Full text of "Bericht"
Berlin. Hochschule fflx die
Wissenschaft des Judenthums
Bericht
(1910)
■
PURCHASED FOR THE
University of Toronto Library
FROM THE
Joseph and Gertie Schwanz
Memorial Library Fund
FOR THE SUPPORT OF
Jewish Studies
Neunundzwanzigster Berieht
der
Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums
in
Berlin
[W. 24, Artillerieitr. 14]
Inhalt:
I. Jahresbericht des Kuratoriums für 1910.
IL Reden bei der Abraham Geiger-Feier am
22. Mai 1910 von Dozent Dr. Israar £lbogen
und Prof. Dr. Gustav Klein.
Berlin
Druck von H. ltzkowski.
1911.
Neunundzwanzigster Berieht
der
Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums
in
Berlin
[N. 24, Artilleriestr. 14]
Inhalt:
I. Jahresbericht des Kuratoriums für 1910.
II. Reden bei der Abraham Geiger-Feier am
22. Mai 1910 von Dozent Dr. Ismar Elbogen
und Prof. Dr. Gustav Klein.
Berlin
Druck von II. ltzkowski.
1911.
-
Kuratorium:
Dr. Hernian Veit Simon, Justizrat, Vorsitzender.
Ludwig' Max Goldberger, Geh. Kommerzienrat.
stellvertr. Vorsitzender.
Leo Lilienthal, Justizrat, Schriftführer,
Dr. Arnold Seligsohn, Justizrat, stellv. Schriftführer.
Max Weiss, Rendant.
Oscar Wassermann, Kontrolleur.
Dr. Paul Meyer, Oberregierun gsrat, Frankfurt a. M.
Dr. Hermann Cohen, Geh. Regierungsrat Professor,
Marburg.
Dr. Ludwig" Geiger, Geh. Regierungsrat Professor.
Dr. Albert Mosse, Geh. Justizrat Professor, Stadtrat.
Siegfried Brunn.
Lehrerkollegium:
Dr. E. ßaneth, Vorsitzender für das Studienjahr
April 1911 bis März 1912.
Prof. Dr. S. Maybaum.
Dr. I. Elbogen.
Dr. A. S. Yahuda.
Dozenten
Rabb Dr. S. Hochfeld.
Archivar Dr. E. Täubler.
Rabb. Dr M. Warschauer.
Dr. ). Freund.
o
I.
Jahresbericht des Kuratorium's für 1910.
In der am 23. Mai 1910 abgehaltenen ordentlichen Gene- Kuratorium
r*
ral Versammlung wurden nach Erstattung des Berichts und Ent-
lastung der Rechnungen die nach dem Turnus ausscheidenden
Mitglieder des Kuratoriums Geheimer Regierungsrat Professor
Dr. Hermann Cohen und Oberregieruugsrat Dr. Paul Meyer,
sowie der durch Amtsniederlegung ausscheidende Geheime
Justizrat Professor Dr. Albert Mosse wiedergewählt.
Einen schmerzlichen Verlust erlitt die Anstalt durch das Tul Ton
Hinscheiden des Malers Eduard Cohen in Frankfurt a. Main. nnd Emil Mosse
Der Hingeschiedene hatte seit einer Reihe von Jahren sein
Interesse für die Lehranstalt durch rege Anteilnahme an allen
ihren Bestrebungen und durch hochherzige Zuwendungen be-
tätigt. Auch an Herrn Emil Mosse verloren wir einen
warmen Freund. Wir werden das Andenken der trefflichen
Männer treu bewahren.
Der hundertjährige Geburtstag Abraham Geigers wurde neigerfeier
diesseits und jenseits des Ozeans von unseren Glaubensgenossen
durch Festakte und literarische Veranstaltungen gefeiert. Die
Persönlichkeit des grossen Erneuerers des Judentums, des ge-
waltigen Kauzelreduers und tiefen Denkers, in ihrer Bedeutung
für unsere religiöse Entwicklung zu fassen und namentlich
auch der Jugend näher zu bringen, war die wichtige Aufgabe,
die jener Tag gebieterisch stellte. Keiner jüdischen Gemein-
schaft lag diese Aufgabe in höherem Masse ob als unserer
Lehranstalt. Denn er war unser. An unserer Anstalt hat er
eine Generation von Gelehrten, Rabbinern und Lehrern in seinem
Geiste herangebildet und in ihre Seele den Samen seiner Lehre
gelegt.
An der Gedächtnisfeier, die am 22. Mai in der Aula
unserer Lehraustalt stattfand, nahmen auch die Vertreter der
hiesigen Gemeinde und der grossen jüdischen Organisationen,
Muso« Mendels
solm-Stiftung
sowie andere Ehrengäste teil. Die Festreden hielten Rabbiner
Professor Dr. Klein aus Stockholm, ein Schüler Abraham
Geigers, sowie das Mitglied unseres Lehrerkollegiums Herr Dr.
E 1 b o g e n. Die warmen und begeisternden Worte, die wir
aus dem Munde der Redner vernehmen durften, haben in den
Teilnehmern einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. Sie
waren eine Quelle reicher Belehrung und Anregung. Die
Freundlichkeit der beiden Redner, denen wir auch an dieser
Stelle nochmals unsern herzlichsten Dank aussprechen, er-
möglicht es uns, die beiden Reden unserm diesjährigen Berichte
als wertvolle Beigabe anzufügen.
Zur Gedächtnisfeier sind uns eine Anzahl warmherziger
Sympathiekundgebungen aus dem Kreise der jüdischen Ge-
lehrten sowie von anderen Freunden übermittelt worden.
Mehrere grössere Zuwendungen wurden der Anstalt aus An-
lass dieses Tages zu teil, insbesondere auch von Abraham
Geigers Söhnen.
Im Berichtsjahre wurden die ersten Schritte zur Gründung
einer Moses-Mendelssohn -Stiftung an unserer Anstalt unter-
nommen. Die Mittel der Stiftung sollen zur Begründung einer
Moses Mendelssohn-Professur dienen, deren Inhaber neben der
Erforschung von Mendelssohns gesamter Wirksamkeit die
Religionsphilosophie und Ethik des Judentums im Zusammen-
hange mit der systematischen Philosophie und ihrer Ge-
schichte klarstellen und den Einfluss aufdecken soll, den die
jüdische Religionsphilosophie des Mittelalters auf die Philosophie
des Abendlandes und auf die Kultur der Menschheit ausgeübt
hat. Die Initative für die Errichtung der Stiftung geht von
Moritz Manheimer aus. Seiner rührigen Energie verdankt
Berlin das Denkmal Moses Mendelssohns in der Grossen Ham-
burger Strasse; aber ein noch wichtigeres Denkmal wollte er ins
Leben rufen durch eine Stiftung, die den Geist Moses Mendelssohns
fortzupflanzen bestimmt ist. Mit unermüdlichem Eifer hat er die
ersten Schritte zur Errichtung der Stiftung unternommen und
ein besonderes Komitee begründet, dem unser Kuratorium und
Lehrerkollegium korporativ beitraten. Er hat dafür Sorge
getragen, dass der Ueberschuss des Denkmalfonds der neuen
Stiftung zufliesst und sich mit einem namhaften Beitrage an
die Spitze der Sammluugen gestellt. Der Aufruf gelangt jetzt
zur Versendung, ein Abdruck ist diesem Bericht beigefügt.
— 7 —
Unserm verehrten Moritz Manheimer und allen denen, die
dessen Rufe gefolgt sind, uusern herzlichen Dank!
Wir richten an unsere Freunde, die wir persönlich um
die Förderung der neuen Gründung gebeten haben, auch an
dieser Stelle die Bitte, mit aller Kraft für die Stiftung zu
werben.
Mit dem Schluss des Winter-Semesters ist Herr Rabbiner Lehrerkoii«
Professor Dr. May bäum, das älteste Mitglied unseres Lehrer-
kollegiums, auf seinen Antrag von der Lehrtätigkeit an unserer
Lehranstalt entbunden worden. Mit schmerzlichem Bedauern
hat das Kuratorium dem Antrage stattgeben müssen. Seit dem
Beginne des Sommer-Semesters 1888 hat Maybaum als Nach-
folger von Frank! das Lehramt für Homiletik und Midrasch
inne. Seit diesen 23 Jahren war er mit der Lehranstalt ver-
wachsen; sein Herz, sein Verstand, seine Kunst waren der
Lehranstalt geweiht. Das Ansehen, das er als Kanzelredner
genoss, und seine Fähigkeit, durch theoretische und praktische
Unterweisung seiner Hörer seine Kunst erfolgreich zu lehren,
waren für unsere Anstalt von hoher Bedeutung und trugen wesent-
lich dazu bei, den von uns ausgebildeten Hörern den Zugang
zu den Gemeinden zu eröffnen. Vielen der heute in Deutsch-
land und im fernen, ja fernsten Auslande amtierenden Rabbiner
ist er nicht nur Lehrer in der Wissenschaft und in der prak-
tischen Predigtkunst, sondern auch ein väterlicher Freund und
Helfer gewesen. Aber auch das äussere Ergehen unserer An-
stalt ist von seiner Fürsorge begleitet worden. Es ist nicht
zum wenigsten seiner Mitwirkung zu danken, wenn unsere
Anstalt von den Räumen im Hinterhaus des Brüdervereins,
Unter den Linden 4 a, wo der Neuberufene seine Tätigkeit be-
gann, auf dem Wege über die Mietsräume der Synagoge
Lindenstrasse in ein eigenes Heim einziehen konnte. Sein
Name ist mit unserer Anstalt auch dauernd durch den an
ihr errichteten S. Maybaum-Fonds für Preisarbeiten über Fragen
der praktischen Theologie oder ihrer Geschichte verknüpft. Zu
unserer Genugtuung wird uns Maybaums Rat und Tätigkeit da-
durch erhalten, dass er Mitglied des Lehrerkollegiums bleibt. Seine
Lehrtätigkeit hat ein Schüler des Scheidenden, der Kabbiner
der Berliner Gemeinde, Herr Dr. Mal w in Warschauer, bis
auf weiteres übernommen.
_ 8 —
Mit dem Beginn des Winter-Semesters haben wir gemäss
§ 12 unserer Statuten Herrn Dr. Eugen Täubler, Archivar
am Gesamtarchiv der deutschen Juden, der eine Zeit lang
auch Hörer unserer Anstalt gewesen ist, zum Halten von Vor-
lesungen und zum Anstellen von Uebungen aus dem Gebiete
der jüdischen Geschichte in der hellenistisch-römischen Zeit
berufen. Die wissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahre
hat den jüdischen Hellenismus, vor allem in seiner Bedeutung
für die Entstehung und Entwicklung des Christentums, zu
einem wichtigen Arbeitsgebiete der jüdischen Wissenschaft ge-
macht. Die Berufung Täublers wird unseren Hörern Gelegen-
heit geben, in dieses sich immer weiter ausbreitende Arbeits-
gebiet einzudringen. Die Vorlesungen und Uebungen, die er in
Aussicht nimmt, sind folgende:
1. Interpretation ausgewählter Stellen aus Josephus, mit
literarhistorischer Einleitung.
2. Interpretation des Aristeasbriefes.
3. Jüdische Geschichte vom Exil bis zum Ausgang des
Altertums.
4. Jüdisch-hellenistische Literaturgeschichte, mit Interpre-
tationen.
5. Geschichtliche und literarische Einleitung in das neue
Testament.
Dazu 2 Annexe :
6. Historische Geographie und archäologische Topographie
von Palästina.
7. Die Juden im byzantinischen Reich, Quellenkunde und
Geschichte.
Uebungen:
1. Josephus contra Apionem.
2. Makkab. I. und II.
3. Hilfswissenschaften.
4. Ausgewählte geschichtliche Fragen.
Vorlesungen Die im Sommerseinester 1910 und im Wintersemester
und uebungen 1910-1 1 gehaltenen Vorlesungen sind in der Anlage C ver-
zeichnet.
Die sabbatlichen Uebungspredigten der Hörer in den hiesigen
Gemeinde-Synagogen sind unverändert fortgesetzt worden.
— 9 —
Auch in diesem Winter gelang es uns wieder, durch
Abendvorlesungen von allgemeinerem Interesse weitere Kreise
heranzuziehen. Das Mitglied unseres Kuratoriums, Herr Ge-
heimer Regierungsrat Prof. Dr. Ludwig Geiger, hatte die grosse
Freundlichkeil eine Vorlesung an unserer Anstalt über „Die
Juden und die deutsehe Literatur" zu halten. Unsere Mit-
glieder setzten wir wiederum durch besondere Einladungen von
diesen Vorlesungen in Kenntnis und gewährten auch Nicht-
mitffliedern gegen besondere Eintrittskarten den Zutritt. \\ ur
haben die Freude zu berichten, dass unserer Einladung eine
grössere Anzahl von Zuhörern gefolgt i>t. Ebenso fand die
Abendvorlesung des Herrn Dr. Freund über: „Staat, Kirche
und Judentum in Preusseu" allgemeines Interesse auch ausser-
halb des Kreises unserer Hörer.
Im Sommer-Semester hielt Herr Dr. phil. et theol. Emil
G. Hirsch, Professor an der Universität Chicago und Rabbiner
der Chicago Sinai-Gemeinde, ein ehemaliger Hörer unserer An-
stalt, einen Cyclus von Vorträgen über das Judentum in den
Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Vorträge behandelten:
1. Die Einwanderung der Juden in Amerika, ihre staatliche
und gesellschaftliche Stellung.
2. Organisation des amerikanischen Judentums; die religiösen
Parteien.
3. Der amerikanische Rabbiner und seine Wirksamkeit.
4. Gemeinnützige jüdische Anstalten; Ziele der jüdischen
Wohlfahrtsbewegung in Amerika. — Verhältnis von Syn-
agoge und Kirche. —
Die Vorträge, ausgezeichnet durch ihre inhaltliche
Bedeutung wie durch Anmut der Form haben unseren
Studierenden sowie einem zahlreichen Publikum zum ersten
Male ein klares Bild vom Leben unserer Glaubensgenossen in
Amerika gegeben. Wir hatten auch die Genugtuung, dass die
führenden Tageszeitungen in genauen Berichten von den ein-
zelnen Vorträgen Mitteilung machten. Die Vorträge des Herrn
Professor Hirsch waren auf die Hörer von tiefgehender Wir-
kung. Sind doch in Amerika Probleme, an deren Lösung wir
nur ängstlich herangehen, anseheinend ohne Schwierigkeit, wenn
auch nicht selten unter Zerreissung des historischen Fadens
— 10 —
gelöst worden. Wird diese Lösung auf europäische Verhältnisse
vielfach auch nicht übertragbar sein, so bleibt doch von Inter-
esse, wie jenseits des Ozeans das Wesen des Judentums trotz
Zerschlagung vieler Formen erhalten wird.
Hörer Zahl der ordentlichen Hörer:
a) Im Sommersemester 1910: 39 (26 Deutsche, 13 Aus-
länder — 6 aus Oesterreich-Ungarn, 4 aus Russland,
1 aus England, 2 aus Rumänien).
b) Im Wintersemester 1910/11: 41 (24 Deutsche, 17 Aus-
länder — 7 aus Oesterjeich - Ungarn, 8 aus Russ-
land, 1 aus England, 1 aus Rumänien).
Sämtliche ordentlichen Hörer hatten, wie es das Statut
der Anstalt vorschreibt, das Zeugnis der Reife für das akade-
mische Studium.
Von den gegenwärtigen Hörern gehören der Lehranstalt
an seit 1901: 1; 1902: 3; 1903:3; 1904:2; 1905:3; 1906:3;
1907: 5; 1908: 5; 1909: 10: 1910: 6.
Zahl der Hospitanten:
a) Im Sommersemester 1910: 10 (7 aus Deutschland,
2 aus Russland, 1 aus Amerika).
b) Im Wintersemester 1910/11: 14 (7 aus Deutschland,
2 aus Oesterreich, 5 aus Russland).
" Die Rabbinatsprüfung hat bestanden: Dr. Ernst Appel.
Prüfungen und
Berufungen yon ehemaligen, bereits im Amte befindlichen Hörern
sind berufen worden:
Rabbiner Dr. Max Eschelbacher von Bruchsal nach Frei-
burg i. Brsg., Rabbiner Gans aus Stargard als Seminarlehrer
an die jüdische Lehrerbildungsanstalt, hier.
Als Rabbiner sind neu berufen worden: Rabbiner Dr.
Appel nach Bingen, Rabbiner Dr. Zlocisti nach Preuss.-Stargard ;
als Prediger: Dr. Lehmann an die jüdische Reform-Gemeinde,
hierselbst; als Religiouslehrer: Rabbiner Dr. Hermann Lob
nach Dresden.
Mit dem Predigtamt für Festtagsgottesdieuste im Jahre
L910 sind wiederum von der hiesigen jüdischen Gemeinde sowie
von auswärtigen Gemeinden eine grosse Zahl von Hörern be-
traut worden.
i
— 11 —
Für die im Jahre 1910 ausgeschriebene Preisaufgabe der
Kirschstein-Stiftung: Die politische Tätigkeil der Propheten
von der Gründung «l«*s Königtums bis Jehu ist eine Arbeit
nicht eingegangen. Die am Beginn des Sommersemesters 1910
erfolgte Preisverkündigung für die im Jahre 1909 eingelaufene
Arbeiten ergab als Preisträger die Herren stud. phiL Arthur
Spanier (für die Arbeit über den Midrasch Echa rabbati) uud
Dr. Julius Appel (für die Arbeit über das Teilgeständnis).
Pur die für das Jahr 1910 ausgeschriebenen Preisaufgaben
der Mendelssohn-Stiftung:
1) die Bezeichnung Minim in Talmud uud Midrasch (zum
2. Male),
2) die Zusätze in der griechischen Uebersetzung des Buches
Daniel
ist nur für die zu 2 angegebene Preisaufgabe eine Arbeil
eingegangen, die den Preis erhielt; ihr Verlässer ist Herr stud.
phil. Arthur Spanier.
Der Arbeit für die Moritz Lazarus-Stiftung:
Der Gedanke der Auserwählung Israels in der talmudi-
sehen Literatur
wurde für den aufgewendeten grossen Fleiss eine Anerkennungs-
prämie zuerkannt. Die Verfasser sind die Herren stud. phil.
Martin Koppenheim, und Joseph Schlumper.
Für die im Jahre 1910 ausgeschriebene Preisaufgabe
des S. May bäum - Fonds:
Der jüdische Jugend-Gottesdienst nach Theorie uud
Praxis
ist eine Arbeit eingegangen. Die Preisverkündigung wird
satzungsgemäss am 18. Mai d. Js. erfolgen. Der Preis aus der
P. Fraukl - Stiftung für gute homiletische Leistungen wurde
Herrn Adolf Jacobus zugesprochen.
Der Preis der Moritz Meyer - Stiftung ist im Berichts-
jahre am 16. Februar, dem Todestage des sei. Stadtrat Moritz
Meyer, auf Vorschlag des Lehrerkollegiums dem Hörer Abraham
Braunstein aus Vaslui (Rumänien) zuerteilt worden.
Das Stipendium der Dr. Martin Silbermann - Stiftung
wurde 2 Hörern überwiesen.
19
Für das Jahr 1911 werden folgende Preisaufgaben gestellt:
a) für die^Kirschstein-Stiftung:
Die Haftung des Verwahrers für Fahrlässigkeit nach tal-
mudischem Recht.
b) für die Mendelssohn-Stiftung:
Die politische Lage in den Nachbarländern Israels zur
Zeit der Regierung Davids.
Für die Moritz-Lazarus-Stiftung wurde als Aufgabe fest-
gestellt:
Der Kampf um die Schriften des Maimonides.
Ablieferungstermin ist der 1. November 1912.
Bibliothek Unsere Bibliothek hat sich günstig weiter entwickelt. Ausser
durch Kauf hat sie Zuwachs durch Schenkungen (s. Anlage B) er-
fahren, für die wir den Gebern auch an dieser Stelle unsern
Dank aussprechen. Ein weiterer Ausbau wurde auch durch
Einleitung eines geregelten Tauschverkehrs mit einer grösseren
Anzahl von Gesellschaften und Anstalten ermöglicht.
Besonders fanden wir die Unterstützung einer grossen
Reihe von Korporationen, als wir daran gingen die aus den
alten Beständen in grösserer Zahl vorhandenen Berichte von
Schulen und von den grossen Organisationen zu ergänzen und
namentlich das auf jüdisches Schulwesen bezügliche Material
zu sammeln. Die Berichte der meisten jüdischen Schulen und
Religionsschulen haben wir in vollständigen Reihen erhalten.
Lücken haben sich hauptsächlich aus deu älteren Jahren heraus-
gestellt; wir hoffen unsere Bestände nach dieser Richtung durch
Publikation einer Desideratenliste zu vervollständigen. Daneben
sammelten wir die Berichte der grossen Weltorganisationen.
Auch der Komplettierung der aus alten Beständen vorhandenen
Zeitschriften widmeten wir uns planmässig und hatten auch
hier durch das Entgegenkommen einer Reihe von Korporationen
günstige Erfolge.
Die Neukatalogisierung wurde in Verwendung der dafür
zur Verfügung gestellten Mittel ins Werk gesetzt. Auch wurde
für die äussere Instandsetzung der in Bearbeitung genommenen
Bücher Sorge getragen. Die Arbeit wird uns noch für längere
Zeit in Anspruch nehmen und die Einstellung ausserordent-
licher Mittel auch weiterhin erfordern,
— 13 -
Ueber den Zuwachs unserer Bibliothek unterrichtet die
folgende Statistik :
Biblische Wissenschaften: 123
(einsi-hl. hebr. Gramm, und Lexicographie)
Ilalachisch-midrasch. Literatur: 89
Literatur des Judentums: 183
Geschichte des Judentums: 153
Moderne Judenfrage : 60
Neuhebr. Literatur : 56
Orieutalia : 73
Philosophie und Allgemeines : 25
Christentum, System, und Geschichte : 23
Praktische Theologie : 28
Schulberichte : 343
Verwaltungsberichte : 78
Zeitschriften : 49
Die Ausleihverhältnisse ergeben sich gemäss der für die
Monate April — Dezember aufgestellten Statistik aus den folgen-
den Zahlen :
Zahl der
! Durchnitt8zahl
entliehenen
der
Bücher
1 tägl
Entleiher
April ....
46
3
Mai . . .
249
7
Juni
136
5
Juli .
196
5
August
161
8
September
82
5
Oktober
45
5
November .
265
14
Dezember .
126
8
Die Frequenz des Lesesaals betrug :
Januar Februar März April Mai Juni
298 266 60 65 335 336
Juli Auguat September Oktober November Dezember
377 108 70 60 311 253
— 14 —
Diese Zahlen beziehen sich nur auf die Benutzerzahl
während der offiziellen Amtsstunden, täglich 5 Stunden. Da-
neben wird der Lesesaal ausserhalb der Amtsstunden denje-
nigen Hörern zur Benutzung freigegeben, die auf Grund einer
Bescheinigung der Lehrerkollegiums mit wissenschaftlichen
Arbeiten oder mit der Vorbereitung für eine Prüfung beschäf-
tigt sind. Von dieser Erlaubnis macht eine grosse Zahl von
Hörern Gebrauch, sodass unser Lesesaal auch in den Ferien
in ständiger Benutzung ist.
Ar.in i Durch die sehr dankenswerte Anregung und Vermittlung
unseres Dozenten Yahuda konnten wir eine Sammlung von
Modellen, Antiquitäten und Photographien erwerben, die für
die Studien in Bibel, Mischna und Talmud von bleibendem
archäologischem Werte sind. Die Sammlung enthält neben
den Modellen verschiedener Geräte auch Modelle von Häusern,
Grabanlagen, städtischen und landwirtschaftlichen Gebäuden.
