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JP BULLETIN DE LA SOCIETE BOTANIQUE SUISSE.
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BERICHTE
der
schweizerischen
: BOTANISCHEN GESELLSCHAPT.
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|
| Redaktion: Prof. En. Kiscxer in BERN.
| Heft VII.
Mit Originalarbeiten
% von
H. Carisr, E. Overron, H. C. SCHELLENBERG und Joser ER.
|
BERN.
Druck und Verlag von K. J. Wyss
1897.
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BULLETIN DE LA SOCIÉTÉ BOTANIQUE SUISSE.
BEHRICHTE
der
schweizerischen
BOTANISCHEN GESELLSCHAFT.
Redaktion : Prof, En. KrscHer in Bern.
Heft VII.
Mit Sr pere
H. Carisr, E. OverTon, H. c. Feel as und Joser ER.
LIBRAZY
1 .BOTANIGAL
B'ERIN:
Druck und Verlag von K. J. Wyss
1897.
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Bericht DEN
über die
Thätigkeit des Vorstandes
der
Schweizerischen botanischen Gesellschaft
im Jabhre 1895-1896.
Hochgeehrte Herren!
Am Schlusse seiner zweiten dreijährigen Amtsperiode
fühlt sich Ihr Comité vor allem gedrungen, Ihnen seinen
herzlichen Dank auszusprechen für das ihm auch während
dieser Zeit erwiesene Zutrauen.
Im verflossenen Jahre ist unser Personalbestand un-
gefähr auf gleicher Hühe geblieben: vier neue Mitglieder
sind aufgenommen worden, nämlich die Herren:
Candrian, Revierfôrster, in Samaden,
Aubert, Sam., Professeur à Solliat, Val de Joux,
Christen, G., Lehrer am Progymnasium in Biel,
Dr. Overton, Privatdocent an der Universität Zürich.
Dagegen sind zwei Mitglieder ausgetreten. Durch
den Tod wurden drei Mitglieder aus unserer Mitte ge-
rissen. Unter diesen nennen wir zuerst Professor Schnetz-
ler in Lausanne, den wir bei der Versammlung vom Jahre
1893 zum Ehrenprâäsidenten der botanischen Sektion er-
nannt hatten, welcher aber schon damals leidend war und
nicht unter uns sein Kkonnte. Im letzten Oktober starb
Dr. Stizenberger in Konstanz, nachdem er noch im Jahre
zuvor in Schaffhausen den Vorsitz der botanischen Sektion
geführt und eine Mitteilung über die Cyphellen vorgelegt
hatte. Als wir im letzten Herbste in Zermatt zusammen-
kamen und Professor Müller-Argoviensis über seine zahl-
reichen neueren Flechtenbearbeitungen sprechen hürten,
da ahnte niemand von uns, dass er wenige Monate später
nicht mehr unter uns sein werde. Seine Monographie der
Euphorbiaceen und seine so überaus zahlreichen Bearbei-
tungen der Flechten aller Erdteile sichern ïhm in der
Botanik einen bleibenden Namen. Wir freuen uns, dass
wir als Erinnerung an ihn noch eine Kkleine posthume Ar-
beit über die Flechten des Monte Rosa im letzten Hefte
unserer Berichte verôüffentlichen konnten.
An der Kollektivausstellung der schweïzerichen natur-
forschenden (Gesellschaft und ïhrer Sektionen bei der
Landesausstellung in (Genf beteiligte sich unsere (Gesell-
schaft durch Einsendung der fünf bis zu diesem Frühjabr
erschienenen Hefte ihrer «Berichte», einer Anzahl von
Tafeln aus denselben, sowie durch statistische Daten über
Personalbestand, Finanzen, Bibliothek etc.
In Ausfübrung des in unserer Hauptversammlung in
Zermatt gefassten Beschlusses wurde Ende Juni ein
Schreiben an das Centralcomité der Muttergesellschaft ge-
richtet, worin um Unterstützung oder Vermittlung einer
Bundessubvention für die von uns geplante Herausgabe
von Beiträgen zur Kryptogamenflora der Schweiz nach-
gesucht wird. Das Centralcomité hat unser Gesuch dem
eidg. Departement des Innern unterbreitet; die Antwort
des letztern, die uns eben erst zugekommen ist, macht
aber ein weiteres Studium der Frage nôtig, welchem
sich Ihr Comité dem ihm erteilten Auftrage gemäss unter-
ziechen wird.
Der Sekretür.
Protokoll
der
VII. ordentlichen Versammlung
der
Schweïizerischen botanischen Gesellschaft.
Dienstag, den 4. August 1896, vormittags 8 Uhr, im
pflanzenphysiologischen Institut des eidg. Polytechnikums
in Zürich.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. C. Schrüter.
Sekretär: Herr Prof. Dr. Ed. Fischer.
Anwesend 17 Mitglieder und Gäste.
1. Der Jahresbericht des Vorstandes wird genehmigt.
2. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der im Laufe des
verflossenen Jahres verstorbenen Mitglieder Dr. Stizen-
berger, Prof. J. Müller-Argoviensis und Prof. Schnetzler
von ibhren Sitzen.
3. Die Jahresrechnung pro 1895 wird auf Antrag der
Rechnungspassatoren HH. Prof. Schinz und M. Micheli
unter bester Verdankung an den Rechnungsgeber ge-
nehmigt,
4. Der bisherige Vorstand wird auf eine neue dreijährige
Periode wieder gewählt.
5. Herr Dr. F. v. Tavel, der aus seinem Amte als Kon-
servator des Herbars des eidgen. Polytechnikums zu-
rücktritt, hat seine Demission auch als Bibliothekar
der botanischen Gesellschaft eingereicht. An seine
Stelle wird gewählt Herr Dr. M. Rikli.
Der Vicepräsident : Der Sekretär:
C. SCHRÔTER. En. FiscHER.
Wissenschaftliche Mitteilungen
vorgelegt in der
Sitzung der botanischen Sektion
der
schweizerischen naturforschenden Gesellschaft
Dienstag, den 4. August 1896, in Zürich.
Präsident: Herr Prof. Dr. C. Cramer.
Sekretär: Herr Dr. M. Rikli.
1. (In gemeinschaftlicher Sitzung mit der Sektion für
Land- und Forstwirtschaft) Herr Prof. Dr. E. Schulze
(Zürich): a) Ueber die Verbreitung des Glutamins in den
Pflanzen. b) Ueber die in den Keïmpflanzen der Coni-
feren enthaltenen Stickstoffverbindungen. c) Vorweisung
einiger aus dem Keime des Weïizenkorns dargestellter
Substanzen.
2, (In gemeinschaftlicher Sitzung mit der Sektion für
Land- und Forstwirtschaft) Herr Direktor Prof. Dr.
Müller (Wädensweil): Die wissenschaftlichen Grundlagen
für die Anwendung reingezüchteter Heferassen bei der
Weingärung, nebst Vorweisungen.
3. M. H. Jaccard (Aigle): Une excursion à Ballabio
(Grigna di Mandello).
4. M.le Dr. Paul Jaccard (Lausanne): Une petite étude
sur la flore du Vallon de la Berberine; démonstration du
Carex microglochin et pauciflora, Saxifraga Cotyledon et
Aizoon de cette localité.
5. Herr Dr. H. Schellenberg (Zürich): Ueber die Be-
stockung von Molinia cœrulea mit Demonstration mikro-
skopischer Präparate.
6. Herr Meister (Dübendorf) weist in frischen Exem-
plaren die in der Umgebung von Dübendorf vorkommenden
Utricularien vor: U. minor, Bremii, intermedia und eine
Zwischenform zwischen U. vulgaris und neglecta.
7. Herr Prof. Dr. Ed. Fischer (Bern): a&) Vorweisung
der ersten Lieferung seiner Bearbeitung der Tuberaceen in
Rabenhorsts Kryptogamenflora. b) Infektionsversuche mit
Puccinia dioicæ und einer Carex frigida bewohnenden Puc-
cinia auf Cirsiumarten; Infektion von Paeonia tenuifolia
mit Peridermium Pini corticolum.
8. Herr Dr. A. Maurizio (Wädensweil): Ueber Pilz-
vegetationen auf Pollenkürnern in Wasser; mikroskopische
Demonstration derselben, sowie der Sporangienanlagen
von Saprolegnia.
RENTE
9. Herr Prof. Dr. C. Schrôüter weist im Auftrage des
Herrn F, A. Forel den im Genfersee neuentdeckten Pota-
mogeton vaginatus vor, der in Kultur Blüten gebildet
hat.
10. Herr Prof. Dr. C. Cramer (Zürich) macht eine
Reihe von Vorweisungen, die sich auf den Verkalkungs-
und Verkieselungsprocess bei lebenden Pflanzen (und bei
Tieren) beziehen.
11. M. M. Micheli (Genève) dépose sur le bureau un
volume qu'il vient de publier, contenant la liste et des
remarques sur les plantes cultivées dans le jardin du
Château du Crest. Il présente aussi une communication
sur une Malvacée hybride: le Lavatera fenestralis X mari-
tima.
12. Herr Prof. Dr. A. Tschirch (Bern): a) Ein Ver-
fahren zur Konservierung von Hymenomyceten unter müg-
lichster Beïbehaltung ïihrer Farbe und Form. b) Vor-
weisung von Photographien der ultravioletten Spektren
von Pflanzenfarbstoften.
13. Herr Dr. K. von Tavel (Zürich): «) Vorweisung
von Erigeron neglectus und Aronicum glaciale (s. diese
Berichte Heft V p. 83 und VI p. 39). b) Ueber Erigeron
Schleicheri Gremli und dessen Verbreitung in der Schweiz.
c) Demonstration hybrider Cirsien: voilständige Reïihen
von Formen zwischen Cirsium bulbosum, oleraceum, acaule,
bulbosum, ferner oleraceum und heterophyllum; ferner ein
Tripelbastard Cirsium (acaule X bulbosum) X oleraceum.
14. M. H. Jaccard (Aigle): Demonstration du Cirsium
rivulare X spinosissimum découvert dans les Alpes de la
Gruyère par Lerèche et retrouvé récemment par M. Jaquet.
15. Herr Dr. J. Huber (Parà, Brasilien) hat eine
Mitteilung über die Saprophytenflora von Parà einge-
sandt.
16. M. le Prof. Magnin (Besançon) a envoyé les com-
munications suivantes: «) Quelques notes sur la végétation
des étangs et des tourbières des Franches - Montagnes.
b) Additions à la flore du Lac de Joux, Brenet et Ter.
17. M. Silvio Calloni (Lugano) a envoyé deux notes:
a) sur les glandes nectarifères nuptiales du Daphné
Cneorum; b) sur la découverte du Oreoweisia serrulata
dans le Canton du Tessin par M. Mari.
Nach der Sitzung werden unter Leïitung des Herrn
Prof. Dr. Schinz der botanische Garten, und unter Leitung
des Herrn Dr. F. v. Tavel das Herbar und die Samm-
lungen des eidg. Polytechnikums ebendaselbst besichtigt.
Personal-Verzeichniss
der
schweizerischen botanischen Gesellschaft
auf 31. Dezember 1896.
* Mitglieder auf Lebenszeit.
1. Comité.
Herr Dr. Hermann Christ in Basel, Präsident.
> Professor Dr. C. Schrüter in Zürich, Vicepräsident.
> Professor Dr. Ed. Fischer in Bern, Secretär.
> Professor Dr. R. Chodat in (Genf.
»> Professor K. O. Wolf in Sitten.
2, Kassier.
Herr Apotheker B. Studer-Steinhäuslin ir Bern.
3. Bibliothekar.
Herr Dr. M. Rikli in Zürich.
4, Redactionscominission.
Herr M. Micheli in Genf.
» Professor Dr. C. Schrôüter in Zürich.
> Professor Dr. Ed. Fischer in Bern.
5. Ehrenmitglieder.
Herr Professor T. Caruel in Florenz.
> Professor Dr. $S. Schwendener in Berlin.
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6. Mitglieder.
1. Herr Amann, Julius, Apotheker, Lausanne.
9
1
15.
19.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
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Andreæ, V., Fleurier, Canton de Neuchâtel.
Appel, O., Verwalter der Stadtapotheke Sonne-
berg in Thüringen.
Arbost, Joseph, pharmacien, Rue de Lyon 1
à Thiers (Puy de Dôme).
Aubert, Sam., Professeur à Solliat, Val de Joux.
Bachmann, Dr. Hans, Professor an der Kantons-
schule in Luzern.
Barbey, W., Valleyres près Orbe, Canton de
Vaud.
Barras, Paul, Inspecteur forestier à Bulle.
Baumann, Eugen, stud. phil, Pfarrhaus Kilch-
berge, Kanton Zürich. :
Bernoulli, Dr. W., Schärtlingasse 4, Basel.
Besse, Chanoine M. Professeur d’agriculture à
Econe (Valais).
Bieler, Anton, Professor in Zug.
Binz, Dr. August, Klybeckstrasse 13, Basel.
Bolthauser, H., Secundarlehrer in Amrisweil,
Kanton Thurgau.
Borel, Charles-François, cand. scient., St-Aubin,
Neuchâtel.
Boudier, Emile, pharmacien honoraire, Rue Gré-
try 22, Montmorency (Seine-et-Oise).
Bourgeois, Professor, Zürich-Riesbach.
Bourquelot, Emile, Prof. agrégé à l’école supé-
rieure de pharmacie, Rue de Sèvres 42, Paris.
Briquet, John, 5 Rue de l’Evêché, Genève.
Brügger, Chr. G., Professor der Naturgeschichte
an der Kantonsschule in Chur.
Bucherer, Dr. Emil, Solothurnerstr. 14, Basel.
Burckhardt, Dr. Karl, Grellingerstr. 13, Basel.
Burnat, Emile, 1 Promenade du Pin, Genève.
Buser, Othmar, Chemiker, Brauerei Schützen-
garten, St. Gallen.
Calloni, Dr. Silvio, Pavia, Italien.
de Candolle, Casimir, Genève.
Candrian, Reviërfürster in Samaden, Engadin.
Chabert, Alfred, Médecin principal de première
classe, en retraite, Chambéry (Savoie).
Charras, A., Pharmacien, St-Cyrde Provence (Var).
Chodat, Prof. Dr. R., Genève.
Christ, Dr. Herm., Basel.
Christen, G., Lehrer am Progymnasium in Biel.
33. Herr Claraz, Schanzengasse 15, Zürich I.
34.
99.
»
Coaz, J., Schweiz. Oberforstinspector in Bern.
Conti, Pasquale, Etudiant ès-sciences, Rue de
Carouge 1, Crenève.
Cornaz, Dr. Edouard, Neuchâtel.
Cornu, F., Campagne Riant-Port, près Vevey.
Cottet, Chanoine à Gruyère.
Cramer, Professor Dr. C., in Zürich.
Dufour, Professeur Dr. Jean, Station viticole,
Champ de l'Air, Lausanne.
Dumée, Paul, Pharmacien à Meaux (France).
Durand, Conservateur à l’Herbier royal de
Bruxelles.
Dutoit-Haller, Dr. med., Gurtengasse 3, Bern.
Fayod, V., 89/91 Rue d’Alésia, Paris.
Fischer, Professor Dr. Ed., in Bern.
Fischer, Professor Dr. L., in Bern.
Fischer-Sigwart, H., Zofingen.
Flahault, Charles, Professeur à la faculté des
sciences, Montpellier.
Frübel, Otto, Handelsgärtner in Zürich-Riesbach.
Gérard, Recteur de l’université de Montpellier.
Goudet, Dr., Rue St-Léger, Genève.
Gremli, Aug., 1 Promenade du Pin, Genève.
Guignard, Léon, Professeur à l’école supérieure
de Pharmacie, Rue des Feuillantines 1, Paris.
Hagenbach-Burckhardt, E., Leimenstr. 12, Basel.
Hausmann, C. Fr. Hecht-Apotheke, St. Gallen.
Heer, Pfarrer in Betschwanden, Glarus.
Hefti, J. J., Apotheker in Schwanden, Kt. Glarus.
Hegetschweïler, Dr. med. Carl, Riffersweil, Kan-
ton Zürich.
Heuscher, J., Lehrer an der Thierarzneischule,
Zürich-Hirslanden.
. Mme. Houbion, M., Rue de Mons 62, Marchienne-au-
Herr
Pont (Hainaut, Belgique).
Huber, P. Franz, Professor in Stift Engelberg.
Huber, Dr. J., Para, Brasilien.
Jaccard, Instituteur au collège, Aigle, Canton de
Vaud.
Jaccard, Dr. Paul, Avenue de Menthon 12,
Lausanne.
de Jaczewski, Arthur, Montreux.
Juillard, Dr. Paul, 80 Cours d'Herbouville, Lyon.
Käser, Fried., Lehrer, Sihlstrasse 45, Zürich.
Keller, Dr. Robert, Winterthur.
Klebs, Professor Dr. G., in Basel.
Lang, Professor Dr. K., in Solothurn.
PROS RER
71. Herr Legré, Ludovic, avocat, Rue Venture 11, Marseille.
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Leist, Dr. K., Sekundarlehrer in Bern.
Lenticchia, A., Prof. al R. Istituto tecnico, Como,
Italia.
Lerch, Dr. med. J., Couvet, Neuchâtel.
Linder-Hopf, J., Missionsstrasse 31, Basel.
Lobeck, Apotheker in Herisau.
Lüscher, Hermann, Zofingen:
Martin, Prof. Ch., 26 route St-Julien, Carouge.
Mazel, Antoine, Pharmacien, Chemin Liotard,
Servette, (renève.
Mangin, Louis, Prof. au Lycée Louis-le-Grand.
Rue de la Sorbonne 2, Paris.
Micheli, Marc, Château du Crest, Genève.
Mühlberg, Professor Dr. F., Aarau.
Müller, Wilhelm, Gymnasiallehrer, Schwyz.
Müller-Thurgau, Prof. Dr., Director der schweiz.
Versuchsstation für Obstbau in Wiädensweil.
Nägeli, Otto, stud. hum., Ermatingen, Thurgau.
Nicolet, L., pharmacien, St-Imier.
Overton, Dr. E., Privatdocent an der Universität
Zürich.
Petri, H., Referendar in Strassburg - Neudorf
(Elsass).
Pirotta, Prof. R., R. Giardino botanico, Roma.
Pittier, H., San-José de Costa-Rica, Central-
Amerika.
Rehsteiner, C., Apotheker in St. Grallen.
Rehsteiner, Dr. Hugo, St. Gallen.
Rhiner, Joseph, Philolog in Schwyz.
Rikli, Dr. Martin, Seminarlehrer, Seminarstr. 7
Zürich-Unterstrass IV.
Rzewuski, Alex., Davos-Platz, Graubünden.
Schinz, Prof. Dr. Hans, Seefeldstrasse, Zürich.
Schlatter, Theodor, Thurmgasse, St. (rallen.
Schneider Fr., Seminarlehrer, Münchenbuchsee
bei Bern.
Schrôter, Professor Dr. C., Freiestrasse, Zürich-
Hottingen.
Schuppli, M., Hilterfingen am Thunersee.
Siegfried, Hans, Winterthur.
Spôri, V. A., Lüwen-Apotheke, in Schwanden,
Kanton Glarus.
Stebler, Edouard, 46 Rue de la Demoiselle, La
Chaux-de-Fonds.
Stebler, Dr. F. G., Zürich-Oberstrass.
Steiger, Emil, Apoth., Bäumleingasse 4, Basel.
Studer-Steinhäuslin, B., Apotheker in Bern.
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107. Herr v. Tavel, Dr. F., Schosshalde, Bern.
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Tonduz, Ad., Assistant de botanique à l'institut
physique et géographique national,San- José
de Costa-Rica.
Tripet, K., Prof. à l’Académie de Neuchâtel.
Tschirch, Professor Dr. A., Rabbensthalstr. 77.
Bern.
Wanner, Stef, (Cemeindestrasse 25, Zürich-
Hottingen.
Wartmann, Professor Dr., Museumsdirektor,
St. Gallen.
Weber, Fried., Apotheker, Zürich.
Wegelin, H., Professor in Frauenfeld.
Wehrli, Léon, stud. rer. nat., Friedensstrasse 26,
Zürich-Oberstrass.
Wilezek, Prof. Dr. Ernst, Université de Lausanne.
Wille, Professor L., Director der Irrenanstalt
Basel.
Wirz, J., Sekundarlehrer, Schwanden, Kanton
Glarus.
Wolf, Ferd. Otto, Prof. am Lyceum in Sitten.
Zehnder, Dr. Fr., Oberer Canalweg 26, Biel.
Zschokke, A., Assistent, Schweiz. Versuchsstation
für Obsthbau, Wädensweil.
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Auszug
aus der
dabresrechnung der schweiz. botanischen Gesellschaft
vom 1. Januar 1895 bis 31. Dezember 1895.
Auf Antrag der Rechnungsexaminatoren genehmigt in der
Plenarsitzung vom 4. August 1896 in Zürich.
Einnahmen.
Aktiv-Saldo letzter Rechnung . . : . . Fr. 20. 40
Jahresbeiträge der Mitglieder Ra 0 AO
POMPES SCIE ANNEE Rene SE ARR EE St 3. —
Zinse . SAN RME Pt ÉTAPE AN DA NC el4, 200
Summa Einnahmen Fr. 657. 95
Ausgaben.
Berichtegder Gesellschaft Fc 0 7 Pr. 62715
V'erscMedenes de em EAN A RARE ST ET 06.120
Summa Ausgaben Fr. 683. 95
Bilanz.
DietAussabentheltragen- te re D Er 688205
Die Dates betragen: 41 ; GET 192
Es ergibt sich demnach für das Reciduee
jahr CINADeNEtE VON RE ee Ur DO. Ve
Reservefonds.
Der Reservefonds ist unverändert geblieben
mit einem Aktiv-Saldo von. . . . . Fr. 182. 40
Der Kassier:
B. Studer, Apotheker.
— XI —
Eingänge für die Bibliothek
vom 15. Januar 1896 bis zum 31. Januar 1897.
Nachstehendes Verzeichnis dient zugleich als Empfangs-
bescheiniqung für die geehrten Zusender.
I. Einzelwerke, Separatabdrücke etc.
Allg. Schw. Zeitg: Artikel zur Pflanzengeschichte der
Schweiz. Beiblatt No. 297, Donnerstag den 17. Dez.
1896. Dr. 1. Christ: Ueber afrikanische Bestand-
teile in d. Schweizerflora.
Baltzer, A.: Beiträge zur Kenntnis der interglacialen Ab-
lagerungen. Beilage I Verzeichnis der von À. Baltzer
sesammelten Pflanzen des Interglacials von Pianico-
Sellere von Ed. Fischer. S.-A. Neues Jahrbuch für
Mineralogie, Geologie u. Paläontologie Bd. I. (S. 159
bis 186) 1896.
Boudier, E. et Fischer, Ed.: Rapport sur les espèces de
champignons trouvées pendant l’assemblée à Genève
et les excursions faites en Valais par les sociétés
de botanique de France et de Suisse du 5 au 15 aôut
1894. S.-A. Bulletin soc. bot. France t. XLI.
Chabert, A.: Notes sur quelques Leontodon. $S.-A. Bul-
letin herb. Boissier vol. IV. 1896.
— — Le viviparisme. S.-A. Bulletin herb. Boissier vol.
IV. 1896.
Eblin, B.: Ueber die Waldreste des Averser Oberthales.
S.-A. Berichte der schweiz. bot. Cresellsch. Heft
V. (S. 28—81.)
Fischer, Ed.: Contributions à l'étude du genre Coleosporium.
S.-A. Bulletin soc. bot. France t. XLI.
Fischer, Ed.: Ueber den Parallelismus der Tuberaceen u.
Gasteromyceten. S.-A. der Berichte der deutsch.
bot. Cresellsch. 1896 Bd. XIV.
Micheli, Marc: Le jardin du Crest. (Genève 1896 (Im-
primerie Rey et Malavallon).
Mori, Antonio: Potentille del Modense e Reggiano.
Rehsteiner: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
Fruchtkürper einiger Gasteromyceten. Dissertation.
S.-A. Bot. Zeitg. 1892.
Wegelin, H.: Beitrag zur Pyrenomycetenflora d. Schweiz.
— XII —
II. Periodische Zeitschriften im Tauschverkehr.
Aarau: Mitteilungen der aarg. naturf. Gesellschaft. VII.
Heft 1896.
Berlin: Verhandlungen des bot. Vereins der Provinz Bran-
denburg 37. Jahrg. 1895.
Bonn: Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der
preussischen Rheïnlande 52 Jahrg. (1895) 2. Hälfte;
53. Jahrg. (1896) 1. Hälfte.
— — Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellsch. für
Natur- und Heiïlkunde, Bonn 1895 (2. Hälfte);
Bonn 1896 (1. Hälfte).
Breslau: 13. Jahresbericht d. schlesischen (Gesellsch. für
vaterländische Kultur mit Ergänzungsheft (Litteratur)
1896.
Cassel: Botanisches Centralblatt Bd. V, Heft T; -— Bd.
VI, Heft 1—5.
Cherbourg: Mémoires de la soc. nation. des sc. nat. et math.
de Cherbourg XXXIX. (1892—1895),.
Chur: Jahresbericht der naturf. Gesellsch. Graubündens.
Neue Folge XXXIX. Bd. Vereinsjahr 1895/96.
Cincinnati (Ohio): The journal of the Cincinnati Society
of naturel history vol. XVIII. 1—4.
Coïmbra: Boletim da Sociedade Broteriana vol. XII (1895);
— vol. XIII (1896).
Danzig: Schriften der naturforsch. Gesellschaft. Neue
Folge Bd. IX. Heft 1 (1896).
Dorpat: Sitzungsberichte der naturf. (resellschaft XI. Bd.
Heft 1 (1895).
Dresden: Sitzungsberichte u. Abhandlungen der naturwiss.
Cresellsch. «Isis» Jahrg. 1895 (Juli—Dezember) ;
Jahrg. 1896 (Januar—Juni).
Edinburgh: Proceedings of the Royal Society of Edinburgh
vol. XX. (Sessions 1893— 95).
Florenz: Bulletino della soc. bot. Italiana 1896 No. 2—7.
— — Nuovo giornale botanico Italiano, nuova serie vol.
IT No. 2 —4.
Genf: Bulletin de l’herbier Boissier. Tome IV (1896) No.
1—12.
— — Compte rendu des séances de la soc. de physique
et d'histoire naturelle vol. XII. 1895.
Helsingfors: Acta soc. pro Fauna et Flora Fennica, vol. V3;
IX, X, XII (1893—95).
PAR. PET LC TE PRESENT Ve
RIVE
Helsingfors: Soc. pro Fauna et Flora Fennica. Botanische
Sitzungsberichte, Jahrg. 1—4 (1887—1891).
— — Meddelanden 19—21 (1893
— — Herbarium Musei Fennici ed. IT 1894.
Innsbruck: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und
Vorarlberg 40. Heft (1896).
Karlsruhe: Alle. bot. Zeitschrift 1896. Jahrg. IL.
Kônigsberg i. Pr.: Schriften der physik.-6konomischen (re-
sellsch. 36. Jahrg. 1895.
Landshut: Vierzehnter Bericht des bot. Vereins in Lands-
hut 1894—1895.
Lausanne: Bulletin de la société vaudoise des sciences na-
turelles 3° serie vol. XXXI No. 119 (1895); — vol.
XXXII No. 120, 121.
— — Universität: Index bibliographique de la faculté des
sciences 1896.
Lyon: Annales de la société bot. t. XIX (1893/94); t. XX
1895 (1—4).
München: Berichte der bot. (resellschaft Bd.
IV 1896.
New-York: Bulletin of the Torrey Botanical Club vol.
XXTIITI (1896).
Nimwegen: Nederlandsche botanische Vereeniging. Neder-
landsch Kruidkundig. Archief Register zu Serie I
et IT; Serie III 1. Teil, 1 Stück.
Posen: Zeitschrift der bot. Abteilg. des naturwissensch.
Vereins der Provinz Posen. 1894 (Heft 2); 1895
(Heft 1 u*3).
Prag: Lotos. Jahrbuch für Naturwissenschaft. Neue Folge
Bd XVe
Schweiz. bot. Gesellschaft: Berichte: Heft VI (1896).
Berichte: Heft IV (gebunden) Exemplar von der
Landesausstellung in (Genf.
Schweiz. naturf. Gesellschaft: Actes de la société hel-
vetique des sc. naturelles 1895. 78e session à Zermatt.
— — Compte rendu des travaux. S.-A. Arch. des se. phy-
siques et naturelles 1895.
St. Gallen: Berichte über die Thätigkeit der st. gallischen
naturw. (resellsch. 1893/94.
St. Louis: Missouri Botanical Garden. 7 annual report of
1896.
Es NV
Stuttgart: Jahreshefte des Vereins für vaterländische
Naturkunde in Württemberg 52. Jahrg, 1896.
Thurgau: Mitteilungen der thurg. naturforsch. (resellsch.
Heft XII (1896).
Upsala: Arnell, Dr., H. Wilh.: Lebermoosstudien im nürdl.
Norwegen (1892).
Borge, O.: Ueber die Rhizoïdenbildung bei einigen
tadenfürmigen Chlorophyceen (1894).
Bornstrüm, E.: Echinorhynchus turbinella, brevi-
collis et porrigens (1892).
Elfstrand, Marten: Hieracia alpina aus Hoch-
cebirgsgegenden des mittleren Skandinaviens
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— — Jahresbericht d. zürch. Gesellsch. 1894/96 nebst zwei
Beilagen über die Zürcher Flora (Neudrucke älterer
Autoren).
Über afrikanische Bestandteile
in der Schweizer Flora.
Vortrag, gehalten in der botanischen (Gesellschaft von
Zürich am 13. Januar 1896
von Dr. H. Christ, Basel.
Bekanntlich nimmt die Mittelmeerflora in
bedeutendem Masse Teil an der bunten Zu-
sammensetzung der Flora unseres Landes; im
Wallis, am Ostrande des Jura, am insubrischen
Alpenabhang und in der Fühn- und Seezone des
Nordabhangs der Schweizeralpen tritt sie be-
stimmend für das Gesamtbild auf.
Aber wie wir genôtigt sind, unsere Alpen-
flora in ihre Bestandteile (den nordischen und
den eigentlich alpinen) aufzulüsen, um sie zu
begreifen, ebenso müssen wir mit der Mittelmeer-
flora verfahren : es zeigt sich, dass sie aufzulôsen
ist in ihren endemischen Bestandteil und in sehr
beträchtliche Gruppen von Pflanzen fremder
Herkunft.
Unter dem endemischen Element,
welches als eigenster Ausdruck des speciellen
Mittelmeerklimas mit seiner flachen Temperatur-
curve und seinem langen trockenen Sommer zu
gelten hat, treten die Geschlechter Cistus mit 41
ausschliesslich mediterranen Arten (Dunal) Iberis,
1
Thymus, Origanum, Lavandula, Genista mit 70
Arten, Cytisus, Ononis, Anthyllis, Santolina,
Echium, Onosma, Cerinthe, Ophrys, Serapias,
Muscari, Narcissus besonders hervor: meist
hüchst artenreiche Genera, die ihren Schwer-
punkt im Mittelmeerbecken haben, und nur
einzelne Vertreter etwas weiter nach Ost (Vorder-
asien), West (Canarische Inseln) und Nord (at-
lantischen Westrand Europas) entsenden.
1. Unter den Bestandteilen dieser Flora, die
nach ferneren Heimatgebieten weisen, ist derjenige
der Ste ppen flora der ansehnlichste: Pflanzen,
welche dem trockenen baumlosen Gebiet ange-
hôüren, das sich von der Songarei bis Marokko
über die Plateauländer der alten Welt hinlegt.
Dahin gehôrt Astragalus, Ephedra, Centaurea,
Achillea, Jurinea, Iris, Tulipa, Fritillaria, viele
Halophyten mit Statice, und selbst Arten, die
wir als Alpenpflanzen oder doch wenigstens
Pflanzen unserer Alpenländer anzusprechen ge-
wohnt sind, während sie entschieden dem
Steppentypus angehôüren. So Oxytropis, Hedy-
sarum, auch Festuca valesiaca Schleich. und das
Edelweiss (Leontopodium), das in Sibirien als
Wiesenpflanze auftritt.
2. Ein anderer Bruchteil der Mittelmeerflora
— es ist der stattlichste, vorwiegend Bäume und
Sträucher umfassende -— gehôrt einem Pflanzen-
zuge an, der in den südlichen Gebirgsländern
Asiens, besonders im Himalaya seinen Ausgang
nimmt. Dahin die mächtigen Bäume: Cedrus in
seiner rhythmischen Abstufung : C. Deodara,
RAR TE AE le RS GT x du
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co) à Ésyt "PO Le
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D TER
C. Libani, C. Atlantica, Pinus excelsa im Hima-
laya und Pinus Peuce Griseb. in Macedonien,
Platanus orientalis, der Nussbaum, die Ross-
kastanie des Pindus, deren Verwandte wieder in
Indien auftauchen, Rhus Cotinus (verwandt mit R.
semialata Ostasiens), Styrax officinalis, Coriaria
myrtifolia, von der eine Verwandte im ôstlichen
Himalaya sich findet (C. Nepalensis), Viburnum
Tinus (V. atrocyaneum Indiens), Apocynum
venetum, Pistacia; Laurus nobilis gehôürt einer,
am meisten mit dem ostasiatischen Genus Lindera
verwandten Gruppe des Genus an (Engler,
Deutschostafrika V À 147). Dahin gehôren aber
auch der Epheu und die Lilien, deren Centrum
der Himalaya, China und Japan bildet, die
Pancratium, unsere Daphne, von denen Laureola
mit dem grossen immergrünen Blatt, und Meze-
reum in der Blüte an die indischen Verwandten
deutlich erinnern, und Rhododendron, von denen
besonders das in der ôüstlichen Mittelmeerzone
und der Pontischen Region gemeine R. Ponticum
nebst seiner südspanisch - portugiesischen var.
Baeticum in Grôsse und Bau den indischen Arten
zugehôrt, während unsre alpinen Arten einem
kleinern, chinesischen Typus angehôren. Dahin
auch die perennierenden Papaver der mediterranen
Gebirge (P. rupifragum etc.), welche die kleinere
Ausprägung des im Himalaya und in Persien s0
mächtig entfalteten P. bracteatum und orientale
darstellen. Dabeïi darf nicht gänzlich übergangen
werden, dass diejenigen mediterranen Gebirgs-
und Waldpflanzen, die in Asien und zugleich in
UT
Nord-Amerika analoge Arten besitzen, in letzter
Linie aus dem grossen circumpolaren Centrum
der tertiären Flora abstammen, um so mehr, als
die tertiären Schichten sowohl des hohen Nordens
als unsrer Breiten eine Anzahl homologer Formen
enthalten. Zu diesen Pflanzen sind zu zählen
Liquidambar, Celtis, Aesculus, Pinus Omorica
Panc., Platanus, Castanea, Fraxinus Ornus L.
und raanche andere, Zu denen ich auch unsern
Weinstock zählen muss.
3. Ein dritter, fremdartiger Quotient der
Mittelmeerflora soll heute näher besprochen
werden.
Engler (Entwicklungsgeschichte der Pflanzen-
welt 1879) hat die Beziehungen der Mittelmeer-
flora zu entfernter gelegenen Florengebieten und
besonders zur Flora Südafrika’s geschildert.
Nach einer Reihe interessanter Beispiele betont
er das «Rätselhafte» in der Verbreitung dieser
Pflanzen (S. 79) und sucht, dies Rätsel durch
eine Hypothese zu erklären, nämlich so, dass
die Stammart der in der Capflora und Mittel-
meerflora zugleich auftretenden, verwandten Arten
einst in dem zwischenliesgenden tropischen Afrika
lebte, aber später ausstarb, während sich
blos die erwähnten abgeleiteten Formen am Cap,
am Mittelmeer und auf wenigen einzelnen Punkten
in Abessinien, auf den Canarischen Inseln etc.
erhielten.
Allein das Rätsel lüst sich vôllig, und wir
haben nicht nôtig, zu irgend einer Hypothese zu
oreifen, sobald wir durch neue, nähere Ver-
FRS Us En
gleichung der afrikanischen Floren mit denen
der umliegenden Länder, und durch die fort-
schreitende KErforschung der einzelnen Gebiete
Afrikas erkennen, dass es sich gar nicht um
disjuncte Areale, also nicht um ein getrenntes
Florengebiet im Süden Afrikas und im Mittel-
meerbecken handelt, sondern dass vielmehr auch
heute noch und von jeher ein nur wenig unter-
brochener Gürtel derselben Flora rund um Afrika
herum vorhanden ist, dessen Massencentrum
allerdings auf der südlichen Halbkugel im sub-
tropischen Gebiet liegt.
Wir kôünnen eine, durch ihre wesentlichen
Charakterzüge zu einer Einheit verbundene
Vegetationsform und Flora nachweisen, die
graphisch dargestellt, ihre dunkelste Schraffierung
im Capland nordwärts bis etwas über den süd-
hichen Wendekreis hinaus zeigt, sich aber dann
in einem starken und breiten, freilich nicht
gleichmässigen Rande an der Ostküste zum
abessinischen Hochlande hinzieht. um von da
an nordwärts schwächer zu werden. Auf der
Westseite ist die Schraffierung viel weniger stark,
und durch die tiefe feuchte Hylaea vom Congo
bis zum Nigerdelta unterbrochen, aber sie zieht
sich dann wieder deutlich fort in den trockenen
Steppenländern bis Marokko.
Aber auch am Nordrand Afrika’s ist sie noch
wahrnehmbar durch das mediterrane Gebiet hin-
durch, und unerwartet scharf tritt sie hervor auf
den dem afrikanischen Continent tributären
Inseln : sowohl den atlantischen im Westen, als
MG
Socotra im Osten und selbst auf dem fernen
Madagaskar und den Maskarenen, während die
diesen benachbarten Coralleninseln im indischen
Ocean bereits rein und ungemischt die indische
Flora zeigen.
Aber nicht genug: auch die Mittelmeerflora
Europa’s und des Orients, die Flora des wärmern
atlantischen Europa’s zeigen einen zarten Anflug
dieser Flora, und einzelne Strahlen gehen bis in
die Gebirge, die Alpen und Pyrenäen, ja bis in
den Norden unseres Weltteils hinein.
4, Was ist nun vor allem der Charakter
dieser Flora ?
Mit einem Wort, es ist eine-xerophile
Flora par excellence. Es sind Pflanzen von
vorwiegend holzigem Wuchs, viel und regelmässig
verzweigtem Stamme mit terminalen Blattrosetten,
so dass der ganze Strauch eine halbkugelige, wie
rundum beschorene, scharf umgrenzte Bildung
zeiot; Blätter mit succulenter Tendenz; wenige,
aber besonders reich zusammengesetzte Blüten-
stände und zahlreiche kleine Blüten (inflorescentia
myriantha Webb. phytogr. canar.).
Es sind viele formliche Succulenten mit
fleischigen Blattrosetten, die der Bodenfläche an-
liegen oder sich am Ende ebenfalls fleischiger
Zweige erheben: Crassula- und Sempervivumform.
Es sind ferner Bäume und Sträucher mit immer-
grünen schmalen Blättern von harter ledriger
Textur, mit eingerolltem Rande, viele auch mit
Neigung zur Phyllodienbildung und zur Ver-
kümmerung der Blattspreiten bis zu Schuppen,
: NÉ as
undmitanliegender, seidenglänzender Bekleidung:
Proteaform, Oleaform. Es sind Sträuchermitsuccu-
lenten oft prismatischen Stengeln und dorniger
Armatur, welche die Blätter in der trockenen Zeit
abwerfen, oder deren Blattorgane zu rudimentären
Anlagen verkümmern: Kleinia- und Euphorbia-
form aus der Section Diacanthium. Es sind Co-
niferen mit schuppenformig reducierten Nadeln :
Callitristorm, Sträucher mit äusserst kleinen
Nadelblättern und reichen, myrianthen Blüten-
ständen: Ericaform, ferner holzige Monocotylen
mit dichotomer Verzweigung und reichspiraligen
Rosetten langer succulenter Blätter: Dracaena-
und Aloeform. Dann monocotyle Zwiebelgewächse
mit sehr stark ausgebildeten Schuppen. welche
starke Mengen von Nahrungsstoff aufspeichern
und deren oberirdische Organe einen sehr
rasch ablaufenden Vegetationscyclus durch-
machen : Kniphofia-, Haemanthus- und Urginea-
form; ferner schwertblättrige Irideen: Gladiolus-
form und harte, starre, kleine, immergrüne Farne:
Cheïlanthesform, also eine streng geschlossene,
durch die angeführten Merkmale zu einer hüchst
ausgeprägten Einheit geschlossene Flora, die als
im hôüchsten Grade xerophil zu bezeichnen ist
im Gegensatz zu der tropisch afrikanischen Flora
der feuchten Flussbecken, wie sie vom Niger
über die Aestuarien des Old Calabar, Kamerun,
Gabun und Ogowe sich ausbreitet, aber eine ge-
ringere Breite hat, als noch kürzlich geglaubt
wurde, und am Congo bereits in die xerophile
Savannen-Flora übergeht, um in einzelnen un-
PRO Re
regelmässig begrenzten Flecken durch Central-
Afrika an die Stromläufe Ost-Afrika’s hinüber zu
treten. Diese Flora zeigt annähernd den frondosen
Charakter des Waldes der indischen und malay-
ischen Monsun-Zone. In dieser Hvyläa, die vom
innersten Winkel von Kamerun bis hinab zum
Ogowe das Meer berührt, sind alle Merkmale der
feuchtesten Urwaldung vorhanden: Lianen,
selbst die langkletternden Rotangs (Calamus), die
man von jeher als den Inbegriff der hôüchsten
Entfaltung tropischer Waldnatur betrachtet. Die
hängenden und klammernden Epiphyten (Platy-
cerium, Angraecum, Nephrolepis ramosa Moore),
die Farne mit Sammelbechern (Drynaria) fehlen
nicht, und die Blätter der Bäume sind mit den
verschiedenen Apparaten zur Entlastung vom
Regenwasser ausgerüstet.
5. So sehr hat nun die vorhin geschilderte
xerophile Flora ihr Centrum von der Südspitze
Afrika’s bis gegen den Wendekreis, dass man
sie stets unter dem zu eng gefassten Namen der
Capflora verstanden hat.
Verfolgen wir nun aber ihre weitere Ver-
breitung im Einzelnen.
An das eigentliche Plateau von Südafrika
reiht sich im Osten Natal, das durchaus von
dieser Flora beherrscht wird, so weit nicht in
den Schluchten des Osthangs der Drakensberge,
die von dem Monsun des südindischen Meeres
befeuchtet sind, sich Vertreter der tropisch-
feuchten Flora einfinden. Nôrdlich der mit
tropischen Savannen und Parkland überzogenen
RO.
Zambesi-Niederung zieht sich die xerophile Flora
fort in den Ländern von Deutsch-Ost-Afrika und
der Somali, und greift tief nach Westen ein-
wärts in die Terassenlandschaften der grossen
Seen, wo namentlich die einzelnen Bergstôcke,
vom Kilimandjaro bis zum Runssoro (Ruvenzori
Stanlev’s) und Kirunga sie in prägnanter Aus-
prâägung zeigen.
Aus diesen Gegenden haben Meyer, Stuhl-
mann (Schweinfurth, nat.-forsch. Fr., 15. No-
vember 1892. 170), von Goetzen (Engler und
Goetzen «Afrika von Ost nach West») und Volkens
(Engler, Deutschostafrika V À 1895) reiche Reihen
identischer und verwandter Arten aus der süd-
afrikanischen xerophilen Flora nach Hause ge-
bracht: es mag die Anführung von Podocarpus,
Calodendron capense, Ilex mitis, Myrsine africana,
Olea laurifolia, Brucea, Grewia, Oxalis caprina,
Phytolaccaabyssinica, Thalictrumrhynchocarpum,
Monsonia, Hermannia abyssinica, Mohria caff-
rorum, Cheilanthes multifida, Helichrysum, Arte-
misia afra, Ericinella, Anthospermum, Protea
abyssinica, Aloe, Haemanthus, Kniphofia, Osvris,
Kalanchoë, Rhus genügen.
6. In gleichem, ja gesteigertem Grade zeigt
diese Erscheinung das Hochland von Abessinien.
Aloe, mächtige blattlose Candelaber-Euphorbien
von cactiformem Habitus (E. abyssinica), Protea,
Helichrysum, Olea laurifolia, Kalanchoë, Hae-
manthus, Kniphofia, Rhus, Phytolacca, Myrsine
africana, Podocarpus, Ilex, die auch in Deutsch-
Ostafrika auftretende Brayera, Halleria, Geisso-
407 eS
rhiza, Pelargonium, Gladiolus, Osvris, Hvpericum,
Wahlenbergia, die grosse Dracaena Ombet Kotschy
in Nubien (Suakim) und schizantha Bak. im
Somaliland sind Zwar nicht capische, aber doch
specifisch xerophile afrikanische Formen.
7. In West-Afrika ist diese Vegetation
spärlicher ; im Süden(Deutsch-West-Afrika) wegen
der ausgesprochenen Wüstennatur des Küsten-
landes, die nur ganz besondere, streng angepasste
Formen duldet. (Die Cucurbitacee Acanthosicyos,
und mehrere Arten mit eigentümlicher unter-
irdischer Stammverdickung: Sesamothamnus,
Vitis macropa und Bainesii. Pachypodium etc.)
Immerhin ist gerade hier die wunderbarste dieser
xerophilen Pflanzen: die Welwitschia und die
grosse Aloe dichotoma und in Angola manche
Genera ihrer andern Vertreter, z. B. Kniphofia,
vorhanden. Weiterhin hindern die grossen Fluss-
becken die Verbreitung dieser Flora; um so be-
deutsamer sind aber die einzelnen Leitspuren,
die auf den Berghôühen des Kamerunberges, des
Picks auf Fernando Po etc. sich finden. Dahin
Anthospermum asperuloides, Kalanchoë aegyp-
tiaca, Stephania hernandiaefolia, Myrsine, Hv-
pericum angustifolium, Pittosporum Mannii,
Rhus viminalis, Blairia spicata, Ericinella Mannii,
Wahlenbergia sp. Podocarpus Mannii, Myrica
salicifolia, Olea laurifolia, Liparis capensis, Ilex
capensis, Alchemilla tenericaulis, CrassulaMannii,
Helichrysum sp., Lactuca Capensis, Sonchus
angustissimus, Pycnostachys abyssinica, Cocco-
bryum capense, Geissorhiza alpina, Hvypoxis
villosa, Melaethium tenue, Umbilicus pendulinus,
Romulea Bulbocodium (Engler, Entw. Gesch.
IT. 271.) Selbst aus dem offenen Tiefland der
Goldküste habe ich einen Gladiolus erhalten.
daselbst kommt auch eine mit den capischen
Cycadeen verwandter Encephalartos vor.
8.In Marokko,im Bergland, das in die an
der Westkante Afrika’s bis ans Meer stossende, mit
Artemisia herba alba und den Wüstenhalophyten
bewachisene Wüste eindringt, tritt unser Floren-
element wieder deutlich hervor. Hier ist eine
Clododien tragende Kleinia (pteroneura) und sind
drei Kandelaber-Euphorbien aus der südafrikani-
schen Sektion Diacanthium (E. resinifera Berg.,
E. Beaumieriana Cosson etc.) Ferner Urginea,
die Sapotacee Argania Sideroxyvlon Roem-Schult.,
dann Lotononis, Nidorella, Nolletia, Levssera,
eine den Capischen Stapelien verwandte Bu-
cerosia, Glossoneura, Trichodesma, Urginea,
Romulea, Anthericum, Simethis, Asparagus,
Aphyllanthes : alle aus südafrikanischer Ver-
wandtschaft (Ball. Spicileg. Marocc. in Journ.
linn. Sa. XVI. Hooker & Ball, Marocco and the
great Atlas 1878, 405).
Ehe wir weiter nach Norden gehen, dürfen
wir die Insel-Satelliten Afrikas nicht übersehen,
die uns an Belegen für die xerophile Randflora des
Continents besonders reiche Ausbeute gewähren.
9. Das grosse Madagascar hat eines der
feuchtesten Monsunclimate der Welt, und erfreut
sich demgemäss einer eigentlich malayischen
Flora, wie ja hier auch der malayischeMensch eine
SENS TR 0 Sr ee
ER TON AE
Wohnstätte fand. Nirgends ist die Waldflora so
hochtropisch, nirgends sind die unzähligen Baum-
arten so durchweg auf das Maximum des Nieder-.
schlags eingerichtet, wie hier, so zwar, dass
diesen Arten, obschon den verschiedensten Fa-
milien angehôrig, allen eine starke, habituelle
Aehnlichkeit innewohnt: schmale, unformlich
verlängerte Blätter, eine ganz eigenartige Ver-
zweigung, dabei der Luxus der Epiphyten in
einer Nepenthes und nicht weniger als 3 Platy-
ceriumarten ausgeprägt, und in der Ravenala
Madagascariensis Sonn. bis zur hôchsten Ent-
faltung des monocotylen Blattes gesteigert.
Und doch hat auch Madagascar deutliche
Spuren der trockenen afrikanischen Flora, es
hat im sandigen trockenen Südwesten die Coni-
fere Callitris (Widdringtonia) Commersoni, den
afrikanischen Arten ganz ähnlich, und auf den
Gebirgsrücken 34 Crassulaceen, darunter 16 Ca-
Jlanchoë, ferner Pelargonium , Helichrysum,
Wahlenbergia, Rumex, Geissorhiza, 18 Philippia,
Ericinella, 3 Gladiolus, Kniphofia (R. Baron, flora
of Madagascar, in Journ. Linn. Soc. 1. Nov.
1888) und die südafrikanischen Farne Mohria
Caffrorum Desv., Gymnogramme argentea Desv..
Asplenium Mannii, Sandersonii, vagans, etc.
10. Aber selbst das weit entlegene Insel-
zwWillingspaar Mauritius (Île de France) und
Réunion (Bourbon) weisen Philippia, Viscum
capense, Rumex abyssinicus, 2 Hypericum, Stoebe
und an afrikanischen Farnen die bei Madagas-
car schon genannten Mohria, Gymnogramme,
D ASE ue
Cheilanthes hirta, dann Pellaea hastata, Calome-
lanos, Burkeana auf. (Jacob de Cordemoy, flore
de l’Ile de la Réunion 1895.)
Hypericum angustifolium verbindet die Berg-
gipfel von Fernando Po, Camerun, Abessinien
und Bourbon. Agauria (Leucothoë) salicifolia
zeigt sich auf dem Camerunberg, am Nyassa, auf
Madagascar und Bourbon. Caucalis melanantha
in Fernando Po, Camerun, Abessinien, auf dem
Kilimandscharo und in Madagascar. Aehnliche
isolirte Gipfelstandorte verbinden Westafrika mit
den ôstlichen Inseln bei Rubus apetalus, Senecio
Bojeri, Sebaea brachyphylla und Asplenium
Mannii.
11. Unter den von Bayley Balfour (Diagnoses
plant. nov. Socotr. in Proceed. Royal Soc. Edin-
burgh XI) beschriebenen, neu von ihm aufge-
stellten Arten Socotra’s Sind an eigentlichen
Bäumen ein Elaeocarpus (Tiliaceae), ein Allo-
phylus (Sapindaceae), 2 Odina (Anacardiaceae), 2
Cordia (Boragineae), die wir dem tropisch-afri-
kanischen Florenelement zuzählen; dagegen 3
Boswellia und ein Balsamodendron (Burseraceae),
welche zu den ostafrikanischen xerophilen Bal-
sambäumen gehôren, die im Somaliland die
Myrrhe liefern; ferner ein Rhus und die Sapo-
tacee Sideroxylon fimbriatum Balf., die an ähn-
liche Formen der atlantisch-afrikanischen Ar-
chipele mahnt. Dracaena Cinnabari Balf. ist
der Drachenbaum von Socotra. Von Sträuchern
sind zu nennen :
2 baumartige und 4 strauchige Euphorbia, da-
runter eine mit der canarischen E. canariensis
verwandte cactiforme Art (Gruppe Diacanthium),
E. spiralis Balf. und die, der E. aphylla Bruss.
Tenerife’s nahe stehende blattlose und succulente
E. arbuscula Balf. Aloë. Haemanthus. Urginea.
Asparagus, Fagonia cretica, Teucrium, Osyris
pendula Balf., Cockburnia socotrana Balf., mit
den canarischen und capverdischen strauchigen
Globularien sehr verwandt. Campylanthus, Wit-
hania Riebeckii Schweinf., mit den W. aristata
der Canaren und frutescens der westl. Mittel-
meerzone verwandt. Eine fleischige, grosse Lac-
tuca crassifolia Balf.. vom Typus der grossen
canarischen Sonchus. Prenanthes amabilis Balf..
an die P. pendula Webb. von Gran Canaria
erinnernd. Die blattlose und sueculente Kleinia
Scottii Balf., 7 Helichrysum, 3 Kolanchoë des
bekannten südafrikanischen und abessinischen
Crassulaceen-Genus, Lotus, Trigonella, die Sta-
pelie Bucerosia und endlich die wunderbare
Punica protopunica Balf., unsere Granate, aber
mit einer Frucht, die statt zu einer Beere zu-
sammengeschlossen, in 5 wirtelständige Carpelle
zertheilt ist. Dendrosicyos ist eine baumartige (!)
Cucurbitacee vom Habitus des Ricinus.
Aber auch das nahe Festland von Arabien
bietet Analogien. In Südarabien ist ein Theil
der abessinischen Flora (Aloe, Dracaena, etc.)
vorhanden und selbst noch am Sinai ist Lasio-
spermum brachyelossum gefunden, eine kleine
Composite des Caplands, nicht nur eine Genus-
.
RE TR
verwandte, sondern der Art nach identisch
(Ascherson).
Dass auch einzelne Ausstrahlungen weiter-
hin, bis zum Indus und weiter nach Osten vor-
dringen, darf nicht befremden: ist doch die
afrikanische Fächerpalme Borassus flabellifor-
mis in Vorderindien gemein, ob durch Cultur
oder natürliche Verbreitung ist heute nicht mehr
auszumachen, während umgekehrt die indische
Tamarinde weit durch Afrika verbreitet ist.
12. Und nun die westlichen Satelliten. All
diese atlantisch-afrikanischen Archipele, die Cap-
verden, die Canaren, die Madeiragruppe und die
Azores bilden eine entschiedene Provinz der ge-
schilderten afrikanischen Flora, was um so er-
staunlicher ist, als der climatische Unterschied
unter diesen Inseln von den durchaus tropischen
Capverden zu den Azoren ein enormer ist, welch
letztere sich in ihren Wärme- und Feuchtig-
keitsverhältnissen vom südwestlichen Irland weit
wenisger unterscheiden als von den sonnigen Ab-
hängen der canarischen Inseln. Centrum und
Hauptquartier dieser Inselfloraist der Canarische
Archipel und dass diese Flora eine vorwiegend
afrikanische ist, kann leicht nachgewiesen wer-
den, wenn auch weniger durch identische Arten
als durch die Gemeinsamkeit der Gattungen und
die Physiognomie der Flora.
Wenn die hôhere Region der Canaren, über
welcher die Wolken liegen, ein im Ganzen süd-
europäisches Gepräge hat, und ïihre gesellschaft-
lich auftretenden Gewächse: die berühmte Re-
SN
tama, Spartocytisus supranubius (L. f.), der Co-
dexo: Adenocarpus spec., die Jara: Cistus vagi-
natus Ait., auch der hohe Wachholder (Juni-
perus Cedrus Webb.) mit endemisch mediterranen
Formen nächstverwandt sind, so ist in den
untern Lagen die Strauch-Vegetation der Lava-
felsen sowohl als der Waldbestand um so ent-
schiedener afrikanisch.
Auf offener Flur und an den Felsen treten
die mächtigen monocotylen Phœnix Jubae (Webb.
sub var. Ph. dactyliferae. Ph. canariensis Hort.)
und Dracaena Draco L. hervor, erstere eine
zwar endemische (rundfrüchtige) aber doch zu
den afrikanischen Phœænix gehôrige Palme, letztere
von den obengenanntenostafrikanischen Arten nur
schwer zu unterscheiden. Euphorbia Canarien-
sis L. kommt als eine der mächtigsten cacti-
formen Wolfsmilche dazu, und daneben eine
ganze Reihe zwar blatttragender, aber mit suc-
culenten Stämmen ausgestatteter Strauch-ja Baum-
Euphorbien, welche einen Uebergang der grossen
Tirucalli-Arten zu der mediterranen E. Dendroi-
des L.bilden und nur auf diesen westafrikanischen
Archipelen auftreten. E. aphylla Brouss., ein wir-
telf‘rmiger Strauch mit succulenten runden
Zweigen ohne Spur von Blättern, hat ein durch-
aus südafrikanisches Gepräge. Dann Aloe vul-
garis Lam., welche auf den heissen Abhängen
besonders Gran Canarias und Palmas massen-
bildend auftritt, in Marokko fehlt und sich ins
Mittelmeerbecken hinein verbreitet: eine ende-
mische Art des afrikanischen Genus.
ARTE LS
Kleinia neriifolia Haw., ein Glied des syste-
matisch mit Senecio zu vereinigenden, aber bio-
logisch sehrabweichenden südafrikanischenGenus,
hat stark succulente Stämme, welche die eben-
falls fleischige Blattrosette im Sommer abwerfen.
._Plocama pendula Aït. ist ein Rubiaceenstrauch
aus der ebenfalls afrikanischen Section der An-
thospermeen, ebenso die krautige Phyllis nobla
L., von der eine nahe stehende Art {Ph. viscosa)
von Webb. geradezu zu Anthospermum gebracht
wird. Bencomia caudata, ein Rosaceenstrauch,
tritt zwischen die Capischen Cliffortien und
unsere Poterium.
12 roth- und weissblüthige Compositen, 7.
Theïl die Mutterpflanzen unserer cultivirten Cine-
rarien, stehen den afrikanischen Senecio näher
als irgend einem andern Genus. Wehb hat sie
Pericallis genannt, andere sie zu Senecio, Cine-
raria und Doronicum gezogen.
Besonders bedeutsam aber sind die Crassu-
laceen. Gegen 40 Arten sind es, theils mit boden-
ständigen Rosetten, theils strauchig, mit oft ge-
waltigen Blättern und Blüthenständen, die den
Genera Aichryson, Greenovia und Aeonium ange-
hôren, und ziemlich genau die Mitte zwischen
den südafrikanischen Crassula und unseren Sem-
pervivum halten.
Dazu kommen 9 Petrophyes, 4 Umbilicus
und eine Art dès capischen Genus Grammanthes
(G. Haylandianus Webb synops. fl. Can. ined.)
nebst 4 zum Theil eingewanderten Mesembry-
anthemum. Canarina campanula L., eine grosse
D]
C4]
beerentragende Campanulacee, hat ihre zweite
Art auf dem Runssoro (Ruwenzori) Ostafrika’s
(G. Eminii Asch.), mehrere grosse strauchartige
Hypericum (bes. H. canariense) lehnen sich
ebenfalls an die afrikanischen Arten. Zwei Cero-
pegien (dichotoma Haw. und fusca Bolle) sind
succulente Asclepiadeen aus indisch-afrikanischer
Verwandtschaft. Das in Südafrika weit ausge-
dehnte Genus Lotus entfaltet sich in den Canaren
in einer Menge zum Theil strauchiger Arten,
die vom europäischen Typus, bes. im Lotus Pelio-
rhynchus, ganz abweichen. Die schôüne Scro-
phulariacee Campylanthus hat einige ähnliche Ar-
ten auf den Capverden, in Arabien und am [Indus.
Eine Lyperia aus dem am Cap zahlreichen Scro-
phulariaceengeschlecht schmückt die Wände der
Caldera de Bandama auf Gran Canaria. Vieraea
ist eine strauchige Composite aus der Nähe der
afrikanischen Pegolettien.
Eine Justicia (Adhatoda hyssopifolia Nees.)
vertritt die kleinern ostafrikanischen Arten dieses
artenreichen Genus. Das Labiatengenus Micro-
meria Zertheilt sich hier in eine grosse Anzahl
von Arten und Formen, jenes Genus, das auch
im Mittelmeerbecken sparsam vorhanden, aber
in Afrika weite, wWenn auch sporadische Ver-
breitung hat. |
Wahlenbergia lobelioides ADC. und Laurentia
Canariensis DC. sind Glieder afrikanischer Ge-
nera.
Der Farn Pteris arguta Aït. ist von der capi-
schen und mascarenischen P. flabellata Thnbg
RER UE Ta Ep Ne
0 ÉTÉ
See TE Re
schwer zu unterscheiden. Cheilanthes pulchella
Bory ist mit den abessinischen Ch. arabica
Decsne und coriacea Decsne, Davallia canariensis
Sm. mit der afrikanischen D. nitidula Kze, Dick-
sonia culcita Hérit. mit der D. arborescens Hérit.
von St. Helena nahe verwandt. Das Adiantum
reniforme L. der 3 südlichern atlantischen Insel-
ogruppen kehrt auf N. O. Madagaskar und der
Réunion wieder.
Doch nun zu der Waldflora.
Die Mvrsineen Pleioneris canariensis ADC.
und Heberdenia excelsa Banks werden von Bent-
ham geradezu unter Myrsine begriffen. Notelæa
excelsa Webb. gehôürt dem kleinen, vorwiegend
australischen Genus der Oleaceæ an. Von den
4 Lorbeergewächsen des Canarenwaldes ist Lau-
rus canariensis Webb. eine mächtige Ausgestal-
tung des mediterranen Tyvpus L. nobilis L. Ich
habe L. canariensis im algerischen Atlas (Chiffa)
anscheinend wild (?) gefunden und in Marokko
eine, zwischen beiden so ziemlich in der Mitte
stehende Form. Ocotea foetens Benth ist in ganz
ähnlichen Arten in Südafrika und auf Bourbon
vertreten, von Apollonias Barbusana Nees besitzt
Cevlon eine zweite Art, und nur Persea indica
Spr. gehôrt einer streng südamerikanischen Sec-
tion des weiten Genus an. Myrica Faya Aït. mit
halbsaftiger Frucht gehôrt neben M. sapida Ost-
indiens. Erica arborea L., ein bis 60 Fuss hoher
Waldbaum, in Abessinien und den äquatorialen
afrikanischen Gebirgen häufig, tritt noch in der
Mittelmeerzone als Strauch auf.
BERTOONSES
Visnea Mocanera L. f., eine Ternstræmiacee,
ist mit den südasiatischen Eurya verwandt.
Zwei baumartige [lex (canariensis Webb. und
platyphylla Webb.) erinnern an die capische J.
capensis. Pittosporum coriaceum Aït. gehôrt zu
einem Genus der südôüstlichen Halbkugel, das
auch in Afrika vertreten ist. Die Celastracee
Catha cassinoides Webb. gehôrt dem auch in
Ostafrika (Catha edulis) vertretenen Genus an.
Periploca laevigata hat in Ostafrika in P. linari-
folia ein Analogon. Sämtliche angeführten
Waldbäume und Sträucher sind immergrün;
die meisten weisen auf Afrika oder entferntere
tropische Centren hin, aus denen sie über Afrika
nach den Canaren gelangt sein müssen.
Annähernd gleich, nur mit abnehmender In-
tensität des afrikanischen Typus verhält sich
Madeiïra. Hier treten schon die mächtigen
Monocotylen Phoenix und Dracaena zurück, er-
Stere fehlt ganz, letztere soll noch auf Porto
Santo sich gefunden haben; aber der afrikani-
sche, immergrüne Wald ist ungefähr derselbe
und die Uferfelsen schmücken sich immer noch
mit einer reichen Anzahl xerophiler Strauch-
formen. Ein neuer, den Canaren fehlender baum-
artiger Ilex Perado Aït. tritt neben canariensis
auf, eine neue Catha Dryandri Lowe, mehrere
auffallend afrikanisch flectirte Lotus (Subgenus
Pedrosia Lowe), während sich die Crassulaceen
ungemein vermindern, und schon 3 Sedum und
eine Saxifraga — auf den Canaren ganz fehlende
nordische Genera — hinzukommen. In 2 statt-
AO
lichen Musschia (aurea Dum. und Wollastoni
Lowe) ist ein Aequivalent der canarischen Cana-
rina gegeben. Sideroxylon Mermulana Lowe
ist ein neues, bedeutsames Glied der Sapotaceen-
familie, aber die Micromerien gehen bis auf eine
zurück, wogegen Teucrium einen ganz beson-
dern Aufschwung nimmt (T. betonicum Hérit.
heterophyllum Hérit. und abutiloides Hérit.). Von
den canarischen Baumlauraceen sind alle vier
canarischen Species noch vorhanden, ebenso auch
die Heberdenia und die Notelæa; der Wald ist
noch derselbe, auch die Myrica und Erica arbo-
rea fehlen nicht, aber zu einer so echt afrikani-
schen Form wie Euphorbia canariensis hat es
nicht mehr gelangt. Dafür tritt die grosse, auf
den Canaren sehr seltene Euphorbia mellifera
Ait. in Madeira nicht selten auf, und es stellt
sich in Poystichum falcinellum (Sw.) eine Farn-
Art ein, welche dem P. Macleai (Bak. Hooker
Icon. filic. Cent. IIT 1654) von Natal am aller-
nächsten steht. Siehe Cosson Catal. des Plantes
Mandon in Bullet. Soc. bot. France 1868 XV. Die
südafrikanische Selaginella Kraussiana A. Br.
ist in Madeira gemein.
Und nun die, in der Breite von Lissabon,
mitten im oceanischen Klima des nordatlan-
tischen Meeres liegenden Azoren. Hier würde
man eine, durch Feuchtigkeit auf das Niveau
des westlichen Frankreichs herabgedrückte eu-
ropäische Flora erwarten. Aber so weit über-
windet die alte Zusämmengehôrigkeit der Sa-
telliten mit dem grossen Kontinent selbst die
mächtigsten klimatischen KEinflüsse, dass sich
auch auf diesem sturmreichen Archipel die afri-
kanische Facies immer noch sehr deutlich erhielt,
während der amerikanische KEinfluss nicht spür-
barer ist als auf den Canaren oder Madeira, und
sich fast nur in Corema alba, Sanicula azo-
rica, Acrostichum squamosum und in einer mas-
senhaft auftretenden nordamerikanischen Adven-
tivpflanze, einer Solidago offenbart. Der azori-
sche Wald besteht aus Ilex Perado, Notelæa ex-
celsa, Persea indica und ïhrer Varietät azorica
Seub., der Ocotea fœtens und der Myrica Faya :
nur Laurus canariensis und Erica arborea fehlen.
Also immer noch der afrikanische Wald, dessen
Eindruck verstärkt wird durch das massenhafte
Auftreten der Myrsine africana (retusa Aït.), wel-
che die Abhänge der Krater überzieht. Es ist
die Art Südafrikas und Abessiniens und fehlt
seltsamerweise den südlicheren Archipelen Ma-
deiras, der Canaren und Capverden, sowie dem
benachbarten Westafrika ganz! Auch eine neue
Erica (azorica Hochst) findet sich ein, neben
der nôrdlichen Calluna, die hier fast baumartigen
Wuchs annimimt (Drouet Catal. fl. des Iles Açores
1866, 189).. Euphorbia mellifera Aït. Madeiras
kommt in einer var. Stygiana Wats. vor. Sehr
hervortretend sind auf den Azoren die Dickichte
grosser Vaccinien (V. cylindraceum Sm.), die auf
Madeira durch das verwandte V. padifolium Sm.
vertreten sind, aber auf den Canaren fehlen.
Erst in Ostafrika finden wir Analogien zu die-
sem Vorkommnis : das V. exul Bol. von Natal,
EL mes
V. africanum und V. Stanleyi Schweinf. vom
Runssoro. Diese Vaccinien gehôren zu einer
Gruppe, die auch im Himalaya auftritt und von
da in V. Arctostaphylos W. bis zum westlichen
Kaukasus vordringt.
Ich stelle hier die übrigen <afrikanischen»
Azorenpflanzen zusammen :
Hypericum foliosum Ait., Lotus macranthus
Lowe. Umbilicus. Aïchryson villosum Webb.
Senecio (Pericallis) malvæfolius DC. Campanula
Vidalii Wats., ein prachtvolles, strauchiges Ana-
logon der Campanulaceen der südlicheren Archi-
pele. Veronica Dabneyi Hochst., eine, auf die
Arten der südlichen Halbkugel (Neuseeland etc.)
weisende, lederblättrige Zwergstrauchform, ab-
gebildet und beschrieben bei Seubert fl. azor. $.
39 Tab. VIIT 1. Dicksonia Culcita, Pteris arguta,
Nephrodium molle Desv., ‘Frichomanes radi-
cCans »w.
16. Die Capverden endlich, obschon dem
Herde der afrikanischen Flora näher, zeigen den
Canaren gegenüber schon deshalb eine Abschwä-
chung im Florencharakter, weil sie fast baumlos
und dem senegambischen Wüstenklima ausge-
setzt sind. An Bäumen aus der xerophilen Flora
haben sie, ausser dem doch echt tropischen
Baobab (Adansonia) und mehreren aus ähnlicher
Sippe, so viel als nichts. und ihre Flora setzt
sich wesentlich aus der echten Wüstenflora, einer
Auslese tropisch westafrikanischer, meist trivia-
ler Arten und einigen mediterran beeinflussten
Arten zusammen ; an die südafrikanische Flora
A OA En Lg de DS EE du Let A SEE
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erinnern aber doch Aloe vulgaris, Dracaena Draco,
2 Nidorella, Wahlenbergia, Sarcostemma (Asclepia-
daceæ) Micromeria Forbesii Benth., Sideroxylon
Mermulana Sm. (auch auf Madeira) und marginata
Decsne. Umbilicus. Aeonium gorgoneum Schmidt.
Die strauchige Euphorbia Tuckeyana Steud., und
mehrere halbstrauchige Lotus. Siehe Ant.Schmidt,
Beiträge zur Flora der Capverden 1842.
17. Wir rücken nun nach Norden zum Mit-
telmeerbecken vor, und betrachten zuerst
Nordafrika. Hier treten nun vorerst, besonders
im Westen, manche der afrikanisches Gepräge
tragenden Canarenpflanzen auf: Davallia cana-
riensis, Asplenium Hemionitis, Aeonium arbo-
reum, Aloe vulgaris. Alsdann aber beherbergen
das algerische Littoral und die innern Gebirge
vor allem eine Art des echt südafrikanischen
Genus Callitris : quadrivalvis Vent., die den Wäl-
dern hinter Blidah einen durchaus fremdartigen
Anblick verleiht. Die räumlich nächste Callitris
ist C. Whytei von Deutsch-Ostafrika. Das succu-
lente, 5lattlose Genus Bucerosia, mit den capi-
schen Stapelien so nahe verwandt, tritt an der
Küste von Oran auf und geht auch an die Süd-
küste von Spanien und die kleinen Inseln im
Süden Siciliens hinüber. Das capische Gerania-
ceen-(Grenus Monsonia tritt in einigen Arten in
der südôstlichen Ecke des Mittelmeerlittorals auf.
Aus dem capischen Genus Othonna (Com positæ)
sah ich bei Constantine die strauchige O. cheiri-
folia L. im Januar schon in Blüte. Oxalis cer-
nua Thunbg., eine Art des Caplandes, tritt
PER OP
bei Algier und um Gibraltar auf, und wenn
man diese Standorte nicht als indigene wollte
celten lassen, so kann ich bezeugen, dass ich sie
auch in Marokko gesehen habe, wo eine inqui-
line Verbreitung vôllig ausgeschlossen ist. Der
Oelbaum hat entschieden seine Heimat im ôst-
lichen Nordafrika, wo er in den mächtigen Wal-
dungen, die sich von den Bergen ôstlich von
Constantine gegen Tunis hin erstrecken, eine
geradezu dominirende Rolle spielt und sich durch
Wuchs und Merkmale deutlich von der kultivir-
ten Form unterscheidet. Man ist gewohnt, der
Autorität des Philologen Hehn folgend, den Oel-
baum zu den Gewächsen zu rechnen, die aus
einem unbekannten Kultursitz des Orients mit
andern Culturpflanzen erst nach Westen gebracht
sein sollen. Zwar wächst der Oelbaum durch
Vorderasien bis an den Fuss des Himalaya spo-
radisch, aber viel mehr als Kulturbaum, während
er in Nordafrika im wildesten, heute noch von
Lüwen bewohnten Urwald mit den grünen Eichen
und all den andern mannigfaltigen Bestandthei-
len des afrikanischen Waldes, die Physiognomie
des Landes bestimmend, auftritt, umschlungen
von den Lianen Clematis cirrhosa L. und Smilax
Mauretanica Desf. Hehns Citate aus classischen
Autoren wollen, gegenüber solcher Evidenz,
durchaus nichts besagen; Hehn hatte ja auch
keine Ahnung davon, dass es neben den paar
Kulturpflanzen. die er herausgreift, eine ganze,
mit ihnen vergesellschaftete, mit ihnen parallel
gehende wilde Flora gibt, der sie angehôüren.
PE ue
So allein war es môüglich, dass er sogar die Myrthe,
den wesentlichen Bestandtheil aller mediterranen
Maquis in Südeuropa und Nordafrika, zu den «aus
Osten eingeführten» Kulturpflanzen rechnet! Olea
ist ein, für uns zunächst afrikanisches Genus,
das in Abessinien und Ostafrika — (Olea lauri-
folia und chrysophylla), und hôüchst ausgedehnt
in Südafrika auftritt. Olea verrucosa der Kala-
hari ist unserm nordafrikanischen Oelbaum auch
physiognomisch gleich.
18. Gehen wir nun auch auf das nôürdliche
Mittelmeergestade über, was bei der gleich-
mässigen Verbreitung so vieler Arten dieses Gebiets
in Nordafrika und Südeuropa durchaus nôthig ist,
und nehmen das nôrdliche und südliche Ufer
im Zusammenhang. Auch hier greift die afrika-
nische Flora der atlantischen Inseln nach Osten
über: Myvrica Faya berührt in Portugal das atlan-
tische Küstengebiet Europas, Bosia Yervamora
Webb., eine ganz isolirte, strauchige Amarantha-
cee (2?) Tenerifes, dringt bis ins ôstliche Mittel-
meer (Cypern) ein. Aloe vulgaris, Aeonicum
arboreum besiedeln hie und da die Vorgebirge.
Davallia canariensis und Asplenium Hemionitis
L. finden sich bei Cintra, erstere auch bei Cadix _
und Algeciras wieder.
In Cilicien, im ôstlichsten Theil unserer
Region, ist in Pelargonium Endlicherianum Fenzl].
eine sehr ansehnliche Art des Genus vorhanden,
das in Abessinien in 2 Arten auftritt, um im Cap-
land zu dominiren und sich bis Australien über
die Etappe von Tristan d’Acunha fortzusetzen.
ne
5
LE
(P. australe.) Ebenda ist eine, an die ostafrika-
nische Phytolacca abyssinica sich anreihende
Phytolacca pruinosa Fenzl. einheimisch.
Aus seinem ungeheuren Gebiet im Continent
von Afrika, vom Gariep bis Nubien erstreckt sich
der Papyrus in die mit afrikanischem Klima be-
gabte Jordandepression Syriens, wo er den Sumpf
von Huleh (den See Merom der Alten) mit einem
dichten Graswald überzieht; seine letzte Etappe
ist der Quell Anapo auf der Ostküste Siciliens:
Bekanntlich findet sich im Gebiet des Papyrus
in Syrien hente noch das afrikanische Krokodil
als ein Beleg afrikanischen Elements aus dem
Thierreich.
Celastrus senegalensis tritt in Andalusien
wieder auf (syn. C. europæus Boiss.) Mediterrane
und zugleich südafrikanische Genera sind ferner:
Erica, von welchem ca. 15 Arten in Südeuropa,
dagegen über 300 im Capland vorhanden sind.
Oligomeris (Resedaceæ) mit 3 südafrikani-
schen Arten und einer sehr verwandten der Ca-
naren, Algeriens und Spaniens : O. subulata, Del.
Cytinus, jener wunderbare blattlose Wurzelpara-
sit, von dem eine Art in Südafrika auf der Com-
posite Eriocephalus, die andere auf den Cistus
Südeuropas wächst, während 2 Arten noch in
Mexico vorkommen. Cynomorium dagegen ist
echt mediterran von den Canaren in den Orient
hinein. Vorwiegend südafrikanisch und austra-
lisch sind die Verwandten des mediterranen
Genus Thymelæa.
Laurentia (Campanulaceæ) hat einige wenige
HT ee
Vertreter im Mittelmeerbecken, aber mehrere in
Südafrika: die atlantischen Inseln bilden die
Brücke.
Von dem indisch-afrikanischen Genus Fors-
kahlea (Urticaceæ) geht eine Art nach den Cana-
ren, eine andere nach Spanien hinauf.
Auf etwa 40 Psorolea Südafrikas kommen
nur 2 mediterrane Arten.
Aehnlich ist das Verhältniss bei den Solana-
ceensträuchern Lycium.
Von dem mit Rumex verwandten Genus
Emex hat Südafrika eine, die Mittelmeerzone
die andre Art.
Von dem vorwiegend afrikanischen, sich bis
nach Indien erstreckenden Geschlecht Acanthus
sind etwa 3 mediterran. 2 Pistorinia Nordafrikas
und Andalusiens gehôren zum südafrikanischen
Crassulaceen-Tvpus. 2 Putorien derselben Region
sind Glieder der südafrikanischen Anthosper-
meen-Gruppe.
Der Oleander, der an den Wadis der nôrd-
lichen Sahara wohl sein Massencentrum hat, hat
in Tangina veneniflua Madagaskars einen ver-
wandten Familiengenossen (Apocynaceæ) und in
Indien eine ganz nahe verwandte Art (odorum).
2 Osvyris der Mittelmeerregion haben Genus-
verwandte in Abessinien, Deutschostafrika, Natal
und Südafrika.
Fuirena pubescens (Lamarck sub Scirpo)
Corsicas und Portugals und Pennisetum ciliare
(L. sub Cenchro) Siciliens und Liparis kehren
in Deutschostafrika wieder. (Engler pag. 146).
LE DO nue
Anagvris foetida L., die fast baumartige, einzige
Podalyriee Europas, die auf Tenerife eine sehr
nahe stehende Subspecies hat, und ein echter
Winterblüher ist, stammt aus einer hôchst vor-
wiegend australisch-afrikanischen Sippe, lehnt
aber doch am nächsten an die ebenfalls mono-
typische Form Piptanthus des Himalaya.
Von etwa 90 Gladiolus sind fast alle afrika-
nisch, und nur etwa ein halbes Dutzend medi-
terran. Wir sahen bereits, wie dieses Genus den
Ring um Afrika ziemlich vollständig markirt
und selbst über Madagaskar bis auf die fernen
Maskarenen ausstrahlt (Gl. psittacinus Lindl
und G. Frappieri J. Herm. bei Cordémoy fl. Réun.
162). Ebenso Romulea. Auf etwa 50 Arten Afri-
kas kommen einige wenige der Mittelmeerzone.
Auf die etwa 20 Urginea Afrikas sind nur einige
wenige, darunter die bekannte riesenhafte U.
Scilla Steinh. im Mittelmeergebiet vorhanden,
und ebenso wenige auf den Canaren.
Von den etwa 20 afrikanischen Dipcadi ist
eine in Südeuropa vorhanden (D. serotinum L.
sub Hyacintho). Besonders interessant ist, wie
Engler hervorhebt, das Genus Anthericum (sensu
latiori). Es ist, mit 47 Arten, so zu sagen ganz
afrikanisch ; nur unsre mitteleuropäischen 2 Ar-
ten, mit A. boeticum Andalusiens und Simethis
bicolor Désf. von Cannes und Algerien und Pha-
langium algeriense Boiss. Reut. gehôüren der
nôrdlichen Halbkugel an.
Von dem Umbelliferengenus Capnophyllum
(Krubera) ist das leptophyllum (Hoffm.) cana-
risch und mediterran, die zweite Art capisch.
Pope
Den wenigen Zvgophyllum und Fagonia der
Mittelmeerzone stehen mehrere im innern Wüsten-
plateau Nordafrikas und Südafrikas (und Austra-
liens) gegenüber.
Von 50 Lotononis (Leguminosæ) sind ausser
3 bis 4 mediterranen Arten alle südafrikanisch.
Engler hebt auch die Beziehungen der medi-
terranen Corvdalis calviculata Zu den südafri-
kanischen Corydalis hervor.
Aber auch die mediterrane, bis tief nach
Südasien verbreitete Granate weist auf ostafri-
kanischen Ursprung. Wenigstens sahen wir,
dass sich auf Socotra die Form mit fünftheili-
ger, nicht zu einer Beere geschlossener Frucht
findet, die man als die ursprüngliche, nicht
durch Kultur veränderte bezeichnet hat und wel-
che die Zugehôrigkeit des Genus zu den Lythra-
riaceen feststellt.
Besonders fremd nimmt sich in der Mittel-
meerflora die Monocotyle Aphyllanthes aus. Sie
steht nur mit den Johnsoniaceæ Australiens in Ver-
wandtschaft und ist der einzige Vertreter dieser
Gruppe in der nôrdlichen Halbkugel. Aehnlich
die seltsame, vom alten Poiret zu Rhamnus ge-
rechnete Colmeiroa buxifolia Reut. Spaniens, ein
zu den Euphorbiaceæ, Section Phyllantheæ ge-
hôriger Zwergstrauch, den Bentham zu dem Ge-
nus Securinega zieht, und der mit madagassi-
schen und südafrikanischen Arten dieses Genus
(Pleiostemon Sond.) verwandt ist.
Aber auch unsere Mvrthe, in deren Schatten
Aphvllanthes so häufig wächst, weist auf ein
ue PP, Os le
Centrum in der südlichen Hemisphäre hin, denn
sie ist die einzige Art des Genus ausserhalb des
tropischen und südlichen Amerikas, und ausser-
halb Australiens und Neuseelands, wo etwa 10
recht ähnliche Arten vorhanden sind.
Laurus und Ceratonia sind Genera, die ende-
misch im Mittelmeergebiet auftreten, erstere eng
verbunden mit den indischen Lindera, aber letz-
tere total isolirt; eine uralte Form, deren Spuren
vorläufig verschüttet sind, und die sich in Süd-
arabien sporadisch wieder findet. Aehnlich auch
Chamaerops, dessen Areal überwiegend nordafri-
kanisch ist. Diese Palme lehnt sich an keine
der heutigen afrikanischen Arten an, wohl aber
an die Chamaerops Ritschiei Griff. (Nanorhops
Wendl.) Südpersiens und der Indusgegend. Be-
sonders anziehend ist die Frage bei dem kleinen
Genus Sibthorpia. Eine Art ist maderensisch,
2 sind afrikanisch und zugleich mediterran, von
denen eine (S. Europæa L.) an der milden atlan-
tischen Westküste zu den Azoren und bis nach
Irland hinaufgeht; eine weitere ist andin.
Drosophyllum lusitanicum nimmt sich am
Strande bei Algeciras und Tanger. sowie in Por-
tugal aus wie eine aus der Südwelt verschlagene
australische Droseracee, ohne direkte Beziehung
zu irgend einer derselben.
Die Feige steht mit Ficus pseudo-carica Süd-
Arabiens systematisch und räumlich sehr isolirt;
die lokal nächste Art: F. Sycomorus Nubiens ge-
hôrt nicht in ihre Gruppe.
Dagegen sind die südmediterranen Rhus
ANATOLE
oxyacantha Cav. und pentaphyllea Desf. genau
mit den südafrikanischen und abessinischen Ar-
ten verbunden.
Aber nichts ist merkwürdiger als die kleine,
in der europäischen Flora so fremdartige Gruppe
von Cyrtandraceen, welche die beschatteten Fels-
ritzen südlicher Gebirge bewohnt. Es sind Pflan-
zen mit blattreichen, an die Unterlage angedrück-
ten, stark behaarten Rosetten vom Gesamtbild
der Gloxinien, und verteilen sich in 3 Genera :
Ramondia hat flache, fast regelmässig 5- oder
4lappige Corollen vom Ansehen eines Verbascum.
Die eine Art R. pyrenaica Lam. ist zahlreich in
einigen franzôüsischen und aragonesischen Pvyre-
näenschluchten auf Kalkfels bei etwa 1000 Me-
ter (Gèdre vallée de Luchon; Camous, vallée
d’Arra) kommt auch am Montserrat in Katalo-
nien vor, und ist mit ihren reichen violetten
Blüten und gelben Staubbeuteln auf dem dun-
keln Braungrün der wolligen Blattrosetten die
schôünste Zierde dieser Gebirge. Die andere, R.
Serbica Pançic wächst an sonnenlosen feuchten
Felswänden von Selasnica bei Nis in Serbien,
und wiederholt die Gestaltung der Pyrenäen-
pilanze.
Haberlea Rhodopensis Frivalds. ist lediglich
bekannt aus dem thrakischen Balkan (Rhodope)
in der Waldregion an Schieferfelsen der schat-
tigen Schluchten des Flusses Akdere bei Kalofer
und an Felsen bei Stanimaka unweit Philippopel.
Sie zeichnet sich aus durch rührenfürmige zwel-
lippige, weiss und lila gescheckte Corolle, und
— "99 —
steht also durch die Form der Blüte den zwei-
lippigen afrikanischen Cvrandra viel näher. Die
vierte Form, Jankæa Heldreichii Boiss ist ein
exaktes Mittelding zwischen Haberlea und Ra-
mondia, indem die Corolle von glockig-trichter-
fürmiger Gestalt und ungleich vierlappiger Oeff-
nung ist. Ihr Standort ist in der mittlern und
obern Region des thessalischen Olympos oberhalb
Hagios Dionvsios von 4000 bis 8000 Fuss.
Obschon diese Pflanzen in den feuchten und
seschützten Spalten der Felsen wachsen, so er-
weist sich doch die Ramondia, wie ich bei deren
Kultur beobachtete, als eine xerophile Art, in-
dem sie die Fähigkeit hat, durch Austrocknung
die Blätter zu falten und einzurollen, um sie bei
erneutem Feuchtigkeitszufluss sofort wieder straff
auszubreiten.
Ich habe bereits vor der botanischen Sektion
der schweïizerischen naturforschenden Gesell-
schaft in Basel 1892 mich über die Heimatsfrage
dieser, in unserer Flora so fremdartigen Formen
also geäussert:
(Archives des sciences phys. et nat. de Ge-
nève N. 10. 15. Oct. 1892.) Le Dioscorea pyre-
nalca ne trouve aucune analogie dans la flore
d'Europe pas ;plus que les 4 Cvrtandracées des
Pyrenées et des montagnes du côté oriental de
la mediterranée. Il faut en chercher les analo-
gies dans l’Afrique du Sud, où il y a des Dis-
corées et un certain nombre de Cystandra-
cées, plantes de rochers en rosette se rappro-
chant des Ramondia. Ich dachte damals noch
3
LES, TERRE TEE IEEE
LE RS PAU, VO AE ER a
odes
nicht, dass erst in den letzten Jahren auf dem
Kilimandjaro die Saintpaulia ionantha Wendi.
mit ebenfalls offener, nicht rôhriger Corolle ge-
funden wurde, die uns heute als ein so naher
Verwandter der Ramondien vorliegt, dass man
wohl die generische Kinheit beider behaupten darf!
Gleiches [nteresse bietet die Myrica Gale,
die von Portugal am Westrand Europas hinauf-
geht bis nach Skandinavien, und sich durch die
atlantische, ausser den Inseln auch in Portugal
einheimische Mvrica faya an die südlichen Ver-
treter des Genus anfügt.
Auch die kleine zierliche Glockenblume Wah-
lenbergia hederacea (L. subcampanula), welche
von Lusitanien und Spanien her einen ähnlichen
Wegs bis Dänemark durchläuft, iegt sich durch
die westmediterranen nutabunda (Guss.) und die
canarische lobelioides A. DC. an die südafrikani-
schen Glieder des Genus an. Euphorbia den-
droides L. des westlichen Mittelmeergebiets ist
der einzige Repräsentant der strauchigen cana-
rischen Wolfsmilche mit succulenten Stämmen,
welche die Blattrosetten im Sommer abwerfen.
Aber auch in der Farnflora der Mittelmeer-
zone sind afrikanische Spuren. Ceterach offici-
narum hat eine hôher entfaltete Parallelart in
den Canaren : C.aureum L.v.Buch, und eine ähn-
liche, componirtere Form nur noch in Südafrika
und Sokotra: die Gymnogramme cordata, die von
Kuhn wohl mit Recht zu Ceterach gezogen wird.
Nothochlaena Marantae Br. der Mittelmeer-
länder und Vorderasiens findet sich in Abessi-
nien wieder und hat in N. Eckloniana Kunze des
Caplandes eine so verwandte homologe Art, dass
die specifische Trennung nur durch die grosse
räumliche Trennung môglich geworden ist.
Ein illustres Beispiel ist bereits von Engler
angeführt: unsere, auf dem Schiefergebirg der
Alpen so gemeine Erica carnea, welche einer
Section entstammt, von welcher ca. 50 Arten im
Capland wachsen, während die E. carnea deren
einziges nicht afrikanisches Glied ist. Aber nicht
nur in der systematischen Verwandtschaft, auch
biologisch ist diese Heide bei uns ein Fremd-
ling : sie ist ein Winterblüher ; die Blüthen sind
schon im Herbst nicht nur präformirt, wie bei
so vielen Alpenpflanzen, sondern bereits ent-
wickelt (Erica herbacea L.), und brauchen nur
den ersten Sonnenstrahl am Ende des Winters,
um sich zu rôthen, nicht um sich zu entwickeln.
(Heuer 1896 habe ich durch die Güte des Hrn.
Schürmann in Luzern schon am 25. Januar
aufsgeblühte Sträusse erhalten.) Die Lebens-
bedingungen dieser Erica sind von denen am
Cap nicht so ganz verschieden, als man glauben
môchte, denn am Tafelberg wachsen die Kriken
ebenfalls in der schwarzen KErde der Felsen-
ritzen. die von der Wolkendecke befeuchtet wird,
welche das Plateau des Berges beschattet.
Dieselbe Bedeutung hat auch Polygala Cha-
maebuxus L. Sie gehôürt einem ganz andern
Typus an, als alle andere Polygala unserer
Länder, und erst in Afrika finden wir Arten aus
derselben Gruppe, zunächst in Alcerien und
D PRE
Marokko (P. Munbyana Boiss. und P. Balansae).
Es sind grossblüthige, immergrüne lederblättrige
Sträucher, zum Theil mit Neigung zur Cladodien,
oder doch zur Blattlosigkeit. Auch sie ist ein
Winterblüher, ähnlich der Erica, zu deren Ver-
gesellschaftung Sie gehôürt, so dass selten die
eine ohne die andere gefunden wird. Dass die
auch bei uns vorkommenden Genera Gladiolus,
Cotyledon, Anthericum, Lotus zur afrikanischen
Flora neigen, haben wir schon erwähnt.
Unsere Ballota, die 1m Mittelmeergebiet etwa
20 Arten hat, tritt in Südafrika ebenfalls in einer
Art auf.
Von Asparagus haben wir 2 bis 3 schwache,
krautige Arten, während am Mittelmeer schon
eine derbe, schlingende, immergrüne Form
wächst (A. acutifolius L.) und in den tiefern
Süden dieser Zone schon ein halbes Dutzend
nordafrikanischer Arten eindringen, von denen
mehrere als stachlige, eisenharte, mächtige
Schlinger sich an den Wadrs der Wüste aufthun.
Die meisten aber, darunter grosse endemische,
mit bambusartig aufschiessenden Stengeln finden
sich auf den Canaren zusammen. Weiterhin
verläuft das Genus in die Tropen der alten Welt.
Unser Tamus findet seine voll entwickelte
Qnvrianthe) Form in Tamus edulis Lowe Tene-
rifes, und tendirt zu den tropisch afrikanischen
Dioscoreen, zugleich mit der schon erwähnten
Dioscorea der Pyrenäen, die keine Beeren,
sondern eine dreikantige Kapsel hat.
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Aber auch die Stechpalme gehôrt zu der-
selben räumlichen Verwandtschaft. Unser Ilex
spielt mit seinem breiten immergrünen Blatt in
unserer Flora eine ganz isolirte Rolle; er ist
ferner eine Pflanze des milden atlantischen
Westens, und die nächsten Ilex sind drei mäch-
tige Bäume der Westafrikanischen Archipele. [ex
capensis kommt diesen bis Westafrika entgegen.
Unser Epheu, der als einziger immergrüner
Wurzelkletterer unserer Zone und als baum-
artice Araliacee uns so fremd anmuthet, und der
sporadisch bis Japan durch die Osthemisphäre
Zieht, ist wohl ostasiatischen Ursprungs. Die
zwWeite Hedera ist australisch, nicht afrikanisch,
aber unsere Hedera entfaltet sich stufenweise zu
immer stärkerer Entwicklung im Westen (Irland)
und Süden (Algerien). Gegenüber ersterer Form
scheinen die übrigen formliche Reduktionen
zu sein. Ganz isolirt stehen auch unser Viscum
album L. (mit seinen var. cruciatum Sieb. und
laxum Boiss.) und Loranthus europaeus Jacq. da,
zwei echte, aktive Baum-Parasiten aus vorwiegend
tropischen Genera, die durch die Länder der alten
Welt zerstreut sind, von denen sich aber Ver-
treter auch im Capland (z. B. Viscum capense)
und Abessinien finden.
Unsere Oxalis sind Adventivpflanzen aus
Süden, ausser der einheimischen O. Aceto-
sella L., die sich durch die wunderbaren, mit
fleischig verdickten Blattstielbasen beschuppten
Rhizome zu einer succulenten Cladodienpflanze
ausbildet. Oxalis ist ein wesentlich, wenn auch
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nicht ausschliesslich, südafrikanisches Genus.
Und nun unser Buxus, der mit seinem breiten
und kurzen, dicht gestellten Laub an die Mvr-
sinenform erinnert und vôllig fremdartig in
unserm Buchenwalde dasteht: eine baumartige
Tricocce ! Ausser der westindischen Sektion des
kleinen Genus besteht es aus unserer Art, die
durch die Mittelmeerzone zum vordern Orient
geht und in Westeuropa bis zur Mosel hinan-
geht, auch auf den Balearen eine grüssere Sub-
species bildet. Eine weitere Art ist tropisch
ostafrikanisch : Buxus Hildebrandtii des Somali-
landes, eine madagassisch.
Ungesucht ziehen wir hier auch das succu-
lente Rosetten bildende Genus Sempervivum in
unsere Betrachtung. Alle Gebirge Europas,
namentlich aber die Alpen bis in den Orient
hinein, besitzen dasselbe in einer Masse nahe
verwandter Formen, deren Mannigfaltigkeit mit
der von Aeonium und Aïichryson, den homologen
canarischen (Genera, übereinkommt. Semper-
vivum erscheint nur als eine reducirte Fort-
setzung dieser Entwicklungsreihe. Nehmen wir
dazu, dass eine Sektion: Jovis barba, mit fast
rohriger Corolle, sich direkt an die capischen
Cotyledon anlegt. Ein Sempervivum wird auch
(S. chrysanthum) als Gebirespflanze Abessiniens
genannt.
Unsere Danthonia provincialis D. C. von
S. Giorgio, die einzige europäische Art des Genus
neben der allerdings sehr verwandten Triodia
decumbens P. B., gehürt einem vorwiegend süd-
5
afrikanischen Genus von etwa 100 Arten an.
RRQ CARE
Die in unserer Flora so sehr isolirt stehende
Bartsia alpina L., die dem aretisch-alpinen Theil
der Alpenflora angehôrt und den mediterranen
Arten des Genus ziemlich ferne steht, haë mit
denostafrikanischen Gebirgs-Bartsien Abessiniens
und Usambaras einige Analogie.
Unsere Convza squarrosa L. lehnt sich an
die mehreren mediterranen und diese an die
noch zahlreichern afrikanischen Arten des Ge-
schlechts an.
Die mehreren ‘Fhesien unseres Landes, nebst
den in der Mittelmeerzone und dem Orient zer-
streuten, sehôüren dem sehr starken afrikanischen,
besonders sûdafrikanischen Genus der vorwiegend
südhemisphärischen Santalaceenfamilie an. Von
über 100 Thesien sind nur 2 amerikanisch.
Unsere seltsame Leersia, die in Italien und
bis nach Indien den Reisbau als Unkraut be-
oleitet, hat ausser Amerika nur in einer ost-
afrikanischen Art eine Genus-Verwandte.
Und unsere gänzlich isolirte Impatiens hat
im tropischen Afrika entschieden ihre nächsten
Gattungsgenossen.
Helichrysum ist ein vorwiegend südafri-
kanisches und australisches Genus, das einige
Vertreter in der Mittelmeerflora bis nach Asien
hinein, und eine, noch ganz den capischen Immor-
tellencharakter bewahrende, schüne Species H.
arenarium (L.) bis Norddeutschland entsendet.
Anchusa ist mediterran sowohl als süd-
afrikanisch.
Aber für ebenso bedeutsam, als die KEr-
streckung der afrikanischen Flora nach Norden,
RS EE
ist die Ausbreitung der europäischen, namentlich
der Mediterranflora in Afrika anzusehen.
20. Dass sich manche europäische Humus-
pflanzen und Ackerunkräuter tief in die afri-
kanischen Tropen, ja nach so unwahrschein-
lichen Oertlichkeiten, wie der Gipfel des Ka-
merunberges und die Umgebung des Kilimand-
scharo verbreiteten, ist weniger auffallend: wir
kennen ja die Expansivkraft dieser Sorte von
Pflanzen, die sich an den Menschen, die Thiere
und jede Art von Bodencultur heften und ihnen
folgen. So leben Myosotis stricta und Galium
Aparine auf dem Pik von Kamerun, und Abes-
sinien besitzt eine Unkrautflora, unter welcher
weder Conium maculatum noch Lepidium rude-
rale, weder Spergula arvensis noch Fumaria
officinalis fehlen.
21. Wichtiger aber ist, dass auch die wilde
mediterrane Flora entschiedenen Antheil nimmt
an der Vegetation Afrikas, dessen Nordrand ja
ihr wesentliches Heïmathgebiet bildet. Abes-
sinien und Deutsch-Ostafrika sind in dieser
Richtung ziemlich gleichmässig beeinflusst; es
sind nicht nur besondere Arten mediterraner
Genera, sondern hie und da auch dieselben Arten.
Erica arborea ist ein selten fehlender Gebirgs-
baum Ostafrikas. Im Somaliland findet sich
Pistacia Lentiscus. In Abessinien unsere grosse
mediterrane Dolde Ferula communis, dann Lavan-
dula dentata, Linum gallicum, ja- selbst die
mediterrane Alpenpflanze Arabis albida, die auch
bis Teneriffa und Madeira hindurehgeht und noch
RS RAS
auf dem Kilimandscharo vorkommt. Scabiosa
columbaria nimmt ebenda bedeutende Ausdeh-
nungen ein. Ein charakteristischer Baum dieser
Länder: Juniperus procera Hochst hängt mit
I. sabina und excelsa eng zusammen.
Aus den mediterranen und mitteleuropäischen
Geschlechtern Echinops, Cynanchum, Geranium,
Stachys, Bartsia, Cynoglossum, Calamintha,
Carduus, Artemisia, Peucedanum, Malabaiïla,
Alchemilla, Valeriana, Colutea, Podocarpus etc.
sind in denselben Gebieten besondere Arten vor-
handen.
Auf den Gebirgen im Innern des Golfs von
Guinea kommen an mediterranen Formen vor:
Lactuca, Sonchus, Thalictrum rhvyncho-
carpum, 2 Geranium, 2 Trifolium, Peucedanum,
Oxalis corniculata, Ardisiandra sibthorpioides.
Sibthorpia europaea, Solanum nigrum, Viola
abyssinica, Sanicula europaea, Gnaphalium glo-
bosum, Swertia sp. Veronica sp. Celsia, Bartsia
abyssinica, Arenaria africana, Silene Biafrae,
Sagnia abvssinica, Nepeta robusta, Micromeria,
Calamintha simensis, 2 Cynoglossum, und aus
mitteleuropäischem Gebiet Sanicula europaea,
Galium rotundifolium, Scabiosa succisa. (Engler
Entwickl.-Gesch. II 272.) Aus Madagascar sind
Peucedanum, Salix, Anagallis, Lysimachia, Li-
num, Argyrolobium, Genista, Telephium mada-
gascariense, Pimpinella, Epilobium, Hieracium
madagascariense, Lactuca, Stachys, Salvia, Ajuga,
Corrigiola, Viola, Geranium Simense, Cyno-
glossum, Sanicula europaea anzuführen.
Auch von unsern schweizerischen Genera
erstrecken sich gewisse Arten tief nach Afrika
hinein :
Das Genus Krodium bewohnt in einer merk-
würdigen Fülle von Arten die Gebirge der Mittel-
meerzone: nur einige wenige Species finden sich
nôrdlich der Alpen und ebenso einige wenige
im Capland.
Teucrium ist ungefähr in demselben Fall.
Von den vielen Trigonella sind etwa 50 in
der Mittelmeergesgend und im vordern Orient
vorhanden, davon eine einzige im Wallis; einige
wenige sind afrikanisch, eine australisch.
Von etwa 30 Hyacinthus (sensu latiori) des
mediterranen Gebietes sind nur 3 südafrikanisch.
Von den vielen Scilla Sectio Euscilla Südeuropas
und bes. Nordafrikas sind nur wenige südafri-
kanisch. Von den etwa 70 Ornithogalum sind
nur einige süd- und tropisch afrikanisch, alle
an dern, ausser einer amerikanischen mediterran.
Von den bei uns selbst in der glacialen Alpen-
zone so reich vertretenen Artemisien ist A. afra
eine süd- und ostafrikanische Art.
22. Eine ganz besondere Stellung nimmt die
mediterrane Flora auf den atlantischen In-
seln ein. Diese Inseln zeigen die merkwürdige
Erscheinung, dass mehrere von uns als ächt me-
diterrane betrachtete Genera hier das Maximum
ihres Artenreichthums wie ïhrer Grüssenent-
faltung erreichen. Was vorerst die Canaren an-
geht, so hat das im Mittelmeergebiet krautartige
Geschlecht Echium dort mindestens 12 strauchige,
HAUTE NE
ja fast baumartige Arten mit ungeheuren In-
florescenzen (E. simplex DC. hat bodenständige
Racemi bis 2!/> Meter Hôhe). Dahin gehôrt auch
Sideritis, mit dem etwa 10 Formen zählenden
strauchigen Subgenus Leucophaë, dahin das Con-
volvulaceen-Subgenus Rhodorrhiza, namentlich
aber die Sonchus, die in mehr als 12 mächtigen,
strauchigen und dabei succulenten Arten auf-
treten. S. arboreus DC. ist ein kleiner Compo-
sitenbaum. Odontospermum (verwandt mit Buph-
thalmum) Chrysanthemum (Subgenus Argyran-
themum) und Statice folgen einer ähnlichen Ent-
wicklung. Selbst Cruciferen (Sisymbrium mille-
folium) eutziehen sich dieser eigenartigen Ent-
faltung nicht, so wenig als Dolden.
Bupleurum salicifolium Sol. ist ein statt-
licher Strauch von ächt afrikanischem Habitus.
Feucrium (Subgenus Poliodendron) heterophyl-
lum Hérit., Globularia salicina Lam. ebenso, und
Rumex Lunaria L. verblüfft durch mannshohen,
holzigen, viel verästelten Wuchs. Von den Pa-
rietarien ist P. (Subgenus Gesnouinia) arborea
Hérit. Tenerife’s die einzige wirklich holzige Art.
Die Digitalisform nimmt in 2 Isoplexis (Callia-
nassa Webb.) dieselbe, hôüchst stattliche Ent-
wicklung. In Arbutus canariensis Veill. wird die
Unedo-Form des Mittelmeeres zu einem weit-
ästigen Hochstamm von 10 Meter Hühe und ‘3
Meter Durchmesser.
Diese bei uns unscheinbaren Genera nehmen
bier in Mitten der afrikanischen Formen deren
Gepräge an, in strauchiger, gleichmässiger Ver-
ästelung, in succulenten Blattrosetten, in myri-
Re pet
anthen Blüthenständen: sie werden zu europäi-
schen Gewächsen mit afrikanischem Habitus,
sie erleiden eine biologische Anpassung an ihre
Umgebung. Sonchus Jacquini DC. ahmt mit
seiner mächtigen bodenständigen Blattrosette die
Crassulaform, S. arboreus DC. und leptocephalus
Cass. die Kleiniaform nach. Selbst das medi-
terrane Cneorum (tricoccum), ein handhohes
Sträuchlein, hat im canarischen C. pulveru-
lentum Vent. eine mannshohe Riesenform.
Aber das deutlichste Beïispiel der insularen
Entfaltung — im Gegensatz zu der häufigeren
insularen Verkümmerung — eines Typus bildet
das Genus Ruscus. Unser kleiner Ruscus acu-
leatus hat schon im tiefern Mittelmeerbecken in
R. hypoglossum, und im vordern Orient in KR.
racemosus stattlichere Vertreter, erreicht aber
auf den Canaren in R. androgynus L. und seiner
var. Gayae (Webb.) die Dimension einer Liane,
die sich 15 Meter hoch in die Bäume windet,
herrlich gefiederte PhylHodien zeigt und auch in
der Organisation der Blüthentheile eine reiche
Entfaltung aufweist, indem Blüthenknäuel in An-
zahl den Saum jedes Scheinblattes einrahmen.
Auf Madeira tritt dieselbe Erscheinung her-
vor in den strauchartigen Dolden Melanoselinum
decipiens Schrad. und Monizia edulis Lowe;
dann in der auffallenden Entfaltung des Genus
Andryala bis zu succulentem Habitus. Die ca-
narischen 2 Isoplexis, an Digitalis sich anlehnend,
sind ersetzt durch eine dritte besonders grosse
Art (I. Sceptrum Lindl.). Und die Capverden
RE I ED NI CE TR NE TE 7
E + & ” 6e =
Er Me
zeigen, analog den Canaren, in Sonchus Daltoni
Webb., Echium stenosiphon, Statice Barba Jovis
und dem, mit den mediterranen Thapsia ver-
wandten, in 3 Arten flectirten Doldengenus Torna-
benea Parl. genau dasselbe Phaenomen.
Man kann sagen: der afrikanische Habitus,
der die Gewächse afrikanischer Herkunft auf
diesen Inseln beherrscht, dehnt sich auch da-
selbst auf die Arten mediterraner Herkunft aus.
23. Wenn nun auch mancher Leser geneigt
sein wird, einige oder mehrere der angeführten
Beispiele afrikanischer KEinflûsse in unserer
heimathlichen Flora — an eine vollständige Auf-
zählung dachte ich nicht — als unsicher oder
scewagt zu beseitigen, so bleibt doch jedenfalls
genug übrig, um zuzugeben, dass
1. Eine rund um Afrika herumgehende, aber
auch tief in den Continent und auf die Inseln
übergreifende Gürtelflora xerophilen, nicht tro-
pischen Charakters heute noch vorhanden ist;
2. diese Flora auch den Nordrand des Mittel-
meerbeckens und selbst Mitteleuropa bis zum
Norden hin wesentlich beeinflusst hat.
Diese Flora ist nicht zu verwechseln mit der,
ebenfalls theilweise xerophilen Savannenflora des
tropischen Afrika, die aus Formen ganz andern
Charakters besteht.
Diese Flora ist eine KEinheit, und diese Ein-
heit wird nicht nur durch den Habitus und bio-
logische Eigenthümlichkeiten, sondern auch durch
die systematische Verwandtschaft bezeugt.
bee
Dass diese Flora eine alte ist, und den Na-
men einer altafrikanischen Flora verdient,
ergibt sich aus verschiedenen Momenten. Die
Gestalt ihres Areals zeigt, dass sie überall da
sich gehalten hat, wo der xerophile Charakter
des Landes derselbe blieb, während sie da, wo
die Wüste eindrang, und wo feuchte Becken die
äquatoriale Waldflora ermôglichten, durch andere
Florenbestandtheile unterbrochen wurde. Die
xerophile Flora stellt sich durchaus als die erste,
die übrigen Floren als die secundären dar. Bei
dem grossen Mangel an Thatsachen über die geo-
logischen und Kklimatischen Veränderungen des
afrikanischen Continents ist es durchaus ver-
früht, die Geschichte dieser Veränderungen der
Flora auch nur hvpothetisch zu construiren.
Alt ist diese Flora aber auch durch iïhre
svstematischen Beziehungen zu dem anerkannt
ältesten Florenreiche, dem australischen.
Die grosse, soviel als aussechliesslich zwi-
schen Südafrika und Australien getheilte Familie
der Restiaceae, die Gattungen Todea, Protea,
Pelargonium, Callitris (sensu latiori), die beide
Gebiete gemeinsam haben, sind dafür bekannte
Belege: und bereits haben wir bei Aphvllanthes,
Veronica, Pittosporum, Erodium, Myvrtus von
den Beziechungen dieser Pflanzen zur Australflor
gesprochen. Welwitschia aus dem südwestafri-
kanischen Plateaugebiet ist ohne Zweifel die
älteste denkbare Phanerogame der Erde. Endlich
ist durch das Vorhandensein mehrerer dieser
Formen im Tertiärland: Callitris, Laurus cana-
22 RS:
riensis, Myrica, Punica etc. das Alter derselben
direkt belegt.
24. Diese grosse Erscheinung : das Herauf-
dringen einer Flora aus hohen Breiten der Süd-
hemisphäre Zu hohen Breiten der nôrdlichen
Halbkugel durch alle Zonen hindurch ist auf der
Erde durchaus einzigartis, schon desshalb, weil
nirgends sonst eine Configuration der Länder
vorhanden war, welche Aehnliches gestattete.
In Südasien ist die temperirte xerophile
Flora in Neuholland insular abgeschlossen, und
dringt nur in Spuren nach den Sunda-[nseln.
in die Gipfelhôhen der Gebirge, die in den
trocknen Antipassat hineinragen (Gleichenia di-
carpa v. alpina), und an die wenigen trockenen
Küstenstriche auf Ost-Java, wo wir Melaleuca,
Gleichenia dicarpa ete. finden; weiter nach Norden
ist die, der Capflora analoge australische Flora
vom feuchten, hochtropischen Monsungebiet sanz
abgeschlossen. In Südamerika ist die Flora des
tiefen gemässigten Sûüdens von der breiten Hvlaea
des Stromgebiets des Amazonas ebenfalls gänz-
lich abgeschlossen und nur auf dem Rücken der
Anden wird ein Zug derselben nach Norden ver-
mittelt. Fuchsien, Mutisien, Mikanien., Calceo-
larien, Farne (Polypodium moniliforme etc.) und
terrestre Lycopodien wandern von $S. Chile bis
Mexico, allein es ist schwer auszumachen, ob
diese Pflanzen wirklich solche der südlichen
Breiten, oder nicht vielmehr Pflanzen des Anden-
rückens selbst, also Alpenpflanzen sind, die im
tiefen Süden in tiefere Lagen herabsteigen.
In Südafrika allein hat der vorwiegend xero-
phile Charakter des Continents und die Berg-
terrasse im Osten den Austausch zwischen dem
Capland und dem Mittelmeer ermôglicht.
Zum Schluss mag es gestattet sein, zu be-
tonen, dass die Vergleichung der Insektenfau-
nen dieselbe Uebereinstimmung zwischen Süd-
afrika und der Mittelmeerzone ergibt. Charaxes
Jasius ist in Südeuropa der einzige Vertreter
dieses splendiden Genus, das sich in Afrika von
Sierra Leone bis Natal in einer reichen Mannig-
faltigkeit aufthut. Auch Südasien hat viele
Charaxes, aber gerade die Jasius-Gruppe, mit
sewässerter Zeichnung der Unterseite, ist rein
afrikanisch, und bietet unserem Jasius hôüchst
ähnliche Falter dar (Ch. Epijasius, Ch. Castor,
Ch. Pollux etc.). Seltsam, dass sich der Jasius
der Futterpflanze Arbutus Unedo angepasst hat,
welche im tropischen Afrika durchaus fehlt ! —
Unsere gelben Colias, unsere weissen Pieris und
Anthocharis haben im Capland hôchst ähnliche
Vertreter (Coluis Electra, Pieris Raphani etc.). Der
afrikanische Danais Chrysippus kommt häufig
auf den canarischen Inseln, und seltener und
sporadisch bis Calabrien und Athen vor. Von
den im Mittelmeergebiet so zahlreichen Zvgaenen
findet sich eine: Z. caffra im Capland. Er-
innern wir uns, dass am Strande von Marokko
die giftigste Schlange Südafrikas. der Bosch-
master, in einer beinahe identischen Art sich
findet, und dass bei Oran ein Nager aus einem
südafrikanischen Genus auftritt.
a ——
Notizen über die Grünalgen des Ober-Engadins *)
E. Overton.
Schon bei meinem ersten Besuche des Ober-
Engadins im Sommer des Jahres 1888 fiel mir
die reiche Entfaltung der Wasser-Flora, nament-
lich der Algen auf. Seit jenem Jahre ôfters
einige Tage der Sommerferien in diesem einzigen
Hochthale zubringend, fing ich an, eine Reihe
Aufzeichnungen zu machen über die Fundorte
der verschiedenen Algen und anderer Wasser-
pflanzen und über die Temperaturverhältnisse,
welche zur Zeit der Sammlung an den betreffenden
Standorten herrschten. Ich hielt es nicht für
unwahrscheinlich, dass man dadurch einige An-
haltspunkte für die Beurtheilung des Einflusses
äusserer Agentien auf den Entwicklungsgang der
Algen auffinden dürfte, welche dann durch Ex-
perimente weiter verfolgt werden künnten. . Zahl-
reiche Beobachtungen über die Temperaturverhält-
nisse der verschiedenen Brunnen, Quellen, Bäche
und Seen haben mich nun in der That bald belehrt,
: #) Der vorliegende Artikel ist die sachlich unveränderte Wieder-
gabe : des, Entwurfs zu einem Vortrage, welchen der Verfasser
am 4. August in der botanischen Sektion der Schweizerischen
Naturforscher-Versanmlung in Zürich zu halten beabsichtigte,
aber dureh: Unÿvohlsein daran verhindert wurde. ;
À
es dat =: PE
wie ausserordentlich geeignet diese Gegend sein
müsste, um Experimente über den KEinfluss
der Temperatur auf den Entwicklungsgang
der Algen anzustellen und namentlich auch, um
die Wirkungen des Lichtes und der Temperatur
gesondert beobachten zu kôünnen (was vielfach
in Laboratoriumsversuchen grosse Schwierig-
keiten bereitet). Leider war bis jetzt mein jedes-
maliger Aufenthalt zu kurz, um solche Experi-
mente selber in irgendwie grüsserem Massstabe
auszuführen; vielleicht werden aber die nach-
folgenden Aufzeichnungen, die sich zunächst
auf die Chlorophyceen beschränken, Andere,
welche mehr Musse besitzen, als dem Verfasser
zur Verfügung steht, anregen, den Gegenstand
weiter zu verfolgen. — Zunächst môchte ich das
Vorkommen und die Standortsverhältnisse der-
jenigen Algen etwas genauer behandeln, welche
sich dem Beobachter ganz besonders aufdrängen.
Am Interessantesten vom floristischen Stand-
punkt aus ist vielleicht das Vorkommen einer
Nitella-Art im Ober-Engadin. Schon im Sommer
des Jahres 1890, von einer Tour in Ober-Italien
über den Malojapass zurückkehrend, fand der
Verfasser am Ufer des Silsersees einige Bruch-
stücke einer Nitella-Art, welche von dem Wellen-
schlag an’s Ufer getrieben worden waren. Der
See war indessen damals zu unruhig, um die
Standortsverhältnisse näher zu erforschen und
die gefundenen Bruchstücke genügten nicht, um
makroskopisch die Art sicher bestimmen zu kôn-
nen. Im Sommer des Jahrés 1892 bot sich mir
aber die Gelegenheit, die Verbreitung dieser Alge
Les
FÉES DEEE
im Engadiner Gebiet genauer festzustellen. Die
Resultate dieser Untersuchung, welche in den
Jahren 1894 und 1895 kontrollirt und ergänzt
wurden, sind die folgenden: Die Mitella, die sich
als NV. opaca herausstellte, kommt im ganzen
Seengebiet, von Maloja bis nach St. Moritz,
namentlich in der Nähe des linken Ufers der
Seen vor; ferner im Inn von der Innschlucht bis
zu der Vereinigung mit dem viel kälteren und
trüben Bernina-Bach ; weiter unten scheint die-
selbe dagegen nicht mehr vorzukommen. Sie
findet sich stellenweise so massenhaîft, dass ge-
legentlich ganze Wagenladungen an’s Ufer ge-
trieben werden (so z. B. im August des Jahres
1892 am linken Ufer des St. Moritzer-Sees).
Namentlich üppig wächst sie im Lac Gazôgl und
in den Teichen, die oberhalb Samaden infolge
Hindurchsickerns des Wassers durch die künst-
lich erhôhten Innufer gebildet werden.
Merkwürdigerweise habe ich bis jetzt stets nur
männliche und sterile Pflanzen aufgefun den, ob-
gleich ganze Zentner Materials an den verschie-
densten Stellen untersucht wurden ; ob dies nur
auf Zufall beruht, müssen erst weitere Unter-
suchungen feststellen. An und für sich ist es
keineswegs unmôglich, dass diese Nitella sich
hier nur auf vegetativem Wege vermehrt, denn
dieselbe ist eine mehrjährige Art.
Da das Ober-Engadin wohl bei Weitem der
hôüchste Standpunkt sein dürfte (der Silsersee
liegt 1800 m. über Meer), an dem eine Nitella-
Art bis jetzt aufscefunden worden ist, lohnt es
sich, einen Blick auf die Temperaturverhältnisse
zu werfen, unter welchen diese Nitella hier lebt.
Die Ober-Engadiner Seen *) dürften in der Regel
erst Anfangs Juni vüllig aufgetaut sein. Die mitt-
lére Temperatur steigt dann unter normalen Wit-
terungsverhältnissen bis Anfangs oder bis zur
Mitte August, um dann bis Ende dieses Monates
Gn den oberflächlichen Wasserschichten) unge-
fähr gleich zu bleiben. Von Ende August an
sinkt die Temperatur allmählig und im Verlaufe
des Novembers dürften die Seen meist wieder
zufrieren. Die hôchste Temperatur in der Nähe
des Ufers der Seen und im Inn, die ich je be-
obachtet habe (gegen Ende August im Sommer
1892 nach zirka 10 Tagen ungewôhnlich heissen
Wetters), betrug 161/2° C. Ueber 17° C. dürfte die
Temperatur Kkaum jemals steigen. Die Tempe-
ratur des Silsersees (in der Nähe des Ufers) ist
an warmen Sommertagen meistens nur um Zirka
1° C. niedriger als am Abfluss des St. Moritzer-
sées. Von Mitte Juli bis Ende August dürfte
die mittlere Temperatur der Seen in den ober-
flichlichen Wasserschichten 12—13° C. betragen.
In der Tiefe von einigen Metern wird indessen
die Femperatur bedeutend niedriger sein. *)
Zu den Chlorophyceen im engeren Sinne
übergehend, so sind es namentlich Vertreter vou
drei Gattungen, die durch ihr überaus häufiges
Vorkommen besonders auffallen ; es sind dies
*) Esist hier natürlich nur von der Seen-Kette zwischen Maloja
und der Innschlucht die Rede: die Seen an der Passhôhe der
Bernina und des Juliers etc. thauen erst bedeutend später auf.
##)_ Neuerdings fand der Verfasser Nitella opaca auch im Da-
vosersee (nursterile Exemplare), vermuthlich wird sich diese Artauch
in den übrigen Bergseen Graubündens verbreiteter vorfinden.
— 53 —
die Gattungen Æydrurus, Zygnema und Spiro-
gyra._ Ich will dieselben in der angegebenen
Reihenfolge etwas näher besprechen.
