmdlu'is       '  ql-bdno  harobed  'ofio, 

18  KdsqbtQm  ur'ipgm*      benJobed  'jßohvm      Iq'sgr  lö  'abado. 

19  ki-hintie^hqjjömvbä      bo'er  kqttqnnür,      wshaju  chgl-zedtm9  qqs, 

icdlihqtu  ofiäm^hqjjdm      hqbba10  'äser^lo-      je'azeb11  vlach%mvsöres 

uz' and  f. 

20  icdzärdxh^lacli\m      jir'evhmivsgme.s      sadaqa,  umqrpe  bichnafgh , 
(2i)  ivisape'm  ufistem      kd'^lt  mqrbeq      (21)  bqjjomli  ^as^r^qni  (os^!"  '" 

[XI.    Unechter  Anhang  (Metrum  7:4  bez.  6:4?). 

Cap.  3. 

22  „zichru  töräp       mosQ  fqbdi,       'qszr^siwidpl  'öpo  bdxoreb 

fql-kgl-jisra,el      xuqqim  umispatim. 

23  lünne  'anocln      solex  lachen       'epv'elijja  hqnnabi 

lifne^bo  jöm<jjqhic$       hqggadol  icdhqnnora. 

24  icahestb  leb-       \ibop  'ql-banim,       icdleb  banim  'ql-'aböpam, 

ppi-'dbo  wdhikkepl       ' ep-ha'' dres  xere'm."] 


X.  1  davor  xaz9qU  M  2  davor  W9chl  M  3  danach  pba'öp: 
gestrichen  von  Marti  4  'anqxnu  md^qssarlm  M  5  fcyVr'e  jqhivg  M 
6  danach  .pba'öp  M  7  danach  sdpdlä  M  8  danach  ben  sqddiq 
terasa'  M  9  danach  wwhgl-'os'e  (tW$)  ris*ä  M  10  danach  ,amqr 
jqhicg  pba'öp  M  1 1  so  Wellh.  :  jq'zob  M  12  davor  in  21  ica* qssöppn 
rssa'im  \  ki-jihjü  'lef\r  \  tqxäp  kqppop  rq^lechem  M  (Siebener) 


L50  Eduard  Sievers: 

B.   Erläuterungen  nnd  Anmerkungen. 

1.  Die  moderne  Kritik  pflegt  das  'Buch  Maleachi',  soweit 
es  für  echt  gilt,  in  sechs  'Abteilungen'  zu  zerlegen:  A  =  i, 
2—  5;  -  B=i,  6— 2,  g;-  C  =  2,  io— 16;  -  D  =  2,  17 
— 3  5.  —  E  =  3,  6 — 12;  —  F  =  3,  13  —  21;  dazu  kommt 
noch  ein  unechter  Anhang  (vgl.  Makti  478 f.)  G  =  3,  22— 24. 

Von  diesen  'Abteilungen'  entsprechen  A,  E,  F  ohne 
weiteres  den  Nummern  I,  IX,  X  des  vorstehenden  Textes.  Sie 
sind  auch  formell  dadurch  voneinander  geschieden,  daß  A  =  I 
sich  des  tristichischen  Schemas  7  :  3  bedient  (daneben  einmal 
7:4,  vgl.  M.  St.  II,  §  9,  1  etc.),  dagegen  F  =  X  in  stro- 
phisch gebundenen  Siebenern  abgefaßt  und  E  =  IX  ein  un- 
strophisches Siebenerstück  ist.  —  Auch  der  Anhang  G  =  XI 
hebt  sich  wieder  durch  tristichischen  Bau  von  dem  vorher- 
gehenden F  ab. 

2.  Von  den  dann  noch  restierenden  'Abteilungen'  setzt 
sich  B  meines  Erachtens  aus  drei  selbständigen  Stücken  zu- 
sammen, die  ich  mit  II  — IV  beziffere.  Alle  drei  bedienen 
sich  des  Siebeners,  aber  II  =  1,  6—9  ist  unstrophisch,  III 
=  j}  10 — 14  und  IV  =  2,  1 — 9  haben  zweizeilige  Strophen 
mit  je  einem  abschließenden  Dreizeiler  (vgl.  unten  Nr.  6,  a), 
deren  erster  für  III  ebensogut  einen  Abschluß  sichert,  wie 
der  zweite  für  IV. 

Alle  drei  Stücke  sind  ferner  nach  der  herrschenden  Auf- 
fassung (vgl.  aber  Nr.  9)  an  die  Priester  gerichtet,  aber  auch 
dann  doch  zum  Teil  in  verschiedenem  Sinne.  Denn  wenn  II 
und  III  von  der  Herabwürdigung  des  Opfers  handeln,  stellt 
IV  die  Priester  wegen  ihres  Verhaltens  bei  der  törä  zur 
Rede.  Wiederum  stehen  sich  II  und  III  inhaltlich  so  nahe, 
und  zeigen  sie  so  viele  auch  wörtliche  Anklänge,  daß  ich 
(selbst  abgesehen  von  der  eben  erwähnten  Formdifferenz)  nicht 
glauben  kann,  sie  hätten  jemals  eine  wirkliche  literarische 
Einheit  bilden  können:  was  an  Wiederholungen  von  Gedanken 
und  Worten  in  zwei  Parallelgedichten  über  das  gleiche  Thema 
zulässig  ist,  läßt  sich  deswegen  doch  noch  nicht  ohne  weiteres 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  151 

in  einem  einheitlichen  Gedicht  nebeneinander  ertragen.  Un- 
verkennbar scheint  mir  ferner,  daß  II  mit  i,  9  kräftig  ab- 
schließt, und  III  in  1,  ioa  mit  neuer  Wendimg  selbständig 
einsetzt,  um  dann  mit  1,  i4b  abermals  einen  pointierten  Ab- 
schluß zu  finden  (vgl.  Nr.  10). 

3.  a)  Noch  schärfer  ausgeprägt  ist  die  Uneinheitlichkeit 
von  D1)  =  YII  2,  17.  3,  iab.  5  -f  YIII  3,  ic— 4,  formell  wie 
inhaltlich.  Zunächst  besteht  YII  aus  zweizeiligen  Doppel- 
dreierstrophen, YIII  zeigt  dagegen  das  seltene  Schema  8  :  4. 
Oft  betont  ist  sodann  die  Schwierigkeit,  den  mql'ach  hqbbdrifr 
(vgl.  dazu  jedoch  unten  Nr.  13  zu  3,  ic)  von  YIII  3,  ic  mit 
dem  mqVäeh  von  VII  3,  ia  in  Ausgleich  zu  bringen.  Außer- 
dem richtet  sich  YIII  wieder  speciell  an  die  Priester  ( bane- 
leui  3,3*),  während  VII  ganz  allgemein  gehalten  ist.  Gemein- 
schaftlich ist  den  beiden  Stücken  nur  der  Hinweis  auf  ein 
kommendes  Gericht,  und  (wenigstens  nach  der  Überlieferung) 
das  Wort  mqVdeh.  Da  endlich  YIII  mitten  im  Text  von  VII 
steht,  unterliegt  es  wohl  keinem  Zweifel,  daß  VIII  erst  re- 
dactionell  au  seine  gegenwärtige  Stelle  gebracht  ist,  und 
zwar  ganz  mechanisch,  um  die  beiden  mql'dch  zusammenzu- 
bringen  (Beispiele  für  ähnliche  mechanische  Verkoppelung 
s.  z.B.  Berichte   1905,  51  f.  71). 

b)  Ob  VIII  von  dem  Dichter  des  übrigen  herrührt,  ist 
mir  einigermaßen  zweifelhaft.  Schon  das  seltene  Metrum  fällt 
ein  wenig  auf  (vgl.  dazu  Nr.  6,  a).  Dazu  kommen  gewisse 
Unterschiede  in  der  Rhythmik  und  Vortragsart  (s.  Nr.  6,  c). 
und  auch  die  Tonlage  weicht  ab.  Indessen  ist  das  Stück 
doch  nicht  etwa  mit  dem  unechten  Schlußstück  XI  auf  eine 
Stufe  zu  stellen,  d.  h.  nicht  eine  ad  hoc  gemachte  Interpolation, 
sondern  Fragment  eines  einst  selbständigen  Gedichtes.  Ich 
habe  es  daher  im  Text  in  runde  (nicht  eckige")  Klammern 
geschlossen. 

4.  Für  die  Feststellung  von  Metrum  und  Text  ist  zu 
beachten,  daß  die  so  oft  überlieferte  Formel  jqhwi  pba'öß  von 

1)  Über  die  Trennung  von  C  in  die  Nummern  V  und  VI  s.  unten 

Nr.   12. 


152  Eduard  Siicvers: 

Maleachi  selbst  offenbar  nicht  verwendet  worden  ist  (so  wenig 
wie  z.  B.  von  Arnos,  worüber  demnächst  ein  mehreres).  Das 
Wort  srta'op  schießt  neben  jqhwi  metrisch  über  in  i,  4a.  iob. 
3,  i5a.  17%  ebenso  aber  auch  die  ganze  Formel  'amar 
Jahwe  pWoJ>  (die  bereits  Matcti  an  vielen  Stellen  beanstandet 
hatte)  überall  da,  wo  sie  innerhalb  des  echten  Textes  auftritt: 

1,  6C.  8C.  9.  iic.  i3a.  i4b.  2,  2b.  4.  8.  i6b.  3,  ic.  iob.  ii1'.  12. 
igb.  21  (desgleichen  auch  einfaches  'amar  jqhwi  1,  i3b,  wo  LXX 
das  sdba'öfi  ergänzt).  Sie  wird  aber  auch  in  den  unechten 
Einschoben  3,  5d.  71'  wohl  erst  nachträglich  zugesetzt  sein. 
Nur  bei  der  ebenfalls  unechten  Zeile  umqggts  minxd  |  lajqhwi 
saba'oji  2,  i2b  spricht  insofern  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit 
dafür,  daß  das  wha'Öp  zu  deren  ursprünglichem  Wortlaut  ge- 
hört, als  diese  Zeile  mit  einem  Achter  im  Verband  steht, 
also  vermutlich  schon  von  Haus  aus  als  Vierer  gedacht  war. 

Secundär  ist  ferner  der  Zusatz  ['amar]  jqhwi  ['ißohe  jiira'el] 

2,  i6a  und  die  Formel  ntfüm-jahwi  1,  2b. 

5.  Von  den  Berufungen  auf  Aussprüche  Jahwes  bleiben 
somit  für  den  echten  Text  nur  4  einfache,  parenthetische 
'amar  jqhwi  übrig  (I  1,  2a;  III  1,  iob;  X  3,  i3a.  i7a),  während 
diese  bez.  die  vollere  Formel  'amar  jqhw§  pda'ÖJt  16 — 17  mal 
gestrichen  werden  mußte.  Das  ist  auch  für  den  literarischen 
Charakter  des  ursprünglichen  Textes  nicht  ohne  Bedeutung, 
denn  gerade  diese  so  oft  wiederholten  Berufungen  tragen  viel 
dazu  bei,  dem  überlieferten  Text  den  Charakter  des  Lehrhaften 
und  Abhandlungsmäßigen  aufzuprägen,  den  man  öfters  hervor- 
gehoben hat  (vgl.  dazu  auch  unten  Nr.  16).  Ohne  sie,  und 
nach  der  Zerlegung  der  Sammlung  in  die  oben  aufgeführten 
Kleinstücke,  gewinnt  der  Text  entschieden  an  Lebendigkeit. 
Viermal,  in  II,  IV,  VII,  IX,  läßt  der  Dichter  Jahwe  selbst  reden, 
ohne  jeden  einführenden  Zusatz,  zweimal,  in  I,  III,  des- 
gleichen mit  dem  erwähnten  einfachen,  parenthetischen  'amär 
jqhwi,  nur  zweimal  spricht  der  Dichter  selbst,  in  V,  VI  (vgl. 
dazu  auch  VIII),  und  nur  einmal,  in  X,  bietet  er,  wie  es 
scheint,  eine  Verschmelzung  von  Jahweworten  und  eigener 
Rede.      Auch    des  rhythmischen   Schwunges   entbehren    seine 


Aettestamenteiche  Miscellen  4.  153 

Verse  nicht,  ciafern  sie  nur  erst  richtig  hergestellt  sind.  Ich 
kann  daher  auch  vom  Formstandpunkt  aus  nur  dem  günstigeren 
Urteil  Maktis  (S.  459)  über  die  Leistungen  des  Dichters  bei- 
treten. 

6.  a)  In  bezug  auf  die  rhythmisch  -  metrischen 
Formen  scheint  mir  Maleachi  reicher  zu  sein  als  Marti  an- 
nimmt, der  ihm,  ohne  näheres  Eingehen  auf  die  einzelnen 
Versarten,  kurzweg  nur  Tetrasticha'  zuschreibt  (S.  46 1  u.  ö\). 
An  Versarten  verwendet  er  allerdings  mit  großer  Vorliebe 
den  Siebener  (II  — IV,  VI,  IX,  X),  daneben  zweimal  den 
Doppeldreier  (V  und  VII)  und  einmal  das  tri  stichische 
Schema  7  :  3  (I;  Schema  8:4  steht  in  dem  mindestens  zweifel- 
haften Stück  VIII).  —  An  Strophenformen  finden  sich: 
durchgeführte  Zweizeiler  in  (V),  VII,  X;  Zweizeiler  mit  ab- 
schließender dreizeiliger  Endstrophe  in  III,  IV,  Dreizeiler 
in  VI.  Ohne  strophische  Gliederung  sind  die  Siebenerstücke 
II  und  IX,  sowie  das  tristichische  Stück  I  (und  das  zweifel- 
hafte VIII). 

b)  Cäsurverdeckung  und  Enjambement  halten  sich 
im  ganzen  in  ziemlich  engen  Grenzen;  schwerere  Fälle  finden 
sich  eigentlich  nur  in  den  unstrophischen  Siebenerstücken  II 
und  IX. 

c)  In  I — VII,  IX,  X  herrscht  streng  monopodischer 
Versbau  ohne  Tonhöhenabstufung  der  Hebungen  gegen- 
einander. Gemäß  dem  vorwiegend  räsonnierenden  Inhalt  und 
der  oft  entsprechend  in  Frage  und  Antwort  zugespitzten  Rede- 
weise ist  überall  eine  energische  und  scharf  pointierende 
Vortragsweise  anzuwenden.  —  Weicheren  Vortragston  und' 
dipodischen  Versbau  mit  Tonhöhenabstufung  zeigt  dagegen 
das  in  VII  eingeschobene  Stück  VIII  (oben  Nr.  3).  —  Dipo- 
disch  abgestuft  sind  endlich  auch  die  interpolierten  Verse 
2  11.  12.  3,  5C.  7.  9  (bis  qobd'im?)  und  das  unechte  Schluß- 
stück XL 

7.  Ein  formales  Anordnungsprincip  (nach  Metrum  und 
Zeilenzahl),  wie  es  bei  den  ursprünglichen  Sammlungen  von 
Deutero-Sacharja  hervortrat  (s.  Berichte  1905,  68 f.-,  über  Alm- 


I  5  I  Eduard  Sievers: 

Licb.es  bei  Arnos  und  Hosea  wird  demnächst  gehandelt  werden), 
macht  sich  bei  Maleachi,  soviel  ich  sehe,  nicbt  bemerklich 
-  vgl.  dagegen  unten  Nr.  16). 

8.  Zu  I.  Man  beachte  den  Abschluß  des  sonst  tristichi- 
sclien  Stückes  durch  eine  Langzeile  (wie  bei  Sach.  1.1,  14'' 
und    i7b,    s.   Berichte    1905,  55    unter    Nr.    12,  b).      Ähnlieh 

unten  bei  VIII  3,  4. 

1,  21'.  Über  die  Tilgung  von  m'um-jahw§  vgl.  oben  Nr.  4.  — 
4n  ist  überfüllt.  Da  'fiäom  im  Gegensatz  zu  dem  folgenden  jqhw^  steht, 
wird  man  es  weder  streichen,  noch  durch  den  Ansatz  einer  Betonung 
ki-hömanj'§dtm:  russgsnü  in  die  Senkung  bringen  dürfen.  Sonst  aber 
scheint  doch  nur  das  (überhaupt  an  sich  vielleicht  etwas  auffällige: 
vyl.  Wellhausen  204)  russqsnU  entbehrlich  zu  sein:  ich  habe  darum 
dieses  getilgt.  —  4d.  rqd-eoldm  hatte  ich  M.  St.  I,  499  fälschlich  ein- 
geklammert, da  ich  das  Metrum  des  Stückes  noch  nicht  richtig  erkannt 
hatte.  Das  Wort  ist  vielmehr,  wie  sich  nun  zeigt,  mit  Enjambement 
zu  5a  hinüberzuziehen.  Martis  neuerliche  Befürwortung  und  Motivie- 
rung der  Streichung  (S.  462)  kann  ich  mir  deswegen  nicht  aneignen, 
weil  ich  glaube,  daß  die  Worte  wd'enechlm  tir'fn  5a  mit  der  über- 
lieferten Versabteilung  dem  Sinne  nach  nur  zum  Folgenden,  nicht  aber 
zum  Vorhergehenden  gezogen  werden  können:  cUnd  ihr  werdet  mit 
euern  eigenen  Augen  sehen,  und  es  auch  aussprechen,  daß  Jahwes 
Gewalt  über  die  Grenzen  Israels  hinausgeht'.  Das  ist  ein  unanstößiger 
Gedanke:  dagegen  würde  die  Beziehung  des  tir^n  auf  die  genannten 
Namen  wohl  unmöglich,  die  auf  den  Relativsatz  'äser-za'äm  jahuf 
stilistisch  jedenfalls  recht  hart  sein.  •  -  Möglicherweise  ist  übrigens 
'qä-'uläm,  v&enechfrnuUr'in  zu  betonen. 

9.  Zu  II.  Die  Auffassung  dieser  Jaliwerede  macht  einige 
Schwierigkeiten.  Nach  der  herrschenden  Ansicht,  die  an  das 
in  1  6C  überlieferte  hqkkohämm  anknüpft,  wäre  sie  an  die 
Priester  gerichtet.  Sieht  man  aber  einmal  von  diesem  einen 
Worte  ab,  so  könnte  ihr  ganzer  Inhalt  gewiß  ebensogut  auf 
die  Laien  wie  auf  die  Priester  bezogen  werden.  Ja  der 
Satz  8°:  'Versuche  es  doch  einer  von  euch  einmal,  bei  seiner 
weltlichen  Obrigkeit  eine  solche  Gabe  anzubringen'  (sc.  statt 
beim  Priester  zum  Zweck  des  Opfers),  scheint  mir  für  die 
Laien  sogar  besser  zu  passen.  Mag  dem  nun  aber  auch  sein 
wie  ihm  wolle:  das  Wort  hakkohämm  halte  ich  jedenfalls  für 
eine  erläuternde  Glosse  zu  lachen,  das  ich  (nach  der  notwen- 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  155 

dio-en  Tilgung  der  Formel  'amür  jahwi  ssba'ÖJj,  oben  Nr.  4)  mit 
dem  vorhergehenden  'qjje  möra'i  zusammennehme:  'Wo  ist 
dann  die  Furcht  vor  mir  bei  euch,  die  ihr  meinen  Namen  so 
gering  achtet?'  Zur  Construction  (lach§m  -j-  Parti cipium)  vgl. 
icdzärdxUvjlachlm  jir^e^hm^/xemes  3,  20%  zur  Unbestimmtheit  der 
Anrede  die  analogen  Eingangszeilen  1,  2a.  ioa.  2;  17*.  3,  6.  13 
(nur  bei  IV  sind  in  2,  1  die  Priester  ausdrücklich  genannt, 
vo\l.  Nr.  11  zu  2,  1).  Beide  Wörter  nebeneinander  haben  im 
Vers  keinen  Raum,  und  hakkohämm  an  Stelle  von  lachen  in 
den  Text  aufzunehmen,  empfiehlt  sich  nicht,  weil  es  den 
Rhythmus  stören  und  dem  Viererstück  der  Zeile  dipodische 
Abstufung  (Nr.  6,  c)  aufzwingen  würde. 

1,  6a  ist  auch  nach  Aufnahme  des  notwendigen  (jiräy  von  LXX 
noch  um  einen  Fuß  zu  kurz.  Die  Lücke  wird  am  Eingang  der  Zeile 
zu  suchen  sein,  aber  ihre  Ausfüllung  ist  unsicher.  Ein  hülö  ben  würde 
der  üblichen  Betonungsweise  widersprechen  (die  vielmehr  halö-tien  er- 
warten ließe)  und  auch  wohl  dipodische  Abstufung  der  Tonhöhe  haben 
müssen  (gegen  Nr.  6,  c).  Eher  ginge  schon  (hinne},  bei  dem  diese 
Bedenken  in  Wegfall  kämen:  nichtssagend  bliebe  aber  auch  das.  Man 
wird  also  erwägen  müssen,  ob  nicht  etwa  der  Satz  ben  jddiqbbeä  ,ät,  \ 
vfebed  jlra  'ädonau  (unbeschadet  seines  Anklangs  an  den  Dekalog: 
Makti  462)  als  Citat  eines  jussiv  gedachten  Spruches  'ein  Sohn  soll 
seinen  Vater  ehren'  usw.,  gemeint  war,  den  die  Angeredeten  im  Munde 
führen,  ohne  nach  ihm  zu  handeln.  Das  würde  nach  Maleaehis  be- 
kannter Technik  auf  (Jämqrigni)  führen.  Das  contrastierende  wd'im- 
schlösse  sich  dann  gut  an.  —  7a.  ,el-mizbdxi  habe  ich  nach  Ttgbg  LXX 
geschrieben,  weil  ETSn  sonst  nicht  mit  ral-  construiert  wird.  —  Klärlieh 
falsch  ist  das  je' alnuch(a)  von  M.  Daher  haben  Wellhausen  und  Nowack 
den  ganzen  Satz  wq'mqrt^m:  bqmmt  ge'qlnüch?  gestrichen,  dagegen 
Tokkey  und  Marti  (s.  bei  letzterem  463)  nach  LXX  das  gc'qhtucha  in 
ge'qlnuhü  umcorrigiert.  Beide  Auswege  bereiten,  soviel  ich  sehe,  un- 
überwindliche metrische  Schwierigkeiten.  Der  erste  würde  eine  Lücke 
öffnen,  der  zweite  scheitert  daran,  daß  ge'qlntiliu  (wie  man  doch  wohl 
betonen  müßte)  nicht  in  den  Vers  zu  bringen  ist.  Außerdem  scheint 
mir  mit  Wellhausen  204,  daß  das  Object  von  ^e,qlini(cha)  ebensowenig 
das  'Opfer'  (lfix§m)  wie  'Jahwe'  sein  kann,  sondern  (wie  in  der  Paral- 
lele III  1,  I2a)  nur  der  'Altar',  der  eben  vorher  durch  mizbdxi  eingeführt 
war.  Dieser  kann  ja  sehr  wohl  durch  die  Darbringung  von  l^xe'm 
m9$o''äl  selbst  majfi'al  werden,  mag  man  nun  das  Wort  mit  Wellhausen 
als  'geringwertig  (gemacht/  oder  mit  Marti  als  'befleckt'  erklären 
(das  erstere  ist  mir  aber  doch  wahrscheinlicher,  namentlich  auch  wegen 


156  Eduard  Sievers: 

i,  i2ft,>).  Das  fehlende  Object  zu  dem  aus  ge'qlnüicha)  auszuscheidenden 
re'älnü  kann  man  aber  durch  Umstellung  des  bfmordigm  von  7b  und 
die  Ergänzung  eiues  ('($-)  leicht  gewinnen.  —  8°  ist  zu  kurz,  einerlei 
ob  man  mit  M  häjirsech  oder  mit  LXX  häjirseu  liest.  Ich  habe  daher 
vermutet,  daß  die  Lesart  von  M  durch  Ausfall  einiger  Buchstaben  aus 
häjirs(ett  mijjadydch  "<"!""  "■n>x-*n  entstanden  (vgl.  dazu  noch  unten 
zu  9)  und  dann  von  LXX  aus  sachlichen  Gründen  corrigiert  sei.  In 
den  beiden  directen  Parallelen  inniuru  lö-'grs§  mijj§dch§m  i,  iob  und 
/(a'frsf  'ö^a/i  mijj§dch§m  i,  13''  fehlt  ein  entsprechender  Zusatz  zu  r.u~ 
nicht,  ebenso  nicht  in  der  etwas  entfernteren  wdlaqäxqfi  rason  mijjedch^m 

2,  i3b.  —  9  ist  stark  verderbt.  Mit  Marti  463  muß  ich  zunächst  das 
ganz  unverständliche  mijj§dch§m  Itapjjü  zzofi  aus  dem  überlangen  Vers 
ausscheiden.  Man  möchte  dabei  fast  fragen,  ob  bei  der  Interpolation 
nicht  eine  vom  rechten  Platze  um  eine  Zeile  nach  unten  verschlagene 
Correctur  des  verstümmelten  Y-^'n  durch  -y->-z  (oben  zu  8C)  eine  Rolle 
gespielt  haben  könnte.  —  Mit  Recht  hat  ferner  Marti  a.  a.  0.  das 
mchgnnenü  von  M  beanstandet:  weder  gibt  das  Suffix  der  1.  PI.  einen 
brauchbaren  Sinn,  noch  ist  mit  dem  ganzen  Yerbum  f erbarmen'  hier 
etwas  anzufangen.  Ich  vermute,  daß  sich  in  123m  eine  Form  des  bei 
Maleachi  beliebten  "(n3  (s.  3,  io\  15*)  -f  Suffix  verbirgt,  also  entweder 
"::n:r  ubxanünt  (vgl.  3,  ioh;  oder  "n:r;;-  uTjxanühu  (beidemal  wegen 
des  Contrastes  mit  dem  Nachdruck  auf  dem  Suffix)..  Beide  Formen 
kommen  dem  überlieferten  -;:n"  ungefähr  gleich  nahe,  -üni  sogar 
noch  etwas  näher  als  -ühu,  aber  letzteres  paßt  besser  zu  der  folgenden 

3.  Person  Jiäjism.  Zieht  man  -üni  vor,  so  muß  man  jedenfalls  hernach 
auch  mit  LXX  hq'gssä  lesen.  Nur  fällt  dabei  wieder  auf,  daß  gerade 
LXX  au  erster  Stelle  xul  dtr'ftiirs  (zu  ",3nr.n?)  avxov  schreibt,  und 
damit  ihrerseits  ebenso  auf  eine  3.  Person  hinweist,  wie  M  durch  hajissa. 
Schließlich  läuft  das  Ganze  aber  auf  eine  bloße  Stilfrage  hinaus  (leben- 
diger wäre  wohl  die  1.  Person:  vgl.  auch  den  ähnlichen  Personen- 
wechsel am  Schlüsse  des  folgenden  Stückes  1,  13*.  14).  Jedenfalls  aber 
wird  der  Sinn  unserer  Stelle  bedeutend  klarer,  wenn  man  einfach  lesen 
darf:  'Nun  so  versuchet  denn  Jahwe  gnädig  zu  stimmen,  und  versucht, 
ob  er  (oder  fich')  euch  erhören  wird'  (oder  'werde'). 

10.  Zu  III.  Im  Gegensatz  zu  II  ist  diese  Rede  ihrem 
Hauptinhalt  nach  deutlich  an  die  Priester  gerichtet,  und  nur 
in  V.  14  scheint  insofern  ein  unmotivierter  Umschlag  einzu- 
treten, als  dieser  Vers  von  den  Privatopfern  der  Laien  redet. 
Man  könnte  versucht  sein  zu  denken,  dieser  Vers  möge  etwa 
aus  einem  andern  Zusammenhang  hierher  verschlagen  sein. 
Dagegen   spricht   aher   zweierlei.     Einmal   ist   der  Schlußsatz 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  157 

usmt  nörä  haggöjim  doch  gewiß  eine  beabsichtigte  Wiederholung 
bez.  Modification  von  gadöl  samt  haggöjim  i  ia  (vgl.  dazu  Nr.  15  zu 
3,  21).  Sodann  aber  würde  sich  i3b  stilistisch  recht  schlecht  an 
12.  i3a  anschließen.  Diese  Strophe  handelt  von  den  gering- 
schätzigen Reden  der  Priester:  die  neue  Strophe  geht  dann  zu 
den  entsprechenden  Handlungen  über:  'Und  wenn  ihr  (so,  bei 
solcher  Gesinnung)  minderwertige  Opfer  darbringt,  werde  ich 
sie  da  gnädig  annehmen?  (Nein,  vielmehr)  verflucht  sei'  usw.: 
das  ist  der  natürliche  Zusammenhang.  Dieser  fordert  dann 
aber  wieder,  daß  auch  in  V.  14  die  Priester  und  nicht  die 
Laien  die  Träger  der  Handlung  sind,  d.  h.  daß  das  einzige 
Wort,  das  mit  Sicherheit  auf  Privatopfer  hinweist,  nämlich 
iv9tioder}  gestrichen  werde.  Ein  Wort  schießt  ja  in  V.  14 
notwendig  metrisch  über,  entweder  das  anstößige  wvnoäer,  oder 
aber  hjqlmi  (bez.  lädonäi).  Letzteres  scheint  mir  wiederum 
nicht  gut  entbehrlich,  denn  es  bildet  die  stilistische  Brücke 
zu  dem  folgenden  mjߧch  gadöl,  und  war  sicherlich  als  mit 
Nachdruck  zu  sprechen  gemeint:  fein  mgsxäp  mir,  dem 
Jahwe!'  Die  cHerde'  14"  kann  doch  auch  wohl  auf  den 
Tierbestand  bezogen  werden,  aus  dem  der  Priester  das  täg- 
liche Opfer  bestreitet  (vgl.  Wellhausen  205 f.):  ja  diese 
Beziehung  scheint  mir  an  sich  natürlicher.  Ein  zachär  wird 
unter  normalen  Bedingungen  wohl  jeder  Herdenbesitzer  je- 
weilen  unter  seiner  Herde  aufzuweisen  gehabt  haben:  wozu 
also  da  die  Bedingung  imjes  etc.?  Leichter  konnte  schon 
einmal  in  dem  regelmäßig  durch  das  Opfer  verminderten  Be- 
stand des  Priesters  ein  Mangel  eintreten.  Ich  übersetze  also: 
'Verflucht  der  Betrüger  (unter  den  Priestern),  der,  so  lange 
noch  ein  zachär  unter  seinem  Bestände  ist,  mir  ein  mgsxdß 
als  Opfer  darbringt'. 

1,  ub  ist  stark  überfüllt,  es  kann  aber  nichts  anderes  gestrichen 
werden  als  die  stilistisch  unerträgliche  Wiederholung  Jci-gadül  samt 
haggöjim  nebst  ihrem  Anhängsel  'amqr  jqltwg  pba'oß.  Durch  die  von 
Wellhausen  205  vorgeschlagene  Streichung  von  muggäs  würde  eine 
Lücke  im  Verse  entstehen.  Auch  scheint  mir  muqtär  für  den  Haupt- 
teil des  Satzes  ein  wenig  zu  speciell,  da  es  doch  bei  der  minxa  hier 
auf  die  Darbringung  im  allgemeinen,  nicht  auf  die  besondere  Art  (die 


L58  Emiard  See vers: 

\  Vrbrennung)  ankommt.  Ferner  ist  C-5fl  in  dem  erforderlichen  Sinne 
auch  bei  Maleachi  beliebt,  vgl.  i,  7a.  8ab.  Ich  meine  also,  daß  muggäs 
doch  neben  "i^~"  beizubehalten,  letzteres  aber  irgendwie  mit  dem 
Vorausgehenden  zu  verbinden  ist,  natürlich  unter  der  Voraussetzung, 
daß  die  Lesung  muqtar  zugleich  irgendwie  unursprünglich  ist.  Man 
könnte  etwa  an  ein  ran  jedem  maqpm  (wo  Opfer  dargebracht  wirdy 
denken.  Bei  einem  solchen  Sinne  wäre  *VBpin  neben  EJ^illn  als  stilistische 
Variaute  begreiflich.  Aber  ich  weiß  nicht,  wie  man  diesen  oder  einen 
andern  brauchbaren  Sinn  aus  der  Buchstabengruppe  "iCpTa  herausbringen 
kann,  wenn  man  nicht  etwa  ein  übchgl-nwqüm  miqtär  (bez.  miiiterj  für 
möglich  halten  will.  —  i2a.  Das  überschießende  hü  ist  auf  alle  Fälle  ent- 
behrlich, und  könnte  nach  dem  Muster  der  Parallele  i,7b  eingesetzt  sein. 

11.  Zu  IV.  Von  der  zweiten  Strophe  (==  2,  3)  an  läuft 
der  Text  des  Stückes  nach  Ausschaltung  einer  als  solcher 
bereits  anerkannten  Glosse  am  Schlüsse  von  2 ,  3  und  des 
unechten  V.  7  (s.  unten  zur  Stelle)  metrisch  fast  glatt  durch. 
Dagegen  enthalten  V.  1.  2  für  eine  Strophe  zu  viel,  für  zwei 
Strophen  zu  wenig  Gedanken-  und  Wortmaterial.  Dazu  kommt 
oroße  Unklarheit  des  Aufbaues  und  eine  Menge  stilistisch 
störender  Wiederholungen.  Es  ist  also  wohl  sicher,  daß 
V.  1.  2  starke  Interpolationen  erfahren  haben  (vgl.  Marti  466). 
Ein  erträglicher  Sinn  aber  läßt  sich,  wie  mir  scheint,  nur 
dann  in  den  Text  hineinbringen,  wenn  man  neben  der  Aus- 
scheidung des  Überschießenden  (s.  zur  Stelle)  zugleich  noch 
eine  Umstellung  vornimmt,  d.  h.  lapejj  kaWä  lihni  direct  hinter 
2,  1  bringt.  Damit  wird  denn  auch  dem  sonst  anstößigen 
hqmmiswfi   von  2,  1    (vgl.   darüber  Nowack  432.  Marti  466) 

seine  normale  Bedeutung  zurückgegeben. 

2,  1.  urfqttä  markiert  nur  den  Eingang  eines  neuen  Stückes  und 
ist  als  nicht  zum  eigentlichen  Text  gehörig  zu  entfernen.  —  In  2tt  läßt 
sich  tv^im-  halten,  wenn  man  betont:  'im-lö^Jnsmd^tiKJivim-lo-pasimu 
*ql-lcb. —  Von  2b — 2d  muß  sicher  fallen:  einmal  das  ,amqr  juhw$  pba'öp 
(wegen  Nr.  6,  c),  sodann  (mit  Marti  466)  der  Schluß  W9$qm  'arvplha  etc., 
der  nur  aus  Stückchen  von  2d  und  2a  zusammengeschweißt  ist.  Auch 
dann  bleibt  noch  zu  viel  übrig.  Von  den  parallelen  Sätzen  wdsilläxti 
baeh§m  'gp-hqm'era  und  utfaröpi  'gp-bfrehöpechgm  hat  der  letztere  den 
Vorzug  des  charakteristischeren  Inhalts  und  der  gewiß  absichtlich  poin- 
tierten Form  des  Ausdrucks,  gegen  den  ersten  fällt  auch  noch  ein 
wenig  mit  in  die  Wagschale,  daß  das  Wort  hqm'era  noch  einmal  in 
einer  sicher  interpolierten  Stelle,  3,  9,  auftritt.  -  -  4.    lihjop  bdripi  'gp- 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  159 

leioi    scheint   mir    trotz   allem   von   den   Commentatoren  aufgewandten 
Scharfsinn  unverständlich  und  damit  unhaltbar  zu  sein.    In  V.  i.  2b  ge- 
bietet Jahwe   den  Priestern:    'Gebt  meinem  Namen  die  Ehre!'     Also 
haben  sie  das  bis  dahin  nicht  getan,  und   durch   diese  Nichterfüllung 
ihrer  Pflicht  die  alte  bariß  '§p-lewi  gebrochen.    Das  neue  Gebot  soll 
denn    diese    bwiß    wieder    herstellen    (nicht    bloß    erhalten,    wie 
Marti  467    ansetzt).      Für   rVPili   ist   also  wohl   einfach   tf\*rb  bxqjjop 
zu  lesen:    cUnd  ihr  sollt  erkennen,  daß  ich  dies  Gebot  habe  ausgehen 
lassen,  um  meinen  alten  Bund  mit  Lewi  wiederherzustellen'.     Das  auf 
dieser   bsriß   beruhende  Verhältnis  von  Jahwe   und  den  Priestern  wird 
dann   im  Folgenden   geschildert.     Für  diesen  Zusammenhang  ist  aber 
5a    bdnpi  happa   'itto    ('mein   Bund   war   vorhanden   mit   ihm'    Marti, 
'mein   Bund  bestand   mit   ihm'    Nowack,    'mein   Bund   war   mit   ihm' 
Wf.llhausex)  an  sich  überflüssig  und  zweckwidrig,  auch  lassen  sich  die 
Worte   nicht  mit   dem  Folgenden   zusammenquälen.     Es  ist   also  min- 
destens  umzustellen  zu   bdrlpt  'itto  hajafia  usw.:    'Mein  Bund  mit  ihm 
(d.h.  das,  was  ich  zu  dem  Bunde  beizusteuern  hatte)   war  Leben  und 
Heil,  und  die  gab  ich  ihnen' ;  nun  folgt  eine  Lücke  vor  möra,  wie  der 
Vers   sowohl  wie   der  Inhalt  verrät;    sie  ist  im  Text  andeutend  durch 
(wmapättiy  ausgefüllt.    Liegt  aber  einmal  an  dieser  Stelle  ein  Ausfall 
vor,  so  kann  er  auch  wohl  mehr  als  den  einen  Versfuß  umfaßt  haben: 
mir  ist  das  nicht  unwahrscheinlich,  weil  man  am  Schlüsse  von  5a  doch 
auch  eigentlich  ein  Verbum  erwartet,  das  dem  wqjjira'eni  etc.  von  5b 
correspondiert.     Nimmt  man  dies  an,  so  folgt  als  weitere  Consequenz, 
daß  das   an  falscher  Stelle  stehende  hajspa  von  5a  nicht  umzustellen, 
sondern  zu  streichen  ist.     Der  Vers  würde  dann  lauten: 

bdrlpi  ,ittÖ  hqxqjjim  icdhqssalöm,  wa' §ttenem-lÖ  xxz. 
Die  Gliederung  der  Zeile  wäre  dabei  noch  ungezwungener,  als  die  der 
im  Text  belassenen  Alternativlesung.  —  Die  Unechtheit  von  V.  7 
(s.  Böhme  bei  Marti  467  f.)  bezeugt  auch  die  abweichende  metrische 
Form  (tristichisches  System)  und  die  dipodische  Tonhöhenabstufung 
(Nr.  6,  c).  —  8  ist  wieder  zu  voll,  aber  leicht  zu  heilen,  indem  man 
hinter  sqrt§m  das  überflüssige  min-hqdd§r§ch  streicht  (absolut  gebrauchtes  - 
*nö  in  dem  hier  geforderten  Sinne  ist  ja  genugsam  bezeugt)  und  am 
Schluß  bdriJÄ  restituiert,  wie  es  der  Sinn  verlangt:  'ihr  habt  meinen 
Bund  gebrochen,  darum  werde  ich  euch  usw.'  (s.  unten  zu  9).  Der 
Ausdruck  bdrip  hqllewi  ist  auch  an  sich  etwas  auffällig,  schon  wegen 
des  Artikels  vor  lern  (Marti  470).  Vielleicht  ist  das  n  nur  falsches 
Überbleibsel  des  fiK  einer  dem  ursprünglichen  bdripi  nach  V.  4  bei- 
geschriebenen Glosse  '§ß-lewi.  —  9.  wagqm-'änt  ist  unnötig  hart:  man 
wird  wohl  wdgqm-'äni  betonen  dürfen  (vgl.  Nr.  12  zu  2,  i4b;  oder  W9gäm- 
'anl?).  —  üb  übrigens  naptitti  wirklich  als  Perfectum  gefaßt  werden 
muß  (Wellhausen  207.  Nowack  434.  Marti  468)'?  Der  Rückblick  in 
Phil -bist.  Klasse  1905.    Bd.  I. VII.  11 


160  Eduard  Sievkrs: 

die  Vergangenheit  erscheint  an  dieser  Stelle  ziemlich  unangemessen: 
er  wäre  auch  der  einzige  in  allen  unseren  Stücken.  Man  erwartet  zum 
Ahschluß  eher  eine  Drohung,  welche  die  des  Eingangs,  speciell  von 
2»  _j~  2'\  wieder  aufnimmt.  Sie  läßt  sich  auch  leicht  gewinnen,  wenn 
man  naßattl  futurisch  faßt  und  tofi  'aser  nicht,  wie  das  gewöhnlich 
geschieht, 'mit  'gemäß  dem,  daß'  =  'weil'  übersetzt,  sondern  so  wie 
es  die  übrigen  Belege  von  kdfi  an  die  Hand  geben.  Bei  diesen  han- 
delt es  sich  immer  um  eine  bei  den  verglichenen  Objecten  vorhandene 
Grad-  oder  Maß  ab  stuf ung,  und  gerade  dies  wesentliche  Moment  fällt 
bei  der  Deutung  der  Formel  als  'weil'  fort.  Ich  halte  es  also  für 
richtiger,  zu  umschreiben  f gemäß  dem  Grade,  in  dem  ihr  unter- 
laßt' usw.,  oder,  etwas  gröber  ausgedrückt:  'soweit  (oder  'sofern')  ihr 
nicht'  usw.     Das  gäbe  dann  eine  vollkommene  Parallele  zu  2a  -f-  2d. 

12.  Zu  V  und  YI.  a)  Diese  beiden  Nummern  werden 
auch  von  Marti  noch  zusammengenommen  (=  Gruppe  C, 
oben  Nr.  i),  aber  kaum  mit  Recht.  Der  Inhalt  von  2,  io— 16 
ist  bunt  gemischt.  In  engem  Räume  werden  drei  Themata 
nacheinander  angeschlagen:  die  gegenseitige  Treulosigkeit  im 
allgemeinen,  die  Ehen  mit  heidnischen  Weibern  und  die  Ehe- 
scheidung: ausgeführt  ist  aber  nur  das  letzte  dieser  Themen.  Daß 
das  nicht  in  Ordnung  ist,  liegt  auf  der  Hand.  Es  fragt  sich  nur, 
wie  das  Gemisch  so  verschiedenartiger  Dinge  aufzulösen  ist. 

b)  Daß  2,  ii.  12  (das  Stück  von  den  Mischehen)  aus 
dem  Zusammenhang  des  Übrigen  auszuschalten  sind,  haben 
G.  A.  Smith  und  Marti  gezeigt  (s.  Marti  468!'.).  Die  Ver- 
wünschung V.  1 2  setzt  jedenfalls  V.  1 1  voraus,  ist  aber  wohl 
noch  jünger  (also  tertiär),  wegen  des  abweichenden  Metrums 
8:4,  das  jedenfalls  in  V.  1 1   nicht  vorliegt. 

Was  das  eigentliche  Metrum  von  V.  11  gewesen  ist,  läßt  sich 
nicht  bestimmt  sagen.  Wie  der  Text  dasteht,  läßt  er  sich  allenfalls 
als  zweizeilige  Siebenerstrophe  lesen.  Streicht  man  aber  mit  Well- 
hausen 207  u.  a.  das  sachlich  und  stilistisch  sehr  anstößige  bdjisra,el  11-, 
so  geht  die  Zeile  na  metrisch  in  die  Brüche,  ohne  daß  sich  eine  ein- 
leuchtende Correctur  darböte. 

c)  Eine  formell  mögliche  Verbindung  von  2,  13  mit  10 
hat  Marti  470  hergestellt,  indem  er  in  13*  msSß  ta'sü  ußchassü 
zu   lesen   vorschlug.1)      Aber   auch   dann    fehlt   mir  noch   die 

1)  Dann  müßte  man  allerdings,  um  mit  dem  Metrum  auszukommen, 
statt  dim'a  vielmehr  bdclri  wq'naqa  aufnehmen,  dann  in  I3b  wiC martern 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  161 

sachliche  Brücke  von  V.  10  zu  V.  13  herüber,  die  den  Über- 
gang von  dem  allgemeinen  Satz:  'ihr  seid  treulos  und  un- 
brüderlich gegeneinander'  zu  dem  Kampf  gegen  die  Eheschei- 
dung vermittelte.  Denn  daß  es  sich  bei  der  Ehescheidung 
nur  um  ein  Beispiel  der  allgemeinen  Treulosigkeit  handle, 
das  der  Prophet  nenne  (Marti  471),  will  mir  nicht  ein- 
leuchten: der  Gedankensprung  wäre  mir  zu  groß.  Mithin 
gehört  entweder  vor  V.  13  (dafern  von  dem  Stück  über  die 
Ehescheidung  überhaupt  etwas  fehlt)  ein  anderer  Vordersatz 
als  V.  10,  oder  V.  10  müßte  seinerseits  entstellt  sein. 

d)  Für  sich  allein  betrachtet,  gibt  V.  10  wohl  keinen 
Anlaß  zu  Bedenken,  welche  die  letztere  Annahme  wahr- 
scheinlich machen  könnten:  die  beiden  Zeilen  passen  in- 
haltlich gut  zusammen.  Direct  gegen  Zusammenhang  mit 
V.  13  ff.  spricht  aber  das  Metrum.  V.  ioa  läßt  sich  nach 
der  üblichen  Betonung  (Jiälö-  in  Senkung  unmittelbar  vor 
Tonsilbe)  nur  als  Doppeldreier  lesen.  iob  könnte  an  sich 
ein  Siebener  sein,  mit  der  Betonung  'Ubd'axiu;  aber  die 
würde  wieder  (gegen  Nr.  6,  c)  dipodische  Abstufung  der  Be- 
tonung im  Gefolge  haben  (ebenso  übrigens  auch  der  an  sich, 
wie  bemerkt,  schon  problematische  Ansatz  hälö  '«6  |  'gxää 
techullänü  für    ioa). 

e)  Mithin  ist  2,  10  als  besonderes  Stück  (=  V)  vom 
Folgenden  abzulösen.  Die  Kürze  des  Abschnittes  läßt  dann 
aber  doch  wohl  weiter  vermuten,  daß  die  Strophe  nur  Frag- 
ment einer  längeren  Rede  ist,  die  redactionell  mit  der  fol- 
genden Rede  gegen  die  Ehescheidung  zusammengezogen  wurde. 
Die  Ähnlichkeit  der  Themata  ^Treue  im  allgemeinen  —  Treue 
gegen  das  Weib  im  speciellen)  und  das  typische  "tti  in  beiden 
Stücken  (vgl.  auch  2,  ioa/*  und  i5a)  mag  dazu  Anlaß  gegeben 
haben.     Formell  wurde  die  Bindung  durch  den  Zwischensatz 


streichen,  dagegen  in  i4b  wdhi  —  bdrißdch  beibehalten.  Man  bekäme 
dann  statt  eines  Dreizeilers  zwei  Zweizeiler.  Formell  unmöglich  wäre 
ja  auch  das  nicht  (Nr.  6,  a),  aber  die  sachliche  Schwierigkeit  von  I4b 
(Marti  471)  bliebe  ungelöst  bestehen. 

11* 


162  Eduard  Sievers: 

n\rS>\,  snüj)  hi'm  hergestellt,  den  ich  demnach  auch  für  re- 
dactionell  halte. 

f)    Dem  zweiten  Stück ,  VI,  braucht  im  Eingang  nichts 

zu  fehlen:  auch  VII  umfaßt  nicht  mehr  als  sechs  Zeilen  (wenn 

auch  in  anderer  strophischer  Bindung). 

2,  i4b.  Betone  'äsgrv'ättü  usw.?  Vgl.  Nr.  n  zu  2,9.  —  Über  die 
Unzuträglichkeit  des  Einschubes  tvdht  xabgrtäch  tc9,es§]j  bonpdcli,  s. 
Marti  471.  —  i5a.  Hier  ist  zunächst  Wellhausens  evidente  Besserung 
von  lo  zu  lanü  aufzunehmen,  dann  aber  ein  Wort  zu  streichen,  da  der 
Vers  überfüllt  ist.  Daß  das  nur  das  unverständliche  us'ar  sein  kann, 
liegt  auf  der  Hand  (wollte  man  auch  mit  Wellhausen  wqjjqs,er  dafür 
lesen,  so  bliebe  auch  das  noch  stilistisch  anstößig).  —  Im  Eingang  der 
Zeile  aber  dürfte  das  sinnlose  X1?"  von  M  nicht  mit  Wellhausen  u.  a. 
durch  iön  zu  ersetzen,  sondern  nach  der  Parallele  V  2,  ioa  zu  ">sO 
umzustellen  sein.  —  In  16  sind  die  Worte  'amqr  -f-  'jßoKe  jisra'el  zu 
streichen.  Sie  vertragen  sich  nicht  mit  der  3.  Person  sane  und  dem 
Metrum;  außerdem  scheint  Maleachi  solche  kurze,  nur  einzeilige  Sprüche 
Jahwes  nicht  beliebt  zu  haben:  auch  wo  er  mischt  (X),  bietet  er  doch 
längere  Reden  Jahwes.  —  Der  Schluß  endlich,  von  wsnismqrtgm  an, 
ist  einfach  aus   i5b  wiederholt  und  schon  deswegen  zu  tilgen. 

13.  Zu  VII  und  VIII.  Über  die  Trennung  dieser  Stücke 
s.  oben  Nr.  3.   6;  a.    6,  c  Schluß. 

VII.  2,  17  gehört  sachlich  unzweifelhaft  mit  3,  1.  5  zusammen. 
Da  in  den  beiden  letzteren  Strophen  deutlich  Doppeldreier  vorliegen, 
muß  man  auch  für  die  erstere  Strophe  gleiche  Form  voraussetzen.  Sie 
läßt  sich  gewinnen,  wenn  man  mit  Marti  ba'ene  —  xafes  streicht  und 
högq'tpn  jahwQ  in  högaHun  "OinSifiin  corrigiert,  dessen  einfaches  fmich' 
auch  besser  in  den  Mund  Jahwes  paßt.  5°   erweist   sich  durch  die 

Abweichung  der  metrischen  Form  (dipodischer  Achter:  vgl.  2,  i2a)  als 
unecht. 

VIII  ist  im  Eingang  sichtlich  Fragment.  -  -  3,  ic  schlägt  Stade, 
Bibl.  Theol.  des  AT.  1,  333t.  vor,  umgl§ch  hqbbdrifi  zu  lesen.  Das 
leuchtet  mir  sehr  ein,  doch  dürfte  die  Lesart  umqVäch  ziemlich  alt 
sein,  da  sie  doch  wohl  mit  dazu  beigetragen  hat,  das  Fragment  VIII 
gerade  an  die  Stelle  zu  bringen,  wo  wir  es  jetzt  lesen  (vgl.  oben  Nr.  3,  a). 
—  3a.  Das  Metrum  zeigt,  daß  nicht  nur  kgsgf  zu  streichen  ist  (Well- 
hausen 209  u.  a.),  sondern  die  ganze  Formel  umtqher  kgsgf,  ebenso,  daß 
das  aus  3b  bereits  von  Marti  entfernte  hjqhic%  auch  in  4  zu  tilgen  ist. 

14.  Zu  IX.  Der  ganze  Eingang  des  Stückes  dreht  sich 
offenbar    um    das    Wortspiel    zwischen    bme  jq'qpb    und    dem 


Alttestamentliche  Miscellen  4.  163 

Verbum  Sp?  (wie  nach  L3X  mit  Wellhausen  etc.  überall 
herzustellen  ist).  An  das  jq'qöb  von  3,  6  muß  sich  also  das 
häja'qöt  von  8a  clirect  anschließen.  Dieser  Zusammenhang 
aber  ist  durch  eine  zweizeilige  dipodische  (Nr.  6,  c)  Siebener- 
strophe 3,  7  unterbrochen,  deren  Unechtheit  auch  daraus 
hervorgeht,  daß  sie  ganz  von  dem  Specialthema  (Betrug  beim 
Zehnten  etc.)  abschweift  (Weiteres  s.  unten  zur  Stelle).  Eben- 
sowenig wie  3,  7  fügt  sich  aber  auch  3,  9  in  den  Zusammen- 
hang ein,  desgleichen  nicht  in  das  Metrum  (wegen  bam'erä 
vgl.  auch  noch  oben  Nr.  1 1    zu   2,  2C). 

3,  6.  Da  hier  ein  vollkommen  neues  Stück  einsetzt  (neu  nach 
VII.  VIII  auch  in  der  Form),  ist  das  einleitende  kl  (vgl.  Wellhausen  209) 
natürlich  zu  streichen.  —  Das  schließende  nrpba  xb  ist  anerkannter- 
maßen verderbt.  Mein  Besserungsversuch  stützt  sich  auf  folgende  Er- 
wäo-uno-en:  Ich  bin  Jahwe:  ich  habe  mich  nicht  geändert'  hebt  der 
Dichter  an:  darauf  muß  notwendig  etwas  derart  folgen  wie:  rihr  aber 
seid  Söhne  Jakobs,  von  denen  das  nicht  gilt:  ihr  seid  nicht  mehr  die 
wahren  Söhne  Jakobs,  ihr  seid  anders  als  einst  euer  Vater  Jakob'. 
Da  nun  das  erwähnte  Wortspiel  sicherlich  auf  die  Erzählung  von 
Gen.  27  Bezug  nimmt  (vgl.  speciell  das  ähnliche  Wortspiel  in  dem 
Einschub  Gen.  27,  36) r)  und  da  ferner  3,  10"  auch  noch  Gen.  7,  un 
citiert,  so  wird  man  es  nicht  unwahrscheinlich  finden  können,  daß 
Maleachi  sich  auch  der  Charakteristik  des  Jakob  als  'isotdm  Gen.  25,  27 
erinnert,  und  dies  tdm  in  religiös-ethischem  Sinne  gefaßt  haben  möge. 
Der  Sinn  für  Frömmigkeit  und  Unsträflichkeit  im  Leben  und  Handeln 
ist  es  aber  gerade,  was  Jakobs  Söhnen  jetzt  fehlt  (das  sieht  man  aus 
ihrem  Tun  und  Treiben).  Somit  löst  sich  denn  DiT^O  in  bh~i^a  auf: 
fihr  aber  seid  Söhne  Jakobs  ohne  (dessen)  Frömmigkeit'.  Das  xV>  mag 
aus  einer  dem  h3-  übergeschriebenen  Variante  x;3  entstanden  sein.  - 
In  der  eingeschobenen  Strophe  7  ist  sütu  ,eläi  wa'asubä  'älech§m  aus 
Sach.  1,3  entlehnt;  dort  bei  Sach.  steht  auch  'äbopecltgm  1,2.4.  5,  tlnd/ 
xuqqäi  1,  4.  Die  Frage  bqmm§  nasut  aber  weicht  von  dem  Typus  der 
übrigen  Fragen  gleicher  Einführung  bei  Maleachi  ab,  denn  diese  sind 
sonst  stets  perfectisch,  s.  1,  2".  6".  7a.  2,  17"-.  3,  8h.  13,  oder  doch  prä- 
sentisch, s.  2,  i4a.  —  Da  7b  ohne  das  nach  Nr.  4  zu  tilgende  \imqr 
jahw$  s»Sa'öJ5  einen  Siebener  bildet,  wird  man  auch  für  7a  dieses  Maß 
erwarten   dürfen.      Es   wird  also   richtiger  sein,    hinter    S9mart§m    ein 


1)  M.  St.  II,  79  ist  an  dieser  Stelle  das  "rrpm  von  M  bei  mir 
versehentlich  als  Pi'el  vocalisiert:  es  ist  natürlich  wajjärqat>enivz$ 
fq'mäim  zu  lesen. 


1G4  Eduard  Sievers: 

Object  zu  ergänzen,  als  mit  Wellh.uskn  210  u.  a.  hmqrtüm  zu  schreiben. 
Ich  habe  im  Text  beispielsweise  (mismqrti')  ergänzt,  in  der  Voraus- 
setzung, daß  dies  Wort  von  dem  luterpolator  aus  3,  14  geborgt  sein 
könnte.  —  iob.  Bei  ubxanuni  ist  die  doch  wohl  durch  das  Metrum 
geforderte  Erhaltung  des  auslautenden  -1  (vgl.  M.  St.  1,  §  238)  beachtens- 
wert. Sie  wird  sich  wohl  aus  dem  schützenden  Einfluß  der  angetre- 
tenen Partikel  -na  erklären,  vgl.  M.  St.  I,  206  ff.  —  Bei  iocf.  ist  die 
Abteilung  etwas  unsicher.  Man  kann  auch  lesen: 
' ini-lövgftqxvlachpn  ' §J>-' ärubbop  hqssamdim,  wahnqößi  lachpn  bwacha 
rqd-bdÜ-däi, 
(bez.  bdrachü  ||  ^äd-bdll-däi)  usw. 

15.  Zu  X  und  XI.  Die  Hauptschwierigkeit  vou  X  lag 
bisher  bei  3,  16,  da  nicht  gesagt  ist,  was  die  jir'i  jqhwi  im 
Gegensatz  zu  den  Sprechern  von  14  f.  gesagt,  und  was  Jahwe 
aus  ihrem  Munde  gehört  hat.  Jetzt  zeigt  die  große  metrische 
Lücke,  daß  wirklich  die  zu  erwartende  Rede  der  Gottesfürch- 
tigen  ausgefallen  ist. 

X.  3,  13  ist  schwierig.  Der  Vers  ist  überfüllt,  aber  weder  ist 
'amär  jqhwi  hier  zu  entbehren  (vgl.  1,  2a),  noch  zalqi,  wegen  des  fol- 
genden 'alech.  Erwägt  man  aber,  daß  die  Phrase  xazagti  ralqi  dzbrechfm 
=  'ihr  nehmt  auch  mit  euem  Worten  viel  heraus'  im  AT.  ganz 
isoliert  steht,  daß  sie  ferner  nicht  zum  Folgenden  paßt  (denn  hier  wäre 
xazdqii,  doch  der  markanteste  Ausdruck,  und  hätte  als  solcher  in  der 
Gegenfrage  aufgenommen  werden  müssen,  vgl.  1,  2*.  6e.  7*.  2,  iya.  3,  8b), 
daß  dagegen  (aläi  und  dibrech§m  in  der  Gegenfrage  regelrecht  variiert 
als  nidbdrnU  'alfch  wiedererscheinen,  so  wird  man  doch  wagen  dürfen, 
xazdqn  zu  streichen:  'Gegen  mich  sind  eure  Worte  gerichtet'  —  sagt 
Jahwe  —  'und  ihr  sagt:  »was  haben  wir  denn  gegen  dich  geredet?«'. 
Zur  Construction  vgl.  2,  r\  -  15*.  wdcln  geht  nicht  in  den  Vers  und 
paßt  auch  dem  Sinne  nach  nicht  recht.  Da  mit  15"  eine  neue  Strophe 
einsetzt,  enthalten  die  Eingangsworte  der  Zeile  offenbar  eine  Ausführung 
der  Frage  von  14,  nicht  eine  prosaische  Addition  zu  dem  samürnü 
mismqrtö.  —  In  der  zweiten  Vershälfte  schießt  abermals  ein  Wort  über, 
und  zwar  sichtlich  'änqxnu,  denn  'jetzt  aber  preisen  wir  die  Über- 
mütigen glücklich'  ist  doch  zu  persönlich  gewendet:  der  passivische 
Ausdruck  wa'qtta  md'ussarim  zeCtim  paßt  viel  besser  zur  Situation. 
Sehr  möglich  ist  os  übrigens,  daß  das  'qnqxnü  nur  durch  falsche  Cor- 
rectur  an  seine  Stelle  geraten  ist  und  eigentlich  an  die  Spitze  des 
Verses  gehört,  und  also  (mit  Aufnahme  von  Martis  mippanau)  zu  lesen 
ist:  'änqxnu  halqchnü  qdorqnniß  mippanau:  \  ua'qtta  md'ussartm  zedim 
mit   scharfer  Betonung  des  Gegensatzes  zwischen  'anäxnu  und  zedim. 


Alttestamentliche  Miscellen  4.         165 

—  i6°.  Zu  Ure'au  für  fojtr'e  Jahne  vgl.  M.  St.  II,  §  53.  —  173.  tdprflä 
schießt  am  Versschluß  über  und  hat  anomale  Stellung,  ist  also  ent- 
weder zu  streichen  (glossematischer  Einsatz  eines  terminus  teehnicus: 
das  ist  mir  am  wahrscheinlichsten),  oder  mindestens  umzustellen: 
icdliajü-U  SBgulla  usw.  —  18.  benvsqddiq  ldrasar  ist  Glosse  zu  benv 
'glohim  etc.:  die  ris'u  von  15''  mußte  noch  einmal  angebracht  werden, 
ebenso  wie  die  ganze  Formel  W9chgl-' ose  ris'ä  auch  in  igR  noch  einmal 
zum  Schaden  des  Verses  eingesetzt  ist,  und  auch  in  21  die  rasa' im 
noch  einmal  herhalten  müssen,  obwohl  sie  dort  gar  nicht  in  den  mit 
20  angeschlagenen  Gedankenzug  rda  wird  eitel  Freude  sein'  hinein- 
passen: die  zedim  (bez.  rdsofim)  beseitigt  Jahwe  schon  allein  und  ohne 
Zutun  der  sqddiqim  in  3,  19.  —  Den  Schluß  bqjjom  etc.  halte  ich  nicht 
mit  Marti  478  für  interpoliert,  sondern  für  eine  beabsichtigte  Wieder- 
holung von   17»/*;    vgl.  oben  Nr.  10  das  Verhältnis  von   1,  ua  und  i.|h. 

Zu  XI.  In  dem  unechten  Schlußstück  befremdet  höchstens  ein 
wenig,  daß  3,  23*  nur  ein  Sechser  statt  des  nach  22a.  24"  zu  erwar- 
tenden Siebeners  i*t.  Vielleicht  ist  das  indessen  bei  einer  Interpolation 
nicht  zu  beanstanden. 

IG.    Ist  die  im  Vorstellenden  empfohlene  Textzerlegung 
richtig,    so   wird   sich    auch    das  Gesamturteil  über  den  Cha- 
rakter  des   cBuches  Maleachi'   etwas  modificieren  müssen. 
Die  jetzt  übliche  Auffassung  finde  ich  am  schärfsten  präcisiert 
bei  Maeti  456,  wo  dem  'Buche'  der  'Charakter  einer  eigent- 
lichen Prophetenschrift'  und  eine   'überlegte  Disposition'  zu- 
gesprochen  wird.      Gegen   wirkliche  Bucheinheit   seheint  mir 
schon    der    wiederholte    Wechsel    der    metrischen    Form    zu 
sprechen:  dieser  deutet  doch  wohl  sicher  darauf  hin,  daß  wir 
es  auch  hier   vielmehr    mit   einer   Sammlung   von   Einzel- 
reden   zu   tun   haben.      Gewiß   ist   in  dieser   Sammlung  Ver- 
wandtes  wiederholt   nebeneinander   gestellt    oder   noch   enger 
verschmolzen   (vgl.  einerseits    die   Gruppe  II — IV,    andrerseits 
die  Stücke  V  -j-  VI),  aber  einwandfrei  und  einheitlich  ist  die 
Disposition  doch  nicht.     Wenigstens   scheint   mir,    daß  nach 
dem    Priucip    der    näheren   Inhaltsverwandtschaft    die    beiden 
Stücke  VII  und  X,    die   an   die  Skepsis   gewisser  Kreise   an- 
knüpfen, zusammenstehen  sollten.    Ihre  Folge  wird  aber  durch 
das  Stück  IX   unterbrochen,    das   von  der  Hinterziehung  des 
Zehnten  handelt,   und  inhaltlich    wie  formell  (beide  sind  un- 


16H  Eduard  Sievers: 

strophische  Gruppen  von  je  8  Zeilen)  am  nächsten  mit  II 
zusammengehört,  zumal  wenn  II  wirklich  an  das  Volk  und 
nicht  nur  an  die  Priester  gerichtet  ist  (oben  Nr.  9).  Daß 
auch  die  Folge  II  und  III  innerhalb  eines  einheitlich  gedachten 
Werkes  wegen  der  starken  Dubletten  Bedenken  erweckt,  ist 
oben  in  Nr.  2   bemerkt  worden. 

Will  man  nach  Maßgabe  der  behandelten  Themata  das 
Stoffgebiet  des  Dichters  näher  umgrenzen,  so  ergibt  sich,  daß 
nach  Ausscheidung  des  zweifelhaften  Stückes  VIII  und  der 
unpaarigen  Einleitung  der  Sammlung  (I)  die  übrigen  acht 
Nummern  sich  in  vier  paarige  Gruppen  zerlegen  lassen: 
1)  Gegen  das  Volk,  das  a)  minderwertige  Opfer  bringt,  und 
b)  beim  Zehnten  betrügt  (II  und  IX);  —  2)  gegen  die  Priester 
in  ihrer  doppelten  Eigenschaft  a)  als  Opferer,  und  b)  als 
Erteiler  der  törd  (III  und  IV);  —  3)  gegen  die  Treulosen, 
a)  im  Verkehr  mit  ihren  'Brüdern',  ■  b)  mit  ihren  Frauen 
(V  und  VI);  endlich  —  4)  gegen  die  Skeptiker,  die  a)  Gottes 
Gerechtigkeit  und  b)  den  Nutzen  eines  frommen  Lebens- 
wandels bezweifeln  (VII  und  X). 

Gewiß  sind  diese  Parallelen  nicht  nur  zufällig  entstanden, 
sondern  auch  ihrerseits  ein  Niederschlag  der  casuistisch 
räsonnierenden  Denkweise  des  Verfassers.  Sie  fügen  sich 
also  recht  gut  in  das  Gesamtbild  ein,  das  man  sich  sonst 
von  der  geistigen  Art  unseres  Anonymus  gemacht  hat:  dies 
Bild  bleibt  ja  unverändert,  auch  wenn  man  seinen  Reden  die 
planmäßige  Bucheinheit  abspricht. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  167 

5.    Zu  Hosea. 

A.   Text. 

I.    (Metrum  Siebener.) 

Cap.  i.1 

2b  wajjömer  jqhw%      'el-lidse' :  »lech       qqx-läch  'esgp  zdnünhn, 
wdjqlde  zdnunim,       ki-zanö  ßizng      ha'ärgs  me'qxre  jqhwg!« 

3    ivqjjelecJi  (höse'y       wqjjiqqäx  'eß-fjömer      bäfi-ditldim,  wqttqhdr, 

(4)  wqttel§ä-löuben,       (4)  wqjjomgr  jqhwfj      'elau:  »qdrn^hmo  jizrd'fi: 

ki-'üd  ma'dt       ufaqddtl  'ep-ddme      jizrd'gl  'ql-bifi  jehü, 

(5)  icdhisbdttl    niqmlgchg])*         biß  jisra'el,        (5)  v:dsaldrü&    'gfi-qßgP 

■f  jisra'el4!« 

6    wqttdhqr  rÖd       icqtteled  bdp,       uqjjömer5:  »qara  hmäh 
lö  ruxa{tna,       klvloJ'ö&fiJoä       'arqxem  'ep-bep  jisra'el6!« 

8    icqttipnöl  '  ep-lo       ruxapia,  wqttqhdr,       icqtteled  ben,  (9)  wqjjömdr: 
(9)  ftcpra  hmü      lö  (qmmi,      klJqttgm  lö  'ammi7.'« 

[I\    Erster  Einschub  (Metrum  6K). 

Cap.  2. 

1        ivdhaja  mispqr      b9n£-jisra,el      ksxöl  hajjdm 
'as$rl  lö-jimmäd       wdlo  jissafer. 


I,  1  Überschrift  1,  1  ddbqr-jdhwQ  'äser  hajü  'el-höser  bpi-ba'eri 
blme  'uzzijjä  jöpam  'axaz  jdxizqijjä  mqlche  jdhüdd  ubime  jarffiam, 
ben-jö'as  melech  jisra'el.  (2a)  tdxillqp  dibber-jqhw§  bdlwse"  M  2  so  mit 
den  Kritikern  statt  mqmtecliHp  M  3  davor  icdhaja  bqjjöm  hqlin  M 
(vgl.  Makti  18)  4  danach  bd* emeq  jizrd^l  M  (vgl.  ebda.)  5  danach 
lö  M  6  danach  kl-nasü  'essa  ldh§m  (Dreier:  gestrichen  von  Marti) 
und  weiter  die  Verse  (3  :  3  ||  6?): 

7       icd'ep-bep  jdhüda  'arqxem  icdhösq'ttm  bdjqhw^  'erobern, 

wdlo  'ösVem       baqgseß  udx§r§b  [ubmilxamd],       basüsim  ubfarasim, 

die  als  fjudaistischer  Einsatz'  (Wellh.  99)  anerkannt  sein  dürften      7  da- 
nach der  Dreier  tcanochi  lö-'ehjg  lachgm  M 

Ia.    1   'aser  zu  streichen? 


1<>S  Ekuaud  Sievkrs: 

wohajä  bimqöm       *äi^ije,a/merJlah§m:       »lö-eqmmi  'qttgmt 

je'amSrJlahgm:  »bdne  'cl-xdi«. 
2        W9niqb»sü  bdne-jdhüäa  tibne-jisra'el  jqxddu, 

wdsamu'ulalt  emürSs  '  gxä  d , 
(3)       va'alu  .min-ha?  äres }      Mvpdddl*  jizw'fl,      (3)  wd'amdr  h\ixiu* 

»fo»www«,  ic9lq,xöpäm4  yyruxa^ia!«] 

II.    (Metrum  7  :  3.) 
Cap.  2. 

4  „ribü  Zd'irrmacTigm,      ribü  dd'isti1,      wspaser  zanünpi  mippanpi, 

wdnq? füfpi  mibbfn  sadgh, 

5  pen-' qfsitgnriä  'arumma 2    JtajömJhiwwateääh,   wdsqUih 3  fcs'g'rgs  sijjä  \ 

6  ic§p-ban$h  lo  'ärqxem  5, 

7  kijzänapu,^ immäm ,      höbtsü  hörajpdm6:      »'efoclia  'qxare  ma?qhb~äi, 

vofianf  laxmi  umemdi'' '! '« 

10  icdhiulövjadd'a        ki^'anochivnapqttlvldh  hqddagän    wdhqttiros 

ivdche'sef  hirbejn  Jäh9'!  [wahqjjishdr, 
1  1  lachen  'a.sifö      wdlaqdxtl^dd^ani      btfitto,  wafiirösiJbmö* äd~6 , 

wdhissdltl  sqmri  ufisti0, 

12  wq'zqllf10    ,§p- nabln pah       fo'ene   ma'qhbpi,  waHsulo-jassll^nnä 

14                  icqhsimnwßi  gqfndh  up'enapdh,  [mijjadi11. 


2  ki  gadol  jom  M       3   'imru  la'xechem  M       4  valq'xojjechgm  M 

II.  1  &»-M  Zö  'isti  wa'anochi  lö  'isaJi  M  (von  V"olz  etc.  ganz,  von 
Marti  zur  zweiten  Hälfte  gestrichen)  2  danach  wahissqpäha  M  3  da- 
vor wdsqmtiha  chqmmidbar  M  4  danach  wqhmittiha  bqssamä  M  5  da- 
nach der  Dreier  6b  kvJbane  zanünim  hemma  M:  gestrichen  von  Marti  etc. 
6  danach  Jci  'amara  M  7  danach  ein  Einschub  (Metrum  vermutlich 
Siebener): 

7C  sqmri  ufistl,       sqmtä  wdsiqqüjäi:       (8)  lachen  hinani-Mch 
(8)  ' 'ep-dqrkdh  bqsstrim,      wagadqrti  'ep-gaderäh,      unptbüp^h  lövpimsa. 

9    icariddafa  ' ep-tn^ qhbpi     icalö-ßqssig  ['opam],     ubiqsdßqm  walö ßimsa, 
wd'amdra:    »'clacha       iva'asuba   ,el-,lst  [harisön],       ki^tüb^li\j''äz 

me'ajta!« 
(in  8b  dqrkäh  nach  LXX  etc.  Oort  u.  a.  für  dqrkech  M)       8  danach  der 
Dreier  ioc  wazahäb  (asu  labbä'ql  M:  gestrichen  von  Marti       9  danach 
lachqssöp  'gp-'grwaßah  M       10  wa'qttä  'ägqll§  M       n  danach  ein  über- 
schießender Siebener  eingeschoben: 
13  wahisbdttl  [kgl-]  masösah,   xqggähxgdsäh,    icasqbbqttäh  wachöl  mö'addh 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  169 

'asgr  'amara:      » ' epnävhemmdvli,       ' qs$rvnäp9nü-M  ma'qhbäi«, 
wq.'chaläpqm1*  xqjjdp  hassaäg, 

15  ufaqddti  'alpi      'gp-jwni  hqValtm,      'asf'r  taqqtter15  lahem, 

irqttd'qd  nizmdh  wdxeljapdh , 
wqtte'lech  'qxre      md'qKbgh}  wa'opi      sachdxa!"    ntfum-jahw^. 

[IP.    Zweiter  Einschub  (Metrum  Doppelvierer). 

Cap.  2. 

16  „lachen  hinne       ,anochi  mdfqWpi , 

u-dholqchtih  hqmmidbdr,       wadibbdrtl  'ql-libbäh. 

17  icdiiapätti  läh       ' gp-kdram$i  -fmissdm, 

wd'ep-'emeq  'achür      hf§pqx  tiqwa. 
ivs'ätepä1  sdmmä      kirne  n9rür§h, 
nchjom  'alöpäh      me'gres  misrdim."] 

[IP.    Dritter  Einschub  (Metruin  Siebener). 

Cap.  2. 

18  „icdhajdJjqjjöm-hahÜ1       tiqra  te'lsäli,       walo-ßiqrUv'Sfi  labfalim3. 

19  ivahsiröpl  'gp-hmop      hqb'altm  mipptli,       wdlö-jizzdchdrüw'dd5. 

20  wdcharäiti  lahgm     bartp4  rim-xqjjäp     hqssadf  icdHm-'Öfhqssamdim, 
wdrpnes  ha'ctama,      ic9qߧp  U3x%rfö      umilxama  ,esbor  min-ha,äres. 

(21)  wdhiskqbtim  labgtax,      (21) wergstTch  li      fo'öläm5  b9se~deq  udmispdt, 
udx§s§ä  ubrqxmim,     (22)  werqstich  li     be'müna  utdq'dp6  'ep-jqhic^. 

23  wdhajävbqjjümvhqhü   V»^7  'ejj-hqssamfiim,    nahem jq'nu  'ep-ha'dres, 

24  ivdha' dres  tq' n^  ,  ep-hqddajdn  iceP-hqttiros*,  wshem  ja' 'nu  'ep-jizra'fi. 

25  uzrqHih  li      ba'äres,  rcdrixdmti       '§p-lo  ruxa^nd,  icamqrü 
tolö-fqmmt:       »fqmmi-,qlttä!«       xcdhü  jümdr:  V$lohäi! «"] 


12  davor  wasqmtim  tejq'qr  M       13  so  Nowack:  tqqtlr  M 

IP.    1   so  Buhl  etc. :  wa'andpä  M 

IP.  1  danach  n&,um-jqhw§  M  2  so,  z.  T.  nach  LXX,  Duhm  etc. : 
tiqrd'i  'm  iodlö-piqrd,i-ll  'öd  bq'li  M  3  danach  bismam  M  4  danach 
bqjjöm  hqhü  M  5  danach  wd* erqstlch  li  wiederholt  M  6  so  Marti: 
wdjadqH  M  7  danach  na'um-jqhivg  ,ffn^  M:  gestrichen  von  Marti 
8  danach  m-s' ep-hqjjishar  M. 


170  Eduard  Siever.s: 

|  II".    Vierter  Ein  seh  üb  (Metrum  Sie  bener). 

Cap    3. 

1  wqjjomyr  jqhw%      'eldi1:  »Icchv'ghäb      'isset  'oltgbgP*  ref  s, 
Jcahdafi*  'epi-bdnc      jüra'el,  irdhl-m  1     ponim  'el-'^lohim  'axerim6«. 

2  wa'^crqhaJlU6,       (3)  ica,omär  ,el%h:       »jamim7  tc^hbi  li: 

(3)  lövpizni  wdlö      fiilijt  fo'tl,      twgqm-'dm6  (lö-'abü}9  'eldich. 

4  Tä\jjamim  rabbim     jesdbuJbne^Qisra'el,      'envmfßgch  wa'fn  här, 
icd'en  zifiäx,      ws'en  mqsseba,      wa'fn  'efod  uprafim. 

5  'qxär  jasübü       bdne  jisrcfel ,       iibiqsu  'gp-jqhwf  '§lohem, 
wepvdawtd   mqlkäm,        ufaxadü   'fi-jqhwQ        wel-tubo   ba'qxrip 

ii'.'jj'Oiiim.«] 

III.    (Metrum  Doppeldreier.) 

Cap.  4. 

ih      „,enl-,^m^[j  W9,fn-x§s§d,  ws'en-dd'qß  'glohim  ba'ärgs2, 

5a      kluchasaUa s  hqjjom,  (hqkkohen),        wdchasäl  gqm-nabt  'vmmdch  *.' 