Zu den Antiquitäten gehören hauptsächlich heidnische Götter-
bilder. Ein Teil der Sammlung ist zur Zeit auf der Inter-
nationalen Hygiene-Ausstellung in der Gruppe „Hygiene der
Juden" ausgestellt.
Finanzbericht Die Einnahmen und Ausgaben des Rechnungsjahres 1909
werden in der Anlage D nachgewiesen. Das Vermögen der
Anstalt wuchs von 763490,66 Mk. auf 780541,57 Mk. Die
Bauschuld von über 60,000 Mk., von der wir im vorigen Be-
richte Mitteilung machten, hat sich im Berichtsjahre durch
Spenden um 10,650 Mk. vermindert. So dankbar wir für diese
Spenden sind, sind wir darüber besorgt, dass noch lange Jahre
vergehen werden, bis wir von dieser Last befreit sind.
Im Berichtsjahre hat Herr Alexis Latte als erste Rate für
eine von ihm errichtete Alexis- und Olga-Latte-Stiftung für
die Pensions- und Reliktenversorgung der Lehrer der Lehr-
anstalt für die Wissenschaft des Judentums einen Betrag von
3000 Mk. überwiesen. Das Kuratorium hat die Stiftung mit
bestem Dank an den hochherzigen Spender angenommen. Die
Stiftung wird dazu beitragen uns die Versorgung unserer Lehrer
zu ermöglichen — ein Ziel, das wir seit Jahren verfolgen, aber
wegen Mangels an Mitteln bisher nicht verwirklichen konnten.
Daneben bleibt eine grosse Zahl von Aufgaben, die auch
das Vorjahr unerfüllt gelassen hat. Wenn der Jahresabschluss
— 15 —
olme Fehlbetrag abschliesst, 30 ist ei eor allem darauf zurück-
zuführen, dass das Lehramt für Religionphilosophie, dessen Be-
setzung ein dringendes Erfordernis bleibt, auch im Berichts-
jahre noch unbesetzt bleiben musste. Auch eine Reihe anderer
Disziplinen ist noch unvertreten. Hier müssen wir Wandel
schaffen.
Ueber die Zwecke der Kahhiuer- und Lebrerausbildui
hinaus bleibt für uns das Hauptziel, „die Erhaltung, Fortent-
wicklung und Verbreitung der Wissenschaft des .Judentums."
Wir müssen die fehlende Jüdisch-Theologische Fakultät ersetzen.
Wir müssen dafür Sorge tragen, dass in der raschen Entwick-
lung der modernen Wissenschaften die Wissenschaft des Juden-
tums nicht hinter den anderen Wissenschalten zurückbleibt. Wir
müssen für unsere Wissenschaft die allen Anforderungen des
modernen wissenschaftlichen Betriebes entsprechende innere
Organisation schaffen. Das bedeutet nichts' Geringes. Eine
einzige christlich-theologische Fakultät Deutschlands besitzt die
doppelte und dreifache Zahl der an unserer Anstalt wirkenden
Lehrer. Die durch sie vertretene Wissenschaft findet au der
organisierten Hilfe der Akademien reiche Unterstützung.
Wohl dürfen wir die Hoffnung hegen, dass das Ver-
ständnis für diese unsere Aufgaben innerhalb unserer Gemein-
schaft wächst und wir können auch in diesem Berichte wiederum
darauf hinweisen, dass eine Zahl weiterer Gemeinden uns wieder
ihre Unterstützung hat angedeihen lassen. Noch immer aber
ist die Zahl der Gemeinden, die ausserhalb dieser Reihe stehen,
gross. Daneben sind es noch eine ganze Zahl anderer Organi-
sationen, deren Hilfe wir noch finden müssen, so die Logen,
Geschichtsvereine und andere. Wir hoffen, dass die Tätigkeit
unserer Freunde ausserhalb Berlins uns auch iu dieser Beziehung
fördern wird.
Im Jahre 1910 traten 186 neue Mitglieder bei.
Wir verdanken auch in diesem Jahre die Hebung der
Zahl unserer Mitglieder unserer Propagandakommission und in
erster Reihe unserm Rendanteu Herrn Max Weiss, der jetzt
zehn Jahre seines Amtes in dankenswerter Weise waltet, und
unserm Mitgliede Herrn Moritz Wolfsohn.
Der Appell an unsere ehemaligen Hörer ist nicht wirkungs-
los verhallt. Eine grössere Zahl von ihnen sind Mitglieder
— 16 -
geworden; einzelne haben uns aus dem Kreise ihrer Gemeinde
neue Freunde zugeführt. Wir benutzen auch diese Gelegenheit,
unsere ehemaligen Hörer um eifrige Mitarbeit zu bitten. Die
Ausdehnung unseres Mitgliederbestandes über Berlin hinaus
wird für uns eine Lebensfrage werden.
Das Lokalkomitee in Frankfurt a. M. hat seine Tätigkeit
erfolgreich fortgesetzt, wofür den Leitern, insbesondere Herrn
Direktor Dr. Adler, unser herzlichster Dank ausgesprochen sei.
Die im Jahre 1910 eingegangenen Gaben sind in Gemäss-
heit der Statuten bezw. nach Bestimmung der Geber wie folgt
verwendet worden.
A. Für den eisernen Fonds:
Geschwister von Bleichröder M 1000,—
B. Für laufende Ausgaben (ausser den Jahres-
beiträgen der Wohltäter):
1. Beitrag der jüdischen Gemeinde zu Berlin M 12000, —
2. Beitrag der Baronin von Cohn-Oppenheim-
Stiftung der Israelitischen Kultusgemeinde
zu Dessau „ 500, —
3. Beiträge der Synagogengemeinden:
Frankfurt a. M „ 1500,—
Breslau „ 300,-
Nürnberg „ 300, -
Dresden „ 200,
Königsberg i. Pr „ 150, -
Braunschweig „ 120, —
Augsburg „ 100, —
Beuthen „ 100,—
Bromberg „ 100, —
Essen „ 100, —
Glogau „ 100,—
Görlitz „ 100,—
Hannover . „ 100, —
Köln „ 100,—
Leipzig „ 100, —
München „ 100,—
Posen „ 100,—
Stettin „ 100,—
— 17 —
Wiesbaden M 100,—
Bielefeld „ 50,—
Bochum n 50,—
Chemnitz n 50, —
Dauzig 8 50,—
Darmstadt „ 50,—
Dortmund _ 50. —
Duisburg „ 50,—
Erfurt pro 1909 „ 50, -
Erfurt pro 1910 „ 50,—
Gnesen „ 50, -
Heidelberg . . . . „ 50, —
Liegnitz „ 50, -
Magdeburg „ 50,-
Mainz „ 50,—
Mannheim „ 50, —
Offenbach a. M „ 50,—
Potsdam „ 50, —
Trier „ 50,—
Bonn „ 30,-
Düsseldorf „ 30,—
Eisenach n 30, —
Frankfurt a. O „ 30,—
Gleiwitz „ 30, —
Kattowitz „ 30,—
Lissa „ 30, —
Oppeln „ 30,—
Stargard „ 30,
Stolp „ 30,—
Thorn „ 30,-
Bremen „ 25, —
Giessen „ 25, —
Chewra Gemilus Chassodim, Bonn. . „ 20, —
Konsistorium Luxemburg . 25 Frs = „ 20,
Ratibor „ 20, —
Tilsit „ 20,
Culmsee „ 15, —
Landsberg a. W „ 15,
Spandau „ lö, —
Kottbus „ 10, —
2
— 18 —
C. Für Stiftungen:
1. Von Herrn Geh. Kommerzienrat Ludwig
Max Goldberger als Jahresbeitrag für den
Louis Simon'schen Lehrstuhl ....
2. Alexis Latte für die Alexis und Olga Latte
Stiftung für die Pensions- und Relikten-
versorgung der Lehrer der Lehranstalt für
die Wissenschaft des Judenturas . . . .
D. Für den Baufonds:
1. Moritz Wolfsohn
2. Direktor Mankiewitz
3. S. Juda, Berlin
Henry Budge, Hamburg
Kommerzienrat Dr. Paul Arons .
Felix Walter
Frau Hedwig Simon, geb. Liebermann
Berthold Barschack
Geh. Regierungsrat Prof. Dr.
Ludwig Geiger
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
JE **
— . ct>
g 'S
Geh. Justizrat Berthold Geiger |
Fabrikbesitzer Dr. Paul Lachmanu
Arnold Weiss-Nachlass ....
13. Philipp Schlesinger
14. Hermann Haake
55
'5
4. von Professor Stier-Somlo, Bonn . . . M
Dr. jur. R. Meyer, Bonn ■>■>
Oscar Simon, Bonn
Professor Dr. Landsberg, Bonn . . .
Professor Dr. Solmsen, Bonn ....
Ernst Jakobi, Berlin
L. Seligmann, Berlin v*
J. Walter, Oranienburg •>■>
Louis Löwenstein, Berlin ...... „
S. Cohn, Wolfenbüttel »
M. Schloss, Wolfenbüttel »
L. Schloss, Wolfenbüttel „
Ungenannt
•>■>
•>•>
55
50,
50,
20,
30,
30,
50,
20,
20,
15,
10,
5,
10,
15,
2000,
3000,
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100,-
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3000,-
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300,
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600,
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600,
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100,
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300,
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1000,-
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500,
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600,
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3000,
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55
50,
— 19 -
15. Konsul Gustav Jacoby n 200, —
16. Bankier Emil Dammann „ 50,—
Allen uuseren vorgenannten Wohltiitern sprechen wir au
dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank lür ihre hoch-
herzigen Zuwendungen aus.
Bei der Stipendienkasse (Anlage E) sind folgende Bei-
träge eingegangen (ausser den jährlichen):
1. von der Jüdischen Gemeinde hier aus dem
Hertel'schen Legate » 450,
2. von der Jakob Hirsch Brandenburg-Stiftung „ 802, —
3. Rückzahlungen von früheren Stipendiaten „ 1400, -
4 aus den Montags- Vorlesungen sind der
Stipendienkasse im Berichtsjahre zugeflossen „ 3133,80
»
Von den 17 Stipendiaten im Jahre 1910 waren 7 Deutsche,
10 Ausländer (6 aus Oesterreich-Ungarn, 4 aus Russland).
Aus der David Herzog'schen Freitisch-Stiftung
wurde vom 1. April 1910 bis 1. April 1911 durchschnittlich
14 Hörern der Lehranstalt freier Mittagstisch gewährt, wofür
Mk. 3954 ausgegeben wurden.
Stipei
Die Montagsvorlesungen zugunsten der Stipendieukasse
, x i • tt • TT» Vorlesung
fanden auch in diesem Jahre in unserem Heim statt. ILs
wurden folgende Vorträge gehalten:
1) Am 9. Januar: D. Dr. Adolf Deissmann, ordentlicher Pro-
fessor au der Königl. Universität: „Die
Septuagintaübersetzung des hebräischen Alten
Testaments in ihrer welthistorischen Bedeu-
tung."
2. Am 30. Januar: Privatdozent Dr. Felix Falk aus Genf: „Was
ist uns Moses Mendelssohn."
3. Am 18. Februar: Rabbiner Dr. J. Bergmann: „Griechentum
und Judentum."
4. Am 27. Februar: Archivar und Dozent Dr. Eugen Täubler:
„Die weltpolitische Stellung des jüdischen
Staats in der hellenistischen und römischen
Zeit."
— 20 —
5. Am 18. März: Professor Dr. Moritz Sobernheim: „Aus-
flüge in Syrien um Beirut, Damaskus und
Aleppo." (Mit Lichtbildern.)
Wir sprechen den verehrten Herren hiermit auch an dieser
Stelle unsern aufrichtigen Dank aus.
BERLIN, im April 1911.
Das Kuratorium
der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums
'1 —
AnlasrA A.
MOSES MENDELSSOHN -STIFTUNG
an der
Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums
Das Denkmal, das im Jahre 1909 für Moses Mendels-
sohn in Berlin errichtet wurde, hat unserer Zeit von neuem die
Erinnerung an den Grossen nahe gebracht.
Gebieterisch mahnt der tote Stein zu frischem Leben zu
erwecken, was unvergänglich ist von Mendelssohns Geist.
Ein Lebender soll er uns wiederum werden. Von seinen
Zeitgenossen wurde er wegen seiner „Morgenstunden", in denen
er glaubensinnig das Dasein Gottes zu erweisen suchte, als Heil-
spender, wegen seines „Phaedon" als Tröster der Suchenden und
Irrenden gerühmt, Kant pries sein „Jerusalem" als Verkündung
einer grossen Reform. Duldung und Nächstenliebe, die seine
Schriften erfüllten, erhoben ihn zu den gefeiertsten Männern
seines Zeitalters. Uns aber erwächst die heilige Pflicht, dahin
zu wirken, dass auch jetzt und für alle Zukunft sein Andenken
ein Segen werde für die Menschheit.
Dieser Aufgabe soll die Moses Mendelssohn-Stiftung dienen.
Aus ihren Einkünften und aus den Beiträgen, die ihr zutliessen,
wollen wir an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums
eine Moses Mendelssohn-Professur
begründen, damit Mendelssohns gesamte Wirksamkeit erforscht
und eine Ausgabe seiner sämtlichen Werke sowie eine gross-
zügige Darstellung seines begnadeten Lebens vorbereitet werde.
Aufgabe des Gelehrten, dem dieser Lehrstuhl übertragen
wird, wird es sein, die Religionsphilosophie und Ethik des
Judentums im Zusammenhang mit der systematischen Philosophie
und ihrer Geschichte darzustellen, die epochemachenden Vertreter
der jüdischen Religionsphilosophie des Mittelalters dem Ver-
ständnis der Gegenwart nahe zu bringen und den Einfluss auf-
zudecken, den sie auf die Philosophie des Abendlandes und
hiernach auf die Kulturentwicklung der Menschheit ausgeübt
haben.
— 29. —
Erreichen wir, was wir erstrebeD, so wirken wir für die
heiligsten Güter unserer Religion, fördern durch die Pflege der
Religionsphilosophie zugleich den Fortschritt der religiösen Kultur
und arbeiten im Geiste Moses Mendelssohns.
Beiträge bitten wir an den Schatzmeister des Komitees
Herrn Generalkonsul Eug. Landau, Berlin W. 8, Wilhelmstr. 80b,
zu überweisen. Eine Postkarte für Beitragszeichnungen fügen
wir bei.
Moritz Mannheimer. Dr. Paul Arons.
Justizrat Bernhard Breslauer. Geh. Justizrat Cassel.
Kommerzienrat Heinrich Eisner. Justizrat Dr. Eugen Fuchs.
Dr. J. Ginsberg. Generalkonsul Eugen Landau.
Professor Felix Liebermann. Emil Mosse. Rudolf Mosse.
Prof. Dr. M. Philippson. Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Senator.
Geh. Kommerzienrat Dr. E. Simon. Geh. Justizrat Timendorf er.
Rabbiner Dr. Weisse. Rabbiner Prof. Dr. Hirsch, Chicago.
Justizrat Dr. Herman Veit Simon.
Geheimer Kommerzienrat Ludwid Max Gold berger.
Justizrat Leo Lilienthal. Justizrat Dr. Arnold Seligsohn.
Max Weiss. Oskar Wassermann.
Oberregierungsrat Dr. Paul Meyer, Frankfurt a. M.
Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Hermann Cohen, Marburg.
Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Ludwig Geiger.
Geheimer Justizrat Prof. Dr. Albert Mosse. Siegfried Brunn.
Rabbiner Prof. Dr. S. Maybaum. Dr. E. Baneth.
Dr. J. Elbogen. Dr. A. S. Yahuda. Dr. J. Freund.
Rabbiner Dr. S. Hochfeld. Dr. E. Täubler
Aachen. Jacob Lippmann.
A 1 1 e n s t e i n. Sanitätsrat Dr. Kamnitzer.
A 1 1 o n a. Justizrat Dr. F. Waldstein.
Augsburg. Kommerzienrat Heinrich Landauer.
Ba r m e n. Kommerzienrat Hermann Wahl.
Borlin. Dr. Karl Abel. Prof. Dr. Paul Alexander-Katz.
Frau .Justizrat Amin Apolant. Prof. Dr. Max Apt. Geheimer
Regierungsral Prof. Dr. Hermann Aron. Kommerzienrat Feodor
Beer. Rabbiner Dr. Bergmann. Prof. Dr. S. Blaschke. Rabbiner
Dr. Louia Blumonthal. Kommerzienrat Siegmund Borchardt.
S. < 'assirer. Julius Cohn. Rabbiner Dr. Josef Eschelbacher.
— 23 —
Sanitatsrat Dr. Wilhelm Feilchenfeld. Handelsrichter Josef
Franke! Maurermeister Max Fraenkel. Kommerzienral Philipp
Freudenberg. Hans Friedländer. Rabbiner S. Gans. Josef
Garbaty-Ro8enthal. Stadtrat a. I>. Leopold Gimkiewicz, Dr.
J. Ginsberg. Prof. Dr. Grabower. Hermann Haake. Hugo
Heilmann. Sanitätsiat I>r. Benno Holz. Direktor Dr. M.
Holzniami. Julius Jacoby. Direktor Ad. Juliusburger. Prof.
Dr. S. Kalischer. Amtsgerichtsral Dr. Könne. Alexis Latte.
Charles Leon. Benas Levy. Wolff Lewin. Kommerzienral
Alfred Loewenberg. Handelsrichter Willibald Loewenthal.
Hofjuwelier Eugen Marcus. Geh. Sanitätsrat Dr. Maretzki.
Justizral Dr. Meschelsohn. Prof. Dr. Richard M. Meyer.
Direktor Dr. Georg Minden. Carl Leopold Netter. Geheimer
Justizrat Peltasohn. Geheimer Regierungsrat Dr. Pieck.
Kommerzienrat Theodor Pincus. Geheimer Regierungsrat Dr.
Rosenthal. Rabbiner Dr. Rosenzweig. Prof. Dr. Heinrich
Rosin. Karl Schill'. .loset' Schwär/.. Manuel Schwarz. Stadt-
verordneter Louis Sachs. Handelsrichter Siegfried Sachs.
Albert Silbermann. Kommerzienrat GersonSimon. Dr. James
Simon. Prof. Dr. Ludwig Stein. .Maximilian stein. Justizrat
Dr. Fedor Stein. Rabbiner Dr. Stier. Justizrat I>r. Hugo
Strassmann. Rabbiner Dr. Malwin Warschauer. Kommerzienral
Max von Wassermann. Maurermeister S. Weile. Max Weiss.
Geheimer Medizinalrat Professor Dr. M. Wolff. Moritz
Wolfsohn.
Deut h e n. Kommerzienrat Louis Grünfeld.
D i e 1 e f e 1 d. Rabbiner Dr. ( 'oblenz.
B o c h u m. Kommerzienrat Hermann Schüler.
Hraunschwei g. Beruhard Me\ ersfeld.
Breslau. Dr. med. Carl Alexander. Geheimer Justizral Dr.
Freund. Rabbiner Dr. Jacob Guttmann. Frau Stadtrat Rosa
Marck. Emil Sachs. Rittergutsbesitzer Dr. Paul Schottländer.
Geheimer Justizral Wollstein.
Bromberg. Geheimer Kommerzienral Aronsohn.
Brüssel. General-Konsul Franz Philippson.
( ' a s s e 1. Alexander Fiorino. Justizrat Dr. Max Rothfels.
C h e m n i t z. Felix Frank.
Cöln. Sanitätsrat Dr. Apfel. Rabbiner i>r. J. Caro. Stadt-
verordneter Louis Eliel. Justizrat Carl Eltzbacher.
Danzig. Amtsgerichtsral Fiater. Justizrat Steinhardt.
he ss au. Geheimer Kommerzienral Hugo Sonnenthal.
Dur t m u d d. Rabbiner Dr. Jacob.
Dresden. Kommerzienral Konsul Arnhold. Kommerzienrat
Max Klb. Rabbiner Dr. Leopold Stein.
— 24 —
Essen. Geh. Sanitätsrat Dr. L. Hessberg. Kommerzienrat
J. Hirschland. Rabbiner Dr. S. Samuel.
Frankfurt a. M. Direktor Dr. Adler. Prof. Dr. Hugo
Apolant. Justizrat Dr. Berthold Baer. Max Bauer. Dr. med.
J. Benario. Justizrat Dr. Blau. Isidor Dreyfuss. Geheimer
Justizrat Dr. Berthold Geiger. J. Eduard Goldschmidt. Carl
Kaufmann. Louis Koch. Dr. med. Max Mainzer. Adolph
Neustadt. Justizrat Dr. Oelsner. Benny Oppenheimer.
Ludwig Schiff. Eduard Schott. Rabbiner Dr. Seligmann.
Stadtrat Emil Stiebel.
G i e s s e n. Geheimer Kommerzienrat S. Heichelheim.
Gleiwitz. Generaldirektor Victor Zuckerkandl.
G 1 o g a u. Justizrat Friedmann. Rabbiner Dr. Lucas.
G n e s e n. Justizrat Türk.
Görlitz. Justizrat Dr. Höniger. Kommerzienrat Em.
Alexander-Katz.
Gotha. Julius Simon.
Hamburg. Jacob Alexander. Dr. Max Cohen. Kantor M.
Henle. Verleger M. Lessmann. Dr. Julius Lieppmann. Dr.
J. Löwenberg. Rechtsanwalt Dr. R, L. Oppenheimer. Rechts-
anwalt Dr. Hermann Samson. Dr. Paul Tentler. Max M.
Warburg. Rechtsanwalt Dr. Martin Wassermann.
Hannover. Senator Leopold Fischer. Sartorius Rheinhold.
Heidelberg. Fr. Liebhold.
II i 1 d e s h e i m. Landrabbiner Dr. A. Lewrinsky.
Insterbuurg. Amtsgerichtsrat Blumenfeld.
Karlsruhe. Kommerzienrat Stadtrat Fritz Hoinburger.
Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer.
Königsberg i. Pr. Stadtrat Georg Guttmann. Justizrat
Holz. Stadtrat Prof. Dr. Lassar-Cohn. Rabbiner Dr.
Vogelstein.
Königshütte. Justizrat Berger.
Leipzig. Rabbiner Dr. Porges.
L i s s a. Justizrat Wolflf.
Luxemburg. Landesrabbiner Dr. S. Fuchs.
Mannheim. Rechtsanwalt und Stadtverordneter Dr. Max
Jeselsohn. -
Mödling b. Wien. Rabbiner Dr. L. Bardowicz.
M ü n c h e n. Rechtsanwalt Eugen Beer. Justizrat Ofner.
Münster i. W. Seminardirigent Dr. M. Spanier.
N a k e 1 (Netze). L. Baerwald.
Nordhausen. Sanitätrat Dr. Stern.
- 25 —
Nürnberg. Samuel Bloch. Rabbiner Dr. Freudentha] Real-
schuldirektor M. Gombrich. Gebeimer Hofral Jus
Josephthal. Kgl. schwedischer Generalkonsul Bernhard Lai
0 p p e 1 n. Rabbiner Dr. Felix Goldmann.
Posen. Bankdirektor [gnatz Goldschmidt. Geheimer Kom-
merzienral .Michael Berz. Justizral Placzek.
J. Schleyer.
Potsdam. Justizrat R. Josephsohn.
K a t i b o r. Adolph Schuck.
Keichenberg. Rabbiner Prof Dr. Hofmann.
Riga. Dr. B. Meyer. Frau Dr. Elsbeth Meyer geb. Neumann.