Während in der Ebene Zydrurus bekannt-
Hich nur wäbhrend des Winters und Frühjahrs
vegetirt (in der Umgebung von Zürich z. B.
verschwindet derselbe meist Ende April oder An-
fangs Mai), findet sich derselbe im Engadiner
Gebiet*) während des ganzen Sommers in üp-
pigster Entwicklung. Derselbe ist hier äusserst
formenreich, doch sind die extremen Formen an
verschiedenen Standorten durch alle Uebergänge
mit einander verknüpft und es kann nicht zweifel-
haft sein, dass wir es nur mit einer einzigen Art
Zu thun haben, mit Aydrurus foetidus. Der
Thallus entwickelt sich am Ueppigsten an kalten
Quellen, in ruhig, aber rasch fliessenden seich-
teren Bächen und am Ausfluss der verschiedenen
Seen, s0 lange die Temperatur des Wassers nicht
über zirka 12—13° C. steigt. An solchen Stand-
orten künnen die sehr reichlich verzweigten Fäden
eine Länge von über einen Fuss erreichen. Bei
derartigen Pflanzen ist die Gallerte, welche die
einzelnen Zellen zusammenhält, immer ziemlich
weich und zerfällt leicht bei Berührung in kleinere
Stücke, namentlich dann, wenn zugleich die
Temperatur des Wassers nicht sehr niedrig ist,
2. B. 10° C: übersteigt.. Ganz anders verhält
sich der Thallus in solchen Bächen, die ein
*) Auch in anderen bergigen Gegenden kommt Hydrurus
wäbrend der Sommermonate vor, so fand ihn der Verfasser in
enormen Mengen am Ausfluss des Lucendro-Sees am Gotthard
(2080 m.), im Davoser Landwasser, im Sertigbach, bei Filisur u. s. w.
CSA CRE
stäirkeres und von kleinen Wasserfällen unter-
brochenes Gefälle besitzen. Hier bleibt der Thal-
lus nämlich kurz, häufig nur 5—8 cm. lang, und
zeigt nur sehr spärliche Verzweigung, während
die Gallerte viel fester wird und häufig eine
geradezu knorpelige Beschaffenheit annimmt. Zwi-
schen diesen Extremen findet man wie gesagt
an verschiedenen Standorten alle Uebergänge.
Hydrurus gedeiht ausgezeichnet noch bei
einer sehr niedrigen Temperatur; so fand ich
sehr üppige Pflanzen an einer Quelle im Rosegg-
thal, die selbst nach lang andauerndem warmem
Wetter eine Temperatur von 3—4° C. nicht über-
steigt; ebenso kommt derselbe ausserordentlich
massenhaft und in schônster Entwicklung am
Ausfluss eines kleinen Sees am Fusse des Vadret da
Languard (2597 m.) vor, wo zwar die Temperatur
des Wassers an heissen Tagen gelegenthich wäh-
rend 2 oder 3 Stunden bis auf 6—7° C. steigt,
aber für gewôhnlich nur 2—3° C. oder noch
weniger beträgt. Bis ungefähr zu derselben Hühe
hinauf und unter ähnlichen Temperaturverhält-
nissen kommt Hydrurus auch in dem Gebiet des
Piz Ot und Piz Padella vor. — Auf der andern
Seite ist Hydrurus recht empfindlich gegen hôhere
Temperaturgrade. Sobald nämlich die Temperatur
eines Baches zirka 18° C. erreicht, pflegt diese
Alge krankhaft zu werden, um meist bald darauf
von dem betreffenden Standorte zu verschwinden.
Nur an einer einzigen Stelle habe ich Hydrurus
noch bei einer Temperatur von 15—16° C. ge-
sund angetroffen, nämlich etwas oberhalb Sa-
maden in sehr rasch über Kies fliessendem Wasser,
FN PUS
das durch die an dieser Stelle künstlich erhühten
Innufer durchsickerte und nur eine Tiefe von
1—S3 cm. besass und jedenfalls sehr sauerstoff-
reich war.
Hydrurus ist gewôhnlich an Steinen fest-
gewachsen, doch kommt derselbe in tieferen
Bächen, die recht kaltes Wasser führen, auch
epiphytisch auf Wasserpflanzen vor, z. B. auf
Ranunculus aquatilis und auf Potamogeton-
Arten, ja gelegentlich findet sich derselbe
sogar an den Wänden von hôlzernen Wasser-
trogen festgewachsen, so z. B. in der Nähe der
Passhôühe des Juliers (in einer Hühe von zirka
2250 m.).
Von den Zygnema-Arten sind zunächst einige
Formen sehr charakteristisch, für welche ich den
Sammelnamen Zygnema adnata vorschlagen
môchte, obgleich es wahrscheinlich ist, dass wir
es mit zwei oder mehr verschiedenen Aïrten zu
thun haben. Diese Formen sind, wie in dem vor-
geschlagenen Namen ausgedrückt, dadurch ausge-
zeichnet, dass sie im Gegensatz zu den bisher
bekannten Arten dieser Gattung an Steinen fest-
gewachsen sind. Die häufigste Form, welche
beispielsweise im Inn zwischen dem Kampfer-
See und St. Moritzer-See an vielen Stellen, nament-
lich an etwas seichteren, fast jeden Stein im
Flussbette überzieht, bildet 5—12 cm. lange Fäden,
welche eine Breite von zirka 35—40 u. besitzen'und
von einer zirka 5 u. dicken Gallerthülle umgeben
sind. Die Länge der Zellen übertrifit meistens
die Breite um ein Geringes. Die ganze Oekonomie
dieser Alge scheint mit derjenigen von Spirogyra
le CV CRT: |
EL
fluviatilis — eine Spirogyra-Art, welche in den
grôsseren Schweizerseen und ïihren Ausflüssen
ausserordentlich massenhaft vorkommt*) — grosse
Uebereinstimmung aufzuweisen. Aehnlich wie
bei der zuletzt genannten Alge, vermôügen los-
gerissene oder abgeschnittene Fadenstücke sich
auf Steinen, mit welchen sie in Berührung ge-
bracht werden, innerhalb kurzer Frist festzu-
setzen und ich vermuthe, dass an dem natür-
lichen Standorte eine Conjugation der Fäden über-
baupt nicht stattfindet, ebensowenig, wie dies
bei Spirogyra fluviatilis der Fall zu sein scheint*).
In der That ist es auch schwer einzusehen, wie
die fortwährend von dem schnell dahinfliessenden
Wasser hin und her bewegten Fäden in dauernde
Verbindung mit einander treten künnten. — Kine
andere Form solcher festgewachsenen Zygnema-
fâden fand ich am Piz Ot (in der Nähe von
Samaden) in einer Hôhe von zirka 3000 m. Da-
selbst befand sich ein grüsserer abgerundeter
Granitblock, über welchen eine dünne Wasser-
schicht hinunterfloss, fast vôllig überwachsen
von Zygnemafäden, welche nur eine Länge von
*) Im Zürichsee 7. B. wird fast jeder Stein in der Nähe
des Ufers von dieser Spirogyra-Art überwachsen und zwar wäh-
rend aller Jahreszeiten; auch am Ufer des a Vierwald-
slättersees, Lago Maggiore, des Luganersees u. a. m. habe ich
diese Art stellenweise in grossen Mengen Fe. Sie ist
dureh ïhre vier breiten Chlorophyllbänder, welche an sonnigem
Standorte die ganze innere Fläche der Zellwände ohne Zwischen-
raum auskleiden, und die zähe Beschaffenheit ihrer Zellmembrane
sehr D von anderen Spirogyra-Arten zu unterscheiden.
*#) Ich habe S. fluviatilis seit 8 Jahren zu den verschic-
densten Jahreszeiten gesammelt, ohne ent die Fäden in Con-
jugation angetroffen zu haben.
LE Ms re
Pers
zirka 5—10 mm. erreichten und von einer sebr
dicken Gallerthülle umgeben waren. Die Zellen
besassen eine Breite von zirka 30 u. und waren
meist kaum länger als breit. Die (Gerbstofr-
blischen waren so zahlreich, dass eine genauere
Beobachtung der Chromatophoren unmôüglich war.
(Es ist auch môglich, dass es sich um eine
Zygogonium-Art handelte.) Das Wasser, welches
über den Block hinunterfloss und nur unmittel-
bar oberhalb desselben an’s Freie trat, wies eine
Temperatur von nur Zirka 8° C. auf.
= Neben diesen angewachsenen Formen kom-
men aber im Ober-Engadin auch frei schwim-
mende Zygnema-Formen überaus häufig vor.
Fast sämmtliche Algen-Watten, welche in einer
Hôhe von 2000—3000 m. in den kleinen Seen,
Teichen, Lachen und langsamer fliessenden seich-
ten Wasseradern ‘angetroffen werden, bestehen
entweder aus solchen Zygnemafäden oder aus
éiner gleich zu erwähnenden Spirogyra-Art.
Die Zah]l der im Ober-Engadin vorkommenden
Spirogyra-Arten ist eine sehr beschränkte und
zwar sind es meistens nur solche Arten mit ein-
fachem Chlorophyllband und von mittlerem oder
kleinerem Durchmesser. Von diesen Arten ist
aber eine für das Gebiet (oder vielleicht richtiger
gesaot für die Hôhenregion) ausserordentlich
charakteristisch. Es ist dies eine Art mit «Fal-
ten» an den Querwänden. Die einzelnen Zellen
haben einen Durchmesser von zirka 20 &w., sind
im Mittel zirka 10 Mal so lang und besitzen nur
eln einziges breites, rinnenfôrmiges Chlorophyll-
band. In den Lachen und kleinen Seen auf den
verschiedenen Passhühen im Engadiner-Gebiet
findet man diese Art fast überall, so z. B. auf
der Passhôühe der Flüela (2388 m.), der Bernina
2329 m.) des Juliers (2287 m.), der Fuorcla Surley
(2750 m:) uw. sw.
Von anderen Konjugaten kommt noch relativ
häufig und gelegentlich recht massenhaîft eine
Mesocarpus-Art vor, so z. B. an der Passhôühe des
Juliers.
Unter diesen Zygnema-, Spirogyra- und Meso-
carpus-Fäden kommen mehr vereinzelt eine An-
zahl Desmideen vor, so z. B. ausser verschie-
denen Arten von Cosnarium und Closterium
fand ich auf der Hühe des Flüela-Passes (2388 m.)
Spirotaenia condensata, Xanthidiuim aculeaturn,
Calocylindrus lurgidus u. a. m.
Weniger in die Augen springend als die bis
jetzt erwähnten Algen, aber sehr reichlich ver-
treten ist die Familie der Confervaceen im En-
gadin. So finden wir z. B. namentlich in der
Thalsohle zwischen Bevers und Celerina einer-
seits und Pontresina andererseits in den ver-
schiedenen Teichen und ruhig fliessenden Bächen
u. s. f. die folgenden Gattungen repräsentirt:
Ulothrix, Conferva, Microspora, Stigeoclonium,
Chaetophora, Drapernaldia, Cladophora, Micro-
thaïmnion, Chaelonema, Aphanochuete und
Trentepohlia. Die Lebensverhältnisse einiger
dieser Confervaceen môgen im Folgenden etwas
näher besprochen werden.
Zahlreiche Beobachtungen habe ich nament-
lich über Ulothrix zonata gemacht, um wo môüg-
— 59 —
lich gewisse Fragen zu beantworten, die sich mir
durch vieljährige Erfahrungen über diese Alge in
der Umgebung von Zürich aufgedrängt hatten. In
Zürich, wo Ulothrix zonata während der kälteren
Jahreszeit namentlich in der Spritzzone längs des
Seeufers vorkommt, pflegt sie regelmässig zu ver-
schwinden, sobald das Seewasser (in der Nähe
des Ufers) eine Temperatur von 15—16° C. erreicht
hat, was gewühnlich Ende Mai oder in der ersten
Woche vom Juni geschieht, um dann erst gegen
Ende September oder bei lange anhaltendem
warmem Wetter auch erst später sich wieder ein-
zustellen. Ferner zeigte es sich, dass obgleich
sowohl einzelne Macro- wie Microzoosporen wäh-
rend der ganzen Vegetationszeit gebildet werden,
das Zahlenverhältniss der Macro- zu den Micro-
zoosporen zu verschiedenen Jahreszeiten ein sehr
ungleiches ist. So sind während des Dezembers
und Januars mehr als 90°%% aller gebildeten
Schwärmsporen Macrozoosporen, während im Mai
das Verhältniss ein umgekehrtes ist, indem die
Microzoosporen entschieden vorwiegen. Es fragte
sich nun, ob dies hauptsächlich den Licht-, den
Temperatur-Verhältnissen, oder inneren im Ver-
laufe einer gewissen Anzahl von Generationen
sich allmählig einstellenden Veränderungen in der
Konstitution des Plasmakôrpers zuzuschreïben ist.
Obgleich nun meine Beobachtungen über Ulothrix
im Engadin diese Fragen nicht in aller Voll-
ständigkeit zu beantworten erlauben, so sind die-
selben doch geeignet, das Problem seiner Lüsung
näher zu bringen.
Ulothrix zonata kommt im Engadin ganz
M ds
besonders in den Brunnentrôgen vor*) und zwar
auch während des Juli, des Augusts und des
Septembers. In den verschiedenen Trügen ist
die Temperatur des Wassers eine ungleiche, in
einem und demselben Troge aber auf längere
Zeit in vielen Fällen ziemlich konstant und zwar
findet man alle Abstufungen in der Temperatur
zWischen circa 5° C. und 11—12° C. Obgleich
nun in keinem von diesen Brunnen die Ulothrix-
fäden ausschliesslich Macro- oder Microzoosporen
bilden , war doch mit Bestimmtheit zu konsta-
tiren, dass in den wärmeren Brunnen das Ver-
hältniss beider zu Gunsten der Microzoosporen
sich bewegte.
In den Bächen des Ober-Engadins findet sich
Ulothrix im Allsgemeinen nicht gerade häufig; im
Rosegg-Thal, in einer Hôhe von circa 1900 m.,
fand ich dieselbe indessen in einem sehr rasch
fliessenden circa 1 dm. tiefen Bach in so enor-
men Mengen, dass der ganze Boden und die Sei-
ten desselben wie von einem grünen Teppich
ununterbrochen ausgekleidet waren. Die Tempe-
ratur des Baches betrug circa 5° C. Die Ulothrix-
fiden hatten einen sehr grossen Durchmesser,
sahen sehr gesund aus und Zzeigten trotz ihrer
sehr bedeutenden Länge nur sehr geringe Nei-
gung zu Schwärmsporenbildung. Bei einer mi-
kroskopischen Untersuchung an Ort und Stelle
konnten nur ganz vereinzelte Zellen mit Schwärm-
*) In den letzten zwei bis drei Jabren sind viele der ältern
(meist hülzernen) Brunnentrüge im Engadin durch neuere aus
Cement verfertigte ersetzt worden, welche den Ulothrixfäden
weniger zuträglich zu sein scheinen.
TRE co
sporen gefunden werden und diese waren aus-
schliesslich Macrozoosporen.
Von Sfigeoclonium, welches bei uns in Zürich
ungefähr zu derselben Zeit verschwindet wie
Ulothrix, fand ich (im August) sowohl S. tenue
wie S. longipilus auf, namentlich in den lang-
samer fliessenden Bächen bei Samaden.
Von Chaetophoren finden sich C. pisiformis,
C. elegans und C. endiviaefolia, welche auch bei
uns in der Ebene während des Sommers nie ganz
verschwinden, aber viel weniger üppig vegetiren
als während des Frühjahres und Herbstes, im
Engadin in schônster Entwicklung, und zwar in
der Thalsohle sehr verbreitet. |
Drapernaldia*) glomerata und plumosa waren
im August, Z. B. in einem langsam fliessenden
Bache*) gerade ausserhalb Samaden auf dem
Wege nach Pontresina, recht häufig.
| Die epiphytischen Conferven Microthamnion
Küutzingianum, Chaetonema irregulare, Apha-
nochaete repens findet man, und zwar die beiden
letzten ziemlich häufig in dem Sumpfgebiet auf
dem Wege von Samaden nach Celerina auf der
westlichen Seite der Strasse,
Es hat mich besonders überrascht im “Obes
Engadin weder Cladophora glomerata noch C.
fltuitans angetroffen zu haben, obgleich nament-
*) Drapernaldia habe ich in Zürich noch Ende Juni an-
getroffen, erinnere mich aber nicht, dieselbe während des Juli
und August je gefunden zu haben.
#*) [n diesem Bach kam eine frei schwimmende Sa
die ein schwarz-rothes Pigment enthielt, in. fast unglaublichen
Mengen vor.
RTS MT RSR OP ap
ioae
lich C. glomerata bei uns in der Ebene im flies-
senden Wasser mit steiniger Unterlage wohl die
häufigste Alge ist, zu allen Jahreszeiten vor-
kommt und während des Winters mindestens
ebenso üppig wächst wie im Sommer. An ihrer
Stelle kommen die bereits erwähnten Zygnema-
formen und Hydrurus. Eine nicht näher be-
stimmte Cladophora-Art habe ich dagegen ge-
Jegentlich in ruhendem oder langsam fliessendem
Wasser auch im Engadin angetroffen.
Von Protococaceen kommen in Teichen, La-
chen und an einzelnen Stellen der Seen beson-
ders der Thalsohle die Gattungen Pediastrum
und Scenedesinus ausserordentlich verbreitet vor
und zwar durch verschiedene Arten vertreten.
Pediastrum tritt gelegentlich in ungeheuren Men-
gen auf, so war z. B. im August des Sommers
1892 längs des N. W. Ufers des Silvaplaner $Sees
auf einer Strecke von über 100 Meter eine circa
2—3 Meter breite Zone des Seewassers von einer
fast breiigen Konsistenz und von etwas schmutzig
grüner Farbe. Die mikroskopische Untersuchung
ergab, dass die Erscheinung*) durch zahllose
Coenobien von Pediastrum integrum, die bei-
nahe in Reinkultur vorlagen, bedingt wurde.
Von Volrocineen habe ich bis jetzt im Ober-
Engadin keine Repräsentanten gefunden. Von den
nahe verwandten CAlamydomonadinen dagegen
wurde Âaematococcus pluvialis an hôchst
*) Ein ähnliches Auftreten von Pediastrum-Arten habe ich
sonst nirgends gesehen; gewôühnlich treten dieselben mehr ver-
einzelt zwischen anderen Algen auf. 1m Jahre 1895, zu fast der
nämlichen Jahreszeit, konnte ich an derselben Stelle des Sees nur
vereinzelte Exemplare auffinden.
nn A
charakteristischem Standorte angetroffen. Wer
selber über den Julier gewandert ist, oder wer
C. F, Meyer's ergreifenden Roman Jürg Jenatsch
gelesen hat, wird sich erinnern, dass auf der
Passhühe (2287 m.) auf beiden Seiten der Strasse
je eine Granitsäule steht. Beide Säulen sind
oben ausgehôühlt, doch ist die Aushôhlung in
der Säule auf der nôrdlichen Seite der Strasse
weniger tief und der Rand des Beckens an einer
Stelle beschädigt. Nach einigen Tagen andauernd
schônen Wetters findet man dieses Becken daher
ohne Wasser. Die Aushôühlung der Säule auf
der südlichen Seite der Strasse dagegen enthält
fast stets einige Deciliter Wasser und in diesem
findet man immer den Haematococcus pluvialis.
Ich habe denselben wiederholt an Ort und
Stelle untersucht und ihn immer zum grôüssten
Theil in lebhaft schwärmendem Zustande ange-
troffen. Bei der letzten Untersuchung (am 22.
August 189 um circa 10 Uhr Morgens) waren
die lebhaft schwärmenden Organismen im Cen-
trum roth, der grüsste Theil des Protoplasts
aber von rein grüner Farbe. Die Tempera-
tur des Wassers betrug 20° C. Ausser Haemato-
coccus fand ich in beträchtlichen Mengen den
Rotiferen Philodina roseola, welcher sich von
den Haematococcen fast ausschliesslich ernährte,
im übrigen nur die kleinern Individuen zu ver-
schlucken vermochte. Es kamen ferner Je eine
Amoeba- und eine /Zyalodiscus-Art, eine Oscil-
larieae, vereinzelte todte Diatomeen und zwei
nicht näher bestimmte Ciliaten in der kleinen
Wasseransammlung vor.
AB
Von Oedogoniaceen fand ich eine sehr robuste
Oedogoniur-Art in einem Seitenkanal der Inn-
schlucht (circa 1760 m.). Die vegetativen Fäden
dieser Art hatten einen Durchmesser von 36 40u.,
die einzelnen Zellen waren 1—21/: mal so lang.
Der Chromatophor, der eine gesättigt grüne
Farbe besass, stellte einen gitterartig von sehr
engen Schlitzen durchbrochenen Cylinder vor. Die
einzelnen Schlitzen waren mehr oder weniger regel-
mässig in circa 25 Reïhen linienartig angeordnet.
Jede Zelle enthielt 12—15 Pyrenoiden. Eine
andere weniger charakteristische Art, deren Zel-
len einen Durchmesser von circa 20 u. hatten
und eine circa viermal grüssere Länge, kam in
grossen Mengen in einem seichten nur mässig
schnell fliessenden Bach am Julierpass in einer
Hôühe von cirea 2280 m. vor. Beide Arten waren nur
in vegetativem Zustande und konnten deswegen
nicht genauer bestimmt werden. Eine Bwlbochaete-
Art findet man nicht selten auf verschiedenen
Wasserpflanzen in den Seen und Teichen der
Thalsohle, ebenso eine Coleochacte-Art.
Von Palmellaceen konrmen verschiedene Arten
im Engadin vor, doch habe ich denselben keine
besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Zum Schlusse noch einige allgemeine Be-
merkungen über die Oekonomie der Algen des
Ober-Engadins und über die DORA EUR Un
nisse der dortigen Gewässer.
Nach allen meinen bisherigen Erfahrungen
führen die besonderen Lebensbedingungen im
Engadin dazu, dass zwar die Algen recht üppig
vegetiren, aber äusserst wenig Neigung zur ge-
PES TN RIT DL SEM MERE
schlechtlichen Fortpflanzung aufweisen. Von den
Characeen abgesehen, habe ich bis jetzt nur
Vaucheria sessilis (in einem fast ausgetrockneten
Wiesengraben mit torfartiger Unterlage zwischen
Cresta und St. Moritz) und Ulothrix zonata in
geschlechtlicher Fortpflanzung angetroffen, nie-
mals aber die zahlreichen anderen Algenarten
trotz Untersuchung eines sehr beträchtlichen Ma-
terials an den verschiedensten Standorten. Es
wird dies wohl zum Theil mit den Temperatur-
verhältnissen der Gewässer, zum Theil damit zu-
sammenhängen, dass es äusserst selten zu einer
längeren Stagnation des Wassers kommt, indem
auch das Wasser in den verschiedenen Teichen
und Lachen fortwährend oder doch äusserst
häufig erneuert wird.
Eine andere ganz allgemeine Erscheinung
ist die, dass während fast sämmtliche Kklare
Bäche, Seen und Teiche ïihre Algenflora beher-
bergen, die noch trüben Gletscherbäche einer
solchen fast vüllig entbehren und nur einigen
Wassermoosen und dazwischen wohl auch eini-
gen Diatomeen die hinreichenden Lebensbeding-
ungen gewähren. Dies hängt indessen nicht von
der niedrigen Temperatur solcher Gewässer ab, die
häufig bedeutend hôher ist als in Quellen, die
eine beträchtliche Algenflora beherbergen, sondern
ist wahrscheinlich dadurch bedingt, dass die in
dem Gletscherwasser schwebenden Partikel eine
mechanische Schädigung der Algen herbeiführt;
vielleicht kommen noch hinzu die ungünstigeren
Lichtverhältnisse.
Die nachfolgenden Bemerkungen über die
D
Rs Pere
Temperaturverhältnisse der Gewässer im Ober
Engadin gelten speziell für den Monat August
und sind auf einer sehr bedeutenden Anzahl von
Messungen gegründet, welche ich in verschiede-
nen Jahren ausgeführt habe; dieselben dürften
für spätere experimentelle Untersuchungen über
den Einfluss der äusseren Faktoren auf den Ent-
wicklungsgang der Algen, zu denen sich das
Engadin wie schon gesagt, sehr eignen würde,
nicht ohne Nutzen sein.
Die Mehrzahl der stärker fliessenden Ge-
wässer haben während des Augusts Tempera-
turen, welche zwischen # und 14° C. liegen. Die
Einen haben während längerer Zeit eine an-
nähernd konstante Temperatur, so namentlich
dort, wo sie unmittelbar aus dem Boden hervor-
treten, oder an Stellen, welche von solchen Quel-
len nicht zu entfernt liegen. So kann man ohne
besondere Mühe zwischen Samaden und St.Moritz
einerseits, Samaden und Pontresina andererseits
Quellen oder Bäche auffinden, die während ge-
raumer Zeit jeder für sich eine im Wesentlichen
konstante Temperatur zeigt, aber unter sich alle
Temperaturabstufungen zwischen # und 12° C.
aufweisen. Dem gegenüber gibt es viele andere
Bäche von längerem Flusslaufe, die während
eines einzigen Tages bedeutende Temperatur-
schwankungen an einer und derselben Stelle er-
leiden, am frûhen Morgen eines schônen Tages
z. B. bloss circa 6° C. zeigen, am Nachmittag da-
gesen 11—15 Grad und darüber. Doch ist es
relativ selten, einigermassen schnellfliessende
Bäche mit Temperaturen von mehr als 15° C. zu
LP ASS
finden. — Nach einigen Tagen beständigen Wet-
ters pflegt die Morgen- und Abend-Temperatur des
Inns (während des Augusts) in den Strecken
zwischen dem Silsersee und Silvaplaner-See, zwi-
schen dem Kampfer-See und St. Moritzer-See und
von der Innschlucht bis zu der Vereinigung mit
dem Berninabach um nicht viel mehr als einen
Grad zu differiren. Die extremen Tempera-
turen, die ich während des Augusts aufgezeichnet
habe, sind resp. 12 und 16° C. — Der sehr be-
deutende Wassermengen hinabführende, stark
getrübte Morteratsch-Bach zeigt selbst an den
heissesten Tagen vor seiner Vereinigung mit der
Bernina Temperaturen von hôchstens 2—3° C.,
während der klare Berninabach unmittelbar über
oder unterhalb der Berninafälle zu gleicher Zeit
eine Temperatur bis zu 15° C. aufweisen kann.
Ungemein grosse Schwankungen in der Tem-
peratur, welche selbst 25 Grad oder mehr inner-
halb eines einzigen Tages betragen kônnen, findet
man bei vielen Lachen und seichteren Teichen,
namentlich in Regionen zwischen 2000 und
3000 m., wie einige Beispiele belegen môügen. An
einem Tage in der letzten Woche des Augusts
(1894) waren um 5 Uhr Morgens sämmtliche
Lachen und Teiche auf der Passhühe der Ber-
nina (2329 m.) mit einer 8—10 mm. dicken
Eïskruste bedeckt, um 4 Uhr Nachmittags des
prachtvollen Tages zeigten dieselben Tempera-
turen zwischen 20 und 26° C. In einem circa
fusstiefen Teiche auf der Passhôühe der Fuorcla
Surley (2756 m.) war die Temperatur am 21.
August 1895 um 9. 20 Vormittags 18° C. um 11. 20
war die Temperatur bereits 16° C. Zahlreiche
weitere Messungen an verschiedenen andern Stel-
len zeigten ähnliche grosse Schwankungen. An
allen diesen Stellen kamen die schon erwähnten
Spirogyra- und Zygnema-Formen und dazwischen
verschiedene Cosmarien etc. in grüsseren Men-
gen vor.
Nachschrift: Das Manuskript zum vorliegenden Aufsatz
war bereits abgeschickt, als mir Prof. Klebs’ sehr wichtiges Werk
«Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und
Pilzen» in die Hände kam. Nach einiger Überlegung entschloss
ich mich, auch bei der Korrektur den Aufsatz unverändert zu
lassen.
Korrigirt, 28. Dezember 1896.
Der Verfasser.
ee —
Ueber die
Bestockungsverhältnisse von Molinia
coerulea Môünch.
Von Dr. H. C. Schellenberg.
Das Besenried (Molinia coerulea) ist für die
schweiz. Landwirthschaft als Streuepflanze von
grosser Bedeutung. Einmal kommt es in weit
ausgedehnteu Beständen vor und liefert in ge-
wissen Gegenden allein die Streue; anderseits
wird es gelegentlich (Kt. Luzern) zur Streue-
gewinnung kultivirt. Bei Gelegenheit einer Un-
tersuchung über die wichtigsten Streuepflanzen ‘)
fiel mir die Aufgabe zu, die Bestockungsverhält-
nisse und die damit verbundenen Einrichtungen
dieser Pflanze genauer zu studiren. Da die Resul-
tate auch von allgemeinem Interesse sind, so er-
laube ich mir dieselben hier bekannt zu geben.
Im ersten Jahre nach der Keimung ent-
wickelt die Pflanze gewôhnlich 4—6 Blätter. Die
Pfahlwurzel des Keimlings stirbt bald im Laufe
des Sommers ab und aus den Knoten entwickeln
sich die Nebenwurzeln. Alle Blätter, mit Aus-
nahme des obersten, sind an nahe auf einander
folgenden Knoten inserirt. Das oberste ist hôher
inserirt. Dazwischen befindet sich ein längeres
Internodium, das an der ausgewachsenen Pflanze
dem später zu besprechenden Speicherinternodium
entspricht. Ueber Winter sterben die Blätter ab
1) Wird 1897 erscheinen.
und im Frühjahr treiben die Knospen zu intra-
vaginalen Seitentrieben aus. Nur in seltenen
Fällen treibt die Pflanze im zweiten Jahre einen
Halm. Dazu bedarf die Pflanze gewôhnlich 3—4
Jahre. Kräftige Halme entstehen jedoch nur an
ältern Pflanzen. Die Stellung der Blätter ist die-
selbe wie bei der einjährigen Pflanze, nur ist das
oberste Blatt schon weiter von den andern ent-
fernt und das oberste Internodium zeigt eine
kleine Anschwellung,.
Betrachten wir nun die ausgewachsene Mo-
liniapflanze mit gut ausgebildetem Halm Fig. 1.
Bei der Anwachsstelle an den
lettjährigen Halm folgen ge-
wôhnlich 4—5 kürzere Inter-
nodien Fig. 1 c. An den be-
trefflenden Knoten sind Blätter
inserirt, wovon die oberen Laub-
blätter, die untern kürzere leicht
behaarte Niederblätter sind. In
den Axeln dieser Blätter sitzen
die Knospen für den nächsten
Jahrestrieb. Diese Knoten er-
Zeugen auch die Wurzeln,
wesshalb ïich sie als Be-
stockungsknoten bezeichne. Darüber folgt
ein einige Centimeter langes Internodium, das ge-
wôhnlich birnfürmig angeschwollen ist. Ich
nenne dieses Internodium Speicherinter-
nodium, Fig. 1 b, weil es zur Speicherung
der Reservenahrung dient. Ueber diesem Inter-
nodium folgen in Abständen von 1—3 mm. 2
oder 3 Knoten, denen ebenso viele Blätter ent-
PE RE EC Re AT ©
RAA LE MSA MIT SES Le
Sy Pate
sprechen. An dieser Stelle bricht im Herbst der
Halm ab.
Duval Jouve’) nimmt an, dass man es hier
wie am Rhizom von Cynodon dactylon nur
mit einem Knoten zu thun hat, an dem zwei oder
drei Blätter entstehen. («Il me semble qu'on est
autorisé à dire qu'il n’y a qu'un nœud donnant
naissance à deux ou trois feuilles».) Nach meiner
Auffassung haben wir hier zwei oder drei Halm-
knoten, die nahe zusammengerückt sind und in
Folge davon sich miteinander vereinigt haben.
Jedem Blatt entspricht ein Knoten. Dafür spricht,
dass im vorliegenden Fall die Ansatzstellen
der Blätter einander parallel in Abständen von
1—3 mm. rings um den Halm gehen ohne mit
einander zu verschmelzen. Sie sind also nicht
wie bei einem ächten Blattviertel auf’ gleicher
Hôhe inserirt. In seltenern Källen findet man
Knospen in den Blattaxeln, die aber ebenfalls
auf ungleicher Hôhe am Halm stehen. Es ist
selbstverständlich, dass bei so genäherter Stel-
lung der Knoten die Querwände im Halm mit-
einander zu einer einzigen zusammenfliessen.
Oberhalb dieser Stelle folgt der knotenfreie Halm.
Die Wurzeln entstehen alle unterhalb des
Speicherinternodiums. Es sind relativ dicke
Wurzeln, die sich anatomisch als Stützwurzeln
charakterisiren. Sie besitzen neben dem starken
Centralstrang noch einen peripherischen mecha-
nischen Ring. Ein weitmaschiges parenchy-
matisches Zwischengewebe verbindet beide. Es
1) Duval Jouve, Sur les feuilles et les nœuds de quelques
graminées. Bull. de la soc. bot. de France. Vol. XVI, p. 108.
ÉPATOTAES
lassen sich Streben erkennen, die durch die
radiale Anordnung der Zellen bedingt sind. Diese
Konstruktion charakterisirt die Wurzel als ein Or-
gan, das abwechselnd auf Druck und Zug in An-
spruch genommen wird. Wenn der Halm gebogen
wird, entstehen auf der einen Seite des Wurzel-
kranzes Druck-, auf der entgegengesetzten Zug-
wirkungen. Auf Zugwirkung ist der Central-
strang besonders geeignet und für Druckwirkun-
gen der peripherisch liegende mechanische Ring.
Die radialen Verstrebungen bedingen eine feste
Verbindung beider Systeme.
Wie alle ausdauernden Gräser, so lagert
auch Molinia im Herbst Stoffe in seinen peren-
nirenden Organen ab, die zum Aufbau der Triebe
im Frühjahr verwendet werden. Das speichernde
Organ ist das Speicherinternodium. Dieses ist
birnfürmig angeschwollen im Gegensatz zum
Halm nicht hohl und bedeutend dicker als die
darunter liegenden Internodien und der Halm.
Auf dem Querschnitt (Fig. 2) zeigt sich der me-
chanische Ring schwach
ausgebildet. Die typi-
schen mechanischen
Rippen des Halmes feh-
len vollständig. Ausser-
halb dieses Ringes be-
findet sich bis zur Epi-
dermis ein wenig mäch-
tiges parenchymatisches
Fig. 2. Gewebe. Dieses zeigt
radiale Anordnung und lässt grosse Intercel-
lularräume erkennen. Innerhalb des mecha-
SRG S A
nischen Ringes sind die Gefässbündel ver-
theilt, vorzugsweise aber der Peripherie ge-
nähert. Dazwischen befindet sich ein gross-
maschiges Grundparenchym, das gleichmässig
über den ganzen Querschnitt innerhalb des
mechanischen Ringes vertheilt ist. Untersucht
man im Winter diese Zellen, so zeigt die
Membran eine Mittellamelle und eine innere
stark lichthrechende Schicht, von ansehnlicher
Dicke, dem der Plasmaschlauch aufgelagert ist.
In verdünnten Säuren und verdünnten Al-
kalien (10°% Lôüsungen) Ilüst sie sich unter
Quellung auf, während die Mittellamelle fast
unveränderlich bleibt. In Jodlüsung zeigt diese
Schicht keine Farbenveränderung, während die
Mittellamelle einen gelblichen Ton annimmt.
In Chlorincjod lüst sie sich unter Quellung auf
und färbt sich blau, die Mittellamelle wird gelb-
lich. Durch diese Reaktion ist die Mittellamelle
als eine schwach verholzte Membran charakteri-
sirt, während die dickere innere Schicht als Re-
servecellulose zu bezeichnen ist. Vom Amyloid
der anscheinend nächst verwandten Substanz der
Reservecellulose unterscheidet sie sich dadurch,
dass sie nicht mit Jod blau wird; von gewühn-
licher Cellulose, dass sie in verdünnten Säuren
und Alkalien lôüslich ist. Aber auch die physio-
logische Untersuchung bestätigte den chemischen
Befund. Während des Sommers findet man das
Grundparenchym ohne diese Verdickungen, son-
dern nur reichlich mit Saft angefüllt. Im Herbst,
wenn die Blätter anfangen gelb zu werden, bil-
den sich im ganzen Parenchym innerhalb des
mechanischen Ringes die gleichmässigen Wand-
verdickungen aus. Ueber die Art und Weise der
Anlagerung mit ihren Konsequenzen will ich hier
nicht näher eintreten. Erwähnt sei nur, dass
die Zellen sich zuerst mit kleinen Stärkekôrn-
chen füllen. Diese werden wieder gelüst und
daraus bildet sich dann die Reservecellulose.
Eine grosse Anzahl von Poren ermôglicht den
Saftverkehr zwischen den einzelnen Zellen. Der
Inhalt der Zellen füllt sich auch reichlich mit
Eiweissstoffen an, wiees sich aus den Eiweiss-
reaktionen ergibt. fm Frühjahr, sobald die Knospen
sich entwickeln, bemerkt man eine Auflüsung.
In jeder Zelle bilden sich eine grosse Anzahl
feiner Kanäle in die Reservecelluloseschicht, die
senkrecht zur Wand stehen. Die Reservecellu-
lose wird nach und
nach gelüst, bis
nichts mehr bleibt
"als die Mittella-
melle. Während
des Auflüsungs-
prozesses bilden
sich im Plasma
kleine Stärkekürn-
Fig. 3. chen, die aber wäh-
rend der Vegetation wieder aufgelôst werden.
Diese sekundäre Stärkebildung ist bei der Lüsung
der Reservecellulose in Endospermen bis jetzt
nicht beobachtet worden. Die Untersuchung zeiot
aber, dass diese kleinen Stärkekôrnchen erst wäh-
rend der Auflôsung der Reservecellulose gebildet
werden, denn vorher ist das Speicherinternodium
stärkefrei.
he PEUR ee
Die Art und Weise der Lüsung der Reserve-
cellulose spricht dafür, dass die Auflôsung kein
rein chemischer Prozess ist. sondern durch ein
Ferment vermittelt wird. Es gelingt während
der Lôsung die von Grüss empfohlene Reaktion
auf Diastase (Guajaclôsung und Hydroxylamin)
zu erhalten ; ein Beweis, dass Diastase oder ein
der Diastase ähnliches Ferment vorhanden sein
muss. Anderseits ist es aber auch gelungen, die
Reservecellulose durch die Einwirkung von Dia-
stase aus Gerste langsam zu lôsen.’)
Wenn die Lüsung und Entleerung des Spei-
cherinternodiums beendet ist, so schrumpft es
zusammen und stirbt ab. Kig. 1 d. Man findet
diese abgestorbenen Speicherinternodien regel-
mässig an der Basis der Stôcke. Das mit Reserve
cellulose gefüllte Internodium ist aber eben so
hart, wie die mit Reservecellulose gefüllten Sa-
men (Dattel, Iris).
Neben dem Speicherinternodium wird Re-
servecellulose in den dicken Stützwurzeln abge-
lagert. In der Parenchymzone zwischen dem
äussern mechanischen Ring und dem central ge-
legenen Gefässbündel bekommen alle Zellen den
Belag. Dazu tritt aber noch Stärkespeicherung.
Die Auflüsung der Reservecellulose erfolgt aber
erst nachdem das Speicherinternodium entleert
ist. Durch diesen Befund ermuthigt, habe ich
dann auch bei anderen Gräsern nach Reserve-
cellulose gesucht. Sie kommt ebenfalls vor in den
Bulbillen von Poa bulbosa und Poa concinna
1) Vergl. Grüss. Ber. d, deutsch. bot. Ges. 1894.
AMG TER CR
und nach der Beschreibung und Abbildurnig Du-
val-Jouve's*) zu schliessen im Rhizom von Pani-
cum vaginatum. Hackel?) zählt zu den Gräsern,
deren zwiebelfürmige Verdickungen der Blatt-
scheiden als Wasserspeicher aufzufassen sind,
auch Poa bulbosa. Trotzdem er die Pflanze
kultivirt hat, scheinen ihm die so charakteristi-
schen Verdickungen entgangen zu sein, denn sie
bilden sich nur, wenn die Blätter absterben, in
Folge von Trockenheit oder kühler Herbstwitte-
rung. Bei mehreren der Knollen- und Zwiebel-
gräser habe ich die Sache nachgeprüft (Zordeum
bulbosum, À rrhenatherum elatius var. bulbosum.
Phleum pratense var.nodosum, Festuca spadicea)
und bin zu demselben Resultat wie Hackel ge-
kommen. Es lagern sich keine Nährstofle ab.
Die Prüfung auf Stärke, Zucker, Eiweiss gab
überall negative Resultate. Es scheint also, dass
die Zwiebeln und Knollen dieser Gräser nicht der
Reservespeicherung dienen, sondern als Wasser-
speicher dienen. Ein Experiment in dieser Rich-
tung bestätigte auch die Vermuthung. Ich liess
eine Knolle von Hordeum bulbosum 14 Tage lang
in einem trockenen Zimmer an der Luft aus-
trocknen. Sie schrumpfte vollständig zusammen
und wog 0,415 Gramm. Dann legte ich sie
ins Wasser. Nach 24 Stunden hatte sie ihre
ursprüngliche Form wieder angenommen und wog,
nachdem sie durch Lüschpapier abgetrocknet war.
1) Duval-Jouve. Sur les parois céllulaires du Panicum
vaginatum. Gr. et. God. Bull. d. 1. soc. bot. de France. Bd. XVI.
p. 110.
2) Hackel. Ueber einige Eigenthümlichkeiten der Gräser
trockener Klimate. Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien 190. p. 130,
SE rise
1.6 Gramm. Die Knolle hat also das Vierfache
ihres Gewichtes Wasser aufgenommen. Auch war
die Pflanze nicht abgestorben, denn eine Knospe
fing nach einigen Tagen an zu treiben.
Für Poa bulbosa ist sicher, dass die Zwiebel
im Dienst der Reservestoffspeicherung steht, denn
es lagern sich Reservecellulose und Eiweissstoffe
ab und diese werden beim Austreiben der Zwiebel
verbraucht. Dieses Vorkommen von Reserve-
cellulose ist um so interessanter als Reiss”) in
seiner Arbeit über die Reservecellulose die Be-
hauptung aufstellt, dass diese sich nur in Endo-
spermen finde.?)
Das Verzweigungssystem von Molinia ist ein
sympodiales. Die Axe stirbt alljährlich ab und
der Seitentrieb wird zur Hauptaxe. Durch die
eigenthümliche Stellung der Knoten am Halm ist
auch das Umfallen desselben im Herbste bedingt.
Wenn der Halm gelb wird, so wird bei den mei-
sten Gräsern der wachsthumsfähige Theil durch
die nachträgliche Ausbildung fester Elemente
(Bastfasern) fähig, ohne die Mitwirkung der
Blattscheiden, die Aehre oder Rispe zu tragen.
Die Blattscheiden werden lose und lüsen sich
ab. Bei Molinia hingegen, bleibt die wachsthums-
fähige Partie des Halmes, die unmittelbar über
dem Knoten liegt, wenn der Halm gelb wird,
1) Landw. Jahrb., herausgegeben von Thiel. Bd. XVIII.
2) Leider konnte ich die Arbeit von Johanson «Ueber das
Vorkommen von als Reservenahrung fungirender Cellulose in
den Zwiebelblättern von Poa bulbosa und Molinia coerulea» nicht
auffinden und berücksichtigen. Auch habe ich erst nachträglich
diesen Titel erfahren.
zart. Es bilden sich nachträglich an dieser Stelle
keine oder nur wenige Bastfasern Die Blatt-
scheiden werden nicht lose, sie schliessen fest
an den Halm an und bekommen. nachträglich
wenige oder keine Bastfasern in die wachsthums-
ähige Partie. Alle Membranen bleiben dünn.
Wenn der Halm und die Scheiden absterben,
schwindet auch der Turgor. der in diesen zarten
Partien wesentlich die Festigkeit bedingt. Als
einzige Stütze in dieser Partie ist das Callen-
chym in den Blattscheiden. Durch die Boden-
feuchtigkeit und die Frôste im Herbst werden
diese zarten Teile sich schnell zersetzen und
der Halm fällt um. Wenn die Knoten oberhalb
des Speicherinternodiums nicht so eng zusam-
men gedrängt wären, so würde der Halm nicht
umfallen, auch wenn die wachsthumsfähigen Par-
tien ihre Festigkeit verlieren würden. Es wäre
ein solcher Halm einer Reihe in einander ge-
schachtelter Rôühren zu vergleichen, die ungleich
lang sind, aussen die kürzesten, innen die-läng-
sten. Wenn man ein solches Rôührensystem auf
einen Zapfen aufsetzt, ohne aber den Zapfen in
die unterste hineingehen zu lassen, so werden
sie umfallen, greift aber der Zapfen ein längeres
Stück in die Rôhre hinein, so kann sie nicht
umfallen.
In den Knoten von Molinia bilden sich wie
bei den andern Gräsern Querwände durch den
Halm, die aus verdickten Zellen bestehen und in
welchen die Gefässe communiziren. Da aber
unmittelbar über dem Speicherinternodium zwei
oder drei Knoten folgen, so ist diese Querwand
CS PE TU AUS EEE ES
ÉNTQ ve
ungewôühnlich dick und bildet einen guten Ver-
schluss für das Speicherinternodium. Eine Kork-
schicht, Wie beim Abfall der Blätter, wird nicht
gebildet.
Wir haben es hier miteinerbiologi-
Sohèn Pinrichtung zuthun; die den
Zweëék hat. den Halm,derseine Pflich-
tengethan,zuentfernenunddem Spei-
Cherinternodium einen guten Verschluss
Zu gében. Von diesem Gesichtspunkt aus
begreift man das nahe Zusammenrücken der
Halmknoten. Anderseits hat das Zusammen-
drängen der Blätter an den Grund des Halmes
für die Pflanze auch Nachtheïle. Für die Aus-
nützung des Sonnenlichtes bei der Assimilation
ist es für die Pflanze entschieden vortheilhaft,
wenn die Blätter auf verschiedener Hôhe am
Halm stehen. Die andern Gräser haben diesem
Faktor Rechnung getragen, indem durch die
Stellung der Knoten die Blätter auf verschiedene
Hôühe am Halm gebracht werden. Da aber bei
Molinia durch die Stellung der Knoten alle An-
satzstellen der Blätter an den Grund gedrängt
sind, so hat die Pflanze, um ihre Blätter in die
Hôühe zu bringen, die Blattscheiden besonders
lang ausgebildet. Eine Pflanze, deren Halm bis
zum ersten Rispenast 1 m. 80 cm. hoch war,
zeiote folgende Längen der drei Blattscheiden,
die über dem Speicherinternodium inserirt waren :
1. Scheide 24 cm.
2 » 20e
d » 45 »
Vergleichen wir damit z. B. einen normalen
PNR
Ggliedrigen Roggenhalm. Länge des Halmes bis
zur Aehre 165 cm. und der Blattscheiden
1 2. 3. 4. SH PEER
OMS STE RTS 20805 /0re re
Keine Blattscheide des längern Roggenhalmes
hat also die Länge der kürzesten Blattscheide
am Halm von Molinia erreicht. Die längste
Blattscheide bei Molinia ist fast doppelt so lang
als die längste beim Roggen, obwohl der Roggen-
halm hôher war als der Moliniahalm.
Die längste Blattscheide, die Nowacki!) unter
der grossen Anzahl von untersuchten Roggen-
pflanzen gefunden hat, ist 25,4 cm. lang, bei
einer Halmlänge von 166 cm. ; also etwas mehr
als ‘/s der Halmlänge, während bei Molinia die
längste Blattscheide in der Regel ‘/: der Halm-
länge beträgt. So zeigten z. B. zwei kleinere
Molinia-Halme mit je zwei Blattscheiden über dem
Speicherinternodium folgende Verhältnisse :
Halmlänge erste Scheide zweite Scheide
120 cm. 21 cm. 42 cm.
83 » 0 28 >»
Weil Eso dune h due tro enenumne
liche Stellung der Knoten alle Blätter
am Grun de -d'esMo lun ah Pme ss iRniseE
rirt sind, so wird die Plats prenne
durchlange Blattscheidenin verschie-
dene Hôhen am Halm gebracht, um das
Sonnenlicht môglichst gut ausnützen zu
künnen.
1) A. Nowacki: Der ideale Roggenhalm. Landw. Jahrb. d.
Schweiz, 1894, p. 57.
LÉ + Dr ieeaRe
Vom landwirthschaftlichen Standpunkte ist
durch das geschilderte Abwerfen des Halmes die
beste Zeit des Mähens einer Moliniawiese genau
vorgezeichnet. Zweimal mähen kann man sie nicht,
da die Pflanze sich relativ spät entwickelt und
keine Herbsttriebe bildet. Mäht man sie zu früh,
so entzieht man die Reservestoffe im Halm und
schädigt dadurch den Frühjahrstrieb. Lässt
man die Streu über Winter stehen, so fallen
die meisten Halme von selbst um und verfaulen
am Boden und es tritt dadurch ein Verlust an
Streue ein.
Die richtige Zeit zum Mähen der Besenried-
wiese ist darum gekommen, wenn die Halme
beginnen gelb zu werden und absterben. Weil
man mit der Ernte an Streue nur Stroh, also
tote Pflanzensubstanz gewinnen will, die nutz-
baren Reservestoffe, KEiweiss und Stärke, der
Pflanze zu erhalten sucht, so ist der genannte
Zeitpunkt für die Streueernte am günstigsten ;
denn die Masse an toter Pflanzensubstanz Stroh
ist am grüssten; die Reservestoffe sind bereits
aus den Blättern in das Speicherinternodium und
die Wurzeln zurückgewandert und werden durch
die Streueernte der Pflanze nicht weggenommen.
Erklärung der Figuren.
Fig. 1. Basis eines Halmes mit weggelôsten Blattscheiden;
Fig.
a) Halmknoten, Ansatzstellen der Blattscheiden ; b) Speicher-
internodium; e) letztjähriges Speicherinternodium; d) Be-
stockungsknoten, Ansatzstellen der unteren Blätter.
Natürliche Grüsse.
2. Querschnitt durch das Speicherinternodium. Ver-
grüsserung 10.
Fig. 3 Markparenchym aus dem Speicherinternodium mit dem
Wandbelag aus Reservecellulose. Vergrüsserung 300.
Mittheilungen
aus dem
botanischen Museum des eidgenoss, Polytechnikums
in Zürich.
3. Ueber den Werth der Blattanatomie zur
Charakterisirung von Juniperus communis L.,
J. nana Willd und J. intermedia Schur.
Von Josef Erb.
R. v. Wettstein kommt in seiner Schrift:
«Ueber die Verwerthung anatomischer Merkmale
zur Erkennung hybrider Pflanzen»') zum Resul-
tate. dass sich die Coniferenbastarde: Pinus
Rhætica Brügg., P. Neilreichiana Reichardt
Juniperus intermedia Schur und J. Kanitzii
Csato durch die Blattanatomie sicher und leicht
von den Stammformen unterscheiden lassen, was
bekanntlich morphologisch bei fast allen auf
Schwierigkeiten stüsst. Eine Nachuntersuchung
dieser Frage für den drittgenannten Bastard an
zahlreichen Exemplaren von J. communis, J.
nana und J. intermedia ergab abweichende Re-
sultate, die ich hier verôftentliche, um die Frage
1) Dr. R. Ritter v. Wettstein, Ueber die Verwerthung
anatomischer Merkmale zur Erkennung hybrider Pflanzen.
Sitzber, d. kais. Akad, d. Wissensch. Wien I Abth. Dez. 1887.
bts
neuerdings in Diskussion zu bringen. Das unter-
suchte Material stammt theils aus dem botanischen
Museum des eidg. Polytechnikums in Zürich,
theils wurde es vom Verfasser gesammelt. Ein
Verzeichniss der Lokalitäten findetsich am Schlusse
dieser Zeilen.
Für die Untersuchung verwendete ich wie
Wettstein nur ausgewachsene, normale Nadeln
und machte die Schnitte stets in der Region vom
untern Drittel bis zur Mitte des Blattes.
Der anatomische Bau der Juniperusnadel,
ihre Zusammensetzung aus Epidermis mit zwei
Streifen mit Spaltôffinungen auf der Oberseite, aus
einem Hvpoderm, welches auch einen Mittelstrang,
dicht unterhalb der Mitte der Oberseite, bildet,
aus Mesophyil, das einen unverzweigten Fibro-
vasalstrang mit flankenständigem Transfusions-
gewebe umschliesst, und nur einem Harzgange
unterhalb des Gefässbündels, wurde schon üfters
beschrieben und findet sich auch in W.’s Schrift
angeseben. Ich mache daher nur auf einige
Eigenthümlichkeiten aufmerksam, die ich in der
Litteratur nicht erwähnt fand.
In besonders dünnen Quer-Schnitten zeigt sich
auf der dreischichtigen Aussenwand der Epidermis
ein Kranz feiner Poren, die in der Längsrichtung
der Nadel verlaufenden Kanälen zu entsprechen
scheinen und viel feiner sind als die Poren der
Radialwände, welche die einzelnen Oberhautzellen
in Verbindung setzen.
In allerdings seltenen Fällen fehlt der Harz-
gang. Ich fand dies bei einem J. communis aus
Br ee RE eh A M EE SÉTE
.. LA EL Sre CRETE 4 A
HR ON ee
Südtyrol in mehreren Blättern, die sich von nor-
malen im Uebrigen nicht unterschieden.
Vom Mesophyll der Juniperusnadel erwähnt
Wettstein,') dass die Zellen im Umkreise des
Blattes dichter gestellt seien bei radialer An-
ordnung und gegen das Innere in ein lockeres Ge-
webe übergingen. Ich môchte das Auftreten lang
gestreckter, eng gefügter, palissadenartiger Zellen
lieber mit der Verbreitung sklerenchymatischer
Zellen innerhalb der Epidermis in Verbindung
bringen. Ueberall und nur da, wo sich diese
finden, demnach auch unterhalb des Mittelstranges
der Nadeloberseite sind die Mesophyllzellen in
der angegebenen Weise entwickelt. Namentlich
scheint ein Palissadenparenchym bei den Wach-
holdern hochalpiner Standorte vorzukommen,
was mit den Beobachtungen Wagner’s?) bei
andern Alpenpflanzen stimmen würde. Am
stärksten fand ich es bei J/. nana vom Albulapass
(2400 m.) mit 3—4 Schichten Palissaden auf der
Unterseite und 2 in den Kanten. Die Differenzirung
zwischen Palissaden und Schwammparenchym
ist hier scharf, auch die Zellen unterhalb des
vorhandenen Mittelstranges fallen gegenüber den
umliegenden durch ibre Länge und ïhr dichtes
Gefüge auf.
D ir-Locreit: p: 5:
2) A. Wagner, Zur Kenntniss des Blattbaues der Alpen-
pflanzen und dessen biologischer Bedeutung.
Sitzber, d. kais. Akad. d. Wissensch. Wien Mat.-natw. Cl.
Bd. CI. Abt. I, 1892.
Dr En
Liesse sich diese Thatsache durch zahlreichere
Beobachtungen verallgemeinern, so künnte man
in solchen Füällen die Juniperusnadel als umge-
kehrt orientirtes Laubblatt betrachten. Funkti-
onell, in Bezug auf die Lichtlage, verhält sie sich
aber wie ein normal orientirtes Blatt. Der Wach-
holder der hühern Theile der Alpen ist meist nana,
wenn nicht, so zeigt er doch häufig das für
diesen charakteristische Merkmal, nämlich dass
die Nadeln mehr oder weniger an die Mutterachse
angedrückt sind. So geschieht auch in diesen
Fällen die Belichtuug von der Palissadenseite.
Aber auch typischer J. communis kann an
besonders sonnigen Standorten eine analoge,
wenn auch anders zu Stande kommende Licht-
lage der Blätter zeigen. Bei kleinern, nieder-
liegenden Exemplaren kommt es vor, dass die
Nadeln ihre Spaltôffnungsseiten durch Drehung
um ihre eigene Achse vom Lichte abkehren und
dem Boden zuwenden. Sehr deutlich konnte ich
dieses an einem sonnigen Abhang bei Meran be-
obachten, wo die beschriebenen Formen von oben,
von der Lichtseite her. betrachtet durch das un-
gedämpfte Grün der fast ausnahmslos sonnen-
wärts gekehrten Unterseiten ïihrer sehr langen
Nadeln auffielen. Die abgeschnittene Pflanze
zeigte dagegen, von der Boden- (Schatten-) Seite
gesehen, die mattgrauen, Spaltôfinungen führen-
den Oberseiten der Nadeln. Ein gleiches Ver-
halten zeigten Exemplare des gemeinen Wach-
holders von der Südseite des Hohenhôüwen im
Hegau (Baden). Bei dem letzten Exemplare fand
LP QUE mn
ich als bis jetzt nirgends erwähnte Abnormität
eine Doppelnadel mit 2 Harzgängen, 2 Gefäss-
bündeln, in denen die beiden benachbarten Par-
tien des Transfusionsgewebes verschmolzen
waren, und 2 stark entwickelten Mittelsträngen
unterhalb der Oberseite. (Vel. die schematische
Fig. 1, sowie die Erklärung am Schlusse dieser
Zeilen.) Es wurden in diesen Mittelsträngen bis
15, resp. 21, ein- bis zweischichtig-angeordnete
Sklerenchymzellen gezählt, welche durch 5 eben-
falls sklerenchymatische, aber nur schwach ver-
dickte Zellen getrennt waren. Da auch die seit-
lichen Ränder dieser Doppelnadel sich durch
starken Hypodermbeleg auszeichneten, so war
der Spaltôffnungen führende Theil bis zu einem
Dritttheil der Breite zusammengeschrumpft.
Ich gehe nun zur Besprechung der unter-
scheidenden Merkmale der Blattanatomie über.
Wettstein gründet die Unterscheidung von
J. communis, J. intermedia und J. nana auf
Querschnittsform der Nadel, Hypoderm, Mittel-
strang, Harzgang und Bastbelag auf der Unter-
seite des Gefäissbündels.
Der Querschnitt zeigte ihm folgende Umrisse :
bei J. communis dreieckig, mit abgerundeter
Unterseite, scharfen Kanten und flacher Oberseite
Ho
(vel. Fig. 2, I; Seite 95). Verhältniss der Hôhe zur
Breite wie 3:5:9. (Die letzte Zahl soll wohl die
Länge der Nadel bedeuten ?)
Bei J. nana Querschnitt im Allgemeinen abge-
rundet dreieckig, mit ausgerandeter Unterseite,
abgerundeten Kanten und konkaver Oberseite.
Verhältniss der Hôhe zur Breite 3:2:9 (vgl.
Kio x)
Der Bastard /. intermedia stehe in der Mitte
mit dreieckigem Querschnitt, abgeflachter Spitze,
stumpfen Kanten und flacher Oberseite. Ver-
hältniss der Æiôhe:-zur-Breite *circa 9 2209
(Fig.2;eXT);
Es war mir nicht môglich, diese Unterschiede
zu bestätigen, trotzdem ich stets aussewachsene
Nadeln benutzte und die Schnitte in der ange-
gebenen Region ausführte. Auf der Tafel findet
sich eine Reiïhe solcher Umrisse, wie ich sie er-
hielt, zusammengestellt. Sie Zzeigen wie gross
die Variabilität in der Querschnittsform ist. Bei
J. cominunis führt vom (nach W.) typischen
Umrisse dieser Art eine Reihe von Uebergängen
zum typischen /. nana-Querschnitt, ja es kommen
sogar solche vor, welche noch mehr als J. nana
abweichen. Das gleiche Verhalten fand ich bei
J. nana. Auch hier ist die Variabilität im
Nadelquerschnitt zu gross, um einen davon als
normalen aufzustellen, und bei sichern Exemplaren
des Zwergwachholders kann man aus den Um-
rissen eine Reihe zusammenstellen, die Ws J.
nana, J. intermedia, J. communis und noch
weiter in der gleichen Richtung abweichenden
LR ET Re
Formen umfasst. Ich bin nicht einmal geneigt,
die nach W. typischen Querschnitte als die häu-
figsten aufzufassen. Es hatten beispielsweise alle
Exemplare des gemeinen Wachholders aus der
Umgebung von Zürich abgerundete Nadelkanten
(Fig. 2, IX). Auch das” Verhältniss der Hôühe
zur Breite schwankt ungemein und die Zahlen
die W. angibt, bestätigten sich nicht. Eine
Unterscheidung dieser 3 Wachholder mit Hilfe
des Umrisses des Blattquerschnittes scheint mir
demnach unmôglich.
Als zweites Merkmal benutzte W. das Hv-
poderm. Er führt an, dass dieses bei./. communis
die ganze Unterseite und die beiden äussern
Viertel der Oberseite überziehe, aus 2 Schichten
Sklerenchymfasern bestehe, von denen die innere
hie und da unterbrochen sei und dass es in den
Kanten verstärkt sel.
Bei J. nana bedecke das Hypoderm nur die
Seitenwände der Unterseite und die seitlichen
Achtel der Oberseite, setze sich aus nur einer
Schicht Sklerenchymfasern zusammen und sei
in den Kanten nicht verstärkt.
Der Bastard soll die Mitte zwischen den Stamm-
formen halten mit einem Hypoderm, das auf der
ganzen Unterseite und in den seitlichen Sechsteln
der Oberseite in einer Schicht auftritt. Dazu
komme noch eine zweite verstärkende Schicht in
den Blattkanten.
Nur bei /. communis sei mit wenigen Aus-
nahmen in der Mitte der Oberseite der Mittel-
strang entwickelt.
ER ODee
Bei den von mir untersuchten Nadeln von
J. nana tritt das Hypoderm in der Mitte der
Unterseite fast immer auf, in den Kanten ist es
meist wie bei J. communis verstärkt, der Zwerg-
wachholder vom Albula hatte dort bis 4 Schichten,
und gewôühnlich sind auch an den übrigen Stellen
Andeutungen einer zweiten Schicht vorhanden.
Umgekehrt ist bei J. communis eine vollständige
zweite Hypodermlage selten und es kann dieses
Gewebe auch hier auf eine reduzirt sein. Aller-
dings scheint im Allgemeinen beim gemeinen
Wachholder das Hyvpoderm stärker entwickelt zu
sein als beim Zwergwachholder, es lassen sich
jedoch mittels dieses Charakteristikums sogar
die Stammformen nur sehrunsicher unterscheiden.
(Vel. auch die Fig. 2, auf der in den Querschnitten,
die wegen der Umrisse zusammengestellt wurden,
auch die Ausbreitung des Hypoderms durch eine
Linie angedeutet ist.)
Der sklerenchymatische Mittelstrang, den W.
nur bei seinen gemeinen Wachholdern fand, der
also ein geeignetés Unterscheidungsmerkmal
gesgenüber J. nana und J. intermedia wWwäre,
kommt bei meinem Materiale bei allen 3 Formen
vor.
Den grüssten systematischen Werth für die
Unterscheidung der Stammformen môchte ich
der Lage des Harzganges beilegen. Dagegen
wage ich Grüsse desselben und Zahl der Zellen
nicht als charakteristisch zu betonen.
W. gibt ihn für J. communis als sehr weit
an, unten an das Hypoderm oder die Epidermis
anstossend, von der Gefässbündelscheide kaum
getrennt und von 10—16 Epithelzellen ausge-
kleidet.
Bei J. nana fand er ihn weit, von der
Epidermis, sowie von der Gefässbündelscheide
durch 1—2 Zelllagen getrennt und aus 8—12
Zellen bestehend.
J. intermedia stehe in der Mitte.
Grôsse und Zahl der Zellen traf ich bei Jeder
der 3 Formen so schwankend an, dass ich keine
charakteristischen Angaben machen kann, da-
gegen reichte bei J. nana der Harzgang nur selten
in das Hvpoderm der Unterseite, während diess
bei J. communis meist der Fall ist. (Vgl. auch
Fig. 2.)
Von geringem Werth scheint mir hingegen
der Bastbeleg auf der Unterseite des Gefäss-
bündels. Die Zahl der Zellen (nach W. bei
J. communis 6—8, bei J. nana 2—4 und bei
J. intermedia 4—6) variirte in viel hôherem
Grade.
Wettstein’s Ansicht, dass die Ausbildung
der Nadeln von J. communis sehr konstant gleich
sei, kann ich demnach nicht beipilichten. Ich
bekam eher den Eindruck, als sei die Variabilität
in den angegebenen Merkmalen so gross, dass
durch sie J. communis nur schlecht von J. nana
(durch Hypoderm und Lage des Harzganges)
unterschieden werden kônne, dass aber /. inter-
media nicht charakterisirt sei. Ich môchte
sogar noch weiter gehen. Es traf sich einige
Male, dass durch das Fehlen des Bastbelegs und
LESODÈES
eine günstige Entwicklung der andern Merkmale
für Nadeln der untersuchten Wachholder W,'s
Beschreibung und Zeichnung der Blattanatomie
von J. Kanitzii passte. Bei Anwendung der
oben aufgezählten Charakteristika müsste ich die
meisten der untersuchten Exemplare als J. inter-
media betrachten, während mir nur 3 morpho-
logisch zwischen gemeinem und Zwergwachholder
die Mitte haltende Formen vorlagen.
Neue bessere Unterscheidungsmerkmale als
die genannten kann ich nicht an ihre Stelle
setzen. Epidermis und Mesophvil weisen keine
durchgreifenden Eigenthümlichkeiten aufund auch
die Ausbildung der Hoftüpfelfortsätze im Trans-
fusionsgewebe, die Scheit!) für die Systematik
‘der Cupressineen benützt, ist für die Trennung
dieser 3 Formen unbrauchbar.
Wettstein scheint mir auch bei seinen
Schlüssen etwas zu weit gegangen zu sein. Die
Notiz, dass die untersuchten 2 Exemplare von
J. intermedia zWischen den Stammformen ge-
sammelt worden seien. dürfte bei der grossen
Variabilität dieser wahrscheinlich nicht aus-
reichend sein, um die Annahme, sie seien Ba-
starde derselben, zu rechtfertigen. Wenn aber
diese Exemplare, die morphologisch weder zu
den einen noch den andern als normal aufge-
fassten Individuen gerechnet werden kôünnen,
auch anatomisch mit keinen derselben überein-
1) Max Scheit. Die Tracheidensäume der Blattbündel
der Coniferen. Jenaische Zschr. f. Natw. 1883.
HQE CP
stimmen, so wäre der Schluss am nahe lie-
gensten, dass die Unterscheidung von Morphologie
und Anatomie eine künstliche ist. Bekanntlich
lassen sich Pflanzenbastarde am besten durch
Deformationen am Pollen erkennen. Ich unter-
suchte diesen von dem einzigen männlichen
Exemplare des bot. Museums, konnte aber Ab-
weichungen vom Blüthenstaub der Stammformen
nicht konstatiren.
Ob die Scheidung der Stammformen in zwei
Arten gerechtfertigt ist, scheint mir zweifelhaft.
Morphologisch bestehen alle Uebergänge, J.
communis ist durch klimatische Faktoren über-
haupt stark beeinflussbar und zwar nicht immer
in der Richtuug gegen J. nana, wie die ange-
führten Beispiele vom Hohenhôwen und von
Meran beweisen. Mit Hilfe der Blattanatomie
ist die Trennung ebenfalls unsicher und Ver-
änderungen in ihr gehen nicht immer mit Ver-
änderungen im grôbern Baue parallel,
Nachforschungen, wie sich der anatomische
Bau der Nadel mit dem Alter des ganzen Indi-
viduums ändere, wie sie sich an den verschie-
denen Standorten unter geänderten, aber be-
kannten Lebensbedingungen verhalte, konnte ich
nicht anstellen. Nur durch eine solche, aller-
dings mühsame Untersuchung, allenfalls mit
Kulturversuchen, kônnte man eine Trennung der
anatomischen Elemente in adaptive und hereditäre
vornehmen. Kombinirt mit Beobachtungen über
die Art der Abhängigkeit des grübern Baues von
äussern Lebensbedingungen liesse sich dann
T'en
OA ere
sicherer der Grad der Verwandtschaft zwischen
gemeinem und Zwergwachholder feststellen und
bestimmen, welche Umstände ïhre Trennung
herbeiführten oder noch herbeiführen.
Die Abweichung meiner Beobachtungen von
denen Wettstein’s lässt sich vielleicht so er-
klären, dass die Trennung der beiden Formen
in einzelnen Gegenden schärfer ist als in andern
und dass das Material W.'s einem solchen Areale
entstammte.
Zum Schlusse danke ich Herrn Professor
C. Schrôter für seine freundliche Unterstützung
dieser Arbeit bestens.
Verzeichniss der untersuchten Exemplare
nach Lokalitäten.
Juniperus communis. Juniperus nana.
Botan. Garten, schattiger Nord- Grimsel.
bang, Zürich. (Fig. 3.) Sandalp (Kt. Glarus).
Uetliberg bei Zürich, Nordhang Rigi.
bei ca. 650 m. Zermatt.
Eglisau (Kt. Zürich).
Etzel (Kt. Schwyz).
Jura bei Aarau.
Rigi (Fig. 4).
Churfirsten (Textfig.).
Hohenhüwen | Hegau
Hohentwiel (Baden).
Oetzthal, Dorf- (Tyrol).
St. Leonhard (Passeier, Tyrol).
Innsbruck.
Meran.
Fig. 5. Scheinfeld im Steiger-
wald (Bayern), schattig.
Fig. 2. Anatolien (Kl.-Asien).
Fig. 9. Albula 2400 m.
Oberes Oetzthal (Tyrol).
Fig. 6. Obergurgl (Oetzthal),
sonnig, 1900 m.
Fig. 8 Künigsjoch (Oetzthal),
ca. 2600 m.
Fig. 7. Tulufiän (Finnland).
Lulca (Lappland).
DEN ER
J. intermedia.
Rothenthurm (Kt. Schwyz).
Zermatt.
Zu den Abbildungen: Die Figuren sind mit Aus-
nahme von Fig. 3 mit der Camera lucida gezeichnet. Die Linie
innerhalb der Epidermis bedeutet das sklerenchymatisehe Hy-
poderm. Der Kreis unter dem Gefässhbündel bezeichnet den
Harzgang. Die Anhängsel links und rechts am Fibrovasalstrang
entsprechen dem Transfusionsgewebe.
TZ.
FT.
NE
Se? Ke)
RES
nach Welslei#
nach Welinen
T-Vdcomnunis F-XJnana, YJintermeda.
Fig 2?
Referate
über die im Jahre 1896 erschienenen Publikationen,
welche auf die schweïzerische Flora Bezug haben.
nebst Nachträgen aus früheren Jahren.
I. Pilze (inkl. Flechten).
Fischer, Ed Tuberaceen und Hemiasceen in
Rabenhorsts Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich
und der Schweiz. Zweite Auflage, Band I, Abt. V.
131 Seiten 8°. Leipzig.
Vorliegende Bearbeitung der Tuberaceen und Hemi-
asceen ist den übrigen Abteilungen der Rabenhorst’schen
Kryptogamenflora konform gehalten. Einleitend werden
die Verwandtschaftsverhältnisse der Tuberaceen besprochen,
die nach unsern heutigen Kenntnissen nicht mehr als eine
einheitliche Gruppe aufgefas st werden dürfen, sondern in
drei Reïhen: Eutuberineen, Balsamieen und Elaphomy-
cetineen zerlegt werden müssen. Aus der Schweiz werden
angegeben: Eutuberineen: Tuber aestivum Vitt, T. ex-
cavatuin Vitt. und (?) dessen subspec. fulgens (Quél.),
T. rufum Pico. — Elaphomycetineen: a) Terfeziaceen:
Choiromuyces maeandriformis Vitt. b) Elaphomycetaceen:
Elaphomyces variegatus Vitt., E. cervinus (Pers.) Schrüter
(= E. granulatus Fr.). ©) Onygenaceen: Onygena equina
(Willd.) Pers., O. corvina Alb. et Schw., O. arietina nov.
sp. (auf den Hôürnern eines alten W idders, Davos, leg.
J. Amann). — Unter den Hemiasceen kennt man aus der
Schweiz folgende Arten: Protomyces macrosporus Unger.,
P. Kreuthensis J. Kühn. Ed. Fischer.
Fischer, Ed. Resultate einiger Infektions-
versuche mit Uredineen. Verhandlungen der
schweizerischen naturforschenden (Gesellschaft bei ïhrer
Versammlung zu Zürich 1896, p. 114—115.
Derselbe. Recherches sur quelques Urédinées.
Archives des sciences physiques et naturelles. Année 101,
gme Période, Tome IL. No. 12, dée. 1896, p. 595—599.
Compte rendu des travaux présentés à la 78me session
de la société helvétique des sciences naturelles réunie à
Zurich p. 182—185.
Auf den Blättern von Crstum heterophyllum AI.
und ©. spinosissimum Scop. fand Verf. im Oberengadin ein
Aecidium, das wie Versuche ergaben zu einer Puccinia
7
auf Carex frigida gehôürt. Mit den Sporidien derselben
Puccinia konnte auch Cérsium rivulare (?), und eriophorum,
nicht aber C. palustre und oleraceum ïinfiziert werden.
Letzterer Umstand bildet den Hauptunterschied gegenüber
Puccinia dioicae Magnus, mit deren Sporidien nicht nur
C. rivulare, spinosissimum, heterophyllum, sondern auch
palustre und oleraceum erfolgreich infiziert wurden. — Mit
den Aecidiosporen eines bei Twann vorkommenden Perider-
mium Pini corticolum konnten sowohl Vincetoxicum officinale
als auch Paeonia tenuifolia erfolgreich infiziert werden.
Ed. Fischer.
Hue, l'abbé. Enumération des lichens de la
Savoie de l’Herbier de J.J. Perret (1762— 1836).
Journal de Botanique 1896, p. 221, 239, 252.
de Jaczewski, A. Monographie des Cucur-
bitariées de la Suisse. Bulletin de la société
vaudoise des sciences naturelles. Vol. XXXI, No. 118.
Lausanne 1895, p. 67—128. PI. T.
Die Arten der Cucurbitarieen, die Verf. aus der
Schweiz kennt, sind: }ypomyces agaricicolus Saccardo,
I. viridis Berk. et Br., H. rosellus Tul., Æ. chrysospermus
Tul, A. lateritius Tul., H. aurantius Tul., Gibberella
pulicaris Sacc., G. moricola Sace., G. Saubinetii Sacc.,
G. baccata Sace., G. flacca Sacc., Nectria Lamyi de Not.
N. pyrrhochlora Auersw., N. cosmariospora Ces. et de Not.,
N. episphaeria Fr. N. lecanodes Ces., N. Fuckelii Sacc.
N. lichenicola Sace., N. sanguinea Fr. N. alpina Wint.
N. fuscidula Rehm, N. tuberculariformis Wint., N. Peziza
Fr., N. sinopica Fr, N. punicea Fr., N. Coryli Fckl.,
N. inaurata Berk. et Br., N. Resinae Fr., N. Cucurbitula
Er., N. aurora Sace., N. cinnabarina Kr., N. ochracea
Grév., N. coccinea Fr., N. ditissima Tul., N. Rousseliana
Mont., Lasiobotrys Lonicerae Sprengel., Nitschkia cupularis
Karsten, N. tristis Fckl., N. media (Sacc.), Otthia Vaccinii
(Sow.), O0. Rosae Eckl., O. Spiraeae Fekl., O. Xylostei Fekl.,
O. Populina Fekl., O0. Fraxini (Otth.), O. Pruni Fekl.,
O. Cratacgi Fckl., O. Quercus Fekl, O. Tiliae Otth.,
O. Aesculi Otth., Gibberidea visci Kekl., Ohleria modesta
Fekl., Cucurbitaria setosa Wint., C. Berberidis Gray, C.
protracta FekI., C. pithyophila de Not., C. hypophega (Otth.),
C. Laburni Ces. et de Not., C. Coluteae Auersw., C. elongata
Grév., C. Amorphae Fckl, C. Spartii Ces. et de Not.
C. Rhamni Kr., C. subcaespitosa Otth., ©. Mülleri nov. sp.,
C. bipapillata Jacz., C. princeps Jacz., C. macrospora Kekl.,
C. vestita (Wint.), C. Robiniae Jaez., C. callispora (Cooke).
Ed. Fischer.
7
de Jaczewski, À. Etude monographique de
la famille des Sphaeriacées de la Suisse.
Bulletin de la société mycologique de France 1896, p. 86
c. tab.
Von der 1. Tribus der Sphaeriaceen: den Sphaerelleen
sind in der Schweiz vertreten Mällerella (1 Art), Pharcidia
(6 Arten), Tichothecium (5 Arten), Ascospora (5 Arten),
Carlia (9 Arten), Sphaerella(5T Arten), Sphaerulina(s Arten).
(Referat nach Hedwigia). Ed. Fischer.
de Jaczewski, A. Monographie des Calo-
sphaeriées de la Suisse. Bulletin de lherbier
Boiïssier. t. IV 1896, No. 2. (Genève. 8° p. 18—86.
Die Familie der Calosphaeriaceen ist vom Verf. für
die beiden Gattungen Calosphaeria und Robergea gebildet
worden. Aus ersterer beschreibt Verf. für die Schweiz
9 Arten: C. obrallata Ofth., C. gregaria Nitschke, C. occulta
Fuckel, C. minima Tul., C Friesii Jacz. (— Enchnoa
Friesii Fekl.), C. princeps Tul., C. dryina Nitschke, C.
pusilla Karsten, C. corylina Nitschke. Aus der Gattung
Robergea ist nur eine Art À. unica Desmaz. aus der
Schweiz bekannt. Ed. Fischer.
de Jaczewski, À. Monographie des Tubéracées
de la Suisse. Bulletin de l’herbier Boissier, t. IV, 1896,
9, p. 591—602. Genève. 8°.
Verfasser beschreibt folgende bisher aus der Schweiz
bekannt gewordene Arten von Tuberaceen: Choiromyces
maeandriformis Vitt. (Umgegend von Bern), Tuber ferru-
gineum Vitt. (Umgegend von Bern), 7. brumale Vitt.
(Genf, Bern, Neuenburg, Solothurn), 7. melanosporum
Vitt. (Genf, Bern, St. Petersinsel), T. aestivum (Genf,
Münchenstein b. Basel, Faulenseewald am Thunersee, Um-
gegend von Bern), 7. mesentericum Vitt. (Bern, Kt. Solo-
thurn am Fusse des Jura, Ecublens bei Lausanne, Tessin;
var. uncinatum im Kt. Freiburg), 7. rufum Pico (bei
Bern), T. Borchii Vitt., T. excavaturh Vitt. (Kt. Freiburg,
Faulenseewald, Bern), T. foetidum Vitt. (bei Bern), Ela-
phomuyces gr anulatus Êr. (Jura; Umgegend von Genf, Bern,
Thun; Kt. Waadt, Vallée de la Trême), Æ rariegatus Vitt.
(bei Bern).
Hierzu müchte Ref. folgende Ergänzungen und Be-
richtigungen anbringen: die Angaben von 7°. ferrugineum
und foetidum aus der Gegend von Bern, welche von Trog
herrübren, beruhen auf einer unrichtigen Bestimmung,
es dürfte sich in beiden Fällen um 7, excaratum handeln.
Choiromyces maeandriformis scheint im Jura häufig zu
sein, so in der Umgegend von Locle, T. mesentericum
Se 1 0) te MM ADR Ne ro
— 99 —
kommt bei Delsberg reichlich vor. Für Ælaphomyces
variegatus gibt Verf. den Hauptcharakter, die geaderte
Peridieninneuschicht, nicht an, die Standortsangabe ist
daher zu veritizieren; sichere Exemplare dieser Art kennt
Ref. aus dem Herb. Trog vom Grüsisberg bei Thun.
Ed. Fischer.
de Jaczewski, A, Monographie des Erysiphées
de la Suisse. Bulletin de l’herbier Boissier, t. IV,
1896, no. 11, p. 721—755.
Nach Verf. sind die Erysipheen in der Schweiz durch
folgende Arten vertreten: Æuwrotium herbariorum Link.
Sphaerotheca tomentosa Otth., Sph. Castagnei Lév., Sph.
pannosa Wallr., Erysiphe Linkii Lév., E, graminis DC.
BE. Martii Lév., E. tortilis Fr., E. lamprocarpa Lév., E.
galeopsidis DC, E. communis Fr. Phyllactinia suffulta
Sacc., Uncinula aceris Sacc., U. spiralis Berk. et Br.
U. Bivonae Lév., U. Salicis Winter, U. Prunastri Sace.,
Podosphaera Oxyacanthae de By., P. myrtillina Kunze,
P. tridactyla de By. Microsphaera Lycii Winter, M.
Astragali Sace., M. Berberidis Lév., M. Lonicerae Winter,
M. Grossulariae Lév., M. Alni Winter, M. Ehrenbergii
Lév., M, Evonymi Sacc., M. divaricata Lév., Apiosporium
Fumago Fuckel, Ap. Salicis Kunze, Ap. pinophilum Fuckel,
Ap. quercicolum Fuckel, Ap. Rhododendri Fuckel, Ap.
Brassicae Fuckel, Ap. Plantaginis Fuckel, Dümerosporium
pulehrum Sace., D. abjectum Fuckel, Microthyrium micro-
scopicum Desmaz., M. Rubi Niessl. Ed. Fischer.
Maurizio, A, Studien über Saprolegnieen.
Flora oder allg. bot. Zeitung, 1896. Bd. 82, Heft 1,
p. 14—31. Tafel I.
Verf. stellt unter anderem eine Reiïihe von Angaben
über Saprolegnieenerkrankungen von Fischen und Fisch-
eiern aus der Schweiz zusammen. Ed. Fischer.
Rehm, H, Discomycetes in Rabenhorsts Krypto-
gamenflora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz.
Miéferuns 59 :p. 12383 "bist 1209:
Vorliegende Lieferung enthält die Fortsetzung der
Nachträge, es werden darin folgende Arten aus der
Schweiz angegeben: Phialea tristis (Sace.) auf dürren
Stielen v. Allosurus crispus bei Güschenen, Chlorosplenium
aeruginellum (NyYL) auf faulenden Stengeln von Spiraea
Ulmaria bei Zürich, Dasyseypha apocrypha Rehm nov. sp.
auf der Unterfläche dürrer Grasblätter in einer Schlucht
der Wengernalp, Lachnea nivalis (Boudier) auf Kubhkot
in Torfwiesen des Simplon, ? Scleroderris stromatica
(Fuckel) auf dürren Stengeln von Silene nutans im
ni
— 100 —
Schweizer Jura, Dermatea acericola (Peck) an dürren
Stämmen von Acer campestre bei Zürich. Sfictis radiata
(L.) f. lignicola Rehm auf Eschen-Faschinen bei Burgdorf,
auf Eichenholz bei Zürich, Coryne flavorirens (Er.) an
dürren Stämmen von Acer campestre bei Zürich. Mit dieser
Lieferung hat Rehms Bearbeïtung der Hysteriaceen und
Discomyceten ïhren Abschluss erreicht, ein vorzügliches
Werk, das für jeden, der sich mit diesen Pilzgruppen zu
befassen hat, unentbehrlich ist. Ed. Fischer.
Saccardo, P. A. Elenchus fungorum novorum
qui post editum Vol. XI «Sylloges fungorum»
usque ad finem Decembris MDCCCXCV inno-
tuernut. Hedwigia 1896. Bd. XXXV, 50 S. 8°.
Nachträge zu der bekannten Sylloge fungorum. In
denselben sind auch die bisher von den meisten Mykologen
unberücksichtigt gebliebenen Otth’schen Arten (beschrieben
in den Mitteilungen der bernischen naturforschenden
Gesellschaft 1863, 1865, 1868, 1870) aufgenommen.
Ed. Fischer.
Voglino, P. Prima contribuzione allo studio
della flora micologica del Canton Ticino.
(Dintorni di Lugano, Monte Caprino e Monte (Generoso).
Bullettino della società botanica italiana 1896, p. 34-43.
In der Umgebung von Lugano, am Monte Caprino
und Generoso wurden teils vom Verf., teils von andern
Personen folgende Pilze beobachtet: Urocystis Anemones
(Pers.) Schroeter auf Helleborus riridis, Monte Caprino,
auf Hepatica triloba, Monte Brè, U. Anemones f. Aconiti
n. f. auf Aconitum Lycoctonum, Monte (Greneroso und
Monte Caprino, Æntyloma Corydalis-luteae Voglino n. sp.
auf Corydalis lutea, Cantine di Gandria, am Monte Caprino,
Doassansia Martianoffiana (Thümen), auf Potamogeton
natans in der Uferzone des Luganersees u. a. Orten, Uro-
cystis occulta (Wallr.); U. Cepulae Frosk. auf Alium
Cepula, U. Violae (Sow.) Fisch., U: Colchici (Schlecht.)
Rabenh. auf Alium rotundum bei Gandria. — Aecidium
Aconiti-Napelli (DC) auf Aonitum Napellus, Monte Gene-
roso, Coleosporium Euphrasiae (Schum.) auf Pedicularis-
arten am Monte (Generoso und auf Æuphrasia am Monte
Caprino, Cantine di Gandria, Puccinia Leontopodii Voglino
nov. spec. auf Leontopodium alpinum, Val Colla (Lugano)
zugleich mit Aecidium Gnaphaliatum Ÿ.. Leontopodii,
Melampsora Lini (DC) var. viscosi Vogl., auf Zärum
viscosuim L. Monte Brè, Monte $S. Salvatore, Melampsora
Pedicularis Voglino nov. spec. auf Pedicularis verticillata,
Monte Creneroso, Coleosporium Campanulae (Pers.), auf
— 101 —
Phyteuma Scheuchzeri AU., Melampsora vernalis Niessl.,
auf Saxifraga aizoides am Monte (Generoso, Endophyllum
Semperviri (AÏb. et Schw.) auf Sempervivum tectorum bei
Gandria. — Calosphaeria cupularis (Pers.) Larot., Quater-
naria dissepta (Fr.) Tul., Valsa ambiens (Pers) Fr.
Diatrype stigma (Hoffin.) Fr., Nummularia Buillardi Tul.,
Massariella Curreyi (Tul) Sacc., Lentomita brevicollis
Niessl, Coronophora gregaria (Lib.) Fuckel f. Tiliae
Voglino auf T'ilia-Zweigen am Monte Caprino bei Belvedere,
Cryptovalsa Coryli Voglino nov. sp. auf Zweigen von
Corylus Avellana, Cantine di Gandria, Anthostomella torni-
coides Sace. Car line vulgaris, Brè, Abhang des $S. Salvatore
auf Leptosphaeria Aconiti Sace., Monte Generoso, L. vaga-
bunda Sace., L. Coniothyrium Saec. Gandria, Lophodermium
Gentianae Voglino nov. spec. auf Gentiana asclepiadea,
Lanzo am Monte Caprino. — Lepiota minuta Voglino nov.
sp. Pasta am Monte (reneroso, Collybia conigena Pers. f.
lutea Voglino n. f., Villa Trevana, Pleurotus lignatilis Fr.
f. aspera Voglino nov. f. am Monte Caprino, Pholiota
violacea Voglino nov. sp. Monte Generoso bei Bella vista,
Tnocybe Tricholoma Ab. et Schw. f. lamellis vinosis am
Monte Brè. Ed. Fischer.
Wegelin, H, beitrag zur Pyrenomycetenflora
der Schweiz. Mitteilungen der thurg. naturforschenden
Gesellschaft Heft XIT, 1896. 14 Seiten 8°. Zwei Tafeln.
Fortsetzung der früher unter demselben Titel ver-
ütfentlichten Mitteilungen des Verfassers (siehe Referat
in Heft V dieser Berichte); es enthält dieselbe die Familie
der Pleosporeae, im ganzen 76 Arten. Darunter befinden
sich folgende nov. species: Didymosphaeria (Massariopsis)
Festucae, auf den Blattscheiden dürrer Festucahalme bei
Frauenfeld, Leptosphaeria (Metasphaeria) Taminensis auf
dürren Festuca-Halmen am Ufer der Tamina bei Vättis,
im St. Galler Oberland, Leptosphaeria valesiaca auf vor-
jäbrigen Stengeln von Artemisia campestris bei Findelen
ob Zermatt, Leptosphaeria Rumicis auf trockenen Stengeln
von Æumex bei Wellhausen-Frauenfeld, Pleospora thurgo-
viana auf zwWeijährigen Stengeln von Typha latifolia bei
Frauenfeld, Pleospora opaca auf vorjährigen Phalaris-
halmen bei Frauenfeld, Pleospora (Pyrenophora) eximia
Rehm ïin litt. auf zweijährigen Stengeln von Artemisia
caompestris und alten Blattscheiden von Astragalus aristatus
bei Findelen-Zermatt. Ed. Fischer.
de Wildeman, B, Census Chytridinaearum.
Bulletin de la société royale de Botanique de Belgique.
Tome 35, Fasc. 1, 1896, p. 7—69.
— 102 —
Zusammenstellung der Litteratur und Standorte für
die gegenwärtig bekannten Chytridiaceen. Aus der Schweiz
werden folgende Arten erwähnt: Latrostiun comprimens
Zopf, Genève. Olpidium mmersum Sorok., Genève, Pinchat.,
Olpidiopsis major Maurizio, Val Campo (Graubünden),
Pleotrachelus fulgens radicis de Wild, Pinchat, (renève,
Ectrogella Bacillariacearum Zopf, entre Ve eyrier et Troinex;
Synchytrium alpimum Thomas, Airolo, Gr. St. Bernard,
zWischen Zermatt und Riffelhaus, Arosa, Umgebung von
Interlaken, S. Anemones (DC.) Wor., S. aureum Schrôter,
bei Arosa, S. cupulatum Thomas, Berner Oberland, Arosa,
Woronina polycystis Cornu, Küssnacht; Myzocytium
megastonum de Wild, Marais de la Trélasse, M. proli-
ferum Schenk. Pinchat, Simplon; Lagenidium pygmaeum
Zopf, Gr. St. Bernard, Marais de la Trélasse, ‘Kleine
Scheidegg; Rhiz Dors appendiculatum (Zopf) Fisch.,
Gr. St Bernard; Ah. Chlamydococei (Braun) Berner
Oberland:; PAlyc ochytrium Autrani de Wild (Crenève;
Ph. Schenkii (Dang.) Pinchat. Ed. Fischer.
de Wildeman, E., Notes mycologiques. Annales
de la société belge de Microscopie (Mémoires). Tome XX,
1896, p. 21—64. Bruxelles. 8.
Die wenigen Angaben aus der Schweiz haben auch
in der oben referierten Arbeit des Verfassers Aufnahme
gefunden, sind daher hier nicht noch speciell anzuführen.
II. Algen und Schizophyten.
Chodat, R, Note sur la florule pélagique
d’un lac de montagne. (Lac de Tannay 1400 M.
In den Seen der untern Region sind besonders häufig
Potryococcus Brauni, Ceratium macroceras, Dinobryon,
Asterionella formosa Hass., Niteschiella Pecten J. Br.
Fragilaria Pecten Castr., Cyclotella Comta und operculata.
Im See von Tanney, der in der Hühe von 1400 M. im
Kalkmassiv des Grammont und der Cornettes de Bise liegt,
fehlten Botryococcus Braunii und Ceratium macroceras ;
am häufigsten traten auf: Pandorina morum, Dinobryon
Sertularia, Ehrb., Peridinium tabulatum Ap., weniger
gemein waren: ÆXirchneriella lunata Sehmdl., Coelastrum
sphaericum Naeg., Actinastrum Hautschii Lag. und Lager-
heimia genevensis Chod. Ed. Fischer.
Dill, Ose, Die Gattung Chlamydomonas
und ihre nächsten Verwandten. Pringsheims
Jahrbücher Band XXVIII, Heft 3, Tafel V. 36 Seiten 8°.
Berlin 1895. Basler Dissertation.
— 103 —
Vorliegende Arbeit enthält auch eïne Anzahl Stand-
ortsangaben aus der Umgegend von Basel und den an-
grenzenden Gebieten Badens und des Elsass: Chamy-
domonas longistigma nov. sp. in der Nähe der Kander-
mündung und in den Sümpfen bei Märkt, Nov. bis Febr.,
Ch. parietaria n. sp. Sumpf bei Neudorf, Mai und Sept.,
Ch. Reinhardi (Dag.) St. Margarethen bei Basel, Ch. reti-
culata (Gorosch.) botan. Garten in Basel, Oktober bis Mai,
Ch. pisiformis n. sp. Weïher von Neudorf im September,
an der alten Strasse nach Hägenheim, Ch. grandis (Stein),
Teich beim Jungholz ob Säckingen im Okt., Ch. angulosa
n. sp., Hochmoor beim Jungholz im Herbst, Birsigfluss,
Ch. gigantea n. sp. Weiïher bei Neudorf, Hanflücher bei
Freiburg i. B. im Anfang des Sommers, Ch. stellata n. sp.
Weiher bei Rührberg (ob Wybhlen), Weiher bei Arlesheim,
im Winter, Ch. De-Baryana (Gorosch.), botanischer Garten
in Basel, Allschwylerweiher, Schlossteich von Inzlingen,
Ch. gloeocystiformis n. sp. Graben längs des Eisenbahn-
dammes zwischen Zwingen und Laufen im März, Carteria
obtusa n. sp. Hochmoor von Juangholz, C. cordiformis
(Carter), Sümpfe bei Märkt, Neudorf im Frühjabr, C.
multifilis (Kres.) in Weihern von Arlesheïm und Neudorf,
Pyramidomonas tetrarhynchus (Schmarda), Sümpfe von
Neudorf, Märkt, am Wege von Lôürrach nach Rôthelnweiler.
Ed. Fischer.
Heuscher, J, Der Sempachersee und seine
Fischereiverhältnisse. Pfäffikon/Zürich, 1895.
DAS ABS
Die Flora der untergetauchten phanerogamischen
Wasserpflanzen des Sempachersees zeigt eine Armut an
Arten, wie sie Verf. noch in keinem andern Wasserbecken
der Ebene antraf, z. B. wurde nicht ein Exemplar von
Potamogeton beobachtet; von Moosen gibt Fatio nach
J. Müller Argov. an: Amblystegium riparium Schimper und
Rhynchostegium rusciforme Schimper. Von Phytoplankton-
organismen Zzählt Verfasser auf: am 2. Sept. 1894 ausser-
halb Sempach: Ceratium hirundinella Müll. massenhaft,
Dinobryon divergens Ymbh. zahlreich, D. elongatum Imh.
wenig Zzahlreich, Anabaena circinalis ziemlich zahlreich,
Diatomeen, zahlreich. — Am 23. Sept. 1894 Seemitte
zZWischen Oberkirch und Eich: Ceratium hirundinella Müll.
wenig Zzahlreich, Dénobryum elongatum Ymh. massenhaft,
D. divergens Tmh. nicht zahlreich, Anabaena circinalis
ziemlich zahlreich, Diatomeen, zahlreich. — Am 3. Dez.
1894 auf dem Ballenberg: Ceratinm hirundinella Müll.
wenig zabhlreich, Dinobryon elongatum Tmbh. u. D. divergens
Imh. mässig zahlreich, Anabaena circinalis, Diatomeen
weitaus die Hauptmasse, Chroococcaceen.
: Ed. Fischer.
Kilebs, G, Die Bedingungen der Fort-
pflanzung bei einigen Algen und Pilzen. Jena,
G. Fischer 1896. 543 S. 8°, TIT Tafeln.
An dieser Stelle sind hier bloss die Standorte anzu-
fübhren, welche Verf. für die von ihm untersuchten Arten
angibt, da sich dieselben meist auf die Umgebung von
Basel beziehen: Vaucheria repens Hassall, botanischer
Garten in Basel, V. clavrata DC. Birsig, Kander, an den
Wehren der Wiese bei Hagen und Brambach, V. ornitho-
cephala Birs, Wiese, V. uncinata See von Neudorf, Teich
von Märkt, Botr ydium granulatum, zwischen Basel und
St. Ludwig , Protosiphon botryoides (Kg.) Klebs eben-
daselbst, Spirogyra inflata Vaucher, Weiïher von Allschwyl,
Sp. varians Hassall, in der Umgebung von Basel ziemlich
häufig, Spirogyra arcta Kützing, im See von Neudorf, Sp.
Weberi, botanischer Garten in Basel, Oedogonium diplan-
drum Juranyi, am Beginn des sog. Leerlaufs der Fabriken
bei Haagen im Wiesenthal, Oed. “capillare Kützing, in der
Wiese, Ulothrix zonata Kützing f. maxima (= Ulothrix
valida Naeg.) Kaltbrunnenthal (Basler Jura) Hormidium
nitens Meneghini, botanischer Garten in Basel, Draparnaldia
glomerata, bei Basel in strômenden Gewässern, z. B. der
Wiese, sowie in kleineren Wassergräben.
Ed. Fischer.
Migula, W. Die Characeen Deutschlands,
Oesterreichs und der Schweiz, unter Berück-
sichtigung aller Arten Europas. Bd. 5 von
Rabenhorts Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich
und der Schweiz. 2. Auflage. Leipzig, 1897. 756 $S. 8°,
Ueber die jeweils erschienenen Lieferungen dieses
Werkes wurde bereits in den früheren Jahren referiert.
Heute liegt nun die ganze Bearbeitung der Characeen
Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz vollendet vor,
im ganzen 20 Arten (aber nicht alle aus dem Gebiet) um-
fassend, von denen etwa die Hälfte in der Schweiz (und
Nachbargebieten) vertreten sind, nämlich Néfella syncarpa
(Thuill.) Kützing: in der Schweiz verbreitet, z. B. Neuen-
burger See bei Cortaillod, Versoix, Genthod, Belpmoos bei
Bern, Roggwvl, y. lacustris A. Br. Bodensee, Genfersee
bei Lausanne, Zuger See, Vierwaldstätter- und Neuenburger
See, bis 30 m. unter dem Wasserspiegel, d. Thuilleri A.
Br. Züricher See, Neuenburger See, — AN. capitata (N. ab
Es.) Ag. Bodensee, Crevin, Versoix, Port de Morges. —
— 105 —
N. opaca Ag. verbreitet, besonders am Jura, Onnens (Ct.
de Vaud), Convet (Val de Travers), Crevin Pinchat, étang
du petit Lancy, à la Paumière près de Villette, dans le Rhône,
Genthod, Puplinge u. a. O., versch. Orte am Bodensee, «.
longifolia A. Br. z. B. in Strassengräben um Konstanz,
. heteromorpha n.f. Val de Travers, z. conglobata n.f. Onnens
(Ct. de Vaud), 2. conglomerata À. Br. am Bodensee. — N.
flexilis (L. ex parte) Ag. Tümpel am Bodensee, vielleicht
am Ausfluss des Boirou zwischen Morges und St. Prex. —
N. mucronata À. Br. Konstanz, Kreuzlingen, Thurgau. —
N. gracilis (Smith.) Ag. in einem tiefen Graben des Moores
von Pallanterie, Moor von Rouebeau. — N. fenuissima (Desv.)
Coss. et Germ. Griffensee (Kt. Zürich), — N. batracho-
sperma (Reichenb.) A. Br. Salem am Bodensee., — N. hya-
lina (de Cand.) Ag. im Bodensee bei Reichenau, bei Lausanne,
St-Sulpice, Genf, Versoix, Bellerive, Bord du lac de Morat,
Züricher See. — Tolypella prolifera (Zäz.) v. Leonhardi.
Entre le Chapeau et la Paumière, sur la route de Vilette;
dans une mare ombragée à Meyrin, Neudorf bei Basel. —
T', niricata (Trentep.) v. Leonhardi. Dans les fossés du
carrefour de la Paumière, dans une petite mare du bois
de Crevin, dans un fossé près de Frontenex, mares om-
bragées près Genève, Thonon. — Chara dissoluta À. Braun
f. helvetica n. f. Nenenburger See bei Cortaillod in der
Tiefe von 20 m. —— Ch. ceratophylla Wallr. Mauseck im
Bodensee bei Konstanz, Schaffhausen, au port de Morges;
dans le. Lac au-dessous de Cologny, à la Belotte, dans la
rade de Genève, Bords de l’Arve sous Veyrier; dans le lac
près de Versoix; Genthod; Katzensee; Lac d’Etalières,
Lac de Neuchâtel; Murtensee bei Lüwenberg, Züricher See,
namentlich am Ausflusse der Limmat, 4 kispidula Murter-
see, Zürichsee, o. éntermedia J. Müller, Ufer der Arve unter-
halb Veyrier, Genfersee bei Versoix, v. inermis n. f. Bei
Konstanz in einer Bucht des Rheïines. — Die Angaben von
Ch. jubata À. Br. aus der Schweiz beruhen wohl auf f[rr-
tum. — Ch. contraria A. Br. Gegend von Konstanz;
Zürich; Sionnet, entre la Belotte et Bellerive, marais de
Divonne, au bord du Lac sous Cologny, Valais, Genève
aux Paques, lit du Rhône près Genève, dans l’Arve sous
Sierne, Vésenaz, Versoix, St-Gênes, à l'embouchure de la
Hermance, Veyrier, dans les Lacs de Morat et Neuchâtel:
Couvet (Val Travers); Fällanden am Greifensce, Glatt bei
Dübendorf, Wallis zwischen Saxon und Saiïllon; Lac de la
Brévine, Katzensee, Schwammendingen bei Zürich, in Bächen
bei Bern; Onnens, ». fenuis n. f. in der Nähe von Kon-
stanz, :. papillosa n. f, Bodensee, ». capillacea Genfersee,
— 106 —
var. hispidula À. Br., 8. calva n. f. Zürich, £ aculeata n.
f. Wollmatinger Ried bei Konstanz, — Ch. strigosa À. Br.
Neuchâtel, im Lac d’Etalières, Prättigau in dem kleinen
See auf der Eggen unter dem Kreuz am Stülzerberg bei
Schliers; im See von Silvaplana; wahrscheinlich viel weiter
verbreitet, auch im Jura. «. /ongispina À. Br. Lac d’Etalières.
Ch. polyacantha À. Br. Thunersee, zwischen Siders und
Sousten im Wallis. <. laxior A. Br. bei Siders im Wallis.
— Ch. intermedia A. Br. Torfgräben bei Fällanden am
Greifensee, häufig um Konstanz, «. elongata Schwalleten
Weiïher bei Konstanz, d, tortilis n.f. St. Katharinen-Moos
bei Konstanz, «. pumilior Leïiner, Tabor-Ried unweit Kon-
stanz, x. brachyphylla À. Br. Schwaketen-Moos bei Kon-
stanz. — Ch. gymnophylla A. Br. Dorfhach bei Dübendorf
(Kt. Zürich), in den warmen Gewässern der Leuker-Bäder
in Wallis, auf dem Albula an torfigen Stellen zwischen
Gras (2500 M). — Ch. foetida À. Br., hüchste Standorte:
Stätzerhorn bei Churwalden 2209 M., Albula 1800 und
2300 M., Lac de Zenitze près d'Enzeindaz im Wallis 2300 M.
— Ch.crassicaulis Schleich. Gent. — Ch. rudis À. Br. zwischen
Siders und Sousten im Wallis, Neuenburgersee bei Cortaillod,
Schwarzenbach am Greifensee, Konstanz. «. typica bei
Konstanz, Bregenz. — Ch. hispida L. häufig, z. B. Brem-
garten im Aargau, Unterwalden, Zermatt, Genf. — g. ro-
bustior Teich bei Salem, w. crassa, Salem, in einem Teiche,
6. Subinermis St. Katharinen-Moos bei Konstanz, 7. laeris
Woïlmatinger Ried bei Konstauz. — C4. aspera (Dethard)
Wildenow verbreitet in den meisten Seen; Formae longispinae:
d. robustior Neuenburgersee, £ tenuifolia See bei Tarasp;
Formae brevispinae y. -simplicior Bodensee. &, cinerascens
Rheïin bei Konstanz, ». occulta Leïiner, Wollmatinger Ried
bei Konstanz. — Ch. fragilis Desvaux. x. rudicorticata
Bodensee unweit der Meinau, 7. minor bei Tarasp. — Ch.
delicatula Agardh. Konstanz, Lac de la Brévine.
Ed. Fischer.
Mutschler, L., Das Aarewasser bei Bern,
ein Beitrag zur Kenntnis der Selbstreinigung
der Flüsse. Forschungsbericht über Lebensmittel und
ihre Beziehungen zur Hygiene, über forense Chemie und
Pharmakognosie. Jahrgang 1896. 4°, München und Leipzig
p. 399— 429.
Ohne hier auf die allgemeinen Resultate einzugehen,
seien hier bloss die Bakterien- und Diatomeenarten auf-
gezählt, die Verfasser im Aarewasser bei Bern nachge-
wiesen hat:
Bakterien: Bacterium coli, Bacillus fluorescens lique-
faciens, B. subtilis, flavescens, arborescens, viscosus, au-
rantiacus, Micrococcus cereus, concentricus, cremoides, can-
didus, flavus liquefaciens, citreus, carneus, luteus.
Diatomeen : Diatoma rulgare, hiemale, tenue, oblongatun ;
Navicula viridis, cuspidata, ambiqua, minima; Cymbella
Cistula, Cymbiformis, caespitosum ; Amphora ovalis, Pedi-
culus ; _ Gomphonema angustatum, olivaceum, capitalum ;
Cocconeis cistula, placentula, Pediculus ; Cyelotella Kützin-
giana, compta, operculata ; Epithemia sorex ; Synedra ulna ;
Achnanthes minutissima ; Fragilaria construens, virescens ;
Encyonema turgidum, caespitosum und einige andere Arten
nur in vereinzelten Exemplaren.
Oberbalb der Stadt erscheint die Aare vollkommen
rein und frei von Pflanzenwuchs, während unterbalb Bern
ein dichter Algenrasen den Boden bedeckt bis auf 1 M.
Tiefe und wohl noch tiefer. Auch die Untersuchung des
Plankton ergab einen viel grüssern Diatomeenreichtum
unterhalb der Stadt als oberhalb derselben. Diese plütz-
liche Zunahme des Algenreichtums ist auf den Zufluss der
Siele zurückzuführen, deren organische Substanzen das
Algenwachstum auffallend fürdern.
Ed. Fischer.
Pitard, Eug., Sur le plankton des Lacs du Jura.
Archives des sciences physiques et naturelles, Année 101,
4me période, tome IT, No 12. Dec. 1896, p. 612— 615. Compte
rendu des travaux présentés à la 78€ session de la société
helvétique des sciences naturelles réunie à Zürich, p. 152
à 15p:
Verfasser fand im Plankton des Lac de Rousses: Dino-
bryon sertularia Ehrb., D. stipulatuin Stein, Ceratium hirundi-
nella Leyh., im Lac de Joux C. hirundinella Leyh., Dino-
bryon sertularia Ehrb., Fragilaria crotonensis Edw., Asterio-
nella gracillima, im Lac de Brenet: C. hirundinella, Dino-
bryon sertularia, Fragilaria crotonensis Ehrb., Asterionella
gracillima. Er bespricht die Mengenverhältnisse und Ver-
teilung derselben bei Tage und bei Nacht, an der Ober-
fläche und in der Tiefe bei 10 M.; es ergeben sich dabei
interessante Verschiedenheiten.
Ed. Fischer.
Schmidle, W., Beiträge zur alpinen Algen-
flora. Sep.-Abdr.aus Oesterreichische botanische Zeitschrift,
Jahrgang 1895, No. 7 ff. Wien 1896, 40 $. 8°, 4 Tafeln.
Verzeichnis von Algen, die Verfasser in den Oetz-
thaler-Alpen (p. 1—36), und Herr R. Lauterborn im Davoser-
See gesammelt (p. 37—38). Vou letzterem Standorte werden
folgende Arten aufgezäblt: Merismopedia elegans A. Br.
Pediastrum muticum var. brericorne Racib., Scenedesmus va-
riabilis var. ecornis Franzé, Kirchneriella lunata Schmidle,
Botryococcus Bruunii Kütz., Crucigenia quadrata Kütz. var.
octogona nov. var. Pentium crassiuseulum de By., P. navi-
cula var. rotundata Wille, Dysphinctium cucurbita Reïinsch,
Cosmarium granatun Breb., C Nœgelianum Breb. forma.,
C, minor Raciborski forma, ©. botrytis Menegh., C. mar-
garitaceum Menegh., Staurastrum punetulation Breb., St.
gracile Ralfs, St. hystrir Ralfs, S£ alternans Breb., St.
céreulare n. sp.
Ed. Fischer.
Schrôter, C., Die Schwebeflora unserer Seen
(Das Phytoplankton). Neujahrsblatt, herausgegeben
von der Naturforschenden Gesellschaft Zürich, auf das Jahr
1897. (XCIX) mit einer Tabelle und einer Tafel. 58 $S.
4. Zürich, 1896.
Als wichtigste Bestandteile des Planktons der Schweizer-
seen bespricht Verfasser folgende Pfanzengruppen: 1. Die
Bakterien. Es werden hier die von verschiedenen Forschern
œemachten Beobachtungen über die Verteilung der Bak-
terien im Wasser der Seen, über ihr Verhalten in den
verschiedenen Jahreszeiten Zzusammengestellt. 2. Die Cya-
nophyceen. Folgende Arten sind in den Schweïizerseen
als Seeblüten beobachtet worden: Clathrocystis aeruginosa
Henfrey im obern Teil des untern Zürichsees, Herbst 1896,
gleichzeitig auch im innern Seebecken bei Zürich, Lago di
Muzzano bei Lugano, Katzensee bei Zürich; Arabaena flos
aquae (Lyngbye) Brébisson, Zürichsee, Genfersee, Coelo-
sphaerium Kützingianum Näg., Zürichsee, Oscillatoria ru-
bescens DC. Murtensee, von Bachmann 1894 auch im Bal-
deggersee aufsefunden. 3. Die Peridineen: Ceratium
hirundinella O, Fr. Müller Zürichsee, das ganze Jahr hin-
durch, am schwächsten in der kalten Jahreszeit, Luganer-
see, Thalalpsee beïm Mürtschenstock (var. Glaronense Asper
et Heuscher), Gräppeler- und Schwendisee (var. m#ontanum
Asper et Heuscher) nu. a. Ceratium cornutum Ehrbg.
Schwendiseen (St. Gallen), im Plankton sehr selten; Peri-
dénium cinctum Ebhrbg. Zürichsee, Greifensee, Lac de Joux,
Lac Brenet, Vierwaldstättersee etc, Gymnodinium fuscum
Stein(?) Greifensee, Glenodinium pusillum Pénard, (renfer-
see, Zürichsee. 4 Die Diatomaceen. Hauptsächlich
folgende Arten sind im Plankton der Schweizerseen be-
obachtet: Asterionella gracillima Hantzsch) Heiberg, Fragi-
laria crotonensis (Edw.) Kitton, Zürichsee, Genfersee, Lu-
ganersee, Z. T. in verschiedenen Formen (Lokale Rassen-
gai A SN NES
— 109 —
bildungen?), #. capucina Desm. Zürichsee, im Januar 1896
dominierend, Cyclotella comta Kiütz. var. bodaniea Eulenstein,
Bodensee, Genfersee, var. radiosa Grunow, Bodensee ; var.
quadr jjuncia nov. var. Zürichsee, var. melosiroides Kirchner,
Bodensee, Genfersee, Zürichsee; Synedra delicatissima W.
Sm. Zürichsee ; Tabellaria fenestrata (Lyngbye) Kützing
var. asterionelloides Grunow, (renfersee, Zürichsee (exkl.
Obersee), in letzterem vor 1896 nicht beobachtet, im Januar
1896 trat sie neben Fragilaria capucina in geringer Menge
auf, bildete dann von März bis Anfang Dezember den Haupt-
bestandteil des Planktons, trat dann im Dezember gegen-
über Æragilaria crotonensis zurück. Ende November trat
auf ihr eine Chytridiacee PAlyctidium Tabellariae C. Schrüter
nov. spec. auf; Stephanediseus Astraca Grunow, Genfersee ;
© Rhizosolenia Eriensis H. Smith f. generensis À. Brun. Genfer-
see. 5. Grünalgen: Botryococcus Braunii Kützing,
Pandorina morum Bory Zürichsee, März— November, £u-
dorina elegans Ehrbg. Zürichsee, Polrox einmal von Prof.
Heuscher im Zürichsee in Masse gefunden, Pediastrum du-
plex Meyen, Lago di Muzzano, Coelastrum cambricum Archer
var. elegans Schrüter nov. var Lago di Muzzano, Cos-
marium Scenedesmus Delponte Zürichsee. SchliessHch be-
spricht Verfasser die Verbreitungsverhältnisse des Phyto-
planktons im allgemeinen und innerhalb desselben Sees, nach
der Tiefe, nach den Jahreszeiten; Variationen in Bezug auf
die Form der Individuen im Laufe eines Jahres, Schwankungen
der Planktonquantität, Frage des Vorkommens von Lokal-
rassen ; das Phytoplankton als pflanzengeographische For-
mation ; die Anpassangserscheinungen des Phytoplanktons.
Eine Tafel repräsentiert die wichtigsten Vertreter der
Planktonpflanzen und eine Tabelle gibt eine Uebersicht über
die Zusammensetzung des Phytoplanktons im Zürichsee im
Verlaufe des Jahres 1896. Ed. Fischer.
Wittlin, J. BakteriologischeUntersuchung
der Mineralquellen der Schweiz. Centralblatt
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Zweite Abteilung,
Band IT, 1896.
Nach den gewühnlichen bakteriologischen Verfahren
untersucht, ergab sich das Thermalwasser von Baden als
beinahe keimfrei. Doch hat Verfasser seine Untersuchungen
nicht auf die Schwefelbakterien ausgedehnt, die nach Meyer-
Ahrens auch in Baden nicht fehlen. Ed. Fischer.
Led TRES, ENTER 7 PE EN AL EL ES
— HO. =
III. Moose.
Amann, J., Une excursion bryologiquedansla
Haute Engadine. Bulletin de l’herbier Boissier 1896,
no, 11, p. 697.
Compte rendu d’une excursion, faite en 1893, à l’Albula,
aux environs de Pontresina, au Lunghin, etc. L'auteur a
rapporté du Val Fedoz un nouveau Décranum (D. latifolium)
qu'il décrira dans sa Ælore des Mousses de la Suisse,
actuellement à l’impression. J. Amann.
Culmann, P., Grimmia gymnostomaspec. nova.
Revue bryologique, 23M€ année, no. 6, pag. 108.
Description préliminaire et sommaire d’un nouveau
Grinmmia voisin du @. tergestina de Not. découvert par
Culmann sur des rochers calcaires à l’Elbenalp, Appenzell,
et plus tard au Hohen Kasten. La description détaillée
paraîtra dans la «Flore des mousses suisses.»
J. Amann.
Guinet, A., Récoltes bryologiques aux en-
virons de Genève. Revue bryologique; 23me année,
no. 5, pag. 91.
Enumération d’un certain nombre de localités, d'espèces
ntéressantes, la plupart en Savoie. J. Amann.
Jaccard, P., et Amann J., Etude sur la flore du
Vallon de Barberine. Bulletin de la Société vau-
doise des sciences naturelles. Vol. XXXII, no. 122 p. 122.
Cette étude a été faite pendant un séjour en été 1896,
surtout au point de vue de la dépendance de la composition
physico-chimique du substratum sur celle de la flore. Les
auteurs ont rapporté du vallon de Barberine une mousse
nouvelle pour la flore suisse: Le Bryum cyclophyllum
Schwägr. J. Amann.
Limpricht, K, G. Die Laubmoose in Raben-
horsts Kryptogamenflora. Lieferungen 28, 29
und 30.
Die drei letzten Lieferungen enthalten gute Mono-
graphien der Gattungen Brachythecium, Bryhnia (auf Hyp-
num Scabridum Lindberg gegründet), Scleropodium. Hyo-
comtum, Eurhynchium, Rhynchostegiella, Rhynchostegium,
Rhaphidostegium, T'hamnium und Plagiothecium (zum Teil).
Auf die zahlreichen neuen Arten sei hier nur kurz hinge-
wiesen. J. Amann.
Philibert, H., Webera rubella species nova.
Revue bryologique 23m€ année, no. 5, p. 85.
Description minutieuse d’un nouveau Webera récolté
par l’auteur au Grand St.-Bernard. J. Amann.
A GUN LA AA FAN
1 | CEA (l % AE y L
— 111 —
Mari, L.. Découverte de l’Oroweissia serru-
lata dans le Tessin. Archives des sciences physiques et
naturelles. Année 101, 4me période tome IT, no. 12, Déc.
1896, p. 607.
IV. Gefässpflanzen.
Notiz. Die Referate rühren von GC. Schrôüter her, wenn
nicht ein anderer Referent unterschrieben ist.
Bachmann, Hans., Karl Nikolaus Lang, Dr. med
et phil. 1670—1741 — Der Geschichtsfreund, Bd. 51 —
118 Seiten, gr. 8°, mit Bildnis und 2 Tafeln. Stans 1896.
Eine ansprechend geschriebene und sehr sorgtfältie
bearbeitete Biographie des luzernischen Arztes und Samm-
lers, der eine interessante Beschreibung des Ergotismus,
(1717) eine Reïhe von Arbeiten über Gesteine und Ver-
steinerungen und einen allerdings Manuskript sebliebenen,
Aufsatz über die Flora von Luzern (1723, enthält 286
Species) hinterlassen hat.
Bolleter, E, Grüss vom Rigi — Luzernisches
Schulblatt. 9. Jahrgang 1892/93, Nummer 12. Seite 190—197.
— Ein anmutig geschriebener Ueberblick über die Flora
des Rigi.
Bosshard, A, Das zürcherische Oberlan d.
(Erklärung zum Hôrnli-Panorama.) Jahrbuch des Schwei-
zer Alpenklub. Band XXXI. Seite 267—278. Bern 1896.
Zu dieser kurzen orographisch-geologischen Skizze hat
Schrôter einige botanische Notizen hinzugefügt; es sind
die Alpenpflanzen des Gebietes aufseführt (43 Arten; 40
von Heer 1865, drei seither aufgefanden, und einige son-
stige bemerkenswerte Species erwähnt).
.Briquet, John., Sur un hybryde nouveau de
la famille des Ombellifères. — Bulletin de l’herbier
Boissier, tome IV, nr. 5, pag. 354—358. 8°. Genève et Bâle.
Auf der Dôle wächst PBupleurum longifolium bis
1500 m., PB. ranunculoïdes ea. 1550--1678 m.; in der
schmalen Zwischen-Zone treten vereinzelte Individuen beider
Formen auf. Hier hat Verf. den Bastard Bupleurum longi-
folium XX ranunculoïdes (— Guineti Br.) konstatiert, den
ersten im Genus Pupleurum.
Briquet, John, Notice sur l’état actuel de
lherbier Deélessert et du.jardin botanique de
Genève. - Bulletin de l’herbier Boissier. Vol. IV.
No. 2. pag. 97—110. Gr: 8% Genève, 1896.
Das Herbarium Delessert, im Jahre 1869 von der
Familie des verstorbenen Botanikers der Stadt Genf
geschenkt, wurde seither ständig vermebhrt. Es besteht aus :
1. Einer Sammlung von Früchten, Hülzern ete.
2, Einem alléemeinen Herbar (darunter das Herbar.
von Haller filius).
3. Einem franzôüs. Herbar,
4. Einem schweizer. Herbar (enthaltend die Sammlung
Fauconnet, mit den meisten Originalen Reuters, Rapins u. a.).
5. Einer Sammlung der Typen der «Flora atlantica».
Desfontaines,.
6. Dem Herbar vom Oware und Bénin, von Palisot,
von Beauvais.
5. Dem Herbar Thuillier.
8. Dem Herbar Burmann.
9. Einem ältern Herbar von Gartenpflanzen.
Die Pflanzen sind an den Etiketten befestigt, aber
nicht an den Papierbogen.
Gegen Insekten wird das Herbar durch Schwefel-
kohlenstoff geschützt; alle 4-5 Jahre passiert das ganze
Herbar die Kiste.” Die Fascikel sind in Holzschachteln
versorgt.