6b      kiu'qtta  hqddä'qp  mahnst,  we/m'asech  mikkdhen  If, 

tvqttiskäx  töräp  'glohfeh,  'gskäx  bari§ch  gam-'a^nü 


11°.  1  danach  föd  M  2  so  meist  die  Kritiker  nach  LXX: 
'ahubqp  M  3  danach  umna'afep  M  4  k^ahtinp  Jahwe  5  danach 
ic  tcd'ohabe  'asise  'änaMm  M  (Dreier)       6  danach  ein  Sechser: 

2b      bqxmissäv asärukdsgf,       ivaxömer  sa'ortm,       iralgpech  fo'orim 
7  danach  rabbim  M       8  -,ani  M       9  so  viele  Neuere  nach  Aben  Esra 
und  Qimchi 

III.  1  davor  als  Überschrift  ein  Doppelvierer  (ia  sim'uudbqr- 
jqhwe,  |  bdne  jisra^el,  ||  ki^rib  hjqhw§  \  Hm-jöihMuha'ärfis)  mit  über- 
leitendem kl  M       2  danach  ein  Einschub  (Metrum  6 : 3  ||  3  : 3  ||  7  |  7 1|) : 

2  'alo  wdchqxes      imrasöx  wdganöb      wma'6fparalsu, 

imdamim  bddanüm  naga^u. 

3  eql-ken  tfbäl  ha'dres,  wd'wmlql  kol-joseb  bäh, 

baxqjjqp  hqssad$      uVof  hqssamäim,      wgdm-dagkjhqjjdm  je'asefu. 

4  'ocäo'is  'ql-jareb,       u-d'ql-jöchqxu'is,       im'qmmdch  kimribf  chohe'n. 
3    wddhasqlta  M        4    danach  5h  lailä  wddamipi  Hmmeeha.    (6ft)  nidmu 
'qmmi  mibbalt  hqdda'qp  M 


Alttestamentliche  Miscellen  5. 


171 


7 
8 

10 

(II) 

12 


13 

16 

i7 

(18) 
19 


kzrubbäm  hen^xdts'u-U, 
xqttaj)  (qmmi  jöchelu, 

ica' dchdlü^icdlo  jisbafit, 
räzatÜ(ny  lismör  xxz7, 

(w9y*qmm&  ba'esö  jis'dl, 


kaboddm  bdqalon  hemtrü5: 
un'gl-'äwonäm  jisu-ndfes  6. 

hiznu  icrtu  jjifro  m: 
(11)  w9Jäin8  wajärös  jiqqqx-leb. 

■umqqlö  jqggld  lö, 
JMux  zmwnim  hiJ/äh<u'}Q,  wqjjiznu  mittqxdp  'frohem. 

rql-räse  heharim  pzqbxu,  tvdr(d-hqgtafÖp  jdqqtrü, 

tqxäj)  'qllon  walibrii,  wi'ela,  Jävtob  süläh10. 

kdfara11  sorera1-  jisra'el,  lnch§b§§13  x  z  bqmmerxdb: 

xqhür  'äsqbbim  'efrdim,  hqnnüx  bd(iS)sod  söbd'hn  14. 

hqznt  hiznu  me'cixrdi15,  'aMbu16  qalon  mig'önäm16, 

särü  merux  naTfufim",  wqjjeböm18  mimmizbaxößdm19." 


6,  4 


IV.    (Metrum  Doppeldreier.) 
Cap.  5  (6). 
„»läufse-lläch,  '§frdim,  <»wa  'fs^-lldch,  jisra'el1? 

W9xqsddch$m  Jcq'nqn-böqgr,  wdchqttql  mqsktm  Jwlech. 


5  so  Pes.,  Geiger  etc.:   'amlr  M        6  so  Marti:  nqfso  M;  danach 
Einschub  (Doppeldreier  +  Dreier): 

9       wdhaja  cha'dm  kqkkohen ,  vfaqddü  'alau  ddrachau, 

iimq'lalau  'astb  lö. 
7   U-'§]j-jqJiMi§  'azdtiu  lismor  M         8    davor   zanüp  M         9   so  Marti: 
hijfä  M       10  danach  längerer  Einschub  von  ganz  unsicherer  Form: 
\y  'ql-Jc&n  tiznpiä  bdnöpecliem  icdchqllüpechem  tdna'qfnd. 

14  lö-'gfqöä  'ql-bsnöpechem  U  pizn&ui  un<ql-kqllöj>ech§m  kl  pana'qfnd. 

kl-hem  'im-hqzzonöp  jdfareßü,  wd'im-hqqdesop  jdzqbbe^xu,      , 

icd'äm  lö-jabin  jilldbet. 

15  'im-zon§  'qua,  jisra'el,       'ql-je'sdm  jdhuda. 

wql-tabö'ü  hqggilgäl,  wql-tq'lu  befrJäm,  wql-tisMWu:  »xäi-jqhu^!« 
n  davor  kl  M  12  danach  sarqr  M  13  davor  "qua  jir'em  Jahwe  M 
I4  v.  I7/S  _|_  i8a  lautet  in  M  hqnnqx-lö  (18)  s«r  sp&'a/«;  der  Vorschlag 
Süd  sobd'lm  von  Houtsma,  hqnnäx  bd-  von  Marti  (brieflich)  15  me'axrüi  \\ 
'ahätiü]  'ahäbü  hebü  M  16  so  Houtsma  nach  mig'onah  LXX:  viapnn^h  M 
17  sarqr  rüx  'öjtah  bichnaßlia  M  18  wdjebosü  M  19  so  LXX, 
Wellh.  etc.:  mizzibxöftam  M 

IV.    1   so  durchgängig  seit  Wellh.:  jdhuda  M 


172  Eduard  Sievers: 

5,   i1'       ki-fäx*  hPjifipn  hmispa,  nargsep  porusa  'ql-tabor, 

2        tosSäxaß  hqssittim*  he'miqu,  wd'en*  müsär  hchulläm. 

3a       'am  jadäHl  'efräim,  wdji&ra'el  lö-nichxäd  mimmptm 6  : 

4b      kl^rüx  zanünim  bdqirbäm ,  weloliem6  lö  jadafü. 

12        wq'nt  cha'ds  W  efräim,  uvcharaqäb  hbep  jiira'el1, 

•3        ivqjjär  'efräim  'ep-xoljo,  Wd jiira'el'1  x  ±  'ep-mazoro. 

wqjjelech  'gfräim  'el-'qssur,  wdjiira'el  'el-mdlkt-räb*: 

icdhü  lövjüchäl  lirpövlo9,  walö-jä^hf-jmimmpinü10  mazor. 

14        Mv'anoctn  chqssäxql  lefräim,  W9chqkfw  labejt  jiira'el1: 

' cwmv' äwföJ etröf  iva'elech,  (%09ye.Ha  W9'fn  mqssil."  ll 


V.    (Metrum  Siebener.) 

Cap.  5.  6. 

5,  5    „\vkiyana  p'onr  jiira'el  bdfanau,   «»' $ fr qim\jjikkafolvbq*wonäm 
6    b9söndm  iibibqaräm     jehchu  tetqqgß      'ep-jqhw(,  ivalo  jimsa'ti. 


2  davor  als  Überschrift  sim^ü-zöß  hqkkohqmm  icahqqsibü  bep 
jiira'el.  ubeß  Jiqmmelech  hq'zinü,  kl  lachem  hqmmispat  M  (Metrum?) 
3  so  Umbkeit  etc.:  ic9sqxqtä  seüm  M  4  so  Cheyne:  icq'ni  M  5  da- 
nach ein  Doppelvierer:  3b  kt^[rqtta]  hizneßa,  'efräim,  \  nitma  jiira'el:  \\ 
(4ft)  löujittonü  mq'hlem  \  laMb  'gl-' frohem  M.  —  V.  5—7.  11  s.  in  Nr.  V, 
die  Verse  8 — 10  in  Nr.  VI  (3b  gestrichen  von  Wellh.  etc.)  6  wd'efi- 
jqhw§  M  7  u-lhüdü  M  8  so  Cheyne  etc.  (s.  Marti  51):  wqjjislqx 
'el-melech  jareb  M  9  so  Marti  51 :  lachem  M  10  so  Wellh.  bez. 
Marti:  -ji%h§  mikkem  M        11  danach  ein  Einschub  (3:7): 

15  'ele'ch  'asilba  'el-mdqömi, 

r 'ocfw' äser-jf  hmu      ubiqsu  fandi,      bqsmr^lahem^jdsqxrünani, 

sowie  ein  weiterer  unechter  Anhang  in  gemischtem  Metrum  (3  1 7 1 7  1 7 1 3:3) : 

6,  1  hchu  ivdnasuba  'el-jqhwg, 

kivhü  taräf     wsjwpa'enu,     jach  wdjqxbasenu. 

2  jdxqjjenu  mijjomäim:      bqjjom  hqsllsi      joqTmenü,  W9nixj§  tefanau. 

3  waneda'a  niräafa      ladd'qß  '§J>-jqhw$,      kdsäxqr  nachon  mösa'Ö, 

u-djabo  chqggßem  länu,  kamqlqös  jör%  'ärgs. 

Y.    1  davor  w9Jiira'el  M:  allgemein  beanstandet       2  danach  kasql 
gqm-jdhüdä  Hmmam  M:  gestrichen  von  V aleton  etc. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  173 

(7aj  xalds(tiy  meh§m,      (ja)kl-ti:i  ba^adü,      uhanim*  zaiim  jalaßu'°: 
ii     eoseq6  'gfräim,      roses7  mispdt,      wajüra'el  haldch  'qxre-sdu8. 

6,5  'ql-ken9  xasdbti      (bdnemy  bqnbl'im,      härqpim  bs'vmre-ft:10 

6  kt-x§sgd  xafdstl      WdW-zabäx,      wadq'qp  'jßöhim  me'olop. 

7  tcdhemmä  fkd'aädm       (abdrü  berifi,       säm  bapdü  bi: 

8  giVäd  qirjäß      po'äfä  'äim;       'äqtibba  middqm  (harÜzpi). 

9  ivdch(im'yxqkke^W1'1        x$b§r  (liak^koliämm,       J9rqss9xü-d§r§ch12 

s§chma 13.- 
io  bdbep-,elli  ra'ijn       sq'rürijja  h'§fräim,       säm16  nitma  jisra'el."16 


VI.    (Metrum  5  :  4.) 
Cap.  5. 

8  „tiq_ru  söfdr  bqggib'a,       xasopra  barama: 

harVü  babeß-'el1,      jexrdd-  binjamin! 

9  'gfräim  Issammä  p~ihj§       bajom  töchexa: 

bdsibte  jisra'el      hudqHi  nfmana! 

10  haju  iure  jisra'el*      k-dmassige^gdbul: 

'älem  '§spoch       kqmmdhn  rgbraJÄ!" 


3  kt-bi]  bdjqhwg  M  4  ki-hanim  M  5  danach  7b  (qttü  jöch?lem 
xodes  ' ej> - xelqehem  M  6  so  LXX,  (Dort  etc.:  (asüq  M  7  so  LXX, 
Oort  etc.:  nsüs  M  8  kl  hö'il  halqch  ' axare-sauM.  —  Cap.  6.  9  V.  1—3 
s.  in  Nr.  IV,  Anrn.  1 1,  Vers  4  zu  Anfang  von  IV  10  danach  umispatfjclia 
'ör  jese  M:  gestrichen  von  Marti  ii  uchxqkke  Hs  gddndim  M  12  so 
Marti:  d$rech  jdrqssdxü-  M  13  danach  ki  zimmä  'am  M  14  so 
Wellh.  etc.:  b.jisra'el  M  15  W gfräim,  säm]  sam  zenüfi  h^frqim  M 
16  danach  anerkannter  Einschub  (Siebener): 

1 1  gäm-jdhüdä       safi^qasir  lach       bdmbf  säbüß  *qmmi 

mit   der  Schlußvariante  (vgl.  Marti  58)  kdrgft   tejisra'el   7,  1    (die   aus 
dem  Siebener  einen  Sechser  macht) 

VI.  1  so  Hitzig  etc.:  bej>  'aun  M  2  so  Marti:  'qxärfch  M 
3  so  Marti  etc.:  jdhüda  M 


174  Eduard  Sievers: 

VII.    (Metrum   Fünfer.) 
Cap.  7. 

ia  „niglä1  'äwön  'gfrqim,      wDra'dß2  somwon*, 

2  uMl-jömdrü  lilbabüm:      ra'aßüm*  zachärti. 
r((ttä  ssbabüm  mq'lslfm:      ngggdupanäivhajü. 

3  bsra^aßdm  jims9xu5-m§l§ch,       ubchqxsem  sarim6: 

5  (rnijyjüm  mglcho"'  hgxelü       sarlm  xqmqß\jjdins , 
liiskirii9  (m$l§chy  los9stm,      ki-qadäx10  Ubbdm11. 

6  kgl-hqlldild  jasen  'qppäm1':       böqgr  hüvbo*erls: 

7  kulläm  jexqmmü  kqttqnnur,      loachdlu1*  sofdtem: 
kgl-mqlchem  nafaJÜ,       wd'en  qober15." 

Till.    (Metrum  Fünfer.) 

Cap.  7.  8. 

7>  8  „'gfräim  x  x  ±  ba'qmmfm:      hü  jißböldl: 

'gfräim  haja  'uga      bdlt  hafücha. 

9  'aclwlü  zartm  koxü,      wdhu  lö^jadd*  : 

gqm-seba  zoraqa 1  bo,       wdltü  lövjaää' 2. 


VII.  1  davor  kdrofl  hjüra^el  ws-  M:  gestrichen  von  Marti 
2  so  Marti  nach  LXX:  wdra'öß  M  3  danach  ein  eingeschobener 
Siebener: 

ib  kivfd'alüusdqgr,  wagqnnäb  jabö,  pasät  (ßdud  bqxus 
4  davor  kgl-  M  5  so  Wellh.  etc.:  jdsqmmdxü-  M  6  danach  ein 
Einschub:  4  kullam  imna'qfim  kamö  ßqxnür  bo'era  me'ofg.  jisböj)  me'ir 
millus  bascq  'qd-xummßö  M  7  mqlkenü  M  8  mijjain  M  9  masqch 
jadö  '§])-  M  10  so  Marti:  -qerdbü  M,  und  danach  chqttqnnür  11  da- 
nach ba'grbam  M:  gestrichen  von  Marti  12  so  allgemein  nach  Pes. 
und  Targ. :  ,ofeh§m  cnsx  M  13  danach  Äa'es  Ighabd  M  14  dauach 
'gß-  M       15  'en  qore  bahpn  'elai  M 

VIII.  1  so  Marti  u.  a.:  zardqü  M  2  danach  eine  Einschub- 
strophe (Schema  7:3): 

10  utfana  p'on-      jisrd'el  bdfanau,       ivdlö-sdfoü  'gl-jqhwf  'jfiohem, 
ivdlo  biqsühü  bdchgl-zoj) 

(gestrichen  von  Marti). 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  175 

it  wqihi  'gfrdim  kdjöna      foßa,  'en^leb: 

<(' §l-me'l§chy  misräim  qara'Ü,       'qssur  halacliu. 

12  kq'sgr  jelefiliü,  '$frös       'älem  risti: 

ka'Öf  hqssamäim  'aridem,       x  x  _>  x  x  ±. 

(•3)  'qjqsrem3  kdse'mq'  ra'aßäm*:       (13)  'fit  lahe'm: 

naädftu5  mimmfynm:  so<tvlah§m,      kl-fäsd'iivbi/6 

I4b  jeltlü7  'ql-mizbdxöpäm*,       laggcid9  jipgöctaflu10 : 

15  pxqzqu  ra'afiäm11,  wd'eläi      jdxdssatü-rä' . 

16  jasübu  lqbbärqV2,  haju       ksq§s§ß  ramijja: 

nafdlM13  bqxgreb  sarem       (vmalchern)  mizzq'm(ämyii. 

hsonätn  bf  la'agfi16       ba^res  misräim: 
8,  1  (dibbgry  raläi  xikkäm       s$qgr  bd'qssv/r  "\ 

2  x  x  ±  lö^jiz'aqü^eläi:       Jö  jddqHtm11 : 

3  zanäx  jisra'el  tüb(ty  18;       'öjeb  jirdzfem  19. 

4b  kqspäm  uzhdbätn  'asü       lahpn  fäsqbbimi0: 

5!l  zibbdxa  l/e'gel-1  somarön.:      xarä^qppl^bdvi!^2 


3  so  Graetz  etc.:  'qisirem  M  4  so  LXX  (Völlers,  ZATW. 
3,  250):  Iq'daßam  M  5  davor  kl-  M  6  danach  eine  Einschubstrophe 
(Schema  6:3): 

13"       wanochi  'efdem,       ivdhemmä  dibbdru       'ahn  kdzabhn, 
14*  walö-zä'aqiiv'eläi  bdlibbäm. 

7  kl  jdjelllü  M  8  -misksbößam  M  9  'ql-dagan  ivspirös  M  10  so 
Houtsma  etc.  nach  LXX:  jißgöra^ru  M;  danach  jasürü  bl  (15)  ivq'nl 
jissqrtl  M  11  xizzqqtl  zdrö'ofiam  M  12  so  Marti  etc.:  lö  (al  M 
l3  jippzlü  M  14  mizzq'qm  M  15  hsönam.  zö  Iq'gam  M  16  'el- 
xikkdcha  sofar  kqnngsp-  und  danach  fql-beß  jqhwg  jq'qn  'abdrü  bdrlßi 
u-y ql-törajjl  p>asa'ü  M  17  ll  jiz'aqü  'jßohqi  jddq'nücha  jisra'el  M 
18  tob  M       19  so  Marti:  jiirhfö.  (iq)hem  M;  danach  ein  Doppeldreier: 

4a       himUchü  ualo  mimmpini,  hestrü,  ivdlo  jada'tt. 

20  danach  fomq'qn  jikkarep  M       21  zanqx  f^lech  M       22  danach  ein 
Einschub  (Schema  3:7:3): 

5b  'qd-majjüi  lüyjüchdlü  niqqajon. 

6    kl^nujjisra'el^vlwoyiu:      xaräs  'a&ähü,      icdlo  'glohtm  hü, 
klvsbabimvjihjfv' e'gel  somaron 

(5b  und  6a  gestrichen  von  Marti). 

Phil.-hiet.  Klasse  1905.   Bd.  LVII.  ]  2 


IT»)  Eduard  Sievers: 

7  Tä\j(Mmrria)  rüx  jiera'u,      nvsufnfiä  jiqsotrü: 
qamü  'en-läh*3  s&mdx,      bdUvjd'sg-qqzmdx. 

8a  niblä'  jiira'el  xxz,      (g^böded^vlöv'efräim: 

8b  liajü'-1'1  bqggöjim  kicMt      'en-xefgs  bu. 

9a  ki-Mmmä  'diu  ,qssur,       (9°) naßonu91  'ähabim: 

10  gqm  nittznu-*  bqggöjim*9      mqlkdm  w9saremS0. 


n  kt-hirbä  '§frqim  mizbdxoß,      Iqxto  haju-losl: 

12  'echtöb-lö-urub  töraßdi39,      komü-zdr  n$xsafiu. 

13  zobaxhn  'aliabu  (wqjyjizbaxu^,       basar  wqjjöche{lus*: 
'qtta  'fzfcoV35  'äwondm,      vw'gfqöd55  xqttöpäm!" s6 


IX.    (Metrum  7  :  3.) 
Cap.  9. 

1  'ql-tisindx  jürcfel,      'ql-tajel1  ka'qmmim,      kiuzanißa  metdl-,f>loli£clt'i 

'ql-köl-ggriiüß  dagdn. 

2  (ki-yi&rgn  icajeqgb       lu  jirse'm3,       WdJwrM  J9chdx§s  bäm4, 

X    X   ±      X    X   _C      X    X  _£  . 


23  so  Wellh.  etc.:  -lö  M  24  danach  'ülqi  jq*s$  zarim  jibki'uhu  M: 
gestrichen  von  Maiiti  25  davor  p§r§  M  (verderbt  aus  einem  die  vor- 
hergehende Lücke  ausfüllenden  Wort)  26  davor  (qttä  M  27  hijntu  M 
28  kl-jipnü  M  29  danach  caMä  ' äqqbbdsem  ivdjaxellü  mafat  mimmqssa  M 
30  m§l§ch  sarlm  M  31  danach  mizbdxöß  laxtö  wiederholt  M  32  so 
Wellh.  etc.:  ribbö  töra/ri  M  33  zidxe  Itqbhabqi  jizbaxü  M  (zur  Bes- 
serung s.  Marti  69)  34  danach  jqhwg  lü  ramm  M:  gestrichen  von 
Marti  35  so  Marti:  jizkor  bez.  icdjifqoä  M  36  danach  ein  aner- 
kannt unechter  Anhang  (Schema  3  :  5  :  4  :  3  :  3?): 

i3n  Mmma  misrqim  jasiibu. 

14  wqjjiskdx  jisra'el  'gjj-'oseu,      u-qjjibpi  heclialöß, 

irihudä  liirba       '«rim  bdsurofi. 
wasülqxtl-'es  bo'arau,  W9' 'dchdläu 'drnmiopeh. 

IX.  1  so  Marti  nach  LXX:  'gl-gil  M  2  danach  'dhqbta  'gjmanM 
3  jir'em  M      4  so  nach  LXX  Dathe  etc.:  bah  M 


AlttestamentLiIChe  Miscellen  5.  177 

3  lö  jehbü      ba'eres  jqhwg,      ivdsäb  'gfraim  misräim, 

ub'asmr  tarne  jöcheJÜ. 

4  lö-jissacliu       hjqhwf  jqin,       walövjä'rachW'-lo  zdtaxtm6: 

kdl§xem  ,ömm  Iqxmäm'1. 

G    Jil-hinne  jefochu      ,qssur%(u')misräim:       tdqqbsem  möf  (uyßqqbrem, 
fmqxmäct  x  x  jl  Idchqspäm. 

(7)  qimmos  jirasem,      xox  bd'ohUm,       (7)  (ki-ybä,ü  jwne  hapqudda, 

icdsillüm 9,  wdjectq' 10  jisra'el. 

()ä-y%wil  hqnnabi,        mdsuggä'v'lsvharüx        'ql-röb   ' äwonä m  u 
8  sofi  ctwls-«a5f  (höhen).  [wQxqttäßäm1*, 

pqx  jagpsu14      'qJ-kQl-dwachim15,      Diastema  babep  'jßohim10, 
9a  sixqjM11  Mme  hqggib'a.18 


X.    (Metruni  Doppelvierer.) 

Cap.  g. 

10  „Iq'nabim  bqmmidbär      masäßi  jisra'el, 

J&bikkürä  bip'ena1      ra'ijji  'aböjjäm*: 
hemma  biVÜ      (bep-ybä'ql-ps'or, 

wqjjinna,Z9i'üs,      tcqjjihju1  fk^ghbdm. 


5  so  Kuenen  etc.:  je'erbu-  M      6  zibxehem  M       7  so  Kuenen  etc. 
luhem  M,  und  danach  ein  Einschub  (Sechslieber?): 
4C  ftgl-'octolau  jiUqmma'ü,  kl-lqxmäm  tenqßäm:  1övjabö\üy  biß  j  alt  u:^ 
5    mä-ttqr'&Ü  hjöm  mö'eä ,         uljöm  xqg-jqhw§? 

(von  kiulqxmäm  an  gestrichen  von  Marti)  8  so  Wellh.  etc.:  hahch 
ntissod  M  9  ba'ü  jdme  hqssiUum  M  10  jeäd'ü  M  1 1  so  Marti: 
"äwondcha  M  12  so  Rüben  etc.:  wsrqbbä  Diastema  M  13  'efrqim 
Umr-'jßöhaiM  14  jagös  M  15  dwachdu  M  16  so  Marti:  'jfldhäu  M 
17  he'miqu  sixcßü  M       18  danach  ein  eingeschobener  Vierer: 

9b  jizkor  'awonäm,      jifqpä  xqttößäm 

(gestrichen  von  Wellh.  etc.). 

X.    1  danach  bdreslßah  M:  gestrichen  von  Marti      2  'qbdßechem  M 
3  danach  Iqbboseß  M       4  danach  siqqüsim  M 

12* 


w 


178  Eduard  Sievers: 

ii  'gfraim  ka'of     jijföfef  Tcsböfidm 

milleää  iiHiihlirtrn       umeherajon0: 
13  jisra,elli  ra'ljji      lasuä1  bsfiulojiäu6, 

wd'§fräim  tehösi      lahoreg  Imwfiäu9. 

15  kgl-ra* ajxhn      (ra,ifiiy  bqggügdl: 

sämlu  hiit'lnm       'ql^nV  mq'hlem: 
mibbcjji  'aiarsem,       lövösif11  'qhdaßäm1* 

16  hukla  ' 'efräim \,       sgrsam  jähes!"13 


XI.    (Metrum  Doppelvierer.) 
Cap.  10. 

g§f§n  böqeq(a      hajäy  jisra'e'l: 

pdri  x  x  _/      J9sdww§-UÖ : 
kdröh  hfirjfi($)      hirba  mizbdxop  1, 

Ijtob  h'qrsü      hetib2  mqssebop. 


5  danach  ein  unechter  Doppelvierer: 
12  [ki]  Hm-jd^äddolii^y ep-~\bdnem ,      wdsikkqltim  me'addtn: 

M-gqm-'üi  lahpn       bdsüvi  mehgm 

(i2b  gestrichen  von  Marti)  6  'efrqii»  Jcq's§r  M  7  so  Wellh.  etc. 
nach  LXX:  fesör  M  8  hpuld  Zmaw§  M  9  'el-hore$  banäu  M;  da- 
nach ein  unechter  Doppelvierer: 

14  ten-lahpn,  jqhwf:      mü-ttitten?  ten-lah§m 

r§x$m  mqskil      wssaCtdim  sonwgim 

(gestrichen  von  Marti)  10  davor  ki-  M  n  so  wohl  allgemein  voca- 
lisiert:  'usef  M  12  danach  kgl-sarehem  sörarim  M  13  danach  zwei 
unechte  Siebener: 

i6b  p9ri  bqlujq'sün,      gqmJki  jele^un,      wdhemqtti  mqxmqddf  bitndm. 
17    jim'asem  ^lohim,      MJlövsäma'ikjlS,      wsjihjü  noäoäim  bqggöjim 
(darin  bdli  Kethib,  und  '§lohqi  M:  '§lohim  LXX  [und  Marti]) 

XI.     I    so  Marti:    Iqmmizbdxöp  M        2    so  Wellh.  etc.:   hetlhü  M 


Alttestamentliciie  Miscellen  5.  179 

xaläq  libbäm:       'qtta  jfsa^nu: 

je(arefs  mizldxößchn ,  jjsuddckt  *  mqsseböpdm. 
3  Mv'qtta  jömwu:      y> '  en^me'tych  lärm6, 

ivahqmmelec'i  (Jcsq§s§f      'ql-pgnf  mäimy«.6 

5  h'gglu  jag&r''      sdchqn  som&ron, 

ki-JQ'bäl8  'älau      eqmmÖ  uchmarau: 
jeltiü0  'ql-kdbödo,      ki-galä  mimmgnnli: 

6  gqm-'ößd10  jübäl      temaiki-rab11! 

XII.    (Metrum  Doppeldreier  -(-  Dreier.) 
Cap.  io. 

7  büsä l  ,%fräim  jiqfqdx,  wdjebos  jisra'el  me'sabbau 2, 

niäma 3  (middamffi)  somaron 4. 

8  icamsnwäfLjbamoJ)6  jisra'el6,  tva'amaru  leharim:  »kqssun!« 

IV9  Iqgb  a'öß:  »  n  iflü  r  a  len  !  «  7 

XIII.    (Metrum  Fünfer.) 

Cap.  io. 

11  »^ffäim1  ' gglavinlummada ,      ,ohqbti  lafiüs: 

toq.'ni  (J}$ybqrü  <^ö/)>2       cql-tub  sqwivüräh. 


3  hü  jqWofM.  ^jdsoäeä  M  5  danach  ki  lö  jarenü  'gß-jähw§  M: 
gestrichen  von  Marti  6  die  Ergänzung  aus  V.  7  (s.  Nr.  XII,  Fußn.  4) 
heraufgeholt;    für  3b  in  M  der  Einschub  (Schema  3:6:3): 

3b  wshqmmglgch  mä-jjqf 'sfi-llänu? 

4        dqbber  ddbarim,       'alöp  sau,       karöß  bdrifi, 
■\ufarqx  karSs  mispät  [rql-tqlme  saCtai] 
(V.  4  gestrichen  von  Marti;  für  dqbber  LXX  liest  M  dibbdru)      7  l^^löp 
befi  'aivpi  jagüru  M       8  so  Wellii.  etc. :  -'abol  M       9  'alau  japlü  M 
(jelilü  Wellh.  etc.)        10  danach  fo'qssür  M        11    Idmqlkl-räb]  minxä 
hmclech  jareb  M 

XII.  1  bgsnä  M  2  so  Wellh.  etc.:  me'äsapö  M  3  niäm%  M 
4  danach  mqlkah.  koqesgf  'ql-pdne-maim  M  (s.  Nr.  38  zu  10,  3b)  5  da- 
nach 'atceh  xqttqp  M:  gestrichen  von  Wellh.  etc.  6  danach  qös 
ivddqrdqr  jq'lg  ' ' nl-mizbdxöpam  M       7  Vers  9.  10  s.  in  XIII  nach  10,  i3b 

XIII.  1   lüs'efrqim  M       2  so  ergänzt  von  Marti 


180  Eduard  Sievers: 

'qrkib  ,§fräim  laxros,      fo&ädd§ds-lÖ, 
(12)  jq'qpb  (i2a)  lizrö'  *  lisdaqd,       liqsör6  teß-x$s§d6. 

I3a  (wd'qtte'my  xärqstgm  r%M' ,       (quldßä  qdsqrtem: 

i3h  ' aeliqltpn  pdri-chaxdl ,       (9*)  kirne"  haggib'a!* 

91'  säm  famdäÜ'J  *aläi10       bdnf  'quid11: 

13°  bapxfi12  bdröb  gibbörem15:       (ioa)  bäßi  uq,jqsremu.! 

iob  wd,e,söf15  (gqm-y( algch 16  ' qmmim1'' ',       (l$)w3qßm  sa^on1* 

T4h  kpP^-mitsarfch  jussqddü'i0       bajom  milxama. 

i5b         bassä'ar91  nidmü  mdm$      mqJkäch**,  jisra'el: 
15"  'em  'ql-banim  rutta^a:       kaldvasTiJbdch'**!" 

XIY.    (Metrum  5  :  3.) 
Cap.  11. 
1  „Jciund'qr  (hajdy  jisra'el,      wa'öhqbehu: 

mimmisrdim1  qaräfti  hbandu2. 

3  wanochi  tirgdlti  Igfrdim,       '§qqaxems  'ql-zwöH*, 

u-9lö  vjddd'ti  <j  ki  u  ndscijnm  5. 


3  jqxrös  jdhuda  psqdded-  M  4  zir'ü  lachem  M  5  qisrü  M 
6  danach  i2b  nirü  lachem  nlr  icd'ef)  lidrös  'ep-jqhivg  cqd-jabö  W9Jör§ 
sedeq  lachem  M  (Form?):  gestrichen  von  Marti  7  so  Marti:  mime  M 
8  danach  xatäpa  jisra'el  M  9  'amafiü  M;  danach  lö-p~qssi%em  bqggib'a 
milxama:  gestrichen  von  Rubens  10  so  Rubens  etc.:  c«ü-  M  1 1  so 
nach  LXX  allgemein:  'qlwü  M  12  kl-batqxta  bddqrkdcha  M  13 
gibbörgcha  M  14  so  nach  Pes.  Graetz  etc.:  bd'qwwafii  wd'essQrem  M 
15  so  Oort  etc.:  icdhissdfü  M  16  ralehem  M  17  danach  ba'gsram 
liste  'enofiam  ('önapam  Q.)  M:  gestrichen  von  Marti  18  danach 
bd*qmm%cha  M  19  Kdchol-  M  20  so  Wellh.  etc.:  jüssad  M;  danach 
kdsod  sqlman  beß  'arbel:  gestrichen  von  Wkllh.  etc.  21  so  Wellh.  etc. : 
bqssqxqr  M  22  melech  M  23  kachä  easä  lachem  befi-'e!  [mippdne 
ra'qjt  ra'qßchem]  M:  das  Eingeklammerte  gestrichen  von  Marti 

XIY.  1  umimmisrqim  M  2  so  Guthe  etc.  nach  LXX:  libni  M. 
Danach  eine  unechte  Strophe  (Schema  7:3): 

2  J&qgr'iJlahemy-iken      hatechü  mippanäi:      hem  Iqb'alim  jdzqbxu, 
udldppdsilhn  jdqqtrün 

(darin  qare^ü  M  für  ksqgr,I  LXX,  Wellh.  etc.,  und  mippsnehem  M  für 
mippanäi  hem  LXX  etc.  3  so  nach  LXX  Ewald  etc.:  qaxam  M  4  so 
LXX:  -zdrö'opäu  M       5  isfäpim  M  (vgl.  Marti  86) 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  181 

4a  -fbdxqble  'ad  dm  'emsdchem       bq'bur*  'qhbafii1: 

4<"  fo'dt  'öllchem  ,eldi%. 

5  wqjjäsob  'efrqim9  misräim,       wd'qssur  hü^mqlko: 

me'änü  las§b§p  <' ätf)  10 . 

7  wd'qmrrii  niVü  mimmgscM ,       ica'el-bd'ql  jiqrau11, 

jqxdslu  brömcm  (jsdmiy1*. 

8  'ich  'gttmech  'efräim,      'ämqgnech  jisra'el? 

Jc3'qdmä13  'äslmech  usboßmu!" 


[XIV*.    Fünfter  Einschub  (Metrum  5:3). 

Cap.  11.  12. 

11, 8C  „nqhpqeh  'aläi  IHM,      nichmdru1  raxmdi*: 

9a  Zöw'^sf  xarün  'qppi.s 

9C  klJü  'anochi  Wdlö-'is,       bdqirbäm4  qados, 

wiflö  'abö  (teydtfer5. 

10  'qxqrf  jähwf  jefochu:      T&'qrjt  jis'ä%: 

ki-hu  jis'äg  iV9J§xrddü. 

(11)  bantm  mijjdm  (11)  jexndu,      chosippor  mimmisräim , 

uchjöna  niedres  'qssur.6 


6  bq'bopöp  M  7  so  LXX:  'qhbä  M;  danach  4b  wa,ehj§  lah§m 
kimrime  'ol  *ql  texeliem       8  wd'qt  ,eläu  'öchil  M       9  lö  jasüb  'el-'eres  M 

10  kl  me'änu  lasüd  M;  darauf  eine  unechte  Strophe  gleicher  Form: 

6  Wdxala,  xerel)  bd^arau,      wdcMlldphJbqddau , 

icd'  äclia^lüvviimmö*  qsöpem 

11  wa'qmml  palWim  limsütapl  \  ivs'e.l-'ql  jiqra'uJm  M  12  jqxqd  lo 
($b  für  "'5)  järömem  M  13  davor  'ecÄ  \ttencha  wiederholt  M  14 
kisbo'lm  M 

XIVa.  1  davor  jqxqd  M  2  so  Wellh.  etc. :  nixTimai  M  3  da- 
nach der  Dreier  9b  lö^asutt  hsqxep  'efräim  M  4  bsqirbdelia  M  5  so 
Steinee  etc.:  5/<r  M  6  danach  der  Vierer  nc  wdhösqbtim  'ql-battfm  \ 
nd'üm-jqhw$  M 


182  Eduard  Sievers: 

12,  io  wanocln  jahiCQ  'ffiöhem1       me'frgs  misrdim: 

(öd  'öslbem  bfghlem*. 

ii  wdäibbdrtl  'alem  bqribl'im9,       icaxazon1"  hirbtjn, 

ubjäd  7iqnbi,i)n  ,adqmm^."\ 


XV.    ('Metrum  Doppeldreier.) 
Cap.  12. 

i         „sdbabün  bdchdxqs  '§frdim}  uhmirma  btft  jtsra'el: 

ndjq'qöb  jd'qdder  da' dp1,  fivs'im-qsdösvm  nfmdn. 

2*       'gfräim  roff(?)  rfix,  wdroäef  qadim  kgl-liqjjotn:3 

2C       b9ri])s  'im-'assür  jichro,Jru,  Wds§m§n  hmisräim  jubdl.4 

3b      uw'gfqöd5  ral-jqeqöd  Jcidrachau,         kzmq'laläu  ''asib  fojisra'el6: 
4        bqbbgtgn  'aqdb  'gß-'axiu,  ub'önff  sara  ,§]j-,§löhim.'' 

8        bdjado*  mözmt  mirma,  Iq'qod9  ,aheb  'gfräim1", 

9R       wqjjomgr:  »'«c7t  'asqrti,  masafn  'cw  li.'«u 

\2        'äun  'asu  bsgil'dd  12,  bqggilgdl  Iqssedim™  zibbe{xü: 

gqmv(jüssqddti")wmizb3xöpdm,  kdgqlltm  'qlutdlmdvsaädi!"  14 


7    'g/oÄgcÄa   M         8    'od   'ostbscha   bg'hdhm  -\-  \kime  mo'ed]   M 

9  icdd.  ' ' ql-hqnndbVlm  M       io  wd'anocht  xazön  M 

XT.  i  ivihüdä  eod  rad  'im-el  M  2  danach  der  Dreier  2b  Jcazäb 
wasöd  (1.  wasäu)  jqrb%  M  3  so  Wellh.  etc.:  udrzß  M  4  danach  der 
Dreier  3*  wm8  fojqlnvg  'im-j&küda  M:  gestrichen  von  Marti  5  so 
Marti:  wzlifqod  M  6  jVmß  Zö  M;  zur  Besserung  vgl.  Marti  94 
7  V.  5 — 7  s.  unter  XVft  8  davor  fonq'qn  M  9  so  Wellh.  etc.: 
Iq'soq  M  10  '§frqim  steht  in  M  erst  hinter  dem  folgenden  wqjjomftr 
in  V.  9a       11   danach  eine  interpolierte  Zeile  (Sechser): 

9b       kQl-jsp'qi       Iö\jjims9fü-U      'awön  'äsgr-xet. 

—  V.  10— 11  s.  in  XIYa  12  'im-giVad  'aw§n  'qch-sau  hajü  M  (bagil'ad 
Pes.,  Wellh.  etc.,  desgl.  casu  Wellh.  etc.  13  so  Hitzig  etc.:  htcarlm'M 
14  V.  13 — 14  s.  unter  XYa.  An  V.  12  schließt  dann  in  M  noch  eine 
interpolierte  Strophe  des  Schemas  3:3(3  an : 

15       liich'ts  ,ecfrdim  tqmrürim ,  irsdamau  'alau  jittos, 

icdXfrpapo  jasibwlo  'ndonau. 


Alttestamentuche  Miscellen  o.  183 

[XVa.    Sechster  Einschub  (Metrum  Siebener). 

Cap.  12. 

5    wqjjdsqr  (jism'el       'im-y'el1  wqjjuchäl:       bacha  icqjjijjxänvpi-lö: 
(wqjjab§y  beß-'el:      (samy^jimsa' 'hmü ,       icdkim  jdfiqbber  'immÖ*. 

x3    ivqjjibräx  ja'qöb      hat  'qrdm,      wqjja'bod  jisra'el  bd'issä, 
ub'issa  samär       x  x  j.  x  x  ±       xxzxxzxxz. 

14    udnabi  herla      jahw§  'efi-jisra'el      mimmisrdim,  iibnabi  sjmaro3: 

x  x  _c    x  x   '         xxzxxz         xxzxx_ixx_c.l 

XYI.    (Metrum  5:3.) 
Cap.  13. 

1  „kddqbber  (?)  '§fräim  dq'dß1,       nissaiuhü^bjisra,el, 

ivqjjfsqm  bqbbq'dl  wqjjamöch  s. 

2  wqjjösifü  *  IqxtÖ  irqjjq'sü       laliem  mqssecha, 

W9chaspdms  kipmünäß6  'asqbbim. 

mqfse  xaraslm  kulläm1,       (wsyhem  'omwim: 

»fO£arf8  'ad  dm  'a^alim9«. 

4"  wanochi  jqlav^  'ißoltgch      niedres  misrdim,™ 

4C  umösV  'äin  bilti!" 


XV.  1  'el-mqVach  M      2  so  allgemein  nach  Pes.  etc. :  HmmanuM; 
danach  ein  tertiärer  Einschub  (Schema  5  |  3  |  3  :  3  oder  5  |  3  :  3  |  3): 

6  W9Jqhw§  'fßohe  liqsbad[),      jqhwg  21'chrÖ. 

7  xcd'qttd  behhgch  tasuÖ. 

x$s§d  umispät  famör,  icdqqwice  'el-'ffohgch  tarntet. 

3  nismar  M 

XVI.  1  so  Oort:  rdficj)  M       2  so  Marti:  nasä  M       3  uqjjamoß  M 

4  icd'qttä  jösifii  M  5  mihkqspam  M  6  so  Oort  etc.:  kipbunam  M 
7  Ä»//r*  laliem  M  8  ztibdxe  M  9  danach  jissaqün  M,  sodann  ein 
Einschub  (Schema  7:5?): 

3  lachen  jihjü      kq'nän-boqer,       wachqttql  mqskJm  holech, 
kdmös  jaso'er  miggören,      uch'asdn  me'rubba 
10  danach  der  Dreier  41'  welohtm  zülajii  lö^pedd*  M 


184  Eduard  Sievers: 

XVII.    (Metrum  Doppeldreier.) 
Cap.  13. 

5  „'am  jdäq'tich   bqmmiäbär,  bfrrrs  htV nhÖJi  < '  r,V ijiich): 

6  kdmür'ißäwAjtvrijjisba^Ü,  s<th/ü  wqjjdrgm  libbdm1. 

7  tra'^Ty'g2  lähpn  Idmö-Mxql,  k&namer  'ql-d§r£ch  f'asttr3: 

8  'gfgasem  Jcddüb  sqkkul,  ica'gqrä'  Sdgör  libbdm. 

wq'chalüm  k9fire-jqtdri,  ''.'.i.i'.'P  hqüsad§  tdbqq*cui : 

9  (wq'ni)  sixqtfich  r\  jisra'el,  k'i-mt6  (jaqurn)  b»t§zräch? 

10       'gÄf  mqlkäch7  wzjösl'ech,        (utfeföy  chgl-sarfch  uMJispdtuch8? 
(11)     m$gch  wasarim  (11) ' §tt§n-läch9        ba'qppi  wd'gqqdx  bd'ebrajn!" 

■  XVIII.    (Metrum  Fünfer.) 
Cap.  13.  14. 

13,  12  sarür  raicön  ,§frdim,       s»füna  xqttdjw: 

13  xäbaltm1  j ab öTi  lo,       <(w9^>7m«2  lö^xachäm: 
Jca'eß3  lö-jq'möct  bqmmqsber4:      banim  xx_i. 

14  bdjdd5  S9,öl  'efrdhn6:       mimmdup  'pfalem? 
'§hi  Ctdbarfch,  mau])?      ,§hi<uqöt§d'1  h^ol? 
nöxqm  jissaper  me'endi:      (sanefii  ,efrdim.y 

15  kd,dxü  benumäim*  jqfri,      tiba9  qadim,10 
rol$  icdjöbis11  mdqöro,       wajqxrib11  mq'jano, 
(km  x  x  _i  'gfräim,       x  x  ±  jisra,els). 


XVII.  1  danach  'äl-ken  hchexüni  M:  gestricher  von  Marti  2  so 
Wellh.  etc  :  ?ra'g/ü  M.  3  lies  mit  LXX,  Pes.,  Vulg.,  Rückert  etc.: 
'qssur,  oder  mit  Meinhold  nach  Jer.  5,6  'gsqöd  (Marti  ioi)?  4  so  zu 
lesen  nach  LXX  (Marti  ioi  f.):  wa'octolem  sam  ksldbl  M  5  so  Marti: 
sixeßcha  M      6  so  allgemein  nach  LXX:  -bi  M      7  danach  'efö  (xisx)  M 

8  so  Houtsma  etc.:  b9chgl-tar§cha  wdsofdißcha  'asgr  'amqrta  tmä-lli  M 

9  danach  melech  M:  gestrichen  von  Marti 

XVIII.  1  xeble  jöJedä  M  2  liü-ben  M,  W9-  ergänzt  von  Marti 
3  so  Oort:  kl-'ep  M  4  bamisbqr  M  5  mijjqd  M  6  'gfdem  M 
7  qgtobcha  M  8  £1  feit  fte«  '«am  M  9  jaSö  M  10  danach  rüx 
jqhwQ  mimmidbar  M,    die  beiden  ersten  Worte  gestrichen  von  Marti 

ji  so  Marti  nach  LXX;  iczjebös  bez.  Wdj§xrqt)  M 


Al/TTESTAM  ENTLICHE    MlSCELLEN    5.  185 

14,    1  t§'säm  somdrün  ll12,      marapa  belohfh: 

bqxgreb  jippslü  fohUh,      taruttdsän  harößfh, 

(I3,  r5a)        jdbuqqq' 1S  (13,  iSd)  'ösdr,  jissasf1*      kol-kdli  xemda! 

[XYIIIa.    Siebenter  Einschub  (Metrum  Fünfer). 

Cap.  14. 

2  suba  jisra'el  'qd^glohfch,      kivchasdlt  bq' 'wonach: 

3  qdxü  'immachfjm  ddbarhn,       ivasübü  'el-jqhwf- 

'imril2:  „kgl-tism  raicön,       iod(niq)qäx3-t6b , 
unsqlUmSufdri4  safaßen,      x  x  z  xx_i. 

4  ,qssur  lövjosPenu,       rql-sua  lö^nirkäb, 
■uwlÖ-nömqiW  Öd  »flohen«      fomq'se  jaden.<ib 

5  »'£rpa'</m)>6,  ,ohäbem  nddaba,       ki^säb  'appi1, 

6  '§hj§  chqttdl  ldjisra,el,      jifrdx  kqssösqnna. 

(7)         wdjäcli  sgrasau  ka'razim*,      (7)  jehchü  jöndqößäu, 
wihi  chqzzqijj  hödo ,       ivdrex^lo  kqlbanon. 

8  jasübü,  je&bu0  basilli10,      fjsxqjju  dagdn, 
jifrsxu11  chqggdfen,  jiskaru12      kdjen  fobanön. 

9  'efrdim  mä-UölsJÖd  lafsqbbim?      ,äni  'anißiu1*: 
'qnt  kibrüs  rq'ndn,      mimmgnni  pirjo  15  / «] 

[XVIIIb.  Achter  Einschub  (Metrum  Doppeldreier  und  Dreier). 

Cap.  14. 

10       mlvxachdm  icajaben  'ell^,  (umty  nabon  uajeda'em? 
jdsartm16  dqrcht  jqhwg ,          icssqddiqim  jefochu  dam, 
ufosd'tm  jikkdsdlüvbdm.] 

12    kl    M  13    b.   jippofä,    'ofolehem  jarutta^u,    nwharijjöjxlu, 

jdbuqqafü  M       14  M  jiss$  ,ösar  M 

XVIIIa.  1  danach  jqhw$  M  2  danach  'eläu  M  3  waniqxd 
Ookt  etc. :   wdqqx  M        4  so  LXX,  Vulg.,  Duhm,  Wellh.  etc. :   farlm  M 

5  danach   'as^r-bdeh  jonixäm  japom  M  (Dreier):   gestrichen  von  Makti 

6  'grpd  nidsübapam  M  7  danach  mimmenrm  M  8  kqlhbanön  M 
9  so  nach  LXX  Dort  etc.:  johbe  M  10  so  Wellh.  etc.:  basillo  M 
11  davor  ?ra-  M  12  so  Oort:  zichrö  M  13  so  allgemein  nach  LXX: 
-lll  M  14  so  Marti:  'anifii  M;  danach  jca'swpi«»  M  15  so  Marti; 
perjdcha  M;  danach  nimm  M       16  davor  ki  M 


186  Eduard  Sievers: 

B.   Allgemeine  Vorfragen  der  Kritik. 

1.  In  welch  übelem  Zustand  der  Text  des  Hosea  auf 
uns  gekommen  ist,  braucht  hier  nicht  geschildert  zu  werden. 
Der  Kritik  ist,  wie  die  Dinge  einmal  liegen,  bei  diesem  Autor 
notwendig  ein  besonders  breiter  Spielraum  zu  eröffnen,  wenn 
man  nicht  überhaupt  auf  sie  verzichten  will.  Darum  ist  es 
aber  für  diese  Kritik  auch  um  so  mehr  geboten,  daß  sie  sich 
von  vornherein  principiell  darüber  klar  werde,  in  welcher 
Kichtung  die  Verderbnisse  zu  suchen  sind,  und  welche 
Hilfsmittel  sich  für  deren  Beseitigung  darbieten. 

2.  In  ersterer  Beziehung  sehe  ich  nach  den  Erörterungen 
zumal  von  Marti  als  feststehend  an,  daß  auch  in  unserem 
Falle  ein  alter  israelitischer  Text  mit  einem  Gewebe  spä- 
terer, vielfach  speciell  jüdischer  Zutaten  überdeckt  ist,  deren 
Tendenzen  gutenteils  offen  zutage  liegen.  Bekannt  ist  ferner, 
daß  der  Wortlaut  des  alten  Textes  durch  Einzelverderb- 
nisse  oft  bis  zur  Unverständlichkeit  entstellt  ist.  Nach  beiden 
Seiten  hin  hat  die  Kritik  bereits  einen  großen  Teil  des 
Schuttes  hinweggeräumt:  aber  doch  bleibt  auch  heute  noch 
eine  Nachlese  möglich,  wenn  man  insbesondere  zwei  Gesichts- 
punkte fest  im  Auge  behält. 

3.  Einmal  bietet  jetzt  die  systematische  Controle  der 
äußeren  Form,  also  der  Versmaße,  ein  Hilfsmittel  von 
nicht  zu  unterschätzender  Tragweite.  Denn  auch  Hosea  hat 
sich,  wie  weiter  unten  auszuführen  sein  wird  (s.  Nr.  13  ff.), 
stets  vollkommen  fester  Metra  bedient.  Mithin  ist  jede 
Abweichung  der  Überlieferung  von  den  sonst  eingehaltenen 
Normen  als  Kriterium  für  den  Eintritt  von  Störungen  in 
Anspruch  zu  nehmen.  Das  gilt  zunächst  von  den  Inter- 
polationen. Zwar  finden  sich  auch  Stücke  anerkannt  secun- 
därer  Mache,  welche  das  Metrum  des  alten  Textes  fortsetzen, 
dem  sie  angeheftet  sind  (vgl.  namentlich  die  Stücke  XIVa 
und  XVIIIa).  Viel  häufiger  aber  weichen  die  Einsätze  von 
den  metrischen  Formen  der  sie  umrahmenden  echten  Partien 
ab,   und  sie  verraten  sich   schon  dadurch  als    secundär,   auch 


Al/TTESTAMENTLICHE    MlSCELEEN    5.  187 

wo  sie  inhaltlich  etwa  zu  ertragen  wären.  Daß  daneben  auch 
für  die  Einzelemendation  verderbter  Stellen  des  ursprüng- 
lichen Textes  die  metrische  Form  eine  wichtige  Handhabe 
abgibt,  braucht  kaum  noch  besonders  betont  zu  werden. 

4.  Von  nicht  minderer  Bedeutung  ist  aber  die  kritische 
Controle  der  inneren  Form  der  Texte,  wenn  es  erlaubt  ist, 
unter  diesem  bequemen  Namen  alle  Stilfragen  höheren  und 
niederen  Ranges  zusammenzufassen,  insbesondere  also  Ge- 
dankenführung und  Ausdrucksform.  Über  die  letztere 
können  erst  weiter  unten  einige  Specialbemerkungen  vorge- 
bracht werden  (s.  Nr.  1 8  ff.) :  ich  beschränke  mich  daher  an 
dieser  Stelle  auf  ein  paar  Andeutungen  über  das  bezüglich 
der  Gedankenführung  zu  Beachtende. 

5.  In  Beziehung  auf  die  Präcision  der  Gedankenfolge 
lassen  sehr  viele  Partien  des  überlieferten  Textes  recht  viel 
zu  wünschen  übrig.  Statt  klarer  Disposition  und  planmäßigen, 
geschlossenen  Gedankengangs  findet  man  nicht  selten  eine 
steuerlose  Zickzackbewegung,  ein  fortwährendes  unmotiviertes 
Abschweifen  von  dem  angeschlagenen  Thema,  und  ebenso  oft 
ein  nicht  minder  unvermitteltes  Zurückgreifen  auf  den  eben 
verlassenen  Faden.  Als  Specialität  vieler  _  Stellen  mag  das 
unruhige  Durcheinander  von  Schilderung  und  Drohung  hervor- 
gehoben werden. 

6.  Diesen  Gedankensprüngen  gegenüber  hat  sich  die 
Kritik  bisher  ziemlich  zaghaft  verhalten,  sofern  sie  nicht  (was 
aber  hier  außer  Betracht  fällt)  zugleich  sachliche  Schwierig- 
keiten involvierten.  Der  Grund  dafür  mag  mit  daran  liegen, 
daß  man,  vollauf  beschäftigt  mit  der  Ausschöpfung  des  ge- 
schichtlichen und  religionsgeschichtlichen  Inhalts  der  Schriften 
Hoseas  wie  andrer  Propheten,  der  Frage  nach  der  rein  lite- 
rarischen Bedeutuno-  und  Wertung  solcher  Schriften  noch 
nicht  nahe  genug  getreten  ist,  um  auch  diese  Seite  auf 
Schritt  und  Tritt  im  Auge  zu  behalten.  Mehr  oder  weniger 
unbewußt  mag  dabei  vielleicht  auch  die  Vorstellung  mit- 
gewirkt haben,  daß  man  es  bei  dem  noSt,  der  in  der  Er- 
regung rede  und  gewissermaßen  die  Gedanken  heraussprudele 


188  Eduard  Sievers: 

-wie  sie  ihm  gerade  kommen,  mit  einem  gelegentlichen  Seiten- 
sprung nicht  zu  genau  nehmen  dürfe.  Ich  bezweifle  aber, 
daß  es  berechtigt  sein  würde,  eine  solche  Charakteristik  wie 
die  eben  angedeutete,  die  wohl  auf  die  Masse  der  professio- 
nellen vdlri'im  passen  würde,  auf  die  wenigen  Männer  ernster 
Gedankenarbeit  auszudehnen,  deren  Schriften  auf  uns  ge- 
kommen sind,  und  deren  Führer,  Arnos,  schon  ebenso  die 
Gleichsetzung  mit  jenem  großen  Haufen  ablehnt,  wie  es  Hosea 
mit  seiner  Polemik  gegen  sie  tut  (vgl.  speciell  III  4,  5. 
IX  9,  7 f.).  Vor  so  niederer  Einschätzung  ihres  literarischen 
Könnens  muß  sie  meines  Erachtens  schon  die  oft  große 
Feinheit  der  Formgebung  in  niederem  Dingen  schützen:  denn 
wer  im  kleinen  sich  zu  einer  gewissen  Höhe  metrischer  und 
stilistischer  Feiluns;  aufzuschwingen  vermocht  und  damit  seinen 
Sinn  für  literarische  Form  offenbart  hat,  dem  wird  man  doch 
zutrauen  dürfen,  daß  er  auch  in  den  höheren  Stilfragen  nicht 
rat-  und  hilflos  gewesen  sei. 

7.  Die  Überzeugung,  daß  die  vielfach  herrschende  Ge- 
dankenunordnung nur  die  Folge  secundärer  Störungen  sei, 
wird  weiterhin  durch  die  Beobachtung  bekräftigt,  daß  die 
Verletzungen  der  normalen  Gedankenabfolge  sehr  oft 
mit  Störungen  der  metrischen  Form  Hand  in  Hand 
gehen.  Zur  Illustration  dieses  Verhältnisses  greife  ich  als 
beliebiges  Beispiel  hier  Cap.  4  heraus  (wegen  aller  Einzel- 
heiten der  Auffassung  etc.  verweise  ich  auf  die  Erörterungen 
von  Nr.  30). 

a)  Hier  liefern  V.  6'' — 8.  10 — 11  drei  zweizeilige  Doppel- 
dreierstrophen, die  eine  Rüge  für  die  Priester  enthalten, 
wie  schon  das  mikkdhen  der  ersten  Zeile  klar  erkennen  läßt. 
Hierauf  folgt  in  weiteren  vier  Strophen  derselben  Form 
(12 — 1315.  16 — 19)  eine  der  ersten  parallele  Ansprache  an  das 
Volk,  mit  gleich  ausführlicher  Schilderung  seiner  Verfeh- 
lungen.  Aber  beide  Schilderungen  werden  durch  Seitensprünge 
durchbrochen. 

b)  In  V.  ioa  muß  das  vrf ächvlEvwsU  jübu'ü  sich  doch 
o-ewiß   auf  das   xattaß  'qmmi  jöche{lü  von  V.  8  zurückbeziehen, 


Alttestamentliche  Misceleen  5.  189 

und  das  zeigt  wieder,  daß  aucli  V.  iof.  noch  auf  die  Priester 
gehen:  der  Übergang  auf  das  Volk  erfolgt  erst  mit  dem 
<fO9)r0mmf  'mein  Volk  <aber>'  von  V.  12.  Der  Zusammen- 
hang von  8  und   10  aber  wird  zerrissen  durch  den  Einschub 

9       icdhajä  cha'äm  hakköhen,  ufaqdäü  eaUu  chrachuu, 

umq'lalftu  'asib  lö. 

Dieser    ist,    abgesehen    von    der   Zerreißung    des   Wortpaares 
jöchcß  ■.  wd'ächdlü,  noch  nach  drei  Seiten  hin  anstößig.    Einmal 
mischt  er  Volk  und  Priester  durcheinander";   zweitens  schiebt 
er  eine  Drohung  in  die  Schilderung  ein,  die  an  dieser  Stelle 
um  so  übler  wirkt,  als  am  Schlüsse  des  Ganzen,  d.  h.  da,  wo 
man  mit  Recht  eine  solche  Drohung  erwarten  könnte,  offenbar 
nichts  derartiges   zu  finden  ist   (darüber  s.  Nr.  30  zu  4,  19); 
drittens  wechselt  das  Metrum,  indem  an  Stelle  der  gepaarten 
Lano-zeilen  ein  tristichisches  Svstem  tritt.    Erwähnt  mag  auch 
noch  werden,    daß  die  Strophe  nach  XV  12,  3b  gemodelt  ist. 
c)  Die  Verschuldungen  des  Volkes  werden  in  V.  12— ig 
bildlich    unter    den    Gesamtbegriff    des    'Hinweghurens    von 
Jahwe'  gebracht.    Was  V.  i2b  im  Bilde  andeutet,  führt  V.  i3ab 
ohne  Umschreibung  aus:  die  'Hurerei'  besteht  in  der  Annahme 
der  heidnischen  Culte,  speciell  der  heidnischen  Opfer  auf  den 
Bergen  und  Höhen   und  unter  den  schattigen  Bäumen.     Von 
den  an  diese  Opfer  sich  anschließenden  Gelagen  handeln  dann 
V.  16.  17.  i8a.     Die  letzte  Strophe  endlich,   V.  i8b.  19,   faßt 
noch  einmal  abschließend  das  vorher  Detaillierte  in  allgemeine 
bildliche  Ausdrücke  zusammen.    Das  angeklagte  Volk  erscheint 
dabei    durchgehends    in   der   dritten   Person,    wenn   man    von 
einigen   längst   anerkannten  Verderbnissen   absieht.      Es   wird 
auch  als  Ganzes  gefaßt,  vgl.   'ammi   i2a,  jisra'el  16,  'tfraim   17. 
Man    darf   also    wohl    behaupten,    V.  12  — i3b.    16—19    seien 
durchaus  einheitlich  gestimmt,  und  auch  gegen  die  Gedanken- 
folge  dürfte   nichts   einzuwenden   sein.     Der  gute  Zusammen- 
hang der  vier  Strophen  wird  aber  vollständig  durch  V.  13°—  1 5 
unterbrochen.      'Sie  haben    allüberall   heidnische   Opfer   dar- 
gebracht' war  der  Gedanke  von  V.  i3ab:  'darum  huren  eure 


1(.*0  Eduard  Sievers: 

Töchter  und  Frauen'  ist  die  Folgerung,  die  13''  aus  diesem 
Vordersatz  zieht.  Diese  Logik  und  diesen  Sprung  von  dem 
bildlichen  zum  körperlichen  fHuren'  verstehe  ein  andrer,  und 
verschlucken  muß  man  beide  Anstöße  doch,  wenn  man  die 
Zeile  für  echt  halten  will:  denn  anders  übersetzen  läßt  sie 
sich  meines  Wissens  ohne  Gewaltsamkeit  nicht  (specieU  ist 
es  doch  wohl  unmöglich,  das  eal-ken  mit  V.  14  zusammen- 
zunehmen und  den  Rest  von  1 3°'  als  eine  Art  von  Bedingungs- 
oder Einräumungssatz  zu  fassen).  Damit  ist  es  aber  noch 
nicht  genug.  Zugegeben  die  Zeile  sei  echt,  d.  h.  die  Frauen 
seien  hier  mit  den  Männern  des  Volkes  in  der  Anklage  co- 
ordiniert:  dann  sollten  sie  mit  diesen  auch  gleiches  Urteil 
erfahren,  wenn  ein  solches  an  dieser  Stelle  überhaupt  zu  fällen 
war.  Das  geschieht  aber  wieder  nicht.  Vielmehr  werden  die 
Frauen  in  V.  14*  (mit  stilistisch  recht  übeler  Wiederholung 
des  Wortlautes  von  13°)  glattweg  des  eben  erhobenen  Vor- 
wurfs wieder  entlastet.  Und  diese  Entlastung  wird  in  i4bc 
weiterhin  motiviert  durch  eine  neue  Anklage  gegen  ein  dem 
Wortlaut  nach  vollkommen  undeutliches  anderes  Object,  eine 
Menschengruppe  (ki-hem  etc.  i4b),  unter  der  man  sich  ge- 
wöhnlich cdas  Volk  selbst'  oder  genauer  fdie  Männer  des 
Volkes'  vorstellt,  die  aber  wegen  des  Contrastes  mit  dem 
folgenden  *äm  lö-jaUn  14°  schwerlich  etwas  anderes  als  die 
vorher  in  V.  6 — 11  abgetane  Priesterschaft  bedeuten  kann. 
Es  folgt  dann  der  wohl  allgemein  als  Einsatz  anerkannte 
V.  15%  bei  dem  ich  nur  noch  den  Übergang  zu  der  Anrede 
mit  fdu'  hervorhebe.  V.  i5b  schlägt  wieder  in  fihr'  zurück, 
enthält  aber  weder  Schilderung  noch  Anklage,  sondern  ein 
Verbot  der  Opferfahrten  nach  Gilgal  und  Bethel  und  —  was 
gar  nicht  in  den  sonstigen  Tenor  des  Capitels  paßt  —  des 
Schwörens  beim  Namen  Jahwes.  Mit  V.  16  f.  kommt  dann 
der  Text  endlich  wieder  zu  der  seit  V.  13  verlassenen  Schil- 
derung der  Opferscenen  zurück,  zugleich,  wie  schon  bemerkt, 
grammatisch  zu  der  dritten  Person. 

Daß   dies   Hin   und   Her   auch   rein   von  der  stilistischen 
Seite  aus  betrachtet    ein  Unding   ist,    dürfte    auf   der  Hand 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  191 

liegen.  Dazu  kommt  mm  wieder  die  Differenz  der  metrischen 
Form.  V.  i3c  und  i4a,  die  zunächst  zusammenzunehmen 
wären,  lassen  sich,  soviel  ich  sehe,  überhaupt  nicht  auf  ein 
einheitliches  Metrum  bringen,  i4a  überhaupt  nicht  metrisch 
lesen.  Das  nächste  Zeilenpaar,  i4bc,  bringt  ein  tristichisches 
System,  V.  15  setzt  sich  in  seinen  beiden  inhaltlich  ganz 
disparaten  Teilen  aus  einem  Fünfer  und  einem  Siebener  zu- 
sammen: alles  steht  also  auch  in  scharfem  Formcontrast  zu 
den  regelmäßigen  Doppeldreierstrophen  des  Restes. 

d)  Noch  schlimmer  fast  ist  in  der  Überlieferung  dem 
Eingang  des  Capitels  mitgespielt.  V.  ia  beginnt:  'Höret  das 
Wort  Jahwes,  ihr  Kinder  Israels,  denn  einen  Hader  hat 
Jahwe  mit  den  Bewohnern  des  Landes'.  Lassen  wir  selbst 
das  für  den  Eingang  einer  Jahwerede  nicht  gerade  schöne 
doppelte  Jahwe  passieren,  so  bleibt  stilistisch  der  Sprung 
von  der  2.  auf  die  3.  Person  anstößig,  weil  er  durch  nichts 
motiviert  ist  und  den  Parallelismus  der  Form  stört.  —  V.  ib 
schiebt  dann  eine  unpersönliche  Begründung  in  negativer  Form 
an:  'Denn  es  ist  keine  Treue  und  keine  Liebe  und  keine 
Gotteserkenntnis  im  Lande'.  Diese  Fortsetzung  ist  an  sich 
nicht  zu  beanstanden:  sie  könnte  ganz  paßlich  die  mit  ia 
eröffnete  Strophe  abschließen.  Dann  beginnt  aber  wieder  die 
Unordnung.  V.  2a  springt  ins  Positive  um.  Man  hätte  also 
doch  wohl  ein  'sondern'  oder  dgl.  als  Verbindungsglied  zu 
erwarten  (und  zwar  um  so  mehr,  als  mit  dieser  Zeile  eine 
neue  Strophe  zu  beginnen  hätte),  oder  mindestens  eine  Fort- 
setzung durch  Verba  finita,  die  deutlich  erkennen  lassen,  was 
gemeint  sein  soll.  Statt  dessen  bietet  die  Zeile  lediglich  eine 
Liste  von  Infinitiven  dar  (denn  auch  für  das  schließende 
para^ü  ist  natürlich  mit  Marti  ufarös  zu  lesen).  Wie  soll 
sich  diese  Abruptheit  des  Übergangs  grammatisch  und  sti- 
listisch rechtfertigen  lassen?  —  Gegen  20  als  Fortsetzung 
von  2a  ist  dann  von  der  Stilseite^aus  wieder  nichts  zu  erinnern. 
—  Aber  V.  3  bricht  wieder  aus,  s.  Marti  39.  Martis  Sach- 
gründen habe  ich  nur  noch  ein  stilistisches  Monitum  anzu- 
fügen:  Jcgl-joseb  bäh  bedeutet   doch   sonst   'die  Mensehen'    (vgl. 

Phil.-hiat.  Klaise  1905.   Bd.  LVII.  13 


192  Eduard  Sievers: 

auch  in  ia  noch  jd&SguÄa'drgs),  hier  aber  soll  es  auf  einmal 
eine  Zusammenfassung  für  'alles  Getier'  sein!  Auch  die 
Variation  von  wfumlal  3a  durch  je'asefu  3b  ist  wohl  stilistisch 
nicht  einwandfrei.  —  Immerhin  läuft  bis  hierher  der  Typus 
der  beschreibenden  Constatierung  durch.  Jetzt  aber  kommt 
in  V.  4  plötzlich  ein  Verbot:  'Doch  niemand  soll  hadern,  und 
rügen  nur  niemand  . . .'  (der  Rest  ist  unverständlich).  Wen 
soll  man  nicht  rügen,  und  was  soll  man  ihm  nicht  vorwerfen? 
Man  muß  ja  wohl  annehmen,  der  Verfasser  der  Zeile  habe 
sagen  wollen:  'Keiner  erhebe  sich  durch  Vorwürfe  über  den 
andern,  <denn  alle  sind  gleich  in  ihrem  bösen  Tun)>':  aber 
der  Gedanke  steht  doch  nicht  deutlich  da,  und  das  ist  auf 
alle  Fälle  wieder  ein  Stilmangel.  —  V.  5  ist  in  der  über- 
lieferten Form  ganz  unverständlich,  und  6a  nur  eine  matte 
Wiederholung  von  ibi*.  —  Dazu  halte  man  wieder  den  Form- 
befund der  incriminierten  Partien:  ia  ist  ein  Doppelvierer 
(ib  ein  Doppeldreier:  zusammen  =  erste  Strophe!);  —  V.  2 
ein  tristichisches  System  6  :  3  (zweite  Strophe);  —  V.  3 
Doppeldreier  -f-  Siebener  (dritte  Strophe);  —  V.  4  ein  iso- 
lierter Siebener;  V.  5  nach  der  Überlieferung  ein  Doppelvierer, 
dem  sich  in  V.  6a  ein  weiterer  einfacher  Vierer  anschließt. 
Mit  6b  setzen  dann  die  regelmäßigen  Doppeldreierstrophen  ein. 
In  summa:  die  Confusion  könnte  nicht  ärger  sein.  Muß  man 
nicht  auch  da  notwendig  zu  der  Annahme  starker  Inter- 
polationen greifen,  und  wird  man  das  nicht  um  so  eher  tun, 
als  sich  aus  dem  überlieferten  Wirrsal  heraus  V.  ib  -f  5a  mit 
relativ  geringer  Nachhilfe  zu  einer  Doppeldreierstrophe  ver- 
binden lassen,  die  sich  ungezwungen  mit  der  nächsten  Strophe 
V.  6bf.  zusammenschließt?  Man  lese  doch  nur  einmal  zum 
Vergleich  nacheinander  erst  den  überlieferten  Text,  dann  den 
oben  unter  III  zusammengestellten  Rest  glatter  Doppeldreier- 
strophen, und  frage  sich,  ob  in  diesem  formell  ein- 
heitlichen Teile  noch  etwas  von  all  den  Anstößen  vor- 
handen ist,  die  im  MT.  durch  die  eben  besprochenen  Ein- 
schubspartien von  abweichender  Form  hervorgerufen 
werden. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  193 

8.  Ähnliche  Erwägungen  wie  bei  Cap.  4  drängen  sich 
dem  aufmerksamen  Leser  auch  an  vielen  andern  Stellen  noch 
unabweisbar  auf,  und  überall  sind  die  vorhandenen  Anstöße 
in  ähnlicher  Weise  zu  beseitigen  wie  hier.  Das  berechtigt, 
ja  zwingt  aber  zu  der  Allgemeinforderung:  Unklarheiten 
der  Gedankenführung  sind  überall  ebenso  streng  zu 
prüfen  wie  Abweichungen  von  der  äußeren  (d.  h.  hier 
metrischen)  Form,  und  sind  bei  einem  denkenden  Autor  (und 
in  diese  Kategorie  müssen  wir  Hosea  doch  einordnen)  um  so 
weniger  zu  dulden,  je  sicherer  es  ist,  daß  dessen  Werk  an 
vielen  Stellen  der  nachträglichen  Verderbnis  ausgesetzt  ge- 
wesen ist. 

9.  Was  hier  über  Verstöße  gegen  gesunde  Gedanken- 
abfolge im  großen  bemerkt  werden  mußte,  gilt  mutatis  mu- 
tandis  natürlich  auch  von  der  Gedankenführung  im  ein- 
zelnen und  kleinen:  d.  h.  auch  bei  der  Beurteilung  bez.  Emen- 
dation  sicher  echter,  aber  möglicherweise  verderbter  Stellen 
hat  überall  auch  die  literarisch-ästhetische  Kritik  ein 
gewichtiges  Wort  mitzusprechen. 

10.  Nach  diesen  Gesichtspunkten  ist  denn  auch  oben  bei 
dem  Versuch  einer  Textherstellung  durchgehends  verfahren 
worden:  wenigstens  habe  ich  mich  bemüht,  niemals  Fünf 
gerade  sein  zu  lassen,  weil  ich  der  Überzeugung  bin,  daß 
man  sonst  nicht  weiter  kommt.  Eine  ganz  andere  Frage  ist 
es  freilich,  ob  es  bei  aller  Consequenz  in  der  Einhaltung  der 
kritischen  Grundsätze  und  bei  aller  Vorsicht  überhaupt  mög- 
lich ist,  aus  dem  Überlieferten  das  Echte  noch  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  herauszuschälen,  und  noch  eine  andere 
Frage,  bis  zu  welchem  Grade  es  mir  persönlich  gelungen  sein 
mag,  der  Wahrheit  im  einzelnen  näher  zu  kommen.  Über 
diese  Fragen  läßt  sich  von  Seiten  derer,  die  dem  Texte  selbst 
ernsthafte  Bemühung  zugewandt  haben,  mit  Fug  und  Recht 
streiten:  denn  niemand  sieht  alles  und  niemand  ist  unfehlbar. 
Aber  das  eine  bleibt  für  mich  unerschütterlich  bestehen:  halbe 
Kritik  ist  auch  hier  schlimmer  als  gar  keine,  und  ein  ober- 
flächlich -becjuemes   cdu  gehst  zu  weit'    ohne   ernste  sachliche 

13* 


194  Eduard  See vers: 

Begründung  im  einzelnen  braucht  niemand  von  der  einmal 
betretenen  Bahn  consequenter  Kritik  abzuschrecken,  und 
schreckt  auch  mich  nicht.  Es  ist  immer  noch  besser,  einmal 
ein  begangenes  Versehen  berichtigen  zu  müssen,  als  freiwillig 
im  Banne  schlechter  Überlieferung  stecken  zu  bleiben. 

11.  Aber  freilich,  die  Durchführung  einer  solchen  Kritik 
hat  bei  Hosea  ihre  besonderen  Schwierigkeiten,  namentlich 
was  die  Emendation  verderbter  Stellen  des  echten  Textes 
anlangt.  Hier  kann  man  das  Vorhandensein  eines  Fehlers 
sehr  oft  leichter  erkennen,  als  ihn  mit  Evidenz  beseitigen 
Denn  die  Verderbnisse  sind  zum  Teil  so  sinnlos,  daß  man  im 
ersten  Augenblick  nicht  einmal  weiß,  in  welcher  Richtung 
man  die  Besserung  suchen  soll,  namentlich  wenn  die  über- 
lieferten unverständlichen  Buchstabencomplexe  mit  gleicher 
Leichtigkeit  verschiedene  Deutungen  im  bessernden  Sinne  zu 
gestatten  scheinen,  und  das  ist  oft  genug  der  Fall.  Für  alle 
solche  Stellen  gibt  es  meiner  Überzeugung  nach  auch  wieder 
nur  die  eine  kritische  Directive,  daß  man  Consequenz  der 
Gedankenführung  und  Einheitlichkeit  des  literari- 
schen Colorits  höher  einschätzen  muß  als  die  Zahl  der 
Buchstaben ,  die  man  aus  dem  überlieferten  Text  in  den 
emendierten  hinüberretten  kann. 

12.  Auch  diese  Directive  gilt  allgemein,  sie  scheint  aber 
bei  Hosea  noch  ihre  besondere  Berechtigung  zu  haben,  eben 
wegen  der  schon  öfter  berührten  besonderen  Sinnlosigkeit 
vieler  verderbter  Stellen.  Es  ist  mir  nämlich  unerfindlich, 
wie  bei  einem  deutlich  lesbaren  Texte  selbst  im  Laufe  einer 
langen  Überlieferung  diese  Fülle  specifischer  Sinnwidrigkeiten 
hätte  zustande  kommen  können.  Ich  sehe  mich  also  zu  der 
Vermutung  gedrängt,  das  Stammexemplar  des  Hoseatextes,  auf 
welches  unsere  ganze  Überlieferung  zurückgeht,  sei  stellen- 
weise halb  unleserlich  gewesen,  sei  es  durch  Abreiben  der 
Schriftzüge,  sei  es  durch  Flecken  oder  andere  Beschädigungen, 
und  man  habe  nun  unter  Benutzung  der  noch  lesbaren  oder 
halb  lesbaren  Zeichen  die  Lücken  ergänzt,  und  zwar  ziemlich 
mechanisch,  ohne  viel  Nachdenken  und  ohne  große  Sorgfalt. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  195 

Es  sei  gestattet,  auch  diese  Vermutung  hier  durch  ein  aus- 
geführtes Beispiel  zu  erläutern. 

a)  In   13,  i   lesen  wir  im  MT.: 

rren  pms  cwn 

Das  ist  ein  völlig  unbegreiflicher  Text,  auch  wenn  man  mit 
Hitzig,  Reuss  u.  a.  das  äituh,  Xeyo^iavov  nr.n  als  Prädicat 
faßt  (Marti  S.  99).  Ist  das  grammatisch  und  stilistisch  über- 
haupt möglich?  Ich  bezweifle  das  stark:  man  vermißt,  auch 
vom  Syntaktischen  abgesehen,  zu  sehr  ein  Object  zu  "Ü1D, 
das  die  Qualität  dieses  Redens  bestimmt.  Was  soll  der  Ge- 
danke 'wenn  Efraim  den  Mund  auftat,  <(war  es)  Schrecken'? 
Was  soll  er  speciell  im  Zusammenhang  mit  der  zweiten  Vers- 
zeile, auch  wenn  man  hier  für  SU):  mit  Oort  u.  a.  X"1©:  liest 
oder  besser  mit  Marti  99  nissd  vocalisiert? 

b)  V.  ib  fährt  dann  fort:  'Da  verschuldete  er  sich  durch 
Baal  und  starb'.  Wenn  aber  Israel  in  V.  ib  tot  ist,  wie 
kann  es  in  V.  2  'fortfahren  zu  sündigen'?  Das  hat 
offenbar  z.  B.  auch  Marti  gefühlt,  wenn  er  ivqjjctmöp  durch 
'und  starb  ab'  umschreibt,  d.  h.  den  Dichter  sagen  läßt: 
'da  verfiel  es  einem  allmählichen  Sterbeproceß'.  Ich  bezweifle 
aber  wieder,  daß  die  darin  angenommene  übertragene  Be- 
deutung dem  üblichen  hebräischen  Sprachgebrauch  gemäß 
wäre.  Die  Concordanz  zählt  z.  B.  für  wqjjamöjt,  wqttamöß, 
wqjjamufiü  (um  beim  Imperfectum  mit  T  consecutivum  stehen 
zu  bleiben)  über  140  Belege  auf,  und  überall  heißt  es  glatt 
'und  er  starb'  usw.  Ein  wenig  abweichend,  aber  doch  in 
anderem  Sinne,  ist  höchstens  ivqjjämgp  libbo  bdqirbo,  lodhü  hajd 
U'ddpi  1  Sam.  25,  37.  Ja  selbst  das  Part,  meß  hat  meines 
Wissens  die  übertragene  Bedeutung  nirgends.  Ich  muß  danach 
bis  auf  weiteres  das  ma"1!  für  ebenso  verderbt  halten,  wie 
das  nrn  und  xir:  von  ia. 