Stargard i. Pom. Rabbiner Dr. Emil Silberstein.
Preussisch-S tar gar d. Kommerzienrat Arie Goldfarb.
Stettin. Justizral Dr. .Mann.
Stockholm. Rabbiner Prof. Dr. G. Klein.
Tarnowitz. Stadtrat F. Pinkus.
— 26
Anlage B.
Verzeichnis
der unserer Bibliothek zugewendeten Bücher und deren Spender.
Dr. Israel Abrahams, MA., Cam-
bridge: Cambridge Jew. Publications 1.
Dr. E. Albert, Königsberg: Die isr.-
jüd. Auferstehungshoffnung in ihrer
Bez. z. Parsismus 1910.
Alliance Israelite. U n i v., Paris:
1) Ackermann, Münzmeister Lippold
1910; 2) R. Jona Gerundi u. sein eth.
Komm., hersg. von Löwenthal 1910;
3) Judelewitz, -noSnn pn DHin'n "n;
4) Katz, ßiogr. Charakterbilder a. d.
jüdischen Gesch. u. Sage. ; 6) Lattes,
Dali East End al Cantico dei Can-
tici 1910; 6) M. N., Adolphe Crem-
ieux, 1905 7) Luncz, Jerusalem
1909/10; 8) Margulis M., Lehrb. der
aram. Sprache 1910; 9) Marmorstein,
Religionsgesch. Studien 1910; 10) Mi-
chaelis, Die Rechtsverhältnisse der
Juden in Preussen 1910; 11 1 Nord-
mann, Der israelitische Friedhof in
Hegenheim 1910; 12) Semaeh, Une
misaion de l'Alliance au Yemen
1910; 13) Strack, Jesus, die Häretiker
und die Christen 1910; 14) Strack,
Sanhedrin-Makkoth 1910.
American Jew. Hist. Society,
Philadelpia: Publ. Nr 19. 1910.
Dr. V. A p t o w i t z e r, Wien : 1) Die syr.
Rechtsbücher und das mos.- talmud.
Recht 1909; 2) Die Reehtsbücher der
syrischen Patriarchen 1910; 3l The
influence of Jewish law S. A. 1910.
Prof. Dr. W. Bacher, Budapest: Zur
Rangstreit-Literatur. Aus der arab.
PoeBie d. Juden Jemens 1909.
Lehrer S. Bachenheime r, Geste-
münde: Unser Gebetbuch 1910.
Cand. med. B. B an eth: Die Makro-
biotik des Maimonides übers. S.A. 1910.
Prof. J. B ä n 6 c z i, Budapest : 1) Ev-
könyv 1911 ; 2) Moszares, Zs., A Negy
Fiu. 1910.
Dr. Berdyczewski, Breslau : 1) 2iyD
1910; 2) Dn'tfS n«sm 2—11, 1898—
1910; 3) nnaKO 1902; 4) y\n^ n»20
1899; 5) D'ano 1899; 6) D'TDn 1BD
1900; 7) tmhy Wo 1902.
S. B e r g e 1 : Die Entwickelung des
Ordens und seine Aufgaben 1910.
Dr. Birnbaum, Czernowitz : Dr.
Birnbaum's Wochenschrift 1908.
Doz. Dr. Brann, Breslau: Israelit.
Wochenschrift. Jg. 1886-90.
0. B r i s k, Jerusalem : 1) fihttVti "pta
2) ymi nicon.
Bureau für Statistik dar
Juden: Zeitschrift für Demogr. und
Statistik der .Juden. Jg. 6. 1910.
Dr. Umberto Cassuto, Florenz: 1)11
antisomitismo settecentesco 1907 ; 2) La
famiglia di David da Tivoli 1907;
3) Nuovo manosoriti ebraici della Bib-
lioteca nazionale di Firenze 1. 2. 1908.
1909; 4)Un pittore ebreofiorentinol907.
Central Conference of Ame-
rican Rabbis, Cincinnati:
Year book Vol. 19. 1909.
Centralverein deutscher Staats-
bürger jüdischen Glaubens:
1) Im Deutschen Reich. Jg. 16. 1910.
2) Einige and. Veröffentlich, d. Vereins.
Rabb. Dr. Emil Cohn, Kiel: 1) Josef
das Kind 1906 ; 2) Mein Kampf ums
Recht 1907 ; 3) Memorandum 1907 ;
4) Die religiöse Judenfrage SA. 1911 ;
5) Seelenlieder des Jehuda ha-Levi.
27 -
6) Some problems of modern jewry
1907; 7) Weihepredigt 1910.
Isaak Colin: 1 > Ha-Micpe. Jg. 7. 1910;
2) DerSabbatb. Jg. 10 1910; 3, Ka-
lender der Sabbatbfreunde 1910.
CollegioRabbinico Italiano,
Florenz : Rivista israelitica. Jg. 7.
1910.
Rabbiner Dr. M.David, Bochum:
1) Abraham Geiger, Gedenkrede 1910;
2) Festschrift des Vereins für jüdische
Geschichte und Literatur in Bochum
1909 ; Festpredigt bei der Einweihung
der Synagoge in Wanne-Eickel 1910.
J. D r e y f u s , Gebweiler : Strassburger
isr. Wochenschrift. Jg. 7. 1910.
Dropsie College, Philadel-
phia: The lewish Quarterly Review.
New series. Vol. 1. 1910.
Rabb. Dr. A. Eckstein, Bamberg:
Die israelitische Kultusgemeinde Bam-
berg von 1803— 1853. 1910.
Rabb. Dr. H. E h r e n t r e u , München :
pmn npis 1910.
Dozent Dr. Ismar E 1 b o g e n : Eine
Anzahl Bücher und Broschüren aus
dem Gebiete der jüdischen Geschichte
und Literatur.
Dr. S. B. Eschwege, Höchberg :
Der Kommentar d. Immanuel b. Sa-
lomon z. Hohenliede 1908.
Rabb. Dr. Rieh. Feder, Raudnitz :
1) Methode d. hebr. Unterrichts. 2) Die
Kunst im Dienste des Unterrichts.
1910.
Rektor J. Feiner Hamburg: Kulturelle
Bestrebungen innerhalb der deutschen
Judenheit. 2. Aufl. 1910.
Pastor Lic. Dr. R. F r a n c k h, Oranien-
burg: Zur Frage nach dem Einfluss
des Babyl.-Assyr. auf die relig. Ter-
minologie der Hebräer 1908.
Rabb. Dr. F r e u d e n t h a 1, Nürnberg :
Jahresbericht 3, 6, 6, über den jüdischen
Religionsunterricht zu Danzig 1904,
06, 07.
A. M. Frey mann, Rischon l'Zion
(Palästina): lubiläumsbericht.
Dr. M. Friedländer, 1) Die Be-
glündung der Kaiser- Wilhelm- Bib«
liothek in Posen 1904. 2 rift
jur B(l . Versammln
Jeutscher Bibliothekare in Posen 1^'
Prof. Dr. L. Geiger: Abraham
Geiger, Leben und Lebenswerk
1911».
Gesellschaft für jüdische
Volkskunde, Hamburg: Mit-
teilungen. Jg. 13. 191".
Gesellschaft zur Fördern
der Wissenschaft des .Juden-
tums. 1) V3(T«n 'D ed. Albeck. 9) Wtt
pvin. 3) n'rnp nrr. 4) ppvio rpSn
6) TWttMS'HW. 6) Jona Gerundi »wo
»Sipo h-;, ed. Löwenthal 1910.
7) Kaufmann, D. Gesammelte Schriften
Bd. 2, 1910.
Dr. Max Ginzbejrg: 1) Btlot, Voc.
arabe - francais 1693; 2) Biblia
arab. ; 3) Caspari, Arab. Gramm.
5. Aufl. 1887; 4) Coranus, ed.
Flügel. 3. Aufl. 1893.
M. S. Gold bäum, Lemberg : 'D
nn'trn 1910.
.). L. Goldberg, Wilna : ErVtfn
Jg. 4. 1910.
M. G o n z e r : Hakescbeth H.4— 5. 1903.
Dr. Guggenheim, Offenbach a. M. :
Wilke, F., Das Frauenideal und die
Schätzung des Weibes i. A. T. 1907.
S. Hausdorf, Rotterdam: l)Catalogus
van de ßibl. d. Vereen. ter bevefenuig
von -loodsche Wetenschapen te Rotter-
dam. 2)Heigmans-Pollak: Dihr k di 1
Amsterdam 1857. 3) Löweustamm,
•u«K to'p;? n nio h'; pnv "OT, Breslau
1838. 4) Lutominski, Melammed
mikra. Amsterdam 184*; 5) Pappen-
heim nioi3 ynK'jK. Amsterdam 1817;
6) dhtibhi p'nno nupm nunsn 1815;
7) mayWWl 'D 1776; 8) nvnS Amsterdam.
Max H i c k 1 , Uniun : totimme
Jg. n. L910.
H i 1 1 a v e r ein der deutschen
.luden: Faitiovitseh, Jaq., Querdurch
Abessiuien 191".
— 28 —
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The new poem attrib. to al Samual
SA. 1910.
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Isr. Kultusgemeinde Wien:
•Jüd. Privatbriefe aus dem Jahre 1619
hrg. v. Landau-Wachstem (nebst Nach-
trag) 1911.
Dr. A. v. Iterson, Leiden : Armen-
zorg bij de Joden in Palestina 1911.
H. Itzkowski: Mischnajot, Hebr.
Text mit Punktation und deutscher
Uebersetzung. Lfg. 41.
Jewish Historical Society
of England, London : 1) Abra-
hams, The expnlsion of the jews from
England in 1290; 2) Celebration
of the 250 th. anniversary ; 3) Dub-
now, Jewish History, 1903; 4) Hen-
riques, Jewishmarriages and the engl,
law 1909 ; 5) The jews and the english
law ; 6) Macaulay, Essay and speech
on Jewish disabilities. Edinburgh 1909 ;
7) Rigg. Calendar of the plea rolls of
the exchequer of the jews. Vol. 1. 2.
1010; 8)TransactionsVol.l. 1895, Vol.
4. 1908; 9) Translations Vol. 1. 1905.
•lewish Theological Seminary,
New York: 1) Documents 1903;
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minar, Breslau: »oStrn» Ord. D'jnt,
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M. Das Judentum im 19. und 20.
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Dr. J. K a s t a n: 1) Brandt, W., Die jüd.
Baptismen, 1910; 2) Chwolson B.,
Beitr. z. Entwickelungsgeschichte des
Judentums 1910; 3) Jahrbuch für
jüd. Geschichte und Literatur Bd. 13
1910; 4) Lucas L., Zur Gesch. der
Juden i. 4. Jbrhundert. 1910; 5) Mo-
numenta judaica Bd. 1 H. 1, 1906;
6) Schriften des Vereins Mekize Nird.
3. Folge No. 4—7 1910.
Fr. Dr. J. Kaulla, Stuttgart: AUgm.
Ztg. des Judent. 1906—1909.
Oberlehrer Dr. 0 1 1 o Kluge, Stegliz:
Beiträge zur Meth. d. hebr. Sprach-
unterrichts 1909.
Rabbiner Dr. A. lober, Wiesbaden:
1) Gedenkblätter an Rabb. Dr. M.
Silberstein 1910; 2) Worte d. Trauer
gespr. a. d. Bahre d. Frau Rabb. Dr.
Reb. Silberstein 1910; 3) Das Sal-
mannenrecht u. d. Juden 1907.
Prof. Dr. I. Kracauer, Frankfurt a. M.:
Die Kulp. Kannschen Wirren SA. 1910.
Dr. David Künstlinger, Krakau:
Altjüdische Bibeldeutung 1911.
Paul Ph. Lesser: 1) Graetz, H.,
Gesch. d. Juden Bd. 3— 10 1853—68;
2) Philippsohn L., Is. Bibel 1841 ;
3) Renan, E., Das Leben Jesu 1863 ;
4) Sachs, M., Stimmen v. Jordan u.
Euphrat 1853.
Dr. R. L eszynsky: 1) Die Juden
in Arabien zur Zeit Mohammeds,
1910; 2) D. Lösung d. Antoninusrätsels
1910; 3) Muhamm. Traditionen über
d. jüngste Geircht. 1909.
Prof. Dr. F. hiebermann: Stein-
metzer, F.: D. Schenkungsurkunde d.
Königs Melisibu (Diss.) 1909.
Dr. K. Lippe, Jassy: 1) Die gerichtl.
Medizin i. d. bibl.-talm. Gesetzgebg.
1910; 2) 2 Vorträge üb. Unsterblichk.
u. Spiritismus 1907; 3) p:nyn min.
Rabb. Dr. J. Loevy, Graudenz: Be-
richt über d. jüd. Religionsunterricht
zu Graudenz 1910 ; 2) Israel. Kalender
1910/11.
Oberrabb. Dr. Imm. Low, Szegedin :
1) nnn (SA.) 1910; 2) Folszentelo
1910; 3) DB'ptP.
S. Marcus, Hamburg: A. Marcus,
Die moderne Entwickelungstheorie in
d. jüd. Wissensch. 1907.
Dr. J. Markon, Petersburg: mpn
Jg. 3. 1909.
Frau Dr. E. M e y e r, Riga : Der babyl.
Talmud, übersetzt von L. Goldschmidt
V. Lfgl.
—
Oberregiorungsrat Dr. Paul Heye r,
Frankfurt a. M.: 1) Jahresbericht der
Deutsch. Orientgesellschaft zu Berlin
12. 191U; 2)'Mitteilungen 1910; 3) 13.
und 14. wissensch. Veröffentlichung
der Deutsch. Orientgesellschaft 1910.
Claude G. Montefiore, London:
Some elements of the religions teaching
of Jesus 1910.
Rud. M o s s e, Allgem. Ztg. des Juden-
tums, Jhg. 74. 1910.
Rabb. Dr. W. M ü n z, Gleiwitz: Ein-
sames Land 1907.
Stud. phil. S. Neu fei d: 1) ;vx p« 'd
I. 18G6; 2) mh*~\p fco 1899.
Prof. Dr. D. Neumark, Cincinnati:
Gesch. d. jüd. Philosophie d. Mittel-
alters Bd. 2 1910.
Odessaer Komitee: 1) mann "iyn
»"3 warb v. 1908, 5 Nummern, 1909
1; 2) pyrmwhm yp»B«p jw»dd»ji»s
No 2, 3, 8, 12, 18—20, 22, 23; 3)nß"3i
pxn 1909; 4) '"« ryvvh vmv 'D;
5) rnapnn 'd 1908.
Oesterreic h.-I s r. Union, Wien :
Kalender für Israeliten Jg. 1—3, 5—9,
14. 16—19.
Fräulein Bertha Pappenheim:
Frankfurt a. M.: Die Memoiren der
Glückel von Hameln 1910.
Dr. S. R a p p a p o r t, Lemberg : 1) Kir-
ton, J. Mojzesz 1906; 2) Leon Pinsker
1907 ; 3) Kraushara, A. Frank i. Fran-
kici polscy 1905; 4) Nossig, A. Kolo-
nizacya zydowska w. Palestynie 1904 ;
6)Palestyna 1908 N. 1, 2; 6) Rocznik
Zydowski 1905, 1906.
Bez.-Rabb. Dr. M. Rawicz, Offenburg
i. B. : Der Komm, des Maim. z. d.
Sprüchen der Väter ins Deutsche
übertr. 1910.
Redakt. des Hachinuch, Jaffa:
Tunn Jg. 1 1910.
Samsonschulo, Wolfenbüttel:
Fels, Israel Jacobson 1907.
Dr. .1. Schapiro, New-York: Leviti-
cus XXVII im Lichte d. Talm. 1909.
E. Schlesinger: 1) nnzr, 'z 1801;
1) maafxi r-.ii 1809 ; B) 0*3
T. I 1839; 4) ; ••.— rittC LI
6) Gräte, Gresch. d. Juden 6, 6, u. W;
6) 3 Kalender.
Rabb. Dr. Scligmann, Frankfurt
a. M.: Israelitisches Gebetbuch T. 1
2. Frankfurt a. M. 1»10.
Prof. D. S i m o n 8 e n, Kopenhagen :
ßienfaisance privee do la communaute
juive 191ü.
Dr. N a h u m S 1 o u s c h r, Paris : 1) La
renaisance de la literat hebraique 19 b;
2) La langue et la litörature hehr.
1904; 3) Jndeo-Hellenes et Judeo-
Berberes 1909; 4) Elegie de Moiso
Rinows 191o.
Societe des Etudes Juive s,
Paris: Revue des Etudes Juives, T.
59, 60, 1910.
Bezirksrabb. Dr. A. S a 1 v e n d i, Karls-
ruhe: 1) min hm» 'o 1910; 2) n<3
mny pns» 1910; 3; nny in nn 1910.
4) -Scsan m» mya v 1910.
Rabbiner Dr. Steckelmacher,
Mannheim: Sabbatpredigten zum
1. Buche Moses. 1910.
Rabb. Dr. Tänzer, Göppingen : Die
Gesch. der „Künigswarter-Stiftnng"
in Meran 1872—1907.
Dr. H. T o r c z y n e r, Wien : Zur Be-
deutung von Akzent und Vokal im
Semitischen. 1910.
Rabb. Dr. L. T r e i t e 1 , Laupheim :
De Philonis judaei sermone.
Universität, Bern : 1) Friedmann,
N. : Das Gebet in der Beurteilung
des Talmuds. Diss. 1906 ; 8) .Met-
mann, L. . Die hebräische Sprache,
ihre Gesch ihte und lex. Entw.
Dias. 1904; 3) Roaner. A . : Davids
Leben und Charakter nach Talmud
und Midrasch. Diss. l'.»07
litz, M. : Die zerstreuten 1 der
b. Talmade z. Mwchna, Ber. Dias, l
Verbau J der jüd. Jugend-
v er ei no: Mitteilungen, Jg. 1. 1910.
Verband der Babbathfreunde,
Berlin : i) Der Sabbath, Jg. 10. 19lo.
30 —
2) Schriften des Verbandes. 1—3, 5,
7, 8.
Verband der deutschen. laden:
1) Korrespondenz-Blatt der deutschen
Juden Nr. 6,7. 1910; 2) Loewenthal,
Max J. : Das jüdische Bekenntnis
als Hinderungsgrund bei der Beför-
derung zum preussischen Reserve-
offizier 1911.
Verein jüd. Hochschüler aus
Galizien Bar-Kochba,
Wien : Jüdischer Almanach 1910.
Verein zur Abwehr des
Antisemitismus: 1) Mit-
teilungen Jg. 20. 1910; 2) Einige
andere Veröffentlichungen des Vereins.
Vereinigung für das libe-
rale Judentum: Liberales
Judentum, Jg. 2. 1910.
Verlag der Jüdischen Rund-
schau: Nisselowitsch, L. N. : Die
Judenfrage in Russland 1909.
Verlag der jüdischen Turn-
zeitung: 1) Jüd. Turnzeitung,
Jg. 9 Nr. 1 — 9; 2) Körperliche Re-
naissans der Juden 1909.
Verlag der „Welt", Köln: Die
Welt Jahrg. 14. 1910.
Frau Prof. Völlers, München: Völlers,
K.: Ueber Rassenfarben in der arab.
Lit. 1910.
0. Wassermann, 1) Jahrbuch der
Jüd.-liter. Gesellschaft 7. 1910;
2) Ost und West Jg. 10. 1910.
Max Weiss: 1) Jahrbuch für jüdische
Geschichte uud Literatur, Jg. 13.
1910; 2) Monatsschrift für Geschichte
und Wissenschaft des Judentums Jg.
54. 1910.
Dr. M. Winter, Die Koch- und Tafel-
geräte in Palästina zur Zeit der
Mischna 1910. (Disss.)
Doz. Dr. A. S. Y a h n d a : 1) Ueber
die Unechtheit des sam. Josuabuches
1908; 2) Segel B., Die Entdeckungs-
reise des Herrn Dr. Th. Lessing zu
den Ostjuden. 1910.
Zionist. Aktionskomitee,
Köln. 1) Herzl Th., Zionistische
Schriften; 2) Almanach; 3) Nordau, M.,
Zionistische Schriften 1910. 4) Pro-
tokoll des 2., 6 — 9 Zionistischen Kon-
gresses, 1910.
Zionistisches Zentralbüro
für Deutschland: 1) Der
Bodenerwerb in Palästina. 1909.
2) Böhm, Der jüdische Nationalfonds.
1910; 3) Kollenscher, Zionismus und
Staatsbürgertum. 1909; 5) Trietsch,
Palästina-Handbuch 1910; 6) Zionisti-
sches A.-B.-C.-Buch 1909.
Dr. Jos. Z o 1 i n s k i, Hamburg : 1) m»n ;
2) mwn.
Lehrer M. Zuckermann, Hannover :
1) Katal. der Israelitischen Gemeinde-
Bibliothek zu Hannover 1901 ; 2) Vor-
arbeiten zur Emanzipation der Juden
in Hannover 1909.
Ausserdem sind Schul- und Verwaltungsberichte eingegangen
von den Synagogen-Gemeinden zu Berlin. — Braunschweig. —
Breslau. — Danzig. — Dresden. — Frankfurt a. M. — Hannover. — Köln. —
Königsberg. — New York. — Prag. — Thorn. —
Ferner von den folgenden Lehranstalten, Bibliotheken und
Vereinen:
Ailiance Israelite Universelle, Paris. — Deutsches Bureau der Alliance Israelite
Universelle, Berlin. — Anglo Jewish Association, London. — Baron Hirsch-
Stiftung, Wien. — Baronin Clara von Hirsch-Kaiser-Jubiläums-Stiftung, Wien.
— Baruch-Auerbach'ache Waisen-Erziehungs-Anstalt, Berlin. — Bibliothek
der Israelitischen Religionsschule zu Frankfurt a. M. — Bureau für Statistik
der Juden, Berlin. — Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen
- 31 —
Glaubens, Berlin. — Collegio Rabbinico [taliano, Florenz. — Darlel
der Hörer der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums, Berlin. —
Deutsch-Israeliti8cherGemeiadebund, Berlin. Dropsie < ollege, Philadelphia.
— Gymnasia Ibrith, Jaffa. — Hebrew i oion College, ' ineinnatl B
verein der deutschen Juden, Berlin. — Israelitisch-theologische Lehranstalt,
Wien. — Jacobson-Schule, Seesen. — Jewisfa Chautauqua Phila-
delphia. — Jews College, London. — Jewish i olonisation Association, Paris.
— Jewish theological Seminary, New York. — Jüdische Lesehalle, Berlin. —
Jüdisch-theologisches Seminar, Breslau. Kgl. Bayr. Akademie der Wissen-
schaften, München. — Landesrabbinerschule, Budapest — Organisation fur
hebmische Sprache und Kultur, Berlin. — Philanthropin, Krankfurt a. M.
— Reichenheimsches Waisenhaus, Berlin. — Samson-Schnle, Wolfenbüttel. —
Stadtbibliothek, Frankfurt a. M. — Universität, Göttingen. — Universität,
Heidelberg. — Universität, Prag. — Verband der deutschen Juden, Berlin.
Verband der jüdischen Lehrervereine im Deutschen Reiche, Hamburg. —
Verein für jüdische Geschichte und Literatur, Berlin.
— 32 —
Anlas« C.
Verzeichnis der gehaltenen Vorlesungen.
Im Sommer-Semester 1910:
Dr. Baneth: 1) Talmud babli, Synhedrin, Cap. III (Fortsetzung), 4 Stunden
2) Talmud babli, Hullin, Cap. II (Fortsetzung), 4 Stunden. 3) Mischne
Tora, Buch 10 (Forsetzung), 2 Stunden. 4) Jore de'a, Hilh. Ta'arubot
(Forts.), 2 Stunden. 6) Eben ha-'ezer, Hilh. Kidduschin, 1 Stunde.
