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Full text of "Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft = Bulletin de la Socit botanique Suisse"

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JP BULLETIN DE LA SOCIETE BOTANIQUE SUISSE. 





























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BERICHTE 


der 


schweizerischen 





: BOTANISCHEN GESELLSCHAPT. 





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| 
| Redaktion: Prof. En. Kiscxer in BERN. 
| Heft VII. 
Mit Originalarbeiten 
% von 
H. Carisr, E. Overron, H. C. SCHELLENBERG und Joser ER. 
| 
BERN. 
Druck und Verlag von K. J. Wyss 
1897. 

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BULLETIN DE LA SOCIÉTÉ BOTANIQUE SUISSE. 





BEHRICHTE 


der 


schweizerischen 


BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. 


Redaktion : Prof, En. KrscHer in Bern. 


Heft VII. 


Mit Sr pere 


H. Carisr, E. OverTon, H. c. Feel as und Joser ER. 
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1 .BOTANIGAL 


B'ERIN: 
Druck und Verlag von K. J. Wyss 
1897. 





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Bericht DEN 
über die 

Thätigkeit des Vorstandes 
der 


Schweizerischen botanischen Gesellschaft 
im Jabhre 1895-1896. 


Hochgeehrte Herren! 


Am Schlusse seiner zweiten dreijährigen Amtsperiode 
fühlt sich Ihr Comité vor allem gedrungen, Ihnen seinen 
herzlichen Dank auszusprechen für das ihm auch während 
dieser Zeit erwiesene Zutrauen. 

Im verflossenen Jahre ist unser Personalbestand un- 
gefähr auf gleicher Hühe geblieben: vier neue Mitglieder 
sind aufgenommen worden, nämlich die Herren: 

Candrian, Revierfôrster, in Samaden, 

Aubert, Sam., Professeur à Solliat, Val de Joux, 

Christen, G., Lehrer am Progymnasium in Biel, 

Dr. Overton, Privatdocent an der Universität Zürich. 

Dagegen sind zwei Mitglieder ausgetreten.  Durch 
den Tod wurden drei Mitglieder aus unserer Mitte ge- 
rissen. Unter diesen nennen wir zuerst Professor Schnetz- 
ler in Lausanne, den wir bei der Versammlung vom Jahre 
1893 zum Ehrenprâäsidenten der botanischen Sektion er- 
nannt hatten, welcher aber schon damals leidend war und 
nicht unter uns sein Kkonnte. Im letzten Oktober starb 
Dr. Stizenberger in Konstanz, nachdem er noch im Jahre 
zuvor in Schaffhausen den Vorsitz der botanischen Sektion 
geführt und eine Mitteilung über die Cyphellen vorgelegt 
hatte. Als wir im letzten Herbste in Zermatt zusammen- 
kamen und Professor Müller-Argoviensis über seine zahl- 
reichen neueren Flechtenbearbeitungen sprechen hürten, 
da ahnte niemand von uns, dass er wenige Monate später 
nicht mehr unter uns sein werde. Seine Monographie der 
Euphorbiaceen und seine so überaus zahlreichen Bearbei- 
tungen der Flechten aller Erdteile sichern ïhm in der 
Botanik einen bleibenden Namen. Wir freuen uns, dass 
wir als Erinnerung an ihn noch eine Kkleine posthume Ar- 





beit über die Flechten des Monte Rosa im letzten Hefte 
unserer Berichte verôüffentlichen konnten. 

An der Kollektivausstellung der schweïzerichen natur- 
forschenden (Gesellschaft und ïhrer Sektionen bei der 
Landesausstellung in (Genf beteiligte sich unsere (Gesell- 
schaft durch Einsendung der fünf bis zu diesem Frühjabr 
erschienenen Hefte ihrer «Berichte», einer Anzahl von 
Tafeln aus denselben, sowie durch statistische Daten über 
Personalbestand, Finanzen, Bibliothek etc. 

In Ausfübrung des in unserer Hauptversammlung in 
Zermatt gefassten Beschlusses wurde Ende Juni ein 
Schreiben an das Centralcomité der Muttergesellschaft ge- 
richtet, worin um Unterstützung oder Vermittlung einer 
Bundessubvention für die von uns geplante Herausgabe 
von Beiträgen zur Kryptogamenflora der Schweiz nach- 
gesucht wird. Das Centralcomité hat unser Gesuch dem 
eidg. Departement des Innern unterbreitet; die Antwort 
des letztern, die uns eben erst zugekommen ist, macht 
aber ein weiteres Studium der Frage nôtig, welchem 
sich Ihr Comité dem ihm erteilten Auftrage gemäss unter- 
ziechen wird. 

Der Sekretür. 








Protokoll 


der 


VII. ordentlichen Versammlung 


der 
Schweïizerischen botanischen Gesellschaft. 


Dienstag, den 4. August 1896, vormittags 8 Uhr, im 
pflanzenphysiologischen Institut des eidg. Polytechnikums 
in Zürich. 

Vorsitzender: Herr Prof. Dr. C. Schrüter. 
Sekretär: Herr Prof. Dr. Ed. Fischer. 

Anwesend 17 Mitglieder und Gäste. 

1. Der Jahresbericht des Vorstandes wird genehmigt. 

2. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der im Laufe des 
verflossenen Jahres verstorbenen Mitglieder Dr. Stizen- 
berger, Prof. J. Müller-Argoviensis und Prof. Schnetzler 
von ibhren Sitzen. 

3. Die Jahresrechnung pro 1895 wird auf Antrag der 
Rechnungspassatoren HH. Prof. Schinz und M. Micheli 
unter bester Verdankung an den Rechnungsgeber ge- 
nehmigt, 

4. Der bisherige Vorstand wird auf eine neue dreijährige 
Periode wieder gewählt. 

5. Herr Dr. F. v. Tavel, der aus seinem Amte als Kon- 
servator des Herbars des eidgen. Polytechnikums zu- 
rücktritt, hat seine Demission auch als Bibliothekar 
der botanischen Gesellschaft eingereicht. An seine 
Stelle wird gewählt Herr Dr. M. Rikli. 


Der Vicepräsident : Der Sekretär: 
C. SCHRÔTER. En. FiscHER. 





Wissenschaftliche Mitteilungen 


vorgelegt in der 
Sitzung der botanischen Sektion 
der 
schweizerischen naturforschenden Gesellschaft 
Dienstag, den 4. August 1896, in Zürich. 


Präsident: Herr Prof. Dr. C. Cramer. 
Sekretär: Herr Dr. M. Rikli. 


1. (In gemeinschaftlicher Sitzung mit der Sektion für 
Land- und Forstwirtschaft) Herr Prof. Dr. E. Schulze 
(Zürich): a) Ueber die Verbreitung des Glutamins in den 
Pflanzen. b) Ueber die in den Keïmpflanzen der Coni- 
feren enthaltenen Stickstoffverbindungen. c) Vorweisung 
einiger aus dem Keime des Weïizenkorns dargestellter 
Substanzen. 

2, (In gemeinschaftlicher Sitzung mit der Sektion für 
Land- und Forstwirtschaft) Herr Direktor Prof. Dr. 
Müller (Wädensweil): Die wissenschaftlichen Grundlagen 
für die Anwendung reingezüchteter Heferassen bei der 
Weingärung, nebst Vorweisungen. 

3. M. H. Jaccard (Aigle): Une excursion à Ballabio 
(Grigna di Mandello). 

4. M.le Dr. Paul Jaccard (Lausanne): Une petite étude 
sur la flore du Vallon de la Berberine; démonstration du 
Carex microglochin et pauciflora, Saxifraga Cotyledon et 
Aizoon de cette localité. 

5. Herr Dr. H. Schellenberg (Zürich): Ueber die Be- 
stockung von Molinia cœrulea mit Demonstration mikro- 
skopischer Präparate. 

6. Herr Meister (Dübendorf) weist in frischen Exem- 
plaren die in der Umgebung von Dübendorf vorkommenden 
Utricularien vor: U. minor, Bremii, intermedia und eine 
Zwischenform zwischen U. vulgaris und neglecta. 

7. Herr Prof. Dr. Ed. Fischer (Bern): a&) Vorweisung 
der ersten Lieferung seiner Bearbeitung der Tuberaceen in 
Rabenhorsts Kryptogamenflora. b) Infektionsversuche mit 
Puccinia dioicæ und einer Carex frigida bewohnenden Puc- 
cinia auf Cirsiumarten; Infektion von Paeonia tenuifolia 
mit Peridermium Pini corticolum. 

8. Herr Dr. A. Maurizio (Wädensweil): Ueber Pilz- 
vegetationen auf Pollenkürnern in Wasser; mikroskopische 
Demonstration derselben, sowie der Sporangienanlagen 
von Saprolegnia. 


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9. Herr Prof. Dr. C. Schrôüter weist im Auftrage des 
Herrn F, A. Forel den im Genfersee neuentdeckten Pota- 
mogeton vaginatus vor, der in Kultur Blüten gebildet 
hat. 

10. Herr Prof. Dr. C. Cramer (Zürich) macht eine 
Reihe von Vorweisungen, die sich auf den Verkalkungs- 
und Verkieselungsprocess bei lebenden Pflanzen (und bei 
Tieren) beziehen. 

11. M. M. Micheli (Genève) dépose sur le bureau un 
volume qu'il vient de publier, contenant la liste et des 
remarques sur les plantes cultivées dans le jardin du 
Château du Crest. Il présente aussi une communication 
sur une Malvacée hybride: le Lavatera fenestralis X mari- 
tima. 

12. Herr Prof. Dr. A. Tschirch (Bern): a) Ein Ver- 
fahren zur Konservierung von Hymenomyceten unter müg- 
lichster Beïbehaltung ïihrer Farbe und Form. b) Vor- 
weisung von Photographien der ultravioletten Spektren 
von Pflanzenfarbstoften. 

13. Herr Dr. K. von Tavel (Zürich): «) Vorweisung 
von Erigeron neglectus und Aronicum glaciale (s. diese 
Berichte Heft V p. 83 und VI p. 39). b) Ueber Erigeron 
Schleicheri Gremli und dessen Verbreitung in der Schweiz. 
c) Demonstration hybrider Cirsien: voilständige Reïihen 
von Formen zwischen Cirsium bulbosum, oleraceum, acaule, 
bulbosum, ferner oleraceum und heterophyllum; ferner ein 
Tripelbastard Cirsium (acaule X bulbosum) X oleraceum. 

14. M. H. Jaccard (Aigle): Demonstration du Cirsium 
rivulare X spinosissimum découvert dans les Alpes de la 
Gruyère par Lerèche et retrouvé récemment par M. Jaquet. 

15. Herr Dr. J. Huber (Parà, Brasilien) hat eine 
Mitteilung über die Saprophytenflora von Parà einge- 
sandt. 

16. M. le Prof. Magnin (Besançon) a envoyé les com- 
munications suivantes: «) Quelques notes sur la végétation 
des étangs et des tourbières des Franches - Montagnes. 
b) Additions à la flore du Lac de Joux, Brenet et Ter. 

17. M. Silvio Calloni (Lugano) a envoyé deux notes: 
a) sur les glandes nectarifères nuptiales du Daphné 
Cneorum; b) sur la découverte du Oreoweisia serrulata 
dans le Canton du Tessin par M. Mari. 

Nach der Sitzung werden unter Leïitung des Herrn 
Prof. Dr. Schinz der botanische Garten, und unter Leitung 
des Herrn Dr. F. v. Tavel das Herbar und die Samm- 
lungen des eidg. Polytechnikums ebendaselbst besichtigt. 


Personal-Verzeichniss 
der 
schweizerischen botanischen Gesellschaft 


auf 31. Dezember 1896. 


* Mitglieder auf Lebenszeit. 


1. Comité. 


Herr Dr. Hermann Christ in Basel, Präsident. 

> Professor Dr. C. Schrüter in Zürich, Vicepräsident. 

> Professor Dr. Ed. Fischer in Bern, Secretär. 

> Professor Dr. R. Chodat in (Genf. 

»> Professor K. O. Wolf in Sitten. 

2, Kassier. 
Herr Apotheker B. Studer-Steinhäuslin ir Bern. 
3. Bibliothekar. 
Herr Dr. M. Rikli in Zürich. 
4, Redactionscominission. 


Herr M. Micheli in Genf. 
» Professor Dr. C. Schrôüter in Zürich. 
> Professor Dr. Ed. Fischer in Bern. 


5. Ehrenmitglieder. 


Herr Professor T. Caruel in Florenz. 
> Professor Dr. $S. Schwendener in Berlin. 


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6. Mitglieder. 


1. Herr Amann, Julius, Apotheker, Lausanne. 


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1 


15. 


19. 


24. 


25. 
26. 
27. 
28. 


29. 
30. 
31. 
32. 


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Andreæ, V., Fleurier, Canton de Neuchâtel. 

Appel, O., Verwalter der Stadtapotheke Sonne- 
berg in Thüringen. 

Arbost, Joseph, pharmacien, Rue de Lyon 1 
à Thiers (Puy de Dôme). 

Aubert, Sam., Professeur à Solliat, Val de Joux. 

Bachmann, Dr. Hans, Professor an der Kantons- 
schule in Luzern. 

Barbey, W., Valleyres près Orbe, Canton de 
Vaud. 

Barras, Paul, Inspecteur forestier à Bulle. 

Baumann, Eugen, stud. phil, Pfarrhaus Kilch- 
berge, Kanton Zürich. : 

Bernoulli, Dr. W., Schärtlingasse 4, Basel. 

Besse, Chanoine M. Professeur d’agriculture à 
Econe (Valais). 

Bieler, Anton, Professor in Zug. 

Binz, Dr. August, Klybeckstrasse 13, Basel. 

Bolthauser, H., Secundarlehrer in Amrisweil, 
Kanton Thurgau. 

Borel, Charles-François, cand. scient., St-Aubin, 
Neuchâtel. 

Boudier, Emile, pharmacien honoraire, Rue Gré- 
try 22, Montmorency (Seine-et-Oise). 

Bourgeois, Professor, Zürich-Riesbach. 

Bourquelot, Emile, Prof. agrégé à l’école supé- 
rieure de pharmacie, Rue de Sèvres 42, Paris. 

Briquet, John, 5 Rue de l’Evêché, Genève. 

Brügger, Chr. G., Professor der Naturgeschichte 
an der Kantonsschule in Chur. 

Bucherer, Dr. Emil, Solothurnerstr. 14, Basel. 

Burckhardt, Dr. Karl, Grellingerstr. 13, Basel. 

Burnat, Emile, 1 Promenade du Pin, Genève. 

Buser, Othmar, Chemiker, Brauerei Schützen- 
garten, St. Gallen. 

Calloni, Dr. Silvio, Pavia, Italien. 

de Candolle, Casimir, Genève. 

Candrian, Reviërfürster in Samaden, Engadin. 

Chabert, Alfred, Médecin principal de première 
classe, en retraite, Chambéry (Savoie). 

Charras, A., Pharmacien, St-Cyrde Provence (Var). 

Chodat, Prof. Dr. R., Genève. 

Christ, Dr. Herm., Basel. 

Christen, G., Lehrer am Progymnasium in Biel. 


33. Herr Claraz, Schanzengasse 15, Zürich I. 


34. 
99. 


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Coaz, J., Schweiz. Oberforstinspector in Bern. 

Conti, Pasquale, Etudiant ès-sciences, Rue de 
Carouge 1, Crenève. 

Cornaz, Dr. Edouard, Neuchâtel. 

Cornu, F., Campagne Riant-Port, près Vevey. 

Cottet, Chanoine à Gruyère. 

Cramer, Professor Dr. C., in Zürich. 

Dufour, Professeur Dr. Jean, Station viticole, 
Champ de l'Air, Lausanne. 

Dumée, Paul, Pharmacien à Meaux (France). 

Durand, Conservateur à l’Herbier royal de 
Bruxelles. 

Dutoit-Haller, Dr. med., Gurtengasse 3, Bern. 

Fayod, V., 89/91 Rue d’Alésia, Paris. 

Fischer, Professor Dr. Ed., in Bern. 

Fischer, Professor Dr. L., in Bern. 

Fischer-Sigwart, H., Zofingen. 

Flahault, Charles, Professeur à la faculté des 
sciences, Montpellier. 

Frübel, Otto, Handelsgärtner in Zürich-Riesbach. 

Gérard, Recteur de l’université de Montpellier. 

Goudet, Dr., Rue St-Léger, Genève. 

Gremli, Aug., 1 Promenade du Pin, Genève. 

Guignard, Léon, Professeur à l’école supérieure 
de Pharmacie, Rue des Feuillantines 1, Paris. 

Hagenbach-Burckhardt, E., Leimenstr. 12, Basel. 

Hausmann, C. Fr. Hecht-Apotheke, St. Gallen. 

Heer, Pfarrer in Betschwanden, Glarus. 

Hefti, J. J., Apotheker in Schwanden, Kt. Glarus. 

Hegetschweïler, Dr. med. Carl, Riffersweil, Kan- 
ton Zürich. 

Heuscher, J., Lehrer an der Thierarzneischule, 
Zürich-Hirslanden. 


. Mme. Houbion, M., Rue de Mons 62, Marchienne-au- 


Herr 


Pont (Hainaut, Belgique). 

Huber, P. Franz, Professor in Stift Engelberg. 

Huber, Dr. J., Para, Brasilien. 

Jaccard, Instituteur au collège, Aigle, Canton de 
Vaud. 

Jaccard, Dr. Paul, Avenue de Menthon 12, 
Lausanne. 

de Jaczewski, Arthur, Montreux. 

Juillard, Dr. Paul, 80 Cours d'Herbouville, Lyon. 

Käser, Fried., Lehrer, Sihlstrasse 45, Zürich. 

Keller, Dr. Robert, Winterthur. 

Klebs, Professor Dr. G., in Basel. 

Lang, Professor Dr. K., in Solothurn. 





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71. Herr Legré, Ludovic, avocat, Rue Venture 11, Marseille. 


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Leist, Dr. K., Sekundarlehrer in Bern. 

Lenticchia, A., Prof. al R. Istituto tecnico, Como, 
Italia. 

Lerch, Dr. med. J., Couvet, Neuchâtel. 

Linder-Hopf, J., Missionsstrasse 31, Basel. 

Lobeck, Apotheker in Herisau. 

Lüscher, Hermann, Zofingen: 

Martin, Prof. Ch., 26 route St-Julien, Carouge. 

Mazel, Antoine, Pharmacien, Chemin Liotard, 
Servette, (renève. 

Mangin, Louis, Prof. au Lycée Louis-le-Grand. 
Rue de la Sorbonne 2, Paris. 

Micheli, Marc, Château du Crest, Genève. 

Mühlberg, Professor Dr. F., Aarau. 

Müller, Wilhelm, Gymnasiallehrer, Schwyz. 

Müller-Thurgau, Prof. Dr., Director der schweiz. 
Versuchsstation für Obstbau in Wiädensweil. 

Nägeli, Otto, stud. hum., Ermatingen, Thurgau. 

Nicolet, L., pharmacien, St-Imier. 

Overton, Dr. E., Privatdocent an der Universität 
Zürich. 

Petri, H., Referendar in Strassburg - Neudorf 
(Elsass). 

Pirotta, Prof. R., R. Giardino botanico, Roma. 

Pittier, H., San-José de Costa-Rica, Central- 
Amerika. 

Rehsteiner, C., Apotheker in St. Grallen. 

Rehsteiner, Dr. Hugo, St. Gallen. 

Rhiner, Joseph, Philolog in Schwyz. 

Rikli, Dr. Martin, Seminarlehrer, Seminarstr. 7 
Zürich-Unterstrass IV. 

Rzewuski, Alex., Davos-Platz, Graubünden. 

Schinz, Prof. Dr. Hans, Seefeldstrasse, Zürich. 

Schlatter, Theodor, Thurmgasse, St. (rallen. 

Schneider Fr., Seminarlehrer, Münchenbuchsee 
bei Bern. 

Schrôter, Professor Dr. C., Freiestrasse, Zürich- 
Hottingen. 

Schuppli, M., Hilterfingen am Thunersee. 

Siegfried, Hans, Winterthur. 

Spôri, V. A., Lüwen-Apotheke, in Schwanden, 
Kanton Glarus. 

Stebler, Edouard, 46 Rue de la Demoiselle, La 
Chaux-de-Fonds. 

Stebler, Dr. F. G., Zürich-Oberstrass. 

Steiger, Emil, Apoth., Bäumleingasse 4, Basel. 

Studer-Steinhäuslin, B., Apotheker in Bern. 


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107. Herr v. Tavel, Dr. F., Schosshalde, Bern. 


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115. 
114. 
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120. 
121. 


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Tonduz, Ad., Assistant de botanique à l'institut 
physique et géographique national,San- José 
de Costa-Rica. 

Tripet, K., Prof. à l’Académie de Neuchâtel. 

Tschirch, Professor Dr. A., Rabbensthalstr. 77. 
Bern. 

Wanner, Stef, (Cemeindestrasse 25, Zürich- 
Hottingen. 

Wartmann, Professor Dr., Museumsdirektor, 
St. Gallen. 

Weber, Fried., Apotheker, Zürich. 

Wegelin, H., Professor in Frauenfeld. 

Wehrli, Léon, stud. rer. nat., Friedensstrasse 26, 
Zürich-Oberstrass. 

Wilezek, Prof. Dr. Ernst, Université de Lausanne. 

Wille, Professor L., Director der Irrenanstalt 
Basel. 

Wirz, J., Sekundarlehrer, Schwanden, Kanton 
Glarus. 

Wolf, Ferd. Otto, Prof. am Lyceum in Sitten. 

Zehnder, Dr. Fr., Oberer Canalweg 26, Biel. 

Zschokke, A., Assistent, Schweiz. Versuchsstation 
für Obsthbau, Wädensweil. 


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Auszug 


aus der 


dabresrechnung der schweiz. botanischen Gesellschaft 


vom 1. Januar 1895 bis 31. Dezember 1895. 


Auf Antrag der Rechnungsexaminatoren genehmigt in der 
Plenarsitzung vom 4. August 1896 in Zürich. 


Einnahmen. 
Aktiv-Saldo letzter Rechnung  . . : . . Fr. 20. 40 
Jahresbeiträge der Mitglieder Ra 0 AO 
POMPES SCIE ANNEE Rene SE ARR EE St 3. — 
Zinse . SAN RME Pt ÉTAPE AN DA NC el4, 200 
Summa Einnahmen Fr. 657. 95 
Ausgaben. 
Berichtegder Gesellschaft Fc 0 7 Pr. 62715 
V'erscMedenes de em EAN A RARE ST ET 06.120 
Summa Ausgaben Fr. 683. 95 
Bilanz. 
DietAussabentheltragen- te re D Er 688205 
Die Dates betragen: 41 ; GET 192 
Es ergibt sich demnach für das Reciduee 
jahr CINADeNEtE VON RE ee Ur DO. Ve 
Reservefonds. 
Der Reservefonds ist unverändert geblieben 
mit einem Aktiv-Saldo von. . . . . Fr. 182. 40 


Der Kassier: 
B. Studer, Apotheker. 


— XI — 


Eingänge für die Bibliothek 
vom 15. Januar 1896 bis zum 31. Januar 1897. 


Nachstehendes Verzeichnis dient zugleich als Empfangs- 
bescheiniqung für die geehrten Zusender. 


I. Einzelwerke, Separatabdrücke etc. 


Allg. Schw. Zeitg: Artikel zur Pflanzengeschichte der 
Schweiz. Beiblatt No. 297, Donnerstag den 17. Dez. 
1896. Dr. 1. Christ: Ueber afrikanische Bestand- 
teile in d. Schweizerflora. 


Baltzer, A.: Beiträge zur Kenntnis der interglacialen Ab- 
lagerungen. Beilage I Verzeichnis der von À. Baltzer 
sesammelten Pflanzen des Interglacials von Pianico- 
Sellere von Ed. Fischer. S.-A. Neues Jahrbuch für 
Mineralogie, Geologie u. Paläontologie Bd. I. (S. 159 
bis 186) 1896. 

Boudier, E. et Fischer, Ed.: Rapport sur les espèces de 
champignons trouvées pendant l’assemblée à Genève 
et les excursions faites en Valais par les sociétés 
de botanique de France et de Suisse du 5 au 15 aôut 
1894. S.-A. Bulletin soc. bot. France t. XLI. 

Chabert, A.: Notes sur quelques Leontodon. $S.-A. Bul- 
letin herb. Boissier vol. IV. 1896. 

— — Le viviparisme. S.-A. Bulletin herb. Boissier vol. 
IV. 1896. 

Eblin, B.: Ueber die Waldreste des Averser Oberthales. 
S.-A. Berichte der schweiz. bot. Cresellsch.  Heft 
V. (S. 28—81.) 

Fischer, Ed.: Contributions à l'étude du genre Coleosporium. 
S.-A. Bulletin soc. bot. France t. XLI. 

Fischer, Ed.: Ueber den Parallelismus der Tuberaceen u. 
Gasteromyceten. S.-A. der Berichte der deutsch. 
bot. Cresellsch. 1896 Bd. XIV. 

Micheli, Marc: Le jardin du Crest. (Genève 1896 (Im- 
primerie Rey et Malavallon). 

Mori, Antonio: Potentille del Modense e Reggiano. 

Rehsteiner: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der 
Fruchtkürper einiger Gasteromyceten. Dissertation. 
S.-A. Bot. Zeitg. 1892. 


Wegelin, H.: Beitrag zur Pyrenomycetenflora d. Schweiz. 





— XII — 


II. Periodische Zeitschriften im Tauschverkehr. 


Aarau: Mitteilungen der aarg. naturf. Gesellschaft. VII. 
Heft 1896. 


Berlin: Verhandlungen des bot. Vereins der Provinz Bran- 
denburg 37. Jahrg. 1895. 


Bonn: Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der 
preussischen Rheïnlande 52 Jahrg. (1895) 2. Hälfte; 
53. Jahrg. (1896) 1. Hälfte. 

— — Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellsch. für 
Natur- und Heiïlkunde, Bonn 1895 (2. Hälfte); 
Bonn 1896 (1. Hälfte). 

Breslau: 13. Jahresbericht d. schlesischen (Gesellsch. für 
vaterländische Kultur mit Ergänzungsheft (Litteratur) 
1896. 

Cassel: Botanisches Centralblatt Bd. V, Heft T; -— Bd. 
VI, Heft 1—5. 

Cherbourg: Mémoires de la soc. nation. des sc. nat. et math. 
de Cherbourg XXXIX. (1892—1895),. 

Chur: Jahresbericht der naturf. Gesellsch. Graubündens. 
Neue Folge XXXIX. Bd. Vereinsjahr 1895/96. 
Cincinnati (Ohio): The journal of the Cincinnati Society 

of naturel history vol. XVIII. 1—4. 

Coïmbra: Boletim da Sociedade Broteriana vol. XII (1895); 
— vol. XIII (1896). 

Danzig: Schriften der naturforsch. Gesellschaft. Neue 
Folge Bd. IX. Heft 1 (1896). 

Dorpat: Sitzungsberichte der naturf. (resellschaft XI. Bd. 
Heft 1 (1895). 

Dresden: Sitzungsberichte u. Abhandlungen der naturwiss. 
Cresellsch. «Isis» Jahrg. 1895 (Juli—Dezember) ; 
Jahrg. 1896 (Januar—Juni). 

Edinburgh: Proceedings of the Royal Society of Edinburgh 
vol. XX. (Sessions 1893— 95). 

Florenz: Bulletino della soc. bot. Italiana 1896 No. 2—7. 

— — Nuovo giornale botanico Italiano, nuova serie vol. 


IT No. 2 —4. 
Genf: Bulletin de l’herbier Boissier. Tome IV (1896) No. 
1—12. 


— — Compte rendu des séances de la soc. de physique 
et d'histoire naturelle vol. XII. 1895. 


Helsingfors: Acta soc. pro Fauna et Flora Fennica, vol. V3; 
IX, X, XII (1893—95). 





PAR. PET LC TE PRESENT Ve 


RIVE 


Helsingfors: Soc. pro Fauna et Flora Fennica. Botanische 
Sitzungsberichte, Jahrg. 1—4 (1887—1891). 

— — Meddelanden 19—21 (1893 

— — Herbarium Musei Fennici ed. IT 1894. 

Innsbruck: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und 
Vorarlberg 40. Heft (1896). 

Karlsruhe: Alle. bot. Zeitschrift 1896. Jahrg. IL. 

Kônigsberg i. Pr.: Schriften der physik.-6konomischen (re- 
sellsch. 36. Jahrg. 1895. 

Landshut: Vierzehnter Bericht des bot. Vereins in Lands- 
hut 1894—1895. 

Lausanne: Bulletin de la société vaudoise des sciences na- 
turelles 3° serie vol. XXXI No. 119 (1895); — vol. 
XXXII No. 120, 121. 

— — Universität: Index bibliographique de la faculté des 
sciences 1896. 

Lyon: Annales de la société bot. t. XIX (1893/94); t. XX 
1895 (1—4). 

München: Berichte der bot. (resellschaft Bd. 
IV 1896. 

New-York: Bulletin of the Torrey Botanical Club vol. 
XXTIITI (1896). 

Nimwegen: Nederlandsche botanische Vereeniging. Neder- 
landsch Kruidkundig. Archief Register zu Serie I 
et IT; Serie III 1. Teil, 1 Stück. 

Posen: Zeitschrift der bot. Abteilg. des naturwissensch. 
Vereins der Provinz Posen. 1894 (Heft 2); 1895 
(Heft 1 u*3). 

Prag: Lotos. Jahrbuch für Naturwissenschaft. Neue Folge 
Bd XVe 


Schweiz. bot. Gesellschaft: Berichte: Heft VI (1896). 
Berichte: Heft IV (gebunden) Exemplar von der 
Landesausstellung in (Genf. 

Schweiz. naturf. Gesellschaft: Actes de la société hel- 
vetique des sc. naturelles 1895. 78e session à Zermatt. 





— — Compte rendu des travaux. S.-A. Arch. des se. phy- 
siques et naturelles 1895. 

St. Gallen: Berichte über die Thätigkeit der st. gallischen 
naturw. (resellsch. 1893/94. 


St. Louis: Missouri Botanical Garden. 7 annual report of 
1896. 


Es NV 


Stuttgart: Jahreshefte des Vereins für vaterländische 
Naturkunde in Württemberg 52. Jahrg, 1896. 


Thurgau: Mitteilungen der thurg. naturforsch. (resellsch. 
Heft XII (1896). 


Upsala: Arnell, Dr., H. Wilh.: Lebermoosstudien im nürdl. 
Norwegen (1892). 

Borge, O.: Ueber die Rhizoïdenbildung bei einigen 
tadenfürmigen Chlorophyceen (1894). 

Bornstrüm, E.: Echinorhynchus turbinella, brevi- 
collis et porrigens (1892). 

Elfstrand, Marten: Hieracia alpina aus Hoch- 
cebirgsgegenden des mittleren Skandinaviens 
(1893). 

— — Studier üfver Alkaloïdernas Lokalisation 
füre trädesvis inom familjen Loganiaceæ (1895). 

Eliasson, Albin G.: Om Sekundära, anatomiska 
Fürändringar inom Fanerogamernas Florala 
Region I (1894). 

Fredrikson, Th.: Anatomiskt-systematiska Studier 
üfver Lükstammiga Oxalisarter (1895). 

Fries, Th. M.: Bidrag till en Lefnadsteckning 
üfver Carl v. Linné I, IE, IT, IV (1894—1896). 

— — Polyblastiæ Scandinavicæ (1877). 

— — Naturalhistorien i Sverige intill medlet af 
1600-Talet (1894). 

Fries, Elias: Epicrisis Greneris Hieraciorum. 

Fristedt,R.: Johannis Franckenii Botanologia(1877). 

Fristedt, Rob. och Fries, Rob.: Om tvänne i 
Sverige hittilli misskända arter af växtslägtet 
Rumex (1861). 

Grevillius, A. Y.: Anatomiska Studier üfver de 
Florala axlarna hos diklina Fanerogamer (1891). 

Nyman, Erik: Om bygnaden och utvecklingen af 
Oedipodium Griffithianum Dicks (Schwægr)1896. 

Segerstedt: Studier üfver Baskartade Stammars 
Skyddsväfnader 1894. 

Sernander, Rutger: Studier üfver den Gotländska 
Vegetationens Utvecklings historia (1894). 
Skürman, Joh.: Om Salixvegetationen i Klarelfvens 

Tloddal (1892). 

Starbäck, K,: Discomyceten Studien (1895). 

— — Studier i Elias Fries Svampherbarium I. 
«Sphæriaceæ imperfecte cognitæ» (1894). 
Stenstrüm : Värmländska Archhieracier antecknin- 

gar till Scandinaviens Hieracium Flora (1890). 

Upsala, Universitets: Arsskrift 1875. Mathematik 












ANT 


och Naturvetenskap IV. H. W. Arnell: De ‘4 


Skandinaviska Lüfmossornas kalendarium. 


Wittrock, Veit Br.: On the development and ‘1 


Systematic Arrangement of the Pithophoraceæ 
(a new order of Algæ) 1877. 


Weimar: Thüring. bot. Verein, Mitteilungen, neue Folge 


Heft VIII (1895); IX (1896). 


Wien: Annalen des k. k. naturhist. Hofmuseums Bd. X 


1—4, Bd. XI 1. 
— — Verhandlungen der Kk. k. zoolog.-bot. (resellschaft 


45. Bd. (1895) Heft 10, 46. Bd. (1896) Heft 1—9. 


Wisconsin: Transactions of the Wisconsin-Academy vol. 
X 1894/95. 


Zürich: Vierteljahrsschrift der naturforsch. (esellsch. in 
Zürich 40. Jahrg. Heft 3 u. 4. 

— — Festschrift der naturforsch. Gesellsch. in Zürich. 
1746—1896. II Bde. mit 14 Tafeln. 

— — Jahresbericht d. zürch. Gesellsch. 1894/96 nebst zwei 


Beilagen über die Zürcher Flora (Neudrucke älterer 


Autoren). 


Über afrikanische Bestandteile 
in der Schweizer Flora. 


Vortrag, gehalten in der botanischen (Gesellschaft von 
Zürich am 13. Januar 1896 


von Dr. H. Christ, Basel. 


Bekanntlich nimmt die Mittelmeerflora in 
bedeutendem Masse Teil an der bunten Zu- 
sammensetzung der Flora unseres Landes; im 
Wallis, am Ostrande des Jura, am insubrischen 
Alpenabhang und in der Fühn- und Seezone des 
Nordabhangs der Schweizeralpen tritt sie be- 
stimmend für das Gesamtbild auf. 

Aber wie wir genôtigt sind, unsere Alpen- 
flora in ihre Bestandteile (den nordischen und 
den eigentlich alpinen) aufzulüsen, um sie zu 
begreifen, ebenso müssen wir mit der Mittelmeer- 
flora verfahren : es zeigt sich, dass sie aufzulôsen 
ist in ihren endemischen Bestandteil und in sehr 
beträchtliche Gruppen von Pflanzen fremder 
Herkunft. 

Unter dem endemischen Element, 
welches als eigenster Ausdruck des speciellen 
Mittelmeerklimas mit seiner flachen Temperatur- 
curve und seinem langen trockenen Sommer zu 
gelten hat, treten die Geschlechter Cistus mit 41 
ausschliesslich mediterranen Arten (Dunal) Iberis, 

1 


Thymus, Origanum, Lavandula, Genista mit 70 
Arten, Cytisus, Ononis, Anthyllis, Santolina, 
Echium, Onosma, Cerinthe, Ophrys, Serapias, 
Muscari, Narcissus besonders hervor: meist 
hüchst artenreiche Genera, die ihren Schwer- 
punkt im Mittelmeerbecken haben, und nur 
einzelne Vertreter etwas weiter nach Ost (Vorder- 
asien), West (Canarische Inseln) und Nord (at- 
lantischen Westrand Europas) entsenden. 

1. Unter den Bestandteilen dieser Flora, die 
nach ferneren Heimatgebieten weisen, ist derjenige 
der Ste ppen flora der ansehnlichste: Pflanzen, 
welche dem trockenen baumlosen Gebiet ange- 
hôüren, das sich von der Songarei bis Marokko 
über die Plateauländer der alten Welt hinlegt. 
Dahin gehôrt Astragalus, Ephedra, Centaurea, 
Achillea, Jurinea, Iris, Tulipa, Fritillaria, viele 
Halophyten mit Statice, und selbst Arten, die 
wir als Alpenpflanzen oder doch wenigstens 
Pflanzen unserer Alpenländer anzusprechen ge- 
wohnt sind, während sie entschieden dem 
Steppentypus angehôüren. So Oxytropis, Hedy- 
sarum, auch Festuca valesiaca Schleich. und das 
Edelweiss (Leontopodium), das in Sibirien als 
Wiesenpflanze auftritt. 

2. Ein anderer Bruchteil der Mittelmeerflora 
— es ist der stattlichste, vorwiegend Bäume und 
Sträucher umfassende -— gehôrt einem Pflanzen- 
zuge an, der in den südlichen Gebirgsländern 
Asiens, besonders im Himalaya seinen Ausgang 
nimmt. Dahin die mächtigen Bäume: Cedrus in 
seiner rhythmischen Abstufung : C. Deodara, 


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C. Libani, C. Atlantica, Pinus excelsa im Hima- 
laya und Pinus Peuce Griseb. in Macedonien, 
Platanus orientalis, der Nussbaum, die Ross- 
kastanie des Pindus, deren Verwandte wieder in 
Indien auftauchen, Rhus Cotinus (verwandt mit R. 
semialata Ostasiens), Styrax officinalis, Coriaria 
myrtifolia, von der eine Verwandte im ôstlichen 
Himalaya sich findet (C. Nepalensis), Viburnum 
Tinus (V. atrocyaneum Indiens), Apocynum 
venetum, Pistacia; Laurus nobilis gehôürt einer, 
am meisten mit dem ostasiatischen Genus Lindera 
verwandten Gruppe des Genus an (Engler, 
Deutschostafrika V À 147). Dahin gehôren aber 
auch der Epheu und die Lilien, deren Centrum 
der Himalaya, China und Japan bildet, die 
Pancratium, unsere Daphne, von denen Laureola 
mit dem grossen immergrünen Blatt, und Meze- 
reum in der Blüte an die indischen Verwandten 
deutlich erinnern, und Rhododendron, von denen 
besonders das in der ôüstlichen Mittelmeerzone 
und der Pontischen Region gemeine R. Ponticum 
nebst seiner südspanisch - portugiesischen var. 
Baeticum in Grôsse und Bau den indischen Arten 
zugehôrt, während unsre alpinen Arten einem 
kleinern, chinesischen Typus angehôren. Dahin 
auch die perennierenden Papaver der mediterranen 
Gebirge (P. rupifragum etc.), welche die kleinere 
Ausprägung des im Himalaya und in Persien s0 
mächtig entfalteten P. bracteatum und orientale 
darstellen. Dabeïi darf nicht gänzlich übergangen 
werden, dass diejenigen mediterranen Gebirgs- 
und Waldpflanzen, die in Asien und zugleich in 





UT 


Nord-Amerika analoge Arten besitzen, in letzter 
Linie aus dem grossen circumpolaren Centrum 
der tertiären Flora abstammen, um so mehr, als 
die tertiären Schichten sowohl des hohen Nordens 
als unsrer Breiten eine Anzahl homologer Formen 
enthalten. Zu diesen Pflanzen sind zu zählen 
Liquidambar, Celtis, Aesculus, Pinus Omorica 
Panc., Platanus, Castanea, Fraxinus Ornus L. 
und raanche andere, Zu denen ich auch unsern 
Weinstock zählen muss. 

3. Ein dritter, fremdartiger Quotient der 
Mittelmeerflora soll heute näher besprochen 
werden. 

Engler (Entwicklungsgeschichte der Pflanzen- 
welt 1879) hat die Beziehungen der Mittelmeer- 
flora zu entfernter gelegenen Florengebieten und 
besonders zur Flora Südafrika’s geschildert. 
Nach einer Reihe interessanter Beispiele betont 
er das «Rätselhafte» in der Verbreitung dieser 
Pflanzen (S. 79) und sucht, dies Rätsel durch 
eine Hypothese zu erklären, nämlich so, dass 
die Stammart der in der Capflora und Mittel- 
meerflora zugleich auftretenden, verwandten Arten 
einst in dem zwischenliesgenden tropischen Afrika 
lebte, aber später ausstarb, während sich 
blos die erwähnten abgeleiteten Formen am Cap, 
am Mittelmeer und auf wenigen einzelnen Punkten 
in Abessinien, auf den Canarischen Inseln etc. 
erhielten. 

Allein das Rätsel lüst sich vôllig, und wir 
haben nicht nôtig, zu irgend einer Hypothese zu 
oreifen, sobald wir durch neue, nähere Ver- 





FRS Us En 


gleichung der afrikanischen Floren mit denen 
der umliegenden Länder, und durch die fort- 
schreitende KErforschung der einzelnen Gebiete 
Afrikas erkennen, dass es sich gar nicht um 
disjuncte Areale, also nicht um ein getrenntes 
Florengebiet im Süden Afrikas und im Mittel- 
meerbecken handelt, sondern dass vielmehr auch 
heute noch und von jeher ein nur wenig unter- 
brochener Gürtel derselben Flora rund um Afrika 
herum vorhanden ist, dessen Massencentrum 
allerdings auf der südlichen Halbkugel im sub- 
tropischen Gebiet liegt. 

Wir kôünnen eine, durch ihre wesentlichen 
Charakterzüge zu einer Einheit verbundene 
Vegetationsform und Flora nachweisen, die 
graphisch dargestellt, ihre dunkelste Schraffierung 
im Capland nordwärts bis etwas über den süd- 
hichen Wendekreis hinaus zeigt, sich aber dann 
in einem starken und breiten, freilich nicht 
gleichmässigen Rande an der Ostküste zum 
abessinischen Hochlande hinzieht. um von da 
an nordwärts schwächer zu werden. Auf der 
Westseite ist die Schraffierung viel weniger stark, 
und durch die tiefe feuchte Hylaea vom Congo 
bis zum Nigerdelta unterbrochen, aber sie zieht 
sich dann wieder deutlich fort in den trockenen 
Steppenländern bis Marokko. 

Aber auch am Nordrand Afrika’s ist sie noch 
wahrnehmbar durch das mediterrane Gebiet hin- 
durch, und unerwartet scharf tritt sie hervor auf 
den dem afrikanischen Continent tributären 
Inseln : sowohl den atlantischen im Westen, als 


MG 


Socotra im Osten und selbst auf dem fernen 
Madagaskar und den Maskarenen, während die 
diesen benachbarten Coralleninseln im indischen 
Ocean bereits rein und ungemischt die indische 
Flora zeigen. 

Aber nicht genug: auch die Mittelmeerflora 
Europa’s und des Orients, die Flora des wärmern 
atlantischen Europa’s zeigen einen zarten Anflug 
dieser Flora, und einzelne Strahlen gehen bis in 
die Gebirge, die Alpen und Pyrenäen, ja bis in 
den Norden unseres Weltteils hinein. 

4, Was ist nun vor allem der Charakter 
dieser Flora ? 

Mit einem Wort, es ist eine-xerophile 
Flora par excellence. Es sind Pflanzen von 
vorwiegend holzigem Wuchs, viel und regelmässig 
verzweigtem Stamme mit terminalen Blattrosetten, 
so dass der ganze Strauch eine halbkugelige, wie 
rundum beschorene, scharf umgrenzte Bildung 
zeiot; Blätter mit succulenter Tendenz; wenige, 
aber besonders reich zusammengesetzte Blüten- 
stände und zahlreiche kleine Blüten (inflorescentia 
myriantha Webb. phytogr. canar.). 

Es sind viele formliche Succulenten mit 
fleischigen Blattrosetten, die der Bodenfläche an- 
liegen oder sich am Ende ebenfalls fleischiger 
Zweige erheben: Crassula- und Sempervivumform. 
Es sind ferner Bäume und Sträucher mit immer- 
grünen schmalen Blättern von harter ledriger 
Textur, mit eingerolltem Rande, viele auch mit 
Neigung zur Phyllodienbildung und zur Ver- 
kümmerung der Blattspreiten bis zu Schuppen, 








: NÉ as 


undmitanliegender, seidenglänzender Bekleidung: 
Proteaform, Oleaform. Es sind Sträuchermitsuccu- 
lenten oft prismatischen Stengeln und dorniger 
Armatur, welche die Blätter in der trockenen Zeit 
abwerfen, oder deren Blattorgane zu rudimentären 
Anlagen verkümmern: Kleinia- und Euphorbia- 
form aus der Section Diacanthium. Es sind Co- 
niferen mit schuppenformig reducierten Nadeln : 
Callitristorm, Sträucher mit äusserst kleinen 
Nadelblättern und reichen, myrianthen Blüten- 
ständen: Ericaform, ferner holzige Monocotylen 
mit dichotomer Verzweigung und reichspiraligen 
Rosetten langer succulenter Blätter: Dracaena- 
und Aloeform. Dann monocotyle Zwiebelgewächse 
mit sehr stark ausgebildeten Schuppen. welche 
starke Mengen von Nahrungsstoff aufspeichern 
und deren oberirdische Organe einen  sehr 
rasch  ablaufenden  Vegetationscyclus  durch- 
machen : Kniphofia-, Haemanthus- und Urginea- 
form; ferner schwertblättrige Irideen: Gladiolus- 
form und harte, starre, kleine, immergrüne Farne: 
Cheïlanthesform, also eine streng geschlossene, 
durch die angeführten Merkmale zu einer hüchst 
ausgeprägten Einheit geschlossene Flora, die als 
im hôüchsten Grade xerophil zu bezeichnen ist 
im Gegensatz zu der tropisch afrikanischen Flora 
der feuchten Flussbecken, wie sie vom Niger 
über die Aestuarien des Old Calabar, Kamerun, 
Gabun und Ogowe sich ausbreitet, aber eine ge- 
ringere Breite hat, als noch kürzlich geglaubt 
wurde, und am Congo bereits in die xerophile 
Savannen-Flora übergeht, um in einzelnen un- 





PRO Re 


regelmässig begrenzten Flecken durch Central- 
Afrika an die Stromläufe Ost-Afrika’s hinüber zu 
treten. Diese Flora zeigt annähernd den frondosen 
Charakter des Waldes der indischen und malay- 
ischen Monsun-Zone. In dieser Hvyläa, die vom 
innersten Winkel von Kamerun bis hinab zum 


Ogowe das Meer berührt, sind alle Merkmale der 


feuchtesten Urwaldung vorhanden:  Lianen, 
selbst die langkletternden Rotangs (Calamus), die 
man von jeher als den Inbegriff der hôüchsten 
Entfaltung tropischer Waldnatur betrachtet. Die 
hängenden und klammernden Epiphyten (Platy- 
cerium, Angraecum, Nephrolepis ramosa Moore), 
die Farne mit Sammelbechern (Drynaria) fehlen 
nicht, und die Blätter der Bäume sind mit den 
verschiedenen Apparaten zur Entlastung vom 
Regenwasser ausgerüstet. 

5. So sehr hat nun die vorhin geschilderte 
xerophile Flora ihr Centrum von der Südspitze 
Afrika’s bis gegen den Wendekreis, dass man 
sie stets unter dem zu eng gefassten Namen der 
Capflora verstanden hat. 

Verfolgen wir nun aber ihre weitere Ver- 
breitung im Einzelnen. 

An das eigentliche Plateau von Südafrika 
reiht sich im Osten Natal, das durchaus von 
dieser Flora beherrscht wird, so weit nicht in 
den Schluchten des Osthangs der Drakensberge, 
die von dem Monsun des südindischen Meeres 
befeuchtet sind, sich Vertreter der tropisch- 
feuchten Flora einfinden.  Nôrdlich der mit 
tropischen Savannen und Parkland überzogenen 





RO. 


Zambesi-Niederung zieht sich die xerophile Flora 
fort in den Ländern von Deutsch-Ost-Afrika und 
der Somali, und greift tief nach Westen ein- 
wärts in die Terassenlandschaften der grossen 
Seen, wo namentlich die einzelnen Bergstôcke, 
vom Kilimandjaro bis zum Runssoro (Ruvenzori 
Stanlev’s) und Kirunga sie in prägnanter Aus- 
prâägung zeigen. 

Aus diesen Gegenden haben Meyer, Stuhl- 
mann (Schweinfurth, nat.-forsch. Fr., 15. No- 
vember 1892. 170), von Goetzen (Engler und 
Goetzen «Afrika von Ost nach West») und Volkens 
(Engler, Deutschostafrika V À 1895) reiche Reihen 
identischer und verwandter Arten aus der süd- 
afrikanischen xerophilen Flora nach Hause ge- 
bracht: es mag die Anführung von Podocarpus, 
Calodendron capense, Ilex mitis, Myrsine africana, 
Olea laurifolia, Brucea, Grewia, Oxalis caprina, 
Phytolaccaabyssinica, Thalictrumrhynchocarpum, 
Monsonia, Hermannia abyssinica, Mohria caff- 
rorum, Cheilanthes multifida, Helichrysum, Arte- 
misia afra, Ericinella, Anthospermum, Protea 
abyssinica, Aloe, Haemanthus, Kniphofia, Osvris, 
Kalanchoë, Rhus genügen. 

6. In gleichem, ja gesteigertem Grade zeigt 
diese Erscheinung das Hochland von Abessinien. 
Aloe, mächtige blattlose Candelaber-Euphorbien 
von cactiformem Habitus (E. abyssinica), Protea, 
Helichrysum, Olea laurifolia, Kalanchoë, Hae- 
manthus, Kniphofia, Rhus, Phytolacca, Myrsine 
africana, Podocarpus, Ilex, die auch in Deutsch- 
Ostafrika auftretende Brayera, Halleria, Geisso- 


407 eS 


rhiza, Pelargonium, Gladiolus, Osvris, Hvpericum, 
Wahlenbergia, die grosse Dracaena Ombet Kotschy 
in Nubien (Suakim) und schizantha Bak. im 
Somaliland sind Zwar nicht capische, aber doch 
specifisch xerophile afrikanische Formen. 

7. In West-Afrika ist diese Vegetation 
spärlicher ; im Süden(Deutsch-West-Afrika) wegen 
der ausgesprochenen Wüstennatur des Küsten- 
landes, die nur ganz besondere, streng angepasste 
Formen duldet. (Die Cucurbitacee Acanthosicyos, 
und mehrere Arten mit eigentümlicher unter- 
irdischer Stammverdickung:  Sesamothamnus, 
Vitis macropa und Bainesii. Pachypodium etc.) 
Immerhin ist gerade hier die wunderbarste dieser 
xerophilen Pflanzen: die Welwitschia und die 
grosse Aloe dichotoma und in Angola manche 
Genera ihrer andern Vertreter, z. B. Kniphofia, 
vorhanden. Weiterhin hindern die grossen Fluss- 
becken die Verbreitung dieser Flora; um so be- 
deutsamer sind aber die einzelnen Leitspuren, 
die auf den Berghôühen des Kamerunberges, des 
Picks auf Fernando Po etc. sich finden. Dahin 
Anthospermum asperuloides, Kalanchoë aegyp- 
tiaca, Stephania hernandiaefolia, Myrsine, Hv- 
pericum angustifolium, Pittosporum Mannii, 
Rhus viminalis, Blairia spicata, Ericinella Mannii, 
Wahlenbergia sp. Podocarpus Mannii, Myrica 
salicifolia, Olea laurifolia, Liparis capensis, Ilex 
capensis, Alchemilla tenericaulis, CrassulaMannii, 
Helichrysum sp., Lactuca Capensis, Sonchus 
angustissimus, Pycnostachys abyssinica, Cocco- 
bryum capense, Geissorhiza alpina, Hvypoxis 





villosa, Melaethium tenue, Umbilicus pendulinus, 
Romulea Bulbocodium (Engler, Entw. Gesch. 
IT. 271.) Selbst aus dem offenen Tiefland der 
Goldküste habe ich einen Gladiolus erhalten. 
daselbst kommt auch eine mit den capischen 
Cycadeen verwandter Encephalartos vor. 

8.In Marokko,im Bergland, das in die an 
der Westkante Afrika’s bis ans Meer stossende, mit 
Artemisia herba alba und den Wüstenhalophyten 
bewachisene Wüste eindringt, tritt unser Floren- 
element wieder deutlich hervor. Hier ist eine 
Clododien tragende Kleinia (pteroneura) und sind 
drei Kandelaber-Euphorbien aus der südafrikani- 
schen Sektion Diacanthium (E. resinifera Berg., 
E. Beaumieriana Cosson etc.) Ferner Urginea, 
die Sapotacee Argania Sideroxyvlon Roem-Schult., 
dann Lotononis, Nidorella, Nolletia, Levssera, 
eine den Capischen Stapelien verwandte Bu- 
cerosia, Glossoneura, Trichodesma, Urginea, 
Romulea, Anthericum, Simethis, Asparagus, 
Aphyllanthes : alle aus südafrikanischer Ver- 
wandtschaft (Ball. Spicileg. Marocc. in Journ. 
linn. Sa. XVI. Hooker & Ball, Marocco and the 
great Atlas 1878, 405). 

Ehe wir weiter nach Norden gehen, dürfen 
wir die Insel-Satelliten Afrikas nicht übersehen, 
die uns an Belegen für die xerophile Randflora des 
Continents besonders reiche Ausbeute gewähren. 

9. Das grosse Madagascar hat eines der 
feuchtesten Monsunclimate der Welt, und erfreut 
sich demgemäss einer eigentlich malayischen 
Flora, wie ja hier auch der malayischeMensch eine 


SENS TR 0 Sr ee 


ER TON AE 


Wohnstätte fand. Nirgends ist die Waldflora so 
hochtropisch, nirgends sind die unzähligen Baum- 
arten so durchweg auf das Maximum des Nieder-. 
schlags eingerichtet, wie hier, so zwar, dass 
diesen Arten, obschon den verschiedensten Fa- 
milien angehôrig, allen eine starke, habituelle 
Aehnlichkeit innewohnt: schmale, unformlich 
verlängerte Blätter, eine ganz eigenartige Ver- 
zweigung, dabei der Luxus der Epiphyten in 
einer Nepenthes und nicht weniger als 3 Platy- 
ceriumarten ausgeprägt, und in der Ravenala 
Madagascariensis Sonn. bis zur hôchsten Ent- 
faltung des monocotylen Blattes gesteigert. 

Und doch hat auch Madagascar deutliche 
Spuren der trockenen afrikanischen Flora, es 
hat im sandigen trockenen Südwesten die Coni- 
fere Callitris (Widdringtonia) Commersoni, den 
afrikanischen Arten ganz ähnlich, und auf den 
Gebirgsrücken 34 Crassulaceen, darunter 16 Ca- 
Jlanchoë, ferner Pelargonium , Helichrysum, 
Wahlenbergia, Rumex, Geissorhiza, 18 Philippia, 
Ericinella, 3 Gladiolus, Kniphofia (R. Baron, flora 
of Madagascar, in Journ. Linn. Soc. 1. Nov. 
1888) und die südafrikanischen Farne Mohria 
Caffrorum Desv., Gymnogramme argentea Desv.. 
Asplenium Mannii, Sandersonii, vagans, etc. 

10. Aber selbst das weit entlegene Insel- 
zwWillingspaar Mauritius (Île de France) und 
Réunion (Bourbon) weisen Philippia, Viscum 
capense, Rumex abyssinicus, 2 Hypericum, Stoebe 
und an afrikanischen Farnen die bei Madagas- 
car schon genannten Mohria, Gymnogramme, 


D ASE ue 


Cheilanthes hirta, dann Pellaea hastata, Calome- 
lanos, Burkeana auf. (Jacob de Cordemoy, flore 
de l’Ile de la Réunion 1895.) 


Hypericum angustifolium verbindet die Berg- 
gipfel von Fernando Po, Camerun, Abessinien 
und Bourbon. Agauria (Leucothoë) salicifolia 
zeigt sich auf dem Camerunberg, am Nyassa, auf 
Madagascar und Bourbon. Caucalis melanantha 
in Fernando Po, Camerun, Abessinien, auf dem 
Kilimandscharo und in Madagascar.  Aehnliche 
isolirte Gipfelstandorte verbinden Westafrika mit 
den ôstlichen Inseln bei Rubus apetalus, Senecio 
Bojeri, Sebaea brachyphylla und Asplenium 
Mannii. 


11. Unter den von Bayley Balfour (Diagnoses 
plant. nov. Socotr. in Proceed. Royal Soc. Edin- 
burgh XI) beschriebenen, neu von ihm aufge- 
stellten Arten Socotra’s Sind an eigentlichen 
Bäumen ein Elaeocarpus (Tiliaceae), ein Allo- 
phylus (Sapindaceae), 2 Odina (Anacardiaceae), 2 
Cordia (Boragineae), die wir dem tropisch-afri- 
kanischen Florenelement zuzählen; dagegen 3 
Boswellia und ein Balsamodendron (Burseraceae), 
welche zu den ostafrikanischen xerophilen Bal- 
sambäumen gehôren, die im Somaliland die 
Myrrhe liefern; ferner ein Rhus und die Sapo- 
tacee Sideroxylon fimbriatum Balf., die an ähn- 
liche Formen der atlantisch-afrikanischen Ar- 
chipele mahnt. Dracaena Cinnabari Balf. ist 
der Drachenbaum von Socotra. Von Sträuchern 
sind zu nennen : 


2 baumartige und 4 strauchige Euphorbia, da- 
runter eine mit der canarischen E. canariensis 
verwandte cactiforme Art (Gruppe Diacanthium), 
E. spiralis Balf. und die, der E. aphylla Bruss. 
Tenerife’s nahe stehende blattlose und succulente 
E. arbuscula Balf. Aloë. Haemanthus. Urginea. 
Asparagus, Fagonia cretica, Teucrium, Osyris 
pendula Balf., Cockburnia socotrana Balf., mit 
den canarischen und capverdischen strauchigen 
Globularien sehr verwandt. Campylanthus, Wit- 
hania Riebeckii Schweinf., mit den W. aristata 
der Canaren und frutescens der westl. Mittel- 
meerzone verwandt. Eine fleischige, grosse Lac- 
tuca crassifolia Balf.. vom Typus der grossen 
canarischen Sonchus. Prenanthes amabilis Balf.. 
an die P. pendula Webb. von Gran Canaria 
erinnernd. Die blattlose und sueculente Kleinia 
Scottii Balf., 7 Helichrysum, 3 Kolanchoë des 
bekannten südafrikanischen und abessinischen 
Crassulaceen-Genus, Lotus, Trigonella, die Sta- 
pelie Bucerosia und endlich die wunderbare 
Punica protopunica Balf., unsere Granate, aber 
mit einer Frucht, die statt zu einer Beere zu- 
sammengeschlossen, in 5 wirtelständige Carpelle 
zertheilt ist. Dendrosicyos ist eine baumartige (!) 
Cucurbitacee vom Habitus des Ricinus. 

Aber auch das nahe Festland von Arabien 
bietet Analogien. In Südarabien ist ein Theil 
der abessinischen Flora (Aloe, Dracaena, etc.) 
vorhanden und selbst noch am Sinai ist Lasio- 
spermum brachyelossum gefunden, eine kleine 
Composite des Caplands, nicht nur eine Genus- 





. 


RE TR 


verwandte, sondern der Art nach identisch 
(Ascherson). 

Dass auch einzelne Ausstrahlungen weiter- 
hin, bis zum Indus und weiter nach Osten vor- 
dringen, darf nicht befremden: ist doch die 
afrikanische Fächerpalme Borassus  flabellifor- 
mis in Vorderindien gemein, ob durch Cultur 
oder natürliche Verbreitung ist heute nicht mehr 
auszumachen, während umgekehrt die indische 
Tamarinde weit durch Afrika verbreitet ist. 

12. Und nun die westlichen Satelliten. All 
diese atlantisch-afrikanischen Archipele, die Cap- 
verden, die Canaren, die Madeiragruppe und die 
Azores bilden eine entschiedene Provinz der ge- 
schilderten afrikanischen Flora, was um so er- 
staunlicher ist, als der climatische Unterschied 
unter diesen Inseln von den durchaus tropischen 
Capverden zu den Azoren ein enormer ist, welch 
letztere sich in ihren Wärme- und Feuchtig- 
keitsverhältnissen vom südwestlichen Irland weit 
wenisger unterscheiden als von den sonnigen Ab- 
hängen der canarischen Inseln. Centrum und 
Hauptquartier dieser Inselfloraist der Canarische 
Archipel und dass diese Flora eine vorwiegend 
afrikanische ist, kann leicht nachgewiesen wer- 
den, wenn auch weniger durch identische Arten 
als durch die Gemeinsamkeit der Gattungen und 
die Physiognomie der Flora. 

Wenn die hôhere Region der Canaren, über 
welcher die Wolken liegen, ein im Ganzen süd- 
europäisches Gepräge hat, und ïihre gesellschaft- 
lich auftretenden Gewächse: die berühmte Re- 


SN 


tama, Spartocytisus supranubius (L. f.), der Co- 
dexo: Adenocarpus spec., die Jara: Cistus vagi- 
natus Ait., auch der hohe Wachholder (Juni- 
perus Cedrus Webb.) mit endemisch mediterranen 
Formen nächstverwandt sind, so ist in den 
untern Lagen die Strauch-Vegetation der Lava- 
felsen sowohl als der Waldbestand um so ent- 
schiedener afrikanisch. 

Auf offener Flur und an den Felsen treten 
die mächtigen monocotylen Phœnix Jubae (Webb. 
sub var. Ph. dactyliferae. Ph. canariensis Hort.) 
und Dracaena Draco L. hervor, erstere eine 
zwar endemische (rundfrüchtige) aber doch zu 
den afrikanischen Phœænix gehôrige Palme, letztere 
von den obengenanntenostafrikanischen Arten nur 
schwer zu unterscheiden. Euphorbia Canarien- 
sis L. kommt als eine der mächtigsten cacti- 
formen Wolfsmilche dazu, und daneben eine 
ganze Reihe zwar blatttragender, aber mit suc- 
culenten Stämmen ausgestatteter Strauch-ja Baum- 
Euphorbien, welche einen Uebergang der grossen 
Tirucalli-Arten zu der mediterranen E. Dendroi- 
des L.bilden und nur auf diesen westafrikanischen 
Archipelen auftreten. E. aphylla Brouss., ein wir- 
telf‘rmiger Strauch mit succulenten runden 
Zweigen ohne Spur von Blättern, hat ein durch- 
aus südafrikanisches Gepräge. Dann Aloe vul- 
garis Lam., welche auf den heissen Abhängen 
besonders Gran Canarias und Palmas massen- 
bildend auftritt, in Marokko fehlt und sich ins 
Mittelmeerbecken hinein verbreitet: eine ende- 
mische Art des afrikanischen Genus. 


ARTE LS 


Kleinia neriifolia Haw., ein Glied des syste- 
matisch mit Senecio zu vereinigenden, aber bio- 
logisch sehrabweichenden südafrikanischenGenus, 
hat stark succulente Stämme, welche die eben- 
falls fleischige Blattrosette im Sommer abwerfen. 
._Plocama pendula Aït. ist ein Rubiaceenstrauch 
aus der ebenfalls afrikanischen Section der An- 
thospermeen, ebenso die krautige Phyllis nobla 
L., von der eine nahe stehende Art {Ph. viscosa) 
von Webb. geradezu zu Anthospermum gebracht 
wird. Bencomia caudata, ein Rosaceenstrauch, 
tritt zwischen die Capischen Cliffortien und 
unsere Poterium. 

12 roth- und weissblüthige Compositen, 7. 
Theïl die Mutterpflanzen unserer cultivirten Cine- 
rarien, stehen den afrikanischen Senecio näher 
als irgend einem andern Genus. Wehb hat sie 
Pericallis genannt, andere sie zu Senecio, Cine- 
raria und Doronicum gezogen. 

Besonders bedeutsam aber sind die Crassu- 
laceen. Gegen 40 Arten sind es, theils mit boden- 
ständigen Rosetten, theils strauchig, mit oft ge- 
waltigen Blättern und Blüthenständen, die den 
Genera Aichryson, Greenovia und Aeonium ange- 
hôren, und ziemlich genau die Mitte zwischen 
den südafrikanischen Crassula und unseren Sem- 
pervivum halten. 

Dazu kommen 9 Petrophyes, 4 Umbilicus 
und eine Art dès capischen Genus Grammanthes 
(G. Haylandianus Webb synops. fl. Can. ined.) 
nebst 4 zum Theil eingewanderten Mesembry- 
anthemum. Canarina campanula L., eine grosse 


D] 


C4] 





beerentragende Campanulacee, hat ihre zweite 
Art auf dem Runssoro (Ruwenzori) Ostafrika’s 
(G. Eminii Asch.), mehrere grosse strauchartige 
Hypericum (bes. H. canariense) lehnen sich 
ebenfalls an die afrikanischen Arten. Zwei Cero- 
pegien (dichotoma Haw. und fusca Bolle) sind 
succulente Asclepiadeen aus indisch-afrikanischer 
Verwandtschaft. Das in Südafrika weit ausge- 
dehnte Genus Lotus entfaltet sich in den Canaren 
in einer Menge zum Theil strauchiger Arten, 
die vom europäischen Typus, bes. im Lotus Pelio- 
rhynchus, ganz abweichen. Die schôüne Scro- 
phulariacee Campylanthus hat einige ähnliche Ar- 
ten auf den Capverden, in Arabien und am [Indus. 
Eine Lyperia aus dem am Cap zahlreichen Scro- 
phulariaceengeschlecht schmückt die Wände der 
Caldera de Bandama auf Gran Canaria. Vieraea 
ist eine strauchige Composite aus der Nähe der 
afrikanischen Pegolettien. 

Eine Justicia (Adhatoda hyssopifolia Nees.) 
vertritt die kleinern ostafrikanischen Arten dieses 
artenreichen Genus. Das Labiatengenus Micro- 
meria Zertheilt sich hier in eine grosse Anzahl 
von Arten und Formen, jenes Genus, das auch 
im Mittelmeerbecken sparsam vorhanden, aber 
in Afrika weite, wWenn auch sporadische Ver- 
breitung hat. | 

Wahlenbergia lobelioides ADC. und Laurentia 
Canariensis DC. sind Glieder afrikanischer Ge- 
nera. 

Der Farn Pteris arguta Aït. ist von der capi- 
schen und mascarenischen P. flabellata Thnbg 


RER UE Ta Ep Ne 


0 ÉTÉ 


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schwer zu unterscheiden. Cheilanthes pulchella 
Bory ist mit den abessinischen Ch. arabica 
Decsne und coriacea Decsne, Davallia canariensis 
Sm. mit der afrikanischen D. nitidula Kze, Dick- 
sonia culcita Hérit. mit der D. arborescens Hérit. 
von St. Helena nahe verwandt. Das Adiantum 
reniforme L. der 3 südlichern atlantischen Insel- 
ogruppen kehrt auf N. O. Madagaskar und der 
Réunion wieder. 

Doch nun zu der Waldflora. 

Die Mvrsineen Pleioneris canariensis ADC. 
und Heberdenia excelsa Banks werden von Bent- 
ham geradezu unter Myrsine begriffen. Notelæa 
excelsa Webb. gehôürt dem kleinen, vorwiegend 
australischen Genus der Oleaceæ an. Von den 
4 Lorbeergewächsen des Canarenwaldes ist Lau- 
rus canariensis Webb. eine mächtige Ausgestal- 
tung des mediterranen Tyvpus L. nobilis L. Ich 
habe L. canariensis im algerischen Atlas (Chiffa) 
anscheinend wild (?) gefunden und in Marokko 
eine, zwischen beiden so ziemlich in der Mitte 
stehende Form. Ocotea foetens Benth ist in ganz 
ähnlichen Arten in Südafrika und auf Bourbon 
vertreten, von Apollonias Barbusana Nees besitzt 
Cevlon eine zweite Art, und nur Persea indica 
Spr. gehôrt einer streng südamerikanischen Sec- 
tion des weiten Genus an. Myrica Faya Aït. mit 
halbsaftiger Frucht gehôrt neben M. sapida Ost- 
indiens. Erica arborea L., ein bis 60 Fuss hoher 
Waldbaum, in Abessinien und den äquatorialen 
afrikanischen Gebirgen häufig, tritt noch in der 
Mittelmeerzone als Strauch auf. 


BERTOONSES 


Visnea Mocanera L. f., eine Ternstræmiacee, 
ist mit den südasiatischen Eurya verwandt. 
Zwei baumartige [lex (canariensis Webb. und 
platyphylla Webb.) erinnern an die capische J. 
capensis. Pittosporum coriaceum Aït. gehôrt zu 
einem Genus der südôüstlichen Halbkugel, das 
auch in Afrika vertreten ist. Die Celastracee 
Catha cassinoides Webb. gehôrt dem auch in 
Ostafrika (Catha edulis) vertretenen Genus an. 
Periploca laevigata hat in Ostafrika in P. linari- 
folia ein Analogon. Sämtliche angeführten 
Waldbäume und Sträucher sind immergrün; 
die meisten weisen auf Afrika oder entferntere 
tropische Centren hin, aus denen sie über Afrika 
nach den Canaren gelangt sein müssen. 

Annähernd gleich, nur mit abnehmender In- 
tensität des afrikanischen Typus verhält sich 
Madeiïra. Hier treten schon die mächtigen 
Monocotylen Phoenix und Dracaena zurück, er- 
Stere fehlt ganz, letztere soll noch auf Porto 
Santo sich gefunden haben; aber der afrikani- 
sche, immergrüne Wald ist ungefähr derselbe 
und die Uferfelsen schmücken sich immer noch 
mit einer reichen Anzahl xerophiler Strauch- 
formen. Ein neuer, den Canaren fehlender baum- 
artiger Ilex Perado Aït. tritt neben canariensis 
auf, eine neue Catha Dryandri Lowe, mehrere 
auffallend afrikanisch flectirte Lotus (Subgenus 
Pedrosia Lowe), während sich die Crassulaceen 
ungemein vermindern, und schon 3 Sedum und 
eine Saxifraga — auf den Canaren ganz fehlende 
nordische Genera — hinzukommen. In 2 statt- 


AO 


lichen Musschia (aurea Dum. und Wollastoni 
Lowe) ist ein Aequivalent der canarischen Cana- 
rina gegeben. Sideroxylon Mermulana Lowe 
ist ein neues, bedeutsames Glied der Sapotaceen- 
familie, aber die Micromerien gehen bis auf eine 
zurück, wogegen Teucrium einen ganz beson- 
dern Aufschwung nimmt (T. betonicum Hérit. 
heterophyllum Hérit. und abutiloides Hérit.). Von 
den canarischen Baumlauraceen sind alle vier 
canarischen Species noch vorhanden, ebenso auch 
die Heberdenia und die Notelæa; der Wald ist 
noch derselbe, auch die Myrica und Erica arbo- 
rea fehlen nicht, aber zu einer so echt afrikani- 
schen Form wie Euphorbia canariensis hat es 
nicht mehr gelangt. Dafür tritt die grosse, auf 
den Canaren sehr seltene Euphorbia mellifera 
Ait. in Madeira nicht selten auf, und es stellt 
sich in Poystichum falcinellum (Sw.) eine Farn- 
Art ein, welche dem P. Macleai (Bak. Hooker 
Icon. filic. Cent. IIT 1654) von Natal am aller- 
nächsten steht. Siehe Cosson Catal. des Plantes 
Mandon in Bullet. Soc. bot. France 1868 XV. Die 
südafrikanische Selaginella Kraussiana A. Br. 
ist in Madeira gemein. 

Und nun die, in der Breite von Lissabon, 
mitten im oceanischen Klima des nordatlan- 
tischen Meeres liegenden Azoren. Hier würde 
man eine, durch Feuchtigkeit auf das Niveau 
des westlichen Frankreichs herabgedrückte eu- 
ropäische Flora erwarten. Aber so weit über- 
windet die alte Zusämmengehôrigkeit der Sa- 
telliten mit dem grossen Kontinent selbst die 





mächtigsten klimatischen KEinflüsse, dass sich 
auch auf diesem sturmreichen Archipel die afri- 
kanische Facies immer noch sehr deutlich erhielt, 
während der amerikanische KEinfluss nicht spür- 
barer ist als auf den Canaren oder Madeira, und 
sich fast nur in Corema alba, Sanicula azo- 
rica, Acrostichum squamosum und in einer mas- 
senhaft auftretenden nordamerikanischen Adven- 
tivpflanze, einer Solidago offenbart. Der azori- 
sche Wald besteht aus Ilex Perado, Notelæa ex- 
celsa, Persea indica und ïhrer Varietät azorica 
Seub., der Ocotea fœtens und der Myrica Faya : 
nur Laurus canariensis und Erica arborea fehlen. 
Also immer noch der afrikanische Wald, dessen 
Eindruck verstärkt wird durch das massenhafte 
Auftreten der Myrsine africana (retusa Aït.), wel- 
che die Abhänge der Krater überzieht. Es ist 
die Art Südafrikas und Abessiniens und fehlt 
seltsamerweise den südlicheren Archipelen Ma- 
deiras, der Canaren und Capverden, sowie dem 
benachbarten Westafrika ganz! Auch eine neue 
Erica (azorica Hochst) findet sich ein, neben 
der nôrdlichen Calluna, die hier fast baumartigen 
Wuchs annimimt (Drouet Catal. fl. des Iles Açores 
1866, 189).. Euphorbia mellifera Aït. Madeiras 
kommt in einer var. Stygiana Wats. vor. Sehr 
hervortretend sind auf den Azoren die Dickichte 
grosser Vaccinien (V. cylindraceum Sm.), die auf 
Madeira durch das verwandte V. padifolium Sm. 
vertreten sind, aber auf den Canaren fehlen. 
Erst in Ostafrika finden wir Analogien zu die- 
sem Vorkommnis : das V. exul Bol. von Natal, 


EL mes 


V. africanum und V. Stanleyi Schweinf. vom 
Runssoro. Diese Vaccinien gehôren zu einer 
Gruppe, die auch im Himalaya auftritt und von 
da in V. Arctostaphylos W. bis zum westlichen 
Kaukasus vordringt. 

Ich stelle hier die übrigen <afrikanischen» 
Azorenpflanzen zusammen : 

Hypericum foliosum Ait., Lotus macranthus 
Lowe. Umbilicus. Aïchryson villosum Webb. 
Senecio (Pericallis) malvæfolius DC. Campanula 
Vidalii Wats., ein prachtvolles, strauchiges Ana- 
logon der Campanulaceen der südlicheren Archi- 
pele. Veronica Dabneyi Hochst., eine, auf die 
Arten der südlichen Halbkugel (Neuseeland etc.) 
weisende, lederblättrige Zwergstrauchform, ab- 
gebildet und beschrieben bei Seubert fl. azor. $. 
39 Tab. VIIT 1. Dicksonia Culcita, Pteris arguta, 
Nephrodium molle Desv., ‘Frichomanes radi- 
cCans »w. 

16. Die Capverden endlich, obschon dem 
Herde der afrikanischen Flora näher, zeigen den 
Canaren gegenüber schon deshalb eine Abschwä- 
chung im Florencharakter, weil sie fast baumlos 
und dem senegambischen Wüstenklima ausge- 
setzt sind. An Bäumen aus der xerophilen Flora 
haben sie, ausser dem doch echt tropischen 
Baobab (Adansonia) und mehreren aus ähnlicher 
Sippe, so viel als nichts. und ihre Flora setzt 
sich wesentlich aus der echten Wüstenflora, einer 
Auslese tropisch westafrikanischer, meist trivia- 
ler Arten und einigen mediterran beeinflussten 
Arten zusammen ; an die südafrikanische Flora 


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ER LT STE PCT ES < 


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erinnern aber doch Aloe vulgaris, Dracaena Draco, 
2 Nidorella, Wahlenbergia, Sarcostemma (Asclepia- 
daceæ) Micromeria Forbesii Benth., Sideroxylon 
Mermulana Sm. (auch auf Madeira) und marginata 
Decsne. Umbilicus. Aeonium gorgoneum Schmidt. 
Die strauchige Euphorbia Tuckeyana Steud., und 
mehrere halbstrauchige Lotus. Siehe Ant.Schmidt, 
Beiträge zur Flora der Capverden 1842. 

17. Wir rücken nun nach Norden zum Mit- 
telmeerbecken vor, und betrachten zuerst 
Nordafrika. Hier treten nun vorerst, besonders 
im Westen, manche der afrikanisches Gepräge 
tragenden Canarenpflanzen auf: Davallia cana- 
riensis, Asplenium Hemionitis, Aeonium arbo- 
reum, Aloe vulgaris. Alsdann aber beherbergen 
das algerische Littoral und die innern Gebirge 
vor allem eine Art des echt südafrikanischen 
Genus Callitris : quadrivalvis Vent., die den Wäl- 
dern hinter Blidah einen durchaus fremdartigen 
Anblick verleiht. Die räumlich nächste Callitris 
ist C. Whytei von Deutsch-Ostafrika. Das succu- 
lente, 5lattlose Genus Bucerosia, mit den capi- 
schen Stapelien so nahe verwandt, tritt an der 
Küste von Oran auf und geht auch an die Süd- 
küste von Spanien und die kleinen Inseln im 
Süden Siciliens hinüber. Das capische Gerania- 
ceen-(Grenus Monsonia tritt in einigen Arten in 
der südôstlichen Ecke des Mittelmeerlittorals auf. 
Aus dem capischen Genus Othonna (Com positæ) 
sah ich bei Constantine die strauchige O. cheiri- 
folia L. im Januar schon in Blüte. Oxalis cer- 
nua Thunbg., eine Art des Caplandes, tritt 


PER OP 


bei Algier und um Gibraltar auf, und wenn 
man diese Standorte nicht als indigene wollte 
celten lassen, so kann ich bezeugen, dass ich sie 
auch in Marokko gesehen habe, wo eine inqui- 
line Verbreitung vôllig ausgeschlossen ist. Der 
Oelbaum hat entschieden seine Heimat im ôst- 
lichen Nordafrika, wo er in den mächtigen Wal- 
dungen, die sich von den Bergen ôstlich von 
Constantine gegen Tunis hin erstrecken, eine 
geradezu dominirende Rolle spielt und sich durch 
Wuchs und Merkmale deutlich von der kultivir- 
ten Form unterscheidet. Man ist gewohnt, der 
Autorität des Philologen Hehn folgend, den Oel- 
baum zu den Gewächsen zu rechnen, die aus 
einem unbekannten Kultursitz des Orients mit 
andern Culturpflanzen erst nach Westen gebracht 
sein sollen. Zwar wächst der Oelbaum durch 
Vorderasien bis an den Fuss des Himalaya spo- 
radisch, aber viel mehr als Kulturbaum, während 
er in Nordafrika im wildesten, heute noch von 
Lüwen bewohnten Urwald mit den grünen Eichen 
und all den andern mannigfaltigen Bestandthei- 
len des afrikanischen Waldes, die Physiognomie 
des Landes bestimmend, auftritt, umschlungen 
von den Lianen Clematis cirrhosa L. und Smilax 
Mauretanica Desf. Hehns Citate aus classischen 
Autoren wollen, gegenüber solcher Evidenz, 
durchaus nichts besagen; Hehn hatte ja auch 
keine Ahnung davon, dass es neben den paar 
Kulturpflanzen. die er herausgreift, eine ganze, 
mit ihnen vergesellschaftete, mit ihnen parallel 
gehende wilde Flora gibt, der sie angehôüren. 


PE ue 


So allein war es môüglich, dass er sogar die Myrthe, 
den wesentlichen Bestandtheil aller mediterranen 
Maquis in Südeuropa und Nordafrika, zu den «aus 
Osten eingeführten» Kulturpflanzen rechnet! Olea 
ist ein, für uns zunächst afrikanisches Genus, 
das in Abessinien und Ostafrika — (Olea lauri- 
folia und chrysophylla), und hôüchst ausgedehnt 
in Südafrika auftritt. Olea verrucosa der Kala- 
hari ist unserm nordafrikanischen Oelbaum auch 
physiognomisch gleich. 

18. Gehen wir nun auch auf das nôürdliche 
Mittelmeergestade über, was bei der gleich- 
mässigen Verbreitung so vieler Arten dieses Gebiets 
in Nordafrika und Südeuropa durchaus nôthig ist, 
und nehmen das nôrdliche und südliche Ufer 
im Zusammenhang. Auch hier greift die afrika- 
nische Flora der atlantischen Inseln nach Osten 
über: Myvrica Faya berührt in Portugal das atlan- 
tische Küstengebiet Europas, Bosia Yervamora 
Webb., eine ganz isolirte, strauchige Amarantha- 
cee (2?) Tenerifes, dringt bis ins ôstliche Mittel- 
meer (Cypern) ein. Aloe vulgaris, Aeonicum 
arboreum besiedeln hie und da die Vorgebirge. 
Davallia canariensis und Asplenium Hemionitis 
L. finden sich bei Cintra, erstere auch bei Cadix _ 
und Algeciras wieder. 

In Cilicien, im ôstlichsten Theil unserer 
Region, ist in Pelargonium Endlicherianum Fenzl]. 
eine sehr ansehnliche Art des Genus vorhanden, 
das in Abessinien in 2 Arten auftritt, um im Cap- 
land zu dominiren und sich bis Australien über 
die Etappe von Tristan d’Acunha fortzusetzen. 





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5 


LE 


(P. australe.) Ebenda ist eine, an die ostafrika- 
nische Phytolacca abyssinica sich anreihende 
Phytolacca pruinosa Fenzl. einheimisch. 

Aus seinem ungeheuren Gebiet im Continent 
von Afrika, vom Gariep bis Nubien erstreckt sich 
der Papyrus in die mit afrikanischem Klima be- 
gabte Jordandepression Syriens, wo er den Sumpf 
von Huleh (den See Merom der Alten) mit einem 
dichten Graswald überzieht; seine letzte Etappe 
ist der Quell Anapo auf der Ostküste Siciliens: 
Bekanntlich findet sich im Gebiet des Papyrus 
in Syrien hente noch das afrikanische Krokodil 
als ein Beleg afrikanischen Elements aus dem 
Thierreich. 

Celastrus senegalensis tritt in Andalusien 
wieder auf (syn. C. europæus Boiss.) Mediterrane 
und zugleich südafrikanische Genera sind ferner: 

Erica, von welchem ca. 15 Arten in Südeuropa, 
dagegen über 300 im Capland vorhanden sind. 

Oligomeris (Resedaceæ) mit 3 südafrikani- 
schen Arten und einer sehr verwandten der Ca- 
naren, Algeriens und Spaniens : O. subulata, Del. 
Cytinus, jener wunderbare blattlose Wurzelpara- 
sit, von dem eine Art in Südafrika auf der Com- 
posite Eriocephalus, die andere auf den Cistus 
Südeuropas wächst, während 2 Arten noch in 
Mexico vorkommen. Cynomorium dagegen ist 
echt mediterran von den Canaren in den Orient 
hinein. Vorwiegend südafrikanisch und austra- 
lisch sind die Verwandten des mediterranen 
Genus Thymelæa. 

Laurentia (Campanulaceæ) hat einige wenige 


HT ee 


Vertreter im Mittelmeerbecken, aber mehrere in 
Südafrika: die atlantischen Inseln bilden die 
Brücke. 

Von dem indisch-afrikanischen Genus Fors- 
kahlea (Urticaceæ) geht eine Art nach den Cana- 
ren, eine andere nach Spanien hinauf. 

Auf etwa 40 Psorolea Südafrikas kommen 
nur 2 mediterrane Arten. 

Aehnlich ist das Verhältniss bei den Solana- 
ceensträuchern Lycium. 

Von dem mit Rumex verwandten Genus 
Emex hat Südafrika eine, die Mittelmeerzone 
die andre Art. 

Von dem vorwiegend afrikanischen, sich bis 
nach Indien erstreckenden Geschlecht Acanthus 
sind etwa 3 mediterran. 2 Pistorinia Nordafrikas 
und Andalusiens gehôren zum südafrikanischen 
Crassulaceen-Tvpus. 2 Putorien derselben Region 
sind Glieder der südafrikanischen Anthosper- 
meen-Gruppe. 

Der Oleander, der an den Wadis der nôrd- 
lichen Sahara wohl sein Massencentrum hat, hat 
in Tangina veneniflua Madagaskars einen ver- 
wandten Familiengenossen (Apocynaceæ) und in 
Indien eine ganz nahe verwandte Art (odorum). 

2 Osvyris der Mittelmeerregion haben Genus- 
verwandte in Abessinien, Deutschostafrika, Natal 
und Südafrika. 

Fuirena pubescens (Lamarck sub Scirpo) 
Corsicas und Portugals und Pennisetum ciliare 
(L. sub Cenchro) Siciliens und Liparis kehren 
in Deutschostafrika wieder. (Engler pag. 146). 


LE DO nue 


Anagvris foetida L., die fast baumartige, einzige 
Podalyriee Europas, die auf Tenerife eine sehr 
nahe stehende Subspecies hat, und ein echter 
Winterblüher ist, stammt aus einer hôchst vor- 
wiegend australisch-afrikanischen Sippe, lehnt 
aber doch am nächsten an die ebenfalls mono- 


typische Form Piptanthus des Himalaya. 
Von etwa 90 Gladiolus sind fast alle afrika- 


nisch, und nur etwa ein halbes Dutzend medi- 
terran. Wir sahen bereits, wie dieses Genus den 
Ring um Afrika ziemlich vollständig markirt 
und selbst über Madagaskar bis auf die fernen 
Maskarenen ausstrahlt  (Gl. psittacinus Lindl 
und G. Frappieri J. Herm. bei Cordémoy fl. Réun. 
162). Ebenso Romulea. Auf etwa 50 Arten Afri- 
kas kommen einige wenige der Mittelmeerzone. 
Auf die etwa 20 Urginea Afrikas sind nur einige 
wenige, darunter die bekannte riesenhafte U. 
Scilla Steinh. im Mittelmeergebiet vorhanden, 
und ebenso wenige auf den Canaren. 

Von den etwa 20 afrikanischen Dipcadi ist 
eine in Südeuropa vorhanden (D. serotinum L. 
sub Hyacintho). Besonders interessant ist, wie 
Engler hervorhebt, das Genus Anthericum (sensu 
latiori). Es ist, mit 47 Arten, so zu sagen ganz 
afrikanisch ; nur unsre mitteleuropäischen 2 Ar- 
ten, mit A. boeticum Andalusiens und Simethis 
bicolor Désf. von Cannes und Algerien und Pha- 
langium algeriense Boiss. Reut. gehôüren der 
nôrdlichen Halbkugel an. 

Von dem Umbelliferengenus Capnophyllum 
(Krubera) ist das leptophyllum (Hoffm.) cana- 
risch und mediterran, die zweite Art capisch. 


Pope 


Den wenigen Zvgophyllum und Fagonia der 
Mittelmeerzone stehen mehrere im innern Wüsten- 
plateau Nordafrikas und Südafrikas (und Austra- 
liens) gegenüber. 

Von 50 Lotononis (Leguminosæ) sind ausser 
3 bis 4 mediterranen Arten alle südafrikanisch. 

Engler hebt auch die Beziehungen der medi- 
terranen Corvdalis calviculata Zu den südafri- 
kanischen Corydalis hervor. 

Aber auch die mediterrane, bis tief nach 
Südasien verbreitete Granate weist auf ostafri- 
kanischen Ursprung. Wenigstens sahen wir, 
dass sich auf Socotra die Form mit fünftheili- 
ger, nicht zu einer Beere geschlossener Frucht 
findet, die man als die ursprüngliche, nicht 
durch Kultur veränderte bezeichnet hat und wel- 
che die Zugehôrigkeit des Genus zu den Lythra- 
riaceen feststellt. 

Besonders fremd nimmt sich in der Mittel- 
meerflora die Monocotyle Aphyllanthes aus. Sie 
steht nur mit den Johnsoniaceæ Australiens in Ver- 
wandtschaft und ist der einzige Vertreter dieser 
Gruppe in der nôrdlichen Halbkugel. Aehnlich 
die seltsame, vom alten Poiret zu Rhamnus ge- 
rechnete Colmeiroa buxifolia Reut. Spaniens, ein 
zu den Euphorbiaceæ, Section Phyllantheæ ge- 
hôriger Zwergstrauch, den Bentham zu dem Ge- 
nus Securinega zieht, und der mit madagassi- 
schen und südafrikanischen Arten dieses Genus 
(Pleiostemon Sond.) verwandt ist. 

Aber auch unsere Mvrthe, in deren Schatten 
Aphvllanthes so häufig wächst, weist auf ein 





ue PP, Os le 


Centrum in der südlichen Hemisphäre hin, denn 
sie ist die einzige Art des Genus ausserhalb des 
tropischen und südlichen Amerikas, und ausser- 
halb Australiens und Neuseelands, wo etwa 10 
recht ähnliche Arten vorhanden sind. 

Laurus und Ceratonia sind Genera, die ende- 
misch im Mittelmeergebiet auftreten, erstere eng 
verbunden mit den indischen Lindera, aber letz- 
tere total isolirt; eine uralte Form, deren Spuren 
vorläufig verschüttet sind, und die sich in Süd- 
arabien sporadisch wieder findet. Aehnlich auch 
Chamaerops, dessen Areal überwiegend nordafri- 
kanisch ist. Diese Palme lehnt sich an keine 
der heutigen afrikanischen Arten an, wohl aber 
an die Chamaerops Ritschiei Griff. (Nanorhops 
Wendl.) Südpersiens und der Indusgegend. Be- 
sonders anziehend ist die Frage bei dem kleinen 
Genus Sibthorpia. Eine Art ist maderensisch, 
2 sind afrikanisch und zugleich mediterran, von 
denen eine (S. Europæa L.) an der milden atlan- 
tischen Westküste zu den Azoren und bis nach 
Irland hinaufgeht; eine weitere ist andin. 

Drosophyllum lusitanicum nimmt sich am 
Strande bei Algeciras und Tanger. sowie in Por- 
tugal aus wie eine aus der Südwelt verschlagene 
australische Droseracee, ohne direkte Beziehung 
zu irgend einer derselben. 

Die Feige steht mit Ficus pseudo-carica Süd- 
Arabiens systematisch und räumlich sehr isolirt; 
die lokal nächste Art: F. Sycomorus Nubiens ge- 
hôrt nicht in ihre Gruppe. 

Dagegen sind die südmediterranen Rhus 


ANATOLE 


oxyacantha Cav. und pentaphyllea Desf. genau 
mit den südafrikanischen und abessinischen Ar- 
ten verbunden. 

Aber nichts ist merkwürdiger als die kleine, 
in der europäischen Flora so fremdartige Gruppe 
von Cyrtandraceen, welche die beschatteten Fels- 
ritzen südlicher Gebirge bewohnt. Es sind Pflan- 
zen mit blattreichen, an die Unterlage angedrück- 
ten, stark behaarten Rosetten vom Gesamtbild 
der Gloxinien, und verteilen sich in 3 Genera : 

Ramondia hat flache, fast regelmässig 5- oder 
4lappige Corollen vom Ansehen eines Verbascum. 
Die eine Art R. pyrenaica Lam. ist zahlreich in 
einigen franzôüsischen und aragonesischen Pvyre- 
näenschluchten auf Kalkfels bei etwa 1000 Me- 
ter (Gèdre vallée de Luchon; Camous, vallée 
d’Arra) kommt auch am Montserrat in Katalo- 
nien vor, und ist mit ihren reichen violetten 
Blüten und gelben Staubbeuteln auf dem dun- 
keln Braungrün der wolligen Blattrosetten die 
schôünste Zierde dieser Gebirge. Die andere, R. 
Serbica Pançic wächst an sonnenlosen feuchten 
Felswänden von Selasnica bei Nis in Serbien, 
und wiederholt die Gestaltung der Pyrenäen- 
pilanze. 

Haberlea Rhodopensis Frivalds. ist lediglich 
bekannt aus dem thrakischen Balkan (Rhodope) 
in der Waldregion an Schieferfelsen der schat- 
tigen Schluchten des Flusses Akdere bei Kalofer 
und an Felsen bei Stanimaka unweit Philippopel. 
Sie zeichnet sich aus durch rührenfürmige zwel- 
lippige, weiss und lila gescheckte Corolle, und 


— "99  — 


steht also durch die Form der Blüte den zwei- 
lippigen afrikanischen Cvrandra viel näher. Die 
vierte Form, Jankæa Heldreichii Boiss ist ein 
exaktes Mittelding zwischen Haberlea und Ra- 
mondia, indem die Corolle von glockig-trichter- 
fürmiger Gestalt und ungleich vierlappiger Oeff- 
nung ist. Ihr Standort ist in der mittlern und 
obern Region des thessalischen Olympos oberhalb 
Hagios Dionvsios von 4000 bis 8000 Fuss. 

Obschon diese Pflanzen in den feuchten und 
seschützten Spalten der Felsen wachsen, so er- 
weist sich doch die Ramondia, wie ich bei deren 
Kultur beobachtete, als eine xerophile Art, in- 
dem sie die Fähigkeit hat, durch Austrocknung 
die Blätter zu falten und einzurollen, um sie bei 
erneutem Feuchtigkeitszufluss sofort wieder straff 
auszubreiten. 

Ich habe bereits vor der botanischen Sektion 
der schweïizerischen naturforschenden Gesell- 
schaft in Basel 1892 mich über die Heimatsfrage 
dieser, in unserer Flora so fremdartigen Formen 
also geäussert: 

(Archives des sciences phys. et nat. de Ge- 
nève N. 10. 15. Oct. 1892.) Le Dioscorea pyre- 
nalca ne trouve aucune analogie dans la flore 
d'Europe pas ;plus que les 4 Cvrtandracées des 
Pyrenées et des montagnes du côté oriental de 
la mediterranée. Il faut en chercher les analo- 
gies dans l’Afrique du Sud, où il y a des Dis- 
corées et un certain nombre de Cystandra- 
cées, plantes de rochers en rosette se rappro- 
chant des Ramondia. Ich dachte damals noch 

3 


LES, TERRE TEE IEEE 
LE RS PAU, VO AE ER a 


odes 


nicht, dass erst in den letzten Jahren auf dem 
Kilimandjaro die Saintpaulia ionantha Wendi. 
mit ebenfalls offener, nicht rôhriger Corolle ge- 
funden wurde, die uns heute als ein so naher 
Verwandter der Ramondien vorliegt, dass man 
wohl die generische Kinheit beider behaupten darf! 

Gleiches [nteresse bietet die Myrica Gale, 
die von Portugal am Westrand Europas hinauf- 
geht bis nach Skandinavien, und sich durch die 
atlantische, ausser den Inseln auch in Portugal 
einheimische Mvrica faya an die südlichen Ver- 
treter des Genus anfügt. 

Auch die kleine zierliche Glockenblume Wah- 
lenbergia hederacea (L. subcampanula), welche 
von Lusitanien und Spanien her einen ähnlichen 
Wegs bis Dänemark durchläuft, iegt sich durch 
die westmediterranen nutabunda (Guss.) und die 
canarische lobelioides A. DC. an die südafrikani- 
schen Glieder des Genus an. Euphorbia den- 
droides L. des westlichen Mittelmeergebiets ist 
der einzige Repräsentant der strauchigen cana- 
rischen Wolfsmilche mit succulenten Stämmen, 
welche die Blattrosetten im Sommer abwerfen. 

Aber auch in der Farnflora der Mittelmeer- 
zone sind afrikanische Spuren. Ceterach offici- 
narum hat eine hôher entfaltete Parallelart in 
den Canaren : C.aureum L.v.Buch, und eine ähn- 
liche, componirtere Form nur noch in Südafrika 
und Sokotra: die Gymnogramme cordata, die von 
Kuhn wohl mit Recht zu Ceterach gezogen wird. 

Nothochlaena Marantae Br. der Mittelmeer- 
länder und Vorderasiens findet sich in Abessi- 


nien wieder und hat in N. Eckloniana Kunze des 
Caplandes eine so verwandte homologe Art, dass 
die specifische Trennung nur durch die grosse 
räumliche Trennung môglich geworden ist. 

Ein illustres Beispiel ist bereits von Engler 
angeführt: unsere, auf dem Schiefergebirg der 
Alpen so gemeine Erica carnea, welche einer 
Section entstammt, von welcher ca. 50 Arten im 
Capland wachsen, während die E. carnea deren 
einziges nicht afrikanisches Glied ist. Aber nicht 
nur in der systematischen Verwandtschaft, auch 
biologisch ist diese Heide bei uns ein Fremd- 
ling : sie ist ein Winterblüher ; die Blüthen sind 
schon im Herbst nicht nur präformirt, wie bei 
so vielen Alpenpflanzen, sondern bereits ent- 
wickelt (Erica herbacea L.), und brauchen nur 
den ersten Sonnenstrahl am Ende des Winters, 
um sich zu rôthen, nicht um sich zu entwickeln. 
(Heuer 1896 habe ich durch die Güte des Hrn. 
Schürmann in Luzern schon am 25. Januar 
aufsgeblühte Sträusse erhalten.) Die Lebens- 
bedingungen dieser Erica sind von denen am 
Cap nicht so ganz verschieden, als man glauben 
môchte, denn am Tafelberg wachsen die Kriken 
ebenfalls in der schwarzen KErde der Felsen- 
ritzen. die von der Wolkendecke befeuchtet wird, 
welche das Plateau des Berges beschattet. 

Dieselbe Bedeutung hat auch Polygala Cha- 
maebuxus L. Sie gehôürt einem ganz andern 
Typus an, als alle andere Polygala unserer 
Länder, und erst in Afrika finden wir Arten aus 
derselben Gruppe, zunächst in Alcerien und 


D PRE 


Marokko (P. Munbyana Boiss. und P. Balansae). 
Es sind grossblüthige, immergrüne lederblättrige 
Sträucher, zum Theil mit Neigung zur Cladodien, 
oder doch zur Blattlosigkeit. Auch sie ist ein 
Winterblüher, ähnlich der Erica, zu deren Ver- 
gesellschaftung Sie gehôürt, so dass selten die 
eine ohne die andere gefunden wird. Dass die 
auch bei uns vorkommenden Genera Gladiolus, 
Cotyledon, Anthericum, Lotus zur afrikanischen 
Flora neigen, haben wir schon erwähnt. 


Unsere Ballota, die 1m Mittelmeergebiet etwa 
20 Arten hat, tritt in Südafrika ebenfalls in einer 
Art auf. 

Von Asparagus haben wir 2 bis 3 schwache, 
krautige Arten, während am Mittelmeer schon 
eine derbe, schlingende, immergrüne Form 
wächst (A. acutifolius L.) und in den tiefern 
Süden dieser Zone schon ein halbes Dutzend 
nordafrikanischer Arten eindringen, von denen 
mehrere als stachlige, eisenharte, mächtige 
Schlinger sich an den Wadrs der Wüste aufthun. 
Die meisten aber, darunter grosse endemische, 
mit bambusartig aufschiessenden Stengeln finden 
sich auf den Canaren zusammen. Weiterhin 
verläuft das Genus in die Tropen der alten Welt. 


Unser Tamus findet seine voll entwickelte 
Qnvrianthe) Form in Tamus edulis Lowe Tene- 
rifes, und tendirt zu den tropisch afrikanischen 
Dioscoreen, zugleich mit der schon erwähnten 
Dioscorea der Pyrenäen, die keine Beeren, 
sondern eine dreikantige Kapsel hat. 





SE SE 


Aber auch die Stechpalme gehôrt zu der- 
selben räumlichen Verwandtschaft. Unser Ilex 
spielt mit seinem breiten immergrünen Blatt in 
unserer Flora eine ganz isolirte Rolle; er ist 
ferner eine Pflanze des milden atlantischen 
Westens, und die nächsten Ilex sind drei mäch- 
tige Bäume der Westafrikanischen Archipele. [ex 
capensis kommt diesen bis Westafrika entgegen. 
Unser Epheu, der als einziger immergrüner 
Wurzelkletterer unserer Zone und als baum- 
artice Araliacee uns so fremd anmuthet, und der 
sporadisch bis Japan durch die Osthemisphäre 
Zieht, ist wohl ostasiatischen Ursprungs. Die 
zwWeite Hedera ist australisch, nicht afrikanisch, 
aber unsere Hedera entfaltet sich stufenweise zu 
immer stärkerer Entwicklung im Westen (Irland) 
und Süden (Algerien). Gegenüber ersterer Form 
scheinen die übrigen formliche Reduktionen 
zu sein. Ganz isolirt stehen auch unser Viscum 
album L. (mit seinen var. cruciatum Sieb. und 
laxum Boiss.) und Loranthus europaeus Jacq. da, 
zwei echte, aktive Baum-Parasiten aus vorwiegend 
tropischen Genera, die durch die Länder der alten 
Welt zerstreut sind, von denen sich aber Ver- 
treter auch im Capland (z. B. Viscum capense) 
und Abessinien finden. 

Unsere Oxalis sind Adventivpflanzen aus 
Süden, ausser der einheimischen O. Aceto- 
sella L., die sich durch die wunderbaren, mit 
fleischig verdickten Blattstielbasen beschuppten 
Rhizome zu einer succulenten Cladodienpflanze 
ausbildet. Oxalis ist ein wesentlich, wenn auch 


SEE QE 


nicht ausschliesslich, südafrikanisches Genus. 
Und nun unser Buxus, der mit seinem breiten 
und kurzen, dicht gestellten Laub an die Mvr- 
sinenform erinnert und vôllig fremdartig in 
unserm Buchenwalde dasteht: eine baumartige 
Tricocce ! Ausser der westindischen Sektion des 
kleinen Genus besteht es aus unserer Art, die 
durch die Mittelmeerzone zum vordern Orient 
geht und in Westeuropa bis zur Mosel hinan- 
geht, auch auf den Balearen eine grüssere Sub- 
species bildet. Eine weitere Art ist tropisch 
ostafrikanisch : Buxus Hildebrandtii des Somali- 
landes, eine madagassisch. 

Ungesucht ziehen wir hier auch das succu- 
lente Rosetten bildende Genus Sempervivum in 
unsere Betrachtung. Alle Gebirge Europas, 
namentlich aber die Alpen bis in den Orient 
hinein, besitzen dasselbe in einer Masse nahe 
verwandter Formen, deren Mannigfaltigkeit mit 
der von Aeonium und Aïichryson, den homologen 
canarischen (Genera, übereinkommt.  Semper- 
vivum erscheint nur als eine reducirte Fort- 
setzung dieser Entwicklungsreihe. Nehmen wir 
dazu, dass eine Sektion: Jovis barba, mit fast 
rohriger Corolle, sich direkt an die capischen 
Cotyledon anlegt. Ein Sempervivum wird auch 
(S. chrysanthum) als Gebirespflanze Abessiniens 
genannt. 

Unsere Danthonia provincialis D. C. von 
S. Giorgio, die einzige europäische Art des Genus 
neben der allerdings sehr verwandten Triodia 
decumbens P. B., gehürt einem vorwiegend süd- 


5 


afrikanischen Genus von etwa 100 Arten an. 





RRQ CARE 


Die in unserer Flora so sehr isolirt stehende 
Bartsia alpina L., die dem aretisch-alpinen Theil 
der Alpenflora angehôrt und den mediterranen 
Arten des Genus ziemlich ferne steht, haë mit 
denostafrikanischen Gebirgs-Bartsien Abessiniens 
und Usambaras einige Analogie. 

Unsere Convza squarrosa L. lehnt sich an 
die mehreren mediterranen und diese an die 
noch zahlreichern afrikanischen Arten des Ge- 
schlechts an. 

Die mehreren ‘Fhesien unseres Landes, nebst 
den in der Mittelmeerzone und dem Orient zer- 
streuten, sehôüren dem sehr starken afrikanischen, 
besonders sûdafrikanischen Genus der vorwiegend 
südhemisphärischen Santalaceenfamilie an. Von 
über 100 Thesien sind nur 2 amerikanisch. 

Unsere seltsame Leersia, die in Italien und 
bis nach Indien den Reisbau als Unkraut be- 
oleitet, hat ausser Amerika nur in einer ost- 
afrikanischen Art eine Genus-Verwandte. 

Und unsere gänzlich isolirte Impatiens hat 
im tropischen Afrika entschieden ihre nächsten 
Gattungsgenossen. 

Helichrysum ist ein vorwiegend südafri- 
kanisches und australisches Genus, das einige 
Vertreter in der Mittelmeerflora bis nach Asien 
hinein, und eine, noch ganz den capischen Immor- 
tellencharakter bewahrende, schüne Species H. 
arenarium (L.) bis Norddeutschland entsendet. 

Anchusa ist mediterran sowohl als süd- 
afrikanisch. 

Aber für ebenso bedeutsam, als die KEr- 
streckung der afrikanischen Flora nach Norden, 


RS EE 


ist die Ausbreitung der europäischen, namentlich 
der Mediterranflora in Afrika anzusehen. 

20. Dass sich manche europäische Humus- 
pflanzen und Ackerunkräuter tief in die afri- 
kanischen Tropen, ja nach so unwahrschein- 
lichen Oertlichkeiten, wie der Gipfel des Ka- 
merunberges und die Umgebung des Kilimand- 
scharo verbreiteten, ist weniger auffallend: wir 
kennen ja die Expansivkraft dieser Sorte von 
Pflanzen, die sich an den Menschen, die Thiere 
und jede Art von Bodencultur heften und ihnen 
folgen. So leben Myosotis stricta und Galium 
Aparine auf dem Pik von Kamerun, und Abes- 
sinien besitzt eine Unkrautflora, unter welcher 
weder Conium maculatum noch Lepidium rude- 
rale, weder Spergula arvensis noch Fumaria 
officinalis fehlen. 

21. Wichtiger aber ist, dass auch die wilde 
mediterrane Flora entschiedenen Antheil nimmt 
an der Vegetation Afrikas, dessen Nordrand ja 
ihr wesentliches Heïmathgebiet bildet.  Abes- 
sinien und Deutsch-Ostafrika sind in dieser 
Richtung ziemlich gleichmässig beeinflusst; es 
sind nicht nur besondere Arten mediterraner 
Genera, sondern hie und da auch dieselben Arten. 
Erica arborea ist ein selten fehlender Gebirgs- 
baum Ostafrikas. Im Somaliland findet sich 
Pistacia Lentiscus. In Abessinien unsere grosse 
mediterrane Dolde Ferula communis, dann Lavan- 
dula dentata, Linum gallicum, ja- selbst die 
mediterrane Alpenpflanze Arabis albida, die auch 
bis Teneriffa und Madeira hindurehgeht und noch 





RS RAS 


auf dem Kilimandscharo vorkommt.  Scabiosa 
columbaria nimmt ebenda bedeutende Ausdeh- 
nungen ein. Ein charakteristischer Baum dieser 
Länder: Juniperus procera Hochst hängt mit 
I. sabina und excelsa eng zusammen. 

Aus den mediterranen und mitteleuropäischen 
Geschlechtern Echinops, Cynanchum, Geranium, 
Stachys, Bartsia, Cynoglossum, Calamintha, 
Carduus, Artemisia, Peucedanum, Malabaiïla, 
Alchemilla, Valeriana, Colutea, Podocarpus etc. 
sind in denselben Gebieten besondere Arten vor- 
handen. 

Auf den Gebirgen im Innern des Golfs von 
Guinea kommen an mediterranen Formen vor: 

Lactuca, Sonchus, Thalictrum rhvyncho- 
carpum, 2 Geranium, 2 Trifolium, Peucedanum, 
Oxalis corniculata, Ardisiandra sibthorpioides. 
Sibthorpia europaea, Solanum nigrum, Viola 
abyssinica, Sanicula europaea, Gnaphalium glo- 
bosum, Swertia sp. Veronica sp. Celsia, Bartsia 
abyssinica, Arenaria africana, Silene Biafrae, 
Sagnia abvssinica, Nepeta robusta, Micromeria, 
Calamintha simensis, 2 Cynoglossum, und aus 
mitteleuropäischem Gebiet Sanicula europaea, 
Galium rotundifolium, Scabiosa succisa. (Engler 
Entwickl.-Gesch. II 272.) Aus Madagascar sind 
Peucedanum, Salix, Anagallis, Lysimachia, Li- 
num, Argyrolobium, Genista, Telephium mada- 
gascariense, Pimpinella, Epilobium, Hieracium 
madagascariense, Lactuca, Stachys, Salvia, Ajuga, 
Corrigiola, Viola, Geranium Simense, Cyno- 
glossum, Sanicula europaea anzuführen. 


Auch von unsern schweizerischen Genera 
erstrecken sich gewisse Arten tief nach Afrika 
hinein : 

Das Genus Krodium bewohnt in einer merk- 
würdigen Fülle von Arten die Gebirge der Mittel- 
meerzone: nur einige wenige Species finden sich 
nôrdlich der Alpen und ebenso einige wenige 
im Capland. 

Teucrium ist ungefähr in demselben Fall. 

Von den vielen Trigonella sind etwa 50 in 
der Mittelmeergesgend und im vordern Orient 
vorhanden, davon eine einzige im Wallis; einige 
wenige sind afrikanisch, eine australisch. 

Von etwa 30 Hyacinthus (sensu latiori) des 
mediterranen Gebietes sind nur 3 südafrikanisch. 
Von den vielen Scilla Sectio Euscilla Südeuropas 
und bes. Nordafrikas sind nur wenige südafri- 
kanisch. Von den etwa 70 Ornithogalum sind 
nur einige süd- und tropisch afrikanisch, alle 
an dern, ausser einer amerikanischen mediterran. 
Von den bei uns selbst in der glacialen Alpen- 
zone so reich vertretenen Artemisien ist A. afra 
eine süd- und ostafrikanische Art. 

22. Eine ganz besondere Stellung nimmt die 
mediterrane Flora auf den atlantischen In- 
seln ein. Diese Inseln zeigen die merkwürdige 
Erscheinung, dass mehrere von uns als ächt me- 
diterrane betrachtete Genera hier das Maximum 
ihres Artenreichthums wie ïhrer Grüssenent- 
faltung erreichen. Was vorerst die Canaren an- 
geht, so hat das im Mittelmeergebiet krautartige 
Geschlecht Echium dort mindestens 12 strauchige, 





HAUTE NE 


ja fast baumartige Arten mit ungeheuren In- 
florescenzen (E. simplex DC. hat bodenständige 
Racemi bis 2!/> Meter Hôhe). Dahin gehôrt auch 
Sideritis, mit dem etwa 10 Formen zählenden 
strauchigen Subgenus Leucophaë, dahin das Con- 
volvulaceen-Subgenus Rhodorrhiza, namentlich 
aber die Sonchus, die in mehr als 12 mächtigen, 
strauchigen und dabei succulenten Arten auf- 
treten. S. arboreus DC. ist ein kleiner Compo- 
sitenbaum. Odontospermum (verwandt mit Buph- 
thalmum) Chrysanthemum (Subgenus Argyran- 
themum) und Statice folgen einer ähnlichen Ent- 
wicklung. Selbst Cruciferen (Sisymbrium mille- 
folium) eutziehen sich dieser eigenartigen Ent- 
faltung nicht, so wenig als Dolden. 

Bupleurum salicifolium Sol. ist ein statt- 
licher Strauch von ächt afrikanischem Habitus. 
Feucrium (Subgenus Poliodendron) heterophyl- 
lum Hérit., Globularia salicina Lam. ebenso, und 
Rumex Lunaria L. verblüfft durch mannshohen, 
holzigen, viel verästelten Wuchs. Von den Pa- 
rietarien ist P. (Subgenus Gesnouinia) arborea 
Hérit. Tenerife’s die einzige wirklich holzige Art. 
Die Digitalisform nimmt in 2 Isoplexis (Callia- 
nassa Webb.) dieselbe, hôüchst stattliche Ent- 
wicklung. In Arbutus canariensis Veill. wird die 
Unedo-Form des Mittelmeeres zu einem weit- 
ästigen Hochstamm von 10 Meter Hühe und ‘3 
Meter Durchmesser. 

Diese bei uns unscheinbaren Genera nehmen 
bier in Mitten der afrikanischen Formen deren 
Gepräge an, in strauchiger, gleichmässiger Ver- 
ästelung, in succulenten Blattrosetten, in myri- 


Re pet 


anthen Blüthenständen: sie werden zu europäi- 
schen Gewächsen mit afrikanischem Habitus, 
sie erleiden eine biologische Anpassung an ihre 
Umgebung. Sonchus Jacquini DC. ahmt mit 
seiner mächtigen bodenständigen Blattrosette die 
Crassulaform, S. arboreus DC. und leptocephalus 
Cass. die Kleiniaform nach. Selbst das medi- 
terrane Cneorum (tricoccum), ein handhohes 
Sträuchlein, hat im canarischen C. pulveru- 
lentum Vent. eine mannshohe Riesenform. 
Aber das deutlichste Beïispiel der insularen 
Entfaltung — im Gegensatz zu der häufigeren 
insularen Verkümmerung — eines Typus bildet 
das Genus Ruscus. Unser kleiner Ruscus acu- 
leatus hat schon im tiefern Mittelmeerbecken in 
R. hypoglossum, und im vordern Orient in KR. 
racemosus stattlichere Vertreter, erreicht aber 
auf den Canaren in R. androgynus L. und seiner 
var. Gayae (Webb.) die Dimension einer Liane, 
die sich 15 Meter hoch in die Bäume windet, 
herrlich gefiederte PhylHodien zeigt und auch in 
der Organisation der Blüthentheile eine reiche 
Entfaltung aufweist, indem Blüthenknäuel in An- 
zahl den Saum jedes Scheinblattes einrahmen. 
Auf Madeira tritt dieselbe Erscheinung her- 
vor in den strauchartigen Dolden Melanoselinum 
decipiens Schrad. und Monizia edulis Lowe; 
dann in der auffallenden Entfaltung des Genus 
Andryala bis zu succulentem Habitus. Die ca- 
narischen 2 Isoplexis, an Digitalis sich anlehnend, 
sind ersetzt durch eine dritte besonders grosse 
Art (I. Sceptrum Lindl.). Und die Capverden 





RE I ED NI CE TR NE TE 7 
E + & ” 6e = 


Er Me 


zeigen, analog den Canaren, in Sonchus Daltoni 
Webb., Echium stenosiphon, Statice Barba Jovis 
und dem, mit den mediterranen Thapsia ver- 
wandten, in 3 Arten flectirten Doldengenus Torna- 
benea Parl. genau dasselbe Phaenomen. 


Man kann sagen: der afrikanische Habitus, 
der die Gewächse afrikanischer Herkunft auf 
diesen Inseln beherrscht, dehnt sich auch da- 
selbst auf die Arten mediterraner Herkunft aus. 


23. Wenn nun auch mancher Leser geneigt 
sein wird, einige oder mehrere der angeführten 
Beispiele afrikanischer KEinflûsse in unserer 
heimathlichen Flora — an eine vollständige Auf- 
zählung dachte ich nicht — als unsicher oder 
scewagt zu beseitigen, so bleibt doch jedenfalls 
genug übrig, um zuzugeben, dass 

1. Eine rund um Afrika herumgehende, aber 
auch tief in den Continent und auf die Inseln 
übergreifende Gürtelflora xerophilen, nicht tro- 
pischen Charakters heute noch vorhanden ist; 

2. diese Flora auch den Nordrand des Mittel- 
meerbeckens und selbst Mitteleuropa bis zum 
Norden hin wesentlich beeinflusst hat. 

Diese Flora ist nicht zu verwechseln mit der, 
ebenfalls theilweise xerophilen Savannenflora des 
tropischen Afrika, die aus Formen ganz andern 
Charakters besteht. 

Diese Flora ist eine KEinheit, und diese Ein- 
heit wird nicht nur durch den Habitus und bio- 
logische Eigenthümlichkeiten, sondern auch durch 
die systematische Verwandtschaft bezeugt. 





bee 


Dass diese Flora eine alte ist, und den Na- 
men einer altafrikanischen Flora verdient, 
ergibt sich aus verschiedenen Momenten. Die 
Gestalt ihres Areals zeigt, dass sie überall da 
sich gehalten hat, wo der xerophile Charakter 
des Landes derselbe blieb, während sie da, wo 
die Wüste eindrang, und wo feuchte Becken die 
äquatoriale Waldflora ermôglichten, durch andere 
Florenbestandtheile unterbrochen wurde. Die 
xerophile Flora stellt sich durchaus als die erste, 
die übrigen Floren als die secundären dar. Bei 
dem grossen Mangel an Thatsachen über die geo- 
logischen und Kklimatischen Veränderungen des 
afrikanischen Continents ist es durchaus ver- 
früht, die Geschichte dieser Veränderungen der 
Flora auch nur hvpothetisch zu construiren. 

Alt ist diese Flora aber auch durch iïhre 
svstematischen Beziehungen zu dem anerkannt 
ältesten Florenreiche, dem australischen. 

Die grosse, soviel als aussechliesslich zwi- 
schen Südafrika und Australien getheilte Familie 
der Restiaceae, die Gattungen Todea, Protea, 
Pelargonium, Callitris (sensu latiori), die beide 
Gebiete gemeinsam haben, sind dafür bekannte 
Belege: und bereits haben wir bei Aphvllanthes, 
Veronica, Pittosporum, Erodium, Myvrtus von 
den Beziechungen dieser Pflanzen zur Australflor 
gesprochen. Welwitschia aus dem südwestafri- 
kanischen Plateaugebiet ist ohne Zweifel die 
älteste denkbare Phanerogame der Erde. Endlich 
ist durch das Vorhandensein mehrerer dieser 
Formen im Tertiärland: Callitris, Laurus cana- 





22 RS: 


riensis, Myrica, Punica etc. das Alter derselben 
direkt belegt. 

24. Diese grosse Erscheinung : das Herauf- 
dringen einer Flora aus hohen Breiten der Süd- 
hemisphäre Zu hohen Breiten der nôrdlichen 
Halbkugel durch alle Zonen hindurch ist auf der 
Erde durchaus einzigartis, schon desshalb, weil 
nirgends sonst eine Configuration der Länder 
vorhanden war, welche Aehnliches gestattete. 

In Südasien ist die temperirte xerophile 
Flora in Neuholland insular abgeschlossen, und 
dringt nur in Spuren nach den Sunda-[nseln. 
in die Gipfelhôhen der Gebirge, die in den 
trocknen Antipassat hineinragen (Gleichenia di- 
carpa v. alpina), und an die wenigen trockenen 
Küstenstriche auf Ost-Java, wo wir Melaleuca, 
Gleichenia dicarpa ete. finden; weiter nach Norden 
ist die, der Capflora analoge australische Flora 
vom feuchten, hochtropischen Monsungebiet sanz 
abgeschlossen. In Südamerika ist die Flora des 
tiefen gemässigten Sûüdens von der breiten Hvlaea 
des Stromgebiets des Amazonas ebenfalls gänz- 
lich abgeschlossen und nur auf dem Rücken der 
Anden wird ein Zug derselben nach Norden ver- 
mittelt. Fuchsien, Mutisien, Mikanien., Calceo- 
larien, Farne (Polypodium moniliforme etc.) und 
terrestre Lycopodien wandern von $S. Chile bis 
Mexico, allein es ist schwer auszumachen, ob 
diese Pflanzen wirklich solche der südlichen 
Breiten, oder nicht vielmehr Pflanzen des Anden- 
rückens selbst, also Alpenpflanzen sind, die im 
tiefen Süden in tiefere Lagen herabsteigen. 


In Südafrika allein hat der vorwiegend xero- 
phile Charakter des Continents und die Berg- 
terrasse im Osten den Austausch zwischen dem 
Capland und dem Mittelmeer ermôglicht. 

Zum Schluss mag es gestattet sein, zu be- 
tonen, dass die Vergleichung der Insektenfau- 
nen dieselbe Uebereinstimmung zwischen Süd- 
afrika und der Mittelmeerzone ergibt. Charaxes 
Jasius ist in Südeuropa der einzige Vertreter 
dieses splendiden Genus, das sich in Afrika von 
Sierra Leone bis Natal in einer reichen Mannig- 
faltigkeit aufthut. Auch Südasien hat viele 
Charaxes, aber gerade die Jasius-Gruppe, mit 
sewässerter Zeichnung der Unterseite, ist rein 
afrikanisch, und bietet unserem Jasius hôüchst 
ähnliche Falter dar (Ch. Epijasius, Ch. Castor, 
Ch. Pollux etc.). Seltsam, dass sich der Jasius 
der Futterpflanze Arbutus Unedo angepasst hat, 
welche im tropischen Afrika durchaus fehlt ! — 
Unsere gelben Colias, unsere weissen Pieris und 
Anthocharis haben im Capland hôchst ähnliche 
Vertreter (Coluis Electra, Pieris Raphani etc.). Der 
afrikanische Danais Chrysippus kommt häufig 
auf den canarischen Inseln, und seltener und 
sporadisch bis Calabrien und Athen vor. Von 
den im Mittelmeergebiet so zahlreichen Zvgaenen 
findet sich eine: Z. caffra im Capland. Er- 
innern wir uns, dass am Strande von Marokko 
die giftigste Schlange Südafrikas. der Bosch- 
master, in einer beinahe identischen Art sich 
findet, und dass bei Oran ein Nager aus einem 
südafrikanischen Genus auftritt. 





a —— 





Notizen über die Grünalgen des Ober-Engadins *) 


E. Overton. 


Schon bei meinem ersten Besuche des Ober- 
Engadins im Sommer des Jahres 1888 fiel mir 
die reiche Entfaltung der Wasser-Flora, nament- 
lich der Algen auf. Seit jenem Jahre ôfters 
einige Tage der Sommerferien in diesem einzigen 
Hochthale zubringend, fing ich an, eine Reihe 
Aufzeichnungen zu machen über die Fundorte 
der verschiedenen Algen und anderer Wasser- 
pflanzen und über die Temperaturverhältnisse, 
welche zur Zeit der Sammlung an den betreffenden 
Standorten herrschten. Ich hielt es nicht für 
unwahrscheinlich, dass man dadurch einige An- 
haltspunkte für die Beurtheilung des Einflusses 
äusserer Agentien auf den Entwicklungsgang der 
Algen auffinden dürfte, welche dann durch Ex- 
perimente weiter verfolgt werden künnten. . Zahl- 
reiche Beobachtungen über die Temperaturverhält- 
nisse der verschiedenen Brunnen, Quellen, Bäche 
und Seen haben mich nun in der That bald belehrt, 


: #) Der vorliegende Artikel ist die sachlich unveränderte Wieder- 
gabe : des, Entwurfs zu einem Vortrage, welchen der Verfasser 
am 4. August in der botanischen Sektion der Schweizerischen 
Naturforscher-Versanmlung in Zürich zu halten beabsichtigte, 
aber dureh: Unÿvohlsein daran verhindert wurde. ; 

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es dat =: PE 


wie ausserordentlich geeignet diese Gegend sein 
müsste, um Experimente über den KEinfluss 
der Temperatur auf den Entwicklungsgang 
der Algen anzustellen und namentlich auch, um 
die Wirkungen des Lichtes und der Temperatur 
gesondert beobachten zu kôünnen (was vielfach 
in Laboratoriumsversuchen grosse Schwierig- 
keiten bereitet). Leider war bis jetzt mein jedes- 
maliger Aufenthalt zu kurz, um solche Experi- 
mente selber in irgendwie grüsserem Massstabe 
auszuführen; vielleicht werden aber die nach- 
folgenden Aufzeichnungen, die sich zunächst 
auf die Chlorophyceen beschränken, Andere, 
welche mehr Musse besitzen, als dem Verfasser 
zur Verfügung steht, anregen, den Gegenstand 
weiter zu verfolgen. — Zunächst môchte ich das 
Vorkommen und die Standortsverhältnisse der- 
jenigen Algen etwas genauer behandeln, welche 
sich dem Beobachter ganz besonders aufdrängen. 

Am Interessantesten vom floristischen Stand- 
punkt aus ist vielleicht das Vorkommen einer 
Nitella-Art im Ober-Engadin. Schon im Sommer 
des Jahres 1890, von einer Tour in Ober-Italien 
über den Malojapass zurückkehrend, fand der 
Verfasser am Ufer des Silsersees einige Bruch- 
stücke einer Nitella-Art, welche von dem Wellen- 
schlag an’s Ufer getrieben worden waren. Der 
See war indessen damals zu unruhig, um die 
Standortsverhältnisse näher zu erforschen und 
die gefundenen Bruchstücke genügten nicht, um 
makroskopisch die Art sicher bestimmen zu kôn- 
nen. Im Sommer des Jahrés 1892 bot sich mir 
aber die Gelegenheit, die Verbreitung dieser Alge 


Les 


FÉES DEEE 


im Engadiner Gebiet genauer festzustellen. Die 
Resultate dieser Untersuchung, welche in den 
Jahren 1894 und 1895 kontrollirt und ergänzt 
wurden, sind die folgenden: Die Mitella, die sich 
als NV. opaca herausstellte, kommt im ganzen 
Seengebiet, von Maloja bis nach St. Moritz, 
namentlich in der Nähe des linken Ufers der 
Seen vor; ferner im Inn von der Innschlucht bis 
zu der Vereinigung mit dem viel kälteren und 
trüben Bernina-Bach ; weiter unten scheint die- 
selbe dagegen nicht mehr vorzukommen. Sie 
findet sich stellenweise so massenhaîft, dass ge- 
legentlich ganze Wagenladungen an’s Ufer ge- 
trieben werden (so z. B. im August des Jahres 
1892 am linken Ufer des St. Moritzer-Sees). 
Namentlich üppig wächst sie im Lac Gazôgl und 
in den Teichen, die oberhalb Samaden infolge 
Hindurchsickerns des Wassers durch die künst- 
lich erhôhten Innufer gebildet werden. 