Die  Emendation  scheint  hier  übrigens  sehr  nahe  zu  liegen. 
Nimmt  man  Martis  Vocalisation  nissd  auf,  so  lautet  der 
Text  vorläufig:  'So  lange  Efraim  ...  redete,  ragte  er  empor 


196  Eduard  Sirvers: 

in  Israel.  Da  verschuldete  er  sich  durch  Baal  und  . . .'.  Was 
kann  man  dazu  als  Ergänzung  anderes  erwarten  als  'sank'? 
Das  wäre  aber  hebräisch  l'a"*"!  wqjjamöch,  und  dies  liegt 
wiederum  dem  überlieferten  h'Q'n  so  nahe,  daß  man  kaum 
daran  vorübergehen  kann.  War  der  letzte  Buchstabe  er- 
loschen oder  undeutlich,  so  konnte  ein  unaufmerksamer  Leser 
leicht  falsch  zu  hö'n  auffrischen. 

c)  WTas  aber  steckt  in  nm?  Gewiß  nicht  'Schrecken', 
denn  damit  gewinnt  man  nicht  den  erforderlichen  Gegensatz 
zu  'da  verschuldete  es  sich  durch  Baal'  etc.  Dieser  Gegen- 
satz verlangt  vielmehr  etwas  wie  'so  lange  Efraim  es  noch 
mit  mir  hielt,  ragte  er  empor'.  Nun  übersetzt  LXX 
(s.  Marti  99)  so  als  hätte  sie  statt  nm  vielmehr  hl  oder 
B^hl  gelesen.  Das  paßt  aber  auch  nicht,  weder  sachlich  noch 
sprachgeschichtlich,  denn  hl  ist  ein  junges  persisches  Lehn- 
wort das  nur  im  Estherbuch  auftritt  und  daher  dem  Hosea 
nicht  aufgebürdet  werden  darf.  Um  so  zuversichtlicher  wird 
man  annehmen  dürfen,  daß  die  Vorlage  von  LXX  wirklich 
diese  anstößige  Zeichengruppe  hl  bot,  und  daß  diese  mit 
dem  nftl  von  M  unter  Annahme  einer  Verstümmelung  auf 
beiden  Seiten  auf  eine  gemeinsame  Grundform  zurückzuführen 
ist.  Nach  der  Buchstabenzahl  von  M  liegt  es  ferner  nahe 
zu  vermuten,  daß  diese  Grundform  auch  drei  Buchstaben 
gehabt  habe,  d.  h.  daß  sich  die  Lesarten  von  M  und  LXX 
schließlich  in  einem  h\fp  oder  h\\\\\\!  der  letzten  Vorlage  ver- 
einigen. Aus  diesem  Schriftbild  aber  springt  einem  dann 
man  möchte  sagen  fast  unwillkürlich  das  schon  von  Oort 
vorgeschlagene  h3H  dä'qp  als  ursprüngliche  Lesung  entgegen, 
d.  h.  ein  Ausdruck  für  einen  Begriff,  auf  den  Hosea  auch 
4,  1.  6.  6,  6  das  größte  Gewicht  legt. 

d)  Der  Gedanke  'so  lange  Efraim  dd'ap  hatte'  ist  gewiß 
an  dieser  Stelle  durchaus  passend.  Aber  fraglich  ist  aller- 
dings (vgl.  Nowack  80),  ob  dieser  Sinn  durch  kdäabber 
Efraim  da'äß  ausgedrückt  werden  konnte:  es  wäre  eine  recht 
auffällige  Breviloquenz.  Ich  halte  es  danach  weiter  für  nicht 
ganz  unwahrscheinlich,  daß  auch  das  1S1D  erst  durch  falsche 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  197 

Auffrischung  bez.  Auffüllung  eines  lückenhaft  gewordenen 
Schriftbildes  entstanden  ist,  z.  B.  (n)n\\\\\\\\\\\\D  =  nnnxn  WaKba$ 
(wobei  das  eingeklammert  fi  einen  nur  halbverloschenen  Buch- 
staben andeuten  mag). 

e)  Der  ursprüngliche  Text  hätte  hiernach  vermutungs- 
weise gelautet: 

binnen  sin  vmi         wn  ansa  nansD 
\*\m  bma  ö»wi 

Ich  denke,  man  wird  zugeben  müssen,  daß  die  Ver- 
stümmelung eines  so  klaren  Wortlautes  zu  dem  in  M  Ge- 
botenen wirklich  nur  unter  der  Voraussetzung  denkbar  ist, 
daß  der  Text  einmal  partienweise  schlecht  oder  gar  nicht 
lesbar  war.  Und  ähnliche  Beispiele  finden  sich  im  Hoseatext 
in  nur  zu  reichlicher  Fülle. 

f)  Hierzu  ist  allerdings  noch  eine  Anmerkung  über  eine 
Frage  zu  machen,  der  ich  jetzt  nicht  weiter  nachgehen  kann. 
Zweifelsohne  haben  die  Fehler  der  bezeichneten  Art  schon 
ein  recht  hohes  Alter,  ja,  aus  dem  Umstand,  daß  sie  in  inter- 
polierten Stellen  relativ  seltener  aufzutreten  scheinen,  ließe 
sich  vielleicht  gar  schließen,  daß  sie  bereits  vor  der  Aufnahme 
der  gedachten  Interpolationen  im  Text  gestanden  hätten.  Nach 
der  herrschenden  Auffassung  würde  das  nun  wohl  bedeuten, 
daß  die  falschen  Auffrischungen  und  Auffüllungen  zu  einer 
Zeit  vorgenommen  worden  wären,  wo  der  Hoseatext  noch  in 
althebräischer  Schrift  vorlag.  Auf  der  andern  Seite 
scheinen  mir  aber  die  zahlreichen  Buchstabenverwechselungen 
in  der  Hauptsache  nur  dann  verständlich,  wenn  man  von  den 
Buchstabenformen  der  Quadratschrift  oder  wenigstens  denen 
eines  bereits  sehr  ähnlich  gewordenen  aramäischen  Alphabets 
ausgeht.  Vielleicht  bedarf  also  die  Frage  nach  dem  Alter 
der  hebräischen  Buchschrift  (im  Gegensatz  zu  der  Schrift 
der  Inschriften  und  Münzen)  doch  noch  einer  abermaligen 
Revision. 


198  Eduard  Sievers: 

C.  Zur  Formtechnik. 

13.  Alle  die  18  Stücke  der  Sammlung,  die  mit  Sicherheit 
für  Hosea  in  Anspruch  genommen  werden  dürfen,  weisen 
vollkommen  feste  Formen  auf.  Wechselmetra  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes  (d.  h.  nach  Ausschluß  der  üblichen 
und  in  sich  wieder  festen  tristichischen  Systeme)  finden  sich 
nur  in  interpolierten  Stellen,  s.  i,  7.  2,  yc — 9.  4,  2 — 4.  13° — 15. 
6,  1—3.  8,  13'— 14.  9,  4C— 5.  12,  6—7.  13,  3.  14,  10  und  vgl. 
den  isolierten  Doppeldreier  (statt  eines  Sechsers)  in  dem  Ein- 
schub  Ia  2,  2a. 

14-.  a)  Von  den  18  Stücken  sind  ferner  17  glatt  stro- 
phisch. Das  einzige  unstrophische  Stück  ist  II,  das  sich 
des  tristichischen  Systems  7  :  3  bedient.  Von  den  Einschüben 
sind  außerdem  Ia  und  IIa  unstrophisch,  auch  das  kurze  XVIIP 
wird  kaum  als  beabsichtigte  Strophe  aufzufassen  sein. 

b)  Unter  den  Strophenformen  begegnen  Dreiz eiler 
nur  2  mal  bei  den  Fünferstücken  VII  und  XVIII.  Am  stärksten 
(iomal)  sind  Zweizeiler  aus  gepaarten  Langzeilen  ver- 
treten: beim  Siebenermaß  in  I  und  V,  beim  Doppeldreier  in 
III,  IV,  XV,  XVII,  beim  Doppelvierer  in  X,  XI x),  beim  Fünfer 
in  VIII,  XIII;  daneben  erscheinen  5  mal  tristichische  Systeme: 
7  :  3  in  IX,  3  :  3  I  3  >  XII,  5  :  4  in  VI,  5  :  3  in  XIV.  XVI. 

c)  Schon  diese  Übersicht  läßt  erkennen,  daß  Hosea  einen 
großen  Reichtum  von  Formen  entwickelt  hat.  Berücksichtigt 
man  alle  die  oben  berührten  Differenzpunkte,  so  ergeben  sich 
10  verschiedene  'Metra'  für  die  18  Stücke  des  echten  Textes. 
Läßt  man  den  Gegensatz  von  strophisch  und  unstrophisch, 
sowie  den  von  Zwei-  und  Dreizeilern  bei  sonst  gleicher  Versart 
außer  Acht,  so  bleiben  auch  dann  noch  8  verschiedene  Formen 
übrig. 


1)  Im  Text  mußten  die  Langzeilen  dieses  Maßes  ans  Raumgründen 
gebrochen  werden.  Um  aber  die  richtige  Gliederung  auch  für  das 
Auge  anzudeuten,  sind  dabei  die  zweiten  Hälften  der  Langzeilen  gegen 
die  correspondierenden  ersten  Hälften  jedesmal  eingerückt. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  199 

15.  Recht  charakteristisch  ist  ferner  die  Vertretung  der 
einzelnen  Versarten: 

a)  Von  den  sonst  gangbaren  Versarten  fehlt  im  echten 
Text  vollständig  der  Sechser:  er  tritt  nur  in  dem  Einschub  Ia 
auf  (und  zwar  wechselnd  mit  dem  Doppeldreier),  und  sonst 
gelegentlich  in  interpolierten  Kleinstücken:  i,7b(?).  3,2*.  4,  2a. 
7,  13°.    11,  2a(?).    12,  9b. 

b)  der  Doppelvierer,  der  sonst  im  ganzen  ziemlich 
selten  ist,  begegnet  zweimal,  in  X  und  XI,  außerdem  in  dem 
Einschub  IIa  und  in  Einzelinterpolationen  9,  12.  14. 

c)  Der  anderwärts  so  sehr  beliebte  Siebener  tritt  bei 
Hosea  ziemlich  stark  zurück.  Er  erscheint  für  sich  allein 
nur  zweimal,  in  I  und  V,  tristichisch  mit  dem  Dreier  ge- 
bunden ebenfalls  zweimal,  in  II  und  IX  (dazu  kommen 
dann  noch  die  doch  wohl  sicher  unechten  Einschubstücke 
IP.  IIC  XVa). 

d)  Der  Doppeldreier  herrscht  in  III,  IV,  XV,  XVII, 
tristichisch  mit  dem  einfachen  Dreier  verbunden  in  XII. 

e)  Ganz  besonderer  Beliebtheit  erfreut  sich  der  Fünfer, 
der  in  7  Stücken  auftritt:  4 mal  für  sich  allein,  in  VII.  VIII. 
XIII.  XVIII  [dazu  der  Einschub  XVIIP],  mit  dem  Vierer 
gebunden  in  VI,  mit  dem  Dreier  gebunden  in  XIV  und  XVI 
[sowie  in  dem  Einschub  XIVa].  Diese  letztere  Combination 
(5  : 3)  habe  ich  als  ausgeprägtes  Metrum  bisher  nur  bei  Hosea 
gefunden. 

16.  Vorzüglich  durchgebildet  sind  bei  Hosea  die  sprach- 
melodischen Verhältnisse.  Insbesondere  hat  er  es  ver- 
standen, durch  charakteristische  Contrast Wirkungen  seinen 
Versen  Leben  und  Kraft  zu  verleihen,  zumal  durch  planmäßige 
Abstufungen  des  Tonniveaus  der  einzelnen  Verse  oder  Vers- 
glieder. 

a)  Die  allgemeine  Tonlage  der  echten  Stücke  ist, 
unbeschadet  der  hernach  zu  erörternden  Abstufungen,  mäßig 
tief.  Ziemlich  große  Niveauabstände  trennen  dagegen  diese 
echten  Partien  von  den  Einschüben  Ia,  IIa— IIC,  XIVa,  XVa, 


200  Eduard  Sikvers: 

XVIIIab  sowie  meist  auch  von  den  kleineren  Interpolationen: 
das  Unechte  liegt  fast  überall  höher  als  das  Echte.1) 

b)  Zusammengehörige  Zeilen,  innerhalb  ein  und  der- 
selben Strophe  werden  stets  durch  Niveauabstufung  contras- 
tiert. In  den  zweizeiligen  Strophen  (einschließlich  der  rtristi- 
chischen.')  steht  die  erste  Zeile  (der  rhythmisch  -  melodische 
Vordersatz)  meist  etwas  höher  als  die  zweite  (der  Nachsatz), 
seltener  umgekehrt  (vgl.  z.  B.  VI).  Bei  den  Dreizeilern  nähert 
sich  durch  doppelte  Abstufung  die  Schlußzeile  jedesmal  wieder 
mehr  dem  Niveau  der  ersten. 

c)  Auch  die  beiden  Hälften  der  Langzeilen  (Doppel- 
vierer, Siebener,  Doppeldreier,  Fünfer)  zeigen  einen  ähnlichen 
leisen  Niveaucontrast,  und  zwar  gern  so,  daß  sich  dieser  mit 
dem  unter  b)  erwähnten  Zeilencontrast  kreuzt.  Mit  anderen 
Worten,  auf  ein  im  ganzen  höher  liegendes,  aber  in  sich  ab- 
steigendes -  |  ||  folgt  gern  ein  als  Ganzes  tiefer 

liegendes,  aber  in  sich  aufsteigendes  |  ||  . 

17.  Über  das  Verhältnis  von  Vers-  und  Sinnes- 
gliederung ist  etwa  Folgendes  zu  bemerken: 

a)  In  den  Doppeldreierstücken  III,  IV,  XV,  XVII 
herrscht  aus  begreiflichen  Gründen  (vgl.  Berichte  1905,  45 
Nr.  2  und  unten  Nr.  2 1 ,  a)  der  alte  straffe  Parallelismus  der 
beiden  Gliederungsfactoren  so  gut  wie  uneingeschränkt.  Von  ins- 
gesamt 46  Langzeilen  dieser  Art  haben  45  vor  der  Cäsur  einen 
Sinnesabschluß,  der  sich  schon  äußerlich  durch  das  regelmäßige 
Auftreten  von  Interpunctionszeichen  markiert.  Nur  in  der 
einigermaßen  pointierten  Schlußzeile  des  letzten  Stückes,  13,  ioh 
mfäcli  wsäarim  'gttgn-läch  Wqppi  icd'eqqdx  W^lraJA 

1)  Alle  Tonhöhenangaben  beziehen  sich  hier  auf  den  Standpunkt 
des  norddeutschen  Intonationssystems  (vgl.  Berichte  1904,  i54ff.).  Es 
ist  wohl  überflüssig,  weiterhin  in  jedem  einzelnen  Fall  noch  besonders 
darauf  hinzuweisen,  daß  für  die  Angehörigen  des  hochdeutschen  Systems 
jedesmal  die  betreffende  Umlegung  der  Angaben  vorzunehmen  ist.  — 
Übrigens  sind  auch  hier  alle  Untersuchungen  über  das  Sprachmelodische 
erst  angestellt  nach  dem  Abschluß  der  Textconstitution,  gewissermaßen 
als  Probe  auf  die  Richtigkeit  des  textkritischen  Exempels  (vgl.  Be- 
richte 1904,  156  Fußn.). 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  201 

greift  einmal  ein  zur  ersten  Hälfte  des  Gesamtsatzes  ge- 
höriges Wort  (Wqppi)  über  die  Cäsur  hinaus,  um  in  der 
zweiten  mit  bd'ebrajn  contrastiert  zu  werden.  Die  ganze 
Strophe  ist  mir  aber  ein  wenig  verdächtig  (vgl.  Nr.  44  zu 
13,  io);  und  so  ist  es  möglich  daß  auch  diese  eine  Ausnahme 
von  der  Hauptregel  für  den  echten  Hoseatext  noch  in  Weg- 
fall zu  bringen  ist. 

Natürlich  fehlt  auch  ein  eigentliches  Enjambement  von 
Langzeile  zu  Langzeile. 

b)  In    den    einzelnen    Tetrapodien    der    Doppelvierer 

(X.  XI)  ist  die  rhythmische  Zeit  aller  Füße  lautend  ausgefüllt, 

ein    rhythmischer   Anlaß   zu   längerem   Pausieren   nach   dem 

ersten  Vierer   der  einzelnen  Perioden  nicht  gegeben.     Man 

wird  es  also  unbedenklich  finden  dürfen,  wenn  in  einem  der 

12  Doppelvierer,  X  9,  1 1 

'§fräim  ka'Öf     jffiöfef  kaböääm 
milleda  umibbtien      wmeherajon 

der  Satz  ohne  schärferen  Einschnitt,  zumal  also  ohne  Inter- 
punction,  durch  die  Langzeile  durchläuft.  Aber  auch  dieser 
Ausnahmefall  kann  nicht  einmal  als  schwer  bezeichnet  werden, 
denn  stilistisch  bildet  der  zweite  Vierer,  der  gewissermaßen 
einen  abhängigen  Satz  vertritt,  doch  eine  Art  von  erläuternder 
Epexegese  zu  dem  ersten,  und  er  hebt  sich  auch  syntaktisch 
von  diesem  durch  seine  rein  nominale  Form  genügend  ab, 
um  einen  Ruhepunkt  am  Schlüsse  des  ersten  zu  gestatten.  — 
Ahnlich  liegen  die  Dinge  auch  bei  dem  erst  durch  Emendation 
hergestellten  Vers   10,  3b  (vgl.  Nr.  38  zur  Stelle). 

Die  Binnencäsur  der  Einzelvierer  ist  natürlich  an 
sich  schwächer  als  die  Periodencäsur  der  Langzeile.  Trotzdem 
ist  sie  auch  bei  Hosea  überall  sprachlich  gut  markiert,  in 
8  von  den  27  Vierern  (einschließlich  der  3  Beispiele  von  VI) 
sogar  durch  eine  Interpunctionstelle  (5,  8b.  9,  iod.  15°.  16.  10,  2ab. 
3a.  5C).  Zweifelhaft  ist  höchstens  die  verderbte  Zeile  10,  3b 
(s.  Nr.  38  zur  Stelle). 

c)  Der  Schluß  der  Fünfer  (in  VI— VIII.  XIII f.  XVI. 
XVIII)    wird    bei   einer   Gesamtzahl    von    76   Belegen   in   der 


202  Eduard  Sievers: 

Überlieferung  einmal  durch  einen  glatt  fortlaufenden  Satz 
überschritten,  in  XVI  13,  2.  Hier  ist  sicher  zu  ernendieren,  und 
die  Besserung  liegt  nahe  (s.  Nr.  43  zur  Stelle). 

Auch  die  Binnencäsur  ist  meist  gut  ausgeprägt,  über 
60  mal  sogar  durch  eine  Interpunctionsstelle  markiert.  Da- 
neben finden  sich  aber  auch  bei  Hosea  einige  Belege  für  die 
schon  M.  St.  I,  1 1 1  f.  im  Anschluß  an  Budde  erörterte  Cä- 
surverd eckung1),  die  den  Fünfer  scheinbar  aus  2  :  3  statt 
aus  3  :  2  bestehen  läßt,  vgl.  ha'S^f  jele^chü,  ><§frS&  \  '(dem  risti 
7,  i2a  und  ähnlich  7,  15.  i6a.  13,  2a.  14,  ic  f.,  auch  der  tech- 
nisch ganz  isoliert  dastehende  Vers  nad 3dumimm'pinu:sodUahlm,\ 
M-fdsd'üJbi  7,  i3b  mag  hier  mit  erwähnt  werden,  insofern  auch 
er  innerhalb  des  Dreierstücks  einen  starken  sprachlichen 
Einschnitt  hat.  Ohne  solchen  Einschnitt  zeigen  eine  leichte 
Cäsurverdeckung  etwa  noch  hgxelü  1  sarim  7,  5*  lcdjönü  \  fößa, 
'en-Ub    7,  iia,  allenfalls  auch  noch  Jcichli  \  'en-xefö  bö  8,  8b. 

d)  Wesentlich  anders  gestaltet  sich  das  Bild  beim  Siebener, 
zumal  wenn  wir  die  relativ  geringe  Zahl  der  Belege,  37,  mit 
in  Betracht  ziehen. 

a)  Gesondert  zu  betrachten  ist  das  Erzähler  stück  I. 
Dies  zeigt  unter  5  Verspaaren  nicht  weniger  als  3  mal  ein 
Hinüberziehen  des  Satzes  aus  der  ersten  in  die  zweite  Lang- 
zeile: qqx-läch  ''es^p  Zdnünim,  ||  wdjalde  zdnünim  1,  2,  waüahqr  \\ 
wqttelgd-lövben  1  3,  qpra  sdmäh:  \\  lö  ruxapna  1,6.  Daneben  ist 
die  Hauptcäsur  nach  dem  Viererstück  5  mal  überdeckt,  in 
1 ,  2bc.  3a.  4ab.  Außerdem  ist  noch  zu  beachten  die  Zu- 
sammensetzung des  Viererstücks  lö  ruxamd,  \  ki^louöslf^'Öd  \  . . . 
1,  6b  und  des  Dreierstückes  bäß-dibltiim,  wattahär  1,  3a,  wqttelgä 
ben,  (9)  wqjjömär  1 ,  8  mit  der  Interpunction  innerhalb  eines 
in  sich  sonst  geschlossenen  Versgliedes  (dazu  vgl.  aus  den  früher 
citierten  Beispielen  1,  2C.  3b,  und  den  leichten  Fall  wqjjdmgr: 
qdra  hmäh    1,  6a. 

ß)  Das  strophische  Siebenerstück  V  (=  5,  5  ff., 
ebenfalls  5  Verspaare)  zeigt  dagegen  kein  Langzeilenenjambe- 


1)  Weiteres  dazu  s.  unten  Nr.  25. 


AlVTTESTAMENTLICHE    MlSCELLEN    5.  203 

nient  (regelmäßig  starke  Interpunction  am  Schlüsse  des  ersten 
Langverses),  auch  nur  i  mal  eine  Verdeckung  der  Hauptcäsur: 
htqqqes  \  ^p-jqluv^,  wdlo  jimsafu  5,  6a;  aber  leichte  Verdeckung 
der  Binnencäsur  des  Vierers  in  5,  5a  und  6,  8  (stärker  wäre  sie 
bei  5,6bf.;  wenn  der  Text  da  sicher  stünde).  Spaltungen 
innerhalb  der  Dreier-  und  Viererstücke  kommen  nur  je  1  mal 
vor:  'gjj-jqhicg,  wdlo  jimsa'u  5,  6a  (s.  oben)  und  in  dem  eben 
erwähnten  zweifelhaften  xaläs  meh\m  |  (7)  jahw§,  ki-ba<;atdu 
5,6bf. 

y)  Von  den  beiden  7/3 -Stücken  II  und  IX  hat  das 
erstere,  un strophische,  zweimal  eine  Verdeckung  der  Haupt- 
cäsur: laqqxti  dagani  |  ba'itto ,  icdßlrösivbmö' qdo  2,  I  Ia  und  ud'oßi  | 
sache{xa!  ng'üm-jqhw^  2,  15°  (wenn  hier  so  zu  lesen  ist,  s.  Nr.  29 
zur  Stelle),  das  zweite,  strophische,  nur  einen  leichten  Fall 
des  glatten  Satzübergangs  von  der  Langzeile  zum  Kurzvers: 
ki^zanipa  me'dWfoh^ch  \\  eql-k$l-ggrnöß  dagdn  9,  1. 

18.  Diese  Verhältnisse,  namentlich  beim  Siebener,  sind 
deswegen  interessant,  weil  sie  zeigen,  daß  Hosea  über  ganz 
verschiedene  Arten  der  Technik  zu  verfügen  versteht. 
Der  Wechsel  der  Technik  aber  ist  durchaus  stilgemäß, 
insofern  sich  die  Kreuzung  von  Vers-  und  Sinnesgliederung 
um  so  mehr  steigert,  je  mehr  sich  ein  Stück  dem  Typus  der 
freien  Erzählung  nähert,  d.  h.  je  mehr  Inhalt  und  Stil  ein 
ausgleichendes  und  verdeckendes  Legato  des  Vortrags 
fordern. 

19.  Streng  ausgebildet  ist  dieser  Legatotypus  indessen 
doch  nur  in  dem  einen  Stück  I,  er  ist  also  bei  Hosea  wohl 
nicht  sehr  beliebt  gewesen.  Dieser  pflegt  vielmehr,  auch 
unabhängig  von  der  Frage  nach  dem  Verhältnis  von  Vers- 
und  Sinnesgliederung  in  dem  oben  behandelten  Sinne,  mit 
sichtlicher  Vorliebe  eine  besondere  Stilgattung,  die  ich  den 
Staccatostil  nennen  möchte.  Ich  verstehe  darunter  einen 
Stil,  der  darauf  ausgeht,  die  einzelnen  Gedankencomplexe  in 
eine  Reihe  selbständiger  kleinster  Stückchen  zu  zerschlagen, 
und  diese  un  verbunden  aneinander  zu  reihen.  Diese  Eigen- 
tümlichkeit   ist   ja    auch    bei   Hosea  längst   beobachtet.      Ich 


204  Eduard  Sievers: 

entnehmt!  ans  Nowack,  Der  Prophet  Hosea,  Berlin  1880, 
S.  XIX  den  Hinweis  auf  die  vortreffliche  Charakteristik  von 
Hoseas  Stil,  die  in  dieser  Beziehung  Ewald,  Propheten  des 
alten  Bundes  I,  178  gegeben  hat:  fEs  ist  dem  zu  schmerzlich 
bewegten,  zu  schweres  ahnenden  Herzen  unmöglich  in  ruhigen 
langen  Sätzen  die  Gedanken  zu  entwickeln,  die  Worte  fest 
und  stark  zusammenzuhalten:  der  Gedanke  ist  wie  zu  voll, 
der  Satz  zu  eilend  und  abgerissen,  die  Rede  oft  wie  in 
Schluchzen  sich  auflösend'.  Nur  gilt  eben  diese  Charakte- 
ristik nicht  allgemein,  denn  Hosea  weiß,  wie  bemerkt,  auch 
den  Legatostil  zu  handhaben,  und  gut  zu  handhaben.  Die 
Wahl  des  Stiltypus  hängt,  wie  man  leicht  sieht,  mit  der 
Eigenart  des  Gegenstandes  und  dem  Charakter  des  zur  Dar- 
stellung gewählten  Metrums  zusammen.  Das  läßt  sich  auch 
zahlenmäßig  veranschaulichen,  indem  man  berechnet,  wie  oft 
eine  metrische  Schnittstelle  durch  irgendwelche  sprachliche 
Bindung  gemildert,  oder  aber  durch  eine  zugleich  sprachliche 
Fuge  in  ihrer  Wirkung  verstärkt  wird.  Dabei  hat  man 
einerseits  auf  die  Verknüpfung  der  beiden  durch  die  Cäsur 
getrennten  Hälften  der  Langverse  zu  achten  (Schema  a  -f-  b), 
andrerseits  auf  die  je  zweier  aufeinander  folgender  Verse 
(Schema  1  -J-  2:  auch  wo  es  sich  etwa  um  das  Verhältnis 
der  zweiten  und  dritten  Zeile  dreizeiliger  Strophen  handelt). 
Außerdem  ist  wenigstens  für  a  -f-  b  in  Anschlag  zu  bringen, 
ob  die  Bindung  durch  glattes  Fortlaufen  des  Sinnes  bez. 
Satzes  zustande  gebracht  wird  (dahin  sind  auch  die  Cäsurver- 
deckungen  und  Enjambements  zu  rechnen),  oder  aber  mit 
Hilfe  eines  syntaktischen  bez.  stilistischen  Bindewortes  wie  wd-, 
•1;  kl,  ,äs$r,  gqm,  sam  u.  dgl.  Das  gibt  dann  für  die  führenden 
Versarten,  den  Siebener,  Doppeldreier,  Fünfer  und  Vierer 
einschließlich  der  zugehörigen  tristichischen  Systeme  etwa 
folgendes  Bild1): 


1)  Auf  absolute  Gültigkeit  können  die  gegebenen  Zahlen  keinen 
Anspruch  erheben,  da  ja  manches  erst  durch  Emerjdation  gewonnen  ist, 
bei   der  Textconstitution    hie  und  da  etwas    zweifelhaft  bleiben    muß 


AeTTESTAMENTLICHE    MlSCELEEN    5. 


205 


a  +  b: 

1  +  2: 

gelmnde 

n  durch 

unge- 

ge- 

unge- 

Bindewort 

Sinn 

bunden 

bunden 

bunden 

Siebener: 

I  (7) 

4 

6 

■ — 

51) 

— 

II  (7  =  3*) 

5 

3 

1 

8 

— 

V(7) 

6 

I 

3 

1 

4 

IX  (7  :  3) 

5 

I 

2 

3 

4 

Summa: 

20 

II 

6 

17 

8 

Doppeldreier: 

III  (3  : 

3) 

IO 

■ — ■ 

6 

3 

5 

IV  (3 

3) 

IO 



2 

5 

1 

XII  (3 : 

3  |3) 

2 



— 

1 

1 

XV  (3 

3) 

5 

- — 

5 

3 

2 

XVII  (3 

3) 

2 

I 

4 

1? 

3 

Summa: 

29 

I 

17 

11  — 12 

12 

Fünfer: 

VI  (5  :  4) 

I 

2 

— 

— 

3 

VII  (5) 

5 

I 

0 

1 

6 

VIII  (5) 

4 

12 

I  I 

3 

12 

XIII  (5) 

2 

4 

6 

1 

5 

XIV  (5 

13 

3 

1 

2 

1  —  2 

5~4 

XVI  (5 

3 

3 

— 

3 

— 

XVIII  (5 

=  3) 

2 

1 

6 

— 

7 

Summa: 

18 

24 

30 

9 — 10 

38-37 

Vierer: 

X(4) 
XI  (4) 

3 

1 

2 

— 

3 

3 

— 

3 

1 

2 

Su 

mma: 

6 

1 

5 

1 

5 

und    die  Subsumierung   auch   sonst   manchmal  Schwierigkeiten  macht. 
Zur  Veranschaulichung  aber  dürften  sie  hinreichend  genau  sein. 

Die  arabischen  Ziffern  in  (— )  hinter  den  römischen  Stücknummern 
geben  die  einzelnen  metrischen  Combinationen  an.  Ein  Stern  neben 
der  Zahl  bedeutet,  daß  das  Stück  unstrophisch  ist. 

1)  Eingerechnet  icqjjömär:  \\  qarct  etc.  1,  8. 


206  Eduard  Sievers: 

20.  Diese  Tabelle  läßt  folgende  allgemeine  Verhältnisse 
erkennen: 

a)  Die  Neigung  zur  Bindung  von  a  -f-  b  ist  am 
stärksten  ausgeprägt  beim  Siebener  (ca.  84°/0),  dann  folgen 
der  Doppeldreier  (ca.  64%),  der  Fünfer  (ca.  (60%),  endlich 
der  Doppelvierer  (ca.  58°/0:  doch  sind  hier  die  Zahlen  an  sich 
klein  und  bieten  daher  weniger  Gewähr  für  die  Richtigkeit 
aus  ihnen  abzuleitender  Schlüsse). 

b)  Die  Neigung  zur  Bindung  von  1  +  2  ist  überall 
geringer,  sie  bewegt  sich  aber  in  derselben  absteigenden 
Richtung:  beim  Siebener  ca.  68°/0,  beim  Doppeldreier  ca.  5O°/0, 
beim  Fünfer  ca.  20%,  beim  Doppelvierer  ca.  i6,6°/0. 

c)  Sehr  charakteristisch  ist  ferner  bei  a  -f-  b  die  Ver- 
schiedenheit der  Neigung  zur  Bindung  durch  Bindewort  einer- 
seits, durch  den  Sinn  andrerseits.  Die  erstere  Art  absorbiert 
beim  Siebener  ca.  64,5  °/0  aller  Bindungsfälle,  beim  Doppel- 
dreier ca.  96%;  beim  Fünfer  aber  mir  ca.  43%?  heim  Doppel- 
vierer dagegen  wieder  ca.  86°/0. 

21.  a)  Unter  diesen  Erscheinungen  ist  die  entschiedene 
Abneigung  gegen  bloße  Sinnesbindung  von  a  -j-  b  beim 
Doppeldreier  (vgl.  auch  oben  Nr.  17,  a)  am  augenfälligsten, 
aber  auch  am  leichtesten  verständlich.  Entwicklungsgeschicht- 
lich ist  ja  der  Dreier  sicherlich  als  brachykatalektische  Tetra- 
podie  zu  fassen.  Das  bedeutet  praktisch,  daß  zwischen  die 
beiden  Dreier  der  Langzeile  ursprünglich  eine  rhythmische 
Pause  von  Fußlange  gehört.  Nach  dieser  Pause  kann  man 
nun  zwar  einen  neuen  Satz  leicht  und  gut  durch  ein  Binde- 
wort anreihen,  aber  man  kann  nicht  gut  einen  in  sich  ge- 
schlossenen Satz  über  die  Pause  hinwegziehen.  Man  wird 
also  aus  der  Art  der  Bindungsverhältnisse  schließen  dürfen, 
daß  beim  Vortag  von  Doppeldreiergedichten  auch  in  histo- 
rischer Zeit  die  Pause  noch  respectiert  wurde.  Für  den  Vor- 
trag erzählender  sechshebiger  Gedichte  wäre  allerdings  die 
Pause  störend  gewesen:  aber  da  ist  sie  ja  auch  tatsächlich  in 
Wegfall  gekommen,  wie  die  Umbildung  des  (nun  nur  noch 
hexapodischen)  Doppeldreiers  zum  Sechser  zeigt. 


Alttestamentliche  Miscellex  5.  207 

b)  Beim  Siebener  fehlt  die  rhythmische  Pause  nach 
dem  Viererstück,  da  dies  eine  vollständige  Tetrapodie  dar- 
stellt. Es  ist  also  auch  ganz  unauffällig,  wenn  beim  Siebener 
Hoseas  der  Sinn  1 1  mal,  d.  h.  in  ca.  30%  aller  Belege,  einfach 
über  die  Hauptcäsur  hinwegläuft.  Andrerseits  bietet  das 
Viererstück  an  sich  Raum  genug  für  die  Entfaltung  auch 
formell  abgeschlossener  Sätze  oder  Satzglieder,  d.  h.  es  kann 
auf  die  Cäsur  auch  sehr  wohl  ein  neuer  Satz  folgen,  einerlei, 
ob  er  mit  oder  ohne  Bindewort  angeschlossen  wird.  Wenn 
nun  hiervon  der  erste  Fall  in  ca.  54%  der  Verse  eintritt, 
bez.  bei  Einrechnung  der  Sinnesbindung  in  ca.  84%  der 
Siebener  a  -(-  b  gebunden  werden  und  nur  in  i6°/0  un- 
gebunden erscheinen,  so  hängt  das  sichtlich  mit  der  Aus- 
bildung des  Siebeners  zum  typischen  Sprechvers,  speciell 
zum  Erzählervers  zusammen,  der  in  erster  Linie  der  Wieder- 
gabe der  oratio  continua  dient,  und  eben  daher  auch  das 
Enjambement  von  1  zu  2  begünstigt.  Zu  lang  für  die  Satz- 
bildung aber  kann  der  Siebener  schon  deswegen  nicht  leicht 
werden,  weil  sich  nach  demselben  Princip  der  oratio  continua 
einzelne  Teilstücke  (z.  B.  die  ersten  zwei  Füße)  daraus  auch 
sprachlich  bequem  absondern  lassen  (vgl.  etwa  einen  Vers 
wie  ivajqldt  zdnünim ,  ||  Jn-zanÜ  piznf  \  ha'ärgs  me'qxrf  Jahwe  l,  2°)- 

c)  Beim  Doppelvierer  andrerseits  treibt  die  gleich- 
mäßige Länge  seiner  beiden  relativ  umfänglichen  Hälften 
unwillkürlich  wieder  mehr  zu  stilistischer  Parallelgliederung. 
Darum  tritt  bei  ihm  die  Sinnesbindung  von  a  -\-  b  so 
stark  zurück  (vgl.  Nr.  17,  b):  das  Normale  ist,  daß  mit  dem 
zweiten  Vierer  wieder  ein  neuer  Satz  beginnt,  von  dem  es 
dann  an  sich  ziemlich  gleichgültig  ist,  ob  er  durch  ein 
Bindewort  eingeleitet  wird  oder  nicht.  Langzeilenbindung 
von  1  -}-  2  ist  dagegen  wieder  durchaus  unbeliebt:  gewiß 
weil  nach  sprachlicher  Ausfüllung  von  8  Füßen  sich  ganz 
natürlich  das  Bedürfnis  nach  einem  contrastierenden  Neuen 
geltend  machte. 

d)  Etwas  befremdlich  scheinen  die  Dinge  auf  den  ersten 
Blick  beim  Fünfer  zu  liegen,  denn  zweifellos  sind  es  gerade 

Phil.-bigt.  Klasse  1905.  Bd  EMI.  14 


208  Eduard  Sievers: 

die  Fünferstücke  (einschließlich  derer  mit  dem  Schema  5  :  4 
und  5:3),  welche  bei  uns  in  erster  Linie  den  Eindruck  des 
Staccatostils  hervorrufen.  Und  doch  haben  sie  einen  immer 
noch  recht  großen  Procentsatz  von  Bindungen  von  a  -|-  b 
(ca.  6o°/0),  und  eine  noch  auffälligere  Zahl  von  Cäsurver- 
deckungen  (Nr.  17,  c),  und  damit  scheint  sich  wieder  nicht 
recht  vertragen  zu  wollen,  daß  der  Procentsatz  der  Bindungen 
von  1  -J-  2  hier  auf  ca.  20  heruntergegangen  ist  (das  Ver- 
hältnis der  Bindung  von  a  -f-  b  zu  der  von  1  -j-  2  ist  also 
hier  wie  60  :  20,  beim  Siebener  dagegen  wie  84  :  68,  beim 
Doppeldreier  auch  noch  wie  64  :  50),  und  daß  Sinnesbindungen 
bis  auf  einen  mindestens  unsicheren  Fall  (s.  Nr.  17,  c)  an 
dieser  Stelle  überhaupt  fehlen  (wie  beim  Doppeldreier, 
oben  a).  Woher  der  scheinbare  Widerspruch  zwischen  den 
Zahlenverhältnissen  und  dem  Eindruck,  den  man  beim  Lesen 
erhält?  Zur  Beantwortung  dieser  Frage  scheint  sich  folgender 
Weg  von  selbst  darzubieten. 

22.  a)  Rein  formell  betrachtet  stellt  der  Fünfer  mit  dem 
Schema  3  :  2  eine  brachykatalektische  Periode  dar,  bei  der 
eine  rhythmische  Pause  von  Fußlänge  den  nicht  ausgefüllten 
letzten  Fuß  ersetzen  muß,  so  lange  der  ursprüngliche  Cha- 
rakter des  Verses  nicht  etwa  durch  Umbildung  zum  reinen 
Sprechvers  gestört  wird  (wie  das  bei  dem  analog  brachy- 
katalektisch  gebildeten  Siebener  tatsächlich  eingetreten  ist). 
Die  Existenz  dieser  Pause  genügt  natürlich  schon,  wie  beim 
Doppeldreier  (Nr.  21),  so  auch  hier  den  Mangel  einer  Sinnes- 
bindung von  1  -f-  2  zu  erklären,  und  auch  die  relative  Selten- 
heit der  Bindung  durch  Bindewort  begreiflich  zu  machen. 

b)  Bei  den  Schemata  5  :  4  (VI)  und  5  :  3  (XIV.  XVI) 
steht  mit  der  Fünferperiode,  die  nach  dem  Gesagten  min- 
destens den  Zeitwert  einer  Hexapodie  repräsentiert,  ein 
Kurzvers  mit  nur  4  oder  gar  nur  3  ausgefüllten  Füßen  im 
Verband.  Die  Symmetrie  verlangt  aber  für  den  Kurzvers 
dasselbe  Zeitmaß  wie  für  die  vorhergehende  Periode.  Das 
bedeutet,  daß  im  Vortrag  der  Schluß  einer  jeden  einzelnen 
Strophe   durch  eine  um  so  längere   (ev.  also  3  taktige)  Pause 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  209 

von  dem  Anfang  der  nächstfolgenden  Strophe  getrennt  ge- 
halten werden  muß.  Diese  zeitliche  Isolation  der  Strophen 
ist  so  stark ,  daß  sie  einen  intimeren  Gedankenanschluß  von 
Strophe  zu  Strophe  geradezu  verbietet.  Hier  ist  ganz  hand- 
greiflich ein  Element  der  Abgerissenheit  schon  rein  formell 
gegeben,  und  dies  wirkt  um  so  stärker,  als  die  Strophen  so 
geringen  Umfang  haben,  und  außerdem  in  sich  wieder  durch 
die  obligatorische  Pause  am  Schluß  des  Fünfers  gespalten 
werden:  zwei  getrennte,  kurze  Stücke  comprimierten  Inhalts, 
dahinter  eine  längere,  wir  dürfen  mit  Rücksicht  auf  den  In- 
halt wohl  sagen  Stimmungspause:  das  ist  die  typische  Signa- 
tur dieser  Strophen. 

c)  Nicht  ganz  so  stark  ist  natürlich  die  zeitliche  Zer- 
reißung des  Textes  bei  den  reinen  Fünferstücken  (5  :  5 
oder  5:5:5).  Hat  man  aber  einmal  gelernt,  die  Wirkung 
der  Pausen  bei  5  :  4  und  5  :  3  gebührend  zu  empfinden,  so 
wird  man  ihre  isolierende  Wirkung  auch  bei  5  :  5  etc.  un- 
schwer herausfinden. 

d)  Die  Pausen  bilden  demnach  offenbar  die  Grundlage 
des  Staccatocharakters,  den  wir  zwangsweise  empfinden. 
Verstärkt  wird  ihre  Wirkung  aber  auch  noch  durch  ein 
anderes  Element,  die  Knappheit  der  in  der  Strophe  ver- 
einigten Sätze  oder  Satzglieder.  Namentlich  fallen  die 
nur  zwei  hebigen  Sätze  am  Schluß  des  Fünfers  im  Falle 
der  Nichtbindung  von  a  -j-  b  oder  der  bloßen  Bindung  durch 
Bindewort  stark  ins  Ohr  (also  sprachlich  selbständige  Schluß- 
stücke wie  hü  jißböläl,  wdTm  löujadä* ,  'qsmr  lialachu,  '§i  lahgm, 
ki-fdh'wJßi  etc.  7,  8  ff.),  und  bei  5  :  3  auch  der  Contrast  des 
dreihebigen  Schlußsatzes  mit  der  folgenden  gleichlangen  Pause 

e)  Wie  aber  alle  Übertreibung  unschön  wirkt,  so  würde 
es  auch  hier  dem  Gesamteindruck  nur  schädlich  sein,  wollte 
man  die  eben  erwähnte  sprachliche  Zerfällung  ebenso  zum 
Prineip  erheben,  wie  etwa  die  notwendige  Unterbrechung  des 
Contextes  durch  die  rhythmisch  geforderten  Pausen.  Damit 
würde  alles  auseinander  fallen.  Es  muß  also  zur  Abwechs- 
lung    des     öfteren    ein    bindendes     Gegenmittel    angewandt 

14* 


210  Eduard  Sievers: 

werden,  und  dazu  dient  offenbar  die  hier  besonders  häufige 
Sinne sbindung  von  a  -f-  b  (sie  übertrifft  mit  ihren  ca. 
33,3°/o  nocn  die  ca-  3°%  ^er  Sinnesbindung  im  Siebener,  und 
natürlich  erst  recht  die  noch  dazu  zweifelhaften  ca.  2°/0  im 
Doppeldreier).  Auch  hier  ergibt  sich  also  eine  gute  Wirkung 
erst  durch  die  kunstvolle  Verschlingung  bindender  und 
trennender  Momente. 

f)  Die  bisher  erwähnten  isolierenden  Momente  waren 
sozusagen  durch  die  Natur  des  Metrums  und  der  Satzbildung 
gegeben.  Zu  ihnen  kommt  dann  noch  ein  sichtlich  mit  Ab- 
sicht, also  willkürlich  ausgebildetes  stilistisches  Element, 
d.  h.  die  ausgesprochene  Vorliebe  für  asyndetische  An- 
einanderreihung der  Sätze  in  Fällen,  wo  andere  Stil- 
gattungen reichlicher  von  Bindemitteln  Gebrauch  machen. 
Man  vergleiche  in  dieser  Beziehung  z.  B.  nur  das  Doppel- 
dreierstück IV  mit  seinen  fast  schematisch  (oder  vielleicht 
ganz  schematisch,  s.  Nr.  31,  b)  durchgeführten  im-  zwischen 
a  und  b,  und  häufiger  Bindung  auch  zwischen  1  und  2  mit 
einem  Stück  wie  VIII,  wo  a  -j-  b  vorwiegend  entweder 
Sinnesbindung  oder  Asyndeton  aufweisen,  und  nur  selten 
Bindung  durch  Bindewort,  und  auch  1  und  2  fast  überall 
ganz  unverbunden  nebeneinander  stehen. 

23.  Für  die  Fünfertexte  darf  danach,  namentlich  nach 
dem  eben  Bemerkten,  der  Staccatocharakter  als  bewußtes 
Kunstprincip  in  Anspruch  genommen  werden,  und  da 
dieser  Charakter  (wenigstens  bei  Hosea)  bei  keinem  andern 
Metrum  auch  in  nur  annähernd  gleicher  Stärke  wiederkehrt, 
so  werden  wir  weiter  fragen  müssen,  warum  er  gerade  beim 
Fünfer  so  cultiviert  worden  ist.  Die  Antwort  auf  diese 
Frage  liegt  nahe  genug.  Der  Fünfer  ist  das  typische  Metrum 
des  Klageliedes,  und  die  Klage  des  innerlich  tief  Er- 
griffenen ergießt  sich  eben  nicht  sowohl  in  lang  dahin- 
rauschenden  Perioden,  als  in  kurzen,  unverbundenen,  oft  direct 
auch  durch  Pausen  unterbrochenen  Einzelsätzen  und  -sätzchen. 
Dem  Charakter  der  Qina  ist  tatsächlich  alles  vollkommen 
angemessen,    was    oben    zur    Charakteristik    der    Fünfertexte 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  211 

Hoseas  beigebracht  werden  konnte.  Von  der  Qina  wird  daher 
auch  Hosea  seine  Technik  entlehnt  haben,  und  auch  inhalt- 
lich stehen  ja  gerade  diese  Fünferstücke  dem  Typus  des 
Klageliedes  im  weiteren  Sinne  nicht  zu  fern:  enthalten  sie 
doch  in  der  Hauptsache  Klagen  Jahwes  über  den  Fall  seines 
Volkes.  Es  kann  denn  auch  nicht  verwundern,  wenn  die 
gerade  in  diesen  'Liedern'  mit  Virtuosität  geübte  Technik 
auch  in  andern  Gedichten  weniger  liedmäßigen  Charakters 
und  andrer  metrischer  Form  gelegentlich  mehr  oder  weniger 
zum  Durchbruch  kommt. 

24.  Die  Liedmäßigkeit  der  Fünferstücke  macht  sich 
dem  Leser  übrigens  auch  dadurch  bemerkbar,  daß  er,  wenn 
er  sich  nur  einigermaßen  in  deren  Sinn  und  Stimmung  ein- 
gefühlt hat,  unwillkürlich  zu  einer  ganz  prägnanten  Vor- 
tragsart greift.  Da  das  Stimmungsmäßige  gegenüber  dem 
Räsonnierenden  durchaus  die  Oberhand  hat,  wird  er  unwill- 
kürlich eine  sich  mehr  dem  Charakter  der  Singstimme  an- 
nähernde Stimmqualität  wählen  (man  lese  z.  B.  des  Contrastes 
halber  etwa  das  erzählende  I  und  ein  beliebiges  Fünferstück 
hinter  einander!).  Man  kommt  auch  nicht  mit  dem  gewöhn- 
lichen Redetempo  aus,  sondern  muß  mit  länger  gezogenen 
Tönen  arbeiten,  wenigstens  bei  den  Dreierstücken  der  Fünfer 
und  den  Vierern  und  Dreiern  von  5  :  4  und  5:3.  Man  wird 
da  namentlich  die  Hebungen  gern  etwas  aushalten,  und  die 
einzelnen  Füße  in  Gedanken  nicht  gruppenweise  zusammen- 
fassen, also  sie  auch  nicht  in  flüssigem  Legato  vortragen, 
vielmehr  sie  wieder  staccatomäßig  mehr  voneinander  trennen, 
als  ob  einem  die  einzelnen  Worte  nur  mit  Überwindung 
eines  inneren  Widerstandes  sich  zu  entringen  vermöchten. 
Am  stärksten  macht  sich  die  Neigung  zur  aushaltenden 
Überdehnung  bei  der  dritten  Hebung  des  Fünfers,  der  un- 
mittelbar vor  der  Cäsur,  bemerklieh.  Nun  aber  kommt  ein 
plötzlicher  Umschlag:  das  schließende  Zweierstück  wird,  und 
wieder  ganz  unwillkürlich,  in  weit  schnellerem  Tempo  und 
mit  deutlichem  Legato  gesprochen,  und  mit  sehr  viel  leb- 
hafterer   Tonbewegung    als    das    vorhergehende    Dreierstück. 


212  Eduard  Sievers: 

Gewöhnlich  wird  die  erste  Senkung  tief  genommen,  dann 
folgt  mit  der  ersten  Hebung  ein  starker  Sprung  in  die 
Höhe,  dann  mit  der  folgenden  (zweiten)  Senkung  wieder  ein 
ebensolcher  Sprung  in  die  Tiefe,  endlich  mit  der  letzten 
Hebung  wieder  ein  kleinerer  Tonschritt  aufwärts  (seltener 
findet  sich  die  umgekehrte  Toncurve,  doch  mit  ganz  ähn- 
licher Wirkung).  Es  ist  als  hörte  man  da  den  Ausbruch 
einer  bis  dahin  verhaltenen  Leidenschaft,  eben  jenes  ?Schluch- 
zen',  das  schon  Ewald  (s.  oben  S.  204)  oft  aus  Hoseas 
Rede  herausklingen  hörte.  Nach  der  Fußpause,  die  dem 
Ausbruch  folgt,  setzt  dann  der  getragenere  Ton  des  Ein- 
gangsstückes wieder  ein.  Bei  5  :  4  und  5  :  3  beherrscht  er 
die  ganze  zweite  Zeile,  bei  den  glatten  Fünferstücken  wieder- 
holt sich  dagegen  das  Spiel  von  Aufstauung  und  Ausbruch 
in  regelmäßigem  Wechsel. 

25.  Von  hier  aus  fällt  dann  auch  wohl  noch  rückwärts 
einiges  Licht  auf  die  Cäsurverdeckungen  im  Fünfer  der 
Qina  (oben  Nr.  1 7,  c),  bez.  auf  die  damit  zusammenhängende 
Zerschneidung  rhythmisch  einheitlicher  Reihen  durch  syntak- 
tische Einschnitte,  wie  etwa  in  dem  Verse 

jasutil  labbffql,  \  haju  |  loqߣJ)  rjmijja 

7,  i6a.  Derartige  Kreuzungen  von  Vers-  und  Sinnesgliederung 
sind  nämlich  in  zwei  einander  entgegengesetzten  Fällen  nicht 
nur  unanstößig,  sondern  oft  geradezu  von  guter  Wirkung 
Einmal  in  der  flüssigen  Erzählung,  bei  der  die  rhythmische 
Gliederung  überhaupt  nicht  zu  schroff  hervortreten  darf,  und 
bei  der  jene  Einschnitte  auch  in  der  Prosa  meist  nicht  durch 
Pausen  u.  dgl.,  sondern  höchstens  durch  die  Melodieführung 
markiert  werden.  Sodann  aber  gerade  bei  getragenem  Stil, 
wofern  die  einzelnen  Wörter  des  Verses  mehr  oder  weniger 
durch  psychische  Brüche  (vgl.  Verfasser,  Phonetik5  §  635) 
gegeneinander  isoliert  sind,  oder  mit  andern  Worten,  wenn 
die  syntaktischen  Bindungen  der  Wörter  durch  die  besondere 
Art  des  Vortrags  mehr  oder  weniger  gelockert  erscheinen: 
dann    wirkt    auch    der    syntaktische    Einschnitt    nicht    eben 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  213 

stärker  als  der  einfache  psychische  Bruch,  und  ehen  darum 
ruft  er  keine  störende  Discontinuität  hervor.  So  begreift 
man  es,  daß  jene  Kreuzungen  einmal  in  dem  flott  fort- 
schreitenden Siebener  (bez.  auch  dem  Sechser,  vgl.  vorläufig 
Berichte  1904,  159 f.),  andrerseits  in  dem  zwar  getragenen,  aber 
zugleich  staccatoartigen  Fünfer  so  gern  typisch  auftreten, 
während  der  strenge  Doppeldreier  sich  ihrer  fast  principiell 
enthält. 

C.  Zur  Anordnung  der  Sammlung. 

26.  Von  einer  streng  sachlichen  Disposition  der  ein- 
zelnen Stücke  kann  bei  Hosea  nicht  die  Rede  sein,  abgesehen 
etwa  von  dem  bekannten  Contrast  von  Cap.  1 — 3  einer-  und 
Cap.  4 — 14  andrerseits.  Aber  auch  von  der  Formseite  aus 
läßt  sich  nicht  allzu  Bestimmtes  über  die  Anordnung  sagen. 
Weder  sind  die  einzelnen  Metra  in  der  Überlieferung  von- 
einander getrennt  (wie  das  z.  B.  in  der  Stammhandschrift 
des  Deuterosacharja  der  Fall  gewesen  war,  s.  Berichte  1905, 
66  ff.  und  wie  das  sich  auch  für  die  Stammhandschrift  bez. 
die  Stammhandschriften  des  Arnos  wahrscheinlich  machen  läßt), 
noch  ist  ein  anderes  formales  Anordnungsprincip  glatt  durch- 
geführt. Immerhin  scheinen  jedoch  auch  hier  die  Verhält- 
nisse der  Zeilenzahlen  der  einzelnen  Stücke  wieder  eine 
gewisse  Rolle  gespielt  zu  haben.  Sieht  man  nämlich  von 
der  Verschiedenheit  des  Metrums  ab  und  berechnet  nur  die 
Zeilenzahlen,  so  ordnen  sich  die  18  echten  (nach  Zerlegung 
von  Cap.  5—6  in  die  drei  ursprünglich  getrennten  Nummern 
IV — VI)  Stücke  in  folgende  drei  Reihen: 


I. 

IL 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

10 

17 

16 

12 

10 

6 

VII. 

VIII. 

IX. 

X. 

XL 

XII. 

9 

30 

16 

6 

6 

4 

XIII. 

XIV. 

XV. 

XVI. 

XVII. 

1  XVIII. 

12 

12 

10 

8 

8 

12 

214  Eduard  Sievers: 

Dies  läßt  vielleicht  darauf  schließen,  daß  einmal  drei 
getrennte  Kleinsammlungen  (Rolleu)  von  je  5  Gedichten 
existierten,  die  unbekümmert  um  die  Verschiedenheit  des  Me- 
trums nach  dem  Princip  der  absteigenden  Zeilenzahl  (vgl. 
Berichte  1905,  68  ff.)  angeordnet  waren.  Zu  diesen  15  Ge- 
dichten wären  dann,  sei  es  bei  der  zusammenschiebenden  Ge- 
samtredaction,  sei  es  noch  zur  Zeit  des  Bestandes  der 
Einzelrollen,  drei  weitere  Gedichte  nachgetragen:  eines  zu 
Eingang  der  ersten,  eines  am  Schluß  der  dritten  Rolle;  das 
dritte  könnte  seiner  Stellung  nach  entweder  der  ersten  Rolle 
angehängt  oder  aber  der  zweiten  vorgeschoben  gewesen  sein. 
Der  erste  Nachtrag  bestünde  in  dem  erzählenden  Stück  I, 
die  beiden  andern,  VII  und  XVIII,  wären  die  beiden  einzigen 
Stücke,  welche  dreizeilige  Strophen  aufweisen.  Der  Umstand, 
daß  das  Metrum  nicht  mit  berücksichtigt  wurde,  ließe  sich 
vielleicht  aus  der  großen  Anzahl  der  vorkommenden  Metra 
erklären. 

Selbstverständlich  handelt  es  sich  bei  dem  hier  Vor- 
getragenen um  nicht  mehr  als  um  eine  naheliegende  Mög- 
lichkeit. Immerhin  dürfte  auch  noch  zu  beachten  sein,  daß 
die  unechten  Einsätze  in  'Rolle  I',  nämlich  IIabc  mit  3:10:8 
Zeilen  die  absteigende  Folge  von  II  :  III  mit  17:16  Zeilen 
durchbrechen,  ebenso  die  Interpolationen  XVIIIab  mit  14:3 
sich  weder  an  XVII  mit  8,  noch  an  XVIII  mit  12  Zeilen 
anschließen.  Nur  XIVa  würde  mit  seinen  12  Zeilen  zwischen 
den  12  und  10  Zeilen  von  XIV  und  XV  auch  formell  Platz 
haben.  Sollte  es  da  wirklich  bloßer  Zufall  sein,  daß  die  Zahlen- 
verhältnisse bei  den  echten  Stücken  so  gut  stimmen,  aber 
nicht  so  bei  den  unechten? 


D.  Zu  den  einzelnen  Gedichten. 

27.  a)  Als  'Einschübe'  haben  oben  im  Text  nur  die 
längeren  secundären  Partien  besondere  Nummern  (Ia  etc.) 
empfangen,  welche  sich  einer  geschlossenen  metrischen  Form 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  215 

bedienen,  mithin  sowohl  formell  wie  inhaltlich  auf  eine  ge- 
wisse Selbständigkeit  Anspruch  erheben  können.  Alles 
übrige  Unechte  ist  einfach  in  die  Fußnoten  verwiesen. 

b)  Von  den  'Einsehüben'  besteht  einer,  XVa  (=  12,5. 
13  f.)  offenbar  aus  Fragmenten  einer  einst  selbständigen 
Dichtung,  die  zu  denen  Hoseas  in  keiner  Beziehung  stand. 
Ein  anderer,  der  letzte,  XVIIP  (=  14,  10),  ist  nur  ein  redac- 
tionelles  Schlußwort  zur  ganzen  Sammlung.  Dagegen  sind 
die  sechs  übrigen,  Ia,  Ilabc,  XIVa  und  XVIIP  direct  tenden- 
ziöse Zusätze  zum  Hoseatext.  Sie  sollen  die  Wirkungen  von 
dessen  Klagen  und  Drohungen  abschwächen,  und  damit  die 
Worte  des  Propheten  den  späteren  Generationen  von  Lesern 
verdaulicher  machen,  gerade  so  wie  etwa  die  unechten  An- 
hänge zum  Arnos.  Sie  lassen  sich  also  etwa  mit  dem  Schlag- 
worte  Autidota  charakterisieren  (vgl.  namentlich  Martis  Aus- 
führungen zu  den  betr.  Abschnitten).  Daß  solche  Gegenstücke, 
die  nur  dazu  dienen  können,  das  vom  Autor  Gewollte  sofort 
wieder  umzustürzen,  von  dem  Autor  selbst  herrühren  könnten, 
scheint  mir  ausgeschlossen.  Er  hätte  sich  dann  seine  ganze 
Arbeit  besser  sparen  können. 

c)  Auch  von  den  übrigen  Interpolationen  verfolgen 
manche  dieselbe  Absicht,  während  ein  anderer  Teil  umgekehrt 
auf  Steigerung  des  alten  Textes,  oder  doch  auf  Erweiterung 
in  gleichem  Sinne  ausgeht.  Ein  verbleibender  Rest  läßt  sich 
nicht  weiter  classifi eieren,  wenn  man  sich  nicht  zu  weit  ins 
Detail  verlieren  will. 

28.  Zu  I  nebst  dem  Antidoton  Ia  (das  als  Einschub 
anerkannt  sein  dürfte)  habe  ich  an  Allgemeinem  nur  folgende 
Formbemerkung  hinzuzufügen.  Der  Einschub  hebt  sich  durch 
abweichendes  Metrum  von  I  ab  (Schema  6  K  gegen  Doppel- 
siebener);  er  bedient  sich  dabei  des  bei  Hosea  sonst  nicht 
belegten  Sechsers  (Nr.  15,  a)  und  weicht  von  der  Form- 
strenge Hoseas  auch  dadurch  ab,  daß  er  neben  den  Sechsern 
auch  einmal  einen  Doppeldreier  (2,  2a),  und  als  Kurzvers 
neben  den  sonst  verwendeten  Dreiern  auch  einmal  einen 
Vierer  (2,  ib)  passieren  läßt  (es  sei  denn,  daß  etwa  das  'asfjr 


216  Eduard  Sievers: 

7ä\  streichen  wäre,  was  ich  aber  nicht  gerade  für  wahrschein- 
lich halten  kann). 

I.    i,  3*  ist   ohne   die  Ergänzung   des  Namens  (liösc'y  um  einen 
Fuß  zu  kurz.     Man  müßte,  um  ohne  ihn  auszukommen, 

wqjjelgch  wqjjiqqax  \  'gß-gömgr  bqfi-dibläim,  \  wqttähqr  wqtteled-lu  \\ 

bcn ,  wqjjomer  \  jqhw$  'eläu:  \  qdrä  hmo  jizrd'^l 
schreiben,  aber  da  wäre  das  Enjambement  von  3a  auf  31'  doch  gewiß 
zu  hart,  außerdem  würde  sich  dabei  die  Tonlage  der  Strophe  ver- 
schieben. —  41-  -f  5  sind  umgekehrt  überfüllt.  Selbstverständlich  ist 
wohl  die  Tilgung  von  Wdhajä  bqjjöm  hqJm,  aber  ganz  ist  doch  auch  der 
V.  5  nicht  zu  entbehren,  den  man  z.  T.  für  eingeschoben  hält.  Sachlich 
erscheint  auch  mir  darin  die  specialisierte  Ortsangabe  Wcmeq  jizrd'^l 
anstößig,  die  ganz  wie  eine  Glosse  aussieht.  Streicht  man  auch  diese 
beiden  Worte  noch,  so  ist  die  Zeile  metrisch  in  Ordnung,  aber  schwer- 
lich auch  schon  stilistisch,  wegen  des  doppelten  jisra'el  vor  der  Cäsur 
und  am  Schlüsse.  Einmal  dürfte  dafür  jedenfalls  ein  Synonymum  ein- 
zusetzen, also  etwa  am  Schlüsse  wdsabdrtl  '§p-qßep  'efrdim  zu  lesen 
sein.  Daß  diese  hernach  so  häufige  Variante  für  jisra'el  in  Cap.  1—3 
nicht  vorkommt  (vgl.  Seesemaxn  18),  darf  kaum  als  maßgebender  Gegen- 
grund angesehen  werden.  —  7.  Bei  dem  eingeschobenen  Verse  beachte 
man  den  Wechsel  des  Metrums  und  das  Schwanken  der  Form:  Doppel- 
dreier -f-  Siebener,  oder  (wenn  ubmilxamä  erst  nach  2,  2ob  nachträg- 
lich eingeflickt  ist)  Doppeldreier  -f-  Sechser;  zum  letzteren  vgl.  dann 
wieder  oben  15,  a  und  28.  —  gb.  Das  vielumstrittene  wanochi  lö-'ghjz 
lach  gm  schießt  über  und  erweist  sich  dadurch  als  interpoliert.  Das 
Stück  schließt  pointiert  mit  der  wiederholenden  Auslegung  des  Namens 
lö-'qmmi  ab,  ebenso  wie  die  Nachbildungen  2,  3b.  25b  mit  den  Namen 
ruxa{md  und  'glohdi. 

Ia.  2,  2C.  3  sind  in  der  überlieferten  Form  ganz  sinnlos,  und  zu- 
gleich metrisch  gestört.  Die  Richtung  der  Besserung  liegt  aber  ziemlich 
auf  der  Hand.  I  hat  namentlich  in  1,  4f.  mit  der  Vernichtung  des 
Reiches  gedroht  und  die  unheilverkündenden  Namen  lö-ruxa^na  und 
lö-'qmmt  eingeführt  (jizrffi  ist  neutral).  Folglich  müssen  in  dem 
Antidoton  die  Kinder  Israel  einer  glänzenden  Zukunft  entgegengeführt 
und  jene  Namen  soviel  wie  möglich  in  ihr  Gegenteil  verkehrt  werden. 
Der  erste  Teil  dieses  Programmes  ist  in  P  weitläufig  ausgeführt,  der 
zweite  in  2,  icf.  wenigstens  bezüglich  lö-fqmmi  in  Angriff  genommen. 
Da  nun  aber  auch  in  2,  2cf.  die  drei  Namen  noch  einmal  nebeneinander 
genannt  werden,  so  hat  man  zu  erwarten,  daß  hier,  genau  wie  bei  dem 
dritten  Antidoton  IP  2,  25,  die  Umkehr  der  Namensomina  fortgesetzt 
werde.  Dies  geschieht  so,  daß  zunächst  dem  einen  Bruder,  dem  'Samen 
Gottes'  jizr^il  großes  Wachstum  zugesprochen  wird  (lies  also  kivpdddl 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  217 

[sc.  jahwf]  jizrz'il  statt  Uugadol  [jöni]  jizrffl),  dann  aber  dessen 
'Bruder'  und  ihrer  beider  'Schwester'  die  neuen  Namen  rqmmi  und 
ruxama  empfangen.  Man  hat  also  1-rax  zu  TQX1  uv'amqr  umzustellen 
(parallel  dem  vorhergehenden  pddql)  und  für  die  unverständlichen  Plu- 
rale  la'xechgm  und  wäUC 'xößech§m  die  Singulare  h'axtu  und  icdlq'xößäm 
einzusetzen. 

29.  Zu  II  nebst  den  Antidota  IIa— IIC.  a)  Die 
Auffassung  von  II  hat,  wie  mir  scheint,  bisher  unter  der 
Verquickung  mit  dem  Antidoton  11°  zu  leiden  gehabt,  das 
von  einer  zweiten  Ehe  Hoseas  redet  oder  zu  reden  scheint. 
Diese  zweite  Ehe  würde  zumal  im  Verein  mit  den  Worten  U-M 
lo  'isü  wd'anochi  lö  Hsah  2,  4  eine  vorherige  Verstoßung  der 
Gomer  voraussetzen,  und  diese  nimmt  man  daher  auch  wohl 
an.  Sieht  man  aber  von  den  eben  genannten  Worten  ab,  so 
ist  weder  in  I  noch  in  II  von  einer  solchen  Verstoßimg 
etwas  zu  finden,  außer  in  dem  interpolierten  Stück  2,  8  f. 
(vgl.  speciell  uw'asubä  'gZ-'m  [harisön]  2,  gb,  worüber  gleich 
nachher  mehr).  Im  Gegenteil,  nach  dem  Haupttext  befindet 
sich  die  Mutter  der  Kinder,  die  zum  Hader  mit  der  Ab- 
trünnigen aufgerufen  werden,  noch  ganz  in  der  Gewalt  des 
Gatten,  vgl.  2,  5  f.  12.  Ja  nicht  einmal  das  steht  im  echten 
Text  da,  daß  die  Treulose  das  Haus  des  Gatten  verlassen 
habe:  nur  'vergessen'  hat  sie  ihn,  als  sie  ihre  Buhlerei  mit 
Fremden  begann. 

b)  Das  Stück  II  scheint  mir  danach  ursprünglich  nicht 
mehr  enthalten  zu  haben,  als  eine  Mahnrede  an  die  treulos 
gewordene  Gattin,  so  eingeleitet,  daß  ihre  Kinder  (also  die 
einzelnen  Mitglieder  des  Volkes,  wenn  man  das  Bild  aufhebt), 
aufgefordert  werden,  auf  die  Besserung  der  gemeinsamen 
Mutter  (des  Gesamtvolkes)  hinzuwirken,  damit  nicht  größere 
Strafe  folge. 

c)  Die  Umbildung  dieses  einfachen  Themas  zu  dem  jetzt 
in  2,  4 — 25  vorliegenden  Gedankengemisch  scheint  mir  min- 
destens in  der  Hauptsache  durch  den  Anschub  des  Anti- 
dot ons  IIC  =  3,  1 — 5  hervorgerufen  worden  zu  sein.  Dieses 
selbst  sollte  augenscheinlich  die  in  I.  II  enthaltenen  Drohungen 
dadurch  abschwächen,  daß  durch  eine  Parallelgeschichte  zu  I 


218  Eduard   Sievers: 

gezeigt  wurde,  wie  die  angekündigte  Trennung  von  Jahwe 
und  Israel  doch  nur  auf  Zeit  gemeint  gewesen  sei.  Im 
Metrum  wie  in  der  einleitenden  Formel  knüpft  IIC  direct  an 
I  an,  auch  dadurch  die  Absicht  directer  Gegenwirkung  ver- 
ratend. Aber  das  'öd  von  3,  i»  das  einerseits  die  Schließung 
einer  'zweiten'  Ehe  impliciert,  hat  im  Verse  keinen  Platz:  es 
wird  also  auch  erst  redactionell  beigefügt  sein,  als  der 
Connex  zwischen  I.  II  und  IIC  auch  handschriftlich  hergestellt 
wurde.  Es  fügt  sioh  auch  sachlich  sonst  nicht  recht  in  den 
Text  von  IIC  hinein.  Sollte  dieses  eine  directe  Fortsetzung 
von  I  darstellen,  so  paßt  das  'wieder'  nicht,  weil  jedenfalls 
in  I  gar  nicht  von  einer  Verstoßung  die  Rede  gewesen  war; 
sollte  es  die  aus  II  allenfalls  mit  herauszulesende  Absicht 
einer  Verstoßung  mit  anziehen  wollen,  so  paßte  es  nicht, 
weil  IIC  doch  formell  nur  I,  nicht  aber  auch  II  fortgesetzt 
haben  könnte,  und  eine  Rückbeziehung  auf  I  über  II  hinweg 
wäre  doch  auch  wohl  ausgeschlossen.  Ich  fasse  demnach  die 
Tendenz  von  IIC  sozusagen  nur  als  die  einer  'andern  Lesart' 
tröstlicheren  Charakters  auf,  die  man  etwa  dem  entgegen- 
halten konnte,  der  nach  I  und  II  Schlimmes  von  der  Zukunft 
erwartete. 

d)  Derselben  redactionellen  Hand,  welche  das  'öd  in  3,  1 
einsetzte,  schreibe  ich  nun  auch  die  Worte  Jci-hi  1ö  'isti 
uv'anocM  lö  'isah  2,  4*  zu.  Diese  durchbrechen  einmal  stil- 
widrig den  Zusammenhang  zwischen  ribü  und  dem  zugehörigen 
abhängigen  Satz  waßaser  tdnünpi  mippan^h  etc.  Sie  haben 
ferner  im  Verse  keinen  Raum,  auch  die  erste  Hälfte  ki-M 
lövistt  nicht,  wenn  man  nicht  gleichzeitig  auch  das  zweite 
ribü  streicht,  und  auch  dann  fallen  die  Worte  noch  ganz  aus 
der  Tonlage  des  Übrigen  heraus.  Ich  muß  also  mit  Volz 
den  ganzen  Satz  für  eine  Glosse  halten,  und  weiter  annehmen, 
daß  diese  das  stilistisch  wie  metrisch  fehlende  Object  des 
zweiten  ribü  verdrängt  hat,  das  dem  ersten  Object  fo'immch&n 
parallel  ging.  Nachdem  oben  über  den  mutmaßlichen  Grund- 
gedanken von  II  Gesagten  scheint  mir  dann  für  dies  Object 
nichts    näher    zu    liegen    als    das    (von  Nowack    von    einem 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  219 

andern  Standpunkt  aus  direct  abgelehnte)  byisti.  Denn  die 
Stimmung  des  Redenden  ist  zwar  die  des  erzürnten  und 
darum  drohenden,  zugleich  aber  doch  immer  noch  liebenden 
Gatten,  der  die  Treulose  zur  Umkehr  bringen  möchte:  'Redet 
doch  ihr  zu,  die  eure  Mutter  und  mein  Weib  ist,  daß  sie 
umkehre  und  nicht  meiner  Strafe  verfalle.'  Aber  allerdings, 
dem  verbindenden  Redactor  konnte  diese  Art  des  Appells  nicht 
passen,  und  darum  corrigierte  er  das  to'iafi  in  sein  Gegenteil  um. 

e)  Deutlich  interpoliert  (vgl.  Nowack  19)  sind  dann 
wieder  2,  7C — 9.  Das  zeigt  schon  der  Wechsel  des  Metrums 
und  die  Zerreißung  des  natürlichen  Zusammenhangs  von  noßenf 
laxmi  umemäi  jc  und  wjhivlö^jadä'a  ki^anochi  napqttiKÄäh  etc.  IO*. 
Damit  fallt  zugleich  wieder  eine  Hauptstütze  für  die  An- 
nahme, die  Treulose  habe  das  Haus  des  Mannes  verlassen 
(s.  oben  a).  —  Der  verbindende  Redactor  scheint  übrigens 
diese  Interpolation  bereits  vorgefunden  haben.  Denn  von  ihm 
stammt  doch  wohl  der  den  Rahmen  des  Verses  sprengende 
Zusatz  [harisön]  nach  'tst  gb,  der  an  die  besprochenen  Correc- 
turen  von   2,  4  und  3,  1   erinnert. 

f)  Interpoliert  ist  endlich  auch  2,  13,  ein  überzähliger 
Siebener,  der  formell  ebenso  das  tristichische  System  bricht, 
wie  er  sachlich  durch  die  Erwähnung  der  xaggäh,  xgdsäh 
insqbbqttäh  wdchöl  mö'äddh  aus  dem  sonst  innegehaltenen  An- 
schauungskreis des  Übrigen  heraustritt. 

g)  Wegen  der  Ausscheidung  von  IP  und  IP  =  2,  16 — 25 
begnüge  ich  mich  damit,  auf  Marti  2  7  ff.  zu  verweisen  (wegen 
2,  1 5e<*  s.  unten  die  Anm.  zur  Stelle).  Nur  muß  ich  über 
Marti  hinaus  diese  Partie  wegen  des  wechselnden  Vers- 
maßes und  des  ziemlich  verschiedenen  Inhalts  noch  in  zwei 
Teile  zerlegen. 

h)  Auch  IIC  =  3,  1  —  5  muß  ich  mit  Marti  entschieden 
für  unecht  halten  (s.  oben  c).  Die  Anknüpfung  an  Hosea 
ist  deutlich,  zugleich  aber  bietet  der  Abschnitt  so  viele  An- 
stöße im  einzelnen,  daß  man  sie  nur  wegbringen  kann,  wenn 
man  das  Ganze  opfert,  dessen  Tonlage  überdies  wieder  von 
der  Hoseas  deutlich  abweicht. 