Sehr wertvoll ist die Zusammenstellung aller Acqui-
sitionen seit 1845, mit den Namen der Sammler und der
Herkunft.
Der botanische Garten, 1817 gegründet, 1823 bis 1847
besonders berühmt durch die Publikationen Alphonse
de Candolles «sur les plantes rares cultivées dans le
Jardin botanique de Genève» umfasst gegenwärtig einen
Flächenraum von 14,500 [TJ m und hat ein Budget von
8500 Fr. Es werden 3095 Species cultiviert (1895);
der Garten nimmt in der Zahl seiner auf den Tauschlisten
offerierten Species unter den europäischen botanischen
Gärten den 8. Rang ein (mit Berlin).
Briquet, J. Notice sur la vie et les œuvres
de Jean Müller-Arg — Bulletin de lherbier
Boissier. Vol. IV. No. 2.
Eine von warmer Pietät getragene Biographie, mit
einem Bildnis des Verstorbenen und einem vollständigen
Verzeichnis seiner Publikationen.
Büdhler, Prof. Dr. Streifzüge durch die Heimat
der Lärche in der Schweiz. — Forstwissenschaft-
liches Centralblatt. Jahrg. 1886, p. 1—17.
Die Litteraturangaben über Ansprüche dieser Holzart
lauten sehr widersprechend. Verfasser zeigt an Hand der
meteorologischen Beobachtungen, dass in vielen Gegenden
die Temperaturverhältnisse allein die Grenze der Lärche
nicht erklären künnen. Praktiker und Botaniker stimmen
darin überein, dass die Lärche in den Gebieten mit geringem
Niederschlag am üppigsten gedeihe; doch zeigt sie an den
Ufern der Flüsse gutes Wachstum. Viel wichtiger als
Wärme und Regenmenge sind dabei der Bewülkungserad
und die Anzahl der heiteren Tage. Diese ist überall in
der Schweiz — Tessin ausgenommen — geringer als im
Lärchengebiete. Letzteres Zzeichnet sich weiter durch
geringe relative Feuchtigkeit und stärkere Lufthewegung
aus. — Er erklärt das Misslingen fast aller Akklima-
tationsversuche mit dieser Holzart in der Ebene durch die
zu wenig intensive Beleuchtung und das Fehlen regelmässiger
Winde wie Thal- und Bergwind. Neuere Untersuchungen
zeigen, dass die mineralischen Nährstoffe dabei nur eine
untergeordnete Rolle spielen.
H. Badoux.
Charpié, Aug, Une nouvelle station de
l’Epipogium sans feuilles. — Le Rameau de Sapin,
30me année, no. 2, pag. 4. 4°. Neuchâtel, 1896.
Verfasser fand Æpipogon aphyllum Swarz in einem
Bucheénwald am Aufstieg von Chaluet im Twannthal zum
Stallberg, an der Grenze zwischen Kanton Bern und
Solothurn.
Chodat, Notice sur le Sempervivum Gaudini
Christ. — Bulletin de l’herbier Boissier, tome IV, no. 10,
pag. 720. 8°. Genève et Bâle.
Verfasser findet, dass die von Christ als S. Gaudini
bezeichnete Pflanze aus dem Cognethal nicht mit derjenigen
vom Simplon übereinstimmt, sondern in der Form der hypo-
gynen Drüsen eine konstante Differenz zeigt.
Christ, Dr. Noch eine merkwürdige Fichte.
Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen. Jahrg. 1896. S. 258.
. Angabe einer Gruppe von alten, Ausläufer bildenden
Fichten im Parke von Dr. Marcet, bei Versoix. Schlägt
dafür den Namen Picea excelsa foram stolonifera vor.
H. Badoux.
Christ, H, Une noblesse jurassienne
(Heracleum alpinum L.) — Le Rameau de Sapin, 30me
année, no. 7, p. 26—28. 4% Neuchâtel, 1897.
Darstellung der Charaktere und der Verbreitung dieser
best-charakterisierten unter den endemischen Formen des
Jura. Von der Schafmatt bis zum Chasseron reicht das
Hauptgebiet derselben. Sie ist häufig im Basler Jura, bei
1000 und 1100 m, sie steigt bis 1200 m auf der Wasser-
falle, oberhalb Reigoldsweil, am Passwang und Langenbruck,
wo die Standorte zahlreich sind. Sie folgt in reichem
Vorkommen der Kette des Weissenstein, nimmt im Berner
und Neuenburger Jura ab und hürt im Waadtländer Jura auf.
8
"A SPP ds
à NS
Am franzüsischen Westabhang des Jura geht die
Pflanze bis zum Mont Châtelu (Magnin); eine isolierte
Station besitzt sie ferner im südl. franzüs. Jura oberhalb
Hauteville, bei Planachat, le Vély und le Golet de la
Rochette (Magnin).
Andere vom Typus des Heracleum Sphondylium ab-
geleitete geographische Rassen sird: das H. pyrenaïcum
Lam. der Pyrenaeen, das H. palmatum Baumg. Sieben-
bürgens, das H. Pollinianum Bert. der Tiroler und Lombard.
Alpen (bis Bormio).
Dubois, A, Une station de l’Epipogon Gmelini
(Rich.) — Le Rameau de Sapin, 30e année, no. 10,
pag. 38 et 39. 4° Neuchâtel, 1896.
Verfasser fand die Pflanze in ca. 20 Exemplaren in
einer etwa 1 Decimeter mächtigen Moosschicht auf Felsen
im Walde am Nordhang der «montagne de Boudry».
Eblin, B., Ueber den durch Faktoren des
natürlichen Standortes bedingten Zerfall
unserer Hochgebirgswälder. — Schweiz. Zeit-
schrift für Forstwesen. 47. Jahrg. Mai-Juni. Bern, 1896.
8 Seiten. 8°.
Bespricht die bekannte Erscheinung des Rückganges
der alpinen Holzgrenzen, ohne Neues zu bringen.
Engler. Eine merkwürdige Fichte. —
Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. 47. Jahrgang.
No. 4. Seite 125—127, mit einer Tafel. Gr. 8° Bern,
1896. (Dasselbe unter dem Titel «Un arbre singulier»
am gleichen Ort. Seite 127—128.)
Am Nordabhang des Stanserhorns am Vierwaldstätter-
see hat Prof. Engler in einer Meereshühe von 1450 m in
einem lichten Rottannenbestand eine 13,5 m hohe Fichte
entdeckt, welche vom Boden bis zur Hühe von 7,5 m,
bis zum 43. Altersjahr, sich ganz normal entwickelte.
Der obere Teil des Baumes aber Zzeigt piôützlich, ganz
unvermittelt, die Charaktere der var. columnaris Carrière.
Die Zweige sind nur 15—28 cm lang, und Zzeigen einen
jäbrlichen Längenzuwachs von nur 0,4—1,5 cm, während
die Aeste der normalen untern Hälfte des Baumes einen
solchen von 5—8 cm aufweisen. So sieht die ganze obere
Hälfte des Baumes (vom 43. bis zum 65. Altersjahre) wie
eine schmale Säule aus.
Es scheint hier eine plützlich in der Gipfelknospe
aufgetretene Knospenvarietät vorzuliegen. Die Redaktion
(Dr. Fankhauser-Bern) fügt hinzu, dass auf der Alp
Aelpithal am Nordabhang des Stockhorns bei Thun, ca.
1620 m über Meer, eine gleiche Fichte sich befince.
— 115 —
C.F.,. Toujoursà propos du Châtaignier. —
Le Rameau de Sapin, 30me année, no. 2. pag. 7. 4. Neu-
châtel 1896.
Anschliessend an die im letzten Jahrgang des «Rameau
de Sapin» durch Christ angeregte Diskussion über das
Indigenat der zahmen Kastanie am Jurarand findet Ver-
fasser, im Gegensatze zu Godet (siehe diese Berichte,
Heft VI, pag. 75), einen Ortsnamen, der auf das frühere
Vorkommen der Kastanie zurückzuführen ist. Beim Studium
alter Pläne der Seigneurie de Vaumareus fand sich
ein Rebstück, am See gelegen, das schon 1760 den Namen
«Châtaignière> trägt, den es noch heute führt. Nach der
Ansicht des Verfassers ist das auf die frühere Bepflanzung
mit Castanea vesca zurückzuführen.
Fankhauser, Dr., Die Araucarie bei Rheineck
(Kt. St. Gallen) mit Abbildung. — Schw. Zeitschr. für Forst-
wesen. Jahrg. 1896. S. 90—92.
Beschreibung einer im -Freien wachsenden und bereits
keïimfähige Samen tragenden Araucaria imbricata, bei 550 m.
über Meer, an der obersten Grenze des Vorkommens der
Weinreben. Das Exemplar, jetzt 9, 5m. hoch, wurde an-
fangs der 40er Jahre als 30 cm. hoher Pflänzling gesctzt;
es hatte nie von der Kälte wesentlich zu leiden.
H. Badoux.
Fischer, L., Botanisches [Institut undbotani-
scher Garten in «Die naturwissenschaftlichen und medi-
zinischen Institute der Universität Bern». Bern 1896 4°.
Mit 1 Ansicht, einem Situationsplan und einem Grundriss.
Gaiïlle, Armand, Primula suaveolens Beri.
Le Rameau de Sapin. 30me année, no. 12, pag. 48. 4°.
Neuchâtel 1896.
= Verfasser entdeckte die Pflanze dieses Frühjabhr im
Wald von Vaumareus, wo sie vermutlich — wie so man-
ches andere — vom Baron von Büren angepflanzt wor-
den ist.
Gaillard, Georges, Rosa alpina L. x. rubrifolia
Vill. — Bulletin de l’herbier Boissier, tome IV, no. 5,
pag. 314—316. 89. Genève et Bâle.
Dieser zuerst 1885 von Killias bei Ardez im Unter-
engadin entdeckte Bastard wurde vom Verfasser noch an
9 weitern Standorten im Waadtländer Jura und am Salève
entdeckt. Er gibt eine genaue Beschreïbung desselben ;
die Bastardnatur wird durch mischkürnigen Pollen und ge-
ringe Fruchtbarkeit bestätigt.
Gillot, X, L’Erigeron Villarsii Bell. et sa
sous-espèce: H. mixtus Arvet. Touvet (E.
ab
Schleicheri Gremli). — Bulletin de l’herbier Boissier,
tome IV, 1896, no. 5. Appendice I, pag. 13—16, gr. 8°,
Genève et Bâle.
Der Erigeron Schleicheri Gremli der Schweizer Floristen
muss nach Gillot heissen: Æ. Villarsii Bell. subspec. mirtus
Arvet. Touvet (1879) — E. S. rupestris Schleicher non
alioraum — Æ. Schleicheri Gremli (1880) non Moritzi.
Dieser Erigeron ist eine Rasse des Æ. Villarsii, welche
den Typus auf dem Urgebirge ersetzt, felsige Standorte
liebt und hüher ansteigt. (Bagnethal bis 1800 m.)
Gremli, Exkursionsflora für die Schweiz.
— Achte Auflage. Aarau.
Diese neue Auflage weicht wenig von der 1894 er-
schienenen 7. Auflage ab. Bei Euphrasia sind die Resul-
tate Wettsteins berücksichtigt, bei Mentha teilweise Briquet.
Im einzelnen ist eine gewisse Nachlässigkeit zu tadeln.
Verfasser hat z. B. die zahlreichen Corrigenda nur zum
Teil berücksichtigt, die in diesem Berichte, Heft IV, Seite
87—92 enthalten sind. Jener Liste müge noch folgendes
hinzugefügt werden :
Seite 9, Zeile 2 von oben: Unter der Alternative:
Blütendecke einfach (Kelch oder Perigou) sollte auch Sagina
figurieren (wegen Sagina apetala).
Seite 11, Weisezahl 20: Vinra, die hier unter der
zweiten Alternative (Fruchtknoten wrgeteilt) gesucht werden
muss, Ssollte vielmehr unter der 1. Alternative (Frucht-
knoten zwei- bis vierteilig) gesucht werden, da sie zwei ge-
trennte Carpelleae besitzt.
Seite 12, Weisezahl 34: Bei der zweiten Alternative
sollte es heissen: <Kräuter- oder dornenloses Sträuchlein»,
denn Loëiscleuria procumbens muss unter dieser Rubrik ge-
sucht werden.
Seite 13, Weisezahl 61: Die meisten Umbelliferen be-
sitzen bekanntlich keïinen Kelch und werden deshalb vom
Anfänger erfahrungssgemäss immer unter der zweiten Alter-
native (Blütendecke einfach) gesucht.
Seite 21, Weisezahl 15: Unter der zweiten Alter-
native «Griffel deutlich vorhanden» steht auch Asparagus,
wäbrend Asparagus tenuifolius durchaus Kkeinen Griffel be-
sitzt.
Seite 23. In der 8. Klasse fehlt Sedum Rhodiola,
das häufig 4-zählige Zwitterblüten besitzt.
Seite 24. In der 9. Klasse fehlt Sanguisorba. S. dode-
candra hat sehr häufig nur 9 Staubgefässe, selten 12.
— 117 —
Seite 28, Weisezahl 15 heisst es: «Kronblätter nicht
oder undeutlich gespornt»; es sollte dazu gesetzt werden
«oder O>, denn unter dieser Rubrik stehen auch Anemone,
Thalictrum und Caltha.
Heuscher, J., Ueber die Berner-Oberländer-
Seen. Vortrag an der Generalversammlung des schweiz.
Fischereivereins in Bern, 14. IX. 1895. — Schweizerische
Fischereizeitung 1896.
Enthält eine gedrängte Darstellung der geographisch-
hydrographisechen Verhältnisse des Thunersees, sowie seiner
pflanzlichen und tierischen Bewohner (als vorläufige Mit-
teilung).
In der Uferzone sind am linken Ufer und am obern
Ende Rôhrichte vorhanden; das grüsste bei Gwatt, 600 m.
lang, 150 m. breit, mit 3m. hohem Schilf und Binsen von
3,3m. Hôhe und Tem. Maximalumfang. Dazwischen Typha
latifolia und Nymphaea alba, ferner Potamogeton pectinatus,
densus, lucens, Hippuris vulgaris und Myriophyllum spica-
tum. Die Wiesen von Chara und Nifella gehen bis 20 m.
Tiefe.
Heuscher, J., Der Sempacher-See und seine
Fischereiverhältnisse. — Pfäffikon/Zürich, 1895.
Der Sempacher-See ist 7 Kilom. lang und 21/4 Kilom.
breit; die Maximaltiefe beträgt 87m. die Oberfläche misst
14,28 km.
Die Uferflora ist äusserst arm: Ein Kranz von Phrag-
mites und Scirpus lacustris umrahmt die ganze Wasser-
fiche; ausserdem fand sich Myriophyllum spicatum L. und
Nymphaea alba L., von Potamogeton keine Spur! Eine
kleine Erhühung des Grundes, der Ballenberg, 10 m. ticf,
ist von Amblystegium riparium Schimper und Æhynchoste-
gium rusciforme Schimper bewachsen, früher dicht, jetzt
in geringer Menge.
In Limnoplankton wurden Anabaena circinalis und zahl-
reiche Diatomeen am 2. Sept., 23. Sept. und 3. Dezember
gefangen.
Jaccard, A., Sur les chênes enfouis des
marais tourbeux des Ponts-de-Martel. — Le
Rameau de Sapin, 30me année, no. 4 et 5, pag. 13, 14,
17 et 18. 4% Neuchâtel 1896.
Herr M. Grether fand unter dem Torf des Moores von
Les Ponts, in einem feinen grauen Lehm einen Eichen-
stamm von 12 m. Längeund 60 em. Durchmesser am Grunde,
in Lignit umgewandelt. Jaccard läisst es unentschieden, ob
dieser Lignit glacial, interglacial oder postglacial ist. Schon
Lesquerreux erwähnt analoger Funde, bei denen «nach der
Aussage glaubwürdiger 1 Männer» die Stämme durch Men-
schenhand gefällt sein sollten.
Jack, Jos. Bernhard, Nachtrag zu «Botanische
Wander ungen am Bodensee in Hegau.»>— Mit-
teilungen des badischen botanischen Vereins. — 4 Seiten. 8°.
Freiburg 1896.
Gibt eine Reïhe von Standorten auch auf Schweizer-
gebiet.
Jacob, B., Les chemins de fer auxiliaires
des botanistes. — Le Rameau de Sapin, 30me année.
no. 11, pag. 43—44. 4 Neuchâtel 1896.
Konstatiert die Anwesenheit von Æragrostri poacoides,
P. d. B. auf dem Bahnhof von Cressier, Ct. Neuchâtel.
Keller, R., Flora von Winterthur. IL Teil; ent-
haltend: Geschichte der Flora von Winterthur und Nach-
träge zum IL. Teil. 71 Seiten, gr. 8% Winterthur. Ge-
schwister Ziegler. 1896.
Nachdem Verfasser im I. Teil (erschienen 1891, vergl.
diese Berichte, Heft Il, Seite 135) einen Katolog der
Winterthurer Flora segeben, stellt er sich hier die Auf-
sabe, «die Heerstrassen zu skizzieren, auf welchen die
heute unsern heimischen Boden kleidende Pflanzenwelt zu
uns wanderte».
I. Die as DH Relikte der Glacialflora.
1. In Ablagerungen der Diluvialperiode nachgewiesene
Arten.)
Von den 28 in der No nachgewiesenen fossilen,
glacialen und interglacialen Species gehôren 14 inter-
slaciale und 2? elaciale der Winterthurer Flora an.
9. Durch ihre jetzige geographische Verbreitung als
mutmassliche Glacialpflanzen erschlossene Arten. (991
Arten.)
Die Winterthurer Flora hat gemeinsam mit den Alpen
(bis 2350 m.) und
mit dem arktischen Amerika 52 Arten
mit der sibir. Kiüste des Eismeeres 24,
mit Grünland 44 ,
mit Spitzhbergen BAUER
mit Nowaja Zemlja LRQ
Diese der arktischen Region und unserer Flora ge-
meinsamen Arten sind:
1. Kosmopoliten und Ruderalpflanzen (Potentilla anse-
rina, Cardamine hirsuta, Callitriche vernalis).
2. Relikte der Glacialflora.
— 4119; —
a) Vom Osten (wahrscheinlich vom Altai) während der
Glacialzeit einerseits ins arktische Grebiet, andererseits in
die Alpenprovinz ausgewandert: 31 von 36 näher unter-
suchten arktisch-alpinen Arten.
(Caltha, Cardam. prat. Parnassia, Comarum, Rubus
saæatilis, Alchim. vulg., Epilob. ang. u. palustre, Callitriche
vernalis, Chrysosplenium alternifol., Galium boreale, palustre,
Antennaria dioica, Gnaphal. siloat., Campan. rhomboïdalis,
Vaccin. Vitis Idaeu, Pirola rot. minor, secunda, uniflora,
Menyanthes, Myosotis silo, Euphras. off, Pedie. pal.
Veronica seut. und serpyll. Thymus serp., Ping. alpina,
Primula farinosa, Polygonum Bistorta, Triglochin palustre.)
b) Aus andern Gegenden des Ostens kommend:
Trollius u. Arctostaph. uva ursi viell, vom Ural, Callitr.
ham., Pirola chlorantha und Pinquicula vulg. wohl aus dem
üstlichen Alpengebiet.
c) Aus den Alpen stammend (präglacial-alpin) 10
Arten (Ran. aconit. und mont ; Poiyg. chamaebuxus, Saxifr.
mutata, Bellid. Michelii, Camp. pusilla, Gent. asclep., verna,
utriculosa Veronica urticaefolia).
3. Durch biologische Eigenschaften als mutmassl.
Glacialpflanzen charakterisiert.
Arktisch-alpine biologische Eigenschaften sind:
Frühes Blühen
Rasches Fruchten
Starke veget. Vermehrung
Niedriger Wuchs und
Prädominenz der Blütensphäre.
a) Arten mit bedeutender Vertikalverbreitung.
191 Arten der Winterthurer Flora sind in den Alpen
bis 2000 m. und mehr verbreitet.
44 davon steigen in den Walliser Alpen über 2400 m.
(Thalictr. aquil., Aconit. Lyc, Helianth. vuly., Silene
inflata und nutans, Linum cath. Anthyllès vuln., Trifol.
prat., ù. mont, Lotus corn, Hippocrepis, Fragaria vesca,
Potent. erecta., Rosa alpina, Heracl. Sphond., Gal. silo.
Succisa, Leuc. vulg., Solidago virg., Bellis, Carlina ae.,
Carduus deft., Leont. hast., Hier. Pil. und Auric., Myosot.
sile., Brunella grand., und vulg., Thymus chan, Tofieldia
cal., Juncus compr., Rhynchosp. alba., Scirpus paucifl., Carex
dig., ornithop, ericet., pallescens, panicea, Good., leporina,
echinata, Davall., Sesleria, Agrostis vulq.)
Von diesen sind 22 frühblühend und 5 spätblühend
30 Arten sind im Osten, namentlich Sibirien weit ver-
breitet, und wohl von dort zu uns gekommen; sie haben
ihre biol. Anpassung von dort mitgebracht (also Relikte
der Glac.-F1.).
14 Arten sind rein europäisch und wohl nicht
glacial. :
b) Frühblühende, z. T. auch rasch fruchtende Arten.
Von den 34 Arten dieser Gruppe sind 14 wohl eben-
falls aus dem Altai eingewandert, andere aus andern Ge-
senden des Ostens.
9 bilden eine europäische Gruppe heterogenen Ursprungs.
IT. Die postglaciale Besiedelung.
Die orographischen und geologischen Verhältnisse
machen es wahrscheïnlich, dass nach dem Rückzug des
Eises unser (rebiet vorherrschend von Westen her besiedelt
wurde. Das schliesst aber nicht aus, dass ein grosser Teil
der Einwanderer üstlichen Ursprungs ist. Viele mügen
von Osten her schon präglacial westwärts gewandert sein
und dann nach der Eiszeit von Westen her wieder unser
Land besiedelt haben.
Verfasser versucht nun an einer Reïhe von Arten,
aus der jetzigen Verbreitung und aus dem Areal der nächsten
Verwandten den Einwanderungsursprung festzustellen.
Dieser Teil kann nicht im Auszug wiedergegeben
werden.
Am Beispiel des Buchenwaldes wird die Frage studiert,
ob diese Formation als solche eingewandert ist oder ob
deren Elemente sich nachträglich zusammengefunden haben.
Verfasser komint zu dem Resultat, dass unsere jetzige
Buchenflora teils aus Relikten der Glacialflora, teils aus
üstlichen und mediterranen postglacialen Einwanderern
besteht.
IT. Ackerunkräuter und Ruderalpflanzen.
*: der Flora von Winterthur besteht aus Acker-
unkräutern und Ruderalpflanzen, also aus Arten, die ihre
jetzige Stellung in unserer Flora direkt oder indirekt dem
Menschen verdanken.*) s
Es wird eine Liste derselben gegeben, mit Angabe
der Heimat und weitern Verbreitung der Art.
Als jüngstes Element der Flora werden endlich 35
Neu-Eïinschleppungen (Garten- und Kulturflüchtlinge, mit
*) Der Begriff Ackerunkraut und Ruderalpflanze scheint
mir in manchen Fällen etwas zu weil ausgedehnt zu sein.
Bromus erectus tritt wohl hin und wieder als Ackerpflanze auf,
ist aber deshalb kein eingeschlepptes Ackerunkraut, sondern ein
alter wohleingesessener Haupthestandteil unserer mnatürlichen
Magerwiesen. (Ref.)
Sämereien eingeschleppte Arten ete.) aufgezählt; darunter
sind vüllig eingebürgert Oxalis stricta, Oeuothera biennis,
Erigeron canadensis, Stenactis annua; ïihnen nähert sich
Solidugo serotina.
Den Beschluss des Werkes macht ein umfangreiches
Litteratur-Verzeichnis und ein Nachtrag zum I. Teil, der
eine Reihe von Variationen schon früher aufgeführter
Species enthält, ausserdem als neu Adonis aestivalis und
Sorbus hybrida.
Kneucker, A., Bemerkungenzuden«Carices
exsiccatae». — Alle. bot. Zeitschrift f. Systematik,
Floristik, Pflanzengeogr. ete. — II. Jahrgang, No. 2, 4—12.
Febr. 1896. Gr. 8% Karlsruhe.
Unter den vom Verfasser herausgegebenen Carices be-
finden sich folgende Arten aus der Schweiz:
No. 3. Carex curvula AL Furka 2350 m.; No. 6.
Carex foetida Vi]. Furkastrasse 1900 m., unterhalb Gletsch ;
No. 13. C. lagopina Wahlbg. Grimsel: 2160 m.; No. 14.
C. Persoonii O. K. Lang, Moränenschutt zw. Gletsch und
dem Rhonegletscher 1750 m.; No. 15. ©. lagopina Whlbg.
X Persoonii O. K, Lang (Zahnii Kneucker; vergl. diese
Berichte, Heft IIT, pag. 126); No. 40 Carex érrigua Smith,
Grimsel.
Micheli, Mare, Le Jardin du Crest. Notes
sur les végétaux cultivés en plein air au
Château du Crest près Genève: gr. 8°) IX.
229 pp. Genève 1896.
Das Schloss «du Crest», das Besitztum des Verf, liegt
bei Genf, 470 m. ü. M.; im Garten, der es umgibt, wer-
den ca. 2000 Species von Freilandpflanzen kultiviert. Die
Hauptbedeutung dieser umfangreichen Sammlung liegt in
der sorgsamen Auswahl durch den wissenschaftlich und
gärtnerisch gleich hpchstehenden Besitzer. Seine Specialität
sind die Zyidaceen (250 Species, davon 130 Arten von /ris).
Nach der geographischen Herkunft verteilen sich die Arten
wie folet :
Europa (inkl. Mediterrangebiet und Sibirien) 25 0),
Orient 12— 15°),
China und Japan 5 ‘0,
Nordamerika 12%),
Mexiko und Südamerika 6°,
Australien und Neuseeland 3%,
Cap (besonders /rideen) 9— 10°).
Den neuen Eiïinführungen der Russen und Franzosen
aus Centralasien und West-China einerseits, der in Ver-
gessenheit geratenen /ridaceen des Cap wurde besondere
— 122 —
Aufmerksamkeit geschenkt. Von T'ulipa sind 33 Arten da,
von Fritillaria 39, von Calochortus 20, von Campanula
35 Arten.
Bei jeder Species wird angegeben :
Der Ort der Publikation der massgebenden Beschrei-
bung, weitere Litteratur,
Abbildungen,
Heimat, Zeit der Einführung in Europa,
Notizen über Kulturweise, Blütezeit, Verwandt-
schaft etc.
Die Anordnung ist alphabetisch innerhalb der Décoty-
ledonen und Monocotyledonen. Acht hübsch ausgeführte
Tafeln stellen dar: Die Ansicht des Schlosses mit einer
spalierartig gezogenen Syringa vulgaris, ferner Genista
scoparia DL. var. Andreana, Ostrowskia magnifica KRegel,
Rosa multiflora Thunb., Xanthoceras sorbifolia Bunge, Lris
Kaempfert Sieb., Kniphofia caulescens Baker, Lilium
sulphureum Baker; den Schluss bildet ein Plan des (rartens.
Das Buch enthält die Resultate jahrelanger Beobach-
tungen, Studien und Erfahrungen und ist durch seine zu-
verlässigen botanischen und gürtnerischen Hinweise von
grüsstem Wert. Es wird zweifellos auch dazu beitragen,
dass eine Anzahl weniger bekannter und zum Teil neuer,
dankbarer Freilandpfanzen grüssere Verbreitung erlangen.
Moreillon, Maurice, Les sapins sans branches
de Chaumont. Bulletin d. |. société des sciences na-
turelles de Neuchâtel. Tome XXIV. 7 pages en 8° avec
une planche. Neuchâtel 1896.*)
Auf dem Chaumont bei Neuchâtel fanden sich im gan-
zen sieben Exemplare einer vüllig astlosen Form der Weiss-
tanne: drei davon existieren noch. Sie wurden 1878 vou
Louis de Coulon entdeckt. Die einzige Erwähnung
analoger Exemplare findet sich im Bugletin d 1. soc. bot.
de France, tome XV, 1868, vom Tocquaine. Moreillon
nennt die Form: Abies pectinata DC. var. virgata Casp.
forma #ramosa Moreillon mit folgender Diagnose :
Stamm aufrecht, astlos; alle Knospen mit Ausnahme
der Endknospe verkümmern; selten entwickeln sich zwei
Stengel.
Die Nadeln sind dick und stehen dicht gedrängt rings
um den Stamm; sie bleiben 10-20 Jahre am Stamm. Das
grôsste Exemplar hat eine Länge von 154 cm., ein Alter
#) Siehe denselben Aufsatz in: Le Rameau de Sapin, 30me
anné, nos. 8 und 9 und: Schweiz. Zeitschrift für das Forst-
wesen, 47. Jahrgang, Nr. 10.
von 80 Jahren, also einen mittleren Längenzuwachs von
5,1 cem.; der Durchmesser beträgt am Grunde 1,8 cm.
Neben diesen sieben vüllig astlosen Exemplaren finden
sich noch fünf andere mit je einem Zweig; Moreillon
bezeichnet sie als var. virgata und betrachtet sie als Ueber-
gänge von der normalen zu der astlosen Schlangentanne.
Er vermutet, dass die letztere aus Samen der ersteren
hervorgesgangen sei; gegenwärtig allerdings findet sich
auf dem Chaumont keine normale Schlangentanne.
Schinz, Hans, Ueber das Vorkommen der
Gattung Isoëtes in der Schweiz. Bulletin de
l'herbier Boissier. Vol IV, no. 7, pag. 525—527. gr. 8°.
Grenève 1896.
Verfasser fand mit A. Pestalozzi am Ufer des Langen-
sees, nordüstlich von Locarno, in kleinen vom See abge-
trennten Tümpeln zahlreiche Exemplare von /soëtes echi-
nospora Duriean. Eine kritische Revision der bisherigen
Angaben über das Vorkommen von Isoëtes in der Schweiz
ergibt, dass nur /soëtes echinospora Durieu' aus der
Schweiz nachgewiesen ist. Die als Zs. lacustris -angeführ-
ten Funde Franzonis «alle Fraccie> erwiesen sich als Zacu-
stris, und die zweite Fundstelle Franzonis (zwischen Bur-
baglio und Rivapiana} deckt sich mit der Schinzschen,
die nur echinospora ergab.
Tarnuzzer, Chr. Naturhistorische Verhält-
nisse des Oberhalbsteins. In: Der Hôhenkurort
Savognin im Oberhalbstein. Seite 8—21, kIl 8% Sama-
den 1896.
Neben Geologischem und Zoologischem enthält der
kurze, für Touristen berechnete Artikel auch einige bota-
nische Notizen. Gebaut werden im Oberhalbstein (Thal-
Sohle von 1122-1776 m. sich erstreckend) Gerste, Roggen,
Hafer, etwas Weizen, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln und Hanf.
Kirschbäume finden sich bei Savognin und Burwein; am
ersteren Ort (1213 m.) tragen in geschützter Lage Aepfel-
und Birnbäume noch Früchte. Neben Fichte und Lärche
findet sich bei Savognin, Tinzen, Sur und Marmels auch
die Arve. Das Hauptprodukt des Thales ist aber das Heu.
Von wildwachsenden Pflanzen werden einige Standorte
seltenerer Arten angegeben (u. a. Armeria alpina und
Dianthus glacialis, Sealotta.)
Tavel, F., v., Aronicum glaciale (Wulf.) Rchb. —
Diese Berichte Heft VI. 1896.
Tripet, F., Une plante à extirper de nos prairies. —
Le Rameau de Sapin, 30me anné, no. 6, pag. 23 et 24.
4%. Neuchâtel 1896.
— 124 —
Auf den Bergwiesen des Jura treten oft Rhinantus
minor und major als verheerende Unkräuter auf. Ver-
fasser empfehlt die Vertilzung derselben durch frühes
Mähen, vor der Samenreife.
Vetter, Jean, Jaques, Jonathan Emmanuel
Moehrlen, Botaniste. — Bulletin de lherbier Bois-
sier, tome IV, no. 6, pag. 407—408. 8°. Genève et Bâle.
Kurzer Nachruf auf den am 6. März 1896 verstorbenen
Arzt Dr. Moehrlen v. Orbe, der die Flora (les gesamten
Orbe-Gebietes, vom Val de Joux bis Yverdon gründlich
studiert, und namentlich auch der durch fremdes Getreide
eingeschleppten Adventivfora v. Orbe (ca. 200 Species),
sowie den Mooren seine spezielle Aufmerksamkeit geschenkt
hat.
Walser, Dr. H, Die Veränderungen der Erd-
oberfläche im Umkreis des Kantons Zürich seit
der Mitte des 17. Jahrhunderts. — Arbeiten ans
dem geograph. Institut der Universität Bern, heraus-
gesweben von Ed. Brückner. — Heft III. 124 Seiten gr, 8°,
5 Texttiguren und eine Karte. Bern, 1896.
Der Verfasser weist durch Vergleichung der Gygerschen
Karte aus dem Jahr 1667 mit den heutigen Verhältnissen
nach, welche Veränderungen in der Nordostschweiz an den
stehenden Gewiässern, in den Waldverhältnissen und ïm
Rebareal vor sich gegangen sind.
Die Karte von J. C. Gyger, «das schünste Werk der
ällern schweizerischen Kartographie>, wurde im Jahre
1667 vollendet: sie stellt im Masstab ca. 1:30 000 den
erüssten und wichtigsten Teil der Nordostschweiz dar, ein
Quadrat von rund 62,5 Kilom. Seitenlänge,. dessen Ecken
die Orte Waldshut, Pfyn, Bilten und Sempach bezeichnen.
Eine sorgfältige Prüfung der Karte nach ihrer Genauig-
keit ergab folgendes :
Der mittlere Fehler schwankt in den einzelnen, sebr
verschieden genauen Gebieten zwischen 410 und 1826 m.
und beträgt für die ganze Karte im Mittel 872 m. Die
Zeichnung ist vortrefilich: Hühenformen, Gewässer, Ort-
schaften, Hüfe, Sehlüsser, Klüster, Ruinen, Mühlen, Hoch-
wachten, Strassen, Brücken, Wälder mit ihren Grenzen,
Rebberge und Obstgäürten, alles ist mit grüsster Deutlich-
keit und voller Ausführlichkeit dargestellt. Die Karte
kann also wohl als Grundlage für das Studium von Ver-
änderungen benützt werden. Den heutigen Zustand lernte
der Verfasser durch linger dauernde Bereisung des Ge-
bietes genau kennen.
I. Veränderungen an stehenden Gewässern.
— 125 —
Zahlreiche Seen der Gygerschen Karte sind heute
geschwunden. Da die meisten Seen gerade in den best-
dargestellten Grebieten liegen, da die Signatur derselben
ganz eindeutig und eine Verwechslung mit Sümpfen dank
der ganz klaren Bezeichnungen Gygers für die letztern
ausgeschlossen ist, da ferner zahlr eiche Einzelbeobachtungen
die äberraschende Genauigkeit der Seendarstellung Gygers
ergaben, da als Quellen aweiter Ordnung auch Ortsnamen
benutzt wurden und da endlich die zahlreichen Beobachtungen
im Felde ergänzend eintraten, so sind die Resultate des
Verfassers kaum anzuzweifeln.
A. Beobachtungen im Felde.
1. Seen im Bereich des alten Rheingletschers.
a) Auf dem Plateau von Klein- Andelfingen. Die Gyger-
Karte gibt 11 kleine Tümpel nürdl. von Andelfingen an.
Davon sind 6 noch vorhanden, 4 durch V erwachsung zu
kleinen Wiesenmooren geworden und 1 vüllig verschwunden.
b) Die Seenreihe 2WiSChe n Ossingen und Oer lingen: Von
» Gygerschen Seen existiert nur 0e einer, der Hausersee
(bei Gyger — W ydersee). — Der üstliche ist zu Wiesenmoor
eworden, dann folgt der noch vorhandene Hauser (Wyder)-
See, wahrscheinlich ein Abdämmungssee durch Verwachsung,
der dritte, ein Moränensee, noch durch eine meterhohe Ufer-
stufe angedeutet, wohl nach beinah vollendeter Vertorfung
künstlich abgelassen. Der vierte ist ein künstlicher Weïher,
durch den Zerfall des Dammes ausgelaufen. Der letzte der
Reihe, der Oerlinger-Weïher, ist ein Moränensee, dessen Ab-
dämmung künstlich erhüht wurde, als ihn der Abt von
Rheïinau 1850 zum Fischweïher machte; heute ist er nur
noch im Winter gefüllt, bei Abschluss der Schleuse im
Sommer trocken und als Streuland benützt.
c) Von den 3 künstlichen Weihern bei Langenmühle
sind zwei vüllig verwachsen, der dritte existiert noch, ist
aber von einem dichten Gewirr von Sumpfpflanzen erfüllt.
«Der Müller kommt mit dem Ausräumen der Pflanzen
nicht nach!»
d) Der zutflusslose Barchetsee an der Landstrasse
Frauenfeld-Schaffhausen liegt in einem Moränenbecken; er
ist ein reiner Verwachsungs- und Ueberwachsungssee, rings
umgeben von einem Caricetum, das schwingende Rasen
bildet; dieselben werden zum Teil abgestochen und liefern
so schwimmende Inselchen, die beim Einheïimsen des Heues
als Kähne benutzt werden. Aehnlich verhält sich der
Wydersee.
e) Der Nussbaumer-, Hasen- und Steinegger-See, Mo-
ränenseen, sind seit Gyger nicht wesentlich verändert; der
2e MODE TEE
Stammerweiher, 2 km. lang und 500 m. breit, ist künstlich
trocken gelegt order,
Die übrigen 6 erwähnten Seen dieses Gebietes über-
Ére wir.
2. Seen im Bereich des alten Linthgletschers.
a) Im obern Zä#richsee haben die Wäg ggithaler Aa
und die Jona ihre Deltas weiter hinausgeschoben; im Unter-
see hat sich wenig verändert.
b) In der Moränenlandschaft von Schünenberg ist der
Beiohlen-See verschwunden, der Hüttensee unverändert.
c) Der Greifensee, Pfüffikersee, der Katzensee, Mettmen-
hasler und Stadler-See zeigen keine wesentlichen Ver-
änderungen.
3. Seen im Gebiet des alten Reussgletschers.
a) Der Türler-$See am Albis, durch einen vom Aeugster-
berg stammenden Bergschlipf gestaut, hat seit Gygers
Zeiten eine grosse Bucht verloren, die jetzt zum Aeugster-
moos verlandet ist. |
b) Von den als Seen bezeiclmeten Altwassern der Reuss
sind die meisten verschwunden.
B. Die Allgemeinheit des Rückganges der Seen.
Von den 149 auf der Gygerschen Karte verzeichneten
Seen lassen sich folgende Veränderungen konstatieren:
heute << 10 ha. kleinere Seen
1. Erloschen — 1
2. Stark reduziert 1 15
3. Wenig reduziert 10 10
4, Unverändert Il 39
Also 72 von den 149 Gygerschen Seen sind heute als
stehende Gewüässer erloschen.
C. Die Ursachen der Veränderung.
a) Künstliche Eingrifte:
Die intensive Bewirtschaftung des Bodens, die starke
Ausbildung der Industrie im Untersuchungsgebiet hat stark
auf die Wasserverhältnisse eingewirkt.
Seenerhaltend wirken die Interessen der Fischzucht,
besonders früher, weil raumbedürftiger, ferner des Mühlen-
und Fabrikbetriebs; im Gebiet sind gegenwärtig etwa 150
künstlich erhaltene Weïher zu konstatieren; viele sind so
klein, dass sie für unsere Betrachtung nicht in Frage
kommen.
Seenvermindernd wirkt das immer mehr steigende
Bedürfnis nach Ausdehnung des Streulandes
b) Natürliche Ursachen der Seenzerstürung.
1. Zerstürung der Beckenform selbst.
a) Durch Erosion; ein seltener Fall.
2. Ausfüllung von Seen.
b) Durch Zuschüttung mit unorganischen Sinkstoffen.
Durch Abspülung der Ufer.
Durch periodische Ueberfutung (bei Altwassern).
Durch die Zuflüsse; die Sedimentation wird hier
durch diereusenartig wirkende Massenvegetation
des Schilfs verstärkt.
c) Durch Zufüllung mit organischen Stoffen, insbe-
sondere durch Verwachsung. Das ist
eineHauptursachedesErlüschens
distere ris ee.
Sie vollzieht sich gewühnlich in 3 Zonen: zu innerst
(seewärts) eine Zone von Pflanzen mit Schwimmblättern
(Nymphæaceen), dann Binse und nächst dem Lande Schilf,
und ist nur von den Tiefenverhältnissen abhängig.
Wiesenmoore sind das Endglied der Verwachsang
(aber nicht jedes Wiesenmoor ist ein verwachsener See):
schwingende Boden sind stets Anzeichen einer frühern
Wasserfläche.
Die Verwachsung füllt zunächst die Buchten aus, er-
zeugt Rundufer und Rundseen.
Meist wirken Zuschüttung und Verwachsung zusammen.
d) Durch Einsickern des Wassers in den durchlässigen
Untergrund, bei den Altwassern beobachtet.
Zusammenfassung:
Von 54 näüher untersuchten Seen sind vermindert oder
erloschen :
durch künstliches Eingreifen 14
> Zuschüttung 10
» _ Verwachsung 213
»> Zuschüttung und Verwachsung fi
»> Auschüttung, Verwachsung und Einsickern 10
D. Die Tragweite des Vorganges.
Als seenbildende natürliche Faktoren im unter-
suchten (rebiete sind zu bezeichnen:
Aufstauung durch grosse Endmoränen (Katzensee,
Nussbaumener-Seen, Hüttensee).
Abdämimunge durch unvollkommen entwickelte End-
moränen-Becken, oft zwischen gescharten Längs-
moränen liegend.
Unregelmässige Anhäufung der Grandmoräne (Glacial-
schuttseen).
Glaciale Anschürfune:.
Tektonische Bewegungen, Einsinken der Alpen.
Anstopfung von Strudelbecken durch glaciale Sturz-
bäche.
Bergstürze (Türler-See).
Altwasserbildung auf den Inundationsflächen.
Abdämmung durch Vertorfung.
Die meisten dieser Faktoren sind Wirkungen der
Eiszeit. Damit stimmt auch die Thatsache, dass die
weitaus überwiegende Mehrzahl dieser Seebecken innerhalb
des Gebietes der letzten grossen Vereisung liegt.
Für Gebiete wie das schweizerische
Alpenvorland sind mit dem Aufhüren der
Wirkungen derEiszeit weitaus die meisten
Müglichkeiten der Seebildung aufgehoben.
Dreierlei wirkt also darauf hin, den Seenbestand des
ostschweizerischen Hügellandes zu vermindern:
1. Die Abwesenheit wichtiger seenbildender Agentien.
2, Die Anwesenheit zahlreicher seenvermindernder
Agentien.
3. Das Ueberwiegen der der Raumgewinnung halber
seenfeindlichen Interessen der Bevülkerung über die seen-
erhaltenden Interessen.
«Den Anwohnern mag das Verschwinden der kleinen
Seen materielle Vorteile bieten, sonst würden sie den
natürlichen Prozess nicht unterstützen. Es verliert aber
die ganze Bevülkerung einer Gegend, deren Seenreichtum
zurückgeht, eine wertvolle Quelle der leiblichen und
geistigen Erfrischung.»
11. Veränderungen des Waldareals im Kanton Zürich
von 1650 bis zur Gegenwart.
A. Arealvergleichung.
Gegenüber den ständigen Klagen über die fortschrei-
tende Entwaldung hat Bühler (Volkswirtschaftslexikon der
Schweiz, Artikel Waldbau) geltend gemacht, dass im gros-
sen und ganzen schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts
der Wald im schweizerischen Mittellande auf seinen heu-
tigen Umfang beschränkt war. Er schliesst das aus der
Thatsache, dass schon um 1250 fast sämtliche der heutigen
grossen Dürfer bereits bestanden, und dass die alte exten-
sive Betriebsform des Landbaus bedeutend grüsseres Areal
beansprucht hat. Der Gresamtbetrag aller neuen Verände-
rungen berührt nach Bühlers Schätzung noch nicht 1% der
gesamten Waldfläiche.
Verfasser sucht auf Grund der Gygerkarte diese Ver-
änderungen zahlengemäss festzustellen.
Das Waldareal von 1650 wurde so ermittelt, dass
die Waldgebiete der Gygerkarte auf den heutigen topo-
graphischen Atlas übertragen wurden, unter sorgfältiger
Benützung der zuverlässigsten Fixpunkte der Gygerkarte;
so wurde den Waldsienaturen Gygers durch Zurechtrücken
auf der äquivalenten Unterlage des Grundrisses der topo-
graphischen Karte die ihnen im einzelnen mangelnde Flä-
chentreue verliehen und so ihre Ausmessung ermüglicht.
Die gegenwärtigen Waldareale wurden den An-
gaben der statistischen Mitteilungen betreffend den Kan-
ton Zürich vom Jahre 1891 entnommen.
Es wird nun das Gebiet nach 10 natürlichen Bezirken
im einzelnen durchgangen; diese Darstellung, die nicht
referiert werdeu kann, enthält viele treffende Einzelbeob-
achtungen und Schilderungen.
Die Resultate der Arealvergleichung sind folgende:
Im Jabre 1650 betrug das Gesamtareal 52,908,e Hektaren.
Im Jahre 1891 >» » » 48,008,0 »
Alsoin 240 JahreneineAbnahmevon rund
9000 Hektaren oder 9,3°% der gesamten Waldfläche.
Anno 1650 betrug der Anteil der Waldfliche am
Gesamtareal 30,7°%, heute noch 27,81; es hat sich
also das Waldareal des Kantons Zürich in
240 Jahren nur um 2,85% der Gesamtfläche
des Kantons verringert
Der Anteil des Waldes an der gesamten produk-
tiven Fläche beträgt 1891 29,92 %; im Jahre 1650 (die
damalige produktive Gesamtfläche als gleich der heutigen
angenommen) betrug dieser Anteil 32,49; er hat sich also
nur um 2,57°% verringert,.
Daraus geht hervor:
Der Bühlersche Satz, dass die Periode der grossen
Rodungen für unser Land viel weiter zurück liegt, als man
bisher annahm, hat sich bestätigt.
Von einem Einfluss dieser geringen Rodungen auf das
Klima kann keine Rede sein, wenn auch in Bezug auf
Beschaffenheit des Bodens und Abrinnen des Wassers auch
diese kleinen Waldverluste ihren Eïinfluss gehabt haben
mügen.
B. Der Einfluss der Oberflächen- und Landschafts-
formen auf die Veränderungen des zürcherischen Wald-
areals.
Die verschiedenen Landesteile im Kanton Zürich ver-
halten sich mit Bezug auf die Waldveränderungen sehr
verschieden. Die Abnahme des Waldareals fand in folgen-
der Reihenfolge statt:
9
pe AE RES
— 130 —
Jona-Gebiet (bei Rüti-Wald). 25,3°/o Abnahme
Oberes Tüssgebiet . . Le 109270 »
Kemptbachgebiet . . . 11,1% »
: See und immat "M EA10/20/° »
Reussthal . REP ES ONE
Glattthal und Marnal as 7,7°/0 »
Rafzerteld Pete. 1 PMR
Duras Me Re OMS
Nordwestecke des Kantons . 2,810 2: >
Zugenommen hat der Wald allein im Gebiet der
untern Tüss und zwar um 0,6 °.
Diese Verschiedenheiten hängen zusammen mit den
Oberflächenformen, den Landschaftszügen und den Besitz-
verhältnissen.
1. Einfluss der Oberflichenformen. |
«Das Gelände des Kantons Zürich ist im wesentlichen
eine reine Erosionslandschaft. Aus den meist horizontal
gelagerten Massen der tertiären Sedimente haben die Flüsse
ein verwickeltes System von Thälern herausgeschnitten.
Später haben vielfach die Gletscher der Eiszeit an dem
Bildwerk der Landschaft im kleinen weiter gearbeitet; nur
von geringem Belang waren die tektonischen Stürungen.>
a. Die fnundationstigehen zeigen in der Regel
eine Zunahme des Waldareals (Auewälder als Boden-
verbesserer !).
b. Die Terrassenflächen zeigen ihre ausgedehnten
Ebenenwälder («Hard») bedeutend gelichtet.
c. Steile Büschungsflächen (Terrassenabstürze,
Berghänge) sind fast nur zu Gunsten der Rebe entwaldet
worden. Vielerorts (Sihlthal, Albis, Irchel, Reppisch, unt.
Tüssthal etc.) tragen heute die steilen Flächen mehr Wald
als 1650.
d. Die «Tobel> (kleinen Erosionsrinnen) sind auch heute
meist noch bewaldet.
e. Die Wallmoränen tragen, abgesehen von der
Begünstigung der Rebe, an ïhren sonnigen Flanken zur
Erhaltung des Waldareals bei.
f. Die Moränenlandschaft überhaupt verursacht
eine weitgehende Zerstückelung des Waldkleides.
2, Einfluss der Landschaftsformen.
Je schärfer der Gegensatz von Berg und Thal, desto
schärfer ist der entsprechende Gegensatz von W ald und
Kulturland. Die isolierten Formen begünstigen die Sta-
bilität des Waldareals.
Einen mittelbaren Einfluss auf die Waldverhält-
TR T nt
nisse gewinnt die Landschaftsform durch die von ihr ab-
hängigen Siedelungs- und Eigentumsverhältnisse.
Hier unterscheidet der Verfasser die Landschaft
der grossen Züge und die Landschaft der
-kléinen Züpge.
Die Landschaftsformen der Inundationsflächen, der
Thalterrassen mit breiten Flächen, der isolierten Molasse-
berge und der sohligen Fluss- und Trockenthäler, der mas-
sigen thalarmen Platten vom Rücken, und der grossge-
bauten Wallmoränen, bilden die Landschaft der grossen
Züge, die Formen der detaillierten Erosionslandschaft,
der schmalen Terrassen und der Moränenlandschaft, die-
jenigen der kleinen Züge.
En Zusammenhang zwischen Landschaït, Siedelung
und Waldverhältnisse findet der Verfasser folgende (Ge-
setzmässigkeiten.
I. Wohl abgerundete Waldungen, die gerade dadurch
stabiler sind, als zerstückelt, sind der Ausdruck der An-
passung des Waldreals an die Landschaft der grossen
Züge. Das Dorfsystem, die geschlossene Siedelung, ist
die ïihr angepasste Besiedelungsart. Dadurch wird der
Gemeinbesitz des Waldes begünstigt. Er erzeugt Kapital-
ansammlung. Arrondierung, Gemeinbesitz und Kapitalan-
sammlung verleihen dem Waldareal die Tendenz der E r-
haltung.
Jahresberieht
zürcherischen botanischen Gesellschañt.
1894—1896.
Mit zwei Beigaben über die Zürcherflora.
1. Überblick.
Der vorliegende Bericht gilt für 1894—96; auch in
Zukunft werden wir nur alle 2Jahre einen Bericht publizieren.
Die Gesellschaft zählte im Jahre 1894/95 71, im Jahre
1895/96 66 und gegenwärtig 70 Mitglieder.
Die Sitzungen wurden jeweilen von 8—36 Mitgliedern
besucht. In denselben kamen im Jahre 1894/95 22, im
Jahre 1895/96 21 wissenschaftliche Gegenstände zur Be-
sprechung. Im Wintersemester 1894/9535 wurden 5, im
Sommersemester 1895 3, im Wintersemester 1895/96 8 Sitz-
ungen und eine Gant zu Gunsten der Vereinskasse abgehalten.
Im verflossenen Sommersemester endlich berief der Vor-
stand zwei Sitzungen ein und veranstaltete eine Exkursion
nach dem Hôrnli. Da der Besuch der Sitzungen im Sommer-
semester jeweilen zu wünschen übrig liess, beschloss der
Verein, die Zahl der Sitzungen im Sommer zu reduzieren,
dafür aber eine oder mehrere Exkursionen einzuschalten.
Durch das Zurücktreten des Herrn Prof. Dr. H. Schinz
als IL Vorsitzender wurde eine Neuwahl des Vorstandes
für das Jahr 1895/96 notwendig. Dieser setzt sich gegen-
wärtig folgendermassen zusammen:
L Vorsitzender Herr Dr. M. Rikli.
IL. ” | Ÿ ñ 79
ane © Dr. H. C. Schellenberg.
Rechnungsführer , À. Rau.
Beisitzer » Dadoux.
Der Sitzungsabend unserer Gesellschaft wurde aus
Zweckmässigkeitsgründen vom Dienstag auf Donnerstag
verlegt.
Im Laufe des vergangenen Wintersemesters wurde eine
vom Vorstand vorgeschlagene Abänderung des $ 8 unserer
Statuten, welcher die Jahresbeiträge bestimmt, angenommen.
S 8 lautet jetzt:
1. Ordentliche in Zürich wohnende Mitglieder, mit Aus-
nahme der Studierenden, zahlen einen Jahresbeitrag
von 3 FT.
Der Jahresbeitrag für Studierende beider Hochschulen
beträgt 2 Fr.
3. Mitglieder ausserhalb Zürich zahlen 2 Fr. Jahres-
beitrag.
4 Der Jahresbeitrag wird jeweilen im Lauf des Mai
cingezogen.
Eine anregende Abwechslung brachten uns die beiden
Vorträge der Herren Dr. Christ, Präsident der schweiz.
bot. Gesellschaft, und Prof. Dr. E. Fischer aus Bern.
Aus Anlass der Versammlung der schweiz. botanischen
Gesellschaft in Zürich wird der Verein dem Jahresbericht
zwei Abhandlungen über die Flora von Zürich, die eine
aus der Feder von Oswald Heer, die andere von J. Jäggi
beigeben. Es soll diese kleine Schrift den Teilnehmern
an der Jahresversammlung vom 4. August 1896 als kleine
Festgabe überreicht werden.
n°
Für die zürcherische botanische Gesellschaft:
Der Präsident: Dr. M. Rikh.
Der Aktuar: Dr. H. C. Schellenberg.
2. Auszug aus dem Protokoll.
* — Autoreferate folgen am Schluss.
Wintersemester 1894/05.
Silzung vom 13. November 1894.
Dr. Overton*: Zwei für die Schweiz neue Algenarten
(Spirogyra polytaeniata und Chara jubata).
Dr. Pfister demonstriert ein neues Surrogat der Zimmt-
rinde. Dasselbe besteht aus den Blütenstielen der
Inflorescenz der Zimmtpflanze. Man hat hier den
eigentümlichen Fall, dass durch das Surrogat die Droge
verbessert wird.
Dr. v. Tavel* demonstriert einige Pyrenomyceten.
= [8] 2
Sitzung vom 4. Dezember 1894.
Dr. E. Winterstein spricht ,Über ein krystallisierendes
stickstoffhaltiges Spaltungsprodukt der Pilzcellulose
(s. Berichte d. deutschen bot. Ges. Bd. XIIT $S. 65—70).
Prof. Schrôter* demonstriert abnorme Beeren von Juni-
perus communis, Zapfen der Santa-Lucia-Tanne (Abies
bracteata) und eine neue Wirthspflanze für Claviceps
microcephala (Diplachne serotina).
Sitzung vom 15. Januar 1895.
Dr. v. Tavel spricht über einige alpine Erigeronarten (siehe
Berichte d. schweiz. bot. Gesellschaft 1895, $S. 82—85).
Dr. Schellenberg referiert über die neuern Ansichten
vom Wachstum der Zellmembran.
Prof. Schinz demonstriert eine Anzahl Photographien aus
der Erythraea und von Südwest-Afrika, sowie eine
Strophantusfrucht und mit Strophantin vergiftete Pfeil-
spitzen.
Silzung vom 5. Februar 1895.
Prof. Schinz weist die 17. Auflage der Flora von Deutsch-
land von Garke vor, ferner Dischidia Raffesiana, eine
durch ihre eigentümlich gestalteten Urnenblätter ausge-
zeichnete Asclepiadacee.
Dr. Overton spricht über osmotische Eigenschaften der
pflanzlichen und tierischen Zelle (siehe Vierteljahrs-
schrift d. zürch. naturforsch. Ges. 1895 $S. 195 - 201).
Sitzung vom 26. Februar 1895.
Dr. Rikli spricht über den Einfluss der chemisch-physi-
kalischen Beschaffenheit des Bodens auf die Verteilung
der Pflanzen.
Dr. v. Tavel weist einige in der Schweiz sporadisch auf-
gefundene Halophyten vor und zwar Salsola TragusL.
welche Mouillefarine am Strande des Genfersees bei
St. Sulpice im Herbst 94 gesammelt, und Salsola
Kali L., welche Dr. Mœhrlen bei Orbe gefunden hat. In
beiden Fällen handelt es sich um Adventivpflanzen.
Sommersemester 1895.
Sitzung vom 7. Maui 1895.
Dr. v. Tavel verliest einen Bericht von Herrn Aubert:
»Ueber die Vegetationsverhältnisse des Val de Joux“.
Dr. v. Tavel demonstriert einige Senecioarten, speziell
den variablen Senecio aquaticus* und seine nächsten
Verwandten.
RSI
Sitzung vom 11. Mai 1895. £
Dr. M. Rikli referiert über: a) Succulente Passifloren
Afrikas nach Dr. Harms Monatsschrift für Kakteenkunde
1895 Heft 4 b) Pleomorphe Blüten von Hockinia mon-
tana nach Dr. E. Gilg. Ber. d. deutsch. bot. Ges.
Bd. XIII S. 114—126.
Prof. Schinz weist einige eigentümliche Mesembryanthe-
mumarten von Ssüd- Afrika aus der Gruppe der
Sphaeroïdea vor.
Sitzung vom 23. Juli 1895.
Dr. v. Tavel demonstriert Cypripedium calceolus var. flava
und Scolopendrium hybridum.
Prof. Schinz demonstriert Typha Laxmanni von einem
neuen Standort bei Dietikon, und Acacia sphaerocephala.
Herr Meister demonstriertlebendes Material aller schweiz.
Utricularien (intermedia, vulgaris, neglecta, minor und
Bremii).
Herr Usteri demonstriert zwei Hamamelisarten.
Wintersemester 1895/96.
Sitzung vom 5. November 1895.
Prof. Schrôüter demonstriert
a) Zapfen von Pinus Coulteri und Pinus Jeffreyi aus dem
Park des Hrn. Pictet de la Rive in Genf.
b) Keimlinge von Ranunculus paucistamineus.
c) Verschiedene Stadien érfrorener Fichtenzapfen aus dem
Leukerthale.
d) die verschicdene Ausbildung der Luft- und Wasserblätter
bei Myriophyllum.
Früchte von Calla palustris, bei welchen die reichliche
Schleimbildung zum Herausschaffen der Samen dient.
Herr Usteri demonstriert einige Zierhôlzer, die durch
hervorragende Eigenschaften eine grüssere Verbreitung
verdienten.
Dr. Schellenberg spricht über eine neue Desmidiaceen-
gattung (Aktinotaenium).
Silzung vom 26. November 1896.
Prof. Hartwich demonstriert
a) aussergewühnlich grosse Cacaobohnen.
b) Kuchen von Blüten von Oxalis rosea, dje in Süd-Amerika
als Erfrischungsmittel gebraucht werden.
c) Verschiedene Theesorten, speziell den Ziegelthee; ferner
bespricht er die Cuticularknôtchen in der Epidermis der
Vanilleschote. (Siehe Ber. d. deutsch. pharm. Ges. 1895).
e
nr
Dr. M. Rikli referiert über die Physiologie der KFort-
panzung an Hand der Arbeiten von Prof. Klebs in Basel.
Prof. Schrôüter demonstriert bemalte Blâätter von Ficus
religiosa und bemaltes Araliapapier.
Sitzung vom 10. Dezember 1895.
Dr. v. Tavel spricht über die schweiz. Aronicumarten.
(Siehe Ber. d. schweiz. bot. Gesellschaft 1896).
Herr Mühlberg cand. phil. referiert über die Arbeiten
von de Vries und Ludwig betreffend die graphische
Darstellung der Variation der Arten.
Dr. Rikli demoustriert einige Durchwachsungen bei Rosen.
Sitezung vom 9. Januar 1896.
Herr Erb cand. phil. bespricht an Hand eigener Unter-
suchungen über die Struktur der Juniperusnadeln eine
Arbeit von R. v. Wettstein: Ueber die Verwertung ana-
tomischer Merkmale zur Erkennung hybrider Pflanzen
(erscheint im Bericht der schweiz. bot. Ges. 1897).
Dr. Schellenberg refcriert über die neueren Arbeiten über
Blattstellungslehre von Schwendener, Weisse, Schumann.
Sitzung vom 23. Januar 1896.
Dr. Christ aus Basel spricht über die afrikanischen Be-
standteile der europäischen Flora. (Erscheint im Jahres-
bericht der schweiz. bot. Ges. 1897).
Sitzung vom 6. Februar 1596.
Gantabend.
Sitzung vom 20. Februar 1896.
Prof. Bachmann spricht über einige Eigentümlichkeiten
der Wassergewächse. *
Prof. Schrôter spricht über die Wetzikonstäbe : (Siehe
Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum der zürcher.
naturforsch. Gesellschaft 1896).
Prof. Hartwich spricht über das Opium und den Opium-
handel. (Siehe Jahresbericht der technischen Gesell-
schaft Zürich 1896.)
Sitzung vom 5. Mürz 1896.
Prof. Dr. E. Fischer aus Bern bespricht die Verwandt-
schaftsverhältnisse der Tuberaceen (s. die Bearbeitung
dieser Familie in: Engler u. Prantl ,Nat. Pf. fam.*).
Dr. v. Tavel demonstriert eine grosse Reihe schweiz.
Cirsiumhybriden und zeigt, dass wenn man die Hybriden
nicht als solche, sondern als Zwischenformen aut-
fassen würde, die einzelnen Arten gar nicht mehr aus-
einander zu halten wären.
Sommersemester 1896.
Sitzung vom 7. Mai 1896.
Dr. Schellenberg spricht über Bau und Funktion der
Spaltoffnungen.
(Erscheint in der Botanischen Zeitung 1896.)
Sonntag den 14 Juni, Exkursion nach dem Hôrnli.
Silzung vom 25. Juni 1896.
Dr. M. Rikli. Bericht über die Exkursion nach dem Hôrnli.*
Dr. v. Tavel. Die schweiz. Enphrasien, mit Demonstration,
an Hand der Monographie von R. v. Wettstein.
Dr. M. Rikli teilt einen von Herrn Apotheker Weber ge-
fundenen neuen Standort von (Geranium phaeum bei
Leimbach mit.
Dr. E. Overton:
.«Ueber zwei für die Schweiz neue Algenarten.*
Der Vortragende berichtet zunächst über das Vorkom-
men von Spiropyra polytaeniata in der Nähe von Zürich.
Diese Alge ist zuerst von Strasburger !) beschrieben worden,
der dieselbe bei Gôree in der Nähe von Warschau Anfang
Sept. 1887 auffand. Von dem Vortragenden wurde dieselbe
im gleichen Jahre zu der nämlichen Zeit in einem Wiesen-
graben bei Altstetten aufgefunden und seither fast jedes
Jahr im Spätsommer und Herbst an derselben Stelle an-
getroffen. Sonst scheint diese Spirogyraart noch nirgends
aufsefunden worden zu sein. Die Alge ist durch die Dicke
der Fäden (150—189 u), die grosse Anzahl der Chlorophyll-
bänder (12—14) und vor allem durch die eigentümliche
Konjugation sehr charakteristisch. Im Gegensatz zu allen
andern Spirogyraarten ist nämlich eine Differenzierung der
konjugierenden Fäden ïin sterile und fructifizierende
Zellen eingetreten. Letztere sind viel lebhafter grün, haben
breitere Chlorophyllbänder und enthalten Oel. Diese Diffe-
renzierung tritt jedoch erst nach dem Zusammentreffen der
beiderseitigen Konjugationsfortsätze auf. Im Laufe der
Konjugation, die bis zur Bildung der Zygote sehr lange
dauert (10 -14 Tage), verschwindet allmäblich in den fruktifi-
zierenden Zellen der Gerbstoff, während der Gerbstoft-
gehalt der sterilen Zellen unverändert bleibt. Sehr be-
merkenswert ist die Konstanz der Fruktifikationszeit, die
stets erst in den September fällt und bis in den November
reicht. Die Alge wurde lebend in fruktifizierendem Zustande
vorgewiesen.
1) Strasburger: Histolog. Beitr. Hft. 1. 1888; $S. 1 u. ff.
Darauf berichtete der Vortragende über das Vorkommen
von Chara jubata im Zürichsee. Dieselbe bildet daselbst
an seichten Stellen ausgedehnte Wiesen und ist daher ihr
bisheriges Uebersehen sehr befremdlich.
Dr:F'v.Tavel:
Ein parasitisches Vorkommnis
des Pyrenomyceten Cucurbitaria Berberidis (Pers.).
Die Infektion des bei Bern in einem Garten gefunde-
nen Strauches von Berberis vulgaris erfolgte anscheinend an.
einem etwa 1 cm dicken Stämmchen an einer Verletzung
Hier war die Rinde gesprengt und der Holzkôürper mit
den Perithecien bedeckt. Wenig oberhalb dieser Ver-
letzung entspringt ein gesunder, Blätter tragender Ast,
ohne äusserlich den Pilz zu zeigen. Oberhalb dieses Astes
ist das Stämmchen abgestorben, die Rinde aber unver-
sehrt und bloss von den zahlreichen Perithecienstromata
der Cucurbitaria durchbrochen. Von der Infektionsstelle
abwärts brechen ebenso auf einer Strecke von etwa 20 cm
Länge aus dem sonst anscheinend gesunden Stämmchen
reichlich Perithecienstromata hervor, wiewohl aus diesem
Stammteil zwei starke, reich beblätterte Aeste entspringen,
die keïnerlei Krankheitssymptome aufweisen. Es handelt
sich hier offenbar um einen Fall von Wundparasitismus,
wie er bei Pyrenomyceten oft vorkommt und von v. Tubeuf
auch bei der verwandten Cucurbitaria Laburni (Pers.) nach-
gewiesen worden ist. Gewôhnlich findet man aber die
Perithecien der Cucurbitaria Berberidis nur auf abgestor-
benen Aesten der Berberitze.
Prof Dr. CSchrôter:
1. Ueber abnorme Beerenzapfen von Juniperus communis L.
An käuflichem Material wurden folgende Varianten
konstatiert :
1. Normalfall: 3 in Deck- und Fruchtschuppe geschie-
dene Carpelle. !)
2. 6 Carpelle, 3 äussere steril, zu wechselnder Hôhe
an die Beere hinaufreichend.
3. Pseudotetramere Frucht, aus dem vorigen Fall
dadurch entstehend, dass eines der 3 äusseren
Carpelle bis zum Gipfel der Krucht reicht und die
beiden andern in halber Hôhe zurückbleiben.
!) Die Abbildung in Baiïllon, Histoire des plantes XII
stellt eine aus Carpellen zusammengesetzte Scheinbeere dar.
Das kommt wohl überhaupt nicht vor und sollte jedenfalls
nicht als Normalfall abgebildet sein.
— [8] —
4 Pseudopentamere Frucht: 2 äussere Carpelle
heraufgewachsen, 1 zurückbleibend.
». Echt tetramere Frucht, aus einer trimeren durch
Spaltung eines Carpells entstanden.
6. Echt tetramere Frucht, mit 4 gleichmässig ent-
wickelten Carpellen
&æ) mit trimeren Hochblattquirlen.
8) mit tetrameren Hochblattquirlen und 4 Samen.
. Dimere Frucht, mit dimeren Hochblattquirlen.
8. Oben offene Früchte, mit deutlich sichtharen
Samen und zwar
«) mit 3 Carpellen.
8) mit 6 Carpellen.
Die Zusammensetzung des Beerenzapfens aus mehreren
Carpellwirteln kehrt bei Junip. Oxycedrus, bei den Unter-
gattungen Caryocedrus und Sabina wieder, die Dimerie bei
letzterer.
=]
2. Ein neuer Wirth für Claviceps microcephala Tulasne.
Vortragender fand diesen Pilz auf dem Versuchsfelde
der eidgenüssischen Samenkontrollstation auf Dipla-
chne serotina Lk. und zwar sowohl an den Achrchen der
endständigen chasmogam blühenden Rispe, als auch an
einer kleistogamen Blüte. Diese kleistogamen Blüten sind
fest in ihre Spelzen und ausserdem zwischen Halm und
Scheide eingeschlossen; die Pilzsporen (Ascosporen oder
Conidien ?) oder ihre Keimschläuche wussten trotz dieser
doppelten Hülle den Weg zum Stempel zu finden. Das
Sclerotium ragte zwischen Halm und Scheide einige Mülli-
meter weit hervor.
Dr2F5;v. Tayel:
Ueber einige Formen
aus der Gruppe des Senecio aquaticus Huds.
Die unter diesem Namen gehenden Pflanzen der schwei-
zerischen Standorte gehôren, soweit der Vortragende gesehen,
zum grôssten Teil zu Senecio pratensis Richt., welcher iden-
tisch ist mit S. barbareaefolius Rchb. nec Krock. Typischer
S. aquaticus Huds. mit leierformig-fiederspaltigen Stengel-
blättern und nur im obern Teil verzweigtem Stengel liegt im
Herb. helv. des Polytechnikums nur vor von Châtel-St. Denis
(Ct. Freiburg). $. pratensis Richt. ist davon durch bedeuten-
dere Grôsse, stärkere, tiefer unten beginnende Verzweigung
und fieder- spaltige Blätter verschieden. Beide Formen lassen
sich aber nicht scharf auseinander halten. — Mit S. pratensis
Richt. wird $S. erraticus Bert. (-barbareaefolius Krock. nec
Rchb.) bisweilen verwechselt. Gremli citiert diesen aus der
Umgegend von Genf, Brügger fand ihn im Misox, am Mühle-
bach ob dem Dorf Soazza, in typischen Exemplaren. Da-
gegen sind andere Pflanzen, welche Brügger im Veltlin, an
der Strasse zwischen Delebio und Colico im Gebüsch, ge-
sammelt und im Herb. helv. des Polytechnikums als $. erra-
ticus Bert. bezeichnet hat, nicht dieser, sondern sehr üppiger
S. pratensis Richt. Zu $S. erraticus gehôrt ferner ein von
Heer ,vor Vais an einem Bachufer“ gefundenes Exemplar,
das im Herb. helv. unter $S. lyratifolius Rchb. lag. Ferner
liegt im genannten Herbar ein Exemplar von $S. erraticus
Bert. unter zwei andern von $S. pratensis Richt. aus dem
Bois-Bougy; hier dürfte wohl ein Versehen vorliegen; doch
lohnte es sich, den genannten Standort daraufhin abzu-
suchen. — Einen Bastard $S. aquaticus X erucaefolius hat
Moehrlen bei Ependes beobachtet. Eine grossblütige Form
mit meist ungeteilten Blättern von Châtel-St. Denis aus
dem Herb. Favrat scheint als S. aquaticus X cordatus be-
zeichnet worden zu sein (vergl. Gremli, Excfl. d. Schweiz,
VII. Aufl.), eine Deutung, die viel für sich hat, aber doch
noch der Bestätigung bedarf.
Dr. H. C. Schellenberg:
Ueber eine neue Desmidiaceengattung.
Im Sommer 1894 fand ich in der Dachtraufe eines alten
Hauses am Zürichberg eine Desmidiacee, die am besten zur
Naegelischen Sektion Aktinotaenium von Disphynetium zu
stellen ist. Sie lebt kolonienweise zu zarten Schleimklümp-
chen vereinigt. Das massenhafte Vorkommen gestattete eine
sehr genaue Untersuchung dieser Pflanze.
Durch die Güte meines hochverehrten Lehrers Prof.
Dr. Cramer ist mir der schriftliche Nachlass von Naegeli
zur Verfügung gestanden. In demselben befinden sich 5
Arten beschrieben, die bis jetzt aber nicht publiziert sind,
die unzweifelhaft zu derselben Gruppe gehüren.
Wille hat in Engler Prantls Pflanzenfamilien die Sektion
Aktinotaenium zu Penium gestellt; Kirchner, in der Flora
des Süsswassers, stellt sie zu Cosmarium. De Toni (Sylloge
Algarum) hat Disphynctium Naeg. als Gattung, und Aktino-
taenium als Sektion aufgenommen. Es entsprechen jedoch
die De Tonischen Abgrenzungen nicht denen von Naegeli.
Nach der Untersuchung der neuen Formen grenze ich
die Sektion Aktinotaenium folgendermassen ab:
Zellen einzeln, getrennt, an den Polen abgerundet, in der
Mitte mit einer sehr leichten, ringformigen Furche; jede Hälfte
1—2 mal so lang als breit; Querprofil kreisrund oder schwach
elliptisch; in jeder Hälfte ein centralgelegenes Chlorophyll-
EU
bläschen und mehrere grüne Längsbänder, welche auf dem
Querschnitt radial und gleichmässig dick oder an der Peri-
pherie dicker, gleichmässig verteilt vom Centrum nach der
Peripherie gehen.
Es sind also Zwischenformen von Cosmarium und Penium.
Von den Cosmarien sind sie aber gut unterschieden durch
die flache Einschnürung und den Verlauf der Chlorophyll-
bänder. Bei Cosmarium verlaufen diese auf dem Querprofil
bogig vom Centrum nach der Peripherie und sind gegen das
Centrum am dicksten; bei Aktinotaenium hingegen gehen
die Bänder radial gerade nach der Peripherie und sind an
dieser Stelle am dicksten. Von Penium unterscheidet sich
Aktinotaenium durch die Einzahl der Chlorophyllbläschen
in jeder Hälfte, ferner durch die gedrungene Form und die
schwache Einschnürung, welche den meisten Penien fehlt.
Um aber einigen Anhalt über den Wert der einzelnen
Merkmale bei der systematischen Gruppierung zu besitzen,
habe ich die von mir aufgefundene Form während eines
Jahres kultiviert. Es zeigte sich dabei, dass die Stellung
der Bänder bei regelmässigem Wachstum sehr constant ist,
indem die Alge gegen Lichtveränderung nicht die Anord-
nung des Zellinhaltes ändert, sondern sich verschieden zur
Einfallsrichtung des Lichtes orientiert. Bei schwachem Licht
ist die Pflanze so orientiert, dass die Längsachse senkrecht
zur Richtung der Lichtstrahlen steht, also die Profilansicht
dem Licht zuwendet; bei starkem Licht hingegen liegt die
Längsachse parallel den Lichtstrahlen, also das Querprofil
dem Licht zugewendet.
Die Form varüierte nur wenig. Nach der Messung be-
trug die Länge 40 —58 «, die Breite 23—34 uw Die Ein-
schnürung blieb konstant, ebenso zeigte die fein durch-
brochene Membran keine Veränderung.
Aus der Untersuchung geht hervor, dass neben der
Form auch die Anordnung des Inhalts konstant bleibt, und
folglich zur Systematik verwertet werden darf.
In der neuen Desmidiaceenlitteratur ist diese Thatsache
auch zum Ausdruck gekommen, indem Lütkemüller (Oesterr.
bot. Zeitschrift 1895) die Gattung Spirotaenia in zwei Unter-
gruppen trennt, je nachdem die Bänder senkrecht oder
parallel zur Wand stehen.
Es ist Aktinotaenium aus den angeführten Gründen ab-
zutrennen und zwar als eigene Gattung; denn sollte sie
nur als Sektion figurieren, so kann man sie mit gleich viel
Recht bei Cosmarium oder bei Penium unterbringen.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Arten sowie
einiger andern folgt später.
EU 2
Prof. Dr. H. Bachmann:
Submerse Blätter von Nymphaea alba.
Die Gräben auf dem Sumpfboden von Stansstad (rechtes
Ufer neben der Drehbrücke) besassen im Sommer 1895
eine üppige Nymphaea-Vegetation. Noch üppiger war die-
selbe in der Rhon, dem Ausflusse des Rothsees entwickelt.
An beiden Orten fand ich eine Menge von Individuen mit
typisch ausgebildeten submersen Blättern. In Stansstad
waren die Schwimmblätter gewühnlich klein (4—6 cm) an
mehr oder weniger langen Stielen, je nach dem Standorte.
An einem kurzen Stiele trugen diese Individuen submerse
Blätter mit äusserst dünner Lamina und gekräuseltem
Rande. Schon die Schwimmblätter zeigten einen stark ge-
spreizten Ausschnitt, der bei den untergetauchten Blättern
noch bedeutend stärker (bis zu Winkeln von 90 und
mehr Grad) ausgebildet war. In der Rhon waren die
Schwimmblätter bedeutend grüsser (bis 18 und 20 cm. im
Durchmesser), aber auch die untergetauchten Blätter hatten
die stattliche Grüsse von 15 em erreicht, immer durch die
dünne, beinahe durchsichtige Lamina mit stark gespreiztem
Ausschnitt und krausem Rande sich auszeichnend. Der in
den Nymphaeablättern häufig auftretende violette Farb-
stoff war in den submersen Blättern reichlich vorhanden.
Letztere überwinterten wie die Schwimmblätter nicht.
Dieses Jahr sind sie wieder üppig entwickelt. Ihnen fehlen
die Spaltôffnungen. Das Pallisadenparenchym ist nicht vor-
handen, sondern ein einschichtiges Parenchym, das die Luft-
kammern von der Oberseite begrenzt, welche Lufträume
von unten durch die Epidermis abgeschlossen werden.
Auch die sog. inneren Haare scheinen der submersen Blatt-
fläche zu fehlen.
Leider gelang es mir noch nicht, in einem See, weder
im Rothsee, noch im Vierwaldstättersee die untergetauchten
Blätter von Nymphaea zu finden.
Prof. Dr. H. Bachmann.
Landformen von Nymphaea alba.
Der trockene Sommer 1895 war so recht geeignet, die
Wasserpflanzen auf ihre Widerstandsfähigkeit zu prüten
und sie zur Bildung von Landformen zu zwingen. An
drei Orten fand ich Mitte September Nymphaea alba als
üppige Landformen entwickelt. Schon im Frühjahr beob-
achtete ich auf dem Sumpfboden am rechten Seeufer bei
Stansstad (von der Drehbrücke bis zum 1, Hause) eine
Menge nierenformiger Blättchen von ca. 3 cm Durchmesser
flach auf dem Boden liegend. Ende September traf ich an
SA Pre
diesen Stellen wohl entwickelte Nymphaeablätter. Das
Terrain besitzt einen Durchmesser von ca. 150 m und ist ein
Sumpfboden von mehreren Gräben durchzogen. Während
des ganzen Sommers war er nie überschwemmt. — Die
zweite Stelle befindet sich in Alpnachstad, an dem von
mebreren Gräben durchfurchten linken Mündungsufer der
Aa. In nassen Jahren ist dieses Sumpfland wie das vor-
erwähnte von Stanstad vollständig unter Wasser gesetzt.
Während des Jahres 1895 war es gleichfalls auf der Oberfläche
trocken. — Eine analoge dritte Fundstelle bildete das linke
Ufer der aus dem Rothsee tretenden Rhon. Während in Stans-
stad und am Rothsee die Blätter durchweg klein (cr. 5 cm)
waren, erreichten sie in Alpnachstad die normale Grôsse.
Die meisten besassen einen kurzen Stiel und lagen mit
der Unterseite dem Boden fast angedrückt. In Schilfrohr-
beständen, wie sie sich in Apnachstad ausgedehnt ent-
wickelt hatten, waren die Blattstiele entweder schief oder
senkrecht aufsteigend. Die bis 18 cm Durchmesser hal-
tenden Blattflächen besassen gewühnlich nach der Oberseite
umgerollte Ränder — offenbar ein ausgezeichnetes Schutz-
mittel gegen zu starke Transpiration. Von den morpho-
logischen Eigentümlichkeiten fiel mir besonders der weit-
gespreizte Blatteinschnitt auf, den die Schwimmblätter, die
in der Nähe wuchsen, nicht zeigten. Nuphar luteum,
welches in den benachbarten Seebecken ebenso häufig war
wie die Nixenblume, hatte nur wenige unscheinbare Land-
formen gebildet.
Dr. M. Rikli:
«Bericht über die botanische Exkursion nach dem Hôrnli.“
Leider haben nur wenige Mitglieder der Einladung des
Vorstandes zu einer botanischen Exkursion nach dem Hôrnli
Folge geleistet. Ein kleines Trüppchen von bloss 4 Mann
fand sich am Morgen des 14. Juni 1896 auf dem Haupt-
bahnhof ein, um über Winterthur und durch das Tôssthal
nach Stäg zu fahren. In Winterthur hatten wir vergebens
auf Zuwachs gehofft, dafür sollten wir in Stäg ganz uner-
wartet einen ortskundigen Führer erhalten.
Unser langjähriges, eifriges Mitglied, Herr Lehrer Benz
in Wernetshausen, vielleicht der beste Kenner der Hôrnli-
gruppe und des Zürcher Oberlandes, war durch Krankheit
leider verhindert, selbst die Führerschaft zu übernehmen;
als Ersatz schickte er uns aber Herrn Lehrer Bucher von
Gibswyl, der uns dann auch in ausgezeichneter Weise nach
den für uns interessanten Standorten führte. Ich glaube,
die wenigen Theilnehmer der Exkursion werden mit mir
rl
vollkommen einverstanden sein, wenn ich an dieser Stelle
Herrn Bucher nochmals unsern herzlichsten Dank aus-
spreche. Die Exkursion wird uns gewiss allen in angenehmster
Erinnerung bleiben; dies verdanken wir in erster Linie Herrn
Lehrer Bucher.
Es kann gewiss nicht unsere Aufgabe sein, Ihnen eine
vollständige Liste der gefundenen und gesammelten Pflanzen
vorzulegen, wir müssen uns vielmehr begnügen, Ihnen aus
der keineswegs armseligen Ausbeute einige markante Ver-
treter und Charakterzüge der Vegetation kurz vorzuführen.
Das Hôrnli mit 1135 m. Meereshôühe gehôrt zur sog.
Hürnlikette, jener Voralpenkette, die vom Speer (1956 m.)
in nordwestlicher Richtung ausstrahlt und das Tôssthal vom
Toggenburg trennt.
Diese topographische Stellung des Berges veranlasste
uns, in erster Linie das Hôrnli zu besuchen, unser Haupt-
augenmerk war dementsprechend auf dessen alpine Vor-
posten gerichtet. Am westlichen Steilabsturz, in den sog.
.Giblen“, wo vielfach die Nagelfluh zu Tage trat und der
lehmig-thonige Boden ausserordentlich feucht war, fanden
wir denn auch eine kleine Kolonie typischer Alpenpflanzen,
so die circumpolare Dryas octopetala L., die herrliche
Gentiana acaulis Jacq, Homogyne alpina Cass.
Pinguicula alpina L., Saxifraga rotundifolia L., dann
eine eigentümliche Form von Rhododendron, ferner
allerdings auch noch nicht blühend Laserpitium lati-
folium L. und etwas weiter oben an einer abschüssigen,
kurzgrasigen Halde Botrychium Lunaria Sw.
Die calcifuge Saxifraga mutata L. vorzüglich Be-
wohnerin von Nagelfuh und Sandsteinfelsen, ist, obwohl
nicht alpin, ein getreuer Begleiter der Voralpenzone von
St. Gallen bis an den Thunersee.
Von Sträuchern gehôren dieser Zone an: Rosa al-
pina L. und die Alpenerle (Alnus viridis Dec.), die hier
formlich bestandbildend auftrat.
Nach Herrn 0.Nägeli finden sich an dieser Stelle ferner
Primula Auricula L., Carex sempervirens Vill und
Campanula pusilla Hänke.
Die Hürnlikette wäre gewiss für das Ausklingen alpiner
Typen nach dem schweizerischen Hochplateau sehr lehrreich.
Die drei tiefen Einschnitte dieses Hôhenzuges sind gewiss
auch von einiger pflanzengeographischer Bedeutung. Die
Kreuzegg (1317 m.) und das Schnebelhorn (1295 m.) zwischen
den Einsenkungen des Ricken (790 m.) und der Hulftegg
(ce. 900 m.) sind ziemlich zusammenhängend und nähern sich
am meisten der Speerkette. Das Hürnli wird im Süden von
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\
der Hulftegg und dem Tobel des Fuchsbachs vom Schnebel-
horn getrennt und im Norden sondert der tiefe Einschnitt
Turbenthal Bichelsen (600 m.) den Schauenberg (900 m.),
den letzten Ausläufer der ganzen Kette, ab. Schon wesent-
lich reicher an alpinen Beimengungen als das Hôrnli ist das
benachbarte Schnebelhorn (1295 m.); die alpine Flora dieses
Berges findet sich in Christ’s ,Pflanzenleben der Schweiz"
S. 185 zusammengestellt. Herr Lehrer Bucher fand auch
noch Rhamnus alpina L.
Der zweite Punkt, auf den wir aufmerksam machen
wollen, ist die Zusammensetzung des Bergwaldes,
der hier Dank der reichlichen Feuchtigkeit sich nicht nur
eines überaus frischen Grüns erfreut, sondern ein wahrer
Mischwald ist. Buchen, Alpenerlen, Weisstannen,
die Pinus silvestris mit ihren gestielten Zapfen, nicht
weniger als 3 Ebereschen (Sorbus aucuparia L.,S. Aria
Crantz und $S. hybrida L. letztere allerdings nur in einem
Exemplar), drei Gaisblattarten, Lonicera alpigena L.,
L. Xylosteum L. und die nahe verwandte L. nigra L., deren
Blüthenstiele jedoch 3—4 mal so lang als die Blüthen sind
und die sich durch ihre dünneren, kleineren, ausgewachsen
kahlen Blätter und schwarzen Beeren auszeichnet, wach-
sen hier bunt durcheinander. Auch der Wachholder, von
dem wir ob Stäg einen wahren Baum von ca. 5 m.Hôhe an-
trafen, wäre noch zu erwähnen.
Teils im lichten Wald, teils auf sonnig-grasigen Halden
tindet sichCarduus defloratus L.,ArabishirsutaScop.
Valeriana tripteris L., Polygonatum verticillatum
All und eine reiche Auswahl verschiedenster Orchideen.
Hier wächst im Mai die Dentaria digitata Lam. und die
sonst seltenere, hier jedoch verbreitete Dentaria poly-
phylla W. K. Die buschigen Abhänge der Hulftegg beher-
bergen noch in Menge das beliebte , Frauenschüeli*.
Besonders aufgefallen ist uns endlich — wie bereits
erwäbhnt — die ausserordentliche Ueppigkeit der
Vegetation. Wir waren alle erstaunt über die bis
50 em. hohen, in reinstem Weiss prangenden Achren der
Cephalanthera Xiphophyllum Rechb. f, die zu Hun-
derten beisammen standen. Der Waldmeister wurde in
Exemplaren bis zu 35 cm. Hôhe gesammelt; besonderes
Interesse gewährte in dieser Hinsicht auch die Ophrys
muscifera Huds., die hier in wahren Riesenexemplaren
von 65 em. Hühe und von der Dicke eines mittleren Feder-
halters massenhaft zu finden war.
Fassen wir kurz zusammen, so künnen wir etwa sagen,
dass die alpinen Kolonisten des Hürnli, die bunte Zusammen-
be
setzung des Bergwaldes und die aussergewühnliche Ueppig-
keit der Vegetation, die drei Momente sind, welche uns
wohl für immer von dieser bot. Exkursion in Erinnerung
bleiben werden.
Rechnung über Kassa & Herbar-Fonds
der
Botanischen Gesellschaft Zürich
1. August 1895 bis 1. Juli 1896.
A. Kassa: Einnahmen :
Uebertrag Fr. 8.56
Miteheder- Beltrage van en 22:07
Briran dernier 210530
* Fr. 855.90
Ausgaben:
Drucksachen SR rennes donne te Lee OÙ
HONOTALE a ESS RES RS AN ee
Din StIGiS UN TENTE en a 4 OÙ
FTANRADULE MERE ANR eee Dr En TN IE PES T O2
Rétour-Mandatée der en roue
DIVETS CR RER Et à Nb Peel mes EEE ECO)
Fr. 226.74
Aktiv-Saldo , 129.16
Fr. 355.90
B. Herbar-Fonds: Einnahmen : Saldo Fr. 43.15
; Ausgaben: 04420
Fr. 28.95
Zürich I, 1. Juli 1896.
Der Rechnungsführer: Rob. Rau.
8. Bericht der Herbarkommission 1894-1895,
Das laufende Berichtsjahr war für unser Vereinsherbarium
in mancher Hinsicht fruchthringend. In uneigennützigster
Weise hat sich auch dieses Jahr unser Herbariumwart,
Herr Lehrer Rau, mit der Sichtung und Ordnung des ein-
gelaufenen Materials abgegeben. Auf Antrag von Herrn
R. Schinz wurde im Herbst 1894 ein Desideratenverzeichnis
aufgestellt und unseren Mitgliedern, sowie anderen Pflanzen-
MG
freunden zugeschickt. Die Geschenke an getrockneten
Pflanzen zu Handen des Gesellschaftsherbariums waren
denn auch ausserordentlich reichlich, so drei Sammlungen
von je 800—1000 Bogen von den Herren Ruhoff, Pillichody
in Yverdon und von Herrn Bretscher, Verwalter der Ver-
suchsstation für Obsthau in Wädensweil. Kleinere Beiträge
sind uns ferner zugegangen von Seiten der Herren Keller
in Romanshorn, Siegfried in Bülach, Mollet, Dr. Heuscher,
Lebrer R. Rau und Dr. Rikli. Das dem Herbarium einver-
leibte Material zeichnete sich meist durch sorgfältige Eti-
quettierung und durch schüne, vollständige Exemplare aus.
Bei der starken Vermehrung der Sammlung wurde der
Platz, den uns Prof. Dr. H. Schinz in zuvorkommendster
Weise im botanischen Garten eingeräumthatte, zu beschränkt.
Wir sahen uns daher genôtigt die Sammlung wieder nach
dem Café Rau, unserem Vereinslokal, transportieren zulassen.
Auch im Interesse der Einordnung des eingelaufenen
Materials durch Herrn Rau war diese Veränderung durchaus
angezeigt. An die Herbarkommission trat nun die Aufgabe,
einen Schrank für die Unterbringung der Sammlung her-
stellen zu lassen. Nach längerer Beratung entschied man
sich für einen grüsseren verschliessbaren Schrank mit
Durchbrechung zur Luftzirkulation, in demselben werden
nun die Fascikel liegend aufbewahrt. Da die zürch. bot.
Gesellschaft ihr Sitzungslokal gewechselt hat, so wurde die
Sammlung vorläufig in der Wohnung von Herrn Rau auf-
gestellt. Wir hoffen aber in absehbarer Zeit für unser
Vereinsherbar eine geeignete Lokalität zu finden, wo das-
selbe auch für unsere Mitglieder jederzeit leicht zugäng-
lich ist.
In drei Sitzungen hat die Herbarkommission einzelne
Fascikel der Sammlung in Augenschein genommen. Bei
diesem Anlass wurden jeweilen auch Fragen über zweck-
mässige Etiquettierung, Sublimation etc. zur Sprache ge-
bracht. Der Stand der Sammlung hat die Kommission
durchaus befriedigt. Das Angebot von Herrn Dr. Heuscher,
die floristische Ausbeute anlässlich der zoologischen KEr-
forschung des Zürichsees und anderer Schweïizerseen dem
Vereinsherbar zuzustellen, wird auch an dieser Stelle
bestens verdankt.
Basel, im Oktober 1895.
Die Herbar-Kommission:
TA;
Dr. M. Rikl.
EU d'A) VERT 2,
he FRET Fa
HP
ji
Inhaltsangabe, — Table des matigres,
Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes im Jahre
1895—96 ; ;
Protokoll der VII. ni Rot Ve ramiblane
Wissenschaftliche Mitteilungen, vorgelegt in der
Sitzung der botanischen Sektion der schweize-
rischen botanischen (Gesellschaft 1896
Personal - Verzeichnis der schweizerischen botan.
(resellschaft
Auszug aus der D cie Fe 1895
Eingänge für die Bibliothek :
H. Christ: Ueber afrikanische Renan in né
Schweizer-Flora
E. Overton: Notizen über die Gr een 1. Ober-
Engadins A A DU AL D AT Qu Le RP AE
H. C. Schellenberg: Ueber Bestockungsverhältnisse
von Molinia cœrulea Münch FA ARS
Mitteilungen aus dem botanischen en des
eidgenüss. Polytechnikums in Zürich:
3. J. Erb: Ueber den Wert der Blattanatomie
zur Charakterisierung von Juniperus communis
L., J. nana Willd und J. intermedia Schur
Referate über die im Jahre 1896 erschienenen
Publikationen, welche auf die schweizerische
Flora Bezug den
Jahresbericht der zürcherischen Porn Gesell-
schaft 1894— 1896 CAO TARA QI
E. Overton: Ueber zwei für die Schweiz neue
Algenarten A UN RS EANE MAARE ES <
F. v. Tavel: Ein parasitisches Vorkommnis des
Pyrenomyceten Cucurbitaria Berberidis (Pers.)
C. Schrôter: Ueber abnorme Beerenzapfen von
Juniperus communis L. FA
— Ein neuer Wirt für Ce are ei
Tul.
Seite.
III
83
134
F. v. Tavel: Ueber einige Formen aus der.
Gruppe des Senecio aquaticus Huds. . . .
H. C. Schellenberg: Weber eine neue Desiidia s
ceengattung SRE POERNE CHARS -
H. Bachmann: Submerse Blätter von MAÉ nn
alba 5" PRET AE ER
— Landformen von Nymphaea alba . . . .
M. Rikli: Bericht über die botanische Exkur-
SION MACNOTeMALONNTIMPEMENEENES RE
Jahresrechnung . . . de RECU RE APE
Bericht der HS baron eSTOn LT ANSE AS
ie ——
An die Enpfänger der Berichte der Schweizerischen | : <
: “botanischen Gesellschaft, 2
1 für die Bibliothek sind nicht
nach Bern oder Basel, sondern nach Zürich
zu senden an die Adresse: Bibliothek. der Schweiz.
botanischen Gesellschaft p. adr. Herrn Dr. M. Rikli,
Botanischer Garten in Zürich.
On est instamment prié de ne pas adresser
les envois pour la bibliothèque de la société
botanique à Berne ou à Bâle maïs à Zurich
p. adr. M. le Dr. M. Rikli, Jardin botanique.
Verlag von K. J. WYSS in Bern.
Graf, J. H., Prof., Dr. Einleitung in die Thecrie der Gamma-
funktion und der Euler'schen Integrale . Fr. 2. —
— — Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften
in bernischen Landen vom Wiederaufblühen der Wissen-
schaften bis in die neuere Zeit. Heft 1—3. Fr. 7. 20
— — Das Leben und Wirken des Physikers und Geodäten
Jacques Barthélmy Micheli du Crest aus Genf, Staats-
gefangener des alten Bern 1746 — 1766. Mit dem
Portrait Micheli’s, einer Ansicht seines Gefangnisses
in Aerburg und dem Facsimile seines Panorama der
APE RUE , MER Tea
—_ — Der Briefwechsel zwischen Jakob Steiner und Ludwig
NOT RE NT R OR ST UE OI NAS Ne SE LN ER GES
Prof. Ludibig SCA. ES Ann er 1520
+ = Professor Dr. Rudolf Wolf, 1816—1893 ». 1. —
— — Professor Ludwig Schläfli, 1814—1895 . » 1.20
— = Der Briefwechsel zwischen Jakob Steiner und Ludwig
D ALU RIT ARS ANSE DIAOREr OR EE RNCR ER ES
Huber, G., Prof. Dr. Sternschnuppen, Feuerkugeln, Meteorite
und Meteorschiwärme . RAT Ie
— — Forschungen auf dem Gebiete Spektr alanalyse » —. 80
— — Die kleinen Planeten des Asteroidenringes » —, 60
Kissling, Dr., E. Die versteinerten Thier- und Pflanzenreste in
der Unmgebung von Bern. Excursions - Büchlein für
Studirende ÉRREe ne A DES
Baumberger, E. Ueber die labischer Verhültnisse am ve
Diendesbiclonseos Pre nee PAT
Baltzer, A., Prof. Vom Rande der Wüste. Populärer
gehalten im November 1894 in der Bernischen Natur-
forschenden Gesellschaft. Mit drei Lichtdrucktafein.
: Er 1850
Bützberger, F., Dr. ÆAurzer Lehrgang der ebenen Trigonometrie
mit vielen Aufgaben und Anwendungen, cart. Fr. 1. 50
Fischer, Prof. L., Zweiter Nachtrag z. Verzeichniss der Gefüss-
pflanzen des Berner-Oberlandes. mit Berücksichtigquny
der Standortsverhältnisse, der horizontalen und verti-
kalen Verbretungn fes User fre ==7129
Leist, K., Ueber den Einfluss des alpinen Standortes auf die Aus-
bildung der Laubblätter. Mit 2 lithographischen Tafeln
Fr. 1. —
#8 Durch jede Buchhandlung zu beziehen. “M
Verlag von K. J. WYSS in Bern.
Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft
(Redaktion: Prof. Dr. Ed. Fischer, Bern)
Heft I(1891), 176 Seiten 8°, broch., mit 3 lithogr. Tafeln Fr. 4 —
3
5 TL (1899) 19 SRE EN Dr EEE RER LR
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TV (T9) ABOU: SeHERSES TOR CEE RU R TR RA E
Mi V CI895) 144 Seiten BU en PAR EN CR RES
VAL SIG NUILS Ses RE ER Ge RUE
Daraus einzeln :
Christ, Dr. H., Kleine Beiträge zur Schweizerflora . . Er. —.60
Christ, Dr. H. Betula Murithii Gaud . . . . . . Fr. —.60
Christ, Dr. H., Les différentes formes de Polystichum aculeatum
(L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion, y
compris les variétés exotiques . . . :. : . . . Er. —:60
Christ, Dr. H., Die afrikanischen Bestandtheile in der Schweizer-
OPA ES TE SERRE QE TEE SPA A RTE RE AE DT NOTE
Cramer, Prof. Dr. C., Ueber das Verhältniss von Chlorodietyon
foliosum und Ramalina retieulata . . . . . . . Fr. 2. —
Fischer, Dr. Ed., Die Sklerotienkrankheit der Alpenrosen Ge
tiné Rhododendri) LT PART ARS ae SR HE ME . 6Ù
Früh, Dr. J., Der gegenwärtige Standpunkt der Torfiorschung
Fr. — 60
Schinz, Dr. Hans, Potamogeton Javanicus Hassk und dessen Syno-
DV n6 NU NET DL NE AE
Amann, J., Contributions à la flore bryologique de la Suisse
Fr. —.60
Jäggi, Prof. J., Der Ranunculus bellidiflorus des Joh. Gessner
Fr. 1. —
v. Tavel, Dr. F., Bemerkungen über den Wirthwechsel der Rost-
DB TS RNCS PR EUR (RE Re nn
Sehrôter, C., Neue Pflanzenreste aus der Pfahlbaute Robenhausen.
Fr. —. 60
Amaun, J., Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blücke
der schweizerischen Hochebene und des Jura? . . Fr. —.60
Erb, Jos, Ueber den Werth der Blattanatomie zur Charakterisirung
von Juniperus communis L., J. nana Willd und J. intermedio
SORTE SRE ; LR Te RO DCS
Schellenberg, Dr. H. C. Ueber die Bestockungsverhältnisse von
Molinia cocrula Mônch . . Re SE RÉ) AUS
Studer, B., jun., Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Pilze,
A. Wallis. Mit einem Nachtrag von Dr. Ed. Fischer und
2 lithographischen Tafeln . . . . RCA
- Durch jede Buchhandlung zu beziehen.
_ BULLETIN DE LA SOCIETE BOTANIQUE SUISSE.
BERICHTE
der
schweizerischen
BOTANISCHEN GESELLSCHART. à
Redaktion : Prof. En. Fiscxer in BERN.
Heft VIII.
Mit sr eiten
Prof. His DrvÆ Ce und Dr. M. Rrikix.
RSS ELPNEe
BERN.
Druck und Verlag von K. J Wyss.
1598.
|
HOUR
BERICHTE
der
schweizerischen
BOTANISCHEN GESELLSCHAPT.
Redaktion: Prof. En. Fiscner in BERN.
Heft VIII.
Mit Originalarbeiten
von
Prof. Büazer. Dr. H. Curisr und Dr. M. Rikzr.
BERN.
Druck und Verlag von K. J. Wyss.
1898.
LES 8 +
PES
Bericht
. über die
Thâtigkeit des Vorstandes
der
Schweïzerischen botanischen Gesellschaft
im Jahre 1896— 1897.
Hochgeehrte Herren!
Im verflossenen Jahre hat [hr Comité zwei Sitzungen
abgehalten: die eine am 27. März 1897 in Olten und die
andere am 14. September 1897, hier in Engelberg. Im
übrigen wurden die (reschäfte durch Cirkular erledigt.
Die Angelegenheit, welche den Vorstand in erster
Linie beschäftigte, waren die Unterhandlungen mit dem
Central-Comité der Schweizerischen naturforschenden (Ge-
sellschaft betreffend die Publikation von Beiträgen zur
Kryptogamenflora der Schweiz. Wie Ihnen bereits bei
der letztjährigen Generalversammlung mitgeteilt wurde,
haben wir an das genannte Central-Comité ein Schreiben
gerichtet, worin wir um finanzielle Unterstützung dieses
Unternchmens resp. um Vermittlung einer Bundessubven-
tion für dasselbe nachsuchten. Das eidg. Departement des
Innern, welchem dieses Gesuch übermittelt wurde, ver-
langte nun zunächst ausführlichere Angaben und Kosten-
voranschläge. Dies erfolgte in der Weise, dass wir für
den Abschluss des Unternehmens einen Zeitraum von
12 Jahren und eine jährliche Subvention von Fr. 1200
in Aussicht nahmen; zugleich waren wir auch in der
Lage bereits einige Monographien zu nennen, die uns zur
Publikation in den «Beiïiträgen von Kryptogamenflora der
Schweiz» in Aussicht gestellt worden sind. Zu einer län-
sern Diskussion mit dem Central-Comité der Schweizerischen
naturforschenden Gesellschaft führte die Frage nach der
geschäftlichen Leitung des Unternehmens. Das Central-
Comité wünscht für dieselbe eine von der Schweizerischen
Wissenschaftliche Mitteilungen
vorgelesot in der
Sitzung der botanischen Sektion
der
Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft
Dienstag, den 14. September 1897, in Engelberg.
1. Herr Prof. C. Schrôüter (Zürich) weist einen Plank-
tonparasiten, Rhizophidium Fusus A. Fischer (Zopf) vor,
der nur auf einer der beiden im Plankton des Zürichsees
vorkommenden Varietäten von Fragilaria crotonensis Kitton
schmarotzt.
2, Derselbe bespricht die schweiïizerischen Formen der
Fichte (Picea excelsa Link).
3. Herr Dr. J. Huber (Parà, Brasilien) hat Photo-
graphien aus Parà, brasilianisch Guyana und von der Insel
Marajd an der Mündung des Amazonas eingeschiekt.
Nach Erledigung der Traktandenliste machten die
Teilnehmer der Sektionssitzung eine
botanische Exkursion.
Dieselbe wandte sich in eine der hinter Engelberg sich
üfinenden Thalschluchten, deren obere, über dem Baumwuchs
liesende Hühenlage nicht erreicht wurde. Der Abhang,
auf dem sich der Wald ausbreitet, ist steil und von Blücken
übersäet, unter denen einzelne Urgebirgsfindlinge hervor-
treten. Es sind Buchen, Erlen (Alnus incana), Eschen
und Rottannen, welche die hüheren Bäume bilden, dazwischen
gedeiht das Gebüsch der subalpinen Region mit Lonicera
nigra und alpigena, auch mit strauchigen Prunus Padus
üppig. In besonderer Fülle sind die der subalpinen
«Macroflor» angehôürigen Stauden und Kräuter vorhanden:
Aconitum Napellus, Lycoctonum und paniculatum, Mul-
gedium alpinum, Achillea macrophylla, Gentiana asclepiadea,
— VII —
und charakteristisch für diese Thäler Asperula taurina,
die wir noch bei ca. 1300 m fanden, gleichzeitig mit
Streptopus amplexifolius und Saxifraga rotundifolia. An
einem Granitblock klebte eine einzelne Rosette der Saxi-
fraga Cotyledon als versprengter Vorposten aus Uri, wo
sie gemein ist. An den Steinmauern vor dem Walde ist
Selaginella helvetica, Sedum hispanicum, der Genosse der
Asperula, und sehr Zzahlreich Veronica fruticulosa vor-
handen.
Am meisten Interesse beanspruchten aber die in be-
sonderer Schôünheit entwickelten Farnkräuter, von denen
wir erwähnen :
Polypodium vulgare, sehr gross aber typisch, ohne
Hinneigung zu v. australe. Asplenium viride und Ruta
muraria, aber ohne À. germanicum oder septentrionale.
Cystopteris fragilis gross und typisch. Phegopteris Dryopteris
und polypodioides. Aspidium Filix mas war in der ge-
drungenen Form parallelogrammum und der sehr grossen
und tief eingekerbten var. deorsolobatum vorhanden. Aspid.
montanun sehr gross. Athyrium Filix-femina in der ein-
fachsten Form crenatum bis zu der fast doppeltgefiederten,
sebr stattlichen v. #uwltidentatum mit sehr entfernt ge-
stellten Fiedern und rosenrotem Blattstiel. Asprid. spinulosum
typisch mit länglichem Blatt und kurzen Fiedern, ferner var.
elevatum A. Br., hinneigend zur Subspecies dilatatum, dann
diese selbst in mächtigen, sehr stark geteilten Exemplaren:
f. tanacetifolium, und die kleine breite deltoide f. Chan-
teriae Moore,
Am schünsten aber waren die Aspidium der Poly-
stichum-Gruppe vertreten. Eïinzelne À. Lonchitis, Massen
von À. lobatum Sw. mit der schônen, besonders grossen
und feinkammfürmig eingeschnittenen v. #icrolobum Milde,
und endlich das in den achtziger Jahren vom sel. Dr. Thiry
daselbst entdeckte À. Braunii Spenner, in ebenso gut
ausgeprägten und ebenso grossen Exemplaren als es sich
im Schwarzwald findet. Besondere Freude hatten die
Teilnehmer der Exkursion an wenigen, aber nach Gewohn-
heit der Bastarde besonders schün entwickelten Asp.
lobato — Braunii, welche dieCharaktére beider Arten in leicht
kenntlicher Mischung, mit Vorherrschen erstgenannter Art
zeïigten und sich durch sehr zahlreiche aber nach Art des
A. Braunii scharf getrennte Sori und deutlich kurzgestielte
Fiederchen auszeichneten; letzteres Merkmal war uns etwas
befremdlich, weil es die Pflanze stark dem in unserm
ganzen nürdlichen Alpengebiet fehlenden À. aculeatum Su.
AMC: E Jen Le
(bei Locarno zahlreich) annähert. Die Blätter unseres
Bastardes sind entschieden winterbeständig. Nur ein
kleiner Stock wurde gefunden. den man als À. Braunii —
lobatum ansprechen darf, mit Vorherrschen der Charaktere
ersterer Art.
Lycopodium Selago in 3 dem. langen Stücken zierte
die Blücke.
Das sehr ungünstige Wetter versagte uns, auf der
Gerschni-Alp dem dort s. Zeit von Zabel in Münden sig-
nalisierten Botrychium simplexz Hitchk. nachzugehen.
DR; Pr s
“|
»
Auszug
aus der
dahres-Rechnung der sehweizer. botanischen (resellsehalt
vom 1. Januar 1896 bis 31. Dezember 1896.
Einnahmen.
Mitétiedenbeitrager te 7 ni ne RS RENE Of re
POS ET TOR Een En EL end ae en 9. —
PNR SEE PR OR re re ee rs
A'usserordenthehes Beiträme 2 Ur Jen er 9:55
Summa Einnahmen Fr. 639. 10
Ausgaben.
Passiv-Saldo letzter Rechnung . . . . . Fr. 26. —
BénicnhiemdeniGeselischalit en rene ee So TS
VérseMedenene en REA Se ES er en 46 LR
Summa Ausgaben Fr. 585. 10
Bilanz.
BAR ARR EN ES A ME ae NT 09010
ATIS DA D OT Eure PA UE Re Sur ee cHDBoCl0
ARNO O RER PASTEUR CRE TNA
Reservefonds.
Ist im Rechnungsjahr unverändert geblieben
RM re Re SUR Re OO A)
Der Kassier:
B. Studer, Apotheker.
Eingänge für die Bibliothek
vom 1. Februar 1897 bis 1. März 1898.
I. Einzelwerke, Separatabdrücke etc.
Badoux. Accroissement en longueur d’un rameau de Gly-
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Zeitschrift für Forstwesen.
Baltzer. Nachträge zum Interglacial von Pianico-Sellere.
Sep. Neues Jahrbuch für Mineralogie. Bd. IT, $. 105.
1897.
Brunnthaler, J. Ueber eine monstrüse Wuchsform von Poly-
porus squamosus {Huds). Sep. zoolog. bot. Gesell-
schaft. Wien, 1896.
Bucholtz, F. Zur Entwicklungsgæeschichte der Tuberaceen.
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XV, S. 211—226.
Chabert, Dr. Alf. «Les plantes sauvages comestibles de la
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Chambery, 1597.
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bot. de France. Tom. 44.) p. 355—369.
Eliasson, A. G. Fungi upsalienses. Stockholm, 1897.
Erb, J. Ueber den Werth der Blattanatomie zur Charak-
terisierung von Juniperus communis L, J. nana Willd
u. J. intermedia Schur. Sep. d. Berichte d. schweiz.
bot. Gesellschaft, Bd. VIT, 1897.
Fischer. Ed. Observations sur les Urédinées. Sep. Archives
des sciences physiques et nat. Bd.101. Genève, 1896.
— -- Beiträge zur Kenntnis der schweiz. Rostpilze.
Uromyces Dietelianus n. sp. Sep.-Abdr. Bulletin de
l’herbier Boissier, Bd. V. Nr. 5. $S. 393.
— — Beiträge zur Kenntnis der schweizerischen Rostpilze
Puceinia Aecidii Leucanthuni nov. sp. u. P. Caricis
montanae nov. sp. Sep.-Abdr. Bulletin de l’herbier
Boissier VI, Nr. 1.
D HAE Le Sie
rer NUIT
Kôhne. «Ueber einige Cornus-Arten, besonders C. macro-
phylla Wall u. C. corynostylis n. spec. Sep. Abdr.
«Gartenfi.> 1896, S. 236—239 u. S. 284— 288.
— — Cornus brachypoda. C. A. Mey. Sep.-Abdr. «Gartenfl.»
S. 94— 96, 1897.
— — Philadelphus. Sep.-Abdr. «Gartenfl.», 1896, $S. 450 ff.
Schube, Th. Die Verbreitung der Gefässpflanzen in Schle-
sien nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kennt-
nisse. Breslau, 1898.
Smith, Erwin. The black rot of the cabbage. Washington,
1898. U.S. Depart. of agriculture, Farmers’ Bulle-
TInUNr. 68:
Ulrich. Beiträge zur bündnerischen Volksbotanik. Davos,
1897.
Woods, Alb. The Bermuda lily Disease, Washington, 1897.
II. Periodische Schriften im Tauschverkehr.
Basel. Verhandlungen der naturforschenden (Gesellschaft,
Bd. XI, Heft 3, 1897.
Berlin. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz
Brandenburg, 38. u. 39. Jahrg. 1896 u. 1897.
Bonn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der
preussischen Rheinlande, Westfalens und des Re-
gierungsbezirkes Osnabrück, 53. Jahrg. 1896, 2te
Hälfte; 54. Jahrg. 1897, lte Hälfte.
Bonn. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellsch.
für Natur- und Heïlkunde. Bonn, 1896, 2. Hälfte;
Bonn, 1897, 1. Hälfte.
Bern. Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in
Bern pro 1895 und 1896.
Bremen. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins,
Bd. XIV, Heft 2.
Breslau. T4. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur mit Ergänzungsheft : Littera-
tur der Landes- und Volkskunde der Prov.Schlesien,
1896.
Cassel. Botanisches Centralblatt, Bd. VI, Heft 6 u. 7.
Cherbourg. Mémoires de la soc. nation. des sciences nat.
et math. de Cherbourg, Tom. XXX, 1896/97.
Chur. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft
Graubündens. Neue Folge, XL. Bd., Vereinsjahr
1896/97. :
Cincinnati (Ohio). The journal of the Cincinnati Society of
natural history vol. XIX.
ia
Nr
>
Le
23
17
FT.
— XV —
Weimar. Mitteilungen des thüring. bot. Vereins. Neue
Folge, Heft X, 1897.
Wien. Annalen des k. k. naturh. Hofmuseums, Bd. XI, 1—4:
Bd. II. 1. —
— — Verhandlungen der Kk. K. zoolog.-bot. Gesellschaft,
Bd. 46, Heft 10, 1896.
Zürich. Vierteljahresschrift der naturf. Gesellschaft in
Zürich, Bd. 41, (Supplement), Bd. 42, 189%.
Der Bibliothekar:
Dr M Rire
à
+
Mitteilungen
aus dem
botanischen Museum des eïdgenüssischen Polytechnikums
in Zürich.
4. Die mitteleuropäischen Arten der Gattung
Ulex. :)
Von Dr. M. Rikli.
DC. Prodr. I, 144 [1825]; — Koch. Synop-
sis ed IT, 130 [1857]; Eichler, Blütendiagramme
515—517 [1878]; Bertoloni F1. Ital. VII, 366;
Willkomm. Forstl. F1. S. 907 [1887]; Taubert
Nat. Pf. IIT, 3, S. 238 [1894]; Nyman Consp. fl.
Europ. 148, suppl. II, 82 [1890].
Kelch bis zur Basis zweilippig-
geteilt, Oberlippe breiter 2 zähnig, Unterlippe
schmaler, scharf 3 zähnig, gelblich häutig und
bis zur Fruchtreife bleibend. Blumenblätter
Ruiz -Demavelht,*kürzer -Dis-:wenipg
länger als der Kelch (hôchstens 1/2 so
1) Vorliegende kleine Arbeit über Ulex ist eigentlich
für die Synopsis der mitteleuropaeischen Flora von P. Ascherson
und P, Graebner bestimmt. Den verehrten Fachgenossen wäre
ich für Vervollständigung meiner Materialien über Ulex und die
übrigen Genera der Genisteen sehr zum Dank verpflichtet.
Ulex bei Plinius eine nicht sicher bekannte Pflanze, nach
Fraas — Anthyllis Hermanniae L., weil sie in feuchtem Boden (in
uligine) wächst; siche Leunis, Synopsis Bd. Il, $ 278, $S. 377
(1877).
Ï
REC 0h Len te
NET UETÉES ARR PEN
Le A SR EU
lang), unter sich beinahe gleichlang. Fahne:
eiformig, vorn schwach ausgerandet, kahl. Flügel
länglich-stumpf, am Grunde auf der dorsalen
Seite mit vereinzelten Haaren. Schiffchen abge-
rundet stumpf, längs des Kielrandes bis
zur Spitze miteiner wollig-zottigen
Haarleiste. Fruchtknoten sitzend, dicht
zottig-behaart. Griffel vorn schwach aufsteigend,
mit endständiger, kopfiger Narbe. Hülsen
eiformig, meist aufgedunsen, kürzer oder
kaum länger als der Kelch (nurbeid-
sect. Stauracanthus u. Nepa v. d. iberischen
Halbinsel, doppelt so lang als der Kelch) arm-
samig (meist 2- oder 5-samig).
Keimpflanzen mit dreiteiligen Primordial-
blättchen 1); Blätter aber später?) sehr bald bis
auf den dornigen Blattstiel oder zu einer kleinen
Schuppe reduciert. Nebenblätter fehlend. Sehr
dornige Sträucher, mit gestreift, dornig-stechen-
den Zweigen und Blattstielen.
1) Siehe Abbildung Nr. 268 in Vol. I: Lubbock John.
A. Contribution to our Knowledge of seedlings. London, 1892.
?) Anfang April 1897 sammelte ich in der Pineta von
Viaregcio, nôrdlich von Pisa neben blühenden, auch vegetative
Zweige von U. europaeus L., bei denen die obersten Axillär-
knospen zu 15—20 em langen, gewüôhnlichen Laubtrieben aus-
sgewachsen waren. Diese zum Teil selbst wieder verzweigten
Triebe waren flaumig-zottig abstehend behaart und trugen zarte,
lineal-pfriemliche, einfache Laubblättchen, die jeweilen in eine
feine, noch nicht dornige Stachelspitze endeten. An der Basis
dieses Triebes fanden sich immer je 1—3 kleine, ovale Blätt-
chen. Es sind dies jedenfalls (durch das relativ-feuchtere Klima
dieser Jahreszeit) bedingte Frühjahrstriebe, welche später
wohl auch die für Ulex so charakteristische Rutensprossform an-
nehmen dürften.
A
Axillärknospen zu kurzen Dornzweigen aus-
gewachsen. Blüten immer gelb, mit kurzen be-
haarten Stielchen, einzeln oder gezweit an ver-
kümmerten Traubenaxen, die aus den Blatt-
achseln der Langtriebe oder der seitlichen Dorn-
zweige entspringen (Blüten also an der tertiären
oder quartären Achse), am Ende der Haupttriebe
traubig, zuweilen beinahe doldig gehäuft. Deck-
blättchen') klein, aber unmittelbar unter dem
Kelch immer zwei ziemlich breite Vorblättchen.
— Ca. 25 Arten, vorzüglich im atlantischen Eu-
ropa und nordwestlichen Afrika, das Masse n-
Centrum dieser Gattung findet sich
auf der Pyrenäenhalbinsel, welche
nicht weniger als 14 endemische Arten besitzt.
4. Sect. Euulex. (Willkomm), Staubgefäisse und
Griflel vom Schiffchen eingeschlossen. Hülse
eifürmig-länglich, kürzer oder kaum länger als
der Kelch, mit 2—4 Samen.
I. Kelche ‘}; kürzer als die Blüte, dicht
wollig-behaart. Vorblättchen unmittelbar unter
dem Kelch, rundlich-oval, breiter als das Blüten-
stielchen. Fahne kahl, schwach-nervig, breit-
oval, vorn ausgerandet, plôtzlich in den Nagel
verjüngt. Flügel länger als das Schiffchen.
Hülse etwas länger als der Kelch, ca. 16—20 mm,
bärtig-zottisg. Samen olivengrün, mit vertieftem
ovalem Nabel.
1) Oft finden sich am Grunde des Blütenstielchens neben
einem deutlichen Deckblättchen noch mehrere jedoch meist sehr
kleine Schüppchen, die wohl der reduzierten Traubenachse an-
sgehôren dürften.
U. europaeus L. Heckensame, Stech-
oder Heideginster, Gaspeldorn.
Gaspeldorn, Hecksame (Westfalen).
niederl.: Doorn. ;
franz.: l’Ajonc d'Europe.
ital.: Ginestrone spinoso, Ginestre marina;
ticin.: Ginestra spinosa;
ital.: Vulgärnamen: Nepa, Striggia,
Sardici, Spalatrone.
fh von 1—2 m Hôühe mit grossen 18—22 mm
langen, intensiv gelben Blüten, mit aufrechtem,
und in der Längsrichtung gerilltem, sehr ästigen,
abstehend-behaartem Stengel. Blätter zahlreich,
lederartig-steif, lineal-nadelig, an der Spitze je-
weilen in einen Dorn endigend, und mit dorn-
artigen Achselzweigen. — Fruchtkelche dicht
weisslich-wollig behaart, Kelchnerven durch die
Behaarung vollständig verdeckt; Floralblâätter
kürzer als das ca. 6—9 mm lange Blütenstiel-
chen. Deckblättchen länglich ca. 3 mm, dicht-
wollig, anliegend-behaart. Blütenstiele dicht,
teilweise abstehend behaart. Schiffchen gerade,
ziemlich verwachsen blätterig, an
der unteren Seite mit einer Haarleiste. Flügel
länglich-stumpf, breiter als das Schiffchen, gegen
die Basis auf der dorsalen Kante mit einzelnen
Wimperhaaren.
