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Full text of "Berliner Tierärztliche Wochenschrift 32.1916"

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Berliner 


Tierärztliche Wochenschrift. 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Professor Dr. Schmaltz -Berlin. 

Unter ständiger Mitarbeit von 

Glage Stabsvet. a. D. Haneke Helfer Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. NeYcrmann Prof. Dr. Peter 

Professor Referent lm Reichs-Kol -Amt Schlachthof-Direktor Reg.- o. Geh. VoL-Rat Vortrag. Rat im Min. für Landwirtschaft Landestierarzt für Hamburg 
Hamburg. Berlin. Mülhausen i. E. Cöln. Berlin. Uamburg. 

Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel Ober-Med.-Rat Dr. J. Schmidt 

Reg.- o. Geh. Vet-Rat Bromberg. Professor Professor Professor Professor 

Wiesbaden. Dresden. Dresden. Freiburg. Dresden. 

Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr.Yogel Geh. Reg.-Rat Wehrle Dr.A. Zimmermann Reg.-Rat Zündel 

Vorst d.Kats.BaktInst.Gamams Stadt-Tierarzt Professor Mitglied d. Kais. Ges.-Amtes Professor Landestierarzt v. Elsaß-Lothringen 

D.*S.-W.-Afrika. Hamburg. München. Berlin. Budapest. Strafiburg i. £. 

Verantwortlicher Schriftleiter: I. V. Professor Glage. 


Jahrgang 1916. 




Berlin 1916 

Verlagsbuchhandlung von Richard Scboetz. 

Wilhelmstraße 10. 

LIBPARY 

UNIVERS1TY OF CALIFORNIA 
DAVIS 



Berlin, Druck von 


\V. Büxeustein. 



Sachregister. 

(Die Zahlen hinter den einzelnen Sätzen bedeuten die Seitenzahlen, die fettgedruckten weisen auf Originalartikel hin.) 


Abdeckerei wesen: s. Ministerialerlasse. 
Tierkadaver. Tierkörper. Tierkörpermehl. 

„Abdecker“ im Sinne des § 9 Abs. 3 des Vieh- 
seuchcngesetzes vom 26. Juni 1909. Be¬ 
griff „Anlage“ im Sinne des § 16 Gew.-O. 
Begriff — (Ger.-Entsch.). 129. 

Abdeckerei. Bezeichnung — 23. 

Abdeckereiwesen in Belgien. 130. 

Abderhalden s. Dialysierverfahren. 

Abderhaldenschen Reaktion (Methodik, Gra¬ 
vidität, Tuberkulose). Studien zur — 
v. Weise. 281. 

Abfälle s. Blut. 

Abfohlstationen. 24. 

Abgeordnetenhaus: siehe Doktortitel 
(schweizer.) Landwirtschaft!. Verwaltung. 

Ablenkungen. Zur Unterscheidung scheinbar 
spezifischer von nicht spezifischen — 
v. Pfeiler. 169. 

Abortus beim Rinde. Untersuchungen über 
die Diagnose des infektiösen — v. 
Thomsen. 193 . 205 . 220 . 232 . 246 . 256 . 

Abortus epizooticus in Galizien. Ergebnisse 
der dreijährigen Versuche auf dem Ge¬ 
biete der Bekämpfung des — v.Dalkicwicz. 
553 . 565 . 580 . 

Abortusbazillen vorbehandelten Tieren gegen¬ 
über der Einspritzung von Serum. (Abder¬ 
halden.) Über den diagnostischen Wert 
des Verhaltens von mit — v. Heller. 450. 

Afrika: s. Antilope. 

Agars für die Bakteriendiagnostik. Notiz zur 
Frage der Verwendbarkeit des Pferde¬ 
fleisch- — v. Geilinger. 187. 

Akarusräude der Ohren beim Hund und bei 
der Katze. Über die —- v. Cadiot. 31. 

Amerika: s. Krieg. Pferde. 

Amtstierärztliche Untersuchungen. Gebühren 
für — (Preuß. Minist.-Erlaß). 91. 

Anämie des Pferdes (Japanischer Bericht). 
Die infektiöse — 136. 

Anaphylaxie bei Sensibilisierung mit dena¬ 
turiertem Eiweiß. Studien über die prak¬ 
tische Verwertbarkeit der — v. Bürger. 81. 

Anaphylaxie beim Schwein. Über einen ver¬ 
mutlichen Fall von — v. Bosse. 245. 

Anatomische Notizen — v. Schmaltz. 229. 

Anfrage (Uniform). 311. 

Antwort 336. 

Angina s. Milch. Streptokokken. 

Anthrakopepsie. Uber — v. Stedefeder. 49. 

Antiarthryl s. Gelenkrheumatismus. 

Antiformin s. Räude. 

Antilope, die sich als Wirtschaftsticr eignet. 
Eine — v. Sokolowsky. 464. 

Antirabische Impfungen bei Pferden — 
v. Bihari. 484. 

Anzeige vom Ausbruch einer Viehseuche zu 
verstehen? Zum Begriff „Abgeben“ (Weg¬ 
geben) von Milch aus einem verseuchten 
Gehöfte. Was ist nach dem Viehseuchen¬ 
gesetz unter sofortiger — 417. 


Aphthenseuche s. Rinderpest. 

Apotheken in Rußland. 216. 

Approbation s. Hochschulwesen. 

Arsanil bei der Behandlung ansteckender 
Lungenkrankheiten der Pferde. Salvarsan 
und — v. Sustmann. 170. 

Arsol. 492. 

Arteriellen Versorgung des Hinterfußes bei 
einem Pferde. Seltene Abweichung in 
der — v. Thiekc. 4. 

Arteriitis petrifieans. v. Seltenreich. 282. 

Arzneimittel s. Antiarthryl. Antiformin. 
Arsanil. Arsol. Borsäure. Brunstin. Ca- 
dogel. Chloräthyl. Coluitrin. Digipuratum. 
Digitalis. Digitotal. Erystypticum. Eugu- 
form. Glyzerinboluspaste. Hypamin. 
Ikaphthisol. Kalihypermangan. Kalzine. 
Kampferöl. Koagulen. Kremulsion. Lecu- 
tyl. Methylenblau. Methylenblausilber. 
Mutterkorn. Narkophin. Neosalvarsan. Per- 
hydrit. Perkaglyzcrin. Petroleum. Rindol. 
Roborin. Rohöl. Salizylsäure. Salvarsan. 
Salzsäuretierkohle. Schwefelsäure. Sozo- 
jodol-Hydrargyrum. Thorium. Tumenol. 
Unguentum neutrale. Vaseiinöl. Wasser¬ 
stoffsuperoxyd. — Impfrotlauf. Ver¬ 
giftungen. 

Arzneien. Italienische — 216. 

Arzneimitteln und Heilbehelfen. Sparsamkeit 
mit — 490. 

Arzneimittelhandel. Französischer — 215. 

Arzneipflanzen in Sachsen. Sammlung und 
Anbau von — 600. 

Äschen im Rhein. Echinorhynchen bei — 
v. Schlegel. 202. 

Aufruf. 492. 622. 

Augenprobe s. Mallein. 

Aus der veterinären Praxis bei der Zivil¬ 
bevölkerung an der Westfront, v. Bosse. 
262 . 

Ausland: s. die einzelnen Länder. Fleisch. 
Vieh. 

Bacillus cyprinicida Plehn ausgelöste Spon- 
taninfektionen mit Bakterien aus der 
Typhus-Koli-Gruppe bei weißen Mäusen. 
Uber durch Verimpfung des — v. Pfeiler 
u. Roepke. 493. 

Bakterien s. Wasserstoffsuperoxyd. 

Bakteriologie s. Fleischbeschau 

Bandwurmseuche (Ligulosis) der Brachsen oder 
Bleie. Beiträge zur Kenntnis der — v. 
Willer. 202. 

Bargeldloser Verkehr. 516. 

Bauchgurtes im Notstände. Obergutachten des 
preußischen Landesveterinäramtes. Nicht¬ 
anlegen des — v. Nevermann. 320. 

Bauchorgane, über Wärme-Applikation bei 
Krankheiten der — v. Grüter. 545. 

Bayern: Fortbildungskurse für Amtstier¬ 
ärzte. 191. — Prüfung für den tierärztlichen 
Staatsdienst. 84. 


Bazillenträger, ihre Entstehung und Be¬ 
kämpfung. v. Kolly. 595. 

Beförderung siehe Veterinärkorps. Veterinär¬ 
offiziere. 

Befruchtung s. Kohabitationstermin. 
Befruchtung von Stuten. Künstliche — v. 
Treisz. 21. 

Beiträge aus dem Felde während des Krieges. 
Zur Veröffentlichung wissenschaftlicher 

— 430. 

Belastung s. Fuhrwerke. 

Belgien: s. Abdeckereiwesen. Viehzucht. 
Berichtigung 96. 202. 

Beschälseuche der Pferde mit Hilfe der Kom- 
plementablenkungsmethode und der K. H.- 
Reaktion (Hämagglutination). * Zur Sero¬ 
diagnose der —■ v. Angleitner u. Danök. 541. 
Beschälseuche. Über die serologischen Unter¬ 
suchungsmethoden als Hilfsmittel zum 
Nachweis der Trypanosomenkrankheiten, 
im besonderen der — v. Off ermann. 546. 
Blasenmole s. Foetus papyraceus. 
BlaBenseuche. Die Nachkrankheiten der -— 
v. Giovanoli. 499. 

Blaufärbung im Fleische eines Rindes nach 
Einspritzung einer blauen Arznei. Ein 
weiterer Fall von —■ v. Glage. 332. 
Bleivergiftung. Stimmbandlähmung,vermutlich 
durch — v. Morgen. 390. 

Bleivergiftungen bei Pferden, v. Wilden. 390. 
Blitzschläge bei Haustieren, v. Schade. 502. 
Blut geschachteter Tiere s. a. Fleischbeschau¬ 
gesetz (Minist.-Erlaß). 

Blut s. Tuberkelbaziilen. 

Blutes aus dem Auslande. Einfuhr gesalzenen 

— (Preuß. Minist.-Erlaß). 200. 

Blutes geschachteter Tiere. Verwertung des 

— (Gutachten des preuß. Land.-Veterinär¬ 
amtes). 187. 

Blutes geschachteter Tiere. Zum Auffangen 
des — v. Honert. 367. 

Blutes und der Abfälle von Schlachttieren zur 
Geflügelmast. Die Verwendung des — 343. 
Blutungen s. Erystypticum. 

Bluteiweiß als Eiersatz. 81. 

Blutprobe s. Rotz. 

Blutstillung s. Kampferöl. 

Blutuntersuchung s. a. Mallein. 

Blut Verwertung s. Roboszucker. 

Borsäure s. Widerristschäden. 

Bos indicus major. Die Rasseeigenschaften 
der Zeburinder, v. Sokolowsky. 145. 
Botryomykom am Kopfe eines Pferdes. Ein 

— v. Schachinger 365. 

Bradsot. Die Ätiologie der — v. Jonsen. 7. 
Bronchopneumonie. Zur Behandlung der in¬ 
fektiösen — v. Reinhardt. 601. 

Brüche s. Distraktionsklaramerverbände. 
Brüllerkrankheit. (Obergutachten des preu¬ 
ßischen Landesveterinäramtes.) v. Never¬ 
mann. 547. 

Brunstin. Präparat — 587. 




IV 


Brustbeule. Behandlung der — v. Görig. 22"». 

Brustseuche. Bakteriotherapie der Pferde — 
v. v. Szily u. v. Bcssk6. 157. 172. 

Brustseuchebehandlung im Felde. Beobach¬ 
tungen über — v. Widmer. 90. 

Bücheranzeigen und Kritiken: 

Neue Eingänge: 12. 72. 108. 120. 
156. 216. 240. 288. 300. 348. 360. 384. 432. 
468. 480. 612. 

Albrecht, Dr. M. u. Bürchner, H., Tier¬ 
ärztlicher Taschenkalender für 1917. 564. 
— Ascoli, Dr. A , Grundriß der Serologie. 
624. — von Barnekow, H., Das Pferd, 
unsere wirksamste Waffe im Kriege. 348. 
— Bechhold, Dr. J. H., Die Umschau. 
Wochenschrift über die Fortschritte in 
Wissenschaft und Technik. 624. — Berr, 
J., Das Rindvieh-Kontrollvereinigungs- 
wesen mit besonderer Berücksichtigung 
der bayerischen Verhältnisse. 623. — 
Binz, Dr., Die Rohstoffe des Wirtschafts¬ 
gebietes zwischen Nordsee und Persischem 
Golf. 384. — Bongert, J., Bakterio¬ 
logische Diagnostik. 552. — von Buchka, 
Dr. K., Kerp, Dr. W. u. Paul, Dr. Th., 
Nahrungsmittelchemie in Vorträgen. 47. 
— Fröhner und Zwick, Lehrbuch der 
speziellen Pathologie und Therapie der 
Haustiere. 120. — Grams, Dr. E., Das 
Gewicht der als „Fleisch“ verwertbaren 
Organteile und des Eingeweidefettes der 
schlachtbaren Haustiere; ein Beitrag zur 
Berechnung des Fleischkonsums. 528. —- 
Heck, Dr. L. u. nilzheimer, M., Brehms 
Tierleben. Abteilung Säugetiere. 504. — 
Hertwig, Dr. R., Lehrbuch der Zoologie. 
432. — Hutyra, Dr. F. u. Marek, Dr. J., 
Die orientalische Rinderpest. 300. — 
Junck, W., Die Seele des Tieres. 24. — 
Kallert, E. u. Standfuß, R, Über die Ver¬ 
arbeitung von Schweinen zu haltbaren 
Fleischwaren. 108. — Kronacher, Dr. C., 
Allgemeine Tierzucht. Bedeutung der 
Tierzucht und Aufgaben der allgemeinen 
Tierzuchtlehre. Haustierwerbung, Ab¬ 
stammung und Entwicklung der Haus¬ 
tiere. 311. — Kronacher, Dr. C., Allge¬ 
meine Tierzucht. 612. — Malkmus, Dr. B., 
Grundriß der klinischen Diagnostik der 
inneren Krankheiten der Haustiere. 276. 
— Mießner, Dr. H., Kriegstierseuchen und 
ihre Bekämpfung. 47. — Möller, Dr. H., 
Klinische Diagnostik der äußeren Krank¬ 
heiten der Haustiere, mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung der Lahmheiten des Pferdes. 
456. — Müller, Fr., Lehre vom Exterieur 
des Pferdes. 216. — v. Ostertag, Dr. R., 
Leitfaden für Fleischbeschauer. 408. — 
Oeller, Dr. A., Der deutsche Sanitätshund. 
84. — Pfeiffer, Dr. W., Operationskursus 
für Tierärzte und Studierende. 516. — 
Reimers, J., Die Bedeutung des Mende¬ 
lismus für die landwirtschaftliche Tier¬ 
zucht. 612. — Rörig, G. u. Binz, A., Die 
tierischen Rohstoffe und ihre Veredlung. 
384. — Rubeli, Dr. 0., Der Bau des Kuh- 
Euters. 324. — Rubeli, Dr. 0., Über 
Polydactylie beim Menschen und bei 
Tieren. 623. — Staufacher, Dr. H., Der 
Erreger der Maul- und Klauenseuche. 12. 
— Schmaltz, Deutscher Veterinär - Ka¬ 
lender für das .Jahr 1916/17. Bearbeitet 


von Thieke. 408. — Schultz, K., Tier 

zucht- und Schafzuchtfragen. 624. — 
Wieninger, G., Durch welche Mittel kann 
die Geflügelzucht nach dem Kriege am 
raschesten gehoben ^werden? 468. — 
Woemer, Dr. 0., Vorschriften über Vieh- 
und Fleischversorgung. 528. 

Büffel als Wirtschaftstier. Der — v. Soko- 
lowsky. 399. 

Bulgarien s. Viehhaltung. Viehreichtum. 
Bundesrat s. Eier. Fett- u. Ölverwendung. 
Fleischkarte. Fleischkonserven. Fleisch¬ 
verbrauch. Fleischversorgung. Heu und 
Stroh. Kennzeichnung. Leimleder, öle 
und Fette. Tierkörper. Vieh und Fleisch. 
Butter und Butterpreise. 8. 

Butter s. Schweinefleischpreise. 

„Cadogel“. Das Teerpräparat — v. Polland. 
571. 

Chirurgie: s. Brustbeule. Distraktions- 
klammerverbände. Geburtshilfe. Gelenk¬ 
wunde. Glasaugen. Hufknorpelfisteln. 
Kastration. Kehlkopfpfeifen. Neurektomic. 
Phimosis. Spritzen. 

Chloräthyls als Narkoticum und Lokal- 
anästheticum. Über die Verwendung des 

— v. Kubat. 474. 

Cholesteatome des Pferdes. Zur klinischen 
Bedeutung der — v. Wyßmaun. 415. 
Coccobacille des sauterelles. Le *— v. 
D’Herelle. 42. 

„Coceobacillus acridiorum“ de d’Herelle. 
Essai de destruction des sauterelles cn 
Algßrie par le — v. Sergent u. Lhöritier. 42. 
Coecum. Ein neuer Weg zur Heilung der 
Dilatation und Parese des — v. Brom¬ 
berger. I. 

Coluitrin in der Geburtshilfe, v. Hirschberg. 
595. 

Conus medullaris der Haustiere, sein be¬ 
sonderes Verhalten beim Pferd und 
dessen Bedeutung, über den — v. Ver- 
meulen. 13. 

Cop^podes parasites. v. Quidor. 202. 
Creolins Pearson. Gegen die Verwendung 
des englischen — 24. 

Ilänemark: s. Magervieh. 

Darmkatarrhe bei Pferden infolge Rüben- 
füttenmg. Blutige — v. Sustmann. 278 . 
Darmkonkrementen bei Pferden. Ein Beitrag 
zur Diagnose von — v. Sustmann. 619. 
Darmschleimes. Anlage zur Beseitigung des 

— 261. 

Dasseln. Über Ab- — v. Kadocsa. 391. 
Desinfektion: 8. Düngerverbrennung. Häute. 
Seuchenabwässern. 

Desinfektion phthisischen Auswurfs mittels 
der Phenolderivate Phobrol, Grotan und 
Sagrotan, insbesondere bei gleichzeitiger 
Anwendung von Antiformin. Über die — 
v. Kirstein. 499. 

Desinfizierende Kraft der desinfizierenden 
Stoffe im Verhältnis zu ihrer Konzentration. 
Untersuchungen über die — v. Gregersen. 
223. 

Deutschland: Stand der Tierseuchen in 
Deutschland: Januar 1916, 20. 42. Februar 
80. 102. März 128. 151. April 175. 199. 
Mai 236. 259. Juni 282. 307. 331. Juli 
355. August 391. 416. September 439. 


463. Oktober 500. 524. November 546. 
571. Dezember 595. 

Endgültige Ergebnisse der Viehzählung am 
1. Dezember 1915. 418. 

Deutschland s. Traberzucht. Viehzählung. 

Viehzwischenzählung. 

Deutsch-Ostafrika. Aus — 598. 
Dialysierverfahrens für die Erkennung der 
Trächtigkeit. Versuche zur Erkennung der 
Tuberkulose und anderer Infektionskrank¬ 
heiten der Haustiere, über die An¬ 
wendung des — v. Pfeiler, Standfuß und 
Roepke. 403. 

Dialysierversuchs nach Abderhalden. Über 
das Schicksal des Komplements während 
des Ablaufes des — v. Kafka. 404. 
Digitalispräparate. Die örtliche Reizwirkung 
der zur Injektionsbehandlung empfohlenen 

— v. Löb u. Löwe. 534. 
Digitalispräparates „Digipuratum“ beim Pferd. 

über Anwendung des — v. Fechter. 529 . 
Digitotals, eines neuen Digitalispräparates. 
Zur therapeutischen Anwendung des — 
v. Hultgren. 534. 

Distraktionsklammerverbänden bei Knochen- 
und Niederbrttchen der Pferde. Herstellung 
von — v. Zanders. 409. 

Dobrudscha s. Viehhaltung. 

Doktorarbeiten. Zeitgemäße — 72. 
Doktortitel. Vom Schweizer — 167. 
Doktortitels. Zum Erwerb des veterinär¬ 
medizinischen — 24. 

Dotterblasenwasscrsucht. Die — v. Mulsow. 

201 . 

Druse, v. Kraemer. 174. 

Druse bei den Remonten des Remontedepots 
Fürstenfeldbruck nach Prof. Dr. Pfeiffer 
und Prof. Dr. Müller, v. Thienel. 343. 
Druse s. Methylenblausilber. 
Drusestreptokokkus mit besonderer Berück¬ 
sichtigung des Vergärungsvermögens 
gegenüber Kohlehydraten usw. Die Spe- 
zifizität des — v. Adsersen. 319. 
Düngerverbrennungsofen, v. Varga. 426. 

Ehrentafeln. 405. 

Eier. Verordnung des Reichskanzlers über 

— 573. 

Eiern und Eierkonserven zur Herstellung von 
Farben. Verbot der Verwendung von — 310. 
Eierersatz. Bluteiweiß als — 81. 

Eierfäulnis, über — v. Postolka. 572. 
Eierstöcke bei den Haustieren. Beiträge zur 
pathologischen Anatomie der — v. Seubert. 
174. 

Eierstockentzündung bei Stuten (Oophoritis 
simplex equorum) und die wirtschaftliche 
Bedeutung der Stutenkastration. Die ein¬ 
fache — v. Weischer. 505. 

Einfrieren, Lagern nnd Auftauen von Rind¬ 
fleisch. Grundsätze für das — 176. 
Einfuhr von Renntierfleisch. (Preuß. Minist.- 
Erlaß.) 69. 

Eisernes Kreuz. 264. 

Eiterung s. Perhydrit. 

Eiweißnachw r eis im Urin. Zum — v. Liebers. 

212 . 

Eklampsietherapie. Über moderne — v. Werner. 
295. 

England: s. Pferdefleisch. Veterinärkorps. 
Erklärung 252. 

Errichtung nationaler Gestüte. 166. 




V 


Enteritis paratubercalosa bovis specifica mit 
Methylenblau Hoechst. Die Behandlung 
der — v. Stute. 594. 

Erbsenmuschel als Futtermittel. Die — 69. 

Ersatzfuttermitteln. Neue Versuche mit — 
v. Ellenberger u. Grimmer. 501. 

Erschöpfung bei Pferden. Über — v. Scheiber. 

22 . 

Erystypticum bei gynäkologischen Blutungen. 
Das — v. Oppenheim. 450. 

Euguform. v. Schuh. 101. 

Fahrradverkehrs. Zur Einschränkung des — 
372. 

Fälle (beim Hunde). Über einige bemerkens¬ 
werte — v. Jakob. 289.. 

Farns als Schweinefutter. Verwendung der 
Wurzeln des Adler- — (Preuß. Minist,- 
Erlaß). 189. 

Farnwurzel als Ersatzfuttermittel für Schweine, 
y. Hansen u. Mez. 188. 

Feldpostbrief aus der Zeit der Freiheits¬ 
kriege. Ein — 60. 

Feldpostbriefe „598“. 

Felde. Über Umfang und Durchführung 
veterinärer Arbeit im — v. Unzeitig. 
114. 

Feldhilfsveterinäre. 154. 

Feldschlächtereien, unter besonderer Berück¬ 
sichtigung der Tierseuchenbekämpfung 
und der Fleischbeschau. Über Einrichtung 
und Betrieb von — v. Müller, H. 237. 

Feldunterveterinäre. (Sächs. Minist.-Erlaß.) 
119. 

Feldunterveterinäre und Studierende der Tier¬ 
heilkunde. Verfügung, betreffend — (Erlaß 
des Kriegs-Minist.). 59. 

Fett. Verwendung von Alkali zum Raffinieren 
von — (Preuß. Minist.-Erlaß.) 260. 

Fettes eines Schlachtschweines. Abnorme Be¬ 
schaffenheit des — v. Rievel. 404. 

Fettgewebsnekrose beim Hunde. Zur Kenntnis 
der — v. Haas. 330. 


Fischkrankheiten an der Wiener tierärztlichen 
Hochschule. Mitteilungen der Untersuch¬ 
ungsstelle für — v. Ficbigcr. 200. 

Flecktyphusforschung. Die Ergebnisse der 
experimentellen — v. Meyer, M. 503. 

Fleisch. Fleischbeschau siehe Blaufär¬ 
bung. Blut (Schächtblut). Einfrieren. Feld¬ 
schlächtereien. Fett. Finnen. Fischfleisch. 
Frieren. Hackfleisch. Kaltschlachtungen. 
Landesfleischamt. Ministerialerlasse. Rot¬ 
lauf. Septikämie. Tuberkelbazillen. 
Tuberkuloseimpfungen. 

Fleisch an fleischlosen Tagen. Abgabe von — 
(Preuß. Minist.-Erlaß.) 283. 

Fleisch im Wirtschaftsjahr 1916/17. Rege¬ 
lung des Verkehrs mit Vieh und — 310. 

Fleisch von Hühnern. Fischiger und traniger 
Geruch im — 272. 

Fleisches. Gebühren für die Untersuchung 
des ausländischen — (Preuß. Minist.- 
Erlaß.) 44. 

Fleisches. Untersuchung des ausländischen — 
(Preuß. Minist.-Erlaß.) 9. 

Fleischbeschau. Bakteriologische — 535, 

Fleischbeschau in Polen. 144. 

Fleischbeschau. Vereinfachung der bakterio¬ 
logischen — v. Glässer. 485. 

Fleischbeschau. Von der Berliner — 442. 

Fleischbeschau. Zur besseren Ausnutzung 
notgeschlachteter Haustiere durch ver¬ 
mehrte Anwendung der bakteriologischen 
— v. Glässer. 309. 

Fleischbeschauer und Trichinenschauer. Be- j 
schäftigung der — (Preuß. Minist. Erlaß.) 
536. 

Fleischbeschauer und Trichinenschauer. 
Stempelpflicht der Befähigungsausweise 
für — (Preuß. Minist. Erlaß). 224. 

Fleischbeschaugesetzes (inländische Schlach¬ 
tungen). Ausführung des — (Preuß. 
Minist.-Erlaß.) 223. 

Fleischbeschaustatistik. (Preuß. Minist.-Erlaß.) 
177. 


Fett- und öl Verwendung. Zur — Bekannt¬ 
machung des Bundesrats.) 240 

Fibrosarkom usw. Ein intervertcbrales — 
v. Jakob. 289. 

Finne durch Frieren. Die Vernichtung der 
Rinder-v. Ransom. 176. 

Finnen beim Schlachtvieh und ihre Abhängig¬ 
keit von den sanitären Verhältnissen auf 
dem Lande, v. Ransom. 260. 

Fische siehe Äschen. Bacillus cyprinicida. 
Bandwurmseuche. Copöpodes. Dotter¬ 
blase. Fleisch. Girardinus. Ichtbyo- 
coccus. Ichtyologiske Notiser. Karpfen. 
Milzbrand. Salmoniden. Sterlet. Trutta. 
Zellhypertrophie. 

Fische und Fischkrankheiten, v. Freund. 200. 

Fischen und ihre marktpolizeiliche Bedeti- 
deutung. Die Totenstarre bei Süßwasser- 
— von Weiß. 357. 

Fischereivereins 1913. Bericht über die 
wissenschaftliche Tätigkeit des west¬ 
preußischen — 201. 

Fischereiwesen an der Iandw. chem. Ver¬ 
suchsstation in Wien 1913. v. Neres- 
heimer. 201. 

Fischfleisch. Die fleischbeschauliche Beur¬ 
teilung von frischem — v. Priewe. 356. 

Fischkrankheit. Möwen als Verbreiter einer — 
358. 


Fleischerlehrlinge. Hygienischer Unterricht 
der — v. Graf. 368. 

Fleischersatz. 44. 

Fleischkarte und Festsetzung der Verbrauchs¬ 
höchstmenge an Fleisch und Fleisch¬ 
waren. 441. 

Fleischkonserven und Wurstwaren. Be¬ 
schränkung der Herstellung von — (Be¬ 
kanntmachung des Bundesrates). 81. 

Fleischlose Tage, Pferdefleischvertrieb und 
Freibankverkauf. 44. 

Fleischsendungen an Soldaten. 228. 

Fleischverbrauches im Reiche. Regelung 
des — 440. 

Fleischvergiftungen. Aus der Gerichtspraxis 
bei — v. Glage. 517. 532 

Fleischvergiftungsepidemie durch Bazillen 
der Gärtner-Gruppe (Rattenschädlinge). 
Über eine — v. Ickert. 535. 

Fleischversorgung. Die Aussichten unserer — 
587. 

Fleisch Versorgung und Verbrauchsregelung. 
(Erlaß des Bundesrates.) 163. 

Fleichversorgung. Verfügung betreffend — 
(Preuß. Minist.-Erlaß.) 332. 

Fleischversorgung vom 27. März 1916. Ände¬ 
rung der Bekanntmachung über — (Erlaß 
des Bundesrats.) 452. 

Fleisch Versorgung. Zur — 420. 


Fliegen. Verbreitung ansteckender Krank- 
beiten durch — 228. 

Fliegenplage. Bekämpfung der — 227. 
Foetus papyraceus beim Rinde. Ein Fall 
von Blasenraole und — v. Levens. 582. 
Fohlen: Fohlenkrankheiten. Institut für — 
396. 

Fohlenlähme mit Serum vom Blute der Mutter. 

Behandlung der — v. Forssell. 133. 
Fortpflanzungsvermögens vom Eiw'eißgehalt 
der Nahrung. Abhängigkeit des — v. 
Gramme. 525. 

Frankreich: Arzneimittelhandel. — Hunde¬ 
steuer. Blaues Kreuz. 192. — Lage der 
Viehwirtschaft 166. — Verluste an 

Pferden im Kriege. 166. 

Fraktur und Distorsion der letzten zw ei Hals¬ 
wirbel beim Huhn, verbunden mit Kom¬ 
pression des Halsmarkcs. v. Jacob. 292. 
Fremdkörper bei einem Hunde. Ein seltener 

— v. Sustmann. 77. 

Fremdkörper in der Zunge. 331. 

Fremdkörper im Schlunde des Rindes, v. 

Ebner. 498. 

Fremdkörper im Tractus intestinorum beim 
Dachshund. Ein anormal langer — v. 
Jakob 209. 

Frieren s. Finne. 

Frontveterinär in Flandern. Als — v. Hart¬ 
nack. 95. 

Fuhrwerken. über Maximalbelastung von 

— 177. 

Furunkel und anderer eitriger Hauterkran¬ 
kungen mit Salizylsäure. Behandlung der 

— v. Berkenbusch. 307. 

Futter s. Farnwurzel, Kartoffeln, Knochen¬ 
brüchigkeit, Konfiskate, Roboszucker, See¬ 
tang, Stroh, Tierkadaver, Tierkörpermehl. 
Futtereiweiß aus Harn. 165. 

Futtermittel s. Kraftfuttcrmittel. 

Futterstoffen. Zusammenstellung der Kriegs¬ 
erfahrungen mit — 224. 

Futterunkräuter. Giftige — v. Krause. 272. 
284. 

Fütterung s. Blut, Erbsenmuschel, Ersatzfutter¬ 
mittel, Hafer, Heidekraut, Holzpräparate, 
Pilze, Schlachthofabfälle, Teichpflanzen, 
Tierkörper, Zellulose, Zucker. 

Fütterung des Geflügels. Zur Kriegs- — 69. 
Fütterungsfragen. Zeitgemäße — v. Paechtner. 
584. 

Fütterungsversuehe mit Fleisch- und Blut¬ 
mehl als Ersatz für Hafer bei Pferden, 
v. Westmatteimann. 249. 

Gasbrand s. Rauschbrand. 

Gasödems. Zur Ätiologie, Pathogenese und 
Prophylaxe des — v. Fränkel, Franken- 
thal u. Königsfcld. 559. 

Gebühren s. Amtstierärztliche Untersuchungen. 
Geburtshilfe s. Mutterkorn, Hypamin, Coluitrin. 
Geburtshilfe. (Ringhaken, Drahtsäge.) Aus 
der — v. Woltmann. 460. 

Geflügel s. Fütterung, kleine Haustiere, 
Huhn, Hühnerpest, Tuberkelbazillen. 
Geflügelmast s. Blut. 

Gelenkrheumatismus und verwandter Zustände 
mit Antiarthryl (50proz. Melubrinlösung). 
Die intravenöse Behandlung des akuten 
und chronischen — v. Halbey. 415. 
Gelenkwunde. „Abscös de fixation“ und pe¬ 
netrierende — v. Bouwman. 390. 




VI 


lienchibcutöchuidungfcn. Gerichtliche 
Tiermedizin s. Abdecker (Begriff). An¬ 
zeige von Viehseuchen. Gutachten. Hack- 
tleiscb. Kriegsverwendungsfähige Pferde. 

Gerichtsentscheidungen, gerichtliche Tier¬ 
medizin s. Mondblindheit. 

Gerichtspraxis s. Fleischvergiftung. 

Geschlechtsbildung s. Kohabitationstermin. 

Geschwülste s. Botryomjkom. Choleste¬ 
atome. Ncoplasmen. Sarkom. 

Geschwürsprozesse nicht rotziger Natur in der 
Nasenscheidewand unter den Pferden des 
Beskidenkorps. Epidemisch aufgetretene 
— v. ßottschalk. 128. 

Gesetzes Hengstkörung. Ministerialerlasse. 
Hechts fragen. 

Gestüte s. England. 

Girardinus. Über Massensterben von — 
v. Schauer. 202. 

Glasaugen für Pferde. 144. 

Glyzerin-Boluspaste. Über Versuche mit der 
heißen — v. Max. 64. 

Goethe und das Veterinärinstitut in Jena. 609. 

Griebenwurst. 488. 

Gutachten siehe Landesveterinäramt unter 
Preußen. 

Haarfarbe s. Räude. 

Hackfleisch. Verfälschungen von — 8. 

Hämoglobinämie. v. Görig. 223. 

Hämoglobinurie der Rinder. Schutzimpfung 
gegen die — 47. 

Hafer für die Tierhalter. Weitere Freigabe 
von — 444. 

Haferersatz s. Fleisch- und Blutmehl. 

Händewaschen (Händedesinfektion) ohne Seife, 
v. Hocht. 546. 

Handsclmhersatzfrage. Zur — von v. Herff 
und Hüßsy. 474. 

Harnblasen-Inversion bei der Stute, v. Jöhnk. 

449. 

Häute s. Milzbrand. 

Hautbluten beim Rinde. Ein Fall von — 
v. Knuth. 217. 

Hautentzündungen beim Pferde. Ein Beitrag 
zur Behandlung nässender — v. Zamba. 
619. 

Hauterkrankungen s. Furunkel. 

Hauthorn b. Hornbildung. 

Hautrotz ähnliche Furunkulose, v. Trazner. 
307. 

Heidekraut (Calluna vulgaris) als Futtermittel. 
Das — 69. 

Hengstkörung. Ein sächsisches Gesetz über 
die — 55. 

Hengstkörung in Oldenburg i. Gr. 24. 

Hengstkörungsgesetz. Das neue sächsische — 
140. 

Hengstmarkt in Oldenburg. 611. 

Heues. Tödliche Vergiftungen bei zwei 
Pferden nach Aufnahme von in Fäulnis 
mit Schimmelbildung übergegangenen — 
v. Koerner. 390. 

Heu- und Strohlieferung für das Heer. 311. 

Heuschrecken 8. Coccobacillus. 

Hippologische Bemerkungen zu den Reiter¬ 
statuen Anatomische und — v. Zimmer¬ 
mann, 393. 406. 

Hochschulwesen und Unterricht s. 
Österreich-Ungarn. — Tierärztliche Hoch¬ 
schule in Berlin. 36. 56. 108. 119. 144. 
204. 261. 275. 276.287.480. 551.564.588.622. 


— Tierärztliche Hochschule in Dresden. 72. 
168. 179. 216. 276. 372. 408. - Tierärzt¬ 
liche Hochschule in Hannover. 23. 108. 
263. 264. 420. 622. — Tierärztliche Hoch¬ 
schule in Leipzig. 468.—Universität Gießen. 
(Veterinärmedizinische Fakultät.) 156.420. 
— Universität München. (Veterinär¬ 
medizinische Fakultät.) Müller 412. — 
Veterinär-medizinische Fakultät der Uni¬ 
versität Zürich. 60. — Beginn des Baues 
der neuen Tierärztlichen Hochschule in 
Leipzig. 420. — Die deutschen Hoch¬ 
schulen im dritten Kriegssemester. 311. — 
Die deutschen Hochschüler unter den 
Waffen. 552. — Ehrenpromotion des Kron¬ 
prinzen des Deutschen Reiches durch die 
Tierärztliche Hochschule in Berlin. 622. — 
Generalfeldmarachall v. Hindenburg Ehren¬ 
doktor der Veterinärmedizin. 622. — 
Jahresbericht der königl. Ungar. Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Budapest für das 
Studienjahr 1915/16. 419. — Verzeichnis 
der im Prüfungsjahr 1914/15 approbierten 
Tierärzte. 359. 

Hoden s. Neoplasmen. 

Hoden und die akzessorischen Geschlechts¬ 
drüsen des Kaninchens. Die — v. Zira- 
mermann A. 17 . 

Holland s. Viehausfuhr. 

Holzpräparaten, besonders von Holzschliffen 
bei der Fütterung der Pferde. Zur Ver¬ 
wendung von — v. Ellenberger. 501. 

Hornbildung, sog. Hauthorn, beim Kind. 
Pathologische — v, Imbach. 19. 

Huf s. Rebe. 

Hufbeschlag im Felde, v. Habacher 70. 

Hufeisen in der Geschichte. Das — v. NaigelA 

347 . 

Hufeisen mit Schraubstollen. Erfindung der — 
71. 

Hufknorpelfistel. Behandlung der — v. Ko- 
vänyi. 199. 

Huf knorpelfisteln. Zu den — v. Fuchs. 439. 

Huhn s. Fraktur. Paralyse. Rachitis. Tuber¬ 
kelbazillen. 

Hühnereiern. Über bakterielle Infektion von 

— v. Postolka. 572. 

Hühnerpest. Über — v. Kraus u. Loewy. 367. 

Hühnerpest. Untersuchungen über das Virus 
der — v. Doerr u. Pick 162. 367. 

Hund s. Akarus. Fälle. Fettgewebsnekrose. 
Fibrosarkom. Fremdkörper. Kleine Haus¬ 
tiere. HydrocephaluB. Kaumuskelkrampf. 
Labyrinth. Luxation. Osteomalacie. Ra¬ 
chitis. Strychnin. Tuberkulose Fälle. 

Hund Rolf von Mannheim. Über den denkenden 

— v. Neumann. 479. 

Hundesteuer im besetzten Frankreich. Ein¬ 
führung der — v. J. A. Hoffmann. 323. 

Hydrocephalus internus beim Hund. v. Jakob 
293. 

Hygiene s. Fleischerlehrlinge. 

Hypamin bei ungenügenden Wehen, v. v. Ve- 
lasco. 595. 

Hypophysenextrakte auf die Magensaftaus¬ 
scheidung und die Drüsensekretion im 
allgemeinen. Über die Wirkung der — 
v. Pal. 484. 

Ichthyococcus ovatus. Über die ösophagua- 
papillen von — v. Gerhardt. 201. 

Ichtyologiske Notiser. v. Otterström. 201. 


lk&phthiBol. Die Bekämpfung der Pferdelaus 
mit — v. Mayr. 279. 

Indol- und Tryptophanumsatz der Bakterien. 
Quantitative Untersuchungen über den — 
v. Herzfeld u. Klinger. 819. 

Influenza der Pferde mit Cholera- und Typhus¬ 
vakzin. Die Behandlung der — v.Beck. 484. 

Injektion s. Neurektomie. 

Italien: s. Arzueimittel. 

Jahres - Veterinärberichte. (Preuß. Minist.- 
Erlaß.) 68. 

Jod im Urin, Speichel und in anderen Körper- 
flüssigkeiten. Der einfachste und schnellste 
Nachweis von — v. Schumacher. 20. 

Kalb: s. Milzdrehung. Mißbildung. 

Kälberschlachtung in Österreich. Aufhebung 
der Beschränkungen der — 81. 

Kalihypermangan s. Schlange. 

Kaltschlachtungen. Erkennung von — (Gut¬ 
achten des preuß. Landesveterinäramtes.) 
64. 

Kalzine s. Morbus maculosus. 

Kampferöles. Die blutstillende Wirkung des 
subkutan angewandten — v. Volland. 248. 

Kaninchen: s. Hoden. 

Kaninchen und zahmen Pelzkaninchen. 
Kreuzungsversuche zwischen Wild- — v. 
Zimmermann. 213. 

Kaninchenfellverwertung. Zur — 489. 

Kaninchenzucht. Förderung der — (Preuß. 
Minist.-Erlaß.) 489. 

Karpfenkrankheiten. Über — v. Fiebiger. 201. 

Kartoffel als Pferdefutter. Die — 117. 

Kartoffeln an Milchkühe. Fütterung von — 117. 

Kartoffelverfütterung. Beschränkung der — 
189. 

Kastration auf den Larynx der großen Haus¬ 
säugetiere. Über den Einfluß der — v. 
Schreiber. 523. 

Kastration der Stuten. Eine Modifikation in 
der Technik der — v. Gräub. 19. 

Kastration der Stuten vom Leistenkanal aus 
(Inguinal-subperitoneale Ovariotomie). Die 
— v. Weischer. 445. 

Kastration s. Eierstockentzündung. 

Kasuistik s. kleine Haustiere. 

Katze: s Akarus, kleine Haustiere. 

Kaumuskelkrampf (mastikatorischer Gesichts¬ 
krampf) beim Hund. Klonischer — v. 
Jakob. 290. 

Keblkopfpfeifens. Zur operativen Behandlung 
des — v. Schwenclimann. 18. 

Kennzeichnung von Waren. Äußere — (Bek. 
d. Reichskanzlers.) 368. 

Kleievergiftungen, v. Nevermann. 325. 

Kleievergiftungen, v. Lorscheid. 398. 

Kleine Haustiere und dem pharmakologischen 
Institut der Reichstierarzneischule zu 
Utrecht (Holland). Mitteilungen aus der 
Klinik für — v. Jakob. 349. 361. 

Knochenbrüchigkeit der Haustiere. Maßregeln 
gegen die — 152. 

Koagulen-Verbandstoff. 276. 

Kohabitationsterraines für die Befruchtungs¬ 
fähigkeit der Frau und für die Ge¬ 
schlechtsbildung des Kindes. Bedeutung 
des — v. Siegel. 515. 

Koitus. Vagina und Uterus der Pferdostute 
in ihren Reaktionen auf den — v. Hutschen 
reiter. 21. 




vn 


Kolik 0 . Coecum. Darm kün krem ent. 

Koloniales Veterinärwesen s. Antilope 
Deutsch-Ostafrika. Rttckfallfieberzecken. 
Südwestafrika. 

Kolumbäcser Fliegen verursachte Erkran¬ 
kungen. Von — v. Schmidt. 199. 

Komplement s. Dialysierversuch. 

Konfiskate s. a. Tierkadaver. Tierkörpermehl. 

Konfiskate an Scblachthöfen. Zur Frage der 
besseren Verwertung der — v. Olt. 123. 

Konglutinationsmethode für die Serodiagnose 
der Rotzkrankheit der Pferde. Unter¬ 
suchungen über die Brauchbarkeit der — 
v. Waldmann. 259. 

Körung 8. Sachsen. 

Körungen in Preußen 1913. Die — 140. 

Kraftfuttermittcl. Giftige und schädliche — 9. 

Kremulsion R, Kresolseifenlösung technisch 
uud Kresolseifenlösung T extra, v. Reich. 
416. 

KresolVergiftung bei Pferden, v. Reinhardt. 

438. 

Krieg s. Deutsch-Ostafrika. Eier. Eisernes 
Kreuz. England. Fahrradverkehr. Feld. 
Feldhilfsveterinäre. Feldschlächtereien. 
Feldunterveterinäre. Fleisch. Fleisch¬ 
sendungen. Frankreich. Frontveterinär. 
Futter. Futterstoffe. Fütterung. Huf¬ 
beschlag. Hundesteuer. Landesfleischamt. 
Leimleder. Massenspeisung. Ministerial¬ 
erlasse. öle und Fette. Pferd. Reichs-' 
fleischstelle. Rinderpest. Sanitätskunde. 
Schafbestände. Stallbauten. Tierseuchen. 
Trichinenschauer. Veterinäroffiziere. Vieh¬ 
handel. Viehverluste. Wasserpest. Zug¬ 
ochsen. — Ehrentafel der Veterinäre 
und Kriegswoche in jeder Nummer. — 
Ehrentafeln. 405. — „Feldgrau 1914/15“, 
Verein für Kriegswohlfahrt. 60. — Die 
4. Kriegsanleihe. 132. — Vierte Kriegs¬ 
anleihe (Ergebnis). 156. — Fünfte Kriegs¬ 
anleihe. 468. 492. — Kriegsausstellungen. 
216. — Kriegsernährungsamt. 261. — 
Kriegsfleisch. 261. — Kriegsfürsorgeein¬ 
richtung f. d. Preuß. Tierärzte. 58. 141. 
154. 179. 226. 227. 334. 382. 454. 539. 
551. 560 564. 588. 610. — Kriegsfürsorge¬ 
fonds ira Königreich Sachsen. 119. — i 
Reichs - Buch - Woche vom 28. Mai bis j 
3. Juni. 240. — Vom Eisernen Kreuz. 
371. — Vom Weihnachtsfeste unserer 
Feldgrauen. 11. — Weihnachten 1915. 
11. — Zeichnet die vierte Kriegsanleihe 1 
120. — Zeichnet die fünfte Kriegs¬ 
anleihe! 431. — Zeichnet die fünfte 
Kriegsanleihe. 456. — Krieg im Osten. 
Der Winter 1915/16 in veterinärer Be¬ 
ziehung im Stellungs-v. Boemer. 190. 

203. — Kriegsbesoldung der approbierten 
Tierärzte. Zur — 167. — Kriegsbesoldung 
für Offiziere und Offiziersstellvcrtreter. 
Änderung der — 467. — Kriegsblindcn- 
hunde. 479. — Kriegsernährungsamt un¬ 
terstellten Kriegsorganisationen. Die dem 
— 587. — Kriegs ernährungsamt. Vom — 
408. — Kriegsfürsorge. Zur — 82. 251 j 
— KriegBfürsorgeeinrichtung für die | 
preußischen Tierärzte. 58. — Kriegsfür¬ 
sorgeeinrichtungen der Tierärzte. Be¬ 
schaffung von Beiträgen für die — v. 
Bach. 226. — Kriegsgefangene. Abgabe t 
wissenschaftlicher Fachliteratur für! 


deutsche — 859. — Kriegsjahr. An- 
i rechnung des Jahres 1916 als -- (Preuß. 

| Minist.-Erlaß). 179. — Kriegspferde, 
j Französische — 240. — Kriegspferden. 

I Der amerikanische Handel mit — 193. 
— Kriegsvenvendungsfähige „Pferde* an¬ 
zusehen? Sind 27 a jährige Fohlen als — 

, 431. 

1 Kriebelmücke, Siuiulium reptans L. Vieh- 
1 Verluste in den Niederungen der Leine 
I und Aller durch die Stiche der — v. 

Matthiesen u. Beutler. 373. 
Kriebelmücken. 228. 

Kriebelmücken, v. Grawert. 377. 

Kupieren der Schweife der belgischen Pferde. 
Gegen das — 140. 

, Kupieren des Schweifes — eine Tierquälerei? 
i v. J. A. Hoffmann. 622. 

Kurpfuscherei und Verwandtes. Kur- 
] pfuschereiwesen s. Brunstin. — Kur- 

, pfuscherei, Geheiminittelwesen und Arznei- 

, handel in Frankreich, v. Hoffmann, J. A. 

45 . 57 . 

I 

! liabyrinth) beim Hund. Reizung im linken 
l Vorhofbogengangapparat (linkes — v. 

! Jakob. 291. 

| Landesfleischamtes und von Provinzialfleisch- 
1 stellen. Errichtung eines — (Preuß. 

Minist.-Erlaß.) 451. 

Landgestüte. Die ostpreußischen — 55. 
Landwirtschaftlichen Verwaltung. Etats der 
— 131. 

Landwirtschaftsrat. Vom Deutschen — 480. 1 
Läuse s. Jkaphthisol. 

i Leberegelkrankheit, ihre Behandlung und Be- 
1 kämpfung. Die — v. Marek. 73. 85. 97. 
Leberpasteten. Ausländische — 488. 
i Lecutylbehandlung der Tuberkulose. Die — 

| v. Strauß. 78. 

t Leimleder. Bestimmungen über den Verkehr ! 
I mit — 104. I 

| Leukämie s. Lymphozytomatose. 
Leukämischen Rinderblutes. Beitrag zur 
Morphologie des normalen und des — 
v. du Toit. 381. 

Leukozyten. Über den Einfluß von Salz¬ 
lösungen auf das phagozytäre Vermögen 
der — v. Pfenninger. 241 . 

Leukozytose s. Phagozytose. 

Lolium temulentum. Vergiftungen durch — 
v. Schmitt. 222. 

Lungenblutung bei einer mit Thrombose der 
Lungenarterie behafteten Kuh. über einen 
Fall von tödlicher —- v. Wyßmann. 102. 
Lungenentzündung der Pferde (Österr.-Ung. , 
Kriegsminist.-Erlaß.) 214. 
Lungenschwimmprobe. Zur Bewertung der — 
v. Schönberg. 163. 

Luxation des Ellenbogengelenks bei einem 
Hunde. Ein Fall von kompletter — 
v. Droß. 544 . [ 

Lymphknoten des Rindes. Über eigenartige , 
Gefäßwucherungen in den — v. Claußen. 
499. . I 

Lymphknoten, über rote oder — v. Zimmer¬ 
mann, A. 499. j 

Lymphozytomatose des Rindes. Unter¬ 
suchungen über die — v. Knuth u. Volk¬ 
mann. 378. 

Lysolvergiftungen. Zur Kasuistik der — 
v. Aronsohn. 258. 


Magervieh aus Dänemark und Schweden. 28S 
Magneten zur Ausziehung von Geschoß- 
splittem. 431. 

Malignes ödem und Gasbrand, v. Lorscheid. 
559. 

Mallein-Augenprobe. Tuberkulose (?) beim 
Pferd mit positiver Reaktion auf die — 
v. Schmitt. 135. 

Malleiu-Augenprobe. Zweifelhafte Reaktionen 
bei der — v. Hübner. 462. 

Mallein (Malleinum siccum Foth) und die 
Augenprobe. Über das Trocken- — 
v. Foth. 306. 

Malleinisierter Pferde bei der Blutunter¬ 
suchung. Die Erkennung gesunder sub¬ 
kutan- — v. Kranich. 259. 

Malleinum siccum Foth. v. Schmidt, J. 412. 
Mallein s. Rotz. Rotzbekämpfung. 

Malleins auf die Lidbindehaut. Nachteile der 
Einpinselung des — v. Füsi. 235. 
Margarine. Über — v. Reuter. 404. 
Massenspeisungen. 298. 

Mauke. Ein Beitrag zur Behandlung der 
v. Heitzenroeder. 212. 

Maultier und seine Zucht. Das — v. Soko- 
lowsky. 591. 

Maul- und Klauenseuche der Schweine. Über 

— v. SzölyeB. 7. 

Maul- und Klauenseuche. Die Bekämpfung 
der — v. Heß. 618. 

Maul- und Klauenseuche iui Pansen des 
Rindes auftretenden Veränderungen. Die 
bei — v. Kallert. 114. 

Maul- und Klauenseuche mit „Rindol“. Ver¬ 
suche zur Bekämpfung der — v. Matthiesen 

u. Glässer. 109. 

Maul- und Klauenseucheerregers. Zur Frage 
der Entdeckung des — v. Zschokke. 6. 
Medizin. Gegen englische — 24. 
Meerschweinchenfellverwertung. Aufruf zur 
Beteiligung an der — 60. 

Methylenblau s. Enteritis. 

Methylenblau (Hoechst). Zur Heilung der 
Schweinepest und Schweineseuche durch 

— v. Martens. 397. 

Methylenblau medicinale Hoechst. Versuche 
zur Seuchenbekämpfung mit — v. Raebiger 
& Rautmann. 253. — Bemerkungen hierzu 

v. Martens. 281. — Erwiderung v. Raebiger 

378. 

Methylenblausilber, v. Kraemer. 41 . 

Milch, Milchhygiene s. Streptokokken. 
Tuberkulose. 

Milch. Nachteilige Wirkung derRübenftttterung 
auf die — v. Rolle. 7. 

Milch. Studie Ader die reduzierenden Eigen¬ 
schaften der — v. Samsula. 43. 

Milch. Über gesalzene Handels- — v. Reiß. 8. 
Milch und septische Angina, v. Capps u. 
Davis. 103. 

Milchabsonderung bei einem Saugfohlen, 
v. Kreika. 450. 

Milchgewinnung im Stalle. 284. 

Milchkühe. Das Abschlachten der — 512. 
Milchkühen. Erzeugung von Fett. Zug- und 
Nutztiere. Mangel an — 513. 

Milchpreise. Regelung der — (Preuß. Minist - 
Erlaß.) 43. 

Milchproduktion während der Kriegszeit. 
Über die — 512. 

Milch- und Buttermangel. Zum Vieh — 297. 
Milchwirtschaft in der Türkei. Die — 28M, 




VIII 


Militärveterinärweseu a. Feldhiü’sveteri- 
närc. Feldunterveterinäre. Kriegsjahr. 
Ministerialerlasse. Stabsveterinär. Ve¬ 
terinäroffizierkorps. 

Milz. Über die Funktionen der — v. Hirsch- 
leid. 271. 

Milzbrand s. Anthrakupepsie. Fleischbeschau- 
statistik. 

Milzbrandbazillen aus Bakteriengemischen 
durch Ansschüttelung mit Kohlenwasser¬ 
stoffen (Äther Petrolei und Pentan). Zur 
Frage des Nachweises von — v. Danek. 53. 

Milzbrand beim Schwein, v. SzMyes. 53. 

Milzbrand bei Schweinen, Fischen und Hatten. 
Untersuchungen über den — v. Miessner 
und Ltitje. 54. 

Milzbrand der Schweine. Schutz- und Heil¬ 
impfung gegen — v. Szäsz. 605. 

Milzbranddiagnose mit besonderer Berück¬ 
sichtigung des mikroskopischen Nach¬ 
weises. Ein Beitrag zur Bewertung der 
Methoden für die bakteriologische und 
serologische — v. Pfeiler u. Scheyer. 25. 

Milzbrand. Impfung gegen — (Preuß. Minist. - 
Erlaß.) 176. 

Milzbrandsporen an Häuten und Fellen durch 
Natronlauge. Die Abtötung von — v. 
Hailer. 53. 

Milzbrand- und Pseudomilzbrandbazillen mit¬ 
tels Hämolyse. Beitrag zur Differential- 
Diagnose von — v. Sirk. 605. 

Milzbrand und Rauschbrand impfen? Darf 
man zugleich gegen — v. Szäsz. 606. 

Milzbrand. Untersuchungen über kapsellosen 
— v. Bail. 52. 

Milzdrehung bei einem Kalbe. 272. 

Milzruptur. Zur Frage des postoperativen 
Blutbildes und zur Diagnose der trauma¬ 
tischen — v. Brunzel. 499. 

Ministerialerlasse s. Amtstierärztliche 
Untersuchungen. Blut. Bundesrat. Ein¬ 
fuhr von Renntierfleisch. Farn. Feldhilfs¬ 
veterinäre. Felduntcrveterinäre. Fett. 
Fleisch. Flcischbeschauer. Fleischbeschau¬ 
gesetz. Fleischbeschaustatistik. Fleisch¬ 
versorgung. Jahres-Veterinärberichte. Ka- 
inchenzucht. Kriegsjahr. Landesfleischamt. 
Milchpreise. Milzbrand. Nahrungsmittel¬ 
verkehr. Nahrungs- und Genußmittel. Nitrit. 
Österreich-Ungarn. Räude. Renntierfleisch. 
Rotlauf. Rotlaufimpfung. Hachsen. Schaf¬ 
bestände. Schlachtverbot. Schweinefleisch 
Schweinepreise. Schweinefleischpreise. 
Stabsveterinäre. Tierärzte. Tierärzte¬ 
kammern. Tierkadaver. Tierkörper. Ve¬ 
terinärberichte. Veterinäroffiziere. Vieh 
(ausländisches). Viehbestände. Viehhandel. 
Wasserpest- 

Mi ßbildungcn bei einem Kalbe, v. Dierkes 

353. 

Mondblindheit, über — v. Keber. 594. 

Morbus raaeulosus. Kalzinebci — v.Kraemer.41. 

Morbus maculosus. über zwei mit Kalzinc 
behandelte, Fälle von — v. Löffler. 344. 

Motorbetriebsstoffe. Ein neues Prüflingsgerät 
für leichte — 180. 

Möwen s. Fischkrankheit. 

Muskelrheumatismus beim Pferde. Akuter — 
v. Gräub. 415. 

Mutterkornpräparat, zugleich ein Beitrag zur 


Nahrungsmittel s. Saatkrähen. Hpeck. 
Speisefett. 

Nahrungsmittelverkehrs. Schärfere polizei¬ 
liche Überwachung des — (Preuß. Minist.- 
Erlaß.) 346. 

Nahrungs- und Genußmittel. Maßnahmen 
gegen den Vertrieb verfälschter usw. 
(Preuß. Minist.-Erlaß.) 8. 

Nahrungs- und Genußmitteln. Gegen die irre¬ 
führende Bezeichnuug von — (Preuß. 
Minist -Erlaß.) 346. 

| Narkophinals Ersatz für Morphium, v. Pollaek. 
571. 

Neoplasmen im Hoden bei Tieren. Vorkom¬ 
men und Charakteristik der — v. Schlegel. 

469 . 481 . 

| Neosalvarsan s. Rehe. Rotz. 

[ Neosalvarsaninjektion. Zur Technik der in¬ 
travenösen — v. Fuchs. 571. 

Neurektomie und ihr Ersatz durch Injektion. 

Die — v. Flick. 473. 

Neuzüchtungen. 178. 

Nitrit bei der Herstellung von Pökelfleisch 
und bei der Wurstbereitung. Verwendung 
von (Preuß. Minist.-Erlaß.) 369. 

Ölen aus bisher nicht benutzten Quellen. Be¬ 
schaffung von — 487. 

öle uud Fette. Vom Kriegsausschuß für — 417. 
Öle und Fette zu technischen Zwecken. Ver¬ 
bot der Verwendung pflanzlicher und 
tierischer — (Erlaß des Bundesrates) 32. 
Optoehin-Amaurose. v. Feilchenfeld. 199. 
Osteomalacie der Kopfknochen beim Hund, 
v. Jakob. 291 . 

österrreich-Ungarn s. Arzneimittel. Hoch¬ 
schulwesen. Kälberschlachtung. Lungen¬ 
entzündung. Pferde-Krematorium. Rinder¬ 
zucht. Tierärzte. Zugochsen. Aus Öster¬ 
reich. 575. Aus Ungarn. 310. 586. 

Paralyse des nerv, vestibularis beim Huhn. 

Linksseitige — v. Jakob. 292. 
Parapbiraosis s. Phimosis. 

Paratyphus A-Bazillus. Zur Verbreitungs¬ 
weise und bakteriologischen Diagnostik 
des — v. Bieling. 534. 

Paratyphus A. Zur Kenntnis des — v. Leh¬ 
mann. 534. 

Penislähmung. Über einen Fall von — v. 
Dietrich. 472 . 

Perhydrit-Stäbchen bei eiternden Wunden. 

Über die Verwendung von — v. König. 248. 
„Perkaglyzerin Winkel“ als Glyzerinersatz 
in der Dermatologie, v. OdstrMl. 583. 
„Perkaglyzerin Winkel“. Über therapeutische 
Erfahrungen mit — v. Mayer, P. 583. 
Persönliches: Auszeichnungen: Baum 
12. Seber 24. Ritzer 72. Dietrich 84. 
180. Hauptner 180. Pirl 191. Tempol 192. 
Nevermann 214. Müllauer 372. — Be¬ 
rufungen, Ernennungen, Beför¬ 
derungen, Habilitationen usw.: 
Schütz 12 Flick 12. Dutschmann 12. Pirl 
191. Richter 191. Breuer 310. Guotb 310. 
Goltz 347. Bohrisch 372. Goltz 408. 
Bongert 408. Rieck 408. Bützler 408. von j 
Ostertag 442. Ileißmann 442. Müller 442. 
Kolle 588. Sachs 588. Morgenroth 588. j 
Geburtstage: Boether 190. Bührmann 


Rickmann 118. Liebener 131. Minor 190 
| Trogisch 214. Ledermann 251. Hofer 347. 

Schräder 358. Kampmann 419. Wagner 
515. Stern 609. Scbultze 609. — Ver. 
schiedenes: Continental Co. 144. Scheer 
287. Schwcnsky 310. Schmaltz 430. 
Petechialfieber beim Pferd. Vier mit Lands¬ 
berger Serum nach Jensen geheilte Fälle 
! von — v. Fröhner. 277. 

Petechialfiebers beim Pferde mit Landsberger 
! Serum nach Jensen. Die Behandlung des 

j — v. Reinhardt. 436. 

j Petroleum. Vergiftungserscheinungen bei einem 
j Pferde nach Einreibung mit — 390. 

Pferd s. Anämie. Arterie. Befruchtung. 

Botryomykom. Cholesteatome. Conus 
, medullaris. Darmkatarrhe. Digipuratum. 
j Distraktionsklammerverbände. Eierstock¬ 

entzündung. Erschöpfung. Fohlenlähme. 
Fütterung. Glasaugen. Harnblaseninver¬ 
sion. Kastration. Koitus. Kupieren. 

| Muskelrheumatismus. Phimosis. Piroplas- 

| mose. Schlange. Schlundverstopfungen. 

Schrapnellwunden. Soda. Speichelstein. 

I Thrombosen. Tuberkulose (unter Mallein). 

Vergiftungen. Zwerchfellbruch. — Fleisch- 
j und Blutmehl. Fütterungsversuche. 

Pferden. Der amerikanische Handel mit 
Kriegs-192. 

Pferden in Rußland. Veränderung an deutschen 

— 396. 

Pferdebestandes. Zur Erhaltung des — 396. 
Pferdefleisch in England. 322. 
Pferdefleischvergiftungen. Die Oschatzer — 
536. 

Pferde-Krematorium in Ungarn. 24. 
i Pferdelazarett Brüssel. Mitteilungen aus dem 

— v. Reinhardt. 436. 601. 613. 
Pferdenamen. Chauvinismus und — 178. 
Pferdenasenbremse „Pferdeschutz“. 295. 
Pferdeschutz. 348. 

Pferdezucht. Fragen der sächsischen — 10. 
Pferdezucht. Zur — 138. 

Phagozytose, Chemotaxis und Leukozytose, 
j v. Frei u. l’fenninger. 385. 

1 Phagozytose s. Leukozyten, 
i Pharmazeutische Spezialitäten des feindlichen 
Auslandes. Deutsche Ersatzpräparate für 

— v. Bachem. 275. 

Phimosis im Felde. Behandlung der Para- 
phimosis und — v. von Näray. 19. 
„Pigraentspecks“ bei Schweinen. Histologische 
; Untersuchung des — v. Olt. 405. 
Pilzfütterung. Zur — v. Krause. 392. 

Piroplasmose. Die Pferde-v. Markoff. 589. 

Pockenerkrankungen in Detmold im Frühjahr 
1914. Die — v. Hesse. 546. 
Pockcniinpfschutzes. Ein Beitrag zur Be¬ 
urteilung der Dauer des — v. Hins. 546. 
Polen s. Fleischbeschau. Viehbestand. 
Pneumonie. Einiges über die Behandlung 
der — v. Fränkel. 319. 

Pneumonie. Über Abortivbchandlung del' — 
v. Klotz. 545. 

Praxis für die Praxis. Aus der — v. Zieger. 

497. 

Preßfutter. Schlundverstopfungen nach Ver¬ 
füttern von — v. Oellerich. 390. 
Preußen: s. Abgeordnetenhaus. Viehzählung. 
— Preuß. Landesveterinäramt und Beirat; 


StabilisierungarzneilicherDrogen. Über ein 396. — Todesfälle (s. a. Ehrentafel): 1 Gutachten: s. Bauchgurt. Blut (ge- 

neuartiges.konstantes v.Oppenheim.595. , Ilentschel 45. König 82. Marggraff 105. scliäclitet.er Tiere},- Brüllerkrankheit. 





IX 


Erkennung von .,Kaltschlaclitnngen u . 64. 
KaltBchlachtungen. Starrkrampf. Trächtig¬ 
keit bei Schweinen. 

Prüfungswesen. 480. 

Probierhengstes im lateinischen Amerika. 
Die Sterilisierung des — v. Lehmann. 525. 

BachitiB bei zwei Hunden und zwei Kücken, 
v. Jakob 293. 

Ratin. Versuche zur Vertilgung von Ziesel¬ 
mäusen mittels — v. Kleine 102. 

Räude s. Düngerverbrennungsofen. Pferd. 
Räudehad für Pferde. Ein praktisches — v. 
Becker. 423. 

Räude. Behandlung der Pferde— v. Ritzer. 231. 
Räudebehandlung der Pferde. Zur — v. Boerner. 

105. 

Rätidebehandlung der Pferde. Zur — v. 
Schmidt 427. 

Räudebehandlung des Pferdes und der prak¬ 
tische Tierarzt. Die — v. R. Mayer. 294. 
Räudebehandlung. Zur — v. Surmann. 510. 
Räude. Beitrag zur Behandlung der — v. 
Oyen. 106. 

Räude. Beitrag zur Behandlung der Pferde- 

— v. Eisenblätter. 185. 

Räude. Beitrag zur Behandlung der Pferde- 

— v. Masur. 234. 

Räude-Bekämpfung(Merkblatt). Bestimmungen 
über — 238. 

(Räude). Beobachtungen und Erfahrungen im 
Pferdelazarett der 6. und 2. Kavallerie¬ 
division. v. Biermann. 427. 

Räude der Pferde. (Kriegsminist.-Erlaß.) 107 
Räude der Pferde mit Rohöl. Die Behand¬ 
lung der — v. Schmidt, Jul. 421. 

Räude der Pferde mit Rohöl. Zur Behandlung 
der — v. Schmidt, J. 617 
Räude der Pferde mit Sozojodol-Hydrargyrum. 
Erfahrungen über die Behandlung der — 
v. Masur. 412. 

Räude der Pferde und ihre Behandlung. Die 

Sarcoptes-v. Knese. 185. 

Räude der Pferde. Zur Behandlung der Sar¬ 
coptes-v. Gmeiner. 427. 

Räude des Pferdes. Beitrag zur Sarcoptes 

— v. Schumann. 183. 

Räude des Pferdes. Zur Behandlung der Sar¬ 
coptes- —■ v. Richter. 433. 

Räude. Einfluß der Haarfarbe der Tiere auf 
die leichte Heilung der — v. Masur. 294. 
Räude. Erfahrungen über die Behandlung der 

Pferde-v. Reinhardt. 613. 

Räude im Felde. Rohölbehandlung. Behand¬ 
lung der Pferde-v. Babor. 511. 

Räudekranke Pferde. Badeapparat für — v. 
Ammelounx. 511. 

Räude mit Formalin. Behandlung der — v. 
Kleinpaul. 511. 

Räude. Neue Behandlungsmethode der Pferde- 

— v. Dilger. 422. 

Räudevorschriften. Ergänzung der — (Öster¬ 
reich-Ungarn.) 427. 

Räude. Zum aktuellen Thema der Pferde- 

v, Oppermann. 511. 

Räude. Zur Behandlung der — v. Titze 509. 
Räude. Zur Behandlung der Pferde- — v. 
Ritzer. 414. 

Räude. Zur Pferde- 294. 

Räude. Zur Therapie der — 427. 
Rauschbrand. Gasbrand und Geburts- — v. 
Reuter. — 559. 


Rauschbrand und Gasbrand, r. Steinbrück. 41. 
Rauschbrand und Gasbrand, v. Sachweh. 64. 
Rauschbrandimpfstoff (Emphysarcolum siccum 
Foth). Ein neuer — v. Foth. 121 . 
Rechtsfragen im Kriege. 215. 

Rehe erkrankten Pferden, über die Behand¬ 
lung von an ITuf- — v. Becker. 582. 
Rehe mit Neosalvarsan. Die Behandlung der 
akuten —■ v. Topper. 343. 
Reichsbuchwoche. Ergebnis der — 480. 
Reichsfleischstelle. Von der — 442. 
Reichskanzler s. Eier. 

Reichsverbandes der praktischen Tierärzte. 

Zur Gründung eines — v. Train. 526. 
Reiterstatuen s. Hippologie. 

Rennställcn. Tierärzte als Leiter von — 168. 
Renntierfleisch. Einfuhr von — (Preuß. 
Minist-Erlaß.) 69. 

Rind s. Abortus. Bos indicus. Dasseln. 
Enteritis. Fremdkörper. Hautbluten. Horn¬ 
bildung. Kriebelmücke. Leberegelkrank¬ 
heit. Lungenblutung. Lymphozytoma¬ 
tose. Sarkoptes. Soda. Streptokokken. 
Vergiftungen. Zugochsen. 

Rinderpest (Merkblatt;. Übcrdie(orientalische) 
- 71. 83. 

Rinderpest und Aphthenseuche, v. Hutyra. 6. 
Rindertalg und diesem ähnlichen Fetten in 
Schweineschmalz. Verfahren zum Nach¬ 
weis von — 9. 

Rinderzucht in Ungarn. Der gegenwärtige 
Stand der — B6k6ssy. 116. 

Rindol s. Maul- und Klauenseuche. 
Roborin-Kraftpulver. über — v. Fleischhauer. 

284 . 

Roboszucker, ein wertvoller Haferersatz. Blut- 
Verwertung und — v. Lund. 117. 

Rohöl s. Räude. 

Rotlaufs. Mitwirkung der Fleischbeschauer 

bei Bekämpfung des Schweine-(Preuß. 

Minist.-Erlaß.) 4b7. 

Rotlaufimpfung. (Preuß. Minist.-Erlaß.) 381. 
Rotlaufimpfung. (Preuß. Minist-Erlaß.) 444. 
Rotlaufimpfung durch Laien. (Preuß. Minist- 
Erlaß.) 492. 

Rotlaufimpfung. Zur — v. Lucas. 444 . 
Rotlaufserum bei Schweinen. Ober Impf-Miß- 
erfolge mit — v. Becker. 544 . 
Rotlaufserumabgabe. 552. 

Rotlaufseuehe. Zur Impfung der Schweine 
gegen die — v. Caeramerer. 483 . 
Rotlaufverluste im Sommer 1915 nach Ver¬ 
wendung des Susserins. Starke Impf- — 
v. Rahne. 219 . 

Rotlauf Verluste im Sommer 1915 nach Ver¬ 
wendung des Susserin“ von Dr. Rahne, 
Schönebeck a. E. in Nr. 19 der B. T. W. 

1916. Zum Artikel „Starke Impf- 

v. Thum. 365. 

Rotz s. Ablenkungen. Geschwürsprozesse. 

Hautrotz. Konglutination. 

Rotz. Eine chemische Zustandsänderung des 
Pferdeserums bei — v. Kranich u. Dereser. 
343. 

Rotz, Lungenseuche und Rinderpest in Han¬ 
nover. II.Demonstrationskursus über'— 23. 
Rotz, Räude und Fütterungsversuche. III. 

Kriegskursus in Hannover über — 263. 
Rotz und seine diagnostischen Hilfsmittel. 

Der — v. Schneider. 462. 

Rotzes. Beiträge zur Diagnostik des — 
v. Schmidt. 181 . 


Rotzansteekungs verdächtigen Pferdebestamh 
, Ergebnisse der Blutprobe und der Mal 

I leinaugenprobe in einem — v. Peter. 337. 

I Rotzbekämpfung im Kriege, v. Berrär. 235. 

Rotzkranker Pferde. Der Gehalt an agglu¬ 
tinierenden, präzipitierenden und kom- 
plementablenkcnden Substanzen im humor 
aquaeus und humor vitreus sowie in an¬ 
deren Körperflüssigkeiten — v. Borchert. 
235. 

Rotzkrankheit. Die Bedeutung der Mallein¬ 
augenprobe als diagnostisches Hilfsmittel 
bei der Bekämpfung der — v. Bongert 461. 
| Kotzkrankheit. Mitteilungen über die Sero- 
I diagnose der -- v. Pfeiler. 169. 

I Rotzkrankheit. Mitteilungen über die Sero- 
! diagnose der — v. Pfeiler. 301 313. 327. 

| 340. 354. 

j Rotz- und Rinderpest an der Tierärztl. Hoch¬ 
schule zu Berlin. Vorträge über — 36. 47. 

Rotz und Rinderpest in Berlin. Vorträge 
über — 108. 119. 

Rotzuntersuchungen größerer Pferdebestände 
mit Mallein-Augenprobe und Blutprobe, 
i Entgegnung auf die Ausführungen Dr. 

i Pfeilers in dem Referat über die Arbeit 

von Fröbner: „Ergebnisse der im Auf- 
| trage des Preußischen Landwirtschafts- 

| ministeriums vorgenommenen vergleichen- 

I den — v. Waldmann. 570. 

i Rotzuntersuchungen größerer Pferdebestände 
| mit Mallein-Augenprobe und Blutprobe. 

Ergebnisse der im Auftrag des Preußischen 
| Landwirtschaftsministeriums vorgenomme- 

I neu vergleichenden — v. Fröhner. 462. 

Rübenfütterung s. Darmkatarrhe. Milch. 

Rückenmark s. Conus medullaris. 

| (Rückfallfieberzecken) auf dem afrikanischen 
Warzenschwein. Eine Beobachtung über 
das Vorkommen von Argasinen — v. 
Schellhase. 597. 

Rundfrage aus deine Feld 372. 

Saatkrähen als Nahrungsmittel. 272. 

Sachsen (Kgr.) s. Arzneipflanzen. Feld¬ 
unterveterinäre. Hengstkörung. Pferde¬ 
zucht. Schlachtungen. Besuch des Königs 
Friedrich August im Pferdelazarett Thekla. 
60. Besuch des Königs von Sachsen im 
Ersatz-Pferdedepot und Pferdelazarett in 
Seidnitz bei Dresden. 335. Das neue 
sächsische Ilengstkörgesetz. 140. Die 
türkischen Abgeordneten im Dresdner 
städtischen Schlacht- und Viehhofe. 335. 

Salizylsäure s. Furunkel. 

Salmoniden von Kamtschatka. Entoparn- 
siten aus — v. Zschokke u. Heitz. 202. 

Salmonidenleber im gesunden und kranken 
Zustand. Die — v. Plehn. 202. 

Salvarsan s. Arsanil. Neosalvarsan. 

Salvarsanapplikation. Eine einfache Methode 
der — v. Schumacher. 90. 

Salzlösungen s. Leukozyten. 

Salzsäure-Tierkohle. Behandlung der gastro- 
genen Diarrhöen mit — v. Porges. 248. 

Samenstrangentzündung bei Wallachen. Unter¬ 
suchungen über die Entstehung der chro¬ 
nischen — v. Goller. 282. 

Sanitätshund. Vom — v. Oeller. 442. 

Sanitätsbunde. Die Kriegsarbeit der — 84. 

Sanitätshunde in Jena. Vom Lazarett für — 
479. 



- X 


^anitätsbunde. Lazarett ftir — 240. 

SarcopteB s. Räude. 

Sarcoptesräude bei Rindern. Seuchenartig 
auftretende — v. Preßler. 31. 

Sarkom der Niere. 223. 

Satteldrucknarben. Über — v. Bartal. 430. 

Saumdienst. Elementares, betreffend d»>n — 
v. Schwyter. 596. 

Schaf 8. Bradsot. Leberegelkrankheit. 

Schafbestände. Dnrchhaltung der — (Preuß. 
Minist.-Erlaß.) 165. 

Schafräude. (Preuß. Minist..-Erlaß.) 344. 

Scbilddröscnsekrets und Methoden zu ihrem 
Nachweis. Die physiologischen Wirkungen 
des — v. Asher. 485. 

Schlachtabfälle. Allgemeine Vorschläge zur 
besseren Verwertung der Kadaver und — 
475. 

Schlachtabfälle s. a. Tierkörper. 

Schlachten tragender Kühe. 44. 

Schlachthofwesen s. Bundesrat. Blut. 
Fottcr. Konfiskate. Ministerialerlasse, j 
Tierkadaver. Tierkörper. Tierkörperraehl. | 

Schlachthof Breslau. 420. 

Schlachthofabfälle als Viehfutter. 525. 

Schlachtungen. Rechtzeitige Zuziehung des 
Tierarztes bei — 336. 

Schlacht* und Viehhofe zu Dresden. Die 
Militärbevollmächtigten der neutralen 
Staaten im — 359. 

Schlachtverbot für Rindvieh. (Preuß. Minist.- 
Erlaß.) 223. 

Schlachtviehmärkte. Organisierung der — 44. 

Schlange (Horn-Viper) am Kopf gebissenen 
Pferdes durch Tracheotomie und sub¬ 
kutane Injektion von Kalihypermangani- 
cum. Heilung eines von einer — v. Mit- 


Speichelsteinen. Störung des Allgemeinbefin¬ 
dens bei einem Pferde infolge von — 
v. Starck. 604. 

Speisefett. Reichsstelle für — 405. 

Spritzen zu mobilisieren. Ein einfaches Ver¬ 
fahren, festsitzende Stempel in Rekord- — 

I v. Weill. 271. 

Staatsveterinärwesen s. Ausfuhr. Ein¬ 
fuhr. Fleischbeschau. Ministerial-Eiiasse. 
Hochschulen. Veterinärpolizei. Ferner die 
einzelnen Länder. 

| Stabsveterinär. Beförderung zum — (Erlaß 

! des preuß. Kriegsminist.) 347. 

I Stallbauten im Felde, v. Heise. 371. 

! Stapbylomykosen bei Feldhasen. 619. 

| Starrkrampf. (Gutachten des preuß. Land.- 
Veterinäramtes.) 212. 

Staupe vorkommenden Einschlußkörperchen. 
Über die bei der — v. Sanfelice. 7. 

Sterlets. Über die Parasiten des — v. Behning. 

200 . 

Strauß und seine Zucht. Der — v. Soko- 
lowsky. 37. 

Streptokokken durch Optochin. Die Dif¬ 
ferenzierung der Pneumokokken und — 
v. Nachmann. 102. 

Streptokokken. Über anaerobe — v. Salus. 102. 

Streptokokken-Euterentzündung und mensch¬ 
liche Tonsillitis. Hämolytische — v. Smith 
u. Brown. 103. 

Streptokokkenpneumonie beim Rinde. v. 
Hasenkamp u. Fürstenau. 64. 

Strohkraftfutter. 153. 

Strongyloides longus beim Schwein. Über 
das Vorkommen und die pathologische 
Bedeutung von — v. Reisinger. 31. 

Strychninintoxikation beim Hunde, v. Jakob. 


Ti e rär ztekam ra ern: Westpreußen. 204. 501. 
Brandenburg u. Berlin. 143. — t Prov. 
Sachsen.' 119. 168. 311. — Posen'622. 
— Westfalen. 467. — Schleswig-Holstein. 
191. — Hannover. 143. 431. — Hessen- 
Nassau. 72. 299. 

Tierärztekammern. (Preuß. Minist.-Erlaß.) 467. 
Tierärztekammern. Neuwahlen zu den — 526. 
; Tierärztliche Verbandspläne. 575 . 

| Tierärztliche Verbandspläne, v. Train. 599. 
Tierärztlichen Klinik. Städtische Beihilfe 
| beim Bau einer — 168. 

Tierblutkohle s. Typbus. 

| Tierhaltung seitens Soldaten. 215. 
Tierkadaver. Verwertung der — (Preuß. 
j Minist-Erlaß.) 308. 

Tierkadavern und Schlachtabfällen. Der 
| gegenwärtige Stand der technischen Ver¬ 

wertung von — v. Haefcke. 129. 
Tierkörpern und Schlachtabfällen. Die Ver¬ 
wertung von — (Erlaß des Bandesrates.) 
| 345. 

Tierkörpem und Schlachtabfällen. Die Ver- 
i Wertung von — (Preuß. Minist-Erlaß.) 474. 

I Tierkörpern. Verwertung von — (Preuß. 
Minist.-Erlaß.) 487. 

Tierkörpermehl. Das Oltsche Futtermittel 
; und das — v. Glage. 124. 

I Tierschutz s. Kupieren. Pferd. 

! Tierseuchen im Felde. Bekämpfung der — 33. 
i Tierseuchen in Saloniki. 276. 

Tierzucht (Tierhaltung)s. Abfohltationen. 
Befruchtung. Bos indicus. Fische. Fliegen. 
Fortpflanzungsvermögen. Fuhrwerke. (Be¬ 
lastung.) Futter. Fütterung Hengstkörung. 
| Kohabitationstermin. Koitus. Kolumbäcser 

Fliege. Konfiskate. Körung. Kriebelmücke. 


kowski. 595. 

Schlundverstopfungen bei Pferden. 390. 

Schrapnellwunden beim Pferd, v. Tegläs. 330. 

Schwangerschaft s. Abderhalden. 

Schweden s. Magervieh. 

Schwefelsäure s. Seuchenabwässer. 

Schwein s. Anaphylaxie. Fett. Maul- und 
Klauenseuche. Milzbrand. Pigmentspeck. 
Rotlaufseuche. Strongyloides. Trächtig¬ 
keit. 

Schweinemast. Zur Hebung der —- v. West- 
mattelmann. 92. 

Schweinefleisches. Einfuhr frischen — (Preuß. 
Minist-Erlaß.) 224. 

Schweinefleischpreise und des Verkehrs mit 
ausländischer Butter. Zur Regelung der 
— (Preuß. Minist.-Erlaß.) 8. 

Schweinepest. Zur Bekämpfung der — v. 
Seltenreich. 331. 

Schweinepreise an den Schlachtviehmärkten. 
Notierung der — (Preuß. Minist.-Erlaß.) 32. 

Schweiz s. Hochschulwesen. Viehbestand. 

Schweizer Dr. s. Veterinärrat. 

Seetang als Schweinefutter. 178. 

Septikämie. Die Beurteilung des Fleisches 
bei akuter hämorrhagischer — 345. 

Seuchenabwässem. Untersuchungen über den 
Wert der rohen Schwefelsäure für die 
Unschädlichmachung von — v. Foth und 
Schubert. 127. 

Sodavergiftung beim Pferd und Rind. v. Sal- 
visberg. 42. 

Sozojodol-Hydrargyrum s. Räude. 

Spateisen und der Beschlag beim Spat der 
Pferde — v. Schwendimann. 439. 


292. 

| Stute s. Eierstockentzündung. Kastration. 

Stute s. Trächtigkeitsdauer. Befruchtung. 

I Koitus. 

Stuten vor dem Abfohlen. Haltung der — 262. 

| Stuten. Zulassungszeit der — v. Gutermann. 
261. 

| Südwestafrika. Zuchtstätten. 276. 

Susscrin s. Rotlauf. 

Tagesgescbichtes.diebetreffenden Schlag¬ 
worte. 

Teichpflanzen als Viehfutter. 525. 

j Tetanus. Zur Frage des Blutbefundes bei — 
v. Grote. 416. 

Thorium-X-(Doromad-)Salben. Über die Be¬ 
handlung einiger Hautkrankheiten mit -— 
v. Judassohn. 571. 

Thrombose beider Schenkelarterien beim 
Pferde. Ein Fall von — v. Sosna. 390. j 

Thrombosen beim Pferde. 390. 

Thrombosen beim Pferde. Zwei interessante 
Fälle von — v. Kramell. 391. 

Tierärzte s. Eisernes Kreuz. Feld. Goethe. 
Krieg. Kriegsbesoldung. Kriegsfürsorge. 
Militärveterinärwesen. Ministerialerlasse. 
Österreich-Ungarn. Reichsverband. Renn¬ 
ställe. 

Tierärzte. Eine Anerkennung der Leistungen 
der österreichischen und ungarischen — 
358. 

Tierärzte in der österreichisch-ungarischen 
Armee. Kriegsauszeichnungen der — 11. 

Tierärzte und ältere Studierende der Tierheil¬ 
kunde. (Erlaß des preuß. Kriegsminist.)348. 


Landgestüte. Maultier. Neuzüchtungen. 

I Pferdezucht. Probierhengst. Rinderzucht, 

j Sachsen. Saumdienst. Schafbestände. 

Schweinemast. Strauß. Stuten Südwest- 
afrika. Tierkadaver. Tierkörpermehl. 
Trächtigkeitsdauer. Überseetransport. Ver¬ 
erbung. Viehzucht. Wasserpest. Zugochsen, 
j Tollwut s. Antirabische Impfung, 
i Totenstarre s. Fisch. 

Traberzucht in Deutschland. Die Zukunft der 

— v. von Bamekow 452. 536. 
Trächtigkeit bei Schweinen. (Obergutacht.en 

i des preußischen Landesveterinäramtes.) 

; 295. 

Trächtigkeitsdauer der Stuten. Zur — 21. 
Trichinenschauer. Kriegsbeschädigte als — 
600. 

Trockenrübenschnitzel. Schlundverstopfungen 
bei Pferden nach Verfütterung erweichter 

— v. Töpper. 390. 

Trutta fario. Über eine Verbildung am Viszeral¬ 
skelett bei — v. Zschiesche. 202. 
Trypanosoma theileri Laveran 1902. Die Über¬ 
tragung des — v. Nöller. 457. 
Tuberkelbazillen hei generalisierter Rinder¬ 
und Schweinetuberkulose. Beitrag zur 
Kenntnis des Gehaltes des Fleisches an 

— v. Björner. 322. 

Tubcrkelbazillen im Blute tuberkulöser Tiere. 
Untersuchungen über das Vorkommen der 

— v. Htilphers. 322. 

Tuberkelbazi den im strömenden Blute beim 
Rinde, besonders nach der Tuberkulin¬ 
injektion. Beitrag zur Frage der — v. 
Braute. 78. 



XI 


Tuberkelbazillen vom Typus gallinaceus unter 
besonderer Berücksichtigung der Granula, 
über morphologische und tinktorielle Be¬ 
sonderheiten bei — v. Minder. 163. 

Tuberkulose s. Abderhalden. Lecutylbchand- 
lung. Mallein-Augenprobe. Tuberkulin- 
Augenprobe. 

Tuberkulose. Anatomische, histologische und 
bakteriologische Untersuchungen über 11 
Fälle von Hunde — v. Schomagel. 151. 

Tuberkulose beim Pferd, y. Rönai. 367. 

Tuberkulose des Hundes. Über die — v. 
Csontos. 366. 

Tuberkulose. Die Bedeutung der Schutz¬ 
impfung für die Bekämpfung der Rinder — 
v. Eber. 577. 

Tuberkulöse Milch in Edinburg. v. Mitchell. 
417. 

Tuberkulosebehandlung und ihre experimen¬ 
telle Grundlage. Über die neueren Me¬ 
thoden der spezifischen — v. Toeniesscn. 
187. 

Tuberkuloseimpfungen. Die Beurteilung des 
Fleisches nach — v. Breuer. 223.* 

Tuberkuloseschutz- und Heilimpfung der 
Rinder nach Prof. Dr. Heymans-Gent in 
der Praxis? Wie bewährt sich die — v. 
Eber. 79. 

Tuberkulinprobe und der Tuberkulin-Augen¬ 
probe. Über den diagnostischen Wert der 
subkutanen — v. Sckmiedhoffer. 366. 

Tuberkulinaugenprobe zur Diagnostizierung 
der Tuberkulose beim Rinde. Beitrag zur 
Kenntnis der — v. Bergraan. 79. 

Tumenol8 bei Ulzeration. Über die Verwen¬ 
dung des — v. Rudolph. 583. 

Türkei s. Milchwirtschaft. 

Typhus abdominalis und Paratyphus. Über 
Tierblutkohle und insbesondere ihre Ver¬ 
wendung bei — v. Como. 32. 

Typhusbazillen. Ein neuer Elektivnährboden 
für — v. Schmitz. 535. 

Überseetr'ansport von Armeepferden. 215. 

Ungarn s. Österreich-Ungarn. 

Ungarn. Aus — 586. 

Universitäten s. Hochschulwesen. 

Unguentum neutrale s. Tierärztekammer 
Brandenburg. 

Uniform s. Anfrage. Vetcrinäroffiziere. 

Vagina s. Koitus. 

Vaselinöleinreibung. Vergiftungen durch — 
v. Reinhardt. 616. 

Verband s. Tierärzte. 

Verbrennungen I. und II. Grades mit Klebe¬ 
flüssigkeiten. Über Behandlung der — 
v. Büllmann. 473. 


Vereine und Versammlungen. Landes-, 
Provinzial- und Bezirksvereine: 
Prov. Sachsen, Anhalt, Thür. Staat. 576. 
— Der Preußische Beamten-Verein in 
Hannover. 359. — Deutscher Landwirt¬ 
schaftsrat. 468. — Deutscher Milchwirt¬ 
schaftlicher Verein. 96. — Kraftfahrer- 
Vereinigung deutscher Ärzte. 299. — 
Wirtschaftsgenossenschaft Deutscher Tier- 
| ärzte. 611. 

Vererbung. Einiges über die Regeln der — 
v. Krieg. 606. 619. 

Vergiftungen 8. Blei. Futterunkräuter. Heu. 
Kleie. Krcsol. Lolium temulentum. Lysol. 
Petroleum. Soda. Strychnin. Vaselinöl. 
Vergiftungen bei Pferden. 390. 
Veterinärbeamte s. Amtstierärztliche 
Untersuchungen. Ministerialerlasse. 

Veterinärberichte. Jahres-(Preuß. Minist.- 

Erlaß.) 69. 

Veterinärkorps. Vom englischen — 288. 
Veterinärkorps. Zur Beförderung im — 140. 
Veterinäroffiziere s. Anfrage. Felduntervete¬ 
rinäre. 

Veterinäroffiziere. Beförderung und Uniform 
der — 34. 

Veterinäroffiziere. Vorträge an der Militär- 
Veterinär-Akademie für die komman¬ 
dierten — 276. 

Veterinäroffizierkorps. Eine weitere An¬ 
erkennung der Verdienste des — 11. 
Veterinäroffizierkorps. Vom — 214. 
Veterinäroffizierkorps. Zur Beförderung im 

- 178. 

Veterinäroffizierkorps. Zur Beförderung im 

- 287. 

Veterinärpolizei s. Amtstierärztliche Un¬ 
tersuchungen. Feldschlächtereien. Ge¬ 
richtsentscheidungen. Ministerialerlasse. 
Veterinärrates. Kriegsfürsorge des Deutschen 

- 564. 

Veterinärrat. Deutscher — 609. 
Veterinärwesen im Herzogtum Anhalt. Vom — 
191. 

Vieh und Fleisch sowie Fleischwaren. Ein¬ 
fuhr von — (Erlaß des Bundesrats.) 442. 
Viehs. Durchfuhr ausländischen Nutz- und 
Zucht. — (Preuß. Minist.-Erlaß.) 392. 
Viehausfuhr aus Holland. Zur — 480. 
Viehbestand der Schweiz. Der — 488. 
Viehbestand in Polen. 165. 

Viehbestand Ostpreußens. Der — 261. 
Viehbestand. Unser — 488. 

Viehbestände. Fortlaufend berichtigte An¬ 
gaben über die — (Preuß. Minist.-Erlaß.) 344. 
Viehbestandes. Die Ernährung des — 369. 
Viehbestandes im Deutschen Reiche. Das 
Wachstum des — 513. 


Viehhaltung in der Dobrudscha. 489. 
Viehhandels in Preußen. Zwangsorganisation 
des — (Preuß. Minist.-Erlaß.) 104. 
Viehreichtum Bulgariens. Der — 32. 

; Viehverluste durch den Russeneinfall. Die 
ostpreußischen — 22. 

Viehwirtschaft s. Frankreich, 
i Viehzählung s. Deutschland. 

I Viehzählung. 156. 272. 

• Viehzählung im Deutschen Reich. 15G. 
Viehzucht Belgiens. Zur — 54. 
Viehzwi8chenzählung vom 15. April. Ergebnis 
der — 261. 

Wasserpest — Elodea canadensis. — Nutzbar¬ 
machung der — (Preuß. Minist.-Erlaß.) 297 
Wasserstoffsuperoxyd. Differenzierung von 
Bakterienkulturen mit — v. Bujwid 319. 
Wasserstoffsuperoxydeingießung in die Bauch¬ 
höhle bei verschmutzten Laparotomien, 
v. Kubinyi. 545. 

Wehensckwäche. Zur Pharmakotherapie der 

— v. Calmann. 450. 

Weihnachten im Felde 1916. Zum — 576. 
Widerristfisteln. Heilung von — v. Kovänvi. 
199. 

Widerristschäden mit pulverisierter Borsäure. 
Behandlung von Wunden, besonders von 

— v. Schultze. 439. 

Wild s. Stapkylomykosc. 

Wundbehandlung im Felde. Erfahrungen über 

die erste — v. Müller, Chr. 354. 

Wunden. Zur Behandlung von eitrigen, jau¬ 
chigen — v. Zoltän. 619. 

Zebu s. Bos indicus. 

Zehenbeugesehnen. Einiges über die — v. 
Schmaltz. 229. 

Zeitschrift (für Abfallverwertung). Nene — 144. 
Zellhypertrophie bei Fischen. (Lympho 
cystiserkrankung). Über — v. Weißen¬ 
berg. 201. 

Zellulose und Verwendung aufgeschlossenen 
Strohes als Kraftfutterersatz. Zur Frage 
der Verdauung der — v. Ellenberger. 61. 
Ziege. 

Ziegen und Schafe. Balkan* — 489. 
Zuckerftttterung. Beobachtungen bei der — 
v. Sallinger. 502. 

Zuckerfütterung der Pferde beobachtete Ge¬ 
sundheitsstörungen und den Zuckergehalt 
von Blut und Harn der Pferde bei dieser 
Fütterung. Über einige während der 
Kriegs— v. Ellenberger u. Waentig. 265. 
Zugochsen in Österreich. Schonung des Be¬ 
standes an — 164. 

Zulassung, Abfohlen s. Stuten. 
Zwerchfellbruch beim Pferde. Ein Fall von 

— v. Kieschke. 605. 


Autorenregister. 

(Die Zahlen hinter den einzelnen Namen bedeuten die Seitenzahlen, die fettgedruckten weisen auf Originalarlikcl bin.) 


Adsersen 319. 

Bachem 275. 

Bergman 79. 

Bjömer 322. 

Bromberger 1. 

Ammelounx 511. 

Bail 52. 

Berkenbusch 307. 

Boerner 105. 190. 203. 

Brown 103. 

Angleitner 541. 

von Bamekow 452. 536. 

Berrär 235. 

Bongert 461. 

Brunzel 499. 

Aronsohn 258. 

Bartal 439. 

v. Besskö 157. 172. 

Borchert 235. 

Büllmann 473. 

Asher 485. 

1 Beck 484. 

Beutler 373. 

Bosse 245 . 262. 

Bürger 81. 


Becker 423. 544. 582. 

Bieling 534. 

Bouwman 390. 

Bujwid 319. 

Babor 511. 

Behning 200. 

Biermann 427. 

Brante 78. 

Cadiot 81. 

Bach 226. i 

B6k6ssy 116. 

Bihari 484. ! 

Breuer 223. 

1 C'aemmerer 483. 





XII 


Cal mann 450. 

Capps 103. 

Claußen 490. 

Como 32. 

Csontos 306. 

Dalkiewicz 553. 565. 580. 
Dan£k 53. 541. 

Davis 103. 

Dereser 343. 

Dierkes 353. 

Dieterich 472. 

Dilger 422. 

Doerr 162. 367. 

Droß 544. 

Eber 79. 577. 

Ebner 498. 

Eisenblätter 185. 
Ellenberger 61. 265. 501. 

Fechter 529. 

Feilchenfeld 199. 

Fiebiger 200. 201. 
Fleischhauer 284. 

Forssell 133. 

Foth 121. 127. 306. 
Fränkcl, A. 319. 

Fränkel, E. 559. 

Frankenthal 559. 

Frei 385. 

Freund 200. 

Frick 473. 

Friese 141. 154. 

Fröhner 277. 462. 

Fuchs, F. 571. 

Fuchs, L. 439. 

Fürstenau 64. 

Ftisi 235. 

Freilinger 187. 

Gerhardt 201. 

Giovanoli 499. 

Glage 124. 332. 517. 532. 
Glässer 109. 309. 485. 
Gmeiner 427. 

Goller 282. 

Görig 223. 

Graf 368. 

Gramme 525. 

Gräub 19. 415. 

Grawert 377. 

Gregersen 223. 

Grimmer 501. 

Grote 416. 

Grütcr 545. 

Gutermann 201. 

Maas 330. 

Habacher 70. 

Haefcke 129. 

Hailer 53. 

Halbev 415. 


Hansen 188. 

Hartnack 94. 

Hasenkamp 64. 

Heise 371. 

Heitz 202. 

Heitzenroeder 212. 

Heller 450. 

D’Herelle 42. 
v. Herff 474. 

Herzfeld 319. 

Heß 618. 

Hesse 546. 

Hins 546. 

Hirschberg 595. 

I Hirsohfeld 271. 

Hocht 546. 

J. A. Hoffmann 45. 57. 323. 
622. 

Honert 367. 

Hübner 462. 

Hülphers 322. 

Hultgren 534. 

HüBsy 474. 

Hutschenreiter 21. 

Hutyra 6. 

Ickert 535. 

Imbach 19. 

Jakob 209. 289. 349. 361. 
JeTisen 7. 

Jöhnk 449. 

Judassohn 571. 

Kadocsa 391. 

Kafka 404. 

Kallert 114. 

Keber 594. 

Kieschke 605. 

Kirstein 499. 

Kleine 102. 

Kleinpaul 511. 

Klinger 319. 

Klotz 545. 

| Knese 185. 

! Knuth 217. 378. 
i Kolly 595. 

König 248. 

Königsfeld 559. 

Koerner 390. 

Kovänyi 199. 

Kramell 391. 

Kraemer 41 174. 

Kranich 259. 343. 

Kraus 367. 

Krause 272. 284. 392. 
Kreika 450. 

Krieg 606. 619. 

Kubat 474. 

Kubinyi 545. 

Ijehmann, E. 534. 
Lehmann, R. 525. 

Levens 582. 


Lheritier 42. 

Liebers 212. 

Löb 534. 

Löffler 344. 

Lorscheid 398. 559. 

Löwe 534. 

Loewy 367. 

Lucas 444. 

| Lund 117. 

| Liitje 54. 

I Marek 73. 85. 97. 

I Markoff 589. 

Martens 281. 397. 

Masur 234. 294. 412. 
Matthiesen 109. 373. 

Max 64. 

Mayer P. 583. 

Mayer, R. 294. 

! Mayr 279. 
i Meyer 503. 

| Mez 188. 

| Mießner 54. 

! Minder 163. 

Mitchell 417. 

Mitkowski 595. 

Morgen 390. 

' Müller, Ohr. 354. 

| Müller, H. 237. 

I Mulsow 201. 

Fachmann 102. 
i Naig616 347. 

I von Näray 19. 

Neresheimer 201. 

Neumann 479. 

Nevermann 64. 187. 212. ! 
295. 320. 325. 474. | 
547. | 

Nöller 457. § 

Odsteil 583. j 

Oeller 442. 

Oellerich 390. 

Offermann 546. 

Olt 123. 405. 

, Oppenheim, H. 450. 

| Oppenheim 595. 
j Oppermann 511. 
i Otterström 201. 

I Oyen 106. 

I Paechtner 584. 

| Pal 484. I 

I Peter 337. 

Pfeiler, W. 25. 169. 403. 
493. 

Pfeiler 301. 313. 327. 340. 
354. 

Pfenninger 241. 385. 
Polland 571. 

Pick 162. 367. 

Plehn 202. 

Pol lack 571. 


Porges 248. 

I Postolka 572. 

| Preßler 31. 
j Priewe 356. 

I «{uidor 202. 

Raebiger 253. 378. 

! Rahne 219. 
j Ransom 176. 260. 

| Rautraann 253. 

Reich 416. 

Reinhardt 436. 438. 601. 
I 613. 616. 

Reisinger 31. 

Reiß 8. 

Reuter 404. 559. 

Richter 433. 

Rievel 404. 

Ritzer 231. 414. 

Rolle 7. 

Rönai 367. 

Roepke, Erika 403. 493. 
Rottschalk 128.* 

Rudolph 583. 

Sachweh 64. 

Sallinger 502. 

Salus 102. 

Salvisberg 42. 

Samsula 43. 

Sanfelice 7. 

Schachinger 365. 

Schade 502. 

Schauer 202. 

Scheiber 22. 

Schellhasc 597. 

Scheyer 25. 

Schlegel 202. 469 481. 
Schmaltz 229. 
Schmiedkoffer 366. 
Schmidt, J 181. 412. 
Schmidt, Jul. 421. 617. 
Schmidt, M. 199. 

Schmidt 427. 

Schmitt 135. 222. 

Schmitz 535. 

Schneider 462. 

Schönberg 163. 

Schomagel 151. 

Schreiber 523. 

Schubert, B. 127. 

Schuh 101. 

Schultze 439. 

Schumacher 20. 90. 
Schumann, P. 183. 
Schwendimann 18. 439. 
Schwyter 596. 

Seltenreich 282. 331. 
Sergent 42. 

Seubert 174. 

Siegel 515. 

Sirk 605. 

Smith 103. 


I Sokolowsky 37. 145. 399. 

464. 591. 

; Sosna 390. 

| Standfuß 403. 

! Starck 604. 

Stedefeder 49. 

| Steinbrück 41. 

Strauß 78. 

Stute 594. 

I Surmann 510. 
j Sustraann 77. 170. 278. 619 
i Szäsz 605. 606. 

Sz61yes 7. 53. 
v. Szily 157. 172. 
i 

T6gläs 330. 

Thieke 4. 

Thienel 343. 

Thomsen 193. 205. 220. 

232. 246. 256. 

Thum 365. 

! Titze 509. 

I Toenießen 187. 

| du Toit 381. 

| Töpper 343. 390. 

| Train 599. 

! Trazner 307. 
i Treisz 21. 

! 

j Fnzeitig 114. 

I 

Varga 426. 

I v. Velasco 595. 

; Venneulen 13. 

Volkmann 378. 

Volland 248. 

Waldmann 259. 570. 
Waentig 265. 

Weill 271. 

Weischer 445. 505. 

Weise 281. 

Weiß 357. 

Weißenberg 201. 

Werner 295. 

Westmatteimann 92. 249. 
Widmer 90. 

Wilden 390. 

Wille 575. 

Willer 202. 

Woltmann 460. 

Wyßmann 102. 415. 

Zanders 409. 

Zaruba 619. 

Zieger 497. 

Zimmermann, A. 17. 393. 
406. 499. 

Zimmermann, R. 213. 
Zoltän 619. 

| Zschiesche 202. 

Zschokkc, E. 6. 

I Zschokke, F. 202. 






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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke Bchlachttu-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet-Rat Dr. Lothe« Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Hamborg. Referent L Reichs-Kol.-Amt In Berlin. in Mülhausen LE. In Cöln. Vortrag. Rat im Min. t Lander. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Laadeetlerant für Hamborg. In Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-RatDr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regiernngsrat Wehrte 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamams, D.8. W.-A Stadt-Tierarst in Hamburg. Professor ln München. MitgL <L Kala Gesundheitsamts in Berlin 


Dr. A. Zimmereien« Regierungsrat ZQndel 

Professor in Budapest Landestlerarst von Elsal-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. (Hage. 


XXXII. Jahrgang 1916. J|g 1 . Ausgegeben am 6. Januar. 


Inhalt: Bromberger: Ein neuer Weg zur Heilung der Dilatation und Parese des Coecum. — Thieke: Seltene 
Abweichungen in der arteriellen Versorgung des Hinterfußes bei einem Pferde. — Referate: 
H u t y r a: Rinderpest und Aphthenseuche. — Zschokke: Zur Frage der Entdeckung des Maul- und Klauenseucheerregers. — 
S z e 1 y e 8: Ober Maul- und Klauenseuche der Schweine. — J e n s e n: Die Ätiologie der Bradsot. — Sanfelice: über 
die bei der Staupe vorkommenden Einschlußkörperchen. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau : Rolle: Nachteilige 
Wirkung der Rübenfütterung auf die Milch. — Reiß: Über gesalzene Handelsmilch. — Untersuchung des ausländischen 
Fleisches. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Giftige und schädliche Kraftfuttermittel. — Verschiedenes. — Tages- 
geschieht«: Ehrentafel der Veterinäre. — Vierundsiebzigste Kriegswoche. — Eine weitere Anerkennung der Verdienste des Veterinär¬ 
offizierkorps. — Verschiedenes. - Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Ein neuer Weg zur Heilung der Dilatation und 
Parese des Coecum. 

Von Walter Bromberger, Bartschin (Netze). 

Die Dilatation und Parese des Coecum 
gehörte zu denjenigen Erkrankungen, denen ich in meiner 
Praxis nicht gern begegnet bin. Der Grund hierfür lag in dem 
Mangel an Erfolgen, den mir die Behandlung dieses Leidens 
brachte. Ein besonders krasser Fall, den ich nach¬ 
stehend beschreiben will, führte mich auf den Gedanken, bei 
der Behandlung dieser Krankheit einen neuen, noch nicht, be- 
schrittenen Weg zu gehen. 

Bei dem Bauern S. in K. erkrankte ein Pferd, und als ich 
hinzugerufen wurde, fanden sich folgende Erscheinungen. Das 
Pferd zeigt große Unruhe, kratzt mit den Vorderhufen den Boden, 
sieht sich nach den Flanken um und versucht sich zu legen. 
Flitteraufnahme unterdrückt, Kotabsatz mangelhaft. 

Die Auskultation der Bauchwandungen ergab beiderseits 
unregelmäßige Darmgeräusche, besonders rechts wechselte 
völlige Stille mit stark kollernden Geräuschen ab. Ich gab 
Bar. chlorat. 1,0 intravenös in zweimal gebrochener Dosis 
innerhalb einer Stunde, der Erfolg waren ausgiebige Defäka- 
tionen. Jedoch wurden nur beim ersten und beim zweiten 
Male 2 bis 3 Ballen von lockerem Gefüge entleert, im übrigen 
waren die Entleerungen flüssig, mit ganz wenig geformten 
Bestandteilen gemischt. Die Krankheitserscheinungen bes¬ 
serten sich hiernach nicht. Ich gab deshalb Extract. Aloes 30,0. 
Am nächsten Tage zeigte sich der Zustand bei der Unter¬ 
suchung unverändert. Es wurde Arecol. hydrobrom 0,08 subcut. 
gegeben. Die Wirkung bestand in flüssigen Entleerungen mit 
ganz geringfügiger Beimengung geformter Bestandteile. 
Futteraufnahme fast unterdrückt. Im übrigen bestanden auch 
sonst alle Erscheinungen weiter. Am dritten Tage wurde 


Extr. Aloes 25,0 und Calomel 5,0 gegeben. Am nächsten Tage 
darauf keine Änderung der Erscheinungen. Kotabsatz in¬ 
folge der Aloegabe, wie auch schon tags zuvor, dünnflüssig 
oder breiig. Die Futteraufnahme war wechselnd, das 
eine Mal mangelhaft, das andere Mal etwas besser, so¬ 
gar zu den verschiedenen Tageszeiten verschieden. Die 
Untersuchung vom Mastdarm aus ergab feste Kotmassen 
im Coecum. Ich versuchte, den Kot w r egzudrücken, es 
gelang jedoch nicht. Einläufe, Massage von der Flanke 
| aus erwiesen sich ebenfalls vergeblich. Es wurde nun dem 
Pferde ganz leichtes Futter gereicht, wie überhaupt seit Be¬ 
ginn der Erkrankung nur Tränke von Weizenkleie und Lein¬ 
kuchen und gelbe Mohrrüben verabfolgt worden w r aren, wozu 
der Besitzer noch Molken fügte. Sodann wurden Massage, 
Prießnitzsche Umschläge und Einläufe noch weiterhin an¬ 
gewendet. Am siebenten Tage gab ich nochmals Extr. 
Aloes 25,0 und Calomel 5,0 und am zwölften Tage nochmals. 
Das Pferd war zu dieser Zeit schon sehr schwach. Es ver¬ 
endete am 18. Tage. Die letzten vier Tage war es nicht mehr 
aufgestanden. 

Bei der Zerlegung w r ar ich verhindert, anwesend zu 
sein. Nach Aussage des Abdeckers lag eine Zerreißung des 
Blinddarms vor. 

Der Besitzer kaufte sich nun ein neues, wertvolles Pferd, 
welches noch nicht ganz sechs Wochen in seinem Besitz war, 
als es gleichfalls an Kolik erkrankte. 

Bei meiner Untersuchung fand ich dieselben Erscheinungen, 
die das verendete Pferd gezeigt hatte. Es kratzte mit den Vorder 
beinen, zeigte sich unruhig, wollte sieh legen, sah sich nach der 
rechten Flanke um und versagte das Futter. 

Die Untersuchung vom Mastdarm aus ergab Ansammlung 
fester Kotmassen im Coecum. Ich gab zunächst Arecol. 
hydrobrom. 0,08 und erzielte dadurch reichliche Entleerungen. 








_ 2 

Die Abgänge waren größtenteils flüssig und enthielten nur 
geringe Beimengungen fester Stoffe; es wurde weiterhin Extr. 
Aloes 30,0 gegeben. Den nächsten Tag hatten sich die Er¬ 
scheinungen nicht gebessert. Ich wendete daher Massage von 
der Flanke und vom Mastdarm her an, sowie Einläufe und 
Prießnitzsche Umschläge. Am dritten Tage keine Besserung 
des Zustandes, daher Extr. Aloes 30,0 und Calomel 5,0, sowie 
Fortsetzung der Massage und aller sonstigen zweckdienlichen 
Maßnahmen. Am 4. Tage keine Besserung des Zustandes. 
Kot infolge der Aloegabe fast dünnflüssig. 

Ich befürchtete nun, in der Erkenntnis, daß ich durch 
chemotherapeutische bzw. mechanische Mittel nicht den ge¬ 
wünschten Erfolg erzielen würde, wieder einen ungünstigen 
Ausgang. Um diesen zu verhüten, setzte ich einen seit 
längerer Zeit gehegtem Gedanken in die Tat um: Ich ver¬ 
suchte, den Reiz de r A r z n e i e n d u r c h d e n elek¬ 
trischen zu ersetzen. 

Zur Ausführung meiner Idee nahm ich einen k r ä f t i g e n 
Induktionsapparat. Als Elektroden dienten 
mir zwei Messingbleche von 20 cm Länge, 15 cm 
Breite und 134 mm Dicke, welche an einer Ecke mit Kontakt* 
schrauben versehen wurden. Diese Bleche wurden mit gut 
durchnäßten Leinentüchern bedeckt und auf dem 
Rücken (Lendenwirbelsäule) und der rechten unteren Bauch¬ 
seite, da, wo ich mir den Blinddarmgrund dachte, mit einem 
Gurt befestigt. Die nassen Tücher müssen die Bleche völlig 
bedecken, so daß diese nicht mit dem Haar in Berührung 
kommen. Das unter den Elektroden liegende Haar wird am 
besten vorher auch noch angefeuchtet. Die auf dem Rücken 
liegende Elektrode wird durch Biegen der Form des Rückens 
angepaßt. 

Dann wird der Strom bei schwächster Einstellung des 
Apparates eingeschaltet und allmählich verstärkt, bis die 
Wirkung eintritt, die sich in Hochziehen und Zittern 
der Bauchdecke kundgibt. Nach kurzer Zeit gewöhnt 
sich der Körper an die Ströme und der Apparat kann wieder 
etwas stärker eingestellt w r erden usw., so weit wie es das Pferd 
verträgt.*) 

In dieser Weise ließ ich das Pferd täglich dreimal je 
15 Minuten hindurch elektrisieren. Dann wurde täglich zwei¬ 
mal und schließlich nur einmal täglich 15 Minuten hindurch 
der Induktionsapparat angelegt. 

Gleich am ersten Tage der elektrischen Behandlung wurde 
das Pferd ruhiger. Nach dreimaligem Anlegen des Apparates 
besserte sich der Kotabsatz, es wurde mehr fester Kot in 
Ballenform abgesetzt. Am dritten Tage hatte sich das Pferd 
völlig beruhigt. Die Freßlust hatte sich gebessert. Ich wrarnte 
den Besitzer vor dem zu frühen Aufhören mit der Behandlung 
und ließ noch weiter faradisieren. Am 5. Tage brachte der 
Besitzer den Induktionsapparat zurück mit der freudigen Ver¬ 
sicherung, daß das Pferd gesund sei. Drei Tage danach be¬ 
kam das Pferd einen Rückfall. Unverzüglich wurde sogleich 
die Behandlung mit dem Induktionsapparat wiederum in der 
angegebenen Weise begonnen. Darauf besserte sich der Zu¬ 
stand bald wieder, so daß nach drei Tagen alle Erscheinungen 

*) Eine bestimmte Regel über die Stärke der angewendeten 
Ströme läßt sieh nicht aufstellen, manche Pferde vertragen schlie߬ 
lich die stärkste Einstellung noch gut, während man bei anderen 
sich mit schwächeren Strömen begnügen muß. 


No. 1. 


geschwunden waren. Ich ließ jedoch der Sicherheit halber noch 
5 Tage hindurch die Behandlung fortführen, worauf die 
Heilung als vollständig angesehen und die Be¬ 
handlung abgebrochen werden konnte. Das Pferd war und 
blieb nun auch gesund. Ich habe das Pferd noch sechs Jahre 
hindurch beobachten können. Es hat nur nach 4 Jahren ein 
mal einen leichten Kolikanfall bekommen, der nach einer Gabe 
von Arecol. hydrobrom. 0,08 subcut. vorüberging. Im übrigen 
ist es von Rückfällen verschont geblieben. 

Es seien nun noch einige Fälle angeführt, die ich im 
Laufe von 8 Jahren auf gleiche Weise zu behandeln Gelegen¬ 
heit hatte. 

Außer dem oben beschriebenen Fall, den ich als Fall 1 
bezeichnen will, habe ich noch folgende Fälle auf gleiche 
Weise behandelt: 

2. Pferd d e s A n >* i e t\ 1 u n g s g u t e s Z. Als ich hinzu 
gerufen wurde, war das Pferd angeblich bereits zwei Tage krank. 
Es zeigte die üblichen Erscheinungen, Scharren mit den Vorder¬ 
beinen, Unruhe, Umsehen nach der rechten Seite. Darmgeräusche 
besonders rechte, zeitweise stockend und dann wieder lebhaft 
kollernd. Kot wurde wenig abgesetzt und war oft, besonders zum 
Schlüsse der Defäkation, von Spritzern begleitet. Ich gab Bar. 
chlor. 14) in zweimal gebrochener Dosis intravenös und verordnete 
Extr. Aloes 30.0. Am zweiten Tage keine Besserung. Nachträg 
lieh erfuhr ich, daß das Pferd schon einige Tage krank war, ehe ich 
gerufen wurde, auch daß man ihm schon zwei Aloepillen gegeben 
hatte. Infolgedessen waren die Entleerungen nach meiner letzten 
Aloögabe diarrhöisch und erfolgten so heftig, daß sie über die 
etwa 2 m breite Stallgasse bis an die Wand gelangten. Ich gab 
deshalb zur Bekämpfung des Durchfalls schleimiges Futter uud 
wendete, da der Inhalt des Blinddarms immer noch fest lag, lu- 
duktionselektrizität an. x Heilung trat in acht Tagen 
ein, das Pferd behielt jedoch eine Schwäche und neigte zu Kolik- 
anfällcn. 

3. Pferd bei einem Bauern G. in M. Zur Zeit meiner 
Untersuchung war das Pferd bereits drei Tage krank. Es war 
durch einen benachbarten Kollegen, bzw. dessen Vertreter, mit 
Arecolin. hydrobrom. 0,08 und Extr. Aloes behandelt worden. Da 
der Puls noch gut war, gab ich zunächst Bar. chlor. 1,0 zweimal 
intravenös. Der Erfolg, vornehmlich in flüssigen Entleerungen 
bestehend, bestärkte mich in meiner Diagnose: Erweiterung 
und Lähmung des Blinddarms, die auch durch die 
manuelle Untersuchung vom Mastdarm aus bestätigt wurde. Ich 
gab zunächst nochmals Extr. Aloes 30,0. Die Erscheinungen 
besserten sich hiernach nicht, daher wendete ich am zweiten, also 
eigentlich vierten Tage der Erkrankung den Induktionsapparat 
an. Völlige Heilung in acht Tagen. 

4. Pferd des Gastwirts P. in P. Ich wurde angeblich 
am ersten Krankheitetage hinzugerufen und fand bei der Unter¬ 
suchung alle Erscheinungen der Dilatation und Parese des Blind¬ 
darms vor. Die Gabe von 0,08 Arecol. hydrobrom. bewirkte 
reichliche, aber größtenteils flüssige Entleerungen. Da auch Extr. 
Aloes 35,0 nicht den gewünschten Erfolg hatte, wurde der Induk¬ 
tionsapparat angewendet. Heilung in fünf Tagen nach 
Anwendung desselben. 

5. Pferd des Ansiedlers K. in J. Das Pferd, welches 
der Besitzer mir gelegentlich vorstellte, zeigte die Erscheinungen 
der Dilatation und Parese des Blinddarmes. Es war schon zwei 
oder drei Tage krank. Ich gab daher Extr. Aloes 30,0, wiederholte 
die Gabe am dritten Tage und setzte am vierten Tage, da keine 
Besserung eingetreten war. mit der elektrischen Be¬ 
handlung ein. Heilung trat in acht Tagen ein. 

6. Pferd des Ansiedlers B. in J. Das Pferd war 
offenbar schon einige Tage krank. Es hatte mit den Vorderbeinen 
ein derartiges Loch gekratzt daß der Bauch fast den Boden be¬ 
rührte. Außer sonstigen Erscheinungen bestand erhebliche Herz¬ 
schwäche. Ich gab daher Extr. Aloes 30,0 und wandte, da am 
nächsten Tage keine Besserung eingetreten war, den Apparat an. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



6. Januar 1016. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


3 


Nach zirka acht Tagen brachte der Besitzer den Apparat und 
sagte, das Pferd sei gesund. Wie ich mich später über 
zeugte, war das Pferd zwar gebessert, hatte aber 
noch eine Schwäche zurückbehalten und neigte 
zu Rückfällen. Der Besitzer, der zu Brutalitäten 
neigte, berichtete mir gelegentlich, daß er den Apparat nur 
einmal gebraucht und das Pferd mit den stärksten Strömen be¬ 
arbeitet habe. Der Apparat ist also im ganzen nur zweimal an¬ 
gelegt worden. 

7. P f e r d d e s Bauern R. in M. Das Pferd zeigte Kolik¬ 
erscheinungen. Ich gab Arecolin. hydrobrom. 0,08 und erreichte 
damit anfangs trockene, später stark flüssige Entleerungen. Da 
die Erscheinungen sich nicht besserten, gab ich Extr. Aloes 30,0 
in Pillenform, die ich übrigens meistens anwende. Am nächsten 
Tage war keine Besserung zu konstatieren. Das Pferd warf sich 
jedoch nicht zu Boden, sondern zeigte nur Unruhe, kratzte mit den 
Vorderbeinen usw. Ich hielt daher die Anwendung des Apparates 
für angezeigt. 

Leider war ich genötigt, dem Besitzer die Anwendung des 
Apparates in meinem Arbeitszimmer zu zeigen und nicht an seinem 
Pferde. Er nahm den Apparat mit und brachte ihn nach vier 
Tagen mit verstellter Kontaktschraube, so daß er nicht funktio¬ 
nierte, zurück. Das Pferd war verendet und hatte, wie ich 
mich überzeugte, einen Riß im Fundus des Blinddarms. Es 
war mir in diesem Falle mehl möglich, mir ein richtiges Urteil zu 
bilden. 

8. A n s i e d 1 e r T. i n B. Das erkrankte Pferd lag bei mei¬ 
ner Ankunft im Stall auf der linken Seite, stöhnte von Zeit zu 
Zeit und erhob den Kopf, sich nach der rechten Flanke umsehend. 
Futteraufnahme unterdrückt, Kotabsatz mangelhaft. Darm¬ 
geräusche unregelmäßig, teils ganz sistiert, teils, besonders rechts¬ 
seitig. stark kollernd. Ich gab Extr. Aloes 30,0, Hydrarg. chlorat. 
mit. 5,0. Da nach zwei Tagen keine Heilung, w'urde der Apparat 
angewandt. Darauf wurde in fünf Tagen Heilung erzielt. 

9. Pferd des Bauern H. in M. Das Pferd zeigte leichte 
Kolikerscheiungen und erhielt Arecol. hydrobrom. 0,08 subkutan. 
Darauf Absatz flüssigen Kotes, aber kein Nachlassen der Erschei¬ 
nungen. Ich gab daher Extr. Aloes 30,0. Da am dritten Tage keine 
Besserung eintrat, wurde der Apparat angelegt. Auch hierauf in 
den nächsten drei Tagen keine Besserung. 

Ohne mein Wissen wurde nun ein benachbarter Kollege hin¬ 
zugezogen. Dieser erklärte, es läge Ruhr vor und gab Arecolin. 
hydrobrom. und noch etwas, was meiner Erinnerung entfallen. Das 
Befinden verschlechterte sich darauf sehr, so daß das Pferd sich, als 
ich schließlich wieder zugezogen wurde, kaum noch stehend er¬ 
halten könnt. Ich gab Calomel 5,0 und bedeutete dem Besitzer, 
daß die einzige mögliche Rettung in der Anwendung des Appa¬ 
rates zu erblicken sei. Ich glaube aber nicht, daß er den Apparat 
auch tatsächlich angelegt hat, da er dieser neuartigen Be¬ 
handlungsweise sehr skeptisch gegenüberstand. Der Tod trat nach 
einigen Tagen ein. Leider hatte ich nicht Gelegenheit, der Zer¬ 
legung beizuwohnen. Der Abdecker sagte mir, die Spitze des 
Blinddarms wäre gerötet und entzündet gewesen und hätte etwas 
Sand und einige Stückchen eines eisernen Spannstabes vom Re¬ 
genschirm enthalten. 

10. Pferd des Oberförsters v. T. in St. Das Pferd 
erkrankte unter den bekannten Erscheinungen. Ich griff, da das 
Tier sich nichts eingeben ließ, gleich zum Apparat. Es war ein 
edles Pferd und machte beim erstmaligen Anlegen des Apparates 
durch andauerndes Springen die Behandlung zunächst unmöglich. 
Ich ließ den Apparat gleich noch einmal anlegen, der Pfleger rief 
es energisch an und nun stand es ganz ruhig. Dies war übrigens 
das einzige Pferd, das sich gegen den Apparat gesträubt hat. 
Die Heilung trat in drei Tagen ein. 

11. Pferd des Bauern Ch. in Sch. Der Besitzer 
brachte das Pferd zur Stadt, wo ich es untersuchte und die be¬ 
kannten Erscheinungen fand. Ich gab zunächst — es handelte 
sich um ein dreijähriges Fohlen — Extr. Aloes 25,0. Da am dritten 
Tage keine Besserung erfolgte, wurde der Apparat angewendet, 
worauf in drei Tagen Heilung eintrat. 


12. Pferd des Bauern S. in P. Das Pferd erkrankte 
unter Kolikerscheinungen. Arecolin. 0,08 subkutan ergab reich¬ 
liche Entleerungen. Die Erscheinungen besserten sich danach 
nicht. Es wurde daher Extr. Aloes 30,0 gegeben. Da am zweiten 
Tage keine Besserung festzustellen war, gab ich Bar. chlor. 1,0 in¬ 
travenös in zweimal gebrochener Dosis. Darauf traten reichliche, 
doch nicht flüssige Entleerungen ein, ohne daß dadurch eine 
Besserung erreicht worden wäre. Ich gab daher am dritten Tage 
nochmals Extr. Aloes 25,0. Am vierten Tage keine Besserung; 

i der Puls hatte sich verschlechtert, das Pferd kratzte mit den Vor¬ 
derbeinen, legte sich, stand wieder auf usw. Der Daxminhalt saß 
im Coecum fest, trotzdem die Entleerungen flüssig w*aren, und ich 
setzte nun mit dem Elektrisieren ein. Es wurden bereits 
nach dreimaligem Anlegen*des Apparates feste 
Kotmassen abgesetzt, die offenbar aus dem Blinddarm 
stammten. Nach dreitägiger Behandlung mit dem Induktions¬ 
apparat waren die Krankheitserscheinungen geschwunden, das 
Pferd machte einen gesunden Eindruck. Das Elektrisieren wurde 
noch drei Tage fortgesetzt, worauf ich die Behandlung als ab¬ 
geschlossen ansah. 

13. Nach sechs Tagen erkrankte bei demselben Bauern 
ein zweites Pferd auf gleiche Weise. Da ich mit Arecolin. hydro¬ 
brom. 0,08 subkutan und Extr. Aloes 30,0 keinen Erfolg hatte, be¬ 
gann ich am* zweiten Tage zu elektrisieren und erzielte in wei¬ 
teren fünf Tagen völlige Heilung. 

14. Pferd des Bauern W. i n P. Das Pferd stand teil¬ 
nahmslos da, kratzte von Zeit zu Zeit mit den Vorderfüßen, legte 
sich hin und wieder und zeigte auch bei der Auskultation die Er¬ 
scheinungen der Blinddarmlähmung. Da ich den Apparat gerade 
zur Hand hatte, wurde er gleich angewandt. Heilung trat 
in fünf Tagen ein. 

15. Pferd des Herrn v. C. in W. Das Pferd, eine 
schwere belgische Stute, zeigte die wiederholt beschriebenen Er¬ 
scheinungen der Blinddarmerweiterung und Lähmung. Ich gab 
zunächst Bar. chlorat. 1,0 intravenös in zweimal gebrochener Dosis. 
Darauf traten reichliche, jedoch größtenteils flüssige Entleerungen 
ein. Da die Erscheinungen nicht nachlicßen, untersuchte ich vom 
Mastdarm aus und fand im Coecum Futtermassen von fester Kon¬ 
sistenz. Es wurde darauf Extr. Aloes 35,0 verabreicht und, da 
sich am nächsten Tage keine Besserung eingestellt hatte, der 
Apparat angelegt. Hier zeigte sich wieder die von mir schon 
öfter beobachtete Erscheinung, daß nach dreimaligem An¬ 
legen des Apparates die Futtermassen im 
Blinddarm sich lockerten und zur Entleerung 
zu gelangen begannen. Heilung in drei Tagen. 

16. Pferd des Bauern M. in J. Das Pferd, eine zirka 
28 Jahre alte Stute, zeigte alle Erscheinungen der Dilatation und 
Parese des Blinddarms in ausgesprochenem Maße und hatte be¬ 
reits eine stark entwickelte Herzschwäche, da der Besitzer schon 
acht Tage hindurch sein Heil mit Aloepillen versucht hatte. Es 
wurde daher gleich zum Apparat gegriffen, worauf in zehn Ta 
gen Heilung eintrat 

17. Beim Sohn desselben Besitzers erkrankte 
einige Wochen später ein Pferd auf gleiche Weise. Nachdem ich 
Bar. chlorat 1,0 und Extr. Aloes 35,0, der Besitzer außerdem 
noch 1 Pfund Glaubersalz und A Liter Rizinusöl vergeblich ver¬ 
abfolgt hatten, wurde der Apparat angewendet, der in acht 
Tagen die Heilung herbeiführte. 

18. Pferd des Bauern K. in Sch. Das Pferd war bei 
meinem Eintreffen schon zwei Tage krank. Die bei der Unter¬ 
suchung festgestellten Erscheinungen wiesen auf eine Erweiterung 
und Lähmung des Blinddarms hin. Ich gab zunächst jedoch 
Arecol. hydrobrom. 0,08 subkutan und Extr. Aloes 30,0, Calomel 
5,0. Da am nächsten Tage keine Besserung, wurde elektrisiert, 
worauf in acht Tagen Heilung eintrat. 

19. Pferd des Bauern K. in D. Das Pferd zeigte bei 
der Untersuchung Kolikerscheinungen und erhielt zunächst 
Arecolin. hydrobrom. 0,08 subkutan. Der hierauf abgesetzte Kot 
war größtenteils flüssig und enthielt wenig geformte Bestandteile. 
Ich gab daher Extr. Aloes 35,0, Calomel 5,0. Die Krankheils 
erseheinungen hatten sich darauf bis zum nächsten Tage nicht wo- 





4 


No. 1. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


sentlich gebessert. Das Pferd zeigte Unruhe, kratzte mit den 
Vorderbeinen, sah sich nach den Flanken um und legte sich un¬ 
ter Stöhnen nieder. Die Auskultation ergab besonders rechts¬ 
seitig unregelmäßiges, teils unterdrückte*, dann wieder poltern¬ 
des, stark kollerndes Darmgeräusch. Bei Untersuchung durch den 
Mastdarm feste Kotmassen im Uoecum. Der abgesetzte Kot be¬ 
stand aus viel Flüssigkeit und wenig festen Bestandteilen. Ich 
riet daher zur Anwendung des Apparates. Nach vier Tagen traf 
ich den Besitzer und erfuhr, daß das Pferd nicht gebessert, aber 
auch, daß der Apparat offenbar nicht funktionierte. Ich nahm zur 
Sicherheit ein neues Element mit und fuhr sogleich zum Be¬ 
sitzer hinaus, der schon ganz hoffnungslos war. Es stellte sich 
heraus, daß das alte Element schon etwas schwach, jedoch auch 
die Kontaktschraube nicht richtig stand, so daß der Besitzer seit 
zwei Tagen nicht mehr elektrisiert hatte. Ich legte den Apparat 
an. und nach zehn Mi n u t e n s e t z t e das Pferd, da s 

seit Beginn des Leidens a u s s c h 1 i c ß 1 i e h G r ii n - 

f u 11 e r e r h a 11 e n h a 11 e u n d d a h e r a u c Ii grün¬ 
lichen Kot e n 11 e orte. p 1 ö t z l i c h t rock e n e n 

gelben, von Strohhäcksel stammenden Kot ab. 
Nach w e i t c r c n 5 T a g e ii w a r das Pf e r d g e heil t. 

20. P f e r d des Fleisehormeisters W. in B. Das 
Pferd zeigte leichte Kolikerseheinungen und erhielt Areeol. 
hydrobrom. 0,08 subkutan, setzte darauf zieinieh reichlich flüssigen 
Kot ab, zuletzt nur mit vereinzelten geformten Bestandteilen. 
Der Zustand schien darauf etwas gebessert. Am nächsten Tage 
stellten sich die Erscheinungen wieder ein, und ich verordnete 
Extr. Aloes 30,0, Calomel 5,0. Am dritten Tage der gleiche Zu¬ 
stand, w r eshalb ich zum Apparat griff. Heilung trat in 
8 Tagen ein. 

21. Pferd desselben Bauern K. in M., der schon unter 
7 angeführt ist. Es war ein annähernd dreijähriges Fohlen, zeigte 
Kolikerseheinungen und erhielt Bar. chlorat. 1,0 in dreimal ge¬ 
brochener Dosis. Der Erfolg waren dünnflüssige Entleerungen 
ohne Besserung des Zustandes, weshalb Extr. Aloes 25,0 gegeben 
wurde. Da am nächsten Tage keine Besserung zu verzeichnen 
war, die Erscheinungen der Dilatation und Parese des Blinddarms 
sich aber zweifellos herausgebildet hatten, wandte ich den Apparat 
an. Der Bauer, der sein Pferd wieder verloren glaubte, erlebte 
die Freude, daß es nach 3 Tagen bereits gebessert 
war. Nach weiteren 3 Tagen konnte ich das Pferd als geheilt 
imsehe n. 

22. Pferd des Bauern R. in Schl. Das Pferd zeigte 
die Erscheinungen der Dilatation und Parese des Blinddarms. 
Arecolin. hydrobrom. 0,08 subkutan und Extr. Aloes 30,0, Calomel 
5,0 brachten keine Besserung. Die Anwendung des Induktions¬ 
apparates ergab in 5 Tagen völlige Heilung. 

23. Pferd des Gastwirts P. in P. zeigte leichte Kolik¬ 
erscheinungen, die Verdacht auf Dilatation und Parese des Blind¬ 
darms entstehen ließen. Trotzdem gab ich zunächst Bar. chlorat. 
1,0 intravenös und dann Extr. Aloes 30,0 nebst Calomel 5,0. Da 
am nächsten Tage keine Besserung zu erkennen war und ich mich 
überzeugt hatte, daß der Kot im Blinddarm festlag, wurde der 
Apparat angewandt. Heilung trat in 5 Tagen ein. 

24. Pferd des Ansiedlers H. in K. zeigte bei der Unter¬ 
suchung ziemlich heftige Kolikerscheinungen. Da nach Bar. 
chlorat. 1,0 intravenös in zweimal gebrochener Dosis keine be¬ 
friedigende Defäkation eintrat und auch die Kolikerscheinungen 
nicht nachgelassen hatten, die Darmbewegung beiderseits zu 
wünschen übrig ließ, nahm ich eine Überladung des Dick- und 
Blinddarms, bzw. eine Anschoppung an. Es wurde daher Extr. 
Aloes 40,0 gegeben. Am nächsten Tage hatten die Erscheinungen 
zwar an Heftigkeit nachgelassen, es bestand aber noch Unruhe, 
Kratzen mit den Vorderbeinen und unregelmäßige, kollernde 
Darmbewegung. Durch Eingehen in den Mastdarm stellte ich fest, 
daß der Blinddarm mit festen, kaum eindrückbaren Inhaltsmassen 
angefüllt war. Kotabsatz erfolgte infolge der Aloegabe in dünn¬ 
flüssigem Strahle. Ich wandte daher unverzüglich den Induktions¬ 
apparat an und erreichte damit in 5 Tagen völlige 
Heilung. 


25. Pferd des Bau e r n B. i n K. zeigte (he Erscheinungen 
der Dilatation und Parese des Blinddarms. Ich gab jedoch zunächst 
Areeol. hydrobrom. 0,08 subkut. und, als damit die erhoffte Wirkung 
nicht erreicht wurde, auch noch Extr. Aloes 35.0 nebst Calomel 
5.0. Am nächsten Tage war der Zustand unverändert. Das 
Pferd laxierte infolge der Aloegabe. Ich wandte nun, nachdem 
ich mich vom Fest liegen des Kotes im Üoecurn überzeugt hatte, 
den Induktionsapparat an. Heilung trat d a r auf i n 
5 T a g e ij e i n. 

Es seien mir nun noch einige Bemerkungen zu Vor¬ 
stehendem gestattet. Die genaue Angabe des Datums bei den 
angeführten Fällen mußte unterbleiben, da ich zum Heeres¬ 
dienst eingezogen bin und mir meine genauen Aufzeichnungen 
nicht Vorlagen. Die Fälle erstrecken sich jedoch wohl auf 
alle Ja h r e s z eite n. Die Fälle 11 bis 17 beanspruchen 
insofern ein besonderes Interesse, als ihnen eine gemeinsame 
Ursache zugrunde lag. Sie fallen fast alle in das Frühjahr 
bezw. den Frühsommer des futterarmen Jahres 1912. Die 
Landwirte waren vielfach gezwungen, von Händlern Futter¬ 
mittel zu beziehen. In diesen Fällen handelte cs sich um 
Erkrankungen, die durch Aufnahme einer mit 1.8 Proz. Sand 
verunreinigten Roggenkleie bedingt waren. In allen diesen 
7 Fällen konnte ich feststellen, daß die ersten Krankheits- 
erscheinungen auftraten, nachdem diese Kleie etw r a 8 Tage 
hindurch verfüttert worden war. Nach dem mehrmaligen An¬ 
legen des Induktionsapparates wurde öfter Beimengung von 
Sand im Kot bemerkt. Es waren also eigentlich Sand- 
koliken, die aber unter dem Bilde der vor* 
stehend behandelten Krankheit verliefen. 

Nach den Erfahrungen bei Fall 9 ließ ich die Bauch¬ 
elektrode abwechselnd in die rechte untere Bauchgegend, um 
den Fundus des Blinddarm, und in die Gegend hinter dem 
Schaufelknorpel, um auch die Spitze des Blinddarms zu treffen, 
legen. Es erschien ja schließlich nicht ausgeschlossen, daß 
bei einer Lähmung der Blinddarmspitze durch Embolie 
auch auf diesem Wege eine gute Wirkung zu erzielen wäre. 
Über den Fall 9 konnte ich mir leider kein klares Urteil bilden, 
da ich nicht imstande w^ar, die Behandlung zu kontrollieren. 
Ich nehme aber, wie schon erwähnt, an, daß der Besitzer den 
Apparat nicht angew r endet hat, sondern mit Hausmitteln die 
Heilung versuchte. Bei Fall 7 ist zweierlei denkbar. Erstens, 
daß der Besitzer den Strom gleich zu stark eingestellt hat und 
dadurch eventuell die Ruptur herbeigeführt wurde. Zweitens, 
daß die Kontaktschraube gleich von Anfang an fest geschraubt 
wurde, so daß die Induktionsströme gar nicht zur Wirkung 
gelangten, da der Apparat ja nicht arbeitete. 

Hiermit seien meine Ausführungen beendet. Es wriirde 
mich freuen, wenn aus der Reihe der Kollegen heraus eine 
Nachprüfung meiner Erfahrungen stattfände. 


Seltene Abweichung in der arteriellen Versorgung 
des Hinterfußes bei einem Pferde. 

Von Dr. Arthur Thieke, 

Abteilungsvorsteher am Anatomischen Institut der Kgl. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Berlin. 

Anläßlich der Abnahme eines Präparates war mir Ge¬ 
legenheit gegeben, eine eigenartige Abweichung in der arte¬ 
riellen Gefäßversorgung des rechten Hinterfußes eines Pferdes 
festzustellen. Leider verhinderte die schon abgeschlossene 
Präparate ii dir Arterien den Verfolg des Vcnenverlaufes an 








6. Januar 1916 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


der betreffenden Ghiedmaße, und weiter auch die anderweitige 
Verwendung der linken Gliedmaße die Prüfung der Gefäßver¬ 
hältnisse an diesem Fuße.*) Immerhin schien mir auch dieser 
nur unvollständige Befund wegen des seltenen Vorkommens 
einer-eingehenderen Mitteilung wert. 

In der Kniekehle gabelt sich die aus der arteria femoralis 
hervorgehende art. poplitea in die beiden Äste der art. tibialis 
anterior und posterior. Die art. tibialis anterior läuft durch das 
spatium interosseum zwischen tibia und fibula auf die laterale 
Vorderseite der tibia und von hier aus weiter an der tibia ab¬ 
wärts, bedeckt vom musculus tibialis anterior, an den sie 
Zweige abgibt. Ebenso sendet sie Äste ab an den extensor 
digitalis lateralis, den flexor hallucis longus und, im Bereich des 
Sprunggelenks, oberflächliche Hautäste sowie Gelenkzweige. 
Vor dem unteren Ende des Sprunggelenks zweigt sich von 
ihr die arteria tarsea perforans ab. Dann läuft sie als 
sehr starkes Gefäß weiter abwärts zum Fesselgelenk 
zwischen Griffelbein und Metatarsus als arteria metatarsea 
magna. Vor dem capitulum des lateralen Griffelbeins 
tritt sie auf die Hinterseite des Metatarsus und vereinigt 
sich, nach Aufnahme einer schwachen art. metatarsea profunda 
lateralis (art. metatars. plantaris lateralis), mit einem ziemlich 
kräftigen Gefäßstamm, der der art. metatarsea profunda medialis 
(metatarsea plantaris medialis) entspricht. Durch die Verei¬ 
nigung entsteht ein kurzer, dicker Stamm, von dem aus die 
beiden art. digitales hervorgehen. Der Verlauf und die Ver¬ 
zweigung dieses Astes der art. poplitea entspricht also im 
wesentlichen den gewöhnlichen Verhältnissen. 

Die ziemlich schwache art. tarsea perforans tritt auf der 
Vorderseite des Sprunggelenks in den sinus tarsi ein und ver¬ 
läßt ihn dann wieder auf der Rückseite des Gelenks zwischen 
os metatarsale H und 111. Sie gabelt sieh jedoch nach ihrem 
Austritt nicht in die beiden art. metatarseae profundae, die am 
Hauptmittelfußknochen neben den beiden Griffelbeinen ab¬ 
wärts verlaufen, sondern bildet zwei ganz kurze, etwa - 1 /* cm 
lange Äste, die in zwei andere, ungefähr gleich starke Arterien 
übergehen, auf deren Herkunft nachher einzugehen sein wird. 

Die art. tibialis posterior zeigt durchaus abweichende Ver¬ 
hältnisse hinsichtlich ihrer Verzweigungen. Nach Abzweigung 
aus der art. poplitea verläuft sie im rnusc. popliteus, an den sie 
einige Äste abgibt. Ebenso sendet sie einige starke Gefäße 
an die Gastrocnemiusbäuche und den dicken Hufbeinbeuger. 
Etwa 2 Finger breit oberhalb des Sprunggelenks biegt, dann die 
Arterie von der medialen Seite unter dem dicken Hufbein¬ 
beuger hindurch nach der lateralen Seite hinüber, ohne , daß 
sie die bekannte doppelbogige Schleife mit ihren Anastomosen- 
ästen bildet, und ohne daß sie in die art. tarsea medialis über¬ 
geht. Sie wird einfach zur art. tarsea lateralis und verläuft zur 
lateralen Seite des Sprunggelenks, wo sie sich verliert. Es 
fehlen also völlig die sonst von ihr gebildeten art. tibialis und 
tarsea recurrens und die art. tarsea mediairs. 

Ein gewisser Ausgleich in der Ernährung der durch diese 
Arterien versorgten Gebiete wird nun geschaffen durch eigen- 


*) Es handelte sieh im vorliegenden Falle um ein im Examen 
hergestelltes Präparat der Arterien des Hinterfußes, so daß auf die 
Venen bei der Präparation keine Rücksicht genommen worden war 
und infolgedessen sich die Verhältnisse an diesen nicht mehr nach¬ 
prüfen ließen. 


5 


artigen Verlauf und Verzweigung der art. saphena. Diese 
zieht von der medialen Seite des Kniegelenks über das planum 
subcutaneum tibiae hinweg schräg abwärts zum Sprunggelenk. 
Ihr Verlauf ist also bis dahin der gewöhnliche, nur fällt ihre 
besondere Stärke auf, die ungefähr der der art. tibialis posterior 
gleichkommt. 

Etwa an der Grenze des mittleren zum unteren Drittel des 
Unterschenkels gibt die art. saphena zuerst einmal, einen 
schwachen rückläufigen Ast ab, der sich unmittelbar dem 
nervus tibialis anschließt und der medial am Fersensehnen¬ 
strang aufwärts zu verfolgen ist bis zum Kniegelenk. Dieser 
rückläufige Zweig dürfte der art. tibialis recurrens entsprechen. 
Ungefähr drei Finger breit oberhalb des Eintrittes der 
Saphena in die Rinne des dicken Hufbeinbeugers geht aus 
ihr hervor ein sich gabelnder Ast in den Fersensehnenstrang; 
mit ihm zusammen entspringt und ist eine Strecke 

weit verschmolzen ein ungefähr gleich dicker Ast, der 

über den dicken Hufbeinbeuger hinweg an die laterale 

Seite des Sprunggelenks zieht, sich hier verzweigt und in 

der Tiefe des Gelenks verschwindet.. Die fortlaufende art. 
saphena schließt sich dann im Ausschnitt des Fersenbeins innig 
dem hier verlaufenden nerv, plantaris medialis an uud geht mit 
ihm über die Mitte der plantaren Sprunggelenksfläche. Unge¬ 
fähr in der Mitte der Rinne des dicken Hufbeinbeugers zweigt 
sich an der lateralen Seite von ihr ein ihr gleich starker Ast 
ab, der parallel zu ihr neben dem graden Bande abwärts ver¬ 
läuft und übergeht in den einen kurzen Ast der art. tarsea 
perforans. An der Vereinigungsstelle beider ein kurzer Arterien¬ 
zweig, der etwa 3 cm weit das laterale Griffelbein abwärts be¬ 
gleitet und wohl der art. metatarsea profunda lateralis in ihrem 
oberen Abschnitt entspricht. Der untere Abschnitt siehe 
nachher. r 

Der fortlaufende Stamm der art. saphena gibt unmittelbar 
unterhalb des Tarso-Metatarsalgelenkes eine weitere Arterie 
ab, die an der plantaren Seite des Sprunggelenks zurück ver¬ 
läuft, ungefähr parallel zur Saphena, jedoch auf der medialen 
Seite derselben.- Diese gabelt sich in Höhe des oberen Endes 
des os naviculare tarsi. Der eine von beiden Gabelästen senkt 
sich in das Sprunggelenk ein (zwischen talus, ob cuboideum und 
calcaneus), der andere läuft weiter aufwärts zwischen talus und 
sustentaculum tali, um sich an der medialen Seite des oberen 
Sprunggelenks bis zur tibia hin zu verzweigen. Durch dieses 
Gefäß dürfte ein Ersatz geschaffen sein für die fehlende art. 
tarsea medialis. 

Nach Abgabe dieses rückläufigen Astes bildet die art. 
saphena dann in einer Entfernung von 3 cm einen doppelten 
Bogen, der durchaus dem bei der art. tibialis sonst oberhalb 
des Sprunggelenks beobachteten entspricht. Wir haben zuerst 
einen beckenwärts konkaven und daran anschließend einen 
zehenwärts konkaven Bogen. Aus dem Scheitel des ersteren 
geht eine verhältnismäßig kräftige Arterie hervor, die median 
auf dem Fesselbeinbeuger abwärts verläuft und sich in die 
art. digitalis medialis unterhalb des Fesselgelenks einsenkt. Ihr 
Verlauf auf dem Interosseus läßt sie als Ersatz erscheinen für 
die beiden art. plantares, die ja ebenfalls oberflächlich, aller¬ 
dings neben dem Interosseus, verlaufen. In den beckenwärts 
gelegenen Scheitel des zweiten Bogens mündet der zweite kurze 
Gabelast der art. tarsea perforans, der oben erwähnt 
wurde. 



6 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 1. 


Aus dem zweiten Bogen geht dann die fortlaufende art. 
saphena zwischen medialem Griffelbein und Fesselbeinbeuger 
in die Tiefe, läuft zwischen diesen beiden abwärts bis etwa 
handbreit oberhalb des Fesselgelenks und vereinigt sich hier, 
nach der Mittellinie zu biegend, mit der Hauptmittelfußarterie. 
Es entspricht also dieser letzte Teil der Saphena durchaus der 
art. metatarsea profunda medialis. Von ihr geht noch an . der 
Grenze des oberen zum zweiten Viertel des Metatarsus eine 
sehr schwache Arterie ab, die quer über die Hinterfläche des 
Knochens unter dem Fesselbeinbeuger hindurch zum lateralen 
Griffelbein zieht und dann umbiegend zwischen lateralem 
Griffelbein und Metatarsus abwärts geht; sie mündet in die art. 
metatarsea dorsalis lateralis ein vor ihrer Vereinigung mit der 
art. metatarsea profunda medalis. Diese schwache Arterie 
würde also entsprechen dem unteren Teil der art. metatarsea 
profunda lateralis, während der obere Anteil von einem schon 
vorher erwähnten Zweigast der art. tarsea perforans ge¬ 
bildet wird. 

Um kurz zusammenzufassen: Die art. tibialis anterior zeigt 
keine wesentlichen Abweichungen, wohl aber schon die von Ihr 
abgehende art. tarsea perforans, die keine urt. metatarseae 
profundae bildet, sondern nur zwei kurze Gabeläste, von denen 
der eine anastomosiert mit dem zweiten, beckenwärts konvexen 
Bogen der Saphena, der andere mit einem Parallelast der art. 
saphena, der aus ihr im Bereich der Rinne des dicken Hufbein¬ 
beugers hervorgeht. Aus der Vereinigungsstelle entsteht ein 
kurzer, dünner Stamm, der in seinem Verlauf der art. meta¬ 
tarsea profunda lateralis in ihrem oberen Abschnitt entspricht 

Die art. tibialis posterior erschöpft sich mit der Bildung 
der art. tarsea lateralis; sie bildet also nicht den doppelten 
Bogen, die aus diesem hervorgehenden Anastomosenäste, 
weiter nicht die art. tarsea medialis und dementsprechend auch 
nicht die aus dieser hervorgehenden art. plantares. 

Den Ersatz dieser fehlenden Stämme übernimmt im wesent¬ 
lichen die art. saphena, wenn auch in etwas abgeänderter Form. 
Sie gibt ab einmal eine der art. tibialis recurrens entsprechende 
Arterie und Versorgungsäste für den Ferseusehnenstrang. 
Dann zieht sie weiter im ungefähren Verlauf der art. tarsea 
medialis, um unter Bildung eines doppelten Bogens überzu¬ 
gehen in eine der art. metatarsea prof. medialis entsprechende 
Arterie, die ihrerseits wieder einen schwachen Ast abgibt, der 
im Verlaufe dem unteren Anteil der art. metatarsea prof. 
lateralis entspricht. Weiter bildet die Saphena: 

1. ein Gefäß, das aus dem Scheitel der ventral konvexen 
Schleife hevorgeht und, auf dem Fesselbeinbeuger abwärts 
verlaufend, in die mediale Zehenarterie einmündet. Dieselbe 
entspricht den art. plantares; 

2. einen Verbindungsast zu dem einen Zweig der art. 
tarsea perforans; 

3. einen rückläufigen Ast zur Versorgung des medialen 
inneren und äußeren Sprunggelenks, als Ersatz für die fehlende 
art. tarsea medialis; 

4. einen Zweig, der sich an der hinteren lateralen Sprung¬ 
gelenksfläche ausbreitet und auch in das Innere des Gelenkes 
sich einsenkt. 


Referate. 

Rinderpest und Aphthenseuche. 

Von Hofrat Prof. Dr. Fr. Hutyra, Budapest. 

(AUatorvosi Lapok, 1915, Nr. 46 u. 47.) 

Seit dem Kriege muß man ständig mit der Gefahr der 
Einschleppung der Rinderpest rechnen. Vom nördlichen Kriegs¬ 
gebiet wurde bereits wiederholte Male Verdacht auf Rinderpest 
gemeldet, das erste Mal war es eine hämorrhagische Septi- 
kämie, gepaart mit bösartigem Katarrhalfieber, das andere Mal 
aber bösartige Maul- und Klauenseuche. Bei diesen Krank¬ 
heiten kommen in dem Labmagen und in dem Darm ähnliche 
Entzündungserscheinungen vor; die ausgebreitete diphthe- 
ritische Entzündung, besonders im Mastdarm, kann jedoch 
als charakteristisch für Rinderpest betrachtet werden. Bei 
den auf Rinderpest verdächtigen Fällen der Maul- und Klauen¬ 
seuche beobachtete man Entzündungen der Lidbindehaut, der 
Nasenschleimhaut, des Labmagens und der Dünndärme, teils mit 
kleinen Blutungen und im Labmagen mit wunden diphthe- 
ritischen Geschwüren; der Verdacht auf Rinderpest war 
deshalb gerechtfertigt, w T eil der betreffende Ort vor kurzem 
noch in russischem Besitz war. Die Untersuchung an Lebenden 
stellte jedoch entschieden Maul- und Klauenseuche fest; denn 
mit der Entzündung der Maulschleimhaut waren gleichzeitig 
die Klauen erkrankt, und zwar in der Zwischenklauenhaut 
und an den Ballen. An der Maulschleimhaut wiesen die 
Blasen, die rundlichen Erosionen gleichfalls auf Aphthen¬ 
seuche hin. Die Rinderpest hat keine einzige zweifellos 
pathognomonische Erscheinung, sie entsteht meistens nach 
einer Inkubation von 4—6 Tagen als septikämische 
akute fieberhafte Krankheit und verbreitet sich anfangs 
langsam. Von ihren Erscheinungen verdient haupt¬ 
sächlich die Nekrose der Maulschleimhaut, die akute An¬ 
schwellung und schwarzrote Färbung der Lymphknoten eine 
besondere Beachtung, die übrigen hämorrhagischen und 
diphtheri tischen Entzündungen der Schleimhäute, ebenso auch 
die Geschwüre der Gallenblase, kommen verschiedenartig 
gruppiert vor. In zweifelhaften Fällen wird das Impfen eines 
gesunden Rindes mit dem defibrinierten Blute des kranken ent¬ 
scheiden; denn bei Rinderpest erkrankt es innerhalb einerWoche. 
Schließlich soll man es nicht außer acht lassen, daß die Rinder¬ 
pest bei widerstandsfähigem Steppenvieh in leichter abortiver 
Form ablaufen kann mit vorübergehendem Fieber und all¬ 
gemeinen katarrhalischen Erscheinungen. Dr. Z. 

Zur Frage der Entdeckung des Maul- und Klauenseuche¬ 
erregers. 

Von Prof. Dr. E. Zschokke in Zürich. 

(8chweiz. Arcb. f. Tierheilk., 67. Band, 8. 165) 

Bekanntlich behauptete vor reichlich Jahresfrist ein Pro¬ 
fessor Dr. Stauffacher, Lehrer an der Kantonsschule in 
Frauenfeld, den Erreger der Maul- und Klauenseuche entdeckt 
zu haben. Stauffacher ist Naturwissenschaftler, einen 
medizinischen Studiengang hat er nicht durchgemacht, ebenso 
ist er nicht Bakteriologe. Der vermeintliche Erreger ist gekenn¬ 
zeichnet durch verschiedene Entwicklungsstadien (zuerst 
kokkenartiges Jugendstadium, dann Auswachsen eines 
schw’anzähnlichen Fortsatzes — Semikolonform — und endlich 
Mittelding zwischen Spirochäte und Trypanosoma mit einer 
Länge von über 100 Mikromillimetern) und soll zur Gattung 
Leishmania gehören. Mit der Nachprüfung der Stauf- 





6. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


7 


fachersehen Entdeckung wurde eine Kommission beauf¬ 
tragt, die aus Prof. Dr. H e d i n g e r, Basel, Dr. M. B ü r g i, 
Bern, und Prof. Dr. Zschokke, Zürich, bestand. Zunächst 
wurden Zeichnungen zur Prüfung vorgelegt, die den erwähnten 
Erreger mit seinen verschiedenen Formen enthielten. Sodann 
wurden blaugefärbte Kulturaufstriche demonstriert, unter denen 
allerdings die Kokken prävalierten, und Schnittpräparate, die, 
mit Säurefuchsin und Methylenblau gefärbt, große dunkele 
Körnerhaufen zeigten, während Spirochätenformen fehlten. 
Die Reinkulturen waren in der Weise hergestellt worden, daß 
vom geschlachteten Rind die Zunge mit frischen Blasen Eer- 
ausgenommen wurde. Nachdem die Blasen mit Aq. dest. 
und steriler physiologischer Kochsalzlösung wiederholt (bis 
12 mal) abgespült worden waren, wurde mittels einer Pra- 
vazschen Spritze etwas Kochsalzlösung in die Blase einge¬ 
spritzt, um den Inhalt aufzuwühlen, und sodann etwas Lymphe 
eingesogen und in das Kondenswasser des Agarröhrchens ge¬ 
spritzt. Ein Tröpfchen einer solchen Kultur bot ein Chaos 
von Geschöpfen (Bazillen, Bakterien, Kokken), kein Wunder, 
denn der Blaseninhalt muß ja mit den verschiedensten Keimen 
infiziert sein. Spirochäten waren in den Kulturen nicht aufzu¬ 
finden, wohl aber die Semikolonformen, die sich als Bazillen 
mit endgültiger Sporenbildung entpuppten. Daß die Über¬ 
tragung der Kulturmassen auf Rinder Maul- und Klauenseuche 
erzeugte, war durchaus kein Beweis für die Virulenz des an¬ 
geblichen Erregers: denn da Blaseninhalt in die Kulturnähr¬ 
böden eingespritzt war, so mußte selbstverständlich auch das 
ultravisible Virus mit in die Kultur gelangt sein und bewirkte 
nach Weiterverimpfung typische Erkrankung. Zur Beweis¬ 
führung wäre es unbedingt nötig, daß zunächst durch Filtra¬ 
tion die sichtbaren Keime ausgeschaltet würden, und erst dann, 
wenn das Filtrat der Kulturflüssigkeit unwirksam bleibt, wenn 
man also erwiesen hat, daß der Infektionsstoff wirklich an 
gröbere korpuskulare Elemente gebunden ist, kann man diese 
weiter isolieren und untersuchen. Dieser Forderung ätiolo¬ 
gischer Forschung ist Stauffacher bis jetzt nicht nach¬ 
gekommen. 

Die Kommission gab ihr Gutachten dahin ab, daß die 
Arbeiten Stauffachers die Kenntnisse über die Ursache 
der Maul- und Klauenseuche nicht bereichert haben. 

J. Schmidt. 

über Maul- und Klauenseuche der Schweioe. 

Von kgl. ung. Tierarzt Ludwig SzSlyes. 

(Allatorvost Lapok 1915, Nr. 33 ) 

Als erstes auf Maul- und Klauenseuche verdächtiges 
Zeichen bemerkt man beim Schweine steifen Gang. Verfasser 
beobachtete unlängst in dem Schweinebestande der Impfstoff¬ 
anstalt Phylaxia an 146 Versuchstieren (mit 26,6 kg Durch¬ 
schnittsgewicht) den Seuchengang. Die Tiere wurden vorerst 
mit Schweinepestvirus künstlich infiziert. 93 Ferkel gingen 
ein, bei keinem aber konnte man die Maul- und Klauenseuche 
als Todesursache feststellen, sondern Pyobacillosis, Strongy- 
losis, in der Mehrzahl der Fälle Schweinepest. Weder in der 
Maulhöhle noch in dem Herzen konnte man die charakterist ischen 
Veränderungen der Maul- und Klauenseuche bemerken. In 
einem anderen Schweinebestande traten während der Maul¬ 
und Klauenseuche plötzlich mehrere Todesfälle auf; bei der 
Sektion fand man, außer den charakteristischen Veränderungen 
im Herzen, im Dickdarm dunkelrote, scharfbegrenzte Stellen, 


Ecchymosen, welche sich bei der mikroskopischen Untersuchung 
. als Erscheinungen einer lokalen Hyperämie und zelliger 
Infiltration erwiesen; ähnliche Infiltration kommt auch im 
Herzen vor (Myocarditis acuta multiplex. J o e s t). Dr. Z. 

(Aus dem Serumlaboratorium der Königl. Tierärztlichen und 
Landwirtschaftlichen Hochschule zu Kopenhagen.) 

Die Ätiologie der Bradsot. 

Von Prof. Dr. C. 0. J e n s e n. 

(Zschr/(. Kfektionnkrankh. d. Haust, 1915, H. 1./2, S. 1.) 

Unter kritischer Würdigung der Bradsot-Literatur be¬ 
schreibt J e n s e n 10 Einzelfälle dieser Krankheit, die sämtlich 
die charakteristischen Veränderungen des Labmagens, hämor¬ 
rhagische Infiltration und Nekrose der Mucosa und Entzün¬ 
dungsödem in der Submucosa, erkennen lassen. Die Brad- 
sotbazillen sind in jedem Falle in Reinkultur in dem krank¬ 
haft veränderten Teil der Mucosa und der ödematösen Sub¬ 
mucosa, hier in enormen Mengen, nachzuweisen gewesen; sie 
dringen von den Schleimhautpartien aus, die hämorrhagisch 
werden und eine nekrotisierende Umwandlung erleiden, in das 
lockere Bindegewebe der Submucosa hinab, verbreiten sich 
nach allen Seiten hin und durchwachsen die ganze Schleimhaut. 
Die Krankheit verläuft ziemlich rasch, die meisten Fälle 
treten nach der Schafschur im Herbst auf. Der Arbeit sind 
6 Abbildungen beigegeben, von denen besonders eine kolorierte 
eines typischen, aus Mecklenburg stammenden Bradsotfalles 
interessiert. Ew. Weber. 

über die bei der Staupe vorkommenden Einschlußkörperchen. 

Von Francesco Sanfelice. 

(Zbl. f. Bakt, Orig., Bd. 76, H. 7, S 495) 

Die seinerzeit von Standfuß sowie L e n t z bei der 
Hundestaupe beschriebenen Einschlüsse können sich außer lm 
Zentralnervensystem, in den Lungen und der Bindehaut auch 
in anderen Organen der an Staupe zugrunde gegangenen 
Hunde finden. 

In bezug auf die Form unterscheidet man regelmäßige 
(rundliche oder ovale) und unregelmäßige Einschlüsse (von 
sehr verschiedener Gestalt); in bezug auf die Struktur kann 
man zwischen homogenen und Einschlüssen mit vakuolen¬ 
artigen Innengebilden unterscheiden. 

Die Einschlüsse können nicht als Protozoen aufgefaßt 
werden, da sie nukleären oder cytoplasmatischen Ursprungs 
sind. 

Mittels Verimpfung des Staupevirus in Igel können Ein¬ 
schlüsse erzeugt werden. 

Die großen Formunterschiede, welche die Einschlüsse 
ganz unabhängig von ihrem Ursprung in den Geweben zeigen, 
sprechen gegen ihre parasitäre Natur. Pfeiler. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Nachteilige Wirkung der Rfibenffitterung auf die Milch. 

Von Johannes Rolle, Bautzen. 

(Zeitschr. f. Unten, d. Nähr.- u. Genußm, 1915, Bd. 80, S. 361.) 

Wird die Kuh übermäßig mit Rüben gefüttert, so kann 
die Milch Betain enthalten, das in der Runkelrübe zu 1,4 bis 
6,7 Proz., in der Zuckerrübe zu 0,1—0,3 Proz. vorhanden ist. 
Es tritt ein bitterlicher Geschmack und unangenehmer, wider¬ 
licher, betainähnlicher Geruch auf. Die Gerinnung verzögert 
sich zudem beträchtlich. Da Betain eine organische Base 
ist und mit Säuren Sake bildet, muß die durch die Bakterien 




8 


No. 1. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


der Milchsäuregärung gebildete Milchsäure zunächst das in 
der Milch enthaltene Betain binden, und erst dann kann die 
Säuerung ein Gerinnen der Milch veranlassen. 

Da eine solche Milch zur menschlichen Ernährung unge¬ 
eignet ist, könnte sie nur zur Käsebereitung Verwendung 
finden. Gl. 

über gesalzene Handelsmilch. 

Von Dr. F. Reiß. 

(Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußm. 1916, Bd. 30, 8. 313.) 

Von Milchhändlern wurden mehrere seitens der Kundschaft 
wegen stark salzigen Geschmacks beanstandete Proben Milch 
eingeliefert. Die Milch stammte aus einer Molkerei und war 
an verschiedene Kleinhändler verteilt worden. Für den in 
einer untersuchten Probe ermittelten hohen Kochsalzgehalt 
ergab sich die Aufklärung, daß die Kühlkörper, in denen als 
Kühlflüssigkeit durch Kohlensäure gekühlte Viehsalzlösung 
zirkulierte, sich in undichtem Zustande befanden. Durch die 
Verunreinigung der Milch mit Viehsalzlösung fand auch der 
festgestellte positive Ausfall der Nitratreaktion eine aus¬ 
reichende Erklärung, wobei es dahingestellt bleiben mag, ob 
das Viehsalz oder das Wasser salpeterhaltig war. Gl. 

— Butter und Butterpreiee. Die am 1. Januar 1916 in Kraft 
getretene Verordnung des Bundesrats über den Verkehr mit Butter 
gibt der Vermittlungsstelle das Recht, von Molkereien, die im 
Jahre 1914 mindestens 500 000 Liter Milch oder eine entsprechende 
Menge Rahm verarbeitet haben, bis zu 15 Proz. ihrer monatlichen 
Butterherstellung abzurufen und diese Butter Bedarfsgebieten zu¬ 
zuweisen. 

Die Vermittlungsstelle, die Zentral-Emkaufsgcsellschaft m. b. H. 
in Berlin, gibt die Butter nur an Gemeinden oder vom Reichskanzler 
bestimmte Stellen ab. Die Verordnung enthält ferner Vorschriften 
über die Ausgabe von Butter- oder Fettkarten. Danach sind die 
Gemeinden berechtigt und auf höhere Anordnung verpflichtet, 
Butter- oder Fettkarten einzuführen und zu bestimmen, daß die 
billigeren Butter- und Fettqualitäten der minderbemittelten Bevöl¬ 
kerung Vorbehalten bleiben. 

— Zur Regelung der Schweineflelechpreise und des Verkehre mit 
ausländischer Butter. 

Auf Grund des Art. I der Bekanntmachung über die Abände¬ 
rung der Verordnung zur Regelung der Schweinefleischpreise vom 
29. November 1915 (RGBl. S. 788) und des Art. I der Bekannt¬ 
machung über die Regelung des Verkehrs mit ausländischer Butter 
vom 4. Dezember 1915 (RGBl. S. 801) bestimmen wir: 

§ 1. Der Verkauf ausländischer Butter, die von der Zentral- 
Einkaufsgesellschaft m. b. H. in Berlin zu einem höheren Preise 
als dem inländischen Höchstpreis bezogen ist, an den Verbraucher 
und der Verkauf von ausländischem rohem oder zubereitetem 
Schweinefleisch und Schweinefett, Schweinefleischwaren und 
Schweinefett waren an den Verbraucher unterliegt den nachstehen¬ 
den Beschränkungen, wenn höhere Preise als die für die Inlands¬ 
ware festgesetzten Preise gefordert werden. Als ausländisches 
Schweinefleisch usw. gilt auch die aus ausländischen Schweinen 
bei der Ausschlachtung im lnlande gewonnene Ware. 

§ 2. Wer die im § 1 genannten Waren an den Verbraucher zu 
erhöhten Preisen verkaufen will, bedarf dazu der Genehmigung 
des Gemeindevorstandes. 

§ 3. Die Gemeinde Vorstände haben auf Grund der §§ 12 ff. der 
Verordnung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die 
Versorgungsregelung vom 25. September/4. November 1915 
(RGBl. S. 007 und 728 ff.) Preise für ausländische Butter festzu¬ 
setzen. Ob sie Preise für die übrigen im § 1 erwähnten Waren 
festsetzen wollen, bleibt ihnen überlassen. 

Sie haben auf Grund der $$ 12 ff. a. a. 0. ferner für den 
Vertrieb der Waren die erforderlichen Anordnungen zu treffen, 
um eine Trennung der aus dem Auslande bezogenen Waren von 
der Inlandsware in einer für die Käufer leicht erkennbaren Weise 
sicherzustellen. Als Maßnahmen kommen insbesondere in Betracht: 
Einrichtung besonderer Läden, Verkaufsstellen und Marktstände 
für Auslandsware; die Vorschrift besonderer Verpackung der 
Waren (Banderolen usw.): die Trennung der Verkaufsräume für 
inländische und ausländische Ware; Anschläge für die Käufer in 
den Läden; Vorschriften über die Buchführung wegen der Aus¬ 
landswaren; häufige Kontrolle der Buchführung und des Betriebs 


der Läden. Welche Mittel zur Anwendung zu bringen sind, wird 
sieh nur auf Grund der örtlichen wirtschaftlichen Verhältnisse ent¬ 
scheiden lassen. 

§ 4. Soweit es sich bei der hiernach zu treffenden Regelung 
um Anordnungen handelt, die gemäß § 12 Ziff. 2 und 4 der Ver¬ 
ordnung vom 25. September ! 4. November 1915 ergehen und die 
in der vorliegenden Verordnung erwähnten Waren betreffen, wer¬ 
den die Regierungspräsidenten, in Berlin der Oberpräsident, in 
Abänderung der Ausführungsanweisung vom 10. November 1915 
(HMB1. S. 364) ermächtigt, ihre Zustimmung ohne vorherigen Be¬ 
richt zu erteilen. Bezüglich der Anordnungen auf Grund des § 13 
Ziff. 2 b der Verordnung vom 25. September / 4. November 1915 
behält es bei den Vorschriften der Ausführungsanweisung vom 
10. November 1915 sein Bewenden. 

§ 5. Die Verordnung vom 4. Dezember 1915 über die Regelung 
des Verkehrs mit ausländischer Butter sieht in Art, II die aus¬ 
drückliche Möglichkeit vor, den Betrieb zu schließen. Bei den 
Betrieben, die mit den anderen in § 1 erwähnten Waren handeln, 
ist die gleiche Möglichkeit, auf Grund der Verordnung vom 
23. September 1915 (RGBl. S. 603) über die Fernhaltung unzuver¬ 
lässiger Personen vom Handel, gegeben. Auch bleibt es den Ge¬ 
meindevorständen überlassen, bei der Erteilung der Erlaubnis (§ 3 
der vorliegenden Anordnung) sich den jederzeitigen Widerruf vor¬ 
zubehalten. 

§ 6. Zuständige Behörde im Sinne des Art. II der Verordnung 
vom 4. Dezember 1915 über die Regelung des Verkehrs mit aus¬ 
ländischer Butter ist die Ortspolizeibehörde, höhere Verwaltungs¬ 
behörde der Regierungspräsident, in Berlin der Oberpräsident. 

Die in dieser Anordnung den Gemeindevorständen über¬ 
tragenen Befugnisse stehen mit den aus § 15 der Verordnung vom 
25. September i 4. November 1915 ergehenden Maßgaben auch den 
Regierungspräsidenten, für Berlin dem Oberpräsidenten und für 
die Landkreise den Kreisaussehüssen bzw. Landräten zu. 

§ 7. Die Übertretung dieser Anordnung und der von den Ge¬ 
meinden zu erlassenden Anordnungen ist auf Grund des § 17 der 
Verordnung vom 25. September / 4. November 1915 zu bestrafen. 

Berlin, den 8. Dezember 1915. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. Dr. 8 v d o w. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Freiherr von S e h o r 1 e m e r. 

Der Minister des Innern, von L o e b e 11. 

— Maßnahmen gegen den Vertrieb verfälschter usw. Nahrungs- und 
ßenuBmlttel. Erlaß des preußischen Ministers des Innern vom 
18. Oktober 1915. (Ministerialbl. f. Med-Ang., S. 360.) 

In neuerer Zeit ist wiederholt darüber Klage geführt werden, 
daß der Vertrieb verfälschter, nachgemachter, verdorbener und 
minderwertiger Nahrungs- und Genußmittel unter zur Täuschung 
geeigneten Bezeichnungen erheblich zugenommen habe. 

Derartige Mißstände werden mit Rücksieht auf die gegen¬ 
wärtigen Preise der wirtschaftlich wichtigsten Lebensmittel von 
der Bevölkerung besonders schwer empfunden. Sie sind zudem 
zum Teil — insbesondere im Verkehr mit Milch — gesundheitlich 
recht bedenklich. 

Indem ich meinen Erlaß vom 23 Januar d. J. in Erinnerung 
bringe, ersuche ich Ew. pp. ergebenst die mit der Überwachung 
des Verkehrs mit Nahrungs- und Genußmitteln betrauten Beamten 
lind Sachverständigen anzuweisen, die Lebensmittelkontrolle soweit 
als möglich durchzuführen und so zu gestalten, daß eine Aus¬ 
beutung der Bevölkerung vermieden und insbesondere eine ein¬ 
wandfreie Kinderernährung gewährleistet wird. 

An die Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Polizei¬ 
präsidenten in Berlin. 

— Verfälschungen von Hackfleisch. Wie das Berliner Polizeiprä¬ 
sidium bekanntgibt, sind im Handel mit gehacktem Rind- und 
Schweinefleisch neuerdings wiederholt Verfälschungen durch Ver¬ 
arbeitung von Milz, Sehnen und anderen Abfällen, auch durch 
Zusatz von Wasser, beobachtet worden. Der Polizeipräsident warnt 
daher dringend vor derartigen Täuschungen und macht zugleich auf 
die gesetzlichen Folgen aufmerksam. 

Eine Verfälschung des Hackfleisches mit Sehnen ge¬ 
langte am 27. Oktober vor dem Schöffengericht V in Hamburg zur Ab¬ 
urteilung. Der Verkäufer erhielt 100 M. Geldstrafe. Der Käuferin 
waren bei Besichtigung des im übrigen nicht verdorbenen Fleisches 
linsengroße, derbe, weiße Gebilde aufgefallen, die sie für r Finnen „ 
hielt. Die tierärztliche Untersuchung des Fleisches ergab, daß das 
Hackfleisch zu mehr als der Hälfte aus kleinen Stückchen derber 
Sehnen bestand, die die Käuferin zu Unrecht als Finnen angesehen 




0. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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hatte. Da die Sehnen als ungenießbare resp. wertlose Beigabe zu 
bezeichnen waren und in der erwähnten Menge nicht zu¬ 
fällig in das Hackfleisch gelangt sein konnten, wurde die Verarbei¬ 
tung, ähnlich wie die nicht seltene Verwendung von Lunge zu Hack¬ 
fleisch. als Verfälschung bezeichnet, ein Outaohterstandpunkt, den 
das Gericht als berechtigt'anerkannte 

Untersuchung des ausländischen Fleisches. 

Allgemein« Verfügung Nr. I. 123 1915 vom 6. Dezember 1915 
des Minis'erium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Jonrnal-Nr. IA Ille 6972 M. f. L., M. 73*8 M. d. .7. 

An die Herren Regierungspräsidenten in Königsberg, Gum¬ 
binnen, Danzig, Marienwerder, Stettin. Posen, Bromberg, Breslau, 
Oppeln, Magdeburg, Merseburg. Erfurt. Schleswig, Stade, Osna¬ 
brück. Auricli, Münster. Minden, Arnsberg. Wiesbaden, ('oblenz. 
Düsseldorf. Cöln, Trier und Aachen sowie den Herrn Polizei¬ 
präsidenten hier. 

Zur Durchführung des Kleis< librschaug< setzes in bezug auf die 
Pntersucbung des aurdämlisrhen Fleisches ordnen wir im Einver¬ 
nehmen mit dem Herrn Reichskanzler folgendes an: 

Beim Verdacht der V e r f ä 1 s c h u n g vtt n S c h w e ine- 
schmalz mit Rindertalg o d e r dies e m ä h n 1 i e h e n 
Fetten hat eine Untersuchung nach dein in der Anlage erläuter¬ 
ten Verfahren stattzufinden. 

Abdrucke für die Beschaustellen sind beigefügt. 

An die Herren Regierungspräsidenten in Allenstein, Potsdam, 
Frankfurt a. 0., Köslin. Stralsund, Liegnitz. Hannover. Hildesheim. 
Lüneburg, Cassel und Sigmaringen. 

Abschrift übersenden wir zur gefälligen Kenntnis. 

Der Minister für Landwirtschaft. Domänen und Forsten. 

I. A.: K r e n z 1 i n. 

Der Minister des Innern. 

I. V.: D r e w s. 

Verfahren nun Naehweie von Rindertalg und diesem ähnlichen Fetten In 
Schweineschmalz. 

Das Verfahren beruht auf der Verschiedenheit der Schmelz¬ 
punkte der hochschmelzenden Glyceride und der zugehörigen Fett¬ 
säuren des Schmalzes von demjenigen des Talges. 

I. Darstellung der hochschmelzenden Glyceride. 

50 g des geschmolzenen und klar filtrierten Schmalzes werden in 
einem Bechcrglase von etwa 150ccm Inhalt in 50ccm Äther gelöst; die 
mit einem Uhrglas bedeckte Lösung läßt man unter wiederholtem Um¬ 
rühren bei 15° erkalten. Falls nach einer Stunde noch keine oder nur 
eine geringe Kristallabscheidung erfolgt ist, läßt man die Lösung 
weiterhin noch V* bis 1 Stunde lang bei etwa 5 bis 10° stehen. 
Der abgeschiedene Kristallbrei wird auf einem Filtriertrichter ab- 
gesaugt und durch Pressen möglichst von der Mutterlauge 
befreit. Die abgepreßten Kristalle werden dann noch zweimal 
in derselben Weise aus 50 ccm Äther umkristallisiert. Liegt der 
nach dem nachstehenden Abschnitt III zu bestimmende Schmelz¬ 
punkt der so erhaltenen lufttrockenen Glyceride unter 61 °, so 
muß der Rückstand wiederholt in gleicher Weise aus Äther um¬ 
kristallisiert werden, bis Glyceride mit einem Schmelzpunkt über 
61 0 erhalten werden. Für die Schmelzpunktbestimmungen dürfen 
die Glyceride nur an der Luft getrocknet, keinesfalls vorher ge¬ 
schmolzen werden. 

II. Darstellung der zugehörigen Fettsäuren. 

Eine Durchschnittprobe von 0,1 bis 0,2 g der nach Abschnitt I 
erhaltenen Glyceride wird zu einem vollkommen gleichmäßigen 
Pulver verrieben. Etwa die Häfte dieses Pulvers wird durch etwa 
10 Minuten langes Kochen mit 10 ccm annähernd % normaler, 
möglichst farbloser, alkoholischer Kalilauge vollständig verseift. 
Man spült die Seifenlösung mit 100 ccm Wasser in einem Scheide¬ 
trichter. säuert mit 3 ccm 25 proz. Salzsäure an und bringt die ab¬ 
geschiedenen Fettsäuren durch kräftiges Schütteln mit 25 ccm 
Äther in Lösung. Die ätherische Lösung wird zweimal mit je 25 
ccm Wasser gewaschen und danach durch ein trockenes Filter 
filtriert. Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels wird der 
Rückstand mit wenig Äther in ein Schälchen gebracht und nach 
dem Verdunsten des Äthers bei 100° getrocknet. Die nach dem 
Abkühlen erstarrten Fettsäuren werden in dem Schälchen mit einem 
kleinen Pistill zu einem feinen gleichmäßigen Pulver zerdrückt 
und, falls sie nicht sofort untersucht werden, im Exsikkator über 
Schwefelsäure aufbewahrt. 

III. Bestimmung der Schmelzpunkte. 

Die Schmelzpunktbcstimmung der Glyceride und der zu¬ 
gehörigen Fettsäuren soll gleichzeitig ausgeführt werden. Zur 
Aufnahme der Proben dienen U - förmig gebogene, gleichmäßig 


dünnwandige Glasröhrchen von % A mm lichter Weite, deren einer 
Schenkel trichterförmig erweitert ist. Das Pulver wird zweckmäßig 
mittels eines Platindrahtes durch die trichterförmige Erweiterung 
des Sehmelzröhrchens eingeführt und etwa Va bis 1 cm über der 
Biegung des Röhrchens zu einem festen Säulehen von 2 bis 3 mm 
Länge zusammengeschoben. Die beiden die Glyceride und die 
Fettsäure enthaltenden Schmelzrohrehen werden mit ihren leeren 
Schenkeln mit Hilfe eines dünnen Kautschukringes an einem in 
Fünftelgrade geteilten Anselnitz-Thermometer so befestigt, daß 
die Proben in den Sclinielzröhrchen sich in gleicher Höhe mit der 
Quecksilberkugel des Thermometers befinden. Das Thermometer 
wird in eine in einem Bechcrglase befindliche Lösung von 200 ccm 
Glycerin und 100 ccm Wasser so hineingebracht, daß sich die 
Quecksilberkugel etwa in der Mitte des Bades befindet. Darauf 
erwärmt man das Bad allmählich, so daß etwa von 50° an die 
Temperatur in der Minute nur um DL bis 0,1 steigt. Durch ständiges 
Bewegen der Flüssigkeit mittels eines Rührers muß dafür gesorgt 
werden, daß die Temperatur innerhalb des ganzen Bades gleich¬ 
mäßig ist. AU Schmelzpunkt sind diejenigen Temperaturen an¬ 
zusehen, bei denen die geschmolzenen Proben keine Trübung mehr 
zeigen. Die Schmelzpunktbestimmungen sind mit neuen Proben 
in derselben Weise zu wiederholen. Aus je zwei um höchstens 0.2° 
abweichenden Beobachtungen ist das Mittel zu nehmen. 

Man bezeichnet den — gegebenenfalls für den aus dem Gly¬ 
cerinbade herausragenden Queeksilherfaden korrigierten — 
Schmelzpunkt der Glyceride mit Sg. den der daraus dargestellten 
Fettsäuren mit Sf und die Sehmelzpunktdifferenz Sg—Sf mit <1. 

Ist der Wert Sg + 2 d kleiner als 7t, so ist der Nachweis von 
Rindertalg oder diesem ähnlichen Fettarten (Hammeltalg. Preß- 
talg, gehärteten Pflanzenölen, gehärtetem Tran) als erbracht und 
das Schweineschmalz als verfälscht im Sinne des § 21 der Aus¬ 
führungsbestimmungen D anzusehen. 

Tierhaltung und Tierzucht. 

Giftige und schädliche Kraftfuttermittel. 

Uber giftige und schädliche Kraftfuttermittel mit beson¬ 
derer Berücksichtigung der gegenwärtigen Verhält¬ 
nisse gibt uns Dr. Filter - Berlin, Landwr. Kontrollstation. 
eine Zusammenstellung in der ,.111. Lamlw. Ztg.“, 1915, 89, 
die auch für den praktischen Tierarzt in der Jetztzeit von 
Interesse sein dürfte. 

Am weitaus häufigsten werden Vergiftungsfällg durch 
giftige Samen oder Früchte hervorgerufen. Von 
solchen kommt vor allem der Ricinus samen bzw\ 
Ricinuskuchen in Betracht; man hat Ricinus oder seine 
Rückstände in fast allen Futtermitteln nachgewiesen, am 
häufigsten in den Erdnußmehlen. Gelegentlich fand man auch 
die Samen des dem Ricinus nahestehenden Purgier- 
strauches und Crotonsamen bzw. seine Rückstände. 

Infolge ihres Saponingehaltes wirken die Rückstände der 
Mowrasamen giftig, die von indischen kultivierten 
Bäumen stammen und in den Mowrakuchen oder -mehlen ein- 
jieführt werden. 

Die Samen einiger Kreuzblätter wirken infolge ihrer 
Eigenschaft, Senföl abzuspalten, giftig. Dazu gehören beson¬ 
ders der russische Sareptasenf und der indische 
Senf, der zuweilen den Rapskuchen verunreinigt. Dieser, 
jetzt vielfach aus Indien eingeführt, muß zur Vermeidung von 
Krankheitsfällen solange gekocht werden, bis das Senföl aus¬ 
getrieben ist. 

Mit einer gewissen Vorsicht zu verabreichen sind die 
Hanfkuchen. Tragenden und juugen Tieren soll man Hanf- 
knehen überhaupt nicht, anderen Tieren nicht mehr als 1 kg 
pro 500 kg Lebendgewicht geben. 

Kakaoscbalen sind infolge ihres Gehaltes an Theo¬ 
bromin nur in kleinen Mengen mitzuverfüttern. 

Platterbsen werden oftmals als Erbsen verkauft 
uder dem Hibsenschrot beigemischt. Sie können bekanntlich 





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No. 1. 


durch Zusammenziehung der Kehlkopfmuskulatur Erstickungs- 
anfälle auslösen; entgiftet werden sie durch Kochen. 

Die Samen der in den Tropen gebauten Mondbohnen 
(Liinabohnen) spalten Blausäure ab und finden sich gleich¬ 
falls jetzt in den Futtermitteln. 

Von den schädlichen l-nkrautsa in e n findet sich am 
häufigsten die K o r n r a d e, die in der ausländischen (rumäni¬ 
schen) Weizenkleie vorkommt. Die schwarzen, braunen Samen 
sind an ihrer rundlichen, nierenförmigen Gestalt und den reihen- 
förmig angeordneten Warzen leicht zu erkennen. Uebrigens 
wirken die Samen nicht immer giftig; durch Rö9ten werden sie 
sicher entgiftet. Ebenfalls im ausländischen Weizen werden 
die in ihrer Giftwirkung der Kornrade ähnelnden Samen des 
Kuhkrautes (Vaccaria pyramidata) gefunden. Auch die 
Samen der schwarzen und graubraun marmorierten Samen 
der schmalblättrigen Wicke (Vicia augustifolia) 
verunreinigen häufig den Weizen aus dem südöstlichen 
Europa; durch Abspaltung von Blausäure können sie giftig 
wirken. Erwähnt seien noch Beimengungen schädlicher Art 
wie: Taumellolch in Weizen und Leinsaat, Hahnen¬ 
fuß a r t e n , Ritters porn, Adonis arten, Acker- 
u n d S c h w a r z k ü m m e 1. In russischer Roggenkleie 
findet sich zuweilen das Mutterkorn. 

An chemischen Substanzen werden den Kraft- 
futtermitteln zur „Streckung“ oder zur „Verschönerung“ Koch¬ 
salz und Gips beigemengt. In einigen Sorten von Fischmehlen, 
besonders den aus Pökelheringen oder Konservenfischen 
hergestellten, ist das Kochsalz in Mengen bis zu 30 Proz. 
gefunden worden, in „Abfällen aus Dörrgemüsen“ über 20 Proz. 
Derartige hohe Mengen sind Schweinen sehr unzuträglich. 
Der Gips findet sich oft in der Kleie, ist entweder rein oder mit 
Holzmehl vermischt (das sog. S t r e u m e h 1). Auch wird an 
Stelle des Gipses kohlensaurer Kalk verwendet. In 
Futterkalken sind des öfteren Arsenik und F1 u o r in größe¬ 
ren Mengen nachgewiesen worden. Auch Sand ist in allzu 
reichlichen Portionen in den Kraftfuttermitteln vorgefunden 
worden, ebenso wie Preßtuch - Haare oder -Fasern. 
Durch Unachtsamkeit dürften Stoffe wie Kupfervitriol, 
Schweinfurter Grün, Mennige, Chilesalpeter und Kainit in die 
Futtermittel gelangt sein. 

In Fischmehlen und in russischer Futtergerste sind mehr¬ 
mals Milzbrandkeime festgestellt worden. B r t. 

Fragen der sächsischen Pferdezucht 

Der Landeskulturrat hat einen Beschluß angenommen, wonach 
die Regierung um Vorlegung eines Gesetzentwurfes über die 
Körung von Privathengsten ersucht werden soll. Dieser für die 
Hebung der Pferdezucht in Sachsen wichtige Beschluß hängt mit¬ 
telbar mit dem Kriege zusammen. Das Landstallamt hatte der 
Regierung berichtet, daß seit der Dauer des Krieges unter etwa 
8000 Stück in das Land hereingebrachten Pferden in Gestalt von 
Beute, armeeunbrauchbaren und in Belgien angekauften Tieren 
sich ein großer Prozentsatz Hengste befanden. Die Vermutung lag 
daher nahe, daß ein Teil der Hengst ohne Rücksicht auf ihre 
Geeignetheit von unseren Landwirten zur Zucht verwendet wird. 
Gegen eine geregelte Benutzung dieser Pferde, soweit sie sich als 
Beschäler eignen, würde sich nichts einwenden lassen, wenn diese 
Tiere einer Prüfung unterworfen und ihnen nur entsprechende 
Stuten zuffeführt würden. Beide Voraussetzungen treffen aber 
nicht zu, zumal das Landstallamt die zuchtbrauchbaren Hengste 
bereits unter der großen Menge der eingeführten Tiere her- 
ausgesucht hat. Die meisten der noch im Lande befindlichen 
Hengste, soweit sie nicht etwa schon gewallacht sind, werden 
voraussichtlich als Vatertiere minderwertig sein. Die Folge einer 
willkürlichen Zucht würde sein, daß der Regierung nicht nur ein 
Teil der Einnahmen der Beschälstationen, sondern auch jeder Ein¬ 
fluß auf die Züchter und damit auf die Pferdezucht verloren 


ginge. Das Landstallamt hat empfohlen, nicht etwa die scheinbar 
jetzt von vielen Züchtern angebahnte Haltung von Privathengsten 
zu unterbinden, sondern diese vielmehr in geregelte Bahnen zu leiten 
Der einzige Weg ist die Einführung einer Hengstkörung 
und der Erlaß eines Gesetzes in der vom Landeskulturrat ange¬ 
deuteten Richtung. — Übrigens hat der Landeskulturrat große 
Mühe gehabt, um dem Mangel an Spanntieren in der Land¬ 
wirtschaft einigermaßen abzuhelfen. Es ist nicht zu hoch ge¬ 
griffen, wenn man annimmt, daß in Sachsen bei der durch die 
Mobilmachung bedingten Pferdeaushebung der Landwirtschaft 
40u00 Pferde genommen wurden. Die Landwirtschaft hat vielfach 
Pferde aus der Industrie Übernommen, der Landeskulturrat hat 
durch die Reichsregierung auch Pferde aus nordischen Ländern 
beziehen lassen; der I berschuß dieser Länder war aber bald auf- 
gebraucht. Später hat das Kriegsministerium Pferde ' aus den 
Remontedepots an Landwirte unentgeltlich abgegeben: auch das 
Landstallamt hat Tiere zur Verfügung gestellt, und aus Österreich- 
Ungarn vermochten etwa 200 Pferde eingeführt zu werden. 
Schließlich wurden auch von der Militärverwaltung die dienst- 
unbrauchbaren sowie die Beutepferde dem Landeskulturrat über¬ 
wiesen, der sie zu angemessenen Preisen an die Landwirte, die 
ihre Pferde hatten hergeben müssen, verkaufte. Von den beiden 
Pferdeverkaufsstellen des Landeskulturrats in Dresden und Leipzig 
wurden bisher 8095 Pferde, die von den Militärbehörden über¬ 
wiesen worden waren, ferner 1187 Pferde, die das preußische 
Landwirtschaftsministerium überwiesen hatte, und 467 in Belgien 
angekaufte Fohlen, im ganzen 7949 Pferde verkauft. Der Landes¬ 
kulturrat hatte bei der Regierung angeregt, daß nach Beendigung 
des Krieges die bei der Mobilmachung gelieferten Pferde an ihre 
früheren Besitzer zurückgeführt werden: diese Maßnahme läßt sich 
jedoch nicht durchführen. Es soll aber nach dem Kriege die Rück¬ 
führung so geregelt werden, daß die einzelnen Bezirke, die bei der 
Aushebung der Pferde stärker in Anspruch genommen wurden, 
auch entsprechend mehr Pferde erhalten. Aus Holland waren dem 
Landeskulturrat ebenfalls Pferde zum Kauf angeboten worden, 
jedoch zu so hohen Preisen, daß man sich nicht zum Ankauf ent¬ 
schließen konnte. Da übrigens auch nach dem Kriege der Bedarf 
an Spannvieh groß sein wird, so weist der Landeskulturrat erneut 
auf die Bedeutung der Aufzucht von Zugochsen hin. sk. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Stabsveterinär d. L. Wilhelm Brincker (Tierarzt i. 
Boitzenbnrg i. Uckerm ). 

V erwundet: 

Veterinär Alois Bernhard (Tierarzt in Camberg). Durch 
Sturz mit dem Pferde. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Max Bauch (Tierarzt in Laubegast). 
Oberveterinär Dr. Eugen Neumark (Bakteriologe am 
Medizinalamt der Stadt Berlin). 

Veterinär Dr. Paul Anger (Tierarzt aus Annaberg). 
Veterinär Heinrich Dillmaon (Tierarzt aus Gadernheim). 
Veterinär Dr. Rudolf Baoersachs (Tierarzt in Zielenzig). 
Veterinär Dr. Felix Günther (Tierarzt aus Döbeln). 
Oberveterinär Eduard Kühner (Tierarzt in Heldburg). 
Veterinär Dr. Rudolf Schenck (städt. Tierarzt in Mannheim). 
Veterinär Dr. Hans W i 1 k e (Schlachthoftierarzt in Bremen). 
Stabsveterinär Heinrich Zeeb (Schlachthofdirektor a. I). 
in Freudenstadt). 

Veterinär Dr. Andreas Schmidt (Veter. im 2. Ulan.- 
Regt. in Ansbach). 

Veterinär Johann Prößl (Tierarzt aus Adlerberg). 
Veterinär Dr. Friedrich Stocklausner (I. Assistent 
a. d. Veterinärklin. d. Univers. Gießen). 

Veterinär Ludwig Steffens (Assistent a. d. Chirurg. 

Klin. d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 

Veterinär Dr. Hugo Goldberger (städt.Tierarzt in Krojanke). 
Oberveterinär Dr. Georg Hemmann (Obervet. im Train- 
Bat. Nr. 19 in Leipzig). 

Stabsveterinär Hans Hohenner (Distriktstierarzt in 
Thurnan). 

Stabsveterinär Aug. Scheffer (Kreistierarzt in Grevenbroich). 
Veterinär Johannes V o ß (Tierarzt aus G Udersdorf). 








6. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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Veterinär Anton Diez (städt. Tierarzt in Römhild). 
Veterinär Walter Salfelder (Tierarzt aus Vogelsberg). 
Oberveterinär Wilhelm Schöttler (Sehlachthofinspektor 

in Stade). 

Veterinär Dr. Hans Knoedler (Tierarzt in Homberg, Bz. 

Cassel). 

Stabsveterinär Dr. Reinh. Mayer (Oberamtstierarzt in 

Geislingen). 

♦ 

Krieg tauszelchiungwi der Tierärzte in der 'österreichisch-ungarischen Armee. 

BiB zum 1. Dezember 1915 wurden in der österreichisch- 
ungarischen Armee 292 Tierärzte ausgezeichnet. Von diesen 
stehen 140 im aktiven Dienste; von den übrigen sind 52 Ungarn 
und 100 Österreicher. 

Viernndsiebzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 26. Dezember 1915 bis Sonnabend, den 
1. Januar 1916. 

An der Westfront keine wesentlichen Veränderungen. 
Die französischen Angriffe * gegen unsere zurückeroberten 
Stellungen am Hartmannsweilerkopf blieben erfolglos. 

An der bessarabischen Front und am D n j e s t r 
nordöstlich von Zalesczyki wurden wiederholte russische Massen¬ 
angriffe unter blutigen Verlusten abgewiesen. Die Russen 
wiederholten ihre Angriffe an mehreren Tagen hintereinander. 
Die Kämpfe nahmen vom 28. Dezember ab an Umfang und 
Heftigkeit dauernd zu. An der Strypafront zwischen Buczacz 
und Wisniowzcyk scheiterten auch am 31. Dezember die 
russischen Angriffe unter schwersten Verlusten. 

Von der italienischen Front ist nichts von Be¬ 
deutung zu melden, ebensowenig vom Balkankriegs¬ 
schauplatz. 

Das französische U-Boot „Monge“ wurde von der öster¬ 
reichisch-ungarischen Flotte versenkt. Vor Durazzo gerieten 
die österreichisch-ungarischen Torpedobootszerstörer „Lika“ und 
„Triglaw“ auf Minen und sanken. N. 

Eine weitere Anerkennung der Verdienste des 
Veterinäroffizierkorps. 

Der Oberbefehlshaber der 4. Armee hat in einem Tages¬ 
befehl vom 24. Dezember 1915 die Leistungen der Veterinär¬ 
offiziere mit folgenden Worten anerkannt: 

Ich spreche den Veterinäroffizieren der Armee warmen 
Dank aus für die Hingebung und Sorgfalt, mit der sie sich 
der Erhaltung des Pferdebestandes der Armee gewidmet haben. 
Es ist mir wohlbekannt, welch große Schwierigkeiten der 
verschiedensten Art hierbei zu bewältigen waren, und es 
gereicht mir zur Freude, feststellen zu können, wie sehr die 
Veterinäroffiziere um die Wahrung der Schlagfertigkeit der 
Armee sich verdient gemacht haben. 

Ich ersuche die Herren Kommandierenden Generale usw., 
dies den Veterinäroffizieren zur Kenntnis zu bringen. 

gez. Herzog Albrecht von Württemberg, 
Generaloberst und Oberbefehlshaber. 

Vom Weihnachtsfeste unserer Feldgrauen. 

— Die Professoren der Dresdener Tierärztlichen Hoch¬ 
schule hatten zum Weihnachtsfeste an sämtliche im Militär¬ 
oder Sanitätsdienste stehenden Studierenden der Hochschule 
den nachstehenden Weihnachtsgruß gesandt. 

Dresden, Weihnachten 1915. 

Liebe Kommilitonen! 

Stolz auf die bis zum Tode gelreue und opferbereite vater¬ 
ländische Gesinnung und die die Bewunderung aller Völker der 
Erde erregenden Heldentaten unserer akademischen Jugend, senden 
wir Euch, liebe Kameraden, die Ihr unter den ruhmgekrönten 
deutschen Fahnen für Deutschlands Ruhm und Ehre und des 
Deutschen Reiches Herrlichkeit einsteht, mit deutschem Handschlag 
herzlichste Weihnachtsgrüße und beste Wünsche für Eure Zukunft, 


und dies in der Hoffnung und Zuversicht auf ein frohes Wieder¬ 
sehen nach siegreich vollendetem Kriege. 

Heil und Sieg unserem lieben Vaterlande! 

Die Professoren 

der Königl. Tierärztlichen Hochschule, 
(gez.) Ellenberger. 

* 

— Die „Feldzeituug der 5. Armee“ vom 25. Dezember, 
welche die Stimmung unserer Feldgrauen am Weihnachtsfeste 
w'iderspiegelt, enthält als Festgruß das nachfolgende Gedicht, 
das von Stabsveterinär Dr. J. Jost verfaßt ist: 

Weihnachten 1915. 

So ist noch ein Jahr dahingegangen, 

Und wieder, bei hellem Lichterbrand, 

Hält uns fröhliche, heilige Weihnacht umfangen, 

Fern von der Heimat, in Feindesland. 

Und in die Freude, die selig beglücket 
Jedes empfindsame Menschenherz, 

Die uns in Zeiten der Kindheit entzücket, 

Mischt sich die Wehmut und klinget der Schmerz. 

Noch tobt der grausige Weltkrieg hinieden, 

Donnern Geschütze in Ost und West, 

Ist uns kein „Friede auf Erden“ beschieden, 

Der neues Leben erwachen läßt 

Raucht nicht die Welt noch in Schutt und Trümmern, 
Starrt nicht die Erde in Erz und Stahl? — 

Seele, wann weichet dein leidvolles Kümmern, 

Herz, ach wann endet die bange Qual? — 

Lasset die Parzen am Schleier noch weben, 

Der uns verhüllet der Zukunft Pfad! — 

Brüder, noch dürft’ es kein Ende geben, 

Noch ist nicht reif ja die blutige Saat. 

Seien wir dankbar für das, was gelungen 
Deutschlands gewaltiger Volkeskraft, 

Die eine Welt schon von Feinden bezwungen 
Und, sich verjüngend, stets Neues schafft. 

Gott, Er war mit uns, gab unseren Waffen 
Wahrlich Erfolge, die wundergleich! — 

Verzweifelt das Letzte zusammenraffen 
Seh’n wir den Feind, der mit einem Streich 
Wollte zerstückeln uns und vernichten. 

Deutschland erlahmt nicht auf halbem Weg: 

Zittert drum Feinde, Gott wird Euch richten, 

Der uns zum Sieg führt auf sicherem Steg. 

Als es mit Waffen nicht wollte gelingen, 

War es der Trug, den die Not euch gebar; 

Über Verleumdung mit mächtigen »Schwingen 
Hob sich zur Sonne der deutsche Aar. 

Nie ist die Wahrheit der Lüge erlegen, 

Nie hat der Frevel Begeist’rung erweckt, 

Niemals der Treubruch auf schmählichen Wegen 
Germanias blinkenden Schild befleckt. 

Und deshalb werden und müssen wir siegen! 

Mißlingen wird Albions Schurkenstreich, 

Der Traumwahn verweh’n, daß im Kampf wir erliegen 
Und zersplittert wurde das Deutsche Reich. 

Flandern und Polen, im Kampfe errungen, 

Halten als kostbare Pfänder wir schon; 

Denen, die Königsmörder gedungen, 

Gab unser Schwert den gerechten Lohn. — 

Stolz darum lasset die Brust sich erheben! 

Freu’n wir uns herrlicher Siege heut’, 

Die deutsche Macht unserm Volke gegeben; 

Jubel ertöne beim Festesgeläut! 

Und du gib Kraft uns in göttlicher Sendung, 

Heilige, selige Weihenacht! 

Führ uns zu ruhmreicher Siegesvollendung, 

Zum Frieden, wenn restlos das Werk vollbracht! 

Trost bring’ den Müttern, die Helden geboren, 

Stähle das blutende Vaterherz, 

Schutz gib dem Weib, das sein alles verloren, 

Stille der Waisen Jammer und Schmerz! 

Lind’re der Braut, deren liebvolles Hoffen 
So jähe verklungen, das bittere Leid, 

Stolz sei die Trauer, die alle betroffen. 

Denn dem Vaterland wurden die Opfer geweiht. — 

Und jetzt bei dem Tone der Weihnachtsglocken, 

Voller Verheißung in heiliger Nacht, 

Sei dem Allmächt’gen mit lautem Frohlocken 
Ein „Ehre sei Gott in der Höhe!“ gebracht. 







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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 1. 


— Die Inhaber einer tierärztlichen Hundeklinik in Hamburg 
haben sich erboten, verwundete und kranke Sanitätshunde, 
die von dem Kriegsschauplätze zurückgeschickt werden, in ihrem 
Spital kostenlos zu behandeln. 

— Königliche Tierärztliche Hochschule Berlin. Der Geheime Re¬ 
gierungsrat Professor Dr. Schütz ist zum Rektor der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule für die Amtszeit vom 27. Januar 1916 bis dahin 
1919 ernannt worden. 

— Königliche Tierärztliche Hochschule Hannover. Der Geheime 
Regierungsrat Professor Dr. F r i c k ist zum Rektor der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Hannover für die Zeit vom 27. Januar 1616 
bis dahin 1919 ernannt worden. 

— Königliche Tierärztliche Hochschule Dresden. Dem Kanzleivor¬ 
stand und Inspektor der Kgl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden 
Dutschmann ist der Diensttitel „Oberinspektor“ verliehen 
worden. 

— Ehrendoktor der Veterinärmedizin. Geheimer Medizinalrat 
Professor Dr. phil. Hermann Baum, ordentlicher Professor der 
Anatomie und Direktor des Anatomischen Instituts an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Dresden, ist aus Anlaß seiner 25 jährigen 
Tätigkeit als Dozent der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden 
von der medizinischen Fakultät zu Leipzig zum Dr. med. vet. 
honoris causa ernannt worden. 


Bücherbesprechungen. 

— Der Erreger der Maul- und Klauenseuche von Dr. Heinrich Stauf¬ 
facher. Mit 29 Figuren und 2 Tafeln. Leipzig 1915. Verlag von Wil¬ 
helm Engelmann. Preis 2,80 Mark. 

Nach Stauffacher ist der Erreger der Maul- und Klauenseuche 
ein Euflagellat und gehört zur Abteilung der Monadincu: Aphthomonas 
infestans. Nach Art der Trypanosomen, denen er sehr nahesteht, zeigt 
er verschiedene Formen: Kokken-, Diplokokken-, Streptokokken-, Sichel- 
form, von denen einige große Ähnlichkeit mit gewissen Stadien der Leish¬ 
mania haben. Er kommt vor im Blute, in der Blasenlymphe und in den 
veränderten Gewebsteilcn Seine Haupteintrittspforte stellen die Backen¬ 
drüsen dar. Stauffac h e r konnte dies bei seinen histologischen Studien 
dadurch nachweisen, daß im Verlaufe der Krankheit das Chromatin aus den 
beiden Kemarten allmählich verschwunden war und statt der Kerne nur 
noch schattenhafte Umrisse bestehen geblieben waren. Bei Anwendung einer 
Beize (Säurefuchsin) gelang es ihm, Millionen von kleinen und kleinsten 
Lebewesen in den veränderten Geweben darzustellen, die zumeist an die 
Stelle des Kernes getreten waren. Dieselben Gebilde traten bei gleicher 
Tinktion auch in der Blasenlymphe und im Blute hervor. 

Kulturell gelang der Nachweis bei Anwendung des Nährbodens von 


Nicolle: 

Eau distill6. 900 g 

Agar.14 g 

Sei. marin. 0 g 


Besonders im Kondenzwaaser war der Erreger in großen Mengen vor¬ 
handen. Auch hier waren die Formen die allerverschiedonsten und er¬ 
innerten wieder an die der Leishmania. 

Der wichtigste Teil der Arbeit, die Infektionsversuche, ist sehr kurz 
ausgefallen. Er enthält nur zwei Fälle, von denen der eine negativ, der 
andere positiv ausgefallen ist; am 4. Tage nach der „subkutanen“ Injektion 
stellten Bich beim Versuchstiere die typischen Erscheinungen der Maul¬ 
seuche ein. 

Da bei der Maul- und Klauenseuche wiederholt schon Krankheits¬ 
keime nachgewiesen sind, so ist auch das Vorkommen des Aphthomonas 
infestans ohne besondere Bedeutung, so lange, als nicht durch zahlreiche 
Versuche die Urheberschaft des neuen Protozoons bei der Maul- und 
Klauenseuche einwandfrei dargetan worden ist. Stedefeder. 

Neue Eingänge. 

— Kfihn‘8 Veterinär-Taschenbuch 1916. Fünfundzwanzigster Jahr¬ 
gang. Herausgegeben von Felix Train, Tierarzt. Verlag und Druck von 
Reinhold Kühn. Berlin, SW 68, Kochstr. 5. Preis in Leinen M. 1,80, oder 
2,30 (im ersten Falle A Seite pro Tag, im letzten 1 Seite), in Lederband 
2,80 oder 3,80 M. (je nach dem für den Tag reservierten Platz, wie vorhin). 

— Verwaltungsbericht über den städtischen Vieh- und Schlachthof zu 
Zwickau auf das Jahr 1914. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Militär-Ver 
dienstorden 4. Kl. mit Schwertern: den Stabsveterinären Dr. Albert 
Oeorgi und Göttlich Bernhard , den Oberveterinären Paulus , Dr. Röckc- 
lein und Alefcld ; das Ritterkreuz 1. Kl. des Albrechtsordens mit 
Schwertern, dem Stabsveterinär d. L. Fünf stärk, dem Stabsveterinär 
d. L. Dr. Hempel und dem Oberstabsveterinär Dr. Börner: das 
Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Kgl. Sächs. Albrechtsordens: 
dem Veterinär Kurt Fischer im Feldart.-Regt. 64 ; das Komturkreuz 
2. Kl. des Württ. Friedrichsordens: dem Geheimen Regierungsrat 
Professor Dr. von Ostertag , beim Generalgouvernement in Belgien: 
das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des Württ. Friedrichs¬ 


ordens: dem Stabsveterinär Dr. Josef Mittler-, das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Ordens vom Zähringer Löwen: dem 
Ober- und Regimentsveterinär Karl Thccl: das Herzogi. Sachs.-Mein. 
Ehrenkreuz für Verdienst im Kriege: dem Stabs- und Divisions¬ 
veterinär Erich Zapf, Hoftierarzt in Meiningen; das Großherzogi. 
Ohlenburgische Friedrich August-Kreuz 2. Klasse: dem Tierarzt 
Dr. Eugen Neumark, ständiger Bakteriologe am Medizinalamt der 
Stadt Berlin, z. Zt. Oberveterinär an der Kgl. Blutuntersuchungs¬ 
stelle Bialystok; die Hessische Tapferkeitsmedaille: dem Veterinär 
Dr. Baumann aus Schwerin i. Meckl. und dem Veterinär Dillmann : 
der Titel Veterinärrat: dem Direktor der städt. Fleischbeschau, 
Obertierarzt Koch in Hannover und dem Kreistierarzt Karl Schirmer 
in Montabaur. 

Ernennungen: Zum Kreistierarzt ernannt und in die Zivilver¬ 
waltung des Gouvernements Warschau eingetreten: Tierarzt Daniel 
Marx in Geisingen: Tierarzt Konrad I^ehmeyer in Elzach zum Kreis¬ 
tierarzt in Ostrow (Russ. Polen), Dr. Luginger Distriktstierarzt in 
Seßlach und Dr. Miller Distriktstierarzt in Schwarzenberg wurden 
in die Zivilverwaltung nach Polen berufen. 

Promoviert: Bezirkstierarzt Veterinärrat Lukas Spacth in Achem. 

Approbiert: In Dresden: Eduard Walther Berger aus Dresden 
und Karl Friedrich Simon aus Weida. 

In der Armee: Preußen: Zu Oberstabsveterinären befördert: 
die Stabsveterinäre: Schtttxe bei d. *Mil.-Lehrschmiede in Hannover, 
Kurxe b. Feldart.-Regt. Nr. 19. Zu etatsmäßigen Stabsveterinären 
ernannt : die überzähligen Stabsveterinäre: Gröschel b. Jäg.-Regt. 
z. Pf. Nr. 2, Anger b. Fußart.-Regt. Nr. 5, Wiedemann b. d. Fußart.- 
Schießschule; Waldhausen, Unterveterinär b. Fußart.-Regt. Nr. 6, 
zum Veterinär, vorläufig ohne Patent, befördert; Thomann , Ober¬ 
stabsveterinär b. Ulan.-Regt. Nr. 6, jetzt bei d. Ers.-Eskadron d. 
Regts., der Abschied mit der gesetzl. Pension bewilligt, mit der 
Erlaubn. z. Tr. seiner bisher. Unif.; Stresow , Oberveterinär b. Feld¬ 
art.-Regt. Nr. 6, jetzt bei d. II. Ers.-Abt. d. Regts., d. Absch. m. d. 
gesetzl. Pens, aus d. aktiven Heere bewilligt, zugleich wird derselbe 
bei d. Veter.-Oflizieren d. Landw. 2. Aufg. angestellt; im Be¬ 
urlaubtenstande: Befördert: zu Stabsveterinären: die Ober¬ 
veterinäre der Reserve: Schneider ( Brieg) bei d. Res.-Fuhrp.-Kol. 62 
d. VI. Res.-Korps, l)r. Trapp (Stralsund) bei d. Blutuntersuchungs¬ 
stelle in Brüssel, Giese (Neustadt) b. Staffelstabe 167 XIH b. 
XXXX. Res.-Korps, dieser ohne Patent; zu Oberveterinären: die 
Veterinäre der Reserve: Dr. Licske (I. Hamburg) b. Res.-Fußart.- 
Regt, Nr. 11, Thun (I. Hannover) b. Feldart.-Regt. Nr. 10, Worpen- 
berg (Minden) bei d. Fuhrp.-Kol. 1 d. XXL A.-K., Barbarino (Öls) 
b. Ers.-Kav.-Regt. d. Landw.-Korps, Roske (Liegnitz), Veterinär d. 
Landw. 1. Aufgeb. b. Landw.-Fußart.-B. 5 (Gen.-Gouv. Warschau); 
zu Veterinären: die Unterveterinäre: Blattner d. Res. (Straßburg) 
b. Feldart.~Regt. Nr. 51, Brandenburg d. Landw. 1. Aufgeb. (Katto- 
witz) bei d. leichten Prov.-Kol. 3 VI. d. Etapp.-Insp. d. Bug-Armee, 
Hansen (Jakob) d. Landw. 2. Auf geh. (Flensburg) bei d. II. Ers.- 
Abt. d. Feldart-Regts. Nr. 9; zu Veterinären, vorläufig ohne Patent: 
die Unterveterinäre der Reserve: Grobe (II Braunschweig) b. Res.- 
Feldart.-Regt. Nr. 19, Wagner (Karlsruhe) b. Res.-Jäg.-B. Nr. 10, 
Kempel (Stockach) bei d. II. Ers.-Abt. d. Feldart.-Regts. Nr. 14, 
Flad b. Hus.-Regt. Nr. 8, Wütig , b. Feldart.-Regt. Nr. 86, Schuh , 
(Walther) b. Res.-Fußart.-Regt. Nr. 6 (86. Inf.-Div.), Koob bei d. 
Feldluftschiffer-Abt. 15, Helhnich bei d. Mag.-Fuhrp.-Kol. 1 d. Landw.- 
Korps, Brinkmann gen. Vcrbrügge bei d. Mun.-Kol. und Trains d. 
XXXX. Res.-Korps, Lange (Franz) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 101 d. 
12. Armee, Engter b. Korps-Brückentrain d. X. Res.-Korps, Mütter 
(Georg) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 138 d. Njemenarmee, Pip b. Pferde- 
Laz. Brüssel, Wenzel b. Gouv. Posen; die Unterveterinäre d. Landw. 
I. Auf geh. Dr. Grüttner (II Cöln) b Res.-Fußart.-Regt. Nr. 9, Arf- 
mann-Knuebel (I Oldenburg) bei d. Train-Ers.-Abt. Nr. 10, Börner 
(Soest) b. Pferde-Laz. Münster, Jüngermann (Hohensalza) Unter- 
veterinär d. Landw. 2. Aufgeb. bei d. Ers.-Eskadron Drag.-Regts. 
Nr. 12; Schernich Oblt. d. Landw.-Infanterie 1. Aufgeb. (III Berlin) 
im Landw.-Inf.-Regt. Nr. 52, als Stabsveterinär zu den Veterinär- 
()ffizieren d. Landw. 2. Aufgeb. übergeführt. — Bayern: Im 
Beurlaubtenstande wurden befördert: zu Stabsveterinären 
die Oberveterinäre Heinrich Frohst d. Res. (Aschaffenburg) und 
Jakob Frick d. Landw. 1. Aufg. (Zweibrücken), letzterer mit Patent 
vom 25. August 1915 vor dem Stabsveterinär Job. Pfülb d. Res. 
(Mindelheim); zu Veterinären in der Reserve die Unterveterinäre 
Hans Ehrlc (Kempten), diesen mit Patent vom 31. März 1915 vor 
dem Veterinär Friedrich Koeppel d. Landw. 1. Aufg., Norbert Hiller¬ 
brand (Wasserburg), I)r. Jos . Badberger (Kissingen), Wilhelm Emig 
(Kaiserslautern), Jos. Krenn (Nürnberg), Karl Korber (Ansbach) und 
Franx Eder (.Straubing), sämtliche ohne Patent. — Sachsen: 
Bef ö r d ert: Oberveterinär Scholx beim Ulan.-Regt. 18 zum über¬ 
zähligen Stabsveterinär, Unterveterinär Ehscher beim Feldart.-Regt. 48 
zum Veterinär. Im Beurlaubtenstande: Unterveterinär Rothe zum 
Veterinär d. Res. Für die Dauer des mobilen Verhältnisses ange- 
stellte Veterinäroffiziere befördert: Veterinär Roschig zum Ober¬ 
veterinär. 

Todesfall: Stabsveterinär d. L. Wilhelm Brinker in Boitzenburg. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoeta ln Berlin.— 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 








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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regiemugsrat Prof. Dr. Sehmaltz-Berlm 

unter ständiger Mitarbeit von 

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Bnmbmg. Beferen! L Reichs-KoL-Amt in Berlin. ln MQlhnuien L HL in CS ln. Vortrag. Rat im Min. L Landw. ln Berlin. 

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Landestierant für Hamburg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor in Dresden. Professor in Frei bürg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J.Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierungsrat Wehrte 

Professor 1& Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Oamsms, D.S. W.-A Stadt-Tlerarat in Hamborg. Professor ln München. MUgL d. Kala Gesundheitsamt* in Berlin. 

Dr. A. Zlmmermann Regierungsrat ZQndel 

Professor ln Budapest. Landestierant von ElsaS-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 2 . Ausgegeben am 13. Januar. 


Inhalt: Vermeiden : Über (len (onus m e d u 1 1 a r i s der Haustiere, sein besonderes V erhalten beim P f e r d 
und dessen Bedeutung.- Zimmermann : Die Hoden und die akzessorischen (J e s c h 1 e e h t s d r ü s e n 
des Kan in ehe ns. -- Referate: Schwcndimann: Zur operativen Behandlung des Kehlkopfpleifeiis. - Grüub: 
Eine Modifikation in der Technik der Kastration der Stuten. — von Näray: Behandlung der Paraphiniosis und Phimosis 
im Felde. I m b a e h : Pathologische Hornbildung, sog. Hauthorn, beim Rind. - Schumacher: Der einfaclisto und 
schnellste Nachweis von Jod im Urin, Speichel und in anderen Körpertlüs&igkeiten. Staatsveterinfirwesen: Stand der Tier¬ 
seuchen in Deutschland. Tierhaltung und Tierzucht: H u t s c h e n r c i t e r: Vagina und Uterus der Pferdestute in ihren 
Reaktionen auf den Koitus. TTeisz: Künstliche Befruchtung von Stuten. - Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehren¬ 
tafel der Veterinäre.— Fünfundsiebzigste Kriegswoche. — Sch ei her: Über Erschöpfung bei Pferden. - Verschiedenes. 
Bücherbesprechungen. — Personalien. Vakanzen. 


Uber den Conus medullaris der Haustiere, sein 
besonderes Verhalten beim Pferd und dessen Be¬ 
deutung. 

Von Dr. H. A. Vermeiden, Utrecht. 

(Mit 8 Mikrophotographien.*) 

Die Anlage des ganzen zentralen Nervensystems, Gehirns 
und Rückenmarks, wird von der einfachen, vom Ektoderm 
abgesehnürten Medullarröhre dargestellt. Hieraus erklärt sich 
die Tatsache, daß alles, was von der ursprünglichen Höhle 
dieses Rohres im entwickelten Gehirn und Rückenmark übrig¬ 
geblieben ist, mit einander kommuniziert; die Räume im Gehirn, 
die sogenannten Hirnkammern, stehen mit dem Zentralkanal 
des Rückenmarkes in direkter Verbindung. Diese findet am 
Ende der vierten Hirnkammer, welche unterhalb des Kleinhirns 
liegt, statt. Alle Räume und Kanäle des Zentralnervensystems 
sind mit einer Flüssigkeit, dem Liquor cerebro-spinalis, gefüllt. 
Dieser Liquor wird von den Zellen der Telae chorioideae 
sezerniert. Die Wand des ursprünglich so einfachen Medullar- 
rohres untersteht nicht an allen Stellen dem enormen Wachstum, 
welches schließlich zum äußerst komplizierten Bau des Gehirns 
führt. An mehreren Stellen behält sie ihren primitiven Bau 
bei; dort besteht sie dann aus dem Urepithel, dem sog. 
Ependym, verstärkt durch die Pia mater. Ein derartiges 
Hirngewebe nennt man „Tela chorioidea“. An den Stellen, 
an denen eine Tela vorkommt, kann dieselbe von zahlreichen 
und sehr feinen Blutgefäßen, größtenteils Venen, in das Innere 
des Gehirns eingestülpt werden. Auf diese Weise kommen 
die Gehirnadergeflechte, die Plexus chorioidei, zustande, welche 

*) In extenso sind meine Untersuchungen über den Conus 
medullaris der Haustiere von der Königlichen Akademie der 
Wissenschaften zu Amsterdam im November vorigen Jahres publi¬ 
ziert worden, 


als Merkwürdigkeit aufweisen. daß sic von feinen Blutgefäßen, 
welche außen von Epithel besetzt sind, gebildet werden. Die 
Epithelien der Telae chorioideae und der Plexus chorioidei 
besitzen nun die Eigenschaft, den Liquor cerebro-spinalis ab¬ 
zusondern. Dieser Liquor stellt keine Lymphe dar; es inangelt 
ihm das Vermögen, zu gerinnen, was bei der Lymphe wohl 
der Fall ist, außerdem ist er sehr eiweißarm. (Beim Pferde 
enthält die Zerebrospinalflüssigkeit 0.057 Proz. Eiweiß, die 
Lymphe 3 Proz.; E 11 e n b e r g e r und Scheunert, Lehr¬ 
buch der vergleichenden Physiologie der Haussäugetiere.) 
Die Resorption des Liquor cerebro-spinalis findet unmittelbar 
in das Blut und nicht via Lymplibalincn statt, was von 
D a n d y and B 1 a k f a r iiaohgcwiesen wurde (American 
Journal of deseases of children, Volume VIII, page 100). In 
den Liquor injizierte Farbstoffe sind nämlich schon nach 
3 Minuten iin Blute nachweisbar, nach 15 Minuten jedoch 
noch nicht in der Lymphe, was auf die Weise zu kontrollieren 
war, daß bei den Versuchstieren gleichzeitig eine Fistel im 
Ductus thoracicus angelegt wurde. Mit derselben Methode 
konnte festgestellt werden, daß die zentrale Flüssigkeit 
4—6mal am Tage erneuert wird. Mit der Subarachnoideal- 
flüssigkeit, welche das Zentralnervensystem direkt umspült, 
steht die Sache jedoch anders. Dieselbe ist wohl Lymphe; 
wenngleich sie weniger Leukozyten und weniger Fettröpfchen 
als die gewöhnliche Lymphe enthält, so ist sie doch in allen 
anderen Hinsichten damit vollkommen identisch. Auch stellt 
sie überall in direkter Verbindung mit dem Lymphgefäßsystein, 
was durch Injektionen nachzuweisen ist und von mir wieder¬ 
holt in folgender einfacher Weise festgestellt wurde. Vom 
frischen Kadaver eines Hundes wurden die Eingeweide entfernt, 
die Rippen abgesagt, wonach das Halsmark zum Teil freigelegt 
wurde. Wird hierauf mit einem Apparat, wie er gebräuchlich 







14 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2. 


für Quecksilberinjektionen in Lymphgefäße ist, ganz vorsichtig 
Quecksilber in den Subarachnoidealraum gebracht, so sieht 
man bald infolge des im Subarachnoidealraum zustande ge¬ 
kommenen Druckes die helle Lymphe die Rippenstümpfe 
entlang abtröpfeln. Auf Grund dieser sprechenden Ver¬ 
schiedenheiten erachte ich die Bezeichnung „Liquor cerebro¬ 
spinalis externus“, welche oft für die subarachrioideale Lymphe 
gebraucht wird im Gegensätze zu dem „Liquor cerebro-spinalis 
internus* 4 , welcher die zentralen Höhlen füllt, für falsch. 

Der Zentralkanal des Rückenmarkes, der durchschnittlich 
einen Diameter von cirka 0,5 mm besitzt, enthält naturgemäß 
nur wenig Flüssigkeit, zumal er auch bei vielen Tierarten 
ganz oder größtenteils obliteriert ist. Beim Menschen ist er 
in 80 Proz. aller Fälle ganz oder größtenteils mit festen 
Bestandteilen, unter denen sich viele Reste von abgestoßenen 
Ependymzcllen befinden, gefüllt. Insofern ich dies bei den 
Haustieren untersucht habe (Hals-und Lendenmark teilweise und, 
wo er vorkommt, das ganze Sakral mark), habe ich denselben 
beim Schwein am stärksten obliteriert gefunden, gleichfalls, 
wenn auch nicht so ausgesprochen, beim Schaf, weniger beim 
Hund und bei der Katze, während beim Pferd, Rind und bei 
der Ziege die Erscheinungen einer Obliteration nur in geringem 
Maße nachzuweisen waren. Fast immer ist dann auch bei 
den letztgenannten Tieren das Ependym schön entwickelt 
und ganz intakt. 

Bei allen Tieren zeigt der Conus medullaris, das kegel- 
örmig zugespitzte Ende des Rückenmarkes, etwas Eigen¬ 
tümliches. Die Spitze des Conus erreicht bei verschiedenen 
Tierarten ganz verschiedene Stellen; bei allen Tieren setzt 
er sich in einem dünnen Strang, welcher kein Nervengewebe 
mehr enthält, das sog. Filum terminale, fort. Beim Menschen 
finden wir das Ende des Rückenmarkes schon auf der Höhe 
des zweiten Lendenwirbels; bei unseren kleinen Haustieren, 
Hund und Katze, welche eine lange Lendenwirbelsäule haben 
(Regel 7, Ausnahme 6 Wirbel), durchläuft das Mark diesen 
ganzen Teil, während beim Pferd, bei den Wiederkäuern und 
beim Schwein nahezu die Mitte des Os sacrum erreicht wird. 
Die Eigentümlichkeit des Conus aller Tiere besteht hierin, 
daß der Zentralkanal in seinem hintersten Teil ansehnlich 
erweitert ist; diese Erweiterung wird nach Krause „Ventri- 
culus terminalis Krausii“ genannt. Dieser Ventrikulus ist 
beim Menschen 8—12 mm lang und 0,5 mm tief; bei den 
Haustieren fand ich folgende Maße (in Millimetern): 


Tierart 

Länge des 
Ventrikulus 



Pferd I. 

5,5 

0,830 

0.217 

Pferd II. 

2,5 + 2,8 

1,113 

0,398 

Kalbsfötus, 47a Monat . 

• 3 

1,16 

0,250 

Ziege I. 

3 

0,550 

0,140 

Ziege 11. 

3 

0,480 

0,3 

Schaf. 

5 

0,670 

0,250 

Schweinsfötus, 3 Monat . 

1,5 

0,4 

0,18 

Hund I ...... . 

2,50 

0,4 

0,17 

Hund II. 

2,25 

0,5 

0,15 

Katze. 

2,25 

0,558 

0,250 


Hieraus ergibt sich, daß der Ventriculus terminalis des 
Pferdes im Vergleich zu dem des Menschen klein ist, und 
daß er im zweiten Falle (Pferd II) unterbrochen war; denn 
es waren hier zwei kleine Erweiterungen durch eine schmälere 
Zone geschieden. 


DerConus medullaris und speziell der Ventriculus terminalis 
des Pferdes zeigen mehrere anatomische Verhältnisse, welche 
wir bei anderen Haustieren nicht oder in viel geringerem Maße 
antreffen. Im sensiblen Areale sind spärliche, ziemlich große, 
ovale, stark pigmentierte Ganglienzellen zu sehen, von denen 
ich annehme, daß es zentralliegende Zellen eines Spinalgan¬ 
glions sind, erstens wegen ihrer morphologischen Merkmale: 
Größe, Form und Pigmentreichtum, und zweitens wegen der 
Tatsache, daß die Spinalganglien, in kaudaler Richtung, 



Zentralkanal des Lendenmarkes (Pferd). In demselben ein Gerinnsel; das Flimmer¬ 
epithel Ist intakt. In dem hinteren Teil sieht man Andeutungen von Faltenbildung. 

überhaupt die Neigung haben, sich dem Rückenmarke zu 
nähern. Die sensiblen Zentren nämlich, welche in kranial 
liegenden Teilen des Markes in der Nähe der Zwischen¬ 
wirbellöcher ihren Sitz haben, kommen in mehr kaudalem 
Gebiete in den Wirbelkanal und können selbst innerhalb des 
Durasackes zu liegen kommen. Ausnahmsweise wird dieses 



Fig. 2 . 

Starke Faltenbildung des Zentralkanals im Conus medullaris beim Pferd. 


letztere beim Menschen konstatiert; beim Schweinefötus fand 
ich in vielen Schnitten solche intradurale Spinalganglien. 
Endlich möchte ich noch darauf hinweisen, daß es niedrige 
Tiere gibt, bei denen die zentrale Lage der Spinalganglien¬ 
zellen physiologisch ist. 

Von mehr praktischer Bedeutung sind folgende ana¬ 
tomischen Verhältnisse im Conus medullaris des Pferdes. 
Zuerst fällt es in Querschnitten auf, daß die Umgebung des 



















13. Januar 19IG. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


15 




Zentralkanals, an dieser Stelle, bei diesem Tiere sehr blut¬ 
reich ist; mehrere und größere Blutgefäße sind hier wahrzu¬ 
nehmen als an übereinstimmenden Stellen anderer Tiere. In 
zweiter Linie zeigt die Wand des Zentralkanals im Conus 
und überall im Ventrikulus zahlreiche Ausstülpungen. Diese 
fangen schon am Ende des Lendenmarkes an, und zwar am 
hinteren Teil der Wand (Abb. 1). In kaudaler Richtung 
nehmen sie an Anzahl zu und entwickeln sich stark. Vielfach 
sind sie ziemlich symmetrisch angeordnet; die Zahl variiert 


Wir sehen in Abbildung 4, wie die hintere Ventrikelwand 
sich verlängert hat, bis sie die Hinterwand des Conus er¬ 
reicht, diese selbst ein wenig vor sich herschiebend, und daß 
die Vorwand an der Basis und etwas darüber hinaus starke 
Ausstülpungen auf weist. In einer anderen Serie traten die 
Falten erst später auf und waren weniger zahlreich. Beim 
Schaf wurden von mir nur wenige und kurze Ausbuchtungen 


Fig. 

Hinterster Teil des Ventriculus terminalis beim Pferd. Starke, selbst sekundäre 
Faltenbildung. Der Kanal erstreckt sich bis in die Nähe der Hinterwand des Conus. 

der Ventrikelwand gesehen, beim Hund und bei der Katze 
nur Andeutungen hiervon. 

Eine andere Besonderheit des Conus, die man aus¬ 
schließlich beim Pferd antrifft, ist die, daß der Ventrikulus 


Fig. 0. 

Beginnender Durchbruch des Ventriculus terminalis beim Pferd in den 
Subarachnoidcalraum. 

terminalis in seinem hintersten Teile die Hinterwand des 
Conus durchbricht, sodaß eine direkte Kommunikation des 
Zentralkanals mit dem Subarachnoidealraum zustande kommt 
(Abb. 6, 7 und 8). Ein derartiger Durchbruch ist schon 
von Sti Hing, ungefähr in der Mitte des vorigen Jahr¬ 
hunderts, beschrieben; hierauf sind mehrere gleiche Wahr¬ 
nehmungen gefolgt, die teils einen Durchbruch der Vorwand 
betrafen, teils einen solchen der Hinterwand des Ventrikulus. 


Fig. .7. 

Längsdurcbschuitt vom Zentralkanal im Conus uicdullaris beim Pferd; starke 
Faltenbildung. 


an jeder Seite zwischen 3 — 5 (Abb. 2;; selbst sekundäre Aus¬ 
stülpungen können bei stärkster Entwicklung beobachtet 
werden (Abb. 5). In Längsschnittpräparaten zeigt sich, daß 
die Länge der Ausstülpungen sehr verschieden ist; es gibt 
kurze, welche nahezu senkrecht ausstrahlen, dann längere, 
welche unter spitzem Winkel die Ventrikelwand verlassen, 


Fig. J. 

Ventriculus terminalis von der Ziege. Faltenbildung au der Ba>in und Ausstülpung 
der Hinterwand des Conus (bei a). 

während die längsten fast parallel entlang dem Conus ziehen 
(Abb. 3). Die von mir wahrgenommenen längsten Falten 
hatten eine Länge von 5 mm und eine Breite von 0,250 mm. 
Gleichartige Faltenbildung, jedoch in viel geringerer Zahl 
und Entwicklung wie beim Pferd, läßt sich hei anderen 
Tieren konstatieren. In dieser Hinsicht kommen bei der 
Ziege individuelle Verschiedenheiten vor. In der einen Serie 
waren sie sehr schön in der Ventrikelwand wahrzunehmen. 





16 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2. 


Spätere Forscher haben jedoch wiederholt darauf hingewiesen, 
daß diese Wahrnehmungen falsch gewesen sind und daß 
St illing u. a. nur Kunstprodukte gesehen haben; was nicht 
zu verwundern ist, wenn man in Betracht zieht, daß die 
vordere und hintere Conuswand um den Ventrikel äußerst 
zart sein kann und die Technik für mikroskopische Unter¬ 
suchungen damals zu wünschen übrig ließ. Während der 
Bearbeitung des Materials w aren Rupturen dieser feinen Teile 
kaum zu vermeiden. Hierauf weist auch Ellenberger 



Fig. 7. 

Deutlicher Durchbruch des Ventriculus terminalis. 


in seinem Handbuche der vergleichenden mikroskopischen 
Anatomie der Haustiere, 1911, 2. Band, hin, woselbst wir 
vom Zentralkanal lesen: „Sein kaudales Ende erweitert sich 
bei allen Haussäugern zu dem mehrere Millimeter breiten 
Sinus terminalis, der der ventralen Peripherie des Filum 
terminale so nahe liegt, daß hier eine Kommunikation mit 



Fig. 8. 

Durchbruch des Ventriculus terminalis beim Pferd. Liingsdurchschnitt. 

dem Subarachnoidealraum vorgetäuscht werden kann.“ 
Dies kann bei allen Tieren ventral und auch dorsal un¬ 
zweifelhaft der Fall sein, mit Ausnahme jedoch beim Pferd. 

In meiner Serie vom Schaf konnte auch ein Durchbruch 
gesehen werden. Hier war dieser jedoch in der Tat scheinbar, 
nicht nur deshalb, weil in mehreren Schnitten die Reste einer 
Ruptur noch deutlich anwesend waren, sondern auch, weil 
niemals das Epithel bis zum Durchbruchsrande zu verfolgen 


war und die Schnitte, in denen der scheinbare Durchbruch zu 
sehen war, mit anderen, in denen der Ventrikel geschlossen 
war, abwechselten. Beim Pferd sind jedoch die Verhältnisse 
ganz andere. Hier ist von einer Täuschung keine Rede. Bei 
diesem Tiere sehen wir die Hinterwand des Ventrikels im 
hintersten Teile sich verlängern, bis sie die Hinterwand des 
Conus erreicht hat (Abb. 5), worauf bald der Durchbruch folgt 
(Abb. 6). In einer der kontinuierlichen Serien war dieser in 
05 hintereinander folgenden Schnitten wahrzunehmen, in vielen 
war das Epithel ganz unverletzt bis zum Durchbruchrande zu 
verfolgen. Ich möchte nicht unterlassen, hier darauf hinzu¬ 
weisen, daß Herr Professor Winkler, Direktor der Psychia¬ 
trischen Klinik zu Utrecht, und Herr Dr. AriensKappers, 
Direktor des Zentralinstitutes für Hirnforschung zu Amsterdam, 
meine Präparate gesehen haben und feststellen konnten, daß 
keine Kunstprodukte hier im Spiele sind. 

Der Durchbruchsschlitz ist mehr als 1 mm lang, anfänglich 
sehr fein (Abb. 6), erweitet sich maximal bis 0,3 mm (Abb. 7), 
dann wird er wieder enger, und endlich schließt sich der 
Kanal, w onach der Ventrikel sich noch um 0,5 mm fortsetzt. 

Wir sehen deshalb, daß gegenüber anderen Tieren sich 
beim Pferde am Ende des Rückenmarkes drei merkwürdige 
Verschiedenheiten nachweisen lassen: 1. die reiche Vaskula¬ 
risation, 2. das Vorkommen zahlreicher und stark entwickelter 
Falten in der Wand des Zentralkanals des Conus medullaris 
und überall im Ventriculus terminalis und 3. das Vorkommen 
eines Neuroporus posterior, wodurch ein direkter Zusammen¬ 
hang der zentralen Rückenmarkshöhle mit dem sie umgebenden 
Subarachnoidealraum zustande kommt. Eine solche Kommu¬ 
nikation treffen wdr bei vielen Tierarten auch an anderen 
Stellen an. B i c h a t (gestorben 1802) hat schon konstatiert, 
daß die vierte Hirnkammer mit dem Subarachnoidealraum in 
unmittelbarer Verbindung steht. Später haben andere Autoren 
nachgewiesen, daß dies an verschiedenen Stellen der Fall 
sein kann, erstens im Dache des 4. Ventrikels, in der Höhe 
seines Überganges in den Zentralkanal. Diese Öffnung wird 
nach dem Entdecker „Foramen Magendiei“ genannt. Zweitens 
kann dies der Fall sein rechts und links unterhalb des Klein¬ 
hirns, durch Öffnungen in den an dieser Stelle sehr dünn¬ 
wandigen Ausbuchtungen des 4. Ventrikels (Recessus laterales), 
welche Öffnungen nach L u s c h k a „Foramina Luschkae“ ge¬ 
nannt sind. Mehrere Fälle von Hydrocephalus sind beschrieben, 
bei denen das Zustandekommen der Stauung der Ventrikel¬ 
flüssigkeit dem Nichtvorhandensein dieser Abftihnvege zuge¬ 
schrieben w erden mußte. Auch beim Pferde sind diese Kommu¬ 
nikationen konstatiert worden. 

Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Einrichtungen 
von sehr großer Bedeutung sind. Stauung der Ventrikel¬ 
flüssigkeit führt zu schweren Krankheiten. Derartige Fälle 
kommen in der Pferdepraxis vielfach vor. Es ist eine un¬ 
bestrittene Tatsache, daß Krankheiten des zentralen Nerven¬ 
systems, verursacht durch Hydrops ventriculi, bei keinem 
Haustier so häufig verkommen als beim Pferd, dem einzigen 
Haustier, welches infolge seines anatomischen Baues viel mehr 
und viel besser imstande ist, langwierige und anstrengende 
Arbeit zu verrichten, und deshalb ausgerüstet ist mit einem 
sehr reichlichen Stoffwechsel. Auf Grund dieser Untersuchungen 
ist es, meiner Ansicht nach, wohl erwünscht, den soeben ge¬ 
schilderten Verhältnissen am Ende des Rückenmarkes des 



13. Januar 19H> 

Pferdes eine besondere Bedeutung zuzuerkennen. Die reiche 
Vaskularisation erleichtert die Resorption, die starken Falten 
der Wände des Zentralkanals im Conus und des Ventriculus 
terminalis vergrößern die Resorptionsfläche um ein wesent¬ 
liches; endlich kann auch der Neuroporus posterior als Abfluß 
dienen: alles hervorragende Mittel, eine .Stau-urig der Zentral¬ 
flüssigkeit zu verhindern. Wenn die anatomischen Verhältnisse 
hierin nicht ausreichen oder wenn ungewünschte Veränderungen 
auftreten, wird Stauung mit allen ihren Folgen auftreten. 


(Aus dem Anatomischen Institut der Kgl. Ung. Tierärztlichen 
Hochschule in Budapest.) 

Die Hoden und die akzessorischen Geschlechts¬ 
drüsen des Kaninchens. 

Von Prof. Dr. A. Zimmermann. 

Das Kaninchen ist das geeignetste und deshalb allgemein 
gebrauchte Versuchstier der experimentellen medizinischen 
Wissenschaften; seine diesbezügliche Brauchbarkeit wird aber 
wesentlich dadurch beeinflußt, in welchem Maße man mit 
seinen anatomischen Verhältnissen vertraut ist. Die anatomi¬ 
schen Untersuchungen sind hier also nicht nur von rein 
abstraktem, fachwissenschaftlichem Interesse, sondern haben 
auch für den Experimentator einen praktischen Wert, indem 
sie ihm mit den Bau seines Versuchsobjektes näher bekannt 
machen. Dies scheint um so mehr notwendig zu sein, da man 
ohne Befangenheit behaupten kann, daß die Kenntnisse über 
den Bau und die Struktur einzelner Organe beim Kaninchen mit 
den Ansprüchen der fortschreitenden medizinischen Wissen¬ 
schaften nicht im entsprechenden Verhältnisse sind. Zu 
diesen sind unter anderen auch die Geschlechtsdrüsen zu 
rechnen. 

Im Anatomischen Institut der Kgl. Ung. Tierärztlichen 
Hochschule beschäftigt man sich mehrerseits mit Themata 
aus der Anatomie des Kaninchens. Assistent Georg Zsämär 
hat unlängst die Hoden und akzessorischen Geschlechtsdrüsen 
des Kaninchens einer eingehenden Untersuchung unterworfen. 

Die makroskopischen Verhältnisse wurden 
teils an frischen, teils in Formalin und Alkohol fixierten 
Präparaten untersucht. Der Bau der außerordentlich feinen 
Kanäle und Ausführungsgänge der Drüsen konnte man aber 
nur an mikroskopischen Schnittserien genauer 
ermitteln. Zum Fixieren diente die Schaffer sehe und 
Flemmingsehe Flüssigkeit, zum Einbetten Paraffin. Ge¬ 
färbt wurde mit Hämatoxylin-Eosin, Hämatoxylin-Orange G, 
Hämatoxylin-Eisenalaun, Hämatoxylin-Eisenalaun-Orange G 
und auch nach dem Verfahren van G i e s o n. 

Bekannterweise liegen die Hoden des Kaninchens 
während der Jugend im Leistenkanal und in der Bauchhöhle. 
Das geschlechtsreife, erwachsene Tier hat keinen ständigen 
Hodensack, die Hoden findet man gewöhnlich an beiden Seiten 
des Anus und des Penis in einer kleinen Ausstülpung, die 
aber zeitweise verschwindet, denn das erwachsene Kaninchen 
ist imstande, während der Brunst mit Hilfe des hier sehr stark 
entwickelten Musculus cremaster externus und 
den Bauchmuskeln die Lage seiner Hoden zu ändern. Die 
Hoden können aus dem gelegentlichen Hodensack, also aus der 
extrainguinalen Lage teils in den Leistenkanal, teils in die 


17 


Bauchhöhle geraten, was dadurch ermöglicht wird, daß der 
Leistenkanal sehr weit, die Hoden aber lang und schmal sind. 
Die Hoden sind überhaupt nur an einer Stelle und zwar an 
ihrem kaudalen Ende indirekt, durch Vermittelung der Neben¬ 
hoden an einen kleinen, umschriebenen Teil des gelegentlichen 
Hodensackes fixiert. Ihr anderes, kraniales, Kopfende ist mit 
einem F e 11 k e g e 1 belegt , in w elchem die innere Samen¬ 
arterie und -vene eingebettet ist. Die Lageveränderung der 
Hoden kann unabhängig von der Wand des Leistenkanals, 
dem Samenleiter und der Blutgefäße stattfinden.' 

Die Gestalt der Kaninchenhoden weicht von derjenigen 
der übrigen Haussäugetiere dadurch ab, daß sich ihre Länge 
zur Breite wie «>: 1 verhält. Die fibröse Haut, Tunica 
a 1 b u g i n e a, des Hodens ist von der Albuginea des Neben¬ 
hodens gesondert, der Saccus e p i d i d y m i d i s fehlt. 
Das Hallersche Hodennetz, Rete testis H a 11 e r i, er¬ 
scheint als ein sehr weites Kanalsystem, das sich aus dem 
Hoden in den Nebenhoden ohne Änderung seiner mikrosko¬ 
pischen Struktur erstreckt. Die geschlängelten Samenkanälchen, 
Tubuli seminiferi contorti, werden von sehr wenig 
Bindegewebe getrennt, deshalb ist auch die Zahl der inter¬ 
stitiellen Leydigschen Zellen eine geringere, 
wie bei den anderen Haussäugetieren. Gerade Samenkanälchen, 
Tubuli seminiferi recti, können im Kaninchenhoden 
nicht nachgewiesen werden. 

Der Nebenhodenkopf, Caput e p i d i d y m i d i s , wird 
vom oberen Teil des Hodennetzes, von den ausführenden 
Kanälchen, Ductuli efferentes, und einen Teil des 
Netenhodenkanals, Ductus epididymidis, gebildet; 
der Kopf ist von dem Hoden durch Einstülpung der fibrösen 
Haut der beiden Organe, Tunica albuginea, gesondert. Der 
Nebenhodenkopf senJet über das Kopfende des Hodens einen 
noch auf einen Teil des ventralen Randes, Margo über, sich 
erstreckenden Fortsatz, Processus epididymidis. 
Der Nebenhodenkörper, Corpus epididymidis, liegt 
dem Hoden fest an. Der Nebenhodenschwanz* Cauda epidi¬ 
dymidis, ist mächtig entwickelt und tritt über das kaudale 
Ende des Hodens hinaus. 

Das Epithel des Nebenhodenkanals ist bei erwachsenen 
Tieren zweischichtig, in der Jugend aber bildet die untere 
basale Zellreihe keine geschlossene Schicht, sie fehlt mit¬ 
unter sogar. Zwischen den Epithelzellen findet man Sekret- 
zysten (intraepitheliale Drüsen), besonders bei 
jungen Tieren, die meisten im Nebenhodenkörper. 

Ein Samenstrang, ähnlich, wie man solchen bei 
anderen Tierarten findet, ist beim Kaninchen nicht vorhanden, 
da die Samenleiterfalte, Plica ductus deferentis, 
und die Hodengefäßfalte, Plica vaseulosa, bereits im 
Leistenkanal getrennt erscheinen. Der Hodensack tritt 
nur zeitweise zum Vorschein, sein Erscheinen ist also tem¬ 
porär, an die extrainguinale Lage der Hoden gebunden, sonst 
aber verschwindet er faltenbildend im Haarkleide der be¬ 
nachbarten Haut; die einzelnen Schichten des Hodensackes 
sind dieselben, wie bei den übrigen Tierarten. 

Der Samenleiter, Ductus deferens, des Kaninchens 
ist mit einschichtigem Epithel ausgekleidet, zeigt kaum 
Sekretionserscheinungen und enthält bis zu seiner Erweiterung 
zur Ampulle keine Drüsen. In der Ampulle hat sich der 
Samenleiter mächtig erweitert und besitzt eine große Menge 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




18 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2. 


verästelter tubulöscr Drüsen, welche mit niederen, ein¬ 
schichtigen Epithel ausgekleidet sind. 

Die Samenblasen, Ve s i e u 1 a e d u c t u s d e f e r e n t i s, 
sind auffallend stark entwickelt, das Epithel ist bei ganz 
jungen Tieren zweischichtig, bei erwachsenen brünstigen 
Tieren einreihig und weist Sekretionserscheinungen auf. Die 
dicke Schleimhaut der Samenblasen ist überall mit verästelten 
tubulösen Drüsen vollgepfropft, diese bilden in den Buchten 
der dorsalen Wand der Samenblasen größere Gruppen. Bei 
ganz jungen Kaninchen ist demgegenüber die Schleimhaut 
der Samenblasen durchwegs drüsenfrei. 

Die Samenblasen vereinigen sich mit den Samen¬ 
leiterampullen zu einem einheitlichen Ductus eja- 
c u 1 a t o r i u s . welcher also nur in der Einzahl vor¬ 
handen ist. 

Die Vorsteherdrüse, P rostut a, des Kaninchens bildet 
einen einheitlichen zusammenhängenden Körper, Corpus 
p r o s t a t a e, welcher den größten Teil der dorsalen, teilweise 
auch der lateralen Wand der Samenblasen bedeckt, in diese 
Wand eingebettet erscheint und sehr stark entwickelt ist; 
eine Pars disseminata prostatae läßt sich hier nicht nach- 
weisen. Der Prostatakörper wird von ca. 50— 60 primären 
Läppchen gebildet, welche aus einer Menge von typischen 
verästelten Drüsenschläuchen bestehen. Diese Drüsenschläuche 
sind in der Jugend mit zweireihigen, bei den erwachsenen 
Kaninchen aber mit einreihigem Epithel ausgekleidet. Die 
Kaninchenprostata hat auf jeder Seite 4—7 Ausführungsgänge, 
Duct uli prosta tici, in deren zweischichtigem Epithel 
überall intraepitheliale Drüsen Vorkommen. 

Unterhalb der untersten Läppchen der Vorsteherdrüse 
findet man an beiden Seiten der Samenblasen und der Samen¬ 
leiter-Ampulle je drei blind endende Schläuche, die para¬ 
prostatischen Drüsen, Glandulae urethrales 
paraprostaticae, deren Bau den Cowper sehen 
Drüsen ähnliche Verhältnisse aufweist. Die Schläuche ver¬ 
zweigen sich mehrfach, ihr Epithel ist Im Jugendalter zwei¬ 
reihig, bei erwachsenen Tieren jedoch besteht es nur aus einer 
Reihe nicht sezernierender Epithelzellen. Die eigentliche 
Drüsensubstanz umgibt die blind endenden Schläuche in 
primären Läppchen, bei jungen Kaninchen aber fehlt die 
Drüsensubstanz vollkommen. 

Die Cowperschen Drüsen, Glandulae bulbo- 
urethrales, der Kaninchen sitzen an der dorsalen Fläche 
der Harnröhre, ihre Läppchen bestehen aus einer Gruppe von. 
verästelten, sehr feinen, dicht gewundenen Drüsenschläuchen, 
welche mit einschichtigem Zylinderepithel ausgekleidet sind. 
Im jugendlichen Alter, bei dem zwei Monate alten Kaninchen, 
sind Endstücke an den Schläuchen nur in geringer Zahl vor¬ 
handen; das Epithel der Ausführungsgänge ist bei diesen 
zweischichtig, bei den erwachsenen Tieren einschichtig. Die 
Zahl der Ausführungsgänge der Cowper sehen Drüsen weist 
bei den Kaninchen mehrfache individuelle Unterschiede auf 
(1-3). 

Die Drüsen der Harnröhre, Glandulae urethrales, 
sind in der Wand des Beckenstückes der Harnröhre, Pars 
pelvina urethrae, zerstreut, ihr Bau stimmt mit den 
in den Ausführungsgängen der Prostata befindlichen intra- 
epithelialen Drüsen überein. 


Literatur. 

Dissc Ihorst. Die akzessorischen Geschlechtsdrüsen der Wirbel¬ 
tiere, mit besonderer Berücksichtigung des Menschen. Zeit¬ 
schrift für Tiermedizin. Bd. II. 

E 11 e n h e r g e r, Handbuch der vergleichenden mikroskopischen 
Anatomie der Haustiere 1911. 

Gegenbau r, Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. 1902. 
Gerhardt, Das Kaninchen. 1909. 

Krause, Die Anatomie des Kaninchens. 1881. 

Oppel, Lehrbuch der vergleichenden mikroskopischen Anatomie. 
Bd. IV. 

Raut her, Über den Genitalapparat einiger Nager und Insekti¬ 
voren. Jenaische Zeitschrift für Naturwiss. 1903. Bd. 37. 

S t i 11 i n g, Uber die Cowperschen Drüsen. Virchows Archiv. 
1885. Bd. 50. 


Referate. 

Zur operativen Behandlung des Kehlkopfpfeifens. 

Von Prof. Schwendimann in Bern. 

(8chweir.. Arch. f. Tierhai k., 57. Band, 8 Itl.) 

Schwendimann bespricht als Behandlungsmethode 
des Kehlkopfpfeifens die Inzision des Ringknorpels (Crico- 
tomie) und die Exzision eines 1-2 cm langen Stückes am 
Reifen des Ringknorpels (Cricoidektomie). Er hat die Cri- 
coidektomie bei 15 ausgeprägten' Rohrern ausgeftihrt. Ein 
Fall erzielte vollen Erfolg, bei 6 Pferden trat Arbeitsfähigkeit 
wieder ein, das Atmungsgeräuseh war nur bei starker An¬ 
strengung zu hören. In 3 Fällen soll eine geringe Besserung 
sich eingestellt haben, während hei 4 Pferden das Rohren 
unverändert heftig blieb. Bei 12 heilte die Operationswunde 
auf erstem Wege, bei drei stellte sich leichte SchweUung und 
Sekretion ein. Nachteilige Folgen hatte der Eingriff in keinem 
Falle. Bei einem Gebesserten kam es nach zwei Jahren zu 
einem Rückfall, wobei die Atembeschwerden einen derartigen 
Grad erreichten, daß das Pferd zum Schlachten verkauft 
werden mußte. 

Über die Operation selbst berichtet Verfasser folgendes: 
Von Instrumenten usw. sind nötig Rasiermesser, 
Schere, geballtes Skalpell, zw ei Arterienklemmen, zwei stumpfe 
Haken oder ein selbstspannender Wundhaken, eine Haken¬ 
zange, eine starke Pinzette, krumme Nadeln, Ligatur, Tupfer, 
Jodtinktur, Mastisol, Gaze. Vorbereitung: Rückenlage, 
leichte Chloroformnarkose, Kopf auf die Stirn gestellt und 
maximal gestreckt. Desinfektion des Operationsfeldes (Be¬ 
pinseln mit Jodtinktur). 

Die Operationsstelle befindet sich gerade hinter 
dem Schnittpunkt der Medianlinie mit einer Querebene, welche 
den kaudalen Rand der aufsteigenden Unterkieferäste trifft. 

„Der Operateur wählt seinen Standort auf der linken 
Seite des Pferdes und legt in einem Zuge von vom nach hinten 
den 7 cm langen Hautschnitt in der Medianlinie so, daß der 
Knorpel in die Mitte der Wunde zu liegen kommt. Die nun 
folgende, durch die Verschmelzung der beiden Mm. omo- und 
sternohyoidei entstandene, 5—7 mm dicke Fleischplatte wird 
unter Schonung der Muskelfasern gespalten, worauf die Haken 
eingesetzt werden. Dieser Schnitt legt den mit Binde- 
und Fettgewebe bedeckten Ringknorpel frei. Nachdem auch 
dieses getrennt und in die Haken gefaßt worden ist, folgt 
die teilweise Abtrennung der Mm. cricothyreoid. vom Ring¬ 
knorpel. Jetzt wird dieser mit der Hakenzange oder der Pin¬ 
zette gefaßt, etwas von der Unterlage abgezogen und beid- 



13. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


seitig der Mittellinie, unter Schonung der Schleimhaut, glatt 
durchtrennt. Die Schleimhaut liegt dem Knorpel nur lose an. 
das umschnittene, 2 cm lange Knorpelstück läßt sich leicht 
von der Unterlage, der Schleimhaut, abpräparieren. Die 
Blutung ist gering; spritzende Gefäße werden abgedreht. Nach 
gestillter Blutung Wundnaht; Mastisolverband. Das Pferd 
wird ohne Halfter im I«iufstand untergebracht. Besondere 
Rücksichten betreffend die Fütterung und das Tränken brau¬ 
chen nicht genommen zu werden. Lediglich die Narkose ver¬ 
bietet ein zu frühes Vorlegen von Futter. Naht und Verband 
können am 7. Tage nach der Operation entfernt w erden. Nach 
14 Tagen kann das Pferd wieder zur Arbeit verwendet werden. 
Die Erfolge stellen sich nicht sofort ein.“ 

Über das Verschwinden des Kehlkopfpfeifens nach der 
Operation stellt Schwendimann folgende Theorie auf: 
Der Ringknorpel wird durch die Unterbrechung der Kon¬ 
tinuität mobiler. Damit verliert der Antagonist des gelähmten 
dorsalen Ring-Gießkannenmuskels, der M. cricoarytaenoideus 
lateralis, seinen fixen Punkt und damit sein Übergewicht über 
den vorigen. Da er der hauptsächlichste Verengerer der 
Stimmritze ist, so wird durch seine Entspannung die sonst 
schlaffe Ringgießkannenverbindung in Spannung versetzt und 
hierdurch der gelähmte Arvknorpel gehoben. 

J. S c h m i d t. 

Eine Modifikation in der Technik der Kastration der Stuten. 

Von Dr. E. Gräub. Pferdearzt, Kuranstalt des eidg. Kavallerie- 
Remontedepots in Bern. 

(Schweiz. Arch. f. Tierbellk.. 67. Band, 8. 173) 

Das wesentlichste der Modifikation ist die Eröffnung der 
Scheide in ventraler Richtung. Vor der Operation wird das 
Tier während einigen Tagen auf halbe, möglichst wenig 
voluminöse Ration gesetzt. Am letzten Tage ist das Futter 
gänzlich zu entziehen. Die Kastration läßt sich am besten 
am stehenden Pferde ira Notstand vornehmen. Zur Beruhigung 
dienen 40—50,0 Chloralhydrat. Der Kopf wird beiderseits 
heruntergebunden. Das Niederlegen wird durch Unterlegen 
eines Gurtes oder eines Sackes unter die Brust verhindert. 
Gegen das Ausschlagen sichere man sich durch Fesselung der 
Hinterbeine an den Notstand. Eine über die Lende quer¬ 
gespannte Plattlonge verhütet das gewaltsame Heben der 
Nachhand. Das Rektum wird manuell entleert, der Schweif 
eingeflochten und hochgehalten. Vulva und Umgebung 
werden ausgeseift und desinfiziert mit Sublimat und sodann 
Alkohol. Reinigung der Hand und des Unterarmes. Infusion 
von lauwarmer 1 proz. Therapogenlösung in die Vagina. 
Gleichzeitige Entleerung des Harnes durch Druck auf die 
Blase. Als Instrument wird ein spitzes, gerades, verdeckt 
einzuführendes Bistouri, dessen Griff durch eine Kette wieder 
jederzeit nach außen gezogen werden kann, benötigt. 
Dasselbe wird, gegen den gestreckten Finger gedrückt, 
in die Scheide geführt. Am Scheidengrund direkt unter 
dem Orificium externum setzt man die Fingerspitzen 
kranialwärts an, spannt somit den Boden der Vagina 
und stößt die vorgeschobene Klinge in das Gewebe 
nach vorn und abwärts. Mit dem Zurückziehen des Messers 
führt man den Zeigefinger in die Einstichöffnung, schiebt mit 
dem Daumen die Klinge in den Griff zurück und läßt das 
Messer durch den Gehilfen herausziehen. Hat man den Zeige¬ 
finger bis an den Grund der geschaffenen Öffnung gestoßen, so 


fühlt man die leere, dickwandige Blase und Dünndarmschrmgen. 
Durch Einfühlen weiterer Finger wird die Öffnung vergrößert, 
bis die ganze Hand hindurchpassieren kann. Den Uterus ab¬ 
tastend gelangt man zu den Ovarien. Nunmehr wird der Ketten- 
ekraseur eingeführt. Am Ovarium angelangt, stülpt man die 
horizontal gehaltene «Schlinge von unten nach oben über das¬ 
selbe, vergewissert sich, daß keine Darmteile hereingekommen 
sind, und läßt, nun die Ekraseurkctte anspannen. Während 
des Abschnürens trägt der Operateur das Ovarium und das 
Instrument auf der flachen Hand, damit eine Zerrung der 
Ligamenta lata und der übrigen Gewebe vermieden wird. 
Das Abschnüren soll langsam (in 8 10 Minuten) geschehen. 

Fällt das Ovarium nicht ab, so muß es durch Drehen von seinen 
Gewebsfasern abgetrennt werden. Das Pferd wird losgebunden 
und in den Stall geführt. Dortselbst wird der Nachhand durch 
aufgehäufte Streu eine höhere Lage gegeben und der Patient 
für einige Tage hochgebunden. 

Gegen die beschriebene Modifikation kann eingewendet 
w'erden, daß die Operationswmnde durch ihre ventrale Lage 
die Infektion der Bauchhöhle begünstige. In Wirklichkeit 
ist diese Gefahr nicht groß, da die Vagina der gesunden Stute 
nicht der Sitz pathogener Keime ist. Gräub hat von 24 
Tieren Sekretproben untersucht; in keinem Falle fand er in 
den angelegten Kulturen Staphylokokken oder Streptokokken, 
die als Entzündungserreger doch die meiste Bedeutung hätten. 
Bei den aufgegangenen Kulturen handelte es sich nur um 
Saprophyten. Der Verfasser operierte im ganzen 21 Stuten, 
bei keiner erzeugte die Operation irgend eine wesentliche 
Nacherkrankung; nur in den ersten drei Fällen zeigten sich 
vorübergehende Kolikerscheinungen. 

Die Vorteile der Operation beruhen nach Gräub darin, 
daß der Uterus und seine Adnexe vor Zerrungen bewahrt 
bleiben, sodaß Reaktionen nicht zu erwarten sind. 

,T. S c h m i d t. 

Behandlung der Paraphlmosls und Phimosis im Felde. 

Von Dozent Eugen von Näray, z.Z. Landsturm-Tierarzt. 

Nach Verfasser kommt die Paraphimosis im Felde 
meistens derart zustande, daß bei den längeren, anstrengenden 
Märschen der Reiz zum Urinieren öfters auftritt und dabei 
die Rute längere Zeit hindurch herausgestreckt bleibt, was 
eine lokale venöse Blutstauung und ödem zur Folge hat. 
Die auf diese Weise entstandenen ödematösen Falten treten 
1—2 fingerbreit hervor und hemmen den Rückzug der Rute 
in die Vorhaut. Das Leiden ist mit den gewöhnlichen Ver¬ 
fahren (Massage, graue Quecksilbersalbe, Suspensorium usw.) 
nicht heilbar. Verfasser operiert derart, daß er den an¬ 
geschwollenen Penis- oder Vorhautteil amputiert und darauf 
einen Verband mit Ferrum sesquichloratum durchtränkter 
Watte anbringt. Der Verband wird nach 4 Tagen ab¬ 
genommen und die Wunde mit Pyoktanin (20 proz. alko¬ 
holische Lösung) behandelt. In den auf diese Art behandelten 
9 Fällen trat innerhalb 10—14 Tagen Heilung ein. dje Rute 
zog sich vollkommen in die Vorhaut. Dr. Z. 

Pathologische Hornbildung, sog. Hauthorn, beim Rind. 

Von Tierarzt M. I m b a c h in Buttisholz (Luzern). 

(Schwei*. Arch. f. Tierheilh., 57. Band. 2. Heft ) 

Im Anschluß an eine blutige Verletzung der Haut in der 
Genickgegend entwickelte sich bei einer Kuh ein drittes Horn. 







No. 2. 


20 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


«las nach 1.fahren «ranz gewaltige Dimensionen erreicht 
hatte*. Es war beweglich mit der hinteren Fläche der Stirn- 
bi-inregion verbunden und besaß ziemlich weiche Konsistenz. 
An der Ansatzstelle fand sich eine Eiterung. Der Vorschlag 
zur operativen Entfernung wurde abgelehnt. 

J. S c h m i d t. 

Der einfachste und schnellste Nachweis von Jod im Urin, 
Speichel und in anderen Körperfifissigkeiten. 

Von J. Schumacher in Berlin. 

(T>. in. W. lillli Nr. 7.) 

Als einfachste Jodprobe verwendet der Verfasser folgendes 
Verfahren. Er legt auf ein Stück Filtrier- oder Löschpapier 
eine Ammoniunipersulfattablette, wie sie aus Dr. Brett - 
Schneiders Apotheke, Berlin N. 21, bezogen werden kann, 
und bringt auf die Tablette die zu untersuchende Flüssigkeit, 
etwas Speichel oder Urin. Bei Jodanwesenheit färbt sich die 
Tablette sofort gelblich, und in der Umgebung der Tablette 
entstehen tiefblaue Stellen. Das durch die zu untersuchende 
Flüssigkeit gelöste Ammoniumpersulfat macht aus den Jod¬ 
salzen Jod frei, das sekundär die Zellulosestoffe des Papiers 
bläut. 0 1. 

Staatsvctcrinarwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. Januar 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere In Klammern - 
bei jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Fischhausen 1 Gofneinde, 
1 Gehöft, Königsberg i. Pr. Stadt. 1, 1 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.), 
Königsberg 5, 5, Labiau 1, 1 (1. 1), Wehlau 3, 3. Gerdauen 1, 1, 
Uastenhurg 2, 3, Friedland 1, 1. Reg.-Bez. Gumbinnen: 
Kagnit 2, 2, Pillkallen 1, 1 (1. 1). Stallupönen 1, 1. Barkehmen 
4, 4, Goldap 8, 11, Oletzko 3. 3. Reg.-Bez. Al len stein: 
Lötzen 2, 2, Lyek 1, 1 (1, 1), Orteisburg 1. 1, Osterode i. Ostpr. 
•1. 3. Reg.-Bez. Danzig: Elbing Stadt 1, 1 (1, 1), Danziger 
Höhe 1, 1, Putzig 1, 1. Reg.-Bez. M ar i en w e r d e r : Marien¬ 
werder II 2, 2, Rosenberg i. Westpr. 1, 1, Schlochau 1, 1. 
S t a d t k r e i s B e r 1 i n : 1, 3 (1. 1). Reg.-Bez. Pots <1 a m : 
Niederham im 3, 3 (1. 1). Reg.-Bez. Frankfurt: Spremberg 
1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Köslin: Lauenlmrg i. Pomin. 1, 1. Reg.- 
Bez. S t r a 1 s u n <1 : Rügen 2, 2. Reg.-Bez. P o s e n : Wreschen 
1. 1, Schroda 1, I, Schrimm 3, 3 (1, 1), Posen Stadt 1, 1, Posen 
West 2, 2, Samtcr 1. 1. Neutomischel 1. 1, Grätz 1, 1, Kosten 1, 1. 
Reg.-Bez. Brom borg: Schubin 1, I (1, 1), Hohensalza I. 1, 
Mogilno 1, 1 (1, 1), Witkowo 4. 4. Reg.-Bez. Breslau: Striegau 
1, 1. Reg.-Bez. Magdeburg: Osterburg 1, 1. Reg.-Bez. 
Merseburg: Delitzsch 1. 1. Reg.-Bez. Hannover: Hoya 
1, 1 (1. 1). Sulingen 1. 1 (1, 1), Neustadt a. Rbge. 1. 1. Reg.-Bez. 
Lüneburg: Dannenberg 1. 1. Reg.-Bez. M ü n s t e r : Tecklen¬ 
burg 1, 1. Reg.-Bez. Wiesbaden: Höchst 1, 1. Reg.-Bez. 
Düsseldorf: Umfeld Stadt 1, 1. Mülheim a. Ruhr 1. t. König¬ 
reich Sachsen. K.-II. Bautzen: Bautzen Stadt 1. 1 (1, 1), 
Bautzen» 1, 1. K.-H. Dresden: Dresden Stadt 1. 16 (1. 2). 

K.-H. Leipzig: Oschatz 1. 1. Baden. L.-K. Karlsruhe: 
Karlsruhe 1, 2. Mecklenburg-Schwerin: Ludwigslust 1. 1, Parehim 
1, 1. Bremen: Bremisches Landgebiet 1, 1 d, 1). Insgesamt: 
62 Kreise, 96 Gemeinden, 118 Gehöfte; davon neu: 17 Ge¬ 
meinden, 18 Gehöfte. 

Lungenseuche, Pockenoeuche, Beschälseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuohe und Schweineseuche (einsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

K 

Kreise 

usw. 

■aul- und 
laoenaettolM 

8c 

einsch 

Kreise 

usw. 

iwelneeencbe 

1. Schwelnopett 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

8 

20 

20 

10 

12 

12 

Gumbinnen. 

6 

11 

12 

4 

7 

8 

Allenstein. 

6 

11 

11 

3 

5 

5 

Danzig. 

3 

3 

3 

4 

6 

6 

Marienwerder. 

9 

10 

12 

6 

10 

10 

Berlin. 

1 

1 

3 

_ 

_ 

_ 

Potsdam. 

15 

103 

156 

12 

28 

31 

Frankfurt. 

11 

48 

67 

11 

16 

22 

Stettin. 

9 

31 

44 

3 

6 

9 

Köslin. 

6 

12 

16 

6 

8 

8 

Stralsund. 

3 

10 

10 

3 

18 

22 

Posen . 

20 

68 

78 

7 

11 

12 

Bromberg. 

8 

24 

29 

4 

6 

6 

Breslau. 

17 

62 

86 

15 

33 

38 

Liegnitz. 

14 

30 

44 

10 

22 

22 

Oppeln. 

9 

36 

61 

8 

12 

12 

Magdeburg. 

13 

84 

186 

6 

7 

9 

Merseburg. 

13 

59 

87 

8 

8 

8 

Erfurt. 

6 

11 

24 

4 

7 

9 

Schleswig. 

21 

202 

313 

1 

1 

1 

Hannover. 

9 

20 

42 

3 

3 

5 

Hildesheim. 

12 

41 

81 

2 

2 

2 

Lüneburg . 


16 

20 

2 

3 

4 

Stade. 

11 

4L 

155 

— 

_ 

— 

Osnabrück . 

7 

29 

59 

1 

1 

1 

Aurich. 

7 

127 

478 

— 

_ 

_ 

Münster. 

5 

20 

32 

2 

4 

4 

Minden . 

10 

44 

70 

1 

1 

1 

Arnsberg. 

14 

26 

36 

6 

9 

12 

Kassel. 

15 

31 

62 

7 

18 

21 

Wiesbaden. 

10 

28 

100 

4 

9 

12 

Koblenz. 

9 

16 

56 

1 

1 

1 

Düsseldorf. 

13 

46 

62 

6 

10 

16 

Köln. 

9 

27 

89 

1 

1 

1 

Trier. 

8 

10 

35 

— 

_ 

— 

Aachen . 

10 

25 

103 

1 

1 

1 

Sigmaringen. 

3 

4 

11 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbavern . . . 

15 

53 

95 

4 

4 

4 

Niederbayern . 

6 

7 

10 

2 

2 

2 

Pfalz. 

13 

29 

70 

1 

1 

1 

Oberpfalz. 

2 

2 

13 

1 

1 

1 

Oberfranken. 

10 

16 

30 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

15 

64 

261 

_ 

_ 

_ 

Unterfranken. 

12 

70 

217 

_ 

_ 

_ 

Schwaben. 

17 

104 

301 

2 

3 

3 

Sachsen: Bautzen .... 

2 

4 

4 

_ 

— 

_ 

Chemnitz. 

2 

5 

8 

— 

— 

— 

Dresden. 

5 

9 

16 

1 

1 

1 

Leipzig. 

5 

11 

12 

1 

3 

3 

Zwickau. 

3 

8 

14 

— 

_ 

_ 

Württemberg: Neckarkreis . 

8 

14 

29 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

10 

19 

55 

— 

_ 

_ 

Jagstkreis. 

9 

18 

54 

1 

1 

1 

Donaukreis. 

15 

83 

368 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

4 

6 

11 

1 

1 

1 

Freiburg. 

10 

34 

261 

. — 

— 


Karlsruhe. 

7 

24 

141 

1 

3 

4 

Mannheim. 

11 

28 

148 

2 

7 

9 

Hessen. 

13 

31 

88 

1 

1 

1 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

7 

43 

50 

5 

20 

22 

Sachsen-Weimar. 

3 

3 

14 

1 

1 

2 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

3 

13 

16 

2 

5 

5 

Oldenburg . 

12 

45 

159 

2 

3 

5 

Braunschweig. 

5 

36 

111 

2 

11 

35 

Sachsen-Meiningen .... 

3 

8 

25 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

_ 

_ 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

4 

5 

7 

_ 

— 

_ 

Anhalt. 

5 

28 

37 

4 

5 

6 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

2 

2 

16 

1 

1 

1 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

_ 

_ 

_ 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

7 

43 

74 

1 

1 

1 

Lübeck. . . 

1 

1 

1 

_ 

— 

_ 

Bremen. 

1 

4 

5 

_ 

_ 

_ 

Hamburg. 

3 

3 

4 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen. 

20 

187 

1010 

— 

— 

— 

Deutsches Reich 

627 

2446 

6488 

200 

363 

441 

Davon in Preußen 

357 

1387 

2753 

162 

286 

3j1 

































































18. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


21 


Tierhaltung und Tierzucht. 

(Aus der geburtshilflichen Klinik der k. und k. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Wien. Vorstand: Prof. Dr. Karl Keller.) 

Vagina und Uterus der Pferdestute in ihren Reaktionen 
auf den Koitus. 

(Mit 1 Tafel und 5 Textabbildungen.) 

Von Staats-Obertierarzt Dr. Karl Hutschenreit er in Wien. 

(Inaug.-Diss. Wien 1915; Wiener Tierärztliche Monatsschrift iyi5, lieft 10.) 

Verfasser stellt folgende Schlußsätze auf: 

„Bei der geschlechtsgesunden Pferdestute zeigt die Vaginal¬ 
schleimhaut meist eine alkalische, die Uterusschleimhaut fast 
immer eine stark alkalische Reaktion, ganz gleichgültig, ob 
die Stute roßt oder nicht. 

Das Spermatozoon wird in der Vagina der gut rossenden 
und geschlechtsgesunden Pferdestute — Ausnahmefälle aus¬ 
geschaltet — meist vor, seltener nach der vierten Stunde 
post coitum bewegungslos, während dies iin Uteruskörper 
meist vor, seltener nach der zehnten Stunde post coitum er¬ 
folgt. In der Vagina der nichtrossenden geschlechtsgesunden 
Stute scheint das Spermatozoon etwas länger beweglich zu 
bleiben. 

Die Vernichtung der Spermatozoon erfolgt in der Vagina 
und im Uterus der geschlechtsgesunden Pferdestute durch 
eine mit einer Leukozytose gleichzeitig einsetzenden Phago¬ 
zytose. Letztere tritt in der Vagina bald nach dem Koitus 
auf und dauert bei der rossenden Stute länger als bei der 
nichtrossenden, während dieselbe im Uterus später einsetzt, 
an Umfang jener in der Vagina nachsteht und auch von 
kürzerer Dauer zu sein pflegt. Mit der Phagozytose in der 
Vagina tritt gleichzeitig auch eine erhöhte Sekretion der 
Vaginalschleimhaut auf. 

Beim Koitus wird bei der geschlechtsgesunden und gut 
rossenden Pferdestute ein Teil des Spermas direkt in den 
Uterus ejakuliert, während dies bei der nicht rossenden 
geschlechtsgesunden Stute infolge der Unwegsamkeit des 
Muttermundes nicht der Fall ist. 

Jede Vaginalspülung ist als Reiz aufzufassen und be¬ 
günstigt das Auftreten der Phagozytose; enthält sie Natrium 
bicarbonicum, so hebt sie überdies noch die Bewegungen der 
Spermatozoen auf. — Hingegen sind Spülungen mit physio¬ 
logischer Kochsalzlösung (0,9) für die Bewegungen derselben 
indifferent. Der Wert von Spülungen liegt in der Schaffung 
günstigerer Vorbedingungen für eine direkte Ejakulation in 
den Uterus, indem sie zunächst den in der Vagina und ins¬ 
besondere in der Umgebung des Muttermundes zuweilen vor- 
findlichen zähen Schleim wegschaffen und als Reiz eine teil¬ 
weise Öffnung des Muttermundes herbeiführen können.“ Gl. 

Künstliche Befruchtung von Stuten. 

Von königl. ung. Honv6dobertierarzt JohannTreisz in Kisber. 

(Allütonrosi Lapok. 1915. Nr. 62.) 

Man stellte anfangs Versuche mit dem C hel- 
k o v s z k y sehen Instrument an, aber ohne Erfolg. Ver¬ 
fasser benützte das Hoffmann sehe Instrumentarium, aber 
es gelang ihm nicht, auf diese Art nach der Ejakulation aus 
der Harnröhre, der Eichel und mit dem Samenlöffel mehr als 
3—5 ccm Samen zu sammeln. Aus dem Scheidenvorhof 
konnte unmittelbar nach der Ejakulation 10—30 ccm, aus 
dem Uterus aber mit dem durch den erweiterten Cervix 
eingeführten Samenlöffel eine noch größere Menge Sperma 


herausgeholt werden. Diese Flüssigkeit wurde bei Körper¬ 
temperatur mit pasteurisierter Milch verdünnt und davon 
7—10 ccm in die Gebärmutter von rossigen Stuten gebracht. 
Der Erfolg blieb auch hier aus; nach der Meinung des Ver¬ 
fassers war die Menge und die Applikation des Spermas eine 
nicht entsprechende. Mit Kondom gelang es auch nicht, 
genügend Samen zu gewinnen. Hingegen führte das Ver¬ 
fahren von J w a n o f f zu positiven Resultaten. Zu diesem 
benutzte er die Hoffmann sehen Instrumente, mit Aus¬ 
nahme des Spermalöffels, von den von J w a n o f f an¬ 
gegebenen Instrumenten aber den Tisch, die Klein sehe 
Presse, ^Trichter, Schwamm und Zange. Verfasser modi¬ 
fizierte das Verfahren insofern, daß er gar keine chemischen 
Stoffe (Natrium-Carbonat, -Bicarbonat, -Chlorat usw.) an- 
wendet, sondern nur die Instrumente dnreh Auskochen 
sterilisiert. Der sterilisierte Schw T amm wird mit Zange (gleich¬ 
falls sterilisiert) in der Klein sehen Presse ausgedrückt und 
durch die von dem Hoffmann sehen Speculum erweiterte 
Scheide in den beleuchteten Cervix gebracht, worauf nachher 
beim Belegen der Hengst den Samen ejakuliert. Der Schwamm 
wird nun mit der sterilen Zange in die Klein sehe Presse 
gebracht und in den Samenwärmer ausgepreßt. So gewann 
man 20—120 ccm Samen, aus welchen, man ohne zu ver¬ 
dünnen, mit dem sterilisierten und erwärmten Hoff- 
mann sehen Injektor in den mit Speculum erweiterten und 
beleuchteten Cervix der Stuten 7—10 ccm injizierte. Aus 
einmaligem Ejakulat können daher 1 —15 Stuten befruchtet 
werden. 

Im Jahre 1913 wurden 8 Stuten mit dem Samen des 
Schimmel hengstes Mirobolant befruchtet (in Kisber waren 
früher niemals Schimmel, nach den Mendel sehen Regeln 
aber können nur Schimmel Schimmel erzeugen); von diesen 
Stuten wurden 5 trächtig, bei sämtlichen Fohlen traf man 
die graue Farbe. Im Jahre 1914 konnte man von 12 Stuten 7, 
im Jahre 1915 von 9 Stuten 6 künstlich befruchten. Die 
Fohlen entwickelten sich anstandslos. Das Verfahren ist 
einfach und bei entsprechender Vorsicht gefahrlos und hat 
in der Tierzucht einen hohen Wert und eine große Zukunft. 

Dr. Z. 

— Zur Trächtig keittdauer der Stuten. Die „Zeitschrift für Gestüt¬ 
kunde“, Jahrgang 1915, S. 177, bringt zu der Frage der Dauer der 
Trächtigkeit der Stuten nach ihr zur Verfügung gestelltem Material 
nähere Angaben. In Graditz wurden beim englischen Vollblut¬ 
material 13 Hengstfohlen aus dem Geburtsjahre 1915 durch¬ 
schnittlich 334,85, die 17 Stuten 336,94 Tage getragen; Gesamt¬ 
durchschnitt 336,03 Tage. 16 Fohlen, englisch Vollblut, im Hot 
gestüt Weil in Württemberg wiesen 337 Tage Durchschnittstragezeit 
auf; niedrigste Zahl 325. höchste 316. 5 arabische Vollblut¬ 
stuten hatten eine Trächtigkeitsdauer von durchschnittlich 
328,6 Tagen (323 bis 334). Die Tragezeit war im Vergleiche zum 
englischen Vollblut tfomit gering. 

Im Graditzer Halbblutgestüt Repitz waren 1915 bei 
96 Fohlen 339,44 Tage Tragezeit durchschnittlich zu verzeichnen, bei 
den 38 Hengstfohlen 342,10, den 58 Stutfohlen 338,10 Tage. Bei 64 
Fohlen in Beberbeck ergab sich der Durchschnitt von 320,34 Ta- 
gen; auf 37 Hengstfohlen sind 331,07 Tage, auf 24 Stutfohlen 
329,12 Tage zu rechnen, wobei bei den Erstgebärenden die Trage¬ 
zeit keineswegs länger war als bei älteren Stuten. Im Gestüt Mar¬ 
bach war der Durchschnitt der Tragezeit 332,55 Tage; im Vorjahr 
326,82 Tage. Von 39 Fohlen wurden 18 Hengste durchschnittlich 
334.05, 21 Stuten 328,33 Tage getragen. Eine Erstlingsstute hatte 
die niedrige Zahl 317 aufzuweisen. In Weil haben die Halbblut- 
stuten bei 14 Fohlen durchschnittlieh 336 Tage getragen; bei zehn 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2. 


Hengsten im I birchsrhuttl 1 MTOehiift 335,8, bei vier Stutfohlcn 
336,5 Tagt*. In Allstedt Sachsen-Weimar) war der Gesamt- 
durchschnitt 337,20 Tage, mit den Grenzen 319 und 36 \ wobei auf 
8 Hengstfohlen 335,25, auf 12 Stutfohlcn 340,17 Tage sieh ergaben. 
In Aehselschwang (Bayern) Gesamtdurchschnitt 335 Tage, bei 41 
Kohlen: die Hengste mit 337. die Stuten mit 332 Tagen. In Zwei- 
briieken (Bayern) Durchschnitt 335,4 Tage; Hengstfohlen 33\9, 
Stutfohlen 334,89 Tage. Mehrere Daten in der Statistik können 
den Glauben, die Hengste würden länger getragen als die Stuten, 
stark erschüttern. G 1. 

— Die ostpreußischen Viehverluste durch den Russeneinfall Nacli 
amtlicher Feststellung und Mitteilung aus Königsberg i. Pr. be¬ 
tragen die Gesamtverlustc an Vieh und Pferden, die in Ostpreußen 
durch den Russeneinfall hervorgerufen wurden: 135oü0 Pferde, 
259000 .Stück Rindvieh, 200000 Schweine. An Schafen gingen 50000, 
an Ziegen 10000, an Hühnern 60000 und an Gänsen öüOOO Stück 
verloren. (Tagespresse.) G 1. 


Tagesgcschichtc. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
aus ge zeichnet: 

Veterinär Dr. Paul Schwedesky (Tierarzt in Krakow 
i. Meckl.). 

Stabsveterinär Albert Lieblich (Stadttierarzt in Steele 
a. Ruhr). 

Oberveterinär Joseph Berger (Tierarzt in Steinau i. 
Oberschi.). 

Veterinär Kurt Richter (Tierarzt aus Hannover). 
Veterinär Friedrich Holz mann (Tierarzt aus Soltau). 
Stabsveterinär Louis Poczka (Kreistierarzt in Langen* 
schwalbach). 

Veterinär Hans Scherg (Distriktstierarzt in Trostberg). 
Leutnant d. R. cand. med. vet. Karl Lohmeyer (Studier. 

d. Tierärztl. Hochschule Dresden). 

Fußartillerist Karl Hackeschmidt (Studier, d. Tier¬ 
ärztl. Hochschule Dresden). 

Ffinfandsiebzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 2. Januar, bis Sonnabend, 
den 8. Januar 1916. 

An der Westfront sind nur kleine Kampfhandlungen 
vorgekommen, die uns südlich des Hartmanns weilerkopfes 
Erfolge brachten. Leutnant Boelke ist es gelungen, das 
siebente feindliche Flugzeug abznschießen und damit dem 
Leutnant Immelmann an Erfolgen gleichznkommen. 

An der Ostfront haben lediglich im südlichen Teile 
die Russen mit stärkeren Kräften angegriffen. Ihre Vorstöße 
in Beßarabien haben sich, wie das schon in dem letzten Bericht 
gesagt ist, fast täglich wiederholt und sich mehrfach zu Durch- 
biuchsversuchen großen Stils ausgewachsen. Die Russen sollen 
dabei schon etwa 50 000 Mann verloren haben. Man geht 
wohl kaum fehl in der Annahme, daß diese Offensive in der 
Hoffnung auf eine Wirkung auf Rumänien unternommen wird. 

Auf dem Balkan schreitet der österreichisch-ungarische 
Vormarsch in Montenegro vorwärts und bedroht jetzt Berane. 
In Saloniki werden angeblich immer noch neue Truppen der 
Franzosen nnd Engländer gelandet. Unsere verbündeten Truppen 
6tehen nach wie vor, Gewehr bei Fuß, vor der Grenze 
Griechenlands. Von der serbischen Armee sollen in Saloniki 
etwa 40 000 Flüchtlinge angekommen sein. 

Italien hat einen größeren Angriff bisher nicht wieder 
versucht. An der ganzen italienischen Front hat verhältnis¬ 
mäßig h'ulie geherrscht. 


Über Erschöpfung hei Pferden. 

(Aus dem Felde.) 

Von Veterinär S c h c i b c r. 

Die Erschöpfung habe ich bei einer Anzahl Kolonnenpferde 
beobachtet, die längere Zeit (bis 6 Monate) schwere Arbeit 
leisten mußten, wobei der Stärkewert der gereichten Futter¬ 
ration nicht dein Grade der Arbeit und oft auch nicht der 
Schwere der Pferde entsprach. Dazu kam, daß Haltung und 
Pflege manchmal zu wünschen übrig ließen. Vorgekommen 
ist die Erschöpfung bei Pferden, die zu Beginn der Arbeit 
schlecht im Futter w f arcn oder durch Magen- und Darm¬ 
katarrhe, deren Bestehen zu melden unterlassen worden war, 
stark heruntergekommen waren. Unter den vorgekommenen 
Fällen waren Tiere zwischen 4 und 18 Jahren. Meist waren 
die Pferde zwischen 8 und 12 Jahren alt. 

Nach der Stärke der Symptome kann man drei Grade der 
Erschöpfung unterscheiden. 

Bei der niedergradigen Erschöpfung sind die Tiere schlapp, 
stehen schläfrig da, bleiben unterwegs stehen, zeigen einen 
schwankenden Gang, besonders in der Nachhand, streichen 
sich stark, bleiben zurück und stürzen auch zuweilen hin, 
um sich nach einiger Zeit wieder zu erheben. 

Bei der mittelhochgradigen Erschöpfung sind die Tiere 
morgens beim Ausrücken unfähig, sich allein von ihrem Lager 
zu erheben. Besonders bedarf die Hinterhand der Unterstützung. 
Letztere ist manchmal jeden Morgen notwendig, manchmal 
nur jeden zweiten oder dritten Morgen. 

Bei der hochgradigen Erschöpfung fand sich außer obigen 
Erscheinungen, daß die Tiere entweder niederstürzten und 
in wenigen Augenblicken verendeten, oder daß sie unfähig 
w r aren, sich trotz Unterstützung auf die Beine zu stellen, öfters 
verharrten die Extremitäten in derselben Stellung wie beim 
liegenden Tiere, obgleich durch Reiben und Besprengen mit 
hautreizenden Mitteln die Zirkulation wieder angeregt 
worden war. 

Gemeinsam waren für alle drei Grade der Erschöpfung 
die etwas höher geröteten Schleimhäute, die Fieberlosigkeit 
bis zum letalen Ende, der etwas schwächere Puls, die etwas 
vermehrte Herzfrequenz, die sich gegen das Ende ebenso wie 
die Atemfrequenz zuweilen bis auf das Doppelte steigerte. 
Der Appetit auf Futter und Wasser ist gut. Bis kurz vor 
dem Tode fressen die Tiere die ganze Ration. Der Rektal- 
hefund ist negativ. Der Kot ist ohne Veränderung. Kot und 
Harn werden meist nur dann abgesetzt, wenn die Tiere zum 
Stehen gebracht werden sind. Jedoch kommen gerade hier 
Ausnahmen vor. Der Harn war in bezug auf Farbe, Durch¬ 
sichtigkeit. Konsistenz und Geruch ohne Abweichungen von 
der Norm: Das anfangs wenig veränderte Sensorium ging 
gegen das Ende in starke Somnolenz über. Einzelne Pferde 
waren während des Liegens sehr unruhig und zogen sich 
größere Hautabschürfungen zu. Der Todeskampf war kurz. 

Was Verlauf und Prognose anlangt, so wurde festgestellt, 
daß bei der niedergradigen und mittelhochgradigen Erschöpfung, 
auch wenn noch zw ei- bis dreimal die Schwächezustände sich 
w iederholen, die Tiere nach 8 Tagen außer Gefahr sind. Bei 
der hochgradigen Erschöpfung verenden die Tiere entweder 
in wenigen ‘Minuten oder sterben, nachdem alle Behandlung 
erfolglos verlaufen war, nach höchstens dreimal 24 Stunden 
an allgemeiner Schwäche. 



13. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


23 


Bei der Sektion wurden außer einigen Petechien und 
Suggilationen auf dem Epikard keine krankhaftenVeränderungen 
gefunden. An Dekubitalgangrän ist kein Pferd eingegangen. 
Therapeutisch wurde Oleum camphoratum forte bis 150 g mit 
Erfolg gegeben. Die Tiere wurden täglich auf die Beine zu 
bringen versucht und die Extremitäten, namentlich die unten 
liegenden, frottiert, nach vorheriger Besprengung mit einem 
hautreizenden Liniment. Sobald die Tiere sich stützen 
konnten, wurden Gehversuche angestellt und die Pferde 
darauf in einen warmen, mit guter Streu versehenen Stall 
verbracht. An diese eigentliche Behandlung schloß sich eine 
mindestens vier- bis sechswöchentliche Außerdienststellung mit 
Weidegang und Beigabe von Roborantien an. 

II. Denonstrationskursus über Rotz, Lungenseuche und Rinderpest 
In Hannover. 

Der Direktor des hygienischen Instituts der Königl. Tierärzt¬ 
lichen Hochschule zu Hannover, Prof. Dr. Mießner, der bereits 
am 22. und 23. Oktober einen Demonstrationskursus über Rotz und 
Rinderpest abgehalten hatte, veranstaltete am 17. und 18. Dezember 
einen zweiten derartigen Kursus in Hannover. Zeigte schon die 
Teilnehmerzahl von über 100 Personen beim Oktoberkursus, wie 
erwünscht der deutschen Tierärzteschaft die Veranstaltung war, so 
bewies die diesmalige Teilnehmerzahl von etwa 125 Personen, ein 
wie reges Interesse dem Unternehmen weiterhin entgegengebracht 
wird, und daß solche Kurse in der jetzigen Zeit als durchaus not¬ 
wendig zu erachten sind. 

Der Hörsaal des Hygienischen Instituts vermochte die vielen 
Tierärzte, die zum Teil weither gekommen waren, kaum zu fassen. 
Wie beim Oktoberkursus, so überwog auch diesmal wieder bei 
weitem das Feldgrau unter den Teilnehmern. Nach oberflächlicher 
Feststellung waren Veterinäroffiziere von etwa 18 bis 20 Armee¬ 
korps erschienen. Unter der Berücksichtigung, daß diese Herren 
das im Kursus Dargebotene mit hinausnehmen und draußen zum 
Wohle unseres Vaterlandes nutzbringend anwenden, läßt sich er¬ 
messen, daß solche Demonstrationskurse bedeutende Faktoren bei 
der kriegsmäßigen Seuchentilgung sind. 

Nach Eröffnung des Kursus und Begrüßung der sehr zahl¬ 
reichen Teilnehmer sprach Herr Prof. Dr. Mießner zunächst 
dem stellvertretenden Generalkommando des 10. Armeekorps und 
seinem veterinärtechnischen Berater, Herrn Korpsstabsveterinär 
Kunze, besonderen Dank dafür aus, daß ihm wie beim Oktober¬ 
kursus durch liebenswürdiges Entgegenkommen durch Überlassung 
lebenden Demonstrationsmaterials auch die Abhaltung dieses 
zweiten Demonstrationskursus jetzt wieder ermöglicht sei. Sodann 
legte er den Arbeitsplan fest, um das große Vortrags- und Demon¬ 
strationsmaterial in zwei Tagen bewältigen zu können. 

Zunächst wurde in einstündigem Vortrag die Epidemiologie des 
Rotzes nebst Immunisierung und Heilung eingehend erläutert unter 
besonderer Hervorhebung der differentialdiagnostisch wichtigen 
Krankheiten. Unterstützt wurden die Ausführungen durch ein 
außerordentlich reichhaltiges Demonstrationsmaterial von Abbil¬ 
dungen, Photographien, eingelegten Präparaten und vorzüglichen 
Lichtbildern. 

Sodann folgte in anderthalbstiindigen Ausführungen als Kern¬ 
punkt die Erörterung der biologischen Erkennungsmethoden des 
klinisch oft überhaupt nicht erkennbaren Rotzes. Als erste wurde 
die Agglutinationsmethode behandelt, die besondere 
Dienste zur frühzeitigen Erkennung des frischen Rotzes leistet. 
An zweiter Stelle wurde weiter die Komplementbindungs¬ 
methode erklärt, die hauptsächlich zur Erkennung des chro¬ 
nischen Rotzes dient. Als weitere Methoden wurden die Kon- 
glutination und die sogen. K. H. - R e a k t i o n, die eine Ver¬ 
bindung der Hämolyse mit der Konglutination darstellt, besprochen. 
Als letzte und nicht unwichtigste folgte endlich die Würdigung der 
Mallein-Konjunktionsprobe an der Hand des vom 
preußischen Kriegsministeriums herausgegebenen Merkblattes unter 
besonderer Berücksichtigung der verschiedenen trockenen und 
flüssigen Malleinpräparate und der verschiedenen Applikations¬ 
methoden, wie Aufpinselung auf die Lidbindehaut im unteren Kon- 
junktivalsack und die noch nicht genügend erprobte endodermale 
Injektion in die äußere Haut des unteren Augenlides. 

Durch besonders geschickte Einteilung des Vortrages unter 
absoluter Beschränkung der Ausführungen auf das praktisch Not¬ 
wendige und unter strengster Vermeidung von unnötigen Ab¬ 
schweifungen nach der wissenschaftlichen Seite der Materie hin 
im Gegensatz zu den im breiteren wissenschaftichen Rahmen 

g jhaltenen Ausführungen des Oktoberkursus war es Herrn Prof. 

r. Mießner gelungen, als neuen Vortragsgegenstand die 
Lungenseuche noch einschieben zu können, die er in ein- 
stündigen Darlegungen unter erschöpfender Berücksichtigung der 


Differentialdiagnose eingehend behandelte. Unterstützt ■wurde 
dieser Vortrag ebenfalls durch sehr gute, teils frische und teijs 
konservierte Präparate sowie zahlreiche farbige Abbildungen und 
gute Diapositive. Auch diese Seuche beginnt jetzt neben dem 
Rotz und der Rinderpest in erhöhtem Maße veterinärpolizeilich 
neue Aufgaben namentlich in den östlichen Reichsgrenz- und be¬ 
sonders den Okkupationsgebieten zu stellen. 

Als Beschluß der ersten Kursushälfte am 17. Dezember wurden 
sodann noch in halbstündiger Demonstration fünf lebende rotz¬ 
kranke Pferde vorgeführt und sowohl an ihnen wie auch an einer 
größeren Anzahl gesunder Pferde die Ausführung der Konjunktival¬ 
probe und der Blutentnahme gezeigt. Die Konjunktivalprobe 
wurde auf beiden Augen eines jeden Pferdes ausgeführt, und 
zwar wurde rechterseits die Aufschwemmung von Trocken-Mallein- 
Foth und linkerseits flüssige Malleinlösung der Berliner Veterinär- 
Akademie appliziert, um am folgenden Tage die Wirkung beider 
Materialarten vergleichen zu können. Bei dem einen rotzkranken 
Pferde wurde auch die endodermale Injektion des konzentrierten 
Malleins in das untere Augenlid praktisch vorgeführt. Der beim 
Oktoberkursus mit sehr gutem Erfolg gezeigte Versuch der Ana¬ 
phylaxie konnte dagegen wegen anderweitiger noch nicht be¬ 
endeter Versuche an dem fraglichen rotzkranken Pferde nicht 
wieder gezeigt werden. 

Am folgenden Tage, dem 18. Dezember, wurde zunächst die 
Wirkung der Konjunktivalprobe an den gesunden und rotzkranken 
Pferden demonstriert. Die rotzkranken Pferde zeigten ausnahms¬ 
los den typischen eiterähnlichen Ausfluß aus dem inneren Augen¬ 
winkel. während die gesunden keine Veränderungen aufwiesen. 
Eine besonders starke Wirkung war bei dem ain unteren Augenlid 
endodermal behandelten rotzkranken Pferde sichtbar. Nach dieser 
Demonstration wurden drei dieser rotzkranken Pferde getötet 
zwecks Zerlegung am Schlüsse des Vortragskursus. 

In der Zwischenzeit schlossen sich dann anderthalbstündige 
hochinteressante Ausführungen über die ursprünglich in China hei¬ 
mische Rinderpest und ihre Bekämpfung zur jetzigen Kriegs¬ 
zeit besonders in den durch die Einschleppungsgefähr stark be¬ 
drohten östlichen Reichsgrenz- und Okkupationsgebieten an. Auch 
hier wurde die Differentialdiagnose wieder erschöpfend behandelt. 
Prächtige Demonstrationen von Lichtbildern, farbigen Abbildungen 
und sehr guten Präparaten trugen wesentlich zur Veranschau¬ 
lichung bei. 

Als direkte Überleitung zu der praktischen Zerlegung der ge¬ 
töteten rotzkranken Pferde folgte darauf ein einstündiger Vortrag 
über die pathologische Anatomie des Rotzes mit Demonstrationen 
an sehr guten Präparaten und vorzüglich gelungenen Lichtbildern. 

Bei der zum Schluß folgenden Zerlegung der getöteten rotz- 
kranken Pferde konnten endlich die verschiedensten Stadien des 
Rotzes gezeigt werden. Neben einem frisch rotzigen Pferde, bei 
dem außer zweimaliger positiver Augenreaktion durch mehrmalige 
Blutuntersuchungen einwandfreie positive Blutuntersuchungsergeb¬ 
nisse noch nicht Vorlagen und bei der Sektion als frisch rotzig 
erkannt wurde, wurden bei den übrigen Pferden fast alle Zwischen¬ 
stufen des Rotzes bis zu chronisch-rotzigen Veränderungen ge¬ 
funden und erläutert. 

Am Schlüsse des in allen Teilen wohlgelungenen Demon- 
strationskursus wmrde dem Vortragenden aus der Mitte der Teil¬ 
nehmer heraus der herzlichste Dank für die gebotenen wissen¬ 
schaftlichen und demonstrativen Ausführungen übermittelt. Die 
gegenüber dem schon sehr stark besuchten ersten Demonstrations¬ 
kursus im Oktober bei dem jetzigen zweiten Kursus feststellbare 
weitere sehr erhebliche Zunahme der Teilnehmerzahl ist der beste 
Beweis dafür, welche Bewertung diese Demonstrationskurse seitens 
der deutschen Tierärzteschaft erfahren, und wie dringend erwünscht 
und direkt notwendig sie in der jetzigen Kriegszeit mit ihren er¬ 
höhten Seuchengefahren sind. Für den Vortragenden ist aber 
die dankbare Aufnahme seiner glänzend disponierten und aus¬ 
schließlich für die Praxis berechneten Demonstrationskurse sicher¬ 
lich eine hohe Befriedigung und es wird ihn hoffentlich veranlassen, 
noch weitere derartige Kurse vor dankbaren Zuhörern zu halten. 

Dr. Kramer, 

— Der Bezeichnung „Abdeckerei“ haftet in den Augen des 
Publikums ein gewisses Vorurteil an, das —- so unrecht es ist — den 
Absatz der in den modernen Anlagen bezeichneter Art hergestell¬ 
ten Futtermittel erschwert, ein Grund, weshalb das dort bereitete 
Fleischmehl gewöhnlich nicht als „Abdeckereimehl“ oder „Kadaver¬ 
mehl“ in den Handel gebracht wird, sondern als „Tierkörpermehl“. 
Folgerichtig würde es nur sein, die Bezeichnung „Abdeckerei“, 
wenigstens hinsichtlich derjenigen Anstalten, ganz fallen zu 
lassen, die bei fabrikmäßigem Betriebe Futterstoffe aus Tier¬ 
leichen und Konfiskaten hersteilen. In § 17 des Reichsvieh- 
seuchengesetzes und §57 der Aus'üLr.-Bc Stimmungen wird dem in 
gewissem Sinne dadurch Rechnung getragen, daß außer von „Ab¬ 
deckern“ auch von „Anlagen zur gewerbsmäßigen Beseitigung 


24 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2. 


oder Verarbeitung von Kadavern und tierischen Teilen“ ge¬ 
sprochen wird, ejne zutreffende, aber übermäßig lange Bezeich¬ 
nung, so daß das alte Wort „Abdeckerei“ sich auch für diese An¬ 
lagen überall behauptet hat. Eine kurze Bezeichnung „Tierkörper¬ 
verwertungsanstalt“ oder „-Verarbeitunganstalt“ statt „Ab¬ 
deckerei“ wäre sehr erwünscht und zudem gerecht, da das Ab¬ 
decken und Abhäuten bei der Tätigkeit sehr im Hintergründe 
bleibt. Der Name „Abdeckerei“ könnte höchstens als einiger¬ 
maßen zutreffend für primitive Betriebe gelten und gebraucht 
werden. 

— Auszeichnung. Das Preisrichterkollegium der Manheimer- 
Stiftung hat dem städt. Tierarzte Dr. 8 e b e r in Dresden für seine 
Bearbeitung der diesjährigen Preisaufgabe den ersten Preis in 
Höhe von 2000 M. zuerkannt. Die Aufgabe lautete: Inwieweit 
können Gerechtigkeit, Menschenliebe und Duld¬ 
samkeit als Grundlagen der m e n s e h 1 i c h e n G e - 
Seilschaft i m 8 t a a t z u r V e r w i r k1ic h u n g gebracht 
w erden ? 

— Zum Erwerb des veterin ii r m e d i z i n i s c h e n Doktor¬ 
titel» bietet ein Berliner Privatgelehrter in Anzeigen in der 
Tagespresse seine Hilfe an: „Zur ordentlichen Erlangung des 
Dr.-Titels (Dr. phil„ rer. pol., med., vet. etc.) verhilft seit 1908 

., Privatgelehrter, Berlin. Ausgezeichnete 

Empfehlungen.“ — Auf Kundschaft wird der Herr Privatgelehrte 
nicht rechnen dürfen! 

— Gegen die Verwendung d r s englischen Creolins 
Pearson wird in der „Münch, med. Wochenschrift“ und der 
„Pharm. Ztg.“ erneut Stellung genommen. Die Fabrik ist jetzt 
unter Staatsaufsicht gestellt. Beklagt wird, daß das deutsche 
Publikum auch heute noch das Creolin Pearson verlange, und „daß 
es sogar beamtete Tierärzte geben soll, die sich nicht scheuen, das 
Erzeugnis dieser Firma bei der Heeresverwaltung zu verwenden“. — 
Es handelt sich hiernach nur um ein Gerücht, das zweckmäßig 
zuerst auf die Richtigkeit hätte geprüft werden sollen, ehe es als 
Vorwurf gegen die Tierärzte herangezogen wird. 

— Gegen englische Medizin. Die Apothekerkammer für die 
Rheinprovinz und die Hohenzollernschen Lande fordert die Apo¬ 
theker auf, fertige Arzneizubereitungen englischer und französischer 
Herkunft nicht mehr zu führen. Deutschland sei mehr als jedes 
andere Land in der Lage, wertvolle Arzneimittel herzustellen. 

— Abfohl8tationen. Die trächtigen Pferde, die, wie schon mehr¬ 
fach in den tierärztlichen Berichten aus dem Felde erwähnt ist, 
bei der Aushebung versehentlich übernommen worden sind, da ihr 
Zustand nicht erkennbar war, und die mit dem Fortschreiten der 
Trächtigkeit dienstunbrauchbar wurden, werden in besondere Gebär¬ 
stationen zur Abfohlung und bis zur Wiedererlangung der Dienst¬ 
brauchbarkeit eingestellt oder für diese Zeit an zuverlässige 
Tierbesitzer in Pflege gegeben. 

— Pferde-Krematorium In Ungarn. Wie aus Maria-Theresiopol 
gemeldet wird, baut das Militärkommando ein Pferdespital, bei dem 
auch ein Pferde-Krematorium errichtet werden soll. 

(Tierärztl. Zentralbl. Nr. 24, 1915.) 

— Hengstkörung. Die Hengstkörung und der große 
Hengstmarkt inOldenburg i. Gr., auf der die sämtlichen 
im Vorjahre angekörten älteren und die zum Verkauf stehenden 
jüngeren (3- bzw. 4 jährigen) Hengste des schweren eleganten 
oldenburgischen Kutschpferdes zur Vorführung gelangen, darunter 
auch eine größere Anzahl Gebrauchspferde für schweren und 
leichten Zug, findet 1916 am 3., 4. u n d event. 5. Februar 
statt. (S ehe auch Annonce.) 


Biicherbesprechungen. 

— Die Seele des Tieres, Berichte über die neuen Beobachtungen bei 
Pferden und Hunden. Herausgegeben von der Gesellschaft für Tier¬ 
psychologie. W. J u n c k. Berlin 1916. Preis 1,50 M. 

Das vorliegende Buch ist eine durch Professor Z i e g 1 r ausg*»wählte 
einbändige Sammlung von Einzolberichten aus «len umfangreichen und '-on 
Einzeldarstellern zusammengetragenen „Mitteilungen der Gesellschaft für 
Tierpsychologie“, die im Anschluß und zur Fortführung der Krall» 11' e n 


Versuche über das Denkvermögen und das Seelenleben gegründet wurde. 
Die Gesellschaft zählt unter ihren Mitgliedern Namen von ge¬ 
wichtigem Klang. 

Es mag für den nicht naturwissenschaftlich, sondern schöngeistig 
„dressierten“ Leser ein schw-er zu verstehender Satz sein, wenn der Ver¬ 
fasser schreibt: „Die wissenschaftliche Aufgabe dieser Schrift liegt darin, 
daß die Leistungen der Pferde mit denen der Hunde in Vergleich gebracht 
werden. Obgleich Pferde und Hunde in der Klasse der Säugetiere zwei ganz 
verschiedenen Ordnungen angehören, nämlich einerseits den unpaarigen 
Huftieren (Perissodaktylen), andererseits den Raubtieren ((ärnivoren), be¬ 
steht doch in psychischer Hinsicht eine unverkennbare Ähnlichkeit, welche 
auf paralleler Entwicklung der geistigen Fähigkeiten beruht.“ 

Entwicklung, Raubtier. Wissenschaft, Psyche und geistige Fähigkeiten 
bei Pferd und Hund! Wer sieh über diese Zusammenstellung entsetzt, 
sei an die Tatsache des jetzigen Krieges mit seiner Hervorkehrung von 
Raubtier-Instinkten beim Menschen im Verein mit dessen geistiger Ent¬ 
wicklung erinnert und zu dem Versuche aufgefordert, sieh über alles, was 
damit in Zusammenhang steht, klar zu werden. Ist der Leser nicht gar 
zu befangen, so wird er wahrscheinlich seine bisherige Meinung von dem 
exklusiv geistigen Hochstand der Menschen ändern. 

Wo liegt die -Schwierigkeit, die Ansicht allgemein durchdrücken zu 
können, daß Tiere denken? Lediglich in einer besonders gearteten und 
geförderten Denkrichtung des Menschen und der daraus folgenden Vor¬ 
eingenommenheit. das Denkvermögen sei ein«' vorzügliche Eigenschaft 
des Menschen. Das Denken überhaupt, auch beim Menschen, quillt /w« ifels- 
nhne aus der Erliefe einer unbekannten Eigenschaft der Materie, es 
hängt zusammen ebenso zweifellos mit anderen Besonderheiten der 
Materie dem Empfindlings- und lv*innerungs-Vermögen. die rn b*sj;, r 
geheimnisvollen Bahnen miteinander verbunden, verstärkt oder vermindert, 
in besonderen Organen spezialisiert und dann geübt, schließlich das 
Denken, selbst das a priori, zuwege bringen. Lloyd Morgan sagt in seinem 
Werke über Instinkt und Erfahrung sehr treffend: Wir können nicht ver¬ 
stehen, was ein Entchen denkt, wie, wann und wozu es taucht, wenn wir 
uns nicht bemühen, uns in das Wesen eines Entchens zu versetzen. Diesen 
.Satz überdenke man mit Kraft. Konsequenz und Wahrheitsliebe, und der 
gesamte Inhalt des vorliegenden Buches über die Seele des Tieres wird dem 
Leser weniger fremd und unmöglich erscheinen. Es sind Beobachtungen. 
Will der Leser sie nicht in das Kapitel der Betrügereien setzen, so muß er 
sie anerkennen, so wuchtig wirken sie. Wäre ich reich genug, ich hätte 
das Buch jedem Tierarzt auf den Weihnachtstisch gelegt, damit der Blick 
des klugen Rolf (Lol) auf ihm ruht, der zu fragen scheint: Ist die Seele 
des Tieres euch Menschen wirklich unfaßbar! Kommt her! Für 1,50 M. 
könnt ihr einen Blick tun in das Kaleidoskop unserer Seele. Ihr sonder¬ 
bar gearteten Herren der Welt! Schmitt- Cleve. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Hamburgisehes 
Hanseatenkreuz: Stabsveterinär W. Ahrcns , Obertierarzt in Hamburg. 
Der Bayer. Militärorden 4. Klasse mit Schwertern: dem Stabs¬ 
veterinär Wildhagcn beim 1. Telegr.-Bat, dem Oberveterinär 
Dr. Ludwig Mayr d. Res. (Regensburg), den Veterinären Jos. Lcchcier 
(Dillingen), Math, llicgn' (2. München), />. Laders (2. München), 
Dr. Oy. l>Utz (2. München), Dr. Fr II iescr (2. München), Dr. Aug. 
Baier (2. München), Hans Weber (Kempten) und Mathias Mcitidl 
(2. München) der Res.: das Kriegsverdienstkreuz: dem Oberstabs¬ 
veterinär Geheimen Medizinalrat Professor Dr. Jiödir in Dresden; 
das Ritterkreuz 2. Kl. mit Eichenlaub und Schwertern des Bad. 
Ordens vom Zähringer Löwen: dem Stabs- und Regimentsveterinär 
Karl Brauer in Weingarten: das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern 
des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Oberveterinär d. Res. 
Dr. Albert Qöhlcr in VVeilmünster; die Friedrich August-Medaille: 
dem stud. med. vet. Feldunterveterinär Früdrieb Mütter ; das Großh. 
Oldenburg. Friedrich August-Kreuz: dem Veterinär d. Res. Fr. Behr , 
Obertierarzt am SchJachthof in Freiburg (Breisg ); der Charakter als 
Geheimer Veterinärrat: dem Regierungs- und Veterinärrat Otto 
Kosehel in Berlin und dem Regierungs- und Veterinärrat Brietxmann 
in Köslin; der Charakter als Veterinä rat: den Kreistierärzten Otto 
Bclcour in München-Gladbach, Adolf Oirnud in Berlin, Franz Miggc 
in Osterode, Georg Witt in Calbe a. S. und dem Schlachthofdirektor 
Fritz Bethke in Aitenburg. 

Niederlassungen: Dr. Karl Junggcburth in Bremen; Hans Pingel 
aus Wetterhorn in Lüdingworth (Ünterelbe, Hannover). 

Approbiert: In München: Wilhelm Keller aus Germersheim. 

Todesfälle: Oberamtstierar/t Böpplc in Neuenburg: Veterinärrat 
Huber , Kgl. Bezirkstierarzt a. D. in Kaufbeuren; Kreistierarzt a. D. 
Karl Louis in Neustadt a. H. 


Vakanzen. 

Veterin&ranst&lt der Universität Jena: Assistent zur Vornahme der 
klinischen Tuberkulose-Untersuchungen zum 1. Februar, ev. früher 
oder später. Anfangsgehalt 2400 M.; Tagegelder, Reisekosten. 

Schlachthofstelle: Lissa i. Posen. Aushilfstierarzt alsbald. 
Übertragung der Schlachthofinspektorstelle nicht ausgeschlossen. 
•Gesuche bis 1. Februar a. d. Magistrat. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Trof. Glage, IJantiurg — Verlag und Eigentum der Y< rlagsbucLbandlurg von Richard Sdoetz in Berlin.— 

Druck von \V. Büxenstein, Berlin. 






Dl* JltrHuw TlwIntMi Wochenschrift* «nehAu« 
vrdcbentileh in VerU|t von Richard Behoetm ln 
B*rltn BW. 48, WIXbelsnsLr. 10. Durch Jeden deutsche 
Postamt wird dieselbe ion Preis« von M. 6,— vierte)* 
phrllefc (aosrebließlicb Bestellgeld) geliefert. (Öster* 
relcbtsebe Post-Zeit unsre- Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86. Klnie Inummern 60 Pt 


Berliner 


Oiigtnalbelträge werden mit 60 Mi. In Petltaati mit 
60 Hi. für den Bogen honoriert Alle Mannskripte, 
Mitteilungen, redaktionellen Anfragen. Korrekturen, 
Resenslons-Ezemplare and Annoncen beliebe man an 
•enden an die V«rI agsbnchbandlang ron 
Richard Sohoets, Berlin SW. 48, Wllbelmstr. 10 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Ginge Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Hamborg. Referent L Relchs-Kol.-Amt in Berlin. ln Malhausen LE. In OOln. Vortrag. Rat Im Min. L Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Yet.-Rat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landest! ernrxt für Hamburg. In Wiesbaden. Bromberg. Professor In Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freibarg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regiernngsrat Wehrle 

Professor In Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamams, D.S.W.-A. Stadt-Tierarzt m Hambarg. Professor in München. MitgL «L Kala Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zimmermenn Regiernngsrat ZOndel 

Professor In Budapest. Landestierarst von Elsafi-Lotbringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 3. Ausgegeben am 20. Januar. 


Inhalt: Pfeiler lind Scheyer: K i n Beitrag zur Bewertung der Methoden für die bakteriologische und sero¬ 
logische Milzbranddiagnose mit besonderer Berücksichtigung d e s mikroskopischen Nach¬ 
weises. — Reffrate: P r e B 1 c r: S?euchcnartig auftretende Sarkoptcsräude bei Rindern. - C a d i o t: ('her die Akarusräude 
der Ohren beim Hund und bei der Katze. — Relsinger: Über das Vorkommen und die pathologische Bedeutung von 
Strongyloides longus beim Schwein. — Nahrungsmittelkunde und FUischbeschäu: Como: über Tierblütkolile und insbesondere 
ihre Verwendung bei Typhus abdominalis und Paratyphus. — Verschiedenes. — Tagesgeschlchte: Ehrentafel der Veterinäre. — 
Sechsundsiebzigste Kriegswoclie — Bekämpfung der Tierseuchen im Felde. — Beförderung und Uniform der Veterinär- 
Offiziere. — Kleine tagesgeschichtliche Notizen. — Verschiedenes. — Personalien. 


(Aus der Abteilung für Tierhygiene des Kaiser-Wilhelm-Instituts 
für Landwirtschaft zu Bromberg. Leiter: W. Pfeiler.) 

Ein Beitrag zur Bewertung der Methoden für 
die bakteriologische und serologische Milzbrand¬ 
diagnose mit besonderer Berücksichtigung des 
mikroskopischen Nachweises. 

Von W. Pfeiler und G. Scheyer, Praktikantin 
Der große Nutzen einer Entdeckung oder Erfindung, auf 
w elchem Gebiete sie auch immer liegen möge, wird nicht selten 
dadurch abgeschwächt, daß die Neuerungen dank ihrer in die | 
Augen fallenden Überlegenheit die bis zu ihrem Auftreten 
altbewährten Methoden mehr oder weniger in den Hintergrund 
treten lassen. So liegt auch, nachdem man in neuester Zeit 
in der Präzipitation eine so gut und sicher arbeitende Methode 
für den Nachweis des Milzbrandes gefunden hat, die Gefahr 
nahe, daß der so bewährten mikroskopischen Untersuchung, 
die sich an die oft allein schon entscheidende anatomische 
anschließt, in Zukunft weniger Aufmerksamkeit geschenkt 
werden wird. F o t h räumt dieser mikroskopischen Prüfung 
(Blutausstrich!) in Arbeiten, die allerdings noch zu einer Zeit, 
die vor der Anwendung der Präzipitation für den beregten 
Zweck liegt, erschienen waren, einen hervorragenden Platz 
ein. Er sagt-, beim Milzbrand überträfe im 
allgemeinen die bakteriologische Unter¬ 
suchung die klinische und anatomische an 
diagnostischerSicherheit und am frischen Kadaver 
wäre die bakteriologische Diagnose durch die bakterioskopische 
Prüfung schnell und völlig sicher zu stellen (1). Allerdings ver¬ 
kennt F o t h nicht, daß der Bazillennachweis bei 
längerem Liegen der Kadaver mit zu¬ 
nehmender Fäulnis schwieriger wird; trotz¬ 
dem kann der Geübte in der Regel ohne 


weiteres die Gebilde als Milzbrandbazillen 
oder deren Reste erkennen. In 25 von 27 Fällen 
gelang es F o t h (2) nur mittels der eingesandten, oft recht 
schlechten Objektträgerausstriche, Milzbrandbazillen oder deren 
Reste einwandfrei nachzuweisen. Fischoeder (3), der dem 
gegenüber den Standpunkt vertritt, daß die Untersuchung 
durchlmpfunginderRegelsichererzumZiele 
führt, spricht dem mikroskopischen Nachweis eine gewisse 
diagnostische Sicherheit gleichfalls nicht ab und empfiehlt des¬ 
halb, in zweifelhaften Fällen möglichst sämtliche Unter¬ 
suchungen anzuwenden. 

Nach Fo th (1) ist der Nachweis der Milzbrandbazillen auch 
bei partieller Auflösung der Bakterien mit geeigneten 
Färbemethoden in den allermeisten Fällen noch ohne 
weiteres sicher zu führen. Als die am besten arbeitenden Farb¬ 
lösungen bezeichnet er nach eingehendem Studium die Azur 
enthaltenden Methylenblaugemische, während 
ihm die an sich recht brauchbare Safraninfärbung zum sicheren 
Nachweis allein nicht genügte, weil die Kapsel der Milzbrand¬ 
bazillen mit dieser Methode nicht immer deutlich differenzier¬ 
bar ist (2). Die gleichfalls metachromatisch fär¬ 
benden Methylenblaulösungen dagegen färben 
das Mucin der Kapsel meist rosa oder violettrosa, manchmal 
mehr rötlich. Nach F o t h (4) ist der Methylenazur, der 
1885 von Bernthsen entdeckt wurde, das metachromatisch 
färbende Prinzip; das Methylenblau in reinem Zustande färbt 
nicht metachromatisch, es wird erst durch Einwirkung von Alkali 
zersetzt und durch Herantreten von zwei Sauerstoffatomen 
an das Schwefelatom zu dem Sulfon des Methylenblaus, dem 
Methylenazur, einem Körper aus der Gruppe der Thiazine, oxy¬ 
diert. Der Methylenazur entsteht im Gemisch mit anderen 
Körpern bei allen Zersetzungen von Methylenblau durch Alkali. 







26 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 3. 


Giemsa ist es 1902 gelungen, ihn chemisch rein als sog. 
Azur I darzustellen, während der Giemsa sehe Farbstoff 
Azur n eine Mischung von reinem Methylenazur und 
Methylenblau zu gleichen Teilen ist. 

Nach F o t h gestattet das chemische Verhalten des 
Methylenazurs gegenüber Alkalien eine weitere Differenzierung, 
da Alkali in den wässerigen Farblösungen einen Umschlag zu 
Rot durch Abscheidung der freien Base aus dem Farbsalz her¬ 
vorruft Auf der Anwendung dieses Prinzips beruhen sehr viele 
Färbemethoden, wie die von N o c h t (Zersetzung mit Soda), 
von Ziemann (Borax), von Michaelis u. a. 

Heim (5) fand schon 1891, daß bei Behandlung 
m it-Löffler schem Methylenblau die Milzbrandkapseln 
im Ausstrichpräparat von Gewebssaft sehr schön hervortreten 
und als rosagefärbte Hülle das blaue Stäbchen einschließen. 
Bei degenerativen Veränderungen der Bakterien nimmt die 
blau färbbare Substanz mehr und mehr ab, 
so daß schließlich nurrosa gefärbte schollen¬ 
artige Gebilde von Stäbchenform übrig¬ 
bleiben. Die rot färbbare Substanz ist nach Heim (6) 
Mucin. „Mit keiner anderen Färbung“, sagt F o t h (2), „kann 
man den Zerfall des Milzbrandbazillus und die dabei auf¬ 
tretenden, für die Diagnose wichtigen degenerativen Prozesse 
an den verschiedenen Bestandteilen ihres Zelleibes auch nur 
annähernd so gut verfolgen.“ In Verfolg seiner Arbeit über 
„die Milzbrandbazillenfärbung mit Azurfarbstoffen“ empfiehlt 
und beschreibt F o t h (4) eingehend die von ihm bevorzugte 
Färbemethode, dasselbe Präparat gleich¬ 
zeitig mit mehreren Lösungen, in denen Azur 
und Methylenblau in wechselndem Verhält¬ 
nisgemischt ist, zu färben. Nebenbei erwähnt er 
den eosinsauren Methylenazur, der unter dem 
Namen „G iemsalösung“ für die Romanowskyfärbung in 
den Handel kommt, ein Gemisch von Azur II mit Azur n Eosin 
in Glyzerin und Methylalkohol. Das Farbsalz fällt nach F o t h 
beim Verdünnen mit Wasser, in dem es unlöslich ist, aus, und 
zwar um so später, je wässeriger die Verdünnung hergestellt 
ist. Während der im Überschuß vorhandene Azur wie gewöhn¬ 
lich metachromatische Färbung hervorruft, bewirkt der eosin- 
saure Azur vom Moment der Wasserverdünnung an bis zum 
Ausfallen durch elektrische Dissoziation seiner Moleküle eine 
differenzierte Färbung der acidophilen und basophilen Elemente 
des Präparates mit Eosin und Methylenblau. 

Gerade diese eosinhaltigen Azurfarb¬ 
stoffe aber eignen sich noch mehr als die nur 
metachromatisch färbenden zur Darstellung 
der Milzbrandbazillen, und der Giemsasche 
Farbstoff für die Romanowskyfärbung wird, 
weil er sich am meisten bewährt hat, ständig 
am hiesigen Institut mit gutem Erfolg zur 
Milzbranddiagnose angewandt. Pfeiler wurde 
1904 auf die metachromatisch färbenden Eigenschaften des 
Methylenblaus aufmerksam, mußte aber, da er diese seine Ent¬ 
deckung von Oster tag gesprächsweise mitteilte, erfahren, daß 
bereits Mac Fadyean und vor ihm Heim auf diesen Um¬ 
stand hingewiesen hatten. In weiterer Verfolgung dieser Be¬ 
obachtung hat Pfeiler dann rein empirisch festgestellt, daß 
von den in den Handel kommenden Farblösungen die 
0 i e m s a sehe die besteh Dienste für die Darstellung der Milz¬ 


brandbazillen bzw. ihrer Schatten leistet und dieselbe seit 
langem ausschließlich für den genannten Zweck benutzt, wie 
aus mehreren Veröffentlichungen hervorgeht (7, 8). Genauere 
Angaben finden sich in diesen Arbeiten nicht. 

Welche guten Resultate nun der mikroskopische 
Nachweis der M i 1 z b r a n d b a z i 11 e n bzw. ihrer 
Schatten bei der Färbung nach Giemsa im 
Vergleich zu den übrigen diagnostischen 
Methoden (Kulturund Tierimpfung) gibt, soll im 
folgenden an der Hand von Tabellen erörtert werden.*) 

Vorher sei noch auf einen färbetechnisch bzw. für die 
mikroskopische Diagnostik wichtigen Umstand hingewiesen: 
Für die Darstellung gut erhaltener Milzbrandbazillen — schlecht¬ 
weg erkennen lassen sich diese auch bei der Giemsafärbung — 
oder, um dies deutlicher auszudrücken, für die Fertigung 
schöner Präparate von Milzbrandbazillenkapseln eignet sich die 
Giemsafärbung in der von uns angewandten Form (1 Tropfen 
Farbstoff auf 1 ccm destilliertes Wasser) bei weitem nicht 
so gut wie die eigentlichen Milzbrandkapsel- 
Färbungsmethoden (Johne, Klett, Olt usw.), 
wenn diese von gewandter Hand ausgeführt werden. D i e 
Giemsafärbungleistet im Gegensatz dazu bei 
schon faulendem Material, in dem die Milz¬ 
brandbazillenkapseln bzw. Milzbrandbazil¬ 
len nur noch schwer bzw. gar nicht mit den 
üblichen Kapselfärbungsmethoden nach¬ 
gewiesen werden können, ganz Hervor¬ 
ragendes! Für „a u s g e f a u 11 e“ Kapseln, d. h. 
Kapseln, in denen die Bazillenleiber schon zugrunde gegangen 
sind, ist die Giemsafärbung die Methode 
xar * iSoyrjV**). 

In den beiden Etatsjahren vom 1. April 1912 bis 31. März 
1914 wurde, wie aus den Tabellen hervorgeht, im hiesigen 
Institut bei 315 Einsendungen Milzbrand fest¬ 
gestellt. In den meisten Fällen wurden die vier diagnosti¬ 
schen Methoden (Präzipitation, mikroskopischer Nachweis, 
Kultur und Tierimpfung) nebeneinander angewandt, die letztere 
jedoch nur, wenn die beiden ersten, die sofort nach Eingang 
des Materials ausgeführt werden, ein übereinstimmendes Er¬ 
gebnis nach der negativen bzw. positiven Seite nicht er¬ 
geben hatten. 

Von den 315 Untersuchungen entfallen 113 auf Milz¬ 
brand beim Rind, 8 beim Pferd, 4 beim Lamm 
und 190 beim Schwein. 

Beim Rind konnten bei 87 der eingelieferten 
113 Organteile M i 1 z b r a n d k e i m e mittels der 
mikroskopischen Untersuchung nachgewie¬ 
sen werden. In 18 Fällen versagte diese 
Methode (87, 1138, 1804, 3956, 4242, 488, 1399, 1890, 1640, 
2325, 3396, 4677, 3746, 3748—3752). Bei den letzten sechs 
von diesen 18 Fällen (3747—3752) war außerordentlich wenig 
Material eingeliefert worden, und die Organe der erstgenannten 
sechs Fälle (87, 1138, 1804, 3956, 4242, 488) waren bei der 


*) Während der Drucklegung dieser Arbeit sind gleiche Be¬ 
obachtungen von G r a b e r t (9) mitgeteilt worden. 

**) Vergleichende Versuche über die Brauchbarkeit der ver¬ 
schiedenen Milzbrandfarbstoffe, u. a. der G i e nrs a lösen g, sdlen 
in einer späteren Arbeit veröffentlicht werden. 








20. Januar 19 Mi. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


27 


Ankunft schon stark faul, wodurch sich wohl die negativen 
Resultate bei der mikroskopischen Untersuchung erklären lassen 
dürften. In diesen sechs Fällen konnte die Diagnose „Milz¬ 
brand“ im übrigen nur auf Grund der Präzipitation gestellt 
werden. In den acht andern Fällen vom Rind — es sind dies 
die Nummern 3778—3785 — wurde die mikroskopische Unter¬ 
suchung nicht vorgenommen, weil deren Ergebnisse von anderer 
Stelle (Königsberg) schon bekannt waren. 

In diesen acht Fällen wurde aus demselben Grunde auch 
die kulturelle Prüfung nicht angestellt, die weiterhin 
im Fall 5216, wo nur ein Ausstrichpräparat eingesandt worden 
war, unterbleiben mußte. Im übrigen ergab das Platten- 
v erfahren 74 mal ein positives und 30 mal ein 
negatives Resultat. Bei diesen 30 Fällen trifft das¬ 
selbe zu, was schon oben bei Besprechung der Ergebnisse der 
mikroskopischen Untersuchung gesagt worden ist: Es war ent¬ 
weder sehr wenig oder stark in Fäulnis übergegangenes 
Material an das Institut gelangt 

Der Tierversuch fiel in 16 von 34 Versuchen 
positiv aus, während mittels der Präzipitation 
stets die Diagnose „Milzbrand“ gestellt wer¬ 
den konnte, bis auf den eben erwähnten Fall 5216 und Fall 
1640; hier ergab ungeeignetes Material, es war ein Knochen 
eingeliefert worden, nur eine schwach positive Präzipitation. 
(Siehe Tabelle S. 28.) 

Milzbrand beim Pferde konnte in 8 Fällen festgestellt 
werden. Es wurden mittels der mikroskopischen 
Untersuchung wie der Präzipitation stets 
positive Resultate erzielt. Mit Hilfe des Platten¬ 
verfahrens wurde 6mal Milzbrand ermittelt. Der 
Tierversuch wurde zweimal mit negativem und 
einmal mit positivem Ergebnis angestellt. (Siehe 
Tabelle S. 28.) 

Bei Organteilen von Schafen wurde Milzbrand in vier 
Fällen diagnostiziert, und zwar durch das Ausstrich- 
verfahren dreimal und durch das Kulturverfah¬ 
ren in allen Fällen. Der Tierversuch wurde in¬ 
folgedessen nicht gemacht. Die Präzipitation gab 
stets positive Resultate. (Siehe Tabelle S. 28.) 

Für die Feststellung des Milzbrandes beim Schwein hat 
sich das Ausstrichverfahren ebenfalls vorzüglich bewährt; es 
wurde 156mal mit positivem und 34mal mit ne¬ 
gativem Ergebnis angewandt. (Siehe Tabelle S. 29 
und 30.) 

Ungünstiger liegen die Resultate, die durch das Kultur- 
verfahren erzielt wurden, hier konnte Milzbrand b e i 190 
Untersuchungen nur in 90 Fällen nach¬ 
gewiesen werden. Andererseits zeigte in 5 dieser 
Fälle (3885, 5710, 5927, 5991/92) die Kultur allein 
an, daß Milzbrand vorlag.*) 

In drei anderen Fällen (3966, 243, 244) lieferte nur der 
Tierversuch ein positives Resultat und war 
allein für die Diagnose ausschlaggebend. Die Ergebnisse der 
Tierimpfung sind, wie dem hinzugefügt werden soll, in^ übrigen 
recht schlechte gewesen, was sich vielleicht damit erklären 


*) Auf welche besonderen Gründe dies zurückzuführen ist, ist 
in einer eben erschienenen Arbeit von Pfeiler und Weber (8) 
ausführlich dargetan worden. 


läßt, daß der Tierversuch — beim Schweine verläuft der Milz¬ 
brand ja nach neueren Feststellungen in vielen Fällen rein 
lokal — wohl nicht selten mit Organen angestellt werden 
mußte, die überhaupt nicht infiziert waren. So ergab der 
Tierversuch mit den Organen der milzbrand- 
kranken Schweine nur 33 positive und 123 n e - 
gative Resultate. 

Die Präzipitation konnte, weil nicht genügend Material 
eingeliefert worden war, in 12 Fällen nicht aus¬ 
geführt werden. In drei Fällen (4209, 4278, 6229) 
erhielten wir infolge mangelhafter Ringbildung ein zweifel¬ 
haftes und in weiteren 4 Fällen (4807, 90, 4450, 
4187) ein ausgesprochen negatives Ergebnis. 
In den übrigen 171 Fällen wurde durch die Prä¬ 
zipitation, oft sogar durch diese allein, Milz¬ 
brand festgestellt. 

Zur weiteren überzeugenden Veranschaulichung des 
Wertes oder Unwertes der angewandten Methoden für die 
Milzbranddiagnostik sei hier noch angeführt, daß, wie aus den 
Tabellen hervorgeht, die Präzipitation in 93 Proz., der mikro¬ 
skopische Nachweis in 80 Proz., die Kultur in 55 Proz. und die 
Tierimpfung in 14 Proz. aller Fälle ein positives Resultat ge¬ 
liefert hat.*) 

Aus alledem ergibt sich, daß bei aller Bedeutung, 
die der serologischen Untersuchung für die 
Diagnose des Milzbrandes zukommt, der 
Nutzen der bakteriologischen Nachweis¬ 
methoden, speziell des A u s s t r i c h p r ä pa¬ 
rat e s , nicht unterschätzt werden darf, zu¬ 
mal wenn diese Untersuchung mit dem für die Erkennung der 
Milzbrandbazillen bzw. Milzbrandbazillenschatten oder -leichen 
so hervorragend sich eignenden Giemsafarbstoff ausgeführt 
wird. 

Literatur. 

1. F o t h, Die bakteriologische Diagnose des Milzbrandes und des 
Rauschbrandes in der veterinärpolizeilichen Praxis. Arch. für 
wiss. Tierhlk. 36, 1910, S. 93. 

2. F o t h, Untersuchungen über die bakteriologische Nachweisbar¬ 
keit des Müzbrandbazülus in Kadavern und Kadaverteilen. 
Ztachr. f. Inf.-Krkh. d. Haust. 8. 1910, S. 15. 

3. Fischoeder, Untersuchungen über den Nachweis des Milz¬ 
brandes. Arch. f. wiss. Tierhlk. 37, 1911, S. 46. 

4. F o t h, Die Milzbrandbazillenfärbung mit Azurfarbstoffen. 
B. T. W. 1911, S. 129. 

5. Heim, zit. nach Kolle-Wassermann. Hb. d. pathog. 
Mikroorg. Iü, 1913, S. 592. 

6. Heim, Das Muzin der Milzbrandbazillen. M. m. W. 1904, S. 426. 

7. Schütz, W., und Pfeiler, W., Der Nachweis des Milz¬ 
brandes mittels der Präzipitationsmethode. Arch. f. wiss. 
Tierheilk. 38, 1912, S. 207. 

8. Pfeiler, W., und Weber, G., Über den Nachweis des Milz¬ 
brandes beim Schwein unter besonderer Berücksichtigung der 
Präzipitationsmethode. Ztschr. f. Inf.-Krkh. d. Haust. 16, 1915, 
S. 287. 

9. Grabert, K., Über den Nachweis von Milzbranderregern im 
Knochenmark. Ebendort 16, 1915, S. 324. 


*) Für die Bewertung des letztgenannten Umstandes sei noch¬ 
mals darauf hingewiesen, daß die Tierimpfung aus den oben an¬ 
geführten Gründen in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von 
Fällen nicht ausgeführt worden ist. 






Rind. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 3. 



wenig Material 

stark faul 

faul 

stark faul 
faul 

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hochgradig faul 
etwas faul 

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wenig Material 

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10.3.13 

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28. 3. 13 
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Schwein. 


20 Januar 1916. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. • 29 



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Herz, Niere 
Herz, Niere 
Herz, Niere 
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Halslymphknoten 

Lymphknoten 
Lymphknoten 
Lymphkn., Niere 
Lymphkn., Leber 
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Gekrösiymph- 
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Lymphknoten 

Lymphknoten 

Lymphknoten 

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Lymphknoten 

Lymphknoten 

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Lymphknoten 

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Lymphknoten 

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Lymphknoten 

Lymphknoten 

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Nr». 3, 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



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20. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


31 


Referate. 

(Aus dem Königlichen Auslandstleischbeschauamt Stettin.) 

Seuchenartig auftretende Sarkoptesräude bei Rindern. 

Von Dr. K. P r e ß 1 e r. 

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Gewöhnlich kommt beim Rinde nur eine Räude in der 
Steißgegend (Dermatophagus) oder im Schopf und am Hals 
(Dermatokoptes) vor. Erhebliche Gesundheitsstörungen sind 
hierbei nicht zu beobachten. Nach den Mitteilungen von 
P r e ß 1 e r kann aber auch die Sarkoptesräude beim Rind sich 
zeigen und dann wichtige Störungen bedingen, die sogar den 
Tod herbeiführen können. So büßte z. B. ein Tierbesitzer 
innerhalb eines Zeitraumes von VA Jahren 11 Rinder an Sar¬ 
koptesräude ein. Die Milben bevorzugen die Haut an den Augen¬ 
bögen, Seitenflächen des Halses, Masseteren und der Genick¬ 
gegend. Die Haut wird haarlos, trocken, wie mit brauner Borke 
belegt und dicht gefaltet. Die bis zu 1 cm dicke Borke besteht 
aus Epidermisschuppen, eingetrocknetem Blut, Haaren, 
Schmutz, Milben, Milbenlarven und Eiern. Der beständige 
Juckreiz behindert genügende Futteraufnahme, das betreffende 
Rind wird apathisch und magert ab. Der Tod ist die Folge 
der Erschöpfung. P r e ß 1 e r bestimmte die aufgefundenen 
Milben als Sarcoptes scabiei Latr., die mit den Sarcoptes der 
anderen Haussäugetiere nichts gemein hat. J. Schmidt. 

über die Akarusräude der Ohren beim Hund und bei der 
Katze. 

Von Professor C a d i o t. 

(Reeoeil de M6d. Vet. d’Al fort vom 15. Oktober 1913.) 

Dieses ziemlich häufig bei den Jagdhunden beobachtete 
Leiden macht manchmal mit seinen epileptiformen Symptomen 
den Eindruck, als ob es sich um Tollwut handeln würde, 
weshalb man ihm auch den Namen „kontagiöse Epilepsie“ 
gegeben hat. Obschon es schon seit langer Zeit wohl be¬ 
kannt und beschrieben ist, so gibt es doch noch Anlaß zur 
Verwechslung. 

Ein zugelaufener Setter, der auf dem Kopfe und auf dem 
Rücken nässende, übelriechende, haarlose Stellen hatte, wurde 
zu anderen Hunden, Jagdhunden und Wachhunden eingesperrt. 
Kurze Zeit darauf zeigten mehrere dieser Hunde die gleichen 
haarlosen Stellen nebst Wunden an den Karpal- und Sprung¬ 
gelenken, worauf sich nervöse Anfälle einstellten, die die 
Tiere zur Abmagerung und zum Tode brachten. 

Eine Hündin wurde eines Tages bei der Rückkehr von 
der Jagd, obschon sie nie in direkte Verbindung mit den 
kranken Hunden gekommen war — ihr Stall war durch ein 
Drahtgeflecht von dem der kranken abgetrennt —, von den 
gleichen Anfällen befallen, und es zeigten sich auch sehr 
bald haarlose Stellen an den Karpal- und Spninggelenken. 
Da eine Behandlung mit schwefelsaurem Kupfer keinen Er¬ 
folg hatte, w r urde sie nach der Alforter Klinik gesandt. 

Die Hündin ist sehr abgemagert, und die Haut ist an 
verschiedenen Regionen des Rumpfes und der Glieder der 
Sitz von ekzematösen Ausschlägen und von Wunden, die 
durch Scheuern entstanden sind. Sie schüttelt sehr oft den 
Kopf und die Ohren und sucht sich an den W T änden ihres 
Stalles zu scheuern. Bei der Untersuchung der Ohren be¬ 
merkt man am Grunde der Ohrmuscheln und im Gehörgang 
eine reichliche Menge von Ohrenschmalz von fester Konsistenz 
und bräunlicher Farbe, wie Kaminruß aussehend. Bei der 


mikroskopischen Untersuchung finden sich Akarusmilben 
darin vor. 

Nach dem Reinigen der Ohren mit Seifenwasser bestand 
die Behandlung in einer warmen Schwefelkaliumlösung von 
10 g auf das Liter Wasser. Die ersten Tage wurden zwei 
Injektionen gemacht, und als dann die Aufregung und 
der Juckreiz abgenommen hatten, nur noch eine im Tag. 
Leichtes Kneten am Grunde der Ohren begünstigte das Ein¬ 
dringen der Flüssigkeit in den äußeren Gehörgang hinein. 
Nachdem dieser mit Watte ausgetrocknet worden war, wurden 
einige Tropfen Jodglyzerin in der Mischung von 1 :20 hinein¬ 
geschüttet. Zudem wurden die kranken Hautstellen mit einer 

1 proz. Karbollösung abgewaschen, worauf ein Einpudern mit 
Schwefel folgte. Im Futter gab man fünf Tage in der Woche 

2 g gewaschenen Schwefel. 

Während der Behandlung hatte das Tier keine Symptome 
von Schwindel oder Epilepsie gezeigt. Vom vierten Tage an 
hatte der Juckreiz in den Ohren stark abgenommen, die 
Ausschlagstellen waren trocken geworden, und die Tiere 
scheuerten sich nicht mehr. In der zweiten Woche machte 
die Besserung so große Fortschritte, daß die Hündin nach 
zehn Tagen von dem Ekzem vollständig befreit war. Sie 
wurde wieder dicker und ihr Haarkleid nahm ein normales 
Aussehen an. 

Bei der Katze verhält sich die Krankheit ganz gleich. 

Die Diagnose der Ohrenakarusräude ist leicht zu stellen^ 
wenn man die Tiere eingehend untersucht, die Symptome 
richtig deutet und sich vergegenwärtigt, daß das Leiden 
vorhanden sein kann, auch wenn sich in den Ohren nur 
wenig Ohrenschmalz vorfindet. Helfer. 

über das Vorkommen und die pathologische Bedeutung 
von Strongyloides longus beim Schwein. 

Von Prof. Dr. L. Re i singer, Wien. 

(Wien. Tierärzil. Monataschr., II. Jahrg, Heft 6, S. 809 flg.) 

Der Rundwurm, Strongyloides longus, kommt bei den 
Schweinen Österreichs in epizootischer Ausbreitung vor und 
führt zu umfangreichen Epizootien. Auch bei Schweinen, 
die aus Deutschland und England importiert wurden, konnte 
dieser Darmparasit aufgefunden werden. — Bei erwachsenen 
Schweinen hat eine Strongyloides-Infektion keine Gesundheits¬ 
störung zur Folge. Dieselbe ist aber die Ursache von 
Ferkelseuchen, die sich bei den erkrankten Tieren vorzugs¬ 
weise durch Anämie, Abmagerung, Hautausschläge, Diarrhoe 
und Entwicklungshemmung äußern. Die Mortalität schwankt 
je nach dem Grade der Infektion zwischen 0 und 50 Proz. — 
Die Infektion der Ferkel beginnt in den verseuchten Beständen 
sofort nach der Geburt durch die Aufnahme der im Stall¬ 
bodenkot vorhandenen filariformen Larven, welche sich aus 
den mit den Fäzes infizierter Tiere ausgeschiedenen Embryonen 
entwickeln. — Es ist im hohen Grade wahrscheinlich, daß 
gewisse Formen der sogenannten Schweineseuche der Ferkel 
(enzootisches Ferkelsterben, Ferkelhusten, Betonhusten) inso¬ 
fern primär durch eine Strongyloides-Infektion verursacht 
sind, als durch dieselbe eine Schädigung der Darmschleimhaut 
erfolgt, durch die der Übertritt von Darmbakterien ins Blut 
und damit polybakterielle Infektionen in der Lunge und den 
serösen Hänten begünstigt werden. Rdr. 




32 __BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 

Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 


über Tierblutkohle und insbesondere ihre Verwendung bei 
Typhus abdominalis und Paratyphus. 

Von Dr. P. Como. 

(Feldäratliclie Beilagt' zur Münch. med Wo henschr., 1915, Nr 34.> 

Die glänzenden Erfahrungen mit der Tierblutkohle in der 
Bekämpfung der Cholera asiatica auf dem östlichen Kriegs¬ 
schauplätze bestimmten den Verfasser, auch bei Typhus ab¬ 
dominalis und Paratyphus die Wirksamkeit dieses neuen 
Mittels zu erproben. Die erzielten Erfolge übertrafen bei 
weitem seine Erwartungen. Die Tierblutkohle erwies sich als 
ein hervorragendes Styptikum bei den verschiedenen Enteri¬ 
tiden, sie besitzt ein hohes Giftabsorptionsvermögen bei 
Fleisch- und Wurstvergiftungen; in ihrem hohen Heil wert 
bei den schwersten Seuchen, bei Typhus abdominalis und 
Paratyphus wird sie von keinem der bis jetzt bekannten Heil¬ 
mittel erreicht. Als gewöhnliche Dosis verwendet C. 80—100 g 
Tierblutkohle in 300—500 g angewärmten Wassers gut ver¬ 
rührt. In schweren Fällen wurde diese ganze Portion auf 
einmal getrunken, zwei weitere, gleich große und gleich 
konzentrierte Portionen wurden vor- bzw. nachmittags nach 
und nach genommen, in leichteren Fällen entsprechend weniger. 
Dies wird so lange fortgesetzt, bis der Stuhl Neigung hat, kom¬ 
pakter zu werden. Erst dann werden geringere Mengen Blut¬ 
kohle gegeben. Auch nachdem fester Stuhl erzielt ist, muß 
noch 4—5 Tage weiter Blutkohle in der täglichen Menge von 
30—100 g verabreicht werden, da bei plötzlichem Aussetzen 
Rückfall eintreten kann. Die Herstellerin der Tierblutkohle, 
die chemische Fabrik Dr. H. Bopp, Frei-Weinheim bei Bingen, 
hat Achtziggrammdosen in den Handel gebracht. Ganz beson¬ 
ders günstig wirkte die Tierblutkohle auf das Allgemein¬ 
befinden der Typhuskranken. Im allgemeinen wurde von den 
Patienten die Kohle ohne Widerwillen genommen. Erbrochen 
hat unter den Patienten des Verfassers nur e i n Kranker. 

G o 1 d s t e i n - Berlin. 

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Verfügung, betreffend Notierung der Schweinepreise an den Schlachtvieh¬ 
märkten. 

Ministerium für Landwirtschaft, DomÄnen und Forsten. 

Geschäfts-Nr IA Ie 12914 M f L. 

„ II b 1570t, I. Ai'g. M f. II. 

V 14672 M. d. I „ 

Berlin, den 13. Dezember 1915. 

An die Herren Regierungspräsidenten. 

Nach § 2 der Verordnung zur Regelung der Preise für Schlacht¬ 
schweine und für Schweinefleisch vom 4. November d. J. (Reichs- 
Gesetzbl. S. 725) darf der Verkauf von Schweinen zur Schlachtung 
grundsätzlich nur nach Lebendgewicht erfolgen. Eine Notierung 
der Schweinepreise kann daher an den Schlachtviehmärkten solange 
und soweit Ausnahmen auf Grund der gedachten Bestimmung und 
§ 2 Abs. 2 der Ausftihrungsanweisung vom 11. November d. J. 
(H. M. Bl. S. 370) nicht nachgesucht und bewilligt worden sind, 
gleichfalls nur noch für Lebendgewichtspreise geschehen. Trotzdem 
werden an verschiedenen Schlachtviehmärkten noch immer bei 
Schweinen Preise für Schlachtgewicht notiert. 

Eure.werden ersucht, die Notierungskommissionen auf 

den Schlachtviehmärkten anzuweisen, daß künftig für Schweine, 
soweit die gesetzliche Grundlage für einen anderen Handel als den 
nach Lebendgewicht nicht gegeben ist, nur noch Preise für das 
Lebendgewicht notiert werden. 

Soweit Änderungen der Preisfeststellungsordnungen hierzu 
erforderlich sein sollten, würde mir, dem Minister für Handel und 
Gewerbe, zu berichten seien. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Freiherr von Schorlemer. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. I. V.: Dr. G ö p p e r t. 

Der Minister des Innern. I. V.: Dr. D r e w s. 


No 3. 


— Verbot der Verwendung pflanzlicher und tierischer Öle und Fette 
zu technischen Zwecken. Der Bundesrat hat unter dem 6. Januar 
folgende Verordnung erlassen: Butter, Butterschmalz, 
Margarine, Kunstspeisefett und Schweineschmalz 
dürfen zu technischen Zwecken nicht verarbeitet oder sonst ver¬ 
wendet werden. Das Verbot findet auf die Herstellung von 
Nahrungsmitteln keine Anwendung. Pflanzliche und tierische öle 
und Fette dürfen zur Herstellung von Seife oder Leder jeder Art 
nicht verarbeitet oder sonst verwendet werden. Sie dürfen ferner 
nicht gespalten werden. Die vorstehenden Bestimmungen 
gelten nicht für das bei der Herstellung von Leder anfallende 
Fett, insbesondere das Leimleder. Der Reichskanzler kann das 
Verbot ausdehnen und kann auch Ausnahmen von den Vorschriften 
zulassen. Wer den Vorschriften zuwiderhandelt, wird mit Geld¬ 
strafe bis zu fünfzehnhundert Mark oder mit Gefängnis bis zu 
drei Monaten bestraft. Diese Verordnung trat mit dem 15. Januar 
1916 in Kraft. Die weitergehenden Beschränkungen in der Ver¬ 
wendung von Ölen und Fetten, die durch die Verordnung über die 
Verwendung von Erdölpech und öl vom 29. April 1915, die Ver¬ 
ordnung über die Verwendung tierischer und pflanzlicher öle und 
Fette vom 9. Oktober 1915 und die Verordnung über das Verbot 
des Anstreichens mit Farben aus pflanzlichem oder tierischem öl 
vom 14. Oktober, bzw. 11. November 1915 angeordnet worden sind, 
bleiben unberührt. Die Vorschrift im § 12 der Verordnung über 
öle und Fette vom 3. November 1915 tritt außer Kraft. 

— Der Viehreichtum Bulgariens. Nach Eröffnung der Verbindung 
mit Bulgarien und der Türkei ist Bulgarien nunmehr in der Lage, 
den Ueberschuß seiner Hilfsmittel an die Zentralmächte abzugeben. 
Insbesondere Bulgariens Viehreichtum wird Lücken ausfüllen können. 
Die Zeitschrift der bulgarischen wirtschaftspolitischen Gesellschaft 
veröffentlicht eine aktuelle Studie von M. 8. Michailow über 
den Viehreichtum Bulgariens. Danach ergab die letzte Viehzählung 
vom 31. Dezember 1910 folgende Statistik: 


Pferde. 478 222 Stück 

Maulesel. 12 238 ,, 

Esel. 118 488 . 

Großvieh. 1606 363 r 

Büffel. 412 978 „ 

Kleinvieh. 8 669 260 

Ziegen. 1 464 719 „ 

Schweine. 567 311 _ 


Zusammen 13 289 579 Stück 

Diese besitzen einen Wert von fast einer halben Milliarde Fr. 
Die erste Viehzählung im Jahre 1892 hatte 795 492 Stück im Werte 
von ca. 232 Mill. Fr. ergeben. In diesen 18 Jahren betrug also 
die Steigerung der Stückzahl 23 Proz, die Steigerung des Wertes 
aber ungefähr 95 Proz. 

Bulgarien nimmt hinsichtlich seines Viehreichtums einen der 
ersten Plätze unter den europäischen Ländern ein. Im Durchschnitt 
entfallen in Dänemark 82,5 Stück Großvieh auf 100 Einwohner: 
an zweiter Stelle kommt Schweden mit 48,4 Stück und gleich 
darauf Bulgarien mit 46,5 Stück. Was das Kleinvieh betrifft, so 
hält Bulgarien mit 199 Stück auf 100 Einwohner sogar die erste 
Stelle. Groß- und Kleinvieh zusammengerechnet, nimmt Bulgarien 
den zweiten Platz unter den Ländern Europas ein mit 75,3 Stück 
auf 100 Einwohner, und es wird in dieser Hinsicht nur von Dänemark 
mit 97,Stück auf 100 Einwohner übertroffen. An dritter Stelle 
folgt Rumänien mit 60,5 Stück, während Italien mit nur 23,7 Stück 
den letzten Platz einimmt. Die statistischen Feststellungen ergeben 
allerdings, daß sich in Bulgarien die Zahl des Rindviehs relativ 
vermindert hat. Während in dem Zeitraum von 1892 bis 1900 die 
Vermehrung des Großviehs 12 Proz. und diejenige der Ziegen 
12,2 Proz. betrug, ging sie in dem Zeitraum von 1905 bis 1910 
auf 5,6 bzw. 5,8 Proz. zurück. Einer der Gründe, welcher in erster 
Reihe die Verminderung des Großviehs erklären könnte, ist die 
fortschreitende Verringerung der Weideflächen. Das Großvieh hat 
namentlich auch in den Kriegsjahren 1912 und 1913 sehr erheblich 
abgenommen. 











20. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


33 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär August Börger (Tierarzt aus Kirchderne). 
Veterinär Dr. Franz Böhler (Tierarzt in Schönau). 
Unterveterinär ErhardHierliolzer (aus Engen i. Baden). 
Veterinär Otto Pfister (Tierarzt in Schnaittach). 
Veterinär Adam Mau de rer (Tierarzt in Mehlsack). 
Oberveterinär Johannes Sajons (Tierarzt in Krotoschin). 
Feldunterveterinär Otto Engenberger aus Mainbullau 
(Studier, d. Tierärztl. Fakultät d. Universität Mönchen). 
Stabsveterinär Paul Block (Tierarzt in Arnswalde). 
Veterinär GustävLindemeyer (Tierarzt in Hamm i. W.). 
Veterinär Robert Hermkes (Tierarzt in Crefeld). 
Veterinär Peter Kremier (Tierarzt in Hilders). 
Feldunterveterinär Friedrich Müller aus Adorf (Studier. 

d. Tierärztl. Hochschule Dresden). 

Stabsveterinär Dr. Max Kaie her (Tierarzt in Insterburg). 
Feldunterveterinär Paul Hensel aus Nebra (Studier, d. 
Tierärztl. Hochschule Dresden). 

Oberveterinär Dr. Franz Röckelein (Oberveterinär im 
4. Fcldart.-Regt. in Augsburg). 

Sechsundsiebzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 9. Januar bis Sonnabend, den 15. Januar 1916. 

Im Westen haben unsere Truppen die letzten im 
Dezember verloren gegangenen Stellungen am Hirzstein znriiek- 
gewonnen. Hierbei sind 1000 französische Alpenjäger und 
20 Offiziere gefangengenommen, sowie 15 Maschinengewehre 
erbeutet worden. Bei einem deutschen Angriff nordwestlich 
von Massiges fielen 500 Franzosen, 7 Offiziere, 5 Maschinen¬ 
gewehre uud 8 Minenwerfer in unsere Hand. Die Leutnants 
Hoelke und Immelmann haben nach dem Bericht vom 
13. Januar jeder das 8. feindliche Flugzeug heruntergeschossen. 
Beide Offiziere wurden durch die Verleihnng des Ordens Pour 
le mörite ausgezeichnet. Der Leutnant B o e 1 k e hat am 
15. Januar bereits das 9. gegnerische Flugzeug erledigt. 

Der russisch eAngriff an derbeßarabischen 
Front, der im Anfang der Woche einige Tage zur Ruhe 
gekommen schien, ist vom 11. Januar ab von neuem aufgeflammt. 
Aber auch diese Vorstöße sind vollständig und blutig abge¬ 
schlagen worden. Die österreichisch-ungarischen Truppen stehen 
an der ganzen Front unerschüttert in ihren alten Stellungen. 
Schon jetzt läßt sich übersehen, daß dieser russische Vorstoß, 
der, wie bei den Russen üblich, mit rücksichtslosester Ver¬ 
geudung von Menschenlebeu angesetzt wurde, den Russen 
schwerste Blutopfer gekostet hat. 

Der Winterkrieg in Montenegro hat zu weiteren 
wesentlichen Fortschritten geführt. Die Stadt Berane ist ge¬ 
nommen, ebenso der Lowcen und die montenegrinische Haupt¬ 
stadt Cetinje. Inzwischen ist bereits bekannt geworden, daß 
die Montenegriner um Frieden gebeten haben. Bei der Einnahme 
auf dem Lowcen und in Cetinje sind insgesamt fast 200 Ge¬ 
schütze erbeutet worden, außerdem eine große Menge an 
Waffen und anderem Kriegsmaterial. 

Die Halbinsel Gallipoli ist nunmehr vollständig von 
den Engländern geräumt. Wenn die Zurückziehung der eng¬ 
lischen Truppen auch sicher seit längerer Zeit geplant und 
sorgfältig vorbereitet war, so kann es keinem Zweifel unter¬ 
liegen, daß der schließliche .Abtransport der Truppen in aller 
Eile und Überstürzung durchgeführt und daß dies sicher unter 
dem unmittelbaren Druck der türkischen Waffen erfolgt ist. 

Die Truppen der Westmächte auf Gallipoli scheinen in 
der Hauptsache nach Saloniki gebracht zu sein, das immer 
mehr befestigt worden ist. Die englisch-französische Heeres¬ 
leitung hat die große Struma-Brücke zerstört und damit den 
östlich dieser Brücke stehenden Teil der griechischen Truppen 
von dem übrigen griechischen Heere abgeschnitten. N.. 


Bekämpfung der Tierseuchen im Felde. 

Zur Bekämpfung von Tierseuchen im Felde, soweit sie 
nicht in der Seuch.-V. der M. V. 0. berücksichtigt worden, 
sind unter dem 13. August 1915 für eine Armee entsprechende 
Vorschriften erlassen worden. Es sind den Veterinären kurze 
Anleitungen über die hauptsächlich in Betracht kommenden 
Krankheiten an die Hand gegeben, wobei als oberster Grund¬ 
satz hingestellt ist, daß ein Erfolg der Seuchenbekämpfung 
nur dann erwartet werden kann, wenn die ersten Krankheits¬ 
fälle rechtzeitig erkannt und sofort energische Maßnahmen 
gegen die Weiterverbreitung getroffen werden. Bei denjenigen 
Seuchen, die wegen der Seltenheit ihres Auftretens im 
Deutschen Reiche in ihrem Symptomenbild weniger bekannt 
sind, wurden deshalb kurze Erläuterungen gegeben. Das ist von 
besonderer Wichtigkeit für die Rinderpest und die Lungen¬ 
seuche. Die Gesundheit der im Operations- und Etappengebiet 
befindlichen Rinderherden ist durch die Veterinäre dauernd 
zu überwachen, und es sind die geringsten Verdachtsmomente 
einer Seuche unverzüglich zu melden. Die in den Viehdepots 
aufgestellten Schlachtviehbestände sind ebenso dauernd durch 
Veterinäre zu beaufsichtigen. 

Im einzelnen wird angeordnet (die Beschreibung der 
Seuche: Wesen, Erscheinungen, Befund bei der Zerlegung 
wiederzugeben, dürfte überflüssig sein) außer der sofortigen 
Anzeige: 

Rinderpest: Das Gehöft bzw. der Ort sind unverzüglich 
gegen jeden Verkehr abzuschließen. Nach Feststellung der Seuche 
durch die betr. höheren Veterinäroffiziere (Korps-, Armee-, Chef- 
veterinär) sind sämtliche Rinder des Gehöfts zu töten. Das Ab¬ 
häuten der Kadaver ist verboten. Die Kadaver sind unschädlich 
zu beseitigen, die Stallungen gründlich zu desinfizieren; die 
Weiden sind nicht mehr zu benutzen. 

Jede Behandlung ist verboten. Über etwaige Schutzimpfung 
bedrohter Bestände ergeht stets besondere Verfügung. 

Lungenseuche: Nach Feststellung der Seuche durch die 
höheren Veterinäre — bis dahin sind die verdächtigen Bestände 
streng abgesondert zu halten — sind die kranken und ansteckungs¬ 
verdächtigen Tiere zu töten, die Lungen sind unschädlich zu be¬ 
seitigen, ebenso das Fleisch abgemagerter Tiere. Bei gutem Nähr¬ 
zustande darf das Fleisch zum menschlichen Genuß zugelassen 
werden. 

Die Ställe sind gründlich zu desinfizieren, die betr. Weiden 
nicht mehr zu benutzen. Wegen der Haltbarkeit des Ansteckungs¬ 
stoffes bis zu einem Jahre sind Seuchenställe für die Zukunft für 
Rindvieh zu sperren. Etwaige weitere Maßnahmen hat der Chef- 
veterinär zu treffen. 

Die Schutzimpfung gefährdeter Rinde •'bestände darf erst nach 
besonderer Anordnung geschehen. 

Maul- und Klauenseuche: Der Ansteckungsstoff 
vermag an durchseuchten Tieren monatelang zu haften. Deshalb 
sind anscheinend gesunde Tiere nicht in unverdächtige Ställe 
bzw. Weiden zu bringen. Auch ist er leicht durch Zwischenträger 
(Menschen, Hunde, Katzen, Vögel, Fliegen und infiziertes Material) 
zu verschleppen. 

Zur raschen Durchseuchung sind alle Tiere des Bestandes 
durch Einstreichen von Speichel kranker Tiere auf die Maul¬ 
schleimhaut gesunder künstlich anzustecken; kleinere Bestände 
sind abzuschlachten. Das Betreten von Ställen und Weiden ist 
verboten, außer für Pflegepersonal, das keinesfalls Ställe und 
Weiden gesunder Tiere betreten darf. Desinfektion der Kleider 
und des Schuhzeuges des Pflegepersonals ist den gegebenen Ver¬ 
hältnissen anzupassen. Für den menschlichen Genuß bestimmte 
Milch ist zu kochen. 

Hartstengliges Futter ist zu vermeiden, dagegen Grünfutter, 
weiches Heu, Rüben, gedämpfte Kartoffeln, Kleientrank usw\ zu 



34 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 3. 


verabreichen. Jungen Tieren, ebenso tragenden Tieren wird zweck¬ 
mäßig die ungekochte Milch geopfert. 

Eine Behandlung des erkrankten Maules ist nicht nötig, da¬ 
gegen ist den Tieren stets frisches, reines Wasser in reichlicher 
Menge zugänglich zu machen. 

Besondere Sorgfalt erfordert die Klauenbehandlung, (»rund¬ 
liche Reinigung, Desinfektion der Kronen und des Klauenspaltes 
und Bestreichen derselben mit einem milden, zusammenziehenden 
Mittel (Alaun, Pyoktanin, Teer, Holzessig, verdünnte Jodtinktur). 
Klauengeschwüre und Panaritien sind nach chirurgischen Regeln 
sofort zu behandeln. Sachgemäß angelegte Verbände beschleunigen 
den Heiluugsprozeß und vermindern die Schmerzen. Dem Aus¬ 
schneiden und Verkürzen der Klauen ist auch bei gesunden Tieren 
besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Deshalb ist zum Pflege¬ 
personal stets ein Hufschmied zu kommandieren. Ein Wechsel des 
Pflege- und Wartepersonals ist zu vermeiden. Die eingeborene 
Bevölkerung ist zur Beaufsichtigung und Pflege möglichst aus¬ 
giebig heranzuziehen. 

Rauschbrand: Sofortiger Stall- bzw. Weidewechsel. Des¬ 
infektion wie bei Milzbrand. Schutzimpfung nach Kitt. (Es empfiehlt 
sich in Rauschbrandgegenden, den Impfstoff vorrätig zu halten.) 

Wild- und Rinderseuche: Verseuchte Weiden, Wahl¬ 
bezirke und Ställe sind zu sperren. Die Kadaver und deren Ab¬ 
fälle unschädlich zu beseitigen. Ställe sind gründlich zu des¬ 
infizieren. 

Eine Behandlung ist aussichtslos. 

Schweineseuche: Etwa neu angekaufte Tiere sind 
2—3 Wochen in Sperre zu halten. Erkrankte Tiere sind zu töten 
oder, soweit schlachtreif, abzuschlachten. Die Verwendung des 
Fleisches zum menschlichen Genuß regelt sich nach dem Reichs- 
Fleischbeschau-Gesetz und dessen Ausführungsbestimmungen. 

Schweinepest: Wie bei Schweineseuche. 

Schweinerotlauf: Wie bei den anderen Schweine¬ 
seuchen. In bedrohten Gegenden empfiehlt sich die Anwendung 
der Schutzimpfung. 

Trichinose: Im Felde kann bei Genuß rohen Fleisches 
die Trichinosis des Menschen herbeigeführt werden, wenn eine 
regelrechte mikroskopische Untersuchung des Schweinefleisches 
fehlt. Deshalb ist in allen Schlächtereien des Feldheeres durch 
Heranziehung geprüfter Trichinenschauer das Schweinefleisch zu 
untersuchen. Die Verwendung trichinös befundenen Fleisches regelt 
sich nach den Bestimmungen des Reichs-Fleischbeschau-Gesetzes. 

Die vielfach verbreitete Annahme, daß Trichinen unter den 
Schweinen nicht vorkämen, ist eine irrige. Im Fleische erlegter 
Wildschweine sind im Felde unzählige Trichinen nacligew’iesen 
worden. Deshalb ist auch das Fleisch erlegter Wildschweine einer 
eingehenden mikroskopischen Untersuchung auf das Vorhandensein 
von Trichinen zu unterwerfen. 

Tollwut: Kranke und verdächtige Tiere sind zu töten. Da 
im Felde bei größerer Verbreitung von der Festlegung der Hunde 
ein Erfolg nicht zu erwarten ist, sind alle frei herumlaufenden 
Hunde und Katzen zu erschießen. Falls Menschen gebissen wurden, 
sind in zweifelhaften Fällen zur Sicherung der Diagnose der Kopf 
des Tieres oder Teile des verlängerten Markes an die staatlichen 
Laboratorien (z. B. Institut Koch- Berlin, Tollwutschutzstation 
Breslau) einzusenden. Gebissene Menschen sind sofort ärztlicher 
Behandlung zuzuführen. 

Beförderung und Uniform der Yeterinäroffiziere. 

An Stelle der seit der Mobilmachung ergangenen Verfügungen 
vom 9. August 1914 Nr. 272. 8. 15. A3, vom 27. Oktober 1914 
Nr. 932. lü. 14. A3, A. V. Bl. 1914, S. 426 bis 428, A. V. Bl. 1915 
S 1/2 und 173/174 treten folgende, nach dem jetzigen Stande zu¬ 
sammengefaßten und ergänzten Bestimmungen, die 
nach der „Zeitschr. für Veterinärkunde“, Jahrg. 1915, Heft 12 wieder- 
gegeben seien: 

A. Beförderung. 

Zur Beförderung können vorgeschlagen werden: 

1. Aktiver D i e n s t s t a n d : 

a) zum Veterinär: die Unterveterinäre, die diesen Dienstgrad 

2 Monate bekleiden: 


b) zum Oberveterinär: die Veterinäre, die diesen Dienstgrad 
3 Jahre bekleide i: 

c) die Beförderung zu höheren Dienstgraden wird vom Allge¬ 
meinen Kriegs-Departement unmittelbar veranlaßt. 

2. B e u r 1 a u b t e n s t a n d (einschließlich Ersatzreserve): 


wie zu La) b); 


a) zum Veterinär 

b) zum Oberveterinär 

o zum Stabsveterinär: 

1. die Oberveterinäre mit einem Oberveterinärpatent vom 
16. Juni 1911 oder früher, die die Bedingungen der Ziffer 157b*) 
der Militär-Veterinär-Ordnung erfüllt haben, sofern sie nach 
ihrem Unterveterinärdienstalter vor dem ältesten aktiven**) 
Oberveterinär stehen: 

2. auf Grund der Ziffer 174 der Militär-Veterinär-Ordnung, 
die Oberveterinäre, die ein Oberveterinärpatent vom 
1. September 1906 oder früher besitzen, mindestens 3 Monate 
während des gegenwärtigen Krieges im Heeresdienst ge¬ 
standen und entweder ein Lebensalter von 42 Jahren über¬ 
schritten haben oder einer mobilen Heeresformation an¬ 
gehören und ein Lebensalter von 37 Jahren überschritten 
haben; 

d) die Beförderung von höheren Dienstgraden wird vom Allge¬ 
meinen Kriegs-Departement unmittelbar veranlaßt. 

3. Land sturm pflichtige und nicht dienst- 
pflichtigeTicrärzte: 

a) zum Veterinär: die Unterveterinäre, die diesen Dienstgrad 
2 Monate bekleiden, und die nicht dienstpflichtigen Tierärzte, 
die zu höheren Dienstgraden noch nicht vorgeschlagen werden 
können; 

b) zum Oberveterinär: die Veterinäre und nicht dienst¬ 
pflichtigen Tierärzte, die eine tierärztliche Approbation vom 
1. September 1908 oder früher besitzen; 


c) zum Stabsveterinär: 

1. Die Oberveterinäre und nicht dienstpflichtigen Tierärzte, die 
die Bedingungen der Ziffer 157b§§*) der Militär-Veterinär- 
Ordnung erfüllt haben und einen tierärztlichen Approbations¬ 
schein vom 1. September 1904 oder früher besitzen; 

2. auf Grund der Ziffer 171 der Militär-Veterinär-Ordnung die 
Oberveterinäre und nicht dienstpflichtigen Tierärzte, die einen 
tierärztlichen Approbationsschein vom L September 1900 
oder früher besitzen und ein Lebensalter von 42 Jahren 
o 1er bei einer mobilen Heeresformation von 37 Jahren über¬ 
schritten haben; 

d) die Beförderung zu höheren Dienstgraden kann nur in 

besonderen Ausnahmefällen in Betracht kommen. 

4. In Kriegsstellen verwendete inaktive Veterinär¬ 
offiziere (oder inaktive Veterinärbeamte nach ihrer Anstellung 
als Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses) 
können nach Ziffer 2 oder 3 zur Beförderung vorgeschlagen 
w r erden, je nachdem es für sie günstiger ist. 

5. Die Beförderung aktiver Oberstabs- und Stabs¬ 
veterinäre zu Korpsstabsveterinären und aktiver Ober¬ 
veterinäre zu Stabsveterinären findet nach Maßgabe der 
offenen Dienstgradstellen im Rahmen des Friedens¬ 
gesamt e t a t s statt. Die bezüglichen Beförderungsvorschläge 
gehen vom Kriegsministerium — Allgemeinen Kriegs-Departement 
— aus; ebenso die Vorschläge zur Beförderung zu Oberstabs¬ 
veterinären des aktiven Dienst- und des Beurlaubten¬ 
stand es. Alle übrigen zur Allerhöchsten Entscheidung zu 
bringenden Beförderungsvorschläge sind dem Kriegsministerium 


*) Ziffer 157b lautet: „Oberveterinäre des Beurlaubtenstandes 
müssen die Stabsveterinärprüfung bestanden haben oder als Lehrer 
an Universitäten, Hochschulen und Akademien oder als beamtete 
Tierärzte im Reichs- und Staatsdienst angestellt sein oder sich 
das für die Erlangung dieser Stellen vorgeschriebene Fähigkeits¬ 
zeugnis erworben lnben, ehe sie zur Beförderung zu Stabs¬ 
veterinären vi rgeschl.igen werden dürfen.“ 

**j Der älteste aktive Oberveterinär hat zur Zeit ein Unter¬ 
veterinärdienstalter vom 10. Oktober 1905. 

***) Siehe erste Anmerkung. 







20. Januar 1916 


— Allgemeinen Kriegs-Departement - auf dem Dienstwege zu- 
z ul eiten. 

6. Dienstpflicht und Landsturmpflicht sind, nachdem 
der Landsturm allgemein aufgerufen ist, im Sinne dieser 
BeförderungsVorschriften nicht als getrennte Begriffe anzusehen. 
Landsturmpflichtige Tierärzte zählen daher in der Regel nicht zu 
den nicht dienstpflichtigen Tierärzten, sondern sind — 
wie die zur Ersatzreserve gehörigen Tierärzte — zunächst zu 
Unterveterinären zu befördern. Ausnahmen infolge Bereitstellung 
vor dem allgemeinen Aufruf des Landsturms aus besonderen 
dienstlichen Rücksichten usw. bedürfen der Zustimmung des All¬ 
gemeinen Kriegs-Departements. 

7. Die Überführung von Veterinärbeamten in das 
Veterinär-Offizierkorps, die Verwendung ausgeschiedener 
Veterinäroffiziere in anderen als den früher erlangten 
Dienstgraden, die Anstellung von Z i v i 11 i e r ä r z t e n als 
Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses und die 
Beförderung aller Veterinäroffiziere jeden Dienstgrades unterliegt 
der Allerhöchsten Entscheidung. 

8. Die Beförderung approbierter Tierärzte zu Unter- 
veterinären kann von den Generalkommandos, den selbst¬ 
ständigen Divisionen oder Etappen-Inspektionen verfügt werden. 
Diese können auch Studierende der Tierheilkunde, die die 
naturwissenschaftliche Prüfung bestanden und mindestens ein 
klinisches Semester erledigt haben, zu Feldunterveteri¬ 
nären befördern. Zur weiteren Beförderung dürfen Feldunter¬ 
veterinäre erst vorgeschlagen w erden, nachdem sie die tierärztliche 
Fachprüfung bestanden haben und somit den Unterveterinären 
gleichstehen. 

9. Während der Dauer des Krieges können Unterveterinäre 
zur Beförderung vorgeschlagen werden, ohne daß zuvor ihre 
Wahl zum Veterinäroffizier erfolgt ist. An Stelle der W T ahl- 
verhandlung ist dem Anträge des Truppenteils eine Erklärung des 
rangältesten Veterinäroffiziers des Truppenteils darüber beizuftigen, 
daß er denVorgeschlagenen zurAufnahme in dasVeterinäroffizierkorps 
für würdig hält. Falls kein Veterinäroffizier bei demselben Truppen¬ 
teil vorhanden ist, würde dies in dem Anträge mit dem Hinzufügen 
anzugeben sein, daß bei dem Truppenteil kein Umstand bekannt ist, 
der gegen die Aufnahme in das Veterinäroffizierkorps spricht. 

10. Die Patentregelung wird fast allgemein erst nach 
der Demobilmachung erfolgen. Die auf Grund der Ziffer 174 der 
Militär-Veterinär-Ordnung zu Stabsveterinären ohne Patent Be¬ 
förderten werden hinter den jüngsten patentierten Stabsveterinär 
eingereiht Ohne Rücksicht auf den Tag der Beförderung zum 
Stabsveterinär werden sie unter sich lediglich nach ihren Ober¬ 
veterinärpatenten geordnet. Stabsveterinäre, die kein Oberveterinär¬ 
patent haben, sind hierbei so anzusehen, als ob sie 6 Jahre nach 
dem Tage ihres Approbationsscheincs ein Oberveterinärpatent 
erlangt hätten. 

11. Aus den Beförderungsvorschlägen müssen die 
persönlichen Verhältnisse und ferner ersichtlich sein, ob die für 
die Beförderung unter den vorstehenden Ziffern 1 bis 4 geforderten 
Bedingungen erfüllt sind. Ein Vermerk „die Bedingungen sind 
erfüllt“ genügt nicht. 

Hiernach kommen folgende Angaben in den Beförderungsvor¬ 
schlägen in Betracht: 

a) allgemein: Vor- und Zunamen, Dienstgrad (aktiv, in der 
Reserve, der Landwehr 1., 2. Aufgebots oder auf Kriegsdauer), 
Truppenteil, Geburtstag, Geburtsort, Wohnort, Zivilberuf, Tag 
und Ort des Approbationszeugnisses, wann und wo promoviert, 
wann und wo Prüfung zum beamteten Tierarzt, Landwehr¬ 
bezirk, Diensteintritt, Patente oder Bestallungen, Beförderungen; 

b) für sämtliche zur Beförderung zu Veterinären vorgeschlagenen 
Unterveterinäre: über das Militärverhältnis vor der 
Mobilmachung (ob gedient oder nicht gedient, ob bis zur Mobil¬ 
machung zurückgestellt, ob dem Beurlaubtenstande, der Ersatz¬ 
reserve oder dem Landsturnt angehörig, ob als dauernd untaug¬ 
lich ausgemustert); 

c) für nicht dienstpflichtige Tierärzte: ob gedient 
oder nicht gedient, ob als dauernd untauglich ausgemustert; 


35 


d) für die zur Beförderung zu Stabsveterinären Vorge¬ 
schlagenen: seit wann während des Krieges im Heeresdienst 
und bei welchen mobilen Heeresformationen. 

Beim Fehlen dieser Angaben sind erhebliche Verzögerungen 
unvermeidlich. 

Für jede Person ist ein besonderer Beförde¬ 
rungsvorschlag aufzustellen. Nachweisungen, in denen . 
Angaben über mehrere Personen zusammengestellt sind, 
erschweren den Geschäftsgang und geben Anlaß zu Verzöge¬ 
rungen Die Vorgesetzten können bei Vorlage mehrerer Be¬ 
förderungsvorschläge die allgemeine Befürwortung in den 
Überreichungsschreiben zum Ausdruck bringen. 

Personalbogen, Patente, Approbationsschein und sonstige 
Anlagen sind dem Allgemeinen Kriegs-Departement nicht ein¬ 
zureichen. 

B. Kriegsstellen. 

1. Die Beleihung mit Kriegsstellen im Veterinär¬ 
korps erfolgt durch die Dienstbehörden, denen die Vorbereitung 
der Stellenbesetzung schon im Frieden obliegt — also im allge¬ 
meinen durch die Generalkommandos; nur die Besetzung der 
Korpsveterinärsteilen ist dem Kriegsministerium — Allgemeinen 
Kriegs-Departement — Vorbehalten. Die Beleihung mit 
einer Kriegsstelle schließt eine Dienstgrads- 
Verleihung oder -Veränderung nicht ein. 

2. Ausgeschiedene Veterinäroffiziere, Vete¬ 
rinärbeamte und Unter veterinäre können während des 
mobilen Verhältnisses in den früher erlangten Dienstgraden nach 
Bestimmung der Generalkommandos oder gleichberechtigter Dienst¬ 
stellen ohne weiteres wieder verwendet werden. 

3. Einjährig-freiwillige Tierärzte gelten ira mobilen 
Verhältnis als Unterveterinäre. 

4. Eine dauernde Anstellung und eine Beförderung von 
Veterinärbeamten findet nicht mehr statt; ihre Verab¬ 
schiedung unterliegt der Entscheidung des Kriegsministeriums — 
Allgemeinen Kriegs-Departements. 

5. Nicht dienstpflichtige Tierärzte können auch vertrag¬ 
lich zur Wahrnehmung des Veterinärdienstes bei immobilen For¬ 
mationen verpflichtet werden. Vertraglich verpflichtete, nicht voll 
im Heeresdienst stehende Zivilärzte können für die Dauer dieses 
Vertragsverhältnisses zur Anstellung als Veterinäroffiziere nicht 
in Frage kommen. 

C. Gebührnisse. 

1. Die Gebührnisnachw-eisungcn (Beiheft zur Kriegs-Besoldungs¬ 
vorschrift) führen auf: 

a) Feldbesoldung für folgende Veterinäroffizierstellen 
(mobil): General veterinär, Korpsstabsveterinär, Oberstabs¬ 
und Stabsveterinär, Oberveterinär und Veterinär. Für Korps- 
veterinäre, Regiments- und Abteilungs- usw. Veterinäre sind 
besondere S t e 11 e n gehälter nicht vorgesehen; die Stellen¬ 
inhaber beziehen die Feldbesoldung der Veterinäroffizierstelle, 
die sie nach ihrem Dienstgrad bekleiden — also Inhaber von 
Korpsveterinärstellen — vgl. jedoch C2 — je nach ihrem 
Dienstgrad das Gehalt des Generalveterinärs, der Korpsstabs¬ 
veterinäre oder Oberstabs- und Stabsveterinäre; die Regiments¬ 
und Abteilungs- usw\ Veterinäre je nach ihrem Dienstgrad 
das Gehalt der Oberstabs- und Stabsveterinäre und Veterinäre; 

b) Kriegsbesoldung für folgende Veterinäroffizierstellen 
(immobil): Generalveterinär, Korpsstabsveterinär, Oberstabs¬ 
und Stabsveterinär, Oberveterinär oder Veterinär in der Stelle 
eines Oberstabs- oder Stabsveterinärs, Oberveterinärs und 
Veterinärs. Die Kriegsbesoldung richtet sich — wie zu a — 
nach dem Dienstgrad — vgl. jedoch 0 2. 

2. Abweichend von Ziffer C 1 a und b beziehen die vom All¬ 
gemeinen Kriegs-Departement mit Korpsveterinär¬ 
stellen beliehenen Oberstabsveterinäre und Stabsveterinäre die 
Gebührnisse der Korpsstabsveterinäre. 

3. Nach Deckblatt 173 zu Vorbemerkung 2 zu den Stärke¬ 
nachweisungen (Beiheft zum Mobilmachungsplan) können in Stellen 
für Oberveterinäre und Veterinäre beim Mangel an solchen auch 
Stabsveterinäre — unter Gewährung ihrer Dienstgrad- 
Besoldung - Verwendung finden. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 





36 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 3. 


4. Die Veterinäroffizier-Diensttuör beziehen die 
besonders vorgesehene Besoldung. Die über den Bedarf an 
Veterinäroffizieren hinaus vorhandenen Unterveterinäre und sonsti¬ 
gen dienstpflichtigen Tierärzte beziehen die für ihren 
Dienstgrad vorgesehene Besoldung. 

5. Ausgeschiedene Veterinäroffiziere, Veterinärbeamte und 
Unterveterinäre beziehen für die Zeit ihrer Wiederverwendung — 
bis zu ihrer etwaigen Beförderung — in der Regel die ihrem 
Dienstgrad entsprechende Besoldung. 

6. In keinem militärischen Dienstverhältnis mehr stehende 
ehemalige Unter veterinäre und sonstige nicht 
dienstpflichtige Tierärzte beziehen für die Zeit ihrer Ver¬ 
wendung im Veterinärdienst bis zu ihrer Anstellung als Veterinär- 
Offizier für die Dauer des Krieges in der Regel die niedrigste 
Besoldung eines Veterinäroffiziers. Die Gewährung einer höheren 
Besoldung kann nur in Frage kommen, wenn der Bereitstellung 
und Einberufung besondere Abmachungen zugrunde liegen (z. B. 
bei Departements- und älteren Kreistierärzten). 

7. Für nicht dienstpflichtige Studierende der Tierheilkunde 
kann nur die Verwendung als F e 1 d u n t e r v e t e r i n ä r und 
demgemäß nur die Unterveterinär- oder Veterinäroffizier-Dienst 
tuer-Besoldung in Frage kommen. 

1>. Uniform. 

L Dienstpflichtige Mannschaften einschließlich 
Landsturmpflichtige, Ersatz-Reservisten und zum Dienst mit der 
Waffe eingestellte Kriegsfreiwillige --- tragen grundsätzlich die 
ihrem Dienstgrad entsprechende Uniform des Truppenteils, bis sie 
von den Generalkommandos usw. zu Unterveterinären oder die 
Studierenden zu Feldunterveterinären befördert sind. 

2. Veterinäroffiziere und Veterinärbeamte a. L). und ehe¬ 
malige Unter veterinäre, die wieder verwendet werden, 
tragen in der Regel die ihrem früheren Dienstgrad entsprechende 
Uniform, bis sie Allerhöchsten Orts zu einem anderen Dienstgrad 
befördert sind. 

3. Sonstige nicht dienstpflichtige Tierärzte, die sich 
freiwillig zur Verwendung als Veterinär zur Verfügung stellen, 
tragen in der Regel solange keine Uniform, bis sie Allerhöchsten 
Orts zu Veterinäroffizieren für die Dauer des mobilen Verhältnisses 
befördert sind. 

4. Werden jedoch felddienstfähige, nicht dienstpflich¬ 
tige Tierärzte, die früher aktiv gedient haben, und aus¬ 
nahmsweise — mit ihrer Einwilligung — auch nicht aktiv gediente 
Tierärzte in mobilen Stellen verwendet, ehe die Allerhöchste 
Entscheidung betreffend die Anstellung als Veterinäroffizier für 
die Dauer des mobilen Verhältnisses ergangen ist, so kann ihnen 
die Anlegung der Uniform der Vetcrinäroffiziere niedrigsten Dienst¬ 
grads von den Behörden aufgegeben werden, die die Betreffenden 
mit der Kriegsstelle beliehen haben (Generalkommandos usw.). 
Dasselbe kann geschehen bei ehemaligen Unterveterinären, deren 
Beförderung zu Veterinäroffizieren beantragt ist oder wird. Auch 
den Veterinärbeamten a. D. kann unter denselben Voraussetzungen 
die Anlegung der Veterinäroffizicr-Uniform ihres Dienstgrads ge¬ 
stattet werden. 

5. Die Anlegung höherer Dienstgradabzeichen 
kann allgemein nur in solchen besonderen Fällen in Frage kommen, 
wo der Bereitstellung und Einberufung nicht dienstpflichtiger Tier¬ 
ärzte besondere Abmachungen zugrunde liegen (z. B. bei Departe¬ 
ments- und Kreistierärzten usw.). Derartige Abmachungen sind 
jedoch stets vorbehaltlich der höheren oder Allerhöchsten Ent¬ 
scheidung zu treffen, so daß bei einer etwaigen Ablehnung der 
nachfolgenden bezüglichen Vorschläge keine Weiterungen eintreten. 

6. Das Mobilmachungsgeld oder die Einkleidungs¬ 
beihilfe ist zu zahlen, sobald die Einkleidung aufgegeben ist. 

Kleine tagesgeschichtliche Notizen. 

— Anläßlich des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers 
und Königs findet am 27. d. Mts. um. 12 Uhr in der Aula der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule ein Festakt, verbunden mit der Rektorats 
Übergabe, statt. 


1. Einleitung der Feier~durch den Choral : Gott, Du bist unsere 
Zuversicht (v. Wilh. Storm). 

2. Darstellung der wichtigsten, die Hochschule angehenden Er¬ 
eignisse der abgelaufenen Rektoratsperiode von Prof. Dr. 
Crem er und Übergabe des Rektorats. 

3. Festrede des derzeitigen Rektors Geheimen Regierungsrats 
Professor Dr. Schütz: „Über den Rotz der Pferde“. 

4. Kaiserhoch. 

5. 0, Deutschland hoch in Ehren (Ludwig Bauer, bearbeitet von 
Wiedemann). 

Die Gesänge werden ausgeführt von einer Abteilung des Berliner 
Lehrer-Gesang-Vereins. 

Der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, 
Exzellenz Dr. Freiherr v. Schorl einer, hat sein Erscheinen zu 
dieser Feier zugesagt. 

Vorträge Ober Rotz und Rinderpest an der Tierärztlichen Hochocbule 
zu Berlin. 

An der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin werden am 3. und 
4. Februar d. J. von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 1 Uhr 
Vorträge über die klinischen (E g g e 1 i n g) und anatomischen 
(8 c h ü t z) Merkmale des Rotzes und der Rinderpest gehalten Der 
Besuch der Vorträge ist unentgeltlich. Meldungen zum Besuche 
der Vorträge sind an das Büro der Tierärztlichen Hochschule zu 
richten. 


Personalien. 

Aufzeichnungen: Geheimer Medizinalrat Prof. l)r. pliil. Hermann 
Baum, ordentlicher Professor der Anatomie und Direktor des Ana¬ 
tomischen Instituts an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, 
ist aus Anlaß seiner 25jährigen Tätigkeit als Dozent der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule zu Dresden von der medizinischen Fakultät zu 
Leipzig zum Dr. med. vet. honoris causa ernannt worden. Es wurde 
verliehen: Der Charakter als Geheimer Veterinärrat: dem Re¬ 
gierungs- und Veterinärrat Pauli in Stettin; der Charakter als 
Veterinärrat: den Kreistierärzten Paul in Schwetz, Nethe in Freien¬ 
walde a. 0., Höhne in Swinemünde, Dr. Braedel in Belgard, Matxki 
in Kempen, Kurschal in Schroda, Sprenger in Wohlau, Ulm inBunz- 
lau, Stöcker in Lübben, Müller in Horka, Pflanz in Kreuzburg, Mette 
in Hettstedt, Schult ; in Grebenstein, Pocxka in Langenschwal- 
bach, Schmitz in Mülheim a. Ruhr und Wolpers in Heinsberg; 
der Bayer. Militär-Verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Ve¬ 
terinär d. R. Dr. August Baicr, Assistent an der Tierärztlichen 
Fakultät der Universität München, Veterinär d. R. Dr. Georg Dietx 
in Wunsiedel, Veterinär d. R. Joseph Iseehcler in Neuburg (Kammei), 
Veterinär d. R. Ludwig Lüders in Fallersleben (Hann.), Oberveterinär 
d. R. Ludwig Mayr , Distriktstierarzt in Oberhausen b. Augsburg 
(Scliw.), Veterinär d. R. Mallhias Mcindl aus Hunsmiething, Veterinär 
d. R. Matthias Ricger in Pasing (Oberbay.), Veterinär d. R. Johann 
Weber aus München, Veterinär d. R. Dr. Fritz Wieser aus Ingolstadt, 
Stabsveterinär Friedrich Wildhagen im 1. Bayer. Telegr.-Bat.; das 
Bayer. König Ludwig Kreuz: dem Stabsveterinär d. L. Karl Qreinert, 
städt. Bezirkstierarzt und Schlachthofdirektor in Amberg (Opf.), 
Korpsstabsveterinär a. D. Joh. Amon , Veterinärrat Engel , Kgl. Bezirks¬ 
tierarzt, Kaiserslautern, Eugen Groll , Kgl. Bezirkstierarzt, Traunstein, 
Veterinärrat Andr. Humatin, Ebern, Oberstabsveterinär Adolf Mayr - 
wieser d. Remontedepot Schleißheim, Schlachthofdirektor Opel, 
München, Regierungs- und Veterinärrat Schwarzmaier, München, 
Bezirksobertierarzt Schneider , München, Kgl. Bezirkstierarzt Dr. 
Settele, München, Oberstabsveterinär d. L. 2. Aufgeb. ljconh. Vogel, 
München; das Kgl. Sachs. Kriegs verdienstkreuz: dem Oberveterinär 
Dr. Keil, städt. Tierarzt in Leipzig (Sa.), Oberveterinär d. L. Dr. 
Paul Knolf , städt. Tierarzt in Plauen (Vogtl.), Oberstabsveterinär 
Geh. Medizinalrat Professor Dr. Oskar Röder an der Tierärztlichen 
Hochschule zu Dresden (Sa.) Stabsveterinär d. R. Bernhard Schuhe , 
städt. Tierarzt in Leipzig-Gohlis (Sa.); die Großh. Hess. Tapfer¬ 
keitsmedaille; dem Veterinär Dr. Georg Blume im Feldart.-Reg. 25; 
das Fürst 1. Lippesehe Kriegsverdienstkreuz: dem Veterinär d. R. 
Gustav Lindemeyer in Hamm (Westf.): das Herzogl. Sachs.-Mein. 
Ehrenkreuz für Verdienste im Kriege: dem Amtstierarzt Peter 
Scheuer in Camburg; das Fiirstl. Waldeckische Verdienstkreuz 
4. Kl. mit Schwertern: dem Oberveterinär Dr. Ernst Schütte im 
Feldart.-Rgt. 8; das Großh. Oldenb. Friedrich Augustkreuz 2. Kl.; 
dem Stabsveterinär d. R. Wilhelm Tiillncr, Amtstierarzt in Brake. 