220  Eduard  Sievers: 

II.  2,  4ft.  Über  bdHsti  s.  oben  d.  —  5.  wa&qmtih  kqmmidbdr  und 
wqhmittih  bqssamä  (die  zusammen  einen  Vierer  bilden)  sind  erläuternde 
Glossen  zu  wdsqttth  k9'£r§s  sijjd.  Außerdem  schießt  waliissqgtilta  über, 
das  zugleich  stilistisch  nur  störend  wirkt.  —  7*.  Ja  'an&rä  ist  ver- 
bindende Glosse:  ohne  sie  wird  der  Ausdruck  durch  den  unvermittelten 
Übergang  zur  directen  Rede  viel  lebendiger.  —  7b.  Der  echte  Text 
geht  mit  nojjdnf  Iqxmi  umemüi  zu  Ende,  und  7°  gehört  bereits  zu  dem 
Einschub  (oben  e).  Vielleicht  ist  schon  ein  Wort  wie  twsiqgjüjäi  an 
sich  für  Hosea  etwas  auffällig:  es  sieht  jung  aue,  und  kommt  nur  noch 
einmal  in  Ps.  102,  10  vor.  Störend  ist  aber  jedenfalls  auch  die  Un- 
ordnung in  der  Aufzählung  'Brot,  Wasser,  Wolle,  Flachs,  Ol  und 
Getränke'.  Außerdem  hilft  diese  lange  Liste  nur  die  eigentliche 
Pointe  des  Gedankens  stören,  die  mir  diese  zu  sein  scheint:  ,/ich  will 
hinter  meinen  Buhlen  herlaufen,  die  mir  Brot  und  Wasser  gegeben 
haben'  [also  die  nötigsten  Lebensbedürfnisse],  sagt  sie,  und  dabei  weiß 
sie  nicht,  daß  ich  ihr  <jiel  mehr  als  nur  das)>  gegeben  habe,  Korn, 
Most  und  Öl  und  viel  Silber1'.  Endlich  sind  auch  die  Worte  in  keiner 
Weise  in  das  Verssystem  des  echten  Textes  zu  bringen,  sqmri  ufisti 
sind  sichtlich  aus  nb  ausgezogen,  wo  sie  in  ganz  anderem  Zusammen- 
hang stehen  (im  Verband  mit  12),  und  sqmni  wasiqqüjäi  Varianten  für 
hqttlros  und  hqjjishdr  10*.  —  In  ga  kann  'ofiam  beibehalten  werden, 
indem  man  tcdlo - pqssigv' opäm  betont;  über  9b  [harisöri]  s.  oben  e.  — 
nb.  hchqssöp  '§])-' grwaßah  geht  nicht  in  den  Vers,  ist  stilistisch  sehr 
schwerfällig  und  ist  sichtlich  nur  Glosse,  die  das  erst  in  12  nach- 
folgende nqblupäh  vorzeitig  anticipiert.  Mit  ihrem  Einschub  hängt 
wohl  auch  die  Einfügung  von  wd'qtta  12  zusammen,  das  wieder  me- 
trisch überschießt  und  V.  12  unnütz  von  dem  dazugehörigen  nb  los- 
reißt. —  An  fo'ene  ma'qhbpi  vermag  ich  dagegen  nicht  mit  Marti  26 
Anstoß  zu  nehmen.  Die  Berufung  auf  8  f.  kann  nicht  mehr  ziehen, 
nachdem  diese  Verse  haben  fallen  müssen.  Gewiß  sind  die  Liebhaber 
cin  den  Augen  des  Propheten  nichts' :  aber  das  soll  ja  gerade  hervor- 
gehoben werden,  daß  die  Treulose  vor  deren  Augen,  ihnen  zum  Trotz, 
der  Schande  preisgegeben  werden  soll,  ohne  daß  sie  ihr  helfen  können. 
—  Über  13  s.  oben  f.  —  i4b.  Die  isolierte  Form  '§ßna  für  'gßnän  habe 
ich  im  Texte  belassen,  weil  eine,  wenn  auch  entfernte,  Möglichkeit 
vorliegt,  daß  es  sich  um  eine  Sandhiform  mit  Assimilation  des  n  an  /; 
und  nachheriger  Vereinfachung  des  h  handelt.  —  14°.  Wdsqmüm  tejq'qr 
geht  nicht  in  den  Vers  und  schafft  doch  insofern  auch  etwas  Unordnung, 
als  ggfgn  und  td'ena  14*  erst  verwüstet  und  dann  noch  durch  die  Tiere 
abgefressen  werden  sollen.  Martis  Übersetzung  cdaß  die  wilden  Tiere 
darin  ihre  Nahrung  finden'  scheint  sich  mir  etwas  zu  weit  von  wq'chaldßqm 
zu  entfernen.  —  15".  Ob  die  Form  tqqtir  aus  sachlichen  oder  sprach- 
geschichtlichen Gründen  in  tdqqtter  zu  ändern  ist  (Nowack)  oder  nicht, 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  221 

lasse  ich  dahingestellt  sein.  Jedenfalls  verlangt  aber  das  Metrum  die 
dreisilbige  Pifelform,  um  die  anstößige  Überdehnung  'ri%r  zu  vermeiden. 
—  i5bc  sind  einigermaßen  zweifelhaft.  Die  n9,um- Formel  ist  mir  mit 
Marti  28  für  Hosea  auch  sehr  befremdlich.  Streicht  man  sie  aber,  so 
geht  der  Vers  in  die  Brüche  (deshalb  kann  tca^oJÄ  etc.  auch  nicht  zum 
Folgenden  gezogen  werden).  Ich  weiß  aber  keine  einleuchtende  Besse- 
rung. Etwas  anstößig  ist  mir  auch  der  Rücksprung  von  dem  unbild- 
lichen hqb'aMm  15*. 

IIa.  2,  17".  Das  verderbte  viissam  habe  ich  belassen  müssen,  weil 
Oettlis  icdkhnti  'gß-^e'meq  usw.  nicht  in  das  Metrum  paßt,  und  ich 
keinen  paßlichen  Gegenvorschlag  zu  machen  weiß. 

IIb.  2,  19.  bismam  ist  nicht  in  bismopam  zu  ändern  (Marti  30), 
sondern  als  metrisch  überschießende  Glosse  zu  tilgen.  —  Auch  die 
übrigen  Tilgungen  von  bqjjöm  hqhü  2oa,  wa'erqsGch  U  21%  ivd'gp- 
hqjjishar  24  bedürfen  wohl  keiner  besonderen  Rechtfertigung. 

IP.  3,  i°.  Über  die  Tilgung  von  (üd  s.  oben  c.  —  umna'afgp 
schießt  über,  und  ist  kaum  mehr  als  eine  tautologische  Dublette  zu 
'ohföep  re(.  —  ib.  kqlibapi  statt  der  stilistisch  ungelenken  Auflösung 
k^qlibqß  jqhw§  (vgl.  M.  St.  II,  53)  verlangt  auch  das  Metrum.  — 
ic.  vcd'olxabe  ,asise  *änabim  bricht  das  Strophensystem  und  paßt  doch 
auch  nicht  in  den  Stil  selbst  dieses  Einschubs:  es  sieht  eher  nach 
einem  Parteispottnamen  aus,  und  könnte  von  jemand  eingefügt  sein, 
der  bei  ~"2;"i  1,  3*  doch  an  (tebeltm  dachte.  —  Auch  der  stark  specia- 
lisierte  Kaufpreis  von  2b  muß  des  Metrums  halber  fallen.  —  3a.  rqbblm 
läßt  sich  halten  durch  die  Annahme  der  Betonung  jamimvrabbimu 
tesdtl  U  etc.  —  Wegen  gqm-'äm  vgl.  oben  S.  159  zu  Mal.  2,  9. 

30.  Zu   III.     Über  die  grauenvolle  Unordnung ,    in   die 

dieses    Stück    infolge    starker    Interpolation    geraten    ist,    ist 

bereits  oben  in  Nr.  7  (S.  188 ff.)  gehandelt  worden.     Es  sind 

daher  nur  noch  Einzelheiten  nachzutragen. 

4,  i"  (Doppeldreier)  ist  bloße  Überschrift,  vgl.  S.  170.  Der  echte 
Text  beginnt  erst  mit  ib  (natürlich  ohne  das  Ja),  und  daran  hat  sich 
direct  V.  5  anzuschließen  (s.  ebenda).  Hier  ist  denn  einleitendes  Ä-!-  für 
%V9-  am  Platze,  denn  wir  verlangen  nun  den  Grund  für  das  in  ib  Ge- 
sagte zu  hören.  V.  5  ist  aber  wieder  ganz  zerrüttet.  Als  Ausgangs- 
punkt für  die  Emendation  wird  man  die  Erwägung  betrachten  müssen, 
einmal,  daß  für  die  erwähnte  Grundangabe  eigentliche  Perfecta  zu 
erwarten  sind;  zweitens,  daß  das  zu  lailä  nicht  passende  hqjjom  f heute' 
sich  sehr  gut  in  den  durch  ib  eingeleiteten  Gedankenzug  fügen  würde, 
also  nicht  anzutasten  ist;  drittens,  daß  sowohl  der  allgemeine  Zu- 
sammenhang wie  speciell  das  'immäch  am  Schlüsse  von  5*  den  Ausfall 


222  Eduard  Sievers: 

eines  Vocativs  voraussetzt,  und  viertens,  daß  dieser  Voeativ  hqkkohen 
geheißen  haben  muß  (so  schon  Beck),  teils  wegen  des  mikkahen  von  6b, 
teils  weil  Hosea  die  Zusammenstellung  von  hohen  -j-  nabi  in  ähnlicher 
Situation  der  Anklage  offenbar  noch  ein  zweites  Mal  gehabt  hat  und 
auch  da  das  Wort  kohen  wieder  getilgt  ist  (s.  Nr.  36  zu  9,  8b  Schluß;. 
Mehr  als  was  S.  170  in  den  Text  aufgenommen  ist,  geht  metrisch  und 
sachlich  nicht  in  die  Zeile  5'  hinein:  der  Rest  des  Verses,  5b,  samt  6* 
ist  sinnloses  Gerede.  —  über  die  Tilgung  von  9  s.  S.  188  f.  —  Für  10* 
wird  festzuhalten  sein,  daß  in  walo  jifro^ü  ein  Verbum  steckt,  das 
ebenso  den  Begriff  der  Unersättlichkeit  in  ß  hineinbringen  hilft,  wie 
das  w»lo  jüba'ü  dies  für  a.  tut.  —  V.  11  nimmt  dann  (aber  ohne 
z»nüß,  das  in  der  Halbzeile  auch  metrisch  keinen  Platz  hat)  chiastisch 
den  Inhalt  von  ioft  wieder  auf:  fsie  haben  gegessen  ohne  Sättigung  zu 
finden,  und  Wein  und  Most  haben  ihnen  den  Verstand  geraubt'.  Da- 
nach  gehören  denn  nach  dem  Princip  des  Chiasmus  10»/* -j-  ioh  ebenfalls 
als  gleichsinnig  zusammen,  man  erwartet  also  in  iob  eine  Variation 
des  hiznü1)  von  ig".  Diese  ließe  sich  aus  dem  in  n  überschießenden 
Z9nüß  gewinnen,  wenn  dies  dem  hiznü  nicht  gar  zu  ähnlich  wäre  und 
man  eine  Phrase  wie  lismör  zanüp  'um  Hurerei  zu  tieiben'  erträglich 
finden  könnte.  Vorsichtiger  wird  man  aber  in  zanüß  eine  Glosse  sehen, 
die  das  eigentliche  Object  von  lismor  verdrängt  hat  (vielleicht  mag 
auch  dies  Wort  selbst  schon  verderbt  sein).  Die  Zusammenziehung  von 
ki-'ej>-jqhw$  'azdtü  in  'äzatün  *"Z1S  verlangt  der  Stil.  —  12».  Die 
Ergänzung  von  tcs-  =  raber'  vor  'qmmi  ist  wohl  notwendig,  weil  hier 
ein  Übergang  zu  einem  neuen  Abschnitt  gemacht  wird.  —  16*.  Die 
Schilderung  wird  einfach  fortgesetzt,  darum  ist  das  kl  vom  Übel. 
Heruach  schießt  sarqr  im  ersten  Halbvers  über,  ebenso  fügt  sich  fqttä 
jir'etn  jqhw$  nicht  in  den  zweiten,  obwohl  dieser  durch  kdche"bes 
Iqmmerxäb  nicht  gefüllt  wird.  Es  fehlt  ihm  eine  Parallele  zu  dem 
sorera  von  a,  und  möglicherweise  könnte  das  dort  störende  "HO  ur- 
sprünglich direct  als  sorer  hinter  kdchetei  gestanden  haben.  Besser 
wäre  freilich  ein  Synonymum.  —  Nachdem  ~xso  ~D  einmal  von  Houtsma 
glücklich  in  n*X20  "10  =  söd  soba'im  gebessert  war,  ergibt  sich  der 
Gedanke,  daß  die  Zeile  bedeuten  müsse  cder  beim  Gelage  der  Zecher 
ruht'  fast  von  selbst.  Ich  hatte  dafür  an  's  n:n  xon\  h-  gedacht:  aber 
Marti  macht  mich  brieflich  darauf  aufmerksam,  daß  der  gewünschte 
Sinn  noch  einfacher  durch  hqnnä-x  bd-  zu  erreichen  ist.  —  i8b.  Aus 
\ihabu  hetü  sind,  wie  das  Metrum  verlangt,  für  den  Text  doch  zwei 
Worte  zu  entnehmen.  Ob  für  das  erste  mit  me'qxrdi  "nnx'S  (das  den 
Buchstaben  nach  dem  "-Pix  leidlich  nahekommt)  das  Richtige  getroffen 


1)   Ich   habe   die   Hifilforrn  hier   und  sonst  im  Text   stehen  ge- 
lassen, ohne  damit  sagen  zu  wollen,  daß  ich  besonders  für  sie  eintrete. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  223 

jst  (vgl.  i,  2°),  mag  fraglich  Bein:  dem  Sinne  nach  muß  aber  minde- 
stens etwas  Ahnliches  dagestanden  haben.  —  19  ist  wieder  ganz  sinnlos. 
Was  ich  dafür  geschrieben  habe,  ruht  auf  der  Annahme,  die  zweite 
Zeile  der  Strophe  könne  von  Rechts  wegen  doch  auch  nur  eine  Parallele 
zu  der  ersten  enthalten  haben.  Das  erfordert  dann  als  Variante  zu 
'ahabü  qalon  mig'önäm  (das  ich  einstweilen  aufgenommen  habe)  18V 
für  19/^  die  Vocalisation  wgjjebösü  statt  uvjetösü  M,  und  für  19«  eine 
Variante  zu  dem  harnt  hiznü  (s.  S.  222  Fußnote)  von  i8b<*.  Ist  man 
im  Räsonnement  so  weit  gekommen,  so  leuchten  einem,  denke  ich,  in 
Erinnerung  an  2,  4b  aus  i-PS3M  sofort  die  Reste  eines  halbverloschenen 
und  falsch  aufgefrischten  crrSBüO  entgegen,  und  damit  ist  denn  auch 
die  weitere  Correctur  zu  fsie  sind  abtrünnig  geworden  wegen  ihres 
hureriscben  Sinnes'  wohl  gegeben;  rüx  nq'fwfim  wäre  ganz  wie  rux 
zanutüm  I2b  und  hernach  wieder  in  5,  4b. 

31.  Zu  IY— VI.     a)  Der  Text  der  Cap.  5  und  6  ist  — 

und  das  ist  der  einzige  sichere  Fall  dieser  Art  bei  Hosea 
(vgl.  allerdings  auch  unten  Nr.  35,  b)  —  ganz  augenscheinlich 
durch  redactionelle  Verschmelzung  von  drei  einst  selb- 
ständigen Gedichten  entstanden.  Glücklicherweise  haben  diese 
drei  Stücke  ganz  verschiedene  Metra  (zweizeilige  Strophen 
aus  Doppeldreiern,  Siebenern  und  mit  dem  Schema  5  : 4), 
sie  sind  also  leicht  wieder  auseinander  zunehmen.  Was  sich 
den  genannten  Strophenformen  nicht  einordnet,  ist  interpoliert 
und  auch  aus  sachlichen  Gründen  auszuscheiden. 

b)  Cap.  5  beginnt  mit  einer  Überschrift,  der  sich 
kaum  ein  greifbares  Metrum  zuschreiben  läßt.  Auf  diese 
folgen  dann  in  5,  ib— 4b  zwei  Doppeldreierstrophen,  nur 
in  3b — 4a  unterbrochen  durch  einen  isolierten  Doppelvierer 
oder  Doppelfünfer  (s.  Nr.  32  zur  Stelle),  der  auch  den  Zu- 
sammenhang stört.  5,  12 — 14  bieten  dann  drei  weitere 
Doppeldreierstrophen.  5,  12  schließt  gut  an  4b  an,  und  i4b 
ist  deutlich  eine  Abschlußzeile.  Mit  ihr  geht  also  das  Stück 
zu  Ende,  das  ich  als  IV  bezeichne.  Es  folgt  ihr  weiterhin 
in  5,  15 — °,  3  ein  unechter  Anhang,  der  als  Antidoton  ge- 
meint war  (Marti  52),  und  sich  schon  äußerlich  durch  den 
Mangel  einer  festen  metrischen  Form  als  Flickarbeit  erweist. 
Dann  aber  kommt  in  6,  4  noch  einmal  eine  Doppeldreier- 
strophe,  die  an  ihre   Stelle  in   keiner  Weise  paßt.     Zu   den 

Phil.-hist.  Klause  1905.   Bd.  LVII.  15 


224  Eduard  Sievers: 

folgenden  Siebenerpartien  kann  sie  schon  aus  formellen 
Gründen  nicht  gehören,  an  das  abschließende  5,  i4b  kann 
sie  sich  auch  nicht  anreihen.  Die  einleitende  Frage  mäu'4'6?- 
lläch,  'gfraim?  etc.  stempelt  sie  deutlich  zu  einer  Anfangs- 
strophe, und  damit  ist  zugleich  ihr  ursprünglicher  Platz 
bestimmt:  sie  gehört  vor  5,  ib  und  ist  von  dort  um  der 
oben  erwähnten  Überschrift  willen  weggeschoben  worden,  an 
den  Schluß  des  Gedichtes,  das  sie  ursprünglich  eröffnete. 
Vor  5,  ib.  2  muß  ja  mindestens  eine  Strophe  fehlen,  denn  das 
einleitende  Jci-  5,  ib  weist  auf  einen  Vordersatz  hin,  der  hier 
seine  nähere  Begründung  erfahren  soll. 

c)  Als  Y  bezeichne  ich  die  Siebenerpartien  unserer 
beiden  Capitel.  Sie  sind  mit  den  Doppeldreierpartien  ganz 
durcheinandergewirrt,  und  setzen  sich  aus  folgenden  Teilen 
zusammen:  a)  5,  5  — °a:  eine  Strophe;  —  ß)  5,  6b— 7»:  ein 
Siebener;  —  y)  5,  11:  ein  Siebener,  der  sich  mit  dem 
eben  erwähnten  zu  einer  Strophe  zusammenschließt;  — 
d)  6,  5  — 10:  drei  Strophen.  —  Als  Anhang  folgt  in  6,  11 
noch  ein  überschießender  Siebener,  dessen  Unechtheit  bereits 
erkannt  ist. 

d)  In  V  hinein  ist  endlich  noch  das  dreistrophige  Ge- 
dichtchen VI  =  5,  8 — 10  eingeschoben,  mit  dem  Strophen- 
schema 5:4. 

e)  Von  den  drei  Stücken  dürfen  IV  und  VI  wohl  ohne 
weiteres  als  vollständig  erhalten  angesehen  werden.  Dagegen 
kann  V  gewiß  nicht  mit  w^ana  anfangen.  Vielleicht  ist 
also  hier  eine  Eingangsstrophe  durch  den  interpolierten 
Doppelvierer  5,  3b  -f-  4a  (oben  b)  verdrängt  worden.  Wahr- 
scheinlich dürfte  es  aber  auch  hier  genügen,  das  anstößige 
wd-   zu  streichen. 

32.  Zu  IV.  a)  Die  Überschrift  5,  ia  paßt  auf  keines 
der  drei  Stücke,  sondern  höchstens  auf  den  von  ihnen  her- 
gestellten Mischmasch,  sie  stammt  also  wohl  von  dem  Ver- 
anstalter des  Conglomerates  her.  IV  ist  an  ganz  Israel 
gerichtet,  in  V  werden  einmal  6,  9  die  Priester  speciell 
angezogen,  in  VI  einmal  6,  10  die  sare  jisra'el  erwähnt.     Da- 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  225 

nach  ist  die  Überschrift  zusammengestellt:  sim'ü-zöp, 
hqkkohäntm,  wshqqsltü  beß  jisra'el,  ubep  hqmmgl§ch  hq'zlnü, 
kl  lach§m  hqmmispat. 

b)  Formell  ist  IV,  wie  schon  oben  Nr.  22,  f  bemerkt 
wurde',  dadurch  charakterisiert,  daß  8  von  den  10  zweiten 
Halb versen  mit  «•<?-  beginnen:  nur  in  6,  4V  und  14V  fehlt 
das  Iva-.  An  der  ersten  Stelle  vermißt  man  es  direct,  denn 
es  ist  sonst  so  üblich  ein  erstes  mä,  ml  durch  ein  zweites 
umä,  umi  fortzusetzen.  Ich  halte  es  daher  für  wahrschein- 
lich, daß  auch  in  i4b  das  wd-  nur  in  der  Überlieferung  aus- 
gefallen ist. 

6,  4.  Über  die  Umstellung  dieser  Strophe  s.  oben  Nr.  31,  b.  — 
jUra,el  für  jdhüda  habe  ich  mit  den  meisten  neueren  Kritikern  überall 
durchgeführt,  weil  auch  mir  scheint,  daß  dieser  Vorschlag  Wellhausens 
trotz  dessen  späterer  Skepsis  (S.  99)  allein  zu  einem  brauchbaren  Re- 
sultat führt. 

5,  3b.  4a.  Über  diesen  Einschub  s.  Nr.  31,  b.  Die  Form  ist  unsicher. 
Mit  Beibehaltung  des  Uittä  in  3b  und  der  Betonung  lö  jittdnü  in  4ft 
kann  er  auch  als  Doppelfünfer  gelesen  werden:  aber  auch  dann  hebt 
er  sich  von  den  sonst  hier  gebrauchten  Metra  ab.  3b  ist  überdies  bereits 
von  Wellhausen  u.  a.  als  rmatte,  abschwächende  und  völlig  überflüssige 
Explication,  vielleicht  aus  6,  10'  erkannt  worden.  Dagegen  geht  es 
nicht  an,  mit  Marti  47  das  oben  verworfene  lö  jittdnü  mq'folem  lasub 
'gl-tlohem  4a  beizubehalten  und  dafür  4b  zu  opfern,  denn  4*  gibt  keinen 
Doppeldreier.  Nur  wird  in  4b  für  w^eß-jqJiw^  wohl  das  stilgerechtere 
welohim  einzusetzen  sein:  metrisch  ist  das  freilich  ganz  gleichgültig.  — 
In  13V  fehlt,  wie  das  Metrum  zeigt,  die  verbale  Parallele  zu  dem 
wqjjqr  von  13a«.  —  i3b.  Ich  habe  die  der  Überlieferung  am  nächsten 
liegende  Lesung  mälki-räb  aufgenommen,  weil  sie  sich  zugleich  besser 
in  das  melodische  Schema  einfügt  als  m§l§ch  räu  oder  räm.  —  130.  Das 
sachlich  unpassende  lachgm  zerreißt  auch  den  Vers. 

33.  Zu  Y.  Dies  Stück  ist  eine  reine  Mahn-  und  Straf- 
rede Jahwes,  ohne  jede  eingeschaltete  Drohung,  denn  7b 
erweist  sich  durch  das  Metrum  als  interpoliert. 

5,  5.  Über  [trsYanS  s.  Nr.  31,  e.  —  6».  '?ß-jqhwe  ist  doch  zu 
belassen,  denn  Idbqqsenl  (Marti  48)  wäre  gegen  das  Metrum.  —  6bf.  xalqs 
mehpn  gehört  nach  Ausweis  des  Metrums  an  den  Eingang  der  zweiten 
Strophe,  in  der  dann  allerdings  die  erste  Person  durchzuführen  sein 
wird.  Ich  habe  xaläs^W)  geschrieben,  weil  ich  nichts  Besseres  dafür 
zu   setzen  weiß.      Sonst  folgt  mein  Text  wesentlich  den  Vorschlägen 

15* 


226  Eduard  Sievers: 

von    Makti  48.    —    Nach  Ausschaltung   von  Jb  (s.  oben)   schließt   dann 

5,  1 1  nach  Vornahme  der  nötigen  Correcturen  leidlich  gut  an.  Die  erste 
Hälfte  'oseq  'efrqim,  roses  mispnt  mag  übrigens  Anlaß  gegeben  haben, 
V.  8 — io=VI  wegen  des  kdmqssigevpbul  io*  gerade  hier  einzuschieben 
(vgl.  oben  S.  151).  —  11/*.  Das  von  Marti  50  geforderte  jiSra'el  scheint 
auch  mir  notwendig,  nur  muß  es  des  Metrums  halber  nicht  hinter  hö'il 
ergänzt,  sondern  direct  dafür  eingesetzt  werden;  lei  paßt  wohl  kaum, 
ich  habe  es  also  durch  iv9-  ersetzt.  Am  Schlüsse  sdu  nach  LXX  und 
den  meisten  Kritikern. 

6,  5.  Die  erste  Vershälfte  ist  um  einen  Fuß  zu  kurz,  und  es  fehlt 
das  Object  zu  xasabti.  Martis  Ergänzung  xäsqbtich  (S.  56)  genügt  nicht 
für  das  Metrum.  Ich  habe  daher  bdnem  Di"P33  eingesetzt,  das  vor 
c^X*233  leicht  ausfallen  konnte  und  außerdem  den  Anschluß  an  die 
vorhergehende  Strophe  (vgl.  banim  5,  7")  vermitteln  hilft.  —  8,>'  hat 
wieder  einen  Fuß  zu  wenig.  Offenbar  gehörte  zu  middam  noch  ein 
näher  bestimmender  Zusatz.  Nach  der  von  Marti  57  gegebenen  An- 
regung: fes  handelt  sich  demnach  um  dem  Jahweglauben  durchaus 
widersprechende  cul tische  Gebräuche,  vielleicht  selbst  Menschenopfer, 
vgl.  12,12  und  13,2'  habe  ich  beispielsweise  (härütf£hy  ergänzt,  in 
speciellem  Anschluß  an  9,  13.  —  9.  In  der  zweiten  Hälfte  dieses  Verses 
ist  natürlich  mit  Marti  zu  jarässdxü-d %r eck  umzustellen,  außerdem  ist 
kl  zimma  'asü  als  abschwächende  und  metrisch  überschießende  Glosse 
zu  entfernen.  In  der  ersten  Hälfte  ist  sodann  ggdüdlm  (vgl.  Nr.  34) 
wieder  nichts  als  Glosse  zu  dem  verderbten  CK  "Cnm ,  das  sich  aber 
durch  Einsatz  eines  53  leicht  zu  ö"*8  ■'Sn^a^DI  icachimxqkkzJis  bessern 
läßt:  fwie  Leute,  die  den  Menschen  auflauern  [Glosse:  fwie  ggdüdlm'] 
sind  die  Priester'.  Der  Gedanke  erfordert  dann  noch  den  Artikel  vor 
kohqnim.  —  In  10  ist  dann  Zdnüß  wieder  Glosse  zu  sq*rürijja,  die  an 
falschen  Ort  geraten  ist  und  dabei  die  Umstellung  von  Wgfraim,  sam 
zu  sam  fo'gfraim  nach  sich  gezogen  hat. 

34.  Zu  VII.  Über  die  Eingangsworte  vor  ni$la  s.  S.  173 
Fußnote  15.  Dem  Metrum  widersprechende  größere  Ein- 
schübe  sind  außerdem  ib  und  4.  Von  ib  hatte  Marti  nur 
die  Eingangsworte  Mufä'älu  sdq§r  gestrichen,  aber  auch  der 
Rest  ist  anstößig  (auch  abgesehen  vom  Metrischen),  denn 
das  Thema  des  Stückes  ist  sichtlich  nur  der  Königsmord  und 
was  damit  zusammenhängt.  Verräterisch  für  den  Einschub 
ist    auch    wohl  godüd,  weil    es  bedenklich  an  die   Glosse  zu 

6,  9  erinnert.  Daß  die  betrübliche  Bäckergeschichte  nur  aus 
dem  mißverstandenen  oder  verschriebenen  ariEtf  7,  6  =  'qpprfipn 
oder  'qppäm  herausgesponnen  ist,  dürfte  feststehen. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  227 

7,  2*  übersetzt  Marti  59:  'Und  keiner  sagt  sich  in  seinem  Herzen, 
daß  ich  jeder  ihrer  Bosheiten  gedenke'.  Das  scheint  mir  sprachlich 
etwas  hart  und  auch  dem  Zusammenhang  nicht  ganz  angemessen.  Ich 
möchte  also  glauben,  daß  2  V  als  selbständiger  Satz  zu  nehmen  ist. 
Für  den  Zusammenhang  bez.  den  Contrast  mit  nigla  'äivön  'ffraim  etc. 
genügt  doch  wohl  ubdl-jömarü  bilbabäm  für  sich  allein:  'Offenkundig 
versündigt  sich  Efraim,  nicht  nur  mit  heimlichen  Gedanken'.  Der 
Zwischensatz  ra'aßdm  zachärtt  steht  parallel  dem  n§g§dvpanäLihaj4  2b, 
zachärti  ist  also  wohl  als  eine  Art  Breviloquenz  zu  fassen:  'ich  kenne 
ihre  Bosheit  und  werde  ihrer  gedenken'.  Das  Jcgl-  vor  ra'afidm  stört 
den  Rhythmus.  —  5  ist  ganz  zerrüttet.  Zunächst  ist  wegen  des  Metrums 
das  auch  sprachlich  ungewöhnliche  xämqß  mijjain  $*ß  in  das  einfache 
xämqßvjäin  zu  emendieren.  Sodann  ist  folgendes  zu  erwägen.  In  3 
werden  in  der  bei  Hosea  so  sehr  beliebten  Weise  mglgch  und  sartm 
zusammengestellt.  Wie  nun  nachher  in  7,  d.  h.  den  beiden  Schluß- 
zeilen der  dritten  Strophe,  diese  Begriffe  (nur  mit  der  kleinen  Variation 
sofdtem  für  sarem)  specialisiert  behandelt  werden,  so  erwartet  man  auch 
in  der  zweiten  Strophe  eine  ähnliche  Specification.  Da  ferner  5"  bereits 
mit  sarim  besetzt  ist,  wird  man  in  5b  eine  Beziehung  auf  den  König 
erwarten.  Nun  ist  in  5b  nx  ITi  ^lyc  wieder  ganz  unverständlich,  die 
Parallele  h^xelü  .  .  .  xämqßvjdin  von  5*  macht  es  aber  doch  ziemlich 
deutlich,  daß  iTOCna  aus  ITOon  hisJdrü  verderbt  ist,  und  das  zu  diesem 
Worte  fehlende  Object  wird  man  eben  durch  (m$l§chy  ergänzen  müssen. 
Nimmt  man  für  5V  Martis  Emendation  hinzu  und  streicht  das  aus  7 
anticipierte  chqttqnnür ,  so  ist  5b  ganz  in  Ordnung.  In  5*  bleibt  aber 
1"oVb  öl*1  als  Stein  des  Anstoßes  zurück.  Ich  nehme  an,  daß  zwischen 
Dl*1  D"1"!^  durch  Haplographie  ein  »  ausgefallen,  und  in  issba  ein  3 
fälschlich  gesetzt  ist,  lese  also  'sbrj  B1">E  'schon  vom  Tage  seines 
Regierungsantritts  an  haben  sie  die  Fürsten  mit  Weinglut  krank  ge- 
macht', und  das  schließt  sich  dann  glatt  an  5b  an.  —  6.  fo'es  Ighabä 
schießt  über  und  ist  steigernde  Glosse.  —  7b.  'en^qorewbah^m^eldi  ist 
metrisch  möglich,  scheint  mir  aber  keinen  in  den  Zusammenhang  pas- 
senden Sinn  zu  geben.  In  Ermangelung  von  etwas  Besserem  habe  ich 
aus  der  Isebelgeschichte  2  Reg.  9,  10  u»'fw  qober  herübergenommen. 

35  Zu  VIII.  a)  Dies  längste  aller  hoseanischen  Ge- 
dichte wird  gewöhnlich  in  zwei  Teile  zerlegt,  7,  8 — 8,  3  und 
8,  4 — 14.  Eine  greifbare  Zweiteilung  des  Inhaltes  scheint 
jedoch  nicht  vorzuliegen.  Zudem  ist  mir  zweifelhaft,  ob  ein 
neues  Stück  so  glattweg  mit  der  unbestimmten  3.  Person 
Pluralis  einsetzen  könnte,  ohne  alle  Andeutung  darüber,  wem 
die  Rede  gilt.     Solche  Bezeichnungen  der  gemeinten  Objecte 


228  Eduard  Sievers: 

pflegen  sonst  bei  Hosea  nicht  zu  fehlen:  nur  II  und  XVII 
machen  eine  Art  von  Ausnahme,  aber  da  handelt  es  sich  auch 
nicht  um  die  dritte  Person,  sondern  um  Anreden  in  der  zweiten, 
b)  Andrerseits  gebricht  es  dem  Stücke  wirklich  an  Ein- 
heitlichkeit des  Themas  und  systematischer  Gedankenfolge. 
Bald  ist  von  Gottlosigkeit  und  falschem  Cult,  bald  von  dem 
haltlosen  politischen  Schwanken  die  Rede,  einmal  wie  es 
scheint,  auch  wieder  vom  Königsmord  (s.  unten  zu  7,  i6b). 
Auch  darin  sticht  das  Stück  unvorteilhaft  von  den  übrigen 
ab,  daß  Anklage  und  Drohung  stark  durcheinander  gemischt 
sind.  Ich  halte  es  daher,  zumal  im  Hinblick  auf  den  großen 
Umfang,  wohl  für  möglich,  daß  VIII  durch  redactionelle 
Verarbeitung  früher  getrennter  Gedichte  entstanden  ist  (vgl. 
Nr.  31,  a):  nur  wird  es  hier,  bei  der  Gleichheit  des  Metrums, 
kaum  noch  angehen,  den  Versuch  zu  einer  Auflösung  zu 
machen.     Man   wird   vielmehr   den   Text   hinnehmen   müssen, 

wie  er  überliefert  ist. 

7,  8*.  Der  Ausdruck  ist  stilistisch  sehr  hart,  und  es  fehlt  ein  Fuß: 
es  fehlt  zugleich  der  ersten  Vershälfte  der  dem  jipbölnl  der  zweiten 
entsprechende  Ausdruck,  mag  dieser  verbaler  oder  nominaler  Natur 
gewesen  sein.  —  10  verrät  sich  auch  durch  das  abweichende  Metrum 
als  interpoliert.  —  nb  ist  zu  kurz,  und  wie  mir  scheint  ist  auch 
misräim  qara'u  stilistisch  nicht  ganz  unbedenklich.  Deshalb  habe  ich 
beispielsweise  <C$l-m§l$chy  davor  ergänzt.  —  12°  kann  aus  metrischen 
Gründen  nicht  mit  der  unvollständigen  Zeile  I2b  zusammengenommen 
werden,  denn  dadurch  würde  die  vierte  Strophe  zu  lang,  die  fünfte  zu 
kurz.  Man  wird  also  für  I2C  doch  bei  'ajqsrem  verbleiben  müssen. 
Andrerseits  ist  Mabti6  Vorschlag  ,es97-e'm  =  'tfsdrem  wegen  der  Ver- 
knüpfung nach  vorne  sehr  bestechend.  Vielleicht  war  'fsgrem  das 
Verbum,  das  in  die  Lücke  von  i2b  hineingehört.  Die  Lücke  selbst 
würde  sich  dann  gut  durch  Abirren  des  Schreibers  von  c~cn(s)  auf 
D"D"X  erklären.  —  kasemq*  kann  wohl  ungefähr  dasselbe  bedeuten  wie 
hdsem  (Marti  63)  und  braucht  deshalb  nicht  geändert  zu  werden.  Ein- 
faches cäl-ra(aßdm  (Oettli,  Marti)  wäre  metrisch  zur  Not  möglich, 
aber  doch  etwas  hart.  —  Mit  13*  'öi  lahgm  schließt  die  erste  Zeile  der 
Strophe  ab.  Ihr  ist  die  erste  Hälfte  von  i3b  parallel  gebildet,  und 
deswegen  stört  das  einleitende  Ja  vor  nadadu.  —  13°.  14"  sind  inter- 
poliert, wie  das  Metrum  zeigt;  der  Inhalt  ist  zum  Teil  augenscheinlich 
aus  8,  if.  entlehnt  (s.  unten  zu  dieser  Stelle).  —  Mit  dem  Einschub 
fällt  auch  das  Ja-   von  14".     Das  Folgende   ist  wieder  stark  verderbt, 


Alttestamentliche  Miscellen  5.         229 

klar  ist  aber  wohl,  daß  die  beiden  Hälften  von  i4b  mit  -öjjöm  und 
fjipgdra^ru  zu  enden  haben,  und  daß  es  sich  um  irgendwelche  cul- 
tische  Greuel  handait.  Nach  Stellen  wie  8,  n.  12,12  und  4,19  liegt 
es  wohl  nahe,  miskdtjöpäm  in  mizbdxöp'äm  zu  ändern:  'Über  ihren  Altären 
haben  sie  ein  Geheul  angestellt'  scheint  mir  namentlich  im  Contrast 
zu  8,  2  (s.  unten)  ein  ganz  paßlicher  Gedanke,  auch  ein  guter  Vorder- 
satz zu  dem  nach  LXX  gewiß  herzustellenden  jipgödaßü:  Geheul  und 
Ritzung  bei  den  Opfern  statt  stillen  Gebets:  das  ist  es,  was  hier  ge- 
tadelt werden  soll.  Aber  neben  jipgödaßu  geht  (ql- dauern  tcdpirös 
nicht  in  den  Vers,  auch  wäre  der  Ausdruck  kaum  pointiert  genug, 
zumal  wenn  man  etwa  nur  *ql-da$dn  jipgöda.du  schreiben  wollte.  Ich 
betrachte  daher  'ql-dagan  wajnrös  als  Erläuterungsglosse,  die  das  ur- 
sprüngliche Textwort  verdrängt  hat.  Wie  dieses  gelautet  hat,  kann 
man  natürlich  nicht  sicher  wissen.  Um  aber  doch  den  Vers  lesbar  zu 
machen,  habe  ich  es  fauf  gut  Glück'  mit  laggdä  jipgöda.du  versucht, 
weil  Hosea  ja  Wortspiele  liebt:  fder  Glücksgöttin  (vgl.  Jes.  65,11) 
haben  sie  sich  geritzt'  =  csie  haben  sich  geritzt,  um  Glück  dadurch 
zu  erreichen',  und  dies  'Glück'  wäre  von  dem  Glossator  durch  dagan 
wapirös  speeificiert  worden.  —  jasürü  hl  und  15  leo'm  jissqrtl  schießen 
über.  —  Mit  xizzqqtl  zeröroJ>am  weiß  ich  nichts  anzufangen:  ein  Be- 
dingungssatz paßt  nicht  in  den  Stil  des  Stückes.  In  Dns[i]*Ti  wird 
wohl  einfach  GHS"i  stecken,  und  dazu  gehört  dann  als  Verbum  J9xqzqü 
oder  xizzdqu  statt  xizzqqii.  —  i6a  ist,  mit  Iqbbä'ql  für  lö  faZ,  verständ- 
lich. Der  Vers  schließt  mit  foqeJtJ)  rzmijjä  ab.  Der  Vergleich  mit  dem 
Bogen,  auf  den  der  eigne  Herr  sich  nicht  verlassen  kann,  zwingt 
dann  wohl  dazu,  in  i6b  nicht  eine  Drohung,  sondern  eine  neue 
Anklage  zu  suchen,  d.  h.  jippdlü  als  perfectisch  (=  wqjjipp9l%J)  zu 
fassen  oder  besser  in  nafdlü  zu  ändern,  und  am  Schlüsse  mizzq'qm 
(damit  muß  der  Vers  aufhören)  nicht  in  mizzq'mi,  sondern  in  mizzq.'mäm 
zu  corrigieren  (daß  zq'qm  nur  vom  Zorne  Gottes  gebraucht  werde, 
s.  Marti  64,  trifft  angesichts  Jer.  15,  17,  s.  Siegfried -Stade  177,  doch 
nicht  ganz  zu).  Immerhin  bleibt  auch  so  der  Vers  noch  um  einen  Fuß 
zu  kurz.  Aber  die  Beobachtung,  daß  Hosea  in  geradezu  typischer  Weise 
m§l$ch  und  sarim  zu  paaren  liebt  (s.  oben  S.  227),  läßt  es  wohl  un- 
zweifelhaft erscheinen,  daß  mqlchtm  ausgefallen  ist,  durch  Abirren  von 
dem  einen  cm  —  auf  das  andere.  Zweifeln  kann  man  nur,  ob  sarem 
(umqlcheni)  oder  (mqlchem  waysarem  zu  schreiben  ist.  —  Mit  tesönam 
i6c  beginnt  wieder  eine  neue  Strophe.  Da  die  zweite  Hälfte  des 
Fünfers  durch  b9'§r§s  misrdim  ausgefüllt  ist,  muß  fhsönam  zö  lqr$am 
die  erste  bilden,  und  darin  hsönam  Subject,  Iq'gam  Prädicatsverbum 
sein.  Das  führt  ziemlich  glatt  auf  tesönäm  bf  larq$ä  |  b^^r§s 
misrdim.  Damit  ist  dann  wieder  8,  1  zusammenzunehmen,  und  zwar 
muß    die    Zeile    eine     Variation    des    Gedankens    von    i6c    enthalten. 


230  Eduard  Sievers: 

Danach  entpuppt  sich  aber  wieder  die  'Trompete'  -et  (man  beachte 
die  defective  Schreibung)  als  ein  Lesefehler  (oder  eine  falsche  Auf- 
frischung) für  ~~-r  sgqgr,  und  aus  "1)2533  springt,  *vie  schon  Ookt  ge- 
sehen hat,  "IC&O  ba'qsxür  heraus,  die  notwendige  Parallele  zu  misräim. 
Zu  s{jq$r  fehlt  aber  das  regierende  Verbum,  außerdem  hat  der  Vers 
einen  Fuß  zu  wenig.  Also  ist  offenbar  zu  lesen  (dibb&y  'aläi  xil.käm  j 
vtqgr  &a'ö«SMr:  namentlich  wenn  7,  13°.  14  wirklich  aus  unserer  Strophe 
ausgezogen  sind  (vgl.  oben  zur  Stelle):  das  wdhemmä  dibbdrü  'alni 
kdzabim  von  13°  setzte  dann  unser  dibb^r  etc.  noch  direct  voraus.  — 
Der  Rest  von  8,  1  fügt  sich  nicht  ins  Metrum  und  ist  als  Einschub 
bereits  anerkannt  (vgl.  z.  B.  Marti  65). 

8,  2.  Der  ursprüngliche  Inhalt  dieser  unverständlichen  Zeile  muß 
nach  V.  3  bemessen  werden,  da  2  und  3  zusammen  eine  Strophe  bilden, 
deren  beide  Zeilen  doch  vermutlich  in  irgend  einem  Parallelismus 
standen.  Nun  besteht  V.  3  ans  Anklage  -f-  Drohung,  also  kann  man 
dies  Schema  auch  für  V.  2  mit  ins  Auge  fassen.  Eine  Möglichkeit, 
es  aus  dem  Überlieferten  herauszuschälen,  ergibt  sich  (nach  Streichung 
des  in  LXX  fehlenden  jisra'el:  Marti  65).  wenn  man  'global  als  eine 
gedankenlose  Mischung  von  'elai  und  lö  faßt  und  jddq'nücha  mjadq'tim 
ändert.  Für  den  Vers  käme  man  iu  abstracto  schon  mit  dem  so  ge- 
wonnenen 16  jiz'aqu  'eläi:  \  lö  jadq'tim  aus,  aber  der  Rhythmus  wäre 
ungut.  Es  dünkt  mich  daher  wahrscheinlicher,  daß  vor  dem  ersten  lö 
noch  etwas  ausgefallen  ist.  Die  Lücke  würde  genau  der  am  Eingang 
von  8,  1  entsprechen,  und  mit  dieser  auf  eine  gemeinschaftliche  Be- 
schädigung des  Stammmanuscripts  zurückgehen  können.  Nötig  ist  das 
allerdings  nicht,  und  es  finden  sich  auch  Anhaltspunkte,  die  vielleicht 
in  andre  Richtung  weisen.  Man  sieht  z.  B.  nicht  recht,  wie  ohne  be- 
sondern Anlaß  das  'ql-befi  jqhwg  hinter  ~~:z-  in  den  Text  geraten 
konnte:  es  könnte  durch  ein  ursprünglich  hierher  gehöriges  babeftt  ver- 
anlaßt worden  sein.  Auf  der  andern  Seite  (vgl.  oben)  sieht  die  inter- 
polierte Zeile  7,  13°  ivdhemmd  dibbdrü  'aldi  Jcszabim  ganz  wie  eine  Va- 
riante zu  8, 1  (dibb<>ry  ralqi  xikkdm  sgqgr  b»'qssür  aus,  und  ebenso  drängt 
sich  die  Parallele  zwischen  den  beiden  Folgezeilen  u-alö-zä'qqÜKj'elrii 
bdlibbdm  7,  14*  und  unserem  lö  jiz'aqü  ''elai  sofort  auf:  es  ist  also  auch 
möglich,  daß  es  in  8,  2  ursprünglich  einmal  hieß  (bdlibbäniy  lö^jiz* aqflu 
yeldi,  und  das  würde  sich,  wie  oben  bereits  bemerkt  wurde,  vielleicht 
als  absichtlicher  Contrast  zu  dem  jelÜU  etc.  von  7,  i4b  (d.h.  der  Zeile, 
die  auf  den  interpolierten  V.  14*  unmittelbar  folgt)  erklären  lassen.  — 
In  3  fehlt  die  Beziehung  auf  Jahwe:  ich  habe  daher  Dia  zu  ^"•i-  tübt 
ergänzt  (das  unechte  ws'el-tßbo  3,  5  könnte  freilich  nur  indirect  als 
Zeuge  für  diesen  Ausdruck  angezogen  werden,  insofern  jene  Stelle  mit 
Kenntnis  der  vorliegenden  geschrieben  sein  könnte).  — ■  Der  Doppel- 
dreier  4'  himltcliü  wdlo  mimmfnni ,  ||  hesirü,   wdlo  jadäHi  fügt  sich  in 


Alttestamentliche  Miscellen  5.         231 

keiner  Weise  in  das  Vers-  und  Strophengefüge,  stört  auch  den  Zu- 
sammenhang zwischen  2.  3  und  4b.  5a.  Wenn  er  echt  sein  sollte,  müßte 
er  also  aus  einem  andern  Zusammenhang  hierher  verschleppt  sein: 
aber  die  (höhere)  Tonlage  scheint  mir  nicht  gerade  für  Authenticität  zu 
sprechen.  —  4b.  hmq'qn  jikkareß  paßt  auch  nicht  in  das  Metrum,  so- 
wenig wie  in  den  Zusammenhang.  —  5*  ist  anerkanntermaßen  verderbt. 
Aber  mnqx(ß,y  f§glech,  somsron  (vgl.  Marti  66)  scheint  mir  auch  noch 
nicht  stilgerecht,  zumal  es  die  weitere  Correctur  von  beim  zu  bo  nach 
sich  ziehen  müßte.  In  dem  ganzen  langen  Gedichte  herrscht  sonst 
ausschließlich  die  dritte  Person  (für  xikkicha  8,  1  ist  xikkäm  zu  lesen, 
s.  oben):  woher  käme  hier  plötzlich  die  Anrede?  Und  Jahwes  Zorn 
richtet  sich  doch  auch  besser  gegen  die  Anbeter  des  Kalbes  (also  bäm), 
als  gegen  das  Kalb  selbst.  Endlich  ist  mir  auch  die  Verschiedenheit 
der  Bedeutung,  in  der  zanqx  in  V.  3  und  hier  angewandt  wird,  nicht 
ganz  unanstößig.  Ich  vermute  also,  daß  abermals  eine  falsche  Auf- 
frischung vorgenommen  ist,  n:t  für  \\\\\\"\\\\\\T  =  nn:?  zibbdxa,  und  weiter- 
hin r§$lech  für  fo'e'^Z.  —  5b.  6a  sind  bereits  von  Marti  66 f.  gestrichen, 
und  ihnen  muß,  wie  schon  das  Metrum  zeigt,  auch  noch  6b  folgen.  — 
7*.  Zur  Ergänzung  des  metrisch  notwendigen  (hemrna)  vgl.  9*;  über 
die  Umstellung  von  gb  s.  Marti  67.  —  In  8b  ist  'qttä  nicht  in  den  Vers 
zu  bringen:  es  ist  auch  mindestens  überflüssig.  —  gac.  10  fasse  ich  als 
zusammengehörige  Anklage  -f-  Drohung,  ich  lese  also  in  9°  naßmü 
und  in  10  futurisches  nittdnü,  dann  am  Schluß  mqlkäm  ivdsarem  (oder 
wenigstens  mglgch  (wy&arim).  Das  nittdnu  wird,  wie  mir  scheint,  noch 
direct  gefordert  durch  das  in  den  Text  verschlagene  Antidoton  rqttä 
'aqqbsem,  u^jqx^cVydlü  mtfat  mimmqssa,  das,  wenn  auch  in  etwas  frag- 
würdigem Hebräisch,  doch  kaum  mehr  hat  sagen  wollen  als  rjetzt  aber 
(oder  fdann  aber')  werde  ich  sie  wieder  sammeln,  und  sie  werden  eine 
Weile  Ruhe  haben  vor  (diesem)  Spruch'.  In  der  Lesart  von  LXX  ver- 
mag ich  keine  Besserung  zu  sehen.  —  Von  10  auf  11  ist  ein  besonders 
starker  Sprung,  und  hier  kommt  man  wohl  am  ersten  auf  den  Gedanken 
einer  Verarbeitung  verschiedener  Texte  (vgl.  oben  S.  228,  b).  —  In  n/* 
wird  gewöhnlich  das  zweite  mizbdxöp  laxtö  gestrichen,  aber  zur  Schä- 
digung des  Metrums. 

36.  Zu  IX.  Wie  es  scheint,  spricht  Hosea  selbst  in 
dieser  Rede,  nicht  Jahwe:  denn  weder  läßt  sich  mit  Marti 
71  V.  3aor  ausschalten,  noch  in  4a  tyjqhw§  in  li  ändern,  ohne 
daß  das  Metrum  zerstört  wird.  Auch  jsme  hqpquddd  (ohne 
Possessivaffix)  etc.  7a  scheint  besser  in  den  Mund  des  Pro- 
pheten zu  passen,  vielleicht  auch  die  Specialisierung  von  6. 
—  Sonst  sind   die  beiden  größeren  Einschübe  abweichenden 


232  Eduard  Sievers: 

Metrums  4r — 5  und  91'  bereits  richtig  von  Marti  71.  75 
ausgeschieden,  nur  daß  in  4°  auch  die  Worte  kgl-'oclwläu 
jiüqmmtfü  bereits   mit   zu    der   Interpolation    zu    rechnen   sind. 

9,  1"  ist  überfüllt,  und  es  mag  sich  darüber  streiten  lassen,  ob 
'dhabta  '§]män  oder  me'dl-'flolifch  beizubehalten  ist.  Ersteres  ergibt 
zwar  den  volleren  Sinn,  letzteres  aber  die  glattere  Construction,  und 
deshalb  habe  ich  es  vorgezogen.  Gegen  'ahddta  '§ßndn  läßt  sich  auch 
wohl  noch  sagen,  daß  diese  Wendung  den  wirklichen  Empfang  eines 
'gjmcm  voraussetzt,  während  V.  2  ausdrücklich  leugnet,  daß  ein  solcher 
werde  gegeben  werden,  und  einen  Unterschied  zwischen  Vergangenheit 
und  Zukunft  kann  man  doch  auch  nicht  statuieren,  wenn  man  nicht 
zugleich  annehmen  will,  Hosea  habe  die  früheren  Naturgaben  wirklich 
als  Spende  der  WaJim  bezeichnen  wollen.  —  2a  gibt  die  Begründung 
für  das  negative  'ql-tUmqx  etc.  ia,  es  kann  also  auch  sinneshalber  das 
kl  nicht  gut  fehlen,  welches  gleichzeitig  durch  das  Metrum  ziemlich 
gebieterisch  verlangt  wird  (gdrgn  wajgqgb  kann  man  Hosea  nicht  zu- 
trauen). —  Für  t35"ii  schreibt  man  nach  LXX  gewöhnlich  EST1  jsda'em 
oder  jdda'ti/m :  vielleicht  richtig,  aber  andrerseits  doch  auch  vielleicht 
der  Situation  nicht  ganz  angemessen.  Man  buhlt  mit  den  Baalen  um 
die  Gaben  der  Natur  (vgl.  die  Glosse  'ql-dagan  wdßirös  7,  I4b),  man 
bittet  oder  wirbt  also  um  diese,  und  dieser  Bitte •  gegenüber  wäre 
jirsem  möglicherweise  etwas  stilgerechter.  Metrisch  ist  die  Wahl  voll- 
kommen freigegeben.  —  6a.  Die  metrische  Gliederung  zwingt  hier  dazu, 
misrqim  zum  Vorhergehenden  zu  ziehen.  Dann  aber  ist  zweimal  ein 
(ii)-  zu  ergänzen.  —  6b  soll  sichtlich  wieder  eine  Specialangabe  über 
Assur  bringen,  nachdem  erst  Assur  und  Aegypten  zusammengefaßt  sind, 
dann  (mit  dem  üblichen  Chiasmus)  Aegypten  allein  einen  speeificierenden 
Zusatz  empfangen  hat.  Also  war  LXX  wohl  auf  der  richtigen  Fährte, 
als  sie  dem  möf  von  6a  entsprechend  für  mqxmdd  einen  Specialnamen 
substituierte.  Aber  mit  Mu%uc:g,  michmds  ist  nichts  anzufangen,  da 
das  keine  assyrische  Stadt  ist.  Die  Schwierigkeit  der  Stelle  wächst 
dadurch,  daß  in  6h  ein  Fuß  fehlt,  der  entweder  das  erforderliche 
Verbum  enthielt,  oder,  wenn  dieses  in  mqxmdd  stecken  sollte,  das  zu- 
gehörige Subject,  d.  h.  eben  den  betreffenden  Namen.  Das  (in  LXX 
fehlende)  *~  vor  chqspdm  könnte  allenfalls  Schlußconsonant  des  ausge- 
fallenen Verbums  sein,  z.B.  twxi  (tocliqyl  kqspdm.  Für  mqxmad 
weiß  ich  keinen  befriedigenden  Vorschlag  zu  machen.  Dem  Klange 
nach  läge  wohl  nim  wqxtndß  am  nächsten,  aber  das  würde  wieder  ge- 
schichtlich nicht  passen.  —  Wenn  7",  wie  das  Metrum  ausweist,  als 
Nachsatz  zu  6C  gehört,  kann  das  verbindende  kl  wohl  nicht  fehlen.  — 
Für  7b  ist  von  der  auch  stilistisch  schlechten  Repetition  fta'tt  jdme 
hassülum  offenbar  nur  das  Schlußwort  WdSÜlüm  bez.   trJmssilhim  beizu- 


Alttestamentliche  Miscellen  5.         233 

behalten.  Im  Folgenden  ist  dann  "S'"P  nur  Umstellung  für  STn  (vgl. 
LXX  -accI  Y.cc-Hco&rjaszca  =  Si"1).  Das  Object  dazu  ist  aus  dem  Vorher- 
gehenden zu  entnehmen:  fund  Israel  wird  <(es^>  spüren'.  —  7C.  8a  sind 
dann  zur  nächsten  Strophe  zusammenzunehmen.  Die  bisherigen  Deu- 
tungen dieser  Zeilen  kann  ich  mir  nicht  aneignen,  denn  sie  basieren 
darauf,  daß  man  die  natürlichen  Bedeutungen  von  'giml  und  mssuggd' 
durch  eine  künstliche  Pressung  eliminiert.  Für  mich  weisen  allein 
schon  diese  Worte  darauf  hin,  daß  wir  es  mit  einer  neuen  (vielleicht 
durch  kl  anzureihenden)  Anklagestrophe  zu  tun  haben,  die  sich  weiter- 
hin mit  der  Schlußstrophe  8b.  oa  paart.  Danach  ist  denn  zu  emendieren. 
Es  fragt  sich,  wer  die  Angeklagten  sind.  Die  Antwort  lautet:  nach  7C 
zunächst  die  Propheten,  nach  brtiep  'gloMm  8b  aber  auch  die  Priester, 
das  erinnert  dann  sofort  an  4,  5a,  wo  auch  Priester  und  Propheten  in 
gleicher  Weise  verbunden  werden;  zur  Anklage  gegen  die  Priester  in 
9a  vgl.  ferner  6,  9.  Aus  dem  unsinnigen  sof$  \,§fraim]  'im-^jßohai] 
narii  8b  ist  also  offenbar  zunächst  soff  fim-naM  auszulösen,  und  dies 
wegen  Sinn  und  Metrum  durch  (Jcöken)  oder  allenfalls  <(gqm-koheny 
zu  vervollständigen.  Als  Sinn  der  ganzen  Stelle  nehme  ich  danach: 
(Es  kommt  die  Vergeltung,  und  Israel  wird  es  spüren:  sind  doch  selbst 
die,  die  das  Volk  leiten  sollten,  tief  in  Sünden  verstrickt:  denn)  'ruch- 
los ist  der  Prophet,  rasend  der  Verzückte  wegen  der  Menge  ihrer 
Frevel  und  Sünden,  und  mit  dem  Propheten  zusammen  liegt  der  Priester 
auf  der  Lauer'.  Zu  dem  letzteren  Vorwurf  vgl.  einerseits  wieder  6,  9% 
andrerseits  die  weitere  Ausführung  von  8b:  f Schlingen  haben  sie  gelegt' 
(stelle  also  Blpi  zu  vcp"1  um,  vgl.  Ps.  141,  9)  fauf  allen  Wegen'  (lies 
also  ddrachim  für  ddrachau)  fund  Stricke  (?)  im  Hause  des  Herrn'  (lies 
mit  Marti  '§loMm  für  'jßohau).  Ob  vor  mqs'temä  das  *  von  TD'Vl  herüber- 
zunehmen ist  (Marti),  mag  dahingestellt  bleiben:  dem  Sinne  und  Stil 
nach  wäre  es  gut,  aber  es  beschwert  den  Vers  etwas.  —  In  9"  steht 
ein  Fuß  zu  viel :  vermutlich  ist  htfmiqü  als  steigernder  Zusatz  zu  sixäßü 
zu  tilgen.  —  Man  wird  sich  vielleicht  fragen,  wie  sich  so  viele  Ände- 
rungen des  als  ursprünglich  angenommenen  Textes  in  so  wenige  Zeilen 
hätten  zusammendrängen  können.  Die  Antwort  hat  meines  Bedünkens' 
zu  lauten:  infolge  tendenziöser  Übercorrectur  der  ganzen  Stelle.  Charakte- 
ristisch scheint  mir  in  dieser  Beziehung  namentlich  die  Tilgung  des 
(höhen)  8a,  wenn  diese  wie  in  4,  5a  absichtlich  erfolgt  ist. 

37.  Zu  X.  Von  den  Flecken,  die  dies  kurze,  aber  sehr 
prägnante  Gedicht  entstellen,  sind  zwei,  V.  14  und  i6b.  17 
bereits  von  Marti  7  7  f.  beseitigt  worden.  An  letzterer  Stelle 
fällt  das  Siebenerpaar  auch  formell  aus  dem  Achthebersystem 
des   Stückes  heraus.      Sachlich   befremdet   dabei   insbesondere 


234  Eduard  Sievers: 

der  Gedanke,  daß  Jahwe  die  Kinder  des  Volkes  vernichten 
wolle,  denn  sonst  redet  ja  der  Text  deutlich  genug  davon,  daß 
die  Kinderlosigkeit  Israels  direct  auf  dessen  eigene  Verschul- 
dung zurückgehe.  Derselbe  unpassende  Gedanke  kehrt  dann 
abermals  in  V.  \z  wieder,  und  er  widerspricht  da  ebenso  dem 
vorhergehenden  V.  1 1 ,  wie  i6b  der  Zeile  15*.  Es  ist  also 
nicht  nur  mit  Marti  die  zweite  Hälfte  von  12,  sondern 
dieser  ganze  Vers  zu  streichen,  und  das  umsomehr,  als  er  das 
Strophensystem  bricht  (noch  weniger  würde  sich  formell 
natürlich  der  isolierte  Vierer  i2a  einfügen). 

Die  Meinung  des  restierenden  Stückes  ist  klar  genug. 
Israel  hat  sich  selbst  durch  cultische  Greuel  im  Baaldienste 
kinderlos  gemacht,  d.  h.  es  hat  dem  Baal  seine  eigenen  Kinder 
geopfert.     Das  wird  speciell  in  V.  13   ausgeführt. 

Von  diesem  Verse  ist  i3b  glatt  verständlich,  einerlei  ob 
man  '$l-horeg  (bez.  unter  Annahme  einer  Dittographie  des  tf 
von  SOSinb  Iqlwrei)  beibehält  (was  ich  als  das  Plastischere 
für  richtig  halte)  oder  nach  LXX  in  das  farblosere  lahregä 
oder  dgl.  ändert.  Dagegen  ist  I3a  verderbt.  Zunächst  schießt 
da  ein  Wort  über  das  Maß  des  Vierers  hinaus,  und  das  ist 
unzweifelhaft  JT133  M  =  *p:s  LXX.  Vor  diesem  steht  dann 
wieder  das  ganz  unpassende  nbirVB.  Beide  zusammen  werden 
wohl  wieder  durch  falsche  Auffrischung  eines  längeren,  aber 
teilweise  verloschenen  echten  Wortes  entstanden  sein.  Nimmt 
man  an,  der  Auffrischer  habe  etwa  nur  \\\\\\(n)?1Pi\\\\\\  (mit  un- 
deutlichem n)  vorgefunden,  so  läßt  sich  dies  Schriftbild  leicht 
zu  TfiblFQ  ergänzen,  d.  h.  zu  einer  an  sich  correcten  Parallele 
zu  dem  folgenden  V52.  Da  aber  nb  so  ausdrücklich  und 
nachdrücklich  nur  von  Gebären  und  Mutterleib  und  Schwanger- 
schaft redet,  so  ist  es  mir  weiter  wahrscheinlich,  daß  Hosea 
überhaupt  nur  an  Jungfrauenopfer  gedacht,  also  am  Schlüsse 
von  i3b  auch  bdnöpäu  geschrieben  hat.  Stand  etwa  in  der 
Stammhandschrift  daraus  verschriebenes  T33  mit  der  über- 
geschriebenen Correctur  m  (die  bei  stichischer  Anordnung 
des  Textes  mit  den  beiden  Schlußbuchstaben  von  VFlblfiH 
jedenfalls  in  nahen  Contact   kommen   mußte),   so   konnte  bei 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  235 

falscher  Verbindung  der  Buchstaben  die  Folge  mi"1  besonders 
leicht  zu  m:i  verderbt  bez.  ergänzt  werden. 

9,  iob.  'äbößecfigni  bringt  einen  stilistisch  recht  unmotivierten 
Wechsel  der  Darstellungsform,  ist  also  gewiß  durch  'abößäm  zu  ersetzen; 
in  der  alten  Vorlage  mag  CiTTiliaX  gestanden  haben.  —  ioc  wäre  in 
der  zweiten  Hälfte  mit  bloßem  bq'äl-pd'or  entschieden  zu  hart,  es  ist 
also  ziemlich  sicher  das  auch  sachlich  naheliegende  (Marti  75)  bep- 
vor  bd'al-  zu  ergänzen.  —  iod.  Für  Iqbbösgp,  das  zwar  metrisch  möglich, 
aber  doch  kaum  alt  ist,  empfiehlt  sich  IqbbcVql  nicht  gerade  besonders, 
weil  damit  das  Wort  bä*ql  zu  bald  wiederholt  würde.  Vermutlich  ist 
mit  einfachem  ivqjjinnasdru  auszukommen,  zu  dem  dann  eine  spätere 
Hand  ebenso  die  erklärende  Glosse  Iqbbosgp  eingesetzt  hätte,  wie  zu 
tcqjjihjü  ka'ghtäm  das  metrisch  überschießende  siqqufim.  Was  in  dem 
unbefriedigenden  hd,Qhbam  eigentlich  steckt,  weiß  ich  auch  nicht  zu 
sagen.  —  Sonst  kann  man  für  io<*a  an  icqjjinnäzarü-lo  denken.  —  13*.  Von 
'gfraim  kq'sgr  fasse  ich  'gfraim  als  eine  schon  des  Metrums  wegen 
auszuscheidende  Glosse  zu  f  ka'sgr  auf,  und  dies  *':.\D  halte  ich  wieder 
für  falsche  Auffüllung  eines  großenteils  verloschenen  (bx)~c("),  das 
dann  in  wa'gfrdim  I3b  sein  für  Hosea  typisches  Gegenspiel  findet.  — 
15*  enthält  eine  metrische  Lücke.  Dahinein  gehört  stileshalber  eine 
dem  hnepim  von  I5b  entsprechende  weitere  erste  Person,  also  ver- 
mutlich wie  in  iob.  13"  wieder  ra'ipi:  fall  ihre  Greuel  in  Gilgal  habe 
ich  gesehen,  und  drum  habe  ich  dort  meinen  Haß  auf  sie  geworfen'. 
—  kgl-sarehgm  sördrim  paßt  weder  in  den  Gedankengang  des  Stückes, 
noch  in  das  Metrum.  —  Über  i6b.  17  s.  oben  S.  233. 

38.  Zu  XI  und  XII  ist  im  allgemeinen  zu  bemerken, 
daß  die  beiden  Stücke  der  verschiedenen  metrischen  Form 
wegen  nicht  zusammenzunehmen  sind. 

XI.  10,  i*b  sind  um  je  einen  Fuß  zu  kurz.  Die  Lücken  werden 
soweit  symmetrisch  gelegen  haben,  daß  man  annehmen  darf,  ein  zwei 
Zeilen  verletzender  Fleck  oder  eine  ähnliche  Störung  habe  sie  veran- 
laßt. Unter  diesen  Umständen  darf  das  ganz  ungewöhnliche  böqeq 
doch  wohl  zu  böqeqa  ergänzt  werden  (damit  wird  zugleich  die  schwere 
Betonung  gtfpi  vermieden).  Ob  hinter  psri  ein  Adjectivum  oder  dgl. 
ausgefallen  ist,  oder  ob  dies  in  jdsqmvg  steckt,  und  die  Lücke  (die 
dann  das  Verbum  enthalten  hätte)  dahinter  anzusetzen  ist,  muß  dahin- 
gestellt bleiben.  Nur  das  möchte  ich  bemerken,  daß  ein  Vers  pari 
naw§  |  casa  lö  (mit  dem  gewöhnlichen  (asa)  doch  recht  schwerfällig 
wäre.  —  In  ic  habe  ich  das  bedenkliche  hfirjo  vorläufig  im  Text  be- 
lassen, weil  die  Streichung  der  Silbe  h-  auch  den  Gang  des  Rhythmus 
lähmt.  —  id.  Lies  mit  Wellhausen  (IqmymqssebÖpl  (ausgelassenes  b 
fälschlich  vor  mmtc  eincorrigiert  statt  vor  niaXB?).  —  2b.  hü^jq'röf  etc. 


236  Eduard  Sievers: 

scheint  mir  keinen  Sinn  zu  geben.  2a  muß  doch  bleiben,  weil  sonst 
die  Strophe  in  die  Brüche  geht.  Aber  auf  rihr  Herz  (wurde)  falsch: 
nun  sollen  sie  büßen'  (oder  'nun  sollen  sie  vernichtet  werden'  LXX) 
kann  dann  doch  nicht  folgen  rer  selbst  aber  wird  seine  Altäre  zer- 
brechen' usw.,  zumal  ja  auch  im  Folgenden  wieder  von  der  Hilflosig- 
keit des  Volkes  die  Rede  ist.  Die  Activconstruction  wird  also  ver- 
mutlich auf  tendenziöser  Übercorrectur  beruhen  (s.  auch  unten  zu  6): 
man  vocalisiere  also  je'aref  (ohne  hu)  und  jasuddäd.  —  3b  und  4  ge- 
hören offenbar  zu  einem  metrischen  System  3:6:3  zusammen  Cql-tqlme 
sadai  ist  aus  12,  12  entnommen,  wie  schon  Welluausen  125  bemerkt 
hat),  und  damit  ist  ihre  Unechtheit  besiegelt  (Makti  streicht  nur  V.  4). 
Man  wird  auch  Hosea  nicht  zutrauen  dürfen,  daß  er  zwei  Verse  nach- 
einander so  eintönig  klappernd  mit  länü  geschlossen  habe  (in  3b  müßte 
ja  außerdem  noch  ein  Fuß  ergänzt  werden,  vgl.  auch  Marti  79).  Ich 
nehme  also  an,  der  Interpolator  habe  hier  ein  Stück  echten  Textes 
beseitigt,  um  seine  Weisheit  anzubringen,  und  ich  finde  dies  Stück 
dann  in  10,  7  nachgetragen,  wrohin  es  weder  nach  Sinn  noch  nach 
Metrum  paßt.  Über  ein  leichtes,  aber  nicht  unüberwindliches  stilisti- 
sches Bedenken  dagegen  vgl.  oben  Nr.  17,!).  —  Das  uoa-  vor  hqmmglgch 
gehört  dem  Sinne  nach  zu  dem  übergeordneten  Satz:  ""schon  sagen  sie: 
»wir  haben  keinen  König«,  und  >der  König  ist  wie  ein  Splitter  im 
Wasser«'.  —  In  5a  dürfte  sschän  als  die  'gewähltere'  Lesart  dem  all- 
täglichen Plural  soclont  von  LXX  doch  vorzuziehen,  und  demgemäß 
vielmehr  ja^Ürü  in  ja^Ür  zu  corrigieren  sein.  Man  gewinnt  damit  auch 
eine  bessere  Basis  für  die  Erklärung  des  sonderbaren  Plurals  hr§%löfi 
(daß  be]>  ,aic§n  erklärender  Zusatz  ist,  zeigt  das  Metrum):  der  konnte 
sehr  wohl  aus  h'gglö,  aber  weniger  leicht  aus  fo'e^l  entstehen.  —  In  5° 
schießt  das  wiederholte  *aläu  metrisch  über  (es  verträgt  sich  auch  nicht 
mit  ' '  ql-kdbödo ',  das  doch  wegen  ki-gala  mimmpmu  bleiben  muß);  ebenso 
erweisen  sich  in  6  die  Wörter  'asswr  und  minxä  als  erläuternde  Zu- 
sätze. Das  letztere  Wort  aber  verstößt  außerdem  auch  gegen  die 
Meinung  des  Dichters.  Nicht  Israel  selbst  wird  sein  Kalb  als  minxä 
dem  Großkönig  darbringen,  man  wird  es  ihm  rauben:  das  will  Hosea 
sagen.  Was  dasteht  zeigt  dieselbe  mildernde  Tendenz  der  Übercorrectur 
wie  das  hü  jq'rof  etc.  oben  2b.  —  Wegen  hmqlki-räb  vgl.  oben  Nr.  32 
zu  5,  i3b- 

XII.  10,  7*.  Näher  an  dem  überlieferten  n:r~  als  r,C2  (Marti  80) 
liegt  noch  ~'C"Z  ("  verstellt  und  dann  in  :  verderbt):  ich  habe  darum 
lieber  letzteres  in  den  Text  gesetzt.  —  Aus  7b  ist  zunächst  das  un- 
mögliche mqlkah  etc.  auszulösen,  und  dies  mutatis  mutandis  in  XI  10,  3b 
unterzubringen  (s.  oben  zur  letzteren  Stelle).  Für  nidmf  somaron  ist 
weiterhin  nun  nidma  zu  vocalisieren.  In  diesem  Satz  fehlt  dann  noch 
metrisch  ein  Fuß,    stilistisch  eine  Grundangabe,    die  dem  me'asqbbau 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  237 

von  7S  parallel  geht.  Da  es  sich  nun  wieder  um  cultische  Greuel 
handelt,  so  wird  man  unbedenklich  (middampiy  ergänzen  dürfen: 
sachlich  wegen  Parallelen  wie  6,  8,  formell  weil  ein  rr-z~rz  nach  n~"i; 
besonders  leicht  ausfallen  konnte.  —  8*.  qös  icddqrdqr  etc.  sprengt 
den  Rahmen  der  Strophe  und  schwächt  die  kräftige  Gedankenfolge  der 
umrahmenden  Sätze  nur  ab. 