6) Der jüdische Kalender, 1 Stunde.
Dr. Elbogen: 1) Talmud babli, Sukka, Cap. IV, 4 Stunden. 2) Pentateuch
mit alten Kommentaren, 2 Stunden. 3) Geschichte der Juden in
Deutschland, Teil 1, 2 Stunden. 4) Historische Uebungen 1 y2 Stunde.
5) Geschichte der Schriftauslegung, 2 Stunden.
Professor Dr. Maybaum: 1) Midrasch, 1 Stunde. 2) Homiletische Uebungen
2 Stunden. '
Dr. Yahnda: 1) Spezielle Einleitung in die Heilige Schrift verbunden mit
Uebungen, (prophetische Schriften), 2 Stunden. 2) Die Bücher Samuelis
2 Stunden. 3) Jesaja, Fortsetzung) 2 Stunden. 4) Grammatische und
syntaktische Uebungen, 2 Stunden. 5) Das Buch Daniel, 1 Stunde
6; Arabisch: Koran mit Berücksichtigung der jüdischen Quellen, 2 St.,
Dr. Freund: Die Rechtsgeschichte der Juden in Preussen vom Jahre 1671
bis auf die Gegenwart, 2 Stunden.
Dr. Hochfeld: Methodik des Unterrichts in der biblischen Geschichte-
Vorlesung, 2 Stunden, daran anschliessend Uebungen.
Im Winter-Semester 1910/11:
Dr. Baneth: 1) Talmud babli, Synhedrin, Cap. III (Fortsetzung) 4 Stunden
2) Talmud babli, Hullin, Cap. II (Fortsetzung), 4 Stunden. 3) Mischne
Tora, Buch 10 (Fortsetzung), 2 Stunden. 4) Jore de'a Hilh. Ta'arubot
Fortsetzung), 2 Stunden. 5) Eben ha-'ezer, Hilh. Kidduschin (Forts)
1 btunde. 6) Jeruschalmi Pesahim, Cap. II, 1 Stunde.
Dr. Elbogen: 1) Einleitung in die Wissenschaft des Judentums, 1 Stunde
2) Pentateuch mit alten Kommentaren, 2 Stunden. 3) Talmud Taanit
Cap I, 4 Stunden. 4) Geschichte der Juden in Deutschland, II. Teil
(114 ,-loOO), 2 Stunden. 5) Historische Uebungen, 2 Stunden. 6) Pe-
sikta de E. Kahana, 2 Stunden.
— 33 —
Professor Dr. Maybaum: Homiletische Uebungen, 2 Stai
Dr. Viiliuda: 1) Spezielle Einleitung iu die Heilige S.-lmft mit l eba
(prophetische Schriften), 2 Stunden. _') l>i.- Bachei Bamnelil mit
historischen und archäologischen Exkursen, 2 Stunden. B) Psalmen
2 Stunden. 4) Grammatik und Syntax, verbanden mit Hebungen, 2 St.
6) Arabisch, Biblische Legenden bei Al-Tliaialu Dach talmudischen
und ruidraschischen Quellen in 2 noch zu bestimmenden Stunden.
Dr. Freund: Staat, Kirche und Judentum in Preussen, 1 Stunde.
Dr. Hochfeld: Methodik des Unterrichts in der biblischen Geschichte (Fi
2 Stunden, daran anschliessend Uebungen.
Vorbereitungskurse im Hebräischen
wurden während beider Semester von den Herren Dozenten in I wöchentlichen
Stunden, von den Herren Dr. Barol und Dr. B i r a m in je 6 wöchentlichen
Stunden gehalten.
34 —
Anlage D.
Rechnungsabschlüss für das Jahr 1910.
Mk. Pf.
Mk.
Pf.
Kassenbestand
am 1. Januar 1910
4854
35
Konto pro Diverse
7547
50
Einnahmen.
Ausgaben.
Jährliche Beiträge .
29279
Honorare an die
Einmalige Beiträge .
2380
—
Dozenten
18135
—
17446
05
Honorar für den
Geschenke
Louis Simon-Lehr-
1) Für den Eisernen
stuhl
6375
—
Fonds ....
1000
Allgemeine Verwal-
2) Für den Baufonds
J0650
tungskosten .
12669
99
3) Für den Louis
Bibliothek ....
6700
95
Simon-Lehrstuhl
2000
Preis aus der Mor.
4) Für die Olga u.
Meyer-Stiftung . .
50
—
Alex Latte-Stiftg.
3000
Preis aus der Silber-
Erlös aus verlosten
mann-Stiftung .
80
—
Effekten ....
2000
Preis aus der Kirsch-
Coupons aus der
stein-Stiftung . .
195
—
Lazarus-Stiftung .
282
30
Subvention aus der
Coupons aus der
Pensionskasse . .
100
—
Kirschstein-Stiftung
120
Subventionen aus der
Coupons aus der
Philippson-Stiftung
650
—
Apolant-Stiftung .
558
74
Subventionen ausder
Coupons aus der
Apolant-Stiftung .
512
50
Silbermann-Stiftung
80
Angekaufte Effekten
21177
60
Coupons aus dem
Hypothekenzinsen
Maybaum-Fonds .
150
Artilleriestr. 14
Aufwendungen für
2000
*
das Haus . . .
388
40
Conto pro Diverse
6587
50
•
Kassenbestand am
31. Dezember 1910
5676
81297
94
81297
94
—
Aktiva Bilanz vom 31. Dezember 1910. Passiva
Hypothek Linden-
strasse 60/61 . .
Mark 1500 3 l/2 %
Preuss. Consols .
Mk. 15000 dito . .
M.3000 3V20/0Preuss.
Ctrlbod.-Cred.Pfdbr.
Mark 17500 3 %
Preuss. Consols
M. 4000 3% Deutsche
Reichsanleihe . .
Mark 51000 3 l/2 %
Ostpr. Pfandbriefe
M. 4000 4°/0 Hamb.
Staatsanleihe . .
M. 10000 4°/0Königs-
berger Stadtanleihe
M. 10000 4 % Char-
lottenburg.Stadtanl.
Mark 10000 4 °/0
Aachener Stadtanl.
Mark 24200 3 ' .
Ostpr. Pfandbriefe
M. 10000 372%dto.
Mk. 68000 3 72 %
Deutsch. Reichsani.
Mk. 77000 3 72 %
Frankfurt. Stadtanl.
Mark 14900 3 3/4 %
Preuss. Pfdbr.-Bank
M.50003%Prss.Cons.
Mark 2000 4 %
Neue Berl. Pfdbr. .
Mark 30000 4 %
Oblig. d. Jüd. Gem.
M.6000 4° .„Berl.Pfdb.
M.8000 4% , Stdtanl.
M.5000 4% „ Pfudbr.
Kassenbestand .
Conto pro Diverse .
Haus-Conto . . .
Mk. I-f.
120000
1500
15340 30
3325 80
15948160
3966 55
78027
14974
5000
2000
30000
60' '7
8070
5009
5676
50665
3972
10133
10408
10329
24200
9918
70033 60
20
70
05
30
50
40
35
sf)
50
30
26935*} 12
780541 57
erner Fonds . .
Nathan Bernstein-
Stiftung .
o ...
ifonds
Hypothek Artill«
Strasse 14 .
Dispositionsfonds .
Louis Simon -Lehr-
stuhl-Stiftung . .
Isidor Gebert-Stiftg.
Joseph Lachmann
Stiftung . . .
Moses Mendelssohn-
Stiftung . .
Moritz Meyer-Stiftg.
Dr. Frankl- Stift
Dr. Moritz Kirsch-
stein-Stiitung . .
Ludwig Philippson-
Stiftung .
Mor. Lazarus- Stiftg.
Samuel und Eugen
Apolant-Stiftun:. .
S. Maybaum-Fonds
Dr. Martin Silber-
mann-Stiftung . .
Pensionskasse
Olga u. Alexis Latte-
Stiftung .
100
I22f
3769«
L04102 45
1" -
5« I! i« '
3187 20
144 -
1476 15
20635
L62
5600
2080
"»36
3052
50
40
60
05
50
780541 51
- 36 —
Anlage E.
Stipendienkasse.
Jahresrechnung
Mk.
Pf.
Mk.
Pf.
Kassenbestand am
1. Januar 1910 .
1263
65
Jährliche Beiträge .
1015
Bezahlte Stipendien
2925
—
Einmalige Beiträge .
817
Kosten der Montags-
1149
vorlesungen
871
20
Montagsvorlesungen
4005
M. 5000 4°/0 Hamb.
Rückzahlungen von
Hypoth.-Pfandbr.
5058
45
Stipendiaten . .
1400
Conto pro Diverse .
160
—
Nicht abgehobene
Kassenbestand am
Stipendien . . .
135
—
31. Dezember 1910
770
—
9784
65
9784
65
Kapitalsalllagen der Stipendienkasse:
Mk. 75 3 y3 % Pommersche Pfandbriefe.
, 2800 4 % Westfälische Provinzial-Anleihe.
„ 3000 4°/0 Hamburger Staats-Anleihe.
„ 2000 3 72°/o Preuss. Central-Boden-Credit-Pfandbr.
200 4 °/0 Pforzheimer Stadt-Anleihe.
„ 2000 3 72 % Frankfurter Stadt-Anleihe.
„ 3000 4 % Königsberger Stadt-Anleihe.
. 16000 4 % Hamburger Hypotheken-Pfandbriefe.
37 —
Anlniro K.
Verzeichnis der Wohltäter
der Lehranstalt für die Wissenschaft <l«s Judentums.
(§ 9 des Statuts.)
I. Immerwährende Ehrenmitglieder.
Rabb. Prof. Dr. S. Maybaum. Frau Fannj Oppenheimer, Leipsig.
Rittergutsbes. Nathan Bernstein.
Geh. Rat Prof. Dr. Moritz Lazarus.
Iran Prot. Sarah Lazarus.
Frau Stadtrat Nanny Meyer,
geb. Meyer.
Banitatsrat Dr. 8 Neumann.
I- 1 .ii i Bertha Oppenheimer, Leipzig.
Prof. Dr. Gustav Balomon Opperi
Frau Geh. Kommerzienrat [da
Simon, geb. Lehwess.
II. Stifter. *)
Frau Justizrat Anna Apolant.
Geh. Kommerzienrat Eduard Arnhold.
Geh. Kommerzienrat Sigm. Aschrott.
Jüdische Gemeinde, Berlin.
Frau Jenny Born.
Siegfried Brunn.
Baronin v. Cohn-Oppenheim-Stiftung
der Isr. Kultusgemeindc zu Dessau.
Kommerzienrat Heinrich Eisner.
Gebr. Eltzbacher, Cöln.
Hans Friedländer und Frau Anna
Friedländer, geb. Neumann.
Geh. Kommerzienrat Ludwig Max
Goldberger.
Alexis Latte'1.
Geh. Komm.-Rat Wilhelm Ledermann.
Frau Johanna Levy, geb. Salomon*
Direktor Paul Mankiewitz.
Rabb. Prof. Dr. S. Maybaum.
Oberregierungsrat Dr. Paul Meyer,
Frankfurt a. M.
Rudolf Mosse.
Theodor Mosse.
Generalkons. Fr. Philippson in Brüssel.
Justizrat Dr. Arnold Seligsohn.
Justizrat Dr. Herman Veit Simon
Eheleute.
Oscar Wassermann.
Max Weiss.
Rittergutsbes. Nathan Bernstein.
Gerson von Bleichroder.
Stadtrat Burchardt.
Eduard Cohen, Frankfurt a. M.
Dr. Bernhard Ginsberg.
B. H. Goldschmidt, Frankfurt a. M
Moritz B. Goldschmidt, Frankf a. M,
David Herzog.
Kommerzienrat Hermann N. Israel.
Dr. Moritz Kirschstein.
Justizrat Dr. Edmund Lachmann.
Joseph Lachmann.
Ehepaar Hermann und Henriette
Landshoff.
Stadtrat Moritz Meyer.
Frau Stadtrat Nantn Meyer.
Emil Mosse.
Sanitiitsrat Dr. B. Neumann.
John B. Oppenheimer in Leipsig.
Prof. Dr. Gustai Balomon Oppert
Dr. Ludwig Philippson, Bonn.
Albert Salomon.
Geh. Kommerzienrat Louis Simon.
Krau Geh. Kommeraienrat [da
Bimon, geb. Lehwess.
Rentier Louis Simon.
Arnold Weiss.
Kommerzienrat Caesar Wollheim.
*) Die Stifterschaft wird mit einem Beitrag von mindestens 8000 Mk. erworben.
— 38 —
III. Immerwährende
Kommerzienrat Dr. Paul Arons.
Theodor Barschack.
Frau Geh. Kommerzienrat Henriette
Becker.
Jüdische Gemeinde, Braunschweig.
Henry Budge, Hamburg.
Direktor Nathan Dorn.
Israel. Gemeinde, Frankfurt a. M.
Stadtrat Friedländer, Frankfurt a. M.
Frau Marcus Moritz Goldschmidt,
Frankfurt a. M.
Bankier Adolph Jarislowsky.
Berthold Israel.
Israel. Tempelverband, Hamburg.
Kommerzienrat Emanuel Alexander-
Katz, Görlitz.
Synagogengemeinde, Königsb. i. Pr.
Fabrikbesitzer Dr. Paul Lachmann
Frau Kommerzienrat Ida Lands-
berger, geb. Neufeld.
Prof. Dr. Felix Liebermann.
Direktor Paul Mankiewitz.
Theodor Philipp Marcus.
Joseph Meyer sen., Aachen i. Fa.
J. u. J. Meier.
Direktor Dr. Georg Minden.
Fabrikbesitzer Carl Leopold Netter.
Theodor Pincus.
Geh. Reg.-Rat Dr. J. Rosenthal.
Rentier Simon Schönlank.
Dr. Carl Sulzbach, Frankfurt a. M.
M. M. Warburg, Hamburg.
Gustav Wolff.
Julius Alexander.
Siegfried Beschütz.
Julius Bleichröder.
Senator J. R. Bischofsheim, Brüssel.
Generalkonsul Martin Burchardt.
Geh. Kommerzienrat Meyer Cohn.
Frau Geh. Kommerzienrat Meyer
Cohn.
Bernhard C. Croner.
H. Demuth.
Koinnierzienr. Theod. Jacob Flatau
Hermann Friedländer, Hamburg.
Mitglieder. *)
Isidor Gebert.
Adolf Ginsberg.
Abraham Goldschmidt
Herrn. B. H. Goldschmidt, Brüssel.
Benedict Moritz Goldschmidt,
Frankfurt a. M.
Fabrikbesitzer Oskar Hahn.
Charles L. Hallgarten, Frkfurt a.M.
Ernst Jacoby.
Kommerzienrat Jacob Israel.
Isaac Koenigswarter, Frkf. a. M.
Heinrich Kraft.
Frau Geh. Kommerzienrat Alwine
Lachmann.
Geh. Kommerzienrat Salomon
Lachmann.
Kommerzienrat Jacob Landsberger.
Direktor Joseph Lehmann.
Frau Sarah Lehrs.
Albert Lessing.
Moritz Levy.
Geh. Komm.-Rat B. Liebermann.
Louis Liebermann.
Frau Philippine Liebermann, geb.
Haller.
Ad. v. Liebermann-Wahlendorf.
Dr. Moritz Loevisohn.
Geh. Komm.-Rat V. Mannheimer.
Martin J. Meier.
Geh. Komm.-Rat Joel Wolf Meyer.
Stud. jur. Adolf Salomon Meyer.
Albert Philipp Meyer.
Frau Zerline Meyer.
Jacob Nachod, Leipzig.
J. Neumann.
Julius Oppenheim.
N. Oppenheim.
Louis Perl.
Jacob Plaut, Leipzig.
Eugen Riess.
Louis Riess.
Julius Rotholz.
E. Rotschild, Stadtoldendorf.
Adolf Abr. Russ.
Siegmund Salier.
*) Die immerwährende Mitgliedschaft wird durch Beitrag von mindestens
6U0 Mk. erworben.
— 39 -
Generalkonsul William Bchönlank.
Komm. -Hat I arl Berthold Simon.
Kommerzienrat Isaak Simon.
Geh. Kommerzienrat Mor. Simon,
Königsberg i. Pr.
Theodor Btera, Frankfurt a. M.
Willy Stern, Frankfurt a, M
innd Sulzbaeh, Frankfurt a.M
Ritter Joseph r. Wertheim, Wien.
Itrat Alexander WoifF.
IV. Wohltäter. •)
Fräulein Abel.
Dr. med. Karl Abel.
M. Abraham.
Siegfried Abrahamsohn.
Joseph Abramczyk, Breslau.
Otto Adam.
Julius Adler, München.
Professor Dr. Paul Alexander-Katz.
Jacques Apt.
Frau Carl Arnheim.
J. Aron.
Max Aron.
Geh. Komm. -Rat Aronsohn, Bromberg.
Fabrikbesitzer Heinrich Ascher.*
Komm.-Rat llerman Auerbach.
Leopold Badt.
Leopold Baer.
Stadtrat L. Baerwald, Nakel.
E. Bachrach.
Rabb. Dr. Leo Back, Düsseldorf.*
Georg Bamberg.
Rentier Louis M. Bamberger.
Julius Bambus.
Max Barczinski.
Rabbiner Dr. L. Bardowicz, Mödling
b. Wien.
Robert Baszynski.
Komm.-Rat Feodor Beer.
Rentier Max Beer.
Rentier Bernhard Behrens.
[gidor Bender.
Isidor Bendit.
s. Bendit.
Bankdirektor A. Bendix, Bonn.
Direktor Franz Bendix.
Ludwig Bendix.
Richard Bendix.
*) Nach § 9 des Statuts Bind
jährlichen Beitrag von mindestens 1
Fabrikbesitzer Waldemar Bendix.
Bankier l edor Berg.
Philipp Berg.
J. Berger.
Otto Berger.
Rabbiner I>r. J.Bergmann.
Stadtverordneter Max Bergmann.
William Bergmann, Lissa i. P.
Jüdische Gemeinde Berlin.
Rechtsanwalt Dr. J. Berne.
Adolf Bernhard.
Heinrich Bernhard.
Theodor Bernheim.
Geh. Kommerzienrat L. Bernheimer,
München.
Synagogengemeinde Beuthen O.-S.
Kommerzienrat Jacob Bieber, Mühle
Schönau b. Schwetz.
Synagogengemeinde Bielefeld.
Rentier Wilhelm Bielschowsky.
S. Bielski.
Max Biermann, Gera.
Ludwig King.
Professor Dr. 8. Blaschke.
Bankier Willi Bleibtreu.
Moritz Bleistein.
Hermann Bloch.
Lippmann Bloch, Breslau.
Bankier Alphonse \an Bloeme.
Georg Blumenfeld.
Joseph Boehm
Professor Dr. Ferdinand Blumenthal.
Rabbiner Dr. L. BlumenthaL
Geh. Sanitatsrat Dr. J. B
1 erdinand Bobrecker.
Fabrikbesitzer Heinrich Bock, B. A.
Emil Böhlendorff.
stimmberechtigt nur diejenigen, die einen
5 Mk. zahlen.
- 40 —
Frau Nanny Böhm.
Frau Rentiere Nanny Böhm, geb. Böhm.
Synagogengemeinde Bonn.
Fabrikbesitzer Emil Borchardt.
Isidor Borchardt.
Komm. -Rat Siegmundt Borchardt.
Rentier Benjamin Borek.
Benno Boschwitz.
Bankier Hermann Brann.
Joseph Brasch.
Leo Brasch.
Benno Braun.
Jüdische Gemeinde Braunschweig.
Israelitische Gemeinde Bremen.
Synagogengemeinde Breslau.
Sally Brilles.
Justizrat Dr. Julius Brodnitz.
Siegfried Brunn.*
Edgar Burchardt.
Fabrikant Ernst Burchardt.
John Busch.
Ludwig Cahen.
Hugo Gähn.'
Chemiker Dr. Nikodem Caro.
Architekt Alfred Caspari.
Dr. jur. Fritz Caspari.
Bernhard Casparius.
Bildbauer Eugen Caspary.
Geh. Justizrat Oscar Cassel.
Fabrikbesitzer Julius Cassirer,
Eduard Cassirer.
Salo Cassirer.
Chewra Gemillus Chassodim, Bonn.
Isr. Religionsgemeinde Chemnitz.
Bankier Carl Chrambach.
Dr. med. Heinrich Citron.
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Hermann
Cohen, Marburg.
Baronin von CotnvOppenheim-Stiftung
der Isr. Kultusgemeinde zu Dessau.
Fabrikbesitzer Alfred Cohn.
Arthur Cohn.
Kommerzienrat Carl Cohn, s. A.
Justizrat Dr. Ignatz Cohn.
Rentier Emil Cohn.
Heinrich Cohn.
Jacques4Cohn.
J. Cohn, Chemnitz.
J. W. Cohn.
Leo Cohn i. Fa. Leo Cohn & Kirsch-
stein.
M. Cohn.
Max Cohn i. Fa. Carl Cohn.
Max Cohn i. Fa. Max Cohn & Co.
Nesper Cohn.
Rentier Samuel Cohn.
Dr. med. S. Cohn.
Wilhelm Cohn.
Wilhelm Cohn.
Hermann Conitzer.
Isidor Covo.
Moritz Crohn.
Synagogengemeinde Culmsee.
Martin Cunow.
Bankier Emil M. Damman.
Siegfried Dannheuser.
Siegbert Daniel.
Rechtsanwalt Hermann Danziger.
Isr. Religionsgemeinde Darmstadt.
Julius David.
Bankier Louis David, Bonn.
Bankier Moritz David, Bonn.
Rabbiner Dr. David, Bochum.
Leopold Domnauer.
Justizrat Leopold Dorn.
Isr. Religionsgemeinde Dresden.
Wilhelm Dresel.
Siegfried Dressel.
Bernhard Drucker.
Synagogengemeinde Duisburg.
Justizrat J. Dzialoszynski.
Direktor Albert Ehrenberg.
Daniel Ehrenfried.
Alexander Ehrlich.
J. Ehrlich, Breslau.
Rentier L. Eichwald.
Generalkonsul Felix Eisenmann.
Kommerzienrat Heinrich Eisner.
Paul Eisner.
Fabrikbesitzer Max Eisner.
Louis Elkan.
Adolf Elkisch.
Recbtsanwalt Alwin Eisbach.
- 41
Georg Erb.
Rabbiner Dr. Max Eschelbacher,
Freiburg i. Br.
Adolf Fabisch.
Max Fabisch.
Philipp Fabisch.
Bankier Leopold Feig.
Buchdruckereibesitzer D. Feilchenfeld.
M. D. Feichenfeld.
Emil Feldberg, Haniburg.
Minna Fiegel.
L. Flatauer.
S. Fleischer.
Rentier Louis Förster.
Rentier Emil Fränkel.
Dr. med. James Fränkel, Lankwitz.
Josef Fränkel i. Fa. Gebr. Fränkel.
Maurermeister Max Fränkel.
Alfred Frank.
Georg Frank i. Fa. David & Co.
Isr. Gemeinde Frankfurt a. M.
Synagogengemeinde Frankfurt a. 0.
Geh. Kommerzienrat II. Frenkel.
Albert Freudenberg.
Herman Freudenberg.
Dr. Julius Freudenberg.
Julius Freudenberg.
Kommerzienrat Philipp Freudenberg.
Max Freudenheim.
Paul Freundlich.
Handelsrichter Martin Friedberg.
Bankier Gustav Friedländer in Fa.