Promotionen: In Leipzig: Veterinär Felix Günther und Hans 
Müller aus Dresden. 

Approbiert: In Berlin: Veterinär Paul Schulz aus Plön. - — 
In München: Wilhelm Keller aus Germersheim. 

Ruheetand8ver8etrung: Kreistierarzt Janxoti in Demmin. 

Todesfälle: Die Tierärzte Laps in Thuren (Ostpr.), und Karl Ehhng 
in Bremen, Schlachthof-Direktor Gustav Hentschel in Oels i. Schles. 


ViT.ii twmt.ioli für den Inhalt (exkl. Inseratenteil;; i. V. Prof. Giagc, Hamburg -- Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin. — 

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Poatamt wird dlesalbe som Prelw von M. 6,— Tiertel- 
JAhrlleh (aoafohllaSlicb Bestellgeld) geliefert (Oster- 
«viehische Po*t-Zeltunp*-Preisliste Nr. 574. Uogaricebe 
Nr. 86. Einzelnummer« 60 Pt 


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Tierärztliche Wochenschrift 


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unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glftf« 8tabsveL a. D. Haneke §chlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Yet-Rat Dr. Lothe« Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

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Laadasti erant Ar Hamburg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor in Frei barg. 

Ober-Med.-BatDr.J.Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regienmgsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kate. Baku Insu, Qamams, D.8. W.-A. Stadt-Tierarzt in Hamborg. Professor ln München. MltgL d. Kala. Gesundheitsamts io Berlin. 

Dr. A. zimmermann Regienmgsrat ZUndel 

Professor ln Bndapeeu Landestlerarst von Blsaf-Lotbringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. 4 . Ausgegeben am 27. Januar. 


Inhalt: Sokolowsky: Der Strauß und seine Zucht. — Kraemer: Kalzine bei Morbus maculosus; Methylenblau¬ 
silber. — Referate: Steinbrück: Rauschbrand und Gasbrand. - Salvisberg: Sodavergiftung beim Pferd und 
Rind. — D’Herelle: Le coccobacille des sauterelles. — Sergent und L h e r i t i e r: Essai de destruction des sauterelles 
en Alg6rie par le „Coccobacillus acridiorunü de d'Herelle. — Staats veterinär wesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. - 
Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: S a m s u 1 a: Studie über die reduzierenden Eigenschaften der Milch. — Verschiedenes. — 
Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. - Siebenundsiebzigste Kriegswoche. — Hoffmann: Kurpfuscherei, Geheim¬ 
mittelwesen und Arzneihandel in Frankreich. Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. — 
Vakanzen. 


Der Strauß und seine Zucht. 

Von Dr. Alexander Sokolowsky, 

Direktorial-Assistent am Zoologischen Garten in Hamburg. 

Die Bedeutung des afrikanischen Straußes als 
Wirtschaftsvogel des Menschen erfreut sich ge¬ 
rade in den letzten Jahren allgemeiner Anerkennung. Dennoch 
sind nur verhältnismäßig wenige Menschen über die Zucht des¬ 
selben informiert. Die Maßnahmen, die zu einer rationellen 
Zucht des Straußes führen, sind abhängig von den Kennt¬ 
nissen über die Natur und die Lebensgewohnheiten dieses 
Riesenvogels. Im Folgenden will ich in gedrängter Kürze 
eine Übersicht über den Stand der biologischen Erforschung 
der Natur des Straußes sowie der praktischen Erfahrungen 
geben, die in der Straußenzucht bisher gemacht wurden: 

Der Strauß ist ein typischer Bewohner der Steppe. In seiner 
gesamten Organisation zeigt er eine hochgradige Anpassung an 
den Steppenaufenthalt. Die Gegenden, in denen er lebt, sind zu¬ 
meist arm an Nahrung. Um den nötigen Lebensunterhalt zu er¬ 
langen, muß er oft weite Strecken durchwandern. Hierzu ist er 
durch die auffallend starke Entwicklung seiner Beine befähigt. 
Diese zeichnen sich durch ihre Länge, sowie durch die starke Ent¬ 
faltung der Muskulatur aus. Da eine Befiederung beim Laufen 
hindern würde, sind die Beine unbefiedert. Zehen sind beim Strauß 
nur zwei vorhanden. Diese sind mit breiten Sohlen versehen, um 
das Einsinken in den Sand zu verhindern, auch sind sie mit einem 
hufartigen Nagel bewehrt, mit welchem sich der Strauß in die 
Unebenheiten des Bodens einstemmen kann. Dagegen sind die 
Flügel uur sehr schwach entwickelt und zum Fluge gänzlich un¬ 
geeignet. Sie besitzen keine Schwungfedern, ebensowenig wie 
der Schwanz Steuerfedem trägt. Die dort befindlichen großen 
Federn haben nur noch den Charakter von Schmuckfedern. Sie 
haben weiche, biegsame Kiele, aber keine Häkchen, die die Strahlen 
der Fahne, wie bei den anderen Vögeln, zu einer Fläche vereinigen. 
Diese Schmuckfedern sind beim Hahn, dessen sonstiges Federkleid 
schwarz gefärbt ist, blendend weiß. Das Kleid der Henne ist 


braungrau gefärbt, die weniger wertvollen Schmuckfedern der 
Flügel und des Schwanzes sind bei ihr unrein weiß gefärbt. 

Die Nahrung des Straußes bilden in der Freiheit Steppen¬ 
pflanzen und deren Samen. Außerdem vertilgen die Riesenvögel 
gelegentlich Insekten und andere kleine Tiere, die eich ihnen zu¬ 
fällig bieten. Zum Zermalmen der hartschaligeu Pflanzensamen 
nehmen sie Steine auf, die sie im Muskelmagen für diesen Zweck 
mit verwerten. Der eigentliche Vogelcharakter, das zum Fluge 
befähigte Federkleid, hat bei dem Strauße seine Bestimmung ver¬ 
loren. Nicht nur die genannten Schmuckfedern, sondern sämtliche 
Federn seines Körpers haben zerschlissenen, haarartigen Charakter 
angenommen, da ihnen die kleinen, sonst vorhandenen Häkchen, 
mit denen die Strahlen Zusammenhängen, fehlen. Auf diese Weise 
werden bei ihm lockere Büschel gebildet, die sich weich wie 
Flaumfedern anfühlen. In Übereinstimmung mit diesem flug¬ 
unfähigen F'ederkleid steht auch das Fehlen eines Brustbeinkammes, 
dessen Besitz für alle Flieger unter den Vögeln zum leichten Durch¬ 
schneiden der Luft typisch ist. Auch die Pneumatizität der 
Knochen, die für die Flieger das Körpergewicht herabsetzt, ist in 
Fortfall bei ihm gekommen. In seinen Lebensgewohnheiten läßt 
der Strauß ebenfalls eigenartige Züge erkennen, die mit seiner 
durch den Aufenthaltsraum bedingten Organisation in Einklang 
stehen. Der Strauß ist ein geselliger Vogel; selten werden ein¬ 
zelne Exemplare angetroffen, die nur durch Raubtiere versprengt 
sein können. Im allgemeinen leben die Strauße in Herden von 
6 bis 30 Stück. Nicht selten finden sie sich mit Zebra- und 
Antilopenherden vereint. Diese systematisch sich fernstehenden 
Tiere leben in einem symbiotischen Verhältnis zueinander, gegen¬ 
seitig durch Wachsamkeit profitierend. Fhgentliche Wüstengebiete, 
in denen sich keine Vegetation befindet, meidet der Strauß, doch 
wird er, wo sich ihm einigermaßen Nahrung bietet, auch in 
Gegenden von wüstenartiger Beschaffenheit angetroffen. 

Die Paarungszeit beginnt vor dem Einsetzen der Regenperiode 
und dauert 7—8 Monate. Ob der Hahn im wilden Zustand monogam 
oder poligam lebt, ist noch heute eine von der Wissenschaft nicht 
mit Sicherheit beantwortete Frage. 

Zur Zeit der Brunst führt der Hahn die eigenartigsten Liebes- 
tänze auf, wobei er seine Flügel spreizt und mit ihnen auf den 









38 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 4. 


Boden schlägt, sowie Kopf und Hals in rhythmischer Weise hin- und 
herbewegt Der Hahn betritt die Henne in sitzender Stellung, wobei 
er seine Läufe wagerecht auf den Boden ausstreckt. Von diesem 
Augenblick an bleiben Hahn und Henne zusammen, bis die Brut 
mit Erfolg erledigt ist. Im Brutgeschäft zeigt der Strauß Sonder¬ 
heiten, wie sie sonst bei anderen Vögeln nicht beobachtet werden. 
Es ist bei ihm nicht die Henne, sondern der Hahn, der der Nest¬ 
bereitung obliegt. Zu dem Zwecke kauert er auf dem Boden und 
scharrt mit seinen langen Beinen eine seichte Grube aus, die er 
durch Drehen und Wälzen des Körpers zu einer muldenartigen 
Vertiefung herrichtet. In dieses flache Nest legen die Hennen 
12—20 Eier, manchmal noch mehr, obwohl mehr als 14—16 Eier 
zur Bebrütung nicht im Nest geduldet, sondern vorher die über¬ 
flüssigen entfernt werden. Da die Hennen oft außerhalb des 
Nestes die Eier ablegen, rollt sie der Hahn mit der Spitze seines 
Schnabels in das Nest hinein. Hahn und Henne teilen sich im 
Brutgeschäft. Die Henne sitzt ungefähr von 8 Uhr morgens bis 

4 Uhr nachmittags auf den Eiern, der Hahn die übrige Zeit des 
Tages und die ganze Nacht hindurch. Die Brutdauer beträgt 
42—60 Tage. In der Regel soll dieselbe zwischen 42 bis 48 Tagen 
schwanken. Bei dem aus dem Ei schlüpfenden Straußenkücken 
sind die Beine, namentlich in ihren Gelenken, geschwollen. Die 
jungen Vögel verbleiben daher den ersten Tag im Nest und ver¬ 
suchen erst am zweiten Tage aufzustehen und das Nest zu ver¬ 
lassen. Bei dem Umherführen der Kücken übernimmt der Hahn 
wiederum die Hauptarbeit. Die jungen Strauße sind kurz nach 
dem Ausschlüpfen mit igelartigen Stachelfedern bedeckt, zudem 
lassen die Halsseiten sowie Nacken und Hinterhals braun¬ 
schwarze Längsstreifen erkennen. Der Rücken ist auf wei߬ 
lichem Grunde mit gelblichen und glänzend schwarzen lanzett¬ 
förmigen Borden bedeckt. 

Die Straußenfedern erfreuen sich bereits seit den Tagen 
der ältesten Überlieferung der größten Wertschätzung von 
seiten des Menschen. Schon von den Tagen des Altertums 
in Ä g y p t e n an wurden sie als ein äußerst beliebter Schmuck 
benutzt. Der Strauß wurde aber keineswegs als Haustier ge¬ 
halten, sondern vielmehr nur als Jagdwild behandelt. 
Aus diesem Grunde gelangten die Federn nur durch den Tod 
der Strauße in den Besitz des Menschen. 

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden, wie Bas¬ 
sermann berichtet, zum ersten Male in Nordafrika, 
in Mu r su k, L o c k n a, Hun und W a dan, im Gebiet von 
Tripolis Strauße für den Federerwerb in Stallungen ge¬ 
halten. In den westlichen Teilen Senegambiens wurden 
Strauße zur Fleischgewinnung gehalten und gemästet, wobei 
sie, völlig der Federn beraubt, viel Fett ansetzten. Aber erst 
in den späteren Jahren, namentlich als im Jahre 1848 Isidor 
Geoffroy Saint-Hilairein seinen Veröffentlichungen 
über die Akklimatisation wilder Tiere auf den Strauß auf¬ 
merksam machte, nahm man die Haltung und Zucht dieses 
heute so wertvollen Wirtschaftsvogels mit größerer Energie 
auf. Den größten Erfolg in der Straußenzucht erzielten aber 
die Engländer in der Kapkolonie, in welcher dies¬ 
bezügliche Zuchtanstalten in Beaufort-West und in 
0 udtshoorn im Jahre 1866 gegründet wurden. Im Jahre 
1911 betrug die Ausfuhr von Straußenfedern aus der süd¬ 
afrikanischen Union über 60 Millionen Mark, ein Be¬ 
weis dafür, welche hohe wirtschaftliche Bedeutung die 
Straußenzucht im Laufe der Jahre für Britisch-Süd- 
a f r i k a erlangt hat. Diese kurzen Angaben mögen genügen, 
um die Bedeutung der Zucht und Haltung dieses Nutzvogels 
gebührend hervorzuheben. 

Wie bei den Zuchten anderer Wirtschaftstiere, liegen der 

5 t r a u ß e n z u c h t ebenfalls zwei Aufgaben zugrunde: Ver¬ 


mehrung der Zuchttiere und Produktionsgewinnung. Beides 
wird auf rationelle Weise, die auf Erfahrung beruht, erlangt. 
Durch erfolgreiche Zucht gesunder, kräftiger Nachkommen 
wird der Zuchtbestand der Farm auf der Höhe gehalten und 
vermehrt, durch rationelle Auswahl geeigneter Zuchttiere wird 
der Produktionswert der Federn gesteigert und dadurch der 
Marktpreis derselben und der durch den Verkauf derselben 
erzielte Gewinn günstig beeinflußt. 

Entsprechend den Lebensgewohnheiten des Straußes ist 
es für die Zucht am vorteilhaftesten, den Vögeln ein möglichst 
ausgedehntes Weideland zum Aufenthaltsort anzuweisen. Im 
allgemeinen lassen sich auf einem 200 ha großen Zuchtgebiet 
100 Strauße halten. Die Nahrung der Vögel beschränkt sich 
meist auf Gräser, Buschwerk und Kerbtiere. Von großem Vor¬ 
teil für die Zucht ist es, wenn der Boden kalkhaltig ist. Be¬ 
sonders empfiehlt es sich, innerhalb dieses Raumes Luzerne 
anzusäen. Von großer Bedeutung für den Züchter ist es, wenn 
der Boden alles Erforderliche selbst enthält. Ist dieses aber 
nicht der Fall, dann muß beigefüttert werden. 

Luzerne bleibt in jeder Hinsicht das beste Futter für die 
Strauße; sie kann als Beifutter in Form von Grünfutter oder 
Heu verabreicht werden. Als Grünfutter lassen sich auch vor 
der Körnerreife geschnittene Gerste, Hafer und Raps, sowie 
Grünmais verwenden. Außerdem dienen Mais und Gerste als 
Körnerfutter. Da der Strauß ein verhältnismäßig großes 
Wasserbedürfnis hat, muß für Trinkgelegenheit in der Farin 
unbedingt ausreichend gesorgt werden. 

Die Futterfrage für die Strauße ist übrigens nicht so ein¬ 
fach, wie es den Anschein hat. Nach den eingehenden Unter¬ 
suchungen des Mr. Donald S. Stephenson in der Kap¬ 
kolonie ließ sich nachweisen, daß eine einseitige Fütterung 
mit Luzerne nachteilig auf die Federn wirkt, indem diesen 
Kraft und Glanz fehlen. Nach diesem Gewährsmann ist dieser 
Mangel auf die geringeren Mengen an Silikaten in den an¬ 
organischen Bestandteilen oder auf das Vorhandensein der 
größeren Mengen von Schwefel oder auf beides zu gleicher 
Zeit in den Federn zurückzuführen. 

In der Kapkolonie hat man mit Erfolg für die Fütte¬ 
rung der Strauße in den letzten Jahren den Anbau von gegen 
Dürren widerstandsfähigen Futterpflanzen, und zwar ohne 
künstliche Bewässerung, wie Hermann W. Scherer in 
seiner lesenswerten kleinen Schrift mitteilt, betrieben. Als solche 
Futterpflanze ist die Agave Aloe americana, die aus 
Samen und Stecklingen großgezogen wird, zu nennen. Da der 
Saft dieser Pflanze auf den Magen der Strauße eine ver¬ 
stopfende Wirkung ausübt, werden den Aloen Opuntien 
oder Feigenkakteen, deren Genuß abführend wirkt, bel- 
gegeben. Als solche wird in der Kapkolonie am häufig¬ 
sten Opuntia ficus indicus verfüttert. Als weitere 
beachtenswerte Futterpflanzen für Strauße sind noch die 
Kaffernmelone oder Marketan, sowie der austra¬ 
lische Salzbusch zu nennen. Als Beifutter müssen den 
Straußen zur Kräftigung zerstückelte Knochen geboten 
werden, auch Kalk und Kieselsteine sind zur Aufnahme hin¬ 
zusetzen. 

Straußenzucht ist ohne Einzäunung der Zuchttiere nicht 
auszuführen. Zur Umgrenzung der Zuchtgebiete werden zu¬ 
sammengetragene Steine oder am besten Stacheldraht ver¬ 
wandt. 




27. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Zur Zucht wird ein Hahn mit einer bis zwei Hennen in 
eine sogenannte Brutkoppel vereinigt. Diese Brutkoppeln 
sind nicht zu groß zu wählen, da die Vögel sonst leicht ver¬ 
wildern. Da der Stoffverbrauch der Strauße zur Zeit der 
Brunst ein erhöhter ist, wird vielfach während dieser Periode 
den Vögeln ein Beifutter von Mais und Gerste gewährt, doch 
darf das nur in geringeren Mengen erfolgen, um durch dieses 
Kraftfutter die Vögel nicht zu sehr zur Wildheit zu erregen. 

Die Zucht der Strauße kann auf zweierlei Weise betrieben 
werden. Entweder die Brut wird den Vögeln selbst überlassen, 
oder aber die Eier werden vermittels einer Brutmaschine aus¬ 
gebrütet. So rationell für den wirtschaftlichen Betrieb durch 
Vereinfachung der Kosten die natürliche Brutmethode durch 
die Strauße selbst auch erscheint, so hat sie dennoch ver¬ 
schiedene Nachteile. Die Hennen werden durch die eigene 
Brut in der Eiablage behindert, ferner werden die brütenden 
Vögel durch die große Anstrengung beim fortgesetzten Brüten 
gesundheitlich geschwächt, und außerdem leiden die Federn 
sehr darunter. Aus diesem Grunde wird die künstliche Brut 
durch den Inkubator der natürlichen in den meisten Zucht¬ 
betrieben vorgezogen. 

Eine Henne legt 12—20, durchschnittlich etwa 16 Eier. 
Der Nährgehalt eines Straußeneies entspricht 24 Hühnereiern. 
Die Brutzeit bei natürlichem Brutgeschäft beträgt 42—60 Tage, 
im Inkubator werden die Eier in etwa 43 Tagen bei einer 
konstanten Temperatur von 40 0 0 ausgebrütet. Die Kücken 
bleiben in den ersten 24 Stunden noch in der Brutmaschine, 
um gut abzutrocknen. In den ersten beiden Tagen bietet man 
ihnen ihre eigenen, in ganz kleine Stücke zerschlagenen Eier¬ 
schalen als Futter an. Danach erhalten sie frisch geschnittene 
Luzerne, die sie, sobald sie sich gekräftigt fühlen, um auf 
den Beinen zu stehen, mit sichtlichem Wohlgefallen aufnehmen. 
Die von den Straußen selbst ausgebrüteten Kücken werden 
den Tag über bei den Eltern gelassen, des Nachts aber, sowie 
bei Regen, unter Dach gebracht. Manche Züchter füttern die 
jungen Strauße in den ersten Tagen ihres Lebens mit Kleie 
und Brotkrumen, auch kommt nachher außer der Luzerne noch 
verschiedenartiges Grünfutter zur Anwendung. Für Trink¬ 
wasser muß stets gesorgt werden. Damit die Kücken recht 
gedeihen und kräftige Knochen bekommen, empfielt es sich, 
Knochenmehl als Beifutter zu verwenden. 

Die durch den Inkubator ausgebrüteten Kücken müssen 
sobald wie möglich, wenn sie kräftig genug sind, ins Freie 
gebracht werden, damit sie sich auslaufen können. Auch ist 
ihnen die Sonnenwärme von großem Nutzen. Hagenbeck, 
der in Stellingen bei Hamburg auf deutschem 
Boden eine Straußen farm errichtete, füttert seine 
Kücken von der sechsten Woche an mit dem gleichen Futter, 
das er den alten Vögeln reicht, nämlich mit Häckselheu, Mais, 
Kleie und Gerste. Außerdem erhält jeder erwachsene Strauß 
täglich ein Pfund kleingeschlagene Knochen. 

Die Empfindlichkeit der jungen Strauße ist in den ersten 
drei Monaten am größten. Nach drei Monaten können nun¬ 
mehr die Strauße Tag und Nacht im Freien gehalten werden. 
Gegen die Unbilden der Witterung ist es ratsam, den Vögeln 
offene Schuppen bzw. Schutzdächer hinzustellen, unter denen 
sie Zuflucht suchen können. Vom dritten Monat ab werden 
die jungen Strauße in Fütterung und Haltung wie die alten 
Ix bandelt. 


sy 


Die erste Federnemte findet bereits nach sechs Monaten 
statt. Zur Entnahme der Federn wird folgendermaßen ver¬ 
fahren: Nach Einfangen des Straußes aus der Farm wird ihm 
eine Art Haube, gewöhnlich ein Strumpf, über den Kopf ge¬ 
zogen, worauf er sich gewöhnlich in sein Schicksal ergibt. 
Während ein Mann den Strauß am hinteren Körperteil um¬ 
faßt, rupft bzw. schneidet ihm ein zweiter die Federn ab. Dabei 
klemmt man ihn am besten durch eine Bretterwand ein, so daß 
er bei der Prozedur des Federraffens nicht nach vorn aus- 
schlagen und die Beteiligten verletzen kann. Die großen, 
langen Federn werden so weit abgeschnitten, daß- noch die 
Spulen mit etwa 5 cm langen Stielen stehen bleiben. Nach 
etwa drei Monaten sind die Spulen reif und werden von dem 
Vogel selbst ausgerupft bzw. von dem Züchter entfernt, so daß 
die Federngewinnung schmerzlos für den Vogel vor sich geht. 
Die kleineren Federn werden ohne weiteres gerupft. Die auf 
diese Weise gewonnenen Federn werden sofort nach der Ernte 
ihrer Größe und Güte nach sortiert. Die Federn von männ¬ 
lichen und weiblichen Vögeln werden getrennt gelegt. Ihre 
spätere Behandlung und Verwendung zu Pleureusen usw. setzt 
eine nicht geringe Menge technischer Kenntnisse voraus, deren 
Schilderung hier zu weit führen würde. Der Hauptmarkt für 
Straußenfedern war bisher in L o n d o n. Es werden dort acht 
Hauptsorten unterschieden, von denen jede wieder in zahl¬ 
reiche „Grade“, d. h. Unterabteilungen, zerfällt. Ein er¬ 
wachsener Vogel liefert jährlich durchschnittlich l 1 /» Pfund 
Federn, außerdem ein weiblicher Vogel jährlich 36 bis 90 Eier. 
Die Federernte kann im allgemeinen je nach acht Monaten 
vorgenommen werden, doch ist in den meisten Farmen aus 
praktischen Erfahrungen eine Jahresfrist zur Entnahme der 
Federn üblich. 

Wie bei anderen tierzüchterischen Maßnahmen, bedarf es 
auch bei der Straußenzucht zeitweise der Zufuhr frischen Blutes, 
da sich sonst bei dem Zuchtbestand Degenerationserscheinun¬ 
gen geltend machen. Unter solchen hat z. B. die Straußen- 
farm in Nizza sehr zu leiden. Es wurden dort bei einzelnen 
Straußen abnorme Zustände im Körperbau beobachtet, die ent¬ 
schieden auf den Einfluß der Inzucht zurückzuführen sind. 

. In welchem hohen Maße der afrikanische Strauß 
akkiimatisationsfähig ist, hat Carl Hagenbeck durch die 
Errichtung einer Straußenfarm auf deutschem Boden 
in dem Dorfe Stellingen bei Hamburg bewiesen. Es 
gelang ihm dort, gestützt auf langjährige Erfahrungen in der 
Haltung von Straußen, diese Vögel so an das nordische Klima 
zu gewöhnen, daß sie wetterhart wurden und auch den Winter 
im Freien zubringen. Ihnen steht nur ein geräumiger, aber 
nicht heizbarer Stall zum Schutze gegen die Unbilden des 
Wetters, sowie für den Nachtaufenthalt zur Verfügung. Ge¬ 
stützt auf seine Erfolge in der Straußenhaltung hat Hagen¬ 
beck am 21. Juni 1909 in Gegenwart IhrerMajestät der 
Deutschen Kaiserin die Stellinger Straußen- 
f v a r m eröffnet. Der Zweck ihrer Gründung war ein mehr¬ 
facher. Zunächst wollte Hagenbeck damit den Beweis 
erbringen, daß die Einrichtung und Durchführung des Be¬ 
triebes einer solchen unter nordischem Himmel möglich ist, 
sodann galt es, dadurch für den Tierhandel Strauße zu züchten, 
um von dort aus blutsfremde Zuchtvögel an die verschiedenen 
Straußenfarmen der Welt abzugeben, sowde Federn für den 
Handel zu erzielen. Wenn auch nicht zu leugnen ist, daß die 






40 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 4. 


Brut und Aufzucht der Jungen gelang und manche gute Feder 
erlangt wurde, so ist dennoch die Stellin ger Straußen- 
f a r m in erster Linie als Schau far in für die Besichtigung 
des Publikums aufzufassen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß 
die Straußenzucht für die Federproduktion am besten unter 
heißem, trockenem Klima gedeiht. Es ist daher nicht denkbar, 
daß auf die Dauer unter den Einflüssen des kaltnassen nordi- 



Fig. 1. 

Afrikanisches Straußenkücken in seiner natürlichen Lage im Ei, sowie kaum dt>m 
Ei entschlüpfte Exemplare im Kückenraum der Stellingcr Straußenfarm des 
Ilagenbccksehen Tiorparkcs. 


sehen Klimas die Federentwicklung zu durchschlagendem 
wirtschaftlichen Erfolge führen kann. 

Die Wissenschaft unterscheidet vier voneinander ab¬ 
weichende Rassegruppen des Straußes. Das nördliche 
Afrika und Senegambien über die S a h a r a bis nach 
Ä g y p t e n bewohnt der rothalsige Strauß (Stru¬ 
th i o c a m e 1 u s , L.), während der Massaistrauß 
(S t r u t h i o m a s s a i c u s, N a u m.), der sich beim Männ¬ 
chen durch braunen Schimmer des schwarzen Gefieders vom 
vorigen unterscheiden soll, im M a s s a i 1 a n d , sowie in 
Deuts c h - und Englisch-Ostafrika beheimatet ist. 
Durch blaugraue Färbung der nackten Hautpartien zeichnet 
sich der Somalistrauß (S t r u t h i o somaliensis, 
Reiche n o w) aus, während der Sulu- oder 1) a m ara¬ 
strau ß (S t r u t h i o a u s t r a 1 i s, Garn.) durch kleineren, 
zierlicheren Körperbau gekennzeichnet ist. Hals und Beine 



Fiy. 2. 

Afrikanische Straußenkücken, durch künstliche Brut im Hagenbeckschen Tier¬ 
park ausgebrütet, im Kückenraum der Stcllinger Straußenfarm. 


sind bei ihm hellgrau gefärbt, nur in der Brunstzeit nehmen sie 
beim Männchen eine scharlachrote Farbe an. Er lebt in wildem 
Zustande in ganz Südafrika. Die meisten Erfahrungen in 
der Straußenzucht sind mit dieser letzteren Form gewonnen 
worden. Unsere Kenntnisse über den Zucht- und Federwert 
der anderen Formen im Vergleich zu der südafrikani¬ 


sche n sind bisher noch nicht befriedigend, um ein gültiges 
Urteil darüber zu fällen. 

In den letzten Jahren hatte man in unserem Südwest¬ 
afrika der Straußenzucht besondere Sorgfalt ge¬ 
widmet, und verdanken wir Herrn Geheim rat Pro¬ 
fessor Dr. v. Ostertag einen ausgezeichneten Bericht über 
diese Bestrebungen. Nach diesem Gewährsmann ist die beste 
Zeit für die Aufzucht der jungen Strauße vom Juni bis No¬ 
vember, obwohl sich die Jungen während des ganzen Jahres 
aufziehen lassen. Der Strauß beginnt sich im Alter von 2'A bis 
3 Jahren fortzupflanzen. Das Pflücken der Federn geschieht 
bei Straußen, die auf Luzerne gehalten werden, alle acht Mo¬ 
nate; will man aber die Federn mit ihrem vollen Glanze ge¬ 
winnen, dann müssen sie nach v. Ost er tag mit sechs Monaten 
geschnitten werden. 

Genannter Forscher widmet in seiner Schrift der Be¬ 
ll a n d 1 u n g der p arasitären E r k l a n k u n g e n 


Fig. .?. 

Afrikanische Straußenkücken, durch künstliche Brut in der Straußenfarm des 
Hagenbeckschen Tierparkes in Stellingen ausgebrütet und bereits an «las Klima 
gewöhnt. 


des Straußes besondere Beachtung. Zur Behandlung der 
B a n d w u r m k r a n k h e i t, die durch die 00—90 cm lange, 
mit vier Saugnäpfen und einem Hakenkranz versehene 
T a e n i a struthionis verursacht wird und hauptsächlich 
bei jungen Vögeln vorkommt, werden alle wurmtreibenden 
Mittel, vor allem Terpentinöl, angewandt. 

Der bei Vögeln im Alter von */* — VA Jahren im Drüsen¬ 
magen besonders häufig vorkommende etwa 7 mm lange 
S t r o ngylu» I) o u g 1 a s s i i wird am besten durch 
Schwefel, Santonin und später Karbol vertrieben. An 
Infektionskrankheiten werden beim Strauße Milz b r a n <1 
und Gliederläh m ung beschrieben. Als Ursache wird 
ein kurzer Bazillus angegeben. Zur rationellen Förderung 
der Zucht für Deutsch-Süd westafrika empfiehlt 
v. Ostertag für die Zuchttiere besondere Brutfelder ein- 
zuzäunen, während alle übrigen Strauße, Männchen und 
Weibchen, zu kastrieren sind; oder aber, und das wird als 
die bessere Methode hervorgehoben, es sind auf den Farmen die 
möglichst besten Felder in der Größe v©n je 20—25 Morgen 
je für ein Paar Vögel einzuräumen. In eingehender Weise 






27. Januar 191t>. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


41 


macht v. Oster tag für die Beurteiluug der Feder auf die 
genaue Kenntnis ihrer einzelnen Teile aufmerksam. 

Straußenzucht wird außerdem in hervorragendem Maße 
mit gutem Erfolg in Amerika betrieben. Das gilt nament¬ 
lich für Kalifornien und Argentinien. Auch in 
Australien, auf Neuseeland und Madagaskar 
erfreut sich die Straußenzucht besonderer Beachtung von seiten 
der Landwirte. Als erfolgreichste Zucht muß aber die i n 
Kapstadt gelten, hier hat man seit einer großen Reihe von 
.Jahren die eingehendsten Erfahrungen gesammelt. Be¬ 
sondere Verdienste um die Erforschung der biologischen Ver¬ 
hältnisse der Straußenfeder hat Professor D u e r d e n in K a p- 
s t a d t. Seine diesbezüglichen Studien erstrecken sich 
namentlich auf die Wachstumserscheinungen der Straußen¬ 
feder, sowie auf die Beeinflussungen der Federn durch 
Schnabelhiebe. Bei der außerordentlichen Wichtigkeit, die der 
Strauß als Wirtschaftsvogel hat, ist es zu hoffen, daß das 
Studium des Straußes und seiner Zucht von seiten berufener 
Forscher in noch intensiverem Maße als zuvor aufgenoinmen 
und gefördert wird. Beistehende Abbildungen sind nach 
photographischen Original a u f n a h m e n aus der 
Stellinger Straußenfarm des Herrn Carl Hagen- 
b e c k angefertigt worden. Ich verdanke der Leitung des 
Tierparks die Erlaubnis zu deren Veröffentlichung. 


Kalzine bei Morbus maculosus. 

Von Stabsveterinär Kraemer, Karlsruhe. 

Von der Firma Merck, Darmstadt, wurde die Gelatina 
sterilisata, gewonnen aus Knochen und Bindegewebe notorisch 
gesunder, unter tierärztlicher Kontrolle geschlachteter Tiere, 
in den Handel gebracht, welche hauptsächlich die Erhöhung 
der Gerinnbarkeit des Blutes beeinflußt. Die subkutane und 
intramuskuläre Anwendung dieser Gelatine wird unschädlich 
bei schweren Blutungen, Hämorrhagie, Diathese, Häjnophilie, 
Pleuritis, Rachitis und Osteomalaeie mit Erfolg angewandt. 

Die Erhöhung der Gerinnbarkeit des Blutes wird 
gesteigert, wenn dieser Gelatine noch Chlorkajzium (5%) 
zugesetzt wird. Dieses Präparat, ,,Kalzine u genannt, wird in 
zugeschmolzenen Glasröhren zu 40 ccm von der Firma in 
den Handel gebracht, und es genügt eine solche Einspritzung, 
täglich intramuskulär, bis zur Wirkung vollständig. 

Es wurden von mir mit diesem Mittel 5 Pferde mit hoch¬ 
gradigem Morbus maculosus behandelt, die alle geheilt sind. 
Bei den meisten Pferden bestanden starke Blutungen auf der 
Nasensehleimhaut, Schwellungen am Kopfe, die in 2 Fällen 
Tracheotomie erforderten, Schwellungen an den Beinen und 
Fnterbrust. Die Blutungen auf der Nasenschleimhaut blaßten 
nach 2—3 Einspritzungen vollständig ab, die Anschwellungen 
am Kopf usw. verloren sich nach 4—5 Injektionen. War die 
Herztätigkeit stark beeinflußt, so kamen subkutane Ein¬ 
spritzungen von Coffein, natriosalizylica oder intravenöse von 
Ozonal gleichzeitig zur Anwendung. Da bei der während der 
Kriegszeit häufig auftretenden Druse Morb. mac. ziemlich oft 
zu verzeichnen ist, so ist ein Vergleich bei dem verhältnis¬ 
mäßig billigem Preise der Kalzine lohnend. 

Schimmelwallach, erkrankte am 6. Dezember 1915 unter gering¬ 
gradiger Anschwellung der Beine, der Unterbrust und der Um¬ 
gebung des Maules. Das Tier wurde trotzdem am folgenden'und 


zweitfolgenden Tage zur Arbeit verwandt, wodurch aber das 
Leiden so stark wurde, daß das Tier nicht mehr vorwärts zu bringen 
war. Beine faßartig bis zum Bauch resp. zur Brust geschwollen, 
Atmung pumpend, aus der Nase entleerte sich Blut. Auf der Nasen¬ 
schleimhaut markstückgroße Blutungen, ln diesem Zustande bekam 
ich das Pferd am 9. Dezember 1915 in Behandlung und machte 
den Besitzer auf die Schwere des Leidens mit wenig Hoffnung auf 
Besserung aufmerksam. Es wurde sofort Kalzine, 40 ccm, in die 
Gesäßmuskulatur eingespritzt, die ohne Reaktion für das Tier verlief. 
Am folgenden Tage waren die Blutungen auf der Nasensehleimhaut 
abgehlaßt, die am Tage vorher darniederliegende Futteraufnahme 
war wieder rege, die Beine, namentlich die Hinterbeine, waren etwas 
abgeschwollen. An den drei folgenden Tagen wurden je 40 ccm 
Kalzine eingespritzt, und am 14. Dezember 1915 konnte das Tier 
wieder eingespannt werden. Die übrigen von mir behandelten Fälle 
waren in ihrer Schwere ebenso; bei zwei Pferden mußte wegen 
Erstiekungsgefahr Luftröhrenschnitt gemacht werden. Die Kanüle 
brauchte aber nur 3 Tage liegen zu bleiben. 

* 

Methylenblausilber. 

Dasselbe ist ein bräunliches Pulver, das sich bis zu 2°/ 0 
in lauwarmem Wasser zu einer undurchsichtigen, tiefblauen 
Flüssigkeit löst. 

Das lose Pulver kommt in Gläsern zu 5,0 und 10,0 g von 
der Firma Merck, Darmstadt, zum Verkauf. 

Die Anwendung von Methylenblausilber intravenös 
l : 100,0 Aqu. jeden 2. Tag geschieht bei septischer All¬ 
gemeininfektion, insbesondere der durch Streptokokken hervor¬ 
gerufenen. Dieses Mittel wurde von mir in vielen Fällen 
von Druse mit septischer Infektion mit vorzüglicher Wirkung 
angewandt, und es kann deshalb sehr empfohlen werden. 

Da die Druse während der Kriegszeit häufig sehr bösartig 
auftritt, wurde mir in mindestens 20 Fällen Gelegenheit ge¬ 
geben, bei Allgemeininfektion durch Streptokokken obiges 
Mittel mit glänzenden Erfolgen anzuwenden. Nicht allein in 
Fällen von Verschleppung des Eiters in die Lungen und daraus 
entstehender Bronchopneumonie, sondern auch bei einer solchen 
in das Rückenmark zeigte sich das Mittel als heilwirkend. 
Mehrere Pferde (ca. 7) brachen im Stalle ohne vorherige An¬ 
zeichen plötzlich in der Hinterhand zusammen und konnten 
nur getragen in den Hängegurt verbracht werden. Die Pferde 
bekamen täglich 1,0:100,0 Methylenblaulösung intravenös und 
wurden nach 3—6 Tagen als geheilt entlassen. Bei einem 
gestorbenen Pferde, das kein Methylenblausilber bekommen 
hatte, ließ die Sektion im Lendenmarkskanal Eiter nachweisen. 


Referate. 

Rauschbrand und Gasbrand. 

Von K reist icrarzt Dr. Stein brück aus Düsseldorf, /.. Zt. als 
Stabsveterinär d. Res. im Felde bei einem Armeeoberkommando. 

(M. m. W. Nr. 48, 8. 1660 u. 1661.) 

Der Verfasser sprach sich im Meinungsaustausch mit im 
Felde stehenden Ärzten über die Gasphlegmone oder den Gas¬ 
brand, der in Flandern bei«den Soldaten* im Anschluß an 
Schußverletzungen nicht selten auftritt, und nach Unter¬ 
suchung des ihm zurBeurteilung vorgelegten Gasbrandmaterials 
schon im Juli 1915 dahin aus, daß der Erreger des Gasbrandes 
aller Wahrscheinlichkeit nach in einem dem Rauschbrand- 
bazillus der Tiere mindestens sehr ähnlichem Stäbchen zu 
suchen sei. 

Dr. Stein brück vermochte den zuständigen Armeearzt 
durch einen Hinweis anzuregen, den Vorsteher des in D. — 




12 


No. 4. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHEN SC HUI FT. 


im Felde — eingerichteten Seuchenlaboratoriums, Herrn Prof. 
I)r. C o n r a d i und dessen Assistenten Dr. B i e 1 i n g mit 
der vergleichenden Untersuchung beider Krankheiten zu be¬ 
auftragen, und unterstützte diese Arbeiten durch Beschaffung 
von instruktivem Rauschbrandmaterial, durch Beibringen der 
neusten einschlägigen Literatur, durch Angaben seiner zahl¬ 
reichen eigenen über Rauschbrand im Laboratorium und in 
der Praxis gemachten Erfahrungen und durch Anleitung und 
gelegentliche Beteiligung an den Übertragungsversuchen des 
Gasbrandes auf Versuchstiere. 

Die von Dr. Steinbrück zuerst ausgesprochene An¬ 
sicht über die sehr nahe Verwandtschaft des Erregers des 
Gasbrandes und des Rauschbrandes fand durch diese Unter¬ 
suchungen ihre Bestätigung. 

Die Erfahrung, daß sich die Schutzimpfung gegen den 
Rauschbrand mit abgeschwächtem Virus bei den Rindern gut 
bewährt hat, veranlaßte Dr. Steinbrück, an maßgebender 
Stelle auch die prophylaktische Impfung mit Rauschbrand¬ 
vakzin gegen Gasbrand in den Feldlazaretten anzuregen und 
zu diesem Zwecke von den Höchster Farbwerken hergestellte 
Rauschbrand-Serovakzine dem Seuchenlaboratorium in D. zur 
Verfügung zu stellen. Nach privater Mitteilung ist diese 
Schutzimpfung in den Feldlazaretten tatsächlich versucht. 
Der Erfolg bleibt abzuwarten, aber so viel scheint schon fest¬ 
zustehen, daß mit der Erkenntnis der Ätiologie des Gasbran¬ 
des auch die Aussicht näher gerückt ist, diese Krankheit 
analog dem Rauschbrande durch eine Schutzimpfung zu be¬ 
kämpfen. Fr. 

Sodavergiftung beim Pferd und Rind. 

Von Dr. A. S a 1 v i 8 b e r g in Tavannes. 

(Schwel*. Arch., 67. Bd, 8. 134.) 

S a 1 v i s b e r g beschreibt zunächst die Sodavergiftung bei 
zwei Pferden, die freiwillig Sodastücke aus den aufge¬ 
rissenen Säcken während des Aufenthaltes im Güterbahnhof 
verzehrten und nach wenigen Stunden lebhafte Kolikerschei¬ 
nungen zeigten. Therajfie: Morphiuminjektionen und Salz¬ 
säure im Trinkwasser. Am nächsten Tage komatöser Zustand, 
unterbrochen durch plötzliche Schinerzen, profuse Diarrhöe 
mit stinkenden, strohgelben Fäzes, 30,0—39,3 Temperatur, 
Speicheln und Lippenschwellung infolge Stomatitis. Plötzlich 
Aufnahme großer Mengen angesäuerten Wassers, Verzehren 
von Hafer mit Leinsamen, Freierwerden der Psyche. 
Therapie: täglich, 1 Opiumpille. Nach 8 Tagen sistierten 
die Kolikschmerzen, die Fäzes verloren den Geruch und 
werden allmählich normal. Völlige Heilung. Es war also 
durch die Soda eine korrosive Gastroenteritis entstanden. 

Einer seit 7 Monaten tragenden Kuh wurde wegen Ver¬ 
stopfung eine Handvoll (!) Soda vom Schweizer eingegeben. 
Nach ca. 6 Stunden abortierte sie einen lebenden Fetus. 
Die Secundinae blieben aber zurück. Gegen Abend mußte 
das Tier wegen heftiger Schmerzensäußerungen notgeschlachtet 
werden. Neben den Residuen einer chronischen, traumatischen 
Peritonitis fanden sich die Erscheinungen einer heftigen Ent¬ 
zündung des Labmagens. J. Schm i d t. 

Le coccobadlle des sauterelles. 

Von F. D ’ H e r e 11 e. 

(A»n. Pasteur, Nr. 3, S. 280.) 

D’ H e r e 11 e gibt eine genaue Beschreibung des von 
hm im Jahre 1910 in Mexiko isolierten Heuschrecken- 


b a z i 11 u s , den er Coccobacillus acridiorium genannt hat 
Derselbe ist von ausserordentlicher Virulenz für Heuschrecken. 

Pfeiler, Bromberg. 

Essai de destruction des sauterelles en Algörie par le 
„Coccobaclllus acridiorum“ de d’Herelle. 

Von E. Sergent und A. L h e r i t i e r. 

(Ann. Pasteur, Nr. 4, S. 408.) 

Sergent und L h e r i t i e r haben mit dem d* H e r e 11 e - 
sehen coccobacillus acridiorium einen groß angelegten Ver¬ 
such zur praktischen Vertilgung der Heuschrecken 
gemacht, nachdem d’Herelle selbst im Jahre 1911—1912 
in Santa-Fe (Argentinien) einen vollen Erfolg bei gleichem 
Vorgehen erzielt hatte. Sergent und L h 6 r i t i e r stellten 
bei ihren Versuchen fest, daß sie die Virulenz des Cocco¬ 
bacillus acridiorium von d’Herelle sehr wesentlich erhöhen 
konnten und zwar dermaßen, daß er im Durchschnitt in einer 
Zeit von vier Stunden tödlich w irkte. Wurden die nächtlichen 
Lagerplätze von Stauronotus maroccana mit fein zerstäubten 
Kulturen des Coccobacillus infiziert, so folgte nach einigen 
Inkubationstagen ein außerordentlich starkes Sterben. Die 
Infektion breitete sich aber auf andere Schwärme, die sich 
mit den infizierten vermischten, nicht in dem gewünschten 
Maße aus. Sergent und L h e r i t i e r betonen jedoch, daß 
ihre Erfahrungen nur geringe und weitere Versuche in dieser 
Richtung notwendig seien. Pfeiler, Bromberg. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

a m 15. Januar 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Hog.-Bcz. Königsberg: Königsberg i. Pr. Stadt. 
1 Gemeinde, 1 Gehöft, Königsberg 3, 3 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.'» 
Labiau 1, 1. Wehlau 3. 3. Gerdauen 1. 1, Kastenburg 2. 3, Fried¬ 
land 1, l. Heg.-Bez. Gumbinnen: Tilsit Stadt 1, 1 (1. 1). 
Pillkallen 1, 1, Darkehrnen 3, 3, Angerburg 1, 1 (1, 1). Goldnp 
9, 11 (1, 1), Oletzko 1. 1. Keg.-Bez. Al lenstein: Lützen 
2, 2, Lyck 1. 1, Orteisburg 1. 1. Osterode i. Ostpr. 2, 2. Reg.- 

Bez. Danzig: Eihing Stadt 1, 1. Danziger Höhe 1. 1, Putzig 

1, 1. Keg.-Bez. Marie n wenl er: Stuhm 2. 2 (2. 2). Marien¬ 
werder 1, 1, Rosenberg i. Westpr. 1. 1. Strasburg i. Westpr. 1, 1 
(1, 1). S t a (11 kreis Berlin: 1. 1. Keg.-Bez. P o t s d am : 
Niederbnmim 3. 3. Keg.-Bez. Frankfurt: Spremherg 2. 3 
(1, 2). Keg.-Bez. Stettin: Ankknn 1, 1 G, 1). Keg.-Bez. 

K ö s I i n : Lauenhiirg i. Komm. 1, 1. Keg.-Bez. S t r a 1 s u n d : 
Rügen 2, 2. Keg.-Bez. Posen: Srhroda 3. 3, Posen Stadt 1. 1. 
Posen West 2, 2. Samter 1. 1, Neutomischel 1, 1. Griitz 1. 1. 
Kosten 1, 1. Keg.-Bez. Broinberg: Srhubin 1, 1, llohen- 
salza 1, 1, Strelno 1, 1 (1, 1), Mogilno 1, 1, Witkowo 2, 2. Keg.- 
Bez. Breslau: Breslau Stadt 1. 1 (1, 1), Striegau 1, 1. Keg.- 

Bez. M e r s e h u r g : Delitzsch 1, 1. Keg.-Bez. H a n n o v c r : 

Sulingen 1, 1. Neustadt a. Rbge. 1. 1. Keg.-Bez. Münster: 
Tecklenburg 1, 1. Keg.-Bez. Wiesbaden: Höchst 1. 1. Keg.- 
Bez. Düsseldorf: (’refcld Stadt 1. 1, Mülheim a. Ruhr 1. 1. 
Königreich Sachsen. K.-H. Bautzen: Bautzen Stadt 1. 2 
(1, 1). K.-H. C h e m n i t z : Stollberg 1. 1 (1. 1). K.-H. 1) r e s d e n : 
Dresden Stadt 1, 11. K.-H. Leipzig: Leipzig Stadt 1, 1. 

Osehatz 1, 1. K.-H. Zwickau: Plauen Stadt 1. 1 (1, 1). L.-K.-B. 
Frei bürg: Staufen 1, 1 (1, 1). L.-K.-B. Karlsruhe: Karls¬ 

ruhe 1. 2. Mecklenburg-Schwerin: Güstrow 1, 1 (1, 1). Bremen: 
Bremisches Landgebiet 1, 1. Insgesamt: 61 Kreise, 87 Ge¬ 
meinden, 103 Gehöfte; davon neu: 16 Gemeinden, 17 Gehöfte. 
Lungenseuche, Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei. 



27. Januar 1916. 


BERLIN Elt TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


in 


Hanl- und Klauenseuche und Schweineeeuche (einschl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

| Maul* and 

1 Klauenseuche 

1 Schweineseuche 
[ einschl. Schweinepest 

Kreise 

USW. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

10 

27 

27 

6 

7 

7 

Gumbinnen. 

8 

13 

14 

8 

11 

12 

Allenstein. 

7 

13 

14 

4 

8 

8 

Danzig. 

4 

4 

5 

2 

2 

2 

Marienw’erder. 

10 

11 

12 

5 

7 

7 

Berlin. 

1 

1 

2 

_ 

_ 

_ 

Potsdam. 

13 

86 

119 

10 

23 

29 

Frankfurt. 

12 

44 

64 

12 

18 

25 - 

Stettin. 

9 

33 

51 

2 

7 

9 

Köslin. 

5 

8 

9 

6 

8 

8 

Stralsund. 

4 

11 

11 

2 

17 

18 

Posen. 

18 

53 

62 

7 

10 

12 

Bromberg. 

8 

26 

30 

4 

6 

6 

Breslau. 

17 

61 

88 

17 

37 

42 

Liegnitz ....... 

14 

30 

45 

9 

15 

15 

Oppeln. 

6 

30 

59 

8 

12 

12 

Magdeburg. 

14 

73 

144 

5 

7 

9 

Merseburg. 

15 

56 

85 

4 

5 

5 

Erfurt. 

2 

2 

8 

4 

8 

8 

Schleswig. 

20 

161 

252 

4 

4 

4 

Hannover. 

7 

19 

49 

2 

3 

5 

Hildesheim. 

11 

30 

50 

2 

2 

2 

Lüneburg . 

8 

13 

15 

2 

3 

4 

Stade . 

10 

33 

96 

— 

— 

— 

Osnabrück. 

4 

11 

21 

— 

— 

— 

Aurich. 

7 

77 

294 

— 

— 

— 

Münster. 

6 

13 

21 

1 

3 

3 

Minden. 

10 

31 

46 

3 

3 

3 

Arnsberg. 

13 

28 

32 

6 

8 

11 

Kassel . 

12 

23 

50 

3 

3 

3 

Wiesbaden . 

8 

19 

56 

3 

7 

8 

Koblenz . 

6 

8 

36 

1 

1 

1 

Düsseldorf . 

16 

51 

58 

7 

10 

11 

Köln . 

7 

19 

24 

— 

— 

— 

Trier . 

8 

10 

43 

1 

2 

o 

Aachen . 

8 

17 

57 

— 

— 

— 

Sigmaringen . 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

13 

31 

53 

3 

3 

3 

Niederbayern . 

2 

2 

3 

1 

1 

1 

Pfalz . 

12 

19 

56 

— 

— 

— 

Oberpfalz . 

2 

2 

12 

1 

1 

1 

Oberfranken . 

6 

7 

14 

_ 

— 

— 

Mittelfranken . 

15 

52 

144 

1 

1 

2 

Unterfranken . 

16 

65 

224 

— 

— 

— 

Schwaben . 

16 

91 

233 

2 

2 

2 

Sachsen: Bautzen .... 

2 

4 

4 

— 

— 

— 

Chemnitz . 

3 

8 

15 

— 

— 

— 

Dresden . 

4 

11 

13 

1 

2 

2 

Leipzig . 

4 

9 

10 

3 

5 

6 

Zwickau . 

3 

8 

18 

— 

— 

— 

Württemberg: Neckarkreis . 

5 

5 

10 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

9 

17 

35 

— 

— 


Jagstkreis . 

6 

17 

56 

1 

1 

1 

Donaukreis . 

14 

65 

324 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz . 

2 

2 

3 

1 

1 

1 

Freiburg . 

8 

27 

164 

3 

3 

3 

Karlsruhe. 

5 

16 

114 

1 

3 

4 

Mannheim. 

11 

20 

99 

1 

4 

7 

Hessen. 

11 

26 

88 

— 

— 

— 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

7 

33 

31 

5 

16 

17 

Sachsen-Weimar. 

2 

4 

12 

— 

— 

— 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

4 

13 

15 

1 

1 

1 

Oldenburg . 

12 

54 

176 

1 

1 

1 

Braunschweig. 

6 

32 

44 

4 

12 

46 

Sachsen-Meiningen .... 

3 

9 

14 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

3 

5 

6 

— 

— 

— 

Anhalt. 

4 

21 

26 

2 

3 

4 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

1 

1 

14 

— 

— 

— 

Reuß ältere Linie . : . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

—' 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

7 

26 

37 

2 

2 

6 

Lübeck . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Bremen. 

1 

4 

4 

— 

— 

— 

Hamburg. 

1 

1 

2 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen. 

22 

179 

872 

— 

— 

— 

Deutsches Reich 

583 

2034 5001 

185 

320 

400 

Davon in Preußen 

359 

1146 2051 

150 

257 

291 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

(Aus dein milchhygienisehen Institut der k. und k. Hochschule in Wien.) 

Studie über die reduzierenden Eigenschaften der Milch. 

Von Dr. Josef Samsula, städt. Obertierarzt in Wien. 

(Inaug.-Disscrtstion. Wien 1915.) 

Das originäre Reduktase-Enzym ist in der Kuhmilch 
präformiert, entsteht durch die sekretorische Tätigkeit der 
Drtisenzelle und ist also ihr eigenstes Produkt. Sie ist der 
Ausdruck der reduzierenden Eigenschaften der aus dem Organ- 
verbande aus irgendeinem Anlasse in die Milch über¬ 
gegangenen lebenden Zellen-Elemente. Mit dem Absterben 
(Auflösen) der Zellen beim längeren Stehenlassen der Milch 
verschwindet auch die Zellen-Reduktase. 

Die bakterielle Reduktase kommt beim Sauerwerden in 
jeder Milch, auch in der gekochten, selten im Mastitis-Sekrete 
(putride Form) vor. Sie stellt die Lebensäußerung der in der 
Milch wuchernden Mikroflora dar. 

Die Schardinger sehe F. M.-Reaktion ist, ins¬ 
besondere im Vereine mit der Neisser-Wechsberg sehen 
M.-Reaktion ein wichtiges Hilfsmittel in der praktischen 
Milchhygiene, namentlich zur sicheren Feststellung des Frische¬ 
zustandes der Milch. Gl. 


AuifDhrung8anweisung zur Bekanntmachung zur Regelung der Milchpreise 
und des Milchverbrauchs vom 4. November 1915 (Relchs-6esetzbl. S. 723). 

Der Minister des Innern, 

V. 14046 

M. f. H. Ilb. 14390. 

m. f. l. i a ie 11928 . Berlin, den 9. November 191o. 

Gemäß § 7 der Bekanntmachung vom 4. November 1915 zur 
Regelung der Milchpreise und des Milchverbrauchs (Reichs-Gesetzbl. 
S. 723) wird zu deren Ausführung hiermit folgendes bestimmt: 


I. Allgemein. 

Kommunal verbände im Sinne der Verordnung sind die Land¬ 
kreise. Die Gemeinde Verfassungsgesetze und die Kreisordnungen 
bestimmen, wer als Gemeinde und als Vorstand der Gemeinde oder 
des Kommunalverbandes anzusehen ist : die Gutsbezirk'! werden 
den Gemeinden gleichgestellt. 

Festsetzungen oder Anordnungen gemäß §§ 1 bis 3 der Ver¬ 
ordnung können durch den Vorstand der Gemeinde oder des 
Kommunalverbandes erlassen werden. 


II. Im einzelnen. 

Zu § 1. Die Höchstpreisfest Setzungen bedürfen der Zustim¬ 
mung des Regierungspräsidenten, im Gebiete des Zweck Verbundes 
Groß-Berlin des Oberpräsidenten. 

Bei der Festsetzung der Höchstpreise können die Gemeinden 
bestimmen, was als Kleinhandel im Sinne dieser Preisfestsetzungen 
anzusehen ist. 

Zu § 2. Bis 7 u welchem Lebensalter Kinder vorzugsweise 
berücksichtigt werden müssen, bestimmen die gemäß § 4 vom 
Reichskanzler gegebenen Vorschriften. 

Zu § 6. In wirtschaftlich zusammenhängenden Kommunal¬ 
verbänden, Gemeinden und Gutsbezirken wird sich eine einheitliche 
Regelung der Milchpreise empfehlen, um Stockungen in der Ver¬ 
sorgung zu vermeiden. 

Der Kommunalaufsichtsbehörden wollen hiernach auch ihrer¬ 
seits prüfen, mo Vereinigungen nach Abs. 1 zweckmäßigerscheinen, 
und die erforderlichen Verhandlungen einleitcn. 

Der Festsetzung verschiedener Preise innerhalb eines Vereins¬ 
gebietes oder Kommunalverbandes mit Rücksicht auf die Zufuhr¬ 
kosten stehen keine Bedenken entgegen: z. B* wird in ländlichen 
Bezirken der Preis in solchen Städten, welche auf die Zufuhr vom 
Lande angewiesen sind, höher bemessen werden müssen, als für 
die Abgabe vom Erzeugungsorte. Andererseits ist dafür Sorge zu 
tragen, daß nicht den auf den Ankauf von Milch angewiesenen 
Teilen der Landbevölkerung diese Möglichkeit durch unrichtige 
Preisfestsetzung erschwert wird. 


































































44 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 4. 


Der Zweck der Verordnung ist. in allen Orten die Milch- 
versorgung derjenigen Bevölkerungsteile zu sichern, die ihrer am 
meisten bedürfen, und vor allem den Nachwuchs des deutschen 
Volkes gesund und kräftig zu erhalten. Die Vorstände der Ge¬ 
meinden und Kon munalverbände haben daher nicht nur auf die 
Preise, sondern auch auf die sachgemäße Durchführung der 
Verbrauchsregelung ihr besonderes Augenmerk zu richten. 

Besonders wird noch darauf verwiesen, daß unsere auf Grund 
dos § 5 der Bekanntmachung über Beschränkung der Milch¬ 
verwendung vom 2. September 1915 rReiohs-Gesetzbl. S. 545) er¬ 
lassene Anordnung vom 18. Oktober d. J. in vollem Umfange 
aufrecht erhalten bleibt. 

Zu § 9. Diese Ausführungsanweisung tritt am 12. November 1915 
in Kraft. 

Der Minister des Innern, von Loche 11. 

Der Minister füt Handel und Gewerbe. I. V.: Göppert. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Torsten. 

I. A.: Graf von Key sorlingk. 

Gebühren für die Untersuchung des ausländischen Fleisches. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 129/1915 des Ministerium» für Land¬ 
wirtschaft, Domänen und Forsten vom 18. Dezember 1915. 

(Journal-Nr. IA III e 9131.) 

All die Herren Regierungspräsidenten in Königsberg. Gum¬ 
binnen, Danzig, Marienwerder, Stettin, Losen, Bromberg, Breslau, 
< tppeln, Magdeburg. Merseburg, Erfurt, Schleswig. Stade, (»snabrück, 
Aurich, Münster, Minden, Arnsberg, Wiesbaden, ('oblenz, Düsseldorf, 
Gölii, Trier und Aachen sowie den Herrn Polizeipräsidenten hier. 

Nach der im Abdrucke beigefügten Bekanntmachung vom 
9. d. M. (Zentralblatt für das Deutsche Reich, S. 475) ist der 
P a o k s t ii c k mindestgebührensatz für die chemische Untersuchung 
von F e t t (§ 5 Abs. 1 Satz 2 der G biihrenordnung für die Unter¬ 
suchung des in das Zollinland eingehenden Fleisches) für die 
D auer des g e g e n w ä r t i g e n Krieges aufgehoben worden. 
Die Gebühren für die chemische Untersuchung von ausländischem 
Fett sind daher vom 10. d. M. an nur nach dem Gewichtssätze zu 
berechnen. 

Abdrucke für die Beschaustellen sind beigefügt. Den Ober¬ 
zolldirektionen geht der Erlaß von hier aus unter Umschlag zu. 

I. A.: K r e n z 1 i n. 

$ 

B e k a n n t m a c h u n g. b e treffend A b ä n d e rung d e r G e- 
b ii h r e n o r d n u n g f ii r die Unters u c , h u n g des in d a s 
Z o 11 i n 1 a n d ei n g e h e n d e n F 1 e i s o h e s. 

Vom 9. Dezember 1915 (Zontralbl. f. d. D. R., S. 475). 

Auf Grund des § 22 Nr. 3 des Gesetzes, betreffend die Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau, vom 3. Juni 1900 (Reiehs-Gesetzbl. 
S. 547), hat der Bundesrat beschlossen: 

Für die Dauer des gegenwärtigen Krieges wird die Vor¬ 
schrift im § 5 Abs. 1 Satz 2 der Gebührenordnung für die 
Untersuchung des in «las Zollinland eingehenden Fleisches 
vom 12. Juli 1902 (Zentralblatt für das Deutsche Reich, 
S. 238) über Erhebung einer Mindestgebühr bei der chemischen 
Untersuchung von Fetten im Betrage von 0,40 M. für jedes 
Packstück einer Sendung aufgehoben. 

Dirse Bestimmung tritt mit dem Tage Ihrer Verkündung in 
Kraft. 

B e r 1 i n . den 9. Dezember 1915. 

Der Reichskanzler. I. V : D e 1 b r ü c k. 

- Das Erzeugnis, das die „Fleischersatz-Zentrale“ in C’harlotten- 
burg in den Verkehr bringt, besteht nach Mitteilung der Minister 
für Landwirtschaft, und des Innern an die Landesregierungen im 
wesentlichen aus Blut von Schlachttieren, das durch Wasserstoff¬ 
superoxyd entfärbt und durch Erhitzen in eine feste Masse über¬ 
geführt ist. Als Ersatz für Fleisch zum Verwursten usw. bietet 
es im Vergleiche zu in gewöhnlicher Weise verarbeitetem Blute 
keine Vorzüge und ist daher nicht zu empfehlen. Die Waren, die 
mit dem „Fleischersatz* bereitet sind, müssen, um Täuschungen 
zu verhüten, von den betreffenden Fleischern beim Verkaufe dekla¬ 
riert werden. 

— Fleischlose Tage, Pferdefleisch vertrieb und Freibankverkauf. 

Nach einer ministeriellen Auskunft über die Bundesratsverordnung 
betreffend die fleischlosen Tage ist der Verkauf von frischem 
Pferdefleische und von Pferdewürsten an diesen Tagen gestattet. 

( Nach der „M. t. W. u ). — In bezug auf den Fleischverkauf auf der 


Freibank hat das sächsische Ministerium des Innern dahin ent¬ 
schieden, daß an den betr. Tagen die Freibänke geschlossen 
bleiben müssen. (Nach der „Allg. Fleisch. Ztg.“) 

— Organisierung der Schlachtviehmfirkte. Um der auffälligen 
Tatsache zu begegnen, daß an den großen Viehmärkten trotz ver¬ 
mehrten Auftriebs die Preise fortgesetzt steigen, wird versucht 
werden, die Preise durch eine Organisation der Interessenten zu 
regeln. Zu diesem Zwecke will mau in Preußen die Viehhändler 
und Viehproduzenten zu einer Organisation zusammenschließen 
und diese in Verbindung bringen mit einer Organisation des Kon¬ 
sums. Als solche ist eine Vereinigung der fleischverbiauchenden 
Gemeinden gedacht. I er Viehbandel soll dann der Kontrolle der 
Organisation unterliegen, die ihrerseits wieder der Aufsicht des 
Staates untersteht. B r t. 

— Wie häufig noch das Schlachten tragender Kühe ist, deutet 
eine Mitteilung in der .111. Landw. Ztg.“ 1915, Nr. 102/03, an. Nach 
dieser sind im Laufe einer der letzten Wochen in einem einzigen 
Schlachthausc des Berliner Schlachthofes 82 Kälber im 
Mutterleib vorgefunden worden. Die Kühe hätten nui noch 
8 — 14 Tage zu leben 1 »rauchen, um die Kälber zur Welt zu bringen. 

B r t. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Veterinär Wilhelm Rodenbeck (Veterinär i. Kiirassier- 
Regt. Nr. 2 in Pasewalk). 

Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Dr. Hermann Cornelius (Bezirkstierarzt 
in Eisenach). 

Stabs- und Regimentsveterinär Dr. Job. Zalewsky (Kreis¬ 
tierarzt in Fraukfurt a. Oder). 

Oberveterinär Wilhelm S a s k y (Tierarzt in Eisleben). 
Veterinär Dr. Hartwig Scheel (Schlachthoftierarzt in 
Kiel). 

Veterinär Albert Witt (Polizeitierarzt in Bremen). 
Stabsveterinär H. Felbaum (Veterinärrat in Graudenz). 
Veterinär J. Wagenbichler (Tierarzt in Sodehnen). 
Veterinär Dr. Hans Große (Tierarzt aus Kötzschenbroda). 
Oberveterinär Hermann Worpenberg (Tierarzt in 
Lahde). 

Veterinär Heinrich Tr a n m ö 11 e r (Tierarzt aus Von- 
hausen). 

Oberveterinär Rudolf I f 1 a n d (Tierarzt in Dohna). 
Oberveterinär Rudolf Horst (Amtstierarzt in Lütgendort¬ 
mund). 

Veterinär Dr. Max Köhler (Tierarzt in Neustadt a. Orla). 
Veterinär Dr. Paul Meyer (Tierarzt in Halle a. Saale). 
Stabsveterinär Dr. Josef Strauß (Grenztierarzt in Kufstein). 
Oberveterinär Johann Hornung (Oberveterinär in Dillingen). 

Siebemmdsiebzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 16. bis Sonnabend, den 22. Januar 1916. 
Von der Westfront ist kein Ereignis von Bedeutung 
zu melden. 

An der Ostfront hält die russische Offensive in Beß- 
arabien nun schon in der vierten Woche an. Mehrmals haben 
die Russen wegen der großen blutigen Verluste eine Kampf¬ 
pause von mehreren Tagen eintreten lassen müssen. Ihre 
Verluste werden bisher auf 80 000 Tote und Verwundete und 
6000 Gefangene geschätzt. Der Erfolg ihrer erbitterten 
Kämpfe ist gleich Null. 

An der italienischen Front sind die österreichisch¬ 
ungarischen Truppen bei Oslawija vorgestoßen und haben rund 
1000 Gefangene gemacht, 3 Maschinengewehre und 3 Minen¬ 
werfer erbeutet. Das besetzte Gelände wurde später wieder 
aufgegeben, da es zu stark unter dem feindlichen Artillerie¬ 
feuer lag. 







27. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Die Lage in Saloniki ist unverändert. Auch in 
Kavalla haben die VVestmächte Truppen gelandet. Griechenland 
wird immer rücksichtsloser vergewaltigt. Auf Korfu sind trotz 
aller griechischen Proteste Truppen gelandet worden, angeblich 
nm Quartier für Überreste des serbischen Heeres zu machen. 

In Montenegro geht die Waffenniederlegung trotz 
aller widersprechenden Nachrichten unserer Feinde weiter. An 
einzelnen Stellen scheinen montenegrinische Truppen sich nicht 
ergeben zu wollen. Die österreichisch-ungarische Armee hat 
weitere Teile Montenegros besetzt. König Nikita hat sein 
Land verlassen. 

Die Engländer versuchen anscheinend mit allen Mitteln 
den in Kut el Amara eingeschossenen Truppen noch 
Rettung zu bringen; nach Heranziehung erheblicher Ver¬ 
stärkungen sind sie weiter gegen diesen Platz vorgerückt. 

An der Kaukasusfront haben die Russen angegriffen, 
anscheinend mit verhältnismäßig starken Kräften. Trotz er¬ 
haltener Verstärkungen ist es ihnen nicht gelungen, die Türken 
wesentlich zurückzudrängen. N. 

Nachruf. 

Schlachthofdirektor Hcntschel f. 

Nachdem er am 22. Dezember 1915 von einem »Schlaganfallo 
heimgesucht worden war, ist Schlachthofdirektor Hcntschel in 
öls durch einen sanften Tod erlöst worden. Diese Nachricht hat 
nicht nur in Stadt und Kreis Oels schmerzliche Trauer erweckt, 
sondern weit darüber hinaus, da der Verstorbene eine sehr be¬ 
kannte und allgemein beliebte Persönlichkeit war. 

Schlachthofdirektor, Königlicher Roßarzt a. D., G u s t a v 
Hcntschel wurde 1859 in Laskowitz, Kreis Ohlau, geboren. 
Er stand seit 1. Oktober 1877 beim Westfälischen Ulanen-Regiment 
Nr. 5 in Düsseldorf, erhielt auf Grund des mit „gut“ bestandenen 
tierärztlichen Staatsexamens und seiner Approbation im Jahre 18<S3 
seine Bestallung als Königlicher Roßarzt, und im Jahre 1887 die 
Dienstauszeichnung. Leider war er als dauernd Oanzinvalide 
schon am 1. Oktober 1889 seinen Abschied zu nehmen gezwungen. 

Am 1. September 1898 übernahm er seine hiesige Dienst¬ 
stellung als Tierarzt und Leiter des öffentlichen Schlachthofes, 
damals der hiesigen Fleischerinnung gehörig, bis im Jahre 1897 
unter seiner eifrigen Mitwirkung der neue städtische Schlachthof 
erbaut und eingerichtet wurde. Seine praktische Gestaltung war 
zum Teil sein Verdienst. Seitdem hat der ganze Schlachthofbetrieb 
eine für viele Städte Schlesiens mustergültige Gestalt angenommen 
und mit der zunehmenden Bevölkerung sich wesentlich erweitert. 
Durch das Vertrauen seiner Fachgenossen zum jahrelangen Vor¬ 
sitzenden des Vereins Schlesischer Schlachthoftierärzte berufen, 
nahm er regelmäßig an den Versammlungen derselben sowie an 
der Zentralvertretung tierärztlicher Vereine Preußens fördernd teil, 
hier wie auch als Vorsitzender des Tierschutzvereins seine reichen 
Erfahrungen in den allgemeinen Dienst stellend. In der langen 
Reihe der Jahre hat er sich ausgezeichnet bewährt und immer 
arbeitsfreudig, treu und gereeht seines nicht ganz leichten Amtes 
gewaltet. Er genoß das unbedingte Vertrauen nicht bloß seiner 
Vorgesetzten Dienstbehörde, sondern auch als zuverlässiger Berater 
und Freund weit über seinen engeren amtlichen Kreis hinaus 
Achtung und \A ertschätzung in »Stadt und Land. 

Seine großen Verdienste fanden in wiederholten Aufbesserungen 
seines Diensteinkommens und im Jahre 1908 durch die Verleihung 
der Dienstbezeichnung „Schlachthofdirektor“ wohlverdiente Aner¬ 
kennung der Stadt, die seinen frühzeitigen Tod lebhaft beklagt. 

Dies ist der Nachruf, der unserem unvergeßlichen Hentschel 
in der Oelser Zeitung gewidmet worden ist. Er ist so überaus 
ehrend, daß ihm kaum noch etwas hinzugefügt werden kann. Nur 
der Tätigkeit Hentschels in den Vereinen soll hier noch näher 
gedacht werden. Seitdem er als Ziviltierarzt in seiner Heimat- 
pro\inz tätig w r ar, ist er Mitglied des Vereins »Schlesischer Tier¬ 
ärzte gewesen, zu dessen Vorstande er seit vielen Jahren bis zu¬ 
letzt zählte. Die Schlachthoftieiärzte Schlesiens hat er um sich 
gesammelt und sie als ihr Vorsitzender zusammenzuhalten gewußt. 
Ihre Interessen hat er immer und überall mit größtem Eifer und 
Geschick vertreten. Dabei hat er aber das Ganze nicht aus dem 


Auge verloren und die Einheit mit. dem Verein Schlesischer Tier¬ 
ärzte mitunter hartnäckig verteidigt und l>ewahrt. Bei Gründung 
der Kammer wurde er als ihr Mitglied gewählt und in den Kammer¬ 
vorstand als Schriftführer und Kassierer berufen. Beim Verein 
preußischer und im Reichsverbande deutscher Schlachthoftierärzte 
war er ein reges und opferbereites Mitglied. Im Verkehr mit den 
Kollegen war er immer freundlich und hatte für jeden Zeit, ein 
liebes Wort, einen guten Rat und eine hilfsbereite Tat. 

Neben dieser beruflichen, seine Zeit oft im Übermaß in Anspruch 
nehmenden Vereinstätigkeit hat er auch noch den Vorsitz im Tier¬ 
schutzverein für Oels geführt, und dem Krieger- und dem Ost¬ 
markenvereine angehört. »Soviel Verdiensten, die sich der Ver¬ 
storbene demnach überall erworben hat, entsprach denn auch der 
ehrende Nachruf des Magistrats und der Stadtverordnetenversamm¬ 
lung und vieler anderer bei seinem letzten Gang, sowie das zahl¬ 
reiche Ehrengeleit, unter dem sich die Spitzen der Stadt, der 
Garnison Oels, der Kronprinzliehen und Königlich Sächsischen 
Gütcrverwaltungen, der Kriegerverein und die Fleischerinnung mit 
Fahne, die ortsanwesenden und auswärtigen Kollegen befanden, 
insbesondere der Vorsitzende des Vereins Schlesischer Tierärzte 
und der Kammer, Herr Prof. Dr. Gas per, welcher für beide 
Organisationen Kränze niederlegte. Für die Vereinigung Schlesi¬ 
scher Schlachthoftierärzte hat der Unterzeichnete ihrem langjähri¬ 
gen Vorsitzenden als schuldige Dankbarkeit einen Kranz aufs 
Gral) gelegt. Der Geistliche feierte den Toten in markigen, treff¬ 
lichen Worten und hob besonders sein Streben nach höheren, un¬ 
vergänglichen Werten hervor, wofür er immer neue Anregung im 
Goethe suchte, in dem er ganz zu Hause war. 

So darfst du denn, lieber und getreuer Hentschel, eines blei¬ 
benden, ehrenvollen Andenkens in deiner Stadt und bei alh*n Tier¬ 
ärzten Schlesiens und darüber hinaus sicher sein. 

Schlafe in Frieden ! 

R i edel. 

Kurpfuscherei, Geheimmittelwesen und Arzneihandel 
in Frankreich. 

Von Tierarzt Dr. J. A. Hoff mann aus Bad Ziegenhals (Schics.), 
z. Zt. im Fehle (Frankreich). 

Vor einiger Zeit fand ich im Garten eines französischen 
Waldschlößchens, dessen Besitzer, ein Pariser Millionär, vor 
uns „Boches“ geflüchtet war, unter einem Haufen von Brief- 
und Drucksachen eine französische landwirtschaftliche Zeit¬ 
schrift. Es waren mehrere Jahrgänge des „Le Pe t i t 
Journal A g r i c o 1 e u , das seit 1896 in Paris erscheint. 
Wie gelesen und verbreitet diese Zeitung ist, geht schon 
daraus hervor, daß die 52 Nummern eines Jahrganges, deren 
jede 16 in drei Spalten eng bedruckte und mit Photographien 
und Zeichnungen, zum Teil bunten, geschmückte Seiten im 
Format der B. T. W. umfaßt, nur 3,50 Frcs., also 2,80 M. 
kosten. Auch sonst ist das Blatt gut geleitet und außer¬ 
ordentlich reichhaltig. Jedenfalls kenne ich keine deutsche 
landwirtschaftliche Wochenzeitschrift, die für diesen geringen 
Preis ihren Lesern auch nur annähernd so viel bietet. 

Uns Tierärzte interessiert es naturgemäß am meisten, 
w'ie und wie oft und von wem rein tierärztliche Fragen aus 
dem Leserkreise dieser Zeitschrift beantwortet und tierärztlich- 
sachverständige Ratschläge, Belehrungen und Begutachtungen 
erteilt werden. Mit Genugtuung läßt sieh feststellen, daß 
hierfür im „Petit Journal Agrieole“ eine große Anzahl 
Schriftstellern der Tierärzte als ständige 
Mitarbeiter fast ausschließlich in Betracht kommt. In 
Frankreich ist es schon seit Jahren und Jahrzehnten gang 
und gäbe, daß fachliche Angelegenheiten in erster Linie von 
Fachleuten, d. h. Sachverständigen besprochen und erörtert 
werden. Tn Deutschland sind wir beute noch nicht so weit. 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 4. 


4 6 


Denn sonst wäre es wohl nicht möglich, daß noch heute in 
gewissen deutschen landwirtschaftlichen Zeitschriften bei 
Behandlung rein tierärztlicher Fachfragen fortwährend Land¬ 
wirte, Apotheker und Kaufleute, also Laien zu Worte kommen, 
deren Artikeln, Fragekastenantworten und sonstigen Aus¬ 
künften man es bereits von der ersten Zeile ab anmerkt, daß 
sie in der Hauptsache aus geschäftlichem Interesse auf Ver¬ 
dienst und Bedürfnis nach Reklame geschrieben worden sind 
oder aber in der wenig schönen Absicht, dem tierärztlichen 
Stande und Berufe als Ganzem bzw. einzelnen Vertretern eins 
auszuwischen. 

Unter den tierärztlichen Mitarbeitern des „Le Petit Journal 
Agricole“ ragt ein gewisser J.-M. F o n t a n , veterinaire 
döpartemental des Hautes-Pyrenees, hervor. Er ist ein sehr 
fleißiger Herr, und man liest von ihm fast in jeder Nummer, 
da, wie es in schriftstellerischer Hinsicht allein ehrlich ist, 
die Beiträge aus seiner Feder auch mit seinem vollen Namen 
unterzeichnet sind. Meistens schreibt er in der Spalte „Nos 
consultations de medecine veterinaire,“ die eine Art Sprechsaal 
darstellt und in der Fragen von Lesern ihre Beantwortung 
finden. Ich habe darin Auskünfte von ihm gefunden über die 
Entschädigungsansprüche der Tierbesitzer bei Rindertuber¬ 
kulose, Erbrechen bei Klauentieren, unregelmäßige Zahn¬ 
bildung bei Pferden, Erysipel des Schweines, Räude des Ge¬ 
flügels, Arthritis der säugenden und Phlebitis der erwachsenen 
Haustiere u. a. m. Außerdem erscheinen in dem Blatte kürzere 
oder längere Aufsätze verschiedener anderer französischer 
Tierärzte. Sie stehen in den Spalten „La Ferme“ und 
„Causerie veterinaire“ und behandeln z. B. die Anämie des 
Pferdes, die Maul- und Klauenseuche, den in Frankreich nicht 
gerade seltenen Futtermangel, mit Vorliebe aber Fragen aus 
der Zucht des Pferdes, Esels. Rindes, Schafes, Schweines und 
Geflügels in Frankreich, Tunis und Algier. Von allen 
diesen Veröffentlichungen veterinärmedizinischen und tier- 
züchterischen Inhalts 1 ) darf man kritisierend kurz behaupten, 
daß ihre Verfasser sich nicht nur bemüht haben, auf be¬ 
schränktem Raume alles Wissenswerte und Wichtige des 
betreffenden Themas in sachlicher Weise und in gutem, leicht 
verständlichem und flüssigen Französisch zusammenzufassen, 
sondern auch bestrebt gewesen sind, das Interesse ihres 
Standes und Berufes dabei im Auge zu behalten und ihre 
wissensdurstigen Leser unter dem Hinweis auf die unleugbaren 
Nachteile und Schäden der Pfuscherei für Tier und Besitzer 
an den nächsten Tierarzt zu verweisen. 

Doch ganz wie bei uns gibt es auch unter den französischen 
Tierärzten Außenseiter, die durch ihr berufs- und standes¬ 
gefährliches Tun und Treiben das wieder einreißen, was ihre 
Kollegen mühsam aufgebaut haben. Auch in Frankreich 
leben Tierärzte, die durch ihre Veröffentlichungen der Kur¬ 
pfuscherei und dem Geheimmittelschwindel geradezu Vorschub 
leisten. Da ich hier fast ausschließlich von „Petit Journal 
Agricole“ spreche, kann ich der berüchtigten Tierarznei¬ 
bücher für Laien nur kurz gedenken. Den Wortlaut 

*) Auch über Begebenheiten, die zur internationalen tier¬ 
ärztlichen Fachgeschichte gehören, wird berichtet. So z. B. im 
11. Jahrgang über die Einweihung des Nocard-Denkmals in Alfort 
am 24. Juni 1906, wobei „enfin le professeur Lydten (— so ist der 
Name hier geschrieben! ) au nom des veterinaires allemands a 
pris la parole“. 


des Titelblattes eines auch mir nicht unbekannten derartigen 
Machwerkes — es handelt sich um den „G u i d e pratique 
du veterinaire et du parfait b o u v i e r“ von Tier¬ 
arzt R i v i e r e — hat ein Kollege bereits an anderer Stelle 
(T. R. 1914, Nr. 45) mitgeteilt. Zwei andere von französischen 
Tierärzten verfaßte Schwarten betiteln sich etwas fach¬ 
männischer als „L e veterinaire c h e z s o i ou traite 
des principales maladies des animaux ä l’usage des proprie- 
taires de bestiaux“ par Gobert, veterinaire ä La Neuville- 
en-Tourne-ä-Fuy en Ardennes (Charleville, A. Pouillard; 
234 pages) und „Le veterinaire des v i 11 e s et des 
Campagne 8“ par D e s s a u 1 x , medecin veterinaire 
(Pari9, A. Michel; 476 pages; prix: 3,50 Frcs.). Ähnlich ist 
der Schmarren, den ein ehemaliger Gestütstierarzt im Anzeigen¬ 
teil des „Petit Journal Agricole* mit folgender Daueranzeige 
anpreist: 


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vJ UJ A NOOENT-SUR-MARNE (Seine). 


Ich kenne dieses Opus gottlob nicht und habe auch kein 
Verlangen, seinen „prächtigen“ Inhalt kennen zu lernen. 
Welcher Art er ist, kann man aber unschwer erraten aus 
der Geheimmittelanzeige, die derselbe ehrenwerte Herr Ex- 
Veterinaire G o m b a u 11. ebenda immer wieder veröffentlicht: 


PLUSdeCHEVAUX BOITEUXl 

PLU8 de FEU, nl MARQUES, nl TARES 




fiheJ.E. GOMBAULT 4 


EX-VETERINAIR E OES HA RAS DE FRANCE 

Gu£rison radicale ft Bans traces 
des Bolterie», Scart», Sfforts, lvioilottes, 
Veaalgrons. etc. — Plaies (genoux couronnöa). 
Blelme».Clous de Rue.- Oourmt\ Engine, etc. 
Le Flacon ; 4 fr. — 4.60 franco oare 

FONDANT GOMBAULT 

Gu6rison certaiae et sans traces desTares osseuses: 

(Soroi, Eparvlns. Jarden Courbci, Forme») 

Des Tendons lorcfes. — Capelets, Epongea, etc. 

Le Pot : 5 fr. — 5 . SO franco horte. 

ENVOI FRANCO OES PROSPECTUS ET CERTIFICAT9 

L ldrtntr Itod.-PomäE. GOMBAULT.i Nooent*»ur.Marne (Sah»)., 

En VlNTS DANS TOUTER LS» PlRRMACIB». 








27. Januar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


47 


Diese schöne Anzeige führt mich zu den Geheim- 
mittelanpreisungen, von denen der Anzeigenteil der 
Zeitschrift geradezu wimmelt — auch ein Zeichen für die 
mangelhafte Bildung und Leichtgläubigkeit des französischen 
Volkes! 

Auf die das humanmedizinische Gebiet be¬ 
treffenden Geheimmittel vermag ich an dieser Stelle ausführlich 
leider nicht einzugehen. Als Kostproben begnüge sich der 
Leser mit den zwei marktschreierischsten und haarsträubensten 
Ankündigungen: nach ihnen heilt „a coup sür vite et bien“ 
ein Dr. 0 11 i v i e r in Paris „toutes les maladies secretes et 
toutes celles de la peau“ a ) mit seinen — „Biscuits döpuratifs“ 
und ein Apotheker Fanyan in Lille mit dem von ihm in 
Frankreich eingeführten amerikanisch-englischen Schwindel¬ 
mittel „La Tisane AmGricaine de Shakers“, einer ebenfalls 
abführenden geheimnisvollen — Teemischung! 

(Schluß folgt.) 

Vorträge Ober Rotz und Rinderpest an der Tierärztlichen Hochschule 
zu Berlin. 

An der Tierärztlichen Hochschule zu J erlin wer.’en, worauf 
nochmals hingewiesen sei, am 3. und 4. Februar d. J. von vor¬ 
mittags 10 Uhr bis nachmittags 1 Uhr Voriräge über die klinischen 
(E g g e 1 i n g) unJ anatomischen (Schütz) Merkmale des Rotzes 
und der Rinderpest gehalten. Der Besuch der Vorträ-e ist un¬ 
entgeltlich. Kleidungen zum Besuche der Vorträge sind an das 
Büro der Tieräiztlichen Hochschule zu richlen. 

Schutzimpfung gegen die Hämoglobinurie (Rotnetzen, Rotwasser, Weiderot, 
Blutharnen) der Rinder. 

Im Aufträge des Preußischen Landwirtschaftsministeriums wird 
der Impfstoff gegen die Hämoglobinurie der Rinder in diesem 
Jahre durch das Gesundheitsamt der Landwirtschaftskammer zu 
Züllchow b. Stettin wieder hergestellt und abgegeben. 

Die Schutzimpfung wird nach den Ergebnissen der Jahre 1907 
bis 1914 empfohlen für die Rinderbestände, in denen die Seuche 
alljährlich auftritt und in denen im Durchschnitt der Jahre 1 Proz. 
der Rinder oder mehr an der Seuche stirbt oder schwerer Er¬ 
krankung wegen geschlachtet wird. Die gefährdeten Bestände 
sollen durch planmäßige, während dreier aufeinanderfolgender Jahre 
wiederholte Impfung der Kälher und jungen Rinder giftfest gemacht 
werden, so daß jährliche Erkrankungen in ihnen zur Seltenheit 
werden. 

Die Schutzimpfung ist ungefährlich für die gesunden Kälber 
und jungen Rinder sowie für solche gesunden älteren Rinder, die 
wiederholt vorgeimpft sind. 

Die rechtzeitig im Frühjahr, vor Beginn des Weideganges vor¬ 
genommene Schutzimpfung vermindert in hohem Maße die Zahl 
der Todesfälle und der schweren Erkrankung. 

*) Dieser fast stete Hinweis ist für Frankreich, wo die Haut- 
und Geschlechtskrankheiten dank der jämmerlichen 
Hygiene, der allgemeinen U n s a u b e r k e i t, um 
nicht zu sagen Schmutzigkeit usw. so stark verbreitet 
sind wie in keinem anderen Lande der Erde, ungemein bezeichnend. 
Und daß die hygienischen Zustände und Einrichtungen jeder 
Art und für Mensch und Tier in Frankreich so elend sind — ich 
denke z. B. mit Schauder an die jeder Beschreibung spottenden, 
geradezu trostlosen Verhältnisse auf dem Schlachthof in 
StM6nehould, den ich nach der Marneschlacht Mitte September 1914 
eingehend besichtigte —, das liegt wiederum daran, daß der 
französische Romane schon, in seiner Wesensrichtung mehr Stadt¬ 
kind, seine gesamte Kultur und Zivilisation in den Großstädten 
und vor allem in der Hauptstadt seines Landes, Paris, gleichsam 
zusammenhäuft, während er das flache Land und die kleine Provinz- 
Btadt nur als Anhängsel der großen Städte betrachtet und deswegen 
wie auch aus Trägheit von ihren Segnungen so gut wie ganz 
unberührt läßt. i 


Der Impfstoff wird erstmals am 18. Februar und von da ab 
bis Anfang April jeden Freitag an die Impftierärzte abgegeben. 

Die Gebrauchsanweisung, die auch die Bezugsbedingungen 
enthält, wird von der genannten Stelle auf Wunsch zugeschickt. 


Biicherbesprechungen. 

— Kriegstierseuchen und ihre Bekämpfung. Leitfaden für Veterinär¬ 
offiziere, beamtete und praktische Tierärzte. Von Dr. Hermann Mießner. 
ord. Professor der Hygiene und Direktor des Hygienischen Instituts der 
Kgl. Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Mit 37 Abbildungen. Hannover 
1915. Verlag von M. und H. Schaper. Preis: brosch. M. 5,—; 
geb. M. 5,75. 

Verfasser behandelt in dem Leitfaden diejenigen Tierseuchen, die seiner 
Ansicht nach zurzeit unter den Verhältnissen des Krieges besondere Be¬ 
deutung besitzen, vorwiegend die Seuchen des Pferdes: Rotz, Räude, 
Brustseuche, Rotlaufseuche, Druse und Beschälseuche, von Rinderseuchen 
die Pest und die Lungenseuche, und ferner den Milzbrand und die Wut, 
die in bezug auf die verschiedenen empfänglichen Tiere besprochen sind. 
Gedacht ist der Leitfaden als kleines Nachschlagewerk zur schnellen Unter¬ 
richtung über einschlägige praktische Fragen, wobei Verfasser den dia¬ 
gnostischen Methoden nach dem Prinzip, es sei wichtiger, Seuchen zu ver¬ 
hüten, als Seuchen zu bekämpfen, besondere Aufmerksamkeit schenken 
wollte. Ein allgemeiner Teil beschäftigt sich mit den Pferdelazaretten 
und Pferdedepots und der Desinfektion. 

Der ganze, ersichtlich ziemlich umfangreiche Stoff ist so gedrängt 
besprochen, daß nur etwa 150 Druckseiten gefüllt wurden. Bei Durchsicht 
des Buches, das zunächst wegen des guten, klaren Drucks, der knappen 
Schreibweise, einer gewissen Übersichtlichkeit und wegen der schönen Ab¬ 
bildungen, die zu zwei Dritteln Originale, zu einem Drittel aus anderen 
Werken entnommen sind, einnehmend wirkt, werden Enttäuschungen 
nicht ausbleiben. Referent steht unter dem Eindruck, daß das Buch den Be¬ 
dürfnissen, auch nach der von Mießner besonders bedachten praktischen 
diagnostischen Seite hin, nicht genügen kann. Eine so dürftige anatomische 
Differentialdiagnose z. B., wie sie in vier Punkten beim Rotz gegeben ist, 
kann unmöglich den Praktiker befriedigen. Wie hiermit, steht es mit 
vielen Stellen des Buches, nur die serologischen, für die meisten Praktiker 
mehr im Hintergründe befindlichen Methoden sind vollständiger. Die 
Rinderpest ist, weil sie dem Verfasser praktisch nicht bekannt sein dürfte, 
nach Quellen geschildert. Das wäre kein Fehler, wenn -Mießner 
aber betont, daß ihn Erfahrungen im Felde bei der Anlage des Buches 
leiteten und die Beobachtungen im Kriege kritische Berücksichtigung 
fanden, so können diese Erfahrungen und Beobachtungen umfangreiche 
oder scharfe nicht gewesen sein. Der allgemeine Teil, der die eigentlichen 
Kriegserfahrungen birgt und nur 14 Seiten zählt, ist Zeuge dafür. Die 
mobilen Pferdedepots sind mit ein paar Worten in 5, die immobilen mit 
7 Zeilen abgetan; ebenso viel oder richtiger so wenig ist darüber ge¬ 
schrieben, wie über das vorherige Entfernen des eitrigen Ausflusses bei 
der Rotzaugenprobe in 7 Zeilen gesagt ist. Über ein Brustseuchelazarett 
wird nichts erwähnt usw. Der Hauptteil, die Schilderung der Seuchen im 
einzelnen, erscheint so „friedensmäßig“ wie sonst in allen Büchern über 
Tierseuchen, nur ist er unvollständiger. Die Bekämpfungsmaßnahmen 
sehen nach Wiedergabe des Reichsviehseuchengesetzes aus, sogar unter 
Berücksichtigung der Entschädigungsfragen. Für das Veterinärpersonal 
im Kriege, die beamteten und praktischen Tierärzte kann aber nicht ein 
Leitfaden gut sein, der nach theoretischen Gesichtspunkten verfaßt ist, 
besondere eigene Erfahrungen, abgesehen von solchen auf serologischem 
Gebiete, vermissen läßt und selbst im Frieden den Ansprüchen für einen 
Praktiker nicht genügen würde. 

Dieses Urteil ist dem Referenten auch durch Mitteilungen aus dem 
Felde in ziemlich drastischen Worten unterbreitet worden. Mießner 
hätte mindestens diejenigen Seuchen und Tierkrankheiten berücksich¬ 
tigen müssen, die in den amtlichen Anweisungen außer den in der 
Militärveterinärordnung aufgeführten als wichtig bezeichnet sind, und 
die an anderer Stelle, in Nr. 3 der B. T. W., nach einem älteren 
Erlasse an eine Armee wiedergegeben wurden. Die Maul- und 
Klauenseuche z. B. darf nicht fehlen, ebensowenig Rotlauf usw. 
Auch sonst sind in den tierärztlichen Zeitschriften schon eine Menge 
Arbeiten mit Mitteilung praktischer Beobachtungen aus dem Felde 
publiziert worden, die in dem Buche Beachtung verdienten. Militärische 
Interessen hindern hinsichtlich dieses Materials nicht, da es sonst nicht 
hätte veröffentlicht werden dürfen. Das gilt auch für die amtlichen, das 
Heeresvieh betreffenden Verfügungen, soweit sie bekanntgegeben wurden. 

Es ist selbstverständlich, daß ein Werk über die Tierseuchen im 
Kriege und deren Bekämpfung nicht nur erwünscht, sondern dringlich er¬ 
scheint, sei cs als selbständiges Buch eder Teil eines erschöpfenden Werkes 
über alle Aufgaben der Veterinärmedizin im Kriege, speziell im Felde. Der¬ 
artige Bücher müssen von überragendem Standpunkte geschrieben werden, 
von Persönlichkeiten, die das ganze Gebiet übersehen. Ich denke dabei 
zum Beispiel an die Armee veterinär e. Das Buch M i e ß n e r s 

f reift hier sozusagen etwas vor, es erweckt den Eindruck, als ob die 
ierseuchenbekämpfung nicht viel wert sei, da für sie ein so dürres Buch 
genügen soll, ein Eindruck, der auch in Offizierskreisen entstehen könnte, 
die den Leitfaden zu Gesicht bekommen. Das Buch — das der Verlag 
neben anderen als Mittel gegen den Geisteshunger empfiehlt — müßt« 
somit noch wesentlich abgeändert werden, um eine Kost zu enthalten, 
die einen geistigen Hunger stillen kann. G 1 a g e. 

— Nahrungsmittelchemie in Vorträgen, gehalten auf dem von Prof. 
Dr. K. von Buchka, Geh. Ober-Regierungsrat, Dr. W. Kerp, Geh. Re¬ 
gierungsrat, Prof. Dr. Tlr. Paul, Geh. Regierungsrat, veranstalteten 1. Fort¬ 
bildungskursus in der Nahrungsmittelchemie. Im Aufträge der Kursver- 
anstaltcr herausgegeben von Dr. W. Kerp, Leipzig. Akademische Verlags- 
gesellschaft m. b. H. 1914. Preis geh. 26,50, geb. 28 M. 

Das vorliegende, außerordentlich umfangreiche Werk ist, wofür die 
Namen der Autoren bürgen und wie aus dem Inhalt hervorgeht — Vor¬ 
träge bei einem Fortbildungskursus —, in der Nahrungsmittelchemie ein 
führendes. Die Arbeitsgebiete der Tierärzte und Chemiker berühren 
sich aber nicht so weit, daß das Buch auch für die ersteren eine größere 
Bedeutung haben könnte. Nur einzelne Kapitel — Herstellung der Nah- 




48 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 4. 


rungsmittel und die Mißstände dabei, die Gerichtspraxis, Verkehr mit 
Milch — greifen in die Tätigkeit der Tierärzte teilweise über, aber andere — 
über Weine, Branntweine usw. — kommen für sie nicht in Frage. Selbst¬ 
verständlich ist das schöne Werk bestens zu empfehlen, die Beschaffung 
für die Bibliotheken der Laboratorien sehr anzuraten, der einzelne 
praktische Tierarzt findet das für ihn Geeignete aus der Nahrungsmittel- 
kontrolle konzentrierter und übersichtlicher in anderen Büchern. 

_ G 1 a g e. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienst-Orden 4. Kl. mit Schwertern: dem Veterinär d. Res. 
Rudolf Steller aus Burga, den Stabsveterinären d. L 2 Christian Wirth 
in Kempten (Allgäu), Dr. Wüh. Biendinger und dem Stabsveterinär 
d. L. a. D. Dr. Jos. Miltcldoif , dem Oberveterinär Dr. Ludwig Ruckeis¬ 
hausen (Ludwigshafen) und den Veterinären d. R. Fritz Ihtxel, 
Benno Ruhdorfer , Jos. Weiß, Frattx Förster. — Das Ritterkreuz 
I. KI. m. Schwertern des Sachs. Albrechtsordens: dem Stabs¬ 
veterinär d. L. Oeorg Ludwig , Schlachthofdirektor in Zwickau, dem 
Stabsveterinär d. L. a. D. Alexander Stein, städt. Tierarzt in Wurzen. 
— Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechts¬ 
ordens: dem Oberveterinär d. R. Max Geh ne, Repetitor a. d. Chirurg. 
Klinik der Tierärztl. Hochschule in Hannover, dem Obervetcrinär 
d. L. Alfred Kreinberg , städt. Tierarzt in Marienberg (Sachs.), dem 
Veterinär d. R. Dr. Arno Geißner aus Schlöben. — Das Kriegs¬ 
verdienstkreuz dem Korpsveterinär Korpsstabsveterinär a. D. 
Walther, dem Stabsveterinär d. L. a. D. Trott , dem Stabsveterinär 
d. L. a. D. Ditbich, dem Oberveterinär. d. L. Ullmann , dem Stabs¬ 
veterinär d. L. Partzsch , dem Stabsveterinär d. R. Schuhe , dem 
Stabsveterinär d. R. a. D. Zicschank, dem Stabsveterinär d. L. 
Grundmann , dem Oberveterinär d. L. Dr. Knoll, dem Oberveterinär 
Dr. Keil. — Das Ritterkreuz 1. Kl. des Sachsen-Ernestinischen 
Hausordens: dem Stabs- und Divisionsveterinär Paul Vogler . 

Verzogen: Tierarzt Franz Körner von Osterburg nach Stendal. 

Promoviert: In Berlin: Veterinär Rodenbeck aus Wiesbaden, 
Veterinär Wüstenberg aus Lebbin (Pomm.). 

Approbiert: In Berlin: Johannes Bosse aus Gottesberg. 

In der Armee: Für die Dauer des mobilen Verhältnisses ange¬ 
stellt unter Beförderung zu Veterinäroffizieren: Wenderhold (Marburg), 
Oberveterinär a. D. (Beamter beim Zentralpferdedepot 8 Cassel, 
zum Stabsveterinär, Bartel (Cüstrin), Veterinär a. D. beim Zentral¬ 
pferdedepot 1 Landsberg a. W., zum Oberveterinär, Sehröter 
(V Berlin), Unterveterinär a. D. beim Zentralpferdedepot 1 Lands¬ 
berg a. W., zum Veterinär; zu Stabsveterinären ohne Patent: Haas 
(Offenburg), Oberveterinär d. Landw. a. D. beim Staffelstab 169, 
Btßtheimer (Marburg), Oberveterinär d. Landw. a. D. (Beamter) bei 
der II. Ers.-Abt. des Feldart. Regts. Nr. 84. Für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: 
v. Müller (Stendal), Oberstabsveterinär beim stellv. Gen.-Komdo. d. 
IX. Armeekorps, zum Korps-Stabsveterinär, Geitmann (Schwerin), 
Stabsveterinär bei d. Res.-Ers.-Esk. d. IX. Armeekorps, zum Ober 
Stabsveterinär, Moritz (Ostrowo), Veterinär bei d. Mag. Fuhrp.- 
Kol. 34 d. Etappen-Insp. Njemen, zum Oberveterinär, Kiesel (Danzig), 
Oberveterinär bei d. II. Res.-Ers.-Esk. d. XVII. Armeekorps, zum 
Stabsveterinär ohne Patent. Als Veterinäroffiziere für die Dauer 
des mobilen Verhältnisses angestellt: als Oberveterinäre: die Tier¬ 
ärzte Locwenstern (II Altona), bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 129 d. Etapp.- 
Insp. 10, Rosenfeld (Bartenstein) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 22 I d. 
Etapp.-Insp. 12, Reddxroth (I Hannover) bei der Mag. Fuhrp.-Kol. 7 
d. Etapp.-Insp. der Armee-Abt. v. Strantz, Dr. Schncidtr (II Mül¬ 
hausen) beim Fußart-Regt. Nr 13, Dr. Freitag (Schwerin) beim 
Feldart.-Regt. Nr. 36; als Veterinär: Dr. Renkert (Offenburg), Tier¬ 
arzt bei d. Mag. Fuhrp.-Kol. 3 d. bayer. Ers.-Div. der Armee-Abt. 
v. Strantz. Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte 
Veterinäroffiziere befördert: zu Stabsveterinären: die Oberveteri¬ 
näre: Schade (V Berlin) bei d. Ers.-Esk. Ulan. Regt. Nr. 3, Hügel 
(Bitterfeld) b. Staffelstab 319, Fieber (Burg) im Bereiche d. stellv. 
Gen.-Kommandos d. VI. Armeekorps, Michel (Erbach i. 0.) beim 
Zentralpferdedepot 6 Hanau, Liier (Flensburg) bei d. Mag. Fuhrp.- 
Kol. 10 IV d. Etapp.-Insp. 7, Cordscn (Flensburg) b. Staffelstab 139, 
Trautmann (I Hamburg) bei der Blutuntersuchungsstelle Bialvstok, 
Godel (Münsterberg) beim Landw\ Kav.-Regt. Nr. 2, Freigang (Neisse) 
bei der Fuhrp.-Kol. des Armier.-Bats. 2o, Ktawittcr (Schneidemühl) 
beim Staffelstab 206, Sehrocder (Stendal) im Bereiche des stellv. 
Gen.-Kommandos d. VI. Armeekorps, Angerstein (Wismar) beim 
Ers.-B. d. Fußart.-Regts. Nr. 12; zu Oberveterinären: die Veteri¬ 
näre: Wölffer (II Altona) bei der schweren Minenwerfer-Abt. 25 d. 
Njemen-Armee, Wochen (Andernach) bei der Mag. Fuhrp.-Kol. 11 
der Etapp.-Insp. 5, Schrödtr (Belgard) bei der Res.-Fuhrpark.- 
Kol. 115 des XXXXI. Res.-Korps, Stcinhauf, Kubaschewski (V Berlin) 
beim Pferdelazarett Berlin d. Gardekorps, Michaelis (Bitterfeld) b. 
1. Garde-Fußart.-Regt. (8. Battr.) der 78. Res.-I)iv., Bohn (Brauns¬ 
berg) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 11 XX d. Etapp.-Insp. der Bug- 
Armee, Fichtner (I Breslau) bei der Etapp.-Insp. der Bug-Armee, 
Dr. Franke (Ewald) (I Breslau) beim Ers.-Pferdedepot Breslau, 
Leineweber (Coblenz) bei der Ers.-Abt. der Train-Abt. Nr. 8, Horst 


(II Dormund) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kolonne 141 der 10. Armee, 
Luckmann (Duisburg) beim Pferde-Lazarett Lüttich des Gen.-Gouv. 
Brüssel, George (Frankfurt a. O.) beim Zentralpferdedepot 1 I ands- 
berg a. W., Horn (Gleiwitz) beim Pferdelazarett Neiße, Schwcsinger 
(Gotha) beim Zentralpferdedepot 8 Cassel, Kämmerer (Hanau) bei 
der Res.-Fuhrp.-Kol. 96 des Staffelstabes 389, Grünig (Kreuzburg 
Oberschles.) beim Ers.-Pferdedepot Breslau, Vedder (Kreuznach) bei 
der Ers.-Abt. d. Feklart.-Regts. Nr. 8, Söffner (Landsberg) bei 
der Feldschlächterei-Kolonne der 4. Ers.-Division, Dr. Sauter 
(Lörrach) beim Pferdedepot 121 d. Armee-Abteilung v. Strantz, 
Rhein (Magdeburg) beim II. Ers.-B. des Fußart.-Regiments Nr. 4, 
l>kx (Meiningen) bei der Res.-Art. Munitions-Kolonne 75 d. Staffel¬ 
stabes 3-8, Beyer (Minden) beim Staffelstab 144, l hlenbrock (Mül¬ 
heim a. d. Ruhr) bei der 3. Fandst.-Esk. d. VII Armeekorps d. 
Gen.-Gouv. Brüssel, Rupp (Neumünster) beim Feldart.-Regt Nr. 235, 
Lknnewitz (Neuß) beim Staffelstab 38, Laßbender (Neuß) bei der 
Res.-Fernspr.-Abt. 39 d. XXXIX. Res.-Korps, Zilluff (Rastatt) bei 
d. Geb. Kanonen-Abt. 3, Wilke (Rybnik) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 
Posen 4 der Etapp.-Insp. der Armee-Abt. Woyrsch, Kersten (Saar- 
lois) beim Stabe der Div. Beckmann, Naunheim (I Trier) bei der 
Ers.-Esk. des Jäger-Regts. zu Pferde Nr. 7, Franz (Weimar) beim 
Etapp.-Pferde-Lazarett 2 der 11. Armee, Berneburg (Weimar) bei 
der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 156 d. 105. Inf.-Div. Als Veterinäroffiziere 
für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt, unter Beförde¬ 
rung zu Veterinären: die Unterveterinäre: Keller (Aachen) bei der 
Ers.-Abt. der Train-Abt. Nr. 8, Hofmann (Aschaffenburg) bei der 
Res.-Ers.-Esk. d. XIV. Armeekorps, Homfeld (Aurich) beim Pferde- 
Lazarett der 89. Inf.-Div., Schulz [Rheinhard] (V Berlin) b. 7. Garde- 
Feldart.-Regt., Schulz [Paul] (V Berlin) beim Feldart.-Regt Nr. 217, 
Posse (V Berlin) bei der Etapp.-Insp. der 6. Armee, Heinrich 
(V Berlin) bei der Ers.-Esk. des Ulan.-Regts. Nr. 3, Dr. Dobcrs 
(V Berlin) bei der Ers.-Abt. des Feldart..ltegts. Nr. 54. Schaaf 
(V Berlin) bei der Ers.-Abt. des Feldart.-Regts. Nr. 3, Schnitzler 
(Celle) bei der Ballon-Abwehr-Kanonen-Batterie 1 der Armee- 
Abteilung Falkenhausen, Klein [Friedrich] (Coblenz) bei d. Ers. 
Abt. d. Telegr.-Bats. Nr. 3, Wenn er (II Cöln) b. Feldart.-Rgt. Nr. 223, 
John (II Cöln) bei d. Mag.-Fuhrp.-Kol. 71 d. Etapp.-Insp. 11, Bauseh 
(I Darmstadt) bei d. Mag.-Fuhrp.-Kol. 6 d. Etapp.-Insp. 5, Schulte - 
Krude (II Darmstadt) im Bereiche d. 25. Res.-Div., Meyer [Friedrich] 
(Dessau) bei d. Fuhrp.-Kol. 309 d. 119. Inf.-Div., Meyer [Gustav] 
(Dortmund) b. Pferde-Laz. Münster, Sassenhagen (Essen a. d. Ruhr) 
b. Pferdedepot 119 d. 119. Inf.-Div., Wegencr (Gnesen) b. Pferde¬ 
depot d. 107. Inf.-Div., Dr. Mann (Görlitz) b. Feldart.-Rgt. Nr. 46, 
Dr. ' Wurth (Göttingen) b i der Mag.-Fuhrp.-Kol. 4 der 35. Res.- 
Div., Dr. Wiese (Halle a. S.) b. Res.-Feldart.-Regt. Nr. 66, Gerkc 
(Hamburg) b. Res.-Feldark-Regt. Nr. 66, Bulach (I Hamburg) bei 
der Mag.-Fuhrp. Kol. 5 II. d. 2. Armee, Preibisch (I Hamburg) b. 
Feldart.-Regt. Nr. 223, Peters (Hermann j (Hameln) b. Feldart.-Regt. 
Nr. 94, Dr. Becker (Max) (Hannover) bei d. F'ernspr.-Abt. 32, Pohle 
(Höchst a. M.) bei d. Blutuntersuchungsstelle Breslau, Lange (Paul) 
(Jauer) b. Pferdedepot d. 84. Inf.-Div,, Schlegel (I Königsberg) b. 
Fußart.-Regt. Nr. 1 d. 11. Landw.-I)iv., Ueiffenbach (Lennep) b. 
Feldart.-Regt. Nr. 219, Dr. Beierlein (Lübeck) bei d. Res.-Kav.- 
Abt. 80, Dr. Bockmann (Mülheim a. d. Ruhr) bei d. Mun.-Kol. d. 
118. Fußart.-Battr. d. 48. Res.-Div., Fasirich (Mülheim a. d. Ruhr) 
bei d. Res.-Ers.-Esk. d. VII. A.-K., Qcmpt (Münster i. W.) bei d. 
F'eldart.-Abt. 204, Kriipcr (Neumünster) bei d. leichten Prov.-Kol. 1 
d. Etapp.-Insp. 11, Murawski (Neustrelitz) bei d. Res.-Ers.-Esk. 
Leobschiitz, Dr. Hammermann (I Oldenburg) bei d. Fuhrp.-Kol. 1 
d. 107. Inf.-Div., Kolrep (Potsdam) bei d. Ers.-Abt. d. 2. Garde-Feld- 
art-Regts., Mannhardt (Rendsburg) b. Pferde-Laz. Lockstedter 
Lager, Schacht (Rendsburg) b. F"eldart.-Regt. Nr. 17, Lutz (Schlett- 
stadt) bei d. Fest.-Train-Abt. d. Gouv. Stiaßburg, Piotrowsici 
(Schrimm) bei d. Train-Ers.-Abt. 5, Dr. Surmann (Schwerin) b. 
Pferde-Laz. Oels. — Sachsen: Befördert: Dr. Rühmekorf 
Ober veterinär d. L. 1. Aufgebots im L.-B. Leipzig bei der leichten 
Prov.-Kol. XIX, Etappen-Insp. 11. Armee, zum Stabsveterinär Dr. 
Urban, Veterinär d. R. im L.-B. Zittau, beim Feldart.-Regt. Nr. 64 
zum Oberveterinär, die Unterveterinäre d. R. Püttmann im L.-B. 
Großenhain, Biermann in einem L.-B., dieser bei der Ers.-Abt. 
Train-Abt. 12, zu Veterinären unter Vorbehalt der Patentierung 
befördert. — F'ür die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte 
Veterinäroffiziere befördert: zu Oberstabsveterinären: die Stabs¬ 
veterinäre Prof. Dr. Richter, Leiter des Pferdelazaretts in Lüttich 
und Prof. Dr. Lungwitz bei der Ers.-Esk. Garde-Reiter-Regt. — 
Württemberg: Zu Oberveterinären befördert: Beck, Veter. 
d. Landw. 2. Aufgeb. b. Feldart.-Regt. Nr. 49, unter Überführung 
in d. Klasse der auf Kriegsdauer angestellten Veter.-Offiziere, Dr. 
Frmnmherz, auf Kriegsdauer angestellten Veter. b. Pferdedepot 
Nr. 2 XIII. 

Todesfälle: Kreistierarzt a. D. Langrehr in Verden. 


Vakanzen. 

Kreistierarztstelle : Reg.-Be z. Casssel: Kirchhain. 
Bewerb/binnen 3 Wochen a. d. Regierungs-Präsidenten. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil;: i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Scboetz in Berlin. — 

Druck von W. Blixenstein, Berlin. 





D!« „Berliner Tlerirztllcbe Wochen«ebrift u erscheint 
wöchentlich im Verlzpe ton Richard Sehoetc in 
Berlin SW. 48. WIlbelmBtr. 10. Durch jedes deutsche 
Postamt wird dieselbe tum Preise von M. 5,— viertel¬ 
jährlich (aust chlieSlich Bestellgeld) geliefert. (Öster¬ 
reichische Post-Zeituntrs-rreisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 85.' Einzelnummern 60 Pf. 


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Tierärztliche Wochenschrift 


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Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. a. D. Hanoke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Hambuig. Referent L Reichs-Kcl.-Amt In Berlin. in Maihausen i. E. in Cöln. Vortrag. Rat ira Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geb. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. ScMegel 

I.andostierarzt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.i.Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsr&t Wehrte 

Professor in Dresden, Vor»t d. Kais. Bakt. Inst., Gamam», D.S. W.-A Stadt-Tierarzt ln Hamburg. Professor ln Manchen. Mitgl. d. Kais. Quiundheit«amtc in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZUndel 

Professor in ßndmpest. Landestierarzt von Elsaö-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 5. Ausgegeben am 3. Februar. 


Inhalt: Stedefeder: Über A n t h r a k o p e p s i e. Ein Beitrag zur Frage der Wirkung des Milzbrandbazillus. — Referate: Bail: Ver¬ 
änderungen von Bakterien im Tierkörper. XI. Untersuchungen über kapsellosen Milzbrand. — Danek: Zur Frage des 
Nachweises von Milzbrandbazillen aus Bakteriengemischen durch Ausschüttelung mit Kohlenwasserstoffen (Äther Petrolei und 
Pentan). — Hailer: Die Abtötung von Milzbrandsporen an Häuten und Fellen durch Natronlauge. — Szelves: Milzbrand 
beim Schwein. — Mie-ßner und Lütje: Untersuchungen über den Milzbrand bei Schweinen, Fischen und Ratten. 
Tierhaltung und Tierzucht: Frateur: Zur Viehzucht Belgiens. — Verschiedenes. - Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. 
Achtundsiebzigste Kriegswoche. — Feier des Geburtstages Seiner Majestät. Hoffmann: Kurpfuscherei, Geheimmittel¬ 
wesen und Arzneihandel in Frankreich (Fortsetzung und Schluß.) — Verschiedenes. — Personalien. — Vakanzen.— 
Aufruf zur Beteiligung an der Meerschweinchenfellverwertung. 


Über Anthrakopepsie. 

Ein Beitrag zur Frage der Wirkung d e s 
M i 1 z b r a n d b a z i 11 11 s. 

Von Kreistierarzt Dr. Stedefeder in Merseburg, jetzt Pleß, O.-S. 

Der Milzbrand ist bereits sehr eingehend studiert worden. 
Durch fleißige Arbeiten ist bekannt geworden, welche 
interessanten Formen der Bazillus unter den jeweiligen Ver¬ 
hältnissen annimmt, wann und wie er zur Infektion eines 
Tieres führt (O p p e r m a n n). Daß die Kapsel, deren färbe¬ 
rische Darstellung (nach Olt, K 1 e 11 u. a.) wesentlich zur 
Diagnose des Bazillus beiträgt, nicht nach Art von Kapseln 
ein Schutzorgan oder etwas Vorübergehendes ist, “sondern 
einen abnormen 'krankhaften Zustand der Stäbchenhüllen 
darstellen muß, entstanden durch die kapselaufquellende Wir¬ 
kung des Serums, hat F i s c h o e d e r durch zahlreiche Ver¬ 
suche dargetan. Noch unentschieden ist die Frage, ob den 
Leukocyten (Leukanthrakozidin) oder den Blutplättchen 
< Plakantlirakozidin) eine wesentliche Rolle in diesem Kampfe 
gegen die Milzbrandbazillen zukommt. Von weit größerer 
Bedeutung deucht mir die Feststellung, w i e überhaupt der 
Bazillus wirkt und seine deletären Wirkungen ausübt. Nach 
dem bakteriologischen Befunde hat die Annahme von der 
Überschwemmung mit Milzbrandbazillen und der bakteriellen 
Embolie der Lungen viel für sich (S t. r u e f f), zumal weder 
intrazelluläre noch extrazelluläre Giftstoffe der Milzbrand¬ 
bazillen nachgewiesen werden konnten ((' o n r a d i). 
Sobernheim ist aber der Ansicht, daß die Milzbrand¬ 
bazillen ein Gift bilden, das von den bisher studierten Bak¬ 
teriengiften nach der chemischen Beschaffenheit und Wir¬ 
kungsweise weit verschieden ist. Wenngleich dasselbe auch 
nicht experimentell nachgewiesen werden konnte, so legten 
doch das Ausbleiben der Blutgerinnung beim Vorhandensein 


von Milzbrand und manche anderen Erscheinungen den Ver¬ 
dacht einer Einwirkung hierauf und somit den einer Wirksam¬ 
keit der Bazillen nahe. 

Gerade das auffällige Symptom der mangelhaften Blut¬ 
gerinnung beim Milzbrand schien der deutlichste Beweis für 
die hämolytische Wirkung der Bazillen zu sein. Es erregte 
deshalb Aufsehen, als Jarmei den Milzbrandbazillen diese 
Fähigkeit vollkommen absprach, sie hingegen aber den 
Pseudomilzbrandbazillen beimaß und hierin so weit ging, zu 
behaupten, daß „die milzbrandähnlichen Saprophyten sich 
durch die Konstatierung ihrer hämolytischen Wirkung be¬ 
quemer und rascher als durch die Tierimpfung von den 
echten Milzbrandbazillen unterscheiden lassen.“ Die in Milz¬ 
brandkadavern anzutreffende Hämolyse fertigte er mit einer 
postmortalen Erscheinung infolge der sich ohne Kapselbildung 
rasch vermehrenden Keime ab. 

Einzig in seiner Art und deshalb nicht recht erklärlich 
ist beim Milzbrand die Erscheinung, daß die beim Todesein¬ 
tritt in so übergroßer Zahl vorhandenen Bazillen zu einer 
Zeit nicht mehr anzutreffen sind, wenn bei anderen Bakterien- 
kiankhciten die Hauptvermehrung der Keime eingesetzt hat. 

Die Fäulnistheorie, deren Hauptvertreter Schipp ist, 
dürfte bei einer Beweisführung einen schweren Stand haben, 
obgleich nicht die wachstumhemmende Kraft der Fäulnis auf 
den Milzbrandbazillus verkannt werden soll. Bei Nachprü¬ 
fungen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß der Milzbrand¬ 
bazillus in fauligem Substrat bedeutend länger als in dem 
uneröffneten Kadaver sich zu halten vermag. In einem Falle 
konnte ich aus Blut, das mit Fäulnis- und Milzbrandbazillen 
beschickt war, n o c h n a c h 4 VV o c h e n Milzbrandbazillen 
mit Hilfe des Plattenverfahrens nachweisen, ein Zeichen dafür, 
daß die Fäulnisprodukte nicht die hohe bakterizide Wirksam- 









50 


keit haben können, die man ihnen meist zuerteilt. Es spricht 
wenig zugunsten der Fäulniswirkung, daß die Milzbrand¬ 
bazillen bereits nicht mehr nachweisbar sind, bevor im Ka¬ 
daver eine bemerkenswerte Anzahl Fäulniskeime vorhanden 
<ind. So z. B. ist folgender Befund keine Seltenheit: 

3. November 1915. Material von einem Rinde, eingesandt von 
Kreistierarzt G. in A. 

Bakterioskopisch: Der große, von Kreistierarzt G. 
bereits angefertigte Objektträgerausstrich enthält so gut wie keine 
Bazillen, ist jedoch vom Aussehen vollständigen Gewebszerfalles. 

Kulturverfahren auf Milzbrandkolonien = negativ. 

Probe nach A8Coli = positiv für Milzbrand. 

Ergebnis: Zerfall infolge Milzbrand, aber nicht durch Fäulnis. 

Selbst Schipp hat nach 24—48 stündiger Einwirkung 
von Fäulnis noch virulente Bazillen erhalten, was einmal mit 
den Verhältnissen der Praxis, zum andern mit einem als stark 
bakterizid wirkend anzusehenden Substrat wenig in Einklang 
zu bringen, ist. Gleichwohl ist seine Ansicht allgemein ver¬ 
breitet, und erst kürzlich haben noch F o t h und Schubert 
die „die Milzbrandbazillen und (sogar!) ihre Sporen tötende 
Fäulnis“ als ihre Ansicht ausgegeben. 

Aber nicht allein, daß verschiedene beim Milzbrand in 
Erscheinung tretende Eigentümlichkeiten eine hinreichende 
Erklärung nicht gefunden haben, dürfte es auch noch solche 
geben, die bis jetzt wenig beachtet worden sind. 

I. So hat Heß vor 2 Jahren zuerst in der Literatur auf 
den den Milzbrandkadavern der Rinder eigentümlichen Ge¬ 
ruch aufmerksam gemacht. Er schreibt hierüber in der 
D. T. W. 1913: 

„Der in vielen Fällen vorhandene spezifische Geruch, der 
sowohl bei ganz frischen als auch bei ein bis drei Stunden alten 
Milzbrandkadavern von Rindern konstatiert werden kann, und der 
mit einem Fäulnisgeruch oder mit dem uns wohlbekannten Gerüche 
des mit Rauschbrand behafteten Fleisches nicht identisch ist, ist 
ein süßlich fader und am deutlichsten wahrnehmbar beim früh¬ 
zeitigen Eröffnen der Kadaver, wobei natürlich die Baucheinge¬ 
weide nicht angeschnitten werden dürfen. Nach vollführter Ex-, 
zenteration bemerkt man den Geruch sehr deutlich an den Bauch¬ 
decken und in der leeren Bauchhöhle. Wir nehmen an, daß dieser 
Geruch, der drei Stunden post mortem verschwindet und dem 
Fäulnisgcruche Platz macht, mit der Wirkung der Milzbrandbazillen 
in Verbindung steht.“ 

Wie mir bereits vor dieser Veröffentlichung mündlich 
überliefert worden ist, hat der frühere hiesige Departements¬ 
tierarzt Oemler, der unstreitig einer unserer besten Milz¬ 
brandkenner gewesen ist, ebenfalls den den Milzbrandkadavern 
eigenen Geruch erkannt und diagnotisch gewertet. Somit 
auf den eigenartigen Milzbrandgeruch bereit« aufmerksam 
gemacht, fand ich es nicht sonderbar, daß in diesem 
Sommer ein Hausschlächter, der sich nach der Zerlegung einer 
milzbrandkranken Kuh eine Pustula maligna am rechten 
Oberarm zugezogen hatte, bei einem gelegentlichen Besuche mir 
gegenüber über den äußerst widerlichen Geruch klagte, der 
trotz Behandlung mit essigsaurer Tonerde immer noch an 
der Wunde sich bemerkbar machte. 

Bei den gelegentlich vorgekommenen Milzbrandsektionen 
habe ich wohl auf dieses Symptom geachtet, bin aber mangels 
eines guten Riechvermögens zu einem bestimmten Urteil nicht 
gekommen (wie mir schien, haftete den Milzbrandkadavern 
nicht der starke Fäulnisgeruch an, insbesondere nicht die sich 
sonst am meisten bemerkbar machenden Gase: Indol, Skatol, 
H a S (0 o t s c h 1 i c h), weshalb ich auch weitere Betrach- 
jüiigon hierüber nicht angestellt hätte, wenn ich nicht noch 


No. 5. 


eine andere, mit ihr in Beziehung stehende Milzbrandeigen¬ 
tümlichkeit entdeckt hätte. 

II. Bei den Nachprüfungen der zur Untersuchung auf 
Milzbrand dem hiesigen veterinär-bakteriologischen Institute 
eingesandten Proben fiel mir auf. daß das für die Anstellung 
der Ascoliprobe benötigte Kochextrakt, sofern es von einem 
milzbrandkranken Tiere stammte, sich stets durch eine klare, 
wasserhelle Beschaffenheit auszeichnete, wohingegen das aus 
nichtmilzbrandkrankem, lediglich wirklich faulen Material 
hergestellte Kochextrakt mehr oder minder trübe und un¬ 
durchsichtig war und es auch trotz noch so langen Kochens 
und Behandelns mit Chloroform blieb. Diese anfangs für eine 
zufällige Erscheinung gehaltene Eigentümlichkeit wurde 
durch die regelmäßige Wiederkehr in den Hunderten von 
Untersuchungsfällen hei mir als eine regelrechte befunden. 

Bemerkt sei, daß die eingesandten Proben im Sommer 
zumeist in demselben, von uns als „faul“ zu bezeichnenden 
Zustande eintrafen, zumal der Tod des Tieres in der Regel drei 
und mehrere Tage zuvor erfolgt war und das eingesandte 
Material in den Versandgläschen inzwischen weiter der Zer¬ 
setzung anheimgefallen war. 

Mich interessierte zunächst die Frage, welche Beschaf¬ 
fenheit bei dem Kochextrakt wohl die zu erwartende und 
daher normale sei. Nach Go t schlich, Birch- Hirse h- 
f e 1 d , G 1 a g e zersetzen die Fäulnistoxine die kompliziert 
zusjammengesetzten Eiweißkörper nach Art der Säuren und 
Alkalien in einfachere Bestandteile, und es entstehen unter 
Bildung von CO*, CH«, H, N, NH», H*S, fetten Säuren 
(Ameisen-, Essig-, Butter-, Valerian-, Palmitinsäure, Oxy- und 
mehrba«ichen Säuren), Milchsäure, Bernsteinsäure, Oxalsäure, 
Aminen, Amiden, Amidosäure, sowie Leucin und Tyrosin, aro¬ 
matischen Säuren (Indol, Skatol), Peptonen, Ptomainen und 
Toxinen usw. durch hydrolytische Spaltung Albumosen und 
weiterhin P e p t o n e. Es war somit für die trübe Be¬ 
schaffenheit der lediglich faulen Kochextrakte die Lösung 
gefunden, da bekanntlich die Peptone in Wasser löslich sind, 
auch nicht durch Kochen gefällt werden, so daß deshalb die 
Flüssigkeit nicht anders als trübe bleiben mußte. 

Für die klare Beschaffenheit der Milzbrandkochextrakte 
konnte zw r ar die Frage nach der Ursache vorläufig direkt nicht 
gelöst werden, jedoch deutete das abweichende Verhalten 
auf die Wirkung eines andersartigen Fermentes hin. 

III. In dieser Annahme von der Existenz eines Fermentes 
wurde ich durch Baerthlein gestärkt, welcher nämlich ge¬ 
legentlich der Forschung „über Blutveränderung durch 
Bakterien“ gerade zu dem gegenteiligen Ergebnis von Jarmei 
gelangt war. 

Es bewirkten nach ihm von 11 Milzbrandstämmen: 

1 Hämolyse im Röhrchen, Hofbildung auf der Platte, 

2 Transparenz der Blutplatte, 

8 Kolonien mit durchsichtigem Hof. 

Bei dem auffälligen Widerspruch hielt ich eine NacTT- 
prüfung für angezeigt, zumal auch ein Kollege den Blutagar¬ 
nährboden als ein gutes differentialdiagnostisches Mittel mir 
empfohlen hatte. Meine Versuche stellte ich mit vier verschie¬ 
denen Milzbrandstämmen (Stamm Cölleda, Stamm Torgau. 
Stamm Hettstedt, Stamm Pferd Schkopau) und zwei Pseudo¬ 
milzbrands täm men an. die bei der Untersuchung von milz- 
brandverdächtigein Futter gewonnen worden waren. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




3. Februar 1916. 


51 


BERLIN EU TIERÄRZTElGHE WOCHEN ►SCHRIFT. 


Zu den Blutagarplatten verwendete ich Hammel- und 
Ziegenblut, welches defibriniert im Verhältnis 2 :5 dem flüssig 
gemachten Agar bei 42° C. (nach G 1 a g e) zugesetzt, 
worden war. 

Die ausgesäten Milzbrandkolonien wuchsen sämtlich 
sehr üppig und brachten nach 24—48 Stunden den roten Farb¬ 
stoff zum Verschwinden. Auch um die Kolonie hatte sich ein 
aufgehellter großer Hof gebildet. 

Die zum Vergleich mit den Pseudomilzbrandbazillen an- 
gestellten Versuche hatten ein ähnliches Ergebnis; Wachstum 
und Aufhellung war weniger stark, immerhin nicht in dem 
Maße, um daraus ein unterschiedliches Merkmal folgern zu 
können. 

Aufschwemmungen von Blut wurden von den Milzbrand¬ 
bazillen nur unwesentlich beeinflußt, Ergebnisse, die mit 
denen Baerthleins übereinstimmte. Baerthlein hat 
nun die Frage der durch Bakterien bedingten Blutveränderung 
(Hämodigestion - van Loghem) eingehender untersucht und 
unterscheidet folgende Arten der bakteriellen Einwirkungen: 

a) die reine Hämolyse, d. h. das Austreten von unver¬ 
ändertem Blutfarbstoff aus a den ^Blutkörperchen bei 
erhaltenem Stromata, eine Erscheinung, die in flüssigen 
Nährmedien beobachtet wird, 

b) die Hämoglobinopepsie der Blutplatten, d. h. die 
vollständige Verdauung des Blutfarbstoffes, wobei die 
Nährmedien hämoglobinfrei und nur transparent 
werden, die Blutkörperchenstromata aber ebenfalls er¬ 
halten bleiben, 

c) die Hämopepsie der Blutplatten, d. h. den vollstän¬ 
digen Abbau des ganzen Blutes, nämlich des Hämo¬ 
globins und der Stromata, wobei die Nährböden eben¬ 
falls hämoglobinfrei und zugleich durchsichtig werden. 
Man sieht dann die bekannte Hofbildung um die 
Kolonien. 

Bei Anwendung dieser Einteilung auf den Milzbrand¬ 
bazillus trifft für die durch ihn hervorgerufene Blutverände¬ 
rung die unter c aufgeführte Hämopepsie der Blutplatten zu. 
(Durchsichtigwerden der Agarplatten und Hofbildung um die 
Kolonien.) 

Die von Baerthlein als Ursache der Hämopepsie 
vermuteten „gewisse, gegen das Blut gerichtete peptische 
Fermente, die beim Wachstum der Bakterien gebildet werden,“ 
stehe ich nicht an zu erklären, daß dieselben auch für den 
Milzbrandbazillus in Betracht kommen dürften. 

IV. Gewöhnt, den Milzbrand für eine Krankheit der 
Rinder, speziell für eine allgemeine Bluterkrankung (Septi- 
kämie) anzusprechen, setzte uns vor einigen Jahren das ge¬ 
häufte Auftreten von lokalem (auf einige Lymphdrüsen be¬ 
grenzten) Schjweinemilzbrand in großes Erstaunen. Das 
tieischbeschauliche und nationalökonomische Interesse überwog 
hierbei natürlich alle anderen Fragen. Es muß deshalb E1 s ä ß e r, 
Dammann u. Freese, Pfeiler, Glässer, Nieber- 
1 e , G 1 a g e als ein Verdienst angerechnet werden, daß sie bei 
allen anderen Betrachtungen die pathologische Anatomie nicht 
vernachlässigt haben. Indessen schon früher, als der Massen¬ 
schweinemilzbrand in die Erscheinung trat, machte mich 
Kollege Ostermann auf die für Schweinemilzbrand ganz 
merkwürdigen Veränderungen aufmerksam. Pathologisch- 
anatomisch besteht der lokale Drüsenmilzbrand des Schweines 


in einer starken Vergrößerung und markigen Schwellung 
der Drüsen, in einer gelbsulzigen Infiltration des interlobu 
lären Gewebes und nekrotischen Veränderung des Drüsen- 
gewebes (oft auch nekrotischer Einschmelzung). Diese 
Nekrose, meist von graugelber, manchmal auch etwas rötlicher 
Farbe, hat eine morsche, trockene, feinkörnige Be¬ 
schaffenheit; sie ist wohl das Hauptcharakteristikum des 
lokalen Schweinemilzbrandes. Einen analogen Prozeß findet 
man beim lokalen Milzbrand des Menschen (Nieberlej, 
wie ich ihn zweimal am Arm von Männern beobachten konnte: 
(kolossales, in die Nachbarschaft ausstrahlendes ödem mit 
zentraler Nekrose). In dem ersten Falle, dessen Beobachtung 
ich Herrn Kreisarzt Dr. Dulirn- Hannover verdanke, 
w’urden Milzbrandbazillen in großer Anzahl von Freese und 
L a.n g e in dem nekrotischen Gewebe nachgewiesen, was 
nicht wunder nimmt, da ja allgemein bekannt ist, daß die 
lokalen Herde stets sehr viele Milzbrandbazillen enthalten. 
Beim Rinde und Pferde treten ja gelegentlich auch Milzbrand¬ 
karbunkel auf, jedoch gehört dies zu den Ausnahmen. 

Auch für den lokalen Darmmilzbrand gilt die Nekrose 
auf der Höhe der Anschwellung als ein besonderes Kenn¬ 
zeichen dieser Krankheit. 

So interessant nun auch die Frage sein mag, weshalb sich 
beim Schwein die Milzbrandinfektion nur auf bestimmte kleine 
Teile beschränkt, ob dem Serum oder den Leukoeyten hier¬ 
bei ein großes Verdienst beizumessen ist, so sehen wir einmal 
von dieser Betrachtung ab und begnügen uns mit der Fest¬ 
stellung, daß infolge der Milzbrandinfektion eine Nekrose 
entstanden ist, die m. E. lediglich auf das Konto des Milzbrand¬ 
bazillenfermentes zu setzen ist, da für eine indirekt entstan¬ 
dene N'ekrose —- infolge Ernährungsstörung des Gew'ebes — 
anderweitige hinreichende Gründe nicht vorliegen. 

V. Die bakteriologische Feststellung des Sclnveinemilz- 
brandes bot nicht weniger große Schwierigkeiten als die von 
Rinderkadavern, weil auch hier manchmal ein Bazillermach- 
weis nicht mehr möglich war. Es mußte alsdann die Präzi¬ 
pitationsmethode von Ascoli aushelfen, die sich auch hier 
w ieder glänzend bewährte (P feil e r). Bei lokalem Milz¬ 
brand war die Probe aber nur bei der Materialentnahme aus 
milzbrandveränderten Teilen positiv, im übrigen aber negativ, 
abgesehen von einem gelegentlichen Mitreagieren der Milz 
(Pfeiler). 

Bis jetzt lauten die Urteile über den Ausfall der Ascoli- 
Reaktion sowohl bei Rinder- als auch bei Schweinemilzbrand 
äußerst günstig; allgemein gilt das Ergebnis des Ascoli- 
Versuchs als beweiskräftig. Auch meine mit Rinder-, Pferde-. 
Schafmilzbrandmaterial und mit lokalem Schweinemilzbrand- 
material angestellten Präzipitationsversuche bilden uneinge¬ 
schränkt eine Bestätigung der Zuverlässigkeit der Ascoli- 
Reaktion. 

Im Widerspruch mit diesen sicheren Ergebnissen stehen 
die mit Bazillen von Milzbrand und Pseudomilzbrand ange¬ 
stellten Versuchsergebnisse. Nicht nur, daß nach Schütz. 
Pfeiler, Declich, Mayer, Pokschischcwsky 
und Isabolinsky die Pseudomilzbrandbazillenaufsclnvem- 
mungen ebenfalls auf das milzbrandpräzipitierende Serum in 
Gestalt einer Ringbildung an der Berührungsfläche reagieren, 
w r erden sie sogar noch weit mehr beeinflußt als die echten 
Milzbrandbazillen selbst. 




52 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 5. 


Es scheint hiernach, wenn man den sicheren Aus¬ 
fall der Probe mit Kadavermaterial dem unsicheren Ausfall 
von Bazillenemulsionen gegenüberstellt, als ob das richtige 
Präzipitogen erst durch die Milzbrandbazillen beim Kontakt 
mit Blut bezw. Blutserum im befallenen Körperteil gebildet 
wird. Sobernheim hat sich, wie eben erwähnt, bereits in 
dieser Hinsicht geäußert. 

VI. Zieht man nun in Betracht, daß so viele Momente 
für die Existenz eines Milzbrandfermentes sprechen, so ge¬ 
winnen Erscheinungen sowohl klinischer als auch patholo¬ 
gisch-anatomischer Natur, die bisher wenig beachtet wurden, 
als etwas dem Milzbrand Eigentümliches sehr an Bedeutung. 
Hierher gehört z. B. das urplötzliche Auftreten der 
Krankheitserscheinungen, ähnlich wie bei einer Vergiftung. 
C o n r a d i, der, wie schon oben erwähnt, weder ein extra- 
noch ein intrazelluläres Gift hat nachweisen können, äußert 
sich demzufolge also: 

„Die Tatsache, daß die Tiere meist bis kurz vor dem Tode 
ohne jegliche Krankheitserscheinungen sind, spricht nicht zu¬ 
gunsten der Gifthypothese, kann aber auf der anderen Seite 
auch nicht als ein entschiedener Beweis dagegen betrachtet 
werden“. Da nun jedoch nach den verschiedenen Befunden 
ein Milzbrandferment angenommen werden darf und da auch 
dieses Symptom sich unschwer in den Rahmen einer Ferment¬ 
wirkung einfügen läßt, hieße es wohl sich einen Zwang an- 
legen, wollte man noch ferner ohne Gegengrund die Gift¬ 
wirkung nicht anerkennen. 

Ebenso gebührt auch der auffallend starken Gärung der 
Magen- und Darmteile gerade der milzbrandkranken Rinder 
hei dieser Frage mehr Berücksichtigung. Nach H u t y r a und 
Marek, welche die starke Gärung besonders hervorheben, 
ist sie auf die schnelle Blutzersetzung zurückzuführen. Da 
diese nun nach obiger Ausführung auf Fermentwirkung be¬ 
ruht, so ist auch sie, wenn auch vielleicht indirekt und mittel¬ 
bar — hierdurch veranlaßt worden. 

Es sei noch angeführt, daß nach Sobernheim der 
Milzbrandbazillus Milch wie ein Labferment zum Gerinnen 
bringt und nach Gotsc blich Stärke unter Bildung von 
Milchsäure als Hauptprodukt zersetzt. 

Die Betrachtung über dieses Milzbrandfermentthema ist nicht 
als erschöpft anzusehen und läßt sich unschwer w r eiter ausdehnen 
(wegen Versetzung vorzeitig abgebrochen). Wenn dabei auch 
w ohl Widersprüche sich einstellen werden, so dürften sie m. E. 
die Hauptmomente der Ferinenttheorie nicht umstoßen können. 
Fassen wir sie einmal kurz zusammen, so ergibt sich, daß 

a) das Ausbleiben der Blutgerinnung im Tierkörper und 
die Hämopepsie der Milzbrandbazillen auf der Blut¬ 
agarplatte, 

b) die besondere, eigenartige Zersetzung der Eiwei߬ 
körper, kenntlich durch die Kochprobe und verbunden 
mit einem spezifischen Geruch, 

c) das giftähnlich urplötzliche Auftreten der Krankheits¬ 
erscheinungen und 

d) die übermäßig schnelle und starke Gärung 

auf das Vorhandensein eines Milzbrandfermentes hindeuten, 
dessen .Wirkung eine Verdauung, „Pepsie“, darstellt. Es 
ist anzunehmen, daß dasselbe vornehmlich im Tierkörper unter 
der Einwirkung des Blutserums zustandekommt. (Produktion 
des infizierten Organismus). 


Auf seiner Wirkung — Anthrakopepsie — dürfte wohl 
auch das schnelle Zugrundegehen der Milzbrandbazillen, viel¬ 
leicht unterstützt durch die beim Milzbrand erhöhte Tempe¬ 
ratur — Preiß-Pasteur: Abschwäehung durch Hitze — 
im toten wie auch im lebenden Tierkörper zurtickzuführen sein. 
Literatur. 

Baerthlein: Centralbl. für Bakt. usw., I. Abt., Orig., Bd. 74, H. 3/4. 
Birch-Hirscbfeld: Grundriß der allgemeinen Pathologie. 
Daminann und F r e e s e: Deutsche Tierärztl.Wochenschrift 1909. 
Fisch oeder: Centralbl. für Bakt. usw., I. Abt., Orig., Bd. 51, H. 6. 
Friedberger und Fröhner: Spezielle Pathologie u. Therapie. 
Foth und Schubert: Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, Jahr¬ 
gang 1915, Nr. 35. 

G 1 a g e: Angewandte Bakteriologie für Tierärzte. 

G 1 ä s s e r: Die Krankheiten des Schweines. 

G o t s c h 1 i c h: Kolle u. Wassermann, Handbuch der pathogenen 
Organismen, Bd. III. 

Heß: Deutsche Tierärztl. Wochenschrift 1913. 

Hutyra und Marek: Spezielle Pathologie und Therapie der 
Haustiere. 

Järmai: Centralbl. für Bakt. usw., I. Abt., Orig. 
Jahresbericht über die Verbreitung der Tierseuchen im 
Deutschen Reiche für das Jahr 1913. 

Isabolinsky: Zeitschr. für Inf.-Krankh. usw. der Haustiere 
Bd. 14, H. *7. 

Kitt: Lehrbuch der speziellen Pathologie. 

vanLoghen: Centralbl. f. Bakt. usw., I. Abt., Orig., Bd. 70, H. 1/2. 
Marcus: Zeitschr. für Inf.-Krankh. usw. der Haustiere, Bd. 15, H. 6. 
N i e b e r 1 e: Zeitschr. für Inf.-Krankh. usw. der Haustiere, Bd. 14, H. 1. 
0 e m 1 e r: Archiv für wissenschaftl. und prakt. Tierheilk., 5., 6. 
und 7. Jahrgang. 

Oppermann: Zeitschrift für Tiermedizin, Jg. 1904. 

Pfeiler: Berlin. Tierärztl. Wochenschrift, Jg. 1912. 

Pfeiler und Weber: Zeitschrift für Infekt.-Krankh. usw. der 
Haustiere, Bd. 16, H. 6. 

R o 1 y: Centralbl. für Bakt. usw., I. Abt, Orig., Bd. 74, H. 3/4. 
Schipp: Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, Jg. 1906, Nr. 33. 
Sobernheim: Kolle u. Wassermann, Handbuch der pathogenen 
Organismen, Bd. II. 

S t r u e f f: Centralbl. für Bakt. usw., I. Abt., Orig., Bd. 50, H. 5/ 
Zwick; Zeitschr. für Inf.-Krankh. usw. der Haustiere, Bd. 14, H. 2/3. 


Referate. 

Veränderungen von Bakterien im Tierkörper. 

XI. Untersuchungen über kapsellosen Milzbrand. 

Von Oskar Bail. 

(Zbl. f. Bakt. Orig., Bd. 76, H. 1, S. 38.) 

Bail, dem wir bereits viele wertvolle Untersuchungen 
über den Milzbrandbazillus verdanken, beschäftigt sich neuer¬ 
dings mit der Frage der Beziehungen zwischen Kapselbildung, 
Sporenbildung und Infektiosität. 

Für seine Untersuchungen diente zunächst ein kapsel- 
loser Stamm (A), der durch Erwärmung einer regelrechten 
Zucht auf 48—49° gewonnen war. Er hat seit seiner Ge¬ 
winnung weit über 100 Zuchten in flüssigem Serum, in dem 
Milzbrandbazillen auch außerhalb des Tierkörpers oft unter 
Kapselbildung wachsen, durchgemacht, ohne je wieder zur 
Kapselbildung zu gelangen. Auch bei Aufenthalt im Meer¬ 
schweinchen-, Kaninchen- und selbst im Mäusekörper zeigte 
die „Verlustmutante“ ihre dauernde Konstanz. Der Stamm 
zeigte zwar noch eine gewisse Wirkung auf den Tierkörper, 
doch wurde im allgemeinen nur Ödembildung beobachtet. 
Nur ein Teil der mit ihm vorbehandelten Mäuse starb. Alle 
aus ödem. Milz, Leber, Herz. Blut und anderen Stellen des 




3. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


53 


Körpers isolierten Milzbrandbazillen wuchsen kapsellos. Somit 
hat ein oft tagelanger Aufenthalt der kapsellosen Bazillen im 
Körper, selbst des empfindlichsten Versuchtieres zur Wieder¬ 
erlangung der Kapsel nicht geführt. Ebensowenig wie die 
Kapselbildung hat sich die verlorene Infektiosität herstellen 
lassen, nach Bail wiederum ein Beweis der engen Korre¬ 
lation beider Eigenschaften. 

Diese Versuche sind mit anderen Stämmen wiederholt 
worden. Bei einem derselben, der im Gegensatz zum ersten 
mit B bezeichnet wird, stellte Bail eine ständige, aber nur 
teilweise Verlustmutation fest, d. h. in weitaus überwiegender 
Menge fanden sich kapsellose Kulturformen, nicht selten 
Bildungen von Kapseln an einzelnen Bakterien oder Fäden. 
Nach Bail beziehen sich Angaben der älteren Literatur, wo¬ 
nach abgeschwächte Stämme, die in der Regel Tiere nicht 
mehr töten, nach einer doch erfolgreichen Tierimpfung die 
frühere Infektiosität wieder erlangen, auf ähnliche Stämme. 
Diese Beobachtung hat eine gewisse praktische Wichtigkeit, 
insofern, soweit ich mich (d. Ref.) erinnere, aus Fischmehl 
durch Schubert, Münster, ähnliche Stämme gezüchtet 
worden sind. 

Ganz ähnliche Eigenschaften wie der Stamm A zeigte ein 
Stamm D. Auch er wuchs dauernd kapsellos. Nach Bail 
erhalten daher ihrer Kapsel sicher beraubte 
Milzbrandstämme diese Eigenschaft durch 
kein Mittel wieder. 

Bail erwähnt dann noch eine sehr auffallende, aber 
schnell vorübergehende Änderung in der Kultur Wuchsform 
eines Milzbrandstammes, die auch der Referent bei einzelnen, 
so einem ihm von A. A s c o 1 i überlassenen Milzbrandstamm 
beobachtet hat. Nach sechs Wochen langer Züchtung des 
Stammes in Bouillon mit 10% Rohrzucker erschienen die 
Kolonien dieses Stammes auf der Agarplatte scharf rund, mit 
einem Durchmesser von etwa 2 mm, halbkugelig und mit 
gerippter Oberfläche. Der Glanz war aber nicht silberfarbig, 
sondern wachsartig. Auf Serum übertragen, erschienen so¬ 
fort wieder tierische, d. h. kapseltragende Formen, und Rtick- 
iiberimpfung von da auf Agarplatten ergab sofort wieder 
die gewöhnliche Wuchsform, die sich auch bei einfacher Weiter¬ 
züchtung auf Agar, aber erst nach vier Wiederholungen, all¬ 
mählich einstellte. Pfeiler. 

(Aus der Lehrkanzel für bakteriologische Hygiene der k. und k. 
Tierärztlichen Hochschule in Wien. Vorstand: Prof. Dr. S c h n ü r e r.) 

Zur Frage des Nachweises von Milzbrandbazillen aus 
Bakteriengemischen durch Ausschfittelung mit Kohlen¬ 
wasserstoffen (Äther Petroiei und Pentan). 

Von Tierarzt Stanislaus Danek, k. u. k. Militäruntertierarzt. 

(Wiener Tierärztliche Monatsschrift, II. Jahrg., Heft 1.) 

Die Untersuchungen Daneks hatten folgendes Ergebnis: 

Durch Schütteln einer milzbrandhaltigen Emulsion mit 
Kohlenwasserstoffen (Pentan und Petroläther) erfahren die 
Milzbrandbazillen eine Anreicherung an der Grenze zwischen 
beiden Flüssigkeiten. Ein Teil derselben tritt in den Kohlen¬ 
wasserstoff über, der andere dagegen wird in der an der 
Grenze gebildeten feinen Membran aufgehalten. 

Durch Ausschüttelung mit Petroläther und Ausstreichen mit 
einem Wattestab lassen sich die Milzbrandbazillen in 74 Proz., 
mit Pentan sogar in 82,7 Proz. isoliert nachweisen, während 


der einfache Ausstrich meist nur überwucherte Platten liefert, 
aus denen die Milzbrandbazillen nicht isoliert werden können. 

Rdr. 

Die Abtötung von Milzbrandsporen an Häuten und Fellen 
durch Natronlauge. 

Von Dr. rer. nat. E. Hailer, ständigem Mitarbeiter im 
Kaiserl. Gesundheitsamte. 

(Arb. a. (1. Kaiserl. Gesundheitsamte, Bd. 50, H. 1, 1915, Sonderabdruck.) 

Ergebnisse: 

1. Es gelingt, durch V 2 - und 1 proz. Natronlauge Milz¬ 
brandsporen in Rinderhäuten und Schaf- und Ziegenfellen bei 
einer Temperatur von 15—20° abzutöten; die keimtötende 
Wirkung der Lauge wird durch einen Zusatz von 5 — 10 Proz. 
Kochsalz noch gesteigert. 

Die Sporen wurden durch % proz. Natronlauge mit einem 
Zusatz von 5—10 Proz. Kochsalz bei 72 ständiger Einwirkung 
in fast allen untersuchten Rinderhaut- und Schaffellstücken 
abgetötet gefunden. 

Ähnlich wie bei der Pickelung fanden sich auch bei der 
Behandlung mit Natronlauge Sporen in vereinzelten Haut¬ 
stücken selbst nach längerer Einwirkung der Lauge nicht 
abgetötet. 

Es handelt sich dabei um Ausnahmebefunde, mit denen 
fast immer bei der praktischen Desinfektion zu rechnen ist. 

2. Die Behandlung der Häute und Felle mit Natronlauge 
hätte vor der Pickelung den Vorzug, daß sich dabei Ein¬ 
weichen, Äscherung und Desinfektion in einem Prozesse vor¬ 
nehmen ließen. 

3. Ob etwa durch die Behandlung mit Natronlauge von 
dem angegebenen Gehalt die Verwendbarkeit der Häute und 
Felle zu einzelnen Lederarten beeinträchtigt wird, konnte im 
Laboratoriumsversuch nicht festgestellt, muß vielmehr noch 
durch Versuche in der Praxis geprüft werden. 

4. Für die Bindung der Natronlauge durch die Haut¬ 
bestandteile lassen sich nicht w ie bei der Salzsäure bestimmte 
Beziehungen aufstellen. 

Die bakteriologischen Versuche zeigen, daß mindestens 
das 10 fache des Fellgewichts an Lauge anzuwenden ist, 

5. In mehreren Versuchsreihen wurde neben dem Aus¬ 
streichen der zur Emulsion zerriebenen Hautstückchen auf 
Agarplatten die sogenannte Ölstäbchenmethode angewandt, 
die von C 0 n r a d i zur Isolierung der Diphtheriebazillcn aus 
Rachenausstrich empfohlen worden ist. 

Eine unbedingte Überlegenheit bezüglich des sicheren 
Nachweises der Milzbrandkeime ergab sich bei dieser Methode 
gegenüber dem bisher angewandten unmittelbaren Ausstreichen 
der Emulsion nicht. Ein unverkennbarer Vorzug der Petrol- 
ätherausschüttelung ist aber, daß mehrere die Agarplatten 
schnell überwuchernde Bakterienarten dabei ausgeschaltet 
werden, daß man daher mit einer kleineren Zahl von Platten 
auskommen kann und Erkennung und Nachw eis der Milzbrand¬ 
kolonien einfacher und bequemer sind. G 1. 

Milzbrand beim Schwein. 

Von königl. ung. Tierarzt Ludwig Szelyes, Budapest. 

(Allatorvosi Lapok, 1*H5, Nr. 50.) 

Milzbrand kommt beim Schwein seltener und meistens 
vereinzelt vor, so daß manche Fälle unerkannt bleiben, da 
der übrige Teil der Herde gesund bleibt. Verfasser be¬ 
obachtete einen Fall, bei welchem der Sektionsbefund Verdacht 



54 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Na 5. 


auf Schweinepest hervorrief (Blutungen in den Nieren und dem 
Dickdarm, hämorrhagische Anschwellung der Lymphknoten, 
Kehlkopfödem); es erkrankte und starb aber nur ein Ferkel, 
die übrigen blieben alle gesund. In den Strichpräparaten 
aus den Lymphknoten konnte man viele typische Anthrax- 
bazillen bei den mikroskopischen Tntersuchungen nachweisen, 
ebenso entstanden auf Agar die typischen Kolonien, und auch 
der Tierversuch (in weißer Maus) gab ein positives Resultat. 

Dr. Z. 

Aus dem hygienischen Institut der Tierarzt liehen Hochschule zu 
Hannover.) 

Untersuchungen über den Milzbrand bei Schweinen, Fischen 
und Ratten. 

Von Prof. Dr. M i e ß n e r und Dr. L ii t j e. 

(Arrh. f. wiv*. u. prakt. Tk*rht‘ilk., 10. IM., If. Heft.) 

Vorliegende mit <1 Abbildungen ausgestattete Arbeit han¬ 
delt 4 Themata ab, die 1. den Milzbrand des Schweines, 2. 
den Nachweis von Milzbrandkeimen im Fischmehl. 3. den 
Milzbrand bei Fischen und 4. den Milzbrand bei Ratten 
betreffen. 

Zu 1: Nach M. und L. empfiehlt cs sich auf Grund der heutigen 
Erfahrung die M i 1 z b r a n d e r k rank u n g «• n b e i m S c h we i n c 
einzuteilen in eine akut verlaufende septikämische Form und 
eine meist chronische lokalisierte Form. Die erstere zeitigt das 
gleiche Bild wie bei den anderen Haustieren. Es tritt in der 
Hegel eine hämorrhagische Darmentzündung auf mit vorwiegender 
Beschränkung auf den Dünndarm. Ferner kommt durchweg ein 
hvperäinischer Milztumor zur Beobachtung. Indessen wird zuweilen 
lediglich eine Hyperplasie der Milz (total oder partielli vorgefunden. 
In einzelnen Fällen, worauf B o n ge rt bereits aufmerksam gemacht 
hat, ist die Milz frei von jeglichen Veränderungen. 

Für die zweite Form ist charakteristisch, daß sämtliche Tiere 
mit geringen Ausnahmen zu Lebzeiten keinerlei klinische Erschei¬ 
nungen zeigen und daß erst nach der Schlachtung gelegentlich der 
Vornahme der Fleischbeschau die milzbrandigen Veränderungen 
ermittelt werden. 

Die Organe t*ind gewöhnlich nicht in ihrem ganzen Umfange 
von dem Krankheitsprozeß ergriffen. Am Darme ist ausschließlich 
der Dünndarm und gewöhnlich nur ein kürzeres Stück desselben 
erkrankt. In der Regel zeigen nur einzelne Lymphknotenpakete, 
häutig sogar nur einzelne Lymphknötchen Veränderungen und 
diese bisweilen in einem so geringen Maßstabe, daß der Krank¬ 
heitsprozeß leicht Übersehen wird. Der (Jekrösabschnitt, der 
zwischen dem betroffenen Darmteil und dem zugehörigen Lymph¬ 
knoten Hegt, ist meist durch eine dunkelrote bis bräunlich graurote 
Verfärbung und eine gallertartige Beschaffenheit ausgezeichnet. 
Zuweilen sind in dem umgebenen Gewebe keinerlei pathologisch- 
anatomische Veränderungen zu ermitteln. Die betroffenen Lymph¬ 
knoten sind im Primärstadium etwas geschwollen und saftreich. 
Hieran schließt sich eine herdweise Rötung in dem im übrigen 
normal erscheinenden Gewebe oder eine gleichmäßig fleckige ziegel¬ 
rote Verfärbung des ganzen Lymphknotens an. Die anfänglich feuchte 
Schnittfläche wird an den veränderten Stellen allmählich trüber 
und trockener und der Farbenton ungleichmäßig bräunlichrot bis 
blaßgrau. Es tritt somit eine Modifikation ein. an die sich häufig 
eine Demarkation anschließt, so daß man des öfteren einen nekro¬ 
tischen Herd in dem umgehenden Lymphknotengewebe freiliegend 
vorfindet. Bei weiterem Fortschreiten des Prozesses kann es zur 
völligen Abkapselung des abgestorbenen Stückes kommen, und 
man erhält ein Bild, welches eine gewisse Aelmliehkeif mit abge¬ 
kapselten tuberkulösen bezw. Schweinepesthorden hat. Die Schleim¬ 
haut des betroffenen Darmabsohnittos weist vorwiegend nur eine 
verstärkte Injektion der kleinsten Gefäße auf. Bisweilen gelangt 
indessen auch eine ausgesprochene hämorrhagische Darmentzündung, 
teilweise >ogar mit diphtherischen Veränderungen zur Beobachtung. 

Vollkommen analog verlaufen die lokalen Halserkrankungen. 
auch hier setzt zuerst eine stärkere Durchfeuchtung, sodann eine 
fleckige Rötung mit nachfolgender Xekrosr dof Tonsillen ein. Der 


Prozeß ist häufig nur ein einseitiger. Die Nachbarschaft zeigt 
ebenso wie das Darmgekröse Rötung und sulzige Durchtränkung, 
und sind die Kehlgangslymphknoten des öfteren miterkrankt. Die 
Schwellung in der Umgebung des Kehlkopfes ist bisweilen eine 
derartig heftige, daß sie Erstickung zur Folge hat 

Die lokale Erkrankung der Milz kennzeichnet sich durch Bil¬ 
dung von karbunkulösen Knoten von Erbsen- bis Haselnußgröße. 
Letztere sind dunkler getönt als die Umgebung und zeigen bei 
längerem Bestehen zentrale, graugelbe, nekrotische Herde. Das 
umgebende Gewebe ist in der Regel unverändert. Bisweilen wird 
auch ein hyperplastischer Milztumor beobachtet. 

Der Nachweis der Bazillen gelingt nur in den veränderten 
Organen. Sämtliche anderen Körperabschnitte und das Blut sind 
frei von den Erregern des Milzbrandes. Auffallend ist die Länge 
und Breite der Bazillenverbände. Häufig sind sie geknickt oder 
spiralig gewunden; einzelne Kapselabschnitte, besonders die Enden 
sind kolbig aufgetrieben. Die Bazillenleiber sind nur zum Teil 
gut färbbar. Manche Kapseln sind so degeneriert, daß sie bloßen 
Schatten ähneln. Die K I e 11 sehe Färbemethode gibt die besten 
Bilder. Durch Plattenverfahren kann man in der Regel die Milz¬ 
brandkeime isolieren; morphologische Unterschiede ergeben die 
Kulturen nicht. Im Körper der geimpften Maus gewinnt der Er¬ 
reger wieder seine typische Form. 

Zu 2: M. und L. wiesen in 3 Fällen von 15 Einsendungen 
solchen F i s c h m e h 1 e s, das als verdächtig bezeichnet worden 
war, Milzbrand nach. Das Plattenverfahren eignete sich hierzu 
ebensowenig wie die Präzipitationsmethode: es kam daher aus¬ 
schließlich der Tierversuch in Auwendung. 

Zu 3: Es gelang den Autoren nicht, bei Fischen weder bei 
Zimmerwärme noch bei einer Temperatursteigerung bis zu 30° eine 
Milzbranderkrankung durch enteralc oder parenterale Infektion zu 
erzeugen. Demnach dürfte anzunehmen sein, daß Fische im allge¬ 
meinen nicht empfänglich für eine Milzbrandinfektion sind. Im 
Gegensatz zu ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Milzbrände 
können Fische überaus lange Bazillenträger sein. Nach einer 
Fütterung mit Fleisch gelang es noch nach sieben Tagen, ihn Darm 
und in der Haut Milzbranderreger nachzuweisen; gleiches gilt von 
der Fütterung mit Kulturen. Von größter epidemiologischer Be¬ 
deutung ist es ferner, daß in sämtlichen Körperabschnitten mit 
Ausnahme der Niere Erreger ermittelt werden konnten. 

Es hat somit ein Eindringen von Keimen in die Blutbahn der 
Fische stattgefunden, und diese sind, wie insonderheit die parente¬ 
rale Nachprüfung ergeben hat, noch na* h 40 Tagen als lebensfähig 
nachzuweisen gewesen. Die wichtige Frage, ob Fische unter 
natürlichen Verhältnissen als Bazillenträger in Betracht kommen 
können, muß demnach bejaht werden. 

Zu 4: Ratten sind in einem gewissen Grade gegenüber einer 
parenteralen Infektion widerstandsfähig, ganz besonders aber gegen¬ 
über einer enteralen Infektion mit Fleisch artfremder Tiere. Im 
Gegensatz hierzu steht ihre überaus große Empfindlichkeit für 
eine Fütternng mit Fleisch von an Milzbrand verendeten Ratten: 
es erliegt die Mehrzahl der Tiere einer derartigen Infektion. Ratten 
können in hervorragendem Maße vermöge ihrer relativen Resistenz 
gegenüber Milzbrand als Bazillenträger in Betracht kommen, zu¬ 
mal in ihren Exkreten Milzbrandkeime nachweisbar sind, und 
findet ein Teil der sporadisch auftretenden Milzbrandfälle vielleicht, 
seine Erklärung da. wo andere ursächliche Momente nicht ermittelt 
werden können, in einer Verbreitung durch Ratten. 

Schließlich weisen M. u. L. darauf hin, daß nach dem Ausfall 
ihrer Versuche eine gelegentliche seuchenhafte Erkrankung von 
Ratten an Milzbrand möglich ist, wenn nämlich diese milzbrand¬ 
kranke Artgenossen gefressen haben. Mit einer einzigen Ausnahme 
war bei den verwendeten Tieren akuter Milzbrand auf diese Weise 
zu erzeugen. ,T. S c h m i d t, 

Tierhaltung und Tierzucht. 

Zur Viehzucht Belgiens. 

(Der Lan«hnann, 1915, S. 240.) 

Eine planmäßige und zielbewußte Reinzüchtung bestimm¬ 
ter Schläge ist in Belgien erst seit verhältnismäßig kurzer 






8. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


oö 


Zeit eingeleitet worden. Ein Bild des derzeitigen Standes der 
Viehzucht gewähren nach F r a t e u r deshalb allein die Land¬ 
schläge der einzelnen Wirtschaftsgebiete. In Mittel- und 
Niederbelgien finden sich schwer^ Viehschläge mit mehr als 
500 kg Lebendgewicht, in der Campine, den Ardennen und 
im Lande Herve leichte Rassen. 

Im Polder-Gebiete, der reichsten Gegend Belgiens, entlang 
den Dünen von Antwerpen bis fast nach Dünkirchen leben : 

1. Das Vieh von Veurne-Ambacht: schwere, rotscheckige, 
vielfach mit englischem Durham-Blute durchkreuzte, sehr 
mastfähige Tiere. 

2. Das Vieh der nördlich von Brügge gelegenen Polders: 
kleiner als das vorige, durchsetzt mit Durham-Blut, schwarz- 
und rotscheckig, von guter Mast- und Milchergiebigkeit, 

3. Das Vieh der an der Schelde gelegenen Polders: 
Holländisches Niederungsvieh mit guter Milchleistung. 

In der Sandzone findet man: 

1. Das Vieh der Campine: kleine Tiere von etwa 1,30 m 
Größe mit besonders gut entwickelten Milchzeichen: Milch¬ 
leistung im Mittel 3000 kg im Jahre. 

2. Das Dünenvieh : kleines, feinknochiges Vieh. 

3. Das Vieh der südlich der Polders gelegenen Sandzone : 
verschiedene Viehschläge, abhängig von der Güte des Bodens. 
Südlich der Antwerpener Polders überwiegend holländisches 
Niederungsvieh, in Ostflandcrn überwiegend rotscheckiges 
Vieh mit erheblicher Milch- und Fleischnutzung, in West¬ 
flandern Vieh, ähnlich dem der Poldern. Auf den leichteren 
Böden im Innern und im Osten der Provinz vorwiegend rot- 
scheckiges kleines Milchvieh. 

In dem Gebiete der sandigen und Lehmböden, im Norden 
an die Campine, an die flandrischen Sandböden und an die 
Polders in Westflandern, im Süden an die Sambre und Maas 
grenzend, findet sich die sogenannte „einheimische“ oder 
„belgische Rasse“, große, kräftige, rot- sowie schwarz¬ 
gescheckte Tiere. Die weiße Zeichnung besteht aus vielen, 
unregelmäßigen Tupfen, so daß eine blumige Sprenkelung 
erzeugt wird. Daneben ganz weiße Tiere mit schwarzem 
Maul. Ausgezeichnetes Milchvieh mit Leistungen bis zu 
7000 kg Milch und 300 kg Butter im Jahre. Neben der 
„Race beige“ sind Kreuzungsprodukte mit Durham-Blut vor¬ 
handen, das „blaue Vieh“, das vorwiegend Fleischvieh ist. 

Im Südwesten von Westflandern ist das „Casselsche 
Vieh“ heimisch, ein Viehschlag, der sich insbesondere in der 
Gegend von Ypern ziemlich rein erhalten hat, und bei dem 
die Milchleistung überwiegt. 

Das Condrez-Vieh ist ein Kreuzungsprodukt zwischen 
dem alten Landschlage mit Durham-Blut und liefert besonders 
zur Mast geeignete Tiere. 

Das Vieh im Lande von Herve, ein mit friesischem Blute 
gekreuztes Milchvieh, das im Dienste der Milch- uid Meierei¬ 
wirtschaft gehalten wird. 

Das Ardennenvieh ist versetzt mit holländischem Blute, 
von kleinem Wüchse, rot- und schwarzgescheckter Farbe und 
zeigt vorwiegend Milchnutzung. G 1. 

— Ein sftchslsohes Gesetz über die Hengstkörung. Die sächsische 

Regierung hat der Ersten Ständekammer den Entwurf eines Gesetzes 
über die Hengstkörung unterbreitet. (Vgl.B.T. W.,1916.8.10.) Danach 
dürfen zum Belegen von Stuten nur solche Hengste verwendet werden. 


die bei einer vorgenommenen Prüfung (Körung) als zuchttauglich 
erklärt (angekört) worden sind. Ausgenommen vom Körzwange 
sind die der Verwaltung des Landgestütsamts unterstehenden 
öffentlichen Hengste. Die Körung der Beschäler erfolgt durch den 
Kör-Ausschuß: die einzelnen Bestimmungen, unter denen die Körung 
zu geschehen hat, sind in vierzehn Paragraphen niedergelegt. In 
der Begründung wird ausgeführt, daß die Pferdezucht nicht nur 
für die Wehrhaftigkeit eines Landes, sondern auch für die Land¬ 
wirtschaft, die Industrie, Handel und Verkehr von der größten 
Bedeutung ist Im Hinblick auf die bestehenden Schwierigkeiten 
bedarf der Züchter tunlichst der Unterstützung, sollen indes d ; e 
Maßnahmen des Staates von Erfolg begleitet sein, so muß neben 
diesen staatlichen Maßnahmen eine stetige Verbesserung des 
Privatbeschälwesens einhergehen. Die Verbesserung des Privat¬ 
beschälwesens ist in erster Linie durch die Schaffung einer gesetz¬ 
lichen Körungsverordnung zu erreichen, deren Bestimmungen es 
ermöglichen, zuchtuntaugliche Hengste von der Zucht fernzuhalten 
und in den einzelnen Zuchtbezirken die ihren natürlichen und 
wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechende Zuchtrichtung plan¬ 
mäßig und dauernd zu entwickeln. Die Regierung will selbstver¬ 
ständlich die scheinbar jetzt in stärkerem Maße einsetzende Haltung 
von Zuchthengsten nicht unterbinden, sondern sie nur in geregelte 
Bahnen leiten, wie sie überhaupt überzeugt ist, daß ein geregeltes 
Privatbeschälwesen zur weiteren Förderung der Pferdezucht des 
Landes wesentlich beizutragen geeignet ist. sk. 

— Der Wiederaufbau der ostpreußischen Landgestüte ist jetzt 
ziemlich beendet. In Rastenburg und Georgenburg waren die 
Schäden gering, desto größer aber in Trakehnen, das die Russen 
in geradezu vandalischer Art und Weise zerstörten. Der Wieder¬ 
aufbau der Trakehner Gestütsanlagen kostete bisher 2 1 3 Millionen 
Mark. Heute befinden sich bereits wieder 800 bis 1000 Pferde in 
Trakehnen, während sich etwa 120 Rappstuten im Gestüt Gürzenich 
bei Düren aufhalten. 200 Jährlinge stehen in Hirschfeld, Schlesien. 
Der Gesamtbestand wird erst im kommenden Frühjahr wieder in 
Trakehnen zusammen sein, da erst in diesem Winter die Ställe 
fertig werden. Brt. 

Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen K r e n z II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. J. A. Hoffmann (prakt. Tierarzt aus Bad 
Ziegenhals i. Schles.). 

Veterinär Erich Saager (Tierarzt in Treptow a. Rega). 
Oberveterinär Johann Jwitzky (Tierarzt in Heilsberg 
i. Ostpr.). 

Unterveterinär Franz Rietzscli (Tierarzt in Barby a. Elbe). 
Oberveterinär Otto Claußen (Tierarzt in Eddelak). 
Stabsveterinär E. Prömm (Kreistierarzt in Simmern). 
Veterinär Willi Reinecke (Tierarzt in Christianstadt). 
Unterveterinär Karl Walther (Tierarzt aus Döbern). 
Oberveterinär Ernst Hey deck (Tierarzt in Mitten- 
walde). 

Ober veterinär Dr. Fritz Haushälter (Schlachthoftierarzt 
in Mülhausen i. Eis.). 

Veterinär Johannes Gro-t haus (Tierarzt in Alfhausen). 
Oberveterinär Dr. Gustav Schneider (Tierarzt in Fried¬ 
berg). 

Veterinär Georg Reich ert-Facilides (Tierarzt in 
Rauscha). 

Oberstabsveterinär GeorgS climidt (Oberstabsvet. i. 1. Garde- 
Dragoner-Regt. in Berlin). 

Kriegsfreiwilliger Gefreiter stud. med. vet. Otto F 1 ü g g e 
(Feldart.-Regt. Nr. t>6). 

Kriegsfreiwilliger Unteroffizier stnd. med. vet. F r i t z F r e y 1 i n g 
(Feldart.-Regt. Nr. 27). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Kurt R e i n li a r d t 
(1. Landw.-Pion.-Komp. d. IG. Armee-Korps). 





56 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 5. 


Acht und siebzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 23. Jannar bis Sonnabend, den 29. Januar 1916. 

An der Westfront haben unsere Truppen in der 
Gegend von Neuville mehrere Angriffe unternommen, die über 
den üblichen Kleinkampf des Grabenkrieges hinausgingen. 
Auch an mehreren anderen Stellen der Front haben unsere 
Truppen angegriffen. Bei dem Dorf Frise, südlich der Somme, 
wurden 1000 Franzosen und 12 Offiziere gefangengenommen, 
13 Maschinengewehre und 4 Minenwerfer erbeutet. Die 
Kathedrale und der Templerturm in Nieuport, die den Feinden 
als Beobachtungsstelle dienten, mußten durch unsere Artillerie 
iliedergelegt werden. 

ln den letzten 4 Monaten haben unsere Flieger im ganzen 
16 Flugzeuge eingebüßt, die Engländer und Franzosen da¬ 
gegen 63. 

Von der 0 s-tfront ist nichts wesentlich Neues zu 
melden. Die Kämpfe an der beßarabischen Grenze und in 
Ostgalizien dauern zwar noch an, erreichen aber nicht mehr 
die Stärke der Vorwochen. 

Auch die italienischen Angriffe haben nachgelassen, 
dagegen haben unsere Bundesgenossen ihrerseits mehrfach an¬ 
gegriffen. Bei Oslavija haben die österreichisch-ungarischen 
Truppen gegen 1200 Gefangene gemacht, darunter 45 Offiziere. 

Die montenegrinischen Truppen haben zum 
größten Teil die Waffen niedergelegt. Die Behauptungen 
gewisser Zeitungen, die Kapitulation sei nur eine Kriegslist 
gewesen, hat sich nicht bestätigt. Dagegen ist König Nikita 
mit einem Teil seines Hofes geflohen und hat sich nach Frank- 
rfeicli begeben. Im ganzen sind in Montenegro 314 Geschütze 
und 50 Maschinengewehre in die Hand der österreichisch¬ 
ungarischen Truppen gefallen. Den Oberbefehl in Albanien 
hat Italien übernommen, allerdings ohne daß seine Bundes¬ 
genossen ihm in Albanien irgendwelche militärische Hilfe ge¬ 
leistet hätten. 

Um Saloniki herrscht noch Ruhe, lediglich einige 
Flieger haben auf mazedonisches Gebiet Bomben geworfen. 

Im Irak haben die Engländer von neuem angegriffen, 
um nach Kud el Amara dnrchzudringen. Dieser Versuch ist 
mißlungen, und die Engländer haben nach ihrem eigenen 
Geständnis schwere Verlüste an Toten und Verwundeten er¬ 
litten. ^ 

Feier des Geburtstages Seiner Majestät. 

Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers fand 
am 27. Januar 12 Uhr in der festlich geschmückten Aula der 
Berliner Hochschule ein Festakt statt, zu dem der Ressort¬ 
minister Freiherr v. Schorle m er-Lieser, der neu- 
ernannte Unterstaatssekretär Freiherr v. F a I k e n h a u s e n , 
die Geheimräte Dr. H e 11 i c h und Dr. N ever m a n n , vom 
Reichsgesundheitsamt Präsident Dr. B u m m. von der Veterinär¬ 
akademie der Generalveterinär S c h 1 a k e mit mehreren 
Inspizienten und von der Kavallerie-Abteilung des Kriegs¬ 
ministeriums der Oberstleutnant Freiherr v. Schoeneich 
erschienen waren. Das gewohnte farbenfrohe, festliche Ge¬ 
präge, das unsen* Studentenschaft mit ihren stolzen Bannern 
der Geburtstagsfeier unseres geliebten Landesherrn gibt, wurde 
diesmal vollkommen vermißt. Zu dieser zweiten Kriegsfeier 
des Geburtstages des Kaisers war unsere Studentenschaft, 
die aus dem Felde zur Fortsetzung oder Vollendung des 
Studiums an die Hochschule kommandiert wurde, in zeit¬ 
gemäßem Wichs, in feldgrauer Uniform, erschienen. 

Eingeleitet wurde die Feier durch den erhellenden Gesang 
des Berliner Lehrergesangvereins „Gott, du hist unsere Zu¬ 
kunft“ von W. Storni. Alsdann erstattete der bisherige 


Rektor, Professor Dr. Cremer, Bericht über die wichtigeren, 
die Hochschule angehenden Ereignisse in seiner dreijährigen 
Amtsperiode, im besondere!^ mit ehrenden Worten der beiden 
Mitglieder des Lehrkörpers, Prof. Dr. K ä r n b a c h und des 
Repetitors Dr. Schlemmer, sow ie der Studenten ge¬ 
denkend, die für das Vaterland und auf dem Felde der Ehre 
ihr hoffnungsvolles Leben gelassen haben. Dann erfolgte die 
Übergabe des Rektorats an den neu gewählten Rektor, 
Geh. Rat Prof. Dr. Schütz, der nun zum dritten Male die 
Rektoratsgeschäfte übernimmt. Geschmückt mit dem Zeichen 
seiner W T ürde, der Rektoratskette, dankt Geh. Rat Schütz 
zunächst seinem Amtsvorgänger, dem nunmehrigen Prorektor 
Prof. Cremer, für die Wahrheit und Offenheit , 
mit der er die Rektoratsgeschäfte geleitet, im Namen der 
Hochschule, würdigt mit beredten Worten die hohe Ehre, 
durch die Gnade Sr. Majestät zum Rektor ernannt zu sein, 
fordert die Studentenschaft zu eifrigem Studium auf, dankt 
dem Professoren-Kollegium für das ihm durch die Wahl er¬ 
wiesene Vertrauen und gelobt, mit freudigem Herzen 
und Eifer seines Amtes zu walten. 

Als erste Amtshandlung des neu gewählten Rektors folgte 
nun nach altem akademischen Brauche sein Fest vertrag 
„Die Rotzkrankheit der Pferde“. 

Auf die Einzelheiten dieses mit gespanntem Interesse 
entgegengesehenen Vortrages des Weltruf genießenden For¬ 
schers der Rotzkrankheit näher einzugehen, ist nicht Zweck 
dieser kurzen Mitteilung. Auch steht zu erwarten, daß dieser 
Vortrag im Druck erscheint und somit der Allgemeinheit zu¬ 
gänglich wird. Es sei nur erwähnt, daß Redner mit bekannter 
Meisterschaft und wissenschaftlicher Gründlichkeit, — aller¬ 
dings für die der tierärztlichen Wissenschaft Fernstehenden 
wenig verständlich — die Genese des rotzigen Prozesses und 
die Anatomie des Rotzes in den verschiedenen Organen dar¬ 
legte, hierbei sich zum Verdienst anrechnend, darauf zuerst 
hingewiesen zu haben, daß das Rotzknötchen das Produkt 
eines produktiven und eines exsudativen Prozesses ist, was 
vom Tuberkel längst bekannt ist. Beachtenswert ist auch, 
daß Redner als Vertreter der nach ihm benannten Schule an¬ 
erkannte, daß der Nasenrachenraum sehr häufig die Eingangs¬ 
pforte für die Rotzinfektion ist, daß die Rotzbazillen sehr 
leicht in das lymphatische Gewebe der Rachenwand eindringen 
und auch die Schleimhaut passieren können, ohne rotzige 
Veränderungen in ihr zu hinterlassen, wie 
dies von den Tuberkelbazillen ebenfalls längst be¬ 
kannt ist. Wenn die S c h ü t z sehe Schule nun noch 
zugeben wollte, daß der Rotz nicht per inhalationem, 
sondern per digestionem entsteht — Hautrotz (Infektion von 
Wunden) natürlich ausgenommen, — dann würde nunmehr 
bezüglich der Pathogenese des Rotzes der Pferde im wesent¬ 
lichen Einigung der Ansichten erzielt sein. Und dann würde 
es auch für die Schütz sehe Schule nicht schwer sein, weiter 
zu bekennen, daß in gar nicht so seltenen Fällen der Rotz 
in den Lungen a uch primär entstehen kann. 

Nach dem von dem Vortragenden mit zündenden Worten 
ausgebraehton Hoch auf unseren allverehrten Kaiser trug 
der Mannerchor den packenden Gesang „0 Deutschland, hoch 
in Ehren“, mit dem unsere braven Feldgrauen in den Kampf 
zogen, in der Bearbeitung von W i e d e m a n n vor. Damit 
fand die schöne Feier einen erhebenden Abschluß. Bg. 







3. Februar 19IG. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


57 


Kurpfuscherei, Geheimmittelwesen und Arzneihandel 
in Frankreich. 

Von Tierarzt Dr. J. A. Hoffmann aus Bad Ziegenhals (Sehles.), 
z. Zt. im Felde (Frankreich). 

•(Fortsetzung und Schluß.) 

Was die im „Petit Journal Agricole“ angezeigten 
Geheimmittel für Tiere anlangt, so ist es zu ihrer 
und des Fabrikanten Beurteilung gewiß nicht unwichtig, 
kennen zu lernen, w i e sie in der französischen landwirt¬ 
schaftlichen Presse angepriesen zu werden pflegen. Ich setze 
deshalb den Wortlaut einiger dieser Anzeigen hierher. Dabei 
übergehe ich, um nicht langschweifig zu werden, die unzähligen 
Mittelchen ganz, die für die Zwecke der Tierzucht angepriesen 
werden (z. B. „pour faire pondre les poules sans interruption 
tous les jours, möme par les plus grands froids de l'hiver“, 
d. s. Mittel, die bewirken, daß die Hennen ohne Unterbrechung 
alle Tage, selbst in der größten Winterkälte, Eier legen), 
und beschränke mich auf die daselbst angekündigten rein 
veterinär-pharmazeutischen Medikamente. 

Wie der „scharfe Balsam“ des Ex-Tierarztes Gombault 
heilt Wunden aller Art, ohne Spuren zu hinterlassen, was bei 
den in Frankreich, namentlich im Sommer auftretenden Wunden 
schon etwas heißen will, der wahre R e p a r a t e u r 
T r i c a r d , eine mystische Flüssigkeit: 




; <■ CHEVAUX COUff/v 

% 

CO 


r GII&RI80N SANS ---. 

de» PLAIES de tonte a Nature» 

oar le Vral RCPARATEUR TRICARD 

Tlicoosde l ( 60 «12* 60.—Torte« Phirmädi. 


In die Seuchenbehandlung greift bereits ein und wird 
damit allgemeingefährlich das Carbosanol, wie die 
Carbosanoline anscheinend ein Karbolsäurepräparat, 
das bei Aphthenfieber (so nennen die Franzosen gut und 
treffend die Maul- und Klauenseuche) eine „sichere Heilung“ 
verbürgt: 

FIEVRE APHTEUSE 

guSrison certaine par l’emploi du Carbosanol 
et de la Carbosanoline. Demander mode d’em- 
ploiH.RouTiEit.ph» l»«el., Sartrouville (S. et 0.). 

Die Ar^neiform der Pulver war in Frankreich von alters- 
her ebenso allgemein bekannt und beliebt wie die heute in 
der ganzen Welt verbreitete Arzneiform der Tabletten, die eine 
Erfindung englischer und zwar Londoner Apotheker ist. 
Deshalb wird in Frankreich alles mögliche in Form von 
„poudres“ gebracht. Daß dies auch für Tierheilmittel gilt, 
davon zeugen schon die Ankündigungen von drei Geheim¬ 
puder für kranke Tiere im „Petit Journal Agricole“. 

Davon ist der Poudr e^V a i t a u x ein Aphrodisiakum 

und dient zur Erregung der darniederliegenden GeschJechts- 

lust bei Kühen, Stuten und Schafen. Mit ihm zusammen 

empfiehlt die herstellende Apotheke einen Po udre 

Bec hique gegen]Herz-, Lungen- und Kehlkopfleiden in 

folgender Doppelanzeige: 

CAIII IC du vichu, jiMils. brshii usiree par ia poudrt Valtaux, 

OHILLIl Brand Prix Paris 1300 . Rsssslts Mrtilis. Prix 2 Ir. et» sind. 

PflllQCCdu cheval, toux du b6tail, guöris par la 
I U U UUL Poudre Bdohique, 20 paq. 2 fr. franco. 

Pharmacie VALLADE, k Ste-Livrade (Lot.-et-Gar.). 

Der auch in Deutschland bekannte Poudre du Pin, 
der entsprechend seinem fabelhaft hohen Preise (die Schachtel 


zu 2,80 M in deutscher Münze) gegen Lahmheiten, Sehnen¬ 
entzündungen, Wunden, Druckschäden usw. ebenso fabelhaft 
gut wirken soll, bringt sich auf folgende Weise fortwährend 
in empfehlende Erinnerung: 


_I POUR GüEtIrI_ 

SANS VfeSICATION ET SANS TRACES 

CHEVAUX TAR&S 

BOITERIES.TENDON8 CHAUFFK3, BLE38URE3 
MOLETTES, ENQORQEMENTS. IN FL AM MATIONS «t« 



pounnEouPin 

C. M0NTIC0NE PH« VtTtR r *J)EAUVILLE •/ v 
BR0CHURE ÖRATüFteI 


Dagegen habe ich die Ankündigung eines anderen 
„berühmten“ Geheimpulvers, des vom Tierarzt Roux in 
Grenoble erfundenen und hergestellten Gebärmutter¬ 
pulvers oder Poudre utörine de Roux, das die 
zurückbleibende Nachgeburt bei Kühen überraschend schnell 
loslösen soll und von dem eine Schachtel in Deutschland 
sage und schreibe 4 M kostet, in den mir vorliegenden Jahr¬ 
gängen der „Kleinen Landwirtschaftlichen Zeitschrift“ ver¬ 
geblich gesucht. 

Das Menschenmöglichste in Zusicherungen aber leistet 
sich der Apotheker V e 1 p r y in Reims. Er verspricht, 
pochend auf tausende anerkennende Bescheinigungen und 
Zeugnisse, durch folgende marktschreierische Anzeige, jede 
Dämpfigkeit, katarrhalische Erkrankung, Bronchitis und Druse 
bei Pferden mit seiner Vergotinine in ausgerechnet fünf¬ 
zehn Tagen sicher heilen zu wollen: 

PLUS DE CHEVAUX POUSSIFS! 

Plus de rhumes, bronchites, gourmes! 

Gu§rison en 15 jours 

par la VERGOTININE VELPRY, PIT 
ä REIMS (Marne), et toutes ph“ Pr.: 6 Irs. 
MILLIERS D’ATTESTATIONS 

Die Zweigniederlassung, die der Apotheker V e 1 p r y für 
den Vergotinine-Vertrieb in Deutschland in einer Metzer 
Apotheke errichtet hat, kann er nach dem Friedensschluß 
ruhig wieder einziehen. Sie erübrigt sich vollkommen, denn 
schon vor dem Kriege hatten wir im Strychotin der 
Firma Krewel & Co. in Köln a. Rh. ein Ersatzpräparat 
gefunden, das der Vergotinine, wenn nicht überlegen, so doch 
mindestens gleichwertig, billiger, kein Geheimmittel und vor 
allen Dingen deutsch ist. 

Sieht man sich diese Anzeigen auf ihfen Inhalt etwas 
näher an, so fällt einem zunächst der durchweg hohe 
Preis der französischen, „Spezialitäten“ auf. 
Der Grund dafür beruht auf den Verhältnissen des chemisch¬ 
pharmazeutischen Groß- und Zwischenhandels, die bei unserem 
westlichen Reichsnachbar wesentlich andere sind als in 
Deutschland. Die Herstellung der Spezialitäten für Menschen 
und Tiere liegt in Frankreich in Händen von Großfabrikanten, 
die seit einigen Jahren in einem eigenartigen Rabatt-, dem 
sog. Tikett-System, zu einem Syndikat vereinigt sind. Diese 
chemisch-pharmazeutische Genossenschaft mit stark jüdischem 
Einschlag setzt die Preise und die Rabatte für die Gro߬ 
drogenhändler und die Apotheker fest, die es damit in voll¬ 
ständige Abhängigkeit von sich gebracht hat, veranstaltet 
eine großzügige Reklame und stattet auch sonst seine Waren 
sehr gut aus, sodaß man zugeben muß, die französischen 




r>8 BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 5. 


Spezialitätenindustrie, die übrigens weit älter ist als die 
deutsche, steht, was Packung und Aufmachung angeht, tat¬ 
sächlich auf der Höhe der Zeit und des Geschmackes. 3 ; Das 
alles macht in Frankreich die medizinischen Spezialitäten, die 
sonst in keiner Weise einer staatlichen Besteuerung unter¬ 
liegen, nicht gerade billiger, und der Leidtragende ist dann 
natürlich der einzelne Käufer. Darum ist es nur verständlich 
und begreiflich, wenn in Friedenszeiten an der französisch¬ 
deutschen Grenze täglich ungezählte Franzosen die ersten 
deutschen Apotheken aufsuchen, wo sie Medikamente für 
kranke Menschen und Tiere zwar nicht so schön eingepackt, 
aber ein- bis dreimal billiger und wohl auch besser er¬ 
halten als in ihrem eigenem Lande. 

Ähnlich steht es mit der anderen auf den ersten Blick 
sehr überraschenden Tatsache, daß nämlich in Frank¬ 
reich alle Geheimmittcl nur von Apotheken 
und nur als Heilmittel („guerir") angepriesen 
und verkauft werden. Einführung, Vertrieb und Ver¬ 
kauf von chemischen Medikamenten und pharmazeutischen 
Spezialitäten für Menschen und Tiere ist in Frankreich 
au sschließlich Sache der Apotheker. Drogerien wie 
in Deutschland gibt es nicht. Sie sind auch nicht nötig, 
weil die Gesetzgebung der Republik f r e i verkäufliche Mittel, 
etwa im Sinne unserer Kaiserlichen Verordnung, betr. den 
Verkehr mit Arzneimitteln vom 22. Oktober 1901, nicht kennt. 
Die französische „Droguerie“ ist deshalb eigentlich dasselbe 
wie eine Apotheke, denn sie muß stets Eigentum eines 
approbierten Apothekers sein, darf nur Apothekerwaren ver¬ 
kaufen und steht ebenso wie jede Apotheke unter staatlicher 
Oberaufsicht. Die französische „Herboristerie“ aber, die der 
Deutsche gern mit Drogerie verwechselt, hat nur das Recht, 
im Kleinhandel medizinische Pflanzen, Kräuter, Lakritzen, 
Seifen usw. zu verkaufen, niemals aber pharmazeutische 
Spezialitäten und Chemikalien, z. B. nicht einmal Borsäure, 
ist also tatsächlich nicht mehr, als was ihre Bezeichnung 
besagt, nämlich im wahren Sinne des Wortes eine „Kräuter¬ 
handlung“. Daher tragen die Verantwortung für Übertretungen 
auf dem Gebiete des französischen Arzneihandels, die nach 
dem Gesetz übrigens sehr streng bestraft werden — sollen, 
letzten Endes immer nur Apotheker. Das geht so weit, daß 
bei Großdrogenhandlungen und chemisch-pharmazeutischen 
Fabriken in Gestalt von Aktiengesellschaften nur Apotheker 
Aktionäre sein dürfen. Die Begründung einer so segensreichen 
Firma, wie sie B e n g e n & Co in Hannover für die Wirt¬ 
schaftsgenossenschaft Deutscher Tierärzte darstellt, wäre daher 
für die französischen Tierärzte ein Ding der Unmöglichkeit. 
Man sieht also, daß auf dem Gebiete des französischen 
Arzneimittelwesens bedeutend einfachere und strengere Grund¬ 
sätze herrschen als bei uns. 

Jedoch auch der französische Apotheker ist ein findiger 
Mann. Dazu zwingt ihn schon der geschäftliche Wettbewerb 
mit seinen Kollegen, der in Frankreich besonders groß und 
lebhaft ist, da für approbierte Apotheker ohne weiteres die 

3 ) Der Franzose betont als Romane überhaupt mehr die Form, 
das schöne Äußere, jedem angenehm in die Augen Fallende, 
während der schwerblütige Germane allem mehr auf den Grund 
geht, auf Herz und Nieren prüft und den inneren Wert mit Recht 
höher stellt als äußerlichen Firlefanz. 


Ni< dcrlassungsfrcihcit besteht, also jeder sofort nach seiner 
staatlichen Approbation einen Apothekerladen eröffnen darf. 
Wird ihm nun eine gesetzliche Bestimmung unbequem und 
lästig, umgeht oder mißachtet er sie kaltlächelnd. So 
ist z. B. vorgeschrieben, chemische und pharmazeutische 
Spezialitäten erst dann öffentlich anzupreisen, wenn vorher 
die Erlaubnis der Aeademie de Medeeine eingeholt worden 
ist. Den vielen Umständlichkeiten und Förmlichkeiten bei 
seinen Behörden, bei denen St. Bürokratius von Amts wegen 
bekanntlich wahre Orgien feiert, geht aber der französische 
Unternehmer pfiffig dadurch ganz aus dem Wege, daß er sich 
für viel Geld empfehlende Bescheinigungen (certificate) von 
Ärzten und Tierärzten verschafft und. mit diesen ausgerüstet, 
hausieren geht. Daß unter den auf solche höchst einfache 
Weise empfohlenen und eingeführten medizinischen Neuigkeiten 
für die Human- und Veterinärmedizin gar manches Geheim- 
nnd Schwindelmittel sich befindet, liegt auf der Hand. Was 
wird nicht alles auch bei uns von Fachleuten glänzend be¬ 
scheinigt und empfohlen! Auch soll in Frankreich jede 
Schachtel, Flasche, Empfehlung und Ankündigung die genaue 
Angabe der qualitativen und quantitativen Zusammensetzung 
der Spezialität tragen. Wie gewissenhaft das aber befolgt 
wird, ersieht man schon aus obigen Proben von Geheim¬ 
mittelanzeigen. In Frankreich scheint eben der pharmazeutische 
Aufsiclisrat bei Übertretungen seiner strengen Verordnungen 
mit „nonchalanee“ nicht nur ein, sondern meist beide Augen 
zuzudrücken. Honni soit qui mal y pense . . . 