39.  Zu  XIII.  Diesem  Stück  ist  in  der  Überlieferung 
bekanntlich  besonders  übel  mitgespielt  worden.  Eine  beträcht- 
liche Anzahl  der  es  entstellenden  Glossen  und  sonstigen  Ver- 
derbnisse ist  auch  bereits  von  der  Kritik  erkannt  und  mehr 
oder  weniger  glücklich  beseitigt  worden.  Aber  trotzdem  ist 
auch  der  so  revidierte  Text  nach  meinem  Empfinden  noch 
weit  davon  entfernt,  sachlich  und  formell  zu  befriedigen. 

a)  Zunächst  befremdet  von  vornherein  der  Mangel  an 
Ordnung  in  der  Gedanken  folge.  io,  9.  10  enthalten  auf 
alle  Fälle  eine  Schelte  und  eine  Drohung.  Dann  setzt  mit 
V.  1 1 ,  und  ohne  jegliche  Bezeichnung  des  Contrastes,  die 
Schilderung  eines  früheren,  erfreulicheren  Zustandes  ein, 
während  dessen  Dauer  Israel  der  Lenkung  Jahwes  noch  folgte 
und  berufen  war,  gute  Frucht  zu  bringen.  Mit  V.  13  kehrt 
dann  der  Text  wieder  zur  Schelte  und  Drohung  zurück:  fihr 
aber  habt  Bosheit  gepflügt  und  Frevel  geerntet:  drum  sollt 
ihr  die  Frucht  der  Falschheit  essen'.  Soweit  ist  der  Über- 
gang berechtigt:  aber  dann  klafft  eine  böse  Fuge,  denn  von 
'achqltlm  pdfä-chaxas  i$h  kann  man  über  Jcl-datqxta  badqrkdcha 
bjrod  gibbörecha  13°  doch  nur  ganz  stolpernd  zu  vnqäm  sa'Ön  i4a 
gelangen,  und  auch  wenn  man  mit  Marti  84  die  Zeile  13° 
hier  ausschaltet  (was  ich  mutatis  mutandis  für  richtig  halte), 
bleibt  ein  unleidlicher  Sprung  von  '  ächqltlm  pdrt-chäxäs  auf 
wdqäm  sa'Ön  bestehen:  der  sa'Ön  kommt  zu  unvermittelt.  Der 
Rest  ist  wieder  Drohung. 

b)  Mit  diesen  sachlichen  Bedenken  gehen  nun  formelle 
Anstöße  Hand  in  Hand.  Soviel  ich  sehe,  läßt  sich  in 
unserem  Stück  kein  anderes  Metrum  durchführen  als  das  des 
gepaarten  Fünfers.  Dem  fügt  sich  aber  gleich  der  Ein- 
gang 10,  9.  10  nicht:  erst  mit  11  — 13''  beginnt  eine  mit 
relativ     leichter    Nachhilfe     herzustellende     Folge     von     drei 


II 


238  Eduard  Sievers: 

Strophen  der  bezeichneten  Art.  Mir  ist  es  ferner  nicht  zweifel- 
haft, daß  mit  der  Schilderung  des  früheren  Zustandes  von 
Israel  unser  Stück  überhaupt  ursprünglich  anfing.  Solche 
Schilderungen  gehören  an  sich  an  den  Anfang,  und  sind  in 
gleicher  Stellung  auch  sonst  bei  Hosea  beliebt,  vgl.  XI  io,  i. 
XIV  ii,  i.  XVI  13,  1.  XVII  13,  5.  Demnach  gehören 
10,  9.  10  jedenfalls  nicht  an  den  Platz,  an  dem  sie  über- 
liefert sind. 

c)  Ferner  treten  gerade  an  den  Stellen  metrische  Lücken 
deutlich  hervor,  wo  oben  ein  Gedankensprung  constatiert 
wurde:  dem  Dreierstück  'ächqltgm  paft-chäxäs  i3b  fehlt  das 
schließende  Zweierstück,  dem  neuen  Eingang  W9qäm  sa'Ön  14 
das  vordere  Dreierstück  und  V.  13°  vermag  die  Lücken  nicht 
zu  schließen;  außerdem  geht  aber  auch  an  dieser  Stelle  das 
Strophensystem  ganz  in  die  Brüche. 

d)  Alle  diese  Anstöße  lassen  sich  durch  ein  einheitliches 
Mittel  beseitigen,  nämlich  durch  die  Annahme,  daß  die  als 
Eingang  anstößigen  Verse  9  und  10  ursprünglich  in  der 
Gegend  gestanden  haben,  wo  jetzt  die  Lücken  klaffen:  aller- 
dings nicht  in  ganz  glatter  Folge,  sondern  so,  daß  das  sonst 
herrenlose  Stück  13°  noch  zwischen  sie  aufzunehmen  ist. 
Das  ist  freilich  eine  etwas  complicierte  Sachlage:  aber  sie 
läßt  sich  doch  verstehen,  wenn  man  sich  den  Text  stichisch 
abgeteilt  denkt,  so  wie  er  oben  S.  179 f.  gegeben  ist.  Dann 
wäre  ein  unachtsamer  Schreiber  von  i3b  (-chäxäs)  einmal  auf 
den  Anfang  der  zweitfolgenden  Langzeile  (13°)  übergesprungen, 
und  dann  wieder  von  deren  Mitte  auf  das  Schlußstück  der 
nächstfolgenden  (i4a).  Das  Ausgelassene  wäre  dann  am 
Rand  nachgetragen,  von  da  fälschlich  an  den  Kopf  des 
Ganzen  geschoben,  und  in  der  neuen  Stellung  (wo  es  ja  ganz 
zusammenhangslos  auftrat)  soweit  umcorrigiert,  daß  ein  not- 
dürftiger Sinn  herauskam. 

e)  Als  Gedankengang  des  Gedichtes  ergibt  sich  danach 
für  mich  folgendes:  *  Einst  war  Israel  gefügig  und  berufen, 
gute  Frucht  zu  bringen.  Aber  ihr  habt  das  in  sein  Gegen- 
teil verwandelt,  und  so  sollt  ihr  nun  dafür  büßen,  wie  einst 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  239 

in  den  Tagen  von  Gibea.  Dort  stellten  sich  Frevler  im 
Kampf  mir  entgegen,  vertrauend  auf  ihre  Heldenkraft:  da 
trat  ich  ein  (sc.  in  die  Schlacht)  und  strafte  sie.  So  will 
ich  auch  jetzt  gegen  dich  Völker  versammeln,  die  im  Kriegs- 
sturm dir  dein  Ende  bereiten  werden.'  Diese  Gedankenfolge 
erscheint  mir  einfach  und  unanstößig,  zumal  nun  auch  die 
Berufungen  auf  Gibea,  d.  h.  auf  die  durch  das  Eingreifen 
Jahwes  entschiedenen  Kämpfe  gegen  die  Ephraimiter  (Jud.  i  o,ff.) 
in  klarerem  Licht  erscheinen. 

io,  ii".  Das  M>9-  vor  ,§fräim  war  zu  streichen,  da  es  sichtlich 
nur  wegen  des  falschen  Vorschubs  V.  of.  eingesetzt  ist.  —  nb — 12" 
fasse  ich  ein  wenig  anders  als  die  neueren  Ausleger,  d.  h.  ich  sehe 
darin  nicht  einen  Gegensatz  zu  nft  (auch  keine  Betonung  der  schwe- 
rereu Arbeit),  sondern  eine  directe  Fortsetzung  in  lobendem  Sinne. 
Lobend  sind  in  ii*  mdlummada  und  'ohäbti  gemeint,  ebenso  aber  auch 
in  nb  das  tut  sqwwäräh,  und  in  gleichem  Sinne  hebt  das  16  von  nc 
hervor,  daß  Israel  nicht  für  Fremde,  sondern  für  sich  selbst  arbeiten 
und  Frucht  bringen  sollte  (Marti  83).  Demnach  ist  auch  'arkib  nc 
perfectisch  zu  nehmen:  cund  ich  legte  das  Joch  auf  seinen  schönen 
Nacken  [so  mit  Marti],  und  spannte  es  ein,  daß  es  pflüge  und  für  sich 
egge,  daß  es  (in?)  Gerechtigkeit  säe  und  (nach  seiner?)  Liebe  ernte'. 
Daran  ist  denn  ein  junges  imperativisches  Anhängsel  nlrü  etc.  ange- 
schoben, das  eine  Keminiscenz  an  Jer.  4,  3  enthält  (Marti  84),  und 
diesem  Anhängsel  zuliebe  mögen  denn  auch  die  für  den  oben  ange- 
deuteten Sinn  notwendigen  Infinitive  Iqxros,  hsäddgd-,  Uzrö'  und  liqsör 
in  die  überlieferten  Finita  jqxros,  jjsäddgd-  bez.  zir*ü  (Jachpny  und 
qisru  umcorrigiert  sein.  —  Zu  streichen  sind  das  überschüssige  jdliudü 
nc  und  lachpn  I2a:  möglich,  ja  nicht  unwahrscheinlich  ist  außerdem, 
daß  für  jq'qöb  nd  ursprünglich  jisra'el  stand  (wegen  der  Parallele  zu 
'gfraim  nc),  und  in  12*  einfach  Uzrö*  sddaqa  und  liqsör  p9rl-xgs§d 
(vgl.  LXX  und  porl - chäxds  I3b).  —  Mit  13"  wendet  sich  Jahwe  von' 
dem  Israel  der  Vergangenheit  zu  dem  gegenwärtigen,  und  dazu  paßt 
ganz  wohl  der  Wechsel  des  Ausdrucks,  d.  h.  der  Übergang  zur  Anrede 
in  der  zweiten  Person.  Ich  lasse  also  diese  Anrede  bestehen,  und  fülle 
demgemäß  die  sachlich-metrische  Lücke  von  13*  nicht  mit  Marti  durch 
(tvdhemmäy,  sondern  durch  (wd'qttgmy  aus.  —  In  i3b  ist  'achqltgm 
Perfectum  propheticum.  Die  metrische  Lücke  ergänzt  sich  aus  V.  9 
durch  kirne  hqygiVa  'wie  einst  in  den  Tagen  von  Gibea'.  —  V.  gb.  13°.  10" 
bilden  zusammen  die  vierte  Strophe,  die  eine  Schilderung  der  Kämpfe 
in  Gibea  gibt.  —  gb  ist  bereits  von  Rubens  in  Ordnung  gebracht 
worden.     Entsprechend  muß  dann  in  13°  (ohne  ki)  mit  der  3.  Person 

Phil.-bist.  Klasse  1905.   Bd.  LVII.  16 


240  Eduard  Sievers: 

Imti.iü  und  mit  gibbOrem  fortgefahren  werden;  außerdem  muß  in  [3c« 
ein  Wort  fallen,  da  nur  für  drei  Hebungen  Raum  ist:  daß  dies  ^S~n-  M, 
^""-  LXX  sein  muß,  scheint  mir  nicht  zweifelhaft:  es  ist  steigernde 
Glosse  zu  gibbörem.  Dann  schließt  wieder  ioa  gut  an,  in  der  von 
Gkaetz  etc.  nach  Pes.  hergestellten  Form  bhJÄ  wq'jqsrem,  die  ich,  wie 
schon  oben  angedeutet,  als  fda  trat  ich  in  den  Kampf  ein  und  züch- 
tigte sie'  fasse,  in  Anknüpfung  an  Jud.  20,  26 ff. ,  wonach  Jahwe  aus- 
drücklich den  angreifenden  Israeliten  den  Sieg  verleiht.  —  iob  -J-  14 
bilden  die  fünfte  Strophe.  So  wie  (Benjamin)  bei  Gibea  soll  es  jetzt 
Israel  ergehen:  danach  ist  in  iob  sicher  mit  Ooht  u.  a.  tva'e'söf  für 
W9,uss9fü  zu  lesen,  'äleh§m  wegen  mibsar^ch  i4b  in  'alfcfi  zu  corrigieren 
(und  davor  vermutlich  auch  noch  ein  (garn-)  einzusetzen),  endlich 
außer  der  bereits  von  Marti  gestrichenen  Glosse  bd'gsram  etc.  noch 
in  14*  das  überschießende  und  sinnwidrige  bdfqmm$cha  (vgl.  Well- 
hausen 126  u.  a.)  zu  tilgen.  —  In  i4b  muß  das  vcd-  vor  chgl-  gewiß 
fallen,  da  sonst  in  dem  ganzen  Stück  die  beiden  Langzeilen  der  Strophen 
niemals  durch  einfaches  "'und'  gebunden  werden  (wq'ni  nb  =  ''ich  aber' 
ist  anders).  —  isab  machen  die  letzte  Strophe  aus.  Mir  scheint,  daß 
dabei  die  Reihenfolge  der  beiden  Langzeilen  umzukehren  ist.  Es  erhebt 
sich  Kriegslärm  (i4a),  die  Verteidigungswerke  werden  zerstört  (i4b), 
im  Kampfe  fällt  der  König  (i5b),  der  die  Verteidigung  leitet  (lies  also 
doch  etwa  bqssä'qr  "im  Tore',  d.  h.  eben  can  der.  Spitze  der  Ver- 
teidiger'?), und  Mutter  und  Kind  werden  hingeschlachtet:  das  ist  eine 
richtige  Steigerung,  die  nur  durch  das  elend  prosaische  Jcachä  'asü 
lue]/ §m  beß-'el  (nebst  der  angehängten  Glosse)  wieder  stark  beeinträch- 
tigt wird.  Gehören  diese  Worte  aber  nicht  vor  isb,  sondern  an  den 
Schluß  des  Ganzen,  so  wird  es  wohl  erlaubt  sein  zu  vermuten,  daß  sie 
aus  kaläv  asüJbäeli  verderbt  sind,  wie  im  Text  vermutet  wurde.  —  In 
i5b  endlich  wird,  gemäß  dem  in  (iob.  I4b)  begonnenen  Anredetypus 
das  etwas  dürftige  m§l§eh  jisra'el  in  das  kräftigere  mqlküch,  jisra'el  zu 
bessern  sein. 

f)  Der  so  hergestellte  Text  zeichnet  sich,  wie  man  sieht, 
durch  eine  große  Regelmäßigkeit  des  Aufbaues  aus.  Die 
sechs  Strophen  zerlegen  sich  in  drei  Gruppen  von  je  zwei 
Strophen.  Die  erste  Gruppe,  Str.  1.  2,  schildert  das  einstige, 
bessere  Israel,  die  zweite,  Str.  3.  4,  bedroht  das  sündige  Volk 
mit  der  Strafe,  die  einst  Benjamin  traf,  und  die  dritte, 
Str.  5.  6,  führt  die  Schilderung  dieser  Strafe  im  einzelnen 
positiv  aus. 

40.  Zu  XIV.  Der  einfache  Grundgedanke  dieser  Rede 
scheint  mir  zu  sein,  daß  Israel  trotz  aller  Wohltaten,  die  es 


Alttest amenTliche  Miscellen  5.  241 

von  Jugend  auf  durch  Jahwe  empfangen  hat,  sich  undankbar 
von  ihm  abgewendet  hat,  und  dafür  nun  Strafe  empfangen 
muß.  Die  Wohltaten  werden  in  n,  1-3-4  aufgezählt,  *  die 
Abwendung  in  5.  7   geschildert,  die  Strafen  in  8  angedroht. 

Diese  einfache  Disposition  wird  in  der  Überlieferung 
zweimal  durchbrochen,  durch  V.  2  und  durch  V.  6.  Die  erste 
dieser  Strophen,  V.  2,  redet  verfrüht  von  der  Abwendung 
zu  den  Baalen,  die  hernach  in  Str.  7  wiederkehrt,  und  fällt 
aus  dem  metrischen  System  heraus,  indem  sie  statt  des 
Schemas  5  :  3  das  Schema  7  :  3  bietet.  Sie  ist  um  so  sicherer 
für  interpoliert  zu  halten,  als  sie  auch  in  Tonlage  und  Ton- 
führung von  den  sicher  echten  Strophen  der  Rede  abweicht.  — 
Das  letztere  gilt  auch  wieder  von  V.  6,  der  abermals  zugleich 
den  natürlichen  Zusammenhang  von  V.  5  und  7  (über  diesen 
s.  unten  zu  den   Stellen)  durch  eine  eingeschobene  Drohung 

zerreißt. 

11,  1*  entbehrt    eines    notwendigen    Fußes:    die  Ergänzung   von 
(Jiajäy  liegt  wohl  auf  der  Hand.  —    ib.   umimmisrdim  ist  rhythmisch- 
melodisch  nicht  gut,   und  paßt  auch  sachlich  nicht  ganz,   insofern  ib 
wohl  nicht  eine  bloße  'und' -Parallele,  sondern  eher  eine  Art  Folgerung 
zu   ia  bringen  soll.     Das  u-  entspricht  auch  dem  sonst  deutlich  bevor- 
zugten asyndetischen  Stiltypus  nicht.  —  3a.    ' ql-z»röc opqi  geht  ebenso- 
wenig in  den  Vers  wie  das  (ql-zdrö'ojjäu  von  M,  ich  habe  daher  nach 
LXX  den    Sing.    "ql-Zdrö'i    gesetzt;    mindestens    ebenso    zulässig    wäre 
natürlich  auch  'ql-zdrö'äi.  —  3b.  n^rusa-i  paßt  nicht  in  den  Zusammen- 
hang,  denn  'Gängeln',  'Tragen'  und  'Heilen'  bilden  keine  Reihe,  die 
sich   so   glatt  in   eine  Strophe   zusammendrängen  ließe.     Im  Anschluß 
an  den   (freilich  dem  Metrum  nicht  gerecht  werdenden)  Vorschlag  von 
Marti  86  vermute  ich,  daß  halbverloschenes  CTiN^S)  falsch  zu  n^nNSl 
aufgefrischt  wurde:    'ohne   daß   sie   merkten,    daß  ich   sie  aufhob'.  — 
4  ist  durch  und  durch  verderbt.     Zunächst  steht  viel  mehr  da,  als  in 
eine  Strophe  des  Schemas  5  :  3   hineingeht.      Dem  Metrum  fügen   sich 
in  der  Überlieferung  nur  die  Sätze  4a  mit  fünf   und   40  mit  drei  He- 
bungen, dagegen  hat  das  Mittelstück  4b  sowohl  nach  M  wie  nach  LXX 
deren  mindestens  fünf.     Dieses  Mittelstück   dürfte  also  von  vornherein 
auszuscheiden  sein,  als  Glosse,  die  entweder  zu  4a  oder  zu  4°  gehören 
sollte.  —  In  4a  finde  ich  sodann  die  'Menschenstricke'  ebenso  ungenieß- 
bar wie  die  'Liebesseile'.     Die  letzteren  sind  wohl  am  leichtesten  zu 
beseitigen.       Denn  da  LXX  mit  ccyaitriaswg  (iov  für  das  'qlita  von  M 
'qltbaßi  voraussetzt,    liegt    es    nahe    zu   vermuten,    Hosea    habe    nicht 

16* 


242  Eduard  Sievers: 

bq'ioßöß  'qhbä,  sondern  bq'dwr'qhbaßt  geschrieben:  rweil  icli  sie  liebte'. 
An  '§m&9chem  ist  ferner  keinesfalls  zu  rütteln,  wegen  der  hernach  zu 
besprechenden  Wiederaufnahme  dieses  Begriffes  in  7".  Steckt  somit 
in  dem  Schluß  von  4a  der  Gedanke:  raus  Liebe  habe  ich  sie  <zu  mir)> 
gezogen',  so  muß  auch  4''  des  Parallelismus  halber  etwas  Ähnliches 
enthalten  haben.  Das  läßt  sich  wieder  gewinnen,  wenn  man  zunächst 
das  V^ix  von  M  zu  '■pbix  umstellt  bez.  zu  (D^blK  ergänzt  (vgl.  auch 
Nr.  41),  und  'elau  in  'eläi  corrigiert.  Für  das  sonst  allgemein  als 
verbal  gefaßte  Bitl  bleibt  dann  natürlich  das  adverbiale  'qt  'langsam, 
gemächlich,  sanft'  übrig,  einerlei  ob  man  das  überlieferte  ic^qt  bei- 
behält, oder  dafür  die  in  den  Staccatostil  besser  passende  Variante 
Witt  einsetzt:  f sanft,  leise  habe  ich  sie  mir  zugeführt'  (zur  Formel 
3N  -j-  ^3tn  vgl.  1  Reg.  21,27.  Jes.  8,  6).  Die  Umstellung  des  'eläi  an 
den  Schluß  endlich  bessert  Rhythmus  und  Melodie:  absolut  notwendig 
ist  sie  gerade  nicht.  —  Nach  dieser  Deutung  von  4°  wird  dann  auch 
wieder  rückwärts  der  Gehalt  von  4"  zu  bemessen  sein ,  d.  h.  es  ist  zu 
vermuten,  daß  in  bdxqble  'arfam  eine  Parallele  zu  dem  te'ät  von  4° 
stecke.  Wie  die  gelautet  haben  mag,  ist  freilich  wieder  ganz  unsicher. 
Für  "^"ns  möchte  man  fast  an  etwas  wie  bfii'D  kdnahel  denken:  'lang- 
sam wie  man  .  .  .  treibt  oder  führt'  (wegen  des  Weit  vgl.  dazu  speciell 
die  Verbindung  wq'rii  'gpnqhala  Id'itti  Gen.  33,  14).  Aber  'aädm 
wäre  wohl  kein  dazu  passendes  Object,  man  müßte  weiter  corrigieren, 
etwa  zu  red§r  oder  ähnlichem.  Unter  diesen  Umständen  habe  ich  es 
vorgezogen,  -fbdxqtlf  'adäm  einstweilen  im  Texte  zu  belassen. 

n,  1.  3.  4  geben  in  dieser  Reconstruction,  wie  man  sieht,  eine 
gute  Stufenleiter:  Won  den  Zeiten  Aegyptens  an  habe  ich  Israels 
Kinder  zu  mir  gelockt:  ich  habe  Ephraim  gehen  gelehrt  und  ihn  auf 
den  Arm  gehoben,  ohne  daß  er  es  merkte:  langsam  suchte  ich  ihn  mir 
zuzuführen,  weil  ich  ihn  liebte'.  Nun  aber  kommt  der  Umschlag  mit  5 : 
fer  aber  wandte  sich  (wieder)  nach  (oder  fan')  Aegypten,  und  Assur 
ist  (jetzt)  sein  König,  er  hat  sich  geweigert  <bei  mir  zu  bleiben^' 
(Hosea  greift  also  hier  wieder  auf  sein  Lieblingsthema,  die  politische 
Paktiererei  mit  Aegypten  und  Assur  zurück).  Ist  dieser  Gedanke  richtig 
gefunden,  so  ergeben  sich  die  notwendigen  Emendationen  von  selbst. 
Nach  mqlko  5a/*  zu  schließen,  hat  auch  in  5a«  ein  Singular  gestanden, 
und  das  empfiehlt  die  Aufnahme  des  \frqim  von  LXX  statt  '^-'p-gs  M. 
Für  lö  jasub  las  ferner  LXX  bereits  correctes  aWI,  nur  daß  sie  dies 
irrtümlich  als  wqjjesffi  (=  Karamri6£v)  interpretierte,  statt  als  icqjjäsob. 
Dies  letztere  paßt  sehr  gut  als  Contrast  zu  dem  vorhergehenden  'gmhchhn 
bez.  'ölichem.  Zur  Gesamtlesung  der  Halbzeile  vgl.  überdies  die  (futurische) 
Parallele  ivasäh  'gfräim  misräim  9,  3a.  —  Mit  5b  springt  dann  in  der 
üblichen  Weise  der  collective  Singular  in  den  Plural  um :  es  ist  also  nicht 
nötig,   mit  LXX  den  Sing,  me'en  einzusetzen.     Dagegen  ist  sicherlich 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  243 

das  Ja  als  sinnstörend  zu  streichen,  denn  es  kann  sich  nicht  um  eine 
Begründung,  sondern  nur  um  eine  parallelisierende  Fortsetzung  zu  5a 
handeln.  Natürlich  ist  dann  2(i)Cx  nicht  zu  brauchen,  sondern  zu  FOlüi 
zu  ergänzen,  und  dahinter  als  dritter  Fuß  (Jittiy  einzusetzen. 

ii,  7.  Der  zweite  Vorwurf,  der  gegen  Israel  erhoben  wird,  ist 
sichtlich  der  des  Übergangs  zum  Baalcult.  In  1  hatte  es  geheißen 
mhnmisräim  qaräßi  tedanau:  dem  steht  nun,  und  schwerlich  ohne  Ab- 
sicht (trotz  der  verschiedenen  Bedeutung  der  beiden  Verba),  in  ytf 
ws'gl-bä'ql  jiqra'u  entgegen:  f(sie  aber)  haben  den  Baal  angerufen': 
denn  so  wird  man  doch  für  W9,§l-*ql  jiqra'uhti  emendieren  müssen. 
Nun  folgt  abermals  ein  Gegensatz:  csie  haben  aufgehört  [also  iVirp 
für  xVim]  zu  preisen  [also  D»1")b  für  calr"1]  <(meinen  Nanien)>'  (oder 
was  man  sonst  etwa  statt  hmi  ergänzen  will,  um  die  Verslücke  aus- 
zufüllen). —  Somit  bleibt  noch  yaa  wd*qmmi  folii'lm  limsüdaßi  übrig. 
Ich  nehme  an,  daß  in  C"W3(n)  eine  Parallele  zu  dem  jqxddlit  von  7b 
steckt,  also  niVü  rsie  sind  überdrüssig  geworden'  -f-  a  (=  min)  -f-  dem 
verderbten  limmbajn,  das  ich  über  falsch  aufgefülltes  "l(n)2\L'a(b)  auf 
*OHH3  bez.  einschließlich  des  von  ßdlu'im  abzutrennenden  Schluß -~o  auf 
■Oiano  mimmgschi  zurückführe:  csie  aber  sind  meines  Ziehens  über- 
drüssig geworden',  in  Anknüpfung  an  das  'gmhchem  von  4a. 

Daß  nun  zwischen  diesen  beiden  Vorwürfen  die  Drohung  11,  6 
keinen  Platz  haben  kann  (vgl.  oben  S.  241),  braucht  wohl  keines  wei- 
teren Beweises  mehr.  Ich  versuche  daher  auch  hier  nicht,  dem  über- 
lieferten Text  durch  Emendation  einen  besseren  Sinn  abzuringen. 

11,  8b  ist  übervoll,  aber  man  wird  nicht  zu  bezweifeln  brauchen, 
daß  ,ech  'gttcnclia  am  Eingang  rein  mechanisch  aus  8a  wiederholt,  und 
8b  ursprünglich  als  glatte  Antwort  auf  die  rhetorische  Frage  von  8a 
gemeint  war.  Dann  aber  wird  man  doch  'äSimech  kaum  als  anb  xoivov 
zu  Jcfadma  und  Jcisbojim  construieren  dürfen,  sondern  das  letztere  in 
ustojim  ändern  müssen,  da  (wdychisbqjim  zu  schlecht  in  den  Rhyth- 
mus paßt.. 

41.  Zu  XIYa.  a)  Dieser  Einschub  ist  ein  typisches 
Antidoton  zu  XIV,  dessen  Metrum  er  direct  fortsetzt:  sogar 
die  Zeilenzahl  ist  dieselbe  wie  die  der  Vorlage,  wenn  man 
das  abgesprengte  Schlußstück  12,  iof.  zu  11,  8C — 11  hinzu- 
nimmt. Dies  muß  aber  offenbar  geschehen,  denn  12,  iof. 
fallen  an  ihrer  überlieferten  Stelle  nach  Sinn  und  Metrum 
ganz  aus  dem  Zusammenhang  heraus,  während  sie  sich  hier 
aufs  beste  anfügen:  speciell  bringen  sie  den  Schluß  des  Ein- 
schubs nach,  der  doch  schwerlich  mit  der  nur  vorbereitenden 
Strophe  ioc.  11   zu  Ende  gehen  konnte. 


244  Eduard  Sievers: 

b)  Der  Anschluß  des  Antidotons  an  sein  Vorbild  scheint 
bis  auf  die  Wiederaufnahme  einzelner  Wörter  zu  gehen.  So 
zweifle  ich  nicht,  daß  das  temporale  me'§r§s  misrdim  12,  ioa  (bez. 
die  Entlehnung  der  ganzen  Zeile  aus  13,  4a)  durch  mimmis- 
rnim  ii,  ib.  hervorgerufen  ist,  und  daß  das  unklare  banim  1 1,  ioc 
an  das  htaväu  des  gleichen  Verses  11,  ib  anknüpft.  Unter 
diesen  Umständen  kann  vielleicht  auch  der  Satz  'qxarf  jqhwi 
jetechü  12,  ioa  noch  als  eine  Art  von  Zeugnis  dafür  aufgefaßt 
werden,  daß  der  Verfasser  der  Interpolation  in  11,  4C  wirklich 
noch  'öUchern  las.  Dieser  mag  übrigens  auch  XIII  gekannt 
haben,  denn  ivalü  'ato  (teyba'er  1 1 ,  9°  sieht  einigermaßen  wie 
eine  Reminiscenz  an  bftß  uq'jqsrem  io,  ioa  aus,  die  dann  aber- 
mals die  Lesung  der  letzteren  Stelle  bekräftigen  würde. 

n,  8C.     Man    kann  jqxqd^rüchmdrü^j-qxmdi   betonen:  aber    das 
jqxqd  sieht   eher   aus    wie   eine   Wiederholung    des  verderbten   jqxqä 
von  11,  7b.  —  gb.   Dieser  Dreier,  der  die  Strophe  bricht,  scheint  zu  der 
Erwähnung  von  Adma  und   Seboim  11,8   das  für  den  Untergang  von 
Sodom  und  Gornorrha  typische  nrnr  anbringen  zu  sollen,  vgl.  Gen.  18,  28. 
31.32.    19,13.  14.29.  —  9r.    bdqirbäm:   nach  ioab.  iocf.   12,  na  habe  ich 
hier  und    12,  ioab   die   dritte  Person   durchgeführt.      Metrisch   ist  das 
gleichgültig.    —    Für  Hosea   wäre   übrigens    doch  wohl   auch   das   auf 
Jahwe  bezogene  qados,    zumal  in  Jahwes  eignem  Munde,    etwas  auf- 
fällig,   da  Hosea   sonst  nicht  so  dogmatisiert.   —   In  gc  ist  doch  'abo 
(foyta'er  zu  ergänzen,    nicht  bloß  'aba'er  zu  schreiben,   da  sonst  ein 
Fuß  verloren   geht,    vgl.  auch  oben  b.    —    nc.    Der  Vierer  ist  nach- 
träglich   angeschoben,     um    das    Fehlen     des    eigentlichen    Schlusses 
(s.  oben  a)  einigermaßen  zu  verdecken.  —  12,  ioa.    'ißohem:  s.  zu  9C.  - 
ioa.   Das  unklare  Tiime  mö'ed   schießt  über,  und  ist  also   einfach   als 
Glosse  zu  streichen.  —  11.  Die  Perfecta  sind  futurisch  zu  fassen:   nach- 
dem Jahwe  sein  Volk  wieder  zurückgeführt  hat,  wird  er  dafür  sorgen, 
daß  sie  nicht  wieder  abfallen:  darum  wird  er  durch  die  Propheten  zu 
zu  ihnen  reden  (also  wohl  icddibbdrü  'älem  bqnbVim  für  das  metrisch 
auch  zulässige  wQdibbdrti   'ql-hdnmWim  von  M)    und    viele  Gesichte 
geben.     Was  in  'ädqmmf  nb   steckt,    ist  nicht  sicher  zu  sagen:    cin 
Gleichnissen  reden'   würde  immerhin    leidlich   passen.   —   In  na  stört 
'anochi  das  Metrum. 

42.  Zu  XV  und  XVa.  Die  Grundlage  des  stark  inter- 
polierten Cap.  12  bildet  unzweifelhaft  ein  Gedicht  in  zwei- 
zeiligen Doppeldreierstrophen  (=  XV).     Danach  allein  schon 


Alttestamentliche  Misceleen  o.  245 

scheiden  aus  dem  überlieferten  Textbestande  aus:  a)  die  iso- 
lierten Dreier  2b  und  3a;  —  b)  der  isolierte  Sechser  o,b;  — 
c)  die  beiden  5/3-Strophen  10  und  n,  die  zu  XIVa  gehören 
(Nr.  41);  —  d)  die  Schlußstrophe  1 5  mit  dem  Schema  3  :  3  |  3;  — 

e)  das    ziemlich    formlose    Zwischenstück    6 — 7;    —    endlich 

f)  die  nur  lückenhaft  überlieferten  Strophen  5,  13  und  14, 
die  offenbar  unter  sich  einen  Zusammenhang  (XTa)  bilden 
und  vermutlich  im  zweizeiligen  Siebenermaß  abgefaßt  waren. 
Alle  diese  Überschüsse  sind,  mit  Ausnahme  von  2b  und  15, 
auch  bereits  von  der  Sachkritik  beanstandet  worden;  es  er- 
übrigt sich  also  wohl  hier,  nochmals  im  Detail  auf  die 
Gründe  einzugehen,  die  im  einzelnen  ihre  Verwerfung  fordern. 
2b  ist  eine  nichtssagende  Glosse,  die  den  Zusammenhang 
von  2a  und  2°  aufs  störendste  unterbricht,  und  15  hinkt 
nach  dem  kräftigen  Abschluß    des   Hauptgedichtes   in  V.  12 

recht  lahm  hinterdrein. 

XV.  12,  ib  wird  jetzt  wohl  ziemlich  allgemein  als  unecht  ver- 
worfen, ist  aber  zur  Füllung  der  ersten  Strophe  nicht  zu  entbehren. 
Da  aber  andrerseits  der  Inhalt  von  ib  durchaus  nicht  zu  ia  paßt,  ist 
zu  vermuten,  daß  ib  mehr  oder  weniger  in  tendenziösem  Sinne  um- 
gearbeitet ist.  Was  ursprünglich  dagestanden  hat,  wird  sich  unter 
diesen  Umständen  kaum  noch  ausmachen  lassen.  Für  die  Buchstaben- 
folge D3TY1S  habe  ich  im  Anschluß  an  die  Bemerkung  von  Well- 
hausen 128:  cin  TIS  steckt  ein  Perfectum,  in  C3H  vielleicht  nS*i'  probe- 
weise ursprüngliches  n3H  TtS^  vermutet  fer  läßt  da' aß  vermissen'. 
Dabei  muß  es  zunächst  zweifelhaft  bleiben,  ob  der  einleitende  Name 
wihüda  in  vodjq'qpb  zu  ändern  oder  zu  tilgen,  und  entsprechend  das 
'eZ  am  Schlüsse  des  ersten  Halbverses  auszulassen  oder  aber  zu  'glohim 
zu  ergänzen  ist.  Im  Texte  habe  ich  die  erstere  Alternative  vorgezogen, 
weil  sie  den  Wechsel  des  Numerus  von  ia  zu  ib  leichter  begreiflich 
macht.  —  ity*  vermag  ich  nicht  zu  enträtseln:  die  Herbeiziehung  der 
Kedeschen  erscheint  mir  an  dieser  Stelle  (d.  h.  zwischen  dem  Tadel  der 
allgemeinen  Treulosigkeit  Israels  in  ia  und  seiner  politischen  Machi- 
nationen in  2)  zu  specialistisch,  als  daß  ich  sie  für  recht  wahrschein- 
lich halten  könnte.  Man  erwartet  viel  eher  einen  Gedanken,  der  zu 
V.  2  hinüberleiten  könnte.  Formell  könnte  man  noch  etwa  an  D"nüp 
qos&rim  denken:  aber  auch  damit  ist  nichts  Rechtes  anzufangen,  auch 
wenn  man  das  vorhergehende  dd'qß  (s.  oben)  als  'Einsicht  in  welt- 
lichen bez.  politischen  Dingen'  interpretiert.  —  Für  2a  wird  zu  erwägen 
gein,  ob  in  dem  zweifelhaften  W1  nicht  etwa  nach  8,  7a  ein  Ursprung- 


246  Eduard  Sievers: 

lichos  r~l  zore'  stecken  hönne:  'Efruim  beschäftigt  sich  damit,  Wind 
zu  säen,  indem  es  seine  Gaben  nach  Aegypten  schickt,  und  lauft  dem 
Ostwind  nach,  indem  es  mit  Assur  einen  Bund  schließt'  (also  mit 
chiastischer  Anordnung  der  Gedanken).  —  8.  Das  metrisch  überschießende 
Itmqfqn  halte  ich  für  eine  tendenziöse  Glosse,  die  den  Vorwurf  des 
Betrugs  von  Tsrael  ablenken  soll.  —  Das  von  Wellhausen  hergestellte 
la'qöb  in  8/*  nimmt  ebenso  das  (aqäb  von  4«  direct  auf,  wie  das  ,6n 
von  9a/*  das  uVönü  von  4^:  V.  4  und  8  sind  also  auch  formell  durch 
eine  Art  Wortspiel  gebunden.  Diese  Wortspielerei  setzt  sich  dann  in 
der  nach  Ausscheidung  von  9''.  10.  11  anschließenden  Strophe  12  in 
verstärktem  Maße  fort.  cHabe  ich  mir  doch  ein  Vermögen  gemacht', 
sagt  triumphierend  das  trügerische  Israel  in  (f,  und  darauf  antwortet 
Jahwe  in  12:  fNein,  nicht  von  ,on  ist  die  Rede,  sondern  'dun  haben 
sie  getrieben  in  Gilead,  und  in  Gilgal  haben  sie  den  sedim  (so  Hitzig  etc.) 
geopfert:  darum  sollen  ihre  Altäre  <(  zerstört  werden),  wie  Steinhaufen 
an  den  Grenzen  der  Felder'.  Ich  zweifle  nicht,  daß  die  metrische 
Lücke  in  i2b  durch  (jüssqddüy  auszufüllen  ist  (vgl.  10,  2b),  daß  also 
i2b  mit  jüssqddü  mizbdxö])äm  ein  neues  Wortspiel  mit  Iqsscdim  zibbe^xu 
i2a  bilden  sollte  (vor  ksgqlUm  ist  dann  mit  Wellhausen  130  ein  jihjü 
hinzuzudenken).  —  Unsicher  ist  mir  dagegen,  welches  Verbum  sich  12»« 
unter  der  Buchstabengruppe  Tri  K11Z3  *jN  verbirgt,  bez.  was  einst  für 
Tri  stand,  wenn  Kita  ^X  als  steigernde  Glosse  überhaupt  auszuscheiden 
hat.  Wellhausens  rasü,  das  ich  vorlaufig  aufgenommen  habe,  klingt 
im  Verse  etwas  dürftig,  eine  dreisilbige  Verbalform  würde  jedenfalls 
vorzuziehen  sein.  Man  könnte  etwa  an  xahbu  denken.  —  Auf  alle 
Fälle  dürfte  aber  ''dun  schon  des  Wortspieles  mit  'an  halber  an  die 
Spitze  von  12*  treten  müssen.  Damit  wird  denn  auch  der  häßliche 
Gleichklang  casü  (oder  xasdbü)  :  zibbe^xu  am  Schluß  der  beiden  Halb- 
zeilen vermieden. 

XVa.  Über  den  Charakter  dieses  Fragmentes  vgl.  die  Bemerkung 
oben  Nr.  27,  b.  Daß  die  drei  Verse  5.  13.  14  zusammengehören,  dürfte 
durch  den  Inhalt  sichergestellt  sein.  Den  Anlaß  zur  Einflechtung  von 
V.  5  bot  zunächst  mechanisch  der  Anklang  von  5*  an  4V.  V.  13  t'.  aber 
sind  vermutlich  deswegen  hinter  V.  9  gestellt,  weil  in  der  noch  voll- 
ständigen (jetzt  aber  lückenhaften)  Strophe  V.  13  von  Jakobs  Herden- 
erwerb die  Rede  war,  was  gut  zu  V.  9a  zu  stimmen  schien  (vgl.  oben). 
—  Sehr  schwierig  ist  die  Bestimmung  des  Versmaßes.  Da  aber 
V.  13"  und  14  je  einen  deutlichen  Siebener  bilden,  V.  5  jedenfalls  einen 
Zweizeiler  darstellt,  und  auch  die  fragmentarische  Zeile  i3b  auf  einen 
Parallel vers  zu  13"  hinweist,  so  wird  es  doch  wohl  erlaubt  sein,  sieben- 
hebige  Zweizeiler  als  das  Maß  des  Gedichtes  anzusetzen,  dem  unsere 
Fragmente  entstammen. 

V.  5ab  müssen    dann    allerdings  verstümmelt   sein.      Aber  darauf 


Alttestamentliche  Miscellen  5.         247 

weist  ja  so  wie  so.  der  Text  selbst  hin.  —  5a«.  wqjjäsqr  '§1-  (oder  Hm-) 
mqVdch  ivqjjuclidl  wäre  ein  sehr  holpriger  Dreier,  außerdem  vermißt 
man  bei  dem  sicher  auch  hier  wieder  beabsichtigten  etymologischen 
Wortspiel  doch  einigermaßen  den  Namen  jisra'el,  der  erklärt  werden 
soll.  Dieser  wird  also  jedenfalls  einzusetzen  sein.  Verdächtig  ist 
außerdem  das  mqVdcli,  teils  an  sich  (vgl.  M.  St.  II,  282 f.  zu  Gen.  16,  /a, 
auch  Makti  95),  teils  weil  es  die  zweite  Hälfte  des  Wortspiels  zerstört. 
Für  diese  brauchen  wir  notwendig  'e7,  und  das  steht  ja  auch  im  Text, 
nur  infolge  der  Correctur  verkleidet  als  Präposition.  Dies  ;x  ist  also 
nicht  mit  Wellhausen  129  u.  a.  nach  dem  echten  Hoseatext  4/*  in  nx 
zu  corrigieren,  sondern  nach  Gen.  32,  29  zu  'im-'el  zu  ergänzen.  — 
Als  Subject  von  wqjjuchäl  dürfte  doch  Jakob,  als  das  von  baclia  etc. 
doch  der  nach  unserer  Stelle  von  Jakob  im  Ringkampfe  besiegte  'e7 
anzusetzen  sein.  —  5b  gäbe  nach  der  Überlieferung  nur  einen  'umge- 
kehrten Fünfer',  ist  also  auch  notwendig  aufzufüllen.  Auf  Ausfall 
eines  saniv  vor  jimsa'&inu  weist  dabei  zunächst  wohl  schon  das  fol- 
gende WB'sdm;  ist  das  richtig,  so  muß  vorher  auch  aus  sprachlichen 
Gründen  noch  ein  Verbum  ergänzt  werden,  wie  das  im  Text  vorge- 
schlagene (icqjjaboy.  —  Zu  wdsäm  jaäqbber  'itto  vgl.  übrigens  'ejhj 
^kgl-y'qser-dibbdrü  lach  Gen.  28,  15°.  —  Über  das  Anordnungsprincip 
der  beiden  Zeilen  wage  ich  kein  bestimmtes  Urteil  zu  fällen,  weil 
die  Überlieferung  hier  so  zerfetzt  ist.  Immerhin  scheint  die  directe 
Nennung  des  'el  in  5"  dieser  Zeile  doch  die  überlieferte  Stellung  vor 
der  Zeile  5b  zu  vindicieren,  die  sich  mit  dem  bloßen  Implicitum  be- 
hilft. Überdies  fällt  ja  auch  das  tvqjjibrdx  von  13"  wieder  aus  der 
natürlichen  Ordnung  der  Dinge  heraus,  denn  eben  auf  der  Flucht  zu 
Laban  (vgl.  wdqum  bdrqx-ldch  Gen.  27,  43)  kommt  ja  Jakob  nach  Bethel. 
Vielleicht  hat  also  der  Verfasser  unseres  Stückes,  das  man  als  ein 
fSummarium  der  Gnadenerweise  Jahwes  für  Jakob'  bezeichnen  könnte, 
aus  dem  Allbekannten  nur  eine  Reihe  markanter  Punkte  in  beliebiger 
Reihenfolge  herausgreifen  wollen,  an  denen  Jahwe  in  Jakob -Israels 
Geschick  handelnd  eingriff.  —  Über  6.  7  s.  oben  S.  245.  —  i3b.  samdr 
erinnert  wieder  an  Gen.  30,  3id,  wo  ,csm6r  als  Variante  zu  'grff  bei- 
geschrieben ist.  —  14.  Der  Übergang  zur  Passivconstruction  ist  stili- 
stisch kaum  berechtigt,  und  der  Ausgang  ubnabt  nismdr  lahmt  rhyth- 
misch ein  wenig.  Es  wird  also  ursprünglich  wohl  1153EJ  für  "i»Tö5  im 
Text  gestanden  haben. 

43«  Zu  XYI.  Daß  13,  1  — 14,  1  nicht  eine  größere 
Einheit  bilden,  zeigt  der  Wechsel  des  Metrums  bei  13,  5 
und  13,  12.  Wir  haben  es  mit  drei  selbständigen  Stücken 
zu  tun,  deren  jedes  seinen  gut  markierten  Anfang  und 
Schluß   hat 


248  ,  Eduard  Sievers: 

13,  i.  Über  die  Textconstitution  dieser  Strophe  s.  oben  Nr.  12.  — 
2*.  ic3*qttü  schießt  metrisch  über  und  stört  den  Zusammenhang,  sofern 
die  Besserung  des  uqjjamöß  i'1  in  wajjamöch  richtig  ist.  Denn  dann 
handelt  es  sich  nicht  um  das  Einsetzen  eines  neuen  Processes,  son- 
dern um  die  glatte  Fortsetzung  eines  alten,  und  auf  einen  solchen 
weist  ja  auch  das  jösifü  (bez.  nun  wqjjö&ifü)  ziemlich  deutlich  hin.  — 
21'.  mikkaspäm  würde  den  Satz  von  2a  über  den  Schluß  der  ersten 
Langzeile  hinaus  in  die  zweite  Zeile  der  Strophe  hinüberlaufen  lassen. 
Das  wäre  aber  bei  Hosea  der  einzige  Beleg  seiner  Art  (s.  Nr.  21,  d), 
und  auch  stilistisch  wäre  der  Satz  recht  ungefüge.  Ich  halte  es  daher 
für  notwendig,  icdchqspäm  zu  schreiben,  d.  h.  den  scheinbar  einheit- 
lichen Satz  in  eine  Periode  von  zwei  Parallelgedanken  zu  zerlegen. 
Allerdings  bleibt  der  Parallelismus  immer  noch  etwas  unvollständig, 
wenn  man  das  sinnlose  lojßjunäm  mit  den  Kritikern  in  Toßafrnifi  oder 
JcipmünqJ)  ändert:  man  würde  zweifellos  an  deren  Stelle  lieber  ein  dem 
easü  von  2a  paralleles  Verbum  finitum  sehen.  Nur  dürfte  es  wieder 
sehr  schwer  sein,  ein  solches  Verbum  zu  finden.  Aus  falsch  aufge- 
fülltem (~):i~(r:)  ließe  sich  ja  wohl  ein  :"2  =  133  banü  herausschälen, 
und  ein  wdchqspäm  banü  (lqyfsqbbim  wäre  (zumal  das  gewöhnliche 
("HTS  bereits  durch  die  vorhergehende  Zeile  absorbiert  war)  angesichts 
der  Parallele  wqjjibgn  ...  'gp-hqssglq'  ...  fo'/ssa  Gen.  2,  22  formell 
wohl  nicht  ganz  unmöglich  (vgl.  auch  das  von  1~i:z  abgeleitete  Sub- 
stantiv tqhiiß  'Gestalt'):  aber  auch  bei  diesem  Beispiel  handelt  es  sich 
doch  nicht  glattweg  um  ein  einfaches  ''gestalten',  sondern  um  ein  'Auf- 
bauen aus  Teilen'  (vgl.  icqjjisyör  basär  tqxt^nna  etc.  (Gen.  2,  21).  Es 
wird  also  vorsichtiger  sein,  einstweilen  doch  bei  hipmunäp  zu  bleiben. 

—  2C.  ctt?  ri33  dürfte  auf  corrigiertes  n;r  Jculldm  zurückgehen:  Vers 
und  Sinn  vertragen  jedenfalls  nicht  mehr.  Dagegen  muß  vor  Mm 
offenbar  ein  W3-  ergänzt  werden:  'und  doch  sagen  sie'.  Den  Inhalt 
dieses  Sagens  gibt  2d  an.  Da  diese  Zeile  deutlich  überfüllt  ist,  muß 
zunächst  offenbar  das  so  wie  so  anstößige  jissaqün  fallen.  Der  Rest 
ist  per  contrarium  nach  4°  zu  bestimmen.  Heißt  es  dort:  'außer  mir 
gibt  es  keinen  Helfer',  so  muß  in  2d  dasselbe  stehen,  nur  ins  Positive 
umgesetzt.  Das  führt  denn  auf  *"ts  für  Ti~t  'Helfer  des  Menschen 
sind  <\liese)>  Kälber'.  —  Die  Unechtheit  von  3  ergibt  sich,  auch  ab- 
gesehen von  der  Entlehnung  aus  6,  4,  aus  dem  abweichenden  Versmaß. 

—  Die  überschießende  Zwischenzeile  4b  (die  imperativisch  gemeint  war) 
ist  nach  dem  Dekalog  interpoliert. 

44.  Zu  XVII  sind  keine  allgemeinen  Bemerkungen  zu 
machen,  da  der  Gedankengang  klar  ist  und  die  erforderlichen 
Besserungen  meist  schon  von  andrer  Seite  vorgenommen 
worden  sind. 


Alttestamentliche  Miscellen  5.  249 

13,  5.  ra'lßich  ist  allerdings  für  den  Zusammenhang  unentbehrlich, 
aber  das  Metrum  zeigt,  daß  es  nicht  mit  LXX  für  jgdq'tich  einzu- 
setzen, sondern  zur  Füllung  einer  metrischen  Lücke  zu  ergänzen  ist.  — 
6.  Die  Änderung  von  Ismdr'ijjäm  in  kir'ößam  verbietet  das  Metrum, 
da  diese  Lesung  einen  nur  zweihebigen  Halbvers  ergeben  würde.  — 
9  ist  in  beiden  Hälften  zu  kurz  (zwei  statt  dreier  Hebungen).  Durch 
die  zweite  der  vorgeschlagenen  Ergänzungen  wird  zugleich  die  sprach- 
liche Härte  des  Ausdrucks  ki-mt  W^zräch  beseitigt.  Zur  Formel  vgl. 
ivdqümä  ba'ezrajri  Ps.  35,  2.  —  ioa.  'gifef  habe  ich  hier  und  sonst  stehen 
gelassen,  weil  die  Form,  obwohl  höchst  unwahrscheinlich,  doch  nicht 
direct  als  unmöglich  zu  bezeichnen  ist.  —  Das  folgende  JOSX  gehört, 
wie  das  Metrum  zeigt,  als  iiETüO  an  den  Anfang  der  zweiten  Halbzeile. 
—  Die  ganze  Strophe  ist  mir  übrigens ,  wie  schon  früher  einmal  be- 
merkt wurde,  ein  wenig  verdächtig.  Sie  scheint  mir  höher  zu  liegen 
als  das  Übrige,  hat  eine  sonst  bei  Hosea  nicht  begegnende  Art  des 
Enjambements  (vgl.  Nr.  17,  a),  und  weicht  auch  inhaltlich  von  der  sonst 
bei  Hosea  wiederholt  betonten  Auffassung  ab,  daß  Israel  selbst  seine 
Fürsten  und  Könige  sich  gegeben  und  wieder  zu  Falle  gebracht  habe 
(vgl.  VII  7,  3  ff.  VIII  7,16"). 

45.  Zu  XTIII.  Dies  Stück  ist  wieder  stark  entstellt. 
Der  zweiten  Strophe  fehlt  der  Schlußzweier,  der  dritten  die 
ganze  Schlußzeile,  für  die  fehlerhaft  das  Schlußstück  der 
letzten  Strophe  eingesetzt  ist,  die  dadurch  ihrerseits  lücken- 
haft wird.  Außerdem  ist  der  Text  noch  durch  Einzelverderb- 
nisse entstellt. 

13,  13  will  sagen,  daß  Israel  nicht  zur  Neugeburt  gelangen  kann, 
weil  es  nicht  tut  was  es  tun  sollte:  denn  es  ist  unweise.  In  diesen 
Gedanken  paßt  das  ben  von  13*  durchaus  nicht,  denn  das  Volk,  das 
die  Geburtswehen  ankommen  (xgdle  jöledä,  das  nicht  in  den  Vers  geht, 
ist  erläuternde  Auflösung  von  xcßaUm,  vgl.  M.  St.  H,  §  53),  kann  nicht 
im  selben  Augenblick  als  cKind'  bezeichnet  werden.  Die  Einfügung 
des  Wortes  mag  mit  der  weiteren  Verderbnis  von  i3b  zusammenhängen., 
Hier  weist  zunächst  das  Metrum  darauf  hin,  daß  banim  von  ""OlBEa 
abzutrennen,  letzteres  also  als  bqmmqsber  zu  vocalisieren  ist.  Daß  dies 
Wort  ferner  hier  nicht  wie  2  Reg.  19,  3  =  Jes.  37,  3  'Muttermund'  be- 
deuten kann,  geht  wohl  schon  aus  dem  Verbum  jq'möd  hervor  (an  der 
anderen  Stelle  steht  richtig  ba'ü  (qd-mqsber).  Es  bleibt  also  nichts 
übrig,  als  hier  die  sonst  erst  mischnisch  belegte  Bedeutung  f Geburts- 
stuhl' anzusetzen.  Weil  Israel  nicht  weise  ist,  stützt  es  sich  nicht  zur 
rechten  Zeit  auf  den  Geburtsstuhl,  und  beraubt  sich  dadurch  selbst  der 
Neugeburt  (bez.  Nachkommenschaft):  banim  (lö-jeledy,  oder  wie  sonst 
etwa  zu  ergänzen  ist.  —  So  ist  Israel  durch  eigene  Schuld  dem  Unter- 


250  Eduard  Sievers: 

gang  geweiht,  der  Seol  verfallen  (lies  also  in  14*  D*»*lBK  '§fräim  für 
ztsx  \fdcm),  und  Jahwe  wird  es  nicht  retten.  Im  Gegenteil,  er  ruft 
seihst  die  Schrecken  des  Todes  herbei  (14V  ist  überfüllt,  die  Besserung 
zweifelhaft),  denn  sein  Erbarmen  hat  aufgehört:  an  die  Stelle  der 
früheren  Liebe  zu  Israel  ist  Haß  getreten  (ergänze  daher  etwas  wie 
sauefih  '§fräim,  vgl.  9,  15'').  —  i5at'  enthalten  als  Vordersatz  einen  Ver- 
gleich, der  Nachsatz  fehlt  (s.  oben).  Der  Sinn  des  Vordersatzes  ist  im 
allgemeinen  klar,  aber  im  einzelnen  verderbt.  Daß  'dxu  in  15*  steckt, 
hat  Oout  erkannt:  aber  der  Satz,  daß  'Efraim  mitten  im  Riedgras 
grüne'  ist  doch  sehr  sonderbar.  Ich  halte  vielmehr  ,dxü  für  das  Sub- 
jeet  (es  ist  in  dem  hü  enthalten)  und  sehe  in  'qodtm  eine  durch  falsche 
Correctur  entstandene  Corruptel  von  mqim),  und  übersetze  mit  einigen 
kleinen  Änderungen  des  Textes  also:  fWie  Riedgras,  das  zwischen  den 
Wassern  grünt,  und  es  kommt  ein  Ostwind  und  läßt  seine  Wasserläufe 
versiegen,  <(so  werde  ich  Israel  verdorren  lassen))'.  —  In  14,  ia  ist 
ttfsäm  doch  beizubehalten,  weil  nach  Ausweis  des  Metrums  das  M  als 
U  zur  ersten  Vershälfte  zu  ziehen  ist:  'versündigt  hat  sich  Samaria 
an  mir,  von  seinem  Gotte  ist  es  abgefallen'  (lies  marddal).  Nun  folgt 
die  Drohung,  und  diese  ist  wieder  stark  entstellt.  Der  Fünfheber  geht 
mit  uaharijjoJjüH  notwendig  zu  Ende.  Also  ist  hinter  'ofolpi  der  Ein- 
schnitt zu  legen,  und  das  nächste  Verbum  zum  Folgenden  zu  ziehen 
(ob  dabei  tdruttdsän  oder  tdruttäsnä  zu  lesen  ist,  läßt  sich  metrisch 
kaum  ausmachen,  doch  liegt  ",C^~n  dem  überlieferten  HBOTi  näher  als 
riDC^^r  ;  die  übrigen  Correcturen  sind  wohl  selbstverständlich,  wenn 
der  Sinn  richtig  getroffen  ist).  —  jdtuqqa^ü  rückt  damit  in  den  Ein- 
gang der  dritten  Zeile  der  Strophe,  und  zur  Ergänzung  ist  die  suo  loco 
unmögliche  (Marti  104)  Zeile  13,  I5d  anzuschieben,  natürlich  wieder 
mit  der  nötigen  Nachhilfe  {jdbaqqd/  -\-  'ösär,  und  jissasf):  f erbrochen 
wird  der  Tempelschatz  (oder  ""das  Schatzhaus'?),  geraubt  werden  alle 
(seine)  Kleinode'.  —  Ob  freilich  diese  Zeile  von  allem  Anfang  an  den 
Schluß  unserer  Strophe  gebildet  hat,  ist  mir  einigermaßen  zweifelhaft, 
denn  neben  den  roblim  und  haroß,  die  in  14,  ib  ganz  dem  General- 
thema entsprechend  auftreten,  nimmt  sich  der  Tempelschatz  mit  seinen 
Kleinodien  doch  höchst  wunderlich  aus.  Ich  möchte  also  glauben,  daß 
hier  eine  andere,  echte  Zeile  verdrängt  ist. 

46.    Zu  XVIIIab.      Eine   eingehende   Charakteristik  des 

Antidoton  XVIIP   s.  bei  Marti    104 f.     Ebenda  und   108   ist 

auch  V.  10  —  XVIIP  bereits  richtig  von  dem  Vorhersehenden 

abgetrennt  worden  (vgl.  oben  Nr.  2jfh). 

XVIIIfl.  13,  2.  Zu  klucJiasält  vgl.  als  Quelle  4,  5.  —  3b.  ,cluu 
geht  nicht  in  den  Vers.  —  5.  Wenn  man  nicht  etwa  nodata  opfern 
will,   läßt  sich  'grpä  mzsubajiam  nicht  halten,   trotz   dem  Anklang  an 


Alttestamextliche  Miscellen  5.  251 

Jer.  3,  22  (Marti  106);  \rpti  läßt  sich  auch  aus  Hosea  selbst  ableiten, 
vgl.  speciell  für  die  Gedankenfolge  von  14,  4+5  die  Parallele  5,  13, 
und  für  N3"i  sonst  noch  die  Einsehübe  6,  1.  7,  1  und  die  Correctur  n,  3b; 
masübafiam  mag  also  nachträglich  aus  Jerernia  eingetragen  sein.  — 
Am  Schlüsse  schießt  auch  mimmgnnü  über.  Der  überlieferte  (d.  h.  nach 
meiner  Annahme  übercorrigierte)  Text  bildet  an  sich  einen  correcten 
Siebener:  aber  der  ist  hier  doch  nicht  für  ursprünglich  zu  halten,  da 
der  ganze  Anhang  sonst  so  regelrechte  Fünfer  aufweist.  —  6b.  kqlbanön 
ist  sicher,  wie  Wellhausen  etc.  annehmen,  aus  dem  Schlüsse  von  7b 
eingedrungen,  aber  nicht  zu  streichen,  sondern  durch  ein  Wort  zu 
ersetzen,  das  den  Vergleich  weiterführt.  Als  Gegensatz  zu  zdiß  jh 
ergibt  sich  dafür  wohl  von  selbst  ka'razim.  Von  da  aus  lag  einem 
unaufmerksamen  Schreiber  auch  der  Gedankensprung  auf  kqlbanon 
besonders  nahe.  —  8a.  Eine  sichere  Besserung  des  anstößigen  J3xqjjü 
dagan  scheint  mir  noch  nicht  gefunden  zu  sein.  —  8b.  Das  iva-  des 
Eingangs  stört  den  Rhythmus  in  sehr  empfindlicher  Weise.  —  Oorts 
jishdru  für  zichrö  scheint  mir  evident,  aber  das  zwingt  nicht,  auch  seine 
weiteren  Vorschläge  anzunehmen ,  die  dem  Metrum  widersprechen. 
Stilistisch  scheint  mir  überdies  das  mildernde  und  verallgemeinernde 
kdjen  Iddanon  fwie  von  Libanonwein'  den  Vorzug  vor  dem  nackten 
bqjjqin  zu  verdienen,  das  Oort  in  Vorschlag  bringt.  —  ga.  u-q'sürgnnü 
ist  als  metrisch  überschießend  einfach  zu  entfernen,  desgl.  gb  nimsa. 

XTIIP.  14,  ioa«  ist  um  einen  Fuß  zu  kurz:  die  typische  Wieder- 
aufnahme des  ml  durch  umi  wird  wohl  auch  hier  ursprünglich  im  Text 
gestanden  haben.  —  iob.  ki  ist  wohl  ziemlich  überflüssig.  Will  man 
es  beibehalten,  so  hat  man  kisartm  auszusprechen. 


Druckfertig  erklärt  :10.  VIII.  1005.] 


•v 


>- 


SITZUNG  VOM  15.  JULI  1905. 

Herr  Steindorff  legt  vor  eine  Arbeit  des  Herrn  Dr.  L.  Borchardt 
in  Kairo  über  den  ägyptischen  Titel  „Vater  des  Gottes". 

Es  wird  beschlossen,  der  Kommission  für  den  Thesaurus 
linguae  latinae  auf  die  Jahre  1905  und  1906  einen  Zuschuß  von 
je  500  Mark,  zusammen   1000  Mark  zu  gewähren. 


rhil.-hist.  Klasse  1905.    Bd.  LVII. 


17 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes"  als  Bezeich- 
nung für  „Vater  oder  Schwiegervater  des  Königs." 

Von 
Ludwig  Borchardt. 


a 


I.  Der  Titel  1  [I         im  alten  Reich. 

Die  bekannten  Inschriften  aus  dem  Anfange  der  6.  Dyna- 
stie, welche  Mariette  ausAbydos1)  in  das  Kairener  Museum 
brachte,  geben  uns  folgende  Genealogie: 


! 


d 


Glffl 


oder 


dfzp  zw  m 


usw 


oder 


|>— j      (4u| 


#«,*'  (m.) 


Nebet  (f.) 


I 


I 


König  Königin  Königin 

Pepy  I.  (m.)     Pepy-cenh-nes  1.  (f.)    Pepy-<enh-nes  IL  (f.)       .Da'U)  (m.)    IHt  (f.)  usw. 
{Mery-rec)  (od.Mery-re'-'enh-nes)  (od.  Mery-re^-^enh-nei) 


König 
Mer-n-re*  (in.) 


König 
Pepy  II.  (m.) 
(Ne/er-hei-rc-) 


i)  Mariette,   Cat.  d'Ab.  523—526;  Abydos  I.  Taf.  2,  IL  43a;   vgl. 
Davies,  Der  el  Gebrawi  I.  S.  29  ff. 


Ludwig  Borchardt:  Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".      255 

Danach  ist  also  Rwi  durch  die  Heiraten  seiner  beiden 
Töchter  der  Schwiegervater  des  Königs  Pepy  I.  Sein  Haupt- 
titel, den  er  allen  übrigen  hohen  Titeln,  die  er  hat,  voranstellt, 

ist     ]  |  „Vater  des  Gottes" *).     Man  wird  also  wohl  die 

Auffassung,  daß  dies  der  Titel  eines  in  der  Hierarchie  nicht 
allzu  hoch  stehenden,  geistlichen  Amtes2)  sei,  fallen  lassen 
und  darin  die  Bezeichnung  einer  hohen  Würde  sehen  müssen: 
die  des  Schwiegervaters  des  Königs. 

Hierzu  würde  auch  sehr  gut  passen,  daß  der  wirkliche  oder 
vorgebliche  Verfasser  des  zweiten  Traktates  im  Papyrus  Peisse,3) 

der  unter  König  ^Issl  lebte,  den  Titel  «==^ 


.o  UM 
„Erbfürst,   Vater   des   Gottes,   vom  Gotte  geliebt,   ältester 

leiblicher  Königssohn,  Stadtgouverneur  und  V ezier  Ptah-hotep" 

führt,  demnach  auch  Schwiegervater  eines  Königs  war. 


II.  Der  Titel 


I  iin  mittleren  Reich. 


Aus  der  n.  Dynastie  ist  ein  „Vater  des  Gottes"  bekannt, 

der    1 K  (^     I  q    h)  „der  geliebte  Vater  des  Gottes,  der 

Sohn  des  EcC  *Intefu.  Will  man  hier  nicht  annehmen,  daß 
er  seinen  „niederen  Priestertitel"  als  König  weitergeführt 
hat,    so  wird  man   entweder  ihn  für  den  Vater  des  Königs 

(  G  ^— ^  I  J  ( ,/wvws  V         ]  Neb-Jjrew(?)-reC  =  Mentühotej),  vor 

dem  er  steht,  ansehen  und  ihm  gleichzeitig  die  Würde  eines 
Nebenkönigs  zuerkennen  müssen,  oder  man  wird,  wenn  man 

in  diesem  Falle  für  die  Mutter  des  Mentuhotep  [  «, o  ß  <^=^ 

i)  Mar.  Cat.  d'Ab.  No.  525. 

2)  Meyer,  Gesch.  d.  alt.  Aeg.  S.  270. 

3)  Prisse,  V.  6. 

4)  Proc.8i,S.97=ÄZ.  i885,56.=Petrie,  SeasonTaf.  16,489.=  Petrie, 
Hist.  I.  S.  139,  Abb.  87. 

Phil.-hist.  Klasse  1905.    Bd.  LVTE.  18 


256  Ludwig  Borchardt: 

^loch   auf  demselben  Bilde    lieber  den  Titel 

T  xy  t  a 

„Königliche  Gemahlin  und  Königsmutter"  an  Stelle  des  ein- 
fachen   ;.       V\  „Königsmutter"  für  erforderlich  hält,  dann 

nach  Analogie  des  Falles  aus  dem  alten  Reiche  ihn  für  den 

Schwiegervater  und  Unterkönig  Mentuhotep 's  erklären  müssen. 

Aus  den  Zeiten  der  13.  Dynastie  sind  uns  zwei  Männer 

mit   dem  Titel    1  (1    C     bekannt:  ^^  s=  ^\  =e=    Mentu- 

\     1    ^= AAAAAA  _ZI      O     D 

ff)    AAAAM 
■¥•        *— -  Hal-Conhf*),  die  beide  jedenfalls 

Väter  von  Königen  waren,  der  erste  der  Vater  des  Königs 


RaC-gehem-swad-te3ivj=  äebekliotep, 


der  zweite  der  Könige     os|]  1   BaC-haC-seses  = 

Neferhotep  und  f  o  e  T     (-as^        J  RaC-haCnofer  =  3ebetyo- 

tep.  Bei  diesen  beiden  Göttervätern  hat  man3)  auch  den 
Titel  als  einfachen  Priestertitel  ansehen  wollen,  aber  heute 
dürfte  wohl  kaum  noch  jemand  daran  festhalten.  Man  über- 
setzt jetzt  wohl  allgemein  nach  Beugsch's  Vorgang4)  die  Titel 
dieser  beiden  Männer  mit  „Vater  des  Gottes  d.  h.  des  Königs" 
und  leitet  ihn  von  ihrer  verwandtschaftlichen  Stellung  zu  den 
drei  genannten  Königen  ab.  Jedoch  wäre  auch  eine  andere 
Möglichkeit5)  denkbar,  den  Titel  auch  hier  nicht  von  der 


1)  Wiedemann,  Gesch.  S.  268;  Petrie,  Hist.  I.  S.  210;  Mar.  Cat.  d'Ab. 
No.  1383. 

2)  "Wiedemann,  Gesch.  S.  268/9;  Petrie,  Hist.  I.  S.  212,  215;  Mar.  Cat. 
d'Ab.    No.  1383. 

3)  Wiedemann,  in  ÄZ.  1885,  S.  79. 

4)  Brugsch,  Geschichte,  gegenüber  S.  180. 

5)  Aus  Proc.  91,  Dec.  S.  41.  könnte  man  allerdings  verallgemeinernd 
schließen,  daß  Schwiegerväter  des  Königs  im  mittleren  Reich  nicht  den 

Titel    I  (I  erhielten ;  der   dort  genannte  Vater  der  Königin  Mentu- 

hotep  führt  an  dieser  Stelle  den  fraglichen  Titel  nicht. 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".  257 


H 


Verwandtschaft,  sondern  von  der  Verschwägerimg  mit  Königen 
herzuleiten. 

Beim  Gottesvater  Mentufiotep  wäre  dann  die  Genealogie 
so  herzustellen: 

Mentuliotep  'Iwliet-ibew 

König N.N.  Tochter  N.  N.  König  Sebekhotep  Prinz  ßeneb*) 

Königin  Nenni2) 


i  l 

Prinzessin  '  Iwhet-lbewf    Prinzessin  Sebek-äadat 

genannt  Fend 

Beim  Gottesvater  B aS-Conhf  aber  ergäbe  sich3)  folgendes: 

Hai-'onJjf         Kernt 


König   Königin       König     Prinz  später   Prinz  später     Prinz      Tochter 
AT.  N.  Senebsen*)  Neferhotep      König  König    Hai-conhf~')  Kernt 

Ilathor- sai*)  Sebek-hotepü) 

Da  im  Turiner  Papyrus8)  die  hier  genannten  Könige  so 
aufeinander  folgen: 


MHl^^lll 


i)  v.  Bergmann  inRec.  VII,  188;  Lieblein,  Namensw.  413;  ÄZ.  1885,79. 

2)  Pierret,  Mon.  II,  107;  Petrie,  Hist.  S.  211,  Abb.  121;  Prisse, 
Mon.  Taf.  8. 

3)  Mar.  Mon.  div.  Taf.  70,  3  =  de  Morgan,  Cat.  S.  87  No.  44  und 
L.  D.  II,  151  e  =  Petrie,  Season  Taf.  13,  No.  337. 

4)  Dafi  die  Königin  Senebsen  die  Frau  des  Königs  Neferhotep  war, 
wie  Petrie,  Hist.  L,  S.  2 14  will,  ist  nirgends  gesagt.  Mar.  Mon.  div.  Taf.  70, 3 
scheint  mir  vielmehr  die  Aufzählung  aller  Kinder  des  Kai-^onhf  mit 
Ausnahme  des  damals  schon  regierenden  Sohnes  Neferhotep  zu  sein; 
L.  D.  II,  151  e  gibt  nur  die  drei  ältesten  Söhne. 

5)  Der  Titel  „Prinz"  für  einen  Schwager  des  Königs  ist  in  dieser 
Zeit  auch  sonst  nachweisbar  s.  Wiedemann  in  AZ.  85 ,  79.  Mit  den 
Amonsprinzen  aber  hat  dies  nichts  zu  tun  (s.  unten). 

6)  Dieser  Prinz  Sebekhotep  ist  vielleicht  der  später  regierende  König, 
Sohn  des  Ha.i-conhf,  ebenso  vielleicht  der  Prinz  Hathor-sai  der  später 
nur  kurz  regierende  König  gleichen  Namens  vgl.  Brogsch,  Gesch.  Taf. 
zu  S.  180. 

7)  Musee  du  Caire,  Cat.  gen.  No.  20058  (Lange-Schaefer). 

8)  Fragm.  79  in  Leps.  Ausw.  Taf.  5. 

18* 


258 


Ludwig  Borchardt: 


„König  von  Ober-  und  Unterägypten  RaC-sehem-[swaä-teBwj] 

=  Sebekhotep 
„König  von  Ober-  und  Unterägypten  RaC-JjaC[seSeSJ  =  Nefer- 

hotep,  Sohn  des  Ha^-Conlij 
„König  von  Ober-  und  Unterägypten  RaC-Hat[hor]-saJ 
„König  von  Ober-  und  Unterägypten  RaC-haC-nefer  =  Sebel- 

hotep" 
so  wäre  es  möglich  für  den  König  NN,  den  Gemahl  der 
Senebsen,  in  die  zweite  genealogische  Tabelle  den  König 
Sebekhotep  der  ersten  Tabelle  einzusetzen  und  so  die  beiden 
Familien  zu  verbinden.  Sebekhotep  =  RaC-£ehem-hvad-te3wj 
könnte  dann  eben  zwei  Frauen,  Nenne  und  ßenebsen  gehabt 
haben. 

Wie  man  sich  aber  auch  hier  entscheiden  möge,  für  uns 
ist  im  Augenblick   nur   wichtig    festzustellen,   daß    hier    im 


mittleren   Reiche    der    Titel 


0 


e± 


entweder    „Vater   des 


Königs"  oder  vielleicht  „Schwiegervater  des  Königs"  bedeutet. 


III.  Der  Titel 


l| 


o 


im  neuen  Reich. 


Der   bekannteste   „Vater    des   Gottes"    aus    dem   neuen 
Reiche  ist  der  spätere  König  föZj,  1  ^  f  $  -^-)  5^-n 


zur  Rechten  des  Königs,  Chef  der  ganzen  Kavallerie  seiner 
Majestät,  königlicher  Schreiber,  den  er  in  Wahrheit  liebt,  der 
Vater   des  Gottes  *AjUi).     Es   war  schon  längst  aufgefallen, 

i)  L.  D.  III.  105  d,  e  und  107,  d. 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".  259 

daß  dieser  hohe  Würdenträger  es  in  der  „Hierarchie  nie  über 
die  Würde  des  heiligen  Vaters  hinausgebracht" '),  daß  er 
sogar  „irgend  ein  religiöses  Amt  nicht  bekleidet"1)  hat. 
Sehen  wir  uns  aber  unbefangen  das  Hauptbild  aus  seinem 
Grabe2)  an,  so  erkennen  wir  deutlich,  daß  er  eben  weiter 
nichts  war  als  Kavalleriegeneral.  Während  der  Verleihung 
des  Goldes,  welche  jenes  Bild  darstellt,  warten  draußen 
seine  Soldaten  mit  ihren  Feldzeichen  sowie  seine  Streitwagen. 
Im  Lager  sitzen  derweil  Soldaten  und  Offiziere  bei  den  Feld- 
zeichen, die  auf  kleinen  Altären  aufgepflanzt  sind.  Als  der 
Lärm  vom  Palast  zu  ihnen  dringt,  schicken  sie  ihre  Jungen, 
um  nachzusehen,  was  es  gäbe.  „Sie  jauchzen  über  den  *Aj, 
den  Schwiegervater  des  Königs"  bringen  diese  zur  Antwort. 
Die  ganze  Szene  im  Palast  stellt  eigentlich  ein  großes 
Familienbild  dar.  Die  Schwiegereltern  des  Königs  werden 
von  ihm,   ihrer  Tochter  und  den  Enkelchen  beschenkt,  die 

Schwägerin   des  Königs      \N  |  °;  J)  Nedmet-Mut2)  ist  auch 

dabei  dargestellt,  sogar  zweimal4)  in  diesem  Grabe.  Das 
eine  Mal,  in  der  Thürlaibung ,  steht  sie  allein  neben  den 
beiden  Inhabern  des  Grabes. 

Aus  all  diesem  hatte  ich  daher  folgenden  verwandt- 
schaftlichen Zusammenhang5)  der  Familie  Amenophis'  IV. 
gefolgert: 

i)  Erman,  Ägypten  S.  174. 

2)  L.  D.  III,  103—105;  L.  D.  III,  108—109  gehört  nicht  in  das  Grab 
des  >Aj,  daher  fällt  die  Hypothese  Erman's  (a.  a.  0.  S.  175),  daß  >Aj 
erst  durch  die  Heirat  mit  der  Tij,  der  Amme  Amenophis'1  IV,  in  nächste 
verwandtschaftliche  Beziehung  zum  Hofe  getreten  sei. 

3)  Sethe  glaubt  nach  den  Abklatschen  im  Berl.  Mus.    V\   0  ^  3  Jj 

Benret- Mut  lesen  zu  müssen;  Mitteilungen  von  de  Garis-Davies  nach 
den  Originalen  bestätigen  jedoch  die  alte  Lesung. 

4)  Nach  freundlicher  Mitteilung  von  de  Garis-Davies.  Die  Ab- 
bildungen derselben  im  Grabe  des  Pe-nehsi,  des  Tutu  und  im  Grabe 
ohne  Namen  (L.  D.  III.  106)  sind,  gleichfalls  nach  Davies,  nur  Copien 
aus  dem  des  >Aj. 

5)  Petrie,  (Hist.   S.  210)    will    Nefer-titi   zu   einer  Prinzessin   aus 


260  Ludwig  Borchardt: 

>Aj  (m.) Tij  (f.) 

Amenophis  IV.(m.)  Nefertüi(i.)  Nahmt- Mut  (f.)  Harem  heb)  (m.) 
n.  Töchter.  Dyn  19. 

So  wird  das  Ende  der  18.  Dynastie  etwas  verständlicher 
als  es  bisher  war.  Amenophis  IV  heiratet  die  Tochter  eines 
seiner  Generäle,  der  ihm,  da  der  König  nur  weibliche  De- 
szendenz hat,  selbst  als  König  folgt,  indem  er  aus  seiner 
Verschwägerung  mit  dem  König  das  Anrecht  auf  den  Thron 
herleitet1).  Ihm  folgt  dann  ein  anderer  General,  der  Be- 
gründer der  19.  Dynastie.  Die  18.  Dynastie  ist  also  in 
Militärwirren  untergegangen. 

Diese  Theorien  über  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen 
Amenophis1  IV,  die  ich  schon  seit  Jahren  so  auffaßte,  wie 
eben  dargestellt,  würden  aber  unbeweisliche  Hypothesen  ge- 
blieben sein,  wenn  nicht  ein  im  Winter  dieses  Jahres  ge- 
machter Fund  sie  als  sicher  dargetan  hätte. 

In  Bibern  et  muluk  wurde  bei  den  Grabungen,  die 
Quibell  für  Theodoee  M.  Davis  leitete,  das  Grab  der 
Schwiegereltern   Amenophis1  III.,    der   von    den   Hochzeits- 

skarabäen2)  her  bekannten    (  (  V^    K^^M    ^^  un^  ° — s 
%(j^J)  2Va  gefunden. 

Mr.  Davis  war  so  freundlich ,  mir  zu  gestatten,  noch  vor 
seiner  sogleich  in  Angriff  genommenen  Veröffentlichung  des 


Mitani'Naharina  machen.  In  der  WiNCKLER'scken  Übersetzung  der 
Mitanibriefe  (Brief  16—24)  kann  ich  aber  nichts  finden,  was  für  diese 
Annahme  spräche.  Die  Mitaniprinzessinnen,  welche  an  ägyptische 
Könige  verheiratet  worden  sind,  werden  wohl  am  ägyptischen  Hofe  keine 
hervorragenden  Stellungen  eingenommen  haben,  sondern  nach  ihrer  Ab- 
lieferung zu  den  Übrigen  getan  worden  sein  (S.  Brief  292/3). 

1)  Daher  das  Beibehalten  des  Titels    |(|  neben  dem  Königstitel, 

das  war  übrigens  schon  oben  beim  >Intef  von  Schatt-er-rigal  bemerken 
konnten. 

2)  z.  B.  Wiedemakn,  Hier.  Texte  Taf,  9. 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".  261 

ganzen,  prachtvollen  Fundes,  die  Titel-  und  Beiworte,  die 
dem  Namen  des  Schwiegervaters  Amenophis'  III.  vorangestellt 

wurden,  hier  abzudrucken.    (  QA  (  "^S     (Var.   (  <|\  *K\  etc). 

Ju^a  nennt  sich  abwechselnd: 

Ö/Waaa^aa IT   |     (1    (Yar,    IaII1)    Ausgezeichnet    vom   guten 

Gotte,  Vater  des  Gottes, 

0  (  (j  *<\aaaa  1  Ausgezeichnet  vom  Könige, 

All  T  /wwv\ 

Hause, 


*; —    Ausgezeichnet  vom  Horus    in   seinem 


I  V  I^H  Ausgezeichneter,  der  hervorragt  aus 

der  Gemeinschaft  der  Ausgezeichneten  (Maspeko),  Vater 
des  Gottes, 


Vj  1  1    I^Ur    I      Geliebt   vom   guten  Gotte,   Vater   des 
Gottes,  der  seinen  Herren  liebt, 


\ 


\J   l 

Lande 

i? 


Geliebt  vom  Könige  im  ganzen 


1 


— '1^0  Liebling   des   guten  Gottes,  der 
den  Herrn  beider  Länder  liebt,  Vater  des  Gottes, 


\zm 


o 


-^aaaaaa    |T    Mund   des   Königs 

von  Oberägypten,  Ohren  des  Königs  von  Unterägypten, 
Liebling  des  guten  Gottes, 

<  r-i.?.  Ä  H       fi\  aaa/v\a  |  |  C /    |    |    |   -<or=- 


\ 


%3l 


Einziger    für    das 


a 


I      I  T    r     J    AA/NAAA  ö  7V7>\  V    AAftAAA  y 

Herz  des  Königs,   ohne  seines  Gleichen,  Vorsteher  der 
Rinderheerden  des  Gottes  Min, 

V  5>  J     ll^U  Abbild  seines  gehebten  Sohnes, 


Prophet  des  Min,  Vater  des  Gottes, 


i)  Aus  Versehen  einmal  0  (,  [,  waaaa   |  .  M. 


262 


Ludwig  Borchardt: 


D 


'-^n? 