Bildet dicke, undurchdringliche steifblätt-
rige, dornenreiche, immergrüne Xerophyten-
gebüsche, von schmutzig-grünem Aussehen.
Mit ihren pinoiden, eine sehr geringe Ver-
dunstungsfläche besitzenden Blättern und ihren
rasch verdornenden Zweigen gehôrt die Pflanze
zu dem Typus der Rutensprossgewächse (War-
ming ükol. Pfl. geogr. S. 75 u. 184). AlsKkalk-
fliehende Pflanze bevorzugt sie lockeren
Sandboden oder etwas schweren, lehmartigen
Untergrund, sie bildet daher vielfach im nôrdl.
Deutschland einen charakteristischen
Bestandteil der Niederungsheide,
wo sie zuweilen fürmlich bestandbildend auftritt.
(Drude, Pflanzengeogr. v. Deutschl. I, 356 u. 376).
In Coniferen und Eichenwäldern tritt U. euro-
paeus L. auch gerne als Unterholz auf, z. B. in
der berühmten Pineta bei Viareggio (Toscana).
Eine Pflanze, deren Massencentrum im at-
lantischen Europa, besonders im westl.
Teil der iberischen Halbinsel liegt (Willkomm,
Grundzüge d. Pflanzenverbr. auf d. iber. Halb-
insel S. 122—131), von wo sie längs den atlanti-
schen Küsten Frankreichs und Englands bis ins
nôrdl. Schottland vordringt und auch längs der
Nordküste von Frankreich nach Osten ausstrahlt,
erreicht sie in unserem Gebiet') ihre ab-
solute Ostgrenze. Sie bildet im westl.
Norddeutschland noch stellenweise dichte Be-
stände und darf in Cleve, am Niederrhein, in
Westfalen und bis Osnabrück in Hannover ent-
schieden als spontan bezeichnet werden. Von
hier aus jedoch die Südostgrenze der Pflanze mit
Sicherheit zu bestimmen, dürfte wohl kaum
1) «In unserem Gebiet» bedeutet das von der Synopsis
der mitteleuropaeischen Flora von P. Ascherson und P, Graebner
umfasste Florengebiet.
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Em e LES
môglich sein, da die Pflanze am Ende des
XVIIT. Jahrhunderts in den betreffenden Gebieten
vielfach angeflanzt wurde und sich seither sub-
spontan erhalten hat. [Griesebach: Veget. d.
Erde I, 97 (1872)]. Alle Versuche den Stech-
oinster auch in Mitteldeutschland anzupflanzen
sind gescheitert, da er streng an ein ozeani-
sches Kliim a gebunden ist und nach Griese-
bach (1, 97) hôchstens einen Küstenabstand von
ca. 20 geogr. Meilen erträgt, im Binnenlande da-
gegen im Winter bis auf die unterirdischen Teile
erfriert. So fehlt er schon in Hessen, Franken,
Thüringen und im Harzgebiet. Nur längs den
klimatisch begünstigten grossen Flussthälern ver-
mag er etwas weiter ins Land einzudringen, so
lings des Elbe-Oderthals. Als subspontane
Standorte werden hier angegeben, Quellendorf
bei Dessau, Pirna, Hoyerswerda links von der
Kosakenbrücke, Bautzen, Herrnhut (Gerndt, Glie-
derung d. deutschen Flora, Zwickau 1876), ferner
ob. Weistritz und bei Ottmachau in Schlesien
(Fick, F1. v. Schlesien, 1881); letzterer Fundort
dürfte wohl der am weitesten nach Südosten vor-
geschobene Standort Norddeutschlands sein. Ein
ähnliches versprengtes, jedoch wohl auch nur
verwildertes Vorkommen findet sich bei Zwei-
brücken in der Pfalz.
Die Flora von Hannover und Mecklenburg
gibt noch eine stattliche Anzahl von Standorten
an, wir fanden in diesem Gebiet noch 55 An-
gaben, welche aber wohl auch meistens auf
ehemalige Kultur zurückzuführen sind. Von
SPRINT
2 “,
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«2 LG AU
Interesse dürfte vielleicht noch sein, dass mit
dem Vorräücken nach Osten die Pflanze sich
immer mehr an die Küste hält und das Vor-
dringen ins innere Land mehr und mehr meidet.
Die ôstlichsten Fundorte sind etwa bei Ginst
auf Rügen, am Galenbeckersee bei Strassburg
in der Ukermark und bei Politz an der Oder,
nôrdl. von Stettin zu suchen. Von Hamburg
aus strahlt die Pflanze dann ferner nordwärts
längs der Küste von Schleswig-Holstein nach
Dänemark aus.
Ein zweites Verbreitungscentrum der Hecken-
same findet sich an der Südgrenze unseres Ge-
bietes. Im südwestl. Frankreich ist dieselbe nur
vereinzelt, sie findet sich etwas reichlicher im
Dép. du Var, überspringt dann die ganze Riviera,
um bei Parma, in der Gegend von Spezzia und
an verschiedenen Stellen der Toscana wieder
oft sehr reichlich aufzutreten. Ein merk-
würdig versprengter Standort findet sich dann
endlich noch bei S. Bernardo, nôrdl. von Lugano
im südl. Tessin, jetzt wohl der einzige Fundort
in den Südalpen, da die Pflanze um Como
(Hegetschweiler) und im Gandelhofe bei Gries,
nôrdl. von Bozen ausgestorben ist (Hausmann).
Lecogq gibt als Hôhengrenze des Stech-
ginsters in Europa 1100 m an; er blüht in südl.
Gebiet Ende März bis Mai und mehr vereinzelt
beinahe das ganze Jahr, in Norddeutschland im
Mai und Juni.
U. europaeus L. Spec. plant. I, S. 241 (1753);
— U. compositus Münch. Meth. S. 289 (1794);
— U. grandiflorus Pourr. in. Mém. de l’Acad.
de Toul. IT, S. 333 (1788); — U. vernalis Thore
Ess. d’une chlor. du depart. d. Landes. $S. 299
(1803); — Ù. strictus Mackay. in Transact. of
the Roy. Ir. Acad. XIV, S. 166 (1824); — U. ar-
moricanus Mabille, in Act. Linn. Soc. Bord XXV.
024 (1864); — U. floridus Salisb. Prod. 329; —
U. hibernicus G. Don. Gen. Syst. II, 148; —
U. major Thore. Ess. Chlor. Land. 299; —
U. mitis Hort. ex. G. Don in Loud Hort. Brit.
280; — U. opistolepis, Webb, in Ann. Sc.
Nat. Sér. XVII, 291 (1852); — Nym. Con-
spect. 148.
Abbildungen: F1. dan. IV, T. 608: —
Sm. Engl. Bot. Ii, T. 742; — Schkubhr:
Handb. T. 196; — Nouv. Duham. 1, T. 59; —
Lam. Encyclo. méth, illust. T. 621. — Guimp,
Abbildg. deutsch. Holzart. 2, T.193;—Baxter,
Brit. bot. 3, T. 92; — Reichenbach, Icones
plant. Germ. Bd. 20, T. 17 (MMLXVII).
Der Heckensame zeigt in unserem Gebiete
geringe Neigung abweichende Formen zu bilden.
Besonders auffallend ist eine var. inermis (L.V i 1-
morin in Compt. Rend. de l’Acad. des Sc. de
Paris, Febr. 1850), deren Zweige keine Spur von
Dornbildung zeigen. Die meist einfachen Blätter
künnen gelegentlich, besonders an den unteren
Zweigen dreizähligsein(Kôühne, Deutsch.
Dendrologie. S. 328 (1893). Die für die ruten-
artigen Genisteen sonst nicht seltenen Fas-
ciationen der Zweige scheinen bei dieser Art
selten zu sein (Essai de térat. in mém. de l’Acad.
re rQ rs
des Sc. de Toulouse IT, Clos, p. 40). Die Füllung
der Blüten erfolgt vorzüglich durch seriale, oft
drei- und mehrfache Verdoppelung der einzelnen
Kronblätter (Ch. Morren in Clusia p. 51;
Gard: -Chron: 1879; p. 730 u.-1884 TL, p::610):
Moquin-Tandon IV, p. 198 führt jedoch auch
petaloïde Ausbildung der Staubgefässe an. N.Col-
gan bespricht im Journal of Botany, London
1885, p. 157 eine eigentümliche Form von U.
europ., deren Blüten an der Spitze der Fahne
beiderseits einen senkrechten, zurückgeschlage-
nen, blumenblattartio- gefärbten Lappen tragen
(siehe auch Penzig, Pflanzenteratologie Ba. I,
318). — Eine var. biferus Taslé ap. Arrondeau
Cat. pl. Morbihan, p. 24; zeigt eine zweite Blüte-
zeit im August und besitzt Blüten, deren Stiel-
chen gegen die Mitte mit länglich-lanzettlichen
Deckblättchen versehen sind. Diese Abart dürfte
vielleicht unser Gebiet noch im Nordwesten er-
reichen.
In den wärmeren Teilen Mitteleuropas zu-
weilen als Zierstrau ch angepflanzt, z. T. mit
gefüllten Blüten (so in den Gärten des Elsass,
häufig, Willkomm, Forstl. Flora, 1887, S. 907),
sowie auch wegen ihren sparrigen, dornigen
Aesten häufig zur Anlage von Naturhecken
(daher wohl Heckensame) verwendet. Früher
scheint die Pflanze zu diesem Zwecke vielfach
angepflanzt worden zu sein, jedenfalls sind alle
Standortsangaben der Pflanze in Elsass und
Lothringen auf solche Kulturen zurückzuführen
(siehe Willkomm, Forstl. Flora, S. 907) und auch
Rene
sämmtliche cisalpine, schweizerischer Standorte
sind subspontan. Die Angaben aus der franzü-
sischen Schweiz, wie z. B. embouchure de
l’Areuse, Kt. Neuenburg an 2 Stellen von Jean-
jaquet und Sessler; Lausanne, Chillon und
La Batie bei Genf sind, wie mir Prof. Tripet in
Neuenburg und Prof. Wilezeck von Lausanne
brieflich mitteilen, ursprüngliche Gartenflücht-
linge; die Pflanze wird übrigens zuweilen jetzt
noch im Kt. Neuenburg als Naturhecke ange-
pflanzt (Godet, Flore du Jura, p. 142). In der Ost-
schweiz findet sich der Heideginster nur zwischen
dem Brandtobel und der Teuferegg ob St. Gallen,
woselbst sie sicher zur Befestigung des Bodens
angeflanzt wurde. Nach Wartmann und
Schlatter scheint sich die Pflanze daselbst
allmählich einzubürgern, es ist dies mit 850 m
zugleich der hôüchste Standort der Pflanze in der
Schweiz.
Die ganze Pflanze ist ferner als Brenn-
material brauchbar, die Blüten enthalten
einen gelben Farbstoff. Die wegen den
Stacheln zuvor gequetschten Blätter liefern be-
sonders jung ein gesundes Futter für
Pferde, in Frankreich wird eine nicht ver-
holzte Spielart als gutes Viehfutter und
als Nahrung für Wild angepriesen (Leunis,
Synopsis 1885, Bd. IT, $S. 98).
Hauptverbreitungsgebiet — atlan-
tische Flora der iberischen Halbinsel westliches
und nôrdliches Frankreich, England, Schottland
und Irland.
M PT Fra
II. Kelch so lang oder nahezu so lang als
die Blüte. Vorblättchen unmittelbar unter dem
Kelch ziemlich gleich breit oder schmaler als
das Blütenstielchen. Fahne oval oder länglich-
oval, kahl, sich allmählich in den kurzen Nabel
verjüngend. Hülse so lang oder kaum länger
als der Kelch, ca. 8—12 mm sammetig-behaart.
Samen olivengrün, mit rundlichem nicht ver-
tieftem Nabel.
a. U. nanus Forst.
Homes 3 do Hohe:= mit skléinen:,
kaum 10 mm langen, gelben Blüten und
sparrigen, gefurchten, oft niederliegend-auf-
steigenden sehr ästigen') und abstehend be-
haarten Stengeln. Blätter sehr zahlreïich,
gedrängt, lederartig, schmal, vom Grunde
an Zzugespitzt, an der Spitze jewetlen in einen
Dorn endend und mit kurzen dornartigen
Achselzweigen. Kelch sehr fein anliegend, kurz,
haarig. Fruchtkelche dunkelbraun
kahl, beinahe glänzend. Kelchnerven
meist deutlich vorragend. Floralblätter länger
als das nur 3—4 mm lange, dicht kurz-haarige
Blütenstielchen. Deckblättchen länglich, sehr
klein (etwa 1 mm), kurzhaarig. Fahne deut-
lich rôtlich-nervig, länglich oval, vorn
schwach ausgerandet. Schiffchen schwach ge-
krümmt, aus 2vollständigfreien Blätt-
chen bestehend, am Kiel mit deutlicher
Haarleiste. Klügel etwa so la n g aber schma-
1) Der Hauptstengel ist am Ende oft gabelig bis doldig ver-
zweigt, siehe ferner W ydler in Flora (1860) p. 17 ff.
RO re
ler als das Schiffchen, am Grunde ohne Haare.
Hülse von der Länge des Kelches 10—12 mm
lang, auf ca. 5 mm Breite.
BevorzugtSilikatgesteine und Sandalluvionen,
auch auf mit Ton vermengtem Sand, gedeiht er
sehr gut. Ein Bewohner der Ebene und der
montanen Region (besonders im Süden) geht
er hôchstens bis zu 1200 m. In seiner Ver-
breitung meidet er noch mehr das Binnenland
als Ü. europaeus; eine durchaus ozea-
nisch-atlantische Pflanze berührt sie
daher unser Gebiet nur an deren Nordwest- und
Südwestgrenze, wo wir sie in Belgien und im
südwestlichen Frankreich, jedoch nur vereinzelt
antreffen, so z. B. bei Montbrisson, Lyon, St.
Etienne und bei Marseille. !) Pflanze des Spät-
sommers und Herbstes, vom August bis Ende
Oktober blühend.
U. nanus Forst. in Symons, Syn. 160; Sm.
Fl:Brit: 707.
U. autumnalis Thore, Ess. Chlor. Land. 299;
— U. europaeus (Brot.) F1. Lusit. IT, 78; —
minor Roth., Catalect. fasc. T, 83; U.nanus &.
typicalis Bab.in Ann. nat. hist. V, p.302—305.
Abbildungen: Reichb. Icon. Germ.
Tome XX, Tafel 17.
Eine etwas abweichende Form +. longis-
1) Rouy und Foucauld, Flore de France Tome IV, 245 (1897)
bestreiten zwar das Vorkommen von U. nanus Forst. in der
Mittelmeerregion Frankreichs. Wir besitzen jedoch die Pflanze
im herb. helv. von S. Etienne von Clastien, von Lyon aus dem
herb. Jord. und von Marseille, letztere Etiquette allerdings von
fraglicher Herkunft.
pinosus wird von Rouy und Foucauld beschrie-
ben. Die primären Dornen sind 12—18 mm lang,
diejenigen der Blütenregion erreichen die Spitze
der Blüten oder überragen dieselben sogar. Ex-
sicc. Magn. FI. sel., nr. 803; Baenitz Herb.
Europ., ann., 1877 (Angl.). Diese Form findet
sich im dép. du Rhône und künnte daher müg-
licherweise auch noch unserem Gebiete ange-
hüren.
Das (Gesamtverbreitungsgebiet dieser Art
umfasst hôüchstens den 7. Teil desjenigen von
U. europaeus L. In der iberischen Halbinsel
bevorzugt er mehr die westlichen und nordwest-
lichen Gebiete bis etwa zum 40° nôrdlicher Breite,
in Frankreich hält er sich ziemlich streng an
die atlantische Küste, und in Grossbritannien
geht er nur bis ins südliche Schottland.
b. ÜU. parviflorus (Pourr.).
h bis 1 m hoch, mit mittelgrossen 10—12 mm
langen, gelben Blüten. Stengel gefurcht, kräf-
tiger als an U. nanus Forst., ziemlich regel-
mâssig traubig-ästig. Blätter spär-
Frch,-entfernt; starkVerkürzt, leder-
artig-steif, lineal-lanzett in eine Dornspitze endend
und mit dornartigen Achselzweigen. Kelche erst
grünlich, alsdann gelb, Fruchtkelche hellbraun,
beide fein anliescend behaart. Kelchnerven ver-
wischt. Fioralblätter k ü r ze r als das anliegend-
kurzhaarige ca. 5 mm lange Blütenstielchen.
Deckblättchen sehr klein, kaum 1 mm lang,
rundlich, fein-kurzhaarig, Fahne schwach-
nervig, Oval, kaum ausgerandet. Schiffchen ge-
PRE TE PTS RE Ro pee SE TC
Wir ” res Se TEE
Re (is
rade aus 2, mehr oder weniger freien Blumen-
blättern bestehend, mit Haarleiste am Kiel und
gesgen die Spitze auf beiden Seiten mit ver-
einzelten Haaren. Flügel kürzer als das
Schiffchen, länglich-oval, am Grunde ohne dor-
sale Wimperhaare. Hülsen 8—10 mm lang und
ca. 5 mm Breite, etwas länger als der Kelch.
Sterile unkultivierte Orte, besonders auf
Sandboden. Nur im äussersten Südwesten des
Gebietes, besonders in den beiden dép. Bouches
du Rhône und Var, so bei Arles. Marseille,
Ste-Marouerite près de Toulon. Eine im April
blühende Frühjahrspflanze.
U. parvifiorus Pourr: in: Mém:,; Acad.
Toul. IIT (1788); — U. australis, Roxas Clem.
Ensay. Vid. 291. U. europaeus Savi (?) Alb.
Tosc. 1, 228; — U. provincialis Lois! in Desv.
Journ. Bot. II (1809) 361.
Abbildungen: Reichb. Icones Germ.
L: XXs-Latelel
Die Art variert hauptsächlich in der Aus-
bildung der Dornen. Rouy und Foucauld unter-
scheiden in ihrer Flore de Fr. T. 1V, 245 (1897)
folgende drei Formen. «) genuinus (Rouy und
Foucauld). Dornen kräftig stechend, gerade oder
schwach gekrümmt. f) recurvatus Willk. Suppl.
Prodr. fl. Hisp., p. 255; U. recurvatus Willk. et.
Lge. Prodr. fl. Hisp., 8, p. 448; U. parviflorus
Losc: Pardo “Ser- in conf;-ed 2/91 (pr);
Dornen sehr kräftig, stechend und besonders die
blütenständigen an der Basis stark gekrümmt.
Pflanze kräftiger als «&. 7) tenuior (Ret: F.);
U=Provineialis Lois! Notice, p. 105, t.:6, f. 2
Énsape Desv Jouin Bot 2,1 193:"1018."E 1
Gall., ed. IT, p. 111. — Dornen schwächer, kaum
stechend, gerade ; Pflanze schmächtiger als «.
Von den 3 Ulex unseres Gebietes, besitzt
U. parviflorus (Pourr.) das kleinste Verbreitungs-
gebiet, sie findet sich nur in Spanien, besonders
im Süden und Osten und in Südfrankreich.
U. Europaeus LX. nana Forst. zwischen
diesen beiden Arten kommen nach Le Jolis beï
Cherbourg mancherlei Zwischenformen vor, die
früher vielfach als hybrid aufgefasst wurden.
Eine konstante Mittelform ist U. Gallii (Planch)
in Ann. SC. Nat.-Sér. TT, XI (1849), "213; :6. 9.
Die Hybridität môochten wir jedoch stark be-
zWelfeln, da sie in Gegenden vorkommt, wo eine
der beiden Eltern fehlt. Auffällig bleibt auch
die verspätete Blütezeit vom Ende August bis in
Dezember. Die Samen reifen selten aus und
zwar erst im nächsten Frühjahr. (Rouy et. FE.
Pede Pr -IV222%
B. Sect. Nepa, Webb. (als Gatt.). Staubgefässe
und Griffel vorragend. Hülse eiformig, doppelt
so lang als der Kelch, mit 1—3 Samen
Mit 4 auf der iberischen Halbinsel ein-
heimischen Arten, wovon U. Webbianus Coss
noch nach Nordafrika ausstrah]t.
C. Sect. Stauracanthus, Lk. (ais Gatt.), Hülse
Spitz, wenigstens doppelt so lang als der Kelch,
bis 6 samig. 3 Arten auf der iberischen Halb-
insel.
Betula carpathica W. Kit. in der Schweiz.
von
EUCRrIiS TE
Bei einem Aufenthalt in Klosters im August
1896 fielen mir die zahlreichen kleinen Birken
sehr auf, welche in dem subalpinen Wald zwischen
diesem Dorf und der Alp Sardasea in zahlreichen
Gruppen vorkommen und einzeln längs dem
Bache bis zum Dorfe selbst herabsteigen. Sie
boten in der Gesamterscheinung grosse, ja frap-
pante Analogie mit B. Murithii Gaud., die ich im
Heft V.1895 dieser Berichte beschrieben und abge-
bildet habe. Ich sandte von Klosters aus frische
Exemplare an meinen Freund Prof. Schræter, der
sie als B. carpathica Waldst. Kit. apud. Willd. spec.
4 pag. 464 erkannte, mit welcher Bestimmung
meine spätere Untersuchung übereinkommt. Die
Pflanze bildet ein knorriges, bis 3 Meter hohes,
nach oben stark und fast besenartig verästeltes
Bäumchen, jedoch ist der Hauptstamm deutlich
markiert, bis armsdick, und mit einer wenig
glatten und nie rein weissen, sondern graulich-
weissen Epidermis versehen, die durch viele
schwärzliche runzelige Borkenteile unterbrochen
ist. Die Aeste und Zweige sind aufrecht bis
horizontal abstehend, nie hängend, der Wipfel
des Bäumchens nie verlängert, sondern die Krone
breit, oval endigend. Im einzelnen kommt die
Pflanze mit der vortrefflichen Abbildung bei
Reichenb. Icon. XII, Tab. 624. N. 1284 ziemlich
cut überein.
Sie ist durchaus kahl, die weiblichen Kätz-
chen (der Reïfe nahe) sind kurz gestielt (Stiel
1/2 bis 1 cm., Kätzchen 2 cm.) Stiele und Kätz-
chen aufrecht abstehend. Die Blätter sind un-
regelmässig und tief doppelt gesägt, entschieden
breiter als das Bild bei Reichenb., sehr breit
oval, mit abgerundeter Basis, und wesentlich
kürzer zugespitzt als auf dem Bilde, jedoch
herrscht der Längen- über den Breitendurch-
messer stets etwas vor. Die Blattstiele sind
kurz : ?/; em. bei einer Länge der Blattlamina von
hôüchstens 3 cm., das Blatt aufrecht abstehend,
von dicklicher etwas starrer Textur, das Ader-
netz auf der Unterseite scharf hervortretend,
auch die Verzweigungspunkte der Hauptnerven
ohne Haarbüschel; die Internodien sind doppelt
kürzer als bei B. alba, welche sich durch Schlank-
heit aller Teile sofort aufs deutlichste von der
Klosterser Pflanze unterscheidet, und kürzer auch
als bei B. pubescens. Von der B. pubescens Ehrh.
weicht sie ab durch Kahlheit aller Teile und
einen weit gedrungenern Habitus, breitere, kürzer
gestielte Blätter, ohne vorgezogene Spitze, kurz
gestielte, fast aufrechte Kätzchen und grauere
Rinde. Bekanntlich zieht Koch Synops. Ed.
2. II. 761 die B. carpathica zur pubescens und
nennt sie eine kahle Varietät derselben :
«In subalpinis sæpe fruticem humilem divari-
«catam exhibet, foliis petiolisque glabris et
«quandoque axillis venarum quoque denudatis.»
Die Kätzchen-Schuppen und Fruchttheile un-
serer Pflanze unterscheiden sich auch keineswegs
von denen dieser Art.
Allein B. pubescens zeigt auf unsern alpinen
Standorten, auch im Ober-Engadin, vorzugsweise
starke Behaarung, so dass die Rubrizierung
unserer Pflanze unter pubescens doch wohl
zweifelhaft sein dürfte.
Ich weiss nicht, ob und wo in der Schweiz
diese Form schon beobachtet ist.
Reichenb. fl. Excurs. 174 gibt sie auf den
Karpathen und Sudeten an.
Wimmer fl. v. Schles. 172 führt sie als Varie-
tät der pubescens also an: «8. carpathica. Blät-
«ter rundlich, mit sehr kurzer Spitze, lederartig,
«nebst den Stielen kahl>, und gibt als Standorte :
«In den Gründen des Gebirgs, im Riesengebirge
«in der Melzergrube, Riesengrund, am kleinen
«Teiche, in der Nesselgrube, im Elbgrunde und
«in den Schneegruben. Im Gesenke: im Kessel
«und am Petersteine.> Uebergangsformen (von
pubescens Ehrh. und carpathica) nennt Wimmer
von der Heuscheuer.
Es ist interessant, dass diese, wie es scheint,
vorwiegend dem Osten angehôrige Baumform
nun auch im Osten der Schweiz nachgewiesen
ist, nachdem Schlatter im Kt. St. Gallen kürz-
lich auch die nordôstliche B. humilis Schrank
entdeckte. :
Studien über die Baumgrenze im Hochgebirge.
Von Prof. Dr. Bühler in Tübingen.
Der internationale Verband forstlicher Ver-
suchsanstalten beschloss 1893, die horizontale
und vertikale Verbreitung der heimischen Holz-
arten einer genauen Untersuchung zu unter-
werfen. Vor Beginn der Aufnahmen sollte das
in der Litteratur bereits niedergelegte Beobach-
tungsmaterial Zzusammengestellt und verwertet
werden. Mit dieser Aufgabe vom Verbande be-
traut, habe ich angefangen, die Originalangaben
über die Verbreitung der Holzarten zu sammeln.
Das Ergebnis für das schweizerische Hoch-
gebirge (und den Jura) wird in den folgenden
Zeilen mitgeteilt werden.
An diese Daten werde ich die von mir
selbst während der Jahre 1883—96 in der Schweiz
gemachten Beobachtungen anreihen, und an die-
selben einige allgemeine Betrachtungen an-
schliessen.
1
Die Flora der Schweiz hat seit lngerer Zeit
eine detaillierte Bearbeitung erfahren. Ueber
viele Gegenden sind Spezialschriften erschienen.
die ich hauptsächlich durch die Unterstützung
meines ehemaligen Kollegen, des Herrn Professor
Dr. Schrôter in Zürich, sämtliche zur Vergleich-
ung heranziehen konnte. In vielen derselben
fehlen aber die Hühenangaben entweder ganz,
oder sie sind allgemein gehalten (Regionen etc.).
Die meisten floristischen Schriften sind mehr für
die horizontale, als für die vertikale Verbreitung
der Holzarten von Bedeutung.
Zahlreichere, genaue Hôühenangaben sind in
den nachgenannten Werken enthalten, deren Er-
wähnung in kürzester Form hier zulässig ist.
Für St. Gallen und Appenzell: Wartmann
und Schlatter.
Für Glarus : Heer, Wirz.
Für das Berner Oberland: Fischer.
Für Graubünden: Killias, Moritzi.
Für Wallis: Jaccard, auch Payot.
Für Tessin: Franzoni.
Für den Jura: Godet, Thurmann.
Neben diesen ist das klassische Werk von
Christ zu nennen, da er zahlreiche Hôhenbe-
stimmungen selbst vorgenommen hat. |
Von den älteren Autoren wären Wahlenberg,
Kasthofer und Hegetschwiller zu erwähnen.
Doch bleiben ihre Schriften einem besonderen
historischen Abschnitt über den Gegenstand vor-
behalten.
Die älteren Angaben wurden durchweg in
Metermass umgerechnet.
Auf diese Weise habe ich nahezu 1000 Hühen-
angaben gesammelt, die sich freilich sehr un-
oleich auf die verschiedenen Holzarten verteilen.
Es entfallen z. B. auf Weisstanne 18, Berg-
Ferro
ahorn 19, Erlen 8, Birken 36, Kastanie 11, Buche
56, Esche 8, Lärche 67, Fichte 43, Arve 42, Berg-
fôhre 52, Fôhre ({silv.) 14, Eichen 24, Vogel-
beere 21, Taxus 10, Linden 15. Für andere
Arten sind nur einige wenige Daten vorhanden.
In der folgenden Uebersicht sind die Holz-
arten alphabetisch aufgeführt, um das Aufsuchen
der einzelnern Species zu vereinfachen.
Die eingesetzten Zahlen geben je die hôch-
sten Standorte von lebenden Exemplaren an.
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Die vorstehende Tabelle zeigt, dass die
Hôühenbestimmungen sehr ungleich auf die ver-
schiedenen Gegenden der Schweiz verteilt sind.
Es erscheint deshalb aus wissenschaftlichen
und praktischen Gründen wünschenswert, dass
die vereinzelten und oft zufälligen Beobachtungen
durch eine systematische und planmässige Un-
tersuchung ergänzt werden.
Diese muss auf einer sorgfältie durchdachten
Anweisung beruhen, da die Arbeit die Kraft
eines einzelnen Forschers überschreitet. Der
Entwurf dieser Anweisung wurde geniacht, nach-
dem Voruntersuchungen in verschiedenen Ge-
genden der Schweiz die entscheidenden Gesichts-
punkte und die mannigfaltigen natürlichen Ver-
hältnisse vor Augen geführt hatten.
Die wichtigsten dieser Voruntersuchungen
sollen im folgenden Abschnitt mitgeteilt werden.
TE
Die Untersuchungen wurden grôsstenteils
in den Jahren 1892—19%5, in der Regel in den
Monaten Juni und Juli vorgenommen, weil zu
dieser Zeit die Schneeverhältnisse einem ge-
naueren Studium unterworfen werden konnten.
ES wurde eine Anzahl von Pässen über-
schritten, wodurch an einem oder hôchstens
zWei Tagen die beiden Expositionen begangen
werden konnten.
Zur Bestimmung der Hôhe diente neben
dem Siegfried-Atlas ein Aneroidbarometer, das
bei der vorher angestellten Prüfung eine grosse
Genauigkeit ergeben hatte.
Die folgenden Uebersichten beschränken sich
nicht bloss auf die Angabe der oberen Baum-
orenze, sondern geben die Beobachtungen an
allen wichtigen Punkten wieder. Dadurch er-
hält man ein deutliches Bild der Vegetations-
verhältnisse und insbesondere auch der Vege-
tationszonen, wie sie beim Ersteigen des Passes
durchschritten werden.
In der Regel wurden Aufzeichnungen nur
bezüglich der Holzgewächse gemacht. Doch
wurden die landwirtschaftlichen Kulturen stets
berücksichtiet.
Die Beobachtungen wurden auf die nächste
Umgebung des Passweges beschränkt.
Die aphoristische Form der Notierungen
wird beibehalten werden dürfen.
Die vorn stehenden Zahlen geben die Meeres-
hôhe in Metern an.
1. Monthey (466 m.)- Val d'Illiez-Champéry (1052 m.)
im westlichen Wallis. 22, Juni 1892.
466 Kastanien-Niederwald; dann hochstäimmige Kastanie
mit Lärchen und Fichten auf der Weïide; einzeln,
gruppen-, horstweise.
800 Letzte Kastanie; erste Buche.
900 Sehr schône Eichen, Eschen, Ulmen.
952 Val d'Illiez; fast reine Lärchen.
1000 Mehlbeere; Linde (grbl.); Taxus.
1045 Massholder; Buche mit 60 em. langen Hühentrieben,
Linde, Esche, Ulme, Bergahorn sehr üppig; Birke,
Sahlweide; Haselnuss, Alpenerle.
1052 Fichtenwald; nur 2 Weisstannen angeflogen.
1300 Hänge mit Alpenerle bedeckt.
2. Martigny (477)-Champex (1501). 23. Juni 1892.
509 Kastanie tritt auf; Lärche bis an den Fluss, Birke,
Fôühre, Fichte.
800 Letzte Kastanie.
1850
2000
2100
1761
1890
1960
2600
2200
450
LORS
erste Buche; Birke, Tanne, Fichte, Lärche.
Buche als Ausschlag ; Traubenkirsche.
Gem. Wachholder.
Fichte und Lärche in ausgedehnten Beständen; dabei
Tanne, Führe, Bergführe, Arve.
3. Visp (659)-Zermatt-Riffelalp (2227). 24. und
25. Juni 1892.
Visp. Birke, Führe, Wachholder, Zwergwachholder,
oben Lärchen.
Neubrück. Letzte Kastanien.
Stalden. Auf der Schutthalde: Lärche, Führe,
Birke, Aspe, Weisserle.
St. Niklausen. Fichte häufiger. Fichte und Lärche
am Hang bis 2200 m.
Herbriggen. Westhang mit reinen Lärchen.
Erste Esche.
Täsch, Reine Lärchen (ohne Fichten und Arven).
Ob Zermatt. Lärche und Arve und nur eine ein-
zige Fichte. Alpenerle, Zwergwachholder. Dar-
unter ein roter Teppich von blühenden Alpen-
rosen. Lärche am Südhang rein, Arve am Nord-
hang rein. Mehrmals scharf ausgesprochen.
Vogelbeere.
Reine Lärchen: 24—25 m. hoch.
Nordhang:; nur Arven.
Riffelalp; fast nur Arven.
Letzte Arven; 12-—18 m. hoch. Lärcher. Zwerg-
wachholder.
4. Gletsch (1761)-Grimsel-Furka (2436). 26. und
217. Juni 1892.
Oberhalb Gletsch gegen die Grimsel: Am Südhang
Lärche, Fichte, Bergführe.
Oberste Arven.
Fichten, Lärchen auf dem Kamm.
Nordhang bei Gletsch: Reine Alpenerlen: einige
Bergführen, Birken, Vogelbeeren.
Hiezu Arven, Lärchen.
Letzte alte Lärchen.
Alpenerlen.
Fast die ganze Fläche mit Schnee bedeckt.
D. Gotthard. 11. September 1884. 18. September
1890 und 2x. Juni 1892.
Altdorf: Fichte, Tanne, Buche.
FT
500 Erstfeld: Fichte, Führe, Buche. Alpenerle.
700 Oberhalb Amsteg: Fichte, Führe, Birke, Schwarz-
erle, Weisserle, Alpenerle, Hasel, Sahlweide ; nur
noch eine Buche; Nussbaum, Kirschbaum.
740 Gurtnellen: Fichte, Bergahorn.
1128 Güschenen: Ost- und Westhang nur Fichten, keine
Lärchen im Hauptthal, solche nur im Seitenthal.
1300 Schüllenen: Bergführen, Alpenerlen, Weïden.
1448 Andermatt: Fichte, Lärche.
1484 Hospenthal: Alpenerlen, Weïden. Künstlich an-
gebracht: Lärche, Fichte, Arve, Führe. Bis
gegen Rehalp fast nur Alpenerlen, auch nur
Vogelbeere.
1154 Airolo: Fichte, Lärche auf den Berghängen;
Mebhlbeere, Hasel, letzte Fichte bei 1700 m.; in
Gärten: Bergahorn, Rosskastanie, Kirschbaum,
Wellingtonie.
1013 Quinto: Erste Lärche im Thal.
900 Rodi: Erste Kastanie.
130 Faido: Kastanie zahlreich, Fichte, Weiïsserle, Wei-
den. Weiter unten: Kastanien herrschend.
. 6. Monte Generoso (1695). 20. September 1890.
300 Capolago: Kastanie, Linde, Esche, Ulme, Hasel.
700 $S. Nicolao: Buche tritt auf.
900 Buche, Kastanie, Zerreiche, Mehlbeere, Aspe, Linde.
1150 Buche, Birke.
1200 Buche hat noch Hôhentriebe von 30-50 cm.;
Vogelbeere, Mehlbeere, Stechpalme.
1350 Buche, schon kümmernd.
1400— 1450 Obere Buchengrenze; kein Nadelholz.
1695 (Greneroso: Am ganzen Osthang nur Alpenerle.
7. TInterlaken (570)-Lauterbrunnen-Scheidegg (2064)-
Grindelivald (950). 14. September 1895.
970 Interlaken: Unten Buchen mit Lärchen und Fichten;
obeu vorherrschend Fichten.
658 Zweilütschinen: Südhang unten Buchen bis 1200 m.
oben Fichten; Nordhang Fichten bis an den Bach;
dazwischen Lärchen, Bergahorn, Ulmen, Eschen.
810 Lauterbrunnen: Esche, Bergahorn, Ulme, Linde,
Buche, Weïsserle, Mehlbeere, Hasel, Fichte ein-
zeln, Obsthäume.
930 Dazu Aspe, Linde, Birke.
1140 Kirschbaum.
ER
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Ve
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DU PORNET PI
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PS
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Frs
2064
1840
1720
1619
1500
1300
1057
1100
1257
1750
Wengen: Apfelbäume, Ahorn, Fichten rein, keine
Buche.
Grenze des Bergahorn; fast nur Weïde; am steilen
Hang Fichte.
Fichte, vielfach zu Boden gedrückt.
Letzte Fichten unterhalb der Bahnlinie; oberhalb
derselben Kkahl;: Weidefläche; keine Lärchen,
keine Arven, Alpenerle.
Wengernalp: Oberhalb des Hotels Weide mit ein-
zelnen abgefressenen Fichten, Zwergwachholder ;
am Steilhang licht stehende Fichten. Massiv der
Jungfrau von ca. 1800 m. an kahl.
Scheidegg: Rings Weïde; der alte Arvenbestand
reichte früher bis ca. 2200 m. Der jetzige Ar-
venwald in zwei Mulden gelegen; die meisten
Arven geknickt in verschiedener Hôühe. Am
Nordhang liegt der Schnee bis ca. 2000 m. herab.
Fichte tritt auf; licht geschlossener Wald.
Fichte, Arve, Vogelbeere.
Alpiglen: Fichte und Arve bis ca. 1700 m.; Berg-
führe; Schneeflecke bis ca. 1800 m. herab; keine
Lärchen.
Erster Bergahorn; neben Fichte.
Bergahorn, Weisserle, Sahlweide.
Grindelwald: Kirschbaum, Apfelbaum, Esche, Mehl-
beere, Aspe; erste Birke, Hasel.
Ob Mürren hôürt der Wald bei 1750 m. auf ;
die obere Waldgrenze verläuft fast gerade.
8. Engelberg (1019)-Trübseealp (1750). 1. Juli
1894.
Buchen 20—25 m. hoch; Fichten.
Letzte Buchen im Gerschniwald; im Leitiwald
Eschen, Weisserlen. Buchen bis 25 m. hoch.
Fichten; die letzte Weisstanne.
9. Goldau (450)-Rigi-Kulim (1750). 13. September
1890. 29. Juni 1892.
Goldau: Fichte, Führe, Tanne, Birke, Aspe, Sahl-
weide, Esche, Vogelbeere, Mehlbeere, Weisserle,
Bergahorn.
Buche tritt auf.
Kräbel: Buche, Fichte, Bergahorn, Ulme, wenige
Weisstannen.
Fruttli: Buchen, Fichten, Weïsstannen, Fôhren,
Eschen, Bergahorn.
É e
A Rss
1630
1460
1450
1440
1365
1280
1260
1235
1230
1180
860
DO
Klôüsterli: Fast nur Fichten: im Kessel keine
Buche mebr.
Schynenfluh: Letzte Weisstanne.
Am Nordhang oberhalb Klôüsterli an der Bahnline
letzte Buche, knorrig.
Rigikulm: Fichte. Im Garten Arve, Lärche, Berg-
fôühre, Bergahorn.
10. Rigikulin (1750)-Kaltbad (1433) Vitznau (450).
15. Juni 1891. 25. April 1893.
Fichten.
Fichten, Weiïisstanne 12 m. hoch.
Rings Fichte, 1 Führe.
Fôhren und Bergführen.
Buche, Mehlbeere, Sahlweïde, Hasel, Bergahorn,
Ulme, Weisserle.
Freibergen: Eiche, Esche, Kirschbaum, Apfel-
baum.
Vitznau: Buche, Aspe, Esche, Sahlweide, Mass-
holder, Bergahorn, Vogelbeere, Ulme, Kastanie,
Birke, Weide, Nussbaum, Fichte.
11. Rigi-Scheidegg (1600)-Gersau (442). 29. Juni
1892.
Oberste Weisstanne ; Hühentriebe bis 10 em. Vogel-
beere, Fichte, Bergführe. Von Dr. Stierlin ge-
pflanzt: Lärche, Arve, Führe, Berg- und Spitz-
ahorn.
Weisstanne zahlreicher.
Bei Unterstetten Führe.
Bergahorn, Vogelbeere, Mehlbeere.
Alpenerle, Sahlweide, Birke.
Erste Buche mit Weisstanne, Fichte, Bergahorn,
Sahlweide, Mehlbeere.
Erste Esche.
Erste Führe.
Erste Birke.
Kirschbaum.
Eiche, Linde, Hasel.
12. Süntis (2500). 1. Oktober 1884. 30. August 1893.
Oberhalb Schafboden und oberhalb Meglisalp 1400 m.
keine Bewaldung. Nur der Steckenberg bis oben
1800 m. bewaldet; von 1600 m. an Bergführen.
Wald nur an den Hängen: bei Altenalp bis ca.
1400 m.
LB Le
Ebene Stellen und Mulden baumlos.
Letzter Buchenwestand am Seealpsee bis 1300 1.
und einzeln bis 1600 m.; am Südhang gegen
Wildhaus bei 1500 m. noch schüne Buchenstämme.
Am 4. Juni 1895 war die mittlere Schneegrenze
bei 1500 m.; am 30. August 1893 war er bei
ca. 2000 m. an vielen ebenen Stellen eben weg-
geschmolzen.
13. Klosters (1125)- Davos-Flüela (2392) - Zernetz
(1497). 25. und 26. Juni 1895.
Klosters: Buchen, Bergahorn, Fichte, Lärche.
Letzte Weïsstannen: letzte Buchen.
Laret: Fichte, wenige Lärchen.
St. Wolfgang: Bergfôhren (auf Serpentin), Wach-
holder, Fichte, Lärche.
Davos: Fichten, Lärchen. In den Anlagen bei
Davos: Vogelbeere, Bergahorn, Aspe, Trauben-
kirsche, Birke. s
Erste Arve.
Zur Alpenrose: Lärche; oben einzelne Fichten.
Tschuggen: Lärchen, Arven am Nordhang; ein-
zelne Arven 2050—2100 m. Am Südhang kein
Baum.
Ob Schindelboden. der letzte Wald; nur noch ein-
zelne Bäume. :
Mehlkasten Brücke: Die letzten Arven beisammen.
Windform. Aeste bergwärts; dazwischen Schnee-
felder.
Am Südhang die letzte einzelstehende Arve. Hühen-
wuchs derselben in den letzten 10 Jahren 51 cm.
Schneeflecke jetzt auch auf der Südseite.
Zusammenhängende Schneedecke; nur Rücken und
Kämme frei.
Hospiz Flüela. See noch gefroren. Schneeflecke
ringsum.
Ob Wegerhaus Chiant Sura: Die ersten Berg-
führen plattgedrückt; vorher ohne Vegetation
bis Pass.
Erste alte Arve in den Bergführen.
Arven und Lärchen, 10 Stück. Lärchen sehr zer-
zaust.
Aspe.
Birke, Sahlweide.
Lärchen, Fichten, Führen zahlreich. Hüchstens
100 m. über der Waldgrenze noch Schnee.
1497 Zernetz, im Garten beim Bären: Arve, Sahlweiïde,
Aspe, Vogelbeere, Traubenkirsche, Traubenhol-
lunder, Eschen mit Trieben von 30—40 cm. In
Plantas Garten: Flieder, Goldregen.
14. Zernetz (1497)-Ofenpass (2155)-Münster (1248).
27. Juni 1895.
1497 Zernetz: Fichten, Lärchen, Führen.
1650 Führen, Bergführen.
1660 Erste schüne, 20 m. hohe Arve.
1750 Rechts an der Strasse am Nordhang: Fichte, Lärche,
Arve, Fôühre und (geradstämmige) Bergführe
neben einander. Fichte hat noch die Knospen-
schuppen, Arve 5 em., Führe und Bergführe
2 cm., Lärche 1 em. lange Tricbe.
1800 Die eben genannten Holzarten bilden den Wald.
Führen 15 m. hoch. Aspen, Weiden.
1804 Ofenwirtshaus. Am Südhang Schneeflecke bis ca.
2300 m. herab. Bewaldung rings noch 3— 400 m.
aufwärts reichend. Bergführen fast rein, urwald-
artig, mit Lärchen.
1985 Pflanzschule eines Privatmannes mit Lärchen, Arven,
Bergführen.
2010 Starke Bergführen 15—25 cm. stark, 10-12 m.
hoch.
2155 Ofenpass:, Bewaldet bis oben am Pass von Arven
und Bergfôühren; einzelne Lärchen; am Osthang
bestockt bis 2250 m. Bergfôhren strauchfürmig
(nicht legformartig), soweit der Wind einwirkt.
2155 Auf der Südseite des Passes zunächst nur Berg-
fôhren, tiefer unten Lärchen und Bergführen bis
1664 Cierfs: Licht stehende Lärchen mit Fichten; be-
waldet bis 2249 m. Bergführen fehlen, dagegen
tritt Fôhre auf.
1410 Valcana: Kirschbaum, Apfelbaum, Esche.
1388 St. Maria: Lärche, Fichte, Weisserle, Vogelbeere,
Birke, Traubenkirsche.
1248 Münster: Lärche, Fichte, Birke, Aspe, Weisserle ;
auf dem FKriedhof Linde. (Buche, Ahorn fehlen).
15. Pontresina (1805)-Berninapass (2830)-Poschiavo-
Brusio (755). 29. Juni 1895.
1805 Pontresina gegen den Morteratschgletscher zu
Lärchen und Arven; Verjüngung reichlich,
namentlich auch von Arven. Nur 5 Bergführen.
Am Nordhang Schneefelder bis 2200 m. herab.
PL EE On TAN
SEE
RD
2000 Lärche, Arve, Birke, Alpenerle, Arven 10—11 m.
hoch, 20—30 cm. stark. Gipfeltriebe 3—-4 cm.
2049 Berninahäuser. Letzter Lärchenwald bis 2200 m.
reichend.
2155 Hiänge üde oder Schneedecke.
2200 AmOsthang etwa 20 Lärchen zwischen Schneeflecken.
2230 Lago biancho noch gefroren.
2309 Hospiz Bernina rings grosse Schneeflecke; See
grüsstenteils noch mit Eisdecke.
2330 Passhühe: Schnee rechts und links 80 em. tief.
2943 Wegerhaus: Rings schneelos: nur noch einzelne
Flecke bis 2300 m. herab; am Südhang Schnee
bis 2200 m.
2200 Erste Lärchen auf einer Erhühung, strauchfürmig.
2 Stôcke mit 2—5 Aesten, 80 em. hoch: neben
Zwergwachholder. 3 Lärchen kriechend.
2190 20 strauchfürmige Lärchen, aus welchen aber schon
hochstämmige herauswachsen; 5—6 Stämmchen
aus demselben Stock: 2 m. hoch und darüber.
2185 Auf dem nächsten Hügel überwiegen die aufrechten
Lärchen: 2—3 m. hoch; Hühentrieb von 1894
18 cm. In den Vertiefungen liegt rings um die
Lärchen Schnee.
2100 Am Felsrand 3 Arven, 5 m. hoch, sonst nur Lär-
chen bis
1878 La Rosa: Wald allerdings bis 2070 m., aber nur
auf Kuppen und Kämmen.
1800 Gleich hinter La Rosa tritt die Fichte auf zwischen
Lärchen; nur eine Arve.
1577 Weisserle, Aspe, Birke, Hollunder. Sahlweide,
Vogelbeere, Hasel.
1011 Poschiavo: Lärche, Fichte (keine Buche). Esche,
Apfelbaum, Akazie. Schnee bis 2600 m. herab.
Wald bis 2400 m.
962 La Prese: Lärche, Fichte, Birke, Weisserle, Alpen-
erle, Sahlweide. Im Garten des Hotels: Berg-
ahorn, Linde, Rosskastanie, Nussbaum, Vogel-
beere, Maulbeere.
Führe, Lärche, Fichte.
Oberhalb Brusio: Kastanie, oben mit Führe, Lärche,
Fichte, unten mit Hopfenbuche, Aspe, Hasel.
(Keine Buchen, Ahorn, Tannen.)
16. Maloja (1800)-Chiavenna (317). 1. Juli 1895.
1800 Maloja: Lärchen, Bergführen, Arven, Vogelbeere,
Alpenerlen. Fichte erst am Hang; auf dem
oo ©
Qt Qt
OO
1750
1700
1650
1460
1439
1110
1087
1018
991
923
400
800
935
1070
1200
Kamm nur ein Exemplar. Bei Sils Maria fehlt
die Fichte, bei St. Moritz ist sie selten.
Letzte Bergfôhren.
Die Lärche nur noch spärlich vertreten.
Letzte Arve.
Casaccia: Lärche am Westhang bis zum Dorf;
Fichten, incana, Weiden; am Nordhang Schnee-
flecke bis 2000 m. herab, in den Wald herein.
Lobbia: Fichten, Lärchen.
Felsengrotte: Erste 6 m. hohe Führe; einziges
Exemplar (künstlich hergebracht?). Am Nord-
hang im Tobel Schnecfleck bis 1200 m. herab.
Vicosoprano: Lärche, Fichte; in Schluchten Schnee
bis 1120 m.
Stampa: Esche, Nussbaum.
Coltura: Erste Birke, Fichten, Lärchen.
Promontogno: Zu Fichte und Lärche tritt schon
bei 940 m. hinter den Felsen die Kastanie; am
Hang geht sie bis 1000 m.
Im Garten des Hotels Bregaglia: Bergahorn, Eiche,
Buche, Blutbuche, Esche, Fichte, Arve, Lärche,
Rosskastanie, Schwarzpappel, Silberpappel, Akazie,
Linde, Ulme, Birnbaum, Apfelbaum, Maulbeer,
Nussbaum.
Gegen Spino im Walde: Lärche, Kastanie, Zerr-
eiche, Vogelbeere, Mehlbeere, Aspe, Hasel, Kirsch-
baum. Am Nordhang Schneefeld vom Gletscher
bis 1900 m.
Beginn des Kastanienwaldes von Soglio (2 Kastanien
bis 1088). 25—28 m. hoch, bis 1 m. stark.
Südhang Kastanie, Nordhang Fichte und Lärche.
Castasegna. Ende des Kastanienhochwaldes. Ka-
stanienblätter bis 35 em. lang.
Chiavenna: Auf den Hühen rings Kastanien, oben
Lärchen und Fichten. In den Gärten Lärchen
und Fichten.
17. Chiavenna (317)-Spliügen (2117)-Thusis (T20)-
Reichenau (586)-Chur. 2., 3. Juli 1895.
Birke, Aspe, Schwarzerle, Buche, Kastanie, Akazie,
Esche, Linde, Kirschbaum.
Kastanie, Birke.
Kastanie verschwindet; Lärchen.
Campodoleino: Lärche, Alpenerle, auch Fichte.
Esche in Gärten.
Fichtenwald.
680
660
86
610
160
1208
1431
1498
1560
1609
Pianazza: Rings Fichten; am Nordhang Schnee
bis 1800 m.
Casa Ricovera: Letzter Horst von Lärchen; dann
üde und Schnee bis
Splügenpass.
Erste Lärche; Schneeflecke teilweise bis 1850 m.
herab; später noch Fichten.
Fast reine Fichten.
Dazu Vogelbeere, Sahlweïde, Traubenhollunder.
Dorf Splügen: Fichte, Lärche, Vogelbeere, Sahl-
weide, Weisserle, Traubenhollunder.
Jange .Arven (künstlich?); Fichte wird herrschend.
Erste Weisstanne; Wald aus Fichten, Tannen,
Lärchen gemischt.
Erste Führe; neben Fichte, Tanne, Lärche.
Roffla: Führe wird zahlreicher.
Hasel.
Andeer: Wald ausschliesslich aus Nadelholz. Nord-
hang fast reine Lärchen, oben Fichten. Südhang
Fichten.
Im Hotelgarten: Linde, Mehlbeere, Platane, Akazie,
ital. Pappel, Apfelbaum, Birnbaum, Nussbaum.
Fichte, Lärche, Aspe, Birke, Ulme, Weïde, Hasel.
Rongellen: Zu den vorigen Bergahorn, Esche,
Vogelbeere, Mehlbeere.
Erste Eiche; neben Fichte, Fôühre, Lärche, Berg-
ahorn, Linde.
Thusis: Rings meist Fichten, Lärchen, Führen,
Eichen. ‘
Bei Cazis tritt Buche auf.
Rhazüns: Fichte, Fôhre, Lärche, Puche.
Reichenau: Lärche, Fichte; erster grüsserer Füh-
renwald in der Thalebene.
Chur: Fichte, Führe, Lärche, Buche, die am
Pizokel 1200—1300 m. geht.
18. Jura. St. Imier (800)-Chasseral (1609). 26. Sep-
tember 1883. 26. September 1890.
bis 1070 St. Imier: Buche vorherrschend; Fichte,
Tanne, Bergahorn.
Metairie la Himelette: Kleiner Buchenwald.
l’Agasse: Letzte Buche in der Wittweide; Fichte,
Bergahorn, Mehlbeere.
Einzelne Wittweidefichten. Vogelbeere, Mehlbeere.
Auf der Westseite des Chasseral noch einige Fichten.
Chasseral: Oben nur Weïdefläche.
Re MU dus
1425 Erste Buche am Südhang zwischen Fichten.
1380 Erste Weisstannen.
1200 Hasel.
1000 Eïche, Aspe.
1260—1300 Im Feuerstein: Buchen bis 25 m. hoch,
bis 82 cm. stark.
BTE
Nur wenige allgemeine Bemerkungen môgen
an die bisherigen Erhebungen geknüpft werden.
Eine gründliche Bearbeitung des bis jetzt ge-
sammelten Materials wird erst erfolgen künnen,
wenn auch die historischen Untersuchungen an-
gestellt worden sind.
Die allgemein übliche Ausdrucksweise über
die obere Grenze der Holzgewächse («geht bis etc.»)
ist an sich ja nicht unrichtig. Allein für eine
bestimmte Gegend kann sie unzutreffend sein,
wie die niedrigen Grenzen der Holzvegetation
am Säntis, bei der Grimsel oder der Wengernalp
zeigen. Wenn z. B. ein bisher kahles Gebiet
aufgeforstet werden soll, so künnen ohne die
spezielle Untersuchung leicht nutzlose Anstreno-
ungen gemacht werden.
Die Vergleichung der Vegetationsoerenze mit
der Jahrestemperatur ergibt, dass die Temperatur
nicht die entscheidende Ursache sein kann. Die
Jahrestemperatur auf der Riffelalp wird, nach
den Beobachtungen in Zermatt berechnet, unge-
fähr 1,5° betragen. Julier und St. Bernhard sind
bei 1,5 schon vollständig kahl. Andererseits ist
die Gegend der Grimsel und des Splügen baum-
los, obwohl die Jahrestemperatur 2 und 2,5° ist
und derjenigen von Zermatt, Sils Maria. Rigi-
Li rar
PRG ES
kulm gleichkommt. Neben der Jahrestemperatur
müssen auch die Monatstemperaturen in Betracht
sezogen werden. Rigikulm hat ungefähr dieselbe
Jahrestemperatur, wie das gleich hoch gelegene
Sils Maria im Engadin. Die Sommertempera-
turen in Sils Maria sind aber 2—3° hôüher als
auf Rigikulm.
Der Beginn der Vegetation tritt bei Zürich
etwa 10.—15. April, auf Rigikulm und den
Mythen etwa 1.—5. Juli ein. Die Tagestempe-
ratur beträgt je 10—11°. Ende Juni ist bei Zürich
der Jahrestrieb bereits abgeschlossen.
Die Bodentemperatur wird seit einigen Jahren
in Sils Maria und auf dem Rigi, sowie an an-
deren Orten beobachtet, da ihre Kenntnis bei der
sehr verschiedenen Dauer und Stärke der Inso-
lation für das genauere Studium der Vegetations-
verhältnisse unentbehrlich ist.
Die Stadien der Vegetation müssen natürlich
ebenfalls genau registriert werden. Meine Auf-
zeichnungen von wenigen Jahren sind leider
nicht ausreichend zu einer gründlichen Erürter-
ung, sie zeigen aber doch, dass Schlussfolger-
ungen aus der Hühenlage und den Temperatur-
verhältnissen nicht zulässig sind. Am 195. Juni
1891 habe ich bei Rigikaltbad (1433) die Vege-
tationsstadien verschiedener Holzarten untersucht.
Werden die Holzarten nach dem Grade der Ent-
wicklung geordnet, so ergibt sich die nach-
stehende, von vornherein gewiss nicht zu ver-
mutende Reihenfolge: Bergahorn, Vogelbeere,
RO fee
Buche, Spitzahorn, Füôhre, Mehlbcere, Esche,
Bergfôhre, Fichte, Tanne.
Dass die Exposition, der Neigungsgrad, die
geologische Unterlage, die Winde sehr erheb-
lichen Einfluss auf die Vegetationsgrenze aus-
üben, braucht kaum betont zu werden. Eine
genaue Erforschung dieser Faktoren ist freilich
noch zu wünschen.
Mehrfach sind in dieser Abhandlung die
Schneeverhältnisse erwähnt worden. Geographen
und Meteorologen wenden dem Studium der-
selben neuerdings erhôhte Aufmerksamkeit zu.
In den schweizerischen meteorologischen Annalen
werden seit Jahren die Aufzeichnungen darüber
mitgeteilt.
Die Baumgrenze ist allem Anscheine nach
von den Schneeverhältnissen wesentlich bedingt.
Auf Stellen, die anfangs Juli noch vom Schnee
bedeckt sind, ist in der Regel keine Baumvege-
tation vorhanden. Die trichterformigen Ver-
tiefungen auf dem Rigi sind ein Beleg hiefür,
ebenso die zahlreichen Fälle, in denen die letzten
Exemplare der Bäume auf Hügeln, Kämmen sich
finden, die früher schneefrei werden als die Ver-
tiefungen. Samen, die auf dem Stanserhorn
(1900) am 25. Juni 1894 auf schneefreiem Boden
ausgesäet wurden, keimten erst 1895. Wäre der
Boden im Juni und Juli noch mit Schnee be-
deckt gewesen, so wären sie wohl überhaupt
nicht zur Entwicklung gelançgt.
Diese Saat auf dem Stanserhorn sollte Ge-
legenheit zum Studium der besprochenen Ver-
Gr
ë
Ua
Le
AR
cat) MA ra DTA EU ae RAROMAPE COUT el EU
nie
hältnisse bieten. Aehnliche Versuche sind seit
1891 an verschiedenen Stellen auf dem Rigi, am
Pilatus, am Rossberg, der Trübseealp etc. ein-
geleitet worden. Der Zufall, der bei der natür-
lichen Ansamung und Verbreitung der Holzarten
eine Rolle spielt, kann auf diese Weise ausge-
schlossen werden. Regelmässige Aufzeichnungen
über die Entwicklung der Pflanzen sollten ein
sicheres Urteil über die einzelnen Faktoren geben,
als dies auf Grund zufälliger Wahrnehmungen
môglich ist.
Referate
über die im Jahre 1897 erschienenen Publikationen,
welche auf die schweizerische Flora Bezug haben,
nebst Nachträgen aus früheren Jahren.
XI, Pilze.
(incl. Flechten).
Britzelmayr, M. Materialien zur Beschrei-
bung der Hymenomyceten.— Botanisches Central-
blatt 1897. 3; Vol. LXXI, p. 49—59, 87—96. 8°.
Verzeichnis von Funden aus der Greverzergegend
(Kanton Freiburg), besonders aus den Wäldern bei dem
Dorf Epagny bei Greyerz. Zum Teil mit Beschreibungen
oder kritischen Notizen.
Ausserdem gibt der Verfasser auch Standorte aus
Bayern an, am Schluss des Verzeichnisses fast nur solche.
L. Fischer.
Correns, C. Schinzia scirpicola Spec. nov.
— Hedwigia, 1897, p. 38—40. 8.
Verfasser sammelte 1895 in der Maggiaschlucht ober-
halb Fusio im Kanton Tessin Exemplare von Scirpus
pauciflorus, die in Anschwellungen der Nebenwurzeln den
genannten Pilz enthielten, und gibt die Diagnose der
neuen Art. L. Fischer.
Cuboni, G La malattia del Castagno nel}
anno 1896. Bolletino di Notizie agrarie. Anno XIX.
1897, p. 196—215.
Die Krankheiït wird verursacht durch den parasitischen
Pilz Cylindrosporium castanicolum im Conidienzustand
oder als Spermogonienzustand (Phyllosticta maculaefor-
mis). Sie trat in verschiedenen Gegenden Nord- und Süd-
Italiens, ausserdem im Kanton Tessin auf (p. 199).
L. Fischer.
Fischer, E Tuberaceen aus dem Jura. Mit-
teilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus
dem Jahr 1895, p. XII.
CR EE Te ere EE UE EI CE OISE
M 11 ITU
Tuber aestivum von Delsberg und Choiromyces maean-
driformis von Locle.
Fischer, Ed. Beiträge zur Kenntnis der
schweizerischen Rostpilze. Bulletin de l’herb.
Boissier 1897. N. 5. p. 393—397. 80.
Verfasser beschreibt unter dem Namen U. Dietelianus
(später wurde der Name ersetzt durch U. Caricis semper-
virentis) eine neue Uromyces-Art auf Carex semperrirens,
wahrscheinlich heterücisch. Die Puccinia auf Epilobium
Fleischeri ist eine Pucciniopsis und muss von ?P. Epilobii
tetragoni als besondere Art: P. Epilobii Fleischeri nov.
spec. abgetrennt werden. Im Oberengadin fand ferner
Verfasser P. Epilobii DC, bisher nur aus den Pyrenaeen
und der arktischen Region bekannt. Endlich wird die
Beschreibung von Puccinia Caricis frigidae gegeben,
welche, wie Verfasser experimentell nachgewiesen hat, ihre
Aecidien auf Cirsium spinosissimum, heterophyllum und
eriophorum bildet. L. Fischer.
Magnus, P. Einige Bemerkungen zuHerrn
Prof. Dr. Thomas Mitteilung über einige
Exobasidien und Exoasceen. Forstlich-natur-
wissenschaftliche Zeitschrift, Heft 11, 1897, p. 435—438.
Bemerkung über die Verbreitung der Vaccinien-be-
wohnenden Exobasidien und der Magnusiella Umbelliferu-
rum, auch in der Schweiz. Ed. Fischer.
Sydow. Uredineen. Fascikel XX—XXIII. (1896.
und 1897).
In Fascikel XXIII der vorliegenden Sammlung sind
auch Arten aus der Schweiz enthalten, sämtlich vom
Referenten gesammelt. $S. Fortschritte der Floristik.
Ed. Fischer.
Thomas, F. Ueber einige Exobasidien und
Exoasceen. Forstlich naturwissenschaftliche Zeitschrift
1897, p.*305.
Enthält auch Angaben aus der Schweiz, so Magnusiella
Umbelliferarum und Exouscus Janus u. sp. aus Graubünden.
Ed. Fischer.
Videlier, H Le marché de Champignons à
Genève. Bulletin de la société mycologique de France
1896, p. 163.
II. Algen
(und Phykochromaceen.)
Chodat, R. Sur la flore des neiges du Col
des Ecandies (massif du Mont Blanc) — Bulletin de
l’herbier Boissier, T. 4, N. 12 1896, p. 879—889. 8°.
AQU
Ausser Sphaerella nivalis fand Verfasser im roten
Schnee Raphidiwm nivale {(Lagh.) Chodat und Ancylonema
Nordenskiôldii Bergg. L. Fischer.
Chodat, R. Matériaux pour servir à l’his-
toire des Protococcoidées. — Bulletin de l’her-
bier Boissier, T. IV, N. 4. 1896, p. 273—280.
In einem Tümpel nahe am Gipfel des grossen Salève
bei Genf fand Verfasser Chlamydomonas pertusa Chodat
nov. spec., Pediastrum Ehrenbergii, Pteromonas alata,
Pt. angulosa Chodat, spec. nov.?, Æuglena ovum, Gonium
sociale, nebst anderen schon in einer früheren Notiz er-
wähnten Arten. L. Fischer,
Chodat, R. Sur la structure et la biologie
de deux algues pélagiques. — Journal de Bota-
nique 1896. 22 p. 8°
Studien über Potryococcus Braunii Kütz. und Oscilla-
toria rubescens DC. Ersteren fand Verfasser im Genfer-
see, den Seen von Neuenburg, Murten, Biel, Zürich, Zug
und im Vierwaldstättersee, er ist auch sehr häutig im
Bodensee. L. Fischer.
Gotz,H, Zur -Systematik der Gattung
Vaucheria,; speziell der Aæwten der, Um-
gebung Basels. — Flora Bd. 83, 1897, 49 $S. 8°.
Die im botanischen Institut Basel ausgeführte Arbeit
gibt zunächst eine Einleitung über die Organisation und
Fortpflanzungsverhältnisse der Vaucherien unter Be-
nutzung physiologischer Versuche mit Nährlüsungen, die
auch bei der Charakteristik der einzelnen Arten Ver-
wendung fanden.
Aufzählung der Arten und Standorte siehe Fortschritte
der schweiz. Floristik. L. Fischer.
Schrôter, C. und ©. Kirchner. Die Vegetation
des Bodensees. (Der Bodenseeforschungen neunter
Abschnitt.) ÆErste Hüälfte. 1896. 122 $S.: 8 ° 2 Tafeln.
Diese wichtige, an interessanten Resultaten reiche
Arbeit gliedert sich in folgende Abschnitte:
Einleitung (Programm für die botanische Durch-
forschung, Verzeichnis der Mitarbeiter und Excursionen).
IL Allgemeiner Teil. A. Die natürlichen Bedin-
gungen der lacustren Flora des Bodensees. B. Definition
des Begriftes «See-Flora>. C. Hauptgruppen der Seeflora
in ihrem Zusammenhang mit Ufergestaltung und Tiefen-
verhältnissen (Schwebeflora, Schwimmflora und Bodenflora.}
1. Das pflanzliche Plankton des Bodensees von O. Kirchner.
(In diesem Abschnitt wird die durch den Pollen von
Fichten und Kiefern hervorgerufene «Seeblüthe> besprochen
und eine genaue Beschreibung und Abbildung des merk-
würdigen Botryococcus Braunii gegeben.) 2. Das pflanz-
liche Benthos (die Bodenflora). Unter den grünen, fest-
sitzenden Algenmassen der Uferregion sind besonders die
von Spirogyra adnata (die eine Specialität des Bodensees
zu sein scheint) auffallend. Die Untersuchung der In-
crustationen auf temporär vom Wasser entblüssten Steinen
des Ufers führte zum Ergebnis, dass dieselben aus Cya-
nophyceen-Fäden bestehen, auf und zwischen denen sich
kohlensaurer Kalk und andere unorganische Substanzen
abgelagert haben. Die bei verschiedenen Süsswasseralgen
vorkommende Kalk-Incrustation dürfte nach der Ansicht
des Verfassers eine Schutzeinrichtung gegen das Aus-
trocknen an solchen Standorten sein, welche nur zeitweilig
von Wasser benetzt werden. Anschliessend an diese In-
crustationen werden auch die in anderen Seen vorkommen-
den, schon vielfach erürterten «gefurchten Steine> be-
sprochen. Verfasser schliesst sich im wesentlichen der
Ansicht von Forel an, nach welcher die auf incrustierten
Steinen angesiedelten Insektenlarven dabei eine wesentliche
Rolle spielen.
Es folgt ein ausführliches (361 Arten umfassendes)
Verzeichnis der Bodenseealgen. in welchem auch die all-
œemeine Verbreitung berücksichtigt ist. Als neue Arten
werden beschrieben: Oscillatoria profunda Kirchner und
Oncobrysa lacustris Kirchner ; anschliessend eine Anzahl
Wasserpilze. Den Schluss bildet ein 300 Nummern um-
fassendes Verzeichnis der untersuchten Algenproben.
L. Fischer.
III. Moose.
Amann, J. Une excursion byologique dans
la Haute Engadine en 1893. Bull. de l’herb. Boissier
1896. No. 10.
Aufzählung der hauptsächlichsten Funde auf einem
Ausflug: Davos-Bergün-Albula-Pontresina-Val-Fedox-Ma-
loja-Lunghin-Tiefenkastel, darunter Dicranum latifolium
Amann, nov. spec. L. Fischer.
Amann, J. fand im Sommer 1895 auf schieferigem
Gestein bei Mauvoisin im Bagnethal Myium hymeno-
phylloides Hüben. Diese in der Schweiz sebr seltene und
nur steril vorkommende Art hält der Vortragende für ein .
Relict aus der Gletscherperiode. — Compte-rendu des
Ps Se CR
travaux présentés à la session de la société helvétique des
sciences naturelles à Zermatt. 1895, p. 64.
L. Fischer.
Barbey, William. Bryum Haistii Schimper. Bulletin
-de l’herbier Boissier. Tome V, No. 10, octobre 1897.
Relation de la recherche de cette petite rareté (qui
n'avait plus été récoltée depuis 1870) par Mr. C. Meylan
qui réussit à retrouver la localité classique — unique
jusqu'ici — découverte par Haist. J. Amann.
Culmann, P. IL Nachtrag zur Laubmoos-
flora der Kantone St. Gallen und Appenzell.
Jahresber. der St. Gall. Naturw. Ges. 1894
bis 1895.
Ein wichtiger Beitrag des ausgezeichneten Moos-
kenners zur Laubmoosflora unseres Landes. Eine der
angeführten Arten: Ptychodium decipiens Limpr. (im Adula
1881 gesammelt) ist für die Schweiz tüiberhaupt neu.
J. Amann.
Culmann, P. Deuxième Supplément au
Catalogue des Mousses deWinterthur (Suisse).
Revue byologique 1897, p. 36.
Liste d’une cinquantaine d’espèces intéressantes récoltées
par l’auteur aux environs de Winterthur. A signaler spé-
cialement le Thuidium pseudo-tamarisci Limpr., nouveau
pour la Flore suisse, mais qui paraît assez répandu chez
nous. J. Amann.
von Gugelberg, M. Beitrag zur Lebermoosflora des
Kantons Graubünden. — Jahresbericht der naturforschenden
Gesellschaft des Kantons Graubünden 1895.
Von den aufgezählten Arten sind bemerkenswert:
Jungermannia catenulata Hüben und Fossombronia pusilla
Dum., welche der Hepaticolog Jack bisher nie aus der
Schweiz erbalten hatte. L. Fischer.
Kindberg et Roell. Excursions byologiques faites en
Suisse et en Italie l’an 1895. — Bolletino della Società
botanica Italiana 1895, p. 14—22.
Im Kanton Tessin sammelten die Verfasser ausser
98 schon von dort bekannten Moosen (worunter ÆEwrhyn-
chium Teesdalei Var. ticinense Kindb. als Æ, ticinense
Kindb. nov. spec. aufgestellt wird), noch 64 für das Gebiet
neue Spec., darunter die hier beschriebenen Barbula hel-
OA TERRE
vetica Kindb. nov. spec., Bryum speirophyllum Kindb. nov.
spec. Die Ausbeute bei Güschenen (Kanton Uri) betrug
26 Arten.
(Nach Referat von Niedenzu in den Beiheften zum
botanischen Centralblatt 1897.) L. Fischer.
Limpricht, K. G Die Laubmoose. In Raben-
horsts Kryptogamenflora.
Die Lieferungen 31 und 32 behandeln die Pleu-
rocarpen von Plagiothecium noricum bis Hypnum rerol-
vens. Die letzterschienene Lieferung (32) enthält eine
8 Seiten lange «Uebersicht der Harpidien nach Sanio»,
die wohl als überflüssig bezeichnet werden kann; da
Sanio’s endlose Formen- und Hybriden- (?) Namen heute
schon kaum mehr als geschichtliches Interesse beanspru-
chen künnen. J. Amann.
Pasquale. Notes byologiques sur le Tessin.
Revue byologique 1893, p. 25.
Rô1l J. Beiträge zur Laubmoos- und
Torfmoosflora der Schweiz. Hedwigia, Band
36, p. 320—330.
Verzeichnis der vom Verfasser im Tessin, Engadin
und Visperthale gesammelten Laub- und Torfmoose.
J. Amann.
Rôll, J. Beiträge zur Laubmoos- und
Torfmoosflora von Oesterreich. Verhandlungen
der K. K. Zoolog.-botan. Gesellsch. in Wien. Band XLVII,
1897, p. 659.
Enthält auch einige Angaben über Moose aus der
Schweiz. J. Amann.
IV. Gefässpflanzen.
Notiz: Die Referate rühren von M. Rikli her, wenn nicht
ein anderer Referent unterschrieben ist.
Arvet-Touvet. Revision des Epervières de l’herbier
Haller fils, Annuaire du Conservatoire et du Jardin botani-
ques à Genève 1ère Année (1897), pag. 68 etc.
Als bemerkenswertere Ergebnisse dieser verdienst-
lichen Arbeit seieu folgende Entdeckungen hier aufgeführt:
H. Schleicheri A.-T. spec. nov. (Sect. Aurella, Gruppe
Villosa neben H. porrectum) Rochers au Pont de Nant
(Ct. de Vaud.).
Der Name muss übrigens geändert werden, da er
schon von Nägeli und Peter und von Paiche gebraucht ist.
H. oreites A.-T. (H. praecox var. oreites? A.-T.), Von
Custer, also wahrscheinlich im Rheïnthal oder den benach-
barten Bergen, gesammelt.
H. laevigatum Willd var. austriacum Uechtr. Leg.
«Schleicher in transalpinis ad muros> und «Mari à Lu-
gano».
H. pseudo-juranum A.-T. Tête de Rang, leg. Chaillet.
H, polyadenum A.-T. «Schleicher ex transalpinis».
(O0b aber auf Schweizergebiet ? D. Ref.)
. AT, corymbosum Fries var. asteriforme A.-T. «Assez
commun près de Neufchatel» leg. Chaillet.
H. ramosum W.-K. «Au dessus de Pierrabot, Juillet
— et au Val de Ruz, Avril.» Der Verfasser wünscht
dringend, dass diese Pflanze an ihrem Kklassischen Stand-
ort — Pierrabot (oder Pierre à Bos, Meierei bei Neuen-
burg? d. R.) gesucht und wieder aufgefunden werden
môchte und erbittet sich (ebenso der Ref.) einige Exemplare.
H. praealtuim Vill var. stagalliferum A.-T. «Aux en-
virons de Neuchâtel». Diese Form künnte übrigens iden-
tisch sein mit H. praealtum Vill 3% majusculum Näg
und Pet,
Es ist überhaupt sehr bedauerlich, dass Arvet-Touvet
in seinen Arbeiten so wenig oder meist gar keine Rück-
sicht auf die Monographie von Nägeli und Peter nimmt;
künnte er doch solches thun ohne von seinem Standpunkt
und seinen Ansichten etwas zu vergeben, aber damit
manchem Irrtum und mancher Verwirrung vorbeugen.
F. Käser.
Arvet-Touvet. {lieraciorum novorum descriptiones.
Bulletin de l’Herb. Boissier, V. 732; beschreibt ein neues
Hieracium — H. Wiülczekianum. Arv.-T., Catal. et in
herb. Wilczek aus dem Kanton Waadt: Ormonts. alt.
2100 m. August 1893. leg. Wilczek und vallon de Nant,
alpes de Bex. August 1895, leg. Wilczek.
Aubert, S. Les pommiers de la vallée de
Joux. Bull. de la soc. vaud. des se. nat. No. 122.
Verfasser berichtet über Kulturversüche mit russischen
und kanadischen Apfelsorten im Val de Joux. Die jungen
Bäume wurden teilweise schon im Herbst 1891 angepflanzt,
trotz des überaus ungünstigen Klimas in diesem kleinen
Sibirien des Kantons Waadt, kamen sie 1893 schon zur
Blüte und teilweise selbst zur Frucht; allerdings mussten
die Bäume an den geschütztesten und günstigsten Loka-
lititen angepflanzt werden, auch so wurde durch die Un-
gunst der Witterung, durch Hagel und Wildfrass mancher
Schaden angerichtet. Ein definitives Urteil über die Akkli-
mationsfähigkeit obiger Obstsorten wird jedoch erst nach
einigen Jahren müglich sein.
Badoux. «<Ueber grosse Bäume in Zürich
und Umgebung». N. Zürch. Zeitg., Nr. 10, zweites
Abendblatt, 10. [. 1898. (Eine bezügliche Mitteilung wird
auch erscheinen in der Zeitschrift «Die Schweiz» und
anhangsweise in Usteri uud Schrôüter «Führer durch die
Quaianlagen von Zürich» [im Druck|].)
Im schweïizerischen Walde sind Baumhühen von 50
bis 55 m das Maximum (Fichte und Weiïsstanne). In einem
Walde bei Langnau (Kanton Bern) wurde 1894 eine Fichte
von 54 m. gefällt und noch mehrere solche sollen dort
stehen, doch gehürt das zu den Seltenheiten.
Ein Fichten- und Tannenhochwald von 35—40 m. oder
ein Buchenwald von 30—35 m. mittlerer Grüsse gehôürt
zum schôünsten, was wir zeigen künnen.
In den Parkanlagen in und um Zürich stehen die
Laubbäume, was Grüsse anbetrifft, obenan. Der hüchste
Baum Zürichs ist eine Platane von 41'/2m. Hôühe im
Platzspitz, dann folgt eine Fyramidenpappel von 38 m.
Hühe und eine Silberpappel von 36,5 m. im Park der Frau
Zollinger-Billeter.
In der Dicke erreicht das Maximum die prächtige
Ulme im Altersasyl zum «Wäldli» in Hottingen; der
Stammdurchmesser beträgt in Brusthühe 1 m.50. Mit der
daneben stehenden kanadischen Pappel bildet diese Ulme
wohl eine der schünsten Baumgruppen Zürichs.
Der Reichtum Zürichs an schônen einheimischen
Bäumen und Exoten ist jetzt schon gross, wenn einmal
die Quaianlagen mit ihrer grossen Zahl seltener Bäume
recht herangewachsen sind, so wird in der Schweiz kaum
eine andere Stadt sich eines so reichen Baumschmuckes
erfreuen wie Zürich.
Beauverd. Aperçu sur la florule du Mont
Gelé de Riddes. Bull de la Murithienne 1894—96,
p. 28—44.
Verfasser gibt eine vertikale Gliederung der Flora
vom Rhonethal bei Riddes bis zum Gipfel des Mont Gelé
bei 3028 m. Der Mont Gelé, dem Massif der Dent Blanche
angehürig, besteht zum grüssten Teil aus Urgebirge mit
charakteristischer Kieselflora, Bänder vor Kalk sind mehr
vereinzelt, nur gesen Pierre-à-Voir und Mont-Chemin ge-
winnen sie an Bedeutung.
Es werden folgende Regionen unterschieden :
J. Untere Regionen.
a) Thalregion der Walliser Felsenheide ver-
einzelt bis 1000 m. und darüber.
Bestandbildend sind hauptsächlich Pinus silvestris
und Petula verrucosa, Eiche und Lärche treten nur mehr
vereinzelt auf.
b) Mittlere subalpine Region der Wälder
und Mayensässe von 1200—1700 m.
Es ist das (rebiet der Lärche, jedoch erst bei ca.
1500 m. beginnen die eigentlichen Vertreter der subalpinen
Flora wie Paradisia, Arnica, Trifolium alpinum, Anemone
sulfureu zu dominieren. Bei 1650 m. fanden sich noch
kleinere Gruppen von Populus tremula und Alnus qgluti-
nosa, anderseits erreichen aber die untersten Arven auch
noch diese Region.
ehnObére.-Waldresion °und':-Region der
Alpenweiden, 1700—2000 m.
Teils mit Lärchenwaldungen, in den oberen Teilen
dagegen vorzüglich mit Arvenbeständen bewachsen, letztere
geht hier etwa bis 2100 m.
II. Obere Regionen. 2400—3028 m.
Als besondere Eigentümlichkeiten dieser Region
werden erwähnt:
1. Das Auftreten von Seduwm villosum in der hühern
Weidenregion von Tortin.
2. Enpetrum nigrum zeigt hier überall zwitterige
und nicht wie gewühnlich getrennt geschlechtige Blüten.
3. Durch den Col von Etablons, die Verbindung nach
dem Bagnes, gelangen eine Reïhe seltenerer Pflanzen. die
wir in Bagnes wieder reichlich finden, in unser Gebiet;
so Viscaria alpina, Saxifraga controversa, Gentiana te-
nella, Potentilla frigida, Aquilegia alpina ete.
Innerhalb dieser Region, welche den eigentlichen
Gipfel umfasst, lassen sich wieder 2 Stufen konstatieren,
die sich vielfach durch nahverwandte vikarisierende Arten
ziemlich deutlich unterscheiden.
a) Gebiet der Hochalpenseeen: b)Nivalregion:
2400—2700 m. 2700—3028 m.
mit Silens acaulis L. S. exscapa AI.
Cerastium trigynum Vill.
QUES filiforme Schl. C, uniflorum Maurith.
Potentilla minima Hall. P. frigida Vill.
Hutchinsia alpina R. Br. IT. brevicaulis Hoppe.
Saxifraga aspera L. S, bryoides L.
S androsacea TL. S. Sequieri Sprel.
Aronicum scorpioides Koch A. Olusii Koch.
A Re
Bernoulli, Dr. W. Quelques stations de
plantes valaisannes, soit nouvelles, soit
indiquées d’une manière plus précise. Bull
de 1. Murithienne 1894—96, S. 1—8.
Die Mitteilung umfasst vorzüglich neuere Funde aus
der Umgebung von Zinal, aus dem hinteren Bagnethal,
vom Mont Catogne und aus dem Val d'Arpette im Unter-
Wallis.
Als von besonderem Interesse heben wir hervor:
Saxifraga oppositifolia L. f. Murithiana Tissière,
eine in Vergessenheit geratene Form, die von den Schweizer
Autoren als Sax. Rudolphiana Hornsch. gedeutet wurde,
sie unterscheidet sich aber nicht unwesentlich von dieser
ostalpinen Art, die vielleicht im Val Fex in Graubünden
ihre Westgrenze erreicht. Diese dagegen mehr westalpine
Form der Sax. oppositifolia L. kennt Bernoulli vom Stelli-
see 2500 m., Gornergrat, nürdl. $S. 2800-2900 m.! Sore-
bois-Ziroue ob Zinal 2700—2800 m.. Torembé, Alp Vingt-
huit (Bagnes) 1900--2000 m., Pierre à Voire (Wilezek),
hinterer Teil des Val d’'Hérémence (Vetter); — Stokje
2800 m. (Wilezek!), glacier de Turtmann (Dr. A. et R.
Keller); Cogne.
NB. H. Jaccard bezeichnet in seinem «Catalogue de la fl
valais.» p. 154 die var. Murithiana Tiss. als identisch mit S$.
Rüudolphiana Hornsch. Ièh kann diese Auffassung nicht teilen,
halte vielmehr mit Bernouili die S. Rudolphiana Hornsch. als
durchaus ostalpin und von der $. oppositifolia 1. v. Murithiana
Tiss. specifisch verschieden, Letztere dürfte allerdings üstlieh
bis in den Kanton Graubünden vordringen, sammelte ich doch
Ende Juli 1897 am Ostabhang des Grosshorn bei Cresta im
Avers eine mit der Walliser Pflanze identische Form. (Ref.)
Asperula longiflora W. K. f. alpina nob., steinige
Abhänge des Mont Catogne, ca. 2100 m., besonders durch
die intensiv dunkelroten und viel grüsseren und längeren
Blüten ausgezeichnet.
Adenostyles leucophylla Rchb. Val d’Arpette bei
Champex, oberhalb des Col des Ecandies 2200—2300 m.,
selten; untermischt mit mehr oder weniger kahlen Formen,
welche von A. hybrida DC. nach A. eginensis Lagg. alle
Uebergänge bilden.
Crepis jubata. Beim glacier de Breney, an mehreren
Orten, gegen Tzofferay bei 2670 m.; bei Chanrion ziem-
lich häufig.
Pedicularis Barrelieri Rchb. Zinal, chemin du Chas-
seur, selten (von M. Goudet entdeckt).
Dracocephalum Ruyschiana L. Ob Fionnay, am Weg
gegen die Alp La Louvie, 2000 m.
PP AO
Listera cordata R, Br. Champex, chemin de l’Arpette,
1550 m.
Tofielda borealis Wahlenbg. La Liaz (Bagnes), ca.
2200 m. mit T. glacialis Gaud. untermischt, aber früher
blühend als diese.
Luzula flavescens Gaud. Mauvoisin.
Curex clavaeformis Hoppe. Abstieg vom Mauvoisin
nach Torembé (M. Wolf).
Carex aterrima Hoppe. Mauvoisin 1800—1900 m.
Sesleria disticha. Cabane de Saleinaz (Ferret)
2690 m., spärlicher als auf dem Mt. Catogne.
Besse Maurice. Stations nouvelles de Hie-
racium. Bulletin de la Murithienne 1894—96. $S. 9
bis 20.
Gibt eine stattliche Zahl von Fundorten seltener
Hieracien aus dem ganzen Wallis, besonders aber vom
grossen St. Bernhard und vom Simplon, es ist das Resul-
tat vierzehnjährigen Sammelns des unermüdlichen Chanoïne
des grossen St. Bernhard. Dieser wichtige Beïitrag zur
Flora des Wallis ist um so wertvoller, als das gesammte
Material, das dieser Mitteilung zu Grunde liegt, von den
bekannten Hieracienkennern Arvet-Touvet, L. Favrat und
Frd. Käser revidiert wurde.
Besse Maurice. Stations nouvelles ou mieux
précisées. Bullet. de la Murith. 1894—96. S$S. 21
bis 23.
Wir erwähnen nur wenige neuere Angaben, so be-
sonders aus der Umgebung von Riddes und Lens im
Mittelwallis.
Adonis vernalis L. Reposoir (Riddes).
Anemone baldensis L. Alpe d’Aire (Lens).
Viola Christii EF. O. Wolf = V. calcarata X tricolor
Les Planards (Bagnes).
Cerastium semidecandrum L. Schalberg (Brieg).
C. alpinum L. Col de Lonaz (Eifischthal).
Alsine mucronata Li. Corbyre (Lens), also vom Süd-
abhang der Berneralpen. Jaccard Kkennt dagegen die
Pflanze nur von den südlichen penninischen Thälern.
Geranium aconitifolium L'Hérit, reichlich, Mayensässe
von Riddes.
G. aconitifolium X sylvaticum Villy (Riddes).
Rhamnus alpina L. Crans (Lens).
Vicia pisiformis L., von Ecône bei Riddes, bisher nur
aus der Gegend von Fully bekannt.
Phaca frigida L. Corbyre (Lens).
Astragalus aristatus L'Hérit. Alpe de Vacheret (Lens).
Saxifraga Sequieri Sprgl. (Riddes) Alpe de Vacheret
(Lens), Sassoüre. Jaccard kennt sie vom Südabhange der
Berneralpen, westlich von der Grimsel nicht mehr.
Crepis pygmaea L. Vacheret (Lens).
Pedicularis Barrelieri Rchb. Vacheret (Lens).
Brunella vulgaris v. pinnatifida Pers. Ravoire (Riddes),.
Endlich folgen noch eine Reiïhe Potentillen und Po-
tentillenbastarde.
Briquet J. et P. Chenevard. Observations sur
quelques plantes rares ou critiques des
alpes occidentales. Bail. soc. bot. de Genève VIII.
octobre 1897.
Geranium sileaticum L. var. Wanneri Brig. Diese
Pflanze wurde im Bull. soc. bot. de Genève V, p. 201
(1889) zum erstenmal von der Südseite des Mt-Billiat
erwähnt. Seither liess sich eine grüssere Verbreitung
nachweïisen, besonders in den Alpen am Genfersee, so im
Gehülz des Mt. Fourchet, Mt. Crioud, in den Felsen-
trümmern der Pointe des Avoudruz bei 2000 m. Die
Pflanze ist hier wohl kleiner, aber die charakteristische
Färbung der Korolle, hellrosa mit intensiv roten Nerven
ist dieselbe. Durch achtjährige Kultur im botanischen
Garten in Genf haben sich diese Merkmale als konstant
erwiesen.
Coronilla varia L. v. violacea Brig., eine durch den
hohen, aufrechten Wuchs (4060 cm.) durch die 8—10-
paarig-gefiederten Blätter, mit länglich oval bis elliptischen
Teilblättchen und schün violetten Blüten ausgezeichnete
Pflanze; durch ïhre ganze Tracht erinnert diese Form so-
mit sehr an eine Wicia oder einen grossen Astragalus.
Untere Abhänge des Grammont (Alpes Grées) über
Pré Saint-Didier.
Saxifraga aizoides L. var. vallesiaca Brig. Diese
Pflanze ist gegenüber der gewühnlichen Form von $. aizoides
L. ausgezeichnet durch die kurzen 5—10 cm. hohen, fast
rasenbildenden Stengel, die linealen sehr kleinen und ge-
näherten Blättchen, und durch die nur ‘À so grossen
Blüten. Diese auffällige Form wurde von Chenevard am
25. Juli 1896 bei Pierre-à-Voir (Wallis) aufgefunden.
Gentiana utriculosa L. lässt sich, wie M. Calloni 1884
hervorhob, auch durch die Art und Nervation des Kelches
von den habituell ähnlichen G. verna var. alata Griseb.
unterscheiden, @. utriculosa L. ist eine in der hôhern
Bergregion des Wallis ziemlich verbreitete Pflanze, auf der
Südseite des Grammont bildet sie zwischen 2000—2400 m.
PL M NS re DE re PRIT OU DE TEEN Ste
LS TETE RS & Er LIN PTS Ji pt =
hübsche Kolonien. Die Auffassung Griesebachs, dass
G. ultriculosa L. eine Alpenpflanze sei, welche ge-
legentlich bis ca. 500 m. herabsteigt, scheint sich dem-
nach zu bestätigen.
Hyssopus officinalis L. v. canescens DC. Die Pflanze
wurde im Juli 1888 auf Tourbillon bei Sitten entdeckt
und ist für die Schweiz neu, da sie bisher für ausschliess-
lich spanisch und südfranzôsisch galt. Es ist eine ziem-
lich kräftige, 20—30 cm. hohe Pflanze von aschgrauem
Aussehen, indem Stengel und Blätter von zahlreichen
borstigen Haaren dicht besetzt sind.
Ajuga pyramidalis L, var. Semproniana Brig, eine
kräftige Pflanze mit hohlem Stengel, mit auffallend grossen
buchtig-gekerbten Blättern und stark verlängerten
Internodien. Hochblätter gross, blau-violett und hübsch
buchtig-gekerbt.
Simplon, nicht weit vom Hospiz, Juli 1891; scheint
jedoch, nach Herbarmaterialien zu urteilen, in den Walliser-
alpen verbreiteter zu sein.
Anacamptis pyramidalis Rich. var. Tanayensis Chener.
siehe Buser R. Quelques remarques au sujet de /’Ana-
camptis pyr. Rich. var. Tanayensis Chenerard. Diese Be-
richte S. 54,
Briquet, J. Notesur un nouveau Clinopode
du Valais. Bullet. de l’'Herb. Boissier V, $S. 780.
Satureia Clinopodium var. Kohleri Brig. var. nov.
— Clinopodium vulgare L. var. Kohleri Briq. Diese neue
Form ist dadurch ausgezeichnet, dass ihre vegetativen
Teile vollständig kahl sind; sie wurde von M. G.
Kohler an Wegen bei den Bädern von Leuk im August
1896 aufgefunden.
Bühler, Prof. Dr. Die geschichtliche
Entwicklung der Waldwirtschaft. Be-
sondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg 1897,
No. 7 und 8. Stuttgart, den 21. Juni. S. 103-—115.
Bei keinem anderen Zweige der Bodenkultur tritt die
Abhängigkeit der Cegenwart von der Vergangenheit $0
deutlich vor Augen, wie bei der Waldwirtschaft. Die
heutige Ausdehnung des Waldes, dessen Besitzverhältnisse,
die Gesetze, welche die Waldkultur heben und regeln,
Jassen sich vielfach in ihren Hauptzügen bis in die Zeit
der Vülkerwanderung verfolgen. Eine erste bedeutende
Rodung der Wälder erfolgte bekanntlich durch die Rümer,
aber während der Kämpfe zur Zeit der Vülkerwanderung
gingen die meisten rümischen Niederlassungen zu Grunde
und von neuem eroberte der Wald wieder grosse Gebiete,
von denen ihn rümische Kultur bereits vertrieben hatte.
Die zweite Rodung unseres Landes ging vorzüglich von
den Klüstern, als kleinen Zzerstreuten Kulturcentren aus.
So war in der Schweiz um 600 noch ein grosser Teil des
Landes mit Wald bedeckt. In einer Wildnis an der
Steinach im Arbonerwalde errichtete 614 St. Gallus eine
Klosterzelle. Kurz darauf, etwa 630 wurde das 1000 m.
hoch gelegene Kloster Disentis im Vorderrheinthal ge-
gründet. 642 folgte Romainmoutier im Waldgebirge des
Jura. Im burgundischen Teil der Schweiz war dagegen
die Bodenkultur seit der rômischen Besetzung zu hoher
Blüte gelangt. Den Stand derselben erfahren wir aus der
Gründungsurkunde von St. Maurice. Kônig Sigismund
von Burgund schenkt dem Kloster bereits 515 eine An-
zahl von Hüfen, alle Alpen vom Genfersee bis Martigny,
Weinberge, Wälder, Oelgärten (?), Felder, Wiesen und
Weiden.
Aus den Urkunden über die Klostergründungen geht
hervor, dass die damaligen Fürsten die Urbarisierung des
Landes und die Erhôhung des Ertrages von Grund und
Boden beabsichtigten und den Klüstern zu diesem Zwecke
grüssere Waldflichen schenkten.
Dass selbst die Dôürfer vielfach mitten im Walde ge-
gründet worden sind, lassen ihre Namen erkennen. Diese
sind bald eigentliche Waldnamen (Hardt, Wald), bald mit
solchen zusammengesetzt (Waldhausen); bald hängen sie
mit der Thätigkeit des Waldausreutens (Reute, Rüte)
zusammen. Zu den letzteren gehôüren die Ortsnamen:
Schwendi, Brand, Reute, Sang, Hagen, Eïnfang, Bifang.
Einfang und Bifang kommen häufiger als Flurnamen bei
den jetzigen Dôrfern vor. Diese für uns vielfach kaum
mebr verständlichen Ausdrücke bezeichnen das Reuten im
Walde.
Für die Bezeichnung Wald haben wir heute nur die
Namen Wald, Holz und Forst. Zur genaueren Charakteri-
sierung der Waldarten fügen wir Adjektiva hinzu. Der
Sprachschatz unserer Altvordern war hierin reicher, sie
hatten 11 Namen für die verschiedenen Waldformen:
Wald, Hard, Hecke, Holz, Forst, Loh, Strauch, Schachen,
Strut, Bruch.
Endlich ist in vielen Ortsnamen der Name einer Holz-
art enthalten, wie Buch, Eich, Hasel, Esch, Asp, Linde,
Weide, Erle, Tann.
In der franzüsischen Schweiz begegnen wir gleich-
falls den Namen Wald in den Ortsnamen bois, joux, sevaz,
sivaz. Holzarten bezeichnen die Namen mit fous, faus,
e.
Sel NT art
fahy, fayard (von Fagus), frône (Esche) etc. Unserer Reute
entspricht les esserts, essertines, novales. In der italie-
nischen Schweiz gibt es einige Ortschaften, bosco, bo-
schetto, boschetti, was unserem Wald entspricht; auch
ronca, unser Reute kehrt dort wieder.
Zur Zeit Karls des Grossen gehürte die Ausreutung
der Wälder zu den alltäglichen Geschäften. Am Anfang
des IX. Jahrhunderts sind südlich von St. Gallen, um
Herisau in Appenzell, die meisten heutigen Dürfer bereits
sesgründet gewesen.
Andere Gegenden waren noch viel später mit Wald
bedeckt — 1091 wurde Rapperswil am Zürichsee gegrün-
det. Die Chronik von Rapperswil berichtet: es stand
ein grosser Wald an der Stelle der heutigen Stadt. 1120
stiftet Conrad von Sellenbüren das Kloster Engelberg.
Die Annalen erzählen: er gelangte nach langem Suchen
an diesen Ort, fand ibn passend, schlug den Wald nieder
und zerstürte die Schlupfwinkel der wilden Tiere.
Grosse Wälder müssen, den Wildarten nach zu
schliessen, auch am Bodensee noch bestanden haben.
Unter Ekkehard IV., um das Jahr 1000 ass man nämlich
im Kloster St. Gallen das Fleisch von Bären, Wildschwein,
Hirsch, Wisent, Urochs, wildem Pferd, Dammhirsch, Reh,
Steinbock, von Gemsen, Hasen und Murmeltieren.
Gegen Ende des XIIL Jahrhunderts tritt im südlichen
und westlichen Deutschland in den Rodungen ein Stillstand
ein, indessen im Nordosten die Urbarisierung weiter
séhreitet. Schon gegen das Ende des XIII. Jahrbunderts
wurden vielfach Rodungsverbote erlassen, so 7. B. 1298
für die Gemeinde St. Maurice im Wallis. Für einzelne
Gegenden ist für das XIII. Jahrhundert eine Besiedelung
uachgewiesen, welche der Zah]l, nicht der Grüsse der Ort-
schaften nach, dem heutigen Zustande sehr nahe kommt.
Die Zunahme der Bevülkerung dauerte bis gegen
Ende des XIV. Jahrhunderts. Sie wurde jäh unterbrochen
durch den schwarzen Tod; auch der 30jährige Krieg ver-
nichtete hundert Jahre später wieder einen grossen Teil
der Bevülkerung. Viele Ortschaften wurden verlassen
und zertfielen, der Wald hatte wieder Gelegenheit einen
Teil der Aecker, Weïden und Wiesen von neuem zu be-
decken.
Wenn auch das historische Material noch mancherlei
Lücken aufweist, so ist auf Grund der bisherigen Ergeb-
nisse doch der Schluss gestattet, dass die Zeit der grossen
Rodungen etwa um das Jahr 1300 in Süd- und West-
deutschland ïihr Ende erreichte. Was spätere Zeiten
dem Walde abgenommen haben, ist nicht mehr sehr be-
deutend, um so weniger, als da und dort der Wald sich
über ehemaliges Kulturland wieder ausgebreitet hat.
Im Anschluss an diese Geschichte der Wälder be-
spricht Verfasser dann ferner auch noch die Besitzver-
hältnisse, die Benutzung und Bewirtschaftung der Forste.
Buser, R. Note sur le Crataegus macro-
carpa Hegetsch. Bull. de l’Herb. Bois. appendix I. VIII.
1897.
Diese Pflanze wurde von Hegetschweiler in den ber-
gigen Gebieten zwischen dem oberen Zürichsee und den
Torfmooren von Einsiedeln entdeckt. Seither ist C. #nacro-
carpa, obwohl jimmer selten und vereinzelt, an verschie-
denen Stellen der Ostschweiz nachgewiesen worden.
Gremli kennt ihn von Wilchlingen (Schaffhausen), Zolli-
kofer von Marbach (St. Gallen), Brügger von der Spitze
des Utliberges und aus der Umgegend von Chur. O0.
Buser hat ihn bei Einsiedeln wieder aufgefunden und kon-
statierte sein Vorkommen an verschiedenen Stellen des
Kantons St. Gallen: im Steinbruch von St. Georg bei der
Stadt, bei Goldach, beim Kloster Magdenau, bei Krinau
und Wildhaus im Toggenburg.
Die Pflanze steht in der Mitte zwischen C. Orya-
cantha und monogyna; da man die Pflanze ferner selten
und meist in Gesellschaft der beiden anderen Arten an-
trifft, so ist es leicht verständlich, dass man in ihr einen
Bastard Oryacantha XC monogyna vermutete, so Zz. B.
Brügger und 0. Buser.
Die Hybridität steht doch noch nicht über allem
Zweitel. Eine intermediäre Form braucht deshalb noch
nicht Bastard zu sein. C. Oxryacantha ist zieuilich kon-
stant, indessen C. monogyna eine vielgestaltige Art ist;
es wäre somit leicht müglich, dass eine ihrer Formen sich
der C. Oxyacantha so näherte, dass sie für einen Bastard
gehalten werden Kkünnte. Die Weisse der Blätter, die
Fruchtform etc. nähern jedoch C. macrocarpa entschieden
mehr der C. monogyna, indessen die meisten Autoren sie
wahrscheinlich wegen der Narbenzahl der ©. Oxryacantha
unterordnen.
Buser, R. Quelques remarques au sujet
de l'Anacamptis pyramidalis var. Tana-
yensisChenevard im Bull. de l'Herb. Boissier, T. V,
1016.
Verfasser glaubt, dass obige von P. Chenevard im
8. Bulletin des travaux de la société de Genève beschrie-
bene neue Form vom Grammont, alpes de Vouvry im
Unterwallis identisch sei mit der von Karl Fr. Spiess am
1. August 1877 in einer Hôhe von ca. 1900 m. ebenfalls
am Grammont gesammelten Orchis vallesiaca Spiess. Von
gewissen Autoren wurde dieselbe früher als Bastard O.
globosa X Gymnadenia conopea aufgefasst, dort ist die
Hybridität schon wegen des häufigen Vorkommens der
Pflanze zu verwerfen, grüssere Wahrscheïinlichkeït hat die
Annahme, dass wir es mit einer Bergform der Anacamptis
pyramidalis zu thun haben, die dann als Anacamptis pyra-
midalis var. vallesiaca Spiess zu bezeichnen wäre, P,
Chenevard gebührt das Verdienst wieder auf diese ver-
gessene, interessante Pflanze aufmerksam gemacht zu
haben.
Conti, Pascal. Classification et distribu-
tion des espèces européennes du genre
Matthiola im Bul. de l'Herb. Boissier, Tome V (1897),
p. 31—59 et p. 315—325.
Verfasser gibt in dieser Abhandlung einen sehr inter-
essanten Überblick über die europäischen Vertreter von
Matthiola. Unsere walliser Matthiola valesiaca Boïss. ist
demnach nur eine Form der in Südeuropa weitverbreiteten
M. tristis R. Br. Diese Gesammtart besitzt vier getrennte
Verbreitungscentren, die auf einer beigehefteten Karten-
skizze zur Anschauung gebracht werden.
In jedem dieser 4 Gebiete zeigt unsere Pflanze eine
verschiedene Ausbildung, welche zur Aufstellung von
ebensovielen Variationsgruppen Veranlassung gibt; es sind
dies iberisch-provinzialische, die alpine, die italienisch-
dalmatische und die balkanische Formenreihe.
Die alpine Formenreiïhe als var. varia (= M. varia
DC. p. p. non Sibth. et Sm.) bezeichnet, ist durch fol-
gende Merkmale ausgezeichnet:
Blätter sämtlich grundständig, rosettig gehäuft,
schmal ganzrandig ; Stengel blattlos, einfach. Blüten oft
gross, in meist gedrängter Âdhre, Blumenblätter länglich
oder läinglich-oval, selten linglich-lineal ; Hülsen aufge-
richtet und stark zusammengedrückt.
Verbreitung: Maurienne, Wallis, Aostathal, Garda-
see, Friaul.
Es lassen sich 2 Untervarietäten unterscheiden:
«) Untervar. valesiaca. Pflanze oft kräftig, grün,
wenigdrüsig, Blüten gross, Blumenblätter länglich oder
länglich-oval von blauvioletter oder rôtlicher Färbung.
Verbreitung: Bei Amaro in Kärnthen: Resiutta;
Ufer der Fella; Venzone in rupibus calidis ad Benacum
80—400 m.; bei Riva; Pregasina; Binnthal 4000’, Sim-
plon, Eingang ins Ganterthal, zwischen Brieg und Beri-
sal; Binnschlucht; zwischen Ausserbinn und Binn, in den
Wickern, Grone bei Sitten.
8) Untervar. pedemontana. Pflanze zarter bis sehr
klein, grau, drüsig. Blätter meist Kkurz, aufgerollt, am
Rand oft mit 2—4schwieligen Erhebungen. Blüten kleiner
als bei «. Blumenblätter länglich oder länglich-lineal, oft
klein, bräunlich-grün und rot geadert.
Verbreitung: Avrieux; fort de l’Escillon près Lans-
le-Bourg; St. Jean de Maurienne; zwischen Tormignon
und Sallières; Cogne; Alp Chavanis ; Courmayeur.
Die Formen der 4 Verbreitungsbezirke der M. tristis
R. Br. sind weniger durch scharfe Merkmale, als vielmehr
durch specielle Eigentümlichkeiten ausgezeichnet. Jede
Pflanze eines bestimmten Standortes geht allmählig, oft
beinahe unmerklich in die Charaktermerkmale der nächsten
Stationen über, so entstehen kontinuierliche Uebergangs-
reihen.
Es findet sich so z. B. am Tagliamento und am
Gardasee eine ziemlich kräftige, grüne Pflanze mit ein-
fachem, blattlosem Stengel, mit ganzrandigen linealen oder
länglichen Blättern, welche zudem oft durch grosse
Blüten mit breiten länglich-ovalen Petalen ausgezeichnet
ist. Am Simplon ist die Pflanze noch sehr ähnlich, aber
die Blüten sind weniger schôn, die Petalen sind länglich,
und die Blätter oft breiter. Im Binnthale zeigt dieselbe
Pflanze kleinere und oft eingerollte Blätter. Im Aosta-
thal und im Cogne findet sich eine etwas graue Form mit
oft eingerollten Blättern und kleineren Petalen.
Die Maurienne liefert uns endlich das Endglied der
ganzen Reihe, eine Pflanze von ausgesprochen xerophilem
Habitus, d. h. die Blätter sind klein, grau, sehr schmal
und eingerollt, die Blüten sind ebenfalls klein mit länglich-
linealen Petalen. Indessen die Pflanzen .des Gardasees
armdrüsig sind, sind diejenigen von Maurienne reichdrüsig.
Merkwürdigerweise zeigen endlich die Blätter der süd-
alpinen Pflanze oft sehr kleine Zähnchen, welche vielleicht
diese Pflanze schon der provinzialischen Form von M. tristis,
der var. provincialis nähert.
Endlich gibt der Verfasser noch einige allgemeine
Schlussfolgerungen und interessante Beobachtungen über
die Biologie von M. tristis. Das Vorbereitungsgebiet
dieser Pflanze ist nicht zusammenhängend, es dehnt sich
vom bithynischen Olymp durch die Balkanhalbinsel, Italien,
das Alpengebiet und Frankreich bis in die iberische Halb-
insel und nach Nord-Afrika. Unter ähnlichen klimatischen
Verhältnissen erscheinen oft wieder gewisse morphologische
Eigentümlichkeiten.
Die Pflanze bevorzugt überall steinig-felsigen Boden,
Schutthalden und Gerülle, geognostisch finden wir sie
bald auf Gips, Mergel oder Thonboden, bald auf Kalk oder
kalkhaltigem Schiefer.
Die Vegetationsperiode ist meist auf Mai nnd Juni
beschränkt, im Juli werden die Samen ausgereift und dann
gibt die Pflanze bis zum nächsten Frühling kaum mehr
ein Lebenszeichen von sich. In den Alpen sind es Schnee
und Kälte, welche diesen Unterbruch in der Vegetation
bedingen, im Mittelmeergebiet die grosse Trockenzeit. Bei
einer Pflanze. die sowohl in Oran und Sizilien am Meeres-
ufer, wie auch in den piemonteser und walliser Alpen bis
zu 2200 m. vorkommnt, spielt die Temperatur naturgemäss
eine mehr untergeordnete Rolle. Conti bezeichnet M. #ristis
als eine charakteristische Mediterranpflanze, deren Ver-
breitung hauptsächlich in den Insolationsverhältnissen ihre
natürliche Erklärung findet; obwohl Trockenheit liebend,
vermag sie auch reichlichere Niederschläge wohl zu er-
tragen, wenn nur die Besonnung nicht vermindert wird.
Crépin, François. Revision des Roses de
quelques vieux herbiers suisses. — Ann. du
conserv. et du jardin bot. de (Genève. Ière année, p. 11
bis 67.
Der bekannte Rhodologe und Direktor des botanischen
Gartens in Brüssel berichtet hier über die Resultate seiner
Untersuchungen der Rosen der drei alten schweizerischen
Herbarien von Albrecht Haller jun., Schleicher und Gaudin.
Verfasser arbeitet schon seit 30 Jahren an einer All-
gemeinen Monographie der Gattung Rosa; nur
als eine Vorstudie zu diesem Werke will diese Publika-
tion gelten. Es handelte sich hauptsächlich darum, mit
Sicherheit die vollständige Uebereinstimmung der von
diesen Autoren beschriebenen Formen festzustellen; nur s0
konnte eine klare Nomenklatur erreicht werden.
I. Herbarium von Haller, jun. Das Herbarium
dürfte um das Jahr 1827 von Haller dem botanischen
Garten in Genf geschenkt worden sein. Die Rosen dieser
Sammlung umfassen 120 Blatt in 32 verschiedenen Arten
und Bastarden (ohne die Formen). Das Herbarium ist
für die Geschichte der Erforschung der Rosen unseres
Landes von grossem Interesse, da es uns Aufschluss gibt
über einige von Haller in seinem Tentamen addimentorum
PROC
et observationum ad historiam stirpium helveticarum spec-
tantium 1797 beschriebene Arten, dagegen bleiben wir
über À. collina, R. helvetica und À. Reynieri vollständig
im unklaren, weil die betreffenden Belegstücke zu mangel-
haft sind.
IL Herbarium Schleicher vom Museum in
Lausanne. Für Besitzer Schleicher’scher Rosen dürfte die
Zusammenstellung der von Schleicher ausgesebenen Rosen
mit deren gegenwärtigen Nomenklatur von Interesse sein.
UT Herbarium Gaudin, zeitweise in Kew,
1878 aber wurde dasselbe von Hooker dem Museum in
Lausanne geschenkt.
Von besonderem Interesse ist dann der historische
Ueberblick über die Kenntnis der schweizerischen Rosen,
seit dem XVII. Jahrhundert. G. Bauhin erwähnt in
seinem Pinax (1623) bereits folgende 7 Arten: À. canina
L., R, rubiginosa L., R. pomifera Herrm., R. alpina L.
R. pimpinellifolia L., R. arvensis Huds. und À. gallica
L. 1651 beschreibt er in der Astoria plantarum die-
selben Arten, jedoch ausführlicher und mit Abbildungen,
als neue Species für die Schweiz finden wir in diesem
Werk zum erstenmal À. tomentosa Sm.
Im Anfang des XVIII. Jahrhunderts entdeckte J. J,
Scheuchzer die À. rubrifolia Vill Haller kennt
1742 in der Enumeratio methodica stirpium Helveticae
indigenarum im ganzen 8 schweizerische Rosen. Das
fundamentale Werk von Haller Historia stirpium indi-
genarum Helvetiae (1768), die erste vollständige Flora der
Schweiz, enthält nur noch 7 Arten, indem À. rubrifolia
nun als Varietät von À. canina aufgefasst wird, dagegen
wird hier zum erstenmal die geographische Verbreitung
der bisher bekannten schweizerischen Rosen festgestellt.
Merkwürdig ist, dass Haller immer noch an der alten vor-
linne’schen schwerfälligen Nomenklatur festhält. Reynier
beschrieb dann 1783 in den Mém. de la soc. des sc. phys.
de Lausanne, Tome I, p. 67—71, einige neue Rosen der
Schweiz. Durch diese Schrift wurde À. cinnamomea aus
der Umgebung von Lausanne bekannt. Das Herbarium
von Haller jun. enthielt als neue Art À. montana Chaix.
und eine Reïhe von Arten, die dann erst im XIX. Jabr-
hundert erkannt und beschrieben wurden.
Die Flora helvetica (1802) von Suter kennt bereits
14 Rosen, von denen wir besonders À. lutea Mill. und
R. collina Jacq. hervorheben.
Die zweite Ausgabe des Katalogs von Schleicher
bringt (1807) als Neuheit Rosa hybrida Schleich. (= 2.
gallica X arvensis). Dieser Bastard wurde jedoch erst
1828 von Seringe in den Mélanges botaniques beschrieben.
Das seltene Werkchen von Dematra, Essai d’une mono-
grahie des Roses indigènes du canton de Fribourg, be-
reichert die schweïizerische Flora um 2 neue Rosen, näm-
lich 2. rugosa Dem. (— RÀ. tomentella Lem.) und À. spinuli-
folia Dem. (= R. alpina © tomentosa). Chaillet kannte
jedoch diesen letzteren Bastard schon vor Dématra. Auch
die Flora helvetica von Gaudin (1828) bringt nur eine
neue Art, À. stylosa Desv. Die Gattung Rosa wird dann
1840 von Hegetschweiler in der Flora der
Schweiz sehr ausführlich behandelt. Hegetschweiler
zählt 19 schweizerische Rosen auf, doch ergibt sich bei
näherer Betrachtung, dass mehrere Arten zu streichen
sind, so dass in Wirklichkeïit diese Flora in Bezug auf
die Gattung Rosa kaum etwas neues bringt. Eïinen ent-
schiedenen Fortschritt bezeichnet dann die «Flore du Jura»
von Godet (1853). Godet studierte mit Vorliebe die
Gattung Æosa, er hat denn auch eine ganze Reihe neuer
Arten und Bastarde entdeckt. So À. pimpinellifolia XX
alpina, Rosa alpina X tomentosa, R. mollis Sm., À. omissa
Désegl., À. coriifolia Fries. In den 50er und 60er Jahren
haben sich besonders Rapin, Reuter, Godet und
Gremli um die Kerntnis der Rosen verdient gemacht.
Seit 1869 ist jedoch keine neue schweizerische Rosenart
mehr beschrieben worden, es ist auch sehr fraglich, ob je
noch in unserem Gebiet wirklich neue Arten aufgefunden
werden, die nicht als Varietäten bereits bekannter Typen
zu deuten wären. Die Rosen der Schweiz (1873)
von Christ fassen unsere Kenntnisse der Gattung Æosa
vor 25 Jahren in klassischer Weïse zusammen. Die Zahl
der neuentdeckten Hybriden und Varietäten seit dem Er-
scheinen dieses Werkchens ist unbedeutend. Es sind fol-
gende Bastarde:
R. alpina X cinnamomea,
RES LE rubrifolia;
RS PES HOoNNIer a;
R, gallica X Jundzilli.
Varietäten:
R, uriensis Lag. et Perg. | Diese beiden Formen ge-
R. rhaetiea Gremli | nôrenz. Grd_R glaura Vi
R. Murithii Perg. Form von À. pomifera Herrm. mit
kahlen Blättern.
R. obtusifolia Desv. eine Varietät von À. ftomentellu
Lem. mit einfacher Bezahnung der Blätter.
ae
HV IOD ee
Nach dem massgebenden Urteil von Crépin dürfte
wohl kein anderes Land rhodologisch so gut bekannt sein
wie die Schweiz.
Dutoit, Dr. Hieracium alpicola X glandu-
liferum. Bull. de la Murithienne. 1894—96, S. 27 —
H. Rouyanum K, O. Wolf (publ. dans le Bull. de la soc.
bot. de Fr. 1894.)
Beschreibt an Hand eines einzigen Exemplars, das er
am 22. Juli 1890 auf der Hôühe des Simplons fand, diesen
interessanten Bastard.
Eblin, B. Ueber die Notwendigkeit von
Verbesserungen in der schweizerischen
Waldwirtschaft und die Mittel, dieselben
anzubahnen. In Schweizerische Zeitschr. für Gemein-
nützigkeit. XXXVI. Jahrg. Heft 2, S. 84—100.
Bespricht zunächst die waldwirtschaftlichen Missstände
in den schweizerischen Alpengegenden (siche auch diese
Berichte V, S. 53—79 u. VI, S. 114). Da die Bevülke-
rung unserer Gebirgskantone über die Bedeutung des
Waldes für den wirtschaftlichen Wert des Landes immer
noch viel zu wenig aufgeklärt ist, verlangt Verfasser eine
bessere Volksbelehrung in waldwirtschaftlichen Fragen
und befürwortet auch, dass der Bund selbst in grüsserem
Maasstabe Waldbesitzer werde, damit er so mit besseren
Erfolgen diesen Uebelständen entgegentreten künne,
Forel, Prof. in Morges. Potamogeton vaginatus. Ver-
handl. d. schweiz. naturforsch. Gesellsch. 79. Jahresvers.
in Zürich 1896.
Pot. vaginatus ist nahe verwandt mit P. pectinatus L.,
aber perennierend. Wurde im (enfersee noch nie blühend
gefunden, dagegen gelang es Forel in Kulturen durch
Entfernen der anhaftenden Diatomeenkolonien die Pflanze
zur Biüte zu bringen.
Gaille, A. Une plante qui disparaît. Le
Rameau de sapin 31me année No. 6. 4° Neuchâtel 1897.
Infolge der künstlichen Austrocknung der Sümpfe im
neuenburger Jura, verschwindet Ophioglossum vulgatum
mehr und mehr. Ein neuer Standort, wo sich die Pflanze
noch reichlich findet, wurde von A. Gaille bei Concise
aufgefunden.
Gaille, A. Atriplex hastata L. Le Rameau de sapin,
3ime année, No. 9. 4° Neuchâtel 1897.
Diese seltene und nur sporadisch auftretende Pflanze
ist mit der gemeinen À. patula L. nahe verwandt, unter-
ÉD PAS rte
scheidet sich aber schon auf den ersten Blick durch die
ungleich gezähnten, dreieckig spiessfôrmigen unteren
Blätter, indessen die mittleren Blätter spiess-lanzettlich
und die oberen lanzettlich ganzrandig sind.
Die Pflanze findet sich gegenwärtig ziemlich reich-
lich in der Nähe des Bahnhofes von Biel.
Godet, A. Encore un mot à propos le châ-
taignier. — Le Rameau de Sapin, 31% année, No. 6,
49 Neuchâtel 1897.
Die zahme Kastanie ist in unserem (rebiet nicht ein-
heimisch. Unter den verkohlten Fruchtresten der Pfahl-
bauer findet sich weder die Kastanie, noch der Nussbaum,
noch die Weinrebe. Wir haben allen Grund anzunehmen,
dass die zahme Kastanie und der Nussbaum durch die
Rümer in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
eingeführt wurden. Die Namen La Châteneye oder Uhâte-
naya (Colombier), {x Châtagnière(Vaumareus), la Châtenière
(Boudry) sind lateinischen Ursprungs. Der erste ist von
Castanetum (Anpflanzung von Kastanien) abzuleiten, der
zweite Name kommt von Castaneria, ähnliche Bezeich-
nungen finden wir für den Nussbaum, z. B. Nugerol (alter
Name für Landeron) ete. Zur Rümerzeit wird sich deim-
nach die zahme Kastanie und der Nussbaum bei uns
akklimatisiert haben. Indessen die Kastanie im Wallis,
am Lemanbecken und längs des Jurarandes bis Vaumarcus
gœut gedeiht, sind die wenigen Stationen dieses schôünen
Baumes weiter nürdlich, so bei Roche de l’Ermitage, bei
Cressier und auf der St. Petersinsel im Bielersee sebr
gefährdet.
Hochreutiner, G. Noticesur la répartition des
phanérogames dans le Rhône et dans le port de
Genève. Bull. de l’Herb. Boissier, Bd. V, p. 1—14.
Die kleine Abhandlung bespricht zunächst die Lebens-
bedingungen der Wasserpflanzen, welche ent-
schieden weniger mannigfaltig sind als diejenigen der
Landpflanzen, doch kommen anderseits eine Reïhe von
Faktoren in Betracht, welche bei Landpflanzen von mehr
untergeordneter Bedeutung sind, so die Färbung,
Durchsichtigkeit, Temperatur und die
chemische Beschaffenheit des Wassers.