Merkwürdigerweise habe ich bis jetzt stets nur 
männliche und sterile Pflanzen aufgefun den, ob- 
gleich ganze Zentner Materials an den verschie- 
densten Stellen untersucht wurden ; ob dies nur 
auf Zufall beruht, müssen erst weitere Unter- 
suchungen feststellen. An und für sich ist es 
keineswegs unmôglich, dass diese Nitella sich 
hier nur auf vegetativem Wege vermehrt, denn 
dieselbe ist eine mehrjährige Art. 

Da das Ober-Engadin wohl bei Weitem der 
hôüchste Standpunkt sein dürfte (der Silsersee 
liegt 1800 m. über Meer), an dem eine Nitella- 
Art bis jetzt aufscefunden worden ist, lohnt es 
sich, einen Blick auf die Temperaturverhältnisse 


zu werfen, unter welchen diese Nitella hier lebt. 
Die Ober-Engadiner Seen *) dürften in der Regel 
erst Anfangs Juni vüllig aufgetaut sein. Die mitt- 
lére Temperatur steigt dann unter normalen Wit- 
terungsverhältnissen bis Anfangs oder bis zur 
Mitte August, um dann bis Ende dieses Monates 
Gn den oberflächlichen Wasserschichten) unge- 
fähr gleich zu bleiben. Von Ende August an 
sinkt die Temperatur allmählig und im Verlaufe 
des Novembers dürften die Seen meist wieder 
zufrieren. Die hôchste Temperatur in der Nähe 
des Ufers der Seen und im Inn, die ich je be- 
obachtet habe (gegen Ende August im Sommer 
1892 nach zirka 10 Tagen ungewôhnlich heissen 
Wetters), betrug 161/2° C. Ueber 17° C. dürfte die 
Temperatur Kkaum jemals steigen. Die Tempe- 
ratur des Silsersees (in der Nähe des Ufers) ist 
an warmen Sommertagen meistens nur um Zirka 
1° C. niedriger als am Abfluss des St. Moritzer- 
sées. Von Mitte Juli bis Ende August dürfte 
die mittlere Temperatur der Seen in den ober- 
flichlichen Wasserschichten 12—13° C. betragen. 
In der Tiefe von einigen Metern wird indessen 
die Femperatur bedeutend niedriger sein. *) 
Zu den Chlorophyceen im engeren Sinne 
übergehend, so sind es namentlich Vertreter vou 
drei Gattungen, die durch ihr überaus häufiges 
Vorkommen besonders auffallen ; es sind dies 





*) Esist hier natürlich nur von der Seen-Kette zwischen Maloja 
und der Innschlucht die Rede: die Seen an der Passhôhe der 
Bernina und des Juliers etc. thauen erst bedeutend später auf. 

##)_ Neuerdings fand der Verfasser Nitella opaca auch im Da- 
vosersee (nursterile Exemplare), vermuthlich wird sich diese Artauch 
in den übrigen Bergseen Graubündens verbreiteter vorfinden. 


— 53 — 


die Gattungen Æydrurus, Zygnema und Spiro- 
gyra._ Ich will dieselben in der angegebenen 
Reihenfolge etwas näher besprechen. 


Während in der Ebene Zydrurus bekannt- 
Hich nur wäbhrend des Winters und Frühjahrs 
vegetirt (in der Umgebung von Zürich z. B. 
verschwindet derselbe meist Ende April oder An- 
fangs Mai), findet sich derselbe im Engadiner 
Gebiet*) während des ganzen Sommers in üp- 
pigster Entwicklung. Derselbe ist hier äusserst 
formenreich, doch sind die extremen Formen an 
verschiedenen Standorten durch alle Uebergänge 
mit einander verknüpft und es kann nicht zweifel- 
haft sein, dass wir es nur mit einer einzigen Art 
Zu thun haben, mit Aydrurus foetidus. Der 
Thallus entwickelt sich am Ueppigsten an kalten 
Quellen, in ruhig, aber rasch fliessenden seich- 
teren Bächen und am Ausfluss der verschiedenen 
Seen, s0 lange die Temperatur des Wassers nicht 
über zirka 12—13° C. steigt. An solchen Stand- 
orten künnen die sehr reichlich verzweigten Fäden 
eine Länge von über einen Fuss erreichen. Bei 
derartigen Pflanzen ist die Gallerte, welche die 
einzelnen Zellen zusammenhält, immer ziemlich 
weich und zerfällt leicht bei Berührung in kleinere 
Stücke, namentlich dann, wenn zugleich die 
Temperatur des Wassers nicht sehr niedrig ist, 
2. B. 10° C: übersteigt.. Ganz anders  verhält 
sich der Thallus in solchen Bächen, die ein 





*) Auch in anderen bergigen Gegenden kommt Hydrurus 
wäbrend der Sommermonate vor, so fand ihn der Verfasser in 
enormen Mengen am Ausfluss des Lucendro-Sees am Gotthard 
(2080 m.), im Davoser Landwasser, im Sertigbach, bei Filisur u. s. w. 


CSA CRE 


stäirkeres und von kleinen Wasserfällen unter- 
brochenes Gefälle besitzen. Hier bleibt der Thal- 
lus nämlich kurz, häufig nur 5—8 cm. lang, und 
zeigt nur sehr spärliche Verzweigung, während 
die Gallerte viel fester wird und häufig eine 
geradezu knorpelige Beschaffenheit annimmt. Zwi- 
schen diesen Extremen findet man wie gesagt 
an verschiedenen Standorten alle Uebergänge. 
Hydrurus gedeiht ausgezeichnet noch bei 
einer sehr niedrigen Temperatur; so fand ich 
sehr üppige Pflanzen an einer Quelle im Rosegg- 
thal, die selbst nach lang andauerndem warmem 
Wetter eine Temperatur von 3—4° C. nicht über- 
steigt; ebenso kommt derselbe ausserordentlich 
massenhaft und in schônster Entwicklung am 
Ausfluss eines kleinen Sees am Fusse des Vadret da 
Languard (2597 m.) vor, wo zwar die Temperatur 
des Wassers an heissen Tagen gelegenthich wäh- 
rend 2 oder 3 Stunden bis auf 6—7° C. steigt, 
aber für gewôhnlich nur 2—3° C. oder noch 
weniger beträgt. Bis ungefähr zu derselben Hühe 
hinauf und unter ähnlichen Temperaturverhält- 
nissen kommt Hydrurus auch in dem Gebiet des 
Piz Ot und Piz Padella vor. — Auf der andern 
Seite ist Hydrurus recht empfindlich gegen hôhere 
Temperaturgrade. Sobald nämlich die Temperatur 
eines Baches zirka 18° C. erreicht, pflegt diese 
Alge krankhaft zu werden, um meist bald darauf 
von dem betreffenden Standorte zu verschwinden. 
Nur an einer einzigen Stelle habe ich Hydrurus 
noch bei einer Temperatur von 15—16° C. ge- 
sund angetroffen, nämlich etwas oberhalb Sa- 
maden in sehr rasch über Kies fliessendem Wasser, 


FN PUS 


das durch die an dieser Stelle künstlich erhühten 
Innufer durchsickerte und nur eine Tiefe von 
1—S3 cm. besass und jedenfalls sehr sauerstoff- 
reich war. 

Hydrurus ist gewôhnlich an Steinen fest- 
gewachsen, doch kommt derselbe in tieferen 
Bächen, die recht kaltes Wasser führen, auch 
epiphytisch auf Wasserpflanzen vor, z. B. auf 
Ranunculus aquatilis und auf Potamogeton- 
Arten, ja gelegentlich findet sich derselbe 
sogar an den Wänden von hôlzernen Wasser- 
trogen festgewachsen, so z. B. in der Nähe der 
Passhôühe des Juliers (in einer Hühe von zirka 
2250 m.). 

Von den Zygnema-Arten sind zunächst einige 
Formen sehr charakteristisch, für welche ich den 
Sammelnamen Zygnema adnata vorschlagen 
môchte, obgleich es wahrscheinlich ist, dass wir 
es mit zwei oder mehr verschiedenen Aïrten zu 
thun haben. Diese Formen sind, wie in dem vor- 
geschlagenen Namen ausgedrückt, dadurch ausge- 
zeichnet, dass sie im Gegensatz zu den bisher 
bekannten Arten dieser Gattung an Steinen fest- 
gewachsen sind. Die häufigste Form, welche 
beispielsweise im Inn zwischen dem Kampfer- 
See und St. Moritzer-See an vielen Stellen, nament- 
lich an etwas seichteren, fast jeden Stein im 
Flussbette überzieht, bildet 5—12 cm. lange Fäden, 
welche eine Breite von zirka 35—40 u. besitzen'und 
von einer zirka 5 u. dicken Gallerthülle umgeben 
sind. Die Länge der Zellen übertrifit meistens 
die Breite um ein Geringes. Die ganze Oekonomie 
dieser Alge scheint mit derjenigen von Spirogyra 


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fluviatilis — eine Spirogyra-Art, welche in den 
grôsseren Schweizerseen und ïihren Ausflüssen 
ausserordentlich massenhaft vorkommt*) — grosse 
Uebereinstimmung aufzuweisen. Aehnlich wie 
bei der zuletzt genannten Alge, vermôügen los- 
gerissene oder abgeschnittene Fadenstücke sich 
auf Steinen, mit welchen sie in Berührung ge- 
bracht werden, innerhalb kurzer Frist festzu- 
setzen und ich vermuthe, dass an dem natür- 
lichen Standorte eine Conjugation der Fäden über- 
baupt nicht stattfindet, ebensowenig, wie dies 
bei Spirogyra fluviatilis der Fall zu sein scheint*). 
In der That ist es auch schwer einzusehen, wie 
die fortwährend von dem schnell dahinfliessenden 
Wasser hin und her bewegten Fäden in dauernde 
Verbindung mit einander treten künnten. — Kine 
andere Form solcher festgewachsenen Zygnema- 
fâden fand ich am Piz Ot (in der Nähe von 
Samaden) in einer Hôhe von zirka 3000 m. Da- 
selbst befand sich ein grüsserer abgerundeter 
Granitblock, über welchen eine dünne Wasser- 
schicht hinunterfloss, fast vôllig überwachsen 
von Zygnemafäden, welche nur eine Länge von 


*) Im Zürichsee 7. B. wird fast jeder Stein in der Nähe 
des Ufers von dieser Spirogyra-Art überwachsen und zwar wäh- 
rend aller Jahreszeiten; auch am Ufer des a Vierwald- 
slättersees, Lago Maggiore, des Luganersees u. a. m. habe ich 
diese Art stellenweise in grossen Mengen Fe. Sie ist 
dureh ïhre vier breiten Chlorophyllbänder, welche an sonnigem 
Standorte die ganze innere Fläche der Zellwände ohne Zwischen- 
raum auskleiden, und die zähe Beschaffenheit ihrer Zellmembrane 
sehr D von anderen Spirogyra-Arten zu unterscheiden. 

*#) Ich habe S. fluviatilis seit 8 Jahren zu den verschic- 
densten Jahreszeiten gesammelt, ohne ent die Fäden in Con- 
jugation angetroffen zu haben. 


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Pers 


zirka 5—10 mm. erreichten und von einer sebr 
dicken Gallerthülle umgeben waren. Die Zellen 
besassen eine Breite von zirka 30 u. und waren 
meist kaum länger als breit. Die (Gerbstofr- 
blischen waren so zahlreich, dass eine genauere 
Beobachtung der Chromatophoren unmôüglich war. 
(Es ist auch môglich, dass es sich um eine 
Zygogonium-Art handelte.) Das Wasser, welches 
über den Block hinunterfloss und nur unmittel- 
bar oberhalb desselben an’s Freie trat, wies eine 
Temperatur von nur Zirka 8° C. auf. 
= Neben diesen angewachsenen Formen kom- 
men aber im Ober-Engadin auch frei schwim- 
mende Zygnema-Formen überaus häufig vor. 
Fast sämmtliche Algen-Watten, welche in einer 
Hôhe von 2000—3000 m. in den kleinen Seen, 
Teichen, Lachen und langsamer fliessenden seich- 
ten Wasseradern ‘angetroffen werden, bestehen 
entweder aus solchen Zygnemafäden oder aus 
éiner gleich zu erwähnenden Spirogyra-Art. 
Die Zah]l der im Ober-Engadin vorkommenden 
Spirogyra-Arten ist eine sehr beschränkte und 
zwar sind es meistens nur solche Arten mit ein- 
fachem Chlorophyllband und von mittlerem oder 
kleinerem Durchmesser. Von diesen Arten ist 
aber eine für das Gebiet (oder vielleicht richtiger 
gesaot für die Hôhenregion) ausserordentlich 
charakteristisch. Es ist dies eine Art mit «Fal- 
ten» an den Querwänden. Die einzelnen Zellen 
haben einen Durchmesser von zirka 20 &w., sind 
im Mittel zirka 10 Mal so lang und besitzen nur 
eln einziges breites, rinnenfôrmiges Chlorophyll- 
band. In den Lachen und kleinen Seen auf den 


verschiedenen Passhühen im Engadiner-Gebiet 
findet man diese Art fast überall, so z. B. auf 
der Passhôühe der Flüela (2388 m.), der Bernina 
2329 m.) des Juliers (2287 m.), der Fuorcla Surley 
(2750 m:) uw. sw. 


Von anderen Konjugaten kommt noch relativ 
häufig und gelegentlich recht massenhaîft eine 
Mesocarpus-Art vor, so z. B. an der Passhôühe des 
Juliers. 

Unter diesen Zygnema-, Spirogyra- und Meso- 
carpus-Fäden kommen mehr vereinzelt eine An- 
zahl Desmideen vor, so z. B. ausser verschie- 
denen Arten von Cosnarium und Closterium 
fand ich auf der Hühe des Flüela-Passes (2388 m.) 
Spirotaenia condensata, Xanthidiuim aculeaturn, 
Calocylindrus lurgidus u. a. m. 

Weniger in die Augen springend als die bis 
jetzt erwähnten Algen, aber sehr reichlich ver- 
treten ist die Familie der Confervaceen im En- 
gadin. So finden wir z. B. namentlich in der 
Thalsohle zwischen Bevers und Celerina einer- 
seits und Pontresina andererseits in den ver- 
schiedenen Teichen und ruhig fliessenden Bächen 
u. s. f. die folgenden Gattungen repräsentirt: 
Ulothrix, Conferva, Microspora, Stigeoclonium, 
Chaetophora, Drapernaldia, Cladophora, Micro- 
thaïmnion, Chaelonema, Aphanochuete und 
Trentepohlia. Die Lebensverhältnisse einiger 
dieser Confervaceen môgen im Folgenden etwas 
näher besprochen werden. 


Zahlreiche Beobachtungen habe ich nament- 
lich über Ulothrix zonata gemacht, um wo môüg- 


— 59 — 


lich gewisse Fragen zu beantworten, die sich mir 
durch vieljährige Erfahrungen über diese Alge in 
der Umgebung von Zürich aufgedrängt hatten. In 
Zürich, wo Ulothrix zonata während der kälteren 
Jahreszeit namentlich in der Spritzzone längs des 
Seeufers vorkommt, pflegt sie regelmässig zu ver- 
schwinden, sobald das Seewasser (in der Nähe 
des Ufers) eine Temperatur von 15—16° C. erreicht 
hat, was gewühnlich Ende Mai oder in der ersten 
Woche vom Juni geschieht, um dann erst gegen 
Ende September oder bei lange anhaltendem 
warmem Wetter auch erst später sich wieder ein- 
zustellen. Ferner zeigte es sich, dass obgleich 
sowohl einzelne Macro- wie Microzoosporen wäh- 
rend der ganzen Vegetationszeit gebildet werden, 
das Zahlenverhältniss der Macro- zu den Micro- 
zoosporen zu verschiedenen Jahreszeiten ein sehr 
ungleiches ist. So sind während des Dezembers 
und Januars mehr als 90°%% aller gebildeten 
Schwärmsporen Macrozoosporen, während im Mai 
das Verhältniss ein umgekehrtes ist, indem die 
Microzoosporen entschieden vorwiegen. Es fragte 
sich nun, ob dies hauptsächlich den Licht-, den 
Temperatur-Verhältnissen, oder inneren im Ver- 
laufe einer gewissen Anzahl von Generationen 
sich allmählig einstellenden Veränderungen in der 
Konstitution des Plasmakôrpers zuzuschreïben ist. 
Obgleich nun meine Beobachtungen über Ulothrix 
im Engadin diese Fragen nicht in aller Voll- 
ständigkeit zu beantworten erlauben, so sind die- 
selben doch geeignet, das Problem seiner Lüsung 
näher zu bringen. 

Ulothrix zonata kommt im Engadin ganz 


M ds 


besonders in den Brunnentrôgen vor*) und zwar 
auch während des Juli, des Augusts und des 
Septembers. In den verschiedenen Trügen ist 
die Temperatur des Wassers eine ungleiche, in 
einem und demselben Troge aber auf längere 
Zeit in vielen Fällen ziemlich konstant und zwar 
findet man alle Abstufungen in der Temperatur 
zWischen circa 5° C. und 11—12° C. Obgleich 
nun in keinem von diesen Brunnen die Ulothrix- 
fäden ausschliesslich Macro- oder Microzoosporen 
bilden , war doch mit Bestimmtheit zu konsta- 
tiren, dass in den wärmeren Brunnen das Ver- 
hältniss beider zu Gunsten der Microzoosporen 
sich bewegte. 

In den Bächen des Ober-Engadins findet sich 
Ulothrix im Allsgemeinen nicht gerade häufig; im 
Rosegg-Thal, in einer Hôhe von circa 1900 m., 
fand ich dieselbe indessen in einem sehr rasch 
fliessenden circa 1 dm. tiefen Bach in so enor- 
men Mengen, dass der ganze Boden und die Sei- 
ten desselben wie von einem grünen Teppich 
ununterbrochen ausgekleidet waren. Die Tempe- 
ratur des Baches betrug circa 5° C. Die Ulothrix- 
fiden hatten einen sehr grossen Durchmesser, 
sahen sehr gesund aus und Zzeigten trotz ihrer 
sehr bedeutenden Länge nur sehr geringe Nei- 
gung zu Schwärmsporenbildung. Bei einer mi- 
kroskopischen Untersuchung an Ort und Stelle 
konnten nur ganz vereinzelte Zellen mit Schwärm- 


*) In den letzten zwei bis drei Jabren sind viele der ältern 
(meist hülzernen) Brunnentrüge im Engadin durch neuere aus 
Cement verfertigte ersetzt worden, welche den Ulothrixfäden 
weniger zuträglich zu sein scheinen. 








TRE co 


sporen gefunden werden und diese waren aus- 
schliesslich Macrozoosporen. 

Von Sfigeoclonium, welches bei uns in Zürich 
ungefähr zu derselben Zeit verschwindet wie 
Ulothrix, fand ich (im August) sowohl S. tenue 
wie S. longipilus auf, namentlich in den lang- 
samer fliessenden Bächen bei Samaden. 

Von Chaetophoren finden sich C. pisiformis, 
C. elegans und C. endiviaefolia, welche auch bei 
uns in der Ebene während des Sommers nie ganz 
verschwinden, aber viel weniger üppig vegetiren 
als während des Frühjahres und Herbstes, im 
Engadin in schônster Entwicklung, und zwar in 
der Thalsohle sehr verbreitet. | 

Drapernaldia*) glomerata und plumosa waren 
im August, Z. B. in einem langsam fliessenden 
Bache*) gerade ausserhalb Samaden auf dem 
Wege nach Pontresina, recht häufig. 
| Die epiphytischen Conferven Microthamnion 
Küutzingianum, Chaetonema irregulare, Apha- 
nochaete repens findet man, und zwar die beiden 
letzten ziemlich häufig in dem Sumpfgebiet auf 
dem Wege von Samaden nach Celerina auf der 
westlichen Seite der Strasse, 

Es hat mich besonders überrascht im “Obes 
Engadin weder Cladophora glomerata noch C. 
fltuitans angetroffen zu haben, obgleich nament- 


*) Drapernaldia habe ich in Zürich noch Ende Juni an- 
getroffen, erinnere mich aber nicht, dieselbe während des Juli 
und August je gefunden zu haben. 

#*) [n diesem Bach kam eine frei schwimmende Sa 
die ein schwarz-rothes Pigment enthielt, in. fast unglaublichen 
Mengen vor. 


RTS MT RSR OP ap 








ioae 


lich C. glomerata bei uns in der Ebene im flies- 
senden Wasser mit steiniger Unterlage wohl die 
häufigste Alge ist, zu allen Jahreszeiten vor- 
kommt und während des Winters mindestens 
ebenso üppig wächst wie im Sommer. An ihrer 
Stelle kommen die bereits erwähnten Zygnema- 
formen und Hydrurus. Eine nicht näher be- 
stimmte Cladophora-Art habe ich dagegen ge- 
Jegentlich in ruhendem oder langsam fliessendem 
Wasser auch im Engadin angetroffen. 

Von Protococaceen kommen in Teichen, La- 
chen und an einzelnen Stellen der Seen beson- 
ders der Thalsohle die Gattungen Pediastrum 
und Scenedesinus ausserordentlich verbreitet vor 
und zwar durch verschiedene Arten vertreten. 
Pediastrum tritt gelegentlich in ungeheuren Men- 
gen auf, so war z. B. im August des Sommers 
1892 längs des N. W. Ufers des Silvaplaner $Sees 
auf einer Strecke von über 100 Meter eine circa 
2—3 Meter breite Zone des Seewassers von einer 
fast breiigen Konsistenz und von etwas schmutzig 
grüner Farbe. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab, dass die Erscheinung*) durch zahllose 
Coenobien von Pediastrum integrum, die bei- 
nahe in Reinkultur vorlagen, bedingt wurde. 

Von Volrocineen habe ich bis jetzt im Ober- 
Engadin keine Repräsentanten gefunden. Von den 
nahe verwandten CAlamydomonadinen dagegen 
wurde Âaematococcus  pluvialis an  hôchst 

*) Ein ähnliches Auftreten von Pediastrum-Arten habe ich 
sonst nirgends gesehen; gewôühnlich treten dieselben mehr ver- 
einzelt zwischen anderen Algen auf. 1m Jahre 1895, zu fast der 


nämlichen Jahreszeit, konnte ich an derselben Stelle des Sees nur 
vereinzelte Exemplare auffinden. 





nn A 


charakteristischem Standorte angetroffen. Wer 
selber über den Julier gewandert ist, oder wer 
C. F, Meyer's ergreifenden Roman Jürg Jenatsch 
gelesen hat, wird sich erinnern, dass auf der 
Passhühe (2287 m.) auf beiden Seiten der Strasse 
je eine Granitsäule steht. Beide Säulen sind 
oben ausgehôühlt, doch ist die Aushôhlung in 
der Säule auf der nôrdlichen Seite der Strasse 
weniger tief und der Rand des Beckens an einer 


Stelle beschädigt. Nach einigen Tagen andauernd 


schônen Wetters findet man dieses Becken daher 


ohne Wasser. Die Aushôühlung der Säule auf 


der südlichen Seite der Strasse dagegen enthält 
fast stets einige Deciliter Wasser und in diesem 
findet man immer den Haematococcus pluvialis. 
Ich habe denselben wiederholt an Ort und 
Stelle untersucht und ihn immer zum grôüssten 
Theil in lebhaft schwärmendem Zustande ange- 
troffen. Bei der letzten Untersuchung (am 22. 
August 189 um circa 10 Uhr Morgens) waren 
die lebhaft schwärmenden Organismen im Cen- 
trum roth, der grüsste Theil des Protoplasts 
aber von rein grüner Farbe. Die Tempera- 
tur des Wassers betrug 20° C. Ausser Haemato- 
coccus fand ich in beträchtlichen Mengen den 
Rotiferen Philodina roseola, welcher sich von 
den Haematococcen fast ausschliesslich ernährte, 
im übrigen nur die kleinern Individuen zu ver- 
schlucken vermochte. Es kamen ferner Je eine 
Amoeba- und eine /Zyalodiscus-Art, eine Oscil- 
larieae, vereinzelte todte Diatomeen und zwei 
nicht näher bestimmte Ciliaten in der kleinen 
Wasseransammlung vor. 


AB 


Von Oedogoniaceen fand ich eine sehr robuste 
Oedogoniur-Art in einem Seitenkanal der Inn- 
schlucht (circa 1760 m.). Die vegetativen Fäden 
dieser Art hatten einen Durchmesser von 36 40u., 
die einzelnen Zellen waren 1—21/: mal so lang. 
Der Chromatophor, der eine gesättigt grüne 
Farbe besass, stellte einen gitterartig von sehr 
engen Schlitzen durchbrochenen Cylinder vor. Die 
einzelnen Schlitzen waren mehr oder weniger regel- 
mässig in circa 25 Reïhen linienartig angeordnet. 
Jede Zelle enthielt 12—15 Pyrenoiden. Eine 
andere weniger charakteristische Art, deren Zel- 
len einen Durchmesser von circa 20 u. hatten 
und eine circa viermal grüssere Länge, kam in 
grossen Mengen in einem seichten nur mässig 
schnell fliessenden Bach am Julierpass in einer 
Hôühe von cirea 2280 m. vor. Beide Arten waren nur 
in vegetativem Zustande und konnten deswegen 
nicht genauer bestimmt werden. Eine Bwlbochaete- 
Art findet man nicht selten auf verschiedenen 
Wasserpflanzen in den Seen und Teichen der 
Thalsohle, ebenso eine Coleochacte-Art. 

Von Palmellaceen konrmen verschiedene Arten 
im Engadin vor, doch habe ich denselben keine 
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. 

Zum Schlusse noch einige allgemeine Be- 
merkungen über die Oekonomie der Algen des 
Ober-Engadins und über die DORA EUR Un 
nisse der dortigen Gewässer. 

 Nach allen meinen bisherigen Erfahrungen 
führen die besonderen Lebensbedingungen im 
Engadin dazu, dass zwar die Algen recht üppig 
vegetiren, aber äusserst wenig Neigung zur ge- 


PES TN RIT DL SEM MERE 


schlechtlichen Fortpflanzung aufweisen. Von den 
Characeen abgesehen, habe ich bis jetzt nur 
Vaucheria sessilis (in einem fast ausgetrockneten 
Wiesengraben mit torfartiger Unterlage zwischen 
Cresta und St. Moritz) und Ulothrix zonata in 
geschlechtlicher Fortpflanzung angetroffen, nie- 
mals aber die zahlreichen anderen Algenarten 
trotz Untersuchung eines sehr beträchtlichen Ma- 
terials an den verschiedensten Standorten. Es 
wird dies wohl zum Theil mit den Temperatur- 
verhältnissen der Gewässer, zum Theil damit zu- 
sammenhängen, dass es äusserst selten zu einer 
längeren Stagnation des Wassers kommt, indem 
auch das Wasser in den verschiedenen Teichen 
und Lachen fortwährend oder doch äusserst 
häufig erneuert wird. 

Eine andere ganz allgemeine Erscheinung 
ist die, dass während fast sämmtliche Kklare 
Bäche, Seen und Teiche ïihre Algenflora beher- 
bergen, die noch trüben Gletscherbäche einer 
solchen fast vüllig entbehren und nur einigen 
Wassermoosen und dazwischen wohl auch eini- 
gen Diatomeen die hinreichenden Lebensbeding- 
ungen gewähren. Dies hängt indessen nicht von 
der niedrigen Temperatur solcher Gewässer ab, die 
häufig bedeutend hôher ist als in Quellen, die 
eine beträchtliche Algenflora beherbergen, sondern 
ist wahrscheinlich dadurch bedingt, dass die in 
dem Gletscherwasser schwebenden Partikel eine 
mechanische Schädigung der Algen herbeiführt; 
vielleicht kommen noch hinzu die ungünstigeren 
Lichtverhältnisse. 

Die nachfolgenden Bemerkungen über die 


D 





Rs Pere 


Temperaturverhältnisse der Gewässer im Ober 
Engadin gelten speziell für den Monat August 
und sind auf einer sehr bedeutenden Anzahl von 
Messungen gegründet, welche ich in verschiede- 
nen Jahren ausgeführt habe; dieselben dürften 
für spätere experimentelle Untersuchungen über 
den Einfluss der äusseren Faktoren auf den Ent- 
wicklungsgang der Algen, zu denen sich das 
Engadin wie schon gesagt, sehr eignen würde, 
nicht ohne Nutzen sein. 

Die Mehrzahl der stärker fliessenden Ge- 
wässer haben während des Augusts Tempera- 
turen, welche zwischen # und 14° C. liegen. Die 
Einen haben während längerer Zeit eine an- 
nähernd konstante Temperatur, so namentlich 
dort, wo sie unmittelbar aus dem Boden hervor- 
treten, oder an Stellen, welche von solchen Quel- 
len nicht zu entfernt liegen. So kann man ohne 
besondere Mühe zwischen Samaden und St.Moritz 
einerseits, Samaden und Pontresina andererseits 
Quellen oder Bäche auffinden, die während ge- 
raumer Zeit jeder für sich eine im Wesentlichen 
konstante Temperatur zeigt, aber unter sich alle 
Temperaturabstufungen zwischen # und 12° C. 
aufweisen. Dem gegenüber gibt es viele andere 
Bäche von längerem Flusslaufe, die während 
eines einzigen Tages bedeutende Temperatur- 
schwankungen an einer und derselben Stelle er- 
leiden, am frûhen Morgen eines schônen Tages 
z. B. bloss circa 6° C. zeigen, am Nachmittag da- 
gesen 11—15 Grad und darüber. Doch ist es 
relativ selten, einigermassen schnellfliessende 
Bäche mit Temperaturen von mehr als 15° C. zu 


LP ASS 


finden. — Nach einigen Tagen beständigen Wet- 
ters pflegt die Morgen- und Abend-Temperatur des 
Inns (während des Augusts) in den Strecken 
zwischen dem Silsersee und Silvaplaner-See, zwi- 
schen dem Kampfer-See und St. Moritzer-See und 
von der Innschlucht bis zu der Vereinigung mit 
dem Berninabach um nicht viel mehr als einen 
Grad zu differiren. Die extremen Tempera- 
turen, die ich während des Augusts aufgezeichnet 
habe, sind resp. 12 und 16° C. — Der sehr be- 
deutende Wassermengen hinabführende, stark 
getrübte Morteratsch-Bach zeigt selbst an den 
heissesten Tagen vor seiner Vereinigung mit der 
Bernina Temperaturen von hôchstens 2—3° C., 
während der klare Berninabach unmittelbar über 
oder unterhalb der Berninafälle zu gleicher Zeit 
eine Temperatur bis zu 15° C. aufweisen kann. 

Ungemein grosse Schwankungen in der Tem- 
peratur, welche selbst 25 Grad oder mehr inner- 
halb eines einzigen Tages betragen kônnen, findet 
man bei vielen Lachen und seichteren Teichen, 
namentlich in Regionen zwischen 2000 und 
3000 m., wie einige Beispiele belegen môügen. An 
einem Tage in der letzten Woche des Augusts 
(1894) waren um 5 Uhr Morgens sämmtliche 
Lachen und Teiche auf der Passhühe der Ber- 
nina (2329 m.) mit einer 8—10 mm. dicken 
Eïskruste bedeckt, um 4 Uhr Nachmittags des 
prachtvollen Tages zeigten dieselben Tempera- 
turen zwischen 20 und 26° C. In einem circa 
fusstiefen Teiche auf der Passhôühe der Fuorcla 
Surley (2756 m.) war die Temperatur am 21. 
August 1895 um 9. 20 Vormittags 18° C. um 11. 20 


war die Temperatur bereits 16° C. Zahlreiche 
weitere Messungen an verschiedenen andern Stel- 
len zeigten ähnliche grosse Schwankungen. An 
allen diesen Stellen kamen die schon erwähnten 
Spirogyra- und Zygnema-Formen und dazwischen 
verschiedene Cosmarien etc. in grüsseren Men- 
gen vor. 


Nachschrift: Das Manuskript zum vorliegenden Aufsatz 
war bereits abgeschickt, als mir Prof. Klebs’ sehr wichtiges Werk 
«Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und 
Pilzen» in die Hände kam. Nach einiger Überlegung entschloss 
ich mich, auch bei der Korrektur den Aufsatz unverändert zu 
lassen. 


Korrigirt, 28. Dezember 1896. 


Der Verfasser. 


ee — 


Ueber die 
Bestockungsverhältnisse von Molinia 


coerulea Môünch. 
Von Dr. H. C. Schellenberg. 


Das Besenried (Molinia coerulea) ist für die 
schweiz. Landwirthschaft als Streuepflanze von 
grosser Bedeutung. Einmal kommt es in weit 
ausgedehnteu Beständen vor und liefert in ge- 
wissen Gegenden allein die Streue; anderseits 
wird es gelegentlich (Kt. Luzern) zur Streue- 
gewinnung kultivirt. Bei Gelegenheit einer Un- 
tersuchung über die wichtigsten Streuepflanzen ‘) 
fiel mir die Aufgabe zu, die Bestockungsverhält- 
nisse und die damit verbundenen Einrichtungen 
dieser Pflanze genauer zu studiren. Da die Resul- 
tate auch von allgemeinem Interesse sind, so er- 
laube ich mir dieselben hier bekannt zu geben. 

Im ersten Jahre nach der Keimung ent- 
wickelt die Pflanze gewôhnlich 4—6 Blätter. Die 
Pfahlwurzel des Keimlings stirbt bald im Laufe 
des Sommers ab und aus den Knoten entwickeln 
sich die Nebenwurzeln. Alle Blätter, mit Aus- 
nahme des obersten, sind an nahe auf einander 
folgenden Knoten inserirt. Das oberste ist hôher 
inserirt. Dazwischen befindet sich ein längeres 
Internodium, das an der ausgewachsenen Pflanze 
dem später zu besprechenden Speicherinternodium 
entspricht. Ueber Winter sterben die Blätter ab 


1) Wird 1897 erscheinen. 





und im Frühjahr treiben die Knospen zu intra- 
vaginalen Seitentrieben aus. Nur in seltenen 
Fällen treibt die Pflanze im zweiten Jahre einen 
Halm. Dazu bedarf die Pflanze gewôhnlich 3—4 
Jahre. Kräftige Halme entstehen jedoch nur an 
ältern Pflanzen. Die Stellung der Blätter ist die- 
selbe wie bei der einjährigen Pflanze, nur ist das 
oberste Blatt schon weiter von den andern ent- 
fernt und das oberste Internodium zeigt eine 
kleine Anschwellung,. 

Betrachten wir nun die ausgewachsene Mo- 
liniapflanze mit gut ausgebildetem Halm Fig. 1. 
Bei der Anwachsstelle an den 
lettjährigen Halm folgen ge- 
wôhnlich 4—5 kürzere Inter- 
nodien Fig. 1 c. An den be- 
trefflenden Knoten sind Blätter 
inserirt, wovon die oberen Laub- 
blätter, die untern kürzere leicht 
behaarte Niederblätter sind. In 
den Axeln dieser Blätter sitzen 
die Knospen für den nächsten 
Jahrestrieb. Diese Knoten er- 
Zeugen auch die Wurzeln, 
wesshalb ïich sie als Be- 
stockungsknoten bezeichne. Darüber folgt 
ein einige Centimeter langes Internodium, das ge- 
wôhnlich birnfürmig angeschwollen ist. Ich 
nenne dieses Internodium Speicherinter- 
nodium, Fig. 1 b, weil es zur Speicherung 
der Reservenahrung dient. Ueber diesem Inter- 
nodium folgen in Abständen von 1—3 mm. 2 
oder 3 Knoten, denen ebenso viele Blätter ent- 








PE RE EC Re AT © 
RAA LE MSA MIT SES Le 


Sy Pate 


sprechen. An dieser Stelle bricht im Herbst der 
Halm ab. 

Duval Jouve’) nimmt an, dass man es hier 
wie am Rhizom von Cynodon dactylon nur 
mit einem Knoten zu thun hat, an dem zwei oder 
drei Blätter entstehen. («Il me semble qu'on est 
autorisé à dire qu'il n’y a qu'un nœud donnant 
naissance à deux ou trois feuilles».) Nach meiner 
Auffassung haben wir hier zwei oder drei Halm- 
knoten, die nahe zusammengerückt sind und in 
Folge davon sich miteinander vereinigt haben. 
Jedem Blatt entspricht ein Knoten. Dafür spricht, 
dass im vorliegenden Fall die Ansatzstellen 
der Blätter einander parallel in Abständen von 
1—3 mm. rings um den Halm gehen ohne mit 
einander zu verschmelzen. Sie sind also nicht 
wie bei einem ächten Blattviertel auf’ gleicher 
Hôhe inserirt. In seltenern Källen findet man 
Knospen in den Blattaxeln, die aber ebenfalls 
auf ungleicher Hôhe am Halm stehen. Es ist 
selbstverständlich, dass bei so genäherter Stel- 
lung der Knoten die Querwände im Halm mit- 
einander zu einer einzigen zusammenfliessen. 
Oberhalb dieser Stelle folgt der knotenfreie Halm. 

Die Wurzeln entstehen alle unterhalb des 
Speicherinternodiums. Es sind relativ dicke 
Wurzeln, die sich anatomisch als Stützwurzeln 
charakterisiren. Sie besitzen neben dem starken 
Centralstrang noch einen peripherischen mecha- 
nischen Ring. Ein weitmaschiges parenchy- 
matisches Zwischengewebe verbindet beide. Es 


1) Duval Jouve, Sur les feuilles et les nœuds de quelques 
graminées. Bull. de la soc. bot. de France. Vol. XVI, p. 108. 


ÉPATOTAES 


lassen sich Streben erkennen, die durch die 
radiale Anordnung der Zellen bedingt sind. Diese 
Konstruktion charakterisirt die Wurzel als ein Or- 
gan, das abwechselnd auf Druck und Zug in An- 
spruch genommen wird. Wenn der Halm gebogen 
wird, entstehen auf der einen Seite des Wurzel- 
kranzes Druck-, auf der entgegengesetzten Zug- 
wirkungen. Auf Zugwirkung ist der Central- 
strang besonders geeignet und für Druckwirkun- 
gen der peripherisch liegende mechanische Ring. 
Die radialen Verstrebungen bedingen eine feste 
Verbindung beider Systeme. 

Wie alle ausdauernden Gräser, so lagert 
auch Molinia im Herbst Stoffe in seinen peren- 
nirenden Organen ab, die zum Aufbau der Triebe 


im Frühjahr verwendet werden. Das speichernde 


Organ ist das Speicherinternodium. Dieses ist 
birnfürmig angeschwollen im Gegensatz zum 
Halm nicht hohl und bedeutend dicker als die 
darunter liegenden Internodien und der Halm. 
Auf dem Querschnitt (Fig. 2) zeigt sich der me- 
chanische Ring schwach 
ausgebildet. Die typi- 
schen mechanischen 
Rippen des Halmes feh- 
len vollständig. Ausser- 
halb dieses Ringes be- 
findet sich bis zur Epi- 
dermis ein wenig mäch- 
tiges parenchymatisches 

Fig. 2. Gewebe. Dieses zeigt 
radiale Anordnung und lässt grosse Intercel- 
lularräume erkennen. Innerhalb des mecha- 





SRG S A 


nischen Ringes sind die Gefässbündel ver- 
theilt, vorzugsweise aber der Peripherie ge- 
nähert. Dazwischen befindet sich ein gross- 
maschiges Grundparenchym, das gleichmässig 
über den ganzen Querschnitt innerhalb des 
mechanischen Ringes vertheilt ist. Untersucht 
man im Winter diese Zellen, so zeigt die 
Membran eine Mittellamelle und eine innere 
stark lichthrechende Schicht, von ansehnlicher 
Dicke, dem der Plasmaschlauch aufgelagert ist. 
In verdünnten Säuren und verdünnten Al- 
kalien (10°% Lôüsungen) Ilüst sie sich unter 
Quellung auf, während die Mittellamelle fast 
unveränderlich bleibt. In Jodlüsung zeigt diese 
Schicht keine Farbenveränderung, während die 
Mittellamelle einen gelblichen Ton annimmt. 
In Chlorincjod lüst sie sich unter Quellung auf 
und färbt sich blau, die Mittellamelle wird gelb- 
lich. Durch diese Reaktion ist die Mittellamelle 
als eine schwach verholzte Membran charakteri- 
sirt, während die dickere innere Schicht als Re- 
servecellulose zu bezeichnen ist. Vom Amyloid 
der anscheinend nächst verwandten Substanz der 
Reservecellulose unterscheidet sie sich dadurch, 
dass sie nicht mit Jod blau wird; von gewühn- 
licher Cellulose, dass sie in verdünnten Säuren 
und Alkalien lôüslich ist. Aber auch die physio- 
logische Untersuchung bestätigte den chemischen 
Befund. Während des Sommers findet man das 
Grundparenchym ohne diese Verdickungen, son- 
dern nur reichlich mit Saft angefüllt. Im Herbst, 
wenn die Blätter anfangen gelb zu werden, bil- 
den sich im ganzen Parenchym innerhalb des 


mechanischen Ringes die gleichmässigen Wand- 
verdickungen aus. Ueber die Art und Weise der 
Anlagerung mit ihren Konsequenzen will ich hier 
nicht näher eintreten. Erwähnt sei nur, dass 
die Zellen sich zuerst mit kleinen Stärkekôrn- 
chen füllen. Diese werden wieder gelüst und 
daraus bildet sich dann die Reservecellulose. 
Eine grosse Anzahl von Poren ermôglicht den 
Saftverkehr zwischen den einzelnen Zellen. Der 
Inhalt der Zellen füllt sich auch reichlich mit 
Eiweissstoffen an, wiees sich aus den Eiweiss- 
reaktionen ergibt. fm Frühjahr, sobald die Knospen 
sich entwickeln, bemerkt man eine Auflüsung. 
In jeder Zelle bilden sich eine grosse Anzahl 
feiner Kanäle in die Reservecelluloseschicht, die 
senkrecht zur Wand stehen. Die Reservecellu- 
lose wird nach und 
nach gelüst, bis 
nichts mehr bleibt 
"als die Mittella- 
melle. Während 
des  Auflüsungs- 
prozesses  bilden 
sich im Plasma 
kleine Stärkekürn- 

Fig. 3. chen, die aber wäh- 
rend der Vegetation wieder aufgelôst werden. 
Diese sekundäre Stärkebildung ist bei der Lüsung 
der Reservecellulose in Endospermen bis jetzt 
nicht beobachtet worden. Die Untersuchung zeiot 
aber, dass diese kleinen Stärkekôrnchen erst wäh- 
rend der Auflôsung der Reservecellulose gebildet 
werden, denn vorher ist das Speicherinternodium 
stärkefrei. 












he PEUR ee 


Die Art und Weise der Lüsung der Reserve- 
cellulose spricht dafür, dass die Auflôsung kein 
rein chemischer Prozess ist. sondern durch ein 
Ferment vermittelt wird. Es gelingt während 
der Lôsung die von Grüss empfohlene Reaktion 
auf Diastase (Guajaclôsung und Hydroxylamin) 
zu erhalten ; ein Beweis, dass Diastase oder ein 
der Diastase ähnliches Ferment vorhanden sein 
muss. Anderseits ist es aber auch gelungen, die 
Reservecellulose durch die Einwirkung von Dia- 
stase aus Gerste langsam zu lôsen.’) 

Wenn die Lüsung und Entleerung des Spei- 
cherinternodiums beendet ist, so schrumpft es 
zusammen und stirbt ab. Kig. 1 d. Man findet 
diese abgestorbenen Speicherinternodien  regel- 
mässig an der Basis der Stôcke. Das mit Reserve 
cellulose gefüllte Internodium ist aber eben so 
hart, wie die mit Reservecellulose gefüllten Sa- 
men (Dattel, Iris). 

Neben dem Speicherinternodium wird Re- 
servecellulose in den dicken Stützwurzeln abge- 
lagert. In der Parenchymzone zwischen dem 
äussern mechanischen Ring und dem central ge- 
legenen Gefässbündel bekommen alle Zellen den 
Belag. Dazu tritt aber noch Stärkespeicherung. 
Die Auflüsung der Reservecellulose erfolgt aber 
erst nachdem das Speicherinternodium entleert 
ist. Durch diesen Befund ermuthigt, habe ich 
dann auch bei anderen Gräsern nach Reserve- 
cellulose gesucht. Sie kommt ebenfalls vor in den 
Bulbillen von Poa bulbosa und Poa concinna 


1) Vergl. Grüss. Ber. d, deutsch. bot. Ges. 1894. 


AMG TER CR 


und nach der Beschreibung und Abbildurnig Du- 
val-Jouve's*) zu schliessen im Rhizom von Pani- 
cum vaginatum. Hackel?) zählt zu den Gräsern, 
deren zwiebelfürmige Verdickungen der Blatt- 
scheiden als Wasserspeicher aufzufassen sind, 
auch Poa bulbosa. Trotzdem er die Pflanze 
kultivirt hat, scheinen ihm die so charakteristi- 
schen Verdickungen entgangen zu sein, denn sie 
bilden sich nur, wenn die Blätter absterben, in 
Folge von Trockenheit oder kühler Herbstwitte- 
rung. Bei mehreren der Knollen- und Zwiebel- 
gräser habe ich die Sache nachgeprüft (Zordeum 
bulbosum, À rrhenatherum elatius var. bulbosum. 
Phleum pratense var.nodosum, Festuca spadicea) 
und bin zu demselben Resultat wie Hackel ge- 
kommen. Es lagern sich keine Nährstofle ab. 
Die Prüfung auf Stärke, Zucker, Eiweiss gab 
überall negative Resultate. Es scheint also, dass 
die Zwiebeln und Knollen dieser Gräser nicht der 
Reservespeicherung dienen, sondern als Wasser- 
speicher dienen. Ein Experiment in dieser Rich- 
tung bestätigte auch die Vermuthung. Ich liess 
eine Knolle von Hordeum bulbosum 14 Tage lang 
in einem trockenen Zimmer an der Luft aus- 
trocknen. Sie schrumpfte vollständig zusammen 
und wog 0,415 Gramm. Dann legte ich sie 
ins Wasser. Nach 24 Stunden hatte sie ihre 
ursprüngliche Form wieder angenommen und wog, 
nachdem sie durch Lüschpapier abgetrocknet war. 


1) Duval-Jouve. Sur les parois céllulaires du Panicum 
vaginatum. Gr. et. God. Bull. d. 1. soc. bot. de France. Bd. XVI. 
p. 110. 

2) Hackel. Ueber einige Eigenthümlichkeiten der Gräser 
trockener Klimate. Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien 190. p. 130, 


SE rise 


1.6 Gramm. Die Knolle hat also das Vierfache 
ihres Gewichtes Wasser aufgenommen. Auch war 
die Pflanze nicht abgestorben, denn eine Knospe 
fing nach einigen Tagen an zu treiben. 

Für Poa bulbosa ist sicher, dass die Zwiebel 
im Dienst der Reservestoffspeicherung steht, denn 
es lagern sich Reservecellulose und Eiweissstoffe 
ab und diese werden beim Austreiben der Zwiebel 
verbraucht. Dieses Vorkommen von Reserve- 
cellulose ist um so interessanter als Reiss”) in 
seiner Arbeit über die Reservecellulose die Be- 
hauptung aufstellt, dass diese sich nur in Endo- 
spermen finde.?) 


Das Verzweigungssystem von Molinia ist ein 
sympodiales. Die Axe stirbt alljährlich ab und 
der Seitentrieb wird zur Hauptaxe. Durch die 
eigenthümliche Stellung der Knoten am Halm ist 
auch das Umfallen desselben im Herbste bedingt. 
Wenn der Halm gelb wird, so wird bei den mei- 
sten Gräsern der wachsthumsfähige Theil durch 
die nachträgliche Ausbildung fester Elemente 
(Bastfasern) fähig, ohne die Mitwirkung der 
Blattscheiden, die Aehre oder Rispe zu tragen. 
Die Blattscheiden werden lose und lüsen sich 
ab. Bei Molinia hingegen, bleibt die wachsthums- 
fähige Partie des Halmes, die unmittelbar über 
dem Knoten liegt, wenn der Halm gelb wird, 


1) Landw. Jahrb., herausgegeben von Thiel. Bd. XVIII. 


2) Leider konnte ich die Arbeit von Johanson «Ueber das 
Vorkommen von als Reservenahrung fungirender Cellulose in 
den Zwiebelblättern von Poa bulbosa und Molinia coerulea» nicht 
auffinden und berücksichtigen. Auch habe ich erst nachträglich 
diesen Titel erfahren. 


zart. Es bilden sich nachträglich an dieser Stelle 
keine oder nur wenige Bastfasern Die Blatt- 
scheiden werden nicht lose, sie schliessen fest 
an den Halm an und bekommen. nachträglich 
wenige oder keine Bastfasern in die wachsthums- 
ähige Partie. Alle Membranen bleiben dünn. 
Wenn der Halm und die Scheiden absterben, 
schwindet auch der Turgor. der in diesen zarten 
Partien wesentlich die Festigkeit bedingt. Als 
einzige Stütze in dieser Partie ist das Callen- 
chym in den Blattscheiden. Durch die Boden- 
feuchtigkeit und die Frôste im Herbst werden 
diese zarten Teile sich schnell zersetzen und 
der Halm fällt um. Wenn die Knoten oberhalb 
des Speicherinternodiums nicht so eng zusam- 
men gedrängt wären, so würde der Halm nicht 
umfallen, auch wenn die wachsthumsfähigen Par- 
tien ihre Festigkeit verlieren würden. Es wäre 
ein solcher Halm einer Reihe in einander ge- 
schachtelter Rôühren zu vergleichen, die ungleich 
lang sind, aussen die kürzesten, innen die-läng- 
sten. Wenn man ein solches Rôührensystem auf 
einen Zapfen aufsetzt, ohne aber den Zapfen in 
die unterste hineingehen zu lassen, so werden 
sie umfallen, greift aber der Zapfen ein längeres 
Stück in die Rôhre hinein, so kann sie nicht 
umfallen. 

In den Knoten von Molinia bilden sich wie 
bei den andern Gräsern Querwände durch den 
Halm, die aus verdickten Zellen bestehen und in 
welchen die Gefässe communiziren. Da aber 
unmittelbar über dem Speicherinternodium zwei 
oder drei Knoten folgen, so ist diese Querwand 





CS PE TU AUS EEE ES 


ÉNTQ ve 


ungewôühnlich dick und bildet einen guten Ver- 
schluss für das Speicherinternodium. Eine Kork- 
schicht, Wie beim Abfall der Blätter, wird nicht 
gebildet. 

Wir haben es hier miteinerbiologi- 
Sohèn Pinrichtung zuthun; die den 
Zweëék hat. den Halm,derseine Pflich- 
tengethan,zuentfernenunddem Spei- 
Cherinternodium einen guten Verschluss 
Zu gében. Von diesem Gesichtspunkt aus 
begreift man das nahe Zusammenrücken der 
Halmknoten. Anderseits hat das Zusammen- 
drängen der Blätter an den Grund des Halmes 
für die Pflanze auch Nachtheïle. Für die Aus- 
nützung des Sonnenlichtes bei der Assimilation 
ist es für die Pflanze entschieden vortheilhaft, 
wenn die Blätter auf verschiedener Hôhe am 
Halm stehen. Die andern Gräser haben diesem 
Faktor Rechnung getragen, indem durch die 
Stellung der Knoten die Blätter auf verschiedene 
Hôühe am Halm gebracht werden. Da aber bei 
Molinia durch die Stellung der Knoten alle An- 
satzstellen der Blätter an den Grund gedrängt 
sind, so hat die Pflanze, um ihre Blätter in die 
Hôühe zu bringen, die Blattscheiden besonders 
lang ausgebildet. Eine Pflanze, deren Halm bis 
zum ersten Rispenast 1 m. 80 cm. hoch war, 
zeiote folgende Längen der drei Blattscheiden, 
die über dem Speicherinternodium inserirt waren : 

1. Scheide 24 cm. 
2 » 20e 
d » 45 » 
Vergleichen wir damit z. B. einen normalen 


PNR 


Ggliedrigen Roggenhalm. Länge des Halmes bis 
zur Aehre 165 cm. und der Blattscheiden 
1 2. 3. 4. SH PEER 
OMS STE RTS 20805 /0re re 

Keine Blattscheide des längern Roggenhalmes 
hat also die Länge der kürzesten Blattscheide 
am Halm von Molinia erreicht. Die längste 
Blattscheide bei Molinia ist fast doppelt so lang 
als die längste beim Roggen, obwohl der Roggen- 
halm hôher war als der Moliniahalm. 

Die längste Blattscheide, die Nowacki!) unter 
der grossen Anzahl von untersuchten Roggen- 
pflanzen gefunden hat, ist 25,4 cm. lang, bei 
einer Halmlänge von 166 cm. ; also etwas mehr 
als ‘/s der Halmlänge, während bei Molinia die 
längste Blattscheide in der Regel ‘/: der Halm- 
länge beträgt. So zeigten z. B. zwei kleinere 
Molinia-Halme mit je zwei Blattscheiden über dem 
Speicherinternodium folgende Verhältnisse : 

Halmlänge erste Scheide  zweite Scheide 

120 cm. 21 cm. 42 cm. 

83 » 0 28 >» 

Weil Eso dune h due tro enenumne 
liche Stellung der Knoten alle Blätter 
am Grun de -d'esMo lun ah Pme ss iRniseE 
rirt sind, so wird die Plats prenne 
durchlange Blattscheidenin verschie- 
dene Hôhen am Halm gebracht, um das 
Sonnenlicht môglichst gut ausnützen zu 
künnen. 


1) A. Nowacki: Der ideale Roggenhalm. Landw. Jahrb. d. 
Schweiz, 1894, p. 57. 





LÉ + Dr ieeaRe 


Vom landwirthschaftlichen Standpunkte ist 
durch das geschilderte Abwerfen des Halmes die 
beste Zeit des Mähens einer Moliniawiese genau 
vorgezeichnet. Zweimal mähen kann man sie nicht, 
da die Pflanze sich relativ spät entwickelt und 
keine Herbsttriebe bildet. Mäht man sie zu früh, 
so entzieht man die Reservestoffe im Halm und 
schädigt dadurch den Frühjahrstrieb.  Lässt 
man die Streu über Winter stehen, so fallen 
die meisten Halme von selbst um und verfaulen 
am Boden und es tritt dadurch ein Verlust an 
Streue ein. 

Die richtige Zeit zum Mähen der Besenried- 
wiese ist darum gekommen, wenn die Halme 
beginnen gelb zu werden und absterben. Weil 
man mit der Ernte an Streue nur Stroh, also 
tote Pflanzensubstanz gewinnen will, die nutz- 
baren Reservestoffe, KEiweiss und Stärke, der 
Pflanze zu erhalten sucht, so ist der genannte 
Zeitpunkt für die Streueernte am günstigsten ; 
denn die Masse an toter Pflanzensubstanz Stroh 
ist am grüssten; die Reservestoffe sind bereits 
aus den Blättern in das Speicherinternodium und 
die Wurzeln zurückgewandert und werden durch 
die Streueernte der Pflanze nicht weggenommen. 








Erklärung der Figuren. 


Fig. 1. Basis eines Halmes mit weggelôsten Blattscheiden; 


Fig. 


a) Halmknoten, Ansatzstellen der Blattscheiden ; b) Speicher- 
internodium; e) letztjähriges Speicherinternodium; d) Be- 
stockungsknoten, Ansatzstellen der unteren Blätter. 
Natürliche Grüsse. 

2. Querschnitt durch das Speicherinternodium.  Ver- 
grüsserung 10. 


Fig. 3 Markparenchym aus dem Speicherinternodium mit dem 


Wandbelag aus Reservecellulose. Vergrüsserung 300. 





Mittheilungen 


aus dem 


botanischen Museum des eidgenoss, Polytechnikums 
in Zürich. 

3. Ueber den Werth der Blattanatomie zur 
Charakterisirung von Juniperus communis L., 
J. nana Willd und J. intermedia Schur. 
Von Josef Erb. 


R. v. Wettstein kommt in seiner Schrift: 
«Ueber die Verwerthung anatomischer Merkmale 
zur Erkennung hybrider Pflanzen»') zum Resul- 
tate. dass sich die Coniferenbastarde: Pinus 
Rhætica Brügg., P. Neilreichiana Reichardt 
Juniperus intermedia Schur und J. Kanitzii 
Csato durch die Blattanatomie sicher und leicht 
von den Stammformen unterscheiden lassen, was 
bekanntlich morphologisch bei fast allen auf 
Schwierigkeiten stüsst. Eine Nachuntersuchung 
dieser Frage für den drittgenannten Bastard an 
zahlreichen Exemplaren von J. communis, J. 
nana und J. intermedia ergab abweichende Re- 
sultate, die ich hier verôftentliche, um die Frage 

1) Dr. R. Ritter v. Wettstein, Ueber die Verwerthung 


anatomischer Merkmale zur Erkennung hybrider Pflanzen. 
Sitzber, d. kais. Akad, d. Wissensch. Wien I Abth. Dez. 1887. 


bts 


neuerdings in Diskussion zu bringen. Das unter- 
suchte Material stammt theils aus dem botanischen 
Museum des eidg. Polytechnikums in Zürich, 
theils wurde es vom Verfasser gesammelt. Ein 
Verzeichniss der Lokalitäten findetsich am Schlusse 
dieser Zeilen. 

Für die Untersuchung verwendete ich wie 
Wettstein nur ausgewachsene, normale Nadeln 
und machte die Schnitte stets in der Region vom 
untern Drittel bis zur Mitte des Blattes. 

Der anatomische Bau der Juniperusnadel, 
ihre Zusammensetzung aus Epidermis mit zwei 
Streifen mit Spaltôffinungen auf der Oberseite, aus 
einem Hvpoderm, welches auch einen Mittelstrang, 
dicht unterhalb der Mitte der Oberseite, bildet, 
aus Mesophyil, das einen unverzweigten Fibro- 
vasalstrang mit flankenständigem Transfusions- 
gewebe umschliesst, und nur einem Harzgange 
unterhalb des Gefässbündels, wurde schon üfters 
beschrieben und findet sich auch in W.’s Schrift 
angeseben. Ich mache daher nur auf einige 
Eigenthümlichkeiten aufmerksam, die ich in der 
Litteratur nicht erwähnt fand. 

In besonders dünnen Quer-Schnitten zeigt sich 
auf der dreischichtigen Aussenwand der Epidermis 
ein Kranz feiner Poren, die in der Längsrichtung 
der Nadel verlaufenden Kanälen zu entsprechen 
scheinen und viel feiner sind als die Poren der 
Radialwände, welche die einzelnen Oberhautzellen 
in Verbindung setzen. 

In allerdings seltenen Fällen fehlt der Harz- 
gang. Ich fand dies bei einem J. communis aus 





Br ee RE eh A M EE SÉTE 
.. LA EL Sre CRETE 4 A 


HR ON ee 


Südtyrol in mehreren Blättern, die sich von nor- 
malen im Uebrigen nicht unterschieden. 


Vom Mesophyll der Juniperusnadel erwähnt 
Wettstein,') dass die Zellen im Umkreise des 
Blattes dichter gestellt seien bei radialer An- 
ordnung und gegen das Innere in ein lockeres Ge- 
webe übergingen. Ich môchte das Auftreten lang 
gestreckter, eng gefügter, palissadenartiger Zellen 
lieber mit der Verbreitung sklerenchymatischer 
Zellen innerhalb der Epidermis in Verbindung 
bringen. Ueberall und nur da, wo sich diese 
finden, demnach auch unterhalb des Mittelstranges 
der Nadeloberseite sind die Mesophyllzellen in 
der angegebenen Weise entwickelt. Namentlich 
scheint ein Palissadenparenchym bei den Wach- 
holdern hochalpiner Standorte vorzukommen, 
was mit den Beobachtungen Wagner’s?) bei 
andern Alpenpflanzen stimmen würde. Am 
stärksten fand ich es bei J/. nana vom Albulapass 
(2400 m.) mit 3—4 Schichten Palissaden auf der 
Unterseite und 2 in den Kanten. Die Differenzirung 
zwischen Palissaden und Schwammparenchym 
ist hier scharf, auch die Zellen unterhalb des 
vorhandenen Mittelstranges fallen gegenüber den 
umliegenden durch ibre Länge und ïhr dichtes 
Gefüge auf. 


D ir-Locreit: p: 5: 

2) A. Wagner, Zur Kenntniss des Blattbaues der Alpen- 
pflanzen und dessen biologischer Bedeutung. 

Sitzber, d. kais. Akad. d. Wissensch. Wien Mat.-natw. Cl. 
Bd. CI. Abt. I, 1892. 


Dr En 


Liesse sich diese Thatsache durch zahlreichere 
Beobachtungen verallgemeinern, so künnte man 
in solchen Füällen die Juniperusnadel als umge- 
kehrt orientirtes Laubblatt betrachten. Funkti- 
onell, in Bezug auf die Lichtlage, verhält sie sich 
aber wie ein normal orientirtes Blatt. Der Wach- 
holder der hühern Theile der Alpen ist meist nana, 
wenn nicht, so zeigt er doch häufig das für 
diesen charakteristische Merkmal, nämlich dass 
die Nadeln mehr oder weniger an die Mutterachse 
angedrückt sind. So geschieht auch in diesen 
Fällen die Belichtuug von der Palissadenseite. 

Aber auch typischer J. communis kann an 
besonders sonnigen Standorten eine analoge, 
wenn auch anders zu Stande kommende Licht- 
lage der Blätter zeigen. Bei kleinern, nieder- 
liegenden Exemplaren kommt es vor, dass die 
Nadeln ihre Spaltôffnungsseiten durch Drehung 
um ihre eigene Achse vom Lichte abkehren und 
dem Boden zuwenden. Sehr deutlich konnte ich 
dieses an einem sonnigen Abhang bei Meran be- 
obachten, wo die beschriebenen Formen von oben, 
von der Lichtseite her. betrachtet durch das un- 
gedämpfte Grün der fast ausnahmslos sonnen- 
wärts gekehrten Unterseiten ïihrer sehr langen 
Nadeln auffielen. Die abgeschnittene Pflanze 
zeigte dagegen, von der Boden- (Schatten-) Seite 
gesehen, die mattgrauen, Spaltôfinungen führen- 
den Oberseiten der Nadeln. Ein gleiches Ver- 
halten zeigten Exemplare des gemeinen Wach- 
holders von der Südseite des Hohenhôüwen im 
Hegau (Baden). Bei dem letzten Exemplare fand 


LP QUE mn 


ich als bis jetzt nirgends erwähnte Abnormität 
eine Doppelnadel mit 2 Harzgängen, 2 Gefäss- 
bündeln, in denen die beiden benachbarten Par- 
tien des Transfusionsgewebes  verschmolzen 
waren, und 2 stark entwickelten Mittelsträngen 
unterhalb der Oberseite. (Vel. die schematische 
Fig. 1, sowie die Erklärung am Schlusse dieser 
Zeilen.) Es wurden in diesen Mittelsträngen bis 
15, resp. 21, ein- bis zweischichtig-angeordnete 
Sklerenchymzellen gezählt, welche durch 5 eben- 
falls sklerenchymatische, aber nur schwach ver- 
dickte Zellen getrennt waren. Da auch die seit- 
lichen Ränder dieser Doppelnadel sich durch 
starken Hypodermbeleg auszeichneten, so war 
der Spaltôffnungen führende Theil bis zu einem 
Dritttheil der Breite zusammengeschrumpft. 





Ich gehe nun zur Besprechung der unter- 
scheidenden Merkmale der Blattanatomie über. 
Wettstein gründet die Unterscheidung von 
J. communis, J. intermedia und J. nana auf 
Querschnittsform der Nadel, Hypoderm, Mittel- 
strang, Harzgang und Bastbelag auf der Unter- 
seite des Gefäissbündels. 

Der Querschnitt zeigte ihm folgende Umrisse : 
bei J. communis dreieckig, mit abgerundeter 
Unterseite, scharfen Kanten und flacher Oberseite 





Ho 


(vel. Fig. 2, I; Seite 95). Verhältniss der Hôhe zur 
Breite wie 3:5:9. (Die letzte Zahl soll wohl die 
Länge der Nadel bedeuten ?) 

Bei J. nana Querschnitt im Allgemeinen abge- 
rundet dreieckig, mit ausgerandeter Unterseite, 
abgerundeten Kanten und konkaver Oberseite. 
Verhältniss der Hôhe zur Breite 3:2:9 (vgl. 
Kio x) 

Der Bastard /. intermedia stehe in der Mitte 
mit dreieckigem Querschnitt, abgeflachter Spitze, 
stumpfen Kanten und flacher Oberseite. Ver- 
hältniss der Æiôhe:-zur-Breite *circa 9 2209 
(Fig.2;eXT); 

Es war mir nicht môglich, diese Unterschiede 
zu bestätigen, trotzdem ich stets aussewachsene 
Nadeln benutzte und die Schnitte in der ange- 
gebenen Region ausführte. Auf der Tafel findet 
sich eine Reiïhe solcher Umrisse, wie ich sie er- 
hielt, zusammengestellt. Sie Zzeigen wie gross 
die Variabilität in der Querschnittsform ist. Bei 
J. cominunis führt vom (nach W.) typischen 
Umrisse dieser Art eine Reihe von Uebergängen 
zum typischen /. nana-Querschnitt, ja es kommen 
sogar solche vor, welche noch mehr als J. nana 
abweichen. Das gleiche Verhalten fand ich bei 
J. nana. Auch hier ist die Variabilität im 
Nadelquerschnitt zu gross, um einen davon als 
normalen aufzustellen, und bei sichern Exemplaren 
des Zwergwachholders kann man aus den Um- 
rissen eine Reihe zusammenstellen, die Ws J. 
nana, J. intermedia, J. communis und noch 
weiter in der gleichen Richtung abweichenden 





LR ET Re 


Formen umfasst. Ich bin nicht einmal geneigt, 
die nach W. typischen Querschnitte als die häu- 
figsten aufzufassen. Es hatten beispielsweise alle 
Exemplare des gemeinen Wachholders aus der 
Umgebung von Zürich abgerundete Nadelkanten 
(Fig. 2, IX). Auch das” Verhältniss der Hôühe 
zur Breite schwankt ungemein und die Zahlen 
die W. angibt, bestätigten sich nicht. Eine 
Unterscheidung dieser 3 Wachholder mit Hilfe 
des Umrisses des Blattquerschnittes scheint mir 
demnach unmôglich. 

Als zweites Merkmal benutzte W. das Hv- 
poderm. Er führt an, dass dieses bei./. communis 
die ganze Unterseite und die beiden äussern 
Viertel der Oberseite überziehe, aus 2 Schichten 
Sklerenchymfasern bestehe, von denen die innere 
hie und da unterbrochen sei und dass es in den 
Kanten verstärkt sel. 

Bei J. nana bedecke das Hypoderm nur die 
Seitenwände der Unterseite und die seitlichen 
Achtel der Oberseite, setze sich aus nur einer 
Schicht Sklerenchymfasern zusammen und sei 
in den Kanten nicht verstärkt. 

Der Bastard soll die Mitte zwischen den Stamm- 
formen halten mit einem Hypoderm, das auf der 
ganzen Unterseite und in den seitlichen Sechsteln 
der Oberseite in einer Schicht auftritt. Dazu 
komme noch eine zweite verstärkende Schicht in 
den Blattkanten. 

Nur bei /. communis sei mit wenigen Aus- 
nahmen in der Mitte der Oberseite der Mittel- 
strang entwickelt. 


ER ODee 


Bei den von mir untersuchten Nadeln von 
J. nana tritt das Hypoderm in der Mitte der 
Unterseite fast immer auf, in den Kanten ist es 
meist wie bei J. communis verstärkt, der Zwerg- 
wachholder vom Albula hatte dort bis 4 Schichten, 
und gewôühnlich sind auch an den übrigen Stellen 
Andeutungen einer zweiten Schicht vorhanden. 
Umgekehrt ist bei J. communis eine vollständige 
zweite Hypodermlage selten und es kann dieses 
Gewebe auch hier auf eine reduzirt sein. Aller- 
dings scheint im Allgemeinen beim gemeinen 
Wachholder das Hyvpoderm stärker entwickelt zu 
sein als beim Zwergwachholder, es lassen sich 
jedoch mittels dieses Charakteristikums sogar 
die Stammformen nur sehrunsicher unterscheiden. 
(Vel. auch die Fig. 2, auf der in den Querschnitten, 
die wegen der Umrisse zusammengestellt wurden, 
auch die Ausbreitung des Hypoderms durch eine 
Linie angedeutet ist.) 

Der sklerenchymatische Mittelstrang, den W. 
nur bei seinen gemeinen Wachholdern fand, der 
also ein geeignetés Unterscheidungsmerkmal 
gesgenüber J. nana und J. intermedia wWwäre, 
kommt bei meinem Materiale bei allen 3 Formen 
vor. 

Den grüssten systematischen Werth für die 
Unterscheidung der Stammformen môchte ich 
der Lage des Harzganges beilegen. Dagegen 
wage ich Grüsse desselben und Zahl der Zellen 
nicht als charakteristisch zu betonen. 

W. gibt ihn für J. communis als sehr weit 
an, unten an das Hypoderm oder die Epidermis 





anstossend, von der Gefässbündelscheide kaum 
getrennt und von 10—16 Epithelzellen ausge- 
kleidet. 

Bei J. nana fand er ihn weit, von der 
Epidermis, sowie von der Gefässbündelscheide 
durch 1—2 Zelllagen getrennt und aus 8—12 
Zellen bestehend. 

J. intermedia stehe in der Mitte. 

Grôsse und Zahl der Zellen traf ich bei Jeder 
der 3 Formen so schwankend an, dass ich keine 
charakteristischen Angaben machen kann, da- 
gegen reichte bei J. nana der Harzgang nur selten 
in das Hvpoderm der Unterseite, während diess 
bei J. communis meist der Fall ist. (Vgl. auch 
Fig. 2.) 

Von geringem Werth scheint mir hingegen 
der Bastbeleg auf der Unterseite des Gefäss- 
bündels. Die Zahl der Zellen (nach W. bei 
J. communis 6—8, bei J. nana 2—4 und bei 
J. intermedia 4—6) variirte in viel hôherem 
Grade. 

Wettstein’s Ansicht, dass die Ausbildung 
der Nadeln von J. communis sehr konstant gleich 
sei, kann ich demnach nicht beipilichten. Ich 
bekam eher den Eindruck, als sei die Variabilität 
in den angegebenen Merkmalen so gross, dass 
durch sie J. communis nur schlecht von J. nana 
(durch Hypoderm und Lage des Harzganges) 
unterschieden werden kônne, dass aber /. inter- 
media nicht charakterisirt sei. Ich môchte 
sogar noch weiter gehen. Es traf sich einige 
Male, dass durch das Fehlen des Bastbelegs und 


LESODÈES 


eine günstige Entwicklung der andern Merkmale 
für Nadeln der untersuchten Wachholder W,'s 
Beschreibung und Zeichnung der Blattanatomie 
von J. Kanitzii passte. Bei Anwendung der 
oben aufgezählten Charakteristika müsste ich die 
meisten der untersuchten Exemplare als J. inter- 
media betrachten, während mir nur 3 morpho- 
logisch zwischen gemeinem und Zwergwachholder 
die Mitte haltende Formen vorlagen. 


Neue bessere Unterscheidungsmerkmale als 
die genannten kann ich nicht an ihre Stelle 
setzen. Epidermis und Mesophvil weisen keine 
durchgreifenden Eigenthümlichkeiten aufund auch 
die Ausbildung der Hoftüpfelfortsätze im Trans- 
fusionsgewebe, die Scheit!) für die Systematik 


‘der Cupressineen benützt, ist für die Trennung 


dieser 3 Formen unbrauchbar. 


Wettstein scheint mir auch bei seinen 
Schlüssen etwas zu weit gegangen zu sein. Die 
Notiz, dass die untersuchten 2 Exemplare von 
J. intermedia zWischen den Stammformen ge- 
sammelt worden seien. dürfte bei der grossen 
Variabilität dieser wahrscheinlich nicht aus- 
reichend sein, um die Annahme, sie seien Ba- 
starde derselben, zu rechtfertigen. Wenn aber 
diese Exemplare, die morphologisch weder zu 
den einen noch den andern als normal aufge- 
fassten Individuen gerechnet werden kôünnen, 
auch anatomisch mit keinen derselben überein- 


1) Max Scheit. Die Tracheidensäume der Blattbündel 
der Coniferen. Jenaische Zschr. f. Natw. 1883. 








HQE CP 


stimmen, so wäre der Schluss am nahe lie- 
gensten, dass die Unterscheidung von Morphologie 
und Anatomie eine künstliche ist. Bekanntlich 
lassen sich Pflanzenbastarde am besten durch 
Deformationen am Pollen erkennen. Ich unter- 
suchte diesen von dem einzigen männlichen 
Exemplare des bot. Museums, konnte aber Ab- 
weichungen vom Blüthenstaub der Stammformen 
nicht konstatiren. 

Ob die Scheidung der Stammformen in zwei 
Arten gerechtfertigt ist, scheint mir zweifelhaft. 
Morphologisch bestehen alle Uebergänge, J. 
communis ist durch klimatische Faktoren über- 
haupt stark beeinflussbar und zwar nicht immer 
in der Richtuug gegen J. nana, wie die ange- 
führten Beispiele vom Hohenhôwen und von 
Meran beweisen. Mit Hilfe der Blattanatomie 
ist die Trennung ebenfalls unsicher und Ver- 
änderungen in ihr gehen nicht immer mit Ver- 
änderungen im grôbern Baue parallel, 

Nachforschungen, wie sich der anatomische 
Bau der Nadel mit dem Alter des ganzen Indi- 
viduums ändere, wie sie sich an den verschie- 
denen Standorten unter geänderten, aber be- 
kannten Lebensbedingungen verhalte, konnte ich 
nicht anstellen. Nur durch eine solche, aller- 
dings mühsame Untersuchung, allenfalls mit 
Kulturversuchen, kônnte man eine Trennung der 
anatomischen Elemente in adaptive und hereditäre 
vornehmen. Kombinirt mit Beobachtungen über 
die Art der Abhängigkeit des grübern Baues von 
äussern Lebensbedingungen liesse sich dann 


T'en 


OA ere 


sicherer der Grad der Verwandtschaft zwischen 
gemeinem und Zwergwachholder feststellen und 
bestimmen, welche Umstände ïhre Trennung 
herbeiführten oder noch herbeiführen. 


Die Abweichung meiner Beobachtungen von 
denen Wettstein’s lässt sich vielleicht so er- 
klären, dass die Trennung der beiden Formen 
in einzelnen Gegenden schärfer ist als in andern 
und dass das Material W.'s einem solchen Areale 
entstammte. 


Zum Schlusse danke ich Herrn Professor 
C. Schrôter für seine freundliche Unterstützung 
dieser Arbeit bestens. 


Verzeichniss der untersuchten Exemplare 
nach Lokalitäten. 


Juniperus communis. Juniperus nana. 





Botan. Garten, schattiger Nord-  Grimsel. 

bang, Zürich. (Fig. 3.) Sandalp (Kt. Glarus). 
Uetliberg bei Zürich, Nordhang  Rigi. 

bei ca. 650 m. Zermatt. 


Eglisau (Kt. Zürich). 
Etzel (Kt. Schwyz). 
Jura bei Aarau. 

Rigi (Fig. 4). 
Churfirsten (Textfig.). 


Hohenhüwen | Hegau 
Hohentwiel (Baden). 


Oetzthal, Dorf- (Tyrol). 

St. Leonhard (Passeier, Tyrol). 

Innsbruck. 

Meran. 

Fig. 5. Scheinfeld im Steiger- 
wald (Bayern), schattig. 

Fig. 2. Anatolien (Kl.-Asien). 


Fig. 9. Albula 2400 m. 

Oberes Oetzthal (Tyrol). 

Fig. 6. Obergurgl (Oetzthal), 
sonnig, 1900 m. 

Fig. 8 Künigsjoch (Oetzthal), 
ca. 2600 m. 

Fig. 7. Tulufiän (Finnland). 

Lulca (Lappland). 





DEN ER 


J. intermedia. 
Rothenthurm (Kt. Schwyz). 
Zermatt. 

Zu den Abbildungen: Die Figuren sind mit Aus- 
nahme von Fig. 3 mit der Camera lucida gezeichnet. Die Linie 
innerhalb der Epidermis bedeutet das sklerenchymatisehe Hy- 
poderm. Der Kreis unter dem Gefässhbündel bezeichnet den 
Harzgang. Die Anhängsel links und rechts am Fibrovasalstrang 
entsprechen dem Transfusionsgewebe. 


TZ. 


FT. 





NE 
Se? Ke) 


RES 


nach Welslei# 





nach Welinen 


T-Vdcomnunis F-XJnana, YJintermeda. 


Fig 2? 





Referate 


über die im Jahre 1896 erschienenen Publikationen, 
welche auf die schweïzerische Flora Bezug haben. 
nebst Nachträgen aus früheren Jahren. 


I. Pilze (inkl. Flechten). 


Fischer, Ed Tuberaceen und Hemiasceen in 
Rabenhorsts Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich 
und der Schweiz. Zweite Auflage, Band I, Abt. V. 
131 Seiten 8°. Leipzig. 

Vorliegende Bearbeitung der Tuberaceen und Hemi- 
asceen ist den übrigen Abteilungen der Rabenhorst’schen 
Kryptogamenflora konform gehalten.  Einleitend werden 
die Verwandtschaftsverhältnisse der Tuberaceen besprochen, 
die nach unsern heutigen Kenntnissen nicht mehr als eine 
einheitliche Gruppe aufgefas st werden dürfen, sondern in 
drei Reïhen: Eutuberineen, Balsamieen und Elaphomy- 
cetineen zerlegt werden müssen. Aus der Schweiz werden 
angegeben: Eutuberineen: Tuber aestivum Vitt, T. ex- 
cavatuin Vitt. und (?) dessen subspec. fulgens (Quél.), 
T. rufum Pico. — Elaphomycetineen: a) Terfeziaceen: 
Choiromuyces maeandriformis Vitt. b) Elaphomycetaceen: 
Elaphomyces variegatus Vitt., E. cervinus (Pers.) Schrüter 
(= E. granulatus Fr.). ©) Onygenaceen: Onygena equina 
(Willd.) Pers., O. corvina Alb. et Schw., O. arietina nov. 
sp. (auf den Hôürnern eines alten W idders, Davos, leg. 


J. Amann). — Unter den Hemiasceen kennt man aus der 
Schweiz folgende Arten: Protomyces macrosporus Unger., 
P. Kreuthensis J. Kühn. Ed. Fischer. 


Fischer, Ed. Resultate einiger Infektions- 
versuche mit Uredineen. Verhandlungen der 
schweizerischen naturforschenden (Gesellschaft bei ïhrer 
Versammlung zu Zürich 1896, p. 114—115. 

Derselbe. Recherches sur quelques Urédinées. 
Archives des sciences physiques et naturelles. Année 101, 
gme Période, Tome IL. No. 12, dée. 1896, p. 595—599. 
Compte rendu des travaux présentés à la 78me session 
de la société helvétique des sciences naturelles réunie à 
Zurich p. 182—185. 

Auf den Blättern von Crstum heterophyllum AI. 
und ©. spinosissimum Scop. fand Verf. im Oberengadin ein 
Aecidium, das wie Versuche ergaben zu einer Puccinia 








7 


auf Carex frigida gehôürt. Mit den Sporidien derselben 
Puccinia konnte auch Cérsium rivulare (?), und eriophorum, 
nicht aber C. palustre und oleraceum ïinfiziert werden. 
Letzterer Umstand bildet den Hauptunterschied gegenüber 
Puccinia dioicae Magnus, mit deren Sporidien nicht nur 
C. rivulare, spinosissimum, heterophyllum, sondern auch 
palustre und oleraceum erfolgreich infiziert wurden. — Mit 
den Aecidiosporen eines bei Twann vorkommenden Perider- 
mium Pini corticolum konnten sowohl Vincetoxicum officinale 
als auch Paeonia tenuifolia erfolgreich infiziert werden. 
Ed. Fischer. 

Hue, l'abbé. Enumération des lichens de la 
Savoie de l’Herbier de J.J. Perret (1762— 1836). 
Journal de Botanique 1896, p. 221, 239, 252. 

de Jaczewski, A. Monographie des Cucur- 
bitariées de la Suisse. Bulletin de la société 
vaudoise des sciences naturelles. Vol. XXXI, No. 118. 
Lausanne 1895, p. 67—128. PI. T. 

Die Arten der Cucurbitarieen, die Verf. aus der 
Schweiz kennt, sind: }ypomyces agaricicolus Saccardo, 
I. viridis Berk. et Br., H. rosellus Tul., Æ. chrysospermus 
Tul, A. lateritius Tul., H. aurantius Tul., Gibberella 
pulicaris Sacc., G. moricola Sace., G. Saubinetii Sacc., 
G. baccata Sace., G. flacca Sacc., Nectria Lamyi de Not. 
N. pyrrhochlora Auersw., N. cosmariospora Ces. et de Not., 
N. episphaeria Fr. N. lecanodes Ces., N. Fuckelii Sacc. 
N. lichenicola Sace., N. sanguinea Fr. N. alpina Wint. 
N. fuscidula Rehm, N. tuberculariformis Wint., N. Peziza 
Fr., N. sinopica Fr, N. punicea Fr., N. Coryli Fckl., 
N. inaurata Berk. et Br., N. Resinae Fr., N. Cucurbitula 
Er., N. aurora Sace., N. cinnabarina Kr., N. ochracea 
Grév., N. coccinea Fr., N. ditissima Tul., N. Rousseliana 
Mont., Lasiobotrys Lonicerae Sprengel., Nitschkia cupularis 
Karsten, N. tristis Fckl., N. media (Sacc.), Otthia Vaccinii 
(Sow.), O0. Rosae Eckl., O. Spiraeae Fekl., O. Xylostei Fekl., 
O. Populina Fekl., O0. Fraxini (Otth.), O. Pruni Fekl., 
O. Cratacgi Fckl., O. Quercus Fekl, O. Tiliae Otth., 
O. Aesculi Otth., Gibberidea visci Kekl., Ohleria modesta 
Fekl., Cucurbitaria setosa Wint., C. Berberidis Gray, C. 
protracta FekI., C. pithyophila de Not., C. hypophega (Otth.), 
C. Laburni Ces. et de Not., C. Coluteae Auersw., C. elongata 
Grév., C. Amorphae Fckl, C. Spartii Ces. et de Not. 
C. Rhamni Kr., C. subcaespitosa Otth., ©. Mülleri nov. sp., 
C. bipapillata Jacz., C. princeps Jacz., C. macrospora Kekl., 
C. vestita (Wint.), C. Robiniae Jaez., C. callispora (Cooke). 

Ed. Fischer. 


7 








de Jaczewski, À. Etude monographique de 
la famille des Sphaeriacées de la Suisse. 
Bulletin de la société mycologique de France 1896, p. 86 
c. tab. 

Von der 1. Tribus der Sphaeriaceen: den Sphaerelleen 
sind in der Schweiz vertreten Mällerella (1 Art), Pharcidia 
(6 Arten), Tichothecium (5 Arten), Ascospora (5 Arten), 
Carlia (9 Arten), Sphaerella(5T Arten), Sphaerulina(s Arten). 
(Referat nach Hedwigia). Ed. Fischer. 

de Jaczewski, A. Monographie des Calo- 
sphaeriées de la Suisse. Bulletin de lherbier 
Boiïssier. t. IV 1896, No. 2. (Genève. 8° p. 18—86. 

Die Familie der Calosphaeriaceen ist vom Verf. für 
die beiden Gattungen Calosphaeria und Robergea gebildet 
worden. Aus ersterer beschreibt Verf. für die Schweiz 
9 Arten: C. obrallata Ofth., C. gregaria Nitschke, C. occulta 
Fuckel, C. minima Tul., C Friesii Jacz. (—  Enchnoa 
Friesii Fekl.), C. princeps Tul., C. dryina Nitschke, C. 
pusilla Karsten, C. corylina Nitschke. Aus der Gattung 
Robergea ist nur eine Art À. unica Desmaz. aus der 
Schweiz bekannt. Ed. Fischer. 

de Jaczewski, À. Monographie des Tubéracées 
de la Suisse. Bulletin de l’herbier Boissier, t. IV, 1896, 

9, p. 591—602. Genève. 8°. 

Verfasser beschreibt folgende bisher aus der Schweiz 
bekannt gewordene Arten von Tuberaceen: Choiromyces 
maeandriformis Vitt. (Umgegend von Bern), Tuber ferru- 
gineum Vitt. (Umgegend von Bern), 7. brumale Vitt. 
(Genf, Bern, Neuenburg, Solothurn), 7. melanosporum 
Vitt. (Genf, Bern, St. Petersinsel), T. aestivum  (Genf, 
Münchenstein b. Basel, Faulenseewald am Thunersee, Um- 
gegend von Bern), 7. mesentericum Vitt. (Bern, Kt. Solo- 
thurn am Fusse des Jura, Ecublens bei Lausanne, Tessin; 
var. uncinatum im Kt. Freiburg), 7. rufum Pico (bei 
Bern), T. Borchii Vitt., T. excavaturh Vitt. (Kt. Freiburg, 
Faulenseewald, Bern), T. foetidum Vitt. (bei Bern), Ela- 
phomuyces gr anulatus Êr. (Jura; Umgegend von Genf, Bern, 
Thun; Kt. Waadt, Vallée de la Trême), Æ rariegatus Vitt. 
(bei Bern). 

Hierzu müchte Ref. folgende Ergänzungen und Be- 
richtigungen anbringen: die Angaben von 7°. ferrugineum 
und foetidum aus der Gegend von Bern, welche von Trog 
herrübren, beruhen auf einer unrichtigen Bestimmung, 
es dürfte sich in beiden Fällen um 7, excaratum handeln. 
Choiromyces maeandriformis scheint im Jura häufig zu 
sein, so in der Umgegend von Locle, T. mesentericum 





Se 1 0) te MM ADR Ne ro 


— 99 — 


kommt bei Delsberg reichlich vor. Für Ælaphomyces 
variegatus gibt Verf. den Hauptcharakter, die geaderte 
Peridieninneuschicht, nicht an, die Standortsangabe ist 
daher zu veritizieren; sichere Exemplare dieser Art kennt 
Ref. aus dem Herb. Trog vom Grüsisberg bei Thun. 
Ed. Fischer. 

de Jaczewski, A, Monographie des Erysiphées 
de la Suisse. Bulletin de l’herbier Boissier, t. IV, 
1896, no. 11, p. 721—755. 

Nach Verf. sind die Erysipheen in der Schweiz durch 
folgende Arten vertreten: Æuwrotium herbariorum Link. 
Sphaerotheca tomentosa Otth., Sph. Castagnei Lév., Sph. 
pannosa Wallr., Erysiphe Linkii Lév., E, graminis DC. 
BE. Martii Lév., E. tortilis Fr., E. lamprocarpa Lév., E. 
galeopsidis DC, E. communis Fr. Phyllactinia suffulta 
Sacc., Uncinula aceris Sacc., U. spiralis Berk. et Br. 
U. Bivonae Lév., U. Salicis Winter, U. Prunastri Sace., 
Podosphaera Oxyacanthae de By., P. myrtillina Kunze, 
P. tridactyla de By. Microsphaera Lycii Winter, M. 
Astragali Sace., M. Berberidis Lév., M. Lonicerae Winter, 
M. Grossulariae Lév., M. Alni Winter, M. Ehrenbergii 
Lév., M, Evonymi Sacc., M. divaricata Lév., Apiosporium 
Fumago Fuckel, Ap. Salicis Kunze, Ap. pinophilum Fuckel, 
Ap. quercicolum Fuckel, Ap. Rhododendri Fuckel, Ap. 
Brassicae Fuckel, Ap. Plantaginis Fuckel, Dümerosporium 
pulehrum Sace., D. abjectum Fuckel, Microthyrium micro- 
scopicum Desmaz., M. Rubi Niessl. Ed. Fischer. 

Maurizio, A, Studien über Saprolegnieen. 
Flora oder allg. bot. Zeitung, 1896. Bd. 82, Heft 1, 
p. 14—31. Tafel I. 

Verf. stellt unter anderem eine Reiïihe von Angaben 
über Saprolegnieenerkrankungen von Fischen und Fisch- 
eiern aus der Schweiz zusammen. Ed. Fischer. 

Rehm, H, Discomycetes in Rabenhorsts Krypto- 
gamenflora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz. 
Miéferuns 59 :p. 12383 "bist 1209: 

Vorliegende Lieferung enthält die Fortsetzung der 
Nachträge, es werden darin folgende Arten aus der 
Schweiz angegeben: Phialea tristis (Sace.) auf dürren 
Stielen v. Allosurus crispus bei Güschenen, Chlorosplenium 
aeruginellum (NyYL) auf faulenden Stengeln von Spiraea 
Ulmaria bei Zürich, Dasyseypha apocrypha Rehm nov. sp. 
auf der Unterfläche dürrer Grasblätter in einer Schlucht 
der Wengernalp, Lachnea nivalis (Boudier) auf Kubhkot 
in Torfwiesen des Simplon, ? Scleroderris  stromatica 
(Fuckel) auf dürren Stengeln von Silene nutans im 








ni 





— 100 — 


Schweizer Jura, Dermatea acericola (Peck) an dürren 
Stämmen von Acer campestre bei Zürich. Sfictis radiata 
(L.) f. lignicola Rehm auf Eschen-Faschinen bei Burgdorf, 
auf Eichenholz bei Zürich, Coryne flavorirens (Er.) an 
dürren Stämmen von Acer campestre bei Zürich. Mit dieser 
Lieferung hat Rehms Bearbeïtung der Hysteriaceen und 
Discomyceten ïhren Abschluss erreicht, ein vorzügliches 
Werk, das für jeden, der sich mit diesen Pilzgruppen zu 
befassen hat, unentbehrlich ist. Ed. Fischer. 
Saccardo, P. A. Elenchus fungorum novorum 
qui post editum Vol. XI «Sylloges fungorum» 
usque ad finem Decembris MDCCCXCV inno- 
tuernut. Hedwigia 1896. Bd. XXXV, 50 S. 8°. 
Nachträge zu der bekannten Sylloge fungorum. In 
denselben sind auch die bisher von den meisten Mykologen 
unberücksichtigt gebliebenen Otth’schen Arten (beschrieben 
in den Mitteilungen der bernischen  naturforschenden 
Gesellschaft 1863, 1865, 1868, 1870) aufgenommen. 
Ed. Fischer. 
Voglino, P. Prima contribuzione allo studio 
della flora micologica del Canton Ticino. 
(Dintorni di Lugano, Monte Caprino e Monte (Generoso). 
Bullettino della società botanica italiana 1896, p. 34-43. 
In der Umgebung von Lugano, am Monte Caprino 
und Generoso wurden teils vom Verf., teils von andern 
Personen folgende Pilze beobachtet: Urocystis Anemones 
(Pers.) Schroeter auf Helleborus riridis, Monte Caprino, 
auf Hepatica triloba, Monte Brè, U. Anemones f. Aconiti 
n. f. auf Aconitum Lycoctonum, Monte (Greneroso und 
Monte Caprino, Æntyloma Corydalis-luteae Voglino n. sp. 
auf Corydalis lutea, Cantine di Gandria, am Monte Caprino, 
Doassansia  Martianoffiana (Thümen), auf Potamogeton 
natans in der Uferzone des Luganersees u. a. Orten, Uro- 
cystis occulta (Wallr.); U. Cepulae Frosk. auf Alium 
Cepula, U. Violae (Sow.) Fisch., U: Colchici (Schlecht.) 
Rabenh. auf Alium rotundum bei Gandria. —  Aecidium 
Aconiti-Napelli (DC) auf Aonitum Napellus, Monte Gene- 
roso, Coleosporium Euphrasiae (Schum.) auf Pedicularis- 
arten am Monte (Generoso und auf Æuphrasia am Monte 
Caprino, Cantine di Gandria, Puccinia Leontopodii Voglino 
nov. spec. auf Leontopodium alpinum, Val Colla (Lugano) 
zugleich mit Aecidium  Gnaphaliatum  Ÿ.. Leontopodii, 
Melampsora Lini (DC) var. viscosi Vogl., auf Zärum 
viscosuim L. Monte Brè, Monte $S. Salvatore, Melampsora 
Pedicularis Voglino nov. spec. auf Pedicularis verticillata, 
Monte Creneroso, Coleosporium Campanulae (Pers.), auf 








— 101 — 


Phyteuma Scheuchzeri AU., Melampsora vernalis Niessl., 
auf Saxifraga aizoides am Monte (Generoso, Endophyllum 
Semperviri (AÏb. et Schw.) auf Sempervivum tectorum bei 
Gandria. — Calosphaeria cupularis (Pers.) Larot., Quater- 
naria dissepta (Fr.) Tul., Valsa ambiens (Pers) Fr. 
Diatrype stigma (Hoffin.) Fr., Nummularia Buillardi Tul., 
Massariella  Curreyi (Tul) Sacc., Lentomita  brevicollis 
Niessl,  Coronophora  gregaria (Lib.) Fuckel f. Tiliae 
Voglino auf T'ilia-Zweigen am Monte Caprino bei Belvedere, 
Cryptovalsa  Coryli Voglino nov. sp. auf Zweigen von 
Corylus Avellana, Cantine di Gandria, Anthostomella torni- 
coides Sace. Car line vulgaris, Brè, Abhang des $S. Salvatore 
auf Leptosphaeria Aconiti Sace., Monte Generoso, L. vaga- 
bunda Sace., L. Coniothyrium Saec. Gandria, Lophodermium 
Gentianae Voglino nov. spec. auf Gentiana asclepiadea, 
Lanzo am Monte Caprino. — Lepiota minuta Voglino nov. 
sp. Pasta am Monte (reneroso, Collybia conigena Pers. f. 
lutea Voglino n. f., Villa Trevana, Pleurotus lignatilis Fr. 
f. aspera Voglino nov. f. am Monte Caprino, Pholiota 
violacea Voglino nov. sp. Monte Generoso bei Bella vista, 
Tnocybe  Tricholoma Ab. et Schw. f. lamellis vinosis am 
Monte Brè. Ed. Fischer. 

Wegelin, H, beitrag zur Pyrenomycetenflora 
der Schweiz. Mitteilungen der thurg. naturforschenden 
Gesellschaft Heft XIT, 1896. 14 Seiten 8°. Zwei Tafeln. 

Fortsetzung der früher unter demselben Titel ver- 
ütfentlichten Mitteilungen des Verfassers (siehe Referat 
in Heft V dieser Berichte); es enthält dieselbe die Familie 
der Pleosporeae, im ganzen 76 Arten. Darunter befinden 
sich folgende nov. species: Didymosphaeria (Massariopsis) 
Festucae, auf den Blattscheiden dürrer Festucahalme bei 
Frauenfeld, Leptosphaeria (Metasphaeria) Taminensis auf 
dürren Festuca-Halmen am Ufer der Tamina bei Vättis, 
im St. Galler Oberland, Leptosphaeria valesiaca auf vor- 
jäbrigen Stengeln von Artemisia campestris bei Findelen 
ob Zermatt, Leptosphaeria Rumicis auf trockenen Stengeln 
von Æumex bei Wellhausen-Frauenfeld, Pleospora thurgo- 
viana auf zwWeijährigen Stengeln von Typha latifolia bei 
Frauenfeld, Pleospora opaca auf vorjährigen Phalaris- 
halmen bei Frauenfeld, Pleospora (Pyrenophora) eximia 
Rehm ïin litt. auf zweijährigen Stengeln von Artemisia 
caompestris und alten Blattscheiden von Astragalus aristatus 
bei Findelen-Zermatt. Ed. Fischer. 

de Wildeman, B, Census Chytridinaearum. 
Bulletin de la société royale de Botanique de Belgique. 
Tome 35, Fasc. 1, 1896, p. 7—69. 








— 102 — 


Zusammenstellung der Litteratur und Standorte für 
die gegenwärtig bekannten Chytridiaceen. Aus der Schweiz 
werden folgende Arten erwähnt: Latrostiun comprimens 
Zopf, Genève. Olpidium mmersum Sorok., Genève, Pinchat., 
Olpidiopsis major Maurizio, Val Campo (Graubünden), 
Pleotrachelus fulgens radicis de Wild, Pinchat, (renève, 
Ectrogella Bacillariacearum Zopf, entre Ve eyrier et Troinex; 
Synchytrium alpimum Thomas, Airolo, Gr. St. Bernard, 
zWischen Zermatt und Riffelhaus, Arosa, Umgebung von 
Interlaken, S. Anemones (DC.) Wor., S. aureum Schrôter, 
bei Arosa, S. cupulatum Thomas, Berner Oberland, Arosa, 
Woronina  polycystis Cornu,  Küssnacht;  Myzocytium 
megastonum de Wild, Marais de la Trélasse, M. proli- 
ferum Schenk. Pinchat, Simplon; Lagenidium pygmaeum 
Zopf, Gr. St. Bernard, Marais de la Trélasse, ‘Kleine 
Scheidegg; Rhiz Dors appendiculatum (Zopf) Fisch., 
Gr. St Bernard; Ah. Chlamydococei (Braun) Berner 
Oberland:;  PAlyc ochytrium Autrani de Wild (Crenève; 
Ph. Schenkii (Dang.) Pinchat. Ed. Fischer. 

de Wildeman, E., Notes mycologiques. Annales 
de la société belge de Microscopie (Mémoires). Tome XX, 
1896, p. 21—64. Bruxelles. 8. 

Die wenigen Angaben aus der Schweiz haben auch 
in der oben referierten Arbeit des Verfassers Aufnahme 
gefunden, sind daher hier nicht noch speciell anzuführen. 


II. Algen und Schizophyten. 


Chodat, R, Note sur la florule pélagique 
d’un lac de montagne. (Lac de Tannay 1400 M. 

In den Seen der untern Region sind besonders häufig 
Potryococcus  Brauni, Ceratium  macroceras,  Dinobryon, 
Asterionella formosa Hass., Niteschiella Pecten J. Br. 
Fragilaria Pecten Castr., Cyclotella Comta und operculata. 

Im See von Tanney, der in der Hühe von 1400 M. im 
Kalkmassiv des Grammont und der Cornettes de Bise liegt, 
fehlten Botryococcus  Braunii und Ceratium  macroceras ; 
am häufigsten traten auf: Pandorina morum, Dinobryon 
Sertularia, Ehrb., Peridinium tabulatum  Ap., weniger 
gemein waren: ÆXirchneriella lunata Sehmdl., Coelastrum 
sphaericum Naeg., Actinastrum Hautschii Lag. und Lager- 
heimia genevensis Chod. Ed. Fischer. 

Dill, Ose, Die Gattung Chlamydomonas 
und ihre nächsten Verwandten. Pringsheims 
Jahrbücher Band XXVIII, Heft 3, Tafel V. 36 Seiten 8°. 
Berlin 1895. Basler Dissertation. 





— 103 — 


Vorliegende Arbeit enthält auch eïne Anzahl Stand- 
ortsangaben aus der Umgegend von Basel und den an- 
grenzenden Gebieten Badens und des Elsass: Chamy- 
domonas longistigma nov. sp. in der Nähe der Kander- 
mündung und in den Sümpfen bei Märkt, Nov. bis Febr., 
Ch. parietaria n. sp. Sumpf bei Neudorf, Mai und Sept., 
Ch. Reinhardi (Dag.) St. Margarethen bei Basel, Ch. reti- 
culata (Gorosch.) botan. Garten in Basel, Oktober bis Mai, 
Ch. pisiformis n. sp. Weïher von Neudorf im September, 
an der alten Strasse nach Hägenheim, Ch. grandis (Stein), 
Teich beim Jungholz ob Säckingen im Okt., Ch. angulosa 
n. sp., Hochmoor beim Jungholz im Herbst, Birsigfluss, 
Ch. gigantea n. sp. Weiïher bei Neudorf, Hanflücher bei 
Freiburg i. B. im Anfang des Sommers, Ch. stellata n. sp. 
Weiher bei Rührberg (ob Wybhlen), Weiher bei Arlesheim, 
im Winter, Ch. De-Baryana (Gorosch.), botanischer Garten 
in Basel, Allschwylerweiher, Schlossteich von Inzlingen, 
Ch. gloeocystiformis n. sp. Graben längs des Eisenbahn- 
dammes zwischen Zwingen und Laufen im März, Carteria 
obtusa n. sp. Hochmoor von Juangholz, C. cordiformis 
(Carter), Sümpfe bei Märkt, Neudorf im Frühjabr, C. 
multifilis (Kres.) in Weihern von Arlesheïm und Neudorf, 
Pyramidomonas  tetrarhynchus (Schmarda), Sümpfe von 
Neudorf, Märkt, am Wege von Lôürrach nach Rôthelnweiler. 

Ed. Fischer. 

Heuscher, J, Der Sempachersee und seine 
Fischereiverhältnisse. Pfäffikon/Zürich, 1895. 
DAS ABS 

Die Flora der untergetauchten phanerogamischen 
Wasserpflanzen des Sempachersees zeigt eine Armut an 
Arten, wie sie Verf. noch in keinem andern Wasserbecken 
der Ebene antraf, z. B. wurde nicht ein Exemplar von 
Potamogeton beobachtet; von Moosen gibt Fatio nach 
J. Müller Argov. an: Amblystegium riparium Schimper und 
Rhynchostegium rusciforme Schimper. Von Phytoplankton- 
organismen Zzählt Verfasser auf: am 2. Sept. 1894 ausser- 
halb Sempach: Ceratium hirundinella Müll. massenhaft, 
Dinobryon divergens Ymbh. zahlreich, D. elongatum  Imh. 
wenig Zzahlreich, Anabaena circinalis ziemlich zahlreich, 
Diatomeen,  zahlreich. — Am 23. Sept. 1894 Seemitte 
zZWischen Oberkirch und Eich: Ceratium hirundinella Müll. 
wenig Zzahlreich, Dénobryum elongatum  Ymh. massenhaft, 
D. divergens Tmh. nicht zahlreich, Anabaena circinalis 
ziemlich zahlreich, Diatomeen, zahlreich. — Am 3. Dez. 
1894 auf dem Ballenberg: Ceratinm hirundinella Müll. 
wenig zabhlreich, Dinobryon elongatum Tmbh. u. D. divergens 








Imh. mässig zahlreich, Anabaena circinalis, Diatomeen 
weitaus die Hauptmasse, Chroococcaceen. 


: Ed. Fischer. 

Kilebs, G, Die Bedingungen der Fort- 
pflanzung bei einigen Algen und Pilzen. Jena, 
G. Fischer 1896. 543 S. 8°, TIT Tafeln. 

An dieser Stelle sind hier bloss die Standorte anzu- 
fübhren, welche Verf. für die von ihm untersuchten Arten 
angibt, da sich dieselben meist auf die Umgebung von 
Basel beziehen: Vaucheria repens Hassall, botanischer 
Garten in Basel, V. clavrata DC. Birsig, Kander, an den 
Wehren der Wiese bei Hagen und Brambach, V. ornitho- 
cephala Birs, Wiese, V. uncinata See von Neudorf, Teich 
von Märkt, Botr ydium granulatum, zwischen Basel und 
St. Ludwig , Protosiphon  botryoides (Kg.) Klebs eben- 
daselbst, Spirogyra inflata Vaucher, Weiïher von Allschwyl, 
Sp. varians Hassall, in der Umgebung von Basel ziemlich 
häufig, Spirogyra arcta Kützing, im See von Neudorf, Sp. 
Weberi, botanischer Garten in Basel, Oedogonium diplan- 
drum Juranyi, am Beginn des sog. Leerlaufs der Fabriken 
bei Haagen im Wiesenthal, Oed. “capillare Kützing, in der 
Wiese, Ulothrix zonata Kützing f. maxima (= Ulothrix 
valida Naeg.) Kaltbrunnenthal (Basler Jura) Hormidium 
nitens Meneghini, botanischer Garten in Basel, Draparnaldia 
glomerata, bei Basel in strômenden Gewässern, z. B. der 
Wiese, sowie in kleineren Wassergräben. 

Ed. Fischer. 

Migula, W. Die Characeen Deutschlands, 
Oesterreichs und der Schweiz, unter Berück- 
sichtigung aller Arten Europas. Bd. 5 von 
Rabenhorts Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich 
und der Schweiz. 2. Auflage. Leipzig, 1897. 756 $S. 8°, 

Ueber die jeweils erschienenen Lieferungen dieses 
Werkes wurde bereits in den früheren Jahren referiert. 
Heute liegt nun die ganze Bearbeitung der Characeen 
Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz vollendet vor, 
im ganzen 20 Arten (aber nicht alle aus dem Gebiet) um- 
fassend, von denen etwa die Hälfte in der Schweiz (und 
Nachbargebieten) vertreten sind, nämlich Néfella syncarpa 
(Thuill.) Kützing: in der Schweiz verbreitet, z. B. Neuen- 
burger See bei Cortaillod, Versoix, Genthod, Belpmoos bei 
Bern, Roggwvl, y. lacustris A. Br. Bodensee, Genfersee 
bei Lausanne, Zuger See, Vierwaldstätter- und Neuenburger 
See, bis 30 m. unter dem Wasserspiegel, d. Thuilleri A. 
Br. Züricher See, Neuenburger See, — AN. capitata (N. ab 
Es.) Ag. Bodensee, Crevin, Versoix, Port de Morges. — 





— 105 — 


N. opaca Ag. verbreitet, besonders am Jura, Onnens (Ct. 
de Vaud), Convet (Val de Travers), Crevin Pinchat, étang 
du petit Lancy, à la Paumière près de Villette, dans le Rhône, 
Genthod, Puplinge u. a. O., versch. Orte am Bodensee, «. 
longifolia A. Br. z. B. in Strassengräben um Konstanz, 
. heteromorpha n.f. Val de Travers, z. conglobata n.f. Onnens 
(Ct. de Vaud), 2. conglomerata À. Br. am Bodensee. — N. 
flexilis (L. ex parte) Ag. Tümpel am Bodensee, vielleicht 
am Ausfluss des Boirou zwischen Morges und St. Prex. — 
N. mucronata À. Br. Konstanz, Kreuzlingen, Thurgau. — 
N. gracilis (Smith.) Ag. in einem tiefen Graben des Moores 
von Pallanterie, Moor von Rouebeau. — N. fenuissima (Desv.) 
Coss. et Germ. Griffensee (Kt. Zürich), — N. batracho- 
sperma (Reichenb.) A. Br. Salem am Bodensee., — N. hya- 
lina (de Cand.) Ag. im Bodensee bei Reichenau, bei Lausanne, 
St-Sulpice, Genf, Versoix, Bellerive, Bord du lac de Morat, 
Züricher See. — Tolypella prolifera (Zäz.) v. Leonhardi. 
Entre le Chapeau et la Paumière, sur la route de Vilette; 
dans une mare ombragée à Meyrin, Neudorf bei Basel. — 
T', niricata (Trentep.) v. Leonhardi. Dans les fossés du 
carrefour de la Paumière, dans une petite mare du bois 
de Crevin, dans un fossé près de Frontenex, mares om- 
bragées près Genève, Thonon. — Chara dissoluta À. Braun 
f. helvetica n. f. Nenenburger See bei Cortaillod in der 
Tiefe von 20 m. —— Ch. ceratophylla Wallr. Mauseck im 
Bodensee bei Konstanz, Schaffhausen, au port de Morges; 
dans le. Lac au-dessous de Cologny, à la Belotte, dans la 
rade de Genève, Bords de l’Arve sous Veyrier; dans le lac 
près de Versoix; Genthod; Katzensee; Lac d’Etalières, 
Lac de Neuchâtel; Murtensee bei Lüwenberg, Züricher See, 
namentlich am Ausflusse der Limmat, 4 kispidula Murter- 
see, Zürichsee, o. éntermedia J. Müller, Ufer der Arve unter- 
halb Veyrier, Genfersee bei Versoix, v. inermis n. f. Bei 


Konstanz in einer Bucht des Rheïines. — Die Angaben von 
Ch. jubata À. Br. aus der Schweiz beruhen wohl auf f[rr- 
tum. — Ch. contraria A. Br. Gegend von Konstanz; 


Zürich; Sionnet, entre la Belotte et Bellerive, marais de 
Divonne, au bord du Lac sous Cologny, Valais, Genève 
aux Paques, lit du Rhône près Genève, dans l’Arve sous 
Sierne, Vésenaz, Versoix, St-Gênes, à l'embouchure de la 
Hermance, Veyrier, dans les Lacs de Morat et Neuchâtel: 
Couvet (Val Travers); Fällanden am Greifensce, Glatt bei 
Dübendorf, Wallis zwischen Saxon und Saiïllon; Lac de la 
Brévine, Katzensee, Schwammendingen bei Zürich, in Bächen 
bei Bern; Onnens, ». fenuis n. f. in der Nähe von Kon- 
stanz, :. papillosa n. f, Bodensee, ». capillacea Genfersee, 








— 106 — 


var. hispidula À. Br., 8. calva n. f. Zürich, £ aculeata n. 
f. Wollmatinger Ried bei Konstanz, — Ch. strigosa À. Br. 
Neuchâtel, im Lac d’Etalières, Prättigau in dem kleinen 
See auf der Eggen unter dem Kreuz am Stülzerberg bei 
Schliers; im See von Silvaplana; wahrscheinlich viel weiter 
verbreitet, auch im Jura. «. /ongispina À. Br. Lac d’Etalières. 
Ch. polyacantha À. Br. Thunersee, zwischen Siders und 
Sousten im Wallis. <. laxior A. Br. bei Siders im Wallis. 
— Ch. intermedia A. Br. Torfgräben bei Fällanden am 
Greifensee, häufig um Konstanz, «. elongata Schwalleten 
Weiïher bei Konstanz, d, tortilis n.f. St. Katharinen-Moos 
bei Konstanz, «. pumilior Leïiner, Tabor-Ried unweit Kon- 
stanz, x. brachyphylla À. Br. Schwaketen-Moos bei Kon- 
stanz. — Ch. gymnophylla A. Br. Dorfhach bei Dübendorf 
(Kt. Zürich), in den warmen Gewässern der Leuker-Bäder 
in Wallis, auf dem Albula an torfigen Stellen zwischen 
Gras (2500 M). — Ch. foetida À. Br., hüchste Standorte: 
Stätzerhorn bei Churwalden 2209 M., Albula 1800 und 
2300 M., Lac de Zenitze près d'Enzeindaz im Wallis 2300 M. 
— Ch.crassicaulis Schleich. Gent. — Ch. rudis À. Br. zwischen 
Siders und Sousten im Wallis, Neuenburgersee bei Cortaillod, 
Schwarzenbach am Greifensee, Konstanz. «. typica bei 


Konstanz, Bregenz. — Ch. hispida L. häufig, z. B. Brem- 
garten im Aargau, Unterwalden, Zermatt, Genf. — g. ro- 


bustior Teich bei Salem, w. crassa, Salem, in einem Teiche, 
6. Subinermis St. Katharinen-Moos bei Konstanz, 7. laeris 
Woïlmatinger Ried bei Konstauz. — C4. aspera (Dethard) 
Wildenow verbreitet in den meisten Seen; Formae longispinae: 
d. robustior Neuenburgersee, £ tenuifolia See bei Tarasp; 
Formae brevispinae y. -simplicior Bodensee.  &, cinerascens 
Rheïin bei Konstanz, ». occulta Leïiner, Wollmatinger Ried 
bei Konstanz. — Ch. fragilis Desvaux. x. rudicorticata 
Bodensee unweit der Meinau, 7. minor bei Tarasp. — Ch. 
delicatula Agardh. Konstanz, Lac de la Brévine. 


Ed. Fischer. 


Mutschler, L., Das Aarewasser bei Bern, 
ein Beitrag zur Kenntnis der Selbstreinigung 
der Flüsse. Forschungsbericht über Lebensmittel und 
ihre Beziehungen zur Hygiene, über forense Chemie und 
Pharmakognosie. Jahrgang 1896. 4°, München und Leipzig 
p. 399— 429. 

Ohne hier auf die allgemeinen Resultate einzugehen, 
seien hier bloss die Bakterien- und Diatomeenarten auf- 
gezählt, die Verfasser im Aarewasser bei Bern nachge- 
wiesen hat: 





Bakterien: Bacterium coli, Bacillus fluorescens lique- 
faciens, B. subtilis, flavescens, arborescens, viscosus,  au- 
rantiacus, Micrococcus cereus, concentricus, cremoides, can- 
didus, flavus liquefaciens, citreus, carneus, luteus. 

Diatomeen : Diatoma rulgare, hiemale, tenue, oblongatun ; 
Navicula viridis, cuspidata, ambiqua, minima;  Cymbella 
Cistula, Cymbiformis, caespitosum ; Amphora ovalis, Pedi- 
culus ; _ Gomphonema angustatum, olivaceum, capitalum ; 
Cocconeis cistula, placentula, Pediculus ; Cyelotella Kützin- 
giana, compta, operculata ; Epithemia sorex ; Synedra ulna ; 
Achnanthes minutissima ; Fragilaria construens, virescens ; 
Encyonema turgidum, caespitosum und einige andere Arten 
nur in vereinzelten Exemplaren. 

Oberbalb der Stadt erscheint die Aare vollkommen 
rein und frei von Pflanzenwuchs, während unterbalb Bern 
ein dichter Algenrasen den Boden bedeckt bis auf 1 M. 
Tiefe und wohl noch tiefer. Auch die Untersuchung des 
Plankton ergab einen viel grüssern Diatomeenreichtum 
unterhalb der Stadt als oberhalb derselben. Diese plütz- 
liche Zunahme des Algenreichtums ist auf den Zufluss der 
Siele zurückzuführen, deren organische Substanzen das 
Algenwachstum auffallend fürdern. 

Ed. Fischer. 

Pitard, Eug., Sur le plankton des Lacs du Jura. 
Archives des sciences physiques et naturelles, Année 101, 
4me période, tome IT, No 12. Dec. 1896, p. 612— 615. Compte 
rendu des travaux présentés à la 78€ session de la société 
helvétique des sciences naturelles réunie à Zürich, p. 152 
à 15p: 

Verfasser fand im Plankton des Lac de Rousses: Dino- 
bryon sertularia Ehrb., D. stipulatuin Stein, Ceratium hirundi- 
nella Leyh., im Lac de Joux C. hirundinella Leyh., Dino- 
bryon sertularia Ehrb., Fragilaria crotonensis Edw., Asterio- 
nella gracillima, im Lac de Brenet: C. hirundinella, Dino- 
bryon sertularia, Fragilaria crotonensis Ehrb., Asterionella 
gracillima. Er bespricht die Mengenverhältnisse und Ver- 
teilung derselben bei Tage und bei Nacht, an der Ober- 
fläche und in der Tiefe bei 10 M.; es ergeben sich dabei 
interessante Verschiedenheiten. 

Ed. Fischer. 

Schmidle, W., Beiträge zur alpinen Algen- 
flora. Sep.-Abdr.aus Oesterreichische botanische Zeitschrift, 
Jahrgang 1895, No. 7 ff. Wien 1896, 40 $. 8°, 4 Tafeln. 

Verzeichnis von Algen, die Verfasser in den Oetz- 
thaler-Alpen (p. 1—36), und Herr R. Lauterborn im Davoser- 
See gesammelt (p. 37—38). Vou letzterem Standorte werden 











folgende Arten aufgezäblt: Merismopedia elegans A. Br. 
Pediastrum muticum var. brericorne Racib., Scenedesmus va- 
riabilis var. ecornis Franzé, Kirchneriella lunata Schmidle, 
Botryococcus Bruunii Kütz., Crucigenia quadrata Kütz. var. 
octogona nov. var. Pentium crassiuseulum de By., P. navi- 
cula var. rotundata Wille, Dysphinctium cucurbita Reïinsch, 
Cosmarium granatun Breb., C Nœgelianum Breb. forma., 
C, minor Raciborski forma, ©. botrytis Menegh., C. mar- 
garitaceum Menegh., Staurastrum punetulation Breb., St. 
gracile Ralfs, St. hystrir Ralfs, S£ alternans Breb., St. 
céreulare n. sp. 
Ed. Fischer. 

Schrôter, C., Die Schwebeflora unserer Seen 
(Das Phytoplankton). Neujahrsblatt, herausgegeben 
von der Naturforschenden Gesellschaft Zürich, auf das Jahr 
1897. (XCIX) mit einer Tabelle und einer Tafel. 58 $S. 
4. Zürich, 1896. 

Als wichtigste Bestandteile des Planktons der Schweizer- 
seen bespricht Verfasser folgende Pfanzengruppen: 1. Die 
Bakterien. Es werden hier die von verschiedenen Forschern 
œemachten Beobachtungen über die Verteilung der Bak- 
terien im Wasser der Seen, über ihr Verhalten in den 
verschiedenen Jahreszeiten Zzusammengestellt. 2. Die Cya- 
nophyceen. Folgende Arten sind in den Schweïizerseen 
als Seeblüten beobachtet worden: Clathrocystis aeruginosa 
Henfrey im obern Teil des untern Zürichsees, Herbst 1896, 
gleichzeitig auch im innern Seebecken bei Zürich, Lago di 
Muzzano bei Lugano, Katzensee bei Zürich; Arabaena flos 
aquae (Lyngbye) Brébisson, Zürichsee, Genfersee, Coelo- 
sphaerium Kützingianum Näg., Zürichsee, Oscillatoria ru- 
bescens DC. Murtensee, von Bachmann 1894 auch im Bal- 
deggersee aufsefunden. 3. Die Peridineen: Ceratium 
hirundinella O, Fr. Müller Zürichsee, das ganze Jahr hin- 
durch, am schwächsten in der kalten Jahreszeit, Luganer- 
see, Thalalpsee beïm Mürtschenstock (var. Glaronense Asper 
et Heuscher), Gräppeler- und Schwendisee (var. m#ontanum 
Asper et Heuscher) nu. a. Ceratium  cornutum  Ehrbg. 
Schwendiseen (St. Gallen), im Plankton sehr selten; Peri- 
dénium cinctum Ebhrbg. Zürichsee, Greifensee, Lac de Joux, 
Lac Brenet, Vierwaldstättersee etc, Gymnodinium fuscum 
Stein(?) Greifensee, Glenodinium pusillum Pénard, (renfer- 
see, Zürichsee. 4 Die Diatomaceen. Hauptsächlich 
folgende Arten sind im Plankton der Schweizerseen be- 
obachtet: Asterionella gracillima Hantzsch) Heiberg, Fragi- 
laria crotonensis (Edw.) Kitton, Zürichsee, Genfersee, Lu- 
ganersee, Z. T. in verschiedenen Formen (Lokale Rassen- 





gai A SN NES 


— 109 — 


bildungen?), #. capucina Desm. Zürichsee, im Januar 1896 
dominierend, Cyclotella comta Kiütz. var. bodaniea Eulenstein, 
Bodensee, Genfersee, var. radiosa Grunow, Bodensee ; var. 
quadr jjuncia nov. var. Zürichsee, var. melosiroides Kirchner, 
Bodensee, Genfersee, Zürichsee; Synedra delicatissima W. 
Sm. Zürichsee ; Tabellaria fenestrata (Lyngbye) Kützing 
var. asterionelloides Grunow, (renfersee, Zürichsee (exkl. 
Obersee), in letzterem vor 1896 nicht beobachtet, im Januar 
1896 trat sie neben Fragilaria capucina in geringer Menge 
auf, bildete dann von März bis Anfang Dezember den Haupt- 
bestandteil des Planktons, trat dann im Dezember gegen- 
über Æragilaria crotonensis zurück. Ende November trat 
auf ihr eine Chytridiacee PAlyctidium Tabellariae C. Schrüter 
nov. spec. auf; Stephanediseus Astraca Grunow, Genfersee ; 
© Rhizosolenia Eriensis H. Smith f. generensis À. Brun. Genfer- 
see. 5. Grünalgen: Botryococcus Braunii Kützing, 
Pandorina morum Bory Zürichsee, März— November, £u- 
dorina elegans Ehrbg. Zürichsee, Polrox einmal von Prof. 
Heuscher im Zürichsee in Masse gefunden, Pediastrum du- 
plex Meyen, Lago di Muzzano, Coelastrum cambricum Archer 
var. elegans Schrüter nov. var Lago di Muzzano, Cos- 
marium Scenedesmus Delponte Zürichsee. SchliessHch be- 
spricht Verfasser die Verbreitungsverhältnisse des Phyto- 
planktons im allgemeinen und innerhalb desselben Sees, nach 
der Tiefe, nach den Jahreszeiten; Variationen in Bezug auf 
die Form der Individuen im Laufe eines Jahres, Schwankungen 
der Planktonquantität, Frage des Vorkommens von Lokal- 
rassen ; das Phytoplankton als pflanzengeographische For- 
mation ; die Anpassangserscheinungen des Phytoplanktons. 
Eine Tafel repräsentiert die wichtigsten Vertreter der 
Planktonpflanzen und eine Tabelle gibt eine Uebersicht über 
die Zusammensetzung des Phytoplanktons im Zürichsee im 
Verlaufe des Jahres 1896. Ed. Fischer. 


Wittlin, J. BakteriologischeUntersuchung 
der Mineralquellen der Schweiz. Centralblatt 
für Bakteriologie und Parasitenkunde.  Zweite Abteilung, 
Band IT, 1896. 


Nach den gewühnlichen bakteriologischen Verfahren 
untersucht, ergab sich das Thermalwasser von Baden als 
beinahe keimfrei. Doch hat Verfasser seine Untersuchungen 
nicht auf die Schwefelbakterien ausgedehnt, die nach Meyer- 
Ahrens auch in Baden nicht fehlen. Ed. Fischer. 


Led TRES, ENTER 7 PE EN AL EL ES 


— HO. = 


III. Moose. 


Amann, J., Une excursion bryologiquedansla 
Haute Engadine. Bulletin de l’herbier Boissier 1896, 
no, 11, p. 697. 

Compte rendu d’une excursion, faite en 1893, à l’Albula, 
aux environs de Pontresina, au Lunghin, etc. L'auteur a 
rapporté du Val Fedoz un nouveau Décranum (D. latifolium) 
qu'il décrira dans sa Ælore des Mousses de la Suisse, 
actuellement à l’impression. J. Amann. 

Culmann, P., Grimmia gymnostomaspec. nova. 
Revue bryologique, 23M€ année, no. 6, pag. 108. 

Description préliminaire et sommaire d’un nouveau 
Grinmmia voisin du @. tergestina de Not. découvert par 
Culmann sur des rochers calcaires à l’Elbenalp, Appenzell, 
et plus tard au Hohen Kasten. La description détaillée 
paraîtra dans la «Flore des mousses suisses.» 

J. Amann. 

Guinet, A., Récoltes bryologiques aux en- 
virons de Genève. Revue bryologique; 23me année, 
no. 5, pag. 91. 

Enumération d’un certain nombre de localités, d'espèces 
ntéressantes, la plupart en Savoie. J. Amann. 


Jaccard, P., et Amann J., Etude sur la flore du 
Vallon de Barberine. Bulletin de la Société vau- 
doise des sciences naturelles. Vol. XXXII, no. 122 p. 122. 

Cette étude a été faite pendant un séjour en été 1896, 
surtout au point de vue de la dépendance de la composition 
physico-chimique du substratum sur celle de la flore. Les 
auteurs ont rapporté du vallon de Barberine une mousse 
nouvelle pour la flore suisse: Le Bryum cyclophyllum 
Schwägr. J. Amann. 

Limpricht, K, G. Die Laubmoose in Raben- 
horsts Kryptogamenflora. Lieferungen 28, 29 
und 30. 

Die drei letzten Lieferungen enthalten gute Mono- 
graphien der Gattungen Brachythecium, Bryhnia (auf Hyp- 
num Scabridum Lindberg gegründet), Scleropodium. Hyo- 
comtum, Eurhynchium, Rhynchostegiella, Rhynchostegium, 
Rhaphidostegium, T'hamnium und Plagiothecium (zum Teil). 
Auf die zahlreichen neuen Arten sei hier nur kurz hinge- 
wiesen. J. Amann. 

Philibert, H., Webera rubella species nova. 
Revue bryologique 23m€ année, no. 5, p. 85. 

Description minutieuse d’un nouveau Webera récolté 
par l’auteur au Grand St.-Bernard. J. Amann. 











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1 | CEA (l % AE y L 


— 111 — 


Mari, L.. Découverte de l’Oroweissia serru- 
lata dans le Tessin. Archives des sciences physiques et 
naturelles. Année 101, 4me période tome IT, no. 12, Déc. 
1896, p. 607. 


IV. Gefässpflanzen. 


Notiz. Die Referate rühren von GC. Schrôüter her, wenn 
nicht ein anderer Referent unterschrieben ist. 

Bachmann, Hans., Karl Nikolaus Lang, Dr. med 
et phil. 1670—1741 — Der Geschichtsfreund, Bd. 51 — 
118 Seiten, gr. 8°, mit Bildnis und 2 Tafeln. Stans 1896. 

Eine ansprechend geschriebene und sehr sorgtfältie 
bearbeitete Biographie des luzernischen Arztes und Samm- 
lers, der eine interessante Beschreibung des Ergotismus, 
(1717) eine Reïhe von Arbeiten über Gesteine und Ver- 
steinerungen und einen allerdings Manuskript sebliebenen, 
Aufsatz über die Flora von Luzern (1723, enthält 286 
Species) hinterlassen hat. 

Bolleter, E, Grüss vom Rigi — Luzernisches 
Schulblatt. 9. Jahrgang 1892/93, Nummer 12. Seite 190—197. 
— Ein anmutig geschriebener Ueberblick über die Flora 
des Rigi. 

Bosshard, A, Das zürcherische Oberlan d. 
(Erklärung zum Hôrnli-Panorama.) Jahrbuch des Schwei- 
zer Alpenklub. Band XXXI. Seite 267—278. Bern 1896. 