Trotz derartiger Zustände im französischen Arzneihandel 
liegt es mir fern, alle französischen Arkana schroff als 
Schwindelmittel zu bezeichnen. Gewissen Geheimmitteln wie 
der den französischen Landwirten im „Petit Journal Agricole“ 
angepriesene Vergotinine, Poudre du Pin und Poudre uterine 
de Roux dürfte eine wenn auch beschränkte gute Wirkung — 
ob nur in heilendem oder nur besserndem Sinne, bleibt sich 
dabei gleich immerhin innewohnen. Sonst würden sie 
wohl nicht viele deutsche Tierärzte und Landwirte in ihrer 
Praxis weiter verwenden und gegebenenfalls bis in die Wolken 
preisen. Dessenungeachtet bleiben sie ausländische Geheim- 
mittel, die jeder Deutsche weit von sich w r eisen müßte, zumal 
die heimische chemische und pharmazeutische Industrie, die 
beste in der ganzen Welt, sie uns leicht entbehrlich macht. 
Hoffentlich ist dieser furchtbare Krieg für uns auch insofern 
fruchtbar, daß er mit der Verhimmelung ausländischer Hohl¬ 
heit und Gespreiztheit in Deutschland auch auf dem Gebiete 
des Arzneimittelwesens endlich einmal ganz aufräumt, 

Krlegsnir8orgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte. 

VIII. Bericht, 

1. Eingänge. 

191 ö. November: 

T i o r a r z t o k iitn m e r 11 e s s e n - N a 8 s a u IX. Rate 


durch Reg.- u. V et,-Rat Peters, Wiesbaden . . 100, - M. 

Tierärztekammer Westpreußen 11. Rate 

durch Reg.- «nd Vet. : Rat Lorenz, Marienwerder 2JU, — „ 

Tierärztekammer Schleswig-Holstein 
IV. Rate durch prakt. Tierarzt Franzenburg, 

Altona.100,— „ 

Verband d e r prakt, Tierärzte Preußens 

durcli Oberstabsveterinär Naumann, Halberstadt 500,— „ 

Prakt. Tierarzt II a r t w i g, Gehrden b. Hannover . . 3ü,05 „ 

Korpsstabsveterinär Kunze, Hannover.50,— „ 

Prof. Dr. M i e ß n e r, Hannover.50,— „ 

Prakt. Tierarzt B r ü eher, Hannover .... . . 30,— „ 


Zusammen 1090.05 M. 







3. Februar 191G. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


. Übertrag 1090,05 M. 

Dezember: 

Stabsveterinär K. in B. zurückgezahlt. 200,— ,, 

Studierender d. Tierärztl. Hochschule Hannover durch 

d. stellvertr. Rektor Geh.-Rat Dr. Fr ick „ . . 25, - „ 

Veterinär Dr. Rosenbruch, Hannover.10, - „ 

VeL-Rat Nagel, Osterode a. Harz.50,- „ 

Prof. Dr. R a e b i g e r, Halle a. S., Schriftsteller-Honorar 

durch Tierärztl. Rundschau ... . 5,70 ,, 

Stabsveterinär Bock, prakt. Tierarzt in Wülfel b. Han¬ 
nover 2 mal 50 M.'.100,— „ 

Geh.-Rat Prof. Dr. Frick, Hannover.50,— 

1916. Januar: 

Kreissparkasse Alfed, Zinsen pro 1915 . . . 965.14 „ 
Vet. - Offizierkorps des Korps Werder 
in Flandern durch Stabsvet Steffen, Divis.- 
und Korpsveterinär IV. Ers.-Divis., Vereinnahmte 

Fleischbeschaugebühren 300 u. 150 M., 450,— ,, 

Schriftstellerhonorar durch Verlags- 
buchhandl. R. Schoetz, Berlin: 

Berl. Tierärztl. Wochenschrift: 

Prof Dr. Jakob, Utrecht. 36,40 „ 

Prof. Dr. Kroon, Utrecht .19,05 „ 

Deutsche Fleischbeschauer-Zeitung: 

Dr. Siegel, prakt. Tierarzt in Geyer, E rzgeb. . 3,15 „ 


zusammen: 3004,49 M. 
2. Auszahlungen. 

1915. November: 


Einmalige Beträge: 1 mal 200 M. . . 
Lfd monatl. Beträge: 5 „ 100 „ . . , 

* „ n 2 „ 50 „ . . , 

r r v 1 v 25 „ . . , 

Dezember: 

Einmalige Beträge: 1 mal 200 M. . . . 

Lfd. monatl. Beträge: 5 „ 100 „ . . , 

, » - 2 n 50 „ . . 

* n * 1 * 25 „ . . . 

1916. Januar: 

Einmalige Beträge: 1 mal 200 M. . . . 

Lfd. monatl. Beträge: 4 ,, 100 „ . . . 

, „ n % 2 50 „ . . . 

r 1 „ 25 . . , 


200 ,- 
500, — 
100 ,— 
25- 

200 ,- 

500,- 

100 ,- 

25,— 


200 ,- 

400,— 

100 ,— 

25,- 


M. 


Zusammen: 2375,— M. 
Z u s a m m e n s t e 11 u n g : 

Eingänge. 3004,49 M. 

Auszahlungen. 2375,— M. 

Der zeitige K a s s e u b e s t a n «1 b e t r ä g t 31 235,72 M. 


Vorstehender Geschäftsbericht zeigt dank der Opferfreudigkeit 
preußischer wie ausländischer Kollegen, gegenüber dem letzten 
Berichte, ein erfreulicheres Bild, insofern, als die Einnahme-Seite 
gegenüber den Ausgaben ein nicht unbeträchtliches Mehr aufweist. 
In den Vordergrund der Einnahmen treten in vorliegender Auf¬ 
stellung der erstmaligeZinsbetragunseresKapitaEs 
pro 1915 m i t 965,14 M., sowie die SpendedesVerbandes 
der praktischen Tierärzte Preußens mit 500 M. 
und diejenige der Veterinäroffiziere des Korps 
Werder in Flandern mit 450 M. 

Dem Verbände der praktischen Tierärzte Preußens und den 
Veterinäroffizieren des Korps Werder gebührt deshalb für diesmal 
unser besonderer Dank. 

Wie uns durch den Divisions- und Korpsveterinär des Korps 
Werder mitgeteilt wird, besteht die uns überwiesene Spende der 
in Flandern im Felde stehenden Kollegen aus vereinnahmt en 
Fleischbeschaugebühren, die den dortigen Kollegen 
zukommen, aber von diesen in selbstloser Weise unserer Kriegs¬ 
fürsorgeeinrichtung zur Verfügung gestellt werden. Unserem 
Danke möchten wir die Bitte anschließen, daß auch Veterinär¬ 
offiziere in anderen Korpsgebieten eroberter 
Landesteile, in denen ähnliche Einrichtungen getroffen sind, 
sich dieser vorbildlichen Opferfreudigkeit an¬ 
schließen und uns gleichfalls ihre nebenamt¬ 
lichen Einnahmen zur Verfügung stellen, damit 
wir auch fernerhin in der Lage sind, allen an unseren Fonds 
gestellten begründeten Forderungen gerecht zu werden. Des 
innigen Dankes der durch die Kriegsnöte in Belrängnis geratenen 
Familien unserer Standesgenossen, die von uns auf diese Weise 


ausreichend unterstützt werden, können die Herren Kollegen ver¬ 
sichert sein. 

Nochmals herzlichen Dank allen opferwilligen Gebern, auch 
für das kleinste Scherflein! 

Hannover, Misburgerdamm 15, Ende Januar 1916. 

Friese, Schrift- und Kassonführer. 

Verfügung, betreffend Feldunterveterinäre und Studierende 
der Tierheilkunde. 

(Verf. d. Kriegsministeriums vom 12. 1. 1916. Nr. 3070/12. 15. A3. i 

1. Es ist hier zur Kenntnis gelangt, daß Feldunterveterinäre 
zur Ergänzung ihrer Studien auf längere Zeit beurlaubt sind. Bei 
dem herrschenden Mangel an Veterinären ist eine mehrmonatige 
Femhaltung der Feldunterveterinäre vom Dienst einstweilen nur 
vertretbar, soweit es sich um solche Personen handelt, die spätestens 
mit Ende des Wintersemesters 1915/16 (März 1916} die tierärztliche 
Fachprilfung beenden können, also mindestens im 7. Semester stehen* 
Darüber hinaus darf eine Beurlaubung zu Studienzwecken nicht 
erfolgen und würden andere Feldunterveterinäre baldigst wieder 
zum Dienste heranzuziehen sein. 

Bei der Militär-Veterinär-Akademie stehen z Zt. 10 Felduni«r- 
veterinärc — darunter 1 früherer Studierender der Akademie — in 
der Fachprüfung. Soweit ihre demnächstigc Rücküberweisung zu 
ihren früheren Truppenteilen erforderlich ist, wird sie rechtzeitig 
beim Allgemeinen Kriegs-Departement zu beantragen sein. Die 
Felduntcrvcterinäre, die während ihres jetzigen Urlaubes die Fach- 
prüfung bestehen, werden dem Allgemeinen Kriegs-Departement 
besonders namhaft zu machen sein, sofern nicht bei den eigenen 
Truppenteilen oder in den betreffenden Korps- oder Armeebereiclu n 
ihre Verw endung als Unterveterinärc erforderlich ist. 

Feldunterveterinäre, die die Fachprüfung spätestens mit Ende 
des Sommersemesters 1916 (Juli/August 1916) ablegen können, 
würden bis zum 15. 3. 1916 — möglichst unter Beifügung der 
Studiennachw eisc — zur Aufnahme in die Militär-Veterinär-Akademie 
unmittelbar bei dieser anzumelden sein. Von einer Beurlaubung 
zur Ergänzung der Studien und Ablegung der Fachprüfung ist 
zweckmäßig ganz abzusehen. Bei der Akademie stehen die. Be¬ 
treffenden persönlich und betreffs ihrer Studien unter geregelt«!* 
Aufsicht, so daß für die Erreichung des Zieles größere Gewähr 
geboten ist. Die spätere Rücküberweisung zu ihren bisherigen 
Truppenteilen ist in der Regel ausgeschlossen. Soweit sie dort 
nicht entbehrlich sind, ist bei ihrer Anmeldung zugleich Ersatz aus 
den jetzt bei der Akademie befindlichen Studierenden zu beantragen. 

2. Ferner sind vielfach Studierende der Tierheilkunde beurlaubt, 
um die tierärztliche Vorprüfung abzulegen und das klinische Semester 
zu erledigen, damit sie demnächst als Feldunterveterinäre verwendet 
werden können. 

Soweit die Betreffenden in ihrem Studiengange derartig vor¬ 
geschritten sind, daß die Beendigung des klinischen Semesters 
spätestens 1916 zu erwarten steht, ist die Anstrebung dieses Zieles 
zwar durchaus erwünscht, doch empfiehlt es sich, solche Studierend«' 
künftig nicht mehr zu beurlauben, sondern zur Militär-Veterinär- 
Akademie zu überweisen. In Betracht kommen dafür nur Studieremle, 
die mindestens 3 Semester (ohne Anrechnung eines Kriegssemesters) 
studiert haben. Ihre Heranziehung ist spätestens bis zum 15. 3. 1916 
unmittelbar bei der Akademie — möglichst unter Beifügung der 
Studiennachweise — zu beantragen. Für das laufende Semester 
werden die z. Zt. Beurlaubten jedoch zweckmäßig auf Urlaub zu 
belassen sein, wenn keine dienstliche Veranlassung zu einer 
Änderung vorliegt. 

Bei der Militär-Veterinär-Akademie stehen z. Zt. 50 Studieremle 
— darunter 15 frühere Studierende der Akademie — in dem 
klinischen Semester und weitere 12 Studierende werden voraus¬ 
sichtlich die tierärztliche Vorprüfung im März 1916 und das klinische 
Semester bis Ende Juli 1916 beenden. 

Über die jetzt und künftig bei der Akademie befindlichen 
Studierenden behält sich das Allgemeine Kriegs-Departement die 
Verfügung ohne Einschränkung vor. Eine Rücküberweisung zu 
ihren früheren Truppenteilen ist allgemein nicht beabsichtigt. Di«* 
Studierenden, die während ihres jetzigen Urlaubes <li«* Vorbedingungen 
zur Beförderung zu Feldunterveterinären erfüllen, werden dem 

























GO 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 


Allgemeinen Kriegs Departement besonders namhaft zu machen sein, 
sofern nicht bei »len eigenen Truppenteilen oder in den betreffenden 
Korps- oder Armeebereichen ihre Verwendung als Felduntervetcrinäre 
erforderlich ist. 

— Veterinfir-medizinische Fakultät der Universität Zürich. Am 

21. .Januar wurde vom Senat der Fn'.versität Herr Professor 
Di. E. Zsehokke für die Amtsperiode F.HG/1K einstimmig zum 
lDktor gewählt. 

Prof. Z s e h o k k e ist der Senior der \ et.-med. Fakultät und 
durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete 
»ler Pathologie und Seuehenlehre, «ier allgemeinen Pathologie und 
BakteriologD bekannt, die fast alle im Schweizer Archiv für Tier¬ 
heilkunde publiziert wurden. Die Pmjatrik verdankt ihm »las 
grundlegende Werk über die l r nfruehtbark»‘it des Rimlos. Prof. 
Z s e h o k ke ist Ehrendoktor der im'diziniseh»*n Fakultät Ziirieh: 
seine preisgekrönte Schrift über »lie Statik und Mechanik »les 
VertebratenskeDtts nimmt »‘inen Ehrenplatz in der anatomischen 
Literatur ein. 

So stellen nun auch »lie Veter:nänn»‘dizim;r in ZiirDli eimm 
Pniversitätsrektor. 

Zum Dekan der Fakultät für »lie gleich» 1 Amtsperiode wurde 
Herr Prof. Dr. E h r h a r <11 gewählt. 

— Se. Majestät der König Friedrich August von Sachsen be¬ 
sichtigte gelegentlich seiner Anwesenheit in Leipzig «las Pferde¬ 
lazarett im benachbarten Thekla, in welchem insgesamt etwa 
200 Pferde untergebracht sind. Stabsveterinär S 1 o in k # gab eine 
Reihe Erläuterungen. Es wurden zunächst die Baracken 1 und II. 
wo sich operierte Pferde mit iußeivn Wunden befinden, unter 
Führung «les genannten Stabsveterinärs besucht. Darauf wurde 
der König mit seinem Gefolge von dem Kommandeur des Lazaretts 
in «len Operationsraum geleitet 'und wohnte «lort mit sichtlichem 
Interesse einer Operation hei, die Oherveterinär Reichen hach 
an einem Pferde ausführte. Dann wurde die Baracke III eingehend 
besichtigt, wo in der Hauptsache Pferd»* untergebracht sind, die 
im Felde erkrankt sind. Der König äußerte seine hohe Befriedigung 
über »lie mustergültigen Einrichtungen des Lazaretts und Depots.» 
sowie über die sachgemäße Behandlung der Tiere, sk. 

— Ein Feldpostbrief aus der Zeit der Freiheitskriege ist uns aus 
dem Leserkreise zur Verfügung gestellt worden. Der Verfasser. 
Tierarzt Christian Boettger. einer der ersten Schüler «ler 
Berliner Lehranstalt, schreibt an seine Angehörigen. Der Brief 
behandelt in der Hauptsache Familienang»degenheiten. B o e t t g c r s 
Regiment befindet, sich in Erxleben, das Quartier ist gut, di«* 
Liebesgaben sind eingetroffen, aber leider in unrecht»* Hände ge¬ 
langt, und der Marsch geht weiter nach Magdeburg. Die tierärzt¬ 
liche Kunst wird bei dem Regiment Boettger ist »lort der 

einzige Tierarzt hoch geschützt; alle »Schwadronen nehmen seine 
Tätigkeit in Anspruch. Das Ende des Feldzuges hat B.. wie uns 
weiter mitgeteilt wird, nichteriebt: erstarb vor Friedenssehluß an 
Typhus. Heute stehen seine Nachkommen im Fehle, nicht als 
Veterinäre, sondern als Frontoffiziere in den Schützengräben. 

— Unter dem Protektorat- Sr. Kaiserlichen Hoheit des Deutschen 
Kronprinzen ist in Berlin ein Verein ins Leben gerufen, der sich 
«lie Aufgabe gestellt hat, die Kriegs Wohlfahrt in der Deutschen 
Armee und Marine zu fördern. Er trägt den Namen „Feldgrau 1914/15“, 
Verein für Kriegswohlfahrt in Armee und Marine, Berlin W. 9. Den 
Vorsitz führt Se. Exzellenz Generalleutnant v. G c r s d o r f f. Die 
verfügbar werdenden Mittel sollen Sr. Kaiserlichen Hoheit «lern 
Deutschen Kronprinzen zum Besten der Deutschen Arme»* und 
Marin«* überwiesen werden. .Jeder Deutsche kann Mitglied des 
Vereins „Feldgrau” gegen Zahlung eines einmaligen Beitrages von 
1,50 M. werden. Dafür erhält jedes Mitglied eine Denkmünz» 1 mit 
dem Bihlnis des Kronprinzen, eine Mitgliedskarte und «lie erste 
Lieferung des künstlerisch ausgestatteten Buches „Feldgrau im 
Weltkrieg 1914/15“: außerdem wird jedes Mitglied in <li<* Listen 
des goldenen Buches eingetragen, welches Sr. Kaiserlichen Hoheit 
dem Deutschen Kronprinzen zum AmDnken an die größte Zeit 
Deutschlands überreicht w«T<len soll. Anmeldungen sind an »hm 
Schriftführer. Herrn Oberst v. Wi t z I <* h e u. Berlin VV. 9. zu richten. 


Personalien. 

Auszeichnungen: ff s w urdc v e r 1 i e h e n : Der Titel Yeferiiiär- 
rat: dem Amtstierarzt Dr. Friedrich Lindhorst in Delmenhorst 
(Oldbg.): das Kgl. Säehs. Kriegs Verdienstkreuz: dem Korpsstabs- 
veterinär a. D. Karl Walther in Leipzig: «lie Großh. Hess. Tapfer- 
keitsmedaill« 1 : «Dm Jakob Stephan, Assistent am vet. patli. Institut 
<l»T Universität Gießen: das Anhaitische Krmgsvenlicnstkreuz und 
das Offizierkreuz «les Ohlcnburgisehcn Haus- und Verdienstordens: 
dem Geheimen Pegieningsrat und Vortragenden Rat im Ministerium 
für Landwirtschaft usw. Dr. Xcnr/uann in Berlin: das Großh. Olden¬ 
burg. Ehrenkrcuz I. K1.: dem Tierarzt Gerhardt Fe/dhus in Westerstede 
(Oldbg.): «las Großh. Oldenburg. Friedrich August Kreuz 2. Kl.: dem 
Bczirkstierarzt Dr: Form lins in Eisenach; das Hanseatenkreuz: 
dein Stabs- und Reirimentsveterinär Dr. Hubert Loetrc im Fcldart.- 
Regt. Nr. 9. 

In der Armee: Bayern: Befördert: Zum Korpsstabs- 
veterinür der Oberstabsveterinär Dr. Eduard Si</I, Regt.-Vetcrinär 
«les 1. Schw. R.-Heg.: im Beurlaubt cnstamle wurden befördert zu 
< iberveterinären die Veterinäre <1. lies. Franx Herold (Passau) und 
Haus Sehen/ (Rpsenheiin >; zu Veterinär«*n in «ler Res. die Unter- 
veterinäre lleinr. Wetjlmul (Kaiserslautern) mit Patent vom 
25. August 1915 vor «Din Veterinär Karl Gut mann d. Res. (Bamberg) 
und Gcortj Bocek (II. München) mit Patent vom 25. August 1915 
vor »Dm YePrinär Fr\. Xaver Laut/ d. R»‘s. «Augsburg.) 

Todesfälle: Korpsstabsveterinär a. D. Karl Walfher in Leipzig, 
Yetcrinärrat Waßmann in Liegnitz, Tierarzt Haider in Kißlegg 
(Wiirttbg.), Dr. Hermann Hofer , beamteter 1. Assistent a. »1. Kgl. 
Bayer, vcterinärpolizeil. Anstalt in Schleißheim. 

Vakanzen. 

Bezirkstierarztstelle: Viech tach. Bewerbungsgesuche sind 
bei der für den Wohnsitz «les Bewerbers zuständigen Regierung, 
Kammer des Innern, bis zum 10. Februar 1. «L einzureichen. 

Schlachthofstelle: Gels. Schlachthofdirektor alsbald. Anfangs¬ 
gehalt 3000 M. steigend bis 4200 M„ freie Wohnung und Heizung. 
Bewerbungen an den Magistrat. 

Aufruf zur Beteiligung an der Meerschweinchenfell- 
yerwertung. * 

In Nr. 52. 1914 und Nr. 11, 1915 dieser Wochenschrift habe ich 
auf die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten gegerbter Meer- 
schweinclienfelle aufmerksam gemacht und auch in verschiedenen 
Tagesblättern, naturwissenschaftlichen und Touristen-Zeitungen 
auf diesen zweckmäßigen Ersatz für «lie teureren Hamsterfelle 
hingewiesen. 

Das Publikum hat von den Fellen zum Füttern von Westen 
und Mänteln, zur Anfertigung von Winterkleidung für Kinder, 
Einlegesohlen, Hamlmüffehen u. a. m. so ausgiebig Gebrauch 
gemacht, daß der Fellvorrat uns«*rcs Bakteriologischen Instituts 
stets sofort nach dem Eintreffen aus der Rauchwarenzurichterei 
vergriffen war. 

Ich habe mich daher vor kurzem mit einer auf genossenschaft¬ 
licher Grundlage arbeitenden Felhmtzungsgestdlschaft in Verbindung 
gesetzt, die die bestmögliche Verwertung »ler Meerschweinchenfelle 
in <1D Hand nehmen will. Zu diesem Versuch im Großen sind 
zunächst mehrere hundert sauber abgezogene (einfach auf Brett¬ 
chen) gespannte und getrocknete F<dle erforderlich. Infolgedessen 
bitte ich die Leit»*r aller wissenschaftlichen Institute, die einen 
großen Meeischweinehenhestand unterhalten müssen, um getl. Ein- 
sendung von -Fellen an mein Institut. .Jede Menge wird mit Dank 
angenommen. Die Farbe spielt vorläufig keine Rolle, wenn ich 
auch nicht unerwähnt lassen möchte, daß bunte Felle als Futter, 
einfarbige, nach außen zu tragende, für Kinderpelze und Han«l- 
müffchen bevorzugt worden. 

Nach Maßgabe der von der Fellnutzungsgesellschaft erzielten 
Preise Wird den Einsendern unsererseits ohne jeden Abzug Ab¬ 
rechnung erteilt. Gelingt der Versuch, was zu erwarten stellt, so 
werden «lie einzelnen Institute späterhin am besten direkt mit »ler 
Gesellschaft in Verbindung treten. 

Schließlich sei bemerkt, daß in meinem Institut alle Felle vor 
«Dr Weitergabe im Heißluftapparat nach Ingenieur Von dran 
und Dr. Haut mann keimfrei gemacht werden. 

Prof, Dr. II. R a <* b i g e r, Halle a. S. 


Verantwortlich für den Inhalt i e\kl. In.-eralontcih: i. V. l’rof. (ilagv, Hamburg. Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Ilicbard Schoetz in Ilcrlin. — 

Druck von W. HUxenstein, Berlin. 





Dl« „Berliner Tl«rSrxt1lche Wochenschrift* 3 erscheint 
wöchentlich im Verlage tod Richard Schoe.z in 
Berlin SW. 48. Wilhelmatr. 10. Durch jedes deutsche 
Postamt wiid dieselbe »um Preise von M. 5.— viertel- 
jfihriich (auat chlieBlich Bestellgeld) geliefert. (Öster¬ 
reichische Po«t-Zeitun«»-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.< Einzelnummern 60 Pf. 


Berliner 


Originalbeitrftge werden mit 60 Mk., ln Betltsnti mit 
60 Mit. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen, redaktionellen Anfragen, Korrekturen, 
Rezensions-Exemplare und Annoncen beliebe man sn 
senden an die Verlagsbuchhandlung von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. I)r. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. 6lage Stabsvet. a D. Haneke Sch lachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Hamburg. Referent i. Reichs Kol.-An,t In Berlin. in Mülhausen LE. in COln. Vortrag. Rat im Min. t Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landestierarzt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor io Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J.Schmidf Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierungarat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. BakL Inst, Oamarns, D.S. W.-A. Stadt-Tierarzt m Hamburg. Professor In Mönchen. Mltgl. d. Kais. Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungarat Ziindel 

Professor in Budapest. Landestierarzt von Elsaß-Lothringen» 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. JI2 6. Ausgegeben am 10. Februar. 


1 n h a 11: Ellenberger: Z u r Frage der Verdauung der Zellulose und der Verwendung aufgeschlossenen 
Strohes als Kraftfutterersatz. — Referate : S a c h w e h: Rauschbrand und Gasbrand. — Hasenkamp und 
Fürstenau: Streptokokkenpneumonie beim Rinde. — Max: Ober Versuche mit der „heißen Glyzerin-Boluspaste“. — 
Staateveterinärwesen: Nevermann: Gutachten des Landesveterinäramts (Kaltschlachtung und Notschlachtung betreffend).— 
Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Das Heidekraut (Calluna vulgaris) als Futtermittel. — Verschiedenes. — Tages* 
geschieht®: Ehrentafel der Veterinäre. — Neunundsiebzigste Kriegswoche. — Hahacher: Der Hufbeschlag im Felde. — 
Verschiedenes. — Bücheranzeigen. — Personalien. — Vakanzen. 


Zur Frage der Verdauung der Zellulose und der 
Verwendung aufgeschlossenen Strohes als Kraft¬ 
futterersatz. 

Von W. Ellenberger. 

Die in den pflanzlichen Nahrungsmitteln der Haussäuge¬ 
tiere in größerer oder geringerer Menge vorhandene aus Zellu¬ 
lose, Pentosanen und inkrustierenden Substanzen bestehende 
Rohfaser ist für den Ablauf der VerdauungsVorgänge bekannt¬ 
lich schon dadurch wichtig, daß sie anregend auf die Be¬ 
wegungen des Verdauungsschlauches und des Magen-Darm- 
inhaltes einwirkt. Außerdem stellt sie aber auch einen für 
den tierischen Organismus verwertbaren Nährstoff dar. Ihr 
Hauptbestandteil, die Zellulose, geht zwar zum Teil unbenützt 
mit den Exkrementen ab, ein Teil aber verfällt mit den 
Pentosanen im Verdauungsschlauche Umwandlungs- und Zer¬ 
setzungsvorgängen, wobei neben unverwertbaren vor allem auch 
solche Stoffe entstehen, die für den tierischen Organismus 
verwertbar sind. Diese Zersetzungsvorgänge sind zum Teil 
solche, bei denen dextrin- und zuckerartige Stoffe gebildet 
werden; zum Teil sind es Gärungsprozesse, bei denen als 
Gärungsprodukte zwar vor allem nicht verwertbare Gase 
(CH 4 , CO 2 , H usw.), daneben aber auch solche Stoffe (organische 
Säuren, z. B. Essig-, Butter-, Valeriansäure usw.) entstehen, 
die vom Organismus mit Nutzen verwertet werden. 

Die außerhalb des tierischen Organismus ablaufenden 
Zellulosegärungen und ihre Erreger sind infolge der auf ihre 
Erforschung gerichteten Untersuchungen schon seit längerer 
Zeit bekannt. Ebenso ist man über die im Verdauungs¬ 
schlauche ablaufenden Zellulosegärungsprozesse, als deren 
Hauptsitz die Vormägen der Wiederkäuer und der Dickdarm der 
Herbi- und Omnivoren anzusehen sind, im allgemeinen unter¬ 
richtet. Dagegen herrscht noch Unklarheit über die Fermente 


und die Mikroorganismen, welche die Umwandlung der Zellu¬ 
lose in zuckerartige oder sonstige verwertbare Stoffe ohne 
oder neben geringer Gasentwickelung hervorrufen. Daß es 
sich dabei nicht um ein vom Körper stammendes, den amylo¬ 
lytischen und anderen Fermenten (Enzymen) der Verdauungs¬ 
sekrete entsprechendes oder um ein in den Nahrungsmitteln 
enthaltenes etwa dem amylolytischen Ferment des Hafers 
vergleichbares Ferment handelt, haben unsere früheren Versuche 
gezeigt. Man weiß deshalb, daß nur Mikroorganismen (Protozoen, 
Bakterien, Fadenpilze usw.) und intrazelluläre Fermente (Endoen- 
zyme) bei der Zellulosezersetzung im Verdauungsschlauche 
in Frage kommen können. Behufs Erforschung derjenigen 
im Verdauungskanale lebenden und gedeihenden Mikroorganis¬ 
menarten, welche die Zelluloselösung bewirken, haben A. 
Scheunert und A. H o p f f e in unserem Institut vom 
Jahre 1912 ab Untersuchungen angestellt, die bereits sehr 
beachtenswerte Ergebnisse erzielt hatten, als der Weltkrieg 1914 
ausbrach und Scheunert zu den Waffen einberufen wurde. 
Infolgedessen mußten seine aussichtsreichen Untersuchungen 
abgebrochen werden. 

Da sich bald herausstellte, daß der Krieg eine längere 
Dauer haben und daß sich infolgedessen eine Knappheit an 
Futtermitteln einstellen würde, so mußte das Bestreben aller 
in Betracht kommenden Kreise unter anderem auch darauf 
gerichtet sein, Methoden zu finden, die geeignet sind, eine 
möglichst große Ausnutzung aller verfügbaren Nahrungsmittel 
und Nährstoffe durch die Haustiere zu erreichen. Da Rohfaser 
zwar in reicher Menge vorhanden ist,, aber selbst in den 
gewohnten Futtermitteln nicht ausreichend ausgenutzt wird, 
und da ich es für möglich hielt, daß durch Züchtung und 
Verwendung der im Verdauungsschlauche vorkommenden, die 
Zellulose in verwertbare Produkte um wandelnden Mikro¬ 
organismen die Rohfaser der Futtermittel, insbesondere des 








02 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 6. 


Strohs und anderer Stoffe (z. B. gewisser Baumblätter, Holz¬ 
arten usw.) würde verdaulicher und verwertbarer gemacht 
und dabei auch ein Gewinn an Eiweiß (durch Vermehrung 
und Wachstum der Mikroorganismen unter Eiweißbildung aus 
Luft- und Ammoniakstickstoff) würde erzielt werden können, 
so ließ ich die abgebrochenen bakteriologischen Untersuchungen 
durch die Hilfsarbeiterin A. H o p f f e wieder aufnehmen. 
Die bei diesen neuen Versuchen nötigen chemischen Unter¬ 
suchungen wurden durch den Institutsassistenten und Privat¬ 
dozenten Dr. W. Grimmer ausgeführt. 

Bei diesen Untersuchungen wurde im Verdauungsapparate 
der Einhufer, Wiederkäuer und Schweine außer den früher 
von Scheunert und H o p f f e gefundenen, die Zellulose 
lösenden Mikroben ein F a d e n p i 1 z gefunden, der unter 
lebhaftem, bei Gegenwart von Ammoniak am besten ab¬ 
laufenden Wachstum bei Bildung von Pilzeiweiß unter Be¬ 
nutzung des Ammoniak- oder des Luftstickstoffs die Zellulose 
verhältnismäßig gut und besser als jeder andere Mikroorganismus 
löste und zwar ohne merkbare Gasbildung. Die Zelluloselösung 
war bei Vorlage von Papierzellulose und von Stroh zwar 
schon mit dem Auge zu konstatieren, w'urde aber außerdem 
durch die exakten Untersuchungen Dr. Grimmers und die 
von ihm vorgenommenen Wägungen zweifelsfrei festgestellt. 
Er ist mit der Feststellung der Natur der bei der Zellulose¬ 
lösung entstehenden Umwandungsprodukte noch beschäftigt.*) 
Wir fanden ferner, daß der Pilz ohne Ammoniakbeigabe 
erheblich langsamer wächst, also auch weniger Eiweiß bildet 
und auch die Zellulose weniger angreift als mit solchem 
Zusatz. Auch ergab sich, daß auch das durch Filtration 
von den Pilzen isolierte Ferment die Zellulose angreift. 
Der in Frage stehende v Pilz wird durch Magensaft, der 
0,2—0,5 Proz. Salzsäure enthält, in seinem Wachstum und 
seiner Einwirkung auf Zellulose herabgesetzt. Kommt er 
dann wieder in normale Lebensbedingungen, wie sie z. B. im 
Dickdarm gegeben sind, dann kehrt seine volle Lebenskraft 
und Wachstumsfähigkeit und seine volle Wirkung auf Zellulose 
wieder. Der mit der Nahrung aufgenommene Pilz leidet 
somit durch den vorübergehenden Aufenthalt im Magen der 
Pferde und Schweine keinen bleibenden Schaden. Bei den 
Wiederkäuern kommt für den etwa dem Futter 
behufs Steigerung der Zelluloseverdauung beigegebenen 
Pilz die Passage durch den Magen wenig in Betracht, 
da die Nahrung bekanntlich zunächst in die beiden ersten 
Vormägen gelangt, in denen die besten Bedingungen für 
Zellulosezersetzungsvorgänge und die Wirkungen des frag¬ 
lichen Pilzes und anderer von uns gefundenen Mikroorganismen 
auf die Zellulose gegeben sind und in denen deshalb die 
Hauptverdauung der Zellulose stattfindet. Auf die Bedeutung 
der in den Vormägen und im Dickdarm vorkommenden 
Protozoen soll hier nicht eingegangen werden. 

Behufs Feststellung der Verdauung der Rohfaser des Strohs, 
auf welche der von uns gefundene Pilz eingewirkt hatte gegen¬ 
über der Verdauung der Rohfaser in unbehandeltem gewöhn¬ 
lichen Stroh haben wir einige Vorversuche angestellt, die aus¬ 
sichtsvolle Ergebnisse hatten, aber wegen Mangel an Versuchs- 

*) Näheres s. „Zur Frage der Zellulose Verdauung“. Nach Ver¬ 
suchen von A. Scheunert, W. Grimmer und A. Hopffe, 
mitgeteilt von W. Ellenberger, Zeitschr. für physiolog. Chemie. 
Bd . 96, S. 236. 


tieren, wegen der nicht rechtzeitigen Lieferung eines zu den 
Versuchen nötigen Apparates und anderer Umstände zunächst 
leider nicht fortgesetzt werden konnten. Mit den vorstehenden 
vorläufigen Mitteilungen über die Ergebnisse unserer auf die Er¬ 
höhung der Ausnutzung der Rohfaser gerichteten Versuche soll 
gezeigt werden, daß dabei ein Weg gefunden worden ist, auf dem 
eine größere Verwertung der Rohfaser durch den tierischen 
Organismus bei gleichzeitigem Eiweißgewinn erreicht werden 
kann. Zurzeit ist aber unsere Methode der Benutzung (Rein¬ 
züchtung usw.) der im Verdauungsschlauche der Tiere und 
des Menschen vorhandenen, Zellulose lösenden Mikroorganismen 
behufs besserer Ausnutzung der Rohfaser noch nicht genügend 
ausgebaut, um sie praktisch schon jetzt verwerten zu können. 
Deshalb müssen bei dem herrschenden Mangel an Körnerfutter 
zur Behebung dieses Notstandes vorläufig andere Methoden 
in Anwendung gebracht werden, durch die eine möglichst 
gute Ausnutzung der Rohfaser durch unsere Haustiere zu 
erreichen ist. Unter diesen, schon länger bekannten Methoden 
nehmen die erste Stelle diejenigen ein, die das sogen. Auf¬ 
schließen des Strohs, die Herstellung des „aufgeschlossenen 
Strohs“, bezwecken (F. Lehmann u. a.). Mit dem Auf¬ 
schließen soll eine Erhöhung der Verdaulichkeit und Verwert¬ 
barkeit der Rohfaser des Strohs erreicht werden. Die Auf¬ 
schließungsmethoden, die in der Behandlung des Strohs mit 
Natronlauge (oder mit Säuren u. dgl.) bestehen, darf ich als 
bekannt voraussetzen*), wie auch die Tatsache, daß sich bei der 
Verfütterung von aufgeschlossenem Stroh, dem nicht wenigstens 
ein Teil der Lauge durch Auswaschen entzogen war, früher 
Nachteile eingestellt haben und daß bei Anwendung des Aus¬ 
waschens ein Teil der Strohbestandteile (stickstoffreie Teile 
und gelöstes Protein) verloren geht. 

Von besonderer Wichtigkeit aber ist es, daß Fütterungs- 
versuche ergeben haben, daß der durch Anwendung von Aus¬ 
waschmethoden gewonnene „Strohstoff“ (möglichst reine Stroh¬ 
zellulose, aus der die gelösten Bestandteile ausgewaschen 
sind) von Wiederkäuern und Schweinen hochgradig ver¬ 
wertet (also verdaut usw.) wird (Kellner, Fingerling). 
Bei der jetzigen Futterknappheit lag es somit nahe, den Land¬ 
wirten und den militärischen Kreisen aufgeschlossenes Stroh 
zur Verwendung bei der Fütterung der Haustiere und der Militär¬ 
pferde zur Verfügung zu stellen. Dies ist vor allem auch vom 
Kriegsausschuß für Ersatzfutter in neuerer Zeit geschehen. 
Eine seiner Aufgaben ist die Förderung der Herstellung und des 
Absatzes von aufgeschlossenem Stroh, das nach 3 verschiedenen 
Verfahren (von Di. Oexmann,Minck und Franz Leh¬ 
mann) hergestellt werden sollte, von denen aber bis jetzt 
nur das 0 e x m a n n sehe Verfahren . für praktische Zwecke 
zur Durchführung gelangt ist. 

Mit dem von Dr. 0 e x m a n n hergestellten Strohstoff¬ 
kraftfutter, das aus 70 Teilen Strohstoff und 30 Teilen 
Melasse besteht haben wir Fütterungsversuche mit Pferden 
angestellt und sehr günstige Ergebnisse erzielt. Über unsere 
Versuche, die nur rein praktische Zwecke verfolgten und nur 
feststellen sollten, ob eine beachtliche Menge der üblichen 

*) Selbstverständlich können die Aufschließungsmethoden außer 
beim Stroh auch bei anderem Rohfaser enthaltenden Materiale an¬ 
gewandt werden. Auch können andere Methoden zum Aufschließen 
anderer Stoffe, z. B. in hornigen, knöchernen Gebilden usw., an¬ 
gewandt werden. 





10. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Körnerration der Pferde ohne Schaden für sie, d. h. mit Vorteil 
durch das Oexmann sehe Strohfutter ersetzt werden kann, 
mag in Kürze folgendes erwähnt sein. Zu unseren Versuchen 
dienten 12 nicht arbeitende und 13 zu schwerer Arbeit ver¬ 
wendete Pferde, von denen je 4 als Kontrolliere dienten. Die 
mit ruhenden Pferden angestellten Fütterungsversuche über¬ 
wachte der klinisch^ Assistent Herr Dr. Paul Illing und 
die mit arbeitenden Pferden durchgeführten der Privatdozent 
und Assistent Herr Dr. W. Grimme r. 

Die vier ruhenden Kontrollpferde erhielten (wie vorher alle 
zwölf Pferde) 5 l / 2 Pfd. (2 3 / 4 Kilo) Hafer, 3 Pfd. (l»/ f Kilo) Mais, 
2 1 / 2 Pfd. (l»/ 4 Kilo) Kleie, 3 Pfd. (1*/, Kilo) Häcksel und 4 Pfd. 
(2 Kilo) Heu. Bei den Versuchspferden, deren Körpergewicht wie 
das der Kontrollpferde im Mittel 450 Kilogr. betrug, wurden zu¬ 
nächst 3 Pfd. Hafer, später die gesamte Haferration von b x j 2 Pfd. 
und schließlich die ganze Körnerration von 57a Pfd. Hafer und 

3 Pfd. Mais durch Oexmann sches Strohfutter und zwar stets 
in der Gewichtsmenge der entzogenen Körner ersetzt. 

Die schweren Arbeitspferde (mit einem Körpergewicht 
von 600—700 Kilogramm) hatten vorher durchschnittlich 3 Pfd. 
Hafer, 5 bis 6 Pfd. Mais, 5 Pfd. trockene Biertreber, 1 Pfd. Futter¬ 
zucker, 2 Pfd. Leinmehl, 4 Pfd. Häckselmelasse, 5 Pfd. Häcksel, 
15 Pfd. Heu und 100 g Schlemmkreide erhalten. Diese Fütterung 
wurde bei den 5 Kontrollpferden mit einer unwesentlichen Ände¬ 
rung in den letzten 9 Wochen des Versuchs beibehalten. Bei 

4 Versuchspferden ersetzten w r ir 3 Pfd. Hafer durch 3 Pfd. Stroh¬ 
futter und bei den 4 anderen Pferden 3 Pfd. Hafer und 2 Pfd. 
Mais durch 5 Pfd. Strohfutter. Die ersteren erhielten somit neben 
dem Strohersatzfutter noch 6 und die letzteren noch 4 Pfd. (2 Kilo) 
und später nur noch 3 Pfd. (17a Kilo) Körnerfutter (Mais); Hafer 
erhielten die 8 Versuchspferde während der ganzen Versuchsdauer, 
die 15 Wochen betrug, überhaupt nicht. Während dieser 
relativ langen Zeit blieben die Tiere gesund und arbeits¬ 
fähig; keines der Tiere ging an Leistungsfähig¬ 
keit und Körperkraft zurück; sie blieben in gleichem 
Grade arbeitskräftig wie vorher. Das Körpergewicht der 
Tiere, die wöchentlich einmal gewogen wurden, schwankte bei 
allen 25 Pferden, den Kontroll- und Versuchspferden in gewohnter 
Weise, die meisten Versuchspferde hatten aber am Ende der Ver¬ 
suchszeit an Körpergewicht zugenommen. Die Aufnahme des 
Strohfutters erfolgte von einigen Pferden in den allerersten Tagen 
etwas zögernd, sie gewöhnten sich aber sehr bald an die neue 
Fütterung und nahmen das Futter dann gut auf, ohne etwas 
zurückzulassen. 

In bezug auf die Art der Fütterung unserer Versuchstiere 
bemerke ich, daß es bei den zur jetzigen Kriegszeit anzustellenden 
Fütterungsversuchen nach meiner Auffassung wesentlich darauf 
ankommt, dabei eine Fütterung zu wählen, die ohne Schwierigkeit 
und ohne besondere Kosten für die Tierbesitzer durchführbar ist; 
dem gegenüber müssen sonstige auf theoretischen und wissen¬ 
schaftlichen Erwägungen beruhende Wünsche zurücktreten. Wir 
dürfen in der Jetztzeit nur die praktische Seite der Versuchs¬ 
zwecke im Auge haben. 

Das Hauptergebnis unserer länger als ein 
Vierteljahr dauernden Versuche beruht darin, daß durch 
sie der Beweis erbracht worden ist, daß man bei der Fütterung 
arbeitender Pferde mindestens 272 Kilo Körnerfutter durch das 
Oexmann sehe Strohkraftfutter ersetzen kann, ohne daß die 
Tiere an Körperkraft, Leistungsfähigkeit und Körpergewicht 
zurtickgehen. Das Oexmannsche Strohkraftfutter ist mithin 
(wie auch der früher von uns durch Fütterungsversuche 
geprüfte Roboszucker) als ein gutes Ersatzfutter für Hafer 
anzusehen. Damit soll nicht gesagt sein, daß man den Hafer 
bzw. die Körner voll durch das Strohfuttermittel ersetzen 
kann. Eine gewisse Menge Körner, bzw. Hafer — unsere schwer 
arbeitenden Versuchspferde erhielten neben dem Strohfutter 


63 


täglich 1—2 Kilo Körner — sollte den Pferden schon wegen 
der sonstigen Wirkungen des Hafers und anderen Körnerfutters 
auf die VerdauungsVorgänge, den Appetit usw r . stets verab¬ 
reicht werden; es dürfte die Beigabe von l 1 ^—2 Kilo Körner 
(Hafer usw\) täglich für ein Pferd genügen. 

Es ist selbstverständlich, daß bei der Zusammenstellung 
des bei Körnerersatz durch Strohfutter zu verabreichenden 
Futters darauf gesehen werden muß, daß das Nährstoffver¬ 
hältnis zweckentsprechend ist, und daß namentlich die 
mit der Nahrung verabreichte Eiweißmenge 
demBedürfnissedesOrganismusentsprich t.*) 
Es ist dabei zu beachten, daß das Strohfutter arm an Eiweiß 
ist. Nach einer in der Versuchsstation in Pommritz vorge¬ 
nommenen Analyse bestand eine ihr zur Untersuchung vor¬ 
gelegte Probe des Oexmann sehen Strohstoffuttermittels 
aus 9,66 Proz. Wasser, 3,26 Proz. Protein, 0,35 Proz. Fett, 29,88 
Proz. Kohlehydrate, 51,66 Proz. Rohfaser und 5,23 Proz. Asche. 

Ersetzt man nun z. B. 5 Kilo (10 Pfd.) Körner (die bekannt¬ 
lich etwa 8—10 Proz. Eiweiß enthalten) der Tagesration eines 
Pferdes durch 4 l 2 —5 Kilo Strohfutter (das nur 3 1 / 2 —4 Proz. 
Eiweiß enthält), was nach meiner Ansicht unbedenklich 
geschehen kann, dann dürfte bei der üblichen Fütte¬ 
rung der Pferde die Zugabe eines proteinreichen Nahrungs¬ 
mittels (eiweißreiches Rauhfutter oder eiweißreiche Körner) 
oder Nährpräparates, z. B. von Robos, Trockenhefe, Fleisch¬ 
mehl, Blutmehl u. drgl. notwendig werden. Bei der Berechnung 
solcher Zugaben dürfte zu beachten sein, daß K e 11 n e r als Ei¬ 
weißtagesbedarf der Pferde 2 Kilo auf 1000 Kilo Lebendgewicht 
bei starker, 1,4 Kilo bei mittlerer und 1,0 Kilo bei schwacher 
Arbeits-Leistung ansetzt. Bei ruhenden Tieren ist der Eiwei߬ 
bedarf natürlich erheblich niedriger, er dürfte etwa mit 
0,5—0,7 Kilo anzusetzen sein. Diese Kellner sehen Zahlen 
dürften etwas zu hoch gegriffen sein und über dem Minimal¬ 
eiweißbedarf liegen. 

Bei der Wahl der der Nahrung zuzusetzenden protein- 
reichen Präparate ist zu beachten, daß die Pferde Zusätze von 
ihnen fremdartigen Stoffen ungern aufnehmen. Wir haben 
deshalb auch Versuche mit der Beigabe von Robos 
und Hefe zum Strohstoff angestellt. 7 Pferden (3 ruhenden 
und 4 arbeitenden) haben wir 14 und 18 Tage lang 
mit Hefe versetztes Oexmann sches Strohfutter ver¬ 
abreicht, um festzustellen, wie sie dies Hefe-Strohfutter 
aufnehmen. Von den 7 Versuchspferden nahmen es 5 gut und 
ohne Anstand auf, 1 Pferd verweigerte die Aufnahme und 
mußte vom 6. Tage ab ausgeschaltet werden; 1 Pferd nahm 
das Hefefutter dauernd nur unvollständig und zögernd auf. 
Von den oben erwähnten 16 Versuchspferden erhielten 8 einen 
Zusatz von täglich 200 g Robos; sie nahmen das Futter 
dauernd gut auf. Der Hefe- oder Roboszusatz hatte keinen 
Einfluß auf das Körpergewicht und die Arbeitskraft der Pferde, 
weil die Tiere ohne diese Zusätze in ihrer Nahrung bereits 
eine hinreichende Menge Eiweiß erhielten. Zugaben von 

*) Die vielfach ungünstigen Berichte über die Folgen der Zucker¬ 
fütterung der Pferde legen die Vermutung nahe, daß man diesen 
Grundsatz, also die Notwendigkeit der erforderlichen Eiweißzu¬ 
gaben (Robos, Hefe, Fleischmehl, Fischmehl, Blutmehl etc. oder 
eiweißreiche Körner und Rauhfutter unbeachtet gelassen hat. Ich 
habe in 2 Veröffentlichungen darauf hingewiesen und betont, daß 
außerdem bei Zuckerfütterung auch eine Beigabe von phosphor- 
saurem Kalk und Schlemmkreide zu empfehlen ist. 






G4 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 6. 


proteinreichen Präparaten zu dem Strohstoff sind, wie erwähnt, 
nur nötig, wenn sehr erhebliche Körnermengen der üb¬ 
lichen Tagesration der Pferde durch Strohstoff ersetzt werden und 
wenn deshalb durch die übrigen Nahrungsmittel (Heu, Kleie usw.) 
nicht die erforderliche Eiweißmenge dem Organismus zugeführt 
wird. Bei unseren Versuchen mit Arbeitspferden, bei denen 
dem Wunsche der Besitzer der Versuchspferde entsprechend 
nur 2 l l 2 Kilo der früher verabreichten Körnermenge durch Stroh¬ 
stoff ersetzt wurden, war eine solche Zugabe nicht nötig. 


Referate. 

Rauschbrand und Gasbrand. 

Zu dem Referat „Rauschbrand und Gasbrand“ in Nr. 4 der 
B. T. W., 1910 möchte ich mir gestatten, einiges nachzutragen. 
Ich finde nämlich, daß die Bemerkung des Herrn Referenten*), 
„die von Dr. Steinbrück zuerst ausgesprochene An¬ 
sicht über die sehr nahe Verwandtschaft des Erregers des 
Gasbrandes und des Rauschbrandes fand durch diese Unter¬ 
suchungen ihre Bestätigung“, in dieser Fassung nicht ganz 
den Tatsachen entspricht. Denn soweit mir aus der ein¬ 
schlägigen Literatur bekannt ist, — ich zitiere hier nur 
Lehmann und N e u m a n n , Bakt. Diagnostik, Band X, 
II. Teil, S. 454, 4. Aufl. — kannte man schon 1907 neben 
dem nativen Typus des echten Rauschbrandbazillus einen 
zweiten „denaturierten Typus“ des Rauchbranderregers, der 
morphologisch und biologisch identisch mit dem Erreger der 
Gasphlegmone, dem Bac. phlegmonis emphysematosae, ist. 

Die Tatsache der Verwandtschaft der Erreger des Gas- 
und Rauschbrandes ist demnach schon früher geklärt worden. 
Es wäre zum mindesten auch eigenartig, wenn bei der großen 
Mannigfaltigkeit der Erreger vom Rauschbrandtypus nicht 
hier und da mehr oder weniger lockere Beziehungen unter 
einzelnen Stämmen dieser Gruppe aufgedeckt würden. 

Jedenfalls ist aber der erneute Hinweis auf die Ver¬ 
wandtschaft der beiden Erreger, zu dem vor allen Dingen die 
häufig frappante Ähnlichkeit der Krankheitsbilder des Gas- 
und Rauschbrandes veranlaßt, nur zu begrüßen. 

Denn infolge der durch die Gasphlegmone oftmals hervor¬ 
gerufenen recht schmerzlichen Kriegs Verluste hat die Forschung 
nach der Ätiologie und Therapie dieser Krankheit neuerdings 
vielfach eine erhöhte Bedeutung erlangt. 

Wie weit aber das Ergebnis der bakteriologischen For¬ 
schungen späterhin einmal mit schöneren therapeutischen 
Erfolgen in Einklang zu bringen sein wird, läßt sich vorerst 
wohl kaum übersehen; vorläufig ist einer rechtzeitigen Dia¬ 
gnose und dem Messer des Chirurgen bei der Bekämpfung 
des Gasbrandes noch der Vorrang zuzuerkennen. 

Es kommt hinzu, daß ähnlich wie die Erreger des Rausch¬ 
brandes häufig Abweichungen in der Konstanz ihres Typus 
aufw r eisen, nach Lehmann auch bei der Gasphlegmone 
wiederholt mehrere erheblich voneinander abweichende Rassen 
derselben Art gezüchtet wurden. Diese Rassen zeigen aber 
viel weniger w r ie die Rauschbranderreger eine gewisse 
Konstanz in ihrem tierpathogenen Verhalten, so daß es mir 
einstweilen noch zweifelhaft erscheint, ob die Erfolge der 
Bakteriotherapie bei der Bekämpfung der Gasphlegmone zu 

*) Das Referat stammt aus der Feder des Herrn Kreistierarztes 
Fricdemann in Neuß. Schriftleitung. 


denselben schönen Ergebnissen führen werden, wie wir sie 
von der Rauschbrandimpfung her kennen. 

Dr. Paul Sachweh, Bochum. 

(Aus dem Bakteriologischen Institut der Landwirtschaftskamrner 
für die Provinz Westfalen.) 

Streptokokkenpneumonie beim Rinde. 

Von Dr. Hasenkamp und Dr. Fürstenau, Münster i. VV. 

(Arch. f. winaenscbaftl. u. prakt. Tierheilk, 40. BcL, 4. u. 6. Heft.) 

Verfasser hatten öfter Gelegenheit, bei der mikroskopischen 
Untersuchung von Lungenauswurf verdächtiger Rinder in auf¬ 
fallender Menge Streptokokken zu beobachten. Der klinische 
Verdacht der Lungentuberkulose wurde trotz mehrmaliger 
Schleimentnahme w r eder durch die mikroskopische Unter¬ 
suchung noch durch die Impfung bestätigt. Es lag also die 
Vermutung sehr nahe, daß die Streptokokken eine spezifische 
pathogene Wirkung entfaltet hatten. Mit Hilfe von zwei 
Krankengeschichten schildern Hasenkamp und Fürste - 
nau nun genauer ihre Wahrnehmungen. Das gewonnene 
Lungenmaterial w r urde bakteriologisch untersucht und ergab 
Streptokokken, die auf Kaninchen, Meerschweinchen und 
weiße Mäuse vorübergehend pathogen wirkten. Nach dem 
pathologischen Lungenbefund zu schließen, dürfte es eine 
primäre Streptokokkenpneumonie geben, die differential¬ 
diagnostisch in bezug auf Verwechslung mit Lungentuberkulose 
nicht unwichtig ist, J. Schmidt. 

Über Versuche mit der „heißen Glyzerin-Boluspaste“. 

Von Oberveterinär Max. 

(Zschr. f. Vet.-Kunde, 1915, H. 1, S. 13.) 

In Verfolg der Anregung von Kranich (Zschr. f. Vet. 
Kunde, 1914, H. 1), der „Antiphiogistine“ für wirksam, aber 
zu teuer hält und deshalb eine selbstbereitete „Glyzerin- 
Boluspaste“ als billiges Ersatzmittel empfiehlt, prüfte Max 
die aus gleichen Teilen Glycerin destillat. pur. und Bol. alb. 
subtil, pulv. durch Umrühren unter allmählichem Zusatz des 
Pulvers zur Flüssigkeit hergestellte Masse, die vor dem Ge¬ 
brauche über dem Feuer auf etwa 100° C erhitzt wird. Nach 
dem Abkühlen auf Handwärme wird die Paste strohhalmdick 
auf die erkrankte Stelle aufgetragen, mit Watte bedeckt und 
wenn angängig mit einer wollenen Binde belegt. Die Wirkung 
der billigen Paste — 1 kg kostet 1.50 Mark — stand der der 
teuren „Antiphiogistine“ in keiner Weise nach. Anwendung 
fand die Paste bei Satteldruck. Quetschung, Phlegmone, 
Mauke, Ekzema madidans. E w\ Weber. 


Staatsveterinärwesen. 

Gutachten des L&ndesveterinäramts. 

Veröffentlicht vom Geh. Regierungsrat Dr. Nevermann, Berlin. 

Der DisziplinaiSenat des Königlichen Oberverwaltungs¬ 
gerichts in Berlin-Charlottenburg hat uns die in der vor¬ 
stehenden Untersuchungssache erwachsenen Akten mit dem 
Ersuchen übersandt, in Erledigung des Beschlusses vom 
25. September 1912 ein Gutachten darüber abzugeben: 

ob ein Tierarzt nach seiner wissenschaftlichen und 
technischen Vorbildung das Vorliegen einer sogenannten 
Kaltschlachtung bei alsbald darauf erfolgter Unter¬ 
suchung und Zerlegung des verendeten Tieres mit Sicher¬ 
heit erkennen muß, oder ob die Möglichkeit besteht, daß 
er in einem solchen Falle nach dem Befunde davon aus¬ 
geht, daß eine sogenannte Notschlachtung vorliege. 



10. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


65 


In dem Gutachten soll insbesondere auch erörtert werden: 
ob nach dem Stande der Wissenschaft die Möglichkeit 
gegeben ist, daß auch von einem Tierarzt bei gewissen¬ 
hafter Prüfung die Merkmale einer Schlachtung nach 
dem Verenden des Tieres nicht zu erkennen sind, und 
ob der Angeschuldigte bei dem von ihm festgestellten 
Befunde das Vorliegen einer Notschlachtung annehmen 
konnte. 

Wir geben das Gutachten nach Voranstellung des Tat¬ 
bestandes in folgenden Ausführungen ab: 

Tatbestand: 

Am 7. März 1912 machte der Polizeisergeant W. der 
Polizeiverwaltung in H. die Anzeige, daß bei dem Handelsmann 
S. am 28. Februar ein etwa 6 Monate alter Bulle verendet und 
hiernach von einem Schlächter abgestochen sei. Der Kadaver 
sei dann nach dem Schlachthause gebracht, dort abgehäutet 
und erst am folgenden Tage von dem Schlachthofdirektor K. 
untersucht worden. Derselbe habe das Fleisch für tauglich 
erklärt und vollwertig in den Verkehr bringen lassen. Das 
Fleisch sei an den Schlächter H. abgegeben, der auch schon 
Teile davon verkauft habe. Der Anzeigende hat das Fleisch 
mit Beschlag belegt (2 Hinter- und 2 Vorderviertel, den Kopf, 
das Herz, die beiden Nieren und die Milz). 

Der Kreistierarzt B. berichtet in dem Schreiben vom 
4. März 1912 (Blatt 3 der Akten), er habe die Untersuchung 
des Bullenrindes am 4. März 1912 bei dem Fleischer H. vor¬ 
genommen. Es waren 2 Vorder- und 2 Hinterviertel, an denen 
die Bauchlappen und das Fleisch von der Keule entfernt 
waren. Ferner waren der Kopf, die Zunge, das Herz, beide 
Nieren und die Milz vorhanden. Das Fleisch und die Organe 
hatten einen üblen Geruch, schmierige Beschaffenheit sowie 
eine dunkelrote Farbe. Die Herzgefäße und die Nieren waren 
blutreich. Hiernach hat B. das Fleisch und die Organe be¬ 
schlagnahmt und durch Vergraben unschädlich beseitigen 
lassen. 

Der Fleischer B. sagt aus (Bl. 5 der Akten), er sei am 
28. Februar 1912 vormittags zu dem Viehhändler S. gerufen 
worden, um ein Kalb abzustechen, das dem Verenden nahe 
sei. Er ging sofort in die betreffende Stallung, fand aber das 
Kalb schon verendet vor. In der Meinung, daß das Leder des 
Tieres noch brauchbar sei, wenn er dem Kalbe die Kehle 
durchschneide, vollzog er einen derartigen Schnitt. Weiteres 
hat er an dem Tiere nicht vorgenommen. 

Der Viehhändler S. (Bl. 5 der Akten) hat das Kalb am 
27. Februar auf dem Dominium W. gekauft und nach 
seinem Stall gebracht. Es wurde ihm mitgeteilt, daß das Tier 
Lungenentzündung gehabt habe und von dem Tierarzt E. (dem 
Angeschuldigten) behandelt sei. Als S. am 28. Februar 1912 
gegen 1 Uhr mittags nach Hause kam, war das Kalb bereits 
abgestochen. Er telephonierte sofort nach dem Schlachthofe, 
worauf die Frau des Angeschuldigten sich meldete und er auf 
die Frage, ob das abgestochene Kalb nach dem Schlachthof 
gebracht werden könne, eine bejahende Antwort mit dem Zu¬ 
satz erhielt, daß das Kalb in den Seuchenstall kommen müsse. 
Am anderen Tage erfuhr er vom Aufseher G., daß das Fleisch 
außer einigen inneren! Teilen vom Schlachthofdirektor für 
tauglich abgestempelt sei. Ihm (S.) erschien das unmöglich, 
weil es sich doch um eine Notschlachtung handelte. 


Die Frau des Angeschuldigten bezeugt (Blatt 6 der Akten), 
sie habe auf die telephonische Anfrage des S., ob er das ab¬ 
gestochene Kalb nach dem Schlachthofe bringen dürfe, an 
diesen die Frage gerichtet, ob das Kalb auch ordentlich aus¬ 
geschlachtet sei, worauf S. erwiderte: „Ja, wir haben dem Kalbe 
sogar den ganzen Hals durchschnitten.“ Nach kaum einer 
halben Stunde w r urde das Kalb gebracht und von dem Schlacht¬ 
hofaufseher G. sofort ausgeschlachtet. Der Angeschuldigte 
kam erst um 514 Uhr nach Hause und nahm die Untersuchung 
am anderen Tage nach 8 Uhr vor. Er hat nachher zu seiner 
Frau gesagt: „Das Fleisch sieht ja so tadellos aus, es ist voll¬ 
wertig abgestempelt und konnte nicht einmal minderwertig 
gemacht werden“. 

Der Schlachthausaufseher G. erklärt (Blatt 7 der Akten), 
ihm sei bei der Überbringung des Kalbes nach dem Schlacht¬ 
hof von dem Sohne des S. gesagt worden, das Tier sei von dem 
Fleischer B. abgestochen worden. Beim Ausschlachten habe er 
gemerkt, daß das ganze Blut noch im Körper war. Das fiel 
auch dem Arbeiter K. auf. Die Fleischbeschau wurde von dem 
Angeschuldigten erst am anderen Morgen gegen 8 Uhr vor¬ 
genommen, w r orauf dieser den Zeugen anwies, das Fleisch als 
tauglich abzustempeln. Die Lunge des Kalbes wurde für un¬ 
tauglich erklärt und ist verbrannt worden. 

Der Angeschuldigte hat zu seiner Vernehmung am 
13. März 1911 das Blatt 9 und 10 der Akten befindliche Schrift¬ 
stück eingereicht, in dem er den Gang der Untersuchung des 
Jungrindes schildert und u. a. folgende Befundangaben macht: 
Der Kopf hatte äußerlich die normal weiße Farbe. Die Schleim¬ 
haut des Schlund- und Kehlkopfes war glatt und glänzend. 
Beide Lungenflügel waren um das Doppelte vergrößert, grau- 
rötlich gefärbt, die Lungenzipfel derb und fest von leberharter 
Konsistenz, auf dem Durchschnitt grauweiß und geruchlos. Die 
übrigen Teile der Lungenflügel waren stark lufthaltig, 
emphysematö8, die bronchialen und mediastinalen Lymph- 
drüsen erheblich vergrößert, zeigten keine tuberkulösen Ver¬ 
änderungen. Der Herzbeutel war gesund, ohne Blutungen. Der 
Herzmuskel normal, dunkelrot gefärbt, von derber, fester Be¬ 
schaffenheit. Beide Herzkammern waren aufgeschnitten und 
zeigten unter der Auskleidung und am Übefzuge keine 
Blutungen. Die Leber war von regelrechter Größe und Form, 
der «Überzug glatt, das Parenchym von kastanienbrauner Farbe 
und derber Konsistenz. Die portale Lymplidrüse war von ge¬ 
sunder Beschaffenheit. Aus Einschnitten in das Lebergewebe 
unterhalb des Spigelschen Lappens und auf der Magenfläche 
entleerte sich aus den Blutgefäßen, selbst beim Drücken, kein 
Blut. Die Milz war nicht vergrößert, ihre Ränder waren scharf, 
das Gewebe war fest, von rotbrauner Farbe; auch aus den 
angeschnittenen Blutgefäßen dieses Organs entleerte sich kein 
Blut. Am Magendarmkanal befanden sich keine Veränderungen. 
Der Magen enthielt reichliche Futtermengen, die Gekrös- 
Lymphdrü8en waren von normaler Größe, auf der Schnittfläche 
grauweiß. Die Nieren waren unverändert, von rotbrauner Farbe 
und fester Konsistenz. Das Brustfell war glatt, ohne entzünd¬ 
lichen Belag. An der Stelle, wo die kranken Lungenzipfel das 
Brustfell berührten, befanden sich kleine, bindegewebige Neu¬ 
bildungen. Das Bauchfell war ebenfalls glatt und glänzend, von 
weißer Farbe. Die Bauchmuskulatur hatte den normalen 
Fleischgeruch; sie roch nicht nach dem Inhalt der Eingeweide. 
Die gesamte Körpermuskulatur zeigte normale frische ftot- 






66 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 6. 


fürbung uml feste trockene Beschaffenheit, Das zwischen den 
einzelnen Muskellagen in der Beckenhöhle sowie an den 
Nieren liegende Fett war von reinweißer Farbe. Durch Druck 
auf das Muskelfleisch konnte man eine Nachblutung nicht her- 
vorrufen. Am vorderen Rande des Halses war die gesamte 
Muskulatur, die Luftröhre mit den Blutgefäßen unterhalb der 
Kehlkopfgegend durchschnitten. An diesen klaffenden Schnitt¬ 
flächen waren die Wundränder und die Muskulatur blutig 
durchtränkt. Das Unterhautgewebe hatte an beiden Körper¬ 
hälften eine gleichmäßig reinweiße Farbe. Die Gefäße waren 
blutleer. 

E. erklärt, er habe hiernach die Lunge beanstandet und 
das Fleisch als tauglich freigeben müssen; auch sei aus der 
Blutleere der Unterhaut und der Leber zu folgern gewesen, 
daß eine hinreichende Ausblutung des Körpers erfolgt war. 
Er meint, daß das Rind beim Abschlachten teilnahmslos am 
Boden gelegen habe, nicht aber verendet gewesen sei. Auch 
die Ausschlachtung müsse bald nach dem Abschlachten erfolgt 
sein. Zwischen der S.schen Mitteilung und der Ausschlachtung 
sei nur ein Zeitraum von 30 Minuten verstrichen. 

In dem Berichte vom 23. März 1912 (Blatt 11 der Akten) 
hat der Kreistierarzt B. auf die Verschiedenheit dieser Angaben 
und seines Befundes, bezw. des Blutreichtums des Herzens und 
der Nieren hingewiesen. Er bezieht sich auf das Zeugnis des 
Tierarztes R. und meint, daß das Rind wenigstens 2 Stunden 
unausgeschlachtet gelegen habe. 

Bei der Voruntersuchung hat der Angeschuldigte sich in 
der Verhandlung vom 23. März 1912 auf seinen Bericht vom 
9. März (Blatt 9 und 10 der Akten) bezogen. 

In derselben Verhandlung sind von dem Tierarzt R. über 
den Fall folgende Angaben gemacht: Er sei am 28. Februar 
von dem Handelsmann S. zu einem erkrankten Bullen gerufen 
worden. Als er den Stall gegen 11 l Ä Uhr vormittags betrat, 
habe das Tier anscheinend im Verenden gelegen. Die Wirt¬ 
schafterin habe dann gefragt, ob sie noch einen Fleischer holen 
solle, worauf er — R. — erwiderte, dies könnte sie tun. Kaum 
hatte die Wirtschafterin den Stall verlassen, als das Tier in 
Gegenwart des R. verendete. Er hat den Tod festgestellt und 
ist dann nach der Behausung des S. gegangen, um sich die 
Hände zu reinigen. Als er nach etwa 10 Minuten in den Stall 
zurückkehrte, traf er den Fleischer B., der inzwischen ein¬ 
getroffen war und dem Bullen einen Halsschnitt beige¬ 
bracht hatte. 

Der Schlachthausaufseher G. sagt bei der zweiten Ver¬ 
nehmung aus (Blatt 23 v.), das Kalb sei am 28. Februar gegen 
3 Uhr nachmittags gebracht worden, und zwar unabgehäutet 
und mit nicht geöffneter Bauchhöhle. Bei der Ausschlachtung 
hat er Veränderungen des Fleisches nicht wahrgenommen, 
letzteres sah weiß aus. 

Der Handelsfleischer B. wiederholt am 28. März (Bl. 24 v.) 
seine frühere Aussage und betont nochmals, daß das Tier schon 
verendet gewesen sei, als er ihm den Schnitt beibrachte. Er 
merkte dies sofort daran, daß das Tier sich nicht mehr im 
geringsten rührte. 

Der Fleischermeister H. hat bei der Vernehmung am 
17. Mai 1912 (Blatt 56 der Akten) bekundet, er habe an dem 
Fleische des fraglichen Jungrindes nichts Auffallendes be¬ 
merkt, Es hatte die normale Farbe, wie es Fresserkälber 
haben, die man mit Vorliebe zum Wurstmachen verwendet. 


Die Haushälterin S. gibt an (Blatt 57 der Akten), das 
Kalb habe am Morgen des betreffenden Tages mit verdrehten 
Augen und Schaum vor dem Maule im Stalle gelegen. Gegen 
Mittag war der Zustand des Tieres unverändert. Als der 
Tierarzt R, in den Stall kam, sagte er zu der Zeugin: „Holen 
Sie schnell einen Fleischer, hier müssen wir 100 M. retten.“ 
Als B. dem Rinde die Kehle durchschnitt, lief Blut heraus; 
dies war etwa um Ml Uhr, genau weiß die Zeugin es nicht 
mehr. Etwa um 1 Y\ Uhr ist das Tier dann nach dem Schlacht¬ 
hofe befördert werden. 

Der Handelsgehilfe S. jun. hat gesehen, daß das Tier im 
Stalle aus der Schnittwunde geblutet hat. Auch auf der Fahrt 
nach dem Schlachthofe lief Blut, so daß der Wagen beschmutzt 
wurde und abgewaschen werden mußte. Zeuge meint, daß 
die Beförderung nach dem Schlachthofe etw*a um 1 Uhr statt¬ 
gefunden hat, 

Fleischer B. sagt bei der dritten Vernehmung, aus der 
Wunde sei weniger Blut als blutiges Wasser herausgekommen. 
Das Ausfließen erfolgte nicht stoßweise, sondern war ein ein¬ 
faches Ablaufen. Tierarzt R. vervollständigt seine frühere 
Aussage dahin: Das in seiner Gegenwart verendete Tier habe 
durch keine Reflexbewegung mehr reagiert, als er mit dem 
Finger den Augapfel betupfte. Jegliche Atmung hatte auf¬ 
gehört. 

Aufseher G. fügt seinen früheren Aussagen noch hinzu 
(Bl. 60), in der Brusthöhle des Tieres habe sich etwa 1 Liter 
geronnenes Blut befunden. Er habe sich gewundert, daß der 
Angeschuldigte ihn beauftragte, das Fleisch vollwertig ab¬ 
zustempeln. 

In dem schriftlichen Gutachten vom 31. Mai (Blatt 65 67 
der Akten) hat der Kreistierarzt B. erklärt, es könne dem 
Beschuldigten nicht nachgewiesen werden, daß er von dem 
Verenden des vollwertig abgestempelten Bullenrindes Kenntnis 
gehabt habe. Wohl aber habe er bei gewissenhafter Beschau 
zu dem Verdacht kommen müssen, daß hier eine Notschlach¬ 
tung vorlag. 

In der Rechtfertigungsschrift vom 27. August 1912 hat 
der Beschuldigte hervorgehoben, es sei ihm von dem Auf¬ 
seher G. am 29. Februar vormittags mitgeteilt worden, daß 
ein Tierarzt beim Abschlachten des fraglichen Kalbes in der 
S.schen Behausung zugegen gewesen sei. G. habe ihm aber 
verschwiegen, daß er eine gewisse Blutmenge beim Aus¬ 
schlachten gefunden hatte. Infolgedessen sei er, der An- 
gschuldigte, ohne Argwohn an die Untersuchung herangetreten. 
In dem kleinen Schlachthaus, in welchem das ausgeschlachtete 
Kalb hing, sei weder am Fußboden noch an dem Schlachttisch, 
noch an der Oberfläche der Eingeweide eine Spur von Blut zu 
sehen gewesen. Das Bauchfell, das Darmfett, der Darmüber¬ 
zug weren glatt und glänzend, ohne jede Färbung. In den 
größeren Blutgefäßen der Leber befand sich kein Blut, Das 
Unterhautzellengewebe hatte eine w r eiße Farbe, die Ränder 
der Schnittwunde waren bei und nach der Untersuchung blutig 
durchtränkt. Hiernach habe er die absolute Gewißheit gehabt, 
daß es sich um kein verendetes Tier 'handelte, sondern um 
eine Notschlachtung. Die Begutachtung des Fleisches sei von 
dem Grade der Ausblutung und der Krankheit abhängig ge¬ 
wiesen. Das Fleisch des fraglichen Kalbes habe sich in seiner 
Farbe, Konsistenz und dem Aussehen nicht von dem Fleische 
eines ,im gesunden Zustande geschlachteten Kalbes unter- 






10. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


67 


schieden. Auch die Zeichen eines längeren Liegens deß 
Tieres mit uneröffneter Bauchhöhle (Grünfärbung des Bauch¬ 
felles, übler Geruch in der Nierengegend und an den Muskeln) 
seien nicht vorhanden gewesen. 

In der nichtöffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses 
zu Liegnitz vom 4. Oktober 1912 (Blatt 110 der Akten) hat der 
Schlachthausaufseher G. bestritten, dem Angeschuldigten ge¬ 
sagt zu haben, daß ein Tierarzt beim Abschlachten des Kalbes 
zugegen gewesen sei. Er habe der Untersuchung des Kalbes 
durch den Angeschuldigten nicht beigewohnt und nur die An¬ 
weisung erhalten, die Lunge wegzuwerfen, das andere aber 
als tauglich abzustempeln. Er habe beim Ausschlachten auch 
angenommen, daß es sich um ein notgeschlachtetes Tier 
handelte. 

Der Sachverständige Departementstierarzt D., erklärt, 
der Tierkörper eines verendeten Tierkörpers zeige stets gewisse 
charakteristische Veränderungen, hohen Blutgehalt der Ein¬ 
geweide, insbesondere der Leber, hypostatische Blutfülle der 
tiefergelegenen Teile, strotzende Blutfülle der Hautvenen, 
feuchte Beschaffenheit der Unterhaut und der Muskulatur, 
Fehlen der blutigen Durchtränkung der Ränder der Schlacht- 
wunde. Diese Merkmale seien bestimmt auch bei dem Tiere 
vorhanden gewesen; sie hätten dem Beschuldigten nicht ent¬ 
gehen dürfen. Höchstwahrscheinlich seien auch die Erschei¬ 
nungen des längeren Verweilens der Eingeweide in dem toten 
Tiere am Vormittag des 29. Februar deutlich wahrnehmbar 
gewesen. Wenn der Angeschuldigte bei sehr oberflächlicher 
Untersuchung nicht erkannte, daß er einen Kadaver vor sich 
hatte, so hätte er doch den Tierkörper unter keinen Um¬ 
ständen als tauglich freigeben dürfen. Der Angeschuldigte 
habe fraglos mit Absicht Fleisch als tauglich erklärt, von dem 
ihm bekannt w r ar, daß es nicht in den freien Verkehr gelangen 
durfte. 

Durch das Erkenntnis des Bezirksausschusses vom 
10. Oktober 1912 ist der Angeschuldigte mit Entfernung aus 
dem Amte durch Dienstentlassung bestraft. Zugleich ist ihm 
auf drei Jahre die Hälfte der reglementsmäßigen Pension als 
Unterstützung zuerkannt. 

Gegen dieses Urteil hat sowohl der Angeschuidigte als 
auch der Magistrat der Stadt H. Berufung eingelegt. 

Gutachten: 

Ein Tierarzt muß nach seiner wissenschaftlichen und 
technischen Vorbildung das Vorliegen einer Scheinschlachtung 
sog. Kaltschlachtung, d. h. einer Schlachtung, die nach dem 
Tode eines Tieres ausgeführt wird, bei einer bald darauf er¬ 
folgenden Untersuchung und Zerlegung des verendeten Tieres 
erkennen. Bei der Schlachtung eines gesunden Tieres werden, 
nachdem es betäubt ist, die großen Blutgefäße des Halses 
durchschnitten, um den Tod durch Verblutung herbeizuführen. 
Die Ausblutung ist um so vollständiger, je länger und kräftiger 
das Herz nach der Durchschneidung der Blutgefäße noch ge¬ 
arbeitet hat. Sobald die Tätigkeit des Herzens erloschen ist, 
tritt der Tod des Tieres ein. Bei der Zerlegung vorschrifts¬ 
mäßig geschlachteter, gesunder Tiere werden die Blutgefäße 
der Muskeln und aller Organe mit Ausnahme einiger Blutadern 
der Unterhaut, aus denen das Blut wegen mechanischer Be¬ 
hinderung nicht ausfließen kann, und der Blutadern des Her¬ 
zens, also desjenigen Organs, das bis zum Eintritt des Todes 
in Tätigkeit gewesen ist, gleichmäßig blutleer gefunden. 


Dagegen sind bei Tieren, an denen eine Scheinschlachtung 
ausgeführt worden ist, die Venen in allen Teilen des Körpers 
mit Blut gefüllt. Die Füllung zeigt sich am stärksten an den 
schon an und für sich blutreichen Organen, z. B. der Leber, 
den Nieren, den Muskeln und der Unterhaut. 

Ein besonderes sicheres Merkmal der sogenannten Kalt¬ 
schlachtung ist die Senkung des Blutes, die dadurch zustande 
kommt, daß das Blut kurz vor dem natürlichen Tode der Tiere 
infolge der allmählichen Abnahme der Herztätigkeit der 
Schwerkraft folgt. Der Einfluß der Schwerkraft ist dadurch 
charakterisiert, daß an den abhängigen Körperteilen die Er¬ 
scheinungen der Blutstauung, an den höher gelegenen dagegen 
die der Blutarmut hervortreten. Diese Erscheinungen zeigen 
sich besonders deutlich an den paarigen Organen, z. B. den 
Lungen, den Nieren, deren Blutgefäße untereinander in Ver¬ 
bindung stehen, und an der Unterhaut an den Stellen, auf 
denen das Tier nach dem Tode gelegen hat Bei längerem 
Liegen wird an diesen Stellen auch eine blutige Durchtränkung 
und diffuse rote Färbung der Gewebe beobachtet. 

Mit Hilfe dieser Merkmale läßt sich erkennen, ob ein le¬ 
bendes, gesundes oder ein verendetes, krankes Tier ge¬ 
schlachtet worden ist. Dagegen ist es oft schwierig, sicher 
zu entscheiden, ob die Schlachtung an einem erkrankten Tiere, 
bei dem bereits eine Erlahmung der Herztätigkeit eingetreten 
war, noch vor oder erst nach dem Tode desselben stattgefunden 
hat. Denn nicht selten wird die sogenannte Notschlachtung 
an Tieren zu einer Zeit vorgenommen, in der die Tätigkeit des 
Herzens und damit die Blutströmung bereits sehr verlangsamt 
ist. In solchen Fällen sind Fleisch und alle Organe der ge¬ 
schlachteten Tiere auch mehr oder weniger blutreich und 
namentlich die zwischen den Muskeln gelegenen Blutadern 
mit Blut gefüllt. Besonders schwierig ist die Entscheidung, 
ob Notschlachtung oder Kaltschlachtung vorliegt, bei Kälbern 
und Jungrindern, deren Muskulatur und Fett im frischen Zu¬ 
stande oft schon an und für sich eine verwaschen rote Farbe 
zeigen, und bei denen sich deshalb die Unterschiede in der 
Füllung der Blutgefäße zwischen notgeschlachteten Tieren 
und solchen, die erst nach dem Tode geschlachtet worden 
sind, nur sehr schwer feststellen lassen. In jedem Falle aber 
sind die Erscheinungen der Blutsenkung an den abhängigen 
Körperteilen und die der Blutarmut an den höher gelegenen 
Stellen als die wichtigsten zu bezeichnen, um eint sogenannte 
Kaltschlachtung zu erkennen. Wenn diese Erscheinungen 
fehlen, so liegt die Möglichkeit vor, daß auch ein Tierarzt eine 
Notschlachtung von einer sogenannten Kaltschlachtung nicht 
unterscheiden kann. 

In dem vorliegenden Falle ist es in hohem Grade wahr¬ 
scheinlich, aber nicht mit voller Sicherheit erwiesen, daß das 
Jungrind schon verendet war, als es von dem Schlächter B. 
abgestochen wurde. 

Tierarzt R., der das streitige Jungrind am 28. Februar 
vormittags untersuchte, bekundet, daß es noch gelebt habe 
und in seiner Gegenwart gestorben sei. Er habe den Tod des 
Tieres festgestellt, denn es habe nicht mehr geatmet und durch 
keine Reflexbewegung reagiert, als er mit dem Finger den 
Augapfel desselben betupfte. Auch der Schlächter B. gibt an, 
daß das Tier bereits verendet gewesen sei, als er ihm den 
Schnitt beigebracht habe. Es habe sich nicht mehr im ge¬ 
ringsten gerührt und aus^_der Wunde sei weniger Blut als 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 6. 


blutiges Wasser herausgekommen. Das Ausfließen des Blutes 
sei auch nicht stoßweise erfolgt, sondern nur ein einfaches 
Abläufen gewesen. Solche Beobachtungen werden zwar in 
der Regel bei Tieren gemacht, die kurz vor dem Abstechen 
verendet sind. Allein es kommt auch vor, daß kranke Tiere, 
die dem Verenden nahe, also bereits gefühllos und bewußtlos 
geworden sind, sich beim Abschlachten nicht mehr bewegen 
und nicht mehr atmen. Bei solchen Tieren entleert sich das 
Blut aus der Schlachtwunde auch nicht mehr stoßweise, sondern 
sickert langsam ab. 

Ferner kann die Behauptung des Schlächter» B., daß aus 
der Wunde weniger Blut als blutiges Wasser herausgekommen 
sei, unmöglich richtig sein, denn das Blut von Jungrindern 
gerinnt zwar nach dem Tode der Tiere bald, die Ausscheidung 
des Serums (Blutwassers) erfolgt aber nur langsam. Wenn da¬ 
her das streitige Tier wirklich bereits verendet gewesen wäre, 
als B. den Hals desselben durchschnitt, so würde eine Aus¬ 
scheidung des Blutwassers überhaupt noch nicht stattgefunden 
haben. Sehr richtig wäre es aber gewesen, wenn sich B. 
über die Menge des abgeflossenen Blutes bestimmt geäußert 
hätte. Es ist zu beachten, daß der Schlachthausaufseher G. 
beim Ausschlachten des Kalbes 1 Liter geronnenes Blut in der 
Brusthöhle gefunden hat. Es läßt sich aber nicht feststellen, 
auf welche Weise das Blut an diesen Ort gelangt ist. 

Mithin reichen die Angaben von R. und B. nicht aus, um 
sicher sagen zu können, daß das Rind bereits gestorben w r ar, 
als die Halsgefäße desselben! durchschnitten wurden. Der Tod 
des Tieres hätte nur durch den Nachweis geführt werden 
können, daß die Tätigkeit des Herzens aufgehört hatte. Das 
ist aber nicht geschehen und folglich ist durch die genannten 
Zeugen nicht sicher dargetan, daß das Tier schon vor dem Ab¬ 
stechen verendet war. 

Auch die Mitteilungen über die Beschaffenheit des Fleisches 
geben keine sichere Entscheidung über die Zeit, in der der 
Tod des Tieres eingetreten ist. Kreistierarzt B. hat das Fleisch 
und die noch vorhandenen Organe des Rindes am 4. März 1912 
untersucht. Er führt an, daß die genannten Teile dunkelrot 
gefärbt, von üblem Geruch und schmieriger Beschaffenheit und 
daß die Gefäße des Herzens und der Nieren mit Blut gefüllt 
gewesen seien. Diese kurzen und ungenauen Angaben lassen 
nur erkennen, daß die Teile bereits faul waren, denn das Blut 
wird durch die Fäulnis gelöst und dabei wird das Fleisch 
schmierig und dunkelrot gefärbt. Faulige Veränderungen 
können aber in einer Zeit von 5—6 Tagen, die zwischen der 
Schlachtung und der Untersuchung des Tieres gelegen war, 
sehr wohl zustande kommen. Das trifft selbst für die Annahme 
zu, daß das Tier noch nicht verendet, sondern kurz vor dem 
Tode abgeschlachtet und infolgedessen nicht vollständig aus¬ 
geblutet war. B. hat auch, was für die Beurteilung des Falles 
sein* wichtig gewesen wäre, nicht angegeben, ob der üble Ge¬ 
ruch und die schmierige Beschaffenheit des Fleisches nur in 
den oberflächlichen Schichten desselben nachgewiesen werden 
konnte. 

Ferner ist, wie wir bereits erwähnt haben, die bloße An¬ 
füllung der Gefäße des Herzens und der Nieren mit Blut kein 
sicheres Zeichen einer Kaltschlachtung, denn die Gefäße des 
Herzens und einzelner Nierenlappen können auch bei gesunden 
Tieren, die vorschriftsmäßig geschlachtet worden sind, mit Blut 
gefüllt sein. Im übrigen scheint B. es auch unterlassen zu haben, 


durch tiefe Einschnitte in die Muskeln und Freilegung größerer 
Blutadern den Grad der Ausblutung zu prüfen, und endlich hat 
B., obwohl er voraussetzte, daß das Tier kaltge¬ 
schlachtet worden sei und wenigstens 2 Stunden mit den Ein- 
geweiden gelegen habe, keine Erscheinung der Blutsenkung 
beobachtet, auch keine Mitteilungen über die Beschaffenheit 
der Schlachtwunde, insbesondere darüber gemacht, ob die 
Ränder und Wände derselben nur mit Blut bedeckt oder aber 
gleichzeitig infiltriert waren. 

Mithin reichen die Befundangaben von B. nicht aus, um 
sicher entscheiden zu können, ob bei dem streitigen Tiere eine 
Notschlachtung oder Kaltschlachtung Vorgelegen hat. 

Das Gutachten des Departementstierarztes D., daß der 
Angeschuldigte eine Schlachtung des Tieres nach dem Tode 
hätte erkennen müssen, beruht auf bloßen Behauptungen, denn 
die Veränderungen, von denen er spricht, sind weder von B., 
noch von anderen Personen festgestellt worden. 

Der Fleischermeister H., der die vier Viertel und die Or¬ 
gane des streitigen Rindes in frischem Zustande von dem 
Schlachthausaufseher G. gekauft hat, gibt im Gegensatz 
zu den Behauptungen D,s an, daß er an dem Fleische nichts 
Auffallendes bemerkt habe, daß namentlich die Farbe des¬ 
selben normal gewesen sei. Auch G. hat in der zweiten Ver¬ 
nehmung (Blatt 24 der Akten) bezeugt, daß er beim Aus¬ 
schlachten des Rindes keine Veränderungen des Fleisches 
wahrgenommen habe, und daß es weißgefärbt gewesen sei. 
Diese Bekundungen stehen mit den Aussagen des Angeschuldig¬ 
ten in der Vernehmung vom 13. März 1912 und mit den An¬ 
gaben in der Rechtfertigungsschrift vom 27. August desselben 
Jahres im Einklänge. Der Angeschuldigte hat an den ge¬ 
nannten Stellen erklärt, daß er das Fleisch und die Organe des 
Rindes am Morgen nach der Ausschlachtung ordnungsmäßig 
untersucht und dabei eine hochgradige Lungen- und Brust¬ 
fellentzündung festgestellt habe. Im übrigen seien aber keine 
Veränderungen gefunden worden, die auf eine Kaltschlachtung 
hätten hindeuten können. Insbesondere seien Milz, Leber und 
Nieren von normaler Farbe, nicht vergrößert und nicht auf¬ 
fallend blutreich gewesen. Ferner habe die gesamte Körper¬ 
muskulatur eine frische rote Farbe und trockene Beschaffen¬ 
heit gezeigt. Das zwischen den Muskeln, in der Beckenhöhle 
und um die Nieren gelegene Fett sei reinweiß gewesen. Auch 
sei durch Druck auf das Muskelfleisch keine Nachblutung 
hervorgerufen worden. An den klaffenden Flächen der 
Schlachtwunde sei die Muskulatur blutig durchtränkt gewesen. 
Ferner habe die Unterhaut an beiden Körperhälften eine gleich¬ 
mäßig reinweiße Farbe gehabt. 

Wenn diese Angaben, deren Richtigkeit durch die akten¬ 
mäßigen Feststellungen nicht widerlegt worden ist, als zu¬ 
treffend vorausgesetzt werden, so konnte der Angeschuldigte 
bei der Untersuchung des Tieres sehr wohl das Vorliegen einer 
Notschlachtung annehmen, zumal die sonstigen Umstände und 
die Mitteilungen, die ihm von seiner Ehefrau und dem Auf¬ 
seher G. gemacht worden sind, auf eine Notschlachtung hin¬ 
wiesen. Der Frau des Angeschuldigten war telephonisch mit¬ 
geteilt worden, daß das Kalb ordentlich geschlachtet worden 
sei, und der Beschuldigte behauptet, daß ihm G. gesagt habe, 
daß ein Tierarzt beim Abschlachten des Kalbes, zugegen ge¬ 
wesen sei. Das letztere entspricht den Tatsachen. 



10. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


69 


Hiernach geben wir das geforderte Gutachten dahin ab: 

Ein Tierarzt muß nach seiner wissenschaftlichen und 
technischen Vorbildung das Vorliegen einer sogenannten 
Kaltschlachtung, d. h. einer Schlachtung nach einge¬ 
tretenem natürlichen Tode bei alsbald darauf erfolgter 
Untersuchung und Zerlegung des Tieres erkennen. 

Im vorliegenden Falle ist nicht mit Sicherheit er¬ 
wiesen, daß das Tier erst nach eingetretenem Tod ab¬ 
geschlachtet worden ist. Der Angeschuldigte konnte bei 
dem von ihm festgestellten Befunde das Vorliegen einer 
Notschlachtung annehmen. 

Berlin, den 27. April 1914. 

Das Königliche Landesveterinäramt. 

Unterschriften. 

* * 

Einfuhr von Renntierfleisch. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 6/1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA Ille 11 M. f. L. M 5066 M. d. J. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 21. Januar 1916. 

An die Herren Regierungspräsidenten in Königsberg, Gum¬ 
binnen, Danzig, Marienwerder, Stettin, Stralsund, Posen, Bromberg, 
Breslau, Oppeln, Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Schleswig, Stade? 
Osnabrück, Aurich, Münster, Minden, Arnsberg, Wiesbaden, Coblenz, 
Düsseldorf, Cöln, Trier und Aachen sowie den Herrn Polizei¬ 
präsidenten hier. 

Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler bestimmen 
wir hierdurch, daß für die Dauer des Krieges frisches 
Renn tierfleisch aus dem Auslande auch ohne Beibringung des zu 
den einzelnen Tierkörpern gehörenden Kopfes oder Unter¬ 
kiefers (§ 6 Abs. 2 der Ausführungsbestimmungen D zum 
Fleischbeschaugesetze) eingeführt werden darf. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. A.: Dr. Hellich. 

Der Minister des Innern. I. V.: Dr. D r e w s. 

An die Herren Regierungspräsidenten in Allenstein, Potsdam, 
Frankfurt a. 0., Köslin, Liegnifcz, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, 
Cassel und Sigmaringen. 

Jahres-Veterinärberlchte. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 128/1915. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, 

Joum.*Nr. IA nie 20186. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 15. Dezember 1915. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten in Berlin. 

Da die Gründe, die zu meinem Erlaß vom 29. Januar 1915 
— IA III e 2436 — Anlaß gegeben hatten, weiter fortbestehen, 
bestimme ich, daß auch über das Jahr 1915 Jahres-Veterinär- 
berichte nicht zu erstatten sind. 

I. A.: Graf Kayserlingk. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Das Heidekraut (Calluna vulgaris) als Futtermittel. 

Nach einer Mitteilung einer Westpreußischen Futtermittel¬ 
firma soll die preußische Staatsregierung beabsichtigen, das 
Heidekraut zu beschlagnahmen: es soll getiocknet, ge¬ 
mahlen, durch Absieben von den gröberen Holzteilen befreit 
und als Heidekrautmehl in den Handel gebracht werden. 
Als solches soll es den Wert eines guten Heues erheblich über¬ 
steigen. Nach den Untersuchungen des Kriegsausschusses für 
Ersatzfuttermittel von Professor Dr. Schmöger -Danzig 
hat das Mehl folgende Zusammensetzung: 


Wasser.7,7 Proz. bzw. 6,9 Proz. 

Rohprotein.7,1 „ „ 7,0 „ 

Rohfett. 9,0 „ „ 8,7 „ 


Stickstoffreie Extraktstoffe 56,7 Proz. bzw. 50,8 Proz. 

Rohfaser.11,1 „ „ 19,5 „ 

Reinasche ^ _ . f 3,7 „ 

Sand |.’ ” * \ 3,4 „ 

Schmöger untersucht dann noch im 1 besonderen ge¬ 
trennt die getrockneten Blätter, Blüten, reifen sowie unreifen 
Samen und die feinen, etwa nähnadelstarken Ästchen einer¬ 
seits, die feineren etwa stricknadelstarken Ästchen andererseits 
und schließlich die groben Stengel. Aus seinen Mitteilungen 
folgt, daß von dem frischen Heidekraut gegen 30 Gewichts¬ 
prozent getrocknete Blätter mit Blüten, Samen und feinsten 
Stengelteilen zu gewinnen sind, die in ihrem Gehalt an Roh¬ 
nährstoffen einem mittleren Heu nicht nachstehen und bei 
dem gegenwärtigen Mangel an Heu und Stroh alle Beachtung 
verdienen. (Nach der „111. Landw. Ztg. w 100, 1915.) g t 

Zur Kriegsfütferung des Geflügels. 

Die Kgl. Kreisgeflügelzuchtanstalt Haas, Erlangen, gibt in 
der „Dtsch. Landw.-Tierzucht“, 52,1915, recht beachtenswerte Hin¬ 
weise über zeitgemäße Geflügelfütterung. 

Die in der Presse vielfach empfohlenen Eicheln, Kastanien und 
Vogelbeeren dürfen nur in Mengen zu je 25 g gegeben werden. 
Den Eicheln muß die Gerbsäure, die dem Verdauungskanal und 
der Eierproduktion schädlich ist, entzogen werden; sie werden 
gekocht, enthülst und getrocknet; Kastanien werden längere 
Zeit in heißem Wasser eingeweicht und geröstet (Entbitterung): 
Vogelbeeren werden am besten gedörrt, da sie im frischen 
Zustande leicht die Darm sch leimhäute reizen können. Eine allzu 
reichliche Fütterung von Knochenschrot, besonders dem 
von rohen Knochen, kann die Entstehung schwerer Nierenhyper¬ 
trophien herbeiführen. 

Als zweckentsprechende Fütterungsart gibt Verfasser für 
Hühner an: morgens 25 g Eicheln, ev. Kastanien bzw. Vogel¬ 
beeren, mittags Weichfutter: 50 g gekochte, zerdrückte Kartoffeln, 
oder Schlachthausabfälle, besonders leicht gekochtes Blut, 25 g 
Knochenschrot, 30 g Kleie, Klee- oder Seradella-Häcksel, getr. 
Brennesseln, Malzkeime, Biertreber, Heublumen; abends 30 g Körner. 
Der Rest von 70 g muß in Grünzeug (Kraut, Kohl, Runkelrüben 
und besonders gelben Rüben) gegeben werden. Täglich ist zweimal 
Wasser zu verabreichen und beliebig viel zerkleinerte Holzkohle 
und getrocknete Eierschalen. 

Enten, Gänse und Truthühner beanspruchen das 
gleiche Futter, benötigen aber größerer Mengen an Weich- und 
Grünfutter. 

Bei der Verwendung von Küchenabfällen ist vor scharfen 
Saucen und stark gesalzenen Resten zu warnen. g r t 

— Die Erb8ennui8Chel als Futtermittel. An der Unterelbe wird 
neuerdings der Fang der Erbsenmuschel (Sphaerium) betrieben, die 
auf dem Schlickboden der Elbe in großen Mengen anzutreffen ist. 
Diese etwa erbsen- bis nußgroße Muschel hat sich als Futter für 
Schweine und Hühner nach ausgiebigen Versuchen gut bewährt. 
Die Muscheln, die roh oder gebrüht Verwendung finden, enthalten 
viel Eiweiß, und die weichen Schalen bieten dem Geflügel die not¬ 
wendige Kalknahrung. Die Muscheln finden bereits guten Absatz 
und werden für 2—3M. für den Zentner verkauft. P i 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Stabsveterinär Wilhelm Gerhold (Tierarzt in Jugen¬ 
heim). Durch Sturz mit dem Pferde. 

Kriegsfreiwilliger Gefreiter Kurt Schmiedel (Studierender 
der Tierärztlichen Hochschule Berlin). 

Oberveterinär Xaver Geßler (Tierarzt in Langenberns- 
dorf). 









70 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 6. 


Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär J. T li o m s e n (Tierarzt in Husum). 

Veterinär Max | Hesse (Tierarzt in Stadthagen). 

Leutnant d. R. stud. med. vet. Karl Sonntag (Studier. 

der Tierärztlichen Hochschule Hannover). 
Feldunterveterinär Fritz Bus hoff (Feldart.-Regt. Nr. 213). 
Veterinär Friedrich Hetzel (Tierarzt aus Volkmanns¬ 
grün). 

Veterinär B. Löscher (Tierarzt aus Lauenstein). 
Stabsveterinär Dr. Josef Ibel (Stabsveterinär in Landsberg 
i. Bayern). 

Veterinär P. Oelschner (Tierarzt aus Copitz). 

Neunnndsiebzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 30. Januar bis Sonnabend, den 5. Februar 1916. 

An der Westfront haben wir in der Gegend von 
Neuville ein weiteres Stück des Geländes wieder genommen, 
das bei der letzten feindlichen Offensive verloren gegangen war. 
Alle Versuche der Franzosen, uns die genommenen Stellungen 
wieder zu entreißen, sind mißlungen. An der ganzen Westfront 
ist der Artilleriekampf und der Luftkampf lebhafter geworden. 

An der Ostfront haben die Russen im Anfang der 
Woche noch wiederholte Angriffe gemacht, wurden aber stets 
blutig zurückgeschlagen. Darnach ist im großen und ganzen 
Ruhe eingetreten. Die deutschen Streifkommandos haben 
zwischen Stoclio und Styr eine größere russische Abteilung 
aufgerieben. Eines unserer Luftschiffe hat die Befestigung 
von Dnnabnrg mit Bomben belegt. 

In Albanien haben die österreichisch-ungarischen 
Truppen Kruja besetzt und damit bereits mehr als die Hälfte 
des Weges von Giovanni di Medua nach Durazzo zurückgelegt. 
Von Saloniki ist nichts Wesentliches zu melden. Den Angriff 
der feindlichen Flieger in Mazedonien haben wir mit einem 
Bombardement der militärischen Anlagen von Saloniki be¬ 
antwortet. 

An der italienischen Front haben unsere Bundes¬ 
genossen die Italiener von den Höhen im Isonzo-Winkel südlich 
Tolmein völlig vertrieben. Die österreichisch-ungarische Flotte 
hat die italienische Adriaküste von neuem unter Feuer genommen. 

Auf dem asiatischen Kriegsschauplätze ist 
die Lage nicht wesentlich verändert. Die Russen haben ihre 
anfänglichen Erfolge östlich Erzerum nicht auszunützen vermocht. 
Die Engländer sind im Irak nicht weiter gekommen. Eine 
französische Truppenabteilung ist an der Südwestküste Klein¬ 
asiens bei dem Dorf Endefli gelandet, hat harmlose Bewohner 
fortgescbleppt und Lebensmittel und Mobiliar genommen. Was 
dieser Streich bedeuten soll, ist nicht zu ersehen. 

Ein Teil unserer Kameruner Schutztruppe soll 
auf spanisches Gebiet übergetreten sein. Nähere Nachrichten 
fehlen noch. ^ 

Der Hufbeschlag im Felde. 

Von Militärtiorarzt Dr. Ferdinand Habaeher, Cheftierarzt 
eines Husarenregiments. 

(Ticr&rztl. Zentralbl. 1915, Nr. 55, S. 368.) 

Bei der Mobilisierung setzte die Tätigkeit des Tierarztes 
in erhöhtem Maße ein. Tag und Nacht wurde an der Fertig¬ 
stellung des Hufbeschlages gearbeitet, da die ausgehobenen 
Pferde vielfach mit unbrauchbarem Beschlag zur Musterung 
gelangten. Schon im Frieden wären deshalb die Pferde zweck¬ 
mäßig mit einem Beschlag zu versehen, der den Anforderungen 
bei der Mobilisierung entspricht. Die geschlossenen Eisen 
wurden abgenommen und durch gewöhnliche gegrifFte Schraub¬ 
stolleneisen mit oder ohne Abdachung ersetzt. 


Der Werkzeugwagen für das Feld mit den Schmiedeein¬ 
richtungsgegenständen enthielt eine Zylinder- oder Schatullen¬ 
feldschmiede und je ein komplettes Beschlag- und Schmiede¬ 
werkzeug, 3 —400 Hufeisen, 4—5000 Hufnägel, ca. 3000 Stollen 
und 30—50 kg Steinkohle. Die deutschen und russischen 
Werkzeug wagen waren noch schwerer als die der österreichisch- 
ungarischen Armee. Bei Operationsstillständen wurde der 
Beschlag besorgt, Kohle angekauft oder durch Holz ersetzt. 
Sehr wertvoll erwies sich die Errichtung einer Kohlenbrennerei. 

Der Beschlag lag 9—14 Wochen; denn eine frühere Er¬ 
neuerung war infolge der Kämpfe nicht möglich. Die Hufe 
wuchsen naturgemäß stark an, das Wandhorn überragte den 
oberen äußeren Eisenrand, an der Wand sah man Tragrand¬ 
spalten auftreten oder das Horn ausgebrochen. Die Nieten 
traten staik hervor. Das Eisen lag im Horn eingebettet und 
war dünn wie ein Kartenblatt oder Schreibpapier geworden. 
An der weißen Linie am Übergang der Seiten- in die Trachten¬ 
partien zeigte sich lose Wand; hohle Wand war nicht zu 
konstatieren. Strahlhorn mäßig zerklüftet, Strahlfäule selten, 
Sohlenhorn in größeren lamellären Schichten abhebbar. Pferde, 
welche vor dem Kriege wegen geknickter Wand, Zwanghuf 
periodisch lahm gingen, wurden im Felde gesund infolge einer 
eintretenden auffallenden Erweiterung der Hufform. 

Das Reitpferdeisen ist mit sechs Nägeln hinreichend be¬ 
festigt, wenn das Horn gut ist. Für Reitpferde und kleine 
Zugpferde haben sich die Eisen Type Hof rat Prof. Dr. Lechner 
bewährt. Die Trainzugpferde wurden mit gegrifften Schraub¬ 
stolleneisen mit oder ohne Abdachung beschlagen; der Griff 
wurde oft durch zwei Zehenschraubstollen ersetzt. Diese 
Eisenform hat gute Dienste geleistet und gestattete im Winter 
jeden zweiten oder dritten Tag einen geschärften Beschlag. 
Die Schraubstollen aus Schmiedeeisen, ebenso die aus Stahl 
und die sogenannten Stahladerstollen erwiesen sich als sehr 
geeignet. Mit den „H“-Stollen konnte Verfasser sich dagegen 
nicht befreunden, da diese den Reitpferden auf Glatteis zu 
wenig Sicherheit boten. 

Was den deutschen Hufbeschlag und das zur Ver¬ 
fügung stehende Material anbelangt, so ist das deutsche Eisen 
schmäler aber stärker als das in der österreichisch-ungarischen 
Armee verwendete, zeigt eine markante Abdachung an der 
Huffläche, eine ebene Bodenfläche und hat daselbst in einem 
Falz 18—20 Nagellöcher; auch Eisen mit 6—8 Nagellöchern 
standen in Verwendung. Bei den Schraubstolleneisen war 
auch der Griff durch Zehenstollen ersetzt. Der Beschlag mit 
Pantoffeleisen wurde sehr berücksichtigt. Das französische 
Eisen besitzt keinen Falz, hat sieben bis elf quadratische 
Nagellöcher und an der Huffläche entweder eine durchlaufende 
oder gar keine Abdachung. Der äußere Eisenarm ist breiter 
geschmiedet als der innere. Das belgische Eisen fällt 
durch eine fast kreisrunde Form und die geringe Breite auf, 
besitzt sieben bis acht quadratische Nagellöcher und keinen 
Falz und ist nicht selten bodenw r eit geschmiedet. Das 
russische Eisen endlich zeigt eine große Verschiedenheit. 
Dem Hufbeschlag wird wenig Sorgfalt gewidmet. Primitiv 
ausgearbeitete Schraubstolleneisen sowie Sommereisen standen 
zur Verwendung. Stollen der Sommereisen seitlich flach zu¬ 
sammengedrückt, Zugpferdeisen am äußeren Eisenarm neben 
dem Griff mit einem kleinen Seitengriff versehen. Das ge¬ 
schlossene Eisen besitzt eine sehr schmale Querstange. 



10. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


71 


Wichtig ist der Nachschub der Materialien zum Beschlag. 
Statt der zwei Reserveeisen wären ferner vier komplett aus¬ 
gearbeitete, mit Stahlplatten versehene Schraubstolleneisen 
auf den Sattel zu packen. Es ergäbe sich dabei der Vorteil, 
einen vollständigen Beschlag in einer Zeit auszuführen, wo 
der Nachschub nicht funktioniert. 

Der Krieg hat gezeigt, daß der Hufbeschlag ein wichtiges 
Arbeitsgebiet des Truppen Veterinärs ist. q j 

— Die Hufeisen mit Schraubstollen hat kein Hufschmied oder 
sonstiger Fachmann, sondern der englische Geschichtsschreiber 
Thomas Carlyle erfunden. In Chelsea, im ehemaligen Wohn- 
hause C a r 1 v 1 e s, das in ein Museum umgewandelt ist, wird das 
Hufeisen, welches Carlyle in der Schmiede seines Heimatortes 
als Modell hatte schmieden lassen, aufbewahrt. Eine daneben¬ 
liegende Beschreibung besagt, daß 0 a r 1 y 1 e jene Einschraub¬ 
stollen im Jahre 1834 anfertigen ließ, und daß damals niemand 
Ähnliches in Gebrauch hatte. (Tagespresse.) jj 

— Über die (orientalieohe) Rinderpeel ist folgendes Merkblatt für die 
preußische Armee ausgegeben worden (Anlage zu Nr. 827, August 
1915, A. 3): Die Rinderpest ist überall in Asien heimisch. Die Ein¬ 
schleppung nach Deutschland geschah meist durch Schlachtvieh 
aus den russischen Steppenländern. Da Rußland Zeitungsnachrichten 
zufolge zur Verproviantierung seines Heeres Schlachtvieh aus der 
Mongolei und Mandschurei bezieht, ist bei dem immer weiteren 
Vordringen unseres Heeres in Rußland sehr wohl mit dem Auf¬ 
treten dieser furchtbarsten Rindviehseuche auch in unseren Be¬ 
ständen zu rechnen. Die Rinderpest verursacht unter Rindern 
mörderische Verluste, kann aber auch unter Schafen und Ziegen 
empfindlichen Schaden anriehten. 

Die Rinderpest (Viehseuche, Löserdürre) ist eine 
akute, fieberhafte, ansteckende Krankheit des 
Rindes, die ausnahmsweise vom Rind auch auf andere Wieder¬ 
käuer (Schafe, Ziegen, Kamele, Büffel) übertragen werden kann. 
Einhufer (Pferd) und Fleischfresser (Hund) sowie der Mensch sind 
unempfänglich. 

Die Rinderpest kennzeichnet sich außer dem 
typischen Verlauf durch eine eigentümliche ent¬ 
zündliche Erkrankung sämtlicher Schleimhäute 
(kruppös-diphtherisch) und zuweilen auch der 
äuß e ren Haut. 

Der Ansteckungsstoff ist nicht bekannt; jedoch ist er in jedem 
Falle während der Krankheit in allen Teilen des kranken Tieres 
enthalten, und zwar vorzugsweise in den Absonderungsprodukten 
der erkrankten Schleimhäute (Speichel, Nasenausfluß, Tränen, Galle, 
Schweiß, Ham, Kot, Scheidenäusfluß). Die Ansteckungsfähigkeit 
der Atemluft ist fraglich. 

Die natürliche Ansteckung erfolgt entweder und 
zwar meist durch unmittelbare Berührung mit kranken Tieren oder 
wird durch Rohprodukte solcher Tiere, durch Kadaverteile sowie 
durch mit diesen oder Absonderungsprodukten verunreinigte Per¬ 
sonen, Tiere oder Gegenstände (Futter, Wasser, Stallgeräte, 
Kleidungsstücke) vermittelt. Es kommt z. B. häufig vor, daß, bevor 
die Rinderpest erkannt wird, ein krankes Tier geschlachtet ist und 
im Orte oder weiterhin verteilt wird und daß in den Gehöften, in die 
Fleisch gelangte, die Seuche ausbricht. Die Ansteckung des Rind¬ 
viehes kommt dann gewöhnlich dadurch zustande, daß das Wasser, 
in welchem das Fleisch gewaschen wurde, dem Vieh zugänglich 
gemacht wird. 

Die Lebensfähigkeit des Ansteckungsstoffes ist je nach den 
Verhältnissen, in dem er sich befindet, verschieden. Das kräftigste 
und sicherste Zerstörungsmittel ist die Luft und die Sonne; hier¬ 
durch wird der Ansteckungsstoff in zwei Tagen abgetötet. In nicht 
desinfizierten Ställen kann sich der Ansteckungsstoff monatelang 
lebensfähig erhalten. Auch Kadaverteile, die drei Monate in einer 
Grube gelegen hatten, waren bei Impfversuchen noch wirksam. 

Von Desinfektionsmitteln sind am wirksamsten: 2 Proz. Karbol¬ 
säure, 1 pro Mille Sublimat und 1 Proz. Kalkmilch. 

Die Ansteckung erfolgt gewöhnlich vom Verdauungskanal aus. 
Die Möglichkeit einer Ansteckung von den Luftwegen aus ist 
fraglich. 

Die Empfänglichkeit ist bei Rindern besonders im jugendlichen 
Alter sehr groß. Das Steppenvieh ist weniger empfänglich als die 
westeuropäischen Rassen. 

Erscheinungen der Rinderpest. 

Der Ausbruch der Krankheit erfolgt 3 bis 9 (gewöhnlich 5 bis 6) 
Tage nach der stattgefundenen Ansteckung. Die Ausbreitung in 
einem Viehbestände ist anfangs eine allmähliche, später eine 


schnelle; namentlich durch die Wärter usw. kann der Ansteckungs- 
stoff gleichzeitig auf viele Tiere übertragen werden. 

Die erste Erscheinung, die den übrigen um t bis 3 Tage vor¬ 
auszugehen pflegt, ist die f i e b e r h a f t e T e in p e r a. t u r s t e i g e- 
rung, die am ersten, spätestens am zweiten läge 40'» bis 42° C 
erreicht (normale Temperatur bei Rindern beträgt, 38,5^ bis 39,5° C; 
und während der ersten. Tage auf dieser Höhe bleibt. Mit dem 
Hervortreten klinischer Erscheinungen geht die Temperatur zurück, 
und zwar in der Regel langsam. Ein plötzlicher Temperatursturz 
ist als ein Zeichen des bald folgenden r l ödes zu deuten. Bei Milch¬ 
tieren stellt sich schon frühzeitig eine Abnahme oder völliges Auf¬ 
hören der Milchabsonderung ein. Sehr bald macht sich dann ein 
Mangel an Freßlust, Steigerung des Durstgefühls, Aufhören des 
Wiederkauens und eine auffällige Veränderung im allgemeinen 
Verhalten der Tiere bemerkbar; sie sind benommen, traurig und 
sehr hinfällig, und aus den inneren Augenwinkeln besteht 
Tränenfluß. Die Augen sind zurückgezogen und halb geschlossen. 
Dieses Tränen ist eine der ersten und regel¬ 
mäßigsten Erscheinungen. Kurz darauf, öfters gleich¬ 
zeitig mit der Verminderung der Freßlust, tritt ein wiederholtes 
Zittern der Haut und der Muskeln an einzelnen Körperteilen, 
namentlich an den Hinterschenkeln, an der Schulter und am Gesicht 
hervor. Dabei knirschen die Tiere mit den Zähnen, und man hört 
ein mit der Ausatmung zusammenfallendes Stöhnen. Die Tiere 
stehen mit unter den Leib geschobenen Gliedmaßen, mit ge¬ 
krümmten Rücken und gestrecktem, zu Boden gesenktem Kopf 
teilnahmslos da oder liegen häufig. Die Zahl der Pulse ist sehr 
wechselnd (60 bis 120); in gllen Fällen ist der Puls sehr schwach, 
oft kaum fühlbar. 

Vom zweiten Tage der offensichtlichen Erkrankung ab treten 
die entzündlichen charakteristischen Veränderungen der Schleim¬ 
häute hervor. Die Bindehäute sind lebhaft gerötet, die Lider 
polsterartig geschwolleh, und es besteht Tränen. Das Sekret wird 
schleimig und dann e/itrig; auf der Oberfläche der entzündeten 
Bindehaut bUden sich feine plattenartige Auflagerungen (Pseudo¬ 
membranen). 

Aus den Nasenöffnungen besteht ein anfangs glasiger, 
später ein mehr eitriger, zum Schluß ein schmutzig-grauer, übel¬ 
riechender Ausfluß. Die Nasenschleimhaut erscheint anfangs 
fleckig, nachher gleichmäßig lebhaft gerötet. Juckreiz veranlaßt 
die Tiere zum heftigen Ansbrausen, dabei bewegen sie den 
Kopf fortwährend auf- und abwärts oder nach rechts und 
links oder schütteln ihn zeitweise heftig, so daß die Kopf- und 
Halsketten klirren, wodurch sich in dem verseuchten Stalle das 
erkrankte Tier schon von weitem verrät. 

Auf der Maulschleimhaut ist von vornherein die Absonderung 
vermehrt, so daß eine stark schaumige Flüssigkeit 
zwischen den Lippen hervortritt. 

Die Maulschleimhaut, besonders am Zahnfleisch, in 
der Umgebung des Zungenbandes, an der Innenfläche der Lippen, 
in den Maulwinkeln und an den Zungenrändern ist stark gerötet. 
Sehr auffallend ist dieser entzündliche Prozeß an den kegelförmigen 
Papillen der Lippen- und Backenschleimhaut. Bald erscheinen 
dann an der Oberfläche der entzündeten Schleimhaut bis linsen¬ 
große graue Flecke, die sich zu größeren zusammenhängenden, 
grauen oder gelblichen plattenartigen Auflagerungen vereinigen, 
nach deren Abstoßung ein leicht blutendes Schleimhautgeschwtir 
(Erosionsgeschwür) zurückbleibt. 

In den ersten Tagen besteht Verstopfung, später 
Durchfall. Der Kot wird dünnbreiig, dann dünnflüssig, oft mit 
Blut vermengt und wird unter großen Anstrengungen abgesetzt, 
wobei sich dunkelrote, stark geschwollene Mastdarmschleimhaut 
hervorstülpt 

Durch den wässrigen, schmutzig - braunen, mitunter auch 
blutigen, sehr übelriechenden Kot, der Schleimfetzen und Pseu¬ 
domembranen enthält, werden die Umgebung des Afters der 
Schwanz und die Hinterschenkel stark verunreinigt. Gegen Ende 
der Krankheit erfolgt unwillkürlicher Kotabsatz. 

Bei Kühen und Färsen entleert sich aus der Scheide schon 
frühzeitig ein schleimig-eitriger, zuweilen mit Blut vermischter 
Ausfluß. 

Die Scheidenschleimhaut ist fleckig oder streifig 
gerötet, und bald stellen sich auf diesen bräunpeh roten Flecken 
kleine graue oder gelblich-weiße Punkte oder Tupfen ein, nach 
deren Abstoßung kleine Geschwüre bestehen bleiben. Der Harn 
wird in kurzen Zwischenräumen tropfenweise entleert und hat zu¬ 
weilen eine gelblich-rötliche bis kaffeebraune Farbe. 

Husten wird zuweilen beobachtet; die Atmung ist beschleunigt. 
Mitunter entwickelt sich am Hals, Schulter oder Rücken eine 
Luftgeschwulst (subkutanes Emphysem) im Anschluß an das durch 
die erschwerte Atmung bedingte interstitielle Lungenphysem. 

Bei manchen kranken Tieren findet sich auch auf der 
äußeren Haut Rötung, vermehrte Absonderung und Locke¬ 
rung der Oberhaut, die sich so in eine Schorfdecke verwandeln 
kann; diese Erscheinungen finden sich vorzugsweise am Euter, 



Ko. 6. 


72 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


:m *Ieii Schamlippen, am llntlen.saek und an drn inneren Flächen 
der Hinturschenkel. 

Allmählich werden die 'J’iere immer schwächer und zugleich 
auffallend mager. Der Tod erfolgt in den meisten Fällen am 4. his 
7. Tage. Es sterben durchschnittlich 75% der Erkrankten, hei 
.Steppenvieh nur etwa 50%. 

Bei Schafen und Ziegen sind die Erscheinungen und der 
Verlauf der Rinderpest im wesentlichen dieselben wie beim Kinde. 

Der Grad der Krankheitserscheinung wechselt bei 
den verschiedenen Tieren; gewöhnlich treten nicht in allen Fällen 
sämtliche Erscheinungen hervor, es werden vielmehr bald die Ver¬ 
änderungen der Atmungsorgane, bald jene des Verdauungsapparates 
mehr im Vordergründe stellen. Gerade die abortiv verlaufenden 
Formen der Rinderpest werden leicht übersehen oder nicht richtig 
erkannt. 

Von den klinischen Erscheinungen, die für 
die Diagnose der Rinderpest besonders berück¬ 
sichtigt werden müssen, sind demnach folgende 
hervorzuheben: 


Allgemeine Erscheinungen. 

1. Fieber bis 42° C; große Mattig- und Hinfälligkeit; gestreckte 
Kopf- und gekrümmte Kückenhaltung. Verminderung der Freß- 
lust und des Wiederkauens; rascher und hochgradiger Kräfte¬ 
verfall und Abmagerung; Zähneknirschen, Muskelzittern, plötzliche 
Abnahme der Milchabsonderung. 


Erscheinungen an den sichtbaren Schleimhäuten. 

2. Diffuse oder fleckige Rötung und Schwellung der Lidbinde-- 
häute mit Tränenfluß. Rötung und Schwellung der Maul- und 
Rachenschleimhaut, besonders an Zahnfleisch, Lippen- und Backen¬ 
schleimhaut, sowie an den Papillen: vermehrte Speichelabsonderung; 
Zerfall und Abstoßung des Epithels, Geschwüre in der Maulhöhle. 
Plattenartige Auflagerungen auf der Nasenschleimhaut, Nasenaus¬ 
fluß. Rötung, und Schwellung der Scheidenschleimhaut mit Epithel¬ 
veränderung. 

Außerdem: Anfänglich verzögerter Kotabsatz, später oft mit 
Blut vermengter Durchfall. Husten, angestrengtes, von Stöhnen 
begleitetes Atmen, Hautemphysem und Exanthem. 

Tür die Diagnose ist das plötzliche Auftreten und die rasche 
Entwicklung der Krankheitserscheinungen von besonderer Be¬ 
deutung. Schwierig ist sie dann, wenn die Krankheit beim 
Seuchenausbruch in ungewöhnlich milder Form auftritt. 

Bei drohender Ansteckungsgefahr muß schon 
eine plötzliche Steigerung der Körpertempera¬ 
tur begründeten Verdacht auf Rinderpest er¬ 
wecken. (Fortsetzung folgt.) 


Tierärztekammer Hessen-Nassau. 

VII. Quittung über die Eingänge für die Kriegsfürsorge 
Preußischer Tierärzte. 

Kaiserl. Veterinärrat a. D. Rick mann, Höchst a. M., 

XIII. bis einschl. XV. Rate.150 M. 

Schlachthausdirektor Dr. Born, Limburg . . . ... 30 „ 

Insgesamt 180 M. 

Den Spendern besten Dank! Weitere Gaben werden mit Dank 
entgegengenommen. 


Wiesbaden, den 5. Februar 1916. 


Peters, Vorsitzender. 


— Königliche Tierärztliche Hochschule Dresden. Dem Senat der 
Kgl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden gehören auf die Zeit 
vom 1. März 1916 bis 1. März 1917 außer dem Rektor, Geheimen 
Rat Prof. Dr. Ellenberger, an: Geheimer Med.-Rat Prof. Dr. 
Baum, Ober-Med.-Rat Prof. Dr. Kunz-Krause und Ober-Med.- 
Iiat Prof. Dr. L u n g w i t z. 

— Zeitgemäße Doktorarbeiten. Die zur Besprechung eingereichte, 
im Pathologischen Institute der Dresdener Tierärztlichen Hoch¬ 
schule angefertigte Inaug.-Dissertation vo£ H. Müller schöpft 
ausschließlich aus der praktischen Tätigkeit im Felde. Die frischen 
Beobachtungen der jüngeren Tierärzte unter der ordnenden Hand 
eines bewährten Institutsleiters in dieser Weise literarisch nieder¬ 
legen zu lassen, erscheint als ein äußerst zeitgemäßes Vorgehen. 
Aus diesem prinzipiellen Grunde sei die Arbeit hier besonders 
hervorgehoben. Müller schreibt über „Einrichtung und Betrieb 
von Feldschlächtereien, unter besonderer Berücksichtigung der 
Tierseuchenbekämpfung und der Fleischbeschau“, schildert die 
derzeitigen Verhältnisse und macht Abänderungsvorschläge. Wir 
werden auf die Arbeit an anderer Stelle noch näher eingehen. 


Auszeichnung. Dem Kgl. Bezirkstierarzt .J o s e f Hit z. e r in 
Lirhteufels wurde vom Sultan wegen seiner zum Bestendes Roten 
Halbmonds geleisteten guten Dienste - er hatte in seinem Bezirke 
annähernd fc()0U M. für den Roten Halbmond gesammelt — dir 
silberne Medaille vom Roten Halbmond verliehen. 


Bücheranzeigeii. 

Neue Eingänge. 

— Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. Bd. 50, Heft 2, 
1915. Dr. E. Kallert, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Kaiserl. Ge- 
sundbeitsamte, Untersuchungen Ober Maul- und Klauenseuche. IV. Mit¬ 
teilung. Die bei Maul- und Klauenseuche im Pansen des Rindes auf¬ 
tretenden Veränderungen. Geh. Reg.-Rat Wehrle, Mitglied des Kaiserl. 
Gesundheitsamtes, Das Veterinärwesen einschließlich einiger verwandter 
Gebiete in Argentinien. Nach Berichten des Kaiserlichen General- 
Konsulats in Buenos Aires und anderen Quellen. Dr. R. Heise, Techn. 
Rat im Kaiserl. Gesundheitsamte, Über die Einwirkung von Ozon auf 
Mikroorganismen und künstliche Nährsubstrate, als Beitrag zur Kenntnis 
der Ozonwirkung in Fleiscbkühlhallen I. Mitteilung: Die Einrichtung 
und Leistung des benutzten Ozonisierungsapparates und die Einwirkung 
von Ozon anf Bact. coli commune 

— Hans Müller, approb. Tierarzt, z. Z. Veterinär im Felde. Ober 
Einrichtung und Betrieb von Feldschlächtereien unter besonderer 
Berücksichtigung der Tierseuchenbekämpfung und der Fleischbeschau. 
(Aus dem Pathol. Instit. der Königl. Tierärztl. Hochschule zu Dresden.) 
Inaug.-Dissertation. Leipzig-Dresden 1915. 

— Franz Albert Seubert, approb Tierarzt aus Angelthiir. Beiträge 
zur pathologischen Anatomie der Eierstöcke bei den Haustieren. (Aus 
dem Tierhyg. Instit. der Univers. Freiburg i. B) Inaug.-Dissertation. 
Gießen 1915. 

— Bericht über die Verwaltung des Städtischen Schlacht- und 
Viehhofes zu Augsburg für 1913. 

- Rfcvista de Medlcina veterinär* ,sl de Zootechnie. Bucare§ti. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern: dem Stabsveterinär Jos. 
Solleder der Landw. 1. Aufgeb. (Dillingcn), den Veterinären Wilh. 
Pospieck und Hugo Roscnkranx (II. München) d. R. — Das Ritter¬ 
kreuz 1. Kl. mit Schwertern des Königl. Sächs. Albrechtsordens dem 
Stabs- und Regimentsveterinär Otto Naumann, städt. Tierarzt und 
Schlachthofdirektor in Olbernhau (Sa.). — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit 
Eichenlaub und Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: 
dem Stabsveterinär Dr. Max Martin, Schlachthofdirektor in Pforz¬ 
heim (Baden). — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Bad. 
Ordens vom Zähringer Löwen: dem Leutnant d. R. Johann Schwing, 
bezirkstierärztl. Assistent in Pforzheim (Baden). — Das Oldenburg. 
Friedrich-August-Kreuz: dem Stabsveterinär Oraffstädt aus Vilsen 
i. Hain. — Das Fiirstl. Schwarzburg. Ehrenkreuz 3. Kl. mit Schwertern: 
dem Veterinär Hugo Silling aus Arnstadt. — Die silberne Medaille 
vom Roten Halbmond: dem Königl. Bezirkstierarzt. Jos. Ritxcr aus 
Lichtenfels. 

Versetzt: Der Bezirkstierarzt Dr. Simader von Stadtamhof nach 
Regensburg und Bezirkstierarzt Dr. Wilh. Schmid von Viecktach 
nach Stadtamhof. Dr. Viktor Lconhardt, wiss. Hilfsarbeiter am 
Medizinalkollegium in Stuttgart (Württ.), zum Stellv. Oberamtstierart 
in Gmünd (Schwäb. Württ.). 

Niederlassung: Regierungstierarzt a. D. Dr. Rudolf Boden aus 
Dresden (Sa.) in Ostrau (Sa.). Dr. Maximilian Limmer in Btitt- 
hard (Ufr.). 

Verzogen: Tierarzt Franx Korner von Osterburg nach Stendal. 

Todesfall: Kreistierarzt a. I). Robert Hartmann in Breslau(Schles.). 


Vakanzen. 

Schlachthofstellen : Limburg: Schlachthofdirektor zum 1. Apri 1 
1915. Privatpraxis nicht gestattet. Anfangsgehalt 2500 M., steigend 
bis 4000 M., freie Wohnung usw. Bewerb, bis 25. Februar an den 
Magistrat. — Wilhelmshaven: 3. Tierarzt sofort. Vergütung 
300 M. monatlich. Angebote sofort an die Schlachthofdirektion. 


Verantwortlich fflr den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin.— 

Druck von W. HUxenstein, Berlin. 




Dl® „Berliner Tlerlrr.tllctie Wocben*ebH<V‘ eraebelnt 
wöchentlich im Verlage von Richard Seboets in 
Berlin SW, 48. Wilhelmatr. 10. Dnreh jedes dentache 
Postamt wird dieselbe cmn Preise von M. 6,— viertel- 
j*brlich (ansrchliefilich Bestellgeld) geliefert, (öster¬ 
reichisch« Poat-Zeitunes- Preisliste Nr. 574. Ungarische 
Nr. 85.1 Einaelnummern 60 Pf. 


Berliner 


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60 Mb. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Sehmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Ginge Stabsvet a. D. Hanoke Sch 1 achth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet-Rat Dr. Lothe« Geh. Reg.-Rat Dr. Neverow» 

Bambntg. Referent L Relchi-KoL-Amt ln Berlin. in Mülhausen LE. in CSln. Vortrag. Rat im Min. t Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Yet.-Rat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landestierant für Hamborg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofirat Dr. Vogel Geh. Regiernngsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamams, D.S.W.-A. Stadt-Tierarst in Hamburg. Professor in München. MitgL d. Kais. Gesundheitsanita in Berlin. 

Dr. A. Zlnmermann Regiernngsrat Zünde! 

Professor ln Budapest. Landestierarzt von Elsafl-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage. 

XXXII. Jahrgang 1916. 7 . Ausgegeben am 17. Februar. 


I d h a 11 : Marek: Die Leberegelkrankheit, ihre Behandlung und Bekämpfung. — Suetmann : Ein seltener 
Fremdkörper bei einem Hunde. — Referate: Brante: Beitrag zur Frage der Tuberkelbazillen im strömenden 
Blute beim Rinde, besonders nach der Tuberkulininjektion. — Strauß: Die Lecutylbehandlung der Tuberkulose. — Eber: Wie 
bewährt sich die Tuberkuloseschutz- und Heilimpfung der Rinder nach Prof. Dr. Heymans-Genf in der Praxis? — Bergman: 
Beitrag zur Kenntnis der Tuberkulinaugenprobe zur Diagnostizietung der Tuberkulose beim Rinde. — Stgateveterlnärweaen: 
Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Natirungsmittelkunde und Fleischbeschau : Bürger: Studien über die praktische Verwertbarkeit 
der Anaphylaxie bei Sensibilisierung mit denaturiertem Eiweiß. — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — 
Achtzigste Kriegsw r oche. — Zur Kriegsfürsorge. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


(Aus der medizinischen Klinik der Veterinär-Hochschule 
in Budapest.) 

Die Leberegelkrankheit, ihre Behandlung 
und Bekämpfung. 

Von Prof. Dr. I. Marek. 

Der ungewöhnlich stark regnerische Sommer und die 
dadurch veranlagten häufigen Überschwemmungen im Jahre 
1913 haben eine außergewöhnliche Verbreitung der Leber¬ 
egelkrankheit, der Lungenwurmkrankheit sowie mancher 
Formen der Darmwurmkrankheit in Ungarn verursacht. Ins¬ 
besondere die Leberegelkrankheit trat mit einer solchen Heftig¬ 
keit und Bösartigkeit auf, daß sie die Dezimierung des Schaf- 
und Rinderbestandes vieler Gegenden im Lande zur Folge 
hatte, an nicht wenigen Orten sogar das Aussterben ganzer 
Schaf- und Jungrinderbestände nach sich zog. Dieser Um¬ 
stand so wie die Veröffentlichung von Railliet, Moussu 
und H e n r y*) über die Heilwirkung des Farnextraktes bei 
der Leberegelkrankheit hat mich veranlaßt zur Vornahme 
von Heilversuchen in großem Umfange einerseits an 65 Rindern, 
die durch die Tierversicherungsgesellschaften der Klinik zur 
Verfügung gestellt wurden, andererseits an 87 Schafen, die zu 
Versuchszwecken durch die Klinik und später durch das Aeker- 
bauministerium eingekauft und teils auch durch Privatpersonen 
zu Heilversuchen eingestellt wurden. Mit dem Farnextrakt 
habe ich zwar schon im Jahre 1912 Versuche unternommen, zur 
Fortsetzung der Versuche in größerem Umfange sowohl mit dem 
Farnextrakt wie mit vielen anderen Mitteln bot sich mir aber 
erst seit dem Ende des Jahres 1913 die Gelegenheit. Obwohl 
die Heilversuche bloß mit Rücksicht auf die Leberegelkrankheit 
der Schafe als abgeschlossen betrachtet werden dürfen, er¬ 
achte ich die Veröffentlichung der Erfolge trotzdem ange- 

*) Recueil de möd. vet. 1911, S. 232 u. 283. 


zeigt, da dem besonders in seiner zweiten Hälfte stark 
regnerischen vorjährigen Sommer wohl wiederum ein starkes 
Umsichgreifen der Leberegelkrankheit folgen wird, und weil 
die Tierärzte die Verhinderung von empfindlichen Verlusten in 
den Rinder- und Schafbeständen besonders in der gegen¬ 
wärtigen Kriegszeit mit allen möglichen Mitteln anzustreben 
haben. 

Die zu den Versuchen herangezogenen Tiere befanden sich 
unter ständiger klinischer Beobachtung und wurden dann größten¬ 
teils am Budapester Schlachthofe geschlachtet und ihre Lebern 
mir nachher zur Verfügung gestellt, die übrigen aber im klinischen 
Institut mit Strychnin vergiftet oder ebenfalls geschlachtet und 
nachher obduziert. Nur einige Tiere starben während der Beobach¬ 
tung und wurden dann im hiesigen pathologisch-anatomischen In¬ 
stitut zerlegt. In dieser Weise war es mir möglich, bei den meisten 
Versuchstieren vom Zustande der einzelnen Organe, besonders aber 
von dem der Leber mitsamt der Gallenblase sowie auch vom Zu¬ 
stande der Leberegel unmittelbar Kenntnis zu erhalten. Der makro¬ 
skopischen Untersuchung folgte eine vollständige Zerstückelung 
der Leber, um dabei alle darin enthaltenen Leberegel herausholen 
und ihr zahlenmäßiges Verhältnis zu den zu Lebzeiten des Tieres 
bei der systematisch und nach einer einheitlichen Methode durch¬ 
geführten Untersuchung in den Darmentleerungen gefundenen 
Leberegeleiern feststellen zu können.*) 

Die anatomischen Veränderungen der 
Leber bei der Distomatose stimmten im großen 
ganzen mit denen überein, die aus der Literatur bekannt sind, 
nach sonst gleich schweren Invasionen waren aber die Ver¬ 
änderungen stets höhergradig bei den Rindern als bei den 
Schafen. Namentlich fand ich in der Leber der Rinder 
durchweg eine allgemeine, wenn auch ungleichmäßige Zu¬ 
bildung des Bindegewebes und dementsprechend eine meist 


*) Die Zählung der Leberegel und deren Eier wurde haupt¬ 
sächlich durch die Assistenten meines Institutes mit dankenswerter 
Bereitwilligkeit und Sorgfalt durchgeführt. 








74 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 7. 


bedeutende Umfangsvermehrung: und eine bis dreifache Ge¬ 
wichtszunahme der Leber, womit gleichzeitig eine graubraune, 
bräunlichrotgraue, ja sogar eine hellgraue Verfärbung sowie 
eine Konsistenzzunahme des Organs zu verzeichnen war. Dem¬ 
gegenüber erschien in der Leber der Schafe die Binde¬ 
gewebsvermehrung selbst bei schwerer und tödlicher Disto- 
matose nur mäßig, ebenso wie die Wandverdickung der er¬ 
weiterten Gallenwege, deren Wanddicke höchstens 1—3 mm 
betrug und deren Verkalkung in keinem Falle zu beob¬ 
achten war. 

Eine weitere, bei Rindern ebenso wie bei Schafen beob¬ 
achtete Besonderheit war die stets höhergradige Er¬ 
krankung des linkten Leberlappens gegenüber 
den übrigen Abschnitten der Leber. Namentlich fand ich bei 
leichter Distomatose ausschließlich oder vorwiegend nur im 
linken Leberlappen eine chronische Cholangioitis mit oder 
ohne gleichzeitige Vermehrung und Schrumpfung des Binde¬ 
gewebes der Leber, in schweren Krankheitsfällen aber die 
chronische Hepatitis im linken Lappen viel weiter vorge¬ 
schritten als in den übrigen Leberabschnitten, die in solchen 
Fällen sich vergrößert zeigten, wogegen im linken Lappen 
bereits eine Verkleinerung durch Schrumpfung eingetreten 
war und demzufolge dieser Lappen nicht selten sozusagen 
nur aus derbem Bindegewebe zu bestehen schien. Das stärkere 
Ergriffensein des linken Lappens kann nicht einfach vorge¬ 
täuscht sein durch dessen geringere Dicke und plattere Form, 
wie es Schaper vermutete, sondern es beruht auf dessen 
stärkerer Invasion mit Egelbrut, denn in eigenen Fällen ent¬ 
hielten die Gallenwege des linken Lappens stets in bedeutend 
größerer Menge Distomen als die der übrigen Lappen, ja es 
kamen sogar Fälle von leichter Distomatose vor, wo aus¬ 
schließlich nur im linken Lappen Egel anzutreffen waren. 
Wahrscheinlich wird die Einwanderung der Egelbrut in den 
linken Lappen irgendwie durch die anatomischen Verhältnisse 
begünstigt, worüber man sich allerdings erst nach Klar¬ 
stellung der Art und Weise der Einwanderung der Egelbrut 
in die Leber wird bestimmt äußern können. (Nach der all¬ 
meinen Auffassung sollen die Zerkarien vom Darm aus durch 
den Gallengang einwandem, nach Lutz, Railliet, 
M o u s s u und Henry dagegen mit dem Pfortaderblut in 
die Leber verschleppt werden, nach Gerlach u. a. wiederum 
nach Durchhobrung der Darmwand nach der Leber zu aktiv 
wandern und nach Durchbohrung deren Kapsel schließlich in 
das Lebergewebe gelangen.) 

Distomen in den Gallenwegen. Über die 
Größe derLeberegel will ich bemerken, daß bei einem 
Rinde anfangs April, und bei drei Schafen im Monat Mai sich 
außer zahlreichen Distomen von gewöhnlicher Größe ein oder 
mehrere, bloß 1—cm lange Leberegel befanden, deren 
Uterus vollgepropft mit Eiern war, die demnach ebenfalls ge¬ 
schlechtsreif waren. Andererseits enthielt der Uterus von 
mehreren, nur Y *—1 cm langen, lebenden Leberegeln bei 
einem im Monate Mai geschlachteten Schafe keine Eier. Die 
Farbe der lebenden Leberegel war hell oder etwas 
gelblich grau, häufig aber dunkel grünlichbraun infolge des 
Durchschimmerns des mit ähnlich gefärbten Massen gefüllten 
Darmes. Diese grünlichbraune Färbung verschwand jedoch 
oft nach dem Hineinlegen der Egel in Wasser oder in eine 
andere Flüssigkeit unter gleichzeitiger grünlichbrauner Ver¬ 


färbung der Flüssigkeit, da die sich lebhaft bewegenden 
Distomen ihren Darminhalt ausgestoßen haben. Recht häufig 
kamen zum Vorschein auch Leberegel von gleichmäßig hell- 
rosaroter Färbung. Die Farbe der Lanzettegel er¬ 
schien beim ersten Anblick schwarzbraun oder schwarz infolge 
des Durchschimmerns des durch das Vorhandensein von reifen 
Eiern schwarzbraun gefärbten Uterus in den zwei hinteren 
Dritteln des Körpers. Bei genauer Betrachtung erkannte man 
jedoch leicht, daß das vordere Drittel oder Viertel des Körpers 
hellgrau oder weißlich gefärbt ist, und gleichzeitig auch die 
Seitenränder des hinteren Körperteils eine gelbliche Färbung 
zeigen. Das bei oberflächlicher Betrachtung an schwärzliche 
Niederschläge erinnernde Aussehen erleichtert sehr das 
Wahmehmen der sehr schlanken und kleinen Lanzettegel. 
Bloß bei drei in der ersten Hälfte des Monats Mai obduzierten 
Schafen fand ich noch lebende Lanzettegel, deren Körper be¬ 
reits seiner ganzen Länge nach gleichmäßig blaßgelb oder 
weißlich gefärbt erschien, da der Uterus schon keine Eier 
enthielt. 

Bei Feststellung des lebenden Zustandes 
der Distomen dienten als Grundlage die normale Fär¬ 
bung, die durch die tonische Kontraktion der Muskulatur be¬ 
dingte elastische und derbe Konsistenz, besonders aber die 
Bewegung der Egel, die gewöhnlich mit einer gewisser¬ 
maßen herumtastenden Bewegung des ausgestreckten vorderen 
Teils des Körpers begann und alsbald vom Nachziehen des 
sich dabei fächerartig ausbreitenden Hinterkörpers nach dem 
inzwischen an der Unterlage oder an beliebigem benachbartem 
Gegenstände fixierten Vorderkörper gefolgt war. Spontane 
Bewegungen der Distomen konnten selbst noch vier Stunden 
nach dem Tode des Wirttieres beobachtet werden. Von der 
fünften bis sechsten, bei niedriger Außentemperatur sogar 
schon von der dritten Stunde an, stellten die sonst noch 
lebenden Egel infolge von Kältestarre ihre Bewegungen 
ein, nach dem Einlegen in körperwarme 0,9prozentige Koch¬ 
salzlösung bewegten sie sich jedoch wieder und setzten 
dann ihre Bewegungen noch 6—9 Stunden fort, selbst wenn 
sich mittlerweile die Kochsalzlösung auf die Zimmertemperatur 
abgekühlt hatte. Später als 14—18 Stunden nach dem Tode 
des Wirttieres konnten aber die Distomen durch Einlegen in 
warme Kochsalzlösung in keinem Falle mehr zur Bewegung 
veranlaßt werden, selbst wenn die Leber sofort nach dem Tode 
der Bauchhöhle entnommen und dadurch deren Fäulnis hint¬ 
angehalten wurde. Im allgemeinen hörte aber die Bewegungsfä¬ 
higkeit der Distomen in uneröffneten Kadavern früher auf als in 
der außerhalb der eröffneteri Bauchhöhle aufbewahrten Leber. 
Eigentümlicherweise setzte der vordere Teil der Leberegel die 
gewöhnlichen Bewegungen ungestört weiter fort, selbst wenn 
die hinteren zwei Drittel des Körpers durch einen Scheren¬ 
schlag abgetrennt wurden. 

Bei Feststellung des lebenden oder toten Zustandes der Di¬ 
stomen sollte man deren Prüfung in körperwarmer physiologischer 
Kochsalzlösung nicht unterlassen in solchen Fällen, wo die Sektion 
nicht sofort nach'dem Tode des Tieres ausgeführt werden kann 
oder wo die Leber außerhalb der Bauchhöhle einer starken Ab¬ 
kühlung ausgesetzt war. Bei eigenen Untersuchungen wurde die 
0,9 proz. Kochsalzlösung unter ständigem Umrühren mit einem 
Thermometer in einer Porzeilanschale auf 39—40° C erwärmt. Die 
in eine solche Lösung mit einer Pinzette gelegten Egel begannen 
entweder unmittelbar oder höchstens in einigen Sekunden sich 
lebhaft zu bewegen, wenn sie noch lebend waren. Schon seit langer 




17. Februar 1916* 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Zeit kältestarre Distomen' ließen sich aber hin und wieder orst 
durch ein noch etwas weiter, auf 40—41° C gehendes Erwärmen 
der sie beherbergenden Lösung veranlassen. Die Zusammensetzung 
der Bungeschen Lösung (1 Proz. Kochsalz, 0,1 Proz. Natrium 
carbonicum in 100 Teilen Wasser) wurde mir erst spät bekannt, 
demzufolge konnte ich damit nur in einigen Fällen Versuche an¬ 
stellen, deren Ergebnis übrigens mit dem vorher angeführten über¬ 
einstimmend war. Demgegenüber erwies sich zu diesen Zwecken 
das gewöhnliche Wasser als viel weniger geeignet, da darin selbst 
die sich innerhalb der Gallenwege noch lebhaft bewegenden Egel 
bereits in kurzer Zeit ihre Bewegungen einstellten. 

Die jeweilige Anzahl der Distomen wurde durch 
genaue Abzählung der aus den Gallenwegen der Leber, dem 
Gallengang und der Gallenblase einzeln hervorgeholten Para¬ 
siten festgestellt. 

Nach dem Auf schneiden der Gallenblase nebst dem Gallen¬ 
gang und dem Auffangen deren Inhaltes in einem Gefäß, gelang es, 
durch portalwärts gerichtete Massage der Leber und der an ihrer 
Bauchtläche sichtbaren G allenwege, den größten Teil der in den 
größeren Gallenwegen vorhandenen Egel herauszupressen und nach 
dem Aufschlitzen der großen Gallenwege auch den Rest der Egel 
herauszuholen. Um auch die die kleineren Gallenwege bewohnenden 
Egel sammeln zu können, wurde die Leber allmählich in 1—2 cm 
dicke Scheiben zerlegt, vor jedem neuen Einschnitt das Heraustreten 
der Egel aus den durchschnittenen Gallen wegen durch kräftige 
Massage des benachbarten Lebergewebes veranlaßt und schließlich 
die Scheibe unter gänzlicher Zerstückelung auf Distomen genau 
durchgesucht. Durch dieses Vorgehen wurde es möglich, sämtliche 
in den Gallen wegen und der Gallenblase vorhandenen Distomen zu 
sammeln und zu zählen, ohne sie dabei mit unwesentlichen Aus¬ 
nahmen zu beschädigen. 

Die Zahl der Leberegel bei den mit distomen- 
tötenden Mitteln nicht behandelten Rindern (29 Tiere) 
schwankte zwischen 116 und 1660, bei den Schafen dagegen 
zwischen 40 und 368. Namentlich beherbergten 6 Rinder 1660, 
1400, 1241, 1122, 1053 und 1024 Leberegel, 2 Rinder je 935, 

3 Rinder 800—900, 1 Rind 786, 10 Rinder 400—700, 6 Rinder 
200—400 und 1 Rind 116 Leberegel. Dagegen wurden ge¬ 
sammelt bei 4 Schafen 368, 353, 337 und 313 Leberegel, bei 
weiteren 4 Schafen 250—300, bei 4 Schafen 200—250, bei 

4 Schafen 150—200, bei 4 Schafen 100—150 und bei 2 Schafen 
98 und 40 Leberegel. Den Lanzettegel habe ich nur 
in Gemeinschaft mit dem Leberegel gefunden, 
doch nur in zehn Exemplaren bei einem einzigen der aus den 
verschiedensten Gegenden des Landes stammenden Rinder. 
Dagegen fanden sich die Lanzettegel von 85 Schafen bei 56 
zusammen mit Leberegeln, wobei ihre Zahl zwischen 1 und 888 
schwankte. So wurden gezählt bei je einem Schaf 888, 832, 
731, 453, 450, 431, 422, 385, 207, bei 9 Schafen 100—200, 
bei 7 Schafen 50—100, bei 18 Schafen 10—50 und bei 
13 Schafen 1—9 Lanzettegel. Da bei einem großen Teil der 
Versuchsschafe die gleichzeitig vorhandenen Leberegel ab¬ 
getütet wurden, so war es nicht möglich, genau festzustellen, 
ob die Zahl der Lanzettegel der der gleichzeitig vorhandenen 
Leberegel stets proportional war; bei den Kontrollschafen 
wurden allerdings gleichzeitig mit einer stärkeren Invasion von 
Leberegeln auch Lanzettegel in größerer Zahl gefunden. Unter 
fünf aus verschiedenen Gegenden des Landes stammenden 
Schafgruppen wurden übrigens nur bei Schafen einer Gruppe 
Lanzettegel vermißt. Aber auch in einer bloß 40 Schafe 
zählenden Herde fanden sich 14 Tiere ohne Lanzettegel, da¬ 
gegen nur ein Schaf gleichzeitig auch ohne Leberegel. 


Mit Rücksicht auf den Zusammenhang zwischen 
der Zahl der Leberegel und dem Grade der 
Leberveränderungen soll nicht unerwähnt bleiben, 
daß bei drei Rindern mit nur einigen, 116 und 244 Leberegeln 
in den Gallenwegen sich bei der in den Monaten April und 
Mai vorgenommenen Sektion bloß eine Cholangioitis disto- 
matosa makroskopisch feststellen ließ, wogegen bei sechs 
anderen Rindern mit 276—542 Leberegeln außerdem auch eine 
mehr oder weniger deutliche Vermehrung des interstitiellen 
Gewebes und dementsprechend eine deutlichere Zeichnung der 
Leberläppchen, bei zwei Tieren sogar auch eine Schrumpfung 
des Randteiles im linken Leberlappen zum Vorschein kam. 
Bei Rindern mit mehr als 550 Leberegeln zeigte sich die Leber 
stets VA —3fach vergrößert infolge einer gew öhnlich ungleich¬ 
mäßigen Vermehrung des interstitiellen Gewebes. (Die Leber 
eines Rindes mit 1660 Leberegeln wog 14 kg.) Eine Aus¬ 
nahme hiervon machten drei gegen Ende des Monats März 
geschlachtete Rinder, deren Gallenw r ege bloß 255—442 Leber¬ 
egel beherbergten und deren Leber sich trotzdem VA- bis 
2Kfach vergrößert zeigte. Von 22 Schafen, die nicht mit 
leberegeltötenden Mitteln behandelt wurden, fand sich bei 
einem Tiere mit 98 Leberegeln in den Gallenwegen bloß eine 
Cholangioitis distomatosa, wogegen bei den übrigen Tieren mit 
131—368 Leberegeln gleichzeitig auch eine mehr oder weniger 
auffallende Vermehrung des interstitiellen Bindegewebes nach¬ 
zuweisen w r ar. Bloß bei einem Schaf fand ich nebst 
Cholangioitis distomatosa auch eine Schrumpfung im linken 
Leberlappen, trotzdem in den Gallenwegen insgesamt nur 
40 Leberegel vorhanden waren. Im letzten Falle besteht aller¬ 
dings die Möglichkeit, daß sich die Zahl der Leberegel durch 
deren spontane Auswanderung verringert hatte, da die Ob¬ 
duktion des Tieres erst gegen das Ende des Monats Mai statt¬ 
gefunden hatte. 

Über den Z u s a m m enhangz wischender Menge 
der Lanzettegel und dem Grade der Leber¬ 
veränderungen gaben meine Versuche keine Auf¬ 
klärung, da die Lanzettegel stets in Gemeinschaft mit den 
Leberegeln angetroffen wurden. Immerhin habe ich den Ein¬ 
druck gewonnen, daß die Lanzettegel ihrerseits nicht wesent¬ 
lich beigetragen haben zur Steigerung der distomatösen Leber¬ 
veränderungen, da diese bei einer bestimmten Anzahl von 
Leberegelu stets ungefähr denselben Grad aufgewiesen haben, 
gleichgültig, ob dabei auch noch etwa zahlreiche Lanzettegel 
vorhanden waren oder solche überhaupt vermißt wurden. 

Eine Veränderung der Galle konnte in allen 
Fällen der Distomatose nachgewiesen werden und bestand in 
einer mehr oder weniger schmutzig grünlich-braunen Ver¬ 
färbung des nunmehr dicklichen, stark schleimigen Leber¬ 
sekretes, worin sich außerdem reichlich Flocken sowie braun¬ 
gelbe oder schwarzbraune, doch zuweilen auch lehmartige 
krümmelige Massen erkennen ließen. Gleichzeitig erschien die 
Gallenblase nicht selten erweitert. Die braungelben Massen 
erwiesen sich stets als Haufen von Leberegeleiern. Die 
mikroskopische Untersuchung des Bodensatzes 
der Galle ergab außer Egeleiern das Vorhandensein von gelben 
oder sclvwarzen Detritusmassen, eosinophilen Zellen, zuweilen 
von roten Blutzellen, ferner häufiger das Vorhandensein von 
Bazillen, Kokken und Bakterienfäden. Der kulturelle 
N” a c h w* e i s von Bakterie n gelang bei elf Rindern neun- 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 7. 


76 

mal und bei fünf Schafen einmal. Es entwickelten sich 
namentlich Kolonien von Kolibazillen an den Nährböden, die 
mit der steril entnommenen Galle aus den Gallenwegen und 
der Gallenblase bestrichen wurden. 

Klinische Symptome. Nach eigenen, sich auf 
Sektionsbefunde stützenden Erfahrungen scheinen äußerlich 
erkennbare Gesundheitsstörungen bei Rindern nur beim 
Vorhandensein von mindestens 250 und bei Schafen beim 
Vorhandensein von mindestens 100 Leberegeln, somit bei 
solchen Tieren aufzutreten, wo außer einer distomatösen 
Cholangioitis die durch die Leberegel ausgeschiedenen und 
nach ihrer Resorption mit dem Lebergewebe in Berührung 
gebrachten Giftstoffe sowie die wohl häufige sekundäre 
bakterielle Infektion auch eine chronische Entzündung des 
Lebergewebes, die in das Blut resorbierten Leberegel- und 
Bakteriengifte aber einen namhaft erhöhten Zerfall des 
Körpereiweißes und der roten Blutzellen hervorgerufen haben. 
Dieser Einfluß wird durch die von R a i 11 i e t beobachtete 
blutsaugende Tätigkeit der Leberegel noch gesteigert. Nach 
einem stark regnerischen Sommer können übrigens die ersten 
Krankheitserscheinungen bereits im Frühherbst auftreten und 
im Laufe des Monats November bei Rindern bereits eine 
klinisch feststellbare Vergrößerung der Leber zum Vorschein 
kommen. 

Abmagerung und später Blutarmut sind die be¬ 
ständigsten Erscheinungen der Krankheit ln den Spätstadien 
schimmert zwar das submuköse Gewebe durch die sozusagen 
blutleere Bindehaut in gelblicher Farbe durch, einen echten 
I k t e r u 8 beobachtete ich aber bei Schafen nie und auch 
bei Rindern nur sehr selten. Wassersüchtige Er¬ 
scheinungen kamen bei keinem Rinde zur Beobachtung; 
bloß bei einer Kuh wurde eine Flüssigkeitsansammlung in 
der Bauchhöhle verzeichnet, als die Folge einer durch die nach 
Perforation der Leberkapsel in die freie Bauchhöhle aus- 
gewanderten Leberegel veranlaßten chronischen Bauchfell¬ 
entzündung. Selbst bei Schafen fand ich nur selten ein 
Kehlgangsödem nebst leichter Brust- und Bauchhöhlenwasser¬ 
sucht, trotzdem es sich um schwere Fälle der Krankheit mit 
hochgradiger Blutarmut, Abmagerung, wässeriger Durch¬ 
tränkung der Muskulatur und tödlichem Ausgange handelte. 
In schweren Fällen der Distomatose werden fast nie vermißt 
Verdauungsstörungen, namentlich dauernde oder 
zeitweilige Abnahme der Freßlust und ebenfalls meist nur zeit¬ 
weiliger Durchfall. 

Eine verschieden weitgehende Vergrößerung der 
Leber ließ sich nur bei Rindern feststellen aus der in 
kaudo-ventraler Richtung gehenden Vergrößerung der Leber¬ 
dämpfung, die sich bei gesunden Tieren rechts im Bereiche 
der letzten drei Zwischenrippenräume befindet In manchen 
Fällen konnte sogar die vergrößerte Leber im vorderen Winkel 
der rechten Hungergrube als ein derber, sicli synchron 
mit der Atmung unter der Hand leicht verschiebender Körper 
gefühlt werden. Eine Vergrößerung der Leber fand sich bei 
29 Rindern, wogegen bei Schafen die Untersuchung in dieser 
Richtung stets einen negativen Erfolg ergab. 

Zeitweilige fieberhafte Temperatur¬ 
steigerungen traten besonders bei Rindern häufig zum 
Vorschein. Von 51 Rindern, wo auch durch das negative Er¬ 
gebnis der Tuberkulinprobe eine tuberkulöse Infektion, doch 


auch sonstige fiebererzeugende Krankheitszustände ausge¬ 
schlossen werden konnten, ging die Körperwärme bei 17 
Tieren (33 Proz.) an manchen Tagen über 39,5 Grad C, und 
zwar bei 4 Tieren auf 39,6, bei 1 Tier auf 39,7, bei 2 Tieren 
auf 39,8 und 39,9, bei 3 Tieren auf 40,0, bei 3 Tieren auf 40,1, 
bei 1 Tier auf 40,3, bei 2 Tieren auf 40,6 und 40,8 und bei 
1 Tier auf 41,0. Außerdem betrug die Körperwärme bei 
weiteren 20 Tieren (39 Proz.), wo sie sich sonst dauernd unter 

39 Grad C bewegte, an manchen Tagen und nicht selten eben 
in den Morgenstunden 39,1—39,5 Grad. Mit Rücksicht hierauf 
sowie auf den Umstand, daß es sich um mehr oder weniger 
herabgekommene Tiere handelte, deren Körperwärme ohne 
Einwirkung von fiebererregenden Stoffen der Regel nach unter 

38.5 Grad zu sein pflegt, dürfen auch die an zweiter Stelle 
angeführten Temperaturgrade als der Ausdruck einer fieber¬ 
haften Temperatursteigerung aufgefaßt werden. Hiernach 
zeigten durchschnittlich 72 Prozent der mit Distomatose be¬ 
hafteten Rinder zeitweilige, wenn auch meist nur leichte oder 
mäßige fieberhafte Steigerungen der Körperwärme. Hiergegen 
ging die Körperwärme von 20 Schafen ebenfalls mit schwerer 
Distomatose bloß bei 4 Tieren (20 Proz.) zeitweilig auf 

40.5 Grad oder darüber (40,5 40,6 40,8 41,1) und bei 9 anderen 
Tieren auf 40,1—40,4. Selbst wenn man bei Schafen jede über 

40 Grad gehende Temperatursteigerung unter allen Umständen 
als einen fieberhaften Temperaturanstieg betrachten will, so 
ließen sich nur bei 65 Proz. der mit Distomatose behafteten 
Schafe zeitweilige fieberhafte Temperatursteigerungen an¬ 
nehmen. Die zeitweiligen Steigerungen der Körperwärme 
dürften übrigens größtenteils infolge der sekundären bakteri¬ 
ellen Infektion eintreten. 

Zum Nachweis der Distomeneierin den Darm¬ 
entleerungen erwies sich nach den vergleichenden Unter¬ 
suchungen des klinischen Assistenten P. Pataki als am zweck¬ 
mäßigsten das gleichmäßige Verrühren der Kotrobe mit gewöhn¬ 
lichem Wasser und unmittelbar darauf die Vornahme der mikro¬ 
skopischen Besichtigung ohne vorherige Sedimentierung. Um die 
Untersuchungsergebnisse leichter vergleichen zu können, wurden die 
einzelnen Kotproben stets ungefähr mit derselben Wassermenge 
verdünnt, namentlich die lorbeerfruchtähnlichen Kotbällchen der 
Schafe mit der dreifachen, der breiige Kot der Rinder oder ein 
solcher von Schafen mit der doppelten und die etwa dünnbreiigen 
oder dünnflüssigen Darmentleerungen mit der gleichen Menge 
Wasser in einem zylindrischen oder unten spitz auslaufenden Glas 
verrührt, was beim breiigen Kot höchstens einige Minuted in An¬ 
spruch nahm. Dagegen mußten die Kotbällchen der Schafe vorher 
mit einem Glasstabe zerstückelt und erst dann unter allmählichem 
Zusatz von Wasser zerrieben werden. Aus der Mischung wurde 
jeweils nur eine solche Menge auf den Objektträger gebracht, 
die unter einem Deckglas von gewöhnlicher Größe Platz finden 
konnte. Nahm die Durchmusterung eines Präparates eine etwas 
längere Zeit in Anspruch, so wurde die Probe vor der Anfertigung 
eines weiteren Präparates durchgemischt. Da eine ganz gleichmäßige 
Verteilung der Distomeneier unerreichbar ist und infolgedessen 
deren Zahl je nach den einzelnen Präparaten recht bedeutend 
wechselt, manche Präparate sogar egeleierfrei gefunden werden, 
trotzdem weitere Präparate aus derselben Kotmischung sogar recht 
viele Eier enthalten, so fand ich es für notwendig, daß sowohl mit 
Rücksicht auf die Feststellung der Leberegelkrankheit überhaupt, 
wie auch um annähernd reelle Mittelwerte zu erhalten, in jedem 
Falle mehrere Präparate systematisch auf Egeleier durchzusuchen 
bei 200—250facher Vergrößerung. Bei gehöriger Übung wird jedoch 
die Untersuchung durch Verwendung von 60—90facher Ver¬ 
größerung wesentlich beschleunigt. Mit Rücksicht auf die besonders 
bei Rindern recht bedeutenden Unterschiede in der Anzahl der 
Egeleier je nach den einzelnen Präparaten fand ich es für zweck- 



17. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


77 


mäßig, die Egeleier bei Rindern in je 10 und bei Schalen in je 
5 Präparaten zu zählen. 

Bei Schafen, die in Gruppen gehalten wurden, mußte die Kot¬ 
probe jeweils unmittelbar dem Mastdarme entnommen und in einem 
mit der Nummer des Schafes versehenen Gefäß aufbewahrt werden. 

Die Zahl der Egeleier im Kote gestaltete sich 
je nach der Konsistenz des Kotes insofern verschie¬ 
den, als sich bei demselben Tier in Perioden mit Durch¬ 
fall gewöhnlich weniger Egeleier vorfanden, als zur Zeit mit 
normaler Konsistenz der Darmentleerungen. Die Ursache 
hierfür liegt wohl darin, daß beim Durchfall der Darminhalt 
viel rascher den Zwölffingerdarm durchläuft und demzufolge 
auch weniger Egeleier aus der Gallengangsöffnung aufnehmen 
kann, außerdem aber durch das katarrhalische Sekret der 
Darmwand auch stärker verdünnt wird. Andererseits folgt 
einem längeren Hungern eine relative Vermehrung der 
Egcleier im Kote, da sich die mit Egeleiern vermischte Galle 
nunmehr mit geringeren Mengen von Darminhalt vermischt. 
Dementsprechend wurden unmittelbar nach der Einstellung 
der Tiere in die Klinik gewöhnlich mehr Egeleier gefunden als 
in den folgenden Tagen, selbst wenn die Konsistenz des Kotes 
unverändert blieb. Im Anfangsstadium dürfte die 
Menge der Egeleier viel geringer sein als auf der Höhe der 
Krankheit, da ja die Entwicklung der Egel zur Geschlechts¬ 
reife, sowie die Aufnahme ihrer Brut nicht zu gleicher Zeit 
vor sich geht. Auf der anderen Seite vermindert sich die 
Zahl der Egeleier allmählich im sehr vorgerückten 
Stadium der Krankheit, somit besonders im Laufe des 
Frühjahrs und im Frühsommer, da zu dieser Zeit die Egel all¬ 
mählich absterben und dementsprechend die Eierablage all¬ 
mählich einstellcn. So zählte ich in 5 Präparaten aus dem 
normalen Kote eines Schafes in den letzten Tagen des Monates 
April 75 und dann in Zwischenräumen von 8 Tagen bis zum 
Ende Mai 85, 21, 27, 7 Leberegeleier und fand nach der dann 
vorgenommenen Sektion nur noch 98 Leberegel in den Gallen- 
wegen. Auch je nach der Tiergattung war die Zahl 
der Egeleier insofern verschieden, als der Kot von Rindern, 
trotz einer viel größeren Zahl von Leberegeln in den Gallen¬ 
wegen, im allgemeinen weniger Egeleier enthielt, als der Kot 
von Schafen, welcher Umstand sich ungezwungen aus der 
gegenüber dem Schafe viel reichlicheren Menge des Darm¬ 
inhaltes beim Rinde erklären läßt. So zählte ich bei 29 Rindern 
in je 10 Präparaten 5—80, bei 21 Schafen dagegen in je 
o Präparaten 2—167 Leberegeleier. Noch deutlicher tritt dieser 
Unterschied hervor im zahlenmäßigen Verhältnis 
der im Kote nachgewiesenen Egeleier zur 
Menge der Distomen in den Gallenwegen. 
Während nämlich bei 29 Rindern, die mit keinen distomen- 
tötenden Mitteln behandelt wurden, in je 10 Präparaten aus 
dem Kote auf je 100 Leberegel 1—30, in je einem Präparat 
somit durchschnittlich 0,1—3 Eier entfielen, kamen bei 21 
Schafen in je 5 Präparaten auf je 100 Leberegel 9—69, in je 
einem Präparat somit durchschnittlich 1,8—14 Eier. 

Über die jeweilige Zahl und über das zahlenmäßige Verhältnis 
der Egeleier zu der jedesmaligen Menge der Distomen geben aus¬ 
führliche Auskunft die weiter folgenden Tabellenbeilagen. An dieser 
Stelle sollen deshalb nur allgemeine Bemerkungen angeführt 
werden. In je 10 Präparaten aus dem Kote der bereits erwähnten 
29 Rinder wurden gezäht 2mal 74 und 80, 2mal 60 und 63, 2mal 
52 und 56, 3mal je 44, lmal 40, 6mal 30—36, 5mal 22—26, 5mal 
10—18 und 3mal 5—9 Leberegeleier, wovon auf je 100 lieberegel 


entfielen 2mal 30 und 12, 2mal je 11, 2mal 8 und 9, 4mal je 7, 
3mal je 6, 4mal je 5, 2mal je 4, lmal 3, 6mal je 2 Eier und Smal 
je 1 Ei. Demgegenüber betrug die Zahl der Leberegeleier in je 
5 Präparaten aus dem Kote von 21 Schafen lmal 167, lmal 112, 
lmal 105, 2mal 53 und 64, 2mal 43 und 49, 4mal 80—37, Smal 
28—27, 4maJ 10—17, lmal 9 und 2mal je 2, wobei auf je 100 Leber¬ 
egel lmal 69, 2mal je 33, 2mal 28 und 29, 2mal je 20, lmal 18, 
Smal je 17, 2ma! je 13, 2mal je 11, 2mal je 9, lmal 8, 2mal je 6 und 
lmal 5 Eier entfielen. Nach Umrechnung dieser Werte auf je ein 
Präparat erhält man denselben Wert (1—14 Eier in einem Präparat 
auf je 100 Leberegel) wie schon früher Brusaferro, der bei 
Anwesenheit von je 100 Leberegeln 1—18 Eier in einem Präparat 
aus dem Kote fand. Ganz verschieden ist dagegen der für 21 Schafe 
berechnete Mittelwert von dem von Perroncito angegebenen, 
wonach auf je 800 Leberegel durchschnittlich 10 Eier in einem 
Präparat entsprechen sollen, während in eigenen Fällen auf je 
12 Eier durchschnittlich nur 100 Leberegel entfielen und Ähnliches 
auch Brusaferro beobachtet haben dürfte. Der von Perron¬ 
cito angegebene Mittelwert dürfte eher für das Rind Geltung 
haben, wo in eigenen Fällen auf je 800 Leberegel 0,8—24, im 
Durchschnitt somit 12 Leberegeleier entfielen. 

Die Zahl der Eier des Lanzettegels im 
Kote zeigte noch größere Schwankungen als die der Leber¬ 
egeleier. Es fand sich vor allem in eigenen Fällen die Beobach¬ 
tung bestätigt, daß trotz negativem Ergebnis der mikroskopi¬ 
schen Untersuchung des Darmkotes Lanzettegel in den Gallen¬ 
wegen vorhanden sein können, und zwar unter Umständen 
sogar in ansehnlicher Menge. Von 52 Schafen mit Lanzett- 
egeln in den Gallenwegen gelang der Nachweis von Eiern im 
Kote blos bei 19 Tieren' und die Zahl schwankte zwischen 
1 und 13 in je 5 Präparaten. Auf je 100 Lanzettegel kamen 
demnach in je 5 Präparaten 0,2—40, in einem Präparat aber 
durchschnittlich 0,04—8 Eier. In Fällen mit negativem 
Ergebnis der Kotuntersuchung fand ich zwar meist nur 1—67 
Lanzettegel, namentlich 11 mal 1—10, Smal 11—20, 6mal 
22—30, 5 mal 31—40, 2 mal 50 und 52, 1 mal 67 Stück, doch 
belief sich deren Zahl bei 3 Schafen auf 119, 207 und 431. 
Bei dem einen Rind, dessen Gallenwege nebst Leberegeln auch 
Lanzettegel beherbergten, fanden sich in 10 Präparaten ins¬ 
gesamt 2 Eier, denen 10 Lanzettegel entsprachen. 

Von den 65 Versuchsrindern fand ich bei 10 Tieren 
auch Ösophagostomcncier (1—112 Stück in je 10 Präpa¬ 
raten) und bei 2 Tieren außerdem 1 und 2 Trichozephalen- 
eier. Von 87 Schafen enthielt der Kot bei 49 Tieren ösophago- 
stomeneier (1—67 in je 5 Präparaten), bei 14 Tieren ferner 
Trichozephaleneicr (2 -26 Stück) und bei 9 Tieren 
Strongyleneier sowie Strongylenlarven infolge 
gleichzeitiger Lungenstrongylose. 

(Fortsetzung folgt.) 


Ein seltener Fremdkörper bei einem Hunde. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

Es ist wohl keine Seltenheit, daß man bei Kleintieren, 
namentlich bei Hunden und Katzen, in der Maul- und Rachen¬ 
höhle, im Schlund und Kehlkopf usw. die verschiedenartigsten 
Fremdkörper vorfindet und vom Besitzer des Tieres um deren 
Entfernung gebeten wird. In der Regel handelt es sich dabei 
um Knochen- und Knorpelstücke, Holzsplitter, Nadeln, Nägel, 
Drahtteile, Bindfaden usw. Diese Fremdkörper werden vor¬ 
nehmlich gelegentlich der Futteraufnahme oder beim Spielen 
aufgenommen. Da ein Abschlingen meist unmöglich ist, so 
klemmen sie sich im Bereiche der Schleimhaut der oben¬ 
genannten Körpergegenden fest und werden nur in seltenen 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 7. 


Füllen infolge der sieh daran anschließenden Brechakte wieder 
nach außen gebracht. Durch die Würgbewegungen, das Ab¬ 
fließen von Speichel und Verweigerung der Futteraufnahme 
aufmerksam gemacht, fühlen sieh die Eigentümer dann ver¬ 
anlaßt, zwecks Entfernung dieser Fremdkörper tierärztliche 
Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch mir wurde vor kurzem 
wiederum ein derartiger Patient zugeführt. Es betrifft dieser 
einen Fall, den ich, da er wegen der Natur und dem Sitze des 
Fremdkörpers ein gewisses Interesse verdient, im Nachstehen¬ 
den der Öffentlichkeit übergeben will. 

Der Patient, ein grauer Pudelbastard, etwa 4 Monate alt 
wurde mir mit dem Vorbericht überwiesen, daß das Tier immer 
munter gewesen und gut gefressen habe. Während des 
Spielens mit Holzstücken hätte derselbe aber plötzlich Brech- 
und Würgbewegungen gemacht und einen krächzenden Ton 
von sich gegeben. Möglicherweise habe er einen Holzsplitter 
verschluckt. 

Bei der Vorführung speichelte der Hund stark und schien 
Brechreiz zu haben. Durch die nähere Untersuchung der Maul¬ 
und Rachenhöhle usw. konnte allerdings nichts Positives fest¬ 
gestellt werden; auch wurde durch die üblichen Behandlungs¬ 
methoden kein Erfolg erreicht. Dagegen trat Tags darauf ein 
neues diagnostisches Moment hinzu. Der linke Augapfel war 
nämlich stark angeschwollen und die Lidbindehaut und Nick¬ 
haut hochrot und entzündet. Hierdurch ließ sich nun zwar der 
Sitz des vermutlichen Fremdkörpers näher bezeichnen, aber 
die Prognose gleichzeitig ungünstiger stellen. Durch die 
Palpation des geschwollenen Augapfels war jedoch ein 
Fremdkörper zunächst nicht durchfühlbar, später konnte ich 
aber etwa 2 cm über der Mitte des linken Augenbogens eine 
undeutliche aber derbe Spitze herausfühlen. Als ich dann 
zwecks näheren Nachweises des Fremdkörpers die Haut über 
der Kuppe kreuzweise spaltete, kam eine stecknadelartige 
Spitze zum Vorschein, die sich mittelst Pinzette nicht ver¬ 
rücken ließ. Erst durch den Zug mit einer Zange konnte der 
Fremdkörper — ein 32 cm langer und stricknadel- 
starker Draht — aus der Wundöffnung herausbefördert 
werden. Eine Nachblutung trat nicht auf, auch waren ander¬ 
weitige Folgen nicht zu beobachten. Vielmehr nahm der 
Hund die Vorgesetzte Milch gierig zu sich, ohne daß die vor¬ 
genannten Brechorscheinung noch weiterhin zur Beobachtung 
gelangten. Nach eingeleiteter Behandlung der Wunde und 
des Auges konnte der Patient im Verlaufe von 14 Tagen als 
geheilt betrachtet werden. 

Was das Drahtstück anbetrifft, so handelt es sich, zumal 
der Hund einem Möbelhändlcr angehörte, sehr wahrscheinlich 
um eine Spirale aus einer Matratze. Durch den kräftigen Zug 
mit der Zange hat sich dann vermutlich die Spirale aufgerollt. 
Das spitze Ende ist durch den Muskeldruck beim Brechakt in 
die knöcherne Augenhöhle eingetreten und von da w T eiter 
durch den Raum zwischen »Schädel und Arcus eygomaticus 
wieder nach außen. Da nun jedenfalls hierbei Teile des Aug¬ 
apfels und dessen Schutzorgane verletzt worden sind, bildete 
sich die oben erwähnte Rötling und Schwellung am linken 
Auge heraus. 

Anmerkung bei der Korrektur: Wie sich 
später herausstellte, stammte das Drahtstück von einer langen 
Hutnadel, von der der. Kopf abgebrochen war. 


Referate. 

(Aus r dem"’veterinärbakteriologischen Staatsinstitut Stockholm.) 

Beitrag zur Frage der Tuberkelbazillen im strömenden Blute 
beim Rinde, besonders nach der Tuberkulininjektion. 

Von Lars Brante. 

(Ztictar. f. Infekt -Krnnkh. d. Haust, 1914, H. S, S. 187.1 

Im strömenden Blute von 50 tuberkulösen Kühen konnte 
Lars Brante unter normalen Verhältnissen und während 
des Fieberstadiums der positiv verlaufenden Tuberkulinprobe 
Tuberkelbazillen nicht nachweisen. Es scheint somit keine, 
wenigstens keine größere Gefahr vorzuliegen, daß bei tuber¬ 
kulösen Rindern Tuberkelbazillen durch die Reaktion auf die 
Tuberkulineinspritzung losgelöst werden und eine akute Blut¬ 
infektion verursachen. Ed. Weber. 

Die Lecutylbehandlung der Tuberkulose. 

Von Dr. A. Strauß, Barmen. 

■ Herl. kliD. Wochenscbr., 1915, No. 41, 8. 1070-1078.) 

Der Verfasser gibt in vorliegender Abhandlung seine Er¬ 
gebnisse wieder, die er mit Leeutyl (Kupferlecithin) 
bei den verschiedenen Arten der Tuberkulose erhalten hat. 
Das Leeutyl wurde teils innerlich in Pillenform, teils äußerlich 
als Einreibung und endlich intravenös verwendet. Danach 
soll dem Leeutyl bei der Einverleibung vom Magen bzgl. 
von der Haut aus eine chemotherapeutische Fern Wirkung auf 
die innere Tuberkulose zukommen. Auch sei die örtliche 
Wirkung des Lecutyls nicht mehr als eine elektive, sondern 
als eine spezifische zu betrachten. Die Regelmäßigkeit und 
Sicherheit der örtlichen Wirkung des Lecutyls auf tuberkulöse 
Prozesse, die stets schnell sich einstellende eigenartige Reaktion, 
die sich streng auf das tuberkulöse Gewebe beschränkt, die 
schön glatte von Keloiden niemals begleitete Narbenbildung 
seien weitere Merkmale einer ätiotropen Wirkung. Endlich 
seien bei gut durchbehandelten und in Beobachtung gebliebenen 
Fällen auch ausgezeichnete Dauererfolge zu verzeichnen 
gewesen. 

Am Ende der Abhandlung sagt der Verfasser zusammen- 
fassend etwa folgendes: Meine bisherigen Erfahrungen haben 
mich, wie ich immer betont habe, gelehrt, daß, wo es immer 
nur angängig ist, die örtliche Behandlung mit Leeutyl in den 
Vordergrund zu stellen ist. Bei allen Formen der äußeren 
Tuberkulose endogener Natur ist aber gleichzeitig eine mehr¬ 
fach zu wiederholende, langwierige innere Behandlung zu 
empfehlen. Wegen der Schmerzhaftigkeit der subkutanen und 
intramuskulären Injektionen und der Schwierigkeit der Durch¬ 
führung einer langwierigen intravenösen ist so lange der Be¬ 
handlung vom Magen und von der Haut aus der Vorzug zu 
geben, bis ein schmerzlos injizierbares Präparat gefunden ist, 
das genügende Mengen Kupfer den entfernt liegenden Krank¬ 
heitsherden zuträgt. Daß auch durch den inneren Gebrauch 
und durch Einreibungen in die Haut Kupfer in den Säftestrom 

gelangt, konnte mehrfach nachgewiesen werden.Und 

die Erfolge werden sich überall dort beschleunigen und ver¬ 
tiefen lassen, wo es, wie bei allen Formen der äußeren Tuber¬ 
kulose möglich ist, die tuberkulösen Herde direkt mit dem 
Kupfer zu sättigen. 

Acht Abbildungen, Patienten vor und nach der Lecutyl- 
hehancllung betreffend, unterstützen den Text. 

Öustnun n. 






17. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


79 


(Aus dem Veterinär-Institut der Universität Leipzig.) 

Wie bewährt sich die Tuberkuloseschutz- und Heilimpfung 
der Rinder nach Prof. Dr. Heymans-Genf in der Praxis? 

Von Prof. Dr. A. E b e r in Leipzig. 

(ZUcbr. f. Infektionskrankh. <L H& «t, 101 , 1./2. u. 3. H.) 

Der bekannte Tuberkuloseforscher kommt in seiner auf 
Grund von Versuchen in der Praxis entstandenen recht 
lesenswerten wichtigen Abhandlung zu folgenden Schlüssen: 

1. Der negative Ausfalb der Tuberkulinprobe ist bei den 
nach H e y m a n s geimpften Rindern kein Beweis für das 
Fehlen einer tuberkulösen Herderkrankung, einerlei ob es sich 
um Tiere handelt, die von vornherein nicht auf Tuberkulin 
reagierten, oder um solche, die erst im Anschluß an die 
Schutzimpfung zu reagieren aufgehört haben. Eher schon ist 
man berechtigt, die positive Tuberkulinreaktion auch bei den 
nach Heymans geimpften Rindern, etwa mit gleicher Zu¬ 
verlässigkeit wie bei nicht geimpften Rindern, als beweisend 
für das Vorhandensein tuberkulöser Herderkrankungen an¬ 
zusehen, vorausgesetzt, daß die Tuberkulinprobe erst eine län¬ 
gere Zeit (mindestens 7—8 Monate) nach der Schutzimpfung 
vorgenommen wird. Die Anwendung der Tuberkulinprobe in 
einem regelmäßig nach Heymans geimpften Rinderbestande 
ist daher kein zuverlässiges Mittel, um ein Urteil über die 
Wirksamkeit dieser Impfmethode zu gewinnen. 

2. Wenn es auch nicht ausgeschlossen ist, daß die Hey¬ 
mans s c h e Impfung den Rindern unter Umständen tatsäch¬ 
lich eine erhöhte Widerstandskraft gegenüber der natürlichen 
Ansteckung verleiht, so haben unsere mehrjährigen Beobach¬ 
tungen in der Praxis doch gezeigt, daß dieser Impfschutz auch 
bei alljährlicher Wiederholung der Impfung auf die Dauer 
zweifellos nicht ausreichend ist, die Impflinge vor den Folgen 
der Ansteckung zu bewahren. 

3. Die Frage, ob die Heymanssche Impfung heilend 
auf vorhandene tuberkulöse Prozesse einwirkt, ist nicht ein¬ 
deutig mit ja oder nein zu beantworten. Es ist nicht zu 
leugnen, daß in zwei relativ stark verseuchten Rinderbeständen 
die mehrjährige konsequente Anwendung der Schutz- und 
Heilimpfung die Bekämpfung der Rindertuberkulose wesentlich 
gefördert hat, und daß dieser Erfolg in erster Linie einer ge¬ 
wissen heilenden Wirkung der Impfung auf bereits vorhandene 
tuberkulöse Prozesse zuzuschreiben ist. Bei den übrigen 
schwächer verseuchten Rinderbeständen trat diese Wirkung 
weniger hervor oder fehlte ganz. Auch in den durch die Imp¬ 
fung im großen und ganzen günstig beeinflußten Rinder¬ 
beständen blieb diese Wirkung oft ohne ersichtlichen Grund aus 
und führte nur in Ausnabmefällen zu einer wirklichen Heilung 
der Impflinge, so daß mit der weiteren Ausbreitung des tuber¬ 
kulösen Prozesses bei den einzelnen Tieren und mit dem Auf¬ 
treten offener Tuberkuloseformen trotz konsequenter Durch¬ 
führung der Impfung nach wie vor gerechnet werden mußte. 
Nehmen wir hierzu noch die Gefahr des plötzlichen Auftretens 
schleichender, klinisch schwer erkennbarer Formen der Euter¬ 
tuberkulose, wie sie auch in schwach verseuchten Rinder¬ 
beständen im Anschluß an die Impfung beobachtet wurden, 
so kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß ebensowenig 
wie die Schutzkraft, auch die Heilkraft der Heymans- 
sehen Impfung ein Faktor ist, mit dem bei der Bekämpfung 
der Rindertuberkulose ernstlich gerechnet werden kann. 

E w. W e b e r. 


(Aus dem veterinärbakteriologischen Staatsinstitut in Stockholm.) 

Beitrag zur Kenntnis der Tuberkulinaugenprobe 
zur Diagnostizierung der Tuberkulose beim Rinde. 

Von Prof. Arvid M. Bergman. 

(ZUcbr. f. Infektionskrankh. d. Haust, 1915, H. 1/2, S. 37.) 

In einer mit sechs lehrreichen Abbildungen versehenen, 
für den Praktiker ungemein wichtigen und interessanten 
Arbeit, der eine große Reihe unantastbarer Versuche zu¬ 
grunde liegen, stellt Bergmann folgende zusammen¬ 
fassende Schlußsätze auf, die demjenigen, der sich in der 
Praxis kritisch mit der Ophthalmoprobe beschäftigt hat, aus 
der Seele gesprochen sind. 

1. Nach der Einträufelung von 40proz. Glyzerinlösung 
in das Auge von Rindern sind in vereinzelten Fällen Tränen¬ 
fluß und etwas Schleimsekretion, aber keine Eitersekretion, 
also keine mit der Konjunktivalreaktion mit Tuberkulin bei 
tuberkulösen Tieren zu verwechselnde Reaktion erfolgt. 

2. Mit Glyzerinbouillon, die wie das bei der Tuberkulin¬ 
bereitung angewendete Substrat zusammengesetzt und ganz 
wie die Tuberkelbazillenkulturen bei der Tuberkulinbereitung 
behandelt, also ebenfalls auf */to Volumen konzentriert war, 
ist gleichfalls keine Konjunktivalreaktion entstanden, die eine 
Verwechslung mit der Konjunktivalreaktion mit Tuberkulin 
bei tuberkulösen Rindern hätte veranlassen können. 

3. Das Tuberkulin des veterinärbakteriologischen Staats¬ 
instituts, ein Tuberculinum Kochii, hergestellt zu 92 Proz. aus 
bovinen und 8 Proz. aus humanen Kulturen und 40 Proz. 
Glyzerin enthaltend, hat sich für die Augenprobe als voll¬ 
kommen anwendbar erwiesen. Von 107 untersuchten Tieren 
waren 87 tuberkulös und 20 tuberkulosefrei, in 38 Fällen 
durch Sektion und, wo es nötig war, durch Impfversuche 
sowie in 69 Fällefn durch thermische Probe sowie klinische 
und bakteriologische Untersuchung kontrolliert. Von den 
tuberkulösen Rindern reagierten bei der ersten Augenprobe 
70 deutlich, 11 zweifelhaft und 6 nicht. Von den 20 gesunden 
Rindern reagierte eins. Die zweite Augenprobe an demselben 
Auge gab in allen Fällen einen richtigen und deutlichen 
Ausschlag, 87 reagierten und 20 zeigten keine Reaktion. Die 
Tuberkulinaugenprobe ist somit am geeignetsten nach vorher¬ 
gegangener Sensibilisierung auszuführen. 

4. Bei der ersten Tuberkulinprobe ist eine sympathische 
Reaktion am nichtbehandelten Auge bei ungefähr 4 Proz. der 
Reagierenden vorgekommen. 

5. Die sensibilisierende Einwirkung der Tuberkulin- 
einträufelung in ein Auge bei tuberkulösen Tieren ist deutlich 
hervorgetreten, wenn die zweite Tuberkulineinträufelung schon 
nach 48 Stunden vorgenommen wurde, und auch in solchen 
Fällen, wo die Reaktion nach der ersten Einträufelung noch 
nicht abgeschlossen war. Wurde die zweite Augenprobe erst 
13 Tage nach der ersten gemacht, so ist ihre sensibilisierende 
Einwirkung gleichfalls augenscheinlich gewesen. 

6. Die Sensibilisierung hat nicht allein zur Folge, daß 
die Reaktion bei der zweiten Probe deutlicher wird, sondern 
auch daß sie sich früher einstellt und früher als bei der 
ersten verschwindet. 

7. Es genügt nicht, daß man den Ausschlag der Probe 
nur einmal abliest. Ist nicht vorher eine Tuberkulin¬ 
einträufelung in das Auge geschehen, so ist es zweckmäßig, 
die Reaktion 8,12, 18 und 24 (möglicherweise auch 30) Stunden 
nach der Einträufelung nachzuaehen. 






80 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 7. 


Ist das Auge durch eine vorherige Tuberkulineinträufelung 
sensibilisiert worden, so untersucht man nach 6, 12 und 
18 Stunden, und sollten, was in der Praxis äußerst selten 
Vorkommen dürfte, mehrere Einträufelungen mit kurzen 
Zwischenräumen vorher gemacht sein, so hat die Untersuchung 
der Reaktion nach 3 und 6 Stunden zu geschehen. 

8. Die Tuberkulinbehandlung des einen Auges beim 
tuberkulösen Tier hat oft auch auf das andere Auge eine 
sensibilisierende Wirkung, die sich durch früheres Ein¬ 
treten und Aufhören der Reaktion bei neuen Proben zu 
erkennen gibt. 

9. Wiederholte Tuberkulineinträufelungen in dasselbe 

Auge in 1- bis 3 tägigen Zwischenräumen haben bei tuber¬ 
kulösen Rindern nach wenigstens 4 Einträufelungen eine 
Verminderung der Reaktionsfähigkeit des Auges verursacht. 
Die Reaktion begann früh, wie in einem sensibilisierten 
Auge, verschwand aber sehr früh, zuweilen schon 5 Stunden 
nach der Einträufelung. Ein vollständiges Aufhören der 
Reaktionsfähigkeit ist nicht einmal nach 8 Einträufelungen 
wahrgenommen worden. — Durch solche Behandlung des 
einen Auges wird auch das andere beinahe in demselben 
Grade hyposensibel wie das behandelte. — Die Fähigkeit des 
Auges, sich gewissermaßen an die Tuberkulinbehandlung zu 
gewöhnen, dürfte ohne praktische Bedeutung sein (sie kann 
nicht leicht zu betrügerischen Zwecken angewendet werden), 
da eine Reaktion eintritt, wenn sie auch nur kurze Zeit an¬ 
hält, und da sich andererseits gezeigt hat, daß die normale 
Reaktionsfähigkeit wenige (6) Tage nach dem Aufhören der 
Einträufelungen wiederkehrt. E w. Weber. 

Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. Februar 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. 3 Ge¬ 
meinden. 3 Gehöfte, Labiau 1,1, Wehlau 1.1, Gcrdauen 1,1, Rasten¬ 
burg 1,1, Friedland 1,1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Ragnitl, 1, Pillkallen 
1, 1, Darkehmen 3, 3 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.), Angerburg 2, 2 
(1, 1), Goldap 8, 9, Oletzko 2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Al lenste in: 
Lötzen 2, 3 (—, 1), Lyck 1, 1, Osterode i. Ostpr. 2, 2. Reg.-Bez. 
Danzig: Elbing Stadt 1, 1, Danziger Höhe 1, 1. Reg.-Bez. 
Marien werden Stuhm 2, 2, Strasburg 1,1. Stadtkreis Berlin: 

1.1. Reg.-Bez. Pot sdam: Westprignitzl,l (1,1). Reg.-Bez. Frank¬ 
furt: Spremberg 2,3. Reg.-Bez. Stettin: Anklam 1,1. Reg.-Bez. 
Köslin: Lauenburg i. Pomm. 1, 1. Reg.-Bez. Stralsund: 
Rügen 1. 1. Reg.-Bez. Posen: Schrimm 3, 3, Posen Stadt 1, 1, 
Samter 1, 1, Neutomischel 1, 1, Grätz 1, 1, Kosten 1, 1. Reg.-Bez. 
Brom berg: Schubin 2,2, Hohensalza 1, 1, Strelno 1, 1, Mogilno 
1, 1. Reg.-Bez. Breslau: Breslau Stadt 1, 1, Striegau 1, 1. 
Reg.-Bez. Hannover: Sulingen 1, 1, Neustadt a. Rbge. 1, 1. 
Reg.-Bez. M ü n s t e r: Tecklenburg 1, 1. Reg.-Bez. Wi e s b a d e n: 
Höchst 1, 1. Reg.-Bez. Düsseldorf: Mülheim a. Ruhr 1, 1, 
Kempen a. Rh. 1, 1. Königreich Sachsen. K.-H. Bautzen: 
Bautzen Stadt 1, 2, Löbau 2, 3 (1, 2), Zittau Stadt 1, 1 (l, 1). 
K.-H. Chemnitz: Stollberg 1, 1. K.-H. Dresden: Dresden 
Stadt 1, 14 (1, 2). K.-H. Leipzig: Borna 1,1, Leipzig Stadt 1,1, 
Leipzig 1, 1, Oschatz 1, 2 (—, 1). K.-H. Zwickau: Plauen Stadt 

1.1. Baden. L.-K.-B. K a rl s ruhe: Karlsruhe 1, 2. Mecklenburg- 
Schwerin: Güstrow 1,1. I n s g e s a m t: 55 Kreise, 76 Gemeinden, 
96 Gehöfte; davon neu: 7 Gemeinden, 11 Gehöfte. 

Lungenseuche, Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (einsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 

Klauenseuche 

Schweineseuche 
einschl. Schweinepest 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

usw. 

Ge- | 
meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

11 

29 

32 

7 

9 

9 

Gumbinnen. 

10 

26 

29 

6 

7 

8 

Allenstein. 

7 

14 

15 

3 

7 

7 

Danzig. 

3 

3 

4 

2 

2 

2 

Marienwerder. 

8 

10 

11 

7 

9 

11 

Berlin. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Potsdam. 

15 

69 

91 

9 

29 

34 

Frankfurt. 

10 

38 

45 

11 

18 

24 

Stettin. 

12 

28 

37 

4 

7 

9 

Köslin. 

5 

7 

7 

4 

5 

5 

Stralsund. 

2 

4 

4 

1 

5 

5 

Posen . 

16 

36 

43 

10 

15 

18 

Bromberg. 

9 

26 

31 

5 

7 

7 

Breslau. 

14 

51 

62 

17 

34 

39 

Liegnitz. 

11 

18 

21 

10 

17 

18 

Oppeln. 

7 

35 

56 

6 

9 

9 

Magdeburg . 

13 

63 

108 

7 

9 

13 

Merseburg. 

16 

47 

74 

4 

5 

5 

Erfurt. 

2 

2 

8 

2 

6 

6 

Schleswig. 

21 

134 

212 

5 

6 

6 

Hannover. 

8 

21 

35 

3 

3 

5 

Hildesheim. 

11 

20 

25 

2 

2 

2 

Lüneburg . 

9 

16 

17 

2 

5 

5 

Stade . 

8 

23 

29 

1 

1 

1 

Osnabrück . 

3 

5 

9 

— 

— 

— 

Aurich. 

7 

55 

174 

— 

— 

— 

Münster. 

7 

15 

18 

1 

3 

3 

Minden . 

9 

27 

40 

3 

6 

6 

Arnsberg . 

15 

33 

44 

6 

6 

9 

Kassel. 

12 

24 

44 

7 

16 

17 

Wiesbaden. 

5 

9 

21 

3 

7 

8 

Koblenz. 

6 

9 

25 

3 

3 

3 

Düsseldorf. 

17 

49 

64 

4 

6 

7 

Köln. 

5 

11 

13 

1 

1 

1 

Trier. 

8 

12 

36 

— 

— 

— 

Aachen. 

7 

22 

31 

— 

— 

— 

Sigmaringen. 

4 

4 

6 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

16 

28 

47 

3 

3 

3 

Niederbayern . 

o 

2 

3 

— 

— 

— 

Pfalz. 

9 

12 

21 

— 

— 

— 

Oberpfalz. 

2 

2 

9 

1 

1 

1 

Oberfranken. 

6 

6 

13 

_ 

_ 

_ 

Mittelfranken. 

12 

30 

52 

1 

5 

6 

Unterfranken. 

13 

51 

123 

1 

2 

6 

Schwaben. 

15 

71 

174 

1 

2 

2 

Sachsen: Bautzen .... 

1 

4 

4 

— 

— 

_ 

Chemnitz. 

5 

10 

14 

1 

1 

1 

Dresden. 

5 

14 

16 

1 

2 

3 

Leipzig. 

3 

5 

5 

3 

4 

5 

Zwickau. 

4 

8 

18 

— 

—• 

— 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

3 

3 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

11 

17 

55 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

6 

15 

40 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

11 

54 

227 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Freiburg. 

7 

22 

74 

3 

3 

3 

Karlsruhe. 

4 

11 

56 

1 

2 

3 

Mannheim. 

10 

16 

65 

4 

6 

8 

Hessen. 

11 

19 

51 

— 

— 

— 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

9 

32 

34 

5 

15 

16 

Sachsen-Weimar. 

3 

10 

20 

1 

1 

1 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

4 

7 

7 

— 

— 

— 

Oldenburg . 

13 

41 

103 

9 

3 

8 

Braunschweig. 

6 

22 

22 

4 

16 

54 

Sachsen-Meiningen .... 

4 

8 

13 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

_ 

_ 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

2 

3 

3 

— 

— 

—. 

Anhalt. 

4 

16 

19 

1 

2 

2 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

2 

3 

3 

— 

— 

— 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

4 

15 

18 

2 

2 

6 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

1 

2 

2 

— 

— 

— 

Hamburg. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen .... 