^  r-i?       AAAAAA 


ß D  I       I    O   \\  • 


ü(](  aaaaaa  jl         (1  Erbfürst,  einzigge- 

liebter  Freund,  Ausgezeichneter  des  guten  Gottes,  Vater 
des  Gottes, 

□    =^y  I  ¥  X  av^aaa <-— >  u  [  [  aaaaaa  j       Erb  fürst,  Freund,  gross 
an  Liebe,  ausgezeichnet  vom  guten  Gotte, 


D 


X\)   T  i  Ä^  Erbfürst,  königl.  Siegelführer, 
einziger  Freund  .... 


D         ■ ^       I  T     U   AAAAAA      I  T   |      | 

0 Q  I      Ji  I     I 


:w!c» 


D 


fürst,  erster  Freund  unter  dep  Freunden,  den  der  Opferer 
(d.  h.  der  König)  groß  macht,  Vater  des  Gottes,  von 
seinem  Herrn  geliebt, 


=*  AAAAAA 

J]  TAAAAAA 


l ~>  AAAAAA        13  AAAAAA 


u  , 


1^(1  Erb  fürst,  den  der  König  von  Oberägypten  groß 

macht,  den  der  von  Unterägypten  trefflich  macht,  dem  der 
Herr  beider  Länder  seinen  Keß  macht  (?),  Vater  des  Gottes, 


D      d 


c±  \ 


w         AAAAAA 

ö 


a 


* 


^^=1 


(  a  Erbfürst,   der   zu  jeder  Stunde   gerufen   wird,   die 

Auszeichnungen  des  Herrn  beider  Länder  zu  empfangen, 
Vater  des  Gottes, 


^ 


I  I   \-sio*- 

* — ^ar~ 


□^©^ 


Vorsteher  der  Rinderheerden 


des  Min  von  Panopolis,  Vater  des  Gottes, 

^^  <*  otfe> Ol  Ü  cznÄV  Chef  der 

^  _Ä*t)   I    I  I    AAAAAA        JL  I       *^_  ü      O      A       6         IM 


Kavallerie,     Stellvertreter     seiner     Majestät     bei     der 
Reiterei. 

So  mannigfach  variiert  aueb  diese   Bezeichnungen  vor- 
kommen, immer  wieder  tritt  als  Haupttitel  allein  oder  nach 

anderen  Titeln  dicht  vor  dem  Namen  auf        (1,   J~\  und      j  (1 

,  „Vater  des  Gottes",  und   einmal,  auf  einer  der  Toten- 


263 


^\      AWWi  i 


„Vater  des  Gottes,  des  Herrn 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes". 

Statuetten,  sogar     j 

beider  Länder." 

Danach  ist  also  die  Bedeutung  von     \\         als  „Schwieger- 

vater  des  Königs"1)  auch  für  das  neue  Reich  erwiesen. 

Man  darf  nun  aber  nicht  jeden  Inhaber  dieses  im  neuen 
Reiche  nicht  gerade  seltenen  Titels  als  verschwägert  mit  dem 
Königshause  ansehen.  Bei  vielen  ist  es,  wie  wir  im  letzten 
Abschnitt  sehen  werden,  von  vornherein  klar,  daß  ihr  Titel 
nur  eine  sakrale  Bedeutung  hat,  bei  einer  ganzen  Reihe  von 

hohen  Beamten,  die  den  C  \\      '  -Titel  führen,  kann  man  aber 

zweifelhaft  sein. 

Da  ist  zuerst  unter  Thiämosis  IV.  der     d    os=^i 

i  / J{     <=^       A 


TUßotflsT' 


1 


i 


so 


SO 


m*> 


\ 


: 


O 


AAAAAA 


AAAAAA       £j 


„der    Erb- 


fürst (?),  Vater  des  Gottes,  den  der  Gott  liebt,  der  das  Siegel  des 
Königs  führt,  der  einzige  Freund,  groß  in  seinem  Amte,  hoch 
in  seiner  Würde,  ein  Fürst  vor  dem  Volke,  der  vor  seinen 
Herren  in  den  Palast  tritt,  der  Wedelträger  zur  Rechten 
des  Königs  Tw-wa"2).    Auf  dem  Denkmal,  von  dem  wir  soeben 


D 


i)  Ob  der  Titel  '  ~~^j  13  aJ  »die   grolie  Amme, 

die  den  Gott  säugte",  welchen  die  Frau  des  'Aj  führt,  etwa  auch  nur,  wie 
ich  früher  dachte,  eine  Bezeichnung  für  „Schwiegermutter  des  Königs"  - 
ist,  scheint  unsicher,   da  die  Schwiegermutter  Amenophü1  III.  diesen 
Titel   nicht   führt.     Merkwürdig   ist   aber,   daß  wir  noch   eine  andere 
„große  Amme,  die  den  Gott  säugte"  kennen,  die  auch  Schwiegermutter 

eines  Königs  war,  es  ist  die  [_  QAO 

Gemahlin  des  Königs    '-<=^N^r|]  £a*^Io'A(LiEBL.Namenswört.ii9o). 

Darnach  scheinen  also  die  Könige  öfter  ihre  Müchschwestern  geheiratet 
zu  haben. 

2)  Stele  in  Kairo  No.  347  (Guide  to  the  Cairo  Mus.)  in  Raum  N ;  Mar. 


'Ipu,   die    Mutter  der  großen 


264  Ludwig  Borchardt: 

seine  Titulatur  zitierten  ist  der  König  Thutmosis  IV.  darge- 
stellt, wie  er  für  den  Verstorbenen  (/ww*  f    J    h    f) . , .)  dem 

( )siris  opfert.  Dies  kann  man 1)  wenigstens  aus  dem  be- 
gleitenden Text  herauslesen.  Jedenfalls  aber  zeigt  die  Dar- 
stellung den  König,  von  Tu-na  und  dessen  Frau  gefolgt,  vor 
Osiris  opfernd.  Das  zweite  Denkmal  desselben  Mannes,  das 
uns  erhalten  ist2),  stellt  nach  Liebleins  Beschreibung  die 
Dekorierung  des  Tu-na  durch  den  König  vor  dem  großen 
Palastfenster  dar. 

Beides,  das  Opfer  wie  die  Dekorierung,   will  mir  nicht 
zu    einem   niedrigen  Priesteramte   passen.     Vermutlich3)  hat 

derselbe  Tu-na  —     o    ^==^   \<^  VmZ  n  A"wv^  lk     —    aucü 

a_ d   I      \  lw^  ^i  I  I  -ä 

noch  ein  großes  Grab  in  Theben,  in  dem  von  keinerlei  priester- 
lichen Amtern,  die  er  bekleidete,  die  Rede  ist.  Er  dürfte  also 
auch  ein  königlicher  Schwiegervater,  und  zwar  der  Thut- 
mosis1 IV.4),  sein.    Deswegen  braucht  nicht  gleich  die  Königin 

[q\\  l^>rtVi]  Mut-m-weje3s),    die   früher   sogar  für  eine 

Cat.  d'Ab.  1061;  Mar.  Ab.  II.  48  (nach  dem  verkehrten  Abklatsch  ge- 
zeichnet); Petrie,  Hist.  II, S.  172,  Abb.  1 10;  Lieblein,  Namenswörterb.  1936. 

1)  S.  Petrie  a.  a.  0. 

2)  Stockholmer  Stele  No.  24;  Lieblein,  Namensw.  No.  590. 

3)  Hinweis  von  Sethe. 

4)  Richtiger  Vater  Thutmosis'  IV.  wie  etwa  Hai-'onhf  der  des 
Neferhotep,  kann  er  natürlich  nicht  sein  (S.  Miss.  Tome  V.,  fasc.  3,  Taf.  5. 
Grab  d.  Har-em-heb). 

5)  Die  Königin  f  |L  ßj  1  cErt  (L.  D.  III,  69,  e)  war  Prinzessin  und 

Schwester  des  Königs,  die  große  Königin    (   jl  Jj  J     Ti<a  könnte 

Mutter  und  nicht  Gemahlin  des  Königs  sein(P£TRiE,  Hist.  II,  1 64 ;  AZ.  1 893, 29 

gegen  Champ.  Not.  480/1,  da  Brügsch  aber    1   )\  nur   von   einer    im 

Handel  gesehenen  Statue  nur  einmal  in  der  daran  doppelt  auftretenden 
Titulatur  der  Königin  kopierte,  so  scheint  es  vorsichtiger,  eine  andere 
Bestätigung  abzuwarten). 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".  265 

Mitani-Prmzessin  gehalten  wurde»),  seine  Tochter  zu  sein. 
Wir  brauchen  nur  anzunehmen,  daß  in  dem  gewiß  gut  besetzten 
Harim  Thutmosis"1  IV.  auch  eine  Tochter  dieses  lu-na  sich 
zu  befinden  die  Ehre  hatte.  Es  wird  eben  unter  jedem 
Könige  je  nach  der  Reichhaltigkeit  des  königlichen  Harim's 
mehrere  ,. Väter  des  Gottes"  gegeben  haben.    So  z.  B.  unter 

Thutmosis  IV.  noch  den     o    <==^   |  \V —  Var:        ° 

^  —   f         \\  <£?  „Erbfürsten,  Vater  des  Gottes,  den 

<-g=^J  1  ,    w    ,  C3TZ1     ff 

vom  Gotte  geliebten  —  oder  Vater  des  Gottes,  der  den  Gott 
erzog  —  He]d-res'ewui),  der  auch  Erzieher  des  Königs  war.3) 
Weitere  „Väter  des  Gottes"  aus  dem  neuen  Reiche  hier 
noch  eingehend  zu  besprechen,  würde  zu  weit  führen,  es  mag 
genügen,  nur  noch  die  Namen  von  einigen  aus  dieser  Zeit 
anzuführen: 

Unter  Amenophis  IL:    -s?^  Sebek-hotep*)  und  [ 

d     0  1  A/W\AA 

L=0  Ken-Amun5) 

A/WWA 

Unter  Thutmosis  III. :  M  v^1")  ti^jiCAmu-nedeh*)  und 
I  ^K  t ®   Sew-m-newet. 6) 


i)  ÄZ.  1890,  S.  112  ff.;  S.  aber  oben  S.  6  Anm.  5,  die  auch  hierfür 
gilt.   ' 

2)  Hinweis  von  Sethe  ,  desgl.  für  die  fünf  folgenden  „Väter  des 
Gottes". 

3)  PETRiE,Hist.  II,  170  bedenkt  übrigens  Thutmosis  IV.  noch  mit  einem, 
weiteren  „Vater  des  Gottes".  Dieser  ist  aber  nur  auf  eine  de  Moröan'- 
sche  (Cat.  gen.  I.  S.  73  No.  45)  Verlesung  der  schon  von  Lepsiüs 
(L.  D.  II.  151, f.)  publizierten  Inschrift  des  Hai-'onhf  auf  Konosso  zurück- 
zuführen. 

4)  Grab  in  Theben ;  seine  Frau  ist  Amme  der  Prinzessin    h  „„„„  |ff 

Ti-<a 

5)  Grab  in  Theben;  Ochsenvorsteher  des  Amon,  sehr  hoher  Würden- 
träger. 

6)  Gräber  in  Theben. 


266  Ludwig  Borchardt; 

Ohne  nähere  Datierung:  '    v\  JTepew*),  <~=1\    Q — °^K 

cA3-meteiv2).  Bei  allen  diesen  fällt  auf,  daß  der  Titel  1(1  °  , 
wie  wir  das  ja  auch  schon  oben  bei  Tn-na  bemerken  konnten, 
hinter     o.  — ^  ,,Erbfürst(?)"  und  vor  'iß?  n  „Siegelführer  (?) 

des  Königs"  zu  stehen  pflegt.  Das  wird  wohl  mit  dem  Range 
der  verschiedenen  Hofämter3)  zusammenhängen.  Zuerst  wurde 
man  „Freund",  dann  erhielt  man  die  Erlaubnis,  des  Königs 
Siegel  zu  führen  (?)  und  als  besondere,  seltene  Gnade  konnte 
dann  noch  eine  Verschwägerung  mit  dem  Könige  durch  Auf- 
nahme einer  Tochter  in  den  Harim  hinzutreten.  Die  so  aus- 
gezeichneten Hofbeamten  führen  dann  den  Titel    |(j 


o± 


IV.  Der  Titel 


l  in  späterer  Zeit. 


Aus  der  späteren  Zeit  kann  ich  nur  Beispiele  anführen, 
die  mit  „Vater  des  Gottes"  den  leiblichen,  nicht  den 
Schwiegervater  des  Königs  bezeichnen.    Erstens  ist  da  der 

^  £  (ff  f  ^  — ^  ))  j&    "der   Vater    des   Gottes,    der   Fürst 

Namaret",    der    Vater   Königs   ÜeSonk4),    dessen   Vorfahren 

anscheinend    dann    auch   später   mit   demselben   Titel        1(1 

versehen  worden  sind  —  ein  Vorgang  analog  der  Benennung 

eines  alten,  längst  verstorbenen  Königs  als  (,  „Vater"  des 

augenblicklich  lebenden.    Als  zweites  Beispiel  muß  man  den 
Vater  Nektanebos1  IL  anführen,  der  merkwürdiger  Weise  nicht 


i)  Grab  in  Theben;  Vezier. 

2)  Grab  in  Silsilis ;  Vezier  L.  D.  III ,  25  bis  0.  u.  Proc.  89,  Dec. 
S.  103. 

3)  S.  ÄZ.  1890,  S.  91. 

4)  Loüvre,  Stele  d'Apis  1959  =  LepsIüs,  Königsbuch  570  =  Lieblein, 
Namenswörterbuch  1008.  Nur  die  beiden  letzteren  konnte  ich  z.  Z. 
einsehen. 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".  267 

"jfj   °     sondern   ^|^^,|g5^  *)  »der  Vater  des 
Königs,  der  große  Heerführer  (?)  Teos"  heißt. 

Damit  sind,  soweit  ich  sehe,  die  Beispiele  erschöpft,  die 

uns  den  Titel     ~h         im  Sinne  von  „Vater"  oder  „Schwieger- 
vater des  Königs"  geben. 

V.  Der  Titel  Tf]         in  sakraler  Bedeutung. 

Daß  der  Hofhalt  eines  Gottes  nach  dem  des  Königs 
zugeschnitten  war,  ist  längst2)  bekannt.  Der  Gott  hatte  seine 
Harimsdamen,  seine  Hauptweiber,  seine  Prinzen  und  natürlich 

auch  seine  „Schwiegerväter",  die     |0         ^-   Ich   denke   mir 

die  Entstehung  dieses  Titels  etwa  so,  daß  jeder  Familienvater, 
von  dem  eine  Tochter  in  den  Harim  des  Gottes  aufgenommen 
war,  diesen  Titel  trug,  gleichgültig  ob  er  selbst  ein  priester- 
liches Amt  bekleidete  oder  nicht.  Dem  widerspricht  nicht, 
daß  jemand  schon  mit  21  Jahren3)  „Vater  des  Gottes"  sein 
kann.  Man  braucht  nur  anzunehmen,  daß  seine  Tochter  — 
die  nach  ägyptischen  Fortpflanzungsverhältnissen  immerhin 
schon  4 — 5  Jahre  alt  gewesen  sein  könnte  —  noch  in  kind- 
lichem Alter-*)  dem  Gotte  geweiht  worden  ist. 

Daß  im  Altertume  zwischen  „Schwiegervater  bezw.  Vater 

des  Königs"  und  dem  Titel  T  h         „Vater  irgend  eines  Gottes" 

Verwechselungen  möglich  waren,  dürfte  ebenso  ausgeschlossen 
gewesen  sein  wie  etwa  in  unserem  heutigen  Sprachgebrauch 
Verwechselungen  zwischen  „Vater"  als  Bezeichnung  für  einen' 
katholischen  Geistlichen  und  für  den  leiblichen  Vater.  In 
fast  allen  Fällen  sind  die  beiden  verschiedenen  Bedeutungen 


1)  Berl.  Mus.  No.  7  =  Lepsios,  Königsbuch  674  =  Lieblein,  Namens- 
wörterbuch 1288. 

2)  Erman,  Ägypten  S.  400. 

3)  S.  Lrogsch,  Geschichte  S.  565 ;  Erman,  Ägypten  S.  398. 

4)  Vgl.  Berl.  Mus.  No.  7478,  Ausf.  Verz.  1899,  S.  237. 


268 


Ludwig  Borchardt: 


des  Titels  auch   noch  durch  genauere  Angaben  differenziert 
worden. 

Fast  immer  steht  bei  dem  sakralen  Titel  kurzweg  der 

Gottesname.     Da    haben    wir  Gottesväter   des   Amonx)\ 

/w\aaa(     — 'j  des  Amon-em-esoivt-opet-):     1(1         t\    n  n  n,  des 

I  aaaaaa  £±  I    1  aaaaaa  _cr\^  cü  cLI  ü 

Amon-ra-sonter'Ä):    1(1  f^j,  des  Anhor*):  A 

O  I      1    AAAAAA       I  T     AVNAAA     III  O  I    J  J 

,  des 
,  des 


r\  Üh       O     AAAAAA    r\       £±  I 

a  ,  des  Aton5):  |(1  n^  [I  A/^A,  des  itwm6j : 

J3b/'):  H  1  V  y  ^>  des  Heri-Zelp):     C  { 


(3 


i^\       aaaaaa 
<^>      <     W     I 


AAAAAA 

D 


Min9):,    ü         VSf'HF .desPfaÄ10):    (,         ~*"*    jLdes.Zfec11): 
^  (]  a^ o,  des  Sobk12):  mama  |    J  >     ,  auch  solche 

I    1  aaaaaa  O        I  I  **-==—  ^Z^i  czSia  \>v 

von  ganzen  Triaden,  so  der  von  Theben13):     V   jö/wwvst 

V7       I       1  I  AAAAAA 

1)  Mar.  Cat.  d'Ab.  1340  (=  Cat.  gen.  Mus.  Caire  20359),  1428 ;  Lieblein, 
Namenswörterbuch  No.  569,  578,  1116,  1125,  1142,  1271,  1272,  1295,  1328 
(NB.  die  Tochter  ist  Sängerin  des  Amon),  2267,  2293,  2294,  2307,  2315, 
2371,  2449,  2544,  8,  11,  21,  31,  33,  35,  39.  43,  49,  55,  6i>  65>  84,  93,  9§,  io8, 
114,  117,  135,  141,  145,  146,  148,  151;  Lieblein,  äg.  Denkm.  Petersbg. 
Taf.  32,  No.  49!  Taf.  35,  No.  60. 

2)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  im,  1265,  1282,  1326. 

3)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1042,  im,  1126,  1330. 


AAAAAA 


de  Garis  Davies)  : 
■££) 


(JaAAAAA     jQj 

Lim  M    O     o    J 


I    AAAAAA 

4  o 


4)  Mar.  Cat.  d'Ab.  No.  1243. 

5)  El  Amarna  Stele  K  Zeile  19  (nach   freundlicher  Mitteilung  von 

/ Qr£l  A  r      II    AAAAAA  AAAAAA    (\       Q      ~] 

1&~    '       W        Jm^O    CQl    l'TT'    •     Liese    Stelle    zeigt,    wie    der 

spätere  König  >Aj  seinen  Titel  geschrieben  hätte,  wenn  es  ein  Priester- 
titel gewesen  wäre. 

6)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  263,  482. 

7)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2434. 

8)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2130  =  Mar.  Cat.   d'Ab.  No.  1138. 

9)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2221;  Mar.  Cat.  d'Ab.  No.  1211. 

10)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2070. 

11)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  888,  1664;  Mar.  Cat.  d'Ab.  No.  889. 

12)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  371. 

13)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2544,  13,  142. 


Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes".  269 

&1 1/vwwv^'^T]IiH' oder  imr  des  Amon  und  der  Mutl): 

> 1  h  aaaaaa  h  ^^   J\  h  "vw^\^\  &>      °der      nU1"      deS     ^W0W      UIld 

q    r\  j\  ,i '  1 1 1 1 1|       ei  r\  aaaaaa  <"v 

Chonsu2):   *     (^J         .v|t]    ©     L  ferner  des  Jimw  und  der 

t7  I  I   (V\AAAA    Ö       I      I  AAAAAA      I 

1/aai    zusammen  3) :      Jl  (1  ^  ^  /==*  ^^  czz  j,  endlich 

sogar  einen  von  allen  Göttern4):  cJ  aaaaaa 

In   sehr  vielen  Fällen  ist  es  aber  auch  nur  durch  die 
beigefügten  sonstigen  Priestertitel  ersichtlich,  welchem  Gotte 

der  betreffende     |(l  zugehörte.     So   gibt  es  solche,   die 

gleichzeitig  Priester  sind  des  Amon5),  des  Amon-ra-sonter5), 

des  Amon-em-esowet-opet1),  des  Amon  und  seiner  Mitgötter8), 

der  Hafhor*),  der  Isis™),  des  Montun),  des  Min™),  des  Ptalin). 

Man   kann  also  bei  diesen  aus  ihren  übrigen  Titeln  so- 

gleich  die  richtige  Auffassung  des     [         -Titels    entnehmen. 


o 


Des  öfteren  wird  auch  der  priesterliche  Charakter  des     ( 

dadurch   sicher   bezeichnet,  daß  angegeben  wird,  bei  welchem 
Heiligtume  er  ein  Amt  bekleidet;  da  sind  solche  vom  Amons- 

i)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2544,  140. 

2)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2544,  106,  139. 

3)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2544;  69. 

4)  Mar.  Cat.  d'Ab.  No.  1086. 

5)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  559,  606. 

6)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1022. 

7)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1281,  1291,  1318,  1342,  2317,  2391. 

8)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2544,  87. 

9)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2397. 

10)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1045. 

11)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1102,  2300. 

12)  Lieblein,  äg.  Denkm.  Petersbg.  No.  56,  Taf.  34;  Namenswörterb. 

No.  2464.    Der   |  (1  Amenophis'1  III.   ist    zwar    aucb    ilim-Priester ; 

waaa (g.     oben) 


bei  ihm  wird  aber  durch  die  Bezeichnung    I  ( 


die  richtige  Bedeutung  des  Titels  klar  gestellt. 

13)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  886,  1055,  1068, 1072, 1084, 1248, 1254. 


270     Ludwig  Borchardt:  Der  ägyptische  Titel  „Vater  des  Gottes". 

teinpel1),  vom  Harsaphistemipel1),  vom  jRa7<tempel3),  von  EeC- 
Heiligtümern4),  vom  /Sb/ranstempel5),  oder  auch  solche,  die 
sich  nur  nach  der  Stadt  bezeichnen,  in  der  sich  ihr  Amts- 
tempel befindet,  etwa  von  Memphis*). 

Nur  bei  den  „Vätern  des  Gottes"  vom  Serapeum7)  scheint 
man  eine  nähere  Bezeichnung  für  überflüßig  gehalten  zu  haben. 
Bei  ihnen  war  es  wohl  aus  dem  Orte,  wo  sie  ihre  Inschriften 
anbrachten,  ersichtlich,  bei  welchem  Gotte  ein  jeder  von  ihnen 

l  war.     Nur   an   sehr  wenigen  Stellen,  an  denen   ein 

l         ohne  jede  nähere  Bezeichnung  erwähnt  wird,  könnte  man 
im  Zweifel  sein,  und  auch  dann  noch  wird  meist  durch  Zusätze  wie 

S~t£>  §  <ßb  -<2>-  v  °  . 

- — d    "*  &°         8)   )>mit  reinen  Händen  beim  Räuchern" 

D    \U         O        ^    O    O    O 

oder  ähnliches9)  der  priesterliche  Charakter  des  Titels  klar 
erläutert.  Die  ganz  seltenen  Stellen"),  bei  denen  der  Titel 
ohne  jedes  Epitheton  auftritt  und  dennoch  sakral  aufzufassen 
sein  wird,  werden,  wenn  man  den  Zusammenhang  näher  be- 
trachtet, wohl  auch  dem  Leser  keinen  Zweifel  gelassen  haben, 
daß  es  sich  um  ein  geistliches  Amt  und  nicht  um  den  Titel 
eines   „Königlichen   Schwiegervaters   bezw.  Vaters"  handelt. 

i)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1034,  1067,  12S5. 

2)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  2130  =  Mau.  Cat.  d'Ab.  No.  113S. 

3)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  708. 

4)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1046,  1091. 

5)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1027. 

6)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1215,  1164. 

7)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  1027,  1032,  1033,  1047,  105 1,  1 139, 
1199,  1201,  1205—8. 

8)  Grab    d.  Amenhotep  (Dyn.   19)   in  Theben,   Angabe  von   Sethe, 
s.  auch  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  908. 

9)  \     |Y  '    »Vorsteher  der  Priester"  (Lieblein,  Namenswörterb. 

No.  2088—90),  (J  vra  Kw  /wwa        vy2s  1   „Großer  Vater  der  Väter  des 

Gottes"  (a.  a.  0.  No.  728). 

10)  Lieblein,  Namenswörterb.  No.  104,917,  1024,  1087,  11 13,  1 174, 1184, 
1276,  1310,  2540. 


Druckfertig  erklärt  23.  X.  1905.] 


V 


ÖFFENTLICHE  SITZUNG  BEIDER  KLASSEN 
AM  14.  NOVEMBER  1905. 

Herr  Lipsius  sprach  Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth, 
Herr  Mitteis  zum  Gedächtnis  an  Moritz  Voigt. 
Herr  August  Fischer  trug  vor  über  den  Ursprung  der  altarabi- 
schen Literatursprache. 


SITZUNG  VOM  9.  DEZEMBER  1905. 

Herr  Meister  legte  eine  Fortsetzung  seiner  „Beiträge  zur  griechi- 
schen Epigraphik  und  Dialektologie"  vor. 

Auf  Antrag  des  Herrn  Windisch  wird  beschlossen,  eine  Bearbeitung 
der  südindischen  Rezension  von  Dr.  J.  Hertel  in  Döbeln  in 
die  „Abhandlungen"   aufzunehmen. 


Phil.-bist.  Klasac  1905.    Bd.  LVII.  19 


SITZUNG  VOM  9.  DEZEMBER  1905. 

Beiträge  zur  griechischen  Epigraphik 
und  Dialektologie  V. 

Von 
Richard  Meister. 

Pamphylisch  EAYYA  =  e'X(X)vtya(v)  für  k'yXvxbav. 

Unter  den  Didrachmen  des  painphylischen  Aspendos  be- 
finden sich  zwei  Typen,  der  eine  durch  ein  Berliner,  der 
andere  durch  ein  Pariser  Exemplar  vertreten,  deren  absonder- 
liche Aufschriften  (vgl.  GDI.  125g)  schon  oft  das  Interesse 
der  Nunrismatiker  und  Epigraphiker  erregt  haben,  ohne  bisher 
befriedigend  erklärt  worden  zu  sein.  Das  Berliner  Exemplar 
findet  sich  abgebildet  bei  Pinder,  Die  antiken  Münzen  des 
Kgl.  Preuß.  Museums  in  Berlin,  Berlin  1851,  S.  69  nr.  36,3, 
das  Pariser  bei  Pelle  rin,  Recueil  de  medailles  de  peuples 
et  de  villes  II,  Taf.  70,  6  (darnach  Eckhel,  Doctr.  num.  vet. 
III  25  und  Mionnet,  Descr.  de  med.  ant.,  Planche  XXXV 
nr.  167  und  169)  und  bei  Fröhner,  Melanges  d'epigraphie 
et  d'archeologie,  Paris  1873,  S.  45  f.  Das  Berliner  Exemplar 
zeigt  auf  dem  Avers  die  für  die  Münzen  von  Aspendos 
charakteristische  Gruppe  zweier  Ringer,  die  sich  an  den 
Händen  fassen;  zwischen  ihnen  die  Buchstaben  FM1);  unter 
ihnen  auf  dem  Münzabschnitt  mit  so  kleinen  Buchstaben 
cwie  die  Stempelschneideraufschriften  zu  sein  pflegen'  (Fried- 
länder, Ztschr.  f.  Numism.  4,  301)  die  Wörter 

MENETYIEAYYA 

1)  Die  parnphylische  Geltung  des  Zeichens  M  habe  ich  in  diesen 
Berichten  1904  in  dem  Aufsatz:  'Die  Inschrift  von  Sillyon  und  der 
pamphylische  Dialekt'  S.  8  besprochen. 


Beiträge  z.  griechischen  Epigraphe  u.  Dialektologie  V.     273 

Der  Revers  zeigt  einen  nach  rechts  gewendeten  nackten 
Schleuderer,  vor  ihm  im  Felde  das  'Dreibein',  hinter  ihm 
die  Legende  EITFEAHYI  (d.  i.  'Aditivöiog). 

Das  Pariser  Exemplar  ist  dem  Berliner  im  Typus  durch- 
aus ähnlich,  hat  dieselben  Buchstaben  zwischen  den  Ringern, 
auf  dem   Münzabschnitt   auch   dieselben  Wörter,    nur   anders 

gestellt,  nämlich 

EAYYAMENETYZ 

Fröhner  a.O.  erklärte  Msvsrvg  =  Msvstog  für  den  Namen 
des  Stempelschneiders  und  elv^a  für  eyXvtya,  so  daß  die 
Inschrift  bedeute:  cMoi,  Menetus,  j'ai  grave  (cette  medaille).' 
Ebenso  faßte  später  Kirchhoff  unter  Friedländers  Zu- 
stimmung (bei  Friedländer  a.  0.)  die  Inschrift  auf.  Aber 
die  erste  Person  eykvtya  widerspricht  dem  in  Künstler- 
inschriften gewöhnlichen  Gebrauch.  In  der  ersten  Person 
pflegt  das  dargestellte  Kunstwerk  zum  Beschauer  zu  reden, 
der  Künstler  aber  seine  Urheberschaft  in  der  dritten  Person 
anzugeben,  so  z.  B.  der  Stempelschneider  mit  den  Worten 
&södotog  hnöu  auf  einer  Münze  von  Klazomenä,  mit  den 
Worten  Nsvavtog  inon  auf  einer  von  Kydonia  in  Kreta 
(Head,  S.  LXI1I). 

Einen  anderen  Einwand  gegen  die  Fröhner- Kirchhoff- 
sche  Erklärung  erhob  Bergk,  Ztschr.  f.  Nuniisin.  11,  336  f. 
Er  meinte,  sie  werde  abgesehen  von  anderen  Bedenken  schon 
dadurch  widerlegt,  daß  auf  dem  Pariser  Exemplar  EAYYA 
voranstehe;  ein  STioCrjös  u.  dergl.  könne  nur  dem  Namen 
folgen.  Die  Inschrift  sei  ganz  anders  zu  verstehen:  T)ie  beiden 
Ringer,  der  herkömmliche  Typus  der  aspendischen  Münzen 
sind  gleichsam  das  Wappen  der  Stadt:  vielleicht  ein  altes 
Bildwerk.  An  dieses  Wahrzeichen  von  Aspendos  wird  sich 
eine  Tradition  geknüpft  haben,  welche  auch  den  Ringern 
Namen  beilegte,  welche  selbstverständlich  symbolischer  Art 
waren:  Meverog,  ein  auch  sonst  bezeugter  Eigenname  ist  der 
Standhafte,  'Ekvtyct^g)  der  den  Griffen  des  Gegners  ent- 
schlüpft. M6vL[iog  oder  özccöiuog  ist  ehrendes  Beiwort  eines 
Ringers,   s.  Pollux  III  149.     'Elvijjag,   gleichen   Stammes   mit 

19* 


_  t  I  Richard    Mkistkk: 

f'A-uGj,  eiXvoo,  eiXvyäa,  slXvcpd^co  'sich  winden',  erscheint 
hier  in  der  nach  äolischer  Weise  verkürzten  Form  des  Nomi- 
nativs, ü  statt  äg;  denn  die  pamphylische  Mundart  war,  wie 
schon  erinnert,  eine  äolische.'  Mit  dieser  Erklärung  kann 
aber  'EXviptcg  als  Eigenname  unmöglich  glaubhaft  gemacht 
werden;  auch  ist  die  ganze  dieser  Deutung  zugrunde  liegende 
Auffassung  der  Inschrift  so  kompliziert,  daß  sie  als  völlig 
unwahrscheinlich  bezeichnet  werden  muß. 

Vielmehr  waren  Fröhner,  Kirchhoff  und  Friedländer 
auf  dem  richtigen  Wege,  als  sie  in  den  beiden  Legenden  die 
Graveurinschrift  und  in  EAYYA  eine  Form  von  yXvtpa  ver- 
muteten. Weiter  führt  uns  die  seitdem  gewonnene  Erweiterung 
unserer  Kenntnis  des  pamphylischen  Dialekts.  Schon  Petersen 
(bei  Lanckoronski,  Städte  Pamphyliens  und  Pisidiens  I  183) 
bemerkte,  daß  Mdvsrvg  'vielleicht  als  Genetiv  zu  fassen'  sei, 
ohne  freilich  diesen  Genetiv  syntaktisch  zu  rechtfertigen. 
Jetzt  wissen  wir,  daß  der  pamphylische  Dialekt  den  attischen 
Gebrauch  des  sogenannten  'bestimmten  Artikels'  nicht  kennt: 
Die  Inschrift  von  Sillyon  verwendet  den  Artikel  nur  zum 
Ausdruck  der  Verallgemeinerung  des  Begriffs  (Berichte  1904, 
S-  35f-)-  'Der  (Sohn)  des  Menes  hat  es  gemacht'  heißt  attisch: 
6  MevrjTog  £7toCrt6e,  pamphylisch:  Mdvrjrvg  enoLijös-  'die  (Söhne) 
des  Menes  haben  es  gemacht'  attisch:  ot  Mevr^rog  S7ioCrtaav, 
pamphylisch:  Mivn\xvg  inoirjöuv.  Als  Subjekt  kann  der  Genetiv 
auch  im  Attischen  verwendet  werden,  wie  z.  B.  in  partitivem 
Sinne:  e%itcxov  sy.axtQcov  Xen.  Hell.  4,  2,  20.  Ferner  wissen 
wir  jetzt,  daß  im  pamphylischen  Dialekt  das  schließende  -v 
im  Schwinden  begriffen  ist  (Berichte  ebd.  S.  8);  die  Endung 
-ov  verliert  ihr  -v  unter  allen  Umständen,  auch  vor  anlauten- 
dem Vokal;  jedes  andere  auslautende  -v  schwindet  in  der 
großen  Inschrift  von  Sillyon  im  Satzzusammenhange  vor 
folgendem  Konsonanten,  auf  anderen  Steinen  auch  in  pausa, 
vgl.  V\uvtt%iv>  (für  \Aava\iav)  Sillyon  Petersen  bei  Lancko- 
ronski nr.  55,  M<xql(o  (für  MuqIcov)  Aspendos  ebd.  nr.  75, 
nv.Xaig  siccQb  eysvöfiä  ( =  att.  %v.Xuig  IsQÖg  eysvoiir^v)  Sillyon 
ebd.    nr.    56.       Darnach     steht    MENETYIEAYYA    =    Mevaxvg 


Beiträge  z.  griechischen  Epigraphik  u.  Dialektologie  V.     275 

€X(X)vipa(v)    für   att.    01    Mevijtog    aykvipav   cdie   (Söhne)   des 
Menes  schnitten  (den  Münzstempel)'. 

Die  im  Anlaut  des  Verbums  vorliegende  Lautveränderung 
faßte  Feöhner  a.  0.  als  einen  Abfall  des  y  auf:  ykxxpco: 
kvya  sei  zu  vergleichen  mit  (ydov7tog:  öovTtog,  gnätiis:  tiätus, 
yvoia  :  voia,  yQivog  :  Qivög,  ykdyog  ydka:  lac,  ykd\k,r\  yka\idio\ 
Xrj^irj  hjud.co,  calx  xkdt,  :  kdt,,  yksvßöco  :  Afutftfco.'  Aber  in  dem 
noch  unerklärten  eQiyÖovxog  liegt  eine  andere  Lautgruppe 
vor,  gnätus  ist  lateinisch,  yvoia  gibt  es  nicht,  yQivog  bei 
Hesych  ist  foivog,  bei  r/lad-  :  lad-  handelt  es  sich  wieder 
ums  Lateinische,  die  angenommenen  Etymologien  von  kdJE, 
und  ?>sv66co  sind  fälsch  —  da  bleibt  nur  yhj^irj  :  Iyjut]  als 
Beispiel  eines  solchen  Abfalls  von  y  übrig,  auch  dieses  be- 
stritten (vgl.  Bezzenberger  in  seinen  Beitr.  i,  339;  Persson, 
Zur  Lehre  von  der  Wurzelerweiterung  S.  207,  Anm.  1)  und 
zweifelhaft.  Eher  könnte  man  an  die  auf  attischen  Vasen 
vorkommenden  Eigennamen  Aavxog  und  Accvxrj  (Kretschmer, 
Vaseninschr.  171)  erinnern,  die  durch  solchen  Abfall  aus 
riuvxog  und  Tkavxr^  erklärt  werden,  wenngleich  hier  ein  dissi- 
milatorischer  Vorgang  vorliegen  kann.  Mir  ist  es  jedoch  wahr- 
scheinlicher, daß  wir  es  bei  EAYYA  =  £k(?J)vil>a(y)  aus  eylvtyav 
mit  einer  Assimilation  zu  tun  haben,  wie  z.  B.  bei  Msyak/isovg 
aus  JShyuxktovg  Sillyon  Petersen   bei  Lanckoronski  nr.  57. 

Es  bleibt  noch  übrig,  das  von  Bergk  a.  0.  gegen  die 
Wortstellung  des  Pariser  Exemplars  geäußerte  Bedenken  zu 
erledigen.  Zuzugeben  ist  natürlich,  daß  bei  schlichter  Namens- 
nennung die  Nachstellung  des  Verbums  Regel  ist.  Ebenso 
bekannt  ist  aber,  daß  es  voransteht,  sobald  es  betont  ist, 
z.  B.  wenn  es  im  Gegensatz  zu  einem  anderen  Verbum  steht: 
ö  dslva  uva&tjxev,  moirfiav  6  öslva.  Und  auf  unsern  Münzen 
befindet  sich  wirklich  über  der  Mitteilung  des  Namens  der 
Künstler  eine  andere  Mitteilung,  zu  der  die  Künstlerinschrift 
in  Beziehung  treten  konnte.  Es  wurde  oben  schon  bemerkt, 
daß  auf  beiden  Münzen  zwischen  den  Ringern  die  Buch- 
staben FM  stehen,  wie  alle  uns  bekannte  Typen  dieser  Serie 
aspendischer  Silbermünzen  zwischen  den  Ringern  Buchstaben 


276  Richard  Meiste r: 

haben,  gewöhnlich  zwei,  selten  nur  einen,  auf  einem  Exemplar 
drei  Buchstaben  (Mionnet,  Descr.  de  med.  ant.  3,  519 — 522; 
Fried  Länder,  Ztschr.  f.  Numism.  4,  301  f.;  Imhoof-Blumer, 
Ztschr.  f.  Numism.  5,  140  f.).  Diese  Buchstaben  bilden  nicht 
den  Anfang  eines  Wortes,  denn  mehrere  der  hier  vorkommen- 
den Buchstabengruppen  können  im  Anlaut  unmöglich  neben- 
einander stehen,  wie  z.  B.  FM,  FK,  KF,  FN,  NF,  L1)*.  'Die 
Stellung  der  beiden  Buchstaben  zueinander  scheint  gleich- 
gültig gewesen  zu  sein;  auf  einer  Münze  steht  OTT  und  auf 
ihrer  Rückseite  TTO,  auf  einer  findet  sich  A<t>,  auf  einer 
anderen  <1>A,  auf  einer  FK,  auf  einer  anderen  KF,  auf  einer  FN, 
auf  einer  anderen  N  f'  (Friedländer,  Ztschr.  f.  Numism.  4,  302). 
Schon  Pellerin,  Recueil  de  medailles  S.  145  hatte  daran 
gedacht,  daß  die  Buchstaben  Abkürzungen  von  Beamten- 
namen sein  könnten,  diesen  Gedanken  aber  wieder  aufgegeben, 
weil  er  in  der  von  uns  besprochenen  Inschrift  des  Münz- 
abschnitts die  Nennung  der  Beamtennamen  vermutete.  Da 
diese  aber,  wie  wir  gesehen  haben,  nicht  die  Beamten,  sondern 
die  Stempelschneider  nennt,  so  hindert  nichts  in  den  Buch- 
staben die  Anfangsbuchstaben  der  Namen  der  für  die  Münzprägung 
in  Aspendos  verantwortlichen  Beamten  zu  sehen.  Welches 
Amt  sie  bekleideten,  können  wir  nicht  sagen;  eine  Zusammen- 
stellung der  sämtlichen  auf  den  griechischen  Münzen  ange- 
führten Beamtentitel  gibt  Head  S.  LXVIif.  Auf  diese  in 
der  Mitte  der  Münze  angebrachte  Nennung  der  Beamten 
konnte  die  Graveurinschrift  durch  die  Voranstellung  des 
Verbums  Bezug  nehmen,  beispielsweise:  FM,  EAYYAMENETYI 
=  F(sxsda^iog  xal)  M(ocvu%löv  ccq^ccv),  h'X(X)vipa(v)  Mävstvg 
cdie  und  die  waren  die  Beamten,  die  Graveure  waren  die  Söhne 
des  Menes.' 

Aus  Lakonien. 

Im  Annual  of  the  British  school  at  Athens  Bd.  10 
(Session  1903  — 1904)  wird  mitgeteilt,  daß  die  British  school 
während  dieser  Session  neben  der  Fortsetzung  der  bekannten 

1)  Über  die  pamphyliscke  Geltung  des  Zeichens  L  =  y  vgl.  Bei- 
träge 1904,  S.  4. 


Beiträge  z.  griechischen  Epigraphik  ü.  Dialektologie  Y.     277 

Ausgrabungen  in  Kreta  eine  topographisch -epigraphische 
Durchforschung  Lakoniens  begonnen  hat,  Herr  Tod  hat  die 
Gegend  von  Sparta  bereist,  Herr  Forster  den  südwestlichen 
Küstenstrich  Lakoniens  am  niessenischen  Meerbusen  von 
Pyrgos  bis  Kalamata.  Von  den  neuen  Inschriften  ist  nament- 
lich die  folgende  sprachlich  und  sachlich  interessant.  Sie  ist 
von  Forster  auf  einem  weißen  Marmorblock  in  Kutiphari, 
wo  das  alte  Thalamä  lag,  gefunden  und  im  Annual  10,  S.  173 
und   188,  nr.  15  veröffentlicht  worden. 

N|KOS6ENIAA£TAinAHI<t>AI 
rEPONTEYÖNANE^HKE 
AYTOSTEKAIIIOTopATPOSr 
ATHPNIKOS0ENlAA*rPOBEIP 
5  AHASTASIQPOTANAPIANSY 
NE<t>OPEYONTAAN|    TAMEN 
NIKOS0ENIAANE    TO||    PQ|  1 1 
ONKAISYNKAAQIXPHSTA! 

Nixo6%-£vCdag  xai  TlaliKpäi  \  yeoovTSvav  dv£6r]X£,  |  avrog 
5  t£    xccl    ho  reo  ntcrobg  %  atr)o  Nixo6&£VLdag,   7tooßei7i  dhag 
T&(g)     61a     not'    'JvÖQiav     6v\v£cpoQ£vovru     ävi[6~\zd[isv 
NLXoöfrsvidccv  i\y]  xtot  t[Y]ptöt,  h\bv  xal  övv  xaXüu  %Qfj6tca. 
Abweichend  schreibt  Forster  Z.  5  uror'  üvSqiuv,  Z.  8  %Qr]ßT&i. 

'Nikosthenidas  hat  der  Pahipha,  als  er  das  Gerontenamt 
bekleidete,  (diese  Statue)  geweiht,  er  selbst  und  Nikosthenidas, 
der  Vater  seines  Vaters,  weil  einstens  die  Göttin  laut  und 
öffentlich  gesagt  hatte,  Nikosthenidas  solle  die  Statue  des 
Andrias,  seines  Genossen  im  Ephorat,  im  Heiligtum  errichten, 
und  er  befrage  mit  glücklichem  Erfolge  das  Orakel.' 

Die  Inschrift  stammt  ihrer  eigenen  Angabe  nach  aus 
dem  Hieron  der  Pasiphae  f Preller- Robert  1,  373  Anm.  1) 
und  hat  ganz  besonders  dazu  verholfen,  die  Lage  dieses 
Heiligtums  bei  Thalamä  (dem  heutigen  Kutiphari)  zu  be- 
stimmen (vgl.  Forster  a.  0.  S.  161  f.).  Die  hier  zum  ersten 
Male    begegnende    Form    ihres    Namens    HaJiKpa    ist    ebenso 


278  Richard  Meister: 

aus  der  gewöhnlichen  Form  TIa6np«a  durch  Kontraktion  ent- 
standen, wie  \J&r]vä  aus  'A&rjvaia  -.'A&rjvdu  und  wie  der  bei 
FURTWÄNGLER8  Ausgrabungen  auf  Agina  zutage  gekommene 
Name  der  Göttin  \4-(pä,  der  das  Gegenstück  zu  llaöt-cpä  bildet, 
aus  'AcpuCa  :\4(fda  (Verf.,  Berl.  Philol.  Woch.  1901,  Sp.  1088) 

Dem  Herausgeber  ist  der  Zusammenhang  der  Inschrift 
unverständlich  geblieben,  weil  er  zwei  Wörter  falsch  aufgefaßt 
hat.  Zu  Z.  5  bemerkt  er:  'POTANAPIAN  presents  considerable 
difficulty  :  it  may  possibly  =  TtQog  avÖgeiav  used  adverbially 
=  uv^Q£tG)S■,  Wenn  aber  not'  dvÖQetav  adverbial  zu  övve- 
(poQEvovtu  und  dieses  zu  dem  Subjektsakkusativ  Nvxoßd'Evidav 
gehörte,  dann  hätte  erstens  ävi6rcqitv  kein  Objekt,  und  zweitens 
wüßte  man  nicht,  weshalb  der  Dedikant  Nikosthenidas  Z.  2 
Geront  und  Z.  5/6  Ephor,  und  zwar  övvecpoQevcov  statt  ecpOQSvojv 
genannt  würde.  Verkannt  hat  Forster  auch  das  letzte  Wort 
der  Inschrift.  Er  meint:  '%Qr)6tüi  must  be  for  ^Qrjötiji  and 
come  from  %Qr]6ti]g,  a  Speaker  of  oracles.  If,  as  seems 
probable,  we  have  the  whole  inscription,  it  is  difficult  to  see, 
what  is  the  construction  of  lt6v\  perhaps  the  whole  phrase 
is  some  local  formula.' 

Als  Dedikant  der  Statue  wird  zunächst  allein  der  Geront 
Nikosthenidas  angeführt,  darauf  aber  in  einer  Apposition  als 
Teilnehmer  an  der  Weihung  neben  ihm  sein  väterlicher  Groß- 
vater gleichen  Namens  genannt.  Für  die  Wahl  zum  Geronten 
war  das  60.  Lebensjahr  erforderlich;  also  war  der  Großvater 
Nikosthenidas  zu  der  Zeit,  als  sein  Enkel  als  Geront  die 
Statue  errichten  ließ,  nicht  mehr  am  Leben.  Was  den  Enkel 
veranlaßte,  den  Namen  des  Großvaters  in  seine  Dedikation 
mit  aufzunehmen,  geht  aus  der  Inschrift  hervor.  Die  Er- 
richtung der  Statue  war  nicht  ihm,  dem  Geronten,  sondern 
einstens  dem  Großvater,  als  der  Ephor  war,  aufgetragen 
worden.  Ihm  hatte  die  Göttin  laut  und  öffentlich  gesagt, 
er  solle  dem  Andrias,  seinem  Genossen  im  Ephorenamte,  eine 
Statue  im  Heiligtum  errichten.  Die  spartanischen  Ephoren 
wandten  sich  in  schwierigen  Fällen  mit  Vorliebe  an  dieses 
Orakel:  qui  praeerant  Lacedaemoniis,  non  contenti  vigilantibus 


Beitrage  z.  griechischen  Epigraphik  u.  Dialektologie  V.     279 

curis  in  Pasiphaae  fano,  quod  est  in  agro  propter  urbem, 
somniandi  causa  incubabant,  quia  vera  quietis  oracula  ducebant 
(Cic.  de  divin.  i,  43,  96)5  övvsßrj  de  hsq!  xäg  i^eQag  exeivag 
xal  xCov  scpÖQcov  eva  xoi^äaevov  ev  Tlaöirpaag  ovccq  ideiv 
d-avuaßTÖv  tdoitSL  yaQ  ev  ob  xöna  xolg  etpoQocg  (e'&ogy  £6x1 
xad-et,o[i£votg  iQr^axtt,eiv  eva  difpQOv  xei6&ai,  xovg  de  xexxuoag 
ävr}Qijö&ai .  xal  %-av^,ät,ovxog  avxov  (pcovi]v  ex  xov  leQov 
yeveöfrca  cpQi<t,ov6av  ag  xovxo  xfj  Ztxägxi]  X<pöv  e<5xi  (Plut. 
Kleom.  7,  2).  Als  spartanischen  Namen  kennen  wir  'AvögCug 
aus  den  Inschriften  GDI.  4443  Z.  4  und  4446  Z.  27  und  28; 
die  genannten  Persönlichkeiten  aber  sind  uns  gänzlich  un- 
bekannt, und  wir  können  nicht  sagen,  wodurch  sich  der  Ephor 
Andrias  der  ihm  durch  das  Orakel  zugewendeten  und  von 
Nikosthenidas  erwiesenen  Ehre  würdig  gemacht  hatte. 

Jener  ältere  Nikosthenidas  war  nicht  zur  Ausführung 
des  göttlichen  Auftrags  gekommen,  und  so  vollzieht  erst  sein 
Enkel  die  Weihung  als  eine  ihm  vererbte  Pietätspflicht  in 
seinem  und  zugleich  in  seines  Großvaters  Namen.  Der  letzte 
relativ  angeschlossene  Satz  (Jiöv  =  xal  avxov)  hängt  ebenso 
wie  avi6xa\Lev  von  Tigoßentäliug  ab;  während  aber  ävtöxd^iev 
eine  Aufforderung  enthält,  ist  yjof[6xai  ein  Infinitiv  der  Aus- 
sage. Nikosthenidas  der  ältere  hatte  natürlich  bei  seiner 
Befragung  des  Orakels  den  Gegenstand,  um  den  es  sich 
handelte,  angegeben,  etwa  (nach  bekannten  Mustern)  so:  %oi]xuL 
Nixo6&evidag,  al  avxa  AvÖQtav  6vveq>ooevovxa  avi6xavxi  ev 
x&>  [eo£ö  laov  e6xi.  Sein  Traum  im  Tempelschlaf  war  von 
den  Priestern  günstig  seinem  Vorhaben  ausgedeutet  worden, 
und  den  glücklichen  Erfolg  seiner  Orakelbefragung  bestätigend 
war  der  Ruf  xovxo  60t  Xcpov  e6xt  oder  6vv  xakco  iQf\  oder 
ähnlichen  Inhalts  aus  dem  Inneren  des  Heiligtums  erklungen. 

Sprachlich  ist  die  Inschrift  vor  allem  deshalb  interessant, 
weil  sie  in  dem  altdorischen  Dialekt  abgefaßt  ist,  den  wir 
bisher  fast  nur  aus  Sparta  kannten.  Von  seinen  hauptsäch- 
lichen Eigentümlichkeiten  (vgl.  Verf.,  Dorer  und  Achäer  I) 
sind  die  meisten  in  ihr  vertreten.  Das  zwischenvokalische 
Sigma    ist    verhaucht    (nuhupüL    1,    TiooßeiTiuliug  4/5)',    &    ist 


'jxo  Richard  Meister: 

zwischen  Vokalen  und  im  Anlaute  spirantisch  geworden  und 
durch  Sigma  ausgedrückt  (avt<5rty.s  2,  ru(g)  61S)1)  5),  nach  6 
aber  explosiv  geblieben  und  im  Eigennamen  Nizoöd-avCdug 
1.  4.  7.  unverändert  beibehalten,  im  Infinitiv  %Q-f\6Tui  8  (ver- 
gleichbar dem  Infinitiv  \i<\xo6TQvd,l6TCii  in  der  alten  Felsen- 
inschrift  von  Gytheion  GDI.  4564)  durch  die  Explosiva  r 
ausgedrückt;  £  ist  durch  ß  wiedergegeben  (itQoßetitcchctg  4/5); 
das  bereits  im  Urgriechischen  antevokalisch  gewordene  c  ist 
zu  1  geworden  (piä  5);  der  gemeingriechischem  £  entsprechende 
dorische  Ausdruck  öd  (ß)  kommt  zufällig  im  Texte  nicht 
vor.  Außerhalb  Spartas  kannten  wir  bisher  nur  wenige  ver- 
einzelte Beispiele  dieses  Dialekts  in  Lakonien;  ihre  Zahl  ist 
jetzt  durch  die  erwähnten  Forschungsreisen  vermehrt  worden, 
so  daß  sie  nicht  als  spartanische  Eindringlinge,  sondern  als 
Zeugen  einer  weiteren  Verbreitung  des  dorischen  Dialekts 
im  Lande  der  achäischen  Periöken  ähnlich  wie  in  der  Argolis 
zu  betrachten  sind.  Um  das,  was  ich  hierüber  in  meiner 
Abhandlung  fDorer  und  Achäer  L'  ausgesprochen  habe,  zu 
ergänzen  und  zugleich  zu  korrigieren,  stelle  ich  alle  außerhalb 
Spartas  in  Lakonien  gefundenen  Beispiele  dieses  Dialekts,  die 
neu  gefundenen  wie  die  früher  schon  bekannten,  übersichtlich 
zusammen. 

In  Lakonien  findet  sich  außerhalb  Spartas 
1)  die  Verhauchung  des  zwischenvokalischen  Sigma 

a)  am  Orte  des  Apollonheiligtums  zu  Amyklä:  NixdhwtJt-, 
IIsüu-,  -v[cc?]Jtov  Dorer  u.  Ach.  I  16. 

b)  im  Gebiete  der  Parnonhalbinsel 

«)  im  Heiligtum  des  Apollon  Hyperteleatas  bei  Epidauros 
Limera:  Ilsutag  aus  Asopos  Dorer  u.  Ach.  Ii6f.; 
2Jcohivixo[g']  aus  Asopos  Kaeapanos  'Ecp.  ag%.  1884, 
1976°.  nr.  26  (vgl.  Tod,  'Ecp.  ccq%.  1904,  57  f.),  2Jm- 
vsixog  Karapanos  a.  0.  n.  29  (vgl.  Tod  a.  0.). 

ß)  in  Asopos:  neihm[7i)Cg  Dorer  u.  Ach.  I  16. 

1)  In  TASIQ  ist  entweder  wie  in  den  älteren  Inschriften  die  Gemi- 
nata  einfach  geschrieben  oder  das  zweite  Z  versehentlich  weggelassen. 


Beiträge  z.  griechischen  Epigraphik  u.  Dialektologie  V.     281 

c)  im  Gebiete  der  Taygetoshalbinsel 

a)  in  Oitylos:  XQrjiiudag,  KQcctrjl7t7tog,  Aviytvtjg,  Baörjiag, 

n<xivei[%og],   IleuxQaxCdag  (zweimal)  Forster,  An- 

nual  10,  168  nr.  5. 
ß)  in  Thalamä:   Ilulucpai,  TtcjoßeiTtdhag  Forster,   An- 

nual  10,  173  und  188  nr.  15,  AEHION  FORSTER  a.  0. 

172   nr.  14.1) 

2)  der  Übergang  von  ^  in  C 

in  Thalamä:    UrJQiTHiog   Dorer  u.  Ach.  25,   dv86t]xs, 
6iS)  Forster  173  und  188  nr.  15. 

3)  dd(d)  entsprechend  gemeingriechischem  £ 

in  Sellasia:  Ö7iid(ö)6[asvog]  Dorer  u.  Ach.  I  38. 

4)  ß  für  Digamma 

im  Gebiete  der  Taygetoshalbinsel 

et)  in    Gytheion    gefundene    Gefäßscherbe:     EvßävoQog 

Dorer  u.  Achi.  40. 
ß)  in  Pyrrichos:   EvßrJ6v%og   Forster   a.  0.  167  nr.  3. 
y)  in    Oitylos:    Name    der    Stadt    BsirvXog    (BoCxvlog, 

Bixvlog)   Dorer   u.   Ach.  I  40,   Bccdrfi'ag  FORSTER  a. 

0.  168  nr.  5. 
d)  in    Thalamä:    ngoßetitahag   Forster    a.  0.   173    und 

188  nr.  15. 

5)  der  Übergang  des  bereits  im  Urgriechischen  antevokalisch 
gewordenen  e  in  t 

a)  in  Geronthrä:   -oxQccuog  Vatersname  eines  Mannes  aus 
Gytheion  Dorer  u.  Ach.  I  45. 

b)  in  Thalamä:  xa(g)   61G)   Forster  173   und  188  nr.  15. 

Aus  Böotien. 

1.    Wilhelm    Vollgraff    veröffentlicht    im    Bull,    de 
corr.  25[iqoi]  S.  361  f.  nr.  2  folgende  jetzt  im  Museum  von 


1)  Die  Inschrift  (aus  dem  5.  Jahrh.  v.  Chr.)  lautet  im  Zusammen- 
hang: Jtbg  Kaßdrä.  |  IleintöL  \  firsi.  |  &vsv  ||  ?  AEHION  |  rat,  .  .  .  .;  ob 
Z.  5  vor  AEHION  Zeichen  verloren  gegangen  sind,  läßt  sich  aus  dem 
Faksimile  nicht  erkennen;  der  Herausgeber  vermutet  [? Xty.r$Mov  =  lirj- 
ciov  von  iliofiai  ra  propitiatory  offering'.    Z.  6  vielleicht  rai[ä£6xöi]? 


282  Richard  Meister: 

Theben   befindliche,    aus   Thespiä   stammende   Inschrift   und 
umschreibt  sie  so: 

OEOITYXAA  ®iög.     Tv%a  ä- 

rAOAA<t>IEITIA  ya%ä.  'Ayüixt  A- 

PIZTOAAMAKAT  Qiöxodd^ia  xäx 

TANENTOAANTQ  xäv  ivxoläv  xä 

5  TTAlAOXArEAOI  Tcuidbg  Ayiao  H- 

OPONEAEYOEPON  uqov   i?.sv&SQOV, 

ETTIKATEAEYTAI  iiti  xa   xsXevxccö- 

EIAPIITOAAMAETT  £i  AyLöxodüpa.  'Eit- 

IITE<t>ANQEMEN  töxtcpavoiiuEV 

10  AEIOPONTAMNAM  de  Eoqov  xä  iivä^i- 

ATAENTYHPANAMI  Uta  iv  xvg  Tlava^C- 

YIKHENTYIOOYYZKH  vg  xr)  iv  tvg  &ovvg  xr) 

ENTYZHPAKAEIYZ.M  iv  xvg  'HQCCxXetvg  .   . 

ENTTONAIAnOIMENTT  

15  AIEYE  .   ONENIAYTONE  iviavxbv  i- 

TTIMEAEIAIAEKATATAA  itiaeleiag 

PßTQZKHOPAIIArEAX  xr)  6  Ttccig  'Aysccg 

ENTHOEIKHKATEAIPEFII  iv  xr)  fteCxr]  xaxilme.  Fi6- 

TQPOAZKAAPIOX  xcoQ  o  \4<5xlaiiiög. 

Zu  der  vom  Herausgeber  nicht  entzifferten  Stelle  bemerkt 
Th.  Homolle  in  einer  Anmerkung  dazu:  cSi  risquee  que  soit 
la  tentative  de  proposer  une  hypothese  pour  ce  passage  difficile 
ä  dechiffrer  autant  qu  ä  Interpreter,  je  crois  qu'on  peut  tenir 
pour  presque  certaine  au  moins  la  lecture  des  lignes  15 — 17: 
ini\iele\x\ag  (e  pour  rj)  Öixcc  [x]axaX\  ei\it(o  —  ou  ini^ele\x]äg  de 
xu(xcL)xal[sC}7iG}  —  xcog  xr)  6  italg  'Ayeag  iv  xr)  fteixt]  xccxiXme. 
Ce  sont  des  agents  charges  de  surveiller  l'execution  des  clauses 
du  eontrat,  des  ceremonies  religieuses  imposees.  Au  dessus, 
1.  13  — 15,  il  est  question  de  ceremonies  a  accomplir  ä  des  epo- 
ques  determinees  (iviccvxöv).  IToCuev  pourrait  etre  l'infinitif  du 
verbe  ^otf'co(V);  la  ceremonie  ou  1'offrande  ä  faire  se  cache  dans 
les  mots  .  .  ENTTONAIA,  dont  on  ne  trouve  aucune  transcription 
satisfaisante;  il  semble  qu'on  doive  lire  KH  ä  la  fin  de  la  1.  13.' 


Beiträge  z.  griechischen  Epigraphik  ü.  Dialektologie  V.     283 

Ich  glaube,  daß  der  Herausgeber  an  mehreren  Stellen 
die  Buchstaben  der  schlecht  geschriebenen  Inschrift  (fla  gravure 
est  rnauvaise')  verkannt  hat,  Statt  ENTTONAIA  Z.  14  vermute 
ich  auf  dem  Steine  ENTTOYPIA,  statt  Tl|AIEYE  .  ON  Z.  14/15: 
nJAPEKAZTON  und  statt  .  M  Z.  13  mit  Th.  HoMOLLE  KH; 
statt  E;TTIMEAE!AI  Z.  15/16  ist  wohl  nicht  E|TTIMEAETAX,  wie 
Homolle  vermutet,  herzustellen,  sondern  E|TTIMEAEITAI,  da 
die  Inschrift  den  gedehnten  e-Laut  nirgends  durch  E,  sondern 
überall  (vgl.  Z.  2.  13.  18)  durch  El  ausdrückt.  Es  dürfte  also 
die  zweite  Hälfte  der  Inschrift  folgendermaßen  zu  lesen  sein: 
"EnLötecpavae^ev  ||  de  Zöqov  tä  y,vä[i\ccta  ev  tvg  navafiC\vg  10 
xf}  ev  tvg  &ovvg  xrj  |  ev  tvg  'HQuxleCvg  [xif]  |  sv7Co[vq]uc  itolaev 
na[o\  e[xa6t]ov  svtavtov  e\7iL^eXeL\t\äg  de  xuta(ta)l[C]\itca  15 
tag  ni]  6  xaig  "Äyiag  ev  tr\  freUi]  xatelme.  Fl6\zcoq  6 
'Aöxlwniog. 

Der  Name  des  Sklaven  ist  mit  böotischer  Orthographie 
(Verf.,  Gr.  Dial.  I  234,  3)  Zögog  für  Zvqo$  geschrieben.  Er 
soll  an  den  genannten  drei  Festen  das  Grabmal  der  Aristodama 
bekränzen  und  Jahr  für  Jahr  —  wahrscheinlich  allemal  am 
Todestage  der  Verstorbenen  —  ein  Totenopfer  darbringen. 
evnovQta  itoiuev  steht  wie  lega  notelv,  ftvöiav  itoielv.  Böotisch 
nolaev  (aus  note'niev)  für  noieiv  kennen  wir  aus  der  großen 
Inschrift  mit  den  Weihungen  der  tanagräischen  Frauen  Revue 
des  et.  gr.  12  [1899]  S.  69  A,  Z.  8.  evTCovQiu  steht  für  e^TtvQia. 
=  eyLTtvQu;  das  Wort  epitvQiog  =  e^iTivQog  ist  aus  der  späteren 
Literatur  bekannt.  i(i7tvQia  sind  nach  der  ursprünglichen 
Bedeutung  des  Wortes  Tieropfer,  die  am  Grabe  zu  schlachten 
und  dann  zu  verbrennen  waren;  aber  diese  Blutopfer  sind 
allmählich  seltener  geworden  und  %oaC  sowie  andere  Totenopfer, 
z.  B.  Tiönava  in  Tiergestalt  als  Ersatz  für  das  CeQslov,  an  ihre 
Stelle  getreten  (Stengel,  Die  griech.  Kultusaltertümer  131  f.: 
cam  längsten  scheinen  noch  Hahnenopfer  Sitte  geblieben  zu 
sein').  Vom  Freigelassenen  vollends  konnte  ein  kostspieliges 
Tieropfer  nicht  verlangt  werden.  So  ist  wohl  das  Wort 
ivitovQici  in  weiterem  Sinne  für  cTotenopfer'  zu  fassen,  wie 
eyMVQa  Soph.  El.  405 f.,  vgl.  Kaibels  Kommentar  dazu  S.  133. 


284  Richard  Meister: 

2.  Perdrizet  Bull,  de  corr.  23  f  i8ggj  S.  193  —  205:  In- 
schriften aus  Akräphia. 

In  einer  Rekrutenliste  (S.  193  f.  nr.  I  Z.  13)  wird  von 
PEEDRIZET  der  Name  angeführt:  \A\xQt]cpCXXu  'Pddtizog.  Der 
Vatersname  ist  seltsam.  Nun  zeigt  der  Majuskeltext  der  In- 
schrift an  dieser  Stelle  vor  PAAEITOZ  eine  Lücke  von  der 
Größe  eines  Buchstabens.  Der  Herausgeber  bemerkt  darüber: 
'Entre  les  deux  noms  un  blanc;  il  ne  semble  pas  qu'il  y 
ait  eu  ä  cet  endroit  une  lettre  aujourd'hui  effacee'.  Aber  die 
Buchstaben  dieser  Inschrift  sind  nach  dem  Herausgeber  fpeu 
profondes';  man  darf  wohl  die  Vermutung  aussprechen,  daß 
der  Steinmetz  Axq^IXXu  [Qj^oädtiTog  eingemeißelt  hatte, 
und  daß  der  Buchstabe  <1>  jetzt  vom  Stein  durch  Abscheuerung 
oder  Verwitterung  verschwunden  ist.  Die  Eigennamen  auf 
-cfQud7]g  sind  häufig  (Fick-Bechtel  281);  mit  dem  böotischen 
Kurznamen  (froccÖEig  OgccdeiTog  vgl.  böot.  AiXug  ACleixog 
IG.  2809g.  28143.  282°56-  28243-  283I4,  (XaQEig  XuQEirog) 
XocqeitCÖuo  IG.  IV  243o10.  —  Mit  völliger  Sicherheit  läßt  sich 
der  Rekrutenname  in  Z.  17  dieser  Liste  herstellen.  Der 
Majuskeltext  zeigt  AIMMEIITTEII!AO;  der  Herausgeber  um- 
schreibt .  i{i[i£ig  IJsLöCao-  herzustellen  ist  [A]'C[i[i£ig.  Das  ist 
ein  zweistämmiger  Kurzname  mit  Konsonantenverdopplung, 
gebildet  vom  Vollnamen  Atavaöxog ,  vgl.  böotisch  A'tfivccöru 
IG.  IV  748,  Aiavaöriöag  3604,  Ai^iva  55 5r 

Ein  anderer  Stein  (a.  0.  S.  195  f.)  mit  einer  Rekruten- 
liste (Inschrift  nr.  III)  enthält  in  Z.  1 1  einen  Fehler  des  Stein- 
metzen.    Die  Stelle  lautet: 

....  AqlGtgjv  KuXXCTcna,  'OvuöiÖayiog  APIZTO 
KAEIIXOKAAEIZ  AyuxHxQfw,  'A^Lvoxkstg  SloÖcooco. 
Pekdrizet  schreibt  mit  Versetzung  des  O  vor  die  beiden 
TT  :  AQLöroK?.eiog.  2JxdX£cg  und  zitiert  zu  dem  so  gewonnenen 
Namen  UxäXsig  dieHesychglossen:  öxccXlg '  öxacpsiov]  QxaXXCov 
xvXCxiov  ulxqqv.  ol  Ö£  öxaXXöv  und  Athen.  1 1,  498  a:  öxuXXlov 
xvXCxiov  yuxQov,  <p  ö71£vöovölv  AioXüg,  cog  Q>iXiqxüg  yrjöiv 
£v  'äruxTOig.  Aber  Personennamen  sind  von  öxaXig  öxaXXCov 
nicht  gebildet  worden.     Ich  glaube,  daß  die  zwei  vom  Stein- 


Beiträge  z.  griechischen  Epigraphik  u.  Dialektologie  V.     285 

metzen  verschriebenen  Namen  so  herzustellen  sind:  Mqlöxo- 
xleiog,  ZaxXstg;  ein  ZcoxXelg  ZaxXeiog  wird  in  einer  anderen 
Rekrutenliste  aus  Akräphia  IG.  IV  27i615  genannt.  —  Den 
auf  demselben  Steine  angeführten  ArjxoXaog  Z.  13  hat  der 
Herausgeber  irrtümlich  mit  der  Hesychglosse  dt]xög-  vöxsQog 
zusammengebracht:  'drjtög  doit  etre  un  mot  beotien:  /lv\xa, 
zJrjtLXog  signifient  soit  la  puinee,  Je  puine,  soit  Venfant  post- 
hume,  soit  Venfant  venu  apres  terme,  et  Av\x6Xaog  fait  pendant 
ä  un  mot  connu  ÜQcoxöXaog'.  zlrjxoXaog  steht  vielmehr  mit 
böotischer  Orthographie  für  zJcaxoXaog  und  gehört  ebenso 
wie  die  böotischen  Kurznamen  Arjxcc  und  Ar\xi%og  zu  ftuig 
öaixög  'Schmaus'  (Fick-Bechtel  89). 

Auch  auf  dem  nächsten  Steine  (a.  0.  S.  196  ff.),  der  vier 
Rekrutenlisten   trägt,   sind   einige  Steinmetzfehler  noch  nicht 
verbessert.     In  der  linken  Kolumne  des  Steins  Inschrift  nr.  V 
Z.  23   steht   als   Rekrutenname  AM4>mASSKA<t>IAO  (clecture  cer- 
taine'),    vom    Herausgeber    'Apyuslag    Zxacpkco    umschrieben. 
Beide  Namen  sind  bedenklich.     Ich  glaube,  daß  wie  auf  dem 
vorigen    Steine    durch    Buchstabenversetzung    Konfusion    ent- 
standen    ist,    und    daß    die    Vorlage    die    bekannten    Namen 
%(i(piccg   Karpiöiao    hatte.   —   In    derselben   Liste    steht  Z.  27 
der  Name  NIKOMAXOCTAPIOYOS,  vom  Herausgeber  umschrieben 
Nixö^ia%og    TanCovog:    1a  lecture   de   ce   genitif  est   certaine, 
et  l'estampage   la  confirme.'     Dann   hat   der  Steinmetz  einen 
Fehler   gemacht,   denn   die   Genetivbildung  widerstreitet   dem 
Dialekt,     -tovog  für  -vog  ist  nach  dem  Dialekt  Genetivendung 
eines  Kurznamens  auf  -vg,  aber  es  darf  nicht  %  vorausgehen, 
sondern    entweder    X    oder    v    oder    ein    Dental    (Verf.,    Gr. 
Dial.  I  233);  selten  steht  auch  nach  Sigma  tov  für  v  {Eiovvsöig' 
IG.  IV  1390,  [&q\o6iov6xqoxov  4128,),  niemals  nach  Labialen. 
Ich    hege    deshalb    die   Vermutung,    daß    statt   TAPIOYOS   die 
Vorlage    des   Steinmetzen   TAAIOYOS    hatte;    wenn   der   Quer- 
strich  des    P    schräg   abwärts  geführt  ist,   läßt  sich  P  von  A 
oft    schwer    unterscheiden.      Böotisch    TuXiovg    TdXiovog    für 
TdXvg  TdXvog  ist   ein   Kurzname  vom  Stamme  xaX-  (xaXda, 
xccXuög,    xXr\vta)\    von    demselben    Stamme    kennen    wir    die 


286     K.  Meister:   Bettr.  /.  gr.  Kpk.kapiiik  u.  Dialektologie  V. 

Personennamen  TdXog  in  einem  attischen  Weihepigramm  IG.  I 
Suppl.  S.  163,  nr.  373  a5,  Ta/.si'd^g  als  Name  eines  Vasen- 
malers  (Pape-Benseler),  TaAaog  in  ArgosIG.  IV643,  TecAaidrjg 
in  Großgriechenhmd  [Gr.  Xl\'  241 9,  2,  TaXovXog  (für  TaAiUo?) 
in  der  Grabinschrift  eines  in  Attika  bestatteten  Mannes  aus 
Maroneia  in  Thrakien  IG.  III  2,  2565 ,  geschrieben  Talovlog, 
um  gegenüber  dem  attischen  v  =  w  den  «-Laut  seiner  heimi- 
schen ionischen  Mundart  (vgl.  0.  HOFPMANN,  Gr.  Dia!  III  286) 
zu  bezeichnen.1)  In  Böotien  selbst  liegt  mit  der  bei  Kurz- 
namen häufigen  Konsonantenverdopplung  Td.Xltog  als  adjek- 
tivisches Patronymikon  IG.  32o6u  vor.  —  Gegenüber  diesen 
notwendigen  Textkorrekturen  darf  man  in  der  rechten  Kolumne 
des  Steins,  Inschrift  nr.  VII  Z.  1 5,  die  Überlieferung  in  Schutz 
nehmen.  Der  Name  FA&ENIKßAAMOXAPIAAO,  den  Perdrizet 
in  der  Umschrift  nur  in  der  Form vCxa  /JupoyuQtäao  wieder- 
gibt, ist  ohne  Bedenken  als  Fadevtxa  zJa[io%aQiduo  anzuerkennen. 
Der  Vollname  Fudevixog  gehört  zu  den  böotischen  Kurznamen 
Fddav  IG.  VII  2781g,  FaÖCcov  3ob~>1  und  zeigt  im  ersten  Gliede 
die  Stammform  fade-  (vgl.  fuvdävco,  fddog),  die  sich  zu  der 
Stammform  fadi-  (vgl.  'AdCXsag  Thasos  Fick-Bechtel  123) 
in  bekannter  Weise,  wie  z.  B.  aQ%£-  zu  äg%i-,  verhält. 

3.  Bizard  veröffentlicht  im  Bull,  de  corr.  28  [1904]  S.  431 
nr.  2  eine  Weihinschrift  aus  Theben,  die  er  so  umschreibt: 
FIovQ'OÖGiQU  Sc  ycd.xtiQ 
Evxayelv  KoQÖcovdao  xvg  frivg. 
Es  ist  aber  Evxdyetv  zu  akzentuieren,  denn  es  liegt  der 
Männername  Evxdyrtg  vor,  mit  böotischer  Orthographie 
Evtdyeig,  Akkusativ  Evxdyetv,  wie  böot.  zJioytvsiv,  /Ja\io- 
xiXuv  usw.  (Verf.,  Gr.  Dial.  I  268),  der  uns  jetzt  in  den  Stand 
setzt,  die  attische  Grabinschrift  Evxay.g  Mtvdvd qov  Üvct- 
cpXvöxiog  IG.  II  3,  1864  zu  ergänzen. 

1)  Die  Inschrift  lautet:  rXavaiccg  \  Talovlov  \  Magcovirrig.  Anders, 
als  ich  es  oben  getan  habe,  erklärt  Dittenbergek  den  Namen,  da  er 
ihn  (im  Index  zu  IG.  III)  TaXovXog  akzentuiert. 


Dmckfertig  erklärt  11.  I.  1906.] 


ÖFFENTLICHE  SITZUNG  BEIDER  KLASSEN 
AM  14.  NOVEMBER  1905. 

Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth 

Gesprochen  von 
Hermann  Lipsius. 

In  der  Morgenfrühe  des  8.  Juni  d.  J.  entschlief  Curt 
Wachsmuth  im  erst  begonnenen  neunundsechzigsten  Lehens- 
jahre nach  einer  Krankheit ;  die  für  uns  nur  nach  wenigen 
Wochen  zählte;  daß  sie  schon  seit  längerem  sich  vorbereitet 
hatte,  ist  erst  später  uns  bekannt  geworden.  Durch  sein  Hin- 
scheiden ist  in  den  Lehrkörper  unserer  Universität  eine 
schmerzlichst  empfimdene  Lücke  gerissen;  ein  dauerndes  An- 
denken bleibt  dem  hervorragenden  Lehrer  in  den  dankbaren 
Herzen  seiner  Schüler  und  Kollegen  gesichert.  Das  Gedächtnis- 
wort, das  in  unsrer  Gesellschaft  der  Wissenschaften  dem  Ge- 
schiedenen zu  widmen  eine  Ehrenpflicht  des  nächststehenden 
Arbeitsgenossen  ist,  darf  nur  seiner  wissenschaftlichen  Per- 
sönlichkeit  gelten.  Aber  so  reich  ist  schon  diese  Aufgabe, 
daß   nur   in   knappen  Zügen   ihr   zu   entsprechen  möglich  ist. 