Zu dieser kurzen orographisch-geologischen Skizze hat 
Schrôter einige botanische Notizen hinzugefügt; es sind 
die Alpenpflanzen des Gebietes aufseführt (43 Arten; 40 
von Heer 1865, drei seither aufgefanden, und einige son- 
stige bemerkenswerte Species erwähnt). 

.Briquet, John., Sur un hybryde nouveau de 
la famille des Ombellifères. — Bulletin de l’herbier 
Boissier, tome IV, nr. 5, pag. 354—358. 8°. Genève et Bâle. 

Auf der Dôle wächst PBupleurum longifolium bis 
1500 m., PB. ranunculoïdes ea. 1550--1678 m.; in der 
schmalen Zwischen-Zone treten vereinzelte Individuen beider 
Formen auf. Hier hat Verf. den Bastard Bupleurum longi- 
folium XX ranunculoïdes (— Guineti Br.) konstatiert, den 
ersten im Genus Pupleurum. 

Briquet, John, Notice sur l’état actuel de 
lherbier Deélessert et du.jardin botanique de 


Genève. - Bulletin de l’herbier Boissier. Vol. IV. 
No. 2. pag. 97—110. Gr: 8% Genève, 1896. 


Das Herbarium Delessert, im Jahre 1869 von der 
Familie des verstorbenen Botanikers der Stadt Genf 
geschenkt, wurde seither ständig vermebhrt. Es besteht aus : 








1. Einer Sammlung von Früchten, Hülzern ete. 

2, Einem alléemeinen Herbar (darunter das Herbar. 
von Haller filius). 

3. Einem franzôüs. Herbar, 

4. Einem schweizer. Herbar (enthaltend die Sammlung 
Fauconnet, mit den meisten Originalen Reuters, Rapins u. a.). 

5. Einer Sammlung der Typen der «Flora atlantica». 
Desfontaines,. 

6. Dem Herbar vom Oware und Bénin, von Palisot, 
von Beauvais. 

5. Dem Herbar Thuillier. 

8. Dem Herbar Burmann. 

9. Einem ältern Herbar von Gartenpflanzen. 

Die Pflanzen sind an den Etiketten befestigt, aber 
nicht an den Papierbogen. 

Gegen Insekten wird das Herbar durch Schwefel- 
kohlenstoff geschützt; alle 4-5 Jahre passiert das ganze 
Herbar die Kiste.” Die Fascikel sind in Holzschachteln 
versorgt. 

Sehr wertvoll ist die Zusammenstellung aller Acqui- 
sitionen seit 1845, mit den Namen der Sammler und der 
Herkunft. 

Der botanische Garten, 1817 gegründet, 1823 bis 1847 
besonders berühmt durch die Publikationen Alphonse 
de Candolles «sur les plantes rares cultivées dans le 
Jardin botanique de Genève» umfasst gegenwärtig einen 
Flächenraum von 14,500 [TJ m und hat ein Budget von 
8500 Fr. Es werden 3095 Species cultiviert (1895); 
der Garten nimmt in der Zahl seiner auf den Tauschlisten 
offerierten Species unter den europäischen botanischen 
Gärten den 8. Rang ein (mit Berlin). 

Briquet, J. Notice sur la vie et les œuvres 
de Jean Müller-Arg — Bulletin de lherbier 
Boissier. Vol. IV. No. 2. 

Eine von warmer Pietät getragene Biographie, mit 
einem Bildnis des Verstorbenen und einem vollständigen 
Verzeichnis seiner Publikationen. 

Büdhler, Prof. Dr. Streifzüge durch die Heimat 
der Lärche in der Schweiz. — Forstwissenschaft- 
liches Centralblatt. Jahrg. 1886, p. 1—17. 

Die Litteraturangaben über Ansprüche dieser Holzart 
lauten sehr widersprechend. Verfasser zeigt an Hand der 
meteorologischen Beobachtungen, dass in vielen Gegenden 
die Temperaturverhältnisse allein die Grenze der Lärche 
nicht erklären künnen. Praktiker und Botaniker stimmen 
darin überein, dass die Lärche in den Gebieten mit geringem 











Niederschlag am üppigsten gedeihe; doch zeigt sie an den 
Ufern der Flüsse gutes Wachstum. Viel wichtiger als 
Wärme und Regenmenge sind dabei der Bewülkungserad 
und die Anzahl der heiteren Tage. Diese ist überall in 
der Schweiz — Tessin ausgenommen — geringer als im 
Lärchengebiete. Letzteres Zzeichnet sich weiter durch 
geringe relative Feuchtigkeit und stärkere Lufthewegung 
aus. — Er erklärt das Misslingen fast aller Akklima- 
tationsversuche mit dieser Holzart in der Ebene durch die 
zu wenig intensive Beleuchtung und das Fehlen regelmässiger 
Winde wie Thal- und Bergwind. Neuere Untersuchungen 
zeigen, dass die mineralischen Nährstoffe dabei nur eine 
untergeordnete Rolle spielen. 


H. Badoux. 
Charpié, Aug, Une nouvelle station de 
l’Epipogium sans feuilles. — Le Rameau de Sapin, 


30me année, no. 2, pag. 4. 4°. Neuchâtel, 1896. 

Verfasser fand Æpipogon aphyllum Swarz in einem 
Bucheénwald am Aufstieg von Chaluet im Twannthal zum 
Stallberg, an der Grenze zwischen Kanton Bern und 
Solothurn. 

Chodat, Notice sur le Sempervivum Gaudini 
Christ. — Bulletin de l’herbier Boissier, tome IV, no. 10, 
pag. 720. 8°. Genève et Bâle. 

Verfasser findet, dass die von Christ als S. Gaudini 
bezeichnete Pflanze aus dem Cognethal nicht mit derjenigen 
vom Simplon übereinstimmt, sondern in der Form der hypo- 
gynen Drüsen eine konstante Differenz zeigt. 

Christ, Dr. Noch eine merkwürdige Fichte. 
Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen. Jahrg. 1896. S. 258. 

.  Angabe einer Gruppe von alten, Ausläufer bildenden 
Fichten im Parke von Dr. Marcet, bei Versoix. Schlägt 
dafür den Namen Picea excelsa foram stolonifera vor. 


H. Badoux. 
Christ, H, Une noblesse jurassienne 
(Heracleum alpinum L.) — Le Rameau de Sapin, 30me 


année, no. 7, p. 26—28. 4% Neuchâtel, 1897. 
Darstellung der Charaktere und der Verbreitung dieser 
best-charakterisierten unter den endemischen Formen des 
Jura. Von der Schafmatt bis zum Chasseron reicht das 
Hauptgebiet derselben. Sie ist häufig im Basler Jura, bei 
1000 und 1100 m, sie steigt bis 1200 m auf der Wasser- 
falle, oberhalb Reigoldsweil, am Passwang und Langenbruck, 
wo die Standorte zahlreich sind. Sie folgt in reichem 
Vorkommen der Kette des Weissenstein, nimmt im Berner 
und Neuenburger Jura ab und hürt im Waadtländer Jura auf. 


8 


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à NS 





Am franzüsischen Westabhang des Jura geht die 
Pflanze bis zum Mont Châtelu (Magnin); eine isolierte 
Station besitzt sie ferner im südl. franzüs. Jura oberhalb 
Hauteville, bei Planachat, le Vély und le Golet de la 
Rochette (Magnin). 

Andere vom Typus des Heracleum Sphondylium  ab- 
geleitete geographische Rassen sird: das H. pyrenaïcum 
Lam. der Pyrenaeen, das H. palmatum Baumg. Sieben- 
bürgens, das H. Pollinianum Bert. der Tiroler und Lombard. 
Alpen (bis Bormio). 

Dubois, A, Une station de l’Epipogon Gmelini 
(Rich.) — Le Rameau de Sapin, 30e année, no. 10, 
pag. 38 et 39. 4° Neuchâtel, 1896. 

Verfasser fand die Pflanze in ca. 20 Exemplaren in 
einer etwa 1 Decimeter mächtigen Moosschicht auf Felsen 
im Walde am Nordhang der «montagne de Boudry». 

Eblin, B., Ueber den durch Faktoren des 
natürlichen Standortes bedingten Zerfall 
unserer Hochgebirgswälder. — Schweiz. Zeit- 
schrift für Forstwesen. 47. Jahrg. Mai-Juni. Bern, 1896. 
8 Seiten. 8°. 

Bespricht die bekannte Erscheinung des Rückganges 
der alpinen Holzgrenzen, ohne Neues zu bringen. 

Engler. Eine merkwürdige Fichte. — 
Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. 47. Jahrgang. 
No. 4. Seite 125—127, mit einer Tafel. Gr. 8° Bern, 
1896. (Dasselbe unter dem Titel «Un arbre singulier» 
am gleichen Ort. Seite 127—128.) 

Am Nordabhang des Stanserhorns am Vierwaldstätter- 
see hat Prof. Engler in einer Meereshühe von 1450 m in 
einem lichten Rottannenbestand eine 13,5 m hohe Fichte 
entdeckt, welche vom Boden bis zur Hühe von 7,5 m, 
bis zum 43. Altersjahr, sich ganz normal entwickelte. 
Der obere Teil des Baumes aber Zzeigt piôützlich, ganz 
unvermittelt, die Charaktere der var. columnaris Carrière. 
Die Zweige sind nur 15—28 cm lang, und Zzeigen einen 
jäbrlichen Längenzuwachs von nur 0,4—1,5 cm, während 
die Aeste der normalen untern Hälfte des Baumes einen 
solchen von 5—8 cm aufweisen. So sieht die ganze obere 
Hälfte des Baumes (vom 43. bis zum 65. Altersjahre) wie 
eine schmale Säule aus. 

Es scheint hier eine plützlich in der Gipfelknospe 
aufgetretene Knospenvarietät vorzuliegen. Die Redaktion 
(Dr. Fankhauser-Bern) fügt hinzu, dass auf der Alp 
Aelpithal am Nordabhang des Stockhorns bei Thun, ca. 
1620 m über Meer, eine gleiche Fichte sich befince. 





— 115 — 


C.F.,. Toujoursà propos du Châtaignier. — 
Le Rameau de Sapin, 30me année, no. 2. pag. 7. 4. Neu- 
châtel 1896. 

Anschliessend an die im letzten Jahrgang des «Rameau 
de Sapin» durch Christ angeregte Diskussion über das 
Indigenat der zahmen Kastanie am Jurarand findet Ver- 
fasser, im Gegensatze zu Godet (siehe diese Berichte, 
Heft VI, pag. 75), einen Ortsnamen, der auf das frühere 
Vorkommen der Kastanie zurückzuführen ist. Beim Studium 
alter Pläne der Seigneurie de Vaumareus fand sich 
ein Rebstück, am See gelegen, das schon 1760 den Namen 
«Châtaignière> trägt, den es noch heute führt. Nach der 
Ansicht des Verfassers ist das auf die frühere Bepflanzung 
mit Castanea vesca zurückzuführen. 

Fankhauser, Dr., Die Araucarie bei Rheineck 
(Kt. St. Gallen) mit Abbildung. — Schw. Zeitschr. für Forst- 
wesen. Jahrg. 1896. S. 90—92. 

Beschreibung einer im -Freien wachsenden und bereits 
keïimfähige Samen tragenden Araucaria imbricata, bei 550 m. 
über Meer, an der obersten Grenze des Vorkommens der 
Weinreben. Das Exemplar, jetzt 9, 5m. hoch, wurde an- 
fangs der 40er Jahre als 30 cm. hoher Pflänzling gesctzt; 
es hatte nie von der Kälte wesentlich zu leiden. 

H. Badoux. 

Fischer, L., Botanisches [Institut undbotani- 
scher Garten in «Die naturwissenschaftlichen und medi- 
zinischen Institute der Universität Bern». Bern 1896 4°. 
Mit 1 Ansicht, einem Situationsplan und einem Grundriss. 

Gaiïlle, Armand, Primula suaveolens Beri. 

Le Rameau de Sapin. 30me année, no. 12, pag. 48. 4°. 
Neuchâtel 1896. 
= Verfasser entdeckte die Pflanze dieses Frühjabhr im 
Wald von Vaumareus, wo sie vermutlich — wie so man- 
ches andere — vom Baron von Büren angepflanzt wor- 
den ist. 

Gaillard, Georges, Rosa alpina L. x. rubrifolia 
Vill. — Bulletin de l’herbier Boissier, tome IV, no. 5, 
pag. 314—316. 89. Genève et Bâle. 

Dieser zuerst 1885 von Killias bei Ardez im Unter- 
engadin entdeckte Bastard wurde vom Verfasser noch an 
9 weitern Standorten im Waadtländer Jura und am Salève 
entdeckt. Er gibt eine genaue Beschreïbung desselben ; 
die Bastardnatur wird durch mischkürnigen Pollen und ge- 
ringe Fruchtbarkeit bestätigt. 

Gillot, X, L’Erigeron Villarsii Bell. et sa 
sous-espèce: H. mixtus Arvet. Touvet (E. 





ab 


Schleicheri Gremli). — Bulletin de l’herbier Boissier, 
tome IV, 1896, no. 5. Appendice I, pag. 13—16, gr. 8°, 
Genève et Bâle. 


Der Erigeron Schleicheri Gremli der Schweizer Floristen 
muss nach Gillot heissen: Æ. Villarsii Bell. subspec. mirtus 
Arvet. Touvet (1879) — E. S. rupestris Schleicher non 
alioraum — Æ. Schleicheri Gremli (1880) non Moritzi. 


Dieser Erigeron ist eine Rasse des Æ. Villarsii, welche 
den Typus auf dem Urgebirge ersetzt, felsige Standorte 
liebt und hüher ansteigt. (Bagnethal bis 1800 m.) 


Gremli, Exkursionsflora für die Schweiz. 
— Achte Auflage. Aarau. 


Diese neue Auflage weicht wenig von der 1894 er- 
schienenen 7. Auflage ab. Bei Euphrasia sind die Resul- 
tate Wettsteins berücksichtigt, bei Mentha teilweise Briquet. 


Im einzelnen ist eine gewisse Nachlässigkeit zu tadeln. 
Verfasser hat z. B. die zahlreichen Corrigenda nur zum 
Teil berücksichtigt, die in diesem Berichte, Heft IV, Seite 
87—92 enthalten sind. Jener Liste müge noch folgendes 
hinzugefügt werden : 

Seite 9, Zeile 2 von oben: Unter der Alternative: 
Blütendecke einfach (Kelch oder Perigou) sollte auch Sagina 
figurieren (wegen Sagina apetala). 

Seite 11, Weisezahl 20: Vinra, die hier unter der 
zweiten Alternative (Fruchtknoten wrgeteilt) gesucht werden 
muss, Ssollte vielmehr unter der 1. Alternative (Frucht- 
knoten zwei- bis vierteilig) gesucht werden, da sie zwei ge- 
trennte Carpelleae besitzt. 

Seite 12, Weisezahl 34: Bei der zweiten Alternative 
sollte es heissen: <Kräuter- oder dornenloses Sträuchlein», 
denn Loëiscleuria procumbens muss unter dieser Rubrik ge- 
sucht werden. 

Seite 13, Weisezahl 61: Die meisten Umbelliferen be- 
sitzen bekanntlich keïinen Kelch und werden deshalb vom 
Anfänger erfahrungssgemäss immer unter der zweiten Alter- 
native (Blütendecke einfach) gesucht. 

Seite 21, Weisezahl 15: Unter der zweiten Alter- 
native «Griffel deutlich vorhanden» steht auch Asparagus, 
wäbrend Asparagus tenuifolius durchaus Kkeinen Griffel be- 
sitzt. 

Seite 23. In der 8. Klasse fehlt Sedum Rhodiola, 
das häufig 4-zählige Zwitterblüten besitzt. 

Seite 24. In der 9. Klasse fehlt Sanguisorba. S. dode- 
candra hat sehr häufig nur 9 Staubgefässe, selten 12. 





— 117 — 


Seite 28, Weisezahl 15 heisst es: «Kronblätter nicht 
oder undeutlich gespornt»; es sollte dazu gesetzt werden 
«oder O>, denn unter dieser Rubrik stehen auch Anemone, 
Thalictrum und Caltha. 


Heuscher, J., Ueber die Berner-Oberländer- 
Seen. Vortrag an der Generalversammlung des schweiz. 
Fischereivereins in Bern, 14. IX. 1895. — Schweizerische 
Fischereizeitung 1896. 

Enthält eine gedrängte Darstellung der geographisch- 
hydrographisechen Verhältnisse des Thunersees, sowie seiner 
pflanzlichen und tierischen Bewohner (als vorläufige Mit- 
teilung). 

In der Uferzone sind am linken Ufer und am obern 
Ende Rôhrichte vorhanden; das grüsste bei Gwatt, 600 m. 
lang, 150 m. breit, mit 3m. hohem Schilf und Binsen von 
3,3m. Hôhe und Tem. Maximalumfang. Dazwischen Typha 
latifolia und Nymphaea alba, ferner Potamogeton pectinatus, 
densus, lucens, Hippuris vulgaris und Myriophyllum spica- 
tum. Die Wiesen von Chara und Nifella gehen bis 20 m. 
Tiefe. 

Heuscher, J., Der Sempacher-See und seine 
Fischereiverhältnisse. — Pfäffikon/Zürich, 1895. 

Der Sempacher-See ist 7 Kilom. lang und 21/4 Kilom. 
breit; die Maximaltiefe beträgt 87m. die Oberfläche misst 
14,28 km. 

Die Uferflora ist äusserst arm: Ein Kranz von Phrag- 
mites und Scirpus lacustris umrahmt die ganze Wasser- 
fiche; ausserdem fand sich Myriophyllum spicatum L. und 
Nymphaea alba L., von Potamogeton keine Spur! Eine 
kleine Erhühung des Grundes, der Ballenberg, 10 m. ticf, 
ist von Amblystegium riparium Schimper und Æhynchoste- 
gium rusciforme Schimper bewachsen, früher dicht, jetzt 
in geringer Menge. 

In Limnoplankton wurden Anabaena circinalis und zahl- 
reiche Diatomeen am 2. Sept., 23. Sept. und 3. Dezember 
gefangen. 


Jaccard, A., Sur les chênes enfouis des 
marais tourbeux des Ponts-de-Martel. — Le 
Rameau de Sapin, 30me année, no. 4 et 5, pag. 13, 14, 
17 et 18. 4% Neuchâtel 1896. 

Herr M. Grether fand unter dem Torf des Moores von 
Les Ponts, in einem feinen grauen Lehm einen Eichen- 
stamm von 12 m. Längeund 60 em. Durchmesser am Grunde, 
in Lignit umgewandelt. Jaccard läisst es unentschieden, ob 
dieser Lignit glacial, interglacial oder postglacial ist. Schon 





Lesquerreux erwähnt analoger Funde, bei denen «nach der 
Aussage glaubwürdiger 1 Männer» die Stämme durch Men- 
schenhand gefällt sein sollten. 


Jack, Jos. Bernhard, Nachtrag zu «Botanische 
Wander ungen am Bodensee in Hegau.»>— Mit- 
teilungen des badischen botanischen Vereins. — 4 Seiten. 8°. 
Freiburg 1896. 

Gibt eine Reïhe von Standorten auch auf Schweizer- 
gebiet. 

Jacob, B., Les chemins de fer auxiliaires 
des botanistes. — Le Rameau de Sapin, 30me année. 
no. 11, pag. 43—44. 4 Neuchâtel 1896. 

Konstatiert die Anwesenheit von Æragrostri poacoides, 
P. d. B. auf dem Bahnhof von Cressier, Ct. Neuchâtel. 


Keller, R., Flora von Winterthur. IL Teil; ent- 
haltend: Geschichte der Flora von Winterthur und Nach- 
träge zum IL. Teil. 71 Seiten, gr. 8% Winterthur.  Ge- 
schwister Ziegler. 1896. 

Nachdem Verfasser im I. Teil (erschienen 1891, vergl. 
diese Berichte, Heft Il, Seite 135) einen Katolog der 
Winterthurer Flora segeben, stellt er sich hier die Auf- 
sabe, «die Heerstrassen zu skizzieren, auf welchen die 
heute unsern heimischen Boden kleidende Pflanzenwelt zu 
uns wanderte». 

I. Die as DH Relikte der Glacialflora. 

1. In Ablagerungen der Diluvialperiode nachgewiesene 
Arten.) 

Von den 28 in der No nachgewiesenen fossilen, 
glacialen und interglacialen Species gehôren 14 inter- 
slaciale und 2? elaciale der Winterthurer Flora an. 

9. Durch ihre jetzige geographische Verbreitung als 
mutmassliche Glacialpflanzen erschlossene Arten. (991 
Arten.) 

Die Winterthurer Flora hat gemeinsam mit den Alpen 
(bis 2350 m.) und 


mit dem arktischen Amerika 52 Arten 
mit der sibir. Kiüste des Eismeeres 24, 
mit Grünland 44  , 
mit Spitzhbergen BAUER 
mit Nowaja Zemlja LRQ 


Diese der arktischen Region und unserer Flora ge- 
meinsamen Arten sind: 

1. Kosmopoliten und Ruderalpflanzen (Potentilla anse- 
rina, Cardamine hirsuta, Callitriche vernalis). 

2. Relikte der Glacialflora. 








— 4119; — 


a) Vom Osten (wahrscheinlich vom Altai) während der 
Glacialzeit einerseits ins arktische Grebiet, andererseits in 
die Alpenprovinz ausgewandert: 31 von 36 näher unter- 
suchten arktisch-alpinen Arten. 

(Caltha, Cardam. prat. Parnassia, Comarum, Rubus 
saæatilis, Alchim. vulg., Epilob. ang. u. palustre, Callitriche 
vernalis, Chrysosplenium alternifol., Galium boreale, palustre, 
Antennaria dioica, Gnaphal. siloat., Campan. rhomboïdalis, 
Vaccin. Vitis Idaeu, Pirola rot. minor, secunda, uniflora, 
Menyanthes,  Myosotis silo, Euphras. off, Pedie. pal. 
Veronica seut. und serpyll. Thymus serp., Ping. alpina, 
Primula farinosa, Polygonum Bistorta, Triglochin palustre.) 

b) Aus andern Gegenden des Ostens kommend: 

Trollius u. Arctostaph. uva ursi viell, vom Ural, Callitr. 
ham., Pirola chlorantha und Pinquicula vulg. wohl aus dem 
üstlichen Alpengebiet. 

c) Aus den Alpen stammend (präglacial-alpin) 10 
Arten (Ran. aconit. und mont ; Poiyg. chamaebuxus, Saxifr. 
mutata, Bellid. Michelii, Camp. pusilla, Gent. asclep., verna, 
utriculosa Veronica urticaefolia). 

3. Durch biologische Eigenschaften als mutmassl. 
Glacialpflanzen charakterisiert. 

Arktisch-alpine biologische Eigenschaften sind: 

Frühes Blühen 

Rasches Fruchten 

Starke veget. Vermehrung 
Niedriger Wuchs und 
Prädominenz der Blütensphäre. 

a) Arten mit bedeutender Vertikalverbreitung. 

191 Arten der Winterthurer Flora sind in den Alpen 
bis 2000 m. und mehr verbreitet. 

44 davon steigen in den Walliser Alpen über 2400 m. 

(Thalictr. aquil., Aconit. Lyc, Helianth. vuly., Silene 
inflata und nutans, Linum cath.  Anthyllès vuln., Trifol. 
prat., ù. mont, Lotus corn, Hippocrepis, Fragaria vesca, 
Potent. erecta., Rosa alpina, Heracl. Sphond., Gal. silo. 
Succisa, Leuc. vulg., Solidago virg., Bellis, Carlina ae., 
Carduus deft., Leont. hast., Hier. Pil. und Auric., Myosot. 
sile., Brunella grand., und vulg., Thymus chan, Tofieldia 
cal., Juncus compr., Rhynchosp. alba., Scirpus paucifl., Carex 
dig., ornithop, ericet., pallescens, panicea, Good., leporina, 
echinata, Davall., Sesleria, Agrostis vulq.) 

Von diesen sind 22 frühblühend und 5 spätblühend 

30 Arten sind im Osten, namentlich Sibirien weit ver- 
breitet, und wohl von dort zu uns gekommen; sie haben 





ihre biol. Anpassung von dort mitgebracht (also Relikte 
der Glac.-F1.). 

14 Arten sind rein europäisch und wohl nicht 

glacial. : 

b) Frühblühende, z. T. auch rasch fruchtende Arten. 

Von den 34 Arten dieser Gruppe sind 14 wohl eben- 
falls aus dem Altai eingewandert, andere aus andern Ge- 
senden des Ostens. 

9 bilden eine europäische Gruppe heterogenen Ursprungs. 

IT. Die postglaciale Besiedelung. 

Die orographischen und geologischen Verhältnisse 
machen es wahrscheïnlich, dass nach dem Rückzug des 
Eises unser (rebiet vorherrschend von Westen her besiedelt 
wurde. Das schliesst aber nicht aus, dass ein grosser Teil 
der Einwanderer üstlichen Ursprungs ist. Viele mügen 
von Osten her schon präglacial westwärts gewandert sein 
und dann nach der Eiszeit von Westen her wieder unser 
Land besiedelt haben. 

Verfasser versucht nun an einer Reïhe von Arten, 
aus der jetzigen Verbreitung und aus dem Areal der nächsten 
Verwandten den Einwanderungsursprung festzustellen. 

Dieser Teil kann nicht im Auszug wiedergegeben 
werden. 

Am Beispiel des Buchenwaldes wird die Frage studiert, 
ob diese Formation als solche eingewandert ist oder ob 
deren Elemente sich nachträglich zusammengefunden haben. 
Verfasser komint zu dem Resultat, dass unsere jetzige 
Buchenflora teils aus Relikten der Glacialflora, teils aus 
üstlichen und mediterranen postglacialen Einwanderern 
besteht. 

IT. Ackerunkräuter und Ruderalpflanzen. 

*: der Flora von Winterthur besteht aus Acker- 
unkräutern und Ruderalpflanzen, also aus Arten, die ihre 
jetzige Stellung in unserer Flora direkt oder indirekt dem 
Menschen verdanken.*) s 

Es wird eine Liste derselben gegeben, mit Angabe 
der Heimat und weitern Verbreitung der Art. 

Als jüngstes Element der Flora werden endlich 35 
Neu-Eïinschleppungen (Garten- und Kulturflüchtlinge, mit 


*) Der Begriff Ackerunkraut und Ruderalpflanze scheint 
mir in manchen Fällen etwas zu weil ausgedehnt zu sein. 
Bromus erectus tritt wohl hin und wieder als Ackerpflanze auf, 
ist aber deshalb kein eingeschlepptes Ackerunkraut, sondern ein 
alter wohleingesessener  Haupthestandteil unserer mnatürlichen 
Magerwiesen. (Ref.) 








Sämereien eingeschleppte Arten ete.) aufgezählt; darunter 
sind vüllig eingebürgert Oxalis stricta, Oeuothera biennis, 
Erigeron canadensis, Stenactis annua; ïihnen nähert sich 
Solidugo serotina. 

Den Beschluss des Werkes macht ein umfangreiches 
Litteratur-Verzeichnis und ein Nachtrag zum I. Teil, der 
eine Reihe von Variationen schon früher aufgeführter 
Species enthält, ausserdem als neu Adonis aestivalis und 
Sorbus hybrida. 

Kneucker, A., Bemerkungenzuden«Carices 
exsiccatae». — Alle. bot. Zeitschrift f. Systematik, 
Floristik, Pflanzengeogr. ete. — II. Jahrgang, No. 2, 4—12. 
Febr. 1896. Gr. 8% Karlsruhe. 

Unter den vom Verfasser herausgegebenen Carices be- 
finden sich folgende Arten aus der Schweiz: 

No. 3. Carex curvula AL Furka 2350 m.; No. 6. 
Carex foetida Vi]. Furkastrasse 1900 m., unterhalb Gletsch ; 
No. 13. C. lagopina Wahlbg. Grimsel: 2160 m.; No. 14. 
C. Persoonii O. K. Lang, Moränenschutt zw. Gletsch und 
dem Rhonegletscher 1750 m.; No. 15. ©. lagopina Whlbg. 
X Persoonii O. K, Lang (Zahnii Kneucker; vergl. diese 
Berichte, Heft IIT, pag. 126); No. 40 Carex érrigua Smith, 
Grimsel. 

Micheli, Mare, Le Jardin du Crest. Notes 
sur les végétaux cultivés en plein air au 
Château du Crest près Genève: gr. 8°) IX. 
229 pp. Genève 1896. 

Das Schloss «du Crest», das Besitztum des Verf, liegt 
bei Genf, 470 m. ü. M.; im Garten, der es umgibt, wer- 
den ca. 2000 Species von Freilandpflanzen kultiviert. Die 
Hauptbedeutung dieser umfangreichen Sammlung liegt in 
der sorgsamen Auswahl durch den wissenschaftlich und 
gärtnerisch gleich hpchstehenden Besitzer. Seine Specialität 
sind die Zyidaceen (250 Species, davon 130 Arten von /ris). 
Nach der geographischen Herkunft verteilen sich die Arten 
wie folet : 

Europa (inkl. Mediterrangebiet und Sibirien) 25 0), 


Orient 12— 15°), 
China und Japan 5 ‘0, 
Nordamerika 12%), 
Mexiko und Südamerika 6°, 
Australien und Neuseeland 3%, 
Cap (besonders /rideen) 9— 10°). 


Den neuen Eiïinführungen der Russen und Franzosen 
aus Centralasien und West-China einerseits, der in Ver- 
gessenheit geratenen /ridaceen des Cap wurde besondere 





— 122 — 


Aufmerksamkeit geschenkt. Von T'ulipa sind 33 Arten da, 
von Fritillaria 39, von Calochortus 20, von Campanula 
35 Arten. 

Bei jeder Species wird angegeben : 

Der Ort der Publikation der massgebenden Beschrei- 
bung, weitere Litteratur, 

Abbildungen, 

Heimat, Zeit der Einführung in Europa, 

Notizen über Kulturweise, Blütezeit, Verwandt- 
schaft etc. 

Die Anordnung ist alphabetisch innerhalb der Décoty- 
ledonen und Monocotyledonen.  Acht hübsch ausgeführte 
Tafeln stellen dar: Die Ansicht des Schlosses mit einer 
spalierartig gezogenen Syringa vulgaris, ferner Genista 
scoparia DL. var. Andreana, Ostrowskia magnifica KRegel, 
Rosa multiflora Thunb., Xanthoceras sorbifolia Bunge, Lris 
Kaempfert Sieb., Kniphofia caulescens Baker, Lilium 
sulphureum Baker; den Schluss bildet ein Plan des (rartens. 

Das Buch enthält die Resultate jahrelanger Beobach- 
tungen, Studien und Erfahrungen und ist durch seine zu- 
verlässigen botanischen und gürtnerischen Hinweise von 
grüsstem Wert. Es wird zweifellos auch dazu beitragen, 
dass eine Anzahl weniger bekannter und zum Teil neuer, 
dankbarer Freilandpfanzen grüssere Verbreitung erlangen. 

Moreillon, Maurice, Les sapins sans branches 
de Chaumont. Bulletin d. |. société des sciences na- 
turelles de Neuchâtel. Tome XXIV. 7 pages en 8° avec 
une planche. Neuchâtel 1896.*) 

Auf dem Chaumont bei Neuchâtel fanden sich im gan- 
zen sieben Exemplare einer vüllig astlosen Form der Weiss- 
tanne: drei davon existieren noch. Sie wurden 1878 vou 
Louis de Coulon entdeckt. Die einzige Erwähnung 
analoger Exemplare findet sich im Bugletin d 1. soc. bot. 
de France, tome XV, 1868, vom Tocquaine. Moreillon 
nennt die Form: Abies pectinata DC. var. virgata Casp. 
forma #ramosa Moreillon mit folgender Diagnose : 

Stamm aufrecht, astlos; alle Knospen mit Ausnahme 
der Endknospe verkümmern; selten entwickeln sich zwei 
Stengel. 

Die Nadeln sind dick und stehen dicht gedrängt rings 
um den Stamm; sie bleiben 10-20 Jahre am Stamm. Das 
grôsste Exemplar hat eine Länge von 154 cm., ein Alter 


#) Siehe denselben Aufsatz in: Le Rameau de Sapin, 30me 
anné, nos. 8 und 9 und: Schweiz. Zeitschrift für das Forst- 
wesen, 47. Jahrgang, Nr. 10. 








von 80 Jahren, also einen mittleren Längenzuwachs von 
5,1 cem.; der Durchmesser beträgt am Grunde 1,8 cm. 

Neben diesen sieben vüllig astlosen Exemplaren finden 
sich noch fünf andere mit je einem Zweig; Moreillon 
bezeichnet sie als var. virgata und betrachtet sie als Ueber- 
gänge von der normalen zu der astlosen Schlangentanne. 
Er vermutet, dass die letztere aus Samen der ersteren 
hervorgesgangen sei; gegenwärtig allerdings findet sich 
auf dem Chaumont keine normale Schlangentanne. 

Schinz, Hans, Ueber das Vorkommen der 
Gattung Isoëtes in der Schweiz. Bulletin de 
l'herbier Boissier. Vol IV, no. 7, pag. 525—527. gr. 8°. 
Grenève 1896. 

Verfasser fand mit A. Pestalozzi am Ufer des Langen- 
sees, nordüstlich von Locarno, in kleinen vom See abge- 
trennten Tümpeln zahlreiche Exemplare von /soëtes echi- 
nospora Duriean. Eine kritische Revision der bisherigen 
Angaben über das Vorkommen von Isoëtes in der Schweiz 
ergibt, dass nur /soëtes echinospora  Durieu' aus der 
Schweiz nachgewiesen ist. Die als Zs. lacustris -angeführ- 
ten Funde Franzonis «alle Fraccie> erwiesen sich als Zacu- 
stris, und die zweite Fundstelle Franzonis (zwischen Bur- 
baglio und Rivapiana} deckt sich mit der Schinzschen, 
die nur echinospora ergab. 

Tarnuzzer, Chr. Naturhistorische Verhält- 
nisse des Oberhalbsteins. In: Der Hôhenkurort 
Savognin im Oberhalbstein. Seite 8—21, kIl 8% Sama- 
den 1896. 

Neben Geologischem und Zoologischem enthält der 
kurze, für Touristen berechnete Artikel auch einige bota- 
nische Notizen. Gebaut werden im Oberhalbstein (Thal- 
Sohle von 1122-1776 m. sich erstreckend) Gerste, Roggen, 
Hafer, etwas Weizen, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln und Hanf. 
Kirschbäume finden sich bei Savognin und Burwein; am 
ersteren Ort (1213 m.) tragen in geschützter Lage Aepfel- 
und Birnbäume noch Früchte. Neben Fichte und Lärche 
findet sich bei Savognin, Tinzen, Sur und Marmels auch 
die Arve. Das Hauptprodukt des Thales ist aber das Heu. 

Von wildwachsenden Pflanzen werden einige Standorte 
seltenerer Arten angegeben (u. a. Armeria alpina und 
Dianthus glacialis, Sealotta.) 

Tavel, F., v., Aronicum glaciale (Wulf.) Rchb. — 
Diese Berichte Heft VI. 1896. 

Tripet, F., Une plante à extirper de nos prairies. — 
Le Rameau de Sapin, 30me anné, no. 6, pag. 23 et 24. 
4%. Neuchâtel 1896. 


— 124 — 


Auf den Bergwiesen des Jura treten oft Rhinantus 
minor und major als verheerende Unkräuter auf. Ver- 
fasser empfehlt die Vertilzung derselben durch frühes 
Mähen, vor der Samenreife. 

Vetter, Jean, Jaques, Jonathan Emmanuel 
Moehrlen, Botaniste. — Bulletin de lherbier Bois- 
sier, tome IV, no. 6, pag. 407—408. 8°. Genève et Bâle. 

Kurzer Nachruf auf den am 6. März 1896 verstorbenen 
Arzt Dr. Moehrlen v. Orbe, der die Flora (les gesamten 
Orbe-Gebietes, vom Val de Joux bis Yverdon gründlich 
studiert, und namentlich auch der durch fremdes Getreide 
eingeschleppten Adventivfora v. Orbe (ca. 200 Species), 
sowie den Mooren seine spezielle Aufmerksamkeit geschenkt 
hat. 

Walser, Dr. H, Die Veränderungen der Erd- 
oberfläche im Umkreis des Kantons Zürich seit 


der Mitte des 17. Jahrhunderts. — Arbeiten ans 
dem geograph. Institut der Universität Bern, heraus- 
gesweben von Ed. Brückner. — Heft III. 124 Seiten gr, 8°, 


5 Texttiguren und eine Karte. Bern, 1896. 

Der Verfasser weist durch Vergleichung der Gygerschen 
Karte aus dem Jahr 1667 mit den heutigen Verhältnissen 
nach, welche Veränderungen in der Nordostschweiz an den 
stehenden Gewiässern, in den Waldverhältnissen und ïm 
Rebareal vor sich gegangen sind. 

Die Karte von J. C. Gyger, «das schünste Werk der 
ällern schweizerischen Kartographie>, wurde im Jahre 
1667 vollendet: sie stellt im Masstab ca. 1:30 000 den 
erüssten und wichtigsten Teil der Nordostschweiz dar, ein 
Quadrat von rund 62,5 Kilom. Seitenlänge,. dessen Ecken 
die Orte Waldshut, Pfyn, Bilten und Sempach bezeichnen. 

Eine sorgfältige Prüfung der Karte nach ihrer Genauig- 
keit ergab folgendes : 

Der mittlere Fehler schwankt in den einzelnen, sebr 
verschieden genauen Gebieten zwischen 410 und 1826 m. 
und beträgt für die ganze Karte im Mittel 872 m. Die 
Zeichnung ist vortrefilich: Hühenformen, Gewässer, Ort- 
schaften, Hüfe, Sehlüsser, Klüster, Ruinen, Mühlen, Hoch- 
wachten, Strassen, Brücken, Wälder mit ihren Grenzen, 
Rebberge und Obstgäürten, alles ist mit grüsster Deutlich- 
keit und voller Ausführlichkeit dargestellt. Die Karte 
kann also wohl als Grundlage für das Studium von Ver- 
änderungen benützt werden. Den heutigen Zustand lernte 
der Verfasser durch linger dauernde Bereisung des Ge- 
bietes genau kennen. 

I. Veränderungen an stehenden Gewässern. 








— 125 — 


Zahlreiche Seen der Gygerschen Karte sind heute 
geschwunden. Da die meisten Seen gerade in den best- 
dargestellten Grebieten liegen, da die Signatur derselben 
ganz eindeutig und eine Verwechslung mit Sümpfen dank 
der ganz klaren Bezeichnungen Gygers für die letztern 
ausgeschlossen ist, da ferner zahlr eiche Einzelbeobachtungen 
die äberraschende Genauigkeit der Seendarstellung Gygers 
ergaben, da als Quellen aweiter Ordnung auch Ortsnamen 
benutzt wurden und da endlich die zahlreichen Beobachtungen 
im Felde ergänzend eintraten, so sind die Resultate des 
Verfassers kaum anzuzweifeln. 

A. Beobachtungen im Felde. 

1. Seen im Bereich des alten Rheingletschers. 

a) Auf dem Plateau von Klein- Andelfingen. Die Gyger- 
Karte gibt 11 kleine Tümpel nürdl. von Andelfingen an. 
Davon sind 6 noch vorhanden, 4 durch V erwachsung zu 
kleinen Wiesenmooren geworden und 1 vüllig verschwunden. 

b) Die Seenreihe 2WiSChe n Ossingen und Oer lingen: Von 
» Gygerschen Seen existiert nur 0e einer, der Hausersee 
(bei Gyger — W ydersee). — Der üstliche ist zu Wiesenmoor 
eworden, dann folgt der noch vorhandene Hauser (Wyder)- 
See, wahrscheinlich ein Abdämmungssee durch Verwachsung, 
der dritte, ein Moränensee, noch durch eine meterhohe Ufer- 
stufe angedeutet, wohl nach beinah vollendeter Vertorfung 
künstlich abgelassen. Der vierte ist ein künstlicher Weïher, 
durch den Zerfall des Dammes ausgelaufen. Der letzte der 
Reihe, der Oerlinger-Weïher, ist ein Moränensee, dessen Ab- 
dämmung künstlich erhüht wurde, als ihn der Abt von 
Rheïinau 1850 zum Fischweïher machte; heute ist er nur 
noch im Winter gefüllt, bei Abschluss der Schleuse im 
Sommer trocken und als Streuland benützt. 

c) Von den 3 künstlichen Weihern bei Langenmühle 
sind zwei vüllig verwachsen, der dritte existiert noch, ist 
aber von einem dichten Gewirr von Sumpfpflanzen erfüllt. 
«Der Müller kommt mit dem Ausräumen der Pflanzen 
nicht nach!» 

d) Der zutflusslose Barchetsee an der Landstrasse 
Frauenfeld-Schaffhausen liegt in einem Moränenbecken; er 
ist ein reiner Verwachsungs- und Ueberwachsungssee, rings 
umgeben von einem Caricetum, das schwingende Rasen 
bildet; dieselben werden zum Teil abgestochen und liefern 
so schwimmende Inselchen, die beim Einheïimsen des Heues 
als Kähne benutzt werden. Aehnlich verhält sich der 
Wydersee. 

e) Der Nussbaumer-, Hasen- und Steinegger-See, Mo- 
ränenseen, sind seit Gyger nicht wesentlich verändert; der 





2e MODE TEE 


Stammerweiher, 2 km. lang und 500 m. breit, ist künstlich 


trocken gelegt order, 

Die übrigen 6 erwähnten Seen dieses Gebietes über- 
Ére wir. 

2. Seen im Bereich des alten Linthgletschers. 

a) Im obern Zä#richsee haben die Wäg ggithaler Aa 
und die Jona ihre Deltas weiter hinausgeschoben; im Unter- 
see hat sich wenig verändert. 

b) In der Moränenlandschaft von Schünenberg ist der 
Beiohlen-See verschwunden, der Hüttensee unverändert. 

c) Der Greifensee, Pfüffikersee, der Katzensee, Mettmen- 
hasler und Stadler-See zeigen keine wesentlichen Ver- 
änderungen. 

3. Seen im Gebiet des alten Reussgletschers. 

a) Der Türler-$See am Albis, durch einen vom Aeugster- 
berg stammenden Bergschlipf gestaut, hat seit Gygers 
Zeiten eine grosse Bucht verloren, die jetzt zum Aeugster- 
moos verlandet ist. | 

b) Von den als Seen bezeiclmeten Altwassern der Reuss 
sind die meisten verschwunden. 

B. Die Allgemeinheit des Rückganges der Seen. 

Von den 149 auf der Gygerschen Karte verzeichneten 
Seen lassen sich folgende Veränderungen konstatieren: 


heute << 10 ha. kleinere Seen 
1. Erloschen — 1 
2. Stark reduziert 1 15 
3. Wenig reduziert 10 10 
4, Unverändert Il 39 


Also 72 von den 149 Gygerschen Seen sind heute als 
stehende Gewüässer erloschen. 

C. Die Ursachen der Veränderung. 

a) Künstliche Eingrifte: 

Die intensive Bewirtschaftung des Bodens, die starke 
Ausbildung der Industrie im Untersuchungsgebiet hat stark 
auf die Wasserverhältnisse eingewirkt. 

Seenerhaltend wirken die Interessen der Fischzucht, 
besonders früher, weil raumbedürftiger, ferner des Mühlen- 
und Fabrikbetriebs; im Gebiet sind gegenwärtig etwa 150 
künstlich erhaltene Weïher zu konstatieren; viele sind so 
klein, dass sie für unsere Betrachtung nicht in Frage 
kommen. 

Seenvermindernd wirkt das immer mehr steigende 
Bedürfnis nach Ausdehnung des Streulandes 

b) Natürliche Ursachen der Seenzerstürung. 

1. Zerstürung der Beckenform selbst. 

a) Durch Erosion; ein seltener Fall. 





2. Ausfüllung von Seen. 
b) Durch Zuschüttung mit unorganischen Sinkstoffen. 
Durch Abspülung der Ufer. 
Durch periodische Ueberfutung (bei Altwassern). 
Durch die Zuflüsse; die Sedimentation wird hier 
durch diereusenartig wirkende Massenvegetation 
des Schilfs verstärkt. 

c) Durch Zufüllung mit organischen Stoffen, insbe- 
sondere durch Verwachsung. Das ist 
eineHauptursachedesErlüschens 
distere ris ee. 

Sie vollzieht sich gewühnlich in 3 Zonen: zu innerst 
(seewärts) eine Zone von Pflanzen mit Schwimmblättern 
(Nymphæaceen), dann Binse und nächst dem Lande Schilf, 
und ist nur von den Tiefenverhältnissen abhängig. 

Wiesenmoore sind das Endglied der Verwachsang 
(aber nicht jedes Wiesenmoor ist ein verwachsener See): 
schwingende Boden sind stets Anzeichen einer frühern 
Wasserfläche. 

Die Verwachsung füllt zunächst die Buchten aus, er- 
zeugt Rundufer und Rundseen. 

Meist wirken Zuschüttung und Verwachsung zusammen. 

d) Durch Einsickern des Wassers in den durchlässigen 
Untergrund, bei den Altwassern beobachtet. 

Zusammenfassung: 

Von 54 näüher untersuchten Seen sind vermindert oder 

erloschen : 


durch künstliches Eingreifen 14 
>  Zuschüttung 10 
» _ Verwachsung 213 
»>  Zuschüttung und Verwachsung fi 


»>  Auschüttung, Verwachsung und Einsickern 10 

D. Die Tragweite des Vorganges. 

Als seenbildende natürliche Faktoren im unter- 
suchten (rebiete sind zu bezeichnen: 

Aufstauung durch grosse Endmoränen (Katzensee, 
Nussbaumener-Seen, Hüttensee). 

Abdämimunge durch unvollkommen entwickelte End- 
moränen-Becken, oft zwischen gescharten Längs- 
moränen liegend. 

Unregelmässige Anhäufung der Grandmoräne (Glacial- 
schuttseen). 

Glaciale Anschürfune:. 

Tektonische Bewegungen, Einsinken der Alpen. 

Anstopfung von Strudelbecken durch glaciale Sturz- 
bäche. 








Bergstürze (Türler-See). 
Altwasserbildung auf den Inundationsflächen. 
Abdämmung durch Vertorfung. 

Die meisten dieser Faktoren sind Wirkungen der 
Eiszeit. Damit stimmt auch die Thatsache, dass die 
weitaus überwiegende Mehrzahl dieser Seebecken innerhalb 
des Gebietes der letzten grossen Vereisung liegt. 

Für Gebiete wie das schweizerische 
Alpenvorland sind mit dem Aufhüren der 
Wirkungen derEiszeit weitaus die meisten 
Müglichkeiten der Seebildung aufgehoben. 

Dreierlei wirkt also darauf hin, den Seenbestand des 
ostschweizerischen Hügellandes zu vermindern: 

1. Die Abwesenheit wichtiger seenbildender Agentien. 

2, Die Anwesenheit zahlreicher seenvermindernder 
Agentien. 

3. Das Ueberwiegen der der Raumgewinnung halber 
seenfeindlichen Interessen der Bevülkerung über die seen- 
erhaltenden Interessen. 

«Den Anwohnern mag das Verschwinden der kleinen 
Seen materielle Vorteile bieten, sonst würden sie den 
natürlichen Prozess nicht unterstützen. Es verliert aber 
die ganze Bevülkerung einer Gegend, deren Seenreichtum 
zurückgeht, eine wertvolle Quelle der leiblichen und 
geistigen Erfrischung.» 

11. Veränderungen des Waldareals im Kanton Zürich 
von 1650 bis zur Gegenwart. 

A. Arealvergleichung. 

Gegenüber den ständigen Klagen über die fortschrei- 
tende Entwaldung hat Bühler (Volkswirtschaftslexikon der 
Schweiz, Artikel Waldbau) geltend gemacht, dass im gros- 
sen und ganzen schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts 
der Wald im schweizerischen Mittellande auf seinen heu- 
tigen Umfang beschränkt war. Er schliesst das aus der 
Thatsache, dass schon um 1250 fast sämtliche der heutigen 
grossen Dürfer bereits bestanden, und dass die alte exten- 
sive Betriebsform des Landbaus bedeutend grüsseres Areal 
beansprucht hat. Der Gresamtbetrag aller neuen Verände- 
rungen berührt nach Bühlers Schätzung noch nicht 1% der 
gesamten Waldfläiche. 

Verfasser sucht auf Grund der Gygerkarte diese Ver- 
änderungen zahlengemäss festzustellen. 

Das Waldareal von 1650 wurde so ermittelt, dass 
die Waldgebiete der Gygerkarte auf den heutigen topo- 
graphischen Atlas übertragen wurden, unter sorgfältiger 
Benützung der zuverlässigsten Fixpunkte der Gygerkarte; 








so wurde den Waldsienaturen Gygers durch Zurechtrücken 
auf der äquivalenten Unterlage des Grundrisses der topo- 
graphischen Karte die ihnen im einzelnen mangelnde Flä- 
chentreue verliehen und so ihre Ausmessung ermüglicht. 


Die gegenwärtigen Waldareale wurden den An- 
gaben der statistischen Mitteilungen betreffend den Kan- 
ton Zürich vom Jahre 1891 entnommen. 


Es wird nun das Gebiet nach 10 natürlichen Bezirken 
im einzelnen durchgangen; diese Darstellung, die nicht 
referiert werdeu kann, enthält viele treffende Einzelbeob- 
achtungen und Schilderungen. 


Die Resultate der Arealvergleichung sind folgende: 
Im Jabre 1650 betrug das Gesamtareal 52,908,e Hektaren. 
Im Jahre 1891 >» » » 48,008,0 » 


Alsoin 240 JahreneineAbnahmevon rund 
9000 Hektaren oder 9,3°% der gesamten Waldfläche. 


Anno 1650 betrug der Anteil der Waldfliche am 
Gesamtareal 30,7°%, heute noch 27,81; es hat sich 
also das Waldareal des Kantons Zürich in 
240 Jahren nur um 2,85% der Gesamtfläche 
des Kantons verringert 


Der Anteil des Waldes an der gesamten produk- 
tiven Fläche beträgt 1891 29,92 %; im Jahre 1650 (die 
damalige produktive Gesamtfläche als gleich der heutigen 
angenommen) betrug dieser Anteil 32,49; er hat sich also 
nur um 2,57°% verringert,. 


Daraus geht hervor: 


Der Bühlersche Satz, dass die Periode der grossen 
Rodungen für unser Land viel weiter zurück liegt, als man 
bisher annahm, hat sich bestätigt. 


Von einem Einfluss dieser geringen Rodungen auf das 
Klima kann keine Rede sein, wenn auch in Bezug auf 
Beschaffenheit des Bodens und Abrinnen des Wassers auch 
diese kleinen Waldverluste ihren Eïinfluss gehabt haben 
mügen. 


B. Der Einfluss der Oberflächen- und Landschafts- 
formen auf die Veränderungen des zürcherischen Wald- 
areals. 


Die verschiedenen Landesteile im Kanton Zürich ver- 
halten sich mit Bezug auf die Waldveränderungen sehr 
verschieden. Die Abnahme des Waldareals fand in folgen- 
der Reihenfolge statt: 


9 





pe AE RES 


— 130 — 
Jona-Gebiet (bei Rüti-Wald). 25,3°/o Abnahme 
Oberes Tüssgebiet .  . Le 109270 » 
Kemptbachgebiet . . . 11,1% » 
: See und immat "M EA10/20/° » 
Reussthal . REP ES ONE 
Glattthal und Marnal as 7,7°/0 » 
Rafzerteld Pete. 1 PMR 
Duras Me Re OMS 
Nordwestecke des Kantons . 2,810 2: > 


Zugenommen hat der Wald allein im Gebiet der 
untern Tüss und zwar um 0,6 °. 

Diese Verschiedenheiten hängen zusammen mit den 
Oberflächenformen, den Landschaftszügen und den Besitz- 
verhältnissen. 


1. Einfluss der Oberflichenformen. | 

«Das Gelände des Kantons Zürich ist im wesentlichen 
eine reine Erosionslandschaft. Aus den meist horizontal 
gelagerten Massen der tertiären Sedimente haben die Flüsse 
ein verwickeltes System von Thälern herausgeschnitten. 
Später haben vielfach die Gletscher der Eiszeit an dem 
Bildwerk der Landschaft im kleinen weiter gearbeitet; nur 
von geringem Belang waren die tektonischen Stürungen.> 

a. Die fnundationstigehen zeigen in der Regel 
eine Zunahme des Waldareals (Auewälder als Boden- 
verbesserer !). 

b. Die Terrassenflächen zeigen ihre ausgedehnten 
Ebenenwälder («Hard») bedeutend gelichtet. 

c. Steile Büschungsflächen (Terrassenabstürze, 
Berghänge) sind fast nur zu Gunsten der Rebe entwaldet 
worden. Vielerorts (Sihlthal, Albis, Irchel, Reppisch, unt. 
Tüssthal etc.) tragen heute die steilen Flächen mehr Wald 
als 1650. 

d. Die «Tobel> (kleinen Erosionsrinnen) sind auch heute 
meist noch bewaldet. 

e. Die Wallmoränen tragen, abgesehen von der 
Begünstigung der Rebe, an ïhren sonnigen Flanken zur 
Erhaltung des Waldareals bei. 

f. Die Moränenlandschaft überhaupt verursacht 
eine weitgehende Zerstückelung des Waldkleides. 


2, Einfluss der Landschaftsformen. 

Je schärfer der Gegensatz von Berg und Thal, desto 
schärfer ist der entsprechende Gegensatz von W ald und 
Kulturland. Die isolierten Formen begünstigen die Sta- 
bilität des Waldareals. 

Einen mittelbaren Einfluss auf die Waldverhält- 









TR T nt 


nisse gewinnt die Landschaftsform durch die von ihr ab- 
hängigen Siedelungs- und Eigentumsverhältnisse. 

Hier unterscheidet der Verfasser die Landschaft 
der grossen Züge und die Landschaft der 
-kléinen Züpge. 

Die Landschaftsformen der Inundationsflächen, der 
Thalterrassen mit breiten Flächen, der isolierten Molasse- 
berge und der sohligen Fluss- und Trockenthäler, der mas- 
sigen thalarmen Platten vom Rücken, und der grossge- 
bauten Wallmoränen, bilden die Landschaft der grossen 
Züge, die Formen der detaillierten Erosionslandschaft, 
der schmalen Terrassen und der Moränenlandschaft, die- 
jenigen der kleinen Züge. 

En Zusammenhang zwischen Landschaït, Siedelung 
und Waldverhältnisse findet der Verfasser folgende (Ge- 
setzmässigkeiten. 

I. Wohl abgerundete Waldungen, die gerade dadurch 
stabiler sind, als zerstückelt, sind der Ausdruck der An- 
passung des Waldreals an die Landschaft der grossen 
Züge. Das Dorfsystem, die geschlossene Siedelung, ist 
die ïihr angepasste Besiedelungsart. Dadurch wird der 
Gemeinbesitz des Waldes begünstigt. Er erzeugt Kapital- 
ansammlung. Arrondierung, Gemeinbesitz und Kapitalan- 
sammlung verleihen dem Waldareal die Tendenz der E r- 
haltung. 























Jahresberieht 


zürcherischen botanischen Gesellschañt. 
1894—1896. 


Mit zwei Beigaben über die Zürcherflora. 





1. Überblick. 


Der vorliegende Bericht gilt für 1894—96; auch in 
Zukunft werden wir nur alle 2Jahre einen Bericht publizieren. 

Die Gesellschaft zählte im Jahre 1894/95 71, im Jahre 
1895/96 66 und gegenwärtig 70 Mitglieder. 

Die Sitzungen wurden jeweilen von 8—36 Mitgliedern 
besucht. In denselben kamen im Jahre 1894/95 22, im 
Jahre 1895/96 21 wissenschaftliche Gegenstände zur Be- 
sprechung. Im Wintersemester 1894/9535 wurden 5, im 
Sommersemester 1895 3, im Wintersemester 1895/96 8 Sitz- 
ungen und eine Gant zu Gunsten der Vereinskasse abgehalten. 
Im verflossenen Sommersemester endlich berief der Vor- 
stand zwei Sitzungen ein und veranstaltete eine Exkursion 
nach dem Hôrnli. Da der Besuch der Sitzungen im Sommer- 
semester jeweilen zu wünschen übrig liess, beschloss der 
Verein, die Zahl der Sitzungen im Sommer zu reduzieren, 
dafür aber eine oder mehrere Exkursionen einzuschalten. 

Durch das Zurücktreten des Herrn Prof. Dr. H. Schinz 
als IL Vorsitzender wurde eine Neuwahl des Vorstandes 
für das Jahr 1895/96 notwendig. Dieser setzt sich gegen- 
wärtig folgendermassen zusammen: 

L Vorsitzender Herr Dr. M. Rikli. 


IL. ” | Ÿ ñ 79 
ane © Dr. H. C. Schellenberg. 


Rechnungsführer , À. Rau. 
Beisitzer » Dadoux. 


Der Sitzungsabend unserer Gesellschaft wurde aus 
Zweckmässigkeitsgründen vom Dienstag auf Donnerstag 
verlegt. 

Im Laufe des vergangenen Wintersemesters wurde eine 
vom Vorstand vorgeschlagene Abänderung des $ 8 unserer 
Statuten, welcher die Jahresbeiträge bestimmt, angenommen. 

S 8 lautet jetzt: 

1. Ordentliche in Zürich wohnende Mitglieder, mit Aus- 
nahme der Studierenden, zahlen einen Jahresbeitrag 
von 3 FT. 

Der Jahresbeitrag für Studierende beider Hochschulen 

beträgt 2 Fr. 

3. Mitglieder ausserhalb Zürich zahlen 2 Fr. Jahres- 
beitrag. 

4 Der Jahresbeitrag wird jeweilen im Lauf des Mai 

cingezogen. 

Eine anregende Abwechslung brachten uns die beiden 
Vorträge der Herren Dr. Christ, Präsident der schweiz. 
bot. Gesellschaft, und Prof. Dr. E. Fischer aus Bern. 

Aus Anlass der Versammlung der schweiz. botanischen 
Gesellschaft in Zürich wird der Verein dem Jahresbericht 
zwei Abhandlungen über die Flora von Zürich, die eine 
aus der Feder von Oswald Heer, die andere von J. Jäggi 
beigeben. Es soll diese kleine Schrift den Teilnehmern 
an der Jahresversammlung vom 4. August 1896 als kleine 
Festgabe überreicht werden. 


n° 


Für die zürcherische botanische Gesellschaft: 
Der Präsident: Dr. M. Rikh. 
Der Aktuar: Dr. H. C. Schellenberg. 


2. Auszug aus dem Protokoll. 
* — Autoreferate folgen am Schluss. 
Wintersemester 1894/05. 

Silzung vom 13. November 1894. 

Dr. Overton*: Zwei für die Schweiz neue Algenarten 
(Spirogyra polytaeniata und Chara jubata). 

Dr. Pfister demonstriert ein neues Surrogat der Zimmt- 
rinde. Dasselbe besteht aus den Blütenstielen der 
Inflorescenz der Zimmtpflanze. Man hat hier den 
eigentümlichen Fall, dass durch das Surrogat die Droge 
verbessert wird. 

Dr. v. Tavel* demonstriert einige Pyrenomyceten. 








= [8] 2 


Sitzung vom 4. Dezember 1894. 


Dr. E. Winterstein spricht ,Über ein krystallisierendes 
stickstoffhaltiges Spaltungsprodukt der Pilzcellulose 
(s. Berichte d. deutschen bot. Ges. Bd. XIIT $S. 65—70). 

Prof. Schrôter* demonstriert abnorme Beeren von Juni- 
perus communis, Zapfen der Santa-Lucia-Tanne (Abies 
bracteata) und eine neue Wirthspflanze für Claviceps 
microcephala (Diplachne serotina). 


Sitzung vom 15. Januar 1895. 


Dr. v. Tavel spricht über einige alpine Erigeronarten (siehe 
Berichte d. schweiz. bot. Gesellschaft 1895, $S. 82—85). 

Dr. Schellenberg referiert über die neuern Ansichten 
vom Wachstum der Zellmembran. 

Prof. Schinz demonstriert eine Anzahl Photographien aus 
der Erythraea und von Südwest-Afrika, sowie eine 
Strophantusfrucht und mit Strophantin vergiftete Pfeil- 
spitzen. 


Silzung vom 5. Februar 1895. 


Prof. Schinz weist die 17. Auflage der Flora von Deutsch- 
land von Garke vor, ferner Dischidia Raffesiana, eine 
durch ihre eigentümlich gestalteten Urnenblätter ausge- 
zeichnete Asclepiadacee. 

Dr. Overton spricht über osmotische Eigenschaften der 
pflanzlichen und tierischen Zelle (siehe Vierteljahrs- 
schrift d. zürch. naturforsch. Ges. 1895 $S. 195 - 201). 


Sitzung vom 26. Februar 1895. 


Dr. Rikli spricht über den Einfluss der chemisch-physi- 
kalischen Beschaffenheit des Bodens auf die Verteilung 
der Pflanzen. 

Dr. v. Tavel weist einige in der Schweiz sporadisch auf- 
gefundene Halophyten vor und zwar Salsola TragusL. 
welche Mouillefarine am Strande des Genfersees bei 
St. Sulpice im Herbst 94 gesammelt, und Salsola 
Kali L., welche Dr. Mœhrlen bei Orbe gefunden hat. In 
beiden Fällen handelt es sich um Adventivpflanzen. 


Sommersemester 1895. 
Sitzung vom 7. Maui 1895. 


Dr. v. Tavel verliest einen Bericht von Herrn Aubert: 
»Ueber die Vegetationsverhältnisse des Val de Joux“. 

Dr. v. Tavel demonstriert einige Senecioarten, speziell 
den variablen Senecio aquaticus* und seine nächsten 
Verwandten. 


RSI 


Sitzung vom 11. Mai 1895. £ 


Dr. M. Rikli referiert über: a) Succulente Passifloren 
Afrikas nach Dr. Harms Monatsschrift für Kakteenkunde 
1895 Heft 4 b) Pleomorphe Blüten von Hockinia mon- 
tana nach Dr. E. Gilg. Ber. d. deutsch. bot. Ges. 
Bd. XIII S. 114—126. 

Prof. Schinz weist einige eigentümliche Mesembryanthe- 
mumarten von Ssüd- Afrika aus der Gruppe der 
Sphaeroïdea vor. 

Sitzung vom 23. Juli 1895. 


Dr. v. Tavel demonstriert Cypripedium calceolus var. flava 
und Scolopendrium hybridum. 

Prof. Schinz demonstriert Typha Laxmanni von einem 
neuen Standort bei Dietikon, und Acacia sphaerocephala. 

Herr Meister demonstriertlebendes Material aller schweiz. 
Utricularien (intermedia, vulgaris, neglecta, minor und 
Bremii). 

Herr Usteri demonstriert zwei Hamamelisarten. 


Wintersemester 1895/96. 
Sitzung vom 5. November 1895. 


Prof. Schrôüter demonstriert 

a) Zapfen von Pinus Coulteri und Pinus Jeffreyi aus dem 
Park des Hrn. Pictet de la Rive in Genf. 

b) Keimlinge von Ranunculus paucistamineus. 

c) Verschiedene Stadien érfrorener Fichtenzapfen aus dem 
Leukerthale. 

d) die verschicdene Ausbildung der Luft- und Wasserblätter 

bei Myriophyllum. 

Früchte von Calla palustris, bei welchen die reichliche 

Schleimbildung zum Herausschaffen der Samen dient. 

Herr Usteri demonstriert einige Zierhôlzer, die durch 
hervorragende Eigenschaften eine grüssere Verbreitung 
verdienten. 

Dr. Schellenberg spricht über eine neue Desmidiaceen- 
gattung (Aktinotaenium). 


Silzung vom 26. November 1896. 


Prof. Hartwich demonstriert 

a) aussergewühnlich grosse Cacaobohnen. 

b) Kuchen von Blüten von Oxalis rosea, dje in Süd-Amerika 
als Erfrischungsmittel gebraucht werden. 

c) Verschiedene Theesorten, speziell den Ziegelthee; ferner 
bespricht er die Cuticularknôtchen in der Epidermis der 
Vanilleschote. (Siehe Ber. d. deutsch. pharm. Ges. 1895). 


e 


nr 








Dr. M. Rikli referiert über die Physiologie der KFort- 
panzung an Hand der Arbeiten von Prof. Klebs in Basel. 

Prof. Schrôüter demonstriert bemalte Blâätter von Ficus 
religiosa und bemaltes Araliapapier. 


Sitzung vom 10. Dezember 1895. 


Dr. v. Tavel spricht über die schweiz. Aronicumarten. 
(Siehe Ber. d. schweiz. bot. Gesellschaft 1896). 

Herr Mühlberg cand. phil. referiert über die Arbeiten 
von de Vries und Ludwig betreffend die graphische 
Darstellung der Variation der Arten. 

Dr. Rikli demoustriert einige Durchwachsungen bei Rosen. 


Sitezung vom 9. Januar 1896. 


Herr Erb cand. phil. bespricht an Hand eigener Unter- 
suchungen über die Struktur der Juniperusnadeln eine 
Arbeit von R. v. Wettstein: Ueber die Verwertung ana- 
tomischer Merkmale zur Erkennung hybrider Pflanzen 
(erscheint im Bericht der schweiz. bot. Ges. 1897). 

Dr. Schellenberg refcriert über die neueren Arbeiten über 
Blattstellungslehre von Schwendener, Weisse, Schumann. 

Sitzung vom 23. Januar 1896. 

Dr. Christ aus Basel spricht über die afrikanischen Be- 
standteile der europäischen Flora. (Erscheint im Jahres- 
bericht der schweiz. bot. Ges. 1897). 

Sitzung vom 6. Februar 1596. 
Gantabend. 
Sitzung vom 20. Februar 1896. 

Prof. Bachmann spricht über einige Eigentümlichkeiten 
der Wassergewächse. * 

Prof. Schrôter spricht über die Wetzikonstäbe : (Siehe 
Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum der zürcher. 
naturforsch. Gesellschaft 1896). 

Prof. Hartwich spricht über das Opium und den Opium- 
handel. (Siehe Jahresbericht der technischen Gesell- 
schaft Zürich 1896.) 

Sitzung vom 5. Mürz 1896. 

Prof. Dr. E. Fischer aus Bern bespricht die Verwandt- 
schaftsverhältnisse der Tuberaceen (s. die Bearbeitung 
dieser Familie in: Engler u. Prantl ,Nat. Pf. fam.*). 

Dr. v. Tavel demonstriert eine grosse Reihe schweiz. 
Cirsiumhybriden und zeigt, dass wenn man die Hybriden 
nicht als solche, sondern als Zwischenformen aut- 
fassen würde, die einzelnen Arten gar nicht mehr aus- 
einander zu halten wären. 


Sommersemester 1896. 


Sitzung vom 7. Mai 1896. 


Dr. Schellenberg spricht über Bau und Funktion der 
Spaltoffnungen. 
(Erscheint in der Botanischen Zeitung 1896.) 
Sonntag den 14 Juni, Exkursion nach dem Hôrnli. 


Silzung vom 25. Juni 1896. 


Dr. M. Rikli. Bericht über die Exkursion nach dem Hôrnli.* 

Dr. v. Tavel. Die schweiz. Enphrasien, mit Demonstration, 
an Hand der Monographie von R. v. Wettstein. 

Dr. M. Rikli teilt einen von Herrn Apotheker Weber ge- 
fundenen neuen Standort von (Geranium phaeum bei 
Leimbach mit. 

Dr. E. Overton: 
.«Ueber zwei für die Schweiz neue Algenarten.* 

Der Vortragende berichtet zunächst über das Vorkom- 
men von Spiropyra polytaeniata in der Nähe von Zürich. 
Diese Alge ist zuerst von Strasburger !) beschrieben worden, 
der dieselbe bei Gôree in der Nähe von Warschau Anfang 
Sept. 1887 auffand. Von dem Vortragenden wurde dieselbe 
im gleichen Jahre zu der nämlichen Zeit in einem Wiesen- 
graben bei Altstetten aufgefunden und seither fast jedes 
Jahr im Spätsommer und Herbst an derselben Stelle an- 
getroffen. Sonst scheint diese Spirogyraart noch nirgends 
aufsefunden worden zu sein. Die Alge ist durch die Dicke 
der Fäden (150—189 u), die grosse Anzahl der Chlorophyll- 
bänder (12—14) und vor allem durch die eigentümliche 
Konjugation sehr charakteristisch. Im Gegensatz zu allen 
andern Spirogyraarten ist nämlich eine Differenzierung der 
konjugierenden Fäden ïin sterile und fructifizierende 
Zellen eingetreten. Letztere sind viel lebhafter grün, haben 
breitere Chlorophyllbänder und enthalten Oel. Diese Diffe- 
renzierung tritt jedoch erst nach dem Zusammentreffen der 
beiderseitigen Konjugationsfortsätze auf. Im Laufe der 
Konjugation, die bis zur Bildung der Zygote sehr lange 
dauert (10 -14 Tage), verschwindet allmäblich in den fruktifi- 
zierenden Zellen der Gerbstoff, während der Gerbstoft- 
gehalt der sterilen Zellen unverändert bleibt. Sehr be- 
merkenswert ist die Konstanz der Fruktifikationszeit, die 
stets erst in den September fällt und bis in den November 
reicht. Die Alge wurde lebend in fruktifizierendem Zustande 
vorgewiesen. 


1) Strasburger: Histolog. Beitr. Hft. 1. 1888; $S. 1 u. ff. 








Darauf berichtete der Vortragende über das Vorkommen 
von Chara jubata im Zürichsee. Dieselbe bildet daselbst 
an seichten Stellen ausgedehnte Wiesen und ist daher ihr 
bisheriges Uebersehen sehr befremdlich. 


Dr:F'v.Tavel: 
Ein parasitisches Vorkommnis 
des Pyrenomyceten Cucurbitaria Berberidis (Pers.). 


Die Infektion des bei Bern in einem Garten gefunde- 
nen Strauches von Berberis vulgaris erfolgte anscheinend an. 
einem etwa 1 cm dicken Stämmchen an einer Verletzung 
Hier war die Rinde gesprengt und der Holzkôürper mit 
den Perithecien bedeckt. Wenig oberhalb dieser Ver- 
letzung entspringt ein gesunder, Blätter tragender Ast, 
ohne äusserlich den Pilz zu zeigen. Oberhalb dieses Astes 
ist das Stämmchen abgestorben, die Rinde aber unver- 
sehrt und bloss von den zahlreichen Perithecienstromata 
der Cucurbitaria durchbrochen. Von der Infektionsstelle 
abwärts brechen ebenso auf einer Strecke von etwa 20 cm 
Länge aus dem sonst anscheinend gesunden Stämmchen 
reichlich Perithecienstromata hervor, wiewohl aus diesem 
Stammteil zwei starke, reich beblätterte Aeste entspringen, 
die keïnerlei Krankheitssymptome aufweisen. Es handelt 
sich hier offenbar um einen Fall von Wundparasitismus, 
wie er bei Pyrenomyceten oft vorkommt und von v. Tubeuf 
auch bei der verwandten Cucurbitaria Laburni (Pers.) nach- 
gewiesen worden ist. Gewôhnlich findet man aber die 
Perithecien der Cucurbitaria Berberidis nur auf abgestor- 
benen Aesten der Berberitze. 

Prof Dr. CSchrôter: 
1. Ueber abnorme Beerenzapfen von Juniperus communis L. 

An käuflichem Material wurden folgende Varianten 
konstatiert : 

1. Normalfall: 3 in Deck- und Fruchtschuppe geschie- 
dene Carpelle. !) 

2. 6 Carpelle, 3 äussere steril, zu wechselnder Hôhe 
an die Beere hinaufreichend. 

3. Pseudotetramere Frucht, aus dem vorigen Fall 
dadurch entstehend, dass eines der 3 äusseren 
Carpelle bis zum Gipfel der Krucht reicht und die 
beiden andern in halber Hôhe zurückbleiben. 


!) Die Abbildung in Baiïllon, Histoire des plantes XII 
stellt eine aus Carpellen zusammengesetzte Scheinbeere dar. 
Das kommt wohl überhaupt nicht vor und sollte jedenfalls 
nicht als Normalfall abgebildet sein. 


— [8] — 


4 Pseudopentamere Frucht: 2 äussere Carpelle 
heraufgewachsen, 1 zurückbleibend. 
». Echt tetramere Frucht, aus einer trimeren durch 
Spaltung eines Carpells entstanden. 
6. Echt tetramere Frucht, mit 4 gleichmässig ent- 
wickelten Carpellen 
&æ) mit trimeren Hochblattquirlen. 
8) mit tetrameren Hochblattquirlen und 4 Samen. 
. Dimere Frucht, mit dimeren Hochblattquirlen. 
8. Oben offene Früchte, mit deutlich sichtharen 
Samen und zwar 
«) mit 3 Carpellen. 
8) mit 6 Carpellen. 

Die Zusammensetzung des Beerenzapfens aus mehreren 
Carpellwirteln kehrt bei Junip. Oxycedrus, bei den Unter- 
gattungen Caryocedrus und Sabina wieder, die Dimerie bei 
letzterer. 


=] 


2. Ein neuer Wirth für Claviceps microcephala Tulasne. 

Vortragender fand diesen Pilz auf dem Versuchsfelde 
der eidgenüssischen Samenkontrollstation auf Dipla- 
chne serotina Lk. und zwar sowohl an den Achrchen der 
endständigen chasmogam blühenden Rispe, als auch an 
einer kleistogamen Blüte. Diese kleistogamen Blüten sind 
fest in ihre Spelzen und ausserdem zwischen Halm und 
Scheide eingeschlossen; die Pilzsporen (Ascosporen oder 
Conidien ?) oder ihre Keimschläuche wussten trotz dieser 
doppelten Hülle den Weg zum Stempel zu finden. Das 
Sclerotium ragte zwischen Halm und Scheide einige Mülli- 
meter weit hervor. 


Dr2F5;v. Tayel: 
Ueber einige Formen 
aus der Gruppe des Senecio aquaticus Huds. 

Die unter diesem Namen gehenden Pflanzen der schwei- 
zerischen Standorte gehôren, soweit der Vortragende gesehen, 
zum grôssten Teil zu Senecio pratensis Richt., welcher iden- 
tisch ist mit S. barbareaefolius Rchb. nec Krock. Typischer 
S. aquaticus Huds. mit leierformig-fiederspaltigen Stengel- 
blättern und nur im obern Teil verzweigtem Stengel liegt im 
Herb. helv. des Polytechnikums nur vor von Châtel-St. Denis 
(Ct. Freiburg). $. pratensis Richt. ist davon durch bedeuten- 
dere Grôsse, stärkere, tiefer unten beginnende Verzweigung 
und fieder- spaltige Blätter verschieden. Beide Formen lassen 
sich aber nicht scharf auseinander halten. — Mit S. pratensis 
Richt. wird $S. erraticus Bert. (-barbareaefolius Krock. nec 
Rchb.) bisweilen verwechselt. Gremli citiert diesen aus der 








Umgegend von Genf, Brügger fand ihn im Misox, am Mühle- 
bach ob dem Dorf Soazza, in typischen Exemplaren. Da- 
gegen sind andere Pflanzen, welche Brügger im Veltlin, an 
der Strasse zwischen Delebio und Colico im Gebüsch, ge- 
sammelt und im Herb. helv. des Polytechnikums als $. erra- 
ticus Bert. bezeichnet hat, nicht dieser, sondern sehr üppiger 
S. pratensis Richt. Zu $S. erraticus gehôrt ferner ein von 
Heer ,vor Vais an einem Bachufer“ gefundenes Exemplar, 
das im Herb. helv. unter $S. lyratifolius Rchb. lag. Ferner 
liegt im genannten Herbar ein Exemplar von $S. erraticus 
Bert. unter zwei andern von $S. pratensis Richt. aus dem 
Bois-Bougy; hier dürfte wohl ein Versehen vorliegen; doch 
lohnte es sich, den genannten Standort daraufhin abzu- 
suchen. — Einen Bastard $S. aquaticus X erucaefolius hat 
Moehrlen bei Ependes beobachtet. Eine grossblütige Form 
mit meist ungeteilten Blättern von Châtel-St. Denis aus 
dem Herb. Favrat scheint als S. aquaticus X cordatus be- 
zeichnet worden zu sein (vergl. Gremli, Excfl. d. Schweiz, 
VII. Aufl.), eine Deutung, die viel für sich hat, aber doch 
noch der Bestätigung bedarf. 


Dr. H. C. Schellenberg: 
Ueber eine neue Desmidiaceengattung. 


Im Sommer 1894 fand ich in der Dachtraufe eines alten 
Hauses am Zürichberg eine Desmidiacee, die am besten zur 
Naegelischen Sektion Aktinotaenium von Disphynetium zu 
stellen ist. Sie lebt kolonienweise zu zarten Schleimklümp- 
chen vereinigt. Das massenhafte Vorkommen gestattete eine 
sehr genaue Untersuchung dieser Pflanze. 

Durch die Güte meines hochverehrten Lehrers Prof. 
Dr. Cramer ist mir der schriftliche Nachlass von Naegeli 
zur Verfügung gestanden. In demselben befinden sich 5 
Arten beschrieben, die bis jetzt aber nicht publiziert sind, 
die unzweifelhaft zu derselben Gruppe gehüren. 

Wille hat in Engler Prantls Pflanzenfamilien die Sektion 
Aktinotaenium zu Penium gestellt; Kirchner, in der Flora 
des Süsswassers, stellt sie zu Cosmarium. De Toni (Sylloge 
Algarum) hat Disphynctium Naeg. als Gattung, und Aktino- 
taenium als Sektion aufgenommen. Es entsprechen jedoch 
die De Tonischen Abgrenzungen nicht denen von Naegeli. 

Nach der Untersuchung der neuen Formen grenze ich 
die Sektion Aktinotaenium folgendermassen ab: 

Zellen einzeln, getrennt, an den Polen abgerundet, in der 
Mitte mit einer sehr leichten, ringformigen Furche; jede Hälfte 
1—2 mal so lang als breit; Querprofil kreisrund oder schwach 
elliptisch; in jeder Hälfte ein centralgelegenes Chlorophyll- 


EU 


bläschen und mehrere grüne Längsbänder, welche auf dem 
Querschnitt radial und gleichmässig dick oder an der Peri- 
pherie dicker, gleichmässig verteilt vom Centrum nach der 
Peripherie gehen. 

Es sind also Zwischenformen von Cosmarium und Penium. 
Von den Cosmarien sind sie aber gut unterschieden durch 
die flache Einschnürung und den Verlauf der Chlorophyll- 
bänder. Bei Cosmarium verlaufen diese auf dem Querprofil 
bogig vom Centrum nach der Peripherie und sind gegen das 
Centrum am dicksten; bei Aktinotaenium hingegen gehen 
die Bänder radial gerade nach der Peripherie und sind an 
dieser Stelle am dicksten. Von Penium unterscheidet sich 
Aktinotaenium durch die Einzahl der Chlorophyllbläschen 
in jeder Hälfte, ferner durch die gedrungene Form und die 
schwache Einschnürung, welche den meisten Penien fehlt. 

Um aber einigen Anhalt über den Wert der einzelnen 
Merkmale bei der systematischen Gruppierung zu besitzen, 
habe ich die von mir aufgefundene Form während eines 
Jahres kultiviert. Es zeigte sich dabei, dass die Stellung 
der Bänder bei regelmässigem Wachstum sehr constant ist, 
indem die Alge gegen Lichtveränderung nicht die Anord- 
nung des Zellinhaltes ändert, sondern sich verschieden zur 
Einfallsrichtung des Lichtes orientiert. Bei schwachem Licht 
ist die Pflanze so orientiert, dass die Längsachse senkrecht 
zur Richtung der Lichtstrahlen steht, also die Profilansicht 
dem Licht zuwendet; bei starkem Licht hingegen liegt die 
Längsachse parallel den Lichtstrahlen, also das Querprofil 
dem Licht zugewendet. 

Die Form varüierte nur wenig. Nach der Messung be- 
trug die Länge 40 —58 «, die Breite 23—34 uw Die Ein- 
schnürung blieb konstant, ebenso zeigte die fein durch- 
brochene Membran keine Veränderung. 

Aus der Untersuchung geht hervor, dass neben der 
Form auch die Anordnung des Inhalts konstant bleibt, und 
folglich zur Systematik verwertet werden darf. 

In der neuen Desmidiaceenlitteratur ist diese Thatsache 
auch zum Ausdruck gekommen, indem Lütkemüller (Oesterr. 
bot. Zeitschrift 1895) die Gattung Spirotaenia in zwei Unter- 
gruppen trennt, je nachdem die Bänder senkrecht oder 
parallel zur Wand stehen. 

Es ist Aktinotaenium aus den angeführten Gründen ab- 
zutrennen und zwar als eigene Gattung; denn sollte sie 
nur als Sektion figurieren, so kann man sie mit gleich viel 
Recht bei Cosmarium oder bei Penium unterbringen. 

Eine ausführliche Beschreibung dieser Arten sowie 
einiger andern folgt später. 








EU 2 


Prof. Dr. H. Bachmann: 
Submerse Blätter von Nymphaea alba. 


Die Gräben auf dem Sumpfboden von Stansstad (rechtes 
Ufer neben der Drehbrücke) besassen im Sommer 1895 
eine üppige Nymphaea-Vegetation. Noch üppiger war die- 
selbe in der Rhon, dem Ausflusse des Rothsees entwickelt. 
An beiden Orten fand ich eine Menge von Individuen mit 
typisch ausgebildeten submersen Blättern. In Stansstad 
waren die Schwimmblätter gewühnlich klein (4—6 cm) an 
mehr oder weniger langen Stielen, je nach dem Standorte. 
An einem kurzen Stiele trugen diese Individuen submerse 
Blätter mit äusserst dünner Lamina und gekräuseltem 
Rande. Schon die Schwimmblätter zeigten einen stark ge- 
spreizten Ausschnitt, der bei den untergetauchten Blättern 
noch bedeutend stärker (bis zu Winkeln von 90 und 
mehr Grad) ausgebildet war. In der Rhon waren die 
Schwimmblätter bedeutend grüsser (bis 18 und 20 cm. im 
Durchmesser), aber auch die untergetauchten Blätter hatten 
die stattliche Grüsse von 15 em erreicht, immer durch die 
dünne, beinahe durchsichtige Lamina mit stark gespreiztem 
Ausschnitt und krausem Rande sich auszeichnend. Der in 
den Nymphaeablättern häufig auftretende violette Farb- 
stoff war in den submersen Blättern reichlich vorhanden. 
Letztere überwinterten wie die Schwimmblätter nicht. 
Dieses Jahr sind sie wieder üppig entwickelt. Ihnen fehlen 
die Spaltôffnungen. Das Pallisadenparenchym ist nicht vor- 
handen, sondern ein einschichtiges Parenchym, das die Luft- 
kammern von der Oberseite begrenzt, welche Lufträume 
von unten durch die Epidermis abgeschlossen werden. 
Auch die sog. inneren Haare scheinen der submersen Blatt- 
fläche zu fehlen. 

Leider gelang es mir noch nicht, in einem See, weder 
im Rothsee, noch im Vierwaldstättersee die untergetauchten 
Blätter von Nymphaea zu finden. 

Prof. Dr. H. Bachmann. 
Landformen von Nymphaea alba. 

Der trockene Sommer 1895 war so recht geeignet, die 
Wasserpflanzen auf ihre Widerstandsfähigkeit zu prüten 
und sie zur Bildung von Landformen zu zwingen. An 
drei Orten fand ich Mitte September Nymphaea alba als 
üppige Landformen entwickelt. Schon im Frühjahr beob- 
achtete ich auf dem Sumpfboden am rechten Seeufer bei 
Stansstad (von der Drehbrücke bis zum 1, Hause) eine 
Menge nierenformiger Blättchen von ca. 3 cm Durchmesser 
flach auf dem Boden liegend. Ende September traf ich an 


SA Pre 


diesen Stellen wohl entwickelte Nymphaeablätter. Das 
Terrain besitzt einen Durchmesser von ca. 150 m und ist ein 
Sumpfboden von mehreren Gräben durchzogen. Während 
des ganzen Sommers war er nie überschwemmt. — Die 
zweite Stelle befindet sich in Alpnachstad, an dem von 
mebreren Gräben durchfurchten linken Mündungsufer der 
Aa. In nassen Jahren ist dieses Sumpfland wie das vor- 
erwähnte von Stanstad vollständig unter Wasser gesetzt. 
Während des Jahres 1895 war es gleichfalls auf der Oberfläche 
trocken. — Eine analoge dritte Fundstelle bildete das linke 
Ufer der aus dem Rothsee tretenden Rhon. Während in Stans- 
stad und am Rothsee die Blätter durchweg klein (cr. 5 cm) 
waren, erreichten sie in Alpnachstad die normale Grôsse. 
Die meisten besassen einen kurzen Stiel und lagen mit 
der Unterseite dem Boden fast angedrückt. In Schilfrohr- 
beständen, wie sie sich in Apnachstad ausgedehnt ent- 
wickelt hatten, waren die Blattstiele entweder schief oder 
senkrecht aufsteigend. Die bis 18 cm Durchmesser hal- 
tenden Blattflächen besassen gewühnlich nach der Oberseite 
umgerollte Ränder — offenbar ein ausgezeichnetes Schutz- 
mittel gegen zu starke Transpiration. Von den morpho- 
logischen Eigentümlichkeiten fiel mir besonders der weit- 
gespreizte Blatteinschnitt auf, den die Schwimmblätter, die 
in der Nähe wuchsen, nicht zeigten. Nuphar luteum, 
welches in den benachbarten Seebecken ebenso häufig war 
wie die Nixenblume, hatte nur wenige unscheinbare Land- 
formen gebildet. 


Dr. M. Rikli: 
«Bericht über die botanische Exkursion nach dem Hôrnli.“ 


Leider haben nur wenige Mitglieder der Einladung des 
Vorstandes zu einer botanischen Exkursion nach dem Hôrnli 
Folge geleistet. Ein kleines Trüppchen von bloss 4 Mann 
fand sich am Morgen des 14. Juni 1896 auf dem Haupt- 
bahnhof ein, um über Winterthur und durch das Tôssthal 
nach Stäg zu fahren. In Winterthur hatten wir vergebens 
auf Zuwachs gehofft, dafür sollten wir in Stäg ganz uner- 
wartet einen ortskundigen Führer erhalten. 

Unser langjähriges, eifriges Mitglied, Herr Lehrer Benz 
in Wernetshausen, vielleicht der beste Kenner der Hôrnli- 
gruppe und des Zürcher Oberlandes, war durch Krankheit 
leider verhindert, selbst die Führerschaft zu übernehmen; 
als Ersatz schickte er uns aber Herrn Lehrer Bucher von 
Gibswyl, der uns dann auch in ausgezeichneter Weise nach 
den für uns interessanten Standorten führte. Ich glaube, 
die wenigen Theilnehmer der Exkursion werden mit mir 





rl 


vollkommen einverstanden sein, wenn ich an dieser Stelle 
Herrn Bucher nochmals unsern herzlichsten Dank aus- 
spreche. Die Exkursion wird uns gewiss allen in angenehmster 
Erinnerung bleiben; dies verdanken wir in erster Linie Herrn 
Lehrer Bucher. 

Es kann gewiss nicht unsere Aufgabe sein, Ihnen eine 
vollständige Liste der gefundenen und gesammelten Pflanzen 
vorzulegen, wir müssen uns vielmehr begnügen, Ihnen aus 
der keineswegs armseligen Ausbeute einige markante Ver- 
treter und Charakterzüge der Vegetation kurz vorzuführen. 

Das Hôrnli mit 1135 m. Meereshôühe gehôrt zur sog. 
Hürnlikette, jener Voralpenkette, die vom Speer (1956 m.) 
in nordwestlicher Richtung ausstrahlt und das Tôssthal vom 
Toggenburg trennt. 

Diese topographische Stellung des Berges veranlasste 
uns, in erster Linie das Hôrnli zu besuchen, unser Haupt- 
augenmerk war dementsprechend auf dessen alpine Vor- 
posten gerichtet. Am westlichen Steilabsturz, in den sog. 
.Giblen“, wo vielfach die Nagelfluh zu Tage trat und der 
lehmig-thonige Boden ausserordentlich feucht war, fanden 
wir denn auch eine kleine Kolonie typischer Alpenpflanzen, 
so die circumpolare Dryas octopetala L., die herrliche 
Gentiana acaulis Jacq, Homogyne alpina Cass. 
Pinguicula alpina L., Saxifraga rotundifolia L., dann 
eine eigentümliche Form von Rhododendron, ferner 
allerdings auch noch nicht blühend Laserpitium lati- 
folium L. und etwas weiter oben an einer abschüssigen, 
kurzgrasigen Halde Botrychium Lunaria Sw. 

Die calcifuge Saxifraga mutata L. vorzüglich Be- 
wohnerin von Nagelfuh und Sandsteinfelsen, ist, obwohl 
nicht alpin, ein getreuer Begleiter der Voralpenzone von 
St. Gallen bis an den Thunersee. 

Von Sträuchern gehôren dieser Zone an: Rosa al- 
pina L. und die Alpenerle (Alnus viridis Dec.), die hier 
formlich bestandbildend auftrat. 

Nach Herrn 0.Nägeli finden sich an dieser Stelle ferner 
Primula Auricula L., Carex sempervirens Vill und 
Campanula pusilla Hänke. 

Die Hürnlikette wäre gewiss für das Ausklingen alpiner 
Typen nach dem schweizerischen Hochplateau sehr lehrreich. 
Die drei tiefen Einschnitte dieses Hôhenzuges sind gewiss 
auch von einiger pflanzengeographischer Bedeutung. Die 
Kreuzegg (1317 m.) und das Schnebelhorn (1295 m.) zwischen 
den Einsenkungen des Ricken (790 m.) und der Hulftegg 
(ce. 900 m.) sind ziemlich zusammenhängend und nähern sich 
am meisten der Speerkette. Das Hürnli wird im Süden von 


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der Hulftegg und dem Tobel des Fuchsbachs vom Schnebel- 
horn getrennt und im Norden sondert der tiefe Einschnitt 
Turbenthal Bichelsen (600 m.) den Schauenberg (900 m.), 
den letzten Ausläufer der ganzen Kette, ab. Schon wesent- 
lich reicher an alpinen Beimengungen als das Hôrnli ist das 
benachbarte Schnebelhorn (1295 m.); die alpine Flora dieses 
Berges findet sich in Christ’s ,Pflanzenleben der Schweiz" 
S. 185 zusammengestellt. Herr Lehrer Bucher fand auch 
noch Rhamnus alpina L. 

Der zweite Punkt, auf den wir aufmerksam machen 
wollen, ist die Zusammensetzung des Bergwaldes, 
der hier Dank der reichlichen Feuchtigkeit sich nicht nur 
eines überaus frischen Grüns erfreut, sondern ein wahrer 
Mischwald ist. Buchen, Alpenerlen, Weisstannen, 
die Pinus silvestris mit ihren gestielten Zapfen, nicht 
weniger als 3 Ebereschen (Sorbus aucuparia L.,S. Aria 
Crantz und $S. hybrida L. letztere allerdings nur in einem 
Exemplar), drei Gaisblattarten, Lonicera alpigena L., 
L. Xylosteum L. und die nahe verwandte L. nigra L., deren 
Blüthenstiele jedoch 3—4 mal so lang als die Blüthen sind 
und die sich durch ihre dünneren, kleineren, ausgewachsen 
kahlen Blätter und schwarzen Beeren auszeichnet, wach- 
sen hier bunt durcheinander. Auch der Wachholder, von 
dem wir ob Stäg einen wahren Baum von ca. 5 m.Hôhe an- 
trafen, wäre noch zu erwähnen. 

Teils im lichten Wald, teils auf sonnig-grasigen Halden 
tindet sichCarduus defloratus L.,ArabishirsutaScop. 
Valeriana tripteris L., Polygonatum verticillatum 
All und eine reiche Auswahl verschiedenster Orchideen. 
Hier wächst im Mai die Dentaria digitata Lam. und die 
sonst seltenere, hier jedoch verbreitete Dentaria poly- 
phylla W. K. Die buschigen Abhänge der Hulftegg beher- 
bergen noch in Menge das beliebte , Frauenschüeli*. 

Besonders aufgefallen ist uns endlich — wie bereits 
erwäbhnt — die ausserordentliche Ueppigkeit der 
Vegetation. Wir waren alle erstaunt über die bis 
50 em. hohen, in reinstem Weiss prangenden Achren der 
Cephalanthera Xiphophyllum Rechb. f, die zu Hun- 
derten beisammen standen. Der Waldmeister wurde in 
Exemplaren bis zu 35 cm. Hôhe gesammelt; besonderes 
Interesse gewährte in dieser Hinsicht auch die Ophrys 
muscifera Huds., die hier in wahren Riesenexemplaren 
von 65 em. Hühe und von der Dicke eines mittleren Feder- 
halters massenhaft zu finden war. 

Fassen wir kurz zusammen, so künnen wir etwa sagen, 
dass die alpinen Kolonisten des Hürnli, die bunte Zusammen- 


be 


setzung des Bergwaldes und die aussergewühnliche Ueppig- 
keit der Vegetation, die drei Momente sind, welche uns 
wohl für immer von dieser bot. Exkursion in Erinnerung 
bleiben werden. 


Rechnung über Kassa & Herbar-Fonds 
der 
Botanischen Gesellschaft Zürich 
1. August 1895 bis 1. Juli 1896. 


A. Kassa: Einnahmen : 
Uebertrag Fr. 8.56 
Miteheder- Beltrage van en 22:07 
Briran dernier 210530 
* Fr. 855.90 

Ausgaben: 
Drucksachen SR rennes donne te Lee OÙ 
HONOTALE a ESS RES RS AN ee 
Din StIGiS UN TENTE en a 4 OÙ 
FTANRADULE MERE ANR eee Dr En TN IE PES T O2 
Rétour-Mandatée der en roue 
DIVETS CR RER Et à Nb Peel mes EEE ECO) 


Fr. 226.74 
Aktiv-Saldo , 129.16 
Fr. 355.90 


B. Herbar-Fonds: Einnahmen : Saldo Fr. 43.15 
; Ausgaben: 04420 
Fr. 28.95 
Zürich I, 1. Juli 1896. 
Der Rechnungsführer: Rob. Rau. 


8. Bericht der Herbarkommission 1894-1895, 


Das laufende Berichtsjahr war für unser Vereinsherbarium 
in mancher Hinsicht fruchthringend. In uneigennützigster 
Weise hat sich auch dieses Jahr unser Herbariumwart, 
Herr Lehrer Rau, mit der Sichtung und Ordnung des ein- 
gelaufenen Materials abgegeben. Auf Antrag von Herrn 
R. Schinz wurde im Herbst 1894 ein Desideratenverzeichnis 
aufgestellt und unseren Mitgliedern, sowie anderen Pflanzen- 


MG 


freunden zugeschickt. Die Geschenke an getrockneten 
Pflanzen zu Handen des Gesellschaftsherbariums waren 
denn auch ausserordentlich reichlich, so drei Sammlungen 
von je 800—1000 Bogen von den Herren Ruhoff, Pillichody 
in Yverdon und von Herrn Bretscher, Verwalter der Ver- 
suchsstation für Obsthau in Wädensweil. Kleinere Beiträge 
sind uns ferner zugegangen von Seiten der Herren Keller 
in Romanshorn, Siegfried in Bülach, Mollet, Dr. Heuscher, 
Lebrer R. Rau und Dr. Rikli. Das dem Herbarium einver- 
leibte Material zeichnete sich meist durch sorgfältige Eti- 
quettierung und durch schüne, vollständige Exemplare aus. 
Bei der starken Vermehrung der Sammlung wurde der 
Platz, den uns Prof. Dr. H. Schinz in zuvorkommendster 
Weise im botanischen Garten eingeräumthatte, zu beschränkt. 
Wir sahen uns daher genôtigt die Sammlung wieder nach 
dem Café Rau, unserem Vereinslokal, transportieren zulassen. 
Auch im Interesse der Einordnung des eingelaufenen 
Materials durch Herrn Rau war diese Veränderung durchaus 
angezeigt. An die Herbarkommission trat nun die Aufgabe, 
einen Schrank für die Unterbringung der Sammlung her- 
stellen zu lassen. Nach längerer Beratung entschied man 
sich für einen grüsseren verschliessbaren Schrank mit 
Durchbrechung zur Luftzirkulation, in demselben werden 
nun die Fascikel liegend aufbewahrt. Da die zürch. bot. 
Gesellschaft ihr Sitzungslokal gewechselt hat, so wurde die 
Sammlung vorläufig in der Wohnung von Herrn Rau auf- 
gestellt. Wir hoffen aber in absehbarer Zeit für unser 
Vereinsherbar eine geeignete Lokalität zu finden, wo das- 
selbe auch für unsere Mitglieder jederzeit leicht zugäng- 
lich ist. 

In drei Sitzungen hat die Herbarkommission einzelne 
Fascikel der Sammlung in Augenschein genommen. Bei 
diesem Anlass wurden jeweilen auch Fragen über zweck- 
mässige Etiquettierung, Sublimation etc. zur Sprache ge- 
bracht. Der Stand der Sammlung hat die Kommission 
durchaus befriedigt. Das Angebot von Herrn Dr. Heuscher, 
die floristische Ausbeute anlässlich der zoologischen KEr- 
forschung des Zürichsees und anderer Schweïizerseen dem 
Vereinsherbar zuzustellen, wird auch an dieser Stelle 
bestens verdankt. 


Basel, im Oktober 1895. 
Die Herbar-Kommission: 
TA; 
Dr. M. Rikl. 


EU d'A) VERT 2, 
he FRET Fa 
HP 
ji 


Inhaltsangabe, — Table des matigres, 


Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes im Jahre 
1895—96 ; ; 

Protokoll der VII. ni Rot Ve ramiblane 

Wissenschaftliche Mitteilungen, vorgelegt in der 
Sitzung der botanischen Sektion der schweize- 
rischen botanischen (Gesellschaft 1896 

Personal - Verzeichnis der schweizerischen botan. 
(resellschaft 

Auszug aus der D cie Fe 1895 

Eingänge für die Bibliothek : 

H. Christ: Ueber afrikanische Renan in né 
Schweizer-Flora 

E. Overton: Notizen über die Gr een 1. Ober- 
Engadins A A DU AL D AT Qu Le RP AE 

H. C. Schellenberg: Ueber Bestockungsverhältnisse 
von Molinia cœrulea Münch FA ARS 

Mitteilungen aus dem botanischen en des 
eidgenüss. Polytechnikums in Zürich: 

3. J. Erb: Ueber den Wert der Blattanatomie 

zur Charakterisierung von Juniperus communis 
L., J. nana Willd und J. intermedia Schur 

Referate über die im Jahre 1896 erschienenen 


Publikationen, welche auf die schweizerische 


Flora Bezug den 
Jahresbericht der zürcherischen Porn Gesell- 

schaft 1894— 1896 CAO TARA QI 

E. Overton: Ueber zwei für die Schweiz neue 
Algenarten A UN RS EANE MAARE ES < 

F. v. Tavel: Ein parasitisches Vorkommnis des 
Pyrenomyceten Cucurbitaria Berberidis (Pers.) 

C. Schrôter: Ueber abnorme Beerenzapfen von 
Juniperus communis L. FA 

— Ein neuer Wirt für Ce are ei 
Tul. 


Seite. 


III 


83 














134 


F. v. Tavel: Ueber einige Formen aus der. 
Gruppe des Senecio aquaticus Huds. . . . 
H. C. Schellenberg: Weber eine neue Desiidia s 


ceengattung SRE POERNE CHARS - 
H. Bachmann: Submerse Blätter von MAÉ nn 
alba 5" PRET AE ER 
— Landformen von Nymphaea alba . . . . 


M. Rikli: Bericht über die botanische Exkur- 


SION MACNOTeMALONNTIMPEMENEENES RE 


Jahresrechnung . . . de RECU RE APE 
Bericht der HS baron eSTOn LT ANSE AS 


ie —— 










An die  Enpfänger der Berichte der Schweizerischen | : < 
: “botanischen Gesellschaft, 2 


1 für die Bibliothek sind nicht 
nach Bern oder Basel, sondern nach Zürich 


zu senden an die Adresse: Bibliothek. der Schweiz. 
botanischen Gesellschaft p. adr. Herrn Dr. M. Rikli, 
Botanischer Garten in Zürich. 


On est instamment prié de ne pas adresser 
les envois pour la bibliothèque de la société 
botanique à Berne ou à Bâle maïs à Zurich 
p. adr. M. le Dr. M. Rikli, Jardin botanique. 








Verlag von K. J. WYSS in Bern. 





Graf, J. H., Prof., Dr. Einleitung in die Thecrie der Gamma- 
funktion und der Euler'schen Integrale . Fr. 2. — 

—  —  Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften 
in bernischen Landen vom Wiederaufblühen der Wissen- 

schaften bis in die neuere Zeit. Heft 1—3. Fr. 7. 20 

—  — Das Leben und Wirken des Physikers und Geodäten 
Jacques Barthélmy Micheli du Crest aus Genf, Staats- 

gefangener des alten Bern 1746 — 1766. Mit dem 

Portrait Micheli’s, einer Ansicht seines Gefangnisses 

in Aerburg und dem Facsimile seines Panorama der 


APE RUE , MER Tea 
—_ — Der Briefwechsel zwischen Jakob Steiner und Ludwig 
NOT RE NT R OR ST UE OI NAS Ne SE LN ER GES 
Prof. Ludibig SCA. ES Ann er 1520 


+ = Professor Dr. Rudolf Wolf, 1816—1893 ». 1. — 
—  — Professor Ludwig Schläfli, 1814—1895 . » 1.20 


— = Der Briefwechsel zwischen Jakob Steiner und Ludwig 
D ALU RIT ARS ANSE DIAOREr OR EE RNCR  ER ES 


Huber, G., Prof. Dr. Sternschnuppen, Feuerkugeln,  Meteorite 
und Meteorschiwärme . RAT Ie 

—  —  Forschungen auf dem Gebiete Spektr alanalyse » —. 80 
— — Die kleinen Planeten des Asteroidenringes » —, 60 
Kissling, Dr., E. Die versteinerten Thier- und Pflanzenreste in 
der Unmgebung von Bern. Excursions - Büchlein für 


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Baumberger, E. Ueber die labischer Verhültnisse am ve 
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Baltzer, A., Prof. Vom Rande der Wüste.  Populärer 
gehalten im November 1894 in der Bernischen Natur- 
forschenden Gesellschaft. Mit drei Lichtdrucktafein. 

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Bützberger, F., Dr. ÆAurzer Lehrgang der ebenen Trigonometrie 
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Fischer, Prof. L., Zweiter Nachtrag z. Verzeichniss der Gefüss- 
pflanzen des Berner-Oberlandes. mit Berücksichtigquny 
der Standortsverhältnisse, der horizontalen und verti- 
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Leist, K., Ueber den Einfluss des alpinen Standortes auf die Aus- 
bildung der Laubblätter. Mit 2 lithographischen Tafeln 

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Verlag von K. J. WYSS in Bern. 





Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft 
(Redaktion: Prof. Dr. Ed. Fischer, Bern) 


Heft  I(1891), 176 Seiten 8°, broch., mit 3 lithogr. Tafeln Fr. 4 — 
3 


5 TL (1899) 19 SRE EN Dr EEE RER LR 
ITTUA898 1 DEOCR SEE EL PER CREER DT SRE Re 
TV (T9) ABOU: SeHERSES TOR CEE RU R TR RA  E 
Mi V CI895) 144 Seiten BU en PAR EN CR RES 
VAL SIG NUILS Ses RE ER Ge RUE 
Daraus einzeln : 
Christ, Dr. H., Kleine Beiträge zur Schweizerflora . . Er. —.60 
Christ, Dr. H. Betula Murithii Gaud . . . . . . Fr. —.60 


Christ, Dr. H., Les différentes formes de Polystichum aculeatum 
(L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion, y 


compris les variétés exotiques . . . :. : . . . Er. —:60 
Christ, Dr. H., Die afrikanischen Bestandtheile in der Schweizer- 
OPA ES TE SERRE QE TEE SPA A RTE RE AE DT NOTE 
Cramer, Prof. Dr. C., Ueber das Verhältniss von Chlorodietyon 
foliosum und Ramalina retieulata . . . . . . . Fr. 2. — 
Fischer, Dr. Ed., Die Sklerotienkrankheit der Alpenrosen Ge 
tiné Rhododendri) LT PART ARS ae SR HE ME . 6Ù 
Früh, Dr. J., Der gegenwärtige Standpunkt der Torfiorschung 
Fr. — 60 

Schinz, Dr. Hans, Potamogeton Javanicus Hassk und dessen Syno- 
DV n6 NU NET DL NE AE 
Amann, J., Contributions à la flore bryologique de la Suisse 
Fr. —.60 

Jäggi, Prof. J., Der Ranunculus bellidiflorus des Joh. Gessner 
Fr. 1. — 

v. Tavel, Dr. F., Bemerkungen über den Wirthwechsel der Rost- 
DB TS RNCS PR EUR (RE Re nn 
Sehrôter, C., Neue Pflanzenreste aus der Pfahlbaute Robenhausen. 
Fr. —. 60 

Amaun, J., Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blücke 
der schweizerischen Hochebene und des Jura? . . Fr. —.60 


Erb, Jos, Ueber den Werth der Blattanatomie zur Charakterisirung 
von Juniperus communis L., J. nana Willd und J. intermedio 


SORTE SRE ; LR Te RO DCS 
Schellenberg, Dr. H. C. Ueber die Bestockungsverhältnisse von 
Molinia cocrula Mônch . . Re SE RÉ) AUS 


Studer, B., jun., Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Pilze, 
A. Wallis. Mit einem Nachtrag von Dr. Ed. Fischer und 
2 lithographischen Tafeln . . . . RCA 





- Durch jede Buchhandlung zu beziehen. 












































_ BULLETIN DE LA SOCIETE BOTANIQUE SUISSE. 








BERICHTE 


der 


schweizerischen 


BOTANISCHEN GESELLSCHART. à 


Redaktion : Prof. En. Fiscxer in BERN. 


Heft VIII. 


Mit sr eiten 


Prof. His DrvÆ Ce und Dr. M. Rrikix. 


RSS ELPNEe 


BERN. 
Druck und Verlag von K. J Wyss. 








1598. 





| 




















HOUR 








BERICHTE 


der 


schweizerischen 


BOTANISCHEN GESELLSCHAPT. 


Redaktion: Prof. En. Fiscner in BERN. 


Heft VIII. 


Mit Originalarbeiten 
von 


Prof. Büazer. Dr. H. Curisr und Dr. M. Rikzr. 


BERN. 
Druck und Verlag von K. J. Wyss. 
1898. 


LES 8 + 


PES 











Bericht 


. über die 
Thâtigkeit des Vorstandes 
der 


Schweïzerischen botanischen Gesellschaft 
im Jahre 1896— 1897. 


Hochgeehrte Herren! 


Im verflossenen Jahre hat [hr Comité zwei Sitzungen 
abgehalten: die eine am 27. März 1897 in Olten und die 
andere am 14. September 1897, hier in Engelberg. Im 
übrigen wurden die (reschäfte durch Cirkular erledigt. 

Die Angelegenheit, welche den Vorstand in erster 
Linie beschäftigte, waren die Unterhandlungen mit dem 
Central-Comité der Schweizerischen naturforschenden (Ge- 
sellschaft betreffend die Publikation von Beiträgen zur 
Kryptogamenflora der Schweiz. Wie Ihnen bereits bei 
der letztjährigen Generalversammlung mitgeteilt wurde, 
haben wir an das genannte Central-Comité ein Schreiben 
gerichtet, worin wir um finanzielle Unterstützung dieses 
Unternchmens resp. um Vermittlung einer Bundessubven- 
tion für dasselbe nachsuchten. Das eidg. Departement des 
Innern, welchem dieses Gesuch übermittelt wurde, ver- 
langte nun zunächst ausführlichere Angaben und Kosten- 
voranschläge. Dies erfolgte in der Weise, dass wir für 
den Abschluss des Unternehmens einen Zeitraum von 
12 Jahren und eine jährliche Subvention von Fr. 1200 
in Aussicht nahmen; zugleich waren wir auch in der 
Lage bereits einige Monographien zu nennen, die uns zur 
Publikation in den «Beiïiträgen von Kryptogamenflora der 
Schweiz» in Aussicht gestellt worden sind. Zu einer län- 
sern Diskussion mit dem Central-Comité der Schweizerischen 
naturforschenden Gesellschaft führte die Frage nach der 
geschäftlichen Leitung des Unternehmens. Das Central- 
Comité wünscht für dieselbe eine von der Schweizerischen 





Wissenschaftliche Mitteilungen 
vorgelesot in der 
Sitzung der botanischen Sektion 
der 
Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft 
Dienstag, den 14. September 1897, in Engelberg. 


1. Herr Prof. C. Schrôüter (Zürich) weist einen Plank- 
tonparasiten, Rhizophidium Fusus A. Fischer (Zopf) vor, 
der nur auf einer der beiden im Plankton des Zürichsees 
vorkommenden Varietäten von Fragilaria crotonensis Kitton 
schmarotzt. 

2, Derselbe bespricht die schweiïizerischen Formen der 
Fichte (Picea excelsa Link). 

3. Herr Dr. J. Huber (Parà, Brasilien) hat Photo- 
graphien aus Parà, brasilianisch Guyana und von der Insel 
Marajd an der Mündung des Amazonas eingeschiekt. 

Nach Erledigung der Traktandenliste machten die 
Teilnehmer der Sektionssitzung eine 


botanische Exkursion. 


Dieselbe wandte sich in eine der hinter Engelberg sich 
üfinenden Thalschluchten, deren obere, über dem Baumwuchs 
liesende Hühenlage nicht erreicht wurde. Der Abhang, 
auf dem sich der Wald ausbreitet, ist steil und von Blücken 
übersäet, unter denen einzelne Urgebirgsfindlinge hervor- 
treten. Es sind Buchen, Erlen (Alnus incana), Eschen 
und Rottannen, welche die hüheren Bäume bilden, dazwischen 
gedeiht das Gebüsch der subalpinen Region mit Lonicera 
nigra und alpigena, auch mit strauchigen Prunus Padus 
üppig. In besonderer Fülle sind die der subalpinen 
«Macroflor» angehôürigen Stauden und Kräuter vorhanden: 
Aconitum  Napellus, Lycoctonum und paniculatum,  Mul- 
gedium alpinum, Achillea macrophylla, Gentiana asclepiadea, 











— VII — 


und charakteristisch für diese Thäler Asperula taurina, 
die wir noch bei ca. 1300 m fanden, gleichzeitig mit 
Streptopus amplexifolius und Saxifraga rotundifolia. An 
einem Granitblock klebte eine einzelne Rosette der Saxi- 
fraga Cotyledon als versprengter Vorposten aus Uri, wo 
sie gemein ist. An den Steinmauern vor dem Walde ist 
Selaginella helvetica, Sedum hispanicum, der Genosse der 
Asperula, und sehr Zzahlreich Veronica fruticulosa vor- 
handen. 

Am meisten Interesse beanspruchten aber die in be- 
sonderer Schôünheit entwickelten Farnkräuter, von denen 
wir erwähnen : 

Polypodium vulgare, sehr gross aber typisch, ohne 
Hinneigung zu v. australe. Asplenium viride und Ruta 
muraria, aber ohne À. germanicum oder septentrionale. 
Cystopteris fragilis gross und typisch. Phegopteris Dryopteris 
und polypodioides.  Aspidium Filix mas war in der ge- 
drungenen Form parallelogrammum und der sehr grossen 
und tief eingekerbten var. deorsolobatum vorhanden. Aspid. 
montanun sehr gross. Athyrium Filix-femina in der ein- 
fachsten Form crenatum bis zu der fast doppeltgefiederten, 
sebr stattlichen v. #uwltidentatum mit sehr entfernt ge- 
stellten Fiedern und rosenrotem Blattstiel. Asprid. spinulosum 
typisch mit länglichem Blatt und kurzen Fiedern, ferner var. 
elevatum A. Br., hinneigend zur Subspecies dilatatum, dann 
diese selbst in mächtigen, sehr stark geteilten Exemplaren: 
f. tanacetifolium, und die kleine breite deltoide f. Chan- 
teriae Moore, 


Am schünsten aber waren die Aspidium der Poly- 
stichum-Gruppe vertreten. Eïinzelne À. Lonchitis, Massen 
von À. lobatum Sw. mit der schônen, besonders grossen 
und feinkammfürmig eingeschnittenen v. #icrolobum Milde, 
und endlich das in den achtziger Jahren vom sel. Dr. Thiry 
daselbst entdeckte À. Braunii Spenner, in ebenso gut 
ausgeprägten und ebenso grossen Exemplaren als es sich 
im Schwarzwald findet. Besondere Freude hatten die 
Teilnehmer der Exkursion an wenigen, aber nach Gewohn- 
heit der Bastarde besonders schün entwickelten Asp. 
lobato — Braunii, welche dieCharaktére beider Arten in leicht 
kenntlicher Mischung, mit Vorherrschen erstgenannter Art 
zeïigten und sich durch sehr zahlreiche aber nach Art des 
A. Braunii scharf getrennte Sori und deutlich kurzgestielte 
Fiederchen auszeichneten; letzteres Merkmal war uns etwas 
befremdlich, weil es die Pflanze stark dem in unserm 
ganzen nürdlichen Alpengebiet fehlenden À. aculeatum Su. 








AMC: E Jen Le 





(bei Locarno zahlreich) annähert. Die Blätter unseres 
Bastardes sind entschieden winterbeständig. Nur ein 
kleiner Stock wurde gefunden. den man als À. Braunii — 
lobatum ansprechen darf, mit Vorherrschen der Charaktere 
ersterer Art. 


Lycopodium Selago in 3 dem. langen Stücken zierte 
die Blücke. 


Das sehr ungünstige Wetter versagte uns, auf der 
Gerschni-Alp dem dort s. Zeit von Zabel in Münden sig- 
nalisierten Botrychium simplexz Hitchk. nachzugehen. 


DR; Pr s 


“| 





» 


Auszug 


aus der 


dahres-Rechnung der sehweizer. botanischen (resellsehalt 


vom 1. Januar 1896 bis 31. Dezember 1896. 








Einnahmen. 
Mitétiedenbeitrager te 7 ni ne RS RENE Of re 
POS ET TOR Een En EL end ae en 9. — 
PNR SEE PR OR re re ee rs 
A'usserordenthehes Beiträme 2 Ur Jen er 9:55 
Summa Einnahmen Fr. 639. 10 

Ausgaben. 
Passiv-Saldo letzter Rechnung . . . . . Fr. 26. — 
BénicnhiemdeniGeselischalit en rene ee So TS 
VérseMedenene en REA Se ES er en 46 LR 
Summa Ausgaben Fr. 585. 10 
Bilanz. 

BAR ARR EN ES A ME ae NT 09010 
ATIS DA D OT Eure PA UE Re Sur ee cHDBoCl0 
ARNO O RER PASTEUR CRE TNA 

Reservefonds. 

Ist im Rechnungsjahr unverändert geblieben 

RM re Re SUR Re OO A) 


Der Kassier: 


B. Studer, Apotheker. 


Eingänge für die Bibliothek 


vom 1. Februar 1897 bis 1. März 1898. 


I. Einzelwerke, Separatabdrücke etc. 


Badoux. Accroissement en longueur d’un rameau de Gly- 
cine. Erschienen in Bd. 11, (1897), Nr. 2 der Schweiz. 
Zeitschrift für Forstwesen. 

Baltzer. Nachträge zum Interglacial von Pianico-Sellere. 
Sep. Neues Jahrbuch für Mineralogie. Bd. IT, $. 105. 
1897. 

Brunnthaler, J. Ueber eine monstrüse Wuchsform von Poly- 
porus squamosus {Huds). Sep. zoolog. bot. Gesell- 
schaft. Wien, 1896. 

Bucholtz, F. Zur Entwicklungsgæeschichte der Tuberaceen. 
Sep. Berichte der deutschen bot. Gesellschaft. Bd. 
XV, S. 211—226. 

Chabert, Dr. Alf. «Les plantes sauvages comestibles de la 
Savoie». (Crenève, 1897. 

— — De l’emploi populaire des plantes sauvages en Savoie. 
Chambery, 1597. 

— — De Tunis à Tyout. (Extrait du bulletin de la société 
bot. de France. Tom. 44.) p. 355—369. 

Eliasson, A. G. Fungi upsalienses. Stockholm, 1897. 

Erb, J. Ueber den Werth der Blattanatomie zur Charak- 
terisierung von Juniperus communis L, J. nana Willd 
u. J. intermedia Schur. Sep. d. Berichte d. schweiz. 
bot. Gesellschaft, Bd. VIT, 1897. 

Fischer. Ed. Observations sur les Urédinées. Sep. Archives 
des sciences physiques et nat. Bd.101. Genève, 1896. 

— -- Beiträge zur Kenntnis der schweiz. Rostpilze. 
Uromyces Dietelianus n. sp. Sep.-Abdr. Bulletin de 
l’herbier Boissier, Bd. V. Nr. 5. $S. 393. 

— — Beiträge zur Kenntnis der schweizerischen Rostpilze 
Puceinia Aecidii Leucanthuni nov. sp. u. P. Caricis 
montanae nov. sp. Sep.-Abdr. Bulletin de l’herbier 
Boissier VI, Nr. 1. 





D HAE Le Sie 


rer NUIT 


Kôhne. «Ueber einige Cornus-Arten, besonders C. macro- 
phylla Wall u. C. corynostylis n. spec. Sep. Abdr. 
«Gartenfi.> 1896, S. 236—239 u. S. 284— 288. 

— — Cornus brachypoda. C. A. Mey. Sep.-Abdr. «Gartenfl.» 
S. 94— 96, 1897. 

— — Philadelphus. Sep.-Abdr. «Gartenfl.», 1896, $S. 450 ff. 

Schube, Th. Die Verbreitung der Gefässpflanzen in Schle- 
sien nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kennt- 
nisse. Breslau, 1898. 

Smith, Erwin. The black rot of the cabbage. Washington, 
1898. U.S. Depart. of agriculture, Farmers’ Bulle- 
TInUNr. 68: 

Ulrich. Beiträge zur bündnerischen Volksbotanik. Davos, 
1897. 

Woods, Alb. The Bermuda lily Disease, Washington, 1897. 


II. Periodische Schriften im Tauschverkehr. 


Basel. Verhandlungen der naturforschenden (Gesellschaft, 
Bd. XI, Heft 3, 1897. 

Berlin. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz 
Brandenburg, 38. u. 39. Jahrg. 1896 u. 1897. 
Bonn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der 
preussischen Rheinlande, Westfalens und des Re- 
gierungsbezirkes Osnabrück, 53. Jahrg. 1896, 2te 

Hälfte; 54. Jahrg. 1897, lte Hälfte. 

Bonn. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellsch. 
für Natur- und Heïlkunde. Bonn, 1896, 2. Hälfte; 
Bonn, 1897, 1. Hälfte. 

Bern. Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in 
Bern pro 1895 und 1896. 

Bremen. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins, 
Bd. XIV, Heft 2. 

Breslau. T4. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für 
vaterländische Kultur mit Ergänzungsheft : Littera- 
tur der Landes- und Volkskunde der Prov.Schlesien, 
1896. 

Cassel. Botanisches Centralblatt, Bd. VI, Heft 6 u. 7. 
Cherbourg. Mémoires de la soc. nation. des sciences nat. 
et math. de Cherbourg, Tom. XXX, 1896/97. 
Chur. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft 
Graubündens. Neue Folge, XL. Bd., Vereinsjahr 

1896/97. : 

Cincinnati (Ohio). The journal of the Cincinnati Society of 

natural history vol. XIX. 











ia 
Nr 
> 

Le 
23 
17 
FT. 


— XV — 


Weimar. Mitteilungen des thüring. bot. Vereins. Neue 


Folge, Heft X, 1897. 


Wien. Annalen des k. k. naturh. Hofmuseums, Bd. XI, 1—4: 
Bd. II. 1. — 


— — Verhandlungen der Kk. K. zoolog.-bot. Gesellschaft, 


Bd. 46, Heft 10, 1896. 


Zürich. Vierteljahresschrift der naturf. Gesellschaft in 
Zürich, Bd. 41, (Supplement), Bd. 42, 189%. 


Der Bibliothekar: 
Dr M Rire 











à 
+ 








Mitteilungen 


aus dem 


botanischen Museum des eïdgenüssischen Polytechnikums 
in Zürich. 


4. Die mitteleuropäischen Arten der Gattung 
Ulex. :) 
Von Dr. M. Rikli. 

DC. Prodr. I, 144 [1825]; — Koch. Synop- 
sis ed IT, 130 [1857]; Eichler, Blütendiagramme 
515—517 [1878]; Bertoloni F1. Ital. VII, 366; 
Willkomm. Forstl. F1. S. 907 [1887]; Taubert 
Nat. Pf. IIT, 3, S. 238 [1894]; Nyman Consp. fl. 
Europ. 148, suppl. II, 82 [1890]. 

Kelch bis zur Basis zweilippig- 
geteilt, Oberlippe breiter 2 zähnig, Unterlippe 
schmaler, scharf 3 zähnig, gelblich häutig und 
bis zur Fruchtreife bleibend. Blumenblätter 
Ruiz -Demavelht,*kürzer -Dis-:wenipg 
länger als der Kelch (hôchstens 1/2 so 


1) Vorliegende kleine Arbeit über Ulex ist eigentlich 
für die Synopsis der mitteleuropaeischen Flora von P. Ascherson 
und P, Graebner bestimmt. Den verehrten Fachgenossen wäre 
ich für Vervollständigung meiner Materialien über Ulex und die 
übrigen Genera der Genisteen sehr zum Dank verpflichtet. 

Ulex bei Plinius eine nicht sicher bekannte Pflanze, nach 
Fraas — Anthyllis Hermanniae L., weil sie in feuchtem Boden (in 
uligine) wächst; siche Leunis, Synopsis Bd. Il, $ 278, $S. 377 
(1877). 

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REC 0h Len te 
NET UETÉES ARR PEN 





Le A SR EU 


lang), unter sich beinahe gleichlang. Fahne: 
eiformig, vorn schwach ausgerandet, kahl. Flügel 
länglich-stumpf, am Grunde auf der dorsalen 
Seite mit vereinzelten Haaren. Schiffchen abge- 
rundet stumpf, längs des Kielrandes bis 
zur Spitze miteiner wollig-zottigen 
Haarleiste. Fruchtknoten sitzend, dicht 
zottig-behaart. Griffel vorn schwach aufsteigend, 
mit endständiger, kopfiger Narbe. Hülsen 
eiformig, meist aufgedunsen, kürzer oder 
kaum länger als der Kelch (nurbeid- 
sect. Stauracanthus u. Nepa v. d. iberischen 
Halbinsel, doppelt so lang als der Kelch) arm- 
samig (meist 2- oder 5-samig). 

Keimpflanzen mit dreiteiligen Primordial- 
blättchen 1); Blätter aber später?) sehr bald bis 
auf den dornigen Blattstiel oder zu einer kleinen 
Schuppe reduciert. Nebenblätter fehlend. Sehr 
dornige Sträucher, mit gestreift, dornig-stechen- 
den Zweigen und Blattstielen. 








1) Siehe Abbildung Nr. 268 in Vol. I: Lubbock John. 
A. Contribution to our Knowledge of seedlings. London, 1892. 

?) Anfang April 1897 sammelte ich in der Pineta von 
Viaregcio, nôrdlich von Pisa neben blühenden, auch vegetative 
Zweige von U. europaeus L., bei denen die obersten Axillär- 
knospen zu 15—20 em langen, gewüôhnlichen Laubtrieben aus- 
sgewachsen waren. Diese zum Teil selbst wieder verzweigten 
Triebe waren flaumig-zottig abstehend behaart und trugen zarte, 
lineal-pfriemliche, einfache Laubblättchen, die jeweilen in eine 
feine, noch nicht dornige Stachelspitze endeten. An der Basis 
dieses Triebes fanden sich immer je 1—3 kleine, ovale Blätt- 
chen. Es sind dies jedenfalls (durch das relativ-feuchtere Klima 
dieser Jahreszeit) bedingte Frühjahrstriebe, welche später 
wohl auch die für Ulex so charakteristische Rutensprossform an- 
nehmen dürften. 





A 


Axillärknospen zu kurzen Dornzweigen aus- 
gewachsen. Blüten immer gelb, mit kurzen be- 
haarten Stielchen, einzeln oder gezweit an ver- 
kümmerten Traubenaxen, die aus den Blatt- 
achseln der Langtriebe oder der seitlichen Dorn- 
zweige entspringen (Blüten also an der tertiären 
oder quartären Achse), am Ende der Haupttriebe 
traubig, zuweilen beinahe doldig gehäuft. Deck- 
blättchen') klein, aber unmittelbar unter dem 
Kelch immer zwei ziemlich breite Vorblättchen. 
— Ca. 25 Arten, vorzüglich im atlantischen Eu- 
ropa und nordwestlichen Afrika, das Masse n- 
Centrum dieser Gattung findet sich 
auf der Pyrenäenhalbinsel, welche 
nicht weniger als 14 endemische Arten besitzt. 


4. Sect. Euulex. (Willkomm), Staubgefäisse und 
Griflel vom Schiffchen eingeschlossen.  Hülse 
eifürmig-länglich, kürzer oder kaum länger als 
der Kelch, mit 2—4 Samen. 