16 

94 

372 

— 

— 

— 

Deutsches Reich 

559 

11650 

13210 

194 

338 

1 432 

Davon in Preußen 

334 

| 996 

|1522 

157 

266 

| 303 




































































17. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


81 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

(Aus dem Institute für Hygiene und Bakteriologie der Universität 
Straßburg: Geh. Rat Prof. Dr. U h 1 e n h u t h.) 

Studien über die praktische Verwertbarkeit der Anaphylaxie 
bei Sensibilisierung mit denaturiertem Eiweiß. 

Von Max Bürger. 

(Zeitschr. f. Immunitätsforachung 1914, I. Teil, Bd. 22, Heft 2, S. 199.) 

Aminosäuren, reine Albumosen, Protamine, Acidalbumin 
sind zur Sensibilisierung bei dem anaphylaktischen Versuche 
nicht geeignet. Es sind somit alle Präparate, die durch Säure¬ 
hydrolyse, peptische und tryptische Verdauung aus Pflanzen- 
und Tiereiweiß gewonnen werden, für die Bestimmung der 

Artherkunft unbrauchbar. Ebenso können höhere Tempera- 

« 

turen den Artcharakter der Anaphylatogene aufheben, wie 
Uhlenhuth und Händel schon betont haben. Folglich 
ist bei der Nahrungsmitteluntersuchung zur Artbestimmung 
von Fleisch und Eiweißproben, die längere Zeit erhitzt waren, 
der Anaphylaxierversuch abzulehnen. Durch den Koagula¬ 
tionsprozeß können die Anaphylatogene bis auf unwirksame 
Reste zerstört werden, so daß eine Sensibilisierung überhaupt 
nicht mehr möglich ist, oder aber, wenn eine Sensibilisierung 
noch stattfindet, ist es nicht sicher, daß sie für das Ausgangs- 
material spezifisch ist. q j 

Bekanntmachung über die Beschränkung der Herstellung von Fleisoh- 
konserven und Wurstwaren. Vom 31. Januar 1916. 

Der Bundesrat*hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die 
Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. 
vom 4. August 1914 (Reichs-Gesetzbl. S. 327) folgende Verordnung 
erlassen. 

§ 1. Die gewerbsmäßige Herstellung von Konserven aus 
Fleisch oder unter Zusatz von Fleisch, die durch Erhitzung haltbar 
gemacht sind, ist verboten. 

Als Fleisch gelten Rind-, Kalb-, Schaf-, Schweinefleisch sowie 
Fleisch von Geflügel und Wild aller Art, Wurstwaren und Speck. 

§ 2. Zur gewerbsmäßigen Herstellung von Wurstwaren darf 
nicht mehr als ein Drittel des Gewichts ausgeschlachteter Rinder, 
Schweine und Schafe verarbeitet werden. Die Verarbeitung der 
inneren Teile und des Blutes wird durch diese Beschränkung nicht 
getroffen. 

§ 3. Gewerblichen Betrieben, die fabrikmäßig Wurstwaren 
herstellen, kann an Stelle der Beschränkung im § 2 gestattet 
werden, daß monatlich nicht mehr als ein Drittel derjenigen Fleisch- 
menge zu Wurst waren verarbeitet wird, die sie im Monatsdurch¬ 
schnitte der Zeit vom 1. Oktober 1915 bis 31. Dezember 1915 
verarbeitet haben. 

§ 4. Die Vorschriften in §§ 1 bis 3 gelten nicht für die 
Herstellung von Fleischkonserven und Wurstwaren zur Erfüllung 
von Verträgen, die unmittelbar mit den Heeresverwaltungen und 
der Marineverwaltung abgeschlossen sind. 

§ 5. Die Beamten der Polizei und die von der zuständigen 
Behörde beauftragten Sachverständigen sind befugt, in die Räume 
der Betriebe, die von den Vorschriften der §§ 1 bis 3 betroffen 
werden, jederzeit einzutreten, daselbst Besichtigungen vorzunehmen, 
Ciesehäftsaufzeichnungen einzusehen und nach ihrer Auswahl 
Proben zur Untersuchung gegen Empfangsbestätigung zunehmen. 

Die Unternehmer sowie die von ihnen bestellten Betriebsleiter 
und Aufsichtspersonen sind verpflichtet, den Beamten der Polizei 
und den Sachverständigen Auskunft über das Verfahren bei Her¬ 
stellung der Erzeugnisse, über die zur Verarbeitung gelangenden 
Stoffe, insbesondere auch über deren Menge und Herkunft, zu 
erteilen. 

§ 6. Die Sachverständigen sind, vorbehaltlich der dienstlichen 
Berichterstattung und der Anzeige von Gesetzwidrigkeiten, ver¬ 
pflichtet, über die Einrichtungen und Geschäftsverhältnisse, welche 


durch die Aufsicht zu ihrer Kenntnis kommen, Verschwiegenheit 
zu beobachten und sich der Mitteilung und Verwertung der Ge¬ 
schäfts- und Betriebsgeheimnisse zu enthalten. Sie sind hierauf 
zu vereidigen. 

§ 7. Die Unternehmer der von den Vorschriften der §§ 1 bis 3 
betroffenen Betriebe haben einen Abdruck dieser Verordnung in 
ihren Betriebsräumen auszuhängen. 

§ 8. Die Landeszentralbehörden erlassen die Bestimmungen 
zur Ausführung dieser Verordnung. 

Der Reichskanzler kann Ausnahmen von den Vorschriften 
dieser Verordnung zulassen; für die Herstellung von Frischwurst 
können auch die Landeszentralbehörden Ausnahmen zulassen. 

§ 9. Mit Geldstrafe bis zu fünfzehnhundert Mark oder mit 
Gefängnis bis zu drei Monaten wird bestraft: 

1. wer den Vorschriften der §§ l bis 3 und 5, Abs. 2 zuwider¬ 
handelt; 

2. wer der Vorschrift des § 6 zuwider Verschwiegenheit 
nicht beobachtet oder der Mitteilung oder Verwertung 
von Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen sich nicht 
enthält; 

3. wer den im § 7 vorgeschriebenen Aushang unterläßt; 

4. wer den auf Grund des § 8, Abs. 1 erlassenen Bestimmungen 
zuwiderhandelt. 

In dem Falle der Nr. 2 tritt die Verfolgung nur auf Antrag ein. 

§ 10. Die zuständige Behörde kann Betriebe schließen, deren 
Unternehmer oder Leiter sich in Befolgung der Pflichten unzuver¬ 
lässig zeigen, die ihnen durch diese Verordnung oder die dazu 
erlassenen Ausführungsbestimmungen auferlegt sind. 

Gegen diese Verfügung ist Beschwerde zulässig. Über die 
Beschwerde entscheidet die höhere Verwaltungsbehörde endgültig. 
Die Beschwerde bewirkt keinen Aufschub. 

§11. Die Vorschriften dieser Verordnungen finden auf die 
Herstellung von Fleischkonserven und Wurstwaren durch Ver¬ 
brauchervereinigungen auch dann Anwendung, wenn die Herstellung 
nicht gewerbsmäßig erfolgt. 

§ 12. Diese Verordnung tritt mit dem 4. Februar 1916 in Kraft. 
Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens. 

Berlin, den 31. Januar 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers: 

Delbrück. 

— Aufhebung der Beschränkungen der Kftlbereohlaehtung In Öster¬ 
reich. Infolge der Wirksamkeit der die Schlachtung von Kälbern 
und Jungvieh einschränkenden Ministerialverordnung vom 8. Mai 
v. J. und der betr. Verfügung vom Jahre 1914 erscheint der erforder¬ 
liche Nachwuchs an Vieh gesichert. Es konnten infolgedessen die 
Schlachtverbote aufgehoben werden. q j 

— Bluteiweiß als Elereraatz. Schlachthausdirektor Tierarzt 
Alois Walz in Graz hat das im Blute enthaltene Eiweiß so dar¬ 
gestellt, daß es weder dem äußeren Ansehen, noch dem Geschmacke 
oder dem Gerüche nach an Blut erinnert. Dieses unter der 
gesetzlich geschützten Marke „Haematalb“ als gelbliches grobes 
Pulver in den Handel gebrachte Eiweißpräparat hat sich bereits 
seit Monaten im neuen Allgemeinen Krankenhause, in der Volks¬ 
küche, in Gasthäusern und Zuckerbäckereien und insbesondere in 
sehr vielen Privatküchen als Ersatz für Hühnereier bestens be¬ 
währt. Haematalb ist in Wasser lösliches (quellbares) Eiweiß, das 
aus frischem Rindsblute gewonnen wird. Nach Analyse der Unter¬ 
suchungsanstalt für Lebensmittel in Graz enthält es: Wasser 7,75, 
Asche 9,71, Eiweiß 77,44 v. H. Nach dem Gutachten der ge¬ 
nannten Anstalt ist Haematalb ein hochprozentiges Eiweißpräparat. 
Haematalb löst sich in kaltem oder warmem Wasser; im heißen 
Wasser gerinnt es. Die gebräuchlichste Lösung für die Küche ist 
1:8 bis 1:10. Die gelbliche milchige Flüssigkeit kann zur Be¬ 
reitung von Backwaren und anderen Speisen dienen. (Wien. 
Approv.-Ztg.) c , 


82 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 7. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre« 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Hans Mittel (Tierarzt in Fürth). 
Feldunterveterinär W i 1 k e n s (Studier, d. Tierärztl. Hoch¬ 
schule Hannover). 

Veterinär Karl Bloß (Tierarzt aus Mainz). 

Stabsveterinär Georg Lenz (Bezirkstierarzt in Miltenberg). 
Oberveterinär Peter Kämmerer (Tierarzt in Großenlüder). 
Oberveterinär Max Mielsch (Tierarzt in Hirschfelde). 
Veterinär Dr. Wilhelm Schmidt (Hilfsarbeiter bei der 
Ministerial-Abteil, f. öffentl. Gesundheitspflege in Gießen). 
Veterinär Dr. Wilhelm Nungesser (Tierarzt aus 
Pfnngstadt). 

Veterinär Julius Goldmann (Tierarzt in Speyer). 
Unterveterinär Karl Stoppel (Tierarzt in Schwerin). 
Veterinär August Lang (Tierarzt aus Zell). 

Veterinär Dr. Sally Fromm (Tierarzt aus Daren). 
Veterinär Hans Beesten (Tierarzt aus Striegau). 
Oberveterinär Ludwig Rupp (Tierarzt in Albersdorf). 

Achtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 6. Februar bis Sonnabend, 
den 12. Februar 1916. 

An der Westfront wurde -die französische Linie 
westlich von Vimy in einer Ausdehnung von 800 m genommen; 
auch nordwestlich des genannten Ortes wurde dem Feind ein 
Grabenstück entrissen. Dabei fielen im ganzen 7 Maschinen¬ 
gewehre in unsere Hand. An mehreren Stellen der Front 
finden Artilleriekämpfe von verschiedener Heftigkeit statt. 

An der 0 s t f r o n t haben die Russen mehrfach gewaltsame 
Erkundungen durch größere Abteilungen versucht; sie sind 
überall zurückgewiesen worden. 

In Albanien haben die österreichisch-ungarischen Trup¬ 
pen Tirana besetzt. Zum ersten Mal sind auch italienische 
Truppen hier mit unseren Verbündeten zusammengestoßen, 
dabei sind die Italiener zurückgeworfen worden. 

Im Kaukasus keine wesentlichen Veränderungen. 

Im Irak hat die englische Entsatz-Armee neue Versuche 
gemacht, gegen Kud el Amara vorzudringen. Sie mußte aber 
auf ihre alten Stellungen zurückgehen. 

An der syrischen Küste hat ein deutsches Unter¬ 
seeboot am 8. Februar ein französisches Linienschiff, anscheinend 
die „Suffren“, versenkt. 

In der Nordsee haben deutsche Torpedoboote den 
neuen englischen Kreuzer „Arabis“ versenkt und ein zweites 
Schiff durch einen Torpedoschuß schwer beschädigt. Die 
englischen Schiffe sind eilends vor unseren Torpedobooten ge¬ 
flüchtet. Der Zusammenstoß fand in der Gegend der Dogger¬ 
bank statt. 

Nachruf. 

Am 6. Februar d. J. wurde nach längerem Leiden im Alter 
von 76 Jahren der königlich sächsische Bezirkstierarzt a D., Herr 
Veterinärrat Oskar Leberecht König in Bautzen, in die 
Ewigkeit abgerufen. 

In Dresden 1838 geboren, beendigte er seine Studien auf der 
Tierarzneischule zu Dresden im Jahre 1858. Nach erlangter 
Approbation brachte er zwecks weiteren Studiums ein Semester 
auf der Wiener Veterinärakademie zu. Bis zum Jahre 1870 
praktizierte er in Waldenburg, wo er gleichzeitig als Hoftierarzt 
tätig war. Im Jahre 1871 wurde er zum Bezirkstierarzt für den 
Bezirk Bautzen ernannt; hier verblieb er bis zu seiner Pensionierung 
im Jahre 1901. Während dieser Zeit war es ihm als Letzten aus 
alter Zeit vergönnt, die ganze Entwickelung der Vetennärpolizei 
und der Stellung der Bezirkstierärzte bis zu ihrem Abschlüsse zu 
erleben. 


Sein für die tierärztliche Wissenschaft, für die Veterinärpolizei 
und die Landwirtschaft verdienstvolles Wirken wurde wiederholt 
durch Allerhöchste Auszeichnungen und durch die Übertragung 
der Ehrenmitgliedschaft tierärztlicher und landwirtschaftlicher 
Vereine anerkannt, die er zum Teil selbst mit aufopfernder Pflicht¬ 
treue geleitet und deren Bestrebungen er in nimmermüder Arbeit 
gefördert hat. 

Die sächsischen Bezirkstierärzte betrauern in ihm einen braven 
Kollegen von herzgewinnendem Charakter. Sie werden ihm für 
immer ein treues Gedenken bewahren. 

Er ruhe in Frieden! 

Im Namen des Vereins Sächsischer Bezirkstierärzte: 

Deich. 

Zur Kriegsfürsorge. 

über 1% Jahre dieses Krieges sind nun fast dahingegangen, 
große militärische und politische Erfolge sind gezeitigt worden, 
und auch an tatkräftigen Beweisen wahrer Nächstenliebe für unsere 
Feldgrauen, ihre Familie und Hinterbliebenen hat es nicht gefehlt. 
Einmütig hat das ganze Volk sich auf den Standpunkt gestellt, 
mitzuhelfen am großen Freiheitskampf von Englands Bevormundung» 
sei es im Felde oder in der Heimat. Daneben ist es nun bei der 
langen Dauer des Krieges besonders wichtig, daß das Volksleben 
in der Heimat seinen geregelten Fortgang nimmt, daß unvermeid¬ 
bare Härten vom Staat und der Allgemeinheit wenigstens gemil¬ 
dert werden. In dieser Absicht haben die Sorge für die Familien 
der Arbeiterschaft und unteren Beamten der Staat und die Kom¬ 
munen in die Hand genommen; die höher gestellten Stände da¬ 
gegen haben aus sich heraus schon eine gesichertere Grundlage, 
andererseits helfen ihnen Unterstützungsvereine oder sonstige 
wirtschaftliche Zusammenschlüsse. Erfreulicherweise kommt dazu 
noch bei vielen die wahre Kollegialität, die gern und ungezwungen 
zu Nutz des andern in Zeiten der Not mitwirkt. Aus dem Stande 
der Ärzte, den wir so gern zum Vergleich mit dem unserigen heran¬ 
ziehen, sind uns nun hier im Felde viele solch schöne Beispiele 
bekannt geworden. Als hauptsächlichstes interessiert wohl der 
Beschluß sehr vieler ärztlicher Vereine gleich vom Beginn des 
Krieges, öinen bestimmten Prozentsatz ihrer Einnahmen aus den 
Kassenvertretungen für die Familien der ins Feld gerückten Ärzte 
zu hinterlegen und ihnen meistens vierteljährlich zu überweisen. 
Die Höhe der Abgaben beträgt verschieden 25 oder 50 Proz. 
Dann haben auch sehr viele rein persönlich, ohne durch besonderen 
Vereinsbeschluß dazu gezwungen zu sein, bis 50 Proz. und mehr 
dieser Einnahmen den Eingezogenen überwiesen. Aber auch die 
Einnahmen der vertretenen Privatpraxis haben sehr viele mit den 
ins Feld gerückten Ärzten geteilt, manchmal nach Abzug der ent¬ 
standenen Unkosten. Ja, ich habe von mehreren gehört, daß diese 
Einnahmen aus der Vertretung bedürftigen Arztfamilien ganz zu¬ 
gewiesen sind. Dabei erfolgt diese Überweisung der Gelder nicht 
als Unterstützung, sondern offiziell als „Entschädigung“. Und das 
mit Recht. Denn wer hier im Felde gern und willig sein Alles zur 
Verfügung stellt, müßte, wo alle jetzt nur für das eine Große und 
nicht für sich allein arbeiten sollen, ein Anrecht darauf haben, daß 
ihm die ärztlichen Berufseinnahmen seines Bezirks auch zufließen 
und nicht dem, der sie nur rein zufällig infolge der für ihn gün¬ 
stigen Zeitumstände bekommt. Denn mehr wie der im Felde 
Stehende arbeitet und leistet er auch nicht trotz der Vertretung. 
Und weiter, wer hat von den im militärpflichtigen Alter Stehenden, 
die das hier in Frage kommende Gros ausmachen, diese nur durch 
den Krieg bedingten erhöhten Einnahmen ? Doch meist nur die- 
j nigen, die weder durch ihr Dienstjahr noch Übungen je Auslagen 
gehabt haben. Soweit Landsturmpflichtige in Frage kommen, ist 
ihre Einziehung meist erst jüngeren Datums erfolgt, und sie haben 
die Schwere der Zeit noch nicht am eigenen Leibe erfahren, 
sondern erfreuen sich vielleicht noch des besonderen Plus, das 
ihnen die erste Zeit gebracht hat. Daß ferner alle eine kriegs¬ 
gemäße Minderung der Einnahmen aus ihrem eigenen Tätigkeits* 
bezirk erfahren mußten, wird wohl keiner als etwas besonderes 
hier anführen wollen. Obige Betrachtungen, die hier aus Raum¬ 
mangel nicht noch weiter ausgesponnen werden sollen, fordern 




17. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




direkt zu einer Entschädigungspflicht der zeitweilig oder ganz 
Daheimgebliebenen an die von Anfang an ins Feld Gerückten 
heraus, ganz abgesehen davon, daß ersteren die persönliche Sicher¬ 
heit gewährleistet und ihnen Haus und Hof geschützt ist. Diese 
moralische Entscl ädigungspflicht liegt naturgemäß in der gleichen 
Weise auch meines Erachtens den über das militärpflichtige Alter 
hinaus praktizierenden Herren ob, soweit sie über ihre frühere 
Tätigkeit hinaus Gewinn erzielen. 

Und wie steht es nun mit dieser Entschädigung in unserem 
Stande ? Bedauerlicherweise sehr schlecht! Nur wenige Fälle 
sind durch Umfragen bekannt geworden, wo eine Entschädigung 
in obigem Sinne gezahlt wird. Auch in den Berichten unserer 
allgemeinen Unterstützungs- und Wohlfahrtskassen findet man die 
Namen derer, die sicher schon einen ganz erklecklichen Kriegs¬ 
gewinn zu verzeichnen haben, selten aufgeführt oder nur mit ganz 
bescheidenen Summen. Oder sie wirken im Stillen! Wie bei den 
Ärzten seit Beginn des Krieges, so dürften auch wohl unsere Lokal¬ 
oder Provinzialvereine sich in ihren nächsten Versammlungen, so¬ 
weit sich bis dahin die, die es angeht, den Standpunkt der Feld¬ 
grauen noch nicht zu eigen gemacht haben, mit der Frage 
des Ausgleichs zwischen dem Kriegsgewinn der 
daheimgebliebenen und dem Gesamtgehalt der 
im Felde stehenden Tierärzte, soweit letzteres 
ein niedriges ist, beschäftigen. Manch einer von uns 
Feldgrauen könnte die Einnahme für seine Familie sehr gut 
gebrauchen! Sch. 

— Über die (orientalische) Rinderpest. Merkblatt für die preußische 
Armee. (Fortsetzung und Schluß). 

Zerlegungsbef und 

ist je nach dem Krankheitsstadium, in dem das Tier verendet oder 
getötet ist, verschieden. Außer den pathologisch-anatomischen 
Veränderungen, wie sie oben bei der Beschreibung der äußeren 
Besichtigung zugänglicher Körperteile erwähnt sind, finden sich die 
wichtigsten Veränderungen an den Schleimhäuten des Verdauungs¬ 
apparates. Die Schleimhaut des Labmagens ist immer diffus oder 
fleckig gerötet und geschwollen. Die rote Färbung tritt besonders 
auf den Kämmen der Schleimhautfalten hervor und wechselt 
zwischen ziegel- und dunkelviolettrot. Zuweilen wird eine ober¬ 
flächliche Verschorfung der Schleimhaut beobachtet; die Schorfe 
sind von braungelber bis graugrüner Farbe; nach ihrer Loslösung 
bleiben seichte Geschwüre zurück. Der Inhalt des Magens und 
Darms ist gewöhnlich flüssig und rötlich, selbst blutig gefärbt 
und oft mit Membranfetzen vermengt. 

Der Löser enthält sehr stark eingetrocknetes Futter (Löser¬ 
dürre). Die Schleimhaut des Darmes ist gewöhnlich hochgradig 
gerötet und geschwollen, mit kleineren Blutungen, zuweilen mit 
plattenartigen Auflagerungen. Die schwersten Veränderungen 
finden sich in der Regel im Zwölffingerdarm, Hüftdarm, 
an der Hüftblinddarmklappe sowie im Mastdarm. Die 
solitären Follikel bilden oft kleine Knötchen, aus denen sich eine 
eitrige oder käsige Masse auspressen läßt. 

Leber und Nieren zeigen gewöhnlich das Bild der trüben 
Schwellung. Die Gallenblase ist erweitert und enthält dünn¬ 
flüssige, ^rüne oder gelbe, zuweilen auch schmutzig-rote Galle. 
Die innere Oberfläche der Gallenblase ist oft gerötet, zuweilen mit 
Bläschen oder Geschwüren besetzt. 

Milz meist unverändert. 

Herz ist gewöhnlich mattgraubraun und brüchig; unter seiner 
inneren Auskleidung befinden sich häufig Blutungen verschiedener 
Größe. 

Blut dunkelrot, nur locker geronnen. 

Von den Krankheiten, die der Rinderpest 
ähnliche Erscheinungen zeigen und mit dieser deshalb 
verwechselt werden können, sind besonders zu nennen: 

1. Die rote Ruhr (Kokzidiose); sie ist nicht ansteckend 
und beschränkt sich ausschließlich auf den Magen- und Darm¬ 
kanal. 

2. Das bösartige Katarrhalfieber des Rindes; nicht 
ansteckend und tritt sporadisch auf. Auch hier erkranken sämtliche 
Schleimhäute, aber die des Verdauungs- und Geschlechtsapparates 
gewöhnlich nur leicht; außerdem besteht bei dieser Krankheit 
rauchige Trübung der Hornhaut und fibrinöse Iritis. 

3. Die Maul- und Klauenseuche; sie verbreitet sich 
in einem Bestand schneller als die Rinderpest; außerdem entstehen 
die Geschwüre im Maul aus Blasen; Nase und Augen sind nicht 
erkrankt, dagegen finden sich häufig im Klauenspalt Veränderungen. 

4. Die Lungenseuche (im fieberhaftem Zustande); in 
zweifelhaften Fällen gibt die Zerlegung Aufschluß tbuntmarmorierte 
Schnittfläche der Lungen). 


In allen zweifelhaften Fällen, wenn ein Ver¬ 
dacht auf Rinderpest besteht, sind sofort die 
nötigen Vorkehrungen gegen die weitere Ver¬ 
breitung der Krankheit zu treffen, bis auf Grund 
fortgesetzter Untersuchungen eine sichere Ent¬ 
scheidung gefällt werden kann. 

Maßregeln. 

Die Maßregeln sind in der revidierten Instruktion zum Reichs¬ 
gesetz vom 7. April 1869 (Maßregeln gegen die Rinderpest betr.) 
vorgeschrieben. Die besonders wichtigen Paragraphen sind im 
folgenden im Auszug wiedergegeben: 

§ 1. Einfuhrverbot von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen 
Wiederkäuern aus den verseuchten Gegenden des Auslandes. 

§§ 2 und 6. Einfuhrverbot auf alle vom Wiederkäuer stammen¬ 
den tierischen Teile in frischem oder getrocknetem Zustande (mit 
Ausnahme von Butter, Milch, Käse). 

§ 7. Rückt die Seuche bis in die Grenzgegenden, tritt für die 
betreffenden Grenzstrecken die vollständige Verkehrssperre unter 
Bildung eines Kordons mit militärischen Kräften ein. 

§ 8. Wird die angeordnete Sperre durchbrochen, so sind die 
der Sperre unterworfenen Tiere sofort zu töten und zu verscharren, 
giftfangende Sachen zu vernichten oder zu desinfizieren. 

§ 9. In allen Grenzbezirken in jedem Orte Anstellung eines 
Viehrevisors, der Ab- und Zugang usw. verzeichnet. 

§11. Anzeigepflicht im Inland. (Der betr. Mili¬ 
tärveterinär hat sofort, auch wenn das Okkupa- 
tions- und Etappengebiet im Auslande liegen, 
seine Veterinärvorgesetzten telegraphisch zu 
benachrichtigen. Die leitenden Veterinäroffi¬ 
ziere machen sofort auch schon von dem Ver¬ 
dacht telegraphische Mitteilung an das Kriegs¬ 
mini s t e r i u m.) 

§ 12. Der Besitzer darf kranke Tiere nicht 
schlachten oder töten, gefallene Tiere nicht ver¬ 
scharren, ehe die Natur der Krankheit festge- 
s t e 111 i 81. 

§ 13. Zur Sicherung der Diagnose ist in Ermangelung eines 
Kadavers ein Tier zu töten. 

§ 14. Ermittelung der Art der Einschleppung. 

§ 15. Bei dringendem Verdacht vorläufige Gehöftssperre. 

§ 16. Anwendung, Verkauf und Anempfehlung von Vor- 
beugungs- und Heilmitteln sind bei Strafe zu verbieten. 

§ 17. Nach Ausbruch der Rinderpest ist die Abhaltung von 
Viehmärkten, anderen Märkten usw. in einem Umkreise gewöhnlich 
nicht unter 20 km Entfernung zu untersagen. 

§ 18. Im Seuchenort Schlachten nur nach An¬ 
ordnung der Polizeibehörde und unter Aufsicht 
von Sachverständigen. 

§ 20. Das Gehöft, in dem Rinderpest ausgebrochen ist, wird 
zunächst durch Wächter abgesperrt. Am Eingänge und rund um 
das Gehöft sind Tafeln mit der Inschrift „Rinderpest“ anzubringen. 

§ 21. Für den ganzen Ort tritt eine relative Orts¬ 
sperre ein, die in folgendem besteht: Einwohner dürfen unter¬ 
einander verkehren, aber den Ort nicht verlassen; alle Haustiere, 
mit Ausnahme der Pferde, Maultiere und Esel, müssen eingesperrt 
werden. Werden sie frei umherlaufend betroffen, so sind sie ein¬ 
zufangen und zu schlachten, Hunde und Katzen aber zu töten 
und zu verscharren. 

An allen Ein- und Ausgängen des Ortes sind Tafeln mit der 
Aufschrift „Rinderpest“ aufzustellen. 

§ 22. Für jeden größeren Ort bzw. für mehrere benachbarte 
kleinere Orte gemeinsam ist ein Ortskommissar zu bestellen. 

§ 23. Ergreift die Krankheit einen größeren Teil der Gehöfte 
des Ortes, so kann absolute Ortssperre verfügt werden. 
Der Ort wird dann vollständig durch militärische Wachen zerniert 
und gegen jede Art des Verkehrs abgesperrt. 

§ 25. Alles an der Rinderpest erkrankte oder 
derselben verdächtige Vieh ist sofort zu töten. 
Rinder gelten stets als verdächtig, sobald sie 
mit erkrankten Stücken in demselben Stalle ge¬ 
standen, die Wärter, die Futtergerätschaften 
oder die Tränke gemeinschaftlich gehabt haben 
oder sonst mit erkrankten Stücken in eine un- 
mittelbareBerührunggekommensind. Zurschnel¬ 
leren Tilgung kann auch gesundes Vieh getötet 
und diese Maßregel auf nachweislich noch nicht 
infizierte Gehöfte ausgedehnt werden. 

§ 26. Die getöteten Tiere sind zu verscharren auf Plätzen, die 
möglichst entfernt von Wegen und Gehöften liegen. Die Ver- 
schamingsplätze sind zu umzäunen. Di Gruben müssen so tief 
gemacht werden, daß die Erde mindestens 2 m hoch die Kadaver 
bedeckt 



84 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 7. 


§ 28. Kadaver dürfen nur durch Pferde oder Menschen nach 
der Grube transportiert werden; die Transportmittel sind später 
zu vernichten. 

§ 29. Das Abledern des Kadavers ist streng 
zu untersagen. Vor dem Verscharren muß die Haut zer¬ 
schnitten werden. Die Grube ist mindestens 3 Wochen hindurch 
mit Wachen zu besetzen. 

§ 30. Ist ein Stall entleert, so ist sofort die eigentliche Des¬ 
infektion vorzunehmen und der Dünger zu verbrennen. 

§ 37. Die Seuche gilt als erloschen, w r enn entweder alles 
Rindvieh gefallen oder getötet ist oder seit dem letzten Krank- 
heits- oder Todesfall 3 Wochen verstrichen sind und wenn die 
Desinfektion nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen stattge¬ 
funden hat. 

§ 39. Desinfektion darf nur unter sachver¬ 
ständiger Aufsicht geschehen. 

§ 40. Dünger wird aus dem Stall entfernt und verbrannt. 
Jauche ist unter Anwendung von Schwefelsäure und Chlorkalk 
entsprechend zu desinfizieren. Mauerwerk wird abgekratzt und dann 
frisch mit Kalk beworfen. Holzwerk wird mit heißer scharfer 
Lauge gewaschen und nach einigen Tagen mit Chlorkalklösung 
überpinselt. 

Erd-, Sand- und Tennenboden werden aufgerissen, die Erde 
einen Fuß tief ausgegraben und an Orten, in die innerhalb der 
nächsten 3 Monate kein Vieh hinkommen kann, tief vergraben. 
Feste, undurchlässige Pflaster (Asphalt usw.) sind zu reinigen und 
zu desinfizieren. 

Alles bewegliche Holzwerk wird verbrannt 
(Krippen, Raufen usw.). Nach Beendigung der Desinfektion wird 
der Stall 14 Tage lang durchgelüftet. 

§ 42. Die Kleidungsstücke der mit den kranken und 
toten Tieren und der Reinigung und Desinfektion beschäftigt ge¬ 
wesenen Leute sind entweder zu verbrennen oder, soweit sie wasch¬ 
bar sind, mit heißer Lauge 12 bis 24 Stunden lang mit Chlor zu 
räuchern oder trockener Hitze auszusetzen und 14 Tage lang zu 
lüften. Schuhwerk und Lederzeug muß sorgfältig gereinigt, mit 
Lauge oder Chlorkalklösung gewaschen und frisch gefettet, noch¬ 
mals mit Chlor geräuchert und 14 Tage gelüftet werden. Die Per¬ 
sonen selbst haben den Körper gründlich zu reinigen. 

§ 43. Alles Rauhfutter, das nach der Art seiner Lagerung der 
Aufnahme von Ansteckungsstoff verdächtig erscheint, ist sogleich 
bei der beginnenden Desinfektion durch Verbrennung zu vernichten. 

§ 45. Selbst nach vollständiger Desinfektion eines Gehöftes 
oder Ortes und Beseitigung der Sperre darf neuer Ankauf oder 
Verkauf von Vieh nicht unter 3 Wochen, nachdem der Ort für 
seuchenfrei erklärt wurde, erfolgen. 

§ 46. Die Abhaltung von Viehmärkten ist nicht vor Ablauf 
von 3 Wochen, nachdem der letzte Ort im Seuchenbezirke für 
seuchenfrei erklärt ist, zu gestatten. 

— Bekanntmachung Ober die Prüfung für den tierärztlichen Staats¬ 
dienst in Bayern. Die Prüfung nach Ziff. X der K. Verordnung vom 
21. Dezember 1908 (G.V.Bl. S. 1141) für das Jahr 1916 beginnt 
Montag, den 2. Oktober. 

Gesuche um Zulassung sind mit dem tierärztlichen Approbations¬ 
schein in Urschrift oder in amtlich beglaubigter Abschrift und unter 
genauer Bezeichnung der Adresse des Gesuchstellers 
bis längstens 15. Juni 
beim K. Staatsministerium des Innern einzureichen. 

Sollte die Beibringung des ApprobaPonsscheines für Tierärzte, 
die beim Heere stehen, mit Schwierigkeiten verbunden sein, so 
genügen die Vorlage des Zulassungsgesuchs und Angabe des Tages 
der Approbation. Der Approbationsschein ist dann in solchem 
Falle spätestens beim Antritte der Prüfung ein¬ 
zureichen. 

Tierärzten, welche die Zulassung zur Prüfung erhalten, sich 
dieser aber aus Gründen, die militärischer Dienstleistung entspringen, 
nicht unterziehen können, wird bei Bestehen der Prüfung des Jahres 
1917 das Jahr 1916 als Prüfungsjahr angerechnet werden. 

Bei Tierärzten, die zur Prüfung des Jahres 1915 zugelassen, 
an der Teilnahme aber wegen militärischer Dienstleistung verhindert 
waren, genügt die bloße Erneuerung des Gesuchs. Können sie sich 
auch der diesjährigen Prüfung nicht unterziehen, so wird ihnen bei 
Bestehen der Prüfung des Jahres 1917 das Jahr 1915 und soweit 
sie auch zur Prüfung des Jahres 1914 zugelassen waren, unter der 


gleichen Voraussetzung das Jahr 1914 als Prüfungsjahr angerechnet 
werden. 

München, den 7. Februar 1916. 

(gez.) Dr. Freiherr von Soden-Fraunhofen. 

— Auszeichnung. Dem Direktor der Chemischen Fabrik Helfen¬ 
berg, A.-G. vorm. Eugen Dieterich in Helfenberg, Sa., Privatdozent 
Dr. Karl Dieterich, wurde vom Kaiser von Österreich das 
Ehrenzeichen II. Klasse vom österreichischen Roten Kreuz und 
vom Sultan der Türkei die Silberne Medaille vom Roten Halbmond 
verliehen. 

— Die Kriegsarbeit der SanitStshunde. Unter Vorsitz seines 
Schirmherm, des Großherzogs von Oldenburg, hielt am 9. Dezember 
v. J. der Deutsche Verein für Sanitätshunde in Berlin seine Haupt¬ 
versammlung ab. Der Großherzog schilderte in kurzen Zügen die 
Entwicklung der Kriegsarbeit des Vereins. Mit acht Hunden hat 
sein Wirken bald nach Kriegsausbruch begonnen, und jetzt stehen 
etwa 2500 wohlausgebildete Sanitätshunde mit ihren sorglich ge¬ 
schulten Führern im Felde. Der Großherzog berichtete sodann 
noch aus eigener Anschauung über die Arbeit der Sanitätshunde 
im Felde; überall hat sie herzerfreuende Ergebnisse gehabt, und 
man darf wohl die Zahl der durch die Sanitätshunde aufgefundenen 
Verwundeten schon jetzt auf mindestens 8000 schätzen. 


Bücherbesprechungen. 

— Der deutsche Sanltfltshund. Von Dr. A. Oeller, München, prakt. 
Tierarzt, Stabsveterinär d. Res., z. Z. im Felde. Kommissions-Verlag: 
Hochschulbuciihaiidiung Max Hu eher, München, Amalienstraße 43; 
PreiR 1,50 Mark 

Die weitgehende Verwendung des Hundes bildet in diesem Kriege 
ein Kapitel, das uns Tierärzte besonders nahe berührt. Denn di« Nutz¬ 
barmachung der Intelligenz eines Haustieres zum Wohle unserer Truppen, 
im besonderen zum Anfsuehen von Verwundeten, ist etwas, was uns 
fesseln muß. Arbeitet d<-r Hund auch mit dem Sanitätspersonal, so 
werden seine Dienste wonl kaum aufmerksamer verfulyt und richtiger 
gewürdigt werden können als seitens der besten Kenner dieses Tieres, 
der Tierärzte. Es entspricht nur diesem Interesse, daß es der Herr 
Verfasser unternommen hat, den Sanifätshund und sein Wirken in einem 
Buche näher vorzu führen, und der dankbaren Zustimmung aber Tierärzte 
darf er dafür sicher sein. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriß 
über die Rolle, die der Hund als Begleiter des Mensehen seit jeher 
gespielt hat, folwt die Schilderung der einzelnen Rassen, die gute Sanitäts¬ 
hunde liefern, und nächstdem die Beschreibung der Arbeit an der Front 
Dem Büchlein, das mit 22 Abbildungen versehen ist, sei eine warme 
Empfehlung mit anf den Weg gegeben. G 1 a g e. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Militär- 
Verdienstorden 4. Kl. m. Schwertern: dem Stabsveterinär d. L. 1 
Otto Hcichlivger in Landshut. — Das Ritterkreuz 1. Klasse des 
Albrechtsordens mit Schwerten: dem Stabsveterinär d. R. Dr. Mey- 
farth, dem Stabsveterinär d. R. Dr. Töpfer. — Das Ritterkreuz 
2. Klasse des Albrechtsordens mit Schwertern: dem Veterinär d. R. 
Wünsche. — Das Ehrenkreuz des Ordens der W* rttemberg. Krone 
mit Schwertern: dem Armeeveterinär Korpsstabsveterinär Oeorg 
Hochstctter aus München. — Das Ritterkreuz 1. Kl. des Württemberg. 
Friedrichordens mit Schwertern: dem Stabsveterinär d. Res. Dr. 
Steinbrück , Kreistierarzt in Düsseldorf. 

Promoviert: In Hannover: Tierarzt Heinrich Keune aus 
Hagen i. W. 

Approbiert: In Berlin: Erich Rittmeister aus Berlin-Nieder¬ 
schönhausen und Ernst Heixmann aus Rohrdorf, Amt Meßkirch, 
Kr. Konstanz. 

In der Armee: Zu Stabsveterinären befördert: die Oberveterinäre 
der Reserve: Späth (Hall) beim Feldart.-Regt. Nr. 116, Weiß (Rott¬ 
weil) beim Feldart.-Regt. Nr. 65. Dieter (Jakob) (Ludwigsburg), 
Unterveter. b. Ers.-Pferdedepot d. A.-K., unter Beförd. zum Veter, 
auf Kriegsdauer bei d. Veter.-Offizieren an gestellt. 

Todesfälle: Tierarzt Josef Jans in Schnirrpflingen (Wtirtt.). 
Tierarzt Friedrich Kinder in Falkenbain (Bz. Leipzig), städt. Tier¬ 
arzt a. D. Karl StiUhammer in Kirchheim u. Teck (Württ.). 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hambarg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Scboets in Berlin. — 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 





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whehentlieh im Verlef« von Riehnrd Sehoeti io 
Berlin SW. 48, Wilhelmetr. 10. Durch Jede« dentoche 
P — l e rn t wird dieeelbe tnm Preise von M. viertel- 
jlhrlich (nnsrehlieBlich Bestellgeld) geliefert. (Öster¬ 
reichische Post-Zeitung»- Preisliste Nr. 674. Uogsrtscbe 
Nr. 86.) Elnselnnmmera 60 Pf. 


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60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte^ 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. 6ta|t 8tabsvet a. D. Haneke 8chlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Oeb. Vet-Rat Dr. Lothe« Qeh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Bamberg. Referent L Reichs-KoL-Amt ln Berlin. In Malhauten i. B. in Oftln. Vortrag. Rat im Min. f. Laudw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Yet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

LandesUerant für Hamburg* In Wiesbaden. Bromberg. Professor In Dresden. Professor in Dresden. Protessor in Freiburg. 

Ober-Med.-RatDr.J.Schmic!t Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierangsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt inst, Gamams, D.S. W.-A 8tadt-Tierarxt ln Hamburg. Professor ln M buchen. Mit gl. d. Kai«. Uesundheitoamu in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zündet 

Professor tu Badspost. Landestierarst von Elsafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1016. Jfä 8. Ausgegeben am 24. Februar. 


I n h al t: Marek: Die Leberegelkrankheit, ihre Behandlung und Bekämpfung. (Fortsetzung.) — Referate: 

Widmer: Beobachtungen über Brustseuchebehandlung im Felde. — Schumacher: Eine einfache Methode der Salvarsan- 
applikation. — Staataveterlnirwpaen: Gebühren für amtstierärztliche Untersuchungen. — Tierhaltung und Tierzucht: West- 
mattelmann: Zur Hebung der Schweinemast — Tageageechlohte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einundachtzigste Kriegs¬ 
woche. — Hartnack: Als Frontveterinär in Flandern. — Personalien. 


(Aus der medizinischen Klinik der Veterinär-Hochschule 
in Budapest.) 

Die Leberegelkrankheit, ihre Behandlung 
und Bekämpfung. 

Von Prof. Dr. I. Marek. 

(Fortsetzung.) 

Heilversuche. 

Nachdem Alessandrini im Jahre 1908 über günstige 
Heilerfolge mit dem Farnextrakt bei der Distomatose berichtet 
hatte, nahmen Railliet, Moussu und Henry*) im Jahre 
1911 systematische Versuche mit dem Famextrakt (Extractum 
filicis) vor und erzielten damit bei Schafen einen Erfolg ver¬ 
sprechende Resultate, wogegen sich die Aloe, das Kalomel, das 
Salizylsäure Natrium, das Boldo, das Phosphoröl, der Brech¬ 
weinstein, die arsenige Säure, das Atoxyl, das Salvarsan und 
das Urotropin als unwirksam erwiesen haben. Die Versuche 
wurden an 9 Schafen mit veralteter und schwerer Distomatose 
vorgenommen und weitere 4 Schafe aus demselben Bestände zur 
Kontrolle nicht behandelt Ein Teil der Versuchstiere erhielt in 
Zwischenräumen von 16—24—48 Stunden, der andere dagegen 
in solchen von 24 Stunden je 5 g Farnextrakt mit 25 g Neu¬ 
tralöl. An 6 Schafen wurden 4, an die übrigen 3 Tiere da¬ 
gegen nur 1, 2 und 3 solche Dosen verabfolgt. Bei dem nur 
mit einer Dose behandelten Schaf, das bereits 12 Stunden 
später starb, wurden 390 lebende Leberegel gefunden, wo¬ 
gegen in den Gallenwegen eines anderen Schafes, das zwei 
Dosen erhalten hat, sich nur noch 4 lebende Leberegel neben 
203 toten und außerdem im Darme 16 tote Leberegel befanden. 
Bei einem mit drei Dosen sowie bei einem anderen mit vier 
Dosen behandelten Schafe waren nur einige tote, bei zwei 
anderen dagegen überhaupt keine Leberegel aufzufinden, die 
übrigen 3 Tiere beherbergten aber in ihren Gallenwegen noch 
1, 2 und 26 lebende Leberegel. Die bei den Kontrollschafen 
gefundenen 85—497 Leberegel waren alle lebend, ebenso wie 
die bei 5 behandelten und bei drei Kontrollschafen gleichzeitig 
vorhandenen Lanzettegel. Dabei stellte sich das Absterben 
der Leberegel im hinteren Körperende ein und schritt dann 
vorwärts, so daß bei vielen Leberegeln ein verschieden- langer 
Teil des Hinterkörpers als ein lebloser, schlaffer oder gar ge¬ 


schrumpfter Anhängsel des sich noch bewegenden Vorder¬ 
körpers zum Vorschein kam. 

Später wurde von Moussu*) die Dosierung des Fam- 
extraktes genauer angegeben und die Einzeldosis beim Schaf 
auf 1 g für 6 kg Körpergewicht, beim Rind dagegen auf 1 g 
für 10 kg Körpergewicht festgestellt, so daß beispielsweise ein 
ein 25—30 kg schweres Schaf auf einmal 5 g Famextrakt mit 
25 g Neutralöl, ein Jungrind mit etwa 100 kg Körpergewicht 
10 g, ein Rind mit 300 kg Körpergewicht 30 g und ein solches 
mit 500 kg Körpergewicht 50 g Extrakt mit der entsprechenden 
Menge Neutralöl erhalten soll. Damit sich die Tiere nicht 
verschlucken, empfiehlt Moussu für Schafe das Einführen 
der Mischung direkt in den Magen durch einen mindestens 
20—30 cm tief in den Schlund eingeführten und an seinem 
freien Ende mit einem Trichter armierten, etwas steifen Gummi¬ 
schlauch, wogegen sich bei Rindern das Eingießen aus einer 
enghalsigen Flasche als zweckmäßiger erwies. Im weiteren 
wies er darauf hin, daß nur solche Extrakte sicher wirken, deren 
Gehalt an wirksamen Stoffen mindestens 15—16 Proz. beträgt, 
wenn sie an 5—6 aufeinanderfolgenden Tagen vor der Fütter¬ 
ung verabreicht werden; Extrakte, höchstens mit 9—12 Proz. 
wirksamen Bestandteilen sind dagegen in ihrer Wirkung 
unsicher. Blanchard empfiehlt als Einzeldosis für Rinder 
je nach der Körpergröße 10—25 g Famextrakt mit 20 ccm 
Neutralöl, für Schafe dagegen 3—5 g Extrakt mit 10 ccm 
Neutralöl. 

Über Heilerfolge in der Praxis wurde vor allem von 
Moussu berichtet, der allerdings nur ganz allgemein die Wirksam¬ 
keit des Famextrakte8 hervorhebt in Schafbeständen, wo vor der 
Behandlung bereits 8—33 Proz. der Tiere der Distomatose erlagen 
oder wo nur ein Teil des Bestandes behandelt wurde und in der 
folgenden Zeit sowohl die behandelten wie auch die unbehandelten 
Tiere am Lehen geblieben sind. In Ungarn behandelte J. Viasz 
eine Herde aus 405 Schafen mit dem Famextrakt, nachdem vorher 
schon 35 Schafe und zur Zeit der Behandlung noch weitere 4 Tiere 
umgestanden waren. Während der 4 Wochen lang dauernden Be¬ 
obachtung kamen nach der Behandlung keine weiteren Todesfälle 
vor. Eigentümlicherweise soll das Mittel auf die Lanzettegel eine 
stärkere Wirkung ausgeübt haben. Nach Molphetas wurden 
in Griechenland vielfach Heilungen nach der Anwendung des 


*) Recueil de med. vet., 1911, S. 232 u. 283. 


') Recueil de med. vet., 1914, S. 73. 








86 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 8. 


Famextraktes beobachtet. Endlich berichtete Blanehard über 
günstige Heilerfolge bei Rindern. 

Eigene Heilversuche. 

Mit dem Farnextrakt habe ich bereits im Jahre 1912 die 
ersten Versuche bei Rindern vorgenommen. Mit Rücksicht 
auf die durchweg ungünstigen Erfolge wurden dann die Ver¬ 
suche auch auf solche wurm- und bakterientötende Stoffe 
ausgedehnt, die nach ihrer Resorption im Darm zum Teil mit 
der Galle ausgeschieden werden. Einige darunter wurden bei 
Rindern auch direkt in die Leber sowie in die Milz eingespritzt, 
um deren Transport mit dem Portalblut in die Leber zu sichern. 
Inzwischen wurden jedoch die Versuche mit dem Farnextrakt 
fortgesetzt und endlich auch mit dem Kamala sowie mit 
kamalahaltigen Präparaten Versuche angestellt. 

Chininum hydrochloricum. Die Anregung zu diesem Versuch 
gab die Mitteilung Tsuchiyas, wonach sich in Japan gegen die 
Blutbilharzien beim Hunde das Verabreichen von Chinin als erfolg¬ 
reich erwies. Es wurden 5 jungen Stieren in Zwischenräumen von 
1—2 Tagen je 2 g Chinin in 150—300 ccm 0,6 proz. steriler Koch¬ 
salzlösung intravenös eingespritzt, und zwar 3 Tieren nur lmal, 
den übrigen dagegen 7mal. Die Leberegel blieben alle am Leben. 

Arsenik. Bei einem jungen Stier, der intravenös 2 g Chinin 
und nachher an 2 Tagen je 2 g arsenige Säure per os erhielt, wurden 
nach 7 Tagen nur lebende Leberegel gefunden, ebenso wie bei 
einem anderen Stier nach intravenöser Einspritzung von 3 g 
Salvarsan. 

Chloroform. 4 Stieren wurden in 3, 5 und 6 Tagen täglich 
25—40 g Chloroform mit 50—100 g Neutralöl per os eingeführt 
ohne Erfolg. 

Trypanblau. Nach intravenöser Einspritzung von 2 g Trypan- 
blau in 200 ccm Wasser fand man bei einem Stier nebst starker 
Blaufärbung der Organe nur lebende Leberegel, ähnlich wie bei 
einem anderen Stier nach intravenöser Injektion von 3 gTrypan- 
b 1 au und nach Einspritzung von 5 g Atoxyl in 100 ccm 
0,9 proz. Kochsalzlösung direkt in die Leber im rechten 
11. Zwischenrippenraum. 

Benzoesäure. Ein 3jähriger Stier erhielt zunächst 50 g und in 
den darauffolgenden 5 Tagen täglich je 100 g Benzoesäure in 
8 Teilen. Die Leberegel blieben alle am Leben. 

Helmitol. Einem 2 % jährigen Stier wurden an 5 aufeinander¬ 
folgenden Tagen je 10 g in 100 ccm Wasser unter die Haut ge¬ 
spritzt. Es bildeten sich Abszesse an den Injektionsstellen und bei 
der nach 1 Yt Monaten vorgenommenen Sektion wurden 276 lebende 
Leberegel gefunden. 

Urotropin. Ein 2jähriger Stier erhielt 2mal je 50 g und dann 
an 8 aufeinanderfolgenden Tagen je 100 g, ferner ein Schaf 2mal 
je 4 g und dann an 4 aufeinanderfolgenden Tagen je 8 g Uro¬ 
tropin ohne jeden Erfolg. 

Menthol. Einem Schaf wurden in 6 Tagen insgesamt 24,5 g 
und 3 Stieren in 5 Tagen insgesamt 100 g, einem Stier in 4 Tagen 
170 g und einem Stier in 6 Tagen 416 g Menthol per os einge¬ 
führt ohne Erfolg. 

Thymol. Bei einem dreijährigen Stier, der am ersten Tage 
60 g und an den weiteren zwei Tagen je 50 g Thymol eingenommen 
hat, fand ich bei der Sektion, die erst 14 Stunden nach dem 
zwei Tage später infolge schwerer Distomatose erfolgten Tode 
vorgenommen wurde, zahlreiche Leberegel, die größtenteils schlaff 
und in ihrem hinteren Körperende geschrumpft erschienen und sich 
.selbst in körperwarmer physiologischer Kochsalzlösung unbeweglich 
verhielten, wohl infolge der mittlerweile vorgerückten Fäulnis 
des Wirttieres. 

Filmaron. Nach Gm ein er verdankt das Famextrakt seine 
wurmtötende Fähigkeit hauptsächlich dem von Kraft entdeckten 
Aspidinolfilizin, das unter dem Namen Filmaron im Handel vor¬ 
kommt. Eine für die intravenöse Injektion geeignete wässerige 
Lösung des Magnesiumsalzes des Filmaron hat mir die Firma 
C. F. Boehringer & Söhne in Mannheim bereitwillig zur 
Verfügung gestellt und zwar zunächst mit 1 Proz. und später mit 
5 Proz. Filniarongehalt. Die distomentötende Fähigkeit der Lösung 


wurde auch durch Versuche in vitro ermittelt. Nach dem Einbringen 
in eine 39—40° C warme öprozentige Filmaronlösung stellten die 
Leberegel ebenso wie die Lanzettegel ihre vorhin lebhaften Be¬ 
wegungen nach ein- bis zweimaliger krampfhafter Kontraktion so¬ 
fort ein und verblieben auch nach dem alsbaldigen Einlegen in 
eine 39—40 0 C warme physiologische Kochsalzlösung dauernd un¬ 
beweglich. In einer bloß 0,2prozentigen körperwarmen Filmaron¬ 
lösung bewegten sich die Leberegel 45 Sekunden, die Lanzettegel 
aber nur 15 Sekunden lang, wogegen in einer 0,lprozentigen Lösung 
die Leberegel durch 3 Minuten Bewegungen ausgeführt haben. Aus 
der Gallenblase steril entnommene Galle wurde mit der gleichen 
Menge physiologischer Kochsalzlösung verdünnt und die eine Hälfte 
der Mischung mit 0,025proz. Filmaron vermengt; als nun in beide 
Flüssigkeiten unmittelbar den Gallenwegen entnommene lebende 
Leberegel gelegt und im Thermostat aufbewahrt wurden, zeigten 
sich die Leberegel in der filmaronhaltigen Galle bereits nach sieben 
Stunden alle unbeweglich, während sich die in filmaronfreier Galle 
ebenso aufbewahrten Leberegel lebhaft bewegten und erst nach 
21 Stunden regungslos erschienen, worauf am dritten Tage sich 
der hintere Teil ihres Körpers durch Aufrollen der Ränder zu einem 
plattgedrückten Strang umgewandelt hatte. 

Von der Iprozentigen Filmaronlösung erhielten zwei Stiere 
je 100 ccm intravenös, in die Leber (im rechten 12. Rippenraum) 
und in die Milz (im linken 12. Zwischenrippenraum), zwei andere 
Stiere in einem Zwischenraum von 2—3 Tagen zweimal je 100 ccm 
intravenös und gleichzeitig mit der zweiten intravenösen Injektion 
je 100 ccm in die Leb« und endlich ein Stier je 100 ccm nur einmal 
in die Leber. Drei Tage nach der letzten Einspritzung waren die 
in den Gallenwegen vorhandenen zahlreichen Leberegel alle lebend; 
in der Leber und der Milz wurden nur nadeldicke, mit Blut ge¬ 
füllte Stichkanäle gefunden. 

Mit der öprozentigen Filmaronlösung wurden gegen Mitte des 
Monats März und am Anfänge des Monats April zwei Stiere be¬ 


handelt durch intravenöse Injektion von 50 ccm, am folgenden Tage 
von 75 ccm und dann drei Tage hindurch von je 100 ccm. 17 Tage 
später fand ich in der Leber des einen Versuchstieres, in dessen 
Darmkote vor dem Beginn des Ver¬ 
suches 54 Leberegeleier gezählt wurden 
(10 Präparate), bloß 5 Leberegel, und zwar 
2 lebende in einem verkalkten Gallengefüß 
und 3 abgestorbene in einem kleinen 
Abszeß der Leber. Beim anderen Stier, 
dessen Darmkot in 10 Präparaten 14 Leber¬ 
egel- und 2 Lanzettegeleier enthielt, wur¬ 
den bei der 30 Tage nach der letzten 
Einspritzung vorgenommenen Sektion am 
Anfänge des Monats Mai insgesamt 
32 Leber- und 10 Lanzettegel gefunden, 
worunter die letzten sich lebhaft be¬ 
wegten und auch 21 Leberegel noch 

lebend waren, die übrigen dagegen zu 1 mm dicken, 
grünlich apfelsinengelben oder dunkelgrünen Strängen mit 
noch mikroskopisch erkennbarer Struktur des Leberegelkörpers und 
einigen Eiern im geschrumpften Uterus umgewandelt erschienen 
(Fig. 1). 



Tote und genchrumpfte 
Leberegel ans einem mit 
5 proz. Filmaronlösung in¬ 
travenös behandelten Stier. 


Die lprozentige Filmaronlösung zeigte sich somit un¬ 
wirksam auf die Leberegel, wogegen die intravenöse 
Einspritzung von öprozentiger Filmaron- 
lösung in einer Gesamtmenge von 425 ccm 
die Abtötung der meisten Leberegel zur 
Folge hatte bei solchen zwei Rindern, in deren Gallen- 
w T egen die Anwesenheit von mindestens 300—1000 Leberegeln 
vorauszusetzen war. Ein zufälliges spontanes Absterben der 
Leberegel dürfte wohl kaum in Frage kommen, da die Sektion 
zu einer solchen Jahreszeit geschah, wo bei sonstigen mit 
Distomatose behafteten Rindern durchweg nur lebende Disto¬ 
men in großer Menge gefunden wurden. Auf die Lanzetfegel 
blieb das Filmaron ohne Wirkung. 





24. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


67 


Farnextrakt. Es wurden mit drei verschiedenen Extrakten 
Versuche gemacht. Das ungarische Farnextrakt wurde zu 
wiederholten Malen teils von einem Droguisten, rteils von 
einem Apotheker bezogen. (Droguisten-Preis für 1 kg 
13 K 40 H). Das französische Extrakt (1 kg 50 Fr.) 
wurde mir auf die freundliche Vermittlung des Herrn Pro¬ 
fessor M o u s s u hin von der Firma Boulanger-Dausse & Cie. 
in Paris (Vertreter: Apotheke zum „Heiligen Geist“, Wien I, 
Operngasse 16) im Jahre 1914 zur Verfügung gestellt. Das 
neben anderen wurmtötenden Mitteln hauptsächlich ebenfalls 
aus Farnextrakt bestehende „Fasciolin“ erhielt ich zu Ver¬ 
suchszwecken im Jahre 1915 von der Firma Impf Stoff werk 
München (München, Rottmannstraße 13). 

Das ungarische Extrakt wurde zunächst ohne vorherige Be¬ 
stimmung seines Gehaltes an wirksamen Stoffen verwendet. Später 
wurde jedoch die Wirkung des französischen Extraktes auf die 
Distomen in vitro geprüft, wobei in einer mit 0,9prozentiger Koch¬ 
salzlösung bereiteten und körperwarmen Famextraktemulsion die 
Leberegel nach sechs, die Lanzettegel dagegen bereits nach vier Mi¬ 
nuten ihre Bewegungen einstellten, im verdünnten körperwarmen 
Extrakt aber bereits nach einigen Sekunden regungslos wurden und 
ihre Beweglichkeit auch nach dem Einlegen in körperwarme 
physiologische Kochsalzlösung nicht wieder erlangten, es sei denn, 
daß dies bereits nach 1—2 Sekunden geschah, in welchem Falle 
dann die Leberegel eine Zeitlang noch träge Bewegungen zu er¬ 
kennen gaben. Die Lanzettegel lebten aber nicht mehr auf. 

Die chemische Bestimmung des Gehaltes des Farn¬ 
extraktes an wirksamen Bestandteilen verdanke ich 
der Liebenswürdigkeit des Herrn Adjunkt Dr. Gröh im chemi¬ 
schen Institut der Hochschule. Der Gehalt an Filixsäure wurde nach 
Fromme (Hägers Handbuch d. pharmazeut. Praxis, Bd. I, 
S. 1157), der Gehalt an „Rohfilizin“ aber nach dem von G o r i s 
und V o i s i n modifizierten Schmidt sehen Verfahren (Bulletin 
des Sciences pharmacologiques, 1912, Nr. 12) bestimmt. Das 
ungarische Farnextrakt enthielt in einer Probe 8,5 Proz., 
in einer anderen dagegen nur 4,52 Proz. Filixsäure und diese zweite 
Probe 12,3 Proz. Rohfilizin, wogegen in einem dritten, einige Wochen 
später bezogenen Extrakte 5,8 Proz. Filixsäure und 14 Proz. Roh- 
füizin ermittelt wurden, im Gegensätze zu 8,4 Proz. Filixsäure und 
14,5 Proz. Rohfilizin in dem gleichzeitig untersuchten französischen 
Extrakte, dessen Rohfilizingehalt somit mit den garantierten 15 Proz. 
nahezu übereinstimmte. Der Filixsäuregehalt des Fasciolin betrug 
5,16 Proz., dem ein Rohfilizingehalt von ungefähr 14 Proz. ent¬ 
sprechen dürfte. Wenn beim Fasciolin trotzdem 24 Proz. wirksame 
Stoffe garantiert werden, so mag das davon herrtihren, daß man 
nach der in Deutschland üblichen Fromme sehen Methode der 
Rohfilizinbestimmung etwa um 30 Proz. höhere Werte erhält als 
mit dem Verfahren von G o r i s und V o i s i n. Der nicht unbe¬ 
deutende Einfluß der Aufbewahrungsdauer auf den Filixsäure- und 
Rohfilizingehalt des Farnextraktes erhellt daraus, daß der ursprüng¬ 
liche Gehalt von 12,3 Proz. Rohfilizin eines Extraktes nach Auf¬ 
bewahrung in einem luftdicht verschlossenen dunkelblauen Glas, 
nach 50 Tagen auf 10,9 Proz. herabging und in einem anderen in 
durchsichtigem Glas an einem hellen Ort aufbewahrten Extrakte 
nur 0,82 Proz. Filixsäure ermittelt wurden. 

Die Versuche mit dem Farnextrakt finden sich in der Tabelle 1 
zusammengestellt und darin die Konfrontiere mit K bezeichnet 
Die Kontrollschafe wurden bei jedem Versuch aus derselben Herde 
gewählt wie die behandelten Tiere; bei den Versuchsrindem war 
jedoch eine solche Wahl unmöglich. Die mit t bezeichnten Tiere 
sind gewöhnlich infolge schwerer Distomatose umgestanden, die 
übrigen wurden dagegen geschlachtet, ein Teil der Versuchsschafe 
jedoch mit Strychnin vergiftet. 

Ungarisches Farnextrakt. Bei den in der Ta¬ 
belle verzeichnten 10 und bei anderen noch in den Jahren 
1912 und 1913 zum Versuch verwendeten 13 Rindern, ins¬ 
gesamt somit bei 23 Tieren, blieb das ungarische Farnextrakt 
auf die Leberegel völlig wirkungslos, obwohl das Mittel bei 


1. Tabelle. 


Versuche mit Farnextrakt 


2 

S 

4 

5 

6 

7 

8 
9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 
21 
22 

23 

24 

25 

26 

27 

28 

29 

30 

31 

32 

33 

34 

35 

36 

37 

38 

39 

40 

41 

42 

43 

44 

45 

46 

47 


Tiergattang 

Egeleier 

in 

10 Rind) 
oder 
ß (.Schaf) 
Prftpar. 
an« d.Kot 

Farnextrakt 

Behand¬ 

lung 

Zustand der Diatomen 

! 

M 

tm 

« 

I 

« 

Herkunft 

Gesamtmenge 
in Grammen 

Beginn 

Dauer in Tagen 

Zeitdauer nach 
der Behandlung 

D. 

'hepaticum 

D. lane. 

«l 

gs 

SS 

o 

lebend 

teilweise 

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h 

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lebend 

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A 

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2 


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28 

16. 3 

6 

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4 

l 


3 

832 

832 


n 

2 

6 


29 

16 3. 

6 

13 » 

2 

— 

— 

2 

731 

731 

— 


1 

9 

n 

29 

16. 3. 

6 

32 „ 

182 

182 

_ 

_ 

171 

171 

_ 

„ 

6 

1 


26 

16. 3. 

6 

1* X 

2 

_ 

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2 

90 

90 

_ 

„ 

2 

1 

„ 

29 

16. 8. 

6 

33 , 

212 

212 

_ 

_ 

385 

385 

t 

„ 

13 

1 


29 

16 3 

6 

12 X 

2 

2 

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— 

110 

110 


„ 

ö 

— 


24 

5. 4. 

6 

2 „ 

40 

40 

— 

— 

112 

112 

t 

„ 

16 


„ 

25 

16. 4. 

5 

4 Std. 

11 

— 

■_ 

11 

453 

453 


a 

16 


„ 

25 

22. 4. 

5 

6 Tage 

1 

1 

— 

— 

27 

27 

— 

„ 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

12 

5 

_ 

7 

147 

147 

K 

Rind 

60 

— 

ung. 

175 

21.12 

6 

6 Tage 

860 

860 

_ 


— 

_ 

— 

„ 

80 

— 


125 

21.12. 

5 

6 X 

935 

935 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

„ 

8 

— 


125 

21.12. 

5 

3 x 

935 

935 

_ 

_ 

_ 

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— 

„ 

10 

— 


100 

2.12. 

4 

& „ 

1053 

1053 

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44 


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125 

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5 

1 Tag 

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1122 

_ 

_ 

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„ 

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— 


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5 

18 Tage 

816 

816 

_ 

_ 

_ 

_ 

— 

„ 

22 

— 


160 

7. 3. 

6 

18 * 

786 

786 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

„ 

9 

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205 

7. 3. 

6 

14 „ 

689 

689 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

„ 

63 

— 


240 

9. 3. 

6 

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866 

856 

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_ 

_ 

_ 

_ 

n 

22 


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18. 5. 

7 

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244 

244 

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_ 

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— 

— 

n 

26 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1241 

1241 

_ 

_ 

_ 

_ 

K 

Schaf 

45 

— 

franz. 

30 

16. 4. 

6 

4 Tage 

9 


_ 

9 

431 

431 

_ 

„ 

24 

2 


20 

16. 4. 

4 

11 Std. 

6 

_ 

_ 

6 

82 

82 

t 

„ 

14 

— 


25 

22. 4. 

5 

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1 

_ 

10 

70 

70 


„ 

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5 

1 Tag 

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— 

„ 

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25 

22 4. 

5 

2 Tage 

231 

15 


8 

2 

2 

— 

n 

45 



25 

2. 5. 

6 

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148| 

148 

_ 

— 

1 

1 

— 

n 

105 

10 


20 

2. 6 

4 

2 Std. 

34 

2 

32 

_ 

ISO 

130 

— 

n 

11 

7 

— 

— 

— 

— 

— 

193 

193 

_ 

_ 

174 

174 

K 

Rind 

74 

— 

franz. 

240 

16. 4. 

6 

1 Tag 

1457 

1071 

386 

— 


_ 

— 

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44 

— 

ft 

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16. 5. 

8 

5 Tage 

1024 1023 

_ 

1 

— 

— 

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22. 4. 

3 

1 Tag 

1400 

1400 

_ 

_ 

_ 

_ 

t 

Schaf 

26 

— 

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25 

10. 5. 

5 

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5 

1 _ 

_ 

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t 

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14. 5. 

6 

3 Tage 

154 

154 

1 _ 

_ 

_ 

— 


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29 

14. 6. 

6 

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_ 

_ 

35 

35 

— 


30 

— 


30 

14 5. 

5 

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124 

124 

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_ 

_ 

_ 

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15 

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14. 5. 

6 

13 x 

178 

178 

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11 

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„ 

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„ 

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5 

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192 

192 

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25 

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5 

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2 

2 


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11 

_ 

„ 

49 

— 

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25 

14. 6. 

6 












•f Kamala 

7. 

19. 6. 

1 

6 n 

22 

22 

_ 

_ 

18 

18 

_ 


18 

— 

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114 

114 

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10 

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K 

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178 

178 

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11 

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— 

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256 

256 

— 

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67 

K 

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17 

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entsprechender Aufbewahrung in frischem Zustande zum Teil 
in größeren Dosen und längere Zeit hindurch täglich verab¬ 
reicht wurde, als es in Frankreich gebräuchlich ist. Das Ein¬ 
geben des mit der gleichen Menge Sesamöl vermischten Ex¬ 
traktes erfolgte aus einer enghalsigen Flasche in den Morgen¬ 
stunden auf den nüchternen Magen oder vor der Mittags¬ 
fütterung, wobei die Reste des Extraktes stets mit öl aus¬ 
gespült und ebenfalls eingegossen wurden. Mit Ausnahme 
eines 440 kg schweren Stieres, dem nur zwei Dosen von je 
25 g eingegeben wurden, erhielten 3 Stiere (400—530 kg 
Körpergewicht) 4 mal je 25 g, 4 Stiere (363—500 kg) 5 mal 
je 25 g, 1 Stier (490 kg) 6 mal je 25 g, 1 Stier (435 kg) 5 mal 
je 35 g, 1 Stier (335 kg) 1 mal 20 g und 5 mal je 35 g, 2 Stiere 
(420 kg) 5 und 6 mal je 40 g, 1 Stier (470 kg) 1 mal 20 g und 

5 mal je 45 g, 1 Stier (560 kg) 1 mal 25 g und 4 mal je 50 g, 
1 Stier (450 kg) 1 mal 40 g und 4 mal je 50 g, 1 Stier (675 kg) 

6 mal je 50 g. Nach der 1 bis 45 Tage nach Abschluß der Be¬ 
handlung im Spätherbst, im Winter und im Laufe des Früh¬ 
jahrs vorgenommenen Schlachtung fand ich in den GaÜen- 
wegen nur lebende Leberegel in einer den im Kote der Tiere 
beim Beginn des Versuches gefundenen Egeleiern ent¬ 
sprechenden Zahl. 

Bei Schafen, die mit dem ungarischen Farnextrakt 
behandelt wurden und deren Körpergewicht zwischen 13 und 
21 kg schwankte, wurden die von den französischen Autoren 
angegebenen übersteigende Dosen mit 30 ccm, später jedoch 
bloß mit 15 ccm öl vor der Mittags- oder der Morgenfütterung 
einfach per os verabreicht. Die ersten 6 Schafe erhielten ein 
Extrakt mit 12,3 Proz., die übrigen 3 Tiere dagegen ein solches 
mit 14 Proz. Rohfilizingehalt. Bei zwei, 32 und 33 Tage nach dem 
Abschluß der Behandlung zerlegten Tieren mit einem Körper¬ 
gewicht von 17 und 18 kg fanden sich 182 und 212 ausnahms¬ 
los nur lebende Leberegel, deren Zahl der vor dem Beginn des 









88 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 8. 


Versuchs im Darmkote ermittelten Zahl von Leberegeleiern 
entsprach, ein teilweise spontanes Absterben der Leberegel 
demnach bestimmt auszuschließen war. Bei den übrigen 7 Ver¬ 
suchstieren konnte aber insofern ein gewisser Heilerfolg ver¬ 
zeichnet werden, als bei 3 Tieren nur tote und bei einem anderen 
Tier zum Teil abgestorbene Leberegel in den Gallenwegen 
gefunden wurden (Fig. 2), lebende Leberegel dagegen sich 
nur bei 3 Versuchstieren in einer Zahl von 1, 2 und 40 vor¬ 
fanden. Die Zuverlässigkeit des auf den ersten Blick günstigen 
Erfolges wird allerdings herabgemindert durch das Vorhanden¬ 
sein von zum Teil ebenfalls abgestorbenen und geschrumpften 
Leberegeln (Fig. 3) beim Kontrollschaf 10, das unmittelbar nach 
der Schlachtung untersucht wurde. Mit Rücksicht hierauf muß 
man mit der Möglichkeit rechnen, daß auch in den behandelten 



Fig . 2 . 

Tote und geschrumpfte Leberegel 
.'ius einem mit ungar. Famextrakt 
behandelten Schafe. 


I | 


l 


1 


Fig. 3. 

Tote und geschrumpfte Leberegel 
aus einem mit ungar. Famextrakt 
behandelten Schafe. 


und gleichzeitig mit dem Kontrollschaf im Laufe der Monate 
April und Mai obduzierten Schafen die Leberegel zum Teil 
spontan abgestorben waren. Auf die Lanzettegel hatte das 
Extrakt ganz bestimmt keine Wirkung. 

Französisches F a r n e x tr a k t. Es wurden ver¬ 
abreicht an 1 Stier (355 kg) 6 mal je 40 g, an 1 Stier (365 kg) 
8 mal je 40 g und an 1 Stier (500 kg) drei Tage hintereinander 
50, 60 und 70 g Extrakt. Trotz Verabfolgung von Extrakt¬ 
mengen, die die von den französischen Autoren empfohlenen 
bedeutend übertrafen, fand ich bei einem 5 Tage nach dem 
Abschluß der Behandlung geschlachteten Tiere neben 
1023 lebenden nur einen abgestorbenen Leberegel, beim 
anderen, einen Tag später geschlachteten Stier aber von 
1457 Leberegeln 386 meist nur partiell abgestorbene, in ihrem 
hinteren Teil geschrumpfte und daselbst durch die Galle hell¬ 
grün gefärbte Egel. Das dritte Versuchstier erkrankte dagegen 
nach Verabfolgung von 50, 60 und 70 g Extrakt in drei auf¬ 
einanderfolgenden Tagen 14 Stunden nach der dritten Dosis 
unter typischen Vergiftungserscheinungen und starb nach zehn¬ 
stündigem Kranksein, worauf die bei der Sektion in den Gallen¬ 
wegen gefundenen 1400 Leberegel sich alle lebend zeigten. 

7 Schafe, mit einem Körper¬ 
gewicht von 17—25 kg, erhielten 
teils die von den französischen 
Autoren vorgeschriebene, teils eine 
etwas geringere oder im Gegenteil 
etwas größere Menge des franzö¬ 
sischen Extraktes in der zweiten 
Hälfte des Monats April und im 
Anfang Mai. Nach 7 Tagen wurden 
hei 1 Tier (14,3 Proz.) 148 lebende 
Leheregel gefunden, deren Zahl 
der vor dem Versuch im Darmkote 
ermittelten Zahl von Leberegeleiern 
entsprechend war. Dagegen be¬ 
fanden sich in den Gallenwegen 
der übrigen 6 Versuchstiere Leber¬ 
egel in einer im Verhältnis zur 
Zahl der Eier im Kote viel ge¬ 
ringeren Menge und waren dabei 
hei 2 Tieren (28,5 Proz.) sämtlich 
und hei 4 Tieren zum Teil ganz 
o<ler nur in ihrem hinteren Teil abgestorben (Fig. 4) wogegen 
im Kontrollschaf sie (103 Stück) alle lebten. Die Lanzettegel 
zeigten sich durchweg unversehrt. 

F a s c i o 1 i n. Es wurden insgesamt 8 einjährige Schafe 
mit einem Körpergewicht von 20—25 kg behandelt; 7 Schafe 
(41- 47) dienten zur Kontrolle. Das Mittel wurde genau nach 



fgcl aus einem mit Franzos.Farn¬ 
extrakt behandelten Schafe. 


der ihm beigegebenen Vorschrift luftdicht verschlossen in 
einem kalten Kasten aufbewahrt-, das Mittel unmittelbar vor 
der Eingabe mit der vierfachen Menge Sesamöl gleichmäßig 
vermischt und vor der Morgenfütterung durch einen mit einem 
Trichter armierten und bis in den Magen hinuntergeschobenen 
Gummischlauch eingegossen, worauf Trichter und Gummi¬ 
schlauch mit etwas Sesamöl nachgespült wurden. An fünf auf¬ 
einanderfolgenden Tagen erhielten 3 Schafe die vorge¬ 
schriebene Menge, 2 Schafe aber um 4 g und 1 Schaf um 5 g 
mehr, außerdem ein anderes Schaf je 25 g Fasciolin in zwei¬ 
maligem Turnus unter Einschiebung einer Pause von zwei 
Tagen und endlich ein Schaf einen Tag nach dem gewöhnlichen 
5 tägigen Turnus mit 25 g Fasciolin auch noch 7 g Kamala 
depuratum auf einmal. Das Versuchsergebnis blieb hinter dem 
nach Anwendung des ungarischen und französischen Farn¬ 
extraktes zurück. Namentlich fand ich bei 4 Schafen (50 Proz.) 
3 und 13 Tage nach dem Abschluß der Behandlung nur lebende 
Leberegel in einer der im Darmkote vor dem Versuch er¬ 
mittelten Leberegeleier entsprechenden hohen Zahl. Anderer¬ 
seits wurden Leberegel überhaupt vermißt bloß bei 1 Schafe 
(12,5 Proz.). Nur bei 3 Tieren (37,5 Proz.) befanden sich in den 
Gallen wegen im Verhältnis zu den im Darmkote nachge- 
wieseneu Eiern sehr wenige (2, 5, 22) lebende Leberegel, wo 
demnach das Absterben eines Teiles der Leberegei angenommen 
werden muß. Eigentümlicherweise fand ich aber beim 
Schaf 40, das nach Abschluß der Fasciolinbehandlung auch 
noch 7 g Kamala erhielt, 22 lebende Leberegel. 2 lebende 
Leberegel beherbergten auch die Gallenwege des Schafes 39, 
dem in zweimaligem Turnus insgesamt 5u g Fasciolin ein¬ 
geführt wurden und das nach dem zweiten Turnus 2 Tage lang- 
dauernde Vergiftungserscheinungen (Schlafsucht, allgemeine 
lähmungsartige Schwäche, Daniederlegen der Freßlust) zeigte. 
Bei den Konfrontieren waren nur lebende Leberegel in einer 
den Eiern im Kote entsprechenden Zahl zu linden, mit Aus- 
nahmedles Schafes 47, das auf Grund der wiederholten mikro¬ 
skopischen Untersuchung des Kotes als frei von Distomatose 
bezeichnet werden mußte und wo auch bei der Sektion weder 
das Vorhandensein von Leberegeln noch irgendwelche Ver¬ 
änderungen der Leber und der Gallenwege festgestellt wurden. 

Nach eigenen Versuehsergebnissen w erden die L e - 
her e g e 1 b e i m R i n d e d urch d a s Famextrakt 
n i e li t a b g e t ö t e t, mag es in beliebiger Form und selbst in 
allzu hohen oder gar toxischen Dosen längere Zeit hindurch ver¬ 
abreicht werden. Das Absterben von 386 und von 1 Leberegel 
in den Gallenwegen von zwei Versuchsrindern darf in 
praktischer Beziehung als bedeutungslos bezeichnet werden, 
da bei denselben Tieren zahlreiche andere Leberegel am Leben 
geblieben sind. Auch beim Schafe w i r k t das Farn¬ 
extrakt unzuverlässig auf die Lebereget* 
da diese nur in einem Teile der Tiere sämtlich oder teilweise 
abgetötet werden. Es wurden namentlich von insgesamt 
24 Schafen mit Distomatose, die mit ungarischem und fran¬ 
zösischem Extrakt sowie mit Fasciolin behandelt wurden, nur 
bei 6 Tieren (25 Proz.) überhaupt Leberegel bei der Sektion 
vermißt, bei 7 Tieren (29,2 Proz.) wurde dagegen überhaupt 
keine Verminderung oder irgendwelche Beeinträchtigung der 
Leberegel nachgewiesen und auch bei den übrigen 11 Tieren 
(45,8 Proz.) nebst teilweise oder im ganzen abgestorbenen 
Leberegeln in wechselnder Zahl auch noch lebende Parasiten 
gefunden. Das Vorhandensein von toten und geschrumpften 
Leberegeln bei einem Kontrollschaf aus der Versuchsreihe mit 
dem ungarischen Farnextrakt mahnt zwar zur Vorsicht bei der 
Deutung des Versuchsergebnisses, da jedoch in den weiteren 
Versuchsreihen nur bei den mit dem Farnextrakt behandelten 
Schafen tote Lebcregel gefunden wurden, so läßt sich eine 
die Leberegel innerhalb der Gallenwege der Schafe teilweise 
tötende Wirkung des Farnoxtraktes nicht in Abrede stellen, 
um so weniger, als nach Sempers Untersuchungen die 







24- Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


89 


wirksamen Stoffe im Farnextrakt mit denen im Kamala, das 
die Leberegel sozusagen sicher tötet, nahe verwandt sind und 
namentlich Phlorogluzinderivate darstellen. 

Die Wirkungslosigkeit des Farnextraktes auf die Leher¬ 
egel beim Rinde und die Unverlässigkeit seiner Wirkung 
auf die Leberegel beim Schafe rührt in erster Linie wohl davon 
her, daß das Mittel neben den wirksamen Stoffen verhältnis¬ 
mäßig in großer Menge auch sonstige, ebenfalls giftige Stoffe 
enthält, wodurch deren zur Sicherung einer stets zuverlässigen 
Wirkung notwendige Dosierung vereitelt wird. Auf der 
anderen Seite spielen jedoch hierbei eine nicht unwesentliche 
Rolle auch die recht bedeutenden Unterschiede im Gehalt an 
wirksamen Stoffen je nach dem Standorte des Farnkrautes 
sowie der Herstellung und Aufbewahrung des Extraktes. Nur 
so läßt sich der Umstand erklären, daß das französische Extrakt 
verhältnismäßig noch am stärksten wirkte, wogegen das Fas- 
ciolin am wenigsten zufriedenstellende Erfolge ergab. Auf 
die Verminderung der wirksamen Stoffe während der Auf¬ 
bewahrung des Faruextraktes sind wohl auch die wechselnden 
Erfolge in den Versuchen von lt a i 11 i e t, Moussu und 
Henry zu beziehen. Während nämlich in der ersten Ver¬ 
suchsreihe schon nach der Eingabe von mindestens drei 
Dosen überhaupt keine lebenden Leberegel mehr bei der 
Sektion der Versuchsschafe zu finden waren, reichten in der 
zweiten Versuchsreihe sogar vier, täglich verabreichte eben¬ 
solche Dosen nicht aus, alle Leberegel abzutöten, namentlich 
fanden sich von 4 Schafen bei 3 Tieren noch 1, 2 und 26 
lebende Leberegel. Eine noch weiter und unter Umständen 
bis zur vollständigen Entwertung gehende Abnahme der 
Zuverlässigkeit des Farnextraktes kann herrühren von dessen 
Fälschung mit anderen ätherischen Pflanzenextrakten oder 
durch Vermischung mit einem Neutralöl. Solche Fälschungen 
vermag der praktizierende Tierarzt mit den ihm zur Verfü¬ 
gung stehenden einfachen Mitteln nicht zu entdecken. 

In Übereinstimmung mit der Beobachtung von Rail- 
1 i e t, Moussu und Henry wiesen ferner meine Versuche 
die gänzliche Wirkungslosigkeit der Farn- 
extrakte auf die Lanzettegcl nach. 

Kamala und kamalahaltige Präparate. Zur Vornahme 
dieser Versuche gab mir Anlaß ein von einer der hiesigen 
Tierversicherungsgesellschaften zur Probe übermitteltes Prä¬ 
parat, worin durch die mikroskopische Untersuchung außer 
mineralischen Bestandteilen das Vorhandensein von Kamala 
nachgewiesen wurde. Diese von einem Apotheker (S. 0 n i c i u) 
in Ungarn hergestellte und später unter dem Namen Parasitin 
patentierte Präparat wurde zunächst bei Rindern und später 
auf ministerielle Verfügung hin bei vielen Schafen auf seine 
Wirksamkeit geprüft. Fast gleichzeitig konnte ich ein anderes, 
ebenfalls von einem Apotheker (F. Mülle r). hergestelltes 
und unter dem Namen Calbazan patentiertes Präparat an 
Schafen prüfen, das jedoch außer Kamala auch Granatrinden¬ 
pulver enthält. Die Versuchsergebnisse finden sich in der 
Tabelle 2 zusammengestellt. 

Calbazan. An fünf ältere S c h a f e mit einem Körper¬ 
gewicht von 23—30 kg wurde in den Morgen- und Abend¬ 
stunden je eine Pille mit einem Gehalt von ungefähr 5 g 
Kamala und ebensoviel Granatrinde, nachher aber eine ab¬ 
führende Mischung verabreicht. Bei der Sektion wurden bei 
1 Versuchstier (20 Proz.) überhaupt keine Leberegel gefunden. 



trotzdem dessen Kot vor dem Beginn des Versuchs Leber¬ 
egeleier in ansehnlicher Zahl (24 in 5 Präparaten) enthielt und 
trotzdem, wie auch in den übrigen Tieren, distomatöse Leber¬ 
veränderungen ermittelt wurden. 1 Schaf (20 Proz.) beher¬ 
bergte dagegen Leberegel in einer den im Kote nachgewie¬ 
senen Leberegeleiern entsprechenden Zahl, wobei jedoch ein 
Teil der Egel im ganzen oder teilweise abgestorben erschien. 
Bei 3 Tieren (60 Proz.) war die Zahl der in den Gallenwegen 
gefundenen lebenden Leberegel im Vergleich mit der im Kote 
eimittelten Zahl von Eiern so gering, daß daraus auf ein teil¬ 
weises Absterben der Parasiten geschlossen werden muß. Es 
erscheint aber eigentümlich, daß beim Schaf 5, das in einem 
Zwischenraum von 6 Tagen in zweimaligem Turnus behandelt 
wurde, dennoch 25 lebende Leberegel in den Gallenwegen auf- 
gcfunden wurden. Eine gewisse Wirksamkeit des Mittels läßt 












90 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 8. 


sich somit nach diesen Versuchsergebnissen um so weniger 
leugnen, als bei den 4 Kontrolltieren (6—9) ausschließlich nur 
lebende Leberegel in ansehnlicher Zahl vorhanden waren. 
Trotzdem muß aber auch dieses Präparat als unzuverlässig 
bezeichnet werden, da ein verschieden großer Teil der Leber¬ 
egel trotz der Behandlung der Wirttiere am Leben geblieben 
ist und weil man außerdem in d^n letzten Frühjahrswochen, 
zu welcher Zeit dieser Versuch stattgefunden hat, auch mit 
einem spontanen Absterben der Leberegel rechnen muß, wie 
denn auch beim Kontrollier 8 die Zahl der überhaupt gefun¬ 
denen Leberegel unverhältnismäßig niedrig war im Vergleich 
mit den beim Beginn des Versuchs im Kote gezählten Egel¬ 
eiern. Auf die Lanzettegel hatte das Präparat überhaupt keine 
Wirkung. 

P a r a 8 i t i n. Im Vergleich mit dem vorigen enthält 
dieses Präparat mehr Kamala (ungefähr 14 g) und wird in 
Pillen oder neuerdings in Form von quadratischen Stücken in 
den Handel gebracht. Nach der Gebrauchsanweisung soll man 
an einem Tage zweimal Schafen je 1 Pille, Rindern aber je 
5 Pillen verabreichen. Bei Schafen wurde der erste Ver¬ 
such im Monate März an 16 über ein Jahr alten Tieren mit 
einem Körpergewicht von 18—23 kg, der zweite aber im An¬ 
fänge des Monates Mai an weiteren 21 einjährigen Schafen mit 
einem Körpergewicht von 20—25 kg (in geschorenem Zu¬ 
stande) vorgenommen. Die Zahl der Versuchsschafe belief sich 
somit insgesamt auf 37, wobei jedoch in beiden Versuchsreihen 
je sieben Schafe zur Kontrolle ohne Behandlung belassen 
wurden, und zwar auch zwei auf Grund der mikroskopischen 
Kotuntersuchung als distomatosefrei zu bezeichnende Tiere, 
um einen die Deutung der Versuchsergebnisse störenden Ein¬ 
fluß dieser Tiere auszuschließen. 

Das Ergebnis war in beiden Versuchsreihen überraschend. 
Abgesehen nämlich vom Schafe 23, das bereits nach der Ein¬ 
gabe der ersten Pille, somit noch vor dem Abschluß der Behand¬ 
lung infolge einer sehr schweren Distomatose starb und dem¬ 
entsprechend eigentlich den Kontrolltieren einzureihen ist, be¬ 
fanden sich von den 22 behandelten und 4—8 Tage später 
getöteten Schafen bei 9 Tieren (41 Proz.) überhaupt keine Le¬ 
beregel, die bei .anderen 5 Tieren (22,7 Proz.) in geringer Zahl 
gefundenen Leberegel waren aber sämtlich abgestorben und 
nur bei 8 Tieren (36,3 Proz.) waren zum Teil in Gemeinschaft 
mit abgestorbenen Exemplaren noch lebende Leberegel, deren 
Zahl jedoch im Vergleich mit den beim Beginn des Versuches 
im Kote ermittelten Egeleiern unverhältnismäßig gering war 
und dementsprechend auf das Absterben zahlreicher Leberegel 
hindeutete. Demgegenüber fand ich bei den Kontrolltieren 
ausschließlich nur lebende Leberegel in großer Menge (114 bis 
313 Stück), ausgenommen das Schaf 51 mit nur 40 Leberegeln, 
dessen sehr leichte Infektion aber schon aus dem Ergebnis 
der mikroskopischen Kotuntersuchung zu erschließen war. Das 
Freisein des Kontrolltieres 30 und 45 von Distomatose ergab 
sich auch bei der Sektion aus der gänzlich normalen Beschaf¬ 
fenheit der Leber und der Gallenw r ege. Auf der anderen Seite 
ergab die Sektion bei sämtlichen behandelten Schafen das Vor¬ 
handensein einer chronischen distomatösen Leberentzündung 
und Cholangioitis nebst zerstreut, liegenden oder zu Haufen 
vereinigten Leberegeleiern in der Galle auch in solchen Fällen, 
wo überhaupt keine Leberegel mehr vorgefunden wurden. Nur 
bei zwei behandelten Tieren erwies sich die Galle als auch 


von Leberegeleiern frei. Innerhalb des seiner ganzen Länge 
nach eröffneten Darmkanals befanden sich bloß in 2 solchen 
Fällen (15, 21) 14 (im Blinddarm) und 1 Leberegel (im Zwölf¬ 
fingerdarm), wo die Gallenwege nur noch abgestorbene Leber¬ 
egel beherbergten. Das Versuchsergebnis läßt sich nach alledem 
darin zusammenfassen, daß durch das Parasitin bei 
63,7 Proz. der Schafe sämtliche und bei den 
übrigen 36,3 Proz. der Tiere die meisten 
Leberegel getötet wurden, wobei in den letztge¬ 
nannten Tieren insgesamt nur 1 bis 32 lebende Leberegel ver¬ 
blieben, obwohl auf Grund der mikroskopischen Kotunter¬ 
suchung sowie der bei der Sektion ermittelten Leberverände¬ 
rungen eine mit der bei den Kontrolltieren nachgewiesenen min¬ 
destens gleich starke Invasion anzunehmen war. Demgegen¬ 
über blieb das Parasitin ohne jede Wirkung auf 
die Lanzettegel. 

Im Gegensätze zu den Versuchsergebnissen bei Schafen 
blieb das Parasitin wirkungslos auf die Le¬ 
beregel bei Rindern. Namentlich fand ich bei 4 Tie¬ 
ren lebende Leberegel in einer den im Kote des Tieres gezähl¬ 
ten Eiern entsprechenden Menge. Beim Versuchsrind 12 be¬ 
fanden sich allerdings neben zahlreichen lebenden Leberegeln 
auch 6 schlaffe und unbewegliche Exemplare, doch kann 
diesem Befund deshalb keine Beweiskraft beigemessen werden, 
da bei einem zur selben Zeit an schwerer Tuberkulose umge¬ 
standenen Kontrolltier ebenfalls zwei ähnlich veränderte Leber¬ 
egel aufgefunden wurden. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Beobachtungen über Brustseuchebehandlung im Felde. 

Von Dr. F. Widmer in Langnau i. E. 

(Schweix. Arch f. Tierheilk., 67. Bd., 8. 136.) 

Widmer berichtet über seine Erfahrungen mit der Be¬ 
handlung der Brustseuche, die er auffälligerweise als In¬ 
fluenza pectoralis et Influenza catarrhalis bezeichnet. Die An¬ 
wendung des Neosalvarsans ergab sehr gute Resultate; bei 65 
behandelten Pferden trat kein Todesfall ein, Nachkrankheiten 
wurden fast völlig ausgeschaltet. Interessant erwies sich die 
schnelle Besserung des Ernährungszustandes (angeblich Arsen¬ 
wirkung). 

Subkutane Heilimpfungen mit Bemelm an schein Brust¬ 
seucheserum (geliefert vom Schweizerischen Serum- und Impf- 
institufc in Bern) kamen bei 50 Pferden zur Anwendung und 
bewirkten bei etwa 50 Proz. ein rasches Sinken der Körper¬ 
temperatur und Besserung des Allgemeinbefindens. In 30 Proz. 
w r ar der Heilungsprozeß geringer und in 20 Proz. konstatierte 
Widmer diverse schwere, fast unheilbare Komplikationen, 
Rückschläge und letalen Ausgang. 

Auch mit Arsinosolvin Bengen arbeitete der Verfasser. 
Die Versuche hiermit sind noch nicht abgeschlossen. 

J. Schmidt. 

Eine einfache Methode der Salvarsanapplikation. 

Von J. Schumacher, Berlin. 

(Dermatol. Wochenschrift, 1916, Bd. 61.) 

Durch Einführung der konzentrierten Neosalvarsaninjektion 
von Rav aut, Duhot, Stern, Strauß, Frühwald 
u. a. ist die Salvarsanapplikation bedeutend vereinfacht. 
Um die Zeit zum Sterilisieren und Abkühlen des Wassers ab- 



24. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


91 


zukürzen, versuchte Schumacher die Sterilisation auf 
chemischem Wege, wobei er sich an die Verfahren zur 
chemischen Trinkwassersterilisation im Felde mit minimalen 
Mengen Jodsäure, Sulfosalizylsäure, Jodkalium und Natrium¬ 
thiosulfat anlehnte. 

Zu dem Zwecke gibt man zu 6 ccm gewöhnlichen Wassers 
in die Spritze zuerst 0,001 g Jodsäure und 0,005 g Sulfosalizyl¬ 
säure, alsdann 0,01 g Jodkalium, wodurch das gesamte Jod 
in Freiheit gesetzt wird, das die Sterilisation besorgt und 
darauf durch 0,0016 g Thiosulfat gebunden wird. Die Jod¬ 
säure, Sulfosalizylsäure und das Jodkali sind in 1 ccm Wasser 
zu lösen und in dieser zunächst konzentrierten Form zu den 
6 ccm Wasser zu geben. Alsdann löst man das Salvarsan 
in dem so vorbehandelten Wasser auf, die Wirkung wird 
durch die Zutaten nicht beeinträchtigt. 

Apotheker Friedländer hat in eigener Packung das 
Salvarsan nebst den genannten Chemikalien abzugeben. Die 
Packung enthält die Salvarsanampulle, eine braune Ampulle 
mit den entsprechenden Mengen Jodsäure, Sulfosalizylsäure 
und Jodkalium in einer Ampulle und eine weiße Ampulle 
mit der notwendigen Menge Natriumthiosulfat. 

Die erforderlichen Lösungen kann man auch nach folgenden 
Rezepten verschreiben: 

Rp. Acid. jodic. 0,1 Rp. Natrii. subsulfuros. 0,1 


Solve inJAqu. (lest. 

10,0 

Aquae dest. steril. 100,0 

Adde 


Divide in partes aequales 

Acid. sulfosalicyl. 

0,5 

Nr. C. Fiat ampull. 

Kal. jodati. 

1,0 


Aquae dest. 

90,0 


Divide in part. aequ. 
Fiat ampull. 

No. C. 



Id die mit Alkohol behandelte Spritze bringt man ca. 0 ccm 
reines Wasser, gießt den Inhalt der braunen Ampulle hinzu, 
schüttelt, bis die Flüssigkeit braun gefärbt ist und bringt nach 
einer Minute den Inhalt der weißen Ampulle hinzu, wonach 
das Wasser wieder farblos wird, und löst endlich das Neo- 
salvarsan auf. 

Eine so hergestellte Neosalvarsanlösung unterscheidet sich 
in ihrem Verhalten nicht von einer einfachen Auflösung von 
Neosalvarsan in Wasser. Gl. 


Staatsreterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevernann. 

Gebühren für amtstierärztliche Untersuchungen. 

Allgemeine Verfügung Nr. L 130/1915. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Gesch.-Nr. 1 A 111 e 9138. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 20. Dezember 1915. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten hierselbst. 

Es sind Zweifel darüber entstanden, ob die durch Erlaß vom 
14. Dezember 1894 (I. 25124) bestimmten Gebührensätze für amts¬ 
tierärztliche Untersuchung von Viehtransporten noch Geltung haben. 
Der Erlaß ist, soweit es sich um die Untersuchung von Be¬ 
obachtungsvieh handelt, durch die Rundverfügung vom 7. Juli 1911 
(I A HI e 7869/10)*) als überholt anzusehen. Im übrigen hebe ich 
ihn hierdurch ausdrücklich auf. 

In verschiedenen Bezirken sind für amtstierärztliche Unter¬ 
suchung von Vieh (nicht Geflügel) im Eisenbahn- oder Schiffs¬ 
verkehr bestimmte Gebührensätze vorgeschrieben worden. Es wird 
zu prüfen sein, ob für eine Ausdehnung dieses Verfahrens und für 

*) Als Anlage nachträglich abgedruckt. 


eine einheitliche Regelung ein Bedürfnis besteht. Ich sehe einer 
gefälligen Äußerung in der Angelegenheit entgegen. Dabei sind 
die bestehenden Gebührensätze für Untersuchungen der bezeichnetcn 
Art anzugeben. Soweit Gebührensätze bisher nicht festgestellt sind, 
ersuche ich um Vorschläge für deren Bemessung. 

I. A.: G. v. Keyserlin gk. 

* 

Maul- und Klauenseuche. 

Allgemeine Verfügung Nr. 47 für 1911. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Joumal-Nr. I A III e 7869/10. 

Berichte vom 22. Oktober 1910 und 16. Februar 1911 — 

L f. XII. 1221 II und 302. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 7. Juli 1911. 

Mit den Gebührensätzen des vorgelegten Tarifs bin ich im all¬ 
gemeinen einverstanden. Jedoch erscheint es mir zweckmäßig, den 
Untersuchenden bei Reisen die gesetzlichen Fahrkosten und ge¬ 
gebenenfalls auch die Tagegelder der beamteten Tierärzte zuzu¬ 
billigen und im Hinblick darauf, daß bei Sammeltransporten öfters 
eine beschleunigte Untersuchung zahlreicher Viehbestände erforder¬ 
lich sein wird, den Höchstbetrag an Gebühren für die an einem Tage 
ausgeführten Untersuchungen auf 40 M. für den ganzen und 25 M. 
für den halben Tag festzusetzen. Im übrigen habe ich gegen den 
Tarif nichts einzuwenden. Ich habe den Entwurf, wie aus der An¬ 
lage zu ersehen, entsprechend abgeändert und ersuche, falls Eure 
Hochwohlgeboren gegen die Abänderungen keine Bedenken haben, 
ihn in dieser Fassung baldigst zu veröffentlichen und zwei Druck¬ 
exemplare einzureichen. 

Von der in meinem Erlasse vorn 7. Oktober 1910 — I A III e 
6451 — erteilten Ermächtigung der Einrichtung gebührenfreier 
Untersuchungstage ist, soweit es die örtlichen Verhältnisse irgendwie 
gestatten, Gebrauch zu machen. Zu den Untersuchungen an diesen 
Tagen sind die Kreistierärzte und die von mir zu deren Unter¬ 
stützung unter Gewährung von Monatsremunerationen besonders 
zur Verfügung gestellten Hilfstierärzte heranzuziehen, denen als¬ 
dann außer ihren amtlichen Einnahmen Untersuchungsgebühren 
nicht zustehen würden. 

Im übrigen lege ich Gewicht darauf, daß an den Untersuchungen 
von Viehbeständen der Beobachtungsbezirke, aus denen Vieh aus¬ 
geführt werden soll, auch die angesessenen Privattierärzte in an¬ 
gemessener Weise beteiligt-, und daß diese Untersuchungen nicht 
ausschließlich den beamteten und den vorbezeichnctcn Hilfstier- 
ärzten Vorbehalten werden. Soweit geeignete und zuverlässige 
Privattierärzte vorhanden sind, ist daher auf deren Heranziehung 
Bedacht zu nehmen, wobei vorausgesetzt werden muß, daß sie sich 
für ihre Gebührenforderungen den nach Vorstehendem zu erlassen¬ 
den Tarif als Richtschnur dienen lassen. Privattierärzte, die sich 
als unzuverlässig erweisen, oder die sich Überschreitungen des Tarifs 
zuschulden kommen lassen, sind von den Untersuchungen aus¬ 
zuschließen. Von der Zuziehung, von Privattierärzten zu den Unter¬ 
suchungen an gebührenfreien Untersuchungstagen ist der Regel nach 
abzusehen. Sollte sie in einzelnen Ausnahmefällen notwendig wer¬ 
den, so ist hierzu vorher meine Genehmigung cinzuholen. Den 
zu den Untersuchungen an kostenfreien Untersuchungstagen mit 
meiner Genehmigung etwa zugezogenen Privattierärzten können 
für die Untersuchungen höhere Bezüge als Fahrkosten und Tage¬ 
gelder nach den Sätzen für Kreistierärzte jedoch keinesfalls bewilligt 
werden. Die Verrechnung derartiger Koston würde bei Kapitel 103 
Titel 16 des Etats zu erfolgen haben. 

Einem Berichte darüber, in welchem Umfange Privattierärzte 
bei den gebührenpflichtigen Untersuchungen von Ausfuhrvieh¬ 
beständen in den Beobaehtungsbezirken des dortigen Bezirks be¬ 
teiligt sind, sehe ich entgegen. 

Ich bemerke noch, daß die in der Anlage angegebenen Beträge 
reichlich hoch bemessen sind. Eine Überschreitung dieser Sätze 
im Wege der Vereinbarung mit den Parteien würde ich bei be¬ 
amteten Tierärzten als eine unangemessene Gebührenerhebung an- 
sehen, die nötigenfalls im Disziplinanvege zu ahnden wäre. Die 
beamteten Tierärzte sind hierauf nachdrücklich hinzuweisen. 

An den Herrn Regierungspräsidenten in Oppeln. 

I. A.: Schroeter. 

* 






92 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 8. 


Entwurf eines Tarifs für die Untersuchung 
von Beobachtungsvie h. 

Zu I A Ille 7869/10. 

Die tierärztliche Untersuchung von Viehbeständen der anläßlich 
der Maul- und Klauenseuche gebildeten Beobachtungsbezirke, aus 
denen Vieh mit polizeilicher Erlaubnis ausgeführt werden soll, er¬ 
folgt gegen Gebühren, deren Höhe gütlicher Vereinbarung zwischen 
den Beteiligten unterliegt. In Ermangelung einer solchen werden 
die Gebühren durch den Unterzeichneten Regierungspräsidenten 
festgesetzt und hierbei folgende Sätze zugrunde gele.gt: 

I. Für die am Wohnorte des Tierarztes oder in einer Ent¬ 
fernung von weniger als 2 km vom Wohnorte stattfindenden 
Untersuchungen einschließlich der Ausstellung der Gesundheits¬ 
bescheinigungen: 

bei einem Bestände von 1— 25 .Stück Klauenvieh 2 M. 

26— 50 ,, „ 3 

,, « .. ., 51— 75 ,, 4 „ 

.. .. „ „ 76—100 .. 5 ,, 

mehr als.ICK) „ .. 6 .. 

If. Für die Untersuchungen in einer Entfernung von mehr als 
2 km vom Wohnorte des Tierarztes einschließlich der Ausstellung 
der Gesundheitsbescheinigungen sind neben den zu I angeführten 
Gebühren die gesetzlich den Kreistierärzten zustehenden Fahrkosten 
zu entrichten. 

ITT. Erreichen im Falle der Ziffer II die für einen Unter¬ 
suchungstag insgesamt zu bezahlenden Gebühren nicht die Höhe des 
gesetzlichen Tagegeldersatzes, so sind die Untersuchenden be¬ 
rechtigt, an Stelle der Gebühren die Entrichtung des Tagegeldes zu 
verlangen. 

IV. Werden auf einer Reise mehrere Viehbestände untersucht, 
so sind die Reisekosten auf die einzelnen Zahlungspflichtigen nach 
Maßgabe der Zahl der untersuchten Tiere zu verteilen. 

V. Der Höchstbetrag der von einem Tierarzte für die Unter¬ 
suchungen erhobenen Gebühren darf den Satz von 40 M. für den 
ganzen und von 25 M. für den halben Tag nicht überschreiten. 
Gegebenenfalls sind die Gebühren in gleicher Weise wie die Reise¬ 
kosten auf die einzelnen Viehbesitzer zu verteilen. Als halber Tag 
ist die Dauer bis zu 6 Stunden einschließlich der aufgewandten 
Fahrzeit zu rechnen. 

Tierhaltung und Tierzucht. 

Zur Hebung der Schweinemast. 

Von West matteimann, Oberstabsveterinär. 

Für die gesicherte Rentabilität bei der Schweinemast 
kommt es in erster Linie darauf an, daß die Schweine mit 
geringen Unkosten und mit den dem Landwirt stets genügend 
zur Verfügung stehenden Futtermitteln bis zum Mastbeginn 
lierangefüttert werden und nicht mit solchen, die schon zur 
Friedenszeit zum größten Teile vom Ausland bezogen werden 
und in der Kriegszeit nicht in genügender Menge zu beschaffen 
sind. 

Man hat nämlich 2 Arten der Aufzucht und Mast der 
Schweine streng zu scheiden: 1. die Hausmastungen, wie sie 
von Kleinbauern und Landwirten mit mittelgroßem Grund¬ 
besitz als Dauermast betrieben werden, und 2. Mästungen in 
Mastanstalten und auf Gütern einiger Großgrundbesitzer mit 
fabrikmäßiger Betriebsart als Schnellmast. Letztere stehen 
und fallen mit der Einfuhr von Futtermitteln und scheiden 
für die Kriegszeit aus. Erstere dagegen, die immer die 
leistungsfähigsten gewesen, sind zurzeit nicht nur lebensfähig, 
sondern auch sehr rentabel. Hinzu kommt, daß der Klein¬ 
bauer usw. die Schweine besser ausmästet und Speck, Fett 
und Dauerware liefert, worauf es jetzt besonders ankommt, 
die Mastanstalten dagegen leichtere Fleischschweine für den 
Ladenverkauf zur Verfügung stellen. 


Unter der Landbevölkerung hat sich die Ansicht zunehmend 
verbreitet, als sei die Aufzucht der Schweine bis zum Mast¬ 
beginn ohne größere Mengen von Körnerfutter spez. Gerste 
nicht möglich. Immer und immer wieder hört man: „Wenn 
wir keine Gerste haben, können wir keine Schweinezucht und 
-Mast betreiben.“ Diese Ansicht ist irrig, und sie ist erst 
recht irrig für die Aufzucht im Frühjahr und Sommer. 

Versetzen wir uns einmal in Gedanken in die Zeit vor 
40—50 Jahren zurück und vergleichen wir die damals der 
Aufzucht und Mast zur Verfügung stehenden Futtermittel 
mit denen der Jetztzeit. Wir finden da für die Aufzucht im 
Frühjahr und Sommer keineswegs so günstige Verhältnisse 
wie heute während der Kriegszeit. 

Die Zeit vor 40—50 Jahren hat bezüglich des vorhandenen 
Materials bei der nur schwachen Einfuhr mit der jetzigen 
Kriegszeit manche Ähnlichkeit. Beispielsweise wurde auf den 
Sandböden wie auch gegenwärtig noch die Mast in viel 
größerem Umfange betrieben, als auf dem schweren Weizen-, 
dem sogenannten Kleeboden, wo man sich vorwiegend auf 
Körnerbau und Rindviehzucht verlegte. Der Sandbauer ver¬ 
kaufte selten Roggen, sondern tauschte ihn ein gegen Mais, 
Bohnen und Gerste, die an die Schweine verfüttert wurden. 
Dieser Zustand herrscht heute noch in manchen Gegenden. 

Hauptsächlich wurde die Frühjahrs- und Sommerzeit für 
die Aufzucht ausgenutzt. Die jungen Ferkel wurden mit 
6—8 Wochen abgesetzt. Nach dem Absetzen erhielten sie 
noch einige Wochen hindurch verdünnte Milch oder gekochtes 
Gerstenschrot mit kleinzerschnittenen Mohrrüben (im Westen 
Wurzeln genannt). Recht bald ging man dann zunehmend 
zur Grünfütterung über, wozu Kohlblätter des damals eigens 
für diesen Zweck angebauten hochstengeligen Grünkohls oder 
Runkelrübenblätter und — falls der Klee bei dem Fehlen des 
Kunstdüngers und der Kalkung des Bodens nicht mal wieder 
ausgewintert war — Klee benutzt wurde. Eine große 
Errungenschaft bedeutete für die Kleinbauern das erste An¬ 
bauen der Seradella, die auch heute noch als vorzügliches 
Grünfutter für Schweine geschätzt wird. (Ich bemerke be¬ 
sonders, daß jedes Grünfutter, täglich frisch gewonnen, in 
der Schneidebank klein zerschnitten und niemals unzerkleinert, 
wie jetzt vielfach üblich, in den Laufstall oder sogar in den 
Stall geworfen werden darf, wo es nur zum Teil gefressen 
und zum größten Teil in den Dünger getreten wird oder verwelkt.') 

Zu dem frisch zerschnittenen Grünfutter wurde etwas 
abgerahmte, saure, mit Wasser verdünnte Milch und eine Prise 
Mehl oder Kleie gegeben. Bei einem Alter von 6—7 Monaten 
wurden dann 2 Monate Roggenmehl, Mais, Buchweizen und 
Kartoffeln, weniger Gerste gefüttert, so daß die Schweine mit 
8—9 Monaten ein Durchschnittsschlachtgewicht von 250 Pfd. 
und darüber erreichten. 

Man wird die Einwendung erheben, daß dieses alles für 
die heutige Zeit nicht mehr zutreffend sei, da die Verfütterung 
von Roggen, Buchweizen usw. verboten, und daß bei dem 
Milchmangel Milch nicht zur Verfütterung kommen dürfe; 
man könnte sogar sagen, die Futtermittel ständen heute nicht 
so wie früher zur Verfügung. 

Bei oberflächlicher Beurteilung spricht allerdings der An¬ 
schein für die Richtigkeit dieser Annahme. Bei näherer Be¬ 
trachtung der ganzen Verhältnisse jedoeli stellt sich die 
Rechnung für die Jetztzeit sehr viel günstiger. Magermilch 








24. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


hat der Bauer auch heute noch, und in den Fällen, wo die 
Milch verkauft wird, kann er das nötige Eiweiß durch das in 
Deutschland gewonnene, früher nicht bekannte Fleischmehl 
ersetzen, das frei von Milzbranderregern ist und einen Gehalt 
an löslichem Eiweiß von ca. 50 Proz. hat. Der Milchzucker 
der Milch läßt sich durch Zucker leicht ersetzen. Das Fleisch¬ 
mehl hat auch den Vorteil, daß der darin zu ca. 30 Proz. ent¬ 
haltene phosphorsaure Kalk leicht löslich und verdaulich ist 
und somit das Köq)erwachstum erheblich fördert. 

Die Grünfutterverhältnisse sind heute bedeutend günstiger 
als vor ca. 40—50 Jahren. Dank der Hilfe unserer Chemie, 
die den Kunstdünger besorgte, wurde die Produktivität Deutsch¬ 
lands mehr als verdoppelt und die eitle Hoffnung unserer 
Feinde, uns auszuhungern, zu schänden gemacht. Heute steht 
auch auf dem Sandboden Klee zur Verfügung; ferner ist 
Seradeila da, sodaß der Anbau des hochstengeligen Kohls 
unterbleibt. Auf besserem Boden genügt nach den gemachten 
Erfahrungen zur Aufzucht der Schweine einfacher Weidegang. 
Die Aufzucht der Schweine bis zur Mastzeit ist heute zur 
Kriegszeit somit ebenso leicht durchführbar wie vor dem Kriege. 
Dazu kommt noch, daß die Staatsforsten für die Weide frei¬ 
gegeben sind und auch dort Eicheln, Bucheckern usw. ein 
gutes Futter liefern. 

Es fehlen nun bis zum Abschluß der Mast noch die 
nötigen Körner und Kartoffeln für die letzten 2 Monate der 
richtigen Mast. Auch diese sind im Herbste reichlich vor¬ 
handen in Gestalt von freigegebener Gerste, Abfallgetreide 
und Zufuhr vom Auslande. Die nötigen kleinen Kartoffeln 
bezw\ Viehkartoffeln werden auch im nächsten Herbste da 
sein, vorausgesetzt, daß keine totale Mißernte eintritt. Be¬ 
züglich der Beschaffung der Gerste im Inlande ist es ratsam, 
daß der Landwirt seinem Betriebe entsprechend ein Acker¬ 
stück mit Sommergerste bestellt, falls er keine Wintergerste 
gebaut hat. Und wo schließlich die Kraftfuttermittel nicht 
ausreichen sollten, kann mit Fleischmehl, Zucker, Schnitzeln 
und Kartoffelflocken ausgeholfen werden, ganz abgesehen von 
Eicheln usw. 

(Nach den angestellten Berechnungen lassen sich allein 
in der Provinz Westfalen an Fleischmehl gewinnen pro Jahr 
44089,62 Ztr., im preußischen Staate 138759,35 Ztr.) 

Deutschland ist somit in der Lage, bei ernster Ausnutzung 
seiner Bodenprodukte das nötige Fett und den nötigen Speck 
zu liefern. Haben wir aber Kartoffeln, Speck und Fett, so 
ist niemals eine Hungersnot oder eine Unterernährung zu be¬ 
fürchten. Das für das Leben nötige Eiweiß haben wir ge¬ 
nügend in den Viehbeständen, in der Milch, im Gemüse in 
Form von Pflanzeneiweiß, in Eiern und im Brotgetreide. 

Betrachtet es nun jeder Deutsche als seine Pflicht, mit 
aller Kraft darauf hinzuwirken, daß unsere Bauern und kleinen 
Gutsbesitzer wieder mehr Gewicht auf die Sehweineaufzueht 
und -Mast legen, daß wieder die Zeit kommt, in der unsere 
Bauersfrauen ihren größten Stolz in ihrem Vieh-, besonders 
in ihrem Schweinebestande suchen, daß es wieder üblich wird, 
alle Abfälle der Wirtschaft in richtiger Weise auszunutzen, 
so ist die Schweinemast in höchstem Grade rentabel, und es 
brauchen sich die kleinen Hausmäster durchaus nicht irreführen 
zu lassen durch das viele Geschrei über die Unrentabilität 
der Schweinemast und durch die Behauptung, daß das ganze 
Jahr ein gewisses Quantum Gerste unentbehrlich sei. Letzteres 


93 


trifft nur zu für die großen Mastanstalten. Die Grundsätze 
über Fütterung dieser fabrikmäßigen Betriebe können aber 
für die kleinen Master nicht in Betracht kommen, da'sie ja 
stets auf eigene Erzeugnisse rechnen können, während erstere 
immer auf fremde Futtermittel angewiesen sind, unter denen 
die Gerste die größte Rolle spielt. 

Irreführend sind auch vielfach die großen Rentabilitäts¬ 
berechnungen, da sie meistens die Verhältnisse der großen 
Mastanstalten zugrunde legen. Liest der kleine Besitzer diese 
Berechnungen, so wirken sie natürlich für ihn abschreckend, 
da gewöhnlich bewiesen wird, daß der Verdienst bei der 
Schweinemast äußerst gering ist. In Wirklichkeit liegen aber 
die Verhältnisse für die Bauern und kleinen Gutsbesitzer 
ganz anders, und zwar so, wie aus den obigen Darlegungen 
hervorgeht. 

Die Zeitungen und Tageblätter würden sich ein Verdienst 
erwerben, wenn sie die ländliche Bevölkerung auf den großen 
Nutzen hinwiesen, den die Schweineaufzucht und -Mast nicht 
nur für die Bauern selbst, sondern auch für das ganze deutsche 
Vaterland dadurch gewährt, daß Fett, Speck und Fleisch in 
genügendem Maße bereitgestellt werden können. Für die 
Volksernährung ist das Fett das allerunentbehrlichste Nahrungs¬ 
mittel und durch nichts zu ersetzen. Zur Zeit beginnt eine 
Fettknappheit. Dieser muß mit allen nur möglichen Mitteln 
dadurch vorgebeugt werden, daß genügend schlachtreife, fette 
Schweine gezüchtet und dem Markte zugeführt und die Vieh¬ 
seuchen, besonders die Maul- und Klauenseuche, energisch 
bekämpft werden. 

Dann können w'ir uns zum Lebensunterhalt das nötige 
Fett, Speck und Fleisch in ausreichendem Maße schaffen und 
damit die Volksernährung sicherstellen, so daß wir auch auf 
diesem Gebiete mit Stolz sagen können: „Lieb’ Vaterland, 
magst ruhig sein!“ 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 

Stabs- und Regiments-Veterinär Dr. Paul Goldbeck, 
Stabsveterinär im Feldart.-Regt. Nr. 53 in Bromberg. 

Veterinär Friedrich Hartmann (Tierarzt in Corbach). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Hugo Schmidt. 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurde 
ausgezeichnet: 

Leutnant d. R. Pani S c h w i r z k e (Stud. d. Tierärztl. 
Hochschule Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Hans Mittel (Tierarzt in Fürth). 

Veterinär Dr. Heinrich Offinger (Tierarzt in Möhringen). 

Veterinär Dr. Alfred Beck (Assist, am Tierhyg. Institut 
in Freiburg i. Br.). 

Veterinär Dr. Alb recht Kollophrat (Tierarzt in 
Kappel a. Rh.). 

Veterinär Hans Henningsen (Assist, a. d. medizin. Klinik 
d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 

Oberveterinär Dr. Richard Hock (Obervet. i. Kürassier- 
Regt. Nr. 7). 

Oberveterinär Theodor Janßen (Tierarzt in Pewsum). 

Oberveterinär Karl Komm (Tierarzt in Lauenburg). 

Stabsveterinär Otto Sommermeyer (Tierarzt in Jerx¬ 
heim). 





94 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 8. 


Veterinär Adolf Weh (Tierarzt in Markt Wald). 

Veterinär Wi 1 h e 1 m We i f f e n b a c h (Schlachthoftierarzt in 
Remscheid). 

Veterinär Friedrich Westmeier (Tierarzt in Sachsen¬ 
hansen). 

Feldunterveterinär II u g o Schmidt (cand. med. vet.). 
Stabsveterinär Hermann Lutzenberger (Distriktstier¬ 
arzt in Pöttmes). 

Veterinär Georg Michatsch (Tierarzt aus Mylowitz). 
Veterinär Dr. Siegmund Schermer (Leiter des Tier- 
seuchen-Instit. d. Landw.-Kammer Hannover). 

Veterinär Dr. Paul Uhlmann (Tierarzt in Oranzahl). 
Oberveterinär Dr. Eugen Aschenbrenner (Obervet. i. 

8. Bayer. Feldart.-Regt. i. Nürnberg). 

Oberveterinär Alois Harder (Tierarzt in Offenbach a. Qu.) 
Veterinär Dr. Joseph Schütz (Tierarzt aus Piering). 
Veterinär Dr. Hermann Koestlbaclier (Tierarzt aus 
Passau). 

Veterinär Dr. Oskar Habersang (Tierarzt aus Neustadt 
a. Rennsteig). 

Veterinär JakobEigenstetter (Tierarzt aus Donaustauf). 
Stabsveterinär Hermann Sand (Bezirkstierarzt in Uffenheim). 

Emundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 13. Februar bis Sonnabend, 
den 19. Februar 1916. 

An der Westfront weiter vermehrte Kampftätigkeit. 
Unsere Truppen haben in der Champagne südlich von St. Marie- 
ä-Py die französischen Stellungen in einer Ausdehnung von 
etwa 700 Metern gestürmt und über 200 Gefangene gemacht. 
Nordwestlich von Tahnre wurden den Franzosen ebenfalls über 
700 Meter ihrer Stellungen entrissen, wobei über 300 Mann 
mit 7 Offizieren als Gefangene in unserer Hand blieben. 
Südöstlich von Ypern wurden englische Stellungen in einer 
Ausdehnung von etwa 800 Metern erstürmt. Die seitens der 
Franzosen und Engländer mit großer Hartnäckigkeit unter¬ 
nommenen Wiedereroberungsversuche sind, teilweise unter recht 
starken blutigen Verlusten für sie, zum Scheitern gebracht 
worden. Englische Artillerie hat wieder die Stadt Lille unter 
schweres Feuer genommen, das zwar französisches Eigentum und 
französische Untertanen, aber nicht das deutsche Heer schädigte. 

An der Ostfront lebhafte Artillerietätigkeit in ihrem 
nördlichen Teil und bei der Armee Botlimer. Unsere Flieger 
haben Dünaburg und die Bahnanlagen von Wilejka angegriffen. 

Die italienische Artillerie hat namentlich an der 
ktistenländischen und Kärntnerfront mehrere Tage hindurch 
wieder erhöhte Tätigkeit entfaltet, ohne daß hier größere 
Angriffe stattgefunden hätten. Hartnäckige Versuche der 
Italiener, die neue Stellung, die die österreichisch-ungarischen 
Truppen im Rombongebiete genommen hatten, wieder in ihre 
Hände zu bringen, wurden blutig abgewiesen. Österreichische 
Marineflugzeuge belegten Ravenna und andere Plätze im 
Küstengebiet mit Bomben und elf österreichisch-ungarische 
Flugzeuge sind am 14. Februar weit in Feindesland vorgestoßen 
und haben Mailand ausgiebig bombardiert. 

In Albanien sind österreichisch-ungarische Truppen in 
der Nähe von Durazzo angelangt. Abteilungen von ihnen 
haben im Verein mit albanischen Freiwilligen, deren Übertritt 
in immer größerer Zahl erfolgt, Kajava, südlich von Durazzo, 
in nnmittelbarer Nähe der Adria, besetzt. Die Bulgaren sind 
am 12. Februar in Elbassan eingezogen. 

Im Kaukasus hat die Einnahme von Erzerum den 
Russen endlich einen Erfolg eingebracht, der aber in Wirklich¬ 
keit keineswegs von irgendwie einschneidender Bedeutung sein soll. 

In Mesopotamien haben die Türken bei Korna den 
Engländern eine empfindliche Schlappe beigebracht und sie zu 
eiliger Räumung des Lagers von Bathia gezwungen; die 
englischen Verluste sollen schwer sein. Auch die englische 
Entsatzarmee bei Felasie hat mit einem neuen Versuch, auf 
dem rechten Ufer des Tigris gegen Kut-el-Amara vorzudringen ? 


einen völligen Mißerfolg gehabt; die Türken warfen sie nach 
dreistündigem Kampfe zurück und verfolgten sie bis in die 
zweite Linie ihrer Verschanzungen. Eine russische Abteilung, 
die in Persien, südwestlich von Hamadan operiert und einen 
Angriff auf Khengaver versuchte, wurde durch persische Frei¬ 
willige, die sich der türkischen Sache angeschlossen haben, 
unter beträchtlichen Verlusten zurtickgeschlagen. N. 

Als Frontveterinär in Flandern. 

Von Veterinär Dr. H a r t n a c k. 

Oktober 1914 kurz nach der Einnahme von Antwerpen 
rückte ich mit unserer Batterie schwerer Feldhaubitzen ins 
Feld. Bahnfahrt über Hamburg, Düsseldorf ins Herz Belgiens, 
von da 7 Vormarschtage in Richtung Calais. Seit über einem 
Jahre liegen w r ir jetzt an der Yser fest. Zunächst wechselten 
wir noch einmal die Quartiere, kamen mal 2 km nach Norden 
oder Süden, aber jetzt ist es schon mehr als ein Jahr her, 
daß man.von uns nicht mehr sagen kann: 

„Das rasche Schicksal, das treibt ihn fort, 

Seine Ruh', die läßt er an keinem Ort“. 

Wir sind hier in Flandern zu Hause, haben fast Bürger¬ 
recht erworben. Man bleibt Wochen von der Truppe entfernt 
auf Urlaub und hält es für eine überflüssige Vorsichtsma߬ 
regel, vorher den Koffer etwas zu packen. Man richtet sein 
Zimmer oder Haus ein, tapeziert es, besorgt Bilder und Kissen, 
läßt sich Möbel schreinern, ja ganze Barackenstädte sind 
neuentstanden. Das ist das Bild, das die ganze Westfront 
mit nur geringen Abweichungen darbietet 

Wie durch den Stellungskrieg für den Soldaten, der sich 
unmittelbar am Kampfe beteiligt, ganz andere Bedingungen 
entstanden sind, sowohl im Angriffe wie in der Verteidigung, 
man denke an die gewaltigen, festungsartig ausgebauten 
Schützengräben, Stützpunkte und Artilleriestellungen, so haben 
auch wir, die wir als Veterinäre bei der fechtenden Truppe 
sind, uns überall den veränderten Verhältnissen angepaßt. 

Beim Vormarsch war mein Platz der Zwischenraum 
zwischen dem ersten und zweiten Vorratswagen. Da hatte 
ich mit meinem Pferde mich aufzuhalten. Wer mich zu 
sprechen wünschte, kam dorthin, ich ritt von dort zu dem 
Patienten und behandelte ihn. Dort im ersten Vorratswagen 
w r ar auch der Pferdearzneikasten, jener Kasten von etwa 
60 cm Länge, 40 cm Breite und 25 cm Höhe, der das gesamte 
Instrumentarium und die gesamte Apotheke des Veterinärs 
im Bewegungskriege in sich birgt. 

Die Instrumente und Arzneien waren sehr knapp bemessen, 
nur das notwendigste und in konzentriertester Form war vor¬ 
handen. Zuweilen wurde, um statt eines kranken Pferdes ein 
gesundes zu erhalten, ein Verfahren angewandt, um das sich 
der Veterinär nicht zu kümmern brauchte, man ließ das kranke 
laufen und besorgte eiq anderes. Wir haben das nur in einem 
Falle gemacht. Im übrigen mußte aber doch der Veterinär 
helfen. Dies war keine leichte Aufgabe, und bei der geringen 
Möglichkeit, dem Pferde Ruhe zu gönnen, häufig aussichtslos. 
Im günstigsten Falle wurde das Pferd hinter der marschierenden 
Truppe hergeführt, ließ sich das nicht ermöglichen, so spannte 
man es vor einen leichten Wagen oder ließ es als Handpferd 
oder als Mittelpferd gehen. Ja man war schon froh, wenn 
man das Tier vor einem Munitionswagen gehen lassen konnte, 
der noch mit seinen sechs Pferden vollbespannt war und den 
man nicht hatte vierspännig machen müssen. Die Zeit für die 




24. Februar 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


55 


Behandlung mußte man sich stehlen, jeden Augenblick konnte 
es weiter gehen. Es kamen vor allem vor Geschirrdrücke, 
Gebärmutterentzündungen infolge Verfohlens, Rehe, Lahm¬ 
heiten. Die Einrichtung von Pferdelazaretten war noch nicht 
so vorgeschritten wie jetzt. Ihr Aufenthaltsort wechselte und 
war nicht bekannt. 

Im Stellungskriege jetzt sind die Verhältnisse ganz andere. 
Mein Arbeits- und Wohnplatz liegt, durch überschwemmtes 
Gebiet getrennt, fast 4 km vom Feinde. Es ist ein sauberes 
kleines Backsteinhäuschen mit rotem Dach, grünen Läden und 
weißgestrichenen Fenstern. Dessen ursprüngliche Bewohner 
wurden mit der Zivilbevölkerung in der Reichweite der fran¬ 
zösischen Artillerie entfernt. Jetzt bewohne ich es mit einem 
Burschen und einer Ordonnanz allein. Es hat 4 kleine Zimmer, 
deren Einrichtung ich aus der von zerschossenen Häusern 
ergänzt habe, und die als Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche 
und Burschenzimmer dienen. In dem letzteren ist zugleich 
meine Apotheke untergebracht. Außer einer Geschirrkammer 
habe ich mir im Hause noch einen Stall für mein Reitpferd 
und 2 Krankenställe eingerichtet. Zum Häuschen, das un¬ 
mittelbar an der Straße liegt, gehört ein Hof, den ich mir 
teilweise mit Ziegelsteinen habe pflastern lassen, eine Ma߬ 
nahme, die im flandrischen Dreck unbedingt erforderlich ist. 
Um das Haus liegen Wiesen, die von Hecken und Pappelreihen 
eingefaßt sind. Die Höfe, in denen meine Pferde sich befinden, 
liegen höchstens 10 Minuten von meinem Hause entfernt um 
mich. Artilleriefeuer kommt zwar häufiger hierher, sei es, daß die 
Straße bestreut wird oder der Feind eine an der Straße 
liegende Batteriestellung oder auch Scheinbatterie treffen 
möchte. Der Schaden aber, den das Feuer oder auch mal ein 
Flieger macht, ist gering; ein Offizierstellvertreter liegt 100 m 
von meinem Hause begraben, dort wurde außerdem ein Veterinär 
der Feldartillerie vor einem Jahre leicht verletzt, sonst ist 
aber keinem Menschen und nur etwa fünf Pferden 400 m im 
Umkreise etwas passiert. Mir persönlich wurden nur einmal 
ein Dutzend Scheiben und ein paar Flaschen meiner Apotheke 
durch eine drei Meter vom Hause krepierende Granate zer¬ 
schossen. In erhöhtem Grade bei meinem Dienste bin ich nur 
gefährdet, wenn ein Pferd bei der Beobachtung, dem Truppen¬ 
verbandplätze oder beim Einfahren in die Batteriestellung 
verletzt wurde und ich dorthin muß. 

Unsere Feuerstellung liegt 2000 m von hier entfernt. 
Wenig weiter zurück ist auch das Kasino unserer Batterie, 
eine behaglich eingerichtete große Bauernstube in dem Offizier¬ 
wohnhaus, in welchem wir uns abends zum Wein oder Bier 
treffen. Wir haben dort, keine 3000 m vom Feinde, manche 
vergnügte Stunde verlebt. Bei den Protzen wohnt nur der 
Arzt und ich. Ein Offizier für die Bespannung ist nicht 
vorhanden. Vorn liegen nur einzelne Pferde. Die meisten 
befinden sich in den von der Bevölkerung verlassenen Nachbar¬ 
höfen in der Nähe meines Hauses. In einem dieser Häuser 
ist auch die Schmiede und die Batterieküche, auch ein 
Seuchenstall. 

Wer da glaubt, daß die Pferde im Stellungskriege nichts 
zu tun hätten, täuscht sich. Vier Batterien ohne Bespannung 
sind mit der unseren zu einem Bataillon vereinigt. Wir haben 
für alle fünf zu arbeiten, sei es, daß die Stellung gewechselt, 
oder Munition, Material für Unterstände und Fourage gefahren 
wird. Die Eisenbahnen, Klein- und Feldbahnen, nehmen den 


Tieren zwar manches ab, aber lange nicht alles. Immerhin 
ist es mir aber möglich, kranken Pferden so lange Ruhe zu 
geben, wie ich es für gut halte. Auch kann ich sie z. B. 
zur Bestellung der Felder, die hier den Soldaten obliegt, 
verwenden lassen. 

Meine Arbeit ist die in der Veterinärordnung festgelegte. 
Um andere Angelegenheiten brauche ich mich nicht mehr zu 
kümmern. 

Das Umtauschen von Pferden innerhalb der Gespanne 
überlasse ich dem Wachtmeister. Ich erkläre nur mein Einr 
verstäUdnis. Um den Putz und die Pferdepflege bekümmere 
ich mich ebenfalls so wenig wie möglich. Die Nichtstuer 
werden schon auf den Pferdeappellen, die alle 14 Tage unter 
dem Hauptmann stattfinden, gefaßt. 

Ich gehe morgens zunächst durch einzelne Ställe, durch 
andere wieder nachmittags und abends. Dann kommen vor¬ 
mittags um V 2 10 Uhr die kranken Pferde meiner Batterie, 
auch einzelne der Infanterie und der Pioniere zu mir auf 
meinen Hof. Ich habe dort Anbindegelegenheit, mir auch 
einen Notstand bauen lassen. Mein Instrumentarium ist recht 
vollständig. Ich habe die Hauptnersche Militärinstrumenten¬ 
tasche, dazu viele Instrumente wie Zahnraspel, Maulgatter, 
Irrigator, Hufzange, Arterienklemmen, Wundhaken usw. vom 
Etappen-Sanitätsdepot erhalten, so daß ich jede Operation, 
die sich im Stehen machen läßt, machen kann. 

Bis auf einzelne Spezialpräparate wird allen Anforderungen 
in bezug auf Arzneien entsprochen, so daß Arbeits Verhältnisse 
geschaffen sind, wie man sie kaum besser wünschen kann. 
An Büchern habe ich mir wichtige und mich interessierende 
tierärztliche Werke mitschicken lassen. Einige tierärztliche 
Bücher in französischer Sprache fand ich auch in dem zer¬ 
schossenen Hause des belgischen Kollegen in M. 

Was ich nicht im Notstand operieren kann, schicke ich 
in das Pferdelazarett. Leider liegt es 17 km von hier ab. 
Trotz Vorhandenseins von Transportwagen usw. leidet durch 
die weite Entfernung etwas die Tätigkeit, man scheut sich 
vor dem Transport, kann sich auch selbst nicht einen Tag 
frei machen, um an der Operation teilzunehmen. Da dem 
Front veterinär ein Wurf zeug nicht zur Verfügung steht, 
macht man dadurch manche Operation, die man besser im 
Liegen ausführt, am stehenden Pferde, ein Umstand, der mir 
z. B. bei der Operation einer Stollbeule einen Hufschlag von 
einem Pferde einbrachte, durch den ich zwei Monate dienst¬ 
unfähig wurde. Ein gut gelegenes, gut organisiertes, unter 
Leitung eines interessierten, chirurgisch vorgebildeten Kollegen 
stehendes Lazarett kann dagegen, wie ich mich zu überzeugen 
Gelegenheit hatte, einen Mittelpunkt für die Veterinäre bilden 
und deren Tätigkeit ungeheuer befruchten. 

Es kommen alle möglichen Pferdekrankheiten vor, ins¬ 
besondere sind die Anforderungen an kleine Chirurgie sehr 
groß. 

Kranke Pferde bleiben sonst im allgemeinen in ihren 
Ställen. Bei länger andauernder Krankheit dagegen erhält der 
Fahrer ein anderes Pferd. Das alte bekommt ein Pferde¬ 
pfleger in einem Hofe mit großer Koppel. In meinem Hause 
habe ich außer einem Stalle 'für mein Reitpferd 2 Kranken¬ 
ställe, um Koliker und schwerer erkrankte Pferde unter 
ständiger Kontrolle zu haben. Einen Mann Zu deren Pflege, 
zur Ausgabe von Arzneien, zum Reinigen meiner Instrumente 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 8. 


96 


und zu Handreichungen habe ich mir in mein Haus ab¬ 
kommandieren lassen. 

Obduktionen führe ich an Ort und Steile aus. Es finden 
sich in jeder Formation Leute, die einem behilflich sein 
können, wenn man auch wohl etwas freundlicher oder auch 
energischer als üblich zur Arbeit anhalten muß. Nach der 
Sektion werden die Pferde in die Armeeabdeckerei, die 
22 km entfernt ist, abgefahren. 

Außer der rein kurativen Tätigkeit ist zu erwähnen, 
die Mitwirkung bei den alle 14 Tage stattfindenden Pferde¬ 
besichtigungen, die sich von den Pferdeappellen in den 
Garnisonen im wesentlichen unterscheiden durch die Abhaltung 
der Revisionen auf den verschiedenen Höfen, um eine zu 
starke Ansammlung auf einem Platze wegen der Flieger¬ 
gefahr und der Beobachtung vom feindlichen Fesselballon 
zu vermeiden. 

Den Ersatz von Pferden von den Pferdedepots habe ich 
häufiger selbständig in die Wege leiten müssen. 

Die Leitung des Hufbeschlags und der Hufpflege unter¬ 
scheidet sich auch nicht sehr von dem üblichen Verfahren. 
Die Schmiede ist in einer ehemaligen Scheune untergebracht. 
Die gelieferte Feldschmiede und das am Anfang empfangene 
Material war gut, jetzt ist aber die Arbeit des Schmiedes 
durch die ungleiche Güte der Eisen wesentlich erschwert. 
Die Eisen, Kohlen usw. besorgt der Fahnenschmied vom 
Hufeisen-Depot, das 25 km entfernt ist. 

Untersuchung von Futter ist häufiger erforderlich, die 
Beurteilung der Güte nicht immer leicht, da eben sehr ver¬ 
schiedenartige Futtermittel geliefert werden. 

Von Anfang an habe ich darauf geachtet, daß jedes 
geschlachtete Tier von mir untersucht wurde, eine Maßnahme, 
die m. E. unbedingt erforderlich ist. Durch die Unterlassung 
geht das Verständnis für den Wert der Fleischbeschau durch 
Tierärzte überhaupt verloren, zumal jeder ernstlicher erkrankte 
Mensch von vornherein abgeschoben wird, ohne daß man an 
Ort und Stelle der wirklichen Ursache der Erkrankung nach¬ 
gehen kann. Der Mangel von Mikroskopen und Trichinen¬ 
schau würde wohl in einem künftigen Stellungskriege behoben 
werden, zumal man allgemein deren Wert erkannt hat und 
schätzt. Einzelne Kollegen sind jetzt schon mit Trichinen¬ 
mikroskopen ausgestattet. Die Untersuchung von Lebens¬ 
mitteln ist häufig erforderlich; Büchsenfleisch, Schinken waren 
manchmal verdorben. Zur Untersuchung anderer Lebensmittel 
wie Kakao usw. werde ich selbstverständlich nicht herangezogen. 
Die Sorge der Veterinäre für die Lebensmittel geht z. T. 
soweit, daß Kollegen als Verpflegungsoffiziere ihrer Truppe 
fungieren. 

Ich wurde häufig veranlaßt, Vorträge abzuhalten. Offiziers¬ 
aspiranten wurden oberflächlich über den Bau des Pferdes 
unterrichtet. Dann war es erforderlich, den Fahrern und 
berittenen Unteroffizieren mehrfach Vorträge über Läuse und 
deren Bekämpfung, über die Bedeutung und Verhütung des 
Rotzes und Vorträge über die Erkennung von Seuchen über¬ 
haupt zu halten. 

An besonderen, den Veterinärdienst betreffenden Auf¬ 
trägen muß ich die Behandlung von Kriegshunden erwähnen. 
Ferner habe ich auch die Aufsicht über das Scheren der 


Fesseln übernommen. Der zu mir kommandierte Pferdepfleger 
ist zugleich zum Pferdescherer ernannt. 

Bei der zur Batterie gehörenden 5 km zurückliegenden 
Kolonne habe ich ebenfalls Veterinärdienst zu versehen. Ich 
habe mich dort ähnlich eingerichtet, wie in meinem Stand¬ 
quartier. Notstand und Instrumentarium ist dort ebenfalls 
vorhanden. Ich habe in H. dreimal wöchentlich Sprechstunde. 

Wenn sich zweifellos bei einem noch längeren Aufenthalt 
hier noch manches vervollkommnen läßt, so schien mir doch 
meine Tätigkeit als Beispiel dafür, wie sich unsere „Waffe“ 
dem Stellungskrieg hier in Flandern an gepaßt hat, der Be¬ 
schreibung wert zu sein. 

* 

Berichtigung. In Nr. 52, Jahrg. 1915, S. 623 der „B. T. W.“, 
ist in meinem Artikel bei dem Abschnitte „Maukebehandlung“ eine 
Berichtigung erforderlich. Es ist auf 80—100 Teile Spiritus 
1 Teil der käuflichen 35—40 Proz. Formaldehydlösung zu nehmen, 
(nicht, wie angegeben, auf 8—10 Teile). 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär Rühm 
und dem Veterinär tireinbauer. — Das Bayer. Militär-Verdienstkreuz 
2. Kl. mi» Schwertern: den Feldunterveterinären Karl Amendt aus 
Aschaffenburg und Josef Loibl aus Passau, Studierende a. d. 
Tierärztl. Fakultät der Universität München. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Königl. Sächs. Albrechtsordens: dem 
Veterinär Dr. Paul Uhlmann in Cramzahl (Sa.). — Das Ritterkreuz 
des Württemberg. Militär-Verdienstordens: dem Leutnant d. Res. 
Paul Schwirxke , Student a. d. Tierärztl. Hochschule in Berlin. — 
Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Württemberg. Friedrichs* 
ordens: dem Veterinär d. Res. Dr. Max Glükher , Stadttierarzt in 
Rottweil. — Das Herzogi. B aunschweig. Kriegs-Verdienstkreuz 
und das Oldenburg. Friedrich August-Kreuz: dem Stabsveterinär 
d. Res. Karl Vcllguth in Helmstedt. — Das Oldenburg. Verdienst 
kreuz: dem Unteroffizier Oncken und dem Feldunterveterinär 
Wiikens, Studierende der Tierärztlichen Hochschule Hannover. — 
Das Großh. Meckl. Schwerinsche Militär-Verdienstkreuz: dem Stabs¬ 
veterinär Richard Arfert im Feldart.-Regt. 72. 

Ernennungen: Geheimer Regierungsrat Dr. Lydtin wurde vom 
Bundesrat für die Zeit vom 1. Januar 1916 bis 31. Dezember 1920 
zum Mitglied des Reichsgesundheitsamtes wiederum gewählt. 

Approbiert: In München: Matthäus Kirchleitner in Trostberg. 

In der Armee: Für die Dauer des mobilen Verhältnisses ange¬ 
stellt, unter Beförderung zu Veterinäroffizieren: Dreymann (II Dort¬ 
mund), Stabsveterinär a. D. (Beamter) beim Fußart-Regt. Nr. 16, 
zum Ober-Stabsveterinär; Asche (Bernburg), Ober-Veter. d. Landw. 
a. D. (Beamter) bei der Ers.-Abt. Feldart.-Regt. Nr. 4, zum Stabs¬ 
veterinär ohne Patent. — Für die Dauer des mobilen Verhältnisses 
angestellte Veterinäroffiziere befördert: Franke (Mainz), Stabsvete¬ 
rinär bei der Res.-Ers.-Esk. XVIII. A.-K., zum Ober-Stabsveterinär; 
Kaempfer (Dortmund), Oberveterinär bei der Ers.-Abt. 4. Garde- 
Feldart Regts., zum Stabsveterinär ohne Patent. — Als Veterinär¬ 
offiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt: Dr. 
Trautmann (Saarbrücken), Tierarzt bei der Armee-Femspr.-Abt. 11 
d. III. A.-K. als Stabsveterinär. — Für die Dauer des mobilen 
Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Stabs¬ 
veterinären: die Oberveterinäre: Schütte (V Berlin) bei der Ers.- 
Esk. d. Kür.-Regts. Nr. 5, Pleßner (Calau) b. der Feldart.-Abt. 183, 
Heller (Crefeld) beim Feldart.-Regt. Nr. 22, Hom (Gleiwitz) beim 
Pferde-Lazarett Neisse, Soeffner (Landsberg) bei der Feldbäckerei- 
Kol. d. 4. Ers.-Div., Funck (Neumünster) bei der 2. Landet. Esk 
IX. A.-K., Joachim (Offenburg) bei der Mag.-Fuhrp.-Kol. 13/XIV. d. 
Etapp.-Insp. d. Armee-Abt. Falkenhausen, Baumgarten (Stettin) b. 
Res.-Feldart.-Regt Nr. 3; zu Oberveterinären: die Veterinäre: 
Mey (V Berlin) hei der Ers.-Abt. 3. Garde-Feldart.-Regt., Marxer 
(V Berlin) bei der Mil.-Veter.-Akad., Dr. Zschiesche (V Berlin) bei 
der Blutuntersuchungsstelle Warschau, Mauderer (Braunsberg) bei 
der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 3 XX. d. Armee-Abt. Scholtz, Bayer (II Breslau) 
beim Landw.-Feldart.-Regt. Nr. s 5, Seemann (Celle) b. Staffelstabe 150. 

Todesfälle: Kreistierarzt a. D. Robert Hartmann in Breslau, 
Bezirkstierarzt Veterinärrat König in Bautzen, Tierarzt Kinder in 
Falkenhain (Sa.), Distriktstierarzt Zeiner in Tittling b. W., Stabs¬ 
veterinär Dr. Paul Goldbeck im Feldart-Regt Nr. 53, Tierarzt Hans 
Haussen in Hadersleben. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkL Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung Ton Richard Sahoets ln Berlin. — 

Druck von W. BOxenstein, Berlin. 





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Postamt wird dieselbe tarn Preise von M. riertel* 
jährlich (easreblleßlicb Bestellgeld) geliefert, (öster¬ 
reichische Post*Zeitun«rs- Preisliste Nr. 614. Ungarische 
Nr. 86.) BlnselnummevB 60 PC 


Berliner 


Orlginnlbeitrlge werden mit 60 Mt, In Petttsnfn mH 
60 Mk. für den Bogen honoriert An« Manuskripts^ 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Sch mal tz«Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage 8tabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dlr. Helfer Reg.- n. Geh. Yet-Rat Dr. Lothee Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Bamboig. Referent L Relchs-KoL-Amt in Berlin. in Mülhausen LE. ln Odin. Vortrag. Rat im Min. t Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Petere Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Sohlegel 

'Landestierarzt für Hamborg; in Wiesbaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J*Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hoflrat Dr. Vegel Geh. Regiernngsrat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Oamsms, D.S.W.-A Stadt-Tierarzt in Hamburg. Professor ln München. MitfL <L Kais. Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZQndel 

Professor in Budapest Landestierarat tob Elsafl-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 

XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 9 . Ausgegeben am 2. März. 


I n ha 11: Marek: Die Leberegelkrankheit, ihre Behandlung und Bekämpfung. (Fortsetzung und Schluß.) — 
Schuh: Euguform. - Referate: W y ß m an n: Über einen Fall von tödlicher Lungenblutung beieinermitThrombo.se 
der Lungenarterie behafteten Kuh. — Salus: Über anaerobe Streptokokken. — Nachmann: Die Differenzierung der 
Pneumokokken und Streptokokken durch Optochin. — Kleine: Versuche zur Vertilgung von Zieselmäusen mittels Ratin. 
— Staats veterinärwesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Capps und Davis: 
Milch und septische Angina. — Smith und Brown: Studie über Streptokokken, herstammend von wahrscheinlich durch Milch 
verschleppte Epidemien ‘ von Tonsillitis in Massachusetts in den Jahren 1913 und 1914 (Hämolytische Streptokokken-Euter- 
entzündung und menschliche Tonsillitis). — Verschiedenes. — Tageageachlohte: Ehrentafel der Veterinäre. — Zweiundachtzigste 
Kriegswoche. — Regierungs- und Veterinärrat a. D. Carl Marggraff t- — Boerner: Zur Räudebehandlung der Pferde. 
— 0yen: Beitrag zur Behandlung der Räude. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


(Aus der medizinischen Klinik der Veterinär-Hochschule 
in Budapest.) 

Die Leberegelkrankheit, ihre Behandlung 
und Bekämpfung. 

Von Prof. Dr. J. Marek. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Kamala. In den meisten Fällen kam zur Anwendung 
das Kamala depuratum, dessen Ascherückstand nach 
den Kontrollbestimmungen 5,25 Proz. betrug und das nach 
Behandlung mit verdünnter Kalilauge und Auswaschen mit 
Wasser außer den charakteristischen Drüsenrosetten und Bü¬ 
schelhaaren nur ganz vereinzelte sonstige pflanzliche Gewebe¬ 
bestandteile unter dem Mikroskop zu erkennen gab. Hiergegen 
hinterließ das aus zwei verschiedenen Quellen bezogene K a - 
mala venale 14,22 Proz. und 23,08 Proz. Rückstand nach 
dem Verbrennen, ohne jedoch fremde pflanzliche Gewebe¬ 
bestandteile zu enthalten. 

Bei Schafen war die Versuchsanordnung wie folgt: 
6 Tiere (52—57) erhielten an zwei aufeinander folgenden Tagen 
einige Stunden vor der Mittagsfütterung je 7,5, insgesamt somit 
15 g Kamala depuratum mit Altheewurzelpulver in Pille; 
2 Tiere (58, 59) an fünf aufeinander folgenden Tagen je 4 g 
Kamala depuratum ebenso; 1 Tier (60) auf einmal ein aus 15 g 
Kamala depuratum und 25 ccm Alkohol durch zweitägiges 
Stehenlassen bereitetes Mazerat durch einen Schlauch direkt 
in den Magen; 1 Tier (61) ein ähnliches Mazerat in zwei Teilen 
an zwei aufeinander folgenden Tagen; 1 Tier (62) 14 g Ka¬ 
mala depuratum auf einmal in Pille; 2 Tiere (63, 64) an zwei 
aufeinander folgenden Tagen je 7,5 g Kamala venale in Pille. 
Zur Kontrolle dienten die Tiere 45—51 aus derselben Herde. 

Der Heilerfolg war geradezu verblüffend. Es wurden von 
den überhaupt behandelten 13 Schafen, die nach dem Ergebnis 
der mikroskopischen Kotuntersuchung und dem späteren 


Sektionsergebnis sowie auch nach der im allgemeinen großen 
Menge der Leberegel in den Kontrollieren als stark infiziert zu 
betrachten waren, 3—7 Tage nach Abschluß der Behandlung 
bei 7 Tieren (53,8 Proz.) überhaupt keine Leberegel mehr ge¬ 
funden (bei 6 Tieren enthielt die Galle noch Leberegeleier), bei 
4 Tieren (30,8 Proz.) waren nur tote Leberegel und bloß bei 
2 Tieren (13,4 Proz.) fand ich 3 und 6 lebende Leberegel, im 
letzten Falle in Gemeinschaft mit 40 toten Exemplaren. In 
den angegebenen Dosen bewirkte somit das Kamala 
bei 84,6 Proz. der Schafe das Absterben sämt¬ 
licher und auch bei den übrigen 13,4 Proz. der 
Schafe das Absterben der meistenLeberegel; 
das Kamala hat sich demnach als ein sozu¬ 
sagen alle Leberegel sicher tötendes Mittel 
erwiesen. In dieser Beziehung wurde kein nennenswerter 
Unterschied verzeichnet, ob Kamala depuratum oder Kamala 
venale, ob die Gesamtmenge des Mittels in einem oder in 
mehreren Teilen, in Pille oder in alkoholischem Mazerat ein¬ 
gegeben wurde. Wollte man aber aus der verhältnismäßig 
geringen Zahl der Einzelversuche irgendwelche Schlußfolge¬ 
rungen ziehen, so müßte man behaupten, daß die Verabfolgung 
der ganzen nötigen Kamalamenge auf einmal (Versuchstier 62) 
einen weniger günstigen Heilerfolg verspricht als deren Ver¬ 
teilung in zwei Dosen, daß ferner mehrere niedrige Dosen 
noch besser wirken und daß schließlich das sonst ungefälschte 
Kamala venale mindestens ebenso gut wirkt wie das Kamala 
depuratum, selbst wenn sein Aschertickstand 13—23 Proz. be¬ 
trägt. Demgegenüber blieb auch das Kamala wirkungs¬ 
los auf dieLanzettegel. 

Bei der für Schafe entsprechenden Dosierung hat sich 
dagegen das Kamala als wenig zuverlässig er¬ 
wiesen gegen die Leberegel bei Rindern. Es 
befanden sich namentlich in den Gallenwegen eines 580 kg 









08 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 9. 


schweren Stieres, der am Morgen und am Abend eines Tages je 
eine Pille mit 40 g (insgesamt 0,139 g für 1 kg Körpergewicht) 
Kamala dep. erhielt und 10 Tage später seiner schweren Disto- 
inatose erlag (die Leber zeigte 2J4fache Vergrößerung), noch 
100 lebende Leberegel nebst 179 toten Exemplaren. Bei einem 
anderen Stier mit einem Körpergewicht von 585 kg, dem in 
einem Zwischenraum von 24 Stunden zweimal je 75 g Kamala 
dep. (0,26 g für 1 kg Körpergewicht) eingegeben wurden, fand 
ich nur 116 lebende Leberegel, deren Zahl auch vor dem Beginn 
des Versuches kaum größer gewesen sein dürfte, da bei der 
Sektion nur eine Cholangioitis distomatosa ohne Veränderung 
des Lebergewebes nachzuweisen war. Bloß bei einem 470 kg 
schweren Stier, dem in einem Zwischenraum von 24 Stunden 
zweimal je 61 g Kamala (0,26 g für 1 kg Körpergewicht) ein¬ 
gegeben wurden, fand ich bei der Sektion insgesamt rtur 
15 lebende Leberegel, trotzdem die mikroskopische Unter¬ 
suchung des Darmkotes auf eine scüwere Infektion mit Leber¬ 
egeln hindeutete. Es ist nach alledem noch nicht gelungen, 
die Leberegel bei Rindern sicher abzutöten; die bei Schafen 
erreichten überaus günstigen Erfolge in Gemeinschaft mit den 
bereits auch bei Rindern verzeichneten ermunternden Resul¬ 
taten berechtigen jedoch zu dem Schluß, daß es durch eine 
entsprechende Abänderung der Dosierung schließlich doch auch 
bei Rindern gelingen wird, die Leberegel abzutöten. Versuche 
in dieser Richtung sind bereits im Gange. 

Die Wirkung des Kamala auf den Organis¬ 
mus der Wirttiere äußerte sich nach Anwendung der 
angegebenen Mengen ausnahmslos im Auftreten eines meist 
starken Durchfalls, ferner meist auch in Abnahme 
der Freßlust, nicht selten bis zur vorübergehenden 
Appetitlosigkeit, außerdem häufig in allgemeinem Schwäche¬ 
zustande. Diese Erscheinungen stellten sich bereits un¬ 
gefähr 12 Stunden nach dem erstmaligen Eingeben ein, nahmen 
dann für die Dauer der nächsten zwei Tage an Intensität zu, 
gingen aber nachher wiederum allmählich zurück, worauf 
Schafe 3—5 Tage nach der Behandlung den ursprünglichen 
Zustand und häufig sogar eine Besserung der Freßlust und des 
Allgemeinbefindens zu erkennen gaben. Rinder werden da¬ 
gegen für die Dauer von 4—6 oder noch mehr Tagen stark 
hergenommen, bekommen einen starken Durchfall, nehmen 
einige Tage überhaupt kein Futter auf und zeigen sich ent¬ 
kräftet; etwa schon vorhin durch die Leberegelkrankheit stark 
geschwächte Tiere erholen sich sogar nicht mehr, sondern gehen 
infolge von Erschöpfung zugrunde, wie der Stier 65, dessen 
Leber sich bei der Sektion 2)4-fach vergrößert zeigte. Bei 
Schafen erscheinen die Darmentleerungen zur Zeit des Durch¬ 
falls durch die beigemengten Kamalabestandteile nicht selten 
mehr oder weniger braunrot gefärbt. Leberegel waren weder 
bei Schafen noch bei Rindern in den Darmentleerungen zu 
erkennen. 

Eine Wirkung des Kamala auf die Gallen¬ 
wege ließ sich daraus erschließen, daß bei einem Versuchs¬ 
rind die Schleimhaut der Gallenblase eine fleckige Rötung zeigte 
und die Galle mit Blutstriemen vermengt erschien, daß ferner 
bei einem Versuchsschaf in der Schleimhaut der Gallenblase 
Blutungsflecke, bei einem weiteren Schaf aber bis pfenniggroße 
Erosionen zu erkennen waren, bei anderen zwei Schafen sogar 
ein bis % cm dicker, der Unterlage stark anhaftender Fibrin¬ 
belag vorhanden war, worin sich 2 und 53 tote Leberegel eim 


gebettet fanden. Da bei den Kontrollieren sowie bei anderen 
Rindern und Schafen, die mit sonstigen Mitteln behandelt 
wurden, ähnliche Veränderungen stets vermißt wurden, so 
gestatten die angeführten Veränderungen mindestens mit Wahr¬ 
scheinlichkeit darauf zu schließen, daß sie durch das Kamala 
erzeugt wurden. Hiergegen fand ich im Lebergewebe selbst 
niemals solche Veränderungen, die auf die Wirkung des 
Kamala hätten bezogen werden können. Die im Verlaufe der 
Distomatose sonst stets veränderte Galle zeigte sich von 
16 Schafen, aus deren Gallenwegen die Leberegel bereits ver¬ 
schwunden waren, nur noch bei 2 Tieren schmutzig grünlich- 
braun, fadenziehend und stark schleimig sowie mit krümmeligen 
Massen vermischt, bei den übrigen 14 Tieren hat sie dagegen 
ihre gewöhnliche klare und hellgrüne Farbe, ihre Durch¬ 
sichtigkeit und dünnflüssige Beschaffenheit bereits wieder¬ 
erlangt, trotzdem sich in ihr noch vereinzelte oder zu Gruppen 
vereinigte Leberegeleier mikroskopisch nach weisen ließen. 
Ebenfalls bereits normal erschien die Galle zweier solche 1 ? 
Schafe, deren Gallenwege noch 1 und 3 lebende Leberegel be¬ 
herbergten, wogegen sie sich beim Vorhandensein von nur ab¬ 
getöteten Leberegeln immer verändert zeigte. 

DasAbsterbenderLeberegelunterderEin- 
wirkung des Kamala «kann sich bei Schafen bereits in 
3 oder sogar noch weniger Tagen vollziehen, wie beim Ver¬ 
suchsschaf 63, in dessen Gallenwegen bereits nach drei Tagen 
keine Leberegel mehr gefunden wurden. Während derselben 
oder nicht viel längeren Zeit (3—8 Tage) kann ferner auch die 
Herausbeförderung oder der Zerfall der abgetöteten Leber¬ 
egel zu Ende geführt sein. Sogar die Leberegeleier werden 
mindestens zum großen Teil aus den Gallenwegen heraus¬ 
geschafft im Laufe von 8 Tagen, bei leichter Infektion aber 
bereits innerhalb von 5 Tagen, wie beim Versuchsschaf 35. Das 
Absterben scheint übrigens fast ausnahmslos in allen Teilen 
des Leberegelkörpers gleichzeitig zu beginnen, da ein nur auf 
den hinteren Körperteil sich beschränkendes Absterben bloß 
bei zwei Tieren an je einem Leberegel zu erkennen war. Wenn 
hiergegen nach Anwendung des Farnextraktes das nur partielle 
Absterben des Leberegelkörpers viel häufiger zur Schau kommt, 
so deutet das auf eine weniger energische Wirkung des Farn¬ 
extraktes hin. Dem Absterben gehen übrigens wohl den beim 
Versuch in vitro beobachteten ähnliche, innerhalb der Gallen¬ 
wege jedoch entsprechend der sich hier nur langsam steigern¬ 
den Wirkung länger andauernde krampfhafte Kontraktionen 
der Leberegel voraus, wobei die in den Uterusschlingen ange¬ 
sammelten Eier herausgepreßt werden. Hierin liegt die Er¬ 
klärung dafür, warum man im Uterus der teilweise oder im 
ganzen abgestorbenen Leberegel entweder überhaupt keine 
oder höchstens nur vereinzelte Eier findet, wogegen der Uterus 
der zufällig in demselben Tiere lebend gebliebenen Egel 
strotzend mit Eiern gefüllt erscheint. Den krampfhaften 
Muskelkontraktionen folgt alsbald eine Lähmung der gesamten 
Körpermuskulatur mit Sistierung der Körperbewegung und Um¬ 
wandlung des Leberegels zu einem schlaffen, nicht seiten 
abnorm verlängerten plattgedrückten Gebilde, das durch die 
Galle gleichmäßig dunkel grünlichbraun oder im Gegenteil 
hellgrün gefärbt wird (Abb. 5). In der folgenden Zeit tritt 
durch Aufbiegen der Seitenbänder allmählich eine Zusammen- 
schrumpfung des Egels zu einem gefalteten Strang ein oder 
es zerfällt dessen Körper schon vorher in Fetzen, nachdem 





2. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


99 


manchmal seine nur durch die Kutikula und die Darmver¬ 
ästelungen dargestellten Umrisse eine Zeitlang noch zu er¬ 
kennen waren (Abb. 6). Die zu'strangförmigen Gebilden ge¬ 
schrumpften Egel verbleiben ab und zu lange Zeit in den 
Gallenwegen und lassen unter dem Mikroskop die Gewebe¬ 
struktur des Leberegelkörpers besonders durch das Vorhanden¬ 
sein des Bauchsaugnapfes, der Darmverästelungen und manch¬ 
mal des Uterus erkennen. 

Durch die entzündlichen Leberverän¬ 
derungen wird die WirkungdesKamalaaufdie 
Leberegel nicht beeinträchtigt, da nicht selten 
auch bei sehr schweren chronischen entzündlichen Verän¬ 
derungen des Lebergewebes und der Gallenwege sämtliche 
Leberegel abgetötet wurden, in anderen Fällen wiederum mit 
nur geringgradiger Miterkrankung des Lebergewebes oder trotz 


* t 


Fig. 

Tote und geschrumpfte Leberegel aus 
einem mit Kamala dep. behandelten 
Schafe. 



Tote und schleierartig durchscheinende 
Leberegel aus einem mit Kamala dep. 
behandelten Schafe. 


ausschließlicher Erkrankung der Gallenwege vereinzelte Leber¬ 
egel am Leben geblieben w r aren. 

Erklärung der Wirkung des Kamala und des 
Farnextraktes auf die Leberegel im Tierkörper. 
Die zu den Phlorogluzinderivaten gehörenden wirksamen Stoffe 
des Kamala und des Farnextraktes werden zum Teil im Darm resor¬ 
biert und mit dem Pfortaderblut nach der Leber zu geschafft, wo 
sie mit der Galle und möglicherweise auch durch die Schleimhaut 
der Gallenwege teilweise ausgeschieden werden. Hierfür sprechen 
die bei 5 Versuchstieren in der Gallenblase gefundenen entzündlichen 
Veränderungen. Die Ausscheidung der genannten Stoffe in der 
Leber dürfte jedoch in Form für die Distomen indifferenter 
chemischer Verbindungen vor sich gehen, denn sonst bliebe es 
unerklärlich, warum nur die Leberegel absterben, die Lanzettegel 
dagegen unversehrt bleiben, trotzdem sie sich in vitro viel empfind¬ 
licher gegenüber den wirksamen Stoffen der in Rede stehenden 
Mittel zeigen. Dementsprechend ist anzunehmen, daß die Leber¬ 
egel deshalb absterben, weil sie die noch wirksamen Phlorogluzin¬ 
derivate unmittelbar mit dem Blute der Pfortader aufsaugen. Und 
tatsächlich wies Railliet die blutsaugende Fähigkeit der Leber¬ 
egel auch experimentell nach. Demgegenüber scheint der Lanzett¬ 
egel kein Blut zu saugen und dementsprechend wird er auch nicht 
durch die genannten Stoffe gefährdet. Jedenfalls geht aus den be¬ 
schriebenen Versuchen unzweideutig hervor, daß zwischen den auch 
anatomisch sehr verschiedenen beiden Arten der Distomen auch 
in physiologischer und biologischer Beziehung wesentliche Unter¬ 
schiede bestehen. 

Nicht unerwähnt will ich endlich lassen, daß sich das Ka¬ 
mala und das Farnextrakt als wirkungslos er¬ 
wiesen auf ösophagostomen und Trieb ozephalen 
im Darme. Bei einem Schaf fand ich sogar einen lebenden Band¬ 
wurm im Darme, trotzdem in den Gallenwegen die Leberegel ab¬ 
getötet wurden. 

Das Eingeben des Kamala geschieht am be¬ 
quemsten und zweckmäßigsten in Pillenform. Das Eingießen 
des Mittels in Schüttelmixtur ist viel umständlicher und auch 
weniger zuverlässig, bei Verabfolgung per os außerdem mit 
Rücksicht auf die Möglichkeit des Fehlschluckens auch nicht 


unbedenklich. Auf die Aufnahme des Mittels mit dem Futter 
läßt sich nicht rechnen, da bei den schwerer kranken Tieren 
die Freßlust vermindert ist und da auch gesunde Tiere 
höchstens nur die erste Dosis mit dem Futter auf nehmen, die 
Aufnahme der weiteren Dosen dagegen verweigern. Das Kamala 
läßt sich mit der doppelten Menge Getreidemehl, Leinsamen¬ 
mehl oder Altheewurzelpulver und der doppelten Menge Wasser 
rasch zu einer Pille (Bolus) verreiben. Für herabgekommene 
oder an Durchfall leidende Tiere eignen sich jedoch besser 
Pillen aus gleichen Teilen Mehl oder Altheewurzelpulver und 
Eichenrindenpulver, die dann mit etwas mehr Wasser (unge¬ 
fähr 20 ccm) vermischt werden müssen. Die für Schafe geeignete 
Einzeldosis von 7,5 g Kamala gibt mit den Zusatzstoffen eine 
ungefähr hühnereigroße Teigmasse, die in zwei Teilen durch 
Kneten in der Hand zu je einem ungefähr 4—5 cm langen, 
spindelförmigen Bissen geformt wird. Inzwischen drückt ein 
Gehilfe das Tier leicht zwischen die Schenkel und hält es 
gleichzeitig mit beiden Händen an den Hörnern oder Ohren, 
während ein anderer Gehilfe das Maul des Tieres aufsperrt 
durch Einschieben eines etwa 30 cm langen, 5 cm breiten und 
mit 3—4 cm breitem zentralem Loch versehenen Querholzes, 
wie beim Einführen der Schlundsonde beim Rinde. Durch das 
zentrale Loch wird nun die mit einer etwa 25 cm langen Korn¬ 
zange erfaßte und durch Eintauchen in Wasser schlüpfrig ge¬ 
machte Pille den harten Gaumen entlang in der Mittellinie 
bis hinter das Gaumensegel in den Schlundkopf geführt, 
dort freigelassen, die ungefähr 20 cm tief eingeschobene Korn¬ 
zange dann herausgezogen und das Querholz aus dem Maule 
entfernt. Hierauf lält man den Kopf des Tieres in horizontaler 
Richtung halten, damit es den Bissen leichter abschlucken kann. 
Gewöhnück wird jedoch der Bissen schon vorher durch die 
reflektorisch angeregte Kontraktion der Schlundkopfmuskulatur 
unmittelbar nach der Lockerung der Kornzange nach dem 
Magen zu geschoben, was sich daraus erkennen läßt, daß nach 
dem Herausziehen der Komzange das Tier höchstens einige 
leichte schluckende oder leckende Bewegungen ausführt. 
Wurde der Bissen zufällig nicht bis in den Schlundkopf hinein¬ 
geschoben, so befördert ihn das Tier unter raschen Kau¬ 
bewegungen in den vorderen Teil der Maulhöhle und wirft ihn 
heraus. Unter solchen Umständen wird er in der bereits be¬ 
schriebenen Weise wieder eingeschoben und ähnlich auch die 
zweite Pille eingeführt. Das Eingeben der Pille kann auch ein¬ 
fach mit der Hand geschehen, wobei der Eingeber selbst das 
Schaf zwischen die Schenkel drückt, mit der linken Hand 
dessen Unterkiefer erfaßt und durch Drücken der Backenwand 
zwischen die Backenzahnreihen mit den Fingern dieser Hand 
das Tier zum Aufsperren des Maules veranlaßt. Hierauf wird 
die Teigmasse stückweise mit dem Zeigefinger der rechten 
Hand tief unter das Gaumensegel geschoben und nötigenfalls 
das Tier durch Druck auf die Schlundkopfgegend zum Ab¬ 
schlingen veranlaßt. Das letzterwähnte Verfahren ist allerdings 
recht umständlich und zeitraubend und dabei insofern un¬ 
angenehm, als Verletzungen der Finger durch die Zähne fast 
unvermeidlich sind. Erwachsenen Rindern oder größeren Jung¬ 
rindern kann man ungefähr htihnereigroße Pillen im ganzen 
mit der nach dem Hervorziehen der Zunge in die Maulhöhle 
eingeführten Hand bis auf die Zungenwurzel bringen, kleineren 
Tieren wird die Pille jedoch zweckmäßiger mit einer Korn¬ 
zange eingegeben. Auch die üblichen Pilleneingebeapparate 
kann man hierzu verwenden. Um Verwechslungen der Tiere zu 
vermeiden, sollen Schafe sowie nicht angebunden gehaltene 
Rinder nach dem Eingeben des Mittels bis zum Abschluß der 
Behandlung bei sämtlichen Tieren abgesondert bleiben. 

Bei Massenbehandlung würde es sich empfehlen, das 
Pillenkonstituens für sämtliche zu behandelnden Tiere voraus her¬ 
steilen zu lassen, durch luftdichtes Bedecken des Behälters dessen 
Eintrocknen zu verhindern, davon die für jedes Tier nötige Menge 
erst unmittelbar vor dem Eingeben zu entnehmen und sie auf einem 
bereitgestellten Teller mit dem Kamala sofort zur Pillenmasse zu 
verreiben. Für jede Einzeldosis von 7,5 g Kamala nimmt man für 
Schafe ein etwa walnußgroßes, für Rinder dagegen ein um soviel 
größeres Stück vom Pillenkonstituens, um wieviel größer deren 
Kamaladosis ist. Um das zeitraubende Messen der Einzeldosen des 
Kamala zu vermeiden, könnte man vor dem Beginn der Behand¬ 
lung eine Dosis abwiegen, in ein etwas breithalsiges kleines Gefäß 
schütten und an der Wand dieses Gefäßes die Höhe der Kamala- 
sctiieht bezeichnen, worauf die übrigen Dosen einfach mit dem 





löö 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 9. 


Gefäß aus dem Kamalavorrat herausgeschöpft werden könnten. 
Schon weniger zuverlässig erscheint die Bestimmung der Kamala- 
dosis daraus, daß 15 g Kamala depuratum 28—32 ccm, ebensoviel 
Kamala venale aber 26—28 ccm Raum beanspruchen. Bei ent¬ 
sprechender Hilfe dürfte die Behandlung einer Schafherde nicht 
mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die Vornahme irgend einer 
Schutzimpfung bei diesen Tieren. 

Die Kontrolle der tadellosen Beschaffenheit 
des Kamala durch den behandelnden Tierarzt erscheint be¬ 
sonders deshalb sehr empfehlenswert, da der voraussichtlich bald 
eintretende Aufschwung der Kamala-Therapie wohl häufig zu 
Fälschungen des Mittels Anlaß geben wird. Die Kontrolle kann 
einfach mit dem Mikroskop vorgenommen werden, indem man 
etwa« Kamalapulver auf den Objektträger bringt, nach Ver¬ 
mischung mit 1—2 Tropfen Wasser mit einem Deckglas bedeckt, 
worauf in dem Präparate die charakteristischen unregelmäßig 
kugeligen, höckerigen und stark lichtbrechenden Gebilde mit durch¬ 
scheinender strahliger Struktur, ferner vielstrahlige Büschelhaare 
aus dickwandigen, meist mehr oder weniger oder sogar haken¬ 
förmig gekrümmten Einzelhaaren erkennbar werden. Nach Behand¬ 
lung mit verdünnter Kalilauge und Auswaschen mit Wasser er¬ 
scheinen die kugeligen Gebilde als dünnwandige Hohlräume mit 
zahlreichen, strahlig angeordneten, dünnwandigen, keulenförmigen 
Zellen (Abb. 7). Außer diesen Drüsen- und Büschelhaaren von den 
Früchten des Mallotus philippensis finden sich höchstens nur ver¬ 
einzelte sonstige pflanzliche Gewebebestandteile. Die häufigste 



Fiy. 7. 


Fälschung des Kamala mit Ziegelstaub läßt sich aus dem Vor¬ 
handensein von schwarzen, glanzlosen, staubartigen Massen oder 
Bröckeln zwischen den Kamalabestandteilen erkennen; gleichzeitig 
sinkt ein solches Kamalapulver zum größten Teil im Wasser unter. 
Etwaige Beimischung von Mineralsalzen (Kochsalz, Viehsalz 
u. dergl.) kann man schon aus dem Sichtbarwerden von weißlichen 
kristallinischen Stückchen im braunroten und nur mit wenig gelb¬ 
lichen Teilchen durchsetzten Kamalapulver vermuten, unter dem 
Mikroskop sieht man aber in solchen Fällen die durchscheinenden 
Salzkristalle. Der viel sicherere Nachweis einer Verfälschung mit 
mineralischen Stoffen durch Bestimmung des Ascherückstandes 
nach dem Verbrennen des Kamala ließe sich in der gewöhnlichen 
Praxis nur schwer durchführen. Eine gute Droge von Kamala 
depuratum darf übrigens höchstens 6 Proz. Rückstand hinterlassen. 

Zusammenfassung. 

Die erfolgreiche Behandlung der Leberegelkrankheit bei 
Schafen darf als außer Frage gestellt betrachtet werden. Es 
können namentlich Schafe mit Leberegelkrankheit sicher ge¬ 
heilt werden durch rechtzeitige Abtötung der Leberegel, noch 
bevor schwere, das Leben auch nach dem Abtreiben der Leb.er- 
egel bedrohende chronische Leberveränderungen zur Ausbil¬ 
dung kommen. 

Durch entsprechend hohe Dosen des Kamala werden die 
Leberegel im Durchschnitt bei 85 Proz. der erkrankten Schafe 
sämtlich und auch bei den übrigen 15 Proz. der Tiere zum 
größten Teil getötet, worauf im letzten Falle die noch lebend 
gebliebenen einigen Leberegel überhaupt keine Gefahr mehr 
für das Tier bedeuten. 


Die besten Heilerfolge lassen sich erreichen mit dem 
Kamala, mag es als Kamala depuratum oder als Kamala venale 
zur Anwendung gelangen, * vorausgesetzt nur, daß es nicht 
gefälscht ist. Eine schon etwas schwächere, im ganzen aber 
dennoch zufriedenstellende Wirkung entfaltet auch das 
kamalahaltige Präparat Parasitin, wogegen im Calbazan die 
Menge des Kamala schon zu gering ist, um eine zuverlässige 
Wirkung auszuüben. 

Etwa einjährigen und älteren Schafen entsprechen am 
besten 15 g Kamala in zweimaliger Dosis in einem Zwischen- 
laum von 12—24 Stunden. Kräftigen Tieren kann jedoch iui 
Notfälle die Gesamtmenge auf einmal, abgeschwächten oder an 
Durchfall leidenden Tieren aber im Gegenteil in 5 Teilen an 
fünf aufeinander folgenden Tagen verabfolgt, und im letzten 
Falle die Gesamtmenge auf 20 g erhöht werden. Vom Parasitin 
genügen im allgemeinen zwei Pillen in l /*—1 tägigem Zwischen¬ 
raum. 

Nach dem Eingeben des Kamala zeigen sich Schafe in den 
ersten 3—5 Tagen mehr oder weniger matt, liegen viel, fressen 
weniger oder für die Dauer von 1—2 Fütterungszeiten über¬ 
haupt nicht, außerdem bekommen sie ohne Ausnahme Durch¬ 
fall. Sonstige Krankheitserscheinungen fehlen. 

Unter der Einwirkung des Kamala vollzieht sich das Ab¬ 
sterben der Lerberegel bereits in 3—8 Tagen, und während der¬ 
selben Zeitdauer verschwinden in der Regel auch die Parasiten 
aus den Gallenwegen, und zwar teils durch Herausschaffung 
nach dem Darm zu oder meist durch Zerfall. Die Herausbe¬ 
förderung der Leberegeleier überdauert zw r ar die Vernichtung 
der Leberegel um einige Tage, zum größten Teil werden sie 
jedoch ebenfalls innerhalb der ersten acht Tage entfernt. 

Die Kosten der Behandlung der Leberegelkrankheit bei 
Schafen mit dem Kamala sind sehr gering. Nach der deutschen 
Arzneitaxe von 1907 beläuft sich der Preis von 1 kg Kamala 
( wohl dem Kamala dep. entsprechend) auf 21,50 Mark. Da nun 
diese Kamalamenge für 66 Schafe ausreicht, so beträgt der 
Ankaufspreis des Heilmittels für je ein Schaf rund 30 Pfennig, 
(ln Ungarn beträgt der Ankaufspreis beim Kamala depuratum 
nur 12 Kronen, beim Kamala venale 6,40 Kronen, da das 
Mittel auch außerhalb der Apotheke feilgehalten werden darf.) 

Mit Rücksicht auf die große Verbreitung der Leberegel¬ 
krankheit erscheint ein den bisherigen w'eit übertreffender An¬ 
bau des Mallotus phlippensis geboten, und zwar auch im europäi¬ 
schen Kontinent, falls es die klimatischen und Bodenverhält¬ 
nisse überhaupt gestatten. 

Die Wirkung des Farnextraktes (das Fasciolin in¬ 
begriffen) zeigte sich sogar zur Behandlung der Schafe 
insofern unzureichend, als die Zahl der Leberegel bis 
in der Hälfte der Tiere unverändert blieb und auch in einem 
Teile der übrigen Tiere sich die Leberegel teilweise lebend 
erhalten haben, die Abtötung sämtlicher Leberegel dagegen 
nur in vereinzelten Fällen zu verzeichnen war. Die Ursache 
hierfür liegt hauptsächlich in dem sehr wechselnden Gehalt an 
wirksamen Stoffen je nach dem Standorte des Farns sowie der 
Herstellung und Aufbewahrung des Extraktes. Außerdem speit 
jedoch auch der Umstand eine Rolle, daß das Mittel mit Rück¬ 
sicht auf seine leicht eintretende toxische Wirkung nicht in der 
nötigen Menge und entsprechend lange Zeit gegeben' werden 
kann. Man sollte dementsprechend nur in solchen Fällen vom 
Farnextrakt Gebrauch nehmen, wo sich vielleicht Kamala nicht 




2. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


101 


beschaffen läßt und wo ein Farnextrakt mit garantiert hohem 
Gehalt an wirksamen Stoffen zur Verfügung stellt. Aber auch 
in solchen Fällen wird man darauf gefaßt sein müssen, daß 
bei einem Teil der Tiere eine Verminderung der Leberegel 
überhaupt nicht eintritt, und auch bei den übrigen Tieren zum 
Teil nur eine Besserung des Zustandes erreicht werden kann. 

Vom Farnextrakt dürfen einjährigen Schafen an sechs auf¬ 
einanderfolgenden Tagen je 5 g, älteren Schafen aber 6 g mit 
der doppelten Menge eines neutralen Öls verabfolgt werden. 

Die Kosten der Behandlung mit «lern Farnextrakt über¬ 
treffen die der Behandlung mit dem Kamala 2—lOfach oder 
noch mehr, je nachdem das Extrakt aus der Apotheke oder 
auch im Drogistengeschäft verschafft werden darf. Die Be¬ 
handlungskosten werden auch noch dadurch erhöht, dass iÄin 
das Extrakt mit einem öl und mindestens an fünf Tagen ver¬ 
abreichen muß. Ein weiterer Nachteil dieser Behandlung be¬ 
stellt darin, daß der praktizierende Tierarzt außerstande ist. 
den Gehalt des Mittels an wirksamen Stoffen zu kontrollieren 
oder dessen Fälschung zu ermitteln. 

Bei Rindern bleibt das Farnextrakt sozusagen immer ohne 
Wirkung auf die Leberegel. Dagegen vermag eine 5 prozentige 
Filmaronlösung nach mehrmaligen intravenösen Einspritzungen 
einen Teil der Leberegel abzutöten, für die Praxis eignet sich 
aber dieses Verfahren trotzdem nicht, da einerseits die Wirkung 
dennoch nicht genügend zuverlässig ist und da außerdem die 
für die intravenöse Injektion überhaupt in Frage kommende 
wäßrige Filmaronlösung nur verhältnismäßig kurze Zeit ihre 
Wirksamkeit bewahrt. Daneben wäre die Behandlung not Kück- 
sieht auf den hohen Preis des Mittels und die Notwendigkeit 
der intravenösen Injektion zu kostspielig. 

Die mit dem Kamala bei Schafen erzielten ausgezeichneten 
Erfolge lassen den Schluß zu, daß sich die Kamala-Therapie 
bei entsprechender Dosierung des Mittels auch bei Rindern be¬ 
währen wird. 

Auf die Lanzettegel blieben alle bisher angewandten Mittel 
durchweg ohne jede Wirkung. Die Erfolglosigkeit in dieser 
Richtung hat aber deshalb nur eine untergeordnete praktische 
Bedeutung, weil die Lanzettegel für sich im allgemeinen nur 
selten eine schwere Distomatose veranlassen. 

Wenn es einmal gelingen wird, auch bei Rindern die Leber¬ 
egel sicher abzutöten, und falls die Erzeugung von Kamala mit 
dem voraussichtlich enorm zunehmenden Bedarf Schritt halten 
kann, so läßt sich schließlich sogar auch die Ausrottung der 
Leberegel oder mindestens eine bedeutende Verminderung der 
Infektiosität der Weideplätze erreichen. Das hierbei in Be¬ 
tracht kommende Verfahren wäre ungefähr folgendes: Behand¬ 
lung mit Kamala sämtlicher Weiderinder und Schafe beim Be¬ 
ginn des dauernden Stallaufenthaltes im Winter; während der 
hierauf folgenden zwei Wochen Zusammentragen des Düngers 
aus dem Stall der behandelten Tiere an einem besonderen Ort 
und dessen Bedecken mit dem Dünger anderer Tiere in dicker 
Schicht zur Abtötung der Leberegeleier durch die Fäulnis, oder 
dessen Verwendung zum Düngen trockener Ackerfelder; 
Wiederholung der Behandlung vor dem nächsten Austreiben auf 
die Weide im nächsten Frühjahr, um auch die vereinzelten am 
Leben gebliebenen Leberegel abzutöten; beim Auf tauchen der 
Leberegelkrankheit in einem Bestände Unterbringen der be¬ 
fallenen Tiere in Stallungen oder in Umzäunungen und Durch¬ 
führen des eben angeführten Verfahrens; Behandlung mit 


Kamala jedes neu angekauften Rindes oder Schafes (nötigen¬ 
falls auch anderer Tiere), es sei denn, daß eine zuverlässige 
mikroskopische Untersuchung der Darmentleerungen ihre Un¬ 
bedenklichkeit anzeigt. 


Euguform. 

Von Dr. Schuh, z. Zt. Oberveterinär, Straßburg i. E. 

Das Euguform ist in der humanen Chirurgie und Derma¬ 
tologie, wie man aus der einschlägigen Literatur ersehen 
kann, seit längerer Zeit mit gutem Erfolge angewandt worden, 
während ihm in der Veterinärmedizin bisher noch wenig 
Beachtung zuteil geworden ist. 

Der Zweck meiner Zeilen ist es daher, die Herren 
Kollegen auf meine Erfahrungen, die ich mit diesem Mittel 
gemacht habe, aufmerksam zu machen und zu weiteren Ver¬ 
suchen zu veranlassen. 

Die chemische Zusammensetzung des Präparates, welches 
von der Chem. Fabrik Güstrow in Güstrow i. M. hergestelli 
wird, ließ es mir besonders für chirurgische Wundbehandlung 
und für die Behandlung von Hautkrankheiten geeignet er¬ 
scheinen. Das Euguform entsteht durch die Vereinigung 
zweier sehr wertvoller Desinfektionsmittel, nämlich des 
Guajacols, das in dem Holzteerkreosot enthalten ist und 
dessen hauptsächlichste Wirksamkeit bedingt, und des Form¬ 
aldehyds. 

Nach den Berichten der Physiologen soll die Wirkung 
auf einer Zerlegung in seine Bestandteile beruhen, die dann 
allmählich resorbiert werden. Die graduelle Zersetzung hat 
zur Folge, daß Guajacol und Formalin nur ganz allmählich 
in kleinen Mengen zur Wirkung kommen und dabei ihren 
antiseptischen und adstringierenden Einfluß austiben, ohne die 
ihnen sonst eigentümlichen Reizerscheinungen auszulösen. 

Das Präparat ist ein grauweißes, fast geruchloses Pulver, 
das sich wegen seiner feinsten staubförmigen Beschaffenheit 
zur Wundbehandlung besonders eignet. In der Literatur 
werden als gute Eigenschaften seine Geruchlosigkeit, Ungiftig¬ 
keit, austrocknende, schmerzlindernde, antiseptische Wirkung 
hervorgehoben. 

Ich selbst habe das Präparat seit etwa drei Jahren als 
Assistent am Tierarznei-Institut der Universität Göttingen und 
auch während des Krieges als erster Veterinär am Pferde- 
lazarett des stellvertretenden 15. Armeekorps mit gutem Er¬ 
folge angewandt, und zwar in Pulver- und Salbenform (Eugu¬ 
form 10,0; Lanolin, Vaseline 45,0). 

Als Wundstreupulver habe ich dasselbe bei frischen und 
älteren \Vunden sowie auch bei Operationswunden angewandt 
und gefunden, daß es die Eiterung behindernd, austrocknend 
und schorfbildend wirkt. Bei der Behandlung des Hufkrebses 
nach der Operation, bei der Otitis externa der Hunde, bei 
Geschwüren habe ich mit dem Präparat gute Erfolge erzielt. 
Ferner habe ich bei nässenden Hautausschlägen, besonders 
bei den bei Hunden so häufig vorkommenden nässenden, mit 
starkem Juckreiz verbundenen Ekzemen das Euguform sowohl 
in Pulver- als auch in Salbenform mit sehr gutem Erfolge an¬ 
gewandt In letzteren Fällen scheint besonders neben der aus¬ 
trocknenden die reiz- und schmerzlindernde Wirkung des 
Mittels auf den schnellen Verlauf der Heilung günstig einzu- 
wirken. Bei der Behandlung der Mauke, selbst in sehr aus- 






102 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 9. 


gebreiteten Fällen, hat mir das Pulver und die Salbe gute 
Dienste geleistet. In Salbenform habe ich das Mittel vorzugs¬ 
weise noch bei trockenen Hautausschlägen vorteilhaft an¬ 
gewandt. 

Ob das Euguform durch seine schon obenerwähnten guten 
Eigenschaften, wie seine Ungiftigkeit, seine austrocknende, anti¬ 
septische Wirkung, begünstigt durch seine Geruchlosigkeit und 
seine feine staubförmige Beschaffenheit imstande sein wird, 
die bekannten Wundstreupulver wie Jodoform usw. vollständig 
zu ersetzen, dürfte weiteren Versuchen Vorbehalten bleiben. 
Die juckreizbeseitigende und schmerzlindernde Wirkung dieses 
Präparates sowie der den anderen Mitteln gegenüber billigere 
Preis bilden jedenfalls Faktoren, die es wünschenswert er¬ 
scheinen lassen, weitere Versuche mit demselben anzustellen. 

Referate. 

über einen Fall von tödlicher Lungenblutung bei einer mit 
Thrombose der Lungenarterie behafteten Kuh. 

Von Dr. E. Wyßmann in Neuenegg. 

(Schweizer Arch. f. Tierbeilk., 67. Band, 2. Heft.) 

Eine Kuh entleerte wenige Minuten nach dem Tränken 
große Mengen schaumigen Blutes aus Maul und Nase unter 
den Erscheinungen schwerer Atemnot, die sehr bald den Tod 
herbeiführte. Bei der Sektion ergab sich folgendes: Lungen 
stark vergrößert, derb, mit zahlreichen subpleuralen Blutungen. 
Trachea und Bronchien enthalten viele Pfropfen hellroten, 
koagulierten Blutes. Über die ganze Lunge verteilt zahlreiche, 
bis nußgroße eitrige Herde mit teils festem, gelblichen, teils 
flüssigem, eitrigen Inhalt (Embolien). In der rechten Lunge 
ein eigroßer, nekrotischer, mißfarbener Herd. Die rechtsseitige 
Lungenarterie enthält einen pilzförmigen, 15 cm langen, an 
der Basis 7 cm breiten und sich kaudalwärts verjüngenden, 
mißfarbigen, gelbrötlichen, teilweise zerklüfteten Thrombus 
(fein geschichtet gebaut). Er ist mit der zentralen Arterien¬ 
wand verbunden; seitlich und dorsal grenzt er an eine übel" 
riechende, graue, mißfarbige, eitrige Masse, die sich zwischen 
ihm und der Arterienwand befindet. Bronchiallymphknoten 
geschwollen, teilweise gelbliche Eiterherde enthaltend. 
Epikard mit vereinzelten Ecchymosen. Wyßmann, der 
das Rind 2 , /rt Jahr vor dem Verenden wegen traumatischer 
Gastritis behandelt hatte, bringt diese Erkrankung in ursäch¬ 
lichen Zusammenhang zu der beschriebenen Thrombose. 

J. S c h m i d t. 

über anaerobe Streptokokken. 

Von G. S a 1 u s. 

(Zbl. f. Bakt., 1. Abt, Orig. 77, 1916, 1, S. 1.) 

Es gibt obligat anaerobe Streptokokken im Körper, die 
trotz morphologischer Verwandtschaft mit dem Streptococcus 
pyogenes eine eigene Art bilden und die auch unter den 
günstigsten Bedingungen nicht zur Aerobiose angezüchtet 
werden können. Besonders scharf kommt das bei dem 
Strept. putridus Ho. zum Ausdruck. 

Das Tarozzi -Wrzosek sehe Verfahren ist zur Kultur 
anaerober Streptokokken gut geeignet. Die einmalige Sterili¬ 
sation der Nährsubstrate durch 15 Minuten währenden Aufent¬ 
halt im strömenden Wasserdampf ist — wie Wrzosek 
gngibt — eher zweckmäßig als nachteilig. 


Das Verfahren nach Tarozzi-Wrzosek ist keine 
Züchtung von Anaerobiern unter aeroben Verhältnissen. Es 
beruht vielmehr auf dem Unwirksamwerden des Sauerstoffes, 
also auf Herstellung anaerober Verhältnisse. Pfeiler. 

Die Differenzierung der Pneumokokken und Streptokokken 
durch Optochin. 

Von Gertrud Nach mann. 

(Zbl. f. Bakt., Bd. 77, H. 2, 1916, 8. 198.) 

Pneumokokken und Streptococci mucosi werden durch 
hohe Verdünnungen des Optochins (1 : 200000 und 1 : 500(XX)) 
im Wachstum gehemmt. Streptokokken, Meningokokken, 
Gonokokken, meningokokkenähnliche Stämme werden erst bei 
höheren Konzentrationen (1:10000 oder 1:5000) gehemmt. 

Das Optochin kann daher in einer Verdünnung I : 100000 
zur Differenzierung der Pneumokokken und Streptokokken 
dienen. 

Vereinzelt finden sich Stämme, die sich bezüglich des 
Tierversuches und der Blutplatte wie Pneumokokken, dem 
gallensauren Natrium und Optochin gegenüber aber wie Strepto¬ 
kokken verhalten. Diese Stämme bilden wahrscheinlich einen 
Übergang zwischen Pneumokokken und Streptokokken. 

G u t s c h e. 

Versuche zur Vertilgung von Zieselmäusen mittels Ratin. 

Von F. Kleine. 

(Zbl. f. Bakt, 1. Abt, Orig., Bd. 77, H. 2, 1915, 8. 166.) 

Verfasser hat durch Versuche festgestellt, daß die bak¬ 
terielle Zieselmausbekämpfung in der Praxis keine Aussicht 
auf Erfolg bietet. 

Der beste Weg sei auch fernerhin die Beschickung der 
bebauten Röhren mit Schwefelkohlenstoff. 

( i u t s c h e. 

StaatsyeterinSrwesen. 

Bearbeitet von Nevernann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. Februar 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern - 
bei jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bcz. K ü n i g s b e r g : Königsberg i. Pr. 2 Ge¬ 
meinden, 2 Gehöfte, Labiau 1. 1, Gerdauen 2, 2 (davon neu 1 Gern.. 
1 Geh.), Rastenburg 1, 1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Pillkallen 

1, 1, Insterburg Stadt 1. 1 (1. 1), Darkehmeu 2. 2 (1, 1). Angerburg 

2, 2, Goldap 4, 4, Oletzko 1. 1. Reg.-Bez. All enstein: Lotzen 
1, 1, Lyck 1, 1. Osterode i. Ostpr. 2. 2. Reg.-Bez. Danzig: Dan- 
ziger Höhe 1, L Putzig 1. 1 (1. 1). Reg.-Bez. Marienwerder: 
Stuhm 2, 2, Löbau 1. 1 (1. 1). Strasburg i. Westpr. 1,1. Stadt¬ 
kreis Berlin: 1. 2 (1, 1). Reg.-Bez. Potsdam: Westprignitz 
1, 1. Reg.-Bez. F r a n k f u r t : Sprembcrg 2, 2. Reg.-Bez. Stet¬ 
tin: Anklam 2, 3 (1, 2). Cammin 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Köslin : 
Lauenburg 1, 1. Reg.-Bez. Stralsund: Rügen 1, 1. Beg.-Bez. 
Posen: Schrimm 3, 3, Posen Stadt 1, 1. Sainter 1, 1. Reg.-Bez. 
Bromberg: Strelno 1, 1, Mogilno 1, 1. Reg.-Bez. Breslau: 
Breslau Stadt 1. 1. Striegau 1, 1. Reg.-Bez. Hannover: Hoya 
(Rotzverdacht) 1. 1 TI. 1). Sulingen 1, 1. Reg.-Bez. Minden: 
Halle i. W. (Rotzverdacht) 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Cassel: Witzen- 
hausen 1, 1 (1, 1). Bayern. Reg.-Bez. Pfalz: Rockenhausen 1, 1. 
Königreich Sachsen. K.-H. Bautzen: Bautzen Stadt 1, 3 (—. 1). 
Löbau 2, 3. Zittau Stadt (1, 1). K.-H. Chemnitz: Stollherg 1, 1. 
K.-H. Dresden: Dresden Stadt 1, 12. K.-H. Leipzig: Oschatz 
1, 2. Mecklenburg-Schwerin: Gadebusch 1, 1 (1, 1), Güstrow 1, 1. 
Insgesamt: 45 Kreise, 59 Gemeinden, 76 Gehöfte; davon 
neu: 12 Gemeinden. 14 Gehöfte. 

Lungenseuche, Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei. 





2. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


103 


Maul* und Klauenseuche und Schweineseuche (elnschl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

■aul- und 
Klauenseuche 

Schweineseuche 
einschl. Schweinepest 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

USW. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

10 

29 

34 

7 

7 

7 

Gumbinnen. 

10 

40 

45 

7 

7 

8 

Allenstein. 

3 

5 

6 

3 

8 

8 

Danzig. 

4 

4 

4 

1 

1 

1 

Marienwerder. 

12 

17 

20 

6 

7 

9 

Berlin. 