Die Verteilung der submersen Flora auf beiden Seiten des
Flusses lässt auch vermuten, dass auch die Exposition
eine nicht unwichtige Rolle spielt. Von ganz besonderem
Interesse scheint anderseits aber auch die Bewegung
des Wassers auf die submerse Pflanzendecke einzu-
He Gore
wirken und zwar sowohl durch den dadurch bedingten
mechanischen Reïz, wie auch durch die Mengung der vom
Wasser absorbierten Gase; daraus ergibt sich ein tief-
greifender Unterschied zwischen der Flora ruhender oder
bewegter Gewässer. Ein rascher Wechsel der Wasser-
bewegung ist für die Existenz phanerogamer Wasser-
pflanzen verderblich. Die Lichtintensitit beeinflusst die
Verteilung der submersen Gewächse in hervorragendster
Weise.
Die toposgraphische Verteilung der Wasserpflanzen im
engeren Hafenbecken der Stadt Genf ergibt folgende all-
gemeine Cresichtspunkte. Die submerse Flora ist, wenn
man sie nur auf beschränktem Raum betrachtet, sehr ein-
fürmig, in ihrer Gresammtheit zeigt sie aber eine ziemlich
grosse Mannigfaltiskeit.
Es lassen sich fast ebenso viele Formationen unter-
scheiden, als Pflanzenarten an ihrer Zusammensetzung
beteiligt sind. Fast alle submersen Pflanzen treten meist
in grossen Massen, bestandbildend auf.
Wenn wir den engern Hafen von Genf in seiner
Breite durchqueren, so ergibt sich etwa folgendes Bild.
Am nordôüstlichen Ufer findet sich parallel mit demselben
in geringer Tiefe eine Zone von Characeen, dann folgt
Elodea canadensis, einen geschlossenen Teppich bildend,
der nur von vereinzelten Stengeln verschiedener Potamo-
getonen (P. densus, P. crispus und P. perfoliatus) über-
ragt wird. Von neuem beginnen nun die Characeen,
welche zunächst eine geschlossene submerse Wiese bilden,
die sich in grüsserer Tiefe mehr und mehr lockert, um
schliesslich ganz zu verschwinden.
In eigentlichen Rhonebett erscheinen nun die dunkel-
grünen Massen einer P. pectinatus L. nahe stehenden
Laichkrautform.
Jenseits dieser Zone tritt in umgekehrter Folge ein
äbhnliches Bild auf, wie wir es soeben kennen gelernt
haben. Zunächst kahler Sandboden, dann vereinzelte
Characeen, die gegen das Ufer einen zusammenhängenden
und immer dichteren Teppich bilden. Ziemlich unver-
mittelt tritt dann wieder Æ/odea auf, von vereinzelten
Myriophyllum, P. densus und EP. crispus begleitet. Beim
nähern Studium der einzelnen Lokalitäten ergibt sich, dass
die Verteilung der submersen Flora vorzüglich von dem
grôsseren oder geringeren Wellenschlag abhängt. Leb-
haft bewegtes Wasser wird bevorzugt von Pot. pectinatus
L. und Wyriophyllum, die meisten Formen lieben dagegen
ruhendes oder nur schwach bewegtes Wasser. Diese
Strômungen sind jedenfalls auch bei der Verbreitung der
Wasserpflanzen von grosser Bedeutung; auch der Schiff-
verkehr, die herbivoren Fische und Vügel dürften daneben
eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Durch die Be-
wegung des Wassers werden nicht nur alle Samen fluss-
abwärts transportiert, sondern die Pflanzenstücke selbst
wandern allmählig in derselben Richtung weiter, soll also
die Art im Oberlauf nicht aussterben, so muss für einen
entgesengesetzten Transport gesorgt werden. Beobach-
tungen haben gezeist, dass speciell durch das Räderwerk
der Dampfschitte allerlei Pflanzenteile verschleppt werden,
die sich dann zunächst wieder vegetativ vermehren, so
siedelt sich um jeden neuen Dampfbootsteg bald eine ganz
characteristische Flora an. Dass die Vügel in ihrem Ge-
fieder Samen verschleppen, ist schon lange bekannt, da-
gegen ist die Rolle der Fische bisher verkannt worden.
Der Mageninhalt vieler Fische enthält jedoch regelmässig
pflanzliche Ueberreste; es wäre nur noch zu prüfen, ob
dieselben durch den Verdauungsprozess nicht ihre Keim-
fähigkeit einbüssen.
Henchoz, L. Excursions du 23—25 juillet
1895 à Brigue, Münster, Eginenthal, glacier
du Rhône, Maïienwand et excursion dans les
Alpes de Bex 1896. Bull. de la Murithienne. 1894
bis 1896, p. 24—26.
Bringt eine Aufzeichnung von zum Teil neuen Pflanzen-
funden aus den betreffenden Gegenden. Zu bedauern ist,
dass bei den meisten derartigen Aufzählungen Kkeinerlei
Angaben über Hühenverbreitung, über die jeweiligen Stand-
ortsverhältnisse, geognostische Beschaffenheit des Bodens,
Exposition, Häufigkeiït etc. gemacht werden. Diese Pflanzen-
listen würden durch solche Beobachtungen bedeutend an
Wert gewinnen.
Jaccard, H. L’Herborisation sur le coteau
au S. de Ballabio au pied de la Grigna du Sud.
21. VII. 1893. In Verhandl. d. schweiz. naturf. Ges.;
79. Jahresversammlung 1896 in Zürich. S. 107—110.
Gibt auf Grund einer Exkursion eine Aufzählung der
überaus reichen und interessanten Flora auf den Hügeln
bei Ballabio am Fuss der Grigna. Auf einem Irrtum
dürfte wohl die Angabe von Anthyllis Dilleni beruhen, die
Beschreibung als eine schlanke, ein Fuss hohe Pflanze,
scheint mir mehr für À. rubriflora zu sprechen, die ühri-
gens in den südlichen Teilen der insubrischen Schweiz
RE
pe
ziemlich verbreitet ist; indessen À. Dilleni Schult. eine
kleine niedere, fast rasenbildende Pflanze der südlichen
Walliser Alpen ist.
Jaccard, H. Cirsum rivulare X spinosissimum, ein
von Herrn Jaquet in la Merzère, Alpes de
Rougemont (Vaud) gesammelter Bastard.
In Verhandl. d. schweiz. naturf. Gesells. 79. Jahresver-
sammlung in Zürich 1896. $. 119.
Jaccard, P. et Amann, J. Etude sur la flore
du vallon de Barberine in Bull. soc. vaud. sc. nat.
vol. XXXII. No. 122.
Das kleine Val de Barberine, südlich von der Tour
Salière und dem Mont Ruan, wird nach dem Trient ent-
wässert und ist botanisch von besonderem Interesse, weil
der Hintergrund des kleinen Thales jm Gebiet der Kalk-
alpen, die Ausmündung dagegen im krystallinischen Ur-
gebirge liegt. Die Verfasser fassen die Resultate ïhrer
Beobachtungen selbst etwa folgendermassen zusammen.
Da die klimatischen Faktoren im ganzen kleinen Floren-
gebiet wenig Unterschiede zeigen, so ist es müglich, in
unserem (rebiet die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit für
die Vegetation besser zu beurteilen, Der (Gegensatz
zwischen Kalk- und Kieselflora ist ausserordentlich auf-
fallend. Diese Verschiedenheit scheint hauptsächlich von
der Verteilung der Feuchtigkeit ahhängig zu sein, welche,
wie wir wissen, grosse Unterschiede in der Erwärmung
des Bodens zur Folge haben. In den Gneiïissgebieten erhôht
die Undurchlässigkeit des Gesteins die Feuchtigkeit der
Dammerde, so wird die Erwärmung des Bodens verhindert.
Die Lebensbedingungen sind somit ziemlich uniform und
bedingen daher eine nicht sehr mannigfaltige Flora. Die
grüsste Verbreitung Zzeigen diejenigen Arten, welche an
ihre Umgebung in zweckmässigster Weise angepasst sind,
indessen die schwächeren Formen unterdrückt werden.
Die Kolonie von Kalkpflanzen, welche wir im Gneisskies
der Eau-Noire finden, zeigt uns, dass jedoch auch die
chemische Natur des Untergrundes bei der Verteilung der
Pflanzen eine nicht unwichtige Rolle spielt. Die Abhand-
lung behandelt nicht nur die Phanerogamen, der Mitarbeit
von J. Amann ist es jedenfalls zu verdanken, dass auch
die Moosflora gebührend berücksichtigt wurde.
Keller, Dr.R. Die wilden Rosen der Kan-
tone St. Gallen und Appenzell. Berichte der
St. Gallischen naturwissenschaftl. Gesellschaft während
des Vereinsjahres 1895/96.
In der klassischen Arbeïit von Wartmann und Schlatter
«Kritische Uebersicht über die Gefässpflanzen der Kantone
St. Gallen und Appenzell» blieben noch verschiedene poly-
morphe (renera einer nachträglichen Bearbeitung vorbe-
halten. Diese Abhandlung über die Rosen der Kantone
St. Gallen und Appenzell soll nun eine solche Lücke aus-
füllen, Weitaus der grôsste Teil der hier erwähnten
Formen und Modifikationen, sowie der Standortsangaben
beruhen auf eigener Beobachtung des Verfassers, der seit
dem Jahre 1892 auf vielen Exkursionen verschiedene Teile
der beiden Kantone auf ihre Rosenflora näher untersuchte,
jedoch bleiben auch jetzt noch grüssere Gebiete, wie z. B.
das ganze Rheinthal einer künftigen Untersuchung vor-
behalten. Eine wertvolle Ergänzung fanden diese Studien
in der Benutzung einer Rosensammlung von O. Buser im
naturhistorischen Museum in St. Gallen. Ganz besondere
Aufmerksamkeit wurde auch der Variabilität der einzelnen
Arten innerhalb des Gebietes geschenkt. Durch eine Be-
stimmungstabelle der Sektionen und Subsektion des Genus
Rosa, sowie durch die sorgfältigen Diagnosen und zahl-
reichen Angaben über die Variationsfähigkeit der einzelnen
Typen ist die Arbeit auch geeignet, in das so schwierige
Gebiet der Rosenkunde einzuführen.
Maganin, Prof. Dr. Quelques mots sur la végé-
tationedes” étangs et des tourbières des
Franches-Montagnes ïin Verhandl. der schweiz.
naturf. Gesellsch. 79. Jahresversammlung. Zürich 1896,
S. 122—123.
Das Plateau der bernerischen Freiberge ist ausge-
zeichnet durch die Gegenwart von abflusslosen Mulden,
welche zum Teil von Torfmooren und kleinen Wasser-
becken ausgefüllt sind. Verfasser gibt dann eine ge-
drängte Uebersicht über die Flora dieser (Gebiete, wobei
auf die vielen Eigenheiten der Freiberge gegenüber der
andern lacustren Flora des Jura aufmerksam gemacht wird.
1. Wenig tief stehende Gewässer.
a) Es fehlen: Nymphaea, Nuphar, Scirpus lacustris,
Phragmites, in einigen Juragewässern wenigstens ebenso
hoch vorkommend,
b) charakteristisch ist vor allem Potamogeton rufescens
im Schweizerjura selten, dagegen in den Torfmooren des
franzüsischen Jura verbreitet ; ebenso Pot. Ziai, P. lucens,
P. densus, natans.
2. Die Torfmoore sind sehr reich:
a) Betula nana ist sehr verbreitet, besonders bei
Plain-de-Seigne und Chaux d’Abel.
5
b) Es fehlen: Carex heleonastes, C. chordorrhiza, für
die benachbarten Torfmoore des Jura sonst so charakte-
ristisch, ferner Triglochin, auch Scirpus caespitosus, Erio-
phorum alpinum, Scheuchzeria, Carex teretiuscula sind hier
selten.
Magnin, Prof. Dr. Additions à la flore des
lacs de Joux, Brenets et Ter in Verbandl. d.
schweiz. naturf. Gesellsch. 79. Jahresversamml. Zürich,
1896.
Bei Anlass der Versammlung der schweizerischen
und franzüsischen botanischen Gesellschaft im August 1894
brachte der Verfasser eine Mitteilung zur Flora obiger
drei Seen.
Vorliegende Publikation bringt nun noch einige kleine
Ergänzungen.
Meister, Fr. Die Utricularien von Dübe:-
dorf und Umgebung. In Verhandl. d. schweïiz.
naturf. Gesellsch. 79. Jahresversammlung in Zürich 1896.
SES:
In diesem beschränkten Gebiet finden sich vier Ufri-
cularien, von denen U. Bremi Heer 1893 von Meister bei
Dübendorf wieder aufgefunden wurde, nachdem die Pflanze
daselbst seit ca. 30 Jahren verschollen war.
Nägeli, Dr. 0. Ueber die Pflanzengeo-
graphie des Thurgaus. Sonntagsblatt der Thur-
gauer Zeitung. 8. Jahrg. (1897), No. 45—48.
Der Verfasser geht von der Flora der Eiszeit aus,
die uns zum Teil noch in den subfossilen Pflanzenresten
der Torfmoore erhalten geblieben sind; sie Zzeigen uns,
dass die Hochmoorflora heute noch keine wesentlich andere
Zusammensetzung hat als zur Glacialzeit. Da infolge der
veränderten klimatischen Verhältnisse nach dem definitiven
Rückzug der Gletscher, die Glacialflora sich nur noch an
besonders günstigen Orten zu behaupten vermochte, s0
wurde nun der Platz für ein neues Florenelement, die
mitteleuropäische Pflanzenwelt frei. In den Torfmooren
finden wir somit noch die letzten Ueberbleibsel der Glacial-
flora. Das reichste Torfmoor des Kantons Thurgau ist
das Hudelmcor bei Zihlschlacht (nôrdlich von
Bischofszell) mit Andromeda, Eriophorum alpinum, Er. vagti-
natum, Carex canescens, Lycopodium inundatum, Betula
verrucosa und dem nordischen Aspidium cristatuwm ; etwas
weniger reich sind die Torfmoore von Heldswil und
Waldbach, ferner Befang und Ergarten der Gemeinde
Gottshaus. Die Hochmoorflora ist somit im Thurgau auf
den Oberthurgau beschränkt, den Mooren des Thurthals
fehlen meist die typischen Vertreter. Diese Torfe sind
verarmt, Weil ihre Lage und die physikalischen Bedin-
gungen der Umgebung die Glut der Sonnenstrahlen nicht
genügend zu mildern vermag. Dieser notwendige Schutz
kommt unter drei Bedingungen Zu stande, nämlich:
1. wenn das Torfmoor eine bedeutende Ausdehnang hatte,
2. wenn seine Meereshühe eine beträchtliche war, oder
wenn es wenigstens den Alpen nahe lag, 3. wenn es durch
schützende Wälder in seiner Nähe vor Austrocknung be-
wahrt blieb. Die Wichtigkeit dieser drei Faktoren für
die Existenz einer reichen Hochmoorflora, wird dann an
Hand einiger lehrreicher Beïispiele hübsch illustriert.
Aber auch die Wälder und Schluchten boten der
fliehenden Flora der Eiszeit Schlupfwinkel. Doch ist es
bei diesen Pflanzen oft nicht leicht zu entscheiden, ob sie
als glacialer Relikt oder als alpine Vorposten zu betrachten
sind; oft kann dieselbe Pflanze an einem Standort als
glacialer Relikt, an einem anderen Fundort als alpine
Ausstrahlung auftreten. So ist Trollius am Hausener
See in (Cresellschaft glacialer Pflanzen als glacial zu be-
trachten, beim Hungersbühl, Frauenfeld, mit mehreren
alpinen Arten als alpin anzusehen. Auf den Moränenzügen
dagegen zeigt die Glacialflora heute Kkaum noch Spuren;
die Bärentraube und Carex ericetorum ist im Hegau, in
Schaffhausen und Nordzürich nicht allzuselten, sie geht im
Thurgau von der Schaarenwiese (396 m.) durch den
ganzen Westen des Kantons bis in die Voralpen Allen-
windens (953 m.) und ziert am zahlreichsten unsere unter-
thurgauischen Moränenhügel. Ein Vergleich zeigt uns,
dass im (Grebiet der stärksten glacialen Ablagerung um
Schlattingen-Neunforn-Hüttwilen auch die meisten glacialen
Reste der Pflanzenwelt sich finden. Die glacialen Relikten
des Thurgaus umfassen etwa 40 Arten, wovon allerdings
15 Arten jeweilen nur von einem einzigen Standort be-
kannt geworden sind.
Das alpine Florenelement ist im oberen Thurgau
besonders an das Hôrnli gebunden, es verliert sich ausser-
ordentlich rasch gegen die Ebene hin. Alpenrose, Alpen-
enzian, Aurikel und Dryade erreichen den thurgauischen
Grenzstein am Hôrnli nicht mehr, sondern bleiben etwa
5 Minuten vorher am Nordwestabhang des Berges zurück.
Für diesen oberen Thurgau sind folgende Alpenpflanzen
zu verzeichnen : Losa alpina, Trollius, Evonymus latifolius,
Veronica urticaefolia, Elymus. Herabgeschwemmte Pflanzen
treffen wir am reichsten um Bischofszell. Saxifraga
Aizoon, S. mutata und der Bastard $S. mutata X Aïzoon,
Pleurospermum austriacum, Linaria alpina, Campanula
pusilla und Saxifraga oppositifolia an einer Reïhe von
Standorten am Bodensee, mügen hieher gehüren.
Doch bildet die mitteleuropäische Flora den
Grundstock der jetzigen Pflanzenwelt, ihr Ursprung wird
heute allgemein nach den südlichen und ôüstlichen Teilen
Sibiriens verlegt. Sie ist über das ganze Land ziemlich
gleichmässig verbreitet, besonders reich aber im Seethal
mit Senecio paludosus, Gratiola, Myosotis Rehsteineri,
Ranunculus reptans, Litorella.
Von grüsserem Interesse sind einige nürdliche
Einwanderer, wie die Armeria purpurea, Allium
suaveolens bei Gottlieben, Geranium pratense bei Berlingen
und im Wald von Ermatingen, und das in Vogesen und
Schwarzwald verbreitete Hypericum pulchrum gehüren
wohl hieher.
Viel wichtiger ist jedoch das Florenelement, das aus
wärmeren Gegenden zu uns eingewandert ist. Wohl nur
ein kleiner Teilist längs des Jurathales bis in den Kanton
Thurgau vorgedrungen, die Hauptmasse weist auf einen
anderen Ursprung bin, nämlich nach Nordosten. Viel
reicher ist dieses Florenelement bereits im Schaffhauser-
becken vertreten. Diese Pflanzen sind wohl als eine
mediterrane Ausstrablung Jlängs des Donauthales auf-
zufassen. Während aber Christ nur etwa 50 Arten der Nord-
ostschweiz in diese Kategorie verweist, muss Verfasser
ibr nach eingehenden Studien wohl gegen 150 einverleiben.
Vom Hegau aus bespült der warme Strom die Hügel
Schaffhausens, dringt ins Klettgau, dann längs dem Rheïin-
thal bis zum Kaiïserstuhl. Vom Rheïinthal aus reicht er im
Glattthal bis Stadel und Bülach, im Tôssthal bis Winter-
thur, im Thurthal bis Pfyn-Weinfelden, am Untersee bis
Ermatingen, während er auf badischer Seite am Untersee
bis Konstanz, am Ueberlingersee bis Meersburg vorrückt.
Auf drei Wegen ist dieses Florenelement im Kanton
Thurgau vorgedrungen, nämlich: 1. längs des Untersees
dem Nordabhang des Seerückens folgend; 2. vom Rhein-
thal über Andelfingen-Neunforn thuraufwärts, und 3. längs
des alten Strombettes Diessenhofen-Stammheïm.
Die wichtigsten Vertreter dieser Pflanzenwelt sind:
Cytisus nigricans, Euphrasia lutea, Seseli bienne, Trifolium
rubens und alpestre, die Pulsatille, dann Genista tinctoria,
germanica und sagittalis, Potentilla rubens und Peucedanum
Cervaria etc.
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Dr 09
Einige versprengte Jurapflanzen mügen auch noch
kurz erwähnt werden. Hieher gehürt :
Helleborus foetidus, im Ittingerwald, Geranium phae-
aeum, bei Salenstein, Rosa trachyphylla am Immenberg und
Quercus pubescens vom selben Standort. Zum Schluss
werden auch noch die Ruderalpflanzen aufgeführt.
Wege längs Eisenbahnen, Schutt, Acker- und Brach-
felder liefern eine reiche Ausbeute. Hieher: Æri-
geron canadensis, Stenactis annua, vor 60 Jahren war von
dieser Pflanze noch kein einziger Standort bekannt, Vero-
nica Buxbaumii, Potentilla supina, Xanthium. Das See-
thal ist auch an Ruderalpflanzen bedeutend reicher als
das Thurthal. Seit Mitte der 80er Jahre ist Æragrostis
minor und Alsine laxa eingewandert, etwas später Lepi-
dium ruderale und Polycnemum und seit 1892 Vulpia
Pseudomyurus.
Puencieux. Contribution à l’étude du re-
boisement de la plaine du Rhône. — Schweize-
rische Zeitschrift für das Fortswesen. 1897. Seite 5 —8,
58—61 und 101—104.
In der «Plaine du Rhône», d. h. der waadtländischen
Strecke auf dem rechten Rhôneufer von Lavey—St. Mau-
rice bis zum See, herrscht «an jedem schôünen Tag, wenn
keine allgemeine Windstrümung dominiert, ein starker
thalaufwärts streichender, lokaler Thalwind»>. In der
Nacht weht er thalauswärts, aber viel schwächer. Dieser
oft orkanartige, täglich wenigstens 8 Stunden wehende
Wind prägt den Bäumen eine sehr ausgesprochene
«Windform» auf; die Krone wird einseitig nach Süden,
thalaufwärts, gewendet.
Am stärksten zeigt sich diese «Windfahnenbildung»
an Kirschbaum, Apfelbaum, etwas schwächer an Birnbaum,
Eiche, Zitterpappel, Birke und Esche. noch weniger an
den Weïiden und beinahe gar nicht an Fichte und
Kiefer. É
Zur Sanierung dieser ungünstigen klimatischen Ver-
hältnisse wurde 1890 eine Aufforstung der «Plaine du
Rhône» beschlossen. Es sollten namentlich «rideaux pro-
tecteurs» («Waldschutzetreifen») angepflanzt werden, dann
Obsthäume und auf die sumpfigen Partien Weiden,
Eschen, Pappeln. Die Kosten werden anf 90,264 Fr. ver-
anschlagt; ein grosser Teil der Anlagen wurde bis 1895
ausgeführt. Ueber die Erfolge soll später berichtet
werden.
Dem Artikel sind vier Autotypien beigegeben, nach
ME PATES à
den ausgezeichneten Originalphotographien des Verfassers
verkleinert; sie geben in trefflicher Weïise Windformen
wieder. C. Schrôüter.
Schellenberg, Dr. H.C. UeberdieBestockungs-
verhältnisse von Molinia coerulea Môünch. Diese
Berichte Heft VII, S. 69 (1897).
Schmidely. A. Notes floristiques. Bull. de la
soc. bot. de Genève, No. 8. Oct. 1897.
1. Umgebung von Genf. Mont Salève.
Bringt hauptsächlich eine Reïhe von Rosenbastarden
aus der Umgebung von Genf zur Sprache und zwar:
PR. glauca X tomentosa forma glabrescens Schmid.
vom Mont Salève. Weiden von St. Blaise bis nach
la Croisette.
R. rubiginosa L. var. decipiens Sagorsky. La Croisette,
Unterscheidet sich von R. rubiginosa L. durch die kahlen,
vollständig drüsenlosen Blattflächen.
R. alpina X coriifolia; R. Guinati Schmid.
R. alpina X montana Schmid. Als neue Station ist zu
erwähnen: oberhalb <Feuillet» zwischen Grande-Gorge und
den Felsen von Coin.
R. alpina X rubrifolia Crép. À. Brueggeri Küllias
forma superalpina frondosa Schmid. Roches d’Archamp an
3 Orten.
R. alpina X tomentosa, f. pilosior Schmid. Roches d’Ar-
champ.
R. alpina X omissa . glabrescens Schmid. an 2 Orten
bei Grange-Gabit; mit Ausnahme des Blattstiels und des
Mittelnervs sind die Blätter kahl.
2. Mont Vuache und Mont Musiège.
Von diesen beiden Standorten werden mehrere Formen
und Bastarde von ÆRubus und Aosa aufseführt; so ARubus
flexuosus Ph. Muell. forma ramosa Schmid. vom Kamm des
Petit Vuache, dann eine forma imponcus Schmid. ebenfalls
läings des Fussweges auf dem Kamm des Petit Vuache.
Ferner À, caesius D tomentosus, Gehülz oberhalb
Digny, ein um Genf sonst auch sehr verbreiteter Bastard.
Rubus Villarsianus Kocke, Mont Vuache und Mont Mu-
siège.
Dann Rosa alpina X pimpinellifolia, R. alpina X to-
mentosa und Rosa pimpinellifolia X tomentosa.
Von Mont Musiège werden ferner noch erwähnt:
Valeriana officinalis L. v. angustifolia Tausch, Doronicuwm
Pardalianches TX. und Limodorum aborticum Sw.
| Tee
3. Waadtländer Jura, oberhalb Orbe.
Rubus spinulatus N. Boulay. Ronc. Vosq. No. 81 an
der Bahnlinie nach St. Croix, oberhalb Baulmes.
R. rubrifolia Vill. var. Gaillardi Crépin forma dimi-
nuta Schmid. Weiden unterhalb der Aiguilles de Baulmes ;
Form mit unregelmässiger, fast einfacher Bezahnung, Be-
haarung und Drüsen der Blattunterseite ziemlich spärlich.
Alchemilla Hoppeana Rchb. var. vestita Buser._ Gipfel
der Aiguilles de Baulmes.
Carduus defloratus X. personata, längs des Jougnenaz
an den Aiguilles de Baulmes.
4. Umgebung von Fins-Hauts, Wallis
gibt 6 Rubus-Arten von dieser Lokalität an, sowie Rosa
pomifera Herrm. ‘var. Murithii Christ. von den Weïden
Léchère und Tet und bringt zum Schluss eine vollständige
Zusammenstellung der Alchemillen von Fins-Hauts, im
ganzen 30 Formen.
Schrôter, C. Sur les formes de l’épicéa en
Suisse (Picea excelsa Link) — Archives des sc. physiques
et naturelles — 4me période, Tome IV. Nov. 1897.
4 pages, 8°.
A: Standortsformen (nicht erbliche Merkmale) Pyra-
midenfichte, Walzenfichte, Ziegenfichte, Zwillingsfichte,
Garbenfichte, Kandelaberfichte, Ausläuferfichte, Matten-
fichte.
B. Spielarten (erbliche Abweichungen, vereinzeltes
Vorkommen): Trauerfichte, Hängefichte, Schlangenfichte,
Säulenfichte, Zwergfichte.
C. Varietäten (erbliche Merkmale, grosse Individuen-
zahl). Grünzapfige Fichte, rotzapfige Fichte, Alpenfichte,
nordische Fichte. — Siehe auch unten unter: Fortschritte
der Kloristik. C. Schrüter.
Stebler. Die Streuewiesen der Schweiz.
(No. XI der «Beitrige zur Kenntnis der Matten und
Weiden der Schweiz von Stebler und Schrôter», Landw.
Jahrbuch der Schweiz. Band XI. 1897. S. 1—84. Gr.
8° mit 2 Tafeln in Lichtdruck.
«Streuewiesen sind solche Wiesen, deren Ertrag zur
Einstreu unter das Vieh verwendet wird.» Sie sind für
die Landwirtschaft der Schweiz bei dem Mangel an anderen
Streumaterialien von der grüssten Bedeutung, und werden
oft hüher bezahlt als die Futterwiesen, (3000 Fr., selbst
5000 Fr. pro. Juchart.)
Der Kanton Zürich hatte 1891: 7491,7 Hektar
Riedland (das Gossauer Ried allein umfasst 1000 Hektar),
Kanton Thurgan 1890: 2197,26 Hektar etc. etc.
Der Boden der Streuewiesen ist:
Seekreide (am schlechtesten),
Humusboden (etwas günstiger),
Sand-, Lehm- oder Thonboden, bei feuchter
und nasser Beschaffenhéit der beste.
Mit Bezug auf die Bewässerung kann man unter-
scheiden :
1. Die Vegetation des offenen und halb offenen
Wassers.
2. Den Sumpf, mit vüllig stagnierendem, aber nur
den Boden durchtränkendem, keine offenen Flächen bil-
dendem Wasser. :
3. Den Halbsumpf. Wasser in ganz schwacher stän-
diger Bewegung.
4. Die Rieselwiesen, wo das Wasser im Boden sich
rasch erneuert.
Das sind die ergiebigsten Streuewiesen, wo Care
acuta und Carex paludosa reine Bestände bilden.
Ein weiteres Kapitel behandelt die Moore (Wiesen-
moore und Hochmoore) und ihre Entstehung, wobei zahl-
reiche eigene Untersuchungen über Verlandungszonen mit-
geteilt werden (Katzensee, Ausee, Lac de Lussy).
Den Hauptbestandteil der gehaltreichen Schrift bildet
das Kapitel über die «Typen» der Streuewiesen, eine auf
ausgedehnte mühsame Untersuchung des Bestandes zahl-
loser Streuewiesen gegründete Uebersicht der Pflanzen-
gesellschaft der Streuewiesen; eine weitere Ausführung
des Kapitels über die Bestände des nassen Bodens in der
Arbeit über «die Wiesentypen der Schweiz» von Stebler
und dem Referenten.
Stebler unterscheidet folgende Bestandestypen, durch
die dominierende Art charakterisiert:
PAD'YS ER O'h rent
Bestand von: 1. Scirpus lacustris, 2. Phragmites com-
munis.
II. Die Seichtwasserbestände.
Bestand von: 3. Typha latifolia, 4. Sparganium ra-
mosum, 5. Cladium mariscus, 6. Carex ampullacea, T. Carex
disticha, 8. Carex filiformis, 9. Phalaris arundinacea,
10. Equisetum limosum, 11. Carex paludosa, 12. Heleo-
charis palustris und uniglumis.
TU
III. Die Spaltwiesen («Spalt»-— Carex.)
13. Carex stricta, 14. Carex acuta, 15. Carex paludosa,
16. Scirpus syloaticus.
IV. Die Riedwiesen.
Bestand von: 17. Carex Goodenovii, 18. Carex panicea,
19. Carex Davalliana, 20. Juncus obtusiflorus, 21. Scirpus
caespitosus, 22. Schoenus ferrugineus u. nigricans, 23. Carex
Hornsehuchiana, 24. Eriophorum angustifolium, 25. Erio-
phorum alpinum, 26. Molinia coerulea, 27. Danthonia
decumbens, 28. Carex montanña, 29. Brachypodium pinnatum,
30. Festuca rubra, 31. Agrostis canina, 32. Bromus
erectus, 33. Nardus stricta, 34. Calluna vulgaris,
V. Die Hochmoorbestände.
85. Eriophorum vaginatum, 36. Sphagnum cymbifolium.
Von 33 Einzelfällen werden genaue Rasenanalysen
geseben ; 23 Species sind durch Originalholzschnitte vor-
trefflich abgebildet.
Die zwei Lichtdrucktafeln stellen dar: Verlandungs-
zone am Gattiker-Weïher bei Thalweil, mit Carer stricta,
und Bestand der Bergkiefer (Pinus montana) im Hoch-
moor von la Brévine im Jura. Schrüter.
Stebler und Volkart. Schweizerische Gräser-
sammlung, Lieferung V.
Diese Lieferung enthält folzende Pflanzen von schweiz.
Standorten: Agropyrum intermedium Beauv. var. campestris
Gr. & Godr. — (renfersee. Agrostis canina L. var mutica
Gaud. — Nussbaumerriedt (Thurgau). Briza media L. var.
lutescens Foucault. — Katzensee. Bromus erectus Huds.
subspec. condensata Hack. — Gandria (Tessin). Calama-
grostis Halleriana Dec. — Viamala. Dactylis glomerata
L. var abbreviata Bernh. -— Tourbillon. Deschampsia cae-
spitosa Beauv. var. pallida Koch. — Avers. Æchinochloa
crus galli Beauv. var. aristata Rchb. — Murten. Festuca
amethystina L. subvar. flavoviridis Hack. — Uto. Festuca
elatior L. var. arundinacea Schreb. subvar. pauciflora Hartm.
— St. Luc. Festuca ovina L. var. glauca Lam. subvar.
pallens Host. — Lägern ob Wettingen. Festuca ovina L.
var rupicaprina Hack. subvar. flavescens Stebler & Volkart.
— Faulberg-Hochwang. Festuca pulchella Schrad. subvar.
flavescens Stebler & Volkart. — Sertigthal. Lolium ita-
licum A. Br. var brachypodiata Stebler & Volkart. — St.
Luc. Lolium italicum A. Br. var. ramosa auet. — St. Luc.
Melica ciliata I. var. Linnaei Hack. — Zihlwyl ob Biel.
Melica ciliata L. var. transsyloanica Hack. — Hohentwil.
GE PA,
V4
*
=
|
PR RE
Molinia coerulea Münch. subrar. pallida Stebler & Volkart.
— Nussbaumerriedt. Phleum alpinum L. var. commutata
Gaud. — Bernina. Phleum pratense L. var. subalpinum
Brügg. — Bergün. Poa alpina L. var. rivipara auct. —
Fürstenalp. Poa annua L. var. supina Schrad. — Scholl-
berg. Poa nemoralis L. var. montana Gaud. — Zmutt-
Zermatt. Pou tririalis L. subvar. pallescens Stebler &
Volkart. — Affoltern b./H. Poa ftrivialis L. subvar.
rubescens Reut. — Lausanne. Poa violacea Bell. subvar.
pallescens Stebler & Volkart. — Gotthard. Trisetuim esse
teum R. & S. — Grigna.
Tavel, Dr., v. “<Ueber Cirsienbastarde».
Verhandl. d. Schweiz. naturf. Gesellseh. 19. Jahresvers.
in Zürich 1896. S. 119.
Bespricht und demonstriert eine Reiïhe von Cirsien-
bastarden aus den Sammlungen des botanischen Museums
des Polytechnikums in Zürich. Von besonderem Interesse
sind Reïhen hybrider Zwischenformen zwischen C. acaule
uxd bulbosum, bulbosum und oleraceum, oleraceum und acaule,
acaule und heterophyllum und heterophyllum und oleraceum,
und endlich der Tripelbastard Cirsium (acaule X bulbosu m)
X oleraceum von Langnau. Sihlthal, von C. v. Nägeli
gesammelt.
Tavel, Dr. F.v. Ueber Erigeron Schleicheri Grml.
Siche Verhandlungen d. Schweiz. naturf. Gesellschaft bei
ihrer Versammlung in Zürich. 1896. 79. Jahresvers.
+5. 118.
Berichtet, dass diese im Wallis verbreitete Art sich
auch in den ôüstlichen Alpen findet. Ausser mehreren
Standorten im Kanton Graubünden ist die Pflanze durch
Correns von Realp im Kanton Uri und vom Brennerin Tirol |
bekannt geworden. Im Wallis hat Æ. Schleicheri Grml.
gewôhnlich blassere Blüten und einen schlafferen Habitus
als an den ôstlichen Stationen.
Ulrich, À. Beiträge zur bündnerischen
Volksbotanik. Davos. Hugo Richter, Verlag, 1897.
Das Büchlein bringt in alphabetischer Reïhenfolge die
lateinischen Namen vieler Pflanzen mit den zugehôrigen
Pflanzendialektnamen aus den verschiedensten Teilen des
Kantons Graubünden. Ebenso bringt Verfasser zahlreiche
Sagen, die sich an bestimmte Pflanzen knüpfen und inter-
essante Mitteilungen über die Verwendung von Pfianzen oder
pflanzlichen Produkten. Im zweiten Teil folgt dann ein
alphabetisches Verzeichnis der Dialektnamen mit den zu-
gehürigen lateinischen Bezeichnungen, so dass das Büch-
lein in jeder Hinsicht sehr handlich ist.
Wirz, J. DieVeränderungen in der Pflan-
zenwelt unseres Landes unter der Ein-
wirkung des Menschen. — Neujahrsblatt der
naturf. Gesellschaft des Kantons Glarus. — Heft I. Glarus,
1898. — S. 1—57. Gr. 8°.
Gibt eine gedrängte Uebersicht der (reschichte der
Flora des Kantons Glarus, namentlich an Hand der For-
schungen Oswald Heers, in folgenden Abschnitten:
Die Zeit vor Erscheinen der Menschen (tertiäres, glaciales,
aquilonares, sylvestres Element der Flora); die Verän-
derung der Flora durch Eingreifen der Menschen: 1. Kultur-
pflanzen (Pfahlbauer, alte Germanen und Gallier, Rümer,
Vülkerwanderung, Karl der Grosse und die Klüster [es
wird hier die Vermutung geäussert, dass die in St. Gallen
kultivierte «Fena» der ‘Schabziegerklee war], das spätere
Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit [hier wird aus
Klosterurkunden von Schännis 1127 und 1471, aus dem
Steuerregister des Stiftes Säckingen aus dem 14. Jahr-
hundert und aus Zehntenrodeln der Umfang der mittel-
alterlichen Kulturen beurteilt; Orts- und Flurnamen oder
Geschlechtsnamen, die sich auf Jlandwirtschaftliche Kulturen
beziehen, konnte Verfasser keine auftreiben] und endlich
die neue Zeit (Eïinführung der Kartoffelkultur ; Kulturen
im Jahre 1807 nach Schindler: Weizen. Fäsen, Gerste,
Cichorie, Ziegerklee, türkischer Kohl, Kohlsaat, Winterreps,
Mohn, Hanf und Flachs, wovon jetzt Ziegerklee, Mohn, Hanf,
und Flachs fast ganz fehlen: Blumengarten Alleebäume,
Waldkultur). — 2. Unkräuter und verwilderte Pflanzen Ber-
beris (2), Acorus Calamus, Huinulus Lupulus, Parietaria
(soll von den Rümern zum Waffenputzen mitgebracht worden
sein), Stenactis annua, Chrysanthemum Parthenium, Calen-
dula, Aster salicifolius, Solidago serotina, Impatiens parvi-
flora, Polygonum Sieboldi, Oenothera biennis, Hyoscyamus,
Erigeron canadense, Linaria Cymbalaria, Lepidium Draba,
Matricaria discoidea, Euphorbia Engelmanni, Lepidium
ruderale, Plantago Cynops, PBlitum virgatum (nach dem
Brand von Glarus häufig auf dem Schutt, seither wieder
verschwunden), Lepidium campestre (1896 reichlich auf
dem Schutt der Guppenruns).
C. Schrôüter.
à
4
É.
c.
\ {
RM,
kr, ts TO:
V. Biographisches.
Barbey, William. Rodolphe Haïst. Bulletin de
l’Herbier Boissier. Tome V, No. 11, novembre 1897.
Notice biologique sur le biologue Neuchâtelois.
J. Amann.
Lerch, Jules. 181$—1896. Von L. Favre, Bulletin
de la soc. d. sc. nat. de Neuchâtel. Tome XXV (1897).
J. Lerch, hervorragender Arzt und ausgezeichneter
Kenner der Flora des Kantons Neuenburg, insbesondere des
Val de Travers, war Schüler eines H. Ladame, eines L.
Agassiz und eines H. Godet. Sein Vater stammte aus
Affoltern (Bern), naturalisierte sich aber in Valengin bei
Neuenburg. In Neuenburg wurde J. Lerch am 3. Novbr.
1818 geboren; mit ausgezeichnetem Ertolg durchlief er die
niederen und hüheren Schulen seiner Vaterstadt, widmete
sich dann dem Studium der Medizin in Zürich, Heidelberg
und beendigte dieselben 1845 mit Auszeichnung in Würz-
burg. Im Frühjahr 1846 liess er sich in Couvet, im Val
de Travers, als Bezirksarzt nieder; über 50 Jahre war er
hier in aufopferndster Weïse als wahrer Menschenfreund
thätig und erfreute sich hohen Vertrauens und grosser
Achtung von Seiten seiner Mitbürger.
Auf seinen zahlreichen amtlichen Gängen übers Land
hatte Lerch reichlich Gelegenheit die Pflanzenwelt seines
Heimatkantons aus eigener Anschauung kennen zu lernen,
er war wohl der beste Kenner der Flora des Kantons
Neuenburg, Ihm verdanken wir eine ganze Reïihe neuer
floristischer Entdeckungen im Kanton Neuenburg, wie z. B.
Fumaria. Vaillantii Lois, Hieracium aurantiacum L.,
Rosa dichroa Lerch, Soldanella alpina L., Gnaphalium
norvegicum Günn.und Narcissus Pseudo-Narcissus X radii-
florus. Sein überaus reiches Herbarium vermachte seine
Witwe der Akademie von Neuenburg.
Müller, J. Argoviensis. 1828-1896. Von R. Chodat
im Bull. de la Murithienne 1894— 96, p. 71—716, avec
portrait. -
Müller wurde 1828 in Reinach im Kanton Aargau
geboren; er besuchte das Gymnasium in Aarau, begann
1850 seine Studien in Genf und doktorierte 1858 in Zürich
auf Grund einer ausgezeichneten Arbeit über die Resedaceen ;
schon 1851 jedoch übernimmt er die Stelle eines Kon-
servators des Herbarium De Candolle, in das Jahr 1869
fallt seine Ernennung zum Konservator des Herbarium
Delessert und zum Direktor des botanischen Gartens in
Grenf, welche Stellungen er bis zu seinem Tode versah.
Von 1871—1889 bekleidete er auch noch den Lebrstuhl
für systematische Botanik an der Universität Genf. Mitten
in wissenschaftlichen Arbeiten wurde er durch eine kurze
Krankheit am 21- Januar 1896 hinweggeraftt.
Auf zwei Gebieten der Botanik war Müller besonders
thätig. Auf dem Gebiete der Flechtenkunde er-
freute er sich eines europäischen Rufes, aus aller Herren
Ländern erhielt er Zusendungen. Eine Flechtenflora
Australiens konnte er leider nicht mehr ganz zum Ab-
schluss bringen. Ferner war er ein ausgezeichneter
Kenner der exotischen Flora; an der Bear-
beitung des Prodromus von De Candolle war er in hervor-
ragendem Masse beteiligt, er schrieb für dieses Werk
die Euphorbiaceen, an denen er 7 Jahre arbeitete, auch
um die grosse Flora von Brasilien, das bedeutendste exo-
tische Florenwerk, hat er sich grosse Verdienste erworben ;
trotzdem blieb ihm auch unsere Flora nicht fremd, es war
besonders das schône Wallis, das auf ibn auch botanisch
eine grosse Anziehungskraft ausübte.
Rhiner, Joseph, Prof. Im «Vaterland», No. 9. 13. Jan.
1898 (v. J. Brandstetter).
Rhiner hat sich besonders verdient gemacht durch
seine «<Volkstümlichen Pflanzennamen der
Waldstätten>» 1866 und in neuerer Zeit durch seinen
Prodromus der Gefässpflanzen der : Ur-
kantone und Zug, 2. Auflage 1896, ferner durch
seine «Tabellarische Flora der Schweizerkantone». Er
war ein ausgezeichneter Kenner der Pflanzenwelt der
Alpen und speciell der Waldstätte. Rings um den Vierwald-
stättersee gibt es wohl kaum einen Winkel Erde oder
eine Bergspitze, wo er nicht seltenen Exemplaren nach-
gestiegen wäre. Wie viele Gelehrte, war er ein Original
im vollsten Sinne des Wortes. Trübe Erfahrungen erklären
seine eigentümliche Menschenscheu. An Freuden des Lebens
hat er nie viel Ansprüche erhoben; er lebte so einfach,
wie der ärmste Mann.
Schnetzler, J. B. 1823—1896. Notice biographique
par J. Dufour avec portrait. Bull. de la soc. vaud. des sc.
nat, Vol. XXXIII, No. 123, mars 1897, p. 1—21.
A |
J. Balthasar Schnetzler wurde am 3. November 1823
in Gächlingen, Kanton Schaffhausen, geboren. Er besuchte
zunächst das Gymnasium von Schaffhausen, später das
Polytechnikum von Stuttgart. wo er sich mit besonderer
Freude auch mit Mathematik beschäftigte. Nach einem
kurzen Aufenthalt in Paris wird er, kaum 20 Jahre alt,
Lehrer des Franzüsischen am Gymnasium in Schaffhausen.
Obwohl er sein Amt zur allgemeïnen Zufriedenheit aus-
füllte, zogen ïihn die Naturwissenschaften so mächtig an,
dass er seine Stellung aufgab, um in Genf weiter zu
studieren. Hier wurde er Schüler von Reuter und Alph.
de Candolle, die mächtig anf ihn einwirken; trotz mannig-
facher Schwierigkeiten, besonders auch finanzieller Art, die
ibn nôtigten, für seinen Unterhalt durch Privatstunden zu
sorgen, beendigte er seine Studien bereits 1847. Wir
sehen ïhn nun lange Jahre als Lehrer für Naturkunde
und Geographie an den hôüheren Schulen in Vevey, schon
seit 1858 hält er einzelne Vorlesungen über Botanik an
der Akademie von Lausanne, dies führte 1869 zu seiner
Berufung nach Lausanne; 22 Jahre konnte er diesen
Posten versehen, bis ihn zunehmende Kränklichkeit 1891
nôütigte, von seinen üffentlichen Aemtern zurückzutreten.
Er starb im 72. Jahre, am 29. Juni 1896.
Schnetzler hat sich ganz besonders um die Herbarien
der Universität Lausanne verdient gemacht, viel wert-
volles Material wurde so vor der Vernichtung bewahrt.
Das Universitätsherbarium von Lausanne enthält die
Sammlungen von Schleicher, von J. Muret, von Gingins,
von General de La Harpe, von Bridel, Bischoff und Fivay,
1885 kam dann auch das wertwolle Herbarium Leresche
mit 470 Fascikeln durch Legat in den Besitz der Univer-
sität. Eine andere wertvolle Bereicherung wurde durch
Barbey vermittelt: das Herbarium Gaudin, früher im
botanischen Garten zu Kew, kam auf diese Weise wieder
in den Bésitz einer schweizerischen Staatsanstalt.
Zu einer Zeit, da man die Pflanzenbiologie und Phy-
siologie noch kaum dem Namen nach kannte, beschäftigte
sich Schnetzler schon mit allerlei biologischen Fragen, wie
mit der Schlafbewegung der Robinie, mit den Bedingungen
der Staubgefässbewegungen von Berberis, mit der Plasma-
strümung in Æodea etc. Seine Publikationen erstrecken
sich zum Teil auf dieses Gebiet, zum Teil auch über Algen,
Mocse und Pilze oder über physiologische und anatomische
Themata, aber auch den praktischen Tagesfragen wendete
er seine Aufmerksamkeit zu, wie einige kleinere Abhandlun-
gen über Phyllorera und andere Pflanzenkrankheiten zeigen.
TR SR ARE ANA eee EU
=
Scheuchzer, J. J. und seine Zeit. Von Chr.
Wallkmeister im «Bericht d. st. gall. naturf. Cresellsch.»
1895/96. $S. 364—401.
Zunächst gibt uns der Verfasser ein nicht sehr erfreu-
liches Bild von dem Geistesleben am Anfang des XVIII.
Jahrhunderts. Erst in diesem Milieu wird es uns müg-
lich, die grosse Bedeutung J. J. Scheuchzers zu würdigen,
denn wie gerne ist man heute bereit, sich über einen
Mann lustig zu machen, der einen versteinerten Salamander
für das Gerippe eines vorsündflutlichen Menschen er-
klärte ?
J. J. Scheuchzer wurde 1672 als Sohn eines Arztes
geboren, doch sein Lebenslauf ist wohl so allgemein be-
kannt, dass wir hier nur noch kurz auf die vielfachen
Verdienste dieses Mannes aufmerksam machen wollen; wer
aber grüsseres Interesse für Scheuchzer hat, dem müchten
wir die hübsche Arbeit von Wallkmeiïster angelegentlichst
zur Lektüre empfeblen.
Scheuchzer war der eigentliche Begründer einer auf
vielfachen Beobachtungen, Reisen und einem grossen Brief-
wechsel aufgebauten Vaterlandskunde, die er in dem be-
deutenden Werke: Die Naturgeschichte des
Schweizerlandes niederlegte. Meteorologie, Erd-
beben, Gewitter, Pflanzen. Tiere, Fossilien, Beobachtungen
über Seen und Flüsse, über Erscheinungen des Himmels,
über Sitten und Gebräuche werden hier zur Sprache ge-
bracht und wenn auch noch mancher Irrtum sich ein-
schleicht, so enthält das Werk doch eine solche Fülle
richtiger Thatsachen, dass es für alle Zeiten ein wichtiger
Beitrag zur Natur- und Kulturgeschichte unseres Landes
sein wird. Als Resultat seiner vielen Reisen verüftent-
lichte dann Scheuchzer 1713 seine Schweizerkarte,
welche fiber 2000 Angaben mehr bringt, als die berühmte
Gygersche Karte von 1683. Bis zum Ende des XVII.
Jahrhunderts behauptete die Scheuchzer’sche Karte den
ersten Rang. — Wer sich über den Stand der Natur-
wissenschaften am Anfang des XVIII. Jahrhunderts ein
Bild machen will, der nehme Scheuchzers Physica zur
Hand. Mit ganz besonderem Interesse studiert er auch
die Entstehung der Versteinerungen. Obwohl er
gerade in dieser Hinsicht sich vielfach durch vorgefasste
Meinungen irreleiten liess, erreichte er doch auf diesem
Gebiete Erfolge, die sogar von einem Cuvier anerkannt
wurden. Scheuchzer ist ferner der erste in unserem
Lande, der den Torf als Brennmaterial empfohlen
hat. Die Regierung von Zürich sandte Scheuchzer mit
AR (PES
dem Ratsherrn J. Escher als Experten an den Katzensee,
um die dortigen Torflager zu untersuchen, und 1709 wurde
dann der erste Torf gestochen. Auch die Ausbeute der
Braunkohle zu Käpfnach begann 1708 auf Anregung
Scheuchzers.
Als Historiker lernen wir endlich Scheuchzer
noch von einer ganz neuen Seite kennen. Die Stadt-
bibliothek in Zürich besitzt nicht weniger als 21 histo-
rische Manuskripte von Scheuchzer, wovon einige sogar
mehrere Bände umfassen.
VI. Verschiedenes,.
Briquet, J. Rapport sur la marche de lHer-
bier Delessert et du jardin botaniquevde
Genève. 1896. In Annuaire du Conserv. et du jard.
bot. de Genève. Ie année, p. 1—10,
I Herbier Delessert.
Prof. Dr. J. Müller-Argov. vermachte der Anstalt
30,000 Fr. zu Gunsten der Bibliothek und des Herbariums
Delessert. Ein Teil dieses Vermächtnisses soll nun ver-
wendet werden, um jährlich einen Bericht über die
Arbeiten des Institutes zu verüftentlichen. Die Leitung
der Anstalt übernahm Dr. J. Briquet, dem Dr. C. Hoch-
reutiner zur Seite steht.
Der Bericht gibt dann ferner Aufschluss über die
Eiïngänge in die Bibliothek und in die Herbarien, sowie
über den wissenschaftlichen Verkehr und die Publikationen
der Anstalt.
IT Botanischer Garten.
Bringt in gedrängter Uebersicht eine Zusammen-
stellung über neuere Ankäufe und Geschenke, sowie über
die Benutzung des Gartens, sowie am Schluss des Be-
richtes den Samenkatalog des botanischen Gartens von
1896.
Creux-du-Van. Commission de botanique de
la société du Parc du Creux-du-Van. Le
Rameau de sapin. 31e année. No. 5. 4 Neuchâtel,
1897.
Zum Schutz der so hoch interessanten Flora des
Creux-du-Van wurde am 21. April 1897 eine fünfgliederige
Kommission, bestehend aus den Herren Prof. F. Tripet,
A. Dubois, F. Jordan in Neuenburg, J. Cavin in Fleurier
und A. Mathey-Dupraz, aux Verrières, ernannt.
alu
Heer und Oberholzer. Zur Geschichte der
naturforschenden Gesellschaft des Kan-
tons Glarus. Neujahrsblatt d. naturf. (Ges. des Kantons
Glarus, Heft I. Glarus 1898. Seite 59—90. Gr. 8°.
Schildert in frischer Weise die Geschichte dieser,
namentlich auch für die botanische Erforschung des
Kantons äusserst thätigen Gesellschaft.
C. Schrôüter.
Früh, Dr. J. Generalbericht der Moor-
kommission der schweiz.naturforschenden
Gesellschaft. Verhandl. d. schweiz. naturf. Gesells.
19. Jahresversammlung in Zürich 1896. $S. 42-44, $K.
208 und S..257—258.
Dr. Früh bespricht zunächst die Art und Weiïse der
Untersuchung. Ein Moor besteht aus 2 Teilen, der
lebenden Pflanzendecke und dem fossilen Torf. Jene fällt
unter den Gesichtspunkt der Pflanzengeographie, diese
unter denjenigen der Stratigraphie. Die Menge zuge-
führter Mineralstofte ist entscheidend für die sog. Hoch-
und Flachmoore, weïitere Untergruppen lassen sich
nach den wesentlichen Pflanzenkomponenten aufstellen.
Zum Studium der fossilen Moortypen ist die Zuhülfenahme
des Mikroskopes unerlässlich notwendig : nur auf diesem
Wege wird es môüglich, sich ein Bild zu machen von der
ehemaligen Zusammensetzung der Moorflora. Es ergab
sich, dass manche Pflanzen, welche einst mächtige For-
mationen gebildet hatten, jetzt im Aussterben begritten,
oder doch sehr reduziert sind, so das nordische Hypnum tri-
farium, Scheuchzeria palustris, dann Eriophorum vaginatum,
Alnus glutinosa, Betula nana. Umgekehrt sind erst in
neuester Zeit bestandbildend aufgetreten Scirpus caes-
pitosus, Aulacommium palustre, Polytrichum torfaceum.
Die Moore sind heute im Austrocknen begriffen, zum
grossen Teil wird diese Erscheinung durch die intensive
Kultur erklärt. Die von der Kommission angelegte Moor-
karte der Schweiz im Maasstab von 1 : 250,000 bringt
über 8300 ehemalige Moore, Teiche und Seen und ca.
1900 lebende Moore zur Darstellung. Auch die prakti-
schen Seiten der Mooruntersuchung wurden nie ausser
acht gelassen. Die gesammelten Objekte der Moor-
kommission wurden der geologischen Sammlung des Poly-
technikums übergeben.
Mübhlberg, Dr. F. Erster Bericht über den
Schulgarten der Kantonsschule in Aarau.
Aarau, H. R. Sauerländer u. Cie. 1898.
6
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Dieser Bericht enthält eine Reïhe vortrefflicher An-
gaben über Anlage und Zweck von Schulgärten. Päda-
gogisch von besonderem Interesse ist die von Prof. Mühl-
berg durchgeführte Verwendung der Schüler bei der Be-
pflanzung und dem Unterhalt des Lehrgartens. Es ist das
gewiss ein vorzügliches Mittel zur Anregung der Selbst-
beobachtung der Schüler und zur Weckung des Verständ-
nisses für die einheimische Pflanzenwelt und ïhre Lebens-
bedingungen: wenn der Lehrer diese Arbeiten einiger-
massen überwacht, werden sie ihm den Unterricht wesent-
lich erleichtern und der floristischen Erforschung unseres
Landes viele junge Kräfte zuführen.
Murithienne. Société valaisanne des
sciences nat. Im Bull de la Murith. 1894—96,
p. 53—68.
1. Der bekannte alte Fundort von Ranunculus gra-
mineus bei St. Leonard ist infolge zunehmender Kultur
vernichtet worden. Im Namen der Gesellschaft wird nun
Professor F. O. Wolf beauftragt, den letzten schweizeri-
schen Standort dieser seltenen Pflanze in der Nähe des
alten Fundortes vor der Zerstürung zu retten. Zu diesem
Zwecke soll das betreffende Grundstück entweder ange-
kauft oder für vorläufig 10 Jahre gemietet werden.
2. Auf Antrag von Dr. Christ in Basel und Professor
Polaky in Prag werden bei dem Bischof von Sitten
Schritte gethan, um die Ziegenweide auf Tourbillon
zu verbieten, da durch dieses Kleinvieh die so hoch-
interessante Flora dieser Lokalität in hohem Masse ge-
fährdet erscheint. In zuvorkommendster Weiïse entspricht
der Verwalter des Bistums diesem Gesuch.
3. Durch M. Besse vom Grossen St. Bernhard wurde
bei Herrn Bollin, Gärtner in Saxon, das kostbare,
lange Zeit verschollene Herbarium von
Murith wieder aufgefunden. Dasselbe befindet sich
nun im Besitz von M. Besse.
4. Professor Wolf berichtet (18. VIII. 95 in Monthey)
über die ungünstige Finauzlage der verschiedenen Alpen-
gärten im Wallis; obwohl dank den Bemühungen von
Staatsrat Roten der Jahresbeitrag von 800 Fr. beïibehalten
wurde, Zzeigte es sich, dass diese Mittel nicht genügen
und für die nächsten 3 Jahre noch ein Extrakredit von
600 Fr. erforderlich wäre, um wenigstens den Garten in
Zermatt in gehürigen Stand zu setzen. Mit Einstimmig-
keit wird denn auch ein bezügliches Gesuch an die Re-
gierung angenommen.
Fortschritte der schweizerischen Floristik.
Für die Gefässpflanzen bezieht sich dieser Abschnitt auf die Jahre
1896 und 1897 (inkl. Nachtrag aus frühern Jahren) ; bei den Thal-
lophyten ist nur die Litteratur vom Jahre 1897 henutzt worden,
die der vorangehenden Jahre dagegen bloss insoweit, als dieselbe
nicht durch die Referate in den frühern Heften dieser Berichte
berücksichtigt wurde.
I. Pilze.
Bei der Zusammenstellung des nachstehenden Verzeich-
nisses wurde folgende Litteratur benützt:
1. Britzelmayr, M Materialien zur Beschrei-
bung der Hymenomyceten. Botanisches Central-
blatt 1897. Vol. LXXI p. 49—59, 87—96.
2. Correns, C. Schinzia scirpicola spec. nor. Hedwigia
1897, p. 38—40.
3. Cuboni, G. La malattia del Castagno nell”?
anno 1896. Bolletino di Notizie agrarie. Marzo 1897.
4, Fischer, Ed. Beiträge zur Kenntniss der
schweizerischen Rostpilze. Bulletin de
l’herbier Boiïssier. Tome V N° 5, Mai 1897 p. 393
bis 397. .
4a. Schrôter, C. und ©. Kirchner. Die Vegetation
des Bodensees. 1. Hälfte. Lindau 1896.
5. Sydow, Uredineen (Exsiccatenwerk). Fascikel XX
bis XXIII (1896 u. 1897).
5a. Thomas, F. Ueber einige Exobasidien und
Exoasceen. Forstlich-naturwissenschaftliche Zeit-
schrift 1897 p. 305 ff.
Ferner :
6. Beobachtungen von Prof. Ed. Fischer in Bern aus den
Jahren 1895—1897.
1. Phykomyceten.
Cystopus candidus (Pers) Lév. auf Sisymbrium austriacum,
bei Fionnay (Val de Bagnes) (6); auf Arabis alpina,
bei Fionnay am Weg nach Corbassière (6); auf Draba
aizoides, Albula (6).
RE
ES
| C
+
Fe
#
Saprolegnia mirta de By. Bodensee bei Lindau (4a).
Saprolegnia bodanica Kirchner n. sp. Bodensee bei Lin-
dau (4a).
Lagenidiun pygmaeum Zopf, aus Pollenkürnern im Boden-
see (4 a).
Olpidium entophytum A. Braun, auf Cymbella Ehrenbergir.
Bodensee (4 a).
Rhizophidium pollinis A. Braun, auf Pollenkürnern im
Bodensee (4a).
Septocarpus corynephorus Zopf, auf Navicula oblonga im
Bodensee (4a).
2. Ascomyceten.
Taphrina filicina Rostrup, auf Aspidium spinulosum am
Weg von Valsainte zum Schwarzsee (Kt. Freiburg) 8.
Juli 1895 (6).
Exoascus Janus. Thomas Ohrdruf n. sp. auf Betula ver-
rucosa am Weg von Arosa zur Mayenfelder Furka (5a).
Magnusiella Umbelliferarum (Rostr.) Sadeb., auf Heracleum
zwischen Waldhaus Arosa und Seehof, Graubünden (5a),
Sclerotinia Rhododendri Ed. Fischer, auf Æhododendron
ferrugineum bei Fionnay (Wallis) (6), am See von
Campfèr (Ober-Engadin) (6).
Sclerotinia baccarum Schrüter, auf Vaccinium Myrtillus
bei Fionnay (Wallis) (6).
Sclerotinia Vaccinii Woronin auf Vaccinium Vitis-Idaea
bei Fionnay (Wallis) (6).
3. Ustilagineen.
Ustilago marginalis (Link) auf Polygonum Bistorta, am
See von St. Moritz (Ober-Engadin) (6).
Urocystis Anemones (Pers) auf Aconitum Lycoctonum, bei
Mauvoisin und Fionnay im Val de Bagnes (6).
Schinzia scirpicola C. Correns n. sp. Maggiaschlucht ober-
halb Fusio auf Scirpus pauciflorus (2).
4. Uredineen.
Uromyces Alchemillae-alpinae Ed. Fischer, auf Alchemilla
alpina, Luchernalp oder «Garten» am Rothenkasten
- (westliche Stockhornkette) (6); auf A/chemilla penta-
phylla, Gletscheralp bei Saas-Fee (5 N° 1101).
Uromyces Scillarum (Grev.) auf Muscari racemosum. Weïn-
berge auf der St. Petersinsel und bei Twann (6) (5
N° 1106).
ET I DES ER PERS EU 2 ti FAN ya Pre M
Uromyces Caricis-sempervirentis Ed. Fischer n. sp.') auf
Carex sempervirens Bütschialp und Allenbachgraben bei
Adelboden (Berner Oberland) (4).
Uromyces Solidaginis (Sommf.) Niessl. auf Solidago Virg-
aurea; Südufer des Sees von Campfèr (Ober-Engadin)
(5 N° 1107).
Uromyces Graminis Niessl. auf Melica ciliata. Tombey
bei Aigle (6). La Batiaz bei Martigny (nur Uredo) (6).
Uromyces minor Schrôter auf Trifolium pratense, unterhalb
der Alpe de Louvie (Val de Bagnes) (6), bei St. Moritz-
Bad (Ober-Engadin) (6).
Uromyces Astragali (Opitz) auf Oxytropis campestris : an
der Strasse von Silvaplana nach Maloja (6), Fion-
nay (Wallis) (6), Zermatt (6); auf Phaca alpina: Zwi-
schen Celerina und Samaden (Ober-Engadin) (6).
Puccinia Anemones-Virginianae Schwein. Auf Atragene
alpina. Innschlucht bei St. Moritz (Ober - Engadin),
(5 N° 1110). :
Puccinia annularis (Strauss) auf Teucrium Chamaedrys.
Kräyligen b. Bern (6).
Puccinia Calthae Link auf Caltha palustris. : Ober-Engadin
zwischen Silvaplana und Campfèr (5 N° 1113).
Puccinia Caricis-frigidae Ed. Fischer, n. sp. Aecidien auf
Cirsium heterophyllum : Innschlucht gegenüber Celerina
(Ober-Engadin) (4 p. 397), {5 N° 1115); auf C. spino-
sissimum: Julier-Passhôühe, am Weg von Silvaplana
zum Hahnensee (4 p. 397). Teleutosporen auf Carex
frigida Innschlucht, Weg zum Hahnensee.
Puccinia Cesatii Schrôter auf Andropogon Ischaemum. Tour-
- billon bei Sitten (Uredo) (6), La Batiaz bei Martigny
(Teleutosporen) (6).
Puccinia Dubyi Müll. Arg. auf Do glacialis am
Col de Fenêtre (Val de Bagnes) (6), am Col des Otanes
(Val de Bagnes) (6); auf Androsace obtusifolia am Col
des Otanes (6). |
Puccinia Epilobii-Fleischeri Ed. Fischer n. sp. auf Æpilo-
bium Eleischeri, Moränen des Feegletschers bei Saas-
Fee (Wallis) (5 N° 1121, 1122), Bachgerülle hinter
Surlej (Ober-Engadin) (6), Bachgerülle zwischen Fion-
nay und Mauvoisin (Val de Bagnes) (6).
Puccinia Epilobii DC. auf Epilobium roseum. Kexthal (Ober-
Engadin) (4 p. 395).
1) L e. heisst der Pilz U. Dietelianus, welcher Name aber,
weil schon vergeben, umgeändert werden musste.
RO R.
Puccinia expansa Link auf Adenostyles alpina. Bei Mau-
voisin, (Val de Bagnes) (6).
Puccinia Geranii-silvatici Karst. auf Geranium silvaticum.
Aufstieg von der Walopalp zur Luchernalp (westl.
Stockhornkette) (6), Les Morteys (Freiburgeralpen)
(6). Bei Mauvoisin (Val de Bagnes) (6).
Puccinia Lycoctoni Fuckel, auf Aconitum Lycoctonum. Ge-
rüllhalden ob Mauvoisin (Val de Bagnes) (6).
Puccinia Ribis DC. auf Æibes petraeum Ynnschlucht bei St.
Moritz (Ober-Engadin) (5 N° 1132).
Puccinia Senecionis Lib. auf Senecio Fuchsii, am See von
Camphèr (Ober-Engadin) (6).
Gymnosporangium confusum Plowr. auf Cotoneaster vulgaris.
Zermatt (6). |
Triphragmium echinatum Lèv. auf Meum Mutellina. Albula
(6), am See von Camptfèr, Ober-Engadin (6).
Aecidium Compositarum Martius auf Petasites niveus.
Schlucht des Schlatteinbaches bei Celerina (Ober-Enga-
din) (6).
o. Hymenomyceten.
Exobasidium Vaccinii-uliginosi Boudier, ob Campfèr (Ober-
Engadin) (6), am Weg von Silvaplana zum Hahnensee
(Ober-Engadin) (6).
Die folgenden Hymenomyceten sämtlich aus (1), Æ
bedeutet Epagny bei Greyerz (Kt. Freiburg).
Agaricus. (Amanita) citinus Gonn. et Rab. Æ, — vaginatus
Bull. forma fulva. Moore am Moleson bei Æ.
(Lepiota) cristatus Ab. et Schw. Æ. — Cracharias
Pers. forma ésabellina. E.
(Tricholoma) pessundatus Fr. E. — Russula Schaeff.
E, — gigantulus forma odora. E. — chrysenterus Ball.
E. — adscriptus E. — sordidus Fr. nebst forma #inoz.
E. — rasilis Fr. am Wasserfall bei Jaun.
(Clitocybe) nebularis Batsch. Æ. — oviparus Fr.
forma minor. E. — brumalis Fr. E.
(Collybia) trabeus B. Saaneufer bei Æ,
(Mycena) rugosus Fr. sensu Luc. £. — vulgatus B. E-
(Entoloma) acclinis B. in Ufergebüschen der Ge.
birgsbäche und Flüsse in der Greyerzer Gegend.
(Pholiota) ombrophilus Fr. Waldwiese bei E.
(Inocybe) ochraceo-violascens B. E. — adaequatus B.
E. — delectus Karst. E.
(Clypeus) calosporus Quel. Æ, —
(Hebeloma) spiloleucus Krombh. Æ. — firmus Pers.
sensu Fr. Æ.
(Flammula) rotundifolius B. E.
(Naucoria) subglobulosus B. Æ. — pediades KT.
Waldwiese bei Æ.
(Crepidotus) applanatus Pers. E.
(Psalliota) campestris Schaeff, forma purpurascens
BTE.
(Psathyrella) hydrophorus Bull. E.
Cortinarius. C. cyanopus Secr. ÆE. — saginus Fr. KE, —
saporatus B. Bei Æ. in den Wäldern der Dent de
Broc und in dem am linken Saane-Ufer aufsteigenden
Wäldchen. — pansa Fr. sensu Fr., non Seer. Æ. odo-
rativus B. E. -- subflexuosus B. Æ. — livido-ochraceus
forma major. E. — suratus Fr. E. collocandus B.
E. — tabularis B. Buchenwälder um Æ. — venetus KT.
wie vorige. — caniger Fr. E. — erugatus Weïnm. E.
— colus Fr. E. — multivagus B. E. — pateriformis
Fr. E. — fulvescens Fr. E. — decipiens Pers. E.
Lactarius. ZL. trivialis Fr. E. — thejogalus Bull. Buchen-
wälder um Æ. — camphoratus Bull. E.
Russula. À. sanguinea Büll. f. winbonata B. Buchenwälder
um Æ, — pectinata Bull. E.
Cantharellus. C. roseolus B. E. — infundibuliformis Scop. E.
Marasmius. M. peronatus Bolt. Æ. prasiosmus Fr. E. fus-
copurpupureus Pers. Buchenwälder um Æ.
Polyporus. P. mollicomus B. Baumstümpfe am Saane-
ufer bei Æ. — xanthus Fr. Buleyres-wald bei E.
Sistotrema. S. confluens Pers. E., Wald Buleyres.
Irpex. J. obliquus Kr. An Buchen in Wäldern der Dent
de Broc.
Lopharia. ZL. lirellosa K. et M. OW. E.
Peniophora. P. pubera Fr. sensu Bres. Æ.
Clavaria. Æ. obtusiuscula B. E.
6. Gastromyceten.
Tulostoma mammosum (Mich.). Bei Ueberstorf (Kt. Frei-
burg) (6).
Auftreten von Pflanzenkrankheiten.
Krankheït des Kastanienbaumes durch Cylindrosportum
castanicoluim im Kanton Tessin (3 p. 199).
II. Algen,
Bei der Zusammenstellung des nachstehenden Verzeich-
nisses wurden folgende Aufsätze benutzt :
1. Chodat, R. Sur la flore des neiges du Col des
Ecaudies. Bulletin de lherbier Boissier S. 4.
No 12 1896. ;
2. Chodat, R. Matériaux pour servir à l’his-
toire des Protococcoidées. ibid.
3. Gôtz, H. Zur Systematik der Gatiung
Vaucheria. Flora 1897.
4. Schrôter, C. und Kirchner, O0. Die Vegetation
des Bodensees (Erste Hälfte 1896).
1. Diatomeen.
In (4) werden aus dem Bodensee 250 Arten aus dieser
Gruppe aufgezählt.
2. Conjugaten.
52 Arten aus dem Bodensee (4).
Ancylonema Nordenskiôldii Bergg. Col des Ecandies (1).
3. Chlorophyceen.
Sphaerella nivalis (Bauer) Sommerfeldt, Col des Ecandies
(Massif du Mont Blanc) (1). Col de Louvie (Val de
Bagnes) 2872 m. (Ed. Fischer).
Chlamydomonas pertusa Chodat n. sp. Grand Salève (2).
Pediastrum Ehrenbergii. Grand Salève (2).
Pteromonas alata Seligo. Grand Salève (2).
Pteromonas angulosa Chodat spec. nov.? Grand Salève (2).
Gonium sociale. Grand Salève (2).
Raphidium nivale (Lagh.) Chodat. Col des Ecandies (1).
Vaucheriaarten aus der Umgebung von Basel:
V. ornithocephala Ag. Tin alten Rheïin bei Istein, Wehr
an der Birs bei Münchenstein, Wehre an der Wiese
bei Hagen und Blombach, in der Wiese im Frübjahr
1894 in grosser Menge (3).
V. polysperma Hass. Feuerweier von Rührberg, selten im
St. Albanteich und am Wehr der Birs bei München-
stein (3).
V. repens Hass. Im Farnhaus des botanischen Gartens auf
Coakstücken, Holzkanal oberhalb Wiehlen bei der Ka-
pelle, an den Brunnen von Allschwyl (3).
BRU PS EP SR RIT ASE DE de AA PP en ten ir Me
LATRES - x 7 +: 4 f
V. sessilis De. Wehre an der Wiese bei Brombach und
Hagen, an der Birs bei Münchenstein, Sümpfe von
Märkt, Neudorf, Brunnen in Hagen, Stetten, Arlesheim,
Allschwyl, Bassin des botanischen Gartens in Basel (3).
V. clavata De. Im Dorfbach von Wiehlen, im Rümelins-
bach bei Binningen, in den Kanälen (3).
V. hamata De. Aecker von Neudorf, alte Napoleonstrasse
oberhalb Allschwyl, der alte Rhein bei Istein, St. Alban-
teich (3).
V. terrestris Lyngb. Aecker bei Neudorf und oberhalb
Stetten, im Fahrweg auf den Blauen, oberhalb Baden-
weiler, im Kaltbrunnenthal, auf Blumentôüpfen im bota-
nischen Garten (3).
V. uncinata Kütz. Bach oberbalb Inslingen, Dorfbach bei
Riehen, Wehr an der Birs bei Münchenstein, Birsig,
Brunnen bei Allschwyl (3).
V, racemosa De. Neudürfler Sumpf, alter Rhein bei Istein,
Graben bei Neuallschwyl, beim Ausfluss des Kanales
in den Rhein (3).
V. geminata De. Ueberall vorkommend und die übrigen
Arten überwuchernd (3).
V. De Baryana Wor. Neudürfler Sumpf, Wehr der Birs
bei Münchenstein, Brunnen in Dornach-Brugg (3).
4. Phacophyceen.
Phaeodermatium rivulare Hansgirg. Bodenseeufer bei
Langenargen (4).
5. Florideen.
Batrachospermum moniliforme Roth. Ufer des Bodensees (4).
Chantransia chalybaea Fries. Ufer des Bodensees (4).
III. Schizophyten.
Schrôter und Kirchner (Die Vegetation des Bodensees,
erste Hälfte 1896) zählen aus dem Bodensee 65 Arten von
Phykochromaceen auf, darunter folgende zwei neue Arten:
Oscillatoria profunda Kirchner n. sp.
Oncobrysa lacustris Kirchner n. sp.
Ferner folgende Bacterien :
Cladothrix dichotoma Cohn.
Beggiatoa alba Trev.
Beggiatoa arachnoidea Rabenh.
IV. Lebermoose.
Jungermannia catenulata Hüben.
Fossombronia pusilla Dum.
(v. Gugelberg, Beitrag zur Lebermoosflora des Kantons
Graubünden, Jahrbuch der naturforschenden Gesellschaft
des Kantons Graubünden aus dem Jahre 1895).
VW. Laub-Moose.
Zusammengestellt von Jules Amann.
Abkürzungen:
IL W. P. Schimper: Synopsis. Editio secunda.
(Lp) ÆX. G. Limpricht in Rabenhorst, Kryptog. Flora.
(An) Jules Amann-Lausanne (Ge) Obertôürster Grebe-Bre-
(Br) Apotheker Baur-Karlsruhe | delar i/W.
(Bt) Dr. Bernet-Genève. (Jk) Apotheker Jack-Constanz,
(Cb) Colomb-Duplan, Lausanne. |! (Kg) Dr. Kindberg-Linkôping.
(Ci) Pasquale Conti-Lugano. (Mi) L. Mari-Lugano.
(Cn) Dr. Paul Culmann-Zürich. | (Mn) Charles Meylan-La Chaux.
(CS) Dr. Camus-Paris. | (Pr) Mr. Périer-Genève.
(Fbh) Dr. Frübh-Züricb. | (RD) Dr. Julius Rôll-Darmstadt.
(Fn) Lehrer Frymann-Zürich. (Rn) Pfarrer Réchin-Paris.
(Fr) Lehrer K. Forster-Rüsch- | (Wf) Professor O. Wolf-Sion.
likon (Wr) Lehrer Weber-Männedorf.
Sphagnum.
— cymbifolium IL v. glaucum. Saignelégier (Fh),
v. brachycladum. Hausen - Kappel ;
Katzensee (An); Bünzermoos (Fh).
— medium (Lip) Dombresson (Pasteur Rougemont) ; Katzen-
see (An); Hausen-Kappel (An).
— papillosum (Lp) Bellinzona (Mi); Taverne-Origlio bei
Lugano (Rl).
— rigidum (Ep) v. compactum. Schützenried bei Studen
im Siblthal (KFh),
v. squarrosum. Emosson (Valais) 2000 m.
(An).
— squarrosun (Lp). Saasgrund( Wf). ; Sihlforst (Zürich) (An).
— cuspidatunm (Lp) v, truncatum Schlieph. Hausen-
Kappel (An).
contortum (Lp) Güschenenthal (R!. Lugano (Rl).
— laricinum (Lp) v.teretiusculum. Eïnsiedeln (An) typic;
Dalpe bei Faido; Massagno bei Lugano ;
Lago di Muzzano; St. Moritz (RI).
|
re Re
recurvum (Lp). Val Piora; Dalpe; Muzzano (Rl);
Vaulruz (Fh),
v. squarrosuwn. Metteli-Moos im Entle-
buch (Fh),
v. patens. Davos (An).
teres (Lp) Hausen-Kappel (An), Dalpe-Faido; Val
: Piora; St. Moritz (RI),
v. squarrosulum Lesq. Saasgrund-
Almagell (Wf)
subsecundun (Lyp) v. teretiusculum Scbhlieph. Emosson
(Valais) (An).
fimbriatum (Lyp). Malojapass (RD.
platyphyllum (p). Lago di Cavlozzio b. Maloja (RD).
Girgensohnii (Lip). Bernina; St. Moritz; Maloja; Val
Piora; Dalpe bei Faido (Rl).
Rüssowii Warnst. Einsiedeln (An).
acutifolium (Lp) v. patulum. KEïnsiedeln (An),
v. luridum. Davos (An),
v. Schimperi. St. Moritz; Pontresina;
Maloja; Dalpe-Faido; Val Piora;
Hôrnli-Zermatt; Col de Balme (Rl).
v. subnitens Hausen-Kappel (An);
Dalpe-Faido; Güschenenthal (RD,
v. quinquefarium. Güschenenthal (Rl).
- Warnstorfii Rüss. St. Moritz; Berninahospiz; Lago di
Cavlozzio; Maloja (RD.
molluscum (Lp). Einsiedeln (An).
Andreaea.
alpestris (Lp). Forno (Tessin); Sustenpass; Schwarz-
wand im Murgthal 1900 m. (Cn);
Schafberg bei Pontresina (RD.
frigida (Lip). Gotthard (Cn); Piz Orsino 2400 m. (Ge).
Alpe Morghirola (Val Piumogna)
2350 m. (Ci).
ROTHIT (Lp) v. falcata. Kaïido-Gribio 1050 m. (Kg)
(? auctor).
nivalis (Lp). Val Piora 2000 m. (Ge).
Ephemerum.
serratum IT. Ste-Croix (Mn).
Pottiella.
curvicolla (Lp). Sion; Follataires en Valais (An).
OO RE
Phascum.
cuspidatum 11. Ciona in Monte Salvatore 600 m.;
Castagnola sur les murs (Ci).
Acaulon.
muticum (Lp). La Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn);
Beerenberg bei Pfungen (Cn).
Pleuridium.
alternifolium IT. La Vraconnaz (Mn).
nitidum IT. Eschenberg bei Winterthur (Cn).
subulatum IT. Lugano, près la gare 320 m. (Kg),
v. anomalumn. Lugano, vieux mur près
la Via Sassa 320 m. (Kg).
Microbryum.
Floerkeanum XI. Entre Klaachet le Rhin 350 m. (Cn).
Systegium.
crispum IL. Monte Bré; Desago (Tessin) (Kg et RD.
Flaach (Zurich) 350 m. (Cn).
Mildeella.
bryoides (Lp). Sion (An). Rheinsfelden (Zürich) (Cn).
Renens près Lausanne (Ch).
Molendoa.
Sendtneriana (Lp). Beloiseau en Valais (Bt); Lugano
(Mi); Klus bei Kandersteg (Cn);
beim Escher ob Weissbad (Appenzell)
(Cn); Davos (An).
Gyroweisia.
linealifolia Kindberg. Lugano (Kg).
Heymenostomum.
microstomum IT Lugano-Vezia 430 m. (Kg).
Weisia.
crispata (Lip). Lugano-Savosa 400 m. (Kg.)
rutilans (Lp). Bois de Veyrier (Genève) (Pr); Spital-
waldung am Zürichberg 630 m. (Cn).
GANDERI (Lp). Lugano (Kg).
Wimmeri II. Haïdsee; God Scharmoin (Grisons)
1700 m. (Kg); Val Rotondura 2000 m.
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(Ge): Creux du Van 1450 m. (Mn);
Rigi-Kaltbad ; Uri-Rotstock (Wr).
Dicranoweisia.
compacta IT. Haidsee 1500 m. (Grisons) (Kg).
cirrata IT. Monte Salvatore; Pazzallo (Kg & RI)
(? auctor).
Oreoweisia.
serrulata XI. Wasserfall im Lentathal (Cn); Monti di
Peccia (Vallemaggia) 1700 m. (Mi).
Bruntoni (Lp). Lugano-Muzzano 360 m. (Kg).
Rhabdoweïisia.
fugax IT. Lugano (Mi).
denticulata IT. Güschenen (Kg & RI).
Cynodontium.
torquescens (Lip). Faido 750 m. (Kg).
gracilescens (Lip). Zermatt (An, Rl); Schafberg bei
Pontresina (RI).
fallax (Lp). Lochbrücke im Güschenenthal 1400 m. (Cn).
Oncophorus.
Wahlenbergii (Lp). Gornergrat (RI); Davos (An).
Dichodontium.
fagimontanum (Lip). Lugano; Castagnola (Kg & RI1).
Dicranella.
cwrvata IT. Schafberg bei Pontresina (RIl); Airolo (Ci).
Schreberi IT 8 lenta Wilson. Robenhausen (ec. fr!)
(Cn); Vraconnaz (Mn).
typiea. Prazbosson près Tour de
Trêmes (Fribourg) (Cb).
Grevilleana XI. La Chaux de Ste-Croix (Mn); Mau-
voisin-Chanrion (Valais) (An); St.
Gotthard (Br); Lukmanier bei Santa
Maria 1850 m. (Ge); Haïdsee 1500 m.
Splügen; Tamboalp 1800 m. (Kg).
Dicranum.
fulvellum IT. Hôrnli-Zermatt (Br); Julierpass (RD.
— Plyttii IT. Güscheneralp 1800 m. (Ge).
falcatum IT. Col de Balme (Rl); Furka (Jk); Murg-
thal 1830—2000 m. (Cn).
PEL 2
elongatuin TI. Murgsee 1830 m. Cn).
viride IT. Marchaïiruz 1400 m.; Ste. Croix (Mn): sur
Gossau (An); (rodscharmoin 1800 m.
(Kg) (? auctor); Lugano-Viottolo ;
à Roncaccio 360 m. (Kg).
fuloum IT. Muzzano (Ci).
Schraderi IT. Berninastrasse (Rl).
spurium IT. Colline di San Rocco presso Lugano (Ci).
Breganzona (Kg).
flagellare TT. Gotthardstrasse (RI).
neglectuim TI. Un grand nombre de localités!
strictum IT. Eggischhorn an der oberen Baumgrenze
(Ge); Gornergletscher (RI).
Mühlenbeekii IT. v. brevifolium. Gornergrat; Roseg-
gletscher (Rl).
majus IT. Creux du Van 1420 m. (Mn).
albicans IT. Parpaner Rothhorn (c. fr!) 2000 bis
2500 m. (Kg); Dent Valerette (Valais)
2062 m. (An).
Sauteri II. Staetzerhorn 2000 m. (Kg); Murgthal
1500 m. (Cn).
Campylopus.
subulatus IT. Lugano ; Biasca (Kg & RI).
atrovirens II. Lugano 450 m. (Kg); Tamaro; Monti
di Bedrino 1200— 1300 m. (Ci); Ponte-
tresa-Agno (An); Biasca; Val Viosa;
Güscheneralp 1900 m. (Ce).
Schnvareii TI. Murgsee 1830 m. (Cn); Güschenen (Kg &RI.)
Schimperi 11. Alpe Pianscuro (ValIsone) 1000 m. (Ci);
Lenzerhorn 2000 m. (Kg).
fleæuosus IT. Lugano-Muzzano (Kg & RIl); Winterthur
650 m. (Cn).
Mildei (Lp). Lugano-Alture di Vezia 450 m. (Kg).
ADUSTUS de Not. Faido-Gribio 1100 m. (Kg)
(? auct.)
Dicranodontium.
aristatum II. Güschenenthal 1330 m,. (Cn).
circinatum IT. Güschenenthal; Murgthal (Cn); Reuss-
fall bei Güschenen 1500 m. (Ge).
Aongstroemia.
longipes II. Zermatt-Schwarzsee; Mattmark; Rhone-
gletscher (Br).
Trematodon.
curvicollis IT. Descente dn Lac Noir à Zermat, 2350
2450 m. (Rn & Cs).
ambiquus IL. Tamaro 1300 m (Ci).
Fissidens.
osmundoides IT. Tamaro 1400 m. (Ci).
exilis II. Eschenberg bei Winterthur (Cn).
crassipes IT. Sihlkanal in Aussersihl (Zürich) (Wr);
Romanshorn Inseli (Pfarrer Wegelin).
RIVULARIS IT. Environs de Lugano (Mi).
MILDEANUS (Lp). Eglisau bei der Rheinbrücke
(On) ; Aarau, in der Aare; Rheinfelden
im Rhein (An).
Conomitrium.
JULIANUM II Lugano-Massagno (Kg & RI).
Seligeria:
CALCAREA IT. Staetzerhorn 2000 m. (Kg) (? ? auctor).
tristicha IT. Rigi-Kulm; Irchel bei Schaffhausen
680 m. (Un).
Campylostelium.
sazæicola II. Hohe Rhone 1000—1432 m. (Cn).
Stylostegium.
Caespiticium IT. Wasserfall bei Rosenlauibad; Luk-
manier (Ge).
Blindia.
TRICHODES Lindberg, Auf Sandsteinfelsen der Hohen
Rhone mit Canpylostelium, 1220 m.
(On TX 97)
Trichodon.
Cylindricus IT. Chasseron (st) 1600 m. (Mn); Hôrnli-
Zermatt (RD); Cantine de Proz (Cs);
Stigibühl ob Maschwanden (Zürich);
Hellbachtobel bei Winterthur 650
m. (Cn).
Ceratodon.
CONICUS II. Güschenen (Kg & RI) (?? auctor).
LT OR
Leptotrichum.
homomallum 11. Tamaro, alpe di Campo 1700 m. (Ci);
Faido-Dalpe 1000 m. (Kg).
Ditrichum.
tortile (Lp). Zürichberg; Wald unterhalb des Klosters
Fuhr 410 m. (Cn); Breganzona 880 m.;
Dalpe-Piumogna 1300 m. (Kg).
— v. 8 pusillum. Bois Genoux et Sauva-
belin près Lausanne (Corbaz).
pallidum (Lyp). Lugano, Via Sassa 320 m. (Kg).
glaucescens (Lip). Arvigo (Val Calanca) (Ci).
- nivale TI. Riedmatt im Güschenenthal 1555 m. (Un).
Pottia.
minutula IT. Savosa 400 m. (Kg).
Aloina.
rigida (Lip). Lugano; Monte Salvatore (Kg & Rl);
Follataires (Valais) (An).
aloides (Lp.) Cressier (Neuchatel) (Mn).
ambiqua (Lp.) Sion (Cb).
Timmiella.
anomala (Lp). Gandria (Ci); Gordola; Locarno; Pon-
tetresa; Agno (An).
BARBULA (Lp). Lugano-Muzzano (Kg & RD) (? auctor).
Desmatodon.
cernuus II. Lugano-Paradiso (Kg).
systylius IT. Piz Umbrail; Maloja; Zermatt (RI).
Didymodon.
cylindricus (Lp). Gemmi; Taminaschlucht bei Pfäfters
(RD); Faido 750 m. (Kg).
Trichostomum.
mutabile IT. Kleurier (Mn); Taverne; Monte Zenone
(Kg & RI).
NITIDUM TI. Laï Obervatz 1300 m. (Kg) (?? auct).
crispulum IT. Widenmoos bei Eggerstenden (Appen-
zell) 880 m.; Irchel (Cn).
Didymodon.
luridus IT. Piz Langnard (Rl) (? auct.); Monte Salva-
tore; San Martino 300 m. (Kg).
cordatus IT. Monte Salvatore ; San Martino 300 m. (Kg).
alpigenus (Lp). Haiïidsee 1500 m. (Kg).
giganteus (Lp). Lac de Joux 1010 m. (Mn).
Hydrogonium.
lingulatunm Warnst. Rigi, sur Goldau 950 m. (An).
Crossidium.
membranifolium (Lp). Murs de vignes entre Ardon et
Sion (An).
Barbula.
helvetica Kindberg n. sp. Val di Bedretto (Mi).
Hornsehuchiana IX. Sur Orsières 1150—1200 m. (Cs);
zwischen Neuhaus und Rheinfelden
(Zürich) (Cn); Aarau (An); Muzzano;
Breganzona 360—380 m. (Kg).
atrovirens IT. Sion (Cb).
gracilis IT. Monte Bré 500 m. (Kg).
iemadophila IT. An nassen Felsen oberhalb Güschenen
(Br).
vinealis IT. Lugano 350—600 m.; Castagnola ; Monte
Bré; Gentilino (Kg).
cylindrica IT. Faido 750 m. (Kg) (? auet.).
fragilis IT. Petits Plats (Vallée de Joux) 1300 m.,
sur la tourbe (Mn); Col du Jorat
2400 m. c. fr! (An); Faido-Gribio
1100 m. (Kg).
caespitosa II. Ponte Tresa (Ci).
laevipila IT v. propagulifera Lindb. Arbres de la pro-
menade de St. Antoine à Genève (Pr).
inermis IT. Piz Languard-Pontresina (RI).
alpina TI. Gordola-Locarno (An); Gemmi; Zermatt
(RI) (? auct.),
v. Weberi. Lugano; Gandria (Kg &
RI).
papillosa IL. Lugano 310—330 m. sur Castanea (Kg).
squarrosa IT. Monte Salvatore ; San Martino 310 m. (Kg).
Cinclidotus.
riparius IT. Rhône à Onex (Genève) (Pr).
Coscinodon.
— pulvinatus TL. Faido-Chinchengo 760 m. (Kg): Bris-
sago (Ci); Gotthardstrasse (RI) ; Sim-
plon (Ci); Gorges du Gorner 1600 —
2000 m. (Rn et Cs).
=
humilis Milde. Faïdo, au dessus de Rossura (Kg & RI)
(? auct.).
Schistidium.
brunnescens (Lp). Haidsee; Curtschins 1600 m. (Kg);
Güschenen (Kg & RI).
alpicola (Lp). Lugano; Monte Salvatore (Kg & RI);
Stätzerhorn (Kg).
atrofuscum IT. Gipfel des Speeres an Nagelfluh (Cn);:
Creux du Van 1400 m. (Mn); Monte
Generoso 1680 m. (Kg).
TERETINERVE II. Monte Salvatore; San Martino
310 m. (Kg); Sommet des Aiguilles
de Baulmes 1450 m. (Mn).
Grimmia.
crinita IT. Lugano; Vezia;: Muzzano; Breganzona
(Kg & RI).
TRIFORMIS (Lp). Lugano; Muzzano (Kg & RD
(? auct.)
Doniana IT. Schwarzwand im Murgthal 2100 m. (Cn);
Gotthardstrasse (RI).
sessitana (Lp). Parpan 1450 m. (Kg).
subsulcata (Lp). Haidsee; Curtschins 1600 m. (Kg);
Faido, sur Rossura 1600 m. (Kg & RI).
suleata IT. Lugano-Breganzona (Kg & RI). (? auct.)
incurva IT. Güschenen (Kg & RI).
montana IT. Lourtier-Fionnay 1070—1497 m. ; Chan-
rion 2380 m. (Rn); Lugano, Alture di
Vezia 450 m.; Breganzona 380 m.;
Faido 750 m. (Kg).
leucophaea TX. Zermatt (Rl); Gentilino 360 m. (Kg).
apiculata TX. Verrucano Felsband bei 2200 m, an der
Schwarzwand im Murgthal (Cn).
tergestina II. Lugano-Breganzona (Kg & RI).
trichophylla XL. Vezia 450 m.; Pazzallo 400 m. (Kg).
unicolor IT. Weg zur Bovalhütte des $S. A. C. im
Morteratschthal 2400 m. (An); Faido
760 m. (Kg).
elongata II. Tamaro 1500 m. (Ci).
mollis IL. Combe d'Orny (Valais) (Pr).
funalis IT. Sommet du Camoghé (Ci); Schwarzwand
im Murgthal 2200 m. (Cn).
torquata IT. Schwarzwand im Murgthal 2200 m. (Cn) ;
Combe d’Orny (Valais) 1800 m. (Pr);
Tamaro 1600 m. (Ci),
v. calvescens Kindb. (Güschenen (Kg.
und KI).
LE QU
— Schultzii IT. Flühalp-Zermatt (RD.
— orbicularis IT. Follataires (Valais) (An).
Dryptodon.
— patens (Lp). Haiïdsee; Curtschins 1600 m. (Kg).
v. propagulifera. Davos; Alpes de
Barberine (Valais) 1708—2300 m.
(probablement répandu sur les roches
siliceuses des régions subalpine et
alpine.)
v. subsimplex Kindb. (Güschenen
(Kg & RI) (probablement identique à
la var. propagulifera.)
Racomitrium.
affine IT. Breganzona 400 m. (Kg).
aciculare IT. Murgsee 1870 m. (c. fr!) (Cn); Faido
7150—900 m. (Kg).
protensum IT. Murgsee 1870 m. (c. fr!) (Cn); Grimsel
(RD; Vezia 450 m.; Faido 800 m.
(Kg); Güschenen (Kg & RI).
microcarpum (Lp). Vezia 450 m. (Kg).
Ptychomitrium.
polyphyllum IX. Tamaro 800 m. (Ci); Lugano 330 m. ;
Breganzona-Muzzano 360 m.; Monte
Bré 500 m. (Kg).
Amphoridium.
lapponicum IT. Güschenen (Kg & RD); Maloja; Piz
Languard (RD; St. Bernard 2500 m.
(Cs); Lac Noir (Zermatt) 2200 —2300
À m. (Rn & Cs).
Mougeoti IT. Lugano; Madonna della Salute 320 m.
(CtrDE(Ke).
: Ulota.
Bruchii IL. Monte Zenone (Kg & RI).
Hutchinsiae IX. Breganzona ; Faido-Gribio 1050 m. (Kg).
| Orthotrichum.
urnigerum IT. Faïido, Figione (Kg & RI).
alpestre IT. Faido; Piumogna (Kg & Rl); Zermatt-
Schwarzsee (Br); Gornergrat; Ber-
ninahospiz (Rl); Schwarzwand im
Murgthal 2200 m. (Cn); Chasseron
1400 m., sur le hêtre (Mn).
Schubartianum IL v. papillosum Culmann (Zähne mit
zerstreuten Papillen). Güschenenthal
am Bach 1250 m. (Cn).
x) Ts
Ve TRES EME
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— 100 —
Lyellii IT. La Chaux de $Ste-Croix 1100 m. (ec. fr!)
(Mn).
Killiasii IL. Gornergrat (RI).
puinilum 11. Lugano sur Castanea (Kg).
Sturmii IT. Faido-Chinchengo 800 m.; Rovello-Savosa ;
Muzzano-Breganzona 350-400 m. (Kg). .
Sardagnae (Lip). Monte Salvatore; San Martino 320
m. (Kg).
pallens IT v. crispulum. Laï Haïdsee, sur Abies excelsa
1400 m. (Kg).
rivulare IT. Saules au bord de lOrbe aux Brassus
(Vallée de Joux) 1040 m. (Mn).
Schimperi II. Brissago (Ci).
leucomitrium IT. Lugano sur Salix alba; Montarina
sur Castanea 290—350 m. (Kg).
microcarpum IT. Lugano sur Morus alba 320 m. (Kg).
Rogeri (Lp). La Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn)
(genuinum! auect.).
Eucalypta.
apophysata IT. Nombreuses localités alpines!
cominutata 11. Nombreuses localités alpines !
longicolla IT. Creux du Van 1400 m. (Mn).
Funaria.
microstoma IT. Monte Generoso; Schynstrasse (Kg &
R1).
Physcomitrella.
patens IL Gattikonerweïher ïim Sihlforst (Zürich)
(Fr & An).
Physcomitrium.
eurystomuin II. Gattikonerweïiher im Sihlforst (Zürich)
(Fr & An).
acuminatuin IT. Lugano, sur les murs près Vezia et
Breganzona 350—380 m. (Kg).
Entosthodon.
fasciculare IT. Ponte Tresa (An).
Splachnum.
sphaericum IL. Cavolaccio; Churwalden; Zermatt (Br);
Simplon (Rn & Cs).
ampullaceum IT. Tourbière des Petits Plats (Jura)
1300 m. (Mn).
Tetraplodon.
angustatus IT. Lochbrücke im Güschenenthal 1400 m.
(Cn).
mnioïdes IT. Alpe de Vonasson sur Evolène (Valais)
CW£.)
Güschenenthal bei Flüss 1400 m. (On);
Faulhorn (Br).
Tayloria.
serrata IT. Lenzerhorn 1800 m. (Kg); Arrête de
Châtillon sur Bex 1850 m. (Cb);
Murgthal 900 m. (Cn).
V. flagellaris. Haïdsee; Valbella
1500 m.; Splügen 1900 m. (Kg);
Gipfel des Leistkammes 2050—2100
m. (Cn).
Dissodon.
splachnoïdes IT. Gornergrat (RD; Lac Noir-Zermatt
2310—2560 m.; Simplon 2000 m.
(Rn & Cs).
Schistotega.
osinundoïdes IT. Bosco luganese (Mi).
Mielichhoferia.
nitida Il. Colline di San Rocco 400 m. (Ci); Rosen-
laui (RD.
Plagiobryum.
demissum (Lip). Lac Noir; Hôrnli (Zermatt) 2580—
2890 m. (Rn & Cs) (déjà indiqué à
Zermatt par Mougeot et Mühlenbeck!)
Anomobryum.
concinnatum IT. Piz Languard (RD; Simplon, murs du
village (Ci); près le glacier d’Orny
(Valais) (Pr); Faïdo. près la Chüûte
150 m. (Kg).
sericeum IT. Zermatt; Gotthardstrasse (RI) (paraît
moins répandu en Suisse que le pré-
cédent !)
Webera.
PROLIFERA (Lyp). Lugano; Biegno-Muzzano (Kg &
R1); Aufstieg zum Pfannenstiel (Zürich)
7160 m. (Cn); Zermatt sous les châlets
de l’'Hermattje 1800-1900 m. (Rn & Cs).
acuminata II. Schafberg bei Pontresina ; Gemmi (RD).
cruda IT. Répandu sur la molasse fraîche dans le
Jorat (An).
rubella Phil. sp. n. Col du St-Bernard 2470 m. (Phi-
libert).
LUTESCENS (Lp). Zürichberg an eïner Büschung
im Walde mit Leptotr. pallidun und
Pleuridium (Cn).
carinata (Lp) (c. fr!) Gaïisspfadsee im Binnenthal
(Wallis) (An).
longicolla IL. Schafberg bei Pontresina; Berninastrasse
(RD).
elongata IL. Laï 1500 m.; God Scharmoin 1800 m.
(Grisons) (Kg).
Mniobryum.
vexans (Lp). Val d’Anniviers en face de Grimenz
1400 m, (Philibert); Vallée de Bagnes
(Ra).
Bryum.
helveticum Philibert. Rigi-Kulm 1790 m. an Nagel-
fluh (Cn) teste Philibert.
arcticun IT. Mont Tendre 1670 m.; Dent de Vaulion
(Mn); Chanrion dans la vallée de
Bagnes 2400-—2500 m. (An).
archangelicum IT. Gornergletscher bei Zermatt (c. fr.)
: (RD). teste Kaurin.
Graefii (Lp). Klosters im Prättigau, an der Land-
quart, 1200 m. (An).
Culmannii (Lp). Gemmi; Flühalp bei Zermatt (RD
teste Kaurin.
cirratun IT. Sables du lac à Vidy sous Lausanne (An).
intermedium 11. Splügen 1600 m. (Kg) (?? auct.);
Rosenlaut (RI) (?? auct.)
OENEUM II. Nasse Kalkfelsen bei Engelberg (Br);
Chanrion, Vallée de Bagnes 2400 m.
(An).
CYCLOPHYLLUM IL Emosson, Vallon de Bürbe-
rine (Valais) 1770 m. (An).
Duvalii TL. Le Séchey. Vallée de Joux, 1050 m.; La
Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn);
Vallon de Barberine (Valais) 1800—
2200 m. (An).
turbinatuim 11. Lugano 320 m.; Viganello 400 m.(Keg).
var. elatum (ad B. Schleicheri transi-
toria!) La Chaux 1100 m. (Mn);
Rigi (An); ob Goldau (Cn).
neodamense IT. Splügen 1800 m. (Kg); La Chaux
1100 m. (Mn).
subrotundum IT. Davos-Kulm 1700 m. (An).
bimuin IT. Faido; Dalpe Piumogna (Kg & RI).
comense II. Lugano (Kg & RI).
Haistii IL Retrouvé le 11 Août 1897 sur un mur de
Vignes près Cressier (Neuchâtel) (Mn).
Funckii II. La Chaux de Ste-Croix 1050 m. sur la
molasse (Mn).
GEMMIPARUM II. Muzzano (Kg & RI) (? auct.).
Mühlenbeckii XI. Faïido près la Chûte 750 m. (Kg);
St-Bernard 2500 m. (Cs) ; Güschenen-
thal (Cn); Emosson (Valais) (An).
Mildeanum IL. Aiguille de Baulmes 1450 m.; La
Chaux 1090 m. (Mn); Lugano 320 m.;
Vezia 400 m. (Kg),
var. filiforme mihi in Flore des M.
suisses. Champex (Valais) sur un tronc
d'arbre. (Pr).
versicolor IT. Sables du Rhône sous Naters; Brigue;
Sierre ; Sion (An); Rheinufer bei Flaach
350 m. (Cn); Aareufer bei Aarau (An).
atropurpureum II. Haslithal (RD.
erythrocarpum I. Breganzona 360 m. (Kg).
KLINGGRÆFII TI. Küssnachtertobel (Zürich); Ness-
lau im Obertoggenburg (An); Vezia,
sur un mur 400 m. (Kg).
Blindii II. Mauvoisin-Chanrion 1800—2200 m. (An).
Stirtoni IT. Lugano; Muzzano (Kg. & RI).
elegans IT. Splügen 1900 m.; Staetzerhorn 1800 m.
(ce. fr!) (Kg); Sommet du Creneroso
(Ci); Ebenalp (Appenzell) 1650 m.
fe. Fri (Cn).
torquescens IT. Lugano (Kg. & RI); Les Pierrettes
sous Lausanne (An).
obconicum IT. Lugano: Muzzano (Kg. & RI).
spheirophyllum Kindberg sp. nova Monte (Greneroso
(Kg. & RI). (Sans doute une forme
de B. capillare!) (auctor).
murale IT. Lutry, Murs di Vignes (Ls Favrat); Faido
(Kg. & RI).
Gerwigii (Lp.) Am Rhein bei Eglisau (Fn). (Sterile
Uferform des B. argenteum!) (auctor).
Mnium.
lycopodioïdes II. Kandersteg an der Gemmi (Cn);
Bildlitobel bei Davos (An).
hymenophylloides 11. Monte Generoso 1690 m. (Kg);
Mauvoisin, vallée de Bagnes, 1800
m. (An).
medium IT. Splügen 1500 m. (Kg).
subglobosum IT. Faïdo, près la chüûte 900 m, (Kg);
Lac Noir, Zermatt 2350—2450 m.
(Rn & Cs).
inclinatuin Tindb. Faido, près la chûte 900 m. (Kg).
(? auctor).
riparium IT. Lugano 320 m.; Madonna della Salute
340 m. (Kg). (? auctor).
pseudo-Blyttii. Amann in Flore des Mousses suisses.
Nordabhang des Pischa im Vereina-
thal (Graubünden) 2700—92800 m.
(An).
Cinclidium.
stygium IT. Lac noir—Zermat 2350—2450 m. (Rn &
Cs); Le Brassus (Jura) 1020 m. (Mn).
Catoscopium.
nigrituin II. Segnespass; Mattmarksee (Br): Grande
Chaux de Naye (Vaud) 1900 m. (An);
Hellbachtobel bei Winterthur 650
m. (Cn); Splügen 1800 m. (Kg).
Meesea.
tristicha IL. Jerogne sur Bex (Thomas); Katzensee
(An).
Paludella.
squarrosa IT, La Seiche de Gimel au Marchairuz
1350 m. (Mn).
Oreas.
Martiana XI. Piz Languard (R)).
Concstomum.
boreale IT. St. Bernard 2600 m. (Cs); Schwarzwand
im Murgthal 2200 m. (Cn).
Bartramia.
subulata II. Gornergrat; Piz Languard (Rl); Par-
paner Rothorn 2400 m. (Kg).
Philonotis.
alpicola (Lip). Taverne; Monte Zenone; Val Piora;
Faido; Molare 1700 m.; Val Be-
dretto (Kg & RI).
Tomentella Molendo. Gipfel des Hohenkasten 1780
m., gd (Cn); Dent de Valère (Valais)
2250 m. (An).
rigida IT. Lugano 340 m. (Kg).
Timmia.
bavarica IL. Lägern Nordabhang 850 m. (Cn).
Atrichum.
angustatum II. Castagnola 320 m.; Via Sassa 320 m. ;
Gentilino 750 m. (Kg); Locarno (An).
Oligotrichum.
hercynicum II. Gotthardstrasse; Rosenlaui; Scheid-
eck (RD).
Polytrichum.
OHIOENSE Renauld et Cardot. Güschenen (Rl.
sexangulare II. Haslithal (RD); Schwarzwand im
Murgthal 2100 m. (Cn).
Buxbaumia.
aphylla II. Boltersweil (Schaffhausen) (Fn).
indusiata IT. Schnebelhorn 1100 m. (Cn).
Fontinalis.
squammosa II. «Berne» Herbier Ducommun, legit
Comte.
Neckera.
puinila IX. Faïido 750 m. (Kg).
turgida IT. Kleurier; La Chaux 1100 —1200 m. avec
une capsule! (Mn).
Besseri IT. (Gandria, sur un arbre (Ci).
Cryphæa.
heteromalla IX. Distretto di Mendrisio (Mi 1867!)
Pterogonium.
gracile IT. Zermatt (Rl); Pas de la Crotta, près St-
Maurice (Valais) (Cb); Muzzano 380
m.; Faido-Chinchengo 760 m. (Kg).
Platygyrium.
repens IT. Monthey (Rome); Forêt de Bremgarten
(Berne) (J. Müller); Lägern ob Otel-
fingen (Zürich) (ce. fr!) (Cn).
Fabronia.
octoblepharis IT. Muzzano 380 m.; Faido Chinchengo
T160—800 (Kg).
Habrodon.
Notarisir IT. Lugano, Montarina sur Carpinus 350 m.
(Kg).
Leskea.
tristis IT. Muzzano-Bresganzona 380 m. (Kg).
Myurella.
apiculata IT. Leistkammgipfel (Cn); Louèche; Chippis;
Javernaz (Cb); Col du Jorat (Valais)
(An).
Pterigophyllum.
lucens IT. Trogen (c. fr!) (Fh).
Orthothecium.
strictum IT. Châlets du Jorat (Valais) (An); Wild-
kirchli (St. Gallen) (Br).
intricatum 11. Monte Generoso 150 m. (ce. fr!) (Ci).
chryseum 11. Dent de Valère (Valais) 2250 m. sur
le Flysch (An); Säntisgipfel 2500 m.(Cn).
Isothecium.
myuroïdes IT. Monte Bré 600 m. (Kg).
Cylindrothecium.
concinnum IT. (ec. fr!) Sorengo presso Lugano (Mi);
Val de Travers près Fleurier (Mn).
Anomodon.
apiculatus IT. Auf erratischem (Cresteine bei Haber-
saatenau im mittleren Sihlwald
(Zürich) (Fr).
rostratus IT. Generoso sur Melano- 700 m. (Ci).
Heterocladium.
heteropterum II. Distretto di Mendrisio (Mi 1867!);
Alture di Vezia 450 m.; Faido 150
im. (Kg); Grande Chermontane (Val-
lée de Bagnes) 2230 m. (Rn & Cs);
Murgthal 900 m. (Cn).
Thuidium.
Philiberti (Lp). Un grand nombre de localités dans
toute la Suisse! c. fr! à la Chaux
de Ste-Croix (Mn).
DELICATULUM Lindb. Genuinum! Davos (An):
Cadro (ce. fr!) (Ci).
PSEUDOTAMARISCINUM (Lp). Probablement ré-
pandu ! Hellbachtobel bei Winterthur
(Cn); Forêts du Jorat sur Lausanne
(An); La Chaux de Ste-Croix 1100
m. (Mn); Bellinzona (R. Keller).
Pseudoleskea.
tectorum IT. Très abondant sur un vieux toit aux Eaux
Vives (Genève) (Pr).
patens (Lp) (ticinensis Bottini). Emosson (Valais) 2000
bis 2200 m. (An).
Homalothecium.
fallax IT. Pléiades sur Vevey (An).
Ptychodium.
— DECIPIENS (Lp). Adula (Cn 1881); Faido ; Piumogna
(Kg & RI).
promarneeinte
— trachypodium IL. Laï 1500 m.; Splügen 1700 m. (Kg);
Nikolaithal ( Br ); Fluhalp de Louèche
(Cb).
— collinum IT. St- Bernard 3472 m.; Mauvoisin-Chanrion
1824 m.; Gornergrat 2900; Simplon
2000—2500 m.(Rn & Cs); Zermatt
(Br); Binn, Haut Valais 1500 m. (An).
reflezum IT. La Chaux de Ste- Croix; Vallée de Joux (Mn).
Thedenii IT. Davos 1600— 1700 m. (An).
CURTUM (Lyp) Vraconnaz 1100 m. (Mn).
venustum d. Not. Lugano; Muzzano (Kg u. RI); Haiïd-
see 1500 m. (Kg).
ERYTHRORHIZON II. C. fr! Hôrnli bei Zermatt (RD).
Tauriscorum Mdo. Flühalp-Zermatt (RD).
albicans Il. Hard beim Zweidler (Zürich) 370 m. (Cn)
(genuinum!) Monte Bré c. fr! 600—
800 m.; Faido-Dalpe 1100 m. (Kg)
(?auct)
Raphidostegium.
demissum IL. Goeschenen (Kg u. RI) (?? auctor).
Rhynchostegiella.
EE Garor. Zürichberg 250 m, auf Sernifit
(Cn); Rheïinfall (Br); Tine de Con-
flans (Vaud) (Corboz); Cressier (Neu-
châtel, (An); Environs ‘de Lugano (Ci),
confertum IL. Sorengo ; Breganzona 350— 370 m. (Kg) ;
Vich. (Vaud) (CD.
megapolitanum IT. Schynstrasse 100 m. (Kg) (? auct.)
Viganello 400 m. (Kg).
rotundifolium IT. Lugano 320 m. (Kg); Vich. (Cb);
Lausanne (An).
Eurynchium.
diversifolium TT. Hôrnli-Zermatt (Rl); Aguagliouls-
Roseg (Br. À:
striatulum IT. Salvator 300—500 m. (Kg); Brüllbach-
tobel (Cn).
velutinoïdes IT. Gorges de Covatannaz (Mn).
crassinervium Il. Monte Bré c. fr. 500 m. (Kg.);
Murs de la grève entre Ouchy et Pully
(Vaud) ce. fr. (An).
CIRCINATUM IT. Malojapass (RD) (? auct.)
PER OU PRET CIM UNS
— 108 —
— speciosuin IL. Madonna della Salute Lugano 330 m. (Kg).
— ticinense Kindberg nova spec. Lugano, Maüonna della
Saluta ; Massagno; Monte Caprino (Kg).
— GERMANICUM (Lp) La Chaux de St. Croix 1200
m. (Mn); Faiïido près l’hôtel Angelo
130 m. (Kg).
— cirrhosum (Lp) Nombreuses localités alpines !
Plagiothecium.
— LATEBRICOLA II. C.fr!. Château d’Oex (Vaud) (Cb).
— elegans II. Faellanden (Zürich) (An).
— nitidulun IT. Nombreuses localités!
— Mülleri II. Lugano 320 m; Monte Generoso 1680 m.
(Kg). Rochers de Naye (Vaud) 1900 m.
(An); Noirmont (Jura) 1400 m. (Mn).
— undulatum IT. Forêt du Risoux (Jura) 1300 m (Mn);
Sous l’Alpe di Revio (Val Calanca)
1600 m. (Ci.)
— Roeseanum II. Lugano 330 m. (Kg): Jorat sur Lau-
sanne (An).
— CURVIFOLIUM (Lp) Suchet (Mn); Davos (An).
— NORICUM Molendo. Murgthal (Cn).
— Mühlenbeckii IT. Entre Dalpe et Piumogna 1350 m.; |
Alpe di Revio (Val Calanca) (Ci); 4
Staetzerhorn 1700 m. (Kg). |
Amblystegium.
— Sprucei IT. Sertigthal (Graubünden); Chanrion; Dent
de Valère 2250 m; Col du Jorat
(Valais); Rochers de Naye 1900 m;
Lausanne (An); Le Risoux (Jura)
300 m. (Mn); Irchel (Ci), Parait du
reste répandu en Suisse!
— confervoïdes IT. Schynstrasse 800 m. (Kg); Lausanne
(An); Engelberg 1000 m. (Br).
— TENUISSIMUM II. .- Lugano (Kg. et RD; Obervatz .
100 m. (Kg) ( ? auct.)
— radicale I. Lugano; Breganzona; Mte-Salvatore (Kg
et RI).
— HYGROPHILUM II. Tourbière de Gourze (An 1882!)
Vidy sous Lausanne (An)! Schüren-
waldmoos bei Kappel (Zürich): Lugano ;
(Kg et RI).
— Juratzkanum IL. v. angustifolium. Spiez am Thunersee
(R).
— PORPHYRRHIZUM II. Haïdsee 1480 m. (Kg) (? auct.)
— 109 —
Notarisii (Boulay). Faido 900 m. c.fr.! Stätzerhorn
1800 m. (Kg); Simplon 2000 m.;
Riftel-Zermatt; Bourg St-Pierre (Rn et
Cs), La Chaux de Ste-Croix 1100 m.;
Lä Vaux 1400 m (Mn).
Hypnum.
Sendtneri IL. La Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn).
Cossoni II. Faido-Dalpe 7150—900 m. (Kg) (? auctor).
suleatum Il. Schwarzwand-Widdersteinfurkelpass (Cn).
subsulcatum IT. Gemmi ; Gornergrat ; Theodulpass (RI).
elodes II. La Vraconnaz (Jura) 1100 m. (Mn).
imponens IT. Muzzano 360 m (Kg); Davos 1500 m. (An).
Vaucheri IX, Cornette de Bise 2000 m. (An) ; Bovernier
631 m.; Orsières 950 m. (Rn et Cs);
Irchel (Cn).
resupinatum IT. Lugano 320—350 m. (Kg.
dolomitieum IX, Laï 1500 m. (Grisons) (Kg).
hamulosum IT, Säntis; Leistkammgipfel ; Widderstein.
Furkelpass (Cn); Naye 1900—9000
m. (An); Monte di Cadrino 1200 m. (Ci).
Sauteri II. Haidsee 1500 m. (Kg); Suchet (Jura) (Mn).
callichroum Meyenfeld (Mlle Guggenberg); Naye
1900 m. (An); Simplon 2100 m. (Rn
& Cs); Tamaro 1700 (Ci); Wengern-
alp (Br); Murgthal 1500 m. (On).
PALLESCENS IL Haidsee 1509 m. (Kg) (? auctor).
fertile IL. Klosters im Prättigau 1200 m. (An); Lu-
gano; Monte Salvatore (RD).
revolutum (Lip). Cornette de Bise 2435 m. (An); Col de
Fenêtre 2800 m. (An); sommet du Pizzo
Centrale 2950 m. (Ci).
Bambergeri IT. Col de Fenêtre 9800 m.; Cornette de
Bise 2435 m. (An).
procerrünmum IT. Naye 2000 m. (An); Monte Generoso
(Kg & R1); Laï 1500 m.; Stätzerhorn
2400 m. (Kg).
subplumiferum Kindberg nov. sp. Güschenen (Kg &
RI) (probablement une simple forme
de H. molluseum !) (auctor).
nivale IT. Châlets du Jorat (Valais) (An).
ochraceum IT. Zermatt (RL); St-Bernard (Rn & CS) ;
Chanrion ; Emosson (Valais) (An).
dilatatum 11. Murgsee (Cn); Piumogna 1500 m. (Ci).
molle II. Güschenenthal (Cn).
alpinum IT. Güschenenthal (Cn).
— 110 —
— Schimperianum Il. Alpe Grasso di dentro (Gotthard)
2200 m. (Ci).
Hylocomium.
— Oakesit II. Entre Dalpe et Piumogna 1300 m.; Ta-
maro 1800 m. Entre Aiïrolo et Nante
1150 m. (ce. fr!) (Ci); Pont de Gor-
dola près Locarno (An).
— subpinnatum Lindb. Les Plans sur Bex (Cb) ; Chas-
seron (Mn).
— brevirostre IT. Commun et c. fr! dans le Jorat (An);
de même à Lugano (Kg).
En terminant cette longue énumération, je voudrais
remercier, ici aussi, mes nombreux correspondants et amis
qui ont bien voulu me communiquer leurs trouvailles et
leurs découvertes pendant ces dernières années et les
prier de bien vouloir continuer à m’accorder leur précieux
concours pour l’étute de la belle flore bryologique de
notre pays.
Jules Amann.
VI. Gefässpflanzen
aus den Jahren 1896 und 1897, nebst Nachträgen aus
früheren Jahren,
Redigiert von GC. Schrüter.
Als Grundlage dienen: Gremli, Excursionsflora, 8. Auf-
lage, 1896 und unsere vorigen Berichte (diese Berichte,
Heft Il, III u. VI) Neu aufgestellte Sippen sind fett
gedruckt, für die Schweiz neue mit VERSALIEN, die
übrigen cursiv.
Aquilegia vulgaris FLORE PLENO STELLATO,
die bekannte gefüllte Form, bei welcher die sonst ge-
spornten Petala und zahlreiche Staubgefässe in flache,
den Kelchblättern ähnlich geformte Blättchen umgewandelt
sind, wild am Rigi ob Weggis leg. stud. Benrath.
Erysimum strictum KI. d Wett. Eingebürgert am
Ufer des Neuenburgersees von Neuenburg bis St. Blaise
(Tripet).
Lepidium virginicum L. Gartenanlage beim Schul-
haus Schwanden (Glarus) leg. Wirz.
Hutchinsia brevicaulis Hoppe. — Correns (diese
Berichte Heft V, 1895, Seite 87) fand die typische Form
am Muttengletscher bei Realp bei 2000 m, mit ganz
stumpfen Schütchen. A1. affinis Jordan (mit spitz-
lichem Schôütchen, nach C. eine der alpina u. brericaulis
coordinirte Sippe) fand er typisch am Ostabhang des Blau-
bergs an der Furka bei 2500 m.
BISCUTELLA CICHORIIFOLIA Lois; am Weg
von Capolago nach Melano am Luganersee (Tripet, schriftl.
Mitteil.; seither publicirt im Bull. soc. sciences nat. Neu-
châtel. Tome XXV. 96/97).