I. Kelche ‘}; kürzer als die Blüte, dicht 
wollig-behaart. Vorblättchen unmittelbar unter 
dem Kelch, rundlich-oval, breiter als das Blüten- 
stielchen. Fahne kahl, schwach-nervig, breit- 
oval, vorn ausgerandet, plôtzlich in den Nagel 
verjüngt. Flügel länger als das Schiffchen. 
Hülse etwas länger als der Kelch, ca. 16—20 mm, 
bärtig-zottisg. Samen olivengrün, mit vertieftem 
ovalem Nabel. 


1) Oft finden sich am Grunde des Blütenstielchens neben 
einem deutlichen Deckblättchen noch mehrere jedoch meist sehr 
kleine Schüppchen, die wohl der reduzierten Traubenachse an- 
sgehôren dürften. 





U. europaeus L. Heckensame, Stech- 
oder Heideginster, Gaspeldorn. 

Gaspeldorn, Hecksame (Westfalen). 
niederl.: Doorn. ; 

franz.: l’Ajonc d'Europe. 

ital.: Ginestrone spinoso, Ginestre marina; 

ticin.: Ginestra spinosa; 

ital.: Vulgärnamen: Nepa, Striggia, 
Sardici, Spalatrone. 

fh von 1—2 m Hôühe mit grossen 18—22 mm 
langen, intensiv gelben Blüten, mit aufrechtem, 
und in der Längsrichtung gerilltem, sehr ästigen, 
abstehend-behaartem Stengel. Blätter zahlreich, 
lederartig-steif, lineal-nadelig, an der Spitze je- 
weilen in einen Dorn endigend, und mit dorn- 
artigen Achselzweigen. — Fruchtkelche dicht 
weisslich-wollig behaart, Kelchnerven durch die 
Behaarung vollständig verdeckt; Floralblâätter 
kürzer als das ca. 6—9 mm lange Blütenstiel- 
chen. Deckblättchen länglich ca. 3 mm, dicht- 
wollig, anliegend-behaart.  Blütenstiele dicht, 
teilweise abstehend behaart. Schiffchen gerade, 
ziemlich verwachsen blätterig, an 
der unteren Seite mit einer Haarleiste. Flügel 
länglich-stumpf, breiter als das Schiffchen, gegen 
die Basis auf der dorsalen Kante mit einzelnen 
Wimperhaaren. 

Bildet dicke, undurchdringliche steifblätt- 
rige, dornenreiche, immergrüne Xerophyten- 
gebüsche, von schmutzig-grünem Aussehen. 
Mit ihren pinoiden, eine sehr geringe Ver- 
dunstungsfläche besitzenden Blättern und ihren 








rasch verdornenden Zweigen gehôrt die Pflanze 
zu dem Typus der Rutensprossgewächse (War- 
ming ükol. Pfl. geogr. S. 75 u. 184). AlsKkalk- 
fliehende Pflanze bevorzugt sie lockeren 
Sandboden oder etwas schweren, lehmartigen 
Untergrund, sie bildet daher vielfach im nôrdl. 
Deutschland einen charakteristischen 
Bestandteil der Niederungsheide, 
wo sie zuweilen fürmlich bestandbildend auftritt. 
(Drude, Pflanzengeogr. v. Deutschl. I, 356 u. 376). 
In Coniferen und Eichenwäldern tritt U. euro- 
paeus L. auch gerne als Unterholz auf, z. B. in 
der berühmten Pineta bei Viareggio (Toscana). 

Eine Pflanze, deren Massencentrum im at- 
lantischen Europa, besonders im westl. 
Teil der iberischen Halbinsel liegt (Willkomm, 
Grundzüge d. Pflanzenverbr. auf d. iber. Halb- 
insel S. 122—131), von wo sie längs den atlanti- 
schen Küsten Frankreichs und Englands bis ins 
nôrdl. Schottland vordringt und auch längs der 
Nordküste von Frankreich nach Osten ausstrahlt, 
erreicht sie in unserem Gebiet') ihre ab- 
solute Ostgrenze. Sie bildet im westl. 
Norddeutschland noch stellenweise dichte Be- 
stände und darf in Cleve, am Niederrhein, in 
Westfalen und bis Osnabrück in Hannover ent- 
schieden als spontan bezeichnet werden. Von 
hier aus jedoch die Südostgrenze der Pflanze mit 
Sicherheit zu bestimmen, dürfte wohl kaum 


1) «In unserem Gebiet» bedeutet das von der Synopsis 
der mitteleuropaeischen Flora von P. Ascherson und P, Graebner 
umfasste Florengebiet. 


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Em e  LES 


môglich sein, da die Pflanze am Ende des 
XVIIT. Jahrhunderts in den betreffenden Gebieten 
vielfach angeflanzt wurde und sich seither sub- 
spontan erhalten hat. [Griesebach: Veget. d. 
Erde I, 97 (1872)]. Alle Versuche den Stech- 
oinster auch in Mitteldeutschland anzupflanzen 
sind gescheitert, da er streng an ein ozeani- 
sches Kliim a gebunden ist und nach Griese- 
bach (1, 97) hôchstens einen Küstenabstand von 
ca. 20 geogr. Meilen erträgt, im Binnenlande da- 
gegen im Winter bis auf die unterirdischen Teile 
erfriert. So fehlt er schon in Hessen, Franken, 
Thüringen und im Harzgebiet. Nur längs den 
klimatisch begünstigten grossen Flussthälern ver- 
mag er etwas weiter ins Land einzudringen, so 
lings des Elbe-Oderthals. Als subspontane 
Standorte werden hier angegeben, Quellendorf 
bei Dessau, Pirna, Hoyerswerda links von der 
Kosakenbrücke, Bautzen, Herrnhut (Gerndt, Glie- 
derung d. deutschen Flora, Zwickau 1876), ferner 
ob. Weistritz und bei Ottmachau in Schlesien 
(Fick, F1. v. Schlesien, 1881); letzterer Fundort 
dürfte wohl der am weitesten nach Südosten vor- 
geschobene Standort Norddeutschlands sein. Ein 
ähnliches versprengtes, jedoch wohl auch nur 
verwildertes Vorkommen findet sich bei Zwei- 
brücken in der Pfalz. 

Die Flora von Hannover und Mecklenburg 
gibt noch eine stattliche Anzahl von Standorten 
an, wir fanden in diesem Gebiet noch 55 An- 
gaben, welche aber wohl auch meistens auf 
ehemalige Kultur zurückzuführen sind. Von 


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Interesse dürfte vielleicht noch sein, dass mit 
dem Vorräücken nach Osten die Pflanze sich 
immer mehr an die Küste hält und das Vor- 
dringen ins innere Land mehr und mehr meidet. 
Die ôstlichsten Fundorte sind etwa bei Ginst 
auf Rügen, am Galenbeckersee bei Strassburg 
in der Ukermark und bei Politz an der Oder, 
nôrdl. von Stettin zu suchen. Von Hamburg 
aus strahlt die Pflanze dann ferner nordwärts 
längs der Küste von Schleswig-Holstein nach 
Dänemark aus. 

Ein zweites Verbreitungscentrum der Hecken- 
same findet sich an der Südgrenze unseres Ge- 
bietes. Im südwestl. Frankreich ist dieselbe nur 
vereinzelt, sie findet sich etwas reichlicher im 
Dép. du Var, überspringt dann die ganze Riviera, 
um bei Parma, in der Gegend von Spezzia und 
an verschiedenen Stellen der Toscana wieder 
oft sehr reichlich aufzutreten. Ein merk- 
würdig versprengter Standort findet sich dann 
endlich noch bei S. Bernardo, nôrdl. von Lugano 
im südl. Tessin, jetzt wohl der einzige Fundort 
in den Südalpen, da die Pflanze um Como 
(Hegetschweiler) und im Gandelhofe bei Gries, 
nôrdl. von Bozen ausgestorben ist (Hausmann). 

Lecogq gibt als Hôhengrenze des Stech- 
ginsters in Europa 1100 m an; er blüht in südl. 
Gebiet Ende März bis Mai und mehr vereinzelt 
beinahe das ganze Jahr, in Norddeutschland im 
Mai und Juni. 

U. europaeus L. Spec. plant. I, S. 241 (1753); 
— U. compositus Münch. Meth. S. 289 (1794); 


— U. grandiflorus Pourr. in. Mém. de l’Acad. 
de Toul. IT, S. 333 (1788); — U. vernalis Thore 
Ess. d’une chlor. du depart. d. Landes. $S. 299 
(1803); — Ù. strictus Mackay. in Transact. of 
the Roy. Ir. Acad. XIV, S. 166 (1824); — U. ar- 
moricanus Mabille, in Act. Linn. Soc. Bord XXV. 
024 (1864); — U. floridus Salisb. Prod. 329; — 
U. hibernicus G. Don. Gen. Syst. II, 148; — 
U. major Thore. Ess. Chlor. Land. 299; — 
U. mitis Hort. ex. G. Don in Loud Hort. Brit. 


280; — U. opistolepis, Webb, in Ann. Sc. 
Nat. Sér. XVII, 291 (1852); — Nym. Con- 
spect. 148. 


Abbildungen: F1. dan. IV, T. 608: — 
Sm. Engl. Bot. Ii, T. 742; — Schkubhr: 
Handb. T. 196; — Nouv. Duham. 1, T. 59; — 
Lam. Encyclo. méth, illust. T. 621. — Guimp, 
Abbildg. deutsch. Holzart. 2, T.193;—Baxter, 
Brit. bot. 3, T. 92; — Reichenbach, Icones 
plant. Germ. Bd. 20, T. 17 (MMLXVII). 

Der Heckensame zeigt in unserem Gebiete 
geringe Neigung abweichende Formen zu bilden. 
Besonders auffallend ist eine var. inermis (L.V i 1- 
morin in Compt. Rend. de l’Acad. des Sc. de 
Paris, Febr. 1850), deren Zweige keine Spur von 
Dornbildung zeigen. Die meist einfachen Blätter 
künnen gelegentlich, besonders an den unteren 
Zweigen dreizähligsein(Kôühne, Deutsch. 
Dendrologie. S. 328 (1893). Die für die ruten- 
artigen Genisteen sonst nicht seltenen Fas- 
ciationen der Zweige scheinen bei dieser Art 
selten zu sein (Essai de térat. in mém. de l’Acad. 








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des Sc. de Toulouse IT, Clos, p. 40). Die Füllung 
der Blüten erfolgt vorzüglich durch seriale, oft 
drei- und mehrfache Verdoppelung der einzelnen 
Kronblätter (Ch. Morren in Clusia p. 51; 
Gard: -Chron: 1879; p. 730 u.-1884 TL, p::610): 
Moquin-Tandon IV, p. 198 führt jedoch auch 
petaloïde Ausbildung der Staubgefässe an. N.Col- 
gan bespricht im Journal of Botany, London 
1885, p. 157 eine eigentümliche Form von U. 
europ., deren Blüten an der Spitze der Fahne 
beiderseits einen senkrechten, zurückgeschlage- 
nen, blumenblattartio- gefärbten Lappen tragen 
(siehe auch Penzig, Pflanzenteratologie Ba. I, 
318). — Eine var. biferus Taslé ap. Arrondeau 
Cat. pl. Morbihan, p. 24; zeigt eine zweite Blüte- 
zeit im August und besitzt Blüten, deren Stiel- 
chen gegen die Mitte mit länglich-lanzettlichen 
Deckblättchen versehen sind. Diese Abart dürfte 
vielleicht unser Gebiet noch im Nordwesten er- 
reichen. 

In den wärmeren Teilen Mitteleuropas zu- 
weilen als Zierstrau ch angepflanzt, z. T. mit 
gefüllten Blüten (so in den Gärten des Elsass, 
häufig, Willkomm, Forstl. Flora, 1887, S. 907), 
sowie auch wegen ihren sparrigen, dornigen 
Aesten häufig zur Anlage von Naturhecken 
(daher wohl Heckensame) verwendet. Früher 
scheint die Pflanze zu diesem Zwecke vielfach 
angepflanzt worden zu sein, jedenfalls sind alle 
Standortsangaben der Pflanze in Elsass und 
Lothringen auf solche Kulturen zurückzuführen 
(siehe Willkomm, Forstl. Flora, S. 907) und auch 


Rene 


sämmtliche cisalpine, schweizerischer Standorte 
sind subspontan. Die Angaben aus der franzü- 
sischen Schweiz, wie z. B. embouchure de 
l’Areuse, Kt. Neuenburg an 2 Stellen von Jean- 
jaquet und Sessler; Lausanne, Chillon und 
La Batie bei Genf sind, wie mir Prof. Tripet in 
Neuenburg und Prof. Wilezeck von Lausanne 
brieflich mitteilen, ursprüngliche Gartenflücht- 
linge; die Pflanze wird übrigens zuweilen jetzt 
noch im Kt. Neuenburg als Naturhecke ange- 
pflanzt (Godet, Flore du Jura, p. 142). In der Ost- 
schweiz findet sich der Heideginster nur zwischen 
dem Brandtobel und der Teuferegg ob St. Gallen, 
woselbst sie sicher zur Befestigung des Bodens 
angeflanzt wurde. Nach Wartmann und 
Schlatter scheint sich die Pflanze daselbst 
allmählich einzubürgern, es ist dies mit 850 m 
zugleich der hôüchste Standort der Pflanze in der 
Schweiz. 

Die ganze Pflanze ist ferner als Brenn- 
material brauchbar, die Blüten enthalten 
einen gelben Farbstoff. Die wegen den 
Stacheln zuvor gequetschten Blätter liefern be- 
sonders jung ein gesundes Futter für 
Pferde, in Frankreich wird eine nicht ver- 
holzte Spielart als gutes Viehfutter und 
als Nahrung für Wild angepriesen (Leunis, 
Synopsis 1885, Bd. IT, $S. 98). 

Hauptverbreitungsgebiet — atlan- 
tische Flora der iberischen Halbinsel westliches 
und nôrdliches Frankreich, England, Schottland 
und Irland. 








M PT Fra 


II. Kelch so lang oder nahezu so lang als 
die Blüte. Vorblättchen unmittelbar unter dem 
Kelch ziemlich gleich breit oder schmaler als 
das Blütenstielchen. Fahne oval oder länglich- 
oval, kahl, sich allmählich in den kurzen Nabel 
verjüngend. Hülse so lang oder kaum länger 
als der Kelch, ca. 8—12 mm sammetig-behaart. 
Samen olivengrün, mit rundlichem nicht ver- 
tieftem Nabel. 

a. U. nanus Forst. 

Homes 3 do Hohe:= mit skléinen:, 
kaum 10 mm langen, gelben Blüten und 
sparrigen, gefurchten, oft niederliegend-auf- 
steigenden sehr ästigen') und abstehend be- 
haarten Stengeln. Blätter sehr zahlreïich, 
gedrängt, lederartig, schmal, vom Grunde 
an Zzugespitzt, an der Spitze jewetlen in einen 
Dorn endend und mit kurzen dornartigen 
Achselzweigen. Kelch sehr fein anliegend, kurz, 
haarig. Fruchtkelche dunkelbraun 
kahl, beinahe glänzend. Kelchnerven 
meist deutlich vorragend. Floralblätter länger 
als das nur 3—4 mm lange, dicht kurz-haarige 
Blütenstielchen.  Deckblättchen länglich, sehr 
klein (etwa 1 mm), kurzhaarig. Fahne deut- 
lich rôtlich-nervig, länglich oval, vorn 
schwach ausgerandet. Schiffchen schwach ge- 
krümmt, aus 2vollständigfreien Blätt- 
chen bestehend, am Kiel mit deutlicher 
Haarleiste. Klügel etwa so la n g aber schma- 


1) Der Hauptstengel ist am Ende oft gabelig bis doldig ver- 
zweigt, siehe ferner W ydler in Flora (1860) p. 17 ff. 


RO re 


ler als das Schiffchen, am Grunde ohne Haare. 
Hülse von der Länge des Kelches 10—12 mm 
lang, auf ca. 5 mm Breite. 

BevorzugtSilikatgesteine und Sandalluvionen, 
auch auf mit Ton vermengtem Sand, gedeiht er 
sehr gut. Ein Bewohner der Ebene und der 
montanen Region (besonders im Süden) geht 
er hôchstens bis zu 1200 m. In seiner Ver- 
breitung meidet er noch mehr das Binnenland 
als Ü. europaeus; eine durchaus ozea- 
nisch-atlantische Pflanze berührt sie 
daher unser Gebiet nur an deren Nordwest- und 
Südwestgrenze, wo wir sie in Belgien und im 
südwestlichen Frankreich, jedoch nur vereinzelt 
antreffen, so z. B. bei Montbrisson, Lyon, St. 
Etienne und bei Marseille. !) Pflanze des Spät- 
sommers und Herbstes, vom August bis Ende 
Oktober blühend. 

U. nanus Forst. in Symons, Syn. 160; Sm. 
Fl:Brit: 707. 

U. autumnalis Thore, Ess. Chlor. Land. 299; 
— U. europaeus (Brot.) F1. Lusit. IT, 78; — 
minor Roth., Catalect. fasc. T, 83; U.nanus &. 
typicalis Bab.in Ann. nat. hist. V, p.302—305. 

Abbildungen: Reichb. Icon. Germ. 
Tome XX, Tafel 17. 

Eine etwas abweichende Form +. longis- 

1) Rouy und Foucauld, Flore de France Tome IV, 245 (1897) 
bestreiten zwar das Vorkommen von U. nanus Forst. in der 
Mittelmeerregion Frankreichs. Wir besitzen jedoch die Pflanze 
im herb. helv. von S. Etienne von Clastien, von Lyon aus dem 


herb. Jord. und von Marseille, letztere Etiquette allerdings von 
fraglicher Herkunft. 








pinosus wird von Rouy und Foucauld beschrie- 
ben. Die primären Dornen sind 12—18 mm lang, 
diejenigen der Blütenregion erreichen die Spitze 
der Blüten oder überragen dieselben sogar. Ex- 
sicc. Magn. FI. sel., nr. 803; Baenitz Herb. 
Europ., ann., 1877 (Angl.). Diese Form findet 
sich im dép. du Rhône und künnte daher müg- 
licherweise auch noch unserem Gebiete ange- 
hüren. 

Das (Gesamtverbreitungsgebiet dieser Art 
umfasst hôüchstens den 7. Teil desjenigen von 
U. europaeus L. In der iberischen Halbinsel 
bevorzugt er mehr die westlichen und nordwest- 
lichen Gebiete bis etwa zum 40° nôrdlicher Breite, 
in Frankreich hält er sich ziemlich streng an 
die atlantische Küste, und in Grossbritannien 
geht er nur bis ins südliche Schottland. 

b. ÜU. parviflorus (Pourr.). 

h bis 1 m hoch, mit mittelgrossen 10—12 mm 
langen, gelben Blüten. Stengel gefurcht, kräf- 
tiger als an U. nanus Forst., ziemlich regel- 
mâssig traubig-ästig. Blätter spär- 
Frch,-entfernt; starkVerkürzt, leder- 
artig-steif, lineal-lanzett in eine Dornspitze endend 
und mit dornartigen Achselzweigen. Kelche erst 
grünlich, alsdann gelb, Fruchtkelche hellbraun, 
beide fein anliescend behaart. Kelchnerven ver- 
wischt. Fioralblätter k ü r ze r als das anliegend- 
kurzhaarige ca. 5 mm lange Blütenstielchen. 
Deckblättchen sehr klein, kaum 1 mm lang, 
rundlich, fein-kurzhaarig, Fahne schwach- 
nervig, Oval, kaum ausgerandet. Schiffchen ge- 





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Wir ” res Se TEE 


Re (is 


rade aus 2, mehr oder weniger freien Blumen- 
blättern bestehend, mit Haarleiste am Kiel und 
gesgen die Spitze auf beiden Seiten mit ver- 
einzelten Haaren. Flügel kürzer als das 
Schiffchen, länglich-oval, am Grunde ohne dor- 
sale Wimperhaare. Hülsen 8—10 mm lang und 
ca. 5 mm Breite, etwas länger als der Kelch. 

Sterile unkultivierte Orte, besonders auf 
Sandboden. Nur im äussersten Südwesten des 
Gebietes, besonders in den beiden dép. Bouches 
du Rhône und Var, so bei Arles. Marseille, 
Ste-Marouerite près de Toulon. Eine im April 
blühende Frühjahrspflanze. 

U. parvifiorus Pourr: in: Mém:,; Acad. 
Toul. IIT (1788); — U. australis, Roxas Clem. 
Ensay. Vid. 291. U. europaeus Savi (?) Alb. 
Tosc. 1, 228; — U. provincialis Lois! in Desv. 
Journ. Bot. II (1809) 361. 

Abbildungen: Reichb. Icones Germ. 
L: XXs-Latelel 

Die Art variert hauptsächlich in der Aus- 
bildung der Dornen. Rouy und Foucauld unter- 
scheiden in ihrer Flore de Fr. T. 1V, 245 (1897) 
folgende drei Formen. «) genuinus (Rouy und 
Foucauld). Dornen kräftig stechend, gerade oder 
schwach gekrümmt. f) recurvatus Willk. Suppl. 
Prodr. fl. Hisp., p. 255; U. recurvatus Willk. et. 
Lge. Prodr. fl. Hisp., 8, p. 448; U. parviflorus 
Losc: Pardo “Ser- in conf;-ed 2/91 (pr); 
Dornen sehr kräftig, stechend und besonders die 
blütenständigen an der Basis stark gekrümmt. 
Pflanze kräftiger als «&. 7) tenuior (Ret: F.); 


U=Provineialis Lois! Notice, p. 105, t.:6, f. 2 
Énsape Desv Jouin Bot 2,1 193:"1018."E 1 
Gall., ed. IT, p. 111. — Dornen schwächer, kaum 
stechend, gerade ; Pflanze schmächtiger als «. 

Von den 3 Ulex unseres Gebietes, besitzt 
U. parviflorus (Pourr.) das kleinste Verbreitungs- 
gebiet, sie findet sich nur in Spanien, besonders 
im Süden und Osten und in Südfrankreich. 


U. Europaeus LX. nana Forst. zwischen 
diesen beiden Arten kommen nach Le Jolis beï 
Cherbourg mancherlei Zwischenformen vor, die 
früher vielfach als hybrid aufgefasst wurden. 
Eine konstante Mittelform ist U. Gallii (Planch) 
in Ann. SC. Nat.-Sér. TT, XI (1849), "213; :6. 9. 
Die Hybridität môochten wir jedoch stark be- 
zWelfeln, da sie in Gegenden vorkommt, wo eine 
der beiden Eltern fehlt. Auffällig bleibt auch 
die verspätete Blütezeit vom Ende August bis in 
Dezember. Die Samen reifen selten aus und 
zwar erst im nächsten Frühjahr. (Rouy et. FE. 
Pede Pr -IV222% 

B. Sect. Nepa, Webb. (als Gatt.). Staubgefässe 
und Griffel vorragend. Hülse eiformig, doppelt 
so lang als der Kelch, mit 1—3 Samen 

Mit 4 auf der iberischen Halbinsel ein- 
heimischen Arten, wovon U. Webbianus Coss 
noch nach Nordafrika ausstrah]t. 

C. Sect. Stauracanthus, Lk. (ais Gatt.), Hülse 
Spitz, wenigstens doppelt so lang als der Kelch, 
bis 6 samig. 3 Arten auf der iberischen Halb- 
insel. 


Betula carpathica W. Kit. in der Schweiz. 
von 
EUCRrIiS TE 

Bei einem Aufenthalt in Klosters im August 
1896 fielen mir die zahlreichen kleinen Birken 
sehr auf, welche in dem subalpinen Wald zwischen 
diesem Dorf und der Alp Sardasea in zahlreichen 
Gruppen vorkommen und einzeln längs dem 
Bache bis zum Dorfe selbst herabsteigen. Sie 
boten in der Gesamterscheinung grosse, ja frap- 
pante Analogie mit B. Murithii Gaud., die ich im 
Heft V.1895 dieser Berichte beschrieben und abge- 
bildet habe. Ich sandte von Klosters aus frische 
Exemplare an meinen Freund Prof. Schræter, der 
sie als B. carpathica Waldst. Kit. apud. Willd. spec. 
4 pag. 464 erkannte, mit welcher Bestimmung 
meine spätere Untersuchung übereinkommt. Die 
Pflanze bildet ein knorriges, bis 3 Meter hohes, 
nach oben stark und fast besenartig verästeltes 
Bäumchen, jedoch ist der Hauptstamm deutlich 
markiert, bis armsdick, und mit einer wenig 
glatten und nie rein weissen, sondern graulich- 
weissen Epidermis versehen, die durch viele 
schwärzliche runzelige Borkenteile unterbrochen 
ist. Die Aeste und Zweige sind aufrecht bis 
horizontal abstehend, nie hängend, der Wipfel 











des Bäumchens nie verlängert, sondern die Krone 
breit, oval endigend. Im einzelnen kommt die 
Pflanze mit der vortrefflichen Abbildung bei 
Reichenb. Icon. XII, Tab. 624. N. 1284 ziemlich 
cut überein. 

Sie ist durchaus kahl, die weiblichen Kätz- 
chen (der Reïfe nahe) sind kurz gestielt (Stiel 
1/2 bis 1 cm., Kätzchen 2 cm.) Stiele und Kätz- 
chen aufrecht abstehend. Die Blätter sind un- 
regelmässig und tief doppelt gesägt, entschieden 
breiter als das Bild bei Reichenb., sehr breit 
oval, mit abgerundeter Basis, und wesentlich 
kürzer zugespitzt als auf dem Bilde, jedoch 
herrscht der Längen- über den Breitendurch- 
messer stets etwas vor. Die Blattstiele sind 
kurz : ?/; em. bei einer Länge der Blattlamina von 
hôüchstens 3 cm., das Blatt aufrecht abstehend, 
von dicklicher etwas starrer Textur, das Ader- 
netz auf der Unterseite scharf hervortretend, 
auch die Verzweigungspunkte der Hauptnerven 
ohne Haarbüschel; die Internodien sind doppelt 
kürzer als bei B. alba, welche sich durch Schlank- 
heit aller Teile sofort aufs deutlichste von der 
Klosterser Pflanze unterscheidet, und kürzer auch 
als bei B. pubescens. Von der B. pubescens Ehrh. 
weicht sie ab durch Kahlheit aller Teile und 
einen weit gedrungenern Habitus, breitere, kürzer 
gestielte Blätter, ohne vorgezogene Spitze, kurz 
gestielte, fast aufrechte Kätzchen und grauere 
Rinde.  Bekanntlich zieht Koch Synops. Ed. 
2. II. 761 die B. carpathica zur pubescens und 
nennt sie eine kahle Varietät derselben : 





«In subalpinis sæpe fruticem humilem divari- 
«catam exhibet, foliis petiolisque glabris et 
«quandoque axillis venarum quoque denudatis.» 

Die Kätzchen-Schuppen und Fruchttheile un- 
serer Pflanze unterscheiden sich auch keineswegs 
von denen dieser Art. 

Allein B. pubescens zeigt auf unsern alpinen 
Standorten, auch im Ober-Engadin, vorzugsweise 
starke Behaarung, so dass die Rubrizierung 
unserer Pflanze unter pubescens doch wohl 
zweifelhaft sein dürfte. 

Ich weiss nicht, ob und wo in der Schweiz 
diese Form schon beobachtet ist. 

Reichenb. fl. Excurs. 174 gibt sie auf den 
Karpathen und Sudeten an. 

Wimmer fl. v. Schles. 172 führt sie als Varie- 
tät der pubescens also an: «8. carpathica. Blät- 
«ter rundlich, mit sehr kurzer Spitze, lederartig, 
«nebst den Stielen kahl>, und gibt als Standorte : 
«In den Gründen des Gebirgs, im Riesengebirge 
«in der Melzergrube, Riesengrund, am kleinen 
«Teiche, in der Nesselgrube, im Elbgrunde und 
«in den Schneegruben. Im Gesenke: im Kessel 
«und am Petersteine.>  Uebergangsformen (von 
pubescens Ehrh. und carpathica) nennt Wimmer 
von der Heuscheuer. 

Es ist interessant, dass diese, wie es scheint, 
vorwiegend dem Osten angehôrige Baumform 
nun auch im Osten der Schweiz nachgewiesen 
ist, nachdem Schlatter im Kt. St. Gallen kürz- 
lich auch die nordôstliche B. humilis Schrank 
entdeckte. : 








Studien über die Baumgrenze im Hochgebirge. 
Von Prof. Dr. Bühler in Tübingen. 

Der internationale Verband forstlicher Ver- 
suchsanstalten beschloss 1893, die horizontale 
und vertikale Verbreitung der heimischen Holz- 
arten einer genauen Untersuchung zu unter- 
werfen. Vor Beginn der Aufnahmen sollte das 
in der Litteratur bereits niedergelegte Beobach- 
tungsmaterial Zzusammengestellt und verwertet 
werden. Mit dieser Aufgabe vom Verbande be- 
traut, habe ich angefangen, die Originalangaben 
über die Verbreitung der Holzarten zu sammeln. 

Das Ergebnis für das schweizerische Hoch- 
gebirge (und den Jura) wird in den folgenden 
Zeilen mitgeteilt werden. 

An diese Daten werde ich die von mir 
selbst während der Jahre 1883—96 in der Schweiz 
gemachten Beobachtungen anreihen, und an die- 
selben einige allgemeine Betrachtungen an- 
schliessen. 

1 

Die Flora der Schweiz hat seit lngerer Zeit 
eine detaillierte Bearbeitung erfahren. Ueber 
viele Gegenden sind Spezialschriften erschienen. 
die ich hauptsächlich durch die Unterstützung 
meines ehemaligen Kollegen, des Herrn Professor 


Dr. Schrôter in Zürich, sämtliche zur Vergleich- 
ung heranziehen konnte. In vielen derselben 
fehlen aber die Hühenangaben entweder ganz, 
oder sie sind allgemein gehalten (Regionen etc.). 
Die meisten floristischen Schriften sind mehr für 
die horizontale, als für die vertikale Verbreitung 
der Holzarten von Bedeutung. 

Zahlreichere, genaue Hôühenangaben sind in 
den nachgenannten Werken enthalten, deren Er- 
wähnung in kürzester Form hier zulässig ist. 

Für St. Gallen und Appenzell: Wartmann 
und Schlatter. 

Für Glarus : Heer, Wirz. 

Für das Berner Oberland: Fischer. 

Für Graubünden: Killias, Moritzi. 

Für Wallis: Jaccard, auch Payot. 

Für Tessin: Franzoni. 

Für den Jura: Godet, Thurmann. 

Neben diesen ist das klassische Werk von 
Christ zu nennen, da er zahlreiche Hôhenbe- 
stimmungen selbst vorgenommen hat. | 

Von den älteren Autoren wären Wahlenberg, 
Kasthofer und Hegetschwiller zu erwähnen. 
Doch bleiben ihre Schriften einem besonderen 
historischen Abschnitt über den Gegenstand vor- 
behalten. 

Die älteren Angaben wurden durchweg in 
Metermass umgerechnet. 

Auf diese Weise habe ich nahezu 1000 Hühen- 
angaben gesammelt, die sich freilich sehr un- 
oleich auf die verschiedenen Holzarten verteilen. 
Es entfallen z. B. auf Weisstanne 18, Berg- 








Ferro 


ahorn 19, Erlen 8, Birken 36, Kastanie 11, Buche 
56, Esche 8, Lärche 67, Fichte 43, Arve 42, Berg- 
fôhre 52, Fôhre ({silv.) 14, Eichen 24, Vogel- 
beere 21, Taxus 10, Linden 15. Für andere 
Arten sind nur einige wenige Daten vorhanden. 

In der folgenden Uebersicht sind die Holz- 
arten alphabetisch aufgeführt, um das Aufsuchen 
der einzelnern Species zu vereinfachen. 

Die eingesetzten Zahlen geben je die hôch- 
sten Standorte von lebenden Exemplaren an. 








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Die vorstehende Tabelle zeigt, dass die 
Hôühenbestimmungen sehr ungleich auf die ver- 
schiedenen Gegenden der Schweiz verteilt sind. 

Es erscheint deshalb aus wissenschaftlichen 
und praktischen Gründen wünschenswert, dass 
die vereinzelten und oft zufälligen Beobachtungen 
durch eine systematische und planmässige Un- 
tersuchung ergänzt werden. 

Diese muss auf einer sorgfältie durchdachten 
Anweisung beruhen, da die Arbeit die Kraft 
eines einzelnen Forschers überschreitet. Der 
Entwurf dieser Anweisung wurde geniacht, nach- 
dem Voruntersuchungen in verschiedenen Ge- 
genden der Schweiz die entscheidenden Gesichts- 
punkte und die mannigfaltigen natürlichen Ver- 
hältnisse vor Augen geführt hatten. 

Die wichtigsten dieser Voruntersuchungen 
sollen im folgenden Abschnitt mitgeteilt werden. 
TE 

Die Untersuchungen wurden grôsstenteils 
in den Jahren 1892—19%5, in der Regel in den 
Monaten Juni und Juli vorgenommen, weil zu 
dieser Zeit die Schneeverhältnisse einem ge- 
naueren Studium unterworfen werden konnten. 

ES wurde eine Anzahl von Pässen über- 
schritten, wodurch an einem oder hôchstens 
zWei Tagen die beiden Expositionen begangen 
werden konnten. 

Zur Bestimmung der Hôhe diente neben 
dem Siegfried-Atlas ein Aneroidbarometer, das 
bei der vorher angestellten Prüfung eine grosse 
Genauigkeit ergeben hatte. 








Die folgenden Uebersichten beschränken sich 
nicht bloss auf die Angabe der oberen Baum- 
orenze, sondern geben die Beobachtungen an 
allen wichtigen Punkten wieder. Dadurch er- 
hält man ein deutliches Bild der Vegetations- 
verhältnisse und insbesondere auch der Vege- 
tationszonen, wie sie beim Ersteigen des Passes 
durchschritten werden. 

In der Regel wurden Aufzeichnungen nur 
bezüglich der Holzgewächse gemacht. Doch 
wurden die landwirtschaftlichen Kulturen stets 
berücksichtiet. 

Die Beobachtungen wurden auf die nächste 
Umgebung des Passweges beschränkt. 

Die aphoristische Form der Notierungen 
wird beibehalten werden dürfen. 

Die vorn stehenden Zahlen geben die Meeres- 
hôhe in Metern an. 

1. Monthey (466 m.)- Val d'Illiez-Champéry (1052 m.) 
im westlichen Wallis. 22, Juni 1892. 


466  Kastanien-Niederwald; dann hochstäimmige Kastanie 
mit Lärchen und Fichten auf der Weïide; einzeln, 
gruppen-, horstweise. 

800 Letzte Kastanie; erste Buche. 

900 Sehr schône Eichen, Eschen, Ulmen. 

952 Val d'Illiez; fast reine Lärchen. 

1000 Mehlbeere; Linde (grbl.); Taxus. 

1045 Massholder; Buche mit 60 em. langen Hühentrieben, 
Linde, Esche, Ulme, Bergahorn sehr üppig; Birke, 
Sahlweide; Haselnuss, Alpenerle. 

1052 Fichtenwald; nur 2 Weisstannen angeflogen. 

1300 Hänge mit Alpenerle bedeckt. 


2. Martigny (477)-Champex (1501). 23. Juni 1892. 


509 Kastanie tritt auf; Lärche bis an den Fluss, Birke, 
Fôühre, Fichte. 
800 Letzte Kastanie. 


1850 


2000 
2100 
1761 


1890 
1960 
2600 
2200 


450 


LORS 


erste Buche; Birke, Tanne, Fichte, Lärche. 

Buche als Ausschlag ; Traubenkirsche. 

Gem. Wachholder. 

Fichte und Lärche in ausgedehnten Beständen; dabei 
Tanne, Führe, Bergführe, Arve. 


3. Visp (659)-Zermatt-Riffelalp (2227). 24. und 
25. Juni 1892. 


Visp. Birke, Führe, Wachholder, Zwergwachholder, 
oben Lärchen. 

Neubrück. Letzte Kastanien. 

Stalden. Auf der Schutthalde: Lärche, Führe, 
Birke, Aspe, Weisserle. 

St. Niklausen. Fichte häufiger. Fichte und Lärche 
am Hang bis 2200 m. 

Herbriggen. Westhang mit reinen Lärchen. 

Erste Esche. 

Täsch, Reine Lärchen (ohne Fichten und Arven). 

Ob Zermatt. Lärche und Arve und nur eine ein- 
zige Fichte. Alpenerle, Zwergwachholder. Dar- 
unter ein roter Teppich von blühenden Alpen- 
rosen. Lärche am Südhang rein, Arve am Nord- 
hang rein. Mehrmals scharf ausgesprochen. 

Vogelbeere. 

Reine Lärchen: 24—25 m. hoch. 

Nordhang:; nur Arven. 

Riffelalp; fast nur Arven. 

Letzte Arven; 12-—18 m. hoch. Lärcher. Zwerg- 
wachholder. 


4. Gletsch (1761)-Grimsel-Furka (2436). 26. und 
217. Juni 1892. 

Oberhalb Gletsch gegen die Grimsel: Am Südhang 
Lärche, Fichte, Bergführe. 

Oberste Arven. 

Fichten, Lärchen auf dem Kamm. 

Nordhang bei Gletsch: Reine Alpenerlen: einige 
Bergführen, Birken, Vogelbeeren. 

Hiezu Arven, Lärchen. 

Letzte alte Lärchen. 

Alpenerlen. 

Fast die ganze Fläche mit Schnee bedeckt. 


D. Gotthard. 11. September 1884. 18. September 
1890 und 2x. Juni 1892. 


Altdorf: Fichte, Tanne, Buche. 








FT 


500 Erstfeld: Fichte, Führe, Buche. Alpenerle. 

700 Oberhalb Amsteg: Fichte, Führe, Birke, Schwarz- 
erle, Weisserle, Alpenerle, Hasel, Sahlweide ; nur 
noch eine Buche; Nussbaum, Kirschbaum. 

740 Gurtnellen: Fichte, Bergahorn. 

1128 Güschenen: Ost- und Westhang nur Fichten, keine 
Lärchen im Hauptthal, solche nur im Seitenthal. 

1300 Schüllenen: Bergführen, Alpenerlen, Weïden. 

1448 Andermatt: Fichte, Lärche. 

1484 Hospenthal: Alpenerlen, Weïden. Künstlich an- 
gebracht: Lärche, Fichte, Arve, Führe. Bis 
gegen Rehalp fast nur Alpenerlen, auch nur 
Vogelbeere. 

1154 Airolo: Fichte, Lärche auf den Berghängen; 
Mebhlbeere, Hasel, letzte Fichte bei 1700 m.; in 
Gärten: Bergahorn, Rosskastanie, Kirschbaum, 
Wellingtonie. 

1013 Quinto: Erste Lärche im Thal. 

900 Rodi: Erste Kastanie. 

130 Faido: Kastanie zahlreich, Fichte, Weiïsserle, Wei- 
den. Weiter unten: Kastanien herrschend. 


. 6. Monte Generoso (1695). 20. September 1890. 


300 Capolago: Kastanie, Linde, Esche, Ulme, Hasel. 

700 $S. Nicolao: Buche tritt auf. 

900 Buche, Kastanie, Zerreiche, Mehlbeere, Aspe, Linde. 

1150 Buche, Birke. 

1200 Buche hat noch Hôhentriebe von 30-50 cm.; 
Vogelbeere, Mehlbeere, Stechpalme. 

1350  Buche, schon kümmernd. 

1400— 1450 Obere Buchengrenze; kein Nadelholz. 

1695 (Greneroso: Am ganzen Osthang nur Alpenerle. 


7. TInterlaken (570)-Lauterbrunnen-Scheidegg (2064)- 
Grindelivald (950). 14. September 1895. 


970 Interlaken: Unten Buchen mit Lärchen und Fichten; 
obeu vorherrschend Fichten. 

658 Zweilütschinen: Südhang unten Buchen bis 1200 m. 
oben Fichten; Nordhang Fichten bis an den Bach; 
dazwischen Lärchen, Bergahorn, Ulmen, Eschen. 

810 Lauterbrunnen: Esche, Bergahorn, Ulme, Linde, 
Buche, Weïsserle, Mehlbeere, Hasel, Fichte ein- 
zeln, Obsthäume. 

930 Dazu Aspe, Linde, Birke. 

1140  Kirschbaum. 





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1840 
1720 
1619 


1500 
1300 
1057 


1100 
1257 


1750 


Wengen: Apfelbäume, Ahorn, Fichten rein, keine 
Buche. 

Grenze des Bergahorn; fast nur Weïde; am steilen 
Hang Fichte. 

Fichte, vielfach zu Boden gedrückt. 

Letzte Fichten unterhalb der Bahnlinie; oberhalb 
derselben Kkahl;: Weidefläche; keine Lärchen, 
keine Arven, Alpenerle. 

Wengernalp: Oberhalb des Hotels Weide mit ein- 
zelnen abgefressenen Fichten, Zwergwachholder ; 
am Steilhang licht stehende Fichten. Massiv der 
Jungfrau von ca. 1800 m. an kahl. 

Scheidegg: Rings Weïde; der alte Arvenbestand 
reichte früher bis ca. 2200 m. Der jetzige Ar- 
venwald in zwei Mulden gelegen; die meisten 
Arven geknickt in verschiedener Hôühe. Am 
Nordhang liegt der Schnee bis ca. 2000 m. herab. 

Fichte tritt auf; licht geschlossener Wald. 

Fichte, Arve, Vogelbeere. 

Alpiglen: Fichte und Arve bis ca. 1700 m.; Berg- 
führe; Schneeflecke bis ca. 1800 m. herab; keine 
Lärchen. 

Erster Bergahorn; neben Fichte. 

Bergahorn, Weisserle, Sahlweide. 

Grindelwald: Kirschbaum, Apfelbaum, Esche, Mehl- 
beere, Aspe; erste Birke, Hasel. 

Ob Mürren hôürt der Wald bei 1750 m. auf ; 
die obere Waldgrenze verläuft fast gerade. 


8. Engelberg (1019)-Trübseealp (1750). 1. Juli 
1894. 
Buchen 20—25 m. hoch; Fichten. 
Letzte Buchen im Gerschniwald; im Leitiwald 
Eschen, Weisserlen. Buchen bis 25 m. hoch. 
Fichten; die letzte Weisstanne. 


9. Goldau (450)-Rigi-Kulim (1750). 13. September 
1890. 29. Juni 1892. 

Goldau: Fichte, Führe, Tanne, Birke, Aspe, Sahl- 
weide, Esche, Vogelbeere, Mehlbeere, Weisserle, 
Bergahorn. 

Buche tritt auf. 

Kräbel: Buche, Fichte, Bergahorn, Ulme, wenige 
Weisstannen. 

Fruttli: Buchen, Fichten, Weïsstannen, Fôhren, 
Eschen, Bergahorn. 





É e 
A Rss 


1630 


1460 
1450 
1440 
1365 
1280 


1260 
1235 
1230 
1180 

860 


DO 


Klôüsterli: Fast nur Fichten: im Kessel keine 
Buche mebr. 

Schynenfluh: Letzte Weisstanne. 

Am Nordhang oberhalb Klôüsterli an der Bahnline 
letzte Buche, knorrig. 

Rigikulm: Fichte. Im Garten Arve, Lärche, Berg- 
fôühre, Bergahorn. 


10. Rigikulin (1750)-Kaltbad (1433) Vitznau (450). 
15. Juni 1891. 25. April 1893. 

Fichten. 

Fichten, Weiïisstanne 12 m. hoch. 

Rings Fichte, 1 Führe. 

Fôhren und Bergführen. 

Buche, Mehlbeere, Sahlweïde, Hasel, Bergahorn, 
Ulme, Weisserle. 

Freibergen: Eiche, Esche, Kirschbaum, Apfel- 
baum. 

Vitznau: Buche, Aspe, Esche, Sahlweide, Mass- 
holder, Bergahorn, Vogelbeere, Ulme, Kastanie, 
Birke, Weide, Nussbaum, Fichte. 


11. Rigi-Scheidegg (1600)-Gersau (442). 29. Juni 
1892. 

Oberste Weisstanne ; Hühentriebe bis 10 em. Vogel- 
beere, Fichte, Bergführe. Von Dr. Stierlin ge- 
pflanzt: Lärche, Arve, Führe, Berg- und Spitz- 
ahorn. 

Weisstanne zahlreicher. 

Bei Unterstetten Führe. 

Bergahorn, Vogelbeere, Mehlbeere. 

Alpenerle, Sahlweide, Birke. 

Erste Buche mit Weisstanne, Fichte, Bergahorn, 
Sahlweide, Mehlbeere. 

Erste Esche. 

Erste Führe. 

Erste Birke. 

Kirschbaum. 

Eiche, Linde, Hasel. 


12. Süntis (2500). 1. Oktober 1884. 30. August 1893. 


Oberhalb Schafboden und oberhalb Meglisalp 1400 m. 
keine Bewaldung. Nur der Steckenberg bis oben 
1800 m. bewaldet; von 1600 m. an Bergführen. 
Wald nur an den Hängen: bei Altenalp bis ca. 
1400 m. 





LB Le 


Ebene Stellen und Mulden baumlos. 

Letzter Buchenwestand am Seealpsee bis 1300 1. 
und einzeln bis 1600 m.; am Südhang gegen 
Wildhaus bei 1500 m. noch schüne Buchenstämme. 

Am 4. Juni 1895 war die mittlere Schneegrenze 
bei 1500 m.; am 30. August 1893 war er bei 
ca. 2000 m. an vielen ebenen Stellen eben weg- 
geschmolzen. 


13. Klosters (1125)- Davos-Flüela (2392) - Zernetz 
(1497). 25. und 26. Juni 1895. 


Klosters: Buchen, Bergahorn, Fichte, Lärche. 

Letzte Weïsstannen: letzte Buchen. 

Laret: Fichte, wenige Lärchen. 

St. Wolfgang: Bergfôhren (auf Serpentin), Wach- 
holder, Fichte, Lärche. 

Davos: Fichten, Lärchen. In den Anlagen bei 
Davos: Vogelbeere, Bergahorn, Aspe, Trauben- 
kirsche, Birke. s 

Erste Arve. 

Zur Alpenrose: Lärche; oben einzelne Fichten. 

Tschuggen: Lärchen, Arven am Nordhang; ein- 
zelne Arven 2050—2100 m. Am Südhang kein 
Baum. 

Ob Schindelboden. der letzte Wald; nur noch ein- 
zelne Bäume. : 

Mehlkasten Brücke: Die letzten Arven beisammen. 
Windform. Aeste bergwärts; dazwischen Schnee- 
felder. 

Am Südhang die letzte einzelstehende Arve. Hühen- 
wuchs derselben in den letzten 10 Jahren 51 cm. 

Schneeflecke jetzt auch auf der Südseite. 

Zusammenhängende Schneedecke; nur Rücken und 
Kämme frei. 

Hospiz Flüela. See noch gefroren.  Schneeflecke 
ringsum. 

Ob Wegerhaus Chiant Sura: Die ersten Berg- 
führen plattgedrückt; vorher ohne Vegetation 
bis Pass. 

Erste alte Arve in den Bergführen. 

Arven und Lärchen, 10 Stück. Lärchen sehr zer- 
zaust. 

Aspe. 

Birke, Sahlweide. 

Lärchen, Fichten, Führen zahlreich.  Hüchstens 
100 m. über der Waldgrenze noch Schnee. 








1497 Zernetz, im Garten beim Bären: Arve, Sahlweiïde, 
Aspe, Vogelbeere, Traubenkirsche, Traubenhol- 
lunder, Eschen mit Trieben von 30—40 cm. In 
Plantas Garten: Flieder, Goldregen. 


14. Zernetz (1497)-Ofenpass (2155)-Münster (1248). 
27. Juni 1895. 

1497 Zernetz: Fichten, Lärchen, Führen. 

1650 Führen, Bergführen. 

1660 Erste schüne, 20 m. hohe Arve. 

1750  Rechts an der Strasse am Nordhang: Fichte, Lärche, 
Arve, Fôühre und (geradstämmige) Bergführe 
neben einander. Fichte hat noch die Knospen- 
schuppen, Arve 5 em., Führe und Bergführe 
2 cm., Lärche 1 em. lange Tricbe. 

1800 Die eben genannten Holzarten bilden den Wald. 
Führen 15 m. hoch. Aspen, Weiden. 

1804 Ofenwirtshaus. Am Südhang Schneeflecke bis ca. 
2300 m. herab. Bewaldung rings noch 3— 400 m. 
aufwärts reichend. Bergführen fast rein, urwald- 
artig, mit Lärchen. 

1985 Pflanzschule eines Privatmannes mit Lärchen, Arven, 
Bergführen. 

2010 Starke Bergführen 15—25 cm. stark, 10-12 m. 
hoch. 

2155 Ofenpass:, Bewaldet bis oben am Pass von Arven 
und Bergfôühren; einzelne Lärchen; am Osthang 
bestockt bis 2250 m. Bergfôhren strauchfürmig 
(nicht legformartig), soweit der Wind einwirkt. 

2155 Auf der Südseite des Passes zunächst nur Berg- 
fôhren, tiefer unten Lärchen und Bergführen bis 

1664 Cierfs: Licht stehende Lärchen mit Fichten; be- 
waldet bis 2249 m. Bergführen fehlen, dagegen 
tritt Fôhre auf. 

1410 Valcana: Kirschbaum, Apfelbaum, Esche. 

1388 St. Maria: Lärche, Fichte, Weisserle, Vogelbeere, 
Birke, Traubenkirsche. 

1248 Münster: Lärche, Fichte, Birke, Aspe, Weisserle ; 
auf dem FKriedhof Linde. (Buche, Ahorn fehlen). 


15. Pontresina (1805)-Berninapass (2830)-Poschiavo- 
Brusio (755). 29. Juni 1895. 


1805 Pontresina gegen den Morteratschgletscher zu 
Lärchen und Arven; Verjüngung reichlich, 
namentlich auch von Arven. Nur 5 Bergführen. 
Am Nordhang Schneefelder bis 2200 m. herab. 








PL EE On TAN 
SEE 





RD 


2000 Lärche, Arve, Birke, Alpenerle, Arven 10—11 m. 
hoch, 20—30 cm. stark. Gipfeltriebe 3—-4 cm. 

2049 Berninahäuser. Letzter Lärchenwald bis 2200 m. 
reichend. 

2155 Hiänge üde oder Schneedecke. 

2200  AmOsthang etwa 20 Lärchen zwischen Schneeflecken. 

2230 Lago biancho noch gefroren. 

2309 Hospiz Bernina rings grosse Schneeflecke; See 
grüsstenteils noch mit Eisdecke. 

2330 Passhühe: Schnee rechts und links 80 em. tief. 

2943 Wegerhaus: Rings schneelos: nur noch einzelne 
Flecke bis 2300 m. herab; am Südhang Schnee 
bis 2200 m. 

2200 Erste Lärchen auf einer Erhühung, strauchfürmig. 
2 Stôcke mit 2—5 Aesten, 80 em. hoch: neben 
Zwergwachholder. 3 Lärchen kriechend. 

2190 20 strauchfürmige Lärchen, aus welchen aber schon 
hochstämmige herauswachsen; 5—6 Stämmchen 
aus demselben Stock: 2 m. hoch und darüber. 

2185 Auf dem nächsten Hügel überwiegen die aufrechten 
Lärchen: 2—3 m. hoch; Hühentrieb von 1894 
18 cm. In den Vertiefungen liegt rings um die 
Lärchen Schnee. 

2100 Am Felsrand 3 Arven, 5 m. hoch, sonst nur Lär- 
chen bis 

1878 La Rosa: Wald allerdings bis 2070 m., aber nur 
auf Kuppen und Kämmen. 

1800 Gleich hinter La Rosa tritt die Fichte auf zwischen 
Lärchen; nur eine Arve. 

1577 Weisserle, Aspe, Birke, Hollunder. Sahlweide, 
Vogelbeere, Hasel. 

1011 Poschiavo: Lärche, Fichte (keine Buche). Esche, 
Apfelbaum, Akazie. Schnee bis 2600 m. herab. 
Wald bis 2400 m. 

962 La Prese: Lärche, Fichte, Birke, Weisserle, Alpen- 
erle, Sahlweide. Im Garten des Hotels: Berg- 
ahorn, Linde, Rosskastanie, Nussbaum, Vogel- 
beere, Maulbeere. 

Führe, Lärche, Fichte. 

Oberhalb Brusio: Kastanie, oben mit Führe, Lärche, 

Fichte, unten mit Hopfenbuche, Aspe, Hasel. 
(Keine Buchen, Ahorn, Tannen.) 


16. Maloja (1800)-Chiavenna (317). 1. Juli 1895. 


1800 Maloja: Lärchen, Bergführen, Arven, Vogelbeere, 
Alpenerlen. Fichte erst am Hang; auf dem 


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1750 
1700 
1650 
1460 


1439 
1110 
1087 
1018 


991 
923 


400 
800 
935 
1070 


1200 


Kamm nur ein Exemplar. Bei Sils Maria fehlt 
die Fichte, bei St. Moritz ist sie selten. 

Letzte Bergfôhren. 

Die Lärche nur noch spärlich vertreten. 

Letzte Arve. 

Casaccia: Lärche am Westhang bis zum Dorf; 
Fichten, incana, Weiden; am Nordhang Schnee- 
flecke bis 2000 m. herab, in den Wald herein. 

Lobbia: Fichten, Lärchen. 

Felsengrotte: Erste 6 m. hohe Führe; einziges 
Exemplar (künstlich hergebracht?). Am Nord- 
hang im Tobel Schnecfleck bis 1200 m. herab. 

Vicosoprano: Lärche, Fichte; in Schluchten Schnee 
bis 1120 m. 

Stampa: Esche, Nussbaum. 

Coltura: Erste Birke, Fichten, Lärchen. 

Promontogno: Zu Fichte und Lärche tritt schon 
bei 940 m. hinter den Felsen die Kastanie; am 
Hang geht sie bis 1000 m. 

Im Garten des Hotels Bregaglia: Bergahorn, Eiche, 
Buche, Blutbuche, Esche, Fichte, Arve, Lärche, 
Rosskastanie, Schwarzpappel, Silberpappel, Akazie, 
Linde, Ulme, Birnbaum, Apfelbaum, Maulbeer, 
Nussbaum. 

Gegen Spino im Walde: Lärche, Kastanie, Zerr- 
eiche, Vogelbeere, Mehlbeere, Aspe, Hasel, Kirsch- 
baum. Am Nordhang Schneefeld vom Gletscher 
bis 1900 m. 

Beginn des Kastanienwaldes von Soglio (2 Kastanien 
bis 1088). 25—28 m. hoch, bis 1 m. stark. 
Südhang Kastanie, Nordhang Fichte und Lärche. 

Castasegna. Ende des Kastanienhochwaldes. Ka- 
stanienblätter bis 35 em. lang. 

Chiavenna: Auf den Hühen rings Kastanien, oben 
Lärchen und Fichten. In den Gärten Lärchen 
und Fichten. 


17. Chiavenna (317)-Spliügen  (2117)-Thusis  (T20)- 
Reichenau (586)-Chur. 2., 3. Juli 1895. 


Birke, Aspe, Schwarzerle, Buche, Kastanie, Akazie, 
Esche, Linde, Kirschbaum. 

Kastanie, Birke. 

Kastanie verschwindet; Lärchen. 

Campodoleino: Lärche, Alpenerle, auch Fichte. 
Esche in Gärten. 

Fichtenwald. 


680 
660 
86 


610 


160 


1208 
1431 


1498 
1560 
1609 





Pianazza: Rings Fichten; am Nordhang Schnee 
bis 1800 m. 

Casa Ricovera: Letzter Horst von Lärchen; dann 
üde und Schnee bis 

Splügenpass. 

Erste Lärche; Schneeflecke teilweise bis 1850 m. 
herab; später noch Fichten. 

Fast reine Fichten. 

Dazu Vogelbeere, Sahlweïde, Traubenhollunder. 

Dorf Splügen: Fichte, Lärche, Vogelbeere, Sahl- 
weide, Weisserle, Traubenhollunder. 

Jange .Arven (künstlich?); Fichte wird herrschend. 

Erste Weisstanne; Wald aus Fichten, Tannen, 
Lärchen gemischt. 

Erste Führe; neben Fichte, Tanne, Lärche. 

Roffla: Führe wird zahlreicher. 

Hasel. 

Andeer: Wald ausschliesslich aus Nadelholz. Nord- 
hang fast reine Lärchen, oben Fichten. Südhang 
Fichten. 

Im Hotelgarten: Linde, Mehlbeere, Platane, Akazie, 
ital. Pappel, Apfelbaum, Birnbaum, Nussbaum. 
Fichte, Lärche, Aspe, Birke, Ulme, Weïde, Hasel. 
Rongellen: Zu den vorigen Bergahorn, Esche, 

Vogelbeere, Mehlbeere. 

Erste Eiche; neben Fichte, Fôühre, Lärche, Berg- 
ahorn, Linde. 

Thusis: Rings meist Fichten, Lärchen, Führen, 
Eichen. ‘ 

Bei Cazis tritt Buche auf. 

Rhazüns: Fichte, Fôhre, Lärche, Puche. 

Reichenau: Lärche, Fichte; erster grüsserer Füh- 
renwald in der Thalebene. 

Chur: Fichte, Führe, Lärche, Buche, die am 
Pizokel 1200—1300 m. geht. 


18. Jura. St. Imier (800)-Chasseral (1609). 26. Sep- 
tember 1883. 26. September 1890. 


bis 1070 St. Imier: Buche vorherrschend; Fichte, 
Tanne, Bergahorn. 

Metairie la Himelette: Kleiner Buchenwald. 

l’Agasse: Letzte Buche in der Wittweide; Fichte, 
Bergahorn, Mehlbeere. 

Einzelne Wittweidefichten. Vogelbeere, Mehlbeere. 

Auf der Westseite des Chasseral noch einige Fichten. 

Chasseral: Oben nur Weïdefläche. 








Re MU dus 


1425 Erste Buche am Südhang zwischen Fichten. 

1380 Erste Weisstannen. 

1200  Hasel. 

1000 Eïche, Aspe. 

1260—1300 Im Feuerstein: Buchen bis 25 m. hoch, 
bis 82 cm. stark. 


BTE 

Nur wenige allgemeine Bemerkungen môgen 
an die bisherigen Erhebungen geknüpft werden. 
Eine gründliche Bearbeitung des bis jetzt ge- 
sammelten Materials wird erst erfolgen künnen, 
wenn auch die historischen Untersuchungen an- 
gestellt worden sind. 

Die allgemein übliche Ausdrucksweise über 
die obere Grenze der Holzgewächse («geht bis etc.») 
ist an sich ja nicht unrichtig. Allein für eine 
bestimmte Gegend kann sie unzutreffend sein, 
wie die niedrigen Grenzen der Holzvegetation 
am Säntis, bei der Grimsel oder der Wengernalp 
zeigen. Wenn z. B. ein bisher kahles Gebiet 
aufgeforstet werden soll, so künnen ohne die 
spezielle Untersuchung leicht nutzlose Anstreno- 
ungen gemacht werden. 

Die Vergleichung der Vegetationsoerenze mit 
der Jahrestemperatur ergibt, dass die Temperatur 
nicht die entscheidende Ursache sein kann. Die 
Jahrestemperatur auf der Riffelalp wird, nach 
den Beobachtungen in Zermatt berechnet, unge- 
fähr 1,5° betragen. Julier und St. Bernhard sind 
bei 1,5 schon vollständig kahl. Andererseits ist 
die Gegend der Grimsel und des Splügen baum- 
los, obwohl die Jahrestemperatur 2 und 2,5° ist 
und derjenigen von Zermatt, Sils Maria. Rigi- 


Li rar 


PRG ES 


kulm gleichkommt. Neben der Jahrestemperatur 
müssen auch die Monatstemperaturen in Betracht 
sezogen werden. Rigikulm hat ungefähr dieselbe 
Jahrestemperatur, wie das gleich hoch gelegene 
Sils Maria im Engadin. Die Sommertempera- 
turen in Sils Maria sind aber 2—3° hôüher als 
auf Rigikulm. 


Der Beginn der Vegetation tritt bei Zürich 
etwa 10.—15. April, auf Rigikulm und den 
Mythen etwa 1.—5. Juli ein. Die Tagestempe- 
ratur beträgt je 10—11°. Ende Juni ist bei Zürich 
der Jahrestrieb bereits abgeschlossen. 


Die Bodentemperatur wird seit einigen Jahren 
in Sils Maria und auf dem Rigi, sowie an an- 
deren Orten beobachtet, da ihre Kenntnis bei der 
sehr verschiedenen Dauer und Stärke der Inso- 
lation für das genauere Studium der Vegetations- 
verhältnisse unentbehrlich ist. 


Die Stadien der Vegetation müssen natürlich 
ebenfalls genau registriert werden. Meine Auf- 
zeichnungen von wenigen Jahren sind leider 
nicht ausreichend zu einer gründlichen Erürter- 
ung, sie zeigen aber doch, dass Schlussfolger- 
ungen aus der Hühenlage und den Temperatur- 
verhältnissen nicht zulässig sind. Am 195. Juni 
1891 habe ich bei Rigikaltbad (1433) die Vege- 
tationsstadien verschiedener Holzarten untersucht. 
Werden die Holzarten nach dem Grade der Ent- 
wicklung geordnet, so ergibt sich die nach- 
stehende, von vornherein gewiss nicht zu ver- 
mutende Reihenfolge: Bergahorn, Vogelbeere, 








RO fee 


Buche, Spitzahorn, Füôhre, Mehlbcere, Esche, 
Bergfôhre, Fichte, Tanne. 

Dass die Exposition, der Neigungsgrad, die 
geologische Unterlage, die Winde sehr erheb- 
lichen Einfluss auf die Vegetationsgrenze aus- 
üben, braucht kaum betont zu werden. Eine 
genaue Erforschung dieser Faktoren ist freilich 
noch zu wünschen. 

Mehrfach sind in dieser Abhandlung die 
Schneeverhältnisse erwähnt worden. Geographen 
und Meteorologen wenden dem Studium der- 
selben neuerdings erhôhte Aufmerksamkeit zu. 
In den schweizerischen meteorologischen Annalen 
werden seit Jahren die Aufzeichnungen darüber 
mitgeteilt. 

Die Baumgrenze ist allem Anscheine nach 
von den Schneeverhältnissen wesentlich bedingt. 
Auf Stellen, die anfangs Juli noch vom Schnee 
bedeckt sind, ist in der Regel keine Baumvege- 
tation vorhanden. Die trichterformigen Ver- 
tiefungen auf dem Rigi sind ein Beleg hiefür, 
ebenso die zahlreichen Fälle, in denen die letzten 
Exemplare der Bäume auf Hügeln, Kämmen sich 
finden, die früher schneefrei werden als die Ver- 
tiefungen. Samen, die auf dem Stanserhorn 
(1900) am 25. Juni 1894 auf schneefreiem Boden 
ausgesäet wurden, keimten erst 1895. Wäre der 
Boden im Juni und Juli noch mit Schnee be- 
deckt gewesen, so wären sie wohl überhaupt 
nicht zur Entwicklung gelançgt. 

Diese Saat auf dem Stanserhorn sollte Ge- 
legenheit zum Studium der besprochenen Ver- 







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nie 


hältnisse bieten. Aehnliche Versuche sind seit 


1891 an verschiedenen Stellen auf dem Rigi, am 
Pilatus, am Rossberg, der Trübseealp etc. ein- 


geleitet worden. Der Zufall, der bei der natür- 
lichen Ansamung und Verbreitung der Holzarten 
eine Rolle spielt, kann auf diese Weise ausge- 
schlossen werden. Regelmässige Aufzeichnungen 
über die Entwicklung der Pflanzen sollten ein 
sicheres Urteil über die einzelnen Faktoren geben, 
als dies auf Grund zufälliger Wahrnehmungen 
môglich ist. 














Referate 
über die im Jahre 1897 erschienenen Publikationen, 
welche auf die schweizerische Flora Bezug haben, 
nebst Nachträgen aus früheren Jahren. 





XI, Pilze. 
(incl. Flechten). 


Britzelmayr, M. Materialien zur Beschrei- 
bung der Hymenomyceten.— Botanisches Central- 
blatt 1897. 3; Vol. LXXI, p. 49—59, 87—96. 8°. 

Verzeichnis von Funden aus der Greverzergegend 
(Kanton Freiburg), besonders aus den Wäldern bei dem 
Dorf Epagny bei Greyerz. Zum Teil mit Beschreibungen 
oder kritischen Notizen. 

Ausserdem gibt der Verfasser auch Standorte aus 
Bayern an, am Schluss des Verzeichnisses fast nur solche. 

L. Fischer. 

Correns, C. Schinzia scirpicola Spec. nov. 
— Hedwigia, 1897, p. 38—40. 8. 

Verfasser sammelte 1895 in der Maggiaschlucht ober- 
halb Fusio im Kanton Tessin Exemplare von Scirpus 
pauciflorus, die in Anschwellungen der Nebenwurzeln den 
genannten Pilz enthielten, und gibt die Diagnose der 
neuen Art. L. Fischer. 

Cuboni, G La malattia del Castagno nel} 
anno 1896. Bolletino di Notizie agrarie. Anno XIX. 
1897, p. 196—215. 

Die Krankheiït wird verursacht durch den parasitischen 
Pilz Cylindrosporium  castanicolum im Conidienzustand 
oder als Spermogonienzustand (Phyllosticta maculaefor- 
mis). Sie trat in verschiedenen Gegenden Nord- und Süd- 
Italiens, ausserdem im Kanton Tessin auf (p. 199). 

L. Fischer. 

Fischer, E Tuberaceen aus dem Jura. Mit- 
teilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus 
dem Jahr 1895, p. XII. 


CR EE Te ere EE UE EI CE OISE 


M 11 ITU 


Tuber aestivum von Delsberg und Choiromyces maean- 
driformis von Locle. 

Fischer, Ed. Beiträge zur Kenntnis der 
schweizerischen Rostpilze. Bulletin de l’herb. 
Boissier 1897. N. 5. p. 393—397. 80. 

Verfasser beschreibt unter dem Namen U. Dietelianus 
(später wurde der Name ersetzt durch U. Caricis semper- 
virentis) eine neue Uromyces-Art auf Carex semperrirens, 
wahrscheinlich heterücisch. Die Puccinia auf Epilobium 
Fleischeri ist eine Pucciniopsis und muss von ?P. Epilobii 
tetragoni als besondere Art: P. Epilobii Fleischeri nov. 
spec. abgetrennt werden. Im Oberengadin fand ferner 
Verfasser P. Epilobii DC, bisher nur aus den Pyrenaeen 
und der arktischen Region bekannt. Endlich wird die 
Beschreibung von Puccinia Caricis frigidae gegeben, 
welche, wie Verfasser experimentell nachgewiesen hat, ihre 
Aecidien auf Cirsium spinosissimum, heterophyllum und 
eriophorum bildet. L. Fischer. 

Magnus, P. Einige Bemerkungen zuHerrn 
Prof. Dr. Thomas Mitteilung über einige 
Exobasidien und Exoasceen. Forstlich-natur- 
wissenschaftliche Zeitschrift, Heft 11, 1897, p. 435—438. 

Bemerkung über die Verbreitung der Vaccinien-be- 
wohnenden Exobasidien und der Magnusiella Umbelliferu- 
rum, auch in der Schweiz. Ed. Fischer. 

Sydow. Uredineen. Fascikel XX—XXIII. (1896. 
und 1897). 

In Fascikel XXIII der vorliegenden Sammlung sind 
auch Arten aus der Schweiz enthalten, sämtlich vom 
Referenten gesammelt. $S. Fortschritte der Floristik. 

Ed. Fischer. 

Thomas, F. Ueber einige Exobasidien und 
Exoasceen. Forstlich naturwissenschaftliche Zeitschrift 
1897, p.*305. 

Enthält auch Angaben aus der Schweiz, so Magnusiella 
Umbelliferarum und Exouscus Janus u. sp. aus Graubünden. 

Ed. Fischer. 

Videlier, H Le marché de Champignons à 
Genève. Bulletin de la société mycologique de France 
1896, p. 163. 


II. Algen 
(und Phykochromaceen.) 


Chodat, R. Sur la flore des neiges du Col 
des Ecandies (massif du Mont Blanc) — Bulletin de 
l’herbier Boissier, T. 4, N. 12 1896, p. 879—889. 8°. 





AQU 


Ausser Sphaerella nivalis fand Verfasser im roten 
Schnee Raphidiwm nivale {(Lagh.) Chodat und Ancylonema 


Nordenskiôldii Bergg. L. Fischer. 
Chodat, R. Matériaux pour servir à l’his- 
toire des Protococcoidées. — Bulletin de l’her- 


bier Boissier, T. IV, N. 4. 1896, p. 273—280. 

In einem Tümpel nahe am Gipfel des grossen Salève 
bei Genf fand Verfasser Chlamydomonas pertusa Chodat 
nov. spec., Pediastrum Ehrenbergii, Pteromonas  alata, 
Pt. angulosa Chodat, spec. nov.?, Æuglena ovum, Gonium 
sociale, nebst anderen schon in einer früheren Notiz er- 


wähnten Arten. L. Fischer, 
Chodat, R. Sur la structure et la biologie 
de deux algues pélagiques. — Journal de Bota- 


nique 1896. 22 p. 8° 
Studien über Potryococcus Braunii Kütz. und Oscilla- 
toria rubescens DC.  Ersteren fand Verfasser im Genfer- 
see, den Seen von Neuenburg, Murten, Biel, Zürich, Zug 
und im Vierwaldstättersee, er ist auch sehr häutig im 
Bodensee. L. Fischer. 
Gotz,H, Zur -Systematik der Gattung 
Vaucheria,; speziell der Aæwten der, Um- 
gebung Basels. — Flora Bd. 83, 1897, 49 $S. 8°. 
Die im botanischen Institut Basel ausgeführte Arbeit 
gibt zunächst eine Einleitung über die Organisation und 
Fortpflanzungsverhältnisse der Vaucherien unter Be- 
nutzung physiologischer Versuche mit Nährlüsungen, die 
auch bei der Charakteristik der einzelnen Arten Ver- 
wendung fanden. 
Aufzählung der Arten und Standorte siehe Fortschritte 
der schweiz. Floristik. L. Fischer. 
Schrôter, C. und ©. Kirchner. Die Vegetation 
des Bodensees. (Der Bodenseeforschungen neunter 
Abschnitt.) ÆErste Hüälfte. 1896. 122 $S.: 8 ° 2 Tafeln. 
Diese wichtige, an interessanten Resultaten reiche 
Arbeit gliedert sich in folgende Abschnitte: 
Einleitung (Programm für die botanische Durch- 
forschung, Verzeichnis der Mitarbeiter und Excursionen). 
IL Allgemeiner Teil. A. Die natürlichen Bedin- 
gungen der lacustren Flora des Bodensees. B. Definition 
des Begriftes «See-Flora>. C. Hauptgruppen der Seeflora 
in ihrem Zusammenhang mit Ufergestaltung und Tiefen- 
verhältnissen (Schwebeflora, Schwimmflora und Bodenflora.} 
1. Das pflanzliche Plankton des Bodensees von O. Kirchner. 
(In diesem Abschnitt wird die durch den Pollen von 





Fichten und Kiefern hervorgerufene «Seeblüthe> besprochen 
und eine genaue Beschreibung und Abbildung des merk- 
würdigen Botryococcus Braunii gegeben.) 2. Das pflanz- 
liche Benthos (die Bodenflora). Unter den grünen, fest- 
sitzenden Algenmassen der Uferregion sind besonders die 
von Spirogyra adnata (die eine Specialität des Bodensees 
zu sein scheint) auffallend. Die Untersuchung der In- 
crustationen auf temporär vom Wasser entblüssten Steinen 
des Ufers führte zum Ergebnis, dass dieselben aus Cya- 
nophyceen-Fäden bestehen, auf und zwischen denen sich 
kohlensaurer Kalk und andere unorganische Substanzen 
abgelagert haben. Die bei verschiedenen Süsswasseralgen 
vorkommende Kalk-Incrustation dürfte nach der Ansicht 
des Verfassers eine Schutzeinrichtung gegen das Aus- 
trocknen an solchen Standorten sein, welche nur zeitweilig 
von Wasser benetzt werden. Anschliessend an diese In- 
crustationen werden auch die in anderen Seen vorkommen- 
den, schon vielfach erürterten «gefurchten Steine> be- 
sprochen. Verfasser schliesst sich im wesentlichen der 
Ansicht von Forel an, nach welcher die auf incrustierten 
Steinen angesiedelten Insektenlarven dabei eine wesentliche 
Rolle spielen. 

Es folgt ein ausführliches (361 Arten umfassendes) 
Verzeichnis der Bodenseealgen. in welchem auch die all- 
œemeine Verbreitung berücksichtigt ist. Als neue Arten 
werden beschrieben: Oscillatoria profunda Kirchner und 
Oncobrysa lacustris Kirchner ; anschliessend eine Anzahl 
Wasserpilze. Den Schluss bildet ein 300 Nummern um- 
fassendes Verzeichnis der untersuchten Algenproben. 


L. Fischer. 


III. Moose. 


Amann, J. Une excursion byologique dans 
la Haute Engadine en 1893. Bull. de l’herb. Boissier 
1896. No. 10. 

Aufzählung der hauptsächlichsten Funde auf einem 
Ausflug:  Davos-Bergün-Albula-Pontresina-Val-Fedox-Ma- 
loja-Lunghin-Tiefenkastel, darunter Dicranum latifolium 
Amann, nov. spec. L. Fischer. 


Amann, J. fand im Sommer 1895 auf schieferigem 
Gestein bei Mauvoisin im Bagnethal Myium hymeno- 
phylloides Hüben. Diese in der Schweiz sebr seltene und 
nur steril vorkommende Art hält der Vortragende für ein . 
Relict aus der Gletscherperiode. — Compte-rendu des 





Ps Se CR 


travaux présentés à la session de la société helvétique des 


sciences naturelles à Zermatt. 1895, p. 64. 
L. Fischer. 


Barbey, William. Bryum Haistii Schimper. Bulletin 
-de l’herbier Boissier. Tome V, No. 10, octobre 1897. 


Relation de la recherche de cette petite rareté (qui 
n'avait plus été récoltée depuis 1870) par Mr. C. Meylan 
qui réussit à retrouver la localité classique — unique 
jusqu'ici — découverte par Haist. J. Amann. 


Culmann, P. IL Nachtrag zur Laubmoos- 
flora der Kantone St. Gallen und Appenzell. 
Jahresber. der St. Gall. Naturw. Ges. 1894 
bis 1895. 


Ein wichtiger Beitrag des ausgezeichneten Moos- 
kenners zur Laubmoosflora unseres Landes. Eine der 
angeführten Arten: Ptychodium decipiens Limpr. (im Adula 
1881 gesammelt) ist für die Schweiz tüiberhaupt neu. 

J. Amann. 


Culmann, P. Deuxième Supplément au 
Catalogue des Mousses deWinterthur (Suisse). 
Revue byologique 1897, p. 36. 


Liste d’une cinquantaine d’espèces intéressantes récoltées 
par l’auteur aux environs de Winterthur. A signaler spé- 
cialement le Thuidium pseudo-tamarisci Limpr., nouveau 
pour la Flore suisse, mais qui paraît assez répandu chez 
nous. J. Amann. 


von Gugelberg, M. Beitrag zur Lebermoosflora des 
Kantons Graubünden. — Jahresbericht der naturforschenden 
Gesellschaft des Kantons Graubünden 1895. 


Von den aufgezählten Arten sind bemerkenswert: 
Jungermannia catenulata Hüben und Fossombronia pusilla 
Dum., welche der Hepaticolog Jack bisher nie aus der 
Schweiz erbalten hatte. L. Fischer. 


Kindberg et Roell. Excursions byologiques faites en 
Suisse et en Italie l’an 1895. — Bolletino della Società 
botanica Italiana 1895, p. 14—22. 


Im Kanton Tessin sammelten die Verfasser ausser 
98 schon von dort bekannten Moosen (worunter ÆEwrhyn- 
chium  Teesdalei Var. ticinense Kindb. als Æ, ticinense 
Kindb. nov. spec. aufgestellt wird), noch 64 für das Gebiet 
neue Spec., darunter die hier beschriebenen Barbula hel- 


OA TERRE 


vetica Kindb. nov. spec., Bryum speirophyllum Kindb. nov. 
spec. Die Ausbeute bei Güschenen (Kanton Uri) betrug 
26 Arten. 

(Nach Referat von Niedenzu in den Beiheften zum 
botanischen Centralblatt 1897.) L. Fischer. 


Limpricht, K. G Die Laubmoose. In Raben- 
horsts Kryptogamenflora. 

Die Lieferungen 31 und 32 behandeln die Pleu- 
rocarpen von Plagiothecium noricum bis Hypnum rerol- 
vens. Die letzterschienene Lieferung (32) enthält eine 
8 Seiten lange «Uebersicht der Harpidien nach Sanio», 
die wohl als überflüssig bezeichnet werden kann; da 
Sanio’s endlose Formen- und Hybriden- (?) Namen heute 
schon kaum mehr als geschichtliches Interesse beanspru- 
chen künnen. J. Amann. 


Pasquale. Notes byologiques sur le Tessin. 

Revue byologique 1893, p. 25. 

Rô1l J. Beiträge zur Laubmoos- und 
Torfmoosflora der Schweiz. Hedwigia, Band 
36, p. 320—330. 

Verzeichnis der vom Verfasser im Tessin, Engadin 
und Visperthale gesammelten Laub- und Torfmoose. 

J. Amann. 


Rôll, J. Beiträge zur Laubmoos- und 
Torfmoosflora von Oesterreich. Verhandlungen 
der K. K. Zoolog.-botan. Gesellsch. in Wien. Band XLVII, 
1897, p. 659. 

Enthält auch einige Angaben über Moose aus der 
Schweiz. J. Amann. 


IV. Gefässpflanzen. 


Notiz: Die Referate rühren von M. Rikli her, wenn nicht 
ein anderer Referent unterschrieben ist. 


Arvet-Touvet. Revision des Epervières de l’herbier 
Haller fils, Annuaire du Conservatoire et du Jardin botani- 
ques à Genève 1ère Année (1897), pag. 68 etc. 

Als bemerkenswertere Ergebnisse dieser verdienst- 
lichen Arbeit seieu folgende Entdeckungen hier aufgeführt: 

H. Schleicheri A.-T. spec. nov. (Sect. Aurella, Gruppe 
Villosa neben H. porrectum) Rochers au Pont de Nant 
(Ct. de Vaud.). 

Der Name muss übrigens geändert werden, da er 
schon von Nägeli und Peter und von Paiche gebraucht ist. 











H. oreites A.-T. (H. praecox var. oreites? A.-T.), Von 
Custer, also wahrscheinlich im Rheïnthal oder den benach- 
barten Bergen, gesammelt. 

H. laevigatum Willd var. austriacum Uechtr. Leg. 
«Schleicher in transalpinis ad muros> und «Mari à Lu- 
gano». 

H. pseudo-juranum A.-T. Tête de Rang, leg. Chaillet. 

H, polyadenum A.-T.  «Schleicher ex transalpinis». 
(O0b aber auf Schweizergebiet ? D. Ref.) 

. AT, corymbosum Fries var. asteriforme A.-T. «Assez 
commun près de Neufchatel» leg. Chaillet. 

H. ramosum W.-K. «Au dessus de Pierrabot, Juillet 
— et au Val de Ruz, Avril.» Der Verfasser wünscht 
dringend, dass diese Pflanze an ihrem Kklassischen Stand- 
ort — Pierrabot (oder Pierre à Bos, Meierei bei Neuen- 
burg? d. R.) gesucht und wieder aufgefunden werden 
môchte und erbittet sich (ebenso der Ref.) einige Exemplare. 

H. praealtuim Vill var. stagalliferum A.-T. «Aux en- 
virons de Neuchâtel». Diese Form künnte übrigens iden- 
tisch sein mit H. praealtum Vill 3% majusculum Näg 
und Pet, 

Es ist überhaupt sehr bedauerlich, dass Arvet-Touvet 
in seinen Arbeiten so wenig oder meist gar keine Rück- 
sicht auf die Monographie von Nägeli und Peter nimmt; 
künnte er doch solches thun ohne von seinem Standpunkt 
und seinen Ansichten etwas zu vergeben, aber damit 
manchem Irrtum und mancher Verwirrung vorbeugen. 

F. Käser. 

Arvet-Touvet. {lieraciorum novorum descriptiones. 
Bulletin de l’Herb. Boissier, V. 732; beschreibt ein neues 
Hieracium — H. Wiülczekianum. Arv.-T., Catal. et in 
herb. Wilczek aus dem Kanton Waadt: Ormonts. alt. 
2100 m. August 1893. leg. Wilczek und vallon de Nant, 
alpes de Bex. August 1895, leg. Wilczek. 


Aubert, S. Les pommiers de la vallée de 
Joux. Bull. de la soc. vaud. des se. nat. No. 122. 

Verfasser berichtet über Kulturversüche mit russischen 
und kanadischen Apfelsorten im Val de Joux. Die jungen 
Bäume wurden teilweise schon im Herbst 1891 angepflanzt, 
trotz des überaus ungünstigen Klimas in diesem kleinen 
Sibirien des Kantons Waadt, kamen sie 1893 schon zur 
Blüte und teilweise selbst zur Frucht; allerdings mussten 
die Bäume an den geschütztesten und günstigsten Loka- 
lititen angepflanzt werden, auch so wurde durch die Un- 
gunst der Witterung, durch Hagel und Wildfrass mancher 





Schaden angerichtet. Ein definitives Urteil über die Akkli- 
mationsfähigkeit obiger Obstsorten wird jedoch erst nach 
einigen Jahren müglich sein. 


Badoux. «<Ueber grosse Bäume in Zürich 
und Umgebung». N. Zürch. Zeitg., Nr. 10, zweites 
Abendblatt, 10. [. 1898. (Eine bezügliche Mitteilung wird 
auch erscheinen in der Zeitschrift «Die Schweiz» und 
anhangsweise in Usteri uud Schrôüter «Führer durch die 
Quaianlagen von Zürich» [im Druck|].) 

Im schweïizerischen Walde sind Baumhühen von 50 
bis 55 m das Maximum (Fichte und Weiïsstanne). In einem 
Walde bei Langnau (Kanton Bern) wurde 1894 eine Fichte 
von 54 m. gefällt und noch mehrere solche sollen dort 
stehen, doch gehürt das zu den Seltenheiten. 

Ein Fichten- und Tannenhochwald von 35—40 m. oder 
ein Buchenwald von 30—35 m. mittlerer Grüsse gehôürt 
zum schôünsten, was wir zeigen künnen. 

In den Parkanlagen in und um Zürich stehen die 
Laubbäume, was Grüsse anbetrifft, obenan. Der hüchste 
Baum Zürichs ist eine Platane von 41'/2m. Hôühe im 
Platzspitz, dann folgt eine Fyramidenpappel von 38 m. 
Hühe und eine Silberpappel von 36,5 m. im Park der Frau 
Zollinger-Billeter. 

In der Dicke erreicht das Maximum die prächtige 
Ulme im Altersasyl zum «Wäldli» in Hottingen; der 
Stammdurchmesser beträgt in Brusthühe 1 m.50. Mit der 
daneben stehenden kanadischen Pappel bildet diese Ulme 
wohl eine der schünsten Baumgruppen Zürichs. 

Der Reichtum Zürichs an schônen einheimischen 
Bäumen und Exoten ist jetzt schon gross, wenn einmal 
die Quaianlagen mit ihrer grossen Zahl seltener Bäume 
recht herangewachsen sind, so wird in der Schweiz kaum 
eine andere Stadt sich eines so reichen Baumschmuckes 
erfreuen wie Zürich. 

Beauverd. Aperçu sur la florule du Mont 
Gelé de Riddes. Bull de la Murithienne 1894—96, 
p. 28—44. 

Verfasser gibt eine vertikale Gliederung der Flora 
vom Rhonethal bei Riddes bis zum Gipfel des Mont Gelé 
bei 3028 m. Der Mont Gelé, dem Massif der Dent Blanche 
angehürig, besteht zum grüssten Teil aus Urgebirge mit 
charakteristischer Kieselflora, Bänder vor Kalk sind mehr 
vereinzelt, nur gesen Pierre-à-Voir und Mont-Chemin ge- 
winnen sie an Bedeutung. 

Es werden folgende Regionen unterschieden : 








J. Untere Regionen. 

a) Thalregion der Walliser Felsenheide ver- 
einzelt bis 1000 m. und darüber. 

Bestandbildend sind hauptsächlich Pinus silvestris 
und Petula verrucosa, Eiche und Lärche treten nur mehr 
vereinzelt auf. 

b) Mittlere subalpine Region der Wälder 
und Mayensässe von 1200—1700 m. 

Es ist das (rebiet der Lärche, jedoch erst bei ca. 
1500 m. beginnen die eigentlichen Vertreter der subalpinen 
Flora wie Paradisia, Arnica, Trifolium alpinum, Anemone 
sulfureu zu dominieren. Bei 1650 m. fanden sich noch 
kleinere Gruppen von Populus tremula und Alnus qgluti- 
nosa, anderseits erreichen aber die untersten Arven auch 
noch diese Region. 

ehnObére.-Waldresion °und':-Region der 
Alpenweiden, 1700—2000 m. 

Teils mit Lärchenwaldungen, in den oberen Teilen 
dagegen vorzüglich mit Arvenbeständen bewachsen, letztere 
geht hier etwa bis 2100 m. 


II. Obere Regionen. 2400—3028 m. 

Als besondere Eigentümlichkeiten dieser Region 
werden erwähnt: 

1. Das Auftreten von Seduwm villosum in der hühern 
Weidenregion von Tortin. 

2. Enpetrum nigrum zeigt hier überall zwitterige 
und nicht wie gewühnlich getrennt geschlechtige Blüten. 

3. Durch den Col von Etablons, die Verbindung nach 
dem Bagnes, gelangen eine Reïhe seltenerer Pflanzen. die 
wir in Bagnes wieder reichlich finden, in unser Gebiet; 
so Viscaria alpina, Saxifraga controversa, Gentiana te- 
nella, Potentilla frigida, Aquilegia alpina ete. 

Innerhalb dieser Region, welche den eigentlichen 
Gipfel umfasst, lassen sich wieder 2 Stufen konstatieren, 
die sich vielfach durch nahverwandte vikarisierende Arten 
ziemlich deutlich unterscheiden. 


a) Gebiet der Hochalpenseeen: b)Nivalregion: 


2400—2700 m. 2700—3028 m. 
mit Silens acaulis L. S. exscapa AI. 
Cerastium trigynum Vill. 

QUES filiforme Schl. C, uniflorum Maurith. 
Potentilla minima Hall. P. frigida Vill. 
Hutchinsia alpina R. Br. IT. brevicaulis Hoppe. 
Saxifraga aspera L. S, bryoides L. 

S androsacea TL. S. Sequieri Sprel. 


Aronicum scorpioides Koch A. Olusii Koch. 








A Re 


Bernoulli, Dr. W. Quelques stations de 
plantes valaisannes, soit nouvelles, soit 
indiquées d’une manière plus précise. Bull 
de 1. Murithienne 1894—96, S. 1—8. 

Die Mitteilung umfasst vorzüglich neuere Funde aus 
der Umgebung von Zinal, aus dem hinteren Bagnethal, 
vom Mont Catogne und aus dem Val d'Arpette im Unter- 
Wallis. 

Als von besonderem Interesse heben wir hervor: 

Saxifraga oppositifolia L. f. Murithiana Tissière, 
eine in Vergessenheit geratene Form, die von den Schweizer 
Autoren als Sax. Rudolphiana Hornsch. gedeutet wurde, 
sie unterscheidet sich aber nicht unwesentlich von dieser 
ostalpinen Art, die vielleicht im Val Fex in Graubünden 
ihre Westgrenze erreicht. Diese dagegen mehr westalpine 
Form der Sax. oppositifolia L. kennt Bernoulli vom Stelli- 
see 2500 m., Gornergrat, nürdl. $S. 2800-2900 m.! Sore- 
bois-Ziroue ob Zinal 2700—2800 m.. Torembé, Alp Vingt- 
huit (Bagnes) 1900--2000 m., Pierre à Voire (Wilezek), 
hinterer Teil des Val d’'Hérémence (Vetter); — Stokje 
2800 m. (Wilezek!), glacier de Turtmann (Dr. A. et R. 
Keller); Cogne. 

NB. H. Jaccard bezeichnet in seinem «Catalogue de la fl 
valais.» p. 154 die var. Murithiana Tiss. als identisch mit S$. 
Rüudolphiana Hornsch. Ièh kann diese Auffassung nicht teilen, 
halte vielmehr mit Bernouili die S. Rudolphiana Hornsch. als 
durchaus ostalpin und von der $. oppositifolia 1. v. Murithiana 
Tiss. specifisch verschieden, Letztere dürfte allerdings üstlieh 
bis in den Kanton Graubünden vordringen, sammelte ich doch 
Ende Juli 1897 am Ostabhang des Grosshorn bei Cresta im 
Avers eine mit der Walliser Pflanze identische Form. (Ref.) 

Asperula longiflora W. K. f. alpina nob., steinige 
Abhänge des Mont Catogne, ca. 2100 m., besonders durch 
die intensiv dunkelroten und viel grüsseren und längeren 
Blüten ausgezeichnet. 

Adenostyles leucophylla Rchb. Val d’Arpette bei 
Champex, oberhalb des Col des Ecandies 2200—2300 m., 
selten; untermischt mit mehr oder weniger kahlen Formen, 
welche von A. hybrida DC. nach A. eginensis Lagg. alle 
Uebergänge bilden. 

Crepis jubata.  Beim glacier de Breney, an mehreren 
Orten, gegen Tzofferay bei 2670 m.; bei Chanrion ziem- 
lich häufig. 

Pedicularis Barrelieri Rchb. Zinal, chemin du Chas- 
seur, selten (von M. Goudet entdeckt). 

Dracocephalum Ruyschiana L.  Ob Fionnay, am Weg 
gegen die Alp La Louvie, 2000 m. 








PP AO 


Listera cordata R, Br. Champex, chemin de l’Arpette, 
1550 m. 

Tofielda borealis Wahlenbg. La Liaz (Bagnes), ca. 
2200 m. mit T. glacialis Gaud. untermischt, aber früher 
blühend als diese. 

Luzula flavescens Gaud. Mauvoisin. 

Curex clavaeformis Hoppe. Abstieg vom Mauvoisin 
nach Torembé (M. Wolf). 

Carex aterrima Hoppe. Mauvoisin 1800—1900 m. 

Sesleria  disticha. Cabane de Saleinaz (Ferret) 
2690 m., spärlicher als auf dem Mt. Catogne. 


Besse Maurice. Stations nouvelles de Hie- 
racium. Bulletin de la Murithienne 1894—96. $S. 9 
bis 20. 

Gibt eine stattliche Zahl von Fundorten seltener 
Hieracien aus dem ganzen Wallis, besonders aber vom 
grossen St. Bernhard und vom Simplon, es ist das Resul- 
tat vierzehnjährigen Sammelns des unermüdlichen Chanoïne 
des grossen St. Bernhard. Dieser wichtige Beïitrag zur 
Flora des Wallis ist um so wertvoller, als das gesammte 
Material, das dieser Mitteilung zu Grunde liegt, von den 
bekannten Hieracienkennern Arvet-Touvet, L. Favrat und 
Frd. Käser revidiert wurde. 


Besse Maurice. Stations nouvelles ou mieux 
précisées. Bullet. de la Murith. 1894—96. S$S. 21 
bis 23. 

Wir erwähnen nur wenige neuere Angaben, so be- 
sonders aus der Umgebung von Riddes und Lens im 
Mittelwallis. 

Adonis vernalis L. Reposoir (Riddes). 

Anemone baldensis L. Alpe d’Aire (Lens). 

Viola Christii EF. O. Wolf = V. calcarata X tricolor 
Les Planards (Bagnes). 

Cerastium semidecandrum L. Schalberg (Brieg). 

C. alpinum L. Col de Lonaz (Eifischthal). 

Alsine mucronata Li. Corbyre (Lens), also vom Süd- 
abhang der Berneralpen. Jaccard Kkennt dagegen die 
Pflanze nur von den südlichen penninischen Thälern. 

Geranium aconitifolium L'Hérit, reichlich, Mayensässe 
von Riddes. 

G. aconitifolium X sylvaticum Villy (Riddes). 

Rhamnus alpina L. Crans (Lens). 

Vicia pisiformis L., von Ecône bei Riddes, bisher nur 
aus der Gegend von Fully bekannt. 

Phaca frigida L. Corbyre (Lens). 





Astragalus aristatus L'Hérit. Alpe de Vacheret (Lens). 

Saxifraga Sequieri Sprgl. (Riddes) Alpe de Vacheret 
(Lens), Sassoüre. Jaccard kennt sie vom Südabhange der 
Berneralpen, westlich von der Grimsel nicht mehr. 

Crepis pygmaea L.  Vacheret (Lens). 

Pedicularis Barrelieri Rchb. Vacheret (Lens). 

Brunella vulgaris v. pinnatifida Pers. Ravoire (Riddes),. 

Endlich folgen noch eine Reiïhe Potentillen und Po- 
tentillenbastarde. 

Briquet J. et P. Chenevard. Observations sur 
quelques plantes rares ou critiques des 
alpes occidentales. Bail. soc. bot. de Genève VIII. 
octobre 1897. 

Geranium sileaticum L. var. Wanneri Brig. Diese 
Pflanze wurde im Bull. soc. bot. de Genève V, p. 201 
(1889) zum erstenmal von der Südseite des Mt-Billiat 
erwähnt. Seither liess sich eine grüssere Verbreitung 
nachweïisen, besonders in den Alpen am Genfersee, so im 
Gehülz des Mt. Fourchet, Mt. Crioud, in den Felsen- 
trümmern der Pointe des Avoudruz bei 2000 m. Die 
Pflanze ist hier wohl kleiner, aber die charakteristische 
Färbung der Korolle, hellrosa mit intensiv roten Nerven 
ist dieselbe. Durch achtjährige Kultur im botanischen 
Garten in Genf haben sich diese Merkmale als konstant 
erwiesen. 

Coronilla varia L. v. violacea Brig., eine durch den 
hohen, aufrechten Wuchs (4060 cm.) durch die 8—10- 
paarig-gefiederten Blätter, mit länglich oval bis elliptischen 
Teilblättchen und schün violetten Blüten ausgezeichnete 
Pflanze; durch ïhre ganze Tracht erinnert diese Form so- 
mit sehr an eine Wicia oder einen grossen Astragalus. 

Untere Abhänge des Grammont (Alpes Grées) über 
Pré Saint-Didier. 

Saxifraga aizoides L. var. vallesiaca Brig. Diese 
Pflanze ist gegenüber der gewühnlichen Form von $. aizoides 
L. ausgezeichnet durch die kurzen 5—10 cm. hohen, fast 
rasenbildenden Stengel, die linealen sehr kleinen und ge- 
näherten Blättchen, und durch die nur ‘À so grossen 
Blüten. Diese auffällige Form wurde von Chenevard am 
25. Juli 1896 bei Pierre-à-Voir (Wallis) aufgefunden. 

Gentiana utriculosa L. lässt sich, wie M. Calloni 1884 
hervorhob, auch durch die Art und Nervation des Kelches 
von den habituell ähnlichen G. verna var. alata Griseb. 
unterscheiden, @. utriculosa L. ist eine in der hôhern 
Bergregion des Wallis ziemlich verbreitete Pflanze, auf der 
Südseite des Grammont bildet sie zwischen 2000—2400 m. 





PL M NS re DE re PRIT OU DE TEEN Ste 
LS TETE RS & Er LIN PTS Ji pt = 






hübsche Kolonien. Die Auffassung Griesebachs, dass 
G. ultriculosa L. eine Alpenpflanze sei, welche ge- 
legentlich bis ca. 500 m. herabsteigt, scheint sich dem- 
nach zu bestätigen. 

Hyssopus officinalis L. v. canescens DC. Die Pflanze 
wurde im Juli 1888 auf Tourbillon bei Sitten entdeckt 
und ist für die Schweiz neu, da sie bisher für ausschliess- 
lich spanisch und südfranzôsisch galt. Es ist eine ziem- 
lich kräftige, 20—30 cm. hohe Pflanze von aschgrauem 
Aussehen, indem Stengel und Blätter von zahlreichen 
borstigen Haaren dicht besetzt sind. 

Ajuga pyramidalis L, var. Semproniana Brig, eine 
kräftige Pflanze mit hohlem Stengel, mit auffallend grossen 
buchtig-gekerbten Blättern und stark verlängerten 
Internodien. Hochblätter gross, blau-violett und hübsch 
buchtig-gekerbt. 

Simplon, nicht weit vom Hospiz, Juli 1891; scheint 
jedoch, nach Herbarmaterialien zu urteilen, in den Walliser- 
alpen verbreiteter zu sein. 

Anacamptis pyramidalis Rich. var. Tanayensis Chener. 
siehe Buser R. Quelques remarques au sujet de /’Ana- 
camptis pyr. Rich. var. Tanayensis Chenerard. Diese Be- 
richte S. 54, 

Briquet, J. Notesur un nouveau Clinopode 
du Valais. Bullet. de l’'Herb. Boissier V, $S. 780. 

Satureia Clinopodium var. Kohleri Brig. var. nov. 
— Clinopodium vulgare L. var. Kohleri Briq. Diese neue 
Form ist dadurch ausgezeichnet, dass ihre vegetativen 
Teile vollständig kahl sind; sie wurde von M. G. 
Kohler an Wegen bei den Bädern von Leuk im August 
1896 aufgefunden. 

Bühler, Prof. Dr. Die geschichtliche 
Entwicklung der Waldwirtschaft. Be- 
sondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg 1897, 
No. 7 und 8. Stuttgart, den 21. Juni. S. 103-—115. 

Bei keinem anderen Zweige der Bodenkultur tritt die 
Abhängigkeit der Cegenwart von der Vergangenheit $0 
deutlich vor Augen, wie bei der Waldwirtschaft. Die 
heutige Ausdehnung des Waldes, dessen Besitzverhältnisse, 
die Gesetze, welche die Waldkultur heben und regeln, 
Jassen sich vielfach in ihren Hauptzügen bis in die Zeit 
der Vülkerwanderung verfolgen. Eine erste bedeutende 
Rodung der Wälder erfolgte bekanntlich durch die Rümer, 
aber während der Kämpfe zur Zeit der Vülkerwanderung 
gingen die meisten rümischen Niederlassungen zu Grunde 
und von neuem eroberte der Wald wieder grosse Gebiete, 


von denen ihn rümische Kultur bereits vertrieben hatte. 
Die zweite Rodung unseres Landes ging vorzüglich von 
den Klüstern, als kleinen Zzerstreuten Kulturcentren aus. 
So war in der Schweiz um 600 noch ein grosser Teil des 
Landes mit Wald bedeckt. In einer Wildnis an der 
Steinach im Arbonerwalde errichtete 614 St. Gallus eine 
Klosterzelle. Kurz darauf, etwa 630 wurde das 1000 m. 
hoch gelegene Kloster Disentis im Vorderrheinthal ge- 
gründet. 642 folgte Romainmoutier im Waldgebirge des 
Jura. Im burgundischen Teil der Schweiz war dagegen 
die Bodenkultur seit der rômischen Besetzung zu hoher 
Blüte gelangt. Den Stand derselben erfahren wir aus der 
Gründungsurkunde von St. Maurice. Kônig Sigismund 
von Burgund schenkt dem Kloster bereits 515 eine An- 
zahl von Hüfen, alle Alpen vom Genfersee bis Martigny, 
Weinberge, Wälder, Oelgärten (?), Felder, Wiesen und 
Weiden. 

Aus den Urkunden über die Klostergründungen geht 
hervor, dass die damaligen Fürsten die Urbarisierung des 
Landes und die Erhôhung des Ertrages von Grund und 
Boden beabsichtigten und den Klüstern zu diesem Zwecke 
grüssere Waldflichen schenkten. 

Dass selbst die Dôürfer vielfach mitten im Walde ge- 
gründet worden sind, lassen ihre Namen erkennen. Diese 
sind bald eigentliche Waldnamen (Hardt, Wald), bald mit 
solchen zusammengesetzt (Waldhausen); bald hängen sie 
mit der Thätigkeit des Waldausreutens (Reute, Rüte) 
zusammen. Zu den letzteren gehôüren die Ortsnamen: 
Schwendi, Brand, Reute, Sang, Hagen, Eïnfang, Bifang. 
Einfang und Bifang kommen häufiger als Flurnamen bei 
den jetzigen Dôrfern vor. Diese für uns vielfach kaum 
mebr verständlichen Ausdrücke bezeichnen das Reuten im 
Walde. 

Für die Bezeichnung Wald haben wir heute nur die 
Namen Wald, Holz und Forst. Zur genaueren Charakteri- 
sierung der Waldarten fügen wir Adjektiva hinzu. Der 
Sprachschatz unserer Altvordern war hierin reicher, sie 
hatten 11 Namen für die verschiedenen Waldformen: 
Wald, Hard, Hecke, Holz, Forst, Loh, Strauch, Schachen, 
Strut, Bruch. 

Endlich ist in vielen Ortsnamen der Name einer Holz- 
art enthalten, wie Buch, Eich, Hasel, Esch, Asp, Linde, 
Weide, Erle, Tann. 

In der franzüsischen Schweiz begegnen wir gleich- 
falls den Namen Wald in den Ortsnamen bois, joux, sevaz, 
sivaz. Holzarten bezeichnen die Namen mit fous, faus, 








e. 


Sel NT art 


fahy, fayard (von Fagus), frône (Esche) etc. Unserer Reute 
entspricht les esserts, essertines, novales. In der italie- 
nischen Schweiz gibt es einige Ortschaften, bosco, bo- 
schetto, boschetti, was unserem Wald entspricht; auch 
ronca, unser Reute kehrt dort wieder. 

Zur Zeit Karls des Grossen gehürte die Ausreutung 
der Wälder zu den alltäglichen Geschäften. Am Anfang 
des IX. Jahrhunderts sind südlich von St. Gallen, um 
Herisau in Appenzell, die meisten heutigen Dürfer bereits 
sesgründet gewesen. 

Andere Gegenden waren noch viel später mit Wald 
bedeckt — 1091 wurde Rapperswil am Zürichsee gegrün- 
det. Die Chronik von Rapperswil berichtet: es stand 
ein grosser Wald an der Stelle der heutigen Stadt. 1120 
stiftet Conrad von Sellenbüren das Kloster Engelberg. 
Die Annalen erzählen: er gelangte nach langem Suchen 
an diesen Ort, fand ibn passend, schlug den Wald nieder 
und zerstürte die Schlupfwinkel der wilden Tiere. 

Grosse Wälder müssen, den Wildarten nach zu 
schliessen, auch am Bodensee noch bestanden haben. 
Unter Ekkehard IV., um das Jahr 1000 ass man nämlich 
im Kloster St. Gallen das Fleisch von Bären, Wildschwein, 
Hirsch, Wisent, Urochs, wildem Pferd, Dammhirsch, Reh, 
Steinbock, von Gemsen, Hasen und Murmeltieren. 

Gegen Ende des XIIL Jahrhunderts tritt im südlichen 
und westlichen Deutschland in den Rodungen ein Stillstand 
ein, indessen im Nordosten die Urbarisierung  weiter 
séhreitet. Schon gegen das Ende des XIII. Jahrbunderts 
wurden vielfach Rodungsverbote erlassen, so 7. B. 1298 
für die Gemeinde St. Maurice im Wallis. Für einzelne 
Gegenden ist für das XIII. Jahrhundert eine Besiedelung 
uachgewiesen, welche der Zah]l, nicht der Grüsse der Ort- 
schaften nach, dem heutigen Zustande sehr nahe kommt. 

Die Zunahme der Bevülkerung dauerte bis gegen 
Ende des XIV. Jahrhunderts. Sie wurde jäh unterbrochen 
durch den schwarzen Tod; auch der 30jährige Krieg ver- 
nichtete hundert Jahre später wieder einen grossen Teil 
der Bevülkerung. Viele Ortschaften wurden verlassen 
und zertfielen, der Wald hatte wieder Gelegenheit einen 
Teil der Aecker, Weïden und Wiesen von neuem zu be- 
decken. 

Wenn auch das historische Material noch mancherlei 
Lücken aufweist, so ist auf Grund der bisherigen Ergeb- 
nisse doch der Schluss gestattet, dass die Zeit der grossen 
Rodungen etwa um das Jahr 1300 in Süd- und West- 
deutschland ïihr Ende erreichte. Was spätere Zeiten 





dem Walde abgenommen haben, ist nicht mehr sehr be- 
deutend, um so weniger, als da und dort der Wald sich 
über ehemaliges Kulturland wieder ausgebreitet hat. 

Im Anschluss an diese Geschichte der Wälder be- 
spricht Verfasser dann ferner auch noch die Besitzver- 
hältnisse, die Benutzung und Bewirtschaftung der Forste. 


Buser, R. Note sur le Crataegus macro- 
carpa Hegetsch. Bull. de l’Herb. Bois. appendix I. VIII. 
1897. 

Diese Pflanze wurde von Hegetschweiler in den ber- 
gigen Gebieten zwischen dem oberen Zürichsee und den 
Torfmooren von Einsiedeln entdeckt. Seither ist C. #nacro- 
carpa, obwohl jimmer selten und vereinzelt, an verschie- 
denen  Stellen der Ostschweiz nachgewiesen worden. 
Gremli kennt ihn von Wilchlingen (Schaffhausen), Zolli- 
kofer von Marbach (St. Gallen), Brügger von der Spitze 
des Utliberges und aus der Umgegend von Chur. O0. 
Buser hat ihn bei Einsiedeln wieder aufgefunden und kon- 
statierte sein Vorkommen an verschiedenen Stellen des 
Kantons St. Gallen: im Steinbruch von St. Georg bei der 
Stadt, bei Goldach, beim Kloster Magdenau, bei Krinau 
und Wildhaus im Toggenburg. 

Die Pflanze steht in der Mitte zwischen C. Orya- 
cantha und monogyna; da man die Pflanze ferner selten 
und meist in Gesellschaft der beiden anderen Arten an- 
trifft, so ist es leicht verständlich, dass man in ihr einen 
Bastard Oryacantha XC monogyna vermutete, so Zz. B. 
Brügger und 0. Buser. 

Die Hybridität steht doch noch nicht über allem 
Zweitel. Eine intermediäre Form braucht deshalb noch 
nicht Bastard zu sein. C. Oxryacantha ist zieuilich kon- 
stant, indessen C. monogyna eine vielgestaltige Art ist; 
es wäre somit leicht müglich, dass eine ihrer Formen sich 
der C. Oxyacantha so näherte, dass sie für einen Bastard 
gehalten werden Kkünnte. Die Weisse der Blätter, die 
Fruchtform etc. nähern jedoch C. macrocarpa entschieden 
mehr der C. monogyna, indessen die meisten Autoren sie 
wahrscheinlich wegen der Narbenzahl der ©. Oxryacantha 
unterordnen. 


Buser, R. Quelques remarques au sujet 
de l'Anacamptis pyramidalis var. Tana- 
yensisChenevard im Bull. de l'Herb. Boissier, T. V, 
1016. 

Verfasser glaubt, dass obige von P. Chenevard im 
8. Bulletin des travaux de la société de Genève beschrie- 








bene neue Form vom Grammont, alpes de Vouvry im 
Unterwallis identisch sei mit der von Karl Fr. Spiess am 
1. August 1877 in einer Hôhe von ca. 1900 m. ebenfalls 
am Grammont gesammelten Orchis vallesiaca Spiess. Von 
gewissen Autoren wurde dieselbe früher als Bastard O. 
globosa X Gymnadenia conopea aufgefasst, dort ist die 
Hybridität schon wegen des häufigen Vorkommens der 
Pflanze zu verwerfen, grüssere Wahrscheïinlichkeït hat die 
Annahme, dass wir es mit einer Bergform der Anacamptis 
pyramidalis zu thun haben, die dann als Anacamptis pyra- 
midalis var. vallesiaca Spiess zu bezeichnen wäre, P, 
Chenevard gebührt das Verdienst wieder auf diese ver- 
gessene, interessante Pflanze aufmerksam gemacht zu 
haben. 

Conti, Pascal. Classification et distribu- 
tion des espèces européennes du genre 
Matthiola im Bul. de l'Herb. Boissier, Tome V (1897), 
p. 31—59 et p. 315—325. 

Verfasser gibt in dieser Abhandlung einen sehr inter- 
essanten Überblick über die europäischen Vertreter von 
Matthiola. Unsere walliser Matthiola valesiaca Boïss. ist 
demnach nur eine Form der in Südeuropa weitverbreiteten 
M. tristis R. Br. Diese Gesammtart besitzt vier getrennte 
Verbreitungscentren, die auf einer beigehefteten Karten- 
skizze zur Anschauung gebracht werden. 

In jedem dieser 4 Gebiete zeigt unsere Pflanze eine 
verschiedene Ausbildung, welche zur Aufstellung von 
ebensovielen Variationsgruppen Veranlassung gibt; es sind 
dies iberisch-provinzialische, die alpine, die italienisch- 
dalmatische und die balkanische Formenreihe. 

Die alpine Formenreiïhe als var. varia (= M. varia 
DC. p. p. non Sibth. et Sm.) bezeichnet, ist durch fol- 
gende Merkmale ausgezeichnet: 

Blätter sämtlich grundständig, rosettig gehäuft, 
schmal ganzrandig ; Stengel blattlos, einfach. Blüten oft 
gross, in meist gedrängter Âdhre, Blumenblätter länglich 
oder läinglich-oval, selten linglich-lineal ; Hülsen aufge- 
richtet und stark zusammengedrückt. 

Verbreitung: Maurienne, Wallis, Aostathal, Garda- 
see, Friaul. 

Es lassen sich 2 Untervarietäten unterscheiden: 

«) Untervar. valesiaca.  Pflanze oft kräftig, grün, 
wenigdrüsig, Blüten gross, Blumenblätter länglich oder 
länglich-oval von blauvioletter oder rôtlicher Färbung. 

Verbreitung: Bei Amaro in Kärnthen: Resiutta; 
Ufer der Fella; Venzone in rupibus calidis ad Benacum 





80—400 m.; bei Riva; Pregasina; Binnthal 4000’, Sim- 
plon, Eingang ins Ganterthal, zwischen Brieg und Beri- 
sal; Binnschlucht; zwischen Ausserbinn und Binn, in den 
Wickern, Grone bei Sitten. 

8) Untervar. pedemontana. Pflanze zarter bis sehr 
klein, grau, drüsig. Blätter meist Kkurz, aufgerollt, am 
Rand oft mit 2—4schwieligen Erhebungen. Blüten kleiner 
als bei «. Blumenblätter länglich oder länglich-lineal, oft 
klein, bräunlich-grün und rot geadert. 

Verbreitung: Avrieux; fort de l’Escillon près Lans- 
le-Bourg; St. Jean de Maurienne; zwischen Tormignon 
und Sallières; Cogne; Alp Chavanis ; Courmayeur. 

Die Formen der 4 Verbreitungsbezirke der M. tristis 
R. Br. sind weniger durch scharfe Merkmale, als vielmehr 
durch specielle Eigentümlichkeiten ausgezeichnet. Jede 
Pflanze eines bestimmten Standortes geht allmählig, oft 
beinahe unmerklich in die Charaktermerkmale der nächsten 
Stationen über, so entstehen kontinuierliche Uebergangs- 
reihen. 

Es findet sich so z. B. am Tagliamento und am 
Gardasee eine ziemlich kräftige, grüne Pflanze mit ein- 
fachem, blattlosem Stengel, mit ganzrandigen linealen oder 
länglichen Blättern, welche zudem oft durch grosse 
Blüten mit breiten länglich-ovalen Petalen ausgezeichnet 
ist. Am Simplon ist die Pflanze noch sehr ähnlich, aber 
die Blüten sind weniger schôn, die Petalen sind länglich, 
und die Blätter oft breiter. Im Binnthale zeigt dieselbe 
Pflanze kleinere und oft eingerollte Blätter. Im Aosta- 
thal und im Cogne findet sich eine etwas graue Form mit 
oft eingerollten Blättern und kleineren Petalen. 

Die Maurienne liefert uns endlich das Endglied der 
ganzen Reihe, eine Pflanze von ausgesprochen xerophilem 
Habitus, d. h. die Blätter sind klein, grau, sehr schmal 
und eingerollt, die Blüten sind ebenfalls klein mit länglich- 
linealen Petalen. Indessen die Pflanzen .des Gardasees 
armdrüsig sind, sind diejenigen von Maurienne reichdrüsig. 
Merkwürdigerweise zeigen endlich die Blätter der süd- 
alpinen Pflanze oft sehr kleine Zähnchen, welche vielleicht 
diese Pflanze schon der provinzialischen Form von M. tristis, 
der var. provincialis nähert. 

Endlich gibt der Verfasser noch einige allgemeine 
Schlussfolgerungen und interessante Beobachtungen über 
die Biologie von M. tristis. Das Vorbereitungsgebiet 
dieser Pflanze ist nicht zusammenhängend, es dehnt sich 
vom bithynischen Olymp durch die Balkanhalbinsel, Italien, 
das Alpengebiet und Frankreich bis in die iberische Halb- 








insel und nach Nord-Afrika. Unter ähnlichen klimatischen 
Verhältnissen erscheinen oft wieder gewisse morphologische 
Eigentümlichkeiten. 


Die Pflanze bevorzugt überall steinig-felsigen Boden, 
Schutthalden und Gerülle, geognostisch finden wir sie 
bald auf Gips, Mergel oder Thonboden, bald auf Kalk oder 
kalkhaltigem Schiefer. 

Die Vegetationsperiode ist meist auf Mai nnd Juni 
beschränkt, im Juli werden die Samen ausgereift und dann 
gibt die Pflanze bis zum nächsten Frühling kaum mehr 
ein Lebenszeichen von sich. In den Alpen sind es Schnee 
und Kälte, welche diesen Unterbruch in der Vegetation 
bedingen, im Mittelmeergebiet die grosse Trockenzeit. Bei 
einer Pflanze. die sowohl in Oran und Sizilien am Meeres- 
ufer, wie auch in den piemonteser und walliser Alpen bis 
zu 2200 m. vorkommnt, spielt die Temperatur naturgemäss 
eine mehr untergeordnete Rolle. Conti bezeichnet M. #ristis 
als eine charakteristische Mediterranpflanze, deren Ver- 
breitung hauptsächlich in den Insolationsverhältnissen ihre 
natürliche Erklärung findet; obwohl Trockenheit liebend, 
vermag sie auch reichlichere Niederschläge wohl zu er- 
tragen, wenn nur die Besonnung nicht vermindert wird. 


Crépin, François. Revision des Roses de 
quelques vieux herbiers suisses. — Ann. du 
conserv. et du jardin bot. de (Genève. Ière année, p. 11 
bis 67. 

Der bekannte Rhodologe und Direktor des botanischen 
Gartens in Brüssel berichtet hier über die Resultate seiner 
Untersuchungen der Rosen der drei alten schweizerischen 
Herbarien von Albrecht Haller jun., Schleicher und Gaudin. 
Verfasser arbeitet schon seit 30 Jahren an einer All- 
gemeinen Monographie der Gattung Rosa; nur 
als eine Vorstudie zu diesem Werke will diese Publika- 
tion gelten. Es handelte sich hauptsächlich darum, mit 
Sicherheit die vollständige Uebereinstimmung der von 
diesen Autoren beschriebenen Formen festzustellen; nur s0 
konnte eine klare Nomenklatur erreicht werden. 


I. Herbarium von Haller, jun. Das Herbarium 
dürfte um das Jahr 1827 von Haller dem botanischen 
Garten in Genf geschenkt worden sein. Die Rosen dieser 
Sammlung umfassen 120 Blatt in 32 verschiedenen Arten 
und Bastarden (ohne die Formen). Das Herbarium ist 
für die Geschichte der Erforschung der Rosen unseres 
Landes von grossem Interesse, da es uns Aufschluss gibt 
über einige von Haller in seinem Tentamen addimentorum 





PROC 


et observationum ad historiam stirpium helveticarum spec- 
tantium 1797 beschriebene Arten, dagegen bleiben wir 
über À. collina, R. helvetica und À. Reynieri vollständig 
im unklaren, weil die betreffenden Belegstücke zu mangel- 
haft sind. 

IL Herbarium Schleicher vom Museum in 
Lausanne. Für Besitzer Schleicher’scher Rosen dürfte die 
Zusammenstellung der von Schleicher ausgesebenen Rosen 
mit deren gegenwärtigen Nomenklatur von Interesse sein. 

UT Herbarium Gaudin, zeitweise in Kew, 
1878 aber wurde dasselbe von Hooker dem Museum in 
Lausanne geschenkt. 

Von besonderem Interesse ist dann der historische 
Ueberblick über die Kenntnis der schweizerischen Rosen, 
seit dem XVII. Jahrhundert. G. Bauhin erwähnt in 
seinem Pinax (1623) bereits folgende 7 Arten: À. canina 
L., R, rubiginosa L., R. pomifera Herrm., R. alpina L. 
R. pimpinellifolia L., R. arvensis Huds. und À. gallica 
L. 1651 beschreibt er in der Astoria plantarum die- 
selben Arten, jedoch ausführlicher und mit Abbildungen, 
als neue Species für die Schweiz finden wir in diesem 
Werk zum erstenmal À. tomentosa Sm. 

Im Anfang des XVIII. Jahrhunderts entdeckte J. J, 
Scheuchzer die À. rubrifolia Vill Haller kennt 
1742 in der Enumeratio methodica stirpium Helveticae 
indigenarum im ganzen 8 schweizerische Rosen. Das 
fundamentale Werk von Haller Historia stirpium indi- 
genarum Helvetiae (1768), die erste vollständige Flora der 
Schweiz, enthält nur noch 7 Arten, indem À. rubrifolia 
nun als Varietät von À. canina aufgefasst wird, dagegen 
wird hier zum erstenmal die geographische Verbreitung 
der bisher bekannten schweizerischen Rosen festgestellt. 
Merkwürdig ist, dass Haller immer noch an der alten vor- 
linne’schen schwerfälligen Nomenklatur festhält. Reynier 
beschrieb dann 1783 in den Mém. de la soc. des sc. phys. 
de Lausanne, Tome I, p. 67—71, einige neue Rosen der 
Schweiz. Durch diese Schrift wurde À. cinnamomea aus 
der Umgebung von Lausanne bekannt. Das Herbarium 
von Haller jun. enthielt als neue Art À. montana Chaix. 
und eine Reïhe von Arten, die dann erst im XIX. Jabr- 
hundert erkannt und beschrieben wurden. 

Die Flora helvetica (1802) von Suter kennt bereits 
14 Rosen, von denen wir besonders À. lutea Mill. und 
R. collina Jacq. hervorheben. 

Die zweite Ausgabe des Katalogs von Schleicher 
bringt (1807) als Neuheit Rosa hybrida Schleich. (= 2. 








gallica X arvensis). Dieser Bastard wurde jedoch erst 
1828 von Seringe in den Mélanges botaniques beschrieben. 
Das seltene Werkchen von Dematra, Essai d’une mono- 
grahie des Roses indigènes du canton de Fribourg, be- 
reichert die schweïizerische Flora um 2 neue Rosen, näm- 
lich 2. rugosa Dem. (— RÀ. tomentella Lem.) und À. spinuli- 
folia Dem. (= R. alpina © tomentosa). Chaillet kannte 
jedoch diesen letzteren Bastard schon vor Dématra. Auch 
die Flora helvetica von Gaudin (1828) bringt nur eine 
neue Art, À. stylosa Desv. Die Gattung Rosa wird dann 
1840 von Hegetschweiler in der Flora der 
Schweiz sehr ausführlich behandelt. Hegetschweiler 
zählt 19 schweizerische Rosen auf, doch ergibt sich bei 
näherer Betrachtung, dass mehrere Arten zu streichen 
sind, so dass in Wirklichkeïit diese Flora in Bezug auf 
die Gattung Rosa kaum etwas neues bringt. Eïinen ent- 
schiedenen Fortschritt bezeichnet dann die «Flore du Jura» 
von Godet (1853). Godet studierte mit Vorliebe die 
Gattung Æosa, er hat denn auch eine ganze Reihe neuer 
Arten und Bastarde entdeckt. So À. pimpinellifolia XX 
alpina, Rosa alpina X tomentosa, R. mollis Sm., À. omissa 
Désegl., À. coriifolia Fries. In den 50er und 60er Jahren 
haben sich besonders Rapin, Reuter, Godet und 
Gremli um die Kerntnis der Rosen verdient gemacht. 
Seit 1869 ist jedoch keine neue schweizerische Rosenart 
mehr beschrieben worden, es ist auch sehr fraglich, ob je 
noch in unserem Gebiet wirklich neue Arten aufgefunden 
werden, die nicht als Varietäten bereits bekannter Typen 
zu deuten wären. Die Rosen der Schweiz (1873) 
von Christ fassen unsere Kenntnisse der Gattung Æosa 
vor 25 Jahren in klassischer Weïse zusammen. Die Zahl 
der neuentdeckten Hybriden und Varietäten seit dem Er- 
scheinen dieses Werkchens ist unbedeutend. Es sind fol- 
gende Bastarde: 

R. alpina X cinnamomea, 

RES LE rubrifolia; 

RS PES HOoNNIer a; 

R, gallica X Jundzilli. 

Varietäten: 

R, uriensis Lag. et Perg. | Diese beiden Formen ge- 

R. rhaetiea Gremli | nôrenz. Grd_R glaura Vi 

R. Murithii Perg. Form von À. pomifera Herrm. mit 
kahlen Blättern. 

R. obtusifolia Desv. eine Varietät von À. ftomentellu 
Lem. mit einfacher Bezahnung der Blätter. 


ae 


HV IOD ee 


Nach dem massgebenden Urteil von Crépin dürfte 
wohl kein anderes Land rhodologisch so gut bekannt sein 
wie die Schweiz. 


Dutoit, Dr. Hieracium alpicola X glandu- 
liferum. Bull. de la Murithienne. 1894—96, S. 27 — 
H. Rouyanum K, O. Wolf (publ. dans le Bull. de la soc. 
bot. de Fr. 1894.) 

Beschreibt an Hand eines einzigen Exemplars, das er 
am 22. Juli 1890 auf der Hôühe des Simplons fand, diesen 
interessanten Bastard. 


Eblin, B. Ueber die Notwendigkeit von 
Verbesserungen in der schweizerischen 
Waldwirtschaft und die Mittel, dieselben 
anzubahnen. In Schweizerische Zeitschr. für Gemein- 
nützigkeit. XXXVI. Jahrg. Heft 2, S. 84—100. 

Bespricht zunächst die waldwirtschaftlichen Missstände 
in den schweizerischen Alpengegenden (siche auch diese 
Berichte V, S. 53—79 u. VI, S. 114). Da die Bevülke- 
rung unserer Gebirgskantone über die Bedeutung des 
Waldes für den wirtschaftlichen Wert des Landes immer 
noch viel zu wenig aufgeklärt ist, verlangt Verfasser eine 
bessere Volksbelehrung in waldwirtschaftlichen Fragen 
und befürwortet auch, dass der Bund selbst in grüsserem 
Maasstabe Waldbesitzer werde, damit er so mit besseren 
Erfolgen diesen Uebelständen entgegentreten künne, 


Forel, Prof. in Morges. Potamogeton vaginatus. Ver- 
handl. d. schweiz. naturforsch. Gesellsch. 79. Jahresvers. 
in Zürich 1896. 

Pot. vaginatus ist nahe verwandt mit P. pectinatus L., 
aber perennierend. Wurde im (enfersee noch nie blühend 
gefunden, dagegen gelang es Forel in Kulturen durch 
Entfernen der anhaftenden Diatomeenkolonien die Pflanze 
zur Biüte zu bringen. 


Gaille, A. Une plante qui disparaît. Le 
Rameau de sapin 31me année No. 6. 4° Neuchâtel 1897. 

Infolge der künstlichen Austrocknung der Sümpfe im 
neuenburger Jura, verschwindet Ophioglossum vulgatum 
mehr und mehr. Ein neuer Standort, wo sich die Pflanze 
noch reichlich findet, wurde von A. Gaille bei Concise 
aufgefunden. 


Gaille, A. Atriplex hastata L. Le Rameau de sapin, 
3ime année, No. 9. 4° Neuchâtel 1897. 

Diese seltene und nur sporadisch auftretende Pflanze 
ist mit der gemeinen À. patula L. nahe verwandt, unter- 








ÉD PAS rte 


scheidet sich aber schon auf den ersten Blick durch die 
ungleich gezähnten, dreieckig spiessfôrmigen unteren 
Blätter, indessen die mittleren Blätter spiess-lanzettlich 
und die oberen lanzettlich ganzrandig sind. 

Die Pflanze findet sich gegenwärtig ziemlich reich- 
lich in der Nähe des Bahnhofes von Biel. 


Godet, A. Encore un mot à propos le châ- 
taignier. — Le Rameau de Sapin, 31% année, No. 6, 
49 Neuchâtel 1897. 