Friedländer & Co.
Hans Friedländer.
Isaac Friedländer.
Frau Dr. Jenny Friedländer.
Direktor M. Friedländer.
Direktor Moritz Friedländer.
Bankier Ernst Friedmann.
Kommerzienrat Leopold Friedmann.
Fabrikdirektor Adolf Fuchs.
Justiirat Dr. Eugen Fuchs.
Rabbiner Dr. Samuel Fuchs, Luxem-
burg.
Rabbiner Dr. Fucha, Chemnitz.
Alfred Fuld-Traumann.
Maximilian Fürst.
Bankdirektor Carl Fürsten!.'
Gustav Furstenb.
1 igon S. Furstenberj:.
Max Pubs.
Rabbiner I'r. Julius Gallini i
Rabbiner Dr. Gs
Fabrikbesitzer J. Garbaty-RosentbaL
Max Gassmann.
Geh. Regierungsrat Prof Dr. Ludi
Geiger.
Georg W. Gerson.
Isr. Religionsgemeinde Giessen.
Stadtrat Leopold Gimkiewiec.
Frau Rentiere Franziska Ginsberg.
Dr. I. Ginsberg.
Fabrikbesitzer Ludwig Ginsberg.
Dr. Max Ginsberg.
Felix Glaserfeld 8. A.
Synagogengemeinde Glogau.
Synagogengemeinde Gnesen.
Adolf Goldberg.
Fabrikbesitzer Siegfried Goldberg.
Geh. Kommerzienrat Ludwig Max
Goldberger.
Rabbiner Dr. Felix Goldmann, Oppeln.
Bankier Dr. Goldschmidt, Gotha.
Direktor Julian Goldschmidt
Kommerzienrat Julius Goldschmidt.
Paul I. Goldschmidt.
Bankier Rudolf Goldschmidt i.
Simonson.
Max Goldstein.
Rentier Hermann Gollop.
Synagogengemeinde Görlitz.
B. Görski.
Gotha-Loge IT. 0. B. B., Gotha
i arl Gottheit
Theodor Gottschalk.
J. Götz.
Prof. Dr. Heinrich Grabower.
Handelsrichter Julius Grabowaky.
Louis Gross.
Louis Grumach.
Komm.-Rat Max Grünebaum, « ottbua
Oberlehrer Dr. D. Grunewald,
WolfenbütteL
Ernst Grunwald.
42 —
Dr. Ludwig Grunwald.
Frau Erna Gumpel.
Wilhelm Gumprich, Hamburg.
Augenarzt Prof. Dr. G. Gutmann.
Adolf Guttsmann.
Justizrat Dr. Max Guttsmann.
Hermann Haake. •
Alexander Hahn.
Direktor Siegmund Hahn, Aachen.
Ismar Hamburger.
Justizrat Karl Hamburger.
L. Hamburger.
Manfred Hamm.
S. Hanif.
Julius Happek, i. Fa. Samter
& Happek.
Bankdirektor Paul Hartog.
Handelsrichter Hennan Hausen.
Verlagsbuchhändler Reinhold Hauss-
mann.
Synagogenrat Heidelberg.
Fabrikant W. Heilbrunn.
Albert Heilmann.
Handelsrichter Hugo Heilmann.
Bruno Heimann i. Fa. A. Heimann.
Verlagsbuchhändler Julius Henius.
Brauereibesitzer Otto Heppner.
M. Herf, Mainz.
Bankdirektor Gustav Hermann.
Kentier Jul. Herrmann, Wehlau.
Brauereibesitzer S. Herrmann, Nake]
Richard Ilerrmann, i. Fa. Herrmann
& Hinzelmann.
Rechtsanwalt Dr. Herrmanns, Bonn.
Gust. Sal. Hermanns.
Gustav Hermanns.
Fabrikbesitzer Albert Herz.
David Herz, i. Fa. D. Herz.
Hermann Herz, i. F^. S. Herz.
Kommerzienrat Paul Herz.
Geh. Kommerzienrat Wilhelm Herz.
Frau Emma Herz.
Frau Anna llerzberg.
Adolf Ileymann.
Kommerzienrat Emil Heymann.
Hugo Ileymann i. Fa. Gebr. Ileymann.
Joseph Ileymann i. Fa. M. Neufeld & Co.
Leopold Heymann.
Bankier Wilhelm Heyman.
Alex Hiller.
Rechtsanwalt Dr. Alexander Hirsch,
Heidelberg.
Fabrikbesitzer Aron Hirsch.
Bankdirektor Emil Hirsch.
Rentier Heinrich Hirsch.
Fabrikbesitzer Isidor Hirsch.
Handelsrichter Robert Hirsch.
San. -Rat Dr. med. Heinrich Hirschberg.
Jacob Hirschberg.
Bankier Rudolf Hirschberg, Potsdam.
Henry Hischfeld i. Fa. Walter,
Hirschfeld & Co.
Max Hirschfeld.
Rabbiner Dr. Hochfeld.
Tuchfabrikant Alfred Hoeber, Aachen.
Rabbiner Prof. Dr. Hoffmann, Reichen-
berg i. B.
Ernst Hoffmann, i. Fa. Herrmann
Hoffmann, Hoflieferant.
Fritz Hoffmann, i. Fa. Herrmann
Hoffmann, Hoflieferant.
Herrmann Hoffmann, Hoflieferant, S.A.
Hermann Hoffmann, i. Fa. Gebr.
Hoffmann.
S. Hoffmann.
Eduard Holländer.
Samuel Holländer.
Sanitätsrat Dr. Benno Holz.
Carl Holz.
Hermann Holz.
Julius Hopp.
Justizrat Dr. Maximilian Horwitz.
Handelsrichter Hugo Horwitz.
Geh. Kommerzienrat Emil Jacob.
Ernst Jacobi, i. Fa. M. Hiller Nchf.
Leopold Jacobi, i. Fa. M. Hiller Nchf.
Stadtverordneter Siegmund Jacobi,
Charlottenburg.
Heinrich Jacobowski.
Rentier Julius Jacobs.
Hermann Jacobsohn.
Alfred Jacoby.
Stadtrat Hermann Jacoby.
Julius Jacoby.
— 43 —
Moritz Jacoby i. Fa. Gebr. Hoffmann.
Bankier Max Jaffa.
Bankier Adolph Jarislowsky.
Geh. Sanitätsrat Dr. Moritz Jastrowitz.
Rechtsanwalt Franz Imberg.
Alexander Jonas.
Bankier Emil de Jonge.
H. Joseph.
Fabrikbesitzer Eduard Joseph.
Julius Joseph.
S. Joseph.
Rentier S. Joseph.
Georg Isaae.
Isidor Isaacsohn.
Rittergutsbesitzer Richard Israel.
Simon Israel i. Fa. Gebr. Ikle\
Fabrikbesitzer Julius Italiener.
David Itzig, Nakel.
Isidor Itzig.
S. Juda.
Felix Jüdell.
Generaldirektor Adolf Juliusburger.
Paul Just.
Eduard Kahn, Wiesbaden.
Julius Kahn, Wiesbaden.
Prof. Dr. S. Kalischer.
Rentier Gustav Kappel.
Rentier Marcus Kappel.
Synagogengemeinde Kattowitz.
Justizrat Dr. Edwin Katz.
Max Katzenellenbogen.
Albert Katzenstein lloHieferant.
Rentier Adolf Kauffmann.
Hermann Kaufmann.
Rentier S. Kaufmann.
Rabbiner Dr. B. Kellermaun.
B. Kempinski.
Hans Kempinski.
M. Kirscliner, Charlottenburg.
Wilhelm Kirschner.
Albert Kirschstein.
Berthold Kirschstein.
Berthold Kirstein.
Verlagsbuchhändler Max Kir stein.
Lehrer Ludwig Klein.
Bankier Julius Klopstock.
Fabrikbes. Moritz Knoche.
Martin Knoller.
Frl. I lara Kohn, Pl( 3ehl.
AdolfKöhleri.Fa. Köhler* Pri< batacb.
Samuel Köhler, i. Fa v. Köhler.
Syna Bmeinde Köln.
Sy n einde Königsberg 1 Pr.
.1. Koenigsberger.
M. Koplowitz.
M. Koppel.
P. Kosterlitz.
Kraft & Lewin.
Georg Krakau.
Rentier Adolf Krause.
Joseph Krause.
Julius Krause.
Louis Kreslawski.
Moritz Kiisteller.
Adolf Kro janker.
Direktor Franz Krojanker.
Fabrikbesitzer' Wilhelm Krojanker.
Dr. med. Alexander Krotoschin,
Warza b. Gotha.
Alexander Krotowski i Fa. GersoD
Krotowski.
Bankier Wilhelm Knczynski.
Sekretär Dr. D. Künstlinger, Krakau.
Salomon Kurzweg.
Rentier J. Kuttner.
Adolph Lachmann.
Baumeister Louis Lachmann.
Prof. Dr. Edmund Landau, Göttingen.
Gen.-Konsul Eugen Landau
.lustizrat Dr. Felix Landau.
Bankier Jul. Landau i. l;t. Braun & '
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Leop. Landau.
Fabrikbesitzer Felix Land.'.
Iran/. Lande.
Bernhard Landecker.
Carl Landab«
Synagogenircinriiide Landabi i
Siegmund Landabi i
Geb. Baurat Prof. Dr. ing 1 heodor
Landabi
Edmund Landaben
Hermann Landsber)
Julius Landabei
Fabrikdirektor Dr. Ludwi
— 44 —
Alexis Latte, *
Prof. Dr. med. Adolf Lazarus.
Caspar Lazarus.
Richard Lebram.
Ernst Lehfeldt.
Eduard Lehwess.
Wiliam Leibholz.
Isr. Religionsgemeinde Leipzig.
Charles Leon.
Max Leon i. Fa. Rose & Leon.
Bernhard Less.
J. Lesser.
Bankier Paul Ph. Lesser.
Direktor S. J. Leszynsky.
.lohn Levi, Breslau.
Kommerzienrat Louis Levin.
Prediger Dr. M. Levin.
Prof. Dr. Levison, Bonn.
Adolf Levy i. Fa. Joelsohn & Brunn.
Benas Levy.
Bankier Caspar Levy s. A.
Bankier Dr. Emil Levy, Stargard
i. Pommern.
Heinrich Levy, Hamburg.
Rentier .Joseph Levy.
Rentier Martin Levy.
Norbert Levy.
SiegbertLevy i.Fa. Siegbert Levy & Co.
A. Lewandowski, Hamburg.
Dr. med. A. Lewandowski
Bankier Moritz Lewenz.
Adolf Lewin.
Rentier David Lewin.
Georg Lewin i. Fa. Kraft & Lewin.
Hermann Lewin.
Bankier .lulius Lewin, Allenstein.
Julius Lewin i. Fa. Lewin & Glück.
Rentier Wolff Lewin.
Adolf Lewinskii. Fa. Lewinski&Lewy.
Rechtsanwalt Ad. Lewinsky.
Apotheker Dr. J. Lewinsohn.
Adolph Lewy.
Eduard Lewy.
Stadtrat Dr. M. Licht.
Bankier Moritz Lichtenheim i. Fa.
Künigsberger & Lichtenheim.
Max Lichtenstein.
Fabrikbesitzer Samuel Liebes.
Rentier Heinrich Liebmann.
Synagogengemeinde Liegnitz.
Handelsrichter Bernhard Lilienfeld.
Justizrat Leo Lilienthal.
Max Lilienthal.
Leopold Lindemann, Spandau.
Ignatz Lindenberg.
Jacob Lippmann, Aachen.
Sally Lippmann.
Synagogengemeinde Lissa.
Konsul Josef Litten.
Dr. med. Max Litthauer.
Alfred Littmann, Hamburg.
Professor F. London, Bonn.
Emil Lorch, Mannheim.
S. Loeser.
Landgerichtsrat Eugen Loewe.
Bibliothekar Dr. Heinrich Loewe.
Geh. Kommerzienrat Dr. ing. Isidor
Loewe, s. A.
M. Loewe.
Fabrikbesitzer B. Löwenberg.
Theodor Löwenberg.
Bankier Alexander Loewenherz.
Jacob Loewenstamm.
David Löwenstein.
J. Löwenstein.
Max Loewenstein.
Selmar Loewenstein.
Gustav Loewenthal i. Fa. Dobrin &
Loewenthal.
Hugo Loewenthal.
.1. Loewenthal.
Willibald Loewenthal.
Max Löwy.
Kommerzienrat Emanuel Lohnstein.
Rabbiner Dr. Lucas, Glogau.
Synagogengemeinde Magdeburg.
Prof. Dr. phil. Paul Magnus.
Bankier .lulius Magnus.
Rechtsanwalt Julius Magnus.
Israel. Religionsgemeinde Mainz.
Rechtsanwalt Felix Makower.
Georg Mamlok.
Moritz Manheimer. *
Synagogengemeinde Mannheim.
Kommerzienrat Robert Mannheimer.
Rentier Berthold Marckwald.
15 —
Bankier Alois Marcus.
Hui'juwelier Eugen Marcus.
Direktor Jacques Mayer.
Reutier Josef Mayer.
M. Mayer.
Max Mecklenburg.
Eva Meinhardt.
Julian Meisel.
Heinrich Mendelssohn.
Rechnungsrat Ph. Mendelssohn.
Fabrikbesitzer Carl Meschclsohn.
Fabrikbesitzer Siegfried Meschelsohn.
Alfred Meyer.
August J. Meyer.
Dr. 15. Meyer, Riga.
Dr. med. Bernhard Meyer.
Frau Dr. Elsbeth Meyer, geb. Neu-
mann, Riga.
Kommerzienrat Ernst Joach. Meyer.
Bankier Ernst Wolf Meyer, s. A.
Frau Feodor Meyer, Aachen.
Bankier Franz Meyer.
Bankier Georg Meyer.
Hermann Meyer.
Joseph Meyer sen., Aachen i. Fa. J.
& J. Meyer.
Isidor Meyer.
Julius Meyer.
Julius Meyer.
Martin Meyer.
Direktor Max Meyer.
Rentier Max Meyer,
Oscar Meyer.
Paul Meyer i. Fa. F. & M. Meyer,
Aachen.
Justizrat Siegmuud Meyer, e. A.
Willy Meyer i. Fa. F. & M. Meyer,
Aachen.
Bernh. Meyersfeld, Braunschweig.
Henry Michaelis,
Fabrikbesitzer Louis Michaelis.
M. Michaelis.
Gustav Michalski.
Direktor Dr. Georg Minden.
Moritz Monasch.
Kommerzienrat Adolf Moser.
Liturg Siegfried Moses, Weissenseo
Bankier Gustav Mosler.
Qeheimer Jostizrat Prof Dr.
Ifosse.
Emil il \
Fabrikbesitzet Paol M m
Rudolf Moi
Fabrikant A liiert Müller.
Fritz Nachod, Leipzig.
J. Nadelmann.
Frau Jeanette Nadelmann.
Rentier Bembard Nathan, Dresden.
Bankier Franz Nathan.
Jaques Nathansohn.
Fabrikbesitzer C. L. Nettei
Eugen Neufeld.
Ed. Neumann.
Ferdinand Neumann.
Frau Julie Neumann, geb. Kathenau.
Rabbiner Dr. D. Neumark, Cincinuati.
Georg Neustadt.
Stadtrat a. D. J. Nürnberg.
Israelitische Kultusgemeinde Nürn-
berg.
Israelitische Religionsgemeinde Offen-
bach a. ML
Dr. Albert Oliven.
Rentier Jakob Oliven, s. A.
Rentier Julius Oliven.
Nathan Ollendorf.
Synagogengemeinde Oppeln.
Konsul Georg Oppenheim.
Rentier Louis Oppenheim.
Siegfried Oppenheim.
Bankier Oscar Oppenheimer.
Eugen Oppler.
Rentier Louis Orbach.
Dr. med. I. E. Ostrodzki.
Justizrat Benno Pakscher.
Prof. Dr. med. J. L. Pagel.
Jacob Pasch.
Geh. Sanitäterat Dr. E. Peltesohu.
Bankier Carl Perls.
Paul Philipp.
Julius Philippsou.
Prof. Dr. Martin Philippsou.
Nestor Philipsborn.
[6 —
Geh. Reg. Rat Dr. Julius Pieck.
S. Pincsohn.
Emil Pincus.
Kommerzienrat Siegmund Pincus.
Max Pinner.
Reinhold Pinner.
Martin Pintus.
Julius Plachta.
Justizrat Wilhelm Plonsker.
Hermann Pollack.
Pommerania-Loge U. 0. B. B., Star-
gard i. Pomra.
Synagogengemeinde Posen.
Fabrikant Moritz Posener.
Bankier Moritz Potocky-Nelken.
Synagogengemeinde Potsdam.
Geh. Kommerzienrat Theodor Pots-
dammer.
Erich Prager.
Max Priebatsch.
Friedmann Priester.
Eugen Proskauer.
Albert M. Rathenau.
Baumeister Georg Rathenau.
Oscar Rathenau.
Max Rawack.
Harry Reichmann.
Paul Reichmann.
Max Reissner.
Hugo Reitzenbaum.
Hugo Riesenfeld.
Wilbelm Romann.
S. Rosen.
Louis Rosenbaum.
Rentier Eugen Rosenberg.
Gustav Rosenberg.
Fabrikant Moritz Rosenow.
Dr. med. A. Rosenstein, Posen.
Edgar Rosenthal.
Bankier Max Rosenthal.
Dr. med. 0. Rosenthal.
Rabbiner Dr. Adolf Rosenzweig.
Prof. Dr. Heinrich Rosin.
Privatier Carl I. Rotholz.
Albert Rotbschild.
Adolf Rothstein.
Ludwig Russ.
Martin Russ.
Bankier Adolf Sachs.
Gustav Sachs.
Immanuel Sachs, s. A.
Bankdirektor Isidor Sachs.
Louis Sachs.
Siegfried Sachs.
Wilhelm Salamonski, s. A.
Rentier Louis Salinger.
Max Salinger.
Max Salinger i. Fa. Levy & Salinger.
Frau Siegmund Salier.
Adolph Salomon.
Gustav Salomon.
Karl Salomon.
Paul Salomon.
Rechtsanwalt Dr. Ph. Salomon.
Bernhard Salz.
J. Samson, Wolffenbüttel.
Leopold Sandberg.
Rechtsanwalt Dr. Julian Schachnow.
Max Schachnow.
Conrad Schayer.
Dr. med. Max Scheier.
Leon Scheinhaus, Memel.
Karl Schiff.
Medizinalrat Dr. Schiller, Wehlau.
Carl Schlesinger i. Fa. Hermann
Schlesinger.
Rechtsanwalt Dr. Ernst Schlesinger.
L. Schlesinger.
Fabrikbesitzer Max Schlesinger.
Rentier Max Schlesinger.
Paul Schlesinger.
Bankier Philipp Schlesinger.
Willy Schlesinger.
Paul Schlochauer.
Dr. phil. Max Schlössinger, Hamburg.
Wilhelm Schmidt.
Justizrat Dr. Victor Schneider.
Rentier Siegfried Schocken.
Alfred Schönheimer.
Paul Schönheimer.
Max Schönlank.
Moritz Schönlank,
Rentier Simon Schönlank.
Rabbiner Dr. Schreiber, Potsdam.
— 17 -
Theodor Schuck.
Adolf Sclnyabach.
Joseph fLj^jü*.
Manuel &+ ' . arz.
Rentief^r-f- ior Schweriner.
Isidur Sc /ersenz.
Max See 61.
Siegbert Seckelsohn.
Joseph Seelig.
Justizrat Martin Seldis.
Sally adliger.
SiegtuiMd Seliger.
Rentier Leopold Seligmann.
Fabrikbesitzer Albert Seligsohu.
Jastizrat Dr. Arnold Seligsohn.
Eduard Seligsohn.
Rechtsanwalt Felix Seligsohn.
Rentier Hugo Seligsohn.
Rechtsanwalt Martin Seligsohn.
Fabrikbesitzer S. Seligsohn.
Fondsmakler S. Seligsohn.
Zerline Seligsohn.
Eugen Sello.
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. H. Senator.
Hermann Senft.
Th. Sernau.
Emil Siedner.
L. I. Sieskind, s. A.
Albert Silbermann.
Fritz Silbermann.
Rabbiner Dr. Silberstein, Stargard
i. Pommern.
Justizrat Dr. Max Silberstein.
Kommerzienrat Gerson Simon.
Assessor Heinrich Veit Simon.
Justizrat Dr. Herman Veit Simon.
Kommerzienrat Max Simon.
Dr. James Simon.
Moritz Veit Simon.
Paul Simon
Theodor Simon, s. A.
Udo Simon.
Bankier Carl W. Simons, Düsseldorf.
Adolf Simonsohn
Kommerzienrat Alfred Simonsohn.
H. Singer.
Bruno Solmersitz.
Rabbiner Dr. Sonderling, Hamburg.
Syn Bmeinde Span I
Dr. med. Max Spa&dow.
Alfred -
Georg Spei ling
Louis Spier.
Gen -Sekr. Heinr. Stahl.
Rabbiner Dr. Leopold Stein, Drei
Prof. Dr. Lndwif
Ludwig stein.
Rentier Bf. Stein.
.1 M^tiztat rii. Steinau.
Leopold Steindorf, Mainz.
•lustizrat Dr. Felix Steinitz
Th. Steinthal.
• lustizrat Dr Fedor Stern.
Herman Stern.
Max Stern.
Synagogengemeinde Stettin.
Synagogengemeinde Stolp.
Rechtsanwalt Alfred Story.
•lustizrat Dr. Hugo Btrassmann.
Bankier M. A. Strauss, Karlsruhe
Rentier Julius Strich.
M. Swarsenski.
Rabbiner Dr. 0. Thon, Krakau
Synagogengemeinde Thorn.
Georg Tietz.
Oscar Tietz.
Kreissynagogengemeinde Tilsit.
Geh. .lustizrat Berthold Timendorfer.
Julius J. Treitel.
Rechtsanwalt Dr. Richard Treitel.
Synagogengemeinde Trier.
Unger & Griinthal.
Kurt Valentin.
Fabrikbesitzer Arthur Victorias.
Rabbin t Dr. Vogelstein, Königsberg
i. Pr.
Siegfried Wacbaner
Alwin Wahrenberg.
Max Waldstein.
Bankier Ernst Wallach.
Fritz Wallach.
Fabrikant Moritz Wallach, Aacheu.
43
Rechtsanwalt Dr. Benno Walter.
Rabbiner Dr. M. Warschauer.
Walter Warschauer.
Paul Wartenberg.
Jos. Wasser i. Fa. J. H. Wasser.
Geh. Med.-Rat Professor Dr. August
von Wassermann.
Komm.-Rat Max von Wassermann.
Bankier Oscar Wassermann.
Baumeister Samuel Weile.
Assessor Dr. Bernhard Weiss.
Hermann Weiss, Sagan.
Ignatz Weiss, Sagan.
Max Weiss.
Rabbiner Dr. S. Weisse.
Ferdinand Weissmann.
Wilhelm Wertheim.
Simon Westmann.
Israel. Kultusgemeinde Wiesbaden.
Felix Wiesenthal.
Kaiserl. Rat und Direktor Jacques
Wiltscheck.
Dr. med. Alfred Witkowski.
Gustav Wohlauer.
Regierungsbaumeister Adolf Wollen-
berg.
MartiD Wollenberg.
Frau Albert Wolf, Dresden.
Amtsrichter L. Wolff.
Martin Wolf, Hamburg, >" .
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. .x Wolff.
Max Wolff.
Simon Wolff.
H. Wolffenstein.
R. Wolfers.
Moritz Wolfsohn.*
Richard Wolfsohn.