Viola arenaria DC. Neben der typischen Form mit be-
haartem Fruchtknoten findet sich am Nordufer des Lac
de Joux auf Felsen auch die var. rupestris Schmidt mit
ganz kahlen Fruchtknoten und verkahlenden vegetativen
Teilen. Von reducierten Formen der sylvatica durch die
rundlichen Blätter zu unterscheiden (leg. Aubert. teste
C. S.).
Arenaria ciliata L. var. puberula Correns (diese Be-
richte Heft V, 1895, S. 87) «Blätter am ganzen Rand
gewimpert, auf der Unterseite mit zerstreuten, auf der
Oberseite mit vereinzelten Haaren. Die äussern Kelch-
zipfel am Rande, besonders nach unten zu, stark ge-
wimpert, und alle auf der Aussenseite behaart.> Bei
2300 m beim Muttengletscher im Gotthardmassiv.
Acer campestre L. Ein Prachtexemplar, bei Noville
auf der Strasse nach Villeneuve, mit 2,40 m Umfang in
Brusthôühe (K. Jaccard, Aegle, brieflich).
Rhamnus pumila L. Die Diagnose in Gremlis Excf.,
8. Auf. ist folgendermassen zu ändern: Blätter mit 4—9
Nervenpaaren (selten an üppigen Trieben bis 13!), Zweige
dicht weichhaarig (bei alpina 10—20 Nervenpaare, Zweige
kahl!).
Cytisus Laburnum L. rar. Linnaeanum Wettstein. Im
Gebüsch an der Strasse von Sitten nach Vex anscheinend
wild! Eïnziger Standort im Mittelwallis! leg. Ref.
Sorbus scandica, Fr. Rigi oberhalb Goldau am Weg
zum Rigidächli, leg. Ref.
Saxifraga oppositifolia L. f. Murithiana Tissière.
BUPLEURUM LONGIFOLIUM YK RANUNCU-
LOIDES (— Guineti Briquet) La Dôle; Briquet in Bull.
Herb. Boiss. IV, p. 354.
Heracleum Sphondylium L. var. RUBRIFLORUM
Schr. Auf einer Wiese in Gyrenbad am Bachtel (Ct.
Zürich), ca. 800 m ü. M., ein Exemplar unter lauter weiss-
blühenden.
Bifora radians Bieb. — Unter Getreide auf dem
«Strickhof> (landw. Schule) bei Zürich, leg. Dr. Morgen-
thaler.
Senecio aquaticus Hudson. v. Tavel macht auf
Grund der Materialien des Herb. Helv. des Polytechnikums
folgende Angaben :
S. aquaticus Hudson, typisch (Stengelbl. leierfürmig
fiederspaltig, Stengel nur oberwärts verzweigt) nur von
Châtel s. Denis, Kt. Freiburg.
var. pratensis Richter (— $S. barbareaefolius Rechb.
nec Krock) grüsser, Stengelbl. fiederspaltig, Verzweigung
tiefer mehr anstehend; verbreitet in der Schweiz.
S. erraticus Bart (— barbareaefolius Krock) G. Misox,
Vals, Genf, Bois-Bougy.
Carduus defloratus L. var. rhacticus DC. Den ersten
cisalpinen Standort fand Correns (diese Berichte
Heft V, 1895, $. 91) bei der Muttenalp bei Realp b. 1800 m.
Leontodon pseudo-crispus Schultz-Bip. Cisalpiner
Standort in der Reusschlucht über Aegerten bei Uri,
1650 m, leg. Correns (diese Berichte V, 1895, S. 92).
die
Fraxinus Ornus L. wurde in den Jahren 1882—1885
im Sagentobel auf dem Nordhang des Zürichberg bei ca.
550 m Meereshühe von Fôürstern gepflanzt, und hat sich
bis heute gut gehalten; sie trug 1897 reife Frücbte.
Pedicularis caespitosa XX tuberosa. Val Tremola,
St. Gotthard, ca. 2000 m ü. M. (in der Nähe der tuberosa
wachsend), leg. A. Bris.
Euphrasia stricta Host. Alp Ennetseewen und Neu-
hüttenalp, Ct. Glarus, leg. Wirz (teste Schr.). — Val
Bondasca, Bergell (leg. Rikli, teste Schr.).
Utricularia indermedia Mayer. Eine sehr seltene ab-
weichende Form mit vereinzelten Schläuchen an den nor-
malen Blättern fand Aubert im alten Bett der Orbe
bei Sentier.
Armeria alpina Willd. Duanapass im Avers, auf
Granit bei ca. 2700 m, leg. Schrôter; Fuorela d. Prassi-
gnola, Bergellerseite bei 2640 m, leg. Rikli.
Plantago serpentina Villars. Bondascathal bei Laretto
bei ca. 1300 m auf Granit, leg. C. Schrüter.
Betula Murithii Gaudin. — Christ (diese Berichte
Heft V, 1895, S. 16—27) weist nach, dass die unter-
scheidenden Merkmale dieser streng lokalistischen Art
gegenüber B. verrucosa in folgendem bestehen:
Stamm nicht weiss, sondern grau, Zweige kahl,
Blätter breiter als lang, mit sehr breiter Zahnung und :
-_stark ausgesprochenem Adernetz, Kkurz gestielt und
aufrecht; Kätzchen ebenfalls aufrecht. Die Bracteen des
Kätzchens geben keïin brauchbares Merkmal.
Chodat (Bull. soc. bot. France, 1894, tome 41)
gibt ferner an, dass B. Murithii sich von allen andern
Arten durch das Fehlen mechanischer Zellen in Blattstiel
und Spreite vunterscheidet. Referent fand dagegen auch
bei B. Murithii mechanische Zellen im Blattstiel, aber viel
weuiger als bei den anderen Arten.
Betula pubescens Ehrhard var. CARPATHICA Wald-
stein et Kitaibel. — Klosters, am Bach bei Acuje, 29. Aug.
1896, leg. Dr. Christ, siehe oben.
Orchideen:
Die Arbeïit von Max Schulze; Nachträge zu:
«Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und
der Schweiz» in Mitteilungen des Thür. Bot. Vereins,
Neue Folge, Heft X, 1897 enthält folgende Neuheïiten für
die Schweizer Flora:
O. Morio X< palustris. Pflanze 83 em hoch. in der
Tracht an eine schlanke 0. #ascula L. erinnernd. Blâätter
s)
ÉD NET D ARE MTS he SN
* ER RE Ep a
— 114 —
am Grunde des Stengels drei, breiter als bei O. palustris,
wenig zurückgebogen; die hôher gestellten aufrecht ab-
stehend, sonst denen der 0. Morio ähnlicher. Deckblätter
lineal-lanzettlich, etwa so lang als der Fruchtknoten, wenig
häutig, roth-violett gefärbt. Perigonblätter etwas zu-
sammenneigend, bedeutend spitzer als bei O. Morio; die
äusseren zumeist mit 3, selten 4 oder 5 ziemlich stark
hervortretenden Nerven, merklich länger als die seitlichen
inneren. Lippe der äusseren Perigonblätter gleich lang,
10 mm lang, 9 mm breit, dreilappig oder fast ungeteilt;
die Seitenlappen vorn abgerundet, hier und da ein wenig
gezähnelt; der Mittellappen fast flach, ausgerandet, länger
als die Seitenlappen. Sporn kürzer als der Fruchtknoten,
ungefähr so lang wie die Lippe, nach der Spitze hin etwas
keulenfürmig, stumpf. — Lossy bei Genf Chenevard!
O. coriophora L. 8. FRAGRANS Gren. u. Godr.
Genf Chenevard!
O. militaris 5 Simia. Genf: Pougny und Chancy
(hier auch weissblühend), Yvoire am Genfer See Che-
nevard! — In einer mehr zur 0. militaris hinneigenden
Form (seitliche innere Perigonblätter blassrosa, Lippe und
äussere Perigonblätter blassrosa, Lippe und äussere Perigon-
blätter lebbaft rosa-lila gefärbt; Abschnitte des Mittel-
lappens der Lippe breiter und bedeutend kürzer als die
Seitenlappen; Seitenlappen wenig eingebogen; Aehre ver-
längerter) Pougny bei Genf Chenevard! — Sich, be-
sonders durch die Gestalt der Lippe, mehr an O. Simia
anschliessende Formen bei Yvoire am Genfer See Che-
nevard!
O. laxiflora XC Morio. f. superlaxiflora Schmnidely.
Pflanze 25 cm hoch. Die unteren Blätter schmäler als
bei O. Morio, breiter und kürzer als bei 0. laxiflora; die
beiden oberen sehr Kkurz, den Stengel umhüllend. Aehre
kurz und wenigblütig. Perigonblätter kürzer als bei
O. laxiflora; nicht zu einem Helm geschlossen, sondern
nur wenig zusammenneigend, frei, viel stumpfer als bei
O. laxiflora; die äusseren 5-nervig. Lippe 3-lappig mit
kürzerem Mittellappen, punktiert, ohne weissen Fleck;
Adern. der Seitenlappen wenig hervortretend. — Rollebot
bei Genf Schmidely (Herb. Chenevard)!
O. laxiflora XX palustris. Mit den von Gadeceau
aufsefundenen Pflanzen übereinstimmend, nur der Mittel-
lappen der Lippe ist mehr oder minder ausgerandet. Auch
in der Kultur behielten die Pflanzen ein unverändertes
Aussehen. — Zwischen Sionet und Rollebot bei Genf (hier
— 115 —
früher schon von Schmidely aufgefunden) Che-
nevard!
f. superlaxiflora Chenevard (in sched.). Vom Habitus
der ©. laxiflora. Aehre lockerer. Lippe wenig breiter
als lang; der Mittellappen tief ausgerandet, so lang oder
wenig kürzer als die Seitenlappen. Sporn zylindrisch,
etwas gekrümmt, vorn kaum angeschwollen. — An den-
selben Stellen Chenevard!
[. superpalustris Chenevard (in sched.). Der ©. pa-
lustris nahe stehend; doch weisen der nach der Spitze hin
etwas angeschwollene Sporn und die nach dem Trocknen
dunkelviolett gefäirbten Blüten auf die Beimischung von
O. laxiflora hin. — Sionet bei Genf Chenevard!
O. incarnata L. 4 SEROTINA HSKN. Lossy bei
Genf Chenevard!
O0. INCARNATA X LATIFOLIA. Sionet bei Genf
Chenevard!
O. Traunsteineri Saut. Gr. Scheidegg ob Grindel-
wald bei 1900 m (oberste Grenze von Menyanthes trifoli-
ata L. ete.) Christ! An mehreren Stellen bei Genf
Chenevard!
O. latifolia L. 1. BREVIFOLIA Rchb. fil Genf
Chenevard!
O. sambucina L. C. BRACTEATA M. Sch. Genf
Chenevard!
Ophrys muscifera Huds. 2. BOMBIFERA de Bréb.
Schaffhausen Harz. Eine nahestehende Form am Salève
bei Genf Chenevard!
O. fuciflora Rchb. Eine zwischen 3. grandiflora Lühr
und 4. platycheila Rosb. stehende Form beschreibt R.
Keller wie folgt'): «Vorderes Ende der Lippe 1!/2 mal so
breit, als die Lippe lang ist; in der Mitte stark gewülbt,
schwarzpurpurn, gegen den Rand hin gelblich verblassend.
Anhängsel hakig aufwärts gekrümmt, scharf zugespitzt,
grün. Aeussere Perigonblätter hohl, mit 1 bis 3 grünen
Nerven, weisslich bis blass-violett, breit eifürmig. Von
der var. platycheila unterscheidet sie sich hauptsächlich
dadurch, dass die schwarzpurpurnen Zeichnungen der vor-
deren Lippenseite gegen den Rand hin und namentlich um
das Anhängsel meist verblasst sind; dass das Anhängsel
nicht 3-zähnig ist; dass die äusseren Perigonblätter zwar
stark hohl, aber doch weder über die Säule hingebogen
sind, noch die Seitenränder der Lippe umfassen. Lôührs
grandiflora ist von unserer Form hauptsächlich dadureh
1) In Flora von Winterthur, Nachtr. z. I. Th., 1896, S. 70.
1 Fotos
verschieden, dass ihre äusseren Perigonblätter schmäler
und spitzer sind.» Selten auf feuchten Wiesen bei Senn-
hof bei Winterthur.
O. apifera Huds. 6. AURITA MOGGR. Corsier
und Chancy bei Genf Chenevard!
O. Botteroni Chod. (oder O. apifera 7. Friburgensis
v. Freyh?) Zwei Pflanzen mit genan ebenso ausgebildeten
seitlichen ïinneren Perigonblättern, die aber nicht vüllig
kahl, sondern bei der einen Pflanze am Grunde etwas ge-
wimpert sind, bei der anderen besonders am Rande be-
haart sind, deren Lippe mit nur ganz kurzem Anhängsel
versehen ist und fast flach gewesen zu sein schien (bei
der einen Pflanze ziemlich deutlich zu sehen): Vallon de
V'Anne bei Chancy unweit Genf Chenevard!
A. anthropophora X Orchis Simia. Yvoire am Genfer
See (woselbst Weber ein Jahr vorher sein Exemplar
auffand) Chenevard! Pflanze 26 cm hoch, Blütenähre
4,5 cm lang, 3 em breit. Deckblätter etwas kürzer als
bei Aceras, eifüormig-lanzettlich, zugespitzt, häutig. Blüten
grüsser als bei Aceras, mattrosa gefärbt. Perigonblätter
am Grunde verwachsen, oben frei; die äusseren weit
kürzer und weniger zugespitzt als bei O. Simia. Lippe
wenig papillôs, am Grunde mit 2 Kkleinen Schwielen;
Seitenlappen und Abschnitte des Mittellappens sehr wenig
oder gar nicht einwärts gekrümint, die letzteren kürzer
als die Seitenlappen, oft etwa halb so lang (4 : 8—9 mm),
1 mm breit, vorn spitzlich; der nicht geteilte Teil des
Mittellappens 1,5 mm breit, etwas Kkürzer als seine Ab-
schnitte. Sporn 1,5 mm lang. Alles übrige wie bei der
beschriebenen Pflanze Webers. Die von Chenevard
getrocknete, abgeblühte Aehre eines in die Kultur ge-
nommenen Exemplars zeigte, dass die Fruchtknoten nicht
angesetzt hatten, sondern mit den Perigonblättern ver-
trocknet waren. L
Chenevard fand 5 Pflanzen dieses Bastardes.
Zwei derselben pflanzte er in den Garten, wo diese leider
eingingen. Von zwei anderen wurde sorgfältig der obere
Stengelteil mit der Aehre abgeschnitten und ein Exemplar
an den nunmehr seligen L. Favrat (dessen Herbar
sich jetzt im Besitz des Polytechnikums in Zürich be-
findet), das andere an Schmidely abgegeben. Oefteres
Nachsuchen an der Fundstelle in den folgenden Jahren
blieb ergebnislos (Chenevard brieflich).
Hinantoglossum hircinum Spr. 4. Hohenzollerana Harz
(S. 286). «Die beiden inneren seitlichen Perigonblätter
— 117 —
eïlänglich, an der Basis verbreitert, in ‘/s bis halber Hühe
jederseits” mit einem spitzen Zipfelfortsatz, von hier ab
lineal-länglich, an der Spitze stumpflich oder 1- bis 2-zähnig».
Basel FAT Fischer) Harz. Jena!!
G. odoratissima Rich. +. OXYGLOSSA Beck. Am
Säntis F. Naumann.
G. conopea R. Br. ce. CRENULATA Beck. Weiss-
blühend am Salève bei Genf Chenevard!
d. SIBIRICA Rechb. fil. Lossy bei Genf Chene-
vard!
f. densiflora Fr. An mehreren Stellen bei Winterthur
R. Keller und Siegfried, Genf Chenevard!
G. CONOPEA X ORCHIS LATIFOLTA. Ein Exem-
plar bei Silvaplana im oberen Engadin (Th. Stettner)
Harz. Aus der von Harz gesebenen Beschreibung gebe
ich folsgendes wieder: «Pflanze 31 em hoch. Stengel oben
rot gefärbt, vom Grunde.bis zur Mitte 5-blätterig, die 2
untersten Blätter 10 und 14 mm breit, 10 und 13 cm lang;
das fünfte 11 mm breit, 10 em lang : alle lineal- lanzett-
fürmis. Die obere Stengelhälfte trägt noch 4 deckblatt-
ähnliche, nach der Aehre hin immer Kkleiner werdende
Blättchen. Die aufblühende Aehre eilänglich, dicht und
reichblütig, 6 cm lang, über der Basis 2,5 cm breit.
Blumen ansehnlich. Deckblätter eilanzettlich, etwas zu-
gespitzt; unterste etwas länger, obere so lang als die
Blumen, anfangs schopfig, rot überlaufen, mit einem
Mittel- und zwei Randnerven, welche durch Quernerven
verbunden sind. Perigonblätter violettrot, fast ohne Zeich-
nungen; die 2 seitlichen äusseren eiformig bis eilänglich,
stumpflich, das mittlere etwas kleiner, eilänglich bis läing:-
lich, etwas stumpflich gerundet. Die beiden seitlichen
Perigonblätter eiformig, stumpf. Lippe 3-lappig, die beiden
breiteren seitlichen Lappen stumpf oder schief gestutzt,
der mittlere zahnfürmig, stumpflich, über die seitlichen
hinaus verlängert. Sporn dünn, pfriemlich, ‘/3 bis 1/2 mm
dick, spitz, vor dem helleren Ende unmerklich anschwellend,
etwa 2-mal so lang als der Fruchtknoten, sichelfürmig
gebogen. — Der ganze Habitus der Pflanze und der Sporn
erinneren an Gymnadenia conopea, die Perigone an Orchis
maculata, der sie an Grüsse nahezu gleichkommen».
Platanthera solstitialis Bünngh. wurde von Cornaz
am Südabhang des Chaumont bei Neuchâtel in 2 Exem-
plaren mit gefüllten Blüten aufgefunden.
f. subalpina Brügg. Im Engadin (Th. Stecttner)
Harz. Nach Harz’ erweiterter Beschreibung sind die
— 118 —
äusseren Perigonblätter eifürmig, stumpf, T bis 8,5 mm
lang, bis 4 mm breit; die beiden inneren eilänglich, 4,5
bis 5 mm lang, 1,5—2 mm breit, stumpflich. Nach der
Grestalt der Perigonblätter und den nach unten hin etwas
divergierenden Staubbeutelfächern künnte man allerdings
die von Harz ausgesprochene Vermutung, die Pflanze sei
hybrider Natur — Platanthera montana X (per-) bifolia (?)
Harz — teilen, spräche nicht die Angabe Brüggers:
«In ganz Graubünden von 1300 bis 2300 m und tiefer
verbreitet» dagegen. Uebrigens laufen die Staubbeutel-
ficher bei P. solstitialis durchaus nicht immer parallel;
Formen mit auseinandergehenden Staubbeutelfächern be-
obachtete ich bei Jena üfters, auch an Stellen, wo keine
P. chlorantha auftritt.
Neottia Nidus avis Rich. 8. GLANDULOSA Beck.
In der Flora von Winterthur verbreitet (Lindberg
R. Bühler, Reïitplatz W. Herold, Eschenberg R. Keller. !)
Berner Oberland: Gehôülz am Giessbach Chenevard!
Ausser obiger, sämtlich aus Schulze’s Nachträgen vom
Jahre 1897 entnommenen neuen Orchideenfunden sei noch
erwähnt :
Coeloglossum viride R. Br. var. ISLANDICUM Lind-
ley unter Peristylus als Art) Hr. Miller fand in Saas-
Fee diese interessante Form; sie wurde mir von Prof.
Jaccard (Aigle) zugeschickt. Ich bestimmte sie als
neue Varietät von Coeloglosswm viride und nannte sie wegen
der ungeteiïlten Lippe var. indivisum. Herr Schulze,
Jena, dem ich sie zur Begutachtung zusandte, erklärte
sie für identisch mit Zeristylus islandicus Lindley und hat
sie seither unter obigem Namen in seinen «Nachträgen»
aus dem Jahr 1898 publicirt. Sie verdient ein weiteres
Studium. (Ref).
Gramineen.
BROMUS ERECTUS HUDS. SUBSPEC. . CONDEN-
SATUS HA CK.
(Bromus erectus Huds. var. insubrica Stebler.) (Schweiz.
Gräsersammlung von Stebler u, Volkart, Lief. V, Nr. 237.)
Kennzeichen dieser Unterart sind: Lange, schmale,
wimperlose, meist borstlich zusammengefaltete Blätter;
flaumige Behaarung der Blätter, Scheiden und teilweise
des Halmes:; Rispe mit meist verkürzten Rispenästen (inde
nomen!) Vide Hackel in Oe. B. Z. XXIX, pag. 208
1) In Flora v. Winterthur, Nachtr. z. IL. Th., 1896, S. 70.
und Dr. F. G. Stebler. Beste Futterpflanzen, IT. Teil,
II. Auflage, pag. 29.
Gandria. Tessin, bisher nur aus Südtyrol bekannt.
Hackel schrieb uns über diese «gut charakterisierte»
Pflanze, dass er sie jetzt als Unterart zu Bromus erectus
Huds. stelle; zur Zeit der Publikation (1879) sei er noch
Anhänger der Kernerschen Schule gewesen. Erweist sich
bei der Kultur durch zwei Generationen konstant. (Volkart).
Apropyrum intermedium Host (sub Tritico) var. cam-
pestris Gr. und Grodr. (als species). Sie unterscheidet sich
von der typischen Form durch die weniger länglichen,
zusammengedrückten, 5—7 blütigen Aehrchen, durch die
längern, spitzigen oder kurzbegrannten
Klappen und durch die Blätter. Nach Hackel ist
die an ihrem Standort am Genfersee wohlbekannte Abart
des Tritieum intermedium Host. vollkommen identisch mit
Originalexemplaren von Agropyrum campestre Gr. und
Godr., welcher Name in den älteren Auflagen von Gremlis
Exkursionsflora zitiert, in den neuern nicht mehr auf-
geführt wird. Die Abart erscheint in diesen als var.
dubium Gaud., eine Bezeichnung, die ich weder in der
Agrostographia Helvetica, noch in der Flora Helvetica finde
(sie ist in beiden Werken ohne Namen aufgeführt). Als
Synonym wird zu dieser Bezeichnung aufgeführt: Agro-
pyrum intermedium Host. secundum Duv.-Jouve. Dies ist
offenbar unrichtig; denn Host bemerkt in seiner Flora
Austriaca vol. I, p. 181: Triticum . . . corollae valvula
exteriore valvulisque calycinis muticis obtusis truncatisve,
während die Klappen der vorliegenden Form gerade spitz
sind. Triticum intermedium Host ist vielmehr die richtige
Bezeichnung für die Stammart, während die in Gremli ge-
brauchte: Agropyrum plancum (Desf. R. u. S. nach Hackel
(Halascy u. Braun, Nachträge, p. 43) unzulässig ist, da
sie als blosser Name ohne Diagnose aufgestellt wurde.
Es haben mir auch Exemplare von Riddes (Wallis)
vorgelesen (leg. Chenevard). Der Standort wurde bereits
von Chenevard in seinen «Notes Floristiques» Bulletin de
l’herbier Boisser, 1898, verüffentlicht. (Volkart).
Digitaria filiformis Koel. Langenried Hombrechtikon
(Volkart, schriftl. Mitteil.). à
Melica ciliata C. var. TRANSSILVANICA Schur. (pro
Specie) Schulz. Kt. Graubünden, leg. Stebler (schriftl.
Mitteil.).
Lolium italicum A. Br. var. brachypodiata Stebler
und Volkart von St. Luc, Wallis. Aehrchen zweiklappig,
kurz gestielt (bis 1 em lang).
— 120 —
Flavescierende Abarten von: Festuca ame-
thystina L. (vom Uto); EF. ovina L. var. rupicaprina
Hack. (Faulberg, Hochwang). Festuca pulchella (Sertig-
thal). Molinia coerulea Môünch (Nussbaumerriedt, Kt.
Thurgau). Poa violacea (Gotthard). Ë
Carex Shumülleriana (— brizoides X remota) Schirmen-
see, am Zürichsee, leg. A. Volkart.
Rhynchospora fusca R. et Sch., Schirmensee (Vol-
kart, schriftl. Mitteil.).
Nadelhôülzer.
Juniperus communis L. var. THUYAECARPOS
Ascherson et Graebner. Reife Scheinbeere oben offen,
Samen herausragend. Zwei Exemplare in einem Bauern-
garten bei Dübendorf, Kt. Zürich, ursprünglich aus dem
benachbarten Wald stammend; 1 Exemplar am Südufer
des Walensee unweit der Mündung des Molliserkanals
(Schrüter, diese Berichte, Heft VIT, pag. 7).
ABIES. PECTINATA L. var. VIRGATA Caspary
(Schlangentanne). — 1 Exemplar bei Fleurier, Kt. Neuen-
burg, entdeckt von H. Biolley (das 4. bis jetzt überhaupt
bekannte; vergl. Schrôter in Vierteljahrsschrift der zür-
cher naturw. Gesellsch. 1898, Heft IT).
Abies Pectinata DC. var. VIRGATA Casp. forma
IRRAMOSA Moreillon. — Astlose Weisstanne. 7 Exem-
plare von Moreillon auf dem Chaumont b. Neuchâtel
gefunden (Bull. soc. scienc. nat. Neuchâtel XXIV, 1896).
Picea excelsa Link.
Die in der Schweiz vertretenen Varietäten und Spiel-
arten lassen sich folgendermassen gruppieren (vergl.
Schrôüter in Archives d. sc. phys. et nat. und «Ueber
die Vielgestaltigkeit der Fichte> in Vierteljahrsschrift der
zürcher naturw. Gesellsch. 1898, Heft IT, dort alle Détails).
Varietäten:
var. europaea Teplouchoff, 1864 (— vulgaris Will-
komm 1876), Zapfenschuppe rhombisch oder trape-
zoïdisch, Vorderrand gestutzt oder etwas vorgezogen,
ausserandet oder deutlich gezähnt.
subvar. fypica Schr. mit rein grünen oder schwach
bereiften Nadeln. — Ueberall verbreitet, im Gebirge zu-
rücktretend.
subvar. COERULEA Breinig. Nadeln stark bereift,
Baum weisslich schimmernd. — In den Alpen (St. Antünien,
St. Gallen etc.) und im Jura (Buttes?)
var. fennica Regel. Schuppenrand mehr oder weniger
abgerundet, aber nicht vollkommen ganzrandie.
— 121 —
subvar. MEDIOXIMA Nyl Nadeln reingrün oder
schwach bereift. — Alpen (Salux).
subvar. alpestris Brügger. Nadeln stark bereift.
-—— Alpen und Jura.
var. ACUMINAT'A Beck. Schuppenrand plôtzlich
wellig in eine meist ausgerandete Spitze vorgezogen. —
Vereinzelt: Sur la Croix ob Bex; Lavey; Zürichberg.
Spielarten.
A. Nach dem Wuchs.
lusus VIMINALIS Casp. Hängefichte. Primär-
äste horizontal, Secundäräste lang, hängend, schwach
verzweigt. Viamala; Anniviers.
Annäherungsform: Zottelfichte (Schindeltanne)
mit hängenden, aber normal verzweigten Secundärästen.
Ueberall in den Alpen und in der Ebene neben der
Normalform.
lusus PENDULA Jacques et Hérincq Trauerfichte
Primäräste hängend, Krone schmal cylindrisech. — 2
Exempläre: Anniviers, Toggenburg.
lusus VIRGAT'A Casp. Schlangenfichte. Primär-
äste nicht quirlig, wenig oder gar nicht verzweigt, dick
benadelt, oft gekrümmt. — Bis jetzt 17 Exemplare an
10 Standorten aus der Schweiz bekannt: Kt. Neuen-
burg: Buttes, Chaumont, Lignières. Kt. Waadt: Plan
d. la Vaux, Baumont, Châtelard. St. Gallen: Benken,
Utzwyl Schwyz: Eïnsiedeln. Zürich: Winterthur.
-lusus COLUMNARIS Carrière, Säulenfichte.
Krone schmalcylindrisch, aus dicht und reich verzweigten
hexenbesenartigen Büschen zusammengesetzt. 6 Exempl.:
Stanzerhorn, Stockhorn, la Brévine, Chavonnes, la Parboleuse.
lusus GLOBOSA Berg. Kugelfichte — mit end-
ständigem (nicht parasitärem?) Hexenbesen — 2 Exempl.:
Yverdon, Sihlwald bei Zürich.
lusus NANA Carr., Zwergfichte. Ganze Pflanze
niedrig, dicht verzweigt. — Boveresse, Kt. Neuenburg.
lusus STRIGOSA Christ. Mit sehr zahlrecichen nach
allen Richtungen abstehenden Zweiglein. — Weisstannenthal.
B. Nach dem Bau der Rinde.
lusus corticata Schrôter, Dickrindige Fichte. — Mit
lärchenartiger dicker Rinde. — 1 Exempl.: bei Chalet à
Gobet bei Lausanne.
lusus tuberculata Schrôter. Mit conischen Kork-
warzen. 1 Exempl. im Aargauer Staatswald bei Zofingen.
— 122 —
C. Nach dem Zapfenbau.
lusus TRILOBA Ascherson u. Graebner. — Wenig-
stens die unteren Zapfenschuppen mehrlappig. — Soglio.
Weiter zu untersuchen sind:
var. chlorocarpa Purkyne, Grünzapfige Fichte.
» erythrocarpa Rotzaptige Fichte.
» Squarrosa Jacobasch. mit dünnen, wellig ge-
bogenen Schuppen.
Pinus montana Duroi. Das von Koehne (Dendrologie,
Deutsche, Seite 39) erwähnte Merkmal, wodurch sich
Pinus montana von allen andern Kiefernarten unterscheidet
(Epidermiszellen doppelt so hoch als breit, mit strichfür-
migem Lumen), wurde zuerst von Thomas aufgefunden.
(De foliorum frondosorum Coniferarum structura anatomica.
Inauguraldissert., Berlin, 1863, Seite 8.)
Indications, variétés et formes nouvelles
du Catalogue d. I. flore Valaisanne par
HiJaccard'non:citées dans'Gremdised-VIFET
Rédigées par H. Jaccard.
(Exceptée le genre Hieracium.)
Anemone sulfurea. Forme unisexée, à carpelles entiè-
rement remplacés par des étamines: la Creux et Fenestral
sur Salvan.
Hypericum Richeri. Dt. de Valère et Langemoz près
St. Maurice (Jacc). (Abondant à la Brévine, Jura!)
Cytisus radiatus. Bien plus étendu que Gremli ne
l'indique: De la Sionne à Lens «— il faut dire du Haut
de Cry à Sierre».
Lathyrus pratensis var. VELUTINUSDC.: Fully, Ardon.
ïs latifolius, Martigny, Orsières (Briquet) près
Liddes (Paiche).
YAXIFRAGA PEDEMONTANA AI. Ofenthal und
auf dem Platt von Binn (Vulpius).
Phyteuma betonicifolium v. PUBESCENS ADC.
Alesse, Folaterres, sur Fully, Plagnier sur Saillon (Jacc).
Mentha delongifolia var. sedunensis, var. nova
p. 438 Cat.
var. vallesinea var. nova, p. 439.
et plusieurs autres non signalées auparavant en Suisse.
M. gentilis v. GRACILIS. Tourtemagne (Haller fil
in herb. Delessert).
M.gentilis REICHENBACHII. Premièrestationsuisse:
Chiggiogna près Faido Tessin (Jace).
M. gentilis v. PRATENSIS. Dorenaz outre Rhône
(Jacc) Branson (Déségl.).
M. verticillata ©. CONCAVIDENS, var. nova:
Viennaz (Jacc) et d’autres non encore signalées en Suisse.
Calamintha Nepeta. Savi (Satureia Calamintha »v.
Nepeta Briquet) entre Bramois et Nax (Jacc). Cat. p: 454.
C. ascendens supprimé pour le Valais par Gremli,
Ed. VIII 8 stations de Vernayaz à Nax.
Stachys recta v. ANGUSTIFOLA Ten. non Gr. et
Godr. variété nouvelle p. la Suisse: Rochers de Tourbillon
et de Valère (Briquet, Jace in herb, helv.).
Salix albicans-retusa (Salix Jaccardi Buser) versant
vaudois du massif de Morcles, aux Martinets (Buser.).
S. arbuscula-retusa. S. gemmia Buser. Gemmi ver-
sant N. (Buser), pas indiqué par Gremli VIII!
Gagea Liottardi v. bulbifera Jacc à Fenestral sur
Finhaut, la Baux au St. Bernard, Solalex, alpes de Bex.’)
Carex Goodenowii v. BASIGYNA Rchb. épi femelle
inférieure très longuement pédonculé presque basilaire comme
dans le C. Halleriana. Blitzingenthal, Trützi et Niederthal,
vallée de Conches (Jacc).
Calamagrostis tenella v. aurata Schr. St. Bernard
(Wolf).
Calamagrostis tenella v. flavescens. Van Haut sur
Salvan (Jacc).
Koeleria gracilis &. flavescens Schr. Branson (Jacc).
Poa minor. v. aurata Schr. Velan, Pic d’Arzinol,
Fée (Wolf.).
Poa minor. v. vivipara K. Rosswald au Simplon
(Chenev.).
NACHTRA CG.
Geranium sileaticum L. v. WANNERI Briq. Diese
Berichte VIII, p. 50.
Coronilla varia L. v. VIOLACEA Briq. Diese Be-
richte VIII, p. 50.
Neue Rosenbastarde. Diese Berichte VIII 66.
1) Diese Varietät, bei welcher an Stelle der Blüten ein
dichter Knäuel von kleinen rôütlich angehauchten Bulbillen sitzt,
bat schon Villars als var. FRAGIFERA beschrieben (Histoire
des plantes de Dauphiné, tome IT, pag. 270, 1787). Sie ist auch
bei Gaudin, (flora Helvetica Il, pag. 507, 1828) erwähnt. Re-
ferent fand sie auch auf der Fürstenalp bei Chur (Anmerkung
von C. Schrüter).
Saxifraga aizoides L. v. VALLESTACA Briq. Diese
Berichte VILLE, p. 50.
Saxifraga oppositifolia L. f. Murithiana Tissière, von
Dr. W. Bernoulli wieder erkannt, der verschiedene neue
Stationen im Wallis angibt; M. Rikli fand die Pflanze am
Grosshorn bei Cresta im Avers (neu für Graubünden).
Diese Berichte VIII, p. 48.
Die in Verge:senheit geratene Originaldiagnose von
Tissière aus Bull. des travaux de la Murith. fase. I
(1868) p. 28 bringen wir hier zum AbdrucK:
Fleurs solitaires, sessiles au sommet des tiges pédon-
culiformes. Tube du calice à poils glanduleux, ainsi que
les cils des divisions du limbe; celles-ci ovaies-obtuses.
Pétales dressés, oblongs, obtus, dépassant à peine un peu
les étamines. Feuilles inférieures fanées, persistantes, ob-
longues, obtuses, la face supérieure canaliculée; les cauli-
naires opposées, un peu écartées, plus rapprochées au
sommet où elles forment des rosettes terminales, lancéolées,
planes, poilues, ainsi que les pédoncules et bordées de cils
souvent glanduleux. Souche ligneuse, émettant un grand
nombre de tiges couchées, étalées, rameuses, le plus
grand nombre stériles, quelques-unes florifères.
Cette espèce est très-voisine du $S. oppositifolia, L.
Elle s’en distingue cependant par le tube du calice poilu,
glanduleux; par les pétales dépassant peu les étamines ;
par les feuilles caulinaires un peu écartées et non imbri-
quées sur quatre rangs trés-serrés, lancéolées, planes, poi-
lues, etc., elle a été cueillie au-dessus de Liddes (Entre-
mont), entre les chalets du Chappuis et de Bovaire. Juillet.
CRikli).
Asperula longiflora W. K.f. ALPINA Bernoulli. Diese
Berichte VIII, p. 48.
Cirsium rivulare X< spinosissimum. Diese Berichte
VIII, 64.
Hieracium alpicola X glanduliferum. Diese Berichte
VIII, 60.
H. Wüilezekianum A-T. Bullet. de l’herb. Boïissier V.
732 kann nach Arvet-Touvet’s Klassifikation neben 1 ex-
pallens A-T — H. dentatum var. expallens Fries? in A-T.
Les Hieracium des Alpes françaises etc., p. T8 gestellt
werden. In dieselbe Section und Gruppe stellt der Autor
auch Æ. orydon Fries und Trachselianum Christ. Neben
H. Wüilczekianum gehôürt sodann A. NAUTICUM A-T, das
ich vom Autor bestimmt aus dem Ober-Engadin (Sils) be-
sitze. F. Käser.
Satureia Clinopodiun var. KOHLERT Briq. Diese
Berichte VIII, p. 51.
Hyssopus officinalis L. v. CANESCENS DC. Diese
Berichte VIIL, p. 51.
Ajuga pyramidalis L.v. SEMPRONIANA Briq. Diese
Berichte VIII, p. 51.
Empetrum nigrum mit Zwitterblüten, obere Region des
Mt. Gelé bei Riddes 2400—3028 m. Diese Berichte VIIT,
p. 47.
Anacamplis pyramidalis Rich. var. Tanayensis Chenev.
Diese Berichte VIII, p. 54.
TULIPA CELSITANA. DC. Diese für die Schweiz
neue Species wurde von Herrn Kreïisfürster Barberini bei
Naters entdeckt. Bisher bekannt aus Portugal, Spanien,
Südfrankreich, Mittel- una Süditalien, Elba, Griechenland,
überall auf den Grebirgen. Herr Dr. Levier, dem sie zur
Bestimmung vom Referenten zugesandt wurde, schreibt
darüber folgendes :
Obschon hier ohne f#loristische Litteratur erkannte ich
primo intuitu Ihre Tulpe als 7. Celsiana an den winzigen
ovalen Antheren, dem sehr dünnen Schaft und dem ganzen
Habitus. Die purpurne Färbung der äusseren Perigon-
blätter ist bei Tulipa Celsiana normal, wenigstens bei der
Abruzzen- und griechischen Form (var. montana? wenn
= meine Erinnerungen mich nicht täuschen.) An eine Kreu-
zung zwischen 72. silvestris und 7. Didieri ist nicht zu
denken, letztere gehürt zu der Sektion Leiostemones mit
ganz anderem Pollen und wächst in den wärmeren Niede-
rungen, während Ihre Tulpe wohl ziemlich hoch auf
Alpenmatten gesammelt sein wird, we weder si/vestris noch
Didieri vorkommen. In meiner früheren Arbeit über
europäische Tulpen glaubte ich 7. Celsiana als Varietät
der silvestris auffassen zu müssen. Diese Ansicht habe
ich seither gänzlich aufgegeben. Die Geschichte beider
Tulpen ist durchaus verschieden, und es ist nachgewiesen,
dass 7°, Celsiana in den Niederungen kultiviert, sich nie-
mals in T. silvestris umwandelt, selbst nach 38
Jahrhunderten.
Naturwissenschaftliche Preisaufgabe
ausgeschrieben von der
Stiftung von Schnyder-von Wartensee
für Kunst und Wissenschaft
in Zürich.
Die Stiftung von Schnyder-von Wartensee schreibt
für das Jahr 1900 folgende Preisaufgabe aus dem Gebiet
der Naturwissenschaften aus.
«Es wird eine geophysikalische Monographie der Torf-
moore
der Schweiz nach Entstehung, Aufbau und Be-
ziehungen zur Geschichte der Vegetation und der Oeko-
nomié des Landes verlangt.»
Dabei gelten folgende Bestimmungen :
1.
2
de
An der Preisbewerbung künnen sich Angehôürige
aller Nationen beteiligen.
Die einzureichenden Konkurrenz-Arbeïten von Be-
werbern um den Preis sind in deutscher, franzô-
sischer oder englischer Sprache abzufassen und
spätestens am 30. September 1900 an die unter
Ziffer T bezeichnete Stelle einzusenden.
Die Beurteilung dieser Arbeiten wird einem Preis-
gericht übertragen, das aus den nachbenannten
Herren besteht:
Herr Professor Dr. Ed. Brückner in Bern,
Dr. Carl Weber, Botaniker an der Moor-
versuchsstation in Bremen,
Professor Dr. À. Heiïm, als Mitglied der
ausschreibenden Kommission.
Für die Prämierung der eingegangenen Arbeiten
stehen Fr. 4500 zur Verfügung, wovon Fr. 3000
für einen Hauptpreis, Fr. 1500 für Nahepreise
bestimmt sind.
Die mit dem Hauptpreis bedachte Arbeit wird
Eigentum der Stiftung von Schnyder-von Warten-
see, die sich mit dem Verfasser über die Ver-
ôffentlichung der Preisschrift verständigen wird.
”
To
6. Jeder Verfasser einer einzureichenden Arbeit hat
diese auf dem Titel mit einem Motto zu versehen
und seinen Namen in einem versiegelten Zettel
beizulegen, der auf seiner Aussenseite das nämliche
Motto trägt.
7. Die Arbeiten sind innerhalb der in Ziffer 2 be-
zeichneten Frist unter folgender Adresse an die
Stiftung zu Handen des Preisgerichtes einzusenden :
«An das Präsidium des Konvents der Stadt-
bibliothek Zürich (betreffend Preisaufgabe der
Stiftung von Schnyder-von Wartensee für das
Jahr 1900).»
Zürich, den 31. Dezember 1897.
Im Auftrage
des Konvents der Stadtbibliothek Zürich:
Die Kommission
für die Stiftung von Schnyder-von Wartensee..
CHAT
el de ER
NO
Inhaltsangabe, — Table des matières,
Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes im
Jahre 1896 — 97 : :
Protokoll der VIII. ordentlichen Y in
Wissenschaftliche Mittheilungen, vorgelegt in der
Sitzung der botanischen Sektion der schweize-
rischen naturforschenden Gesellschaft 1897 und
Excursionsbericht :
Auszug aus der Jahresrechnung pro 1896
Bibliothekbericht :
Mittheïilungen aus dem Pr à de de
œenüssischen Polytechnikums in Zürich:
4, M. Rickli: Die mitteleuropäischen Arten
der Gattung Ulex
H. Christ: Betula carpathica W. Kit. in der Schweiz
Bühler: Studien über die Baumgrenze im Hoch-
gebirge Re ER mn No qre D
Referate über die im Jahre 1897 erschienenen
Publikationen, welche auf die schweizerische
Flora Bezug haben .
Fortschritte der Floristik
VI
IX
XII
16
19
83
Verlag von K. J. WYSS in Bern.
Graf, J. H., Prof., Dr. Einleitung in die Theorie der Gamma-
funktion und der Euler'schen Integrale . Fr. 2. —
— — Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften
in bernischen Landen vom Wiederaufblühen der Wissen-
schaften bis in die neuere Zeit. Heft 1—3. Fr. 7. 20
— — Leben und Wirken des Physikers und Geodäüten Jacques
Barthélmy Micheli du Crest aus Genf, Staatsgefangener
des alten Bern 1746 — 1766. Mit Portrait Micheli's,
einer Ansicht seines Gefängnisses in Aarburg und
Facsimile seines Panorama der Alpen Fr, 3. —
— — Das Leben und Wirken des Physikers und Astronomen
Joh. Jac. Huber aus Basel, 1733—1798. Mit dem
Bildnisse Huber’s und einer Tafel, seine freie Uhr-
hémmunpnsdarstellend se ES rl
— — Professor. Dr. Rudolf Wolf, 1S16—1893 » 1. —
— — Professor Ludwig Schläfli, 1S14—1895 . » 1.20
— —— Der Briefwechsel zwischen Jakob Steiner und Ludwig
Sears As DATE TE QUES
— — Die Exhumirung Jakob Steiner” s und Einweihung des
Grabdenkmals Ludwig Schläflis anlässlich des 100.
Geburtstages Steiner’s. Mit 2 Lichtdrucken Fr. 1. —
—. — Der Mathematiker Jakob Steiner von Utzenstorf. Ein
Lebensbild und moe eine Würdigung seiner
Leistungen RE OU np A
Gr raf, J. H., Prof. Dr. und Gubler, Ed... Dr. Einleitung in die
Theorie der Bessel'schen Funktionen. 1. Heft: Die
. Bessel’sche Funktion erster Art. Fr. 4 —
Huber, G., Prof., Dr. Sternschnuppen, Feuerkugeln, Meteorite
und Meteorschwürme PP UU TRS RSS
— — Forschungen auf dem Gebiete der Spele tralanalyse —. 80
— — Die kleinen Planeten des Asteroidenringes —., 60
Kissling, Dr., E. Die versteinerten Thier- und Pflanzenreste in
der Umgebung von Bern. Excursions - Büchlein für
Studirende RE CO 1) PT
Baumberger, E. Ueber die geologischen Verhültnisse am linken
Eten des :Bielerseess ses Se a PE 9
Baltzer, A., Prof. Vom Rande der Wüste. Populärer Vortrag,
gehalten im November 1894 in der Bern. Naturforsch.
Gesellschaft. Mit drei Lichtdrucktafeln. Fr. 1. 50
Fischer, Prof. L., Zweiter Nachtrag 7. Verzeichniss der Gefüss-
pflanzen des Berner-Oberlandes, mit Berücksichtiqung
der Stundortsverhülinisse, der horizontalen und verti-
Palene Verrine ane 7 ET 95
Se Durch jede Buchhandlung zu beziechen.
Verlag von K. J. WYSS in Bern.
Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft
(Redaktion: Prof. Dr. Ed. Fischer, Bern)
Heft I(1891), 176 Seiten 8°, broch., mit 8 lithogr. Tafeln Fr. 4. —
s IT (1892), 154 Seiten 8°, D PT A ES =
> AULT (1899) MPT0Ch EN. RO PR US, =
» IV (1894), 150 Seiten 8°, oi CR RE NE A
;. V (1895), 144 Seiten 8, , DRE AT n 6. —
: VI (1896), 118 Seiten 8°. , A TE A TN en Eee
ne VIT: (1897)/150 Selen 80e SEEN ER RER An
Daraus einzeln :
Christ, Dr. H., Kleine Beiträge zur Schweizerflora . . Fr. —. 60
Christ, Dr. H.. Betula Murithii Gaud . . . . !, . Fr. —.60
Christ, Dr. H. Les différentes formes de Polystichum aculeatum
(L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion, y
compris les variétés exotiques . . . . ... . . Fr.—60
Christ, Dr. H., Die afrikanischen Bestandtheile in der Schweizer-
or as TE UE EE SR RE ER SET)
Cramer, Prof. Dr. C.. Ueber das Verhältniss von Chlorodictyon
foliosum und Ramalina reticulata . . . . . . . Fr. 2. —
Fischer, Dr. Ed., Die Sklerotienkrankheit der Alpenrosen (Sclero-
tina Rhododendri) SR RSS OS AU EME EENEE
Früh, Dr. J., Der gegenwärtige Standpunkt der Torfforschung
Fr. —. 60
Schinz, Dr. Hans, Potamogeton Javanicus Hassk und dessen Syno-
mymie 0 EE QUE NS VE ORNE RE
Amann, J., Contributions à la flore bryologique de la Suisse
Fr. —. 60
Jäggi, Prof. J., Der Ranunculus bellidiflorus des Joh. Gessner
Fr. 1. —
. Tavel, Dr. F., Bemerkungen über den Wirthwechsel der Rost-
pie LUE LT UNS ES MERE SR RER
Schrôüter, C., Neue Pflanzenreste aus der Pfahlbaute Robenhausen.
Fr. —.60
Amann, J., Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blücke
der schweizerischen Hochebene und des Jura? . : Fr. —.60
Erb, Jos., Ueber den Werth der Blattanatomie zur Charakterisirung
von Juniperus communis L., J. nana Willd und J. intermedio
SCRULES 055 LE MP EE RE EI ENVIES
Schellenberg, Dr. H,. C., Ucber die Bestockungsverhältnisse von
Molinia cocrula SMOnCRE SE Re CONS:
Studer, B., jun., Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Pilze,
A.&B. Wallis. Mit einem NE, von Dr. Ed. Fischer und
2 lithographischen Tafeln . . . SARL
= Durch jede Buchhandlung zu beziehen.
BULLETIN DE LA SOCIETE BOTANIQUE SUISSE.
BERICHTE
der
schweizerischen
BOTANISCHEN GESELLSCHAPT. |
Redaktion : Prof. En. Fiscxer in BERN.
Heft IX.
Mit Originalarbeiten
von
Dr. E. Jacky und Dr. M. RrIKkix.
Mit einer Tafel.
BERN.
Druck und Verlag von K. J. Wyss
1899.
\
BULLETIN DE LA SOCIÉTÉ BOTANIQUE SUISSE.
BERICHTE
der
schweizerischen
BOTANISCHEN GESELLSCHAFT.
Redaktion: Prof, En. Frisoner in BERx.
Heft IX.
Mit Originalarbeiten
von
Dr. E. Jacky und Dr. M. Rikxx.
Mit einer Tafel,
BERN.
Druck und Verlag von K. J Wyss.
1899.
NE TER el) ENT AONER EN NET ERT 4
Bericht
über die
Thâätigkeit des Vorstandes
der
Schweizerischen botanischen Gesellschaft,
im Jahre 1897-1898.
Hochgeehrte Herren!
Das verflossene Vereinsjahr hat endlich die Erfüllung
unserer Wünsche betreffend die Herausgabe vor Beiträgen
zur Kryptogamenflora der Schweiz gebracht, eine Ange-
legenheit, die unsere Gesellschaft seit 1893 beschäftigte.
Freilich liegt diese Sache, wie Ihnen bereits im letzten
Bericht mitgeteilt wurde, nicht mehr in unsern Händen,
sondern in denjenigen unserer Muttergesellschaft. Als
Antwort auf sein Subventionsgesuch erhielt das Central-
-Comité der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft
unter dem 28. Dezember 1897 vom eidgenüssischen De-
partement des Innern die Mitteilung, dass das in der
letzten Session durch die eidgenüssischen Räte genehmigte
Budget einen Kredit von Fr. 1200 für Darstellung der
Kryptogamenflora der Schweiz vorsieht. Um nun die
Arbeit sofort an die Hand nehmen zu künnen, ernannte
das Central-Comité unter Vorbehalt der Genehmigung durch
die Jahresversammlung eine Kommission für die Krypto-
gamenflora der Schweiz, bestehend aus den Herren Dr. H.
Christ in Basel, Professor Dr. C. Schrôüter in Zürich,
Prof. Dr. R. Chodat in Genf, Prof. Dr. J. Dufour in Lau-
sanne und dem unterzeichneten Berichterstatter. Es ist
also die botanische (Gesellschaft in dieser Kommission durch
nicht weniger als 4 ihrer Vorstandsmitglieder vertreten.
Diese Kommission begann sofort ihre Thätigkeit und ist
heute schon in der Lage, Ihnen ein erstes Heft der Bei-
träge zur Kryptogameuflora der Schweiz vorzulegen. Es
enthält dasselbe eine Arbeit Ihres Berichterstatters: Ent-
wicklungseeschichtliche Untersuchungen über Rostpilze,
eine Vorarbeit zur monographischen Darstellung der
schweizerischen Uredineen.
AV ae
Im verflossenen Jahre hat sodann auch eine andere
Angelegenheit ihre Erledigung gefunden, nämlich der Ab-
schluss des Vertrages mit dem eidgen. Schulrate betreffend
Abtretung unserer Bibliothek an das eidgenüssische Poly-
technikum ; den Wortlaut derselben finden Sie in dem 8.
Hefte unserer Berichte.
Dieses 8. Heft hat in seinem Erscheïinen eine bedauer-
liche Verspätung erfahren, welche hauptsächlich dem Um-
stande zuzuschreiben ist, dass es nicht môüglich war, alle
Manuscripte rechtzeitig zu erhalten. Im Fernern ist zu
bemerken, dass diesmal die Originalarbeiten einen geringern
Raum darin einnehmen, als in den meisten frühern Heften,
dafür aber sind die Referate und der Abschnitt <«Fort-
schritte der Floristik» um so umfangreicher ; wir erblicken
übrigens hierin keinen Nachteil, denn nach unserem Dafür-
halten sollen unsere Berichte in erster Linie ein Central-
organ für die schweizerische Flora sein, welches den Leser
über alle wichtigeren Publikationen und Entdeckungen,
welche die Pflanzenwelt unseres Landes betreffen, auf dem
Laufenden halten sollen, also eine Art Repertorium der
Schweizerflora. Um dieser Aufgabe mehr und mehr ge-
recht zu werden, bedürfen wir aber einer viel intensiveren
Mitarbeit unserer Mitglieder, speziell durch Mitteilung
ihrer KFunde zu handen der «Fortschritte der schweizeri-
schen Floristik».
Unser Mitgliederbestand weist leider wieder einen
kleinen Rückgang auf: wir haben nur drei Eintritte zu
verzeichnen, nämlich die Herren: Dr. med. P. Deucher in
Bern, Ingenieur Alfred Keller in Zürich und cand. phil.
E. Fisch in Zürich. Dem gegenüber stehen 6 Austritte,
ferner sind uns drei Mitglieder durch den Tod entrissen
worden: Herr M. Schuppli, ferner der liebenswürdige
Rector der Universität Montpellier, Herr Gérard, der uns
von der Exkursion der Société botanique de France ins
Wallis her in so freundlicher Erinnerung geblieben ist, und
der um die Erforschung der Flora der Urkantone ver-
diente originelle Schwyzer-Botaniker Joseph Rhiner. —
Als Delegierte für die Jahresversammlung der Schweiz.
naturforschenden Gesellschaft wurden gewählt Herr Dr.
H. Christ und der Unterzeichnete.
Der Sekretär: Ed. Fischer, Prof.
Protokoll
der
IX. ordentlichen Versammlung
der
Schweizerischen botanischen Gesellschaft.
Dienstag, den 2. August 1898, Vormittags 8/4 Uhr im
botanischen Institut in Bern.
Vorsitzender:; Herr Prof. L. Fischer.
Sekretär: Herr Prof. Ed. Fischer.
1. Der Jahresbericht des Vorstandes wird genehmigt.
2. Auf empfehlenden Bericht der Rechnungsrevisoren
HH. Prof. Schinz und M. Micheli wird die Jahresrechnung
pro 1897 unter bester Verdankung an den Rechnungsgeber
genehmigt.
3. Um der stetigen langsamen Abnahme der Mit-
oliederzahl der (Gesellschaft KEïinhalt zu thun, wird be-
schlossen, ein Cirkular zur Gewinnung neuer Mitglieder
zu erlassen.
4. Herr Dr. Rikli teilt mit, dass im Laufe der Zeit
einzelne Hefte der im Tausche erhaltenen Zeitschriften
nicht eingelaufen sind, was unliebsame Lücken zur Folge
hat. Die Gesellschaft beschliesst, es sei von der botani-
schen Gesellschaft aus ein Schreiben an die betreffenden
Tauschgesellschaften zu senden mit der Bitte um Nach-
lieferung der fehlenden Hefte. Dagegen ist die Gesell-
schaft nicht in der Lage, auf ïihre Kosten die Lücken zu
ergänzen.
Der Vorsitzende : Der Sekretär :
L. Frsoxer. Ep. Frscxer.
Wissenschaftliche Mitteilungen
vorgelegt in der
Sitzung der botanischen Sektion
der
Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft.
Dienstag, den 2. August 1898 in Bern.
Präsident: Herr Prof. Dr. C. Cramer.
Sekretär: Herr Prof. Dr. Ed. Fischer.
1. Herr Prof. Dr. Westermaier (Freiburg): Ueber
Spaltôffnungen und ihre Nebenapparate.
2. Herr Prof. Dr. Ed. Fischer (Bern) legt das erste
Heft der «Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz»
vor und bespricht einige der darin enthaltenen Resultate
seiner entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen über
Rostpilze.
3. Derselbe referiert über einige von Herrn E. Jacky
ausgeführte Infektionsversuche mit alpinen Rostpilzen (Cae-
oma auf Saxifraga oppositifolia. Aecidium auf Aquilegia
alpina, Uromyces Aconiti Lycoctoni).
4. Derselbe berichtet über Infektionsversuche mit Pr0-
tomyces macrosporus, ausgeführt von Fräulein C. Popta.
5. Herr Dr. A. Maurizio (Wädensweil): Ueber die
Verbreitung der Wasserpilze und eine Methode zur Zäh-
lung ihrer Keiïime im Wasser.
6. M. le prof. Dr. Jean Dufour (Lausanne): Sur trois
maladies de la vigne: Septocylindrium dissiliens Sacc., le
Black Rot, dégats causés en 1898 par le Peronospora vi-
ticola.
7. Herr Prof. Dr. C. Schrüter (Zürich) hat seine Ab-
handlung über die Vielgestaltigkeit der Fichte eingesandt.
8. Herr Dr. A. Maurizio (Wädensweil): Ueber die
Wirkung der Algendecken auf Gewächshauspflanzen.
9. Herr Dr. M. Rikli (Zürich): Vorweisung von Tu-
lipa Celsiana aus der Umgebung von Brieg, neu für die
Schweiz.
10. Derselbe: Vorläufige Mitteilung über die Gattung
Dorycnium.
NA A PET Pat LP
TE ESC
11. M. le prof. Dr. R. Chodat (Genève) présente les
résultats d’une étude de Mile. Goldflus sur certaines par-
ticularités de l’ovule des Composées.
12. Le même signale le fait que dans la plasmolyse
le plasma reste réuni à la membrane par une infinité de
filets qu’on peut considérer comme résultat de la viscosité
de la couche ectoplasmatique.
13. M. M. Micheli (Genève) fait circuler des photo-
graphies du Clianthus Dampieri.
14. Le même donne quelques détails sur une explo-
ration botanique des états mexiquains de Michvacan et de
Guerrero, qu'il a eu l’occasion d'organiser.
15. Herr Oberforstinspektor Coaz (Bern) hat Exem-
plare der bei Klosters neu entdeckten Betula Carpathica
eingesandt.
16. M. le Dr. Paul Jaccard (Lausanne) présente quel-
ques exemplaires de Gentiana du groupe de G. acaulis ;
la forme alpina auct. peut être considérée comme espèce
au même titre que G@. acaulis auct. et excisa Presl.
17. Herr Dr. Dutoit (Bern) macht auf einige interes-
sante Æubus-Formen aus der Umgebung von Bern auf-
merkeain.
VII D —
Auszug
aus der
Jabresrechnung der sehweïzer. botanischen Gesellschaft
vom 1. Januar 1897 bis 31. Dezember 1897.
Einnahmen.
Aktiv-Saldo letzter Rechnung . . . : . Fr. 54 —
INDIE OITOT 7 EP EMEA RER SE ES ONE
Mitgliederbeitragess per AT OO
Zinse . APS ES A ANS ae I EE
Summa Einnahmen Fr. 637. 80
Ausgaben.
Berichte. der Gesellschaft 70% 5% #020-NPr995 19
Verschiedenes . SU ee ne PIN DANSE AE AO
Summa Ausgaben Fr. 623. 20
Bilanz.
Einnahmen ie is ss CRT ne SR nn TA
Ausraben 1" Re HOME RS 1002 AE
Aktiv-Saido 2210 RSR PR ERA AIN
Reservefonds.
Ist im Rechnungsjahr unverändert geblieben
Mit En Re TES SR NT A NE ER ET SD EEE
Der Kassier;
B. Studer, Apotheker.
Bibliothekbericht.
Durch Vertrag vom Januar 1898 zwischen dem
h. Schulrat und der schweïizerischen botanischen (Gesell-
schaft übernahm das eidgenüssische Polytechnikum die
Fachbibliothek der schweizerischen botanischen (Gresell-
schaft unter der Bedingung einer zweckmässigen Auf-
stellung und des Eïinbindens der eingehenden Bücher und
Karten (siehe nähere Vertragsbestimmungen: diese Be-
richte, Heft 8, p. XI). (Gemäss dieses Vertrages ist nun
im Laufe des Berichtsjahres die gesammte Bibliothek ein-
gebunden worden, sie umfasst zur Zeit 276 Bände; dazu
kommen noch eine Reïhe von Schriften die, weil noch
nicht vollständig, vorläufig noch ungebunden bleiben. Bei
der Revision der Bibliothek ergab sich das Fehlen
einer Anzahl Publikationen; um dieselben zu ergänzen,
wurde im November ein Cirkularschreiben versendet. In
zuvorkommendster Weise sind uns auf dieses Schreiben
vorläufig folgende Schriften zugegangen, die wir hiemit
bestens verdanken.
Berlin. Verhandlungen des botanischen Vereins der Pro-
viuz Brandenburg. Jahrgang 34 (1892).
Chur. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft
Graubündens. Neue Folge. Bd. XXXVII, Vereins-
jahr 1893/94.
Coïmbra. Boletim da Sociedade de Broteriana 1897, I
| und II.
Dorpat. Sitzungsberichte der naturforschenden (resellschaft
Bd..IX, Heft. 1 (1894).
Dresden. Sitzungsberichte und Abhandlungen der natur-
wissenschaftlichen (Cresellschaft «Isis», Jahrgang
1895, Januar-Juni.
Karlsruhe. Mitteilungen des badischen botanischen Ver-
eins, Nr. 129—136 (1895).
Lund. Botaniska Notiser 1896.
München. Berichte der bayr. botanischen (Gesellschaft
zur Erforschung der einheimischen Flora, Bd. III
(1895).
Washington. New-York bot. garden, I, 1.
Eingänge für die Bibliothek
vom 1. März 1898 bis 1. Januar 1899.
I. Einzelwerke, Separatabdrücke etc.
Burnat E.. Notes sur les jardins botaniques alpins. S. Abdr.
Bulletin des travaux de la Murith: fase. XXVI. Ap-
pendice I.
Fischer Ed. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen
über Rostpilze. — Beiträge zur Kryptogamenflora
der Schweiz. Bd. I, Heft 1 (1898).
— — Bemerkungen über Geopora und verwandte Hypo-
waeen. Sep. Hedwigia Bd. XXXVII (1893) p. 56
bis 60.
Hallier, Dr. H. Indonesische Acanthaceen. Abhandlungen
der Kaiserl, leop.-carol.-deutschen Akademie der Na-
turforscher. Bd. LXX Nr. 3 (1897).
Rikli M. Die mitteleuropäischen Arten der Gattung Ulex.
Sep.-Abdr. Diese Berichte. Heft VIII, p. 1—15.
Warburg, Dr. O. Monographie der Myristicaceen. Ab-
handlungen der kaiserl. leop.-carol.-deutschen Aka-
demie der Naturforscher. Bd. LXVIITI (1897).
Zopf, Dr. W. Untersuchungen über die durch parasitäre
Pilze hervorgerufenen Erkrankungen der Flechten.
Abhandlungen der Kkaiserl. leop.-carol. -deutschen
Akademie der Naturforscher. Bd. LXX, Nr. 2 und
4 (1897).
II. Periodische Schriften im Tauschverkehr.
(Dient zugleich als Empfangsbescheïnigung der erhaltenen
Schriften.)
Aarau. Mitteilungen der aargauischen naturforschenden
Gesellschaft, Heft VIIT (1898).
Bonn. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde. Bonn, 1897, 2. Hälfte.
— -- Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der
preussischen Rheinlande, Westfalens und des Re-
cierungsbezirkes Osnabrück. 54 Jahrgang, 1897;
2. Hälfte.
Bremen. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Ver-
eins, Bd. XIV, Heft 3 (1898).
EAN EC ANT
Bremen. Beiträâge zur nordwestdeutschen Volks- u. Landes-
kunde, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen
Verein zu Bremen als Bd. XV, Heft 2.
Breslau. 75. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft
für vaterländische Kultur (1897) mit Ergänzungs-
heft, Litteratur des Landes- und Volkskunde der
Provinz Schlesien, 1898.
Chur. Jabresbericht der naturforschenden (resellschaft
Graubündens. Neue Folge. Bd. XLI, Vereinsjahr
1897/98. Beilage: Dr. P. Lorenz: Die Fische des
Kantons Graubünden, 1898.
Cincinnati (Ohio). The journal of the Cincinnati Society
of natural history, vol. XIX, Nr. 38.
Coïmbra. Boletim da Sociedade de Broteriana, vol. XIV,
S. 116—220 (1897); vol XV, p. 1—112 (1898).
Dresden. Sitzungsberichte und Abhandlungen der natur-
wissenschaftlichen Gesellschaft <Isis», Jahrgang
1897, Juli—Dezember:; Jahrg. 1898, Januar—Juni.
Edinburg. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh,
vol. XXI (session 1895—97).
Florenz. Bulletino della società bot. Italiana, 1897, Nr. 5—7.
— — Nuovo giornale botanico Italiano, nuova serie, vol.
MeeNTr et:
Frankfurt, Bericht der Senkenberg’schen naturforschen-
den Gesellschaft für 1898.
— — Dazu Katalog der Reptiliensammlung des Museums
der Senkenberg’schen naturforschenden Gesellschaft,
2. Teil. Schlangen, 1898.
Frauenfeld. Mitteilungen der thurgauischen naturforschen-
den Gesellschaft, Heft XIII (1898).
Freiburg. Bulletin de la société fribourgeoiïise des sciences
nat., vol. VII (1898).
Graz. Mitteilungen des uaturwissenschaftlichen Vereins
für Steiermark. Jahrgang 1897, Heft 34.
Indianopolis. Proceedings of the Indiana Academy of
science, 1896 and 97.
Karlsruhe. Allgemeine botan. Zeitschrift v. A. Kneucker,
Jahrgang IV, 1898.
Klagenfurt. Festschrift zum 5Ojährigen Bestehen des
kärntnerischen naturhistorischen Landes-Museum in
Klagenfurt 1898.
Kônigsberg. Schriften der physikalisch-6konomischen Gre-
sellschaft zu Künigsberg. Jahrgang 1897, Bd. 38.
Landshut. Fünfzehnter Bericht des botanischen Vereins
in Landshut, 1896—97.
— XII —
Lausanne. Bulletin de la société vaudoise des sciences
naturelles. 3m série, vol. XXXIII, Nr. 126—129.
Lund. Botaniska Notiser, 1898.
Lyon. Annales de la société botanique de Lyon. Tome
XXII (1897).
Missouri. Botanical garden, ninth annual Report. 1898.
Montevideo. Annales del Museo Nacional de Montevideo.
Tome III, fase. IX und X (1898).
New-York. Bulletin of the Torrey Botanical Club, vol.
25.(1898).:Nr::1=—12:
— — Bulletin of the New-York Botanical Garden, vol. I,
Nr:
Nimwegen. Verslagen en mededellingen der nederlandsche
botanische Vereeniging. Derde Serie, I. T., 3. Stuck
(1898).
— -_ Prodromus florae Bataviae, vol. II, p. 2 (1898).
Posen. Zeitschrift der botanischen Abteilung des natur-
wissenschaftlichen Vereins der Provinz Posen, Bd. V,
Heft 1 und 2 (1898).
Stuttgart. Jahreshefte des Vereins für vaterländische
Naturkunde in Württemberg Bd. 54, 1898.
Washington. Smithsonian Report. 1895. U. S. National
Museum.
— — Farmers Bulletin Nr. 75.
— — Dep. of Agriculture.
a) Farlow, Dr., W. Some edible and poisonous
fungi. 1898.
b) Swingle W. and Webber J. Hybrids and thier
utilization in plant. breeding. 1897.
Weimar. Mitteilungen des thüringischen botanischen Ver-
eins. Neue Folge. Heft XI (1897).
Wien. Annalen des K. K. naturhistorischen Hofmuseums,
Bd. XII, Nr. 2 (18938).
Zürich. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesell-
schaft in Zürich. Bd. 43 (1898).
0 + e—
ANS TE
Mitteilungen
aus dem
botanisehen Museum des eïdgenüssisehen Polytechnikums
in Zürich.
5. Ranunculus pygmaeus Wahlenb., eine neue
Schweizerpflanze
von Dr. M. Rikli.
R. pygmaeus Wahlenberg. Flora Lapponica p. 157, Nr. 286
(1812)
— KR. nivalis pygmacus L. svee Nr. 502-8, lappon. Nr. 232,
tab. 3. fig. 3.
— R, secundus Mart. Spitzherg cap. 3, tab. G, fig. e; Icones
Tab. nost. VILL fig. 1.
— R. Tappeineri#). Bamberger. Flora XXXV p. 625 (1852).
Abbildungen. Wahlenberg. FL Lapp. tab. VIT,
fig. 1 (1812); Reichenbach, fl. excurs., (1832) hat die
Pflanze noch nicht, auch ist sie noch nicht abgebildet in Reichen-
bachs Icones (1839); Dalla Torre, Atlas der Alpenflora Bd.I
(1884 tab. 23) (schlechte Abbildung); v. Schlechtendal-
Hallier, Flora von Deutschland, ed. V, Bd. XI, Nr. 1054, p. 180
(schlechte Abbildung).
Am 12. Oktober 1898 erhielt ich von Herrn
Prof. L. Fischer in Bern einen eigenthümlichen,
kleinen Ranuneulus, der am 18. August 1898 von
Prof. Dr. Ed. Fischer im Hintergrunde des Val
*) Dr. Tappeiner, Arzt in Meran, machte sich um die Flora
Tirols, besonders wegen seiner eifrigen Durchforschung des
reichen Vintschgau, sehr verdient.
Zeznina, einem südlichen, bei Lavin abzweigen-
den Seitenthal des Unterengadins, in Gesellschaft
von Ranunculus glacialis L. gesammelt wurde ;
dieser eigenthümliche Hahnenfuss fand sich da-
selbst bei 2600 m an kurzrasie, feuchten Stellen,
wo bei der nôürdlichen Exposition und bei der
Nachbarschaft einiger Kkleiner Kelskôpfe, der
Schnee lange Zeit liegen bleibt. (Siegfried-Atlas,
Blatt No. 424.) Die Pflanze zeigte eine gewisse
Aehnlichkeit mit einem Zzwergig-verkümmerten
R. montanus Willd. — Prof. L. Fischer ersuchte
mich daher, im herb. helv. des eidgen. Polvtechni-
kums nachzusehen, ob keine Originalexemplare des
von Gaudin aufoestellten R. montanus v. tenellus
— an den man zunächst denken konnte — vorhan-
den seien und die eingesandten Pflanzen damit zu
vergleichen. Da ich die Sendung in Basel erhielt,
hatte ich Gelegenheit, die Pflänzchen mit den
Materialien des sehr reichhaltigen Herbariums
von Dr. W. Bernoulli zu vergleichen, es ergab
sich bald die vollständige Identität der einge-
sandten Pflanzen mit dem hochnordischen R.
pygmaeus Wahlenbg.; auch Dr. H. Christ er-
klärte, als ich ihm einige Tage später die Be-
lesgstücke vorlegte, dieselben sofort für den ächten
wahlenbergischen Zwergranunkel.
R. pygmaeus Wahlenberg ist meist nur 1°: bis
4 cm, ganz grosse Exemplare hôchstens 7 cm
hoch. Die Pflänzchen zeigen einen verkürzten,
knollig ausdauernden, braunberindeten Wurzel-
stock, aus dem zahlreiche, ziemlich starke, 4—6
Centimeter lange Faserwurzeln entspringen. Der
kurze, einfache Stengel ist unterhalb der einzigen,
kleinen endständigen Blüte seicht gefurcht,
kurz feinhaarig und entwickelt jeweilen
2—3 Basalblätter. Diese grundständigen Blätter
sind meist 5-, seltener nur 3- oder Ælappig, lang-
gestielt, mit breiter, häutiger Blattscheide und
die kahlen. etwas dicklichen ganzrandigen Blatt-
lappen sind oval bis eirundlich. Die hôchstens
in der Zweizahl auftretenden, kurz gestielten
Steugelblätter besitzen eine weisse, häutige
Scheide, sie sind meistens fast auf den Grund
dreispaltig, die Abschnitte länglich-eiformig
bis lanzettlich. Die vegetativen Organe zeigen
somit eine gewisse nicht zu verkennende
Aehnlichkeitmit der nordischen Saxifragarivularis.
Die kleinen gelben Blüten sind immer einzeln, end-
ständig ; der äussere Blütenkreis mit 5 eirunden,
blassgelben, aussen ôfters etwas rütlich über-
laufenen Blättern, der innere Kreis ebenfalls mit
»o elrunden, zuweilen schwach ausgerandeten,
gelben Honigblättchen. Fruchtkôpfchen
kegelfôrmig,länglich-oval, aus ca. 50—60
Früchtehen bestehend. Früchtchen eifôrmig, glatt,
unberandet, mit deutlich hackig abwärts ge-
krümmtem Fruchtschnabel.
Wie schon Wahlenberg bemerkt, steht von
unseren einheimischenRanunkeln R. sceleratus.L.
dem Zwergranunkel wohl am nächsten. Bei
beiden Pflanzen gelangen jeweilen nur 1—3 hand-
formige, 3- bis 5lappige, grundständige Blätter
zur Entwicklung, die obern stengelständigen
Blätter sind dreispaltig, die Abschnitte länglich
bis lanzett; die gelblichen Blüten beider Arten
sind auffallend klein, die Fruchtkôüpfchen oval
bis länglich-cylindriseh und die eifürmigen Frücht-
chen unberandet. Prantl, der monographische
Bearbeiter der Gattung Ranunculus, erkannte
auch die nahe Verwandtschaft der beiden Arten,
die er dem trib. Epirotes Prantl der Section
Marsypadenium zurechnete (Engler-Prantl: Na-
türliche Pflanzenfam. IT, 2 p. 65, und Prantl:
Beiträge zur Morphologie und Systematik der
Ranuneculaceen, im Botan. Jahrbuch IX, S. 225
bis 273.)
Im Gegensatz zu R. pygmaeus ist dagegen
R. sceleratus L. meist 2—3 Fuss hoch, immer
vôllig kahl, vielblütig, der Stengel stark ver-
zweiot und die Zahl der Früchtchen im Frucht-
kôpfchen noch grüsser (70—100).
Die Unterschiede der beiden Pflanzen sind
somit nicht sehr bedeutend, sie verlieren aber
noch viel von ihrem Wert, wenn wir bedenken,
dass R. sceleratus L. eine habituell sehr variable
Pflanze ist. Schlechtendal sagt in seiner «Flora
von Deutschland» Bd. XI, p. 184 von ihr: «Auf
ausgetrocknetem Schlamme findet man dieses
Gewächs nur fingerlang mit grashalmdickem
Stengel und ganz kleinen Blütchen ; in sumpfigen
Wiesen erreicht sie schon eine Hühe von einer
Hand oder von 11! Fuss, ihr Stengel ist dann
fingerkieldick und rührig. Im nassen Schlammé
bildet sie aber einen drei Fuss hohen, stark ver-
ästelten., einen Quadratfuss einnehmenden Busch,
und der Stengel ist dann daumensdick, im
Innern hohl.»
Die beiden Pflanzen stehen einander dem-
nach offenbar sehr nahe. Als Hochgebirgspflanze
ist R. pygmaeus zwar ausdauernd, doch teilt sie
mit dem nahverwandten, einjährigen Giftranun-
kel der Ebene die Vorliebe für feucht-nasse Stand-
orte. R. sceleratus L. ist bekanntlich durch seine
scharfen giftigen und brennenden Säfte ausge-
zeichnet, das Gift ist jedoch sehr flüchtig, sodass
die Pflanze getrocknet im Heu durchaus unschäd-
lich ist; es scheint, dass R. pygmaeus diese
toxischen Eigenschaften ganz eingebüsst hat,
denn in der Litteratur konnte ich darüber keinerlei
Angaben auffinden.
Das Hauptverbreitungsgebiet von R. pyg-
maeus Wahlenberg liegt im hohen Norden,
sie ist géradezu eine Charakterpflanze
der arktischén Flora und als ’sokche
circumpolar. So findet sie sich auf Island
(Nyman. Conspect.), auf Spitzhergen (Nyman.Con-
spect.), ferner ex herb. Flora arctica von O. Heer
vom Bellsund, leg. À. G. Nathorst 1882; von
der Magdalinabay leg. À. v. Goïs VIII 1861,
von Malmgren 1861 und ex herb. Schinz der
Universität Zürich von Green Harbour leg. A.
Thoren 13 VIT, 1882. Im nôrdlichen Norwegen
und Schweden (Nyman. Conspect.) und auf den
Fyelden längs den Kjôlen bis ins südliche Nor-
wegen vordringend. Oehrdalen bei Hopseid
in Finnmarken südôstlich vom Nordkap, Wahlen-
berg, Flora lapp., p. 157; De. Prodr. I p. 35 (82%);
Jemttandil ex herb. Schulthess; Berge von
Tromsôodal 6940: 1at N° bei c- 800 m6
Sommier VII. 1879 ex herb. Schinz ; bei Tromsôû
ex herb. Baenitz VII. 1875; und im südlichen
Norwegen, z. B. Dovre-Fveld bei Kongsvoid
auf der Hôühe des Vaartsi, 62° nôrdlicher Breite
bei C 1100 m, distr. Throndhyem ]Ig. C. Olsson
ex herb. W. Bernoulli, und auf dem botanisch
interessanten K n ut s h0 (1696 m) Ig. Olsson VII
ex herb. Schinz:; und noch etwas südlicher, Fo g-
stuen bei C 1000 m VIT. 1889, leg. C. Baenitz; ferner
in Lappland (DC. Prod. I, p. 35); Zuichjôck
lg. J. Andersson 1864 und Kihlman ; im arkti-
schen und subarktischen Russland, N 0 v a y a Se m-
Iva, Samojedenhalbinsel (Nyman, Con-
spect. und Ledebour. Klora rossica vol. I p. 36
(1842); Halbinsel Kola (Fellm), Alpen von
Lappland (Wahlenberg) und von da längs
des Ural wieder weiter nach Süden vordringend.
Dr. Kjellman, der Botaniker der Vega-Expe-
dition von Nordenskiôld, sammelte die Pflanze
1878/79 beinahe bei jeder Landung an der Küste
Nord-Asiens, so auf der Jalmalhalbinsel,
gegenüber Beli-Ostrow, am Dicksonshafen,
an der Actinia-Bai der Taimyr-Insel,
auf der Preobranschenie-Insel an der
Mündung der Chatanga, und bei Pitlekay,
der Ueberwinterungsstation auf der Tschuktschen-
halbinsel ; — ferner auf der St. Lorenz-Insel
(Ledeb. Flora ross. I, p. 36).
Aber auch im arktischen Amerika ist die
Pflanze verbreitet. (Hooker J., Flora Boreali-
Americana vol. I, p.17, 1840). Ledebour, Flora
rossica vol. I p. 36 (1842) und Britton and Brown.
Iustrated F1. of the Northern States and Canada
vol. IT p. 76 (1897) kennen die Pflanze von der
Chamisso-Insel in der Behringstrasse; lângs
den Rocky Mountains wandert die Pflanze,
analog wie in den Kjôülen und im Ural auch
wieder weit nach Süden bis zu 55° n. Breite
(Drummond), sie findet sich dann jedoch nur
noch in der hôhern alpinen Region. Aus
Labrador sah ich sie von Rama, lg. Mis-
sionar Waitz, ex herb. W. Bernoulli und herb.
der arktischen Flora von O. Heer; und selbst
in Grônlan d geht die Pflanze bis in hôchsten
Norden, 1g. Whymper.
Wo auch im hohen Norden der Zwergoicer
auftritt, immer findet er sich gesellig, ohne je-
doch eigentliche Rasen zu bilden. Trotz der
ausserordentlich kurzen Vegetationsdauer, welche
dieser Pflanze in der arktischen Zone zur Ver-
fâgung steht, braucht sie nach Kjellman nicht
einmal die ganze ïhr zur Verfügung stehende
Zeit: noch bevor die lange Winternacht beginnt,
hat sie oft schon Anfang August ihre Samen
Aôllig ausgereift. Im hohen Norden wie in den
Alpen findet sich der Zwergranunkel nur auf
Urgestein und zwar besonders auf
Granit.
In den Alpen wurde die Pflanze erst 1847
von H. Wendland, Hofgarten-Inspektor von
RMS ;
Herrenhausen bei Hannover, entdeckt und zwar
in den Krimmler-Tauern, zwischen den
Zillerthaler-Alpen und der Gross-Venedigergruppe,
in ca. 2000 m Hôhe; später fand sie sich auch
am Grossglockner, sowie auf Moränen bei
Nevip im Lappachthale bei 2600—2700
Meter im Ahren, einem nôürdlichen Seitenthal des
Pusterthals Ig. Treffer, ex herb. W. Bernoulli.
Nach Belesgexemplaren des Herbariums der Uni-
versität Zürich, die ich der Güte von Herrn Prof.
Dr. H. Schinz verdanke, wurde die Pflanze von
Ausserdorfer endlich im August 1871 zwischen
8000 — 9000 (—2600—3000 m) am Umbal in dem
Hochgebirgsthälchen «Prägrate n >, derobersten
Stufe des Iselthales (Südseite der Grossvenediger-
gruppe) gesammelt. [In Lawinenzügen tritt die
Pflanze gelegentlich auch noch etwas tiefer auf,
so am Abhange des grossen Gurgler Ferner
(Oetzthaler Alpen), wo sie von H. Müller gesammelt
wurde (Schlechtendal, Bd. XI, p. 180).
Ihre Verbreitung ist in den Ostalpen sehr
sporadisch. Als eine Pflanzedesschmel-
zZenden Schnees, bildet sie überall, wo sie
vorkommt, einen charakteristischen Bestandteil
der «<Schneethälchenflora» der Hochalpen-
region und dürfte daher wohl nirgends nennens-
wert unter 2000 m herabsteigen:; sie bevorzugt
besonders nôrdliche Gehänge, wo der Schnee
nicht so rasch schmilzt und findet sich dann, wie
im hohen Norden, meist gesellig, in ziemlich
starken Kolonien; und auch in den Alpen ist
die jährliche Vegetationsperiode dieser Pflanze
sfr 0 PR
auf wenige Wochen beschränkt, selten blüht sie
schon vor Ende Juli, meist erst gegen Mitte
August bis Anfang September, zu einer Zeit, wo
in der Hochalpenregion der Winter oft plôtzlich
wieder eintritt.
Hausmann : FI, v. Tirol (185% t. IIT., p. 1398
kennt die Pflanze auch noch aus dem Vintsch-
gau, am Schnalserjüchl, nordwestlich von
Meran (Oetztaler - Alpen), Bamberger*) fand
sie daselbst am 16. August 1852 auf Glimmer-
schiefer in Gesellschaft von Androsace glacialis,
Saussureaalpinaund Gentiana imbricata Schleich.
non Frôl., am Rande eines kleinen Gletschers,
in schwarzer Erde bei ca. 8000—9000! = 2500 bis
3000 m. Nach einer Mitteilung von Dr. Sauter,
dem genialen, botanischen Erforscher von Salz-
burg, sammelte dieser Botaniker bereits 1836 um
die Schneefelder der oberen Knappen-
leite in der Zwing im Hirzbachthale der
Fusceh (südlich von Bruck im Pinsgau) bei
7000—8000! nicht blühende Exemplare des Zwerg-
ranunkels. (Flora 1842 Bd. I, p. 139; 1853 Bd.
XI, p. 63; Storch, Skizzen zu einer naturhistori-
schen Topographie des Herzogtums Salzburg, 1857.
pob'und:194)
Endlich findet sich unsere Pflanze auch noch
in den Karpathen und zwar nur auf Granit in
der hochalpinen Region der hohen Tatra von
ca. 1900—2650 m, auch hier bildet sie einen
charakteristischen Bestandteil der Schmelzwasser-
*) Bamberger, Apotheker in Meran.
el
formation. Nach Sagorsky und Schneider: Flora
der Centralkarpathen vol. II, p. 40 (1891), ist
die Pflanze jedoch sehr selten. Sie findet sich
am Rande von Schneefeldern, so am Mittel-
gratturm auf der Seewand im kleinen Kohl-
bachthale (nicht wie Haussknecht angibt an der
Lomnitzerspitze), ferner im Mlinicathale,
unter dem Lorenzerjoche 1g M. Roth; die Pflanze
blüht in den Karpathen-erst Ende August oder
Anfang September. Drude sagt (Deutschlands
Pflanzengeogr. 1896 Bd. I p. 229): «Der mir be-
kannte Standort in der Tatra liegt nahe der Ge-
birgsmitte an steilen, nach Norden gewendeten
Gerôllhalden mit bis in den August anhaltender
Schneedecke bei 2000 m.» Dieses cirkumpolar-
arktische Floreuelement erreicht somit in den
Karpathen seine absolute Süd-Ostgrenze
(Pax. Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den
Karpathen Bd. I p. 171, 1897).
Die gesamten Verbreitungsverhältnisse des
Zwergranunkels in den Alpen sprechen dafür, dass
diese Pflanze im Alpensystem wohl mit Sicher-
heit als Glazialrelikt zu betrachten ist.
Von den zwei nachgewiesenen Hauptzugstrassen
der arktischen-glacialen Flora: einerseits von
Norden durch Vermittlung der Sudeten und West-
karpathen und anderseits von Nordosten durch Ver-
mittlung der glazialen Bildungen Russlands, ist
wohl der letztere Weg für das Eindringen von
R. pygmaeus Wahlenberg in die Karpathen und
damit auch in das Alpensystem, der wahrschein-
lichere (Pax. 1. c. p. 247/48).
Mineur FRS
In der Schweiz ist R. pygmaeus Wahlenb.
bisher mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen
worden. Weder Moritzi: die Pflanzen Grau-
bündens,. noch Æiias: die Flora des
Unter-Engadins 1887/88, kennen die Pflanze,
und auch in 0. Heers Nivale Flora der
Schweiz suchen wir vergebens nach ihr. Da-
gecen erwähnt Gremli im Anhang zu seiner
VI ed. unter den unsicheren und zweifelhaften
Pflanzenangaben der Schweiz auch den R. pyg-
maeus Wahlenberg. Er beruft sich auf Kittel,
der die Pflanzen für die «<Schweizeralpen» angibt.
Diese Angabe ist jedoch zu unbestimmt und
wenig Vertrauen erregend. So allgemein ver-
breitet war die Pflanze jedenfalls nie, dass die
Bezeichnung «Schweizeralpen» genügen würde.
In Kittel selbst konnte übrigens die betreffende
Angabe überhaupt nicht gefunden werden. Christ
dagegen glaubt die Pflanze bereits schon vor
ca. 30 Jahren einmal aus den ôstlichsten Teilen
des Kantons Graubünden, aus der Gegend des
Wormser Joches gesehen zu haben, es gelang mir
jedoch nicht, — weder in der Litteratur noch
in den Sammlungen — sichere Anhaltspunkte
für das Vorkommen des Zwergranunkel in den
Schweizeralpen aufzufinden. Wie dem nun auch
sei, mit Sicherheit ist erst durch den Fund von
Prof. Dr. Ed. Fischer diese geographisch hôchst
interessante Pflanze für die Schweiz nachge-
wiesen und damit unsere heimische Flora um
einen neuen Glacialrelikt bereichert worden.
LES PASSE
Schon Christ hat in seinem <«Pflanzenleben
der Schweiz» (1879, p. 362—369) auf die hohe
Bedeutung des Engadins als eines Reliktenge-
bietes der arktisch-glacialen Flora hingewiesen.
Wir erinnern nur an Pflanzen wie die zierliche
Linnaea borealis, an die im Engadin sporadisch
auftretende Trientalis, an den seltenen J/uncus
arcticus und ganz besonders an einige Carices,
die in den alpinen Mooren des Engadin z. T.
ziemlich verbreitet sind, so Carex irrigua, ustu-
lata, Vahlii, bicolor, microglochin, Buxbaumii ;
vergessen wir auch endlich nicht Galium
triflorum Mich. bei Tarasp, ferner die beiden
eigentümlichen Karren Botrychium simpleæ
Hitch und PB. lanceolatum Angstr. Alle diese
Pflanzen gehôren zu einer Gruppe meist seltener
hochnordischer Arten, deren Einwanderung in
die Alpen wir wohl der Eiszeit verdanken. Durch
die Entdeckung von Ranunculus pygmaeus
Wahlenberg ist somit diese Florula um ein
weiteres exquisit-hochnordisches Glied bereichert
worden. Der Fund ist um so bedeutender, als
die Pflanze im Unter-Engadin offenbar ihre ab-
solute West- und Südgrenze erreicht.
6. Der Säckingersee und seine Flora.
Mit einer Karte.
Von Dr. M. Rikli.
Anfangs Oktober 1898 konnten wir der Tages-
presse die Mitteilung entnehmen, dass sich der
Säckingersee im benachbarten südlichen Schwarz-
wald entleert habe. Durch Herrn Dr. A. Binz in
Basel wurde ich auf die hüchst eigentümliche Flora
des verlassenen Seebeckens aufmerksam ge-
macht. Von besonderem Interesse war mir zu-
nächst das Vorkommen der Lindernia pyxidaria
All,einer sehr seltenen und für dieses Gebiet über-
haupt neuen Pflanze. Weder Ferd. Schnei-
der’s Flora v. Basel (1880) p. 222, die doch
z. B. die Charakterpflanzen der Torfmoore des
Jungholzes ob Brennet wohl kennt, noch C. Dôü11
in seiner ausgezeichneten Flora des Gross-
Hero Cum se Baden (1809) p°728 ist
die Pflanze aus dem südlichen Schwarzwald be-
kannt. Diese Thatsachen veranlassten mich, am
23. Oktober 1898 mit Hrn. Dr. W. Bernoulli von
Basel den Bergsee zu besuchen. Auf dieser Ex-
cursion konnten wir uns zunächst überzeugen,
dass der See wirklich zum grüssten Teil trocken
lag, nur eine Vertiefung in dessen Mitte enthielt
noch Wasser, nach unserer Schätzung mochten
sich etwa ‘/s des Sees entleert haben. Das et-
ln
was steilere Nord- und Westufer ist mit groôberem
Sand bedeckt, ja an einzelnen Stellen selbst et-
was steinig; die Süd- und Südostseite dagegen
sind vollständig flach und mit feinstem thoni-
sem Schlamme überzogen, diese Zone wird
somit beim Sinken des Wasserspiegels auch
zuerst trocken gelegt und somit schneller er-
orünen als die übrige Uferzone des Sees. Der
etwa 2 Kim. nordwestlich von dem Städtchen
Säckingen bei 382 m gelegene Bergsee (Siegfried-
Atlas, Blatt 18 und 19), befindet sich mitten im
Hochwald prächtiger Edeltannen. diese krônen
die kleinen Erhebungen, welche das Wasserbecken
umgeben und beschatten besonders im Spätherbst
den See, so dass der Boden in der trocken
gelegten Uferzone vor Austrocknung geschützt,
lange Zeit feucht bleibt. Gerade in dieser
südwestlichen Randzone des Sees fand sich
nun eine zwar an Arten arme, aber dafür
hôüchst eigentümliche Vegetation, welche in man-
cher Hinsicht unser vollstes Interesse bean-
spruchen darf. KEinerseits war es die Zusammen-
setzung dieser Florula, die uns auffallen musste,
enthielt sie doch eine Reihe seltener, z. T. selbst
für das Gebiet neuer Arten, anderseits konnte
uns aber die eigentümlich mikromorphe Ausbil-
dung des gesamten Klorenbestandes nicht ent-
gehen. Alle Pflanzen, selbst solche, die wie
Bidens tripartita 1. unter gewohnlichen Verhält-
nissen recht stattlich werden, waren Zzwergig
ausgebildet und erreichten durchschn. nur eine
Hôhe von 1 bis hôchstens 3 oder 4 cm.
Diese kleine Pflanzenwelt umfasst nur fol-
gende 12 Arten:
1. Bidens tripartita L. f. minima Wimm.
u. Grab. F1. Siles II, 119. Sie bildet die Haupt-
masse der ganzen Klorula Wenn man von
Brennet dem sog. «oberen Wege» folot, und von
der Hôhe im Nordwesten des Sees, vom Dutten-
berg kommend, das entleerte Wasserbecken zum
ersten Mal erblickt, so sieht man schon aus
dieser Entfernung, Ziemlich gleichmässig um den
ganzen See, eine dichte gelblich-orüne, ringfôr-
mige Zone, die sich wie ein feiner Polsterrasen
ausnimmt, dies ist Pidens, welches zugleich
am weitesten gegen das Centrum des Sees vor-
dringt. Die einzelnen Pflänzchen sind meist
unverzWeigte Zwergexemplare, die zu Tausenden
einen eigentlichen Teppich bilden. Kirchner
gibt in seiner Flora von Strassburg an,
dass dieser Zweizahn 20 em bis über m-hoch
werde; die überwiesgende Mehrzahl der Pflanzen
des Säckingersees war dagegen nur 1!/2—3!/2 cm
hoch, Exemplare von 5—8 cm Hôühe waren schon
viel seltener ; nur am steinigen Nordufer konnten
wir einige grôüssere und etwas reichlicher ver-
zweigte Belesstücke sammeln, doch erreichten
sie auch nur 14 em. Diese Pflänzchen tragen
gewôühnlich nur ein einziges, kleines, aufrechtes
endständiges Blütenkôpfchen. Die gegenständi-
gen Blätter sind deutlich gestielt, länglich lan-
zett bis länglich -lineal, sehr selten dreiteilig,
sogar bei den relativ grüsseren Exemplaren
spärlich unregelmässig gezähnt, bei den
kleinsten Pflanzen dagegen durchaus ganzran-
dig. Die Pflanzen fructificieren ausgezeichnet,
an unsern Kleidern hatten sich zahllose Samen
mit ihren, 2 scharfe Widerhaken tragende Ache-
nienborsten so fest verankert, dass sie nur durch
Beschädigung der Wolle wieder entfernt werden
konnten. Diese einjährige Pflanze ist durch
ihren Hackenapparat zur Verbreitung durch
Vôgel ausgezeichnet eingerichtet, es darf uns
daher nicht befremden, dass dieser Bidens in
Wassergräben, in Teichen und sumpfigen Orten
durch ganz Europa allgemein verbreitet ist. Se-
kundarlehrerMeister von Dübendorfteilt
mir mit, dass er im Herbst 1885, bei einem Aus-
flug nach dem Säckingersee, daselbst auch Bidens
beobachtete, die Pflanzen scheinen dazumal aber
ziemlich normal ausgebildet gewesen zu sein.
In der Litteratur wird diese eigentümliche Form
schon von Neilreich. Flora von N.-Oester-
reich Bd. I p. 5339 (1859) erwähnt, er sagt:
B. minor, Stengel !/2—1* hoch, mehr ein-
fach. Die meisten oder alle Blätter ungeteilt.
Winzige Formen sind nur 1—5 hoch und ein-
kôüpfig. Sie ist gegenüber der «) major seltener,
meist nur einzeln, und mehr an trockenen Stellen
zu finden.
Günther Beck v. Mannagetta. Flora
v. N.-Oesterreich, 1893, Bd. IT, p. 1191 unter-
scheidet eine var. «) typica bis 1 m hoch, und
eine ÿ) #inor. Blätter meistens oder alle unge-
teilt. Stengel bald kräftig —f. integer C. Koch,
bald schwächer, 5 bis kaum 30 cm hoch mit
kleinen Kôpfchen = f., pumila. [Roth Tent.
FIL. germ. I 350; f minima Wimm et Grab.
1. e. — B. pygmaea Kittl, Deutschl. Flora ed
HE 708 3
Gegenüber diesen Angaben môchte ich noch-
mals hervorheben, dass Bidens tripar-
totales t/mimimas: Mimet "Grab;: an
Säckingersee nicht vereinzelt, sondern in grosser
Menge vorhanden ist, und dass die Pflänzchen
durchschnittlich noch kleiner sind, als Neil-
reich und G. Beck angeben.
2. Gnaphalium uliginosum L var. nudum.
Hoffm. Deutsch]. FI. I (1791) 292 als Art.
Die Pflänzchen sind auch nur 1!/2—6'/2 cm
hoch, die Stengel meist vom Grunde an ästig,
zuweilen aber auch einfach:; die Pflanze zeigt
dann eine habituell nicht zu verkennende Aehn-
lichkeit mit G. supinum L. Auch Heget-
schweiler, FI. der Schweiz 1840 p. 819 sagt
von dem Moor-Ruhrkraut |G. pilulare Wahlenbg. ]:
«Steht zwischen dem Vorigen (G. uliginosum L)
und G. supinum inne», denselben Eindruck
macht die Pflanze auch auf Uechtritz: Jahres-
berichte der schles. Gesellschaft 1866, $S. 81.
Nächst der Kleinheïit ist das starke Ver-
kahlen von Stengel und Blätter besonders auf-
fallend ; einzelne Exemplare waren nahezu voll-
ständig kah]l, nur unmittelbar unter den Küpf-
chen findet sich immer noch ein weisser
2
Filz spinnwebeartio verflochtener, Zzarter Haare.
Sehr viel Gewicht wird von den Autoren auf die
Beschaffenheit der Oberfläche der Samen gelegt;
bei der typischen Art sollen die Samen glatt sein,
bei dieser Varietät dagegen von feinen, nach rück-
wärts gerichteten, etwas glänzenden Wärzchen,
borstig-rauh. Die Achenien unserer Pflanzen
besitzen diese Wärzchen, doch habe ich die-
selben auch bei sonst typischen G. uliginosum
L. häufig beobachtet. Im herb. helv. befindet
sich über das Verhalten der Samenoberfläche
eine handschriftliche Notiz (13. Febr. 1895) von
Dr. F: v. Tavel. Er sagt: «Mit Ausnahme der
Pflanzen von Jolimont, von Le Mont bei Lausanne
und einem einzigen Exemplar von der Thielle
sind bei allen andern Herbarpflanzen im herb.
helv. die Früchte mehr oder weniger stark be-
haart, jedenfalls nicht weniger als bei der von
Wirtgen. herb. plant. select. crit. hybrid. Flore
rhenana Fasc. IX Nr. 487 ausgegebenen. Die
orosse Mehrzahl unserer Pflanzen gehôrt also
zur V. pilulare Koch: 0b-diese-var-aiden-
tisch= ist mit «Gnaphaliumpiludore
Wablenbg., F1. lappon. 205 t. 13 wäre zu unter-
suchen. De Candolle Prodr. VI p. 231 trennt die
Pflanze von G. uliginosum L. Der Index
Kewensis vereinigt sie damit. Nach Koch und
den meisten Floristen, z. B. Garcke wäre die var.
pilulare mehr oder weniger selten. Dagegen
hat Dü11: Badische Flora IT p. 911 bloss behaarte
Achenien beobachtet, ebenso Bertoloni: Flora
italica IX p. 151 Gaudüin:-V 246 bemerkt:
NS - Le RE 0 sn 0 dd sd
«Semina ad angulos scabra>. De Candolle
hat nur glatte Samen gesehen (1. c.). Die An-
gabe von Hegetschweiler: FI. d. Schweiz
p. 819 Nr. 2431, wonach bei der glattfrüchtigen
Form die Blätter oberwärts kahl sind, trifft durch :
aus nicht zu. Die Behaarung der Achenien ist
übrigens mit der Lupe kaum wahrzunehmen,
es bedarf dazu schon des Mikroskops.> Während-
dem also bei uns die Achenien meist warzig
Sind tschrelbtsP AScherson:: Flora der
Provinz Brandenburg (1864) p. 937: «Die
Frächte von G. uliginosum L. sind bei uns
(Nord-Deutschland) stets glatt und kahl, die
Form pilulare Wahlenberg (als Art), deren
Früchte mit kleinen spitzen Hôckerchen be-
setzt sind, ist bei uns noch nicht gefunden
worden.» Diese Angabe wird bestätigt durch
einige auffallend kleine und spärlich behaarte
Belegexemplare, die auch äusserlich mit den
Säckingerpflänzchen nicht schlecht übereinstim-
men (aus dem herb. der Universität Zürich); sie
wurden von Ruhmer 1876 bei Steglitz südlich von
Berlin gesammelt, die Achenien sind voll-
ständig kahl. Aus allen diesen Beobachtungen
seht wohl hervor, dass auf die Behaarung der
Achenien nicht zuviel Gewicht gelegt werden
darf. Fri. v. Uxküll fand in dieser Hinsicht
auch bei anderen Gnaphalium spec. bei
Anfennaria und besonders bei Leontopo-
dium eine sehr grosse Variabilität. Im herb.
der Flora arctica von Osw. Heer finden sich unter
dem Namen Gn. pilulare Wahlenbg. aus dem
herb. Schulthess ebenfalls 2 kleine Zwergexem-
plare von Lapponia Kemensis (Kemi, am Nord-
ende des botnischen Meerbusens), die Achenien
sind ebenfalls warzig, und die Pflänzchen zeigen
auch in ihrer schwachen Behaarung grosse Ueber-
einstimmung mit dem Säckingerfund.
Unsere Pflanze zeigt endlich ôfters eine Ver-
mehrung der Zwitterblüten im centralen Teil des
Küpfchens, das normale uliginosum dagegen be-
sitzt, soweit wir es untersucht haben, in der
Mitte des Küpfchens jeweilen nur wenige Zwitter-
blüten, in dessen die Hauptmasse aus weib-
lichen Randblüten besteht.
Meine Auffassung dieser Pflanze deckt sich
somit ziemlich mit derjenigen von Günther Beck
von Mannagetta: Flora v. N. Oesterreich (1893)
Bd. IT p. 1176, wo das Hauptgewicht nicht auf
die Achenienbeschaffenheit, sondern auf die Be-
haarung geleot wird. Er sagt: Gn. uligi-
nosum ändert ab:
a) tomentosum | Hoffm., Deutsch]. Flora I (1791)
292 als Art. — var. incanum Neilr.. Flora
von N.-Oesterreich, 356]. Stengel dicht,
weiss-wollig, Blätter weiss oder grauwollig,
seltener wenig wollig, fast grün.
5}-nudum. |[Hoffm.l:c. als Art = Cp
lare Wahlenbg. F1. Lapp. 205 t 13; DC.
Prodr. VE 231 =-ÿ) viride Neil be
glabru m:Reich, Je: FE -Germ:--XV128;
t 97f. II]. In allen Teilen kahl und gras-
grün oder nur der Stengel oberwärts wollig,
durch zahlreiche Mittelformen mit « ver-
bunden. Doch sagt Neïlreich, Flora v.
N.-Oesterreich I. 556 (1859) ganz richtig :
«In der typischen Gestalt der vorigen
Varietät sehr unähnlich».
Wenn auch G. uliginosum L. in ganz
Europa ein sehr grosses Verbreitungsareal besitzt,
so scheint die Var. nudum Hoffmann doch
überall mehr oder weniger selten zu sein; nach
den Angaben der Floren bevorzugt sie periodisch
überschwemmte Stellen mit feinem Sand- bis
Schlammboden.
3. Lindernia pyæxidaria AI. Ein kleines, was-
serliebendes, niedergestreckt-kriechendes Kräut-
chen von Veronica-artisem Aussehen, die
gesgenständigen, ganzrandigen Blätter sind etwas
fleischig, dreinervig und die kleinen, langgestiel-
ten, achselständigen Blüten im Kelch verborgen.
Die Lindernia des Säckingersees ist jedoch
auch wieder etwas abweichend gebaut, immerhin
nicht so auflällig, wie Bidens und Gnapha-
lium. Die gesammelten Exemplare sind nur
1—7 em gross, im Mittel ca. 4 cm und die
Blätter rôtlich überlaufen. Die Pflanzen vom
Lago Magoiore von Franzoni (1878) waren dagegen
grün und 8—20 cm hoch. Ueber die Verbreitungs-
verhältnisse dieser und der folgenden Pflanzen
werden wir uns später auszusprechen haben.
4, Limosella aquatica L.., ebenfalls eine Scro-
fularinee und mit der vorhergehenden nahe ver-
wandt. Der verkürzte Stengel bildet fädliche,
an der Spitze Blattrosetten tragende Ausläufer
und die hellbraunen, 3 mm langen Samen be-
Woo
sitzen an der Oberfläche fein quergestreifte Längs-
reifen. Biologisch ist die Pflanze als Wasser-
blütler von Interesse, indem der Pollen unter
Wasser auf die Narbe übertragen wird. Da die
Blüte sich nicht üffnet, so erfolgt Autogamie
(Kerner, Pflanzenleben IT p. 385). Das natürliche
Vorkommen dieser Pflanzen in Wasserlachen,
in Tümpeln, in Teichen mitwechselndem Wasser-
spiegel, ist somit an Standorte gebunden, wie
wir sie im Säckingersee kennen gelernt haben,
und so erklärt es sich, dass diese Pflanze hier
vom normalen Typus nicht abweicht.
D. Peplis Portula L. in der gedrungenen
Landform, tritt nur vereinzelt auf. Stengel nieder-
legend und an den Gelenken wurzelnd. Blätter
gesgenständig aus keilf”rmigem Grunde spatelig
und die Blüten sehr kurz gestielt, einzeln blatt-
winkelständig. Die Samen besitzen eine eigen-
tümliche Einrichtung zur Sicherung der Keimung,
sie zeigen 1m trockenen Zustand eine glatte Ober-
fiche, bei Befeuchtung nehmen die Epidermis-
zellen viel Wasser auf und schwellen so zu den
für viele Lythraceen charakteristischen Schleim-
haaren an; so wird die Befesticung der Samen
am Keimboden ermôglicht (Ludwig, Pflanzenbio-
logie p. #91). Da die Pflanze an sandigen, hin
und wieder überschwemmten Stellen ihre natür-
lichen Standorte findet, so ist Peplis Por-
tula EL, vom Säckingersee, wenn auch vielleicht
etwas kleiner (hüchstens 12 cm), im übrigen
durchaus normal ausgebildet.
6. Callitriche vernalis Kützing v. minima
Hoppe, nach Hoppe Plantae criticae vol. IX und
Hegelmaier Monographie der Gattung Calli-
triche (1864). Obwohl habituell stark abwei-
chend, doch nur eine Standortsform der C. ver-
na, überall da auftretend, wo der Boden nicht
mehr mit Wasser bedeckt, sondern nur noch
etwas feucht ist. Die kleinen Pflänzchen mit
verkürzten Internodien wurzeln oft an den Ge-
lenken und besitzen hell gelblichgrüne, fast line-
ale Blätter. Sehr ausführlich spricht sich auch
Réichenbach, FI: germ. excurs. Bd. p.2 und
7 über diese Pflanze aus, eine recht brauchbare
Abbildung enthält seine Tafel CXXIX. C. verna
Kützing v. minima Hoppe fand sich auf dem
verlassenen Seeboden des Säckingersees nur ver-
einzelt. Dr. H. Harms in Berlin hatte die Güte,
meine Bestimmung zu bestätiscen.
7. Gypsophila muralis L. var. serotina
Hayne, von dem typischen Mauer-Gypskraut schon
von weitem durch die hellgrüne Farbe, die etwas
deklichen, Hinealisch-breitwerdenden Blätter, und
die grôsseren Blüten, deren Petalen ausgekerbt
und gezähnelt sind, leicht zu unterscheiden.
Reichenbach: F1. germ. excurs. Bd. IIY p. 116
fig. 4998, sagt: <Dass aber G. serotina Hayne
weder durch abweichenden Standort, noch durch
spätere Jahreszeit erzeugt ist, lässt sich in der
hiesigen Flora sehr bestimmt widerlegen, wo sie
mit G. muralis L. an denselben Orten vor-
kommt, so dass z. B. auf den Weinbergen hinter
Hosterwitz (südlich von Dresden) beide zu Tau-
senden von ferne unterschieden und in derselben
or
Stunde gesammelt werden kônnen.» Wenn G.
muralis L. nach Reichenbach auf sonnigem und
steinigem Sandboden, auf Mauern, Hügeln und
Felsen, aber auch unverändert auf feuchtem und
überschwemmtem Boden auftritt, so scheint die
G. serotina Hayne doch immerhin diesen letz-
tern Standort zu bevorzugen. Am Säckingersee
sah ich sie mehr nur vereinzelt in der Nähe des
Strandes, am nordôstlichen Ufer.
8. Galium spec., weil ohne Blüten und
Frucht, nicht näber bestimmbar, nur in wenigen
Exemplaren in der Mitte des ôstlichen Ufers
unter Steinen, die gewôühnlich unter Wasser sind.
9, Chenopodium polyspermum L. var. cymo-
suin Cheval, ebenfalls unter Steinen in der Ufer-
zone des entleerten Sees, unweit vom mittleren,
etwas vorspringenden Teil des üstlichen Ufers.
10. Polygonum mite Schrank. Pflanzen
nur 10—20 cm hoch und Tuten kurzwimperig,
in der Blütenregion meist fehlend ; leider sammel-
ten wir nur wenige Exemplare, vielleicht findet
sich auch noch eine zWeite Art. Sehr reichlich,
jedoch nur auf dem kleinen kiesigen Vorsprung
auf der Nordostseite des Sees, wo der Zufluss
sich in denselben ergiesst.
11: ,Cyperus fuscus L:2:27 45% die Chorale
Form, 7. T. die var. virescens Vahl. (Dôll: EI
des Grossherzogtums Baden I. 515 (1857), deren
dunkelbraune, breit-ovale und abgerundeten Deck-
schuppen eine grüne Mittelrippe besitzen. Alle
Pflanzen sind auch wieder sehr klein, nur 1—4
cm hoch.
4 2 Le SP CN SN RO TE POUE D de TN er Le
SÉROE 2
C5
12. ÆHeleocharis ovata R. Br. var. Heuseri
Uechtritz ist wohl der interessanteste Vertreter
der ganzen Flora. Die Identifizierung desselben
verursachte nicht geringe Schwierigkeiten, Zzeigt
die Pflanze doch eine auffallende, nicht zu ver-
kennende Aehnlichkeit mit der seltenen, südasia-
tischen H. Lereschii Shuttl (— H. atropurpurea
Kunth). Wie bei dieser, sind die Pflanzen viel
kleiner, die Aehrchen meist wenigblütig, die
Halme zart und zum Teil überhängend bis nieder-
liegend, immer sind, wie bei jener, unfrucht-
bare Halme vorhanden; wir konnten sogar auch
zahlreiche vollständig sterile Exemplare sammeln,
dieselben stimmten im anatomischen Bau mit
den Aehrchen tragenden Halmen vollkommen
überein; dazwischen fanden sich aber auch Ex-
emplare, die nach Grüsse und Form der Aehrchen
und nach ihrem Wuchs, der Hel. ovata R. Br.
wieder entschieden näher standen.
Dr. H. Christ sandte einige Exemplare
an E. Burnat in Nant-sur-Vevey. Burnat
schrieb uns darüber: «Le Scirpus de la Forêt-
Noire diffère du Sc. atropurpureus par ses
tiges moins grêles ainsi que ses épis, par ses
soies hypogynes au nombre de 6 et non de 4,
plus longues que l’akène ou caryopse (non plus
courtes), par le reste persistant du style à som-
met aigu et aussi long que large (non aplati, or-
biculaire et moins haut que large); par ses
akènes Jaunâtres (non noirâtres): Nous avons
dans notre herbier des Scirpus atropurpu-
reus à tiges parfaitement dressées et nous
possédons par contre des Sc. ovatus à tiges
couchées, ayant tout-à-fait le port du Scirpus de
Säckingen. Tel est le cas par exemple du No. 417
de Magnier FI. select (Maine-et-Loire) Nous
concluons donc que le Scirpus de Säck-
ingen est un Scirpus ovatus à tiges
couchées et à épis assez petits.»
Auch der ausgezeichnete Cyperaceenkenner
Clarke in Kew stellt die Pflanze ebenfalls zu
H. ovata R. Br.. doch sind nach diesem Autor
die hypogynen Borsten zarter und schwächer als
bei der Normalform; die Form der Griffelbasis
fand dagegen Clarke voliständig mit H. ovata
übereinstimmend. Clarke sah sogar Pflanzen,
die noch kleiner waren als die eingesandten vom
Säickingersee.
Sowohl Burnat als Clarke sind also der
Ansicht, dass es sich um eine Form der Hel. ovata
R. Br. handelt. Ascherson schrieb mir nun
unter dem 3. Dezember 1898, dass die eingesand-
ten Pflanzen mit H. ovata R. Br. v. Heuseri
Uechtritz identisch sind. Uechtritz âäussert sich
über diese Pflanze in seiner Mitteilung <Ueber
neue Arten und Formen der schlesi-
schen Flora» in den Jahresberichten der
schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kul-
tur Bd. 44 (1866) p. 80 wie folet: «Obwohl diese
Form in der Tracht von der gewôhnlichen ver-
schieden ist (die kleineren Individuen erinnern
an die südliche H. atropurpurea. Kth.), so bietet
sie dennoch durchaus keine Zur specifischen
Trennung geeigneten Merkmale und stimmt viel-
Ron ce
mehr im Bau der wichtigeren Organe genau mit
der gewôhnlicheren Form überein, von der sie
sich durch Folgendes unterscheidet. Die Rasen
sind weniger dicht- und reichhalmig, die Halme
meist niedriger, mehr auseinanderfahrend und
ôfter bogig gekrümmt. Die Aehrchen sind kleiner,
mehr rundlich eifürmig, oft fast kugelig, dabei
armblütiger, von dunkelschwarzbrauner Färbung,
nicht hell kastanienbraun; die Deckschuppen
besitzen einen schmäleren, hellen Hautrand. —
Der um die Erforschung der schlesischen Flora
verdiente Pastor Heuser, gegenwärtig Prediger
in New-Orleans, sammelte diese Form zuerst im
Spätherbst 1856 an den Teichen von KI. Krausche
bei Bunzlau mit Carex cyperoïdes, wo sie
im vergangenen Herbst (1865) nach mehrmaligem
vergeblichem Suchen von Limpricht wiederge-
funden wurde. Uechtritz selbst sah sie im
September 1864 ziemlich zahlreich ohne die Nor-
malform an schlammigen Teichrändern westlich
der Obernigker-Fôrsterei, gleichfalls in Gesell-
schaft von Carex cyperoïdes. Im herb. W. Ber-
noulli findet sich endlich eine Uebergangsform
zur normalen H.ovata R. Br., dieselbe wurde
von Christ im August 1853 bei Steinen im Wiesen-
tal an etwas trockeneren Stellen gesammelt.
Zur sichern Unterscheidung dieser drei kri-
üschen Formen von Heleocharis stellen wir
endlich noch die Differenzialdiagnosen in einer
Tabelle zusammen. (Siehe Seite 28.)
Diese kleine seltene Heleocharis findet sich
wie Lindernia, Limosella, Cyperus fuscus, Gna-
Unterschiede zwischen :
li:
Heleocharis Lereschii Shuttl.
Halmhôhe 4—7 cm (Extreme 1—9)
Lage der Halme niederliegend
Unfruchtbare immer vorhanden
Halme
| Aehrchen wenig blütig (5—20); cirundlich
OO
EN F- [0 . 2 Al
Früchtehen |dunkelsechwarz-glänzend,wielakiert
Perigonborsten kürzer als das Früchtchen
Verdickte | in der 4. oder 5. Zahl
Griffelbasis stark abgeplattet, stump£ bis selbst
schwach ausgerandet
Bälge stumpf
IL.
H.ovata R.Br.v. Heuseri, Uechtrite.
1—6 cm (Extreme t/2—9 cm)
bogig gekrümmt bis niederliegend
vereinzelt bis oft sogar sehr zahl-
reich
wenigblütig (4— ca. 20), eirundl.
gelblich hellbraun
linger als das Früchtchen
in der 6 Zahl
ungefähr so breit als hoch
länglich oval, vorn stumpf, dunkel-
braun bis braunschwarz, mit
grünem MRISROEES Spitze und
Basis schwachhäutig, seitlich kein
HU tran
IL.
H, ovata R. Br.
10—20 em (Extreme 2—28 em)
aufrecht
keine
(mebr als 0) eiférmig
vielblütig
bis länglich eifürmig
gelblich-braun
läuger als das Früchtchen
in der 6 Zahl
elwas breiter als hoch (kaum ein
scharfer Unterschied gegenüber ID
breit-oval, braun, mit schwachem
erünem Mittelnerv und breitem
weisshäutigem Rande.
phalium uliginosum L. v. nudum Hoffm. reich-
lich auf der ôüstlichen Randzone des Sees; trotz
der Menge, in der diese Pflänzchen gesammelt
werden künnen, treten sie in offener Formation
auf, sie bilden niemals geschlossene Rasen wie
die Zwergform von Bidens tripartita L. — Beleg-
stücke der gesamten Florula finden sich im herb.
helv. des botanischen Museum des eidgenüssi-
schen Polytechnikum.
IL.
Diese sowohl in ihrer Zusammensetzung als
auch in ihrer Ausbildung hôchst eigentümliche
Pflanzenwelt veranlasste uns, der Biologie des
Säckingerbergsees weiter nachzuforschen. Eine
ganze Reihe von Fragen drängte sich uns beim
nähern Studium dieser Florula auf. Ist der
Säckingersee vielleicht ein periodischer See, der
jJährlich abfliesst, oder erfolgt seine Entleerung
nur gelegentlich und ganz unregelmässig? Muss
diese Vegetation vielleicht viele Jahre in einem
latenten Zustand im Boden verharren, um dann
nach langen Jahren einmal wieder zur Entwick-
lung zu gelangen? Wie erklärt sich die eigen-
tümliche Mikromorphie des gesamten Florenbe-
standes ? An die Beantwortung aller dieser Fra-
gen konnten wir erst denken, wenn wir über
die Geschichte dieses Bergsees genügend orientiert
waren. In überaus zuvorkommender und gründ-
licher Weise entsprach Herr Dr. Franz Ber-
berich von Säckingen meinem Gesuch um nä-
heren Aufschluss über den Bergsee. Seine Mit-
— 30 —
teilungen beruhen teils auf langjähriger, eigener
Beobachtung, teils auf dem Studium alter Ur-
kunden der Stadt Säckingen. Für seine viel-
fachen Bemühungen spreche ich auch hier Herrn
Dr. F. Berberich meinen verbindlichsten Dank
aus. Ich werde in diesem Abschnitte môglichst
wortgetreu seinem eingehenden Berichte folgen.
Der Säckinger-Bergsee wurde früher auch
Stadtsee genannt, im Gegensatz zu den Stadt-
weihern, welche etwa 300 m nôrdlicher lagen,
jetzt aber trocken gelegt sind. In alten Urkun-
den, z. B. Joh. Vetter «das Heidenwubhr bei
Säckingen», eine rômische Wasserleitung,
mit Urkundenbeigaben, Karlsruhe 1866, kommt
auch der Name Schwarzsee vor; diese Be-
nennung kam wohl von dem schwarzen, durch
Tannen beschatteten Seegrund her. Dieser Name,
noch im Jahre 1858 gebräuchlich, ist jetzt voll-
ständig vergessen.
Der See liegt in einer Meereshôühe von 382 m
und besitzt einen Flächeninhalt von ca. 6 Hekt-
aren, er hat annähernd die Form eines gleich-
schenkligen Dreiecks, dessen Grundseite nach
Norden gekehrt ist. Ringsum wird er von Hô-
henzügen emngeschlossen (siehe Situationsplan); im
Südwesten liegt der Seebühl 410,2 m und 405,4 m,
im Südosten das Kleemättle 417,8 m, im Osten die
Kuppe 414,2 m und im Norden die Ausläufer des
Duttenberges mit bis 420 m Hôühe. Diese Erhebun-
gen sind durch Eïinsattelungen mit einander ver-
bunden, nurzwischen Hôühe 420,1 m und dem See-
bühl befindet sich das Tälchen des See-
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bächle, das etwa 6 m tiefer als der jetzige
Seespiegel liegt, heute aber durch einen. künst-
lichen Damm gesperrt ist. Dieser Stelle gegen-
über, am Nordostende des Sees ist zwischen
dem Scheffelfelsen und Kuppe 414,2 ein Engpass,
der 5 m hüher als der Seespiegel liegt.
Jenseits dieser den See umgebenden Hühen
fällt das Gelände wieder nach allen Seiten und
ist auch von dem dasselbe hoch überragenden
Eckberg (711 m) und seinen Ausläufern im Osten
durch das Tal des Schôüpfebaches, den sogen.
Mettlenmatten und im Norden durch das Tal
des Haselbaches scharf getrennt.
Diese Täler sind stark mit Schuttmassen
angefüllt und dürften nur an einer Stelle (d) das
Niveau des Seespiegels erreichen. Infolge dieser
Lage kônnen oberirdische Gewässer nicht in den
See gelangen, sodass, daunterirdische Zu-
flüsse keine vorhanden sind, das See-
becken nur auf die Wasser des nächsten Nieder-
schlageebietes angewiesen ist. In Betracht kommt
die verhältnismässig kleine Fläche von 27 Hekt-
aren 50 Aren.