Die zahme Kastanie ist in unserem (rebiet nicht ein- 
heimisch. Unter den verkohlten Fruchtresten der Pfahl- 
bauer findet sich weder die Kastanie, noch der Nussbaum, 
noch die Weinrebe. Wir haben allen Grund anzunehmen, 
dass die zahme Kastanie und der Nussbaum durch die 
Rümer in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung 
eingeführt wurden. Die Namen La Châteneye oder Uhâte- 
naya (Colombier), {x Châtagnière(Vaumareus), la Châtenière 
(Boudry) sind lateinischen Ursprungs. Der erste ist von 
Castanetum (Anpflanzung von Kastanien) abzuleiten, der 
zweite Name kommt von Castaneria, ähnliche Bezeich- 
nungen finden wir für den Nussbaum, z. B. Nugerol (alter 
Name für Landeron) ete. Zur Rümerzeit wird sich deim- 
nach die zahme Kastanie und der Nussbaum bei uns 
akklimatisiert haben. Indessen die Kastanie im Wallis, 
am Lemanbecken und längs des Jurarandes bis Vaumarcus 
gœut gedeiht, sind die wenigen Stationen dieses schôünen 
Baumes weiter nürdlich, so bei Roche de l’Ermitage, bei 
Cressier und auf der St. Petersinsel im Bielersee sebr 
gefährdet. 


Hochreutiner, G. Noticesur la répartition des 
phanérogames dans le Rhône et dans le port de 
Genève. Bull. de l’Herb. Boissier, Bd. V, p. 1—14. 


Die kleine Abhandlung bespricht zunächst die Lebens- 
bedingungen der Wasserpflanzen, welche ent- 
schieden weniger mannigfaltig sind als diejenigen der 
Landpflanzen, doch kommen anderseits eine Reïhe von 
Faktoren in Betracht, welche bei Landpflanzen von mehr 
untergeordneter Bedeutung sind, so die Färbung, 
Durchsichtigkeit, Temperatur und die 
chemische Beschaffenheit des Wassers. 
Die Verteilung der submersen Flora auf beiden Seiten des 
Flusses lässt auch vermuten, dass auch die Exposition 
eine nicht unwichtige Rolle spielt. Von ganz besonderem 
Interesse scheint anderseits aber auch die Bewegung 
des Wassers auf die submerse Pflanzendecke einzu- 





He Gore 


wirken und zwar sowohl durch den dadurch bedingten 
mechanischen Reïz, wie auch durch die Mengung der vom 
Wasser absorbierten Gase; daraus ergibt sich ein tief- 
greifender Unterschied zwischen der Flora ruhender oder 
bewegter Gewässer. Ein rascher Wechsel der Wasser- 
bewegung ist für die Existenz phanerogamer Wasser- 
pflanzen verderblich. Die Lichtintensitit beeinflusst die 
Verteilung der submersen Gewächse in hervorragendster 
Weise. 

Die toposgraphische Verteilung der Wasserpflanzen im 
engeren Hafenbecken der Stadt Genf ergibt folgende all- 
gemeine Cresichtspunkte. Die submerse Flora ist, wenn 
man sie nur auf beschränktem Raum betrachtet, sehr ein- 
fürmig, in ihrer Gresammtheit zeigt sie aber eine ziemlich 
grosse Mannigfaltiskeit. 

Es lassen sich fast ebenso viele Formationen unter- 
scheiden, als Pflanzenarten an ihrer Zusammensetzung 
beteiligt sind. Fast alle submersen Pflanzen treten meist 
in grossen Massen, bestandbildend auf. 

Wenn wir den engern Hafen von Genf in seiner 
Breite durchqueren, so ergibt sich etwa folgendes Bild. 
Am nordôüstlichen Ufer findet sich parallel mit demselben 
in geringer Tiefe eine Zone von Characeen, dann folgt 
Elodea canadensis, einen geschlossenen Teppich bildend, 
der nur von vereinzelten Stengeln verschiedener Potamo- 
getonen (P. densus, P. crispus und P. perfoliatus) über- 
ragt wird. Von neuem beginnen nun die Characeen, 
welche zunächst eine geschlossene submerse Wiese bilden, 
die sich in grüsserer Tiefe mehr und mehr lockert, um 
schliesslich ganz zu verschwinden. 

In eigentlichen Rhonebett erscheinen nun die dunkel- 
grünen Massen einer P. pectinatus L. nahe stehenden 
Laichkrautform. 

Jenseits dieser Zone tritt in umgekehrter Folge ein 
äbhnliches Bild auf, wie wir es soeben kennen gelernt 
haben. Zunächst kahler Sandboden, dann vereinzelte 
Characeen, die gegen das Ufer einen zusammenhängenden 
und immer dichteren Teppich bilden. Ziemlich unver- 
mittelt tritt dann wieder Æ/odea auf, von vereinzelten 
Myriophyllum, P. densus und EP. crispus begleitet. Beim 
nähern Studium der einzelnen Lokalitäten ergibt sich, dass 
die Verteilung der submersen Flora vorzüglich von dem 
grôsseren oder geringeren Wellenschlag abhängt. Leb- 
haft bewegtes Wasser wird bevorzugt von Pot. pectinatus 
L. und Wyriophyllum, die meisten Formen lieben dagegen 
ruhendes oder nur schwach bewegtes Wasser. Diese 





Strômungen sind jedenfalls auch bei der Verbreitung der 
Wasserpflanzen von grosser Bedeutung; auch der Schiff- 
verkehr, die herbivoren Fische und Vügel dürften daneben 
eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Durch die Be- 
wegung des Wassers werden nicht nur alle Samen fluss- 
abwärts transportiert, sondern die Pflanzenstücke selbst 
wandern allmählig in derselben Richtung weiter, soll also 
die Art im Oberlauf nicht aussterben, so muss für einen 
entgesengesetzten Transport gesorgt werden. Beobach- 
tungen haben gezeist, dass speciell durch das Räderwerk 
der Dampfschitte allerlei Pflanzenteile verschleppt werden, 
die sich dann zunächst wieder vegetativ vermehren, so 
siedelt sich um jeden neuen Dampfbootsteg bald eine ganz 
characteristische Flora an. Dass die Vügel in ihrem Ge- 
fieder Samen verschleppen, ist schon lange bekannt, da- 
gegen ist die Rolle der Fische bisher verkannt worden. 
Der Mageninhalt vieler Fische enthält jedoch regelmässig 
pflanzliche Ueberreste; es wäre nur noch zu prüfen, ob 
dieselben durch den Verdauungsprozess nicht ihre Keim- 
fähigkeit einbüssen. 


Henchoz, L. Excursions du 23—25 juillet 
1895 à Brigue, Münster, Eginenthal, glacier 
du Rhône, Maïienwand et excursion dans les 
Alpes de Bex 1896. Bull. de la Murithienne. 1894 
bis 1896, p. 24—26. 

Bringt eine Aufzeichnung von zum Teil neuen Pflanzen- 
funden aus den betreffenden Gegenden. Zu bedauern ist, 
dass bei den meisten derartigen Aufzählungen Kkeinerlei 
Angaben über Hühenverbreitung, über die jeweiligen Stand- 
ortsverhältnisse, geognostische Beschaffenheit des Bodens, 
Exposition, Häufigkeiït etc. gemacht werden. Diese Pflanzen- 
listen würden durch solche Beobachtungen bedeutend an 
Wert gewinnen. 


Jaccard, H. L’Herborisation sur le coteau 
au S. de Ballabio au pied de la Grigna du Sud. 
21. VII. 1893. In Verhandl. d. schweiz. naturf. Ges.; 
79. Jahresversammlung 1896 in Zürich. S. 107—110. 

Gibt auf Grund einer Exkursion eine Aufzählung der 
überaus reichen und interessanten Flora auf den Hügeln 
bei Ballabio am Fuss der Grigna. Auf einem Irrtum 
dürfte wohl die Angabe von Anthyllis Dilleni beruhen, die 
Beschreibung als eine schlanke, ein Fuss hohe Pflanze, 
scheint mir mehr für À. rubriflora zu sprechen, die ühri- 
gens in den südlichen Teilen der insubrischen Schweiz 


RE 


pe 


ziemlich verbreitet ist; indessen À. Dilleni Schult. eine 
kleine niedere, fast rasenbildende Pflanze der südlichen 
Walliser Alpen ist. 


Jaccard, H. Cirsum rivulare X spinosissimum, ein 
von Herrn Jaquet in la Merzère, Alpes de 
Rougemont (Vaud) gesammelter Bastard. 
In Verhandl. d. schweiz. naturf. Gesells. 79. Jahresver- 
sammlung in Zürich 1896. $. 119. 


Jaccard, P. et Amann, J. Etude sur la flore 
du vallon de Barberine in Bull. soc. vaud. sc. nat. 
vol. XXXII. No. 122. 

Das kleine Val de Barberine, südlich von der Tour 
Salière und dem Mont Ruan, wird nach dem Trient ent- 
wässert und ist botanisch von besonderem Interesse, weil 
der Hintergrund des kleinen Thales jm Gebiet der Kalk- 
alpen, die Ausmündung dagegen im krystallinischen Ur- 
gebirge liegt. Die Verfasser fassen die Resultate ïhrer 
Beobachtungen selbst etwa folgendermassen zusammen. 
Da die klimatischen Faktoren im ganzen kleinen Floren- 
gebiet wenig Unterschiede zeigen, so ist es müglich, in 
unserem (rebiet die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit für 
die Vegetation besser zu beurteilen, Der (Gegensatz 
zwischen Kalk- und Kieselflora ist ausserordentlich auf- 
fallend. Diese Verschiedenheit scheint hauptsächlich von 
der Verteilung der Feuchtigkeit ahhängig zu sein, welche, 
wie wir wissen, grosse Unterschiede in der Erwärmung 
des Bodens zur Folge haben. In den Gneiïissgebieten erhôht 
die Undurchlässigkeit des Gesteins die Feuchtigkeit der 
Dammerde, so wird die Erwärmung des Bodens verhindert. 
Die Lebensbedingungen sind somit ziemlich uniform und 
bedingen daher eine nicht sehr mannigfaltige Flora. Die 
grüsste Verbreitung Zzeigen diejenigen Arten, welche an 
ihre Umgebung in zweckmässigster Weise angepasst sind, 
indessen die schwächeren Formen unterdrückt werden. 
Die Kolonie von Kalkpflanzen, welche wir im Gneisskies 
der Eau-Noire finden, zeigt uns, dass jedoch auch die 
chemische Natur des Untergrundes bei der Verteilung der 
Pflanzen eine nicht unwichtige Rolle spielt. Die Abhand- 
lung behandelt nicht nur die Phanerogamen, der Mitarbeit 
von J. Amann ist es jedenfalls zu verdanken, dass auch 
die Moosflora gebührend berücksichtigt wurde. 


Keller, Dr.R. Die wilden Rosen der Kan- 
tone St. Gallen und Appenzell. Berichte der 
St. Gallischen naturwissenschaftl. Gesellschaft während 
des Vereinsjahres 1895/96. 








In der klassischen Arbeïit von Wartmann und Schlatter 
«Kritische Uebersicht über die Gefässpflanzen der Kantone 
St. Gallen und Appenzell» blieben noch verschiedene poly- 
morphe (renera einer nachträglichen Bearbeitung vorbe- 
halten. Diese Abhandlung über die Rosen der Kantone 
St. Gallen und Appenzell soll nun eine solche Lücke aus- 
füllen, Weitaus der grôsste Teil der hier erwähnten 
Formen und Modifikationen, sowie der Standortsangaben 
beruhen auf eigener Beobachtung des Verfassers, der seit 
dem Jahre 1892 auf vielen Exkursionen verschiedene Teile 
der beiden Kantone auf ihre Rosenflora näher untersuchte, 
jedoch bleiben auch jetzt noch grüssere Gebiete, wie z. B. 
das ganze Rheinthal einer künftigen Untersuchung vor- 
behalten. Eine wertvolle Ergänzung fanden diese Studien 
in der Benutzung einer Rosensammlung von O. Buser im 
naturhistorischen Museum in St. Gallen. Ganz besondere 
Aufmerksamkeit wurde auch der Variabilität der einzelnen 
Arten innerhalb des Gebietes geschenkt. Durch eine Be- 
stimmungstabelle der Sektionen und Subsektion des Genus 
Rosa, sowie durch die sorgfältigen Diagnosen und zahl- 
reichen Angaben über die Variationsfähigkeit der einzelnen 
Typen ist die Arbeit auch geeignet, in das so schwierige 
Gebiet der Rosenkunde einzuführen. 

Maganin, Prof. Dr. Quelques mots sur la végé- 
tationedes” étangs et des tourbières des 
Franches-Montagnes ïin Verhandl. der schweiz. 
naturf. Gesellsch. 79. Jahresversammlung. Zürich 1896, 
S. 122—123. 

Das Plateau der bernerischen Freiberge ist ausge- 
zeichnet durch die Gegenwart von abflusslosen Mulden, 
welche zum Teil von Torfmooren und kleinen Wasser- 
becken ausgefüllt sind. Verfasser gibt dann eine ge- 
drängte Uebersicht über die Flora dieser (Gebiete, wobei 
auf die vielen Eigenheiten der Freiberge gegenüber der 
andern lacustren Flora des Jura aufmerksam gemacht wird. 

1. Wenig tief stehende Gewässer. 

a) Es fehlen: Nymphaea, Nuphar, Scirpus lacustris, 
Phragmites, in einigen Juragewässern wenigstens ebenso 
hoch vorkommend, 

b) charakteristisch ist vor allem Potamogeton rufescens 
im Schweizerjura selten, dagegen in den Torfmooren des 
franzüsischen Jura verbreitet ; ebenso Pot. Ziai, P. lucens, 
P. densus, natans. 

2. Die Torfmoore sind sehr reich: 

a) Betula nana ist sehr verbreitet, besonders bei 
Plain-de-Seigne und Chaux d’Abel. 


5 


b) Es fehlen: Carex heleonastes, C. chordorrhiza, für 
die benachbarten Torfmoore des Jura sonst so charakte- 
ristisch, ferner Triglochin, auch Scirpus caespitosus, Erio- 
phorum alpinum, Scheuchzeria, Carex teretiuscula sind hier 
selten. 

Magnin, Prof. Dr. Additions à la flore des 
lacs de Joux, Brenets et Ter in Verbandl. d. 
schweiz. naturf. Gesellsch. 79. Jahresversamml. Zürich, 
1896. 

Bei Anlass der Versammlung der schweizerischen 
und franzüsischen botanischen Gesellschaft im August 1894 
brachte der Verfasser eine Mitteilung zur Flora obiger 
drei Seen. 

Vorliegende Publikation bringt nun noch einige kleine 
Ergänzungen. 

Meister, Fr. Die Utricularien von Dübe:- 
dorf und Umgebung. In Verhandl. d. schweïiz. 
naturf. Gesellsch. 79. Jahresversammlung in Zürich 1896. 
SES: 

In diesem beschränkten Gebiet finden sich vier Ufri- 
cularien, von denen U. Bremi Heer 1893 von Meister bei 
Dübendorf wieder aufgefunden wurde, nachdem die Pflanze 
daselbst seit ca. 30 Jahren verschollen war. 


Nägeli, Dr. 0. Ueber die Pflanzengeo- 
graphie des Thurgaus. Sonntagsblatt der Thur- 
gauer Zeitung. 8. Jahrg. (1897), No. 45—48. 

Der Verfasser geht von der Flora der Eiszeit aus, 
die uns zum Teil noch in den subfossilen Pflanzenresten 
der Torfmoore erhalten geblieben sind; sie Zzeigen uns, 
dass die Hochmoorflora heute noch keine wesentlich andere 
Zusammensetzung hat als zur Glacialzeit. Da infolge der 
veränderten klimatischen Verhältnisse nach dem definitiven 
Rückzug der Gletscher, die Glacialflora sich nur noch an 
besonders günstigen Orten zu behaupten vermochte, s0 
wurde nun der Platz für ein neues Florenelement, die 
mitteleuropäische Pflanzenwelt frei. In den Torfmooren 
finden wir somit noch die letzten Ueberbleibsel der Glacial- 
flora. Das reichste Torfmoor des Kantons Thurgau ist 
das Hudelmcor bei Zihlschlacht (nôrdlich von 
Bischofszell) mit Andromeda, Eriophorum alpinum, Er. vagti- 
natum, Carex canescens,  Lycopodium inundatum,  Betula 
verrucosa und dem nordischen Aspidium cristatuwm ; etwas 
weniger reich sind die Torfmoore von Heldswil und 
Waldbach, ferner Befang und Ergarten der Gemeinde 
Gottshaus. Die Hochmoorflora ist somit im Thurgau auf 








den Oberthurgau beschränkt, den Mooren des Thurthals 
fehlen meist die typischen Vertreter. Diese Torfe sind 
verarmt, Weil ihre Lage und die physikalischen Bedin- 
gungen der Umgebung die Glut der Sonnenstrahlen nicht 
genügend zu mildern vermag. Dieser notwendige Schutz 
kommt unter drei Bedingungen Zu stande, nämlich: 
1. wenn das Torfmoor eine bedeutende Ausdehnang hatte, 
2. wenn seine Meereshühe eine beträchtliche war, oder 
wenn es wenigstens den Alpen nahe lag, 3. wenn es durch 
schützende Wälder in seiner Nähe vor Austrocknung be- 
wahrt blieb. Die Wichtigkeit dieser drei Faktoren für 
die Existenz einer reichen Hochmoorflora, wird dann an 
Hand einiger lehrreicher Beïispiele hübsch illustriert. 

Aber auch die Wälder und Schluchten boten der 
fliehenden Flora der Eiszeit Schlupfwinkel. Doch ist es 
bei diesen Pflanzen oft nicht leicht zu entscheiden, ob sie 
als glacialer Relikt oder als alpine Vorposten zu betrachten 
sind; oft kann dieselbe Pflanze an einem Standort als 
glacialer Relikt, an einem anderen Fundort als alpine 
Ausstrahlung auftreten. So ist Trollius am Hausener 
See in (Cresellschaft glacialer Pflanzen als glacial zu be- 
trachten, beim Hungersbühl, Frauenfeld, mit mehreren 
alpinen Arten als alpin anzusehen. Auf den Moränenzügen 
dagegen zeigt die Glacialflora heute Kkaum noch Spuren; 
die Bärentraube und Carex ericetorum ist im Hegau, in 
Schaffhausen und Nordzürich nicht allzuselten, sie geht im 
Thurgau von der Schaarenwiese (396 m.) durch den 
ganzen Westen des Kantons bis in die Voralpen Allen- 
windens (953 m.) und ziert am zahlreichsten unsere unter- 
thurgauischen Moränenhügel. Ein Vergleich zeigt uns, 
dass im (Grebiet der stärksten glacialen Ablagerung um 
Schlattingen-Neunforn-Hüttwilen auch die meisten glacialen 
Reste der Pflanzenwelt sich finden. Die glacialen Relikten 
des Thurgaus umfassen etwa 40 Arten, wovon allerdings 
15 Arten jeweilen nur von einem einzigen Standort be- 
kannt geworden sind. 

Das alpine Florenelement ist im oberen Thurgau 
besonders an das Hôrnli gebunden, es verliert sich ausser- 
ordentlich rasch gegen die Ebene hin. Alpenrose, Alpen- 
enzian, Aurikel und Dryade erreichen den thurgauischen 
Grenzstein am Hôrnli nicht mehr, sondern bleiben etwa 
5 Minuten vorher am Nordwestabhang des Berges zurück. 
Für diesen oberen Thurgau sind folgende Alpenpflanzen 
zu verzeichnen : Losa alpina, Trollius, Evonymus latifolius, 
Veronica urticaefolia, Elymus. Herabgeschwemmte Pflanzen 
treffen wir am reichsten um Bischofszell.  Saxifraga 





Aizoon, S. mutata und der Bastard $S. mutata X Aïzoon, 
Pleurospermum  austriacum, Linaria alpina, Campanula 
pusilla und Saxifraga oppositifolia an einer Reïhe von 
Standorten am Bodensee, mügen hieher gehüren. 

Doch bildet die mitteleuropäische Flora den 
Grundstock der jetzigen Pflanzenwelt, ihr Ursprung wird 
heute allgemein nach den südlichen und ôüstlichen Teilen 
Sibiriens verlegt. Sie ist über das ganze Land ziemlich 
gleichmässig verbreitet, besonders reich aber im Seethal 
mit Senecio paludosus, Gratiola, Myosotis Rehsteineri, 
Ranunculus reptans, Litorella. 

Von grüsserem Interesse sind einige nürdliche 
Einwanderer, wie die Armeria purpurea, Allium 
suaveolens bei Gottlieben, Geranium pratense bei Berlingen 
und im Wald von Ermatingen, und das in Vogesen und 
Schwarzwald verbreitete Hypericum pulchrum gehüren 
wohl hieher. 

Viel wichtiger ist jedoch das Florenelement, das aus 
wärmeren Gegenden zu uns eingewandert ist. Wohl nur 
ein kleiner Teilist längs des Jurathales bis in den Kanton 
Thurgau vorgedrungen, die Hauptmasse weist auf einen 
anderen Ursprung bin, nämlich nach Nordosten. Viel 
reicher ist dieses Florenelement bereits im Schaffhauser- 
becken vertreten. Diese Pflanzen sind wohl als eine 
mediterrane Ausstrablung Jlängs des Donauthales auf- 
zufassen. Während aber Christ nur etwa 50 Arten der Nord- 
ostschweiz in diese Kategorie verweist, muss Verfasser 
ibr nach eingehenden Studien wohl gegen 150 einverleiben. 
Vom Hegau aus bespült der warme Strom die Hügel 
Schaffhausens, dringt ins Klettgau, dann längs dem Rheïin- 
thal bis zum Kaiïserstuhl. Vom Rheïinthal aus reicht er im 
Glattthal bis Stadel und Bülach, im Tôssthal bis Winter- 
thur, im Thurthal bis Pfyn-Weinfelden, am Untersee bis 
Ermatingen, während er auf badischer Seite am Untersee 
bis Konstanz, am Ueberlingersee bis Meersburg vorrückt. 
Auf drei Wegen ist dieses Florenelement im Kanton 
Thurgau vorgedrungen, nämlich: 1. längs des Untersees 
dem Nordabhang des Seerückens folgend; 2. vom Rhein- 
thal über Andelfingen-Neunforn thuraufwärts, und 3. längs 
des alten Strombettes Diessenhofen-Stammheïm. 


Die wichtigsten Vertreter dieser Pflanzenwelt sind: 
Cytisus nigricans, Euphrasia lutea, Seseli bienne, Trifolium 
rubens und alpestre, die Pulsatille, dann Genista tinctoria, 
germanica und sagittalis, Potentilla rubens und Peucedanum 
Cervaria etc. 













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Einige versprengte Jurapflanzen mügen auch noch 
kurz erwähnt werden. Hieher gehürt : 

Helleborus foetidus, im Ittingerwald, Geranium phae- 
aeum, bei Salenstein, Rosa trachyphylla am Immenberg und 
Quercus pubescens vom selben Standort. Zum Schluss 
werden auch noch die Ruderalpflanzen aufgeführt. 
Wege längs Eisenbahnen, Schutt, Acker- und Brach- 
felder liefern eine reiche Ausbeute.  Hieher:  Æri- 
geron canadensis, Stenactis annua, vor 60 Jahren war von 
dieser Pflanze noch kein einziger Standort bekannt, Vero- 
nica Buxbaumii, Potentilla supina, Xanthium. Das See- 
thal ist auch an Ruderalpflanzen bedeutend reicher als 
das Thurthal. Seit Mitte der 80er Jahre ist Æragrostis 
minor und Alsine laxa eingewandert, etwas später Lepi- 
dium ruderale und Polycnemum und seit 1892 Vulpia 
Pseudomyurus. 


Puencieux. Contribution à l’étude du re- 
boisement de la plaine du Rhône. — Schweize- 
rische Zeitschrift für das Fortswesen. 1897. Seite 5 —8, 
58—61 und 101—104. 

In der «Plaine du Rhône», d. h. der waadtländischen 
Strecke auf dem rechten Rhôneufer von Lavey—St. Mau- 
rice bis zum See, herrscht «an jedem schôünen Tag, wenn 
keine allgemeine Windstrümung dominiert, ein starker 
thalaufwärts streichender, lokaler Thalwind»>. In der 
Nacht weht er thalauswärts, aber viel schwächer. Dieser 
oft orkanartige, täglich wenigstens 8 Stunden wehende 
Wind prägt den Bäumen eine sehr ausgesprochene 
«Windform» auf; die Krone wird einseitig nach Süden, 
thalaufwärts, gewendet. 

Am stärksten zeigt sich diese «Windfahnenbildung» 
an Kirschbaum, Apfelbaum, etwas schwächer an Birnbaum, 
Eiche, Zitterpappel, Birke und Esche. noch weniger an 
den Weïiden und beinahe gar nicht an Fichte und 
Kiefer. É 

Zur Sanierung dieser ungünstigen klimatischen Ver- 
hältnisse wurde 1890 eine Aufforstung der «Plaine du 
Rhône» beschlossen. Es sollten namentlich «rideaux pro- 
tecteurs» («Waldschutzetreifen») angepflanzt werden, dann 
Obsthäume und auf die sumpfigen Partien Weiden, 
Eschen, Pappeln. Die Kosten werden anf 90,264 Fr. ver- 
anschlagt; ein grosser Teil der Anlagen wurde bis 1895 
ausgeführt. Ueber die Erfolge soll später berichtet 
werden. 

Dem Artikel sind vier Autotypien beigegeben, nach 


ME PATES à 


den ausgezeichneten Originalphotographien des Verfassers 
verkleinert; sie geben in trefflicher Weïise Windformen 
wieder. C. Schrôüter. 


Schellenberg, Dr. H.C. UeberdieBestockungs- 
verhältnisse von Molinia coerulea Môünch. Diese 
Berichte Heft VII, S. 69 (1897). 


Schmidely. A. Notes floristiques. Bull. de la 
soc. bot. de Genève, No. 8. Oct. 1897. 


1. Umgebung von Genf. Mont Salève. 


Bringt hauptsächlich eine Reïhe von Rosenbastarden 
aus der Umgebung von Genf zur Sprache und zwar: 

PR. glauca X tomentosa forma  glabrescens Schmid. 
vom Mont Salève. Weiden von St. Blaise bis nach 
la Croisette. 

R. rubiginosa L. var. decipiens Sagorsky. La Croisette, 
Unterscheidet sich von R. rubiginosa L. durch die kahlen, 
vollständig drüsenlosen Blattflächen. 

R. alpina X coriifolia; R. Guinati Schmid. 

R. alpina X montana Schmid. Als neue Station ist zu 
erwähnen: oberhalb <Feuillet» zwischen Grande-Gorge und 
den Felsen von Coin. 

R. alpina X  rubrifolia Crép. À. Brueggeri Küllias 
forma superalpina frondosa Schmid. Roches d’Archamp an 
3 Orten. 

R. alpina X tomentosa, f. pilosior Schmid. Roches d’Ar- 
champ. 

R. alpina X omissa . glabrescens Schmid. an 2 Orten 
bei Grange-Gabit; mit Ausnahme des Blattstiels und des 
Mittelnervs sind die Blätter kahl. 


2. Mont Vuache und Mont Musiège. 


Von diesen beiden Standorten werden mehrere Formen 
und Bastarde von ÆRubus und Aosa aufseführt; so ARubus 
flexuosus Ph. Muell. forma ramosa Schmid. vom Kamm des 
Petit Vuache, dann eine forma imponcus Schmid. ebenfalls 
läings des Fussweges auf dem Kamm des Petit Vuache. 

Ferner À, caesius D tomentosus, Gehülz oberhalb 
Digny, ein um Genf sonst auch sehr verbreiteter Bastard. 
Rubus Villarsianus Kocke, Mont Vuache und Mont Mu- 
siège. 

Dann Rosa alpina X pimpinellifolia, R. alpina X to- 
mentosa und Rosa pimpinellifolia X tomentosa. 

Von Mont Musiège werden ferner noch erwähnt: 
Valeriana officinalis L. v. angustifolia Tausch, Doronicuwm 
Pardalianches TX. und Limodorum aborticum Sw. 








| Tee 


3. Waadtländer Jura, oberhalb Orbe. 


Rubus spinulatus N. Boulay. Ronc. Vosq. No. 81 an 
der Bahnlinie nach St. Croix, oberhalb Baulmes. 

R. rubrifolia Vill. var. Gaillardi Crépin forma dimi- 
nuta Schmid. Weiden unterhalb der Aiguilles de Baulmes ; 
Form mit unregelmässiger, fast einfacher Bezahnung, Be- 
haarung und Drüsen der Blattunterseite ziemlich spärlich. 

Alchemilla Hoppeana Rchb. var. vestita Buser._ Gipfel 
der Aiguilles de Baulmes. 

Carduus defloratus X. personata, längs des Jougnenaz 
an den Aiguilles de Baulmes. 


4. Umgebung von Fins-Hauts, Wallis 


gibt 6 Rubus-Arten von dieser Lokalität an, sowie Rosa 
pomifera Herrm. ‘var. Murithii Christ. von den Weïden 
Léchère und Tet und bringt zum Schluss eine vollständige 
Zusammenstellung der Alchemillen von Fins-Hauts, im 
ganzen 30 Formen. 


Schrôter, C. Sur les formes de l’épicéa en 
Suisse (Picea excelsa Link) — Archives des sc. physiques 
et naturelles — 4me période, Tome IV. Nov. 1897. 
4 pages, 8°. 

A: Standortsformen (nicht erbliche Merkmale) Pyra- 
midenfichte, Walzenfichte, Ziegenfichte, Zwillingsfichte, 
Garbenfichte, Kandelaberfichte, Ausläuferfichte, Matten- 
fichte. 

B. Spielarten (erbliche Abweichungen, vereinzeltes 
Vorkommen): Trauerfichte, Hängefichte, Schlangenfichte, 
Säulenfichte, Zwergfichte. 

C. Varietäten (erbliche Merkmale, grosse Individuen- 
zahl). Grünzapfige Fichte, rotzapfige Fichte, Alpenfichte, 
nordische Fichte. — Siehe auch unten unter: Fortschritte 
der Kloristik. C. Schrüter. 


Stebler. Die Streuewiesen der Schweiz. 
(No. XI der «Beitrige zur Kenntnis der Matten und 
Weiden der Schweiz von Stebler und Schrôter», Landw. 
Jahrbuch der Schweiz. Band XI. 1897. S. 1—84. Gr. 
8° mit 2 Tafeln in Lichtdruck. 

«Streuewiesen sind solche Wiesen, deren Ertrag zur 
Einstreu unter das Vieh verwendet wird.» Sie sind für 
die Landwirtschaft der Schweiz bei dem Mangel an anderen 
Streumaterialien von der grüssten Bedeutung, und werden 
oft hüher bezahlt als die Futterwiesen, (3000 Fr., selbst 
5000 Fr. pro. Juchart.) 

Der Kanton Zürich hatte 1891: 7491,7 Hektar 





Riedland (das Gossauer Ried allein umfasst 1000 Hektar), 
Kanton Thurgan 1890: 2197,26 Hektar etc. etc. 


Der Boden der Streuewiesen ist: 
Seekreide (am schlechtesten), 
Humusboden (etwas günstiger), 
Sand-, Lehm- oder Thonboden, bei feuchter 
und nasser Beschaffenhéit der beste. 


Mit Bezug auf die Bewässerung kann man unter- 
scheiden : 

1. Die Vegetation des offenen und halb offenen 
Wassers. 

2. Den Sumpf, mit vüllig stagnierendem, aber nur 
den Boden durchtränkendem, keine offenen Flächen bil- 
dendem Wasser. : 

3. Den Halbsumpf. Wasser in ganz schwacher stän- 
diger Bewegung. 

4. Die Rieselwiesen, wo das Wasser im Boden sich 
rasch erneuert. 

Das sind die ergiebigsten Streuewiesen, wo Care 
acuta und Carex paludosa reine Bestände bilden. 

Ein weiteres Kapitel behandelt die Moore (Wiesen- 
moore und Hochmoore) und ihre Entstehung, wobei zahl- 
reiche eigene Untersuchungen über Verlandungszonen mit- 
geteilt werden (Katzensee, Ausee, Lac de Lussy). 

Den Hauptbestandteil der gehaltreichen Schrift bildet 
das Kapitel über die «Typen» der Streuewiesen, eine auf 
ausgedehnte mühsame Untersuchung des Bestandes zahl- 
loser Streuewiesen gegründete Uebersicht der Pflanzen- 
gesellschaft der Streuewiesen; eine weitere Ausführung 
des Kapitels über die Bestände des nassen Bodens in der 
Arbeit über «die Wiesentypen der Schweiz» von Stebler 
und dem Referenten. 

Stebler unterscheidet folgende Bestandestypen, durch 
die dominierende Art charakterisiert: 


PAD'YS ER O'h rent 


Bestand von: 1. Scirpus lacustris, 2. Phragmites com- 
munis. 


II. Die Seichtwasserbestände. 


Bestand von: 3. Typha latifolia, 4. Sparganium ra- 
mosum, 5. Cladium mariscus, 6. Carex ampullacea, T. Carex 
disticha, 8. Carex filiformis, 9. Phalaris arundinacea, 
10. Equisetum limosum, 11. Carex paludosa, 12. Heleo- 
charis palustris und uniglumis. 








TU 


III. Die Spaltwiesen («Spalt»-— Carex.) 
13. Carex stricta, 14. Carex acuta, 15. Carex paludosa, 
16. Scirpus syloaticus. 


IV. Die Riedwiesen. 


Bestand von: 17. Carex Goodenovii, 18. Carex panicea, 
19. Carex Davalliana, 20. Juncus obtusiflorus, 21. Scirpus 
caespitosus, 22. Schoenus ferrugineus u. nigricans, 23. Carex 
Hornsehuchiana, 24. Eriophorum angustifolium, 25. Erio- 
phorum alpinum, 26. Molinia coerulea, 27. Danthonia 
decumbens, 28. Carex montanña, 29. Brachypodium pinnatum, 
30. Festuca rubra, 31. Agrostis canina, 32. Bromus 
erectus, 33. Nardus stricta, 34. Calluna vulgaris, 

V. Die Hochmoorbestände. 

85. Eriophorum vaginatum, 36. Sphagnum cymbifolium. 

Von 33 Einzelfällen werden genaue Rasenanalysen 
geseben ; 23 Species sind durch Originalholzschnitte vor- 
trefflich abgebildet. 

Die zwei Lichtdrucktafeln stellen dar: Verlandungs- 
zone am Gattiker-Weïher bei Thalweil, mit Carer stricta, 
und Bestand der Bergkiefer (Pinus montana) im Hoch- 
moor von la Brévine im Jura. Schrüter. 


Stebler und Volkart. Schweizerische Gräser- 
sammlung, Lieferung V. 


Diese Lieferung enthält folzende Pflanzen von schweiz. 
Standorten: Agropyrum intermedium Beauv. var. campestris 
Gr. & Godr. — (renfersee. Agrostis canina L. var mutica 
Gaud. — Nussbaumerriedt (Thurgau). Briza media L. var. 
lutescens Foucault. — Katzensee. Bromus erectus Huds. 
subspec. condensata Hack. — Gandria (Tessin). Calama- 
grostis Halleriana Dec. — Viamala. Dactylis glomerata 
L. var abbreviata Bernh. -— Tourbillon. Deschampsia cae- 
spitosa Beauv. var. pallida Koch. — Avers. Æchinochloa 
crus galli Beauv. var. aristata Rchb. — Murten. Festuca 
amethystina L. subvar. flavoviridis Hack. — Uto. Festuca 
elatior L. var. arundinacea Schreb. subvar. pauciflora Hartm. 
— St. Luc. Festuca ovina L. var. glauca Lam. subvar. 
pallens Host. — Lägern ob Wettingen. Festuca ovina L. 
var rupicaprina Hack. subvar. flavescens Stebler & Volkart. 
— Faulberg-Hochwang. Festuca pulchella Schrad. subvar. 
flavescens Stebler & Volkart. — Sertigthal. Lolium ita- 
licum A. Br. var brachypodiata Stebler & Volkart. — St. 
Luc. Lolium italicum A. Br. var. ramosa auet. — St. Luc. 
Melica ciliata I. var. Linnaei Hack. — Zihlwyl ob Biel. 
Melica ciliata L. var. transsyloanica Hack. — Hohentwil. 





GE PA, 


V4 


* 
= 
| 








PR RE 


Molinia coerulea Münch. subrar. pallida Stebler & Volkart. 





— Nussbaumerriedt. Phleum alpinum L. var. commutata 


Gaud. — Bernina. Phleum pratense L. var. subalpinum 
Brügg. — Bergün. Poa alpina L. var. rivipara auct. — 
Fürstenalp. Poa annua L. var. supina Schrad. — Scholl- 
berg. Poa nemoralis L. var. montana Gaud. — Zmutt- 
Zermatt. Pou tririalis L. subvar. pallescens Stebler & 
Volkart. — Affoltern b./H. Poa ftrivialis L. subvar. 
rubescens Reut. — Lausanne. Poa violacea Bell. subvar. 


pallescens Stebler & Volkart. — Gotthard. Trisetuim esse 
teum R. & S. — Grigna. 


Tavel, Dr., v. “<Ueber Cirsienbastarde». 
Verhandl. d. Schweiz. naturf. Gesellseh. 19. Jahresvers. 
in Zürich 1896. S. 119. 

Bespricht und demonstriert eine Reiïhe von Cirsien- 
bastarden aus den Sammlungen des botanischen Museums 
des Polytechnikums in Zürich. Von besonderem Interesse 
sind Reïhen hybrider Zwischenformen zwischen C. acaule 
uxd bulbosum, bulbosum und oleraceum, oleraceum und acaule, 
acaule und heterophyllum und heterophyllum und oleraceum, 
und endlich der Tripelbastard Cirsium (acaule X bulbosu m) 
X oleraceum von Langnau. Sihlthal, von C. v. Nägeli 
gesammelt. 


Tavel, Dr. F.v. Ueber Erigeron Schleicheri Grml. 
Siche Verhandlungen d. Schweiz. naturf. Gesellschaft bei 
ihrer Versammlung in Zürich. 1896. 79. Jahresvers. 
+5. 118. 

Berichtet, dass diese im Wallis verbreitete Art sich 
auch in den ôüstlichen Alpen findet. Ausser mehreren 
Standorten im Kanton Graubünden ist die Pflanze durch 


Correns von Realp im Kanton Uri und vom Brennerin Tirol | 


bekannt geworden. Im Wallis hat Æ. Schleicheri Grml. 
gewôhnlich blassere Blüten und einen schlafferen Habitus 
als an den ôstlichen Stationen. 


Ulrich, À. Beiträge zur bündnerischen 
Volksbotanik. Davos. Hugo Richter, Verlag, 1897. 


Das Büchlein bringt in alphabetischer Reïhenfolge die 
lateinischen Namen vieler Pflanzen mit den zugehôrigen 
Pflanzendialektnamen aus den verschiedensten Teilen des 
Kantons Graubünden. Ebenso bringt Verfasser zahlreiche 
Sagen, die sich an bestimmte Pflanzen knüpfen und inter- 
essante Mitteilungen über die Verwendung von Pfianzen oder 





pflanzlichen Produkten. Im zweiten Teil folgt dann ein 
alphabetisches Verzeichnis der Dialektnamen mit den zu- 
gehürigen lateinischen Bezeichnungen, so dass das Büch- 
lein in jeder Hinsicht sehr handlich ist. 


Wirz, J. DieVeränderungen in der Pflan- 
zenwelt unseres Landes unter der Ein- 
wirkung des Menschen. — Neujahrsblatt der 
naturf. Gesellschaft des Kantons Glarus. — Heft I. Glarus, 
1898. — S. 1—57. Gr. 8°. 


Gibt eine gedrängte Uebersicht der (reschichte der 
Flora des Kantons Glarus, namentlich an Hand der For- 
schungen Oswald Heers, in folgenden Abschnitten: 
Die Zeit vor Erscheinen der Menschen (tertiäres, glaciales, 
aquilonares, sylvestres Element der Flora); die Verän- 
derung der Flora durch Eingreifen der Menschen: 1. Kultur- 
pflanzen (Pfahlbauer, alte Germanen und Gallier, Rümer, 
Vülkerwanderung, Karl der Grosse und die Klüster [es 
wird hier die Vermutung geäussert, dass die in St. Gallen 
kultivierte «Fena» der ‘Schabziegerklee war], das spätere 
Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit [hier wird aus 
Klosterurkunden von Schännis 1127 und 1471, aus dem 
Steuerregister des Stiftes Säckingen aus dem 14. Jahr- 
hundert und aus Zehntenrodeln der Umfang der mittel- 
alterlichen Kulturen beurteilt; Orts- und Flurnamen oder 
Geschlechtsnamen, die sich auf Jlandwirtschaftliche Kulturen 
beziehen, konnte Verfasser keine auftreiben] und endlich 
die neue Zeit (Eïinführung der Kartoffelkultur ; Kulturen 
im Jahre 1807 nach Schindler: Weizen. Fäsen, Gerste, 
Cichorie, Ziegerklee, türkischer Kohl, Kohlsaat, Winterreps, 
Mohn, Hanf und Flachs, wovon jetzt Ziegerklee, Mohn, Hanf, 
und Flachs fast ganz fehlen: Blumengarten Alleebäume, 
Waldkultur). — 2. Unkräuter und verwilderte Pflanzen Ber- 
beris (2), Acorus Calamus, Huinulus Lupulus, Parietaria 
(soll von den Rümern zum Waffenputzen mitgebracht worden 
sein), Stenactis annua, Chrysanthemum Parthenium, Calen- 
dula, Aster salicifolius, Solidago serotina, Impatiens parvi- 
flora, Polygonum Sieboldi, Oenothera biennis, Hyoscyamus, 
Erigeron canadense, Linaria Cymbalaria, Lepidium Draba, 
Matricaria discoidea, Euphorbia Engelmanni, Lepidium 
ruderale, Plantago Cynops, PBlitum virgatum (nach dem 
Brand von Glarus häufig auf dem Schutt, seither wieder 
verschwunden), Lepidium campestre (1896 reichlich auf 
dem Schutt der Guppenruns). 

C. Schrôüter. 





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V. Biographisches. 


Barbey, William. Rodolphe Haïst. Bulletin de 
l’Herbier Boissier. Tome V, No. 11, novembre 1897. 


Notice biologique sur le biologue Neuchâtelois. 
J. Amann. 


Lerch, Jules. 181$—1896. Von L. Favre, Bulletin 
de la soc. d. sc. nat. de Neuchâtel. Tome XXV (1897). 

J. Lerch, hervorragender Arzt und ausgezeichneter 
Kenner der Flora des Kantons Neuenburg, insbesondere des 
Val de Travers, war Schüler eines H. Ladame, eines L. 
Agassiz und eines H. Godet. Sein Vater stammte aus 
Affoltern (Bern), naturalisierte sich aber in Valengin bei 
Neuenburg. In Neuenburg wurde J. Lerch am 3. Novbr. 
1818 geboren; mit ausgezeichnetem Ertolg durchlief er die 
niederen und hüheren Schulen seiner Vaterstadt, widmete 
sich dann dem Studium der Medizin in Zürich, Heidelberg 
und beendigte dieselben 1845 mit Auszeichnung in Würz- 
burg. Im Frühjahr 1846 liess er sich in Couvet, im Val 
de Travers, als Bezirksarzt nieder; über 50 Jahre war er 
hier in aufopferndster Weïse als wahrer Menschenfreund 
thätig und erfreute sich hohen Vertrauens und grosser 
Achtung von Seiten seiner Mitbürger. 

Auf seinen zahlreichen amtlichen Gängen übers Land 
hatte Lerch reichlich Gelegenheit die Pflanzenwelt seines 
Heimatkantons aus eigener Anschauung kennen zu lernen, 
er war wohl der beste Kenner der Flora des Kantons 
Neuenburg, Ihm verdanken wir eine ganze Reïihe neuer 
floristischer Entdeckungen im Kanton Neuenburg, wie z. B. 
Fumaria. Vaillantii Lois, Hieracium aurantiacum L., 
Rosa dichroa Lerch, Soldanella alpina L., Gnaphalium 
norvegicum Günn.und Narcissus Pseudo-Narcissus X radii- 
florus. Sein überaus reiches Herbarium vermachte seine 
Witwe der Akademie von Neuenburg. 


Müller, J. Argoviensis. 1828-1896. Von R. Chodat 
im Bull. de la Murithienne 1894— 96, p. 71—716, avec 
portrait. - 

Müller wurde 1828 in Reinach im Kanton Aargau 
geboren; er besuchte das Gymnasium in Aarau, begann 
1850 seine Studien in Genf und doktorierte 1858 in Zürich 
auf Grund einer ausgezeichneten Arbeit über die Resedaceen ; 
schon 1851 jedoch übernimmt er die Stelle eines Kon- 








servators des Herbarium De Candolle, in das Jahr 1869 
fallt seine Ernennung zum Konservator des Herbarium 
Delessert und zum Direktor des botanischen Gartens in 
Grenf, welche Stellungen er bis zu seinem Tode versah. 
Von 1871—1889 bekleidete er auch noch den Lebrstuhl 
für systematische Botanik an der Universität Genf. Mitten 
in wissenschaftlichen Arbeiten wurde er durch eine kurze 
Krankheit am 21- Januar 1896 hinweggeraftt. 


Auf zwei Gebieten der Botanik war Müller besonders 
thätig. Auf dem Gebiete der Flechtenkunde er- 
freute er sich eines europäischen Rufes, aus aller Herren 
Ländern erhielt er Zusendungen. Eine Flechtenflora 
Australiens konnte er leider nicht mehr ganz zum Ab- 
schluss bringen. Ferner war er ein ausgezeichneter 
Kenner der exotischen Flora; an der Bear- 
beitung des Prodromus von De Candolle war er in hervor- 
ragendem Masse beteiligt, er schrieb für dieses Werk 
die Euphorbiaceen, an denen er 7 Jahre arbeitete, auch 
um die grosse Flora von Brasilien, das bedeutendste exo- 
tische Florenwerk, hat er sich grosse Verdienste erworben ; 
trotzdem blieb ihm auch unsere Flora nicht fremd, es war 
besonders das schône Wallis, das auf ibn auch botanisch 
eine grosse Anziehungskraft ausübte. 


Rhiner, Joseph, Prof. Im «Vaterland», No. 9. 13. Jan. 
1898 (v. J. Brandstetter). 


Rhiner hat sich besonders verdient gemacht durch 
seine «<Volkstümlichen Pflanzennamen der 
Waldstätten>» 1866 und in neuerer Zeit durch seinen 
Prodromus der Gefässpflanzen der : Ur- 
kantone und Zug, 2. Auflage 1896, ferner durch 
seine «Tabellarische Flora der Schweizerkantone». Er 
war ein ausgezeichneter Kenner der Pflanzenwelt der 
Alpen und speciell der Waldstätte. Rings um den Vierwald- 
stättersee gibt es wohl kaum einen Winkel Erde oder 
eine Bergspitze, wo er nicht seltenen Exemplaren nach- 
gestiegen wäre. Wie viele Gelehrte, war er ein Original 
im vollsten Sinne des Wortes. Trübe Erfahrungen erklären 
seine eigentümliche Menschenscheu. An Freuden des Lebens 
hat er nie viel Ansprüche erhoben; er lebte so einfach, 
wie der ärmste Mann. 


Schnetzler, J. B. 1823—1896. Notice biographique 
par J. Dufour avec portrait. Bull. de la soc. vaud. des sc. 
nat, Vol. XXXIII, No. 123, mars 1897, p. 1—21. 


A | 

















J. Balthasar Schnetzler wurde am 3. November 1823 
in Gächlingen, Kanton Schaffhausen, geboren. Er besuchte 
zunächst das Gymnasium von Schaffhausen, später das 
Polytechnikum von Stuttgart. wo er sich mit besonderer 
Freude auch mit Mathematik beschäftigte. Nach einem 
kurzen Aufenthalt in Paris wird er, kaum 20 Jahre alt, 
Lehrer des Franzüsischen am Gymnasium in Schaffhausen. 
Obwohl er sein Amt zur allgemeïnen Zufriedenheit aus- 
füllte, zogen ïihn die Naturwissenschaften so mächtig an, 
dass er seine Stellung aufgab, um in Genf weiter zu 
studieren. Hier wurde er Schüler von Reuter und Alph. 
de Candolle, die mächtig anf ihn einwirken; trotz mannig- 
facher Schwierigkeiten, besonders auch finanzieller Art, die 
ibn nôtigten, für seinen Unterhalt durch Privatstunden zu 
sorgen, beendigte er seine Studien bereits 1847. Wir 
sehen ïhn nun lange Jahre als Lehrer für Naturkunde 
und Geographie an den hôüheren Schulen in Vevey, schon 
seit 1858 hält er einzelne Vorlesungen über Botanik an 
der Akademie von Lausanne, dies führte 1869 zu seiner 
Berufung nach Lausanne; 22 Jahre konnte er diesen 
Posten versehen, bis ihn zunehmende Kränklichkeit 1891 
nôütigte, von seinen üffentlichen Aemtern zurückzutreten. 
Er starb im 72. Jahre, am 29. Juni 1896. 

Schnetzler hat sich ganz besonders um die Herbarien 
der Universität Lausanne verdient gemacht, viel wert- 
volles Material wurde so vor der Vernichtung bewahrt. 
Das Universitätsherbarium von Lausanne enthält die 
Sammlungen von Schleicher, von J. Muret, von Gingins, 
von General de La Harpe, von Bridel, Bischoff und Fivay, 
1885 kam dann auch das wertwolle Herbarium Leresche 
mit 470 Fascikeln durch Legat in den Besitz der Univer- 
sität. Eine andere wertvolle Bereicherung wurde durch 
Barbey vermittelt: das Herbarium Gaudin, früher im 
botanischen Garten zu Kew, kam auf diese Weise wieder 
in den Bésitz einer schweizerischen Staatsanstalt. 

Zu einer Zeit, da man die Pflanzenbiologie und Phy- 
siologie noch kaum dem Namen nach kannte, beschäftigte 
sich Schnetzler schon mit allerlei biologischen Fragen, wie 
mit der Schlafbewegung der Robinie, mit den Bedingungen 
der Staubgefässbewegungen von Berberis, mit der Plasma- 
strümung in Æodea etc. Seine Publikationen erstrecken 
sich zum Teil auf dieses Gebiet, zum Teil auch über Algen, 
Mocse und Pilze oder über physiologische und anatomische 
Themata, aber auch den praktischen Tagesfragen wendete 
er seine Aufmerksamkeit zu, wie einige kleinere Abhandlun- 
gen über Phyllorera und andere Pflanzenkrankheiten zeigen. 


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Scheuchzer, J. J. und seine Zeit. Von Chr. 
Wallkmeister im «Bericht d. st. gall. naturf. Cresellsch.» 
1895/96. $S. 364—401. 

Zunächst gibt uns der Verfasser ein nicht sehr erfreu- 
liches Bild von dem Geistesleben am Anfang des XVIII. 
Jahrhunderts. Erst in diesem Milieu wird es uns müg- 
lich, die grosse Bedeutung J. J. Scheuchzers zu würdigen, 
denn wie gerne ist man heute bereit, sich über einen 
Mann lustig zu machen, der einen versteinerten Salamander 
für das Gerippe eines vorsündflutlichen Menschen er- 
klärte ? 

J. J. Scheuchzer wurde 1672 als Sohn eines Arztes 
geboren, doch sein Lebenslauf ist wohl so allgemein be- 
kannt, dass wir hier nur noch kurz auf die vielfachen 
Verdienste dieses Mannes aufmerksam machen wollen; wer 
aber grüsseres Interesse für Scheuchzer hat, dem müchten 
wir die hübsche Arbeit von Wallkmeiïster angelegentlichst 
zur Lektüre empfeblen. 

Scheuchzer war der eigentliche Begründer einer auf 
vielfachen Beobachtungen, Reisen und einem grossen Brief- 
wechsel aufgebauten Vaterlandskunde, die er in dem be- 
deutenden Werke: Die Naturgeschichte des 
Schweizerlandes niederlegte.  Meteorologie, Erd- 
beben, Gewitter, Pflanzen. Tiere, Fossilien, Beobachtungen 
über Seen und Flüsse, über Erscheinungen des Himmels, 
über Sitten und Gebräuche werden hier zur Sprache ge- 
bracht und wenn auch noch mancher Irrtum sich ein- 
schleicht, so enthält das Werk doch eine solche Fülle 
richtiger Thatsachen, dass es für alle Zeiten ein wichtiger 
Beitrag zur Natur- und Kulturgeschichte unseres Landes 
sein wird. Als Resultat seiner vielen Reisen verüftent- 
lichte dann Scheuchzer 1713 seine Schweizerkarte, 
welche fiber 2000 Angaben mehr bringt, als die berühmte 
Gygersche Karte von 1683. Bis zum Ende des XVII. 
Jahrhunderts behauptete die Scheuchzer’sche Karte den 
ersten Rang. — Wer sich über den Stand der Natur- 
wissenschaften am Anfang des XVIII. Jahrhunderts ein 
Bild machen will, der nehme Scheuchzers Physica zur 
Hand. Mit ganz besonderem Interesse studiert er auch 
die Entstehung der Versteinerungen. Obwohl er 
gerade in dieser Hinsicht sich vielfach durch vorgefasste 
Meinungen irreleiten liess, erreichte er doch auf diesem 
Gebiete Erfolge, die sogar von einem Cuvier anerkannt 
wurden. Scheuchzer ist ferner der erste in unserem 
Lande, der den Torf als Brennmaterial empfohlen 
hat. Die Regierung von Zürich sandte Scheuchzer mit 








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dem Ratsherrn J. Escher als Experten an den Katzensee, 
um die dortigen Torflager zu untersuchen, und 1709 wurde 
dann der erste Torf gestochen. Auch die Ausbeute der 
Braunkohle zu Käpfnach begann 1708 auf Anregung 
Scheuchzers. 

Als Historiker lernen wir endlich Scheuchzer 
noch von einer ganz neuen Seite kennen. Die Stadt- 
bibliothek in Zürich besitzt nicht weniger als 21 histo- 
rische Manuskripte von Scheuchzer, wovon einige sogar 
mehrere Bände umfassen. 


VI. Verschiedenes,. 


Briquet, J. Rapport sur la marche de lHer- 
bier Delessert et du jardin botaniquevde 
Genève. 1896. In Annuaire du Conserv. et du jard. 
bot. de Genève. Ie année, p. 1—10, 


I Herbier Delessert. 


Prof. Dr. J. Müller-Argov. vermachte der Anstalt 
30,000 Fr. zu Gunsten der Bibliothek und des Herbariums 
Delessert. Ein Teil dieses Vermächtnisses soll nun ver- 
wendet werden, um jährlich einen Bericht über die 
Arbeiten des Institutes zu verüftentlichen. Die Leitung 
der Anstalt übernahm Dr. J. Briquet, dem Dr. C. Hoch- 
reutiner zur Seite steht. 

Der Bericht gibt dann ferner Aufschluss über die 
Eiïngänge in die Bibliothek und in die Herbarien, sowie 
über den wissenschaftlichen Verkehr und die Publikationen 
der Anstalt. 


IT Botanischer Garten. 

Bringt in gedrängter Uebersicht eine Zusammen- 
stellung über neuere Ankäufe und Geschenke, sowie über 
die Benutzung des Gartens, sowie am Schluss des Be- 
richtes den Samenkatalog des botanischen Gartens von 
1896. 


Creux-du-Van. Commission de botanique de 
la société du Parc du Creux-du-Van. Le 
Rameau de sapin. 31e année. No. 5. 4 Neuchâtel, 
1897. 

Zum Schutz der so hoch interessanten Flora des 
Creux-du-Van wurde am 21. April 1897 eine fünfgliederige 
Kommission, bestehend aus den Herren Prof. F. Tripet, 
A. Dubois, F. Jordan in Neuenburg, J. Cavin in Fleurier 
und A. Mathey-Dupraz, aux Verrières, ernannt. 














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Heer und Oberholzer. Zur Geschichte der 
naturforschenden Gesellschaft des Kan- 
tons Glarus. Neujahrsblatt d. naturf. (Ges. des Kantons 
Glarus, Heft I. Glarus 1898. Seite 59—90. Gr. 8°. 

Schildert in frischer Weise die Geschichte dieser, 
namentlich auch für die botanische Erforschung des 
Kantons äusserst thätigen Gesellschaft. 

C. Schrôüter. 


Früh, Dr. J. Generalbericht der Moor- 
kommission der schweiz.naturforschenden 
Gesellschaft. Verhandl. d. schweiz. naturf. Gesells. 
19. Jahresversammlung in Zürich 1896. $S. 42-44, $K. 
208 und S..257—258. 


Dr. Früh bespricht zunächst die Art und Weiïse der 
Untersuchung. Ein Moor besteht aus 2 Teilen, der 
lebenden Pflanzendecke und dem fossilen Torf. Jene fällt 
unter den Gesichtspunkt der Pflanzengeographie, diese 
unter denjenigen der Stratigraphie. Die Menge zuge- 
führter Mineralstofte ist entscheidend für die sog. Hoch- 
und Flachmoore, weïitere Untergruppen lassen sich 
nach den wesentlichen Pflanzenkomponenten aufstellen. 
Zum Studium der fossilen Moortypen ist die Zuhülfenahme 
des Mikroskopes unerlässlich notwendig : nur auf diesem 
Wege wird es môüglich, sich ein Bild zu machen von der 
ehemaligen Zusammensetzung der Moorflora. Es ergab 
sich, dass manche Pflanzen, welche einst mächtige For- 
mationen gebildet hatten, jetzt im Aussterben begritten, 
oder doch sehr reduziert sind, so das nordische Hypnum tri- 
farium, Scheuchzeria palustris, dann Eriophorum vaginatum, 
Alnus glutinosa, Betula nana. Umgekehrt sind erst in 
neuester Zeit bestandbildend aufgetreten Scirpus caes- 
pitosus, Aulacommium palustre, Polytrichum torfaceum. 
Die Moore sind heute im Austrocknen begriffen, zum 
grossen Teil wird diese Erscheinung durch die intensive 
Kultur erklärt. Die von der Kommission angelegte Moor- 
karte der Schweiz im Maasstab von 1 : 250,000 bringt 
über 8300 ehemalige Moore, Teiche und Seen und ca. 
1900 lebende Moore zur Darstellung. Auch die prakti- 
schen Seiten der Mooruntersuchung wurden nie ausser 
acht gelassen. Die gesammelten Objekte der  Moor- 
kommission wurden der geologischen Sammlung des Poly- 
technikums übergeben. 


Mübhlberg, Dr. F. Erster Bericht über den 
Schulgarten der Kantonsschule in Aarau. 
Aarau, H. R. Sauerländer u. Cie. 1898. 


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Dieser Bericht enthält eine Reïhe vortrefflicher An- 
gaben über Anlage und Zweck von Schulgärten. Päda- 
gogisch von besonderem Interesse ist die von Prof. Mühl- 
berg durchgeführte Verwendung der Schüler bei der Be- 
pflanzung und dem Unterhalt des Lehrgartens. Es ist das 
gewiss ein vorzügliches Mittel zur Anregung der Selbst- 
beobachtung der Schüler und zur Weckung des Verständ- 
nisses für die einheimische Pflanzenwelt und ïhre Lebens- 
bedingungen: wenn der Lehrer diese Arbeiten einiger- 
massen überwacht, werden sie ihm den Unterricht wesent- 
lich erleichtern und der floristischen Erforschung unseres 
Landes viele junge Kräfte zuführen. 


Murithienne. Société valaisanne des 
sciences nat. Im Bull de la Murith. 1894—96, 
p. 53—68. 


1. Der bekannte alte Fundort von Ranunculus gra- 
mineus bei St. Leonard ist infolge zunehmender Kultur 
vernichtet worden. Im Namen der Gesellschaft wird nun 
Professor F. O. Wolf beauftragt, den letzten schweizeri- 
schen Standort dieser seltenen Pflanze in der Nähe des 
alten Fundortes vor der Zerstürung zu retten. Zu diesem 
Zwecke soll das betreffende Grundstück entweder ange- 
kauft oder für vorläufig 10 Jahre gemietet werden. 

2. Auf Antrag von Dr. Christ in Basel und Professor 
Polaky in Prag werden bei dem Bischof von Sitten 
Schritte gethan, um die Ziegenweide auf Tourbillon 
zu verbieten, da durch dieses Kleinvieh die so hoch- 
interessante Flora dieser Lokalität in hohem Masse ge- 
fährdet erscheint. In zuvorkommendster Weiïse entspricht 
der Verwalter des Bistums diesem Gesuch. 

3. Durch M. Besse vom Grossen St. Bernhard wurde 
bei Herrn Bollin, Gärtner in Saxon, das kostbare, 
lange Zeit verschollene Herbarium von 
Murith wieder aufgefunden. Dasselbe befindet sich 
nun im Besitz von M. Besse. 

4. Professor Wolf berichtet (18. VIII. 95 in Monthey) 
über die ungünstige Finauzlage der verschiedenen Alpen- 
gärten im Wallis; obwohl dank den Bemühungen von 


Staatsrat Roten der Jahresbeitrag von 800 Fr. beïibehalten 


wurde, Zzeigte es sich, dass diese Mittel nicht genügen 
und für die nächsten 3 Jahre noch ein Extrakredit von 
600 Fr. erforderlich wäre, um wenigstens den Garten in 
Zermatt in gehürigen Stand zu setzen. Mit Einstimmig- 
keit wird denn auch ein bezügliches Gesuch an die Re- 
gierung angenommen. 





Fortschritte der schweizerischen Floristik. 


Für die Gefässpflanzen bezieht sich dieser Abschnitt auf die Jahre 

1896 und 1897 (inkl. Nachtrag aus frühern Jahren) ; bei den Thal- 

lophyten ist nur die Litteratur vom Jahre 1897 henutzt worden, 

die der vorangehenden Jahre dagegen bloss insoweit, als dieselbe 

nicht durch die Referate in den frühern Heften dieser Berichte 
berücksichtigt wurde. 





I. Pilze. 
Bei der Zusammenstellung des nachstehenden Verzeich- 
nisses wurde folgende Litteratur benützt: 
1. Britzelmayr, M Materialien zur Beschrei- 


bung der Hymenomyceten. Botanisches Central- 
blatt 1897. Vol. LXXI p. 49—59, 87—96. 


2. Correns, C. Schinzia scirpicola spec. nor. Hedwigia 
1897, p. 38—40. 
3. Cuboni, G. La malattia del Castagno nell”? 


anno 1896. Bolletino di Notizie agrarie. Marzo 1897. 


4, Fischer, Ed. Beiträge zur Kenntniss der 
schweizerischen Rostpilze. Bulletin de 
l’herbier Boiïssier. Tome V N° 5, Mai 1897 p. 393 
bis 397. . 

4a. Schrôter, C. und ©. Kirchner. Die Vegetation 
des Bodensees. 1. Hälfte. Lindau 1896. 

5. Sydow, Uredineen (Exsiccatenwerk). Fascikel XX 
bis XXIII (1896 u. 1897). 

5a. Thomas, F. Ueber einige Exobasidien und 
Exoasceen. Forstlich-naturwissenschaftliche Zeit- 
schrift 1897 p. 305 ff. 

Ferner : 


6. Beobachtungen von Prof. Ed. Fischer in Bern aus den 
Jahren 1895—1897. 


1. Phykomyceten. 


Cystopus candidus (Pers) Lév. auf Sisymbrium austriacum, 
bei Fionnay (Val de Bagnes) (6); auf Arabis alpina, 
bei Fionnay am Weg nach Corbassière (6); auf Draba 
aizoides, Albula (6). 


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Fe 
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Saprolegnia mirta de By. Bodensee bei Lindau (4a). 

Saprolegnia bodanica Kirchner n. sp. Bodensee bei Lin- 
dau (4a). 

Lagenidiun pygmaeum Zopf, aus Pollenkürnern im Boden- 
see (4 a). 

Olpidium entophytum A. Braun, auf Cymbella Ehrenbergir. 
Bodensee (4 a). 

Rhizophidium pollinis A. Braun, auf Pollenkürnern im 
Bodensee (4a). 

Septocarpus  corynephorus Zopf, auf Navicula oblonga im 
Bodensee (4a). 


2. Ascomyceten. 


Taphrina filicina Rostrup, auf Aspidium spinulosum am 
Weg von Valsainte zum Schwarzsee (Kt. Freiburg) 8. 
Juli 1895 (6). 

Exoascus Janus. Thomas Ohrdruf n. sp. auf Betula ver- 
rucosa am Weg von Arosa zur Mayenfelder Furka (5a). 

Magnusiella Umbelliferarum (Rostr.) Sadeb., auf Heracleum 
zwischen Waldhaus Arosa und Seehof, Graubünden (5a), 

Sclerotinia Rhododendri Ed. Fischer, auf Æhododendron 
ferrugineum bei Fionnay (Wallis) (6), am See von 
Campfèr (Ober-Engadin) (6). 

Sclerotinia baccarum Schrüter, auf Vaccinium Myrtillus 
bei Fionnay (Wallis) (6). 

Sclerotinia Vaccinii Woronin auf Vaccinium Vitis-Idaea 
bei Fionnay (Wallis) (6). 


3. Ustilagineen. 


Ustilago marginalis (Link) auf Polygonum Bistorta, am 
See von St. Moritz (Ober-Engadin) (6). 

Urocystis Anemones (Pers) auf Aconitum Lycoctonum, bei 
Mauvoisin und Fionnay im Val de Bagnes (6). 

Schinzia scirpicola C. Correns n. sp. Maggiaschlucht ober- 
halb Fusio auf Scirpus pauciflorus (2). 


4. Uredineen. 


Uromyces Alchemillae-alpinae Ed. Fischer, auf Alchemilla 
alpina, Luchernalp oder «Garten» am Rothenkasten 
- (westliche Stockhornkette) (6); auf A/chemilla penta- 
phylla, Gletscheralp bei Saas-Fee (5 N° 1101). 
Uromyces Scillarum (Grev.) auf Muscari racemosum. Weïn- 
berge auf der St. Petersinsel und bei Twann (6) (5 
N° 1106). 








ET I DES ER PERS EU 2 ti FAN ya Pre M 





Uromyces Caricis-sempervirentis Ed. Fischer n. sp.') auf 
Carex sempervirens Bütschialp und Allenbachgraben bei 
Adelboden (Berner Oberland) (4). 

Uromyces Solidaginis (Sommf.) Niessl. auf Solidago Virg- 
aurea; Südufer des Sees von Campfèr (Ober-Engadin) 
(5 N° 1107). 

Uromyces Graminis Niessl. auf Melica ciliata.  Tombey 
bei Aigle (6). La Batiaz bei Martigny (nur Uredo) (6). 

Uromyces minor Schrôter auf Trifolium pratense, unterhalb 
der Alpe de Louvie (Val de Bagnes) (6), bei St. Moritz- 
Bad (Ober-Engadin) (6). 

Uromyces Astragali (Opitz) auf Oxytropis campestris : an 
der Strasse von Silvaplana nach Maloja (6), Fion- 
nay (Wallis) (6), Zermatt (6); auf Phaca alpina: Zwi- 
schen Celerina und Samaden (Ober-Engadin) (6). 

Puccinia Anemones-Virginianae Schwein. Auf Atragene 
alpina.  Innschlucht bei St. Moritz (Ober - Engadin), 
(5 N° 1110). : 

Puccinia annularis (Strauss) auf Teucrium Chamaedrys. 
Kräyligen b. Bern (6). 

Puccinia Calthae Link auf Caltha palustris. : Ober-Engadin 
zwischen Silvaplana und Campfèr (5 N° 1113). 

Puccinia Caricis-frigidae Ed. Fischer, n. sp. Aecidien auf 
Cirsium heterophyllum : Innschlucht gegenüber Celerina 
(Ober-Engadin) (4 p. 397), {5 N° 1115); auf C. spino- 
sissimum: Julier-Passhôühe, am Weg von Silvaplana 
zum Hahnensee (4 p. 397). Teleutosporen auf Carex 
frigida Innschlucht, Weg zum Hahnensee. 

Puccinia Cesatii Schrôter auf Andropogon Ischaemum. Tour- 
- billon bei Sitten (Uredo) (6), La Batiaz bei Martigny 
(Teleutosporen) (6). 

Puccinia Dubyi Müll. Arg. auf Do glacialis am 
Col de Fenêtre (Val de Bagnes) (6), am Col des Otanes 
(Val de Bagnes) (6); auf Androsace obtusifolia am Col 
des Otanes (6). | 

Puccinia Epilobii-Fleischeri Ed. Fischer n. sp. auf Æpilo- 
bium Eleischeri, Moränen des Feegletschers bei Saas- 
Fee (Wallis) (5 N° 1121, 1122), Bachgerülle hinter 
Surlej (Ober-Engadin) (6), Bachgerülle zwischen Fion- 
nay und Mauvoisin (Val de Bagnes) (6). 

Puccinia Epilobii DC. auf Epilobium roseum. Kexthal (Ober- 
Engadin) (4 p. 395). 


1) L e. heisst der Pilz U. Dietelianus, welcher Name aber, 
weil schon vergeben, umgeändert werden musste. 





RO R. 


Puccinia expansa Link auf Adenostyles alpina. Bei Mau- 
voisin, (Val de Bagnes) (6). 

Puccinia Geranii-silvatici Karst. auf Geranium silvaticum. 
Aufstieg von der Walopalp zur Luchernalp (westl. 
Stockhornkette) (6), Les Morteys (Freiburgeralpen) 
(6). Bei Mauvoisin (Val de Bagnes) (6). 

Puccinia Lycoctoni Fuckel, auf Aconitum Lycoctonum. Ge- 
rüllhalden ob Mauvoisin (Val de Bagnes) (6). 

Puccinia Ribis DC. auf Æibes petraeum Ynnschlucht bei St. 
Moritz (Ober-Engadin) (5 N° 1132). 

Puccinia Senecionis Lib. auf Senecio Fuchsii, am See von 
Camphèr (Ober-Engadin) (6). 

Gymnosporangium confusum Plowr. auf Cotoneaster vulgaris. 
Zermatt (6). | 

Triphragmium echinatum Lèv. auf Meum Mutellina. Albula 
(6), am See von Camptfèr, Ober-Engadin (6). 

Aecidium  Compositarum Martius auf Petasites niveus. 
Schlucht des Schlatteinbaches bei Celerina (Ober-Enga- 
din) (6). 


o. Hymenomyceten. 


Exobasidium Vaccinii-uliginosi Boudier, ob Campfèr (Ober- 
Engadin) (6), am Weg von Silvaplana zum Hahnensee 
(Ober-Engadin) (6). 

Die folgenden Hymenomyceten sämtlich aus (1), Æ 
bedeutet Epagny bei Greyerz (Kt. Freiburg). 


Agaricus. (Amanita) citinus Gonn. et Rab. Æ, — vaginatus 

Bull. forma fulva. Moore am Moleson bei Æ. 

(Lepiota) cristatus Ab. et Schw. Æ. — Cracharias 
Pers. forma ésabellina.  E. 

(Tricholoma) pessundatus Fr. E. — Russula Schaeff. 
E, — gigantulus forma odora. E. — chrysenterus Ball. 
E. — adscriptus E. — sordidus Fr. nebst forma #inoz. 
E. — rasilis Fr. am Wasserfall bei Jaun. 

(Clitocybe) nebularis Batsch. Æ. — oviparus Fr. 
forma minor. E. — brumalis Fr. E. 

(Collybia) trabeus B. Saaneufer bei Æ, 

(Mycena) rugosus Fr. sensu Luc. £. — vulgatus B. E- 

(Entoloma) acclinis B. in Ufergebüschen der Ge. 
birgsbäche und Flüsse in der Greyerzer Gegend. 

(Pholiota) ombrophilus Fr. Waldwiese bei E. 

(Inocybe) ochraceo-violascens B. E. — adaequatus B. 
E. — delectus Karst. E. 

(Clypeus) calosporus Quel. Æ, — 





(Hebeloma) spiloleucus Krombh. Æ. — firmus Pers. 
sensu Fr. Æ. 

(Flammula) rotundifolius B. E. 

(Naucoria) subglobulosus B. Æ. — pediades KT. 
Waldwiese bei Æ. 

(Crepidotus) applanatus Pers. E. 

(Psalliota) campestris Schaeff, forma purpurascens 
BTE. 

(Psathyrella) hydrophorus Bull. E. 

Cortinarius. C. cyanopus Secr. ÆE. — saginus Fr. KE, — 
saporatus B. Bei Æ. in den Wäldern der Dent de 
Broc und in dem am linken Saane-Ufer aufsteigenden 
Wäldchen. — pansa Fr. sensu Fr., non Seer. Æ. odo- 
rativus B. E. -- subflexuosus B. Æ. — livido-ochraceus 
forma major. E. — suratus Fr. E. collocandus B. 
E. — tabularis B. Buchenwälder um Æ. — venetus KT. 
wie vorige. — caniger Fr. E. — erugatus Weïnm. E. 
— colus Fr. E. — multivagus B. E. — pateriformis 
Fr. E. — fulvescens Fr. E. — decipiens Pers. E. 

Lactarius. ZL. trivialis Fr. E. — thejogalus Bull. Buchen- 
wälder um Æ. — camphoratus Bull. E. 

Russula. À. sanguinea Büll. f. winbonata B. Buchenwälder 
um Æ, — pectinata Bull. E. 

Cantharellus. C. roseolus B. E. — infundibuliformis Scop. E. 

Marasmius. M. peronatus Bolt. Æ. prasiosmus Fr. E. fus- 
copurpupureus Pers.  Buchenwälder um Æ. 

Polyporus. P. mollicomus B.  Baumstümpfe am Saane- 
ufer bei Æ. — xanthus Fr. Buleyres-wald bei E. 

Sistotrema. S. confluens Pers. E., Wald Buleyres. 

Irpex. J. obliquus Kr. An Buchen in Wäldern der Dent 
de Broc. 

Lopharia. ZL. lirellosa K. et M. OW. E. 

Peniophora. P. pubera Fr. sensu Bres. Æ. 

Clavaria. Æ. obtusiuscula B.  E. 


6. Gastromyceten. 


Tulostoma mammosum (Mich.). Bei Ueberstorf (Kt. Frei- 
burg) (6). 


Auftreten von Pflanzenkrankheiten. 


Krankheït des Kastanienbaumes durch Cylindrosportum 
castanicoluim im Kanton Tessin (3 p. 199). 

















II. Algen, 


Bei der Zusammenstellung des nachstehenden Verzeich- 
nisses wurden folgende Aufsätze benutzt : 


1. Chodat, R. Sur la flore des neiges du Col des 
Ecaudies. Bulletin de lherbier Boissier S. 4. 
No 12 1896. ; 

2. Chodat, R. Matériaux pour servir à l’his- 
toire des Protococcoidées. ibid. 

3. Gôtz, H. Zur Systematik der Gatiung 
Vaucheria. Flora 1897. 

4. Schrôter, C. und Kirchner, O0. Die Vegetation 
des Bodensees (Erste Hälfte 1896). 


1. Diatomeen. 


In (4) werden aus dem Bodensee 250 Arten aus dieser 
Gruppe aufgezählt. 


2. Conjugaten. 
52 Arten aus dem Bodensee (4). 
Ancylonema Nordenskiôldii Bergg. Col des Ecandies (1). 


3. Chlorophyceen. 


Sphaerella nivalis (Bauer) Sommerfeldt, Col des Ecandies 
(Massif du Mont Blanc) (1). Col de Louvie (Val de 
Bagnes) 2872 m. (Ed. Fischer). 

Chlamydomonas pertusa Chodat n. sp. Grand Salève (2). 

Pediastrum Ehrenbergii. Grand Salève (2). 

Pteromonas alata Seligo. Grand Salève (2). 

Pteromonas angulosa Chodat spec. nov.? Grand Salève (2). 

Gonium sociale. Grand Salève (2). 

Raphidium nivale (Lagh.) Chodat. Col des Ecandies (1). 


Vaucheriaarten aus der Umgebung von Basel: 

V. ornithocephala Ag. Tin alten Rheïin bei Istein, Wehr 
an der Birs bei Münchenstein, Wehre an der Wiese 
bei Hagen und Blombach, in der Wiese im Frübjahr 
1894 in grosser Menge (3). 

V. polysperma Hass. Feuerweier von Rührberg, selten im 
St. Albanteich und am Wehr der Birs bei München- 
stein (3). 

V. repens Hass. Im Farnhaus des botanischen Gartens auf 
Coakstücken, Holzkanal oberhalb Wiehlen bei der Ka- 
pelle, an den Brunnen von Allschwyl (3). 





BRU PS EP SR RIT ASE DE de AA PP en ten ir Me 
LATRES - x 7 +: 4 f 





V. sessilis De. Wehre an der Wiese bei Brombach und 
Hagen, an der Birs bei Münchenstein, Sümpfe von 
Märkt, Neudorf, Brunnen in Hagen, Stetten, Arlesheim, 
Allschwyl, Bassin des botanischen Gartens in Basel (3). 

V. clavata De. Im Dorfbach von Wiehlen, im Rümelins- 
bach bei Binningen, in den Kanälen (3). 

V. hamata De. Aecker von Neudorf, alte Napoleonstrasse 
oberhalb Allschwyl, der alte Rhein bei Istein, St. Alban- 
teich (3). 

V. terrestris Lyngb. Aecker bei Neudorf und oberhalb 
Stetten, im Fahrweg auf den Blauen, oberhalb Baden- 
weiler, im Kaltbrunnenthal, auf Blumentôüpfen im bota- 
nischen Garten (3). 

V. uncinata Kütz. Bach oberbalb Inslingen, Dorfbach bei 
Riehen, Wehr an der Birs bei Münchenstein, Birsig, 
Brunnen bei Allschwyl (3). 

V, racemosa De. Neudürfler Sumpf, alter Rhein bei Istein, 
Graben bei Neuallschwyl, beim Ausfluss des Kanales 
in den Rhein (3). 

V. geminata De.  Ueberall vorkommend und die übrigen 
Arten überwuchernd (3). 

V. De Baryana Wor. Neudürfler Sumpf, Wehr der Birs 
bei Münchenstein, Brunnen in Dornach-Brugg (3). 


4. Phacophyceen. 


Phaeodermatium  rivulare Hansgirg.  Bodenseeufer bei 
Langenargen (4). 


5. Florideen. 


Batrachospermum moniliforme Roth. Ufer des Bodensees (4). 
Chantransia chalybaea Fries. Ufer des Bodensees (4). 


III. Schizophyten. 


Schrôter und Kirchner (Die Vegetation des Bodensees, 
erste Hälfte 1896) zählen aus dem Bodensee 65 Arten von 
Phykochromaceen auf, darunter folgende zwei neue Arten: 


Oscillatoria profunda Kirchner n. sp. 
Oncobrysa lacustris Kirchner n. sp. 


Ferner folgende Bacterien : 
Cladothrix dichotoma Cohn. 
Beggiatoa alba Trev. 

Beggiatoa arachnoidea Rabenh. 





IV. Lebermoose. 


Jungermannia catenulata Hüben. 

Fossombronia pusilla Dum. 
(v. Gugelberg, Beitrag zur Lebermoosflora des Kantons 
Graubünden, Jahrbuch der naturforschenden Gesellschaft 
des Kantons Graubünden aus dem Jahre 1895). 


VW. Laub-Moose. 


Zusammengestellt von Jules Amann. 


Abkürzungen: 


IL W. P. Schimper: Synopsis. Editio secunda. 
(Lp) ÆX. G. Limpricht in Rabenhorst, Kryptog. Flora. 


(An) Jules Amann-Lausanne (Ge) Obertôürster  Grebe-Bre- 
(Br) Apotheker Baur-Karlsruhe | delar i/W. 
(Bt) Dr. Bernet-Genève. (Jk) Apotheker Jack-Constanz, 


(Cb) Colomb-Duplan, Lausanne. |! (Kg) Dr. Kindberg-Linkôping. 
(Ci) Pasquale Conti-Lugano. (Mi) L. Mari-Lugano. 
(Cn) Dr. Paul Culmann-Zürich. | (Mn) Charles Meylan-La Chaux. 


(CS) Dr. Camus-Paris. | (Pr) Mr. Périer-Genève. 
(Fbh) Dr. Frübh-Züricb. | (RD) Dr. Julius Rôll-Darmstadt. 
(Fn) Lehrer Frymann-Zürich. (Rn) Pfarrer Réchin-Paris. 


(Fr) Lehrer K. Forster-Rüsch- | (Wf) Professor O. Wolf-Sion. 
likon (Wr) Lehrer Weber-Männedorf. 





Sphagnum. 
— cymbifolium IL v. glaucum. Saignelégier (Fh), 
v. brachycladum.  Hausen - Kappel ; 
Katzensee (An); Bünzermoos (Fh). 
— medium (Lip) Dombresson (Pasteur Rougemont) ; Katzen- 
see (An); Hausen-Kappel (An). 
— papillosum (Lp) Bellinzona (Mi); Taverne-Origlio bei 
Lugano (Rl). 
— rigidum (Ep) v. compactum.  Schützenried bei Studen 
im Siblthal (KFh), 
v. squarrosum. Emosson (Valais) 2000 m. 
(An). 
— squarrosun (Lp). Saasgrund( Wf). ; Sihlforst (Zürich) (An). 
— cuspidatunm  (Lp) v, truncatum Schlieph. Hausen- 
Kappel (An). 
contortum (Lp) Güschenenthal (R!. Lugano (Rl). 
— laricinum (Lp) v.teretiusculum. Eïnsiedeln (An) typic; 
Dalpe bei Faido; Massagno bei Lugano ; 
Lago di Muzzano; St. Moritz (RI). 


| 








re Re 


recurvum (Lp). Val Piora; Dalpe; Muzzano (Rl); 
Vaulruz (Fh), 
v. squarrosuwn. Metteli-Moos im Entle- 
buch (Fh), 
v. patens. Davos (An). 
teres (Lp) Hausen-Kappel (An), Dalpe-Faido; Val 
: Piora; St. Moritz (RI), 
v. squarrosulum  Lesq.  Saasgrund- 
Almagell (Wf) 
subsecundun (Lyp) v. teretiusculum Scbhlieph. Emosson 
(Valais) (An). 
fimbriatum (Lyp). Malojapass (RD. 
platyphyllum (p). Lago di Cavlozzio b. Maloja (RD). 
Girgensohnii (Lip). Bernina; St. Moritz; Maloja; Val 
Piora; Dalpe bei Faido (Rl). 
Rüssowii Warnst. Einsiedeln (An). 
acutifolium (Lp) v. patulum.  KEïnsiedeln (An), 
v. luridum. Davos (An), 
v. Schimperi. St. Moritz; Pontresina; 
Maloja; Dalpe-Faido; Val Piora; 
Hôrnli-Zermatt; Col de Balme (Rl). 
v. subnitens  Hausen-Kappel (An); 
Dalpe-Faido; Güschenenthal (RD, 
v. quinquefarium. Güschenenthal (Rl). 


- Warnstorfii Rüss. St. Moritz; Berninahospiz; Lago di 


Cavlozzio; Maloja (RD. 
molluscum (Lp). Einsiedeln (An). 


Andreaea. 


alpestris (Lp). Forno (Tessin); Sustenpass; Schwarz- 


wand im Murgthal 1900 m. (Cn); 
Schafberg bei Pontresina (RD. 
frigida (Lip). Gotthard (Cn); Piz Orsino 2400 m. (Ge). 
Alpe Morghirola (Val Piumogna) 
2350 m. (Ci). 
ROTHIT (Lp) v. falcata. Kaïido-Gribio 1050 m. (Kg) 
(? auctor). 
nivalis (Lp). Val Piora 2000 m. (Ge). 


Ephemerum. 
serratum IT. Ste-Croix (Mn). 


Pottiella. 


curvicolla (Lp). Sion; Follataires en Valais (An). 


OO RE 


Phascum. 
cuspidatum 11. Ciona in Monte Salvatore 600 m.; 
Castagnola sur les murs (Ci). 
Acaulon. 
muticum (Lp). La Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn); 
Beerenberg bei Pfungen (Cn). 
Pleuridium. 


alternifolium IT. La Vraconnaz (Mn). 
nitidum IT. Eschenberg bei Winterthur (Cn). 
subulatum IT. Lugano, près la gare 320 m. (Kg), 
v. anomalumn. Lugano, vieux mur près 
la Via Sassa 320 m. (Kg). 
Microbryum. 
Floerkeanum XI. Entre Klaachet le Rhin 350 m. (Cn). 


Systegium. 
crispum IL. Monte Bré; Desago (Tessin) (Kg et RD. 
Flaach (Zurich) 350 m. (Cn). 
Mildeella. 
bryoides (Lp). Sion (An). Rheinsfelden (Zürich) (Cn). 
Renens près Lausanne (Ch). 
Molendoa. 

Sendtneriana (Lp). Beloiseau en Valais (Bt); Lugano 
(Mi); Klus bei Kandersteg (Cn); 
beim Escher ob Weissbad (Appenzell) 
(Cn); Davos (An). 

Gyroweisia. 
linealifolia Kindberg. Lugano (Kg). 


Heymenostomum. 
microstomum IT Lugano-Vezia 430 m. (Kg). 
Weisia. 
crispata (Lip). Lugano-Savosa 400 m. (Kg.) 
rutilans (Lp). Bois de Veyrier (Genève) (Pr); Spital- 
waldung am Zürichberg 630 m. (Cn). 
GANDERI (Lp). Lugano (Kg). 
Wimmeri II.  Haïdsee; God Scharmoin (Grisons) 
1700 m. (Kg); Val Rotondura 2000 m. 








AU A EDR DE EAN TEA et Face ge A EE PE AP A A un 
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TA EE VW LS 


(Ge): Creux du Van 1450 m. (Mn); 
Rigi-Kaltbad ; Uri-Rotstock (Wr). 
Dicranoweisia. 
compacta IT. Haidsee 1500 m. (Grisons) (Kg). 
cirrata IT. Monte Salvatore; Pazzallo (Kg & RI) 
(? auctor). 
Oreoweisia. 
serrulata XI.  Wasserfall im Lentathal (Cn); Monti di 
Peccia (Vallemaggia) 1700 m. (Mi). 
Bruntoni (Lp). Lugano-Muzzano 360 m. (Kg). 
Rhabdoweïisia. 
fugax IT. Lugano (Mi). 
denticulata IT. Güschenen (Kg & RI). 
Cynodontium. 
torquescens (Lip). Faido 750 m. (Kg). 
gracilescens (Lip). Zermatt (An, Rl); Schafberg bei 
Pontresina (RI). 
fallax (Lp). Lochbrücke im Güschenenthal 1400 m. (Cn). 
Oncophorus. 
Wahlenbergii (Lp). Gornergrat (RI); Davos (An). 
Dichodontium. 
fagimontanum (Lip). Lugano; Castagnola (Kg & RI1). 


Dicranella. 


cwrvata IT.  Schafberg bei Pontresina (RIl); Airolo (Ci). 


Schreberi IT 8 lenta Wilson. Robenhausen (ec. fr!) 
(Cn); Vraconnaz (Mn). 

typiea.  Prazbosson près Tour de 
Trêmes (Fribourg) (Cb). 

Grevilleana XI. La Chaux de Ste-Croix (Mn); Mau- 
voisin-Chanrion (Valais) (An); St. 
Gotthard (Br); Lukmanier bei Santa 
Maria 1850 m. (Ge); Haïdsee 1500 m. 
Splügen; Tamboalp 1800 m. (Kg). 


Dicranum. 


fulvellum IT. Hôrnli-Zermatt (Br); Julierpass (RD. 

— Plyttii IT. Güscheneralp 1800 m. (Ge). 

falcatum IT. Col de Balme (Rl); Furka (Jk); Murg- 
thal 1830—2000 m. (Cn). 


PEL 2 


elongatuin TI. Murgsee 1830 m. Cn). 
viride IT. Marchaïiruz 1400 m.; Ste. Croix (Mn): sur 
Gossau (An); (rodscharmoin 1800 m. 
(Kg) (? auctor); Lugano-Viottolo ; 
à Roncaccio 360 m. (Kg). 
fuloum IT. Muzzano (Ci). 
Schraderi IT. Berninastrasse (Rl). 
spurium IT. Colline di San Rocco presso Lugano (Ci). 
Breganzona (Kg). 
flagellare TT.  Gotthardstrasse (RI). 
neglectuim TI. Un grand nombre de localités! 
strictum IT. Eggischhorn an der oberen Baumgrenze 
(Ge); Gornergletscher (RI). 
Mühlenbeekii IT. v. brevifolium.  Gornergrat; Roseg- 
gletscher (Rl). 
majus IT. Creux du Van 1420 m. (Mn). 
albicans IT.  Parpaner Rothhorn (c. fr!) 2000 bis 
2500 m. (Kg); Dent Valerette (Valais) 
2062 m. (An). 
Sauteri II. Staetzerhorn 2000 m. (Kg); Murgthal 
1500 m. (Cn). 


Campylopus. 


subulatus IT. Lugano ; Biasca (Kg & RI). 
atrovirens II. Lugano 450 m. (Kg); Tamaro; Monti 
di Bedrino 1200— 1300 m. (Ci); Ponte- 
tresa-Agno (An); Biasca; Val Viosa; 
Güscheneralp 1900 m. (Ce). 
Schnvareii TI. Murgsee 1830 m. (Cn); Güschenen (Kg &RI.) 
Schimperi 11. Alpe Pianscuro (ValIsone) 1000 m. (Ci); 
Lenzerhorn 2000 m. (Kg). 
fleæuosus IT. Lugano-Muzzano (Kg & RIl); Winterthur 
650 m. (Cn). 
Mildei (Lp). Lugano-Alture di Vezia 450 m. (Kg). 
ADUSTUS de Not. Faido-Gribio 1100 m. (Kg) 
(? auct.) 


Dicranodontium. 


aristatum II. Güschenenthal 1330 m,. (Cn). 
circinatum IT. Güschenenthal; Murgthal (Cn); Reuss- 
fall bei Güschenen 1500 m. (Ge). 


Aongstroemia. 


longipes II. Zermatt-Schwarzsee; Mattmark; Rhone- 
gletscher (Br). 








Trematodon. 


curvicollis IT. Descente dn Lac Noir à Zermat, 2350 
2450 m. (Rn & Cs). 
ambiquus IL. Tamaro 1300 m (Ci). 


Fissidens. 


osmundoides IT. Tamaro 1400 m. (Ci). 

exilis II. Eschenberg bei Winterthur (Cn). 

crassipes IT. Sihlkanal in Aussersihl (Zürich) (Wr); 

Romanshorn Inseli (Pfarrer Wegelin). 

RIVULARIS IT. Environs de Lugano (Mi). 

MILDEANUS (Lp). Eglisau bei der Rheinbrücke 
(On) ; Aarau, in der Aare; Rheinfelden 
im Rhein (An). 


Conomitrium. 
JULIANUM II Lugano-Massagno (Kg & RI). 


Seligeria: 


CALCAREA IT. Staetzerhorn 2000 m. (Kg) (? ? auctor). 
tristicha IT. Rigi-Kulm; Irchel bei Schaffhausen 
680 m. (Un). 


Campylostelium. 
sazæicola II. Hohe Rhone 1000—1432 m. (Cn). 


Stylostegium. 


Caespiticium IT. Wasserfall bei Rosenlauibad; Luk- 
manier (Ge). 


Blindia. 


TRICHODES Lindberg, Auf Sandsteinfelsen der Hohen 
Rhone mit Canpylostelium, 1220 m. 
(On TX 97) 


Trichodon. 
Cylindricus IT.  Chasseron (st) 1600 m. (Mn); Hôrnli- 
Zermatt (RD); Cantine de Proz (Cs); 
Stigibühl ob Maschwanden (Zürich); 
Hellbachtobel bei Winterthur 650 
m. (Cn). 


Ceratodon. 
CONICUS II. Güschenen (Kg & RI) (?? auctor). 


LT OR 


Leptotrichum. 


homomallum 11. Tamaro, alpe di Campo 1700 m. (Ci); 
Faido-Dalpe 1000 m. (Kg). 


Ditrichum. 


tortile (Lp). Zürichberg; Wald unterhalb des Klosters 
Fuhr 410 m. (Cn); Breganzona 880 m.; 
Dalpe-Piumogna 1300 m. (Kg). 
— v. 8 pusillum. Bois Genoux et Sauva- 
belin près Lausanne (Corbaz). 
pallidum (Lyp). Lugano, Via Sassa 320 m. (Kg). 
glaucescens (Lip). Arvigo (Val Calanca) (Ci). 


- nivale TI.  Riedmatt im Güschenenthal 1555 m. (Un). 


Pottia. 
minutula IT. Savosa 400 m. (Kg). 


Aloina. 
rigida (Lip). Lugano; Monte Salvatore (Kg & Rl); 
Follataires (Valais) (An). 
aloides (Lp.) Cressier (Neuchatel) (Mn). 
ambiqua (Lp.) Sion (Cb). 
Timmiella. 
anomala (Lp). Gandria (Ci); Gordola; Locarno; Pon- 
tetresa; Agno (An). 
BARBULA (Lp). Lugano-Muzzano (Kg & RD) (? auctor). 
Desmatodon. 
cernuus II. Lugano-Paradiso (Kg). 
systylius IT. Piz Umbrail; Maloja; Zermatt (RI). 
Didymodon. 
cylindricus (Lp). Gemmi; Taminaschlucht bei Pfäfters 
(RD); Faido 750 m. (Kg). 
Trichostomum. 
mutabile IT. Kleurier (Mn); Taverne; Monte Zenone 
(Kg & RI). 
NITIDUM TI. Laï Obervatz 1300 m. (Kg) (?? auct). 


crispulum IT. Widenmoos bei Eggerstenden (Appen- 
zell) 880 m.; Irchel (Cn). 


Didymodon. 


luridus IT. Piz Langnard (Rl) (? auct.); Monte Salva- 
tore; San Martino 300 m. (Kg). 








cordatus IT. Monte Salvatore ; San Martino 300 m. (Kg). 
alpigenus (Lp). Haiïidsee 1500 m. (Kg). 
giganteus (Lp). Lac de Joux 1010 m. (Mn). 


Hydrogonium. 
lingulatunm Warnst. Rigi, sur Goldau 950 m. (An). 


Crossidium. 
membranifolium (Lp). Murs de vignes entre Ardon et 
Sion (An). 
Barbula. 


helvetica Kindberg n. sp. Val di Bedretto (Mi). 

Hornsehuchiana IX. Sur Orsières 1150—1200 m. (Cs); 
zwischen Neuhaus und Rheinfelden 
(Zürich) (Cn); Aarau (An); Muzzano; 
Breganzona 360—380 m. (Kg). 

atrovirens IT. Sion (Cb). 

gracilis IT. Monte Bré 500 m. (Kg). 

iemadophila IT. An nassen Felsen oberhalb Güschenen 

(Br). 

vinealis IT. Lugano 350—600 m.; Castagnola ; Monte 
Bré; Gentilino (Kg). 

cylindrica IT.  Faido 750 m. (Kg) (? auet.). 

fragilis IT. Petits Plats (Vallée de Joux) 1300 m., 
sur la tourbe (Mn); Col du Jorat 
2400 m. c. fr! (An); Faido-Gribio 
1100 m. (Kg). 

caespitosa II. Ponte Tresa (Ci). 

laevipila IT v. propagulifera Lindb. Arbres de la pro- 

menade de St. Antoine à Genève (Pr). 

inermis IT. Piz Languard-Pontresina (RI). 

alpina TI. Gordola-Locarno (An); Gemmi; Zermatt 
(RI) (? auct.), 
v. Weberi. Lugano; Gandria (Kg & 
RI). 

papillosa IL. Lugano 310—330 m. sur Castanea (Kg). 

squarrosa IT. Monte Salvatore ; San Martino 310 m. (Kg). 


Cinclidotus. 
riparius IT. Rhône à Onex (Genève) (Pr). 


Coscinodon. 


— pulvinatus TL. Faido-Chinchengo 760 m. (Kg): Bris- 


sago (Ci); Gotthardstrasse (RI) ; Sim- 
plon (Ci); Gorges du Gorner 1600 — 
2000 m. (Rn et Cs). 


= 


humilis Milde. Faïdo, au dessus de Rossura (Kg & RI) 
(? auct.). 
Schistidium. 
brunnescens (Lp). Haidsee; Curtschins 1600 m. (Kg); 
Güschenen (Kg & RI). 
alpicola (Lp). Lugano; Monte Salvatore (Kg & RI); 
Stätzerhorn (Kg). 
atrofuscum IT. Gipfel des Speeres an Nagelfluh (Cn);: 
Creux du Van 1400 m. (Mn); Monte 
Generoso 1680 m. (Kg). 
TERETINERVE II. Monte Salvatore; San Martino 
310 m. (Kg); Sommet des Aiguilles 
de Baulmes 1450 m. (Mn). 


Grimmia. 
crinita IT. Lugano; Vezia;: Muzzano; Breganzona 


(Kg & RI). 
TRIFORMIS (Lp). Lugano; Muzzano (Kg & RD 
(? auct.) 


Doniana IT. Schwarzwand im Murgthal 2100 m. (Cn); 
Gotthardstrasse (RI). 
sessitana (Lp). Parpan 1450 m. (Kg). 
subsulcata (Lp). Haidsee; Curtschins 1600 m. (Kg); 
Faido, sur Rossura 1600 m. (Kg & RI). 
suleata IT. Lugano-Breganzona (Kg & RI). (? auct.) 
incurva IT.  Güschenen (Kg & RI). 
montana IT.  Lourtier-Fionnay 1070—1497 m. ; Chan- 
rion 2380 m. (Rn); Lugano, Alture di 
Vezia 450 m.; Breganzona 380 m.; 
Faido 750 m. (Kg). 
leucophaea TX.  Zermatt (Rl); Gentilino 360 m. (Kg). 
apiculata TX. Verrucano Felsband bei 2200 m, an der 
Schwarzwand im Murgthal (Cn). 
tergestina II.  Lugano-Breganzona (Kg & RI). 
trichophylla XL. Vezia 450 m.; Pazzallo 400 m. (Kg). 
unicolor IT. Weg zur Bovalhütte des $S. A. C. im 
Morteratschthal 2400 m. (An); Faido 
760 m. (Kg). 
elongata II. Tamaro 1500 m. (Ci). 
mollis IL. Combe d'Orny (Valais) (Pr). 
funalis IT. Sommet du Camoghé (Ci); Schwarzwand 
im Murgthal 2200 m. (Cn). 
torquata IT. Schwarzwand im Murgthal 2200 m. (Cn) ; 
Combe d’Orny (Valais) 1800 m. (Pr); 
Tamaro 1600 m. (Ci), 
v. calvescens Kindb. (Güschenen (Kg. 
und KI). 








LE QU 


— Schultzii IT. Flühalp-Zermatt (RD. 
— orbicularis IT. Follataires (Valais) (An). 


Dryptodon. 


— patens (Lp). Haiïdsee; Curtschins 1600 m. (Kg). 


v. propagulifera. Davos; Alpes de 
Barberine (Valais) 1708—2300 m. 
(probablement répandu sur les roches 
siliceuses des régions subalpine et 
alpine.) 

v. subsimplex  Kindb.  (Güschenen 
(Kg & RI) (probablement identique à 
la var. propagulifera.) 


Racomitrium. 

affine IT. Breganzona 400 m. (Kg). 

aciculare IT. Murgsee 1870 m. (c. fr!) (Cn); Faido 
7150—900 m. (Kg). 

protensum IT. Murgsee 1870 m. (c. fr!) (Cn); Grimsel 
(RD; Vezia 450 m.; Faido 800 m. 
(Kg); Güschenen (Kg & RI). 

microcarpum (Lp). Vezia 450 m. (Kg). 
Ptychomitrium. 

polyphyllum IX.  Tamaro 800 m. (Ci); Lugano 330 m. ; 
Breganzona-Muzzano 360 m.; Monte 
Bré 500 m. (Kg). 

Amphoridium. 

lapponicum IT. Güschenen (Kg & RD); Maloja; Piz 
Languard (RD; St. Bernard 2500 m. 
(Cs); Lac Noir (Zermatt) 2200 —2300 

À m. (Rn & Cs). 

Mougeoti IT. Lugano; Madonna della Salute 320 m. 
(CtrDE(Ke). 

: Ulota. 
Bruchii IL. Monte Zenone (Kg & RI). 
Hutchinsiae IX. Breganzona ; Faido-Gribio 1050 m. (Kg). 


| Orthotrichum. 

urnigerum IT. Faïido, Figione (Kg & RI). 

alpestre IT.  Faido; Piumogna (Kg & Rl); Zermatt- 
Schwarzsee (Br); Gornergrat; Ber- 
ninahospiz (Rl); Schwarzwand im 
Murgthal 2200 m. (Cn); Chasseron 
1400 m., sur le hêtre (Mn). 

Schubartianum IL v. papillosum Culmann (Zähne mit 
zerstreuten Papillen). Güschenenthal 
am Bach 1250 m. (Cn). 


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— 100 — 


Lyellii IT. La Chaux de $Ste-Croix 1100 m. (ec. fr!) 
(Mn). 
Killiasii IL.  Gornergrat (RI). 
puinilum 11. Lugano sur Castanea (Kg). 
Sturmii IT.  Faido-Chinchengo 800 m.; Rovello-Savosa ; 
Muzzano-Breganzona 350-400 m. (Kg). . 
Sardagnae (Lip). Monte Salvatore; San Martino 320 
m. (Kg). 
pallens IT v. crispulum. Laï Haïdsee, sur Abies excelsa 
1400 m. (Kg). 
rivulare IT. Saules au bord de lOrbe aux Brassus 
(Vallée de Joux) 1040 m. (Mn). 
Schimperi II.  Brissago (Ci). 
leucomitrium IT. Lugano sur Salix alba; Montarina 
sur Castanea 290—350 m. (Kg). 
microcarpum IT. Lugano sur Morus alba 320 m. (Kg). 
Rogeri (Lp). La Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn) 
(genuinum! auect.). 
Eucalypta. 
apophysata IT. Nombreuses localités alpines! 
cominutata 11. Nombreuses localités alpines ! 
longicolla IT. Creux du Van 1400 m. (Mn). 


Funaria. 
microstoma IT. Monte Generoso; Schynstrasse (Kg & 
R1). 
Physcomitrella. 
patens IL  Gattikonerweïher ïim Sihlforst (Zürich) 
(Fr & An). 
Physcomitrium. 


eurystomuin II.  Gattikonerweïiher im Sihlforst (Zürich) 
(Fr & An). 
acuminatuin IT. Lugano, sur les murs près Vezia et 
Breganzona 350—380 m. (Kg). 
Entosthodon. 
fasciculare IT. Ponte Tresa (An). 
Splachnum. 
sphaericum IL.  Cavolaccio; Churwalden; Zermatt (Br); 
Simplon (Rn & Cs). 
ampullaceum IT. Tourbière des Petits Plats (Jura) 
1300 m. (Mn). 
Tetraplodon. 
angustatus IT.  Lochbrücke im Güschenenthal 1400 m. 
(Cn). 








mnioïdes IT. Alpe de Vonasson sur Evolène (Valais) 
CW£.) 

Güschenenthal bei Flüss 1400 m. (On); 
Faulhorn (Br). 


Tayloria. 
serrata IT.  Lenzerhorn 1800 m. (Kg); Arrête de 
Châtillon sur Bex 1850 m. (Cb); 
Murgthal 900 m. (Cn). 
V. flagellaris.  Haïdsee;  Valbella 
1500 m.; Splügen 1900 m. (Kg); 
Gipfel des Leistkammes 2050—2100 
m. (Cn). 
Dissodon. 
splachnoïdes IT.  Gornergrat (RD; Lac Noir-Zermatt 
2310—2560 m.; Simplon 2000 m. 
(Rn & Cs). 
Schistotega. 
osinundoïdes IT. Bosco luganese (Mi). 
Mielichhoferia. 


nitida Il. Colline di San Rocco 400 m. (Ci); Rosen- 
laui (RD. 


Plagiobryum. 
demissum (Lip). Lac Noir; Hôrnli (Zermatt) 2580— 
2890 m. (Rn & Cs) (déjà indiqué à 
Zermatt par Mougeot et Mühlenbeck!) 


Anomobryum. 
concinnatum IT. Piz Languard (RD; Simplon, murs du 
village (Ci); près le glacier d’Orny 
(Valais) (Pr); Faïdo. près la Chüûte 
150 m. (Kg). 
sericeum IT. Zermatt; Gotthardstrasse (RI) (paraît 
moins répandu en Suisse que le pré- 
cédent !) 
Webera. 
PROLIFERA (Lyp). Lugano; Biegno-Muzzano (Kg & 
R1); Aufstieg zum Pfannenstiel (Zürich) 
7160 m. (Cn); Zermatt sous les châlets 
de l’'Hermattje 1800-1900 m. (Rn & Cs). 
acuminata II. Schafberg bei Pontresina ; Gemmi (RD). 
cruda IT. Répandu sur la molasse fraîche dans le 
Jorat (An). 
rubella Phil. sp. n. Col du St-Bernard 2470 m. (Phi- 
libert). 








LUTESCENS (Lp). Zürichberg an eïner Büschung 
im Walde mit Leptotr. pallidun und 
Pleuridium (Cn). 
carinata (Lp) (c. fr!)  Gaïisspfadsee im Binnenthal 
(Wallis) (An). 
longicolla IL. Schafberg bei Pontresina; Berninastrasse 
(RD). 
elongata IL. Laï 1500 m.; God Scharmoin 1800 m. 
(Grisons) (Kg). 
Mniobryum. 
vexans (Lp). Val d’Anniviers en face de Grimenz 
1400 m, (Philibert); Vallée de Bagnes 
(Ra). 


Bryum. 
helveticum Philibert. Rigi-Kulm 1790 m. an Nagel- 
fluh (Cn) teste Philibert. 
arcticun IT. Mont Tendre 1670 m.; Dent de Vaulion 
(Mn); Chanrion dans la vallée de 
Bagnes 2400-—2500 m. (An). 
archangelicum IT. Gornergletscher bei Zermatt (c. fr.) 
: (RD). teste Kaurin. 
Graefii (Lp). Klosters im Prättigau, an der Land- 
quart, 1200 m. (An). 
Culmannii (Lp). Gemmi; Flühalp bei Zermatt (RD 
teste Kaurin. 
cirratun IT. Sables du lac à Vidy sous Lausanne (An). 
intermedium 11.  Splügen 1600 m. (Kg) (?? auct.); 
Rosenlaut (RI) (?? auct.) 
OENEUM II. Nasse Kalkfelsen bei Engelberg (Br); 
Chanrion, Vallée de Bagnes 2400 m. 
(An). 
CYCLOPHYLLUM IL Emosson, Vallon de Bürbe- 
rine (Valais) 1770 m. (An). 
Duvalii TL. Le Séchey. Vallée de Joux, 1050 m.; La 
Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn); 
Vallon de Barberine (Valais) 1800— 
2200 m. (An). 
turbinatuim 11. Lugano 320 m.; Viganello 400 m.(Keg). 
var. elatum (ad B. Schleicheri transi- 
toria!) La Chaux 1100 m. (Mn); 
Rigi (An); ob Goldau (Cn). 
neodamense IT. Splügen 1800 m. (Kg); La Chaux 
1100 m. (Mn). 
subrotundum IT.  Davos-Kulm 1700 m. (An). 
bimuin IT. Faido; Dalpe Piumogna (Kg & RI). 











comense II. Lugano (Kg & RI). 
Haistii IL Retrouvé le 11 Août 1897 sur un mur de 
Vignes près Cressier (Neuchâtel) (Mn). 
Funckii II. La Chaux de Ste-Croix 1050 m. sur la 
molasse (Mn). 
GEMMIPARUM II. Muzzano (Kg & RI) (? auct.). 
Mühlenbeckii XI. Faïido près la Chûte 750 m. (Kg); 
St-Bernard 2500 m. (Cs) ; Güschenen- 
thal (Cn); Emosson (Valais) (An). 
Mildeanum IL. Aiguille de Baulmes 1450 m.; La 
Chaux 1090 m. (Mn); Lugano 320 m.; 
Vezia 400 m. (Kg), 
var. filiforme mihi in Flore des M. 
suisses. Champex (Valais) sur un tronc 
d'arbre. (Pr). 
versicolor IT. Sables du Rhône sous Naters; Brigue; 
Sierre ; Sion (An); Rheinufer bei Flaach 
350 m. (Cn); Aareufer bei Aarau (An). 
atropurpureum II.  Haslithal (RD. 
erythrocarpum I. Breganzona 360 m. (Kg). 
KLINGGRÆFII TI. Küssnachtertobel (Zürich); Ness- 
lau im Obertoggenburg (An); Vezia, 
sur un mur 400 m. (Kg). 
Blindii II. Mauvoisin-Chanrion 1800—2200 m. (An). 
Stirtoni IT. Lugano; Muzzano (Kg. & RI). 
elegans IT. Splügen 1900 m.; Staetzerhorn 1800 m. 
(ce. fr!) (Kg); Sommet du Creneroso 
(Ci); Ebenalp (Appenzell) 1650 m. 
fe. Fri (Cn). 
torquescens IT. Lugano (Kg. & RI); Les Pierrettes 
sous Lausanne (An). 
obconicum IT. Lugano: Muzzano (Kg. & RI). 
spheirophyllum Kindberg sp. nova Monte (Greneroso 
(Kg. & RI). (Sans doute une forme 
de B. capillare!) (auctor). 
murale IT. Lutry, Murs di Vignes (Ls Favrat); Faido 
(Kg. & RI). 
Gerwigii (Lp.) Am Rhein bei Eglisau (Fn). (Sterile 
Uferform des B. argenteum!) (auctor). 
Mnium. 
lycopodioïdes II. Kandersteg an der Gemmi (Cn); 
Bildlitobel bei Davos (An). 
hymenophylloides 11. Monte Generoso 1690 m. (Kg); 
Mauvoisin, vallée de Bagnes, 1800 
m. (An). 
medium IT. Splügen 1500 m. (Kg). 


subglobosum IT.  Faïdo, près la chüûte 900 m, (Kg); 
Lac Noir, Zermatt 2350—2450 m. 
(Rn & Cs). 
inclinatuin Tindb. Faido, près la chûte 900 m. (Kg). 
(? auctor). 
riparium IT. Lugano 320 m.; Madonna della Salute 
340 m. (Kg). (? auctor). 
pseudo-Blyttii. Amann in Flore des Mousses suisses. 
Nordabhang des Pischa im Vereina- 
thal (Graubünden) 2700—92800 m. 
(An). 
Cinclidium. 
stygium IT. Lac noir—Zermat 2350—2450 m. (Rn & 
Cs); Le Brassus (Jura) 1020 m. (Mn). 


Catoscopium. 
nigrituin II. Segnespass; Mattmarksee (Br): Grande 
Chaux de Naye (Vaud) 1900 m. (An); 
Hellbachtobel bei Winterthur 650 
m. (Cn); Splügen 1800 m. (Kg). 


Meesea. 
tristicha IL.  Jerogne sur Bex (Thomas); Katzensee 
(An). 
Paludella. 


squarrosa IT, La Seiche de Gimel au Marchairuz 
1350 m. (Mn). 
Oreas. 
Martiana XI.  Piz Languard (R)). 


Concstomum. 
boreale IT. St. Bernard 2600 m. (Cs); Schwarzwand 
im Murgthal 2200 m. (Cn). 


Bartramia. 
subulata II. Gornergrat; Piz Languard (Rl); Par- 
paner Rothorn 2400 m. (Kg). 


Philonotis. 

alpicola (Lip). Taverne; Monte Zenone; Val Piora; 
Faido; Molare 1700 m.; Val Be- 
dretto (Kg & RI). 

Tomentella  Molendo. Gipfel des Hohenkasten 1780 
m., gd (Cn); Dent de Valère (Valais) 
2250 m. (An). 

rigida IT. Lugano 340 m. (Kg). 


Timmia. 
bavarica IL. Lägern Nordabhang 850 m. (Cn). 








Atrichum. 
angustatum II. Castagnola 320 m.; Via Sassa 320 m. ; 
Gentilino 750 m. (Kg); Locarno (An). 


Oligotrichum. 
hercynicum II. Gotthardstrasse; Rosenlaui; Scheid- 
eck (RD). 
Polytrichum. 


OHIOENSE Renauld et Cardot. Güschenen (Rl. 
sexangulare II.  Haslithal (RD); Schwarzwand im 
Murgthal 2100 m. (Cn). 


Buxbaumia. 
aphylla II. Boltersweil (Schaffhausen) (Fn). 
indusiata IT. Schnebelhorn 1100 m. (Cn). 


Fontinalis. 
squammosa II. «Berne» Herbier Ducommun, legit 
Comte. 
Neckera. 


puinila IX.  Faïido 750 m. (Kg). 

turgida IT. Kleurier; La Chaux 1100 —1200 m. avec 
une capsule! (Mn). 

Besseri IT. (Gandria, sur un arbre (Ci). 


Cryphæa. 
heteromalla IX. Distretto di Mendrisio (Mi 1867!) 


Pterogonium. 
gracile IT. Zermatt (Rl); Pas de la Crotta, près St- 
Maurice (Valais) (Cb); Muzzano 380 
m.; Faido-Chinchengo 760 m. (Kg). 


Platygyrium. 
repens IT. Monthey (Rome); Forêt de Bremgarten 
(Berne) (J. Müller); Lägern ob Otel- 
fingen (Zürich) (ce. fr!) (Cn). 


Fabronia. 
octoblepharis IT. Muzzano 380 m.; Faido Chinchengo 
T160—800 (Kg). 


Habrodon. 
Notarisir IT. Lugano, Montarina sur Carpinus 350 m. 
(Kg). 
Leskea. 


tristis IT. Muzzano-Bresganzona 380 m. (Kg). 


Myurella. 
apiculata IT. Leistkammgipfel (Cn); Louèche; Chippis; 
Javernaz (Cb); Col du Jorat (Valais) 
(An). 





Pterigophyllum. 
lucens IT. Trogen (c. fr!) (Fh). 


Orthothecium. 
strictum IT.  Châlets du Jorat (Valais) (An); Wild- 
kirchli (St. Gallen) (Br). 
intricatum 11. Monte Generoso 150 m. (ce. fr!) (Ci). 
chryseum 11. Dent de Valère (Valais) 2250 m. sur 
le Flysch (An); Säntisgipfel 2500 m.(Cn). 
Isothecium. 
myuroïdes IT. Monte Bré 600 m. (Kg). 


Cylindrothecium. 

concinnum IT. (ec. fr!) Sorengo presso Lugano (Mi); 
Val de Travers près Fleurier (Mn). 

Anomodon. 

apiculatus IT. Auf erratischem (Cresteine bei Haber- 
saatenau im mittleren Sihlwald 
(Zürich) (Fr). 

rostratus IT. Generoso sur Melano- 700 m. (Ci). 
Heterocladium. 

heteropterum II.  Distretto di Mendrisio (Mi 1867!); 
Alture di Vezia 450 m.; Faido 150 
im. (Kg); Grande Chermontane (Val- 
lée de Bagnes) 2230 m. (Rn & Cs); 
Murgthal 900 m. (Cn). 


Thuidium. 

Philiberti (Lp). Un grand nombre de localités dans 
toute la Suisse! c. fr! à la Chaux 
de Ste-Croix (Mn). 

DELICATULUM Lindb. Genuinum! Davos (An): 

Cadro (ce. fr!) (Ci). 

PSEUDOTAMARISCINUM (Lp). Probablement ré- 
pandu ! Hellbachtobel bei Winterthur 
(Cn); Forêts du Jorat sur Lausanne 
(An); La Chaux de Ste-Croix 1100 
m. (Mn); Bellinzona (R. Keller). 


Pseudoleskea. 
tectorum IT. Très abondant sur un vieux toit aux Eaux 
Vives (Genève) (Pr). 
patens (Lp) (ticinensis Bottini). Emosson (Valais) 2000 
bis 2200 m. (An). 
Homalothecium. 
fallax IT. Pléiades sur Vevey (An). 








Ptychodium. 
— DECIPIENS (Lp). Adula (Cn 1881); Faido ; Piumogna 
(Kg & RI). 


promarneeinte 


— trachypodium IL. Laï 1500 m.; Splügen 1700 m. (Kg); 


Nikolaithal ( Br ); Fluhalp de Louèche 
(Cb). 


— collinum IT. St- Bernard 3472 m.; Mauvoisin-Chanrion 


1824 m.; Gornergrat 2900; Simplon 
2000—2500 m.(Rn & Cs); Zermatt 
(Br); Binn, Haut Valais 1500 m. (An). 

reflezum IT. La Chaux de Ste- Croix; Vallée de Joux (Mn). 

Thedenii IT. Davos 1600— 1700 m. (An). 

CURTUM (Lyp) Vraconnaz 1100 m. (Mn). 

venustum d. Not. Lugano; Muzzano (Kg u. RI); Haiïd- 
see 1500 m. (Kg). 

ERYTHRORHIZON II. C. fr! Hôrnli bei Zermatt (RD). 

Tauriscorum Mdo. Flühalp-Zermatt (RD). 

albicans Il. Hard beim Zweidler (Zürich) 370 m. (Cn) 
(genuinum!) Monte Bré c. fr! 600— 
800 m.; Faido-Dalpe 1100 m. (Kg) 
(?auct) 


Raphidostegium. 
demissum IL. Goeschenen (Kg u. RI) (?? auctor). 


Rhynchostegiella. 
EE Garor. Zürichberg 250 m, auf Sernifit 
(Cn); Rheïinfall (Br); Tine de Con- 
flans (Vaud) (Corboz); Cressier (Neu- 
châtel, (An); Environs ‘de Lugano (Ci), 
confertum IL. Sorengo ; Breganzona 350— 370 m. (Kg) ; 
Vich. (Vaud) (CD. 

megapolitanum IT. Schynstrasse 100 m. (Kg) (? auct.) 
Viganello 400 m. (Kg). 

rotundifolium IT. Lugano 320 m. (Kg); Vich. (Cb); 
Lausanne (An). 


Eurynchium. 
diversifolium TT.  Hôrnli-Zermatt (Rl); Aguagliouls- 
Roseg (Br. À: 
striatulum IT. Salvator 300—500 m. (Kg); Brüllbach- 
tobel (Cn). 


velutinoïdes IT. Gorges de Covatannaz (Mn). 

crassinervium Il. Monte Bré c. fr. 500 m. (Kg.); 
Murs de la grève entre Ouchy et Pully 
(Vaud) ce. fr. (An). 

CIRCINATUM IT. Malojapass (RD) (? auct.) 





PER OU PRET CIM UNS 






— 108 — 


— speciosuin IL. Madonna della Salute Lugano 330 m. (Kg). 
— ticinense Kindberg nova spec. Lugano, Maüonna della 
Saluta ; Massagno; Monte Caprino (Kg). 
— GERMANICUM (Lp) La Chaux de St. Croix 1200 
m. (Mn); Faiïido près l’hôtel Angelo 
130 m. (Kg). 
— cirrhosum (Lp) Nombreuses localités alpines ! 


Plagiothecium. 


— LATEBRICOLA II. C.fr!. Château d’Oex (Vaud) (Cb). 
— elegans II. Faellanden (Zürich) (An). 
— nitidulun IT. Nombreuses localités! 
— Mülleri II. Lugano 320 m; Monte Generoso 1680 m. 
(Kg). Rochers de Naye (Vaud) 1900 m. 
(An); Noirmont (Jura) 1400 m. (Mn). 
— undulatum IT. Forêt du Risoux (Jura) 1300 m (Mn); 
Sous l’Alpe di Revio (Val Calanca) 
1600 m. (Ci.) 
— Roeseanum II. Lugano 330 m. (Kg): Jorat sur Lau- 
sanne (An). 
— CURVIFOLIUM (Lp) Suchet (Mn); Davos (An). 
— NORICUM Molendo. Murgthal (Cn). 
— Mühlenbeckii IT. Entre Dalpe et Piumogna 1350 m.; | 
Alpe di Revio (Val Calanca) (Ci); 4 
Staetzerhorn 1700 m. (Kg). | 


Amblystegium. 
— Sprucei IT. Sertigthal (Graubünden); Chanrion; Dent 
de Valère 2250 m; Col du Jorat 
(Valais); Rochers de Naye 1900 m; 
Lausanne (An); Le Risoux (Jura) 
300 m. (Mn); Irchel (Ci), Parait du 
reste répandu en Suisse! 
— confervoïdes IT. Schynstrasse 800 m. (Kg); Lausanne 
(An); Engelberg 1000 m. (Br). 


— TENUISSIMUM II. .- Lugano (Kg. et RD; Obervatz . 


100 m. (Kg) ( ? auct.) 
— radicale I. Lugano; Breganzona; Mte-Salvatore (Kg 
et RI). 
— HYGROPHILUM II. Tourbière de Gourze (An 1882!) 
Vidy sous Lausanne (An)! Schüren- 
waldmoos bei Kappel (Zürich): Lugano ; 
(Kg et RI). 
— Juratzkanum IL. v. angustifolium. Spiez am Thunersee 
(R). 
— PORPHYRRHIZUM II. Haïdsee 1480 m. (Kg) (? auct.) 








— 109 — 


Notarisii (Boulay). Faido 900 m. c.fr.! Stätzerhorn 
1800 m. (Kg); Simplon 2000 m.; 
Riftel-Zermatt; Bourg St-Pierre (Rn et 
Cs), La Chaux de Ste-Croix 1100 m.; 
Lä Vaux 1400 m (Mn). 


Hypnum. 


Sendtneri IL. La Chaux de Ste-Croix 1100 m. (Mn). 
Cossoni II. Faido-Dalpe 7150—900 m. (Kg) (? auctor). 
suleatum Il. Schwarzwand-Widdersteinfurkelpass (Cn). 
subsulcatum IT. Gemmi ; Gornergrat ; Theodulpass (RI). 
elodes II. La Vraconnaz (Jura) 1100 m. (Mn). 
imponens IT. Muzzano 360 m (Kg); Davos 1500 m. (An). 
Vaucheri IX, Cornette de Bise 2000 m. (An) ; Bovernier 
631 m.; Orsières 950 m. (Rn et Cs); 
Irchel (Cn). 
resupinatum IT. Lugano 320—350 m. (Kg. 
dolomitieum IX, Laï 1500 m. (Grisons) (Kg). 
hamulosum IT, Säntis; Leistkammgipfel ; Widderstein. 
Furkelpass (Cn); Naye 1900—9000 
m. (An); Monte di Cadrino 1200 m. (Ci). 
Sauteri II. Haidsee 1500 m. (Kg); Suchet (Jura) (Mn). 
callichroum  Meyenfeld (Mlle Guggenberg); Naye 
1900 m. (An); Simplon 2100 m. (Rn 
& Cs); Tamaro 1700 (Ci); Wengern- 
alp (Br); Murgthal 1500 m. (On). 
PALLESCENS IL Haidsee 1509 m. (Kg) (? auctor). 
fertile IL. Klosters im Prättigau 1200 m. (An); Lu- 
gano; Monte Salvatore (RD). 
revolutum (Lip). Cornette de Bise 2435 m. (An); Col de 
Fenêtre 2800 m. (An); sommet du Pizzo 
Centrale 2950 m. (Ci). 
Bambergeri IT. Col de Fenêtre 9800 m.; Cornette de 
Bise 2435 m. (An). 
procerrünmum IT. Naye 2000 m. (An); Monte Generoso 
(Kg & R1); Laï 1500 m.; Stätzerhorn 
2400 m. (Kg). 
subplumiferum Kindberg nov. sp. Güschenen (Kg & 
RI) (probablement une simple forme 
de H. molluseum !) (auctor). 
nivale IT. Châlets du Jorat (Valais) (An). 
ochraceum IT. Zermatt (RL); St-Bernard (Rn & CS) ; 
Chanrion ; Emosson (Valais) (An). 
dilatatum 11. Murgsee (Cn); Piumogna 1500 m. (Ci). 
molle II. Güschenenthal (Cn). 
alpinum IT. Güschenenthal (Cn). 











— 110 — 


— Schimperianum Il. Alpe Grasso di dentro (Gotthard) 
2200 m. (Ci). 


Hylocomium. 
— Oakesit II. Entre Dalpe et Piumogna 1300 m.; Ta- 
maro 1800 m. Entre Aiïrolo et Nante 
1150 m. (ce. fr!) (Ci); Pont de Gor- 
dola près Locarno (An). 
— subpinnatum Lindb. Les Plans sur Bex (Cb) ; Chas- 
seron (Mn). 
— brevirostre IT. Commun et c. fr! dans le Jorat (An); 
de même à Lugano (Kg). 


En terminant cette longue énumération, je voudrais 
remercier, ici aussi, mes nombreux correspondants et amis 
qui ont bien voulu me communiquer leurs trouvailles et 
leurs découvertes pendant ces dernières années et les 
prier de bien vouloir continuer à m’accorder leur précieux 
concours pour l’étute de la belle flore bryologique de 
notre pays. 

Jules Amann. 








VI. Gefässpflanzen 


aus den Jahren 1896 und 1897, nebst Nachträgen aus 
früheren Jahren, 


Redigiert von GC. Schrüter. 


Als Grundlage dienen: Gremli, Excursionsflora, 8. Auf- 

lage, 1896 und unsere vorigen Berichte (diese Berichte, 

Heft Il, III u. VI) Neu aufgestellte Sippen sind fett 

gedruckt, für die Schweiz neue mit VERSALIEN, die 
übrigen cursiv. 

Aquilegia vulgaris FLORE PLENO STELLATO, 
die bekannte gefüllte Form, bei welcher die sonst ge- 
spornten Petala und zahlreiche Staubgefässe in flache, 
den Kelchblättern ähnlich geformte Blättchen umgewandelt 
sind, wild am Rigi ob Weggis leg. stud. Benrath. 

Erysimum strictum KI. d Wett. Eingebürgert am 
Ufer des Neuenburgersees von Neuenburg bis St. Blaise 
(Tripet). 

Lepidium  virginicum L.  Gartenanlage beim Schul- 
haus Schwanden (Glarus) leg. Wirz. 