1 

1 

1 

— 

— 

_ 

Potsdam. 

17 

82 

100 

10 

30 

34 

Frankfurt. 

13 

46 

56 

11 

24 

41 

Stettin. 

9 

24 

27 

4 

7 

9 

Köslin. 

5 

6 

6 

4 

4 

4 

Stralsund . 

3 

8 

8 

2 

9 

9 

Posen . 

14 

30 

37 

9 

14 

16 

Bromberg . 

6 

12 

12 

4 

6 

6 

Breslau . 

12 

32 

37 

17 

42 

48 

Liegnitz. 

8 

10 

10 

11 

20 

22 

Oppeln. 

8 

27 

51 

7 

11 

15 

Magdeburg . 

16 

69 

108 

6 

9 

11 

Merseburg. 

14 

55 

75 

3 

4 

5 

Erfurt. 

1 

1 

2 

3 

7 

7 

Schleswig. 

22 

114 

175 

7 

8 

8 

Hannover. 

7 

18 

22 

2 

2 

2 

Hildesheim. 

12 

40 

66 

2 

2 

2 

Lüneburg. 

8 

20 

25 

1 

3 

3 

Stade . 

8 

15 

18 

2 

2 

2 

Osnabrück . 

5 

5 

7 

1 

1 

1 

Aurich. 

5 

34 

96 

— 

— 

— 

Münster. 

6 

14 

14 

2 

3 

3 

Minden . 

9 

35 

62 

2 

8 

8 

Arnsberg. 

15 

40 

68 

5 

8 

9 

Kassel . 

13 

22 

33 

8 

17 

19 

Wiesbaden . 

7 

9 

14 

4 

8 

9 

Koblenz . 

7 

13 

27 

1 

2 

2 

Düsseldorf . 

19 

57 

84 

5 

6 

7 

Köln . 

11 

25 

29 

1 

1 

1 

Trier . 

8 

13 

37 

1 

1 

1 

Aachen. 

6 

25 

38 

— 

— 

— 

Sigmaringen. 

4 

5 

8 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbavem . . . 

16 

41 

62 

1 

1 

1 

Xir derbayern . 

4 

8 

15 

1 

1 

1 

Pfalz . 

9 

16 

25 

— 

— 

— 

Oberpfalz . 

1 

1 

4 

— 

— 

_ 

Oberfranken . 

8 

11 

23 

— 

— 

— 

Mittelfranken . 

8 

18 

38 

3 

7 

8 

Unterfranken . 

9 

21 

39 

1 

2 

6 

Schwaben. 

15 

59 

109 

1 

1 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

2 

3 

3 

— 

.— 

— 

Chemnitz. 

5 

7 

7 

2 

3 

3 

Dresden. 

5 

8 

9 

2 

3 

4 

Leipzig. 

4 

6 

6 

3 

3 

4 

Zwickau. 

2 

5 

7 

— 

— 

— 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

4 

5 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

9 

17 

40 

— 

— 

— 

.Tagstkreis. 

4 

13 

35 

2 

2 

3 

Donaukreis. 

14 

56 

239 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Freiburg. 

9 

17 

52 

2 

2 

2 

Karlsruhe. 

6 

6 

26 

1 

2 

3 

Mannheim . 

9 

10 

17 

2 

3 

3 

Hessen . 

9 

18 

40 

— 

— 

— 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

10 

28 

30 

6 

19 

22 

Sachsen-Weimar. 

3 

10 

21 

1 

1 

2 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

4 

8 

9 

1 

1 

2 

Oldenburg . 

11 

31 

68 

2 

5 

16 

Braunschweig. 

6 

39 

50 

4 

19 

61 

Sachsen-Meiningen . . . . 

2 

8 

10 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

2 

4 

5 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

2 

3 

3 

— 

— 

— 

Anhalt . 

4 

15 

17 

1 

2 

2 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen . 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Waldeck . 

2 

2 

3 

— 

— 

— 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

2 

3 

4 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

3 

9 

10 

o 

2 

6 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen . 

2 

3 

7 

— 

— 

— 

Hamburg . 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen . 

18 

109 

325 

1 

1 

1 

Deutsches Reich 

564 

1623 

2830 

200 

371 

490 

Davon in Preußen 

338 j 

1002 

1462 

159 

289 

337 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Milch und septische Angina. 

In mehreren Artikeln im „Journ. of infekt. Diseases*, 
1914, Vol. 15, behandeln Capps und Davis 1. die Be¬ 
ziehungen septischer Angina v zu infizierter Milch, 2. eine 
experimentelle Erzeugung von Mastitis beim Rinde durch 
hämolytische Streptokokken menschlicher Herkunft, und 
3. bespricht Davis allein in einem besonderen Artikel das 
Wachstum und die Lebensfähigkeit boviner und humaner 
Streptokokken in Milch und Milchprodukten. 

Die Arbeiten, auf die nach Referaten im „Zentralbl. f. 
Bakt. u Abt. I. Bd. 63 aufmerksam gemacht sei, schildern eine 
Massenerkrankung in Chicago an septischer Angina, die durch 
Milch aus einer Sammelmolkerei verschleppt wurde. Als 
Infektionsquelle ergab sich eine Farm, unter deren Melkern 
eine Anginaepidemie herrschte. Die Krankheit betraf indessen 
auch Personen, die Milch von anderen Farmen erhielten, was 
durch das Verwechseln von Flaschen der einzelnen Farmen 
erklärt werden konnte, weil dadurch Gelegenheit zur Infektion 
gesunder Milch gegeben war. 

Den Verfassern gelang es, bei einer Anginaepidemie, mit 
Streptokokken menschlicher Herkunft eine Euterentzündung 
bei Kühen zu erzeugen, und zwar durch direkte Einführung 
der Bakterien mit dem Katheter oder von der abgescheuerten 
oder sonstwie verletzten Haut des Striches aus, Versuche, di<» 
andeuten, wie ein Melker mit Angina die Milch infizieren kann. 
Die Streptokokken hielten sich wochenlang im Euter. Die 
Mastitis kann ohne auffällige klinische Veränderungen bestehen 
und die Milch trotz erheblichen Gehalts an Eiter und Kokken 
normal aussehen. 

Nach Davis vermehren sich bovine Mastitisstreptokokken 
und humane Streptokokken, die von septischer Angina her¬ 
stammten, in steriler Milch erst bei Wärmegraden von 20° 
und darüber, nicht aber in Handelsmilch, da sie hier von 
anderen Bakterien schnell überwuchert werden. In Butter¬ 
milch und sauerer Milch sterben die Streptokokken in wenigen 
Stunden ab, in Butter in einigen Tagen, in neutralisierter 
Butter erst nach langer Zeit. 

Die Kokken sind vornehmlich im Rahm und Milchsediment 
reichlich vorhanden. Da bei üblicher Behandlung der Milch 
die Streptokokken nicht wuchern, deutet ein Fund von zahl¬ 
reichen Streptokokken in der Milch, wie man ihn für septische 
Angina verantwortlich zu machen pflegt, kaum darauf hin, 
daß die Keime durch Infektion seitens des Melkers hinein¬ 
gelangt sind, da dieser nur wenige Bakterien hineinbringen 
könnte, sondern vielmehr auf eine Streptokokkenmastitis der 
Kühe. G1. 

Studie über Streptokokken, herstammend von wahrscheinlich 
durch Milch verschleppte Epidemien von Tonsillitis in Massa¬ 
chusetts in den Jahren 1913 und 1914 (Hämolytische Strepto- 
kokken-Euterentzündung und menschliche Tonsillitis). 

Von Th. Smith und J. 11. B r o w n. 

(Joum. of Med. research, 1915, Nr. 3.) 

Verfasser erklären auf Grund von Untersuchungen über 
Streptokokken, die aus den Belägen bei Angina'des Menschen 
gezüchtet waren, daß eine Identität zwischen den bovinen 
Streptokokken der Mastitis und den Streptokokken der 
Tonsillitis nicht bestehen dürfte. Eine Übertragung durch 
Vermittelung der Milch sei durch Infektion derselben durch 



































































104 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 9. 


kranke Melker zu erklären. S in i t h und Brown sagen: 
Die Streptokokken der Mastitis sind von den Streptokokken der 
menschlichen Tonsillitis zu unterscheiden. Virulente Menschen¬ 
streptokokken verursachen keine bemerkenswerte Entzündung 
des Kuheuters, die Mastitis-Streptokokken andererseits er¬ 
zeugen keine Tonsillitis beim Menschen. Bei Verimpfung in 
das Euter können sich virulente Streptokokken humanen 
Ursprungs in den Milchgängen aber vermehren und längere 
Zeit mit der Milch ausgeschieden werden. G 1. 

Zwangsorganisation des Viehhandels in Preußen. 

I nter dem 19. Januar d. Js. ist durch die beteiligten Minister 
die folgende Anordnung ergangen: 

Auf Grund der Verordnung des Bundesrats zur Ergänzung 
der Bekanntmachung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen 
und die Versorgungsregelung vom 25. September 1915 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 607) vom 4. November 1915 (Reiehs-Gesetzbl. S. 728) 
wird hiermit für den Umfang der Monarchie mit Ausschluß der 
Hohenzollernschen Lande folgendes angeordnet: 

§ 1. Zur Regelung der Beschaffung, des Absatzes und der 
Preise von lebendem Vieh wird für jede Provinz, für die Provinz 
Hessen-Nassau für jeden Regierungsbezirk, ein rechtsfähiger Ver¬ 
band gebildet. 

Der Oberpräsident in Potsdam ist befugt, die Provinz Branden¬ 
burg oder Teile von ihr mit der Stadt Berlin für die Durch¬ 
führung dieser Anordnung zu einem besonderen Verbände zu¬ 
sammenzuschließen. 

§2. Dem Verbände gehören an: 1. alle Viehhändler, die im 
Verbandsbezirk ihre gewerbliche Niederlassung haben. Falls sie 
1 »innen einer in der Satzung zu bestimmenden Frist dem Verbands- 
vorstande gegenüber die Erklärung abgeben, daß sie auf die Aus¬ 
übung des Gewerbebetriebes verzichten, erlischt die Mitgliedschaft; 
2. die landwirtschaftlichen Genossenschaften, die den Handel oder 
den Kommissionshandel mit Vieh betreiben und ihren Sitz im 
Verbandsbezirk haben. Auf Antrag können Mitglieder des Ver¬ 
bandes werden: 3. Fleischer, die im Verbandsbezirk vom Landwirt 
oder Mäßter Vieh kaufen wollen. 4. Viehhändler und landwirt¬ 
schaftliche Genossenschaften, die ohne im Verbandsbezirk eine 
gewerbliche Niederlassung oder ihren Sitz zu haben, im Verbands¬ 
bezirk Vieh kaufen oder Kommissionshandel mit Vieh betreiben 
wollen. 

§3. Der Ankauf von Vieh vom Landwirt oder Master zur 
Schlachtung, der Ankauf von Vieh zum Weiterverkauf, der 
kommissionsweise Handel mit Vieh ist in den Verbandsbezirken 
außer dem Verbände selbst nur den Verbandsmitgliedern, die 
von dem Vorstände eine Ausweiskarte erhalten haben, gestattet. 

§ 4. Rinder, Schafe und Schweine werden auf Eisenbahnen, 
Kleinbahnen und Wasserstraßen zur Beförderung nur angenommen, 
wenn der Versender entweder sich als Mitglied des für die Ver¬ 
sandstelle gebildeten Verbandes ausweist oder eine Be¬ 
scheinigung dieses Verbandes vorlegt, daß der Versand für dessen 
Rechnung erfolgte, oder eine Bescheinigung der Polizeibehörde 
des Versandortes vorlegt, daß der Versand gestattet ist. Die 
Ortspolizeibehörde darf diese Bescheinigung nur ausstellen, wenn 
es sich um einen Versand von Vieh aus einem landwirtschaftlichen 
Betriebe an einen anderen landwirtschaftlichen Betrieb handelt. 
Die Regierungspräsidenten sind befugt, auch in anderen Fällen 
aus wichtigen Gründen die Verwendungserlaubnis zu erteilen. 

§ 5. Als Vieh im Sinne dieser Anordnung gelten Rinder, 
Schafe und Schweine. Durch die Sitzung kann der Handel mit 
Kälbern im Gewicht unter 150 Kilogramm und mit Ferkeln und 
Läuferschweinen im Gewicht unter 50 Kilogramm für das Stück 
von dieser Anordnung ausgeschlossen werden. 

§ 6. Die Satzung des Verbandes wird von dem Oberpräsidenten, 
in den Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden vom Regierungs¬ 
präsidenten erlassen. 

$ 7. Wer entgegen der Vorschrift des § 3 dieser Anordnung 
unbefugt in einem Verbandsbezirk Vieh kauft oder kommissions¬ 
weise Handel mit Vieh treibt, desgleichen wer an eine nach 


dieser Vorschrift nicht berechtigte Person Vieh verkauft 
oder zum kommissionsweisen Verkauf abgibt, sowie wer den 
sonstigen Vorschriften dieser Anordnung oder der nach § 6 
erlassenen Satzung zuwiderhandelt, wird nach § 17 der Verordnung 
zur Ergänzung der Bekanntmachung über die Errichtung von Preis¬ 
prüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. September 1915 
(Reiehs-Gesetzbl. S. 607) mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit 
Geldstrafe bis zu fünfzehnhundert Mark bestraft. 

§ 8. Diese Anordnung tritt am 15. Februar 1916 in Kraft 

Berlin, den 19. Januar 1916. 

Der Minister der öffentlichen Arbeiten: von Breitenbach. 

Der Minister für Handel und Gewerbe: S y d o w. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten: 

Dr. Frhr. von Schorlemer. 

Der Minister des Innern: von Loebell. 

— Bestimmungen über den Verkehr mit Leimleder. Der Bundesrat 
hat den Verkehr mit Leimleder geregelt. Leimleder sind Abfälle, 
die bei der Bearbeitung der Rohhäute entstehen. Sie wurden bis¬ 
her hauptsächlich auf Leim und Gelatine verarbeitet und gelegentlich 
auch als Schweinefutter verwendet. Durch die Verordnung soll 
die Hauptmasse des Leimleders künftig für die Herstellung des 
Kraftfuttermittels verfügbar gemacht werden. Es w-erden dadurch 
erhebliche Mengen hochwertigen Eiweißfutters gewannen und da¬ 
neben nicht unbeträchtliche Mengen Fett. Die Verordnung bestimmt, 
daß Leimleder künftig nur durch den Kriegsausschuß für Ersatz¬ 
futter abgesetzt und nach dessen Angaben verarbeitet werden darf. 
Die Verarbeitung des Leimleders auf andere Stoffe als Leim, Gelatine 
und Futtermittel wird gänzlich verboten. Die gewonnenen Futter¬ 
mittel sollen nach den für Kraftfuttermittel geltenden Grundsätzen 
verteilt werden. Die Verordnung trat am 26. Februar in Kraft. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 

Stabs- und Regimentsveterinär Alfons Pantke (Stabs¬ 
veterinär in Ziillichau). 

Kriegsfreiwilliger ErichHeinr. Daniels (stud. med. vet.). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Schütz, Rektor der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Berlin (am weiß-schwarzen Bande). 

Stabsveterinär Wilhelm A p f f e 1 (Schlachthoftierarzt in 
Reichenbach). 

Stabsveterinär Friedrich Jäger (Stabsveterinär im Re- 
montedepot Breithülen). 

Stabsveterinär Dr. Hugo Bruns (Kreistierarzt in Saargemünd). 

Veterinär Dr. Karl Schock (Tierarzt in Schrozberg). 

Veterinär Eduard Heßdörfer (Schlachthoftierarzt in 
Guben). 

Veterinär Dr. Andreas Angstl (Tierarzt aus Geisenhausen). 

Veterinär Leonhard Pöllinger (Distriktstierarzt in 
Vilseck). 

Veterinär Edmnnd Krzyslak (Tierarzt aus Gnesen). 

Stabsveterinär Georg Lux (Tierarzt in Beuthen). 

Veterinär Dr. August Janßen (Tierarzt in Osterkappeln). 

Veterinär Otto Bernhardt (Tierarzt in Strehlen). 

Oberveterinär Heinrich Müller (Tierarzt in Walldürn). 

Oberveterinär Maximilian Gr über (Distriktstierarzt in 
Isny). 

Oberveterinär Johann Dippel (Tierarzt in Rüstringen). 

Veterinär Dr. Walter Hofstadt (Schlachthoftierärzt in 
Stuttgart). 

Veterinär Johann Konitzer (Tierarzt aus Czersk). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Franz Timm aus Rastatt 
(Studierender der Militär-Veterinär-Akademie in Berlin). 

Veterinär Michael Jungwirth (Tierarzt aus Dingolffng). 

Veterinär Hugo Claus (Tierarzt in Brinkum). 

Veterinär Dr. Fritz Korb (Tierarzt in Fladungen). 

Veterinär Karl We n d ecke r (Tierarzt in Landau). 



2. März 1916. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 105 


Zweiundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 20. Febrnar bis Sonnabend, 
den 26. Febrnar 1916. 

Auf dem westlichen Kriegsschauplätze be¬ 
ansprucht unser Angriff auf die französische Front nördlich 
und östlich von Verdun das Hauptinteresse. Der Vorstoß hat 
im Laufe der Berichtswoche bereits zur Erstürmung des Forts 
Douaumont und zur Einnahme einer Reihe von Ortschaften 
nördlich von Verdun und östlich in der Woevreebene geführt. 
Während unsere eigenen Verluste sich in erträglichen Grenzen 
halten, hat der Gegner bereits allein an unverwundeten Ge¬ 
fangenen über 10 000 Mann verloren; daneben laufen schwere 
blutige Verluste an Toten und Verwundeten. Schon nach den 
bisherigen Erfolgen können diese Stürme auf Verdun zu den 
glänzendsten Waffentaten unseres Heeres in diesem Kriege 
gerechnet werden. Die Erstürmung des Forts Douaumont 
gelang dem tapferen Brandenburgischen Infanterie-Regiment 
Nr. 24, das damit einen schweren blutigen Kampftag krönte. 

Auch an einigen anderen Stellen der Westfront sind er¬ 
freuliche Erfolge zu verzeichnen. Am Yserkanal nördlich von 
Ypern wurde die englische Stellung in etwa 350 m Front- 
breite gestürmt und gegen alle Wiedereroberungsversuche ge¬ 
halten. Östlich von Souchez wurden den Franzosen 800 m 
ihrer Stellung entrissen. Im Ober-Elsaß, westlich von Heid¬ 
weiler, nahmen wir die feindlichen Stellungen in einer Breite 
von 700 und einer Tiefe von 400 m in Besitz. 

Von der Ostfront sind Ereignisse von Bedeutung 
nicht zu melden. 

Auch von der italienischen Front liegen be¬ 
merkenswerte Nachrichten nicht vor. 

Der Versuch der Italiener, D u r a z z o zu halten, ist 
mißlungen. Schon Anfang der Woche hatten sich die 
österreichisch-ungarischen Truppen von verschiedenen Seiten 
dicht an Durazzo herangeschoben. Bald war der Ring um 
Durazzo vollständig geschlossen. Gleichzeitig erfolgte ein 
Fliegerangriff auf die im Hafen liegenden italienischen Schiffe, 
dnreh den ein Transportschiff zum Sinken gebracht wurde. 
Am Mittwoch begann der kombinierte Angriff aus allen Richtungen. 
Überall wurden die Italiener und die Truppen Essads aus 
ihren Stellungen geworfen. Auch die stark ansgebaute Haupt¬ 
stellung östlich von Durazzo, die von der italienischen Brigade 
Savona verteidigt wurde, fiel den stürmenden österreichisch¬ 
ungarischen Truppen in die Hände. Der Feind mußte sich 
hinter den inneren Verteidigungsring zurückziehen. Am 
nächsten Tage wurden die Italiener auf die Landzunge west¬ 
lich der Durs-Teiche zurückgetrieben. Gleichzeitig konnte 
festgestellt werden, daß der Gegner sich auf die bereitgehaltenen 
Schiffe zurückzog. Die österreichisch-ungarische Artillerie er- 
öffnete das Feuer auf die Schiffe und störte mit gutem Erfolge 
die Einschiffung von Truppen und Kriegsgeräten. Inzwischen 
ist Durazzo bereits genommen worden. N. 

Regierangs- and Yeterinärrat a. D. Carl Marggraff f. 

Nachdem erst vor kurzem um die Jahreswende der tierärztliche 
Kreisverein der Pfalz den Verlust seines ältesten Mitgliedes und 
Ehrenmitgliedes Kreistierarztes Louis in Neustadt a. H. zu beklagen 
hatte, trifft den Verein schon wieder ein neuer schmerzlicher 
Verlust durch den unerwartet raschen Tod seines Ehrenmitgliedes 
Marggraff, der am 17. Februar in der Klinik in Heidelberg an 
den Folgen einer scheinbar günstig verlaufenen Gallensteinoperation 
im Alter von 71 Jahren verschieden ist. 

Marggraff, ein Sohn des in der Pfalz durch seine großen 
Verdienste um die Hebung der heimischen Tierzucht bekannten 
Bezirkstierarztes Marggraff in Kusel, begann seine tierärztliche 
Tätigkeit als Assistent und Stellvertreter seines Vaters in Kusel, 
dessen Amt er nach dem Tode desselben übernommen hat. Als 
Bezirkstierarzt von Kusel entfaltete Marggraff ebenso wie 
sein Vater eine segensreiche und erfolgreiche Tätigkeit, die nicht 
nur in seinem Wirkungskreise ungeteilte Anerkennung fand, 
sondern auch von seiner Vorgesetzten Behörde durch ehrenvolle 


Auszeichnungen belohnt wurde. Wegen seines unermüdlichen 
Fleißes, seiner bekannten Pünktlichkeit auch in den kleinsten 
Dingen, seiner fachlichen Tüchtigkeit, seiner Liebenswürdigkeit 
im Verkehr und seiner Bescheidenheit erfreute er sich allgemeiner 
Beliebtheit. Er war mit seinem Bezirke auf das Engste verwachsen, 
so daß ihm der Entschluß, seinen ihm lieb gewordenen Posten mit 
der Stelle eines Referenten an der K. Regierung der Pfalz, die 
ihm in Anerkennung seiner bisher geleisteten Dienste angeboten 
wurde, zu vertauschen, sehr schwer gefallen ist. Am 1. Mai 1891 
trat er seine neue Stelle als Kreistierarzt und Regitrungsref. reut 
an und bekleidete diesen Posten 20 Jahre lang in ungetrübter 
Gesundheit zur größten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten Behörde 
bis zu seiner im Jahre 1911 mit seinem Wunsch erfolgten Pensio¬ 
nierung. Während seiner Amtstätigkeit entfaltete Marggraff 
nach allen Richtungen hin eine meisterhafte und ersprießliche 
Tätigkeit, die von höchster Stelle anerkannt und durch Verleihung 
des Ordens vom HI. Michael 4. Klasse mit der Krone und vom 
Bayer. Landwirtschaftsrat durch Verleihung der höchsten Aus¬ 
zeichnung, der goldenen Vereinsmedaille, belohnt wurde, deinen 
untergeordneten Kollegen gegenüber zeigte er sich stets als wohl¬ 
wollender Vorgesetzter, der es verstanden hat, durch sein mildes 
und dabei strenges Verhalten, durch seine Gewissenhaftigkeit 
und Unparteilichkeit sich die Achtung und Wertschätzung der 
Pfälzer Tierärzte im höchsten Grade zu erwerben, so daß ihm bei 
seiner Versetzung in den Ruhestand einstimmig die Ehrenmitglied¬ 
schaft übertragen wurde. Nach 40 jähriger ehrenvoller Dienstzeit 
wurde ihm das Luitpoldkreuz verliehen. Seine letzten Ruhejahre 
verlebte er in Heidelberg, wo er sich an der dortigen Universität 
noch mit jugendlichem Eifer mit Privatstudien beschäftigt hat. 

Am 19. Februar wurde der Verstorbene seinem bescheidenen 
Wesen und seinem Wunsche entsprechend in aller Stille zur Ruhe 
gebettet, betrauert von seiner Gattin, seiner verwitweten Tochter 
und seinen beiden Söhnen, Bezirkstieraizt Marggraff, z. Z. Stabs¬ 
veterinär im Felde, und Polizeibaurat Marggraff in Köln, z. Z. im 
Militärdienste, von seinen Freunden und einer Abordpung des tier¬ 
ärztlichen Kreisvereins. Als Vertreter der K. Kreisregierung und 
im Namen der Pfälzer Tierärzte legie der K. Regierungs- und 
Veterinärrat Dennhardt von Speyer als letzten Gruß eine prächtige 
Kranzspende an der Bahre nieder und hob die Verdienste des 
Verstorbenen in ein *r wirkungsvollen Ansprache hervor. Der 
Name Marggraff wird in der Pfalz und von den Pfälzer 
Kollegen stets mit Ehren genannt werden: ein ehrendes Erinnern 
bleibt ihm gesichert! Heul) e r g e r. 

Zur Räudebehandlung der Pferde. 

(Aus dem Felde.) 

Von Dr. Boemen 

Allgemein betrachtet bietet die Räude das Bild einer 
Dermatitis, deren Ursache weniger in den von den Milben 
gesetzten Läsionen oder dem chemischen Reiz ihrer Gifte zu 
suchen ist als in dem sekundären, durch Juckreiz verursachten 
Kratzen, Beißen und Scheuern. Aus diesem Gesichtspunkte 
heraus ergibt sich, daß je nach dem Grade der Hautentzündung 
die Behandlung variieren muß. Bleibt die Abtötung der 
Milben und die Unschädlichmachung ihrer Eier conditio sine 
qua non, so kann doch die Behandlung der Hautentzündung 
unter Bekämpfung des Juckreizes des Therapeuten erste Auf¬ 
gabe sein und bezüglich der Milbenbekäinpfung palliatives 
Kurverfahren notwendig erscheinen, zumal man an der Er¬ 
fahrung nicht vorübergehen darf, daß mit Beginn des Früh¬ 
jahrs bei reinlicher Haltung und viel Aufenthalt im Freien 
die Krankheit sowohl in ihrer Allgemeingefährlichkeit wie in 
ihrer Intensität beim Einzelindividuum sichtlich zurückgeht. 

Andere Fingerzeige für die Behandlung geben Betrach¬ 
tungen über den Infectionsmodus. Es ist wohl nicht aus¬ 
geschlossen, daß die schildkrötenförmige Sarkoptesmilbe mit 
den tulpenförmigen Haftscheiben ihrer acht kurzen Füße sich 



106 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 9. 


an der Haut des gesunden Pferdes ansaugt und sich dann 
langsam in die Tiefe der Haut eingräbt. Bekannt ist aber, 
daß Hautläsionen die Ansteckung begünstigen. Die Tatsache, 
daß gerade in hiesiger Gegend die vielen einheimischen sog. 
„Panjepferde“ von Räude verschont zu bleiben scheinen, läßt 
den Schluß zu, daß bei unserem Militärpferd das notwendig 
erachtete Putzen durch kleine unvermeidliche Hautläsionen 
die Ausbreitung der Krankheit begünstigt. Wenn auch kein 
einsichtiger Tierarzt aus dieser Erwägung heraus den Putz 
des Pferdes verboten sehen möchte, so könnte aber Ein¬ 
schränkung des Putzes, wenigstens mit scharfem Striegel bei 
gefährdeten Beständen angeraten werden. 

Geben letztere Ausführungen vielleicht Fingerzeige, um 
der Ausbreitung der Räude etwas entgegenzuarbeiten, so er¬ 
geben die ersteren Betrachtungen, daß der Therapeut in der 
Räudebehandlung nicht zu einseitig sein darf. Das Geheimnis 
des Erfolges liegt nur in der Berücksichtigung der nach 
Stadium, Ausbreitung und individuellen Momenten wechseln¬ 
den Indikationen unter Voraussetzung konsequenter, sach¬ 
gemäßer Durchführung der als richtig erkannten Heilmethoden. 
Da eine die ganze Körperoberfläche treffende Behandlung bei 
der durch die schwere Zugänglichkeit der Parasiten erforder¬ 
lichen hohen Konzentration der antiparasitären Mittel die 
Gefahr einer Absorptionsvergiftung in sich schließt, ist auch 
bei nicht zu schwer erkrankten Patienten eine Bearbeitung 
des Körpers in 2—4 Abschnitten unbedingt erforderlich. 
Schwerer erkrankte Stellen sind deshalb am besten nur mit 
schwächeren Lösungen zu behandeln. Zirkumskripte Dermatiten 
schweren Grades können unter Ausschluß von der Allgemein 
kur zunächst symptomatische Behandlung erforderlich machen, 
diffuse Hauterkrankungen (sekundärer Natur) sogar die eig. 
Räudebehandlung aufschieben, zumal wenn Abmagerung und 
Kachexie für das Leben des Tieres fürchten lassen. Bei der 
Auswahl der antiparasitären Mittel soll man sich auch vor 
Augen halten, daß man das Ziel der Abtötung der Milben 
nicht nur durch scharfe, reizende Medikamente erreichen 
kann, die die Schmarotzer betäuben oder durch spezifische 
Vergiftung, durch Verätzung oder Auflösung ihrer Chitin¬ 
schicht direkt abtöten, sondern daß man sie auch durch Ver¬ 
stopfung der Tracheen oder Einhüllung in Klebestoffe er¬ 
sticken kann, wodurch man der überreizten Haut den neuen 
medikamenteilen Reiz ersparen kann. 

An erster Stelle unter den Räudemitteln ist Pix liquida 
zu nennen, da der Teer in seinen Phenolen, Kresolen und 
Methylnaphthalinen stark antiparasitär wirkt, während zugleich 
sein Gehalt an deckendem Pech der giftigen Absorptions¬ 
wirkung der anderen Bestandteile entgegenarbeitet. Den 
meisten anderen in der Räudebehandlung üblichen Mitteln 
wie Kreolin, Lysol, Sublimat u. a. haftet die starke Reiz¬ 
wirkung und erhöhte Gefahr der Absorptionsvergiftung an, und 
sie sind nur unter Beobachtung obiger Einschränkungen zu 
benutzen. Als ausgezeichnetes und viel zu wenig beachtetes 
Mittel hat sich die Jodtinktur bewährt. Eine Erstickungs¬ 
wirkung durch Verkleben der Tracheen kommt vor allen dem 
Ricinusöl zu, welches öl sich auch deshalb besonders zu 
Arzneikombinationen eignet, da es als einziges fettes öl in 
Alkohol löslich ist. Als vorbereitende Kur, die sowohl die 
Einwirkung der spezifischen Medikamente erleichtert, als auch 
durch Auflösung der Borken und Schuppen usw. hautreinigend 


wirkt, ist ein in Abschnitten zu erfolgendes Einreiben m it 
Sapo und 24 ständiges Liegenlassen derselben unerläßlich 
und ev. in Wiederholung anzuwenden. 

Zum Schluß muß der Therapeut seine Aufmerksamkeit 
dem Lager des Tieres zuwenden, da in dem warmen Mist die 
Milbe gute Existenzbedingungen findet und zu Neuinfektionen 
an gewissen Körperstellen schreiten kann. Eine Sättigung 
des Lagers mit 4%iger Lysolkalklösung oder dicker Bestreu- 
ung mit Chlorkalk, wie dieses angeraten wurde, erscheint 
mir äußerst gefährlich, wo ich mich aus langjähriger Praxis 
eines Falles erinnere, in dem Händlerschweine, in einen frisch 
mit Kalk desinfizierten Stall eingelegt, sich totale Verätzung 
der Bauchhaut zuzogen. Auch dürfte oben vorgeschlagene 
Streubehandlung für die bereits durch die Krankheit wie 
durch die Behandlung gereizte Haut eine neue starke Über¬ 
reizung bedeuten. Ich halte am günstigsten, wenn man räude¬ 
kranken Pferden eine Schicht losen Sand zur Verfügung 
stellen könnte, am besten in einem Laufstalle, wo sie sich 
nach Belieben wälzen und sielen können. Der Sand würde 
mechanisch hautreinigend wirken und dürfte den Milben kein 
gutes Existieren bieten, ist auch leicht auswechselbar. 

Isolierungsmaßnahmen wie Desinfizierung der Ausrüstungs¬ 
gegenstände, vor allem des Putzzeuges, gehen mit der eigent¬ 
lichen Räudebekämpfung Hand in Hand. 

Beitrag zur Behandlung der Räude. 

Von Stabsveterinär Dr. Oyen. 

Die gegenwärtig unter den Militärpferden grassierende 
Räude veranlaßt mich, unten angegebene Behandlungsmethode, 
die mich in jedem Falle der Räudebehandlung sowohl, als 
auch bei Herpes tonsurans bei Pferd und Rind in kurzer Zeit 
ohne besonders komplizierte und lang ausgedehnte Behand¬ 
lungsweise zum Ziele geführt hat, zu veröffentlichen. 

Zuerst habe ich das Mittel, das, uralt, Bengeo & Co. 
seit Jahr und Tag, allerdings mit anderem Salbenzusatz (01. 
Cacao und Ad. suill.) gemischt, in großen Zinntuben, unter 
dem Namen Akarin 1. und II. (I. ohne, ü. mit Perubalsam) 
hergestellt hat, bei der früher als unheilbar geltenden Akarus- 
räude der Hunde und bei Skabies bei Menschen mit stetem 
Erfolge angewendet. 

Die Behandlung besteht in folgendem: 

1. Scheren der Tiere oder wenigstens der erkrankten 
Hautstellen. 

2. Leichtes Einreiben der kranken Stellen, namentlich der 
mit Borken bedeckten, mit ziemlich viel Schmierseife zum 
Aufweichen 24 Stunden vorher. 

3. Einem gründlichen Durchbürsten (mit weicher Wurzel¬ 
bürste) der Tiere mit warmem Creolinwasser. 2 Eimer Creo- 
linwasser genügen für ein Pferd (einen Eßlöffel voll auf einen 
Liter Wasser zu nehmen). 

4. Trocknenlassen des Tieres (unter einer sauberen Decke 
im Stall, dessen Stand inzwischen gereinigt worden) und da¬ 
nach mäßiges Einbürsten unten angeführter Salbe mit einer 
weichen Wurzelbürste, die nur zum Verreiben der Salbe be¬ 
nützt wird, an den kranken Hautstellen. 

5. Sollten sich 3 Tage nach Einbürsten der Salbe noch 
mit Krusten bedeckte Hautstellen vorfinden, so müssen die 
Krusten nochmals mit Creolinwasser heruntergebürstet und 
nach Trockenw’erden mit der Salbe eingebürstet werden. 






2. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


107 


Selbst bei ausgebreiteter Räude genügt meist eine ein¬ 
malige Einreibung. 

Rp.! Sulfur. Sublimat. 

Ol. Lini 

Ad. suill. ää. M. f. IJugt. 

Falls 01. Lini und Adeps nicht zu haben sind, kann Vasel. 
flav., Ungt. Paraff., Sap. Kalin. mit etwas 01. Olivar. ge¬ 
mischt und zur Streckung der Salbe auch Spirit, denat. ge¬ 
nommen werden, bis ein dickes Liniment entsteht. Dasselbe 
muß vor Gebrauch stets umgerührt werden. 

Ist Perubalsam oder Peruol vorhanden, so empfiehlt sich 
ein Zusatz von 2—5 %. Unbedingt nötig ist er nicht, da 
nach meiner Erfahrung in einem Falle bei Skabies, ohne Er¬ 
folg für ca. 10M. Perubalsam (in Friedenszeiten!) verschmiert 
worden war, baldige Heilung nach Anwendung von Akarin I 
(also ohne Perub.) eintrat. 

Die Hauptsache ist und bleibt der Schwefel, der mit 
einem leicht resorbierbaren Fett oder öl (Adeps suill. und 01. 
Lini sind das beste für Tiere) vermischt sein muß. 

6. Ca. 10 Tage nach Einreibung der Salbe gutes Putzen 
der Pferde mit der Kardätsche und Einfetten der Haut mit 
Ol. Lini, eventuell Waschung mit Stangenseife, da bei der 
ganzen Behandlung, namentlich bei ausgebreiteter Räude, die 
Haut zur Schuppenbildung neigt, weil anscheinend die Talg¬ 
drüsen durch die Krankheit in Mitleidenschaft gezogen wor¬ 
den sind. 

Eben lese ich in der B. T. W r . (vom 20. Januar 1916), daß 
C a d i o t die Akarusräude mit Schwefelkaliumlösung und 
Schwefelpuder in kurzer Zeit geheilt hat. 

Ich bitte die Herren Kollegen, doch obige Kur gegenüber 
anderen Behandlungsmethoden der Räude versuchen zu wollen. 

— Zur Bekämpfung der Räude der Pferde hat das Kriegs¬ 
ministerium die folgenden Vorschriften erlassen: 

Die monatlichen Seuchenzusammenstellungen der Königlichen 
stellvertretenden Generalkommandos zeigen dauernde starke Zu¬ 
nahme der an Räude erkrankten Pferde im Besatzungsheere. Durch 
die notwendig werdende Rückleitung zahlreicher stark verräudeter 
Bestände des Feldheeres aus dem Osten und Südosten und ihre 
Unterbringung in besonders eingerichteten Räude-Pferdelazaretten 
im Bereiche der östlichen stellvertretenden Generalkommandos 
besteht die Gefahr, daß die Ausbreitung der Räude auch unter den 
Pferden des Besatzungsheeres und der Zivilbevölkerung immer 
mehr zunimmt. Große, kaum zu ersetzende Verluste an Pferden 
sind die Folge. 

Bei der schweren Heilarbeit und der leichten Ansteckung der 
Räude werden die stellvertretenden Generalkommandos ergebenst 
ersucht, mit allen Mitteln der drohenden weiteren 
Verbreitung dieser Seuche vorzubeugen und 
ihre Bekämpfung aufs energischste durchzu¬ 
führen. 

Neben strenger Beachtung der Vorschriften der M. V. 0. Anh. 1J 
§§ 16, 17 und *9 werden hiermit folgende Sonderbestimmungen 
getroffen: 

1. Da erfahrungsgemäß neben der Ansteckung von Pferd zu 
Pferd und neben der Ansteckung durch infizierte Ställe die Über¬ 
tragung der Räude durch gemeinsames Putzen verschiedener 
Pferde mit demselben Putzzeug erfolgt und da erfahrungsgemäß 
die Verwendung eines besonderen Putzzeuges für jedes Pferd und 
die stetige Desinfektion der Putzzeuge unter den Kriegsverhält¬ 
nissen undurchführbar ist, wird das Putzen aller Pferde 
in Räudepferdelazaretten, in den Räudeabteilungen der Pferde¬ 
lazarette und in verräudeten Formationen streng untersagt. 
Geputzt dürfen nur die Pferde sicher räudefreier Formationen 
werden. Desgleichen ist das Eindicken der Pferde bei 


der leichten Übertragbarkeit der Räude durch die schwer zu des¬ 
infizierenden Woylachs unter allen Umständen zu verbieten. 
Pferde dürfen im Stall überhaupt nicht eingedeckt werden, um sie 
abzuhärten. 

2. Die Unterbringung der räudekranken und räudever¬ 
dächtigen Pferde geschieht möglichst in massiven, leicht desinfizier¬ 
baren Stallungen. Mit der Behandlung muß von Zeit zu Zeit un¬ 
bedingt gründliche Reinigung und Desinfektion des Stalles einher¬ 
gehen. Das Anlegen einer Streu ist zu verbieten, 
um frische Ansteckung der Pferde am Unterbauch von der Streu 
aus zu verhindern. 

3. Die Behandlung der räudekranken Pferde findet im 
allgemeinen mit den in dem Räudemerkblatt angegebenen Mitteln 
statt. Der Erfolg hängt weniger von dem einzelnen Mittel als von 
gewissenhafterAusführungunddauernderÜber- 
wachung der Behandlung ab. Für frühzeitige Sicherstellung 
der Räudemittel ist bei deren Knappheit Sorge zu tragen. Der 
allgemeine Mangel an Seifen und Fetten macht es notwendig, außer 
Linimenten andere Mittel zu verwenden und zu versuchen, wie 
Vaselin mit Petroleum, spirituöse Lösungen von Holzteer (besonders 
des Buchenholzes wegen seines starken Gehaltes an Kreosot), 
1 Proz. Sublimatspiritus, letzterer zur örtlichen Behandlung. Über 
die gewonnenen Erfahrungen mit den einzelnen Mitteln ist zu 
geeigneter Zeit eingehend zu berichten. 

Räudekranke Pferde sind vor der Behandlung zu scheren mit 
Pferdescheren, Schermaschinen mit Hand- oder Elektromotorbetrieb 
(Firma Haupt n er. Berlin). Überall, wo elektrischer Strom vor¬ 
handen ist, empfiehlt sich unbedingt Sehermaschinen mit Elektro¬ 
motor anzuschaffen wegen Ersparnis an Zeit und Mannschaften, 
und weil die Handschermaschinen dringend in der Feldtruppe ge¬ 
braucht werden. Bei Bestellung dieser Maschinen bei der Firma 
ist, um Rückfragen zu vermeiden, anzugeben, ob Gleich-, Dreh¬ 
oder Wechselstrom (wieviel Phasen?) vorhanden ist, sowie die 
Spannung und die Zahl der Perioden. Solange noch keine Scher¬ 
maschinen zur Verfügung stehen, ist die Behandlung schon ohne 
Schur vorzunehmen. Nach Möglichkeit sind dabei immer dieselben 
gut angelernten und eingearbeiteten Mannschaften unter dauern¬ 
der veterinärer Aufsicht zu verwenden. 

4. Bei Ausbruch von Räude oder -verdacht in einem Truppenteil, 
Ersatz- oder Zentralpferdedepot ist das Putzen aller Pferde sofort 
einzustellen. Notwendigste Reinigung der anscheinend noch nicht 
infizierten Pferde kann behelfsweise durch Strohwische, Holzwolle, 
Holzspan u. dgl. erfolgen, die immer nur bei einem Pferde ge¬ 
braucht und dann vernichtet werden. Diese Maßregel ist streng 
zu beachten, da in der Mehrzahl der Fälle beim Herausfinden 
eines räudekranken Pferdes in dem Bestände schon mehrere andere 
Pferde infiziert sind und von diesen mit den Putzzeugen die Räude 
schnell weiterverbreitet wird. 

5. Die Abgabe kriegs unbrauchbarer Dienst- 
und Beutepferde aus den Räudepferdelazarette u 
und Räudeabteilungen der Pferdelazarette findet 
in Vereinbarung mit dem Königlich Preußischen Landwirtschafts¬ 
ministerium nach folgenden Bestimmungen statt: 

a) Alle räudekranken und räudeverdächtigen kriegsunbrauch 
baren Dienst- und Beutepferde sind, solange sie noch in den 
Lazaretten sind, genau so mit Räudemitteln zu behandeln 
wie alle anderen räudekranken Pferde. 

b) Nach erfolgter Blutuntersuchung (siehe Verfügung vom 
25. 7. 1915 Nr. 2033/6. 15. A3) sind sie zahlenmäßig dem Land¬ 
wirtschaftsministerium unter „Räude oder Räude-Verdacht“ 
zur Abgabe anzumelden. Wohin diese Pferde dann zu über¬ 
weisen sind, bestimmt das Landwirtschaftsministerium, das 
für die weitere Behandlung und Absonderung der Pferde sorgt. 

c) Die Pferde, bei denen eine Ansteckung möglich war, die aber 
bisher keine Krankheitserscheinungen gezeigt haben, sind 
getrennt zu halten und unter näherer Angabe gesondert 
von den Kranken und Verdächtigen an die vom Landwirt¬ 
schaftsministerium bestimmte Stelle zu überweisen. 

d) Die Pferde mit erheblicher Räudeerkrankung (d. h. wenn 
mehr als die Hälfte der Körperoberfläche betroffen ist) werden 




108 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 9. 


bei jjer Abgabe so abgeschätzt, als wenn keine Räude- 
erkrankung vorläge. Von diesen Abschätzungspreisen sind 
dann je nach dem Grade der Erkrankung 50—75 Mark als 
Entgelt für durch Unterbringung und Behandlung dem Käufer 
entstehenden Kosten abzuziehen, mit der Maßnahme, daß als 
niedrigster Abgabepreis der Schlachtwert des betreffenden 
Pferdes anzusehen ist. 

e) Die Schlachtung kriegsunbrauchbarer räudekranker Pferde 
kann, da im kommenden Frühjahr mit großer Nachfrage nach 
Pferden zu rechnen ist, keinesfalls gebilligt werden. 

Berlin, 8. Februar 1916. I. V.: Osch mann. 

Vorträge Ober Rotz und Rinderpest In Berlin. 

An der Tierärztlichen Hochschule in Berlin werden am 13. und 
14. März d. J. von vormittags 9 Uhr bis nachmittags 1 Uhr Vor¬ 
träge über die klinischen (E g g e 1 i n g) und anatomischen (Schütz) 
Merkmale des Rotzes und der Rinderpest und über die Vorschriften 
zum Schutze und zur Bekämpfung der genannten Seuchen (Never- 
m a n n) gehalten. Der Besuch der Vorträge ist unentgeltlich. 
Meldungen zum Besuche der Vorträge sind an das Büro der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu richten. 

Vorlesungen und praktische Übungen an der Königlichen Tierärztlichen 
Hochschule zu Hannover, Sommersemester 1916. 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Arnold: Organische Chemie» 
5 stündig. Chemische Übungen gemeinsam mit Repetitor Herzig 
und Assistent T i 1 e n i u s , 12stündig. — Geh. Regierungsrat Prof. 
B o e t h e r: Histologie, 3stündig. Embryologie, 2stündig, Osteologie 
und Syndesmologie, 2 stündig. Histologische Übungen gemeinsam 
mit Prosektor Dr. H e r b i g, 18 stündig. — Prof. Dr. Malkmus: 
Medizinisch-propädeutische Klinik, 2 stündig. Gerichtliche Tierheil¬ 
kunde, 3stündig. Übungen im Anfertigen von schriftlichen Gut¬ 
achten und Berichten, l stündig, Klinik für größere Haustiere, 
Abteilung für innere Krankheiten und Gewährsmängel, täglich 
vormittags von 10 bis 12 Uhr. — Geh. Regierungsrat Prof. Dr. 
Frick: Allgemeine Chirurgie, 3stündig. Ophthalmoskopische 
Übungen, 1 stündig. Chirurgisch-propädeutische Klinik, 1 stündig. 
Klinik für größere Haustiere, Abteilung für äußere Krankheiten, 
täglich vormittags von 10—12 Uhr. Operationslehre, 3 stündig. 
Übungen am Hufe gemeinsam mit Repetitor Dr. G e h n e. — Prof. 
Dr. Rievel: Allgemeine Pathologie und allgemeine pathologische 
Anatomie, 5 stündig. Pathologisch-anatomische und pathologisch¬ 
histologische Übungen, 12 stündig. Obduktionen und pathologisch¬ 
anatomische Demonstrationen, je nach vorhandenem Material. — 
Prof. Dr. Ktinnemann: Allgemeine Therapie, 2stündig. Re- 
zeptierkunde, 1 stündig. Toxikologie, 2 stündig. Klinik für kleinere 
Haustiere, täglich vormittags von lü— 12Uhr. — Prof. Dr. M i e ß n e r: 
Seuchenlehre und Veterinärpolizei, 4 stündig. Bakteriologie, 1 stündig. 
Bakteriologische Übungen, 12stündig. — Prof. Dr. Oppermann: 
Geburtshilfe mit Übungen am Phantom, 3 stündig. Fütterungslehre, 
1 stündig. Exterieur mit Übungen, 1 stündig. Allgemeine Tierzucht, 
1 stündig. Ambulatorische Klinik. — Prof. Dr. Paechtner: 
Physiologie, 4 stündig. Physiologische Chemie, 1 stündig. Physi¬ 
ologisches Praktikum. — Prof. Haeseler: Physik, 3 stündig. 

— Prof. Dr. Ude: Zoologie, 3stündig. — Veterinärrat Koch. 
Direktor der städtischen Fleischbeschau: Fleischbeschaukurse aut 
dem Schlachthofe zu Hannover, jeder Kursus mit h wöchiger Dauer. 

— Dr. Gerke: Botanik, 5stündig. Pharmazeutische Übungen, 
Montag bis Sonnabend von 10—1 Uhr vormittags. Botanische 
Exkursionen, jeden Sonnabend Nachmittag. — Prosektor Dr. 
H e r b i g: Histologische Übungen gemeinsam mit Geh. Regierungs¬ 
rat Prof. Boether. — Repetitor Dr. Meder: Pathologisch¬ 
anatomische Diagnostik, 1 stündig. — Repetitor Herzig: Repeti¬ 
torium der Chemie, 1 stündig. Qualitative chemische Analyse, 
1 stündig. Chemische Übungen gemeinsam mit Geh. Regierungsrat 
Prof. Dr. A r n o 1 d. — Repetitor Dr. Grommelt: Übungen in 
der Perkussion und Auskultation, l stündig. — Repstitor Dr. G e h n e: 
Beurteilung des Beschlages, 1 stündig Übungen am Hufe gemeinsam 
mit Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Frick. — Das Sommersemester 
1916 beginnt am 16. April. 


Bücherbesprechungen. 

Neue Eingänge. 

— Lehre vom Exterieur des Pferdes oder von der Beurteilung des 
Pferdes nach seiner äußeren Form. Bearbeitet von Dr. Franz Müller, 
k. und k. Hofrat, emer. Studien-Direktor und Professor des k. und k 
Militär-Tierarznei-Instituts zu Wien. Achte Auflage. Mit 28 Holzschnitten 
und der Abbildung eines Oriyinal-Araber-Hengstes und eines Pferde¬ 
skelettes. Wien und Leipzig. Wilhelm Braumüller, k. und k Universitäts- 
Verlagsbuchhandluug, Gesellschaft m. b. H. 1916. Preis 6 Kronen 
oder 6 Mark. 


— Kallert, E. und Standfuß, R., Über die Verarbeitung von 
Schweinen zu haltbaren Fleischwaren mit besonderer Berücksichtigung 
der Konservierung in Dosen. (Heft 4 der Abhandlungen zur Volks¬ 
ernährung, herausgegehen und verlegt von dei Zentral-Einkaufsgesell- 
schaft m. b. H., Berlin, Behrenstr. 21, Preis 1,50 M.). 

Die im Aufträge der Zentral - Einkaufsgesellschaft verfaßte Ab¬ 
handlung soll einen Überblick über die Masseuverarbeitnng von Schweinen 
zu haltbaren Fleischwaren geben, die in der ersten Hälfte des Jahres 
1915 von der Zentral-Einkaufsgesellschaft durchgeführt wurde. Ins¬ 
besondere sollen die bei der Konservierung in Dosen gewonnenen 
Erfahrungen weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden. 

Der Inhalt des Heftes ist in Kürze folgender: Im ersten Abschnitte 
werden die für die damalige Massenkonservierung wichtigsten Gesichts¬ 
punkte erörtert, im zweiten Abschnitte >vird die Tätigkeit der Zentral- 
Einkaufsgesellschaft geschildert Den Hauptteil der Abhandlung bildet 
der dritte Abschnitt, der steh mit den hauptsächlichsten Fragen der 
Konservierung befaßt, u.a. mit der Durchführung hygienischer Maßnahmen 
in den Fabriken, mit der Sterilisation, mit der Erkennung und den 
Ursachen undichter Dosen, mit der Prüfung auf Sterilität und den Ur¬ 
sachen und Kennzeichen verdorbener Konserven. Einige Versuche, die 
im Verlaufe der Konservenfabrikation ausgetührt wurden, so über das 
Ausnutzungsverhältnis bei schweren und leichten Schweinen, über den 
Einfluß eines geringen Mehlzusatzes auf die Beschaffenheit des Büchsen¬ 
fleisches, werden ebenfalls mitgeteilt. 

In einer Schlußhetrachtung werden einige Fragen angeschnitten, die 
für die Weiterentwicklung der deutschen Konservenfabrikation und ihre 
Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt nach dem Kriege von Be¬ 
deutung sind. 

Der Anhang endlich bringt die von der Zentral-Einkaufsgesellschaft 
herausgegebenen Drucksachen, welche sich auf die Verarbeitung der 
Schweine bezogen, u. a. Hinweise für das Salzen, Pökeln und Räuchern, 
die Betriebsvorschrift für die Konservenfabriken, Hinweise für die Auf¬ 
bewahrung der Konserven, ein Merkblatt für den Verbrauch von Fleisch¬ 
konserven usw. Auto ref erat 

— Bericht Aber den Betrieb des städt. Schlacht- und Viehhofes 
Heidelberg für das Jahr 1914. 

— Nach Osten! Von Sven Hedln. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1916. 
Feldpostausgabe. Preis 1 M. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär 
Verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär Leo Lang 
der Landw. I (Aschaffenburg), dem Veterinär Rupert Reiter d. Res. 
Gl München). — Das Ritterkreuz 1. Kl. des Sächs. Albrechtsordens 
mit Schwertern: den Stabsveterinären Witter beim Stabe der 
58. Infant.-Div., Jaenihen im Ulan.-Regt. 18, Qottleubcr im Feldart.- 
Regt. 77, Dr. Uhlmann im Korps-Brückentrain. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. des Sächs. Albrechtsordens m..Schwerteriu denOberveterinären 
Bauer im Feldart.-Regt. 68, Busse in der Fuhrpark-Kol. 2 und dem 
Veterinär d. L. Dr. Oreyer im Feldart.-Regt. i 15. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Oberveterinär 
der Res. Heinrich Mütter in Walldürn. — Das Großh. Oldenburg. 
Friedrich-August-Kreuz 2. Kl. und das Herzogi. Braunschw. Kriegs¬ 
verdienstkreuz : dem Stellv. Korpsstabsveterinär Kunxe in Hannover. 
— Das Großh. Mecklenburg. Militär-Verdienstkreuz: dem Ober- 
veterinär Friedrich Bartel in Plau. — Der Titel Veterinärrat: dem 
Oberamtstierarzt Georg Bontx in Crailsheim (Wtirtt.), dem Stadt¬ 
tierarzt a. D. Heinrich Wagner , Hilfsarbeiter beim Medizinalkollegium 
in Stuttgart 

Ernennungen: Der Regierungsrat Dr. Karl Gasteiger , Referent 
im K. B- Staatsministerium d. I., und der Geheime Hofrat Professor 
Dr. Leonh. Vogel an der Technischen Hochschule München wurden 
zu Mitgliedern im Reichsgesundheitsamte für die Zeit vom 
1. Januar 1916 bis 31. Dezember 1920 gewählt; der Grenztierarzt¬ 
assistent Dr. L. Drescher , z. Zt. im Felde, zum 1. Assistenten der 
K. Veterinärpolizei-Anstalt in Oberschleißheim. 

Verzogen: Tierarzt Emst Jahn von Heinrichswalde nach Marg- 
grabowa. 

Approbiert: In Berlin: Hans Pingel aus Westerhorn (Krs. 
Pinneberg). — In Hannover: Die Feldunterveterinäre Kurt Kruse 
aus Kirchdorf (Meckl.-Schwerin) und Gustav Thiesmeier aus Unter¬ 
wüsten (Lippe). 

In der Armee: Preußen: Für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses an^estellte Veterinäroffiziere befördert: zu Ober- 
veterinären : die Veterinäre: Bartels , Reich (Celle) beim Feldart.- 
Regt. Nr. 99, Dannenberg (II Cöln) beim Staffelstabe 392, Dr. 
Steinke (Crefeld) bei der n. Ers.-Abteil. des Feldart.-Regt. 69/70, 
MöhUng (Crefeld) bei dem 2. Garde-Fußart.-Regt, Dr. Schuhmacher 
Gl Darmstadt) beim Ers.-Pferdedepot Wiesbaden, Behr (Freiburg) 
beim Etapp.-Pferde-Lazarett Saargemünd, Dr. Goppel (Geldern) 
bei der Mag.-Fuhrp.-Kol. 135 d. 2. Kav.-Div., Dr. Bauer (Göttingen) 
beim Staffelstabe 151, Beyersdorff (Hildesheim) beim Feldart.-Regt. 
Nr. 99, WagenbicMler (Insterburg) bei der 6. Ers.-Esk. des I. A.-K. 

Todesfälle: Regierungs- und Veterinärrat Marggraff in Heidel¬ 
berg, Tierarzt Röhrirh in Ilsfeld, Tierarzt Glaser in Liebenwalde, 
Tierarzt Schulte in Dortmund, Tierarzt Jakob Det&ts in Aurich, 
Veterinärrat Dr. Rickmann in Höchst a. M. 


Verantwortlich ffir den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag nnd Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetx in Berlin. — 

Druck von W. BOxenstein, Berlin. 



Die berliner TierftralHche Wochenschrift“ erscheint 
wöchentlich im Verlag« von Richard Schoeia in 
Berlin BW. 48. Wilhelmetr. 10. Durch )edea deutsche 
Postamt wird dieselbe rum Preise von Ai. 5,— viertel- 
jährlich (austchlieSlich Bestellgeld) geliefert (Öster¬ 
reichische Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 8b.) Einzelnummern 60 Pf. 

Tierärztliche Wochenschrift 

Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Hamburg. Referent i. Reichs Kol.-Aint in Jicrliu. in Mülhausen i. E. in Catn. Vortrag. Rat im Min. f. Laudw. in Berüuu 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Kat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landeatierarzt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Drehten. Professor in Dresden. Professor in Preiborg. 

Ober-Med. -Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Ilofrat Dr. Vogel Geh Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vor-t. d. Kaiß. Hakt. ln»L. Gainam», D.S. W.-A. Stadt-Tierarzt m Hamburg. Professorin München. Mitgl. d. Kai». Gesundheitsamt« in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zündet 

Professor in Budapest. Landestierarzt von Elsafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 10 . Ausgegeben am 9. März. 


Berliner 


Üriginalbeiträge werden mit A0 Mk., in Pctitsatz mit 
<10 Mk. für den Rogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen, redaktionellen Anfragen, Korrekturen, 
Rezension»-Exemplare und Annoncen beliebe man zu 
senden an Herrn Professor Ginge, Hamburg 
Ost erst raße 22. 


I n h a i t : Matthirsen und Glässer: Versuche zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche mit „Rindol“. 

Referate: K a 11 e r t: Untersuchungen über Maul- und Klauenseuche. — U n z e i t i g: Uber Umfang und Durchführung 
veterinärer Arbeit im Felde. — Tierhaltung und Tierzucht: B e k e s s y : Der gegenwärtige Stand der Rinderzucht in Ungarn. — 
Lund: Blutverwertung und Roboszucker, ein wertvoller Haferersatz. — V ö 11 z und Dietrich: Fütterung von Kartoffeln 
an Milchkühe. — Forgwer: Die Kartoffel als Pferdefutter. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. Dreiund¬ 
achtzigste Kriegswoche. — Kaiserlicher Veterinärrat Wilhelm Rickmann +. Verschiedenes. - Zeichnet die vierte 
Kriegsanleihe! — Bücherbesprechungen. Personalien. — Vakanzen. 


Versuche zur Bekämpfung der Maul- und Klauen¬ 
seuche mit „Rindol“. 

Von Matthlesen, Regierungs- und Veterinärrat in Hannover, 
und Glässer, Kreistierarzt in Hannover. 

Im Aufträge des Herrn Ministers für Landwirtschaft, 
Domänen und Forsten in Berlin haben wir das Präparat 
„Rindol“ von S i e g m u n d Meyer in Hannover, Podbielski- 
straße Nr. 296, auf seinen Wert als Heilmittel gegen die Maul¬ 
und Klauenseuche geprüft und gleichzeitig auf vorbeugende 
Wirkung im engeren Sinne, d. h. darauf geprüft, ob es imstande 
ist, in einem von der Maul- und Klauenseuche betroffenen 
Rindviehbestande bei klinisch noch gesunden Tieren den Aus¬ 
bruch der Seuche zu verhindern. Die Ausführung und das Er¬ 
gebnis dieser Versuche werden hiermit veröffentlicht. 

Die Prüfung erstreckte sich über die Zeit vom 18. Februar 
bis 4. März 1915 und fand statt in dem Gehöfte des Landwirts 
V. in L., in dessen 21 Kühe zählendem Viehbestände am 
18. Februar mittags der Ausbruch der Maul- und Klauen¬ 
seuche amtlich festgestellt worden war. Der Besitzer V. hat 
erklärt, die ersten Erscheinungen der Seuche in seinem Bestände 
:un 14. Februar bei Kuh Nr. 2, am 16. Februar bei den Kühen 
Nr. 3, 5 und 9 wahrgenommen zu haben. Bei der Durchführung 
der Prüfung hat der Erfinder des „Rindol“, Siegmund 
Meyer, den ihm zur Behandlung von uns überwiesenen 
Tieren sein Mittel selbst verabreicht. Seine Gebrauchsan¬ 
weisung lautet: „Zur Vorbeugung sind erforderlich 3 Tage vor 
der Infektion täglich 2 Flaschen (ä ca. 350 g) und 3 Tage nach 
der Infektion täglich 2 Flaschen (ä ca. 350 g). Bei Heilung 
je nach Bedarf.“ 

Befund am 18. Februar 1915, nachmittags, dem ersten Ver¬ 
suchstage: 

Nr. 1. 38,3° C. T. Keine Krankheitserscheimingen. 

Nr. 2. Am 11. d. Mts. von dem Viehhändler R. frischmilchend 
gekauft. 39,0 T. Am zahnlosen Oberkiefermilde ein pfennigstück¬ 


großer roter Epitheldefekt. Die Kuh hat ein großes schlaffes 
Hängeeuter. 

Nr. 3. Am 11. d. Mts. von dem Viehhändler R. im frisch- 
milchenden Zustande gekauft. 39,3 T. Der ganze zahnlose Ober 
kieferrand bildet eine intensiv hellrote Wundfläche. Die ganze 
Zungenspitze ist von einer frisch geplatzten Blase bedeckt. 

Nr. 4. Am 11. d. Mts. von dem Viehhändler R. im hochtragen¬ 
den Zustande gekauft; hat inzwischen bei V. gekalbt. 38,7 T. 
Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 5. 38,7 T. Am zahnlosen Oberkieferrande ein etwa daumen¬ 
großer stark geröteter Epitheldefekt, auf der Zunge ein talergroßer 
Epitheldefekt von gleicher Farbe. An drei Zitzen mehrere hanf- 
korn- bis erbsengroße gelbe Blasen. 

Nr. 6. 38,8 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 7. 39,3 T. Etwas vor dem Zungenwulst eine dattelgroß« 
Blase. An zwei Zitzen je eine fünfpfennigstückgroße Blase, die 
bereits etwas geplatzt sind. 

Nr. 8. 37,8 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 9. Am 9. d. Mts. von dem Viehhändler R. frischmilchend 
gekauft. 40,5 T. Am zahnlosen Oberkieferrande ein markstück- 
großer stark geröteter Epitheldefekt und an der Zungenspitze eine 
talergroße Blase, die auf Druck platzt. Die Umgebung aller vier 
Zitzenöffnungen ist wund und gerötet. Am hinteren Ende des 
Spaltes der linken Vorderklaue eine erbsengroße und eine hasel¬ 
nußgroße Blase. Der Klauenspalt der rechten Vorderklaue und 
beider Hinterklauen hinten wund und rot. 

Nr. 10. Am 9. d. Mts. von dem Viehhändler R. frischmilchend 
gekauft. 39,6 T. Auf der Mitte der vorderen Zungenhälfte eine 
erbsengroße Blase und ein markstückgroßer stark geröteter Epithel¬ 
defekt. An allen vier Zitzen hanfkorn- bis erbsengroße gelbliche 
pralle Bläschen. 

Nr. 11. 40,0 T. ln der Maulhölile keine Veränderungen. Die 
Füße sind etwas angelaufen, die Haut am Klauenrand gerötet. An 
der rechten Vorderzitz»* ein erbsengroßes graugelbes Bläschen. 

Nr. 12. 38,8 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 13. 38,6 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 14. 39,5 T. In der Maulhöhlo keine Veränderungen. An 
der rechten Vorderzitze ein erbsengroßes Bläschen. 

Nr. 15. 38,5 T. In der Maulhöhle keine Veränderungen. An 
der linken Hinterzitze ein graugelbes Bläschen. 









110 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 10. 


Nr. 16. 36.6 T. Keine Krankbeitserscheinungen. 

Nr. 17. 38.3 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 18. 39,0 T. Vor dem Zungenwulst eine markstückgroße 
Blase. 

Nr. 19. 39,5 T. Maulschleimhaut gerötet. An den Zitzen 
mehrere hanfkom- bis erbsengroße Blasen und pfennigstückgroße 
Wundflächen. Hinten lange aufgebogene Klauenschuhe. 

Nr. 20. 39,0 T. Am zahnlosen Oberkieferrande eine markstück- 
große rote Wundfläche, auf der Zunge mehrere bohnengroße Blasen, 
an den Zitzen mehrere erbsengroße Blasen. Hinten lange aufge¬ 
bogene Klauenschuhe. 

Nr. 21. 38,3 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Die vorbezeichneten 21 Kühe stehen zusammen in einem Stalle 
in der Reihenfolge nebeneinander, wie sie aufgeführt sind, jedoch 
so, daß die ersten zehn und die letzten elf je eine gemeinsame 
durchlaufende Krippe benutzen, und daß diese beiden Gruppen 
durch eine unvollständige Scheidewand voneinander getrennt sind. 
Die Kühe befinden sich in gutem Futterzustande. 

Im Anschluß an die Befundaufnahme werden für die Prüfung auf 
Heilwirkung bestimmt die erkrankten Kühe Nr. 3, 5, 7, 9, 11 
und 19, für die Prüfung auf Vorbeugung im engeren 
Sinne die klinisch noch gesunden Kühe Nr. 8, 13 und 21. Als 
Kontrolltiere werden unbehandelt gelassen die erkrankten Kühe 
Nr. 2, 10, 14, 15, 18 und 20 sowie die gesunden Kühe Nr. 1. 4. 
6, 12, 16 und 17. 

Der inzwischen erschienene Erfinder des „Rindol“ erklärt, daß 
sowohl zur Heilung als auch zur Vorbeugung jedef der für den Ver¬ 
such bestimmten Kühe täglich zweimal je eine Flasche „Rindol“ 
einzugeben sei. Hiernach verabreicht Meyer den Kühen Nr. 3, 
5, 7, 9, 11, 19, 8, 13, 21 eigenhändig je eine Flasche „Rindol“. 

Befund am 19. Februar 1915 morgens: 

Die Kuh Nr. 4 wird nachträglich noch für die Prüfung auf 
Vorbeugung im engeren Sinne bestimmt, nachdem die Untersuchung 
ergibt, daß sie eine Körperwärme von 38,4 hat und frei von Krank¬ 
heitserscheinungen ist. Diese Versuchsgruppe umfaßt also die Kühe 
Nr. 4, 8, 13 und 21. Die Besichtigung des Bestandes ergibt im 
wesentlichen dasselbe Bild wie gestern nachmittag. Meyer ver¬ 
abreicht den zehn Kühen Nr. 3, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 13, 19 und 21 
eigenhändig je eine Flasche „Rindol“. 

Befund am 19. Februar nachmittags: 

Die nachträglich ausgewählte Kuh Nr. 4 ist noch fieberfrei 
(38,7 T.) und frei von Krankheitserscheinungen. Meyer gibt den 
zehn Versuchskühen wieder je eine Flasche „Rindol“ eigen¬ 
händig ein. 

Befund am 20. Februar morgens: 

Der Zustand der bereits am ersten Versuchstage krank be¬ 
fundenen und auf Heilung behandelten Kühe Nr. 3, 5 und 9 hat sich 
verschlimmert. Die Tiere zeigen erhebliche Störung des Allgemein¬ 
befindens, Schmerzen beim Fressen und Stehen. Auch die auf Vor¬ 
beugung behandelten Kühe Nr. 8 und 21, sowie mehrere der nicht 
behandelten, bis dahin gesunden Kontrolltiere erregen Verdacht 
auf beginnende Störung des Allgemeinbefindens. Jedem der 10 
Versuchstiere verabreicht M e y e r eigenhändig eine j Flasche 
.Rindol“. 

Befund am 20. Februar nachmittags: 

Nr. 1. 38,3 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 2. 40,2 T. Der pfennigstückgroße Epitheldefekt am 
Oberkieferrande hat einen gelben Farbenton angenommen. An 
der rechten Vorderzitze vier erbsengroße Blasen, an den Hinter¬ 
strichen je zwei hanfkom- bis erbsengroße Bläschen. Die At¬ 
mung ist beschleunigt. 

Nr. 3. 39,2 T. Die Kuh ist stark eingefallen. Der zahnlose 
Oberkieferrand wund. Der Schleimhautdefekt der Zungenspitze 
hat sich bis an den Zungenwulst durch Zusammenfließen und 
Platzen mehrerer Blasen ausgedehnt. 

Nr. 4. 39,4 T. Maulschleimhaut etwas gerötet, leichtes 

Speicheln, Atmung beschleunigt. 

Nr. 5. 39,3 T. Die Kuh ist eingefallen, zeigt beschleunigte At¬ 
mung. Der Oberkieferrand wund, die ganze Zungenspitze von 
Epithel entblößt Die Zitzenbläschen sind geplatzt an ihrer Stelle 
braune flache Schorfe. 


Nr. 6. 38,7 T. Am Oberkieferrand eine pfennigstückgroße, 

bereits etwas eingerissene Blase. 

Nr. 7. 39,2 T. Die Kuh ist eingefallen. Die Zungenblase ist 
geplatzt und in einen dreimarkstückgroßen, geröteten Epithel¬ 
defekt umgewandelt. Die Zitzenwunden sind mit braunen 
Krusten bedeckt. 

Nr. 8. 39,2 T. Die Kuh schmatzt und speichelt stark. Auf 
der Mitte der vorderen Zungenhälfte eine dattelgroße Blase. An 
der rechten Hinterzitze eine pfennigstückgroße Blase. An den Klauen 
beim Stehen Schmerzen. Das hintere Spaltende beider Vorder¬ 
klauen wund. 

Nr. 9. 39,0 T. Die Kuh kann sich nur schwer erheben, zeigt 
beschleunigte Atmung. Am Oberkieferrande ein markstückgroßer 
Epitheldefekt. Die ganze Zungenspitze in eine Wundfläche umge¬ 
wandelt Die Zitzenwunden mit braunen Krusten bedeckt. Der 
Klauenspalt an allen Füßen wund. 

Nr. 10. 39,3 T. Am Oberkieferrande zwei pfennigstückgroße 
rote Epitheldefekte. Auf der vorderen Zungenhälfte ein eben¬ 
solcher fünfmarkstückgroßer Epitheldefekt. An den Zitzen mehrere 
bis pfennigstückgroße Wunden. 

Nr. 11. 38,7 T. An der Zungenspitze ist eine flache mark¬ 
stückgroße Blase frisch geplatzt An den Klauen Befund un¬ 
verändert. Das Bläschen an der rechten Vorderzitze ist geplatzt. 

Nr. 12. 39,5 T. An der Zungenspitze ein fünfmarkstück¬ 

großer hellroter Epitheldefekt. Am rechten Hinterstrich eine, 
am rechten Vorderstrich zwei linsengroße Bläschen. 

Nr. 13. 38,7 T. Am zahnlosen Oberkieferrande ein hochge¬ 
röteter pfennigstückgroßer Epitheldefekt An den Hinterzitzen 
mehrere frisch geplatzte linsengroße Bläschen. 

Nr. 14. 40,5 T. In der Maulhöhle keine Veränderungen. Das 
Bläschen an der rechten Vorderzitze noch vorhanden. 

Nr. 15. 38,5 T. In der Maulhöhle keine Veränderungen. An 
der rechten Vorderzitze und linken Hinterzitze je eine pfennig¬ 
stückgroße frisch geplatzte Blase. 

Nr. 16. 40,2 T. Die Maulschleimhaut heiß und gerötet An der 
rechten Vorderzitze eine pfennigstückgroße frisch geplatzte Blase. 
An den Füßen Schmerzen. 

Nr. 17. 39,4 T. Auf der vorderen Zungenhälfte mehrere 
Pfennig- bis markstückgroße Blisen. An der rechten Hinterzitze 
mehrere erbsen- bis pfennigstückgroße Blasen. 

Nr 18. 39,4 T. Die Blase an dem Zungenwulst ist geplatzt. 
An der linken Vorderzitze ein linsengroßer Epitheldefekt An 
den Klauen Schmerzen. 

Nr. 19. 30,0 T. An der Zungenspitze eine linsengroße 
Blase. An allen Zitzen geschlossene und geplatzte hirsekom- 
bis erbsengroße Bläschen. 

Nr. 20. 39,7 T. Die Kuh kann sich nur schwer erheben. Am 
zahnlosen Oberkieferrande und auf der vorderen Zungenhälfte 
wunde Flächen. Die Blasen an den Zitzen sind geplatzt 

Nr. 21. 39,4 T. Maulschleimhaut heiß. An der linken Vorder¬ 
zitze eine pfenniggroße Blase. An den Füßen Schmerzen. 

Meyer gibt wieder den zehn Versuchstieren je eine Flasche 
„Rindol“ eigenhändig ein und will den besonders schwer erkrankten 
Kühen noch eine dritte Flasche „Rindol“, und zwar mittags, 
verabfolgen. 

Befund am 21. Februar 1915 morgens: 

Die Kuh Nr. 21 frißt nicht und steht von der Krippe zurück. 
Die Kühe Nr. 3. 5 und 9 sind schwerer als die übrigen Tiere er¬ 
griffen. 

Meyer gibt wieder den 10 Versuchstieren je eine Flasche 
„Rindol“ ein und erklärt, den Kühen 3, 5 und 9 heute mittag eine 
Flasche „Rindol“ besonders eingeben zu wollen. 

Befund am 21. Februar nachmittags: 

Den 10 Versuchstieren gibt Meyer je eine Flasche „Rindol“ 
ein und erklärt, mittags 4 Kühen eine Flasche „Rindol“ besonders 
verabfolgt zu haben. Unter diesen befindet sich auch die Kuh 
Nr. 21, die bei der ersten Untersuchung klinisch noch keine Krank¬ 
heitserscheinungen gezeigt hat und deshalb damals, am 18. Februar, 
in die Gruppe der auf Vorbeugung im engeren Sinne behandelten 
Kühe eingereiht worden war. 

Befund am 22. Februar 1915 morgens: 




9. März 10 jo. 


Berlin eh tierärztliche Wochenschrift. 


in 


Nr, 1 ist immer noch gesund, obwohl angeblich bereits 
Vk Jahre im Stalle. 

Nr. 3 speichelt sehr stark und frißt nicht. 

Nr. 4 speichelt. 

Nr. 5, 8, 9, 19 schmatzen stark, 19 speichelt auch stark. 

Nr. 21 steht von der Krippe zurück und frißt nicht. 

Meyer gibt den 10 Versuchstieren je eine Flasche „Rindol“ 
ein und will den Kühen Nr. 3, 5, 7, 9, 19 und 21 heute mittag 
noch besonders je eine Flasche „Rindol“ verabreichen. 

Befund am 22. Februar nachmittags: 

Meyer verabreicht den 10 Versuchskühen wiederum je eine 
Flasche „Rindol“. 

Die Kühe Nr. 3, 5 und 9, die Meyer noch an den Klauen zu 
behandeln wünscht, haben bereits an sämtlichen Klauen, besonders 
an den vorderen, umfangreiche mit schmierigen Massen bedeckte 
Wundflächen im Klauenspalt. Nr. 11 hat angeschwollene Füße 
und noch ungeplatzte und frisch geplatzte Blasen an der Haut des 
KJauenspalte8. 

Befund am 23. Februar 1915 morgens: 

Wir erfahren von dem Besitzer V., daß ein auswärtiger Tier¬ 
arzt F. einmal, und zwar am 19. dieses Monats, mittags die in der 
ersten Stallabteilung befindlichen Kühe Nr. 2, 3, 5 und 9 im Maule 
untersucht hat. 

Nr. 1 . 38,0 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 2. 40,7 T. Augen eingefallen, Blick trübe, starke Schmerzen 
in den Hinterklauen, stark beschleunigte Atmung, frißt langsam 
und zögernd Heu. Der pfennigstückgroße Epitheldefekt am Ober- 
kieferrande befindet sich im Abheilen. An beiden rechten Zitzen 
mehrere mit Krusten bedeckte pfennigstückgroße Wunden. Am 
vorderen Ende des Spaltes beider Hinterklauen frisch geplatzte 
Blasen. 

Nr. 3. 38,7 T. Die Wundflächen in der Maulhöhle sind ab¬ 
geblaßt und glätten sich. Das vordere Ende der Spalte beider 
Vorderklauen feucht und wund. 

Nr 4. 37,8 T. Krankheitserscheinungen nicht wahrnehmbar. 

Nr. 5. 38,5 T. Speichelt stark, schmatzt, Augen eingefallen. 
Am Oberkieferrande ein zweimarkstückgroßer roter Epitheldefekt. 
Die Zungen wunde ist abgeblaßt. Die Zitzen wunden sind trocken 
und mit flachen bräunlichen Wunden bedeckt. Die Spalten beider 
Vorderklauen sind wund und mit schmierigen stinkenden Massen 
belegt. 

Nr. 6. 39,4 T. Am zahnlosen Oberkieferrande eine zweimark¬ 
stückgroße hochrote Schleimhautwunde. 

Nr. 7. 37,8 T. Speichelt. Auf der Zunge ist der dreimarkstück- 
große Epitheldefekt abgeblaßt und flacher geworden. Die braunen 
Zitzenkrusten beginnen abzuschilfern. 

Nr. 8. 37,5 T. Auf der vorderen Zungenhälfte eine fünfmark¬ 
stückgroße im Abblassen begriffene Querwunde. An der rechten 
Hinterzitze eine pfennigstückgroße mit braunen Krusten bedeckte 
•Wunde. Der Spalt beider Vorderklauen wund und mit schmierigen 
eitrigen Massen bedeckt. 

Nr. 9. 38,7 T. Speichelt und schmatzt, kann sich besser erheben. 
Am Oberkieferrande zwei je markstückgroße wunde Stellen. Die 
Zungenwunde blaßt ab. Die Krusten an den Zitzen schilfern ab. 
Der Klauenspalt aller vier Klauen wund. 

Nr. 10. 38,8 T. Die beiden pfennigstückgroßen Epitheldefekte 
am Oberkieferrande und der fünfmarkstückgroße Defekt auf der 
Zunge blassen ab. Die Zitzenkrusten blättern ab. Der Spalt der 
linken Vorderklaue wund und rot. 

Nit 11. 39,2 T. Schmatzt. Auf der Zunge je eine zweimark¬ 
stückgroße und dreimarkstückgroße Wunde. An drei Zitzen linsen¬ 
große rote feuchte Wunden. Der Klauenspalt an allen Füßen wund. 

Nr. 12. 38,5 T. Der fünfmarkstückgroße Epitheldefekt an der 
Zungenspitze ist im Abblassen begriffen. An Stelle der Zitzenbläs¬ 
chen befinden sich abschilfernde Krusten. 

Nr. 13. 37,8 T. Der Epitheldefekt am Oberkieferrande ist 
mark8ttickgroß geworden. An den Hinterzitzen mehrere linsen¬ 
große flache rote Wunden. 

Nr. 14 38,4 T. Auf der vorderen Zungenhälfte ein taler- 

großer unregelmäßiger blaßroter Epitheldefekt. An einer Zitze 


ein linsengroßer schwarzroter Wundschorf. An den Klauen 
Schmerzen. 

Nr. 15. 40,2 T. Im Maule keine Veränderungen. Die Zitzen¬ 
wunden sind mit flachen abschilfemden Krusten bedeckt. 

Nr. 16. 38,2 T. Steht von der Krippe zurück. Am Oberkiefer¬ 
rande eine markstückgroßc rauhe frische hochrote Wunde. An 
der rechten Vorderzitze eine markstückgroße rote, teils feuchte, 
teils mit Krusten bedeckte Wunde. Der Spalt beider Vorderklauen 
ist wund. 

Nr. 17. 38,4 T. Schmatzt, zeigt Schmerzen beim Fressen. 
Auf der Zunge ein fünfmarkstückgroßer und ein dreimarkstück- 
großer blaßroter Epitheldefekt. An der rechten Hinterzitze eine 
markstückgroße, an der linken Hinterzitze eine pfennigstückgroße 
Wunde. Das hintere Ende der Vorderklauenspalten wund und 
schmierig. 

Nr. 18. 38,5 T. Auf der vorderen Zungenhälfte eine querge¬ 
stellte, im ganzen etwa fünfmarkstückgroße blaßrote Wunde. An 
einer Vorderzitze eine linsengroße Wunde. 

Nr. 19. 38,5 T. Schmatzt. Auf der vorderen Zungenhälfte ein 
fünfmarkstückgroßer unregelmäßiger Epitheldefekt. Die Zitzen¬ 
wunden sind mit braunen Krusten bedeckt. An dem hinteren Saum 
der linken Vorderklaue eine längliche weißgraue geplatzte Blase. 

Nr. 20. 38,6 T. Hinten sehr steif. Der Oberkieferrarid und die 
vordere Zungenhälfte mit flachen ausgedehnten, in der Abheilung 
begriffenen Wunden bedeckt. An den Zitzen zahlreiche rote, zum 
Teil mit Krusten bedeckte Wunden. Der Klauenspalt beider Vorder¬ 
klauen wund und mit schmierigen stinkenden Massen belegt. 

Nr. 21. 38,4 T. Frißt schlecht. Am Oberkieferrande eine kaum 
markstückgroße graurote Wunde. An sämtlichen Zitzen linsen- 
bis pfennigstückgroße Wunden, an der rechten Hinterzitze unten 
eine grauweiße pfennigstückgroße Blase, oben eine grauweiße 
bohnengroße Blase. 

Meyer verabreicht hierauf den zehn Versuchstieren je eine 
Flasche „Rindol“. Er will heute von der Eingabe besonderer Flaschen 
Abstand nehmen und erklärt, diejenigen Kühe, die an den Klauen 
stärker leiden, mit einem Klauenmittel täglich behandeln zu wollen. 

Nunmehr wird zu den Ermittelungen betreffend Rückgang in 
der Milcherzeugung geschritten. 

Der Besitzer V. gibt an, vor dem Ausbruch der Seuche täglich 
eine Gesamtmenge von etwa 305 Litern erzielt zu haben. Bei dem 
Melken seines Bestandes am 22. Februar mittags und abends 
und am 23. Februar morgens seien insgesamt etwa 220 Liter erzielt 
worden. Die Gesamtmilchmenge dürfte nach seiner Überzeugung in 
der Zeit vor Ausbruch der Seuche bis heute um etwa 85 Liter im 
täglichen Durchschnitt, d. h. um reichlich ein Viertel abgenommen 
haben. 

Nach den vom Oberschweizer R. mündlich abgegebenen, durch 
seine Notizen gestützten und von dem Besitzer V. ergänzten Erklä¬ 
rungen hat bei den einzelnen Kühen die Tagesleistung an Milch 
etwa betragen: 



Vor dem Ausbruch 



Nr. 

der Seuche am 22.123. Februar 


(14. Februar) 



1 

11 

Liter 

9 l /a 

Liter 

o 

15 

„ (schätzungsweise) 

16 

V 

3 

15 

„ (schätzungswei se) • 

11 

„ 

4 

0 

„ (trocken) 

18 

„ 

5 

19 


10 


6 

20 


13 


7 

23 


12 


8 

22 


15 1 /., 

,, 

9 

15 

„ (schätzungsweise) 

12 


10 

15 

* (schätzungsweise) 

15 

r. 

11 

13 

„ 

5*/ a 


12 

18 

„ 

io*/. 

* 

13 

12 

„ 

7 


14 

15 


. 9 


15 

14 


11 Vt 


16 

13 


9 


17 

12 

„ 

8 


18 

12 

r 

8 


19 

11 

„ 

57. 

ff 

20 

16 

n 

97a 


21 

11 

v 

3 

ff 


308 Liter 2187*} Liter 









112 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 10. 


Der Besitzer V. erklärt, daß die von dem Oberschweizer für 
den 22.123. Februar angegebene Milchmenge etwas höher als seine 
eigene Angabe sei, weil am Morgen des 23. Februar das Melken 
etwas später als üblich stattgefunden habe, wodurch die an diesem 
Morgen gewonnene Milchmenge wohl um etwa 1 Liter pro Kuh zu 
hoch angegeben sei. In vorstehender Tabelle ist diese Erklärung 
berücksichtigt worden. 

Befund am 23. Februar 1915 abends: 

Nr. 2 und 21 haben ihr Abendfutter kaum angerührt. 

Meyer verabfolgt sämtlichen zehn Versuchskühen je eine 
Flasche Rindol. 

Befund am 24. Februar 1915 morgens: 

Meyer gibt an, gestern die Kühe Nr. 2, 3, 5, 7, 8 und 9 an 
den Klauen behandelt zu haben. 

Nr. 2 zeigt sehr gestörtes Allgemeinbefinden, beschleunigte 
Atmung, frißt schlecht und liegt viel. Der Besitzer V. regt an, auch 
diese Kuh mit Rindol zu behandeln, w r as Meyer jedoch ablehnt. 
Der Besitzer V. will die Rindolbehandlung selbst nicht vornehmen, 
dagegen auf unseren Rat dieser Kuh dreimal täglich eine Wein¬ 
flasche wannen Leinsamenschleims verabreichen. 

Nr. 3 zeigt Schmerzen beim Fressen und schmatzt. 

Nr. 7 frißt gut, jedoch unter Schmerzen. 

Nr. 9 zeigt Schmerzen beim Fressen. 

Nr. 10 desgleichen. 

Nr. 11 frißt nicht. 

Nr. 16 frißt schlecht und hat trübes Haar. 

Nr. 17 frißt schlecht. 

Nr. 19 schmatzt, an den Hinterfüßen Schmerzen. 

Nr 20 frißt schlecht. 

Nr. 21 frißt gar nicht. 

Meyer gibt den zehn Versuchstieren je eine Flasche Rindol 
ein und will wieder einige Kühe an den Klauen behandeln. 

Befund am 24. Februar 1915 abends: 

Nr. 2 hat wieder ihr Abendfutter kaum angerührt. Sie hat 
41,0 T. und beide rechte Euterviertel sind entzündlich geschwollen. 
Es wird von uns gründliches zweistündliches Ausmelken unter ge¬ 
linder Massage des Euters angeordnet. Innerlich sollen auf unseren 
Rat 50 g Antifebrin auf 3 Dosen verteilt im Laufe von 24 Stunden 
verabfolgt werden. 

Nr. 21 hat etwas bessere Futteraufnahme gezeigt. 

Meyer gibt heute abend nur noch den Versuchskühen Nr. 9, 
11, 13, 19, 21 je eine Flasche Rindol ein. 

Befund am 25. Februar 1915 morgens: 

Die Kühe 11, 20, 21 sollen gestern mittag je eine Flasche 
Rindol besonders erhalten haben. Die Kühe Nr. 3. 5, 7, 9 hat 
Meyer gestern an den Klauen behandelt. 

Nr. 1 immer noch gesund. 

Nr. 2 Allgemeinbefinden sichtlich gebessert, kann besser auf¬ 
stehen, atmet ruhiger und frißt recht gut. Die Körperwärme ist 
auf 37,5 T. zurtickgegangen. 

Nr. 3 Schmerzen im rechten Vorderbein, frißt heute schlecht, 
Heu überhaupt nicht und sieht trübe aus. 

Nr. 4, 5, 6, 7, 8, 13 fressen gut. 

Nr. 9, 17 fressen unter starkem Schäumen. 

Nr. 11, 12, 14, 15, 18, 19, 21 fressen mäßig. 

Nr. 10, 16, 20 fressen mäßig und haben Schmerzen in den 
Klauen. 

Nr. 16 speichelt außerdem stark. 

Meyer verabfolgt den Kühen Nr. 11, 19, 21 je eine Flasche 
Rindol und erklärt, heute keine Behandlung weiter vornehmen zu 
wollen. 

Befund am 25. Februar 1915 nachmittags: 

Der Besitzer V. erklärt, der Kuh Nr. 3 heute mittag aus eigener 
Entschließung eine Flasche Rindol besonders verabreicht zu haben. 

Nr. 1. 38,5 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 2. 87,5 T. Kaut wieder. Der Epitheldefekt am Oberkiefer¬ 
rande ist weiß umrändert und in narbiger Zusammenziehung be¬ 
griffen. Die rechten Euterviertel sind wieder weich, die Zitzen¬ 
wunden mit abschilfernden Krusten bedeckt. Die vorderen Klauen¬ 
spalten an ihrem hinteren Ende rot und schmierig. 


Nr. 3. 40,5 T. Frißt gar nicht und kaut auch nicht w.ecter; sie 
ist am stärksten von allen Kühen zusammengefallen und abge¬ 
magert. Der wunde Oberkieferrand in weißlicher Vernarbung be¬ 
griffen. Alle vier Klauenspalten wund. 

Nr. 4. 38,4 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 5. 38,3 T. Der Epitheldefekt am Oberkieferrande ist abge¬ 
blaßt. Die Zitzenwunden sind zum Teil noch wund, zum Teil mit 
Schorfen bedeckt und im ganzen im Abheilen begriffen. Der ganze 
Spalt beider Vorderklauen wund, rot und schmierig. 

Nr. 6. 38,1 T. Kaut wieder. Am Oberkieferrande nur noch 
zwei pfennigstückgroße rote, w*eiß gesäumte Stellen. 

Nr. 7. 38,5 T. Die abgeblaßte Zungenwunde ist nur noch zw'<*i- 
markstückgroß. 

Nr. 8. 39,7 T. Der abgeblaßte Zungendefekt ist etwa fünfmark¬ 
stückgroß, die Zitzenwunde heilt ab, der vordere linke Klauen¬ 
spalt ist noch wund, rot und schmierig. 

Nr. 9. 39,3 T. Die Wunden am Oberkiefer und an der Zunge 
heilen ab. Die Haut beider Vorderklauenspalten rot, durchlöchert 
und schmierig. 

Nr. 10. 39,7 T. Kaut wieder, steht ungern auf und ist hinten 
steif. Die Wunden am Oberkieferrand und auf der Zunge sind in 
weiterer Abheilung begriffen. 

Nr. 11. 38,6. Schmatzt, speichelt. Die Zungenwunden 

blassen ab. 

Nr. 12. 38,2 T. Die Zungenwunden sind bereits fast abgeheilt. 

Nr. 13. 38,6 T. Die Wunden am Oberkieferrand und an den 
Zitzen heilen ab. 

Nr. 14* 39,0 T. Die Zungenwunde blaßt ab, Zitzenwunde ab¬ 
geheilt. 

Nr. 15. 38,0 T. Die Zitzenwunden heilen ab. 

Nr. 16. 38,7 T. Schmatzt, speichelt, hinten steif. Auf der 
Zunge eine zw r eimarkstückgroße rote Wunde, am Oberkieferrande 
eine markstückgroße rote mit Epithelfetzen besetzte Wunde, am 
rechten Nasenloch eine markstückgroße flache Wunde. An der 
rechten Vorderzitze eine markstückgroße rote mit frischen Krusten 
bedeckte Wunde. Die beiden Vorderklauenspalten sind noch wund 
und rot. 


Nr. 17. 38,6 T. Kaut wieder. Om Oberkieferrande eine zwei¬ 
markstückgroße Wunde. Die Wunden an der Zunge und den 
Zitzen heilen ab. Vorn rechts ganzer Klauenspalt, vorn links hin¬ 
teres Ende des Klauenspaltes rot und wund. 

Nr. 18. 39,0 T. Kaut wieder, streckt sich. Die Zungenwunde 
blaßt ab. An den Klauen starke Schmerzen. Der Klauenspalt 
vorn links wund und schmierig. Zitzenwunde abgeheilt. 

Nr. 19. 40,0 T. Kaut wieder. Die Zungenwninde blaßt ab. 


Nr. 20. 39,0 T. Am Oberkieferrande nur noch zwei zehnpfennig¬ 
stückgroße abheilende Wunden. Die Zitzenwunden sind beinahe 
abgeheilt. Die vorderen Klauenspalten sind rot und schmierig. 

Nr. 21. 39,0 T. Schmatzt stark, speichelt stark. Die Maul¬ 
schleimhaut ist gerötet und heiß. Am Oberkieferrande eine, auf der 
Zunge vier marksttickgroße rote Wunden. Im rechten vorderen 
Klauenspalt eine geplatzte Blase. Die Zitzenwunden heilen ab. 

Mit dem Besitzer V. schätzen wir alsdann die Gewichtsver¬ 
luste, die einzelne der am meisten betroffenen Kühe während des 
Seuchenganges erlitten haben, wie folgt: 

Nr. 2 dürfte etwa 1 Zentner Lebendgewicht verloren haben, 

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7 

9 

11 

14 

17 

20 


1 


Dem Erfinder Meyer ist heute abend mitgeteilt werden, daß 
die Kuh Nr. 3 heute sehr krank sei. 

Befund am 26. Februar 1915 morgens: 

Meyer erklärt, die Kuh Nr. 3 gestern abend besichtigt, aber 
weder dieser noch den anderen Kühen „Rindol“ eingegeben zu 
haben. Auch eine Klauenbehandlung hat er gestern nicht vorge¬ 
nommen. Heute morgen gibt er den Kühen Nr. 3 und 11 je eine 
Flasche „Rindol“ ein und erklärt hiernach aus eigener Entschließung, 



9. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


113 


daß er seine Behandlung hiermit einstellen 
wolle. 

Nr. 1 frißt gut. 

Nr. 2. 40,6 T. Die spärlich abgesonderte und häufig aus¬ 

gezogene Milch wird fortgemolken, zumal die beiden rechten Viertel 
nur wenig wässerige trübe Flüssigkeit liefern. Die Kuh frißt Rüben 
mit Appetit, auch Heu recht gut. Das Allgemeinbefinden ist leid¬ 
lich gut, der Nasenspiegel blank und feucht; es bestehen aber noch 
Klauenschmerzen. Die Kuh hustet seit einigen Tagen häufiger, 
was auch dem Besitzer V. aufgefallen ist. Das Antifebrin soll auf 
unseren Rat weiter gegeben werden. 

Nr. 3. 38,5 T. Gibt nur 3 Liter Milch täglich, frißt etwas Rüben, 
dagegen Heu schlecht; hat noch Klauenschmerzen. Dieser Kuh 
hat der Besitzer V. gestern abend aus eigener Entschließung ein 
früher einmal von dem Tierarzt D. erhaltenes Pulver eingegeben, 
weil er glaubt, daß die Kuh auch an Verstopfung leidet, da sie nur 
wenig und trockenen Kot abgesetzt habe. 

Nr. 4 frißt gut, hat dünnbreiige Entleerungen. 

Nr. 5, 6, 7, 8, 9, 10 fressen gut. 

Nr. 11 frißt mäßig. 

Nr. 12, 13, 14, 15 fressen gut. 

Nr. 16 frißt mäßig und schmatzt noch viel. 

Nr. 17, 18, 21 fressen gut. 

Nr. 19, 20 fressen gut, haben aber starke Klauenschmerzen. 

Befund am 27. Februar 1915 vormittags: 

Der allgemeine Zustand hat sich weiter gebessert. 

Nr. 2. 38,4 T. Frißt im allgemeinen gut, hustet aber des öfteren, 
das Euter selbst zeigt keine Veränderungen. 

Nr. 3. 38,7 T. Frißt im allgemeinen wieder leidlich gut. aber 
schlechter als Nr. 2. 

Nr. 9, 11, 19, 20 sind noch erheblich lahm, fressen aber gut. 

Befund am 28. Februar 1915 morgens: 

Nr. 2. 40,9 T. Liegt und hat stark beschleunigte Atmung, 
hustet häufiger, was auch von dem Oberschweizer R. für die übrige 
Zeit bestätigt wird. Trüber Blick. Frißt Rüben und Heu leidlich, 
Presse und Treber gar nicht. Das Euter ist weich, die spärliche 
Milch klümprig. Angeordnet wird von uns: Antifebrin, zwei- 
stündliches Ausmelken, reichliche Streu. 

Nr. 3 frißt Rüben gut, Heu, Treber, Presse sehr mäßig. 

Nr. 11 frißt kein Heu. 

Nr. 14 Schmerzen beim Fressen. 

Nr. 16 schmatzt noch. 

Nr. 19 und 20 Klauenschmerzen. 

Befund am 1. März 1915 morgens: 

Das Befinden der Kuh Nr. 2 hat sich erheblich verschlechtert. 
40,7 T. Starkes, beschleunigtes Atmen unter starker Mitbeteiligung 
der Flanken, öfteres Husten, gestreckte Haltung des Kopfes und 
Halses, rauhe rasselnde Geräusche beim Behorchen der Lungen, 
Die Milchsekretion liegt ganz darnieder, der Appetit ist schlecht. 

Das Befinden der übrigen Kühe ist jetzt gut, mit Ausnahme 
der Kuh Nr. 19, die auf beiden Hinterfüßen stark lahm ist, auch 
nur leidlich gut frißt und 39,3 T. hat. 

Befund am 2. März 1915 nachmittags: 

Nr. 1. 38,4 T. Keine Krankheitserscheinungen. 

Nr. 2. 40,2 T. Atmet beschleunigt und angestrengt, liegt viel, 
kann sich aber im allgemeinen besser erheben, Blick klagend, 
Futteraufnahme sehr mäßig, dünne Darmentleerungen, Euter weich, 
aber aus rechtem Hinterviertel läßt sich etwas klümprige Milch 
ausziehen. Sonst liegt die Milchsekretion vollständig darnieder. 
An der rechten Hinterklaue Schmerzen. 

Nr. 3. 37,5 T. Abgeheilt. 

Nr. 4 88,7 T. Keine Krankheitserschemungen. 

Nr. 5. 38,2 T. Am Oberkieferrande eine bohnengroße ab¬ 
heilende rillenartige Wunde. 

Nr. 6. 38,3 T. Am Oberkieferrande ein linsengroßer abheilender 
Defekt. 

Nr. 7. 88,5 T. Zungenwunde abgeheilt, an der rechten Hinter¬ 
zitze eine kleine Kruste. 

Nr. 8. 38,7 T. Abgeheilt. 


Nr. 9. 38,2 T. Am Oberkieferrande ein pfennigstückgroßer ab¬ 
heilender Defekt. Sonstige Defekte abgeheilt. 

Nr. 10. 39,5 T. Abgeheüt. 

Nr. 11. 38,3 T. Abgeheilt. 

Nr. 12. 38,7 T. Abgeheüt. 

Nr. 13. 39,2 T. Abgeheilt. 

Nr. 14 40,2 T. Hustet, frißt mäßig, rauhes Haar, Maul- und 
Klauenseucheveränderungen abgeheilt. 

Nr. 15. 38,8 T. Abgeheüt. 

Nr. 16. 38,3 T. Am Oberkieferrande ein bohnengroßer ab¬ 
heilender Defekt. An einer Zitze eine markstückgroße, mit 
schwarzroter Kruste bedeckte Wunde. 

Nr. 17. 39,5 T. Am Oberkieferrande ein pfennigstückgroßer 
abheüender Defekt. 

Nr. 18. 39,8 T. Linke Hinterklaue sehr schmerzhaft, Haut des 
Klauenspaltes geschwollen, hart, heiß und schmerzhaft. Es wird 
ein Umschlag von Leinsamenmehl mit etwas Kreolin empfohlen. 

Nr. 19. 39,8 T. Leidet schwer an den Klauen. An beiden Hinter¬ 
füßen ist der Klauensaum geschwoüen, gerötet, heiß und schmerz¬ 
haft, ebenso die Haut des Klauenspaltes. Umschlag wie bei Nr. 18 
empfohlen. Die Kuh ist eingefallen. Vor der Seuche hatte sie 
10—12 Liter Milch, jetzt hat sie 634 Liter täglich. 

Nr. 20. 38,1 T. Am Oberkieferrande ein linsengroßer ab¬ 

heilender Defekt. Das hintere Ende des Klauenspaltes am rechten 
Vorderfuß ein wenig wund und feucht. Die Zitzenwunden fast ab¬ 
geheilt. Für die Hinterklauen wird ein Umschlag von Leinsamen¬ 
mehl mit etwas Kreolin empfohlen, weil auch hier die Haut des 
Klauenspaltes geschwollen, heiß und schmerzhaft ist 

Nr. 21. 38,3 T. Am Oberkieferrande ein abheilender linsen¬ 
großer Epitheldefekt Zitzen fast abgeheüt. 

In Tagesleistung haben von gestern mittag bis heute morgen 
an Milch geliefert: 


Nr. 

1 . 

. . 11 Liter 

Nr. 11 . . . 

7 V, Liter 

V 

2 . 

. . 0 

* 12 . . . 

14V, „ 


3 . 

.14 

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io*/. » 

* 

4 . 

. . 20‘/* 

„ 14 . . . 

6 


5 

. - 15V* „ 

„ 15 . . . 

10 


6 . 

. . 17 

r 16 . . . 

11V* * 


7 . 

. . 19 

* 17 . . . 

«V. » 


8 . 

. . 21 

„ 18 . . . 

8 


9 . 

• • 19V* „ 

„ 19 . . . 

6V* , 


10 . 

• • 18V, * 

„ 20 . . . 

10 * 



Nr. 21 . . 

. . 7 Liter 



Die Gesamtmilchmenge hat demnach am 1./2. März betragen 
254 Liter gegen 218 X A Liter am 22./2S. Februar. 

Befund am 3. März 1915 morgens: 

Nr. 2, 39,5 T. Nr. 14, 39,6 T. Beide Kühe husten öfter und 
atmen beschleunigt, Nr. 2 auch angestrengt. Bei beiden ein lautes 
rauhes vesikuläres Atemgeräusch beim Behorchen der Lungen. 

Nr. 18, 19, 20 sind noch stark lahm und liegen viel, ihre Freß- 
lust ist dabei gut. 

Die Übrigen Kühe ohne Besonderheiten, abgesehen von Nr. 11, 
die eine leichte katarrhalische Euterentzündung aufweist. 

Schlußuntersuchung des Gesamtbestandes am 4. März 1915 
nachmittags. 

Über die mit Neben- und Nachkrankheiten behafteten Kühe 
ist folgendes zu sagen: 

Nr. 2. 39,8 T. Allgemeinbefinden etwas besser, kaut wieder, 
Blick munter, Atmung immer noch beschleunigt. Das rechte 
Vorderknie geschwollen, vor beiden Vorderknien je eine durch 
Aufliegen entstandene Wunde. 

Nr. 14 40,2 T. Hustet, atmet beschleunigt, rauhes Haar. 

Nr. 17. 88,2 T. Beide Hinterviertel verhärtet, geben nur wenig 
flockige Milch. 

Nr. 18. 39,7 T. Frißt mäßig, im hinteren linken Fuß starke 
Schmerzen. 

Nr. 19. 89,5 T. Frißt mäßig, in beiden Hinterklauen starke 
Schmerzen, hat etwa 1 Zentner Lebendgewicht verloren. 

Nr. 20. 38,8 T. Beim Aufstehen sehr steif, kann aber sonst 
ganz gut stehen. 

Die übrigen 14 Kühe sind nunmehr sämtlich frei von Krank¬ 
heitserscheinungent 










Ul 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHEN SCHRIFT. 


No. 10. 


Nach vierzehntägiger Beobachtung des Best»mies wird dieser 
Versuch mit „Rindol“ hiermit geschlossen. 

Im ganzen sind zur Behandlung verbraucht 152 Flaschen 
,,Rindol“. 

Nachträgliche Untersuchung am 8. März 1915: 

Kuh Nr. 2 hat sich in ihrem Befinden verschlechtert. Außer 
der wieder deutlich nachweisbaren Euterentzündung, den fortbe¬ 
stehenden Atembeschwerden hat sich die Kuh beide Vorderknie 
aufgelegen. Die Wunden sind dazu in Vereiterung begriffen. 

Nr. 17 weist eine starke katarrhalische Euterentzündung auf 
und ist jetzt auch hinten links erheblich lahm. An diesem Fuße 
ist die Haut der Klauenkrone und des Klauenspaltes entzündlich ge¬ 
rötet, geschwollen, heiß und schmerzhaft. Die Kuh liegt viel und 
frißt nur mäßig gut. 

Bei Nr. 18 und 20 hat sich die Lahmheit und der Klauenbefund 
gebessert, dagegen ist Nr. 19 noch schwer lahm. Am vorderen 
Ende des Klauenspaltes hinten rechts ist es zur Hautnekrose und 
zu tiefen Geschwürbildungen gekommen. Die Kuh liegt viel und 
frißt schlecht. Sie hat auch weiter erheblich an Gewicht abge¬ 
nommen. 

Nr. 14 befindet sich besonders schlecht. Sie ist stark ab¬ 
gemagert, frißt schlecht, hustet matt und atmet beschleunigt und 
angestrengt. Das Atemgeräusch über der Lunge ist ein verschärft 
rauhes vesikuläres. 

Dem Besitzer V. wird angeraten, die drei Kühe Nr. 2, 14 und 19 
mit Genehmigung der Polizeibehörde zur alsbaldigen Abschlachtung 
auszuführen, da eine Genesung bei diesen drei Tieren nicht zu er¬ 
warten steht. Dies geschieht auch in den nächsten Tagen. 

Bei der Untersuchung der notgeschlachteten Kuh Nr. 2 wurde 
am 11. März das Vorhandensein einer auf sämtliche Euterviertel 
ausgedehnten schweren eitrigen Euterentzündung festgestellt. An 
den Lungen wurden ein Bronchialkatarrh und ein interstitielles Em¬ 
physem und an den beiden Vorderknieen umfangreiche Hautwunden 
und seröse und eitrige Stellen in der Unterhaut ermittelt. Die Kuh 
wurde von der Fleischbeschau des Schlachthofes L. als minderwertig 
erklärt und roh auf der Freibank verkauft. Der Besitzer V. hat 
angeblich 187 M. Reinerlös für diese Kuh erzielt. 

Innerhalb der Sperrzeit und zwar am 17. März wurden dann 
auch noch die Kühe Nr. 14 und 19 auf dem Scddachthofe L. not¬ 
geschlachtet. 

Bei Nr. 19 wurde Panaritium und Lungentuberkulose fest- 
gestellt. Sie wurde im übrigen von der Fleischbeschau als tauglich 
begutachtet. V. hat angeblich die Kuh für 200 M. verkauft. 

Nr. 14 wies neben alter Darralymphdnisen-, Lungen- und 
Lungenlymphdrüsentuberkulose eine ausgebreitete miliare, frische 
Lungentuberkulose auf und wurde wegen dieser Tuberkulose und 
hochgradiger Abmagerung als untauglich von der Fleischbeschau 
erklärt. 

Bald nach Aufhebung der Sperre wurde auch noch die Kuh 
Nr. 17 verkauft, weil sie keine Milch mehr gab. Die Lahmheit und 
die Klauenveränderungen waren vorher nach Angabe des Besitzers 
V. verschwunden. Er will für diese Kuh auch vollen Preis, nämlich 
für den Zentner Lebendgewicht 45 M. erzielt haben; das G('wicht 
soll noch ca. 12 Zentner betragen haben. 

Bei den Kühen Nr. 18 und 20 ist die Lahmheit und das Klauen¬ 
leiden bald nach dem 8. März verschwunden. 

Gutachtc n. 

Bei dieser Prüfung hat sich unter Berücksichtigung der 
Tatsache, daß die bei einer Reihe von Kühen beobachteten 
Neben- und Nachkrankheiten wie Euterentzündungen, Pana¬ 
ritium, Bronchialkatarrh, Lti n gen ein phy sein und Tuberkulose 
nicht zum Krankheitsprozesse der Maul- und Klauenseuche 
gehören, eine Heilwirkung des „Rindol 44 auf die damit behan¬ 
delten, an Maul- und Klauenseuche erkrankten Kühe nicht 
nachweisen lassen. Auch hat bei dieser Prüfung die Anwen¬ 
dung. des „Rindol“ hei klinisch noch gesunden Kühen den 
Ausbruch der Seuche nicht verhindert. 


Schlußbemerkung. 

Der außerdem in Aussicht genommene Vorbeugungs¬ 
versuch im weiteren Sinne, d h. die Prüfung des „Rindol 44 dar¬ 
auf, oh gesunde Kühe eines seuchefreien Bestandes, welche 
3 Tage vor der Infektion täglich 2 Flaschen „Rindol“ erhalten 
haben, dann in einen verseuchten Bestand überführt werden 
und hier 3 Tage nach der Infektion täglich 2 Flaschen „Rin¬ 
dol“ erhalten, von der Maul- und Klauenseuche verschont 
bleiben, ist nicht zur Ausführung gelangt, weil der Herr Land¬ 
wirtschaftsminister inzwischen angeordnet hatte, daß die 
Versuche mit „Rindol“ abzubrechen seien. 


Referate. 

Untersuchungen über Maul- und Klauenseuche. 

IV. Mitteilung. 

Die bei Maul- und Klauenseuche im Pansen des Rindes auftretenden 
Veränderungen. 

Von Dr. E. K a 11 e r t. 

wissenschaftlichem Hilfsarbeiter im Kaiserl. Gesundheitsamte. 

(Arb. a. <1. Kaiserl. Gesundheitsamt?, Btl. 50, Heft 2, 1915, Sondcrabdruck.) 

Bei der Maul- und Klauenseuche können auch im Ver¬ 
dauungskanal, insbesondere im Pansen, spezifische Verände¬ 
rungen Vorkommen. Für den Verlauf der Krankheit im 
einzelnen Falle mag das nicht bedeutungslos sein, da erhöhte 
Gelegenheit zu Sekundärinfektionen und Übergang von 
Toxinen aus dem Inhalte des Pansens in den Körper vorliegt. 
Die Veränderungen der Pansenschleimhaut haben ein sehr 
verschiedenartiges Aussehen. Die kleinsten Herde sind rund¬ 
lich, braunrot bis dunkelrot, kaum erhaben und stecknadel¬ 
kopfgroß, die größeren ebenfalls braunrot bis dunkelrot, 
unregelmäßig rundlich bis oval und bis etwa einen halben 
Zentimeter breit. Es handelt sich um eine Abhebung der 
oberen Schleimhautschicht mit einer starken Blutung, um 
Bläschen, die im Gegensätze zu den an anderen Stellen auf¬ 
tretenden Blasen durch die sehr frühzeitig stattfindende, 
ausgedehnte Blutung auffallen. Daran schließen sich nach 
dem Platzen der Blasen Epitheldefekte mit unregelmäßigem 
Rande und einem hellroten bis grauweißen Grunde, mit 
Resten der zerrissenen Blasendecke am Rande. Als Sitz 
der Blasen sind die Pansenpfeiler bevorzugt, während die 
langen Pansenzotten frei bleiben. Die Entwicklung der 
Pansenaphthen erfolgt sehr rasch. Die Bewegungen der 
Futtermassen dürften Anlaß zum schnellen Platzen der Blasen 
sein. Verfasser ergänzt die Beschreibung durch den mikro¬ 
skopischen Befund. Gl. 

Über Umfang und Durchführung veterinärer Arbeit im Felde. 

Von Dr. Johann Unzeitig, k. und k. Cheftierarzt 
im Ulanen-Regiment Nr. 7. 

(Tierärztl. Zontralbl. 1915, Nr. 13, S. 134.) 

Der Hufbeschlag wies anfänglich erhebliche Mißstände auf. 
Die Reserveeisen waren bald aufgebraucht, zum Neubeschlage 
fehlte die Zeit und bald auch das Material. Peinliches Nach¬ 
ziehenlassen, respektive Auswechseln der Nieten und Nägel, 
Verwendung der leider unausgearbeiteten Eisen des Trainvor- 
rates, die stollenlos und notdürftig gelocht aufgeschlagen 
wurden, Verwendung von Zivilpferdeeisen, sowie solcher ge¬ 
fallener Tiere mehr ließ sieh nicht machen. Barfüßige Pferde 
waren keim* Seltenheit, bei den Trainbespannungen sogar die 





Ü. März 191Ü. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


115 


Regel. Bei Beschaffung des Winterbeschlages behalf man sich 
mit partienweiser Abkommandierung von einigen Pferden zum 
Train, der mittlerweile Material, Feldschmieden, Kohle an sich 
gezogen hatte. Trotz dieser ungünstigen Verhältnisse kamen 
wenig Fußleiden vor, die zudem in der Regel auf Vernagelung 
zurückzuführen waren und meist durch Eröffnung, Tinct. Jodi, 
Verband zur Heilung gebracht werden konnten. Nageltritte, 
Hufknorpelfisteln, Hornspalten, subkoronäre Phlegmonen im 
Gefolge von Kronentritten oder Ballen Verletzungen wurden ent¬ 
sprechend behandelt. 

Die deutschen wie die russischen Feldschmieden erscheinen 
nach Verfasser zu groß und schwer, so daß ihre Fortbringung 
auf den schlechten Wegen auf die Dauer unmöglich wird. 

Rehe kam während der heißen Monate bei schweren 
Pferden recht häufig vor, Sehnen- und Sehnenscheidenentzün¬ 
dungen traten eigentümlicherweise sehr selten auf. Dagegen 
waren häufig Distorsionen des Fessel- und Sprunggelenkes, Er¬ 
krankungen der Gleichbeinbänder, Beinhautentzündungen, zu¬ 
meist unterhalb des Karpalgelenkes, Schlag- und Schußwunden. 

Die erstgenannten Leiden waren Gegenstand von Kalt¬ 
wasserbehandlung, oft in Verbindung mit Jod in irgendeiner 
Form. Schußverletzungen durch Bauch, Knochen oder Brust 
machten Erschießen des Tieres notwendig. Schenkel-und sonstige 
Fleischschüsse heilten per primam, wenn es sich um Infanterie¬ 
geschosse handelte. Stirnhöhlenschtisse, die anfangs schwere 
Bewußtseinstörungen hervorriefen, desgleichen Nasenhöhlen¬ 
schüsse heilten ohne Residuum. Schrapnellschüsse, die viel 
stärkere Gewebsquetschungen hervorbringen, führten immer 
zur Eiterung. Die Behandlung beschränkte sich zumeist auf 
Reinigung der Umgebung der Ein- und Ausschußöffnung mit 
Tinct. Jodi; an Extremitäten wurden Verbände angelegt, son¬ 
stige Verletzungen blieben wegen Mangel an Mastisol offen. 
Bei Beckenschüssen mit erheblichen Blutungen wirkte die Liga¬ 
tur mehrmals lebensrettend; Streifschüsse an Schulter, Hals, 
Ganasche usw., oft verbunden mit bedeutenden Zusammen¬ 
hangstrennungen der Haut, wurden genäht. Regelmäßig trat 
Eiterung ein. 

Sattel- undWiderristdrücke waren sehr häufig; nach wenigen 
anstrengenden Märschen paßte kein Sattel mehr. Der Kaval¬ 
leriebock, ebenso der preußische Kavalleriebock oder der 
Kosakensattel sind unpraktisch, einzig brauchbar ist der 
Gliederbocksattel der Artillerie, doch leiden deren Pferde 
wiederum stark unter Kummetdrücken. 

Schwellungen der Haut und Subkutis heilten bei Kalt¬ 
wasserbehandlung und Außerdienststellung in kurzer Zeit. Bei 
Weiterbenutzung der Pferde vor Heilung ging die Schwellung 
wohl langsam zurück, an der betreffenden Hautpartie trat 
jedoch trockene Nekrose ein, mit Eitersenkungen, Lymph¬ 
gefäßentzündungen, ja Sepsis und Verjauchungen. Beim 
Weiden in Bereitschaftsstellungen, bei denen nicht einmal 
die Gurten nachgelassen werden durften, erzeugte der Sattel 
und die Decke, vom Vorderzeug fortwährend verschoben, um¬ 
fangreiche Abschürfungen. Tagelang gab es kein Absatteln; 
von der Hitze und dem Schweiß unter der selten gelüfteten 
Decke waren die Rücken förmlich mazeriert. Mit Beginn der 
kälteren Jahreszeit sind die Drücke seltener geworden. 

Die Behandlung bestand in Waschungen mit Kreolin¬ 
lösung, ferner in radikaler Entfernung von nekrotischem Ge¬ 
webe, Spalten von Abszeßhöhlen, Auswaschen, Tinct. Jodi. 


War der Druck in ebener Granulation und nicht zu umfang¬ 
reich, so wurde von ausgeschnittenen Strohdecken Gebrauch 
gemacht, um den Druck des Seitenblattes des Sattels auf die 
wunde Stelle zu verhindern. Auch bei Widerristdrücken fanden 
dicke Strohbalken zu beiden Seiten des Widerristes Ver¬ 
wendung. Polsterungen der Seitenblätter zeitigten wegen der* 
Verengung der Kammer namentlich bei fleischigen Widerristen 
Quetschungen und Hämatome. Zu fordern ist die hinreichende 
Polsterung der Seitenblätter und Beweglichkeit des Bock- 
sattels. 

Regen und Kot erzeugen Ekzeme am Kreuz am Rande der 
scheuernden Decke; Aufbinden der Decke hinten, Reinigung, 
Kreolinwaschungen oder -salben führten leicht zur Heilung. 

Von inneren Erkrankungen sei zunächst der Rotz erwähnt. 
Nach Konstatierung der Seuche oder eines Verdachtsfalles 
sind die Seuchenverdächtigen womöglich sofort der Augen¬ 
probe zu unterziehen. Positiv und zweifelhaft Reagierende 
sind rücksichtslos auszumerzen. Anwendbar im Interesse der 
Seuchentilgnng sind das Auskochen der Zugstränge, Futter¬ 
beutel, Tränkeimer, die unschädliche Beseitigung von Satteln, 
Decken, Auskochen der Leibesmontur des betreffenden 
Mannes, Vernichtung der Putzrequisiten, das Niederbrennen 
verseuchter Ställe, das Verschütten von Brunnen verseuchter 
Gehöfte u. dgl. 

Die Brustseuche herrschte fast ständig in dem Regiment, 
erlosch aber beinahe ganz seit dem Ausrücken und trat neu im 
Januar auf. Nach Ansicht des Verfassers kann das von ihm beob¬ 
achtete und kasuistisch näher belegte, plötzlich vereinzelt an 
fünf räumlich erheblich getrennten Orten erfolgte voneinander 
sicherlich unabhängige Auftreten der Brustseuche unter Ver¬ 
hältnissen, die eine frische Infektion äußerst unwahrscheinlich 
machen, kaum anders gedeutet werden, als daß der Erreger 
der Brustseuche ein ständiger Gast auch des gesunden Pferde¬ 
organismus ist, der in feuchter, warmer Stalluft gutes Fort¬ 
kommen findet, vielleicht erhöhte Virulenz gewinnt, den durch 
katarrhalische Affektionen geschwächten Organismus spezifisch 
befällt und auf diese Weise der Brustseuche den Anschein einer 
echten Stallseuche gibt. 

Erwähnt sei noch in bezug auf die Brustseuchebehandlung, 
daß alle Neosalvarsaninjektionen mit 20 ccm gewöhnlichen 
Wassers, samt 10 cem-Rekordspritze in kleinem Sterilisier¬ 
apparat genügend ausgekocht, vorgenommen wurden. Bei 
mehr als 200 derartigen Injektionen war noch kein hierdurch 
bedingtes Akzidens eingetreten. 

Im Hochsommer wurde eine hochfieberhafte katarrhalische 
Erkrankung beobachtet, welche vornehmlich die oberen Luft¬ 
wege befiel, auch die Bronchien ergriff und sich besonders 
durch einen starken, eitrigen Katarrh der dunkelroten, stark 
ödematischen Bindehäute auszeichnete, aber nicht sonderlich 
infektiös war und mit dem sogenannten bösartigen Katarrhal¬ 
fieber identisch sein dürfte. Auffällig war die häufige Begleit¬ 
erscheinung von Hufrehe. Angina trat gehäuft vorwiegend 
in den Herbstmonaten auf, desgleichen Druse, letztere mit¬ 
unter bei recht alten Tieren. Pneumonien blieben vereinzelt. 

Zu nennen sind weiter Magendarmkatarrhe, die besonders 
alte Tiere stark mitnahmen, während Kolik selten war und 
meist als Krampf- oder Überfütterungskolik auftrat. Ver¬ 
giftungsfälle unter dem Bilde von Kolik, Lähmung der Hinter¬ 
hand, Ödemen [des Unterhautbindegew r ebes, namentlich um 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 10. 


110 


Röhrenknochen, mit getrübtem Sensorium, niederliegender Freß- 
lust, hohem Fieber und starker, fast wässeriger Diarrhöe traten 
nach Verfütterung von Korn auf, wobei die befallenen Tiere 
ausnahmslos starben. Dieser Haferersatz wäre daher zu ver¬ 
bieten. Abortus wurde bei Reit- und Zugtieren oft beobachtet. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Der gegenwärtige Stand der Rinderzucht in Ungarn. 

Von Eugen Bökessy, königlich ungarischem Landwirtschafts- 
inspektor. 

(Wiener Approv.-Zeitg. 1915, Nr. 16.) 

Ungarn braucht eine widerstandsfähige Rinderrasse, die 
große klimatische Unterschiede und unzureichende Pflege er¬ 
tragen kann. Es ist dies die bekannte Rasse mit langen 
Hörnern und silberweißer Behaarung, die bis zum Jahre 1850 
bis 1860 das Hauptkontingent des Rinderbestandes darstellte. 
Diese anspruchslose Rasse wurde für die ungarische Land¬ 
wirtschaft zur unerläßlichen lebenden Betriebskraft. Der un¬ 
garische Ochse wird spät reif, ist erst mit 4 Jahren aus¬ 
gewachsen, aber seine Arbeitsleistung bleibt 8 bis 10 Jahre 
unveränderlich. Daneben kann er infolge einer rationellen 
Züchtung einen guten Fleischertrag liefern. Bezüglich des 
Milchertrages bleibt die Kuh der ungarischen Rasse hinter 
den westeuropäischen Rassen zurück. Die ungarische Rinder¬ 
rasse ist nur für Zugzwecke gezüchtet. Der Fleisch- und 
Milchverbrauch, sowie der Verbrauch milchwirtschaftlicher Er¬ 
zeugnisse unter den landwirtschaftlichen und Arbeiterklassen 
ist nur sehr gering. In letzter Zeit ist man durch die 
Entwicklung des Ackerbaues, die schnelle Verbesserung der 
Verkehrsverhältnisse, den gesteigerten Fleischverbrauch, 
durch die Verteuerung der ländlichen Arbeitskraft und wegen 
Aufrechterhaltung des landwirtschaftlichen Gleichgewichtes be¬ 
strebt, eine intensivere Rinderzucht besonders auf den großen 
Gütern zu betreiben und nur für die Landarbeiten den Ochsen 
der ungarischen Rasse beizubehalten. Allmählich begann sich 
die westeuropäische Rasse einzubürgern. Weil kein bestimmtes 
Ziel verfolgt wurde, hat der Rinderbestand Ungarns in einigen 
Jahren eine Durchmischung mit verschiedenen Kreuzungen 
und Rassen erfahren. 

Später brachte das Gesetz XII vom Jahre 1894 über 
die Landwirtschaft und das Landespolizeiwesen die Rinder¬ 
zucht um einen großen Schritt vorwärts. Es wurde für jeden 
Bezirk der Komitate je eine landwirtschaftliche Bezirks¬ 
kommission ernannt, deren Mitglieder der erste Verwaltungs¬ 
beamte des Bezirkes, der oberste Richter des Bezirkes, zwei 
landwirtschaftliche und tierzüchterische Sachverständige und 
ein Tierarzt sind. Diese Landwirtschaftskommission ist be¬ 
auftragt: 1. dafür zu sorgen, daß die Gemeinden in den vom 
Landwirtschaftsministerium bezeichne ten Zuchtgebieten die 
vorgeschriebene Anzahl männlicher Zuchttiere der geeigneten 
Rasse halten; 2. ihre Vorzüge durch jährliche Inspektionen zu 
kontrollieren; 3. für ein Jahr gültige Zeugnisse für zur Zucht 
geeignete männliche Zuchttiere auszustellen; 4. die Körung 
vorzunehmen. Später beschäftigte sich das Ackerbau¬ 
ministerium mehr und mehr mit der nationalen Rinderzucht. 
Nach seinen Verordnungen (Gesetz XLIH vom Jahre 1908 
über die Entwicklung der Tierzucht) sind alle Gerichte der 
Komitate verpflichtet, die Richtung der allgemeinen Tierzucht 


vorzuschreiben, den Ankauf der Stiere, deren Pflege, Ver¬ 
wendung und Hütung zu regeln und alle zur Förderung der 
Zucht notwendigen Bestimmungen zu erlassen. Im Jahre 1895 
gründete das Ackerbauministerium die Königl. ungarischen 
Inspektorate für Viehzucht; im Jahre 1912 schon hatte jedes 
der 63 Komitate seinen eigenen Inspektor. Da jedoch alle 
Zweige der Landwirtschaft berücksichtigt werden, erhielt die 
Einrichtung zwar den Namen „Kgl. ungarisches Landwirtschafts- 
inspektorat“, ist aber nach wie vor beauftragt mit der Über¬ 
wachung der Ankäufe der männlichen Zuchttiere, hat die Ziele 
der Tierzucht zu bestimmen und Molkereigenossenschaften zu 
organisieren. 

Zur Förderung der Tierzucht hat das Landwirt¬ 
schaftsministerium den Ankauf der zur gemeinsamen Zucht 
notwendigen Stiere erleichtert. Im Budget des Jahres 1913 
war eine mehr als 6 Millionen Kronen betragende Summe für 
die Ankaufskosten von Gemeindestieren ausgesetzt werden, und 
mehr als 8000 männliche Tiere wurden für gemeinschaftliche 
Zuchtzwecke angekauft, von denen vier Fünftel den westeuro¬ 
päischen Rassen und ein Fünftel der ungarischen Rasse an¬ 
gehörten. Zur Förderung der Rinderzucht veranstaltet das 
Ackerbauministeriura Ausstellungen und Wettbewerbe mit 
Preisen. Der Staat versichert die Gemeindestiere vom ersten 
Jahre ihres Ankaufs an gegen Todesfall oder zwangsweise 
Schlachtung und belohnt gute Pflege, geeignete Fütterungs¬ 
methoden usw. 

Die neue Richtung der Tierzucht bestand darin, den vor¬ 
handenen Rinderbestand durch die westeuropäischen Rassen 
umzuwandeln und die Frühreife, die Milchleistung 
sowie den Fleisch- und Düngerertrag zu erhöhen. 
Zahlreiche Züchter suchten demgegenüber aus Furcht vor 
Bastardierung der einheimischen Rasse dip ungarische Rinder¬ 
rasse zu verbessern, damit sie den westeuropäischen Rassen 
gleichkäme, ohne ihre besonderen Eigenschaften (Widerstands¬ 
fähigkeit, Kraft, Arbeitsleistung usw.) zu verlieren. Der west¬ 
liche Teil Ungarns wurde zuerst mit fremdrassigen Tieren 
bevölkert, und deren Zucht lieferte so günstige Ergebnisse, daß 
dieses Gebiet viele Jahre hindurch die zur Verbesserung dienen¬ 
den Zuchttiere lieferte und sogar seine Ausfuhr von Jahr zu 
Jahr stieg. Diese „Landrasse von Bonyhad“ ist das Kreuzungs¬ 
produkt der tuhländer (Mähren) und Simmentaler (Schweiz) 
Rasse und wurde wegen ihrer Milchlieferung und Mastfähig¬ 
keit sehr geschätzt. In diesem Gebiete hielt deshalb auch 
die Einrichtung von Milchwirtschaften und Molkereigenossen¬ 
schaften mit der Verbreitung der westeuropäischen Rasse 
gleichen Schritt. Die neue Zuchtrichtung nahm einen der¬ 
artigen Aufschwung, daß dieser Bezirk den übrigen als Muster 
diente. Die Einfuhr von Zuchtvieh zur Verbesserung hat 
immer mehr an Ausdehnung gewonnen. Das Ackerbaumini¬ 
sterium vergütete die Ankaufs- und Transportkosten der 
Zuchttiere und stellte seine Sachverständigen den landwirt¬ 
schaftlichen Vereinigungen für den Ankauf zur Verfügung. 
Alljährlich wurden besonders aus der Schweiz und den öster¬ 
reichischen Alpen mehr als dreitausend wertvolle Tiere ein¬ 
geführt, von denen die meisten den kleinen Züchtern und nur 
ein kleiner Teil den mittleren Eigentümern überlassen wurden. 
Unter den Großeigentümern gab es viele, die ohne Inanspruch¬ 
nahme der staatlichen Beihilfen ihren Bestand an Kühen um- 
wandelten, so daß gegenwärtig Milchwirtschaften mit 400 bis 





9. März 1916- 


500 Kühen westeuropäischer Kasse durchaus nicht selten sind. 
Im Jahre 1913 sind 2433 erstklassige Kühe und Färsen für 
die kleinen Züchter und mittleren Eigentümer aus der Schweiz 
eingeführt. Der jährliche Milchertrag der eingeftihrten Kühe 
übersteigt 3000 Liter, doch erreichen gewisse Individuen sogar 
6000 Liter. 

In den letzten 20 Jahren wurde das Land in Zuchtgebiete 
mit bestimmten Rassen eingeteilt. Es ergab sich dabei, daß 
die Simmentaler Rasse im größten Teile des Landes zu finden 
war. In mehreren Komitaten im Nordosten des Landes, be¬ 
sonders in den Gebirgsgegenden, stellt das graue Höhenvieh 
(Montavoner und Allgäuer Rasse) den Rinderbestand dar. Um 
die Zuchten zu verbessern, sind mit Unterstützung seitens des 
Staates jährlich 200 bis 250 Stiere des grauen österreichischen 
Höhenviehs eingeführt worden. In einem Teile der ungari¬ 
schen Ebene (Alföld) und der Komitate Siebenbürgens herrscht 
noch heutzutage die Zucht der alten ungarischen Rasse vor, 
aber selbst in diesen Gebieten nimmt die ungarische Rasse 
von Jahr zu Jahr an Zahl ab. In einigen Komitaten im Norden 
und Südosten hat man die wenig anspruchsvolle Pinzgauer 
Rasse zu akklimatisieren versucht, und diese Zucht gestaltete 
sich so günstig, daß die Zuchttiere des Landes mit denjenigen 
Tirols, wo diese Rasse eingeführt worden ist, wetteifern können. 
Allmählich trat aber das Simmentaler Fleckvieh an ihre Stelle. 

Die schnelle Verbreitung der westeuropäischen Rasse und 
der entsprechende Niedergang der Zucht der ungarischen Rasse 
haben die Ansicht aufkommen lassen, daß die Rinderhaltung 
mit der Zunahme der Bevölkerung nicht mehr Schritt halten 
kann. Die Tatsache, daß die Bevölkerungszahl im Verhältnis 
zur Flächenausdehnung nur um 14 Proz. gestiegen ist, während 
sich der Bestand der Zuchttiere um 17,7 Proz. und derjenige 
der Kühe um 42,5 Proz. unter gleichzeitiger Steigerung der 
Qualität und des Wertes erhöht hat, ist ein Beweis für die 
ständige Zunahme des nationalen Wohlstandes. Wenn der 
gesamte Rinderbestand vom Jahre 1895 bis 1911 im Ver¬ 
hältnis zur Bevölkerung nicht zugenommen hat, so ist 
dies nur auf die Steigerung des Fleischverbiauches und 
auf die starke Ausfuhr sowohl nach Österreich als nach dem 
Auslande zurückzuführen. Die angeführten Ergebnisse be¬ 
weisen trotzdem, daß die vom Ackerbauministerium bezüglich 
der Rinderzucht befolgte Politik Fortschritte gezeitigt hat 
und die Zucht auf die gleiche Stufe wie diejenige der westeuro¬ 
päischen Staaten heben wird. 

Blutverwertung und Roboszucker, ein wertvoller Haferersatz. 

Von Schlachthofdirektor Lund in Lübeck. 

(Zcitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. 1915, 26. Jahrg., S. 82.) 

Das im Lübecker Schlaclithofe aufgefangene Blut wurde 
bis zum Kriege an eine chemische Düngerfabrik abgegeben. 
Nach Ausbruch des Krieges ergab sich wegen der Steigerung 
in den Schlachtungen eine vermehrte Blutmenge, die die 
Fabrik nicht zu verarbeiten vermochte. Unter diesen Ver¬ 
hältnissen kam das Angebot der Lingner-Werke, Aktiengesell¬ 
schaft, Dresden, das Blut abzunehmen, und zw'ar zu einem 
hohen Preise, recht gelegen. Die erforderlichen Tonnen, die 
sonstigen Zusätze und Zutaten für den Versand liefern die 
Lingner-Werke und tragen auch die Fracht. Irgendwelche 
Schwierigkeiten in der Abnahme erwuchsen auch in der 
warmen Jahreszeit nicht. 


117 


Das Blut diente zur Herstellung des Roboszuckers als 
Haferersatz. Roboszucker besteht aus 80 v. H. Rohzucker 
(Erst-Produkt) und 20 v. H. Robos, dem aus dem Blute ge¬ 
wonnenen Eiweißkörper. Robos enthält, nach Analyse der 
Landwirtschaftlichen Kontrollstation Berlin, 83,97 v. H. 
Protein, davon verdaulich 82,19 v. H., Reineiweiß 81,47 v. H., 
davon verdaulich 79,69 v. H., Stärkewert 74,9 v. H., beim 
Roboszucker 76,9 kg für den Doppelzentner. 

Zu einem vom Verfasser angestellten Versuche dienten 
10 Pferde verschiedenen Alters, verschiedener Rasse und ver¬ 
schieden im Futterzustand, und zwar 3 Belgier, 3 Dänen, 
2 Ostpreußen und 2 Hannoveraner. Die Versuchsdauer er¬ 
streckte sich auf die Zeit vom 15. Juli bis zum 8. September. 
Vor der Zugabe von Roboszucker wurde außer Rauhfutter an 
die Pferde ein Gemenge von Hafer (die zulässige Menge), Lein¬ 
kuchen und Zucker mit getrockneten Rübenschnitzeln ver¬ 
füttert Von diesem Gemenge erhielten die Tiere je 15 Pfund. 
Bei dem Fütterungsversuch wurde der Leinkuchen durch täg¬ 
lich 5 Pfund Rohzucker für jedes Tier ersetzt. Die Pferde 
wurden in einem rein landwirtschaftlichen Betriebe zu sehr 
starker Arbeit verwendet. 

Die Pferde nahmen von Anfang an und dauernd Robos¬ 
zucker gut auf. Nur ein Pferd (Ostpreiiße), ein schlechter 
Fresser, verweigerte die Aufnahme. Der Kot war locker 
geballt und feucht schimmernd. Durchfall, Verstopfung oder 
Kolik w’urden nicht beobachtet. Der abgesetzte Harn war 
normal. Die Tiere nahmen trotz der schw eren Arbeit während 
der Erntezeit an Gewicht zu. Die Arbeit wurde willig aus¬ 
geführt, eine ungewöhnliche Ermüdung oder stärkerer 
Schweißausbruch bei der Arbeit wurden nicht beobachtet. Der 
Roboszucker muß mithin als vollgültiges Ersatzmittel für Hafer 
angesehen werden. Zugleich bietet die Herstellung des Robos¬ 
zuckers durch die Lingner-Werke den Schlachthof¬ 
verwaltungen die Gelegenheit, das beim Schlachten der Tiere 
gewonnene Blut vorteilhaft zu verwerten. Die Verwendung 
des Blutes zu Düngezwecken während des Krieges ist eine 
Verschwendung, die vermieden werden muß. Gl. 

Fütterung von Kartoffeln an Milchkühe. 

über die Fütterung von Kartoffeln an Milchkühe haben im 
Institute für Gärungsgew’erbe in Berlin V ö 11 z und Dietrich 
Versuche angestellt, indem sie mit einem Grundfutter (Wiesen¬ 
heu, Haferstroh und Malzkeime) 1. eingesäuerte, gedämpfte, 
2. gedämpfte, 3. eingesäuerte, rohe und 4. rohe Kartoffeln ver¬ 
fütterten. Die Verfasser sind zu den Ergebnissen gelangt, daß 
sowohl gedämpfte wie eingesäuerte rohe Kartof¬ 
feln mir äußerst geringe Wirkung auf die Milcherträge erzielen, 
daß aber die Verfütterung von eingesäuerten ge¬ 
dämpften Kartoffeln die Milchmenge vergrößert Die 
höchsten Milch ertrage dagegen ließen die rohen 
Kartoffeln erzielen, und zwar die 2 Vi f a c h e Menge im 
Vergleiche zu den gedämpften Kartoffeln. (Nach der „Dtsch. 
Landvv. Tierz.“ 1915, 49.) B r t. 

Die Kartoffel als Pferdefutter. 

Dr. Forgwer-Dresden empfiehlt in der „Dtsch. Landw. 
Tierz.“ 1915, 51 als vorteilhaftestes Maß bei der Kartoffel¬ 
fütterung: 15—20 kg Kartoffeln im gedämpften Zustande und 
7—8 kg Heu für Pferde von etwa 500 kg Lebendgewicht In 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



ns 


Nn. 10. 


BERLINER TIKRÄKZTL1CHE WOC HENSC HRIFT. 


20 kg Kartoffeln und in 7 kg Wiesenheu sind 0,280 kg Eiweiß 
und 5,97 kg Stärkewert vorhanden. Verfasser weist darauf 
hin, daß mehrere leicht zu übersehende Punkte bei der Kar¬ 
toffelfütterung von großem Werte sind. Die Kartoffeln müssen 
sauber gewaschen, dann gedämpft und warm gequetscht wer¬ 
den. ln einer Tonne bleiben sie, bis sie, mit Wasser angerührt, 
als dicke Suppe mit 4—5 cm langem Häcksel zusammen ver¬ 
füttert werden. Soll außerdem Körnerfutter verabreicht wer¬ 
den, so empfiehlt sich, dieses für sich zu geben, damit es 
beim Kauen besser zerkleinert wird. Die Beifütterung einer 
geringen Menge phosphorsauren Kalkes ist ange¬ 
zeigt. Es enthalten: 

Kartoffeln 0,03 Proz. Kalk und 0,12 Proz. Phosphorsäure 

Hafer 0,16 » „ „ 0,70 „ 

Mais 0,03 „ „ 0,57 „ 

Ackerbohnen 0,15 „ „ 1,21 „ 

Wiesenheu 4 0,95 r r r 0,70 „ 

Da gedämpfte Kartoffeln leicht in Gärung übergehen und 
somit Verdauungsstörungen hervorrufen können, ist eine 
wöchentliche Reinigung und Bestreichung mit Kalkmilch bei den 
Krippen und Tonnen erforderlich. Brt. 

Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Korpsstabsveterinär Richard Guentherberg (Korps¬ 
stabsveterinär beim 10. Armeekorps in Hannover). Vom 
Kronprinzen eigenhändig verliehen. 

Oberveterinär August Kersten (Tierarzt in Döblin b. 
Wettin). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Arthur Brauer (Tierarzt in Gößnitz). 
Unterveterinär Anton Gückel (im Infanterie-Regt. Nr. 71). 
Feldunterveterinär Otto Hager (cand. med. vet.). 
Oberveterinär Dr. Paul Krage (Abteil.-Vorst. a. Bakter. 

Inst. d. Landw.-Kammer in Königsberg i. Pr.). 

Veterinär Hermann Claus (Tierarzt aus Ravolzhausen). 
Veterinär Arno Paul (Tierarzt in Pausa). 

Stabs- und Gouvernements veterinär Walter Majewski 
(Kreistierarzt in Schlawe i. Pomm). 

Oberveterinär Eugen Rommel (städt. Tierarzt in Chemnitz). 
Veterinär Georg Wünsche (Tierarzt in Bautzen). 
Veterinär Christoph Schmidt (Tierarzt aus Augsburg). 
Feldunterveterinär Emil Weingärtner (cand. med. vet.). 
Veterinär Oskar Trautmann (Regierungstierarzt in 
Hamburg). 

Stabsveterinär Dr. Waldemar Koops (Tierarzt in Kalten¬ 
kirchen). 

Oberveterinär Dr. Ernst Frommherz (Hilfsarb. i. Medi¬ 
zinalkollegium Stuttgart). 

Veterinär Dr. Wilhelm Murschel (Schlachthoftierarzt in 
Straßburg i. Eis.). 

Veterinär Dr. Karl Bühler (Tierarzt in Seckenheim). 
Veterinär Dr. Rudolf Krieger (Veterinär i. 7. Feldart.- 
Regt. in München). 

Dreiundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 27. Februar, bis Sonnabend, den 4. März 1916. 

An der Westfront steht auch in dieser Woche der 
Kampf um Verdun im Vordergrund des Interesses. Unser 
Angriff hat inzwischen in einer eigenartigen Verbindung von 
Feldschlacht und Festungskrieg bedeutsame Fortschritte gemacht. 
Östlich des Forts Douaumont wurden die Befestigungsanlagen 


von Hardoumont erstürmt. Danach wurde die ganze Maas¬ 
halbinsel von Champneuville vom Feinde gesäubert und der 
rechte Flügel unserer Angriffsfront nördlich von Verdun vor¬ 
geschoben. Am folgenden Tage wurde ein kleineres Panzer¬ 
werk nordwestlich des Dorfes Douaumont genommen. Am 
Freitag fiel auch das Dorf Douaumont selbst in unsere Hand, 
so daß unsere Linie nunmehr geschlossen und ausgeglichen dem 
Feinde gegenübersteht. Gleichzeitig ist im Osten der Festung 
fast die ganze Woevreebene bis an den Fuß der Cöte Lorraine 
von uns erobert. Naturgemäß müssen nunmehr die gewonnenen 
Stellungen entsprechend hergerichtet und gegen die zu erwar¬ 
tenden und schon auch erfolgten Gegenstöße des Feindes ge¬ 
sichert und zu einem weiteren Vorstoß ausgebaut werden. 
Inzwischen hat sich unsere Beute an Gefangenen und Material 
auf annähernd 19 000 Gefangene, 115 Geschütze und 161 
Maschinengewehre erhöht. 

Auch an anderen Stellen der Westfront war die Kampf¬ 
tätigkeit gesteigert. In der Champagne haben wir das Gehöft 
„Navarin“ und die zu beiden Seiten liegende französische 
Stellung in einer Ausdehnung von 1600 m genommen, über 
1000 Gefangene gemacht und 9 Maschinengewehre erbeutet. 
Die Engländer haben südöstlich von Ypern die am 14. Februar 
von uns eroberte Stellung „Bastion“ wieder genommen, sind 
aber aus den schon vor dem 14. Februar in unseren Händen 
befindlichen Stellungen, in die sie vorübergehend eingedrungen 
waren, alsbald wieder herausgeworfen worden. 

Leutnant Immelmann hat sein neuntes feindliches Flugzeug, 
einen englischen Doppeldecker, zum Absturz gebracht. 

Von der Ostfront liegen auch diesmal Meldungen von 
Bedeutung nicht vor. Immerhin ist es an mehreren Stellen 
zu kleinen Gefechten und ziemlich allgemein zu einer lebhaf¬ 
teren Tätigkeit der Artillerie gekommen. In der Gegend von 
Dubno haben die Russen versucht, das linke Ikwa-Ufer zu 
gewinnen. Der Versuch war vergeblich. 

An der italienischen Front hat größtenteils Ruhe 
geherrscht. 

Das Schicksal von D u r a z z o hat sich erfüllt. Am 
Sonntag sind die österreichisch-ungarischen Truppen in die 
Stadt eingezogen und haben, soweit bisher zu übersehen, 
34 Geschütze, 11 400 Gewehre, große Vorräte an Verpflegung 
und Munition sowie 17 Segel- und Dampfschiffe erbeutet. 

An der Kankasusfront wollen die Russen auch 
Bitlis genommen haben. 

In Saloniki sollen fortwährend weitere Truppen ge¬ 
landet sein. Auch werden die Reste der serbischen Armee 
demnächst erwartet. 

Unsere U-Boote haben im Mittelmeer das französische 
Trnppentransportschiff „La Provence“, ein 14 OOO-Tonnen-Schiff, 
versenkt. Nach amtlichen Mitteilungen ist vor einiger Zeit 
nicht der Panzerkreuzer „Suffren“ sondern der Panzerkreuzer 
„Amiral Charner“ versenkt worden. Vor Le Havre und in 
der Themsemündung haben unsere U-Boote 2 französische Hilfs¬ 
kreuzer auf den Meeresgrund geschickt. N. 

Kaiserlicher Yeterinärrat Wilhelm Rickmann j\ 

Am 13. v. M. verschied der veterinärtechnische Leiter der 
Serum Abteilung der Farbwerke vorm. Meister, Lucius und 
Brüning, der Kaiserliche Veterinärrat Wilhelm Rickman n 
in Höchst a. Main. 

Geboren am 11. August 1869 in Pollum (Westpreußen), ab¬ 
solvierte R i c k m a n n das tierärztliche Studium auf der Militär- 
Veterinär-Akademie in Berlin und wurde dort 1894 approbiert. 
In demselben Jahre ging er als Unterveterinär nach Südwest-Afrika. 
Dort angekommen, machte er gleich den Witboi-Aufstand mit und 
verblieb bis 1899 im Truppenverbande von Südw r est. Bereits in 
dieser Stellung hatte er Gelegenheit, sich in eingehender Weise 
mit der Erkennung und Bekämpfung der afrikanischen Viehseuchen, 
insbesondere der Rinderpest, zu beschäftigen, wofür er mit dem 
Kronenorden IV. Klasse ausgezeichnet wurde. 1899 trat er zur 
Regierung von Südwest-Afrika über und wurde Referent beim 



9. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


119 


Gouvernement, zugleich Cheftierarzt und Leiter des bakteriologischen 
Institutes daselbst. Einen längeren Urlaub benutzte R i c k m a n n 
dann 1902 und arbeitete während dieser Zeit im Hygienischen 
Institute der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. Zurückgekehrt 
nach Stidwest widmete er sich weiterhin der Erkennung und Be¬ 
kämpfung der Tierseuchen. In diesem Jahre wurde er auch zum 
Kaiserlichen Veterinärrat ernannt. 1904 beteiligte sich Rick¬ 
mann dann militärisch an dem Herero-Aufstande und zeichnete 
sich hierbei, wie bereits 10 Jahre vorher beim Witboi-Aufstande, 
besonders aus. Die Schwerter zum Kronenorden und die Tapferkeits¬ 
medaille wurden ihm neben 2 Kolonialkriegsdenkmünzen hierfür 
verliehen. 1906 verließ er Südwest und erhielt beim Abschied den 
Roten Adlerorden IV. Kl. — In der Heimat widmete er sich 
weiteren Studien im Pathologischen Institute der Tierärztlichen 
Hochschule in Berlin und im Institute für experimentelle Therapie 
bei Ehrlich in Frankfurt a. M. und promovierte in Bern. 1907 
trat er in die Serum-Abteilung der Farbwerke in Höchst a. M. ein 
und wurde veterinärteehnischer Leiter dieses großen Institutes. 
Seine hauptsächlichsten schriftstellerischen Arbeiten betreffen die 
Abhandlung über Pferdesterbe und Tierzucht in Südwestafrika. 
Ferner entstanden in Frankfurt a. M. d : e Arbeit über die Differen¬ 
zierung der Eiweißkörper und später in Höchst Arbeiten über 
Schweineseuche, Milzbrand und Tuberkulose. 

Rickmanns zwölfjähriger Aufenthalt in Südwest-Afrika 
hatte ihn mit der Kolonie eng verwachsen lassen und wiederholt 
sprach er den Gedanken aus, wieder nach Südwest zu gehen — wohl 
auch deshalb, um die Ergründung der dortigen Viehseuchen und 
ihre Bekämpfung zu bewirken. Er war wohl der erste Tierarzt 
in Südwest, der sich mit diesem neuen Zweige der Tierheilkunde 
beschäftigt hat. Doch wie in vielen Fällen des menschlichen Da¬ 
seins, so auch bei Ri k mann: Das Gegenteil wird ihm be- 
schieden, woran sein Herz hängt; in diesem Falle die Kleinarbeit im 
Laboratorium gegenüber der großzügigen Aufgabe im fernen Lande 

Rickmann war von ganzem Herzen Tierarzt. Das Wohl 
und Wehe des tierärztlichen Standes interessierte ihn ungemein. 
Er war auch Vorstandsmitglied der Tierärztekammer der Provinz 
Hessen-Nassau und nahm sich dieser Vertretung in vollem Um¬ 
fange an. Gern habe ich mit ihm hier zusammen gearbeitet. Sein 
unparteiisches, objektives Urteil gab bei vielen Kontroversen den 
Ausschlag. Sein nunmehr leerer Platz in der Kammer wird schwer 
auszufüllen sein. Auch in den tierärztlichen Vereinssitzungen 
fehlte er nur, wenn dringende Geschäfte ihn abhielten. 

Den Verstorbenen hatte die Mutter Natur mit einem geraden 
ehrlichen Charakter ausgezeichnet, den er schon durch seine ganze 
Person im Äußern zur Schau trug. Große Gewissenhaftigkeit imd 
Edelmut vervollständigten die Grundzüge seines Charakters. Be¬ 
sonders beleuchten dieses die dem tierärztlichen Kriegsunter¬ 
stützungsfonds zugeführten Spenden, die bis jetzt 9 0 0 Mark be¬ 
tragen haben. Sie resultierten aus einer Nebeneinnahme der kreis- 
tierärztlichen Dienstgeschäfte, die ihm übertragen waren, und die 
er ohne jede Entschädigung während des Krieges pflichtgetreu 
erledigt hatte. Hierfür sei ihm über das Grab hinaus 
von dem Kriegs Unterstützungsfonds noch ein 
besonderer Dank gewidmet. Neben den geschilderten 
Eigenschaften war er seines heitern Wesens wegen überall gern 
gesehen, und seine Frankfurter im Felde befindlichen Freunde 
werden seinen Tod tief beklagen. 

Ein trautes Familienleben war ihm beschieden. Seine teuere, 
ihm 1905 in Swakopmund angetraute Gattin und zwei hoffnungsvolle 
Söhne trauern um den lieben Gatten und Vater. Wenn etwas 
Rickmanns Sehnsucht nach Südwest dämpfte, so war es die 
Sorge für Frau und Kinder. In seinem vornehmen Heim, ausge¬ 
schmückt mit Kriegstrophäen und Andenken aus Südwest, wehte 
die Luft stillen Glücks. 

Der Verstorbene, der während der beiden erbitterten Kriege 
und auch bei vielen anderen Gelegenheiten in Südwest dem Tode 
furchtlos ins Auge gesehen hatte und ihm entronnen war, ist der 
Influenza zum Opfer gefallen. Auch sie hätte wohl keine Macht 
über ihn gehabt, wenn nicht vielleicht der lange Aufenthalt in 
Afrika oder die Überarbeitung während der Kriegsdauer in seinem 


Institute zur Herstellung der Sera für unser Heer einen Angriffs¬ 
punkt geschaffen hätte. 

Wir alle betrauern den Verstorbenen als einen lieben, braven 
Kollegen und werden ihm stets ein treues Andenken bewahren. 
Wiesbaden, im Februar 1916. 

Der Vorsitzende der Tierärztekammer und des tierärztlichen Vereins 
Peters, Regierungs- und Geheimer Veterinärrat. 


Kriegsfflrsorgefonds für Tierärzte im Königreich Sachsen, 

Sechste Quittung über eingegangen r e Beiträge. 

An weiteren Beiträgen sind für die Beratungsstelle ein¬ 
gegangen: 

Schlachthofdirektor Böhme, Schneeberg (weit. Beitrag) 60, - M. 

Reg.-Vet.-Rat Dr. Noack, Leipzig (weit. Beitrag) . 30,— Ä 

Direktor der städt. Fleischbeschau Tempel, Limbach 

(weit. Beitrag). 42,50 „ 

Ferner sind Schätzungsgebühren überwiesen worden 
für die Monate September, Oktober, November, 

Dezember 1915, Januar und Februar 1916 zusammen 3005,25 „ 
Von den Herren: Veterinärrat Deich, Grimma, 

Tierarzt Engelmann, Grimma, Dr. Fleischer, 

Zwickau, Schlachthofdirektor Gänsehals, Großen¬ 
hain, Dr. Göhre, Bezirkstierarzt, Großenhain, Tier 
arzt Glöckner, Königstein, Tierarzt Günther, 

Eibenstock, Dr. H e i d r i c h , Bezirkstierarzt, Marien- 
berg, Dr. Hübener, Gröditz b. Riesa, Dr. Lenk, 
Markranstädt, Tierarzt M a e 1 z e r, Wurzen, Tierarzt 
Michaelis, Zwickau, Dr. Pietsch, Schöneck. 

Tierarzt Sandig, Tharandt, Tierarzt S e e 1 i g e r. 

Moritzburg, Dr. Schneider, Zwickau, Tierarzt 
Schragenheim, Zwenkau, Tierarzt Thomas, 

Kalkreuth, Dr. V a n s e 1 o w, Taucha bei Leipzig. 

Dr. Werthmann, Schlachthofdirektor, Stollberg, 

Dr. Zieger, Strehla a. E. 

Hierzu Betrag Mer I., II. III. IV. und V. Q uittung 13060,20 „ 

Zusammen: 16197,95 M. 

Davon ab seither gewährte Darlehen und Unter¬ 
stützungen . . . . 2311,95 „ 

Mithin Bestand: 13 886,95 M. 
Allen Gebern sei auch an dieser Stelle für ihre erneut bewiesene 
Opferwilligkeit herzlicher Dank ausgesprochen. 

Weitere Beiträge werden an die Kasse der Tierärztlichen 
Hochschule in Dresden oder an den Geschäftsführer der Beratungs¬ 
und Fürsorgestelle, Herrn Oberstabsveterinär a. D. Schade. 
Dresden-N. 23, Weinbergstr. 96, erbeten. 

Dresden, den 28. Februar 1916. 

Die Beratungs- und Fürsorgestelle für im Felde 
stehende sächsische Tierärzte. 
Ellenberger, Vorsitzender. 


Tierfirztekammer für die Provinz Sachsen. 

9. Quittung über die Kriegssammlung. 


li de, I. Städtischer Tierarzt in Wittenberg .... 50,— M. 

Dazu: Quittung 1—8 .. . . . 1844,— „ 


Gesamtbetrag: 1894,— M. 
Herzlichen Dank! Weitere Beiträge erbeten. 

Halle, den 2. März 1916. 

Reimers, Schlachthofdirektor, Kassenführer. 

Vorträge über Rotz und Rinderpest in Berlin. 

An der Tierärztlichen Hochschule in Berlin werden am 13. und 
14. März d. J. von vormittags 9 Uhr bis nachmittags 1 Uhr Vor¬ 
träge über die klinischen (E g g e 1 i n g) und anatomischen (Schütz) 
Merkmale des Rotzes und der Rinderpest und über die Vorschriften 
zum Schutze und zur Bekämpfung der genannten Seuchen (Never- 
mann) gehalten. Der Besuch der Vorträge ist unentgeltlich. 
Meldungen zum Besuche der Vorträge sind an das Büro der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu richten. 


— Das Königl. Sächs. Kriegsministerium hat unter dem 
19. Februar 1916 — Nr. 507 IC — bestimmt, daß bei dem herr¬ 
schenden | Mangel an Veterinären eine mehrmonatige Fem- 
haltung der Feldunterveterinäre vom Dienst einstweilen nur ver¬ 
tretbar ist, soweit es sich um solche Personen handelt, die 
spätestens bis Ende März die tierärztliche Fachprüfung beenden 
können, also mindestens im 7. Semester stehen. Darüber hinaus 
darf eine Beurlaubung zu Studienzwecken nicht erfolgen und 
würden andere Feldunter veterinäre baldigst wieder zum Dienst 
heranzuziehen sein. 










120 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Nu. 10. 


Feldunterveterinäre, die die Fachprüfung spätestens mit Ende 
des Sommersemesters 1910 (August 1916) ablegen können, würden 
der Militärabteilung bei der Tierärztlichen Hochschule zu über¬ 
weisen sein. Sie stellen bei dieser persönlich und betreffs ihrer 
Studien unter geregelter Aufsicht, so daß für die Erreichung des 
Zieles größere Gewähr geboten ist. Von einer Beurlaubung zur 
Ergänzung der Studien und Ablegung der Fachprüfung ist zweck¬ 
mäßig ganz abzusehen. 

In Ergänzung einer früheren Verordnung — K.M.V. vom 
14. Oktober 1915, Nr. 2302 IC, letzter Absatz — ist bestimmt 
worden, daß solche Studierende der Tierheilkunde, die in ihrem 
Studiengange derartig fortgeschritten sind, daß die Beendigung 
des klinischen Semesters spätestens mit Schluß des Sommer¬ 
semesters 1916 zu erwarten steht, künftig nicht mehr beurlaubt 
w erden sollen, sondern der Militärabteilung bei der Tierärztlichen 
Hochschule zu überweisen sind. Hierbei kommen nur Studierende 
in Betracht, die mindestens 3 Semester (ohne Anrechnung eines 
Kriegssemesters) studiert haben. 

Zeichnet die vierte Kriegsanleihe! 

Das deutsche Heer und das deutsche Volk haben eine Zeit 
gewaltiger Leistungen hinter sich. Die Waffen aus Stahl und die 
silbernen Kugeln haben das ihre getan, dem Wahn der Feinde, 
daß Deutschland vernichtet werden könne, ein Ende zu bereiten. 
Auch der englische Aushungerungsplan ist gescheitert. Im 
zwanzigsten Kriegsmonat sehen die Gegner ihre Wünsche in 
nebelhafte Ferm* entrückt. Ihre letzte Hoffnung ist noch die Zeit; 
sie glauben, daß “die deutschen Finanzen nicht so lange stand¬ 
halten werden wie die Vermögen Englands, Frankreichs und 
Rußlands. Das Ergebnis der vierten deutschen Kriegsanleihe muß 
und wird ihnen die richtige Antwort geben. * 

Jede der drei ersten Kriegsanleihen war ein Triumph des 
Deutschen Reiches, eine schwere Enttäuschung der Feinde. Jetzt 
gilt es aufs neue, gegen die Lüge von der Erschöpfung und 
Kriegsmüdigkeit Deutschlands mit wirksamer Waffe anzugehen. 
So wie der Krieger im Felde sein Leben an die Verteidigung des 
Vaterlandes setzt, so muß der Bürger zu Hause sein Erspartes 
dem Reich darbringen, um die Fortsetzung des Krieges bis zum 
siegreichen Ende zu ermöglichen. Die vierte deutsche Kriegs¬ 
anleihe, die laut Bekanntmachung des Reichsbank-Direktoriums 
soeben zur Zeichnung aufgelegt wird, muß 

der große deutsche Frühjahrssieg 
auf dem finanziellen Schlachtfelde 

werden. Bleibe Keiner zurück! Auch der kleinste Betrag ist 
nützlich! Das Geld ist unbedingt sicher und hochverzinslich 
angelegt. 

Büclierbesprechungcn. 

— Fröhner und Zwick, Lehrbuch der speziellen Pathologie und 
Therapie der Haustiere. 8. Auflage. 1. Band. Geh. 27 M., geb. 29 M. 
Verlag von Ferdinand Enke, Stuttgart, 1915. 

Der erste Band eines in tierärztlichen Kreisen altbekannten und sehr 
geschätzten Lehrbuches w'irtl hiermit im neuen Gew'and der Lescrwelt 
übergeben. Anstelle des im Jahre 1902 verstorbenen, so verdienstvollen 
Klinik ers Fried borg er wird als Mitarbeiter der vor Ausbruch des 
Weltkrieges an die Wiener Hochschule berufene deutsche Gelehrte W i 1 - 
h clm Z v i e k genannt. Der bisherige Autor Eugen Fröhner hat 
den jetzt erschienenen ersten Band (Organkrankheiten) neu be¬ 
arbeitet. Hierbei ist zwar der Stoff hinsichtlich Anordnung und Text 
im großen und ganzen der gleiche wie bisher geblieben, es sind aber 
überall die wissenschaftlichen und praktischen Fortschritte der Neuzeit 
ergänzend berücksichtigt worden. Zur Schilderung gelangen die Krank¬ 
heiten d*r Yerdauungsorgane. der Leber, Niere, Geschlechtsorgane, des 
Herzens, d r Hanf, Bewegungsorgane, des Nervensystems, der Atmungs¬ 
organe und des Blutes. 

Als wesentliche Bereicherung des Buches sind erstmalig 89, zum Teil 
farbige Textabbildungen mitaufgenommen, mit denen gewiß den berech¬ 
tigten Wünschen der Leserwelt entsprochen wird. Die meisten Figuren 
sind uns aus anderen Werken bekannt, sie können aber immerhin dem 
Ecser sehr gut zur Veranschaulichung des Stoffes dienen. Wenn ich 
hierbei einem Wunsche Ausdruck verleibe, so geht dieser dahin, die rein 
pathologisch-anatomischen Abbildungen, soweit sie für das klinische Ver¬ 
ständnis weniger Bedeutung besitzen, an Zahl einzuschränken, dafür aber 
die tierischen Parasiten, deren Bestimmung für den Kliniker, wenn er 
nicht im Besitze zoologischer Spezialwerke ist, mitunter gewisse Schwierig¬ 
keiten bereitet, mehr zu berücksichtigen. Auch solche Figuren, die das 
kranke Tier bei den verschiedenen Stadien veranschaulichen, müßten 


in Zukunft noch imdir Aufnahme finden, obwohl ich die Schwierigkeiten, 
die sich hierbei dem Autor entgegenstellen, selbstverständlich nicht unter¬ 
schätze. 

Hinsichtlich des wiederum beigefügten Literaturverzeichnisses kann 
man zweierlei Meinung sein. Während die einen der Ansicht sind, daß 
ein solches für ein größeres Handbuch unentbehrlch ist, kann man meines 
Erachtens bei einem Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie 
darauf verzichten. Das Verzeichnis mag noch so fleißig und umfassend 
zusammengestellt sein, immer wieder wird es bei der großen Fülle von 
klinischen Veröffentlichungen zahlreiche Lücken aufw-eisen. Bedenkt 
man nun, daß das dem ersten Band beigefügte Verzeichnis 88 Seiten, 
also ungefähr den zehnten Teil des ganzen Buches darstellt, und daß 
das des zweiten Bandes sicherlich einen noch größeren Umfang erreichen 
wird, so würde durch Wegfall der Literaturangaben ein großer Raum¬ 
gewinn und eine insbesondere für den Studenten nicht unwesentliche 
Vorbilligung des Preises erzielt werden. 

In der jetzigen Ausstattung bildet das hier besprochene Werk wieder¬ 
um eine wertvolle Erscheinung auf dem deutschen Büchermarkt, und 
wenn der zweite Band (S euchenlehre) den an ihn in Hinblick auf 
den neu hinzugekommenen Verfasser zu stellenden berechtigten Er¬ 
wartungen entspricht, so wird die tierärztliche Bibliothek wiederum um 
ein schönes und bedeutsames Werk bereichert sein. J. Schmidt. 

Neue Eingänge. 

— Bericht über das Veterinärwesen Im Königreich Sachsen für 
das Jahr 1914. Herausgegeben von der II. Abteilung des Königl. Landes¬ 
gesundheitsamts. 59. Jahrg. Dresden, Buchhandlung von Zahn & 
Jaensch, 1915. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Militärverdienst¬ 
orden 4. Kl. mit Krone und Schwertern: dem Oberstabsveterinär 
d. L. 1 Dr. Joh. Attingcr (II München). — Der Militärverdienstorden 
4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär d. R. Rudolf Dolch 
(II München). — Das Militärverdienstkreuz 2. Kl. mit Schwertern: 
dem Feldunterveterinär Plattncr. — Das Ritterkreuz I. Kl. mit 
Schw ertern des Sachs. Alhrechtsordens: den Stabsveterinären Richard 
Barthel im Hus.-Regt. 19, Jurk im Feldart. Regt. 82, öustar Klein 
in Freiberg (Sachs.), Paul Schumann beim Gen.-Kdo. des 19. Armee¬ 
korps und Weller beim Stahe der 53. Inf.-Div. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Ordens vom Zähringer Löwen: dem 
Veterinär Dr. Wilhelm Kübele in Ihringen. 

Ernennung: Polizeitierarzt Dr. Wilhelm Grips in Hamburg ist 
mit der kommissar. Verwaltung der Kreistierarztstelle in Demmin 
betraut worden. 

Promovieri: In Berlin: Zum Dr. med. vet. Tierarzt Hans 
Ringel aus Westerhorn, Kr. Pinneberg (in Nr. 9 durch einen Druck¬ 
fehler unter Approbationen aufgeführt). — I n G ö 11 i n g e n : Zum 
Dr. pliil. Bezirkstierarzt a. I). Karl Schröter , Dozent a. d. Kolonial¬ 
schule in Witzenhausen. 

Approbiert: In Berlin: Dir 1 Fehlunterve'erinäre Gustar Fm dt 
aus Tübingen und Hermann Widmcr aus Unteralpfcn Kr. Wahlshut 
(Baden). 

In der Armee: Preußen: Für die Dauer des mobilen Ver 
hältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Ober¬ 
veterinären: die Veterinäre: I^eisner (Könitz) beim Pferde-Laz. 
Marienwerder, Dr. Wilhelm Fischer (Lüneburg) beim Res.-Feldart - 
Regt. Nr. 5, Dr. Adolf Schmidt (Oberlahnstein) b. Pferde-Laz. 
d. Beskidenkorps, Dorfmüllcr (II Oldenburg) bei der Ers.-Esk. 
Drag.-Regt. Nr. 19, Dr. Hölting (Paderborn) beim Pferde-Laz. 
des 39. Res.-Korps, Henke (Posen) beim Staffelstabe 97, Kolrep 
(Potsdam) bei d. Ers.-Abt. 2. Garde-Feldart.-Regt., Haffmans 
(Rheydt) beim Etapp.-Pferdedepot 4 d. 8. Armee, Längrich (Rostock) 
beim Res.-Fußart.-Regt. Nr. 6, Dr. Boehm (Ruppin) bei der Fuhrp.- 
Kol. 168 der Garde-Ers.-Div., Sperling (Schlawe) bei der Ers.-Esk. 
Jäg.-Regts. z. Pf. Nr. 4, Murnmcnthey (Sondershausen) b. d. Etapp.- 
Insp. d. 11. Armee, Sievert (Stendal) b. Pferde-Laz. Mülhausen i. E. — 
Als Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses 
angestellt, unter Beförderung zu Veterinären: die Unterveterinäre: 
Rietxsch (Ascherslehen) b. Feldart.-Regt. Nr. 104, Daasch (V Berlin) 
bei d. Feidluftschiffer-Abt. 35, Thal (V Berl'n) beim Zentralpferde¬ 
depot 7, Ziegenbein (V Berlin) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 139 der 
11. Armee, Dr. Weickert (V Berlin) bei der Fernspr.-Abt 30, 
Dr. Jentxnik (Beuthen) bei d Prov-Kol. 2 d. 117. Inf.-Div., Pilgram 
(Bonn) b. Etapp.-Pferdedepot 6 d. 8. Armee, Billerbeck (Calau) beim 
Feldart.-Regt. Nr. 17, I)r. Johnen (Coesfeld) bei d. Etapp.-Fuhrp.- 
Kol. 252 d. 11. Armee. 

Todesfälle: Bezirkstierarzt a. I). Anton Strittmatter in Pfullendorf. 
Tierarzt Franx Siglat in Kalkberge-Rüdersdorf. 


Vakanzen. 

Kreistierarztstelle: Reg.-Bez. A 11 e n s t e i n: K r e i s R ö s s e 1, 
Amtssitz in Bischofsburg. Zum 1. Juli er. Bewerbungen an den 
Regierungs-Präsidenten. 

Stadttierarztstelle: .1 o h a n n g e o r g e n s t a d t. Zum 1. Mai er. 
Gehalt 3000 M. Bewerb, bis 18. März a. d. Stadtrat. 


Verantwortlich für <leu Inhalt texkl. In*erateti**%; i. V. Prof. ülage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz ln Berlin.— 

Drurk von W. Hfixen stein, Berlin. 








Hl* -Berliner Tlerlntillcbe Woeb«n«ebHfe* erscheint 
"rächenUich Im Verlage von Riebard Scboevs ln 
Berlin SW. 48. W ilbelnialr. 10. Durch jedea deutacbe 
Jf"getarnt wird dieeeibe rum Preise von M. 5.— viertel* 
jährlich (auerchliefilicb Bestellgeld) geliefert (Oater* 
reichlache Post-Zeitiitige-Preisliste Nr. 574. Uugiirische 
Nr. äh. F.inr.elniiinmerti 00 Pf. 


Berliner 


Origioalbeii r;ige werden mit 50 Mk.. ln Petltaatz mit 
00 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
zu senden an Professor Glage. Hamburg, Üsterstr. ; 
Korrekturen, Itezenaions-Kxemplar« und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

P»of. Glage Stabsvet. a D. Haneke Schlaehth.-Dir. Helfer Keg.* u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Reg-Rat Dr. Nevermann 

Mambuig. Referent t Kelchs Kol.-Amt in Berlin. in Mtilbaureu i. K. in Cöln. Vortrag. Rat im Min. f. Länder, in Berltik 

Professor Dr. Peter Reg.* u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

L&ndeatierarat tür Hamburg. in Wiesbaden. Blomberg Proteaaor in Dresden. Protektor in Dre den. Proieaaor in Preiburg. 

Ober Med. Rat Dr.J.Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regiemngsrat Wehrle 

Protektor in Dteeueu. Vorst, d. Kais. Bakt. Inai.. Garn am», D.S. W.-A Stadt Tierarzt >u Hamburg. Profeaaor iu MUucheu. Mitgl. d. Kala. GcaundheiDamta in Berlin. 

Dr. A. Zirnmermann Regierungsrat Zünde! 

Prolessor in Budapest. Lande.tierarzt von Eiaaß Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 11 . Ausgegeben am 16. März. 


Inhalt: Foth: Ein neuer Rausch brandimpfstoff (Emphysarcolum sic cum F o t h). — Olt: Zur Frage der 
besseren Verwertung der Konfiskate an Schlachthöfen. — Glage : Das Oltsche Futtermittel 
und das Tierkörpermehl. — Referate: Foth und Schubert: Untersuchungen über den Wert der rohen Schwefel¬ 
säure für die Unschädlichmachung von Seuchenabwässern. — Rottschalk: Epidemisch aufgetretene Geschwiirsprozesse 
nicht rotziger Natur in der Nasenscheidewand unter den Pferden des Beskidenkorps. — Staatsveterinärwesen: Stand der Tier¬ 
seuchen in Deutschland. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Haefcke: Der gegenwärtige Stand der technischen 
Verwertung von Tierkadavem und Schlachtabfällen. — Verschiedenes. — TagesgeaotUchte: Ehrentafel der Veterinäre. — 
Vierundachtzigste Kriegswoche. — Verschiedenes. — Die vierte Kriegsanleihe. — Personalien. 


(Aus dem Königl. Velerinärbakteriologischen Institut zu 
Münster i. W.) 

Ein neuer RauschbrandimpfstolT (Emphysarcolum 
siccum Foth). 

Von Dr. H. Foth, Regierungs- und Veterinärrat. 

Im Jahre 1911 teilte ich*) in der Zeitschrift für Infektions¬ 
krankheiten der Haustiere die Ergebnisse meiner in 
ministeriellem Aufträge ausgeführten Arbeiten mit, die der 
Herstellung von Rauschbrandimpfstoffen galten. 

Es gelang: 

1. ein antiinfektiöses arteigenes Serum und 

2. einen aus Reinkulturen gewonnenen Impfstoff 
(Emphysarcolum siccum), und zwar in zwei Typen, A und F, 
herzustellen. 

Die Arbeiten wurden seitdem fortgesetzt. 

Die Herstellung des Serumimpfstoffes wurde aufgegeben, 
weil er zwar für die Simultanimpfung geeignet und daher sehr 
w ertvoll, doch für die Impfpraxis zu teuer wurde. Denn als 
wirklich brauchbar erwies sich nur das arteigene Rinderserum. 
Nicht jedes Rind liefert wirksames Serum, und die Immuni¬ 
sierung ist zeitraubend und nicht gefahrlos. Vor allem aber ist 
die Haltbarkeit der immunisierenden Wirkung des Serums be¬ 
grenzt 

Der geringe Bedarf an Rauschbrandimpfstoffen rechtfertigt 
daher die Herstellung dieses Serums nicht. Das hat man auch 
im Institut de serotherapie in Toulouse erfahren. 

Vollen Erfolg hatten dagegen die Versuche mit dem aus 
Reinkulturen des Rauschbrandbazillus hergestellten Impfstoff, 
dem Empbysarcol. 

Die bekanntesten Impfstoffe, die nach dem Lyoner Verfahren 
CA r 1 o u g) hergestellten Fleischsaftpulver und die nach Kitts 
Vorschlägen gewonnenen Fleischpulverimpfstoffe sind an sich von 


*) H. Foth, Neue Rauschbrandimpfstoffe. Ztschr. f. Infek- 
tionskrankh. d. Haustiere 1911, Bd. X, Heft 1, Seite 1—22. 


kräftiger immunisatorischer Wirkung; sie haben aber den Nach¬ 
teil, daß sie in Wasser völlig unlöslich und schwer sind und sich auf 
keine Weise in Suspension halten lassen. Sie sinken sofort in der 
Impfspritze zu Boden und lassen sich daher kaum annähernd gleich¬ 
mäßig dosieren. Sie wirken demnach auch ungleichmäßig, auch wenn 
bei der Impfung mit größter Sorgfalt vorgegangen wird. Zudem ist die 
Verteilung der Sporen, besonders in den Fleischpulverimpfstoffen, 
so ungleichmäßig, daß gleiche Gewichtsmengen der Pulver sehr ver¬ 
schiedene Mengen von Sporen enthalten. Endlich fordert- das 
Lyoner Verfahren eine zweimalige Impfung mit 14 tägiger Pause 
(I und II .vaccin), ein immerhin kostspieliges und umständliches 
Verfahren, das beim Berner Impfstoff (Herstellung nach modifi¬ 
ziertem Lyoner Verfahren) ‘und dem Kittschen Impfstoff zwar 
vermieden wird, jedoch unter Erhöhung der Impfgefahr. Die 
Schwierigkeiten und Beklemmungen, die diese Mängel dem Impf¬ 
praktiker bereiteten, waren der Einführung eines dritten Impf¬ 
stoffs, des Thomas sehen Fadenimpfstoffes (Hl virulent, black 
legine des Handels) günstig, der, obwohl ein Geheimmittel, doch 
bald dank einer gewaltigen und geschickten Reklame und seiner 
einfachen und gefahrlosen Verwendung schnell weite Ver¬ 
breitung fand. Anfänglich drohten freilich starke Impf Verluste in 
Elsaß-Lothringen ihn unbeliebt zu machen. Später hörten diese 
jedoch auf; statt dessen mehrten sich freilich die Fälle ausbleibenden 
Impfschutzes. Immerhin ist anzuerkennen, daß der Impfstoff sich 
im allgemeinen bewährt hat. 

Der Gedanke, dio Rauschbrandsporen an 
Vehikel anzutrocknen, den auch schon Poels in Rotter¬ 
dam verfolgte, ist auch zw eifellos richtig, denn die Rausch¬ 
brandsporen werden in Dosen, die bei subkutaner Einverleibung 
in wässeriger Lösung oder Aufschwemmung noch tödlich wirken, 
anstandslos vertragen, wenn sie an Vehikel (Seiden-, Baumwoll- 
fäden, Wattebäuschchen angetrocknet unter die Haut gebracht 
werden, wie ich schon Seite 8 meiner ersten Arbeit (1. c.) be¬ 
merkte. und für die man eine Erklärung im Sinne der Metschni- 
k off sehen Lehre (Thomas) oder unserer modernen humoral¬ 
pathologischen Auffassungen suchen mag. Trotzdem erzeugen sie 
eine zwar etwas langsamer auftretende, aber sich allmählich recht 
kräftig entwickelnde Immunität. 

Weshalb Poels in Rotterdam, der. Wattebäuschchen als 
Vehikel benutzte, diesen Weg wieder aufgegeben hat, ist mir nicht 
bekannt. 








122 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Die Nachteile der Tho in as sehen Fadenimpfung sind aber die, 
daß der Impfstoff ein in seiner Herstellung unkontrollierbares Geheim- 
■ mittel ist, das zudem ohne Angabe der Herstellungsdaten und der 
Wirkungsdauer in den Handel gegeben wird. Rauschbrandsporen 
gehen stets in ihrer Wirksamkeit zurück. Ihre volle Wirksam¬ 
keit behalten sie nur einige Monate bei. Ich habe bei der Prüfung 
Thomas scher Fäden des Handels, die übrigens regelmäßig nur sehr 
wenig virulent sind, wiederholt keine Spur von virulenten Rausch¬ 
brandsporen mehr finden können. Im übrigen ist der Invpfstoff 
seit Ausbruch des Krieges nicht mehr zu haben. 

Das Emphysarcolum s i c c u m ist ein leicht gelblich¬ 
weißes Pulver, das aus wasserlöslichem Eiweiß, aus totenRausch- 
brandbazillen, lebenden Rauschbrandsporen und Stoffwechsel¬ 
produkten der Rauschbrandbazillen besteht. Es wird aus hoch¬ 
virulenten, gut verspürenden Rauschbrandkulturen in 2 Typen, 
der sehr kräftigen Type A, einer abgeschwächten 
sporenreichen, und der schwächeren Type F, einer 
nicht abgeschwächten, fast sporenfreien, tatsächlich jedoch 
nur sehr sporenarmen Form gewonnen. Die Herstellung 
habe ich in einer früheren Arbeit in allen Einzelheiten so 
{genau angegeben, daß jeder, der sich längere Zeit mit dem 
Studium der Anaeroben beschäftig hat — das ist allerdings 
unerläßlich —, den Impfstoff herstellen kann. 

In der dort geschilderten Art werden originäre hochvirulente, 
üppig versporende Rauschbrandkulturen in der von mir 
empfohlenen Leber-Peptonbouillon gezüchtet und nach bestimmter 
Zeit nach Prüfung der Reinheit und Virulenz und nach Feststellung 
des Gehalts an entwickelten Sporen fraktioniert centrifugiert. Be¬ 
merkt sei, daß die Schwierigkeit in der Gewinnung einwandfrei 
reiner, insbesondere von Beimischungen verbandbildender Anaeroben 
sicher freien originären, d. h. unmittelbar aus dem Impftiere 
(Meerschweinchen) gewonnenen Bouillonkulturen liegt. Alles andere 
ist leicht. Die Kulturen sind nur dann rein, wenn bei fortgesetzter 
Weiterübertragung von Meerschweinchen auf Bouillon, von dieser 
Kultur auf Meerschweinchen, von diesen auf Bouillon und von 
dieser weiter auf Meerschweinchen keinerlei verband- 
bildende Erreger, sondern nur Rauschbrandbazillen 
in ihrem typischen Formenkreise*) auftreten. . 

Zur Gewinnung der Type A wird der ausgeschleuderte Boden¬ 
satz, der Bazillen und Sporen enthält, nach Maßgabe des Gehalts 
an ausgebildeten Sporen in seiner Virulenz durch höhere Hitze¬ 
grade im Wasserbade abgeschwächt und dann mindestens zwei 
Stunden lang fein verrieben, um die sehr kohärenten sporen¬ 
haltigen Bakterienhaufen, die die sehr zu Verklumpung neigenden 
Rauschbrandbazillen stets bilden (Dunkelfelduntersuchung!), zu 
trennen und eine gleichmäßige Verteilung der Sporen im Impf¬ 
stoffe zu gewährleisten. Inzwischen wird die klare Kulturflüssig¬ 
keit durch Asbestwolle oder gestampften Fließpapierbrei in hoher 
Schicht mit der Luftpumpe filtriert, auf dem Wasserbade, bei der¬ 
selben Temperatur, die zur Abschwächung der Sporen verwandt 
wurde, eingeengt, nochmals von Gerinnseln durch einfaches Fil¬ 
trieren befreit und unter sorgfältigem Verreiben dem oben beschrie¬ 
benen feinen Bazillen- und Sporenbrei zugesetzt; das Gemisch wird 
mit Alkohol ausgefällt, der Niederschlag wird auf gehärtetem Filter 
gesammelt, im Vakuum über Chlorkalzium getrocknet und dann 
fein verrieben. Das resultierende gelblich-weiße leichte Pulver 
(Emphysarcol Type A) ist in Wasser trüb-löslich. Im ge¬ 
färbten Ausstrich sowie im Dunkelfelde sind die Sporen in gleich¬ 
mäßiger Verteilung nachweisbar. (Sporenfärbung: kochendes 
Karbolfuchsin, Salzsäurealkohol 3 Proz., w'äßrig-alkoh. Methylen- 
blaulösg. 1 :10:100.) Die Lösung stellt eine sich lange in gleich¬ 
artiger Schwebctrübung haltende feine Emulsion der Rauschbrand¬ 
bazillen und Sporen dar. 

*) H. Foth, Die Diagnose des Rauschbrandes, Ztschr. f. 
Inf.-Krankh. der Haustiere. Bd. VI, Heft 3/4, I. Abhandlung und 
Bd. Vni, Heft 2/3, II. Abhandlung (mit zahlreichen Photogrammen). 


No. 11 . 

Einfacher ist die Herstellung der Type F. Aus den be¬ 
schriebenen Kulturen werden, wie angegeben, Bakterien und Sporen 
ausgeschleudert. Die klare Kulturflüssigkeit wird ebenso, wie 
vorhin beschrieben, filtriert, jedoch dann nur bei 48 Grad eingeengt, 
abermals filtriert und in Alkohol ausgefäflt. Weiterbehandlung 
wie vorhin. Resultat: Pulver Emphysarcol, Type F, in 
Wasser völlig glanzklar löslich. Im gefärbten Präparat ist 
in der Regel gar nichts erkennbar, im Dunkelfelde erkennt man 
einzelne feine stark lichtbrechende Körnchen und sieht ganz ver¬ 
einzelt auch eine ausgebildete Spore. 

Die Pulver werden an Meerschweinchen ausgewertet. 
Type A soll in einigen Milligramm, Type F in einigen Zenti¬ 
gramm Meerschweine zu 250—300 Gramm sicher töten, und di ' 
Virulenz soll proportional der Gewrichtsmengen des Impfstoffes 
steigen. 

Die so gewonnenen Impfstoffe können dann ohne weiteres 
nach Art der Lyoner, Schweizer und Kittschen Impfstoffe 
in subkutaner Anwendung benutzt werden. 

Vorteilhafter aber ist es, die mit der Lösung der sporen- 
reichen Type A in der ebenfalls in der genannten Arbeit be¬ 
reits genau beschriebenen Art Seiden- oder besser Baumwoll- 
fadenbündel zu imprägnieren. Der Impfstoff ist richtig al>- 
geschwächt, w^enn ein mit der Dosis min. let. der Lösung im¬ 
prägniertes Fadenbündel mit nur schwacher Reaktion oder 
ganz reaktionslos vertragen wird, das Meerschweinchen aber 
nach 14 Tagen einer Muskelimpfung mit virulentem Kontroll- 
präparat (Type B genau wie Type A, nur ohne Abschwächung 
hergestellt) widersteht, und wenn andererseits die aus einem 
solchen Fadenbündel wieder ausgewachsene Sporenmasse das 
Impftier tötet oder wenigstens schwerkrank macht. (Verlust 
von Sporen durch das Auswaschen!) 

So imprägnierte Fäden sind zur Schweifimpfung nach Art 
der Thomasschen Impfung geeignet.*) 

Diese Impfung wird aber im Interesse 
schnelleren Auftretens kräftiger Impf¬ 
wirkung zweckmäßig verbunden mit einer 
gleichzeitigen subkutanen Impfung mit 
Type F. 

Diese Impfung wird am besten mit einer kleinen, von 
Hauptner, Berlin, beziehbaren Spitze mit feiner Kanüle am Ohre 
der Rinder vorgenommen. Die Dosis ist höchstens die Hälfte der 
durch Auswertung ermittelten Dos. min. let. für Meerschwein¬ 
chen von 250 Gramm. Die für diese kombinierte Impfung be¬ 
nutzten Fadenbündel dürfen ebenfalls nur die halbe Dos. min. 
letalis von Type A enthalten. 

Die Impfstoffe sind im vorigen Jahr für die Impfungen 
in der Prais mit ministerieller Zustimmung herausgegeben 
worden. Über die Impfergebnisse haben die Tierärzte Nach¬ 
weisungen eingesandt. Danach haben sich die Impfstoffe durch¬ 
aus bewährt. 

Ich empfehle hiernach für die Praxis die 
gleichzeitige Impfung mit einem Faden¬ 
bündel Emphysarcol Type A subkutan am 
Schweif und mit der klaren Lösung 
Emphysarcol Type F am Ohr. 

Zweckmäßig wird der Bestand erst ganz mit den Faden¬ 
bündeln durchgeimpft und dann mit Type F. Dieses Pulver 
wird, da es nur in wenig Wasser (2 ccm) gelöst injiziert wird, in 
Mengen für je 10 Tiere abgegeben und auf einmal gelöst. Die 

*) Impfnadel von Hauptner, Berlin, beziehbar. 



16. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


123 


kleine Spritze hat einen verstellbaren Ring, der genaue 
Dosierung gestattet. 

Die Impfstoffe kommen beide zusammen verpackt für 
kombinierte Impfung in den Handel.*) 

Ich warne davor, aus Bequemlichkeit etwa die subkutane 
Ohrimpfung fortzulassen, denn die Fadenbündel sind für 
die kombinierte Impfung dosiert, für alleinige 
Verimpfung also nicht kräftig genug. Ein Fall aus der 
Praxis hat die Befürchtung bereits bestätigt. 

Die Impfstoffe haben sämtlich das Datum der letzten 
Auswertung und sollen nur innerhalb eines Zeitraumes von 
3 Monaten von diesem Datum ab verwandt werden. Ältere 
Impfstoffe sind zurtickzuweisen. 


Zur Frage der beseeren Verwertung der Konfiskate 
an Schlachthöfen.**) 

Von Prof. Dr. Olt, Gießen, z. Zt. in Arel. 

In der Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene Nr. 24, 
Jahrg. XXV, brachte ich „Vorschläge für bessere Verwertung 
der Konfiskate an Schlachthöfen 4 , worüber G1 a g e in Nr. 51, 
Bd. XXXI der B. T. W. referierte. Meiner Abhandlung liegen 
Gesichtspunkte zu Grunde, welche wirtschaftlichen Fragen der 
gegenwärtigen schweren Zeit und auch der Zukunft Rechnung 
tragen. Vor der Veröffentlichung meiner Vorschläge sprach ich 
mit ersten Autoren auf diesem Gebiet, die ganz meine Ansicht 
teilten. Die Besprechung meiner Vorschläge überrascht in 
sachlicher Hinsicht, noch mehr aber befremdet die Form, welche 
G1 a g e zu wählen für gut befunden hat, sie entspricht jeden¬ 
falls nicht dem Emst der Frage und der Gegenwart; doch 
hierüber will ich das weitere Urteil dem Leser überlassen. 

In Nachstehendem sei das Sachliche der Einwände er¬ 
örtert. Ich sagte: „Werden die vom Genüsse für Menschen 
ausgeschlossenen Fleischmassen genügend lange gekocht oder 
gedämpft, dann können sie mit so reichen Nährwerten wie 
das Fleisch unserer Tafel als Futter für Schweine überaus 
nutzbringend Verwendung finden, 44 während durch die Ver¬ 
arbeitung zu dem trockenen Fleischfüttermehl durch die lange 
und hohe Erhitzung auf 140° der hohe Nährwert zerstört 
wird. Letzteres bestreitet G1 a g e, er berücksichtigt aber nicht, 
daß das Fleischmehl der Abdeckereien nur noch % des ur¬ 
sprünglichen Gewichtes aufweist. Ferner ist um die Zeit 1906 
oder früher (die Literatur ist mir hier in Arel nicht zugänglich) 
durch wissenschaftliche Untersuchungen festgestellt worden, 
daß der größte Teil der Eiweißkörper infolge der langen Ein¬ 
wirkung hoher trockener Hitzegrade durch die Verdauung 
nicht mehr aufgeschlossen werden kann und mit den Fäzes 
ausgeschieden wird. 

Der Referent schaltete die Worte „und die Verwertung 
der infizierten Knochen?“ ein. Diese Frage ist Seite 371 unten 
in meinem Artikel beantwortet. Nach dem gründlichen 
Sterilisieren bei 110—120° sind die doch gleichfalls keim¬ 
freien Knochen „von den gekochten Massen zu befreien“. Der¬ 
art behandelte Knochen können für technische Zwecke in den 
Verkehr gegeben werden. 

Zu dem Teil, in welchem ich sagte, es müsse dem Tierarzt 
die Entscheidung überlassen bleiben, wo die Grenze des für 
die Sterilisation Brauchbaren zu ziehen ist, und wie die Aus¬ 
lese zu gestalten sei, sagt G1 a g e : „Bei der Fleischbeschau 
würde sich daraus eine Mehrarbeit ergeben, die wenigstens 
während des Krieges bei dem Personenmangel zu vermeiden 
sein wird.“ Ist es eine nennenswerte Mehrbelastung, wenn 
gelegentlich ein Organ zur Vernichtung statt zur Sterilisation 
verwiesen wird? Nach meinen Beobachtungen sind die Tier¬ 
ärzte mit verdoppelten Leistungen ans Werk gegangen, als es 
galt, den Anforderungen der jetzigen Zeit gerecht zu werden, 

*) Der Preis ist bis auf weiteres vom Herrn Minister auf 75 Pf. 
für die Dosis (Fadenbündel und Type F zusammen) festgesetzt. 

**) Die Wichtigkeit der vorliegenden Frage läßt einen klärenden 
Meinungsaustausch erwünscht erscheinen. Eine Erwiderung von 
G 1 a g e ist angeschlossen. Schriftl. 


und es steht außer Zweifel, daß sie mit gleichem Eifer ihre 
Kräfte bei Neuerungen einsetzen werden, welche Werte von 
volkswirtschaftlicher Bedeutung retten. Auch müssen wir jede 
Erweiterung des Feldes tierärztlicher Betätigung im Standes¬ 
interesse mit Freuden begrüßen. 

Zu dem Satz „Gefahren gelegentlicher Vergiftungen durch 
Verwendung von Schlachttieren, bei welchen Pyaemie oder 
Septicaemie vorliegt, dürften kaum gegeben sein,“ bemerkt 
Glage, „ist dutch Versuche zu entscheiden.“ Hierauf kann 
ich erwidern, daß bei Schweinen Vergiftungen solcher Art nicht 
beobachtet worden sind, obwohl Schweine sehr oft Gelegen¬ 
heit haben, Kadaver aufzunehmen, und in dieser Hinsicht 
noch gefräßiger als Raubtiere sind. Ich bitte mir auch nur 
einen einzigen Fall anzugeben, der das widerlegt. Abdecker 
mit Kleinbetrieb haben nach meinen Erfahrungen jahrelang 
gekochte Kadaverteile ohne iegliche Nachteile an Schweine 
verfüttert. Hierzu bemerkt mir Glage zwischen den Sätzen 
in dem von ihm beliebten Ton: „Ist eine nicht bewiesene An¬ 
gabe.“ Wenn ich nicht tatsächlich solche Abdeckereien in der 
Zeit vor den modernen Einrichtungen näher hätte kennen 
gelernt, die dort gemästeten Schweine nicht gesehen und mich 
die sonstigen Umstände nicht interessiert hätten, würde ich 
mich in obigem Sinne nicht geäußert haben. Soll ich vielleicht 
gar den Leser mit protokollarischen Angaben langweilen? 

Mein Vorschlag, die sterilisierten Massen mit Sand oder 
Torf so zu mischen, daß sie nicht als „Fleisch“ in den Verkehr 
gebracht werden, hat Glage mit der recht überflüssigen 
Bemerkung bedacht: „Ohne Festsetzung einer zulässigen 
Höchstgrenze für den Sandgehalt würde die Gefahr herauf¬ 
beschworen werden, daß im Zwischenhandel das Futter noch 
weiter durch Sand gestreckt wird.“ Es ist klar, daß fragliches 
Futter ebensowenig wie Küchenabfälle der Gasthäuser, Ka¬ 
sernen und Kliniken ein Handelsartikel sein können. Die 
schweinezüchtenden Käufer werden auch immer nur so große 
Mengen kaufen, als in ihrem Betriebe haltbar zu verwerten sind. 

Daß bei drei- bis vierstündigem Erhitzen auf 110—120° 
alle Infektionserreger abgetötet werden, steht wissenschaftlich 
außer Zweifel. Die Erreger des Rotlaufes, der Schweinepest, 
der Wild- und Rinderseuche und vieler anderer Infektions¬ 
krankheiten sind zerstört, wenn die Muskulatur in ihren 
tiefsten Teilen graue Beschaffenheit angenommen hat. Hierzu 
macht Glage die Bemerkung: „Wäre zur Beseitigung der 
Infektionsgefahr — Seuchenverschleppung — bei jedem ein¬ 
zelnen Stück zu prüfen!“ 

Ich denke, der Tierarzt wird doch wohl beurteilen können, 
ob tierische Teile so gekocht sind, daß eine gründliche Ver¬ 
nichtung der Krankheitskeime außer Zweifel steht. In ge¬ 
wissen Fällen der Tuberkulose machen wir doch das be¬ 
anstandete Fleisch durch Kochen oder Dämpfen „brauchbar 
zum Genuß“, und zwar für „Menschen“, ohne nachträgliche 
Prüfung auf lebensfähige Keime vorzunehmen, und für das 
Schwein soll nach der Erhitzung auf 110—120° eine direkte 
Verfütterung nicht statthaft sein? Ich frage, was soll solcher 
Ein wand? 