Jetzt besitzt der See künstlichen Zu- und
Abfluss und ist durch einen Damm gestaut. Es
ist deshalb nôtig, um die ursprünglichen Ver-
hältnisse kennen zu lernen, sich über den See-
durchschnitt e-a-c zu orientieren.
Denken wir uns den Damm bei ec weg, so
müsste der Wasserspiegel mindestens 4—6 m
tiefer liegen; ob dieser Wasserstand früher
immer vorhanden war, ist sehr fraglich, da we-
nigstens in trockenen Jahren derZufluss des Regen-
wassers nur gering sein konnte; die Annahme
ist daher nicht von der Hand zu weisen, dass
der See damals zeitweise ohne Abfluss war. Wir
müssen also für jene Zeit, je nach den Nieder-
schlagsmengen, wohl einen schwankenden See-
spiegel annehmen.
Diese Annahme wird unterstützt durch ge-
schichtliche Ueberlieferungen, die meist aus dem
städtischen Archiv von Säckingen stammen.*) Sie
sind allerdings sehr dürftig, was bei der dama-
ligen Bedeutungslosigkeit des Sees wohl erklär-
ich ist. Der See wird zum ersten Mal erwähnt
am 16. Januar 1762:
«Die sämtlichen Fischer erscheinen mit
dem Anbringen.,"”) wie der Stadtsee mit Unkrant
angewachsen, so dass darunter nicht nur kein
Fisch zu fangen, sondern solchen damit auch
alle Nahrung benommen seye.»"*")
Auf diese Beschwerde hin wird den Fischern
die Stadtwever auf 9 Jahre verwilligt, — mit dem
Auftrage, das Unkraut zu entfernen.
In einem alten Stadtplan, dessen Jahrzahl
‘) Herr P. A. Streicher in Säckingen hatte die Freundlich-
keit, seine im Archiv gesammelten Notizen zur Verfügung zu
stellen,wodurch die Arbeiten wesentlich gefôrdert werden konnten.
) Das Wort «Anbringen» bedeutet in Säckingen so viel,
wie Anliegen, Beschwerde.
*) Diese Notiz ist sehr unklar, besonders auffallen muss,
dass der See so sehr mit Unkraut bedeckt war, dass das Fischen
unmôüglich wurde: es wäre zunächst an Potamogetonen zu denken,
von denen sich aber keine Spur fand. Die heutige Flora mit ihrem
mikromorphen Charakter würde der Fischerei kaum je ernstliche
Hindernisse bereitet haben.
CAT IE AAA QC Te 4
SE ne ALAUET ES
nicht mehr deutlich zu lesen ist, wahrscheinlich |
1777, ist die Oberfläche des Sees zu 11 ôüster.
Jucharten, 2 Viertel 25 Ruten angegeben, also
etwa zu ?/s der jetzigen Ausdehnung. Künstliche
Zu- und Abflüsse sind keine verzeichnet. |
Aus dem Jahre 1780 stammt dann folgende ë
Verordnung : «Es sollen die im Stadtweyer vor- ;
findliche und taugliche Fischsetzlinge ausgehoben
und in den Stadtsee übertragen werden ete...»
Jim Anfang des Jahrhunderts (1801—1803)
fassten die Werkbesitzer von Säckingen, welche
bis jetzt das Wasser des Schôpfebaches direkt
benutzt hatten, den Plan, dasselbe durch einen
künstlichen Damm (bei d) über das Mettlemtal
in den See zu leiten. Anfänglich soll diese Lei-
tung ôstlich um Kuppe 411 herumgeführt worden
sein, später wurde bei b ein Tunnel gesprengt
und das Wasser in gerader Linie in den See ge-
führt. Der Auslauf a-e wurde ebenfalis durch
Erde und an zwei Stellen durch Felsen gebohrt.
Diese für jene Zeit schwierige Arbeit ist in den
Jahren 1801—1803 von Johann Zennier begonnen
und durch auswärtige Bergleute zu Ende geführt
worden. Die Lage der Zu- und Ableitung ist
aus dem Plan ersichtlich.
1803 wurde der Seedamm (c) aufgeschüttet,
wahrscheinlich nur mit Erde, denn schon am
7. August 1805 fand ein Dammbruch mit gewal-
tigem Wassererguss nach dem Seebächle, Wald
und Feld weithin verwüstend, statt. Später
musste der Damm verschiedene Male verstärkt
und erhôht werden. Weil durch das Hôherstauen
3
PR No e
des Sees der Tannenwald, namentlich an dem
flachen, südôstlichen und südlichen Ufer zurück-
ging, entstanden 1836 Streitigkeiten zwischen
der Gemeinde und den Werkbesitzern (Bachge-
nossenschaft). Der jetzige Zustand wurde dann
1885 durch eine Kichmarke festgesetzt.
Der Wasserablauf wird heute in der Weise
veregelt, dass die Seeôffnung bei a (Kümpfel)
jede Nacht geschlossen wird, damit am Tage
das doppelte Quantum Wasser abgelassen werden
kann, von dem was zuläuft.
Diese Wassermenge, ca. 200—300 Sekunden-
liter, wird, um einen geregelten Betrieb der
Werke aufrecht zu erhalten, auch bei trockener
Jahreszeit und vermindertem Zufluss dem See
entnommen und bewirkt dann ein Sinken des
Seespiegels. Wegen der Bank g-h kann der See-
spiegel nur um 7,9 m fallen, wir haben alsdann
in der Seemitte immer noch ein 5m
tiefes Becken, das nie auslaufen kann.
Grosse Niederschläge und Hochwasser verur-
sachen ein rasches Steigen des Sees. Die Nivean-
schwankungen sind daher wesentlich eine un-
mittelbare Folge der Niederschläge. Der See
beginnt sewôhnlich is den Sommermonaten Juli-
September zu sinken, doch selten bis auf den
tiefsten Punkt, wie in den beiden Jahren 1893
und 1898. Im Spätherbst steist er meist wie-
der. um bei grosser Kälte, wenn das Heiden-
wuhr zugefriert, im Januar und Februar wieder
abzunehmen.
In geologischer Beziehung besteht
das engere und weitere Gebiet um den Bergsee
aus Urgebirge, namentlich hat der Gneiss
weite Verbreitung, dazwischen sind grüssere und
kleinere Stôcke aus Granit von hellerauer Farbe
mit grossen Orthoklaskrystallen häufig, sehr lokal
tritt oft auch der rote Quarzporphyr auf, so
im Südosten des Sees. Eine langcestreckte,
gesgen Süden auskeilende Granitmasse streift eben-
falls 1m Osten den See und bildet hier die beiden
schônsten Felsen, Kuppe 414,2 und den Scheffel-
stein. Das Hauptgebiet westlich und nôrdlich
vom See ist dagegen Gneiss. Ueber die Ursachen,
welche zur Entstehung der Bergseeeinsenkung
führten, ist man noch im Unklaren. Man
künnte annehmen, dass am obern Ende, im Eng-
tal des Seebächle bei c, vielleicht durch Ver-
witterung der steilen Felsen, der Abfluss verlegt
wurde, und so ein natürlicher Stausee zu stande
kam. Die nôrdlichen Tälchen sind ebenfalls
sehr reich an Verwitterungsmassen. Die Ent-
stehung des Beckens durch Gletscherthätigkeit
dürfte nach unserer heutigen geologischen Kennt-
nis der Gegend jedoch kaum in Frage kommen.
Da in diesem Tal sich grosse Granitsteinfelder be-
finden, hat Dr. F. Berberich auf Veranlassung von
Prof. Mühlberg in Aarau das Gebiet über eine even-
tuelle frühere Vergletscherung untersucht, bisher
wurde durch die Anlage eines Sodbrunnens bei
der Fabrik von Berberich & Cie. die Anvwesen-
heit einer Schwarzwaldmoräne konstatiert, so-
dass es jedenfalls wenigstens ausser Zweifel
steht, dass das Schôpfebachtal vergletschert
p f 7
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war. Erwähnen wollen wir jedoch noch, dass
1 km südlich vom See, bei der Fabrik von Ber-
berich & Cie. auch die Moräne eines Aare-Rhein-
gletschers in einer Hôühe von 345 m blossgelegst
worden ist; eine Beziehung zum See dürfte jedoch
wohl ausgeschlossen sein.
Das Wasser des in den See künstlich
geleiteten Schôpfebaches kommt vom Hotzen-
walde aus einer Hôühe von ca. 950 m (Hornberg
und wird z. T. als Heidenwubhr, — hôüchst wahr-
scheinlich noch eine alte Rômerbaute, — an der
Berglehne entlang geführt. Das Wasser fliesst an
oft feuchten, mit Binsen bewachsenen Sauer-
wiesen, an Nadel- und Laubwaldungen vorbei,
nimmt bei Willaringen einen Teil der Abwasser
des Torfmooses (Kühmoos) auf und hat von da
als Schôpfebach noch ein Gefälle von ca. 300 m.
Die mitgeführten festen Bestandteile sind
hauptsächlich Granitsand, bei Hochwasser auch
Ton, Blätterresté und Humus, die dem Wasser
eine rothbraune Färbung geben: so sind die tie-
feren Stellen des Seebeckens immer mit Blättern
bedeckt, welche dann beim Leerlaufen des Sees
zum Vorschein kommen. An gelüsten Bestand-
teilen ist das Wasser arm, es ist sehr weich,
indem seine Härte nach Prof. Rupp in Karlsruhe
0,85, nach Prof. Schottelius 0,8 beträgt. Da das
abfliessende Wasser auch als Trinkwasser ver-
wendet wird, wurden auch zu wiederholten Malen
Trinkwasseranalysen vorgenommen. Es ergab
sich auf 100,000 Teile ein Gesamtrückstand von
nur 4,92—C.
Das Wasser ist geruch- und geschmacklos
und besitzt nur einen geringen Bakteriengehalt.
Die Temperatur des Seewassers wird vom tiefge-
legenen Auslauf beeinflusst. Das zufliessende
Wasser kann im Winter sehr kalt werden und
selbst Grundeis führen. Der See gefriert oft bis
zu 15 cm. Das abfliessende Wasser hat im
Sommer eine Temperatur von ca. 10—15° C, im
Winter dagegen bis 4° C.
Aus all diesen Mitteilungen über den Säckin-
gersee geht wohl hervor, dass derselbe immer
einen sehr schwankenden Wasserstand besass,
früher in Folge seines kleinen Sammelgebietes,
sodass bei vermehrter Niederschlagsmenge un-
mittelbar ein Steigen des Seespiegels, bei ein-
tretender Trockenheit augenblicklich wieder ein
Zurückgehen desselben verbunden war ; seit dem
Anfang des XIX. Jahrhunderts steht der See in-
folge der vermehrten Wasserzufuhr und der künst-
lichen Stauung um ca. 7 m hôüher, aber auch
Jetzt zeigt er immer noch einen sehr schwanken-
den Stand, denn die Schleusen werden im Inter-
esse der Werkbesitzer von Säckingen reguliert.
Die, Vegetationsverhältnisse zeigen somit grosse
Uebereinstimmung mit denjenigen der Teich-
flora, der Flora periodisch überfluteter und tro-
cken gelescter Becken, wie ich sie besonders von
Schlesien z. B. von Hoyerswerda kenne. Auf einer
Excursion mit Prof. P. Ascherson im Herbst 1891
hatte ich hier Gelegenheit, mit einer ganz ähn-
lichen Pflanzengesellschaft Bekanntschaft zu
machen. Auch viele unserer grüsseren Seen
PÉON EEE
der Schweiz zeigen einen periodischen Wasser-
stand, nach einer solchen Flora suchen wir aber
bei uns vergebens. Prof. Bachmann von Luzern
teilte mir mit, dass auch die Randzone der
Teiche des Rootsees bei Luzern und überhaupt
die vielen kleinern und grüssern Wasserbecken
dieses Kantons keine analoge Flora beherbergen.
ETS
Wir fragen uns daher noch zum Schluss :
Wie kommt dieses eigentümliche Ve-
getationsbild zu stande? Sind es bio-
logische, oder sind es historische Ur-
sachen, denen wir diese interessante Florula zu
verdanken haben ?
Die Antwort auf diese Frage ist wohl kaum
zwWeifelhaft. Die mikromorphe Ausbildung der
ganzen Pflanzengesellschaft wird auf biologi-
sche Faktoren zurückzuführen sein, ihre
eigentümliche Zusammensetzung aber, besonders
das Vorkommen von Lindernia, Limosella, Cype-
rus, Peplis, Heleocharis ovata dagegen ist in
erster Linie ein pflanzengeographisches
Problem. ;
Versuchen wir diese Auffassung noch etwas
näher zu begründen.
1. Die Mikromorphie der Flora ist
als eine Anpassung an die kurze Vege-
tationsperiode aufzufassen. Der Seeboden
wird meist erst Ende August oder Anfang Sep-
tember trocken gelegt; bei unserm Besuch
am 23. Oktober 1898 war die Flora schon sehr
vorgeschritten, die meisten Pflanzen bereits in
Frucht; als 8 Tage später Dr. W. Bernoulli in
Begleitung von Apotheker Steiger nochmals den
See besuchte, waren viele Pflanzen infolge der
ersten Herbstfrüste bereits abgestorben und am
Verfaulen. Die gesamte Vegetationsperiode er-
streckt sich also nur auf 2—2'/ Monate ; zudem
müssen wir in Betracht Ziehen, dass mit einziger
Ausnahme v. Callitriche. alle andern Pflanzen
einjährig sind, die Pflanze wird also alles
aufwenden müssen um môglichst rasch die Sa-
men auszureifen, viel Zeit zur Ausbildung üppi-
ser Vegetationsorgane bleibt dann nicht mehr
übrig, daher zeigen alle diese Pflanzen ein zwerg-
haftes Aussehen und selbst Arten, die an und
für sich schon klein sind, verkümmern noch
mehr. Die Produktion von Samen ist dagegen
eine ganz enorme. Es ergeben sich somit ähn-
Biche Verhältnisse, wie bei der hochalpinen Flora,
auch da ist die kurze Vegetationsperiode, ver-
bunden mit dem kleinen Wuchs, auch da eine
orosse Sorgfalt auf môglichst rasches Ausreifen
der Samen; alle einjährigen Pflanzen sind aber
hier ausgeschaltet, weil selbst während der kurzen
Vegetationsperiode die beständige Gefahr vor-
handen ist, dass durch plôtzliche ungünstige
Witterungsverhältnisse oder gar durch das ver-
frühte Eintreten des Winters die Fruchtreife ver-
hiadert wird, Verhältnisse, die für die Klora
des Flachlandes nicht in Frage kommen.
Es ist mir wohlbekannt, dass der zwergice
Men eu
Charakter der Pflanzen oft auch auf die Boden-
verhältnisse zurückgeführt wird. So schreibt
Kerner in seinem Pflanzenleben, Bd. II
p. 493/94: «Wenn sandiger, humusarmer, das
Wasser durchlassender Boden der Benetzung
durch Grundwasser entrückt und nur auf die
Befeuchtung mit atmosphärischem Wasser ange-
wiesen ist, so werden die in ihm wurzelnden
Pflanzen bei längerer Zeit hindurch ausbleiben-
dem Regen und ‘Tau in ihrer Entwicklung ge-
stort und infolge der Beschränkung des Wachs-
tums in ihrer äussern Erscheinung verändert.
Wie weit diese Veränderung gehen kann, ist am
besten an einjährigen Pflanzen zu sehen, wenn
sie gerade in derjenigen Zeit von der Trockenheït
des Bodens beeinflusst werden, in der das stärkste
Wachstum erfolgen soll. Die Stengelglieder
bleiben kurz, die Laubblätter sind auf das ge-
ringste Maass beschränkt, die Seitenachsen kom-
men gar nicht zur Entwicklung, von den ange-
legten Blüten werden nur wenige oder selbst
nur eine einzige ausgebildet, diese ist klein, üff-
net sich verhältnismässig sehr früh, und die
ganze Pflanze erhält ein zwerghaîftes Aussehen.
Lehmiger, wasserhaltiger Boden ist
der Gefahr einer zu weit gehenden Austrocknung
weniger ausgesetzt, hat dagegen, so lange er
nicht init Humus durechsetzt und dadurch ent-
sprechend gelockert ist, den Nachteil, dass das
Wasser in demselben die unorganischen Nähr-
stoffe nicht so rasch und nicht in der Menge
aufzuschliessen im Stande ist, wie es dem Be-
dürfnisse der Pflanzen entspräche. Aus dieser
Thatsache erklärt sich die auffallende Erschei-
nung, dass die auf zähem, nassem Lehm gewach-
senen Pflanzen ein zwerghaftes Aussehen haben,
ganz ähnlich demjenigen, das die auf trockenem
Sandboden gewachsenen Stôcke aufweisen.»
AucheSchimper, Pilanzenveogra-
phie (1898) p.4erwähnt diese Thatsache und macht
darauf aufmerksam, dass ein sehr nasses Substrat
für die Pflanzevollkommen trocken sein kann,wenn
die Pflanzen ihm kein Wasser zu entnehmeï ver-
môgen, d. h. wenn das Wasser von den Bodenteil-
chen stärker als von den Wurzeln angezogen wird ;
einen solchen physikalisch nassen Boden bezeich-
net Schimper mit Recht als physiologisch
trocken, derselbe bedingt somit eine xerophile
Vegetation. Trifft nun das eine oder andere für
die Flora des Säckingersees zu? Der Boden besteht
zWar aus feinem, tonigem Schlamm, er ist aber
Ziemlich reich an Humus ; Dr. Berberich sagte :
«die im See gefangenen Fische sollen nach ,Moos*
schmecken»>, — das Zuflusswasser nimmt, wie
wir wissen, die Abwasser des Kühmooses auf
und führt bei Hochwasser Blätter und Humus
mit, die dem Wasser eine rotbraune Färbung
erteilen. Der Boden darf wohlauch nicht als phy-
siologisch trocken bezeichnet werden, denn diese
Microflora zeigst durchaus kein xerophiles Ge-
präge. Gnaphalium uliginosum tritt in der ver-
kahlenden Form nudum Hoffm. auf, und auch
die anatomische Untersuchung Zzeigt gegenüber
normalen Pflanzen derselben Art einen noch ausge-
sprocheneren hygrophilen Charakter, wie : schwä-
chere Epidermiswandungen, noch grüssere Hohl-
räume, Verminderung der Sklerenchymfasern,
oberflächliche Lage der Stomata; dagegen ist das
Assimilationsgewebe stärkerausgebildet, die Inter-
cellularen desselben kleiner, das Gewebe also
dichter, ferner erfolgt nicht selten auch eine Ver-
mehrung der chlorophyllführenden Zellschichten.
Heleocharis ovata R. Br. besitzt unter der
Epidermis 2 Schichten radial angeordneter Palli-
saden. bei der v.Heuseri Uechtritz sindes deren 5.
Gerade diese Vermehrung des Assimilationsge-
webes zeigt uns, wie die einjährigen Pflanzen eben
alles aufwenden müssen, um bei der kurzen Vege-
tationsperiode doch sicher zu ihrem Ziel, dem voll-
stindigen Ausreifen und der müglichst grossen
Produktion von Samen zu kommen. Welch ab-
normes Verhältnis zwischen dem Gewicht der
ganzen Pflanze und dem Gewicht der producierten
Samen hier vorkommen kann, hat mir eine Wäg-
ung einer kleinen Bidens gezeigt. Das Gewicht
der ganzen Pflanze war 0,047 gr. und das Ge-
wicht der producierten Samen betrug 0,015 gr.,
d. h. ca. ‘/s der ganzen Pflanze; ein ähnliches
Missverhältnis findet sich auch bei vielen arkti-
schen und Alpen-Pflanzen. Als Standorts-
modificationen sind somit wohl folgende
Pflanzen der Säckingerflora aafzufassen: Bidens
tripartita L.f. minima Wimm et Grab ; Gnapha-
lium uliginosum L. f. nudum Hoffm.; Callitriche
vernalis f. minima Hoppe ; Heleocharis ovata R. Br.
f. Heuceri Uechtritz; ferner die micromorphe
ha ira met À: dinde, lé
Ausbildung v. Cyperus fuseus und Chenopodium
und Polvgonum. Durch das freundliche Ent-
gesgenkommen von Hrn. Dr. G. Stebler, Direk-
tor der eidgen. Samenkontrollstation, war es
mir môglich, auf dem Versuchsfeld dieser An-
stalt, Samen der beiden ersten Pflanzen auszu-
säen. Ueber die Resultate dieser Kulturen hofte
ich später berichten zu künnen.
2. Die Zusammensetzung der Flore
ist ebenfalls sehr beachtenswert. Von den zwülf
Arten interessieren uns nach ihrer geographischen
Verbreitung besonders folgende fünf: Linder-
HiasLinro se Pas Pepliise-Cyperus Luis:
cus,. Heleocharis ovata. sie besitzen alle
noch ein sehr grosses Verbreitungsareal, doch
ist ihre Verbreitung in Central- und
Enocn mer in, Westeuropareinerselr
disjunkte, sodass sie entschieden zu den sel-
teneren Bestandteilen unserer Flora gehôren.
Wenn wir zudem die älteren Florenwerke be-
rücksichtigen, so kann es uns nichtentgehen, dass
sie in unserer Flora bereits auf dem Aussterbe-
etat eingetragen sind. Die Lindernia ist aus
der Schweiz mit Sicherheit jetzt nur aus der Gre-
gend des oberen Lago maggiore,*) wo sie 1877
von Franzoni entdeckt wurde, bekannt. An den
alten Standorten bei Basel und Genf scheint die
Pflanze ganz verschwunden zu sein. Dôll kennt
#) Dieser Standort der Pflanze ist jedoch schon Thomas be-
kannt gewesen, denn im herb. W. Bernoulli findet sich Lindernia
mit einer Etiquette von Thomas und der Bezeichnung «près
Locarno».
RE Re MS EX
3) >| 5
PR CAE OUEN 72
NC Mere
sie (1859) an lehmigen Stellen der Rheinfläche noch
von 12 Standorten. Im Elbegebiet erreicht sie
bei Wittenberge und dann an der Oder ihre
Nordgrenze, ist aber von Ascherson neuerdings
daselbst nicht mehr beobachtet worden; dagegen
findet sie sich in Schlesien mit Sicherheit an
mehreren Orten. Währenddem sie dann im west-
lichen Frankreich immer seltener wird und in
Spanien ganz fehlt, ist sie dagegen nach Bois-
sier im Orient weit verbreitet.
Ganz ähnlich verhält sich Cyperus fus-
cus, welche nach Günther Beck, Flora v. N.-
Oesterreich, besonders im Gebiet der pontischen
Flora auftritt. Bei uns ist die Pflanze noch ziem-
ich häufig, aber überall sehr sporadisch. Kôülliker,
Flora von Zürich (1839) sagt noch: «in nassen,
moorigen Wiesen, häufig und viel.> Ob das heute
noch zutrifft, müchte icheinigermassen bezweifeln.
Am Katzensee und auf dem Zürichberg, wo Kôülliker
sie Z. B. angibt, fand ich sie nie, und auf einem
feuchten Feldweg bei Adlikon, habe ich sie seit
Mitte der S0er Jahre auch nicht mehr gesehen. Das-
selbe gilt auch für den Schleimling (Limosella).
Kôülliker erwähnt z. B. diese Pflanze von der Enge
bei Zürich, nach einer handschriftlichen Notiz
von O. Heer ist sie aber daselbst seit 1860 ver-
schwunden. Die ebenfalls sporadisch auftretende
Heleocharis ovata R. Br. geht bis ins ôst-
liche Frankreich, im westlichen, atlantischen
Teil dagegen ist sie sehr selten. Dôüll erwähnt
1857 diese Pflanze in seiner Flora des Grossher-
zogtums Baden Bd. I. 310 von 11 Orten, sagt
aber von den letzten vier: In der letzten Zeit
in dieser Gegend (Umgebung von Karlsruhe) nicht
mehr beobachtet. Auch Peplis rechnet Christ
zu den aussterbenden Arten (Pflanzenl. p. 180).
Bei der enormen Samenproduktion
dieser Pflanzen muss diese disjunkte Verbreitung
und das stete Zurückgehen derselben entschieden
auffallen. Diese Pflanzen sind zwar alle ein-
Jährig und daher der Ausrottung in erhôhtem
Masse ausgesetzt; doch scheint dagesen die
Keimfähigkeit der Samen wieder sehr
lange anzudauern. So schreibt Dô6ll von
der Lindernia 1859, Flora des Grossh. Baden
Bd. IT. 748: «Beim Karlsruher Entenfang hat sich
bis jetzt die Pflanze nur in den durch eine Reihe
von Jahren auseinanderliegenden Jahrgängen ge-
zeigt, wo der Weiher trocken gelegt wurde ; die
Samen haben daher in der dazwischen liegenden
langen Zeit ihre Keimkraft nicht verloren. Auch
in clem umgekehrten Fall, wo die nôtige Feuch-
tigkeit oft viele Jahre hindurch fehlte, habe ich,
namentlich bei Friedrichsfeld, die gleiche Beob-
achtung gemacht.> Auf die grosse Leichtig-
keïit. mit der die Verbreitung der Samen
dieser Pflanzen vor sich geht, haben bereits Dar-
win und Kerner hingewiesen. In dem angeklebten
Schlamm der Schnäbel, des Gefieders und der
Füsse von Schwalben, Schnepfen, Bachstelzen
und Dohlen fanden sie besonders häufig die
Samen von Cyperus fuscus, Heleocharis. Limo-
sella und Lindernia [Ludwig, Biologie der Pf.,
D)
p. 378 (18%5), Kerner, Pflanzenleben II p. 803
HR EE
(1891)]. Auf die Befestigung der Samen von
Peplis am Keimboden durch Schleimhaare haben
wir schon hingewiesen.
Die reichliche Samenproduktion, die
oünstigen Keimungsverhältnisse,dieleichten
Verbreitungsbedingungen stehen nun offen-
bar mit dem allmäligen Aussterben dieser kleinen
Pflanzenwelt in schroffem Widerspruch. Wir fra-
gen uns unwillkürlich: wie erklärt es sich, dass
trotz dieser vorteilhaften Verhältnisse diese Flo-
rula mehr und mehr zurückgeht ? Die Erklärung
ist wohl einzig in dem Rückgang der na-
türlichen Standorte, — wie von periodisch
überschwemmten und wieder trocken gelegten
Teichen, Altwasser der Flüsse, kleinen Seebecken
mit sandig-schlammigem Untergrund, — zu
suchen. Das Verschwinden der natürlichen Stand-
orte dieser Florula erklärt sich aber wohl nur
zum Teil aus der fortschreitenden, intensiveren
Kultur. wie z. B. durch Flusskorrektionen, durch
Trainierung sumpfiger Gebiete; wir dürfen wohl
mit Sicherheit annehmen, dass dieser Rückgang
mit einer Aenderung des Klimas von Mitteleu-
ropa im Zusammenhange steht. Es ergibt sich
somit, dass die Lüsung dieser Frage eine histo-
rische sein muss; nur im Zusammenhang mit
der Geschichte unserer Flora seit der ausgehenden
Tertiärzeit, lassen sich die heutigen Verbreitungs-
verhältnisse verstehen. Wo und wann sind nun aber
dietopographischenundklimatischen Bedingungen
zur Bildung periodischer Wasserbecken besonders
günstig? Sind es nicht die Steppenseen, die gerade
=
in dieser Hinsicht jährlich grosse Schwankungen
lin Wasserstand erfahren? Muss es nicht auffallen,
dass diese 5 Vertreter unserer kleinen Florula
im Gebiet der pontischen Flora, wo analoge Ver-
hältnisse noch heute annähernd bestehen, ein
viel geschlosseneres Verbreitungsareal besitzen,
indessen sie im atlantischen Westeuropa ent-
weder viel seltener werden oder ganz fehlen?
Nehrings Funde des Vorkommens einer Steppen-
fauna in Mitteleuropa machen es, wenn wir we-
niostens nur die sesshaften Steppentiere berück-
sichtigen, sehr wahrscheinlich, dass westlich
vom Rheingebiet wenigstens grüssere und zu-
sammenhängende «Steppen» nie vorhanden
waren*). Unsere kleine Florula des Säckinger-
sees zeligt auch in der schwachen Succulenz von
_Lindernia und Peplis Anklänge, wie sie bei
Steppenpflanzen nicht selten, unserer Flora aber
ziemlich fremd sind. Diese aquilonare Pe-
riode am Schluss der Eiszeit. eine Periode mit
etwas kontinentalerem Charakter, war be-
kanntlich die Zeit der Einwanderung zahlreicher
Thermophyten aus dem Gebiet der ponti-
schen Flora. Die Einwanderung des altafrikani-
schen Florenelementes von Christ [Berichte der
schweiz. bot. Gesellschaft Bd. VII (1897) 1—48]
dürfte wohl auch in diese Periode zu verlegen sein.
Viele dieser Pflanzen vermôgen sich heute noch
*) Schulz: Grundzüge einer Entwicklungsgeschichte der
Pflanzenwelt Mitteleuropas seit dem Ausgang der Tertiärzeit
1894, p. 12—14.
AE 2 D EE RTE de XTRRS
SET RES TS tee, he ere A OT EAN E 27 C
nr LE
zu halten, wenn durch eine südliche Exposition,
durch eine grüssere Wärmeabsorption des Bodens,
durch den Fôhn oder den günstigen Einfluss eines
Seespiegels, das Klima lokal einen privilegierteren
Charakter erhält; es sei nur z. B. an Aspe-
rula taurina und an das Dorycnium suffruticosum
Vill. v. germanicum (Gremli) Burnat erinnert.
Hieher gehôrt jedenfalls auch die Gagea Bo-
hemica.*) eine Pflanze, die zuerst in Bôhmen
entdeckt wurde, später stellte sich heraus, dass
ihr Verbreitungsgebiet sehr gross ist und sich
über Persien, Kleinasien, Süd-Russland und die
Balkanhalbinsel erstreckt. Weiter westlich findet
sich Gagea Bohemica nur noch an einigen weni-
gen verlorenen Posten in Bühmen und bei Mag-
deburg, sie ist zweifellos ein letzter Rest dér ehc-
mals bis an den Harz ausgebreiteten Steppen-
ford (Werner lc ps)
Alle diese biologischen und pflanzengeographi-
schen Thatsachen, führten uns zu der Ansicht,
dass auch diese 5 Vertreter der Florula
der periodisch trocken gelegten Rand-
zonerdes Sackinsersées-durchars#den
Stempel einer Relikrentlora aus tder
Steppenzeit tragen. Wir werden-wohl
nicht fehlgehen, wenn wir inihnen die
letzten Ueberreste der Flora periodischer
Steppenseen Mitteleuropas erblicken.
*) Einige Autoren geben zwar Gagea bohemica auch noch
in Frankreich an; doch ist die Frage wohl noch näber zu prüfen,
ob es sich nicht vielleicht um die nahverwandte Gagea saxatilis
handelt.
tas
Untersuchungen über einige schweizerische Rostpilze,
Von Dr. Ernst Jacky.
Brratedtu ne
Bei Gelegenheit von Untersuchungen über
Compositen bewohnende Puccinien vom Typus
der Puccinia Hieracii, über die an anderer Stelle
berichtet werden soll. besonders beim Sammeln
des Infektionsmateriales, fand ich da und dort
auch andere Rostpilze, deren näheres Studium
mir von Interesse schien. Die damit angestell-
ten Infektionsversuche. die in den Jahren 1897
und 1898 im Botanischen Institut Bern ausge-
führt wurden, sollen im Nachstehenden beschrie-
ben werden.') Besonderen Dank schulde ich
Merrn Prof. Dr. Ed. Fischer, der mir stets mit
Rat und That hilfreich zur Seite stund. Ebenso
danke ich Herrn Dr. Stebler, Vorsteher der schw.
Samenkontrollstation in Zürich, sowie Herrn
Revierfôrster Candrian in Samaden für Zusen-
dung von Versuchspflanzen.
1) Eine vorläufige Mitteilung findet sich in: Verhandlungen
der Sehweizerischen Nalurforschenden Gesellschaft 1898, p. 66.
— D0 —
I. Ueber die Zugehürigkeit des Caeoma Saxi-
fragae (Strauss) Winter auf Saxifraga oppositi-
folia L.
Im August 1897 fand ich im Verein mit
Prof. Ed. Fischer auf sandigem Boden am Rande
des Corbassière-Gletschers im Wallis in einer
Hôühe von ungefähr 2650 m über Meer auf Saxi-
fraga oppositifolia L. ein Caeoma, welches durch
sein häufiges Auftreten unsere Aufmerksamkeit
auf sich Jenkte. In unmittelbarer Nähe der
Saxifraga fanden sich beinahe einzig Salix her-
bacea L. und weniger häufig Salix serpyllifolia
Scop., mit welchen die Saxifraga dichte, inein-
andergreifende Rasen bildet. Obwohl auf den
Saliæ noch keine Üredolager zu finden waren, lag
trotzdem der Gedanke nicht ferne, es müchte
das Caeoma Saxifragae (Strauss) Win-
ter auf Saxifraga"oppositiforras ein
den Entwicklungskreïis einer Melam-
psora auf den erwähnten Salices ge-
hüren.
Zum Zwecke eines weitern Eindringens in
diese Frage wurden Rasen von Salix herbacea
ind Caeoina tragenden Saxifraga oppositifolia
ausgegraben und teils im Va] de Bagnes an leicht
zugänglicher Stelle in einer Hüôhe von ungefähr
1500 m eingepflanzt, teils nach Bern gesandt,
wo dieselben im Botanischen Garten eingetopft
wurden.
Ungefähr Zzehn Tage später untersuchte
ich die in Bern in Tôpfen cultivierten Rasen
débat
SP Le
und fand auf zahlreichen Blättern der Saliæ
herbacea orangerote Uredopusteln, währenddem
nunmehr die Caeoma auf den Saxifragen ein-
gegangen Waren. Zu gleicher Zeit wurden
auch die im Wallis, in Fionnay im Val de Bagnes,
eingepflanzten Rasen von Prof. Fischer unter-
sucht, und auch hier wurden auf Salix herbacea
Uredolager constatiert. Es ist von Interesse, zu
bemerken, dass sich in Bern die Uredolager noch
ziemlich stark vermehrten, währenddem in Fion-
nay den Uredosporen sogleich die Teleutosporen
foleten.
Am 50. August wurde von Prof. Fischer
auch an Ort und Stelle am Rande des Corbas-
sière-Gletschers Nachschau gehalten. Es konnten
auf Salix herbacea und teilweise auch auf Sa-
hx serpyllifolia Uredo- und hauptsächlich Te-
leutosporenlager nachgewiesen werden. Solche
Teleutosporenlager tragende Blätter wurden ge-
sammelt und in Leinensäckchen den Winter über
in Bern im Freien aufbewahrt, um im nächsten
Frühjahr zu Infektionsversuchen benutzt werden
zu kôünpnen.
Die Saxvifraga- und die Salix-pflanzen wur-
den ebenfalls im Freien in einem Kasten über-
wintert, teils Saxifraga allein, teils Saliæ allein,
teils beide zasammen im gleichen Topfe stehend.
Am 90. März des darauffolgenden Jahres
(1898), kurze Zeit nachdem die Frühlingssonne
den auf den Pflanzen ruhenden Schnee weoge-
schmolzen hatte, bemerkte ich, dass beinahe alle
Saxifraga opposilifoliu, die in gleichen Tôpfen
2 1 0e8 dote ECS OR Ares rs eine dc
CA
RP E
stunden mit Salix, welch letztere im vorange-
sangenen Jahre mit Melampsora ïinficiert ge-
wesen waren, Zahlreiche Pykniden trugen, denen
3 Wochen die Caeorma foloten.
nach 2
Durch diese Thatsache erschien die An-
nahme einer Zusammengehôrizgkeit
von Melampsora und Caeoma als sehr
wahrscheinlich.
Die jm Nachfolsenden zu beschreibenden
Infektionsversuche sollten die Frage weiter zu
lüsen im Stande sein.
Versuch A.
Am 1. April 1898 wurden mit Teleutosporen
auf Blättern von Salix herbacea (Non dem oben
erwähnten Infektionsmaterial) folgende Pflanzen
besäet :
À 1. Saxifraga oppositifolia,
À 2. Saxifraga oppostlifolia,
À 3. Saxifraga oppositifolia,
À 4. Saxifraga exarata,
À 5. Saxifraga bryoides,
À 6. Saæifraga varians,
À 7. Saxifraga androsacea,
À 8. Salix herbacea.
Gleichzeitig wurde ein Versuch auf Objekt-
trigern angestellt. Es konnten indes in keinem
Falle ausgeworfene Basidiosporen constatiert
werden. Ebenso war noch am 24. Mai kein
Erfolg der Infektio n auf den Versuchspflan-
zen zu bemerken.
qe D AA PE AE EE AS gg ce
Dieses Misslingen des Versuches muss wohl
auf den Umstand zurückgeführt werden, dass die
Teleutosporen nicht mehr in keimfähigem Zu-
stande waren, sei es, dass deren Keimfähigkeit
durch fehlerhafte Behandlung des Infektionsma-
teriales zerstort worden war, sei es, dass die
Teleutosporen nur unmittelbar zur Zeit der Schnee-
schmelze keimen, was als Anpassung an die
hochalpine Umgebung nicht unmôglich erscheint.
Diese Annahme wird durch das frühe Auftreten der
Pykniden (Ende März) auf den in Bern im Freien
stehenden Saxifraga einigermassen bestärkt.
Versuch B.
Am 2. Mai 1898 wurden Teleutosporen tra-
sende Blätter von Salix herbacéa und Salix ser--
pyllifolia auf folsende Pflanzen gelegt :
B 1. Saxifraga oppositifoliu.
B 2. Saxifraga oppositifolia.
Auch hier konnten weder auf Objektträgern
ausgeworfene Basidiosporen erkannt werden,
noch zeigte sich ein Erfolg auf den beiden Ver-
suchspflanzen. Der Grand des Misslingens ist
wohl derselbe wie bei Versuch A.
Ergaben diese beiden Versuche keine posi-
tiven Resultate, so mussten in umgekehrter Rich-
tung angestellte Versuche vielleicht zum Ziele
führen. Als Infektionsmaterial dienten die oben
(p.92) erwähnten Caeomasporen auf den im Freien
stehenden Sarifraga oppositifolia.
—
e
bre
Versuch C,
Am 21. April brachte ich Caeoma tragende
Blätter von Saxifraga oppositifolia auf folsende
Pflanzen :
C 1. Salix herbaceu.
C 2. Salix serpyllifolia.
C 3. Salix reticulata.
C 4. Salix retusa.
C 5. Salix arbuscula.
Schon am 3. Mai, nach einer Incubations-
zeit von zwôlf Tagen, zeigten sich an einem
Blatte von Salix herbaceu (C 1) zwei deutliche,
auf Blatt-Ober- und Unterseite sichtbare Uredo-
lager. Die übrigen Versuchspflanzen Wwaren pilz-
frei. Am 6. Mai fand ich drei pilzbefallene
Blätter auf C 1, eines derselben mit sechs Uredo-
lagern; am 23. Mai constatierte ich sechs infi-
cierte Blätter, und zugleich bemerkte ich die
ersten Teleutosporenlager. Am &. Juni zeigten
schliesslich neun Blätter von Salix herbacea
Teleutosporenlager. Die übrigen Versuchspflanzen
blieben dauernd pilzfrei.
Versuch D.
Am 28. April 1898 wiederholte ich den Ver-
such mit Caeomasporen von Saxifraga oppositi-
folia, indem ich folgende Pflanze damit besäete:
D 1. Salix herbacea.
Selbstredend wurde dieser, wie auch Ver-
such E von den übrigen Versuchen getrennt ge-
halten.
Am 16. Mai bemerkte ich auf Salixr herbacea
(D 1) zwei pilzbefallene Blätter, das eine mit
zWei, das andere mit drei Uredolagern, Am 8.
Juni fanden sich bis 10 und mehr Teleutosporen-
lager auf dieser Pflanze.
Hier sei bemerkt, dass seit dem 28. April
auf den im Freien stehenden Salix herbacea,
die sich in gleichen Tôpfen mit den Caeoma
tragenden Saxifraga opposilifolia befanden, Ure-
dolager auftraten, die sich im Laufe des Früh-
jahzs stark vermehrten. Ende Mai bildeten sich
die ersten Teleutosporenlager.
Aus Versuch C und D, sowie aus der zu-
letzt erwähnten Bemerkung, geht mit Deutlich-
keit hervor, dass mit Caeomasporen auf Saxi-
fraga oppositifoliu Salix herbacea positiv infi-
Ciert werden kann, dass somit das Caeo-
PAS ax Dlars-te, (Strauss) Wiener Au
Saxifraga onpositifolia in den Ent-
wicklungskreis einer heterécischen
Melampsora auf Salix herbacea zu
gehôüren scheint.
Es handelte sich nun im fernern darum, zu
wissen, ob die auf Salix herbacea auftretende
Melampsora identisch sei mit einer solchen auf
Salix serpyllifolia. Zu dem Ende wurde der
nachfolgende Versuch angestellt.
Versuch E.
Am 5. Mai 1898 wurden Uredolager tragende
Blätter von Salix herbacea, von den im
«
OPEN FRE
VIRE Adi
FE Sa la f
ANPIÉS RE, 2
Rent
PERRET AVES ED EME REIN
Freien stehenden Pflanzen stammend, auf fol-
sgende Pflanzen gelegt :
E 1. Salix herbacea.
E 2. Salix serpyllifolia.
Am 24. Mai zeiote E 1 (S. herbacea) neun
Blätter mit zum Teil äusserst zahlreichen Uredo-
lagern. E 2 (S. serpyllifolia) blieb dauernd pilz-
fre. Am 8. Juni besass E 1 sechzehn pilzbe-
fallene Blätter. darunter solche mit bis zu drei-
undzwanzig Teleutosporenlagern.
Aus diesem Versuche dürfte daher mit ziem-
licher Sicherheit der Schluss gezogen werden,
es sei dieauf Salix herbacea auftretende
Melampsora nicht identisch mat
einer solchen auf Salix serpyEilrroia;
Schliesslich bleibt uns zu erwähnen übrig,
dass die im Freien stehenden Kontrollexemplare,
darunter 9 Salix herbacea, zahlreiche Salix ser-
pyllifolia, S. reticulata, S. retusa und S. arbus-
cula den ganzen Sommer über pilzfrei waren,
dass indessen bei einer im September vorgenom-
menen Revision sowohl einige Salir herbaceu als
auch einige Salir serpyllifolia vereinzelte Uredo-
lager trugen. Diese Versuchsverunreinigung lässt
sich für Salir herbacea wohl dadurch erklären,
dass sowohl die Kontrollexemplare als auch einige
der pilzhbefallenen Saxifraga- und Salixpflanzen
im Freien stunden und daher eine Uebertragung
der Sporen durch die Luft nicht ausgeschlossen
erscheinen kann. Noch unerklärt ist das Auf-
treten von Uredolagern auf Salix serpyllifolia.
Wir geben im Nachstehenden eine genaue
morphologische Beschreibang des Pilzes :
I. a) Pyhniden. Lebhaft orangerot, auf der
Blattoberseite zu mehreren nebeneinanderliegend,
flach. Pyvknosporen farblos. In Bern Ende März,
in den Hochalpen wohl nicht vor Mitte Juli.
b) Cacomä. Meist einzeln auf der Blatt-
oberseite, seltener auf der Unterseite, orangerot,
anfangs von der Epidermis bedeckt, bei der Reife
dieselbe sprengend. Sporenlager flach. Sporen
kugelig bis leicht polvgonal, Membran farblos,
bis 3 u dick, äusserst feinwarzig, Warzenabstand
kleiner als 1 u; Inhalt gelb. Maasse: Breite 16 w
bis 24 u, Länge 17—25 u, Mittel 20 u X 22 w.
Paraphysen farblos oder mit gelbkôürnigem Inhalt
erfüllt, in einen Kopf endigend, der stets kleiner
ist als die Caeomasporen. In Bern im April, in
den Hochalpen Juli-August.
II. Uredolager. KEinzeln, rundlich, unge-
fähr ‘/2 mm im Durchmesser, orangerot bis
bräunlich, hauptsächlich auf der Blattoberseite.
Anfangs von der Epidermis bedeckt, bei der
eife freiliegend. Sporen ellipsoidisch bis ku-
velig, Membran farblos, ca. 1!/2 u dick, fein-
stachelie, Abstand der Stacheln 1—1!/2 u. Inhalt
braun. Maasse: Breite 12—16 «, Länge 16—20 w,
Mittel 14 u 18 u. Paraphysen gross, in einen
Kopf endigend, farblos oder mit gelbkôürnigem
Inhalt; Membran bis zu 3 « diek, Kopf grüsser
als die Uredosporen. In Bern Ende April und
Mai, in den Hochalpen im August.
IT. Teleutosporenlager. Einzeln oder leicht
zusammenfliessend, meist auf der Blattunterseite,
den Uredolagern entgegengesetzt, jedoch auch
auf der Oberseite ; krustenfürmig, bis zu ‘/2 mm
im Durchmesser, braun und schliesslich schwärz-
Bich; dauernd von der Epidermis bedeckt. Spo-
ren einzellig, Keulenfürmig, prismatisch, am
Scheitel nicht verdickt, abgeflacht, rundlich oder
leicht zugespitzt, Basis abgerundet oder ver-
schmälert. Membran glatt, dûünnwandig, braun.
Keimporus scheitelständig, wenig auflällig, an
ausgekeimten Sporen meist sichtbar. Maasse:
Breite 8—17 u, Länge 28—50 «, Mittel 11 u X
90 —A8 u. In Bern von Ende Mai an, in den
Hochalpen Ende August. Basidiosporen
klein, citronenfôrmig oder mehr kugelig mit An-
satzstelle, farblos mit braunrotem Inhalt. Maasse :
Breite 6—8 u, Länge 8—10 «, Mittel 6,5 X 9 w.
Pykniden und Caeoma auf Saxifraga op-
positifolia, Uredo- und Teleutosporen auf Salix
herbacea.
Wir haben es folglich mit einer Æeter-Eu-
Melampsora zu thun.
Was die systematische Stellung dieses Pilzes
anbelangt, so lässt sich darüber folgendes sagen :
Das Caeoma Wurde zuerst von Strauss?)
beschrieben unter dem Namen Uredo poly-
morpha €. Saxifragae. Winter) führt das-
1) Die zur Beobachtung gelangten Basidiosporen stammten
von Teleutosporen, die auf einer den Winter über im Freien
stehenden Pflanze gesanmimelt wurden.
*) In Wetter, Ann. IF, pag. 87.
5) In Rabenhorst, Kryptogamenflora, Tom. 1, pag. 258.
selbe erstmals als Caeoma Saxifragae (Strauss)
an und erwähnt als Nährpflanzen: Saxifraga
aizoides L., muscoides Wulf., moschata Wulf.,
granulata L. Dietel!') kennt als Nährpflanze
auch Saxifraga oppositifolia L.
Es ist wahrscheinlich, dass das Caeoma
Saxifragae (Strauss) Winter als Collectivspecies
aufzufassen ist, und dass die Caeoma auf den
verschiedenen Saxifragaarten in den Entwick-
lungskreis verschiedener Melampsoren gehôren.
Weitere Versuche müssen diese Frage der
Specialisierung genauer zu erläutern im Stande
sein.
Die Melampsora auf Salix herbacea
wird von Winter zu Melampsora Salicis
capreae (Pers.) gezählt, da er constante morpho-
logische Unterschiede bei den auf verschiedenen
Nährpflanzen vorkommenden Weidenmelampsoren
nicht finden Kkonnte?). Dietel*) führt sie in
seinem Uredineenverzeichnisse vom Jahr 1888
als unbekannter Zugehôrigkeit an, und Macg-
nus‘) ist in seinem im Jahre 1890 erschienenen
Verzeichnisse der Pilze Graubündens ungewiss,
wohin er die auf Salix herbacea am Albulapass
gefundene Melainpsora zu stellen habe.
Im Jahre 1888 trennt Ro stru p°) auf Grund
1) P. Dietel, Verzeichnis sämtlicher Uredineen, pag. 26.
2) In Rabenhorst, Krypt.-Flora, Tom, 1, pag. 239 und 240.
Pr Dielel,-Verz sämilUred pag rl?
4) P. Magnus, Erstes Verzeichnis der ihm aus dem Kanton
Graubünden bekannt gewordenen Pilze, pag. 30.
>) Rostrup, Fungi Groenlandiae, Meddelelser om Grünland LEE,
Kjôübenhavn (1888), pag. 535.
LA
morphologischer Eigentümlichkeiten die anf Salix
Groenlandica, glauca und kerbaceu Yebende Me-
laïnpsora von Meluinpsora Salicis capreae (Pers.)
Winter ab unter der Bezeichnung Welumpsora
arctica Rostrup. Seine freilich nicht sehr
detaillierte Beschreibung: «Soris uredosporiferis,
gregariis, hvpophyllis, flavis; uredosporis,
sphaeroideis vel ovoideis, 18—20 uw. diam.,
echinatis, paraphysibus clavatis; soris teleuto-
sporiferis hypophvllis, Sparsis, minutissimis,
atrofuscis ; teleutosporis prismaticis, rufo —
fuscis —» stimimt mit der unsrigen im grossen
und ganzen überein ; dagegen sind unsere Maasse
der Uredosporen kleiner, und die keulenfürmigen
Paraphysen sind durch solche mit dickwandigem
Kopfe ersetzt.
Wenn nun Juel') in seinen «Uredineen
aus den Gebirgssescnden Skandinaviens» auf
Salix herbaceau zZWei verschiedene Melampsoren
beschreibt, von denen er die eine der Melump-
sora arctica Rostr. zuzählt, die andere indes
unter der Bezeichnung Melaspsora alpina Juel
einfübhrt, so scheint die von mir beobachtete
Melaïpsora in allen Beziehungen mit der von
ihm aufgestellten Melampsora alpina überein-
zustimmen. Seine Beschreibung: «Uredo in
kleinen Häufchen, meist auf der oberen Blatt-
fläche Zerstreut. Uredosporen gerundet oder kurz
ellipsoidisch, ungefähr 15X1S8 uw, noch feiner
gestachelt als bei Mel. arctica Rostr. und als
1) Juel, Mykolog. Beitr. L Ofversigt af Kongl. Vetenskaps-
Akademiens Fôrhandlingar 1894 Nr. 8 Stockholm, pag. 417.
MS
bei M. farinosa, orangefarben. Paraphysen mit
dickwandigem Kopfe, 30—35 y. lang. Teleuto-
sporen in kleinen schliesslich schwarzbraunen
Häufchen an beiden Blattflichen, denen der
Mel. farinosa ähnlich, aber unter der Epidermis
gebildet ...» fällt mit der unsrigen in allen
Teilen zusammen. Als Nährpflanzen erwähnt
Juel Salix herbacea und Salix polaris.
Aus unseren Untersuchungen geht somit
hervor, dass das Cacoma Saxifragae
CONDPDULS IS) NAN e PO EU ES ET RL QI
oppositifolia in den Entwicklungs-
kreis der: heterôcischen Melamp-
sora alpina Juel auf Salix herbacea
rehorb-und lemmrer, dass :direrMe-
lampsora auf Salix herbacea nicht
Pdentischzusein/schelntimitenner
SoliCh-e n'ai al us erpy Mr fol va.
IT. Uromyces Aconiti Lycoctoni (DC.) Winter.
Auf Aconitum Lycoctonum L. tritt in den
Voralpen häufig ein Uromyces auf, dessen Zu-
cehôrigkeit zum Aecidium Acontiti Lycoctoni DC.
wohl angenommen, experimentell jedoch noch
nicht festgestellt worden war.
In Fionnay im Val de Bagnes {Wallis) fand
ich im August 1897 an verschiedenen Stellen
von Teleutosporen des l/romyces Aconiti Lycoc-
tont befallene Aconitum Lycoctonuin-Pilanzen.
Bei genauem Nachsehen Kkonnten in einigen
Fällen auf alten, jedoch diesjährigen Blättern
Spuren von Aecidien nachgewiesen werden, s0
dass die Zusammengehôrigkeit der Aecidien
einerseits und der Teleutosporenlager andrer-
seits recht wahrscheinlich erschien. Indes
fand ich im Verein mit Prof. Ed. Fischer eben-
falls auf Aconilum Lycoctonum Puccinia Lycoc-
toni Fckl, in deren Nähe auch Aecidien tragende
Pflanzen stunden, deren genauere Untersuchung
indes versäumt wurde. Es gestaltete sich nun-
mehr die Frage weit complicierter. Vor allem
salt es festzustellen, ob im Verein mit Uromyces
Aconiti Lycoctoni Aecidien auftreten, oder ob
diese letzteren in den Entwicklungskreis der
Puccinia Lycoctonti gehôren.
Zur Beantwortung dieser Frage, sowie zur
Feststellung der Wirtspflanzen wurden im
Sommer 1898 verschiedene Culturversuche an-
gestellt, die im folgenden beschrieben werden
sollen.
A. Infektionstersuch mit Teleutosporen von Uromyces
Aconiti Lycoctoni (DC.) Wüinter.
Als Infektionsmaterial dienten Teleutosporen-
tragende Blälter von Aconitum Lycoctonum, ge-
sammelt im August 1897 an den obenerwähnten
Standorten. Damit wurden am 10. Mai 1898
folgende Pflanzen besäet:
A1. Aconitum Lycoctonum.
A2. Aconitum Lycoctonum.
ÀA:. Aconitum paniculatum.
As. Aconitum Napellus.
A5. Trollius europaeus.
— 63 —
Ein Erfolg der Infection war erst am 9. Juni,
also beinahe einen Monat nach erfolgter [nfektion,
Zu bemerken; und zwar waren beide Aconitum
Lycoctonum befallen. Die übrigen Versuchs-
pflanzen sowie Kontrollexemplare von Aconitum
Lycoctonum blieben gesund. A2 zeigte eine
charakteristische Aecidiengruppe an der Unter-
seite eines Blattes und zwei weitere kleinere
Gruppen aus Blattstiel. A1 besass bloss eine,
aber um so auffallendere Gruppe an der Unter-
seite eines Blattes. Die Aecidien sind stets zu
dichtgedrängten Gruppen vereinigt; sie sitzen
häufig an der Blattnervatur, oft an der Ausgangs-
stelle der Blattspreite, woselbst sie typische
Krümmungserscheinungen hervorrufen. Die
Aecidiengruppe auf dem Blatte von A2 gelangte
bald zu vôlliger Reife und erzeugte zahlreiche
Aecidiosporen, währenddem die Gruppe auf A:
noch Ende Juli sich nicht weiter entwickelt
hatte, d. h. die einzelnen Becherchen waren
vollkommen ausgebildet und selbst von blossem
Auge sichtbar, ohne dass sie sich indessen
ôffneten. Am 6. Juli, also wiederum beinahe
einen Monat nach dem ersten Erscheinen der
Aecidien fanden sich um die blattständige Aeci-
diengruppe von A2, wie auch auf zwei wei-
teren Blättern dieser Pflanze mehrere schwarze,
staubige Teleutosporenlager auf der Oberfläche
des Blattes; währenddem auf A: ein einziges
Teleutosporenlager auftrat, das wohl auf Infection
durch Aecidiosporen von A2 zurückzuführen sein
dürfte. Die Aecidien dagegen waren auf dieser
Cr
Pflanze (A1) eingeganogen, ohne sich geôffnet
zu haben.
Aus diesem Versuche lassen sich folgende
Schlüsse ziehen :
1. Die Teleutosporen von Uromy-
ces AContitt L'YcoCtVonr'enreubeR
direkt wieder das Aecidium; es
eh OPt PS om td as AE CAT
AconitiLycoctont zu-Uromryees
ÆCOnATTIL JcoiCtont
2. Der Uromyces Aconiti Lycoctonti
scheint nur auf Aconitum Lycoc-
tonum, nicht dagegen auf Aconti-
tum.Napellus, Aconitum panti-
CUTAtU MEURT TE ONMCNNS CUT
paeus zu leben.
Zwei weitere Infektionsversuche, mit dem-
selben Infektionsmaterial ausgeführt, ergaben
keinen Erfolg; dagegen gelang ein Versuch mit
Aecidiosporen von Aconitum Lycoctonum aus
dem Versuche A2.
B. Infektionsversuch mit Aecidiosporen von Uromyces
Aconiti Lycoctoni (DC.) Winter.
Mit Aecidiosporen von Uromyces Aconiti
Lycoctoni aus Versuch A2 wurden am 9. Juni 1598
folgende Pflanzen besäet :
B1. Aconilum Lycoctonum.
Be. Aconitum Lycoctonum.
Am 6. Juli waren die Blätter beider Ver-
suchspflanzen (B: u. B2) von zahlreichen einzel-
—
stehenden, schwarzen Teleutosporenlagern be-
setzt. B:1 besass drei pilzbefallene Blätter, B2 ein
solches.
Dieser Versuch berechtigt uns zu folgenden
Schlüssen :
1. Es erzeugen die Aecidiosporen
VONMUromuyCes, Aconiti L'ycoc-
Lontdirelkt wie dervdieL'ele-
tosporengeneration.
dre ZAuaehoriS Lertiede sec
dm AC OMC Li y Co CTOoNTEe7Uu
Uromyces Aconiti Lycoctoni
ist demnach erwiesen.
3. Uromyces Aconiti Lycoctoni
Rs bre UN 0 MU CO pS US.
._ Besonders hervorzuheben ist noch der Um-
stand, dass sämtliche nicht inficierten Kontroll-
pflanzen von Aconitum Lycoctonunm Während
der ganzen Dauer des Versuches pilzfrei blieben.
Nicht gelüst durch diese Versuche ist die
Frage über die Entwicklungsgeschichte der auf
Aconitum Lycoctonuim lebenden Puccinia Lycoc-
toni Fuckhel. Dass diese Puccinia mit Puccinia
Trollii Karst. nicht identisch ist, wurde von
Ed. Fischer’) ïin seinen <Entwicklungs-
geschichtlichen Untersuchungen über Rostpilze»
gezeiot. Es bleibt somit noch zu entscheiden,
ob Puccinia Lycoctoni Fuckhel ein Aecidiwm-
1) In Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz. Band I,
Heft 1, pag. 70 uud 71.
3
À
Le
3 .
23
£
2
REG
stadium besitzt, und inwieweit sich eventuell
dieses Aecidium von dem zu Uromiyces Aconiti
Lycoctoni gehôrenden Aecidium unterscheidet.
III. Puccinia Agrostidis Plowr. und Aecidium
Aquilegiae Pers. auf Aquilegia alpina L.
Oberhalb Fionnay im Val de Bagnes (Wallis)
fand ich im August 1897 zahlreiche Aecidien-
tragende Aquilegia alpinu.
Die Zugehôürigkeit von Puccinia Agrostidis
Plowr. auf Agrostis alba und À. vulgaris zu
dem Aecidium auf Aquilegia vulgaris War von
Plowright!) klargelegt worden. Es handelte
sich für uns nunmehr darum, festzustellen, ob
das auf Aquilegia alpina auftretende Aecidium
identisch sei mit dem von Plowright für
Aquilegia vulgaris beschriebenen.
Zwischen den Aecidienbefallenen Aguilegia
alpina fanden sich am erwähnten Standorte
zahlreiche Gramineen, deren mehrere nach Ver-
jauf von ungefähr 10—14 Tagen Uredolager
trugen. Prof. Ed. Fischer hatte die Freundlich-
keit solche auszugraben und nach Bern zu
senden, wo sie in Tôpfe gepflanzt wurden und
nunmehr noch reichliche Teleutosporenlager
bildeten. Diese wurden im Freien überwintert,
um als Infektionsmaterial zu dienen.
1) Plowright, C. B., British Uredineae. Gardeners’ Chro-
nicle VIII, 1890, Juli 12, pag. 41: nach Referat in Zeitschr. f.
Plikr. 1892, pag. 297.
Versuch A.
Am 22. April 1898 wurden mit diesem
Teleutosporenmaterial folsende Pflanzen besäet :
ACT
AD Aquilegia alpina.
A Cor
AU ri
AD: | Aquilegia vulgaris.
Ein Kontrollversuch auf Objektträgern ergab,
am 25. April beobachtet, zahlreiche ausgeworfene
Basidiosporen.
Am 2. Mai, nach zehntägiger Inkubations-
dauer, erwiesen sich alle fünf Pflanzen als heftig
inficiert. Blätter und Stengel zeigten zahllose,
orangerote, meist einzelnstehende, seltener zu
Gruppen vereinigte, vorwiegend auf der Ober-
fiche der Blätter befindliche Pykniden. Einige
Blätter und Blattstiele waren so massenhaft be-
fallen, dass sie abdorrten und zu Grunde giengen.
Am 11. Mai begannen sich die Aecidien zu
entwickeln, die aber erst am 17. Mai ausgebildet
erschienen.
Zahlreiche nicht inficierte Kontrollpflanzen
von Aquilegia alpina und vulgaris blieben
dauernd pilzfrei.
Aus diesem Versuch ergiebt sich, dass die
Puccinia auf den erwähnten Gramineen ihre
Aecidien auf Aqguilegia alpina u n d auf Aquilegia
vulgaris bildet, dass somit Aecidium Aqui-
lévias Pers auf Aquilegravulearts
identisch ist mit einem solchen auf
Aquilegiaalpina.
AN
A
SAUTER E
LOL Pet UP ZT OT PA)
Mg ue
DTA
Es musste sich jetzt noch darum handeln,
die Puccinia-tragenden Gramineen von Fionnay
Zu bestimmen und ferner nachzuweisen, welche
Gramineenarten das Aecidiuinr Aquilegiae zu in-
ficieren im Stande ist. Nach den Angaben von
Plowright konnte es sich nur um Agrostis
handeln; mit dieser wurde daher ein weiterer
Versuch eingeleitet.
Vers uch°56:
Aecidientragende Blätter und Stengelstücke
von Aguilegia alpina und vulgaris aus Versuch
A wurden am 21. Mai 1898 auf folgende Pflanzen
gebracht :
(stammen aus
der eidg. Sa-
| menkontroll-
station Zürich).
B 4. Agrostis alba var. alpestris. (Aus dem
Bot. Garten).
aus Fionnay, die in der
B 5. Graminee ) [Nähe der Aquilegia alpina
BY6: id. stunden u.im Herbst Teleu-
tosporen getragen hatten.
Schon am 1. Juni war B 5 über und über
mit Uredolagern bedeckt, während alle übrigen
Pflanzen während der ganzen Versuchsdauer
keinen Erfolg der Infektion zeigten. Eine weitere,
bisher nicht inficierte, als B 7 bezeichnete Kon-
B 1. Agrostis rupestris
B 2. Agrostis canina
B 3. Agrostis alba armata
1) Bildete keine Blüten, war daher nicht zu bestimmen, dürfte
aber, da sie sich hinsichtlich des Infektionsresultates (siehe unten)
wie B 7 verhielt, Agroslis alba sein.
— 69 —
trollpflanze, die ebenfalls von Fionnay stanmte
und im Herbst Teleutosporen getragen hatte,
war zur Zeit vollstindig gesund und erzeugte
Blütenstände, durch die sie sich als Agrostis
alba zu erkennen gab. Dieselbe wurde nunmehr
am 15. Juni mit Uredosporen von B 3 besäet.
Am 28. Juni waren an verschiedenen Blättern
von B 7 Uredolager sichtbar. Im weiteren Ver-
laufe brachten sowohl B 5 als auch B 7 zahl-
reiche Teleutosporenlager zur Entwicklung. Die
Graminee B 6 entwickelte keine Blüten und
konnte daher nicht bestimmt werden.
Der Versuch zeigt somit, dass mit Aecidio-
sporen von Aecidium Aquilegiae auf Aquilegia
alpina und vulgaris erfolgreich Agrostis alba
inficiert werden konnte, nicht jedoch Agr'ostis
alba var. alpestris, Agrostis alba armata, Agrostis
canina und Agrostis rupestris.
Mecid uen NqudlentraesePens saut
Aquilegia alpina gehôrtsomit in den
Entwicklungskreis derheéterocischen
Panornue Ag oSUTATsS PTVON:T.
Merkwürdig erschien uns die Thatsache, dass
wohl Agrostis alba von Fionnav stammend, nicht
aber zwei Varietäten derselben Agrostis alba
alpestris und A grostis alba armata inficiert werden
konnten.
Dem Einwand, es môüchte die erfolgreiche
Infektion auf B 5 nnd B 7 auf Uredoüberwin-
terung zurückzuführen sein, Kann entgegenge-
halten werden, dass beide Pflanzen zur Zeit der
Infektion (21. Mai und 195. Juni) vollkommen
gesund waren, und dass, wenn es sich um
Uredoinfektion handeln sollte, dieselben zu dieser
vorgeschrittenen Jahreszeit längst hätten inficiert
sein müssen.
Schliesslich sei bemerkt, dass nach den
Angaben Plowrights auch Agrostis vulgaris,
die in unserem Versuche keine Verwendung ge-
funden hatte, durch Aecidiuin À quilegiae inficiert
wird. —
IV. Melampsora aecidioides (D.C.) Schroet.
fm Walde längs der Aare zwischen Reichen-
bach und Zehendermätteli bei Bern findet sich
nicht selten Caeoina Mercurialis (Pers.) Der
Zusammenhang dieses Caeoma mit Melampsora
aecidioides (D.C.) Schroet. auf Populus tremula
L., P. alba L. und P. canescens Sm. wurde von
Nielsen und Rostrup') gegeben und durch
Plowrighi) Klebahn)tundeWarcnienre
bestätigt. Eine weitere Bestätigung dieser An-
saben geben auch die nachstehenden Versuche :
Versuch4
Am 8. Mai 1897 leote ich mit Caeoma be-
haftete Mercurialisblätter vom erwähnten Stand-
ort auf 10 in Tôpfen stehende Stecklingspflanzen
1) Rostrup, Oversigt kgl. Danske. Vidensk. Selskabs Forh.
1884, pag. 13. — Tidsskrift f. Skovbrug VE. 1883, pag. 206.
?) Plowright, Brit. Ured. and Ust, pag. 241. — Gard. Chron.
1861, pag. 525.
*) Klebaho, Culturvers. mit heterüc, Rostpilzen V in Zeitschr.
{. Pflkr. 1896, pag. 337 und VE Bericht, ibidem 1897, pag. 336 ff,
4) Wagner, Zum Generationswechsel von Melampsora
Tremulae in Oest. bot. Zeitschr. 1896, pag. 273.
ip
von Populus tremula. Am 20. Mai trugen alle
10 Pflanzen, meist an der Blattunterseite, zum
Teil äusserst zahlreiche Uredolager. Drei nicht
infizierte Kontrolpflanzen blieben dagegen gesund.
3ei genauer Prüfung der Populus treinula-Pflan-
zen jm erwähnten Walde konnte ich auch dort
Uredolager konstatieren.
Verser
Jim Herbst 1897. stets am nämlichen Stand-
ort, auf Populus tremula gesammelte Teleuto-
sporenlager tragende Blätter lepte ich am 27. April
1898 folgenden Pflanzen auf:
Bis
B>: Mercurialis perennis
B3.
Pa. AR
| Chelidontiurm majus.
Bs.
B6. |
Br.
:
D}S
DS
Larix europaex.
Am 10. Mai traten auf den drei Mercurialis
perennis (B:, Be und Bs) massenhaft Pyvkniden
auf, denen am 17. Mai die Caeoma folgten. Die
übrigen Versuchspflanzen zeigen keinen Erfolg.
Ve rSsuchN.C:
Mit den starkstäubenden Caeoma von Ver-
such B auf Mercurialis perennis Wurden am
9]. Mai folgende Pflanzen besäet:
C1. Populus italica.
C>. Populus monilifera.
C3. Populus nigru.
Ca. Populus balsamifer«.
C5. Populus cordata.
Am 6. Juni liessen sich auf Populus cordata
(C5), Populus nigra (C3) und Populus monilifera
(C2) spärliche Uredolager erkennen. Populus
italica, Populus balsamifera blieben pilzfrei, wie
auch die nicht infizierten Kontrollpflanzen.
Durch diese Versuche wird die Zuge-
hôrigkeit von Cacomasmercurediais
(Pers) auf Mercurialis; pérenniser
Melampsoraraecidioides (D:CSehroer
auf Populus tremula bestätigteund
zugleich gezeigt, dass sich die WMelasm-
psor. a ausser qui POPIUS ee mMmMlLar
D'salba und PE Canres cons eh
Dcor Gate RECU Tuners monili-
fera zu entwickeln vermag.
V. Melampsora populina (Jacq.) Cast.
Diese WMelampsora scheint identisch zu sein
mit Melampsora Laricis R. Hartig. Ihre Zuge-
hôrigkeit zu einem Cueoma auf Larix europaea
D.C. wurde von Hartig') nachgewiesen und
seither von Klebahn*) und Ed. Fischer)
bestätigt. Eine weitere Bestätigung giebt uns
ein im Jahr 1898 von mir angestellter Versuch.
1) R. Hartig, Allgem, Forst- und Jagdzeitg. 1885, p. 326. —
Bot. Centralbl., 1889, pag. 310. Tbidem 1891, pag. 18.
?) Klebahn, Kulturvers. mit heterôe. Rostpilzen. V. Zeitschr.
f. Pfikr. 1896, pag. 337.
*) Ed. Fischer, Entwicklungsgesch. Unters. über Rostpilze.
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz. f, 1, pag. 88 ff,
Versueh ae
Längs der Aare beim Belpmoos in der Nähe
von Bern findet sich häufig auf Populus nigra
L. die Melampsora populina (Jacq.) Cast. Mit
im Herbst 1897 gesammeltem Teleutosporen-
material wurden am 9. Mai 1898 folgende Pflan-
zen infiziert :
Ai.
A, | Lurix europaea.
A3.
Aa. Mercurialis perennis.
A5. Chelidoniuin majus.
Ac. Allium ursinum.
Erst am 1. Juni bemerkte ich auf Larix
europaea (A1 und A2) Aecidien, auf A3 traten sie
einige Tage später auf, währenddem die übrigen
Versuchspflanzen keine Spur von Erfolg zeigten ;
ebenso blieben einige nicht infizierte Kontroll-
pflanzen von Zarix europaea pilzfrei.
Dieser Versuch bestätigt die Zu-
gehôrigkeit von Melampsora popu-
Rermuanaic dG as T au Populmsonrgra
AU eTnemMm, Ce 0 ma au EdrVETr CUT Oo
paea in durchaus einwandfreier Weise.
VI. Melampsora Larici-Capraearum Kilebahn.
Für diese Melampsora hat Klebahn
nachgewiesen, dass sie mit einem Caeoma auf
Larixæ europaea D.C. im Zusammenhang stehe.
#] Klebahn, Kulturvers. mit heterôe. Rostpilzen. VL In
Zeitschr. f. Pf. Kr. 1897, pag. 327.
Indessen soll nach Angaben von Vielsen und
Rostrup*) zu der auf Salix Caprea L. und Salix
cinerea L. lebenden Melumpsora (Mel. farinosa
(Pers.) Schroet., Mel. Salicis Capraeae Winter,
Mel. Capraearum (D.C.), das Caeoma Evonyii
(Gmel.) Tul. gehôren. Zur weiteren Klärung
dieser KFrage dürfte auch der nachstehende Ver-
such beitragen. In der Nähe des Standortes von
Melainpsora populina (Jacq.) Cast. auf Populus
nigra fand ich auch überaus häufig eine Melump-
sora auf Salix Caprea L. Solche Teleutosporen
trasgende Blätter wurden im Herbst 1897 ge-
sammelt und im Freien überwintert.
Versuch A.
Am 24. Mai 1898 wurde dieses Infektions-
material auf folsgende Pflanzen geleot:
AS | LR +
AA Evconyrus europaeus.
A3
A4
Tags darauf wurden auf einem Kontrollver-
such auf Objektträgern äusserst zahlreiche Basi-
l Larix europaeu.
diosporen beobachtet.
Ann 6. Juni fanden sich beide Larix euro-
paea (A3 u. A1) inficiert. Dieselben zeigten Pyk-
niden und an der Unterseite der PBlätter die
ersten Caeoma. Der Erfolg war indessen nicht
besonders reichlich. Die beiden Ævonymus so-
1) Rostrup, Oversigt over det kong. Danske Vidensk.
Selskabs. Forh. 1884, pag. 13. — Tidsskrift for Skovbrug VE
pag. 205.
wie nicht inficierte Kontrollexemplare von Larix
europaeu blieben dauernd pilzfrer.
Durch diesen Versuch werden
die Angaben Klebahn’s bestätigt,
nach welchendie auf Satliæ Caprea
lebende Melampsora ihre Caeoma
auf Lariæentwickelt.
VII. Melampsora Helioscopiae (Pers.)
Im August 1897 in Fionnay (Wallis) auf
Euphorbiu Cyparissius L. gesammelte Blâtter
mit Teleutosporen von Melampsora Helioscopiue
(Pers.) wurden am 27. Mai 1898 auf zwei
Pflanzen von Æuphorbia Cyparissias gelegt.
Erst am 28. Juni zeigte die eine der beiden
Pflanzen 8 Uredolager. Später fanden sich
solche auch auf der anderen Pflanze.
Daraus geht hervor, dass die auf £wphorbia
Cyparissias lebende Melampsora Helioscopiue
(Pers.) eine Æernimelampsora ist, indem durch
Teleutosporeninfektion direkt wieder Uredo er-
zeugt wurde.
VIII. Puccinia dioicae Magnus.
Mit Aecidiosporen von Puccinia dioicae
Magnus, gesammelt im Selhofenmoos bei Bern
auf Blättern von Cirsiun oleraceum, Wurden
am 29. Mai 1897 28 verschiedene Arten von
Carex besâäet. Mitte Juni. zeigten Carex
Davalliana und Carex dioica reichlichen KEr-
folg, ausserdem aber trug auch ein Exemplar
von Carex alba einige Uredolager. Nicht in-
À
ficierte Kontrollpflanzen von Carex alba waren
vollständig rein, ebenso die 25 übrigen Carex-
arten.
Am 16. Juli wurden 3 weitere Exemplare
von Carex alba mit Uredosporen von Carex
Davalliana aus dem ersten Versuch besäet. Die
Pflanzen wurden wegen Abwesenheit erst im
Oktober nachgesehen, und dabei konnte kon-
statiert werden, dass alle 3 Pflanzen von Carex
alba vereinzelte Uredolager trugen.
Eine Wiederholung dieser Versuche fand im
darautffolgenden Jahre statt. Am 27. Mai 1898
wurden Aecidientragende Blätter von Cürsium
oleraceum vom schon erwähnten Standorte auf
» Exemplare von Carex alba gebracht und ausser-
dem auf je ein Exemplar von Carex Duvallianu,
CoicanuanieCe SMpouliedrts Am -22 "Jun
zeigten Carex Davalliana, C. dioica und 4
Exemplare von Carex alba Uredosporen, während-
dem das 5. Exemplar von C. alba, sowie C:
pulicaris pizfrei blieben.
Es sei bemerkt, dass sich in beiden Ver-
suchen (in demjenigen vom Jahr 1897 und in
demjenigen von 1898) auf Carex Davalliana
und €. dioica Teleutosporenlager entwickelten,
wäbhrenddem auf Carex alba auch im Herbst
nur vereinzelte U re do lager konstatiert werden
konnten.
Aus diesen Versuchen ergiebt sich, dass
Pac:cin tra d'Locaie Ma muse ete
due Car ex DAV a EMA aude
ESS roues
Cine eau liCare med bamezue le bebe
Sa nde rst.
IX. Puccinia Aegopodii (Schum.)
Als Nährpflanzen von Puccinia Aegopodii
gibt Winter!) ausser Aegopodiuin Podagraria
L. auch Astrantia major L. und /mperatoria
Ostruthium L. an. Oberhalb Fionnay im Val
de Bagnes fand ich im August 1897 Teleutosporen
tragende Pflanzen von Zimperatoria Ostruthium.
Mit diesem Infektionsmaterial wurden im
darauffolgenden Jahre am 29. April folgende
Pflanzen besäet :
Ai. Re
4 | linperatoria Ostrulhiuin.
AS AT
1e | Aegopodium Podagrariu.
Con un Vallarci:
1e | raerophylluim Villarsit.
A7 lt AStrantia Major:
As. Astrantia minor.
_ Am 20. Mai liessen sich auf /mperatoria
(A2.) an verschiedenen Stellen weissliche Pusteln
erkennen. Am 24. Mai künnen auf ebenderselben
Pflanze. an Stellé der Pusteln im ganzen 17
Teleutosporenlager nachgewiesen werden. Das
andere Exemplar von /mperatoria (A.) Wie auch
die übrigen Versuchspflanzen blieben dauernd
frei von Infektion. Ebenso erwiesen sich die
nicht inficierten Kontrollexemplare von /m-
peratoria als gesund.
Dieser Versuch lässt es als nicht unwahr-
1) Rabenhorst's Kryptogamenflora [. pag. 174.
RS, D MAT CALE 55 4e
; +
scheinlich erscheinen, dass die auf Zsnperatoria
auftretende Puccinia auf diese Nährpflanze
spezialisiert ist; indessen wäre dieser Versuch
doch nicht stichhaltig genug, um eine solche
Spezialisierung als thatsächlich bestehend zu be-
zeichnen, wenn nicht gewisse morphologische
Eigentümlichkeiten diese Annahme bestärken
würden. So ist der Keimporus der Basalzelle
der Teleutosporen auf Zmperatoria meist nach der
Mitte gerückt, währenddem derselbe auf Aego-
podium vVorwiegend unterhalb der Infections-
stelle oder doch wenig von dieser entfernt liegt.
Ausserdem erscheinen die Sporen auf Zmperatoria
eher ein wenig grüsser als diejenigen anf Aego-
podium. Dass die vorliecende Form mit Puc-
cinia enormis Fuckel auf Chaerophyllum Villarsii
identisch sei, scheint nach unserem Versuche zu
schliessen, nicht wahrscheinlich zu sein. Auch
ist bei Puccinia enormis auf Chaerophyllum
Villarsii der Keimporus der Basalzelle noch
weiter herabgerückt (?/: und mehr) als bei der
Form auf /mperatoria, so dass inbetreff der
Lage des Keimporus der Basalzelle die Form
auf /imperatoria die Mittelstellung einnimmt
zZWischen Puccinia Aegopodii einerseits und Puc-
cinia enormis andrerseits. So scheint es nicht
ausgeschlossen, dass es sich in unserem Falle
um eine eigene Art, die als Puccinia Impera-
toriae zu bezeichnen wäre, handelte. Weitere
Infektionsversuche sind aber nôtig, um über
diese Frage endgültig zu entscheiden.
&
Referate
über die im Jahre 1898 erschienenen Publikationen, welche
auf die schweizerische Flora Bezug haben,
nebst Nachträgen aus früheren Jahren.
lL. Pilze.
Allescher, À. Fungi imperfecti in Rabenhorst’s
Kryptogamenflora.
Die im Jahr 1898 erschienenen Lieferungen (59—62)
der Pilze cnthalten die artenreichen Gattungen Phyllo-
sticta und Phoma (letztere zum Teil). L. Fischer.
Boltshauser, H Krankheitenunserer Kirsch-
biäiume, Mitteilungen der thurgauischen naturforschenden
Gesellschaft, Heft XIII.
Die Kirschbäume der üstlichen und mittleren Schweiz
werden seit Jahrzehnten von verschiedenen Blattkrank-
heiten heimgesucht: 1. Die schlimmste derselben nennt Ver-
fasser Dérrfleckenkrankheit ; sie wird von einem Pilze,
Clasterosporium Amygdalearum (Sace.), verursacht und
wurde schon 1876 von Passerini beschrieben, der sie an
Aprikosen-, Mandel-, Pfirsich- und Pflaumenbäumen fand.
Auf den Blattflecken und befallenen Früchten finden sich
3— 5 zellige, gelbbraune Conidien, welche vom Winde
leicht verbreitet werden. Ein frühzeitiges Bespritzen
mit verdünnter Bordeauxbrühe dürfte einigen Erfolg ver-
sprechen. 2. Die Blattbräune der Süsskirschen durch
Gnomonia erythrostoma, nach Frank auf dem Schweizer-
ufer des Bodensee’s beobachtet, wurde vom Verfasser nie
gefunden. 3. Die Monilia-Krankheit durch Monilia
fructigena, die häufig die Fäulnis der Kirschen und an-
derer Früchte verursacht. 4. Die Kräuselkrankheït
und der Hexenbesen durch Æxoascus deformans. 5. Der
Gummifluss, wo er sich an krebsartigen Wunden oder
ZwWeigverdickungen zeigt, veranlasst oft ein Absterben
von Zweigen. Die zahlreichen tierischen Schädlinge werden
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nur summarisch erwähnt. — Es folgt noch ein «Schlüssel»
Zum Pestimmen der wichtigsten Krankheïiten des Kirsch-
baumes mit Angabe der Massregeln zur Abwehr der-
selben. L. Fischer.
Dufour, J. Communication sur trois ma--
ladies dela vigne. Verhandl. der schweïizerischen
naturforschenden Gesellschaft, Bern 1898.
1. Septocylindrium dissiliens Sace. Schon 1834 von
Duby bei Genf beobachtet (unter dem Namen Torula
dissiliens), ist seit 1894 bei Ollon und im Wallis auf-
cetreten. — 2. Blackrot verursacht von Guigñardia Bid-
wellii, seit 1885 in Frankreich, in der Schweiz noch nicht
beobachtet. — 3. Peronospora viticola an den noch ge-
schlossenen Blüten. L. Fischer.
Fischer, Ed. Beiträge zur Kenntnis. der
schweizerischen Rostpilze. 4—7. Bulletin de
de l’herbier Boissier. Tome VI 1898, No. 1, p. 11—17, 8°.
Beschreïbung von Puccinia Aecidii-Leucanthemi n. sp.
und P. Caricis-montanae n. sp, von denen erstere ihre
Aecidien (Aec. Leucanthemi DC.) auf Chrysanthemuim Leuc-
anthemum, letzterce auf Centaurea Scabiosa bildet; die Teleu-
tosporen beider leben, wie Verfasser schon früher gezeigt,
auf Carex montana. Beïde Arten sind in der subalpinen
Region nicht selten. Auf dem Albula fand Verfasser in
Gesellschaft des Aecidium Primulae De. auf Primula in-
tegrifolia auch Uromyces-Teleutosporenlager. Beobach-
tungen im botanischen Garten in Bern (auf J'unip. com-
munis) und im Oberengadin (auf J. nana) bestätigten die
Angabe von Dietel, dass Gymnosporangium juniperinum
kleinere Teleutosporenpolster auf Nadeln und Zweigen
bildet, während G. tremelloides in grôüssern Polstern
auf den Zweigen auftritt. — In der Innschlucht bei St. Moritz
trat auf Âibes petraeum Cronartium ribicolum auf, ob-
wohl in der Nähe keine Weymouthkiefern angepflanzt
sind, die man als Aecidiennährpflanze ansprechen kann.
Ed. Fischer.
Fischer, Ed Entwicklungsgeschichtliche
Untersuchungen über Rostpilze. 8°. Bern, 1898.
Mit 16 Textfiguren und 2 Tafeln.
Genannte Arbeit bildet das erste Heft der «Beiträge
zur Kryptogamenflora der Schweiz», auf Initiative der
schweizerischen botanischen Gesellschaft und auf Kosten
der Eidgenossenschaft herausgegeben von einer Kommis-
sion der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft.
POP
Nach einem kurzen Bericht über die Versuchseinrich-
tung werden die Ergebnisse von Infectionsversuchen er-
ürtert für folgende Arten:
Uromyces Junci {Desmaz.), Fabae(Pers.), Alchemillae (Pers.),
Alchemillae alpinae Ed. Fischer, Cacaliae DC.
Puccisia dioicae Magnus, Caricis frigidae Ed. Fischer,
Caricis montanae Ed. Fischer, Aecidii Leucanthemi Ed.
Fischer, silvatica Schrôter, Caricis (Schum.), Graminis
(Pers.), Phragmitis (Schum.), Magnusiana Kürn., Puc-
cinia zum Aecidium Liqustri Strauss, Puccinia Festucue
Plowr., persistens Plowr., Smilacearum-Digraphidis (Sop-
pitt) Kleb., helvetica Schrôter, expansa Link, conglome-
rata (Str.), Trollii (Karst.), Morthieri Kôürnicke, Geranii
silratici Karsten, Anemones virginianae Schweinitz, Pe-
ronicarum DC., Malvacearum Mont.
Gymnosporangium confusum Plowr., elavariaeforme (Jacq.),
tremelloides A. Br. Melampsora Laricis KR. Hartie.
Cronartium asclepiadeum (Wild), flaccidum (Alb. et Schw.)
Coleosporium Inulae (Kze.), Senecionis (Pers.) Sonchi-ar-
vensis (Pers), Tussilaginis (Pers.) Cacaliae (DC), Peta-
sitis de Bary, Campanulae (Pers.).
Am Sehluss der Arbeit folgen noch theoretische Er-
ürterungen: {. über Beziehungen zwischen Uredineen,
welche alle Sporenformen besitzen, und solchen von redu-
cirtem Entwicklungsgang, 2. über biologische Arten, Ab-
erenzung der betreffenden Arten gegen einander, über die
Art und die Ursachen der Entstehung derselben.
L. Fischer.
Fischer, Ed. Referat über einige von Herrn
E Jacky im botanischen Institut in Bern
ausgeführte Infectionsversuche mit alpinen
Rostpilzen. Verhandl. der schweizerischen naturfor-
schenden (Cresellschaft, Bern 1898.
Die Versuche ergaben felgende Resultate: 1. Das
Cacoma auf Saxifraga oppositifolia gehôürt zu Melampsora
alpina Juel. 2. Ein bei Fionnay (Val de Bagnes) auf Aqui-
legia alpina beobachtetes Aecidium gehôrt zu einer Puccinia
auf Agrostis alba (Puccinia Agrostidis Plowr.) 3. Uromyces
Aconiti Lycoctoni erzeugt durch Aussaat der Teleuto-
sporen auf derselben Species Aecidien, die Sporen der letz-
teren wieder Teleutosporen. Dagegen konnten mit letzteren
Aconitum Napellus, A. paniculatum, Trollius europaeus nicht
inficiert werden. CU. Fischer.
Fischer, Ed. Referat über Infectionsver-
suche, welche Fräulein Popta mit Protomy-
6
ces macrosporus im botanischen Institut in
Bern ausgeführt hat. Verhandlungen der schweiz.
naturforschenden Gesellschaft, Bern 1898.
Mit Sporenmaterial, das von Aegopodium Podagraria
stammt, konnten folgende Umbelliferen inficiert werden:
AegopodiumPodagraria, Palimbia Chabraeï, Bubon qununi-
ferum, Cicuta virosa, Libanotis vulgaris, Ferula thyrsiflora,
Pachypleurum alpinum, Seseli montanum, Trinia vulgaris,
Buntunm virescens, Athamanta cretensis ; bei einer Anzahl
anderer Umbelliferen ergaben die Versuche negative Re-
sultate. L. Fischer.
Lenticchia, A. Prima contribuzione alla mi-
cologia del Monte Generoso. Bollet. della Kocietà
bot. italiana, 1898.
Es werden (mit kurzen Beschreibungen) aufgezählt:
38 Hymenomyceten, 6 Gastromyceten und 3 Discomyceten.
L. Fischer,
EE. Algen.
Chodat, R. Communication préliminaire
rélative à des algues incrustantes et perfo-
rantes. Archives des sciences physiques et naturelles.
IV. Période. T. IIT. Mai 1897.
Incrustierende Algen oder Cyanophyceen wurden früher
von Cohn in verschiedenen Thermal-Wassern nachgewiesen.
Solche künnen auch in kaltem Wasser Kalk absondern.
Euactis calcirora, der man eine corrodierende Wirkung
auf die am Strand liegenden Steine zuschrieb, gehôrt
auch in diese Categorie. Verschiedene Schizothrix-Arten
verursachen dagegen durch Eindriigen in die oberfläch-
lichen Schichten des Gesteines cine wirkliche Corrosion.
Dieselben oder verwandte Arten greifen auch die Schalen
von Bivalven, besonders Uno an, wovon sich Verfasser
an Bielersee überzeugen konnte, In andern Füällen sind es
Gongrosüra- und Hyella-Arten, welche den Stein corrodieren.
Eine typisch perforierende Alge hat Verfasser auf 4%0-
donta-Schalen des Genfersees entdeckt. Es scheint dieselbe
zur Gattung Gongrosira oder zu einer neuen Gattung zu
œehüren. Verfasser stellt ausführliche Mitteilangen über
diese merkwürdige Alge, welche die Schalen der leben-
den Anodonten durchbohrt, in Aussicht. L. Fischer.
Chodat,R. Etudes de biologie lacustre, mit
3 Tafeln. Bulletin de lherbier Boissier V. No. 5. 1897.
Verfasser gibt Untersuchungen über die pelagischen
Algen einiger Seen der Schweiz und Frankreichs und he-
schreibt eine Anzahl neuer Gattungen und Arten: Sphaero-
cystis Schrüteri Chod., häutig im Genfersee; Oocystis la-
custris Chod., im Plankton des Genfersees; Dactylococcus
natans Chod., wie vorige; Sfichogloea lacustris Chod. und
Stichogloea olivacea Chod. im Genfersee. Die letztere
Gattung wird vom Verfasser von den Chlorophyceen ge-
trennt und den Flagellaten genähert. Am Schluss gibt
Verfasser eine tabellarische Uebersicht der Bestandteile
der gewühnlichen pelagischen Flora des Genfersees.
L. Fischer.
Chodat, R. Etudes de biologie lacustre.
Bulletin de l’herbier Boissier. T. VI. N. 1. 2. 6. 1898.
Nach einleitenden Bemerkungen über einige der in der
Seen-Forschung üblichen Benenanngen gibt Verfasser eine
Einteilung der von ïihm studierten Seen in 4 Gruppen:
(Juraseen, zu welchen auch der Genfersee gerechnet wird,
Alpenseen, Seen des schweïizerischen Hügellandes, insub-
rische Seen). Hierauf wird der Einfluss des Lichts auf die
Algen, speciell die Farbenveränderung des Botryococcus,
der sich an hellen Wintertagen rot färbt, näher besprochen.
Die durch letzteren Umstand bewirkte Rot-Färbung ist
im Winter 1879/80 im Neuenburgersee besonders auffallend
hervorgetreten. Im Ferneren wird noch der Einfluss der
chemischen Beschaffenheit und der Temperatur der (re-
wässer discutiert und auf die Verschiedenheit der Plank-
tonorganismen nach den Jahreszeiten hingewiesen.
In einem folgenden Abschnitt werden die Unterschiede
jm Vorkommen der Planktonaleen in den verschiedenen
vom Verfasser studierten Seen mit Vergleichang der Ver-
hältnisse der Seen in Holstein besprochen und auf ihre
Ursachen zurückgeführt, dann folgt die spezielle Aufzäh-
lung der Planktonalgen für jeden einzelnen der studierten
Seen, Den Schluss bilden morphologische Bemerkungen
über einige Algenarten: Oscillatoria prolifica Gomont
(Grev.), Chroococcus minutus var. carneus Chodat, Gom-
phosphaeria lacustris Chod. nov. spec., Séichogloea olivacea
Chod. var. sphaerica Chod., Rhizolenia longiseta Zach.
Olosterium Nordstedtii Chod., Closterium aciculare West.
var. robustius, Cyclotella comta Kütz., Stephanodiseus Ast-
raea Grun.
Eine Fortetzung der obigen Arbeit in Nr. 6 der ge-
nannten Zeitschrift bringt folzende weitere Artikel:
1. Ausführliche Beschreibung (mit Abbildungen) von
Foreliella perforans nov. genus, nov. species, in den Schalen
von Anodonta anatina Var. nycterina Bourg.im Grenfersee,
8/
Gongrosia codiolifera Chod. nov. spec. auf sculptierten
Kalksteinen am Strand, ÆHyella jurana Chod.
2, Die corrodierten Steine (Galets sculptés) des Strandes
der Jura-Seen. Abweichend von der Ansicht von Forel
und Kirchner werden die Corrosionen der Wirkung der
Cyanophyceen zugeschrieben. Die Art des Zustandekom-
mens derselben ist noch nicht genügend aufgeklärt.
3. Beitrâge zur Entwicklungsgeschichte der Coleochaete
pulrinata (mit Abbildungen).
4, Ueber die Littoral-Algen des Grenfersees mit Be-
schreibung einer neuen Gattune Stylococcus Chodat. CS. au-
reus Chod. nov. spec.) im Schleim von Batr achospermun
densum Sirodot, Bellerive bei Grenf.
Eine T'afel gibt Photographien von corrodierten
Steinen der Jura-Seen, L. Fischer,
Migula W. Synopsis Characearum europae-
arum. 1898. Ein Auszug aus dem in Heft VII dieser Be-
richte referierten, grüssern Werke (Band 5 von Raben-
horst’s Kryptogamenflora).
ELI. Moose.
Culmann, P. Localités nouvelles pour la
flore br 2 0 logique Suisse. Bulletin de l’herbier
Boissier . p- | A25, 1898.
V a. einer Anzahl Laub- und Lebermoose aus
verschiedenen (regenden der Schweiz, meist vom Verfasser
selbst gesammelt, mit Hôühenangaben. Als neu für die
Schweiz wird angegeben: PBlindia trichodes Lindb., vom
Hohen Rhonen. L. Fischer.
Herzog, Theodor. Beiträge zur jurassischen
Flora mit besonderer Berücksichtigung der
Umgebung von Ste. Croix. Mitteilungen des badischen
botanischen Vereins. 1898, p. 1—13. Referat im botani-
schen Centralblatt. Vol. 75, p. 143.
Unter den Moosen wird Schistidium atrofuscum Schp.
als neuer Bürger für die jurassische Moosfiora genannt.
In obigem Referat werden noch einige andere seltenere
Arten hervorgehoben. L. Fischer.
Limpricht, K. G Die Laubmoose. In Raben-
horst Kryptogamenflora
Lieferung 33, 1898 bringt die Fortsetzung der Laub-
moose von N. 837 (Hypnun uncinatum) bis N. 860 (Hyp-
run molluseum). L. Fischer.
DRE SN RRS
Meylan, Charles. Nouvelles stations bryolo-
giques pour la chaine du Jura et notes sur
la dispersion de certaines espèces subalpi-
nes et alpines. Bulletin de l’herbier Boissier T, VI.
p. 841. 1898. :
Verzeichnis jurassischer Standorte für cine Anzahl
Laubmoose, meist mit Hühenangaben. L. Fischer.
Philibert, H. Le Bryum helveticum, récolté
sur le Righi. Revue bryologique 1898, p. 82.
Verfasser hat vor ca. 12 Jahren in dem Thal von Nant
oberhalb Bex an einer einzigen Stelle in kleiner Anzahl
ein neues Bryum entdeckt, das er Bryum helveticum nannte.
Kürzlich fand Culmann dieselbe Art am Gipfel des Rigi
bei 1790 m. L. Fischer.
LV. Gefässpflanzen.
Notiz: Die Referate sind von M. Rikli, wenn nicht ein
anderer Referent unterschrieben ist.
Badoux, H. Verzeichnis der grôüssten und
interessantesten Bäüiume Zürichs ausserhalb
der Quaianlagen; als Anhang in Usteri: Führer
durch die Q L aianlagen in Zürich 1898. Siehe diese
Berichte VIII (1898). Referate p. 46.
Besse, M Riddes et ses environs. Bulletin
des travaux de la Murithienne. Fasc. XX VI, année 1897
(p. 267—-274), gibt nach Regionen und Standorten eine
Zusammenstellung der interessantesten Pflanzen von Riddes
und Umgebung ; eine willkommene Ergänzung zu Beau-
verd: Aperçu sur la florule du Mont-Gelé de Riddes,
siehe Refcrate dieser Berichte Heft VIII, p. 46.
Boitshauser, H. Krankheiten unserer Kirsch-
bäume. Mitteilg. der thurgauischen naturf. Gesellschaft.
Heft VIII, 1898, p. 50—57.
Bühler. Studien über die Baumgrenze im
Hochgebirge. Diese Berichte VIII 1898, p. 19—38.
Bührer, C. «Le climat du Valais». Bulletin des tra-
vaux de la Murithienne. Fascicule XXVI, année 1897,
p. 1230.
Für den Pflanzengeographen eine hôchst wichtige und
verdienstvolle Arbeit. Gibt zunächst auf Grund he
Autoren, Wie Murith, Rion, Christ und Jaccard
einen allgemeinen Ueber blick über die hüchst er en
topographischen und klimatischen Verhältnisse des Kantons,
HER
s
welche den grossen floristischen Reichtum des Wallis in
allererster Linie bedingen. Der Hauptwert dieser Abhand-
lung liegt jedoch in der sorgfältigen tabellarischen Zu-
sammenstellung der wichtigsten klimatischen Faktoren auf
Grund 30jähriger Beobachtungen, in den Jahren 1864—1893 ;
dieselben geben uns Aufschluss über die Luftdruckverhält-
nisse, über die mittleren Monats- und Jahrestemperaturen,
die absoluten Temperaturextreme, über den Eintritt der
ersten Früste, des ersten und letzten Schneefalls, über die
relative Luftfeuchtigkeit, die jährliche Niederschlagsmenge,
die Klarheit des Himmels, das Vorherrschen und die [Inten-
sität der Winde. Diese Beobachtungen umfassen zahlreiche
wichtige Stationen, von diesen heben wir besonders her-
vor Martigny, Sitten, Sierre, Hospiz des Grossen St. Bern-
hard, Grächen, Simplonhospiz, Bäder von Leuk, Reckingen,
Grimselhospiz.
Buser, O0. Ueber das Auftreten der Arve in
der Ostschweïiz. Bericht der st. gallischen natur-
wissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereinsjahres
1896/97; erschienen 1898, p. 80/82, bringt einen Auszug
aus einem Vortrag, den O. Buser über dieses Thema in
der naturforschenden Gesellschaft in St. Gallen gehalten
hat; besonders eingehend wird das Vorkommen des Baumes
im St.Galler Oberland, an den Churfirsten und jm Alpstein-
gebirge besprochen.
Buser, R. Die von J. Dürfler im Herb. nor-
male Cent. XXXVII (1898) verteilten Alche-
millen,in Herb. normale, Schedae, ad Centuriam XXX VIT.
bringt 25 Alchemillen, vorzüglich schweizerischer Herkunft
mit reichhaltigen litterarischen Angaben, vollständiger
Synonymik und mit begleitenden Bemerkungen über Ver-
breitung, Variabilität und die Erforschungsgeschichte der
einzelnen Arten und Formen. Diese Exsiccaten aus dem
herb. normale von J. Dôürfler künnen wir Interessenten
schweizerischer Alchemillen bestens empfehlen.
Chenevard, P. Nouvelle note sur l'Anacamp-
tis pyramidalis Rich. var. Tanayensis. Bulletin
de l’herbicr Boissier T. VI (1898), p. 86—88.
Verfasser wendet sich gegen die Auffassung von KR.
Buser, welcher À. pyramidalis Rich. v. Tanayensis mit
der von Spiess am 1. August 1877 am Grammont bei ca.
900 m gesammelten Orchis vallesiaca Spiess identifiziert.
__ Christ, H. Betula carpathica W. Kit, in der
Schweiz. Diese Berichte VIIT (1898), p. 16—18.
Cornaz, Ed. Josa dichroa (Lerch) et R. Lerchii Rouy,
Bulletin de la société des sciences nat. de Neuchâtel,
Tome XXV (1897), p. 129—140, bespricht die Geschichte
der Entdeckung und Deutung dieser beiden kritischen
Rosen des Neuenburger-Jura. Rosa dichroa (Lereh) v. Roche-
fort wird wohl allgemein als ein Bastard von osa pim-
pinellifolia auct. aufgefasst, doch ist es immer noch eine
offene Frage, ob ‘wir es mit einem Bastard dieser Art mit
PR. omissa oder mit 2. mollis zu thun haben; leider scheint
die Pflanze jetzt an ihrem ursprünglichen Standort ver-
schwunden zu sein. AÆosa Lerchii Rouy dagegen ist wohl
aufzufassen als var. wniserrata, subrar. hispida der
A. salaerensis (R. alpina: glauca).
Fenk, C. Forstgeschichtliches aus dem st.
gallischen Fürstenlande. Berichte der st. galli-
schen naturf. Gesellschaft. St. Gallen, 1898, p. 294—5313,
cibt einen geschichtlichen Ucberblick über Besitzver-
hältnisse, Benutzung, Forstwirtscheft, Korstorganisation
und Cesetzgebung in den st. galler Fürstenlanden. Der
Wert des Waldes hat im Laufe der Zeit oft sehr ge-
wechselt, noch bis ins vorige Jahrhundert hatte die Weide
mehr Wert als der Holzbestand. Aus vielen Lokalnamen
zu schliessen müssen die Laubwälder in früheren Jahrhun-
derten bei uns viel aussedehnter gewesen sein, So treffen
wir manchenorts den Namén «Eichwald», wo heute und
jedenfalls schon l‘ingst keine Spur von Eichen mehr zu
finden ist und jetzt nur Nadelholz stockt; besonders
häufig sind die Namen: <Buchwald», «Buchrain», ebenfalls
für Waldungen, denen diese Holzart heute gänzlich fehlt.
Es hat sich eben im Laufe der Zeit ein Wechsel voll-
zogen, welcher Umstand den verschiedenen Ansprüchen der
einzelnen Holzarten an die chemische und physikalische
Bodenbeschaffenheit zuzuschreiben ïist. Wir entnehmen
dieser Arbeit ferner, dass die Gresamtwaldfliche des Kan-
tons St. Gallen zur Zeit 39,077 ha. beträgt, davon sind
35 ‘/, oder 13,755 ha. im Privatbesitz, der übrige Wald
ist Eigentum des Staates, der Gemeinden oder Korporations-
out. Siehe auch «Forstliche Verhältnisse des
nôrdlichen Kantonsteils>. Berichte der st. gallischen
naturforschenden Gesellschaft. 1881/82, p. 326.
Gaillard, G. Contribution à l’étude des roses
du Jura. Bulletin de l’herbier Boissier. Tome VI (1898),
p. 401—424.
Das Excursionsgebiet hat eine horizontale Ausdehnung
von Ca.30 kilom., von den Aiguilles de Beaulmes ob Orbe
bis zum Ostende des Mont Tendre, die Hühenlage der
Beobachtung umfasst die Region von ca. 550—1450 m.
Dieser Teil des franzüsischen Jura besitzt einen ausser-
sewôühnlichen Rosenreichtum. Auf Grund Gjäbriger ein-
gehender Studien der Rosenflora dieser Gegend gibt uns
G&. Gaillard wertvolle Aufschlüsse über die Standortsver-
hältnisse, die Hühenverbreitung und über die Variabilität
der einzelnen Arten nach Standort und Hühenlage. In
dem beschränkten Gebiet finden sich 17 Arten und nicht
weniger als 11 Hybride, vor 1893 waren aus der (regend
nur 3 Bastarde bekannt. Dieser Reichtum an Hybriden
muss ganz besonders auffallen. Zur Erkennung hybrider
FRosen ist besonders auf folgende Merkmale zu achten:
Form und Verteilung der Dornen, Gestalt der Nebenblätt-
chen und Teïilblättchen, wie auch ihre Färbung ; Form des
Kelches und besonders dessen Verhalten während der
Fruchtreife; die Fruchtbarkeit, im Vergleich zu den
Stränchern der Umgebung und die Ausbildung des Pollens.
Von mehr untergeordneter Bedeutung sind die Bechaarurg,
der ‘Drüsenreichtum, die Rauheit des Fruchtstiels, die Be-
Zahnung der Teilblättehen, die Färbung der Blüûte und die
Form der Frucht. Die Beobachtungen von Gaillard ver-
dienen um so mehr Beachtung, als seine Belegmaterialien
durch die hervorragendsten Rhodologen revidiert wurden.
Herzog, Th. Einiges Über die Vegetation im
centralen Jura. Mitteilungen des badischen botani-
Vereins. 1898, Bd. II. Nr. 145; p. 404—410, gibt eine
Aufzählung der Charakterpflanzen des Münsterthals, zwi-
schen Delsberg und Münster und vergleicht diese Flora
mit der Baar (nôrdlich von Hegau) und den Gebieten des
südwestlichen Schwarzwald (Kaiserstuhl, Isteiner Klotz).
Herzog, Th. Beiträge zur Kenntnis der ju-
rassischen Flora mit besonderer Berücksich-
tigung der Umgebung vor St. Croix. Mit-
teilungen des badischen botanischen Vereins Nr. 151—152
Bd. III, p. 1—13 (1898), entwirft an Hand einiger Ex-
cursionen ein anziehendes Vegetationsbild der montanen
und subalpinen Region des Jura um St. Croix, ohne je-
doch wesentlich Neues zu bringen. Besondere Beachtung.
verdient dagegen die Aufzählung der fiberaus reichen
Moosflora dieses (rebietes (siche unter «Moose»).
Jaccard, H. Plantes nouvelles pour la flore
valaisanne et stations nouvelles particulière-
ment intéressantes. Bulletin des travaux de la Mu-
rithienne. Fasc. XXVI, année 1897, p. 265/66.
Wir heben hervor :
Draba incana L., neu für Wallis, rechtes Rhoneufer
bei Gletsch, beim Hotel, am Fussweg nach der Furka.
Erucastrum Pollichii, Bahnkürper bei Saxon, neu für
Mittelwallis, neuer Einwanderer.
Helianthemion canum Dun., neu für Wallis, Gorges
de la Lizerne ob Ardon.
Astragalus depressus L., neu für die peninnische Kette.
Ob Chable, Bagnes.
Eryngium campestre, neu für Wallis. Folaterres, beim
Rhoneknie.
Juncus arcticus Wild. Alpe de Genièvre am Sanetsch,
neu für die Berneralpen.
Carex Buxbaumit Whlg., neu für Wallis, Sümpfe
oberhalb Saas-Grund.
Ferner werden 11 für Wallis neue Arten, Varietäten,
Formen oder Bastarde von Hieracien aufgeführt.
Jaccard, P. Etude géobotanique sur la flore
des hauts bassins de la Sallanche et du Trient.
Comptes rendus hebdomadaires de l’Académie des sciences
de Paris, Nov. 1898. ;
Diese pflanzengeographischen Studien erstrecken sich
über 3 kleincre parallele Thäler auf der Südseite der
Dent du Midi, die mittlere Erhebung derselben liegt zwi-
schen 1800—1900 m, und alle drei besitzen je eine nach
Norden und cine nach Süden exponierte Thalseite. Von be-
sonderem Interesse ist, dass diese Thäler im Grenzgebiet
der nôürdlichen Kalkalpen und des Mont Blanc-Massivs
liesgen. Aus diesen topographischen und geologischen Ver-
hältnissen ergibt sich, dass diese Thäler besonders ge-
eignet sind, um den Einfluss der Exposition, der Beschaffen-
heit des Bodens und der Konkurrenz auf die Verteilung
der Pflanzen innerhalb eines kleinen, scharf umgrenzten
Grebietes zu studieren. Verfasser fasst dann in einer Reihe
von Thesen die Resultate seiner diesbezüglichen Forsch-
ungen Zusamimen und stellt eine grüssere Abhandlung mit
einer Karte über dieses Thema in Aussicht: diese Publi-
kation wird in der Revue générale de Botanique (1899)
erscheinen.
Jaccard, P. Ueber die Gruppe- der Gentiana
acaulis. Verhandlungen der schweizerischen naturfor-
schenden (Cresellschaft. 81. Jahresversammlung, Bern. 1898.
p. 71, — berichtet, dass er die 3 kritischen Gertiana der
Gruppe acaulis: G. acaulis auct., excisa Presl, alpina Vüul,
im Vallon de Salanfe, zwischen 2000—2500 m, gleich-
zeitig auf Gneiss und Kalk fand, ohne dass es müglich
gewesen wäre, Zwischenformen aufzufinden. Verfasser ist
daher der Ansicht, dass die 3 Pflanzen als gute Arten
aufzufassen seien.
Jack, J. Nachtrag zu «<Botan. Wanderungen
am Bodensee und im Hegau». Mitteilungen des ba-
dischen botanischen Vereins Nr. 141 (siehe ferner auch
schon Nr. 91—98), bringt eine kurze Aufzählung neuerer
floristischer Funde interessanter Pflanzen vom nordwest-
lichen Teil des Bodensees (Ueberlinger- und Untersee) und
dessen Umgebung. Von eingeschleppten Pflanzen heben
wir besonders hervor: die Rudbeckia hirta auf Wiesen der
Insel Mainau, und die kleine zierliche Portulacacee Clay-
tonia perfoliata Donn., 1892 mit virginischem Samen von
Pferdezahnmais eingeschleppt. Von Interesse sind ferner
einige Sumpfpflanzen wie die seltene Liparis Loeseli am
Ufer des Mindelisees und in deren Gesellschaft Spiranthes
aestivalis, Carex pseudocyperus zu erwähnen. Neu für die
Umgebung von Konstanz ist ferner Zycopodium claratum
und Astrantia major, bei Hegne am Ostrande des Riedes
beim Walde «Tafelholz> von Dr. O. Nägeli und A. Hirth
entdeckt.
Jacob, B. L’ail des vignes (Allium vineale), le
rameau de Sapin. 1898, p. 33/34.
Allium vineale XL, tritt in 3 Formen auf:
a) var. typicum, Blüteu normal entwickelt, dazwischen
vereinzelte verkümimerte Bulbillen.
b) var. compactum. Im Blütenstand dominieren die
Bulbillen. Die Blüten sind meist nur noch in ge-
ringer Zahl vorhanden.
c) var. crénitumm. Die Bulbillen sind mit 10—20 cm
langen, schmalen, striemenartigen Anhängen ver-
sehen.
Verfasser frägt nach der Ursache dieses Polymorphis-
nus und macht die Anregung, die Pflanze an verschiedenen
Orten zu kultivieren, um zu untersuchen, ob diese Formen
in der Kultur beständig sinä oder in die Normalform zu-
rückschlagen,
Isabel F. «La Murithienne à Riddes et à
Pierre-à-Voir». Bulletin des travaux de la Murithienne.
Fasc, XXVI, p. 284—291. Ein kurzer Bericht über die
Excursion der Murithienne vom 27, und 28. Juli 1897.
Lüscher, H. Flora des Kantons Solothurn,
Solothurn 1898.
Die Schweiz gehôürt wohl zu den floristisch best be-
kannten Teilen Europas, beinahe jeder Kanton, jeder
grüssere Landesteil, jedes wichtigere Thal hat seine eigene
Flora und auch die Bearbeitung der kritischen Genera,
wie Æieracium, Rosa, Euplrasia ist sehr vorgeschritten,
Dieses Werkchen ist berufen, noch eine kleine Lücke in
der botanischen Kenntnis des Jura auszufüllen, es ist weniger
eine Flora als ein sehr sorgfältises Verzeichnis der Kund-
orte der im Kanton Solothurn wildwachsenden Pflanzen.
Lüscher geht aber noch weiter, indem er auch die wichtig-
sten und verbreiteteren fremden, winterharten Pflanzen
der Anlagen und Gärten berücksichtigt. Verfasser benützt
nicht nur die vielfach stark zerstreute, aber umfangreiche
Litteratur — geht er doch bis auf C. Bauhin 1671 zurück —
er verfügt daneben noch über ein umfassendes eigenes Beob-
achtungsmaterial, die Frucht zahlreicher Excursionen im So-
lothurner Jura und in das Buchsgau. Rhiner (tabellari-
sche Flora der Schweizerkantone) zählt im Kanton
1869 1074 Arten
1897 1126
Das Werkchen von H. Lüscher enthält ohne die
sicheren (34) Bastarde 1167 Gefässpflanzen. Der Flora
ist auch noch ein Verzeichnis der Volksnamen der wichtig-
sten Pflanzen aus der Feder des erst kürzlich verstorbenen
Prof. Dr. Fr. Lang von Solothurn beigegeben. Bei den
vielen Lokalnamen der Standorte wäre als Wegweiser eine
Zusammenstellung der Fundorte mit Hühenangabe und Lage,
wie sie z. B. Jaccard in seinem Catalogue de la flore
valaisanne hat, vorteilhaft gewesen, die Handlichkeït der
Flora würde durch ein solches Verzeichnis sehr gewinnen.
Nägeli, O0. Ueber die Pflanzengeographie
des Thurgau. [I Theil. Mitteilungen der thurg. natur-
forschenden (resellschaft, Heft XIII (1898), gibt in detail-
lirter, mehr wissenschaftlicher Form dieselben Gesichts-
punkte, über die wir an Hand der Verôffentlichung im
«Sonntagsblatt der Thurgauer Zeitung» 1897 Nr. 45—48
im letztjährigen Heft dieser Berichte, p. 66, bereits refe-
riert haben. Wir machen hier besonders noch auf die
hübsche Karte zur Pflanzengeographie des Thurgau auf-
merksam, sie bringt besonders die wichtigsten glacialen
Ueberreste und das allmählige Ausklingen der Alpenpflanzen
gegen den Bodensee zur Darstellung.
Pasquier, Max du. Les moyens mis en œuvre
par la nature pour opérer le reboisement des
pâturages. Bulletin de la société neuchâteloise des
sciences natur. Tome XXVI (1898). p. 100—110.
Du Pasquier beobachtete, wie in alten Katastern im
Val-de-Ruz verzeichneter Weïdeboden jetzt mit jungem
Wald bedeckt war, ohne dass je eine Aufforstung erfolgt
wäre. Verfasser gibt uns ein anschauliches Bild über
die Faktoren, welche im Verlauf der Jahre die Weide in
Wald verwandeln. Die erste Hauptursache sieht er in der
Thätigkeit des Maulwurfs; auf den zahlreichen Maulwurfs-
hügeln, welche Niemand auszugleichen gedenkt, siedeln sich
bald cine Reïhe krautiger Pflanzen an, die vom Vieh ver-
schmäht werden, so Ginster, einige Carices, Quecke, Disteln ;
alle die Crewächse besitzen ein starkes Wurzelwerk,
welches erlaubt, die nütige Nahrung tieferen Bodenschichten
zu entziehen. Bald siedeln sich nun auf diesen kleinen
Polstern allerlei Sträucher an, deren Samen hauptsächlich
von der Drossel verschleppt werden, bald ist es der Hasel-
nussstrauch, bald wilde Rosen, Weiïissdorn, oder Hartriegel;
die Weiïde verschlechtert sich mebr und mehr. Samen
von Nadelhülzern werden nun angeweht, im Schutz dieser
kleinen (Grestrüppe vermügen sie zu keimen und sind so
gegen die Nachstellungen des Viehs mehr oder weniger ge-
schützt. Bilden sich zunächst vielleicht auch nur «Gaisen-
tannli», schliesslich kommt durch die starke Entwicklung
der seitlichen Triebe, der Haupttrieb ganz aus dem Be-
reich der Weïidetiere, das Wachstum in die Hôhe kann
beginnen, und die Existenz eines jungen Bestandes ist
ausser Frage gestellt. An günstisgen Orten kann diese
Verdrängung von Weide durch jungen Wald im Verlauf
von 0 bis 60 Jahren erfolgen.
Rikli, M. Die mitteleuropäischen Arten der
Gattung Ulex, siehe diese Berichte Heft VIII (1898)
p. 1—15.
Rikli, M. UÜeber die Gattung Dorycnium:.
Verhandlungen der schweïizerischen naturforschenden (re-
sellschaft, 81. Jahresversammlung, Bern 1898, p. 69—70,
bringt einige vorläufige Mitteilungen über diese polymorphe
Gattung. Für die schweizerische Floristik sind von be-
sonderem [nteresse die Verbreitungsverhältnisse und die
Geschichte des D. suffruticosum Vall. rc. germanicum (Grml.)
Burnat. Die Pflanze wurde von den schweizerischen
und deutschen Autoren lange Zeit mit der Villar’schen
Pflanze, die jedoch in ihrer typischen Ausbildung dem
— D —
westlichen Mittelmeerbecken angehôrt, verwechselt; die
Churer Pfianze ist wohl als eine ôüstliche vikarisierende Art
von D. suffruticosum Vill. aufzufassen. Verfasser ist der
Ansicht, dass diese interessante Pflanze, welche bei Chur
ihre absolute Nordostgrenze erreicht, in der warmen Pe-
riode nach der Eiszeit bei uns eingewandert ist und sich
heute in den nordôüstlichen Kalkalpen, besonders in den
durch den Fühn lokal begünstigten Gebieten, erhalten hat.
Eine grüssere Arbeit des Verfassers über die Gattung
Dorycnium dürfte in diesem Jahre zum Abschluss gelangen,
Rollier, LL. Quelques stations de plantes
rares du Jura, Rameau du sapin, 1898, p. 32, gibt
folgende Pflanzen an:
Centranthus angustifolius DC., am Rüschgraben, derrière
le Weissenstein.
Aynica montana L. Au Sergnion, Montagne du Droit de
Courtelany (Berne).
Srinus alpinus L. Abonde dans la Cluse d'Envelier, sur
les rochers oolithiques (Berne).
Daphne Cneorum L., abondant à la Rothenfluh, près de
Bärschwyl (Soleure).
Orchis coriophora L., découvert par M. Hoffmann (insti-
tuteur à Malleray) dans les prés humides an pied du
Chaumont.
Acorus Calamus L. Fréquent aux Franches- Montagnes,
dans les mares des pâturages: Pen-Claude, Pen-Chapelle,
Saigne-à-l’Aigle, près Lajoux, Genevez (Berne). Je Pai
souvent trouvé en fruits.
Schibler, Dr. W. Wie es Frühling wird in
Davos. Jahrbuch des S, A. C. Bd 32 (1896/97). Ver-
fasser gibt in meteorologischer und botanischer Hinsicht
eine anschauliche Beschreibung des Erwachens der Vege-
tation und eine Aufzählung der Frühlingsflora von Davos.
Schrôter, C. Ueber die Vielgestaltigkeit
der Fichte. Vierteljahrschrift der naturf. Gesellschaft
in Zürich. Bd. 43 (1898), p. 125—250 mit 37 Abbil-
dungen. Eine sehr umfassende Abhandlung, welche sowohl
für den Forstmann, wie auch für den Botaniker von all-
gemeinem Interesse ist, enthält auch viele Angaben über die
zahlreichen Varietäten und Wuchsformen und über beson-
ders interessante Exemplare dieses unseres wichtigsten
Waldbaumes. Die wesentlichen Ergebnisse, insoweit sie
speziell für die schweizerische Floristik von Interesse sind,
hat Verfasser bereits selbst in den «Fortschritten der
schweïizerischen Floristik», Heft VIII (1898) p. 120/121,
zusammengestellt.
Tripet, F.. ‘Une plante nouvelle; pos
la flore suisse (Biscutella cichortifolia Lois).
Bull. de la soc. des sciences nat. de Neuchâtel. Tome XXV
(1897) p. 237/238, beschreibt diese mediterrane Pflanze,
die in Südfrankreich, in Piemont, Toscana, Istrien, Kärn-
then, in Kroatien, Dalmatien und der Herzegowina ver-
breitet ist; in der benachbarten Lombardei ist sie bisher
mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen worden. Die
Pflanze wurde von Tripet am 2. Juni 1897 bei Capolago
im südlichen Tessin entdeckt.
Usteri, A. Führer durch die Quaianlagen
in Zürich. Mit einem Vorwort und Beiïiträgen von C.
Schrôter. Verlag und Druck von Meyer u. Hendess, 1898.
Einen Hauptschmuck Zürichs bilden wohl die Quai-
anlagen, welche in überaus reizvoller, harmonischer Weise
das Seeufer vom Belvoir-Park in Enge bis zum Zürich-
horn in Riesbach umgeben. Bei der Bepflanzung derselben
wurden in gleicher Weise ästhetische wie auch wissen-
schaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt, um dieselben für
Einheimische und Fremde môüglichst genuss- und lehrreich
zu gestalten. Die Vertreter der wichtigsten Holzarten
und Charakterpflanzen dersubtropischen, der temperirten und
arktischen Zone finden sich hier zu môüglichst natürlichen
Gruppen vereinigt. Die Anordnung erfolgte teils nach
geographischen, teils nach biologisch und systematischen
Gesichtspunkten. Das Werkchen enthält 2 Plänchen und
ein vollständiges Verzeichnis des Arboretums, an deren
Hand es auch dem Laien môglich ist, die wichtigsten
fremden, winterharten Gehülze und Zierpflanzen kennen
zu lernen.