Das  Studium  des  klassischen  Altertums  hatte  Wachsmuth 
als  den  Beruf  seines  Lebens  schon  auf  der  Landesschule  Pforta 
sicher  erkannt,  der  er  als  Sohn  des  nachbarlichen  Naumburg 
von  seinem  Vater,  dem  Gliede  einer  alten  kursächsischen 
Juristenfamilie,  zugeführt  worden  war.  Von  den  Lehrern  der 
ehrwürdigen  Porta  hat  vorzugsweise  der  Platoniker  Steinhart 
auf  ihn  gewirkt;  ihm  ist  er  bis  zu  seinem  Tode  in  Freundschaft 
verbunden  geblieben.  Aber  die  Richtlinien  für  seine  wissen- 
schaftliche Arbeit  hat  er  auf  der  Universität  Bonn  empfangen, 
der  er  sich  nach  den  ersten  im  frohen  Jugendgenuß  in  Jena 
verbrachten    Semestern    zugewendet   hatte.     Drei    bedeutende 

Phil.-hist.  Klasse  1905.    Bd.  LVI1.  20 


288  Hermann   Lipsii  s: 

Lehrer  hatten  damals  die  philologischen  Studien  an  der 
ilieinisclieii  Hochschule  zu  hoher  Blüte  geführt,  Welcker, 
RlTSCHL  und  Jahn.  Zu  den  beiden  letztgenannten  trat  er 
in  nähere  persönliche  Beziehung;  beiden  zusammen,  praecep- 
torum  pari  incomparabili,  hat  er  seine  Doktordissertation 
im  Jahre  •  1 85g  gewidmet,  und  hei  der  schon  damals  zwischen 
ihnen  eingetretenen  Entfremdung  war  es  ihm  eine  besondere 
Genugtuung,  daß  diese  gemeinsame  Widmung  von  beiden, 
zuerst  von  Jahn,  dann  auch  von  RlTSCHL  angenommen  wurde. 
Die  Dissertation,  die  bald  danach  in  erweiterter  Gestalt  als 
Buch  erschien,  versucht  eine  allseitige  Würdigung  des  Krates 
von  Mallos,  des  Hauptes  der  Grammatikerschule  von  Pergamon, 
in  seinem  Gegensatze  zu  der  Schule  von  Alexandria,  gegründet 
auf  eine  vollständige  Sammlung  der  damals  bekannten  Bruch- 
stücke seiner  Schriften.  Wie  weit  Wachsmuth  aber  schon  da- 
mals den  Kreis  seiner  Studien  gezogen  hatte,  das  zeigen  zwei 
Gratulationsschriften,  die  er  kurz  vor  und  kurz  nach  seiner 
Dissertation  zu  veröffentlichen  Veranlassung  hatte.  Seinen 
Lehrer  Welckek  beglückwünschte  er  als  Senior  des  Bonner 
philologischen  Seminars  zum  fünfzigjährigen  Professorjubiläum 
mit  einer  Schrift  über  den  Skeptiker  Timon  von  Phleius 
und  seine  Sillen  (1859).  Dm  Eigenart  dieser  satirischen 
Poesie,  die  zur  Bekämpfung  der  verschiedenen  dogmatischen 
Philosophenschulen  hauptsächlich  die  Parodie  homerischer 
Verse  verwendet,  hat  der  jugendliche  Verfasser  aus  ihren  ver- 
sprengten Trümmern  so  treffend  bestimmt,  daß,  als  er  sein 
Werkchen  nach  einem  Vierteljahrhundert  erneute  (1885),  er 
wenig  anderes  hinzuzufügen  fand,  als  die  Erläuterung  der 
einzelnen  Bruchstücke,  mögen  gleich  seine  Vermutungen  über 
die  Anlage  des  Ganzen  teilweise  anfechtbar  sein.  In  der  anderen 
Gratulationsschrift  für  einen  nahen  Verwandten,  den  Ober- 
konsistorialpräsidenten  GÖSCHEL  behandelte  er  die  Ansichten 
der  Stoiker  über  Mantik  und  Dämonen  in  ihrem  Verhältnisse 
zum  Volksglauben  (1860)  und  betrat  damit  ein  Gebiet,  dem  in 
der  Folge  sein  besonderes  Interesse  zugewendet  blieb.  Auch 
zu   den    griechischen   Grammatikern   ist  er  wiederholt  zurück- 


Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth.         289 

gekehrt,   so   mit   der  bald  gefolgten  Arbeit  über  die  Phiakes 
des  Kallimachos,  die  den  Plan  dieses  gewaltigen  Katalogwerkes, 
der  Grundlage  aller  späteren  literarhistorischen  Forschung,  zu- 
erst   ins    Licht    setzte,    und    mit    den    später    anschließenden 
Aufsätzen   über  die  Stichometrie,   die  in  der  Streitfrage  über 
die  Bedeutung   der   in   den   alten  Exemplaren  am  Schluß  der 
Bücher  vermerkten  Stichen  zahlen  die  Ansicht  verfochten,  daß 
sie  Raumzeilen,  nicht  Sinnzeilen  angeben,  die  seitdem  urkundliche 
Bestätigung  gefunden  hat.    Aber  als  nach  kurzer  Lehrtätigkeit 
am    Joachimstaischen    Gymnasium    in   Berlin    die   Verleihung 
des     archäologischen    Reisestipendiums    ihm    einen    längeren 
Aufenthalt    in   Italien    ermöglichte,    da    waren    es    vor   allem 
die  späteren  Quellenwerke  für  die  Geschichte  der  griechischen 
Philosophie,    denen    seine   Forschungen    iu    den   Bibliotheken 
von   Florenz,   Rom   und  Neapel   galten.     Allein    noch    ehe   er 
an  die  Nutzbarmachung  der  eingebrachten  Ernte  gehen  konnte, 
wurde    er    auf  neue   Bahnen   geführt   durch   die   Berufung   in 
das  Sekrecariat  der  preußischen  Gesandtschaft  in  Athen,  dessen 
damals  übliche  Übertragung  an  junge  Philologen  manch  schöne 
Frucht   für    unsere   Wissenschaft    gezeitigt  hat.     Nicht  viele 
Monate  hat  er  in  dieser  Stellung  gestanden,  die  wegen  langer 
Abwesenheit    des    Gesandten    ihn    stark    in    Anspruch    nahm. 
Eine  schwere  Erkrankung  widerriet  längeres  Verweilen,   und 
so  wurde  lieber  in  Italien  noch  ein  Winter  zugebracht.     Aber 
doch  sind  damals  Land  und  Volk  der  Hellenen  und  ihre  Ge- 
schichte  in  den  Mittelpunkt   seiner  Studien  getreten.     Topo- 
graphie   von    Athen    und    griechische    Geschichte    waren    die 
Vorlesungen,    mit   denen   er   als   Privatdozent   in  Bonn   seine 
akademische  Tätigkeit  im  Sommer  und  Winter  1863  eröffnete, 
und  wie  die  Reste  antiker  Vorstellungs weise,  die  das  moderne 
Griechentum    bewahrt    hat,    sich    wissenschaftlich    verwerten 
lassen,  das  zeigte  er  in  dem  Vortrag  „Das  alte  Griechenland 
im  neuen'',    der    durch   Anmerkungen    und   Anhang   von   ihm 
zu   einem  Buche   ausgestaltet  wurde  (1865)  und  bald  weitere 
Nachfolge   fand.      So    war   es   auch   eine    Professur   der   alten 
Geschichte,  in  die  er  schon  nach  drei  Seraestern  nach  Marburg 

•2U* 


290  Hermann   Lipsius: 

berufen  wurde.  Wie  er  aber  schon  hier  neben  den  historischen 
auch  einzelne  philologische  Kollegien  gelesen  hat,  so  hat  er 
auch  bei  seiner  längeren  Tätigkeit  in  Göttingen  seit  1869 
beider  Lehrfächer  zugleich  gewaltet 7  so  daß  nach  seinem 
Weggange  eine  Teilung  seiner  Professur  sich  notwendig  machte. 
Und  ebenso  hat  er  dann  seit  1877  in  Heidelberg  und  bei 
uns  seit  1886  getan,  schon  ehe  er  nach  dem  Rücktritt  von  Georg 
Voigt  (1890)  den  förmlichen  Lehrauftrag  für  alte  Geschichte 
erhielt.  Aber  auch  seine  wissenschaftliche  Tätigkeit  hat 
gerade  dadurch  ihr  eigentümliches  Gepräge  empfangen,  daß 
beide  Studiengebiete,  die  jetzt  weiter  auseinander  laufen,  als 
in  ihrem  Vorteile  liegt,  sich  bei  ihm  zum  einheitlichen  Ganzen 
verbanden  und  sich  gegenseitig  befruchteten. 

Eine  zweifache  Aufgabe  vor  allem  hatte  Wachsmuth  sich 
bei  Durchforschung  der  italienischen  Bibliotheken  gestellt,  die 
Grundlagen  zu  gewinnen  für  die  unerläßliche  Neubearbeitung 
von  zwei  Sammelwerken,  auf  die  wir  für  die  Kenntnis  der 
griechischen  Philosophie  in  wesentlichen  Stücken  angewiesen 
sind.  Einmal  des  Anthologion  des  Joannes  von  Stoboi, 
das  aus  mehreren  hunderten  griechischen  Schriftstellern 
Exzerpte  nach  Kategorien  der  Physik  und  Ethik  zusammen- 
stellt. Eine  wissenschaftlichen  Ansprüchen  genügende  Be- 
arbeitung mußte  nicht  allein  auf  die  reinere  handschriftliche 
Überlieferung  des  Werkes  zurückgehen,  sondern  auch  die  Flori- 
legien  aus  späterer  Zeit  heranziehen.  Hier  setzte  Wachsmuth 
mit  seinen  Studien  zu  den  griechischen  Elorilegien  ein  (gesammelt 
1882,  dazu  die  Abhandlung  in  der  Festschrift  zur  Philologen- 
versammlung in  Karlsruhe  1882);  in  ihnen  hat  er  zunächst 
die  Reste  eines  Florentiner  Florileg-ium  für  die  verwickelte 
Textkritik  des  Stobaios  nutzbar  gemacht,  zugleich  aber  die 
Forschung  über  die  Zusammenhänge  der  zahlreichen  byzantini- 
schen Gnomologien  auf  festen  Grund  gestellt,  auf  dem  sie  dann 
von  anderer  Seite  weiter  fortgeführt  werden  konnte.  So  ge- 
rüstet hat  Wachsmuth  von  dem  ersten,  für  die  Philosophen 
wichtigeren  der  beiden  Teile,  in  die  Stobaios  Werk  im  Mittelalter 
geschieden  ist,  von  den  sogenannten  eclogae  physicae  et  ethicae 


Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth.  291 

eine  wohl  abschließende  Ausgabe  liefern  können  (1884);  die 
Bearbeitung-  des  zweiten  Teiles  hat  auf  seinen  Wunsch  0.  Hense 
übernommen,  aber  bis  jetzt  nur  zur  Hälfte  durchgefühlt.  Nicht 
minder  sorgfältig  hat  WACHSMUTH  eine  Neubearbeitung  der 
Kompilation  des  Diogenes  Laertios  oder  wie  er  ihn  zu  nennen 
für  richtiger  hielt,  des  Laertios  Diogenes  vorbereitet,  des 
einzigen  uns  erhaltenen  Gesamt werkes  über  Leben  und  Lehren 
der  Philosophen;  aber  auf  die  lange  von  ihm  erhoffte  Ausgabe 
hat  er  schließlich  verzichtet  und  die  Aufgabe  in  die  Hand 
eines  früheren  Schülers  gelegt,  dem  es  eine  Ehrenpflicht  sein 
wird  sie  im  Sinne  des  Meisters  zu  lösen.  Mehr  zufällig  wurde 
Wachsmuth  zur  Herausgabe  von  Joannes  Lydos'  Buch  über  die 
Himmelszeichen  (1863)  geführt.  Die  in  den  Handschriften 
zersprengten  Teile  der  Schrift,  eines  späten  Ausläufers  der 
alten  astronomischen  Literatur  gelang  es  ihm  zu  einem  voll- 
ständigen Ganzen  zu  vereinen  und  dem  Texte  zu  reinerer 
Gestalt  zu  verhelfen;  zugleich  machte  er  sie  durch  Unter- 
suchungen über  ihre  Quellen  und  Beigabe  verwandter  Stücke 
recht  nutzbar,  was  in  noch  erhöhtem  Grade  von  der  (1897) 
erneuten  Ausgabe  gilt.  Zu  den  Stoikern  ist  er  noch  in  zwei 
Göttinger  Universitätsschriften  über  die  älteren  Schulhäupter 
Zenon  und  Kleanthes  (1874)  zurückgekehrt.  Die  zerstreuten 
Bruchstücke  ihrer  Werke  hat  er,  die  des  Kleanthes  zuerst, 
die  des  Zenon  weit  vollständiger  als  vor  ihm  geschehen, 
zusammengebracht,  sodaß  der  jüngste  Bearbeiter  der  Fragmente 
der  Stoa  hier  ganz  auf  seinen  Schultern  steht. 

Aber  in  der  Editorentätigkeit  waren  die  Leistungen  von 
Wachsmuth,  soweit  sie  nach  der  philologischen  Seite  liegen, 
keineswegs  beschlossen.  Mehr  als  andere  liebte  er  es,  Einzel- 
ergebnisse seiner  Forschung  in  Zeitschriften  zu  veröffentlichen. 
Allein  zu  dem  Rheinischen  Museum,  zu  dessen  Herausgebern 
er  in  nächster  Beziehung  stand,  hat  er  nahezu  siebzig  größere 
oder  kleinere  Beiträge  geliefert,  sodaß  abgesehen  von  den 
letzten  Jahren  nur  in  wenigen  Jahrgängen  sein  Name  unter 
den  Mitarbeitern  fehlt.  In  der  Vielseitigkeit  ihres  Inhaltes 
legen   diese  kleineren  Arbeiten  deutliches  Zeugnis  ab  für  die 


292  Hermann    Lipsius: 

Weite  seines  Studienkreises.  VVareu  es  zuerst  namentlich 
Mitteilungen  aus  seinen  handschriftlichen  Funden  und  Ver- 
wertung neuer  Inschriften,  so  erstreckten  sie  sich  bald  auf 
die  verschiedensten  Teile  der  beiden  Studiengebiete,  in  denen 
er  gleich  heimisch  war;  auf  dem  philologischen  gaben  sie 
besonders  Beiträge  zur  Kritik  und  Exegese  einer  ganzen  Reihe 
antiker  Schriftwerke,  darunter  manche  so  bedeutsame,  wie 
gleich  der  erste  Aufsatz  im  Rheinischen  Museum,  in  dem  er 
die  Uneehtheit  des  vierten  Buchs  der  Frontinschen  Strateg-emata 
überzeugend  nachwies.  Allen  diesen  Arbeiten  aber  gemeinsam 
ist  die  vollkommene  Beherrschung  des  mannigfachen  Stoffs 
und  die  Umsicht  des  überall  auf  den  Kernpunkt  dringenden 
Urteils.  Und  wie  sie  Anregung  geboten  zu  weiterer  Forschung, 
das  kann  ein  Beispiel  zeigen:  auf  die  weit  verbreitete  Sitte. 
Verwünschungen  gegen  Widersacher  auf  Tafeln  von  Blei  zu 
schreiben  und  diese  einem  Verstorbenen  mit  ins  Grab  zu 
geben,  um  sie  durch  ihn  den  unterirdischen  Gottheiten  zu 
empfehlen,  oder  sie  auch  an  solchen  Stätten  niederzulegen, 
die  diesen  Gottheiten  geweiht  waren  —  auf  diese  Sitte  hat  zuerst 
Wachsmuth  hingewiesen,  und  eine  Anzahl  solcher  Fluchtafeln 
zusammengestellt,  während  sie  heute,  nachdem  die  Aufmerksam- 
keit auf  sie  gerichtet  war,  den  Stoff  zu  zwei  besonderen 
Werken  geliefert  haben.  Nur  vereinzelt  dagegen  sind  die 
Fälle,  in  denen  seine  Ergebnisse  weiterer  Prüfung  nicht  Stand 
gehalten  haben,  wie  wenn  er  in  der  unter  Xenophons  Namen 
überlief erteu  Schrift  vom  Staate  der  Athener  die  lose  Form 
der  Erörterung  mit  ihren  wenig  vermittelten  Übergängen  und 
ihren  nicht  streng  an  das  Thema  sich  bindenden  Gedanken- 
gängen nur  aus  einer  tiefgehenden  Zerrüttung  der  ursprünglichen 
Komposition  erklären  zu  können  glaubte,  die  die  Form  des 
Dialogs  getragen  habe,  oder  wenn  er  das  in  einer  Athos- 
handschrift  zutage  gekommene  Bruchstück  eines  späten  histo- 
rischen Kompendiums  des  Aristodemos  wegen  seiner  Gering- 
wertigkeit für  moderne  Fälschung  erklärte.  Auf  eins  darf 
ich  nur  hindeuten,  weil  ich  an  dieser  Stella  nicht  von  der 
akademischen   Wirksamkeit  Wachsmuth.s    zu    sprechen    habe. 


Worte   zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth.         293 

Aber  in  dem  Bilde  auch  seiner  wissenschaftlichen  Tätigkeit 
würde  doch  eine  wesentliche  Lücke  bleiben,  wollte  ich  nicht 
auf  die  vielfachen  und  fruchtbaren  Anregungen  wenigstens 
hinweisen,  denen  zahlreiche  Arbeiten  seiner  Schüler  ihre 
Entstehung  verdankeu;  und  was  wohl  von  den  meisten  aka- 
demischen Lehrern  gilt,  das  hat  von  ihm  in  besonderem  Maße 
gegolten,  daß  in  vielen  dieser  Arbeiten  es  weit  mehr  als  die 
Anregung  ist,  die  von  ihm  stammt,  in  den  philologischen  wie 
den  altgeschichtlichen.  Von  Wachsmuths  eigenen  Werken 
aber  liegen  die  bedeutendsten  auf  dem  letzteren  Gebiete. 

Als  Wachsmuth  im  Jahre  1861  den  Boden  Athens 
betrat,  da  mußte  er  sofort  inne  werden,  wie  überaus  schwierig 
es  ist  zu  einer  festen  Vorstellung  von  der  alten  Stadt  zu 
gelangen.  Bei  dem  Schwanken  der  Meinungen  selbst  über 
die  fundamentalsten  Fragen  war  es  unerläßlich  von  möglichst 
gesichertem  Ausgangspunkt  aus  schrittweise  und  mit  sorgfältig- 
ster Einzelprüfung  des  gesamten  literarischen  wie  monumentalen 
Quellen materiales  vorzugehen,  ehe  an  die  Entwerfung  eines 
Gesamtbilds  gedacht  werden  konnte.  Nur  „Bausteine  zur 
Topographie  von  Athen'-  betitelte  darum  Wachsmuth  seinen 
ersten  bedeutsamen  Aufsatz,  und  Bausteine  überschrieb  er  auch 
den  ersten  topographischen  Teil  seines  großen  Werkes  „die 
Stadt  Athen  im  Altertum",  dessen  ersten  Band  er  in  dem  ver- 
heißungsvollen Jahre  der  Eröffnung  des  deutschen  archäolo- 
gischen Instituts  in  Athen  (1874)  erscheinen  ließ.  Aber  diese 
Bausteine  sind  zu  unentbehrlichen  Grundlagen  jeder  weiteren 
topographischen  Forschung  geworden,  selbst  da,  wo  neu  er- 
schlossenes Material  über  sie  hinausgeführt  hat.  Noch  dauernderen 
Bestand  auch  in  seinen  Ergebnissen  darf  man  dem  zweiten 
Teile  des  Bandes,  der  Stadtgeschichte  versprechen,  die  von 
der  später  gefolgten  Athenischen  Stadtgeschichte  von  Ernst 
Curtius  schon  um  deren  mehr  dogmatischen  Charakters 
willen  nicht  überholt  werden  konnte.  Selbst  die  am  meisten 
bekämpfte  These  \Y.\<  hsmuths  von  der  Entstehung  Athens 
durch  Vereinigung  vorher  getrennter  Siedelungen  ist,  wenigstens 
was    ihren    Kernpunkt    angeht,    die   Verbindung   einer   Ionier- 


29  I  I  [ERMANN    liii-sii  s: 

gemeinde  mit  der  Burggemeinde,  keineswegs  widerlegt.  Be- 
sonderen Wert  aber  legte  Wachsmutb  noch  auf  eine  andere 
Betrachtungsweise,  die  er  als  die  antiquarische  bezeichnete: 
das  städtische  Leben  der  Hellenen,  wie  es  in  Burg  und  Markt, 
in  Heiligtümern  und  öffentlichen  Anlagen,  in  Wohnungen  und 
Gräbern  in  die  Erscheinung  trat,  wollte  er  an  dem  muster- 
gültigen Beispiele  Athens  zur  Darstellung  bringen,  für  das  die 
Aufgabe  auch  am  ersten  lösbar  ist.  Dieser  Aufgabe,  die  vor 
ihm  überhaupt  noch  nicht  in  Angriff  genommen  war,  hatte 
er  den  zweiten  Band  seines  Werkes  bestimmt;  nur  die  erste 
Abteilung  ist  nach  sechzehnjähriger  Pause  (1890)  ans  Licht 
getreten,  sie  behandelt  die  Hafenstadt,  die  Straßen  und 
Quartiere  der  Stadt  und  ihren  Markt,  und  zeichnet  von  dem 
reich  entwickelten  Leben  der  einzigen  Stadt  ein  leider  nicht  zur 
Vollendung  geführtes  Bild.  Aber  näher  als  seine  Fortführung 
lag  Wachsmuth  ein  anderes  am  Herzen.  Nach  dem  Erscheinen 
des  ersten  Bandes  war  die  ortskundliche  Forschung  für  Athen 
eifriger  als  je  zuvor  betrieben,  mannigfache  Ausgrabungen 
hatten  wertvolle  Aufschlüsse  gebracht,  aber  nicht  selten  auch 
neue  Probleme  zu  den  alten  gefügt.  Zu  einem  Teile  dieser 
Probleme  hat  Wachsmuth  in  den  beiden  Abhandlungen 
Stellung  genommen,  die  er  neben  zwei  Gedächtnisreden  zu 
den  Schriften  unsrer  Gesellschaft  (Berichte  1887,  Abhandlungen 
1897)  beigetragen  hat;  wohl  berechtigt  ist  die  Mahnung 
zur  Vorsicht  gegenüber  zu  raschen  Folgerungen  aus  den 
Fundergebnissen,  deren  Notwendigkeit  in  der  zweiten  Ab- 
handlung erwiesen  wird.  Danach  hat  die  letzte  größere  Arbeit 
Wachsmuths,  sein  Artikel  Athen  in  Pauly-Wissowas  Realen- 
zyklopädie (1903)  in  knappem  Umriß  zusammengestellt,  was 
heute  als  gesicherte  Grundlage  für  die  athenische  Topographie 
gelten  kann.  Sein  großes  Werk  ist  darüber  ein  Torso  geblieben, 
und  wird  es  leider  wohl  bleiben  müssen.  Für  den  ausstehenden 
Teil  haben  sich  nur  wenige  Blätter  ausgearbeitet  vorgefunden ; 
im  übrigen  nur  eine  Sammlung  von  Materialien,  überaus 
umfassend  und  wohl  geordnet,  aber  nur  durch  eine  sehr 
kundige  Hand  vermöchten  sie  Leben  und  Gestalt  zu  gewinnen. 


Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth.         295 

In  derselben  Zeit  wie  für  das  Buch  über  Athen  hat  Wachs- 
muth noch  für  ein  anderes  großes  Werk  den  Plan  entworfen  und 
in  dem  gleichen  Jahre  (1868)  mit  der  gleichen  Firma  den 
Verlao-svertrag  geschlossen,  für  eine  Geschichte  der  alexan- 
drinisch-hellenischen  Welt  und  ihrer  Kultur.  Auf  drei  Teile 
war  das  Werk  berechnet.  Der  erste  sollte  den  Freistaat 
Rhodos,  seine  Politik,  seine  Verfassung,  seinen  Handel,  seine 
wissenschaftliche  und  Kunstblüte  behandeln,  der  zweite„Ägypten 
unter  den  Ptolemäern"  sollte  in  zwei  Bänden  nicht  bloß  die 
ganze  Einrichtung  und  Verwaltung,  das  religiöse,  merkantile 
und  national -ökonomische  Leben  des  Landes  in  allem  Detail 
vorführen,  sondern,  da  die  literarische  Produktion  der  Zeit 
in  Alexandria  ihren  Mittelpunkt  hatte,  die  Geschichte  fast 
der  ganzen  damaligen  Wissenschaft  umfassen.  Den  Schluß 
sollten  in  einem  dritten  Teile  die  übrigen  hellenistischen  Reiche 
bilden,  zuerst  das  pergamenische  Reich  und  die  Attaler,  dann 
das  seleukidisch-syrische  Reich,  zuletzt  die  kleineren  asiatischen 
Reiche  unter  hellenistischen  Herrschern.  Ein  massenhaftes 
Material  von  Notizen  und  Exzerpten  aller  Art  hat  sich  auch 
für  dieses  Werk  wohlgeordnet  in  Wachsmuths  Nachlaß  vor- 
gefunden und  liefert  den  Beweis,  wie  das  Ganze  nach  um- 
fassenderen  Gesichtspunkten  geplant  war,  als  was  seitdem  auf 
dem  gleichen  Gebiete  veröffentlicht  worden  ist.  Aber  kaum 
hier  und  da  zeigt  ein  Blatt  den  ersten  Ansatz  zu  einer  Ver- 
arbeitung. Wie  sich  die  Ausführung  gestaltet  haben  würde, 
läßt  sich  nur  aus  einigen  Festreden  abnehmen,  zu  denen  er 
mit  Vorliebe  den  Gegenstand  aus  diesen  Studien  wählte,  so 
den  Göttinger  Reden  „über  Rhodos'  Bedeutung  für  Handel 
und  Kultur  in  der  Diadochenzeit"  (1870)  und  „ein  Bild  der 
Stadt  Alexandria  und  ihres  Lebens  im  Altertum"  (1876,  im 
Manuskript  in  erweiterter  Gestalt)  und  zuletzt  der  Leipziger 
Rede  „das  Königtum  der  hellenistischen  Zeit,  besonders  das 
zu  Pergamon"  (1899).  Mit  welch  eingehender  Mitarbeit  er 
den  gewaltigen  Fortschritten  der  ägyptologischen  Wissenschaft 
gefolgt  ist,  dafür  bürgt  namentlich  die  Abhandlung  über  die 
wirtschaftlichen  Zustände  in  Ägypten  während  der  griechisch- 


296  1 1  i.i ; ai  \\\   Lipsius: 

römischen  Zeit  (1900),  die  das  in  WlLCKENS  Publikation  der 
griechischen  Ostraka  erschlossene  Material  für  die  Wirtschafts- 
geschiente  von  Ägypten  verwertet. 

Doppelt  bedauern  lassen  uns  solche  Proben,  daß  WaCHS- 
MUTH  auf  die  Ausführung  des  wohl  vorbereiteten  Plans  verzichtet 
hat.  Aber  dieser  Verzicht  ist  der  Vollendung  eines  andern 
Werkes  zugute  gekommen,  zu  dem  kein  anderer  so  wie  er  berufen 
war,  eben  darum,  Aveil  der  Philolog  und  der  Historiker  sicli 
in  ihm  zur  Einheit  verbanden.  Schon  in  seinem  dritten  Bonner 
Dozentensemester  hat  WACHSMÜTH  Einleitung  in  das  Studium 
der  alten  Geschichte  gelesen  und  diese  Vorlesung  dann  regel- 
mäßig bis  in  die  erst«  Leipziger  Zeit  wiederholt.  Seit  dem 
Sommer  1893  hat  er  sie  nicht  wieder  gehalten,  dafür  aber  bald 
danach  uns  mit  dem  stattlichen  Bande  seiner  Einleitung  in  das 
Studium  der  Geschichte  des  Altertums  beschenkt  (1895),  dem  er 
drei  akademische  Programme  über  den  Universalhistoriker 
Diodor  und  die  ältesten  griechischen  Chronographen  hatte 
vorausgehen  lassen.  Die  Quellen  und  Bearbeitungen  der  Ge- 
schichte des  Altertums  in  weitestem  Wortsinne  werden  in  dem 
Werke  dargelegt,  von  den  Quellen  die  literarischen  ebenso  wie 
die  monumentalen,  die  ersteren  allerdings  mit  der  Beschränkung 
auf  die  Historiker  —  eine  Beschränkung,  die  man  gegenüber 
der  politischen  Literatur  der  Griechen  bedauert  hat,  die  aber 
geboten  schien  gegenüber  der  Massenhaftigkeit  des  Stoffs,  den 
es  zu  bewältigen  galt.  Denn  alle  Kulturvölker  der  alten  Welt 
sind  es,  außer  denen,  die  wir  die  klassischen  nennen,  Ägypter 
und  Assyrier  wie  die  semitischen  und  eranischen  Völker  und 
die  noch  im  Nebel  liegenden  Hethiter,  in  deren  Geschichte 
der  besondere  Teil  des  Buches  einführt,  mit  einer  Sach- 
kenntnis, die  seinem  Verfasser  die  ungeteilte  Anerkennung 
der  Fachmänner  eingetragen  hat.  Und  nicht  nur  das  ge- 
lehrteste, sondern  auch  das  reifste  ist  es  von  Wachsmuths 
Werken,  vor  allem  in  der  ruhigen  Sicherheit  des  überall 
sachlichen  Urteils,  das  das  Wichtige  von  dem  Unwesentlichen, 
das  Feststehende  von  dem  Unsicheren  scharf  zu  scheiden 
weiß,  und  darum   nicht  nur  dem  Anfänger  einen  zuverlässigen 


Worte  zum  Gedächtnis  an  Curt  Wachsmuth.         297 

Führer,   sondern   auch   dem  Kenner   einen  willkommenen  Be- 
rater bietet. 

Es  ist  ein  empfindlicher  Verlust  für  die  Wissenschaft, 
daß  dies  bedeutendste  Werk  Wachsmuths  sein  letztes  bleiben 
sollte.  Aber  nur  den  wenigsten  Sterblichen  ist  es  vergönnt,  sich 
voll  auszuleben,  und  verschwindend  klein  ist  die  Zahl  der  Aus- 
erwählten, die  ein  langes,  reiches  Lebenswerk  so  zum  Abschluß 
haben  führen  dürfen,  wie  der  große  Gelehrte,  zu  dessen  Ge- 
dächtnis Wachsmuth  heute  vor  zwei  Jahren  an  dieser  Stelle 
gesprochen  hat.  Aber  hat  er  selbst  auch  nicht  zu  diesen  Glück- 
lichen gezählt  —  was  er  hat  vollenden  können,  es  reicht  aus, 
seinen  Namen  in  Ehren  zu  bewahren,  so  lange  es  eine  Wissen- 
schaft vom  klassischen  Altertum  gibt,  auf  die  die  deutsche 
Kultur  nicht  verzichten  kann,  ohne  sich  selbst  zu  gefährden. 


Djruekfertig  erklärt  9.  XII    . 


Worte  zum  Gedächtnis  an.  Moritz  Voigt. 

Gesprochen  von 
Ludwig  Mitteis. 

In  dem  am  7.  November  zu  Leipzig  verstorbenen  ordent- 
lichen Honorarprofessor  unserer  Universität  Dr.  Moritz  Voigt 
hat  die  philologisch -historische  Klasse  der  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  ihr  ältestes  Mitglied  verloren  und  muß  diesen 
Verlust  umso  tiefer  beklagen,  als  dieses  ihr  ältestes  Mitglied 
durch  musterhafte  Pflichttreue  in  der  Erfüllung  der  aka- 
demischen Aufgabe  und  durch  unbedingte  Hingebung  an 
unsern  gemeinsamen  Beruf  allen  Jüngeren  vorausleuchtete. 

Moritz  Voigt  war  am  10.  September  1826  in  Leipzig 
geboren  und  hat,  abgesehen  von  kurzen,  nur  der  unbedingt 
erforderlichen  Erholung  gewidmeten  Unterbrechungen  seine 
gesamte  Lebenszeit  daselbst  zugebracht.  Im  Sommersemester 
1853  als  Privatdozent  an  der  hiesigen  Juristenfakultät  zu- 
gelassen, dann  1864  zum  außerordentlichen,  1875  zum  ordent- 
lichen Honorarprofessor  vorgerückt,  ist  er  dem  gelehrten 
Beruf  unentwegt  treu  geblieben  und  das  Leben,  welches  vor 
wenigen  Tagen  geendigt  hat,  ist  ein  ausschließlich  der  Wissen- 
schaft und  ihrer  Lehre  gewidmetes  gewesen. 

Wenn  innerhalb  der  akademischen  Lehrer  nach  Neigung 
und  individueller  Anlage  sich  unterscheiden  läßt  zwischen 
solchen,  welche  das  Schwergewicht  ihrer  Tätigkeit  auf  die 
Ausübung  des  Lehrberufs  und  solchen,  welche  dasselbe  auf 
die  Fortbildung  der  Wissenschaft  legen,  hat  Voigt  unzweifel- 
haft der  letzteren  Richtung  angehört.  Sein  eindringliches, 
die  Dinge  stets  an  ihrer  tiefsten  Wurzel  erfassendes  Naturell 


300  Ludwig   Mitteis: 

erschwerte  es  ihm.  sich  zum  ünterrichtszweck  mit  der  Dar- 
stellung einfachster  'iestalten  und  jener  bloß  relativen  Wahr 
heiten  zu  begnügen,  welche  allein  dem  (»eist  des  Anfängers 
zugänglich  sind.  An  sich  selbst  gewohnt,  die  Probleme  stets 
zu  ihrem  vollen  Umfang  auszuspannen,  war  er  nicht  der  Mann. 
andern  seine  Wissenschaft  nur  in  Stücken  zu  geben.  So  lag 
denn,  obwohl  er  die  Unterrichtstätigkeit  bis  in  sein  Alter 
mit  der  größten  Gewissenhaftigkeit  fortgeführt  hat,  seine 
eigentliche  Bedeutung  in  der  Forschung  und  ist  er  Akademiker 
mehr  in  dem  rein  gelehrten  Sinne  gewesen,  in  welchem  wir 
ihn  in  England  und  Frankreich  schärfer  als  bei  uns  in 
Deutschland  ausgeprägt  finden. 

Durch  Erziehung  und  Anlage  war  VOIGT  in  seinen 
wissenschaftlichen  Arbeiten  von  Anfang  an  auf  eine  streng 
historische  Richtung  hingewiesen.  Er  war  Jurist  und  zwar 
Romanist,  und  an  sich  hätte  dies  ihn  befähigt,  neben  der 
historischen  auch  die  dogmatische  Seite  seiner  Berufsbilduno- 
zur  Geltung  zu  bringen;  aber  er  hat  juristische  Arbeit  im 
engern  Sinn  abgelehnt,  seit  er  erkannt  zu  haben  glaubte,  „daß 
man",  wie  er  sagte,  „nicht  gleichzeitig  Rechtsdogmatik  er  und 
Historiker  sein  könne."  Darum  sind  die  Ansätze  zu  dogma- 
tischer  Untersuchung,  welche  sein  Buch  über  die  Kondiktionen 
des  römischen  Rechts  (1862)  notwendig  mit  sich  brachte, 
unentwickelt  geblieben  und  ist  er  reiner  Historiker  geworden. 

Als  solcher  ist  er  ein  Ausläufer  und  zwar  der  letzte  Aus- 
läufer der  Schule,  wie  sie  in  der  ersten  Hälfte  und  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts  gewesen  ist.  Als  Leitsterne  dienten  ihm 
für  die  römische  Geschichte  Niebuhr,  Drumann,  Schwegler, 
Rübino  und  GÖTTLESTO,  für  die  Recktsgeschiehte  im  engern 
Sinn  Savigny  und  Puchta.  In  der  Gedankenwelt  dieser 
Meister  hat  er  fortgelebt  und  —  hierin  liegt  seine  Eigenart 
—  versucht,  sie  für  sich  allein  weiter-  und  auszubauen. 

Er  lehnte  damit  ein  Doppeltes  ab.  Erstens  die  Teilnahme 
an  den  besonderen  rechtshistorischen  Interessen,  welche  der 
Fortschritt  der  Rechtsdogmatik  vielfach  mit  sich  brachte. 
Die    Jurisprudenz     ist    eine     der    Geschichte     überall     nahe- 


Wobte  zum  Gedächtnis  ax  Moritz  Voigt.  ;'><<1 

stellende  Wissenschaft,  welche  fortwährend  an  die  erstere 
Frao-en  zu  stellen  hat;  aber  der  Inhalt  dieser  Fragen  muß  sich 
im  Laufe  der  Zeit  vielfach  verändern.  Auf  diese  veränderte 
Fragestellung  ließ  sich  Voigt  nicht  ein:  ihm  ist  die  Geschichte 
eine  Wahrheit,  die  man  suchen  soll  nicht  weil  man  sie  braucht, 
sondern  weil  sie  ist,  und  er  fürchtet  der  Geschichte  eine 
falsche  Antwort  zu  suggerieren,  wenn  er  mit  bestimmten 
Fragen  an  sie  herantritt.  Man  kann  diesen  Standpunkt  miß- 
billigen: man  kann  ihm  entgegenhalten,  daß  aller  Geschichte, 
damit  sie  lebendig  werde,  doch  ein  Leben  eingehaucht 
werden  muß,  welches  wir  nur  von  unserm  Leben  nehmen 
können.  Aber  anderseits  hat  dieser  Standpunkt  eine  gewisse 
Berechtigung  insofern,  als  er  unbedingt  gegen  die  Gefahr  schützt, 
moderne  Anschauungen  am  unrechten  Platz  in  die  Vergangen- 
heit hineinzutragen,  und  außerdem  verdient  diese  voraussetzungs- 
lose Forschung  auch  darum  besondere  Achtung,  weil  sie  das 
Opfer  bringt  auf  den  praktischen  Tageserfolg  unbedingt  zu 
verzichten. 

Bedenklicher  war  es,  wenn  Voigt  auch  darin  auf  einen 
Isolierboden  trat,  daß  er  von  den  Resultaten  andrer  Historiker 
Gebrauch  zu  machen  verschmähte.  In  stolzem  Selbstvertrauen 
und  von  dem  Bewußtsein  einer  allerdings  umfassenden  Gelehr- 
samkeit getragen,  lehnte  er  es  durchaus  ab,  in  die  neuen 
Ideenkreise  einzutreten,  welche  namentlich  durch  MOMMSENS 
bahnbrechendes  Auftreten  der  römischen  Rechtsgeschichte  wie 
jedem  andern  Zweig  der  Altertumswissenschaft  eröffnet  wurden. 
Insbesondere  an  jener  größten  Errungenschaft  der  verjüngten 
Altertumskunde  hat  er  nie  Anteil  genommen,  welche  darin 
besteht,  die  Grenzen  unserer  Kenntnis  scharf  und  sicher  ab- 
zustecken und  alles,  was  jenseits  liegt,  aus  dem  Kreis  der 
Wissenschaft  zu  verbannen.  Und  wie  er  in  diesem  Betracht 
als  getreuer  Anhänger  einer  früheren,  eigentlich  schon  von 
Niebuhr  und  Savigny  mißbilligten  Richtung  über  das  Maß 
der  vorhandenen  Quellen  in  die  Konstruktion  hineinschreitet, 
bleibt  er,  auch  in  diesem  Sinn  den  Traditionen  seiner  Jugend- 
zeit folgend,  dem  Wortlaut  dieser  Quellen,  so  weit  sie  reichen, 


802  Ludwig  Mitteis: 

unbedingt  ergeben  und  weist  die  moderne  Quellenkritik  von 
sich   zurück. 

Solche  Einseitigkeit  ist  meist  von  einem  starken  Willen 
getragen,  und  in  der  Tat  ist  die  Kraft  des  Willens,  welche 
sich  in  Voigts  literarischen  Arbeiten  äußert,  von  seltener 
Intensität.  Dies  tritt  am  stärksten  hervor  in  demjenigen 
Werk,  welches  als  sein  Hauptwerk  zu  betrachten  sein  dürfte, 
dem  vierbändigen  Mus  naturale  aequum  et  bonum  und  jus 
gentium'  der  Römer.  Der  Grundgedanke  desselben  ist  wohl 
ein  ähnlicher  wie  er  Iherings  Geist  des  römischen  Rechts 
zugrunde  liegt,  nämlich  die  Evolution  des  Rechts  aus  seinen 
primitiven  Uranfängen  zu  einem  höheren  freieren  System  des 
sozialen  Rechts  zu  verfolgen.  Nur  greift  Voigt  insofern 
weiter,  als  er  diese  Gedanken  nicht  bloß  wie  Ihering  für  die 
Geschichte  des  Privatrechts,  sondern  auch  für  die  Verfassungs- 
geschiente  durchzuführen  sucht,  ein  Plan,  welcher  unstreitig 
die  größere  Vollkommenheit  der  Resultate  ermöglicht.  Voll- 
befriedigend ist  das  eine  Werk  so  wenig  wie  das  andere. 
Doch  ist  entsprechend  dem  Naturell  beider  Forscher  der  Ver- 
lauf bei  beiden  ein  entgegengesetzter.  Während  Ihering  immer 
mehr  in  die  Höhe  und  über  seinen  Stoff  hinaus  in  allgemeine 
rechtsphilosophische  Betrachtungen  getragen  wird,  bohrt  sich 
Voigt  immer  tiefer  ins  einzelne  hinein.  Doch  hat  er,  im 
Gegensatz  zu  Ihering,  für  sein  Werk  wenigstens  den  äußern 
Abschluß  gefunden,  wie  denn  seine  zähe  Energie  darin  be- 
sonders hervortritt,  daß  er  die  groß  angelegten  Werke,  die 
er  immer  wieder  unternommen  hat,  nie  als  Torsi  im  Stich  ließ. 

Voigts  in  diesem  Werke  sich  so  stark  ausprägende 
Arbeitsweise  hat  aus  den  bereits  früher  angedeuteten  Gründen 
manchen  Widerspruch  erfahren;  aber  man  soll  auch  nicht 
vergessen,  daß  seinen  Untersuchungen  stets  ein  kräftiger  und 
vielfach  auch  sehr  gesunder  Gedankennerv  zugrunde  liegt. 
Im  Jus  naturale  ist  insbesondere  der  zweite  Band  von  Be- 
deutung, insofern  Voigt  hier,  seiner  Zeit  vorauseilend,  zuerst 
eine  Darstellung  des  römischen  Provinzialrechts  und  seines 
Verhältnisses  zum  Reichsrecht,  sowie  überhaupt  des  römischen 


Worte  zum  Gedächtnis  an  Moritz-Voigt.  303 

Rechts  zum  Hellenismus  unternommen  hat.  Der  Versuch 
ist  allerdings  aus  mehr  denn  einem  Grund,  vor  allem  aber 
schon  deswegen  gescheitert,  weil  er  zu  früh,  das  heißt  zu 
einer  Zeit  unternommen  wurde,  wo  zulängliche  Quellen  für 
diese  heut  immer  mehr  in  den  Vordergrund  tretende  Forschung 
fehlten.  Er  ist  darum  fast  gänzlich  in  Vergessenheit  geraten, 
und  nur  wenigen  Gelehrten,  wie  vor  allem  Heineich  Degenkolb 
in  seiner  feinsinnigen  Rektoratsrede  über  Rechtseiuheit  und 
Rechtsnationalität  im  römischen  Reich  (1884)  sind  diese  Fragen 
im  Bewußtsein  geblieben;  aber  jene,  welchen  heute  dieses  Ge- 
biet am  Herzen  liegt,  dürfen  nicht  verkennen,  daß  Voigt  es 
schon  früher  mit  sehnendem  Auge  aus  der  Ferne  geschaut  hat. 

Dem  Jus  naturale  folgte  1883  das  zweibändige  Werk 
über  die  Zwölftafeln  und  1891  —  1903  die  römische  Rechts- 
geschichte (3  Bände.)  Die  Gewalt  der  Arbeitskraft  ist  in 
beiden  die  gleiche,  und  gleich  auch  die  bewundernswerte  Geduld, 
mit  welcher  aus  allen  Teilen  eines  fast  unübersehbaren  Arbeits- 
gebiets die  Steine  zum  Bau  herangetragen  werden.  Doch 
macht  sich  in  dem  erstgenannten  Werke,  welches  in  eine 
dämmerige  Periode  der  römischen  Rechtsgeschichte  zurückgreift, 
Voigts  Subjektivität  stärker  geltend  als  in  dem  letzteren,  wo 
der  Bauplan  vielfach  sicher  vorgezeichnet  war,  und  darum 
wird  dieses  letztere,  das  wohl  als  sein  wissenschaftliches 
Vermächtnis  gelten  kann,  bei  der  ungeheuren  Stoffmenge, 
welche  es  bietet,  voraussichtlich  auf  längere  Zeit  seinen  Wert 
behalten. 

Für  diese  umfassenden  Werke  hat  Voigt  sich  die  Voraus- 
setzungen in  zahlreichen  Spezialuntersuchungen  beschafft. 
Diese  hat  er  seit  1871  ausschließlich  in  den  Berichten  und 
Abhandlungen  unserer  Gesellschaft  veröffentlicht,  in  welchen 
sie  eine  äußerst  stattliche  Reihe  bilden.  Die  Festschrift  der 
Gesellschaft  zu  ihrer  fünfzigjährigen  .  Jubelfeier  von  1896 
zählt  deren  nicht  weniger  als  achtzehn  auf,  wozu  seit  jener 
Zeit  noch  vier  hinzugekommen  sind.  Die  verschiedensten 
Materien  behandelnd  sind  sie  ein  beredtes  Zeugnis  der  viel- 
seitigen Arbeit    ihres   Verfassers,    und    mehr    denn    eine  von 

Phil.-hist.  Klasse  1905.    Bd.  LVII.  21 


:'><»4     L.  Mitteis:  Worte  zum  Gedächtnis  an  Moritz  Voigt. 

ihnen,  wir  insbesondere  die  Untersuchung  über  den  Bedeutungs- 
Wechsel  gewisser,  die  Zurechnung  einer  Tat  bezeichnenden 
lateinischen  Ausdrücke,  sowie  jene  über  die  Bankiers  der 
Körner  und  nicht  minder  die  über  die  Entwicklung  des  Pignus 
zum    Rechtsinstitut    haben    die    Literatur    ihrer    Zeit    kräftig 

o 

beeinflußt. 

VOIGTS  Stellung  in  der  Literatur  ist  eine  eigenartige. 
Vermöge  seines  oben  geschilderten  Verhältnisses  zu  der 
modernen  Forschung  ist  es  allmählich  einsam  um  ihn  geworden, 
und  doch  war  seine  wissenschaftliche  Kraft  zu  groß,  als  daß 
er  hätte  vergessen  werden  können.  Oft  genug  hat  er  mit 
einem  kräftigen  Vorstoß  die  Aufmerksamkeit  und  selbst  die 
Nachfolge  solcher  erzielt,  welche  methodisch  seine  Gregner 
waren.  Größer  noch  als  in  Deutschland  war  seine  Anhänger- 
schaft in  Italien  und  teilweise  in  Frankreich.  Namentlich  in 
Italien  sind  seine  Schriften  viel  benutzt  worden.  Aber  selbst 
diejenigen,  welche  bei  uns  manchen  seiner  Lehren  skeptisch 
gegenüberstanden,  erkennen  doch  den  tiefen  wissenschaftlichen 
und  darum  auch  sittlichen  Ernst  an,  welcher  seiner  hingebenden 
Bemühung,  seinem  unausgesetzten  Ringen  nach  der  Wahrheit 
zugrunde  liegt,  sowie  die  eminente  Gelehrsamkeit,  welche 
jedes  seiner  Werke  zu  einer  wahren  Fundgrube  historischer 
Tatsachen  macht.  Man  mag  über  vieles  anders  denken  als 
er;  aber  wer  hat  die  Wahrheit?  Mit  ihm  ist  eine  bedeutende 
Individualität  dahin  gegangen;  ein  Gelehrter,  dessen  Namen 
weit  über  die  Grenzen  Deutschlands  in  den  Kreisen  der  Fach- 
genossen wohl  bekannt  und  geachtet  war  und  der  in  der 
Literaturgeschichte  der  römischen  Rechtskunde  unter  den 
Jüngern  Savignys  stets  als  einer  der  treuesten  und  hin- 
gehendsten wird  genannt  werden  müssen. 


Druckfertig  erklart  16.  Xll.     805] 


< 


Protektor  der  Königlich  Sächsischen  Gesellschaft  der 

Wissenschaften 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Ehrenmitglied. 

Seine    Exzellenz    der    Staatsminister    des    Kultus    und    öffentlichen 
Unterrichts  Dr.  Kurt  Damm  Paul  v.  Seydeiviiz. 


Ordentliche  einheimische  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Klasse. 

Geheimer  Rat   Ernst  Windisch   in   Leipzig,    Sekretär   der   philol.- 

histor.  Klasse  bis  Ende  des  Jahres   1906. 
Geheimer    Rat    Hermann    Lipsius    in    Leipzig,     stellvertretender 

Sekretär  der  philol.-histor.  Klasse  bis  Ende  des  Jahres  igo6. 
Professor  Adolf  Birch-Hirschfeld  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat  Friedrich  Karl  Brugmann  in  Leipzig. 

-  Karl  Bücher  in  Leipzig. 

Professor  Berthold  Delbrück  in  Jena. 

August  Fischer  in  Leipzig. 

Geheimer  Hofrat  Oscar  v.  Gebhardt  in   Leipzig. 

Heinrich   Geizer  in  Jena, 

Georg  Götz  in  Jena. 
Geheimer  Kirchenrat  Albert  Hauch  in  Leipzig. 
Geheimer  Rat  Max  Heinze  in  Leipzig. 
Geheimer  Hof  rat  Rudolf  Hirzel  in  Jena. 
Oberschulrat  Friedrich   Otto  Hidtsch  in  Dresden-Striesen. 
Professor  Albert  Röster  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat  Karl  Lamprecht  in  Leipzig. 

August  Leskien  in  Leipzig. 

1905.  a 


II  Mitglieder -Verzeichnis. 

Professor  Friedrich    Marx  in  Leipzig. 
Eichard  Meister  in  Leipzig. 

Geheimer  Hofrat    Lmtirig   Mittiis  in  Leipzig. 
Professor  "Eugen  Mogk  in  Leipzig. 
Oberstudienrat  Hermann  Peter  in  Meißen. 

Wilhelm  Röscher  in  Dresden. 
Professor  August  Schmarsoiv  in  Leipzig. 
! lotrat    Theodor  Schreiber  in  Leipzig. 
Professor  Gerhard  Seeliger  in  Leipzig. 
(iclicimcr  Hofrat  Eduard  Sievers  in  Leipzig. 
Geheimer  Rat  Rudolph  Sohm  in  Leipzig. 
Professor  Georg  Steindorff  in  Leipzig. 
Wilhelm  Stieda  in  Leipzig. 
-  Franz  Studniczka  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat  Georg  Treu  in  Dresden. 

Richard  Paul  Wülker  in  Leipzig. 
Professor  Heinrich  Zimmern  in  Leipzig. 


Frühere  ordentliche  einheimische,  gegenwärtig  auswärtige 
Mitglieder  der  philologisch-historischen  Klasse. 

Geheimer  Hofrat  Lujo  Brentano  in  München. 
Professor  Friedrich  Delitzsch  in  Berlin. 
Geheimer  Hofrat  Erich  Mareks  in  Heidelberg. 
Hofrat  Friedrich  Kluge  in  Freiburg  i.  B. 
Geheimer  Regierungsrat  Eberhard  Schröder  in  Berlin. 


Ordentliche  einheimische  Mitglieder  der  mathematisch- 
physischen Klasse. 

Geheimer  Rat  Ferdinand  Zirkel  in  Leipzig,  Sekretär  der  mathem.- 

phys.  Klasse  bis  Ende  des  Jahres   1905. 
Geheimer  Bergrat  Hermann   Credner  in  Leipzig,   stellvertretender 

Sekretär  der  mathem.-phys.  Klasse  bis  Ende  des  Jahres  1905. 
Geheimer  Hofrat  Ernst  Beckmann  in  Leipzig. 

Wilhelm  Biedermann  in  Jena. 

Geheimer  Medizinalrat  Rudolf  Böhm  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat  Heinrich  Bruns  in  Leipzig. 


Mitglieder -Verzeichnis.  III 

Geheimer  Hofrat  Karl  Chun  in  Leipzig. 
Professor  Theodor  Des  Coudres  in  Leipzig. 
Dr.  Wilhelm  Feddersen  in  Leipzig. 
Professor  Otto  Fischer  in  Leipzig. 
Geheimer  Medizinalrat  Paul  Flechsig  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat   Wilhelm  Hallwachs  in  Dresden. 
Professor  Arthur  Hantzsch  in  Leipzig. 
Geheimer  Medizinalrat  Ewald  Hering  in  Leipzig. 
Professor  Otto  Holder  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat  Ludivig  Knorr  in  Jena. 

Martin  Krause  in  Dresden. 

Geheimer  Medizinalrat  Felix  Marchand  in  Leipzig. 

Professor  Adolph  Mayer  in  Leipzig. 

Geheimer  Hofrat  Ernst  von  Meyer  in  Dresden. 

Wilhelm  Müller  in  Jena. 
-  Carl  Neumann  in  Leipzig. 
Wirklicher  Staatsrat  Professor  Arthur  v.  Oettingen  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat    Wilhelm  Ostwald  in  Leipzig. 

Wilhelm  Pfeffer  in  Leipzig. 
Hofrat  Karl  Bdbl  in  Leipzig. 
Geheimer  Hofrat  Karl  Hohn  in  Leipzig. 

Wilhelm  Scheibner  in  Leipzig. 
Professor  Ernst  Stahl  in  Jena. 
Geheimer  Hofrat  Johannes  Thomae  in  Jena. 

—  August  Topler  in  Dresden. 
Professor  Otto    Wiener  in  Leipzig. 
Geheimer  Rat    Wilhelm  Wimdt  in  Leipzig. 

Gustav  Anton  Zeuner  in  Dresden. 


Außerordentliche  Mitglieder  der  mathematisch-physischen- 

Klasse. 

Professor  Karl   Correns  in  Leipzig. 
Joharmes  Felix  in  Leipzig. 
Hans  Held  in  Leipzig. 
Max  Siegfried  in  Leipzig. 
Otto  zur  Strassen  in  Leipzig. 


I\  M 


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IVühere  ordentliche  einheimische,  i>-p<*enwärtiy-  auswärtige 
Mitglieder  der  mathematisch-physischen  Klasse. 

Geheimrat  Ludwig  Boltzmann  in  Wien. 
Professor  Friedrich  Engel  in  Greifswald. 
Geheimer  Regierungsrat  Felix  Klein   in   Gültingfii. 


Archivar 
Ernst  Robert  Abendroth  in  Leipzig. 


Verstorbene  Mitglieder. 

Ehrenmitglieder. 

Falkenstein,  Johann  Paul  von,   1882. 

Gerber,  Carl  Friedrich  von,   1891. 

Wietersheim,  Karl  August   Wilhelm  Eduard  von,   1865. 

Philologisch -historische  Klasse. 

Albrecht,  Eduard,   1876.  Gersdorf,   Ernst  Gotthelf,    1874. 

Ammon,  Christoph  Friedrich  von,  Gattung,  Carl,   1869. 

1850.  Gutschmid,  Hermann  Alfred  von, 
Becker,    Wilhelm  Adolf,   1846.  1887. 

Berger,  Hugo,   1904.  Hänel,  Gustav,   1878. 

Böhtlingk,  Otto,   1904.  Hand,  Ferdinand,   185 1. 

Brockhaus,  Hermann,   1877.  Hartenstein,  Gustav,   1890. 

Bursian,  Conrad,   1883.  Hasse,   Friedrich   Christian  Au- 
Curtius,  Georg,    1885.  gust,    1848. 

Broysen,  Johann  Gustav,    1884.  Haupt,  Moritz,   1874. 

öfters,  6reor<7,   1898.  Hermann,  Gottfried,   1848. 

.Efterf,  Adolf,   1890.  Jacobs,  Friedrich.    1847. 

Fleckeisen,  Alfred,   1899.  Jer/m,  Ofto,   1869. 

Fleischer,  Heinr.  Leberecht,  1888.  Janitschek,  Hubert,   1893. 

Flügel,  Gustav,   1870.  Köhler,  Reinhold,   1892. 

Franke,  Friedrich,    187 1.  Krehl,  Ludolf,    1901. 

Gabelentz,  Hans  Conon  von  der,  Lange,  Ludwig,   1885. 

1874.  Marquardt,  Carl  Joachim,  1882. 

Gabelentz,     Hans    Georg    Conon  Maurenbrecher,    Wilhelm,    1892. 

w»  der,    1893.  Miaskowski,   August  von,    1899. 


Mitglieder -Verzeichnis. 


Michelsen ,    Andreas    Ludwig 

Jacob,   1881. 
Mommsen,  Theodor,   1903. 
Nipperdey,  Carl,    1875. 
Noorden,  Carl  von,   1883. 
Overbeck,  Johannes  Adolf.   1895. 
Pertsch,    Wilhelm,    1899. 
Peschel,  Oscar  Ferdinand,   1875. 
Preller,  Ludwig,   1861. 
Batsei,  Friedrich,   1904. 
Bibbeck,  Otto,   1898. 
Ritschi,  Friedrich  Wilhelm.  1876. 
Bohde,  Erwin,   1898. 
Boscher,    Wilhelm,    1894. 
Buge,  Sophus,   1903. 
Sauppe,  Hermann,    1893. 


Schleicher,  August,   1868. 
Seidler,  August,   1851. 
Seyffarth,   Gustav,    1885. 
6'ocm,  Albert,   1899. 
Springer,  Anton,    1891. 
Stark,  Carl  Bernhard,    1879. 
Stobbe,  Johann  Ernst  Otto,  1887. 
Twcä,  Friedrich,   1867. 
Ukert,   Friedrich  August.    1 85 1. 
Foi#^   Georg,   1891. 
7oi#f,  Moritz,   1905. 
Wachsmuth,  Curt,   1905. 
Wachsmuth,   Wilhelm,   1866. 
T'Fäcftter,  CarZ  Georg  von,  1880. 
Wesfermaww,  -4wfow,   1869. 
Zarncke,  Friedrich,   1891. 


Mathematisch-physische  Klasse. 


J.b&e,  Ernst,   1905. 
d' Arrest,  Heinrich,   1875. 
Baltzer,  Heinrich  Bichard,  1887. 
Bezold,  Ludivig  Albert  Wilhelm 

von,   1868. 
Braune,  Christian  Wilhelm.  1892. 
Bruhns,   Carl,    1881. 
Carus,  Carl  Gustav,   1869. 
Carus,  Julius  Victor,   1903. 
Cohnheim,  Julius,   1884. 
Döber  einer,  Johann   Wolf  gang, 

1849. 
Drobisch,  Moritz  Wilhelm,  1896. 
Erdmann,  Otto  Linne,   1869. 
Fechner,  Gustav  Theodor,    1887. 
Funke,  Otto,   1879. 
Gegenbaur,  Carl,   1903. 
Geinitz,  Hans  Bruno,   1900. 
Hankel,    Wilhelm  Gottlieb,   1899. 
Hansen,  Peter  Andreas,   1874. 
Harnack.  Axel.    1888. 


-Efts,  Wilhelm,   1904. 
Hofmeister,    Wilhelm,   1877. 
Huschke,  Emil,   1858. 
Knop.    Johann   August    Ludwig 

Wilhelm,    1891. 
Kolbe,  Hermann,   1884. 
Krüger,  Adalbert,   1896. 
Kunze,  Gustav,   1851. 
Lehmann,    Carl  Gotthelf.    1863. 
Leuckart,  Budolph,    1898. 
Z^e,  Sophus,   1899. 
Lindenau,  Bernhard  August  von, 

1854. 
Ludwig,   Carl,   1895. 
Marchand,  Bichard  Felix,    1850. 
Mettenius,  Georg,   1866. 
Möbius,  August  Ferdinand,  1868. 
Naumann,  Carl  Friedrich,  1873. 
Pöppig,  Eduard,   1868. 
Beich,  Ferdinand,   1882. 
Bichthofen,  Ferdinand  v.,    1905. 


VI 


Mitglieder -Verzeichnis. 


Scheerer,  Theodor,   i B75. 

Schenk,  August,   i8gi. 

Schieiden,  Matthias  Jacob,  1881. 

S(  h lömilch ,  Oscar ,   1 90 1 . 

Schmitt,  Budolf   Wilhelm,    1898. 

Schioägrichen,  Christian  Fried- 
rich,  1853. 

Sn  heck,  Ludwig  Friedrich  Wil- 
helm August,   1849. 

Stein,  Samuel  Friedrich  Natha- 
nael  von,   1885. 


Stohmann,  Friedrich,    1897. 
Volkmann,  Alfred  Wilhelm,  1877. 
Weber,  Eduard  Friedrich,  1871. 
Weber,  Ernst  Heinrich,   1878. 
Weber,   Wilhelm,   1 89 1 . 
Wiedemann,  Gustav,   1899. 
Winkt  er,  Clemens,   1904. 
Wislicenus,  Johannes,   1902. 
Zöllner,  Johann  Carl  Friedrich, 
1882. 


Leipzig,  am  31.  Dezember  1905. 


Verzeichnis 

der  bei  der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften im  Jahre  1905  eingegangenen  Schriften. 


1.  Von  gelehrten  Gesellschaften,  Universitäten  und  öffentlichen 
Behörden  herausgegebene  und  periodische  Schriften. 

Deutschland. 

Abhandlungen  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin. 
Aus  d.  J.  1904.     Berlin  d.  J. 

Sitzungsberichte  der  Königl.  Preuß.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin. 
1904,  No.  41 — 53.     1905,  No.  1 — 38.     Berlin  d.  J. 

Politische  Korrespondenz  Friedrichs  d.  Gr.     Bd.  30.     Berlin  1905. 

Acta  Borussica.  Denkmäler  der  preußischen  Staatsverwaltung  im 
18.  Jahrh.  Herausg.  von  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften: 
Die  Behördenorganisation  und  die  allgemeine  Staatsverwaltung- 
Preußens  im  18.  Jahrhundert.  Bd.  7.  —  Ergbd.  Die  Briefe  König 
Friedrich  Wilhelms  I.  an  den  Fürsten  Leopold  zu  Anhalt -Dessau 
1704— 1740.     Berlin   1904.  05. 

Kekule  von  Stradonitz ,  Ueitih.,  Echelos  und  Basile.  Attisches  Relief 
aus  Rhodos.  65.  Programm  zum  Winckelmannsfeste  der  Archäo- 
logischen Gesellschaft  zu  Berlin.     Berlin  1905. 

Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Jahrg.  37, 
No.  18.     Jahrg.  38,  No.  1 — 17.     Berlin  1904.  05. 

Die  Fortschritte  der  Physik  im  J.  1904.  Dargestellt  von  der  Physi- 
kalischen Gesellschaft  zu  Berlin.  Jahrg.  60.  Abt.  1 — 3.  Braun- 
schweig 1905. 

Verhandlungen  der  deutschen  physikalischen  Gesellschaft.  Jahrg.  6, 
No.  10—24.    Jahrg.  7,  No.  1.  2.     Berlin  1904.  05. 

Centralblatt  für  Physiologie.  Unter  Mitwirkung  der  Physiologischen 
Gesellschaft  zu  Berlin  herausgegeben.  Bd.  18  (Jahrg.  1904), 
No.  20 — 26.  Bd.  19  (Jahrg.  1905),  No.  1  — 18.  —  Bibliographia 
physiologica.     Ser.  III.    Bd.  1.    No.  1.  2.     Berlin  1904.  05. 

Verhandlungen  der  Physiologischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Jahrg.  29 
(1904/05),  No.  5  —  15.    Berlin  d.  J. 

Abhandlungen  der  Kgl.  Preuß.  geolog.  Landesanstalt  N.  F.  H.  43.  44. 
Berlin   1904.  05. 


\  \\\  Verzeichnis  deh  eingegangenen  Schriften. 

Wissenschaftliche  Abhandlungen  der  Physikalisch-Technischen  Reichs- 
anstalt     I5d.  4.    II.  2.     Berlin   1905. 

Die  Tätigkeit  der  Physikalisch-Technischen  Reichsanstalt  im  Jahre  1904. 
S.  A.     Berlin  d.  J 

Mit  ihr,    Di»-   geschichtliche   Kntwickelung  der  farbigen  Photographie. 

Rede  in  der  Halle  der  Kgl.  Technischen  Hochschule.    Berlin  1905. 

Verein  deutscher  Ingenieure.    Leitfaden  für  das  Technolexikon.     2.  Aufl. 

-  Jansen,   Herb.,  Verzeichnis  der  Fremdwörter  im  Deutschen,  bei 

denen  verschiedene  Schreibungen  zulässig  sind.  2.  Aufl.  Berlin  1905. 

Bonner  Jahrbücher.  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreundeu  im 
Rheinlande.     H.  111/112  u.  Tafelbd.     Bonn  1904. 

Zweiundachtzigster  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Kultur.  Enthält  den  Generalbericht  über  die  Arbeiten 
und  Veränderungen  der  Gesellschaft  im  J.  1904  u.  Ergb.  zum 
81.  Jahresber.     Breslau  1904.  05. 

Schriften  der  Xaturforschenden  Gesellschaft  in  Danzig.    N.  F.  Bd.  11. 

H.  1 — 3.  —  Katalog  der  Bibliothek.     H.  1.     Danzig  1904.  05. 
Zeitschrift  des  k   sächsischen  statistischen  Bureaus.    Jahrg  50,  No.  3.  4. 

Jahrg.  51,   No.  1.  —  Normalkalender  für  das  Königr.  Sachsen  auf 

d.  J.   1906.    —    Statistisches    Jahrbuch    für    das    Königr.    Sachsen. 

Jahrg.  33.     Dresden  1904.  05. 

Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  in  Dresden. 
Sitzungsber.  1901/02.  1903/04.  1904/05.  München  1902.  05.  —  Ver- 
zeichnis der  Büchersammlung.     Dresden  1905. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen  der  naturwissenschaftlichen  Gesell- 
schaft Isis  in  Dresden.  Jahrg.  1904,  Jul. — Dez.  1905,  Jan. — Jun. 
Dresden  d  J. 

Verzeichnis  der  Vorlesungen  und  Übungen  an  der  Kgl.  Sachs.  Tech- 
nischen Hochschule  f.  d.  Sommersem.  1905  u.  Wintersem.  1905/06.  — 
Personalverzeichnis  der  Kgl.  Sachs.  Techn.  Hochschule  f.  d.  Sommer- 
sem. 1905  u.  Wintersem.  1905/od. 

Mitteilungen  der  Pollichia,  eines  naturwissenschaftlichen  Vereins  der 
Rheinpfalz.    No.  20.  21.    Jahrg.  61.  62.    Dürkheim  a.  d.  H.  1904.  05. 

Jahrbuch  des  Düsseldorfer  Geschichtsvereins.  Bd.  19.  Beiträge  zur 
Geschichte  des  Niederrheins.     Düsseldorf  1905. 

Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von 
Erfurt.     H.  25.     Erfurt  1904. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medizinischen  Societät  in  Erlangen. 
H.  36  (1904).     Erlangen  1905. 

Jahresbericht  des  Physikalischen  Vereins  zu  Frankfurt  a.  M.  f.  das 
Rechnungsjahr  1903/04.     Frankfurt  1905. 

Helios.  Abhandlungen  und  monatliche  Mitteilungen  aus  dem  Gesamt- 
gebiete der  Naturwissenschaften.  Organ  des  Naturwissensch.  Vereins 
des  Reg.-Bezirks  Frankfurt.     Jahrg.  22.     Berlin  1905. 

Jahrbuch  f.  d.  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Königreich  Sachsen  auf 
d.  Jahr  1905.     Freiberg  d.  J. 

Programm  der  Kgl.  Sachs.  Bergakademie  zu  Freiberg  f.  d.  J.  1905/06. 
Freiberg  1905. 

Verzeichnis  der  Vorlesungen  auf  der  Großherzogl.  Hessischen  Ludwigs- 
Univers.    zu   Gießen.     Sommer    1905,    Winter  1905/06;    Personal- 


Verzeichnis  deh  eingegangenen  Schriften.  IX 

bestand  W.  1904/05,  S.  1905.  —  Promotionsordnungen.  --  Ordnung 
der  ärztlichen  Vorprüfung.  —  Studienplan  für  die  Studierenden  der 
Veterinärmedizin.  —  Dsg.  für  Mathematik.  —  Prüfungsordnung  für 
Tierzuchtinspektoren  und  Landwirte.  —  Drews,  P.,  Die  Ordination, 
Prüfung  und  Lehrverpflichtung  der  Ordinanden  in  Wittenberg  1535 
(Progr.).  —  Vossius,  A.,  Die  Augenheilkunde  im  Mittelalter  und 
ihre  Entwickelung  im  in.  Jahrh.  (Festrede).  Gießen  1904.  05.  — 
in   Dissertationen  a.  d.  J.  1904/05. 

Bericht  der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  u.  Heilkunde.  34. 
Gießen  1905. 

Abhandlungen  der  Königl. Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 
N.  F.  Philologisch-historische  Klasse.  Bd.  8.  No.  3—6.  Math.-phys. 
Klasse.     Bd.  3.   No.  2—4.    Bd.  4.  No.  1.  3.  4.     Göttingen  1904.  05. 

Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu 
Göttingen.  Math.-phys.  Kl.  1904,  No.  6.  1905,  No.  1—3.  Philol.- 
hist.  Kl.  1904,  No.  4.  5.  1905,  No.  1—3.  Geschäftliche  Mitteilungen. 
1904,  H.  2.     1905,  H.  1.     Göttingen  d.  J. 

Jahresbericht  der  Fürsten-  und  Landesschule  zu  Grimma  über  d. 
Schuljahr  1904/05.     Grimma   1905. 

Nova  Acta  Academiae  Caes.  Leopoldino-Caroiinae  germanicae  naturae 
curiosorum.  Tom.  81—83.  —  Katalog  der  Bibliothek  der  Kais. 
Leop.-Carol.  Deutschen  Akademie  der  Naturforscher.  Bd.  3.  Lief.  1. 
Halle  1904.  05. 

Leopoldina.  Amtl.  Org.  d.  Kais.  Leopoldinisch-Carolinisch  deutschen 
Akad.  der  Naturforscher.  H.  40,  No.  12.  H.  41,  No.  1  — 10. 
Halle  1904.  05. 

Zeitschrift  für  Naturwissenschaften.  Organ  des  naturwiss.  Vereins  für 
Sachsen  und  Thüringen.     Bd.  77.    H.  3—6.     Stuttgart  1905. 

Mitteilungen  der  mathematischen  Gesellschaft  in  Hamburg.  Bd.  4. 
H.  5.     Leipzig  1905. 

50.— 54.  Jahresbericht  der  Naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Hannover 
1 899/1 900 — 03/04.     Hannover  1905. 

Neue  Heidelberger  Jahrbücher.  Herausg.  vom  Histor. -philosophischen 
Vereine  zu  Heidelberg.  Jahrg.  13,  Heft  2.  Jahrg.  14.  H.  1.  Heidel- 
berg 1904.  05. 

Mitteilungen  der  Großh.  Sternwarte  zu  Heidelberg.  Herausg.  von 
W.  Valentiner.  5.  6.  —  Veröffentlichungen  der  Großh.  Sternwarte 
zu  Heidelberg.     Bd.  3.     Karlsruhe  u.  Leipzig   1904.  05. 

Berichte  über  Land-  und  Forstwirtschaft  in  Deutsch-Ostafrika.  Herausg. 
vom  Kaiser!  Gouvernement  von  Deutsch-Ostafrika  Dar-es-Saläm. 
Bd.  2.    H.  4 — 6.     Heidelberg  1905. 

Verhandlungen  des  naturhistorisch -medizinischen  Vereins  zu  Heidel- 
berg. N.  F.     Bd.  8.    H.  1.     Heidelberg  1904. 

Fridericiana.  Großherzogl.  Badnische  Technische  Hochschule  zu  Karls- 
ruhe. Programm  f.  1905/06.  —  Schur,  Friede..  Johann  Heinrich 
Lambert  als  Geometer.  (Festrede.)  Karlsruhe  1905.  -  -  9  Disserta- 
tionen a.  d.  J.  1904/05. 

Chronik  d.  Universität  zu  Kiel  f.  d.  J.  1904/5.  -  Verzeichnis  der 
Vorlesungen.  Winter  1904/05,  Sommer  1905.  —  Harzer,  Paul,  Die 
exakten  Wissenschaften  im  alten  Japan  (Rede).  —  Heller,  Arnold, 
Die   Mitwirkung   der   Medizin    am   inneren   Ausbau   des   deutschen 


\  Verzeichnis  di  b   eingegangenen  Schbiften 

Reich.-  Uede).  —  Körting,  Gmt.,  Bemerkungen  über  den  Begriff 
und  die  Teile  des  grammatischen  Satzes  (Trogr.).  Kiel  1905.  — 
90  Dissertationen  a.  d.  J.  1904/05. 

Wissenschaftliche  Meeresuntersuchungen.  Herausg.  von  der  Kommission 
zur  wissenschaftl.  Untersuchung  der  deutschen  Meere  in  Kiel  und 
der  Biologischen  Anstalt  auf  Helgoland.  Im  Auftrage  des  Königl. 
Minist,  für  Landwirtschaft,  Domänen  usw.  N.  F.  Abteilung  Hel- 
goland.   Bd.  7.  H.  1.    Abteilung  Kiel.  Bd.  8.    Kiel  und  Leipzig  1905. 

Astronomische  Beobachtungen  auf  der  Sternwarte  der  kgl.  Christian- 
Albrechts-Universität  zu  Kiel.  1.  Beschreibung  der  neuen  Meridian- 
kreisanlage von  Paul  Harzer.     Leipzig  1905. 

Schriften  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  für  Schleswig -Holstein. 
Bd.  13.    H.  1.  —  Register  zu  Bd.  1  — 12.     Kiel  1904.  05. 

Schriften  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg. 
Jahrg.  45  (1904).     Königsberg  1904. 

1 1 .  Jahresbericht  des  Instituts  für  rumänische  Sprache.  —  Weigernd, 
Gust.,  Linguistischer  Atlas  des  dakorumänischen  Sprachgebietes. 
Lief.  6.     Leipzig   1904.  05. 

Das  städtische  Gymnasium  zu  St.  Nikolai  in  Leipzig.  Bericht  über  das 
Schuljahr  190405.     Leipzig  1905. 

Abhandlungen  der  math.-phys.  Kl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  22, 
Abt.  2.     München  1904. 

Abhandlungen  der  histor.  Kl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  23, 
Abt.  2.     München  1904. 

Abhandlungen  der  philos.-philol.  Kl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  22. 
Abt.  3.    Bd.  23,  Abt.  1.     München  1905. 

Almanaeh  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  f.  d.  J.  1905.     München  d.  J. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-phys.  Kl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss. 
zu  München.     1904.  H.  3.    1905,  H.  1.  2.     München  d.  J. 

Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  u.  histor.  Kl.  der  k.  bayer.  Akad. 
(1.  Wiss.  zu  München.     1904,  H.  4.    1905,  H.  1 — 3.     München  d.  .1. 

Amira,  K.  v.,  Konrad  von  Maurer  «Gedächtnisrede)  —  Friedrich,  Jöh., 
(ledächtnisrede  auf  Karl  Adolf  ven  Cornelius.  ■ —  Heigel,  K.  Th.  v., 
Zum  Andenken  an  Karl  von  Zittel  (Rede).  —  Krumbacher,  K.,  Das 
Problem  der  neugriechischen  Schriftsprache.  —  Pringsheim ,  AI  fr.. 
Über  den  Wert  und  angeblichen  Unwert  der  Mathematik  (Festrede). 
München  1903.  04. 

46.  Plenarversammlung  der  histor.  Kommission  bei  der  k.  bayer.  Akad. 
d.  Wiss.     Bericht  des  Sekretariats.     München  1905. 

Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  für  Morphologie  und  Physiologie  in 
München.     Bd.  20.    H.  1.  2.     Bd.  21.    H.  1.     München  1904.  05. 

Anzeiger  des  Germanischen  Nationalmuseums.  Jahrg.  1904.  Hft.  1 — 4. 
Nürnberg  1904. 

Abhandlungen  der  naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Nürnberg.  Bd.  15, 
H.  2.  —  Jahrbuch  f.  1903.     Nürnberg  1904. 

Historische  Monatsblätter  für  die  Provinz  Posen.  Jahrg.  5,  No.  1 — 12. 
Posen  1904. 

Zeitschrift  der  Historischen  Gesellschaft  für  die  Provinz  Posen.  Jahrg.  19, 
H.  1.2.     Posen  1904. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XI 

Veröffentlichung  des  Kgl.  Preuß.  Geodätischen  Instituts  (in  Potsdam. 
N.  Folge  No.  18—24.     Berlin   1904.  05. 

Württembergische  Vierteljahrsschrift  für  Landesgeschichte.  Heran sg. 
von  der  Württembergischen  Kommission  f.  Landesgeschichte.  N.  F 
Jahrg.  14  (1905).     Stuttgart  d.  J. 

Tharander  forstliches  Jahrbuch.     Bd.  55,  1.  2.     Dresden  1905. 

Mitteilungen  des  Vereins  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Ober- 
schwaben.    H.  11.  12.     Ulm  1904.  05. 