Hutchinsia  brevicaulis Hoppe. — Correns (diese 
Berichte Heft V, 1895, Seite 87) fand die typische Form 
am Muttengletscher bei Realp bei 2000 m, mit ganz 
stumpfen Schütchen. A1. affinis Jordan (mit spitz- 
lichem Schôütchen, nach C. eine der alpina u. brericaulis 
coordinirte Sippe) fand er typisch am Ostabhang des Blau- 
bergs an der Furka bei 2500 m. 

BISCUTELLA CICHORIIFOLIA Lois; am Weg 
von Capolago nach Melano am Luganersee (Tripet, schriftl. 
Mitteil.; seither publicirt im Bull. soc. sciences nat. Neu- 
châtel. Tome XXV. 96/97). 

Viola arenaria DC. Neben der typischen Form mit be- 
haartem Fruchtknoten findet sich am Nordufer des Lac 
de Joux auf Felsen auch die var. rupestris Schmidt mit 
ganz kahlen Fruchtknoten und verkahlenden vegetativen 
Teilen. Von reducierten Formen der sylvatica durch die 
rundlichen Blätter zu unterscheiden (leg. Aubert. teste 
C. S.). 

Arenaria ciliata L. var. puberula Correns (diese Be- 
richte Heft V, 1895, S. 87) «Blätter am ganzen Rand 
gewimpert, auf der Unterseite mit zerstreuten, auf der 


Oberseite mit vereinzelten Haaren. Die äussern Kelch- 
zipfel am Rande, besonders nach unten zu, stark ge- 
wimpert, und alle auf der Aussenseite behaart.> Bei 
2300 m beim Muttengletscher im Gotthardmassiv. 

Acer campestre L. Ein Prachtexemplar, bei Noville 
auf der Strasse nach Villeneuve, mit 2,40 m Umfang in 
Brusthôühe (K. Jaccard, Aegle, brieflich). 

Rhamnus pumila L. Die Diagnose in Gremlis Excf., 
8. Auf. ist folgendermassen zu ändern: Blätter mit 4—9 
Nervenpaaren (selten an üppigen Trieben bis 13!), Zweige 
dicht weichhaarig (bei alpina 10—20 Nervenpaare, Zweige 
kahl!). 

Cytisus Laburnum L. rar. Linnaeanum Wettstein. Im 
Gebüsch an der Strasse von Sitten nach Vex anscheinend 
wild!  Eïnziger Standort im Mittelwallis! leg. Ref. 

Sorbus scandica, Fr. Rigi oberhalb Goldau am Weg 
zum Rigidächli, leg. Ref. 

Saxifraga  oppositifolia L. f. Murithiana Tissière. 

BUPLEURUM LONGIFOLIUM YK RANUNCU- 
LOIDES (— Guineti Briquet) La Dôle; Briquet in Bull. 
Herb. Boiss. IV, p. 354. 

Heracleum  Sphondylium L. var. RUBRIFLORUM 
Schr. Auf einer Wiese in Gyrenbad am Bachtel (Ct. 
Zürich), ca. 800 m ü. M., ein Exemplar unter lauter weiss- 
blühenden. 

Bifora radians Bieb. — Unter Getreide auf dem 
«Strickhof> (landw. Schule) bei Zürich, leg. Dr. Morgen- 
thaler. 

Senecio  aquaticus Hudson. v. Tavel macht auf 
Grund der Materialien des Herb. Helv. des Polytechnikums 
folgende Angaben : 

S. aquaticus Hudson, typisch (Stengelbl. leierfürmig 
fiederspaltig, Stengel nur oberwärts verzweigt) nur von 
Châtel s. Denis, Kt. Freiburg. 

var. pratensis Richter (— $S. barbareaefolius Rechb. 
nec Krock) grüsser, Stengelbl. fiederspaltig, Verzweigung 
tiefer mehr anstehend; verbreitet in der Schweiz. 

S. erraticus Bart (— barbareaefolius Krock) G. Misox, 
Vals, Genf, Bois-Bougy. 

Carduus defloratus L. var. rhacticus DC. Den ersten 
cisalpinen Standort fand Correns (diese Berichte 
Heft V, 1895, $. 91) bei der Muttenalp bei Realp b. 1800 m. 

Leontodon pseudo-crispus Schultz-Bip. Cisalpiner 
Standort in der Reusschlucht über Aegerten bei Uri, 
1650 m, leg. Correns (diese Berichte V, 1895, S. 92). 











die 


Fraxinus Ornus L. wurde in den Jahren 1882—1885 
im Sagentobel auf dem Nordhang des Zürichberg bei ca. 
550 m Meereshühe von Fôürstern gepflanzt, und hat sich 
bis heute gut gehalten; sie trug 1897 reife Frücbte. 

Pedicularis  caespitosa XX tuberosa. Val Tremola, 
St. Gotthard, ca. 2000 m ü. M. (in der Nähe der tuberosa 
wachsend), leg. A. Bris. 

Euphrasia stricta Host. Alp Ennetseewen und Neu- 
hüttenalp, Ct. Glarus, leg. Wirz (teste Schr.). — Val 
Bondasca, Bergell (leg. Rikli, teste Schr.). 

Utricularia indermedia Mayer. Eine sehr seltene ab- 
weichende Form mit vereinzelten Schläuchen an den nor- 
malen Blättern fand Aubert im alten Bett der Orbe 
bei Sentier. 

Armeria alpina Willd. Duanapass im Avers, auf 
Granit bei ca. 2700 m, leg. Schrôter; Fuorela d. Prassi- 
gnola, Bergellerseite bei 2640 m, leg. Rikli. 

Plantago serpentina Villars. Bondascathal bei Laretto 
bei ca. 1300 m auf Granit, leg. C. Schrüter. 

Betula Murithii Gaudin. — Christ (diese Berichte 
Heft V, 1895, S. 16—27) weist nach, dass die unter- 
scheidenden Merkmale dieser streng lokalistischen Art 
gegenüber B. verrucosa in folgendem bestehen: 

Stamm nicht weiss, sondern grau, Zweige kahl, 
Blätter breiter als lang, mit sehr breiter Zahnung und : 
-_stark ausgesprochenem Adernetz, Kkurz gestielt und 
aufrecht; Kätzchen ebenfalls aufrecht. Die Bracteen des 
Kätzchens geben keïin brauchbares Merkmal. 

Chodat (Bull. soc. bot. France, 1894, tome 41) 
gibt ferner an, dass B. Murithii sich von allen andern 
Arten durch das Fehlen mechanischer Zellen in Blattstiel 
und Spreite vunterscheidet. Referent fand dagegen auch 
bei B. Murithii mechanische Zellen im Blattstiel, aber viel 
weuiger als bei den anderen Arten. 

Betula pubescens Ehrhard var. CARPATHICA Wald- 
stein et Kitaibel. — Klosters, am Bach bei Acuje, 29. Aug. 
1896, leg. Dr. Christ, siehe oben. 


Orchideen: 

Die Arbeïit von Max Schulze; Nachträge zu: 
«Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und 
der Schweiz» in Mitteilungen des Thür. Bot. Vereins, 
Neue Folge, Heft X, 1897 enthält folgende Neuheïiten für 
die Schweizer Flora: 

O. Morio X< palustris. Pflanze 83 em hoch. in der 
Tracht an eine schlanke 0. #ascula L. erinnernd. Blâätter 


s) 











ÉD NET D ARE MTS he SN 
* ER RE Ep a 


— 114  — 


am Grunde des Stengels drei, breiter als bei O. palustris, 
wenig zurückgebogen; die hôher gestellten aufrecht ab- 
stehend, sonst denen der 0. Morio ähnlicher. Deckblätter 
lineal-lanzettlich, etwa so lang als der Fruchtknoten, wenig 
häutig, roth-violett gefärbt. Perigonblätter etwas zu- 
sammenneigend, bedeutend spitzer als bei O. Morio; die 
äusseren zumeist mit 3, selten 4 oder 5 ziemlich stark 
hervortretenden Nerven, merklich länger als die seitlichen 
inneren. Lippe der äusseren Perigonblätter gleich lang, 
10 mm lang, 9 mm breit, dreilappig oder fast ungeteilt; 
die Seitenlappen vorn abgerundet, hier und da ein wenig 
gezähnelt; der Mittellappen fast flach, ausgerandet, länger 
als die Seitenlappen. Sporn kürzer als der Fruchtknoten, 
ungefähr so lang wie die Lippe, nach der Spitze hin etwas 
keulenfürmig, stumpf. — Lossy bei Genf Chenevard! 

O. coriophora L. 8. FRAGRANS Gren. u. Godr. 
Genf Chenevard! 

O. militaris 5 Simia.  Genf: Pougny und Chancy 
(hier auch weissblühend), Yvoire am Genfer See Che- 
nevard! — In einer mehr zur 0. militaris hinneigenden 
Form (seitliche innere Perigonblätter blassrosa, Lippe und 
äussere Perigonblätter blassrosa, Lippe und äussere Perigon- 
blätter lebbaft rosa-lila gefärbt; Abschnitte des Mittel- 
lappens der Lippe breiter und bedeutend kürzer als die 
Seitenlappen; Seitenlappen wenig eingebogen; Aehre ver- 
längerter) Pougny bei Genf Chenevard! — Sich, be- 
sonders durch die Gestalt der Lippe, mehr an O. Simia 
anschliessende Formen bei Yvoire am Genfer See Che- 
nevard! 

O. laxiflora XC Morio. f. superlaxiflora Schmnidely. 
Pflanze 25 cm hoch. Die unteren Blätter schmäler als 
bei O. Morio, breiter und kürzer als bei 0. laxiflora; die 
beiden oberen sehr Kkurz, den Stengel umhüllend. Aehre 
kurz und wenigblütig. Perigonblätter kürzer als bei 
O. laxiflora; nicht zu einem Helm geschlossen, sondern 
nur wenig zusammenneigend, frei, viel stumpfer als bei 
O. laxiflora; die äusseren 5-nervig. Lippe 3-lappig mit 
kürzerem Mittellappen, punktiert, ohne weissen Fleck; 
Adern. der Seitenlappen wenig hervortretend. — Rollebot 
bei Genf Schmidely (Herb. Chenevard)! 

O. laxiflora XX palustris. Mit den von Gadeceau 
aufsefundenen Pflanzen übereinstimmend, nur der Mittel- 
lappen der Lippe ist mehr oder minder ausgerandet. Auch 
in der Kultur behielten die Pflanzen ein unverändertes 
Aussehen. — Zwischen Sionet und Rollebot bei Genf (hier 








— 115 — 


früher schon von Schmidely aufgefunden) Che- 
nevard! 

f. superlaxiflora Chenevard (in sched.). Vom Habitus 
der ©. laxiflora. Aehre lockerer. Lippe wenig breiter 
als lang; der Mittellappen tief ausgerandet, so lang oder 
wenig kürzer als die Seitenlappen. Sporn zylindrisch, 
etwas gekrümmt, vorn kaum angeschwollen. — An den- 
selben Stellen Chenevard! 

[. superpalustris Chenevard (in sched.). Der ©. pa- 
lustris nahe stehend; doch weisen der nach der Spitze hin 
etwas angeschwollene Sporn und die nach dem Trocknen 
dunkelviolett gefäirbten Blüten auf die Beimischung von 
O. laxiflora hin. — Sionet bei Genf Chenevard! 

O. incarnata L. 4 SEROTINA HSKN. Lossy bei 
Genf Chenevard! 

O0. INCARNATA X LATIFOLIA. Sionet bei Genf 
Chenevard! 

O. Traunsteineri Saut. Gr. Scheidegg ob Grindel- 
wald bei 1900 m (oberste Grenze von Menyanthes trifoli- 
ata L. ete.) Christ! An mehreren Stellen bei Genf 
Chenevard! 

O. latifolia L. 1. BREVIFOLIA Rchb. fil Genf 
Chenevard! 

O. sambucina L. C. BRACTEATA M. Sch. Genf 

Chenevard! 

Ophrys muscifera Huds. 2. BOMBIFERA de Bréb. 
Schaffhausen Harz. Eine nahestehende Form am Salève 
bei Genf Chenevard! 

O. fuciflora Rchb. Eine zwischen 3. grandiflora Lühr 
und 4. platycheila Rosb. stehende Form beschreibt R. 
Keller wie folgt'): «Vorderes Ende der Lippe 1!/2 mal so 
breit, als die Lippe lang ist; in der Mitte stark gewülbt, 
schwarzpurpurn, gegen den Rand hin gelblich verblassend. 
Anhängsel hakig aufwärts gekrümmt, scharf zugespitzt, 
grün. Aeussere Perigonblätter hohl, mit 1 bis 3 grünen 
Nerven, weisslich bis blass-violett, breit eifürmig. Von 
der var. platycheila unterscheidet sie sich hauptsächlich 
dadurch, dass die schwarzpurpurnen Zeichnungen der vor- 
deren Lippenseite gegen den Rand hin und namentlich um 
das Anhängsel meist verblasst sind; dass das Anhängsel 
nicht 3-zähnig ist; dass die äusseren Perigonblätter zwar 
stark hohl, aber doch weder über die Säule hingebogen 
sind, noch die Seitenränder der Lippe umfassen. Lôührs 
grandiflora ist von unserer Form hauptsächlich dadureh 


1) In Flora von Winterthur, Nachtr. z. I. Th., 1896, S. 70. 


1 Fotos 











verschieden, dass ihre äusseren Perigonblätter schmäler 
und spitzer sind.» Selten auf feuchten Wiesen bei Senn- 
hof bei Winterthur. 

O. apifera Huds. 6. AURITA MOGGR. Corsier 
und Chancy bei Genf Chenevard! 

O. Botteroni Chod. (oder O. apifera 7. Friburgensis 
v. Freyh?) Zwei Pflanzen mit genan ebenso ausgebildeten 
seitlichen ïinneren Perigonblättern, die aber nicht vüllig 
kahl, sondern bei der einen Pflanze am Grunde etwas ge- 
wimpert sind, bei der anderen besonders am Rande be- 
haart sind, deren Lippe mit nur ganz kurzem Anhängsel 
versehen ist und fast flach gewesen zu sein schien (bei 
der einen Pflanze ziemlich deutlich zu sehen): Vallon de 
V'Anne bei Chancy unweit Genf Chenevard! 

A. anthropophora X Orchis Simia. Yvoire am Genfer 
See (woselbst Weber ein Jahr vorher sein Exemplar 
auffand) Chenevard! Pflanze 26 cm hoch, Blütenähre 
4,5 cm lang, 3 em breit. Deckblätter etwas kürzer als 
bei Aceras, eifüormig-lanzettlich, zugespitzt, häutig. Blüten 
grüsser als bei Aceras, mattrosa gefärbt. Perigonblätter 
am Grunde verwachsen, oben frei; die äusseren weit 
kürzer und weniger zugespitzt als bei O. Simia. Lippe 
wenig papillôs, am Grunde mit 2 Kkleinen Schwielen; 
Seitenlappen und Abschnitte des Mittellappens sehr wenig 
oder gar nicht einwärts gekrümint, die letzteren kürzer 
als die Seitenlappen, oft etwa halb so lang (4 : 8—9 mm), 
1 mm breit, vorn spitzlich; der nicht geteilte Teil des 
Mittellappens 1,5 mm breit, etwas Kkürzer als seine Ab- 
schnitte. Sporn 1,5 mm lang. Alles übrige wie bei der 
beschriebenen Pflanze Webers. Die von Chenevard 
getrocknete, abgeblühte Aehre eines in die Kultur ge- 
nommenen Exemplars zeigte, dass die Fruchtknoten nicht 
angesetzt hatten, sondern mit den Perigonblättern ver- 
trocknet waren. L 

Chenevard fand 5 Pflanzen dieses Bastardes. 
Zwei derselben pflanzte er in den Garten, wo diese leider 
eingingen. Von zwei anderen wurde sorgfältig der obere 
Stengelteil mit der Aehre abgeschnitten und ein Exemplar 
an den nunmehr seligen L. Favrat (dessen Herbar 
sich jetzt im Besitz des Polytechnikums in Zürich be- 
findet), das andere an Schmidely abgegeben. Oefteres 
Nachsuchen an der Fundstelle in den folgenden Jahren 
blieb ergebnislos (Chenevard brieflich). 

Hinantoglossum hircinum Spr. 4. Hohenzollerana Harz 
(S. 286). «Die beiden inneren seitlichen Perigonblätter 





— 117 — 


eïlänglich, an der Basis verbreitert, in ‘/s bis halber Hühe 
jederseits” mit einem spitzen Zipfelfortsatz, von hier ab 
lineal-länglich, an der Spitze stumpflich oder 1- bis 2-zähnig». 
Basel FAT Fischer) Harz. Jena!! 

G. odoratissima Rich. +. OXYGLOSSA Beck. Am 
Säntis F. Naumann. 

G. conopea R. Br. ce. CRENULATA Beck. Weiss- 
blühend am Salève bei Genf Chenevard! 

d. SIBIRICA Rechb. fil. Lossy bei Genf Chene- 
vard! 

f. densiflora Fr. An mehreren Stellen bei Winterthur 
R. Keller und Siegfried, Genf Chenevard! 

G. CONOPEA X ORCHIS LATIFOLTA. Ein Exem- 
plar bei Silvaplana im oberen Engadin (Th. Stettner) 
Harz. Aus der von Harz gesebenen Beschreibung gebe 
ich folsgendes wieder: «Pflanze 31 em hoch. Stengel oben 
rot gefärbt, vom Grunde.bis zur Mitte 5-blätterig, die 2 
untersten Blätter 10 und 14 mm breit, 10 und 13 cm lang; 
das fünfte 11 mm breit, 10 em lang : alle lineal- lanzett- 
fürmis. Die obere Stengelhälfte trägt noch 4 deckblatt- 
ähnliche, nach der Aehre hin immer Kkleiner werdende 
Blättchen. Die aufblühende Aehre eilänglich, dicht und 
reichblütig, 6 cm lang, über der Basis 2,5 cm breit. 
Blumen ansehnlich. Deckblätter eilanzettlich, etwas zu- 
gespitzt; unterste etwas länger, obere so lang als die 
Blumen, anfangs schopfig, rot überlaufen, mit einem 
Mittel- und zwei Randnerven, welche durch Quernerven 
verbunden sind. Perigonblätter violettrot, fast ohne Zeich- 
nungen; die 2 seitlichen äusseren eiformig bis eilänglich, 
stumpflich, das mittlere etwas kleiner, eilänglich bis läing:- 
lich, etwas stumpflich gerundet. Die beiden seitlichen 
Perigonblätter eiformig, stumpf. Lippe 3-lappig, die beiden 
breiteren seitlichen Lappen stumpf oder schief gestutzt, 
der mittlere zahnfürmig, stumpflich, über die seitlichen 
hinaus verlängert. Sporn dünn, pfriemlich, ‘/3 bis 1/2 mm 
dick, spitz, vor dem helleren Ende unmerklich anschwellend, 
etwa 2-mal so lang als der Fruchtknoten, sichelfürmig 
gebogen. — Der ganze Habitus der Pflanze und der Sporn 
erinneren an Gymnadenia conopea, die Perigone an Orchis 
maculata, der sie an Grüsse nahezu gleichkommen». 

Platanthera solstitialis Bünngh. wurde von Cornaz 
am Südabhang des Chaumont bei Neuchâtel in 2 Exem- 
plaren mit gefüllten Blüten aufgefunden. 

f. subalpina Brügg. Im Engadin (Th. Stecttner) 
Harz. Nach Harz’ erweiterter Beschreibung sind die 








— 118 — 


äusseren Perigonblätter eifürmig, stumpf, T bis 8,5 mm 
lang, bis 4 mm breit; die beiden inneren eilänglich, 4,5 
bis 5 mm lang, 1,5—2 mm breit, stumpflich. Nach der 
Grestalt der Perigonblätter und den nach unten hin etwas 
divergierenden Staubbeutelfächern künnte man allerdings 
die von Harz ausgesprochene Vermutung, die Pflanze sei 
hybrider Natur — Platanthera montana X (per-) bifolia (?) 
Harz — teilen, spräche nicht die Angabe Brüggers: 
«In ganz Graubünden von 1300 bis 2300 m und tiefer 
verbreitet» dagegen. Uebrigens laufen die Staubbeutel- 
ficher bei P. solstitialis durchaus nicht immer parallel; 
Formen mit auseinandergehenden Staubbeutelfächern be- 
obachtete ich bei Jena üfters, auch an Stellen, wo keine 
P. chlorantha auftritt. 
Neottia Nidus avis Rich. 8. GLANDULOSA Beck. 
In der Flora von Winterthur verbreitet (Lindberg 
R. Bühler, Reïitplatz W. Herold, Eschenberg R. Keller. !) 
Berner Oberland: Gehôülz am Giessbach Chenevard! 
Ausser obiger, sämtlich aus Schulze’s Nachträgen vom 
Jahre 1897 entnommenen neuen Orchideenfunden sei noch 
erwähnt : 
Coeloglossum viride R. Br. var. ISLANDICUM Lind- 
ley unter Peristylus als Art) Hr. Miller fand in Saas- 
Fee diese interessante Form; sie wurde mir von Prof. 
Jaccard (Aigle) zugeschickt. Ich bestimmte sie als 
neue Varietät von Coeloglosswm viride und nannte sie wegen 
der ungeteiïlten Lippe var. indivisum. Herr Schulze, 
Jena, dem ich sie zur Begutachtung zusandte, erklärte 
sie für identisch mit Zeristylus islandicus Lindley und hat 
sie seither unter obigem Namen in seinen «Nachträgen» 
aus dem Jahr 1898 publicirt. Sie verdient ein weiteres 
Studium. (Ref). 
Gramineen. 

BROMUS ERECTUS HUDS. SUBSPEC. . CONDEN- 
SATUS HA CK. 

(Bromus erectus Huds. var. insubrica Stebler.) (Schweiz. 

Gräsersammlung von Stebler u, Volkart, Lief. V, Nr. 237.) 

Kennzeichen dieser Unterart sind: Lange, schmale, 
wimperlose, meist borstlich zusammengefaltete Blätter; 
flaumige Behaarung der Blätter, Scheiden und teilweise 
des Halmes:; Rispe mit meist verkürzten Rispenästen (inde 
nomen!) Vide Hackel in Oe. B. Z. XXIX, pag. 208 


1) In Flora v. Winterthur, Nachtr. z. IL. Th., 1896, S. 70. 








und Dr. F. G. Stebler. Beste Futterpflanzen, IT. Teil, 
II. Auflage, pag. 29. 

Gandria. Tessin, bisher nur aus Südtyrol bekannt. 
Hackel schrieb uns über diese «gut charakterisierte» 
Pflanze, dass er sie jetzt als Unterart zu Bromus erectus 
Huds. stelle; zur Zeit der Publikation (1879) sei er noch 
Anhänger der Kernerschen Schule gewesen. Erweist sich 
bei der Kultur durch zwei Generationen konstant. (Volkart). 

Apropyrum intermedium Host (sub Tritico) var. cam- 
pestris Gr. und Grodr. (als species). Sie unterscheidet sich 
von der typischen Form durch die weniger länglichen, 
zusammengedrückten, 5—7 blütigen Aehrchen, durch die 
längern, spitzigen oder kurzbegrannten 
Klappen und durch die Blätter. Nach Hackel ist 
die an ihrem Standort am Genfersee wohlbekannte Abart 
des Tritieum intermedium Host. vollkommen identisch mit 
Originalexemplaren von Agropyrum campestre Gr. und 
Godr., welcher Name in den älteren Auflagen von Gremlis 
Exkursionsflora zitiert, in den neuern nicht mehr auf- 
geführt wird. Die Abart erscheint in diesen als var. 
dubium Gaud., eine Bezeichnung, die ich weder in der 
Agrostographia Helvetica, noch in der Flora Helvetica finde 
(sie ist in beiden Werken ohne Namen aufgeführt). Als 
Synonym wird zu dieser Bezeichnung aufgeführt: Agro- 
pyrum intermedium Host. secundum Duv.-Jouve. Dies ist 
offenbar unrichtig; denn Host bemerkt in seiner Flora 
Austriaca vol. I, p. 181: Triticum . . . corollae valvula 
exteriore valvulisque calycinis muticis obtusis truncatisve, 
während die Klappen der vorliegenden Form gerade spitz 
sind. Triticum intermedium Host ist vielmehr die richtige 
Bezeichnung für die Stammart, während die in Gremli ge- 
brauchte: Agropyrum plancum (Desf. R. u. S. nach Hackel 
(Halascy u. Braun, Nachträge, p. 43) unzulässig ist, da 
sie als blosser Name ohne Diagnose aufgestellt wurde. 

Es haben mir auch Exemplare von Riddes (Wallis) 
vorgelesen (leg. Chenevard). Der Standort wurde bereits 
von Chenevard in seinen «Notes Floristiques» Bulletin de 
l’herbier Boisser, 1898, verüffentlicht. (Volkart). 

Digitaria filiformis Koel. Langenried Hombrechtikon 
(Volkart, schriftl. Mitteil.). à 

Melica ciliata C. var. TRANSSILVANICA Schur. (pro 
Specie) Schulz. Kt. Graubünden, leg. Stebler (schriftl. 
Mitteil.). 

Lolium italicum A. Br. var. brachypodiata Stebler 
und Volkart von St. Luc, Wallis. Aehrchen zweiklappig, 
kurz gestielt (bis 1 em lang). 











— 120 — 


Flavescierende Abarten von: Festuca ame- 
thystina L. (vom Uto); EF. ovina L. var. rupicaprina 
Hack. (Faulberg, Hochwang). Festuca pulchella (Sertig- 
thal).  Molinia coerulea Môünch (Nussbaumerriedt, Kt. 
Thurgau). Poa violacea (Gotthard). Ë 

Carex Shumülleriana (— brizoides X remota) Schirmen- 
see, am Zürichsee, leg. A. Volkart. 

Rhynchospora fusca R. et Sch., Schirmensee (Vol- 
kart, schriftl. Mitteil.). 


Nadelhôülzer. 


Juniperus communis L. var. THUYAECARPOS 
Ascherson et Graebner. Reife Scheinbeere oben offen, 
Samen herausragend. Zwei Exemplare in einem Bauern- 
garten bei Dübendorf, Kt. Zürich, ursprünglich aus dem 
benachbarten Wald stammend; 1 Exemplar am Südufer 
des Walensee unweit der Mündung des Molliserkanals 
(Schrüter, diese Berichte, Heft VIT, pag. 7). 

ABIES. PECTINATA L. var. VIRGATA Caspary 
(Schlangentanne). — 1 Exemplar bei Fleurier, Kt. Neuen- 
burg, entdeckt von H. Biolley (das 4. bis jetzt überhaupt 
bekannte; vergl. Schrôter in Vierteljahrsschrift der zür- 
cher naturw. Gesellsch. 1898, Heft IT). 

Abies Pectinata DC. var. VIRGATA Casp. forma 
IRRAMOSA Moreillon. — Astlose Weisstanne. 7 Exem- 
plare von Moreillon auf dem Chaumont b. Neuchâtel 
gefunden (Bull. soc. scienc. nat. Neuchâtel XXIV, 1896). 

Picea excelsa Link. 

Die in der Schweiz vertretenen Varietäten und Spiel- 
arten lassen sich folgendermassen gruppieren (vergl. 
Schrôüter in Archives d. sc. phys. et nat. und «Ueber 
die Vielgestaltigkeit der Fichte> in Vierteljahrsschrift der 
zürcher naturw. Gesellsch. 1898, Heft IT, dort alle Détails). 

Varietäten: 

var. europaea Teplouchoff, 1864 (— vulgaris Will- 
komm 1876), Zapfenschuppe rhombisch oder trape- 
zoïdisch, Vorderrand gestutzt oder etwas vorgezogen, 
ausserandet oder deutlich gezähnt. 

subvar. fypica Schr. mit rein grünen oder schwach 
bereiften Nadeln. — Ueberall verbreitet, im Gebirge zu- 
rücktretend. 

subvar. COERULEA Breinig. Nadeln stark bereift, 
Baum weisslich schimmernd. — In den Alpen (St. Antünien, 
St. Gallen etc.) und im Jura (Buttes?) 

var. fennica Regel. Schuppenrand mehr oder weniger 
abgerundet, aber nicht vollkommen ganzrandie. 











— 121 — 


subvar. MEDIOXIMA Nyl Nadeln reingrün oder 
schwach bereift. — Alpen (Salux). 

subvar. alpestris  Brügger. Nadeln stark bereift. 
-—— Alpen und Jura. 

var. ACUMINAT'A Beck. Schuppenrand plôtzlich 
wellig in eine meist ausgerandete Spitze vorgezogen. — 
Vereinzelt: Sur la Croix ob Bex; Lavey; Zürichberg. 


Spielarten. 


A. Nach dem Wuchs. 

lusus VIMINALIS Casp. Hängefichte. Primär- 
äste horizontal, Secundäräste lang, hängend, schwach 
verzweigt. Viamala; Anniviers. 

Annäherungsform: Zottelfichte (Schindeltanne) 
mit hängenden, aber normal verzweigten Secundärästen. 
Ueberall in den Alpen und in der Ebene neben der 
Normalform. 

lusus PENDULA Jacques et Hérincq Trauerfichte 
Primäräste hängend, Krone schmal cylindrisech. — 2 
Exempläre: Anniviers, Toggenburg. 

lusus VIRGAT'A Casp. Schlangenfichte. Primär- 
äste nicht quirlig, wenig oder gar nicht verzweigt, dick 
benadelt, oft gekrümmt. — Bis jetzt 17 Exemplare an 
10 Standorten aus der Schweiz bekannt: Kt. Neuen- 
burg: Buttes, Chaumont, Lignières. Kt. Waadt: Plan 
d. la Vaux, Baumont, Châtelard. St. Gallen: Benken, 
Utzwyl Schwyz: Eïnsiedeln. Zürich: Winterthur. 

-lusus COLUMNARIS Carrière, Säulenfichte. 
Krone schmalcylindrisch, aus dicht und reich verzweigten 
hexenbesenartigen Büschen zusammengesetzt. 6 Exempl.: 
Stanzerhorn, Stockhorn, la Brévine, Chavonnes, la Parboleuse. 


lusus GLOBOSA Berg. Kugelfichte — mit end- 
ständigem (nicht parasitärem?) Hexenbesen — 2 Exempl.: 


Yverdon, Sihlwald bei Zürich. 

lusus NANA Carr., Zwergfichte. Ganze Pflanze 
niedrig, dicht verzweigt. — Boveresse, Kt. Neuenburg. 

lusus STRIGOSA Christ. Mit sehr zahlrecichen nach 
allen Richtungen abstehenden Zweiglein. — Weisstannenthal. 

B. Nach dem Bau der Rinde. 

lusus corticata Schrôter, Dickrindige Fichte. — Mit 
lärchenartiger dicker Rinde. — 1 Exempl.: bei Chalet à 
Gobet bei Lausanne. 

lusus tuberculata Schrôter. Mit conischen Kork- 
warzen. 1 Exempl. im Aargauer Staatswald bei Zofingen. 


— 122 — 


C. Nach dem Zapfenbau. 

lusus TRILOBA Ascherson u. Graebner. — Wenig- 
stens die unteren Zapfenschuppen mehrlappig. — Soglio. 

Weiter zu untersuchen sind: 

var. chlorocarpa Purkyne, Grünzapfige Fichte. 

»  erythrocarpa Rotzaptige Fichte. 
»  Squarrosa Jacobasch. mit dünnen, wellig ge- 
bogenen Schuppen. 

Pinus montana Duroi. Das von Koehne (Dendrologie, 
Deutsche, Seite 39) erwähnte Merkmal, wodurch sich 
Pinus montana von allen andern Kiefernarten unterscheidet 
(Epidermiszellen doppelt so hoch als breit, mit strichfür- 
migem Lumen), wurde zuerst von Thomas aufgefunden. 
(De foliorum frondosorum Coniferarum structura anatomica. 
Inauguraldissert., Berlin, 1863, Seite 8.) 


Indications, variétés et formes nouvelles 
du Catalogue d. I. flore Valaisanne par 
HiJaccard'non:citées dans'Gremdised-VIFET 
Rédigées par H. Jaccard. 

(Exceptée le genre Hieracium.) 

Anemone sulfurea. Forme unisexée, à carpelles entiè- 
rement remplacés par des étamines: la Creux et Fenestral 
sur Salvan. 

Hypericum Richeri. Dt. de Valère et Langemoz près 
St. Maurice (Jacc). (Abondant à la Brévine, Jura!) 

Cytisus radiatus. Bien plus étendu que Gremli ne 
l'indique: De la Sionne à Lens «— il faut dire du Haut 
de Cry à Sierre». 

Lathyrus pratensis var. VELUTINUSDC.: Fully, Ardon. 

ïs latifolius, Martigny, Orsières (Briquet) près 
Liddes (Paiche). 

YAXIFRAGA PEDEMONTANA AI. Ofenthal und 
auf dem Platt von Binn (Vulpius). 

Phyteuma betonicifolium v. PUBESCENS ADC. 
Alesse, Folaterres, sur Fully, Plagnier sur Saillon (Jacc). 

Mentha delongifolia var. sedunensis, var. nova 
p. 438 Cat. 

var. vallesinea var. nova, p. 439. 

et plusieurs autres non signalées auparavant en Suisse. 

M. gentilis v. GRACILIS. Tourtemagne (Haller fil 
in herb. Delessert). 

M.gentilis REICHENBACHII. Premièrestationsuisse: 
Chiggiogna près Faido Tessin (Jace). 











M. gentilis v. PRATENSIS. Dorenaz outre Rhône 
(Jacc) Branson (Déségl.). 

M. verticillata ©. CONCAVIDENS, var. nova: 
Viennaz (Jacc) et d’autres non encore signalées en Suisse. 

Calamintha  Nepeta. Savi (Satureia Calamintha »v. 
Nepeta Briquet) entre Bramois et Nax (Jacc). Cat. p: 454. 

C. ascendens supprimé pour le Valais par Gremli, 
Ed. VIII 8 stations de Vernayaz à Nax. 

Stachys recta v. ANGUSTIFOLA Ten. non Gr. et 
Godr. variété nouvelle p. la Suisse: Rochers de Tourbillon 
et de Valère (Briquet, Jace in herb, helv.). 

Salix albicans-retusa (Salix Jaccardi Buser) versant 
vaudois du massif de Morcles, aux Martinets (Buser.). 

S. arbuscula-retusa.  S. gemmia Buser. Gemmi ver- 
sant N. (Buser), pas indiqué par Gremli VIII! 

Gagea Liottardi v. bulbifera Jacc à Fenestral sur 
Finhaut, la Baux au St. Bernard, Solalex, alpes de Bex.’) 

Carex Goodenowii v. BASIGYNA Rchb. épi femelle 
inférieure très longuement pédonculé presque basilaire comme 
dans le C. Halleriana. Blitzingenthal, Trützi et Niederthal, 
vallée de Conches (Jacc). 

 Calamagrostis tenella v. aurata Schr. St. Bernard 
(Wolf). 

Calamagrostis tenella v.  flavescens. Van Haut sur 
Salvan (Jacc). 

Koeleria gracilis &. flavescens Schr. Branson (Jacc). 

Poa minor. v. aurata Schr. Velan, Pic d’Arzinol, 
Fée (Wolf.). 

Poa minor. v. vivipara K. Rosswald au Simplon 
(Chenev.). 


NACHTRA CG. 


Geranium sileaticum L. v. WANNERI Briq. Diese 
Berichte VIII, p. 50. 

Coronilla varia L. v. VIOLACEA Briq. Diese Be- 
richte VIII, p. 50. 

Neue Rosenbastarde. Diese Berichte VIII 66. 


1) Diese Varietät, bei welcher an Stelle der Blüten ein 
dichter Knäuel von kleinen rôütlich angehauchten Bulbillen sitzt, 
bat schon Villars als var. FRAGIFERA beschrieben (Histoire 
des plantes de Dauphiné, tome IT, pag. 270, 1787). Sie ist auch 
bei Gaudin, (flora Helvetica Il, pag. 507, 1828) erwähnt. Re- 
ferent fand sie auch auf der Fürstenalp bei Chur (Anmerkung 
von C. Schrüter). 





Saxifraga aizoides L. v. VALLESTACA Briq. Diese 
Berichte VILLE, p. 50. 

Saxifraga oppositifolia L. f. Murithiana Tissière, von 
Dr. W. Bernoulli wieder erkannt, der verschiedene neue 
Stationen im Wallis angibt; M. Rikli fand die Pflanze am 
Grosshorn bei Cresta im Avers (neu für Graubünden). 
Diese Berichte VIII, p. 48. 

Die in Verge:senheit geratene Originaldiagnose von 
Tissière aus Bull. des travaux de la Murith. fase. I 
(1868) p. 28 bringen wir hier zum AbdrucK: 

Fleurs solitaires, sessiles au sommet des tiges pédon- 
culiformes. Tube du calice à poils glanduleux, ainsi que 
les cils des divisions du limbe; celles-ci ovaies-obtuses. 
Pétales dressés, oblongs, obtus, dépassant à peine un peu 
les étamines. Feuilles inférieures fanées, persistantes, ob- 
longues, obtuses, la face supérieure canaliculée; les cauli- 
naires opposées, un peu écartées, plus rapprochées au 
sommet où elles forment des rosettes terminales, lancéolées, 
planes, poilues, ainsi que les pédoncules et bordées de cils 
souvent glanduleux. Souche ligneuse, émettant un grand 
nombre de tiges couchées, étalées, rameuses, le plus 
grand nombre stériles, quelques-unes florifères. 

Cette espèce est très-voisine du $S. oppositifolia, L. 
Elle s’en distingue cependant par le tube du calice poilu, 
glanduleux; par les pétales dépassant peu les étamines ; 
par les feuilles caulinaires un peu écartées et non imbri- 
quées sur quatre rangs trés-serrés, lancéolées, planes, poi- 
lues, etc., elle a été cueillie au-dessus de Liddes (Entre- 
mont), entre les chalets du Chappuis et de Bovaire. Juillet. 

CRikli). 

Asperula longiflora W. K.f. ALPINA Bernoulli. Diese 
Berichte VIII, p. 48. 

Cirsium rivulare X< spinosissimum. Diese Berichte 
VIII, 64. 

Hieracium  alpicola X glanduliferum. Diese Berichte 
VIII, 60. 

H. Wüilezekianum A-T. Bullet. de l’herb. Boïissier V. 
732 kann nach Arvet-Touvet’s Klassifikation neben 1 ex- 
pallens A-T — H. dentatum var. expallens Fries? in A-T. 
Les Hieracium des Alpes françaises etc., p. T8 gestellt 
werden. In dieselbe Section und Gruppe stellt der Autor 
auch Æ. orydon Fries und Trachselianum Christ. Neben 
H. Wüilczekianum gehôürt sodann A. NAUTICUM A-T, das 
ich vom Autor bestimmt aus dem Ober-Engadin (Sils) be- 
sitze. F. Käser. 








Satureia Clinopodiun var. KOHLERT Briq. Diese 
Berichte VIII, p. 51. 

Hyssopus officinalis L. v. CANESCENS DC. Diese 
Berichte VIIL, p. 51. 

Ajuga pyramidalis L.v. SEMPRONIANA Briq. Diese 
Berichte VIII, p. 51. 

Empetrum nigrum mit Zwitterblüten, obere Region des 
Mt. Gelé bei Riddes 2400—3028 m. Diese Berichte VIIT, 
p. 47. 

Anacamplis pyramidalis Rich. var. Tanayensis Chenev. 
Diese Berichte VIII, p. 54. 

TULIPA CELSITANA. DC. Diese für die Schweiz 
neue Species wurde von Herrn Kreïisfürster Barberini bei 
Naters entdeckt. Bisher bekannt aus Portugal, Spanien, 
Südfrankreich, Mittel- una Süditalien, Elba, Griechenland, 
überall auf den Grebirgen. Herr Dr. Levier, dem sie zur 
Bestimmung vom Referenten zugesandt wurde, schreibt 
darüber folgendes : 

Obschon hier ohne f#loristische Litteratur erkannte ich 
primo intuitu Ihre Tulpe als 7. Celsiana an den winzigen 
ovalen Antheren, dem sehr dünnen Schaft und dem ganzen 
Habitus. Die purpurne Färbung der äusseren Perigon- 
blätter ist bei Tulipa Celsiana normal, wenigstens bei der 
Abruzzen- und griechischen Form (var. montana?  wenn 
= meine Erinnerungen mich nicht täuschen.) An eine Kreu- 
zung zwischen 72. silvestris und 7. Didieri ist nicht zu 
denken, letztere gehürt zu der Sektion Leiostemones mit 
ganz anderem Pollen und wächst in den wärmeren Niede- 
rungen, während Ihre Tulpe wohl ziemlich hoch auf 
Alpenmatten gesammelt sein wird, we weder si/vestris noch 
Didieri vorkommen. In meiner früheren Arbeit über 
europäische Tulpen glaubte ich 7. Celsiana als Varietät 
der silvestris auffassen zu müssen. Diese Ansicht habe 
ich seither gänzlich aufgegeben. Die Geschichte beider 
Tulpen ist durchaus verschieden, und es ist nachgewiesen, 
dass 7°, Celsiana in den Niederungen kultiviert, sich nie- 
mals in T. silvestris umwandelt, selbst nach 38 
Jahrhunderten. 











Naturwissenschaftliche Preisaufgabe 


ausgeschrieben von der 


Stiftung von Schnyder-von Wartensee 


für Kunst und Wissenschaft 


in Zürich. 


Die Stiftung von Schnyder-von Wartensee schreibt 
für das Jahr 1900 folgende Preisaufgabe aus dem Gebiet 
der Naturwissenschaften aus. 

«Es wird eine geophysikalische Monographie der Torf- 


moore 


der Schweiz nach Entstehung, Aufbau und Be- 


ziehungen zur Geschichte der Vegetation und der Oeko- 
nomié des Landes verlangt.» 
Dabei gelten folgende Bestimmungen : 


1. 


2 


de 


An der Preisbewerbung künnen sich Angehôürige 
aller Nationen beteiligen. 

Die einzureichenden Konkurrenz-Arbeïten von Be- 
werbern um den Preis sind in deutscher, franzô- 
sischer oder englischer Sprache abzufassen und 
spätestens am 30. September 1900 an die unter 
Ziffer T bezeichnete Stelle einzusenden. 

Die Beurteilung dieser Arbeiten wird einem Preis- 
gericht übertragen, das aus den nachbenannten 
Herren besteht: 

Herr Professor Dr. Ed. Brückner in Bern, 
Dr. Carl Weber, Botaniker an der Moor- 
versuchsstation in Bremen, 

Professor Dr. À. Heiïm, als Mitglied der 
ausschreibenden Kommission. 

Für die Prämierung der eingegangenen Arbeiten 
stehen Fr. 4500 zur Verfügung, wovon Fr. 3000 
für einen Hauptpreis, Fr. 1500 für Nahepreise 
bestimmt sind. 

Die mit dem Hauptpreis bedachte Arbeit wird 
Eigentum der Stiftung von Schnyder-von Warten- 
see, die sich mit dem Verfasser über die Ver- 
ôffentlichung der Preisschrift verständigen wird. 


” 


To 





6. Jeder Verfasser einer einzureichenden Arbeit hat 
diese auf dem Titel mit einem Motto zu versehen 
und seinen Namen in einem versiegelten Zettel 
beizulegen, der auf seiner Aussenseite das nämliche 
Motto trägt. 

7. Die Arbeiten sind innerhalb der in Ziffer 2 be- 
zeichneten Frist unter folgender Adresse an die 
Stiftung zu Handen des Preisgerichtes einzusenden : 

«An das Präsidium des Konvents der Stadt- 
bibliothek Zürich (betreffend Preisaufgabe der 
Stiftung von Schnyder-von Wartensee für das 
Jahr 1900).» 


Zürich, den 31. Dezember 1897. 


Im Auftrage 
des Konvents der Stadtbibliothek Zürich: 


Die Kommission 
für die Stiftung von Schnyder-von Wartensee.. 


CHAT 
el de ER 


NO 











Inhaltsangabe, — Table des matières, 


Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes im 


Jahre 1896 — 97 : : 
Protokoll der VIII. ordentlichen Y in 
Wissenschaftliche Mittheilungen, vorgelegt in der 

Sitzung der botanischen Sektion der schweize- 

rischen naturforschenden Gesellschaft 1897 und 

Excursionsbericht : 

Auszug aus der Jahresrechnung pro 1896 
Bibliothekbericht : 
Mittheïilungen aus dem Pr à de de 
œenüssischen Polytechnikums in Zürich: 
4, M. Rickli: Die mitteleuropäischen Arten 
der Gattung Ulex 


H. Christ: Betula carpathica W. Kit. in der Schweiz 


Bühler: Studien über die Baumgrenze im Hoch- 
gebirge Re ER mn No qre D 
Referate über die im Jahre 1897 erschienenen 

Publikationen, welche auf die schweizerische 
Flora Bezug haben . 
Fortschritte der Floristik 


VI 
IX 
XII 


16 


19 


83 





Verlag von K. J. WYSS in Bern. 





Graf, J. H., Prof., Dr. Einleitung in die Theorie der Gamma- 
funktion und der Euler'schen Integrale . Fr. 2. — 

— —  Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften 
in bernischen Landen vom Wiederaufblühen der Wissen- 

schaften bis in die neuere Zeit. Heft 1—3. Fr. 7. 20 

— — Leben und Wirken des Physikers und Geodäüten Jacques 
Barthélmy Micheli du Crest aus Genf, Staatsgefangener 

des alten Bern 1746 — 1766. Mit Portrait Micheli's, 

einer Ansicht seines Gefängnisses in Aarburg und 

Facsimile seines Panorama der Alpen Fr, 3. — 

— — Das Leben und Wirken des Physikers und Astronomen 
Joh. Jac. Huber aus Basel, 1733—1798. Mit dem 

Bildnisse Huber’s und einer Tafel, seine freie Uhr- 
hémmunpnsdarstellend se ES rl 

— — Professor. Dr. Rudolf Wolf, 1S16—1893  » 1. — 
— — Professor Ludwig Schläfli, 1S14—1895 .  » 1.20 
—  —— Der Briefwechsel zwischen Jakob Steiner und Ludwig 
Sears As DATE TE QUES 

— — Die Exhumirung Jakob Steiner” s und Einweihung des 
Grabdenkmals Ludwig Schläflis anlässlich des 100. 

Geburtstages Steiner’s. Mit 2 Lichtdrucken Fr. 1. — 

—. — Der Mathematiker Jakob Steiner von Utzenstorf. Ein 
Lebensbild und moe eine Würdigung seiner 

Leistungen RE OU np A 

Gr raf, J. H., Prof. Dr. und Gubler, Ed... Dr. Einleitung in die 
Theorie der Bessel'schen Funktionen. 1. Heft: Die 

. Bessel’sche Funktion erster Art. Fr. 4 — 
Huber, G., Prof., Dr. Sternschnuppen, Feuerkugeln, Meteorite 


und Meteorschwürme PP UU TRS RSS 
— —  Forschungen auf dem Gebiete der Spele tralanalyse  —. 80 
—  — Die kleinen Planeten des Asteroidenringes —., 60 


Kissling, Dr., E. Die versteinerten Thier- und Pflanzenreste in 
der Umgebung von Bern. Excursions - Büchlein für 


Studirende RE CO 1) PT 
Baumberger, E. Ueber die geologischen Verhültnisse am linken 
Eten des :Bielerseess ses Se a PE 9 


Baltzer, A., Prof. Vom Rande der Wüste. Populärer Vortrag, 
gehalten im November 1894 in der Bern. Naturforsch. 
Gesellschaft. Mit drei Lichtdrucktafeln. Fr. 1. 50 
Fischer, Prof. L., Zweiter Nachtrag 7. Verzeichniss der Gefüss- 
pflanzen des Berner-Oberlandes, mit Berücksichtiqung 
der Stundortsverhülinisse, der horizontalen und verti- 
Palene Verrine ane 7 ET 95 








Se Durch jede Buchhandlung zu beziechen. 














Verlag von K. J. WYSS in Bern. 


Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft 
(Redaktion: Prof. Dr. Ed. Fischer, Bern) 





Heft  I(1891), 176 Seiten 8°, broch., mit 8 lithogr. Tafeln Fr. 4. — 
s IT (1892), 154 Seiten 8°, D PT A ES = 
> AULT (1899) MPT0Ch EN. RO PR US, = 
» IV (1894), 150 Seiten 8°, oi CR RE NE A 
;. V (1895), 144 Seiten 8, , DRE AT n 6. — 
: VI (1896), 118 Seiten 8°. , A TE A TN en Eee 
ne VIT: (1897)/150 Selen 80e SEEN ER RER An 

Daraus einzeln : 
Christ, Dr. H., Kleine Beiträge zur Schweizerflora . . Fr. —. 60 


Christ, Dr. H.. Betula Murithii Gaud . . . . !, . Fr. —.60 


Christ, Dr. H. Les différentes formes de Polystichum aculeatum 
(L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion, y 
compris les variétés exotiques . . . . ... . . Fr.—60 


Christ, Dr. H., Die afrikanischen Bestandtheile in der Schweizer- 
or as TE UE EE SR RE ER SET) 


Cramer, Prof. Dr. C.. Ueber das Verhältniss von Chlorodictyon 
foliosum und Ramalina reticulata . . . . . . . Fr. 2. — 


Fischer, Dr. Ed., Die Sklerotienkrankheit der Alpenrosen (Sclero- 
tina Rhododendri) SR RSS OS AU EME EENEE 


Früh, Dr. J., Der gegenwärtige Standpunkt der Torfforschung 
Fr. —. 60 

Schinz, Dr. Hans, Potamogeton Javanicus Hassk und dessen Syno- 
mymie 0 EE QUE NS VE ORNE RE 


Amann, J., Contributions à la flore bryologique de la Suisse 
Fr. —. 60 

Jäggi, Prof. J., Der Ranunculus bellidiflorus des Joh. Gessner 
Fr. 1. — 

. Tavel, Dr. F., Bemerkungen über den Wirthwechsel der Rost- 
pie LUE LT UNS ES MERE SR RER 


Schrôüter, C., Neue Pflanzenreste aus der Pfahlbaute Robenhausen. 
Fr. —.60 

Amann, J., Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blücke 
der schweizerischen Hochebene und des Jura? . : Fr. —.60 


Erb, Jos., Ueber den Werth der Blattanatomie zur Charakterisirung 
von Juniperus communis L., J. nana Willd und J. intermedio 


SCRULES 055 LE MP EE RE EI ENVIES 
Schellenberg, Dr. H,. C., Ucber die Bestockungsverhältnisse von 
Molinia cocrula SMOnCRE SE Re CONS: 


Studer, B., jun., Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Pilze, 
A.&B. Wallis. Mit einem NE, von Dr. Ed. Fischer und 
2 lithographischen Tafeln . . . SARL 


= Durch jede Buchhandlung zu beziehen. 















































BULLETIN DE LA SOCIETE BOTANIQUE SUISSE. 











BERICHTE 


der 


schweizerischen 


BOTANISCHEN GESELLSCHAPT. | 


Redaktion : Prof. En. Fiscxer in BERN. 


Heft IX. 





Mit Originalarbeiten 


von 
Dr. E. Jacky und Dr. M. RrIKkix. 


Mit einer Tafel. 


BERN. 
Druck und Verlag von K. J. Wyss 





1899. 


























\ 


BULLETIN DE LA SOCIÉTÉ BOTANIQUE SUISSE. 


BERICHTE 


der 


schweizerischen 


BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. 


Redaktion: Prof, En. Frisoner in BERx. 


Heft IX. 
Mit Originalarbeiten 
von 
Dr. E. Jacky und Dr. M. Rikxx. 


Mit einer Tafel, 


BERN. 
Druck und Verlag von K. J Wyss. 
1899. 








NE TER el) ENT AONER EN NET ERT 4 


Bericht 


über die 
Thâätigkeit des Vorstandes 
der 


Schweizerischen botanischen Gesellschaft, 
im Jahre 1897-1898. 


Hochgeehrte Herren! 


Das verflossene Vereinsjahr hat endlich die Erfüllung 
unserer Wünsche betreffend die Herausgabe vor Beiträgen 
zur Kryptogamenflora der Schweiz gebracht, eine Ange- 
legenheit, die unsere Gesellschaft seit 1893 beschäftigte. 
Freilich liegt diese Sache, wie Ihnen bereits im letzten 
Bericht mitgeteilt wurde, nicht mehr in unsern Händen, 
sondern in denjenigen unserer Muttergesellschaft. Als 
Antwort auf sein Subventionsgesuch erhielt das Central- 
-Comité der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft 
unter dem 28. Dezember 1897 vom eidgenüssischen De- 
partement des Innern die Mitteilung, dass das in der 
letzten Session durch die eidgenüssischen Räte genehmigte 
Budget einen Kredit von Fr. 1200 für Darstellung der 
Kryptogamenflora der Schweiz vorsieht. Um nun die 
Arbeit sofort an die Hand nehmen zu künnen, ernannte 
das Central-Comité unter Vorbehalt der Genehmigung durch 
die Jahresversammlung eine Kommission für die Krypto- 
gamenflora der Schweiz, bestehend aus den Herren Dr. H. 
Christ in Basel, Professor Dr. C. Schrôüter in Zürich, 
Prof. Dr. R. Chodat in Genf, Prof. Dr. J. Dufour in Lau- 
sanne und dem unterzeichneten Berichterstatter. Es ist 
also die botanische (Gesellschaft in dieser Kommission durch 
nicht weniger als 4 ihrer Vorstandsmitglieder vertreten. 
Diese Kommission begann sofort ihre Thätigkeit und ist 
heute schon in der Lage, Ihnen ein erstes Heft der Bei- 
träge zur Kryptogameuflora der Schweiz vorzulegen. Es 
enthält dasselbe eine Arbeit Ihres Berichterstatters: Ent- 
wicklungseeschichtliche Untersuchungen über Rostpilze, 
eine Vorarbeit zur monographischen Darstellung der 
schweizerischen Uredineen. 


AV ae 


Im verflossenen Jahre hat sodann auch eine andere 
Angelegenheit ihre Erledigung gefunden, nämlich der Ab- 
schluss des Vertrages mit dem eidgen. Schulrate betreffend 
Abtretung unserer Bibliothek an das eidgenüssische Poly- 
technikum ; den Wortlaut derselben finden Sie in dem 8. 
Hefte unserer Berichte. 

Dieses 8. Heft hat in seinem Erscheïinen eine bedauer- 
liche Verspätung erfahren, welche hauptsächlich dem Um- 
stande zuzuschreiben ist, dass es nicht môüglich war, alle 
Manuscripte rechtzeitig zu erhalten. Im Fernern ist zu 
bemerken, dass diesmal die Originalarbeiten einen geringern 
Raum darin einnehmen, als in den meisten frühern Heften, 
dafür aber sind die Referate und der Abschnitt <«Fort- 
schritte der Floristik» um so umfangreicher ; wir erblicken 
übrigens hierin keinen Nachteil, denn nach unserem Dafür- 
halten sollen unsere Berichte in erster Linie ein Central- 
organ für die schweizerische Flora sein, welches den Leser 
über alle wichtigeren Publikationen und Entdeckungen, 
welche die Pflanzenwelt unseres Landes betreffen, auf dem 
Laufenden halten sollen, also eine Art Repertorium der 
Schweizerflora. Um dieser Aufgabe mehr und mehr ge- 
recht zu werden, bedürfen wir aber einer viel intensiveren 
Mitarbeit unserer Mitglieder, speziell durch Mitteilung 
ihrer KFunde zu handen der «Fortschritte der schweizeri- 
schen Floristik». 

Unser Mitgliederbestand weist leider wieder einen 
kleinen Rückgang auf: wir haben nur drei Eintritte zu 
verzeichnen, nämlich die Herren: Dr. med. P. Deucher in 
Bern, Ingenieur Alfred Keller in Zürich und cand. phil. 
E. Fisch in Zürich. Dem gegenüber stehen 6 Austritte, 
ferner sind uns drei Mitglieder durch den Tod entrissen 
worden: Herr M. Schuppli, ferner der liebenswürdige 
Rector der Universität Montpellier, Herr Gérard, der uns 
von der Exkursion der Société botanique de France ins 
Wallis her in so freundlicher Erinnerung geblieben ist, und 
der um die Erforschung der Flora der Urkantone ver- 
diente originelle Schwyzer-Botaniker Joseph Rhiner. — 
Als Delegierte für die Jahresversammlung der Schweiz. 
naturforschenden Gesellschaft wurden gewählt Herr Dr. 
H. Christ und der Unterzeichnete. 


Der Sekretär: Ed. Fischer, Prof. 








Protokoll 


der 
IX. ordentlichen Versammlung 


der 


Schweizerischen botanischen Gesellschaft. 


Dienstag, den 2. August 1898, Vormittags 8/4 Uhr im 
botanischen Institut in Bern. 


Vorsitzender:; Herr Prof. L. Fischer. 
Sekretär: Herr Prof. Ed. Fischer. 

1. Der Jahresbericht des Vorstandes wird genehmigt. 

2. Auf empfehlenden Bericht der Rechnungsrevisoren 
HH. Prof. Schinz und M. Micheli wird die Jahresrechnung 
pro 1897 unter bester Verdankung an den Rechnungsgeber 
genehmigt. 

3. Um der stetigen langsamen Abnahme der Mit- 
oliederzahl der (Gesellschaft KEïinhalt zu thun, wird be- 
schlossen, ein Cirkular zur Gewinnung neuer Mitglieder 
zu erlassen. 

4. Herr Dr. Rikli teilt mit, dass im Laufe der Zeit 
einzelne Hefte der im Tausche erhaltenen Zeitschriften 
nicht eingelaufen sind, was unliebsame Lücken zur Folge 
hat. Die Gesellschaft beschliesst, es sei von der botani- 
schen Gesellschaft aus ein Schreiben an die betreffenden 
Tauschgesellschaften zu senden mit der Bitte um Nach- 
lieferung der fehlenden Hefte. Dagegen ist die Gesell- 
schaft nicht in der Lage, auf ïihre Kosten die Lücken zu 
ergänzen. 


Der Vorsitzende : Der Sekretär : 
L. Frsoxer. Ep. Frscxer. 


Wissenschaftliche Mitteilungen 
vorgelegt in der 
Sitzung der botanischen Sektion 


der 
Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 


Dienstag, den 2. August 1898 in Bern. 


Präsident: Herr Prof. Dr. C. Cramer. 
Sekretär: Herr Prof. Dr. Ed. Fischer. 

1. Herr Prof. Dr. Westermaier (Freiburg): Ueber 
Spaltôffnungen und ihre Nebenapparate. 

2. Herr Prof. Dr. Ed. Fischer (Bern) legt das erste 
Heft der «Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz» 
vor und bespricht einige der darin enthaltenen Resultate 
seiner entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen über 
Rostpilze. 

3. Derselbe referiert über einige von Herrn E. Jacky 
ausgeführte Infektionsversuche mit alpinen Rostpilzen (Cae- 
oma auf Saxifraga oppositifolia. Aecidium auf Aquilegia 
alpina, Uromyces Aconiti Lycoctoni). 

4. Derselbe berichtet über Infektionsversuche mit Pr0- 
tomyces macrosporus, ausgeführt von Fräulein C. Popta. 

5. Herr Dr. A. Maurizio (Wädensweil): Ueber die 
Verbreitung der Wasserpilze und eine Methode zur Zäh- 
lung ihrer Keiïime im Wasser. 

6. M. le prof. Dr. Jean Dufour (Lausanne): Sur trois 
maladies de la vigne: Septocylindrium dissiliens Sacc., le 
Black Rot, dégats causés en 1898 par le Peronospora vi- 
ticola. 

7. Herr Prof. Dr. C. Schrüter (Zürich) hat seine Ab- 
handlung über die Vielgestaltigkeit der Fichte eingesandt. 

8. Herr Dr. A. Maurizio (Wädensweil): Ueber die 
Wirkung der Algendecken auf Gewächshauspflanzen. 

9. Herr Dr. M. Rikli (Zürich): Vorweisung von Tu- 
lipa Celsiana aus der Umgebung von Brieg, neu für die 
Schweiz. 

10. Derselbe: Vorläufige Mitteilung über die Gattung 
Dorycnium. 









NA A PET Pat LP 


TE ESC 


11. M. le prof. Dr. R. Chodat (Genève) présente les 
résultats d’une étude de Mile. Goldflus sur certaines par- 
ticularités de l’ovule des Composées. 

12. Le même signale le fait que dans la plasmolyse 
le plasma reste réuni à la membrane par une infinité de 
filets qu’on peut considérer comme résultat de la viscosité 
de la couche ectoplasmatique. 

13. M. M. Micheli (Genève) fait circuler des photo- 
graphies du Clianthus Dampieri. 

14. Le même donne quelques détails sur une explo- 
ration botanique des états mexiquains de Michvacan et de 
Guerrero, qu'il a eu l’occasion d'organiser. 

15. Herr Oberforstinspektor Coaz (Bern) hat Exem- 
plare der bei Klosters neu entdeckten Betula Carpathica 
eingesandt. 

16. M. le Dr. Paul Jaccard (Lausanne) présente quel- 
ques exemplaires de Gentiana du groupe de G. acaulis ; 
la forme alpina auct. peut être considérée comme espèce 
au même titre que G@. acaulis auct. et excisa Presl. 

17. Herr Dr. Dutoit (Bern) macht auf einige interes- 
sante Æubus-Formen aus der Umgebung von Bern auf- 
merkeain. 





VII D — 


Auszug 
aus der 
Jabresrechnung der sehweïzer. botanischen Gesellschaft 
vom 1. Januar 1897 bis 31. Dezember 1897. 








Einnahmen. 
Aktiv-Saldo letzter Rechnung . . . : . Fr. 54 — 
INDIE OITOT 7 EP EMEA RER SE ES ONE 
Mitgliederbeitragess per AT OO 
Zinse . APS ES A ANS ae I EE 
Summa Einnahmen Fr. 637. 80 
Ausgaben. 
Berichte. der Gesellschaft 70% 5% #020-NPr995 19 
Verschiedenes . SU ee ne PIN DANSE AE AO 
Summa Ausgaben Fr. 623. 20 
Bilanz. 
Einnahmen ie is ss CRT ne SR nn TA 
Ausraben 1" Re HOME RS 1002 AE 
Aktiv-Saido 2210 RSR PR ERA AIN 
Reservefonds. 
Ist im Rechnungsjahr unverändert geblieben 
Mit En Re TES SR NT A NE ER ET SD EEE 


Der Kassier; 
B. Studer, Apotheker. 





Bibliothekbericht. 


Durch Vertrag vom Januar 1898 zwischen dem 

h. Schulrat und der schweïizerischen botanischen (Gesell- 
schaft übernahm das eidgenüssische Polytechnikum die 
Fachbibliothek der schweizerischen botanischen (Gresell- 
schaft unter der Bedingung einer zweckmässigen Auf- 
stellung und des Eïinbindens der eingehenden Bücher und 
Karten (siehe nähere Vertragsbestimmungen: diese Be- 
richte, Heft 8, p. XI). (Gemäss dieses Vertrages ist nun 
im Laufe des Berichtsjahres die gesammte Bibliothek ein- 
gebunden worden, sie umfasst zur Zeit 276 Bände; dazu 
kommen noch eine Reïhe von Schriften die, weil noch 
nicht vollständig, vorläufig noch ungebunden bleiben. Bei 
der Revision der Bibliothek ergab sich das Fehlen 
einer Anzahl Publikationen; um dieselben zu ergänzen, 
wurde im November ein Cirkularschreiben versendet. In 
zuvorkommendster Weise sind uns auf dieses Schreiben 
vorläufig folgende Schriften zugegangen, die wir hiemit 
bestens verdanken. 

Berlin. Verhandlungen des botanischen Vereins der Pro- 
viuz Brandenburg. Jahrgang 34 (1892). 

Chur. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft 
Graubündens. Neue Folge. Bd. XXXVII, Vereins- 
jahr 1893/94. 

Coïmbra. Boletim da Sociedade de Broteriana 1897, I 

| und II. 

Dorpat. Sitzungsberichte der naturforschenden (resellschaft 
Bd..IX, Heft. 1 (1894). 

Dresden. Sitzungsberichte und Abhandlungen der natur- 
wissenschaftlichen (Cresellschaft «Isis», Jahrgang 
1895, Januar-Juni. 

Karlsruhe. Mitteilungen des badischen botanischen Ver- 
eins, Nr. 129—136 (1895). 

Lund. Botaniska Notiser 1896. 

München. Berichte der bayr. botanischen (Gesellschaft 
zur Erforschung der einheimischen Flora, Bd. III 
(1895). 

Washington. New-York bot. garden, I, 1. 


Eingänge für die Bibliothek 
vom 1. März 1898 bis 1. Januar 1899. 


I. Einzelwerke, Separatabdrücke etc. 


Burnat E.. Notes sur les jardins botaniques alpins. S. Abdr. 
Bulletin des travaux de la Murith: fase. XXVI. Ap- 
pendice I. 

Fischer Ed. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen 
über Rostpilze. — Beiträge zur Kryptogamenflora 
der Schweiz. Bd. I, Heft 1 (1898). 

— — Bemerkungen über Geopora und verwandte Hypo- 
waeen. Sep. Hedwigia Bd. XXXVII (1893) p. 56 
bis 60. 

Hallier, Dr. H. Indonesische Acanthaceen. Abhandlungen 
der Kaiserl, leop.-carol.-deutschen Akademie der Na- 
turforscher. Bd. LXX Nr. 3 (1897). 

Rikli M. Die mitteleuropäischen Arten der Gattung Ulex. 
Sep.-Abdr. Diese Berichte. Heft VIII, p. 1—15. 
Warburg, Dr. O. Monographie der Myristicaceen. Ab- 
handlungen der kaiserl. leop.-carol.-deutschen Aka- 

demie der Naturforscher. Bd. LXVIITI (1897). 

Zopf, Dr. W. Untersuchungen über die durch parasitäre 
Pilze hervorgerufenen Erkrankungen der Flechten. 
Abhandlungen der Kkaiserl. leop.-carol. -deutschen 
Akademie der Naturforscher. Bd. LXX, Nr. 2 und 
4 (1897). 


II. Periodische Schriften im Tauschverkehr. 
(Dient zugleich als Empfangsbescheïnigung der erhaltenen 
Schriften.) 
Aarau. Mitteilungen der aargauischen naturforschenden 
Gesellschaft, Heft VIIT (1898). 

Bonn. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft 
für Natur- und Heilkunde. Bonn, 1897, 2. Hälfte. 

— -- Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der 
preussischen Rheinlande, Westfalens und des Re- 
cierungsbezirkes Osnabrück. 54 Jahrgang, 1897; 
2. Hälfte. 

Bremen. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Ver- 
eins, Bd. XIV, Heft 3 (1898). 








EAN EC ANT 


Bremen. Beiträâge zur nordwestdeutschen Volks- u. Landes- 
kunde, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen 
Verein zu Bremen als Bd. XV, Heft 2. 

Breslau. 75. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft 
für vaterländische Kultur (1897) mit Ergänzungs- 
heft, Litteratur des Landes- und Volkskunde der 
Provinz Schlesien, 1898. 

Chur. Jabresbericht der naturforschenden (resellschaft 
Graubündens. Neue Folge. Bd. XLI, Vereinsjahr 
1897/98. Beilage: Dr. P. Lorenz: Die Fische des 
Kantons Graubünden, 1898. 

Cincinnati (Ohio). The journal of the Cincinnati Society 
of natural history, vol. XIX, Nr. 38. 

Coïmbra. Boletim da Sociedade de Broteriana, vol. XIV, 
S. 116—220 (1897); vol XV, p. 1—112 (1898). 

Dresden. Sitzungsberichte und Abhandlungen der natur- 
wissenschaftlichen Gesellschaft  <Isis», Jahrgang 
1897, Juli—Dezember:; Jahrg. 1898, Januar—Juni. 

Edinburg. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh, 
vol. XXI (session 1895—97). 

Florenz. Bulletino della società bot. Italiana, 1897, Nr. 5—7. 

— — Nuovo giornale botanico Italiano, nuova serie, vol. 
MeeNTr et: 

Frankfurt, Bericht der Senkenberg’schen naturforschen- 
den Gesellschaft für 1898. 

— — Dazu Katalog der Reptiliensammlung des Museums 
der Senkenberg’schen naturforschenden Gesellschaft, 
2. Teil. Schlangen, 1898. 

Frauenfeld. Mitteilungen der thurgauischen naturforschen- 
den Gesellschaft, Heft XIII (1898). 

Freiburg. Bulletin de la société fribourgeoiïise des sciences 
nat., vol. VII (1898). 

Graz. Mitteilungen des uaturwissenschaftlichen Vereins 
für Steiermark. Jahrgang 1897, Heft 34. 

Indianopolis. Proceedings of the Indiana Academy of 
science, 1896 and 97. 

Karlsruhe. Allgemeine botan. Zeitschrift v. A. Kneucker, 
Jahrgang IV, 1898. 

Klagenfurt. Festschrift zum 5Ojährigen Bestehen des 
kärntnerischen naturhistorischen Landes-Museum in 
Klagenfurt 1898. 

Kônigsberg. Schriften der physikalisch-6konomischen Gre- 
sellschaft zu Künigsberg. Jahrgang 1897, Bd. 38. 

Landshut. Fünfzehnter Bericht des botanischen Vereins 
in Landshut, 1896—97. 


— XII — 


Lausanne. Bulletin de la société vaudoise des sciences 
naturelles. 3m série, vol. XXXIII, Nr. 126—129. 

Lund. Botaniska Notiser, 1898. 

Lyon. Annales de la société botanique de Lyon. Tome 
XXII (1897). 

Missouri. Botanical garden, ninth annual Report. 1898. 

Montevideo. Annales del Museo Nacional de Montevideo. 
Tome III, fase. IX und X (1898). 

New-York. Bulletin of the Torrey Botanical Club, vol. 
25.(1898).:Nr::1=—12: 

— — Bulletin of the New-York Botanical Garden, vol. I, 
Nr: 

Nimwegen. Verslagen en mededellingen der nederlandsche 
botanische Vereeniging. Derde Serie, I. T., 3. Stuck 
(1898). 

— -_ Prodromus florae Bataviae, vol. II, p. 2 (1898). 

Posen. Zeitschrift der botanischen Abteilung des natur- 
wissenschaftlichen Vereins der Provinz Posen, Bd. V, 
Heft 1 und 2 (1898). 

Stuttgart. Jahreshefte des Vereins für vaterländische 
Naturkunde in Württemberg Bd. 54, 1898. 

Washington. Smithsonian Report. 1895. U. S. National 
Museum. 

— — Farmers Bulletin Nr. 75. 

— — Dep. of Agriculture. 

a) Farlow, Dr., W. Some edible and poisonous 
fungi. 1898. 

b) Swingle W. and Webber J. Hybrids and thier 
utilization in plant. breeding. 1897. 

Weimar. Mitteilungen des thüringischen botanischen Ver- 
eins. Neue Folge. Heft XI (1897). 

Wien. Annalen des K. K. naturhistorischen Hofmuseums, 
Bd. XII, Nr. 2 (18938). 

Zürich. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesell- 
schaft in Zürich. Bd. 43 (1898). 





0 + e— 


ANS TE 





Mitteilungen 


aus dem 


botanisehen Museum des eïdgenüssisehen Polytechnikums 


in Zürich. 


5. Ranunculus pygmaeus Wahlenb., eine neue 
Schweizerpflanze 


von Dr. M. Rikli. 


R. pygmaeus Wahlenberg. Flora Lapponica p. 157, Nr. 286 
(1812) 
— KR. nivalis pygmacus L. svee Nr. 502-8, lappon. Nr. 232, 
tab. 3. fig. 3. 
— R, secundus Mart. Spitzherg cap. 3, tab. G, fig. e; Icones 
Tab. nost. VILL fig. 1. 
— R. Tappeineri#). Bamberger. Flora XXXV p. 625 (1852). 
Abbildungen. Wahlenberg. FL Lapp. tab. VIT, 
fig. 1 (1812); Reichenbach, fl. excurs., (1832) hat die 
Pflanze noch nicht, auch ist sie noch nicht abgebildet in Reichen- 
bachs Icones (1839); Dalla Torre, Atlas der Alpenflora Bd.I 
(1884 tab. 23) (schlechte Abbildung); v. Schlechtendal- 
Hallier, Flora von Deutschland, ed. V, Bd. XI, Nr. 1054, p. 180 
(schlechte Abbildung). 


Am 12. Oktober 1898 erhielt ich von Herrn 
Prof. L. Fischer in Bern einen eigenthümlichen, 
kleinen Ranuneulus, der am 18. August 1898 von 
Prof. Dr. Ed. Fischer im Hintergrunde des Val 


*) Dr. Tappeiner, Arzt in Meran, machte sich um die Flora 
Tirols, besonders wegen seiner eifrigen Durchforschung des 
reichen Vintschgau, sehr verdient. 





Zeznina, einem südlichen, bei Lavin abzweigen- 
den Seitenthal des Unterengadins, in Gesellschaft 
von Ranunculus glacialis L. gesammelt wurde ; 
dieser eigenthümliche Hahnenfuss fand sich da- 
selbst bei 2600 m an kurzrasie, feuchten Stellen, 
wo bei der nôürdlichen Exposition und bei der 
Nachbarschaft einiger Kkleiner Kelskôpfe, der 
Schnee lange Zeit liegen bleibt. (Siegfried-Atlas, 
Blatt No. 424.) Die Pflanze zeigte eine gewisse 
Aehnlichkeit mit einem Zzwergig-verkümmerten 
R. montanus Willd. — Prof. L. Fischer ersuchte 
mich daher, im herb. helv. des eidgen. Polvtechni- 
kums nachzusehen, ob keine Originalexemplare des 
von Gaudin aufoestellten R. montanus v. tenellus 
— an den man zunächst denken konnte — vorhan- 
den seien und die eingesandten Pflanzen damit zu 
vergleichen. Da ich die Sendung in Basel erhielt, 
hatte ich Gelegenheit, die Pflänzchen mit den 
Materialien des sehr reichhaltigen Herbariums 
von Dr. W. Bernoulli zu vergleichen, es ergab 
sich bald die vollständige Identität der einge- 
sandten Pflanzen mit dem hochnordischen R. 
pygmaeus Wahlenbg.; auch Dr. H. Christ er- 
klärte, als ich ihm einige Tage später die Be- 
lesgstücke vorlegte, dieselben sofort für den ächten 
wahlenbergischen Zwergranunkel. 


R. pygmaeus Wahlenberg ist meist nur 1°: bis 
4 cm, ganz grosse Exemplare hôchstens 7 cm 
hoch. Die Pflänzchen zeigen einen verkürzten, 
knollig ausdauernden, braunberindeten Wurzel- 
stock, aus dem zahlreiche, ziemlich starke, 4—6 


Centimeter lange Faserwurzeln entspringen. Der 











kurze, einfache Stengel ist unterhalb der einzigen, 
kleinen endständigen Blüte seicht gefurcht, 
kurz feinhaarig und entwickelt jeweilen 
2—3 Basalblätter. Diese grundständigen Blätter 
sind meist 5-, seltener nur 3- oder Ælappig, lang- 
gestielt, mit breiter, häutiger Blattscheide und 
die kahlen. etwas dicklichen ganzrandigen Blatt- 
lappen sind oval bis eirundlich. Die hôchstens 
in der Zweizahl auftretenden, kurz gestielten 
Steugelblätter besitzen eine weisse, häutige 
Scheide, sie sind meistens fast auf den Grund 
dreispaltig, die Abschnitte länglich-eiformig 
bis lanzettlich. Die vegetativen Organe zeigen 
somit eine gewisse nicht zu  verkennende 
Aehnlichkeitmit der nordischen Saxifragarivularis. 
Die kleinen gelben Blüten sind immer einzeln, end- 
ständig ; der äussere Blütenkreis mit 5 eirunden, 
blassgelben, aussen ôfters etwas rütlich über- 
laufenen Blättern, der innere Kreis ebenfalls mit 
»o elrunden, zuweilen schwach ausgerandeten, 
gelben  Honigblättchen. Fruchtkôpfchen 
kegelfôrmig,länglich-oval, aus ca. 50—60 
Früchtehen bestehend. Früchtchen eifôrmig, glatt, 
unberandet, mit deutlich hackig abwärts ge- 
krümmtem Fruchtschnabel. 

Wie schon Wahlenberg bemerkt, steht von 
unseren einheimischenRanunkeln R. sceleratus.L. 
dem Zwergranunkel wohl am nächsten. Bei 
beiden Pflanzen gelangen jeweilen nur 1—3 hand- 
formige, 3- bis 5lappige, grundständige Blätter 
zur Entwicklung, die obern stengelständigen 
Blätter sind dreispaltig, die Abschnitte länglich 


bis lanzett; die gelblichen Blüten beider Arten 
sind auffallend klein, die Fruchtkôüpfchen oval 
bis länglich-cylindriseh und die eifürmigen Frücht- 
chen unberandet. Prantl, der monographische 
Bearbeiter der Gattung Ranunculus, erkannte 
auch die nahe Verwandtschaft der beiden Arten, 
die er dem trib. Epirotes Prantl der Section 
Marsypadenium zurechnete (Engler-Prantl: Na- 
türliche Pflanzenfam. IT, 2 p. 65, und Prantl: 
Beiträge zur Morphologie und Systematik der 
Ranuneculaceen, im Botan. Jahrbuch IX, S. 225 
bis 273.) 

Im Gegensatz zu R. pygmaeus ist dagegen 
R. sceleratus L. meist 2—3 Fuss hoch, immer 
vôllig kahl, vielblütig, der Stengel stark ver- 
zweiot und die Zahl der Früchtchen im Frucht- 
kôpfchen noch grüsser (70—100). 


Die Unterschiede der beiden Pflanzen sind 
somit nicht sehr bedeutend, sie verlieren aber 
noch viel von ihrem Wert, wenn wir bedenken, 
dass R. sceleratus L. eine habituell sehr variable 
Pflanze ist. Schlechtendal sagt in seiner «Flora 
von Deutschland» Bd. XI, p. 184 von ihr: «Auf 
ausgetrocknetem Schlamme findet man dieses 
Gewächs nur fingerlang mit grashalmdickem 
Stengel und ganz kleinen Blütchen ; in sumpfigen 
Wiesen erreicht sie schon eine Hühe von einer 
Hand oder von 11! Fuss, ihr Stengel ist dann 
fingerkieldick und rührig. Im nassen Schlammé 
bildet sie aber einen drei Fuss hohen, stark ver- 
ästelten., einen Quadratfuss einnehmenden Busch, 











und der Stengel ist dann daumensdick, im 
Innern hohl.» 


Die beiden Pflanzen stehen einander dem- 
nach offenbar sehr nahe. Als Hochgebirgspflanze 
ist R. pygmaeus zwar ausdauernd, doch teilt sie 
mit dem nahverwandten, einjährigen Giftranun- 
kel der Ebene die Vorliebe für feucht-nasse Stand- 
orte. R. sceleratus L. ist bekanntlich durch seine 
scharfen giftigen und brennenden Säfte ausge- 
zeichnet, das Gift ist jedoch sehr flüchtig, sodass 
die Pflanze getrocknet im Heu durchaus unschäd- 
lich ist; es scheint, dass R. pygmaeus diese 
toxischen Eigenschaften ganz eingebüsst hat, 
denn in der Litteratur konnte ich darüber keinerlei 
Angaben auffinden. 


Das Hauptverbreitungsgebiet von R. pyg- 
maeus Wahlenberg liegt im hohen Norden, 
sie ist géradezu eine Charakterpflanze 
der arktischén Flora und als ’sokche 
circumpolar. So findet sie sich auf Island 
(Nyman. Conspect.), auf Spitzhergen (Nyman.Con- 
spect.), ferner ex herb. Flora arctica von O. Heer 
vom Bellsund, leg. À. G. Nathorst 1882; von 
der Magdalinabay leg. À. v. Goïs VIII 1861, 
von Malmgren 1861 und ex herb. Schinz der 
Universität Zürich von Green Harbour leg. A. 
Thoren 13 VIT, 1882. Im nôrdlichen Norwegen 
und Schweden (Nyman. Conspect.) und auf den 
Fyelden längs den Kjôlen bis ins südliche Nor- 
wegen vordringend. Oehrdalen bei Hopseid 
in Finnmarken südôstlich vom Nordkap, Wahlen- 








berg, Flora lapp., p. 157; De. Prodr. I p. 35 (82%); 
Jemttandil ex herb. Schulthess; Berge von 
Tromsôodal 6940: 1at N° bei c- 800 m6 
Sommier VII. 1879 ex herb. Schinz ; bei Tromsôû 
ex herb. Baenitz VII. 1875; und im südlichen 
Norwegen, z. B. Dovre-Fveld bei Kongsvoid 
auf der Hôühe des Vaartsi, 62° nôrdlicher Breite 
bei C 1100 m, distr. Throndhyem ]Ig. C. Olsson 
ex herb. W. Bernoulli, und auf dem botanisch 
interessanten K n ut s h0 (1696 m) Ig. Olsson VII 
ex herb. Schinz:; und noch etwas südlicher, Fo g- 
stuen bei C 1000 m VIT. 1889, leg. C. Baenitz; ferner 
in Lappland (DC. Prod. I, p. 35); Zuichjôck 
lg. J. Andersson 1864 und Kihlman ; im arkti- 
schen und subarktischen Russland, N 0 v a y a Se m- 
Iva, Samojedenhalbinsel (Nyman, Con- 
spect. und Ledebour. Klora rossica vol. I p. 36 
(1842); Halbinsel Kola (Fellm), Alpen von 
Lappland (Wahlenberg) und von da längs 
des Ural wieder weiter nach Süden vordringend. 

Dr. Kjellman, der Botaniker der Vega-Expe- 
dition von Nordenskiôld, sammelte die Pflanze 
1878/79 beinahe bei jeder Landung an der Küste 
Nord-Asiens, so auf der Jalmalhalbinsel, 
gegenüber Beli-Ostrow, am Dicksonshafen, 
an der Actinia-Bai der Taimyr-Insel, 
auf der Preobranschenie-Insel an der 
Mündung der Chatanga, und bei Pitlekay, 
der Ueberwinterungsstation auf der Tschuktschen- 
halbinsel ; — ferner auf der St. Lorenz-Insel 
(Ledeb. Flora ross. I, p. 36). 





Aber auch im arktischen Amerika ist die 
Pflanze verbreitet. (Hooker J., Flora Boreali- 
Americana vol. I, p.17, 1840). Ledebour, Flora 
rossica vol. I p. 36 (1842) und Britton and Brown. 
Iustrated F1. of the Northern States and Canada 
vol. IT p. 76 (1897) kennen die Pflanze von der 
Chamisso-Insel in der Behringstrasse; lângs 
den Rocky Mountains wandert die Pflanze, 
analog wie in den Kjôülen und im Ural auch 
wieder weit nach Süden bis zu 55° n. Breite 
(Drummond), sie findet sich dann jedoch nur 
noch in der hôhern alpinen Region. Aus 
Labrador sah ich sie von Rama, lg. Mis- 
sionar Waitz, ex herb. W. Bernoulli und herb. 
der arktischen Flora von O. Heer; und selbst 
in Grônlan d geht die Pflanze bis in hôchsten 
Norden, 1g. Whymper. 

Wo auch im hohen Norden der Zwergoicer 
auftritt, immer findet er sich gesellig, ohne je- 
doch eigentliche Rasen zu bilden. Trotz der 
ausserordentlich kurzen Vegetationsdauer, welche 
dieser Pflanze in der arktischen Zone zur Ver- 
fâgung steht, braucht sie nach Kjellman nicht 
einmal die ganze ïhr zur Verfügung stehende 
Zeit: noch bevor die lange Winternacht beginnt, 
hat sie oft schon Anfang August ihre Samen 
Aôllig ausgereift. Im hohen Norden wie in den 
Alpen findet sich der Zwergranunkel nur auf 
Urgestein und zwar besonders auf 
Granit. 

In den Alpen wurde die Pflanze erst 1847 
von H. Wendland, Hofgarten-Inspektor von 


RMS ; 


Herrenhausen bei Hannover, entdeckt und zwar 
in den Krimmler-Tauern, zwischen den 
Zillerthaler-Alpen und der Gross-Venedigergruppe, 
in ca. 2000 m Hôhe; später fand sie sich auch 
am Grossglockner, sowie auf Moränen bei 
Nevip im Lappachthale bei 2600—2700 
Meter im Ahren, einem nôürdlichen Seitenthal des 
Pusterthals Ig. Treffer, ex herb. W. Bernoulli. 
Nach Belesgexemplaren des Herbariums der Uni- 
versität Zürich, die ich der Güte von Herrn Prof. 
Dr. H. Schinz verdanke, wurde die Pflanze von 
Ausserdorfer endlich im August 1871 zwischen 
8000 — 9000 (—2600—3000 m) am Umbal in dem 
Hochgebirgsthälchen «Prägrate n >, derobersten 
Stufe des Iselthales (Südseite der Grossvenediger- 
gruppe) gesammelt. [In Lawinenzügen tritt die 
Pflanze gelegentlich auch noch etwas tiefer auf, 
so am Abhange des grossen Gurgler Ferner 
(Oetzthaler Alpen), wo sie von H. Müller gesammelt 
wurde (Schlechtendal, Bd. XI, p. 180). 

Ihre Verbreitung ist in den Ostalpen sehr 
sporadisch. Als eine Pflanzedesschmel- 
zZenden Schnees, bildet sie überall, wo sie 
vorkommt, einen charakteristischen Bestandteil 
der «<Schneethälchenflora» der Hochalpen- 
region und dürfte daher wohl nirgends nennens- 
wert unter 2000 m herabsteigen:; sie bevorzugt 
besonders nôrdliche Gehänge, wo der Schnee 
nicht so rasch schmilzt und findet sich dann, wie 
im hohen Norden, meist gesellig, in ziemlich 
starken Kolonien; und auch in den Alpen ist 
die jährliche Vegetationsperiode dieser Pflanze 








sfr 0 PR 


auf wenige Wochen beschränkt, selten blüht sie 
schon vor Ende Juli, meist erst gegen Mitte 
August bis Anfang September, zu einer Zeit, wo 
in der Hochalpenregion der Winter oft plôtzlich 
wieder eintritt. 

Hausmann : FI, v. Tirol (185% t. IIT., p. 1398 
kennt die Pflanze auch noch aus dem Vintsch- 
gau, am Schnalserjüchl, nordwestlich von 
Meran (Oetztaler - Alpen), Bamberger*) fand 
sie daselbst am 16. August 1852 auf Glimmer- 
schiefer in Gesellschaft von Androsace glacialis, 
Saussureaalpinaund Gentiana imbricata Schleich. 
non Frôl., am Rande eines kleinen Gletschers, 
in schwarzer Erde bei ca. 8000—9000! = 2500 bis 
3000 m. Nach einer Mitteilung von Dr. Sauter, 
dem genialen, botanischen Erforscher von Salz- 
burg, sammelte dieser Botaniker bereits 1836 um 
die Schneefelder der oberen Knappen- 
leite in der Zwing im Hirzbachthale der 
Fusceh (südlich von Bruck im Pinsgau) bei 
7000—8000! nicht blühende Exemplare des Zwerg- 
ranunkels. (Flora 1842 Bd. I, p. 139; 1853 Bd. 
XI, p. 63; Storch, Skizzen zu einer naturhistori- 
schen Topographie des Herzogtums Salzburg, 1857. 
pob'und:194) 

Endlich findet sich unsere Pflanze auch noch 
in den Karpathen und zwar nur auf Granit in 
der hochalpinen Region der hohen Tatra von 
ca. 1900—2650 m, auch hier bildet sie einen 
charakteristischen Bestandteil der Schmelzwasser- 


*) Bamberger, Apotheker in Meran. 





el 


formation. Nach Sagorsky und Schneider: Flora 
der Centralkarpathen vol. II, p. 40 (1891), ist 
die Pflanze jedoch sehr selten. Sie findet sich 
am Rande von Schneefeldern, so am Mittel- 
gratturm auf der Seewand im kleinen Kohl- 
bachthale (nicht wie Haussknecht angibt an der 
Lomnitzerspitze), ferner im Mlinicathale, 
unter dem Lorenzerjoche 1g M. Roth; die Pflanze 
blüht in den Karpathen-erst Ende August oder 
Anfang September. Drude sagt (Deutschlands 
Pflanzengeogr. 1896 Bd. I p. 229): «Der mir be- 
kannte Standort in der Tatra liegt nahe der Ge- 
birgsmitte an steilen, nach Norden gewendeten 
Gerôllhalden mit bis in den August anhaltender 
Schneedecke bei 2000 m.» Dieses cirkumpolar- 
arktische Floreuelement erreicht somit in den 
Karpathen seine absolute Süd-Ostgrenze 
(Pax. Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den 
Karpathen Bd. I p. 171, 1897). 

Die gesamten Verbreitungsverhältnisse des 
Zwergranunkels in den Alpen sprechen dafür, dass 
diese Pflanze im Alpensystem wohl mit Sicher- 
heit als Glazialrelikt zu betrachten ist. 
Von den zwei nachgewiesenen Hauptzugstrassen 
der arktischen-glacialen Flora: einerseits von 
Norden durch Vermittlung der Sudeten und West- 
karpathen und anderseits von Nordosten durch Ver- 
mittlung der glazialen Bildungen Russlands, ist 
wohl der letztere Weg für das Eindringen von 
R. pygmaeus Wahlenberg in die Karpathen und 
damit auch in das Alpensystem, der wahrschein- 
lichere (Pax. 1. c. p. 247/48). 








Mineur FRS 


In der Schweiz ist R. pygmaeus Wahlenb. 
bisher mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen 
worden. Weder Moritzi: die Pflanzen Grau- 
bündens,. noch Æiias: die Flora des 
Unter-Engadins 1887/88, kennen die Pflanze, 
und auch in 0. Heers Nivale Flora der 
Schweiz suchen wir vergebens nach ihr. Da- 
gecen erwähnt Gremli im Anhang zu seiner 
VI ed. unter den unsicheren und zweifelhaften 
Pflanzenangaben der Schweiz auch den R. pyg- 
maeus Wahlenberg. Er beruft sich auf Kittel, 
der die Pflanzen für die «<Schweizeralpen» angibt. 
Diese Angabe ist jedoch zu unbestimmt und 
wenig Vertrauen erregend. So allgemein ver- 
breitet war die Pflanze jedenfalls nie, dass die 
Bezeichnung «Schweizeralpen» genügen würde. 
In Kittel selbst konnte übrigens die betreffende 
Angabe überhaupt nicht gefunden werden. Christ 
dagegen glaubt die Pflanze bereits schon vor 
ca. 30 Jahren einmal aus den ôstlichsten Teilen 
des Kantons Graubünden, aus der Gegend des 
Wormser Joches gesehen zu haben, es gelang mir 
jedoch nicht, — weder in der Litteratur noch 
in den Sammlungen — sichere Anhaltspunkte 
für das Vorkommen des Zwergranunkel in den 
Schweizeralpen aufzufinden. Wie dem nun auch 
sei, mit Sicherheit ist erst durch den Fund von 
Prof. Dr. Ed. Fischer diese geographisch hôchst 
interessante Pflanze für die Schweiz nachge- 
wiesen und damit unsere heimische Flora um 
einen neuen Glacialrelikt bereichert worden. 





LES PASSE 


Schon Christ hat in seinem <«Pflanzenleben 
der Schweiz» (1879, p. 362—369) auf die hohe 
Bedeutung des Engadins als eines Reliktenge- 
bietes der arktisch-glacialen Flora hingewiesen. 
Wir erinnern nur an Pflanzen wie die zierliche 
Linnaea borealis, an die im Engadin sporadisch 
auftretende Trientalis, an den seltenen J/uncus 
arcticus und ganz besonders an einige Carices, 
die in den alpinen Mooren des Engadin z. T. 
ziemlich verbreitet sind, so Carex irrigua, ustu- 
lata, Vahlii, bicolor, microglochin, Buxbaumii ; 
vergessen wir auch endlich nicht Galium 
triflorum Mich. bei Tarasp, ferner die beiden 
eigentümlichen Karren  Botrychium  simpleæ 
Hitch und PB. lanceolatum Angstr. Alle diese 
Pflanzen gehôren zu einer Gruppe meist seltener 
hochnordischer Arten, deren Einwanderung in 
die Alpen wir wohl der Eiszeit verdanken. Durch 
die Entdeckung von Ranunculus pygmaeus 
Wahlenberg ist somit diese Florula um ein 
weiteres exquisit-hochnordisches Glied bereichert 
worden. Der Fund ist um so bedeutender, als 
die Pflanze im Unter-Engadin offenbar ihre ab- 
solute West- und Südgrenze erreicht. 





6. Der Säckingersee und seine Flora. 


Mit einer Karte. 
Von Dr. M. Rikli. 

Anfangs Oktober 1898 konnten wir der Tages- 
presse die Mitteilung entnehmen, dass sich der 
Säckingersee im benachbarten südlichen Schwarz- 
wald entleert habe. Durch Herrn Dr. A. Binz in 
Basel wurde ich auf die hüchst eigentümliche Flora 
des verlassenen Seebeckens aufmerksam ge- 
macht. Von besonderem Interesse war mir zu- 
nächst das Vorkommen der Lindernia pyxidaria 
All,einer sehr seltenen und für dieses Gebiet über- 
haupt neuen Pflanze. Weder Ferd. Schnei- 
der’s Flora v. Basel (1880) p. 222, die doch 
z. B. die Charakterpflanzen der Torfmoore des 
Jungholzes ob Brennet wohl kennt, noch C. Dôü11 
in seiner ausgezeichneten Flora des Gross- 
Hero Cum se Baden (1809) p°728 ist 
die Pflanze aus dem südlichen Schwarzwald be- 
kannt. Diese Thatsachen veranlassten mich, am 
23. Oktober 1898 mit Hrn. Dr. W. Bernoulli von 
Basel den Bergsee zu besuchen. Auf dieser Ex- 
cursion konnten wir uns zunächst überzeugen, 
dass der See wirklich zum grüssten Teil trocken 
lag, nur eine Vertiefung in dessen Mitte enthielt 
noch Wasser, nach unserer Schätzung mochten 
sich etwa ‘/s des Sees entleert haben. Das et- 


ln 


was steilere Nord- und Westufer ist mit groôberem 
Sand bedeckt, ja an einzelnen Stellen selbst et- 
was steinig; die Süd- und Südostseite dagegen 
sind vollständig flach und mit feinstem thoni- 
sem Schlamme überzogen, diese Zone wird 
somit beim Sinken des Wasserspiegels auch 
zuerst trocken gelegt und somit schneller er- 
orünen als die übrige Uferzone des Sees. Der 
etwa 2 Kim. nordwestlich von dem Städtchen 
Säckingen bei 382 m gelegene Bergsee (Siegfried- 
Atlas, Blatt 18 und 19), befindet sich mitten im 
Hochwald prächtiger Edeltannen. diese krônen 
die kleinen Erhebungen, welche das Wasserbecken 
umgeben und beschatten besonders im Spätherbst 
den See, so dass der Boden in der trocken 
gelegten Uferzone vor Austrocknung geschützt, 
lange Zeit feucht bleibt. Gerade in dieser 
südwestlichen Randzone des Sees fand sich 
nun eine zwar an Arten arme, aber dafür 
hôüchst eigentümliche Vegetation, welche in man- 
cher Hinsicht unser vollstes Interesse bean- 
spruchen darf. KEinerseits war es die Zusammen- 
setzung dieser Florula, die uns auffallen musste, 
enthielt sie doch eine Reihe seltener, z. T. selbst 
für das Gebiet neuer Arten, anderseits konnte 
uns aber die eigentümlich mikromorphe Ausbil- 
dung des gesamten Klorenbestandes nicht ent- 
gehen. Alle Pflanzen, selbst solche, die wie 
Bidens tripartita 1. unter gewohnlichen Verhält- 
nissen recht stattlich werden, waren Zzwergig 
ausgebildet und erreichten durchschn. nur eine 
Hôhe von 1 bis hôchstens 3 oder 4 cm. 











Diese kleine Pflanzenwelt umfasst nur fol- 
gende 12 Arten: 


1. Bidens tripartita L. f. minima Wimm. 
u. Grab. F1. Siles II, 119. Sie bildet die Haupt- 
masse der ganzen Klorula Wenn man von 
Brennet dem sog. «oberen Wege» folot, und von 
der Hôhe im Nordwesten des Sees, vom Dutten- 
berg kommend, das entleerte Wasserbecken zum 
ersten Mal erblickt, so sieht man schon aus 
dieser Entfernung, Ziemlich gleichmässig um den 
ganzen See, eine dichte gelblich-orüne, ringfôr- 
mige Zone, die sich wie ein feiner Polsterrasen 
ausnimmt, dies ist Pidens, welches zugleich 
am weitesten gegen das Centrum des Sees vor- 
dringt. Die einzelnen Pflänzchen sind meist 
unverzWeigte Zwergexemplare, die zu Tausenden 
einen eigentlichen Teppich bilden. Kirchner 
gibt in seiner Flora von Strassburg an, 
dass dieser Zweizahn 20 em bis über m-hoch 
werde; die überwiesgende Mehrzahl der Pflanzen 
des Säckingersees war dagegen nur 1!/2—3!/2 cm 
hoch, Exemplare von 5—8 cm Hôühe waren schon 
viel seltener ; nur am steinigen Nordufer konnten 
wir einige grôüssere und etwas reichlicher ver- 
zweigte Belesstücke sammeln, doch erreichten 
sie auch nur 14 em. Diese Pflänzchen tragen 
gewôühnlich nur ein einziges, kleines, aufrechtes 
endständiges Blütenkôpfchen. Die gegenständi- 
gen Blätter sind deutlich gestielt, länglich lan- 


zett bis länglich -lineal, sehr selten dreiteilig, 
sogar bei den relativ grüsseren Exemplaren 
spärlich  unregelmässig gezähnt, bei den 
kleinsten Pflanzen dagegen durchaus ganzran- 
dig. Die Pflanzen fructificieren ausgezeichnet, 
an unsern Kleidern hatten sich zahllose Samen 
mit ihren, 2 scharfe Widerhaken tragende Ache- 
nienborsten so fest verankert, dass sie nur durch 
Beschädigung der Wolle wieder entfernt werden 
konnten. Diese einjährige Pflanze ist durch 
ihren Hackenapparat zur Verbreitung durch 
Vôgel ausgezeichnet eingerichtet, es darf uns 
daher nicht befremden, dass dieser Bidens in 
Wassergräben, in Teichen und sumpfigen Orten 
durch ganz Europa allgemein verbreitet ist. Se- 
kundarlehrerMeister von Dübendorfteilt 
mir mit, dass er im Herbst 1885, bei einem Aus- 
flug nach dem Säckingersee, daselbst auch Bidens 
beobachtete, die Pflanzen scheinen dazumal aber 
ziemlich normal ausgebildet gewesen zu sein. 
In der Litteratur wird diese eigentümliche Form 
schon von Neilreich. Flora von N.-Oester- 
reich Bd. I p. 5339 (1859) erwähnt, er sagt: 

B. minor, Stengel !/2—1* hoch, mehr ein- 
fach. Die meisten oder alle Blätter ungeteilt. 
Winzige Formen sind nur 1—5 hoch und ein- 
kôüpfig. Sie ist gegenüber der «) major seltener, 
meist nur einzeln, und mehr an trockenen Stellen 
zu finden. 

Günther Beck v. Mannagetta. Flora 
v. N.-Oesterreich, 1893, Bd. IT, p. 1191 unter- 
scheidet eine var. «) typica bis 1 m hoch, und 








eine ÿ) #inor. Blätter meistens oder alle unge- 
teilt. Stengel bald kräftig —f. integer C. Koch, 
bald schwächer, 5 bis kaum 30 cm hoch mit 
kleinen Kôpfchen = f., pumila. [Roth Tent. 
FIL. germ. I 350; f minima Wimm et Grab. 
1. e. — B. pygmaea Kittl, Deutschl. Flora ed 
HE 708 3 

Gegenüber diesen Angaben môchte ich noch- 
mals hervorheben, dass Bidens tripar- 
totales t/mimimas: Mimet "Grab;: an 
Säckingersee nicht vereinzelt, sondern in grosser 
Menge vorhanden ist, und dass die Pflänzchen 
durchschnittlich noch kleiner sind, als Neil- 
reich und G. Beck angeben. 

2. Gnaphalium uliginosum L var. nudum. 
Hoffm. Deutsch]. FI. I (1791) 292 als Art. 

Die Pflänzchen sind auch nur 1!/2—6'/2 cm 
hoch, die Stengel meist vom Grunde an ästig, 
zuweilen aber auch einfach:; die Pflanze zeigt 
dann eine habituell nicht zu verkennende Aehn- 
lichkeit mit G. supinum L. Auch Heget- 
schweiler, FI. der Schweiz 1840 p. 819 sagt 
von dem Moor-Ruhrkraut |G. pilulare Wahlenbg. ]: 
«Steht zwischen dem Vorigen (G. uliginosum L) 
und G. supinum inne», denselben Eindruck 
macht die Pflanze auch auf Uechtritz: Jahres- 
berichte der schles. Gesellschaft 1866, $S. 81. 
Nächst der Kleinheïit ist das starke Ver- 
kahlen von Stengel und Blätter besonders auf- 
fallend ; einzelne Exemplare waren nahezu voll- 
ständig kah]l, nur unmittelbar unter den Küpf- 
chen findet sich immer noch ein weisser 

2 


Filz spinnwebeartio verflochtener, Zzarter Haare. 
Sehr viel Gewicht wird von den Autoren auf die 
Beschaffenheit der Oberfläche der Samen gelegt; 
bei der typischen Art sollen die Samen glatt sein, 
bei dieser Varietät dagegen von feinen, nach rück- 
wärts gerichteten, etwas glänzenden Wärzchen, 
borstig-rauh. Die Achenien unserer Pflanzen 
besitzen diese Wärzchen, doch habe ich die- 
selben auch bei sonst typischen G. uliginosum 
L. häufig beobachtet. Im herb. helv. befindet 
sich über das Verhalten der Samenoberfläche 
eine handschriftliche Notiz (13. Febr. 1895) von 
Dr. F: v. Tavel. Er sagt: «Mit Ausnahme der 
Pflanzen von Jolimont, von Le Mont bei Lausanne 
und einem einzigen Exemplar von der Thielle 
sind bei allen andern Herbarpflanzen im herb. 
helv. die Früchte mehr oder weniger stark be- 
haart, jedenfalls nicht weniger als bei der von 
Wirtgen. herb. plant. select. crit. hybrid. Flore 
rhenana Fasc. IX Nr. 487 ausgegebenen. Die 
orosse Mehrzahl unserer Pflanzen gehôrt also 
zur V. pilulare Koch: 0b-diese-var-aiden- 
tisch= ist mit «Gnaphaliumpiludore 
Wablenbg., F1. lappon. 205 t. 13 wäre zu unter- 
suchen. De Candolle Prodr. VI p. 231 trennt die 
Pflanze von G. uliginosum L. Der Index 
Kewensis vereinigt sie damit. Nach Koch und 
den meisten Floristen, z. B. Garcke wäre die var. 
pilulare mehr oder weniger selten. Dagegen 
hat Dü11: Badische Flora IT p. 911 bloss behaarte 
Achenien beobachtet, ebenso Bertoloni: Flora 
italica IX p. 151 Gaudüin:-V 246 bemerkt: 





NS - Le RE 0 sn 0 dd sd 






«Semina ad angulos scabra>. De Candolle 
hat nur glatte Samen gesehen (1. c.). Die An- 
gabe von Hegetschweiler: FI. d. Schweiz 
p. 819 Nr. 2431, wonach bei der glattfrüchtigen 
Form die Blätter oberwärts kahl sind, trifft durch : 
aus nicht zu. Die Behaarung der Achenien ist 
übrigens mit der Lupe kaum wahrzunehmen, 
es bedarf dazu schon des Mikroskops.> Während- 
dem also bei uns die Achenien meist warzig 
Sind tschrelbtsP AScherson:: Flora der 
Provinz Brandenburg (1864) p. 937: «Die 
Frächte von G. uliginosum L. sind bei uns 
(Nord-Deutschland) stets glatt und kahl, die 
Form pilulare Wahlenberg (als Art), deren 
Früchte mit kleinen spitzen Hôckerchen be- 
setzt sind, ist bei uns noch nicht gefunden 
worden.» Diese Angabe wird bestätigt durch 
einige auffallend kleine und spärlich behaarte 
Belegexemplare, die auch äusserlich mit den 
Säckingerpflänzchen nicht schlecht übereinstim- 
men (aus dem herb. der Universität Zürich); sie 
wurden von Ruhmer 1876 bei Steglitz südlich von 
Berlin gesammelt, die Achenien sind voll- 
ständig kahl. Aus allen diesen Beobachtungen 
seht wohl hervor, dass auf die Behaarung der 
Achenien nicht zuviel Gewicht gelegt werden 
darf. Fri. v. Uxküll fand in dieser Hinsicht 
auch bei anderen Gnaphalium spec. bei 
Anfennaria und besonders bei Leontopo- 
dium eine sehr grosse Variabilität. Im herb. 
der Flora arctica von Osw. Heer finden sich unter 
dem Namen Gn. pilulare Wahlenbg. aus dem 


herb. Schulthess ebenfalls 2 kleine Zwergexem- 
plare von Lapponia Kemensis (Kemi, am Nord- 
ende des botnischen Meerbusens), die Achenien 
sind ebenfalls warzig, und die Pflänzchen zeigen 
auch in ihrer schwachen Behaarung grosse Ueber- 
einstimmung mit dem Säckingerfund. 

Unsere Pflanze zeigt endlich ôfters eine Ver- 
mehrung der Zwitterblüten im centralen Teil des 
Küpfchens, das normale uliginosum dagegen be- 
sitzt, soweit wir es untersucht haben, in der 
Mitte des Küpfchens jeweilen nur wenige Zwitter- 
blüten, in dessen die Hauptmasse aus weib- 
lichen Randblüten besteht. 

Meine Auffassung dieser Pflanze deckt sich 
somit ziemlich mit derjenigen von Günther Beck 
von Mannagetta: Flora v. N. Oesterreich (1893) 
Bd. IT p. 1176, wo das Hauptgewicht nicht auf 
die Achenienbeschaffenheit, sondern auf die Be- 
haarung geleot wird. Er sagt: Gn. uligi- 
nosum ändert ab: 

a) tomentosum | Hoffm., Deutsch]. Flora I (1791) 
292 als Art. — var. incanum Neilr.. Flora 
von N.-Oesterreich, 356]. Stengel dicht, 
weiss-wollig, Blätter weiss oder grauwollig, 
seltener wenig wollig, fast grün. 

5}-nudum. |[Hoffm.l:c. als Art = Cp 
lare Wahlenbg. F1. Lapp. 205 t 13; DC. 

Prodr. VE 231 =-ÿ) viride Neil be 

glabru m:Reich, Je: FE -Germ:--XV128; 

t 97f. II]. In allen Teilen kahl und gras- 

grün oder nur der Stengel oberwärts wollig, 

durch zahlreiche Mittelformen mit « ver- 








bunden. Doch sagt Neïlreich, Flora v. 

N.-Oesterreich I. 556 (1859) ganz richtig : 

«In der typischen Gestalt der vorigen 

Varietät sehr unähnlich». 

Wenn auch G. uliginosum L. in ganz 
Europa ein sehr grosses Verbreitungsareal besitzt, 
so scheint die Var. nudum Hoffmann doch 
überall mehr oder weniger selten zu sein; nach 
den Angaben der Floren bevorzugt sie periodisch 
überschwemmte Stellen mit feinem Sand- bis 
Schlammboden. 

3. Lindernia pyæxidaria AI. Ein kleines, was- 
serliebendes, niedergestreckt-kriechendes Kräut- 
chen von Veronica-artisem Aussehen, die 
gesgenständigen, ganzrandigen Blätter sind etwas 
fleischig, dreinervig und die kleinen, langgestiel- 
ten, achselständigen Blüten im Kelch verborgen. 
Die Lindernia des Säckingersees ist jedoch 
auch wieder etwas abweichend gebaut, immerhin 
nicht so auflällig, wie Bidens und Gnapha- 
lium. Die gesammelten Exemplare sind nur 
1—7 em gross, im Mittel ca. 4 cm und die 
Blätter rôtlich überlaufen. Die Pflanzen vom 
Lago Magoiore von Franzoni (1878) waren dagegen 
grün und 8—20 cm hoch. Ueber die Verbreitungs- 
verhältnisse dieser und der folgenden Pflanzen 
werden wir uns später auszusprechen haben. 

4, Limosella aquatica L.., ebenfalls eine Scro- 
fularinee und mit der vorhergehenden nahe ver- 
wandt. Der verkürzte Stengel bildet fädliche, 
an der Spitze Blattrosetten tragende Ausläufer 
und die hellbraunen, 3 mm langen Samen be- 





Woo 


sitzen an der Oberfläche fein quergestreifte Längs- 
reifen. Biologisch ist die Pflanze als Wasser- 
blütler von Interesse, indem der Pollen unter 
Wasser auf die Narbe übertragen wird. Da die 
Blüte sich nicht üffnet, so erfolgt Autogamie 
(Kerner, Pflanzenleben IT p. 385). Das natürliche 
Vorkommen dieser Pflanzen in Wasserlachen, 
in Tümpeln, in Teichen mitwechselndem Wasser- 
spiegel, ist somit an Standorte gebunden, wie 
wir sie im Säckingersee kennen gelernt haben, 
und so erklärt es sich, dass diese Pflanze hier 
vom normalen Typus nicht abweicht. 

D. Peplis Portula L. in der gedrungenen 
Landform, tritt nur vereinzelt auf. Stengel nieder- 
legend und an den Gelenken wurzelnd. Blätter 
gesgenständig aus keilf”rmigem Grunde spatelig 
und die Blüten sehr kurz gestielt, einzeln blatt- 
winkelständig. Die Samen besitzen eine eigen- 
tümliche Einrichtung zur Sicherung der Keimung, 
sie zeigen 1m trockenen Zustand eine glatte Ober- 
fiche, bei Befeuchtung nehmen die Epidermis- 
zellen viel Wasser auf und schwellen so zu den 
für viele Lythraceen charakteristischen Schleim- 
haaren an; so wird die Befesticung der Samen 
am Keimboden ermôglicht (Ludwig, Pflanzenbio- 
logie p. #91). Da die Pflanze an sandigen, hin 
und wieder überschwemmten Stellen ihre natür- 
lichen Standorte findet, so ist Peplis Por- 
tula EL, vom Säckingersee, wenn auch vielleicht 
etwas kleiner (hüchstens 12 cm), im übrigen 
durchaus normal ausgebildet. 

6. Callitriche vernalis Kützing v. minima 





Hoppe, nach Hoppe Plantae criticae vol. IX und 
Hegelmaier Monographie der Gattung Calli- 
triche (1864). Obwohl habituell stark abwei- 
chend, doch nur eine Standortsform der C. ver- 
na, überall da auftretend, wo der Boden nicht 
mehr mit Wasser bedeckt, sondern nur noch 
etwas feucht ist. Die kleinen Pflänzchen mit 
verkürzten Internodien wurzeln oft an den Ge- 
lenken und besitzen hell gelblichgrüne, fast line- 
ale Blätter. Sehr ausführlich spricht sich auch 
Réichenbach, FI: germ. excurs. Bd. p.2 und 
7 über diese Pflanze aus, eine recht brauchbare 
Abbildung enthält seine Tafel CXXIX. C. verna 
Kützing v. minima Hoppe fand sich auf dem 
verlassenen Seeboden des Säckingersees nur ver- 
einzelt. Dr. H. Harms in Berlin hatte die Güte, 


meine Bestimmung zu bestätiscen. 


7. Gypsophila muralis L. var. serotina 
Hayne, von dem typischen Mauer-Gypskraut schon 
von weitem durch die hellgrüne Farbe, die etwas 
deklichen, Hinealisch-breitwerdenden Blätter, und 
die grôsseren Blüten, deren Petalen ausgekerbt 
und gezähnelt sind, leicht zu unterscheiden. 
Reichenbach: F1. germ. excurs. Bd. IIY p. 116 
fig. 4998, sagt: <Dass aber G. serotina Hayne 
weder durch abweichenden Standort, noch durch 
spätere Jahreszeit erzeugt ist, lässt sich in der 
hiesigen Flora sehr bestimmt widerlegen, wo sie 
mit G. muralis L. an denselben Orten vor- 
kommt, so dass z. B. auf den Weinbergen hinter 
Hosterwitz (südlich von Dresden) beide zu Tau- 
senden von ferne unterschieden und in derselben 


or 


Stunde gesammelt werden kônnen.» Wenn G. 
muralis L. nach Reichenbach auf sonnigem und 
steinigem Sandboden, auf Mauern, Hügeln und 
Felsen, aber auch unverändert auf feuchtem und 
überschwemmtem Boden auftritt, so scheint die 
G. serotina Hayne doch immerhin diesen letz- 
tern Standort zu bevorzugen. Am Säckingersee 
sah ich sie mehr nur vereinzelt in der Nähe des 
Strandes, am nordôstlichen Ufer. 

8. Galium spec., weil ohne Blüten und 
Frucht, nicht näber bestimmbar, nur in wenigen 
Exemplaren in der Mitte des ôstlichen Ufers 
unter Steinen, die gewôühnlich unter Wasser sind. 

9, Chenopodium polyspermum L. var. cymo- 
suin Cheval, ebenfalls unter Steinen in der Ufer- 
zone des entleerten Sees, unweit vom mittleren, 
etwas vorspringenden Teil des üstlichen Ufers. 

10. Polygonum mite Schrank. Pflanzen 
nur 10—20 cm hoch und Tuten kurzwimperig, 
in der Blütenregion meist fehlend ; leider sammel- 
ten wir nur wenige Exemplare, vielleicht findet 
sich auch noch eine zWeite Art. Sehr reichlich, 
jedoch nur auf dem kleinen kiesigen Vorsprung 
auf der Nordostseite des Sees, wo der Zufluss 
sich in denselben ergiesst. 

11: ,Cyperus fuscus L:2:27 45% die Chorale 
Form, 7. T. die var. virescens Vahl. (Dôll: EI 
des Grossherzogtums Baden I. 515 (1857), deren 
dunkelbraune, breit-ovale und abgerundeten Deck- 
schuppen eine grüne Mittelrippe besitzen. Alle 
Pflanzen sind auch wieder sehr klein, nur 1—4 
cm hoch. 








4 2 Le SP CN SN RO TE POUE D de TN er Le 


SÉROE 2 


C5 


12. ÆHeleocharis ovata R. Br. var. Heuseri 
Uechtritz ist wohl der interessanteste Vertreter 
der ganzen Flora. Die Identifizierung desselben 
verursachte nicht geringe Schwierigkeiten, Zzeigt 
die Pflanze doch eine auffallende, nicht zu ver- 
kennende Aehnlichkeit mit der seltenen, südasia- 
tischen H. Lereschii Shuttl (— H. atropurpurea 
Kunth). Wie bei dieser, sind die Pflanzen viel 
kleiner, die Aehrchen meist wenigblütig, die 
Halme zart und zum Teil überhängend bis nieder- 
liegend, immer sind, wie bei jener, unfrucht- 
bare Halme vorhanden; wir konnten sogar auch 
zahlreiche vollständig sterile Exemplare sammeln, 
dieselben stimmten im anatomischen Bau mit 
den Aehrchen tragenden Halmen vollkommen 
überein; dazwischen fanden sich aber auch Ex- 
emplare, die nach Grüsse und Form der Aehrchen 
und nach ihrem Wuchs, der Hel. ovata R. Br. 
wieder entschieden näher standen. 

Dr. H. Christ sandte einige Exemplare 
an E. Burnat in Nant-sur-Vevey. Burnat 
schrieb uns darüber: «Le Scirpus de la Forêt- 
Noire diffère du Sc. atropurpureus par ses 
tiges moins grêles ainsi que ses épis, par ses 
soies hypogynes au nombre de 6 et non de 4, 
plus longues que l’akène ou caryopse (non plus 
courtes), par le reste persistant du style à som- 
met aigu et aussi long que large (non aplati, or- 
biculaire et moins haut que large); par ses 
akènes Jaunâtres (non noirâtres): Nous avons 
dans notre herbier des Scirpus atropurpu- 
reus à tiges parfaitement dressées et nous 


possédons par contre des Sc. ovatus à tiges 
couchées, ayant tout-à-fait le port du Scirpus de 
Säckingen. Tel est le cas par exemple du No. 417 
de Magnier FI. select (Maine-et-Loire) Nous 
concluons donc que le Scirpus de Säck- 
ingen est un Scirpus ovatus à tiges 
couchées et à épis assez petits.» 

Auch der ausgezeichnete Cyperaceenkenner 
Clarke in Kew stellt die Pflanze ebenfalls zu 
H. ovata R. Br.. doch sind nach diesem Autor 
die hypogynen Borsten zarter und schwächer als 
bei der Normalform; die Form der Griffelbasis 
fand dagegen Clarke voliständig mit H. ovata 
übereinstimmend. Clarke sah sogar Pflanzen, 
die noch kleiner waren als die eingesandten vom 
Säickingersee. 

Sowohl Burnat als Clarke sind also der 
Ansicht, dass es sich um eine Form der Hel. ovata 
R. Br. handelt. Ascherson schrieb mir nun 
unter dem 3. Dezember 1898, dass die eingesand- 
ten Pflanzen mit H. ovata R. Br. v. Heuseri 
Uechtritz identisch sind. Uechtritz âäussert sich 
über diese Pflanze in seiner Mitteilung <Ueber 
neue Arten und Formen der schlesi- 
schen Flora» in den Jahresberichten der 
schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kul- 
tur Bd. 44 (1866) p. 80 wie folet: «Obwohl diese 
Form in der Tracht von der gewôhnlichen ver- 
schieden ist (die kleineren Individuen erinnern 
an die südliche H. atropurpurea. Kth.), so bietet 
sie dennoch durchaus keine Zur specifischen 
Trennung geeigneten Merkmale und stimmt viel- 








Ron ce 


mehr im Bau der wichtigeren Organe genau mit 
der gewôhnlicheren Form überein, von der sie 
sich durch Folgendes unterscheidet. Die Rasen 
sind weniger dicht- und reichhalmig, die Halme 
meist niedriger, mehr auseinanderfahrend und 
ôfter bogig gekrümmt. Die Aehrchen sind kleiner, 
mehr rundlich eifürmig, oft fast kugelig, dabei 
armblütiger, von dunkelschwarzbrauner Färbung, 
nicht hell kastanienbraun; die Deckschuppen 
besitzen einen schmäleren, hellen Hautrand. — 
Der um die Erforschung der schlesischen Flora 
verdiente Pastor Heuser, gegenwärtig Prediger 
in New-Orleans, sammelte diese Form zuerst im 
Spätherbst 1856 an den Teichen von KI. Krausche 
bei Bunzlau mit Carex cyperoïdes, wo sie 
im vergangenen Herbst (1865) nach mehrmaligem 
vergeblichem Suchen von Limpricht wiederge- 
funden wurde. Uechtritz selbst sah sie im 
September 1864 ziemlich zahlreich ohne die Nor- 
malform an schlammigen Teichrändern westlich 
der Obernigker-Fôrsterei, gleichfalls in Gesell- 
schaft von Carex cyperoïdes. Im herb. W. Ber- 
noulli findet sich endlich eine Uebergangsform 
zur normalen H.ovata R. Br., dieselbe wurde 
von Christ im August 1853 bei Steinen im Wiesen- 
tal an etwas trockeneren Stellen gesammelt. 

Zur sichern Unterscheidung dieser drei kri- 
üschen Formen von Heleocharis stellen wir 
endlich noch die Differenzialdiagnosen in einer 
Tabelle zusammen. (Siehe Seite 28.) 

Diese kleine seltene Heleocharis findet sich 
wie Lindernia, Limosella, Cyperus fuscus, Gna- 








Unterschiede zwischen : 


li: 
Heleocharis Lereschii Shuttl. 


Halmhôhe 4—7 cm (Extreme 1—9) 


Lage der Halme niederliegend 


Unfruchtbare immer vorhanden 
Halme 
| Aehrchen wenig blütig (5—20); cirundlich 
OO 
EN F- [0 . 2 Al 
Früchtehen  |dunkelsechwarz-glänzend,wielakiert 


Perigonborsten kürzer als das Früchtchen 


Verdickte | in der 4. oder 5. Zahl 


Griffelbasis stark abgeplattet, stump£ bis selbst 
schwach ausgerandet 
Bälge stumpf 





IL. 
H.ovata R.Br.v. Heuseri, Uechtrite. 


1—6 cm (Extreme t/2—9 cm) 
bogig gekrümmt bis niederliegend 


vereinzelt bis oft sogar sehr zahl- 
reich 


wenigblütig (4— ca. 20), eirundl. 


gelblich hellbraun 
linger als das Früchtchen 


in der 6 Zahl 


ungefähr so breit als hoch 


länglich oval, vorn stumpf, dunkel- 

braun bis braunschwarz, mit 

grünem MRISROEES Spitze und 

Basis schwachhäutig, seitlich kein 
HU tran 





IL. 
H, ovata R. Br. 


10—20 em (Extreme 2—28 em) 


aufrecht 


keine 


(mebr als 0) eiférmig 


vielblütig 
bis länglich eifürmig 


gelblich-braun 


läuger als das Früchtchen 
in der 6 Zahl 

elwas breiter als hoch (kaum ein 

scharfer Unterschied gegenüber ID 


breit-oval, braun, mit schwachem 
erünem Mittelnerv und breitem 
weisshäutigem Rande. 


phalium uliginosum L. v. nudum Hoffm. reich- 
lich auf der ôüstlichen Randzone des Sees; trotz 
der Menge, in der diese Pflänzchen gesammelt 
werden künnen, treten sie in offener Formation 
auf, sie bilden niemals geschlossene Rasen wie 
die Zwergform von Bidens tripartita L. — Beleg- 
stücke der gesamten Florula finden sich im herb. 
helv. des botanischen Museum des eidgenüssi- 
schen Polytechnikum. 


IL. 


Diese sowohl in ihrer Zusammensetzung als 
auch in ihrer Ausbildung hôchst eigentümliche 
Pflanzenwelt veranlasste uns, der Biologie des 
Säckingerbergsees weiter nachzuforschen. Eine 
ganze Reihe von Fragen drängte sich uns beim 
nähern Studium dieser Florula auf. Ist der 
Säckingersee vielleicht ein periodischer See, der 
jJährlich abfliesst, oder erfolgt seine Entleerung 
nur gelegentlich und ganz unregelmässig? Muss 
diese Vegetation vielleicht viele Jahre in einem 
latenten Zustand im Boden verharren, um dann 
nach langen Jahren einmal wieder zur Entwick- 
lung zu gelangen? Wie erklärt sich die eigen- 
tümliche Mikromorphie des gesamten Florenbe- 
standes ? An die Beantwortung aller dieser Fra- 
gen konnten wir erst denken, wenn wir über 
die Geschichte dieses Bergsees genügend orientiert 
waren. In überaus zuvorkommender und gründ- 
licher Weise entsprach Herr Dr. Franz Ber- 
berich von Säckingen meinem Gesuch um nä- 
heren Aufschluss über den Bergsee. Seine Mit- 





— 30 — 


teilungen beruhen teils auf langjähriger, eigener 
Beobachtung, teils auf dem Studium alter Ur- 
kunden der Stadt Säckingen. Für seine viel- 
fachen Bemühungen spreche ich auch hier Herrn 
Dr. F. Berberich meinen verbindlichsten Dank 
aus. Ich werde in diesem Abschnitte môglichst 
wortgetreu seinem eingehenden Berichte folgen. 

Der Säckinger-Bergsee wurde früher auch 
Stadtsee genannt, im Gegensatz zu den Stadt- 
weihern, welche etwa 300 m nôrdlicher lagen, 
jetzt aber trocken gelegt sind. In alten Urkun- 
den, z. B. Joh. Vetter «das Heidenwubhr bei 
Säckingen», eine rômische Wasserleitung, 
mit Urkundenbeigaben, Karlsruhe 1866, kommt 
auch der Name Schwarzsee vor; diese Be- 
nennung kam wohl von dem schwarzen, durch 
Tannen beschatteten Seegrund her. Dieser Name, 
noch im Jahre 1858 gebräuchlich, ist jetzt voll- 
ständig vergessen. 

Der See liegt in einer Meereshôühe von 382 m 
und besitzt einen Flächeninhalt von ca. 6 Hekt- 
aren, er hat annähernd die Form eines gleich- 
schenkligen Dreiecks, dessen Grundseite nach 
Norden gekehrt ist. Ringsum wird er von Hô- 
henzügen emngeschlossen (siehe Situationsplan); im 
Südwesten liegt der Seebühl 410,2 m und 405,4 m, 
im Südosten das Kleemättle 417,8 m, im Osten die 
Kuppe 414,2 m und im Norden die Ausläufer des 
Duttenberges mit bis 420 m Hôühe. Diese Erhebun- 
gen sind durch Eïinsattelungen mit einander ver- 
bunden, nurzwischen Hôühe 420,1 m und dem See- 
bühl befindet sich das Tälchen des See- 



























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bächle, das etwa 6 m tiefer als der jetzige 
Seespiegel liegt, heute aber durch einen. künst- 
lichen Damm gesperrt ist. Dieser Stelle gegen- 
über, am Nordostende des Sees ist zwischen 
dem Scheffelfelsen und Kuppe 414,2 ein Engpass, 
der 5 m hüher als der Seespiegel liegt. 