Willy Wolfsohn, Paris. -
Diiektor D. Wolpe.
Siegfried Wollstein, s. A.
Bankier Jakob Wreschner.
Leo Wreschner.
Stadtrat L. Zachan, Stargard i. Pom.
Arthur Zamory.
Moritz Zendig.
Kommerzienrat Alfred Zielenziger.
Rentier Jacques Zielenziger.
Joseph Zielenziger..
Julius Zielenziger
Isidor Zutrauen.
Dr. med. J. Zwirn.
Jährliche Beiträge zur Stipendienkasse
zahlen die mit einem * bezeichneten Wohltäter, sowie ferner
Milde Stiftung der Familie Philip Veit.
Frau Rentiere Louis Imberg.
— 19
Frankfurter Mito-lieder.
I. Stifter.
Oberregierungsrat Dr. Paul Meyer.
II. Immerwährende Mitglieder.
Willy Stern.
Frau Theodor Stern.
Frau Marcus Mor. Goldschmidt.
Eduard Colin.
Stadtrat Priedlander.
III. Beitragende
Direktor Dr. Adhr.
Professor Dr. Apolant.
Frau Fritz Auerbach.
Stadtrat Joseph Baer.
•lustizrat Dr. Baer.
Gebr. Bauer.
Max Bauer.
Moritz Bauer.
Dr. J. Benario.
■ lustizrat Dr. Blau.
Sally Bonn.
Frau Eduard Cohen.
Isidor Dreyluss.
Leo Ellinger.
Geh. Justizrat Dr. Geiger.
•). Eduard Goldschmid.
Direktor Carl Herzberg.
•Julius Heyman.
Kommerzienrat Z. Hochschild.
Stadtrat A. Horkheinier.
Dr. J. Hülsen.
Ludwig Joseph.
Karl Kaufmann.
Dr. Felix Kauffmann.
Louis Koch.
Paul Lion.
Mitglieder.
Ludwig Lorch.
Direktor H. Maier.
Dr. Max Mainzer.
Gustav Mayer.
Geh. Kommerzienrat Ludo Mayer.
Friedrich Menke.
Adolph Neustadt.
•lulius Obernzenner
•Jusitzrat Dr. Oelsner.
Benny Oppenheimer.
Lucien Picard.
Eduard Riesser.
Alfred Salin.
Rabbiner Dr. Salzberger.
Ludwig Schiff.
Philipp Schiff.
Hugo Schlesinger.
Theodor H. Schlesinger.
Eduard Schott.
Max Schwarzschild.
Ignatz Sichel.
Stadtrat Emil Stiebel.
Ernst Weiller.
Jacob H. Weiller.
Direktor Siegmund II. Wormaer.
II.
Reden
bei der
Abraham Geiger-Feier
der
Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums
am 22. Mai 1910.
1. Dozent der Lehranstalt Dr. Ismar Elbogen zu Berlin.
2. Rabbiner Professor Dr. Gustav Klein zu Stockholm.
1.
Rede des Dozenten
Dr. Ismar Elbogen.
Hochgeehrte Versammlung!
Wenige Tage noch, und hundert Jahre sind vollendet, seit-
dem Abraham Geiger geboren ward. Hundert Jahre! Und doch
ist es, als weilte er noch lebend unter uns, noch wirkt sein
Geist mächtig fort, noch tobt der Kampf um seinen Namen, und
heute wieder ist er mehr umstritten als seit langer Zeit! Hun-
dert Jahre erst, noch weilen unter uns die Zeugen seines irdi-
schen Wirkens, — und doch hat Abraham Geiger bereits Beinen
festen Platz in der Geschichte, als eine der markantesten Er-
scheinungen in der Judenheit des neunzehnten Jahrhunderts, als
einer von denen, die nicht nur in der Geschichte geforscht,
sondern selbst Geschichte gemacht haben, als einer, der mit fester
Hand in die Entwicklung des Judentums eingegriffen hat, ohne
dessen Wirksamkeit die Gestaltung unserer Gegenwart gar nicht
zu denken ist. Ein vorbildlicher Lehrer, ein Fürst der Wissen-
schaft, ein unermüdlicher Vorkämpfer für Freiheit und Recht,
für Fortschritt und Aufklärung. Wer Ewigkeitswerte geschall'en
hat, wie Abraham Geiger, hat Anspruch auf den Pauk aller
Zeiten; in unserem Kreise gebührt dem grossen Lehrer i^son-
derer Dank. Diesen Gefühlen der Dankbarkeit Ausdruck /.u
verleihen, haben wir uns heute vereinigt. Lassen Sie uns daher,
was bleibend, was geschichtlich ist am Lebenswerke Geig«
und was er dieser Anstalt insbesondere gewesen, in grossen
Zügen hier betrachten.
54 —
I.
Geigers Grosstat war die Schöpfung der j ü di s c h e n
Theologie. Es gibt Probleme, auf deren Lösung ganze Zeit-
alter und starke Talente eine Fülle von Kraft verwenden, ohne
ihrer Herr zu werden; dem Genie ist es gegeben, mühelos und
einfach den Weg anzuzeigen, der aus dem Wirrsal herausführt.
Ein solches überraschendes, befreiendes Wort, und das Genie
hat seine Stellung für alle Zeiten erobert; es mag sich später
vertiefen, an Erfahrung zunehmen, an Gelehrsamkeit gewinnen;
das Bahnbrechende und Neue, das es zu schaffen berufen ist,'
verknüpft sich mit der Frühzeit seines Auftretens. Geigers
Zauberwort hiess „jüdische Theologie." Im jugendlichen Alter
von fünfundzwanzig Jahren trat er mitten in die damaligen Wirren
mit dem Begriffe der j ü d i s c h e n T h e o 1 o g i e , mit der
Forderung einer modernen theologischen Auf-
fassung vom Judentum. Was die Wissenschaft des
Judentums kurz vorher begonnen hatte, die historische Kritik
an einzelnen Epochen der Literatur, die Prüfung der Entwicklung
einzelner religiöser Institutionen, das sollte auf das gesamte
Judentum Anwendung finden. Die Forschung sollte nicht auf
gelehrte Untersuchungen beschränkt bleiben, vielmehr auf das
Leben fruchtbringend einwirken. Die Auffassung vom Judentum,
die Stellung zur Religion sollten in ihrem vollen Umfange von
ihr beeinflusst und beherrscht werden.
Seit fünfzig Jahren, seit dem Auftreten Moses Mendels-
sohns, war das Dasein des Judentums durch eine ernste Krisis
bedroht. Der moderne, in die Kulturwelt gestellte, am Kultur-
leben der Völker teilnehmende Jude hatte die Beziehungen zum
Judentum in seiner damaligen Form verloren. Die Juden waren
aus der Absonderung herausgetreten, die Religion war im Ghetto
geblieben; ihre Lehrer hielten an den alten Anschauungen fest,
standen allen neuen Gedanken verständnislos gegenüber. Die
tiefe Kluft, die sich zwischen der Lehre und dem Leben auf-
getan hatte, galt es zu überbrücken. „Bei den eineb, so schil-
— 55 —
dert Geiger seine Zeitgenossen, „herrschte eine scharf beleuch-
tende Kritik, die alles in Nichts auflöste, bei vielen eine a
niederreissende Aufklärerei, bei manchen eiu Streben, alles Vor-
handene mit den Anforderungen tiefen Nachdenkens zu einigen;
vielfach eine falsche Pietät, die die Jugenderinnerungen oichl
antasten wollte, endlich das Vorurteil, das allem Denken Tür
und Tor verschluss" '). Es wurden Verbesserungen des Gottes-
dienstes versucht, kleine Mittel angewendet, ihn dein Geschmack
der Zeit anzupassen, ihm die verlorene Schönheit und Würde
wiederzugeben. Doch der Erfolg blieb aus, die Gleichgültigkeil
und die Zerfahrenheit nahmen immer mehr zu; insbesondere das
jüngere Geschlecht wuchs ohne jede Beziehung zur Religion
heran in völliger Ignoranz, in einer spöttischen Gesinnung, gleich-
giltig gegen alles Gute und Edle.
Dieser allgemeinen Ratlosigkeit gegenüber erhob Geiger,
nachdem er sich in langjährigen schweren Kämpfen zu dieser
Ueberzeugung durchgerungen hatte, den Ruf nach Reform.
Nicht nach kleinen, unbedeutenden Aenderungen; Umänderungen
der Form waren nach seiner Anschauung erst mit der Aenderung
des Geistes heilsam; verwerfen einer Form oder Annahme einer
neuen, ehe der Geist eine andere Richtung erhalten hatte, hielt
er für verkehrt. Sein Ruf nach Reform verlangte eine „um-
geänderte, neue Gestalt, ein verjüngtes Leben, vom Geiste ge-
tränkte, durchdrungene Formen! Das Schwere, wie das Leichte,
das Ganze wie das Einzelne soll Sinn und Bedeutung haben,
soll den Geist erheben, das Herz erwärmen, damit es auf die
ganze LebensäusserungEintluss habe"-). Die ewige Idee des Juden-
tums soll in den Vordergrund treten, die Formenstarrheit muss
bekämpft werden. War bis dahin die Form über alles geschätzt,
die äussere mechanische Handlung fast für identisch mit der
Religion gehalten — hatte doch Moses Mendelssohn das Juden-
tum für eine geoffenbarte Gesetzgebung und diese Gesetzgebung
geradezu für unabänderlich erklärt — , so nahm Geiger den
Kampf gegen die Form auf, einen unerbittlichen Kampf, der
nicht enden sollte, bis nicht, wie er schreibt, „das Medusenhaupt
der Formenstarrheit abgehauen ist"3).
») Wissenach. Zeitschr. für jüd. Theologie I, 8. 4 vgl. das., B. 289t
*) Das. II, S. 211.
») Das. 111, S. 314, vgl. S. 1 ff.
— 56 -
Hiess denn aber die Form beseitigen nicht: dem Judentum
sein Wesen nehmen, das was allgemein für sein Wesen galt;
vernichten? Hier setzt Geigers geschichtliche Be-
trachtungsweise ein, die zugleich den Kernpunkt seiner
Theologie bildet: dass nämlich das Bestehende ein Gewordenes
ist, dass es nicht von Anfang an vorhanden gewesen, sondern
allmählich erst sich gestaltet hat, dass es auf einer ewigen
Grundlage ruht, aber im Laufe der Zeit durch innere und
äussere Verhältnisse mannigfaltige Ansätze erhalten, mannigfache
Veränderungen erlitten hat, dass insbesondere auch die unglück-
liche Lage der Juden höchst ungünstige Bedingungen für eine
freie, gesunde Entwicklung des Judentums geschaffen hatte.1) Mit
dieser Anschauung fiel der hergebrachte Begriff der Tradi-
tion. Galt die Tradition bis dahin als die Ueberlieferung einer
Gott entstammten, von Mann zu Mann, von Geschlecht zu Ge-
schlecht wörtlich mitgeteilten mündlichen Lehre, so setzte Geiger
dem eine neue Auffassung gegenüber. Er betrachtet sie als „den
innerlich fortwirkenden, schöpferischen, umgestaltenden Geist,
wie er im Judentum erweckt worden, zum Ausdruck gelangt ist
und fortlebt. Die von diesem Geiste erzeugte Bewegung ist
daher höchst beachtenswert, weil sie die Manifestation des inneren
Grundtriebes bleibt. Andererseits aber können ihre Aeusserungen
nur einen relativen Wert beanspruchen, da sie immer nur in
zeitlich bedingter Ausprägung hervortreten, daher auch in der
Entwicklung der Zeiten, bei der Läuterung der Erkenntnis, beim
Wechsel der Anforderungen auch einer Umgestaltung, einer neuen
lebendigen Umprägung unterworfen sein muss und tatsächlich
unterworfen ist" 2).
Diese Grundgedanken von Geigers Theologie3) haben im
Judentum gezündet, die erschlafften Geister zu neuem Leben er-
weckt. Sie stellten ihn in die vorderste Reihe der Reformer,
machten ihn zum anerkannten Führer derer, die einen Ausgleich
des Judentums mit den zeitgenössischen Ideen auf historischer
Basis erstrebten. Für diese Gedanken hat Geiger unerschrocken
mit kühnem Wagemut vierzig Jahre lang in Wort und Schrift
*) Vgl. das. IV, S. 321 ff.
2) Jüd. Zeitschr. IX, S. 262.
8) Eine ausführliche Darstellung findet sich in „Abr. Geiger, Leben
und Lebenswerk" S. 236 ff.
— 57 -
den Kampf geführt, einen Kampf, der Dicht immer fr< i von
Schärfe blieb und eine Zeit Lang die deutsche Judenheit in zwei
feindliche Lager zu spalten drohte. Dem Ausgleich d i •
Lehre mit dem Leben (und das ist der sinn dieser häufig
zitierten Worte) war seine Tätigkeit als Rabbiner und als Re
formator geweiht. Es galt, diese Theorie für die tausend I
des täglichen Lebens zur Anwendung zu bringen, wo häufig
< .twohnheit und Pietät, wo entgegenstehend«' wissenschaftliche
Werturteile ihr gegenübertraten. Und die praktischen Folgeruni
aus den Reformideen wurden vielfach weit rascher und weit
radikaler gezogen, als deren wissenschaftliche Verfechter für
gut hielten. Geiger hat die Kraft des Hergebrachten unstreitig
vielfach unterschätzt. Er hat mit genialem Blick das Werden
und Wachsen überschaut und dabei übersehen, dass das Wache
tum der Jahrhunderte selbst eine reale Macht wird, die in den
Organismus sich einfügt, im Gemüt sich verankert und nach-
haltig weiter wirkt. Er hatte den Blick auf die deutsche Juden-
heit gerichtet und zu wenig Auge für das der Gesamtheil
meinsame. Es war eine schwere Aufgabe, die es zu bewältigen
galt, bei der er Gegner auf beiden Seiten traf, weil er d< n
einen zu sehr vom Alten abwich, den andern nicht weit genug
ging. Eine Aufgabe, die auch heute noch nicht befriedigend
gelöst ist, für deren Erfüllung viel edle Kraft aufgeboten wird.
Wenn die Gedankengänge Geigers uns hierbei vertraut erscheinen,
so ist das ein Beweis, dass sie sich durchgesetzt halten.
Aber wie man auch immer zu den Einzelheiten stehen mag
und Geiger fordert nicht, dass man ihm auf allen Wegen blind-
lings folge — , das Verdienst bleibt Geiger unbestritten, dass
er zum ersten Male die Probleme scharf gefasst, die Frage deut-
lich gestellt und die Lösung auf historischem Boden angebahnt
hat. Die Wissenschaft muss ihm Dank dafür wissen, da-
mit dem Dogmatismus im Judentum gebrochen, dasa er die
Fragen der Offenbarung und der Tradition, des Gottesdiei
und des Zeremonialgesetzes vor den Richterstuhl der historischen
Kritik gezogen hat, dass er dadurch die ewigen [deen dea Juden-
tums wieder zur Anerkennung gebracht, der Religion eine
wesentliche Vertiefung gegeben hat
— 58 -
IL
Der Theologe Geiger fand seine Stütze an dem Gelehrten.
Historische Theologie treiben hiess, das Judentum in seiner
geschichtlichen Entwicklung studieren und darstellen l). Dazu war
Geiger wie kein Zweiter berufen. Die Aufgabe entsprach dem
besten Teil seiner Begabung, der innersten Neigung seines
Herzens. Ihm wandelte sich alle Erkenntnis in geschichtliche
um, er sah alles im Lichte der Geschichte, gern und gründlich
forschte er in ihren Annalen. Ein unermüdlicher Schatzgräber,
stieg er hinab in die verborgenen Tiefen, die Quellen zu ergründen;
sein heller Geist brachte Licht in die dunkelsten Epochen.
Kein Gebiet des geistigen Lebens, der kulturellen Be-
tätigung des Judentums wurde ausser Acht gelassen. Aber
nirgends verloren sich Geigers Forschungen in literarhistorische
Kleinlichkeiten, stets richtete er vielmehr seine Aufmerksamkeit
auf den Gedankengehalt des Autors, auf das geistige Leben der
Epoche, die er behandelte, auf die Auffassung vom Judentum, die
Gestaltungsform, den Entwicklungsgrad der jüdischen Religion.
Ein Historiker von grosser Meisterschaft überblickte er mit
intuitiver Sicherheit die inneren Zusammenhänge, hörte er mit
feinem Verständnis die Weckstimmen jeder Zeit. Eine gediegene
philologische Schulung im Hebräischen und den verwandten se-
mitischen Sprachen befähigten ihn zu exakten quellenmässigen
Untersuchungen, die die verschiedensten Seiten des Geistes-
lebens der Juden betrafen und die neu erblühende Wissenschaft
des Judentums kräftig förderten. Es ist eine erstaunliche Viel-
seitigkeit, Schaffenskraft und Schaffensfreudigkeit, die in seinen
Werken sich kundgibt: eine fast enzyklopädische Beherrschung
des weitschichtigen Gebietes, eine seltene Uebersicht über das
Ganze, eine bewundernswerte Sicherheit im Urteil über das
Einzelne.
Es ist unmöglich, aus den zahllosen Abhandlungen und
Werken Geigers hier Einzelnes herauszugreifen, nur die Eicht-
linien seiner Betätigung sollen kurz skizziert werden2). Zu den
») Alls. Zeitg. d. Jdt. LX, S. 80.
2) Eine Uebersicht über die wissenschaftlichen Leistungen Geigers gibt
das S. 66 Anm. 3 genannte Werk S. 816 ffj Vgl. dort auch die Bibliographie
seiner Schriften S. 415 ff.
— 59 —
in jungen Jahren gefasssten Plänen gehörte ein umfa-
Werk über die jüdischen Religionsphilosophen des Mittels I
begleitet von der Herausgabe ihrer Werke. Wenn der l
auch nicht verwirklicht wurde, so bat doch Geiger, Boweil ich
sehen kann, als der Kiste die wichtigsten Systeme kurz da
stellt und miteinander verglichen. Von hier aus hat er •
Vertiefung in die Schriften des Maimonides erlangt, mit dem er
sich lange beschäftigte, dem er eine feine Charakteristik widnv
von dem er viel Unveröffentlichtes edierte. In das i biel
gehören seine Abhandlungen über die Zweifler Josef Salomo de!
Medigo und .Juda da Modena mit ihren interessanten Lite]
historischen Untersuchungen. Es schliesst sich an die Darstellung
der fast vergessenen jüdischen Apologetik im Mittelalter. <i<- _
der stets mannhaft seinen jüdischen Glauben verteidigte, mit
scharfer Feder auf die Angriffe christlicher Gelehrter und die
feindseligen Massnahmen christlicher Behörden erwiderte, gab
in diesen „Proben jüdischer Verteidigung im Mittelalter," wichtiges
und lehrreiches Material für die Geschichte der religiösen Kämpfe
und die Ausprägung der religiösen Lehren des Judentum.-.
Er hat an der Wiederentdeckung der jüdischen Dichtkunst
in Spanien den regsten Auteil genommen, Salomo Gabirol und
Jehuda Halevi verdanken ihm ihre Erweckung; durch die wohl-
gelungenen Nachbildungen ihrer Dichtungen wurde das Verständnis
ihrer Poesie in weiteste Kreise getragen.
Weit zentralere Punkte der jüdischen Literatur winden in den
zahlreichen Studien über die Sprachforschung und die jüdische
Bibelexegese des Mittelalters berührt. Geiger hat hier Ab-
schliessendes und Epochemachendes geleistet in Abhandlungen,
die so meisterhaft hebräisch stilisiert sind, dass man es fast
nicht versteht, wenn er anderswo die hebräische Sprache in
scharfen Gegensatz zur Muttersp räche stellt.
Dem Bibeltext selbst, seiner Geschichte. Beinen Ueber
arbeitungen und Uebersetzungen ist die „Urschrift" gewidmet,
dasjenige Werk Geigers, welches die meiste Beachtung, eri
Befehdung und begeisterte Anerkennung fanden bat,
das sicherlich den Höhepunkt seiner wissenschaftlichen LeistuE
bedeutet. Dio dort vorgetragene TJ rie, dass die Auffassung
und Gestaltung des Bibeltextes abhängig war von den wechseln
— 60 —
geistigen Strömungen, und dass die herrschende Geistesrichtung
in der Auslegung oder Uebertragung der heiligen Schrift Aus-
druck suchte, wurde für die Bibelforschung sowie für die
Kritik des biblischen Textes überaus anregend.
Noch eindrucksvoller aber waren die in derselben Schrift
niedergelegten Studien über das nachbiblische Judentum, über
die Sektenbildung innerhalb der jüdischen Religionsgemeinde,
über die Entstehung und Ausbildung des Talmudismus. Geiger
hat als Erster die inneren Beziehungen der nach ihrer Ent-
stehungszeit und der Art ihres Auftretens scheinbar verschiedenen
jüdischen Sekten und ihren Zusammenhang mit der alten Ueber-
lieferung nachgewiesen. Er war es, der das Wesen und den
Ursprung der S a d d u z ä e r zuerst richtig und, man darf wohl
sa-en, abschliessend dargestellt hat. Durch nachträgliche Funde
alter Dokumente hat seine Theorie volle Bestätigung erlangt.
Es ist Geigers Verdienst, dass die langgeschmähten Pharisäer
zu ihrem Rechte kamen, dass sie als die Partei der Reform und
des Fortschritts erkannt wurden, als die Partei, die den Indi-
vidualismus in der Religion geschaffen, die die Würde und Weihe
der Religion für alle ihre Bekenner in Anspruch nahm, die
den Satz Verfocht, dass: „Allen ist gegeben das Erbe, das König-
reich, das Priestertum und die Heiligung."
Eine so völlig neue Auffassung der Parteien musste eine
tiefere Erkenntnis jener Epoche anbahnen, die sie bewegenden
geistigen Strömungen traten zu Tage, die Triebfedern zur Spaltung
der Richtungen wurden aufgedeckt. Darauf baute sich die For-
schung über die Entstehung des Christentums auf, daraus ergab
sich eine neue Anschauung von der Entwicklung des späteren
Judentums. In den verbreiteten Quellen herrschen die siegreich
gebliebenen Ideen vor, sie werden als die von jeher giltigen
dargestellt, zu einem Einblick in den Verlauf der Geschichte
verhilft nur eine kritische Prüfung der Quellen, die Heranziehung
des wenig beachteten oder absichtlich zurückgedrängten Materials.
Die alte und die neue Halacha, die Unterscheidung von mehreren
nach ihrer Entstehungszeit und ihren Gedankengängen verschiedenen
Schichten im Talmud, die Zuweisung der apokryphischen Schriften
an die einzelnen Richtungen, das sind die neuen Gesichtspunkte,
die für die Erkenntnis der Entwicklung des Judentums, seiner
Entscluänkung und Wiedereinschränkung geltend gemacht wurden.
— 61 -
Eine übersichtliche Darstellung di I untverlaufE der
Geschichte krönte diese Studien. Die Vorlesungen D
Judentum und seine Geschichte' fassten, wenn auch u
Form, Geigers Ansehauungm zusammen. Sie bieten eine grand
Konzeption von dem Verlaufe der Geschichte dee Judentu
von der Entwicklung des religiösen Lebens innerhalb der jüdi-
schen Gemeinschaft, vom Anteil der Juden an der allgemeinen
Kultur Sie bilden ein dauerndes Denkmal für die bie
Veranlagung und die Gestaltungskraft ihres Vei eine
Illustration seines Spruches: „Durch Erforschung des Einzeln«
zur Erkenntnis des Allgemeinen, durch Kenntnis der Vergangen-
heit zum Verständnis der Gegenwart, durch Wissen zum
Glauben!"1)
III.