Die von Glage herangezogenen * Erlasse betr. Ver¬ 
wendung des Panseninhaltes kommen hier nicht in Frage, da¬ 
gegen lassen sich Pansen ohne und Darm.mit Inhalt genau 
wie Muskeln und andere Teile bei fraglicher Erhitzung sterili¬ 
sieren. Es ist mir unverständlich, wie Glage fragen kann: 
„Ist eine Sterilisation des Darminhaltes der Sporen der Darm¬ 
bakterien wegen bei niedrigeren Temperaturen als auf den Ab¬ 
deckereien überhaupt sicher möglich? Sonst nachträgliche 
Zersetzung der Produkte?“ Mein Vorschlag bezweckt doch in 
erster Linie die Abtötung der Krankheitserreger, wir wollen 
doch nicht Dauerware aus dem Darm hersteilen! Nach der 
von Glage geäußerten Ansicht sollte die Menschheit endlich 
aufhören, Würste zu essen, denn diese können nicht einmal 
für Schweine Verwendung finden, da der Wursthülle doch 
gleichfalls Unsummen von Sporen der Darmbakterien an¬ 
haften! Erhitzt man vielleicht stundenlang die Würste auf 
Temperaturen, wie die Kadaverteile (140 °)? Bekanntlich 
werden die Würste nur eine halbe Stunde und dabei nicht 
einmal auf 100° erhitzt. Welch einfache Mittel dann genügen, 
um die v o n a u ß e n in Frage kommende Fäulnis abzuhalten, 
ist bekannt. 

Dem weiteren Vorschlag, „das Inicht zum Genuß ge¬ 
langende Blut, die Geschlechtsorgane, Föten und all die vielen 
bei der Ausübung der Fleischbeschau zu Boden fallenden Ge- 


124 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 11. 


websstücke und Abfälle wie Augen, Teile der Ohren u. dergl. 
mehr in gedachter Weise zu verwerten,“ wird von Glage mit 
dem Hinweis auf Hundefutter und Eigentumsrechte der Metzger 
entgegnet. Nein, im Gegenteil, gerade da, wo meiner Anregung 
Folge gegeben wird, kann der Schlächter fertiges Hunde¬ 
futter am Schlachthof bekommen, ohne die Gefahr, daß Ge¬ 
schlechtsorgane und andere Abfälle unter Fleischwaren für 
Menschen gelangen, und der Verbreitung von Infektionskrank¬ 
heiten durch „Hundefutter“ wird ferner wirksam gesteuert. 
Leider bestehen an einigen Schlachthöfen Gewohnheitsrechte, 
wonach die Metzger Geschlechtsorgane und andere Abfälle 
nach ihrer Behausung als „Hundefutter“ mitnehmen. Diesen 
Mißstand sollten wir doch nicht verteidigen! 

Glage entgegnet ferner: „Weshalb beschränkt sich 
Verfasser nicht wenigstens auf Vorschläge zur Abgabe der 
Konfiskate in denaturiertem Zustande, soweit sie roh ver¬ 
braucht werden könnten oder in einfachen Kesseln gekocht, 
ohne daß es dabei nach Art der beanstandeten Teile auf eine 
Sterilisation ankäme.“ 

Gerade solche Einrichtungen würden aus naheliegenden 
Gründen die Verschleppung von Infektionskrankheiten ge¬ 
legentlich begünstigen und sich weniger rentabel gestalten als 
die von mir vorgeschlagenen. Nur keine Halbheiten! Eine 
Erhitzung auf 110—120° läßt sich an Kesseln mit auf- 
geschraubtem Deckel und Sicherheitsventil doch durch geringen 
Überdruck mit jeder Heizanlage genau wie bei dem Papinschen 
Kochtopf der Küchen erzielen. Auch ist der Verbrauch an 
Heizmaterial bei solcher Vorrichtung wesentlich geringer als 
bei einfachen offenen Kesseln. Ferner können Einrichtungen 
getroffen werden, daß der größte Teil des Fettes für technische 
Zwecke gewonnen wird, und was an dieser Substanz zurück- 
bleibt, erhöht den Wert des Futters. Auch ist ein auf diese 
Weise gewonnenes Fett für die Herstellung besserer Seifen 
viel wertvoller als das durch Abdeckereien gewonnene. 

Zum Schlüsse sagt Glage: Man vermeide das „System 
der doppelten Abdeckerei“, von denen die eine Futter bei 
110—120°, die andere bei 130—140° bereitet.“ Dieser Ver¬ 
gleich hinkt gewaltig. Die Abdeckerei verarbeitet ein Material, 
das aus teilweise hochgradig faulen Kadavern besteht und 
kann nur ein trockenes Futtermittel bei der hohen Temperatur 
von 140° bereiten, da die Fäulnisprodukte zuletzt gründlich 
vergast werden müssen. Bei Schlachthöfen kommt doch ein 
ganz anderes von stinkender Fäulnis freies Material in Frage, 
das nach vollzogener Sterilisation auf nassem 
Wege (!) unbedenklich verfüttert werden kann. Dieses 
Futter ist im allgemeinen an Nährstoffen so reich wie das zur 
Tafel gelangende Fleisch. 

Das in Abdeckereien bereitete Fleischmehl dagegen ist 
ein unter großem Aufwand an Heizmaterial auf Yb des ur¬ 
sprünglichen Volumens eingeengtes Präparat, bei welchem 
infolge der langen Einwirkung trockener Hitze die 
Eiweißkörper bis auf einen geringen Teil so verändert werden, 
daß sie für die Verdauung nicht aufschließbar sind. 

Das durch Sterilisation auf nassem Wege in 
Schlachthöfenzu gewinnende Schweinefutter wird wegen 
seines hohen Nährwertes sicher eine von Züchtern sehr be¬ 
gehrte Ware sein, welche nicht nur die Herstellungskosten 
deckt, sondern, abgesehen von den Schlachthöfen mit kleinem 
Betrieb, auch eine Einnahmequelle sichert. Solche Ein¬ 
richtungen sind ferner aus volkswirtschaft¬ 
lichen Gründen unbedingt anzustreben. 

Welch große Bedeutung der rationellen Verwertung von 
Nebenprodukten in den allerverschiedensten Industriebetrieben 
zukommt, ist bekannt. Auch bei Schlachthöfen ist dieser Ge¬ 
sichtspunkt nicht aus dem Auge lassen; ein Stillstand in der 
Entwicklung wäre Rückschritt. 

Die Kosten der vorgeschlagenen Einrichtungen sind im 
Vergleich zu den in Betracht kommenden Werten geradezu 
verschwindend. Dei eine Raum, bestimmt für die Sammlung 
der zu verarbeitenden Konfiskate, ist ohnedies an jedem 
Schlachthofe zugegen. Hinzu kommt der zweite Raum, der 
von ersterem durch eine Wand getrennt ist, in welcher der 
Kessel eingebaut ist. Alle tierischen Teile finden den Weg von 
dem Sammelraum in den zweiten nur durch den Kessel nach 
vorausgegangenem Sterilisieren. Die wenigen hierzu nicht 
geeigneten Teile können durch eine besondere Türe in die 
Feuerung befördert und verbrannt werden, so daß Kosten für 
den Transport, zur Abdeckerei vermieden werden. 


Ferner ist bekannt, welche Unterschleife auf dem Weg 
zur Abdeckerei sich gelegentlich ereignen und in großem Um¬ 
fange trotz polizeilicher Überwachung vorgekommen sind. Daß 
auch wirksam der Verschleppung von Krankheitskeimen durch 
Konfiskate vorgebeugt wird, wenn diese gleich da, wo sie 
anfallen, keimfrei gemacht werden, bedarf nicht weiterer Er¬ 
örterung. Ich halte es für eine nicht zu verantwortende Unter¬ 
lassungssünde, wenn die wertvollen Konfiskate der Schlacht¬ 
höfe für die Folge so unrationell wie bisher verarbeitet werden, 
pumal das Bedürfnis für Förderung der Schweinezucht ein 
überaus dringliches ist. Gerade in der jetzigen schweren Zeit 
sollte rasch und ohne kleinliche Bedenken an die Lösung der 
volkswirtschaftlich überaus wichtigen Frage herangetreten 
werden. 


Das Oltsche Futtermittel und das Tierkörpermehl. 

Von Obertierarzt Prof. Glage, Hamburg. 

Die wirtschaftliche Ausnutzung der Kadaver und Schlacht- 
hof-Konfiskate in den modernen Abdeckereien oder den Tier¬ 
körpermehlfabriken, wie man sie zutreffender nennt, hat eine 
Entwicklung dahin durchgemacht, daß das früher als Kadaver¬ 
mehl lediglich zu Düngezwecken verwendete Produkt jetzt 
allgemein als Futtermittel verkauft wird. Der Übergang dazu 
war nicht leicht, weil lebhafte Proteste und verschiedene Be¬ 
denken laut wurden. In Dresden und in Hamburg sind des¬ 
halb in der städtischen bzw. staatlichen Abdeckerei alle 
Einwände im Experiment geprüft worden. Die Resultate der 
Dresdener Versuche, die von Ellenberger und Klim¬ 
me r ausgeführt wurden, und der von dem Verfasser vor¬ 
genommenen Hamburger sind publiziert*). Seit dieser Zeit, 
seit mehr als 14 Jahren, sind über die fraglichen Produkte 
der Abdeckereien nur noch ergänzende Arbeiten geliefert, alle 
Bedenken verstummt, und das Tierkörpermehl nimmt seitdem 
unter den Kraftfuttermitteln unbestritten einen der ersten 
Plätze ein. 

Die Frage der zweckmäßigen Beseitigung und Verwertung 
der Kadaver und Konfiskate ist in hygienischer und wirt¬ 
schaftlicher Hinsicht ideal gelöst worden; es kommt daher 
jetzt mehr auf die Ausbreitung als auf eine Verbesserung 
der Methode an. Immerhin, gegen Verbesserungen sich prin¬ 
zipiell abschließen zu wollen, wäre unklug; andererseits aber ist 
eine Störung einer hygienisch erstklassigen Einrichtung ohne 
Beweismaterial nicht gut zu heißen und gerade in dieser ernsten 
Zeit und aus Rücksichten auf das Wohl der Allgemeinheit ab¬ 
zulehnen, um Schaden zu verhüten. 011 z. B. bringt unter 
Kritik der Tierkörpermehlfabriken für seine Vorschläge keine 
Unterlagen (Versuche, Literatur usw.), sondern nur Pläne, die 
sich bis zur Konstruktion einer neuen Abdeckerei oder 
abdeckereiartigen Anlage in Verbindung mit dem Schlachthofe 
ausdehnen. Soweit darf man in Kriegs-Erfindungen bei allem 
löblichen patriotischen Eifer nicht gehen. Olts Rat¬ 
schläge seien trotzdem nochmals und nun näher betrachtet, um 
möglichst anzuregen, vor einer Realisierung der Vorschläge 
sich die Sache genauer zu überlegen. Denn die Berufung 
0118 auf die ungenannten ersten und angesehenen Autoren 
in Arel oder sonstwo verdient Beachtung und macht Sorge. 

O 11 hält bei dem Verfahren in den Tierkörpermehlfabriken 
die Verdaulichkeit der Eiweißkörper w r egen der Einwirkung der 
hohen, bis 140 Grad Celsius betragenden und besonders wegen 
der - erst jetzt neu zur Sprache gebrachten - Trockenheit dieser 
Hitzegrade für beeinträchtigt, so daß der Nährwert herab¬ 
gesetzt wird, im Vergleiche zu demjenigen des nach seinem 
Rate bei 110—120 Grad gekochten oder gedämpften Fleisches. 
Zweifellos sind das beachtliche Bedenken, die zu w r ürdigen auch 
ohne die in Arel fehlende Literatur aller Anlaß vorliegt. Olt 
möge dabei doch aber berücksichtigen, daß die Tierkörper¬ 
mehlfabriken überhaupt nicht mit trockener Hitze sterilisieren, 
sondern seit über 20 Jahren die Konfiskate so dämpfen, wie er 
es jetzt neu vorschlägt. Die trockene Destillation, die Olt 
offenbar im Auge hat, war in den Tierkörpermehlfabriken nie im 
Gebrauche und dient nicht zur Futtergewinnung. Bei dieser 


*) Ellenberger und Klimmer, Arch. f. wise. u. prakt. 
Tierheilk.; 1901, Bd. 27, Seite 451. 

Glage, Monatsh. f. prakt. Tierheilk.; 1902, Band XIII, 
Seite 550 und Band XIV, Seite 25. 



1 6. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


125 


freilich verkohlen die Eiweißkörper und werden ganz unver¬ 
daulich. Diesen wichtigen Unterschied zwischen der trockenen 
Destillation und dem Kochen oder Dämpfen macht auch § 2 
der Anlage C der Bundesrats-Bestimmungen zum R. V., 
dem die Tierkörpermehlfabriken im Sinne der letzteren Zer¬ 
störungsmethode gerecht werden und werden müssen, eBenso 
§ 45 (1) B. B. A., der beide Methoden, die trockene und feuchte, 
unter der gemeinsamen Bezeichnung „höhere Hitzegrade“ ge¬ 
trennt aufführt. 

Man darf ferner nicht Trocknung und trockene Hitze ver¬ 
wechseln. Daß trockene Hitze bei der Bereitung von Tier- 
kürpermelil die Verdaulichkeit des Eiweiß nicht beeinträchtigt, 
möge man aus der nachstehenden Beschreibung ersehen. Zuerst 
werden die Konfiskate oder Kadaver in der P o d e w i 1 s - 
Trommel reichlich mit Leitungswasser bedeckt, dann erfolgt in 
einfacher Weise die Dämpfung — Die Podewils -Trommel 
wirkt dabei wie ein liegender und rotierbarer P a p i n scher 
Topf —, weiter nach Ablassen des Fettes die Trocknung, und 
zwar unter Benutzung eines Vakuumapparates, also gelinde, 
„ohne Anbrennen“ durch Absaugen der Wasserdämpfe, die kon¬ 
densiert werden und als Wasser ins Siel laufen, wobei sogar 
das fertige Produkt noch 5—8 Proz. Wasser behält. Trockene 
Hitze wirkt überhaupt nicht ein. Die Wärme von 132 Grad 
beim Kochen sinkt bei diesem Trocknungsprozeß natürlich 
herab, das Mehl, wie es frisch aus dem Apparat kommt, kann 
man mit der Hand anfassen, ohne sich weh zu tun. Die verschie¬ 
denen Systeme und Apparate arbeiten trotz wechselnder Kon¬ 
struktion und Abweichungen im Verfahren allgemein bei der 
Sterilisation auf feuchtem Wege und mit vorsichtigem Trocknen. 
O 11 kann keine Fabrik namhaft machen, für die seine wohl 
einzig dastehende Meinung zutrifft, daß bei dem Fleischmehl 
der Abdeckereien „die Eiweißkörper bis auf einen geringen 
Teil so verändert werden, daß sie für die Verdauung nicht 
aufschließbar sind.“ Sogar in dem unter amtlicher Mit- 
wijkung für die belgischen Landwirte herausgegebenen 
Blatte wurde das Tierkörpermelil als Kraftfuttermittel kürzlich 
warm empfohlen. Von einem besonderen trockenen Ver¬ 
gasungsprozeß, ähnlich der trockenen Destillation, die 0 11 vor¬ 
schwebt, zur Entfernung stinkender Fäulnis-Produkte, ist bei 
der Tierkörpermehlfabrikation eben überhaupt nicht die Rede. 
Ist es also richtig, bei den Landwirten derartige Zweifel an dem 
Werte des Futters zu erregen? Entspricht das dem Ernst 
der Zeit? 

Die Frage der Schädigung der Verdaulichkeit durch die 
Hitze gehörte übrigens zu den seinerzeit gemachten Ein¬ 
wänden. Schon damals ist dieser Punkt in aller Sorgfalt be¬ 
handelt worden. Ellenberger und K 1 i m m e r fanden 
einen Produktionswert von 1,25 kg Lebendgewichtszunahme 
bei etw r a 3 Monate alten Schweinen, berechnet auf Verbrauch 
von 1 kg Tierkörpermehl, also einen enormen Nährwert, und 
praktisch hat das Tierkörpermehl denselben Nährwert bewiesen, 
wie das amerikanische Fleischfuttermehl. Die Verringerung an 
Masse beim Trocknen auf etwa ein Fünftel im Vergleiche zu 
dem feuchten Rohmaterial schadet nichts, da nur das billige 
Wasser verschwindet und also entsprechend weniger gefüttert 
zu werden braucht. 

Demgegenüber muß 011 beweisen, daß sein Fleisch- 
stückchen-Torfmehl-Sand-Futter, das ich der Kürze wegen als 
Olt sches Futter bezeichnen möchte, einen noch höheren Nähr¬ 
wert hat. Will 0 11 ferner nach den vorstehenden Erläute¬ 
rungen über trockene Destillation und Art der Trocknung auf 
die Anwendung von 110—120 Grad zur Sterilisation bestehen, 
statt 130—140 Grad zuzulassen, die m. E. praktischer sind, 
weil sie schneller und zuverlässiger Bakterien töten, so braucht 
man trotzdem nicht gleich eine neue abdeckereiartige Anlage 
zu schaffen — bei 10 Grad Unterschied verlohnt sich das nicht 
—, sondern man erreicht das Ziel schon, wenn wirklich die 
schädliche Einwirkung auf Eiweiß gerade zwischen 120 und 
130 Grad liegen sollte, dadurch, daß man den Kessel 
weniger stark anheizen läßt; man spart dabei Kohlen, die 
Kosten für die neue Anlage und braucht sich überhaupt nicht 
um eine neue zu bemühen. 

Seine frühere, seltsame Angabe, das Fleisch nehme nach 
Verfütterung von Tierkörpermehl einen schlechten Geschmack 
an, scheint 011 nicht aufrecht halten zu wollen. Tatsächlich 
ist auch dieser Einwand seinerzeit durch die Dresdener und 
Hamburger und andere Versuche längst entkräftet und sind 
seitdem viele Hunderttausende Kilo Tierkörpermehl verfüttert, 


ohne daß Klagen über schlechten Geruch oder Geschmack des 
Fleisches der gefütterten Tiere laut wurden. 

Um 0 11 weiter zu folgen, so wünschte er eine gesonderte 
Verarbeitung der Konfiskate vor allen Dingen deshalb, weil 
deren Qualität besser sei als die der Kadaver. Den Maßstab 
bildet hierbei nicht nur der Grad der Fäulnis, sondern auch die 
Art und Menge der Infektionsstoffe. Das beste Material hat 
die Tierkörpermehlfabrik, und zwar in den frischen Körpern 
der getöteten gesunden Hunde und Katzen und den schnell 
nach dem Tode ausgeweideten Körpern von an nichtinfektiösen 
Krankheiten gestorbenen Tieren (Unglücksfälle, Aortenruptur, 
Kolik usw.). Dieses Material ist nicht schlechter als die nicht¬ 
infektiösen untauglichen Tierkörper der Schlachthöfe, oft des 
guten Nährzustandes wegen wesentlich besser. Die Konfiskate, 
und zwar im besonderen die Organe mit den konzentriert und 
massenhaft vorhandenen Infektionsstoffen, besitzen sicher sogar 
einen höheren Grad, der Gefährlichkeit als durchschnittlich die 
Kadaver. Wie Olt, lege ich aber auch Gewicht auf den Grad 
der Fäulnis. Auch Konfiskate faulen, und bei schnellem Ab¬ 
holen der Leichen — ich riet zur Verbesserung der Transport¬ 
verhältnisse nach den Tierkörpermehlfabriken — ist ein bemer¬ 
kenswerter Unterschied zwischen Konfiskaten und Kadavern 
nicht vorhanden; man möge nur die hochgradige Fäulnis an 
den in w r ärmerer Zeit in den Konfiskatbehältern befindlichen 
Teilen betrachten, wenn diese dort nur 24 Stunden gelegen 
haben. 

Entweder wird das O 11 sehe Futter also täglich, wenn die 
Teile noch nicht faul sind, bereitet, was selbst an den größten 
Schlachthöfen an den schwachen Schlachttagen aus Mangel an 
Material sich nicht verlohnt, ferner zudem im Winter bei Frost 
wegen der besseren Haltbarkeit, oder der Frischezustand muß 
künstlich erhalten werden. Es wird also ein Kühlhaus für 
die Konfiskate notwendig, das Olt bei seiner Konstruktion 
noch berücksichtigen muß; denn wegen der Gefährdung des 
tauglichen Fleisches durch Verschmieren von Ansteckungs¬ 
stoffen, wird niemand ernstlich das Einbringen der Konfiskate 
in das allgemeine Kühlhaus befürworten können. Der Schlacht¬ 
hof darf kein Stapelplatz für Infektionsstoffe werden. Herunter 
mit dem Haufen Ansteckungsmaterial vom Schlachthofe, sobald 
als möglich! Das bedingttaugliche Fleisch im Kühlhause ist 
mit den Konfiskaten nicht zu vergleichen; denn von diesem 
schneidet man alle kranken Teile vorher ab, zu letzteren legt 
man sie zu. Mangel an Rohmaterial und Unbrauchbarkeit des¬ 
selben im Sinne Olts wegen Fäulnis werden oft zur Unter¬ 
brechung der Bereitung des O 11 sehen Futters führen. Die 
Konservierung der Konfiskate durch chemische Mittel hat O 11 
nicht erwähnt, ich gehe deshalb darauf nicht ein. 

Will man einen Qualitätsunterschied nach dem Frische¬ 
zustand machen, so kann das vorteilhafter in der Tierkörper¬ 
mehlfabrik geschehen, weil man hier noch die Körper der 
Hunde usw. zu dem nichtfaulen Material legen und dagegen 
faule Konfiskate ausscheiden kann. Ich riet aber schon 1902 
hiervon ab. Besser ist eine Gleichmäßigkeit des Produktes, 
also ein Durchschnittsprodukt, statt guter neben schlechten 
Qualitäten, und ich riet, stets alles zu vermengen, sogar noch 
die fertigen Mehle aus verschiedenen Ladungen. Man spart die 
Arbeit des Sortierens und verbilligt das Produkt. 

Die Bereitung des 011 sehen Futters an Schlachthöfen 
setzt technisch natürlich eine ähnlich umfangreiche Arbeit vor¬ 
aus wie in der Tierkörpermehlfabrik. Deshalb fragte ich — 
nur als Beispiel — nach der Verwertung der infizierten Knochen. 
Man muß doch sortieren, zerlegen, die Stücke dem Apparat 
anpassen, diesen bewachen, das fertige Produkt aufbewahren, 
verkaufen usw., braucht Anlagen, ein Büro u. dgl. Es ergibt 
sich also eine vollständige zweite Abdeckereianlage neben der 
alten. Und das wegen nur 10 Grad Temperaturdifferenz! Ich 
wiederhole, es sei besser, den Heizer weniger heizen zu lassen. 

Gerade im Kriege ist eine überflüssige und doppelte Arbeit 
eine Vergeudung der Kräfte, besonders schlimm und un- 
patriotisch, weil Tierärzte knapp sind. Die ordentliche Fleisch¬ 
beschau muß Plänen gegenüber den Vortritt behalten und ist 
durch den Tierärztemangel schon äußerst erschwert, und jedes 
Bemühen um eine Erweiterung unseres Arbeitsgebietes, so sehr 
ich dafür sonst bin, ist ferner nur berechtigt, wenn als conditio 
sine qua non gleichzeitig das Gemeinwohl gefördert wird. Ich 
stelle dem tierärztlichen Stande das schlechteste Prognostikon, 
wenn je von diesem Grundsätze abgewichen werden sollte. Die 
Berufung auf Standesfragen kann einen Anreiz zur Verfolgung 






126 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 11. 


der Oltschen Vorschläge nicht abgeben; denn wir wollen nur 
an das Gemeinwohl, nicht an uns denken. 

Auch die Wissenschaft darf im Kriege nicht ausgeschaltet 
werden. Abfällige Kritiken bewährter Einrichtungen ohne 
Unterlagen halte ich nicht für zulässig. Gerade die exakte 
Wissenschaft feiert doch jetzt Triumphe wie nie zuvor. Des¬ 
halb kann Olt mit seiner Berufung auf Abdecker, deren 
Schweine er vor Jahren und nur gelegentlich gesehen hat, kaum 
durchdringen, und auf Protokolle, sogar sehr genaue, dürfen 
wir hier nicht verzichten. Ich erinnere daran, daß ohne Grund 
im § 74 der Bundesrats-Bestimmungen zum R. V. die Haltung 
von Schweinen auf den Abdeckerei-Grundstücken nicht ver¬ 
boten sein würde. 

Schädliche Wirkungen nach Aufnahme von rohem Fleische 
kranker Tiere oder fauler Kadaver bei Schweinen sind sehr 
wohl bekannt. Viele Infektionskrankheiten können übertragen 
werden. Man denke an Rotlauf, Schweinepest, Milzbrand usw. 
Den von Olt gewünschten einzigen Fall schädlicher Wirkung 
septischen Fleisches — Rotlauf ist doch schon meist, Milzbrand 
oft eine Septikämie — und allerlei über die Vergiftungs¬ 
erscheinungen nach Verzehr faulen Fleisches durch Schweine 
findet man z. B. in meiner Arbeit in den Monatsheften oder 
in den Lehrbüchern der spez. Pathol. und Therapie. Wir wollen 
also Versuche im einzelnen ja nicht unterlassen. 

Nach dem Kochen müßte ferner jedes einzelne Stück auf 
genügende Erhitzung geprüft werden, nicht ein paar Stich¬ 
proben, eine Riesenarbeit, selbst wenn man nicht an bakterio¬ 
logische, sondern nur die unvollkommene sinnliche Prüfung nach 
dem Durchschneiden der Stücke denkt. Denn viele Konfiskate 
sind in der Tiefe vollgepfropft von Infektionsstoffen, ein einziges 
halbgares Stück — die Hitze dringt verschieden schnell ein in 

f roße, kleine, magere, fette Stücke, in derbe, tuberkulöse 
chwarten usw. — kann bei Verfütterung * an Schweine als 
empfängliche Tiere eine ganze Herde verseuchen. Bei dem 
bedingttauglichen Fleische ist die Lage anders, die Zahl der 
Infektionsstoffe ist gering, wobei zudem viele Krankheits¬ 
erreger, welche Schweinebestände vernichten, dem Menschen 
gar nichts tun (z. B. Schweinepest). Wählt man das Kochen 
in Stücken, so halte ich praktisch eine sichere Prüfung auf Ab¬ 
tötung aller Infektionsstoffe für unmöglich. Erst der nach dem 
V. G. vorgeschriebene völlige Zerfall der Weichteile zu einem 
Brei, wie ihn die Eisenwalze imPodewils - Apparat herbei¬ 
führt, gewährleistet gleichmäßige Durchhitzung und leichte 
Kontrolle. 

Theoretisch gedacht, wird man bei 110—120 Grad alle 
Keime abtöten können, nach wie langer Zeit (Sporen von Heu¬ 
bazillen, Erdbakterien, Anaerobiern, Schimmelpilzen usw.) 
wird aber nicht durch „Erfahrung“, sondern wissenschaftliche 
Arbeit festgestellt. In bezug auf die Herstellung des Tierkörper¬ 
mehls berücksichtigte ich diesen Punkt im Versuche. Gerade 
jetzt im Kriege habe ich bei den Fleischkonserven oft genug 
erfahren, was für Schwierigkeiten einzelne Anaerobier der 
Sterilisation entgegensetzen, und was für ein Unheil sie durch 
Massenverderbnis von Fleisch herbeiführen. Zu dem Olt sehen 
Futter sollen auch die Ingesta dienen, die reich an Spoien sind. 
Sporen nicht am Darm, sondern im Darminhalt, ferner mit 
Erde und Kot besudelte Teile, ein Rohmaterial, das im Ver¬ 
gleiche zu sauber gewonnenem und behandeltem Fleische der 
Sterilisation ungeheure Schwierigkeiten bietet. Die Sterilisa¬ 
tionsfrage darf jedenfalls nicht lax behandelt werden, gleicher¬ 
weise wegen Übertragung von Infektionsstoffen wie der Halt¬ 
barkeit. 

Bei dem feuchten Oltschen Fleischbrei-Torfmehl-Sand- 
gemisch ist die Wucherung nicht zerstörter Keime denkbarst 
begünstigt, so sehr, daß das Futter oft wegen Fäulnis der Tier¬ 
körpermehlfabrik nachträglich noch zur Sterilisation wird über¬ 
wiesen werden müssen, will man nicht faules Material ver¬ 
füttern, das auf Schweine, wie gesagt, schädlich wirkt und 
das Gedeihen hindert (vgl. Monatshefte). Bei den Würsten be¬ 
dingt besonders die relative Trockenheit die Haltbarkeit trotz 
der Sporenträger; Haufen warm aufgeschichteter weicher 
Leberwürste habe ich durch einzelne Anaerobier in wenigen 
Stunden in stinkende Fäulnis übergehen sehen. 

Das 011 sehe Futter ist, abgesehen von den Zweifeln in 
bezug auf Unschädlichkeit, keine Handelsware, weil die Halt¬ 
barkeit, auch wegen der Fäulnis von außen, nur Stunden 
dauert. Jeden Tag müßten die Tierbesitzer ihr Quantum vom 
Schlachthofe holen — große Mäster lassen sich darauf sicher 
nicht ein — oder zuführen lassen, wie jetzt Küchen- und 


Gemüseabfälle gesammelt und verwertet werden. Versorgt 
kann also nur die nächste Nachbarschaft, das Dorf nahe der 
Stadt, werden, da in der Stadt selbst Schweinehaltung meist 
verboten ist. Beteiligen sich an dem Einkauf noch, wie Olt 
wünscht, die Hundebesitzer, so gibt es ein Gelaufe und eine 
Verbökerung in der Anstalt wie bei der Freibank, wobei 
Oltsches {Sitter, wenn nicht viel Torfmehl und Sand bei¬ 
gegeben wird, manchmal in die Gastwirtschaften für die Jung¬ 
gesellen wandern wird. Die Tierkörpermehlfabrik arbeitet dem¬ 
gegenüber nur mit dem Großhandel, für den Oltsches Futter 
nicht aufnahmefähig ist. 

Zum Denaturieren wollte Olt Sand zusetzen. Ein Sand¬ 
zusatz reizt Weiterverkäufer, mehr zuzusetzen, fördert, nicht 
sterilisiert, die Zersetzung und kann zudem direkt schädlich sein. 
Übermäßig Sand fressende Schweine können an Darment¬ 
zündungen eingehen. Um das Lebendgewicht betrüge¬ 
risch zu erhöhen, wird, wie mir bekannt ist, z. B. Zucker 
in Sand gestreut, den die Schweine suchen, wobei sie sich bis¬ 
weilen gleichzeitig enorm mit Sand vollstopfen. Den Tod 
solcher Tiere an schwerster, blutiger Darmentzündung — wie 
ich es öfters beobachtet — kann ich nur auf den Sand, nicht 
den Zucker zurückführen. Es muß also auch die Unschädlichkeit 
des Futters in bezug auf den Sandgehalt nachgewiesen werden. 

Nur in einem Punkte bin ich einverstanden, nämlich in dem 
Wunsche, daß Gebärmutter und alle sonstigen, zum Genüsse 
untauglichen gesunden Teile der Schlachttiere konfisziert und 
der Tierkörpermehlfabrik überwiesen oder sonstwie verwertet 
werden möchten, z. B. zum Panseninhaltsmischfutter u. dgl. 
Auch die Hundefutterfrage ist reformbedürftig. Die Eigen¬ 
tumsrechte des Schlächters können aber nicht ohne weiteres 
verletzt werden, aus Rechtsgründen. 

Nach diesen Gesichtspunkten kann man die Rentabilität 
und die Bewertung des 011 sehen Futters bemessen. Im Aus¬ 
gabenkonto stehen teure Apparate, Baulichkeiten, Personal, 
laufende Unterhaltungskosten usw.; zur Kostendeckung dienen 
die Einnahmen aus dem billigen Futter. Dieses kann nur zeit¬ 
weilig und aus wenig Material gewonnen werden, ist keine 
Handelsware und muß teilweise wegen Fäulnis zur Tierkörper¬ 
mehlfabrik wandern. In gesundheitlicher Hinsicht gefährdet 
der Betrieb das für Menschen tauglich befundene Fleisch, das 
Futter verschleppt Seuchen oder wirkt sonst schädlich, der 
Nährwert ist unbewiesen. Es gehen Nährstoffe beim Auf¬ 
saugen der Brühe mit Torf verloren, es fehlen die Knochen¬ 
salze im Futter, weil man die Knochen ausscheidet. Die nicht 
zu kochenden Teile nach Vorschlag zu verbrennen, heißt Nähr¬ 
stoffe vergeuden. Es ergibt sich keine ordentliche Fettausbeute. 
Ich denke, die Städte werden schon an sich nicht gern bereit 
sein, den bewährten Tierkörpermehlfabriken selbst Konkurrenz 
zu schaffen. Das Oltsche Futter kann dazu gewiß nicht 
reizen, wenn man die angeblichen Vorteile und tatsächlichen 
Nachteile abwägt, auch wenn Olt die Nichtbefolgung seiner 
Vorschläge in dem von ihm beliebten Tone „eine nicht zu ver¬ 
antwortende Unterlassungssünde“ nennt. 011 wird durch die 
befremdende Selbstbewertung seiner Ideen dje Beurteilung 
durch andere nicht beeinflussen können. 

Den Hinweis auf das Unnützliche des Systems der 
doppelten Abdeckerei scheint Olt besonders beachtlich ge¬ 
funden zu haben. Er war auch berechtigt, da schon jetzt nur 
feuchte Hitze zur Sterilisation dient, die Verdaulichkeit der 
Eiweißkörper bei dem Trocknen in gelinder Weise nicht be¬ 
einträchtigt wird und wegen 10 Grad Temperaturdifferenz keine 
neue Anlage gebaut werden darf, wobei noch sonst so viele und 
gewichtige Bedenken entgegenstehen. Nebenbei bemerkt, könnte 
aus den modernen Apparaten das Fleisch auch in feuchtem 
Zustande verwertet werden. 

Nur auf dem Lande, als Notbehelf, als Halbheit, wo keine 
Fabriken zu erreichen sind, muß man während des Krieges, 
um alle Nährstoffe zu retten, die nichtinfektiösen Tierleichen 
zu Futterzwecken an die Tierbesitzer der Nachbarschaft ab¬ 
geben lassen, wie es nach § 69, Abs. 2 der Bundesrats-Be¬ 
stimmungen zum R. V. geschehen darf, roh oder gekocht, wie 
die Leute wollen und die Tiere es fressen. Bei Beschränkung 
auf die nichtinfektiösen Kadaver ist entgegen Olt keine 
Seuchenverschleppung zu befürchten. Das Vergraben und 
Verbrennen dagegen ist jetzt zu unterlassen. 

In volkswirtschaftlicher und hygienischer Hinsicht ißt die 
Oltsche Anlage sicherlich nicht zu empfehlen, und ich hoffe, 
durch die Besprechung bewiesen zu haben, daß das Futter 
zweckmäßig eine nur theoretisch existierende Kriegserfindung 



16. März 1916. 


bleiben muß. Seit Jahren mit diesen Dingen in Berührung, 
glaube ich ein Urteil über die zweckmäßige Beseitigung und 
Verwertung der Konfiskate und Kadaver zu haben; den 
damaligen Widerspruch habe ich für dringend notwendig ge¬ 
halten und ihn nur durch ein paar Einschaltungen in das Referat 
in knappster, aus besonderen Gründen zurückhaltender Form 
vorzubringen versucht, bin 011 aber dankbar, daß er die Ge¬ 
legenheit zu nochmaliger ausführlicher Äußerung herbeiführt. 
Es handelt sich nicht um Stillstand oder Rückschritt, sondern 
um einen Versuch, vorbeugend voraussichtlich sehr schwere 
Schäden abzuwenden. Dazu verpflichtet die jetzige Zeit. 
Bringt Olt neue Gesichtspunkte und dabei vor allem Be¬ 
weise, nicht nur Behauptungen, werde ich der erste sein, der 
sie prüft und jeden Fortschritt fördert. Weitere einfache Er¬ 
örterungen allerdings dürften kaum Zweck, haben, solange in 
Arel die einschlägige Literatur der letzten 20 Jahre offenbar 
ganz und gar fehlt. 


Referate. 

(Aus dem Kgl. veterinärbakteriologischen Institut in Münster i. W.) 

Untersuchungen über den Wert der rohen Schwefelsäure für 
die Unschädlichmachung von Seuchenahwässern. 

Von H. F o t h und B Schubert. 

(D. t. W. 1915, Nr. 35.) 

F o t h und Schubert haben im Aufträge des Regierungs 
Fräsidenten zu Münster i. W. experimentelle Untersuchungen 
angestellt über die Frage, ob und in welcher Frist 
die rohe Schwefelsäure imstande ist, Ab¬ 
deckerei-Abwässer, die Seuchen keime ent¬ 
halten, unschädlich zu machen. 

Den Anlaß hierzu bildete die Inbetriebnahme der in den 
einzelnen Kreisen des Regierungsbezirkes Münster auf Grund 
des Gesetzes über die Beseitigung von Tierkadavern vom 
17. Juni 1911 errichteten Zerlegungshallen. Während 
in der mit modernen Einrichtungen versehenen großen 
Kadaververwertungsanlage der Bremer Firma 
J. G. G r o t k a ß in Wiedenbrück (Reg.-Bez. Minden), 
welcher der Betrieb der Zerlegungshallen der meisten Kreise 
des Reg.-Bez. Münster*) und einer Anzahl von Kreisen 
des Reg.-Bez. Minden angeschlossen ist, die Unschädlich¬ 
machung der Seuchenabwässer durch hohe Hitzegrade ge¬ 
schieht, werden in den Zerlegungshallen, die gewissermaßen 
veterinärpolizeiliche Etappenstationen jener Anlage bilden, die 
Abwässer in gemauerten, mit einer gudronartigen Masse aus¬ 
gekleideten Gruben aufgefangen. Bevor sie nun auf die 
Versickerungsgelände oder in gutfließende Wasserläufe ge¬ 
langen, müssen sie durch ein billiges Desinfektionsmittel un¬ 
schädlich gemacht werden. Hierfür wurde von der genannten 
Firma die rohe Schwefelsäure vorgeschlagen, von der 100 kg 
in Friedenszeiten 12 Mark, bei Bezug in Bleitanks nur 8 bis 
9 Mark kosten. 

Zur Prüfung der desinfizierenden Wirkung der Schwefel¬ 
säure unter den oben bezeichneten Verhältnissen haben 
die Verfasser künstlich Abwässer hergestellt, 
welche Milzbrand- und Rauschbrandkeime 
enthielten, deren Sporen ja zu den widerstandsfähigsten 
Dauerformen der bekannten Spaltpilze gehören. 

Das geschah in der Weise, daß mit Milzbrand bzw. 
Rauschbrand tödlich infizierte Meerschweinchen nach dem 
Tode der Länge nach halbiert, grob zerkleinert, in eine 
Mischung von roher Schwefelsäure und Wasser, vom Ver* 

*) Zwei Stadtkreise und 1H Landkreise im Süden des Re¬ 
gierungsbezirkes sind mit einer anderen Firma vertraglich verbunden. 


127 


hältnisse 1 :1000 angefangen, gebracht und hierin nach gründ¬ 
lichem Umrühren verschieden lange, von 10 Stunden an, bei 
Zimmertemperatur stehengelassen wurden. 

Die Milzbrandmeerschweinchen wurden gleich nach dem 
Tode geöffnet und nach Herausnahme des Magens und des 
T armes zur Erzielung lebhafter Versporung im warmen 
Zimmer in verschiedenen Versuchen längere Zeit (24, 36, 48 
usw. Stunden bis zu 6 Tagen) aufbewahrt, worauf die Zer¬ 
kleinerung usw. folgte. Um für die Versporung der Milz¬ 
brandbazillen möglichst günstige Verhältnisse zu^schaffen, wie 
sie unter natürlichen Verhältnissen im Hochsommer bestehen 
können, wurde aber, da Umfang und Art der Versporung in 
einigen Versuchen der Säure auffallend geringen Widerstand 
boten, in den entscheidenden Versuchen das bald nach dem 
Tode geöffnete und von Magen und Darm befreite Meer¬ 
schweinchen zunächst 1 Stunde lang im Brutofen (37,5 0 C) und 
dann noch 10 bis 12 Stunden bei warmer Zimmertemperatur 
aufbewahrt. Gleich nach dem Tode u n d bei der Zerkleinerung 
wurde stets durch Mikroskop und Plattenversuch auf das Vor¬ 
handensein von Milzbrandbazillen bezw. den Grad und die 
Art der Versporung geprüft. 

Bei den Rauschbrand-Meerschweinchen wurde insofern 
abweichend verfahren, als sie u n e r ö f f n e t, aber sonst wie 
die Milzbrandmeerschweinchen verschieden lange aufbewahrt, 
dann geöffnet und wie die letzteren weiter behandelt wurden. 
Gleich nach dem Tode wurde mit einer Hohlnadel aus der 
angeschwollenen Unterhautpartie etwas Ödemflüssigkeit zum 
Zwecke der mikroskopischen Prüfung entnommen. 

Nach Ablauf der Einwirkungsdauer der Säure wurde die 
Flüssigkeit durch ein feines Sieb von groben Fleischteilen be¬ 
freit und zentrifugiert. Von dem so gewonnenen Bodensätze 
wurde die saure Flüssigkeit abgegossen, durch Wasser ersetzt 
und nach gründlichem Umschütteln nochmals, ebenso ein 
zweites Mal, zentrifugiert, damit die Säure aus ihm entfernt 
würde. Darauf wurde der Bodensatz von den Milzbrandtieren 
durch Agarplatten und Mäuseversuch auf das Vorhandensein 
von Milzbrandkeimen geprüft. Der Bodensatz von den Rausch¬ 
brandtieren wurde wegen der Unsicherheit des Kulturnach¬ 
weises nur auf Meerschweinchen verimpft. Zur Kontrolle 
diente in jedem Falle der Bodensatz des künstlich hergestellten 
Abwassers ohne Säurezusatz. 

Nach zehnstündiger Einwirkung tötete die rohe Schwefel¬ 
säure in Verdünnungen von 5 :1000 milzbrandsporenhaltiges 
Material noch nicht sicher ab. Nach 20stündiger Einwirkung 
von fünf- und vierpromilliger Schwefelsäure blieben die Platten 
steril, während zweipromillige Lösungen das Aufgehen einiger, 
dreipromillige das ganz vereinzelter Milzbrandkolonien nicht 
verhinderten. Diese waren teils noch virulent, teils nicht 
mehr. Die Grenze lag mithin zwischen 3:1000 
und 4 :1000 bei 20 ständiger Einwirkung. 

Beim Rauschbrand — die Meerschweinchen wurden nach 
dem Tode uneröffnet 1 Stunde im Brutofen und 10 bis 
12 Stunden im warmen Zimmer, gleichfalls uneröffnet, auf¬ 
bewahrt — war eine kräftige Wirkung der Schwefelsäure erst 
in dreipromilliger Mischung und nach 20 stündiger Einwirkung 
bemerkbar. Bei Verwendung der vierpromilligen Schwefel¬ 
säure gelang es nicht mehr, mit dem mehrfach gewaschenen 
Zentrifugenbodensatze Meerschweinchen tödlich zu infizieren. 
Die Grenze lag also auch beim Rauschbrand etwa bei 3^ : 1000. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



128 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 11. 


Die Verfasser schließen aus diesen Versuchsergebnissen, 
daß unter natürlichen Verhältnissen, wo die Milzbrand- und 
Rauschbrandsporen nicht durch Waschen von der Säure so¬ 
gleich wieder befreit werden, sondern die Abwäser zunächst 
entweder in demselben Säuremischungsverhältnis zur Ver¬ 
sickerung im Erdboden gelangen oder in Wasserläufe geleitet 
werden, eine Mischung der Abwässer der Ka¬ 
daververwertungsanlagen oder Zerlegungs¬ 
hallen mit roher Schwefelsäure im Verhält¬ 
nisse von 3:1000 bei 24 ständiger Einwirkung 
ausreicht,umdiewiderstandsfähigstenTier- 
seuchenkeime unschädlich zu machen. 

Autoreferat. 

Epidemisch aufgetretene Geschwürsprozesse nicht rotziger 
Natur in der Nasenscheidewand unter den Pferden des 
Beskidenkorps. 

Von Korpsstabs veterinär Rottschalk. 

(Zeitioh. f. Vet-K'inde, 1916, H. 1, S. 1.) 

Klinisch wurden bei 86 Pferden Erosionen auf der Nasen¬ 
schleimhaut ermittelt, die Rotzverdacht boten. Der Sitz befand 
sich vornehmlich dort in der Nase, wo (10—15 cm vom 
Naseneingange) die Nasenmuschel der Scheidewand am 
nächsten liegt. Diese Erosionen waren erbsengroß und größer 
und hatten unebene Ränder und eine gerötete Nachbar¬ 
schaft; vielfach waren sie bedeckt mit graugrünen Massen, 
der abgestorbenen Schleimhaut. Bei anderen Pferden zeigten 
sich Defekte mit Heilungserscheinungen. Nasenausfluß wenig 
oder gar nicht vorhanden; Kehlgangsknoten nicht geschwollen. 
Bei fünf getöteten Pferden waren keine Veränderungen 
rot» iger Natur außer den erwähnten verdächtigen zu ermitteln. 
Malleinaugenprobe und Blutuntersuchung, soweit sie vorge- 
nnmmen wurde, negativ. 

Als Ursache der Erosionen mußte die Einatmung des 
kalkhaltigen Beskidenstaubes angesehen werden. Es trat 
bei allen Tieren entsprechend der mechanischen Ursache 
vollständig Heilung ein. Gl. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Neveraiann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. März 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Oemelnden and Gehöfte sind — letztere ln Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. 2 Ge¬ 
meinden, 2 Gehöfte, Labiau 1, 1, Gerdauen 2, 2, Rastenburg 1, 1, 
Reg.-Bez. Gumbinnen: Pillkallen 1, 1, Insterburg Stadt 1, 1, 
Darkehmen 4, 4 (davon neu 2 Gern., 2 Geh.), Angerburg 2, 2, 
Goldap 4, 4, Oletzko 1, 1. Reg.-Bez. All enstein: Lötzen 1, 1, 
Lyck 2, 2 (1, 1), Osterode i. Ostpr. 1, 1. (Reg.-Bez. Danzig: 
Danziger Höhe 1, 1, Putzig 1, 1. Reg.-Bez. Marienwerder: 
Stuhm 2, 2, Löbau 1, 1, Strasburg i. Westpr. 1, 1. Stadtkreis 
Berlin: 1, 2. Reg.-Bez. Potsdam: Charlottenburg Stadt 1, 1 
(1, 1). Reg.-Bez. Stettin: Anklam 2,3, Cammin 1, 1. Reg.-Bez. 
K ö 81 i n: Lauenburg i. Pomm. 1, 1. Reg.-Bez. Posen: Schrimm 
3, 3. Posen Stadt 1, 1, Samter 1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: 
Schubin 2, 2, Strelno 1, 1. Reg.-Bez. Breslau: Breslau Stadt 
, 1, Striegau 1, 1. Reg.-Bez. Hannover: Hoya 1,1. Reg.-Bez. 
Minden: Halle i. W. (Rotzverdacht) 1, 1. Reg.-Bez. Cassel: 
Witzenhausen 1, 1. Bayern. Reg.-Bez. Mittelfranken: 
Uffenheim 4, 7 (2, 2). Königreich Sachsen. K.-H. Bautzen: 
Bautzen Stadt 1, 3, Kamenz 1, 1 (1, 1)., Löbau 2, 3, Zittau-Stadt 
1, 1. K.-H. Dresden: Dresden Stadt 1, 10. K.-H. Leipzig: 
Oschatz 1, 2. K.-H. Chemnitz: Stollberg 1, 1. Mecklenburg- 
Schwerin. Gadebusch 2, 2 (1,1), Güstrow 1, 1, Rostock 2, 2 (2, 2), 
Waren 2, 2 (2, 2). Mecklenburg-Strelitz. Neustrelitz 1, 1 (1, 1). 
Insgesamt: 46 Kreise, 68 Gemeinden, 86 Gehöfte; davorjneu: 
12 Gemeinden, 12 Gehöfte. 

Lungenoeuche, Pookenoeuohe, Besohälseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauensouche und Sohwelneaeuche (einsohl. Sohwelnepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 
Klauenseuche 

Schweineseuche 
elnschl. Schweinepest 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

9 

31 

33 

7 

10 

10 

Gumbinnen. 

11 

47 

53 

6 

6 

7 

Allenstein. 

4 

6 

6 

3 

8 

8 

Danzig. 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

Marienwerder. 

13 

22 

26 

4 

5 

7 

Berlin. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Potsdam ....... 

18 

105 

136 

11 

27 

34 

Frankfurt. 

12 

41 

52 

11 

23 

40 

Stettin. 

10 

22 

27 

5 

10 

12 

Köslin . ‘. 

5 

6 

8 

4 

4 

4 

Stralsund. 

5 

9 

, 9 

4 

9 

9 

Posen . 

13 

29 

29 

13 

22 

24 

Bromberg. 

6 

9 

9 

7 

10 

10 

Breslau. 

10 

24 

30 

17 

41 

52 

Liegnitz. 

6 

6 

7 

12 

27 

28 

Oppeln. 

11 

22 

56 

10 

15 

19 

Magdeburg. 

15 

79 

119 

7 

11 

15 

Merseburg.. 

15 

66 

92 

2 

5 

5 

Erfurt. 

3 

3 

4 

2 

5 

6 

Schleswig. 

19 

109 

155 

8 

11 

11 

Hannover. 

8 

15 

17 

2 

3 

3 

Hildesheim. 

11 

46 

78 

1 

1 

1 

Lüneburg . 

9 

21 

24 

3 

3 

3 

Stade . 

7 

16 

19 

2 

2 

2 

Osnabrück. 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

Aurich. 

3 

24 

55 

— 

— 

— 

Münster. 

6 

17 

20 

2 

2 

o 

Minden. 

9 

33 

71 

4 

11 

13 

Arnsberg. 

20 

37 

57 

8 

» 

10 

Kassel. 

12 

25 

39 

6 

15 

17 

Wiesbaden. 

7 

10 

15 

3 

6 

6 

Koblenz. 

4 

7 

15 

3 

5 

6 

Düsseldorf. 

19 

61 

1»»4 

7 

8 

9 

Köln. 

12 

32 

42 

3 

3 

3 

Trier. 

7 

9 

16 

1 

2 

3 

Aachen. 

7 

26 

35 

1 

1 

1 

Sigmaringen. 

3 

4 

9 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

18 

42 

60 

1 

1 

1 

Niederbayern . 

4 

9 

17 

1 

1 

1 

Pfalz. 

8 

11 

16 

— 

— 

— 

Oberpfalz. 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Oberfranken. 

7 

10 

26 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

9 

20 

24 

2 

6 

7 

Unterfranken. 

11 

27 

47 

1 

1 

1 

Schwaben. 

17 

50 

110 

1 

1 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

3 

4 

4 

— 

— 

— 

Chemnitz. 

3 

3 

3 

2 

2 

2 

Dresden. 

5 

6 

7 

2 

3 

3 

Leipzig. 

6 

12 

14 

3 

3 

3 

Zwickau. 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

* 

3 

4 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

12 

22 

47 

— 

— 

— 

Jagstkrei8. 

6 

11 

26 

2 

o 

3 

Donaukreis. 

11 

51 

214 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

Freiburg. 

7 

13 

23 

1 

1 

1 

Karlsruhe. 

4 

6 

24 

1 

2 

3 

Mannheim. 

6 

7 

9 

2 

2 

2 

Hessen. 

10 

24 

68 

1 

2 

2 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

10 

27 

31 

5 

15 

18 

Sachsen-Weimar. 

3 

11 

14 

2 

3 

3 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

4 

7 

8 

2 

2 

2 

Oldenburg . 

9 

29 

52 

2 

5 

9 

Braunschweig. 

6 

44 

61 

4 

23 

27 

Sachsen-Meiningen .... 

2 

11 

19 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

2 

6 

12 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

7 

19 

26 

1 

1 

1 

Anhalt. 

5 

15 

21 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

2 

3 

6 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

2 

8 

8 

1 

1 

5 

Lübeck . .. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

2 

3 

7 

— 

— 

_ 

Hamburg. 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen . . . . . 

20 

133 

365 

2 

2 

2 

Deutsches Reich 

564 

1667 

2836 

225 

406 

486 

Davon in Preußen 

336 

826 

1474 

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16. März 1910. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Der gegenwärtige Stand der technischen Verwertung von 

Tierkadavern und SchlaehtabfäUen. 

Von Dr. H a e f c k e. 

(Zeltschr. f. Abfallverwertung, 1916, Nr. 1, S. 4.) 

Die Verwertung der Tierkadaver und Schlachtabfälle ist 
in Deutschland in den letzten 20 Jahren zu einer besonderen 
Industrie ausgewachsen, deren Wichtigkeit gerade bei der 
gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage augenfällig ist. Gewon¬ 
nen werden, abgesehen von der Haut, die Fette und N-Substan- 
zen, erstere zu technischen Zwecken (Seifenfabrikation u. dgl.), 
letztere in Form des Tierkörpermehls, das zu den wertvollsten, 
konzentrierten oder Kraftfuttermitteln gehört. H a e f c k e be¬ 
spricht darauf die Art der Verarbeitung bei den bisher gebräuch¬ 
lichen Systemen und Apparaten und hebt besonders hervor: 
„Eine Verwertung der Leimsubstanz sollte 
immerverlangtwerde n“, tatsächlich ein wichtiger Hin¬ 
weis, weil die Miteintrocknung der Leimsubsanz das Tierkörper¬ 
mehl an Güte nicht nachteilig beeinflußt und Massen Nährstoffe 
gerettet werden, die sonst verloren gehen, also der Futterwert 
erhöht wird. H a e f c k e geht dann kurz auf die Trocknung 
ein, die teils in den Sterilisationsapparaten selbst erfolgt, teils 
in besonderen Trockenapparaten, wie z. B. bei dem System 
V e n u 1 e t h und Ellenberger. Alle Systeme arbeiten 
intermittierend, d. h. müssen jede Ladung vor Neubeschickung 
aufarbeiten. Einen bedeutenden technischen Fortschritt bietet 
ein ganz neuer, kontinuirlich arbeitender Apparat, Patent 
Sommermeyer, der Firma Rud. A. Hartmann, Berlin. Die 
einzelne Ladung braucht nicht aufgearbeitet zu werden, sondern 
es kann, ohne den Druck von mehreren Atmosphären zu min¬ 
dern, neues Rohmaterial nachgefüllt werden. Erreicht wird 
das dadurch, daß während des Kochprozesses nicht nur Fett 
und Kochbrühe abgelassen werden können, sondern auch die 
zerkochten Fleisch- und Knochenteile. Die Arbeitsweise ist von 
H a e f c k e näher geschildert und im Original nachzulesen. Die 
Gewinnung entlehnten oder leimhaltigen Tierkörpermehls kann 
dabei nach Wunsch ohne Änderungen am Apparat erfolgen. 
Der Apparat bewältigt, dank der kontinuierlichen Leistung, 
Mengen, denen man bisher hilflos gegenüberstand, und liefert 
dabei bessere Produkte in größerer Ausbeute, weil weniger 
Leimsubstanz und mehr Fett anfällt. Innerhalb 24 Stunden 
sind 35 000 Kilo Kadavermaterial (Walfischleichen) verarbeitet 
worden. Für Abdeckereizw*ecke werden Apparate empfohlen, 
die in einer Stunde rund 1000 Kilo zu verarbeiten gestatten; 
eine zweite Größe ist auf 500 Kilo stündlicher Leistung ein¬ 
gerichtet. Der Apparat nach Sommermeyer gestattet 
auch ohne weiteres Blut und Darmschleim zu verarbeiten. Ein 
Apparat ist zu diesem Zwecke auf dem Schlachthofe in Berlin 
seit Jahresfrist in Gebrauch. Die Erfindung dürfte für die 
technische Verwertung der Tierkadaver und Schlachthof¬ 
abfälle von ganz besonderer Wichtigkeit sein. Gl. 

— Begriff „Abdecker“ im Sinne des § 9 Abe. 3 des Viehseuchen: 
gesetzes vom 26. Juni 1909. Begriff „Anlage“ im Sinne des § 16 Gew.-O. 

Urteil des Königl. Obersten Landesgerichts zu München vom 
31. Mai 1913. (Entsch. dess. i. Strafs., Bd. 13, S. 261.) 

Aus den Gründen: 

I. 1. Der Gütler W. wurde am 31. Oktober 1912 vom Schöffen¬ 
gericht wegen einer Zuwiderhandlung gegen die §§ 16, 147 Abs. 1 
Nr. 2 Gew.-O. zur Geldstrafe verurteilt, weil er im August 1912 
in seinem Anwesen zu H. eine verendete Kuh des Bauers N. in 


He. ausgezogen, die Haut dem N. zurückgegeben und das Fleisch 
für seine Hunde verwendet, ferner einen Hund des Bauers Sch. 
abgeschlagen, das Fell abgezogen und das Fleisch seinen Schweinen 
verfüttert hat. Die von ihm gegen das Urteil eingelegte Berufung 
wurde von der Strafkammer verworfen. 

2. Das Schöffengericht verurteilte am 10. Februar 1913 den 
W. wegen eines fortgesetzten Vergehens nach den §§ 16, 147 
Abs. 1 Nr. 2 Gew.-O. zur Geldstrafe. W. legte gegen das Urteil 
die Berufung ein; sie wurde von der Strafkammer am 2. April 1913 
als unbegründet verworfen auf Grund folgender Tatsachen und 
rechtlicher Erwägungen: 

a) W. schlachtete am 6. November 1912 auf Ersuchen der 
Ökonomswitwe G. in ihrem Stadel zu P. ein ihr gehöriges, dem 
Verenden nahes Pferd und lederte es ab; er erhielt als Entlohnung 
6 M.; die G. fütterte mit dem Fleisch ihre Schweine. 

b) W. tötete am 12. November 1912 in einem betonierten und 
kanalisierten Gewölbe seines Anwesens in H. ein tags vorher von 
dem Mühlenbesitzer K. in Ge. erworbenes, an Starrkrampf er¬ 
kranktes Pferd, arbeitete es auf und verwendete das Fleisch als 
Futter für seine Schweine. 

e) Abdeckereien sind Einrichtungen zum Töten größerer Tiere, 
deren Fleisch zur menschlichen Nahrung nicht mehr für geeignet 
erachtet wird, zum „Abdecken oder Abledem“, zur sonstigen Ver¬ 
arbeitung von Tierleichen, zum Verscharren ganzer Tierleichen 
oder ihrer Teile und zum Verwerten jener Bestandteile, aus deren 
Veräußerung oder Verwendung ein Nutzen gezogen werden kann, 
wie der Haut, der Knochen, des Fleisches zum Verfüttern an 
Schweine und Hunde. Hierbei ist es gleichgültig, ob alle einzelnen, 
voraufgeführten Tätigkeiten vorgenommen sind. (Entsch. d. Obersten 
L.-G. in Strafe., Bd. VII, S. 263.) Die Errichtung einer Anlage 
im Sinne des § 16 Gew.-O. erfordert nicht notwendig die Her¬ 
stellung neuer Bauwerke oder sonstiger Vorrichtungen; eine Er¬ 
richtung liegt schon vor, wenn bereits bestehende Baulichkeiten 
oder vorhandene Orte oder Plätze ohne Vornahme von Änderungen 
in nicht bloß vorübergehender Weise zum Betriebe des Gewerbes 
benützt werden (Landmann zu § 16 Anm. 3 der Gew.-O., S. 162 
der 6. Aufl.). 

In beiden Fällen hat der Angeklagte die gewerblichen, d. i. 
fortgesetzte, auf Erwerb abzielende Verrichtungen eines Abdeckers 
vorgenommen, wobei der Umstand gleichgültig ist, daß er Eigen¬ 
tümer des K.schen Pferdes geworden war. 

Der Angeklagte benützt nicht bloß das in seinem Anwesen 
befindliche Gewölbe zum Zwecke der Abdeckerei, sondern auch 
den Stadel der Ökonomswitwe G., da er am 10. November 1912 
neuerdings daselbst ein Pferd derselben getötet und dadurch zu 
erkennen gegeben hat, den Stadel so oft zu Abdeckereizwecken 
z u benützen, als ihm die Frau G. dazu Gelegenheit bietet. 

Das Gewölbe und der Stadel sind daher als Anlagen im Sinne 
des § 16 Gew.-O. zu erachten. Die Verurteilung des W. ist dem¬ 
nach zu Recht erfolgt. Die Höhe der Strafe ist in Anbetracht der 
Vorbestrafung wegen des gleichen Vergehens angemessen. 

II. Die Revision des Angeklagten ist unbegründet. 

1. Der Strafsenat hält an der obenbezeichneten Bestimmung 
des Begriffs „Abdeckerei“ fest; in dem § 9 Abs. 3 des Viehseuchen¬ 
gesetzes vom 26. Juni 1909 sind als anzeigepflichtig bezeichnet 
Personsn, die sich gewerbsmäßig mit der Bearbeitung, Verwertung 
oder Beseitigung geschlachteter, getöteter oder verendeter Tiere 
oder tierischer Bestandteile beschäftigen. Da vorher die Personen 
genannt sind, die das Schlächtergewerbe betreiben, und die Abdecker 
in dem Gesetze nicht mehr erwähnt werden, enthalten diese Worte 
die gesetzliche Begriffsbestimmung für die Abdecker im Sinne des 
Viehseuchengesetzes. 

Schlachtet oder tötet eine solche Person ein Stück Vieh, das 
sie bearbeitet, verwertet oder beseitigt, dann bildet die Schlachtung 
und Tötung einen Bestandteil ihrer Tätigkeit als Abdecker. 
(Reger, Entsch. der Gerichte und Verwaltungsbehörden, Bd. 17, 
S. 242.) 

Der Angeklagte hat festgestelltermaßen am 6. November 1912 
ein dem Verenden nahes Pferd der G. und am ,12. November 1912 
ein am Starrkrampf erkranktes Pferd getötet und beide Tiere ver- 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. ll. 


1 :u> 


arbeitet; das zum menschlichen Genüsse nicht mehr geeignete 
Fleisch der beiden Pferde wurde zur Fütterung von Tieren ver¬ 
wendet; die Strafkammer konnte daher einwandfrei feststellen, daß 
der Angeklagte als Abdecker tätig gewesen ist. 

Aus den Gründen des angefochtenen Urteils ist zu entnehmen, 
daß der Angeklagte das kranke Pferd des K. erworben hat, um 
es zu töten und die Haut und das zum menschlichen Genüsse nicht 
mehr geeignete Fleisch für tierische Zwecke zu verwerten. 

Für den Begriff eines Abdeckers ist es ganz gleichgültig, ob 
er ein Tier, dessen Fleisch für den menschlichen Genuß nicht ver¬ 
wertbar ist, gegen Zahlung eines bestimmten Preises erwirbt, um 
durch die Verarbeitung und Verwertung einen Gewinn zu erzielen, 
oder ob er für die Tötung, Verarbeitung oder Beseitigung des 
Tieres von dessen Eigentümer entlohnt wird. Die Strafkammer 
konnte deshalb und aus der Feststellung, daß der Angeklagte bei 
jeder sich bietenden Gelegenheit die gleiche Tätigkeit entfalten 
wird, mit Recht annehmen, daß er gewerbsmäßig, d. i. in fort¬ 
gesetzter, auf Erzielung eines Erwerbes gerichteten Weise die 
Verrichtungen eines Abdeckers vornimmt. 

Die Strafkammer wäre auch nicht gehindert gewesen, zur 
Feststellung der Gewerbsmäßigkeit die Fälle heranzuziehen, wegen 
deren er durch das Urteil vom 31. Oktober 1912 bestraft worden ist. 

Übrigens geht aus der Erklärung in dem Revisionsschriftsatze 
vom 11. April 1912, wonach der Angeklagte das Gewerbe eines 
Abdeckers und eines Tierheilkundigen angemeldet hat und ver¬ 
steuert, unzweideutig hervor, daß der Angeklagte gewerbsmäßig 
die Verrichtungen eines Abdeckers vomimmt. 

Von einer Not- oder Hausschlachtung kann schon deswegen 
keine Rede sein, weil das Fleisch der mittels der Not- oder Haus¬ 
schlachtung getöteten Tiere für den menschlichen Genuß bestimmt 
ist. Nach diesen Richtungen erweist sich hiermit die Revision 
als unbegründet. 

2. Die Strafkammer ist von der richtigen, von dem Strafsenate 
geteilten Auffassung des Begriffs „Anlage“ ausgegangen. Es ist 
nicht notwendig, daß eine Vorrichtung zu dem bestimmten Ge¬ 
werbebetrieb erst neu hergestellt, geschaffen wird; es genügt, wenn 
ein Ort, Platz usw. usw. zu dem bestimmten gewerblichen Zwecke 
benützt wird. (Entsch. d. Obersten L.-G. in Strafs., Bd. VII, S. 265.) 

Dagegen muß erkennbar sein, daß die Räume als regelmäßige 
Betriebsstätte zur Ausübung des Gewerbes dienen. Eine Anlage 
im Sinne des § 16 Abs. 1 Gew.-O. ist dagegen nicht vorhanden, 
wenn ein Raum in bloß vorübergehender Weise zur Ausübung des 
Gewerbes benützt wird. Der Gewerbetreibende muß vielmehr in 
der Lage sein, über den Raum, in dem er sein Gewerbe für jeder¬ 
mann ausüben will, Verfügung treffen zu können. 

Nimmt ein Gewerbetreibender gewerbliche Verrichtungen in 
einem Raume vor, der ihm für den Einzelfall von einem Dritten 
in dessen Interesse zur Verfügung gestellt wird, so ist die An¬ 
nahme einer gewerblichen Anlage im Sinne des § 16 Abs. 1 Gew.-O. 
ausgeschlossen. 

Die Strafkammer hat festgestellt, daß der Angeklagte auf Er¬ 
suchen der G. in deren Stadel ihr dem Verenden nahes Pferd ge¬ 
tötet und aufgearbeitet hat. In diesem Fall und unter solchen 
Umständen ist der Stadel nur vorübergehend für diesen Einzelfall 
zur Ausübung des Gewerbes des Angeklagten als Abdecker be¬ 
nützt worden; er war an die Weisungen der G. gebunden und 
hatte keinerlei Einfluß auf die Benutzung dieses Raumes zur Aus¬ 
übung des Abdeckereigewerbes. Daran ändert auch die fest¬ 
gestellte Tatsache nichts, daß der Angeklagte kurz danach ein 
zweites Pferd der G. unter denselben Voraussetzungen und Be¬ 
dingungen getötet hat oder etwa im Bedarfsfall auch in Zukunft 
ein Viehstück der G. in der gleichen Weise töten oder verarbeiten 
wird; es liegt nur je ein Einzelfall und die vorübergehende Be¬ 
nutzung eines dem Verfügungsrechte des Angeklagten entzogenen 
Raumes vor. Die Strafkammer hat daher zu Unrecht in dem 
Stadel der G. eine Anlage im Sinne des § 16 Abs. 1 Gew.-O. 
erblickt. 

3. Dagegen rechtfertigen die sonstigen Feststellungen die An¬ 
nahme der Strafkammer, daß das im Anwesen des Angeklagten 
errichtete, betonierte und kanalisierte, zur Ausübung des Ab¬ 


deckereigewerbes geeignete und benutzte Gewölbe als Anlage im 
Sinne des § 16 Gew.-O. zu erachten ist. 

4. Zur Errichtung dieser Anlage war die Genehmigung der zu¬ 
ständigen Behörde zu erholen. 

Der Strafsenat vertritt nach wie vor die Auffassung, daß eine 
gewerbliche Anlage im Sinne der §§16, 147 Abs. 1 Nr. 2 Gew.-O. 
nicht schon dann als errichtet erscheint, wenn die Betriebsstätte 
baulich hergestellt und eingerichtet ist, sondern daß hierzu ihre 
Benutzung zu den Zwecken des Gewerbebetriebes der Beginn 
dieses Betriebs in dem hergestellten Bauwerk erforderlich ist. 
Nicht die bauliche Herstellung der Betriebsstätte, sondern erst 
deren Inbetriebnahme ist geeignet, die im § 16 Abt. 1 bezeichneten 
Nachteile, Gefahren und Belästigungen für die Bewohner und Be¬ 
sitzer der Nachbargrundstücke oder das Publikum herbeizuführen, 
deren Verhütung die Strafvorschrift des § 147 Abs. 1 Nr. 2 sichern 
soll. (Entsch. d. Obersten L.-G. in Strafs., Bd. VH, S. 12.) 

— Abdeckereiwesen ia Belgien. (Verordnung des General¬ 
gouverneurs vom 29. Oktober 1915, betreffend die Verwertung 
von Tierkadavern und von zur menschlichen Nahrung ungeeigneten 
geschlachteten Tieren.) 

Art. 1. Wenn ein Einhufer (Pferd, Esel, Maulesel, Maultier), 
Rind, Kalb oder Schwein (mit Ausnahme der Ferkel) fällt oder 
wegen Erkrankung an Seuchen getötet wird, ist hierüber binnen 
12 Stunden der zuständigen Ortskommandantur Anzeige zu erstatten. 

Gleiche Anzeige ist zu erstatten über die in den öffentlichen 
Schlachthäusern und Privatschlächtereien anfallenden ganzen Tier¬ 
körper und für die in den öffentlichen Schlachthäusern anfallenden 
Teile, soweit die Tierkörper oder Teile zum menschlichen Genüsse 
ungeeignet befunden worden sind. Die in den öffentlichen Schlacht¬ 
häusern anfallenden Teile sind in verschließbaren Behältern zu 
sammeln und zum Schutze gegen Fäulnis mit einem Desinfektions¬ 
mittel zu übergießen. 

Die Kadaver, Tierkörper und ihre Teile müssen an die von 
der ölzentrale bekannt zu gebenden Kadaververwertungsanstalten 
abgegeben werden. Schafe und Ziegen können an diese Ver- 
wertungsanstalten abgegeben werden. 

Art. 2. Zur Anzeige verpflichtet sind: 

1. der Eigentümer, 

2. die tierärztlichen und sonstigen Fleischbeschauer, 

3. die Leiter der Schlachthäuser oder diejenigen Personen, in 
deren Obhut sich der Kadaver, der Tierkörper oder die Teile 
(Artikel 1, Abs. 1 und 2) befinden, 

4. bei Kadavern oder Tierkörpern seuchenkranker Tiere der 
zur Seuchenfeststellung zugezogene Tierarzt. 

Die durch eine dieser Personen erfolgte Anzeige befreit 
die übrigen von ihrer Meldepflicht. 

Art. 3. Die Abholung der Kadaver, Tierkörper und Teile 
(Art. 1) geschieht durch die Kadaververwertungsanstalten unent¬ 
geltlich. Die Abholung der Kadaver und Tierkörper hat im 
Sommer innerhalb 24, im Winter innerhalb 36 Stunden nach Ver¬ 
ständigung durch die zuständige Stelle zu erfolgen. Die Abholung 
der in den öffentlichen Schlachthäusern aufgesammelten Teile ist 
so zu regeln, daß sie erfolgt, sobald eine den Transport lohnende 
Menge vorhanden ist. 

Art. 4. Dem Eigentümer steht für enthäutete Kadaver und 
Tierkörper und für Teile von Schlachttieren (Art. 1) eine Ent¬ 
schädigung nicht zu. Wenn Kadaver und Tierkörper mit der 
Haut abgeliefert werden, ist eine angemessene Entschädigung für 
die Haut zu gewähren, sofern diese nach den bestehenden veterinär- 
polizeilichen Bestimmungen vom Tierkörper gelöst werden darf. 

Als Höchstmaß für die Entschädigungen werden festgesetzt: 


für Pferdehäute von 17 kg und mehr. . 18,— M. das Stück 

„ Schaffelle.2,- „ „ 

„ Ziegenfelle.2,— , „ 

„ Rindhäute.0,80 „ „ kg 

„ Kalbfelle.1,20 „ „ 


Für Häute von Schweinen wird eine Entschädigung nicht ge¬ 
währt. Bei Mindergewicht der Pferdehäute findet ein entsprechender 
Abzug statt. 








it;. Mürz mir». 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


i;u 


Art. 5. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften in Art. 1, 2 
und 3 dieser Verordnung werden mit Geldstrafe his zu 5000 M. 
und mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit einer dieser beiden 
Strafen geahndet. 

Zuständig sind die Militärgerichte und Militärbehörden. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Veterinär Dr. Fritz Moser (Regierungstierarzt in Deutsch- 
Ostafrika). In den Kämpfen am Mikmo-Vulkan in Ruanda. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Hermann Schmidt (Tierarzt in Friedrich¬ 
stadt a. Eider). 

Oberveterinär Paul Wesener (Tierarzt in Metternich). 
Stabsveterinär 0. Simroth (Tierarzt in Fritzlar). 

Veterinär Josef Zilliox (Kantonaltierarzt in Schiltigheim). 
VeteriUär Otto Haasis (bei der Etappen-Fuhrparkkolonne 4). 
Veterinär Walter Heinrich (Tierarzt aus Zeitz). 
Veterinär Dr. Dietrich Hamm ermann (Tierarzt in 
Seefeld). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Walter Kaden aus Meißen 
(Studier, d. Tierärztl. Hochschule Dresden). 

Veterinär Heinrich Matthesius (Tierarzt ans Hirzenhain). 
Feldunterveterinär Alfred Müller aus Freiburg i. Br. 
(Studier, der Tierärztl. Fakultät der Universität München). 
— (Berichtigung: Herrn Oberveterinär August 
K ersten, Tierarzt aus Döblitz, ist nicht, wie irrtümlich in der 
letzten Nummer gemeldet wurde, das Eiserne Kreuz I. Klasse ver¬ 
liehen worden. Kersten ist Ritter des Eisernen Kreuzes II. Klasse.) 

Vierundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 5. März bis Sonnabend, den 11. März 1916. 

Der Angriff auf Verdun wurde planmäßig fortgesetzt 
und hat inzwischen zu weiteren Erfolgen geführt. Am Morgen 
des 7. März wurde das Dorf Fresnes erstürmt. Der Vorstoß 
brachte 700 Gefangene und einige Maschinengewehre in unsere 
Hände; unter dem 8. März wurde ein umfassender und voll¬ 
gelungener Angriff auf dem westlichen Maasufer durchgeführt. 
In einer Breite von 6 und einer Tiefe von 3 km wurden die 
französischen Stellungen erstürmt und die Dörfer Forges und 
Regnöville sowie die Höhen des Rabenwaldes und des kleinen 
Cumidres-Waldes genommen. Französische Gegenangriffe wurden 
blntig abgewiesen. Über 3300 Gefangene, darunter 58 Offiziere 
und 10 Geschütze, sowie zahlreiches anderes Kriegsmaterial 
waren die Beute des ersten Tages, die in den nächsten Tagen 
noch durch weitere 700 Gefangene und 11 Geschütze vermehrt 
wurde. In der Nacht zum 9. März wurden die französischen 
Linien südöstlich von Douaumont gestürmt. Dorf und Panzer¬ 
feste Vaux nebst zahlreichen anschließenden Befestigungen 
wurden durch die tapferen Posener Regimenter 6 und 19 ge¬ 
nommen. Am folgenden Tage ist es allerdings den Franzosen 
gelungen, in die Panzerfeste Vaux wieder einzudringen; alle 
übrigen Stellungen wurden aber gegenüber den Gegenangriffen 
behauptet. 

Die vergangene Woche zeigte eine lebhaftere Flieger¬ 
tätigkeit, die uns zahlreiche schöne Erfolge brachte. Auch 
an anderen Stellen der Westfront ist es zu lebhafteren Kämpfen 
gekommen; die Engländer versuchten nordöstlich von Vermelles 
vorzudringen, wurden aber zurückgewiesen. In dem Wald¬ 
gebiete von Ville aux Bois, etwa 20 km nordwestlich von Reims, 
nahmen sächsische Regimenter stark ausgebaute französische 
Stellungen in einer Breite von etwa 1400 und einer Tiefe von 
1000 m und gewannen 700 Gefangene, 5 Maschinengewehre, 
eine Revolverkanone und 13 Minenwerfer. 

An der Ostfront neben Artilleriekämpfen nur kleinere 
Gefechte. 


Die Italiener beschränkten sich fast völlig auf die 
Tätigkeit ihrer Artillerie. 

In Albanien sind die Italiener nördlich von Valona 
aus ihren Stellungen geworfen worden. 

An der Kaukasusfront keine wesentlichen Ver¬ 
änderungen. N. 

Veterinärrat H. Llebener. 

Am 2. März d. J. beging der Kgl. Kreistierarzt in Delitzsch, 
Herr Veterinärrat Heinrich Liebener, in voller körperlicher 
und geistiger Frische den 70. Geburtstag. 

Veterinärrat Liebener ist der dienstälteste preußische 
Veterinärbeamte. Er wurde im Jahre 18G9 mit der Verwaltung 
der Kreistierarztstelle in Bitterfeld beauftragt, zu der damals auch 
der Kreis Delitzsch gehörte, und, nachdem für letzteren eine eigene 
Kreistierarztstelle geschaffen worden war, 1870 nach Delitzsch 
versetzt. Hier wirkt er bis auf den heutigen Tag in rastloser 
Schaffensfreudigkeit und Pflichttreue, hochangesehen und getragen 
von dem Vertrauen der Bevölkerung, geachtet und beliebt bei 
seinen Berufsgenossen. Zahlreich waren daher die Ehrungen und 
Glückwünsche, die ihm der 70. Geburtstag von allen Seiten brachte. 
Aus ihrer Fülle seien einige herausgehoben. So sandte Herr 
Regierungs-Präsident von G e r s d o r f f - Merseburg eine in 
warmen, anerkennenden Worten gehaltene Glückwunschdepesche. 
Die beamteten Tierärzte des Regierungsbezirks Merseburg ließen 
durch Regierungs- und Veterinärrat Francke - Merseburg, dem 
sich die Veterinärräte G r i e s o r - Naumburg, Kettritz - Bitter¬ 
feld und Kreistierarzt N i p p e r t - Halle a. S. angeschlossen 
hatten, ihre Glückwünsche aussprechen und als dauerndes Zeichen 
ihrer Wertschätzung einen Silberpokal mit Widmung überreichen. 
Den Tierärztlichen Zentralverein für die Provinz, Sachsen, die 
Anhaitischen und Thüringischen Staaten und den Tierärztlichen 
Verein für den Regierungsbezirk Merseburg vertrat Prof. Dr. 
R a e b i g e r - Halle a. S. Beide Vereine ernannten Veterinärrat 
Liebener zu ihrem Ehrenmitgliede. Unter den Glück wünschenden 
befand sich ferner noch der Landrat des Kreises Delitzsch, 
Geh. Regierungsrat v.o n Busse, die Stadtverwaltung, die des 
Stadtverordneten gedachte, und der Pferdezuchtverein für die 
Kreise Bitterfeld und Delitzsch, dessen Vorsitzender Veterinärrat 
Liebener ist. 

Geht auch nur ein kleiner Teil aller der Wünsche in Erfüllung, 
deren sich der Gefeierte erfreuen konnte, dann wird ihm nach 
langem Tagewerke auch ein langer, schöner Lebensabend be- 
schieden sein. * F. 

— Bei der Beratung des Etats der Landwirtschaftlichen Verwaltung 

im Preuß. Abgeordnetenhause am 7. März erklärt 

Abg. Graf von der Groeben (K.): Zum Etat der Land¬ 
wirtschaftsverwaltung liegt eine Resolution der Kommission vor, 
in der die Regierung ersucht wird, die Geflügelzucht zu fördern, 
Maßnahmen zur größeren Erzeugung von Torfstieu zu treffen und 
Bedacht darauf zu nehmen, daß bei den Titeln zur Förderung der 
Land- und Forstwirtschaft in den westlichen und östlichen Provinzen 
im Etat für 1917 die gleichen Summen vorgesehen werden, wie 
sie in dem Etat für 1914 und 1915 enthalten waren. 

Abg. S t u 11 (Z.): Den Abschlachtungen von hochtragenden 
Kühen muß energisch Einhalt geboten werden. Die Tierärzte 
müssen in größerem Umfange als bisher in die Heimat beurlaubt 
werden. 

Landwirtschaftsminister Frhr. v. Schorlomer: In be¬ 
zug auf unsere Viehbestände habe ich schon in der Kommission 
der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß es uns bei längerer Dauer 
des Krieges kaum möglich sein wird, unsere Viehbestände auf 
der Höhe zu erhalten. Wir werden trotzdem alles tun zur Erhal¬ 
tung und Hebung unseres Viehbestandes. Dem Wunsche, zwischen 
den einzelnen Provinzen bei Beginn der Weidezeit die Magervieh¬ 
bestände auszutauschen, werden wir entsprechen. In dem Augen¬ 
blick, w r o Schleswig-Holstein nicht in der Lage sein wird, zur 
Ausnutzung seiner Weiden das Magervieh zu stellen, wird man 
auf Dänemark zurückgreifen müssen. Sollten wir jedoch Schwie¬ 
rigkeiten haben, so. könnte man auch aus Ostpreußen geeignetes 
Vieh heranholen. Bei der Frage der Tierseuchen kann es beruhi¬ 
gend wirken, daß viele Erkrankungen, die anfangs als Räude ge¬ 
halten wurden, sich später als einfache Hauterkrankungen heraus¬ 
gestellt haben, die auf die etwas einseitige Ernährung zurück¬ 
zuführen sind. Gegenüber der Behauptung, daß die Maul- und 
Klauenseuche in milderen Formen aufgetreten sei, verweise ich 





BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 11. 


132 


auf die Zahl der gefallenen Tiere die einen erschreckenden Um¬ 
fang angenommen hat. Einer Einschränkung der veterinärpolizei¬ 
lichen Maßnahmen kann ich nicht zustimmen. Die Angaben, daß 
600000 Kühe abgeschlachtet wurden, halte ich nicht für zutreffend. 
Ich glaube, daß es nicht einmal der sechste Teil dieser Summe ist. 
Damit entfallen auch die Schlüsse auf unsere Milch- und Butter¬ 
versorgung. Wir gehen jetzt der Weidezeit entgegen und werden 
dann bald einen günstigeren Stand in der Versorgung mit Milch 
und Butter haben. Dem Wunsche nach Beurlaubung von Veteri¬ 
när-Ärzten zur Seuchenbekämpfung wird, soweit angängig, ent¬ 
sprochen. Nach Möglichkeit sollen unbrauchbar gewordene 
Militärpferde in die Provinz abgegeben werden. Wo es angängig 
fst, werden bald Wald-Weiden beim Mangel andern Futters für 
das Vieh freigegeben. Der Forderung, den Titel Dr. med. vet. 
auch dann bei uns anzuerkennen, wenn er an ausländischen Uni¬ 
versitäten erworben ist, stehe ich sympathisch gegenüber. 

Abg. Hoff (F. Vp.): Die Produktion von Futteimitteln muß 
unbedingt vergrößert werden. Andererseits dürfen ausländische 
Futtermittel durch erhöhten Zoll nicht unnötig verteuert werden. 
In jeder Provinz sollte eine Lehranstalt für Geflügelzucht errichtet 
werden. Denn dies ist für unser Volk überaus wichtig. 

Abg. Rö sicke (K.): Eine nutzbringende Geflügelzucht ist 
nur dann möglich, wenn wir genügend Futtermittel haben. Wir 
widersetzen uns nicht der Beschlagnahme und Enteignung von 
landwirtschaftlichen Produkten, sofern dies notwendig ist. Für 
uns ist die heutige Lage eine Existenzfrage, für England dagegen 
eine finanzielle Frage. Wir müssen daher mit allen Mitteln danach 
tiachten, daß auch für England eine Existenzfrage geschaffen wird 
dadurch, daß wir den Engländern die Zufuhr abschneiden. 

Minister v. Sehorlemer: Den Anträgen auf Förderung 
der Geflügelzucht habe ich bereits in der Kommission zugestimmt. 
Zur Frage der viehlosen Wirtschaft in Sachsen muß ich feststellen, 
daß diese Betriebe mehr oder weniger industriell sind, da sie den 
Zuckerrübenbau betreiben. Meinen Dank möchte ich noch aus¬ 
sprechen für die der landwirtschaftlichen Verwaltung gezollte 
Anerkennung. Wir können unsere Aufgabe nur erfüllen, wenn 
wir das Vertrauen der ganzen Bevölkerung haben. (Beifall.) 

Abg. Krüger (N.): Durch die Nutzbarmachung unserer Moore 
könnte leicht der Futtermittelnot abgeholfen werden. 

Die Etats der landwirtschaftlichen Verwaltung werden an¬ 
genommen. 

Die 4. Kriegsanleihe. 

Der unvergleichliche Helden- und Opfermut unserer Soldaten 
hat die Flut der Feinde, die in unser Vaterland einbrachen und 
es zu zertreten drohten, längst gestaut und in erstaunlichem Sieges¬ 
zuge in West und Ost und Süd weit in Feindesland zurückgedämmt, 
und ein Deich, eisenfest, unbesiegbar und unbezwingbar, schützt 
uns Gut und Leben. Zerronnen ist der Feinde Zahlenwahn, ihr 
Bauen auf ihre zermalmenden Massen, ihre so he'mlich, so fein 
gesponnenen Anschläge, alles elend zerronnen. Um ihres eigenen 
Besitzes Sicherheit drückt sie nun schon die Sorge. Zunichte auch 
der tückische Plan, uns auszuhungern, gescheitert an des deutschen 
Volkes einträchtigem, festen, entsagungsvollen Siegeswillen. Längst 
ist der Hungerring durchbrochen. 

Und doch noch immer nicht geben die Feinde ihre verlorene Sache 
verloren. Auf das schließliche Versai? en unserer Geldkraft, auf unseren 
Bankerott rechnen sie, das ist der Gedanke, an den sie sich in 
ihren Mißerfolgen und Niederlagen auf allen Fronten noch immer 
klammern, dabei noch immer in tönender Phrase mit ihrer Sieges¬ 
zuversicht die Welt belügen. Sie freilich haben für Kriegsrüstung 
Milliarden ins Ausland werfen müssen, haben dazu mit Unsummen 
Genossen ködern müssen. Wir haben durch unserer Waffen Sieg 
uns Bundesgenossen zugesellt und haben unser Geld im Lande 
behalten. Unerschüttert, noch mit Vollkraft arbeitet unsere Wirt- 
schaftsmaschine. Was unser Volk dem Staate bisher geliehen, 
fließt in gleichem Rundstrom immer wieder in die Taschen aller 
Bevölkerungskreise zurück. Nicht ärmer sind wir während des 
Krieges geworden. 

Nun ist die 4. Kriegsanleihe zu zeichnen. Sie soll unsere 
Lieben da draußen mit allem Erforderlichen versehen, soll ihnen 
Herz und Sinn und Kraft stählen, soll unserer Heeresverwaltung 
reichlich die notwendigen Kriegsmittel gewähren, damit nichts 
fehle, was zum Siege dient. Schlagen soll eie den Feind, die letzte 
Säule' seiner Hoffnung soll sie ihm zertrümmern, zeigen soll sie 
ih»v daß wir, je länger der Krieg dauert, je mehr Milliarden aus 
der Erde stampfen, soll ihm und aller Welt mit ungeheuren Zahlen 


beweisen, daß die auf deutschen Fleiß, auf deutsche Ordnung und 
auf deutsche Opferfreudigkeit gegründete deutsche (Jehlkraft nie 
versagen und niemals versiegen kann. Eine Riesengeldschlacht 
gilt es für uns Daheimgebliebene zu schlagen und einen Riesen¬ 
sieg zu gewinnen, der dem Feinde auch den letzten Halt zerschmettert 
und ihn die harte Wahrheit endlich begreifen und bekennen latt: 
Unbezwingbar ist Deutschland! 

Jeder muß zahlen, jeder kann zahlen! Auf hundert Mark 
lautet das kleinste Stück der Anleihe. Jeder sei sich seiner Mit¬ 
verantwortung bewußt. Jeder lege sich freiwillig und freudigen 
Herzens Einschränkungen auf. Die Einschränkungen, die wir 
tragen, sind ja ganz winzig gegenüber dem, was unsere Braven 
im Felde täglich und stündlich für uns opfern, gegenüber dem 
Elend, vor dem unserer Führer Scharfsinn und Tatkraft und 
unserer Brüder Mut und Blut uns bewahrt hat. Zum Zeugen und 
Mitvollzieher einer großen Zeit ist jetzt jeder Deutsche geweiht. 
Was wir heute erdulden und erstreiten, wird Segen für Hunderte 
von Generationen. Wer zahlt, was er kann, hilft mit zu Sieg und 
Frieden! 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Kriegsver- 
dienstkreuz: dem Geheimen Hofrat Prof. Dr. Walzel , Dozent für 
Literatur- u. Kulturgeschichte. — Die Kgl. Sächs. Silberne Friedrich 
August-Medaille u. die Herzogi. Koburg. Goldene Karl Eduard- 
Medaille: dem Feldunterveterinär Rudolf Uffrccht , Studierender der 
Tierärztl. Hochschule in Hannover. — Das Ritterkreuz 1. Kl. m. 
Schwertern des Kgl. Württbg. Friedrichs-Ordens: dem Stabsveterinär 
Dr. Hcimann Bley\ dem Stabsveterinär d. L. Eugen Mogele , Ober¬ 
amtstierarzt in Vaihingen; dem Stabsveterinär Heinrich Völker ; dem 
Stabsveterinär d. L. I, Dr. Karl Vollrath , Stadttierarzt in Munder- 
kingen. — Das Ritterkreuz 2. Kl. m. Schwertern des Kgl. Württbg. 
Friedrichs-Ordens: dem Veterinär d. R. Dr. Karl Schock in Schroz- 
berg. — Der Kgl. Württemberg. Militärverdienstorden 4. Kl. m. 
Krone u. Schwertern: dem Oberstabsveterinär d. L. Professor Dr. 
MaÜcmus in Hannover. — Das Ritterkreuz 2. Kl. m. Eichenlaub u. 
Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Stabs¬ 
veterinär, Veterinärrat Dr. Franz Schaible in Pforzheim. — Das 
Ritterkreuz 2. Kl. d. Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem 
Veterinär Dr. Georg Münnich im Drag.-Regt. Nr. 20; dem Ober- 
veterinär d. R. Dr. Rudolf Traut in Schwarzach. — Das Herzogi. 
Braunschweig. Kriegsverdienstkreuz: dem Veterinär d. R. Adolf 
Bosse in Friesack. 

Ernennungen: Distriktstierarzt Dr. Georg Schenkl in Geiselhöring 
zum K. Bezirkstierarzt in Viechtach (Niederbay.). 

Approbationeh: In München: Vinzenz Martzloff aus Saarge¬ 
münd. — In Dresden: Hermann Walter Willkomm aus Döbeln. 

In der Armee: Preußen: Als Veterinäroffiziere für die Dauer 
des mobilen Verhältnisses angestellt, unter Beförderung zu 
Veterinären: die Unterveterinäre: Lappe (Coesfeld) b. Etapp.-Pferde- 
Lazarett Bialystok, Greife (Detmold) beim Zentralpferdedepot 4 
Hannover, Dieckerhoff (II Dortmund) bei d. Feldbäckerei-Kol. I der 
1. Garde-Res.-Div., Marbacher (Hagenau i. E.) b. Etapp.-Pferdedepot 8 
der 8. Armee, Kroß (I Hamburg) bei d. Korpsschlächterei d. XI. A.-K., 
Zech (I Hamburg) beim Staffelstabe 502, Ernst (Hildesheim) bei d. 
Train-Ers.-Abt. 10, Hehls (Lingen) bei d. Ers-Esk. d. Hus.-Regts. 
Nr. 13, Dr. Scheel (Lübeck) b. Zentralpferdedepot 2 Parchim, Rohde 
(Lübeck) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 254 d. 11. Armee, Dr. Weber 
(Metz) b. Staffelstabe 152, Pabst (Mosbach) bei d. Etapp.-Fuhrp.- 
Kol. 257 d. 11. Armee, Dr. Conraths (Neuß) bei d. Geb.-Fernspr.- 
Abt. 29, Metz (Nienburg) b. Pferde-Lazarett 2 d. X. A.-K., Rauch 
(Offenburg) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 134 d. 10. Armee, Schildmeyer 
(Osnabrück) bei d. Armee-Fernspr.-Abt. 8 der Armee-Abt. Scholtz, 
Engel (Potsdam) bei d. Ers.-Abt. d. Feldart.-Regts. Nr. 39, Dr. Unger 
(Rastatt) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 258 d. 11. Armee, Dr. Kapitxa 
(Rybnik) bei d. 2. Landst.-Esk. d. VI. A.-K., Heinisch (Rybnik) bei 
d. Etapp.-Pferde-Lazaretts H d. 9. Armee, Dr. Schwalbe (Samter) 
bei d. Feldluftschiffer-Abt. 24, Dr. Hans Richter (Schweidnitz) bei 
d. Ers.-Abt. d. Train-Abt. Nr. 6, Gärtner (Schwerin) beim Zentral¬ 
pferdedepot Ludwigslust, Bartx (Stralsund) beim Ers.-Pferdedepot 
Altdamm, Dr. Hasse (Thom) bei der Ers.-Abt. d. Feldart.-Regts. 
Nr. 79. — Bayern: Befördert: zu Stabsveterinären die Ober- 
veterinäre d. Res. Frickinger und Wildt, der Oberveterinär d. Landw. 
a. D. Fokken\ zu Oberveterinären die Veterinäre d. Res. Dr. Stützte, 
Eecard, Denk; zu Veterinären ohne Patent in der Res. die Veterinäre 
Zöllner , Dr. Walter, Ruttmann. — Übergeführt: Oberveterinär Kaußel 
(Militär-Veterinärljeamter) von der Landw. II zu den Veterinär¬ 
offizieren der Landw. U unter Beförderung zum Stabsveterinär. 

Todesfälle: Die Tierärzte Hans Lassen in Treya, Hinrich Fastmg 
in Rastede, Bezirkstierarzt a. D. Ludwig Unglert in Füssen. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoctz in Berlin. — 

Druck von W. Bflxonstein, Berlin. 



Die „Berliner Tierärztliche Wochenschrift“ erachetnt 
wöchentlich im Verlage Tön Riefaard Sehoe'.i In 
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reiebisebe Poat-Zeltunfrs-Preisliste Nr. 674. Ung^n/tche 
Nr. H6. Einzelnummern 60 Pf. 


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Bamboig. Referent L Reichs-Kol.-Amt ln Berlin. in Mülhausen LS. In Cöln. Vortrag. Rat Im Min. t Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geb. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landestierarzt fttr Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dre den. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-RatDr.J.$chmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt. Inst., Gamams, D.S. W.-A Stadt-Tierarzt m Hambarg. Professor ln München. MltgL. d. Kais. Gesundheitsamts ln Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zündel 

Professor in Budapest. Landestierarzt von Elsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII- Jahrgang 1916. J|£ 12 . Ausgegeben am 33. März. 


Inhalt: Forasell : Behandlung der Fohlenlähme mit Serum vom Blute der Mutter. — Schmitt: Tuberkulose (?) 

beim Pferd mit positiver Reaktion auf die Mallein-Augenprobe. — Referate: Die infektiöse Anämie 
des Pferdes. — Tierhaltung und Tierzuoht: Verschiedenes. — Tageageachlchte: Ehrentafel der Veterinäre. — Fünfundachtzigste 
Kriegswoche. — Zur Beförderung im Veterinärkorps. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte. — 
Verschiedenes. — Personalien. 


Behandlung der Fohlenlähme mit Serum vom Blute 
der Mutter. 

Von Gerh. Forasell, Laborator an der chirurgischen Klinik der 
Veterinärhochschule zu Stockholm, Schweden. 

Die Ätiologie der Fohlenlähme ist bekanntlich eine alte 
Streitfrage. Die beiden Hauptansichten sind jetzt: I. Die In¬ 
fektion entsteht nach der Geburt durch die offene Nabelwunde, 
2. die Infektion kommt während des Fötallebens zustande 
und wird durch eine infektiöse Gebärmutterkrankheit (Endo¬ 
metritis) verursacht. Ich habe nicht die Absicht, auf diese 
Fragen hier näher einzugehen, sondern verweise auf die Arbeit 
von Dr. Väth, Heidelberg (Verlag Schaper, Hannover, 1910), 
und auf die Kritik, welche die Kollegen Sohn 1 e und Bern¬ 
hardt in der Zeitschrift für Gestütkunde zu dieser Arbeit 
geliefert haben. Väth schließt sich der Ansicht an, daß die 
Infektion bei der Lähme nach der Geburt entsteht. S o h n 1 e 
und Bernhardt haben diese Ansicht bestritten und liefern 
gute Beweise dafür, daß das Fohlen schon im Mutterleibe in¬ 
fiziert wird. Persönlich glaube ich, daß die Kollegen S o h n 1 e 
und Bernhardt recht haben. Natürlich kann es Vorkommen, 
daß ein Fohlen nach der Geburt durch den Nabel infiziert 
wird, aber das ist wahrscheinlich eine Seltenheit. Ich habe 
sogar einmal ein Fohlen gesehen, >welches vierundzwanzig 
Stunden nach der Geburt eingegangen ist, und bei dem schon 
multiple Abszesse in den Nieren vorhanden waren. In so einer 
kurzen Zeit wie vierundzwanzig Stunden können sich doch 
kaum Abszesse ausbilden. Das Fohlen muß schon vor der Ge¬ 
burt infiziert und auch erkrankt sein. Ich möchte noch be¬ 
merken, daß es sich wohl denken läßt, daß die Mutter das 
Fohlen erst während der Geburt infiziert, und daß diese 
Infektion auch durch das Maul geschehen kann. Daß in den 
Nabelgefäßen und im Urachus beinahe immer in den älteren 


Fällen Abszesse vorhanden sind, kann man daraus erklären, 
daß diese Stellen loci minoris resistentiae sind. 

Ausgehend von der Voraussetzung, daß die Infektion aus 
einer Endometritis der Stute entspringt, habe ich vorge¬ 
schlagen, die kranken Fohlen mit Serum, das vom Blute der 
Mutterstute gewonnen ist, zu behandeln. Ich war dabei von fol¬ 
genden Gedanken geleitet. Daß die allermeisten Fohlen, welche 
später an Lähme eingehen, gesund geboren werden und ge¬ 
wöhnlich erst nach einigen Tagen bis einigen Wochen er¬ 
kranken, und daß die Mutter trotz des Vorhandenseins einer 
Gebärmutterkrankheit kein Allgemeinleiden zeigt, muß seine 
Erklärung darin finden, daß im Blute der Mutter Schutzstoffe 
Vorkommen, welche die Mutter schützen. Diese Stoffe werden 
auch an den Fötus abgegeben, wodurch die Angriffe der in 
der Gebärmutter befindlichen Bakterien resp. Gifte verhindert 
werden. Bei der Geburt geschieht doch eine Infektion. Aber 
das Fohlen hat Schutzstoffe im Blute mitbekommen, und diese 
können nun eine verschieden lange Zeit die Angriffe der 
Bakterien zurückweisen, aber nach einiger Zeit sind die Schutz¬ 
stoffe verbraucht, und das Fohlen wird ein Opfer der Infektion. 
In den Fällen, wo das Fohlen krank geboren wird oder schon 
am ersten Lebenstage erkrankt, war vielleicht schon in den 
letzten Trächtigkeitstagen eine Infektion zustandegekommen. 
Vielleicht war dabei die Verbindung zwischen Mutter und 
Fohlen schwächer geworden oder die Schutzkraft der Mutter 
herabgesetzt. Wird nun nicht zu lange Zeit, nachdem ein 
Fohlen erkrankt, eine genügende Menge von Serum der Mutter 
subkutan oder intravenös dem Fohlen beigebracht, ist anzu¬ 
nehmen, daß dies eine gute Heilwirkung haben könnte. Natür¬ 
lich ist es eine absolute Bedingung, daß diese Behandlung so 
schnell wie möglich nach den ersten Krankheitszeichen aus¬ 
geführt wird. Ist das Fohlen schon seit vier bis fünf Tagen 
krank, so ist diese Behandlung, wie überhaupt alle Serum- 






BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 12. 


134 


behandlungen, die nach so langer Zeit eingesetzt werden, aus¬ 
sichtslos. 

Ich habe diese Methode in der schwedischen Veterinär¬ 
zeitschrift (Svensk Veterinärtidskrift, Heft 5, 1915) schon ver¬ 
öffentlicht, und einige Kollegen haben die Methode in acht 
Fällen geprüft. In den Fällen, wo überhaupt etwas zu erwarten 
war, sind die Erfolge sehr gute gewesen. Die Fälle werden 
hier mitgeteilt. 

Günstig verlaufene Fälle. 

1. Vollblutfohlen, erkrankt am vierten Lebeustage an Lahm¬ 
heit vorn links mit geschwollenem Ellenbogengelenk. Temperatur 
40° C. Das Fohlen erhielt am dritten Krankheitstage 140 ccm Serum 
von der Mutterstute. Nach zwei Tagen war das Fohlen fieberfrei 
und ist jetzt ganz gesund und ausgezeichnet gut entwickelt. Voriges 
Jahr hat die Stute ein Fohlen geboren, welches an Lähme ein¬ 
gegangen ist. Dieser Fall ist mir von dem Besitzer, Bataillons¬ 
veterinär B r e i d e , Helsingborg, berichtet. 

2. Acht Tage altes Fohlen, seit zwei Tagen krank. Das Fohlen 
hat mäßiges Fieber und geschwollene Gelenke. Etwa 300 ccm 
Serum wird subkutan gegeben. Schon nach zwei Tagen ist das 
Fohlen ganz munter und ohne Krankheitszeichen. Die Gelenk¬ 
anschwellung verschwindet allmählich. 

3. Edles Traberfohlen, sieben Tage alt. Krankenbericht wie 
in vorigem Falle. Am dritten Krankentage bekommt das Fohlen 
300 ccm Serum von der Mutterstute. Auch hier alle Allgemein¬ 
symptome binnen zwei Tagen verschwunden, die Gelenkanschwel¬ 
lung auch hier binnen kurzem vollständig zurückgebildet. Das 
Fohlen hatte auch einen Nabelabszeß, welcher gespalten wurde. 
Die Fälle 2 und 3 sind mir vom Kollegen A n d e r s s o n, Marie- 
fred, mitgeteilt. 

4. Halbblutfohlen, einige Tage alt, hat 39° C Temperatur und 
Gelenkanschwellungen. Am dritten Krankentage werden 300 ccm 
Serum gegeben. Schon am nächsten Tage deutliche Besserung, 
und am zweiten Tage ist das Fohlen fieberfrei. Die Gelenkanschwel¬ 
lung nach einer Woche verschwunden. Diesen Fall hat Veterinär 
S t e n, Malmö, behandelt. 

Ungünstig verlaufene Fälle. 

1. Fohlen, zehn Tage alt, wird am 19. April lahm, hinten links 
(Gonitis). Es erhielt am vierten Krankentage 400 ccm Serum von der 
Mutter. Dazu werden am Kniegelenk Jodbepinselungen gemacht. 
Hiernach tritt deutliche Besserung ein, aber am 10. Mai entsteht 
eine Anschwellung am linken Schultergelenk. Das Fohlen erhielt 
am 14. Mai noch 400 ccm Serum, aber ohne Erfolg. Das Fohlen 
wird am 25. Mai getötet. 

2. Ein acht Tage altes Fohlen erkrankt am 23. April an Lähme 
mit Lokalisation am linken Sprunggelenk. Die Lahmheit besserte 
sich ein wenig, und der Veterinär wird erst nach etwa vierzehn 
Tagen gerufen, da eine Verschlechterung eingetreten sei mit An¬ 
schwellungen mehrerer Gelenke und erheblichem Allgemeinleiden. 
Dem Fohlen wurden 400 ccm Serum gegeben, aber ohne jeden Erfolg. 

3. Ein drei Tage altes Fohlen wird krank; es wurde Verstopfung 
diagnostiziert. Das Fohlen wird scheinbar gesund, bekommt aber 
nach vier Tagen doppelseitige Gonitis. Nach weiteren zwei Tagen 
werden 400 ccm Serum gegeben. Das Fohlen stirbt sechs Tage 
danach. 

Diese drei Fälle sind mir vom Kollegen V e d e 1, Eslöf, 
mitgeteilt. Der dritte Fall spricht am wenigsten zugunsten 
dieser Behandlungsmethode, es ist aber gar nicht ausge¬ 
schlossen, daß schon die erste Krankheit Lähme war und also 
die Behandlung sehr spät ausgeführt wurde. In den beiden 
übrigen Fällen ist die Behandlung erst nach vier (möglicher¬ 
weise erst nach fünf), resp. vierzehn Tagen eingeleitet, so daß 
davon nichts zu erwarten war. Kollege V e d e 1 hat ver¬ 
sprochen, die Methode im Jahre 1910 weiter zu prüfen, und 
zwar die Züchter aufzufordern, die Krankheitsfälle sofort zu 
melden. 


4. Vierzehn Tagen altes Fohlen, seit einer Woche lähmekrank; 
Temp. 41 °, mehrere geschwollene Gelenke, erhebliches Allgemein¬ 
leiden. Es wurden 300 ccm Serum der Mutterstute gegeben, aber, 
wie zu erwarten, ohne Erfolg. Bei der Sektion zeigte es sich, daß 
die Gelenke schon vereitert waren. Der Fall ist vom Kollegen 
Andersson, Mariefred, mitgeteilt. 

Die technischen Verhältnisse bei dieser Behandlungs¬ 
weise sind sehr einfach. Der Aderlaß wird am besten, wie 
gewöhnlich bei der Serumgewinnung, mit Kanüle gemacht. 
Das Blut wird durch einen Schlauch in ein vorher gut sterili¬ 
siertes Gefäß geleitet. Eine sehr brauchbare Kanüle ist die 
beistehend abgebildete. Diese ist von mir vor mehreren Jahren 
konstruiert worden. Eigentlich ist sie nur eine Modifikation 
der Kanüle für intravenöse Injektionen, welche Professor 
Dr. Vennerholm konstruiert hat (siehe Vennerholm: 
Spezielle Operationslehre des Pferdes, Seite 258, Verlag Ferdi¬ 
nand Enke; 1907). Diese Kanüle hat den Vorteil, daß eine 
Beschädigung der inneren Blutgefäßwand während des Ader¬ 
lasses ausgeschlossen ist. 



Dop/jeUcanüle für den Aderlaß. 

A: die zusammengesetzte Kanüle; Bl: der innere Teil, 2: der äußere Teil; 
x: Stützplatte für den Zeigefinger; C: Ansatzstück. Diese Kanüle_ kann auch 
für intravenöse Injektionen gebraucht werden. 

Die Kanüle besteht aus einem äußeren Teil mit stumpfem 
Ende (Fig. B. 2) und einem inneren Teil, dessen Ende spitz 
abgeschliffen ist (Fig. B I). Das Aussehen der zusammenge¬ 
setzten Kanüle gibt Fig. A wieder. 

Nachdem mit dem Messer eine kleine Wurtde durch die 
Haut und Subkutis gemacht ist, wird die zusammengesetzte 
Kanüle durch die Venenwand gestochen. Hierbei drückt man 
mit dem Zeigefinger gegen die Platte, welche sich am oberen 
Ende des inneren Kanülenteiles, befindet (Fig. A und B x), 
damit dieser nicht zurückweicht. Wenn das Blut durch die 
feine Öffnung der inneren Kanüle strömt, wird diese zurück¬ 
gezogen, und jetzt strömt das Blut in dickem Strahl durch 
die äußere Kanüle. Die Kanüle ist so abgeschliffen, daß es 
ausgeschlossen ist, daß das Blut herauskommt, ehe auch di* 
äußere Kanüle die Venenwand durchdrungen hat. Sonst wäre 
es möglich, daß nur der innere Teil die Wand durchdrungen 








23. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


hatte und Blut herausströmte, daß aber, wenn der innere 
Teil zurückgezogen wurde, der Blutstrom sofort aufhören 
würde. Das Blut wird mittels des Ansatzstückes durch einen 
Schlauch geleitet oder kann in freiem Strahl in das Glasgefäß 
strömen. Die hier beschriebene Kanüle kann von der Firma 
J a c o b y, Stockholm, bezogen werden. Hat man keine Kanüle 
zur Verfügung, ist es am besten, den Aderlaß^mit^ einem L ge¬ 
wöhnlichen Messer zu machen. Es wird ein kleiner Schnitt 
durch die Haut und Subkutis gemacht bis an die Venenwand, 
und danach wird diese so weit angestochen, daß das Blut gut 
strömt. Hat man kein steriles Glasgefäß zur Hand, kann das 
Blut z. B. in einem Kompottgefäß aufgesammelt werden. Das 
Gefäß wird natürlich erst ganz genau gereinigt und sterilisiert 
mit heißer Sodalauge o. a. Im allgemeinen ist es genügend, 
zwei Liter Blut zu entnehmen, aber es kann nützlich sein, 
auch mehr zu nehmen, damit man die Möglichkeit hat, mehr 
wie einmal eine Injektion zu machen, z. B. jeden zweiten oder 
dritten Tag, eine Woche hindurch, falls das Fohlen nach der 
ersten Injektion nicht ganz gesund wird oder die Krankheit 
eine Neigung zu Rezidiven hat. Um möglichst viel Serum zu ge¬ 
winnen, ist es vorteilhaft, daß Gefäß mit dem Blute einige 
Stunden nach dem Aderlaß zwischen den Händen schnell zu 
drehen. Das Blutgerinnsel wird dann von den Wänden los¬ 
gelöst und dadurch mehr Serum ausgepreßt. 

Das Serum kann dem Fohlen entweder subkutan oder 
intravenös gegeben werden. Im allgemeinen müssen wenigstens 
150 ccm gegeben werden; das beste dürfte sein, etwa 200 bis 
300 ccm einzuspritzen. Vielleicht wäre es gut, 150 ccm 
intravenös und zur selben Zeit 200 ccm subkutan zu 
geben. Hat man Serum genug, wird die Einspritzung nach 
einigen Tagen wiederholt. Wie schon gesagt, muß diese Be¬ 
handlung möglichst schnell nach der Erkrankung ausgeführt 
werden. Nach vier, fünf Tagen ist es wahrscheinlich schon 
zu spät. Uber die Methode kann natürlich erst die Erfahrung 
endgültig entscheiden. Bei solchen Fohlen, die schon bei der 
Geburt krank sind, glaube ich kaum, daß eine Besserung zu 
erwarten ist. Hat man Grund, zu glauben, daß das Fohlen einer 
Stute an Lähme erkranken wird, kann man schon vor der 
Geburt einen Aderlaß machen und das Serum unmittelbar nach 
dem ersten Krankheitszeichen geben, oder sogar unmittelbar, 
nachdem das Fohlen geboren ist, eine prophylaktische Ein¬ 
spritzung ausführen. 

Um eine eventuelle Krankheit so schnell wie möglich zu 
ermitteln, dürfte es nach S o h n 1 e richtig sein, tägliche Tem¬ 
peraturmessungen zu machen und eine Temperaturerhöhung 
über 38,5 0 C als Krankheitszeichen zu betrachten. Vielleicht 
könnte es auch nützlich sein, diese Behandlungsmethode mit 
einer Injektion von Antistreptokokkenserum zu kombinieren, 
wenigstens dann, wenn überhaupt eine Behandlung in älteren 
Fällen versucht wird. 

Es wäre von größtem Interesse, wenn die Herren Kollegen, 
welche diese Methode prüfen, später die Resultate mitteilen 
wollten und dabei das Alter der Fohlen, die Dauer der Krank¬ 
heit vor der Seruminjektion und die eingespritzte Serummenge 
angeben würden, endlich ob das Serum intravenös oder sub¬ 
kutan gegeben wurde. 


135 

Tuberkulose (?) beim Pferd mit positiver Reaktion 
auf die Mailein-Augenprobe. 

Von Sohmitt in Cleve. 

Fuchs, Stute, ß'fo Jahre alt. Wert 3000 Mark. Nach einer 
unter Druse-Erscheinungen fast abgelaufenen längeren Husten¬ 
periode magert das Pferd mehr und mehr ab. Infolge des 
schlechten Appetits ist der Nährzustand zuletzt sehr elend, 
beide Hinterfüße sind ödematös verdickt, das Haarkleid wird 
dünn, aufgebürstet, trocken, mausgrau, die Haut schilfert sich, 
zumal im Kehlgang besonders reichlich, in Schuppen und 
feinsten Schüppchen auffallend stark ab. Aus dem linken 
Nasenloche fließt anhaltend schmutzig-gelber Schleim. 
Die Nasenschleimhaut ist ohne wesentliche Veränderungen. 
Auf der Schleimhaut des Maules, zumal der Ober- und Unter¬ 
lippen, sitzen mehrere bis pfenniggroße, länglich ovale, hoch¬ 
umwallte, tiefe Geschwüre, deren Grund ein schlaffes, leicht 
blutendes Granulationsgewebe bildet, über das ein zitronen¬ 
gelbes, speckiges, äußerst feinmaschiges Netzwerk ausgebreitet 
liegt. Die wallartig aufgeworfenen Ränder sind teils speckig, 
teils perlmutterartig durchscheinend, entbehren aber einer 
entzündlichen Zone. Das in Farbe im allgemeinen glatte, gelb- 
rote Zahnfleisch erscheint im Bereiche der nächsten Umgebung 
der Schneidezähne dunkel und moosartig gewuchert und 
blutet bei^Berührung leicht. Dort, wo die Hakenzähne beim 
Wallach sitzen, ist an Stelle der Schleimhaut je eine klein¬ 
kinderhandgroße, dunkelrotbraune, feine, moosartige Gefäß- 
Flächenwucherung getreten, die bei leisester Berührung blutet. 
Es besteht Durchfall, der nicht zu stillen ist, und Tenesmus 
erzeugt hat. Aus äußeren und sonstigen Gründen wird das 
Pferd als rotzverdächtig angesehen und malleinisiert. Auf die 
am Nachmittage 12/4 Uhr vorgenommene Augenprobe hat das 
kranke Pferd am malleinisierten Auge abends von 7—8 Uhr 
des gleichen Tages am inneren Augenwinkel einen halbfinger¬ 
langen, fingerdicken, gelbeitrigen Pfropf hängen. Die Augen¬ 
schleimhaut erscheint gerötet. Die beiden anderen gleichfalls 
auf je einem Auge malleinisierten Pferde des Besitzers zeigten 
keine Spur einer Reaktion. 

Die von den 3 Pferden nach Münster zweimal in Zwischen¬ 
zeit von 14 Tagen eingeschickten Blutproben wiesen einen 
Agglutinationswert von je 500, 400 und 300 auf. Der Rotz¬ 
verdacht wurde fallengelassen. — Nach weiteren 14 Tagen, 
innerhalb derer der Appetit sich gehoben und der Durchfall 
nachgelassen hatte, ging das Pferd nahezu plötzlich ein. 

Die bemerkenswertesten Veränderungen am Kadaver 
waren folgende: Die Geschwüre der Schleimhaut sind trotz 
mehr als fünfwöchentlicher Dauer nur wenig kleiner 
geworden und haben ihren oben beschriebenen Charakter 
bewahrt. 

Die Schleimhaut der gesamten Rachenhöhle bis tief in die 
Choanen hinein und die ganze Decke des Rachengewölbes 
bedeckend, ist wie mit einem feinkörnigen, dunkelbraun- 
roten, zirka 2 mm dicken Moos-Plüschpolster überzogen. Die 
Schleimhaut des Kehlkopfes ist von Veränderungen frei, da¬ 
gegen erscheint die Schleimhaut der Luftröhre unter Bei¬ 
behaltung ihrer Strukturverhältnisse um das Dreifache dicker. 
Das Parenchym der Lunge selbst ist ohne erkennbare Ver¬ 
änderungen, auf dem Lungenfell dagegen sitzen viele faden- 
und zottenförmige, einheitlich dunkelrotbraune Gebilde, die 
ventrale Fläche des Zwerchfells ist besät mit schmutzig-rot- 


136 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 1 2. 


braunen feineren und gröberen Wucherungen. Das Netz bildet 
eine wohl noch netzartige tiefrotbraune, aber nicht mehr 
durchscheinende Hülle um den Magen, ist in seinem Ge¬ 
webe verdickt und dicht besetzt mit gleich beschaffenen 
derben, schmutzig-rotbraunen Knoten, Knötchen und Flächen¬ 
wucherungen der verschiedensten Formen und Ausdehnung, 
alle von homogener^Beschaffenheit. In einer Ausdehnung von 
je ungefähr 10 qcm ist die Innenfläche des Netzes an mehreren 
Stellen durch derbsehnige Gewebszüge mit der Außenwand 
des Magens verwachsen. Seine Schleimhaut ist unverändert. 
Die Leber ist um das Fünffache induktiv vergrößert, derb, die 
Oberfläche dicht besetzt mit rotbraunen Zotten und einem moos- 
artigen Überzug. Von der rotgelben Schnittfläche der Leber 
heben sich zahlreiche dunkelschwarzrote, augenscheinlich er¬ 
weichte Stellen von Linsen-Bohnengröße ab (Kapillar-Ekta- 
sien). Auch die Außenflächen der Milz sind wie die der Leber 
verändert, die Innenstruktur ist augenscheinlich unverändert. 

— Die Oberfläche des gesamten Dannkanals ist im allgemeinen 
glatt, g.dbgrau glänzend, aber übersät, zumal in der Gegend 
des Verlaufes der Bandstreifen am Grimm- und Blinddarm mit 

— ein merkwürdiger Gegensatz — tief dunkelrostbraunen 
Zotten, die aus der Darmserosa aufgeschossen sind. Gleiche 
Zuwachs-Veränderungen sitzen allenthalben auf dem Gekröse, 
das dadurch statt des bekannten helldurchscheinenden Ge¬ 
webes ein im ganzen dunkelschmutzig-rotbraunes verdicktes 
Flächengespinnst darstellt. Die Gekrösdrüsen erscheinen aus¬ 
nahmslos etwas vergrößert, aber in ihrem Gefüge unverändert. 
Das Bauchfell ist sich gleich geblieben. 

Auf der Schleimhaut des Dünn- und Dickdarms zerstreut 
sitzen einige bis Bohnengröße in Farbe der Schleimhaut an¬ 
gepaßte wulstige höckrige Narben. Die Subkutis der ge¬ 
samten Haut des Kadavers ist mit einer bernsteingelben 
Flüssigkeit reichlich erfüllt. 


Referate. 

Die infektiöse Anämie des Pferdes. 

(Bericht der japanischen Kommission zur Erforschung der Seuche.) 

(The Horae Administration Bureau. Tokyo. 1914.) 

Die Kommission zur Erforschung der infektiösen Anämie 
des Pferdes wurde von der Regierung im Juli 1909 organisiert 
und arbeitete im Aufträge des „Bureau of Horse Administra¬ 
tion“. Den Grund für die Studien bildeten Ausbrüche einer be¬ 
sonderen Pferdeseuche in wichtigen Zuchtgebieten in Hok¬ 
kaido und im nordöstlichen Teile von Hondo. Mehrere Hundert 
Pferde waren bereits eingegangen, wobei die Krankheit auf 
das Remonte-Depot der Armee übergegriffen hatte. Die Seuche 
war infektiöse Anämie, die vornehmlich in den Weidedistrikten 
auftrat und bei den Pferdezüchtern große Beunruhigung er¬ 
weckte. 

Für die Forschungen, die bis 1914 dauerten, standen große 
Geldmittel zur Verfügung. An Versuchstieren wurden ver¬ 
braucht: 980 Pferde, 1 Esel, 7 Kälber, 5 Ziegen, 6 Schafe, 
7 Schweine und viele kleine Tiere. Die Kosten betrugen über 
80 000 Yen. 

Die Untersuchungen erstreckten Bich auf: 

1. sorgfältige Erhebungen über die Bedingungen in bezug 
auf Ausbruch und Verbreitung der Seuche, über die klinischen 
Symptome, Behandlung und Vorbeuge; 


2. auf Protozoen-Studien, pathologische und chemische 
Untersuchungen und 

3. auf Vergleiche mit ähnlichen Pferdekrankheiten in an¬ 
deren Staaten. 

Der vorliegende Bericht bringt die abschließenden Re¬ 
sultate unter Beigabe aller Einzelheiten der Versuche. In 
den Darlegungen vermißt man die ausländische Literatur. 

In alter Zeit hat die infektiöse Anämie in Japan nicht 
existiert, und es läßt sich jetzt nicht mehr mit Sicherheit fest¬ 
stellen, wann und wo die Seuche zuerst ausbrach. Sie scheint 
schon mehrere Jahre geherrscht zu haben, ehe man auf sie ge¬ 
nügend aufmerksam wurde, wahrscheinlich schon seit 1895. 

Die große Verbreitung der infektiösen Anämie in den 
Weidedistrikten ist darauf zurückzuführen, daß das Virus von 
einem Tier auf das andere durch Insekten übertragen wird. 
Sehr selten werden Pferde im Stalle durch den Verdauungs¬ 
kanal angesteckt. Gewöhnlich verläuft die Krankheit langsam, 
subakut oder chronisch, und das Wesentliche derselben besteht 
in einer starken Abnahme der roten Blutkörperchen. Ferner 
werden mehr oder minder bemerkenswerte Veränderungen ange¬ 
troffen am Herzen, in der Leber, der Milz, den Nieren, den 
Lymphdrüsen, dem Knochenmark usw. Die Mortalität schwankt 
zwischen 30 und 70 Proz., je nach den Bedingungen für die 
Krankheit, dem Klima, der Pflege der Patienten usw. 

Im Blute findet man bei den infizierten Tieren nur 3 bis 
4 Mill. roter Blutkörperchen in 1 cbmm, in vorgeschrittenen 
Fällen sogar weniger als 1 Mill., d. h. die Zahl sinkt auf ein 
Siebentel der normalen (6—7 Mill.). Im Glaszylinder beim Ab¬ 
setzen mißt die Schicht roter Blutkörperchen weniger als ein 
Zehntel des ganzen Volumens, während sie bei gesundem Blute 
mehr als vier Zehntel beträgt 

Das Virus konnte nach den üblichen Methoden weder 
mikroskopisch noch kulturell nachgewiesen werden. Es passiert 
Berkefeld- und Chamberlandfilter und ist ultramikroskopisch 
klein. Durch Impfversuche an Pferden wurde ermittelt, daß es 
sich im Blute und allen Eingeweiden vorfindet. Geprüft wur¬ 
den: Blut, Milz, Leber, Niere, Rückenmark, Lymphdrüsen, 
Speicheldrüsen, Muskeln, Lunge und Knochenmark. Das Virus 
geht zudem in den Urin und die Milch über, dagegen war es 
nicht im Kote und Schweiß der kranken Pferde zugegen. 

Verimpfung von kleinen Mengen (5,0 ccm) Blut eines 
kranken Pferdes während des Fieberstadiums auf gesunde ruft 
die Krankheit hervor, ebenso von 0,5 ccm Serum bei Ver¬ 
dünnung mit Kochsalzlösung. Die ersten Erscheinungen traten 
bei subkutaner Einverleibung von 20 ccm Blut zwischen 9 und 
29 Tagen ein, bei einer Gabe von 100 ccm bei einem Pferde 
schon nach 3 Tagen. Versetzt man Blut kranker Tiere mit 
2,5—5,0 proz. taurocholsaurem Natrium, so glückt die Über¬ 
impfung nicht. Das kann für eine Protozoen-Natur des Virus 
sprechen. 

Erwärmen auf 60 Grad tötete das Virus in einer Stunde, 
ebenso die Bestrahlung durch die Sonne in zwei Stunden, da¬ 
gegen nicht die Aufbewahrung im Freien von Dezember bis 
April, trotzdem die Kälte mehrfach minus 8—9° C betrug und 
einige Male Schneefall eingetreten war. 

In dem Blute rekonvaleszenter Pferde hält sich das Virus 
sehr lange und war dort nicht nur zwischen den Fieberperioden 
nachweisbar, sondern noch mehrere Jahre nach Verschwinden 
der klinischen Erkrankung, bei einem Versuch 4 Jahre lang. 




23. März 191G. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


137 


Das Virus geht durch die Plazenta in den Fötus über und 
scheint post partum auch durch die Milch übertragen zu 
werden. Doch erkranken Füllen im allgemeinen selten. 

Der Esel erkrankt gewöhnlich akut; außer den Equiden 
ist das Schwein am empfänglichsten. Junge Ziegen und Schafe 
bekommen nach Infektionen nur geringes Fieber. Kälber, 
Hatten, Meerschweinchen, Kaninchen und Hunde sind ganz 
unempfänglich für die Krankheit. 

Während die Seuche im Stalle selten auftritt, verbreitet sie 
sich auf der Weide gewöhnlich mit erstaunlicher Geschwindig¬ 
keit, die Mehrzahl oder alle Tiere der Herde tötend. Es müssen 
somit ihrer Ausbreitung günstige Bedingungen auf der Weide 
vorliegen. Für die Seuchenübertragung kommen in Betracht: 

1. die Infektiosität der Ausscheidungen der kranken Tiere, 

2. die Infektion durch den Verdauungskanal, 3. die Infektion 
im Stalle und 4. die Infektion im Freien. Durch Urin infizierter 
Tiere war die Seuche bei subkutaner Verimpfung übertragbar, 
durch mit Kochsalzlösung hergestellte, fdtrierte Kotauf¬ 
schwemmung nicht. Auch beim Verabreichen von- Urin per os 
erfolgte Ansteckung. Diese Infektionsgelegenheit ist aber zu 
unnatürlich, als daß sie praktisch sonderlich bedeutsam wäre. 
Die direkte Übertragung von kranken aut gesunde Tiere ist 
ebenfalls wenig zu befürchten, wo sie geschieht, dürften 
Insekten Zutritt zu den Ställen gehabt haben, da diese auf den 
Weiden die Seuche verbreiten und ihre Häufigkeit beim 
Weidegang erklärlich machen. Dabei kommen nur die Insekten 
in Betracht, die befähigt sind, zu fliegen. 

Von Insekten, die die Tiere angreifen, kommen in Frage 
Zecken (Ixodidae), Gastrophilus equi, Mücken (Culecidae), 
Simulium, Stomoxis calcitrans und Tabaniden. Die Zecken 
können nicht fliegen, Gastrophilus gehört nicht zu den blut¬ 
saugenden Insekten, wenn vielleicht auch die Defekte, die die 
Larven im Magen erzeugen, Eintrittspforten sein können, und 
die Mücken ferner leben nur im Stall, nicht auf der Weide. 
Simulium ist zwar auf der Weide häufig und ein starker Blut¬ 
sauger, die Pferde sehr belästigend, Übertragungen konnten 
aber nicht bewiesen werden. Das gleiche gilt für Stomoxis 
calcitrans. Zu beschuldigen sind dagegen die Tabaniden, die 
auf Weiden häufig sind und die Pferde heftig angreifen, anderer¬ 
seits selten in den Stall gelangen. Die Verbreitung der Seuche 
fällt zudem zeitlich mit dem Auftreten der Tabaniden zu¬ 
sammen. 

In den akuten und chronischen Fällen der infektiösen 
Anämie sind die anatomischen Veränderungen nur dem Grade, 
nicht dem Wesen nach verschieden. Sie bestehen in allgemeiner 
Anämie, Hydrämie, Blutungen in Schleimhäuten und Serosa, 
Herzbeutelwassersucht, Veränderungen der großen Paren¬ 
chyme usw. Die Seuche hat den Charakter einer Septikämie. 

Die Kadaver sind gewöhnlich abgemagert und anämisch, ab¬ 
gesehen von den akuten Fällen. Die sichtbaren Schleimhäute 
sind blaß, weißlich, oftmals ödematös und mit Blutaugen besetzt. 
Totenstarre meist unvollständig. Im subkutanen und inter- 
inuskulären Bindegewebe Blutungen, gallertige oder blutige In¬ 
filtrationen. In den Blutgefäßen wenig oder kein Blut. Muskeln 
mißfarbig, in chronischen Fällen atrophisch. Bauchhöhlenflüssig¬ 
keit vermehrt. Am Bauchfell und Gekröse oft Blutungen. Magen 
und Darm immer mit Inhalt gefüllt; bisweilen zeigt die Schleim¬ 
haut katarrhalische Veränderungen. Die Milz ist bei akutem Ver¬ 
laufe oder nach mehreren Fieberanfällen gewöhnlich vergrößert, 
manchmal um das Mehrfache, die Kapsel ist gespannt, mit 
Blutungen besetzt, die Pulpa wird schwarzrot, erweicht und 


ähnelt der Milzbrandmilz. Bei chronischen Fällen ist die Pulpa 
vermehrt und derb. Die Leber ist vergrößert, ‘hvperämisch, 
ikterisch, fettig degeneriert u. dgl., die Nieren sind in akuten 
Fällen geschwollen und enthalten Blutpunkte. Im Pleurasack 
findet sich etwas Flüssigkeit, die Pleura trägt Petechien. Die 
Lungen sind ohne Abweichung, bisweilen blutreich oder mit 
Blutungen durchsetzt, ödematös, und selten liegt eine 
Bronchopneumonie vor. Der Herzbeutel enthält viel gelbliche, 
klare Flüssigkeit (200—1500 ccm, gewöhnlich 400—500 ccm), im 
Herzfett sind, abgesehen von den chronischen Fällen, Blutpunkte. 
Das Herz ist erweitert, enthält wenig Blut, der Muskel ist schlaff, 
Endokard und Epikard zeigen Blutungen. Am gröbsten ist das 
Blut betroffen. Es nimmt an Menge stark ab und kann bis auf 
10 Liter heruntersinken. Die Lymphdrüscn sind mehr oder 
weniger geschwollen, walnuß- bis hühnereigroß, besonders die 
Mesenterial- und Milzdrüsen. Das Gewebe ist rötlich-braun oder 
gelblich verfärbt. Nächst dem Blute ist das Knochenmark am auf¬ 
fälligsten verändert; es ist dunkelrot, mit Petechien durchsetzt, in 
chronischen Fällen weniger. Das Zentralnervensystem weist nichts 
besonderes auf. abgesehen von Flüssigkeitsvermehrung in den 
Räumen der Arachnoidea und des Seitenventrikel, wozu bisweilen 



*l\ 


Pferd mit vorgeschrittener infektiöser Anämie (10 Tage vor dem Tode). 

Man beachte die allgemeine Abmagerung, das Senken des Kopfes und Herab¬ 
hängen der Obren, die Benommenheit des Sensoriums und die Ödeme am Bauche, 
Schlauche und an den Beinen. 

Blutungen in Pia Mater und graue Substanz des Rückenmarks 
treten können. Hinsichtlich der Bauchspeicheldrüse, der Speichel¬ 
drüsen, Nebenieren, Schilddrüse und Wandungen der Blutgefäße 
ist nichts zu bemerken. Die histologischen Befunde passen sich 
den anatomischen an: Anämie, Extravasate, Hypertrophie, paren¬ 
chymatöse Degeneration, Hämoglobinkristalle usw. 

Klinisch sind die Haupterscheinungen der Seuche unregel¬ 
mäßig sich wiederholendes Fieber und fortschreitende Anämie. 
Zuerst stellen sich die Fieberanfälle plötzlich ein und hören auch 
in kurzer Zeit wieder auf. Das wiederholt sich einige Male, und 
es treten dann Anämie und Abmagerung dazu. Beim Fortschreiten 
der Krankheit gesellen sich dazu andere Symptome, wie Blässe 
der Schleimhäute, ödematöse Schwellungen an verschiedenen 
Körperteilen usw. 

Bei Beginn der Krankheit ist der Appetit noch normal, aber 
die Patienten machen einen matten und müden Eindruck. Die 
Bewegungen sind gestört, die Kranken reagieren kaum auf 
Schläge und ermüden bei leichten Arbeiten. Beim Fortschreiten 
der Krankheit stehen die Pferde schläfrig im Stalle mit gesenktem 
Kopfe, die Aufmerksamkeit ist soweit herabgesetzt, daß die 
Patienten nicht die Fliegen abwehren, selbst wenn sie von ganzen 
Schwärmen belästigt werden. Mit jedem Fieberanfall wachsen die 
Abmagerung und Schwäche an, und zuletzt bieten die Tiere das 
typische Bild der perniziösen Anämie. Sie legen sich nieder und 
können kurz vor dem Tode nicht mehr aufstehen, 








138 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 12. 


Beim Ausbruch der Krankheit steigt die Körperwärme plötz¬ 
lich auf 30—40° C, um nach 1—2 Tagen ebenso schnell wieder 
abzufallen. Die Häufigkeit der Fieberanfälle ist verschieden. Von 
274 Pferden hatten 116 Anfälle 2—9mal im Monat, bei 93 lag ein 
Monat dazwischen, bei 30 waren es zwei Monate, bei einigen noch 
mehr. Bei den chronischen Fällen beträgt die Temperatur 38 bis 
39° C. 

Die Lidbindehäute sind anfangs schmutzig-gelblich-rot oder 
gelblich-braun, etwas geschwollen, feucht, ramiform injiziert. Nach 
einiger Zeit wird die Schleimhaut gelbgrau oder blaß oder in 
den extremen Fällen selbst weißlich. Während der Fieberanfälle 
erscheinen auf der Konjunktiva, der Nasenschleimhaut, in der 
Maulhöhle, an der Mastdarmschleimhaut usw. Petechien. 

Am Bauche, dem Schlauche, an den Beinen, unten am Kopfe, 
an der Brust usw. entstehen Schwellungen von verschiedener Aus¬ 
dehnung. Diese können am Kopfe, in der Kehlkopf- und Luft¬ 
röhrengegend so stark werden, daß die Atmung und das Ab¬ 
schlucken erschwert sind. 

Die oberflächlichen Lymphdriisen sind in akuten Fällen mehr 
oder minder geschwollen und werden prominent, aber sie sind nie¬ 
mals hart und vereitern nicht. 

Die Pulszahl beträgt während des Fieberanfalls 50—90 in der 
Minute, gegen Ende der Krankheit 120 oder mehr. Der Puls kann 
unregelmäßig, ungleich und aussetzend sein. Bemerkenswert ist 
die erhebliche Zunahme bei kurze Zeit dauernder Bewegung. Der 
Herzschlag wird heftig und kann oft an der Seite der Brust direkt 
gesehen werden. Bei der Auskultation sind die Herztöne gewöhn¬ 
lich laut, der erste Ton ist immer verlängert, gedämpft oder ge¬ 
teilt, so daß man in einzelnen Fällen zwei Töne hören kann. 
Ähnliche Störungen zeigt bisweilen der zweite Herzton. Pulsa¬ 
tion der Jugularis ist ein charakteristisches Symptom der Krank¬ 
heit In schweren Fällen erstreckt sie sich bis über die Mitte des 
Halses. 

Die Veränderungen der Nasenschleimhaut sind schon erwähnt 
Es ist ein geringer schleimiger Nasenausfluß vorhanden. Bei 
Lungenödem tritt Schaum aus den Nüstern. Auskultation und 
Perkussion ergeben in den Lungen nichts Abnormes. Die Zahl 
der Atemzüge ist normal, bei hohem Fieber auf 50—60 gestiegen. 

Während der Fieberanfälle ist die Freßlust mehr oder minder 
herabgesetzt wie bei anderen fieberhaften Krankheiten. Aber 
nicht selten fressen sonst die kranken Pferde selbst dann noch, 
wenn sie nicht mehr zu stehen vermögen. Peristaltik normal, bis¬ 
weilen etwas beschleunigt; Kot normal, gegen das tödliche Ende 
erweicht und mit Schleim belegt. 

Die Schwellung der Milz ist eine konstante Erscheinung 
während der Fieberanfälle und durch rektale Untersuchung fest¬ 
zustellen. In chronischen Fällen oder zwischen den Anfällen 
schwankt die Schwellung dem Grade nach, und bei vorgeschrit¬ 
tener Anämie ist die Milz wenig oder gar nicht vergrößert. 

Beim Harn oder Geschlechtsapparat fallen die Ödeme am 
Hodensack und Präputium auf, ferner die Petechien auf der 
Scheidenschleimhaut. Die Menge des Urins nimmt zu, der Harn 
ist dabei hellgelb oder bräunlich-gelb, dünn und trüb. Die Reaktion 
ist meist alkalisch, das spezifische Gewicht normal (1,028—1,045). 
Während der Fieberanfälle ist immer Eiweiß zugegen, bis zu 
10,5 Proz., zwischen den Fieberanfällen und bei chronischem Ver¬ 
laufe verschwindet das Eiweiß wieder. Die Trockensubstanz nimmt 
meist ab. 

Das Blut ist dünn und gerinnt schlecht; Plasma und Blut¬ 
körperchen trennen sich leicht. Die Abscheidung von Serum er¬ 
folgt nicht so gut wie bei normalem Blute, besonders in den chro¬ 
nischen und schweren Krankheitsfällen, bei denen das Blut bei 
mehrtägiger Aufbewahrung nicht gerinnt. Farbe des Serums hell¬ 
gelb statt wie normal orange. Anfangs ist der Hämoglobin'nhalt 
wenig verändert, z. B. beträgt er 60—70 Proz., gemessen mit 
Gowers Hämoglobinometer, anstatt 70—85 Proz. wie bei 
gesunden Tieren. Er sinkt aber beim Fortschreiten der Krank¬ 
heit bis auf 25—15 Proz. herab. Die roten Blutkörperchen sind 
bei Beginn der Seuche nicht verändert und ebenso zahlreich wie 
in gesundem Blute, später sinkt ihre Zahl, wie schon eingangs er¬ 


wähnt ist, rapide. Die Leukozyten nehmen zwar ebenfalls ab, ver¬ 
hältnismäßig aber weniger. 

Die Krankheit verläuft akut, subakut und chronisch, ohne 
daß es zwischen diesen Formen scharfe Grenzen gebe. Die 
Prognose ist immer sehr vorsichtig zu stellen. Bei allen 
Pferden mit typischen Symptomen ist mit dem Tod beim Fort¬ 
schreiten der Fieberanfälle zu rechnen. Auch Pferde, die an¬ 
scheinend genesen sind, können bei unhygienischen Be¬ 
dingungen, ungünstigem Klima oder harter Arbeit wieder 
erkranken. Bei günstigem Verlaufe erwirbt der Patient 
Immunität und die Fieberanfälle kehren nicht wieder. 

Die Diagnose kann während eines Fieberanfalles nach den 
geschilderten Symptomen leicht gestellt werden. In chronischen 
Fällen mit normaler Temperatur und zwischen den Fieber¬ 
anfällen ist sie außerordentlich schwierig oder ganz unmöglich. 
Man kann auf das Vorliegen der Seuche nur schließen aus der 
Abmagerung, Beschaffenheit der Schleimhäute und aus den 
eigentümlichen Veränderungen der Herztöne. Einzig ent¬ 
scheidend ist dann der Impfversuch mit Blut, ausgeführt bei 
einem gesunden Pferde. Die biologischen Methoden ergeben 
keine diagnostisch brauchbaren Resultate. 

Therapeutisch wurden viele Mittel probiert (Perubalsam, 
Chininpräparate, sälizylsaures Natrium, Collargol, Arsenik¬ 
präparate u. a. m.). Cardiaca, Tonica und Digestiva vermögen 
die Symptome herabzusetzen. Ernährung mit leicht ver¬ 
daulichem Futter wirkt auf den Verlauf günstig ein, während 
Arbeit, hohe Hitze, große Kälte, Wind, Schnee, Regen eine 
Verschlimmerung herbeiführen. 

Tiere, die die Krankheit überstanden haben, reagieren 
nicht auf Einspritzung großer Mengen virulenten Blutes. Ein 
gewisser Grad von Immunität stellt sich also ein. Das Serum 
solcher Pferde, gesunden Tieren einverleibt, schützt aber nicht 
gegen die künstliche Infektion. Außerdem kann das Immun¬ 
serum das Virus enthalten und ist auch deshalb zu therapeuti¬ 
schen Zwecken unbrauchbar. Auch die Versuche mit sterili¬ 
siertem Serum ergeben keine Schutzwirkung, ebenso erhielt 
man nicht befriedigend^ Resultate mit dem Serum von Ziegen, 
Schweinen und Kälbern, die mit Virus vorbehandelt worden 
waren. Karbolsäure in 2 proz. Lösung tötete das Virus erst in 
einer Stunde ab, Chloroform und Toluol sind wirkungslos. Zum 
Schluß enthält der Bericht Vorschläge zur gesetzlichen Be¬ 
kämpfung der Seuche. Gl. 

Tierhaltung und Tierzucht. 

— Zur Pferdezucht. Bei der Beratung des Etats der Gestüts¬ 
verwaltung im Preußischen Abgeordnetenhause am 9. März d. J. 
beleuchtete der Landwirtschaftsminister Dr. Freiherr von Schor¬ 
le m e r die Aufgaben der Pferdezucht in folgender Rede: 

..Meine Herren! Ich betrachte es als selbstverständlich, daß in 
Anbetracht der gewaltigen Schäden, welche die ostpreußische 
Pferdezucht in diesem Kriege erlitten hat, die landwirtschaftliche 
Verwaltung mehr als je die berechtigten Wünsche der ostpreußi¬ 
schen Pferdezüchter unterstützt. Zu diesen berechtigten Wünschen 
rechne ich auch den Anspruch auf eine entsprechende Erhöhung 
der Remontepreise. Zu meiner Freude hat auch der Vertreter der 
Provinz Ostpreußen dankend anerkannt, daß die Remontepreise im 
Frühjahr erhöht worden sind, und ich möchte noch besonders be¬ 
tonen, daß diese Erhöhung auf nahezu 1300 M. um so mehr ins 
Gewicht fällt, als die bisherigen Remontepreise nur etwa 1200 M. 
durchschnittlich betrugen und die Remonten sehr viel früher, 
größtenteils schon im November, Dezember und Januar, abge- 





23. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


139 


nommen worden sind, als es in Friedenszeiten der Fall war, wo sie 
erst in der Zeit vom April bis September abgenommen wurden. Ich 
glaube, die ostpreußischen Pferdezüchter können aus diesem Ent¬ 
gegenkommen des Kriegsministeriums entnehmen, daß auch dieses 
der Auffassung Rechnung trägt, daß die ostpreußische Pferdezucht 
in gegenwärtiger Zeit einer besonderen Hilfe bedarf. 

Das ist auch aus den weiteren Maßnahmen zu entnehmen, die 
das Rriegsmini8terium im Verein mit der landwirtschaftlichen Ver¬ 
waltung und auf deren Anregung getroffen hat. Im vorigen Jahre 
und in diesem Jahre sind den Pferdezüchtem eine große Anzahl 
Stuten aus den Remontedepots wieder tiberlassen worden, und 
ebenso sollen auch Stuten aus der Front zurückgebracht werden, 
alles zu dem Zwecke, das Stutenmaterial in Ostpreußen, soweit es 
möglich ist, schon jetzt zu ergänzen. 

Im übrigen muß ich allerdings bemerken, daß die Zubilligung 
höherer Remontepreise wesentlich davon abhängt, daß das Reich 
für den Ankauf von Remonten größere Mittel zur Verfügung stellt, 
und insofern muß sich die landwirtschaftliche Verwaltung darauf 
beschränken, die Wünsche der ostpreußischen Pferdezüchter zu 
unterstützen; einen entscheidenden Einfluß hat sie in diesem Falle 
nicht. 

Meine Herren, wenn ich dann zu den Ausführungen des Herrn 
Abg. B r o r s übergehe, so möchte ich in Übereinstimmung mit dem 
Herrn Oberlandstallmcister hier betonen, daß die preußische Gestüt¬ 
verwaltung der rheinischen Pferdezucht ganz dasselbe Wohlwollen 
und Interesse entgegenbringt, wie es der verstorbene Graf Lehn¬ 
dorff mit großem Erfolge getan hat. Ich erkenne die Fortschritte 
der rheinischen Pferdezucht voll und ganz an; ich bin ja selbst seit 
vielen Jahren Zeuge ihrer Tätigkeit gewesen und glaube versichern 
zu können, daß auch die Erfahrungen, die in diesem Kriege ge¬ 
macht worden sind, eine Änderung der Stellungnahme der landwirt¬ 
schaftlichen Verwaltung nicht herbeiführen können. 

Man spricht schon viel von den Erfahrungen, die mit den ver¬ 
schiedenen Zuchtrichtungen in diesem Kriege gemacht worden sind. 
Ich konnte schon in der Kommission betonen, daß ein abschließen¬ 
des Urteil über die im Kriege gemachten Erfahrungen gegenwärtig 
noch nicht gefällt werden kann. Eins aber glaube ich als sicher 
auch jetzt schon hervorheben zu dürfen: wenn man Pferde im Krieg 
benutzen will, so muß man sie im Frieden entsprechend darauf vor¬ 
bereiten. Die weiche Aufzucht, die wir nicht nur in den meisten 
Pferdezuchtgebieten, sondern, wie ich ohne besonderen Vorwurf sagen 
kann, auch innerhalb der Kavallerie- und der Artillerieregimenter 
getrieben haben, hat nicht gerade dazu gedient, das Pferd besonders 
kriegswichtig zu machen. Wir werden uns in Zukunft daran ge¬ 
wöhnen müssen, etwas weniger auf glattes Haar und gutes Aus¬ 
sehen und um so mehr auf Ausdauer und Leistungsfähigkeit zu 
achten. (Sehr richtig! rechts.) 

Meine Herren, wenn der Herr Oberlandstallmeister den rheini¬ 
schen Pferdezüchtern in dieser Beziehung Ratschläge gegeben hat, 
so dürfen Sie nicht vergessen, daß eine Kritik noch keine Ver¬ 
urteilung ist, und daß es auch im Interesse der Züchter liegt, wenn 
sie gelegentlich von sachverständiger Seite auf wirkliche oder ver¬ 
meintliche Fehler aufmerksam gemacht werden, die sie abstellen 
oder bessern sollen. Ich bin überzeugt, daß die rheinischen 
Pferdezüchter der Pferdezucht ein seltenes Verständnis entgegen¬ 
bringen. Aber ich muß auch sagen, daß sie nicht gern fremde 
Götter neben sich dulden (Heiterkeit); sie Sind überzeugt, daß sie 
die Pferdezucht am besten verstehen. Deshalb spreche ich dem 
Vertreter der rheinischen Pferdezucht die besondere Bitte aus, die 
geübte Kritik so aufzunehmen, wie sie gemeint ist; sie soll bessern, 
und eine Besserung kann jede Pferdezucht, auch die auf der Höhe 
stehende Pferdezucht, immer noch vertragen. 

Meine Herren, ich komme nun mit einem Worte auf die Zucht¬ 
richtungen nach dem Kriege, weil ich der Meinung bin, daß, ebenso 
wie in der Rheinprovinz, so auch in anderen Gebieten eine gewisse 
Sorge Platz gegriffen hat, daß veränderte Bestrebungen im Gange 
seien, und daß man vielleicht rascher, als es notwendig wäre, und 
kräftiger, als es der Zucht zugemutet werden kann, auf eine Ände¬ 
rung der Zuchtrichtungen hinwirken würde. Ich bin der Meinung, 
daß die Pferdezüchter mit voller Sicherheit darauf rechnen können, 
daß dies nicht der Fall sein wird. Soweit es sich um eine bereits 


entwickelte und bodenständige Pferdezucht handelt, wäre es 
meines Erachtens ein großer Fehler, eine Umwälzung in der Pferde¬ 
zucht herbeizuführen; man wird sich immer darauf beschränken 
müssen, das als fehlerhaft Erkannte zu bessern. Man wird, wie 
ich den Hannoveranern auch hier wiederholen möchte, vielleicht in 
der Provinz Hannover gerade nach den im Kriege gemachten Er¬ 
fahrungen daran festhalten müssen, daß dort mehr Vollbluthengste 
Verwendung finden, als es bisher der Fall war. Die Hannoveraner 
haben sich wohl selbst in den letzten Jahren davon überzeugt, daß 
die Winke des Oberlandstallmeisters durchaus am Platze waren. 
Die Benutzung, die die Vollbluthengste in der Provinz Hannover 
gefunden haben, weist darauf hin, daß die Züchter die vermehrte 
Zuführung edlen Blutes als durchaus wünschenswert betrachten. 
Das hat auch der Krieg bestätigt. Es kommt nicht allein auf Masse 
und nicht allein auf Größe an (Sehr richtig! rechts), sondern bei 
den schwierigen und gewaltigen Leistungen, die den Pferden zu¬ 
gemutet werden, auch auf das Blut. Wir werden überall, wo es 
angezeigt ist, also abgesehen von der reinen Kaltblutzucht, daran 
festhalten müssen, daß Pferde, die im Kriege besondere Arbeit 
leisten sollen, den nötigen Tropfen edlen Blutes unter keinen Um¬ 
ständen entbehren können. (Sehr richtig!) 

Nun ist auch über den Mangel an geeigneten Deckhengsten in 
den Staatsgestüten geklagt worden. Ich gebe ohne weiteres zu. 
daß bei demTgewaltigen Fortschritt, den die Pferdezucht bis vor 
dem Kriege gemacht hatte, es der Gestütverwaltung unmöglich 
war, mit der Vermehrung der Hengste gleichen Schritt zu halten. 
Wenn die Pferdezucht, wie ich hoffe, nach dem Frieden einem 
weiteren Aufschwünge entg^gengeht, dann werden wir um so mehr 
mit der Tatsache rechnen müssen, daß die preußische Gestüt¬ 
verwaltung nicht alle Wünsche nach Hengsten befriedigen kann. 
Aus diesem Grunde habe ich schon seit Jahren befürwortet, daß 
die Privathengsthaltung mehr als bisher gefördert wird. Vor allen 
Dingen muß dies in den Kaltblutbezirken geschehen; ich meine, 
daß Belgien uns den Beweis geliefert hat, daß die Kaltblutpferde¬ 
zucht auch ohne staatliche Hengsthaltung gedeihen kann. Auch 
die Herren aus Rheinland und Westfalen werden sich davon über¬ 
zeugen, daß sie die Privathengsthaltung energischer in Angriff 
nehmen und die Wünsche, die von der Staatsregierung nach dieser 
Richtung ausgesprochen werden, auch unterstützen müssen. 

Mit der Privathengsthaltung hängt die Frage der Deckgelder 
eng zusammen. Schon in der Kommission wurde der Wunsch aus¬ 
gesprochen, es möchten die Deckgelder herabgesetzt werden, und 
auch Herr Abgeordneter von Oertzcn hat heute wieder diesen 
Wunsch befürwortet. Ich kann mich dieser Ansicht nicht an- 
schließen. Die Deckgelder, die in ihrem Betrage zwischen 6 und 
20 M. schwanken, sind so gering, daß sie bei den jetzigen hohen 
Futterkosten und ebenso bei den Preisen, die für Fohlen gezahlt 
werden, gar keine Rolle spielen. Wenn wir, wie ich glaube, alle 
den Wunsch haben, die privaten Hengsthaltungen gefördert zu 
sehen, so wäre es von der staatlichen Verwaltung geradezu ver¬ 
kehrt, wenn sie die Deckgelder noch weiter herabsetzen -wollte. 
Eine Herabsetzung der Deckgelder würde zur Folge haben, daß sehr 
viel minderwertiges Material zu den Hengsten herangebracht würde, 
und schließlich kann eine weitere Pferdezucht doch auf einer 
solchen Grundlage nicht aufgebaut werden. Den Wünschen des 
Herrn Abgeordneten von Oertzen, soweit sie sich auf die Er¬ 
mäßigung der Deckgelder beziehen, kann daher keine Folge ge¬ 
geben werden. Meine Herren, damit komme ich zum Schluß! Ich 
kann nur nochmals wiederholen, daß die preußische Gesttitver- 
waltung es ausdrücklich anerkennt, daß nach diesem Kriege das 
Hauptaugenmerk auf eine baldige Retablierung der Pferdezucht 
und in erster Linie auf die Retablierung der Pferdezucht in Ost¬ 
preußen gerichtet sein muß, und daß es nicht mehr als recht und 
billig ist, daß der ostpreußischen Pferdezucht nach dem Kriege eine 
verhältnismäßig größere Unterstützung zuteil wird als den übrigen 
Pferdezuchtgebieten. Wir werden dabei — darauf möchte Ich bei 
dieser Gelegenheit noch hinweisen — im Auge behalten müssen, 
daß die Ersatzpferde, die jetzt den preußischen Provinzen zur 
Hebung des Pferdemangels zugeteilt worden sind, auf die Dauer 
nicht zur Nachzucht sich eignen. So sehr ich auch der Meinung 
bin, daß man entsprechend den Ausführungen des Herrn Bericht- 


140 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 12. 


erstatten bei der Pferdezucht die landwirtschaftlichen Bedürfnisse 
ebenso wie die Bedürfnisse des Heeres im Auge behalten muß. so 
glaube ich doch anderseits, daß wir bestrebt bleiben müssen, die¬ 
jenigen Zuchtgebiete, die sich bisher mit der Heranziehung einer 
brauchbaren Remonte befaßt haben, auch weiterhin der Remonte- 
aufzucht zu erhalten. Das wird aber nicht möglich sein, wenn ohne 
Auswahl die ins Land gekommenen kriegsunbrauchbaren Pferde 
auch zur Zucht benutzt werden würden.“ (Bravo!) 

— Die Kürungen in Preußen Im Jahre 1913. Nach dem neuesten 
Jahrgang der „Statistischen Nachweisungen aus dem Gebiete der 
landwirtschaftlichen Verwaltung von Preußen“ sind während des 
Rechnungsjahres 1913 im preußischen Staate 1898 von 2663 vor¬ 
gestellten Hengsten, 58 874 Stiere von 69 178, 8463 Eber von 9203, 
440 Schafböcke von 1032 und 8343 Ziegenböcke von 9239 vorge¬ 
stellten Tieren angekört worden. 

Unter den 1898 angekörten Hengsten waren 25 englisches 
Vollblut, 99 Ostpreußen und Trakehner, 77 Hannoveraner, 130 Hol¬ 
steiner, 201 Ostfriesen und Oldenburger, 97 sonstiges Warmblut, 
im ganzen 629 Warmblüter. An Kreuzungen von Warm- und 
Kaltblut sind 10 angekört worden. Die verbleibenden 1259 Kalt¬ 
blüter bestanden aus 227 Dänen und Schleswigern, 959 Belgiern, 
Ardennem, Rheinländern u. dgl., 27 Shires und Clydesdalern und 
46 sonstigen. 

Die 58 374 angekörten Stiere setzen sich aus 11440 Stück 
Höhenvieh, 46458 Stück Niederungsvieh und 476 Mischungen zu¬ 
sammen. Es gab unter dem Höhenvieh: 4585 Stück Fleckvieh 
(Simmcnthaler), 4010 Stück einfarbig gelbes Höhenvieh, 97 Stück 
Braunvich, 1133 Stück kleines rotes, 396 Stück rotblässiges und 
1219 Stück sonstiges Höhenvieh, unter dem Niederungsvieh: 
2467 Stück schlesisches Rotvieh, 972 Stück rotes schleswigsches 
Milchvieh, 1013 braune Ostfriesen, 10352Stück rotbuntes, 28531 Stück 
schwarzbuntes Niederungsvieh, 1560 Shorthorns und 1563 Stück 
sonstiges Niederungsvieh. » 

Außer 7215 Zuchtebern des veredelten Landschweinschlages 
waren 703 weiße Edelschweine, 18 Berkshires, 245 unveredelte 
Landschweine und 282 Eber sonstiger Schläge und von Kreuzungen 
angekört. 

Die 440 angekörten Schafböcke stammten sämtlich von Land¬ 
rassen. Unter den 8343 angekörten Ziegenböcken waren 6829 
schweizerischer und 1514 deutscher Schläge. B r t. 

— Das neue eflcheieche Hengstkürgeeetz ist vom Landtage an¬ 
genommen worden. 

Degen das Kupieren der Schweife der belgischen Pferde. 

Es gehört heute zu den Ausnahmen, wenn man einem belgischen 
Pferde mit dem natürlichen Schwänze begegnet. Das Kupieren 
des Schweifes ist Handelsgebräuchen entsprungen. Der Verkäufer 
ineint, daß der starke, massige Schweif das Aussehen des schweren 
Pferdes beeinträchtige, seine starke Kruppe weniger ausdrucksvoll 
hervortreten und das ganze Pferd schwerfälliger erscheinen lasse, 
als es in der Tat ist. Der Züchter hat, da er an dem flotten Ab¬ 
satz seiner Zuchtprodukte erhebliches Interesse hat, sich dieser 
Handelsgepflogenheit gefügt. Keineswegs wird das Kupieren in¬ 
dessen allgemein gebilligt, sondern die Verstümmelung, deretwegen 
sich das Pferd im Sommer nicht der Fliegen zu erwehren vermag, 
vielfach als unnötige Tierquälerei betrachtet. Bemerkenswert ist 
in dieser Hinsicht, daß in letzter Zeit ein sehr bekannter belgischer 
Pferdeztichter dem General-Gouverneur in Belgien die Bitte vor¬ 
trug, es möchte das Schweifkupieren allgemein verboten werden, da- 
mitnicht diejenigen, die in dieser Operation eine Tierquälerei erblicken, 
weiter gezwungen seien, aus Gründen der Verkäuflichkeit ihrer 
Pferde, dieses Verfahren mitzumachen. Der „Landmann“, der in 
Nr. 21, Jahrg. 1915, die Unsitte des Kupierens bespricht, hält es 
an der Zeit, daß die Pferdezüchter die Verstümmelung hinfort 
unterlassen, da an der Brauchbarkeit und Güte des belgischen 
Pferdes kein Zweifel mehr bestehe. Eine solche Vereinbarung 
würde den belgischen Pferdezüchtern den Dank aller derer ein¬ 
tragen, die das Pferd lieben und die Tierquälerei hassen. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Johann Rohloff (Schlachthoftierarzt in 
Halberstadt). 

Feldunterveterinär Weil (Studier, d. Tierärztl. Hochschule 
Hannover). 

Feldunterveterinär Georg Scheidemann (Studier, d. 

Tierärztl. Hochschule Hannover). 

Oberstabsveterinär Augustin Schwarz (Oberstabs¬ 
veterinär a. D. in Fürstenfeld-Bruck). 

Oberveterinär Julius Erhard (Distriktstierarzt in Weis¬ 
main). 

Veterinär Wilhelm Ernig (Tierarzt in Kaiserslautern). 
Stabsveterinär Dr. Joseph Spann (Tierzuchtinspektor in 
Immenstadt). 

Oberveterinär Dr. Hans Eich ler (Stadttierarzt in Neuen- 
stein). 

Oberveterinär W i 1 h e 1 m Hove r (Schlachthoftierarzt in 
Breslau). 

Oberveterinär Johannes Seemann (Tierarzt in Mei¬ 
nersen). 

* 

— Stabsveterinär Oskar Trautmann (nicht, wie in Nr. 10 
der B. T. W. angegeben ist, Veterinär und Regierungsticrarzt. T. 
war früher Regierungstierarzt in Deutsch-Ostafrika und ist jetzt 
bei einer Blutuntersuchungsstelle an der Ostfront tätig). 

Füiifundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 12. März bis Sonnabend, den 1K. März 1916. 

Während die bisherigen Kämpfe um Verdun sich in 
der Hauptsache gegen den Nord- und Ostabschnitt östlich der 
Maas richteten, haben in der Berichtswoche nunmehr auch die 
Kämpfe auf der Westseite der Maas begonnen. Einen Haupt¬ 
punkt der westlichen Verteidigungsstellungen der Franzosen 
bildete die Höhe „Mort homme“. Diese ist nach unserem 
Bericht vom 15. März durch schlesische Regimenter dem 
Feinde entrissen worden. Zwar suchen die Franzosen die 
Einnahme dieser wichtigen Höhe dadurch zu verbergen, daß 
sie nunmehr eine andere Höhe, die südöstlich gelegen ist, 
die Höhe 295 als Mort homme bezeichnen. Die beste Wider¬ 
legung dagegen gibt die französische Generalstabskarte selbst. 
Die Franzosen haben im Raum von Verdun bereits 27 Divi¬ 
sionen zum Kampf angesetzt, also etwa eine Truppenmasse von 
rund 400 000 Mann. Befehle der feindlichen Heeresleitungen, 
die aufgefunden worden sind, lassen erkennen, daß der Wider¬ 
stand mit allen Mitteln befohlen worden ist: „Artillerie und 
Maschinengewehre werden auf jede weichende Truppe feuern“. 

An den übrigen Teilen der Westfront sind französische 
Angriffe bei Obersept und in der Champagne zu erwähnen, 
die sämtlich erfolglos blieben. Schwere Artilleriekämpfe 
haben auch an übrigen Teilen der Front stattgefunden. Die 
Fliegertätigkeit war auf beiden Seiten äußerst rege. Die 
Leutnants Immelmann und Boelke haben in dieser Woche 
ihr zehntes bezw. elftes Flugzeug abgeschossen. 

An der italienische n Front fanden eine Reihe 
größerer Angriffe statt, die Bich in der Hauptsache gegen 
verschiedene Punkte der Isonzofront richteten. Anscheinend 
handelt es sich dabei um eine Art von Entlastungsoffensive 
für Verdun. Alle Angrifie der Italiener sind gescheitert. 

Auch an der Ostfront sind die Kämpfe lebhafter ge¬ 
worden; vorläufig aber in der Hauptsache auf Artillerietätig¬ 
keit beschränkt. 

An der Irakfront haben die Türken einen Umfassnngs- 
versuch der Engländer zurückgeschlagen und dabei im Gegen¬ 
angriff mehrere von den Engländern befestigte Stellungen 





23. März 19X6. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ul 


genommen. Von der Kaukasnsfront sind wesentliche 
Veränderungen nicht za nennen, 

Von Saloniki werden nur unbedeutende Plänkeleien 
südwestlich des Doiransees mitgeteilt. 

Zur Beförderung im Veterinärkorps. 

Vom Kriegsmini8terium sind betr. der Veterinäre zusam- 
mengefaßte und ergänzte Bestimmungen unter dem 20. Novem¬ 
ber 1915 herausgegeben worden. Die Beförderung der aktiven 
Veterinäre regelt sich von selbst, die Veterinäre des Beurlaub¬ 
tenstandes aber schneiden ungünstig ab und erfahren eine 
sicher unbeabsichtigte Härte. Denn es regelt sich die Beförde¬ 
rung bei diesen nicht nach ihrem Approbationsjahr und nicht 
nach ihrer Dienstzeit, sondern nach ihrer Beförderung zum 
Unter-Veterinär resp. Veterinär während des Krieges. Nach der 
Beförderung zum Veterinär ist ihnen — wenn der Krieg nicht 
noch Jahre dauert — keine Gelegenheit mehr gegeben, eine 
höhere Rangstufe zu erklimmen. Denn es heißt in der Bestim¬ 
mung: Zum Ober-Veterinär können vorgeschlagen werden die 
Veterinäre, die diesen Dienstgrad 3 Jahre bekleiden. 

Unter den Veterinären befinden sich viele, die der Land¬ 
wehr 2 angehören, also im Jahre 1896 gedient und ihre Übun¬ 
gen abgeleistet haben. Ihre Approbation ist zum Teil im Jahre 
1903 erfolgt, so daß sie ihrem Alter nach schon Stabsveterinär 
sein müßten. Von diesen Veterinären sind viele als Unter¬ 
offizier resp. Vize-Wachtmeister unter Wahrnehmung der Ge¬ 
schäfte eines Veterinär-Offiziers bei der Mobilmachung ein¬ 
getreten. Erst recht spät wurden sie zu Unter-Veterinären be¬ 
fördert, und auch die Beförderung zum Veterinär ließ erst recht 
lange auf sich warten, wobei sie mit ihrem Patent bis nach der 
Demobilmachung (Nr. 10) warten müssen, während es er¬ 
wünscht gewesen wäre, ihnen ein Patent hinter dem jüngsten 
aktiven Veterinär desselben Approbationsjahres zu geben. Es 
bleiben also diese Herren, die durchschnittlich ein Alter von 
37 Jahren haben, trotz ihres Dienstalters (1896) und trotz ihres 
Approbationsjahres (1903) Veterinär und können erst nach drei 
Jahren wieder befördert werden. Diese Härte ist sicherlich nicht 
beabsichtigt. 

Wesentlich günstiger liegen die Verhältnisse bei den land¬ 
sturmpflichtigen und nicht gedienten Tierärzten. Diese Herren 
machen oft Riesensprünge, vom Unter-Veterinär zum Ober- 
Veterinär, vom Veterinär zum Stabsveterinär. Es ergeben sich 
also Ungleichheiten. Wenn diese Herren auch nur für den 
Mobilmachungsfall Veterinär sind, so ist das beim Truppenteil 
ohne Belang. Ein nicht gedienter Tierarzt, der als Stabs¬ 
veterinär Dienst tut, und ein gedienter Tierarzt, im gleichen 
Approbationsjahr mit dem vorigen, der als Unter-Veterinär ein¬ 
trat und endlich zum Veterinär befördert wurde, können somit 
in ein Vorgesetzten- und Untergebenenverhältnis gelangen. Das 
ist sicherlich kein erwünschter Zustand, wenn man das Lebens¬ 
alter und die Stellung im bürgerlichen Leben in Betracht zieht, 
die die gleichen sind. 

Eine Gleichmäßigkeit der Beförderungsverhältnisse würde 
sich in folgender Weise erreichen lassen. Die Personalien der 
Veterinäre liegen sicher bei einer Zentrale. Das Approbations¬ 
jahr der jüngsten aktiven Veterinäre müßte als Basis gelten und 
darnach müßten die zum Veterinär Beförderten patentiert wer¬ 
den, gleichviel, ob sie während des Krieges nach 
2 Monaten oder nach 12 Monaten zur Beförderung 
vorgeschlagen wurden, ferner ob gedient oder ungedient 


oder Landsturm, damit auch die älteren, gedienten 
Tierärzte eine höhere Rangstufe erreichen können und nicht 
zurückgesetzt werden. Bei dem Wohlwollen, mit dem ma߬ 
gebenden Ortes die Veterinäroffiziere rechnen dürfen, bedarf es 
wohl nur der Anregung, die geschilderten Ungleichheiten bei der 
Beförderung beseitigen zu wollen. Z. 

Kriegsfürsorgeeinrichtang für die preußischen 
Tierärzte. 

II. Generalversammlung am Sonntag, den 21. No¬ 
vember 1915, vormittags 11 Uhr, im Hörsaal des 
Hygienischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover. 

Tagesordnung: 

1. Eröffnung. 

2. Geschäfts- und Kassenbericht. 

3. Kassenprüfung und Entlastung des Kassenführers. 

4. Vorlage eines Entwurfes der Satzung und Beschlu߬ 
fassung über letztere. 

5. Beschlußfassung über die Aufbringung weiterer Mittel. 

6. Beratung und Beschlußfassung über Maßnahmen zur Auf¬ 
stellung einer Statistik der im Felde stehenden preußischen 
Tierärzte. 

7. Verschiedenes. 

Vertreten sind sämtliche preußische Tierärztekammern mit 
Ausnahme derjenigen Posens, deren Ausschußvertreter sein Fern¬ 
bleiben schriftlich entschuldigt hat. * 

Die Anwesenheitsliste weist folgende Namen auf: 1. B o e k e 1 - 
mann, Aachen; 2. Dr. Brücher, Hannover; 3. l)r. Casper, 
Breslau; 4. D ü n w a 1 d , Hannover; 5. Dr. Esser, Göttingen; 
6. Franzenburg, Altona-Ottensen; 7. Dr. Frick, Hannover; 

8. Friese, Alfeld; 9. Höxter, Treysa; 10. Hoppe, Melle; 
11. Kunze, Hannover; 12. Dr. Künnemann, Hannover; 
13. Lorenz, Marienwerder; 14. Marks, Allenstein; 
15. Matthiesen, Hannover; 16. Dr. Mießner, Hannover; 
17. Naumann, Halberstadt; 18. N e h 1 s, Oldenburg; 19. Dr. 
Oppermann, Hannover; 20. Pauli, Stettin; 21. Rosen¬ 
bruch, Hannover; 22. Dr. Schäfer, Berlin - Friedenau; 
23. Schaper, Stade; 24. Scheibner, Hannover; 
25. Schräder, Brandenburg; 26. Vollmer, Hattingen. 

Der Vorsitzende, Geheimrat Prof. Dr. Esser, Göttingen, er¬ 
öffnet die Versammlung mit folgender Ansprache: 

Meine Herren! Seitens des Vorstandes begrüße ich Sie recht 
herzlich; mein Willkommengruß gilt ganz besonders dem Rektor 
und Lehrerkollegium dieser Hochschule und dem Herrn Korps¬ 
stabsveterinär Kunze, der uns ebenfalls heute mit seiner Gegen¬ 
wart beehrt. Meine Herren! Morgen wird sich der Tag jähren, an 
dem wir die Errichtung einer Kriegsfürsorge beschlossen haben, 
zur wirtschaftlichen Erhaltung der Tierärzte bezw\ Familien von 
Tierärzten, die im Felde stehen und durch irgendwelche Gründe 
in eine besondere Notlage gekommen sind. Morgen ist also der 
eigentliche Geburtstag unserer Organisation. Der furchtbare Krieg, 
der uns aufgezwungen wurde und der bald 16 Monate dauert, ist 
leider nicht nur ein Kampf der Waffen; er ist auch ein Krieg, der 
in das deutsche Wirtschaftsleben eingreift, ein Krieg gegen Greise, 
Frauen und Kinder, insofern, als dem deutschen Volke die Zufuhr 
der Nahrungsmittel abgeschnitten ist, auf deren Verbrauch es sich 
in längerer Friedenszeit eingerichtet hatte. Was unsere Feinde 
durch das Schwert nicht erringen konnten, Hunger und Ent¬ 
behrung sollten es leisten; sie wollen uns Entbehrungen auf er¬ 
legen, damit, wie der Ausdruck der Engländer lautet, wir in die 
Knie sinken. Sie trauen uns wohl die eigentliche militärische 
Überlegenheit zu, nicht aber die wirtschaftliche und soziale 
organisatorische Widerstandskraft auf längere Zeit. Aber ihre 
Rechnung -wird nicht stimmen. Die Tatsache, daß es uns bisher 
gelang, durch rechtzeitige Verteilung und zweckmäßigen spar¬ 
samen Verbrauch der Lebensmittel, die auf deutschem Boden er¬ 
zeugt wurden, diesen teuflischen Plan zuschanden zu machen, ver¬ 
bürgt uns den sicheren Sieg, und die Ereignisse der allerletzten 
Zeit können uns in dieser Siegeszuversicht nur bestärken, zumal 



142 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 12. 


da wir den unbeugsamen Willen haben, uns auoh fernerhin willig 
den Ernährungsgesetzen des Krieges zu fügen. Die deutsche 
Volksgesamtheit hat den auf gezwungenen Wirtschaftskrieg zu be¬ 
stehen; unentbehrlich dazu ist aber der opfer¬ 
freudige Wille aller einzelnen. 

Die Tierärzte haben sehr bald nach Ausbruch des Krieges 
die Frage ernstlich erwogen, ob und wie es möglich zu machen 
sei, unseren wirtschaftlich schwächeren Kollegen bezw. deren 
Familien das Durchhalten zu erleichtern. Das Resultat war vor 
Jahresfrist die Organisation unserer Kriegsfürsorge, die sich bereits 
vortrefflich bewährt hat. Unsere im Felde stehenden 
Kollegen sollen nicht geplagt werden von der 
Sorge um die Ernährung, um Haushalt und Wirt¬ 
schaft daheim. Wo die Geldmittel nicht aus¬ 
reichen und es bei den erhöhten Lebensmittel¬ 
preisen schwer hält, die notwendigen Nahrungs¬ 
mittel für die Familienmitglieder auf den Tisch 
zu bringen, da soll unsere Organisation helfend 
e in greifen. In der großen Familie der Tierärzte 
und speziell der preußischen Tierärzte tritt 
eben einer für alle, alle für einen ein. Die Tätigkeit 
eines einzelnen Standes in dem begrenzten Teile Deutschlands er¬ 
schien ja klein in dem gewaltigen Drama, das sich augenblick¬ 
lich auf der Kriegsbühne abspielt, aber ohne die treue Kleinarbeit 
aller Stände hätte das deutsche Volk die Heldenrolle, die die 
ganze Welt mit Erstaunen erfüllt, nicht durchführen können. 
Durch die Einrichtung der Kriegsfürsorge für die preußischen 
Tierärzte haben wir ganz bescheiden mit anderen Berufskreisen an 
den großen vaterländischen Arbeiten, die hinter den Fronten ge¬ 
leistet werden müssen, mitwirken wollen. Es ist eine vor¬ 
nehme Pflicht der daheim gebliebenen preußi¬ 
schen Tierärzte, dieses kollegiale und vater¬ 
ländische Werk nach Kräften zu unterstützen. 

Meine Herren! Bevor wir nun in die eigentliche Tagesord¬ 
nung eintreten, glaube ich vollständig in Ihrem Sinne zu handeln, 
wenn ich Sie auffordere, dem deutschen Volk in Waffen unsere 
Bewunderung, unser felsenfestes Vertrauen, und unserem obersten 
Kriegsherrn unsere tiefste Ehrerbietung zum Auodruck zu bringen, 
dadurch, daß wir uns von unseren Sitzen erheben. (Geschieht.) 

Es wird nunmehr in die Tagesordnung eingetreten. 

Zu Rechnungsrevisoren werden ernannt Prof. Dr. Mießner- 
Hannover und Schlachthofdirektor Bockeimann -Aachen. 

Hierauf erstattet der Geschäftsführer Fries e-Alfeld den Ge¬ 
schäfts- und Kassenbericht, aus dem folgendes entnommen wird: 

Gemäß den in der Grilndungsversammlung gefaßten Be¬ 
schlüssen ist die Handhabung und Regelung der gesamten Kriegs¬ 
fürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte in die Hände 
des Ausschusses der Preußischen Tierärztekammern gelegt und ein 
sechsgliedriger Vorstand gewählt, der aus folgenden Mitgliedern 
besteht: 

1. Dr. Esser, Göttingen, Vorsitzender, 

2. Heyne, Posen, stellvertr. Vorsitzender, 

8. Friese, Alfeld, Schriftführer und Kassierer, 

4. Schräder, Brandenburg, 

5. Franzenburg, AltonarOttensen, 

6. Vollmer, Hattingen. 

Die unter 1—3 aufgeführten Herren repräsentieren den g e - 
schäftsführenden engeren Vorstand, die unter 4—6 
genannten Herren sind Beisitzer. Die Bildung eines nur aus drei 
Köpfen bestehenden geschäftsführenden Vorstandes er¬ 
wies sich als sehr zweckmäßig, da hierdurch die Geschäftsführung 
sehr vereinfacht und somit eine schnelle Abwickelung und Er¬ 
ledigung der eingelaufenen Unterstützungsgesuche ermöglicht 
wurde, ein Vorteil, der bei der Dringlichkeit der meisten Eingaben 
nicht zu verkennen ist. Gleichzeitig mit der Konstituierung des 
Vorstandes wurde das Kassen wesen organisiert, indem der ge¬ 
schäftsführende Vorstand mit der mündelsicheren Kreis¬ 
sparkasse des Kreises Alfeld ein dahingehendes Ab¬ 
kommen traf, alle an die Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußi¬ 
schen Tierärzte eingehenden Gelder zum Einlagezinsfuße in 
laufender Rechnung entgegenzunehmen und ebenso, auf die jedes¬ 


malige Anweisung des Geschäftsführers hin, Auszahlungen direkt 
an die Nachsuchenden zu machen, sich verpflichtete. Diese Ge¬ 
schäftsverbindung resultiert einerseits die denkbar korrekteste Ver¬ 
waltung des Vermögens der Kriegsfürsorgeeinrichtung, anderer¬ 
seits werden dem Kassenftihrer hierdurch die Geschäfte in finanz- 
technischer Beziehung außerordentlich erleichtert. Auch kann so 
ohne jegliche Mühewaltung und jederzeit eine Revision des 
Kassenbestandes vorgenommen werden, indem eine Ver¬ 
gleichung der Notierungen in dem Kassenbuche des Kassierers mit 
den amtlichen Eintragungen in dem Sparkassenbuche der Kriegs¬ 
fürsorgeeinrichtung auf den ersten Blick den richtigen Stand der 
Kassenverhältnisse ergibt. Die Kreissparkasse Alfeld hat in dem 
verflossenen ersten Geschäftsjahre alle übernommenen Geschäfte 
prompt und einwandsfrei erledigt; Irrtümer oder Mißhelligkeiten 
irgendwelcher Art sind in keinem Falle vorgekommen. 

Freiwillige Beiträge gingen dank der Opferfreudig¬ 
keit der Kollegen aller tierärztlichen Berufskreise des In- und 
Auslandes (Holland) in befriedigender Anzahl und in oft verhältnis¬ 
mäßig hohen Beträgen entweder direkt bei der Zentralstelle oder 
bei den einzelnen Kammern ein. Die Kammern ihrerseits führten 
danu die gesammelten Beträge von Zeit zu Zeit in größeren 
Summen an unsere Zentralkasse ab. Sowohl von den Kammern 
als auch durch den Geschäftsführer der Kriegsftirsorgeeinrichtung 
wurde in regelmäßigen Zeitabschnitten in den Fachzeitschriften 
öffentlich über die Eingänge quittiert, so daß Irrtümer irgend¬ 
welcher Art sich nicht ereignen können. Der Geschäftsführer hat 
außer den Veröffentlichungen in der Fachpresse über die Ein¬ 
gänge außerdem noch in letzter Zeit jeweilig auch eine Übersicht 
über die Zahl und Höhe der Auszahlungen sowie über die 
jeweilige Höhe des Vermögens der Kriegsfürsorge¬ 
einrichtung gegeben, ein Verfahren, das beibehalt! n werden soll, 
damit jeder Kollege klar darüber zu sehen imstande ist, in welcher 
Weise der Vorstand die aus kollegialen Kreisen aufgebrachten 
Mittel verwendet. 

Auszahlungen haben teilweise in ziemlich hohen Monats¬ 
beträgen vorgenommen werden müssen, und es steht zu erwarten, 
daß die Anforderungen an unseren Fonds sich in demselben Ver¬ 
hältnis steigern werden, je länger der Krieg dauert. Wir be¬ 
dürfen deshalb noch weit größerer Mittel, um 
allen berechtigten Forderungen auch zukünftig 
entsprechen zu können. Wie aus dem bei der Ge¬ 
schäftsstelle vorliegenden Schriftwechsel ersichtlich ist, liegen 
schon bis heute zum Teil lecht harte und bittere wirtschaft¬ 
liche Schwierigkeiten in einer Anzahl kollegialer Familien vor. 
Demgegenüber hat sich die Zahl der Unterstützungsgesuche bisher 
in bescheidenen Grenzen gehalten. Daß sich bisher nur solche 
Kollegen oder deren Gattinnen an den Vorstand um Hilfe wandten, 
die bittere Not zu diesem Schritte zwang, soll hier besonders her¬ 
vorgehoben werden. In manchen Fällen haben benachbarte 
Kollegen oder die zuständigen Kammervorstände sich für not- 
leidende Familien eingesetzt, ohne daß letztere direkt bei uns vor¬ 
stellig wurden. Auch diesen Familien sind dann von dem Vor¬ 
stande in schonendster Weise pekuniäre Kriegsbeihilfen gewährt 
worden. 

Darlehen, die prinzipmäßig nicht gegeben werden sollten, 
sind von dem Vorstande in keinem Fall angefordert Bisher konnten 
alle Unterstützungsbeträge ohne jede Rückzahlsverpflichtung in 
ausreichendster Weise gewährt werden. 

Außer der rein pekuniären Unterstützung ließ es sich die 
Geschäftsstelle auch angelegen sein, hilfsbedürftigen Familien in 
anderer Weise mit Rat und Tat an die Hand zu gehen. Mehr¬ 
fach wurden Ratschläge über notwendig gewordene Übersiedlungen 
nach anderen Orten erteilt, Unterbringen von Söhnen gefallener 
Kollegen in passende Schulen usw. ln einem Falle konnte der 
Geschäftsführer auch alle Vorbereitungen übernehmen, die nötig 
wurden, um den Grundbesitz und die Praxis eines im Feldzuge ver¬ 
storbenen Kollegen an einen Nachfolger zu übergeben. 

In drei Fällen wurde auch versucht, bei K o n k u r s e n, die über 
Vermögen gefallener Kollegen eröffnet waren, einzugreifen. Leider 
waren die Konkursverfahren in jedem Falle schon derart weit vor¬ 
geschritten, daß sich dieselben nicht mehr aufhalten ließen. 





28. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


143 


Somit gestalteten sich schon in dem ersten Geschäftsjahre die 
Aufgaben der Kriegsfürsorgeeinrichtung recht mannigfaltig, so 
daß deren Existenzberechtigung hierdurch ausreichend erwiesen 
ist. Schon viele Kriegsnöte konnten durch die Kriegsftirsorgeein- 
richtung der preußischen Tierärzte gelindert werden. Der tier¬ 
ärztliche Stand Preußens darf deshalb stolz 
darauf sein, ein derartiges Liebeswerk ge¬ 
schaffen zu haben. Andererseits sollte sich nie¬ 
mand unter den preußischen K ollegen, der dazu 
imstande ist, a u s s c h 1 i e ß e n , hier mitzuhelfen 
und sein Scherflein, kleiner oder größer, der 
K riegsftirsd rgeeinrichtung zu wenden, in der 
Gewißheit, hierdurch an einem besonders guten, 
durch die Kriegsnöte hervorgerufenen Werke 
mitgearbeitet zu haben. 

Am Schlüsse seines Berichtes spricht der Geschäftsführer allen 
opferfreudigen Kollegen, die bisher an der Kriegsfüreorgeeinrich- 
tung sich betätigten, insbesondere den Vorständen der einzelnen 
Kammern, den Dank des Vorstandes für ihre Mithilfe aus. 

Dem Bericht über die Kassenverhältnisse im ver¬ 
flossenen ersten Geschäftsjahre liegt folgende Aufstellung zu¬ 
grunde: 

Kassenbericht 


über das erste Rechnungsjahr vom Dezember 

1914 bis 


31. Oktober 1915. 



Einnahmen 

Ausgaben 

1914 Dezember 

3 601,03 

— 

1915 Januar u. 

Februar 17 870,— 

1301,80 

März 

. 4 850,— 

576,20 

April 

6915,45 

1126,70 

Mai 

4 212,— 

476,— 

Juni 

180,— 

977,— 

Juli 

77,80 

582,65 

August 

500,— 

476,40 

September 

150,— 

826,90 

Oktober 

56,— 

1127,10 


Gesamteinnahme: 38 412,28 Ausgabe: 7470,75 

Einnahmen: 38 412,28 M. 

Ausgaben: 7 470,75 ,, 

bleibt Kassenbestand: 30 941,53 M. 

Dieser Betrag ist angelegt auf das Sparkassenbuch 

S e r i e II N r. 28 460 der Kreissparkasse in* Alfeld/Leine. 

Vorstehende Übersicht läßt erkennen, daß die Einzahlungen 
der freiwilligen Beiträge gegen Ende des Rechnungs¬ 
jahres immer mehr abgenommen haben, während die Aus¬ 
gaben, die, abgesehen von sehr unerheblichen Unkosten für Porti 
und Schreibwerk, sich ausschließlich aus gezahlten Unterstützungs¬ 
beiträgen zusammensetzen, immer mehr gestiegen sind. So 
weist der letzte Monat nur eine Einnahme, von im ganzen 
56,— M. auf, der Auszahlungen in Höhe von 1127,— M. 
gegenüberstehen. Die fortwährende Steigerung der 
Ansprüche an unseren Kriegsfonds bei voraus¬ 
sichtlich stetig geringer werdenden Einnahmen 
wird deshalb Veranlassung dazu geben müssen, 
trotz des noch verhältnismäßig günstigen Ab¬ 
schlusses im ersten Geschäftsjahre mit einem 
Überschüsse von 30 941,53 M.[noch weitere Gelder 
h e r e i n z u h o 1 e n, um für ein zweites Kriegsjahr 
unter allen Umständen gedeckt zu sein. 

Der Vorsitzende, Geheimrat Dr. Esser, stellt darauf den 
Geschäfts- und Kassenbericht zur Besprechung. Man kommt über¬ 
ein, letztere mit Rücksicht auf Nr. 5 und 6 der Tagesordnung bis 
dahin zurückzustellen. 

Da die Herren Revisoren bei der inzwischen vorgenommenen 
Kassenprüfung nichts zu beanstanden gefunden haben, so wird 
dem Kassierer anf Antrag des Vorsitzenden Entlastung erteilt. 

Der vom Vorstande der Versammlung vorgelegte Entwurf 
ein er Satzung gelangt nach eingehender Beratung fa t unver¬ 
ändert, wie folgt, einstimmig zur Annahme. 


Satzung der Kriegsfürsorgeeinrichtung 
für die preußischen Tierärzte. 

§ 1. 

Zweck der Kriegsftirsorgeeinrichtung ist die wirtschaftliche 
Erhaltung der Tierärzte bzw. der Familien von Kriegsteilnehmern 
aus dem tierärztlichen Stande, die in eine besondere Notlage ge¬ 
kommen sind. 

§ 2 . 

Organe der Kriegsfürsorgeeinrichtung. 

Die Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte 
wird überall vertreten durch den Vorstand. Derselbe besteht aus 
sechs Mitgliedern, von welchen mindestens drei aus dem Aus¬ 
schüsse der preußischen Tierärztekammem auf zwei Jahre zu 
wählen sind. Der engere (geschäftsführende) Vorstand, 
aus drei Mitgliedern bestehend, wird von den sechs gewählten Mit¬ 
gliedern ernannt, ebenso der Vorsitzende und der Kassierer. Ersterer 
muß dem Ausschuß der preußischen Tierärztekammern angehören. 

§ 3. 

Vermögen. 

Das Vermögen wird gebildet durch freiwillige Beiträge der 
preußischen Tierärzte bzw. tierärztlichen Körperschaften und 
sonstige Zuwendungen. 

§ 4 . 

Die Verwaltung des Vermögens liegt dem Vorstande ob. 

§ 5. 

Unterstützungen. 

Wer für sich bzw. seine Familie oder wer für einen anderen 
Kollegen, bzw. dessen Familie eine Unterstützung nachsucht, hat 
dies dem Vorsitzenden unter Darlegung der Verhältnisse 
schriftlich anzuzeigen. Letzterer oder ein von demselben zu be¬ 
stimmendes Vorstandsmitglied hat das Gesuch einer genauen Prü¬ 
fung zu unterziehen und unter strengster Verschwiegenheit Er¬ 
kundigungen über die Bedürftigkeit und Würdigkeit des betreffen¬ 
den Kollegen bzw. der Familie einzuziehen. 

§ 6 - 

Über Versagung oder Gewährung der nachgesuchten Unter¬ 
stützung, sowie über die Höhe derselben entscheidet der engere 
Vorstand. 

§ 7. 

Die Auflösung der Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußi¬ 
schen Tierärzte darf vor Ablauf eines Jahres nach Friedensschluß 
nicht geschehen und erfolgt durch Beschluß des Gesamtvorstandes. 

§ 8 . 

Das nach der Auflösung noch vorhandene Vermögen wird 
dem Unterstützungsverein für Tierärzte überwiesen. 

Vorstehende Satzung ist in der Versammlung in Hannover am 
21. November 1915 zur Annahme gelangt. 

Dr. E 88 er-Göttingen; Heyne-Posen; F r i e s e - Alfeld; 

Schräder -Brandenburg; Franzenburg -Altona; 

Dr. Vollmer- Hattingen. 

(Fortsetzung folgt.) 

Tierärztek&mmer für die Provinz Hannover. 

10. Quittung über die Kriegssammlung. 


Tierarzt B r e n d 1 e r - Klausthal.25,— M. 

Regierungs- und Veterinärrat Matthiesen und 
Kreistierarzt G 1 ä s s e r - Hannover, Honorar für 
veröffentlichte Arbeiten. . . . 24,30 „ 

49,30 M. 

Dazu 1.—9. Quittung. ., . . 5356,35 „ 

Hannover, den 10. März 1916. 5405,65 M. 

Weitere Gaben erbeten an 


Matthiesen, Regierungs- und Veterinärrat. 

— Tierftrztekammer für die Provinz Brandenburg und den Stadt¬ 
kreis Berlin. Der Berliner Apotheker-Verein hat als Ersatz für das 
zur Herstellung pharmazeutischer Präparate verbotene Adeps 
suillus und das sehr knapp werdende Vaselin im Einvernehmen 
mit dem Reichsgesundheitsamte und dem Ministerium des Inneren 
eine Salbengrundlage hergestellt, die sich sehr gut zur Herstellung 
der einzelnen Salben eignet. Diese Salbengrundlage kommt unter 
dem Namen „Unguentum neutrale B. A. V.“ in den Handel und 
wird aus Ceresin, Ol. Va'Selin und Adeps Lanae hergestellt. Un¬ 
guentum neutrale B. A. V. ist völlig neutral, nimmt reichlich und 
schnell Wasser bezw. Salzlösungen auf, mischt sich leicht mit den 
verschiedenen Arzneistoffen und gibt auch mit Hydrargyrum eine 
vorzügliche Verreibung. 








144 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 12. 


Diese Salbengrundlage wird von jetzt ab zur Herstellung von 
Borsalbe, Kalium-Jodidsalbe, Quecksilbersalbe, Zinksalbe, Zinkpaste, 
Zinksalicylsäurepaste verwendet. Es wird hierdurch erreicht, daß 
in allen Berliner Apotheken Salben von gleicher Beschaffenheit 
hergestellt werden. Einzelne dieser Salben unterscheiden sich im 
Aussehen von den bisherigen Präparaten ein wenig. Es ist aber 
zu erwarten, daß man sich an das etwas abweichende Aussehen 
dieser neuen Salbenmischungen bald gewöhnen wird. Eine dahin¬ 
gehende Aufklärung ist dem Publikum zu geben, wenn derartige 
Salben verordnet werden. 

Vorlesungen und Übungen an der Königlieben Tierärztlichen Hoohschule In 
Berlin. Sommersemester 1916. 

Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. Schütz: Allgemeine Pathologie; 
Pathologisch - anatomische Demonstrationen; Pathologisch - histo¬ 
logische Übungen, in Gemeinschaft mit Dr. W e i c h e 1; Sektions¬ 
übungen, in Gemeinschaft mit dem wissenschaftlichen Hilfsarbeiter 
Dr. W e i c h e 1. — Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. Eggeling: 
Spezielle Tierseuchenlehre; Spezielle Rinderzucht; Bujatrische und 
Ambulatorische Klinik; Propädeutik der ambulatorischen Klinik; 
Tierzuchtdemonstrationskursus. — Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. 
Fröhner: Gerichtliche Tiermedizin; Klinik für große Haustiere, 
Abteilung für innere Krankheiten und Gewäfcrmängel. — Geh. Re¬ 
gierungsrat, Prof. Dr. Schmaltz, im Felde; Vertreter: Ab¬ 
teilungsvorsteher Dr. T h i e k e : Histologie; Histologische Technik; 
Histologische Übungen; Embryologie; Anatomie der Sinnesorgane; 
Bewegungslehre. — Prof. Dr. E b e r 1 e i n : Allgemeine Chirurgie 
und Akiurgie; Klinik für große Haustiere, Abteilung für äußere 
Krankheiten., — Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. Regenbogen: 
Pharmakologie und Toxikologie; Allgemeine Therapie; Harnunter¬ 
suchung (Vorlesung); Harnuntersuchungskursus; Klinik und Poli¬ 
klinik für kleine Haustiere; Propädeutik der Klinik für kleine Haus¬ 
tiere. — Geh. Medizinälrat, Prof. Dr. Frosch, im Felde; Ver¬ 
treter: Prof. Bongert: Allgemeine Hygiene; Bakteriologie der 
Tierseuchen. — Direktor der Poliklinik für große Haustiere: Vakat; 
Vertreter: Prof. Dr. Eberlein: Huf- und Hufbeschlagskunde; 
Poliklinik für große Haustiere. — Prof. Dr. S c h r o c t e r : An¬ 
organische Chemie; Chemische Übungen, in Gemeinschaft mit dem 
Assistenten Dr. Lichtenstadt. — Prof. Dr. C r e m e r : Phy¬ 
siologie (chemischer Teil); Physiologisches Praktikum, in Gemein¬ 
schaft mit dem Repetitor Dr. Seuffert. — Prof. Bongert: 
Sanitätspolizeiliche Milchkunde; Außerordentliche Fleischbeschau; 
Demonstrationen der außerordentlichen Fleischbeschau und animali¬ 
schen Nahrungsmittelkunde sowie Schlachthauskunde; Tierische 
Parasiten. — Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. W i 11 m a c k : Botanik; 
Botanische Exkursionen; Übungen in der Beurteilung der Futter¬ 
mittel. — Engelhardt, Assistent am Physikalischen Institut 
der Landwirtschaftlichen Hochschule: Physik. — Prof. Dr. Hey- 
m o n s : Zoologie der Wirbellosen. — Generalveterinär S c h 1 a k e, 
Direktor der Königlichen Militärveterinärakademie: Spezielle 
Pferdezucht einschließlich Beurteilungslehre und Gestütkunde. — 
Prof. Dr. Kn uth, Vorsteher der Tropenabteilung am Hygienischen 
Institut: Arbeiten im Laboratorium für Tropenhygiene; Spezial¬ 
kurse, Kolloquium und Praktikum für außerordentliche Hörer nach 
Bedarf; Tropenkrankheiten. — Dr. T h i e k e , Abteilungsvorsteher 
am Anatomischen Institut: Histologische Technik; Histologische 
Übungen. — Dr. Frese, Repetitor der Medizinischen Klinik. — 
Dr. Meyer-Mejer, Assistent der Chirurgischen Klinik. — 
Dr. W e i c h e 1, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter des Pathologischen 
Instituts: Pathologisch-histologische Übungen, in Gemeinschaft mit 
Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. Schütz; Sektionsübungen, in Ge-^ 
meinschaft mit Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. Schütz. — 
Diegler, stellv. Assistent des Pharmakologischen Instituts und 
der Klinik für kleine Haustiere: Praktischer Kursus der Harnunter¬ 
suchungen; Pharmakognostische Repetitorien. — Dr. Seuffert, 
Repetitor des Physiologischen Instituts, und Dr. Frank, Assistent 
des Physiologischen Instituts: Physiologisches Praktikum, in Ge¬ 
meinschaft mit Professor Dr. Cremer. — Dr. Lichtenstadt, 
Assistent des Chemischen Instituts: Chemische Übungen, in Gemein¬ 


schaft mit Professor Dr. Schroeter; Chemisches Repetitorium. 
— Oberveterinär Df. Hempel, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter 
des Hygienischen Instituts. — Apotheker Kiehn, im Felde; Ver¬ 
treter: Apotheker Müller: Pharmazeutische Übungen. Beginn 
des Sommersemesters am 15. April. 