Jenseits dieser den See umgebenden Hühen 
fällt das Gelände wieder nach allen Seiten und 
ist auch von dem dasselbe hoch überragenden 
Eckberg (711 m) und seinen Ausläufern im Osten 
durch das Tal des Schôüpfebaches, den sogen. 
Mettlenmatten und im Norden durch das Tal 
des Haselbaches scharf getrennt. 

Diese Täler sind stark mit Schuttmassen 
angefüllt und dürften nur an einer Stelle (d) das 
Niveau des Seespiegels erreichen. Infolge dieser 
Lage kônnen oberirdische Gewässer nicht in den 
See gelangen, sodass, daunterirdische Zu- 
flüsse keine vorhanden sind, das See- 
becken nur auf die Wasser des nächsten Nieder- 
schlageebietes angewiesen ist. In Betracht kommt 
die verhältnismässig kleine Fläche von 27 Hekt- 
aren 50 Aren. 

Jetzt besitzt der See künstlichen Zu- und 
Abfluss und ist durch einen Damm gestaut. Es 
ist deshalb nôtig, um die ursprünglichen Ver- 
hältnisse kennen zu lernen, sich über den See- 
durchschnitt e-a-c zu orientieren. 

Denken wir uns den Damm bei ec weg, so 
müsste der Wasserspiegel mindestens 4—6 m 
tiefer liegen; ob dieser Wasserstand früher 
immer vorhanden war, ist sehr fraglich, da we- 





nigstens in trockenen Jahren derZufluss des Regen- 
wassers nur gering sein konnte; die Annahme 
ist daher nicht von der Hand zu weisen, dass 
der See damals zeitweise ohne Abfluss war. Wir 
müssen also für jene Zeit, je nach den Nieder- 
schlagsmengen, wohl einen schwankenden See- 
spiegel annehmen. 

Diese Annahme wird unterstützt durch ge- 
schichtliche Ueberlieferungen, die meist aus dem 
städtischen Archiv von Säckingen stammen.*) Sie 
sind allerdings sehr dürftig, was bei der dama- 
ligen Bedeutungslosigkeit des Sees wohl erklär- 
ich ist. Der See wird zum ersten Mal erwähnt 
am 16. Januar 1762: 

«Die sämtlichen Fischer erscheinen mit 
dem Anbringen.,"”) wie der Stadtsee mit Unkrant 
angewachsen, so dass darunter nicht nur kein 
Fisch zu fangen, sondern solchen damit auch 
alle Nahrung benommen seye.»"*") 

Auf diese Beschwerde hin wird den Fischern 
die Stadtwever auf 9 Jahre verwilligt, — mit dem 
Auftrage, das Unkraut zu entfernen. 

In einem alten Stadtplan, dessen Jahrzahl 


‘) Herr P. A. Streicher in Säckingen hatte die Freundlich- 
keit, seine im Archiv gesammelten Notizen zur Verfügung zu 
stellen,wodurch die Arbeiten wesentlich gefôrdert werden konnten. 

) Das Wort «Anbringen» bedeutet in Säckingen so viel, 
wie Anliegen, Beschwerde. 

*) Diese Notiz ist sehr unklar, besonders auffallen muss, 
dass der See so sehr mit Unkraut bedeckt war, dass das Fischen 
unmôüglich wurde: es wäre zunächst an Potamogetonen zu denken, 
von denen sich aber keine Spur fand. Die heutige Flora mit ihrem 
mikromorphen Charakter würde der Fischerei kaum je ernstliche 
Hindernisse bereitet haben. 





CAT IE AAA QC Te 4 
SE ne ALAUET ES 





nicht mehr deutlich zu lesen ist, wahrscheinlich | 
1777, ist die Oberfläche des Sees zu 11 ôüster. 
Jucharten, 2 Viertel 25 Ruten angegeben, also 
etwa zu ?/s der jetzigen Ausdehnung. Künstliche 
Zu- und Abflüsse sind keine verzeichnet. | 
Aus dem Jahre 1780 stammt dann folgende ë 
Verordnung : «Es sollen die im Stadtweyer vor- ; 
findliche und taugliche Fischsetzlinge ausgehoben 
und in den Stadtsee übertragen werden ete...» 
Jim Anfang des Jahrhunderts (1801—1803) 
fassten die Werkbesitzer von Säckingen, welche 
bis jetzt das Wasser des Schôpfebaches direkt 
benutzt hatten, den Plan, dasselbe durch einen 
künstlichen Damm (bei d) über das Mettlemtal 
in den See zu leiten. Anfänglich soll diese Lei- 
tung ôstlich um Kuppe 411 herumgeführt worden 
sein, später wurde bei b ein Tunnel gesprengt 
und das Wasser in gerader Linie in den See ge- 
führt. Der Auslauf a-e wurde ebenfalis durch 
Erde und an zwei Stellen durch Felsen gebohrt. 
Diese für jene Zeit schwierige Arbeit ist in den 
Jahren 1801—1803 von Johann Zennier begonnen 
und durch auswärtige Bergleute zu Ende geführt 
worden. Die Lage der Zu- und Ableitung ist 
aus dem Plan ersichtlich. 
1803 wurde der Seedamm (c) aufgeschüttet, 
wahrscheinlich nur mit Erde, denn schon am 
7. August 1805 fand ein Dammbruch mit gewal- 
tigem Wassererguss nach dem Seebächle, Wald 
und Feld weithin verwüstend, statt. Später 
musste der Damm verschiedene Male verstärkt 
und erhôht werden. Weil durch das Hôherstauen 
3 





PR No e 


des Sees der Tannenwald, namentlich an dem 
flachen, südôstlichen und südlichen Ufer zurück- 
ging, entstanden 1836 Streitigkeiten zwischen 
der Gemeinde und den Werkbesitzern (Bachge- 
nossenschaft). Der jetzige Zustand wurde dann 
1885 durch eine Kichmarke festgesetzt. 

Der Wasserablauf wird heute in der Weise 
veregelt, dass die Seeôffnung bei a (Kümpfel) 
jede Nacht geschlossen wird, damit am Tage 
das doppelte Quantum Wasser abgelassen werden 
kann, von dem was zuläuft. 

Diese Wassermenge, ca. 200—300 Sekunden- 
liter, wird, um einen geregelten Betrieb der 
Werke aufrecht zu erhalten, auch bei trockener 
Jahreszeit und vermindertem Zufluss dem See 
entnommen und bewirkt dann ein Sinken des 
Seespiegels. Wegen der Bank g-h kann der See- 
spiegel nur um 7,9 m fallen, wir haben alsdann 
in der Seemitte immer noch ein 5m 
tiefes Becken, das nie auslaufen kann. 
Grosse Niederschläge und Hochwasser verur- 
sachen ein rasches Steigen des Sees. Die Nivean- 
schwankungen sind daher wesentlich eine un- 
mittelbare Folge der Niederschläge. Der See 
beginnt sewôhnlich is den Sommermonaten Juli- 
September zu sinken, doch selten bis auf den 
tiefsten Punkt, wie in den beiden Jahren 1893 
und 1898. Im Spätherbst steist er meist wie- 
der. um bei grosser Kälte, wenn das Heiden- 
wuhr zugefriert, im Januar und Februar wieder 
abzunehmen. 

In geologischer Beziehung besteht 





das engere und weitere Gebiet um den Bergsee 
aus Urgebirge, namentlich hat der Gneiss 
weite Verbreitung, dazwischen sind grüssere und 
kleinere Stôcke aus Granit von hellerauer Farbe 
mit grossen Orthoklaskrystallen häufig, sehr lokal 
tritt oft auch der rote Quarzporphyr auf, so 
im Südosten des Sees. Eine langcestreckte, 
gesgen Süden auskeilende Granitmasse streift eben- 
falls 1m Osten den See und bildet hier die beiden 
schônsten Felsen, Kuppe 414,2 und den Scheffel- 
stein. Das Hauptgebiet westlich und nôrdlich 
vom See ist dagegen Gneiss. Ueber die Ursachen, 
welche zur Entstehung der Bergseeeinsenkung 
führten, ist man noch im Unklaren. Man 
künnte annehmen, dass am obern Ende, im Eng- 
tal des Seebächle bei c, vielleicht durch Ver- 
witterung der steilen Felsen, der Abfluss verlegt 
wurde, und so ein natürlicher Stausee zu stande 
kam. Die nôrdlichen Tälchen sind ebenfalls 
sehr reich an Verwitterungsmassen. Die Ent- 
stehung des Beckens durch Gletscherthätigkeit 
dürfte nach unserer heutigen geologischen Kennt- 
nis der Gegend jedoch kaum in Frage kommen. 
Da in diesem Tal sich grosse Granitsteinfelder be- 
finden, hat Dr. F. Berberich auf Veranlassung von 
Prof. Mühlberg in Aarau das Gebiet über eine even- 
tuelle frühere Vergletscherung untersucht, bisher 
wurde durch die Anlage eines Sodbrunnens bei 
der Fabrik von Berberich & Cie. die Anvwesen- 
heit einer Schwarzwaldmoräne konstatiert, so- 
dass es jedenfalls wenigstens ausser Zweifel 
steht, dass das Schôpfebachtal  vergletschert 





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war. Erwähnen wollen wir jedoch noch, dass 
1 km südlich vom See, bei der Fabrik von Ber- 
berich & Cie. auch die Moräne eines Aare-Rhein- 
gletschers in einer Hôühe von 345 m blossgelegst 
worden ist; eine Beziehung zum See dürfte jedoch 
wohl ausgeschlossen sein. 

Das Wasser des in den See künstlich 
geleiteten Schôpfebaches kommt vom Hotzen- 
walde aus einer Hôühe von ca. 950 m (Hornberg 
und wird z. T. als Heidenwubhr, — hôüchst wahr- 
scheinlich noch eine alte Rômerbaute, — an der 
Berglehne entlang geführt. Das Wasser fliesst an 
oft feuchten, mit Binsen bewachsenen Sauer- 
wiesen, an Nadel- und Laubwaldungen vorbei, 
nimmt bei Willaringen einen Teil der Abwasser 
des Torfmooses (Kühmoos) auf und hat von da 
als Schôpfebach noch ein Gefälle von ca. 300 m. 

Die mitgeführten festen Bestandteile sind 
hauptsächlich Granitsand, bei Hochwasser auch 
Ton, Blätterresté und Humus, die dem Wasser 
eine rothbraune Färbung geben: so sind die tie- 
feren Stellen des Seebeckens immer mit Blättern 
bedeckt, welche dann beim Leerlaufen des Sees 
zum Vorschein kommen. An gelüsten Bestand- 
teilen ist das Wasser arm, es ist sehr weich, 
indem seine Härte nach Prof. Rupp in Karlsruhe 
0,85, nach Prof. Schottelius 0,8 beträgt. Da das 
abfliessende Wasser auch als Trinkwasser ver- 
wendet wird, wurden auch zu wiederholten Malen 
Trinkwasseranalysen vorgenommen. Es ergab 
sich auf 100,000 Teile ein Gesamtrückstand von 
nur 4,92—C. 





Das Wasser ist geruch- und geschmacklos 
und besitzt nur einen geringen Bakteriengehalt. 
Die Temperatur des Seewassers wird vom tiefge- 
legenen Auslauf beeinflusst. Das zufliessende 
Wasser kann im Winter sehr kalt werden und 
selbst Grundeis führen. Der See gefriert oft bis 
zu 15 cm. Das abfliessende Wasser hat im 
Sommer eine Temperatur von ca. 10—15° C, im 
Winter dagegen bis 4° C. 

Aus all diesen Mitteilungen über den Säckin- 
gersee geht wohl hervor, dass derselbe immer 
einen sehr schwankenden Wasserstand besass, 
früher in Folge seines kleinen Sammelgebietes, 
sodass bei vermehrter Niederschlagsmenge un- 
mittelbar ein Steigen des Seespiegels, bei ein- 
tretender Trockenheit augenblicklich wieder ein 
Zurückgehen desselben verbunden war ; seit dem 
Anfang des XIX. Jahrhunderts steht der See in- 
folge der vermehrten Wasserzufuhr und der künst- 
lichen Stauung um ca. 7 m hôüher, aber auch 
Jetzt zeigt er immer noch einen sehr schwanken- 
den Stand, denn die Schleusen werden im Inter- 
esse der Werkbesitzer von Säckingen reguliert. 
Die, Vegetationsverhältnisse zeigen somit grosse 
Uebereinstimmung mit denjenigen der Teich- 
flora, der Flora periodisch überfluteter und tro- 
cken gelescter Becken, wie ich sie besonders von 
Schlesien z. B. von Hoyerswerda kenne. Auf einer 
Excursion mit Prof. P. Ascherson im Herbst 1891 
hatte ich hier Gelegenheit, mit einer ganz ähn- 
lichen  Pflanzengesellschaft Bekanntschaft zu 
machen. Auch viele unserer grüsseren Seen 











PÉON EEE 


der Schweiz zeigen einen periodischen Wasser- 
stand, nach einer solchen Flora suchen wir aber 
bei uns vergebens. Prof. Bachmann von Luzern 
teilte mir mit, dass auch die Randzone der 
Teiche des Rootsees bei Luzern und überhaupt 
die vielen kleinern und grüssern Wasserbecken 
dieses Kantons keine analoge Flora beherbergen. 


ETS 


Wir fragen uns daher noch zum Schluss : 
Wie kommt dieses eigentümliche Ve- 
getationsbild zu stande? Sind es bio- 
logische, oder sind es historische Ur- 
sachen, denen wir diese interessante Florula zu 
verdanken haben ? 


Die Antwort auf diese Frage ist wohl kaum 
zwWeifelhaft. Die mikromorphe Ausbildung der 
ganzen Pflanzengesellschaft wird auf biologi- 
sche Faktoren zurückzuführen sein, ihre 
eigentümliche Zusammensetzung aber, besonders 
das Vorkommen von Lindernia, Limosella, Cype- 
rus, Peplis, Heleocharis ovata dagegen ist in 
erster Linie ein pflanzengeographisches 
Problem. ; 

Versuchen wir diese Auffassung noch etwas 
näher zu begründen. 

1. Die Mikromorphie der Flora ist 
als eine Anpassung an die kurze Vege- 
tationsperiode aufzufassen. Der Seeboden 
wird meist erst Ende August oder Anfang Sep- 
tember trocken gelegt; bei unserm Besuch 





am 23. Oktober 1898 war die Flora schon sehr 
vorgeschritten, die meisten Pflanzen bereits in 
Frucht; als 8 Tage später Dr. W. Bernoulli in 
Begleitung von Apotheker Steiger nochmals den 
See besuchte, waren viele Pflanzen infolge der 
ersten Herbstfrüste bereits abgestorben und am 
Verfaulen. Die gesamte Vegetationsperiode er- 
streckt sich also nur auf 2—2'/ Monate ; zudem 
müssen wir in Betracht Ziehen, dass mit einziger 
Ausnahme v. Callitriche. alle andern Pflanzen 
einjährig sind, die Pflanze wird also alles 
aufwenden müssen um môglichst rasch die Sa- 
men auszureifen, viel Zeit zur Ausbildung üppi- 
ser Vegetationsorgane bleibt dann nicht mehr 
übrig, daher zeigen alle diese Pflanzen ein zwerg- 
haftes Aussehen und selbst Arten, die an und 
für sich schon klein sind, verkümmern noch 
mehr. Die Produktion von Samen ist dagegen 
eine ganz enorme. Es ergeben sich somit ähn- 
Biche Verhältnisse, wie bei der hochalpinen Flora, 
auch da ist die kurze Vegetationsperiode, ver- 
bunden mit dem kleinen Wuchs, auch da eine 
orosse Sorgfalt auf môglichst rasches Ausreifen 
der Samen; alle einjährigen Pflanzen sind aber 
hier ausgeschaltet, weil selbst während der kurzen 
Vegetationsperiode die beständige Gefahr vor- 
handen ist, dass durch plôtzliche ungünstige 
Witterungsverhältnisse oder gar durch das ver- 
frühte Eintreten des Winters die Fruchtreife ver- 
hiadert wird, Verhältnisse, die für die Klora 
des Flachlandes nicht in Frage kommen. 

Es ist mir wohlbekannt, dass der zwergice 


Men eu 


Charakter der Pflanzen oft auch auf die Boden- 
verhältnisse zurückgeführt wird. So schreibt 
Kerner in seinem Pflanzenleben, Bd. II 
p. 493/94: «Wenn sandiger, humusarmer, das 
Wasser durchlassender Boden der Benetzung 
durch Grundwasser entrückt und nur auf die 
Befeuchtung mit atmosphärischem Wasser ange- 
wiesen ist, so werden die in ihm wurzelnden 
Pflanzen bei längerer Zeit hindurch ausbleiben- 
dem Regen und ‘Tau in ihrer Entwicklung ge- 
stort und infolge der Beschränkung des Wachs- 
tums in ihrer äussern Erscheinung verändert. 
Wie weit diese Veränderung gehen kann, ist am 
besten an einjährigen Pflanzen zu sehen, wenn 
sie gerade in derjenigen Zeit von der Trockenheït 
des Bodens beeinflusst werden, in der das stärkste 
Wachstum erfolgen soll. Die  Stengelglieder 
bleiben kurz, die Laubblätter sind auf das ge- 
ringste Maass beschränkt, die Seitenachsen kom- 
men gar nicht zur Entwicklung, von den ange- 
legten Blüten werden nur wenige oder selbst 
nur eine einzige ausgebildet, diese ist klein, üff- 
net sich verhältnismässig sehr früh, und die 
ganze Pflanze erhält ein zwerghaîftes Aussehen. 
Lehmiger, wasserhaltiger Boden ist 
der Gefahr einer zu weit gehenden Austrocknung 
weniger ausgesetzt, hat dagegen, so lange er 
nicht init Humus durechsetzt und dadurch ent- 
sprechend gelockert ist, den Nachteil, dass das 
Wasser in demselben die unorganischen Nähr- 
stoffe nicht so rasch und nicht in der Menge 
aufzuschliessen im Stande ist, wie es dem Be- 











dürfnisse der Pflanzen entspräche. Aus dieser 
Thatsache erklärt sich die auffallende Erschei- 
nung, dass die auf zähem, nassem Lehm gewach- 
senen Pflanzen ein zwerghaftes Aussehen haben, 
ganz ähnlich demjenigen, das die auf trockenem 
Sandboden gewachsenen Stôcke aufweisen.» 
AucheSchimper, Pilanzenveogra- 
phie (1898) p.4erwähnt diese Thatsache und macht 
darauf aufmerksam, dass ein sehr nasses Substrat 
für die Pflanzevollkommen trocken sein kann,wenn 
die Pflanzen ihm kein Wasser zu entnehmeï ver- 
môgen, d. h. wenn das Wasser von den Bodenteil- 
chen stärker als von den Wurzeln angezogen wird ; 
einen solchen physikalisch nassen Boden bezeich- 
net Schimper mit Recht als physiologisch 
trocken, derselbe bedingt somit eine xerophile 
Vegetation. Trifft nun das eine oder andere für 
die Flora des Säckingersees zu? Der Boden besteht 
zWar aus feinem, tonigem Schlamm, er ist aber 
Ziemlich reich an Humus ; Dr. Berberich sagte : 
«die im See gefangenen Fische sollen nach ,Moos* 
schmecken»>, — das Zuflusswasser nimmt, wie 
wir wissen, die Abwasser des Kühmooses auf 
und führt bei Hochwasser Blätter und Humus 
mit, die dem Wasser eine rotbraune Färbung 
erteilen. Der Boden darf wohlauch nicht als phy- 
siologisch trocken bezeichnet werden, denn diese 
Microflora zeigst durchaus kein xerophiles Ge- 
präge. Gnaphalium uliginosum tritt in der ver- 
kahlenden Form nudum Hoffm. auf, und auch 
die anatomische Untersuchung Zzeigt gegenüber 
normalen Pflanzen derselben Art einen noch ausge- 


sprocheneren hygrophilen Charakter, wie : schwä- 
chere Epidermiswandungen, noch grüssere Hohl- 
räume, Verminderung der Sklerenchymfasern, 
oberflächliche Lage der Stomata; dagegen ist das 
Assimilationsgewebe stärkerausgebildet, die Inter- 
cellularen desselben kleiner, das Gewebe also 
dichter, ferner erfolgt nicht selten auch eine Ver- 
mehrung der chlorophyllführenden Zellschichten. 
Heleocharis ovata R. Br. besitzt unter der 
Epidermis 2 Schichten radial angeordneter Palli- 
saden. bei der v.Heuseri Uechtritz sindes deren 5. 
Gerade diese Vermehrung des Assimilationsge- 
webes zeigt uns, wie die einjährigen Pflanzen eben 
alles aufwenden müssen, um bei der kurzen Vege- 
tationsperiode doch sicher zu ihrem Ziel, dem voll- 
stindigen Ausreifen und der müglichst grossen 
Produktion von Samen zu kommen. Welch ab- 
normes Verhältnis zwischen dem Gewicht der 
ganzen Pflanze und dem Gewicht der producierten 
Samen hier vorkommen kann, hat mir eine Wäg- 
ung einer kleinen Bidens gezeigt. Das Gewicht 
der ganzen Pflanze war 0,047 gr. und das Ge- 
wicht der producierten Samen betrug 0,015 gr., 
d. h. ca. ‘/s der ganzen Pflanze; ein ähnliches 
Missverhältnis findet sich auch bei vielen arkti- 
schen und Alpen-Pflanzen. Als Standorts- 
modificationen sind somit wohl folgende 
Pflanzen der Säckingerflora aafzufassen: Bidens 
tripartita L.f. minima Wimm et Grab ; Gnapha- 
lium uliginosum L. f. nudum Hoffm.; Callitriche 
vernalis f. minima Hoppe ; Heleocharis ovata R. Br. 
f. Heuceri Uechtritz; ferner die micromorphe 








ha ira met À: dinde, lé 





Ausbildung v. Cyperus fuseus und Chenopodium 
und Polvgonum. Durch das freundliche Ent- 
gesgenkommen von Hrn. Dr. G. Stebler, Direk- 
tor der eidgen. Samenkontrollstation, war es 
mir môglich, auf dem Versuchsfeld dieser An- 
stalt, Samen der beiden ersten Pflanzen auszu- 
säen. Ueber die Resultate dieser Kulturen hofte 
ich später berichten zu künnen. 


2. Die Zusammensetzung der Flore 
ist ebenfalls sehr beachtenswert. Von den zwülf 
Arten interessieren uns nach ihrer geographischen 
Verbreitung besonders folgende fünf: Linder- 
HiasLinro se Pas Pepliise-Cyperus Luis: 
cus,. Heleocharis ovata. sie besitzen alle 
noch ein sehr grosses Verbreitungsareal, doch 
ist ihre Verbreitung in Central- und 
Enocn mer in, Westeuropareinerselr 
disjunkte, sodass sie entschieden zu den sel- 
teneren Bestandteilen unserer Flora gehôren. 

Wenn wir zudem die älteren Florenwerke be- 
rücksichtigen, so kann es uns nichtentgehen, dass 
sie in unserer Flora bereits auf dem Aussterbe- 
etat eingetragen sind. Die Lindernia ist aus 
der Schweiz mit Sicherheit jetzt nur aus der Gre- 
gend des oberen Lago maggiore,*) wo sie 1877 
von Franzoni entdeckt wurde, bekannt. An den 
alten Standorten bei Basel und Genf scheint die 
Pflanze ganz verschwunden zu sein. Dôll kennt 


#) Dieser Standort der Pflanze ist jedoch schon Thomas be- 
kannt gewesen, denn im herb. W. Bernoulli findet sich Lindernia 
mit einer Etiquette von Thomas und der Bezeichnung «près 
Locarno». 


RE Re MS EX 


3) >| 5 
PR CAE OUEN 72 








NC Mere 


sie (1859) an lehmigen Stellen der Rheinfläche noch 
von 12 Standorten. Im Elbegebiet erreicht sie 
bei Wittenberge und dann an der Oder ihre 
Nordgrenze, ist aber von Ascherson neuerdings 
daselbst nicht mehr beobachtet worden; dagegen 
findet sie sich in Schlesien mit Sicherheit an 
mehreren Orten. Währenddem sie dann im west- 
lichen Frankreich immer seltener wird und in 
Spanien ganz fehlt, ist sie dagegen nach Bois- 
sier im Orient weit verbreitet. 

Ganz ähnlich verhält sich Cyperus fus- 
cus, welche nach Günther Beck, Flora v. N.- 
Oesterreich, besonders im Gebiet der pontischen 
Flora auftritt. Bei uns ist die Pflanze noch ziem- 
ich häufig, aber überall sehr sporadisch. Kôülliker, 
Flora von Zürich (1839) sagt noch: «in nassen, 
moorigen Wiesen, häufig und viel.> Ob das heute 
noch zutrifft, müchte icheinigermassen bezweifeln. 
Am Katzensee und auf dem Zürichberg, wo Kôülliker 
sie Z. B. angibt, fand ich sie nie, und auf einem 
feuchten Feldweg bei Adlikon, habe ich sie seit 
Mitte der S0er Jahre auch nicht mehr gesehen. Das- 
selbe gilt auch für den Schleimling (Limosella). 
Kôülliker erwähnt z. B. diese Pflanze von der Enge 
bei Zürich, nach einer handschriftlichen Notiz 
von O. Heer ist sie aber daselbst seit 1860 ver- 
schwunden. Die ebenfalls sporadisch auftretende 
Heleocharis ovata R. Br. geht bis ins ôst- 
liche Frankreich, im westlichen, atlantischen 
Teil dagegen ist sie sehr selten. Dôüll erwähnt 
1857 diese Pflanze in seiner Flora des Grossher- 
zogtums Baden Bd. I. 310 von 11 Orten, sagt 








aber von den letzten vier: In der letzten Zeit 
in dieser Gegend (Umgebung von Karlsruhe) nicht 
mehr beobachtet. Auch Peplis rechnet Christ 
zu den aussterbenden Arten (Pflanzenl. p. 180). 

Bei der enormen Samenproduktion 
dieser Pflanzen muss diese disjunkte Verbreitung 
und das stete Zurückgehen derselben entschieden 
auffallen. Diese Pflanzen sind zwar alle ein- 
Jährig und daher der Ausrottung in erhôhtem 
Masse ausgesetzt; doch scheint dagesen die 
Keimfähigkeit der Samen wieder sehr 
lange anzudauern. So schreibt Dô6ll von 
der Lindernia 1859, Flora des Grossh. Baden 
Bd. IT. 748: «Beim Karlsruher Entenfang hat sich 
bis jetzt die Pflanze nur in den durch eine Reihe 
von Jahren auseinanderliegenden Jahrgängen ge- 
zeigt, wo der Weiher trocken gelegt wurde ; die 
Samen haben daher in der dazwischen liegenden 
langen Zeit ihre Keimkraft nicht verloren. Auch 
in clem umgekehrten Fall, wo die nôtige Feuch- 
tigkeit oft viele Jahre hindurch fehlte, habe ich, 
namentlich bei Friedrichsfeld, die gleiche Beob- 
achtung gemacht.> Auf die grosse Leichtig- 
keïit. mit der die Verbreitung der Samen 
dieser Pflanzen vor sich geht, haben bereits Dar- 
win und Kerner hingewiesen. In dem angeklebten 
Schlamm der Schnäbel, des Gefieders und der 
Füsse von Schwalben, Schnepfen, Bachstelzen 
und Dohlen fanden sie besonders häufig die 
Samen von Cyperus fuscus, Heleocharis. Limo- 
sella und Lindernia [Ludwig, Biologie der Pf., 


D) 


p. 378 (18%5), Kerner, Pflanzenleben II p. 803 





HR EE 


(1891)]. Auf die Befestigung der Samen von 
Peplis am Keimboden durch Schleimhaare haben 
wir schon hingewiesen. 

Die reichliche Samenproduktion, die 
oünstigen Keimungsverhältnisse,dieleichten 
Verbreitungsbedingungen stehen nun offen- 
bar mit dem allmäligen Aussterben dieser kleinen 
Pflanzenwelt in schroffem Widerspruch. Wir fra- 
gen uns unwillkürlich: wie erklärt es sich, dass 
trotz dieser vorteilhaften Verhältnisse diese Flo- 
rula mehr und mehr zurückgeht ? Die Erklärung 
ist wohl einzig in dem Rückgang der na- 
türlichen Standorte, — wie von periodisch 
überschwemmten und wieder trocken gelegten 
Teichen, Altwasser der Flüsse, kleinen Seebecken 
mit sandig-schlammigem Untergrund, — zu 
suchen. Das Verschwinden der natürlichen Stand- 
orte dieser Florula erklärt sich aber wohl nur 
zum Teil aus der fortschreitenden, intensiveren 
Kultur. wie z. B. durch Flusskorrektionen, durch 
Trainierung sumpfiger Gebiete; wir dürfen wohl 
mit Sicherheit annehmen, dass dieser Rückgang 
mit einer Aenderung des Klimas von Mitteleu- 
ropa im Zusammenhange steht. Es ergibt sich 
somit, dass die Lüsung dieser Frage eine histo- 
rische sein muss; nur im Zusammenhang mit 
der Geschichte unserer Flora seit der ausgehenden 
Tertiärzeit, lassen sich die heutigen Verbreitungs- 
verhältnisse verstehen. Wo und wann sind nun aber 
dietopographischenundklimatischen Bedingungen 
zur Bildung periodischer Wasserbecken besonders 
günstig? Sind es nicht die Steppenseen, die gerade 






= 





in dieser Hinsicht jährlich grosse Schwankungen 
lin Wasserstand erfahren? Muss es nicht auffallen, 
dass diese 5 Vertreter unserer kleinen Florula 
im Gebiet der pontischen Flora, wo analoge Ver- 
hältnisse noch heute annähernd bestehen, ein 
viel geschlosseneres Verbreitungsareal besitzen, 
indessen sie im atlantischen Westeuropa ent- 
weder viel seltener werden oder ganz fehlen? 
Nehrings Funde des Vorkommens einer Steppen- 
fauna in Mitteleuropa machen es, wenn wir we- 
niostens nur die sesshaften Steppentiere berück- 
sichtigen, sehr wahrscheinlich, dass westlich 
vom Rheingebiet wenigstens grüssere und zu- 
sammenhängende «Steppen» nie  vorhanden 
waren*). Unsere kleine Florula des Säckinger- 
sees zeligt auch in der schwachen Succulenz von 
_Lindernia und Peplis Anklänge, wie sie bei 
Steppenpflanzen nicht selten, unserer Flora aber 
ziemlich fremd sind. Diese aquilonare Pe- 
riode am Schluss der Eiszeit. eine Periode mit 
etwas kontinentalerem Charakter, war be- 
kanntlich die Zeit der Einwanderung zahlreicher 
Thermophyten aus dem Gebiet der ponti- 
schen Flora. Die Einwanderung des altafrikani- 
schen Florenelementes von Christ [Berichte der 
schweiz. bot. Gesellschaft Bd. VII (1897) 1—48] 
dürfte wohl auch in diese Periode zu verlegen sein. 
Viele dieser Pflanzen vermôgen sich heute noch 


*) Schulz: Grundzüge einer Entwicklungsgeschichte der 
Pflanzenwelt Mitteleuropas seit dem Ausgang der Tertiärzeit 
1894, p. 12—14. 


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SET RES TS tee, he ere A OT EAN E 27 C 


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zu halten, wenn durch eine südliche Exposition, 
durch eine grüssere Wärmeabsorption des Bodens, 
durch den Fôhn oder den günstigen Einfluss eines 
Seespiegels, das Klima lokal einen privilegierteren 
Charakter erhält; es sei nur z. B. an Aspe- 
rula taurina und an das Dorycnium suffruticosum 
Vill. v. germanicum (Gremli) Burnat erinnert. 
Hieher gehôrt jedenfalls auch die Gagea Bo- 
hemica.*) eine Pflanze, die zuerst in Bôhmen 
entdeckt wurde, später stellte sich heraus, dass 
ihr Verbreitungsgebiet sehr gross ist und sich 
über Persien, Kleinasien, Süd-Russland und die 
Balkanhalbinsel erstreckt. Weiter westlich findet 
sich Gagea Bohemica nur noch an einigen weni- 
gen verlorenen Posten in Bühmen und bei Mag- 
deburg, sie ist zweifellos ein letzter Rest dér ehc- 
mals bis an den Harz ausgebreiteten Steppen- 
ford (Werner lc ps) 

Alle diese biologischen und pflanzengeographi- 
schen Thatsachen, führten uns zu der Ansicht, 
dass auch diese 5 Vertreter der Florula 
der periodisch trocken gelegten Rand- 
zonerdes Sackinsersées-durchars#den 


Stempel einer Relikrentlora aus tder 


Steppenzeit tragen. Wir werden-wohl 
nicht fehlgehen, wenn wir inihnen die 
letzten Ueberreste der Flora periodischer 
Steppenseen Mitteleuropas erblicken. 


*) Einige Autoren geben zwar Gagea bohemica auch noch 
in Frankreich an; doch ist die Frage wohl noch näber zu prüfen, 
ob es sich nicht vielleicht um die nahverwandte Gagea saxatilis 
handelt. 





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Untersuchungen über einige schweizerische Rostpilze, 
Von Dr. Ernst Jacky. 


Brratedtu ne 


Bei Gelegenheit von Untersuchungen über 
Compositen bewohnende Puccinien vom Typus 
der Puccinia Hieracii, über die an anderer Stelle 
berichtet werden soll. besonders beim Sammeln 
des Infektionsmateriales, fand ich da und dort 
auch andere Rostpilze, deren näheres Studium 
mir von Interesse schien. Die damit angestell- 
ten Infektionsversuche. die in den Jahren 1897 
und 1898 im Botanischen Institut Bern ausge- 
führt wurden, sollen im Nachstehenden beschrie- 
ben werden.') Besonderen Dank schulde ich 
Merrn Prof. Dr. Ed. Fischer, der mir stets mit 
Rat und That hilfreich zur Seite stund. Ebenso 
danke ich Herrn Dr. Stebler, Vorsteher der schw. 
Samenkontrollstation in Zürich, sowie Herrn 
Revierfôrster Candrian in Samaden für Zusen- 
dung von Versuchspflanzen. 


1) Eine vorläufige Mitteilung findet sich in: Verhandlungen 
der Sehweizerischen Nalurforschenden Gesellschaft 1898, p. 66. 


—  D0 — 


I. Ueber die Zugehürigkeit des Caeoma Saxi- 
fragae (Strauss) Winter auf Saxifraga oppositi- 
folia L. 


Im August 1897 fand ich im Verein mit 
Prof. Ed. Fischer auf sandigem Boden am Rande 
des Corbassière-Gletschers im Wallis in einer 
Hôühe von ungefähr 2650 m über Meer auf Saxi- 
fraga oppositifolia L. ein Caeoma, welches durch 
sein häufiges Auftreten unsere Aufmerksamkeit 
auf sich Jenkte. In unmittelbarer Nähe der 
Saxifraga fanden sich beinahe einzig Salix her- 
bacea L. und weniger häufig Salix serpyllifolia 
Scop., mit welchen die Saxifraga dichte, inein- 
andergreifende Rasen bildet. Obwohl auf den 
Saliæ noch keine Üredolager zu finden waren, lag 
trotzdem der Gedanke nicht ferne, es müchte 
das Caeoma Saxifragae (Strauss) Win- 
ter auf Saxifraga"oppositiforras ein 
den Entwicklungskreïis einer Melam- 
psora auf den erwähnten Salices ge- 
hüren. 

Zum Zwecke eines weitern Eindringens in 
diese Frage wurden Rasen von Salix herbacea 
ind Caeoina tragenden Saxifraga oppositifolia 
ausgegraben und teils im Va] de Bagnes an leicht 
zugänglicher Stelle in einer Hüôhe von ungefähr 
1500 m eingepflanzt, teils nach Bern gesandt, 
wo dieselben im Botanischen Garten eingetopft 
wurden. 


Ungefähr Zzehn Tage später untersuchte 
ich die in Bern in Tôpfen cultivierten Rasen 





débat 


SP Le 


und fand auf zahlreichen Blättern der Saliæ 
herbacea orangerote Uredopusteln, währenddem 
nunmehr die Caeoma auf den Saxifragen ein- 
gegangen Waren. Zu gleicher Zeit wurden 
auch die im Wallis, in Fionnay im Val de Bagnes, 
eingepflanzten Rasen von Prof. Fischer unter- 
sucht, und auch hier wurden auf Salix herbacea 
Uredolager constatiert. Es ist von Interesse, zu 
bemerken, dass sich in Bern die Uredolager noch 
ziemlich stark vermehrten, währenddem in Fion- 
nay den Uredosporen sogleich die Teleutosporen 
foleten. 

Am 50. August wurde von Prof. Fischer 
auch an Ort und Stelle am Rande des Corbas- 
sière-Gletschers Nachschau gehalten. Es konnten 
auf Salix herbacea und teilweise auch auf Sa- 
hx serpyllifolia Uredo- und hauptsächlich Te- 
leutosporenlager nachgewiesen werden. Solche 
Teleutosporenlager tragende Blätter wurden ge- 
sammelt und in Leinensäckchen den Winter über 
in Bern im Freien aufbewahrt, um im nächsten 
Frühjahr zu Infektionsversuchen benutzt werden 
zu kôünpnen. 

Die Saxvifraga- und die Salix-pflanzen wur- 
den ebenfalls im Freien in einem Kasten über- 
wintert, teils Saxifraga allein, teils Saliæ allein, 
teils beide zasammen im gleichen Topfe stehend. 

Am 90. März des darauffolgenden Jahres 
(1898), kurze Zeit nachdem die Frühlingssonne 
den auf den Pflanzen ruhenden Schnee weoge- 
schmolzen hatte, bemerkte ich, dass beinahe alle 
Saxifraga opposilifoliu, die in gleichen Tôpfen 


2 1 0e8 dote ECS OR Ares rs eine dc 








CA 
RP E 





stunden mit Salix, welch letztere im vorange- 
sangenen Jahre mit Melampsora ïinficiert ge- 
wesen waren, Zahlreiche Pykniden trugen, denen 
3 Wochen die Caeorma foloten. 





nach 2 

Durch diese Thatsache erschien die An- 
nahme einer Zusammengehôrizgkeit 
von Melampsora und Caeoma als sehr 
wahrscheinlich. 

Die jm Nachfolsenden zu beschreibenden 
Infektionsversuche sollten die Frage weiter zu 
lüsen im Stande sein. 


Versuch A. 


Am 1. April 1898 wurden mit Teleutosporen 
auf Blättern von Salix herbacea (Non dem oben 
erwähnten Infektionsmaterial) folgende Pflanzen 
besäet : 

À 1. Saxifraga oppositifolia, 
À 2. Saxifraga oppostlifolia, 
À 3. Saxifraga oppositifolia, 
À 4. Saxifraga exarata, 

À 5. Saxifraga bryoides, 

À 6. Saæifraga varians, 

À 7. Saxifraga androsacea, 
À 8. Salix herbacea. 

Gleichzeitig wurde ein Versuch auf Objekt- 
trigern angestellt. Es konnten indes in keinem 
Falle ausgeworfene Basidiosporen  constatiert 
werden. Ebenso war noch am 24. Mai kein 
Erfolg der Infektio n auf den Versuchspflan- 
zen zu bemerken. 


qe D AA PE AE EE AS gg ce 


Dieses Misslingen des Versuches muss wohl 
auf den Umstand zurückgeführt werden, dass die 
Teleutosporen nicht mehr in keimfähigem Zu- 
stande waren, sei es, dass deren Keimfähigkeit 
durch fehlerhafte Behandlung des Infektionsma- 
teriales zerstort worden war, sei es, dass die 
Teleutosporen nur unmittelbar zur Zeit der Schnee- 
schmelze keimen, was als Anpassung an die 
hochalpine Umgebung nicht unmôglich erscheint. 
Diese Annahme wird durch das frühe Auftreten der 
Pykniden (Ende März) auf den in Bern im Freien 
stehenden Saxifraga einigermassen bestärkt. 


Versuch B. 


Am 2. Mai 1898 wurden Teleutosporen tra- 
sende Blätter von Salix herbacéa und Salix ser-- 
pyllifolia auf folsende Pflanzen gelegt : 

B 1. Saxifraga oppositifoliu. 
B 2. Saxifraga oppositifolia. 


Auch hier konnten weder auf Objektträgern 
ausgeworfene Basidiosporen erkannt werden, 
noch zeigte sich ein Erfolg auf den beiden Ver- 
suchspflanzen. Der Grand des Misslingens ist 
wohl derselbe wie bei Versuch A. 


Ergaben diese beiden Versuche keine posi- 
tiven Resultate, so mussten in umgekehrter Rich- 
tung angestellte Versuche vielleicht zum Ziele 
führen. Als Infektionsmaterial dienten die oben 
(p.92) erwähnten Caeomasporen auf den im Freien 
stehenden Sarifraga oppositifolia. 





— 
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bre 


Versuch C, 


Am 21. April brachte ich Caeoma tragende 
Blätter von Saxifraga oppositifolia auf folsende 
Pflanzen : 


C 1. Salix herbaceu. 

C 2. Salix serpyllifolia. 
C 3. Salix reticulata. 
C 4. Salix retusa. 

C 5. Salix arbuscula. 

Schon am 3. Mai, nach einer Incubations- 
zeit von zwôlf Tagen, zeigten sich an einem 
Blatte von Salix herbaceu (C 1) zwei deutliche, 
auf Blatt-Ober- und Unterseite sichtbare Uredo- 
lager. Die übrigen Versuchspflanzen Wwaren pilz- 
frei. Am 6. Mai fand ich drei pilzbefallene 
Blätter auf C 1, eines derselben mit sechs Uredo- 
lagern; am 23. Mai constatierte ich sechs infi- 
cierte Blätter, und zugleich bemerkte ich die 
ersten Teleutosporenlager. Am &. Juni zeigten 
schliesslich neun Blätter von Salix herbacea 
Teleutosporenlager. Die übrigen Versuchspflanzen 
blieben dauernd pilzfrei. 


Versuch D. 

Am 28. April 1898 wiederholte ich den Ver- 
such mit Caeomasporen von Saxifraga oppositi- 
folia, indem ich folgende Pflanze damit besäete: 

D 1. Salix herbacea. 

Selbstredend wurde dieser, wie auch Ver- 
such E von den übrigen Versuchen getrennt ge- 
halten. 





Am 16. Mai bemerkte ich auf Salixr herbacea 
(D 1) zwei pilzbefallene Blätter, das eine mit 
zWei, das andere mit drei Uredolagern, Am 8. 
Juni fanden sich bis 10 und mehr Teleutosporen- 
lager auf dieser Pflanze. 


Hier sei bemerkt, dass seit dem 28. April 
auf den im Freien stehenden Salix herbacea, 
die sich in gleichen Tôpfen mit den Caeoma 
tragenden Saxifraga opposilifolia befanden, Ure- 
dolager auftraten, die sich im Laufe des Früh- 
jahzs stark vermehrten. Ende Mai bildeten sich 
die ersten Teleutosporenlager. 


Aus Versuch C und D, sowie aus der zu- 
letzt erwähnten Bemerkung, geht mit Deutlich- 
keit hervor, dass mit Caeomasporen auf Saxi- 
fraga oppositifoliu Salix herbacea positiv infi- 
Ciert werden kann, dass somit das Caeo- 
PAS ax Dlars-te, (Strauss) Wiener Au 
Saxifraga onpositifolia in den Ent- 
wicklungskreis einer heterécischen 
Melampsora auf Salix herbacea zu 
gehôüren scheint. 


Es handelte sich nun im fernern darum, zu 
wissen, ob die auf Salix herbacea auftretende 
Melampsora identisch sei mit einer solchen auf 
Salix serpyllifolia. Zu dem Ende wurde der 
nachfolgende Versuch angestellt. 


Versuch E. 


Am 5. Mai 1898 wurden Uredolager tragende 
Blätter von Salix herbacea, von den im 








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OPEN FRE 


VIRE Adi 


FE Sa la f 
ANPIÉS RE, 2 


Rent 








PERRET AVES ED EME REIN 


Freien stehenden Pflanzen stammend, auf fol- 
sgende Pflanzen gelegt : 

E 1. Salix herbacea. 

E 2. Salix serpyllifolia. 


Am 24. Mai zeiote E 1 (S. herbacea) neun 
Blätter mit zum Teil äusserst zahlreichen Uredo- 
lagern. E 2 (S. serpyllifolia) blieb dauernd pilz- 
fre. Am 8. Juni besass E 1 sechzehn pilzbe- 
fallene Blätter. darunter solche mit bis zu drei- 
undzwanzig Teleutosporenlagern. 

Aus diesem Versuche dürfte daher mit ziem- 
licher Sicherheit der Schluss gezogen werden, 
es sei dieauf Salix herbacea auftretende 
Melampsora nicht identisch mat 
einer solchen auf Salix serpyEilrroia; 


Schliesslich bleibt uns zu erwähnen übrig, 
dass die im Freien stehenden Kontrollexemplare, 
darunter 9 Salix herbacea, zahlreiche Salix ser- 
pyllifolia, S. reticulata, S. retusa und S. arbus- 
cula den ganzen Sommer über pilzfrei waren, 
dass indessen bei einer im September vorgenom- 
menen Revision sowohl einige Salir herbaceu als 
auch einige Salir serpyllifolia vereinzelte Uredo- 
lager trugen. Diese Versuchsverunreinigung lässt 
sich für Salir herbacea wohl dadurch erklären, 
dass sowohl die Kontrollexemplare als auch einige 
der pilzhbefallenen Saxifraga- und Salixpflanzen 
im Freien stunden und daher eine Uebertragung 
der Sporen durch die Luft nicht ausgeschlossen 
erscheinen kann. Noch unerklärt ist das Auf- 
treten von Uredolagern auf Salix serpyllifolia. 








Wir geben im Nachstehenden eine genaue 
morphologische Beschreibang des Pilzes : 


I. a) Pyhniden. Lebhaft orangerot, auf der 
Blattoberseite zu mehreren nebeneinanderliegend, 
flach. Pyvknosporen farblos. In Bern Ende März, 
in den Hochalpen wohl nicht vor Mitte Juli. 


b) Cacomä. Meist einzeln auf der Blatt- 
oberseite, seltener auf der Unterseite, orangerot, 
anfangs von der Epidermis bedeckt, bei der Reife 
dieselbe sprengend. Sporenlager flach. Sporen 
kugelig bis leicht polvgonal, Membran farblos, 
bis 3 u dick, äusserst feinwarzig, Warzenabstand 
kleiner als 1 u; Inhalt gelb. Maasse: Breite 16 w 
bis 24 u, Länge 17—25 u, Mittel 20 u X 22 w. 
Paraphysen farblos oder mit gelbkôürnigem Inhalt 
erfüllt, in einen Kopf endigend, der stets kleiner 
ist als die Caeomasporen. In Bern im April, in 
den Hochalpen Juli-August. 

II. Uredolager. KEinzeln, rundlich, unge- 
fähr ‘/2 mm im Durchmesser, orangerot bis 
bräunlich, hauptsächlich auf der Blattoberseite. 
Anfangs von der Epidermis bedeckt, bei der 
eife freiliegend. Sporen ellipsoidisch bis ku- 
velig, Membran farblos, ca. 1!/2 u dick, fein- 
stachelie, Abstand der Stacheln 1—1!/2 u. Inhalt 
braun. Maasse: Breite 12—16 «, Länge 16—20 w, 
Mittel 14 u 18 u. Paraphysen gross, in einen 
Kopf endigend, farblos oder mit gelbkôürnigem 
Inhalt; Membran bis zu 3 « diek, Kopf grüsser 
als die Uredosporen. In Bern Ende April und 
Mai, in den Hochalpen im August. 





IT. Teleutosporenlager. Einzeln oder leicht 
zusammenfliessend, meist auf der Blattunterseite, 
den Uredolagern entgegengesetzt, jedoch auch 
auf der Oberseite ; krustenfürmig, bis zu ‘/2 mm 
im Durchmesser, braun und schliesslich schwärz- 
Bich; dauernd von der Epidermis bedeckt. Spo- 
ren einzellig, Keulenfürmig, prismatisch, am 
Scheitel nicht verdickt, abgeflacht, rundlich oder 
leicht zugespitzt, Basis abgerundet oder ver- 
schmälert. Membran glatt, dûünnwandig, braun. 
Keimporus scheitelständig, wenig auflällig, an 
ausgekeimten Sporen meist sichtbar. Maasse: 
Breite 8—17 u, Länge 28—50 «, Mittel 11 u X 
90 —A8 u. In Bern von Ende Mai an, in den 
Hochalpen Ende August. Basidiosporen 
klein, citronenfôrmig oder mehr kugelig mit An- 
satzstelle, farblos mit braunrotem Inhalt. Maasse : 
Breite 6—8 u, Länge 8—10 «, Mittel 6,5 X 9 w. 

Pykniden und Caeoma auf Saxifraga op- 
positifolia, Uredo- und Teleutosporen auf Salix 
herbacea. 

Wir haben es folglich mit einer Æeter-Eu- 
Melampsora zu thun. 

Was die systematische Stellung dieses Pilzes 
anbelangt, so lässt sich darüber folgendes sagen : 
Das Caeoma Wurde zuerst von Strauss?) 
beschrieben unter dem Namen Uredo poly- 
morpha €. Saxifragae. Winter) führt das- 








1) Die zur Beobachtung gelangten Basidiosporen stammten 
von Teleutosporen, die auf einer den Winter über im Freien 
stehenden Pflanze gesanmimelt wurden. 

*) In Wetter, Ann. IF, pag. 87. 

5) In Rabenhorst, Kryptogamenflora, Tom. 1, pag. 258. 





selbe erstmals als Caeoma Saxifragae (Strauss) 
an und erwähnt als Nährpflanzen: Saxifraga 
aizoides L., muscoides Wulf., moschata Wulf., 
granulata L. Dietel!') kennt als Nährpflanze 
auch Saxifraga oppositifolia L. 

Es ist wahrscheinlich, dass das Caeoma 
Saxifragae (Strauss) Winter als Collectivspecies 
aufzufassen ist, und dass die Caeoma auf den 
verschiedenen Saxifragaarten in den Entwick- 
lungskreis verschiedener Melampsoren gehôren. 
Weitere Versuche müssen diese Frage der 
Specialisierung genauer zu erläutern im Stande 
sein. 

Die Melampsora auf Salix herbacea 
wird von Winter zu Melampsora Salicis 
capreae (Pers.) gezählt, da er constante morpho- 
logische Unterschiede bei den auf verschiedenen 
Nährpflanzen vorkommenden Weidenmelampsoren 
nicht finden Kkonnte?). Dietel*) führt sie in 
seinem Uredineenverzeichnisse vom Jahr 1888 
als unbekannter Zugehôrigkeit an, und Macg- 
nus‘) ist in seinem im Jahre 1890 erschienenen 
Verzeichnisse der Pilze Graubündens ungewiss, 
wohin er die auf Salix herbacea am Albulapass 
gefundene Melainpsora zu stellen habe. 

Im Jahre 1888 trennt Ro stru p°) auf Grund 

1) P. Dietel, Verzeichnis sämtlicher Uredineen, pag. 26. 

2) In Rabenhorst, Krypt.-Flora, Tom, 1, pag. 239 und 240. 

Pr Dielel,-Verz sämilUred pag rl? 

4) P. Magnus, Erstes Verzeichnis der ihm aus dem Kanton 
Graubünden bekannt gewordenen Pilze, pag. 30. 


>) Rostrup, Fungi Groenlandiae, Meddelelser om Grünland LEE, 
Kjôübenhavn (1888), pag. 535. 


LA 





morphologischer Eigentümlichkeiten die anf Salix 
Groenlandica, glauca und kerbaceu Yebende Me- 
laïnpsora von Meluinpsora Salicis capreae (Pers.) 
Winter ab unter der Bezeichnung Welumpsora 
arctica Rostrup. Seine freilich nicht sehr 
detaillierte Beschreibung: «Soris uredosporiferis, 
gregariis, hvpophyllis, flavis;  uredosporis, 
sphaeroideis vel ovoideis, 18—20 uw. diam., 
echinatis, paraphysibus clavatis; soris teleuto- 
sporiferis hypophvllis, Sparsis, minutissimis, 
atrofuscis ; teleutosporis prismaticis, rufo — 
fuscis —» stimimt mit der unsrigen im grossen 
und ganzen überein ; dagegen sind unsere Maasse 
der Uredosporen kleiner, und die keulenfürmigen 
Paraphysen sind durch solche mit dickwandigem 
Kopfe ersetzt. 

Wenn nun Juel') in seinen «Uredineen 


aus den Gebirgssescnden Skandinaviens» auf 


Salix herbaceau zZWei verschiedene Melampsoren 
beschreibt, von denen er die eine der Melump- 
sora arctica Rostr. zuzählt, die andere indes 
unter der Bezeichnung Melaspsora alpina Juel 
einfübhrt, so scheint die von mir beobachtete 
Melaïpsora in allen Beziehungen mit der von 
ihm aufgestellten Melampsora alpina überein- 
zustimmen. Seine Beschreibung: «Uredo in 
kleinen Häufchen, meist auf der oberen Blatt- 
fläche Zerstreut. Uredosporen gerundet oder kurz 
ellipsoidisch, ungefähr 15X1S8 uw, noch feiner 
gestachelt als bei Mel. arctica Rostr. und als 





1) Juel, Mykolog. Beitr. L Ofversigt af Kongl. Vetenskaps- 
Akademiens Fôrhandlingar 1894 Nr. 8 Stockholm, pag. 417. 








MS 


bei M. farinosa, orangefarben. Paraphysen mit 
dickwandigem Kopfe, 30—35 y. lang. Teleuto- 
sporen in kleinen schliesslich schwarzbraunen 
Häufchen an beiden Blattflichen, denen der 
Mel. farinosa ähnlich, aber unter der Epidermis 
gebildet ...» fällt mit der unsrigen in allen 
Teilen zusammen. Als Nährpflanzen erwähnt 
Juel Salix herbacea und Salix polaris. 

Aus unseren Untersuchungen geht somit 
hervor, dass das Cacoma Saxifragae 
CONDPDULS IS) NAN e PO EU ES ET RL QI 
oppositifolia in den Entwicklungs- 
kreis der: heterôcischen Melamp- 
sora alpina Juel auf Salix herbacea 





rehorb-und lemmrer, dass :direrMe- 
lampsora auf Salix herbacea nicht 
Pdentischzusein/schelntimitenner 
SoliCh-e n'ai al us erpy Mr fol va. 


IT. Uromyces Aconiti Lycoctoni (DC.) Winter. 


Auf Aconitum Lycoctonum L. tritt in den 
Voralpen häufig ein Uromyces auf, dessen Zu- 
cehôrigkeit zum Aecidium Acontiti Lycoctoni DC. 
wohl angenommen, experimentell jedoch noch 
nicht festgestellt worden war. 

In Fionnay im Val de Bagnes {Wallis) fand 
ich im August 1897 an verschiedenen Stellen 
von Teleutosporen des l/romyces Aconiti Lycoc- 
tont befallene Aconitum Lycoctonuin-Pilanzen. 
Bei genauem Nachsehen Kkonnten in einigen 
Fällen auf alten, jedoch diesjährigen Blättern 





Spuren von Aecidien nachgewiesen werden, s0 
dass die Zusammengehôrigkeit der Aecidien 
einerseits und der Teleutosporenlager andrer- 
seits recht wahrscheinlich erschien. Indes 
fand ich im Verein mit Prof. Ed. Fischer eben- 
falls auf Aconilum Lycoctonum Puccinia Lycoc- 
toni Fckl, in deren Nähe auch Aecidien tragende 
Pflanzen stunden, deren genauere Untersuchung 
indes versäumt wurde. Es gestaltete sich nun- 
mehr die Frage weit complicierter. Vor allem 
salt es festzustellen, ob im Verein mit Uromyces 
Aconiti Lycoctoni Aecidien auftreten, oder ob 
diese letzteren in den Entwicklungskreis der 
Puccinia Lycoctonti gehôren. 

Zur Beantwortung dieser Frage, sowie zur 
Feststellung der  Wirtspflanzen wurden im 
Sommer 1898 verschiedene Culturversuche an- 
gestellt, die im folgenden beschrieben werden 
sollen. 


A. Infektionstersuch mit Teleutosporen von Uromyces 
Aconiti Lycoctoni (DC.) Wüinter. 

Als Infektionsmaterial dienten Teleutosporen- 
tragende Blälter von Aconitum Lycoctonum, ge- 
sammelt im August 1897 an den obenerwähnten 
Standorten. Damit wurden am 10. Mai 1898 
folgende Pflanzen besäet: 

A1. Aconitum Lycoctonum. 

A2. Aconitum Lycoctonum. 

ÀA:. Aconitum paniculatum. 

As. Aconitum Napellus. 

A5. Trollius europaeus. 








— 63 — 


Ein Erfolg der Infection war erst am 9. Juni, 
also beinahe einen Monat nach erfolgter [nfektion, 
Zu bemerken; und zwar waren beide Aconitum 
Lycoctonum befallen. Die übrigen Versuchs- 
pflanzen sowie Kontrollexemplare von Aconitum 
Lycoctonum blieben gesund. A2 zeigte eine 
charakteristische Aecidiengruppe an der Unter- 
seite eines Blattes und zwei weitere kleinere 
Gruppen aus Blattstiel. A1 besass bloss eine, 
aber um so auffallendere Gruppe an der Unter- 
seite eines Blattes. Die Aecidien sind stets zu 
dichtgedrängten Gruppen vereinigt; sie sitzen 
häufig an der Blattnervatur, oft an der Ausgangs- 
stelle der Blattspreite, woselbst sie typische 
Krümmungserscheinungen  hervorrufen. Die 
Aecidiengruppe auf dem Blatte von A2 gelangte 
bald zu vôlliger Reife und erzeugte zahlreiche 
Aecidiosporen, währenddem die Gruppe auf A: 
noch Ende Juli sich nicht weiter entwickelt 
hatte, d. h. die einzelnen Becherchen waren 
vollkommen ausgebildet und selbst von blossem 
Auge sichtbar, ohne dass sie sich indessen 
ôffneten. Am 6. Juli, also wiederum beinahe 
einen Monat nach dem ersten Erscheinen der 
Aecidien fanden sich um die blattständige Aeci- 
diengruppe von A2, wie auch auf zwei wei- 
teren Blättern dieser Pflanze mehrere schwarze, 
staubige Teleutosporenlager auf der Oberfläche 
des Blattes; währenddem auf A: ein einziges 
Teleutosporenlager auftrat, das wohl auf Infection 
durch Aecidiosporen von A2 zurückzuführen sein 
dürfte. Die Aecidien dagegen waren auf dieser 








Cr 


Pflanze (A1) eingeganogen, ohne sich geôffnet 
zu haben. 


Aus diesem Versuche lassen sich folgende 
Schlüsse ziehen : 

1. Die Teleutosporen von Uromy- 
ces AContitt L'YcoCtVonr'enreubeR 
direkt wieder das Aecidium; es 
eh OPt PS om td as AE CAT 
AconitiLycoctont zu-Uromryees 
ÆCOnATTIL JcoiCtont 

2. Der Uromyces Aconiti Lycoctonti 
scheint nur auf Aconitum Lycoc- 
tonum, nicht dagegen auf Aconti- 
tum.Napellus, Aconitum panti- 
CUTAtU MEURT TE ONMCNNS CUT 
paeus zu leben. 

Zwei weitere Infektionsversuche, mit dem- 
selben Infektionsmaterial ausgeführt, ergaben 
keinen Erfolg; dagegen gelang ein Versuch mit 
Aecidiosporen von Aconitum Lycoctonum aus 
dem Versuche A2. 


B.  Infektionsversuch mit Aecidiosporen von Uromyces 
Aconiti Lycoctoni (DC.) Winter. 

Mit Aecidiosporen von Uromyces Aconiti 
Lycoctoni aus Versuch A2 wurden am 9. Juni 1598 
folgende Pflanzen besäet : 

B1. Aconilum Lycoctonum. 

Be. Aconitum Lycoctonum. 

Am 6. Juli waren die Blätter beider Ver- 
suchspflanzen (B: u. B2) von zahlreichen einzel- 





 — 


stehenden, schwarzen Teleutosporenlagern be- 
setzt. B:1 besass drei pilzbefallene Blätter, B2 ein 
solches. 

Dieser Versuch berechtigt uns zu folgenden 

Schlüssen : 

1. Es erzeugen die Aecidiosporen 
VONMUromuyCes, Aconiti L'ycoc- 
Lontdirelkt wie dervdieL'ele- 
tosporengeneration. 

dre ZAuaehoriS Lertiede sec 
dm AC OMC Li y Co CTOoNTEe7Uu 
Uromyces Aconiti Lycoctoni 
ist demnach erwiesen. 


3. Uromyces Aconiti Lycoctoni 
Rs bre UN 0 MU CO pS US. 


._ Besonders hervorzuheben ist noch der Um- 
stand, dass sämtliche nicht inficierten Kontroll- 
pflanzen von Aconitum Lycoctonunm  Während 
der ganzen Dauer des Versuches pilzfrei blieben. 


Nicht gelüst durch diese Versuche ist die 
Frage über die Entwicklungsgeschichte der auf 
Aconitum Lycoctonuim lebenden Puccinia Lycoc- 
toni Fuckhel. Dass diese Puccinia mit Puccinia 
Trollii Karst. nicht identisch ist, wurde von 
Ed. Fischer’) ïin seinen <Entwicklungs- 
geschichtlichen Untersuchungen über Rostpilze» 
gezeiot. Es bleibt somit noch zu entscheiden, 
ob Puccinia Lycoctoni Fuckhel ein Aecidiwm- 


1) In Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz. Band I, 
Heft 1, pag. 70 uud 71. 


3 
À 

Le 
3 . 
23 
£ 
2 









REG 


stadium besitzt, und inwieweit sich eventuell 
dieses Aecidium von dem zu Uromiyces Aconiti 
Lycoctoni gehôrenden Aecidium unterscheidet. 


III. Puccinia Agrostidis Plowr. und Aecidium 
Aquilegiae Pers. auf Aquilegia alpina L. 


Oberhalb Fionnay im Val de Bagnes (Wallis) 
fand ich im August 1897 zahlreiche Aecidien- 
tragende Aquilegia alpinu. 

Die Zugehôürigkeit von Puccinia Agrostidis 
Plowr. auf Agrostis alba und À. vulgaris zu 
dem Aecidium auf Aquilegia vulgaris War von 
Plowright!) klargelegt worden. Es handelte 
sich für uns nunmehr darum, festzustellen, ob 
das auf Aquilegia alpina auftretende Aecidium 
identisch sei mit dem von Plowright für 
Aquilegia vulgaris beschriebenen. 

Zwischen den Aecidienbefallenen Aguilegia 
alpina fanden sich am erwähnten Standorte 
zahlreiche Gramineen, deren mehrere nach Ver- 
jauf von ungefähr 10—14 Tagen Uredolager 
trugen. Prof. Ed. Fischer hatte die Freundlich- 
keit solche auszugraben und nach Bern zu 
senden, wo sie in Tôpfe gepflanzt wurden und 
nunmehr noch  reichliche Teleutosporenlager 
bildeten. Diese wurden im Freien überwintert, 
um als Infektionsmaterial zu dienen. 

1) Plowright, C. B., British Uredineae. Gardeners’ Chro- 
nicle VIII, 1890, Juli 12, pag. 41: nach Referat in Zeitschr. f. 
Plikr. 1892, pag. 297. 





Versuch A. 


Am 22. April 1898 wurden mit diesem 
Teleutosporenmaterial folsende Pflanzen besäet : 


ACT 

AD Aquilegia alpina. 
A Cor 

AU ri 
AD: | Aquilegia vulgaris. 


Ein Kontrollversuch auf Objektträgern ergab, 
am 25. April beobachtet, zahlreiche ausgeworfene 
Basidiosporen. 

Am 2. Mai, nach zehntägiger Inkubations- 
dauer, erwiesen sich alle fünf Pflanzen als heftig 
inficiert. Blätter und Stengel zeigten zahllose, 
orangerote, meist einzelnstehende, seltener zu 
Gruppen vereinigte, vorwiegend auf der Ober- 
fiche der Blätter befindliche Pykniden. Einige 
Blätter und Blattstiele waren so massenhaft be- 
fallen, dass sie abdorrten und zu Grunde giengen. 
Am 11. Mai begannen sich die Aecidien zu 
entwickeln, die aber erst am 17. Mai ausgebildet 
erschienen. 

Zahlreiche nicht inficierte Kontrollpflanzen 
von Aquilegia alpina und vulgaris blieben 
dauernd pilzfrei. 

Aus diesem Versuch ergiebt sich, dass die 
Puccinia auf den erwähnten Gramineen ihre 
Aecidien auf Aqguilegia alpina u n d auf Aquilegia 
vulgaris bildet, dass somit Aecidium Aqui- 
lévias Pers auf Aquilegravulearts 
identisch ist mit einem solchen auf 
Aquilegiaalpina. 


AN 
A 


SAUTER E 
LOL Pet UP ZT OT PA) 


Mg ue 


DTA 





Es musste sich jetzt noch darum handeln, 
die Puccinia-tragenden Gramineen von Fionnay 
Zu bestimmen und ferner nachzuweisen, welche 
Gramineenarten das Aecidiuinr Aquilegiae zu in- 
ficieren im Stande ist. Nach den Angaben von 
Plowright konnte es sich nur um Agrostis 
handeln; mit dieser wurde daher ein weiterer 
Versuch eingeleitet. 


Vers uch°56: 


Aecidientragende Blätter und Stengelstücke 
von Aguilegia alpina und vulgaris aus Versuch 
A wurden am 21. Mai 1898 auf folgende Pflanzen 
gebracht : 

(stammen aus 

der eidg. Sa- 

| menkontroll- 
station Zürich). 
B 4. Agrostis alba var. alpestris. (Aus dem 

Bot. Garten). 

aus Fionnay, die in der 

B 5. Graminee ) [Nähe der Aquilegia alpina 
BY6: id. stunden u.im Herbst Teleu- 
tosporen getragen hatten. 

Schon am 1. Juni war B 5 über und über 
mit Uredolagern bedeckt, während alle übrigen 
Pflanzen während der ganzen Versuchsdauer 
keinen Erfolg der Infektion zeigten. Eine weitere, 
bisher nicht inficierte, als B 7 bezeichnete Kon- 


B 1. Agrostis rupestris 
B 2. Agrostis canina 
B 3. Agrostis alba armata 





1) Bildete keine Blüten, war daher nicht zu bestimmen, dürfte 
aber, da sie sich hinsichtlich des Infektionsresultates (siehe unten) 
wie B 7 verhielt, Agroslis alba sein. 





— 69 — 


trollpflanze, die ebenfalls von Fionnay stanmte 
und im Herbst Teleutosporen getragen hatte, 
war zur Zeit vollstindig gesund und erzeugte 
Blütenstände, durch die sie sich als Agrostis 
alba zu erkennen gab. Dieselbe wurde nunmehr 
am 15. Juni mit Uredosporen von B 3 besäet. 
Am 28. Juni waren an verschiedenen Blättern 
von B 7 Uredolager sichtbar. Im weiteren Ver- 
laufe brachten sowohl B 5 als auch B 7 zahl- 
reiche Teleutosporenlager zur Entwicklung. Die 
Graminee B 6 entwickelte keine Blüten und 
konnte daher nicht bestimmt werden. 

Der Versuch zeigt somit, dass mit Aecidio- 
sporen von Aecidium Aquilegiae auf Aquilegia 
alpina und vulgaris erfolgreich Agrostis alba 
inficiert werden konnte, nicht jedoch Agr'ostis 
alba var. alpestris, Agrostis alba armata, Agrostis 
canina und Agrostis rupestris. 

Mecid uen NqudlentraesePens saut 
Aquilegia alpina gehôrtsomit in den 
Entwicklungskreis derheéterocischen 
Panornue Ag oSUTATsS PTVON:T. 

Merkwürdig erschien uns die Thatsache, dass 
wohl Agrostis alba von Fionnav stammend, nicht 
aber zwei Varietäten derselben Agrostis alba 
alpestris und A grostis alba armata inficiert werden 
konnten. 

Dem Einwand, es môüchte die erfolgreiche 
Infektion auf B 5 nnd B 7 auf Uredoüberwin- 
terung zurückzuführen sein, Kann entgegenge- 
halten werden, dass beide Pflanzen zur Zeit der 
Infektion (21. Mai und 195. Juni) vollkommen 


gesund waren, und dass, wenn es sich um 
Uredoinfektion handeln sollte, dieselben zu dieser 
vorgeschrittenen Jahreszeit längst hätten inficiert 
sein müssen. 

Schliesslich sei bemerkt, dass nach den 
Angaben Plowrights auch Agrostis vulgaris, 
die in unserem Versuche keine Verwendung ge- 
funden hatte, durch Aecidiuin À quilegiae inficiert 
wird. — 


IV. Melampsora aecidioides (D.C.) Schroet. 


fm Walde längs der Aare zwischen Reichen- 
bach und Zehendermätteli bei Bern findet sich 
nicht selten Caeoina Mercurialis (Pers.) Der 
Zusammenhang dieses Caeoma mit Melampsora 
aecidioides (D.C.) Schroet. auf Populus tremula 
L., P. alba L. und P. canescens Sm. wurde von 
Nielsen und Rostrup') gegeben und durch 
Plowrighi)  Klebahn)tundeWarcnienre 
bestätigt. Eine weitere Bestätigung dieser An- 
saben geben auch die nachstehenden Versuche : 

Versuch4 

Am 8. Mai 1897 leote ich mit Caeoma be- 
haftete Mercurialisblätter vom erwähnten Stand- 
ort auf 10 in Tôpfen stehende Stecklingspflanzen 


1) Rostrup, Oversigt kgl. Danske. Vidensk. Selskabs Forh. 
1884, pag. 13. — Tidsskrift f. Skovbrug VE. 1883, pag. 206. 


?) Plowright, Brit. Ured. and Ust, pag. 241. — Gard. Chron. 
1861, pag. 525. 
*) Klebaho, Culturvers. mit heterüc, Rostpilzen V in Zeitschr. 


{. Pflkr. 1896, pag. 337 und VE Bericht, ibidem 1897, pag. 336 ff, 
4) Wagner, Zum  Generationswechsel von  Melampsora 
Tremulae in Oest. bot. Zeitschr. 1896, pag. 273. 


ip 


von Populus tremula. Am 20. Mai trugen alle 
10 Pflanzen, meist an der Blattunterseite, zum 
Teil äusserst zahlreiche Uredolager. Drei nicht 
infizierte Kontrolpflanzen blieben dagegen gesund. 
3ei genauer Prüfung der Populus treinula-Pflan- 
zen jm erwähnten Walde konnte ich auch dort 
Uredolager konstatieren. 
Verser 

Jim Herbst 1897. stets am nämlichen Stand- 
ort, auf Populus tremula gesammelte Teleuto- 
sporenlager tragende Blätter lepte ich am 27. April 
1898 folgenden Pflanzen auf: 

Bis 

B>: Mercurialis perennis 

B3. 

Pa. AR 

| Chelidontiurm majus. 
Bs. 
B6. | 
Br. 
: 


D}S 
DS 


Larix europaex. 


Am 10. Mai traten auf den drei Mercurialis 
perennis (B:, Be und Bs) massenhaft Pyvkniden 
auf, denen am 17. Mai die Caeoma folgten. Die 
übrigen Versuchspflanzen zeigen keinen Erfolg. 

Ve rSsuchN.C: 

Mit den starkstäubenden Caeoma von Ver- 
such B auf Mercurialis perennis Wurden am 
9]. Mai folgende Pflanzen besäet: 


C1. Populus italica. 


C>. Populus monilifera. 


C3. Populus nigru. 


Ca. Populus balsamifer«. 
C5. Populus cordata. 


Am 6. Juni liessen sich auf Populus cordata 
(C5), Populus nigra (C3) und Populus monilifera 
(C2) spärliche Uredolager erkennen. Populus 
italica, Populus balsamifera blieben pilzfrei, wie 
auch die nicht infizierten Kontrollpflanzen. 

Durch diese Versuche wird die Zuge- 
hôrigkeit von Cacomasmercurediais 
(Pers) auf Mercurialis; pérenniser 
Melampsoraraecidioides (D:CSehroer 
auf Populus tremula bestätigteund 
zugleich gezeigt, dass sich die WMelasm- 
psor. a ausser qui POPIUS ee mMmMlLar 
D'salba und PE Canres cons eh 
Dcor Gate RECU Tuners monili- 
fera zu entwickeln vermag. 


V. Melampsora populina (Jacq.) Cast. 


Diese WMelampsora scheint identisch zu sein 
mit Melampsora Laricis R. Hartig. Ihre Zuge- 
hôrigkeit zu einem Cueoma auf Larix europaea 
D.C. wurde von Hartig') nachgewiesen und 
seither von Klebahn*) und Ed. Fischer) 
bestätigt. Eine weitere Bestätigung giebt uns 
ein im Jahr 1898 von mir angestellter Versuch. 


1) R. Hartig, Allgem, Forst- und Jagdzeitg. 1885, p. 326. — 
Bot. Centralbl., 1889, pag. 310. Tbidem 1891, pag. 18. 

?) Klebahn, Kulturvers. mit heterôe. Rostpilzen. V. Zeitschr. 
f. Pfikr. 1896, pag. 337. 

*) Ed. Fischer, Entwicklungsgesch. Unters. über Rostpilze. 
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz. f, 1, pag. 88 ff, 











Versueh ae 


Längs der Aare beim Belpmoos in der Nähe 
von Bern findet sich häufig auf Populus nigra 
L. die Melampsora populina (Jacq.) Cast. Mit 
im Herbst 1897 gesammeltem Teleutosporen- 
material wurden am 9. Mai 1898 folgende Pflan- 
zen infiziert : 

Ai. 

A, | Lurix europaea. 

A3. 

Aa. Mercurialis perennis. 

A5. Chelidoniuin majus. 

Ac. Allium ursinum. 

Erst am 1. Juni bemerkte ich auf Larix 
europaea (A1 und A2) Aecidien, auf A3 traten sie 
einige Tage später auf, währenddem die übrigen 
Versuchspflanzen keine Spur von Erfolg zeigten ; 
ebenso blieben einige nicht infizierte Kontroll- 
pflanzen von Zarix europaea pilzfrei. 

Dieser Versuch bestätigt die Zu- 
gehôrigkeit von Melampsora popu- 
Rermuanaic dG as T au  Populmsonrgra 
AU eTnemMm, Ce 0 ma au EdrVETr CUT Oo 
paea in durchaus einwandfreier Weise. 


VI. Melampsora Larici-Capraearum Kilebahn. 


Für diese Melampsora hat Klebahn 
nachgewiesen, dass sie mit einem Caeoma auf 
Larixæ europaea D.C. im Zusammenhang stehe. 


#] Klebahn, Kulturvers. mit heterôe. Rostpilzen. VL In 
Zeitschr. f. Pf. Kr. 1897, pag. 327. 















Indessen soll nach Angaben von Vielsen und 
Rostrup*) zu der auf Salix Caprea L. und Salix 
cinerea L. lebenden Melumpsora (Mel. farinosa 
(Pers.) Schroet., Mel. Salicis Capraeae Winter, 
Mel. Capraearum (D.C.), das Caeoma Evonyii 
(Gmel.) Tul. gehôren. Zur weiteren Klärung 
dieser KFrage dürfte auch der nachstehende Ver- 
such beitragen. In der Nähe des Standortes von 
Melainpsora populina (Jacq.) Cast. auf Populus 
nigra fand ich auch überaus häufig eine Melump- 
sora auf Salix Caprea L.  Solche Teleutosporen 
trasgende Blätter wurden im Herbst 1897 ge- 
sammelt und im Freien überwintert. 


Versuch A. 
Am 24. Mai 1898 wurde dieses Infektions- 
material auf folsgende Pflanzen geleot: 
AS | LR + 
AA Evconyrus europaeus. 


A3 
A4 


Tags darauf wurden auf einem Kontrollver- 
such auf Objektträgern äusserst zahlreiche Basi- 


l Larix europaeu. 


diosporen beobachtet. 

Ann 6. Juni fanden sich beide Larix euro- 
paea (A3 u. A1) inficiert. Dieselben zeigten Pyk- 
niden und an der Unterseite der PBlätter die 
ersten Caeoma. Der Erfolg war indessen nicht 
besonders reichlich. Die beiden Ævonymus so- 

1) Rostrup, Oversigt over det kong. Danske Vidensk. 
Selskabs. Forh. 1884, pag. 13. — Tidsskrift for Skovbrug VE 
pag. 205. 





wie nicht inficierte Kontrollexemplare von Larix 
europaeu blieben dauernd pilzfrer. 

Durch diesen Versuch werden 
die Angaben Klebahn’s bestätigt, 
nach welchendie auf Satliæ Caprea 
lebende Melampsora ihre Caeoma 
auf Lariæentwickelt. 


VII. Melampsora Helioscopiae (Pers.) 


Im August 1897 in Fionnay (Wallis) auf 
Euphorbiu Cyparissius L. gesammelte Blâtter 
mit Teleutosporen von Melampsora Helioscopiue 
(Pers.) wurden am 27. Mai 1898 auf zwei 
Pflanzen von Æuphorbia Cyparissias  gelegt. 
Erst am 28. Juni zeigte die eine der beiden 
Pflanzen 8 Uredolager. Später fanden sich 
solche auch auf der anderen Pflanze. 

Daraus geht hervor, dass die auf £wphorbia 
Cyparissias lebende Melampsora Helioscopiue 
(Pers.) eine Æernimelampsora ist, indem durch 
Teleutosporeninfektion direkt wieder Uredo er- 
zeugt wurde. 


VIII. Puccinia dioicae Magnus. 


Mit Aecidiosporen von Puccinia dioicae 
Magnus, gesammelt im Selhofenmoos bei Bern 
auf Blättern von Cirsiun oleraceum, Wurden 
am 29. Mai 1897 28 verschiedene Arten von 
Carex besâäet. Mitte Juni. zeigten Carex 
Davalliana und Carex dioica reichlichen KEr- 
folg, ausserdem aber trug auch ein Exemplar 
von Carex alba einige Uredolager. Nicht in- 





À 


ficierte Kontrollpflanzen von Carex alba waren 
vollständig rein, ebenso die 25 übrigen Carex- 
arten. 

Am 16. Juli wurden 3 weitere Exemplare 
von Carex alba mit Uredosporen von Carex 
Davalliana aus dem ersten Versuch besäet. Die 
Pflanzen wurden wegen Abwesenheit erst im 
Oktober nachgesehen, und dabei konnte kon- 
statiert werden, dass alle 3 Pflanzen von Carex 
alba vereinzelte Uredolager trugen. 

Eine Wiederholung dieser Versuche fand im 
darautffolgenden Jahre statt. Am 27. Mai 1898 
wurden Aecidientragende Blätter von Cürsium 
oleraceum vom schon erwähnten Standorte auf 
» Exemplare von Carex alba gebracht und ausser- 
dem auf je ein Exemplar von Carex Duvallianu, 
CoicanuanieCe SMpouliedrts Am -22 "Jun 
zeigten Carex Davalliana, C. dioica und 4 
Exemplare von Carex alba Uredosporen, während- 
dem das 5. Exemplar von C. alba, sowie C: 
pulicaris pizfrei blieben. 

Es sei bemerkt, dass sich in beiden Ver- 
suchen (in demjenigen vom Jahr 1897 und in 
demjenigen von 1898) auf Carex  Davalliana 
und €. dioica Teleutosporenlager entwickelten, 
wäbhrenddem auf Carex alba auch im Herbst 
nur vereinzelte U re do lager konstatiert werden 
konnten. 


Aus diesen Versuchen ergiebt sich, dass 
Pac:cin tra d'Locaie Ma muse ete 
due Car ex DAV a EMA aude 











ESS roues 


Cine eau liCare med bamezue le bebe 
Sa nde rst. 


IX. Puccinia Aegopodii (Schum.) 

Als Nährpflanzen von Puccinia Aegopodii 
gibt Winter!) ausser Aegopodiuin Podagraria 
L. auch Astrantia major L. und /mperatoria 
Ostruthium L. an. Oberhalb Fionnay im Val 
de Bagnes fand ich im August 1897 Teleutosporen 
tragende Pflanzen von Zimperatoria Ostruthium. 
Mit diesem  Infektionsmaterial wurden im 
darauffolgenden Jahre am 29. April folgende 
Pflanzen besäet : 


Ai. Re 
4 | linperatoria Ostrulhiuin. 
AS AT 
1e | Aegopodium Podagrariu. 
Con un Vallarci: 
1e | raerophylluim Villarsit. 
A7 lt AStrantia Major: 


As. Astrantia minor. 
_ Am 20. Mai liessen sich auf /mperatoria 
(A2.) an verschiedenen Stellen weissliche Pusteln 
erkennen. Am 24. Mai künnen auf ebenderselben 
Pflanze. an Stellé der Pusteln im ganzen 17 
Teleutosporenlager nachgewiesen werden. Das 
andere Exemplar von /mperatoria (A.) Wie auch 
die übrigen Versuchspflanzen blieben dauernd 
frei von Infektion. Ebenso erwiesen sich die 
nicht  inficierten Kontrollexemplare von /m- 
peratoria als gesund. 

Dieser Versuch lässt es als nicht unwahr- 


1) Rabenhorst's Kryptogamenflora [. pag. 174. 


RS, D MAT CALE 55 4e 
; + 





scheinlich erscheinen, dass die auf Zsnperatoria 
auftretende Puccinia auf diese Nährpflanze 
spezialisiert ist; indessen wäre dieser Versuch 
doch nicht stichhaltig genug, um eine solche 
Spezialisierung als thatsächlich bestehend zu be- 
zeichnen, wenn nicht gewisse morphologische 
Eigentümlichkeiten diese Annahme bestärken 
würden. So ist der Keimporus der Basalzelle 
der Teleutosporen auf Zmperatoria meist nach der 
Mitte gerückt, währenddem derselbe auf Aego- 
podium vVorwiegend unterhalb der Infections- 
stelle oder doch wenig von dieser entfernt liegt. 
Ausserdem erscheinen die Sporen auf Zmperatoria 
eher ein wenig grüsser als diejenigen anf Aego- 
podium. Dass die vorliecende Form mit Puc- 
cinia enormis Fuckel auf Chaerophyllum Villarsii 
identisch sei, scheint nach unserem Versuche zu 
schliessen, nicht wahrscheinlich zu sein. Auch 
ist bei Puccinia enormis auf Chaerophyllum 
Villarsii der Keimporus der Basalzelle noch 
weiter herabgerückt (?/: und mehr) als bei der 
Form auf /mperatoria, so dass inbetreff der 
Lage des Keimporus der Basalzelle die Form 
auf /imperatoria die Mittelstellung einnimmt 
zZWischen Puccinia Aegopodii einerseits und Puc- 
cinia enormis andrerseits. So scheint es nicht 
ausgeschlossen, dass es sich in unserem Falle 
um eine eigene Art, die als Puccinia Impera- 
toriae zu bezeichnen wäre, handelte. Weitere 
Infektionsversuche sind aber nôtig, um über 
diese Frage endgültig zu entscheiden. 





& 


Referate 


über die im Jahre 1898 erschienenen Publikationen, welche 
auf die schweizerische Flora Bezug haben, 


nebst Nachträgen aus früheren Jahren. 


lL. Pilze. 


Allescher, À. Fungi imperfecti in Rabenhorst’s 
Kryptogamenflora. 

Die im Jahr 1898 erschienenen Lieferungen (59—62) 
der Pilze cnthalten die artenreichen Gattungen Phyllo- 
sticta und Phoma (letztere zum Teil). L. Fischer. 


Boltshauser, H Krankheitenunserer Kirsch- 
biäiume, Mitteilungen der thurgauischen naturforschenden 
Gesellschaft, Heft XIII. 

Die Kirschbäume der üstlichen und mittleren Schweiz 
werden seit Jahrzehnten von verschiedenen Blattkrank- 
heiten heimgesucht: 1. Die schlimmste derselben nennt Ver- 
fasser Dérrfleckenkrankheit ; sie wird von einem Pilze, 
Clasterosporium Amygdalearum (Sace.), verursacht und 
wurde schon 1876 von Passerini beschrieben, der sie an 
Aprikosen-, Mandel-, Pfirsich- und Pflaumenbäumen fand. 
Auf den Blattflecken und befallenen Früchten finden sich 
3— 5 zellige, gelbbraune Conidien, welche vom Winde 
leicht verbreitet werden. Ein frühzeitiges Bespritzen 
mit verdünnter Bordeauxbrühe dürfte einigen Erfolg ver- 
sprechen. 2. Die Blattbräune der Süsskirschen durch 
Gnomonia erythrostoma, nach Frank auf dem Schweizer- 
ufer des Bodensee’s beobachtet, wurde vom Verfasser nie 
gefunden. 3. Die Monilia-Krankheit durch Monilia 
fructigena, die häufig die Fäulnis der Kirschen und an- 
derer Früchte verursacht. 4. Die Kräuselkrankheït 
und der Hexenbesen durch Æxoascus deformans. 5. Der 
Gummifluss, wo er sich an krebsartigen Wunden oder 
ZwWeigverdickungen zeigt, veranlasst oft ein Absterben 
von Zweigen. Die zahlreichen tierischen Schädlinge werden 





" 


g= 
7 
és 
A 
AE: 
A 
= 
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Er PT TE IN PTE ne Er PE 


Re à 


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nur summarisch erwähnt. — Es folgt noch ein «Schlüssel» 
Zum Pestimmen der wichtigsten Krankheïiten des Kirsch- 
baumes mit Angabe der Massregeln zur Abwehr der- 
selben. L. Fischer. 


Dufour, J. Communication sur trois ma-- 
ladies dela vigne. Verhandl. der schweïizerischen 
naturforschenden Gesellschaft, Bern 1898. 

1. Septocylindrium dissiliens Sace. Schon 1834 von 
Duby bei Genf beobachtet (unter dem Namen Torula 
dissiliens), ist seit 1894 bei Ollon und im Wallis auf- 
cetreten. — 2. Blackrot verursacht von Guigñardia Bid- 
wellii, seit 1885 in Frankreich, in der Schweiz noch nicht 
beobachtet. — 3. Peronospora viticola an den noch ge- 
schlossenen Blüten. L. Fischer. 


Fischer, Ed. Beiträge zur Kenntnis. der 
schweizerischen Rostpilze. 4—7. Bulletin de 
de l’herbier Boissier. Tome VI 1898, No. 1, p. 11—17, 8°. 

Beschreïbung von Puccinia Aecidii-Leucanthemi n. sp. 
und P. Caricis-montanae n. sp, von denen erstere ihre 
Aecidien (Aec. Leucanthemi DC.) auf Chrysanthemuim Leuc- 
anthemum, letzterce auf Centaurea Scabiosa bildet; die Teleu- 
tosporen beider leben, wie Verfasser schon früher gezeigt, 
auf Carex montana. Beïde Arten sind in der subalpinen 
Region nicht selten. Auf dem Albula fand Verfasser in 
Gesellschaft des Aecidium Primulae De. auf Primula in- 
tegrifolia auch Uromyces-Teleutosporenlager.  Beobach- 
tungen im botanischen Garten in Bern (auf J'unip. com- 
munis) und im Oberengadin (auf J. nana) bestätigten die 
Angabe von Dietel, dass Gymnosporangium juniperinum 
kleinere Teleutosporenpolster auf Nadeln und Zweigen 
bildet, während G. tremelloides in grôüssern Polstern 
auf den Zweigen auftritt. — In der Innschlucht bei St. Moritz 
trat auf Âibes petraeum Cronartium ribicolum auf, ob- 
wohl in der Nähe keine Weymouthkiefern angepflanzt 
sind, die man als Aecidiennährpflanze ansprechen kann. 

Ed. Fischer. 


Fischer, Ed Entwicklungsgeschichtliche 
Untersuchungen über Rostpilze. 8°. Bern, 1898. 
Mit 16 Textfiguren und 2 Tafeln. 

Genannte Arbeit bildet das erste Heft der «Beiträge 
zur Kryptogamenflora der Schweiz», auf Initiative der 
schweizerischen botanischen Gesellschaft und auf Kosten 
der Eidgenossenschaft herausgegeben von einer Kommis- 
sion der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 





POP 








Nach einem kurzen Bericht über die Versuchseinrich- 
tung werden die Ergebnisse von Infectionsversuchen er- 
ürtert für folgende Arten: 

Uromyces Junci {Desmaz.), Fabae(Pers.), Alchemillae (Pers.), 
Alchemillae alpinae Ed. Fischer, Cacaliae DC. 

Puccisia dioicae Magnus, Caricis frigidae Ed. Fischer, 
Caricis montanae Ed. Fischer, Aecidii Leucanthemi Ed. 
Fischer, silvatica Schrôter, Caricis (Schum.), Graminis 
(Pers.), Phragmitis (Schum.), Magnusiana Kürn., Puc- 
cinia zum Aecidium Liqustri Strauss, Puccinia Festucue 
Plowr., persistens Plowr., Smilacearum-Digraphidis (Sop- 
pitt) Kleb., helvetica Schrôter, expansa Link, conglome- 
rata (Str.), Trollii (Karst.), Morthieri Kôürnicke, Geranii 
silratici Karsten, Anemones virginianae Schweinitz, Pe- 
ronicarum DC., Malvacearum Mont. 

Gymnosporangium confusum Plowr., elavariaeforme (Jacq.), 
tremelloides A. Br. Melampsora Laricis KR. Hartie. 

Cronartium asclepiadeum (Wild), flaccidum (Alb. et Schw.) 

Coleosporium Inulae (Kze.), Senecionis (Pers.) Sonchi-ar- 
vensis (Pers), Tussilaginis (Pers.) Cacaliae (DC), Peta- 
sitis de Bary, Campanulae (Pers.). 

Am Sehluss der Arbeit folgen noch theoretische Er- 
ürterungen: {. über Beziehungen zwischen Uredineen, 
welche alle Sporenformen besitzen, und solchen von redu- 
cirtem Entwicklungsgang, 2. über biologische Arten, Ab- 
erenzung der betreffenden Arten gegen einander, über die 
Art und die Ursachen der Entstehung derselben. 

L. Fischer. 

Fischer, Ed. Referat über einige von Herrn 
E Jacky im botanischen Institut in Bern 
ausgeführte Infectionsversuche mit alpinen 
Rostpilzen. Verhandl. der schweizerischen naturfor- 
schenden (Cresellschaft, Bern 1898. 

Die Versuche ergaben felgende Resultate: 1. Das 
Cacoma auf Saxifraga oppositifolia gehôürt zu Melampsora 
alpina Juel. 2. Ein bei Fionnay (Val de Bagnes) auf Aqui- 
legia alpina beobachtetes Aecidium gehôrt zu einer Puccinia 
auf Agrostis alba (Puccinia Agrostidis Plowr.) 3. Uromyces 
Aconiti Lycoctoni erzeugt durch Aussaat der Teleuto- 
sporen auf derselben Species Aecidien, die Sporen der letz- 
teren wieder Teleutosporen. Dagegen konnten mit letzteren 
Aconitum Napellus, A. paniculatum, Trollius europaeus nicht 
inficiert werden. CU. Fischer. 

Fischer, Ed. Referat über Infectionsver- 
suche, welche Fräulein Popta mit Protomy- 

6 











ces macrosporus im botanischen Institut in 
Bern ausgeführt hat. Verhandlungen der schweiz. 
naturforschenden Gesellschaft, Bern 1898. 

Mit Sporenmaterial, das von Aegopodium Podagraria 
stammt, konnten folgende Umbelliferen inficiert werden: 
AegopodiumPodagraria, Palimbia Chabraeï, Bubon qununi- 
ferum, Cicuta virosa, Libanotis vulgaris, Ferula thyrsiflora, 
Pachypleurum alpinum, Seseli montanum, Trinia vulgaris, 
Buntunm virescens, Athamanta cretensis ; bei einer Anzahl 
anderer Umbelliferen ergaben die Versuche negative Re- 
sultate. L. Fischer. 

Lenticchia, A. Prima contribuzione alla mi- 
cologia del Monte Generoso. Bollet. della Kocietà 
bot. italiana, 1898. 

Es werden (mit kurzen Beschreibungen) aufgezählt: 
38 Hymenomyceten, 6 Gastromyceten und 3 Discomyceten. 

L. Fischer, 


EE. Algen. 


Chodat, R. Communication préliminaire 
rélative à des algues incrustantes et perfo- 
rantes. Archives des sciences physiques et naturelles. 
IV. Période. T. IIT. Mai 1897. 

Incrustierende Algen oder Cyanophyceen wurden früher 
von Cohn in verschiedenen Thermal-Wassern nachgewiesen. 
Solche künnen auch in kaltem Wasser Kalk absondern. 
Euactis calcirora, der man eine corrodierende Wirkung 
auf die am Strand liegenden Steine zuschrieb, gehôrt 
auch in diese Categorie. Verschiedene Schizothrix-Arten 
verursachen dagegen durch Eindriigen in die oberfläch- 
lichen Schichten des Gesteines cine wirkliche Corrosion. 
Dieselben oder verwandte Arten greifen auch die Schalen 
von Bivalven, besonders Uno an, wovon sich Verfasser 
an Bielersee überzeugen konnte, In andern Füällen sind es 
Gongrosüra- und Hyella-Arten, welche den Stein corrodieren. 
Eine typisch perforierende Alge hat Verfasser auf 4%0- 
donta-Schalen des Genfersees entdeckt. Es scheint dieselbe 
zur Gattung Gongrosira oder zu einer neuen Gattung zu 
œehüren. Verfasser stellt ausführliche Mitteilangen über 
diese merkwürdige Alge, welche die Schalen der leben- 
den Anodonten durchbohrt, in Aussicht. L. Fischer. 

Chodat,R. Etudes de biologie lacustre, mit 
3 Tafeln. Bulletin de lherbier Boissier V. No. 5. 1897. 

Verfasser gibt Untersuchungen über die pelagischen 
Algen einiger Seen der Schweiz und Frankreichs und he- 








schreibt eine Anzahl neuer Gattungen und Arten: Sphaero- 
cystis Schrüteri Chod., häutig im Genfersee; Oocystis la- 
custris Chod., im Plankton des Genfersees; Dactylococcus 
natans Chod., wie vorige; Sfichogloea lacustris Chod. und 
Stichogloea olivacea  Chod. im Genfersee. Die letztere 
Gattung wird vom Verfasser von den Chlorophyceen ge- 
trennt und den Flagellaten genähert. Am Schluss gibt 
Verfasser eine tabellarische Uebersicht der Bestandteile 
der gewühnlichen pelagischen Flora des Genfersees. 
L. Fischer. 

Chodat, R. Etudes de biologie lacustre. 
Bulletin de l’herbier Boissier. T. VI. N. 1. 2. 6. 1898. 

Nach einleitenden Bemerkungen über einige der in der 
Seen-Forschung üblichen Benenanngen gibt Verfasser eine 
Einteilung der von ïihm studierten Seen in 4 Gruppen: 
(Juraseen, zu welchen auch der Genfersee gerechnet wird, 
Alpenseen, Seen des schweïizerischen Hügellandes, insub- 
rische Seen). Hierauf wird der Einfluss des Lichts auf die 
Algen, speciell die Farbenveränderung des Botryococcus, 
der sich an hellen Wintertagen rot färbt, näher besprochen. 
Die durch letzteren Umstand bewirkte Rot-Färbung ist 
im Winter 1879/80 im Neuenburgersee besonders auffallend 
hervorgetreten. Im Ferneren wird noch der Einfluss der 
chemischen Beschaffenheit und der Temperatur der (re- 
wässer discutiert und auf die Verschiedenheit der Plank- 
tonorganismen nach den Jahreszeiten hingewiesen. 

In einem folgenden Abschnitt werden die Unterschiede 
jm Vorkommen der Planktonaleen in den verschiedenen 
vom Verfasser studierten Seen mit Vergleichang der Ver- 
hältnisse der Seen in Holstein besprochen und auf ihre 
Ursachen zurückgeführt, dann folgt die spezielle Aufzäh- 
lung der Planktonalgen für jeden einzelnen der studierten 
Seen, Den Schluss bilden morphologische Bemerkungen 
über einige Algenarten: Oscillatoria prolifica Gomont 
(Grev.), Chroococcus minutus var. carneus Chodat, Gom- 
phosphaeria lacustris Chod. nov. spec., Séichogloea olivacea 
Chod. var. sphaerica Chod., Rhizolenia longiseta Zach. 
Olosterium Nordstedtii Chod., Closterium aciculare West. 
var. robustius, Cyclotella comta Kütz., Stephanodiseus Ast- 
raea Grun. 

Eine Fortetzung der obigen Arbeit in Nr. 6 der ge- 
nannten Zeitschrift bringt folzende weitere Artikel: 

1. Ausführliche Beschreibung (mit Abbildungen) von 
Foreliella perforans nov. genus, nov. species, in den Schalen 
von Anodonta anatina Var. nycterina Bourg.im Grenfersee, 




















8/ 


Gongrosia codiolifera Chod. nov. spec. auf sculptierten 
Kalksteinen am Strand, ÆHyella jurana Chod. 

2, Die corrodierten Steine (Galets sculptés) des Strandes 
der Jura-Seen. Abweichend von der Ansicht von Forel 
und Kirchner werden die Corrosionen der Wirkung der 
Cyanophyceen zugeschrieben. Die Art des Zustandekom- 
mens derselben ist noch nicht genügend aufgeklärt. 

3. Beitrâge zur Entwicklungsgeschichte der Coleochaete 
pulrinata (mit Abbildungen). 

4, Ueber die Littoral-Algen des Grenfersees mit Be- 
schreibung einer neuen Gattune Stylococcus Chodat. CS. au- 
reus Chod. nov. spec.) im Schleim von Batr achospermun 
densum Sirodot, Bellerive bei Grenf. 

Eine T'afel gibt Photographien von corrodierten 
Steinen der Jura-Seen, L. Fischer, 


Migula W. Synopsis Characearum europae- 
arum. 1898. Ein Auszug aus dem in Heft VII dieser Be- 
richte referierten, grüssern Werke (Band 5 von Raben- 
horst’s Kryptogamenflora). 


ELI. Moose. 


Culmann, P. Localités nouvelles pour la 
flore br 2 0 logique Suisse. Bulletin de l’herbier 
Boissier . p- | A25, 1898. 

V a. einer Anzahl Laub- und Lebermoose aus 
verschiedenen (regenden der Schweiz, meist vom Verfasser 
selbst gesammelt, mit Hôühenangaben. Als neu für die 
Schweiz wird angegeben: PBlindia trichodes Lindb., vom 
Hohen Rhonen. L. Fischer. 


Herzog, Theodor. Beiträge zur jurassischen 
Flora mit besonderer Berücksichtigung der 
Umgebung von Ste. Croix. Mitteilungen des badischen 
botanischen Vereins. 1898, p. 1—13. Referat im botani- 
schen Centralblatt. Vol. 75, p. 143. 

Unter den Moosen wird Schistidium atrofuscum Schp. 
als neuer Bürger für die jurassische Moosfiora genannt. 
In obigem Referat werden noch einige andere seltenere 
Arten hervorgehoben. L. Fischer. 


Limpricht, K. G Die Laubmoose. In Raben- 
horst Kryptogamenflora 

Lieferung 33, 1898 bringt die Fortsetzung der Laub- 
moose von N. 837 (Hypnun uncinatum) bis N. 860 (Hyp- 
run molluseum). L. Fischer. 











DRE SN RRS 


Meylan, Charles. Nouvelles stations bryolo- 
giques pour la chaine du Jura et notes sur 
la dispersion de certaines espèces subalpi- 
nes et alpines. Bulletin de l’herbier Boissier T, VI. 
p. 841. 1898. : 

Verzeichnis jurassischer Standorte für cine Anzahl 
Laubmoose, meist mit Hühenangaben. L. Fischer. 


Philibert, H. Le Bryum helveticum, récolté 
sur le Righi. Revue bryologique 1898, p. 82. 

Verfasser hat vor ca. 12 Jahren in dem Thal von Nant 
oberhalb Bex an einer einzigen Stelle in kleiner Anzahl 
ein neues Bryum entdeckt, das er Bryum helveticum nannte. 
Kürzlich fand Culmann dieselbe Art am Gipfel des Rigi 
bei 1790 m. L. Fischer. 


LV. Gefässpflanzen. 


Notiz: Die Referate sind von M. Rikli, wenn nicht ein 
anderer Referent unterschrieben ist. 


Badoux, H. Verzeichnis der grôüssten und 
interessantesten Bäüiume Zürichs ausserhalb 
der Quaianlagen; als Anhang in Usteri: Führer 
durch die Q L aianlagen in Zürich 1898. Siehe diese 
Berichte VIII (1898). Referate p. 46. 


Besse, M Riddes et ses environs. Bulletin 
des travaux de la Murithienne. Fasc. XX VI, année 1897 
(p. 267—-274), gibt nach Regionen und Standorten eine 
Zusammenstellung der interessantesten Pflanzen von Riddes 
und Umgebung ; eine willkommene Ergänzung zu Beau- 
verd: Aperçu sur la florule du Mont-Gelé de Riddes, 
siehe Refcrate dieser Berichte Heft VIII, p. 46. 


Boitshauser, H. Krankheiten unserer Kirsch- 
bäume. Mitteilg. der thurgauischen naturf. Gesellschaft. 
Heft VIII, 1898, p. 50—57. 

Bühler. Studien über die Baumgrenze im 
Hochgebirge. Diese Berichte VIII 1898, p. 19—38. 


Bührer, C. «Le climat du Valais». Bulletin des tra- 
vaux de la Murithienne. Fascicule XXVI, année 1897, 
p. 1230. 

Für den Pflanzengeographen eine hôchst wichtige und 
verdienstvolle Arbeit. Gibt zunächst auf Grund he 
Autoren, Wie Murith, Rion, Christ und Jaccard 
einen allgemeinen Ueber blick über die hüchst er en 
topographischen und klimatischen Verhältnisse des Kantons, 





HER 


s 


welche den grossen floristischen Reichtum des Wallis in 
allererster Linie bedingen. Der Hauptwert dieser Abhand- 
lung liegt jedoch in der sorgfältigen tabellarischen Zu- 
sammenstellung der wichtigsten klimatischen Faktoren auf 
Grund 30jähriger Beobachtungen, in den Jahren 1864—1893 ; 
dieselben geben uns Aufschluss über die Luftdruckverhält- 
nisse, über die mittleren Monats- und Jahrestemperaturen, 
die absoluten Temperaturextreme, über den Eintritt der 
ersten Früste, des ersten und letzten Schneefalls, über die 
relative Luftfeuchtigkeit, die jährliche Niederschlagsmenge, 
die Klarheit des Himmels, das Vorherrschen und die [Inten- 
sität der Winde. Diese Beobachtungen umfassen zahlreiche 
wichtige Stationen, von diesen heben wir besonders her- 
vor Martigny, Sitten, Sierre, Hospiz des Grossen St. Bern- 
hard, Grächen, Simplonhospiz, Bäder von Leuk, Reckingen, 
Grimselhospiz. 

Buser, O0. Ueber das Auftreten der Arve in 
der Ostschweïiz. Bericht der st. gallischen natur- 
wissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereinsjahres 
1896/97; erschienen 1898, p. 80/82, bringt einen Auszug 
aus einem Vortrag, den O. Buser über dieses Thema in 
der naturforschenden Gesellschaft in St. Gallen gehalten 
hat; besonders eingehend wird das Vorkommen des Baumes 
im St.Galler Oberland, an den Churfirsten und jm Alpstein- 
gebirge besprochen. 


Buser, R. Die von J. Dürfler im Herb. nor- 
male Cent. XXXVII (1898) verteilten Alche- 
millen,in Herb. normale, Schedae, ad Centuriam XXX VIT. 
bringt 25 Alchemillen, vorzüglich schweizerischer Herkunft 
mit reichhaltigen litterarischen Angaben, vollständiger 
Synonymik und mit begleitenden Bemerkungen über Ver- 
breitung, Variabilität und die Erforschungsgeschichte der 
einzelnen Arten und Formen. Diese Exsiccaten aus dem 
herb. normale von J. Dôürfler künnen wir Interessenten 
schweizerischer Alchemillen bestens empfehlen. 


Chenevard, P. Nouvelle note sur l'Anacamp- 
tis pyramidalis Rich. var. Tanayensis. Bulletin 
de l’herbicr Boissier T. VI (1898), p. 86—88. 

Verfasser wendet sich gegen die Auffassung von KR. 
Buser, welcher À. pyramidalis Rich. v. Tanayensis mit 
der von Spiess am 1. August 1877 am Grammont bei ca. 

900 m gesammelten Orchis vallesiaca Spiess identifiziert. 


__ Christ, H. Betula carpathica W. Kit, in der 
Schweiz. Diese Berichte VIIT (1898), p. 16—18. 








Cornaz, Ed. Josa dichroa (Lerch) et R. Lerchii Rouy, 
Bulletin de la société des sciences nat. de Neuchâtel, 
Tome XXV (1897), p. 129—140, bespricht die Geschichte 
der Entdeckung und Deutung dieser beiden kritischen 
Rosen des Neuenburger-Jura. Rosa dichroa (Lereh) v. Roche- 
fort wird wohl allgemein als ein Bastard von osa pim- 
pinellifolia auct. aufgefasst, doch ist es immer noch eine 
offene Frage, ob ‘wir es mit einem Bastard dieser Art mit 
PR. omissa oder mit 2. mollis zu thun haben; leider scheint 
die Pflanze jetzt an ihrem ursprünglichen Standort ver- 
schwunden zu sein. AÆosa Lerchii Rouy dagegen ist wohl 
aufzufassen als var. wniserrata, subrar. hispida der 
A. salaerensis (R. alpina: glauca). 


Fenk, C. Forstgeschichtliches aus dem st. 
gallischen Fürstenlande. Berichte der st. galli- 
schen naturf. Gesellschaft. St. Gallen, 1898, p. 294—5313, 
cibt einen geschichtlichen Ucberblick über Besitzver- 
hältnisse, Benutzung, Forstwirtscheft, Korstorganisation 
und Cesetzgebung in den st. galler Fürstenlanden. Der 
Wert des Waldes hat im Laufe der Zeit oft sehr ge- 
wechselt, noch bis ins vorige Jahrhundert hatte die Weide 
mehr Wert als der Holzbestand. Aus vielen Lokalnamen 
zu schliessen müssen die Laubwälder in früheren Jahrhun- 
derten bei uns viel aussedehnter gewesen sein, So treffen 
wir manchenorts den Namén «Eichwald», wo heute und 
jedenfalls schon l‘ingst keine Spur von Eichen mehr zu 
finden ist und jetzt nur Nadelholz stockt; besonders 
häufig sind die Namen: <Buchwald», «Buchrain», ebenfalls 
für Waldungen, denen diese Holzart heute gänzlich fehlt. 
Es hat sich eben im Laufe der Zeit ein Wechsel voll- 
zogen, welcher Umstand den verschiedenen Ansprüchen der 
einzelnen Holzarten an die chemische und physikalische 
Bodenbeschaffenheit zuzuschreiben ïist. Wir entnehmen 
dieser Arbeit ferner, dass die Gresamtwaldfliche des Kan- 
tons St. Gallen zur Zeit 39,077 ha. beträgt, davon sind 
35 ‘/, oder 13,755 ha. im Privatbesitz, der übrige Wald 
ist Eigentum des Staates, der Gemeinden oder Korporations- 
out. Siehe auch «Forstliche Verhältnisse des 
nôrdlichen Kantonsteils>. Berichte der st. gallischen 
naturforschenden Gesellschaft. 1881/82, p. 326. 


Gaillard, G. Contribution à l’étude des roses 
du Jura. Bulletin de l’herbier Boissier. Tome VI (1898), 
p. 401—424. 

Das Excursionsgebiet hat eine horizontale Ausdehnung 
von Ca.30 kilom., von den Aiguilles de Beaulmes ob Orbe 





bis zum Ostende des Mont Tendre, die Hühenlage der 
Beobachtung umfasst die Region von ca. 550—1450 m. 
Dieser Teil des franzüsischen Jura besitzt einen ausser- 
sewôühnlichen Rosenreichtum. Auf Grund Gjäbriger ein- 
gehender Studien der Rosenflora dieser Gegend gibt uns 
G&. Gaillard wertvolle Aufschlüsse über die Standortsver- 
hältnisse, die Hühenverbreitung und über die Variabilität 
der einzelnen Arten nach Standort und Hühenlage. In 
dem beschränkten Gebiet finden sich 17 Arten und nicht 
weniger als 11 Hybride, vor 1893 waren aus der (regend 
nur 3 Bastarde bekannt. Dieser Reichtum an Hybriden 
muss ganz besonders auffallen. Zur Erkennung hybrider 
FRosen ist besonders auf folgende Merkmale zu achten: 
Form und Verteilung der Dornen, Gestalt der Nebenblätt- 
chen und Teïilblättchen, wie auch ihre Färbung ; Form des 
Kelches und besonders dessen Verhalten während der 
Fruchtreife; die Fruchtbarkeit, im Vergleich zu den 
Stränchern der Umgebung und die Ausbildung des Pollens. 
Von mehr untergeordneter Bedeutung sind die Bechaarurg, 
der ‘Drüsenreichtum, die Rauheit des Fruchtstiels, die Be- 
Zahnung der Teilblättehen, die Färbung der Blüûte und die 
Form der Frucht. Die Beobachtungen von Gaillard ver- 
dienen um so mehr Beachtung, als seine Belegmaterialien 
durch die hervorragendsten Rhodologen revidiert wurden. 


Herzog, Th. Einiges Über die Vegetation im 
centralen Jura. Mitteilungen des badischen botani- 
Vereins. 1898, Bd. II. Nr. 145; p. 404—410, gibt eine 
Aufzählung der Charakterpflanzen des Münsterthals, zwi- 
schen Delsberg und Münster und vergleicht diese Flora 
mit der Baar (nôrdlich von Hegau) und den Gebieten des 
südwestlichen Schwarzwald (Kaiserstuhl, Isteiner Klotz). 


Herzog, Th. Beiträge zur Kenntnis der ju- 
rassischen Flora mit besonderer Berücksich- 
tigung der Umgebung vor St. Croix. Mit- 
teilungen des badischen botanischen Vereins Nr. 151—152 
Bd. III, p. 1—13 (1898), entwirft an Hand einiger Ex- 
cursionen ein anziehendes Vegetationsbild der montanen 
und subalpinen Region des Jura um St. Croix, ohne je- 
doch wesentlich Neues zu bringen. Besondere Beachtung. 
verdient dagegen die Aufzählung der fiberaus reichen 
Moosflora dieses (rebietes (siche unter «Moose»). 

Jaccard, H. Plantes nouvelles pour la flore 
valaisanne et stations nouvelles particulière- 
ment intéressantes. Bulletin des travaux de la Mu- 
rithienne. Fasc. XXVI, année 1897, p. 265/66. 








Wir heben hervor : 


Draba incana L., neu für Wallis, rechtes Rhoneufer 
bei Gletsch, beim Hotel, am Fussweg nach der Furka. 


Erucastrum Pollichii, Bahnkürper bei Saxon, neu für 
Mittelwallis, neuer Einwanderer. 

Helianthemion canum Dun., neu für Wallis, Gorges 
de la Lizerne ob Ardon. 

Astragalus depressus L., neu für die peninnische Kette. 
Ob Chable, Bagnes. 

Eryngium campestre, neu für Wallis. Folaterres, beim 
Rhoneknie. 

Juncus arcticus Wild. Alpe de Genièvre am Sanetsch, 
neu für die Berneralpen. 

Carex  Buxbaumit Whlg., neu für Wallis, Sümpfe 
oberhalb Saas-Grund. 

Ferner werden 11 für Wallis neue Arten, Varietäten, 
Formen oder Bastarde von Hieracien aufgeführt. 


Jaccard, P. Etude géobotanique sur la flore 
des hauts bassins de la Sallanche et du Trient. 
Comptes rendus hebdomadaires de l’Académie des sciences 
de Paris, Nov. 1898. ; 

Diese pflanzengeographischen Studien erstrecken sich 
über 3 kleincre parallele Thäler auf der Südseite der 
Dent du Midi, die mittlere Erhebung derselben liegt zwi- 
schen 1800—1900 m, und alle drei besitzen je eine nach 
Norden und cine nach Süden exponierte Thalseite. Von be- 
sonderem Interesse ist, dass diese Thäler im Grenzgebiet 
der nôürdlichen Kalkalpen und des Mont Blanc-Massivs 
liesgen. Aus diesen topographischen und geologischen Ver- 
hältnissen ergibt sich, dass diese Thäler besonders ge- 
eignet sind, um den Einfluss der Exposition, der Beschaffen- 
heit des Bodens und der Konkurrenz auf die Verteilung 
der Pflanzen innerhalb eines kleinen, scharf umgrenzten 
Grebietes zu studieren. Verfasser fasst dann in einer Reihe 
von Thesen die Resultate seiner diesbezüglichen Forsch- 
ungen Zusamimen und stellt eine grüssere Abhandlung mit 
einer Karte über dieses Thema in Aussicht: diese Publi- 
kation wird in der Revue générale de Botanique (1899) 
erscheinen. 


Jaccard, P. Ueber die Gruppe- der Gentiana 
acaulis. Verhandlungen der schweizerischen naturfor- 
schenden (Cresellschaft. 81. Jahresversammlung, Bern. 1898. 
p. 71, — berichtet, dass er die 3 kritischen Gertiana der 





Gruppe acaulis: G. acaulis auct., excisa Presl, alpina Vüul, 
im Vallon de Salanfe, zwischen 2000—2500 m, gleich- 
zeitig auf Gneiss und Kalk fand, ohne dass es müglich 
gewesen wäre, Zwischenformen aufzufinden. Verfasser ist 
daher der Ansicht, dass die 3 Pflanzen als gute Arten 
aufzufassen seien. 


Jack, J. Nachtrag zu «<Botan. Wanderungen 
am Bodensee und im Hegau». Mitteilungen des ba- 
dischen botanischen Vereins Nr. 141 (siehe ferner auch 
schon Nr. 91—98), bringt eine kurze Aufzählung neuerer 
floristischer Funde interessanter Pflanzen vom nordwest- 
lichen Teil des Bodensees (Ueberlinger- und Untersee) und 
dessen Umgebung. Von eingeschleppten Pflanzen heben 
wir besonders hervor: die Rudbeckia hirta auf Wiesen der 
Insel Mainau, und die kleine zierliche Portulacacee Clay- 
tonia perfoliata Donn., 1892 mit virginischem Samen von 
Pferdezahnmais eingeschleppt. Von Interesse sind ferner 
einige Sumpfpflanzen wie die seltene Liparis Loeseli am 
Ufer des Mindelisees und in deren Gesellschaft Spiranthes 
aestivalis, Carex pseudocyperus zu erwähnen. Neu für die 
Umgebung von Konstanz ist ferner Zycopodium claratum 
und Astrantia major, bei Hegne am Ostrande des Riedes 
beim Walde «Tafelholz> von Dr. O. Nägeli und A. Hirth 
entdeckt. 

Jacob, B. L’ail des vignes (Allium vineale), le 
rameau de Sapin. 1898, p. 33/34. 

Allium vineale XL, tritt in 3 Formen auf: 

a) var. typicum, Blüteu normal entwickelt, dazwischen 
vereinzelte verkümimerte Bulbillen. 

b) var. compactum. Im Blütenstand dominieren die 
Bulbillen. Die Blüten sind meist nur noch in ge- 
ringer Zahl vorhanden. 

c) var. crénitumm. Die Bulbillen sind mit 10—20 cm 
langen, schmalen, striemenartigen Anhängen ver- 
sehen. 

Verfasser frägt nach der Ursache dieses Polymorphis- 
nus und macht die Anregung, die Pflanze an verschiedenen 
Orten zu kultivieren, um zu untersuchen, ob diese Formen 
in der Kultur beständig sinä oder in die Normalform zu- 
rückschlagen, 

Isabel F. «La Murithienne à Riddes et à 
Pierre-à-Voir». Bulletin des travaux de la Murithienne. 
Fasc, XXVI, p. 284—291. Ein kurzer Bericht über die 
Excursion der Murithienne vom 27, und 28. Juli 1897. 








Lüscher, H. Flora des Kantons Solothurn, 
Solothurn 1898. 

Die Schweiz gehôürt wohl zu den floristisch best be- 
kannten Teilen Europas, beinahe jeder Kanton, jeder 
grüssere Landesteil, jedes wichtigere Thal hat seine eigene 
Flora und auch die Bearbeitung der kritischen Genera, 
wie Æieracium, Rosa, Euplrasia ist sehr vorgeschritten, 
Dieses Werkchen ist berufen, noch eine kleine Lücke in 
der botanischen Kenntnis des Jura auszufüllen, es ist weniger 
eine Flora als ein sehr sorgfältises Verzeichnis der Kund- 
orte der im Kanton Solothurn wildwachsenden Pflanzen. 
Lüscher geht aber noch weiter, indem er auch die wichtig- 
sten und verbreiteteren fremden, winterharten Pflanzen 
der Anlagen und Gärten berücksichtigt.  Verfasser benützt 
nicht nur die vielfach stark zerstreute, aber umfangreiche 
Litteratur — geht er doch bis auf C. Bauhin 1671 zurück — 
er verfügt daneben noch über ein umfassendes eigenes Beob- 
achtungsmaterial, die Frucht zahlreicher Excursionen im So- 
lothurner Jura und in das Buchsgau. Rhiner (tabellari- 
sche Flora der Schweizerkantone) zählt im Kanton 


1869 1074 Arten 
1897 1126 


Das Werkchen von H. Lüscher enthält ohne die 
sicheren (34) Bastarde 1167 Gefässpflanzen. Der Flora 
ist auch noch ein Verzeichnis der Volksnamen der wichtig- 
sten Pflanzen aus der Feder des erst kürzlich verstorbenen 
Prof. Dr. Fr. Lang von Solothurn beigegeben. Bei den 
vielen Lokalnamen der Standorte wäre als Wegweiser eine 
Zusammenstellung der Fundorte mit Hühenangabe und Lage, 
wie sie z. B. Jaccard in seinem Catalogue de la flore 
valaisanne hat, vorteilhaft gewesen, die Handlichkeït der 
Flora würde durch ein solches Verzeichnis sehr gewinnen. 


Nägeli, O0. Ueber die Pflanzengeographie 
des Thurgau. [I Theil. Mitteilungen der thurg. natur- 
forschenden (resellschaft, Heft XIII (1898), gibt in detail- 
lirter, mehr wissenschaftlicher Form dieselben Gesichts- 
punkte, über die wir an Hand der Verôffentlichung im 
«Sonntagsblatt der Thurgauer Zeitung» 1897 Nr. 45—48 
im letztjährigen Heft dieser Berichte, p. 66, bereits refe- 
riert haben. Wir machen hier besonders noch auf die 
hübsche Karte zur Pflanzengeographie des Thurgau auf- 
merksam, sie bringt besonders die wichtigsten glacialen 
Ueberreste und das allmählige Ausklingen der Alpenpflanzen 
gegen den Bodensee zur Darstellung. 


Pasquier, Max du. Les moyens mis en œuvre 
par la nature pour opérer le reboisement des 
pâturages. Bulletin de la société neuchâteloise des 
sciences natur. Tome XXVI (1898). p. 100—110. 

Du Pasquier beobachtete, wie in alten Katastern im 
Val-de-Ruz verzeichneter Weïdeboden jetzt mit jungem 
Wald bedeckt war, ohne dass je eine Aufforstung erfolgt 
wäre. Verfasser gibt uns ein anschauliches Bild über 
die Faktoren, welche im Verlauf der Jahre die Weide in 
Wald verwandeln. Die erste Hauptursache sieht er in der 
Thätigkeit des Maulwurfs; auf den zahlreichen Maulwurfs- 
hügeln, welche Niemand auszugleichen gedenkt, siedeln sich 
bald cine Reïhe krautiger Pflanzen an, die vom Vieh ver- 
schmäht werden, so Ginster, einige Carices, Quecke, Disteln ; 
alle die Crewächse besitzen ein starkes Wurzelwerk, 
welches erlaubt, die nütige Nahrung tieferen Bodenschichten 
zu entziehen. Bald siedeln sich nun auf diesen kleinen 
Polstern allerlei Sträucher an, deren Samen hauptsächlich 
von der Drossel verschleppt werden, bald ist es der Hasel- 
nussstrauch, bald wilde Rosen, Weiïissdorn, oder Hartriegel; 
die Weiïde verschlechtert sich mebr und mehr. Samen 
von Nadelhülzern werden nun angeweht, im Schutz dieser 
kleinen (Grestrüppe vermügen sie zu keimen und sind so 
gegen die Nachstellungen des Viehs mehr oder weniger ge- 
schützt. Bilden sich zunächst vielleicht auch nur «Gaisen- 
tannli», schliesslich kommt durch die starke Entwicklung 
der seitlichen Triebe, der Haupttrieb ganz aus dem Be- 
reich der Weïidetiere, das Wachstum in die Hôhe kann 
beginnen, und die Existenz eines jungen Bestandes ist 
ausser Frage gestellt. An günstisgen Orten kann diese 
Verdrängung von Weide durch jungen Wald im Verlauf 
von 0 bis 60 Jahren erfolgen. 


Rikli, M. Die mitteleuropäischen Arten der 
Gattung Ulex, siehe diese Berichte Heft VIII (1898) 
p. 1—15. 


Rikli, M. UÜeber die Gattung Dorycnium:. 
Verhandlungen der schweïizerischen naturforschenden (re- 
sellschaft, 81. Jahresversammlung, Bern 1898, p. 69—70, 
bringt einige vorläufige Mitteilungen über diese polymorphe 
Gattung. Für die schweizerische Floristik sind von be- 
sonderem [nteresse die Verbreitungsverhältnisse und die 
Geschichte des D. suffruticosum Vall. rc. germanicum (Grml.) 
Burnat. Die Pflanze wurde von den schweizerischen 
und deutschen Autoren lange Zeit mit der Villar’schen 
Pflanze, die jedoch in ihrer typischen Ausbildung dem 











— D — 


westlichen Mittelmeerbecken angehôrt, verwechselt; die 
Churer Pfianze ist wohl als eine ôüstliche vikarisierende Art 
von D. suffruticosum Vill. aufzufassen. Verfasser ist der 
Ansicht, dass diese interessante Pflanze, welche bei Chur 
ihre absolute Nordostgrenze erreicht, in der warmen Pe- 
riode nach der Eiszeit bei uns eingewandert ist und sich 
heute in den nordôüstlichen Kalkalpen, besonders in den 
durch den Fühn lokal begünstigten Gebieten, erhalten hat. 
Eine grüssere Arbeit des Verfassers über die Gattung 
Dorycnium dürfte in diesem Jahre zum Abschluss gelangen, 


Rollier, LL. Quelques stations de plantes 
rares du Jura, Rameau du sapin, 1898, p. 32, gibt 
folgende Pflanzen an: 

Centranthus angustifolius DC., am Rüschgraben, derrière 
le Weissenstein. 

Aynica montana L. Au Sergnion, Montagne du Droit de 
Courtelany (Berne). 

Srinus alpinus L.  Abonde dans la Cluse d'Envelier, sur 
les rochers oolithiques (Berne). 

Daphne Cneorum L., abondant à la Rothenfluh, près de 
Bärschwyl (Soleure). 

Orchis coriophora L., découvert par M. Hoffmann (insti- 
tuteur à Malleray) dans les prés humides an pied du 
Chaumont. 

Acorus Calamus L. Fréquent aux Franches- Montagnes, 
dans les mares des pâturages: Pen-Claude, Pen-Chapelle, 
Saigne-à-l’Aigle, près Lajoux, Genevez (Berne). Je Pai 
souvent trouvé en fruits. 

Schibler, Dr. W. Wie es Frühling wird in 
Davos. Jahrbuch des S, A. C. Bd 32 (1896/97). Ver- 
fasser gibt in meteorologischer und botanischer Hinsicht 
eine anschauliche Beschreibung des Erwachens der Vege- 
tation und eine Aufzählung der Frühlingsflora von Davos. 


Schrôter, C. Ueber die Vielgestaltigkeit 
der Fichte. Vierteljahrschrift der naturf. Gesellschaft 
in Zürich. Bd. 43 (1898), p. 125—250 mit 37 Abbil- 
dungen. Eine sehr umfassende Abhandlung, welche sowohl 
für den Forstmann, wie auch für den Botaniker von all- 
gemeinem Interesse ist, enthält auch viele Angaben über die 
zahlreichen Varietäten und Wuchsformen und über beson- 
ders interessante Exemplare dieses unseres wichtigsten 
Waldbaumes. Die wesentlichen Ergebnisse, insoweit sie 


speziell für die schweizerische Floristik von Interesse sind, 
hat Verfasser bereits selbst in den «Fortschritten der 
schweïizerischen Floristik», Heft VIII (1898) p. 120/121, 
zusammengestellt. 


Tripet, F.. ‘Une plante nouvelle; pos 
la flore suisse (Biscutella cichortifolia Lois). 
Bull. de la soc. des sciences nat. de Neuchâtel. Tome XXV 
(1897) p. 237/238, beschreibt diese mediterrane Pflanze, 
die in Südfrankreich, in Piemont, Toscana, Istrien, Kärn- 
then, in Kroatien, Dalmatien und der Herzegowina ver- 
breitet ist; in der benachbarten Lombardei ist sie bisher 
mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen worden. Die 
Pflanze wurde von Tripet am 2. Juni 1897 bei Capolago 
im südlichen Tessin entdeckt. 