Doch nicht nur durch die eigenen Leistungen hal .Und,
Gei»er die Wissenschaft gefördert, wir würden seinen \ erdienston
nicht, gerecht, wenn wir ihn nicht auch betrachteten als Organi-
sator "und Anreger wissenschaftlicher Arbeit. Da müssen wir
vor allem seiner beiden Zeitschriften') gedenken: Die .Wissen-
schaftliche Zeitschrift für jüdische Theologie war w.-.,» wir
von dem einen Jahrgang der Zuuzschen Ze.techr.ft absehen,
die erste ihrer Art unter den Juden. Es M bezeichnend Kr
die Kühnheit des damals Fttnfandzwanrigjährigen, daas er m.t
einem solchen Plane in die Oeffentlichkeit zu treten und ,hn
durchzuführen vermochte, für sein Ansehen, dass -, ihm gelang,
enen Kranz der gefeiertesten Gelehrtenname sich zu .cremen
D vt dankt die Zeitschrift ihrem Grundsatz: keiner bestimm!
theologischen Ansicht zu huldigen, im Gegenteil, für em jede
wutenschaftllche Verfechter aufzuzeigen ,. on es ,-> «eherh*
keine wertlose Anerkennung, wenn einer der '"" <*f£
Geigers ihr bestätigt, dass sie „Bewegong und Rühngkert ;m
jüdische Kreise gebracht, einen regen wissenschaftlichen Blnt
umlauf erzeugt" hat.4).
i) Nachgelassene Sehr. V, S. 278. Jodiidu
I) Wissenschaftliche Zeitschrift für)ud HieoL 1886ff, 0 Bd..,
Zeitschrift für Wissenschaft und Lehen, 1868«., U Ud«.
•) Nachgelassene Schriften V, S.81, 88.
<) Graetz, Geschichte der Juden, XI », B. 468.
- 62 —
Auch die Rabbinerversammlungen verdanken Geiger ihre
Entstehung. Zur ersten, nicht öffentlichen, hatte er nach Wies-
baden, seiner Gemeinde, eingeladen J) ; an den späteren nahm er
in leitender Stellung und als Berichterstatter über wichtige
Fragen hervorragenden Anteil.
„Das Judentum muss seinem innersten Wesen, seinen
schaffenden Ideen, seiner geschichtlichen Bildung nach erkannt
werden ; geläuterte Ueberzeugungen gilt es zu verbreiten und zu
vertiefen"2) ; das war Geigers Grundsatz. Solche Aufgaben ver-
mochte nur eine rastlose zielbewusste wissenschaftliche Arbeit
zu erfüllen. Darum lautete Geigers Forderung an der Spitze
des zweiten Jahrgangs seiner Zeitschrift3): „Die Gründung einer
jüdisch-theologischen Fakultät, ein dringendes Bedürfnis unserer
Zeit" ! Die neuen Verhältnisse hatten den alten jüdischen Lehr-
stätten ein Ende bereitet, hatten neue Aufgaben für die jüdische
Wissenschaft gebracht. Die einseitige und ausschliessliche Aus-
bildung im Talmud, deren verkehrter Richtung sich selbst die
Bibelforschung unterordnete, genügte nicht mehr. Der erweiterte
geistige Horizont, die gesteigerte allgemeine Bildung erforderten
neue Disziplinen, neue Methoden. Die innere Bewegung im
Judentum drängte neue Probleme in den Vordergrund, den her-
gebrachten Dogmatismus löste die Kritik ab. Die Fragen
häuften sich, ihre Lösung durfte nicht dem Zufall, nicht den
Männern des praktischen Berufes überlassen werden. Sollte
die Wissenschaft wahren Segen stiften, dann musste eine Stätte
gegründet werden, -die ihrer Pflege gewidmet war, mussten Männer
berufen werden, die unabhängig und ungehindert sich lediglich
der freien Forschung widmeten. Frei nicht in dem Sinne, als
müsse sie durchaus reformatorische Ansichten erzeugen. „Dies
liegt, so schreibt Geiger, in dieser Bezeichnung nicht. Möge der
redlichen Forschung Ergebnis sein, welches es wolle, es wird
nach einer Seite hin erleuchten: aber frei soll die Wissenschaft
sein von allen Beengungen, welche das praktische Amt auferlegt,
wo man sich scheu umsieht, ob man dieses Wort aussprechen
darf, aus Furcht, das Zutrauen zu verlieren, jene Wahrheit
») Wiss. Zeitschr. III, S. 313, Nachgel. Sehr. V, S. 97—101.
*) Jüd. Zeitschr. III, S. 264.
8) Wissenseh. Zeitschr. II, S. 1 ff. Vgl. auch Geiger, Ueber die Errich-
tung einer jüd. theol. Facultät, Wiesbaden 1838.
— 6:; -
unterdrückt, um keinen Streit zwischen den Gemeindegliedern
zu erregen, und einer dritten üeberzeugung keine Worte leiht,
weil die minder Einsichtigen dadurch eine altgewohnte, ihnen
nötige Stütze in ihrem religiösen Leiten verlieren möchten
Der Segen der Fakultät würde mittelbar auch dem Leben
sich mitteilen, da sie die Bildungsstätte dor künftigen Rabbiner
zu werden die Bestimmung hätte. Die jungen Theologen hatten
damals einen dornenvollen Bildungsgang durchzumachen. Auf
einer der alten Talmudschulen erhielten sie zuerst ihre jüdische
Bildung. Sie bezogen die Universität, wo sie für alle Fächer
Anregung und Unterweisung fanden, nur nicht für ihr eig<
Gebiet, die jüdische Theologie, wo sie hingegen mit einer
Methode vertraut wurden, die sie an allem bisher Erlernten irre
machen musste. Ein jeder war auf sich angewiesen, musste
selbst den Weg sich bahnen, die Methode suchen, die Ansichten
sich erkämpfen, die er in Predigt und Unterricht befolgen wollte-).
„Wir entbehren", so schreibt Geiger, in einer Stunde der Ver-
zweiflung, als Student in sein Tagebuch3), „begeisternder Mu-
und der Anlehnung 'an einen Meister. Wenn doch einst ein
jüdisches Seminar an einer Universität errichtet würde, wo
Exegese, Homiletik und für jetzt noch Talmud und jüdische Ge-
schichte in echt religiösem Geiste vorgetragen würden; es wäre
die fruchtbarste und belehrendste Anstalt."
Daher das Streben nach einer Fakultät, die, an eine der
Universitäten angegliedert, im Mittelpunkt des deutschen Geistes-
lebens stände, die von der allgemeinen geistigen Bewegung an-
geregt und befruchtet würde, die ihrerseits der jüdischen Theologie
die wahre Geltung in der Wissenschaft und dadurch allmählich
die Gleichstellung und Anerkennung im Leben herbeizuführen
geeignet wäre.
Der Vorschlag, der von Ludwig PhPippson aufgenommen
und in breitester 0 Öffentlichkeit propagiert wurde, kam nicht zur
Ausführung. Die erforderlichen Geldmittel koDnten nicht auf-
gebracht werden. Geiger gab die Hoffnung auf die Verwirk-
>) Ueber die Errichtung, S. 9 f.
2) das. S. 16 ff.
•) Nachgel. Sehr. V., S. 27.
— 64 —
lichung des Planes nicht auf. Er vertrat ihn auf den Rabbiner-
versammlungen. Er suchte die Fränckel'schen Testamentsvoll-
strecker in Breslau dafür zu gewinnen; es gehörte zu den
schwersten Enttäuschungen seines Lebens, als dort das jüdisch-
theologische Seminar ins Leben gerufen, ihm aber eine Lehr-
stätte nicht eingeräumt wurde1). Auch später in Frankfurt ward
dem Plane keine Erfüllung2). Es fehlte auch diesmal an dem
Verständnis und der begeisterten Zustimmung begüterter Glaubens-
genossen. Da, als Geiger auf der Synode zu Leipzig 1869 er-
neut seine Anregung vorbrachte3), traf er mit den Vorbereitungen
zusammen, die in Berlin zur Gründung der „Hochschule für die
Wissenschaft des Judenthums" getroffen wurden.
War es auch nicht das Ideal einer Fakultät an einer Hoch-
schule, wie es ihm vorgeschwebt hatte, so sollte doch die An-
stalt im engsten Zusammenhange mit der Universität wirken.
Ihre Richtung sollte eine streng-wissenschaftliche sein, nach
keiner Seite hin durch religiöse Ueberzeugungen gebunden, die
von vornherein ihre Voraussetzungen als unverbrüchlich und
massgebend aufstellten, getreu der Meinung Geigers „Die Wissen-
schaft muss frei sein und darf nicht einer einzelnen Richtung
zu eigen gegeben werden"4).
Und es eröffnete sich ihm selbst die Möglichkeit, an dieser
Anstalt mitzuwirken. Die Berliner Gemeinde wählte ihn 1869
zu ihrem Rabbiner. Es soll ihm unvergessen bleiben, dass er
die Uebernahme des angesehenen Amtes abhängig machte von
der Uebertragung einer Lehrtätigkeit an der neuen Hochschule.
„In fruchtbarer Weise, durch die Anleitung von Jüngern der
Wissenschaft, durch die Anbahnung einer Israel und der Mensch-
heit heilbringenden theologischen Erkenntnis dort wirken zu
können", so schreibt er dem Vorstände der jüdischen Gemeinde,
,,ist das entscheidende Moment, welches mich zu einem Wechsel
der amtlichen Stellung bestimmen kann"5). So ist Geiger bei
der Eröffnung unserer Hochschule 1872 in ihren Lehrkörper ein-
1) Leben und Lebenswerk, S. 124 ff. 169.
2) Vgl. das., S. 192;; Jüd. Zeitscbr. III, S. 264.
8) Jüd. Zeitschr. VII, S. 166.
4) Nachgel. Sehr. V, S. 325.
b) das., 8. 824.
— 65 —
getreten, als ein in Wissenschaft und Leben erprobter Führer
In welcher Weise er seine Lehrtätigkeil auflfasste
Wirkung er auf seine Hörer ausübte, davon wird der Berufen-
sten einer hier alsbald vor Ihnen Zeugnis ablegen. Da* darf
wohl vorweggenommen werden, dass alle, die zu Beinen
sassen, starke Anregungen für ihre Studien und ihre Wirksam
keit empfangen haben.
Mit dem frohen und mutigen Einblick, an einer Pflanzstätte
echter jüdischer Wissenschaft mitzuwirken, begann für Geigi r •
neuer Lebensabschnitt. Die Vorlesungen an der Bochschule
neben einer ausgebreiteten anstrengenden Amtstätigkeil nahmen
seine volle Kraft in Anspruch, aber er fühlte sich durch diese
Tätigkeit gehoben und verjüngt. Gaben ihm diese Vorlesungen
doch Gelegenheit zur unmittelbaren Einwirkung auf das Ge-
schlecht der künftigen Lehrer in Israel, boten sie ihm doch die
Möglichkeit, längst begonnene Studien wieder aufzunehmen und
abzurunden. Sie eröffneten ihm die Aussicht, das Hauptwerk,
das er sich vorgesetzt hatte, vollendet zu sehen, „eine wirkliche
Geschichte des Judentums und seiner Literatur"1). Auch die
biblischen Studien wurden von neuem mit Eifer aufgenommen
und führten, über die in der Urschrift behandelten Probleme
hinaus, zurück auf die Fragen nach dem Ursprünge des Volkes
Israel und der Geschichte der einzelne Stämme, nach der Ent-
stehung und Zusammensetzung der biblischen Bücher. So lebte
Geiger in der beglückenden Hoffnung, seinen jüdischen „Kosmos",
wie er ihn nannte2), vollenden zu können. Ein jäher Tod am
23. Oktober 1874 hat den Abschluss dieser Arbeiten verhindert.
Fünf Semester hat Geigers Lehrtätigkeit an unserer Anstalt
gedauert. In den Vorlesungen über „Einleitung in die Wissen-
schaft des Judentums" und „Einleitung in die biblischen Schriften"
hat er die reichste und reifste Frucht seiner wissenschaftlichen
Forschungen niedergelegt, in ihnen ein Vermächtnis hinterlassen
für alle Zeiten. Wenn wir auch an deutschen Hochschulen den
im Ausland vielfach geübten Brauch, den Studien Textbücher
zugrunde zu legen, nicht kennen, so werden doch Geigers Vor-
*) Nachg. Sehr. V, S. 366.
2) das., S. 386.
— 66
lesungen, die die wichtigsten Stücke seiner „Nachgelassenen
Schriften" ausmachen1), den Lehrern und den Studierenden unserer
Anstalt jederzeit eine wertvolle Grundlage bieten. So hat Geiger
an unserer Anstalt als eine Zierde gewirkt, so lebt er fort als
ein Meister und Vorbild.
Geiger konnte an der Hochschule keine ungemischte
Freude empfinden. „Sie ist noch eine schwache Pflanze,"
so drückt er sich einmal aus, „sie bewegt sich noch materiell
wie geistig unsicher"2). Seit jener Zeit ist nach langen
und schweren Kämpfen vieles besser geworden. Wohl sind
auch heute noch nicht alle Wünsche erfüllt, wohl muss die An-
stalt noch immer manchen notwendigen Ausbau infolge des
Mangels an den nötigen Mitteln zurückstellen, doch die Kraft
der Anstalt ist gestärkt worden, sie bat in diesem Hause eine
ehrenvolle Stätte gefunden, und als schönsten Schmuck haben
die ehemaligen Hörer der Anstalt diesem unserem Festsaal das
Bildnis Abraham Geigers gewidmet. Es soll eine Mahnung sein,
den Geist, den er der Hochschule aufgeprägt wissen wollte, zu
erhalten, den Geist rastlosen, unverzagten wissenschaftlichen
Forschens, das, unbekümmert um die Resultate, lediglich der
Ermittlung der Wahrheit dient. Und wenn wir heute zur Säkular-
feier dem Geiste Abraham Geigers unsere tiefe Verehrung und
unseren unverlöschlichen Dank aussprechen, so erneuern wir zu-
gleich den Vorsatz, mit aller Kraft bestrebt zu sein, dass der
Geist, der in unserer Lehranstalt waltet, würdig sei des Namens
Abraham Geiger, dass hier allezeit gepflegt werde: „Echte jüdische
Wissenschaft, die den alten ureigenen Geist wieder neu belebt,
die die geschichtliche Bewegung in Fluss setzt, das ursprüng-
liche geistige Band wieder schlingt und so wahrhaft befestigt
und erbaut"3)!
*) Bd. II, S. 33 ff., Bd. IV, S. 1 ff.
*) Nachg. Sehr. V, S. 362.
8) Jüd. Zeitschr. I, S. 86.
»i ^ ^ im
2.
Rede des Rabbiners Professors
Dr. Gustav Klein.
Des Menschen Geschichte ist sein Charakter, damit Bagl
Goethe, dass der Charakter die Geschichte macht, nicht umgekehrt,
dass die Geschichte den Charakter macht.
Abraham Geiger, dessen Andenken unsere Feier gilt,
ist durch seinen Charakter für uns ein Baum geworden, gepflanzt
an Wasserbächen, dessen Blätter nicht verwelken und dessen
Früchte auch spätere Geschlechter laben werden. . . .
Wenn der heilige Sänger vom Heiligen Israels singt: „Liebe
und Wahrheit gehen vor Dir her," so können wir, die wir
seines Geistes Hauch verspürt, von Abraham Geiger sagen, dass
er in den Wegen Gottes gewandelt und dass Liebe und Wahrheit
die Edelsteine waren, die seine priesterliche Brust geschmückt.
Ja, Liebe und Wahrheit gingen vor ihm her. Das waren
die Pole, nach denen sein Kompass zeigte. Das die starken.
lebenskräftigen Wurzeln, aus denen seine in sich selbst ruhende,
gefestete, edle Persönlichkeit hervorgegangen ist. Das die Grund-
elemente seines Charakters, wie sie sich in seiner Wissenschaft
und in seinem Leben offenbaren. Und kraft dieses Charakters
war er dazu prädistiniert scheinbar unverträgliche Eigenschaften
in sich zu vereinigen: die Eigenschaft des einsamen, in seine
wissenschaftlichen Probleme vertieften Gelehrten, dem die Er-
forschung und Erkenntnis der Wahrheit über alles ging; ferner
die Eigenschaft, des im Mittelpunkt der gegenseitig sich be-
kämpfenden Parteien stehenden tapferen Mannes, der den Mut
der Wahrheit hatte und unentwegt in Wort und Schrift zu dein
stand, was er als wahr und recht erkannt hatte. Ja, das war
das Eigenartige an Geiger, dem wir unsere Bewunderung zollen
müssen, dass es ihm nie um seine Person, sondern immer nur
um die Sache zu tun war, dass seine glänzende wissenschaftliche
Begabung und immense Gelehrsamkeit nur als Mittel dienen
— 68 —
sollten zur Kenntnis und Erkenntnis des Judentums. Darum
hat ihn die abstrakte Wissenschaft nie vom Leben abzuwenden
vermocht. Ich meine vom jüdischen Leben, von der Religion
Israels. Was er in der jüdischen Vergangenheit vorfand, war
für ihn Stoff, den er in sich aufnahm, um denselben als Material
für den Ausbau der jüdischen Lehre zu verarbeiten.
In der Vorrede zu seinem Hauptwerk „Die Urschrift" sagt
er darüber Folgendes: „Was die Wissenschaft als eine geschicht-
liche Wahrheit für die Vergangenheit aufnimmt, das muss sie
dann auch als einen neuen Fruchtkeim ausstreuen für die Fort-
entwicklung des Judentums. Wenn der Boden der Geschichte
aufgelockert wird und die Mächte nachgewiesen werden, die un-
ablässig an ihr gearbeitet haben, so muss auch weiter der ge-
schichtliche Trieb wieder lebendig werden und der Lebenssaft
weiter den Stamm durchströmen, um in neuer Frische geistige
Früchte zu erzeugen. Die Erstarrung, der Tod eines jeden
wahren religiösen Lebens, sich stützend auf die angebliche Ab-
geschlossenheit, welche einmütig bezeugt werde, muss der Er-
kenntnis der geschichtlichen Bewegung weichen." — Freilich —
und das hat auch Geiger gewusst — kann die Erkenntnis der
geschichtlichen Bewegung, kann Wissenschaft überhaupt nicht
fromm machen, nicht religiös stimmen, nicht religiöse Gefühle
wecken. Erkennen ist noch nicht Können, moralisch können.
Allein, indem die Wissenschaft das Werden und das Ge-
wordene in der Vergangenheit zeigt, indem sie uns das Gesetz
der Entwicklung vor Augen hält, hilft sie uns Vergängliches
vom Ewigen zu scheiden und so wird sie zur segensreichen
Waffe in unserer Hand im Kampfe gegen Unglauben und Aber-
glauben. Auf das Centrale der Religion hinweisend, bahnt sie
eine glücklichere Zukunft an, in der diese Himmelstochter wieder
der Trost der Schwachen und die Stärke der Starken sein wird.
Das meint Geiger mit seinen Worten: „Durch Erforschung
des Einzelnen zur Erkenntnis des Allgemeinen, durch Kenntnis
der Vergangenheit zum Verständnis der Gegenwart, durch Wissen
zum Glauben!" — Und weil er die Wissenschaft vom Leben
nicht trennen, weil er die Resultate der Wissenschaft für das
religiöse Leben der jüdischen Gesamtheit fruchtbar machen
wollte, darum ist Geiger ein Regenerator des modernen Juden-
tums, der zielbewussteste Wegebereiter der Religion der Zu-
kunft geworden.
— 69 —
Diese Höhe zu ersteigen ist ihm indes ilichl leicht .
worden.
Bin Gesetz demjenigen der. organischen Entwicklung ähnlich,
scheint es zu verlangen, dass auch das geistige Lehen des
Menschen im kleinen Massstabe die Stadien der vergangenen
Generation durchmache. — Auch Geiger war diesem <">t.«tze
der Entwickelung unterworfen. — In dem ersten Stadium seines
Werdens und Wachsens, in seiner Sturm- und Drangperiode ist
auch er ein eifriger Jünger der Aufklärung. Die Vernunft
war auch ihm der einzige Massstab für Wissen und Glauben.
Mit ihr und nur mit ihr glaubte er einen sicheren Ankergrund
zu linden in dem wogenden Meere der Möglichkeiten. Was nicht
vor der Vernunft bestehen konnte, wurde daher aufs entschiedenste
verworfen. — Da trat plötzlich im Jahre 1832 ein Ereignis ein,
das für sein Lebenswerk epochemachend werden sollte. Zun-
zens wissenschaftliche Tat, seine „gottesdienstlichen Vorträge,"
rüttelten mächtig an dem Luftschloss des jungen Rationalisten
und trugen nicht wenig dazu bei, die elektrische Strömung,
die sich in seiner Brust angesammelt hatte, auszulösen.
Abraham Geigers Jugendfreund Josef Derenbourg schildert
uns die Wirkung der Lektüre des Zunz'schen Buches mit folgenden
Worten: „In das dunkle Chaos eines 1000jährigen Schrifttums
strömte ein ungeahntes Licht und die zerstreuten Elemente
ordneten sich und fügten sich zu einem wohlgeregelten Ganzen.
Zunz hatte das Schöpferwort gesprochen. Geiger und ich, wir
waren entzückt, wir fühlten uns geistig gehoben als Menschen
und Juden. Die Brücke von den biblischen Schriften bis auf
die Gegenwart war gebaut, die Strebepfeiler, welche sie trugen,
waren nicht alle von gleichem Ebenmasse, aber der Weg war
gebahnt. Geiger schritt auf ihm voran." — Jetzt erst ist er
sich über seinen Lebensplan klargeworden, jetzt erst reift in ihm
die Erkenntnis, dass die Vernunft in der Geschichte etwas
anderes ist, als die Vernunft der Gegenwart und dass das lebende
Geschlecht nicht das einzige Mass der Dinge sein darf. Und
dieser neuen Erkenntnis, der historischen Entwickelung des
Judentums in allen seinen Phasen nachzugehen, sollte fortan
sein Leben gewidmet sein.
Im Jahre 1835 schafft ersieh in seiner „wissenschaftlichen
Zeitschrift für jüdische Theologie" ein Organ für seine For-
schungen und Bestrebungen.
— ; . 7c -
Schon der erste Aufsatz in dieser Zeitschrift zeigt uns
den ganzen Mann. Es gilt in diesem das Judentum unserer
Zeit und die Bestrebungen in ihm zu erkennen.
Lassen Sie mich einige Gedanken aus demselben an-
führen.
Durch seine traurige Geschichte, so führt Geiger aus, musste
das Judentum hinter der Zeit zurückbleiben. In Folge dessen
ist der Geist aus seiner Lehre geschwunden und die Form hat
an Schönheit verloren. Darum ist hier die Kluft zwischen dem
Bestehenden und dem, wie es sein soll, grösser als anderswo.
Zu der herrschenden Verwirrung haben die Theologen nicht
wenig beigetragen. Die einen durch ihr krampfhaftes Festhalten
am Alten, die andern dadurch, ,,dass sie das Heft der fort-
schreitenden Ansichten Männern, die oft der Religion nicht ge-
hörig kundig waren und sich im leichten Geschwätze der Auf-
klärerei ergingen, in die Hände gaben."