Zuwachs  der  Großherzl.  Bibliothek  zu  Weimar  i.  d.  J.  1902 — 04. 
Weimar   1905. 

Jahrbücher  des  Nassauischen  Vereins  f.  Naturkunde.  Jahrg.  58.  Wies- 
baden 1905. 

Sitzungsberichte  der  physikal.  -  medizin.  Gesellschaft  zu  Würz  bürg. 
Jahrg.  1904,  No.  4 — 10.     Jahrg.  1905,  No.  1.  2.     Würzburg  d.  J. 

Verhandlungen  der  physikal. -medizin.  Gesellschaft  zu  Würzburg.  N.  F. 
Bd.  37,  No.  3 — 10.     Würzburg  1904.  05. 

Österreich -Ungarn. 

Codex   diplomaticus   Regni   Croatiae,   Dalmatiae   et  Slavoniae.     Vol.  2. 

Zagreb  (Agram)  1904. 
Grada  za  povjest  knizevnosti  hrvatske  na  svijet  izdaje  Jugoslav.  Akadem. 

znanosti  i  umjetnosti.     Khiga  4.     U  Zagrebu  1904. 

Ljetopis  Jugoslavenske  Akademije  znanosti  i  umjetnosti  (Agram). 
Svez.  19.     1904.     U  Zagrebu  1905. 

Rad  Jugoslavenske  Akademije    znanosti    i    umjetnosti.     Kn.    157 — 160. 

U  Zagrebu  1904.  05. 
Rjecnik  hrvatskoga  ili  srpskoga  jezika.     Izd.  Jugoslav.  Akad.  znanosti 

i  umjetnosti.    Svez.  24.    U  Zagrebu  1904. 

Starine    na    svijet    izdaje    Jugoslav.    Akadem.    znanosti    i    umjetnosti. 

Knjiga  31.  U  Zagrebu  1905. 
Vjestnik  kr.  hrvatsko-slavonsko-dalmatinskog  zemaljskog  arkiva.   God.  7 

Svez.  1 — 4.  U  Zagrebu  1905. 
Zbornik   za    narodni    zivot    i    obicaje  juznih   Slavena.     Kn.  9,   Svez.  2, 

Kn.  10,  Svez.  1.     U  Zagrebu  1904.  05. 

Zeitschrift  des  Mährischen  Landesmuseums.  Herausg.  von  der  Mäh- 
rischen Museumsgesellschaft  (Deutsche  Sektion!.  Bd.  5,  H.  1.  2.  — 
Öasopis  Moravskeho  musea  zemskeho.     Rocn.  5.     Brunn  1905. 

Magyar,  tudom.  Akademiai  Almanach  1905.     Budapest  d.  J. 

Mathematische  und  naturwissenschaftliche  Berichte  aus  Ungarn.  Mit 
Unterstützung  der  Ungar.  Akademie  d.  Wissenschaften.  Bd.  20  (1902). 
Budapest  1905. 

Ertekezesek  a  nyelv-es-szeptudomänyok  Köreböl.  Kiadja  a  Magyar 
tudom.  Akad.  Köt.  18,  Sz.  9.  10.  Köt.  19,  Sz.  1 — 6.  Budapest  1904.  05. 

Ertekezesek  a  Tärsadalmi  Tudomänyok  Köreböl.  Köt.  13,  Sz.  3. 
Budapest  1904. 

Ertekezesek  a  Törteneti  Tudomänyok  Köreböl.  Köt.  20,  Sz.  1 — 3. 
Budapest  1904.  05. 


\||  Verzeichnis  deb   eingegangenen  Schriften. 

Archaeologiai  Ertesitö.  A  Magyar,  tudom.  Akad.  arch.  bizottsägänak 
äs  av  Orsz.  Eteg&zeti  s  emb.  Tärsulatnak  Közlönye.  Köt.  24, 
Sz.  3—5.     Köt,  25,  Sz.  1.     Budapest  1904.  05. 

Mathematikai  es  termeszettudomänyi  Ertesitö.  Kiadja  a  Magyar  tudom. 
\kii.l.     Köt.  22,  Püz.  3—5.    Köt.  23,  Füz.  1.  2      Budapest  1904.  05. 

Mathematikai   es  termeszettudomäuyi  Közlemenyek.     Kiadja  a  Magyar 

tudom.  Akad.     Köt.  28,  Sz.  3.     Budapest  1905. 
Nyelvtudomänyi  Közlemtmyek.    Kiadja  a  Magyar  tudom.  Akad.  Köt.  34, 

Füz.  2—4.    Köt.  35,  Füz.  1.     Budapest  1904.  05. 
Monumenta  Hungaria  juridico-historica.    Corpus  statutorum  Hungariae 

municipalium.     Tom.  5.    P.  2.     Budapest  1904. 
Rapport  sur  l'activite   de  l'Academie  Hongroise   des  sciences  en  1904. 

Budapest  1905. 
Kditiones  criticae  scriptorum  graecorum  et  romanorum  a  collegio  philo- 

logico    classico   Acad.   litt.  Huugaricae    publ.    juris    factae.     Albii 

Tibulli  Carmiua.     Ed.  Geyza  Nemethy.     Budapest   1905. 

Török-magyarkori  törtenelmi  Emlekek.     Köt,  3.     Budapest  1904. 

Szendrei  Janos,  A  magyar  viselet  törteneti  fejlödese.     Budapest  1905. 

Verzeichnis  d.  offen tl.  Vorlesungen  an  der  k.  k.  Fränz-Josefs-Universität 
zu  Czemowitz   im   Sommer-Sem.   1905.    Winter-Sem.  1905/06.  - 
Übersicht  der  akademischen  Behörden  im  Studienjahre  1905/06.  - 
Die  feierliche  Inauguration   des  Rektors  f.  d.  Studienjahr  1904/05- 

Mitteilungen  des  naturhistorischen  Vereins  für  Steiermark.   H.  41  (1904)- 

Graz  1905. 
Steierische   Zeitschrift  für  Geschichte.     Hrsg.  vom  historischen  Verein 

f.  Steiermark.     Jahrg.  2.     Graz  1904. 
Zeitschrift    des    Ferdinandeums    für    Tirol    und    Vorarlberg.      3.  Flge. 

H.  48.     Innsbruck  1904. 
Anzeiger  der  Akademie  d.  Wissenschaften  in  Krakau.     Math.-naturw. 

Cl.  1904,  No.  8—10.     1905,  No.  1—7.     Philol.  Cl.   1904,   No.  8—10 

1905,  No.  1 — 7.     Krakau  d.  J. 
Atlas  geologiczny  Galicyi.     Zesz.  11.  15.  16.     W  Krakowie  1903. 
Biblioteka  pisarzow  polskich  (Wydanictwa  Akad.  urniej.  w  Krakowie). 
»         No.  50 — 53.     AV  Krakowie  1905. 
Katalog     literatury    naukowej    polskiej.       Tom.  4   (1904),     zesz.   1—4. 

Krakow  1904.  05. 
Hozprawy    Akademii    umiejgtnosci.  Wydzial    ülologiczny.      T.   40. 

(Ser.  II.  T.  25.)  —  Wydzial  historyczno-filozoficzny.    T.  47.  (Ser.  IL 

T.  22.)     W  Krakowie  1905. 
Sprawozdanie  komisyi  fizyograficznej .     Tom.  38.     Krakow  1905. 
Mitteilungen    des    Musealvereines    für    Krain.     Jahrg.   17,  3— 6.     Lai- 
bach 1904. 
Izvestija  Muzejskega  drustva  za  Kranjsko     Letnik  14.    VLjubljani  1904. 
Chronik    der    ukrainischen    (ruthenischen)    Sevcenkö- Gesellschaft    der 

Wissenschaften.     H.  19.     Lemberg  1904. 
Sammelschrift   der  mathem.-naturw.- ärztlichen  Sektion   der  Sevcenko- 

Gesellschaft  der  Wissenschaften.     Bd.  10.     Lemberg  1905. 

Ukra'insko-ruski  naykov  kursa.     Lvobi  1904- 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XIII 

Lud,    Orgau  towarzystwa  ludoznawczego   we  Lwowie.     T.  10,  zesz.  4. 

T.  11,  zesz.  1—4.     We  Lwowie  1904.  05. 
Ahnaaach   Ceske  Akademie   Cisafe  Frantiska  Josef a.    Rocn.  15.     1905. 

VPraze  d.  J. 
Archiv  pro  Lexikografii  a  Dialektologii.     Cisl.  5.     V  Praze  1904. 

Historicky  Archiv.     Cisl.  24.     V  Praze  1904. 

Academie  des  sciences  de  l'Emp.  Franeois- Joseph  I.  Bulletin  inter- 
national. Classe  des  sciences  mathematiques ,  naturelles  et  de  la 
Medecine.     Ann.  9.  I.     Prague  1904. 

Rozpravy    Ceske    Akad.    Cis.    Frantiska    Josefa.      Tfid.  IL    Rocn.   13. 

V  Praze  1904. 

Monumenta  palaeographica  Bohemiae  et  Moraviae.     1.     V  Praze  1904. 

Vestnik  Ceske  Akad.  Cis.  Frantiska  Josefa.     Rocn.  13.     V  Praze  1904. 

Zibrt,  Öenek,  Bibliografie  ceske  Historie.    Dil  3,  Svaz.  1.    V  Praze  1904. 

Jahresbericht  der  k.  böhm.  Gesellsch.  d.  Wissenschaften  für  das  Jahr  1904. 
Prag  1905. 

Sitzungsberichte  der  k.  böhm.  Gesellschaft  d.  Wissenschaften.  Math.- 
naturw.  Klasse.  Jahrg.  1904.  —  Philos.-histor.-philolog.  Klasse 
Jahrg.  1904.     Prag  1905. 

Codex  Veronensis  Quatuor  Evangelia  ante  Hieronymum  latine  trans- 
lata,  eruta  e  codice  scripto  saeculo  IV  vel  V.  Ed.  J.  Belsheim. 
Pragae  1904. 

X'jedhj,  Zdenek,  Dejing  predhusitskeho  zpevu  v  Cechäch.   V  Praze  1904. 

Voigt,  H.  67.,  Der  Verfasser  der  römischen  Vita  des  heiligen  Adalbert. 
Prag  1904. 

Rechenschafts -Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  zur  Ford, 
deutsch.  Wissensch. ,  Kunst  u.  Literat,  in  Böhmen.  1904.  —  Bei- 
träge zur  deutsch-böhmischen  Volkskunde.  Bd.  5,  H.  2.  3.  Bd.  6.  — 
Bibliothek  deutscher  Schriftsteller  aus  Böhmen.  Bd.  16.  Bayer,  Jos., 
Literarisches  Skizzenbuch.     Prag  1904.  05. 

Archiv  cesky  cili   stare  pisemne   pamätky  Ceske  i  Moravske.     Dil  27. 

V  Praze  1904. 

Codex  diplomaticus  et  epistolaris  Regni  Bohemiae.   Ed.  Gustav  Friedrich. 

Tom.  1,  Fase.  1.     Pragae  1904. 
Monumenta  Vaticana  res  gestas  Bohemicas  illustrantia.     Tom.  5,  I.  II. 

Pragae  1903.  05. 
56.  Bericht  der  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten  in  Prag 

über  d.  J.  1904.     Prag  1905. 
Magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen   an   der  k.  k.  Stern- 
warte zu  Prag  im  J.  1904.     Jahrg.  65.     Prag  1905. 
Personenstand  der  k.  k.  Deutschen  Carl-Ferdinands-Universität  in  Prag. 

1905/06. 
Mitteilungen    des  Vereins    für  Geschichte   der  Deutschen  in   Böhmen. 

Jahrg.  43,  No.  1—4.     Prag  1904.  05. 
Sitzungsberichte  des   deutschen  naturw.-medizin.  Vereins  für  Böhmen 

„Lotos".     N.  F.  Bd.  24.     Prag  1904. 

Itiillettino  di  archeologia  e  storia  dalmata.    Anno  27  (1904),  No.  9 — 12. 
Auno  28  (190SJ,  No.  1 — 8.     Spalato  1904.  05- 


\  I V  Verzeichnis  dek  eingegangenen  Schriften. 

Umanach  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  Jahrg.  54.  Wien 
1904. 

Anzeiger  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  Math.-phys.  Kl.  1904. 
No.  25 — 27.     1905.     No.  1  — 17.  21. 

Archiv  für  österreichische  Geschichte.  Herausg.  von  der  zur  Pflege 
vaterländ.  Geschichte  aufgestellten  Kommission  der  Kais.  Akademie 
d.  Wissensch.     Bd.  93,  II.     Wien   1905. 

Denkschriften  der  Kais.  Akademie  d.  Wissensch.  Mathem.-naturw.  Kl. 
Bd.  77.     Wien   1905. 

Mitteilungen  der  Erdbeben -Kommission  der  Kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften.     N.  Folge.     No.  25 — 29.     Wien  1904.  05. 

Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Math.-naturw.  Kl. 
Bd.  113  (1904)  I,  No.  5—10.  IIa,  No.  8—10.  II\  No.  7—10.  III, 
No.  6— 10.  Bd.  114  (1905)  I,  No.  1—5.  IIa,  No.  1—6.  II1',  No.  1—7. 
PH,   No.  1 — 5.  —  Philos.-histor.  Kl.    Bd.  149  (1905). 

Abhandlungen  der  k.  k.  zoologisch  -  botanischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Bd.  3.    H.  1.  2.     Wien  1905. 

Verhandlungen  der  k.  k.  zoologisch-botanischen  Geseilschaft  in  Wien. 
Bd.  55,  H.  1 — 8.     Wien  1905. 

Astronomische  Arbeiten  des  k.  k.  Gradmessungs-Bureau.  Bd.  13.  Längen- 
bestimmungen.    Wien  1903. 

Verhandlungen  der  Österreich.  Gradmessungs  -  Kommission.  Protokoll 
über  die  1902  u.  1903  abgehaltenen  Sitzungen.     Wien  1903.  04. 

Veröffentlichung  der  k.  k.  österr.  Kommission  der  internationalen  Erd- 
messung. Tinter,  W.,  Die  Schlußfehler  der  Dreiecke  der  Tringu- 
lierung  1.  Ordnung  in  der  k.  k.  österreich.-ungari sehen  Monarchie. 
Wien  1904.  05. 

Die  Ergebnisse  der  Triangulierungen  des  k.  u.  k.  militärgeographischen 
Instituts.     Bd.  1 — 3.     Wien  1903 — 05. 

Texte  synoptique  des  documents  destines  ä  servir  de  la  base  aux  debats 
du  Congres  international  de  Nomenclature  botanique  de  Vienne 
1905,  presente  au  nom  de  la  Commission  internat.  de  Nomencl. 
botan.  par  John  Briquet.     Berlin  1905. 

Annalen  des  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseums  Bd.  19,  No.  1 — 4. 
Wien  1904.  05. 

Jahrbuch  d.  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  54  (1904),  H.  2 — 4. 
Jahrg.  55  (1905),  H.  1—4.     Wien  d.  J. 

Verhandlungen  d.k.k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  1904,  No.  13 — 18. 
Jahrg.  1905,  No.  1  — 12.  Wien  d.  J.  —  Ge2ieral-Register  zu  Bd.  41 — 50 
des  Jahrbuchs  u.  Jahrg.  1891 — 1900  der  Verhandlungen.   Wien  1905. 

Mitteilungen  der  Sektion  f.  Naturkunde  des  österreichischen  Touristen- 
Club.     Jahrg.  16.     Wien   1904. 

Belgien. 

Academie  d'archeologie  de  Belgique.  Bulletin.  1904,  4.  1905,  1 — 4. 
Anvers  d.  J. 

Annuaire  de  TAcademie  R.  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts 
de  Belgique.     1905.  (Annee  71).     Bruxelles  d.  J. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XV 

Academie  Roy.  de  Belgique.  Bulletin  de  la  classe  des  sciences. 
1904,  No.  12.  1905,  No.  1 — 8.  —  Bulletin  de  la  classe  des  lettres 
et  des  sciences  morales  et  politiques  et  de  la  classe  des  beaux-arts. 
1904,  No.  12.  1905,  No.  1 — 8.  —  Metnoires.  Classe  des  sciences. 
Collect,  in  8°.  Tom.  1.  Fase.  1 — 3.  Toni.  2,  Fase.  1.  Collect,  in  40. 
Tom.  1,  Fase.  1.2.  —  Classe  des  lettres  et  des  sciences  morales 
et  politiques.  Collect,  in  8°.  Tom.  1,  Fase.  1  —  5.  Collect,  in  40. 
Tom.  1,  Fase.  1.     Bruxelles  1904.  05. 

Bulletin  du  Jardin  botanique  de  l'Etat  de  Bi-uxelles.    Vol.  1,  Fase.  5.  6. 

Bruxelles  1904.  05. 
Analecta  Bollandiana.     T.  24,  Fase.  1 — 4.     Bruxelles  1905. 
Annales  de  la  Societe  entomologique  de  Belgique.  T.  48.  Bruxelles  1904. 

Aunales  de  la  Societe  Roy.  malacologique  de  Belgique.  T.  38.  39  (1903. 04). 
Bruxelles  1904.  05. 

Annales  de  TObservatoire  Roy.  de  Bruxelles.  N.  S.  Annales  astro- 
nomiques.  T.  3 — 8.  9,  Fase.  1  (1880 — 1904}.  Pbysique  du  Globe. 
T.  1 — 3.     Bruxelles   1904.     Annuaire  astronomique.    1906. 

La  Cellule.  Recueil  de  Cytologie  et  d'histologie  generale.  T.  22, 
Fase.  1.     Louvain  1905. 

Dänemark. 

Det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrifter.  Naturv.  og  matb. 
Afd.  7.  Rsekke.  T.  1,  No.  4-  T.  2,  No.  4-  Hist.  og  philos.  Afd. 
6.  Rsekke.  T.  6,  No.  3.  Kjobenhavn  1905.  —  Thomsen,  Jul., 
Systematisk  gennemiorte  termokemiske  undersogelsers  numeriske 
og  teoretiske  resultater.     ib.  1905. 

Conseil  permanent  international  pour  l'exploration  de  la  mer.  Bulletin 
des  resultats  acquis  pendant  les  courses  periodiques,  publ.  par  le 
Bureau  du  conseil.  Annee  1904/05.  No.  1 — 3.  —  Publications  de 
circonstance.  No.  i3b.  15 — 27.  —  Rapports  et  Proces-verbaux  des 
reunions.     Vol.  3.     Copenbague  1904.  05. 

Travaux  de  la  Station  franco-scandinave  de  sondages  aeriens  ä  Hakl 
1902 — 03.     Viborg  1904. 

England. 

Aberdeen  University  Studies.     No.  10.  11.     Aberdeen  1904. 

Proceedings  of  tbe  Cambridge  Pbilosopbical  Society.  Vol.  13,  P.  1  —  3. 
Cambridge  1905. 

Transactions  of  tbe  Cambridge  Pbilosopbical  Society.  Vol.  20,  No.  1 — 6. 
Cambridge   1905. 

Proceedings  of  the  R.  Irisb  Academy.    Vol.  25.   Sect.  A,  P.  1 — 3.    Sect.  B, 

P.  1—6.    Sect.  C,  P.  5—12.     Dublin  1905. 
Roy.  Irisb  Academy.     Cunningbam  Memoirs.     No.  11.     Dublin  1905. 

Tbe  scientific  Proceedings   of  tbe  R.  Dublin  Society.     Vol.  10,   P.  2.  3. 

Vol.  11,  P.  1 — 5.  Dublin  1905. 
Tbe  scientific  Transactions  of  tbe  R.  Dublin  Society.    Vol.  8,  No.  6 — 16. 

Vol.  9,  P.  1.  Dublin  1904.  05. 
Economic    Proceedings    of    the    R.   Dublin    Society.      Vol.   1,    P.  5.  6. 

Dublin   1904.  05. 


\\l  Verzeichnis  deb   eingeöangenen  Schritten. 

IVoceedings    of    the   R.   Society   of   Edinburgh.      Vol.  25,   No.  5 — 12. 

Ldinburgh   1904.  05. 
Proceedings  of  the  R.  Physical  Society.    Vol   16,  P.  1—3.    Session   134. 

Edinburgh  1904/05. 
Proceedings    and   Transactions   of  the  Liverpool  Biological   Society. 

Vol.  18.  19.     Liverpool  1904.  05. 
Proceedings  of  the  Roy.  Institution  of  Gr.  Britain.    Vol.  17,  P.  2  (No.  97). 

London  1905. 
Proceedings  of  the  R.  Society  of  London.     Vol.  74— 76,  No.  503— 513. 

514B.  —   Yearbook  of  the  Royal  Society  1905.  -  -  Reports  of  the 

Evolution  Committee.    2.  —  Report  of  the  Sleeping  sickness  Com- 

mission.     No.  5.  6.     London  1905.  —  Herdman,  W.  A.,  Report  to 

the   Government  of  Ceylon   on   the  Pearl  Oyster  Fisheries   of  the 

Gulf  of  Manaar.     P.  2.     ib.  1904. 
Transactions  of  the  R.  Society  of  London.     Ser.  A.  Vol.  204,  p.  221—497. 

Vol.  205,  p.  1—35.  61—97.    Ser.  B.   Vol.  197,  p.  361—406.    Vol.  198, 

p-  1—355-     London   1905. 
Memoirs    of  the    London  Astronoinical   Society.     Vol.  57,   P.  1.  2   with 

Append.  2  to  Vol.  55.     London  1904.  05. 
Proceedings  of  the  London  Mathematical  Society.   Ser.  EL  Vol.  2,  P.  5 — 7. 

Vol.  3.    P    1 — 7.     London   1904.  05. 
Journal   of  the  R.  Microscopical  Society,   containing  its  Transactions 

and  Proceedings.     1905,  No.  1 — 6.     London  d.  J. 

Memoirs  and  Proceedings  of  the  Literary  and  Philosophical  Society  of 
Manchester.     Vol.  49,  P.  1 — 3.     Manchester  1905. 

Report  of  the  Manchester  Museum  Owens  College  for  1904/05.  — 
Museum  Handbooks:  Bolton,  R.,  The  Palaeontology  of  the  Lanca- 
shire   Coal  measures.     P.  2.  3.  Historical   Essays   by  members 

of  the  Owens  College  publ.  in  commemoration  of  its  jubilee 
(185 1 — 1901).  London  1902.  —  Studies  in  Anatomy  from  the 
Anatom.  Department  of  the  Owens  College.  Vol.  2  (1900).  — 
Studies  from  the  Biological  Laboratories  of  the  Owens  College. 
Vol.  1 — 4  (1886 — 99).  —  Studies  from  the  Physical  and  chemical 
Laboratories    of  the  Owens   College.    Vol.  1.  2  (1893).  Studies 

from  the  Physiological  Laboratory  of  the  Owens  College.  Vol.  1 
(1891).     Manchester. 

The  Victoria  University  of  Manchester.  Calendar.  1904/05.  1905/06. _  — 
Publications  of  the  University  of  Manchester.  Economic  Series. 
No.  1.  Historical  Series.  No.  1.  2.  Medical  Series.  No.  1—3.  — 
Hertz,  G.  B.,  The  old  Colonial  System.  —  Neville,  Balph,  Garden 
Cities.     A  Warburton  Lecture.     Manchester  1904.  05. 

Publications  of  the  West  Hendon  House  Observatory.  No.  3.  Sunder- 
land  1905. 

Frankreich. 

Annales  des  Facultes  du  Droit  et  des  Lettres   d'Aix.     T.  1,   No.  1—3. 

Aix  1905. 
Memoires  des  sciences  physiques  et  naturelles  de  Bordeaux.    VI.  Ser 

T.  2,  Cah.  2.     Paris  et  Bordeaux  1904. 
Proces-verbaux  de  la  Societe   des   sciences  physiques  et  naturelles  de 

Bordeaux.     Annee   1903/04.     Paris  et  Bordeaux   1903. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XVII 

Observations  pluvionietriques  et  thernioinetriques  faites  dans  le  Departe- 
ment de  la  Gironde  de  Juin  1903  ä  Mai  1904.  Note  de  G.  Bayet. 
Bordeaux  1904. 

Memoires  de  la  Societe  nationale  des  sciences  naturelles  et  niathe- 
matiques  de  Cherbourg.    T.  34  (Ser.  IV,  T.  4).     Cherbourg  1904. 

Memoires  de  l'Academie  des  sciences,  belles-lettres  et  arts  de  Lyon. 
Classe  des  sciences  et  lettres.     Ser.  III.  T.  8.     Paris  et  Lyon  1905. 

Annales  de  la  Societe  Linneenne  de  Lyon.  N.  Ser.  T.  51.  Lyon  et  Paris  1905. 

Annales  de  1' Universite  de  Lyon.  N.  S.  Sciences.  Medecine.  Fase.  13  — 15. 
Paris  et  Lyon  1904. 

Annales  de  la  Faculte  des  sciences  de  Marseille.  T.  14.  Marseille  1904. 

Academie  des  sciences  et  lettres  de  Montpellier.  Memoires  de  la 
section  de  medecine.  Ser.  II.  T.  2,  No.  2.  —  Memoires  de  la  section 
des  sciences.     Ser.  II.   T.  3,   No.  4.     Montpellier  1904.  05. 

Bulletin  des  seances  de  la  societe  des  sciences  de  Nancy.  Ser.  III. 
T.  5,  Fase.  2 — 4.     T.  6,  Fase.  1.     Paris  et  Nancy  1904.  05. 

Comite  international  des  poids  et  mesures.  Proces-verbaux  des  seances. 
Ser.  II.    T.  3.     Session  de  1905.     Paris  1905. 

Bulletin  du  Museum  d'histoire  naturelle.  Annee  1904,  No.  4 — 8. 
1905,  No.  1 — 5.    Paris  d.  J. 

Annales  de  l'Ecole  normale  superieure.  III.  Ser.  T.  21,  No.  12.  T.  22, 
No.  1  — 11.     Paris   1904.  05. 

Journal  de  l'Ecole  polytechnique.     Ser.  II.     Cab.  10.     Paris  1905. 

Bulletin  de  la  Societe  matbematique  de  France.  T.  32,  No.  4.  T.  33, 
No.  1.  2.  4.     Paris  1904.  05. 

Bulletin  de  la  Societe  scientifique  et  medicale  de  l'ouest.  Tom.  13, 
No.  3.  4.     T.  14,  No.  1.     Rennes  1904.  05. 

Memoires  de  l'Academie  des  sciences,  inscriptions  et  belles-lettres  de 
Toulouse.     Ser.  X.   T.  5.     Toulouse  1905. 

Annales  du  midi.  Revue  de  la  France  meridionale,  fondee  sous  les 
auspices  de  l'Universite  de  Toulouse.  Ann.  16  (No.  63 — 65).  Ann.  17 
(No.  66.  67).     Toulouse  1904.  05. 

Bibliotheque  meridionale,  publ.  sous  les  auspices  de  la  Faculte  des 
lettres  de  Toulouse.     Ser.  I.    T.  9.     Toulouse  1904. 

Annales  de  la  Faculte  des  sciences  de  Toulouse  pour  les  sciences 
mathematiques  et  les  sciences  pbysiques.  Ser.  II.  T.  6,  Fase.  2 — 4. 
T.  7,  Fase.  1.  2.     Paris  et  Toulouse   1904.  05. 

Bulletin  de  la  Commission  me'teorologique  du  Departement  de  la  Haute 
Garonne.     T.  I,  fasc.  3.     Toulouse  1904. 

Griechenland. 

Ecole  francaise  d'Athenes.  Bulletin  de  correspondance  bellenique 
[Atben].     Annee  29.     Paris  1905. 

Mitteilungen  des  Kaiserl.  Deutseben  Archäologischen  Instituts.  Athe- 
nische Abteilung.    Bd.  29,  H.  3.  4.   Bd.  30,  H.  1 — 3.    Athen  1904.  05. 

'4&7}vä.  2!vyyQ<x^La  TiHQLOötubv  vi)q  iv  k&rivcäg  'JL%i6xy\\Loviv.f\<s  'Etcciqeiccs. 
T.  16.  No.  3. 4.  T.  17.  No.  1—4.  Athen  1904.  05.  —  Hatziäakis,  Geo.  N., 
Die  Sprachenfrage  in  Griechenland.  —  Derselbe,  'ATtävrrjaig  sig  rbv 
K.  Krumbacher,     ib.  1905. 

l'Jüö.  b 


XVIII  Verzeichnis  deb  einqeoajjgenen  Schriften. 

Holland. 

.laarbock  vuii  de  Kon.  Akad.  v.  Wetensehappen  gevestigd  te  Amsterdam 
voor   1904.     Amsterdam   1905. 

Verhandelingen  <l.  Kon.  Akad.  v.  Wetensehappen.  Afdeel.  Letterkunde. 
11.  Reeks.  Deel  6,  No.  1.  Afdeel.  Natuurkunde.  Sect.  I.  Deel  9, 
No.  1.  Sect.  II.  Deel  n.  12,  No.  1.  2.  Amsterdam  1905.  -  Total 
Eclipse  of  the  sun.  May  18.  1901.  Dutch  Observations.  III.  IV. 
(Utrecht  1905). 

Verslagen  van  de  gewone  vergaderingen  der  wis-  en  natuurkundige 
afdeeling  der  Kon.  Akad.  v.  Wetensehappen.  Deel  13.  I.  II.  Amster- 
dam 1904.  05. 

Prograrnma  certaminis  poetici  ab  Acad.  Reg.  discipl.  Neerlandica  ex 
legato  Hoeufftiano  indicti  in  annum  1906.  —  Pascoli,  Joh.,  Fanum 
Apollinis.  Carmen  in  certamine  poetico  Hoeufftiano  praemio  aureo 
ornatum.     Acced.  7  poemata  laudata.     Amstelodami  1905. 

Revue  semestrelle  des  publications  mathematiques.  T.  13,  P.  1.  2. 
Amsterdam  1905. 

Nieuw  Archief  voor  Wiskunde.  Uitg.  door  het  Wiskundig  Genootsehap 
te  Amsterdam.  2.  Reeks.  Deel  6.  St.  3.  4.  Deel  7.  St.  1.  —  Wis- 
kundige  Opgaven.     N.  R.    Deel  9.    St.  3.     Amsterdam  1904.  05. 

Natuurkundige  Verhandelingen  v.  de  Hollandsche  Maatschappij  de 
wetensehappen.     3.  Verzam.     Deel  6,  St.  1.     Haarlem  1905. 

Archives  neerlandaises  des  scienees  exaetes  et  naturelles,  publiees 
par  la  Societe  Hollandaise  des  scienees  a  Harlem.  Ser.  II.  T.  10, 
Livr.  1 — 5.     Harlem  1905. 

Oeuvres  completes  de  Christiaan  Huygens,  publ.  par  la  Societe  hollan- 
daise des  scienees.     T.  10.     La  Haye  1905. 

Koeze,  G.  A.,  Crania  ethnica  Philippinica  (Veröffentlichungen  des 
Niederländischen  Reichsmuseums  f.  Völkerkunde.  Ser.  II.  No.  3). 
Haarlem  1901 — 04. 

Archives  du  Musde  Teyler.     Ser.  IL    Vol.  9,  P.  3.     Harlem  1905. 

Handelingen  en  mededeelingen  van  de  Maatschappij  der  Nederlandsche 
Letterkunde  te  Leiden  over  het  jaar  1904/05.     Leiden  1905. 

Levensberigten  der  afgestorvene  medeleden  van  de  Maatschappij  der 
Nederlandsche  Letterkunde  te  Leiden.  Bijlage  tot  de  Handelingen 
van  1904/5.     Leiden   1905. 

Tijdschrif  voor  Nederlandsche  taal-en  letterkunde.  Uitgeg.  vanwege 
de  Maatschapp.  d.  Nederl.  Letterkunde.  Deel  23,  Afd.  1 — 4.  Deel  24. 
Afd.  1 — 3.     Leiden  1904.  05. 

Hesseimg,  D.  C,  Het  Negerhollands  der  Deense  Antillen.  Uitg.  van 
wege  de  Maatsch.  d.  Nederl.  Letterkunde  te  Leiden.    Leiden  1905. 

Verslagen  en  mededeelingen  der  Nederl.  botan.  Vereeniging  (1905).  — 
Recueil  des  travaux  botaniques  neerlandaises,  publ.  par  la  Societe 
botanique  ne"erlandaise.  Vol.  1,  No.  2 — 4.  Vol.  2,  No.  1.  2.  Nijmegen 
1904.  05. 

Verslag  van   den  staat  der  Sterrenwacht  te  Leiden  1902 — 04.     Leiden 

1905. 
Onderzoekingen   gedaan  in  het  Physiol    Laboratorium   d.  Utrechtsche 

Hoogesehool.     5.  Reeks.    V,   Afl.  2.    VI,   An.  1.  2.     Utrecht  1905. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XIX 

Aanteekeningen  van  het  verkanclelde  in  de  sectie-vergaderingen  van 
het  Provinc.  Utrechtscke  Genootschap  van  kunsten  en  wetensck., 
ter  gelegenkeid  van  de  algem.  vergad.  gehouden  d.  31.  Mai  1904  en 
6.  Jun.  1905. 

Verslag  van  het  verkandelde  in  de  algem.  vergad.  van  het  Provinc. 
Utrechtscke  Genootsckap  van  kunsten  en  wetensck.,  gehouden 
d.  7.  Jun.  1905. 

Italien. 

Bollettino   delle  pubblicazioni  italiane  ricevute  per  diritto  di  starnpa. 

No.  48 — 60.     Firenze  1904.  05. 
Atti  e  Rendiconti   dell' Accademia  di   scienze,   lettere  ed  arti  di  Aci- 

reale.    N.  S.  ¥01.10(1899/1900).    [Rendiconti  e]  Memorie.    Ser.  III. 

Vol.  2  (1902/03)  Classe  di  scienze.    Vol.  3  (1903/04)  Classe  di  lettere 

e  arti.     Acireale  1904.  05. 

Memorie  dell' Accademia  delle  scienze  dell'  Istituto  di  Bologna.   Ser.V. 

T.  10  (1902/03).     Indice  generale  d.  T.  1  — 10  (1890 — 1903).    Ser.  VI. 

T.  1.     Bologna  1904. 
Rendiconto    delle    sessioni    della    R.  Accad.   dell'  Istituto    di    Bologna. 

N.  S.    Vol.  5 — 8.     Bologna  1901—04. 
Atti  della  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturali  in  Catania.    Ser.  IV. 

Vol.  17.     Catania  1904. 
Bollettino  delle  sedute  della  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturali  in 

Catania.     N  S.    Fase.  80 — 86.     Catania  1904—05. 

Atti  della  R.  Accademia  Peloritana.    Vol.  20,  Fase.  1.    Messina  1905. 
Atti  della  Fondazione  scientifica  Cagnola.    Vol.  19.     Milano   1905. 

Le  Opere  di  Galileo  Galilei.     Ediz.  nazionale  sotti  gli  auspici  di  S.  M. 

il  Re  d'Italia.    Vol.  15.     Firenze  1904. 
Memorie  del  R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.   Classe  di  scienze 

storicke  e  morali  Vol.  20,   Fase.  3 — 5.    —   Classe   di  scienze  mate- 

maticke  e  naturali  Vol.  20,   Fase.  6.     Milano  1904.  05. 
R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Rendiconti.    Ser.  II.    Vol.  37 

Fase.  17 — 20.    Vol.  38,  Fase.  .1 — 16.     Milano  1904.  05. 
Societä  Reale  di  Napoli.    Atti  della  R.  Accad.  di  arekeologia,  lettere 

e  belle  arti.  Vol.  23.  Rendiconto.  X.  S.  Ann.  17.  Apr. — Die.  Ann.  18. 

—  Atti  della  R.  Accad.  di  scienze  morali  e  politiebe.  Vol.  35. 
Rendiconto.  Ann.  42.  43.  —  Atti  della  R.  Accad.  delle  scienze 
fisicke  et  matematicke.  Ser.  II.  Vol.  12.  —  Rendiconto.  Ser.  III. 
Vol.  10  (Anno  43),  Fase.  8  —12.  Vol.  11  (Anno  44),  Fase.  1 — 7.  —  In- 
dice generale  dei  lavori  pubbl.  dal  1737  al  1903.    Napoli  1904.  05. 

Atti  e  Memorie  della  R.  Accademia  di  scienze,  lettere  ed  arti  in  Padova. 

X.  S.   Vol.  20.     Padova  1905. 
Rendiconti  del  Circolo  matematico  di  Palermo.   T.  19  (1905),  Fase.  1—6. 

—  Annuario.  1905.    Palermo  d.  J. 

Universita  di  Perugia.     Annali   della  Facoltä   di   Medicina.     Vol.   2, 

Fase.  2.    Vol.  3,  Fase.  2 — 4.     Perugia  1903. 
Annali  della  R.  Scuola  normale  superiore  di  Pisa.     Scienze  filos.  e  filol. 

Vol.  18.     Pisa  1905. 
Processi  verbau  della  Societä  Toscana  di  scienze  naturali  residente  in 

Pisa.     Vol.  14.    No.  6  —  8.     Pisa  1905. 

b* 


XX  Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften. 

Atti  della  II.  Accademia  dei  Lincei.  Classe  di  scienze  morali,  storiche 
e  tilologiche.  Ser.  V.  Notizie  degli  scavi.  Vol.  i,  Fase.  4—12. 
Vol.  2.  Faso,  i — 7.  Rendiconti.  Vol.  13  (1904),  Fase.  9 — 12.  Vol.  14 
(1905),    Fase.   1—6.  ('hisse    <li    scienze    lisiebe,    niatematiche   e 

natunili.  Ser.  V.  Memorie.  Vol.  5,  Fase.  5 — 13.  Rendiconti.  Vol.  13 
(1904),  II.  Sem.,  Fase.  12.  Vol.  14  (1905)  [I.  Sem.],  Fase.  1 — 12. 
II.  Sem.,  Fase.  1  — 10.  Rendiconto  dell1  adunanza  solenne  del 
4.  Giugn.  1905.     Roma  1904.  05. 

Mitteilungen  des  Kais.  Deutsehen  Archäologischen  Instituts.  Römische 
Abtheilung  (Bollettino  delT  Imp.  Istituto  Archeologico  Germanico. 
Sezione  Romana).    Bd.  19,  H.  3.  4.    Bd.  20,  H.  1.  2.     Roma  1904.  05. 

Atti  della  R.  Accademia  dei  Fisiocritici  di  Siena.  Ser.  IV.  Vol.  17, 
No.  1 — 4.  —  Museo  mineralogico ,  geologico  e  paleontologico. 
Cataloghi.     Siena  1905. 

Atti  della  R.  Accademia  delle  scienze  di  Torino.  Vol.  40,  Disp.  1  — 15. 
Torino  1905. 

Memorie  della  R.  Accademia  delle  scienze  di  Torino.  Ser.  H.  T.  55. 
Torino   1905. 

Osservazioni  meteorologiche  fatte  nelF  anno  1904  all'  Osservatorio  della 
R.  Universitä  di  Torino.     Torino  1905. 

Portugal. 

Annales  scientificos  da  Academia  polytechnica  do  Porto.  Vol.  1.  No.  1. 
Coimbra  1905. 

Rumänien. 

Buletinul  Societätii  de  seiinte  fizice  (Fizica,  Chimia  si  Mineralogia) 
din  Bucaresci-Romänia.  Anul  13,  No.  5.  6.  Anul  14,  No.  1 — 5. 
Bucuresci  1904.  05. 

Rußland. 

Observations  meteorologiques  publ.  par  l'Institut  meteorologique  central 
de  la  Societe  des  sciences  de  Finlande.    Vol.  18.  19  (1899.  1900).  - 
Observations   meteorologiques  faites   ä  Helsingfors   en  1899.  1900. 
Helsingfors  1905.  —  Etat  des  glaces  et  des  neiges  en  Finlande  pen- 
dant  l'hiver  1893 — 94.    Expose  par  Axel  Heinrichs.    Kuopio  1904.  05. 

Öfversigt  af  Finska  Vetenskaps  Societetens  Förhandlingar.  46.  Helsing- 
fors 1904. 

Bulletin  de  la  Commission  geologique  de  Finlande  No.  15.  16.  Helsing- 
fors 1905. 

Bulletin  de  la  Societe  physico-mathematique  de  Kasan.  Ser.  II. 
T.  14,  No.  2 — 4.     Kasan  1904. 

Ucenyja  zapiski  Imp.  Kasanskago  Universiteta.  T.  71,  No.  12.  T.  72, 
No.  1  — 10.    Kasan   1904.  05.  —  3  Dissertationen  a.  d.  .1.  1904. 

Universitetskija  Izvestija.  God  44,  No.  11.  12.  God  45,  No.  1  — 10. 
Kiev  1904.  05. 

Bulletin  de  la  Societe  Imper.  des  Naturalistes  de  Moscou.  Annee  1904, 
No.  2 — 4.     Moscou  d.  J. 

Nouveaux  Memoires  de  la  Societe  Imper.  des  Naturalistes  de  Moscou. 
T.  16,  Liv.  3.  4.     Moscou  1905. 


Verzeichnis  dek  eingegangenen  Schriften.  XXI 

Ucenyja  zapiski  Imp.  Moskovskago  Universiteta.  Otdel  estestvenno-istor. 
Vyp.  21.  22.     Otd.  jurid.     Vyp.  22.     Moskva  1904. 

Periodiceskij  Izdanije  po  istor.-filol.  fakultet.  Imp.  Moskovsk.  Universiteta 
1896 — 1900. 

Meteorologische  Beobachtungen  in  Moskau  i.  d.  J.  1899 — 1903,  von 
Ernst  Leyst.  —  Leyst,  E.,  Moskovskii  uragan.  —  Derselbe,  Die 
Halophänomene  in  Rußland.    Moskva  1903. 

Bulletin  de  l'Acadeinie  des  sciences  de  St.  Petersbourg.  Ser.  V. 
T.  17,  4.5.    T.  18—20,  21,  1-4.     St.  Petersbourg  1902 — 04. 

Memoires  de  l'Academie  de  sciences  de  St.  Petersbourg.  Ser.  VIII. 
Classe  physieo-mathematique.  Vol.  16,  No.  4 — 10.  Classe  historico- 
philologique.     Tom.  7,   No.  1.  2.     St.  Petersbourg  1904. 

Academie  Imp.  des  sciences.  Comptes  rendus  des  seances  de  la  Com- 
mission  Sismique  permanente.    T.  2.  Livr.  1.    St.  Petersbourg  1905. 

Comite  geologique.  Bulletins.  T.  23, 1 — 6.  Memoires.  N.  Ser.  No.  10 — 11. 
13 — 15.  17.     S.  Petersbourg  1904. 

Acta  Horti  Petropolitani  T.  15,  Fase.  3.  T.  23,  Fase.  3.  T.  24,  Fase.  1.  2. 
S.  Peterburg   1904.  05. 

Trudy  Peterburgskago  Obscestva  Estestvoispytatelej.  Travaux  de  la 
Societe  des  naturalistes  de  St.  Petersbourg.  T.  34,  2.  3.  —  Protokoly 
zasedanij.  Vol.  34,  Liv.  1,  No.  1.  Vol.  35,  Liv.  1,  No.  1 — 8.  Vol.  36, 
Liv.  1,  No.  1 — 3.     S.  Petersbourg  1904.  05. 

Otcet  o  sostojanij  i  dejatelnosti  Imp.  S.  Petersburgsk.  Universita  za  1904. 
S.Petersburg  1904. 

Licnyj  sostav  Imp.  S.  Peterburgsk.  Universiteta  1904. 

Spisok  knig  priobrcennych  bibliotekoju  Imp.  S.  Peterburgsk  Universiteta 
v.  1904,  No.  1.     S.  Peterburg  1904. 

Zapiski  istoriko-filolegiceskago  Fakulteta  Imp.  S.  Peterburgskago  Uni- 
versiteta.    Cast  75.  77.     S.  Peterburg  1904.  05. 

Zurnaly  Zasedanij  soveta  Imp.  S.  Peterburgsk.  Universiteta.  No.  59.  60. 
S.  Peterburg  1904.  05. 

Vizantijskij  Vremennik  (Bv'£ocvtlvü  Xqoviy.0),  izdavaemyi  pri  Imp.  Akad. 
nauk.     T.  n,  Vyp.  1 — 4.     S.  Petersburg  1904. 

Seismische  Monatsberichte  des  Physikalischen  Observatoriums  zu  Tiflis. 
1904,  No.  2.  3.  7—12.    1905,  No.  1—5. 

Schweden  und  Norwegen. 

Sveriges  offentliga  Bibliotek  Stockholm,  Upsala,  Lund,  Göteborg. 
Accessions  -  Katalog.     18.   19.     1903.  04.     Stockholm  1904.  05.' 

Bergens  Museum.  Aarbog  for  1904,  H.  3.  1905,  H.  1.  2.  —  Aarsberetning 
for  1904.     Bergen  1905. 

Sars,  G.  0.  An  Account  of  the  Crustacea  of  Norway.  Vol.  5,  P.  7 — 10. 
Bergen  1905. 

Hydrographical  and  Biological  Investigations  in  Norwegian  Fjords. 
By  0.  Nordgaard.     Bergen  1905. 

Archiv  for  Mathematik  og  Naturvidenskab.  Bd.  26.  Kristiania  1904.  05. 

Forhandlinger  i  Videnskabs-Selskabet  i  Christiania.  Aar  1904. 
Christiania  1905. 


XXII  Verzeichnis  dbb  eingegangenen  Schbiften. 

Skrüter  ud-ivm'  ;it'  Videnskabs-Selskabet  i  Christiania.    Math.-naturvid. 
Kl.  [904.    Hiafc-filos.  Kl.  1904.     Kristiania  1905. 

Jahrbuch  des  Norwegischen  meteorologischen  Instituts  für  1903. 
Christiania  1904. 

Nyt  magazin  for  Naturvidenskaberne.     Bd.  42.     Christiania  1904. 

Del    Eong.   Norske   Prederiks  Universitets  Aarsberetning  for  1902/03.  — 

Norske  Elvenavne,  samlede  af  0.  J\>/gh.     Christiania  1904. 
Acta  Universität)'*    Lundensis.     Lunds   Universitets    Ars-Skrift      T    v> 

(1903)  I  H. 

Acta  mathematica.  Hsg.  v.  (,.  Mittag -Leffler.  19,2-4.  30,1.  Stock- 
holm 1905. 

Arkiv  för  botanik,  utg.  af  K.  Svenska  Veteiiskaps-Akadeinien.  Bd.  3,  H.  4. 
Bd.  4,  H.  1—3.     Stockholm  1905. 

Arkiv  för  kemi,  mineralogi  och  geologi,  utg.  af  Svenska  Vetenskaps- 
Akademien.     Bd.  2,  H    1.     Stockholm  1905. 

Arkiv  för  mathematik,  astronomi  och  fysik.  utg.  af  K.  Svenska  Vetens- 
kaps- Akademien.    Bd.  1,  H.  3/4.    Bd.  2,  H.  1/2.    Stockholm  1904.  05. 

Arkiv  för  zoologi,  utg.  af  Svenska  Vetenskaps- Akademien.  Bd.  2,  H.  1—3. 
Stockholm   1905. 

Kongl.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  Handlingär.  NyFöljd.  Bd.  37,  3. 

39, 1-5.     Stockholm  1903.  05. 

Peter  Artedi.  A  bicentary  Memoir  written  on  behalf  of  the  Swedish 
Roy.  Acad.  of  sciences  by  Einar  Lönneberg.  Trad.  by  W.  E.  Hurlock. 
Uppsala  et  Stockholm   1905. 

Meddelanden  fran  K.  Vetenskaps  academiens  Xobelinstitut.  Bd.  1,  No.  1. 
Uppsala  et  Stockholm  1905. 

Les  prix  Nobel  en  1902.     Stockholm  1905. 

Meddelanden  Iran  Nordiska  Museet.    1903.    Stockholm  1905. 

Entomologisk  Tidskrift  utg.  af  Entomologiska  Föreningen  i  Stockholm. 
Arg.  25  (1904).     Stockholm  d.  J. 

Astronomiska  Jakttagelser  och  Undersökningar  anstälda  pä  Stockholms 
Observatorium.     Bd.  8,  No.  2.     Stockholm  1904. 

Det  Kong.  Norske  Videnskabers  Selskabs  Ski-ifter.  1904.  Trondhjem 
1905. 

Nova  Acta  reg.  Societatis  scientiarum  Upsaliensis.  Ser.  IV.  Vol.  1,  Fase.  1. 
Upsala  1905. 

Bulletin  mensuel  de  rObservatoiremeteorologique  de  l'Universite  d'Upsal. 
Vol.  36  (1904).     Upsal  1903.  04. 

Hildebrand  Hüdebrandsson ,  H.,   Rapport    sur    les   observations   inter 
nationales    des    nuages    au    Comite    internat.    meteorologique.     II. 
Upsala  1905. 

Bulletin  of  the  Oeological  Institution  of  the  University  of  Upsal. 
Vol.  6  (1902/03).     Upsala   1905. 

Gollijn,  Isak,  Katalog  öfver  Västeräs  läkaverksbiblioteks  inkunabler. 
Upsala  1904. 

Schweiz. 

Verhandlungen  der  Schweizerischen  Naturforschenden  Gesellschaft  zu 
Winterthur  ^1904  .     Winterthur  1905. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XXIII 

Taschenbuch  der  historischen  Gesellschaft  des  Kantons  Aargau  für  1904. 

Aargau. 
Baseler  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Altertuniskunde.     Hrsg.  von  der 

Histor.  u.  Antiquar.  Gesellschaft  in  Basel.   Bd  5,  H.  1.   Basel  1905. 

Verhandlungen  der  Xaturforschenden  Gesellschaft  in  Basel.    Bd.  17.  18, 

H.  1.     Basel  1904.  05. 
Mitteilungen  der  Xaturforschenden  Gesellschaft  in  Bern  aus  dem  J.  1904 

(Xo.  1565— 1590).     Bern  1905. 

Jahresbericht  der  naturforsehenden  Gesellschaft  Graubüudens.     Bd.  47. 

Chur  1905. 
Universität  Freiburg.    Collectanea  Friburgensia.    X.  F.  6.  7.    Friburgi 

Helv.   1905. 
Memoires  de  la  Societe  de  physique  et  d'histoire  naturelle  de  Geneve 

T.  34,  P.  5.    T.  35,  P.  1.     Geneve  1905. 
Kecueil    de    travaux    publ.   par    la   Societe"    d.    lettres   de   Neuchatel. 

Fase.  1.     Neuchatel  1905. 

Anzeiger  für  Schweizerische  Alterthumskunde.  Hrsg.  vom  Schweizerischen 
Landesmuseum.  X.  F.  Bd.  6,  Xo.  2— 4.  Bd.  7,  Xo.  1 — 3.  Zürich  1905. 

Schweizerisches  Landesmuseum.     13.  Jahresbericht  (1904).    Zürich  1905. 

Jahrbuch  für  Schweizerische  Geschichte.     Bd.  30.     Zürich   1905. 

Beiträge  zur  geologischen  Karte  der  Schweiz  (Materiaux  pour  la  ('arte 
geologique   de  la   Suisse).     X.  F.    Lief.  16.  Erläuterungen   zur 

geologischen  Karte  der  Schweiz.   Xo.  4.    Bern  190;  [Polytechnikum 
Zürich]. 

Festschrift  zur  Feier  des  50-jähr.  Bestehens  des  eidgenöss.  Polytechnikums 
Zürich.     T.  1.  2.     Zürich   1905. 

Vierteljahrsschrift  der  Xaturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich.  Jahrg. 49, 
H.  3.  4.    Jahrg.  50,  H.  1 — 3.     Zürich   1905. 

Serbien. 

Srpska  kralj.  Akademija.     Glas.  69.    —   Godisnjak.  18  (1904         ■    Spo- 

menik  4.1.     Beograd   1904.  05. 
Sbornik    za    istorii,   jesik    i    knjichevnost    spiskoga    naroda.     Zapisi   i 

natpisi  1,  3.  2,  1.    'Beograd  1904. 
Srpske  etnografske  Sbornik.     Knjiga  4.     Beograd  1905. 
Stogodisnica  srpskoga  ustanka.     Beograd   1904. 

Afrika. 

Transactions  of  the  South  African  Philosophical  Society.  Vol.  1 5,  P.  3 — 5. 
Vol.  16,  P.  1.  2.    Cape  Town   1904.  05. 

Nordamerika. 

Annual  Report  of  the  American  Historical  Association  for  the  year  1903. 
Vol.  1.  2.     Washington   1904. 

Transactions  and  Proceedings  of  the  American  Philological  Association. 
Vol.  35  (1904).     Boston  d.  J. 

The  Astronomical   and  Astrophysical  Society   of  America.     6.  Meeting. 
S.-A.     New  York  1905. 


XXn  Verzeichnis  dbb  eengei      gehen  Schriften. 

Journal  ol'tlir  \ rican  Oriontal  Society.   Vol. 26,  No.  1.  New  Haven  1905. 

Hiillrtin  of  the  Geological  Society  o("  America.    Vol.  15.   Rochester  1904. 

Miscollaiieous  scientific  Papers  of  the  Alleghany  Observatory.  N.  Ser. 
No.  17.     Lancaster  1903. 

Maryland  Geological  Survey.     Mioceue.     Baltimore  1904. 

The  Johns  Hopkins  University  Circular.  1904,  No.  1 — 8.  1905,  No.  1 — 7. 
Baltimore   1904.  05. 

American  Journal  of  Mathernatics  pure  and  applied.  Publ.  under  the 
auspices  of  the  Johns  Hopkins  University.  Vol.  26.  27,  No.  1—3. 
Baltimore   1904.  05. 

American  Journal  of  Philology.  Vol.  25.  26,  No.  1.  2.  Baltimore 
1904.  05. 

American  chemical  Journal.  Vol.  31,  No.  4 — 6.  Vol.  32.  33.  34,  No.  1.  2. 
Baltimore  1904.  05. 

Johns  Hopkins  University  Studies  in  historical  and  political  science. 
Ser.  22.  23,  No.  1  — 10.    Baltimore   1904.  05. 

Memoirs  from  the  Biological  Laboratory  of  the  Johns  Hopkins  Uni- 
versity.    5.     Baltimore   1903. 

Holländer,  J.  H.,  The  financial  history  of  Baltimore.     Baltimore  1899. 

University  of  California  Publications.  Botany.  Vol.  2,  No.  2.  Zoology. 
Vol.  2,  No.  3.     Berkeley   1904.  05. 

Memoirs  of  the  American  Academy  of  arts  and  sciences.  [Boston]. 
Vol.  13,  No.  2.     Cambridge  1904. 

Proceedings  of  the  American  Academy  of  arts  and  sciences.  Vol.  40, 
No.  8— 24.    Vol.  41,   No.  1  — 13.  The    Rumford    Fund    of   the 

American  Academy  of  arts  and  sciences.     Boston  1904.  05. 

Memoirs  of  the  Boston  Society  of  natural  history.  Vol.  5,  No.  10.  11. 
Vol.  6,   No.  1.     Boston  1903 — 05. 

Proceedings  of  the  Boston  Society  of  natural  history.  Vol.  31,  No.  1  — 10. 
Vol.  32,  No.  1.  2.     Boston  1903.  04. 

Occasional  Papers  of  the  Boston  Society  of  natural  history.  7,  No.  1 — 3. 
Boston  1904. 

The  Museum  of  the  Brooklyn  Institute  of  arts  and  sciences.  Bulletin. 
Vol.  1,   No.  5.  6.     Brooklyn   1905. 

Cold  Spring  Harbor  Monographs.     3 — 5.     Brooklyn  1905. 

Bulletin  of  the  Museum  of  comparative  Zoology,  at  Harvard  College, 
Cambridge,  Mass.  Vol.  42,  No.  6.  Vol.  45,  No.  4.  Vol.  46,  No.  2-  7. 
Vol.  47.  48,  No.  1.     Cambridge,  Mass.   1904.  05. 

Memoirs  of  the  Museum  of  comparative  Zoology,  at  Harvard  College, 
Cambridge,  Mass.  Vol.  25,  No.  2.  Vol.  26,  No.  5.  Vol.  30,  No.  2. 
Vol.  31.  32.     Cambridge,  Mass.   1904.  05. 

Harvard  Oriental  Serie«.     Vol.  5.  6.     Cambridge,  Mass.   1904. 

Pield  Columbian  Museum.  Publications.  No.  93.  94.  96 — 101.  103. 
Chicago  1904.  05. 

The  Botanical  Gazette.  Vol.  38,  No.  6.  Vol.  39.  40,  No.  1—5.  Chicago 
1904.  05. 

The  decennial  publications  of  the  University  of  Chicago.  Ser.  I,  Vol.  1  — 10. 
Chicago  1903. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XXV 

Report  of  the  Direetor  of  the  Yerkes  Observatory  of  the  University  of 

Chicago  for  1809  —  1904. 
American  Journal  of  Semitic  Languages  and  Literature.    Vol.  21,  No.  3. 

Chicago  1905. 

University  of  Cincinnati  Record.  Ser.  I.  Vol.  I,  No.  4.  5.  7 —  1 1 . 
Vol.  2,  No.  2.  4 — 6.  —  Studies.  Ser.  II.  Vol.  1,  No.  1—4.  7. 
Cincinnati   1904.  05. 

Colorado   College   Studies.    No.  16.  17.    —    Science  Series.    No.  33—38. 

Colorado  Springs  1904.  05. 
Bulletin  of  the  University  of  Missouri.    Vol.  5,  No.  11.   Vol.  6,  No.  1. — 

Columbia  University   of  Missouri   Studies.      Social  Science   Series. 

Vol.   1. 
Laws  Observatory  University  of  Missouri  Bulletin.  No.  2 — 5.  Columbia, 

Miss.   1904.  05. 

Iowa  Geological  Survey.  Vol.  14.  Annual  Report  1903.  Des  Moines  1904. 

The  Journal  of  comparative  Neurology.  Ed.  by  C.  L.  Herrick.  Vol.  15, 
No.  1 — 6.     Granville  1905. 

The  Proceedings  and  Transactions  of  the  Nova  Scotian  Institute  of 
science  Sess.  1902/03.    Vol.  11.   P.  1.     Halifax  1905. 

Missouri  Bureau  of  Geology  and  Mines.  Ser.  II.  Vol.  1.2.  —  Biennial 
Report  of  the  State  Geologist  to  the  42.  and  43.  General  Assembly 
l9°?>-  —  Gallaher,  John  A.,  Preliminary  Report  on  the  structural 
and  economic  Geology' of  Missouri.    Jefferson  City  1900 — 05. 

Proceedings  of  the  Indiana  Academy  of  sciences.  1903.  Indiana- 
polis 1904. 

Bulletin  of  the  American  Mathematical  Society.  Ser.  n.  Vol.  11, 
No.  4 — 10.  Vol.  12,  No.  1 — 3.  Lancaster  1905.  —  Annual  Register. 
New  York  1905. 

Transactions  of  the  American  Mathematical  Society.  Vol.  6,  No.  1 — 4. 
and  Indices  to  Vol.  1 — 5.     Lancaster  and  New  York  1904.  05. 

Publications  of  the  Washburn  Observatory  of  the  University  of  Wis- 
consin.    Vol.  14,  2.     Madison  1904. 

Collections    of  the   State  Historical   Society   of  Wisconsin.     Vol.   1—3 

(Reprint;.    Vol.  11  — 16  (1888— 1902).     Madison  1888— 1904. 
Proceedings  of  the  State  Historical  Society  of  Wisconsin.     Ann.  Meet. 

47 — 52  (1899 — 1904).     Madison  1900 — 05. 
Bulletin  of  the  University  of  Wisconsin.    Economic  and  Politic  Science 

Series.    Vol.  1,  No.  1.  2.    Vol.  2,  No.  2—4.    —   Engineering  Series. 

Vol.  2,  No.  1  — 10.  Vol.  3,  No.  1.  —  Historical  Series.  Vol.  1,  No.  1.  2. 

Vol.  2,  No.  1.  —  Philology  and  Literature  Series.    Vol.  1,  No.  1—4. 

Vol.  2,  No.  1—3.  Vol.  3,  No.  1.  2.  —  Science  Series.  Vol.  2,  No.  1  —  6. 

Vol.  3,  No.  1 — 3.     Madison  1896 — 1905. 

Anales  de  la  Academia  Mexicana  de  sciencias  exactas,  fisicas  y  natu- 
rales.    T.  1,  Num.  1.  2.     Mexico  1903. 

Memorias  de  la  Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzateu.  T.  13,  Cuad.  9.  10 
T.  19,  Cuad.  11.  12.  T.  20,  Cuad.  11.  12.  T.  21,  Cuad.  1—8.  Mexico 
1903.  04. 

Bulletin  of  the  Wisconsin  Natural  History  Society.  Vol.  3,  No.  4. 
23.  Annual  Report.     Milwaukee  1905. 


XW'I  Verzeichnis  dbb  eingegangenen  Schriften. 

I.irk    Observatory,    üniversity    of  California.      [Mount    Hamilton.] 

Bulletin.    No.  65.  66.  68—70.  72— 87.     Sacraniento  1904.  03. 
Transaktione    of    the    Astronomical    Observatory     of    Yale    üniversity. 

Vol.  1,    P.  7/8.     New  Haven  1904. 
Annale    of    the    New  York    Acaderny    of    sciencee.     Vol.  15,    P.  3. 

Vol.  16,  P.  1.  2.     New  York  1904.  05. 
Memoire    of    the    New   York    Academy    of    sciences.       Vol.  2.    P.  4. 

Ww  York   1905. 
Archaeological    Institute    of  America.     Supplementary  Papers    of   the 

American  School  of  claesical  Studies  in  Korne  Vol.  1.  New  York  1905. 
American   Museum  of  Natural  History.   Bulletin.    Vol.  17,  P.  3.  Vol.  18, 

P.  3.  Vol.  20.  —  Memoire.  Vol.  3.  No.  3.  —  Annual  Report  for  1904. 

New  York   1904.  05.  -      Album  of  Philippine  Types.    Manila  1904. 
The  American  Museum  Journal.    Vol.  5,  No.  1—4.     New  York  1905. 

American    Geographical    Society.     Bulletin.     Vol.  36 ,   No.  12.    Vol.  37, 

No.  1.  2.     New  York  1904.  05. 
American    Journal    of   Archaeology.     N.  S.     Vol.  8,   No.  4   and   Suppl. 

Vol.  9,  No.  1 — 3.     Norwood  Mass.   1904.  05. 
Oberlin  College.    The  Wilson  Bulletin.    N.  S.  Vol.  11,  No.  2—4.  Vol.  12, 

No.  1 — 3.     Oberlin,  Ohio  1904.  05. 
Proceedings   and  Transactions   of  the  R.   Society  of  Canada.     Ser.  II. 

Vol.  10.     Ottawa  1905. 
Geological  Survey  of  Canada.    Catalogue  of  Canadian  Birds.  —  Relief 

Map  of  the  Dominion  of  Canada.    Ottawa  1904.  —  Ontario  Windsor 

Shet.  1.    S.-W.  —   Statistics  of  the  Dominion  of  Canada. 
Proceedings    of  the  Academy    of  natural   sciences   of  Philadelphia. 

Vol    56,  P.  2.  3.     Vol.  57,  P.  1.  2.     Philadelphia  1904.  05. 
Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society,  held  at  Philadelphia. 

No.   177 — 180.     Philadelphia  1904.  05. 
The  American  Association  to  promote  the  teaching   of  speech   to  the 

deaf.     Circular  of  Information,  June   1904.     Philadelphia. 
Transactions  of  the  American  Philosophical  Society,  held  at  Philadelphia. 

N.  S.    Vol.  21,  P.  1.     Philadelphia  1905. 
The  Transactions  of  the  Academy  of  science   of  St.  Louis.     Vol.  14, 

No.  7.  8.    Vol.  15,  No.  1  —  5.     St.  Louis  1904.  05. 
California  Academy   of   sciences.     Constitution    and    by-laws,    officer, 

trustees  and  members.     San  Francisco   1904. 
Memoirs  of  the  California  Academy  of  sciences.     Vol.  3.  4.     San  Fran- 
cisco  1903.  04. 
Proceedings   of  the   California  Academy   of  sciences.     Botany.    Vol.  2, 

No.  11.  Geology.    Vol.  1,  P.  10.   —   Zoology.    Vol.  3,  P.  7— 13- 

San  Francisco  1904. 

Transactions  of  the  Kansas  Academy  of  science.  Vol.  19-    Topeka  1905. 

Transactions  of  the  Canadian  Institute.  Vol.8,P.  1  (No.  16).  Toronto  1905. 

üniversity  of  Toronto  Studies.  History  and  Economics.  Vol.  2,  No.  3. 
Vol.  3,  No.  1.  —  Geological  Series.  No.  3.  —  Psychological  Series. 
Vol.  2,  No.  2.  —  Papers  from  the  ehem.  Laboratories.  No.  44 — 51. 
—  Review  of  Historical  Publications  relating  to  Canada  1904.  — 
Biological  Series.    No.  4.     Toronto  1904.  05. 


» 


Verzeichnis  dek  eingegangenen  Schriften.  XXVII 

Illinois  State  Laboratory  [Urbana].  Bulletin.  Vol.  7,  N0.4.  Urbana  1905. 

Bureau  of  Education.  Report  of  the  Coinmissioner  of  education  for 
tbe  year  1903.     Vol.  1.  2.     Washington  1905. 

Bulletin  of  tbe  Bureau  of  Standards.   Vol.  1,  No.  1.  2.   Washington  1905. 

Smithsoman  Miscellaneous  Collections.  No.  1440-  H44-  H77-  J478- 
1543.  1544.  1571.  1572.  1584.  —  Quarterly  Issue.  Vol.  2,  P.  3.  4. 
Vol.  3,  P.  1.     Washington   1904.  05. 

Smitbsonian  Contributions  to  knowledge.    No.  1459-    Washington  i9°4- 

Smithsonian  Institution.  Bureau  of  American  Ethnology.  Annual 
Report.  21.  22  (1899/1900.  1900/01).  Report  of  the  U.  S.  National 
Museum.  1902/03.  —  Contributions  from  the  U.  S.  National  Herbarium. 
Vol.  9.     Washington  1905. 

Carnegie  Institution  of  Washington.  Contributions  from  tbe  Solar 
Observatory  Mt.  Milson,  Calif.  No.  1.2.  -  Publication  23.  24.  30. 
Washington   1905. 

Annual  Report  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution 
for  1902/03.     Washington  1904. 

Report  of  the  Superintendent  of  the  U.  S.  Coast  and  Geodetic  Survey, 
showing  the  progress  of  the  work  from  July  1,  1903,  to  June  30,  1904 
with  Appendix,  No.  3—9.     Washington  1904. 

Department  of  the  Interior.  U.  S.  Geological  Survey.  -  -  Professional 
Papers.     No.  29—33.  35.  39.     Washington   1904.  05. 

Bulletin  of  the  U.S. Geological  Survey.  No.  208  (bis).  234—240.  242—246. 
248 — 250.  252 — 255.  257—262.  264.  —  Water  Supply  and  Irrigation 
Papers.  No.  99.  100.  103.  105  —  122.  124.  126.  128.  132/  Washing- 
ton 1904.  05. 

Annual  Report  of  the  U.  S.  Geological  Survey  to  the  Secretary  of 
the  Interior.  25.    1903/1904.     Washington  1904. 

Monographs  of  the  U.  S.  Geological  Survey.    47.     Washington  1905. 

Mineral  Resources  of  the  U.  S.  1903.     Washington  1904- 

Südamerika. 

Anales  de  la  Sociedad  cientifica  Argentina.  T.  58,  Entr.  4 — 6.  T.  59.  60, 
Entr.  1 — 3.     Buenos  Aires  1904.  05. 

Boletin  de  la  Academia  nacional  de  ciencias  de  la  Republica  Argentina. 
T.  17,  Entr.  4.    T    18,  Entr    1.     Cordoba   1904.  05. 

Boletin  del  Cuerpo  de  Ingenieros  de  minas  del  Peru.  No.  5.' 10. 
15 — 18.  19 — 21.  24 — 26.     Lima  1904.  05. 

Boletin  de  la  Sociedad  geogräfica  de  Lima.   T.  15,  Trim.  1.  2.    Lima  1904. 

Direccion  general  de  estadistica  de  la  Provincia  de  Buenos  Aires. 
Demografia.     Aho  1900 — 02.     La  Plata  1904.  05. 

Anales  del  Museo  nacional  de  Montevideo.   Flora  Uruguaya.   Entr.  2.  3. 

Montevideo  1905. 
Annuario    publicado  pelo   Observatorio    do    Rio    de   Janeiro   para   0 

anno  de  1905.    (Anno  21.)     Rio  de  Janeiro  1905. 

ßoletim  mensal  do  Observatorio  do  Rio  de  Janeiro  de  1904.  Rio  de 
Janeiro  1904. 


\\\  III  Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften. 

Art.  s  de  la  Nociete  scientifique  du  Chili      T.  14,  Tjivr.  1 — 3.    Santiago 

1004. 
ßevista  da  aociedade  scientifica  de  Säo  Paulo  No.  1.    Säo  Paulo  1905. 

Asien. 

Notulen    van   de   algemeene   en   directie   vergaderingen  van   het    Bata- 

\iaasch   Genootschap    van    kunsten    en   wetenschappen.      Deel  42, 

Afl.  3.  4.     Batavia  1904. 
Tijdschrift  voor  Indische  taal-,  land-  en  volkenkunde,  uitgeg.  door  het 

Bataviaasch  Genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen.    Deel  47, 

Afl.  6.     Deel  48,  Afl.  1.     Batavia  1904.  05. 
hnirh-Register,  gehouden  int  Casteel  Batavia.    Uitgeg.  door  het  Batav. 

Genootsch.  van  kunsten  en  wetensch.    Ann.  1656 — 1657.    's  Graven- 

hage  1904. 
Rapporten    van    de    Commissie    in    Nederl.   Indie    vor    ondheidkundige 

onderzoek   op  Java   en  Madoera.     Uitg.  van  het  Batav.  Genootsch. 

van  kunst.  en  wetensch.  1901 — 03.    Batavia,  's  Gravenhage  1904.  05. 

Natuurkundige  Tijdschrift  voor  Nederlandsch-Indie ,  uitgeg.  door  de 
Kon.  Natuurkundige  Vereeniging  in  Nederlandsch-Indie.  Deel  64 
(Ser.  X,  Deel  8).     Weltevreden,  Amsterdam  1905. 

Observations  made  at  the  Magnetical  and  meteorological  Observatory 
at  Batavia.  Publ.  by  order  of  the  Government  of  Netherlands 
India.     Vol.  26.     1903.    Batavia  1905. 

Liiiguistic  Survey  of  India.     Vol.  2.  3.  6.     Calcutta  1904. 

Annual  Report  of  the  Board  of  scientific  advise  for  India  for  the  year 
1904/05.     Calcutta  1905. 

Indian  Museum.  Annual  Report.  1903/04.  —  Catalogue  of  the  Indian 
Decapod  Crustacea  in  the  Collection  of  the  Indian  Museum.  P.  2. 
Anomura.  Fase.  1.  By  A.  Alcock.  —  Echinoderma  of  the  Indian 
Museum.  An  Account  of  the  Deep-Sea  Holothurioidea  collect,  by 
the  R.  Ind.  Marine  Survey  Ship*  Investigator.  By  B.  Köhler  and 
C.  Vaney.     Calcutta  1905. 

Department  of  the  Interior.  Ethnological  Survey  Publications.  Vol.  1.  2, 
P.  1.     Manila  1904.  05. 

Publications  of  the  Earthquake  Investigation  Committee.  No.  19—21. 
Tokyo   1904. 

The  Journal  of  the  College  of  science,  Imp.  University,  Japan.  Vol.  14. 
20,  3-7.     Tokyo  1904.  05. 

Mitteilungen  aus  der  medizinischen  Fakultät  der  Kais.  Japan.  Uni- 
versität.    Bd.  5,  No.  3.    Bd.  6,  No.  3.     Tokio  1904.  05. 

Annotationes   Zoologiae  japonensis.     Vol.  5,   P.  3.  4-     Tokyo  1904.  05. 

Memoirs  of  the  College  of  science  and  engineering,  Kyoto  Imp.  Uni- 
versity.   Vol.  1,  No.  2.     Kyoto   1904/05. 

Australien. 

Proceedings  of  the  R,  Society  of  Victoria.  N.  S.  Vol.  17,  P.  2.  Vol.  18, 
P.  1.     Melbourne  1905. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Schriften.  XXIX 


2.  Einzelne  Schriften. 

Abbe,  Ernst,  Gesammelte  Abhandlungen.    Bd.  2.     Jena  1906. 

25  Jahre  Verlagstätigkeit  der  Firma  Johann  Ambrosius  Barth  1887 — 1905. 

Brandstetter,  B.,  Rätoromanische  Forschungen.    I.     Luzern   1905. 

Felix,  J. ,  und  Lenk,  H.,  Beiträge  zur  Geologie  und  Paläontologie  der 
Republik  Mexico.     T.  2,  H.  1 — 3.     Leipzig  1893 — 99. 

Fischer  -  Treuenfeld ,  B.  v.,   Paraguay.     Ein  historischer  Abriß.     S.-A. 
Braunschweig  1905. 

Goppelsroeder ,  Friedr.,  Studien  über  die  Anwendung  der  Capillaranalyse. 
I.  II.     Basel  1904. 

-  Anregung  zum  Studium  der  auf  Capillaritäts-  und  Adsorptions- 
erscheinungen beruhenden  Capillaranalyse.     Basel  1906. 

Hänget,    Edm.,    Die    Empfindungen    als    Abbildungen    des    Hirnstoft's. 
Leipzig  0.  J. 

-  Die  Vereinigung  der  theologisch -sittlichen  Weltanschauung  mit 
der  Naturwissenschaft.     Leipzig  0.  J. 

-  Der  Einheitstrieb  in  einer  moralischen  Wissenschaft  und  Welt- 
anschauung.    Zeitz   1891. 

-  Ein  Universalkörper  als  Träger  der  stofflich -seelischen  Gebilde. 
Leipzig  0.  J. 

-  Die  Körperreaktion  gegen  das  Licht  als  Ursache  der  Reflexion, 
Brechung  und  Polarisation  des  Lichtes  gegenüber  den  Röntgen- 
strahlen.    Leipzig  o.  J. 

Hofmann,  Theobald,   Bauten   des  Herzogs  Federigo  di  Montefeltro  als 
Erstwerke  der  Hochrenaissance.     0.  Ö.  u.  J. 

Raffael  und  seine  Bedeutung  als  Architekt.     Dresden  1900. 

Janet,  Giarles,  Anatomie  du  gastre  de  la  Myrmica  rubra.     Paris  1902. 

-  Observations  sur  les  guepes.     Paris  1903. 

Observations  sur  les  fourmis.     Paris   1904. 

Kerntier,   Frans,    Die   Ermittelung    des    richtigen   elektrodynamischen 
Elementargesetzes.     Budapest  1905. 

Kiseljak,  M.,  Grundlagen  einer  Zahlentheorie  eines  speziellen  Systems 
von  komplexen  Größen  mit  drei  Einheiten.     Bonn  1905. 

Lichtneckert ,  Jos.,    Neue    wissenschaftliche    Lebenslehre    des  Weltalls. 
Leipzig  1903. 

Marcuse,  Ado.,  Handbuch  der  geographischen  Ortsbestimmung.    Braun- 
schweig 1905. 

Montessus  de  Balore,   B.  de,   Sur  les  fonctions   continues  algebriques. 
S.-A.     Palermo  1905. 

Budolph,  H.,  Luftelektrizität  und  Sonnenstrahlung.     Leipzig  1903. 

-  Luftelektrizität,  Eigenentladung  der  Erde  und  Aktivität  der  freien 
Luft.     S.-A.     0.  0.  u.  J. 

-  Über  die  Unzulässigkeit  der  gegenwärtigen  Theorie  der  Materie. 
(Schulprogr.)     Coblenz   1905. 

Über  die  Ursache  der  Sonnenflecken.     S.-A.     Wien  1899. 


\  \  \  Verzeichnis  deb  eingeöajjgenen  Schriften. 

Samuelson,    Arnold,  Luftwiderstand  und  Flugfrage.     Hamburg   1904. 

SaviUe,   Marsall  II.,  Funeral  l'ms  from  Oaxaca.    S.-A.    New  York  1904. 

Hugo  Schuchardt  an    Adolf  Mussaiia.      Graz    1905. 

Stall,   Ihtiis,  Alkohol  und  Kaffee  in  ihrer  Wirkung  auf  Herzleiden  und 
nervöse   Störungen.     2.  Aufl.     Leipzig  1905. 

Stin zz ulla ,   I  ..  Dopo  lo  Strabone  Vaticano.     Messina  1901. 

Sülle  fonti  epigrafiche  della  prima  guerra  punica.    Teramo   1902. 

I    l'ersiani   di  Eschilo  ed  il  nomo  di  Timoteo.     Messina  1904. 


AS 
182 
S2H 
Bd.  57 


ClgCiPCÄTE  AS  MONOGRAPH 

Sachsische  Akademie  der 
Wissenschaften,  Leipzig. 
Philologisch-Historische 

Klasse 

Berichte  über  die  Ver- 
handlungen 


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