Usteri, A. Führer durch die Quaianlagen 
in Zürich. Mit einem Vorwort und Beiïiträgen von C. 
Schrôter. Verlag und Druck von Meyer u. Hendess, 1898. 

Einen Hauptschmuck Zürichs bilden wohl die Quai- 
anlagen, welche in überaus reizvoller, harmonischer Weise 
das Seeufer vom Belvoir-Park in Enge bis zum Zürich- 
horn in Riesbach umgeben. Bei der Bepflanzung derselben 
wurden in gleicher Weise ästhetische wie auch wissen- 
schaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt, um dieselben für 
Einheimische und Fremde môüglichst genuss- und lehrreich 
zu gestalten. Die Vertreter der wichtigsten Holzarten 
und Charakterpflanzen dersubtropischen, der temperirten und 
arktischen Zone finden sich hier zu môüglichst natürlichen 
Gruppen vereinigt. Die Anordnung erfolgte teils nach 
geographischen, teils nach biologisch und systematischen 
Gesichtspunkten. Das Werkchen enthält 2 Plänchen und 
ein vollständiges Verzeichnis des Arboretums, an deren 
Hand es auch dem Laien môglich ist, die wichtigsten 
fremden, winterharten Gehülze und Zierpflanzen kennen 
zu lernen. 


Wegelin, H. Die alten Zierpflanzen der 
thurgauischen Bauerngärten. Mitteilg. 
der thurg. naturforsch. Gesellschaft. Heït VIII (1898), 
p. 108—116. 

Es ist eine allbekannte 'atsache, dass die seit vielen 
Generationen gehegten Pfleglinge der Bauerngärten durch 
die Produkte der Handelsgärtnereien, selbst in entlegenen 
Ortschaften, mehr und mehr verdrängt werden. Der 
Bauerngarten und seine Blumen gehôren aber mit zum 
Wesen des Volkes und Landes, Es ist daher ein wohl- 
berechtigtes Unternehmen, wenn in den letzten Jahren von 








BE LR 


verschiedener Seite der Versuch gemacht wird, alles zu 
sammeln, was der alte Bauerngarten enthalten hat. Ver- 
fasser gibt ein Verzeichnis von 113 Pflanzen, welche in 
der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts in den Dortf- 
gürten Thurgaus allgemein verbreitet waren, nebst ihren 
gebräuchlichen, volkstümlichen Namen. 


Wetterhan, David Zum Botanisieren jm 
Alpenlande. Mitteilungen des badischen bot. Ver- 
eins 1898, Nr. 157—158, Bd, III, p, 53—62, enthält einige 
anzichende Wanderskizzen, von denen wir besonders die- 
jenige von Ragaz durch das Prättigau und über Davos 
zum Flüelahospiz erwähnen, wobei die geographischen 
Verbreitungsverhältnisse der beobachteten Pflanzen oft 
recht ausführlich besprochen werden, 


Wolf, FE. 0. FloristischeMiscellaneen 
aus dem Wallis LL mit Photographie der Viola pa- 
chyrhizoma. Bulletin des travaux de la Murithienne, fase. 
XXVI, année 1897, p. 256—264. 

Da die Hochthäler der Alpen vom Botaniker selten schon 
jm Mai und Juni besucht werden, kommt es, dass manche 
Frübjahrspflanze, welche in einer Hühe von 1200—2000 m 
auftritt, sowie deren Verbreitung, bisher wenig beachtet 
ist. Aus solchen Exkursionen ergab sich z.B. mehr und 
mehr, dass Bulbocodium vernum L. eine Pflanze ist, welche 
ihre Hauptverbreitung im Gebirge und nicht in der Rhone- 
niederung hat; Wolf fand die Pflanze noch in grosser 
Menge bei Arollaz bis 2407 m. Eine Hauptzierde der 
Frühlingsflora bilden die Gebirgsveilchen, die zum 
Teil interessante Bastarde bilden. Wolf publizie ert 4 neuc 
Veilchenbastarde : 


V. pachyrhizoma FE. 0. Wolf — V, sciaphila X Thom«- 
siana, Alp Arolla, im üstlichen Eringerthal, ca. 2200 m. 

Va Riddensis, FE. 0. W of = 7. collina X Farvrati Wäld- 
chen bei Tourbillon, in Maragnin, bei Vex und besonders 
um Riddes. 

V, Sedunensis F. O. Wolf — V. Beraudii X hirta, bei 
Branson, Umgebung von Sitten. Brämis, Maragnin, Aproz, 
Mont d'Orge. 

V. Muretii K. O. Wolf — V. Beraudii XX Favrati, nicht 
selten im Wäldchen hinter Tourbillon, sowie auch in 
Maragnin und Aproz. 

Würtenberger, Th. Phytopalaeontologi- 
sche Skizzen. Mitteilungen der thurg. naturfor- 

schenden Gesellschaft. Heft XTIT (1898), p. 93—107. 





Diese Abhandlung bringt zunächst eine historische 
Skizze der Erforschungsgeschichte der Tertiärflora und 
der Bezichungen der jetzigen Pflanzenwelt zur Flora der 
Molassezeit und gibt dann noch einige interessante An- 
gaben über die erweiterte Kenntnis der fossilen Flora 
von St. Gallen, Appenzell und Thurgau, seit dem Er- 
scheinen der Flora tertiaria Helvetiae 1855—1859 von 
O0. Heer. 

Die Gesamtzahl der Arten fossiler Pflanzen der 
unteren Süsszwassermolasse der Kantone St. Gallen und 
Appenzell stellt sich nun auf 117, worunter durch die 
Arbeiten von Dr. R. Keller 47 Arten für dieses Gebiet 
neu nachgewiesen wurden. 

Auch im Kanton Thurgau wurde seit 1860 ein grosser 
Reïichtum an Tertiärpflanzen aufgeschlossen; siümtliche 
Funde gehüren hier der oberen Süsswassermolasse an, be- 
sonders ergiebig waren Tägerweiïlen mit 134 Arten 
und Bernraiïn bei Emmishofen mit 67 Species. Heer 
kannte für den Thurgau nur 27 fossile Pflanzen. Die beiden 
obigen Lokalitäten allein ergeben schon 201 Arten, mithin 
ein Zuwachs von 174 neuen Funden. 


Würtenberger, Th Der tertiärcecKasta- 
nienbaum von Kreuzlingen. Mitteilungen 
der thurgauischen naturforschenden Gesellschaft, Heft XIIT. 
p. 137 (1898) gibt einen kurzen Auszug aus einem Vor- 
trage von Th. Würtenberger an der Jahresversammlung 
der Gesellschaft in Kreuzlingen am 16. Oktober 1897. 

Zahler, Hans. Die Krankheit in Volks- 
glauben des :Simmenthaldltes.“Dissert (Berne 
1 

Diese Inauguraldissertation von mehr ethnographi- 
schem Interesse enthält auch einen Abschnitt (p. 55—83) 
über. vedie/ Pilanzen-in der Volksmediza1ne 
Der Kräuterglaube der Gegenwart beruht wohl nur noch 
zum kleineren Teil auf unverfälschten Volksansichten, er 
ist vielfach durchsetzt von dem, was die Gelehrten frü- 
herer Jahrhunderte und der Gegenwart über Charakter 
und Wirkung der Kräuter geschrieben haben. Um so 
wichtiger wird es sein, diese letzten Trümmer zu samnieln, 
bevor es zu spät ist. Die Pflegstätte dieser Heïlpflanzen ist 
der Bauerngarten, dem ja neuerdings auch wieder von 
ethnographischer und botanischer Seite grôüssere Aufmerk- 
samkeit geschenkt wird, aber ein grosser Teil dieser 
Pflauzen der Volksmedizin wird nie kultiviert, sondern 
immer frisch eingesammelt. In welcher Weise diese Heil- 








AS OT NA 


pflanzen im Simmenthal verwendet werden, bald zu Heil- 
zwecken, bald als Amulet, um Krankheïten abzuhalten, 
darüber geben uns diese Zeilen reichhaltigen Aufschluss. 


V. Biographisches. 


Brunner, Friedrich. (1821—1898). Apotheker v. 
Diessenhofen (Nekrolog und Verhandlungen der schweiz. 
naturforschenden  (resellschaft, 81. Jahresversammlung 
Bern 1898, p. 313 —317), ein gründlicher Kenner der 
schweizer, und süddeutschen Flora, ein Muster gründlicher 
und gewissenhafter Arbeit ist sein «Verzeichnis der in der 
Umgebung von Diessenhofen wild wachsenden Pflanzen». 


Pasquale, Conti, 1874—1898. Nachruf von R. Cho- 
dat. Bulletin de l’herbier Boissier VI (1898) p. 840. 

Unmittelbar vor Abschluss seiner Studien fiel der 
junge, talentvolle Botaniker P. Conti von Lugano, am 2. 
August 1898, der heimtückischen Lungenschwindsucht zum 
Opfer. Seine ausgezeichnete Arbeit «Classification et dis- 
tribution des espèces européennes du genre Matthiola», Bul- 
letin de l’herbier Boissier V (1897), berechtigte zu grossen 
Hoffaungen, leider sind dieselben nun nicht in Erfüllung 
gegangen. Doch hoffen wir, dass wenigstens seine Mo n o- 
graphie der Gattung Matthiola, welche Conti 
noch als Dissertationsschrift der Universität Genf ein- 
reichte, bald im Druck erscheinen werde. 


Schuppli, Melchior, (1824—1898), Direktor der neuen 
Mädchenschule in Bern (Nekrolog in Verhandlungen der 
schweizerischen naturforschenden (Gesellschaft, 81. Jahres- 
versammlung, Bern, 1898, p. 334—336), war auch ein 
grosser Pflanzenfreund und feiner Beobachter. Eine Zu- 
sammenstellung seiner botanisch floristischen Publikationen 
bringt dieser kurze Nekrolog von J. H. Graf. 


VI. Verschiedenes. 


Barbey, W. Une munificence botanique. Bulletin de 
l’herbier Boissier. T. VI (1898), p. 345—347. 


Durch Vermächtnis von P. Plantamour-Prévost geht 
das prächtige Landgut «Mon Repos» bei Genf in den Be- 
sitz dieser Stadt über. Die wundervolle Besitzung ist in 
reizender Lage am See gelegen, sie soll nach dem letzt- 
willigen Wunsche des Gebers zur Aufnahme des botani- 
schen Gartens und des Herbier Dellessert dienen. 


—) 





L- 
& 





Briquet, J. «Les ressources botaniques de Genère». 
Broch. 8°. (extr. de la Suisse universitaire, janvier et 
février 1897). 

Britton, N. L., PBotanical Gardens (Bullet. of the 
New-York bot. Garden, vol. I, Nr. 2 (1897), bringt auch 
einige Angaben über schweizerische bot. Gärten. 


Burnat, E. Nofes sur les jardins botaniques alpins. 
Bulletin de la société Murithienne, année 1897. Appendice. 
Mit 2 Briefen von Christ und Briquet über denselben 
(Gegenstand. 

Nach einem kurzen Ueberblick über die Gründungs- 
geschichte der in den 80er Jahren im Wallis und in den 
Waadtländer - Alpen angelegten Alpengärten Zzeigt Ver- 
fasser, dass der wissenschaftliche Wert derselben in 
keinem Verhältnis zu deren bedeutenden Anlage- und Un- 
terhaltungskosten steht. Ein sorgfältig angelegtes Her- 
barium besitzt immer ungleich grôssern wissenschaftlichen 
Wert. Solche Gartenanlagen sind mehr im Interesse der 
Fremdenindustrie und der Handelsgärtner 
und sollten daher einerseits von Verkehrsvereinen, Hotel- 
besitzern und Handelsgärtnern angelegt und unterhalten 
werden. Wissenschaftlichen Wert künnen sie nur unter 
der Leitung geschulter Botaniker und in direkter Verbin- 
dung mit einem botanischen Institut, das über die nütigen 
Hülfsmittel verfügt, bekommen; damit sind aber finanzielle 
Anforderungen verbunden, welchen weder die Murithienne 
noch l’Association de la protection des plantes gewachsen 
sind (siehe auch: XXXVITe réunion de la Murithienne in 
Bulletin des travaux de la Murithienne, fase. XXVI, pag. 
218—281). 


Funfter Bericht 


der 


zürcherischen botanischen Gesellschaft. 
1896—1899. 





I. Ueberblick. 


Vorliegender Bericht erstreckt sich vom Winterhalb- 
jahr 1896 bis Anfang März 1899, umfasst also 2'/2 Vereins- 
jahre. Da die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, dass 
im Sommer die Beteiligung der Sitzungen sehr zu wünschen 
übrig liess, so finden nun die Sitzungen jeweilen nur im 
Winter, von Ende Oktober bis Anfang März statt. Von 
der Veranstaltung von Exkursionen im Sommer mussten 
wir Umgang nehmen, weil die leitenden Kreise durch die 
offiziellen Exkursionen von Universität und Polytechnikum 
in dieser Hinsicht schon sehr in Anspruch genommen sind 
und es ja auch Nichtstudierenden môglich ist, sich den- 
selben anzuschliessen. Herr Dr. H. Schellenberg hatte in- 
dessen die Güte, die Gesellschaft durch das Versuchsfeld 
der eidgenüssischen Samenkontrollstation in Zürich-Ober- 
strass zu führen; für die vielfachen Belehrungen, die uns 
auf diesem interessanten Gange zu teil wurden, sprechen 
wir ihm hiemit unsern verbindlichsten Dank aus. 

Der Besuch der Sitzungen im Winter war meistens 
recht befriedigend. Der Verein zählt z. Z. 66 Mitglieder, 
wovon mehrere ausserhalb Zürich, ja sogar in andern Kan- 
tonen wohnen. Nicht selten hatten wir'die Freudè, unsere 
Mitglieder von Wädensweil, Dübendorf und Luzern an- 
wesend zu sehen. Die Sitzungen finden Donnerstag, alle 
14 Tage, auf Zimmerleuten statt, so dass wir uns jeden 
Winter an 8—10 Abenden zusammenfinden. Die Sitz- 
ungen wurden jeweilen von 8—33 Mitgliedern besucht, 
ôfters hatten wir auch Gelegenheit, Gäste bei uns zu sehen. 


1 


Einen grossen Genuss bereitete uns der Vortrag des Präsi- 
denten der schweiz. bot. Gesellschaft, Hrn. Dr. H. Christ aus 
Basel, über die Farnkräuter der Erde; Herr Prof. 
Westermaier von Freiburg(Schweiz) beehrte uns ebenfalls mit 
einem Vortrag über die morphologischen Differen- 
zierungen am Phanerogamenembryo. Wir sprechen 
den beiden Herren für ihre vielfachen Anregungen und Be- 
lehrungen auch hier nochmals unseren herzlichsten Dank 
aus und hoffen, dass es auch künftig môglich sein wird, 
auswärtige Botaniker, die nicht unserm Vereine angehôren, 
zu einem Vortrage zu gewinnen. Als ein erfreuliches Zeichen 
darf es wohl bezeichnet werden, dass in den letzten Jahren 
die Zahl der Autoreferate grôsser ist als früher. Diese 
Thatsache zeigt uns, dass die aktive Bethätigung unserer 
Mitglieder an der Erforschung unserer einheimischen Flora 
und an der Lüsung von allerlei botanischen Fragen von 
allgemeinerem Interesse entschieden zunimmt. Der Vorstand 
ist stets bemüht, die Sitzunger durch môglichst gleich- 
mässige Berücksichtigung aller Zweigdisziplinen der Botanik, 
sowie durch eine stete Abwechslung von Vorträgen, Refe- 
raten, Demonstrationen und kleineren Mitteilungen anregend 
zu gestalten. Dass das Interesse nicht fehlt, bezeugen 
auch die Diskussionen, die fast stets zu einem recht leb- 
haften Gedankenaustausch Veranlassung gaben. Eine zu 
Gunsten des Vereins veranstaltete Gant ergab den schünen 
Betrag von Fr. 96.—. 

Im Anschluss an einen sehr lehrreichen Vortrag von 
Dr. 0. Nägeli über die Flora von Nord-Zürich wurde 
von der Gesellschaft beschlossen, eine neue Flora des 
Kantons Zürich auszuarbeiten. Zur Ausführung sind vor- 
läufig 5 Jahre in Aussicht genommen. Das 5-gliedrige 
:edaktionskomitee besteht aus den Herren Dr. R. Keller in 
Winterthur. Dr. med. O0. Nägeli, Dr. M. Rikli, Prof. Dr. 
H. Schinz und Prof. Dr. C. Schrüter. Wie sich diese Kom- 
mission die Anlage und Ausarbeitung dieser Flora denkt, 
darüber hat sie im vergangenen September an die Mitglie- 
der der Gesellschaft ein Zirkularschreiben erlassen, das wir 
hier nochmals zum Abdruck bringen, indem wir hervorheben, 
dass die in dem Programm erwähnten Drucksachen') von 


1) Zwei Musteretiquetten, eine Kartenskizze des Kantons 
Zürich zum Einzeichnen der geographischen Verbreitung 
wichtiger Florenelemente, eine Anleitung zum Beobachten 
kritischer Genera und eine Beschreibung von Bromus erectus 
Huds. als Probe, wie wir uns die Abfassung des speziellen 
Teils im einzelnen denken. 


Fachgenossen und Interessenten durch die Mitglieder der 
Kommission bezogen werden künnen. 


A. Allgemeiner Teil. 
I. Die Natur des Gebietes (Boden und Klima). 
1. Geographie. 2. Geologie. 3. Meteorologie. 
IL. Die Pflanzendecke in ihrem gegenwärtigen 
Zustand. 
1. Pflanzengeographische Gliederung des Gebietes 
in horizontaler und vertikaler Richtung. 
. Die natürlichen Pflanzengenossenschaften. 
. Die landwirtschaftliche Kultur. 
Die Forstwirtschaft. 
Die Bauerngärten. 
. Die Ziergärten und ‘Parkanlagen. 
IL. Die Geschichte der Vegetation. 
1. Die geologische Geschichte bis zur Eiszeit. 
2. Die Einwanderung von Florenelementen seit der 
Eiszeit. 
3. Die Pflanzendecke unter demEinfluss des Menschen. 
ie Veränderungen in der spontanen und sub- 


1 Qt He 9 D 


spontanen Flora. 
b) Landwirtschaftsgeschichte. Einführung von 
| Kulturpflanzen. 
c) Forsitgeschichte. 
IV. Geschichte der Erforschung der Zürcher- 
flora. 
V, Litteraturverzeichnis (eventuell Anhang: Volks- 
botanik). 
B. Spezieller Teil. 
VI. Kritische Flora und Standortsverzeichnisse 
nach folgenden Gesichtspunkten : 
a) Anordnung nach der Synopsis von Ascherson 
| und Gräbner. 
b) Nomenklatur nach den Berliner Regeln. 
| c) Umfang der Flora: Grenzen des Kantons Zürich. 
(Grenzpflanzen in Kleindruck.) 
Bei jeder Pflanze ist anzugeben: 
1. eine ausführliche Piagnose mit den Varietäten 
und Formen. 


2. Natur des Standortes. 

3. Vergesellschaftung, Begleitpflanzen. 

4. Bodenansprüche : 
«) Geolog. Unterlage. 7) Feuchtigkeit. 
8) Düngungszustand. d) Humusgehalt. 


5. Blüte- und Fruchtzeit. 


6. Häufigkeitsgrad. 
7. Hôhenverbreitung. 
8. Verbreitungsverhältnisse : 
a) Florenelement. 

fn) Allgemeine Verbreitung. 

\ €) Verbreitung in der Schweiz. 

| d) Verbreitung im Kanton Zürich nach Lokali- 

täten. 

a) Anordnung erfolgt nach den aufzustellen- 
den pflanzengeogr. Gebieten, immer in 
der gleichen Reïhenfolge. 

8) Schreibweise nach dem Siegfriedatlas. 

y) Angabe des Finders bei jeder Lokalität. 
d) Angabe der Kontrolle (!) 
<) Frühere und zweifelhafte Lokalitäten. 
9. Wirtschaftliche Bedeutung. 

Da der allgemeine Teil gewissermassen die Resultate 
des speziellen Teils in übersichtlicher Weise zusammen- 
fassen wird, so kann dessen Verôffentlichung naturgemäss 
erst nach Abschluss des speziellen Teiles erfolgen. 

Diesem Schreiben legen wir bei: Zwei Musteretiquetten, 
eine Kartenskizze des Kantons Zürich zum Einzeichnen der 
geographischen Verbreitung wichtiger Florenelemente, eine 
Anleitung zum Beobachten kritischer Genera und eine Be- 
schreibung von Bromus erectus Huds. als Probe, wie wir 
uns die Abfassung des speziellen Teils im einzelnen denken. 

Als Sammelstelle zur Expedition der einlaufenden 
Materialien wurde Herr Ing. Keller, Lavaterstrasse 66, 
Verwalter des Herb. der zürch.botan. Gesellschaft bezeichnet. 
Sehr wünschenswert wäre auch die Einsendung von Beleg- 
exemplaren durch die Sammler und zwar sollten womôüglich 
jeweilen fünf vollständige Belegexemplare aufgelegt werden. 

1. Für das Museum der Universität Zürich unter der 
Direktion von Prof. Dr. Hans Schinz. Dieses 
Institut hat das erste Anrecht auf die Belegpflanzen ; 
es legt zu diesem Zwecke ein spezielles Herbarium 
des Kantons Zürich an. 

Für das Herb. helveticum des eidg. Polytechnikums. 
Für das Herb. der zürch. botan. Gesellschaft. 
Für den Bearbeiter des Genus. 

>. Für den Sammiler. 

Für die Bearbeitung der kritischen Genera 
sind bereits eine Reihe ausgezeichneter Kräfte gewonnen 
worden. Es ist das Bestreben der Gesellschaft, eine müg- 
lichst vollständige Arbeit zu publizieren, deshalb ist es uns 
sehr daran gelegen, womôglich alle Fachgenossen und 


TH UN) 


2 


A 


Interessenten unseres Kantons zur Mitarbeit heranzuziehen. 
Damit auch der Anteil der Mitarbeiter vollständig gewahrt 
werde, soll jeweilen bei den Standortsangaben auch der 
Gewährsmann aufgeführt werden. 

Wir môchten Sie hiemit freundlich einladen, unser 
Unternehmen nach Ihren Kräften zu unterstützen, damit ein 
Werk zu stande kommt, das allen berechtigten Anforde- 
rungen entspricht und gewissermassen als ein Kompendium 
des bot. Wissens vom Kanton Zürich am Ende des XIX. Jahr- 
hunderts gelten darf. Zu weiteren Mitteilungen in dieser 
Angelegenheit sind wir stets gerne bereit. 

Hochachtungsvoll 


Im Namen der zürch. bot. Gesellschaft: 
Die Kommission für die ,, Zürcherflora. 


Der Vorstand setzt sich gegenwärtig wie folgt zu- 
sammen : 


Präsident Herr Dr. M. Rikli. 
Vizepräsident , Dr. J. Morgenthaler. 
Aktuar MMA USiCrT: 


Rechnungsführer , A. Rau. 
Herbariumwart , Ingenieur Keller. 

Als Rechnungsrevisoren wurden ernannt die Herren 
Apotheker Weber und Prof. Hartwich. Infolge eines Woh- 
nungswechsels sah sich Herr R. Rau veranlasst, von der 
Verwaltung des Vereinsherbars zurückzutreten. Herr 
Ingenieur Keller übernahm dasselbe in zuvorkommendster 
Weise; dasselbe ist nun in dessen Wohnung, Lavaterstr. 66 
Enge, aufgestellt. Ueber die langjährige aufopfernde Thätig- 
keit von Herrn R. Rau als Herbariumwart giebt uns der 
Bericht von Ingenieur Keller Aufschluss. Wir sprechen 
aber Herrn Rau auch hier unsern herzlichsten Dank aus. 


Für die zürch. botanische Gesellschaft: 
Der Präsident: Dr. M. Rikli. 
Zürich, den 1. April 1899. 


II. Bericht über den Stand des Gesellschafts- 
Herbariums am Schluss des Jahres 1898. 
In der Sitzung der botanischen (Gesellschaft vom 


8. November 1892 wurde beschlossen, das Herbar des ehe- 
maligen botanischen Kränzchens, welches nur Pflanzen aus 


dem Kanton Zürich enthielt, weiter zu führen, in der Mei- 
nung, dass ein môglichst vollständiges Schweizerherbarium 
anzulegen sei, ohne jedoch ausländische Pflanzen zurück- 
zuweisen. 

Als ferner liegendes Ziel wurde die Anlage eines 
Typenherbariums und eines Spezialherbariums der Flora 
der Schweizerseen in Aussicht genommen. 

Während das ,Schweizerherbarium“ in den abgelaufenen 
6 Jahren in sebr erfreulicher Weise angewachsen ist, sind 
die andern vorerwähnten Aufgaben bisher nicht an Hand 
genommen worden. 

Den Anfang des Gesellschaftsherbariums bildeten zirka 
300 Bogen des vom ehemaligen botanischen Kränzchen 
überlassenen Herbars. 

Das Jahr 1893 verzeichnet neben andern Namen als 
Geschenk des Hrn. Dr. Stebler zirka 200 Bogen der Gräser- 
sammlung von Stebler und Schrôter. 

Den Hauptzuwachs erhielt das (esellschaftsherbarium 
im Berichtsjahre 1894/95; in welchem die Herren Bretscher, 
Ruhoff und Pillichody ihre Sammlungen dedizierten, wäh- 
rend von andern Seiten her, namentlich auch von den 
Herren Graveur Hanhart und Lehrer Rau erhebliche Ge- 
schenke eingingen. 


Am Schluss des Jahres 1898 besteht das Herbarium 
For 


im Totalen aus 5357 Spannblättern, 


wovon 2105 Blätter auf den Kanton Zürich, 3235 Blätter auf 
die übrige Schweiz (inklusive Hohentwiel) und 17 Blätter auf 
das Ausland (10 Italien, 6 Deutschland, 1 Frankreich) ent- 
fallen. 

Das Gesellschaftsherbarium ist nach der Exkursionsflora 
für die Schweiz von A. Gremli (siebente Auflage) geordnet, 
welche in runden Zahlen 130 Pflanzenfamilien, 700 Gattungen, 
2700 Arten bezw. 4100 Arten inklusive Formen, Bastarde etc. 
aufweist. 

Diese Zahlen sind genau genug, um als Grundlage für 
die Berechnung der Prozentsätze des gesammelten zum noch 
ausstehenden Material zu dienen. 

Das Gesellschaftsherbarium enthält nun : 

120 Familien oder 92°, 569 Gattungen oder 81°, 
1666 Arten oder 62% bezw. 1800 Arten inklusive Formen, 
Bastarde etc. oder 44°%% der ,im Gremli* aufgeführten 
Pflanzen. 

Die dem Kanton Zürich entstammenden Pflanzen re- 
präsentieren 108 Familien, 443 Gattungen, 983 Arten bezw. 
1019 Arten inkl. Formen, Bastarde etc. 


Im Herbarium sehr schwach vertreten sind die Gat- 
tungen : 

Papaver, Fumaria, Sisymbrium, Erysimum, Draba, 
Sagina, Cytisus, Rubus, Rosa, Sempervivum, Peucedanum, 
Inula, Filago, Leontodon, Tragopogon, Crepis, Hieracium, 
Verbascum, Euphrasia, Orobanche, Mentha, Thymus, Cheno- 
podium, Atriplex, Rumex, Salix, Gladiolus, Iris, Gagea und 
Botrychium. 

Gar nicht vertreten sind die Gattungen: 

Atragene, Myosurus, Callianthemum, Isopyrum, Epime- 
dium, Matthiola, Hesperis, Hugueninia, Eruca, Clypeola, 
Petrocallis, Cochlearia, Teesdalea, Aethionema, Euclidium, 
Myagrum, Laelia, Cucubalus, Heliosperma, Spergularia, 
Buffonia, Elatine,Radiola,Androsaemum,Dictamnus, Zizyphus, 
Paliurus, Ulex, Glycyrrhiza, Ornithopus, Cicer, Amygdalus, 
Persica, Punica, Isnardia, Ceratophyllum, Peplis, Montia, 
Corrigiola, Illecebrum, Telephium, Polycarpon, Opuntia, 
Trinia, Helosciadium, Ptychotis, Kalcaria, Sison, Ammi, 
Sium, Oenanthe, Cnidium, Trochiscanthes, Ligusticum, 
Levistieum, Archangelica, Anethum, Tordylium, Molopos- 
permum, Bifora, Coriandrum, Cephalaria, Micropus, Rud- 
beckia, Carpesium, Doronicum, Echinops, Silybum,Onopordon, 
Kentrophyllum, Crupina, Xeranthemum, Arnoseris, Thrincia, 
Helminthia, Podospermum, Adenophora, Diospyrus, Olea, 
Jasminum, Pleurogyne, Lyeium, Nicandra, Nicotina, Anar- 
rhinum, Lindernia, Limosella, Lavandula, Micromeria, 
Melissa, Hyssopus, Nepeta, Marrubium, Chaïiturus. Centun- 
culus, Hottonia, Cortusa, Samulus, Litorella, Amarantus, 
Albersia, Polyenemum, Celtis, Morus, Ficus, Vallisneria, 
Hydrocharis, Sagittaria, Najas, Calla, Anacamptis, Himanto- 
glossum, Aceras, Limodorum, Frittilaria, Asphodelus, 
Hemerocallis, Fimbristylis, Elyna, Kobresia, Mibora, Gastri- 
dium, Cupressus, Thuja, Pilularia, Marsilia, Isoëtes, Gymno- 
eramme, Woodsia. 

Nachfolgendes Donatoren-Verzeichnis giebt die Namen 
der gütigen Geber, denen auch an dieser Stelle der beste 
Dank ausgesprochen seï. 


Donatoren-Verzeichnis. 


NB. Die neben den Namen stehenden Zahlen geben die 
Anzahl der dedizierten Spannblätter an: 


Herr Hanhart, Graveur, Herr Ruhoff, E., Assi- 
Zürich 892 stent, Zürich 620 
» Bretscher, Lehrer, ,  Schinz, Rudolf, 
Zürich 376 Zürich 528 
» Pillichody, À. Hal ROD- behrer, 
Yverdon 686 Zürich 491 





Herr Stebler u. Schrôüter, Herr Schinz, Hans, Prof. 
Gräsersammlung 384 DreZüricn AT 
. Keller, Ingenieur, Name fehlend 16 
Zürich 201 | Herr Jäggi, Prof., Zürich 10 
» Benz, Ed. Lehrer, , Lehmann,K. Zürich 6 
Wernetshausen DD Graf 3 
» Siegfried, Hans, »  Käser, Fr. Lehrer, 
Bülach 89 Zürich 5 
, Bahnmaier 63 »  Lohbauer, A. Zürich 3 
»  Mollet, E,, Zürich, aMebertJ iris 
jetzt Bendlikon 36 » Eggler 2 
EI Mart Dr: » Läüscher, Herm., 
Zürich D3 Zofingen 2 
ra Tavel Er tDTs » Pestalozzi, Friedr. 
Zürich »0 Zürich 2 
“tSchrôüter, C;rProf. ,s  Wintsch, Lehrer, 
Dr., Zürich 99 Zürich 2 
AriCulmann, PS Dr: »  Hug, Otto, Winter- 
Zürich 29 thur jÙ 
+»  Wolfensberger, R. » Mariani, Professor 1 
Lebrer, Zürich 29 » Schrôter, L. Zürich 1 
» Aubert, Professor, » JL. Treninfels, 
Sentier 24 O1SYE: 1 
so WolésEsi0. Prof: aNilczek "EE. 2ProE: 
Sitten 18 Lausanne 1 





Total 5357 Spannblätter. 


Wenn auch nach dem Gesagten noch viel zu thun übrig 
bleibt, um zu einem vollständigen Schweizerherbarium zu 
gelangen, so enthält doch die jetzige Sammlung schon viel 
wertvolles Material. 

Weitaus der grôüsste Teil der Exemplare zeichnet sich 
durch sorgfältige Behandlung beim Pressen aus. 

Dagegen muss leider konstatiert werden, dass die Eti- 
quettierung eines Teils der Pflanzen sehr zu wünschen übrig 
lässt, sollten doch immer bei jedem Exemplar zum mindesten 
die folgenden Angaben enthalten sein: 

1. Name der Pflanze; 2. Fundort (geographisch), wobei 
Ortsnamen, welche in der Schweiz wiederholt vorkommen, 
durch Angabe des Kantons bezw. der Gemeinde etc. näher 
präzisiert werden sollten; 3. Natur des Standortes; 4. Hôühe 
des Standortes über Meer in Metern; 5. Monat und Jahr 
des Fundes; 6. Name des Finders. 

Gegenwärtig ist eine genaue Durchsicht des Herbariums 
im Gange, um die ziemlich zahlreichen fehlerhaften Bestim- 
mungen richtig zu stellen. 


Indem hiemit an die weitere Freigebigkeit der Mit- 
glieder der botanischen Gesellschaft von Zürich in erster 
Linie und auch weiterer befreundeter Kreise appelliert wird, 
sei noch bemerkt, dass der Herbariumwart ermächtigt ist, 
auf Verlangen jeder Zeit den gütigen Donatoren sowohl 
gedruckte Etiquetten, als auch Spannblätter in gewünschter 
Zahl zur Verfügung zu stellen. 

Noch sei die erfreuliche Mitteilung beigefügt, dass neue 
Beiträge für das Herbarium seitens der Herren Sekundar- 
lehrer Meister in Dübendorf, Graveur Hanhart in Zürich, 
Dr. Schellenberg in Zürich und Lehrer Hool in Luzern 
teils in nächster Zeit bevorstehen, teils für das Jahr 1899 
in Aussicht gestellt worden sind. 

Laut Beschluss in der Sitzung vom 8. Dezember 1898 
wurde das Gesellschaftsherbarium, welches zur Zeit in der 
Wohnung des Herrn Ingenieur Keller, Lavaterstrasse Nr. 66, 
Zürich-Enge, aufgestellt ist, für 2000 Fr. in der Schweize- 
rischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft gegen Brand- 
schaden versichert. 

Die Benützung der Sammlungen der zürcherischen 
botan. Gesellschaft ist durch Reglement vom 21. Juli 1895 
geordnet. 

Schliesslich sei noch dem bisherigen Herbariumwart, 
Herrn Lehrer Rau, welcher dieses Amt während 6 Jahren 
in bester Weise besorgt hat, der wärmste Dank der Gesell- 
schaft für seine aufopfernde Thätigkeit ausgesprochen. 


Im Auftrag der Herbar-Kommission: 


Ingenieur Xeller. 


a Moi 


III. Rechnung über Kassa und Herbar-Fonds 
der 
zürcherischen botanischen Gesellschaft 
a) 1. August 189,6 bis 51. Juli 1897. 


A. Kassa. Einnahmen: 
Uebertrag Fr. 129. 16 
Versteigerungen, Schenkung  . . . . . , 21.20 
Jahresbeiträge 52h Jun. Nat SR MES 


Fr. 334. 28 
Ausgaben: 


Drucksachen Fr. 200. — 


Honorare se ee CR PE TRE A 
AREUALIAL TE AN PSN ET RR T 
INSETATE 7 EAPANE EN ONE RTE D PRET RS 
Frankaturen und Diverses ren Rene) 
Fr. 299. 10 
Aktiv-Saldo , 35.18 
Fr. 334. 28 
B. Herbarfonds. Einnahmen: Saldo Fr. 28.95 
Ausgaben: Fr. 4.— 
Aktiv-Saldo ,, : 24.95 
Fr... 28:% 
b) 1. August 1897 bis 31. Juli 1898. 
A. Kassa. Einnahmen: 
Aktiv-Saldo Fr. 35.18 
Jahresbeitrane"s 2 2 PE PE RS BIS 
TÜCLVETEULUNE TTC ee NT Eten 6. 60 
Gant 7 CN SOUS PEN RE ON AE 
Geschenk 2 PTE REC EP RE 5. — 
Fr. 324. 10 
Ausgaben: 

Drucksachen RES Re Tr ot CET NI08 200 
Hoônorare =. re ee TR RE A DURE 

AKTUATIAL 5 TAC ME MR RE REC 8. 

Diverses . . ne der UE OS EN EL 


Retour-Mandate 


cRuur 
AN & D 


Aktiv-Saldo 1 





B. Herbarfonds. Aktiv-Saldo Fr. 
Verlegung des Herbars PRE 
Aktiv-Saldo auf neue Rechnung Fr. 17.95 


Zürich, 1. Aug. 1898. Der Rechnungsführer: Rob. Rau. 


» 


Ni — 


IV. Auszug aus dem Protokoll. 
*— Autoreferate folgen am Schluss. 
I. Wintersemester 1896/97. 


Sitzung vom 13. November 189,6. 
Dr. Schellenberg spricht über Dr. W. Areschougs Bio- 
logie der geophilen Pflanzen. 
Prof. Dr. C. Schrôüter: Die Gewinnung des Palmweines 
in Malabar, mit Demonstrationen. Die dabei zur An- 
wendung kommenden Werkzeuge sind: Ein Messer zum 
Aufschneiden der Spatha, ein aus der Blattscheide ver- 
fertigtes (refäss zum Auffangen des Saftes, ein sog. Klopt- 
holz und zwei Coïrseile zum Erklettern der Palmen. 
Sitzung vom 26. November 18%. 
Prof. Dr. C. Schrüter demonstriert: 
a) Epipogon aphyllum, eine aus dem Flimser-Wald stammende 
blatt- und wurzellose saprophyte Orchidee. 
b) eine Photographie von Picea excelsa Lk. var. columnaris 
Carrière. 
c) Japanesische Malereien auf Papier von Aralia papyrifera. 
d) eine Abbildung einer Podostemacee aus Guyana, Mourera 
fluviatilis, mit roten, senkrecht aus dem Wasser empor- 
ragenden Blütenständen. 
e) ein interessantes Seegras (Cymodocea antarctica) aus 
Tasmanien. 
A. Usteri, Landschaftsgärtner : Strauchige Spiräen unserer 
Gärten*. 
Dr. M. Rikli: Vegetationsbild des Kantons Tessin*, 
Sitzung vom 10. Dezember 18%. 
Prof. Dr. Bachmann spricht über den ersten Abschnitt 
des neulich erschienenen Werkes von Klebs: Physiologie 
der Fortpflanzung bei Algen und Pilzen. 
H. Badoux, Assistent: Ein unter besonderen Verhältnissen 
gewachsener Zweig von Glycine sinensis*. Mitteilung 
über einen auf Acer Pseudoplatanus vorkommenden Pilz 
(Rytisma acerinum}*. 
Süzung vom 14. Januar 1897. 
Prof. Dr. Hartwich: Maté Thee. 
H. Badoux, Assistent: Versuche über Einfluss der Saat- 
zeit und Korngrüsse der Waldsämereien*. 
Prof. Dr. C. Schrôüter demonstriert: 
a) Japanesisches Bambuspapier. 
b) einen Fichtenzweig mit eigentümlicher Anordnung der 
Spaltôffnungen. Siehe C. Schrôter: ,Ueber die Vielge- 


= 


staltigkeit der Fichte.* Vierteljahrsschrift d. zürch. naturf. 
Gesellschaft 1898. 
Sitzung vom 28. Januar 1897. 
Prof. Westermaier von Freiburg spricht über Morpho- 
logische Differenzierungen am Phanerogamenembryo: 
publiziert in: Compte rendu du 4me Congrès scientifique 

internationale des catholiques à Fribourg 1898. 

Prof. Dr. C. Schrôüter: Demonstration der Photographie 
einer prachtvollen Eibe am Gerstler bei Burgdorf. 
Sitzung vom 11. Februar 1897. 

Dr. Burri: Die Bakterien des Düngers und des Bodens in 

ihrer Beziehung zur Pflanzenernährung; siehe schweiz. 

landwirtschaftl. Centralblatt 1897, pag. 137. 

Prof. Dr. Hartwich macht eine Mitteilung über Trapa 

natans, welche nach Ansicht des Referenten in dem 
jetzt nicht mehr existierenden Tuggenersee (zwischen Buch- 
berg und der Ortschaft Tuggen) vorgekommen ist. 

Dr. Maurizio referiert: 

a) Ucber ein neues biologisches Werk von Deloges. 

b) Ueber einige den Gewächshauspflanzen gefährlich wer- 
dende Algen. Archives des sciences physiques et naturelles. 
Quatrième période t. VI, nov. 1898. 

Prof. Dr. C. Schrôter spricht 

a) Ueber das .,Burgunderblut des Murtnersees“, das von 
einer pelagischen Alge, Oscillatoria rubescens, herrühbrt. 

b) Demonstriert Kolben eimer verbänderten Maisvarietät aus 
Amerika (Zea Mays L. var. acuminata Kôrneck. f. fasciata 
Schr.) Kürner aus einem solchen Kolben wurden auf 
dem Versuchsfeld der Samenkontrollstation ausgesät und 
ergaben zehn Kolben, von denen zwei wieder deutlich 
verbändert waren. Von den übrigen zeigte einer ein ganz 
abnormes, morgensternformiges Aussehen: Kuglig, mit 
entfernt stehenden, abstehenden, schmalen und spitzigen 
Kürnern. Die Züchtungsversuche sollen fortgesetzt 
werden. 

Sitzung vom 25. Februar 1597. 
Prof. Dr. C. Schrôter referiert über die Untersuchungen 
Whipples betreffs die Planktondiatomaceen der Bostoner 

Wasserreservoire. Der Vortragende weist namentlich auf 

die Bedeutung der Planktonkenntnis für die Wasserunter- 

suchung hin. 

Prof. Dr. Bachmann behandelt unter Vorweisung zahl- 

reicher Präparate den zweiten Teil von Klebs ,Physio- 
logie der Fortpflanzung*. 


= ae 


Th. Hool zeigt eine Blüte von Aspidistra elatior. 
Prof. Dr. Hartwich spricht über die eigentümliche An- 
ordnung der Spaltüffnungen von Drimys Winteri. 


IL Wintersemester 1897/98. 
Sitzung vom 4. November 1897. 


Prof. Dr. Hartwich demonstriert: 

a) Tonkabohnen von Dipterix opaca. - 

b) Gallen auf den Blättern von Pistacia Terebinthus, welche 
durch Einrollen der Blattränder zu Stande gekommen 
sind. 

Dr. M. Rikli demonstriert einige pflanzliche Rollprodukte : 

die am Strande von Viareggio (Toscana) gesammelten 

Faserbälle, bestehend aus den verfilzten Gefässbündeln der 

verwitterten Blätter von Posidonia oceanica L. sowie grosse 

vorzüglich aus Larix-Nadeln gebildete Kugeln vom 

Silsersee. 

Im Anschluss an die Demonstration von Dr. M. Rikli 
über Seebälle wird von Prof. Dr. C. Schrôüter vorge- 
wiesen: 

1. Anfangsstadien der Seebälle aus Lärchennadeln vom 

Silsersee mit einem Torfstück im Centrum, gesammelt 

von Prof. Dr. H. Schinz. 

Seebälle aus Holzwolle vom .Ufer des Genfersees, ge- 

sammelt von Hrn. Moreillon. 

Seebälle aus Tierhaaren vom Ufer des Genfersees von 

Prof. Forel (Morges). 

4. Rollprodukte verschiedenster Art von See- und Meeres- 
ufer (abgerolltes Fichtenharz, Scheingerülle aus Lehm 
vom Bodensee). 

Dr. M. Rikli spricht über ,Windformen der Bäume“ 

Dieselben treten besonders häufig in Küstengegenden 
auf, z. B.in der Bretagne; es werden Photographien von 
Pinien aus der berühmten Pineta von Viareggio vorge- 
wiesen; die einen zeigen schüne Windformen, andere mehr 
im Windschatten gelegene Bäume sind normal. Aber auch 
in Binnenlande sind solche Windformen der Bäume (schiefe 
Lage der Stämme, Auswachsen der Aeste nach einer Seite, 
Absterben des Laubwerkes auf der Windseite, gipfeldürre 
Exemplare etc.) nicht selten, so z. B. in der Schweiz im. 
Unterwallis bei Martigny. 

Prof. Dr. C. Schrôüter demonstriert: 

a) Die Früchte von Diospyros Kaki aus Locarno. 

b) Springende Bohnen aus Mexiko; es sind das Frucht- 
kokken einer Euphorbiacee (Sebastiana pavonina Müll. 


1° 


C2 


= - MA] — 


Arg.), in welchen ein Wickler-Räupchen (von Carpocapsa 
saltitans Westwood) vom Juli bis zum April des folgen- 
den Jahres, d. h. bis zu seiner Verpuppung, Bewegungen 
ausführt. Analoge Erscheinungen sind 
Früchte von Tamarix spec. mit der Larve eines Käfers 
(Nanodes tamaricis) schon im 16. Jahrh. durch Sobelius er- 
wähnt. 
Gallen auf Quercus Cerris von Neuoterus saltans. 
Gallen von Quercus stellata v. A. mit Cynips saltatorius. 
Leguminosen-Samen mit Larven von Bruchus. 
Medicago-Samen mit Larven von Centorrhynchus. 
Früchte von Colliguaya brasiliensis (Euphorbiaceen) aus 
Uruguay, mit Larven von Grapholitha motrix. 
Dr. M. Rikli erklärt an Hand von Originalplänen das 
neue botanische Institut in Basel. 


Sitzung vom 18. November 1897. 


Dr. Nägeli: Neue Standorte seltener Pflanzen im Norden 
unseres Kantons*. 

Dr. Schellenberg: Mollinia coerulea, vide: ,Berichte der 
schweiz. bot. Gesellschaft, Heft VIT 1897*. 

E. Wocke, Obergärtner, demonstriert Asplenium Serpen- 
tini, eine Varietät von Asp. Adiantum nigrum. 

Prof. C. Schrôter spricht über Juniperus communis 
var.: thyiocarpos, vom Gehren bei Dübendorf, eine 

eigentümliche Form unseres gemeinen Wachholders ; siehe 

auch Bemerkung in Ascherson-Gräbner: ,Synopsis der 

mitteleuropäischen Flora“, Bd. I (1896—98) pag. 24. 


Sitzung vom 2. Dezember 1897. 


Dr. Nägeli entwirft ein Programm zur , Flora des Kantons 
Zürich“ vide ,Ueberblick“. 

Dr. Morgenthaler spricht über Erziehung und Pflege des 
Weinstockes im Südtirol und Norditalien; siehe Dr. J. 

Morgenthaler: Vom Tridentiner Weinbaukongress, Studien 

über den Weinbau im Südtirol, Norditalien und im Tessin. 

Verlag von E. Speidel. Zürich 1899. 

Meister referiert über Utricularia, unter Vorweisung eines 
reichen Herbarmaterial. 


Sitzung vom 16. Dezember 1897. 


H. Badoux: Die grüssten Bäume Zürichs, vide Anhang IT 
des ,Fübrers durch die Quaianlagen“ von A. Usteri. 

Ing. Keller spricht über die von ihm in der Schweiz 
ausgeführten Exkursionen und über sein Herbarium. 


Ant 


Sitzung vom 13. Januar 1898. 
A. Usteri, Landschaftsgärtner. KEinige wenig bekannte 
Ziergehülze. 
Prof. Dr. Hartwich: Cibotiumarten als Heïilmittel. 
Prof. Dr. C. Schrôter spricht über: 
a) Formen der Trapa natans. 
b) Palmoxylon Cacunosum. 
c) eine neue Form von Habenaria viridis. 


Silzung vom 27. Januar 1895. 


Dr. Burri: Käsebakterien; siehe ,Aroma bildende Käse- 
bakterien im Emmenthaler-Käse“, Centralblatt für 

Bakteriologie und Parasitenkunde Bd. II, 2. Abt. (1897), 

pag. 609. 

Dr. A. Maurizio: Saprolegniaceen. Une méthode pour 
évaluer le nombre de germes de Saprolégniées dans 

‘eau et la vase, in Archives des Sc. phys. et nat. Quatrième 

période, t. VI, nov. 1898. 


Sützung vom 10. Februar 1895. 


Dr. Christ: Die Farnkräuter der Erde. Vide das Werk 
gleichen Namens. Erschienen 1897 bei G. Fischer in Jena. 


Silzung vom 24. Februar 1598. 


H. Badoux: a) Neue Entdeckungen auf dem Gebiete des 
Waldbaues. 
b) Rindenbildungen und Baumscheiben. 


III. Wintersemester 1898/90. 


Sitzung vom 10. November 1598. 


Prof. Hartwich spricht über zwei Cacteen: Anhalonium 
Williamsi und A. Lewini; obwohl morphologisch kaum 
zu unterscheiden sind die beiden Pflanzen nach ibhren che- 
mischen Eigenschaften doch scharf zu trennen. 
A. Usteri referiert über eine von ihm an der Riviera ge- 
fundene abnorme Erscheinung an Pinus halepensis und 
demonstriert Berberitzen mit langgestielten Blättern, welche 
als Rücksehlag zur Jugendform zu betrachten sind. 
Dr. M. Rikli hält einen Vortrag über: Wallis, Natur und 
Volk, besonders eingehend werden nach eigenen Be- 
obachtungen die klimatischen und pflanzengeographischen 
Verhältnisse, sowie die Kulturpflanzen und bestandbildenden 
Bäume berücksichtigt (erscheint separat). 


En Tres 


Sitzung vom 21. November 1898. 


Prof. H. Bachmann von Luzern spricht an Hand eigener 
Untersuchungen über Morphologie, Entwicklungsge- 
schichte und Biologie von Morteriella van Tieghemi*. 

Dr. M. Rikli demonstriert und spricht über zwei neue 

Schweizerpflanzen : 

a) Tulipa Celsiana, siehe auch Bemerkungen von C. Schrôter 
im Berichte d. schweiz. bot. Gesellsch. Heft VIII (1898) 
pag. 125. 

b) Ranunculus pygmaeus Wahlnbg: Autoreferat im Berichte 
der schweiz. bot. Gesellsch. Heft IX (1899). 


Sitzung vom S. Dezember 1598. 


Dr. Burri spricht über eine neue Krankheit der Kobhl- 
arten, welche eigentümlicherweise durch ein Bakterium 
verursacht wird (Pseudomonas campestris); schon einige 
Zeit in Amerika verheerend auftretend, wurde dasselbe 
von Dr. Burri auch in Zürich nachgewiesen: siehe Central- 
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde Bd. IL, Teil IT, 
pag. 284, 408 und 478. 
Ingenieur Keller giebt einen Ueberblick über den Stand 
des Vereinsherbars*, siehe Bericht der Herbarkom- 
. Mission. 
Sitzung vom 12. Januar 1599. 
Dr. Winterstein spricht über unsere gegenwärtigen 
Kenntnisse der Eiweisskürper. 
Dr. M. Rikli entwirft ein Vegetationsbild des periodi- 
schen Säckingersees: siehe Bericht d. schweiz. bot. Ge- 
sellschaft IX (1899). 


Sitzung vom 26. Januar 1599. 


Dr. H. Schellenberg giebt an Hand eigener Studien ein 
Bild über den Getreidebau im Kanton Graubünden. 
Prof. Bachmann von Luzern referiert über Schimpers 

neues Werk: ,Pflanzengeographie auf physiologischer 

Grundlage.“ 

Sitzung vom 9. Februar 1899. 

Prof. Hartwich demonstriert: 

a) Rindenzeuge von Samoa, aus Broussonetia hergestellt, 
und giebt einen Ueberblick über die geographische 
Verbreitung von Rindenkleidern bei den Naturvôlkern. 

b) Samen von Raphia longiflora mit einem ausserordent- 
lich harten elfenbeinartigen Endosperm, das gelegentlich 
verarbeitet wird. 


RU ve 


c) Entwicklungsstadien der Dornen von Colletia ferox aus 
Süd- Amerika. 

Dr. M. Rikli referiert über: 

a) E. Ule: Ueber Standortsanpassungen einiger Utricularien 
in Brasilien. Bericht der deutschen bot. Ges., Bd. XVI, 
pag. 308 (1898). 

b) spricht über Fan Stechginster (siehe Bericht d. ‘schweiz. 
bot. (es. VIII, 1898), Ulex europaeus, und knüpft daran 
einige Betrachtungen über die Herkunft der Schweizer- 
flora. 


Sitzung vom 23. Februar 1599. 


Dr. J. Morgenthaler spricht über den falschen Mebhltau. 
Die Geschichte seines Auftretens und seiner Verbrei- 
tung in Europa und über dessen Entwicklungsgeschichte. 


Silzung vom 9. Mürz 1599. 
Nachdem Dr. J. Morgenthaler die verschiedenen Be- 
kämpfungsmittel des falschen Mehltau besprochen, ver- 
einigt sich die Gesellschaft noch zu einem gemütlichen 


Schlussakt mit einfachem Nachtessen auf Zimmerleuten; an 
demselben beteiligten sich 19 Mitglieder. 


Zürich, 1. April 1899. 
Der Aktuar: À. Usteri. 


D 


re ES LE 


V. Autoreferate. 


A. Usteri, Landschaftsgärtner. 
Die strauchartigen Spiraeaceen unserer Gärten. 


Nach einer kurzen Einleitung, in welcher der Referent 
die über diesen Gegenstand erschienene Litteratur berührte, 
wurde die Einteilung dieser Familie behandelt, wobei der 
Vortragende, — trotzdem die Einteilung der Zabelschen 
Monographie vieles für sich hat — doch glaubte, sich den 
Ansichten Kôühnes (in der ,deutschen Dendrologie‘) an- 
schliessen zu müssen. Als Demonstrationsmaterial dienten die 
Herbarexemplare des eidg. Polytechnikums und das Privat- 
herbarium des Vortragenden. 

Von den vier Sektionen dieser Familie konnte die 
Sektion Petrophytum Nutt. nicht berücksichtigt werden, 
weil dié einzige hicher gehürende Species ($. caespitosa 
Nutt.) dem Referenten nicht bekannt und wohl noch selten 
in Kultur ist. Die übrigen Sektionen, Chamaedryon, Calo- 
spira und Spiriaria waren in Herbarexemplaren reichlich 
vertreten. 

Bei Chamaedryon wurde darauf hingewiesen, dass eim- 
zelne Arten sehr schwer zu unterscheiden sind. Es ist ein- 
leuchtend, dass, wenn sich solche Arten mit einer dritten 
Species kreuzen, die Produkte einander noch viel ähnlicher 
werden müssen, was an Hand der Pflanzen nachgewiesen 
wurde. Immerhin ist es bei einiger Uebung und genauer 
Berücksichtigung der Unterscheidungsmerkmale der Eltern- 
pflanzen môglich, die Bastarde mit ziemlicher Sicherheit 
zu deuten. 

In der Sektion Calospira machte der Vortragende auf 
die Unterschiede von $.japonica L. fil. und laxissima Kôühne 
aufmerksam und gelangt zu dem Schluss, dass diese beiden 
Arten einander ausserordentlich nahe stehen. 

Die schwierigste Sektion ist unzweifelhaft Spiriaria, weil 
dahin nicht nur alle Bastarde zwischen typischen Spiriaria- 
Species gehôren, sondern auch sämtliche Kreuzungen zwi- 
schen Spiriaria und Calospira, die sehr zahlreich sind, 
hieher gerechnet werden. 

Schliesslich machte der Vortragende noch auf Fehler 
aufmerksam, die beim Schneiden dieser Gehôlze sehr oft 
begangen werden, und wies darauf hin, dass dieselben nur 
dann sich zu voller Schônheit entwickeln kônnen, wenn sie 
einer rationellen Behandlung unterworten werden. 


Dr. M. Rikli, 


.Vegetationsbild aus dem Kanton Tessin.“ 
im April 1896. 


Wo wir uns auch von Zentraleuropa nach Süden 
wenden môügen, überall erwartet uns dasselbe Schauspiel. 
Beim Austritt einer Klamm ôffnet sich wie durch Zauber- 
schlag die ganze Fülle des Südens dem entzückten Auge. 
Ich brauche nur an Namen wie die Schlucht von Iselle im 
Val Vedro, an das Felsenriff der Porta im Bergell, an das 
kleine Puschlav und weiter im Osten an Meran und Abazzia 
zu erinnern. Der Wechsel in der Vegetation ist ein plôtz- 
licher, es ist ein f‘rmlicher Szenenwechsel, der sich beim 
Uebergang aus den südlichen Alpenthälern in das Gebiet 
der insubrischen Florenwelt vor unseren Augen vollzieht. 

Auch die Gotthardroute zeigt in zwei Etappen dieselbe 
Erscheinung. Beim Verlassen des grossen Tunnel bei 
Airolo ahnen wir bereits schon, dass wir neuen Verhält- 
nissen entgegen eilen. Sahen wir bei Güschenen den Schnee 
die Thalsohle noch erreichen, so müssen wir hier über die 
dunklen Tannenwälder emporblicken um da und dort noch 
einzelne beschneite Bergkuppen auszuspähen; vor einer 
kurzen halben Stunde sahen wir im Norden die braunen, 
noch kein Leben verratenden Wiesen, hier dagegen sind 
alle Halden mit sammtgrünem Rasen geschmückt; nirgends 
ist mir der Unterschied zwischen nôrdlicher und süd- 
licher Exposition so deutlich zum Bewusstsein gekom- 
men wie gerade hier. Aber auch der Himmel hat inzwischen 
sein Gesicht geändert. Im Gebiet der Reuss hingen grosse, 
schwere Wolken an den Bergen und verhinderten jede Aus- 
sicht; je mehr wir uns dem Gotthardt nähern, desto aus- 
gesprochener wird der kalte, feucht-nebelige Charakter 
der Witterung; hier dagegen im Oberlauf des Tessin bereits 
der schône, wolkenlose, tiefblaue italienische Himmel. Was 
Wunder, dass an einer solchen Wetterscheide der Mensch 
auch seine Sprache, seine Bauweise und seinen Cha- 
rakter ändert? Die zahlreichen Häuserruinen, die Nie- 
mand ganz abzutragen denkt, die über Wiesen und Aecker 
zerstreuten Lattenständer, Gerüste, welche zum Aufhängen 


onu 


und Trocknen des Roggens und der Gerste dienen und sich 
wäbrend der Erntezeit gar hübsch ausnehmen, und gar manche 
andere Züge lehren uns, dass auch in ethnographischer Hin- 
sicht ein Wechsel eingetreten ist. 

Nur eins fehlt uns noch: die südliche Vegetation und 
das milde Klima; denn hier in Airolo weht noch ein frischer 
Bergwind. Ein zweiter Coulissenwechsel bei Faido ver- 
schafft uns beides. Hartmeyer schildert in den ,euro- 
päischen Wanderbildern“ (Nr. 30—32) das Vegetations- 
bild beim Austritt aus dem Prato-Kehrtunnel folgender- 
massen : 

sUeppige Vegetation kündet sich an. Wo der felsige 
Grund der Thalhänge auch nur etwas Nahrung bietet, 
erhebt sich in herrlicher, oft ganz eigentümlicher Gestalt 
der Kastanienbaum, der wohlthätige Nahrungsspender der 
Fels- und Gesteinswüsten am Südabhange des Alpengebirges. 
Der Weinstock erscheint und im Winde rauschen, als ob er 
durch Schilf und Binsen züge, die langen Blätter des Mais- 
stockes und über Aecker und Wiesen ziehen sich in langen 
Reihen die Maulbeerbäume hin, im Frübhling lieblich anzu- 
sehen im Schmuck ibrer glänzend grünen Blätter, aber ein 
trauriger Anblick bietend, wenn sie zur Zeit der Seidenernte, 
ihres Laubes beraubt, die kahlen Zweige in die Luft strecken.“ 

Das Thal des Tessin von Giornico bis Bellinzona 
mahnte mich sehr an das Etschthal von Franzensfeste nach 
Mori, nur ist das Etschthal bedeutend breiter, aber beide 
Thäler zeigen einen annähernd nord-südlichen Verlauf, bei 
beiden haben wir eine ziemlich ebene Thalsohle von steil 
abfallenden Ketten flankiert (Fjordthäler), beiderorts kahle 
Felswände, die gleiche italienische Bauart der Häuser und 
Kirchtürme, überall zerfallene Hütten und Häuser, deren 
Schuttmassen jedoch wie bereits betont, nicht entfernt wer- 
den. Gegen Süden erweitert sich das Thal, im Vegetations- 
bild treten mehr und mehr südliche Formen auf. Reizend 
sind die rotblühenden Pfirsichbäume, wuchtig und scharf 
individualisiert die zahmen Kastanien; aber auch hier ist 
die Vegetation jetzt noch (am 4. IV. 1896) stark zurück, 
viele Bâume sind noch vollkommen kahl; nur das freudig 
frische Grün der Wiesen, der herrlich blaue Himmel sind 
Wahrzeichen des Südens. 

Bellinzona ist reizend gelegen. Mit seinen Hägeln, die 
sich wie Maulwurfshaufen aus der Ebene erheben, mabnt 
die Stadt unwillkürlich an Sitten mit Valeria und Schloss 
Tourbillon; auch im Rheinthal finden sich oberhalb Chur 
äbnliche Bildungen, nur fehlen hier die die Hügel krônenden 
Burgen und der südliche Himmel, alles ist dort viel ernster, 


en HE 


nordischer gehalten. Im Bau der Häuser zeigt aber Bellin- 
zona gegenüber Sitten ein entschieden südlicheres Gepräge. 
Die italienische Bauart der Häuser, die grellen Kontrast- 
farben der Häuserfronten sind hier viel ausgesprochener 
als im Wallis. à 

Wir verlassen Bellinzona, die Bahn schlängelt sich all- 
mäblig an der Berglehne ansteigend gegen den Monte Cenere 
hin. Diese Partie ist nach meinem Dafürhalten in dieser 
Jahreszeit eine der landschaftlich schônsten der ganzen 
Schweiz. Wie wunderbar schôün übersieht man von hier 
das ganze Gelände. Die breite, fruchtbare Ebene ist mit 
unzäbligen Kulturen besät. Zu beiden Seiten derselben 
reiht sich ein hübscher Weiler an den andern, jeweilen in- 
mitten eines blühenden Hains von Obsthbäumen. Das dunkle 
Rot der Pfrsichbäume hebt sich prächtig ab vom Schnee- 
weiss der Kirschblüten. An der Berglehne zieht sich ein 
breiter Gürtel zahmer Kastanien hin, jedoch ist auch hier 
alles noch vollkommen kahl. Indem wir allmählich steigen, 
dehnt sich der Blick immer mehr aus bis an die Uter des 
Lago maggiore, bis ins Centovalli und ins Misox; doch 
plôtzlich biegt die Bahn in den Monte Ceneretunnel, beim 
Austritt hat sich das Bild wieder vollkommen geändert. 

Das klimatische Bild der insubrischen Seezone ist wohl 
jedermann aus eigener Erfahrung und aus der klassischen 
Schilderung in Christs ,Pflanzenleben der Schweiz“ be- 
kannt. Ich kann es mir jedoch nicht versagen, hier die 
Stelle wiederzugeben, in welcher Christ in wenigen, kurz 
prägnanten Worten das gesamte klimatische Bild dieser 
Zone zusammenfasst. ,Es ist ein Gebiet, dem der mediterrane 
Charakter abgeht, so weit er sich in flacher Temperatur- 
kurve, in hoher Wintertemperatur, in regenlosem Sommer 
ausspricht. Dagegen bieten seine Winter weit hühere, also 
weit günstigere Minima als die Länder diesseits der Alpen, 
seine Sommer zeigen schon den Einfluss des Südens durch 
relativ seltenere Niederschläge ; klare Luft, starke Insolation, 
Schutz vor den Nordostwinden kommt hinzu; mit diesen 
Vorzügen vereinigt eine fast beispiellose Feuchtigkeit, ein 
Wasserreichtum, der sich in einer ganzen ununterbrochenen 
Kette der grüssten und schônsten Landseen ausspricht, 
welche an ihrem Teil wieder zur Milderung ihrer nächsten 
Umgebung beitragen“ (Christ, Pflanzenleben p. 35). 

Ich muss jedoch betonen, dass die diesjährige Witterung 
(April 1896) nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen 
hat. Zwar hat uns Sonnenschein und der blauce Him- 
mel nicht gefehlt, und im Hinblick auf die gleichzeitigen 
Witterungsverhältnisse der Nordschweiz, wo immer nur 


Temperaturen um dem Gefrierpunkt, Regen und selbst 
Schnee gemeldet wurden, konnten wir gewiss recht dankbar 
sein. Vom 3. bis zum 28. April hatten wir überhaupt nur 
zwei unbedeutende Niederschläge, die Frühlingsregen wollten 
dieses Jahr gar nicht eintreten, was nach einer viermonat- 
lichen, beinahe regenlosen Periode doppelt erwünscht ge- 
wesen wäre; die Vegetation war daher auch im Vergleich 
zu anderen Jahren ziemlich zurück, ein einziger warmer 
Regen hätte das gesamte Landschaftsbild über Nacht ver- 
ändert. Ein kontinuierlicher, überaus heftiger, kalter Wind 
wehte beinahe während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes 
und wollte das behagliche Gefühl eines milderen Klimas 
gar nicht aufkommen lassen, so wenigstens in Lugano. In 
Locarno dagegen war es morgens nahezu windstill, der Wind 
setzte aber auch hier gewôhnlich um 1/22 Uhr ziemlich 
regelmässig ein. Die Temperatur schwankte bis Mitte April 
von 11—16° C. um die Mittagszeit, morgens früh jedoch 
stand das Thermometer oft nur wenige Grade über dem 
Nullpunkt. Am 6. April hatten wir in Paradiso nur 3° C.; 
in Lugano, das etwas weniger geschützt ist sogar 1°C. der 
See soll in der Bucht eine ganz dünne Eisschicht gezeigt 
haben. Bei Anlass meiner Planktonfischerei auf dem Lu- 
ganersee, konnte ich konstatieren, dass die Temperatur des 
Wassers einen vollen Grad niedriger war, als 14 Tage vor- 
her auf einer nächtlichen Fahrt im Zürichsee abgelesen 
wurde. Erst Ende der 3. Aprilwoche trat eine mildere 
Witterung ein, obwohl der Wind auch jetzt noch anhielt. 
Die Mittagstemperatur schwankte nun von 14—19° C.; sobald 
abends aber die Sonne untergieng, war es gleich recht kühl. 
Erst in den letzten Tagen des April konnte man nach 
Sonnenuntergang in den leichten Sommerkleidern ohne zu 
frieren im Freien spazieren. 

Locarno und Lugano sind ausgesprochene Rivalen, In 
jeder der beiden Städte erkundigt man sich nach der andern, 
und wird gewiss gefragt, wo es einem besser gefallen hat. 
Locarno bot mir nicht ganz das, was ich erwartet hatte. 
Die grosse Trockenheit machte sich in der Vegetation sehr 
geltend, ein fussdicker Staub lag auf den Strassen, jeder 
vorbeifahrende Wagen macht einen zum Bäckerjungen. 
Das Gelände ist zwar sehr reich und fruchtbar — die 
dichte Bevôlkerung spricht schon dafür — aber bis man 
aus den endlosen Kulturen endlich hinaus ist, kann der 
Botaniker zur reinsten Verzweiflung getrieben werden. Die 
Bergformen um Locarno sind dagegen entschieden edler 
als diejenigen von Lugano. Jedoch finde ich den nôrdlichen 
Teil des Langensees geradezu langweilig, und wie ermüdend 


pan Tee 


wirkt gar die sterile Alluvialebene der Maggia, welche durch 
ihre mächtige Schottermasse mit der Zeit Locarno ganz 
vom See abzuschneiden droht. Für sesshaftere Naturen 
scheint mir Locarno von sehr zweifelhaftem Genuss zu 
sein, denn es giebt hier nur zwei Alternativen, entweder 
staubige Strassen oder dann gleich tüchtiges Bergsteigen; 
zudem sind die Bahn- und Schiffverbindungen von Locarno 
so schlecht, dass, hier einmal niedergelassen, man Mühe 
hat, wieder fortzukommen. 

Entsprechend der 80 m tieferen Lage ist Locarno (190 m) 
dagegen noch etwas wärmer als Lugano, auch die nach 
Norden vollkommen geschützte, nach Sûden exponierte Lage 
ist ein weiterer klimatischer Vorzug, der Locarno als Kurort 
vor Lugano den Vorrang giebt. 

Das in Locarno überall auftretende Gneisgestein 
vermag bei seiner Verwitterung die Feuchtigkeit ausgezeich- 
net festzuhalten, so dass trotz der diesjährigen Dürre und 
mächtigen Insolation, die Pflanzendecke sich hier ein rela- 
tiv frisches Grün zu erhalten vermochte. Die Vegetation 
ist daher weiter vorgeschritten als in Lugano, das Gras an 
einzelnen Stellen sogar schon reif zum Abschneiïden. In 
Lugano begann bei meiner Abreise Narcissus poëticus 
zu blüben, hier war die Blütezeit dieser Pflanze beinahe 
schon ganz vorbei. Dank dieser Verhältnisse finden sich 
um Locarno einige Pflanzen, die nicht nur der ganzen übrigen 
Schweiz, sondern selbst Lugano fehlen. 

Hieher gehôrt in erster Linie die Cistrose, Cistus 
Salvifolius I. welche die Hügel ob Locarno bei der 
Madonna del Sasso, den Eingang des Maggiathales bei Ponte 
Brolla und die sonnigen Felsen zwischen Ascona und Ronco 
mit ihren grossen weissen Blüten mit gelbem Grund schmückt. 
Der Strauch hat zwar immergrüne, aber graufilzige, runzelige 
Blätter. Die Cistrose ist eine ausgesprochene Charakter- 
pflanze der Mittelmeerflora und kommt in diesem 
Gebiete in zirka 20 Spezies vor. Am weitesten nordwärts 
dringt C. hirsutus, die, begünstigt durch das oceanische 
Klima und durch den wärmenden Einfluss des Golfsitroms 
längs der Küste Frankreichs bis in die Bretagne vordringt. 
Im Osten finden wir am Gardasee auf dem Monte Baldo 
den herrlich rotblühenden C. albidus. 

An den Mauern der Madonna del Sasso blüht ferner 
Centranthus ruber, eine Pflanze die dann am Gardasee 
massenhaft, in der Schweiz jedoch nur noch spärlich bei 
Sitten, Rolle und Grandson auftritt. Im Klostergarten der 
Madonna del Sasso stehen noch einige Exemplare der 
Dattelpflaume (Diospyros Lotus), einer rein tertiären 


Pt VE — 


Pflanze. Sie ist durch gelblich grüne, eilänglichzu gespitzte 
Blätter und durch kleine, pfrsichrôtliche sehr wohlriechende 
Blüten, die einzeln in den Blätterwinkeln stehen, ausge- 
zeichnet. 

Die Felsen sind schon jetzt, besonders am Eingang des 
Vercasca- und Maggiathales mit den herrlichen, hängenden 
Blütentrauben der Saxifraga Cotyledon geschmückt. 
Um Locarno verwildert und vollkommen cingebürgert ist 
die gelblühende indische Erdbeere Fragaria indica mit 
sehr grossen, aber volilkommen geschmacklosen Beeren. 
An steinigen Wegborden stehen bereits die halbmeterhohen 
ampferartigen Blätter der Kermesbeere (Phytolacca), die 
wohl über 2 m hoch wird. Die schwarzen Beerentrauben 
vom letzten Jahre künnen jetzt noch an den alten verdorrten 
Stengeln gesammelt werden. 

Herrlich ist auch die Farrenvegetation, die aber 
jetzt noch sehr zurück ist. An feuchten Mauern und Felsen 
sprossen am Ausgang des Maggiathales bei Ponte Brolla 
und im Klostergarten der Madonna di Sasso die zierlichen 
Wedel des Venushaars teils jetzt schon fruktifizierend. 
Zu Tausenden bedecktOsmundaregalis mit seinen doppelt 
gefiederten Blättern und seiner beinahe mannshohen Frucht- 
äbre die sumpfigen Stellen kleiner Quellmoore. Die Nervatur 
des Wedels zeigt einen alt-paläozoischen Typus. Ich fand 
die Pflanze übrigens auch in einem schünen Exemplar an 
Felsen beim Lago di Muzzano unweit Lugano. Die trockenen 
Felsenheiden lieferten bereits Asplenium Adiantumnig- 
rum mit seiner braunschwarzen Spindel und Aspidium 
lobatum mit kräftig stacheligen Blattzähnen. Die drei 
Charakterformen der Region Gymnogramme Marantae, 
Pteris cretica, und Onoclea Strutbiopteris waren 
dagégen noch nicht entwickelt, nur die Gymnogramme ent- 
faltete soeben ihre beschuppten Wedel im Klostergarten 
der Madonna del Sasso. Seit der alte, ehrwürdige Pater 
Augustin (f 1894) gestorben ist, wird “jedoch dieser kleine 
botanische Klostergarten arg vernachlässigt und es wird 
wohl nicht mehr lange gehen, bis all die Lieblinge, die letzten 
Zeugen seiner Thätigkeit. aus dem Garten verschwunden 
sind, um sorgfältig gepflegten Gemüsepflanzungen Platz zu 
machen; die jängst eingezogenen piemonteser Brüder haben 
kein Verständnis für die scientia amabilis. 

Ein bevorzugter Strich sind auch die Felsen und Ge- 
büsche an der Strasse von Ascona nach Ronco am Nord- 
ende des Langensees. An diesen dürren, jetzt schon sonn- 
verbrannten Abhängen finden sich Centaurea axillaris, 
Muscari comosum, Lilium croceum, Aristolochia 


LORIE 


Clematitis., Anthericum Liliago, Narcissus poëti- 
eus, Saxifraga Cotyledon und die mächtige, fremd- 
artige Euphorbia Lathyris L. mit ihren kreuzweis gegen- 
ständigen Blättern. 

Ein klassischer Ort ist die schon mehrfach erwähnte 
Ponte Brolla. Der Felsenhaide gehôrt hier an die 
Potentilla rupestris; auch eine eigentümlich ausserge- 
wôbhnlich kleinblütige V in ca minor wurde hier gesammelt. 
An der staubigen Landstrasse bei Solduno und auf Reben- 
mauern findet sich massenhaft Geraniumrotundifolium 
und an schattigen Stellen unter zahmen Kastanien das eigen- 
tümliche Oplismenus, ein Gras mit breit ovalen, zuge- 
spitzten Blättern, einem Miniaturbambus nicht unähnlich 
(auch am Fuss der Madonna di Sasso). Neben diesen vor- 
wiegenden südlichen Florenbestandteilen nimmt sich das 
alpine Florenelement, das uns auf Schritt und Tritt 
begegnet, gar sonderbar aus. Die rostfarbene Alpen- 
rose geht bis an den Fuss der Madonna di Sasso und in 
all den kleinen tief einschneidenden Schluchten, welche nur 
periodisch Wasser führen und von der Punta di Tros 
(1866 m) fâcherformig nach allen Seiten ausstrahlen, findet 
sie sich überall bis beinahe in die Ebene. Zu diesen ver- 
sprengten Alpenkindern sind aber auch noch eine ganze 
Reihe anderer Pflanzen, wie die Saxifraga stellaris, die 
kalkflichende Silene rupestris, die herrlich riechende, 
in den Tessineralpen verbreitete Viola Thomasiana, 
Selaginella helvetica und andere mehr zu rechnen. Es 
ist eben, wie Christ treffend sagt: ,ein kurzer Weg von 
der Punta die Tros bis zur Ebene, und auch das fliessende 
Wasser hat einen kurzen Weg, um die Alpenpflanze drunten 
aus der Wolkenregion ohne Unterlass zu erfrischen.* 

Trotz dieser Mischung südlich-mediterraner und nor- 
disch-alpiner Typen, kann sich die Pflanzenwelt Locarnos 
nicht mit derjenigen Luganos messen. Die Pflanzendecke 
Locarnos zeigt im ganzen doch eine merkwürdige Monotonie, 
entsprechend der uniformen Unterlage, wir haben hier eben 
nur Gneis. Lugano zeigt einen mannigfaltigeren geo- 
gnostischen Aufbau, Kalke, Porphyre, Gneise, Glimmer- 
schiefer, Dolomite, Glacialschotter wechseln beständig und 
daher wohl auch die grüssere Mannigfaltigkeit im Vege- 
tationsbild. 

Ein Hauptcharakteristikum ist die rascheVegetations- 
folge einiger durch ihr massenhaftes Auftreten pfanzen- 
physiognomisch wichtiger Arten. Zuerst kommt Helle- 
borus niger an die Reihe, sie bedeckt schon im März und 
Februar, bei günstiger Witterung selbst schon im Dezember 


und Januar ausgedehnte Gebiete des $. Salvatore mit ihren 
grossen weissen Blüten. Im März und Anfang April domi- 
nieren die gelbe, grossblütige Primula acaulis und die 
fleischrote Erica carnea, die ja ihre Blüten schen im 
Herbst fix und fertig gebildet hat und nur auf die ersten 
Sonnenstrahlen wartet, um ein lebhaftes Rot anzunehmen. 
Ungefähr gleichzeitig treten auch die grossen hängenden, 
grünlichen Blüten des Helleborus viridis in allen Baum- 
gärten und Wiesen auf, und in den Gebüschen ist es gelb und 
weiss von A.ranunculoides und Anemone nemorosa. 
Indessen der Bergwald noch nahezu kabhl ist, prangen die 
Wiesen der Gehänge im frischesten Grün und in dieses 
Grün ist ein wunderbarer Teppich von sattem Gelb, von 
feurigem Rot und blendendem Weiss eingewirkt. Vierzehn 
Tage später ist diese Herrlichkeïit bereits zu Ende. Nun tragen 
die Wiesen die blauen Trauben des Orobus vernus und 
aus jeder Mauerritze, unter jedem Strauch leuchten uns die 
dunkelroten grossen Blüten der Poly gala chamaebuxus 
f. rhodoptera entgegen. Doch es ist Ende April und 
abermals hat ein Szenenwechsel stattgefunden. Die Wiesen 
prangen nun in Blau und Weiss. Die freundlichen Myo- 
sotis silvatica und der stark duftende Narcissus 
poëticus haben diesen Zauber hervorgebracht. Rambert 
schildert in seiner klassischen Art (,les alpes suisses“ ins 
Deutsche übersetzt von A. Käbitzsch); die Narzissenblüte 
und das Narzissentest in Pré d'Avant (Ct. de Vaud). 
.Nun ist der Mai da! Was bedeutet der Schnee auf 
den Bergen? Kommt der Winter wieder? Nein, die Nar- 
zissen blühen nur im Pré d'Avant. Wenn man niemals die 
Narzissenblüte auf einem unserer Berge, namentlich denen 
oberhalb Montreux, gesehen hat, ist es sehr schwer, sich 
davon einen richtigen Begriff zu machen. Es sind uner- 
messliche Blumenfelder, wo die Blumenkronen sich viel 
näher berühren als die Halme im Getreidefelde und nach 
Myriaden zählen die, welche des Sonnenscheins beraubt im 
Schatten ihrer Schwestern sich erschliessen. Kennt man 
den Ort genau, so kann man vom Signal bei Lausanne, das 
ist aus sechs Stunden Entfernung, an der Färbung er- 
kennen. dass die Narzissen in Blüte stehen.* Und weiter: 
,Wunderbare Erscheinung, drei Wochen vor der Blüte 
hat man kaum eine Ahnung, drei Wochen später sieht man 
keine Spur mehr. Diese ganze Vegetation ist 10—11Monate 
des Jahres im Boden verborgen, unsichtbar, latent, an- 
scheinend unthätig, Aber sie bereitet sich nur vor, sie häuft 
ihre Kräfte an und sammelt sie für die erste Frühjahrs- 
sonne. Welche Macht aber auch, welcher Glanz, welcher 


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à 
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Ueberfluss an Leben und Duft, welche Hast zu geniessen, 
welche Pracht und Trunkenheiïit, wenn alle diese Blumen 
zumal sich ôffnen und die laue Abendluft über sie hinstreicht 
und sie zum Wogen bringt.“ 

Zur Zeit der Narzissenblüte beginnt auch der Bergwald 
zu sprossen; doch nicht grün ist sein erstes Kleid. Die 
hängenden Trauben des Goldregens(Cytisus Laburnum L.), 
im sonst noch ziemlich kahlen Buschwald, umgürten die 
Berge mit einer intensiv gelben Zone. — Die Raschheit, 
mit welcher sich der Kreislauf des vegetabili- 
schen Lebens vollzieht,ist einer der auffälligsten 
Züge der insubrischen Flora. Die alpine und insub- 
rische Flora zeigen in dieser Hinsicht ähnliche Verhältnisse. 

Nicht weniger charakteristisch ist das Auftreten bei- 
nahe gleichzeitig blühender, vikarisierender Arten. 
Diese Erscheinung ist besonders schôn am Salvatore zu 
beobachten. 

Am Fusse des Berges, bis zirka 550 m, dominiert 
Helleborus viridis in ‘der oberen Bergregion : dagegen 
finden wir bis zum Gipfel beinahe ausschliesslichH elleborus 
niger, nur in einem schmalen Gürtel ziemlich in der Mitte 
des Berges kommen die beiden Pflanzen gemengt vor. 
Aehnlich verhält sich Orobus vernus und deren südliche 
Varietät Orobus vernus f. gracilis mit lang linealen 
Blättern. Es giebt übrigens genug Uebergänge zwischen 
den beiden Formen. Die Normalform ist aber der unteren 
Wiesenzone eigen, die f. gracilis dagegen im Bergwald zu 
Hause. Auch Dentaria bulbifera und D. polyphylla 
sind hier zu erwähnen, letztere findet sich auch nur im 
Bergwald. Durch diese eigentümliche, scharte geographische 
Trenvung nah verwandter Arten kommt an dem an sich un- 
bedeutenden Salvatore schon eine deutliche Zonenfolge 
zu stande. 

Die Periodicität kommt aber nicht nur zeitlich und 
räumlich in vertikaler, sondern auch in horizontaler 
tichtung zum Ausdruck. In dieser [Hinsicht ist ein 
Spaziergang um den ganzen Salvatore herum sehr lehr- 
reich. Die Strasse führt uns über Melide, Morcote und 
Figino und wunderbar schôün zeigt sich auf dieser zirka 
20 km langen Ruudreise der Einfluss der verschiedenen 
Exposition. Nur ein Beispiel für viele. Von Lugano bis 
Melide fand ich den Besenstrauch am 7. April ganz ohne 
Blüten, südlich von Melide traten dann allmählich einzelne 
Blüten auf, je weiter wir nach Süden kamen, um so reicher 
blühend war die Pflanze. Besonders interessiert mich, dass 
zunächst immer die Zweige, welche sich dem Felsen an- 


schmiegten und so etwas mehr rückstrahlende Wärme er- 
hielten, bereits in schôünster Blûte waren, indessen die 
Zweige desselben Stockes, welche weiter vom Felsen ent- 
fernt waren, noch keine Blüten zur Entwicklung gebracht 
hatten. Das Aufblühen des Strauches erfolgte immer vom 
Felsen nach aussen. 

Eine zweimalige Besteigung des Salvatore innerhalb 
drei Tagen brachte mir diesen raschen Wechsel im Vege- 
tationsbild ganz besonders zum Bewusstsein. Als ich 
Montag den 6. April den Berg zum ersten Mal bestieg, 
war oberhalb Pazzallo alles noch in tiefstem Winter- 
schlaf. In einer Hôühe über 600 m fand ich neben einigen 
Primeln und Ericas nur noch wenige blühende Weiïden, und 
am Gipfel fanden sich noch einzelne Schneeflecken. Don- 
nerstag den 9. April bei meiner zweiten Besteigung war 
aller Schnee verschwunden, und der ganze Berg zeigte bis 
zu ca. 700 m ein zartes Grün; auf dem kleinen Hochplateau 
unterhalb dem eigentlichen Gipfel blühte nun massenhaft 
die Daphne eneorum, von der ich drei Tage zuvor noch 
gar nichts gesehen hatte. Die Pfanze tritt hier im Süden 
sehr sporadisch auf: sie findet sich wieder auf dem Cha- 
moghè und auf den Bergen am Comersee. Da die Pflanze 
auf dem $. Salvatore nicht fruktifiziert und durch die starke 
Nachfrage von Fremden und Einheimischen stark dezimiert 
wird, so ist dieser Standort gefährdet. Nach gütiger Mit- 
teilung von Prof. Calloni in Lugano fruktifiziert die Lise 
dagegen auf dem Chamoghè. 

Von weiteren Pflanzen des $. Salvatore will ich nur 
noch wenige kurz aufzählen. Zunächst sei der Aeth1o- 
nema saxatilis gedacht, die im Felsengerôlle am Capo 
S. Martino zu finden ist. Die Pflanze ist blaugrün, ganz 
kahl: durch ihre kleinen, lilafarbenen Blüten und die 
Schôüttchen mahnt sie einigermassen an Thlaspi: doch be- 
sitzen die längeren Staubgefässe einen zahnformigen Fort- 
satz. An felsig-steinig-sonnigen Orten gesellt sich zu 
Aethionema die Scorzonera austriaca, eine Charakter- 
pflanze der Wailliser Felsenheide, und mit derselben, beson- 
ders an etwas abschüssigen, grasigen Stellen, Ophrys 
aranifera. Am Capo S. Martino findet sich auch die 
grossblütige Vinca major. 

Endlich seien noch Galium vernum mit seinen deck- 
blattlosen Blütenstielen, Asarum europaeum unter Ge- 
büsch am Wege nach Ciona, Aristolochia rotunda.Viola 
Thomasiana im Kastanienwald bei Carona und Equi- 
setum Telmateja in ungewôhnlich üppigen Exemplaren an 
einem feuchten, schattigen Abhang unter Nussbäumen und 
nicht weiter davon die Lathraea squamaria erwähnt 


ADO 


Von Lokalformen erwähne ich Lamium maculatum 
mit weissem Längsstreifen auf der Mittelrippe des Blattes 
und eine kleine Landform der Caltha palustris von 
einer Wiese bei Agno. 

Ein besonderes Interesse gewährt endlich noch die 
Zusammensetzung des Bergwaldes. Als klassisches 
Beispiel wähle ich den Buschwald, der die felsigen Ab- 
hänge zwischen Castagnola, Gandria und Oria bedeckt. 
Ich habe diese Gegend in Begleitung des Herrn v. Seut- 
ter, Kreisfôrster in Lugano, besucht. Nach Herrn 
v. Seutter gehüren diese Buschwälder zu den best ren- 
tierenden Beständen der Schweiz. Das Wachstum ist ein 
so überaus rasches, dass alle sechs Jahre abgeholzt werden 
kann; das Material dient dann hauptsächlich zur Speisung 
der Kalkôfen. Diese Ausbeutung des Waldes ist im süd- 
lichen Tessin uralt und durch die lokalen Verhältnisse be- 
dingt. Eine dünne Humusschicht überzieht das Gestein; 
die Sträucher wachsen die ersten 4—5 Jahre dank der 
reichlichen Feuchtigkeit und der mächtigen Insolation sehr 
rasch, die Jahrestriebe sind 80 cm bis 11/2 m lang. Bald 
stossen die Sträucher aber auf das feste Gestein, und nun 
tritt ein plôtzlicher Stillstand im Wachstum ein, das ist 
das Signal zum Abholzen. Immer wieder erneuert sich 
dann in überraschend kurzer Zeit der Bestand, nie wurde 
hier forstmässig aufoepflanzt, sodass wir füglich von einem 
wirklichen ,Naturwald“ reden künnen. 

Haberlandt sagt in seiner ,botanischen Tropen- 
reise“, dass das Hauptmerkmal des Tropenwaldes dessen 
grosser Artenreichtum ist (pag. 38), sodass er selbst auf 
kleinstem Gebiete aus einer sehr grossen Anzahl verschie- 
dener Pflanzenarten zusammengesetzt ist und nur aus- 
nahmsweise mehrere Individuen von gleicher Art dicht bei 
einander stehen (pag. 17). 

Nun, der Wald von Gandria ist in diesem Sinne auch 
ein kleiner Tropenwald; es ist ein recht ausge- 
sprochener Mischwald, der mit unseren nordischen, 
einheitlichen Beständen merkwürdig kontrastiert; nur ist es 
eben kein Hochwald, wie ihn Haberlandt aus den Tropen 
schildert, sondern ein bescheidener Buschwald; die 
Mengung so verschiedener Baumtypen ist deshalb aber 
nicht weniger interessant. Hier stehen bunt gemengt die 
Mannaesche (Fraxinus Ornus) neben dem Zürgelbaum 
(Celtis australis); zu ihnen gesellt sich der edle Lorbeer 
(Laurus nobilis), hier vollständig eingebürgert und wie wild 
ganze Abhänge bedeckend. Die Mispel (Mespilus ger- 
manica), bei uns selten angepflanzt, vorzugsweise der See- 


— 930 — 


und Fühnzone der Nordalpen angehôrig, so z. B. zwischen 
Vitznau und Weggis am Vierwaldstättersee als Alleebaum 
gehalten, findet sich hier in alten, knorrigen Exemplaren 
mit dem Lorbeer untermischt, eben im Begriff, seine zarten 
Blütenknospen zu entfalten. Zahme Kastanien, ver- 
wilderter Maulbeer- und Oelbaum, ja selbst den 
Feigenbaum finden wir hier, allerdings nur vereinzelt, an 
felsigen Abhängen. Die nordische Haselnuss wird durch 
Ostrya carpinifolia, die Hopfenbuche, vertreten, und an 
unzugänglichen Orten findet sich vollständig verwildert die 
Agave. Neben diesen uns fremden Gestalten finden wir 
aber auch hin und wieder alte Bekannte, wie den wilden 
Apfelbaum, die gewôhnliche Esche, und selbst das 
nordische Weidengeschlecht fehit nicht. 

An diese mehr baumartig ausgebildeten Gestalten 
schmiegen sich eine ganze Reïhe kleinerer Sträucher und 
Stauden. Es sind teils Formen, die sich auch in der cis- 
alpnen Schweiz finden, wie z. B. Cornus mas, Ilex 
aquifolium, die Stechpalme, und Coronilla Emerus, 
die Kronwicke, alles Pflanzen, die, wenn sie auch bei uns 
auftreten, doch immer nur an klimatisch mehr oder weniger 
bevorzugte Zonen gebunden sind. Ganz neu dagegen sind 
der behaarte Bohnenbaum (Cytisus hirsutus) und der 
Mäusedorn (Ruscus aculeatus) mit seinen derben, 
blattartig ausgebildeten Seitenzweigen; die Pflanze findet 
sich Zwar auch noch im Wallis um Martinach vereinzelt ; 
hier jedoch ist sie massenhaft. In Istrien und Dalmatien 
wird die Pflanze allgemein als Besen zur Reinigung der 
Strassen gebraucht. In Fiume schon sah ich, dass als 
Besenmaterial nur Ruscus aculeatus verwendet wurde. 

Dieser Buschwald bildet nun aber durchaus keinen ge- 
schlossenen Bestand: obwohl die Zweige der einzelnen 
Bäâume und Sträucher oft so verflochten sind, dass das 
Vordringen sehr erschwert wird, so finden wir doch noch 
überall kleine Lichtungen, welche zu dieser Jahreszeit noch 
em freudiges Grün Zzeigen und eine reiche Flora seltener 
Pflanzen besitzen. Von diesen will ich zum Schlusse, um 
das Bild dieses Mischwaldes môglichst vollständig zu geben, 
nun noch einige typische Vertreter aufzählen. Besonders 
unter Kastanien wächst Lychnis viscaria mit ihren 
feuerroten Blüten und unterhalb der Inflorescenzen klebrigen 
Stengeln; ferner die herrlich blauen Blütenähren der 
Campanula spicata und die so fremdartige, kleinwüch- 
sige Aristolochia rotunda mit ihren grossen, unterirdi- 
schen Knollen, die Cephalanthera Xiphophyllum, 
Genista germanica.Leucanthemum corymbosum und 


der zottige, südliche Lotus corniculatus f. pilosus sind 
hier Begleitpflanzen der Kastanie. 

Die Mannaesche, der Zürgelbaum und die Hopfenbuche 
haben aber auch ihre Trabanten. Hieher gehôren: Aspe- 
rula taurina und Lithospermum purpureo-coeru- 
leum, ferner Lactuca perennis und Dictamnusalbus, 
und kommen wir endlich auf unserem Rückwege wieder in 
die Weinkulturen, so treffen wir an den zerfallenen, älteren 
Mauern das Glaskraut (Parietaria ramiflora) und den 
Borätsch. 


Fôrster H, Badoux. 


I. Längenwachstum eines Glycinezweiges. 


(Glycine sinensis). 
Beobachtet im Versuchsgarten Adlisberg, im Sommer 1896. 


Ein Trieb eines auf der Südseite des Beobachtungs- 
hauses im Adlisberg stehenden Glycinestockes wurde durch 
eine Oeffnung der Wand in das Arbeitszimmer geführt. Er 
wurde von Zeit zu Zeit an der Wand befestigt, und da er 
ein auffallend starkes Längenwachstum zeigte, notierte man 
die tägliche Längenzunahme einfach auf der Wand durch 
Bleistiftstriche. 

Am 12.Juli betrug die Gesamtlänge bereits 1,85 m; von 
diesem Datum an bis zum 25. Juli wurden die Aufzeich- 
nungen täglich ausgeführt, dann aber, aus verschiedenen 
Gründen, nur in Perioden von verschiedener Länge. Gegen 
Ende Juli erreichte die Spitze des Triebes die Zimmer- 
decke und es musste längs derselben geführt werden. Vom 
12. Oktober hôürten die Aufzeichnungen auf, trotzdem das 
Wachstum noch nicht abgeschlossen war; von diesem Tage 
an wuchs der Trieb noch um 15cm. Die Gesamtlänge be- 
trug 5,68 m. 

Das Maximum des täglichen Längenzuwachses betrug 
11,5 em (am 15. und 21. Juli). Zwischen dem 28. und 31. Aug. 
kam ein Minimum von 1,5 em vor, dann nahm der Zuwachs 
wieder zu, erreichte gegen den 16. September ein zweites 
Maximum von 6,4em und nahm nun ziemlich regelmässig 
ab bis zum 20. Oktober, zu welcher Zeit er ganz aufhôrte. 

Leider fehlen genaue Angaben über den Beginn der 
Vegetationsthätigkeit besagten Triebes, Man kann keinen 
grossen Fehler begehen, wenn man dafür Ende April an- 
nimmt. Somit hätte das Längenwachstum des Triebes 
volle sechs Monate fortgedauert. Nach Prof. R. Hartig 
beansprucht die Jahrringbildung bei der Fichte und Buche 
bloss 10 Wochen und bei der Eiche 16 Wochen! 

Wovon hängt hauptsächlich die Intensität der Längen- 
streckung ab ? 

Um dies zu beantworten, wurden die Angaben der im 
Versuchsgarten selbst eingerichteten meteorologischenStation 


verwertet. Allerdings mussten die Angaben über Nieder- 
schläge unberücksichtigt bleiben, da die Pfanze oft be- 
gossen wurde. Es konnte der Einfluss der direkten Be- 
sonnung auch nicht studiert werden, weil, wie gesagt, die 
Pflanze im Zimmer gewachsen war. Immerhin ist es interes- 
sant zu konstatieren, dass andere Triebe derselben Pflanze, 
die im Freien, also unter direktem Einflusse des Lichtes 
gewachsen waren, noch länger wurden (ein solcher erreichte 
6,25 m Länge. 

Einen überraschenden Parallelismus zeigte die Wachs- 
tumskurve mit dem Gang der mittleren Lufttemperatur, was 
eine graphische Darstellung sehr überzeugend veranschau- 
licht. Allen Maxima und Minima des Zuwachses entsprechen 
Maxima und Minima der Lufttemperatur. Die ausnahms- 
weise kalte Temperatur des August hatte zur Folge, dass 
gerade während dieser sonst wärmsten Jahreszeit der 
Längenzuwachs auf ein Minimum gefallen ist, um nachher 
mit steigender Temperatur wieder bedeutend zuzunehmen. 

Aus dem Gesagten scheint hervorzugehen, dass der 

Satz aus der Pflanzenphysiologie nicht ganz richtig ist, der 
besagt : 
Während der Triebsstreckung erfolgt das 
Längenwachstum nicht gleichmässig in allen Tei- 
len, vielmehr so, dass jeder Teil der Axe undder 
Blätter zuerst langsam, dann aber mit immer zu- 
nehmender Geschwindigkeit sich verlängert, ein 
Maximum der Wachstumsgeschwindigkeiterreicht 
und dann langsamer wächst, bis das Wachstum 
ganz aufhôürt.* (Aus , Anatomie und Physiologie der Holz- 
pflanzen“ von Dr. R. Hartig.) 

Letzte Behauptung trifft nur zu, wenn konstante Tem- 
peratur vorausgesetzt wird. 


Il. Ueber Rhytisma acerinum Fr. 


Im Sommer 1896 wurde im Versuchsgarten folgendes 
sehr auffallendes Verhalten von Rhytisma acerinum 
beobachtet. 

Vor dem Beobachtungshäuschen standen vier Beete 
bepflanzt mit ca. 8—10jährigen Acer pseudoplatanus. 
Da ein Teil davon den Sonnenscheinautograph zu beschatten 
bedrohte, wurden im Herbste 1895 sämtliche Pflanzen in 
zwei Beeten bis auf den Stock zurückgeschnitten. Im Laufe 


9. 
a) 


des Sommers konnte man beobachten. wie die Blätter der 
sonst gesunden Kernwüchse fast ausnahmslos von Rhytisma 
stark befallen waren, während unmittelbar daneben die 
Blätter der Stockausschläge vôllig verschont blieben. 

Ist dieses Verhalten durch das Vorhandensein auf den 
Stockausschlagblättern von Milben bedingt, die eine Art 
Polizei gegen Ungeziefer ausüben würden? Oder erklärt es 
sich vielmehr durch eine starke Epidermisausbildung, oder 
noch durch die Entwicklung der Stockausschläge zu einer 
Zeit, wo die Sporen der im verfaulenden Laub überwinterten 
Apothecien bereits schon ausgestreut sind ? 

Diese Fragen konnten leider bis jetzt nicht näher 
studiert werden. Im nächsten Jahre sollen die Versuche 
weitergeführt werden. 


III. Versuche über Einfluss der Saatzeit und 
Korngrôsse der Waldsämereien. 


Im praktischen Forsthetrieb werden die Saaten und 
Pflanzungen im Frübling aus verschiedenen Gründen früh 
oder spät ausgeführt. Hat dies einen dauernden Einfluss 
auf die nachherige Entwickelung der Pflanzen? Um dies 
zu studieren, wurden im Adlisberg, im Frühling 1895, fol- 
gende Versuche eingeleitet. 

Vom 1. April an bis 15. September wurden, in Zeit- 
abschnitten von 8—15 Tagen, genau gewogene Samenproben 
von zehn der wichtigsten Holzarten in den Boden gebracht 
(Rillensaat). Durch frühere Versuche war schon die günstigste 
Samenmenge pro laufenden Meter, sowie die günstigste 
Tiefe der Bedeckung festgestellt worden. Nach zwei Jahren 
wurde die Hôhe der so erhaltenen Pflanzen erhoben und 
es war das Ergebnis provisorisch folgendes : 

Es werden bei allen Holzarten die besten Resultate 
erzielt, wenn im Frühling früh gesäet wird. Für die meisten 
kann mit gleich gutem Erfolge den ganzen Monat April 
hindurch gesäet werden; bei der Eiche und Fichte kann 
ohne Nachteil bis Ende Mai gewartet werden, während bei 
der Tanne die zweite Hälfte des Mai die günstigste ge- 
wesen ist. Die Lärche gedeiht gut das ganze Jahr hindurch ; 
die erhaltenen Lärchenpflänzlinge zeigten eine stete, sebr 
regelmässige Abnahme der Hühe. Bei der Buche ist es 
nicht ratsam, später als Mitte Mai zu säen. Von Ende 
Mai an keimten in besagtem Fall keine Bucheckern mehr. 


— 3 — 


Aus einem anderen, allerdings ganz ungenügenden 
Versuche, scheint hervorzugehen, dass diese Unterschiede 
in der Hôhenentwickelung der jungen Pflanzen ziemlich 
lang Zeit erhalten bleiben; mit der Zeit wischen sich aber 
die Unterschiede allmählich aus. 

Einfluss der Korngrôüsse. In der Litteratur herr- 
schen darüber die grüssten Meinungsverschiedenheiten. 
Prof. v. Baur, Hohenheim, hat bei der Kiche stets einen 
deutlichen Unterschied zu Gunsten der grossen Samen be- 
obachtet. 

Prof. Vonhausen, Karlsruhe, der die KEdelkastanie 
als Versuchsmaterial benutzte, fand diese Resultate nicht 
bestätigt. 

Dr. Cieslar, Mariabrunn, kam bei seinen Versuchen 
zum Schluss, dass: die Produktion der schweren Samen 
sowohl in Bezug auf Gewicht als auch auf Volumen und 
Länge der Wurzeln und Stammachsen der Pflänzchen, eine 
grôssere ist.“ 

Im Adlisberg, wo vor zwei Jahren die Frage auch ge- 
prüft wurde, kamen Resultate heraus, die sich vielfach 
widersprechen. 

Es lieferten z. B. die kleinsten Samen die schônsten 
Pflänzlinge bei folgenden Holzarten: Fichte der Ebene, 
Lärche, Buche, Bergfôhre und Kastanie. Umgekehrt hatten 
die grüssten Samen auch die grüssten Pflänzlinge erzeugt 
bei: Fichte des Hochgebirgs, Tanne, Fôhre, Hainbuche und 
Weymouthsführe. 

Da man aber über die Provenienz der Samen nichts 
sicheres wusste (es wurden alle von Samenhandlungen ge- 
liefert), darf man aus diesen wenigen Angaben keine Schlüsse 
ziehen. Die Experimente wären mit Sämereien zu wieder- 
holen, über deren Ursprung man genauen Aufschluss haben 
sollte. 


Era 


Prof. Dr. H. Bachmann. 
Beiträge zur Physiologie der Pilze. 


Mortierella van Tieghemi. nor. spec. 


Der erste Abschnitt bespricht die Morphologie dieser 
Species, deren Charakterisierung lautet: | 
Sporangienträger büschelig zu 2 bis 30 an einem 
Seitenzweig des Luftmycels, aufrecht, 0,2 bis 0,4 mm lang, 
an der Basis bis 17 4 dick, allmählich bis auf 4 « zugespitzt. 
Im obern Achtel bis Viertel zerstreut stehend 2 bis 10 
Seitenzweige mit einer Länge bis 27 uw. Letztere sind 
wiederum verzweigt und zwar bis zum vierten Grade. Ver- 
zweigungsform sympodial. Sporangien an dem Haupt- 
stamme und den Zweigen gleich ausgebildet, 380—50 w im 
Durchmesser, mit glatter, leicht zerfliesslicher Membran. 
Scheidewand fHach, hie und da etwas gewôlbt. Basalkragen 
gering. Sporen bis zu 50, rund, oval oder unregelmässig : 
6—20 u Durchmesser, v orherrschend 10—12 u, farblos, glatt, 
mit reichlichem Fettgchalt. Interkalare Gemmen nicht 
häufig. Stielgemmen gewôhnlich einzeln, oft zu 2 bis 5, 
kugelig, zu * abgeglattet, mit dicker, geschichteter, war- 
ziger Membran und fettreichem Inhalte. Zygosporen EL 
beobachtet. Fundort: Pferdemist. 
Die physiologischen Untersuchungen beschäftigten sich 
mit dem Einflusse folgender äussern Bedingungen: 
1. Nährboden. 4. Sauerstoff. 
2. Temperatur. ». Bakterien. 
9. Transpiration. 6. Licht. 


—. 


Dr. 0. Nügeli. 
Ueber die Flora von Nord-Zürich, 


nach einem Vortrage in der zürch. botan. Gesellschaft. 


Es ist dem feinen Beobachter Koelliker, der in semer 
Jagend Blüte die Flora des Kantons Zürich erforschte, die 
auffallende Thatsache nicht entgangen, dass der nôrdliche, 
am Rhein gelegene Teil seines Gebietes eine grosse Zahl 
von Pflanzen bietet, die in allen andern Kantonsteilen 
fehlen, und überaus häufig kehrt in seiner Arbeit die 
Wendung wieder: ,nur im nürdlichen Teile des Gebietes*. 
Koelliker selbst ist uns zwar für die Botanik verloren 
gegangen, und seine Schôpfungskraft und seine Ideen sind 
andern Disziplinen zu Gute gekommen; sein von ihm zuerst 
erschlossenes Gebiet aber liegt vor uns und harrt noch 
der Feder, die es würdig zeichnete. Zwar sind einzelne 
Partien desselben, vor allem Winterthur und Eglisau, durch 
hervorragende Botaniker dargestellt worden; aber das Ge- 
biet in seiner Gesamtheit hat noch keine durchgreifende 
Neubearbeitung gefunden. Christ zitiert in seinem farben- 
prächtigen Werk der Pflanzengeographie der Schweiz nur 
Eglisau mit einigen Raritäten als Anhang zu Schaffhausen, 
und Jäggi in seiner Flora von Eglisau zeichnet zwar mit 
Kennerblick die Lokalflora und ergeht sich in scharfsinnigen 
Auseinandersetzungen über den Ursprung der eigentüm- 
lichen Flora; aber die geographische Ausbreitung des 
Florengebietes und die Zahl der ihm spezitischen Arten 
sind auch von Jäggi nicht näher dargestellt worden. 

Nord-Zürich bietet so gut wie keine glacialen Reste in 
seiner Pflanzendecke, die Arctostaphylos- und Alnus viridis- 
Kolonien im untern Tôssthal und am Weiacherberge und 
sodann einige Torfpflanzen von Stammheim und Ossingen 
ausgenommen. Die wenigen Torfmoore sind arm und ent- 
vülkert:; die Sumpffora ist trivial, und nur am Rheine er- 
scheinen meist vorübergehend einige Vertreter der Boden- 
seeflora, wie Myosotis Rehsteineri, Heleocharis acicularis, 
Nasturtium riparium (Eglisau). Nirgends erheben sich 


Hügel mit montanen Arten, und auch die Juraflora bleibt 
fern ausser Daphne Cneorum. Und doch ist dieses Gebiet 
am Rhein botanisch unbestritten das reichste; denn es 
birgt eine Hügelflora mit ausgesprochen südlich mediter- 
ranem Charakter, die im Kanton nirgends wiederkehrt. 
Da blühen an den Rainen die Pulsatillen und Globularien, 
der Goldaster und wilde Aster; an den Waldrändern 
leuchtet das Gelb, der Ginster und des Cytisus nigricans: 
seltene Potentillen (alba, rupestris, rubens, polyodonta) er- 
freuen den Kenner; an den Strassenborden erheben sich 
Sedum rupestre, Veronica spicata und Andropogon. 

Dem Genie eines Christ konnte es nicht entgehen, 
dass diese südliche Gesellschaft eine Kolonie aus dem 
Donauthale darstellt, und dass Rhamnus saxatilis und Cyti- 
sus dafür die gewichtigsten Zeugen sind; es ist die soge- 
nannte Flora des Schaffhauserbeckens (Christ), deren Ein- 
wanderung, Ausbreitung und Reichtum ich nun näher aus- 
führen môchte. 

Das Bindeglied zwischen Schaffhausen und dem Donau- 
thale bildet das Hegau, das, an Pflanzen überaus reich, 
keine einzige dieser Arten des südlichen Pflanzenstromes 
vermissen lässt und seinerseits durch das Kriegerthal bei 
Engen mit dem Donauthal von Sigmaringen in Verbindung 
steht. Das Kriegerthal, ein botanisches Eldorado, muss 
als das eigentliche Einfallsthor bezeichnet werden. 

Von ihrem Massenzentrum Hegau-Schaffhausen dehnt 
sich die mediterrane Pflanzengesellschaft längs den Fluss- 
läufen und warmen Depressionsgebieten nach allen Seiten 
aus. Sie erreicht bei Ludwigshafen den Ueberlingersee 
und verliert sich allmählich am nôrdlichen Ufer desselben 
gegen Meersburg hin; sie kommt bei Radolfszell an den 
Untersee und dringt an seinem gegen Süden gerichteten 
warmen Nordufer bis Konstanz vor, dessen-nächste Um- 
gebung durch Cytisus, Himantoglossum, Globularia vulgaris, 
Seseli annuum, Thalictrum galioides und durch die Poten- 
tillen rupestris, rubens, polyodonta deutlich den Einfluss 
des Hegaus verrät. 

Ein viel schwächerer und weniger charakteristischer 
Strom streicht von Diessenhofen-Stein aus am Südufer des 
Untersees gegen Mammern (Thesium montanum und rostra- 
tum, Globularia, Potent. rubens) nach Steckborn-Berlingen 
und verliert sich bei Ermatingen, wo die äussersten Vor- 
posten der Genista tinctoria stehen. Ein weiterer Er- 
oberungszug benützt den alten Thurlauf Diessenhofen- 
Hüttweilen-Pfyn. Ihm verdankt das zürcherische Stamm- 
heïm seine Mengen von Peucedanum Oreoselinum, seine 


Pulsatilla, Ginster, Potentilla rubens, Linum tenuifolium 
und Thalictrum galioides, und die ganze Gesellschaft findet 
sich in genau gleicher Zusammensetzung noch an den 
Moränen des Hüttweilersees. Der Brennpunkt der eigent- 
lichen Schaffhauserflora liegt in der Umgebung der Stadt 
selbst (Wirbelberg) und etwas rheinaufwärts Diessenhofen, 
Geilingen; einen sehr starken Anteil besitzt indessen auch 
das Klettgau, namentlich die Gegend von Wilchingen-Oster- 
fingen (Rhamnus saxat. Inula hirta, Cytisus, Genista ovata, 
Rosa gallica, Thesium rostratum, Potentilla polyodonta); 
die Grenzlinie dieses südlichen Einflusses gegen Waldshut 
hin ist bis jetzt noch nicht festgestellt. Weitaus der Haupt- 
strom der Einwanderer erreicht aber das zürcherische 
Rheinthal und giebt Nord-Zürich seinen botanischen 
Charakter. 

Eine reiche Fundgrube bilden schon die Führenwälder 
am Rheinfall bei Dachsen mit Cytisus, Linosyris, Thesium 
montanum, Globularia, Linum tenuifolium, Sedum rupestre, 
Veronica spicata, Peucedanum Oreoselinum und Cervaria, 
und eine ganz ähnliche Gesellschaft ziert die Kohlfrst- 
abhänge ob Uhwiesen. 

Die nächsten Kolonien bietet die Umgebung von 
Rheinau und der sog. Rheinauerwald gegen die Thurmün- 
dung, wo wir vielfach die Ginsterarten, die beiden Peuce- 
danum, Sedum rupestre, Veronica spicata, Cytisus, dann 
auch Potentilla alba, rupestris, rubens, Medicago minima, 
Trifolium rubens und alpestre, Stachys germanica pflücken. 

Von der Thurmündung bei Flaach (Thalictrum galioides) 
gehen Kolonien stromaufwärts und finden sich bei Andel- 
fingen (Scheitenberg und Mühleberg) Euphrasia lutea, 
Seseli annuum, Cytisus, Potentilla rubens; für die thur- 
gauische Hügelkette bei Neunforn ist diesen vier Arten 
noch Rosa Gremli, Trifolium rubens, alpestre, Rhamnus 
saxatilis zuzufügen, und noch viel weiter in den Thurgau 
dringt die Pulsatilla und vor allem der Ginster, der als 
äusserster Vorposten (wie immer G. tinctoria) sogar ins 
Murgthal und an den Immenberg gelangt. 

Am Rhein folet eine enge Klus, wo der Strom zwischen 
Irchel und den Hügeln des schaffhausischen Buchberg in 
einem schmalen Kessel verläuft. Am Kingange desselben 
bei Flaach treffen wir Linosyris, Pulsatilla, Veronica spi- 
cata, Peucedanum Oreoselinum und Cervaria; eine reiche 
Beute gewähren dann aber die Abhänge des Irchels; ich 
brauche nur an Cytisus, Thesium montanum, Inula hirta, 
Hieracium cymosum zu erinnern, der übrigen, bereits viel- 
fach zitierten, weniger seltenen Vertreter nicht zu ge- 


denken. Der untere Flusslauf der Tôüss hat hier seine 
Pflanzenwelt geschôpft, die besonders durch die Flora von 
Winterthur bekannt geworden ist und namentlich die Hügel 
von Wülfliingen und Neftenbach schmückt. Den Gesetzen 
der Ausstrahlung folgend, sind zwar auch hier wie überall 
an der Peripherie die grôssern Raritäten nicht mehr zu 
treffen, aber reichlich begegnen uns noch die Pulsatillen, 
die Globularia, die Ginster, die Potentillen der Gruppe 
rubens, die gerade hier in Siegfried den berufensten Er- 
forscher gefunden haben. Selten ist noch Sedum rupestre 
und Euphrasia lutea zu entdecken. Mit Wülfiingen ist die 
Grenze des südlichen Einflusses erreicht, und oberhalb 
Winterthur beginnt ausserordentlich rasch der montane 
Charakter des obern Tôssthales. 

Am Rheine selbst gelangen wir, dem Einzuge des 
Hauptstromes folgend, nach Eglisau, das durch seine un- 
gemein günstige Lage zu einem zweiten Fokus der medi- 
terranen “Einstrahlung geworden ist. Die klassischen Loka- 
litäten des Risibucks und des Vogelherds haben durch die 
Feder Jäggis eine ausgezeichnete Schilderung erfahren, 
dass ich hier mich kurz fassen kann. Der ganze Reichtum 
der bereits besprochenen Gebiete häuft sich hier an; vor 
allem bekannt sind die Inula hirta, der Dianthus deltoides 
des Risibucks, der Rhamnus saxatilis, die Potentilla alba 
und polyodonta des Vogelherds, und es gelang mir, bei Seg- 
lingen noch eine wichtige, vermittelnde Zwischenstation 
des Thesium montanum zu entdecken. 

Vor Eglisau ôffnet sich das breite Glatthal, und an 
diesem erprobt die südliche Flora ihre Expansionskraft, 
wofür die Pflanzen des Laubbergs, des Tôssbergs und des 
Bülacherhards zeugen (Cytisus, Himantoglossum, Dianthus 
deltoides). Oberhalb Bülach beginnen die weiten Tori- 
gründe des flachen Thales und setzen dem ungestümen 
Vordringen gebieterischen Halt; aber an den Hügelketten, 
die das kühle Thal begrenzen, dehnen sich die Ginster 
über Kloten, Wangen bis gegen ‘Pfäffikon hin aus, und der 
Strassberg und der Hôhenzug gegen Hôri, der westliche 
Abschluss des Thales, besitzen durchaus den Charkter der 
Sglisauer Flora; ja bei Oberhôri fand ich sogar den ein- 
zigen zürcherischen Standort des Gnaphalium luteoalbum, 
das im Hegau und Schaffhausen nur wenige Kolonien zählt. 
Das Glatthal übersprungen hat nur die Globularia des 
Zürichbergs und das Thesium rostratum des Utos. 

Im Norden von Eglisau ist die Hügelkette Hüntwangen- 
Bafz besiedelt worden. Sie zeigt mehrfach Cytisus und als 
Seltenheit bei Wil Lactuca scariola. 


AT 


Viel erheblicher sind noch die Schätze des Nord- 
westens, als direkte Fortsetzung des Haupteinwanderungs- 
stromes. Nachdem Rheinsfelden uns Medicago minima, 
Trifolium rubens, Andropogon und die westlichsten Grenz- 
posten des Cytisus gespendet haben, erscheint das Gebiet 
des Weiacherberges nochmals als ungewôhnlich bevorzugt. 
Die seltenen Thesium montanum und Inula hirta sind sogar 
mehrfach zu finden, und ihre Gesellschaft sind die Ginster, 
Asperula tinctoria, Pulsatilla, Globularia, Hieracium cymo- 
sum, Trifolium rubens, Jasione, Sedum rupestre, also die- 
selben wie am Irchel und bei Eglisau. 

Von hier aus macht sich der südliche Einfluss noch 
geltend nach Windlach, dem Stadlerberg und bis Neerach, 
und die Ginster erreichen noch in Fortsetzung dieser Kette 
die Umgebung des Katzensees und sogar das Limmatthal 
von Weiningen. 

Rheinabwärts fällt mit der Kantonsgrenze bei Kaiser- 
stuhl die Grenze der Flora des ,Schaffhauserbeckens“ zu- 
sammen; die Flora des Aargaus berichtet hier nicht mehr 
über neue Funde. Auf der badischen Seite ist der Ab- 
schluss hier noch genauer zu ermitteln; jedenfalls aber 
liegt er unterhalb Hohentengen. Es beginnt jetzt der Ein- 
fluss des kalten Schwarzwaldes, der eine Verbindung mit 
der in manchen Beziehungen verwandten Flora der Rhein- 
ebene verhindert und Laufenburg mit Potentilla alba und 
polyodonta nur als versprengter Posten, nicht als Zwischen- 
glied erscheinen lässt. 

Während nun für einzelne der erwähnten Arten die 
Einwanderung in das Schaffhauser Becken aus dem Donau- 
thale her sofort klar war, wie besonders für Inula hirta, 
Rhamnus saxatilis, Cytisus, Potent. alba und polyodonta, 
weil für alle ein Vorkommen in der transalpinen Schweiz 
sonst nicht bekannt ist und dieser Umstand gebieterisch 
auf das nahe Donauthal weisen musste, das sie reichlich 
beherbergt, so gestaltete sich die Frage für die grosse 
Mebrzahl ihrer Begleiter deshalb viel schwieriger, weil 
diese nun auch anderswo in unserm Vaterlande und zwar 
in den verschiedensten Gegenden gefunden werden. Es lag 
deshalb nicht ohne weiteres auf der Hand, nunmebr auch 
diese Begleiter, wie Pulsatilla, Globularia, Linum tenui- 
folium, die drei Ginster, Lathyrus niger, Veronica spicata 
ete. aus dieser Quelle hervorgehen zu lassen. Für viele 
derselben schien eine Eimwanderung aus der Westschweiz 
längs des Juras wahrscheinlicher, und in der That ist bis- 
her immer diese letztere Annahme gemacht worden, und 
Christ, Jäggi, Meister etc. lassen nur die Raritäten 


due 


alles in allem etwa 20 Arten, aus dem Donauthale ein- 
wandern. Christ verficht für Pulsatilla, Potentilla rupes- 
tris, Euphrasia lutea, Melittis und andere direkt diesen 
Verbreitungsmodus. Dem gegenüber muss ich nun auf 
Grund meiner jahrelangen Untersuchungen betonen, dass 
die gesamte Hügelflora des sog. Schaffhauser- 
beckens, alle die Pflanzen der wärmern Zone, das 
heisst ein Florenbestandteil von gegen 200 Arten, 
dem Donauthale entstammt; dass hier eine ausser- 
ordentlich wichtige und bedeutende Einstrahlung 
stattgefunden hat, der gegenüber westliche Ein- 
flüsse geradezu verschwindend selten und physio- 
gnomisch für unsere Gegend bedeutungslos sind. Es wird 
sich jetzt sogar die Frage aufdrängen, ob nicht für einen 
Teil der mittel- und westschweizerischen Flora 
eine Einwanderung aus dem Schaffhauserbecken 
vorliegt, und ich bin der bestimmten Ueberzeugung, dass 
z. B. für Pulsatilla diese Thatsache jetzt schon festgestellt 
ist; denn die schône Pflanze ist in der Mittelschweiz nicht 
bäufig und wird im Neuenburgischen und gar im Waadt- 
lande geradezu selten, während sie in Nord-Zürich massen- 
haft gedeiht. 

Zur Entscheidung solcher Fragen über Ursprung und 
Verbreitungsweise einer Spezies muss mit grôüsster Genauig- 
keit jeder Standort erhoben werden; es muss die Verbrei- 
tung der Art überhaupt, dann die Reichlichkeit ihres Auf- 
tretens, die begleitende Pflanzengesellschaft berücksichtigt 
werden, und dann erst lassen sich allgemeinere Schlüsse 
ziechen. Ein einzelner ist nicht im stande, diese mühevolle 
Arbeit allein auf sich zu nehmen; es muss an die Gesamt- 
heit appelliert werden, und so fände ich es denn für die 
zürcherische botanische Gesellschaft eine glänzende Auf- 
gabe und eine verdienstvolle That, wenn sie das Gebiet 
ihres Kantons in dieser Weise in Angriff nähme; — dann 
hat sie das Erbe Koellikers würdig angetreten. 





Inhaltsangabe, — Table des matières, 


Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes im 
Jahre 1897—1898 . . . £ 
Protokoll der IX. ordentlichen Versammlung: Te 
Wissenschaftliche Mitteilungen, vorgelegt in der 

Sitzung der botanischen Sektion der schweize- 
rischen naturforschenden (Gesellschaft 
Auszug aus der Jahresrechnung pro 1897 . : 
Bibliothekbericht . . RSC UE VS MERE ANT) 
Eingänge für die Bibliothek SPAS SA à 
Mitteilungen aus dem botanischen Museum des ei 
genüssischen Polytechnikums in Zürich: 
5. M. Rikli: Ranunculus pygmaeus, eine 
neue Schweizerpflanze . . . RS En te 
6. M. Rikli: Der Sückingersee und seine 
Flora (mit einer Karte) : 
E. Jacky: Untersuchungen über cinige schweïzeri- 
sche Rostpilze 
Referate über die im Jahre 1898 erschienenen Publi- 
kationen, welche auf die schweizerische Flora 
Bezug haben HO aire ÿ 
Fünfter Bericht der zürcherischen botanischen Ge- 
sellschaft: 1896—1899 . : . . . 
A. Usteri: Die strauchartigen Spiracaceen mn unserer 
Güärten 
M. Rikh: Veg etationsbild aus s dem Kanton Tessin 
IT. Badoux : Längenwachstum eines Glycinezweiges 
< Ueber Rhytisma acerinum Fr. 
e Versuche über Einfluss der Saatzeit 
und Korngrüsse der Waldsämereien 
I. Bachmann: Beiträge zur Physiologie der Pilze 
(Mortierella van Tieghemi nov. spec.) 
O. Nügeli: Ueber die Flora von Nord-Zürich 


15 














Verlag von K. J. WYSS in Bern. 


BFITRÂGE 


Kryptogamenflora 
der Schweiz. 


Auf Initiative der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft 
und auf Kosten der Eidgenossenschaft 


herausgegeben 


yon 


einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft. 


= ——— 


Band I, Heft I. 








Entwicklungsgeschichtiche Untersuchungen 
über 


ROSTPILZE 


von 
Dr. Ed. Fischer, Professor an der Universität Bern. 


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132 Seiten 8° mit 2 Tafeln. — Preis: Er. 4 — Mk. 3. 60. 


Jedes Heft ist einzeln erhältlich. 





9æ- Durch jede Buchhandlung zu beziehen. NN 


























Verlag von K. J. WYSS in Bern. 





Berichte der Schweïzerischen Botanischen Gesellschaft 
(Redaktion: Prof. Dr. Ed. Fischer, Bern) 


Heft I (1891), 176 Seiten 8°, broch., mit 8 lithogr. Tafeln Fr. 4 — 
= IT (1892), 154 Seiten 8°, broch. Hd 
» III (1893), broch. MERE » — 
» IV (1894), 150 Seiten 8°, broch. » 3 — 
: V (1895), 144 Seiten 8, , » 6. — 
3 -— VI-(1896),M8-Seiten-8rme LTTRQUE PEN DEC Ne 
se VIE (1SI7) 150 SERRES n D. — 
n: FLHA(1898); 4198 Selen BE A RENE NS es 


Daraus einzeln : 
Amann, J., Coutributions à la flore bryologique de la Suisse 


Fr. —.60 

Amann, J., Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blücke | 
der schweïzerischen Hochebene und des Jura? . . Fr. —.60 
Cramer, Prof. Dr. C., Ueber das Verhältniss von Chlorodictyon 
foliosum und. Ramälina:reticalafa 2 RSS ROIS 
Christ, Dr. H., Kleine Beiträge zur Schweizerflora . . Ær. —. 60 
Christ, Dr. H.. Betula Murithi Gand: SC Pr.. — 60 


Christ, Dr. H. Les différentes formes de Polystichum aeuleatum 
(L. sub Polypodio), leur groupement et leur dispersion, y 


compris les variétés exotiques >, MOSS REP ED 
Christ, Dr. H., Die afrikanischen Bestandtheile in der Schweizer- 
flora AE : RE 0 tite 0) 


Erb, Jos., Ueber ae w ch de Rae zur Charakterisirung 
von juniperus communis L., J. nana Willd und J. intermedio 


ACHETE Sr crue OUR CE 
Fischer, Dr. Ed., Die A fe PRE (Sclero- 
tina Rhododendri) É . + Fr. —.60 
Früh, Dr. J., Der ne Manon der Torfforschung 
Fr. —.60 

Jäggi, Prof, J., Der Ranunculus bellidiflorus des Joh. ‘Gessner 
Fr. 1. — 

Rikli, Dr. M., Der Säckingersee und seine Flora. Mit einer Karte. 
Fr. 1. — 

Schellenberg, Dr. H, C., Ueber die Bestockungsverhältnisse von 
Molinia coerulea Mônch . . . . FTrarte  OD PISE 
Schinz, Dr. Hans, Potamogeton Javanicus Ha und dessen Syno- 
nyme … . Pos RME S7100 
Schrôter, C.. nee Paeente aus dé Pfahlbante Robenhausen. 
Fr. —.60 


Studer, B., jun., Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Pilze. 
A.&B. Wallis. Mit einem Nachtrag von Dr. Ed. Fischer und 


2 lithographischen Tafeln . . . . RAD ee 
v. Tavel, Dr. 7, hr über ds Wirthwéchaot der Rost- 
pilze SUN : Fr —.60 





&S- Durch jede Buchhandlung zu beziehen. 





























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