Hier haben wir die kräftigste Absage an den Aufklärungs-
fanatismus. Geiger verlangt historische Erkenntnis. Nur
diese kann zum Ziele führen. Darum ruft er aus: „Wir be-
dürfen der Männer, die da nachweisen, wie allmählig das Juden-
tum zu dem geworden, was es ist, die sich nicht scheuen, gegen
den befangenen Glauben mit Gründen darzutun, dass gar Vieles
nicht Uebeiiieferung, nicht durch richtige Exegese Eruiertes ist,
sondern in der Zeit entstandenes, was auch die Zeit wieder
aufzuheben vermag; wir bedürfen der Männer, die den An-
passungen unwissender Reformer, wie dem böswilligen Spotte
Andersglaubender entgegenzutreten wissen, und dazu nützt Mund-
verzerren nicht, da gilt der glaubensbegeisterte Mut."
Eine solche Sprache führt der 25-jährige Geiger. — Und
weil er glaubensbegeisterten Mut fordert, darum stellt er
den Kampf um die Emanzipation nicht in den Mittelpunkt seiner
Bestrebungen. Für ihn galt es in erster Linie, das Judentum
zu reinigen und zu läutern, seine Wurzeln aufs neue zu be-
festigen, um Ehrfurcht vor der Religion bei ihren Bekennern zu
erwecken. Die religiöse Freiheit muss die Vorstufe der
bürgerlichen bilden. Nur in dieser Weise kann dem Miss-
brauch der politischen Freiheit vorgebeugt werden.
Das stand Geiger klar vor Augen. Darum sagt er: „Nicht
E manzipation, sondern Reform ist die Frage unserer
Zeit, obwohl freilich erstere einen zu bedeutenden Einfiuss übt
— 71 —
auf den Zustand der Intelligenz und Wissenschaft, als das» ohne
sie eine gründliehe Reform vollständig gehofft werden kann."
Mit diesen Worten gibt er seinem energischen Wollen einen
unzweideutigen Ausdruck. — Freie Wissenschaft zunächst unDienste
der Reform ! Das ist die Richtschnur seine- Lebens geworden
dem er fortan sein Sinnen und Denken weiht. [Jas isi s^in
Programm, an dem er bis zu seinem letzten Atemzuge fest
halten, das er mit seinem Herzblut verteidigt und das er uns
als heiligstes Erbe hinterlassen.
bli spreche von einer Richtschnur, von einem Programm
nicht aber von einem System. Nein, ein religiöses System hat
uns der systematische Denker und Reformer Abraham Geiger
nicht hinterlassen. Allein, gerade darin besteht seine Grösse
und seine Bedeutung für die Zukunft.
sie werden mich besser verstehen, wenn ich an das Wirken
der Propheten erinnere.
Die eigenartige Grösse dieser genialen Religionslehrer be-
steht eben darin, dass sie ihre Verkündigung der Gottesoffen-
barung nicht in ein System gebracht haben. Das haben wohl
die Priester getan, nie aber die Propheten.
Festgewurzelt in Gott verkündeten sie seinen heiligen
Willen, das Sittengesetz, allen Menschen und allen Zeiten. Und
wenn in Israel nur allzu oft die Achse der Sittlichkeit verlegt
wurde, so war das nicht der Propheten Schuld. Sie haben
nie Buchstaben gezählt, nie formuliert, nie systematisiert. Früh
und spät haben sie vielmehr die Gewissen geweckt und geschärft
und auf Liebe und Gerechtigkeit als die einzigen Funda-
mente der Religion und Sittlickeit hingewiesen. Und so haben
sie im Kampfe gegen die systematisierte Priesterlehre Israels
Religion entlastet und vereinfacht und sie zur Menschheitsreligion
gemacht. Darum waren die Propheten nie Männer der
Gegenwart. —
Hier haben Sie Abraham Geiger's Vorbilder.
Mit glaubensstarken Mut hat er den Finger gedrückt auf
die schlimmste Wunde der Religion Israels, wie sie in der
Gegenwart allenthalben sich ofieubart: auf seine Formenstarrheit,
auf seine W'erkheiligkeit, auf den Maugel an Glaubensinnigkeit.
Den Propheten gleich hat er den Geist geweckt, die (ic wissen
geschallt und auf das Ewigbleibende, menschheitbeglückende in
der Religion Israels hingewiesen.
- 72 —
Zum tieferen Verständnis seines Lebenswerkes drängt sich
eine Parallele auf, die ich nur kurz erwähnen kann.
Ich denke an die verschiedene Stellung, die Jeremias und
Ezechiel zu dem unter König Jusia gefundenen Gesetzbuche
eingenommen haben. — Hier hat Israel zum ersten Male ein
offizielles Glaubensbekenntnis erhalten, hier ist zum ersten Male
der Versuch gemacht worden, die Frömmigkeit in bleibenden,
bindenden Formen und staatlich geschützten Sätzen zusammen-
zufassen. Und die Kultusreform, die der fromme König Josia
durchgeführt, sie hat dem Werke die Krone aufgesetzt.
Alle waren zufrieden bis auf einen. Und dieser eine war
kein Geringerer als der Prophet Jeremia. Mit glaubensstarkem
Mut bekämpft er die Ueberschätzung der Kultusreform. Ihn
blendet nicht der Glanz des Tempels mit seinen Levitenchören
und den Hekatomben von Opfern. Mit prophetischem Blick
sieht er in der Tempelfrömmigkeit die Keime des Verfalles
der Religion Israels. Ja, er geht soweit, dass er dem Volke
zuruft: „Vergeblich ist's, wenn ihr sprechet: Weise sind wir,
und das Gesetz des Ewigen ist bei uns, fürwahr, zum Betrug
hat es der trügerische Griffel der Schriftgelehrten gemacht." —
Die Wiedergeburt des Volkes erwartet der Prophet von
einem ganz andern Gesetze: „Fürwahr, sagt er, es kommt die
Zeit - ist der Spruch des Ewigen, da will ich mit dem Hause
Juda einen neuen Bund schliessen, nicht wie der Bund war,
den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm,
um sie aus Aegypten wegzuführen, welchen Bund mit mir sie
gebrochen haben, obgleich ich doch ihr Eheherr war — ist der
Spruch des Ewigen. Vielmehr darin soll der Bund bestehen,
den ich nach dieser Zeit mit dem Hause Israel schliessen werde
— ist der Spruch der Ewigen: „Ich lege mein Gesetz in
ihr Inneres und schreibe es ihnen ins Herz, und so will
ich ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein. Fürderhin
sollen sie nicht mehr einer den andern oder ein Bruder den
andern also belehren: Erkennet den Ewigen! Denn sie werden
mich allesamt erkennen, vom Kleinsten bis zum Grössten —
ist der Spruch des Ewigen."
Hier feiert die Religion, die Menschheitsreligion, ihren
höchsten Triumph. Höher ist kein Sterblicher gestiegen, als
dieser Mann, der das Elend seines Volkes gesehen.
— 73 —
Und doch hat nicht Jercmias, sondern der Prieater-
prophet Ezechiel recht behalten. Er hat Schule gemacht
und nicht Jeremias. In seinem Geiste hat der Schriftgelehrte
Esra das Judentum als Religion der Schrift erhalten. Und
wer wird es wagen, die weltgeschichtliche Bedeutung diesi
zweiten Moses, wie Esra genannt wurde, zu verkleinern. War
es doch der von ihm geschmiedete Panzer, der Israels Religion
in dem Kampfe mit dem Heidentum beschützt und bewahrt
hat! — Wer aber wird andererseits einen Makel finden wollen
an dem spiegelreinen Charakter des Idealmenschen Jeremias,
weil er sich nicht in die Gegenwart schicken, weil er den breiten
Volksschichten nicht Concessionen machen wollte, machen
konnte. — Tatsache ist, dass in der Gegenwart nur die Richtung
siegt, die dem Augenblicksbedürfnis am besten entgegenkommt,
die bestimmto fassliche Regeln gibt und greifbare Resultate
liefert. _ Solche Siege zu erringen haben die Propheten nicht
verstanden, darum blieb ihre Lehre eine Saat auf die Zu-
kunft.
Ihr Jünger Abraham Geiger hat sich ebenfalls nicht auf
solche momentane Siege verstanden. Darum ist auch er mit
seinem Lebenswerk nicht durchgedrungen. In den Kämpfen der
Gegenwart haben vielmehr diejenigen Richtungen, äusserlich
wenigstens, gesiegt, die der seinigen entgegengesetzt waren: die
Neuorthodoxie seines Antipoden Samson Raphael Hirsch und
die Vermittlungstheologie des grundgelehrten und sehr klugen
Kenners der Bedürfnisse der breiten Schichten des Volkes:
Zacharias Frankel. — Allein die Zukunft, sie wird, sie
muss zum Prophetengeist sich bekennen und ihr bleibt es vor-
behalten, in Geiger einen berufenen Träger dieses Geistes zu
erkennen und zu würdigen. —
Geiger vertieft sich demnach nicht in die Wissenschaft
des Judentums, um ein neues System dem alten entgegenzusetzen.
Ihn treibt es vielmehr, den Geist zu wecken und zu entdecken.
Darum spürt er in allen Epochen der jüdischen Geschichte
diesem Geiste nach, von dem er überzeugt ist, dass er nie zu
wirken in Israel aufgehört hat. Ueberall entdeckt er ein Werden,
Wachsen und Reifen, das von einem höheren Willen bewegt
wird und zu einem grossen Ziele hintreibt, zur Befreiung der
Menschheit durch Israel.
— 74 —
Von grosser Wichtigkeit ist seine Stellung zur Tradition,
oder besser: seine Auffassung der Tradition. „Die Tradition
ist die Kraft der Entwickelung, welche im Judentum fortdauert
als eine unsichtbar schöpferische, als ein gewisses Etwas, das
niemals seine volle Ausprägung erhält, aber immer wirkt und
schafft. Die den Körper belebende Seele ist innerhalb des Juden-
tums die Tradition, sie ist die ebenbürtige Tochter der Offen-
barung. Sie schwand nie und wird nicht schwinden innerhalb
des Judentums, sie ist der Quell, der die Zeiten immer be-
fruchtet und bei jeder Berührung mit der Aussenwelt, je nach
dem Bedürfnisse, neu gestalten muss."
Diese Continuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart
herzustellen zur Anbahnung einer glücklicheren Zukunft, gilt
nun seine wissenschaftliche Tätigkeit als Historiker, als Sprach- und
Bibelforscher, als Erforscher der talmudischen Tradition, als
Apologet des Judentums und als Jugendbildner.
Lassen Sie mich wenige Worte seiner wissenschaftlichen
Tätigkeit widmen.
Nirgends offenbart sich in so ausgeprägter Weise sein
tendenziöses Eindringen in die jüdische Vergangenheit, als in
seiner Eigenschaft als Historiker.
Damit will ich aber durchaus keinen Tadel aussprechen.
Im Gegenteil.
Gerade die Tendenz, die seiner Geschichtsschreibung zu
Grunde liegt, macht dieselbe so bedeutungsvoll.
Als Mann der Wissenschaft sammelt er sein Material aus
allen Ecken und- Enden. In gewissenhafter Weise besorgt
er die Kleinarbeit, dann gestaltet er und urteilt aus seiner Per-
sönlichkeit, aus seiner fest gewordenen Lebensanschauung heraus.
Ihm war die jüdische Geschichte Offenbarung des jüdischen
Geistes und diesen Geist aus seinen Fesseln zu befreien, dazu
fühlt er sich als Historiker berufen.
Nicht allein im Zeitalter des Werdens unserer Religion,
in dem die heilige Gottesfiamme blitzartig die Propheten er-
leuchtete, sondern auch in der tiefsten Nacht des Mittelalters
sieht er glänzende Sterne am Firmamente des Judentums leuchten
und er führt sie uns in herrlicher Schöne vor, wie er sie mit
seinem geistigen Auge geschaut.
Er zeigt uns z. B. in dem Gaon Saadia, den Bekämpfer
des Buchstabenglaubens der Karäer, den Uebersetzer der Bibel
— 75 —
ins Arabische und lobt ihn deswegen, dass er seine Werke in
seiner vaterländischen Spruche geschrieben. Charakteristisch
sind folgende Worte:
..Wenn Thomasius am Ende des 17. Jahrhunderts zuersl
seine Vorlesungen nicht mehr in lateinischem Gewände, sondern
deutsch hielt, so hat er damit ebensoviel gewirkt wie mit seinem
Kampfe gegen den Ilexenglauben und wenn Saadias seine Werke
/.ucrst in arabischer Sprache schrieb, so hat er damit wesentlich
eine Vereinigung des Zeitbewusstseins mit dem religiösen Her-
kommen angebahnt, wenn auch nicht vollkommen hergestellt.- —
Das ist die Sprache des deutschen Patrioten, der Deutsch-
tum und Judentum aufs innigste vereint wissen will.
In dem Ethiker Bach ja ben Joseph Bakuda stellt er eine
Persönlichkeit dar, die uns in die Tiefen des menschlichen
Herzens einführt, die religiösen, wie sittlichen Bedürfnisse des-
selben tief empfindet und erforscht. Er sucht nach dem Ewig-
bleibenden in dem Werke Bachjas, das schon durch seine sinnige
Benennung „Herzenspflichten" bekundet, dass der Schwerpunkt
der Frömmigkeit auf die innere Gesinnung und nicht auf
die rituelle praktischen Uebung gelegt werden müsse. An
diesen Mann, das hebt Geiger mit besonderem Nachdruck hervor,
der Dajan, religiöser Führer seiner Gemeinde war, wurde einst
eine Ritualfrage aus einem entlegenen Gebiete des jüdischen
( 'eremonialwesens gerichtet. Seine Antwort lautete: „Mein Lieber,
Du musst wohl schon sehr weit ausgerüstet sein in der Aus-
bildung Deines Herzens. Bist Du wirklich schon so ganz mit
Dir selbst im Keinen, dass Du solch Fremdartiges zu erforschen
die Müsse hast'.J- — Geiger fügt dem hinzu: „Eine schöne Zeit,
der ein solcher Mann angehört."
In Maimonides fesselt ihn die grossangelegte sittliche
Persönlichkeit. Auch in seinen Schriften sucht er nach dein
Ewigbleibenden, nach dem sittlichen .Motiv, das der Forschung
dieses grossen Denkers zugrunde lag. Mit freudiger Genugtuung
zitiert er Maimonides Worte:
„Kurzum, ich bin nun so. Wenn mich der Gedanke drängt
und ich kann ihn bloss in der Weise daist eilen, dass er Einen
unter Zehntausenden, einen Denkenden befriedigt und fördert,
während er vielleicht der grossen Masse unerträglich scheint, bo
Bpreche ich kühn und offen das Wort aus. das den VernünftigeE
— 76 —
erleuchtet, mag auch der Tadel der unwissenden Masse mich
treffen. "
Das ist glaubensstarker Mut und Geiger aus der Seele ge-
sprochen.
In seinem herrlichen Buche über Jehuda ha-Levi schildert
er uns den tiefen Denker und den glaubensiunigen Dichter.
Mit poetischer Nachempfmdung lässt er in eleganter Form diesen
Meistersänger vor unsern Augen seine Auferstehung feiern. Aber
es ist nicht der liederreiche Mund allein, der Geiger an den
Sänger fesselt, sondern seine Religionsphilosophie, die eigentlich
keine Philosophie ist, weil sie der philosophischen Stützen und
Krücken nicht bedarf, um zur Gotterkenntnis zu gelangen.
Jehuda ha-Levi trägt Gott in sich, in seinem Gemüte; aus seinem
Innern schaut auch er Gott. — Deutlicher als durch Plato und
Aristoteles spricht ferner Gott zu ihm aus der Geschichte,
ganz besonders aus seiner Offenbarung in Israel, aus seiner
Offenbarung in Israels Propheten.
Israel, sagt er, ist das religiöse Herz der Menschheit, das
in seiner Gesamtheit die grösste Empfänglichkeit für die göttliche
Offenbarung stets bewahrte und die einzelnen bedeutenden Männer
waren die Herzen dieses Herzens. —
Ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, wie dieser erhabene
Gedanke Jehudas fruchtbar für Geigers religiöse Weltanschauung
geworden, wie auch er erfüllt von diesem Gedanken ein Herz
des jüdischen Herzens geworden.
In Salomo Gabirol zeigt er uns den Dichter, dessen
Dichtung gedankenvoll geweiht, den Denker, dessen Denken
dichterisch verklärt ist. Dieser einsame Denker ist für Geiger
der Typus eines Idealmenschen. Er bewundert in ihm eine
Faustnatur, die, heiligen Ursprungs, ohne Beimischung von Sinn-
lichkeit, nur eine Sehnsucht kennt: in die tiefsten Geheimnisse
des Daseins hinabzusteigen, um das Triebrad des Geistes und
des Lebens, die Kräfte, die das Universum zusammenbinden,
zu erfassen. Es ist der heisse Wahrheitsdrang, der Geiger an
seinen Helden fesselt. Gabirol ist für ihn das Vorbild des echten
Forschers, der seine Gedanken bis zu Ende denkt und um die
Konsequenzen sich nicht kümmert. „Er ist kein Mann des
„Oder" und „Vielleicht", er bleibt bei seiner Ueberzeugung
stehen und lässt alles andere nebenliegen. Gabirol mag, wie das
im Mittelalter kaum anders denkbar ist, sich allen Anforderungen,
— 77 —
die das damalige Judentum Btellte, praktisch gefügt haben, aber
aus seinem Denken hat er dieselben ausgeschlossen."
Hier haben Sie wieder ein Stticfc sein.- eigenen Selbst,
das er in Gabirol wiederfindet.
Andere Persönlichkeiten und andere Wissensgebiete, denen
Geiger seine umfassenden Studien gewidmet, übergehend, will
ich nur mit wenigen Worten auf seine glänzendste Leistung
hinweisen: auf seine Rehabilitierung der Pharisäer.
Jahrhunderte hindurch galten die Pharisäer als die Werk-
heiligen und Heuchler und Trödler, die Jesus aus dem Tempel
verjagte. Nein, sagte Geiger, sie waren die Ketter und
Erhalter der jüdischen Religion. Gegenüber den stabilen Buch-
stabenverehrern, den Sadduzäern, haben sie an dem Gesetz der
Entwicklung, an dem Prinzip des Fortschritts, festgehalten.
Wie die Propheten den Priestern gegenüber, die Satzung auf
Satzung gehäuft und den Geist in Ketten schlagen wollten, die
Freiheit in Gott proklamiert, so haben die Pharisäer mit den
ihnen zu Gebote stehenden Mitteln sich aufgelehnt gegen eine
stolze Priesterschaft, gegen eine Hierarchie, die nur von Rechten,
nicht aber von gottgewollten Pflichten wissen wollte. Mit
kühnem Selbstbewusstsein schleudern sie, die Männer des Volkes
dem jüdischen Adel das Wort entgegen: „Allen ist gegeben
das Reich, das Königstum, die Priesterschaft und die Heiligung."
Alle sind berufen mitzuwirken an der Verherrlichung und Heiligung
des göttlichen Namens, an der Befestigung und Verbreitung der
Religion Israels.
Durch die eigenartige, aber wie die Folge zeigte, notwendige
Entwicklung, die Israels Religion seit Esra genommen, haben
die Pharisäer indes nicht die Konsequenzen aus ihrem Prinzipe
voll und ganz gezogen. Und sie haben das nicht getan, weil
ihre Hände gebunden waren, gebunden durch die Schrift, die
das Priestergesetz als gottgewolltes sanktioniert hat. Darum
haben die Pharisäer die prophetische Höhe nicht ersteigen können.
Allein, ihre Arbeit war dennoch keine vergebene und sie wird
auch in Zukunft sich segensreich erweisen. Aber das kann nur
geschehen, wenn wir das Erbe der Pharisäer, ihr Formalprinzip
uns aneignen und es mit den uns zu Gebote stehenden Mitteln,
mit der Erkenntnis, die unsere Zeit uns bietet, es anwenden
zum Kampfe gegen das Beharrungsgesetz der trägen Massen,
— 78 —
die den alten Wein auslaufen lassen und froh sind, den Schlauch
gerettet zu haben.
Dieses historische Prinzip der jüdischen Reform hat Geiger
wieder entdeckt und er hat es, wie keiner vor ihm, in Wort
und Schrift verkündet. Dies hat er in der kurzen Spanne Zeit,
in der sein innigster Herzenswunsch, in trautem Verkehr mit
Jüngern der Wissenschaft zu treten, erfüllt wurde, seinen Schülern
als heiligstes Testament hinterlassen.
Gestatten Sie zum Schlüsse dem Schüler noch einige Worte
lebendiger, persönlicher Erinnerung an den Meister zu sagen.
Liebe und Wahrheit gingen vor ihm her. Damit ist am
besten Abraham Geigers Stellung zu seinen Schülern charakteri-
siert. Liebe im Umgange mit ihnen, Wahrheit auf dem Lehr-
stuhl. Er war seinen Schülern Vater und Berater. Wir sind
durch ihn nicht nur wissenschaftlich gefördert, sondern auch
menschlich bereichert worden. In dem wunderbaren Glanz seiner
Augen, in seinem verklärten Lächeln, tat sich licht und freund-
lich sein reiches Gemüt auf. Wir wussten, dass wir alle ein
Plätzchen in seinem Herzen hatten. Der Vielbeschäftigte hatte
für seine Schüler immer Zeit. Sichtlich ohne Opfer unterbrach
er seine Studien und hörte wohlwollend und teilnehmend, wie
ein guter Kamerad, das Anliegen an, das man ihm vortrug und
niemals ging man ohne Gewinn von ihm. Ich habe nie wieder
Hoheit und Demut so gepaart gesehen wie bei diesem Lehrer in
Israel.
Liebe und Wahrheit gingen vor ihm her, sie gingen ihm
über Alles.
Soll ich auch noch von dem Eindruck sprechen, den seine
Vorträge und seine Vortragsweise auf uns gemacht? — Mir
fehlen Worte dafür. Wenn ich sage: überwältigend, so habe
ich alles gesagt, was ich sagen kann. Wir haben alle im Aether
der Idee geschwebt und die Bergluft der Freiheit geatmet. Was
er sprach, war Geist, durchgeistigt und dabei frohe Wissenschaft.
Wir haben an seinen Lippen gehangen, wir haben seine Worte
verschlungen und seine mächtige Stimme schallt noch jetzt in
meinen Ohren und ich höre ihn den Geist herbeirufen, dass er
Israel zu neuem Leben wecke, dass es seiner weltgeschichtlichen
Aufgabe inne werde.
Abraham Geigers Zukunftshoffnung zusammenfassend, rufe
ich Ihnen in seinem Geiste zu: Hättest Du, Israel, keine andere
— 79 —
Aufgabe gehabt, als Christentum und Islam aus Deinem Schi —
zu entlassen, so würdest Du längst zu Grunde gegangen sein.
Da Du aber trotz Deiner einzig dastehenden Leidensgeschichte
die Elastizität des Geistes und die Kultur des Eerzena Dir be-
wahren konntest, so verbürgt eine solche wunderbare Vergangen-
heit Dir eine Zukunft, welche um so grösser sein wird, als jetzt
die Kulturwelt reifer, darum empfänglicher geworden für Deine
weltumfassende Religion, für den ethischen Monotheismus Deiner
Propheten.
Das war Geigers Saat auf Hoffnung. Darum ist er berufen,
für uns der Stamm zu bleiben, an dem wir uns emporranken
sollen; denn Abraham Geigers Geist lebt und wird fortleben
innerhalb Gasamtisraels zum Segen für die Menschheit. Und
wie von Jehuda ha-Levi, so singen und sagen wir von ihm:
Du bist uns fern, zu Wolken
Sich kühn Dein Flug erhebt.
Bist nah uns, mit dem Herzen
In Liebe eng verwebt.
BK
21
1910
Berlin. Hochschule lie
Wissenschaft des Judenth ;
Bericht
PLEASE DO NOT REMOVE
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