Wegelin, H. Die alten Zierpflanzen der
thurgauischen Bauerngärten. Mitteilg.
der thurg. naturforsch. Gesellschaft. Heït VIII (1898),
p. 108—116.
Es ist eine allbekannte 'atsache, dass die seit vielen
Generationen gehegten Pfleglinge der Bauerngärten durch
die Produkte der Handelsgärtnereien, selbst in entlegenen
Ortschaften, mehr und mehr verdrängt werden. Der
Bauerngarten und seine Blumen gehôren aber mit zum
Wesen des Volkes und Landes, Es ist daher ein wohl-
berechtigtes Unternehmen, wenn in den letzten Jahren von
BE LR
verschiedener Seite der Versuch gemacht wird, alles zu
sammeln, was der alte Bauerngarten enthalten hat. Ver-
fasser gibt ein Verzeichnis von 113 Pflanzen, welche in
der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts in den Dortf-
gürten Thurgaus allgemein verbreitet waren, nebst ihren
gebräuchlichen, volkstümlichen Namen.
Wetterhan, David Zum Botanisieren jm
Alpenlande. Mitteilungen des badischen bot. Ver-
eins 1898, Nr. 157—158, Bd, III, p, 53—62, enthält einige
anzichende Wanderskizzen, von denen wir besonders die-
jenige von Ragaz durch das Prättigau und über Davos
zum Flüelahospiz erwähnen, wobei die geographischen
Verbreitungsverhältnisse der beobachteten Pflanzen oft
recht ausführlich besprochen werden,
Wolf, FE. 0. FloristischeMiscellaneen
aus dem Wallis LL mit Photographie der Viola pa-
chyrhizoma. Bulletin des travaux de la Murithienne, fase.
XXVI, année 1897, p. 256—264.
Da die Hochthäler der Alpen vom Botaniker selten schon
jm Mai und Juni besucht werden, kommt es, dass manche
Frübjahrspflanze, welche in einer Hühe von 1200—2000 m
auftritt, sowie deren Verbreitung, bisher wenig beachtet
ist. Aus solchen Exkursionen ergab sich z.B. mehr und
mehr, dass Bulbocodium vernum L. eine Pflanze ist, welche
ihre Hauptverbreitung im Gebirge und nicht in der Rhone-
niederung hat; Wolf fand die Pflanze noch in grosser
Menge bei Arollaz bis 2407 m. Eine Hauptzierde der
Frühlingsflora bilden die Gebirgsveilchen, die zum
Teil interessante Bastarde bilden. Wolf publizie ert 4 neuc
Veilchenbastarde :
V. pachyrhizoma FE. 0. Wolf — V, sciaphila X Thom«-
siana, Alp Arolla, im üstlichen Eringerthal, ca. 2200 m.
Va Riddensis, FE. 0. W of = 7. collina X Farvrati Wäld-
chen bei Tourbillon, in Maragnin, bei Vex und besonders
um Riddes.
V, Sedunensis F. O. Wolf — V. Beraudii X hirta, bei
Branson, Umgebung von Sitten. Brämis, Maragnin, Aproz,
Mont d'Orge.
V. Muretii K. O. Wolf — V. Beraudii XX Favrati, nicht
selten im Wäldchen hinter Tourbillon, sowie auch in
Maragnin und Aproz.
Würtenberger, Th. Phytopalaeontologi-
sche Skizzen. Mitteilungen der thurg. naturfor-
schenden Gesellschaft. Heft XTIT (1898), p. 93—107.
Diese Abhandlung bringt zunächst eine historische
Skizze der Erforschungsgeschichte der Tertiärflora und
der Bezichungen der jetzigen Pflanzenwelt zur Flora der
Molassezeit und gibt dann noch einige interessante An-
gaben über die erweiterte Kenntnis der fossilen Flora
von St. Gallen, Appenzell und Thurgau, seit dem Er-
scheinen der Flora tertiaria Helvetiae 1855—1859 von
O0. Heer.
Die Gesamtzahl der Arten fossiler Pflanzen der
unteren Süsszwassermolasse der Kantone St. Gallen und
Appenzell stellt sich nun auf 117, worunter durch die
Arbeiten von Dr. R. Keller 47 Arten für dieses Gebiet
neu nachgewiesen wurden.
Auch im Kanton Thurgau wurde seit 1860 ein grosser
Reïichtum an Tertiärpflanzen aufgeschlossen; siümtliche
Funde gehüren hier der oberen Süsswassermolasse an, be-
sonders ergiebig waren Tägerweiïlen mit 134 Arten
und Bernraiïn bei Emmishofen mit 67 Species. Heer
kannte für den Thurgau nur 27 fossile Pflanzen. Die beiden
obigen Lokalitäten allein ergeben schon 201 Arten, mithin
ein Zuwachs von 174 neuen Funden.
Würtenberger, Th Der tertiärcecKasta-
nienbaum von Kreuzlingen. Mitteilungen
der thurgauischen naturforschenden Gesellschaft, Heft XIIT.
p. 137 (1898) gibt einen kurzen Auszug aus einem Vor-
trage von Th. Würtenberger an der Jahresversammlung
der Gesellschaft in Kreuzlingen am 16. Oktober 1897.
Zahler, Hans. Die Krankheit in Volks-
glauben des :Simmenthaldltes.“Dissert (Berne
1
Diese Inauguraldissertation von mehr ethnographi-
schem Interesse enthält auch einen Abschnitt (p. 55—83)
über. vedie/ Pilanzen-in der Volksmediza1ne
Der Kräuterglaube der Gegenwart beruht wohl nur noch
zum kleineren Teil auf unverfälschten Volksansichten, er
ist vielfach durchsetzt von dem, was die Gelehrten frü-
herer Jahrhunderte und der Gegenwart über Charakter
und Wirkung der Kräuter geschrieben haben. Um so
wichtiger wird es sein, diese letzten Trümmer zu samnieln,
bevor es zu spät ist. Die Pflegstätte dieser Heïlpflanzen ist
der Bauerngarten, dem ja neuerdings auch wieder von
ethnographischer und botanischer Seite grôüssere Aufmerk-
samkeit geschenkt wird, aber ein grosser Teil dieser
Pflauzen der Volksmedizin wird nie kultiviert, sondern
immer frisch eingesammelt. In welcher Weise diese Heil-
AS OT NA
pflanzen im Simmenthal verwendet werden, bald zu Heil-
zwecken, bald als Amulet, um Krankheïten abzuhalten,
darüber geben uns diese Zeilen reichhaltigen Aufschluss.
V. Biographisches.
Brunner, Friedrich. (1821—1898). Apotheker v.
Diessenhofen (Nekrolog und Verhandlungen der schweiz.
naturforschenden (resellschaft, 81. Jahresversammlung
Bern 1898, p. 313 —317), ein gründlicher Kenner der
schweizer, und süddeutschen Flora, ein Muster gründlicher
und gewissenhafter Arbeit ist sein «Verzeichnis der in der
Umgebung von Diessenhofen wild wachsenden Pflanzen».
Pasquale, Conti, 1874—1898. Nachruf von R. Cho-
dat. Bulletin de l’herbier Boissier VI (1898) p. 840.
Unmittelbar vor Abschluss seiner Studien fiel der
junge, talentvolle Botaniker P. Conti von Lugano, am 2.
August 1898, der heimtückischen Lungenschwindsucht zum
Opfer. Seine ausgezeichnete Arbeit «Classification et dis-
tribution des espèces européennes du genre Matthiola», Bul-
letin de l’herbier Boissier V (1897), berechtigte zu grossen
Hoffaungen, leider sind dieselben nun nicht in Erfüllung
gegangen. Doch hoffen wir, dass wenigstens seine Mo n o-
graphie der Gattung Matthiola, welche Conti
noch als Dissertationsschrift der Universität Genf ein-
reichte, bald im Druck erscheinen werde.
Schuppli, Melchior, (1824—1898), Direktor der neuen
Mädchenschule in Bern (Nekrolog in Verhandlungen der
schweizerischen naturforschenden (Gesellschaft, 81. Jahres-
versammlung, Bern, 1898, p. 334—336), war auch ein
grosser Pflanzenfreund und feiner Beobachter. Eine Zu-
sammenstellung seiner botanisch floristischen Publikationen
bringt dieser kurze Nekrolog von J. H. Graf.
VI. Verschiedenes.
Barbey, W. Une munificence botanique. Bulletin de
l’herbier Boissier. T. VI (1898), p. 345—347.
Durch Vermächtnis von P. Plantamour-Prévost geht
das prächtige Landgut «Mon Repos» bei Genf in den Be-
sitz dieser Stadt über. Die wundervolle Besitzung ist in
reizender Lage am See gelegen, sie soll nach dem letzt-
willigen Wunsche des Gebers zur Aufnahme des botani-
schen Gartens und des Herbier Dellessert dienen.
—)
L-
&
Briquet, J. «Les ressources botaniques de Genère».
Broch. 8°. (extr. de la Suisse universitaire, janvier et
février 1897).
Britton, N. L., PBotanical Gardens (Bullet. of the
New-York bot. Garden, vol. I, Nr. 2 (1897), bringt auch
einige Angaben über schweizerische bot. Gärten.
Burnat, E. Nofes sur les jardins botaniques alpins.
Bulletin de la société Murithienne, année 1897. Appendice.
Mit 2 Briefen von Christ und Briquet über denselben
(Gegenstand.
Nach einem kurzen Ueberblick über die Gründungs-
geschichte der in den 80er Jahren im Wallis und in den
Waadtländer - Alpen angelegten Alpengärten Zzeigt Ver-
fasser, dass der wissenschaftliche Wert derselben in
keinem Verhältnis zu deren bedeutenden Anlage- und Un-
terhaltungskosten steht. Ein sorgfältig angelegtes Her-
barium besitzt immer ungleich grôssern wissenschaftlichen
Wert. Solche Gartenanlagen sind mehr im Interesse der
Fremdenindustrie und der Handelsgärtner
und sollten daher einerseits von Verkehrsvereinen, Hotel-
besitzern und Handelsgärtnern angelegt und unterhalten
werden. Wissenschaftlichen Wert künnen sie nur unter
der Leitung geschulter Botaniker und in direkter Verbin-
dung mit einem botanischen Institut, das über die nütigen
Hülfsmittel verfügt, bekommen; damit sind aber finanzielle
Anforderungen verbunden, welchen weder die Murithienne
noch l’Association de la protection des plantes gewachsen
sind (siehe auch: XXXVITe réunion de la Murithienne in
Bulletin des travaux de la Murithienne, fase. XXVI, pag.
218—281).
Funfter Bericht
der
zürcherischen botanischen Gesellschaft.
1896—1899.
I. Ueberblick.
Vorliegender Bericht erstreckt sich vom Winterhalb-
jahr 1896 bis Anfang März 1899, umfasst also 2'/2 Vereins-
jahre. Da die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, dass
im Sommer die Beteiligung der Sitzungen sehr zu wünschen
übrig liess, so finden nun die Sitzungen jeweilen nur im
Winter, von Ende Oktober bis Anfang März statt. Von
der Veranstaltung von Exkursionen im Sommer mussten
wir Umgang nehmen, weil die leitenden Kreise durch die
offiziellen Exkursionen von Universität und Polytechnikum
in dieser Hinsicht schon sehr in Anspruch genommen sind
und es ja auch Nichtstudierenden môglich ist, sich den-
selben anzuschliessen. Herr Dr. H. Schellenberg hatte in-
dessen die Güte, die Gesellschaft durch das Versuchsfeld
der eidgenüssischen Samenkontrollstation in Zürich-Ober-
strass zu führen; für die vielfachen Belehrungen, die uns
auf diesem interessanten Gange zu teil wurden, sprechen
wir ihm hiemit unsern verbindlichsten Dank aus.
Der Besuch der Sitzungen im Winter war meistens
recht befriedigend. Der Verein zählt z. Z. 66 Mitglieder,
wovon mehrere ausserhalb Zürich, ja sogar in andern Kan-
tonen wohnen. Nicht selten hatten wir'die Freudè, unsere
Mitglieder von Wädensweil, Dübendorf und Luzern an-
wesend zu sehen. Die Sitzungen finden Donnerstag, alle
14 Tage, auf Zimmerleuten statt, so dass wir uns jeden
Winter an 8—10 Abenden zusammenfinden. Die Sitz-
ungen wurden jeweilen von 8—33 Mitgliedern besucht,
ôfters hatten wir auch Gelegenheit, Gäste bei uns zu sehen.
1
Einen grossen Genuss bereitete uns der Vortrag des Präsi-
denten der schweiz. bot. Gesellschaft, Hrn. Dr. H. Christ aus
Basel, über die Farnkräuter der Erde; Herr Prof.
Westermaier von Freiburg(Schweiz) beehrte uns ebenfalls mit
einem Vortrag über die morphologischen Differen-
zierungen am Phanerogamenembryo. Wir sprechen
den beiden Herren für ihre vielfachen Anregungen und Be-
lehrungen auch hier nochmals unseren herzlichsten Dank
aus und hoffen, dass es auch künftig môglich sein wird,
auswärtige Botaniker, die nicht unserm Vereine angehôren,
zu einem Vortrage zu gewinnen. Als ein erfreuliches Zeichen
darf es wohl bezeichnet werden, dass in den letzten Jahren
die Zahl der Autoreferate grôsser ist als früher. Diese
Thatsache zeigt uns, dass die aktive Bethätigung unserer
Mitglieder an der Erforschung unserer einheimischen Flora
und an der Lüsung von allerlei botanischen Fragen von
allgemeinerem Interesse entschieden zunimmt. Der Vorstand
ist stets bemüht, die Sitzunger durch môglichst gleich-
mässige Berücksichtigung aller Zweigdisziplinen der Botanik,
sowie durch eine stete Abwechslung von Vorträgen, Refe-
raten, Demonstrationen und kleineren Mitteilungen anregend
zu gestalten. Dass das Interesse nicht fehlt, bezeugen
auch die Diskussionen, die fast stets zu einem recht leb-
haften Gedankenaustausch Veranlassung gaben. Eine zu
Gunsten des Vereins veranstaltete Gant ergab den schünen
Betrag von Fr. 96.—.
Im Anschluss an einen sehr lehrreichen Vortrag von
Dr. 0. Nägeli über die Flora von Nord-Zürich wurde
von der Gesellschaft beschlossen, eine neue Flora des
Kantons Zürich auszuarbeiten. Zur Ausführung sind vor-
läufig 5 Jahre in Aussicht genommen. Das 5-gliedrige
:edaktionskomitee besteht aus den Herren Dr. R. Keller in
Winterthur. Dr. med. O0. Nägeli, Dr. M. Rikli, Prof. Dr.
H. Schinz und Prof. Dr. C. Schrüter. Wie sich diese Kom-
mission die Anlage und Ausarbeitung dieser Flora denkt,
darüber hat sie im vergangenen September an die Mitglie-
der der Gesellschaft ein Zirkularschreiben erlassen, das wir
hier nochmals zum Abdruck bringen, indem wir hervorheben,
dass die in dem Programm erwähnten Drucksachen') von
1) Zwei Musteretiquetten, eine Kartenskizze des Kantons
Zürich zum Einzeichnen der geographischen Verbreitung
wichtiger Florenelemente, eine Anleitung zum Beobachten
kritischer Genera und eine Beschreibung von Bromus erectus
Huds. als Probe, wie wir uns die Abfassung des speziellen
Teils im einzelnen denken.
Fachgenossen und Interessenten durch die Mitglieder der
Kommission bezogen werden künnen.
A. Allgemeiner Teil.
I. Die Natur des Gebietes (Boden und Klima).
1. Geographie. 2. Geologie. 3. Meteorologie.
IL. Die Pflanzendecke in ihrem gegenwärtigen
Zustand.
1. Pflanzengeographische Gliederung des Gebietes
in horizontaler und vertikaler Richtung.
. Die natürlichen Pflanzengenossenschaften.
. Die landwirtschaftliche Kultur.
Die Forstwirtschaft.
Die Bauerngärten.
. Die Ziergärten und ‘Parkanlagen.
IL. Die Geschichte der Vegetation.
1. Die geologische Geschichte bis zur Eiszeit.
2. Die Einwanderung von Florenelementen seit der
Eiszeit.
3. Die Pflanzendecke unter demEinfluss des Menschen.
ie Veränderungen in der spontanen und sub-
1 Qt He 9 D
spontanen Flora.
b) Landwirtschaftsgeschichte. Einführung von
| Kulturpflanzen.
c) Forsitgeschichte.
IV. Geschichte der Erforschung der Zürcher-
flora.
V, Litteraturverzeichnis (eventuell Anhang: Volks-
botanik).
B. Spezieller Teil.
VI. Kritische Flora und Standortsverzeichnisse
nach folgenden Gesichtspunkten :
a) Anordnung nach der Synopsis von Ascherson
| und Gräbner.
b) Nomenklatur nach den Berliner Regeln.
| c) Umfang der Flora: Grenzen des Kantons Zürich.
(Grenzpflanzen in Kleindruck.)
Bei jeder Pflanze ist anzugeben:
1. eine ausführliche Piagnose mit den Varietäten
und Formen.
2. Natur des Standortes.
3. Vergesellschaftung, Begleitpflanzen.
4. Bodenansprüche :
«) Geolog. Unterlage. 7) Feuchtigkeit.
8) Düngungszustand. d) Humusgehalt.
5. Blüte- und Fruchtzeit.
6. Häufigkeitsgrad.
7. Hôhenverbreitung.
8. Verbreitungsverhältnisse :
a) Florenelement.
fn) Allgemeine Verbreitung.
\ €) Verbreitung in der Schweiz.
| d) Verbreitung im Kanton Zürich nach Lokali-
täten.
a) Anordnung erfolgt nach den aufzustellen-
den pflanzengeogr. Gebieten, immer in
der gleichen Reïhenfolge.
8) Schreibweise nach dem Siegfriedatlas.
y) Angabe des Finders bei jeder Lokalität.
d) Angabe der Kontrolle (!)
<) Frühere und zweifelhafte Lokalitäten.
9. Wirtschaftliche Bedeutung.
Da der allgemeine Teil gewissermassen die Resultate
des speziellen Teils in übersichtlicher Weise zusammen-
fassen wird, so kann dessen Verôffentlichung naturgemäss
erst nach Abschluss des speziellen Teiles erfolgen.
Diesem Schreiben legen wir bei: Zwei Musteretiquetten,
eine Kartenskizze des Kantons Zürich zum Einzeichnen der
geographischen Verbreitung wichtiger Florenelemente, eine
Anleitung zum Beobachten kritischer Genera und eine Be-
schreibung von Bromus erectus Huds. als Probe, wie wir
uns die Abfassung des speziellen Teils im einzelnen denken.
Als Sammelstelle zur Expedition der einlaufenden
Materialien wurde Herr Ing. Keller, Lavaterstrasse 66,
Verwalter des Herb. der zürch.botan. Gesellschaft bezeichnet.
Sehr wünschenswert wäre auch die Einsendung von Beleg-
exemplaren durch die Sammler und zwar sollten womôüglich
jeweilen fünf vollständige Belegexemplare aufgelegt werden.
1. Für das Museum der Universität Zürich unter der
Direktion von Prof. Dr. Hans Schinz. Dieses
Institut hat das erste Anrecht auf die Belegpflanzen ;
es legt zu diesem Zwecke ein spezielles Herbarium
des Kantons Zürich an.
Für das Herb. helveticum des eidg. Polytechnikums.
Für das Herb. der zürch. botan. Gesellschaft.
Für den Bearbeiter des Genus.
>. Für den Sammiler.
Für die Bearbeitung der kritischen Genera
sind bereits eine Reihe ausgezeichneter Kräfte gewonnen
worden. Es ist das Bestreben der Gesellschaft, eine müg-
lichst vollständige Arbeit zu publizieren, deshalb ist es uns
sehr daran gelegen, womôglich alle Fachgenossen und
TH UN)
2
A
Interessenten unseres Kantons zur Mitarbeit heranzuziehen.
Damit auch der Anteil der Mitarbeiter vollständig gewahrt
werde, soll jeweilen bei den Standortsangaben auch der
Gewährsmann aufgeführt werden.
Wir môchten Sie hiemit freundlich einladen, unser
Unternehmen nach Ihren Kräften zu unterstützen, damit ein
Werk zu stande kommt, das allen berechtigten Anforde-
rungen entspricht und gewissermassen als ein Kompendium
des bot. Wissens vom Kanton Zürich am Ende des XIX. Jahr-
hunderts gelten darf. Zu weiteren Mitteilungen in dieser
Angelegenheit sind wir stets gerne bereit.
Hochachtungsvoll
Im Namen der zürch. bot. Gesellschaft:
Die Kommission für die ,, Zürcherflora.
Der Vorstand setzt sich gegenwärtig wie folgt zu-
sammen :
Präsident Herr Dr. M. Rikli.
Vizepräsident , Dr. J. Morgenthaler.
Aktuar MMA USiCrT:
Rechnungsführer , A. Rau.
Herbariumwart , Ingenieur Keller.
Als Rechnungsrevisoren wurden ernannt die Herren
Apotheker Weber und Prof. Hartwich. Infolge eines Woh-
nungswechsels sah sich Herr R. Rau veranlasst, von der
Verwaltung des Vereinsherbars zurückzutreten. Herr
Ingenieur Keller übernahm dasselbe in zuvorkommendster
Weise; dasselbe ist nun in dessen Wohnung, Lavaterstr. 66
Enge, aufgestellt. Ueber die langjährige aufopfernde Thätig-
keit von Herrn R. Rau als Herbariumwart giebt uns der
Bericht von Ingenieur Keller Aufschluss. Wir sprechen
aber Herrn Rau auch hier unsern herzlichsten Dank aus.
Für die zürch. botanische Gesellschaft:
Der Präsident: Dr. M. Rikli.
Zürich, den 1. April 1899.
II. Bericht über den Stand des Gesellschafts-
Herbariums am Schluss des Jahres 1898.
In der Sitzung der botanischen (Gesellschaft vom
8. November 1892 wurde beschlossen, das Herbar des ehe-
maligen botanischen Kränzchens, welches nur Pflanzen aus
dem Kanton Zürich enthielt, weiter zu führen, in der Mei-
nung, dass ein môglichst vollständiges Schweizerherbarium
anzulegen sei, ohne jedoch ausländische Pflanzen zurück-
zuweisen.
Als ferner liegendes Ziel wurde die Anlage eines
Typenherbariums und eines Spezialherbariums der Flora
der Schweizerseen in Aussicht genommen.
Während das ,Schweizerherbarium“ in den abgelaufenen
6 Jahren in sebr erfreulicher Weise angewachsen ist, sind
die andern vorerwähnten Aufgaben bisher nicht an Hand
genommen worden.
Den Anfang des Gesellschaftsherbariums bildeten zirka
300 Bogen des vom ehemaligen botanischen Kränzchen
überlassenen Herbars.
Das Jahr 1893 verzeichnet neben andern Namen als
Geschenk des Hrn. Dr. Stebler zirka 200 Bogen der Gräser-
sammlung von Stebler und Schrôter.
Den Hauptzuwachs erhielt das (esellschaftsherbarium
im Berichtsjahre 1894/95; in welchem die Herren Bretscher,
Ruhoff und Pillichody ihre Sammlungen dedizierten, wäh-
rend von andern Seiten her, namentlich auch von den
Herren Graveur Hanhart und Lehrer Rau erhebliche Ge-
schenke eingingen.
Am Schluss des Jahres 1898 besteht das Herbarium
For
im Totalen aus 5357 Spannblättern,
wovon 2105 Blätter auf den Kanton Zürich, 3235 Blätter auf
die übrige Schweiz (inklusive Hohentwiel) und 17 Blätter auf
das Ausland (10 Italien, 6 Deutschland, 1 Frankreich) ent-
fallen.
Das Gesellschaftsherbarium ist nach der Exkursionsflora
für die Schweiz von A. Gremli (siebente Auflage) geordnet,
welche in runden Zahlen 130 Pflanzenfamilien, 700 Gattungen,
2700 Arten bezw. 4100 Arten inklusive Formen, Bastarde etc.
aufweist.
Diese Zahlen sind genau genug, um als Grundlage für
die Berechnung der Prozentsätze des gesammelten zum noch
ausstehenden Material zu dienen.
Das Gesellschaftsherbarium enthält nun :
120 Familien oder 92°, 569 Gattungen oder 81°,
1666 Arten oder 62% bezw. 1800 Arten inklusive Formen,
Bastarde etc. oder 44°%% der ,im Gremli* aufgeführten
Pflanzen.
Die dem Kanton Zürich entstammenden Pflanzen re-
präsentieren 108 Familien, 443 Gattungen, 983 Arten bezw.
1019 Arten inkl. Formen, Bastarde etc.
Im Herbarium sehr schwach vertreten sind die Gat-
tungen :
Papaver, Fumaria, Sisymbrium, Erysimum, Draba,
Sagina, Cytisus, Rubus, Rosa, Sempervivum, Peucedanum,
Inula, Filago, Leontodon, Tragopogon, Crepis, Hieracium,
Verbascum, Euphrasia, Orobanche, Mentha, Thymus, Cheno-
podium, Atriplex, Rumex, Salix, Gladiolus, Iris, Gagea und
Botrychium.
Gar nicht vertreten sind die Gattungen:
Atragene, Myosurus, Callianthemum, Isopyrum, Epime-
dium, Matthiola, Hesperis, Hugueninia, Eruca, Clypeola,
Petrocallis, Cochlearia, Teesdalea, Aethionema, Euclidium,
Myagrum, Laelia, Cucubalus, Heliosperma, Spergularia,
Buffonia, Elatine,Radiola,Androsaemum,Dictamnus, Zizyphus,
Paliurus, Ulex, Glycyrrhiza, Ornithopus, Cicer, Amygdalus,
Persica, Punica, Isnardia, Ceratophyllum, Peplis, Montia,
Corrigiola, Illecebrum, Telephium, Polycarpon, Opuntia,
Trinia, Helosciadium, Ptychotis, Kalcaria, Sison, Ammi,
Sium, Oenanthe, Cnidium, Trochiscanthes, Ligusticum,
Levistieum, Archangelica, Anethum, Tordylium, Molopos-
permum, Bifora, Coriandrum, Cephalaria, Micropus, Rud-
beckia, Carpesium, Doronicum, Echinops, Silybum,Onopordon,
Kentrophyllum, Crupina, Xeranthemum, Arnoseris, Thrincia,
Helminthia, Podospermum, Adenophora, Diospyrus, Olea,
Jasminum, Pleurogyne, Lyeium, Nicandra, Nicotina, Anar-
rhinum, Lindernia, Limosella, Lavandula, Micromeria,
Melissa, Hyssopus, Nepeta, Marrubium, Chaïiturus. Centun-
culus, Hottonia, Cortusa, Samulus, Litorella, Amarantus,
Albersia, Polyenemum, Celtis, Morus, Ficus, Vallisneria,
Hydrocharis, Sagittaria, Najas, Calla, Anacamptis, Himanto-
glossum, Aceras, Limodorum, Frittilaria, Asphodelus,
Hemerocallis, Fimbristylis, Elyna, Kobresia, Mibora, Gastri-
dium, Cupressus, Thuja, Pilularia, Marsilia, Isoëtes, Gymno-
eramme, Woodsia.
Nachfolgendes Donatoren-Verzeichnis giebt die Namen
der gütigen Geber, denen auch an dieser Stelle der beste
Dank ausgesprochen seï.
Donatoren-Verzeichnis.
NB. Die neben den Namen stehenden Zahlen geben die
Anzahl der dedizierten Spannblätter an:
Herr Hanhart, Graveur, Herr Ruhoff, E., Assi-
Zürich 892 stent, Zürich 620
» Bretscher, Lehrer, , Schinz, Rudolf,
Zürich 376 Zürich 528
» Pillichody, À. Hal ROD- behrer,
Yverdon 686 Zürich 491
Herr Stebler u. Schrôüter, Herr Schinz, Hans, Prof.
Gräsersammlung 384 DreZüricn AT
. Keller, Ingenieur, Name fehlend 16
Zürich 201 | Herr Jäggi, Prof., Zürich 10
» Benz, Ed. Lehrer, , Lehmann,K. Zürich 6
Wernetshausen DD Graf 3
» Siegfried, Hans, » Käser, Fr. Lehrer,
Bülach 89 Zürich 5
, Bahnmaier 63 » Lohbauer, A. Zürich 3
» Mollet, E,, Zürich, aMebertJ iris
jetzt Bendlikon 36 » Eggler 2
EI Mart Dr: » Läüscher, Herm.,
Zürich D3 Zofingen 2
ra Tavel Er tDTs » Pestalozzi, Friedr.
Zürich »0 Zürich 2
“tSchrôüter, C;rProf. ,s Wintsch, Lehrer,
Dr., Zürich 99 Zürich 2
AriCulmann, PS Dr: » Hug, Otto, Winter-
Zürich 29 thur jÙ
+» Wolfensberger, R. » Mariani, Professor 1
Lebrer, Zürich 29 » Schrôter, L. Zürich 1
» Aubert, Professor, » JL. Treninfels,
Sentier 24 O1SYE: 1
so WolésEsi0. Prof: aNilczek "EE. 2ProE:
Sitten 18 Lausanne 1
Total 5357 Spannblätter.
Wenn auch nach dem Gesagten noch viel zu thun übrig
bleibt, um zu einem vollständigen Schweizerherbarium zu
gelangen, so enthält doch die jetzige Sammlung schon viel
wertvolles Material.
Weitaus der grôüsste Teil der Exemplare zeichnet sich
durch sorgfältige Behandlung beim Pressen aus.
Dagegen muss leider konstatiert werden, dass die Eti-
quettierung eines Teils der Pflanzen sehr zu wünschen übrig
lässt, sollten doch immer bei jedem Exemplar zum mindesten
die folgenden Angaben enthalten sein:
1. Name der Pflanze; 2. Fundort (geographisch), wobei
Ortsnamen, welche in der Schweiz wiederholt vorkommen,
durch Angabe des Kantons bezw. der Gemeinde etc. näher
präzisiert werden sollten; 3. Natur des Standortes; 4. Hôühe
des Standortes über Meer in Metern; 5. Monat und Jahr
des Fundes; 6. Name des Finders.
Gegenwärtig ist eine genaue Durchsicht des Herbariums
im Gange, um die ziemlich zahlreichen fehlerhaften Bestim-
mungen richtig zu stellen.
Indem hiemit an die weitere Freigebigkeit der Mit-
glieder der botanischen Gesellschaft von Zürich in erster
Linie und auch weiterer befreundeter Kreise appelliert wird,
sei noch bemerkt, dass der Herbariumwart ermächtigt ist,
auf Verlangen jeder Zeit den gütigen Donatoren sowohl
gedruckte Etiquetten, als auch Spannblätter in gewünschter
Zahl zur Verfügung zu stellen.
Noch sei die erfreuliche Mitteilung beigefügt, dass neue
Beiträge für das Herbarium seitens der Herren Sekundar-
lehrer Meister in Dübendorf, Graveur Hanhart in Zürich,
Dr. Schellenberg in Zürich und Lehrer Hool in Luzern
teils in nächster Zeit bevorstehen, teils für das Jahr 1899
in Aussicht gestellt worden sind.
Laut Beschluss in der Sitzung vom 8. Dezember 1898
wurde das Gesellschaftsherbarium, welches zur Zeit in der
Wohnung des Herrn Ingenieur Keller, Lavaterstrasse Nr. 66,
Zürich-Enge, aufgestellt ist, für 2000 Fr. in der Schweize-
rischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft gegen Brand-
schaden versichert.
Die Benützung der Sammlungen der zürcherischen
botan. Gesellschaft ist durch Reglement vom 21. Juli 1895
geordnet.
Schliesslich sei noch dem bisherigen Herbariumwart,
Herrn Lehrer Rau, welcher dieses Amt während 6 Jahren
in bester Weise besorgt hat, der wärmste Dank der Gesell-
schaft für seine aufopfernde Thätigkeit ausgesprochen.
Im Auftrag der Herbar-Kommission:
Ingenieur Xeller.
a Moi
III. Rechnung über Kassa und Herbar-Fonds
der
zürcherischen botanischen Gesellschaft
a) 1. August 189,6 bis 51. Juli 1897.
A. Kassa. Einnahmen:
Uebertrag Fr. 129. 16
Versteigerungen, Schenkung . . . . . , 21.20
Jahresbeiträge 52h Jun. Nat SR MES
Fr. 334. 28
Ausgaben:
Drucksachen Fr. 200. —
Honorare se ee CR PE TRE A
AREUALIAL TE AN PSN ET RR T
INSETATE 7 EAPANE EN ONE RTE D PRET RS
Frankaturen und Diverses ren Rene)
Fr. 299. 10
Aktiv-Saldo , 35.18
Fr. 334. 28
B. Herbarfonds. Einnahmen: Saldo Fr. 28.95
Ausgaben: Fr. 4.—
Aktiv-Saldo ,, : 24.95
Fr... 28:%
b) 1. August 1897 bis 31. Juli 1898.
A. Kassa. Einnahmen:
Aktiv-Saldo Fr. 35.18
Jahresbeitrane"s 2 2 PE PE RS BIS
TÜCLVETEULUNE TTC ee NT Eten 6. 60
Gant 7 CN SOUS PEN RE ON AE
Geschenk 2 PTE REC EP RE 5. —
Fr. 324. 10
Ausgaben:
Drucksachen RES Re Tr ot CET NI08 200
Hoônorare =. re ee TR RE A DURE
AKTUATIAL 5 TAC ME MR RE REC 8.
Diverses . . ne der UE OS EN EL
Retour-Mandate
cRuur
AN & D
Aktiv-Saldo 1
B. Herbarfonds. Aktiv-Saldo Fr.
Verlegung des Herbars PRE
Aktiv-Saldo auf neue Rechnung Fr. 17.95
Zürich, 1. Aug. 1898. Der Rechnungsführer: Rob. Rau.
»
Ni —
IV. Auszug aus dem Protokoll.
*— Autoreferate folgen am Schluss.
I. Wintersemester 1896/97.
Sitzung vom 13. November 189,6.
Dr. Schellenberg spricht über Dr. W. Areschougs Bio-
logie der geophilen Pflanzen.
Prof. Dr. C. Schrôüter: Die Gewinnung des Palmweines
in Malabar, mit Demonstrationen. Die dabei zur An-
wendung kommenden Werkzeuge sind: Ein Messer zum
Aufschneiden der Spatha, ein aus der Blattscheide ver-
fertigtes (refäss zum Auffangen des Saftes, ein sog. Klopt-
holz und zwei Coïrseile zum Erklettern der Palmen.
Sitzung vom 26. November 18%.
Prof. Dr. C. Schrüter demonstriert:
a) Epipogon aphyllum, eine aus dem Flimser-Wald stammende
blatt- und wurzellose saprophyte Orchidee.
b) eine Photographie von Picea excelsa Lk. var. columnaris
Carrière.
c) Japanesische Malereien auf Papier von Aralia papyrifera.
d) eine Abbildung einer Podostemacee aus Guyana, Mourera
fluviatilis, mit roten, senkrecht aus dem Wasser empor-
ragenden Blütenständen.
e) ein interessantes Seegras (Cymodocea antarctica) aus
Tasmanien.
A. Usteri, Landschaftsgärtner : Strauchige Spiräen unserer
Gärten*.
Dr. M. Rikli: Vegetationsbild des Kantons Tessin*,
Sitzung vom 10. Dezember 18%.
Prof. Dr. Bachmann spricht über den ersten Abschnitt
des neulich erschienenen Werkes von Klebs: Physiologie
der Fortpflanzung bei Algen und Pilzen.
H. Badoux, Assistent: Ein unter besonderen Verhältnissen
gewachsener Zweig von Glycine sinensis*. Mitteilung
über einen auf Acer Pseudoplatanus vorkommenden Pilz
(Rytisma acerinum}*.
Süzung vom 14. Januar 1897.
Prof. Dr. Hartwich: Maté Thee.
H. Badoux, Assistent: Versuche über Einfluss der Saat-
zeit und Korngrüsse der Waldsämereien*.
Prof. Dr. C. Schrôüter demonstriert:
a) Japanesisches Bambuspapier.
b) einen Fichtenzweig mit eigentümlicher Anordnung der
Spaltôffnungen. Siehe C. Schrôter: ,Ueber die Vielge-
=
staltigkeit der Fichte.* Vierteljahrsschrift d. zürch. naturf.
Gesellschaft 1898.
Sitzung vom 28. Januar 1897.
Prof. Westermaier von Freiburg spricht über Morpho-
logische Differenzierungen am Phanerogamenembryo:
publiziert in: Compte rendu du 4me Congrès scientifique
internationale des catholiques à Fribourg 1898.
Prof. Dr. C. Schrôüter: Demonstration der Photographie
einer prachtvollen Eibe am Gerstler bei Burgdorf.
Sitzung vom 11. Februar 1897.
Dr. Burri: Die Bakterien des Düngers und des Bodens in
ihrer Beziehung zur Pflanzenernährung; siehe schweiz.
landwirtschaftl. Centralblatt 1897, pag. 137.
Prof. Dr. Hartwich macht eine Mitteilung über Trapa
natans, welche nach Ansicht des Referenten in dem
jetzt nicht mehr existierenden Tuggenersee (zwischen Buch-
berg und der Ortschaft Tuggen) vorgekommen ist.
Dr. Maurizio referiert:
a) Ucber ein neues biologisches Werk von Deloges.
b) Ueber einige den Gewächshauspflanzen gefährlich wer-
dende Algen. Archives des sciences physiques et naturelles.
Quatrième période t. VI, nov. 1898.
Prof. Dr. C. Schrôter spricht
a) Ueber das .,Burgunderblut des Murtnersees“, das von
einer pelagischen Alge, Oscillatoria rubescens, herrühbrt.
b) Demonstriert Kolben eimer verbänderten Maisvarietät aus
Amerika (Zea Mays L. var. acuminata Kôrneck. f. fasciata
Schr.) Kürner aus einem solchen Kolben wurden auf
dem Versuchsfeld der Samenkontrollstation ausgesät und
ergaben zehn Kolben, von denen zwei wieder deutlich
verbändert waren. Von den übrigen zeigte einer ein ganz
abnormes, morgensternformiges Aussehen: Kuglig, mit
entfernt stehenden, abstehenden, schmalen und spitzigen
Kürnern. Die Züchtungsversuche sollen fortgesetzt
werden.
Sitzung vom 25. Februar 1597.
Prof. Dr. C. Schrôter referiert über die Untersuchungen
Whipples betreffs die Planktondiatomaceen der Bostoner
Wasserreservoire. Der Vortragende weist namentlich auf
die Bedeutung der Planktonkenntnis für die Wasserunter-
suchung hin.
Prof. Dr. Bachmann behandelt unter Vorweisung zahl-
reicher Präparate den zweiten Teil von Klebs ,Physio-
logie der Fortpflanzung*.
= ae
Th. Hool zeigt eine Blüte von Aspidistra elatior.
Prof. Dr. Hartwich spricht über die eigentümliche An-
ordnung der Spaltüffnungen von Drimys Winteri.
IL Wintersemester 1897/98.
Sitzung vom 4. November 1897.
Prof. Dr. Hartwich demonstriert:
a) Tonkabohnen von Dipterix opaca. -
b) Gallen auf den Blättern von Pistacia Terebinthus, welche
durch Einrollen der Blattränder zu Stande gekommen
sind.
Dr. M. Rikli demonstriert einige pflanzliche Rollprodukte :
die am Strande von Viareggio (Toscana) gesammelten
Faserbälle, bestehend aus den verfilzten Gefässbündeln der
verwitterten Blätter von Posidonia oceanica L. sowie grosse
vorzüglich aus Larix-Nadeln gebildete Kugeln vom
Silsersee.
Im Anschluss an die Demonstration von Dr. M. Rikli
über Seebälle wird von Prof. Dr. C. Schrôüter vorge-
wiesen:
1. Anfangsstadien der Seebälle aus Lärchennadeln vom
Silsersee mit einem Torfstück im Centrum, gesammelt
von Prof. Dr. H. Schinz.
Seebälle aus Holzwolle vom .Ufer des Genfersees, ge-
sammelt von Hrn. Moreillon.
Seebälle aus Tierhaaren vom Ufer des Genfersees von
Prof. Forel (Morges).
4. Rollprodukte verschiedenster Art von See- und Meeres-
ufer (abgerolltes Fichtenharz, Scheingerülle aus Lehm
vom Bodensee).
Dr. M. Rikli spricht über ,Windformen der Bäume“
Dieselben treten besonders häufig in Küstengegenden
auf, z. B.in der Bretagne; es werden Photographien von
Pinien aus der berühmten Pineta von Viareggio vorge-
wiesen; die einen zeigen schüne Windformen, andere mehr
im Windschatten gelegene Bäume sind normal. Aber auch
in Binnenlande sind solche Windformen der Bäume (schiefe
Lage der Stämme, Auswachsen der Aeste nach einer Seite,
Absterben des Laubwerkes auf der Windseite, gipfeldürre
Exemplare etc.) nicht selten, so z. B. in der Schweiz im.
Unterwallis bei Martigny.
Prof. Dr. C. Schrôüter demonstriert:
a) Die Früchte von Diospyros Kaki aus Locarno.
b) Springende Bohnen aus Mexiko; es sind das Frucht-
kokken einer Euphorbiacee (Sebastiana pavonina Müll.
1°
C2
= - MA] —
Arg.), in welchen ein Wickler-Räupchen (von Carpocapsa
saltitans Westwood) vom Juli bis zum April des folgen-
den Jahres, d. h. bis zu seiner Verpuppung, Bewegungen
ausführt. Analoge Erscheinungen sind
Früchte von Tamarix spec. mit der Larve eines Käfers
(Nanodes tamaricis) schon im 16. Jahrh. durch Sobelius er-
wähnt.
Gallen auf Quercus Cerris von Neuoterus saltans.
Gallen von Quercus stellata v. A. mit Cynips saltatorius.
Leguminosen-Samen mit Larven von Bruchus.
Medicago-Samen mit Larven von Centorrhynchus.
Früchte von Colliguaya brasiliensis (Euphorbiaceen) aus
Uruguay, mit Larven von Grapholitha motrix.
Dr. M. Rikli erklärt an Hand von Originalplänen das
neue botanische Institut in Basel.
Sitzung vom 18. November 1897.
Dr. Nägeli: Neue Standorte seltener Pflanzen im Norden
unseres Kantons*.
Dr. Schellenberg: Mollinia coerulea, vide: ,Berichte der
schweiz. bot. Gesellschaft, Heft VIT 1897*.
E. Wocke, Obergärtner, demonstriert Asplenium Serpen-
tini, eine Varietät von Asp. Adiantum nigrum.
Prof. C. Schrôter spricht über Juniperus communis
var.: thyiocarpos, vom Gehren bei Dübendorf, eine
eigentümliche Form unseres gemeinen Wachholders ; siehe
auch Bemerkung in Ascherson-Gräbner: ,Synopsis der
mitteleuropäischen Flora“, Bd. I (1896—98) pag. 24.
Sitzung vom 2. Dezember 1897.
Dr. Nägeli entwirft ein Programm zur , Flora des Kantons
Zürich“ vide ,Ueberblick“.
Dr. Morgenthaler spricht über Erziehung und Pflege des
Weinstockes im Südtirol und Norditalien; siehe Dr. J.
Morgenthaler: Vom Tridentiner Weinbaukongress, Studien
über den Weinbau im Südtirol, Norditalien und im Tessin.
Verlag von E. Speidel. Zürich 1899.
Meister referiert über Utricularia, unter Vorweisung eines
reichen Herbarmaterial.
Sitzung vom 16. Dezember 1897.
H. Badoux: Die grüssten Bäume Zürichs, vide Anhang IT
des ,Fübrers durch die Quaianlagen“ von A. Usteri.
Ing. Keller spricht über die von ihm in der Schweiz
ausgeführten Exkursionen und über sein Herbarium.
Ant
Sitzung vom 13. Januar 1898.
A. Usteri, Landschaftsgärtner. KEinige wenig bekannte
Ziergehülze.
Prof. Dr. Hartwich: Cibotiumarten als Heïilmittel.
Prof. Dr. C. Schrôter spricht über:
a) Formen der Trapa natans.
b) Palmoxylon Cacunosum.
c) eine neue Form von Habenaria viridis.
Silzung vom 27. Januar 1895.
Dr. Burri: Käsebakterien; siehe ,Aroma bildende Käse-
bakterien im Emmenthaler-Käse“, Centralblatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde Bd. II, 2. Abt. (1897),
pag. 609.
Dr. A. Maurizio: Saprolegniaceen. Une méthode pour
évaluer le nombre de germes de Saprolégniées dans
‘eau et la vase, in Archives des Sc. phys. et nat. Quatrième
période, t. VI, nov. 1898.
Sützung vom 10. Februar 1895.
Dr. Christ: Die Farnkräuter der Erde. Vide das Werk
gleichen Namens. Erschienen 1897 bei G. Fischer in Jena.
Silzung vom 24. Februar 1598.
H. Badoux: a) Neue Entdeckungen auf dem Gebiete des
Waldbaues.
b) Rindenbildungen und Baumscheiben.
III. Wintersemester 1898/90.
Sitzung vom 10. November 1598.
Prof. Hartwich spricht über zwei Cacteen: Anhalonium
Williamsi und A. Lewini; obwohl morphologisch kaum
zu unterscheiden sind die beiden Pflanzen nach ibhren che-
mischen Eigenschaften doch scharf zu trennen.
A. Usteri referiert über eine von ihm an der Riviera ge-
fundene abnorme Erscheinung an Pinus halepensis und
demonstriert Berberitzen mit langgestielten Blättern, welche
als Rücksehlag zur Jugendform zu betrachten sind.
Dr. M. Rikli hält einen Vortrag über: Wallis, Natur und
Volk, besonders eingehend werden nach eigenen Be-
obachtungen die klimatischen und pflanzengeographischen
Verhältnisse, sowie die Kulturpflanzen und bestandbildenden
Bäume berücksichtigt (erscheint separat).
En Tres
Sitzung vom 21. November 1898.
Prof. H. Bachmann von Luzern spricht an Hand eigener
Untersuchungen über Morphologie, Entwicklungsge-
schichte und Biologie von Morteriella van Tieghemi*.
Dr. M. Rikli demonstriert und spricht über zwei neue
Schweizerpflanzen :
a) Tulipa Celsiana, siehe auch Bemerkungen von C. Schrôter
im Berichte d. schweiz. bot. Gesellsch. Heft VIII (1898)
pag. 125.
b) Ranunculus pygmaeus Wahlnbg: Autoreferat im Berichte
der schweiz. bot. Gesellsch. Heft IX (1899).
Sitzung vom S. Dezember 1598.
Dr. Burri spricht über eine neue Krankheit der Kobhl-
arten, welche eigentümlicherweise durch ein Bakterium
verursacht wird (Pseudomonas campestris); schon einige
Zeit in Amerika verheerend auftretend, wurde dasselbe
von Dr. Burri auch in Zürich nachgewiesen: siehe Central-
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde Bd. IL, Teil IT,
pag. 284, 408 und 478.
Ingenieur Keller giebt einen Ueberblick über den Stand
des Vereinsherbars*, siehe Bericht der Herbarkom-
. Mission.
Sitzung vom 12. Januar 1599.
Dr. Winterstein spricht über unsere gegenwärtigen
Kenntnisse der Eiweisskürper.
Dr. M. Rikli entwirft ein Vegetationsbild des periodi-
schen Säckingersees: siehe Bericht d. schweiz. bot. Ge-
sellschaft IX (1899).
Sitzung vom 26. Januar 1599.
Dr. H. Schellenberg giebt an Hand eigener Studien ein
Bild über den Getreidebau im Kanton Graubünden.
Prof. Bachmann von Luzern referiert über Schimpers
neues Werk: ,Pflanzengeographie auf physiologischer
Grundlage.“
Sitzung vom 9. Februar 1899.
Prof. Hartwich demonstriert:
a) Rindenzeuge von Samoa, aus Broussonetia hergestellt,
und giebt einen Ueberblick über die geographische
Verbreitung von Rindenkleidern bei den Naturvôlkern.
b) Samen von Raphia longiflora mit einem ausserordent-
lich harten elfenbeinartigen Endosperm, das gelegentlich
verarbeitet wird.
RU ve
c) Entwicklungsstadien der Dornen von Colletia ferox aus
Süd- Amerika.
Dr. M. Rikli referiert über:
a) E. Ule: Ueber Standortsanpassungen einiger Utricularien
in Brasilien. Bericht der deutschen bot. Ges., Bd. XVI,
pag. 308 (1898).
b) spricht über Fan Stechginster (siehe Bericht d. ‘schweiz.
bot. (es. VIII, 1898), Ulex europaeus, und knüpft daran
einige Betrachtungen über die Herkunft der Schweizer-
flora.
Sitzung vom 23. Februar 1599.
Dr. J. Morgenthaler spricht über den falschen Mebhltau.
Die Geschichte seines Auftretens und seiner Verbrei-
tung in Europa und über dessen Entwicklungsgeschichte.
Silzung vom 9. Mürz 1599.
Nachdem Dr. J. Morgenthaler die verschiedenen Be-
kämpfungsmittel des falschen Mehltau besprochen, ver-
einigt sich die Gesellschaft noch zu einem gemütlichen
Schlussakt mit einfachem Nachtessen auf Zimmerleuten; an
demselben beteiligten sich 19 Mitglieder.
Zürich, 1. April 1899.
Der Aktuar: À. Usteri.
D
re ES LE
V. Autoreferate.
A. Usteri, Landschaftsgärtner.
Die strauchartigen Spiraeaceen unserer Gärten.
Nach einer kurzen Einleitung, in welcher der Referent
die über diesen Gegenstand erschienene Litteratur berührte,
wurde die Einteilung dieser Familie behandelt, wobei der
Vortragende, — trotzdem die Einteilung der Zabelschen
Monographie vieles für sich hat — doch glaubte, sich den
Ansichten Kôühnes (in der ,deutschen Dendrologie‘) an-
schliessen zu müssen. Als Demonstrationsmaterial dienten die
Herbarexemplare des eidg. Polytechnikums und das Privat-
herbarium des Vortragenden.
Von den vier Sektionen dieser Familie konnte die
Sektion Petrophytum Nutt. nicht berücksichtigt werden,
weil dié einzige hicher gehürende Species ($. caespitosa
Nutt.) dem Referenten nicht bekannt und wohl noch selten
in Kultur ist. Die übrigen Sektionen, Chamaedryon, Calo-
spira und Spiriaria waren in Herbarexemplaren reichlich
vertreten.
Bei Chamaedryon wurde darauf hingewiesen, dass eim-
zelne Arten sehr schwer zu unterscheiden sind. Es ist ein-
leuchtend, dass, wenn sich solche Arten mit einer dritten
Species kreuzen, die Produkte einander noch viel ähnlicher
werden müssen, was an Hand der Pflanzen nachgewiesen
wurde. Immerhin ist es bei einiger Uebung und genauer
Berücksichtigung der Unterscheidungsmerkmale der Eltern-
pflanzen môglich, die Bastarde mit ziemlicher Sicherheit
zu deuten.
In der Sektion Calospira machte der Vortragende auf
die Unterschiede von $.japonica L. fil. und laxissima Kôühne
aufmerksam und gelangt zu dem Schluss, dass diese beiden
Arten einander ausserordentlich nahe stehen.
Die schwierigste Sektion ist unzweifelhaft Spiriaria, weil
dahin nicht nur alle Bastarde zwischen typischen Spiriaria-
Species gehôren, sondern auch sämtliche Kreuzungen zwi-
schen Spiriaria und Calospira, die sehr zahlreich sind,
hieher gerechnet werden.
Schliesslich machte der Vortragende noch auf Fehler
aufmerksam, die beim Schneiden dieser Gehôlze sehr oft
begangen werden, und wies darauf hin, dass dieselben nur
dann sich zu voller Schônheit entwickeln kônnen, wenn sie
einer rationellen Behandlung unterworten werden.
Dr. M. Rikli,
.Vegetationsbild aus dem Kanton Tessin.“
im April 1896.
Wo wir uns auch von Zentraleuropa nach Süden
wenden môügen, überall erwartet uns dasselbe Schauspiel.
Beim Austritt einer Klamm ôffnet sich wie durch Zauber-
schlag die ganze Fülle des Südens dem entzückten Auge.
Ich brauche nur an Namen wie die Schlucht von Iselle im
Val Vedro, an das Felsenriff der Porta im Bergell, an das
kleine Puschlav und weiter im Osten an Meran und Abazzia
zu erinnern. Der Wechsel in der Vegetation ist ein plôtz-
licher, es ist ein f‘rmlicher Szenenwechsel, der sich beim
Uebergang aus den südlichen Alpenthälern in das Gebiet
der insubrischen Florenwelt vor unseren Augen vollzieht.
Auch die Gotthardroute zeigt in zwei Etappen dieselbe
Erscheinung. Beim Verlassen des grossen Tunnel bei
Airolo ahnen wir bereits schon, dass wir neuen Verhält-
nissen entgegen eilen. Sahen wir bei Güschenen den Schnee
die Thalsohle noch erreichen, so müssen wir hier über die
dunklen Tannenwälder emporblicken um da und dort noch
einzelne beschneite Bergkuppen auszuspähen; vor einer
kurzen halben Stunde sahen wir im Norden die braunen,
noch kein Leben verratenden Wiesen, hier dagegen sind
alle Halden mit sammtgrünem Rasen geschmückt; nirgends
ist mir der Unterschied zwischen nôrdlicher und süd-
licher Exposition so deutlich zum Bewusstsein gekom-
men wie gerade hier. Aber auch der Himmel hat inzwischen
sein Gesicht geändert. Im Gebiet der Reuss hingen grosse,
schwere Wolken an den Bergen und verhinderten jede Aus-
sicht; je mehr wir uns dem Gotthardt nähern, desto aus-
gesprochener wird der kalte, feucht-nebelige Charakter
der Witterung; hier dagegen im Oberlauf des Tessin bereits
der schône, wolkenlose, tiefblaue italienische Himmel. Was
Wunder, dass an einer solchen Wetterscheide der Mensch
auch seine Sprache, seine Bauweise und seinen Cha-
rakter ändert? Die zahlreichen Häuserruinen, die Nie-
mand ganz abzutragen denkt, die über Wiesen und Aecker
zerstreuten Lattenständer, Gerüste, welche zum Aufhängen
onu
und Trocknen des Roggens und der Gerste dienen und sich
wäbrend der Erntezeit gar hübsch ausnehmen, und gar manche
andere Züge lehren uns, dass auch in ethnographischer Hin-
sicht ein Wechsel eingetreten ist.
Nur eins fehlt uns noch: die südliche Vegetation und
das milde Klima; denn hier in Airolo weht noch ein frischer
Bergwind. Ein zweiter Coulissenwechsel bei Faido ver-
schafft uns beides. Hartmeyer schildert in den ,euro-
päischen Wanderbildern“ (Nr. 30—32) das Vegetations-
bild beim Austritt aus dem Prato-Kehrtunnel folgender-
massen :
sUeppige Vegetation kündet sich an. Wo der felsige
Grund der Thalhänge auch nur etwas Nahrung bietet,
erhebt sich in herrlicher, oft ganz eigentümlicher Gestalt
der Kastanienbaum, der wohlthätige Nahrungsspender der
Fels- und Gesteinswüsten am Südabhange des Alpengebirges.
Der Weinstock erscheint und im Winde rauschen, als ob er
durch Schilf und Binsen züge, die langen Blätter des Mais-
stockes und über Aecker und Wiesen ziehen sich in langen
Reihen die Maulbeerbäume hin, im Frübhling lieblich anzu-
sehen im Schmuck ibrer glänzend grünen Blätter, aber ein
trauriger Anblick bietend, wenn sie zur Zeit der Seidenernte,
ihres Laubes beraubt, die kahlen Zweige in die Luft strecken.“
Das Thal des Tessin von Giornico bis Bellinzona
mahnte mich sehr an das Etschthal von Franzensfeste nach
Mori, nur ist das Etschthal bedeutend breiter, aber beide
Thäler zeigen einen annähernd nord-südlichen Verlauf, bei
beiden haben wir eine ziemlich ebene Thalsohle von steil
abfallenden Ketten flankiert (Fjordthäler), beiderorts kahle
Felswände, die gleiche italienische Bauart der Häuser und
Kirchtürme, überall zerfallene Hütten und Häuser, deren
Schuttmassen jedoch wie bereits betont, nicht entfernt wer-
den. Gegen Süden erweitert sich das Thal, im Vegetations-
bild treten mehr und mehr südliche Formen auf. Reizend
sind die rotblühenden Pfirsichbäume, wuchtig und scharf
individualisiert die zahmen Kastanien; aber auch hier ist
die Vegetation jetzt noch (am 4. IV. 1896) stark zurück,
viele Bâume sind noch vollkommen kahl; nur das freudig
frische Grün der Wiesen, der herrlich blaue Himmel sind
Wahrzeichen des Südens.
Bellinzona ist reizend gelegen. Mit seinen Hägeln, die
sich wie Maulwurfshaufen aus der Ebene erheben, mabnt
die Stadt unwillkürlich an Sitten mit Valeria und Schloss
Tourbillon; auch im Rheinthal finden sich oberhalb Chur
äbnliche Bildungen, nur fehlen hier die die Hügel krônenden
Burgen und der südliche Himmel, alles ist dort viel ernster,
en HE
nordischer gehalten. Im Bau der Häuser zeigt aber Bellin-
zona gegenüber Sitten ein entschieden südlicheres Gepräge.
Die italienische Bauart der Häuser, die grellen Kontrast-
farben der Häuserfronten sind hier viel ausgesprochener
als im Wallis. à
Wir verlassen Bellinzona, die Bahn schlängelt sich all-
mäblig an der Berglehne ansteigend gegen den Monte Cenere
hin. Diese Partie ist nach meinem Dafürhalten in dieser
Jahreszeit eine der landschaftlich schônsten der ganzen
Schweiz. Wie wunderbar schôün übersieht man von hier
das ganze Gelände. Die breite, fruchtbare Ebene ist mit
unzäbligen Kulturen besät. Zu beiden Seiten derselben
reiht sich ein hübscher Weiler an den andern, jeweilen in-
mitten eines blühenden Hains von Obsthbäumen. Das dunkle
Rot der Pfrsichbäume hebt sich prächtig ab vom Schnee-
weiss der Kirschblüten. An der Berglehne zieht sich ein
breiter Gürtel zahmer Kastanien hin, jedoch ist auch hier
alles noch vollkommen kahl. Indem wir allmählich steigen,
dehnt sich der Blick immer mehr aus bis an die Uter des
Lago maggiore, bis ins Centovalli und ins Misox; doch
plôtzlich biegt die Bahn in den Monte Ceneretunnel, beim
Austritt hat sich das Bild wieder vollkommen geändert.
Das klimatische Bild der insubrischen Seezone ist wohl
jedermann aus eigener Erfahrung und aus der klassischen
Schilderung in Christs ,Pflanzenleben der Schweiz“ be-
kannt. Ich kann es mir jedoch nicht versagen, hier die
Stelle wiederzugeben, in welcher Christ in wenigen, kurz
prägnanten Worten das gesamte klimatische Bild dieser
Zone zusammenfasst. ,Es ist ein Gebiet, dem der mediterrane
Charakter abgeht, so weit er sich in flacher Temperatur-
kurve, in hoher Wintertemperatur, in regenlosem Sommer
ausspricht. Dagegen bieten seine Winter weit hühere, also
weit günstigere Minima als die Länder diesseits der Alpen,
seine Sommer zeigen schon den Einfluss des Südens durch
relativ seltenere Niederschläge ; klare Luft, starke Insolation,
Schutz vor den Nordostwinden kommt hinzu; mit diesen
Vorzügen vereinigt eine fast beispiellose Feuchtigkeit, ein
Wasserreichtum, der sich in einer ganzen ununterbrochenen
Kette der grüssten und schônsten Landseen ausspricht,
welche an ihrem Teil wieder zur Milderung ihrer nächsten
Umgebung beitragen“ (Christ, Pflanzenleben p. 35).
Ich muss jedoch betonen, dass die diesjährige Witterung
(April 1896) nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen
hat. Zwar hat uns Sonnenschein und der blauce Him-
mel nicht gefehlt, und im Hinblick auf die gleichzeitigen
Witterungsverhältnisse der Nordschweiz, wo immer nur
Temperaturen um dem Gefrierpunkt, Regen und selbst
Schnee gemeldet wurden, konnten wir gewiss recht dankbar
sein. Vom 3. bis zum 28. April hatten wir überhaupt nur
zwei unbedeutende Niederschläge, die Frühlingsregen wollten
dieses Jahr gar nicht eintreten, was nach einer viermonat-
lichen, beinahe regenlosen Periode doppelt erwünscht ge-
wesen wäre; die Vegetation war daher auch im Vergleich
zu anderen Jahren ziemlich zurück, ein einziger warmer
Regen hätte das gesamte Landschaftsbild über Nacht ver-
ändert. Ein kontinuierlicher, überaus heftiger, kalter Wind
wehte beinahe während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes
und wollte das behagliche Gefühl eines milderen Klimas
gar nicht aufkommen lassen, so wenigstens in Lugano. In
Locarno dagegen war es morgens nahezu windstill, der Wind
setzte aber auch hier gewôhnlich um 1/22 Uhr ziemlich
regelmässig ein. Die Temperatur schwankte bis Mitte April
von 11—16° C. um die Mittagszeit, morgens früh jedoch
stand das Thermometer oft nur wenige Grade über dem
Nullpunkt. Am 6. April hatten wir in Paradiso nur 3° C.;
in Lugano, das etwas weniger geschützt ist sogar 1°C. der
See soll in der Bucht eine ganz dünne Eisschicht gezeigt
haben. Bei Anlass meiner Planktonfischerei auf dem Lu-
ganersee, konnte ich konstatieren, dass die Temperatur des
Wassers einen vollen Grad niedriger war, als 14 Tage vor-
her auf einer nächtlichen Fahrt im Zürichsee abgelesen
wurde. Erst Ende der 3. Aprilwoche trat eine mildere
Witterung ein, obwohl der Wind auch jetzt noch anhielt.
Die Mittagstemperatur schwankte nun von 14—19° C.; sobald
abends aber die Sonne untergieng, war es gleich recht kühl.
Erst in den letzten Tagen des April konnte man nach
Sonnenuntergang in den leichten Sommerkleidern ohne zu
frieren im Freien spazieren.
Locarno und Lugano sind ausgesprochene Rivalen, In
jeder der beiden Städte erkundigt man sich nach der andern,
und wird gewiss gefragt, wo es einem besser gefallen hat.
Locarno bot mir nicht ganz das, was ich erwartet hatte.
Die grosse Trockenheit machte sich in der Vegetation sehr
geltend, ein fussdicker Staub lag auf den Strassen, jeder
vorbeifahrende Wagen macht einen zum Bäckerjungen.
Das Gelände ist zwar sehr reich und fruchtbar — die
dichte Bevôlkerung spricht schon dafür — aber bis man
aus den endlosen Kulturen endlich hinaus ist, kann der
Botaniker zur reinsten Verzweiflung getrieben werden. Die
Bergformen um Locarno sind dagegen entschieden edler
als diejenigen von Lugano. Jedoch finde ich den nôrdlichen
Teil des Langensees geradezu langweilig, und wie ermüdend
pan Tee
wirkt gar die sterile Alluvialebene der Maggia, welche durch
ihre mächtige Schottermasse mit der Zeit Locarno ganz
vom See abzuschneiden droht. Für sesshaftere Naturen
scheint mir Locarno von sehr zweifelhaftem Genuss zu
sein, denn es giebt hier nur zwei Alternativen, entweder
staubige Strassen oder dann gleich tüchtiges Bergsteigen;
zudem sind die Bahn- und Schiffverbindungen von Locarno
so schlecht, dass, hier einmal niedergelassen, man Mühe
hat, wieder fortzukommen.
Entsprechend der 80 m tieferen Lage ist Locarno (190 m)
dagegen noch etwas wärmer als Lugano, auch die nach
Norden vollkommen geschützte, nach Sûden exponierte Lage
ist ein weiterer klimatischer Vorzug, der Locarno als Kurort
vor Lugano den Vorrang giebt.
Das in Locarno überall auftretende Gneisgestein
vermag bei seiner Verwitterung die Feuchtigkeit ausgezeich-
net festzuhalten, so dass trotz der diesjährigen Dürre und
mächtigen Insolation, die Pflanzendecke sich hier ein rela-
tiv frisches Grün zu erhalten vermochte. Die Vegetation
ist daher weiter vorgeschritten als in Lugano, das Gras an
einzelnen Stellen sogar schon reif zum Abschneiïden. In
Lugano begann bei meiner Abreise Narcissus poëticus
zu blüben, hier war die Blütezeit dieser Pflanze beinahe
schon ganz vorbei. Dank dieser Verhältnisse finden sich
um Locarno einige Pflanzen, die nicht nur der ganzen übrigen
Schweiz, sondern selbst Lugano fehlen.
Hieher gehôrt in erster Linie die Cistrose, Cistus
Salvifolius I. welche die Hügel ob Locarno bei der
Madonna del Sasso, den Eingang des Maggiathales bei Ponte
Brolla und die sonnigen Felsen zwischen Ascona und Ronco
mit ihren grossen weissen Blüten mit gelbem Grund schmückt.
Der Strauch hat zwar immergrüne, aber graufilzige, runzelige
Blätter. Die Cistrose ist eine ausgesprochene Charakter-
pflanze der Mittelmeerflora und kommt in diesem
Gebiete in zirka 20 Spezies vor. Am weitesten nordwärts
dringt C. hirsutus, die, begünstigt durch das oceanische
Klima und durch den wärmenden Einfluss des Golfsitroms
längs der Küste Frankreichs bis in die Bretagne vordringt.
Im Osten finden wir am Gardasee auf dem Monte Baldo
den herrlich rotblühenden C. albidus.
An den Mauern der Madonna del Sasso blüht ferner
Centranthus ruber, eine Pflanze die dann am Gardasee
massenhaft, in der Schweiz jedoch nur noch spärlich bei
Sitten, Rolle und Grandson auftritt. Im Klostergarten der
Madonna del Sasso stehen noch einige Exemplare der
Dattelpflaume (Diospyros Lotus), einer rein tertiären
Pt VE —
Pflanze. Sie ist durch gelblich grüne, eilänglichzu gespitzte
Blätter und durch kleine, pfrsichrôtliche sehr wohlriechende
Blüten, die einzeln in den Blätterwinkeln stehen, ausge-
zeichnet.
Die Felsen sind schon jetzt, besonders am Eingang des
Vercasca- und Maggiathales mit den herrlichen, hängenden
Blütentrauben der Saxifraga Cotyledon geschmückt.
Um Locarno verwildert und vollkommen cingebürgert ist
die gelblühende indische Erdbeere Fragaria indica mit
sehr grossen, aber volilkommen geschmacklosen Beeren.
An steinigen Wegborden stehen bereits die halbmeterhohen
ampferartigen Blätter der Kermesbeere (Phytolacca), die
wohl über 2 m hoch wird. Die schwarzen Beerentrauben
vom letzten Jahre künnen jetzt noch an den alten verdorrten
Stengeln gesammelt werden.
Herrlich ist auch die Farrenvegetation, die aber
jetzt noch sehr zurück ist. An feuchten Mauern und Felsen
sprossen am Ausgang des Maggiathales bei Ponte Brolla
und im Klostergarten der Madonna di Sasso die zierlichen
Wedel des Venushaars teils jetzt schon fruktifizierend.
Zu Tausenden bedecktOsmundaregalis mit seinen doppelt
gefiederten Blättern und seiner beinahe mannshohen Frucht-
äbre die sumpfigen Stellen kleiner Quellmoore. Die Nervatur
des Wedels zeigt einen alt-paläozoischen Typus. Ich fand
die Pflanze übrigens auch in einem schünen Exemplar an
Felsen beim Lago di Muzzano unweit Lugano. Die trockenen
Felsenheiden lieferten bereits Asplenium Adiantumnig-
rum mit seiner braunschwarzen Spindel und Aspidium
lobatum mit kräftig stacheligen Blattzähnen. Die drei
Charakterformen der Region Gymnogramme Marantae,
Pteris cretica, und Onoclea Strutbiopteris waren
dagégen noch nicht entwickelt, nur die Gymnogramme ent-
faltete soeben ihre beschuppten Wedel im Klostergarten
der Madonna del Sasso. Seit der alte, ehrwürdige Pater
Augustin (f 1894) gestorben ist, wird “jedoch dieser kleine
botanische Klostergarten arg vernachlässigt und es wird
wohl nicht mehr lange gehen, bis all die Lieblinge, die letzten
Zeugen seiner Thätigkeit. aus dem Garten verschwunden
sind, um sorgfältig gepflegten Gemüsepflanzungen Platz zu
machen; die jängst eingezogenen piemonteser Brüder haben
kein Verständnis für die scientia amabilis.
Ein bevorzugter Strich sind auch die Felsen und Ge-
büsche an der Strasse von Ascona nach Ronco am Nord-
ende des Langensees. An diesen dürren, jetzt schon sonn-
verbrannten Abhängen finden sich Centaurea axillaris,
Muscari comosum, Lilium croceum, Aristolochia
LORIE
Clematitis., Anthericum Liliago, Narcissus poëti-
eus, Saxifraga Cotyledon und die mächtige, fremd-
artige Euphorbia Lathyris L. mit ihren kreuzweis gegen-
ständigen Blättern.
Ein klassischer Ort ist die schon mehrfach erwähnte
Ponte Brolla. Der Felsenhaide gehôrt hier an die
Potentilla rupestris; auch eine eigentümlich ausserge-
wôbhnlich kleinblütige V in ca minor wurde hier gesammelt.
An der staubigen Landstrasse bei Solduno und auf Reben-
mauern findet sich massenhaft Geraniumrotundifolium
und an schattigen Stellen unter zahmen Kastanien das eigen-
tümliche Oplismenus, ein Gras mit breit ovalen, zuge-
spitzten Blättern, einem Miniaturbambus nicht unähnlich
(auch am Fuss der Madonna di Sasso). Neben diesen vor-
wiegenden südlichen Florenbestandteilen nimmt sich das
alpine Florenelement, das uns auf Schritt und Tritt
begegnet, gar sonderbar aus. Die rostfarbene Alpen-
rose geht bis an den Fuss der Madonna di Sasso und in
all den kleinen tief einschneidenden Schluchten, welche nur
periodisch Wasser führen und von der Punta di Tros
(1866 m) fâcherformig nach allen Seiten ausstrahlen, findet
sie sich überall bis beinahe in die Ebene. Zu diesen ver-
sprengten Alpenkindern sind aber auch noch eine ganze
Reihe anderer Pflanzen, wie die Saxifraga stellaris, die
kalkflichende Silene rupestris, die herrlich riechende,
in den Tessineralpen verbreitete Viola Thomasiana,
Selaginella helvetica und andere mehr zu rechnen. Es
ist eben, wie Christ treffend sagt: ,ein kurzer Weg von
der Punta die Tros bis zur Ebene, und auch das fliessende
Wasser hat einen kurzen Weg, um die Alpenpflanze drunten
aus der Wolkenregion ohne Unterlass zu erfrischen.*
Trotz dieser Mischung südlich-mediterraner und nor-
disch-alpiner Typen, kann sich die Pflanzenwelt Locarnos
nicht mit derjenigen Luganos messen. Die Pflanzendecke
Locarnos zeigt im ganzen doch eine merkwürdige Monotonie,
entsprechend der uniformen Unterlage, wir haben hier eben
nur Gneis. Lugano zeigt einen mannigfaltigeren geo-
gnostischen Aufbau, Kalke, Porphyre, Gneise, Glimmer-
schiefer, Dolomite, Glacialschotter wechseln beständig und
daher wohl auch die grüssere Mannigfaltigkeit im Vege-
tationsbild.
Ein Hauptcharakteristikum ist die rascheVegetations-
folge einiger durch ihr massenhaftes Auftreten pfanzen-
physiognomisch wichtiger Arten. Zuerst kommt Helle-
borus niger an die Reihe, sie bedeckt schon im März und
Februar, bei günstiger Witterung selbst schon im Dezember
und Januar ausgedehnte Gebiete des $. Salvatore mit ihren
grossen weissen Blüten. Im März und Anfang April domi-
nieren die gelbe, grossblütige Primula acaulis und die
fleischrote Erica carnea, die ja ihre Blüten schen im
Herbst fix und fertig gebildet hat und nur auf die ersten
Sonnenstrahlen wartet, um ein lebhaftes Rot anzunehmen.
Ungefähr gleichzeitig treten auch die grossen hängenden,
grünlichen Blüten des Helleborus viridis in allen Baum-
gärten und Wiesen auf, und in den Gebüschen ist es gelb und
weiss von A.ranunculoides und Anemone nemorosa.
Indessen der Bergwald noch nahezu kabhl ist, prangen die
Wiesen der Gehänge im frischesten Grün und in dieses
Grün ist ein wunderbarer Teppich von sattem Gelb, von
feurigem Rot und blendendem Weiss eingewirkt. Vierzehn
Tage später ist diese Herrlichkeïit bereits zu Ende. Nun tragen
die Wiesen die blauen Trauben des Orobus vernus und
aus jeder Mauerritze, unter jedem Strauch leuchten uns die
dunkelroten grossen Blüten der Poly gala chamaebuxus
f. rhodoptera entgegen. Doch es ist Ende April und
abermals hat ein Szenenwechsel stattgefunden. Die Wiesen
prangen nun in Blau und Weiss. Die freundlichen Myo-
sotis silvatica und der stark duftende Narcissus
poëticus haben diesen Zauber hervorgebracht. Rambert
schildert in seiner klassischen Art (,les alpes suisses“ ins
Deutsche übersetzt von A. Käbitzsch); die Narzissenblüte
und das Narzissentest in Pré d'Avant (Ct. de Vaud).
.Nun ist der Mai da! Was bedeutet der Schnee auf
den Bergen? Kommt der Winter wieder? Nein, die Nar-
zissen blühen nur im Pré d'Avant. Wenn man niemals die
Narzissenblüte auf einem unserer Berge, namentlich denen
oberhalb Montreux, gesehen hat, ist es sehr schwer, sich
davon einen richtigen Begriff zu machen. Es sind uner-
messliche Blumenfelder, wo die Blumenkronen sich viel
näher berühren als die Halme im Getreidefelde und nach
Myriaden zählen die, welche des Sonnenscheins beraubt im
Schatten ihrer Schwestern sich erschliessen. Kennt man
den Ort genau, so kann man vom Signal bei Lausanne, das
ist aus sechs Stunden Entfernung, an der Färbung er-
kennen. dass die Narzissen in Blüte stehen.* Und weiter:
,Wunderbare Erscheinung, drei Wochen vor der Blüte
hat man kaum eine Ahnung, drei Wochen später sieht man
keine Spur mehr. Diese ganze Vegetation ist 10—11Monate
des Jahres im Boden verborgen, unsichtbar, latent, an-
scheinend unthätig, Aber sie bereitet sich nur vor, sie häuft
ihre Kräfte an und sammelt sie für die erste Frühjahrs-
sonne. Welche Macht aber auch, welcher Glanz, welcher
|
à
|
Ueberfluss an Leben und Duft, welche Hast zu geniessen,
welche Pracht und Trunkenheiïit, wenn alle diese Blumen
zumal sich ôffnen und die laue Abendluft über sie hinstreicht
und sie zum Wogen bringt.“
Zur Zeit der Narzissenblüte beginnt auch der Bergwald
zu sprossen; doch nicht grün ist sein erstes Kleid. Die
hängenden Trauben des Goldregens(Cytisus Laburnum L.),
im sonst noch ziemlich kahlen Buschwald, umgürten die
Berge mit einer intensiv gelben Zone. — Die Raschheit,
mit welcher sich der Kreislauf des vegetabili-
schen Lebens vollzieht,ist einer der auffälligsten
Züge der insubrischen Flora. Die alpine und insub-
rische Flora zeigen in dieser Hinsicht ähnliche Verhältnisse.
Nicht weniger charakteristisch ist das Auftreten bei-
nahe gleichzeitig blühender, vikarisierender Arten.
Diese Erscheinung ist besonders schôn am Salvatore zu
beobachten.
Am Fusse des Berges, bis zirka 550 m, dominiert
Helleborus viridis in ‘der oberen Bergregion : dagegen
finden wir bis zum Gipfel beinahe ausschliesslichH elleborus
niger, nur in einem schmalen Gürtel ziemlich in der Mitte
des Berges kommen die beiden Pflanzen gemengt vor.
Aehnlich verhält sich Orobus vernus und deren südliche
Varietät Orobus vernus f. gracilis mit lang linealen
Blättern. Es giebt übrigens genug Uebergänge zwischen
den beiden Formen. Die Normalform ist aber der unteren
Wiesenzone eigen, die f. gracilis dagegen im Bergwald zu
Hause. Auch Dentaria bulbifera und D. polyphylla
sind hier zu erwähnen, letztere findet sich auch nur im
Bergwald. Durch diese eigentümliche, scharte geographische
Trenvung nah verwandter Arten kommt an dem an sich un-
bedeutenden Salvatore schon eine deutliche Zonenfolge
zu stande.
Die Periodicität kommt aber nicht nur zeitlich und
räumlich in vertikaler, sondern auch in horizontaler
tichtung zum Ausdruck. In dieser [Hinsicht ist ein
Spaziergang um den ganzen Salvatore herum sehr lehr-
reich. Die Strasse führt uns über Melide, Morcote und
Figino und wunderbar schôün zeigt sich auf dieser zirka
20 km langen Ruudreise der Einfluss der verschiedenen
Exposition. Nur ein Beispiel für viele. Von Lugano bis
Melide fand ich den Besenstrauch am 7. April ganz ohne
Blüten, südlich von Melide traten dann allmählich einzelne
Blüten auf, je weiter wir nach Süden kamen, um so reicher
blühend war die Pflanze. Besonders interessiert mich, dass
zunächst immer die Zweige, welche sich dem Felsen an-
schmiegten und so etwas mehr rückstrahlende Wärme er-
hielten, bereits in schôünster Blûte waren, indessen die
Zweige desselben Stockes, welche weiter vom Felsen ent-
fernt waren, noch keine Blüten zur Entwicklung gebracht
hatten. Das Aufblühen des Strauches erfolgte immer vom
Felsen nach aussen.
Eine zweimalige Besteigung des Salvatore innerhalb
drei Tagen brachte mir diesen raschen Wechsel im Vege-
tationsbild ganz besonders zum Bewusstsein. Als ich
Montag den 6. April den Berg zum ersten Mal bestieg,
war oberhalb Pazzallo alles noch in tiefstem Winter-
schlaf. In einer Hôühe über 600 m fand ich neben einigen
Primeln und Ericas nur noch wenige blühende Weiïden, und
am Gipfel fanden sich noch einzelne Schneeflecken. Don-
nerstag den 9. April bei meiner zweiten Besteigung war
aller Schnee verschwunden, und der ganze Berg zeigte bis
zu ca. 700 m ein zartes Grün; auf dem kleinen Hochplateau
unterhalb dem eigentlichen Gipfel blühte nun massenhaft
die Daphne eneorum, von der ich drei Tage zuvor noch
gar nichts gesehen hatte. Die Pfanze tritt hier im Süden
sehr sporadisch auf: sie findet sich wieder auf dem Cha-
moghè und auf den Bergen am Comersee. Da die Pflanze
auf dem $. Salvatore nicht fruktifiziert und durch die starke
Nachfrage von Fremden und Einheimischen stark dezimiert
wird, so ist dieser Standort gefährdet. Nach gütiger Mit-
teilung von Prof. Calloni in Lugano fruktifiziert die Lise
dagegen auf dem Chamoghè.
Von weiteren Pflanzen des $. Salvatore will ich nur
noch wenige kurz aufzählen. Zunächst sei der Aeth1o-
nema saxatilis gedacht, die im Felsengerôlle am Capo
S. Martino zu finden ist. Die Pflanze ist blaugrün, ganz
kahl: durch ihre kleinen, lilafarbenen Blüten und die
Schôüttchen mahnt sie einigermassen an Thlaspi: doch be-
sitzen die längeren Staubgefässe einen zahnformigen Fort-
satz. An felsig-steinig-sonnigen Orten gesellt sich zu
Aethionema die Scorzonera austriaca, eine Charakter-
pflanze der Wailliser Felsenheide, und mit derselben, beson-
ders an etwas abschüssigen, grasigen Stellen, Ophrys
aranifera. Am Capo S. Martino findet sich auch die
grossblütige Vinca major.
Endlich seien noch Galium vernum mit seinen deck-
blattlosen Blütenstielen, Asarum europaeum unter Ge-
büsch am Wege nach Ciona, Aristolochia rotunda.Viola
Thomasiana im Kastanienwald bei Carona und Equi-
setum Telmateja in ungewôhnlich üppigen Exemplaren an
einem feuchten, schattigen Abhang unter Nussbäumen und
nicht weiter davon die Lathraea squamaria erwähnt
ADO
Von Lokalformen erwähne ich Lamium maculatum
mit weissem Längsstreifen auf der Mittelrippe des Blattes
und eine kleine Landform der Caltha palustris von
einer Wiese bei Agno.
Ein besonderes Interesse gewährt endlich noch die
Zusammensetzung des Bergwaldes. Als klassisches
Beispiel wähle ich den Buschwald, der die felsigen Ab-
hänge zwischen Castagnola, Gandria und Oria bedeckt.
Ich habe diese Gegend in Begleitung des Herrn v. Seut-
ter, Kreisfôrster in Lugano, besucht. Nach Herrn
v. Seutter gehüren diese Buschwälder zu den best ren-
tierenden Beständen der Schweiz. Das Wachstum ist ein
so überaus rasches, dass alle sechs Jahre abgeholzt werden
kann; das Material dient dann hauptsächlich zur Speisung
der Kalkôfen. Diese Ausbeutung des Waldes ist im süd-
lichen Tessin uralt und durch die lokalen Verhältnisse be-
dingt. Eine dünne Humusschicht überzieht das Gestein;
die Sträucher wachsen die ersten 4—5 Jahre dank der
reichlichen Feuchtigkeit und der mächtigen Insolation sehr
rasch, die Jahrestriebe sind 80 cm bis 11/2 m lang. Bald
stossen die Sträucher aber auf das feste Gestein, und nun
tritt ein plôtzlicher Stillstand im Wachstum ein, das ist
das Signal zum Abholzen. Immer wieder erneuert sich
dann in überraschend kurzer Zeit der Bestand, nie wurde
hier forstmässig aufoepflanzt, sodass wir füglich von einem
wirklichen ,Naturwald“ reden künnen.
Haberlandt sagt in seiner ,botanischen Tropen-
reise“, dass das Hauptmerkmal des Tropenwaldes dessen
grosser Artenreichtum ist (pag. 38), sodass er selbst auf
kleinstem Gebiete aus einer sehr grossen Anzahl verschie-
dener Pflanzenarten zusammengesetzt ist und nur aus-
nahmsweise mehrere Individuen von gleicher Art dicht bei
einander stehen (pag. 17).
Nun, der Wald von Gandria ist in diesem Sinne auch
ein kleiner Tropenwald; es ist ein recht ausge-
sprochener Mischwald, der mit unseren nordischen,
einheitlichen Beständen merkwürdig kontrastiert; nur ist es
eben kein Hochwald, wie ihn Haberlandt aus den Tropen
schildert, sondern ein bescheidener Buschwald; die
Mengung so verschiedener Baumtypen ist deshalb aber
nicht weniger interessant. Hier stehen bunt gemengt die
Mannaesche (Fraxinus Ornus) neben dem Zürgelbaum
(Celtis australis); zu ihnen gesellt sich der edle Lorbeer
(Laurus nobilis), hier vollständig eingebürgert und wie wild
ganze Abhänge bedeckend. Die Mispel (Mespilus ger-
manica), bei uns selten angepflanzt, vorzugsweise der See-
— 930 —
und Fühnzone der Nordalpen angehôrig, so z. B. zwischen
Vitznau und Weggis am Vierwaldstättersee als Alleebaum
gehalten, findet sich hier in alten, knorrigen Exemplaren
mit dem Lorbeer untermischt, eben im Begriff, seine zarten
Blütenknospen zu entfalten. Zahme Kastanien, ver-
wilderter Maulbeer- und Oelbaum, ja selbst den
Feigenbaum finden wir hier, allerdings nur vereinzelt, an
felsigen Abhängen. Die nordische Haselnuss wird durch
Ostrya carpinifolia, die Hopfenbuche, vertreten, und an
unzugänglichen Orten findet sich vollständig verwildert die
Agave. Neben diesen uns fremden Gestalten finden wir
aber auch hin und wieder alte Bekannte, wie den wilden
Apfelbaum, die gewôhnliche Esche, und selbst das
nordische Weidengeschlecht fehit nicht.
An diese mehr baumartig ausgebildeten Gestalten
schmiegen sich eine ganze Reïhe kleinerer Sträucher und
Stauden. Es sind teils Formen, die sich auch in der cis-
alpnen Schweiz finden, wie z. B. Cornus mas, Ilex
aquifolium, die Stechpalme, und Coronilla Emerus,
die Kronwicke, alles Pflanzen, die, wenn sie auch bei uns
auftreten, doch immer nur an klimatisch mehr oder weniger
bevorzugte Zonen gebunden sind. Ganz neu dagegen sind
der behaarte Bohnenbaum (Cytisus hirsutus) und der
Mäusedorn (Ruscus aculeatus) mit seinen derben,
blattartig ausgebildeten Seitenzweigen; die Pflanze findet
sich Zwar auch noch im Wallis um Martinach vereinzelt ;
hier jedoch ist sie massenhaft. In Istrien und Dalmatien
wird die Pflanze allgemein als Besen zur Reinigung der
Strassen gebraucht. In Fiume schon sah ich, dass als
Besenmaterial nur Ruscus aculeatus verwendet wurde.
Dieser Buschwald bildet nun aber durchaus keinen ge-
schlossenen Bestand: obwohl die Zweige der einzelnen
Bäâume und Sträucher oft so verflochten sind, dass das
Vordringen sehr erschwert wird, so finden wir doch noch
überall kleine Lichtungen, welche zu dieser Jahreszeit noch
em freudiges Grün Zzeigen und eine reiche Flora seltener
Pflanzen besitzen. Von diesen will ich zum Schlusse, um
das Bild dieses Mischwaldes môglichst vollständig zu geben,
nun noch einige typische Vertreter aufzählen. Besonders
unter Kastanien wächst Lychnis viscaria mit ihren
feuerroten Blüten und unterhalb der Inflorescenzen klebrigen
Stengeln; ferner die herrlich blauen Blütenähren der
Campanula spicata und die so fremdartige, kleinwüch-
sige Aristolochia rotunda mit ihren grossen, unterirdi-
schen Knollen, die Cephalanthera Xiphophyllum,
Genista germanica.Leucanthemum corymbosum und
der zottige, südliche Lotus corniculatus f. pilosus sind
hier Begleitpflanzen der Kastanie.
Die Mannaesche, der Zürgelbaum und die Hopfenbuche
haben aber auch ihre Trabanten. Hieher gehôren: Aspe-
rula taurina und Lithospermum purpureo-coeru-
leum, ferner Lactuca perennis und Dictamnusalbus,
und kommen wir endlich auf unserem Rückwege wieder in
die Weinkulturen, so treffen wir an den zerfallenen, älteren
Mauern das Glaskraut (Parietaria ramiflora) und den
Borätsch.
Fôrster H, Badoux.
I. Längenwachstum eines Glycinezweiges.
(Glycine sinensis).
Beobachtet im Versuchsgarten Adlisberg, im Sommer 1896.
Ein Trieb eines auf der Südseite des Beobachtungs-
hauses im Adlisberg stehenden Glycinestockes wurde durch
eine Oeffnung der Wand in das Arbeitszimmer geführt. Er
wurde von Zeit zu Zeit an der Wand befestigt, und da er
ein auffallend starkes Längenwachstum zeigte, notierte man
die tägliche Längenzunahme einfach auf der Wand durch
Bleistiftstriche.
Am 12.Juli betrug die Gesamtlänge bereits 1,85 m; von
diesem Datum an bis zum 25. Juli wurden die Aufzeich-
nungen täglich ausgeführt, dann aber, aus verschiedenen
Gründen, nur in Perioden von verschiedener Länge. Gegen
Ende Juli erreichte die Spitze des Triebes die Zimmer-
decke und es musste längs derselben geführt werden. Vom
12. Oktober hôürten die Aufzeichnungen auf, trotzdem das
Wachstum noch nicht abgeschlossen war; von diesem Tage
an wuchs der Trieb noch um 15cm. Die Gesamtlänge be-
trug 5,68 m.
Das Maximum des täglichen Längenzuwachses betrug
11,5 em (am 15. und 21. Juli). Zwischen dem 28. und 31. Aug.
kam ein Minimum von 1,5 em vor, dann nahm der Zuwachs
wieder zu, erreichte gegen den 16. September ein zweites
Maximum von 6,4em und nahm nun ziemlich regelmässig
ab bis zum 20. Oktober, zu welcher Zeit er ganz aufhôrte.
Leider fehlen genaue Angaben über den Beginn der
Vegetationsthätigkeit besagten Triebes, Man kann keinen
grossen Fehler begehen, wenn man dafür Ende April an-
nimmt. Somit hätte das Längenwachstum des Triebes
volle sechs Monate fortgedauert. Nach Prof. R. Hartig
beansprucht die Jahrringbildung bei der Fichte und Buche
bloss 10 Wochen und bei der Eiche 16 Wochen!
Wovon hängt hauptsächlich die Intensität der Längen-
streckung ab ?
Um dies zu beantworten, wurden die Angaben der im
Versuchsgarten selbst eingerichteten meteorologischenStation
verwertet. Allerdings mussten die Angaben über Nieder-
schläge unberücksichtigt bleiben, da die Pfanze oft be-
gossen wurde. Es konnte der Einfluss der direkten Be-
sonnung auch nicht studiert werden, weil, wie gesagt, die
Pflanze im Zimmer gewachsen war. Immerhin ist es interes-
sant zu konstatieren, dass andere Triebe derselben Pflanze,
die im Freien, also unter direktem Einflusse des Lichtes
gewachsen waren, noch länger wurden (ein solcher erreichte
6,25 m Länge.
Einen überraschenden Parallelismus zeigte die Wachs-
tumskurve mit dem Gang der mittleren Lufttemperatur, was
eine graphische Darstellung sehr überzeugend veranschau-
licht. Allen Maxima und Minima des Zuwachses entsprechen
Maxima und Minima der Lufttemperatur. Die ausnahms-
weise kalte Temperatur des August hatte zur Folge, dass
gerade während dieser sonst wärmsten Jahreszeit der
Längenzuwachs auf ein Minimum gefallen ist, um nachher
mit steigender Temperatur wieder bedeutend zuzunehmen.
Aus dem Gesagten scheint hervorzugehen, dass der
Satz aus der Pflanzenphysiologie nicht ganz richtig ist, der
besagt :
Während der Triebsstreckung erfolgt das
Längenwachstum nicht gleichmässig in allen Tei-
len, vielmehr so, dass jeder Teil der Axe undder
Blätter zuerst langsam, dann aber mit immer zu-
nehmender Geschwindigkeit sich verlängert, ein
Maximum der Wachstumsgeschwindigkeiterreicht
und dann langsamer wächst, bis das Wachstum
ganz aufhôürt.* (Aus , Anatomie und Physiologie der Holz-
pflanzen“ von Dr. R. Hartig.)
Letzte Behauptung trifft nur zu, wenn konstante Tem-
peratur vorausgesetzt wird.
Il. Ueber Rhytisma acerinum Fr.
Im Sommer 1896 wurde im Versuchsgarten folgendes
sehr auffallendes Verhalten von Rhytisma acerinum
beobachtet.
Vor dem Beobachtungshäuschen standen vier Beete
bepflanzt mit ca. 8—10jährigen Acer pseudoplatanus.
Da ein Teil davon den Sonnenscheinautograph zu beschatten
bedrohte, wurden im Herbste 1895 sämtliche Pflanzen in
zwei Beeten bis auf den Stock zurückgeschnitten. Im Laufe
9.
a)
des Sommers konnte man beobachten. wie die Blätter der
sonst gesunden Kernwüchse fast ausnahmslos von Rhytisma
stark befallen waren, während unmittelbar daneben die
Blätter der Stockausschläge vôllig verschont blieben.
Ist dieses Verhalten durch das Vorhandensein auf den
Stockausschlagblättern von Milben bedingt, die eine Art
Polizei gegen Ungeziefer ausüben würden? Oder erklärt es
sich vielmehr durch eine starke Epidermisausbildung, oder
noch durch die Entwicklung der Stockausschläge zu einer
Zeit, wo die Sporen der im verfaulenden Laub überwinterten
Apothecien bereits schon ausgestreut sind ?
Diese Fragen konnten leider bis jetzt nicht näher
studiert werden. Im nächsten Jahre sollen die Versuche
weitergeführt werden.
III. Versuche über Einfluss der Saatzeit und
Korngrôsse der Waldsämereien.
Im praktischen Forsthetrieb werden die Saaten und
Pflanzungen im Frübling aus verschiedenen Gründen früh
oder spät ausgeführt. Hat dies einen dauernden Einfluss
auf die nachherige Entwickelung der Pflanzen? Um dies
zu studieren, wurden im Adlisberg, im Frühling 1895, fol-
gende Versuche eingeleitet.
Vom 1. April an bis 15. September wurden, in Zeit-
abschnitten von 8—15 Tagen, genau gewogene Samenproben
von zehn der wichtigsten Holzarten in den Boden gebracht
(Rillensaat). Durch frühere Versuche war schon die günstigste
Samenmenge pro laufenden Meter, sowie die günstigste
Tiefe der Bedeckung festgestellt worden. Nach zwei Jahren
wurde die Hôhe der so erhaltenen Pflanzen erhoben und
es war das Ergebnis provisorisch folgendes :
Es werden bei allen Holzarten die besten Resultate
erzielt, wenn im Frühling früh gesäet wird. Für die meisten
kann mit gleich gutem Erfolge den ganzen Monat April
hindurch gesäet werden; bei der Eiche und Fichte kann
ohne Nachteil bis Ende Mai gewartet werden, während bei
der Tanne die zweite Hälfte des Mai die günstigste ge-
wesen ist. Die Lärche gedeiht gut das ganze Jahr hindurch ;
die erhaltenen Lärchenpflänzlinge zeigten eine stete, sebr
regelmässige Abnahme der Hühe. Bei der Buche ist es
nicht ratsam, später als Mitte Mai zu säen. Von Ende
Mai an keimten in besagtem Fall keine Bucheckern mehr.
— 3 —
Aus einem anderen, allerdings ganz ungenügenden
Versuche, scheint hervorzugehen, dass diese Unterschiede
in der Hôhenentwickelung der jungen Pflanzen ziemlich
lang Zeit erhalten bleiben; mit der Zeit wischen sich aber
die Unterschiede allmählich aus.
Einfluss der Korngrôüsse. In der Litteratur herr-
schen darüber die grüssten Meinungsverschiedenheiten.
Prof. v. Baur, Hohenheim, hat bei der Kiche stets einen
deutlichen Unterschied zu Gunsten der grossen Samen be-
obachtet.
Prof. Vonhausen, Karlsruhe, der die KEdelkastanie
als Versuchsmaterial benutzte, fand diese Resultate nicht
bestätigt.
Dr. Cieslar, Mariabrunn, kam bei seinen Versuchen
zum Schluss, dass: die Produktion der schweren Samen
sowohl in Bezug auf Gewicht als auch auf Volumen und
Länge der Wurzeln und Stammachsen der Pflänzchen, eine
grôssere ist.“
Im Adlisberg, wo vor zwei Jahren die Frage auch ge-
prüft wurde, kamen Resultate heraus, die sich vielfach
widersprechen.
Es lieferten z. B. die kleinsten Samen die schônsten
Pflänzlinge bei folgenden Holzarten: Fichte der Ebene,
Lärche, Buche, Bergfôhre und Kastanie. Umgekehrt hatten
die grüssten Samen auch die grüssten Pflänzlinge erzeugt
bei: Fichte des Hochgebirgs, Tanne, Fôhre, Hainbuche und
Weymouthsführe.
Da man aber über die Provenienz der Samen nichts
sicheres wusste (es wurden alle von Samenhandlungen ge-
liefert), darf man aus diesen wenigen Angaben keine Schlüsse
ziehen. Die Experimente wären mit Sämereien zu wieder-
holen, über deren Ursprung man genauen Aufschluss haben
sollte.
Era
Prof. Dr. H. Bachmann.
Beiträge zur Physiologie der Pilze.
Mortierella van Tieghemi. nor. spec.
Der erste Abschnitt bespricht die Morphologie dieser
Species, deren Charakterisierung lautet: |
Sporangienträger büschelig zu 2 bis 30 an einem
Seitenzweig des Luftmycels, aufrecht, 0,2 bis 0,4 mm lang,
an der Basis bis 17 4 dick, allmählich bis auf 4 « zugespitzt.
Im obern Achtel bis Viertel zerstreut stehend 2 bis 10
Seitenzweige mit einer Länge bis 27 uw. Letztere sind
wiederum verzweigt und zwar bis zum vierten Grade. Ver-
zweigungsform sympodial. Sporangien an dem Haupt-
stamme und den Zweigen gleich ausgebildet, 380—50 w im
Durchmesser, mit glatter, leicht zerfliesslicher Membran.
Scheidewand fHach, hie und da etwas gewôlbt. Basalkragen
gering. Sporen bis zu 50, rund, oval oder unregelmässig :
6—20 u Durchmesser, v orherrschend 10—12 u, farblos, glatt,
mit reichlichem Fettgchalt. Interkalare Gemmen nicht
häufig. Stielgemmen gewôhnlich einzeln, oft zu 2 bis 5,
kugelig, zu * abgeglattet, mit dicker, geschichteter, war-
ziger Membran und fettreichem Inhalte. Zygosporen EL
beobachtet. Fundort: Pferdemist.
Die physiologischen Untersuchungen beschäftigten sich
mit dem Einflusse folgender äussern Bedingungen:
1. Nährboden. 4. Sauerstoff.
2. Temperatur. ». Bakterien.
9. Transpiration. 6. Licht.
—.
Dr. 0. Nügeli.
Ueber die Flora von Nord-Zürich,
nach einem Vortrage in der zürch. botan. Gesellschaft.
Es ist dem feinen Beobachter Koelliker, der in semer
Jagend Blüte die Flora des Kantons Zürich erforschte, die
auffallende Thatsache nicht entgangen, dass der nôrdliche,
am Rhein gelegene Teil seines Gebietes eine grosse Zahl
von Pflanzen bietet, die in allen andern Kantonsteilen
fehlen, und überaus häufig kehrt in seiner Arbeit die
Wendung wieder: ,nur im nürdlichen Teile des Gebietes*.
Koelliker selbst ist uns zwar für die Botanik verloren
gegangen, und seine Schôpfungskraft und seine Ideen sind
andern Disziplinen zu Gute gekommen; sein von ihm zuerst
erschlossenes Gebiet aber liegt vor uns und harrt noch
der Feder, die es würdig zeichnete. Zwar sind einzelne
Partien desselben, vor allem Winterthur und Eglisau, durch
hervorragende Botaniker dargestellt worden; aber das Ge-
biet in seiner Gesamtheit hat noch keine durchgreifende
Neubearbeitung gefunden. Christ zitiert in seinem farben-
prächtigen Werk der Pflanzengeographie der Schweiz nur
Eglisau mit einigen Raritäten als Anhang zu Schaffhausen,
und Jäggi in seiner Flora von Eglisau zeichnet zwar mit
Kennerblick die Lokalflora und ergeht sich in scharfsinnigen
Auseinandersetzungen über den Ursprung der eigentüm-
lichen Flora; aber die geographische Ausbreitung des
Florengebietes und die Zahl der ihm spezitischen Arten
sind auch von Jäggi nicht näher dargestellt worden.
Nord-Zürich bietet so gut wie keine glacialen Reste in
seiner Pflanzendecke, die Arctostaphylos- und Alnus viridis-
Kolonien im untern Tôssthal und am Weiacherberge und
sodann einige Torfpflanzen von Stammheim und Ossingen
ausgenommen. Die wenigen Torfmoore sind arm und ent-
vülkert:; die Sumpffora ist trivial, und nur am Rheine er-
scheinen meist vorübergehend einige Vertreter der Boden-
seeflora, wie Myosotis Rehsteineri, Heleocharis acicularis,
Nasturtium riparium (Eglisau). Nirgends erheben sich
Hügel mit montanen Arten, und auch die Juraflora bleibt
fern ausser Daphne Cneorum. Und doch ist dieses Gebiet
am Rhein botanisch unbestritten das reichste; denn es
birgt eine Hügelflora mit ausgesprochen südlich mediter-
ranem Charakter, die im Kanton nirgends wiederkehrt.
Da blühen an den Rainen die Pulsatillen und Globularien,
der Goldaster und wilde Aster; an den Waldrändern
leuchtet das Gelb, der Ginster und des Cytisus nigricans:
seltene Potentillen (alba, rupestris, rubens, polyodonta) er-
freuen den Kenner; an den Strassenborden erheben sich
Sedum rupestre, Veronica spicata und Andropogon.
Dem Genie eines Christ konnte es nicht entgehen,
dass diese südliche Gesellschaft eine Kolonie aus dem
Donauthale darstellt, und dass Rhamnus saxatilis und Cyti-
sus dafür die gewichtigsten Zeugen sind; es ist die soge-
nannte Flora des Schaffhauserbeckens (Christ), deren Ein-
wanderung, Ausbreitung und Reichtum ich nun näher aus-
führen môchte.
Das Bindeglied zwischen Schaffhausen und dem Donau-
thale bildet das Hegau, das, an Pflanzen überaus reich,
keine einzige dieser Arten des südlichen Pflanzenstromes
vermissen lässt und seinerseits durch das Kriegerthal bei
Engen mit dem Donauthal von Sigmaringen in Verbindung
steht. Das Kriegerthal, ein botanisches Eldorado, muss
als das eigentliche Einfallsthor bezeichnet werden.
Von ihrem Massenzentrum Hegau-Schaffhausen dehnt
sich die mediterrane Pflanzengesellschaft längs den Fluss-
läufen und warmen Depressionsgebieten nach allen Seiten
aus. Sie erreicht bei Ludwigshafen den Ueberlingersee
und verliert sich allmählich am nôrdlichen Ufer desselben
gegen Meersburg hin; sie kommt bei Radolfszell an den
Untersee und dringt an seinem gegen Süden gerichteten
warmen Nordufer bis Konstanz vor, dessen-nächste Um-
gebung durch Cytisus, Himantoglossum, Globularia vulgaris,
Seseli annuum, Thalictrum galioides und durch die Poten-
tillen rupestris, rubens, polyodonta deutlich den Einfluss
des Hegaus verrät.
Ein viel schwächerer und weniger charakteristischer
Strom streicht von Diessenhofen-Stein aus am Südufer des
Untersees gegen Mammern (Thesium montanum und rostra-
tum, Globularia, Potent. rubens) nach Steckborn-Berlingen
und verliert sich bei Ermatingen, wo die äussersten Vor-
posten der Genista tinctoria stehen. Ein weiterer Er-
oberungszug benützt den alten Thurlauf Diessenhofen-
Hüttweilen-Pfyn. Ihm verdankt das zürcherische Stamm-
heïm seine Mengen von Peucedanum Oreoselinum, seine
Pulsatilla, Ginster, Potentilla rubens, Linum tenuifolium
und Thalictrum galioides, und die ganze Gesellschaft findet
sich in genau gleicher Zusammensetzung noch an den
Moränen des Hüttweilersees. Der Brennpunkt der eigent-
lichen Schaffhauserflora liegt in der Umgebung der Stadt
selbst (Wirbelberg) und etwas rheinaufwärts Diessenhofen,
Geilingen; einen sehr starken Anteil besitzt indessen auch
das Klettgau, namentlich die Gegend von Wilchingen-Oster-
fingen (Rhamnus saxat. Inula hirta, Cytisus, Genista ovata,
Rosa gallica, Thesium rostratum, Potentilla polyodonta);
die Grenzlinie dieses südlichen Einflusses gegen Waldshut
hin ist bis jetzt noch nicht festgestellt. Weitaus der Haupt-
strom der Einwanderer erreicht aber das zürcherische
Rheinthal und giebt Nord-Zürich seinen botanischen
Charakter.
Eine reiche Fundgrube bilden schon die Führenwälder
am Rheinfall bei Dachsen mit Cytisus, Linosyris, Thesium
montanum, Globularia, Linum tenuifolium, Sedum rupestre,
Veronica spicata, Peucedanum Oreoselinum und Cervaria,
und eine ganz ähnliche Gesellschaft ziert die Kohlfrst-
abhänge ob Uhwiesen.
Die nächsten Kolonien bietet die Umgebung von
Rheinau und der sog. Rheinauerwald gegen die Thurmün-
dung, wo wir vielfach die Ginsterarten, die beiden Peuce-
danum, Sedum rupestre, Veronica spicata, Cytisus, dann
auch Potentilla alba, rupestris, rubens, Medicago minima,
Trifolium rubens und alpestre, Stachys germanica pflücken.
Von der Thurmündung bei Flaach (Thalictrum galioides)
gehen Kolonien stromaufwärts und finden sich bei Andel-
fingen (Scheitenberg und Mühleberg) Euphrasia lutea,
Seseli annuum, Cytisus, Potentilla rubens; für die thur-
gauische Hügelkette bei Neunforn ist diesen vier Arten
noch Rosa Gremli, Trifolium rubens, alpestre, Rhamnus
saxatilis zuzufügen, und noch viel weiter in den Thurgau
dringt die Pulsatilla und vor allem der Ginster, der als
äusserster Vorposten (wie immer G. tinctoria) sogar ins
Murgthal und an den Immenberg gelangt.
Am Rhein folet eine enge Klus, wo der Strom zwischen
Irchel und den Hügeln des schaffhausischen Buchberg in
einem schmalen Kessel verläuft. Am Kingange desselben
bei Flaach treffen wir Linosyris, Pulsatilla, Veronica spi-
cata, Peucedanum Oreoselinum und Cervaria; eine reiche
Beute gewähren dann aber die Abhänge des Irchels; ich
brauche nur an Cytisus, Thesium montanum, Inula hirta,
Hieracium cymosum zu erinnern, der übrigen, bereits viel-
fach zitierten, weniger seltenen Vertreter nicht zu ge-
denken. Der untere Flusslauf der Tôüss hat hier seine
Pflanzenwelt geschôpft, die besonders durch die Flora von
Winterthur bekannt geworden ist und namentlich die Hügel
von Wülfliingen und Neftenbach schmückt. Den Gesetzen
der Ausstrahlung folgend, sind zwar auch hier wie überall
an der Peripherie die grôssern Raritäten nicht mehr zu
treffen, aber reichlich begegnen uns noch die Pulsatillen,
die Globularia, die Ginster, die Potentillen der Gruppe
rubens, die gerade hier in Siegfried den berufensten Er-
forscher gefunden haben. Selten ist noch Sedum rupestre
und Euphrasia lutea zu entdecken. Mit Wülfiingen ist die
Grenze des südlichen Einflusses erreicht, und oberhalb
Winterthur beginnt ausserordentlich rasch der montane
Charakter des obern Tôssthales.
Am Rheine selbst gelangen wir, dem Einzuge des
Hauptstromes folgend, nach Eglisau, das durch seine un-
gemein günstige Lage zu einem zweiten Fokus der medi-
terranen “Einstrahlung geworden ist. Die klassischen Loka-
litäten des Risibucks und des Vogelherds haben durch die
Feder Jäggis eine ausgezeichnete Schilderung erfahren,
dass ich hier mich kurz fassen kann. Der ganze Reichtum
der bereits besprochenen Gebiete häuft sich hier an; vor
allem bekannt sind die Inula hirta, der Dianthus deltoides
des Risibucks, der Rhamnus saxatilis, die Potentilla alba
und polyodonta des Vogelherds, und es gelang mir, bei Seg-
lingen noch eine wichtige, vermittelnde Zwischenstation
des Thesium montanum zu entdecken.
Vor Eglisau ôffnet sich das breite Glatthal, und an
diesem erprobt die südliche Flora ihre Expansionskraft,
wofür die Pflanzen des Laubbergs, des Tôssbergs und des
Bülacherhards zeugen (Cytisus, Himantoglossum, Dianthus
deltoides). Oberhalb Bülach beginnen die weiten Tori-
gründe des flachen Thales und setzen dem ungestümen
Vordringen gebieterischen Halt; aber an den Hügelketten,
die das kühle Thal begrenzen, dehnen sich die Ginster
über Kloten, Wangen bis gegen ‘Pfäffikon hin aus, und der
Strassberg und der Hôhenzug gegen Hôri, der westliche
Abschluss des Thales, besitzen durchaus den Charkter der
Sglisauer Flora; ja bei Oberhôri fand ich sogar den ein-
zigen zürcherischen Standort des Gnaphalium luteoalbum,
das im Hegau und Schaffhausen nur wenige Kolonien zählt.
Das Glatthal übersprungen hat nur die Globularia des
Zürichbergs und das Thesium rostratum des Utos.
Im Norden von Eglisau ist die Hügelkette Hüntwangen-
Bafz besiedelt worden. Sie zeigt mehrfach Cytisus und als
Seltenheit bei Wil Lactuca scariola.
AT
Viel erheblicher sind noch die Schätze des Nord-
westens, als direkte Fortsetzung des Haupteinwanderungs-
stromes. Nachdem Rheinsfelden uns Medicago minima,
Trifolium rubens, Andropogon und die westlichsten Grenz-
posten des Cytisus gespendet haben, erscheint das Gebiet
des Weiacherberges nochmals als ungewôhnlich bevorzugt.
Die seltenen Thesium montanum und Inula hirta sind sogar
mehrfach zu finden, und ihre Gesellschaft sind die Ginster,
Asperula tinctoria, Pulsatilla, Globularia, Hieracium cymo-
sum, Trifolium rubens, Jasione, Sedum rupestre, also die-
selben wie am Irchel und bei Eglisau.
Von hier aus macht sich der südliche Einfluss noch
geltend nach Windlach, dem Stadlerberg und bis Neerach,
und die Ginster erreichen noch in Fortsetzung dieser Kette
die Umgebung des Katzensees und sogar das Limmatthal
von Weiningen.
Rheinabwärts fällt mit der Kantonsgrenze bei Kaiser-
stuhl die Grenze der Flora des ,Schaffhauserbeckens“ zu-
sammen; die Flora des Aargaus berichtet hier nicht mehr
über neue Funde. Auf der badischen Seite ist der Ab-
schluss hier noch genauer zu ermitteln; jedenfalls aber
liegt er unterhalb Hohentengen. Es beginnt jetzt der Ein-
fluss des kalten Schwarzwaldes, der eine Verbindung mit
der in manchen Beziehungen verwandten Flora der Rhein-
ebene verhindert und Laufenburg mit Potentilla alba und
polyodonta nur als versprengter Posten, nicht als Zwischen-
glied erscheinen lässt.
Während nun für einzelne der erwähnten Arten die
Einwanderung in das Schaffhauser Becken aus dem Donau-
thale her sofort klar war, wie besonders für Inula hirta,
Rhamnus saxatilis, Cytisus, Potent. alba und polyodonta,
weil für alle ein Vorkommen in der transalpinen Schweiz
sonst nicht bekannt ist und dieser Umstand gebieterisch
auf das nahe Donauthal weisen musste, das sie reichlich
beherbergt, so gestaltete sich die Frage für die grosse
Mebrzahl ihrer Begleiter deshalb viel schwieriger, weil
diese nun auch anderswo in unserm Vaterlande und zwar
in den verschiedensten Gegenden gefunden werden. Es lag
deshalb nicht ohne weiteres auf der Hand, nunmebr auch
diese Begleiter, wie Pulsatilla, Globularia, Linum tenui-
folium, die drei Ginster, Lathyrus niger, Veronica spicata
ete. aus dieser Quelle hervorgehen zu lassen. Für viele
derselben schien eine Eimwanderung aus der Westschweiz
längs des Juras wahrscheinlicher, und in der That ist bis-
her immer diese letztere Annahme gemacht worden, und
Christ, Jäggi, Meister etc. lassen nur die Raritäten
due
alles in allem etwa 20 Arten, aus dem Donauthale ein-
wandern. Christ verficht für Pulsatilla, Potentilla rupes-
tris, Euphrasia lutea, Melittis und andere direkt diesen
Verbreitungsmodus. Dem gegenüber muss ich nun auf
Grund meiner jahrelangen Untersuchungen betonen, dass
die gesamte Hügelflora des sog. Schaffhauser-
beckens, alle die Pflanzen der wärmern Zone, das
heisst ein Florenbestandteil von gegen 200 Arten,
dem Donauthale entstammt; dass hier eine ausser-
ordentlich wichtige und bedeutende Einstrahlung
stattgefunden hat, der gegenüber westliche Ein-
flüsse geradezu verschwindend selten und physio-
gnomisch für unsere Gegend bedeutungslos sind. Es wird
sich jetzt sogar die Frage aufdrängen, ob nicht für einen
Teil der mittel- und westschweizerischen Flora
eine Einwanderung aus dem Schaffhauserbecken
vorliegt, und ich bin der bestimmten Ueberzeugung, dass
z. B. für Pulsatilla diese Thatsache jetzt schon festgestellt
ist; denn die schône Pflanze ist in der Mittelschweiz nicht
bäufig und wird im Neuenburgischen und gar im Waadt-
lande geradezu selten, während sie in Nord-Zürich massen-
haft gedeiht.
Zur Entscheidung solcher Fragen über Ursprung und
Verbreitungsweise einer Spezies muss mit grôüsster Genauig-
keit jeder Standort erhoben werden; es muss die Verbrei-
tung der Art überhaupt, dann die Reichlichkeit ihres Auf-
tretens, die begleitende Pflanzengesellschaft berücksichtigt
werden, und dann erst lassen sich allgemeinere Schlüsse
ziechen. Ein einzelner ist nicht im stande, diese mühevolle
Arbeit allein auf sich zu nehmen; es muss an die Gesamt-
heit appelliert werden, und so fände ich es denn für die
zürcherische botanische Gesellschaft eine glänzende Auf-
gabe und eine verdienstvolle That, wenn sie das Gebiet
ihres Kantons in dieser Weise in Angriff nähme; — dann
hat sie das Erbe Koellikers würdig angetreten.
Inhaltsangabe, — Table des matières,
Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes im
Jahre 1897—1898 . . . £
Protokoll der IX. ordentlichen Versammlung: Te
Wissenschaftliche Mitteilungen, vorgelegt in der
Sitzung der botanischen Sektion der schweize-
rischen naturforschenden (Gesellschaft
Auszug aus der Jahresrechnung pro 1897 . :
Bibliothekbericht . . RSC UE VS MERE ANT)
Eingänge für die Bibliothek SPAS SA à
Mitteilungen aus dem botanischen Museum des ei
genüssischen Polytechnikums in Zürich:
5. M. Rikli: Ranunculus pygmaeus, eine
neue Schweizerpflanze . . . RS En te
6. M. Rikli: Der Sückingersee und seine
Flora (mit einer Karte) :
E. Jacky: Untersuchungen über cinige schweïzeri-
sche Rostpilze
Referate über die im Jahre 1898 erschienenen Publi-
kationen, welche auf die schweizerische Flora
Bezug haben HO aire ÿ
Fünfter Bericht der zürcherischen botanischen Ge-
sellschaft: 1896—1899 . : . . .
A. Usteri: Die strauchartigen Spiracaceen mn unserer
Güärten
M. Rikh: Veg etationsbild aus s dem Kanton Tessin
IT. Badoux : Längenwachstum eines Glycinezweiges
< Ueber Rhytisma acerinum Fr.
e Versuche über Einfluss der Saatzeit
und Korngrüsse der Waldsämereien
I. Bachmann: Beiträge zur Physiologie der Pilze
(Mortierella van Tieghemi nov. spec.)
O. Nügeli: Ueber die Flora von Nord-Zürich
15
Verlag von K. J. WYSS in Bern.
BFITRÂGE
Kryptogamenflora
der Schweiz.
Auf Initiative der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft
und auf Kosten der Eidgenossenschaft
herausgegeben
yon
einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft.
= ———
Band I, Heft I.
Entwicklungsgeschichtiche Untersuchungen
über
ROSTPILZE
von
Dr. Ed. Fischer, Professor an der Universität Bern.
PE LS
132 Seiten 8° mit 2 Tafeln. — Preis: Er. 4 — Mk. 3. 60.
Jedes Heft ist einzeln erhältlich.
9æ- Durch jede Buchhandlung zu beziehen. NN
Verlag von K. J. WYSS in Bern.
Berichte der Schweïzerischen Botanischen Gesellschaft
(Redaktion: Prof. Dr. Ed. Fischer, Bern)
Heft I (1891), 176 Seiten 8°, broch., mit 8 lithogr. Tafeln Fr. 4 —
= IT (1892), 154 Seiten 8°, broch. Hd
» III (1893), broch. MERE » —
» IV (1894), 150 Seiten 8°, broch. » 3 —
: V (1895), 144 Seiten 8, , » 6. —
3 -— VI-(1896),M8-Seiten-8rme LTTRQUE PEN DEC Ne
se VIE (1SI7) 150 SERRES n D. —
n: FLHA(1898); 4198 Selen BE A RENE NS es
Daraus einzeln :
Amann, J., Coutributions à la flore bryologique de la Suisse
Fr. —.60
Amann, J., Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blücke |
der schweïzerischen Hochebene und des Jura? . . Fr. —.60
Cramer, Prof. Dr. C., Ueber das Verhältniss von Chlorodictyon
foliosum und. Ramälina:reticalafa 2 RSS ROIS
Christ, Dr. H., Kleine Beiträge zur Schweizerflora . . Ær. —. 60
Christ, Dr. H.. Betula Murithi Gand: SC Pr.. — 60
Christ, Dr. H. Les différentes formes de Polystichum aeuleatum
(L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion, y
compris les variétés exotiques >, MOSS REP ED
Christ, Dr. H., Die afrikanischen Bestandtheile in der Schweizer-
flora AE : RE 0 tite 0)
Erb, Jos., Ueber ae w ch de Rae zur Charakterisirung
von juniperus communis L., J. nana Willd und J. intermedio
ACHETE Sr crue OUR CE
Fischer, Dr. Ed., Die A fe PRE (Sclero-
tina Rhododendri) É . + Fr. —.60
Früh, Dr. J., Der ne Manon der Torfforschung
Fr. —.60
Jäggi, Prof, J., Der Ranunculus bellidiflorus des Joh. ‘Gessner
Fr. 1. —
Rikli, Dr. M., Der Säckingersee und seine Flora. Mit einer Karte.
Fr. 1. —
Schellenberg, Dr. H, C., Ueber die Bestockungsverhältnisse von
Molinia coerulea Mônch . . . . FTrarte OD PISE
Schinz, Dr. Hans, Potamogeton Javanicus Ha und dessen Syno-
nyme … . Pos RME S7100
Schrôter, C.. nee Paeente aus dé Pfahlbante Robenhausen.
Fr. —.60
Studer, B., jun., Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Pilze.
A.&B. Wallis. Mit einem Nachtrag von Dr. Ed. Fischer und
2 lithographischen Tafeln . . . . RAD ee
v. Tavel, Dr. 7, hr über ds Wirthwéchaot der Rost-
pilze SUN : Fr —.60
&S- Durch jede Buchhandlung zu beziehen.
Me FE
JU I |
5185 00257 8357
pe
EXO ORIR.