— Neue Zeitschrift. Seit Januar d. J. erscheint die 
„Zeitschrift für Abfallverwertung“, Fachblatt für 
chemisch-technische Verwertung industrieller, landwirtschaftlicher 
und städtischer Abfälle, sowie für wirtschaftliche Ausnutzung 
von Nebenerzeugnissen undErsatzstoffen. Heraus¬ 
geber des sehr zeitgemäßen Blattes, an dem bekannte Autoren 
mitarbeiten, ist Prof. Dr. P. R o h 1 a n d in Stuttgart. Die Zeitschrift 
erscheint monatlich zweimal in dem Volkswirtschaftlichen Verlage 
Hupfer und Heenemann, Berlin-Wilmersdorf, Uhlandstr. 102. 

— Die Continental-Caoutchouc- und Gutta- 
Percha-Comp., Hannover, hat sich an der vierten Kriegs¬ 
anleihe für Firma, Direktion, Angestellte, Pensions- und sonstige 
Wohlfahrtskassen mit 5% Millionen Mark beteiligt Die Gesell¬ 
schaft wird alsdann für sich allein über einen Betrag von reichlich 
fünfzehn Millionen Mark der verschiedenen Kriegsanleihen verfügen. 

— Das Generalgouvernement in Warschau beabsichtigt, in dem 
besetzten Polen die Fleischbeschau, insonderheit 
die Trichinenschau, einzuführen und sucht Fleischbeschauer 
und Trichinenschauer. An den Schlachthöfen sollen geeignete 
Personen, unter Bevorzugung der Kriegsinvaliden, ausgebildet 
werden. Anlaß zu der Einführung der Beschau gab die Tatsache, 
daß unter den polnischen Schweinen die Trichinenkrankheit stark 
verbreitet ist. 

Glasaugen für Pferde. 

(Anfrage.) 

Herr Stabsveterinär M e 1 z e r, Relliehausen, wUnscht eine 
Auskunft darüber, woher man Glasaugen für Pferde beziehen kann, 
und welche Regeln beim Einsetzen derselben zu beachten sind. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär d. L. H 
Bayer und den Veterinären d. R. Uffinger und Wehner. — Das 
Großherzogi. Hessische Allgemeine Ehrenzeichen für Tapferkeit: 
dem Veterinär d. R. Olt. — Das Großherzogi. Oldenburg. Friedrich- 
August-Kreuz 2. Kl.: dem Veterinär d. R. Btdling. — Das Militär¬ 
verdienstkreuz 2. Kl. m. Schwertern: dem Feldunterveterinär Eberl. 

— Das Ritterkreuz 2. Kl. m. Schwertern des Großherzogi. Sächsisch- 
Weimarischen Ordens vom weißen Falken: dem Veterinär.Dr. Rohloff. 

— Das Ritterkreuz 1. Kl. des Württbg. Friedrichs-Ordens: dem 
Oberstabsveterinär a. D. Heinrich Ködix in Hoppegarten bei Berlin. 

— Das Herzogi. Braunschw. Kriegsverdienstkreuz: dem Stabs¬ 
veterinär Adolf Loesch im. Hus.-Regt. 17. - Die Rettungsmedaille 
am Bande: dem Stabsveterinär d. L. I Dr. Max Devrient , städt. 
Tierarzt in Berlin. — Die Württemberg. Silberne Verdienstmedaille: 
dem Feldunterveterinär Max Immendörfer , Student a. d. Tierärztl. 
Fakultät der Universität München. 

Promoviert: In Hannover: Die Veterinäre Johann Böhmen 
aus Köln-Nippes, Karl Emst aus Hildesheim, Johannes Bauschüdt 
aus Kiel und Ludwig Steffens aus Marienhafe. 

Approbiert: In Hannover: August Holle aus Mussum b. Bocholt. 
In der Armee: Befördert: Zum Stabsveterinär: der Ober- 
veterinär d. R. Dr. Fritx Haan in Berlin-Buchholz, Leiter des Pferde¬ 
lazaretts des III. Armeekorps. Zu Veterinären d. R.: die Unter- 
veterinäre Ehrensberger , Niederlöhner, St einer t und Streit. 

Versetzt: Veterinär Bartx vom Pferdedepot Altdamm zum 
II. Batl. Fußart.-Regt 15 des 17 Res.-Korps, 12. Armee. — Auf 
Kriegsdauer zu den Veterinäroffizieren der Res. 
übergeführt: Veterinär Kraus. 


Verantwortlich fQr den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Sehoeta in Berlin. - 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 




Dl« „Berliner Il«rint)lcbe Wocheniebrirt“ «re ob «Int 
wöchentlich lm Verlage von Riebard Seboeta in 
Berlin 6W\ 48, WUbelmatr. 10. Durch jede« deaUcbe 
Poatamt wird dieselbe tum Preise von M. 6.— Tiertel* 
jährlich (aus» chliefilich Bestellgeid) geliefert. (Oster» 
relcbUcbe Poat-ZehuDRS-Preisiiste Nr. 574. Ungarische 
Nr. 86., Kinr.elnnmtnern 60 Pf. 

Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof, filage Stabsvet. a. D. Hanoke Schlaehth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet.-liat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Hamborg. Referent i. Rekhe-Kul.-Arat in Berlin. in Mülhausen LE. in Cöln. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. in Barlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Landestterarat für Hamborg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor ia Dre den. Professor in Preiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regiernngsrdt Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst, d. Kais. Bakt. Inst.. Qainam», D.S. W.-A Stadt-Tierarzt .u Hamburg. Professor ln München. Mitgl. d. Kais. Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zündel 

Professor in Budapest. Lande^tierarzt von Elaafl-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 13 . Ausgegeben am 30. März. 


Berliner 


OtiginalbeiträgK werden mit V) \tk.. In Petltsats mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alte Manuskripte. 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen he'iebe man 
zu senden an Prnfeasor GI age fl«nihurir f>*tere*r **; 
Korrektnren. Rezensiona-Kxvmpiar« und Annoncen 
dagegen an die VerlMgsbuchbandiung von 
Richard Sohoetz, Berlin 8W 48, Wilhelm tr. 10. 


Inhalt: Sokolowtky : Bos indicus major. Die Rasseeigensc haften der Zebu rin der. — Referate: Schornagel: 

Anatomische, histologische und bakteriologische Untersuchungen Uber 11 Fälle von Hundetuberkulose. — Staate veterinär weeon: 
Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Verschiedenes. — Tageageschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Sechsundachtzigste 
Kriegswoche. — Feld-Hilfsveterinäre. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte (Fortsetzung und Schluß). — 
Verschiedenes. — Bücheranzeigen. — Personalien. 


Bos indicus major. 

Die Rasseeigenschaften der Zeburinder. 

Von Dr. Alexander Sokolowtky, 

Direktorial Assistent am Zoologischen Garten in Hamburg. 

In den letzten Jahren wurde in der Tagespresse, wie auch 
in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften wiederholt über den 
Zebu berichtet, ohne daß dabei dessen Rasseeigenschaften 
und dadurch sein wirtschaftlicher Wert genau in Berücksich¬ 
tigung gezogen wurde. Da ich durch meinen Beruf Gelegen¬ 
heit hatte, zahlreiche Zebus in den verschiedensten Rassen und 
Altersstadien zu beobachten und ihren Nutzwert kennen zu 
lernen, will ich einmal an dieser Stelle über meine Beobach¬ 
tungen, die ich an diesem Rinde Jahre hindurch anstellte, be¬ 
richten. Vorerst möchte ich jedoch einige historische Be¬ 
merkungen über die Herkunft und Abstammung des indischen 
Buckelochsen voraussenden. Der bekannte Züricher Haustier- 
forscher Professor Konrad Keller erblickt den Stamm¬ 
vater des indischen Zebus im Sundaochsen oder 
Banteng (Bossondaicus, Müll. u. Schleg.) Dieses 
Wildrind lebt in Hinterindien und auf den Sunda- 
i n s e 1 n, wird dort aber auch in gezähmtem Zustande ge¬ 
halten, namentlich auf Java und in S i a m, wo es als Reit¬ 
tier geschätzt und vielfach benutzt wird. Es ist das schönste 
und zugleich variabelste Wildrind Asiens. Diese Variabi¬ 
lität zeigt sich schon in den Unterschieden der beiden Ge¬ 
schlechter, namentlich in deren verschiedenartiger Färbung, 
ausgeprägt Der Bulle ist dunkelgraubraun gefärbt, die Kuh 
zeigt dagegen neben schlankerem und zierlicherem Körperbau 
hell rötlichbraune Färbung. Auf deren Rücken befindet sich 
ein vom Widerrist ausgehender, bis zur Schwanzwurzel fort¬ 
laufender Rückenstreifen. Das auffallendste Merkmal ist ein 
breiter weißer Spiegel an den Hinterbacken, der beiden Ge¬ 
schlechtern zukommt. Das Kalb ähnelt in der Färbung der 


Mutter. Der Banteng bewohnt flache Bergtäler mit langsam 
strömenden Flüssen und hält sich dort mit Vorliebe in wasser¬ 
reichen bis moorigen Waldesteilen auf. Leider wurde den 
Bantengs sehr nachgestellt, so daß deren Zahl sehr dezimiert 
werden ist. Am häufigsten findet er sich noch auf Java, wo 
er auf die wenig bevölkerten Provinzen des Westens be¬ 
schränkt ist, aber in den Preanger Regentschaften und in 
Bantam noch in stattlichen Beständen lebt. Auf der Insel 
Bali, auf Borneo und auf der Halbinsel Malakka findet 
er sich ebenfalls wild, auf Celebes wurde er als gezähmtes 
Tier eingeführt. 

Seine Anschauung über die Abstammung des Zebus 
vom B a n t e n g gründet Keller im wesentlichen auf die 
Übereinstimmungen im Schädelbau beider. Bei einem Schädel¬ 
vergleich dieser beiden Rinder ist es unbedingt erforderlich, 
die weiblichen Schädel des Bantengs mit den im gleichen Ge¬ 
biet lebenden Zeburindern zu vergleichen, weil sie konservativer 
d. h. durch Anpassung weniger verändert geblieben sind als 
die Schädel der Stiere. Die anatomische Übereinstimmung 
ist nach Keller auffallend. Beim Zeburind, wie bei der 
Banteng-Kuh ist der Schädel lang und schmal, das Profil 
geramst, das Gehörn nach hinten ausgelegt, die Stirn seit¬ 
lich abfallend, die Schläfengrube breit und flach, die Augen¬ 
höhlen fast gar nicht hervortretend, der Nasenast des Zwischen¬ 
kiefers kurz, die Backenzähne schief gestellt. Auf Grund 
seiner eingehenden Untersuchungen gelangt dieser Forscher 
zu dem Resultat, daß der indische Zebu ein domesti¬ 
zierter Banteng sei. Außer diesen osteologischen Über¬ 
einstimmungen spricht, nach dem gleichen Forscher, für die 
vermeintliche Banteng-Abstammung auch die Tatsache, daß 
sich Bantengkälber leicht zähmen lassen und daß sich Ban¬ 
tengs in der Gefangenschaft durch ein sanftes Wesen aus¬ 
zeichnen, sich leicht fortpflanzen und schon in der zweiten 







14(1 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 13. 


oder dritten Generation im Benehmen kaum vom europäischen 
Hausrind unterscheiden. 

Diesen Ansichten über die Abstammung des Zebus 
treten I) ü r s t und H i 1 z h e i m e r entgegen. Der Schädel 
des Bantengs ist nach 1) ii r s t anders gebaut, wie der des 
Zebus, indem sich hinter den Hörnern die Scheitelbeine noch 
in breiter Zone zwischen Stirn- und Hinterhauptsbeine ein- 
schicben. Nach H i 1 z h e i m e r sind der Bantenghypothese 
Keil e r s weder anthropologische noch osteologiselm Tat¬ 
sachen günstig. Vielmehr ist nach der Anschauung dieser 



Fig. 1. fjjähriger Quxcrat-Bulle; Oewicht 730 kg. 


Forscher der ausgestorbene Auerochs der Stammvater 
nicht nur der europäischen, sondern auch der asiati¬ 
schen Hausrinder, doch setzt diese Hypothese keine 
einheitliche Domestikation voraus. Der Rücken des Banteng 
ist höckerartig gewölbt. Nach Keller wurde bei asiati¬ 
schen und afrikanischen Hausrindern dieser gerundete 
Buckel durch künstliche Züchtung zu einem umfangreichen, 
meist scharf abgesetzten Fetthöcker umgewandelt. In vielen 
anderen Fällen ist er aber unter dem Einfluß der Domesti¬ 
kation völlig beseitigt. Der Zebustamm hat sich nach dem 
genannten Forscher schon in 
früher Zeit die weitesten Ge¬ 
biete erobert. Nach Osten 
dehnte er sich bis C h i n a und 
J a p a n aus. Im o s t a s i a - 
tischen Archipel reicht 
seine Verbreitung bis Bali 
und L o m b o k. Iin Westen 
lassen sich die Abkömmlinge 
der Zeburinder in Persien 
und Arabien, früher auch 
in Mesopotamien, nach- 
weisen. Sehr früh gelangten sie nach Afrika, wo laut 
unserem Gewährsmann das alte Äthiopien wohl ein 
Zentrum der Rinderzucht wurde. Nach dem gleichen Forscher 
sind die hamitischen Völker ursprünglich allein im 
Besitz des Rindes gewesen, hinterher haben die intelligenteren ' 
Stämme der Negerbevölkerung dasselbe in Süd- und 
Westafrika ebenfalls übernommen. Madagaskar j 


erhielt das Rind von Ostafrika her. Von Äthiopien 
aus wandte sich ein starker Strom des Zebustammes nach dem 
alten N i 11 a 1. Hier waren es zuerst großgehörnte Schläge, 
die sich jetzt nach Zentralafrika zurückgezogen haben. 
Seit Beginn des neuen ägyptischen Reiches herrscht 
dort ein mittelhörniges oder kurzhöruiges Rind vor, dessen 
Nachkommen noch heute in 0 berägypten und längs des 
nordafrikanischen Küstengebietes bis nach 
Marokko angetroffen werden. 

Neben Langhornrindern wurde schon im alten Reiche 
eine hornlose Rasse gehalten. Höckerrinder in der typischen 



Fig. 2. 5 jährige Gnzerat-Kuh. 


Gestalt des indischen Zebu lassen sich in Abbildungen des 
alten Reiches ohne Schwierigkeit nachweisen. Heute 
steht dem indischen Zebu das ostafrikanische Höckerrind am 
nächsten. Am reinsten vertreten ist dieses im abessini- 
s c h e m S a n g a r i n d. Diese Rasse hat sich heute vom 
abessinischen Hochland bis zum oberen Nil 
und bis zum Tschadsee ausgebreitet. Das Langhornrind 
des alten Reiches findet sich heute im Seengebiet 
Afrikas bei den ackerbauenden Kolonien abessinischer 
Abstammung als W a t u s s i r i n d. Auch in Südabes¬ 
sinien lassen sich Bestände 
davon nachweisen. 

Was die Rasseeigen¬ 
tümlichkeiten der Zebu- 
rinde r an belangt, so darf bei 
deren Beurteilung nicht ver¬ 
gessen werden, daß sich diese 
Rinder seit langen Zeiträumen 
im Besitze von Kultur¬ 
völkern befinden, die auf dem 
Wege künstlicher Zucht den Rin¬ 
derkörper für die verschieden¬ 
sten wirtschaftlichen Zwecke umgestaltet haben. Hinzu 
treten noch religiöse Motive, die auch einen gewissen Einfluß 
j auf die Körperform und Farbe der Tiere ausgeübt haben. Es 
lassen sich daher große, mittelgroße und kleine, zw r ergwüch- 
Sige Rassen unterscheiden. In der Verschiedenartigkeit der 
Hornbildung werden langhörnige, kurzhömige und hornlose 
Rassen beobachtet. Selbstverständlich spielen bei der Größe 






30. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


147 


resp. Kleinheit der Rassen die klimatischen und Ernährungs¬ 
verhältnisse der Heimgebiete auch eine Rolle. Eine genaue 
Rassencharakteristik der Zeburinder verdankt di£ Wissenschaft 
H. Werner. Nach diesem Forscher sind die Zebus der 
großen indischen Zeburasse grau, hellrot, braun¬ 
rot und braun gefärbt, während weiße und gefleckte Exemplare 
seltener sind. Ihr Kopf ist lang und schmal, die Stirn gewölbt 
und zwischen den Augen vertieft. Die Ohren sind sehr lang, 



Fig. 4. 5jähriger Nellore-Bulle; silbertceiß. 


ziemlich breit, stumpf zugespitzt, hängend, doch leicht be¬ 
weglich. Die Hörner sind rück- und aufwärts und in den 
Spitzen nach hinten gerichtet. Ihre Länge beträgt 30—57 cm. 
Der lange und kräftige Hals ist mit starker Wamme versehen. 
Ihr Rumpf ist schlank gebaut, ihr Buckel ist 25 kg schwer, 
von länglicher Gestalt und oben abgerundet, die Kruppe ab¬ 
geschlagen und das Kreuzbein hoch und scharf. Der Schwanz 
ist tief angesetzt, aber weit oben im Kreuz eingepflanzt, daher 



Fig 6. Scind-Zebu-Bulle; Farbe dunkelrot; 3% Jahre. 


kurz erscheinend. Die Brust ist breit, der Bauch etwas hängend, 
der Euter klein. Die Gliedmaßen sind fein und lang, aber doch 
kräftig und in den Sprunggelenken gerade gestellt. Die 
großen Buckelochsen geben an Schwere im allgemeinen den 
Tieren der großen Schläge des europäischen Hausrindes nichts 
nach. Die Milchergiebigkeit ist aber bei den meisten Schlägen 
derart gering, daß die Milch nur gerade zur Ernährung des 


Kalbes ausreicht Die Mastfähigkeit ist eine ziemlich gute. Das 
Fleisch hat jedoch einen süßlichen, weichlichen Geschmack und 
moschusartigen Geruch, was den Europäern nicht besonders 
zusagt. Der Buckel oder Höcker wird jedoch für einen Lecker¬ 
bissen gehalten. 



Fig. 5. 6jährige Nellore-Kuh; tceiß. 


Infolge der feinen, langen Gliedmaßen sind die Zebus be¬ 
fähigt, sich schnell fortzubewegen, weshalb sie sich vor¬ 
trefflich zur Arbeitsleistung eignen. Sie sind weit schneller 
als das europäische Hausrind und eignen sich daher vorzüg¬ 
lich für alle landwirtschaftlichen Arbeiten, sowie auch als 
Last- und Reittiere. Sie finden sich in Vorderindien, 
am schönsten namentlich in Bengalen. 

Der mittelgroße Zebu erreicht das Gewicht eines 
mittelgroßen europäischen Hausrindes. Als Fellkolorit werden 



Fig. 7. Scind-Zebu-Kuh; Farbe rot; 4jährig; hochträchtig (Milchrassc). 


für diese Rasse weiße, bläulichgraue, graue, schwarze und 
scheckige Farben angegeben. Ihre Hörner sind meist kürzer 
als ihre Ohren. Der Hals ist ebenfalls mit stark herab¬ 
hängender, faltenreicher Wamme versehen. Der Rumpf ist im 
allgemeinen schlank und die Gliedmaßen sind ebenfalls sehr 
fein und schlank gebaut. Obwohl manche Schäge als milchreich 
gehalten werden, scheint bei vielen anderen die Milchergiebig- 

** 








148 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Nu. 13. 


keit sehr gering zu sein; dieselbe soll nach der Ernährung des 
Kalbes aufhören. Infolge ihres schmächtigeren und feineren 
Baues übertreffen sie an Behendigkeit und Schnelligkeit die 
großen Zebus. Ihre Verbreitung erstreckt sich über ganz 
Vorderindien, wo sie auch neben dem großen Schlage 
Vorkommen. 

Dieser mittelgroßen Rasse schließt sich die kleine oder 
Zwerg-Zeburasse an. Diese Tiere besitzen einen zier¬ 
lichen Kopf, schwärzliche Hörner und fast kahle Ohren, ihre 
Farbe ist gleich der des mittelgroßen Zebu sehr verschieden. 
Sie sollen weit anspruchsloser als die größeren Rassen sein 
und leben daher in Gegenden mit ärmlicher Ernährung, z. B. 
in Malabar und in den höheren Alpenlagen des 
H i m a 1 a y a. Auch die Singhalesen auf Ceylon be¬ 
sitzen solche Zwergzebus. Die Tiere sind trotz ihrer 
Kleinheit äußerst behend und als Zugtiere, wie ich mich selbst 
wiederholt durch Augenschein überzeugen konnte, sehr 
leistungsfähig. Auf Ceylon werden nicht selten mit Zwerg¬ 
zebus, die vor zierlichen, kleinen Bambuswagen gespannt 
sind, Wettrennen veranstaltet. Die kleinen Rinder können 
erstaunlich schnell davonjagen, auch besitzen sie eine große 
Zugkraft. 

In den letzten Jahren hat Carl Hagenbeck in 
8 t e 11 i n g en wiederholt Zebus verschiedener Rasse nach 
Deutschland überführt. Seinen Erfahrungen entnehme ich 
folgende Angaben: Von allen großen Zebus, von denen eine 
Anzahl Schläge unterschieden werden, sind die Guzerat- 
Zebus (Fig. 1-3) die schönsten und imposantesten. Sie sind 
entweder weiß, silbergrau, grau oder eisengrau gefärbt. Bei den 
•grauen Tieren sind Kopf, Hals und Gliedmaßen gewöhnlich 
dunkler gefärbt als der übrige Körper. Maul und Augenränder 
sind schwarz. Die Haut ist gewöhnlich von gelber Färbung. Die 
Beine der Guzerats sind besonders gut geformt. Sie sind gut 
gestellt, muskulös im Oberarm und oberhalb der Sprunggelenke, 
mit flachen, harten und ausdauernden Knochen. Die Klauen 
sind hart und gut geformt. Der Höcker ist beim Bullen meist 
gut entwickelt, bei der Kuli und beim Ochsen ist er kleiner. 
Die Hörner sind schön geschwungen, auswärts und aufwärts 
gerichtet, die herabhängenden Ohren sind breit und lang. 

Es sind äußerst behende und als Zugtiere besonders 
leistungsfähige Rinder. Die Milchleistung der Kühe ist eine 
mittlere. Die G uzerat - Bullen werden im Alter von etwa 
3 Jahren zuchtfähig und zum Decken zugelassen, die Färsen 
beginnen im gleichen Alter zu züchten. Die mittlere Größe 
der Bullen beträgt, hinter dem Höcker gemessen, bei voll ent¬ 
wickelten, d. h. fünf- bis sechsjährigen Tieren, 1,40 bis 1,45 m 
Stockmaß. Ihr Gewicht schwankt zwischen 1200 und 1500 
Pfund, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Knochen beim 
Zebu nicht so schwer wiegen als beim europäischen Rind. 

Die Guzerat-Zebus werden an Größe noch von den 
Nellore-Zebus (Fig. 4 u. 5) übertroffen. Von den vorigen 
unterscheiden sie sich u. a. durch längere Beine, auch sind sie in 
der Kruppe weniger breit, sowie auch abfallender. Bei der Kuh 
ist die Farbe vorwiegend weiß, wogegen ganz weiße Bullen 
und Ochsen seltener sind. Letztere sind meist weiß mit 
grauen bis schwarzen Flecken über Kopf, Hals und Schulter, 
oder auch grau mit dunklerem Kopf und Hals, oftmals ins 
Bläuliche spielend. Der hintere Körperteil und die Beine sind 


dann oft dunkelbeiniger. Die Nellore-Zebus sind in der Regel 
gutartig. Sie liefern ausgezeichnete Zugochsen, die sich für 
ruhigen und schweren Zug eignen. Die Nellores sind auch die 
hauptsächlichsten Milchtiere in Madras. Die Milchleistung 
der Kühe ist aber nicht einheitlich. Eine gute Nellore-Kuh gibt 
11 bis 14 Liter Milch täglich. Die Hörner sind bei den Bullen 
gewöhnlich kurz, an der Basis breit und etwas abgeplattet, mit 
den Spitzen nach auswärts zeigend, die der Kühe meist auf¬ 
wärts zeigend, dünner, etwas länger und spitz. Die Ohren sind 
kleiner und schmäler als diejenigen der Guzerats, dabei sehr 
beweglich. Die Wamme ist fast immer groß und herabhängend. 
Nellore-Zebus wurden wiederholt in großer Zahl nach Brasi¬ 
lien und Westindien exportiert. 

Ihnen schließen sich in der Größe die Han Bi- oder 
Hissar-Zebus (Fig. 8) an. Im großen und ganzen sind sie 
etwas schwerer als die vorigen, haben tiefe Brust, sind breit in 
der Kruppe und massig und lang im Körper. Die Ochsen dieser 
Rasse werden in Indien als Zugtiere sehr geschätzt, obwohl 
sie in der Bewegung nicht so schnell als andere Zebus sind. 
Gewöhnlich sind die Hissar-Zebus von schöner weißer Farbe. 
Die Kühe geben 9 bis 14 Liter Milch in 24 Stunden. Die Milch 
ist von vorzüglicher Qualität und hat cremefarbenes Aussehen. 

Von diesen Zeburassen wurden wiederholt prachtvolle 
Exemplare importiert, die sich durch Vollbesitz ihrer Rasse¬ 
eigenschaften auszeichneten. 

Auch von mittelgroßen Zebus wurden- ausgezeichnete 
Exemplare nach Europa überführt. Als eine besonders als 
Zugtiere vorzüglich geeignete Rasse nenne ich die Mysore- 
Zebus (Fig. 9). Sie nehmen hinsichtlich Form, Temperament 
und Ausdauer unter dem indischen Vieh eine Stellung ein, die 
derjenigen des Vollbluts unter den Pferden nahekommt. Die 
englische Regierung hat diese Zebus wiederholt mit 
großem Erfolg wegen ihrer Zugfähigkeit bei militärischen Ope¬ 
rationen der Bombay-Truppen verwandt. Ein noch leichterer 
und milchergiebiger Zebu ist der Seind-Zebu (Fig. 6 u. 7), 
Tiere von dunkelroter Färbung, deren Rassencharakter aus vor¬ 
stehender Abbildung, die ich gleich den anderen der Firma 
Carl Hagenbeck verdanke, gut zum Ausdruck kommen. 
Von dieser hochinteressanten Rasse wurden bisher nur wenige 
Exemplare durch die genannte Firma importiert. Über die ver¬ 
wandtschaftlichen Beziehungen der Zebus zu unseren 
heimischen Rindern hat der vor einigen Jahren verstorbene her¬ 
vorragende Landwirtschaftsforscher Julius Kühn hoch¬ 
interessante Kreuzungsversuche im Landwirt¬ 
schaftlichen Tiergarten in Halle angestellt. Diese 
Versuche ergaben als Resultat, daß unsere Hausrinder und die 
Zeburinder einander so nahe stehen, daß sie auf zwei sehr nahe 
stehende Arten, vielleicht nur geographische Formen derselben 
Art, zurückzuführen sind. Dagegen sind unsere Hausrinder und 
wahrscheinlich auch die Zeburinder nach den Resultaten 
K ü h n s mit keiner der übrigen lebenden Rinderarten so nahe 
verwandt, daß sie davon hergeleitet werden könnten. Dieser 
Befund scheint gegen die Abstammungshypothese Kellers 
vom Banteng zu sprechen, er deutet darauf hin, daß 
der eigentliche Stammvater heutigentags erloschen ist. Ob 
nun wirklich der Auerochs als solcher anzusehen ist, 
oder ober sich noch unserer Erkenntnis entzieht, ist noch 
eine offene Frage, die so leicht auch nicht gelöst werden 
wird. 






30. Mürz 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


149 


Fasse icli die auf Grund des Rassencharakters der in¬ 
dischen Zebus gewonnenen Resultate über den wirtschaft¬ 
lichen Wert dieser Rinder zusammen, so ergibt sich objektiv 
folgendes: Die Zeburinder leisten an Schnelligkeit und Be¬ 
händigkeit außerordentliches und übertreffen darin entschieden 
unsere heimischen Rinderrassen. Es geht dieses schon aus 



Fig. 8. 5jährige Eissar-Zebukuh; weiß. 


ihrem anatomischen Bau hervor. Ihr Körper ist entschieden 
schlanker, namentlich sind es aber die langen Gliedmaßen, 
die eine größere Schnelligkeit im Laufen gewährleisten. 
Dagegen sind die Zebus nach unseren heimischen landwirt¬ 
schaftlichen Anforderungen weder als Fleisch- noch als Milch¬ 
tiere zu bezeichnen und können in dieser Hinsicht auch nicht 
annähernd mit unseren Rindern 
in Vergleich gezogen werden. 

Zwar ist dabei zu bedenken, 
daß unter den verschiedenen 
Rassen und Schlägen der Zebus 
die Produktionsleistung der 
einzelnen Rassen eine sehr ver¬ 
schiedene ist. Einzelne Rassen 
sind, vom indisch-landwirt¬ 
schaftlichen Standpunkte aus, 
als Milchrassen zu bezeichnen. 

Die einzelnen Kühe geben bis 
zu 14 Liter Milch, die, wie 
die chemische Analyse ergab, 
einen hohen Fettgehalt hat. Er 
wurde für die Nellore- 
Rasse auf 5 % angegeben. 

Das Zebufleisch wird seines 
moschusartigen Geschmackes 
und Geruches wegen von den 
Europäern abgelehnt oder 
wenigstens nur widerwillig 
gegessen. 

Im Interesse einer objektiven Darstellung der Nutzungs¬ 
eigenschaften des Zeburindes muß aber noch betont werden, 
daß ihnen eine große Widerstandskraft gegen Seuchen und 
Krankheiten mancherlei Art eigen ist. Es hat sich heraus¬ 
gestellt, daß die Zebus z. B. gegen das Texasfieber un¬ 


empfindlich sind, weshalb sie seit etwa 40 Jahren in größerem 
Maße in Nord- und Mittelbrasilien mit Erfolg ge¬ 
züchtet werden. Durch die Kreuzung des dort heimischen 
Criolloviehs mit Zebus wurde eine erhebliche Ver¬ 
besserung des ersteren erzielt, so daß diese Halbblut- 
zebus dort, wie auch in dem weiter südlich gelegenen 
P a r a g u a y in der Viehzucht eine wichtige Rolle spielen. 





Fig. 9. 2K jähriger Mysore-Zebubulle; schwarx. 


Abgesehen von dieser Widerstandskraft gegen Krankheiten, 
besitzen d\e Zebus auch eine ausgesprochene Unempfindlich¬ 
keit gegen den Einfluß des heißen Klimas und der dadurch 
bedingten Trockenperioden. Das hat auch zur Folge, daß 
diese Tiere, wenn es sein muß, sehr genügsam sind und unter 
Verhältnissen leben und gedeihen können, unter denen unsere 

heimischen Rinder versagen, 
zum mindesten nicht auf die 
Dauer existieren könnten. Be¬ 
denkt man noch dabei, daß 
diese Rinder bei der sengenden 
Glut der Tropen ihre Arbeits¬ 
leistung nicht vermindern, 
sondern unter diesen klima¬ 
tischen Verhältnissen in vollem 
Maße ausnutzbar sind, so ist 
der hohe Wert dieses Rindes 
als wichtiges WJrtschaftstier 
des Menschen über jeden 
Zweifel erhaben. Es fragt sich 
nur, ob der Zebu zur Kreuzung 
mit unseren heimischen Rindern 
für unsere Landwirtschaft in 
Frage kommt. Diese Frage muß 
ich, in Einklang mit verschie¬ 
denen Fachgelehrten, nament¬ 
lich aber mit dem leider 
so früh verstorbenen Professor 
Simon von Nathusius, 
entschieden verneinen. Meines Erachtens würde dadurch 
die Qualität des Fleisches unserer heimischen Rinder 

verschlechtert, die Quantität der Milch verringert und 
ein Rind erzeugt, das an Behendigkeit und Schnellig¬ 
keit als Zugtier zwar gewinnt, in den für unsere 



Hg. 10. Euer- Dinka-Zebu; 6 Jahre alt ; hellgelb; Gehörn längs 
der Krümmung 85 cm lang; die Spitzen stehen 40 cm von¬ 
einander entfernt. 




150 BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 13. 


landwirtschaftlichen Verhältnisse wichtigsten Produktions¬ 
eigenschaften aber entschieden versagt. Wenn man sich ver¬ 
gegenwärtigt, welche Unsumme von züchterischer Intelligenz 
zur Anwendung kam, um unsere Viehzucht auf denjenigen 
Hochstand zu bringen, den sie gegenwärtig einnimmt, er¬ 
scheint es geradezu als eine Irreführung, den Zebu ernstlich für 
die Zwecke unserer heimischen Zucht heranziehen zu wollen. 

Anders steht aber die Sache mit der Verwertung des Zebu 
als Zuchttier für koloniale, überseeische Aufgaben. Es ist 
von hohem wissenschaftlichem Interesse durch Kreuzungs¬ 
versuche die Frage über den Wert der Zebus für unsere 
Kolonien zu prüfen. So wurden eine Anzahl rotbunter 
Holsteiner Kühe von Nellore-Zebu-Bullen in 
Stellingen belegt. Es ist auch allgemein bekannt, daß 
Seine Majestät der Kaiser der Zebufrage großes 
Interesse entgegenbringt und auf seinem Gute in C a d i n e n 
Züchtungen zwischen Zebus und ostpreußischen 
Kühen vornehmen ließ. Die dadurch erzielten Produkte er¬ 
wiesen sich als kräftige, robuste und bewegliche Tiere, die vom 
Vater nicht den Höcker geerbt haben, dagegen den schlankeren 
Körperbau und die dadurch bedingte größere Beweglichkeit. 
Die Farbe der Kälber entspricht in beiden Züchtungen 
dagegen der der Mutter, denn die Bastarde sind rot, resp. 
schwarzbunt, lassen aber in der Farbe unregelmäßige Ver¬ 
teilung erkennen. Seine Majestät berichtete am 
12. Februar 1913 im Deutschen Landwirtschafts¬ 
rat über die Kreuzungen wie folgt: „Ich habe jetzt in 
meinen Ställen in C a d i n e n 15 Zebubullenkälber und 10 Zebu¬ 
kuhkälber. Über den Erfolg mit der Milch kann ich Ihnen 
leider noch nichts sagen, da darin noch keine Erfahrungen 
gesammelt sind. Bei den Zebubullenkälbern hat sich in sehr 
interessanter Weise ihr altes Naturell auch bei der Nachzucht 
herausgestellt. Sie sind nämlich als Zugtiere kolossal 
leistungsfähig und ich hoffe, daß ich in der Lage sein werde, 
bald mit zwei Viererzügen zu arbeiten. Es ist sehr interessant 
zu beobachten, daß wie immer das klügste und bestgeeignete 
Tier an der Spitze der Kälber steht. Nun kommt hinzu, daß 
die Zebustiere sich zu sportlichen Zwecken benutzen lassen; 
das indische Volk arrangiert abendliche Rennen mit ihnen. 
Ich hoffe also, daß es möglich sein wird, aus den heran- 
wachsenden Kälbern tüchtige Gespanne zu ziehen, die vor 
allem mit dem Erntewagen erheblich schneller herankommen 
können.“ Aus diesem Kaiserlichen Bericht geht, den Rasse¬ 
charakter der Zebus bestätigend, hervor, daß der Hauptwert der 
Zebus in ihrer Behendigkeit als Zug- und Arbeitstiere besteht. 

Trotz der in Südamerika mit Erfolg betriebenen 
Kreuzungszucht mit Zebus und den genannten, in 
Deutschland angestellten Versuchen ist es bisher wissen¬ 
schaftlich noch keineswegs klargestellt, welchen Einfluß die 
Kreuzung auf die Qualität und Quantität der Milch hat. 
Auch fehlt es an einer zootechnischen Beurteilung der Bastarde 
von wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus. Wenn es auch 
nicht zu leugnen ist, daß die Zebus, wie ich bereits hervorhob, 
entschieden widerstandsfähiger gegen manche Viehkrankheiten 
als unsere heimischen Rinder sind, so ist damit keineswegs ge¬ 
sagt, daß sich dieses Verhalten auf alle Seuchen erstreckt. Die 
afrikanischen ßuckelochsen, die doch abgeänderte 
indische Zebus sind, haben sich meines Wissens keines¬ 
wegs gegen die Rinderpest als immun erwiesen, warum sollen 


es dann die indischen Zebus, die Stammväter, sein? 
Es wäre doch eher anzunehmen, daß sich die afrikanischen 
Buckelochsen im Laufe der Zeit, in der sie dort unter dem 
Einfluß veränderter Lebensbedingungen Abänderungen unter¬ 
worfen waren, eine Immunität erworben hätten! Dieses ist 
aber durchaus nicht der Fall. Daß der indische Zebu in 
Afrika nicht nur leben kann, sondern auch gedeiht, geht 
durch die Existenz des afrikanischen Buckel¬ 
ochsen hervor. Dieser ist ja ein abgeänderter indischer 
Zebu und hat sich einen großen Teil Afrikas als Nutztier 
erobert. Eine große Anzahl prächtiger Schläge bekunden 
nicht allein die Lebenskraft, sondern auch die Variations¬ 
breite, innerhalb welcher sich der indische Zebu unter dem 
Einfluß veränderter Lebensverhältnisse entfaltet hat. Heutigen¬ 
tags darf dabei aber die Tatsache nicht vergessen werden, 
daß der indische Zebu und der afrikanische Buckelochs oder 
das Sangarind in ihren Rasseneigenschaften voneinander 
abweichen. Beide haben sich unter dem Einfluß verschieden¬ 
artiger Existenzverhältnisse, wie durch die künstliche Zucht¬ 
wahl des Menschen abweichend voneinander differenziert. 
Beide Rinderformen wurden von den in ihren Kulturverhält¬ 
nissen grundverschiedenen Völkern für ihre Zwecke um- und 
hochgezüchtet. In Indien und Afrika existieren Völker, 
die auf die Rinderzucht großen Wert legen, gleichgültig, ob 
es sich dabei um Kultur- oder Halbkulturvölker handelt. 
Unter den letzteren gibt es manche, die ganz vortreffliche 
Viehzüchter sind und bei der Auswahl der Zuchttiere sehr 
sorgfältig verfahren, wobei sie ganz bestimmte Zuchtziele vor 
Augen haben. Ich erinnere aus der Fülle der Beispiele für 
diese Behauptung nur an die D i n k a, für die Wohlstand 
und Reichtum gleichbedeutend mit Viehbesitz ist (Fig.lO). Auch 
für die M a s a i ist der höchste Ehrgeiz ein großer Viehbesitz. 
Die Grundsätze der Zucht und Zuchtwahl sind den M a s a i 
gut. bekannt. Schließlich sei noch auf die Herero und 
0 v a m b o als ausgezeichnete Viehhalter und Viehzüchter 
hingewiesen. 

Es fragt sich nun, wenn einmal mit Zebublut in unseren 
Kolonien gekreuzt werden soll, ob es dann nicht näher liegt, 
den afrikanischen Buckelochsen und nicht den indischen Zebu 
hierzu zu verwenden. Die Eingewöhnung europäischer Haus¬ 
tierrassen in die Tropen ist aber, wie ich dieses in meiner 
Schrift über „Tierakklimatisation“ ausführlich behandelte, 
eine äußerst schwierige Sache. 

In einer anderen kleinen: Schrift „Die Aufgaben der 
Kolonial-Zoologie“ sagte ich vor Jahren u, a.: „Meiner Ansicht 
nach muß es als unrationell erscheiuen, die für unsere euro¬ 
päischen Bedürfnisse hoch- und einseitig gezüchteten Haus¬ 
tiere unter den gänzlich anderen Lebensbedingungen der 
Tropen durch Reinzucht ausnutzen zu wollen. Es sollte viel¬ 
mehr eine verständige Kreuzungszucht mit dem Viehbestand 
der Eingeborenen betrieben werden.“ Diese im Jahre 1900 
in der „Zeitschrift .für Kolonialpolitik“ ver¬ 
öffentlichten Anschauungen finde ich durch die Resultate der 
Studienreise des Direktors des Hamburger Schlachthofes 
Dr. J. N e u m a n n bestätigt. Herr Dr. N e u m a n n sagt 
u. a. in einer Schrift „Die Verwendung von deutschem Zucht¬ 
vieh in Deutsch-Südwestaf rika“ : „Die Reinzucht 
deutscher Kulturrassen ist unter den extensiven Verhältnissen 
der südwestafrikanischen Steppenwirtschaft nicht so durch- 






30. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


151 


führbar, daß die Nachzucht die Entwickelung und die 
Leistungen der Originaltiere auch nur annähernd zeigt.“ 
Ferner sagt er: „Die Nutzleistungen unserer Kulturrassen 
treten nur dann in die Erscheinung, wenn eine zweck¬ 
entsprechende Ernährungsweise gesichert ist. Fehlt diese, 
so treten die Eigenschaften der Kulturrassen immer mehr 
zurück, und die Entwickelung wird eine unvollkommene. 
Bei ganz unzureichender Ernährungsweise kommt die Ent¬ 
wickelung einer vollständigen Verkümmerung der Tiere gleich, 
man kann dann von einer Kümmer- oder Hungerform sprechen.“ 
Mit Recht weist Dr. N e u m a n n bei der Auswahl der 
Rassen auf die Leistungsfähigkeit der Scholle 
hin. Ich bin noch heute, wie damals der Überzeugung, man 
sollte, um die koloniale Viehzucht mit Erfolg zu heben, vor 
allem die heimischen Rinder der Eingeborenen für die wirt¬ 
schaftlichen Aufgaben unserer Farmer um- und hochzuztichten 
versuchen. Namentlich denke ich dabei an die verschie¬ 
denen Buckelochsen-Schläge. Diese Um- und Hochzüchtung 
ließe sich durch Kreuzungszucht mit europäischen, für die be¬ 
treffenden Ernährungs- und Zuchtverhältnisse ausgewählten 
Rindern zu gedeihlicher Entwickelung bringen. Hierfür den 
indischen Zebu auszuwählen, halte ich dagegen für nicht rationell. 
Er würde ja Rasseeigenschaften mitbringen, über die seine 
afrikanischen Stammesbrüder durch den Einfluß der afrikanischen 
Scholle seit langen Zeiten hinaus gezüchtet sind. Es würde eine 
Kreuzung mit ihm sozusagen einen Rückschlag in primitivere 
Verhältnisse verursachen. Will man den indischen Zebu 
für die Zwecke der Kolonien verwenden, dann muß man 
einen anderen Vorschlag befolgen und hier in Deutschland 
Kreuzungszucht zwischen ihm und europäischen Rindern 
betreiben, um die dadurch erzielten Blendlinge in die 
Kolonien zu senden. In diesem Falle entspricht dann der 
Zebu dem in Afrika heimischen Buckelochsen. Die Tiere 
müssen dann aber bei uns in Deutschland sehr abgehärtet 
und dadurch für die bevorstehende Eingewöhnung in A f r i k a 
vorbereitet werden. Man sieht, die Zebufrage ist von wissen¬ 
schaftlichen und praktischen Gesichtspunkten aus durchaus 
nicht einfach zu lösen. Es bedarf einer gewissenhaften ein¬ 
dringenden Forschung und zahlreicher, über längere Zeit¬ 
räume durchgeführter Experimente, um zu einem klaren Urteil 
über den Wert des Zebus für die Aufgaben kolonialer Tier¬ 
zucht zu gelangen. 


Referate. 

(Aus dem Pathologisch-Anatomischen Institut der Reichstierarznei¬ 
schule zu Utrecht.) 

Anatomische, histologische und bakteriologische Unter¬ 
suchungen über II Fälle von Hundetuberkulose. 

Von Hendrik Schornagel, Tierarzt und Prosektor. 

(Inaug.-Dissert Bern, 1914.) 

Innerhalb eines Zeitraumes von 6 Jahren wurden am 
Utrechter Pathologischen Institut unter 568 sezierten Hunden 
11 mit Tuberkulose gefunden (1,9 Proz.). Bei diesen war 
dreimal die Tuberkulose ein zufälliger Befund; in den 8 
anderen Fällen war sie so ausgebreitet, daß sie entweder 
den Tod des Tieres verursacht hatte oder Ursache war, daß 
der Hund als unheilbar getötet werden mußte. 

Auf die verschiedenen Organe verteilt sich die genannte 
Krankheit wie folgt: mesenteriale Lymphknoten in 7, Lungen 


in 5, bronchiale Lymphknoten in 5, Brustfell in 4, Leber in 4, 
mediastinale Lymphknoten in 3, Netz in 3, Milz in 2, Bauchfell, 
Mesenterium, Pankreas und Niere in je 1 Fall. Die Tuberkulose 
war dreimal chronisch-generalisiert, einmal akut-miliar. 

Das Bild der Hundetuberkulose unterscheidet sich 
wesentlich von dem der anderen Haustiere. Mit der Tuberkulose 
der Katze besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Die Knoten 
sehen oft wie Sarkome oder Fibrosarkome aus. Verkäsungen 
sind sehr weich. Die Auflagerungen der serösen Häute zeigen 
meist bindegewebiges Aussehen. 

Histologisch ist die tuberkulöse Natur in der Regel nur 
schwer zu erkennen. Einen typisch aufgebauten Tuberkel sah 
Schornagel niemals. In einigen Fällen bestanden die 
Knötchen aus einem nekrotischen Zentrum mit mehr oder 
weniger deutlichen Epithelioidzellen und Lymphozyten; meistens 
waren aber die Fibroblasten mehr spindelförmig, und oft 
fehlte zentrale Nekrose. Die diffusen Lungenentzündungen 
geben das Bild einer chronischen Pneumonie mit Nekrose. Die 
Pleuraneubildungen bestehen aus Granulationsgewebe. Der 
Knötchenbau ist selten. Riesenzellen fand Schornagel 
in keinem einzigen Schnitt, Verkalkung nur einmal und 
noch dazu geringgradig. In einigen Fällen mußte erst der 
Impfversuch beweisen, daß nicht ein Fibrosarkom, sondern 
Tuberkulose vorlag. 

Als Resultat seiner sich anschließenden bakteriologischen 
Untersuchungen konnte Verfasser feststellen, daß 50 Proz. der 
Hunde, aus denen der Tuberkelbazillus kultiviert wurde, mit 
Menschentuberkelbazillen infiziert waren, daß bei 25 Proz. 
dieser Hunde eine Infektion mit Rinderbazillen stattgefunden 
hatte, und daß bei weiteren 25 Proz. Übergangsformen vor¬ 
gefunden wurden. Der tuberkulöse Hund bildet also eine 
nicht gering zu schätzende Gefahr für die Gesundheit des 
Menschen. 

Der Arbeit sind 12 Abbildungen beigefügt. 

J. S c h m i d t. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevernann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. März 1916. 

(Oie Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte aind — letstere ln Klammern — 
bei jedem Kreta vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg 2 Gemein¬ 
den, 2 Gehöfte, Gerdauen 2, 2, Rastenburg 1, 1. Reg.-Bez. Gum¬ 
binnen: Pillkallen 1, 1, Insterburg Stadt 1, 1, Darkehmen 5, 5 
(davon neu 1 Gern., 1 Geh.), Angerburg 3,3 (1,1), Goldap 5, 5 (2, 2), 
Oletzko 1, 1. Reg.-Bez: Al 1 en ste in: Johannisburg 1, 1 (1, 1), 
Lötzen 1,1, Lyck 2,2, Neidenburg 1, 1 (1,1), Osterode i. Ostpr. 1,1. 
Reg.-Bez. Danzig: Danziger Höhe. 1, 1. Reg.-Bez. Marien¬ 
werder: Stuhm 2, 2, Lö'.au 1, 1, Strasburg 1,1. Stadtkreis 
Berlin: 1, 1. Reg,-Bez. Potsdam: Charlottenburg Stadt 1,1. 
Reg.-Bez. Stettin: Anklam 1,2, Cammin 1,1. Reg.-Bcz. Köslin: 
Stolp Stadt 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Posen: Schrimm 3, 3, Posen 
Stadt 1, 1, Samter 1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Schubin 1,1, 
Strelöo 1, 2 (1,2). Reg.-Bez. Breslau: Breslau Stadt 1, 1, 
Striegau 1, 1. Reg. Bez. Minden: Halle i. W. (Rotzverdacht) 1. 1. 
Reg. Bez. Cassel: Witzenhausen 1, 1. Reg.-Bez. C ö 1 n: Cöln 
Stadt 1 , 1 (1,1). Königreich Sachsen. K.-H. Bautzen: Bautzen 
Stadt 1, 2. Kam?nz 1, 1. Löbau 2, 3, Zittau Stadt 1, 1. K.-H. 

Chemnitz: Stolberg 1,1. K.-H. Dresden: Dresden Stadt 1,8. 
K.-H. Leipzig: Leipzig Stadt 1, l r Leipzig 1, 1, Oschatz 1, 2, 
Mecklenburg-Schwerin. Gadebusch 2, 2, Schwerin 2, 2 (2, 2), 
Güstrow 1.1 (1,1), Rostock 3, 3 (1, 1), Waren 2, 2. Mecklenburg- 
Strelitz. Neustrelitz 1,1. I n s g e s a m t: 48 Kreise, 70 Gemeinden, 
82 Gehöfte; davon neu: 13 Gemeinden, 14 Gehöfte. 1 

Liingenseuche, Pockenseuche, Beeohälseuche. 

Frei. 


152 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 13. 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (einsohl. Schweinepest). 




laul- und 

1 

Schweineseuche 

Regierungs- usw. Bezirke 

Klauenseuche 

elnschl. Schweinepest 

bzw. Bundesstaaten 

Kreise 

Oe- 1 

Ge- 1 

Kreise] 

Ge- 1 

Ge- 


usw. [meinden 

122131 

usw. |meinden| 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

8 

29 

30 

7 

11 

11 

Gumbinnen. 

9 

34 

37 

4 

5 

5 

Allenstein. 

4 

5 

5 

4 

7 

7 

Danzig. 

3 

3 

3 

2 

3 

3 

Marienw r erder. 

11 

21 

22 

5 

5 

6 

Berlin. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Potsdam. 

18 

107 

139 

12 

31 

36 

Frankfurt. 

11 

44 

61 

13 

25 

42 

Stettin. 

6 

12 

15 

4 

4 

7 

Köslin. 

5 

9 

11 

4 

4 

4 

Stralsund. 

3 

7 

7 

3 

6 

6 

Posen . 

12 

23 

24 

13 

24 

26 

Bromberg. 

4 

6 

6 

7 

8 

8 

Breslau. 

11 

24 

29 

18 

51 

59 

Liegnitz. 

7 

13 

16 

15 

42 

53 

Oppeln. 

9 

20 

40 

9 

14 

18 

Magdeburg . 

14 

73 

109 

5 

9 

16 

Merseburg. 

16 

57 

87 

3 

5 

5 

Erfurt. 

3 

4 

4 

5 

8 

9 

Schleswig. 

19 

85 

111 

7 

10 

11 

Hannover. 

7 

11 

12 

3 

3 

3 

Hildesheim. 

11 

41 

77 

— 

— 

— 

Lüneburg . 

9 

22 

26 

4 

4 

4 

Stade . 

7 

14 

18 

1 

1 

1 

Osnabrück . 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

Aurich. 

4 

22 

28 

— 

— 

— 

Münster. 

7 

15 

19 

2 

2 

2 

Minden . 

7 

22 

45 

4 

6 

8 

Arnsberg. 

12 

26 

29 

6 

9 

10 

Kassel. 

11 

26 

33 

10 

17 

27 

Wiesbaden. 

9 

12 

21 

4 

7 

7 

Koblenz. 

6 

11 

16 

5 

6 

7 

Düsseldorf. 

17 

46 

63 

7 

8 

9 

Köln. 

10 

30 

40 

2 

2 

2 

Trier. 

7 

8 

21 

1 

2 

3 

Aachen. 

6 

20 

25 

2 

3 

3 

Sigmaringen. 

3 

4 

10 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . 

18 

41 

63 

1 

1 

1 

Niederbayern. 

4 

8 

11 

1 

1 

1 

Pfalz. 

3 

3 

3 

— 

— 

—r 

Oberpfalz. 

— 

— 

— 

— 

— 

-r- 

Oberfranken. 

6 

8 

16 

2 

2 

2 

Mittelfranken. 

11 

28 

35 

4 

8 

10 

Unterfranken. 

12 

34 

56 

1 

1 

1 

Schwaben. 

12 

53 

106 

1 

1 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

2 

3 

3 

— 

— 

— 

Chemnitz. 

4 

4 

4 

2 

2 

2 

Dresden. 

6 

7 

10 

1 

3 

3 

Leipzig. 

6 

15 

19 

3 

3 

3 

Zwickau. 

4 

7 

9 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

12 

16 

35 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

5 

6 

19 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

12 

43 

173 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

2 

3 

4 

2 

2 

2 

Freiburg. 

Karlsruhe. 

5 

5 

7 

7 

11 

13 


_ 

I 

Mannheim. 

6 

7 

9 

2 

3 

3 

Hessen. 

10 

18 

46 

1 

2 

2 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

8 

18 

22 

5 

13 

17 

Sachsen-Weimar. 

3 

9 

15 

1 

1 

1 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Oldenburg. 

9 

23 

37 

2 

3 

3 

Braunschweig . . . . ^ . 

6 

35 

55 

5 

19 

22 

Sachsen-Meiningen .... 

3 

11 

27 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

2 

6 

13 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

3 

5 

9 

— 

— 

— 

Anhalt. 

5 

14 

21 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Reuß ältere Linie .... 

1 

3 

5 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

2 

6 

14 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

1 

1 

3 

— 

— 

— 

Lippe . 

1 

4 

4 

1 

1 

3 

Lübeck 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

2 

3 

5 

— 

— 

— 

Hamburg. 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen . . . . . 

20 

126 

1 288 

1 

1 

1 

Deutsches Reich 

528 

1 1498 

2443 

232 

415 

1 502 

Davon in Preußen 

309 

1 909 

1242 

192 

343 

| 419 


Maßregeln gegen die Knochenbrüchigkeit der Haustiere. 

Veröffentlichungen des Preußischen Landwirtschaftsministeriums. 

Nach ausnahmsweise trockenen Sommern treten regelmäßig 
die Zeichen mangelhafter Ernährung unter den Viehbeständen auf, 
die in der Hauptsache auf den ungenügenden Gehalt der in der 
eigenen Wirtschaft gewonnenen Futtermittel, namentlich des Rauh¬ 
futters, an aufnahmefähigen Aschebestandteilen 
beruhen. Am augenfälligsten sind diese Anzeichen bezüglich der 
Entwicklung der Knochen wachsender Tiere, aber auch bei voll¬ 
jährigen, namentlich bei tragenden Tieren und bei Milchvieh kön¬ 
nen infolge mangelhaften Stoffersatzes die Schäden auftreten. In 
beiden Fällen fehlt den Knochen die erforderliche Widerstands¬ 
fähigkeit, so daß Knochenbrüche und die sonstigen Erscheinungen 
der mangelhaften Bildung der Knochensubstanz auftreten. In¬ 
dessen können sich die Mängel auch auf die fehlerhafte Bildung 
der übrigen Gewebsarten erstrecken, nur fallen sie hier weniger in 
die Augen. 

Die Erscheinungen zeigen sich der Regel nach erst bei der 
Winterfütterung, einmal wohl deshalb, weil beim Grünfutter die 
Verdaulichkeit auch bei der Aschebestandteile eine bessere ist als 
beim Trockenfutter, sodann aber auch aus dem Grunde, weil die 
mangelnde Stoffzufuhr, namentlich beim erwachsenen Vieh erst 
einige Zeit angedauert haben muß, ehe die Folgen hervortreten. 
So war es in dem trockenen Jahr 1893, in frischer Erinnerung sind 
diese Vorgänge aber aus dem ebenfalls sehr trockenen Jahr 1911. 

Das Jahr 1915 hat beide Jahre an Ungunst der Witterung und 
namentlich bezüglich der ungenügenden Niederschläge im Vor¬ 
sommer im ganzen Norden und Osten des Reiches noch über¬ 
troffen. Es ist daher nicht überraschend, wenn auch jetzt wieder 
Knochenbrüchigkeit auftritt, zumal wenn man berücksichtigt, daß 
in normalen Zeiten der beim Rauhfutter bestehende Mangel an 
mineralischen Nahrungsstoffen durch entsprechende Beigabe von 
Kraftfutter ersetzt werden konnte, was in dem laufenden Jahr aus 
bekannten Gründen nicht möglich ist. Dazu kommt, daß es z. Z. 
dem verfügbaren Futter auch an dem nötigen Eiweiß fehlt. Das 
letztere spielt aber bei der Verdauung eine bedeutsame Rolle. Fehlt 
es an Eiweiß, so ist auch die Aufnahme der in dem Futter enthal¬ 
tenen Aschebestandteile eine mangelhafte. 

Es fragt sich, welche Mittel zur Verfügung 
stehen, um dem Übelstand abzuhelfen. Das nächst- 
liegende Mittel, die Verabreichung reichlicher Mengen von Futter¬ 
mitteln, die sowohl Eiweiß als Aschebestandteile in einer für den 
Tierkörper aufnahmefähigen Form und in reichlicher Menge ent¬ 
halten, z. B. Hülsenfrüchte, Hafer, Kleeheu, Ölkuchensamen, 
Bohnen- und Erbsenstroh versagt, da diese Futtermittel nicht zu 
beschaffen sind. Es bleibt also nur übrig, die fehlenden 
Aschebestandteile in geeigneter Form dem Fut¬ 
ter unmittelbar zuzumischen. 

In erster Linie handelt es sich dabei um die Beigabe von 
phosphorsaurem Kalk für die Knochenbildung, in zweiter Linie 
aber auch darum, den Tieren eine angemessene Menge von Koch¬ 
salz (Viehsalz) zu verabreichen. Das letztere trägt bekanntlich 
wesentlich dazu bei, die Bekömmlichkeit des Futters zu erhöhen. 
Wenn schon unter normalen Fütterungsverhältnissen die Ver¬ 
abreichung von Salz und gegebenenfalls auch von phosphorsaurem 
Kalk von Vorteil ist, so sollte diesem Gesichtspunkt in Zeiten, in 
denen die Futterrationen nach mancher Richtung hin zu wünschen 
übrig lassen, eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt wer¬ 
den. Natürlich ist dabei die Art und Zusammensetzung des ver¬ 
abreichten Futters zu berücksichtigen. Schon in früheren Ver¬ 
öffentlichungen (vgl. das Rundschreiben, betreffend die Fütterung 
von Zuckerrüben und von Zucker, vom 13. Januar 1915 — I. A. 
Ile 123 —) ist darauf hingewiesen worden, daß bei reichlicher 
Verabreichung der Rückstände der Zuckerfabrikation eine ent¬ 
sprechende Beiftitterung von phosphorsaurem Kalk besonders zu 
empfehlen ist; dagegen ist in diesem Fall, namentlich bei reich¬ 
licher Fütterung der an sich salzreichen Melasse mit den Viehsalz¬ 
gaben sparsamer zu verfahren. Es lassen sich daher für alle Ver¬ 
hältnisse passende Regeln nicht aufstellen, die nachfolgend gege¬ 
benen Zahlen sind demgemäß nicht als allgemein gültige Rezepte, 











































































30. März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


153 


sondern nur als Anhaltspunkte aufzufassen, um an ihrer Hand die 
zu verabreichenden Gaben den besonderen Fütterungsverhältnissen 
entsprechend zu bemessen. 

Angemessene Gaben sind 50 g kohlensaurer Kalk (Schlämm¬ 
kreide) und gleichfalls 50 g ^präzipitierter“ („präparierter“) phos¬ 
phorsaurer Kalk auf den Tag und Kopf (bei einem Lebendgewicht 
von etwa 10 Ztr.) Diese Zahlen können als Anhalt für alle Vieh¬ 
gattungen gelten. An Kochsalz gibt man bei Rindvieh und 
Schafen 20—50 g für 10 Ztr. Lebendgewicht. Bei Pferden genügt 
eine Gabe von 15—20 g auf den Kopf. 

Unter allen Umständen verdient also die Bei¬ 
gabe von mineralischen Nährstoffen zum Futter 
unter den gegenwärtigen Verhältnissen ganz 
besondere Beachtung. 

Berlin, den 16. Februar 1916. Nev. 

Strohkraftfutter. 

Veröffentlichungen des Preußischen Landwirtschaftsministeriums. 

Der während des Krieges fehlende Import von Futtermitteln 
zwingt dazu, mit den vorhandenen Beständen hauszuhalten und 
nach Möglichkeit neue Futterquellen zu erschließen. 

Schon durch die 1900 von Geheimrat Kellner-Möckern 
veröffentlichten Versuche war bekannt, daß die durch chemische 
Behandlung des Strohs gewonnene Strohzellulose, der sogenannte 
Strohstoff der Papierfabriken, bei der Verfütterung an Rindvieh 
geichwertig mit Stärkemehl ist. Spätere Versuche von Professor 
Fingerling haben gezeigt, daß auch das Schwein in der Lage 
ist, den Strohstoff außerordentlich hoch zu verwerten. Daß der 
Strohstoff zu Friedenszeiten nicht zur Verfütterung herangezogen 
wurde, lag außer an seinem Preise und an dem reichlichen Vor¬ 
handensein anderer Futtermittel darin, daß keine geeignete Form 
für die Verfütterung bekannt war. Nachdem es Herrn Dr. 0ex¬ 
mann gelungen ist, diese Schwierigkeiten zu beseitigen und aus 
Strohstoff ein Futtermittel herzustellen, das infolge seiner schrot¬ 
artigen Beschaffenheit vom Vieh sehr gern genommen wird, sind 
mit Unterstützung des Reiches und des Preußischen Staates durch 
den Kriegsausschuß für Ersatzfutter eine Reihe von Fabriken für 
die Herstellung des sogenannten Strohkraftfutters erbaut worden, 
die zum Teil bereits im Betriebe sind, zum andern Teil in aller¬ 
nächster Zeit in Betrieb kommen und deren Erzeugnisse durch die 
Kommunal verbände zu beziehen sind. 

Die mit Strohkraftfutter seit Monaten an wissenschaftlichen 
Instituten und in der Praxis durchgeführten Versuche haben über¬ 
einstimmend gezeigt, daß wir es hier mit einem sehr hochwertigen, 
wenn auch eiweißarmen Futtermittel zu tun haben. 

Geheimrat Zuntz-Berlin hat eingehende Versuche im Respi¬ 
rations-Apparat durchgeführt, die einen überraschend hohen Nähr¬ 
wert des Strohkraftfutters für Pferde ergaben; er kommt in seinem 
Berichte zu dem Endergebnis: 

„Man wird imbedenklich 5 kg Hafer durch 4 kg Stroh¬ 
kraftfutter + 120 g Eiweiß ersetzen können.“ 

Geheimrat Ellenberger, Rektor der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Dresden, hat fast vier Monate hindurch Versuche mit 
der Verfütterung von Strohstoff an einigen 20 schwer arbeitenden 
Pferden gemacht und kommt zu folgendem Ergebnis: 

„Nach meiner Ansicht kann man z. B. bei. stark arbei¬ 
tenden Pferden 4—5 kg Körner durch 4—5 kg Strohkraft¬ 
futter ersetzen, ohne Nachteile befürchten zu müssen. Es 
dürfte sich aber empfehlen, dabei noch eine gewisse Menge 
(1—2 kg) Hafer zu geben wegen dessen günstiger Ein¬ 
wirkung auf die chemischen und mechanischen Verdauungs¬ 
vorgänge und sonstigen damit zusammenhängenden Lebens¬ 
prozesse. Bringt man aber eine so erhebliche Menge Körner¬ 
futter in Wegfall, dann empfiehlt es sich, dem Futter Eiweiß 
(Protein) in Form kleiner Gaben von Robos, Hefe, leim¬ 
artigen Stoffen und dergleichen zuzufügen. 

Das Schlußergebnis unserer Versuche ist dahin zusam¬ 
menzufassen, daß bei der Fütterung der Pferde ein erheb¬ 
licher Teil der üblichen Hafer- bzw. Körnerration durch das 
O e x m a n n sehe Strohfutter bei sachgemäßer Anwendung 


und unter Beachtung der vorstehend von mir gemachten 
Ausführungen ersetzt werden kann, ohne daß gesundheit¬ 
liche Nachteile und eine Minderung der Leistungsfähigkeit 
und Körperkraft der Tiere zu befürchten sind.“ 

Ähnlich günstige Erfolge wurden bei Versuchen erzielt, die 
Herr Ober-Stabsveterinär Professor Dr. Bongert und Herr 
Hauptmann Freiherr von L e p e 1 - Freistadt sowohl bei ruhen¬ 
den wie bei arbeitenden Pferden des I. Garde-Feldartillerie-Regi¬ 
ments durchführten. 

Auch Herr Dr. von Lochow-Petkus hat umfangreiche 
Fütterungsversuche bei Pferden mit bestem Erfolge durchgeftihrt 
Auf seine guten Erfolge mit Strohkraftfutter bei der Schweinemast 
hat er bereits bei der letzten Hauptversammlung der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft hingewiesen. Seitdem sind Mast¬ 
versuche in verschiedenen Betrieben mit bestem Erfolge durch¬ 
geführt worden. Das Reichs-Marineamt hat an verschiedenen Stel¬ 
len Monate hindurch unter genauer Aufsicht Schweinemastversuche 
mit Strohkraftfutter machen lassen, die zu einem Aufträge auf 
Lieferung von 70 000 Zentner dieses Futters an die Bezugsvereini¬ 
gung der deutschen Landwirte führte. 

Die vor kurzem von Professor Schn ei de wind-Halle ver¬ 
öffentlichten nicht so günstigen Ergebnisse beruhen auf Verfütte¬ 
rung eines Materials, das ihm bereits im Juli vorigen Jahres ge¬ 
liefert wurde und das in wesentlich anderer Zusammensetzung und 
nach einem inzwischen als weniger brauchbar verlassenen Ver¬ 
fahren in einer längst stillgelegten Versuchsanlage hergestellt 
wurde. 

Der beste Masterfolg bei Schweinen wird erzielt, wenn nur 
etwa 1 kg der normalen Kraftfutterration durch Strohkraftfutter 
ersetzt wird. 

Da es sich um ein fast völlig eiweißarmes Futtermittel handelt, 
dessen Wert erst bei der Zufütterung von Eiweiß zur vollen 
Geltung kommt, wird es seitens der Bezugsvereinigung der deut¬ 
schen Landwirte, die den Alleinverkauf in Händen hat, soweit wie 
möglich mit Hefe oder hocheiweißreichen Futtermitteln gemischt, 
durch die Kommunalverbände in den Verkehr gebracht. Nach 
Zusatz von 6 Proz. Eiweiß in Form von Trockenhefe z. B. ergibt 
sich ein Futtermittel, das im Stärkewert und Eiweißgehalt gleich¬ 
wertig mit Maisschrot ist 

In der heutigen ernsten Zeit ist es Pflicht jeden Landwirtes, 
nicht nur mit den Übrigen Futtermitteln, sondern auch mit dem 
Stroh aufs äußerste hauszuhalten. Als Einstreu ist Stroh diesefe 
Jahr zu wertvoll. Schon der außerordentlich hohe Preis des 
Strohes wird jeden denkenden Landwirt bewegen, als Einstreu 
Laub, Kraut, Reisig oder auch Sand und ähnliches zu benutzen. 
Aber auch bei der Verfütterung von Stroh muß Maß gehalten 
werden, da sein Wert bei Verfütterung großer Massen immer 
geringer wird. Stellt der Landwirt sein Stroh durch die Bezugs¬ 
vereinigung der deutschen Landwirte oder unmittelbar der Ersatz¬ 
futterherstellung zur Verfügung, trägt er wesentlich zur Vermeh¬ 
rung unserer Futterbestände bei, die er ja auch seinerseits wieder 
durch den Kommunalverband beziehen kann, wobei er trotz der 
hohen Transport- und Verarbeitungskosten die Futtereinheit billi¬ 
ger erhält, als er sie im Stroh fortgibt. Dabei ist der im Stroh 
enthaltene Futterwert natürlich nur in beschränktem Umfange aus¬ 
nutzbar, während an Strohkraftfutter Mengen verfüttert werden 
können, die dem Vielfachen der normalen Häcksel- oder Stroh¬ 
rationen entsprechen. 

Wird seitens der Landwirtschaft Stroh in genügender Menge 
zur Verfügung gestellt, sollen die Strohkraftfutterfabriken entr 
sprechend vermehrt werden, und steht zu erwarten, daß damit 
auch für Friedenszeiten eine dauernde gute Verwertung des Strohs 
gesichert wird. Ein Fünftel einer normalen Strohernte, das durch 
vorsichtiges Wirtschaften sich, ohne an anderer Stelle Schaden zu 
stiften, hierfür würde erübrigen lassen, ergäbe nach der Verarbei¬ 
tung eine Futtermenge, die dem Import der letzten Friedensjahre 
an Kohlehydraten entsprechen würde. Nev. 




154 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 13. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Veterinär Dr. Heitzenroeder (Veterinär im Jäger-Regt. 

z. Pf. Nr. 6). Verlust des rechten Armes. 

Veterinär Dr. Julius Carl (Repetitor a. Pathol. Inst. d. 
Tierärztl. Hochschule Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Hugo Fleischer (Tierarzt in Biberach 
a. Riß). 

Feldunterveterinär Hans Vehse (Studier, d. Militär-Veter.- 
Akademie). 

Oberveterinär Hans Wehrs (Tierarzt in Wandsbek). 
Veterinär Franz Gentner (Tierarzt aus Donauwörth). 
Veterinär Wilhelm Grevemeyer (Tierarzt in Hannover). 
Veterinär Thomas Lehner (Tierarzt in Wiesentheid). 
Veterinär Dr. Ed*uard Oetterich (städt. Tierarzt in 
Mülheim(Rnhr)-Speldorf). 

Veterinär Karl Benzin (Tierarzt in Feldberg i. Meckl.). 
Feldunterveterinär . cand. med. vet. Adolf W e y 1 aus 
Gückingen (Studier, d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 
Feldnnterveterinär cand. med. vet. Aiexander Röther 
aus Wickrath (Studier d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Friedrich Meyer aus 
Tosterglope (Studier, d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 
Veterinär Paul Eggeling (Tierarzt aus Salzdahlum). 

Sechsnndachtzigste Kriegswoche* 

Vom Sonntag, den 19. März, bis Sonnabend, den 25. März 1916. 

Die Berichtswoche hat eine neue russische Offen¬ 
sive gebracht, anscheinend als eine Art Entlastungsoffensive 
für Verdun. Die Russen haben an der Hindenburgfront große 
Menschenmassen eingesetzt, aber bisher ohne jeden Erfolg. 
Namentlich vor den deutschen Stellungen beiderseits des Narocz- 
Sees erlitten sie große Verluste. Dort allein wurden etwa 
9000 gefallene Russen gezählt. In den nächsten Tagen sind 
dann die russischen Truppen auch auf die Dünafront vor¬ 
gestoßen, und zwar erfolgten die Angriffe Tag und Nacht 
ununterbrochen. Alle Vorstöße sind unter schwersten blutigen 
Verlusten vor unseren Stellungen zusammengebrochen. Vom 
23. März ab fanden die Hauptkämpfe nur noch in den Abend- 
und Nachtstunden statt. 

An der Dnjestrfront sind nach sechsmonatigem 
Ringen die österreichisch-ungarischen Truppen gezwungen 
worden, die zu einem Trümmerhaufen zusammengeschossene 
Brückenschanze nordwestlich von Uszieczko zu räumen. Die 
tapfere kleine Besatzung vermochte aber durch einen kühnen 
Nachtmarsch mitten durch die russischen Linien den Anschluß 
an die anderen österreichisch-ungarischen Stellungen zu erreichen. 

Verdun ist nach der letzten Meldung unserer Westfront 
in Brand geschossen. Westlich der Maas haben bayerische und 
württembergische Truppen die ganzen französischen Stellungen 
im und am Walde nordöstlich von Avocourt erstürmt und, ab¬ 
gesehen von den schweren blutigen Verlusten des Feindes, über 
2500 unverwundete Gefangene und viel Kriegsmaterial ge¬ 
nommen. Der Erfolg wurde am nächsten Tage noch durch die 
Einnahme französischer Stützpunkte südwestlich und westlich 
von Haucourt vervollständigt. Im ganzen wurden bei diesen 
Kämpfen fast 4000 Gefangene gemacht, darunter die auffällig 
große Zahl von 90 Offizieren. 

Unsere Marineflugzeuge haben am 19. März die 
Südostecke der großbritanniscben Insel von neuem mit Bomben 
beworfen. Am 20. März fand an der flandrischen Küste ein 
Kampf zwischen drei deutschen Torpedobooten und fünf eng¬ 
lischen statt, in dessem Verlauf die Engländer in die Flucht 
geschlagen wurden. 

Wie nachträglich sich herausgestellt hat, hat am 29. Fe¬ 
bruar der deutsche Hilfskreuzer ,, Greif“ einen Kampf 


mit englischen Kreuzern und Zerstörern ausgefochten. Der 
,»Greif‘ wurde in die Luft gesprengt; 150 Mann von seiner 
Besatzung gerieten in englische Gefangenschaft. Im Laufe des 
Gefechtes aber hat der deutsche Hilfskreuzer einen größeren 
englischen Panzerkreuzer von etwa 15 000 Tonnen zum Sinken 
gebracht. 

An der italienischen Front nichts Neues. 

Auch auf dem Balkan dauert die Ruhe an. Im Wardar- 
gebiet kleinere Plänkeleien im Rahmen von Aufklärungsgefechten. 

Von den asiatischen Kriegsschauplätzen 
sind keine Ereignisse von Bedeutung zu melden. N. 

Feld - Hilfs veterinäre. 

Im Armee-Verordnungsblatt vom 11. März 1916 ist nach¬ 
stehende Kaiserliche Verordnung abgedruckt: 

Nicht approbierte Unterveterinäre (Feld-Unterveterinäre) 
tragen am Kragen und an den Ärmeln eine Unteroffiziersborte 
nach Ziffer 9 b Meiner Order vom 21. September 1915. Sie 
dürfen Mir bei militärischer und tierärztlicher Befähigung zur 
Ernennung zum Feldhilfsveterinär für die Dauer ihrer Ver¬ 
wendung im Kriegsveterinärdienst, vorgeschlagen werden, nach¬ 
dem sie mindestens sechs Monate im Felde gestanden haben. 
Auf die Feldhilfsveterinäre finden die Bestimmungen für die 
Feldwebelleutnants sinngemäß Anwendung. 

Die Vorschläge zur Ernennung zum Feldhilfsveterinär er¬ 
folgen ohne vorangegangene Wahl des Veterinärkorps durch 
die Gesuchlisten auf dem Truppendienstweg. 

Die Feldhilfsveterinäre gehören zu den Veterinäroffizieren 
im Range der Veterinäre, hinter denen sie eingereiht werden. 
Auf sie finden alle auf die Veterinäroffiziere bezüglichen ge¬ 
setzlichen und sonstigen Vorschriften Anwendung. Ausgenom¬ 
men hiervon sind die Vorschriften, die den Besitz der tier¬ 
ärztlichen Approbation zur Voraussetzung haben. An den 
Veterinär-Offizierswahlen sollen sie weder teilnehmen noch 
ihnen unterworfen sein. 

An Stelle von Patenten erhalten sie Bestallungen. 

Die Feldhilfsveterinäre beziehen die Gebühmisse gemäß 
Nr. 24 der Gebührnisnachweisung 1 und Nr. 20 der Gebtihrnis- 
nachw eisung 6. Sie haben für ihre persönliche Bekleidung und 
Ausrüstung selbst zu sorgen und erhalten deshalb die be¬ 
stimmungsmäßige Eankleidungsbeihilfe und gegebenenfalls das 
Mobilmachungsgeld unter Anrechnung der etwa bereits ge¬ 
währten derartigen Gebührnisse. 

Ein nach den Stärkenachweisungen ihnen zustehendes 
Reitpferd stellt der Truppenteil vollständig ausgerüstet 

Die Uniform der Feld-Hilfsveterinäre ist _ die der Feld- 
unterveterinäre mit den Achselstücken der Veterinäre an Stelle 
der Schulterklappen. Das Offizierseitengewehr ist wie für 
Veterinäroffiziere vorgeschrieben zu tragen. 

Der Pensionsanspruch der Feldhilfsveterinäre und die 
Versorgung ihrer Hinterbliebenen regeln sich nach den Vor¬ 
schriften des Offizierpensionsgesetzes und Militärhinter¬ 
bliebenengesetzes. 

Kricgsfursorgeeinrichtting für die preußischen 
Tierärzte. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Zu Punkt 5 der Tagesordnung, „Beschlußfassung über 
die Aufbringung weiterer Mittel“, führt Friese, 
Alfeld, aus, daß es auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen 
müsse, wenn der Vorstand bei einem Kassenbestande von fast 
31 000 M. in Erwägung darüber eintrete, für die Aufbringung noch 
weiterer Mittel Sorge zu tragen. Es müsse aber bedacht werden, daß 



30* März 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


die größte Not in tierärztlichen Kreisen voraussichtlich erst nach | 
Beendigung des unheilvollen Krieges zutage treten werde. Deshalb 
könnten nicht frühzeitig genug Vorkehrungen getroffen werden, daß 
der Zufluß von Mitteln für den Kriegsfürsorgefonds nicht aufhöre. 
Die verhältnismäßig günstige Feldbesoldung setze die meisten der 
draußen stehenden Kollegen bisher in die Lage, für ihre Familien 
in den allermeisten Fällen ausreichend sorgen zu können. 
Kehrten die Praktiker aber nach dem hoffentlich nicht zu fernen 
Friedensschlüsse nach ihren ursprünglichen Wirkungsstätten 
zurück, so höre mit dem Fortfalle des Feldgehaltes bei diesen 
nicht festbesoldeten Kollegen zunächst jede Einnahme auf. Die 
Praktiker hätten vielmehr ihre seinerzeit bei Kriegsbeginn plötz¬ 
lich verlassene Praxis erst mühsam wieder zusammenzusuchen und 
von neuem aufzubauen, und auf Einnahmen aus der neuerdings 
wieder in Angriff genommenen Praxis sei vor Jahresfrist nicht zu 
rechnen. Deshalb würde voraussichtlich nicht während des 
K r i e ge 8, sondern in dem ersten Jahre nach dem 
Friedensschlüsse die Kriegsfürsorgeeinrichtung bei den 
Praktikern ein besonders umfangreiches und dankbares Feld für ihre 
Tätigkeit finden. Mit dieser Tatsache rechneten auch die Human¬ 
mediziner, denn, wie aus den Mitteilungen verschiedener Tages¬ 
zeitungen hervorginge, habe die Ärztekammer von Groß-Berlin 
schon jetzt einen Fonds von über 800 000 Mark aus freiwilligen 
Spenden ihrer Mitglieder zusammengebracht und mache es sieh 
zur Aufgabe, diese Summe auf eine halbe Million Mark zu 
erhöhen, um den seiner Zeit aus dem Felde heimkehrenden prak¬ 
tischen Ärzten Groß-Berlins, womöglich noch auf ein 
ganzes Jahr, Kriegsbeihilfen für ihren Lebensunterhalt gewähren 
zu können. An derartige Summen reiche unsere Kriegsfürsorge - 
einrichtung leider nicht einmal annähernd heran und daraus folge, 
daß unsere praktizierenden Kollegen leider auch nicht annähernd 
eine derartige günstige Untersttitzungsquote zu erwarten hätten, 
wie die Ärzte. Uns liege aber die Verpflichtung ob, unseren Unter¬ 
stützungsfonds wenigstens so hoch zu bringen, wie es nur irgend 
möglich sei. Dazu sei nötig, daß zunächst die Sammlung frei¬ 
williger Beiträge seitens der einzelnen Kammern mit größtem Eifer 
fortgesetzt werde. Es sei noch so mancher daheim ge¬ 
bliebene Kollege vorhanden, der sich bis jetzt 
eine kollegiale Kriegssteuer in unserem Sinne 
noch nicht auferlegt habe. Manche Herren ver¬ 
walteten Praxis und Fleischbeschaubezirke eines oder mehrerer 
ihrer draußen stehenden Nachbarkollegen seit Kriegsbeginn, 
ohne, wie es bei den Ärzten in selbstloser Weise der Fall sei, 
die Frauen der Nachbarkollegen an ihren Mehreinnahmen teil¬ 
haben zu lassen oder auch an unsere Sammelstelle irgendwelche 
Beiträge geleistet zu haben. Diese Herren müßten notwendig von 
ihnen nahestehenden Kollegen für unser kollegiales Liebeswerk 
interessiert werden. Außerordentlich gering im Verhältnis seien 
auch bisher freiwillige Beiträge solcher im Felde stehenden 
Kollegen eingegangen, denen es vermöge ihrer höheren Rang- und 
Besoldungsklasse sehr gut möglich sei, sich mit an der Auf¬ 
bringung der Mittel für einen ausreichenden Unterstützungsfonds 
zu beteiligen. Es sei zwar schwierig, an diese draußen stehenden 
Kollegen durch Schrift und Wort heranzukommen, da die Herbei¬ 
schaffung der Feldadressen ein scheinbar unüberwindliches Hinder¬ 
nis darstelle. Da sei es eine ehrenvolle Aufgabe 
für die Regiments-, Division s- und Korpsvete¬ 
rinäre der mobilen Formationen, die ihnen 
untergeordneten Kollegen, soweit sie dazu ge¬ 
haltlich in der Lage sind, zu regelmäßigen Bei¬ 
trägen für unsere K r i e gs f ü r s o r ge e i n r i c h t u n g 
zu veranlassen. Kurz, ein jeder Kollege,^ daheim oder 
draußenstehend, müsse die Pflicht in sich fühlen, durch Mit¬ 
arbeit an der Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen 
Tierärzte die Kriegsnöte der hilfsbedürftigen Kollegenfamilien 
mit lindern zu helfen. Neben der freiwilligen Sammel¬ 
tätigkeit sei es aber auch nötig, schon jetzt alle übrigen 
Reserven hereinzuholen, die uns etwa noch zur Verfügung 
stehen könnten. Zunächst kämen Beiträge der Tierärzte¬ 
kammern selbst in Betracht. Da den einzelnen Tierärzte- 
kammem während der Kriegszeit namhafte Ausgaben nicht er¬ 


wüchsen, so hätten dieselben ihre etwaigen Überschüsse, wie auch 
schon vor einem Jahre in der Gründungsversammlung beschlossen 
sei, baldmöglichst an die Zentralstelle abzuführen. Diese Über¬ 
schüsse seien von der Gesamtheit der Tierärzte Preußens durch 
Zahlung der Kammerbeiträge aufgebracht, es wäre deshalb be¬ 
rechtigt, dieselben auch für hilfsbedürftige preußische Kollegen 
wieder zu verwenden. Der Referent denke des weiteren daran, daß 
die Kriegsfürsorgeeinrichtung der preußischen Tierärzte auch wohl 
einen Teilanspruch habe an dem Fonds des Deutschen 
V eterinärrats, den derselbe für Kriegsfürsorgezwecke aus 
seinem Vermögen bereitgestellt habe. Auch könne man wohl er¬ 
warten, daß die Wirtschaftsgenossenschaft deut 
scher Tierärzte, die schon im vorigen Jahre in anerkennens¬ 
werter Weise für kollegiale Kriegsfürsorge eine Summe von 
30 000 Mark ausgeworfen habe, auch für die hilfsbedürftigen 
preußischen Tierärzte eine entsprechende Summe zur Verfügung 
stellen würde. Es seien auch noch hier und da kollegiale 
Stiftungsfonds, die man versuchen müßte, unseren Zwecken 
dienlich zu machen. Referent erinnert diesbezüglich an eine aus 
tierärztlichen Kreisen stammende, für wohltätige kollegiale Zwecke 
bestimmte Stiftung, die vor längeren Jahren von dem verstorbenen 
Geheimrat Dammann gegründet und diesem zur Verwaltung 
und eventl. Ausschüttung übergeben sei. Der Vorsitzende des Deut¬ 
schen Veterinärrats, Geheimrat Dr. Lothes, Köln, habe es in der 
vorjährigen Versammlung übernommen, Erkundigungen über 
diesen Fonds einzuziehen, was sicherlich inzwischen geschehen sei. 

Des weiteren könne man auch wohl darauf rechnen, daß auch 
die älteren tierärztlichen Bezirks- und Provinzial- 
vereine bereit seien, aus deren zum Teil nicht unerheblichen 
Vermögen, zum Kriegsfürsorgefonds beizusteuern. 
Auf allen diesen Wegen hoffe Referent, am letzten Ende doch den 
Unterstützungsfonds auf eine derartige Höhe zu bringen, daß man 
auch in Zukunft berechtigten Anforderungen, wenn auch in be¬ 
scheidener Höhe, entsprechen könne. 

Den Ausführungen Frieses wurde von der Versammlung 
beifällig zugestimmt. 

In der darauf folgenden Besprechung erklärte Geheimrat 
Dr. Frick als Vorsitzender des Vorstandes der W. D. T., daß er 
glaube, man könne wenigstens auf einen Teilbetrag der von der 
W. D. T. für Kriegsftirsorgezwecke bereitgestellten Summe von 
30000 Mark rechnen. 

Die anwesenden Vertreter der einzelnen Kammern 
berichten über den Bestand ihrer Kassen. Es wird fest¬ 
gestellt, daß, obwohl nennenswerte Einnahmen während des 
Krieges nicht zu verzeichnen waren, alle Kammern, soweit dies 
noch nicht geschehen ist, in der Lage sind, mehr oder weniger 
hohe Beträge an die Kriegsftirsorgeeinrichtung abzuftihren. E s 
wird beschlossen, es den Vorständen der Tier¬ 
ärztekammern zu überlassen, wieviel sie von 
ihren Kassenbeständen abzugeben in der Lage 
sind, daß die Abführungen an die Zentralkasse 
aber baldmöglichst geschehen sollen. 

Bezüglich des erwähnten Dammannfonds wird in der Be¬ 
sprechung aus der Mitte der Versammlung bestätigt, daß der Vor¬ 
sitzende des Deutschen Veterinärrats, Geheimrat Dr. Lothes. 
Köln, es schon in der vorjährigen Versammlung übernommen 
habe, nähere Erkundigungen einzuziehen, und daß infolgedessen 
das Resultat dieser Erkundigungen erst abzuwarten sei. 

Dr. Vollmer, Hattingen, weist darauf hin, daß die i m 
Felde stehenden Kollegen, soweit sie in den höheren 
Rang- und Besoldungsklassen sich befinden, zu den Unter¬ 
stützungsfonds gleichfalls sehr gut beisteuern 
könnten und macht den Vorschlag, diese draußenstehenden 
Kollegen schriftlich zur Mildtätigkeit aufzufordern. Dazu sei 
allerdings die Kenntnis der Feldadressen nötig, deren Er¬ 
langung anzustreben sei. Bei der Besprechung dieses Vor¬ 
schlages geht man über zu der Beratung und Be- 
schlußfassung über Maßnahmen zur Aufstellung 
einer Statistik der im Felde stehenden preußi¬ 
schen Tierärzte. Friese, Alfeld, schlägt zwei Wege, die 
Adressen zu bekommen, vor. Erstens durch Anfrage bei den 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 13. 


156 


Generalkommandos; zweitens durch die Regierungs- und Veterinär¬ 
räte und die Kreistierärzte. Der letztere Weg wird für wenig aus¬ 
sichtsvoll erklärt da auch von den beamteten Kollegen viele im 
Felde stehen. Dr. Schäfer, Berlin, teilt mit, daß es ihm ge¬ 
lungen sei, die Adressen von ca. 3000 Kollegen zu bekommen, 
die er gerne zur Verfügung stellen würde; besser sei es jedoch, 
wenn der Vorstand sich mit sämtlichen Korpsstabsveterinären in 
Verbindung setze. Friese, Alfeld, hat dieserhalb Bedenken, in¬ 
dem er darauf aufmerksam macht, daß sich wegen der häufigen 
Versetzungen und Kommandierungen der cinberufenen Kollegen 
deren Feldadressen oft verändern. Geheimrat Dr. Esser rät des¬ 
halb, von der Beschaffung der Feldadressen abzusehen und einen 
Aufruf in den Zeitschriften an die im Felde stehenden Kollegen 
zu erlassen. Prof Dr. M i e ß n e r glaubt, daß man am einfachsten 
verfahre, wenn man allen Korpsveterinären eine Anzahl gedruckter 
Aufrufe übersende mit der Bitte, diese an die ihnen nachgeordneten 
Kollegen zu verteilen. 

Nach längerer Aussprache wird dem Vorstande überlassen, 
in welcher Weise er die im Felde stehenden Kollegen zur Mit¬ 
hilfe heranzuziehen versuchen will. 

Marks, Allenstein, empfiehlt, beim letzten Punkt der Tages¬ 
ordnung, den Akademischen Hilfsbund auch von seiten 
unserer Kriegsfürsorgeeinrichtung und der preußischen Tierärzte¬ 
kammern nach besten Kräften zu unterstützen, da derselbe ähnliche 
Ziele verfolge wie die Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußi¬ 
schen Tierärzte und gleichsam eine Ergänzung derselben bilde. 
Eine ganze Reihe Tierärzte sei schon im Ehrenausschusse des 
Hilfsbundes kooptiert. Bockeimann, Aachen, berichtet des 
näheren, wie die Organisation des Hilfsbundes in der Rhein¬ 
provinz durchgeführt ist. Redner ist gleichfalls der Ansicht, daß 
die preußischen Tierärztekammern hier mitwirken müßten, was 
einstimmig von der Versammlung gutgeheißen wird. 

Dr. Vollmer, Hattingen, bittet, eine möglichst ausführ¬ 
liche Berichterstattung in der Fachpresse über die heutige Ver¬ 
sammlung zu bringen, damit in Kollegenkreisen etwa noch be¬ 
stehende Zweifel über die Notwendigkeit der Kriegsfürsorge¬ 
einrichtung für die preußischen Tierärzte sowie über die gerechte 
Verteilung der Mittel an hilfsbedürftige Kollegen beseitigt würden 
und alle bisher diesem kollegialen Liebeswerke noch fernstehenden 
preußischen Tierärzte zum Mittun veranlaßt würden. 

Die zur Einziehung für freiwillige Beiträge herumgegangene 
Liste ergibt einen Gesamtbetrag von 260 Mark. 

Nach warmen Dankesworten, die Dr. Schäfer, Berlin, dem 
Vorstande, insbesondere dem Schrift- und Kassenwart für dessen 
mühevolle Arbeit im verflossenen Jahre widmete, wurde die Ver¬ 
sammlung um 2 Uhr vom Vorsitzenden geschlossen. 

Für die Richtigkeit 

gez.: Friese, Schrift- und Kassenführer. 

Vorlesungsverzeichnis der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität 
Gießen. 

Histologie und mikroskopische Anatomie der Haustiere. Kursus 
der Gewebelehre und mikroskopischen Anatomie der Haustiere. 
Übersicht über die vergleichende Anatomie und Entwicklungs¬ 
geschichte der Haustiere: Dr. Martin. — Einführung in die 
Mikroskopie. Im Aufträge von Dr. Martin: Dr. Schauder, 
Assistent, im Heere. — Kursus der pathologischen Histologie. 
Bakteriologischer Kursus. Obduktionsübungen und pathologisch¬ 
anatomische Demonstrationen. Seuchenlehre: Dr. Olt: Vertreter 
Dr. M o d d e. — Allgemeine Chirurgie. Gerichtliche Veterinär¬ 
medizin. Akiurgie. Krankheiten der Hufe und Klauen. Übungen 
mit dem Augenspiegel. Chirurgische Klinik und Poliklinik: 
Dr. Pfeiffer. — Medizinische Klinik. Gesundheitspflege der 
Haustiere. (Mit Demonstrationen und Exkursionen.) Allgemeine 
Therapie. Praktikum und Anleitung zu wissenschaftlichen Arbeiten: 
Dr. Gm ein er. — Poliklinik (ambulatorische Klinik). Veterinär¬ 
polizei : Dr. K n e 11. — Kursus für praktisch-züchterische Beurteilung 
der Haustiere: Dr. K n e 11 und Dr. G i s e v i u s. 

Die für das tierärztliche Studium erforderlichen Vorlesungen 
über Physik, Chemie, Zoologie, Botanik, Tierzucht usw. siehe bei 
der philosophischen Fakultät, jene über Physiologie, 
Arzneimittellehre, Rezeptierkunde bei der medizinischen 
Fakultät. Im Bedürfnisfalle liest Dr. M o d d e auch Fleisch¬ 
beschau und hält einen Kursus in diesem Fache ab. Für Tierzucht¬ 


inspektoren werden entsprechende landwirtschaftlicheJVorlesungen 
abgehalten. 

— Eine Viehzählung für das Reich ist auf den 15. April d. J. 
angeordnet worden. 

— Die vierte Kriegsanleihe hat Zeichnungen in Höhe 
von 10,6 Milliarden Mark erbracht. 


Bficheranzeigen. 

Neue Eingänge. 

— Prof. Dr. W. Frei, Zürich. Probleme der Tierärztlichen Seuchen¬ 
forschung. (Separatabdruck aus dem Schweizer Archiv für Tierheil¬ 
kunde 1916, Heft 1.) 

— Gerhard Goller, Tierarzt aus Ulm, Untersuchungen Aber die Ent¬ 
stehung der chronischen Samenstrangentzflndung bei Wallachen. Inang. 

Dissert. Leipzig-Dresden 1914. 

— Anstalt für staatliche Vlehversicherung. Bericht auf das dritte 
Geschäftsjahr, umfassend die Zeit vom 1. Juli 1914 bis mit 30. Juni 1915. 
Dresden, Buchdruckerei der Dr. Güntzschen Stiftung 1916. 

— Verwaltungsbericht des Magistrats zu Berlin für das Etatsjahr 1914 
Nr. 41. Bericht Aber den städtischen Vieh- und Schlachthof, Aber die 
städtische Fleischbeschau sowie Ober die Fleischvernlchtungs- und 
Verwertungsanstalt bei ROdnltz. 

— Jahresbericht der Schlachtvieh-Versicherung vereinigter Vleh- 
Kommisslonäre Berlins pro 1915. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Bayer. Militär¬ 
kreuz 2. Kl. mit Schwertern: dem Veterinär Seegmüller. — Das 
Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: 
dem Veterinär Dr. Benno Merxdorf in Sebnitz. — Das Ritter¬ 
kreuz 2. Kl. mit Eichenlaub und Schwertern des Badischen 
Ordens vom Zähringer Löwen: dem Stabs- und Regimentsveterinär 
Loeb im Jäger-Regt. zu Pferde Nr. 6. — Das Herzog!. Braunschweig. 
Kriegsverdienstkreuz: dem Veterinär Paul Eggding. — Das Großh. 
Mecklb.-Strelitz. Verdienstkreuz: dem Veterinär Karl Benzin in 
Feldberg. — Der Rote Adlerorden 4 Kl.: dem Stabsveterinär 
Dr. Fritz Ehrte in Kolmar. — Der Titel und Rang eines Veterinär¬ 
rats den Bezirkstierärzten: Alois Brachinger , Schweinfurt, Karl 
Engel , Kaufbeuren, Karl Haertle, Aschaffenburg, Friedrich Lehner, 
Parsberg, Gustav Hack , Forchheim, Andreas Markert , Neustadt, 
Joh. Stenger , Würzburg, Gottl. Schumann , Vilsbiburg, Ant. Schwaimair, 
Landsberg, O. Schwenk, Augsburg, Friedr. Voltx , Nürnberg, Karl 
WankmüUcr , Memmingen. — Das Kriegsverdienstkreuz dem Rektor 
Geheimer Rat Professor DDr. Ellenberger. 

Approbiert: In Berlin: Die Feldunterveterinäre Heinrick 
Compes aus Büttgen, Kr. Neuß, Fritz Keil aus Berlin, Albert Gilbert 
aus Heuchelheim, Kr. Gießen, Wilhelm Qroth aus Berlin, Alexander 
Schmidt aus Wiesbaden, Wilhelm Mattert aus Berlin, Walter Blum 
aus Wusterhausen a. D. — In Hannover: Feldunterveterinär 
C. Ihomas aus Hamburg, G Brüser aus Nienburg a. Weser. 

In der Armee: Hesse, überzähl. Stabsveterinär beim Feldart - 
Regt. Nr. 23, zum etatmäß. Stabsveterinär ernannt — Zu Ober- 
veterinären befördert: die Veterinäre: Dr. Stier beim 3. Garde- 
Feldart.-Regt., Dr. Ijeitner beim Jäger-Regt. zu Pferde Nr. 8, 
Dr. Büntzel beim Feldart.-Regt. Nr. 66, Dr. Banger beim Feldart - 
Regt Nr. 45. — Bosse, Unterveterinär bei d. Mil.-Veter.-Akad., 
zum Veterinär, vorläufig ohne Patent, befördert. — Der Abschied 
mit der gesetzl. Pension bewilligt: Ehrte, Stabsveterinär, im Frieden 
beim Feldart-Regt. Nr. 80, jetzt bei d. Mil.-Veter.-Akad., mit der 
Erlaubnis zum Tragen seiner bisherigen Uniform. — Im Be¬ 
urlaubtenstande : Zu Stabsveterinären befördert: die Oberveterinäre 
der Reserve: Heemsoth (Barmen) bei d. Fuhrp.-Kol. 2 d. XVI. Armee- 
Korps, Teike (V Berlin) b. Gen.-Gouv. Warschau, Volmer (Halber¬ 
stadt) beim Etapp.-Pferdedepot der 7. Armee, Herhudt (Lötzen) beim 
Res.-Ulan.-Regt. Nr. 1; die Oberveterinäre der Landw. 1. Aufgeb.: 
Flümer (V Berlin) bei d. II. Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 20, Hertha 
(V Berlin) beim Staffelstabe 222, Dr. Kuhn (Graudenz) beim Korps¬ 
brückentrain des XVII. Armee-Korps, Schaeffer (I Mülhausen i. E.) 
bei der Ers.-Esk. des Drag.-Regts. Nr. 22. — Zu Oberveterinären 
befördert: die Veterinäre d. Reserve: Dr. Klein (Andernach) beim 
Korps-Brückentrain 8 des IV. Res.-Korps, Schade (II Bremen) beim 
Landw.-Fußart-Bat 15, Dr. Schauder (Gießen) beim Feldart-Regt. 
Nr. 27, Dr. Kuschel (Glatz) bei der Ers.-Esk. des Ulan.-Regts. Nr. 2, 
Giffhorn (Lüneburg) beim Res.-Fußart-Regt. Nr. 13, Dr. Mammen 
(I Oldenburg) bei der Fußart. Battr. 105, Walter (Tilsit) beim Feld- 
art.-Regt. Nr. 37. — Jübach, Unterveterinär der Landw. 1. Aufgeb. 
(Thorn) beim 2. Garde-Res.-Fußart-Regt. zum Veterinär befördert. 

Todesfälle: Tierarzt Josef Abel in Hadamar, Kreistierarzt a. D. 
Hermann Lerin in Marggrabowa, Polizeitierarzt Karl Müller in 
Berlin-Weißensee, Tierarzt, Wilhelm Peters in Demmin, Tierarzt 
Ijmis Schulte in Dortmund, Bezirkstierarzt a. D. Paul Walther in Jena. 


Verantwortlich flir den Inhalt icxkl. Inseratenteil): i. V. Prof, (.»läge, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Bcboetz ln Berlin. 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 



Dir Jlerllnei Tierftirlttcbe Wocb*ni«riirift* eracbef&t 
wOcbentllcb Isd Verlage von Riebard Scboe's ln 
Berlin BW. 48. W’ilbelmxtr. 10. Durch )cdes deutsche 
l'ostaml wird dieselbe sunt Preise von M. 5.— viertel* 
Jährlich (ans> chlieSlicb Bestellgeld) geliefert. (Osler* 
reicbiscbe Post-Zeituntrs*Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 56.. Einzelnummern 60 Pt. 


Berliner 


Originalbehr' k« werden mit 50 Mk.. Io Petltsata mit 
fiO Mk. für d«n Hogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe inan 
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Korrekturen. Rezenaions-Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung Ton 
Richard Schoets, Berlin SW 48, Wilhelm*tr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Ehr. Nevermann 

Bambbig. Referent L Reichs-Kol.-Amt in Berlin. in Mülhausen i. K. in Cöln. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landeatierant für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dre den. Professor in Preiburg. 

Ober Med. Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regiernngsrat Wehrte 

Prolessor in Dresden. Vorst, d. Kais, BakL Inst, Gainams, D.S. W.-A Stadt-Tierarxt »n Hamburg. Professor in Mdncheu. Mltgl. d. Kais. Gesundheitsamts la Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zünde! 

Professor in Budapest Lande»tierarzt von Elsaß Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 14. Ausgegeben am 6. April. 


I n h al t :.v. Szily und v. Besskö: Bakteriothcrapie der Pferdebrustseuche. — Referate: ' D o e r r und Pick: Unter¬ 
suchungen über das Virus der Hühnerpest. — Minder: über morphologische und tinktorielle Besonderheiten bei Tuberkel¬ 
bazillen vom Typus gallinaceus unter besonderer Berücksichtigung der Granula. — Schönberg: Zur Bewertung der 
Lungenschwimmprobe. — Nahrungsmitteikunde und Fleischbeschau: Fleischversorgung und Verbrauchsregelung. — Tierhaltung und 
Tierzucht: Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Siebenundachtzigste Kriegswoche. — Zur Kriegs¬ 
besoldung der approbierten Tierärzte. — Vom Schweizer Doktortitel. — Verschiedenes. — Personalien. 


Bakteriotherapie der Pferdebrustseuche. 

Zweite Mitteilung. 

Von Primarius Dr. Paul v. Szily, z. Zt Reg.-Arzt und Kommandant 
eines k. u. k. Epidemielaboratoriums, und Dr. Josef v. Besskö, 
Garnisons-Cheftierarzt in Budapest. 

Die Verwendung von lebenden und toten Bakterien zur 
Schutzimpfung ist ein nach sehr alter Erfahrung naheliegender 
Gedanke. Derselbe hat sich hauptsächlich in der Veterinär¬ 
medizin (Milzbrand, Schafpocken, Rauschbrand, Schweinerot¬ 
lauf u. s. w.) als fast obligater Vorgang eingebürgert, da bei 
Infektionskrankheiten der Haustiere auch unter normalen 
Verhältnissen die allgemeinen hygienischen Maßregeln zur Ver¬ 
hütung der Epidemien nur im begrenztem Maße ausführbar 
sind. In der humanen Pathologie hat sich die spezifische Ver¬ 
teidigung mit geschwächten und abgetöteten Keimen (außer 
dem Lyssavirus) nur bei Typhus und Cholera bewährt, dagegen 
weniger bei Pest und den anderen Infektionskrankheiten. 
Wenn auch bei den genannten Krankheiten die präventive 
Impfung einen bedeutenden Schutz gegen die Ansteckung 
gewährt, so ist dem doch nur unter außergewöhnlichen Zeiten 
eine nennenswerte Bedeutung beizumessen. Infolge der 
erhöhten Empfindlichkeit unmittelbar nach der Impfung, der 
relativ kurzen Dauer und der Unvollkommenheit der Immunität 
sind die obligaten hygienischen und prophylaktischen Ma߬ 
nahmen (Isolierung, Desinfektion, Nahrung, Trinkwasser usw.) 
wirksamer und leichter in praxi auszuführen. 

Im Gegensätze zur Schutzimpfung ist die Vakzindar¬ 
reichung zu Heilzwecken eine Errungenschaft der neuesten 
Zeit. Auch sind über die Erklärung der Wirkungsweise der 
letzteren nur Vermutungen zu pflegen; Theorien über Wesen 
der Vakzinationswirkung sind mannigfach aufgestellt w r orden. 
Namentlich die Entdeckung der Allergie und Anaphylaxie 


haben den betreffenden Untersuchungen neuen Aufschwung 
gebracht, ohne eine gänzlich befriedigende Lösung der Pro¬ 
bleme herbeigeführt zu haben. Unter Vakzinationsbehandlung 
versteht man allgemein die immunisatorische Beeinflussung des 
kranken Organismus mittels sogenannter Antigene. Als letztere 
kommen , in Betracht lebende oder abgetötete Krankheitskeime, 
sodann spezifische Produkte der einzelnen Krankheitserreger. 
Durch Einverleibung spezifischer Antigene kann eine Immunität 
des Organismus hervorgerufen werden, welche sich in erhöhter 
Widerstandskraft der Zellen gegenüber den Bakteriengiften 
(zelluläre Immunität), ferner im Auftreten spezifischer Anti¬ 
körper in den Körpersäften und Geweben (humorale Immunität) 
äußert. In der neuesten Zeit wurde die Beobachtung gemacht, 
daß die Vakzination auch kurative Wirkung auszuüben im¬ 
stande ist. Diese Erkenntnis führte zum Gedanken der spezi¬ 
fischen Therapie. 

Es fragte sich nun, welche Vorgänge die Heilung der 
Infektionskrankheiten nach Ausführung der Vakzination be¬ 
dingen. Nach W r i g h t s Opsonintheorie wäre in den opso¬ 
nischen Serumwirkungen und der durch sie bedingten 
Phagocytose der Grundstein und das Maß jeder anti- 
bateriellen Immunität anzusehen. Danach wäre z. B. in Fällen 
chronischer, örtlicher Infektionen eine ungenügende An¬ 
reicherung der Immunkörper vorhanden, aus dem Grunde, weil 
die Substanz der Erreger in nicht genügender Menge in den 
Kreislauf gelange. Erst durch die Vakzination ist die erwünschte 
Menge von Antikörpern herbeizuführen. Die Auffassung wäre 
nach unserer neueren Anschauung so zu modifizieren, daß hier¬ 
bei eine lokale allergische Reaktion auftritt, welche eine 
stärkere Durchblutung des Krankheitsherdes und eine Mobili¬ 
sierung der Wehrkräfte des Organismus hervorruft. 

W ri gh t sah im opsonischen Index das Mittel, die Vakzi¬ 
nationstherapie individuell zu gestalten. Doch war es bald 







158 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 14. 


ersichtlich, daß schon eine ständige gewissenhafte Kontrolle des 
Index während der Behandlung einfach unmöglich ist. Auch 
hat sich unsere Auffassung bezüglich der Bedeutung der 
Immunkörper, betreffend die Ausheilung der Krankheiten, gänz¬ 
lich geändert. Durch die parenterale Einverleibung des Bak¬ 
terieneiweiß wird jedenfalls ein wenig abgebauter Stoff an 
die Zellen gebunden. Dieser Bindungsprozeß toxischer Sub¬ 
stanzen manifestiert sich gewöhnlich in Fieber und Antikörper¬ 
erzeugung. Das Fieber entsteht gleichzeitig mit der Impfung, 
so auch die ebenfalls gleichzeitig zu konstatierende Verschie¬ 
bung der Leukocytenzahl. Die Antikörperproduktion in vitro 
ist erst später wahrzunehmen. Die Entwickelung der spezifi¬ 
schen Reaktionsstoffe braucht immer einige Tage zum Manifest¬ 
werden. Eine Woche bis 11 Tage sind z. B. bei Typhuskranken 
im Blute der Geimpften Agglutinine und baktericide Ambocep- 
toren nachzuweisen. Diese Latenzperiode der Immunkörper¬ 
bildung variirt nach Art, Virulenz, Applikationsweise der 
Vakzine, ferner ist sie abhängig von der Disposition des er¬ 
krankten Organismus. Bei intravenöser Darreichung erscheinen 
diese spezifischen Reaktionsstoffe schon nach 3 - 6 Tagen 
(D o p t e r, J ü r g e n 8 e n, L ü d k e), dabei bleibt die Titrehöhe 
der Antikörperproduktion unter gleichen Versuchsbedingungen 
individuellen unerklärbaren Schwankungen unterworfen. Es 
ist kein proportionales Verhältnis zwischen Intensität des 
Reizes und derjenigen der Reaktion vorhanden. Auch während 
des Krankheitsverlaufes geht die Intensität der Immunkörper¬ 
bildung mit der Schwere des Krankheitsverlaufes nicht parallel. 
Es hat sich aber bald herausgestellt, daß ein großer Immun¬ 
körpergehalt der Säfte bei weitem auch nicht identisch ist mit 
der Immunität der Gewebe. Auch wurde es klar, daß wiederum 
die Immunität keineswegs den wichtigsten oder gar den ein¬ 
zigen Faktor der Heilung bedeute. Durch zeitgemäße Rein- 
jektion des artspezifischen Antigens kommt jedenfalls die in 
Form der Allergie bekannte beschleunigte Reaktionsfähigkeit 
des vorbehandelten Organismus zustande: die Abwehrstoffe 
werden rascher und in größerer Menge mobilisiert - Während 
der unmittelbar nach der Injektion eintretenden negativen 
Phase enthält der Organismus überhaupt noch keine Antikörper, 
nur freie Antigene (Detre, Düngern). 

Es hat sich nun auch die Tatsache ergeben, daß es nicht die 
antibakterielle Immunität ist, welche die Heilung bedingt Es 
kann nämlich auch bei Vorhandensein hohen Antikörper¬ 
gehaltes eine Symbiose der Erreger und des Krankheits¬ 
prozesses eintreten (Bakterienträger) (Detre, Behring, 
M a r e s c h o w s k y). So ist beim chronischen Infektions¬ 
zustande eine Art Gleichgewicht zwischen Zelle und Erreger 
eingetreten, indem auch sonst pathogene Bakterien im Organis¬ 
mus vegetieren können, ohne daß sie eine Krankheit ver¬ 
ursachen oder selber durch Phagocytose oder durch die spezi¬ 
fischen Antikörper angegriffen werden. (Akkomodation körper¬ 
eigener Erreger). Die Erfolge bei der Vakzination hängen nicht 
von der Erhöhung der Blutbaktericidie ab, sondern werden 
allein durch die Reaktion der Gewebe hervorgebracht Nicht die 
neu entstehenden Antikörper (positive Phase), sondern die 
schon während der negativen Phase eintretende Umstimmung 
der Reaktionsfähigkeit der Gewebe führt den geänderten Ver¬ 
lauf der infektiösen Erkrankung und hiermit die Heilung herbei. 
Es ist demzufolge eine ergotrope und nicht eine parasitotrope 
Behandlungsart (v. G r ö e r). 


Die elektive Sensibilität der Gewebe bringt es mit sich, daß 
durch homologe Antigene die Heilung fördernde Reaktionen 
am schnellsten erzielt w r erden. Doch kann dieselbe Um¬ 
stimmung der Reaktionsfähigkeit des Organismus auch durch 
parenterale Einverleibung heterologer Vakzine, ja selbst durch 
Zuführung anderer Eiweißstoffe herbe,igeführt werden. Die 
Ausheilung ist jedoch keineswegs im Sinne W r i g h t s von der 
maximalen Steigerung der Opsonine abhängig. Denn wenn 
auch bei chronischen Lokalinfektionen eine mangelhafte Anti¬ 
körperproduktion vorhanden sein kann, so ist dies bei akuten 
Infektionen niemals der Fall. 

Durch die negative Phase nach der Vakzination können 
auch manche latente Infektionen zum Ausbruch kommen. In 
diesem Sinne werden die Herdreaktionen durch die kurative 
Vakzination ausgelöst Es ist ja auch bekannt, daß durch eine 
interkurrente Infektionskrankheit die chronische Tuberkulose 
akut werden kann« 

Jedenfalls ist die Rolle der Spezifität bei der Bakterio- 
tberapie eine viel geringere, als man glaubte, und es scheint 
auch für den Heilungsprozess mehr oder weniger irrelevant zu 
sein, daß nach Abklingen der entzündlichen Reaktion der 
Organismus auch Antikörper bildet. 

In welchem Maße die Bakteriotherapie zur Zeit noch der 
rohen Empirie unterworfen ist, findet besonders bei der Tuber¬ 
kulinbehandlung einen Ausdruck. Die mannigfaltigen An¬ 
gaben über den Ausführungsmodus, das Hervorrufen und die 
Vermeidung fieberhafter, allergischer Reaktionen, die Art der 
Einverleibung, Steigerung der Dosen und Intervalle, Beur¬ 
teilung der Wirkung der Impfung wird ganz der Vorstellung 
des Therapeuten von dem Wesen des Eingriffes überlassen. 

Durch engl, und amerik. Autoren wurde die Vakzinations- 
behandlung auch bei allg. Infektionen, sogar bei echten Septi- 
kämien angewandt. Dabei wurden jedoch stets spezifische, 
meistens sogar nur autogene Vakzine injiziert. 

Ein großes Hindernis der Entwickelung der Vakzinations¬ 
therapie war die irrtümliche Auffassung W r i g h t s über die 
Bedeutung der opsonischen Serumwirkung für den Verlauf und 
die Beeinflussung der Infektionskrankheiten. Er ließ sich durch 
Furcht vor Hervortreten einer negativen Phase dazu leiten, bei 
akuten Bakteriämien die Vakzinationstherapie überhaupt abzu¬ 
lehnen. Dabei hielt er es für zwecklos, die durch ständige 
Autoinokulation im Übermaße vorhandene Menge der Schutz¬ 
stoffe des Organismus noch weiter zu erhöhen. 

Auch wurden unter Einfluß der peinlichen Opsoninkon¬ 
trolle W r i g h t s bei den lokalen entzündlichen Erkrankungen 
viel zu kleine Vakzindosen verabreicht, welche eine viel zu 
geringe Antikörperproduktion (hauptsächlich Lysine: Wolff- 
E i s n e r) auszulösen imstande waren und demzufolge auch 
eine die Bekämpfung der Infektion nach unserer Auffassung 
bedingende Umstimmung der Gewebe nicht hervorrufen 
konnten. P. v. S z i 1 y hat dies in seinem Aufsätze über 
Bakteriotherapie der multiplen Staphylokokkenabszesse der 
Säuglinge bereits genügend hervorgehoben und begründet; 
derselbe hat durch die nach eigener Methode bewerkstelligten 
intensiveren Vakzindarreichungen eine prompte Ausheilung 
dieser Erkrankung erzielt. Dieser Autor hat auch in Fällen 
akuter Ophthalmoblenorrhöen mittels Applikation von 800 bis 
1000 Millionen homologer und heterogener (coli, typhus, 
staphylococcus etc.) Vakzine eine abortive prompte Ausheilung 




6. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIET. 


159 


der akuten Schleimhautentzündung und Verhütung der dele¬ 
tären Folgen derselben herbeigeführt. Ebenso wurden durch 
ihn bei akuten gonorrhoischen Epidydimitiden, welche mit 
Fieber einhergingen, mittels intravenöser Verabreichung art¬ 
fremder Bakterienleiber eine beschleunigte Defervescenz und 
ein rascher Rückgang der Entzündung resultiert. Durch diese 
Angaben wurde die Rolle und angebliche Bedeutung der Spezi¬ 
fität der Vakzine bei Vornahme der experimentell therapeuti¬ 
schen Beeinflussung infektiöser Erkrankungen in ein verän¬ 
dertes Licht gestellt. Diese Erfahrungen wurden bald durch 
diejenigen von Kraus, Mazza und L ü d k e bei den akuten 
Bakteriämien, hauptsächlich beim Typhus abdominalis, eben¬ 
falls bestätigt. Für die Bakteriotherapie septikämischer Er¬ 
krankungen sind jene umfassenden Studien maßgebend, welche 
in neuester Zeit von einer Reihe von Forschern beim humanen 
Typhus abdominalis bewerkstelligt wurden. Sowie die Schutz¬ 
impfung letzterer Erkrankungen die größten Erfolge ver- 
zeichnete und die verbreitete Anwendung gewann, hat auch die 
kurative Vakzination des Typhus die größte Bedeutung er¬ 
halten und wurde am intensivsten studiert. Die von Eugen 
F ränkel 1813 und später von Petruschky inaugurierte 
Vakzintherapie des Typhus hat sich damals nicht durchgesetzt. 

Die ersten namhafteren Erfolge wurden erst jüngst von 
amerikanischen Autoren verzeichnet. Es ist das Verdienst der¬ 
selben, unabhängig von W r i g h t s Voraussetzungen bei 
dieser Erkrankung viel höhere Dosen, als bisher üblich war, 
mit überraschendem Erfolge angewendet zu haben. (S e m p 1 e, 
S t o w e r und Callison, Watters und Eaton, Mea- 
k i n und Förster, Smallmann.) 

Einen prinzipiellen Fortschritt der Vakzintherapie akuter 
Bakteriämien bedeutet die zuerst durch argentinische Forscher 
bewerkstelligte intravenöse Vakzinapplikation beim Typhus 
abdominalis. Penna, Torres, Grapiolö und F o s s a t i 
haben bei dieser Behandlungsart nach kurzem Fieberanstiege 
einen unter Schüttelfrost einhergehenden kritischen Abfall der 
Temperatur beobachten können. Kraus und Mazza haben 
dieselben Erscheinungen nach Injektion von nach Vincent 
mittels Äther abgetöteter Coliaufschwemmung beschrieben. 
J c h i k a w a hat mit durch menschliches Rekonvaleszenten¬ 
serum sensibilisierter Typhusvakzine 87 Typhusfälle intravenös 
behandelt. Die Hälfte der Fälle ist abortiv geheilt, bei den 
übrigen fiel das Fieber und wurde die Krankheitsdauer außer¬ 
ordentlich abgekürzt. Im Verlaufe der weiteren Erfahrungen 
über diesen Eingriff wurde festgestellt, daß die Wirksamkeit 
wesentlich vom Alter der abgetöteten Kulturen abhängt. Bei 
Anwendung alter Präparate wird der Abfall der Temperatur 
weniger kritisch. 

Zur Herstellung des Impfstoffes wurden verschiedene 
Methoden angewandt: Vincent gewann den Impfstoff durch 
Schütteln der Schwemmkulturen mit Äther; F o r n e t hat aus 
den durch Hitze abgetöteten Typhusbazillen mittels Dialysieren 
einen eiweißarmen Impfstoff hergestellt Besredka und seine 
Schule verwenden lebende, durch großen Überschuß von Immun¬ 
serum sensibilisierte Bazillen als Impfstoff. Dieses Vakzin hat 
sich als Schutzimpfstoff schon früher bei anderen humanen und 
Veterinärkrankheiten vollkommen bewährt (Gorbat, A r - 
din-Delteil, Marie, Calmette, Levaditi usw.). 
— Von P. v. S z i 1 y wurden in Fällen von akuter Ophthal- 
inoblenorrhoe mit riesigen Dosen (1000 Mill.) dieses lebenden 


Vakzinvirus nennenswerte kurative Wirkungen entfaltet. 
C s e r n e 1 und Kaiser stellen die Vakzine derart her, daß ein 
Gemisch von fünfzehnerlei Agarkulturabschwemmungen ohne 
Erwärmen mit 0,5 Prozent Karbol versehen w urde. Diese poly¬ 
valente Vakzine enthielt pro cm s 500 Millionen Keime. Die 
Bakterienzahl wurde in der homogenen Emulsion mjt dem Blut¬ 
zählapparat mit Hilfe der Hayemsehen Lösung bestimmt. 
Dieser Impfstoff hat sich am besten bewährt und wurde auch 
später meistenteils angewendet. Feistmantel und S z 6 c s y 
behandeln mit subkutaner Applikation großer Dosen der 
Besredka sehen Vakzine, indem sie in toto fünf Ösen sen¬ 
sibilisiertes Bakterienmaterial, in vier Tagen von 0,5 bis 2 Ösen 
steigernd, injizieren. 

Enriquez und Gaudini haben auch Fälle von puer¬ 
peralen Infektionen mit intravenöser Applikation von Coliauf- 
schwemmungen mit Erfolg behandelt. Koränyi, Biedl, 
Eggerth, Feistmantel, Szecsy, Goldscheider 
u. Aust, Rhein, Sladek u. Kotlowsky, Reib¬ 
mayer, Boral und andere haben ihre Erfahrungen betreffs 
der Behandlung des Typhus mittels teils intramuskulär, teils 
intravenös applizierter, verschiedenartig präparierter Vakzine 
niedergelegt. Das hauptsächlichste Ergebnis war, daß durch 
Einführung des Bakteriengiftes eine bemerkenswerte Änderung 
des Krankheitsverlaufes hervorgerufen wurde. Diesebe bestand 
hauptsächlich in einem plötzlichen Anstieg der Temperatur 
von 1 bis 2 Grad unter Schüttelfrost, welchem nach wenigen 
Stunden ein jäher und kritischer Anfall der ersteren unter hef¬ 
tigem Schwitzen und bedeutender und anhaltender Besserung 
des Allgemeinbefindens, insbesondere der zerebralen Er¬ 
scheinungen, folgte. Mit der Entfieberung sank die Pulszahl 
und stieg die Harnmenge. 

Es stellte sich bald heraus, daß dieselbe Reaktion durch 
Anwendung von Colibazillen (Kraus und Mazza), durch 
Injektion nicht sensibilisierter, einfach karbolisierter Bazillen 
(Csernel und M ä r t o n) und sogar durch künstliche Albu- 
mosen (L ü d k e) hervorgerufen werden kann. Der Fieber¬ 
abfall tritt dabei nicht immer in der steil kritischen Form, son¬ 
dern lytisch und oft erst nach der zweiten oder dritten intra¬ 
venösen Injektion auf. Anscheinend spielen dabei außer dem 
Krankheitszustande auch die Virulenz der angewandten Kultur, 
sowie die Dosis des verabreichten Vakzins eine Rolle. Ein 
Kollaps, welcher bedrohlich erschienen hätte, wurde dabei 
niemals konstatiert, die meist in 12 bis 18 Stunden eintretende 
gänzliche Entfieberung war stets mit einem überraschenden 
subjektiven Wohlbefinden verbunden. Auch die Fälle von mehr 
lytischer Entfieberung unterschieden sich auffallend und vor¬ 
teilhaft von unbehandelten Typhen der zweiten und dritten 
Krankheitswoche. Kontraindiziert erscheint die Bakterio¬ 
therapie nur bei Fällen mit schweren Komplikationen, haupt¬ 
sächlich Blutungen, bei gänzlich irregulärer Herztätigkeit und 
bei delirierenden Kranken. 

Die Ansicht fast aller sich mit der Bakteriotherapie des 
Typhus abdominalis befassenden Autoren lautete dahin, daß 
dieselbe in vielen Fällen eine Abortivkur bedeute, in den 
anderen Fällen aber auch jedenfalls imstande ist, die Krank¬ 
heitsdauer auf anderthalb bis zwei Wochen zu reduzieren. 

Was nun das Wesen der Reaktion anbelangt, glaubt Biedl, 
daß es sich hierbei um eine der Anaphylaxie verwandte shock- 
artige Wirkung der injizierten Eiweißabbauprodukte handle. 


RRRlINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 14. 


itio 


Dagegen hält Kraus auf Grund von Tierexperimenten sowie 
theoretischer Erwägungen eine Holle anaphylaktischer Er¬ 
scheinungen für ausgeschlossen, in erster Linie schon deshalb, 
weil hierbei jede Spezifität der Reaktion zu fehlen scheint. Nach 
der Auffassung von v. S z i 1 y handelt es sich daselbst um eine 
akut toxische Einwirkung, welche durch Kollision mit dem vor¬ 
handenen Infektionszustande in mehr energetischem Sinne eine 
Abweichung im Verlaufe des letzteren eine „Umstimmung der 
Reaktionsfähigkeit“ resultiert. Es wäre eine Art Derivans der 
älteren Medizin. Diese Reaktion läßt sich aus den bekannten 
Immunitätserscheinungen nicht erklären. Die serologischen 
Untersuchungen von Gröer und von R o h o n v i bezüglich 
auch der Einwirkung der Vakzinierung auf die Typhusbakteri¬ 
ämie erwiesen, daß — im Gegensätze zur prophylaktischen 
Impfung — während und nach Ablauf der Reaktion weder be¬ 
züglich des Bakteriengehaltes des Blutes, noch bezüglich der 
Agglutinine, Bakteriolysine und Opsonine des Krankenserums 
eine für die Reaktion charakteristische Änderung wahrgenomen 
werden kann: Das Vorhandensein, die Vermehrung oder Ver¬ 
minderung der Bakterien und Antikörper im Blute steht nach 
diesen Ergebnissen in gar keiner direkten Beziehung zur kura¬ 
tiven Wirkung des Eingriffes. Aus alledem folgert Rohonyi, 
daß das Wesen der Vakzinwirkung nicht antibaktericider, son¬ 
dern antitoxischer Natur sei. Das Typhustoxin wirkt auch auf 
das Knochenmark, sowie auf die Wärmeregulierungszentren. 
Durch das plötzliche Entstehen großer Mengen Antitoxine wird 
diesen Einwirkungen eine Gegenwehr gestellt, mit dem Abfall 
der Temperatur wird die vorhandene Leukopenie aufgehoben, 
die Zahl der weißen Blutkörperchen steigt wieder zur Norm. 
Bei der prophylaktischen Impfung stehen eher die toxischen 
Erscheinungen, wie Fieber, Mattigkeit, Leukopenie, manches¬ 
mal Milztumor und die augenfällige Vermehrung der Anti¬ 
körper im Vordergründe, während bei der kurativen Vakzi¬ 
nierung die kurzdauernde toxische Reaktion (Temperatur¬ 
steigerung mit Schüttelfrost) infolge der bald eintretenden 
Überkompensierung durch neugebildete Antitoxine schwinden 
80 ll. 

Dieser Auffassung vom Wesen der Reaktion gegenüber 
muß bemerkt werden, daß schon auf Grund L ü d k e s Unter¬ 
suchungen die Vermehrung der weißen Blutkörperchen meist 
erst m späteren Stadien der Ausheilung eintritt. Hauptsächlich 
ist sie jedoch nicht stichhaltig, weil sie sich auf die spezifische 
Bindung des Toxins durch Antitoxin stützt; sie krankt an dem¬ 
selben Fehler, wie Biedls Anaphylaxietheorie: sie läßt die 
Tatsache gänzlich außer Betracht, daß diese Erscheinungen der 
plötzlichen Ausheilung durch Einwirkung unspezifischer Sub¬ 
stanzen ebenfalls hervorgerufen werden. Insofern bleibt also 
das Wesen der Reaktion zur Zeit noch unerklärt. 

Die Gründe, welche uns bewogen, eine Bakteriotherapie 
der Pferdebrustseuche in Angriff zu nehmen, haben wir in 
Nr. 44, Jahrg. 1915 dieser Wochenschrift angeführt. Wir haben 
dieser Mitteilung 6 Krankengeschichten mit Fieberkurven bei¬ 
gefügt, aus denen zu ersehen ist, daß die Erfolge der Vakzi¬ 
nierung den beim humanen Typhus erzielten analog erscheinen. 
Wir wollen nun den in der ersten Mitteilung angeführten noch 
12 weitere Fälle von vakzinatorisch behandelter Pferdeinfluenza 
folgen lassen. Davon beziehen sich 7 auf Fälle von unkompli¬ 
zierter Brustseuche. Bei diesen gestaltet sich der Verlauf der 
Erkrankung teils prompt, mit kritisch einsetzendem Tempe¬ 


raturabfall und. gleichzeitiger rapider Rückentwickelung der 
klinischen Erscheinungen, oder aber er ist doch mit einem mehr 
lytischen Abfall und einer erst nach der zweiten Injektion ein¬ 
tretenden Wendung zum Besserem verbunden. 

Bei den 5 letzteren, mit Pleuritiden, sekundären Drüsen¬ 
eiterungen usw. komplizierten Fällen von Pferdeinfluenza 
hatten wir selbstverständlich weder Absicht, noch Hoffnung, 
eine Ausheilung des Prozesses mittels des Eingriffes zu erzielen. 
Diese schwer komplizierten Fälle wurden von uns vakziniert, 
wie auch mehrere weitere ähnliche Fälle, teils um die Grenzen 
der Heilungsmöglichkeit zu limitieren, teis um den Beweis zu 
führen, daß das ausheilende Prinzip der angeführten Reaktion 
sich auch bei allen fortgeschrittenen Stadien dokumentiert Eine 
Tendenz der Entfieberung und therapeutischen Beeinflussung 
der vorhandenen pathologischen Prozesse ist auch daselbst un¬ 
verkennbar, wenn auch infolge Fortschreitens der pathol. Ver¬ 
änderungen der resultierende Effekt den letalen Ausgang zu 
verhindern nicht imstande ist. iedenfalls ist das Vorhanden¬ 
sein einer genügend weiten Amplitude des Krankheitsverlaufes 
ersichtlich, während welcher der genannte Eingriff mit augen¬ 
fälligem therapeutischen Erfolg ausgeführt werden kann. 
Keineswegs ist derselbe nur als eine prophylaktische oder nur 
beim ersten Auftreten der Erkrankung sich bewährende Beein¬ 
flussung zu betrachten. Dies muß umsomehr hervorgehoben 
werden, als ja eine genaue Erhebung über Zeitpunkt des Auf¬ 
tretens resp. Prodromalstadiums der Erkrankung praktisch zu¬ 
meist auf Schwierigkeiten stößt. 

Es steht allerdings auch fest, daß mittels der Salvarsan- 
behandlung ebenfalls eine prompte Entfieberung der Brust- 
seuche erzielt werden kann. Ferner muß man sich einer sub¬ 
jektiven Beurteilung betreffs der Heilresultate insofern ent¬ 
halten, als ja eine Entfieberung bei der Brustseuche oft auch 
spontan eintritt. Doch ist dagegen vor Augen zu halten: Die 
Pferdebrustseuche ist eine exquisite Stallkrankheit, an welcher 
oft infolge äußerster Virulenz des bis zur Zeit unbekannten Er¬ 
regers 60—90 Proz. der bedrohten Tiere erkranken, während 
z. B. bei den im Felde stehenden Tieren die Erkrankung kaum 
auftritt. Durch die intravenöse Einverleibung eiweißartiger 
Substanzen kann eine toxische Reaktion erzeugt werden, 
welche eine augenfällige Abkürzung des Krankheitsverlaufes, 
eine plötzliche oder jedenfalls beschleunigte Entfieberung, eine 
rapide Rückentwickelung der klinischen Symptome bewirkt und 
hauptsächlich das Auftreten der bekannten chronischen Nach¬ 
krankheiten, welche eine mehr oder weniger ständige Undienst¬ 
barkeit und Minderwertigkeit der Tiere bedingen, verhindert. 
Diese mit dem geringsten Kostenaufwande verbundene Heil¬ 
methode hat jedenfalls einen praktischen Vorteil auch gegen¬ 
über der Salvarsanbehandlung, welche ja bekanntlich in An¬ 
betracht der Massenverhältnisse und der gebrauchten beträcht¬ 
lichen Dosen mit sehr erheblichen Kosten verbunden ist 

Wir halten die Frage der Bakteriotherapie der Pferdebrust¬ 
seuche mit unseren Versuchen selbstverständlich keineswegs 
für abgeschlossen. Vielmehr müssen noch, um eine exakte und 
präzise Beurteilung des Heilwertes zu ermöglichen, in großen 
Pferdebeständen im Falle Auftretens der Brustseuche parallele 
Versuche mittels Bakteriotherapie (unter Berücksichtigung der 
von uns ermittelten Dosen) und mit palliativen, symptoma¬ 
tischen Heilmitteln resp. mit Salvarsan an isoliert behandelten 




6. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


161 


Pferden, unter gleichzeitiger genauer Kontrolle des klinischen 
Krankheitsverlaufes, angestellt werden. Diese Versuche, die 
wir nach unseren ermutigenden Experimenten jedenfalls für 
aussichtsreich halten, wollen wir denjenigen Kollegen, welche 
über entsprechendes Material verfügen, in Empfehlung bringen. 

Fall 7. Gut entwickeltes und genährtes Pferd. Die sichtbaren 
Schleimhäute lebhaft gerötet, die Umgebung des Auges mit 
eitrigem Sekret behaftet, aus den Nasenlöchern trieft seröser Aus¬ 
fluß. Das Pferd steht traurig an seinem Platze, berührt nicht die 


Ain 20. und 21. Oktober. Plötzlich eintretendes stetes Sinken 
der Temperatur. An Stelle des tympanitischen Schalles ist 
Dämpfung getreten, welche sich jedoch stets verkleinert; es treten 
Rasselgeräusche auf. Die Herzaktion bessert sich. 

Am 23. Oktober. Entfiebert. Freßlustig. 

Fall 8. Gut entwickeltes Pferd. Ist mißnfutig, frißt kein 
Futter. Sichtbare Schleimhäute gerötet, eiteriges Sekret aus den 
Nasenlöchern. Hustet oft angestrengt. Atmung 27. Links an dem 
Thorax ein K-handflächenbreiter gedämpfter Schall, darüber 
Atmungsgeräusche kaum hörbar. Puls 62. Temperatur 40, 2 C. 


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Fall 7. 


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Fall 9. 


vorgesetze Nahrung. Atmung etwas schwerfällig, 16; Puls 52, 
schwach. Herztöne dumpf, sehr schwach, Herzdämpfung ver¬ 
größert. Hustet oft, über dem Brustkasten sind rauhe Geräusche 
hörbar. Stuhl normal. Temperatur bis 40,5. 

Am 16. Oktober morgens. 7 cm* Typhusvakzin intravenös. 
Danach Collaps. Das Pferd stürzt nieder, zittert am ganzen Körper. 
In 2—3 Minuten erhebt es sich, scharrt und kniet auf den Vorder¬ 
beinen. 

Am 18. Oktober. Temperatur 40,3. Abermalige Injektion von 
8 cm 3 Typhusvakzin, Collaps, in einigen Minuten setzt sich das 


15. November 1915. 7 cm* Typhusvakzin, danach Collaps, in 

einiger Zeit Auftreten starken Schweißes. 

16. November 1915. Temperatur sinkt unter 40 C. 

17. November 1915. Starkes Sinken der Temperatur, bewegt 
sich lebhaft, frißt das Vorgesetzte Futter vollständig. Aufhellung 
der Dämpfung. 

19. November 1915. Vollständig entfiebert. 

Fall 9. Mittelkräftiges, gut genährtes Pferd. Bewegt sich in 
seiner Stellung, macht keinen kranken Eindruck, sucht nach 


7 cm 3 Ty. vaccin. 



7 cm 3 Ty. vaccin. 


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Fall 10. 


Pferd in Hundepositur, vordere Fiiße nach vorne gestreckt, probiert 
aufzustehen, fällt wieder auf die Hinterbeine. Läßt den Kopf und 
die Ohren hängen. Streckt und dehnt sich beim Liegen. 

Am 19. und 20. Oktober. Temperatur beginnt langsam zu 
sinken (40° C.). Auf der linken Thoraxhälfte ist ein sich stets 
vergrößernder tympanitischer Schall hörbar, welcher von dumpfem 
Perkussionsschall umgeben ist. 


Nahrung. Atmung gleichmäßig, über dem Thorax rauhe vesikuläre 
Atmungsgeräusche mit geringem Rasseln. Das Pferd hustet oft, 
gedehnt und kraftlos. Reichlicher Ausfluß aus den Nasenlöchern. 
Hochtympanitischer Perkussionsschall über der Lunge, insbeson¬ 
dere in der Schulterlinie, Herzdämpfung etwas vergrößert, Herz¬ 
töne schwach. Puls beschleunigt, leer, Stuhl geformt. Temperatur 
40,8 C. 






162 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 14. 


23. September. 7 cm* Vakzin intravenös. Das Pferd collabiert 
oftmals, schwankt hin und her, ist soporös. 

24. September. Abermals 3 3 cm Vakzin. Atmung erschwert, 
oberflächlich. Puls 72, gespannt. Harndrang. Stetes Sinken der 
Temperatur (40,1). 

25. September. Linksseitig unter der Schulterlinie eine 2-hand- 
flächengroße Dämpfung wahrnehmbar. Puls 68, schwach. 

26. September. Stetes Sinken der Temperatur. 

27. September. Dämpfung in Rückentwicklung begriffen. 
Hustet selten. Temperatur unter 39,1. 

i'cm 8 , cholera’vaccin. 


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Fall 11. 


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28. September. Frißt das Futter. Bewegt sich lebhaft. Starker 
Speichelfluß. Stuhl dünnflüssig. Uriniert oft. 

1. Oktober. Entfiebert. 

Fall 10. Gut entwickeltes und wohlgenährtes Pferd. Hält 
die Augen halb geschlossen, reichlicher Ausfluß aus denselben. 
Bindehäute lebhaft gerötet und geschwollen. Viel seröses Sekret 
aus der Nase. Oftmaliges, nasses Husten; starker Speichelfluß. 
Erschwerte Atmung, 22. Perkussionsschall des Thorax hell, scharf, 
nicht tympanitisch. Über-den Lungen rauhes vesikuläres Atmungs- 


7 cm* cholera vaccin. 



geräusch mit Rasseln hörbar. Mangel des Appetites. Darm¬ 
geräusche etwas frequent, laut. Stuhl etwas erweicht. 

12. September. Temperatur 40,8 C, 7 cm 3 Ty. Vakzin intra¬ 
venös; Collaps, rasche Erholung. 

13. September. Das Pferd verhält sich ruhig. Puls 48, voll. 
Temperatur 39,6 C. 

14. September. Sinken der Temperatur. Puls 44. 

15. September. Verhält sich wie normal. Entfiebert. 


Fall 11. Gut entwickeltes, jedoch herabgekommenes Pferd. 
Steht an einer Stelle, gefühllos, mit hängendem Kopfe. Rührt keine 
Nahrung an. Gerötete Schleimhäute, reichliches, eiterartig¬ 
seröses Sekret aus den Nasenlöchern. Frequentes, oberflächliches 
Atmen, 28. Oftmaliges feuchtes Husten. Über der rechten 
Lungenhälfte kein Atmungsgeräusch hörbar. Bei der Perkussion 
daselbst eine 2-handflächenbreite totale Dämpfung vorhanden. 
Linksseitig die Verhältnisse normal. Pids frequent, 62, sehr 
schwach. Stuhl normal. Temperatur 40,7 C. 

16. September. 7 cm 3 Choleravakzin intravenös. Danach 
Schwächezustand. 

17. September. Starkes Sinken der Temperatur. Bewegt sich 
lebhaft, das Vorgesetzte Futter wird vollständig verzehrt. 

18. September. Die Dämpfung hellt sich auf. Entfieberung. 

Fall 12. Gut entwickeltes, jedoch schlecht genährtes Tier. 
Die sichtbaren Schleimhäute gerötet. Keine Freßlust, Gefühl¬ 
losigkeit, Atmung frequent, 28, etwas erschwert, über der rechten 
Lungenhälfte sehr geschwächte Atmungsgeräusche, linksseitig 
Pfeifen und Schnurren hörbar. Bei der Perkussion ist rechtsseitig 
zwischen der 6. und 10. Rippe ein handtellergroßer gedämpfter 
Schall vorhanden; gelegentlich der Perkussion hustet das Tier. 
Linksseitig an zwei Stellen tvmpanitiseher Schall konstatierbar. 
Herzaktion erhöht, Herztöne von metallischem Klang. Puls draht- 
artig, 62. Temperatur 41,1 C. 

23. September. 7 cm 3 Choleravakzin intravenös. Collaps. 

24. September. In der rechten Brusthälfte hat sich eine totale 
Dämpfung entwickelt. Puls schwach. 50. Temperatur sinkt. 

25. September. Lebhafte Darmgeräusche vorhanden. Diarrhoe. 
Starkes Sinken der Temperatur (37,7). 

26. September. An Stelle der Dämpfung tritt heller Lungen¬ 
schall, darüber sind feinblasige Rasselgeräusche hörbar. Freßlust 
vorhanden. 

27. September. Entfiebert. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Untersuchungen über das Virus der Hühnerpest. 

Von Prof. R. D o e r r und Frau R. Pick. 

(Zentralbl. f. Bakt 1915, Bd. 76, H. 7, S. 476.) 

D o e r r und Pick fassen die Ergebnisse ihrer Unter¬ 
suchungen über das Virus der Hühnerpest, an deren Voll¬ 
endung sie durch den Ausbruch des Krieges verhindert wurden, 
folgendermaßen zusammen: 

Hühnerpestvims, das im erythrocytenfreien Serum 
kranker Hühner auf intravenösem Wege natürlich immunen 
Tieren (Kaninchen, Meerschweinchen, Fröschen) einverleibt 
wurde, verschwindet aus der Blutbahn und den Organen dieser 
Tiere vollkommen innerhalb 1-2 Stunden. 

Verabfolgt man in virulenten gewaschenen Hühnererythro- 
cyten enthaltenes Virus in der gleichen Weise, so hält es sich 
bei denselben Tierarten länger als 24 Stunden. 

Über den Mechanismus der Virusvemichtung im natürlich 
immunen Tier konnte nichts mit Sicherheit festgestellt werden. 
Verfasser nehmen an, däß vielleicht eine kombinierte Serum- 
Leukocyten-Wirkung (Phagocytose) vorliege, da in einzelnen 
Vitro-Versuchen eine Virulizidie dieser Faktoren zu beobachten 
war. 

Durch intravenöse Injektion virulenten Hühnerserums 
werden junge Gänse tödlich infiziert, nicht aber alte. Im Ver¬ 
gleich zum Huhne kommt es bei alten und jungen Gänsen zu 
einer nicht so hochgradigen Septikämie, die um den 5.—9. Tag 
abklingt. 

Das Virus einer wirksam infizierten Gans scheint zur Zeit 
des Exitus nicht mehr im Blut und den Organen vorzukommen 










6. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


163 


und läßt sich durch V erimpfung auf normale Hühner nicht 
mehr nachweisen. 

Bei Tauben, die übrigens auf intravenösem Wege nicht 
tödlich infiziert werden können, hält sich intravenös injiziertes 
„Serum-Virus“ von Stunden angefangen bis zu 3 Tagen und 
darüber. 

Von Arzneimitteln beeinflussen den Infektionsprozess 
beim Huhne nicht: Optoehinum hydrochloricura und basicum, 
Salvarsan, Natrium salicylicum oder Kombinationen dieser 
Chemikalien. Dagegen scheint Urotropin in geringem Grade 
hemmend zu wirken. 

Das Virus passiert zweifache Kollodiumhäute und wird 
durch vier- bis siebenfache zurückgehalten. Dreifache stehen 
an der Grenze der Durchgangsfähigkeit. 

Kulturen des Virus im Kollodiumsäckchen (hierin hält es 
sich höchstens 8 Tage), welche in die Peritonealhöhle normaler 
Hühner versenkt wurden, mißlangen. 

Das von den Verfassern anliegender Arbeit untersuchte 
Hühnerpestvirus war nicht kontagiös. Verfütterungen großer 
Virusmengen sowie Kontakt mit Hühnerpestkadavern (unge¬ 
zieferfreien!) bewirkten keine Ansteckung. G u t s c h e. 

über morphologische und tinktorielle Besonderheiten bei 
Tuberkelbazillen vom Typus gallinaceus unter besonderer 
Berücksichtigung der Granula. 

Von L. Minder. 

(Zontralbl. f. Bakt. 1915, Bd. 77, H. 2, S. 113.) 

Nachdem Verfasser in seiner Einleitung kurz die Frage 
der Identität der Tuberkelbazillen bei Mensch, Rind und Ge¬ 
flügel und weiter die Möglichkeit auch der Sporenbildung er¬ 
örtert. hat, bespricht er die Ergebnisse seiner Versuche, bei 
denen ihn folgende Fragestellungen geführt haben. 

Lassen sich die strukturellen Verhältnisse bei Vogeltuber¬ 
kelbazillen durch Verwendung verschiedener Färbemethoden, 
eventuell mit Umfärbungen, weiter erforschen? 

Zeigt der Vogeltuberkelbazillus besondere Eigentümlich¬ 
keiten in bezug auf die Granula? 

Wie sind die Granula zu deuten? 

Auf diese'Fragen erteilt der Verfasser folgende Antwort: 

Gegenüber den Bazillen der- Typen humanus und bovinus 
zeichnet sich der Tuberkelbazillus vom Typus gallinaceus 
durch seinen Plemorphismus und seine stark wechselnden 
Größenverhältnisse aus. 

Beim Vogeltuberkelbazillus sind die nach Ziehl-Neelsen 
und mittels einfacher bezw. prolongierter Gram-Färbung 
(säurefeste und granuläre Form Muchs) darstellbaren Sub¬ 
stanzen identisch. 

Die Säurefestigkeit der Vogeltuberkelbazillen weist bei 
den einzelnen Individuen große Schwankungen auf; sie sind be¬ 
ständiger in der Festigkeit gegen Natriumhydroxyd (Färbung 
nach G a s i s). 

Die Granula treten in jungen und alten Reinkulturen, 
wie auch im Tierkörper, stets auf; sie sind daher keine Dege¬ 
nerationserscheinungen. Die Granula kommen nie aus dem 
Stäbchenverbande gelöst (also sporenähnlich) vor und zeich¬ 
nen sich durch besonders leichte Färbbarkeit aus. Sie sind 
daher auch keine Sporen. 

Die Tuberkelbazillen vom Tj r pus gallinaceus weisen (wie 
auch die Typen humanus und bovinus) nach G i e m s a und nach 
der Diphtheriebazillenfärbung (N e i s s e r) Polfärbung auf. Diese 


Polkörner (die vereinzelt oft auch im Bazillenleibe auftreten) 
sind nicht identisch mit den Much sehen Granula, doch sind 
sie wahrscheinlich auch durch die M u c h sehe Gram-Methode 
darstellbar. G u t s c h e. 

Zur Bewertung der Lungenschwimmprobe. 

Von Dr. S. Schönberg, Basel. 

(Berl. klin. WochenBchr. 1915, Nr. 21, S. 542- 5440 

,,I)ie Lungenschwimmprobe wird sowohl in der 
pathologisch-anatomischen, als auch besonders in der gericht¬ 
lich-medizinischen Praxis als das wichtigste Zeichen für statt¬ 
gehabtes Leben [angesehen. Trotz verschiedener Einwände 
hat sie sich Jahrhunderte lang behaupten können und wird, 
wie gesagt, auch heute noch als maßgebend anerkannt/ 4 
Hinsichtlich der Lungenschwimmprobe bei Neugeborenen sind 
nach v. H o f m a n n folgende Bedingungen für den spontanen 
Lufteintritt in die Gebärmutter erforderlich: 

1. Sinken des intraabdominellen Druckes unter den Druck 
der Luftatmosphäre. 

2. Verminderte oder aufgehobene Leistungsfähigkeit der 
Uterus- und der Bauchhöhlenwände. 

3. Das gleichzeitige Bestehen einer Insuffizienz des Ver¬ 
schlusses am Os externum. 

Da bis jetzt eine Reihe von Veröffentlichungen bekannt 
sind, in denen bei totgeborenen Kindern lufthaltige Lungen 
gefunden wurden und bei denen samt und sonders der Blasen¬ 
sprung eingetreten war, so glaubt der Autor einen Fall von 
lufthaltigen fötalen Lungen bei intakter Blase der Öffentlich¬ 
keit nicht vorenthalten zu können. Dieser Fall ist dann von 
ihm näher untersucht und verarbeitet worden. Nach dem 
Ergebnis seiner Untersuchung schließt endlich der Autor, daß, 
wenn auch solche Fälle zu den größten Seltenheiten gehören, 
diese doch imstande seien, den vollen Wert der Lungen¬ 
schwimmprobe einzuschränken. 

Eine Photographie, einen mikroskopischen Lungenschnitt 
darstellend, ist der Abhandlung beigegeben. Sustma n n. 


Nahrangsmittelkunde and Fleischbeschau. 

Fleisohversorgung und Verbrauohsregelung. 

(Verordnung des Bundesrats vom 27. März 1916.) 

§ 1. Zur Sicherung des Fleischbedarfs des Heeres und der 
Marine sowie der Zivilbevölkerung wird eine Reichsstelle für die 
Versorgung mit Vieh und Fleisch (Reichsfleischstelle) gebildet. % 

Sie hat die Aufgabe, die Fleischversorgung, insbesondere die 
Aufbringung von Vieh und Fleisch im Reichsgebiet und deren 
Verteilung, zu regeln. 

Ihr liegt ferner die Verteilung des aus dem Ausland einge¬ 
führten Schlachtviehs und Fleisches einschließlich der Fleisch- 
waren ob. 

§ 2. Die ReichsÜeisehstelle ist eine Behörde und besteht aus 
einem Vorstand und einem Beirat. Der Reichskanzler führt die 
Aufsicht und erläßt die näheren Bestimmungen. 

§ 3. Der Vorstand besteht aus einem Vorsitzenden, einem 
oder mehreren stellvertretenden Vorsitzenden und einer vom Reichs¬ 
kanzler zu bestimmenden Anzahl von Mitgliedern. 

Der Vorsitzende, die stellvertretenden Vorsitzenden und die 
Mitglieder werden vom Reichskanzler ernannt. 

§ 4. Der Beirat besteht aus sechzehn Regierungsvertretern, 
und zwar außer dem Vorsitzenden des Vorstandes als Vorsitzendem 
aus vier Königlich Preußischen, zwei Königlich Bayerischen, einem 
Königlich Sächsischen, einem Königlich Württembergischen, einem 
Großherzoglich Badischen, einem Großherzoglich Hessischen, einem 
Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen, einem Großherzoglich 
Sächsischen, einem Großherzoglich Oldenburgischen, einem Hanse¬ 
atischen und einem Elsaß - Lothringischen Regierungsvertreter. 
Außerdem gehören ihm drei Vertreter des Zentral-Viehhandels¬ 
verbandes und je ein Vertreter der Fleischverteilungsstellen von 
Bayern, Württemberg und Baden, des Deutschen Landwirtschafts¬ 
rats, des Deutschen Handelstags^ und des Deutschen Städtetags, 




164 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 14. 


ferner je zwei Vertreter der Landwirtschaft, des Viehhandels, des 
Fleischergewerbes und der Verbraucher an; der Reichskanzler er¬ 
nennt diese Vertreter und einen Stellvertreter des Vorsitzenden. 

§ 5. Der Vorstand übt die Befugnisse der Reichsfleischstelle 
aus und führt die laufenden Geschäfte. 

Der Beirat ist über grundsätzliche Fragen zu hören. Der Zu¬ 
stimmung des Beirats bedarf es zur Aufstellung der Grundsätze 
für die Berechnung 

1. des Fleisch Bedarfs der Zivilbevölkerung; 

2. der in jedem Bundesstaat und in Elsaß-Lothringen zu¬ 
zulassenden Schlachtungen von Vieh; 

3. der Mengen und der Art des Schlachtviehs, das in den 
einzelnen Bundesstaaten und in Elsaß-Lothringen für den 
Fleischbedarf des Heeres und der Marine, der eigenen Zivil¬ 
bevölkerung und der Zivilbevölkerung derjenigen Gebiete 
aufzubringen ist, aus deren Viehbeständen der Bedarf der 
eigenen Zivilbevölkerung nicht gedeckt werden kann. 

Kommt zwischen Vorstand und Beirat eine Übereinstimmung 
nicht zustande, so entscheidet der Bundesrat. 

II. Regelung der Fleischversorgung. 

§ 6. Schlachtungen von Vieh, die nicht ausschließlich für den 
eigenen Wirtschaftsbedarf des Viehhalters bestimmt sind, sind nur 
in dem von der Reichsfleischstelle festgesetzten Umfang gestattet. 
Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten Be¬ 
hörden haben Anordnungen zu treffen, um Schlachtungen über die 
zugelassene Höchstzahl hinaus zu verhindern. Sie können be¬ 
stimmen, daß aus unerlaubten Schlachtungen gewonnenes Fleisch 
der Gemeinde, dem Kommunalverbande oder einer anderen von 
ihnen bestimmten Stelle ohne Zahlung einer Entschädigung für 
verfallen erklärt werden kann. Sie regeln die Unterverteilungen 
der zugelassenen Schlachtungen auf Kommunal verbände und Ge¬ 
meinden. 

Schlachtungen ausschließlich für den eigenen Wirtschaftsbedarf 
des Viehhalters (Hausschlachtungen) sind nur dann gestattet, wenn 
der Besitzer das Tier in seiner Wirtschaft mindestens sechs Wochen 
gehalten hat. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen be¬ 
stimmten Behörden sind befugt, weitergehende Einschränkungen 
für solche Schlachtungen zu bestimmen. 

Notschlachtungen fallen nicht unter die Beschränkungen des 
Abs. 1 Satz 1 und des Abs. 2. 

Hausschlachtungen und Notschlachtungen sind den von den 
Landeszentralbehörden bestimmten Stellen anzuzeigen und auf die 
für den Kommunalverband oder die Gemeinde zugelassene Höchst¬ 
zahl von Schlachtungen nach Grundsätzen, die von der Reichs¬ 
fleischstelle aufgestellt werden, anzurechnen. 

§ 7. Der Verkehr mit Fleisch und Fleischwaren aus einem 
Kommunalverband in einen anderen ist von den Landeszentral¬ 
behörden zu regeln. Soweit es sich um Kommunal verbände ver¬ 
schiedener Bundesstaaten, einschließlich Elsaß-Lothringens, handelt, 
hat die Reichsfleischstelle die Grundsätze für die Regelung auf¬ 
zustellen. 

§ 8. Für die rechtzeitige und vollständige Beschaffung des 
zur Deckung des Bedarfs des Heeres, der Marine und der Zivil¬ 
bevölkerung aufzubringenden Schlachtviehs (§ 5 Abs. 2 Nr. 3) haben 
die Landeszentralbehörden Sorge zu tragen. 

Die Landeszentralbehörden regeln den Verkehr mit Schlacht¬ 
vieh. Sie können bestimmen, daß der Ankauf von Schlachtvieh 
ausschließlich durch die von ihnen bezeichneten Stellen oder durch 
die von diesen beauftragten oder zugelassenen Personen stattfindet, 
sowie daß der Verkauf von Schlachtvieh nur an die bezeichneten 
Stellen oder an die von diesen beauftragten oder zugelassenen 
Personen erfolgen darf. 

§ 9. Soweit die von den Landeszentralbehörden bezeichneten 
Stellen oder die von diesen beauftragten und zugelassenen Per¬ 
sonen den erforderlichen Bedarf an Schlachtvieh nicht freihändig 
erwerben können, sind die fehlenden Mengen nach näherer An¬ 
weisung der Landeszentralbehörden von den Kommunalverbänden 
und Gemeinden innerhalb ihrer Bezirke aufzubringen unter ent¬ 
sprechender Anwendung der Bestimmungen im § 2 des Gesetzes, 
betreffend Höchstpreise vom 4. August/17. Dezember 1914 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 516), und mit folgenden Maßgaben: 

1. Den Unternehmern landwirtschaftlicher Betriebe sind die 
Tiere zu belassen, die sie zur Fortführung ihres Wirtschafts¬ 
betriebes bedürfen. In Zuchtviehherden dürfen nur die zur 
Mast aufgestellten Tiere enteignet werden. 

2. Bei der Festsetzung des Übernahmepreises sind, soweit ein 
Höchstpreis nicht besteht, die von der Reichsfleischstelle 
aufgestellten Preisvorschriften zu berücksichtigen. 

§ 10. Die Gemeinden sind verpflichtet, eine Verbrauchsregelung 
von Fleisch und Fleischw’aren in ihren Bezirken vorzunehmen. Sie 
können bestimmen, daß Fleisch aus Notschlaehtungen an die von 
ihnen bestimmten Stellen gegen eine von der höheren Verwaltungs¬ 
behörde endgültig festzusetzenden Entschädigung abzuliefern ist. 
Sie haben den von den Landcszentralbehörden nach § 8 mit der 
Beschaffung des Schlachtviehs bezeichneten Stellen auf deren Ver¬ 
langen eine Stelle zu benennen, die das gelieferte Schlachtvieh zu 
übernehmen hat. Sic bedürfen zu der im Satz 1 vorgeschriebenen 


Regelung der Zustimmung der Landeszentralbehörde oder der von 
ihr bestimmten Behörde. 

Die Landeszentralbehörden können anordnen, daß die Regelung 
anstatt durch di3 Gemeinden durch deren Vorstand getroffen wird. 
An Stelle der Gemeinden sind die Kommunalverbände befugt und 
auf Anordnung der Landeszentralbehörde verpflichtet, die Regelung 
\ orzunehmen. 

Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten 
Stellen können die Regelung selbst treffen oder Anordnungen 
darüber erlassen. 

Die Befugnisse der Gemeinden, der Kommunal verbände, der 
Landeszentralbehörden sowie der von ihnen bestimmten Stellen 
regeln sich nach der Verordnung über die Errichtung von Preis¬ 
prüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. Septem¬ 
ber/4. November 1915 (Reichs-Gesetzblatt S. 607, 728). 

III. Schlußbestimmungen. 

§ 11. Im Sinne dieser Verordnung gelten als Vieh: Rindvieh, 
Schafe und Schweine, als Fleisch: das Fleisch von diesen Tieren, 
als Fleischwaren: Fleischkonserven, Räucherwaren von Fleisch, 
Würste aller Art sowie Speck. 

§ 12. Streitigkeiten, die sich bei Durchführung dieser Ver¬ 
ordnung zwischen Gemeinden, Kommunalverbänden, den im § 8 
für den An- und Verkauf von Vieh bezeichneten Stellen, den von 
ihnen beauftragten oder zugelassenen Personen ergeben, entscheidet 
endgültig die höhere Verwaltungsbehörde; ergeben sich Streitig¬ 
keiten zwischen Gemeinden, Kommunalverbänden, Stellen oder 
Personen, die in verschiedenen Bundesstaaten einschließlich Elsaß- 
Lothringens ihren Sitz oder ihre gewerbliche Niederlassung haben, 
so entscheidet ein Schiedsgericht. 

Das Nähere über das Schiedsgericht wird vom Reichskanzler, 
über die örtliche Zuständigkeit der höheren Verwaltungsbehörden 
und ihr Verfahren von den Landeszentralbehörden bestimmt. 

§ 13. Die von den Landeszentralbehörden mit der Beschaffung 
von Vieh und der Regelung der Fleischversorgung beauftragten 
Behörden und Stellen haben der Reichsfleischstelle auf Erfordern 
Auskunft zu geben. 

§ 14. Unbeschadet der Befugnisse der Reichsfleischstelle er¬ 
lassen die Landeszentralbehörden die Bestimmungen zur Ausführung 
dieser Verordnung. Sie bestimmen, wer als höhere Verwaltungs¬ 
behörde, als zuständige Behörde im Sinne des § 9 in Verbindung 
mit § 2 des Höchstpreisgesetzes, als Kommunalverband, als 
Gemeinde oder Gemeindevorstand im Sinne dieser Verordnung 
anzusehen ist. 

§ 15. Mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe 
bis zu fünfzehnhundert Mark wird bestraft: 

1. wer den Vorschriften im § 6 Abs. 2 Satz 2 zuwiderhandelt: 

2. wer die ihm nach § 6 Abs. 4 obliegende Anzeige nicht 
erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige 
Angaben macht; 

3. wer den auf Grund des § 6 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 2, 
§ 7, § 8 Abs. 2 oder § 10 erlassenen Anordnungen oder den 
von den Landeszentralbehörden erlassenen Ausführungsvor¬ 
schriften zuwiderhandelt. 

§ 16. Der Reichskanzler kann Ausnahmen von Vorschriften 
dieser Verordnung zulassen. 

§ 17. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung 
in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außer¬ 
krafttretens. 

Berlin, den 27. März 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 

Delbrück. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Schonung des Bestandes an Zugochsen. 

(Aus der Denkschrift der deutschen Sektion des Landeskulturrates 
an die k. k. Statthalterei in Prag.) 

Der Verwendung von Zugochsen zur Durchführung der land¬ 
wirtschaftlichen Bezugsarbeiten, insbesondere des Anbaues, kommt 
in der Kriegszeit eine umso bedeutendere Rolle zu, als nicht nur 
eine große Anzahl von Pferden zur militärischen Dienstleistung ein¬ 
gezogen wurde, sondern auch die Erhaltung der Zugochsen mit den 
vorhandenen, allerdings in qualitativer und quantitativer Hinsicht 
unzulänglichen Futtermitteln leichter«! möglich ist als jene der 
Pferde, deren Nachschaffung sich überdies durch den geringen Be¬ 
stand an zugtauglichen Pferden und die hohen Preise zu einer 
äußerst schwierigen gestaltet 

Wiederholt wurde die landwirtschaftliche Bevölkerung auf die 
Notwendigkeit der Aufzucht von Zugochsen und auf die Schonung 
der Bestände an solchen Tieren aufmerksam gemacht. Das Verbot 
des Schlachtens von jungen Ochsen, welches von Seite der deut- 




6. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


sehen Sektion des I-andeskulturrates angeregt wurde, hat zur Er¬ 
haltung des Ochsenbestandes viel beigetragen und ist auch fernerhin 
aufreclxtzuhalten und streng zu beachten. 

Zur Durchführung der landwirtschaftlichen Arbeiten wurden im 
Vorjahre Rinder und zwar Ochsen und Kühe in bedeutend höherem 
Maße verwendet, als dies in normalen Jahren naturgemäß der 
Fall war. 

Eine große Gefahr für die Verkleinerung des Ochsenbestandes 
besteht in der Anforderung der Militärverwaltung, daß die Schlacht¬ 
viehlieferungen zur Versorgung des Heeres unbedingt aus 50 Proz. 
Ochsen bestehen müssen; es wird ein Lebendgewicht von 400 bis 
700 kg gefordert und für solche Tiere ein hoher Preis gezahlt, 
welcher demjenigen für unbrauchbare Zugochsen sehr nahe kommt. 
Die Nachfrage nach solchen Tieren ist aber von Seite der Kon¬ 
servenfabriken und der Mäster eine dringende; es besteht daher 
ein großer Anreiz für den Ochsenzüchter, seine Ware bei den 
jetzigen günstigen Absatzverhältnissen zu veräußern und sich des 
Risikos einer längeren Haltung und kostspieligen Fütterung zu 
entledigen. Außerdem hegen die Landwirte die Befürchtung, daß 
im Falle einer Viehrequisition die Militärverwaltung die Ochsen 
ohne Rücksicht auf deren Verwendung als Zugvieh zu einem 
höheren Prozentsatz requirieren und dadurch der Landwirtschaft 
die wichtigste Zugskraft entziehen wird. Daß dadurch die Aus¬ 
führung der landwirtschaftlichen Arbeiten zur Unmöglichkeit wird, 
die Erzeugung von Feldfrüchten, die Abfuhr derselben vom Drusch, 
die Deckung des Bedarfes an Fleisch, Leder u. dgl. aufs tiefste 
geschädigt wird, ist leicht einzusehen. 

Zur Schonung des Zugochsenbestandes ist es notwendig, darauf 
hinzuwirken, daß die Ansprüche der Militärverwaltung bei der 
Heeresversorgung mit Vieh bezüglich der Ochsen auf einen geringen 
Prozentsatz ermäßigt, daß im Falle einer Viehrequisition die zum 
Betriebe der Landwirtschaft notwendigen Zugochsen aus¬ 
geschlossen werden und daß den Landwirten auch zur Fütterung 
der Zugochsen, insbesondere in der Zeit der starken Inanspruch¬ 
nahme (Ackerbau, Ernte), das notwendige Kraftfutter (Kleie, Mais) 
zu einem entsprechenden Preise zur Verfügung gestellt wird. 
(W. A. Z.). 

Verfügung» betreifend Durohhaltung der Sohafbestände. 

Ministerium für Landwirtschaft, Dominen und Forsten. 

Geschifts-Nr. IA Ille 18 027. 

Berlin, den 9. Februar 1916. 

An alle Landwirtschaftskammern und die Zentralstelle des 
Vereins für Landwirtschaft und Gewerbe in Hohenzollern zu 
Sigmaringen, sowie an das Landes-Ökonomie-Kollegium hier. 

Da mit der Möglichkeit längerer Fortdauer des Krieges ge¬ 
rechnet werden muß, ist es eine Pflicht der Schafzüchter, durch 
tunlichste Durchhaltung ihrer Schafbestände für das Vorhandensein 
des zu einer guten Heeresbekleidung erforderlichen Wollbedarfs 
Sorge zu tragen. Ist auch der Rückgang der Schafhaltung in den 
beiden Kriegsjahren 1914/15 verhältnismäßig gering gewesen, so 
steht doch bei der Knappheit an Rauhfutter zu befürchten, daß 
im Laufe der Wintermonate vor Beginn der Weidezeit eine stärkere 
Abschlachtung von Schafen stattflnden wird. 

Dies würde den Interessen der Heeresverwaltung und dem 
allgemeinen Interesse der Volksernährung widersprechen. Wenn 
auch ohne weiteres anzuerkennen ist, daß gerade die Schafhaltung 
durch die Knappheit des Rauhfutters am stärksten leidet, so muß 
dennoch die dringende Aufforderung zum Durchhalten ihrer Be¬ 
stände an die Schafzüchter gerichtet werden. 

Das Abschlachten von mageren, geringwertigen Schafen würde 
dem eigensten Nutzen der Landwirte zuwiderlaufen, da für das 
ganze Jahr mit hohen Woll- und Fleischpreisen zu rechnen ist. 
Außerdem hoffe ich bestimmt, daß es in nächster Zeit möglich sein 
wird, größere Schafmengen in den von uns besetzten feindlichen 
Gebieten im Westen unterzubringen. Ein Verkauf zu diesem Zweck 
läge im Interesse unserer Heeresverpflegung, während vorzeitige 
Abschlachtungen unsere Volksernährung schädigen würden. 

Die.ersuche ich daher, auf die mög¬ 

lichst vollkommene Durchhaltung der Schafbestände in Ihrem Be¬ 
zirke in geeignet erscheinender Weise mit Nachdruck hinzuwirken. 

Freiherr von Schorlemer. 


165 


— Futtereiweil aus Harn. Prof. Dr. Lanar-Coliu, Königs¬ 
berg i. Pr., regt an, die Kraftfutterhefe statt mit Ammoniaksalzen 
mit zuckerhaltigen Harnen herzustellen, und hat dem Institut für 
Gärungsgewerbe entsprechende Mitteilung gemacht. Es wurde ihm 
geantwortet, daß die Verwendung von Ham zur Hefeerzeugung 
zu recht zufriedenstellenden Ergebnissen geführt habe. Schwierig 
ist die genügende Ansammlung von Harn. L. wies auf die großen 
Ställe der Bolleschen Meierei in Berlin hin. Seine Absicht hin¬ 
sichtlich der nötigen Harnbeschaffung für große Krafthefemengen 
bewegt sich aber eigentlich in ganz anderer Richtung. Er rät, 
soweit das möglich .ist, die Futterhefe gar nicht in Spezialfabriken, 
sondern in einem Nebenraum großer Viehställe oder der Pferde¬ 
ställe der Kasernen zu gewinnen. Die Herstellung ist eine sehr 
einfache, wenn die nötige Kraft zum Antrieb der Wasser- und 
Luftpumpen usw. billig, d. h. durch Anschluß an eine Überland¬ 
zentrale zu haben ist, so daß Einrichtung und Betrieb eines 
eigenen Kraftwerkes fortfallen. Hier würde sich auch das kost¬ 
spielige Trocknen der Kraftfutterhefe erübrigen, da sie feucht 
verfüttert wird. Die Fabrikation würde nach L. etw-a folgenden 
Verlauf nehmen: Zur verdünnten, mit Magnesia usw. versetzten 
Melasse würde der Harn aus dem Stall gepumpt, die Hefe ein¬ 
gesät und durch Durchlüftung zu schnellstem Wachstum gebracht. 
Bei diesem Verfahren könnte der vom Vieh mit dem Harn aus¬ 
geschiedene Stickstoff schon nach etwa 24 Stunden wieder von 
ihm als Kraftfutterhefe verzehrt werden, so daß sich dieser Prozeß 
mit Leichtigkeit täglich wiederholen könnte. Das wäre ein 
Ergebnis, mit dem die Stickstoffdüngung der Äcker nicht verglichen 
werden könne, da sich hier der Stickstoff alle Jahre nur einmal 
in Form des vermehrten Eiw^eißgehaltes und besseren Wachstums 
der Ackererträgnisse geltend mache. Die unvermeidlichen Ver¬ 
luste an Harn in den Ställen würden meistens wieder ganz oder 
zum großen Teil durch den Eiweißgehalt des neben dem Kraft¬ 
futter gegebenen Heus usw\ ausgeglichen werden. L. meint, daß 
sich nach dem Kriege der Weiterbetrieb solcher neben großen 
Vieh- oder Pferdeställen errichteter Kraftfutterfabriken lohnen 
wird, da die nicht erst getrocknete Kraftfutterhefe sich billig 
herstellen lassen muß. Dazu kommt, daß später manche Fabrik 
in der Lage sein wird, noch billigere Stoffe als Melasse auf Hefe 
zu verarbeiten. (Nach der Chemiker-Zeitung.) 

— Viehbestand in Polen. Über die Viehhaltung in Polen vor 
dem Kriege gibt nachstehende Tabelle aus dem statistischen Jahr¬ 
buche des Königreichs Polen für 1914 von W. Gzabski in 
Warschau Aufschluß: 



Zahl der Haustiere 

Gouvernements 

Pferde 

Rindvieh 

Schafe u. 
Ziegen 

Schweine 

Warschau. 

166 873 

354 549 

157 582 

78 032 

Kalisch.*. . 

113 069 

201011 

89 632 

4*205 

Kielce. 

107 966 

183 613 

23 881 

i 22 729 

Lomza. 

88 282 

165 438 

114489 

i 30 582 

Lublin. 

221 253 

339 260 

163 758 

127 572 

Petri kau. 

102 387 

214 353 

77 878 ! 

24 963 

Plock. 

97 208 

200 791 

151 788 | 

40728 

Radom. 

105 554 

210 718 

69 401 

60 704 

Suwalki. 

103 418 

122 827 

132 3841 

70 381 

Siedlce . 

134 515 

292 976 

165 992 

76 377 

Königreich Polen . . . 

1240525 

2 285 536 

1 146 785! 

576 273 


Bei einer Einwohnerzahl von 12 225 000 war demnach die Ge¬ 
samtzahl der Pferde 1 240 525, der Rinder 2 285 386, der Schafe 
und Ziegen 1 146 785 und der Schweine 576 273. Die größte 
Zahl der Haustiere hat das überwiegend Ackerbau treibende 
Gouvernement Lublin, während in den übrigen Gouvernements die 
Verhältnisse sich verschiedenartig gestalten. In einigen überwiegt 
die Rindviehzucht, während andere wiederum die Pferdezucht stark 
pflegen. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Viehzucht 
während den letzten zehn Jahren zürückgegangen ist, denn im 
Jahre 1905 war die Gesamtzahl der Pferde im Königreich Polen 
um 7 Prozent, der Rinder um 8 Prozent, der Schafe, Hammel un 1 
Ziegen um 30 Prozent und der Schwreine um 48 Prozent höher, was 
















BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. M. 


1 66 


jedenfalls mit der zunehmenden Industrialisierung des Landes Zu¬ 
sammenhängen dürfte. 

Im Durchschnitt kamen auf je 100 Einwohner des Königreiches 
Polen 13 Pferde, 25 Rinder, 12 Schafe, Hammel und Ziegen und 
6 Schweine, während im europäischen Rußland diese Werte 
21 Pferde, 31 Rinder, 37 Schafe und Ziegen und 10 Schweine be¬ 
tragen haben. Man erkennt hieraus, daß die polnische Viehzucht 
sich vor dem Kriege in bescheidenen Grenzen gehalten hat und 
nur zur Deckung des polnischen Bedarfs bestimmt war. Ein 
Export konnte nicht stattfinden, weil die deutschen Zollschranken 
nur ausnahmsweise geöffnet wurden; Rußland wiederum hatte an 
eigenem Vieh genug. 

— Die Lage der Viehwirtschaft In Frankreich. Der „Figaro“ 
vom 6. Januar bespricht die Zukunft der französischen Vieh¬ 
zucht im Anschluß an einen Bericht Moussus in der Landwirt¬ 
schaftsakademie. Ende 1913 habe sich der französische Rindvieh¬ 
bestand auf 14,8 Millionen belaufen; am 1. Juli 19iö waren in¬ 
folge des Krieges noch 12,28 Millionen vorhanden. Man müsse 
um 50 Jahre zurückgehen, um einen ähnlich tiefen, aber immer 
noch höheren Stand zu finden: 12,8 im Jahre 1865. 

— Die Verluste Frankreichs an Pferden im Kriege werden bis 
zum 1. Juli 1915 auf 1 Million Stück berechnet. Am 31. Dezember 
1913 betrug der Bestand 3,23 Millionen, während am 1. Juli 1915 
nur 2,22 Millionen Pferde nachgewiesen wurden. Eine derartige 
Einbuße an Pferden dürfte, wie der „D. Sp.“ bemerkt, kein anderes 
der kriegführenden Länder erlitten haben. 

— Die Errichtung nationaler Gestüte dürfte der Krieg in 
England zur Folge haben. Bei der gewaltigen Ausdehnung 
der privaten englischen Pferdezucht erschien eine staatlich ge¬ 
leitete Zucht bisher als überflüssig. Die Ansichten hierüber haben 
sich indessen wesentlich geändert, nachdem der Krieg einen 
völligen Mangel an leichten Armeepferden auf gedeckt hat. Von 
einem Züchter wurde der britischen Regierung geschenkweise da« 
Gestüt von Tully überwiesen. Es war indessen schwierig, jetzt das 
geeignete Zuchtmaterial zu beschaffen. Denn die Tiere, die hierzu 
in Frage kämen, seien, wie das Parlamentsmitglied Chaplin 
darlegt, in den letzten Jahrzehnten systematisch vom Auslände an¬ 
gekauft und ausgeführt worden. 

„In Preußen“, so sagt Ch., „besaß man 1875 drei Haupt¬ 
gestüte. Es gehören hierzu elf Beschälerstellen, die etwa »4;>0 
Hengste umfaßten. Von diesen Stellen wurden zur geeigneten Zeit 
des Jahres die Hengste in Gruppen bis zu sechs Tieren unter der 
Aufsicht von Regierungswärtern über das ganze Land verteilt, und 
zwar wurden sie an 560 Stationen vermietet. Die gesamten 
Kosten der Unterhaltung dieser Gestüte beliefen sich auf 3 400 000 
Mark im Jahre. Von dieser Ausgabe erhielt man durch die Er¬ 
hebung von Deckgebühren etwa 1 400 000 Mark wieder zurück. 
Das jährliche Ergebnis der Einrichtung war die Produktion von 
annähernd 50 000 Fohlen, die den Staat zwei Millionen Mark 
kosteten, also 40 Mark oder 2 Pfund Sterling pro Kopf. Was 
in dieser Sache sehr ernstlich berührt, ist, daß alle 1450 Hengste 
und deren noch 2oü mehr von englischen Pferden stammten, und 
daß der dritte Teil derselben direkt aus England bezogen wurde. 

Das war 1875. Wenden wir uns nun zu den Ausfuhrziffem 
von 1913 und 1914, die uns klar andeuten werden, was seit 1875 
vorging. Im Jahre 1913 wurden 544 Deckhengste zu Preisen von 
mehr als hundert Pfund Sterling und dem einen Durchschnittspreis 
von 447 Pfund ergebenden Gesamtwert von 243 398 Pfund Sterling 
nach fremden Ländern ausgeführt. Von diesen Pferden gingen 35 
im Gesamtwert von 75 065 Pfimd Sterling,’ also zu dem Durch¬ 
schnittspreis von 2143 Pfund, nach Deutschland. Man sagt 
übrigens, daß Deutschland für ein Pferd allein 27 000 Pfund be¬ 
zahlte (Dark Ronald). Wenn dem so ist, ergibt sich für die 
übrigen 34 Pferde noch immer ein Durchschnittspreis von 1311 Pfund 
Sterling, der sicher erweist, daß die 1913 nach Deutschland aus¬ 
geführten Pferde hochklassige Vollblut-Deckhengste gerade von der 
Art waren, die wir im Lande hätten behalten sollen. Zu der gleichen 
Wahrnehmung leiten die Ausfuhrziffern des Jahre» j914. Die Durch¬ 
schnittspreise für diese Hengste“, sagt Mr. Ch., „lassen darauf 
schließen, daß es sich zumeist um Pferde handelte, die im Lande 
hätten bleiben sollen. Unsere Ausfuhrziffern werfen sehr viel Licht 
auf die unglückliche Veränderung, die im Pferdebestande des ver¬ 
einigten Königreiches vor sich ging.“ 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurde 
ausgezeichnet: 

KorpsstabBveteriDär E. Grammlich, Chefveterinär b. Stabe 
des Oberbefehlshabers Ost (Referent im Kgl. Preuß. 
Kriegsministerium!. 


Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Feldunterveterinär Harbeck (Stud. d. Tierärztl. Hochschule 
Dresden). 

Stabs- und Regimentsveterinär Hugo Gentzen (Tierarzt 
in Altona a E.) 

Veterinär Dr. Bruno Juhl (Tierarzt in Flensburg). 
Oberveterinär Ludwig Korb (Tierarzt in Ostheim v. d. Rhön). 
Veterinär Willy Teutschbein (Tierarzt aus Tauritzsch). 
Stabsveterinär Dr. August Jauß (im Feldart.-Regt. Nr. 7 
in München). 

Veterinär Max Kannamüller (Tierarzt aus Plaltling). 
Veterinär Dr. Hans Wagner (Tierarzt aus München). 
Veterinär Hans Stern (Tierarzt in Immenstadt). 

Veterinär Heinrich Sch melier (Tierarzt in Markt- 
Oberdorf). 

Feldunterveterinär Bernhard Jeitner aus Lübeck 
(Studier, d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 
Stabsveterinär Dr. Otto Schmidt (Tierarzt in Neu-Ulm). 
Oberveterinär Otto Eisele (Obervet. im Remontedepot 
Schleißheim). 

Oberveterinär Johann Kohl (Distriktstierarzt in Waldsassen). 
Stabsveterinär Karl Pfülb (Distriktstierarzt in Türkheim). 
Vizewachtmeister Heinrich Dierks (Studier, d. Tierärztl. 
Hochschule Dresden). 

Siebentmdachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 26. März 1916, bis Sonnabend, 
den 1. April 1916. 

Die große Offensive der Russen an der Hinden- 
burg unterstehenden Front ist bereits abgeflaut. Während die 
Russen bis Mitte der Berichtswoche noch an verschiedenen 
Stellen versuchten vorzudringen und dabei zum Teil mit ganz 
unerhörter Heftigkeit vorgingen, ist seit Donnerstag fast 
völlige Ruhe eingetreten; nur die Artillerie kämpft noch. Der 
russische Angriff ist insgesamt mit etwa 30 Divisionen, also 
rund 500 000 Mann durchgeführt worden und mit einem für 
russische Verhältnisse ungewöhnlich großen Aufwands von 
Munition. Wie ein aufgefangener russischer Heeresbefehl 
zeigt, sollte das Ziel die Verdrängung der deutschen Heere 
vom russischen Boden sein. Für den Zeitpunkt haben wohl 
Rücksichten auf Frankreich und die Kämpfe Vor Verdun mit¬ 
gewirkt. Nach vorsichtiger Schätzung sind mindestens 140 000 
Tote und Verwundete als russische Verluste einzusetzen. Die 
unter dem Befehl des Feldmarschalls von Hindenburg stehenden 
Truppen haben den Anprall in glänzender Weise zurück¬ 
geschlagen und dem Feinde keinen Fuß breit Boden überlassen. 
An einer einzigen Stelle mußte die Frontlänge etwas zurück¬ 
gezogen werden, aber hier haben westpreußische Regimenter 
den Schaden alsbald in einem kühnen Gegenstoß ausgeglichen. 

Im südlichen Teile der Ostfront gleichfalls an mehreren 
Stellen starke Angriffe der Russen. Zu einer größeren 
Offensive aber ist es nicht gekommen. 

Der Angriff gegenVerdun ist auf dem westlichen 
Maasufer weiter vorgetragen worden. Unsere Truppen 
erstürmten am 28. März mit geringen eigenen Verlusten die 
französischen Stellungen nördlich von Malancourt in einer 
Breite von 2000 Metern. Nach dem Berichte unserer Heeres¬ 
leitung vom 31. März wurde das Dorf Malancourt mit den 
beiderseits anschließenden französischen Verteidigungsanlagen 
im Sturme genommen. Starke Angriffe der Franzosen nord¬ 
östlich Avocourt wurden restlos abgeschlagen. Von dem 
übrigen Teile der Westfront wurden Kampfhandlungen von 
größerer Bedeutung nicht gemeldet. Ein großer Teil feindlicher 
Flugzeuge wurde heruntergeschossen. Die Leutnants Boelke 
und Immelmann haben nun jed$r das 13. feindliche Flugzeug 
zur Strecke gebracht. 

Am 26. März haben fünf englische Wasser¬ 
flugzeuge, unterstützt von einem Kreuzergeschwader und 
von Zerstörern einen Angriff auf unsere Luftschiffanlage in 



6. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


167 


Nord-Schleswig unternommen. Drei der Flugzeuge wurden 
zum Niedergehen gezwungen; die Insassen, 4 englische 
Offiziere und 1 Unteroffizier wurden gefangen genommen. 
Schaden hat der Angriff nicht anzurichten vermocht. 

An der italienischen Front ist fast die ganze 
Woche hindurch wiederum heftig gekämpft worden. Die Haupt¬ 
angriffe der Italiener richteten sich gegen die Isonzofront, 
namentlich gegen den Görzer Brückenkopf. Die Österreicher 
eroberten hier am 28. März die ganze italienische Stellung 
vor dem Nordteil der Podgorahöhen und nahmen 525 Italiener, 
darunter 13 Offiziere gefangen. Am 30. März wurden 
wiederum im gleichen Raume 350 Italiener, darunter 8 Offiziere 
zu Gefangenen gemacht. 

Auf dem Balkan ist ein deutsches Luftgeschwader 
gegen Saloniki vorgestoßen und hat den Petroleumhafen, die 
englisch-französischen Lagerplätze nördlich der Stadt und den 
neuen Hafen ausgiebig mit Bomben belegt. 

Die Lage im I r a k ist unverändert. Von der Kaukasus¬ 
front meldet die türkische Heeresleitung ein allgemeines 
Vorrücken im Tal des Tschoruk. N. 

Zar Krfegsbesoldnng der approbierten Tierärzte. 

Die „Gebührnisnachweisungen“ (Beiheft zur Kriegs¬ 
besoldungsvorschrift vom 29. Dezember 1887) enthalten in Ab¬ 
schnitt I „mobile Formationen, Nach Weisung der Monatssätze an 
Feldbesoldung und Dienstzulage usw.“ unter F folgenden Titel: 
„Mannschaften in Veterinäroffizierstellen: 
Unterveterinäre in einer Oberveterinär- oder Veterinärstelle; 
monatliche Besoldung 205 M.“ Der Wortlaut läßt die Aus¬ 
legung zu, daß approbierte Tierärzte, die Vizewachtmeister bezw. 
Vizefeldwebel des Beurlaubtenstandes oder der Landwehr sind, 
in Veterinärstellen kommandiert werden, ohne daß sie zu 
Unter veterinären übergeschrieben sind, so daß ihnen 
die Auszahlung des Unterveterinärgehalts verweigert werden 
kann. Die Betreffenden erhalten dann bis zu ihrer Umschrei¬ 
bung zum Unterveterinär eine Löhnung als Vizefeldwebel, 
ein Unterschied von 144 M. monatlich! Die Verwendung 
von „Mannschaften in Veterinäroffizierstellen“ ist zwar nach 
§ 169 der M. V. 0. vom 17. Mai 1910 nur als Unterveterinäre 
zulässig und eine Heranziehung zum Veterinärdienste ohne 
sofortige Umschreibung zum Unterveterinär also nur infolge 
Übersehens des § 169 durch die betreffende Behörde möglich. 
Es bestehen in dieser Hinsicht aber Unklarheiten. Eine Klar¬ 
legung, daß unter „Mannschaften in Veterinäroffizierstellen“ 
auch gediente approbierte Tierärzte (im Unteroffiziersrang oder 
aus der Mannschaft), die noch nicht zum Unterveterinär 
ernannt sind, rangieren und nach Absatz F der Gebührnisnach- 
weisungen zu löhnen sind, zu bringen und diese mit rückwirkender 
Kraft in Geltung treten zu lassen, würde somit zu wünschen 
sein, um so mehr als den betreffenden „Mannschaften“ durch 
ihre Verwendung im Veterinärdienst jede Beförderung seitens 
der Truppe (Offizierstellvertreter und Offizier) verschlossen 
war. H. 

Vom Schweizer Doktortitel. 

Im Preußischen Abgeordnetenhause ist die Anerkennung 
des Schweizer Doktortitels in der Sitzung vom 14. März beim 
Kultusetat erneut zur Besprechung gelangt und von den 
Abgeordneten v. d. Osten und Dr. v. Campe befür¬ 
wortet worden. 

Abgeordneter v. d. Osten (kons.) führte aus: 

„Ich wende mich dann zu einem Spezialgebiet auf unseren 
Hochschulen, das, wenn es auch nur einen kleinen Personenkreis 
begreift, in den betroffenen Kreisen doch eine gewisse Aufregung 


hervorgerufen hat, ich meine die Verleihung des Doktor¬ 
titels med. vet an eine gewisse Kategorie von Tierärzten, 
eine Angelegenheit, die uns hier im Plenum bereits im vergangenen 
Jahre beschäftigt hat. Meine Herren, durch Beschluß des Hohen 
Hauses vom 22. Januar 1914 war folgende Resolution, wie ich 
glaube, einstimmig angenommen worden: 

die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, den mit dem 
Reifezeugnis einer höheren Lehranstalt nicht versehenen 
Tierärzten auf Antrag die Führung des in der Schweiz er¬ 
worben Titels eines Dr. med. vet. zu gestatten, wenn dieser 
vor Einführung des Promotionsrechtes an den preußischen 
tierärztlichen Hochschulen erworben wurde, sofern die da¬ 
bei vorgelegten Dissertationen den wissenschaftlichen An¬ 
forderungen entsprächen, die auf preußischen tierärztlichen 
Hochschulen an Disssrtationen gestellt zu werden pflegen. 
Meine Herren, diesem Ersuchen ist die Königliche Staatsregierung 
meines Wissens bisher nicht nachgekommen, fes ist gegen den 
Antrag eine Reihe von Gründen angeführt worden, die sich im 
wesentlichen in folgende Punkte zusammenfassen lassen: einmal 
sei der in der Schweiz erworbene Dr. phil. auch nicht anerkannt 
worden; zweitens das Kultusministerium sei an Vereinbarungen 
mit anderen Bundesstaaten gebunden, und drittens im Falle einer 
Anerkennung würden die Universitäten Bern und Zürich von 
sämtlichen übrigen deutschen Tierärzten zwecks Promotion über¬ 
laufen werden. 

Meine Herren, demgegenüber machen die Interessenten folgendes 
geltend. Der in der Schweiz erworbene Titel Dr. phil. ist bisher 
stets anerkannt worden. Die Genehmigung zur Führung dieses 
Dr.-Titels haben z. B. erhalten die Tierärzte Mogos, Müller, 
Senf und andere mehr Die Bewertung des in der Schweiz er¬ 
worbenen Dr. phil. sei in diesen und allen anderen Fällen auf 
Grund einer Nachprüfung der Dissertationen erfolgt. Diese Nach¬ 
prüfung habe das Ministerium bei dem schweizerischen Dr. med. vet. 
bisher in keinem einzigen Falle angeordnet, trotzdem die Disser¬ 
tationen dem Ministerium zu diesem Zwecke seit Jahren überreicht 
worden seien. 

Zweitens: Die Vereinbarungen mit anderen Bundesstaaten 
haben diese anderen Bundesstaaten nicht dauernd von der Aner¬ 
kennung zurückgehalten. Es wird dabei auf Sachsen verwiesen, 
das trotz dieser Vereinbarungen durch Verfügung vom 20. April 1911 
den bis 1. April 1911 in der Schweiz zum Dr. med. vet. promo¬ 
vierten deutschen Tierärzten die Genehmigung erteilt habe. Ähnlich 
sei auch Bayern verfahren. 

Endlich wird darauf hingewiesen, daß nach einer Vereinbarung, 
welche das Kultusministerium mit der schweizerischen Unterrichts¬ 
verwaltung getroffen habe, die Universitäten Fern und Zürich 
deutsche Tierärzte zu Promotionen zum Dr. med. vet. nicht mehr 
neu zulassen. Daher sei es ausgeschlossen, daß die Zahl der 
schweizerischen Dr. med. vet. sich seitdem vergrößert habe oder 
noch vergrößern könne. 

Das sind die Behauptungen der Interessenten. 

Meine politischen Freunde stehen auf dem Standpunkte, daß 
es sich hier um einen Ausnahmefall handelt, der nicht mit dem 
schweren prinzipiellen Geschütz behandelt werden dürfe, mit dem 
die Königliche Staatsregierung ihm jetzt entgegengetreten ist. Es 
handelt sich um eine singuläre Erscheinung, um eine ganz be¬ 
stimmte, eng begrenzte Klasse von Tierärzten, die »n der Ver¬ 
gangenheit, und zwar in einer Vergangenheit, in welcher in Preußen 
der Dr. med. vet. nicht erworben werden konnte, diesen Titel in 
der Schweiz erworben haben. Diese jungen Leute sind bereit, 
nachträglich durch Vorlegung von Dissertationen auch hier noch 
einen gewissen Befähigungsnachweis zu erbringen. Sie sind ihren 
später promovierten Kollegen gegenüber in erheblichem Nachteil 
und fühlen sich dadurch, meines Erachtens mit Recht, in ihren 
Interessen verletzt. 

Meine Herren, da es sich, wie gesagt, nicht um eine Prinzipien¬ 
frage handelt, sondern um einen Ausnahmefall, so möchte ich der 
Königlichen Staatsregierung recht dringend ein weites Maß von 
Wohlwollen diesen Bestrebungen gegenüber ans Herz legen. In 
dieser ernsten Zeit haben — ich bin überzeugt — auch diese 



168 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 14. 


jungen Leute gezeigt, daß sie für ih* Vaterland alles hinzugeben 
bereit sind. Es dürfte deswegen auch nicht unbillig sein, wenn, 
die Königliche Staatsregierung berechtigten Wünschen von ihnen 
mit möglichstem Wohlwollen gegenübertritt.“ 

Abgeordneter Dr. v. Campe (nat.-lib.): 

„Auch ich bin der Meinung, daß die Zeit gekommen wäre, 
daß jetzt endlich der unglückselige Streit um den Dr. med. vet. 
zu Grabe getragen wird. Es ist wirklich der Kernpunkt der Frage 
gar kein prinzipieller; ich habe das Jahr für Jahr, solange ich nun 
dafür eingetreten bin, hier betont. Es handelt sich im letzten 
Grunde nur um eine aussterbende Kategorie; es handelt sich um 
einen Übergang Jeder Übergang ist mit Härten, aber auch mit 
Ungleichmäßigkeiten nach der einen oder andern Seite belastet. 
Ich meine, sobald nur die eine Forderung erfüllt ist, daß die Ar 
beiten im Inlande nachgeprüft werden auf ihren wissenschaftlichen 
Gehalt, dann sollten irgendwelche Bedenken nicht mehr entgegen¬ 
stehen. Ich habe* mich ganz besonders gefreut, daß die Erklärung 
des Herrn Ministers in der Budgetkommission in dies< m Jahr eine 
etwas andere Tonart hatte, als seine Erklärung bis dahin. Ich 
batte den Eindruck, daß bei der wohlwollenden Prüfung, die 
der Herr Minister in Aussicht gestellt hat, diesmal etwas 
herauskommt, was auch nach außen hin das Wohlwollen 
gegen diese Herren, gegen die Tierärzte, erkennen läßt.“ 

Tierärzte alt Leiter von Rennstälien. 

So sehr der Wunsch, deutsche Trainer zu gewinnen, be¬ 
rechtigt ist, so dürfen doch, wie in der Tagespresse betont wird, 
die Ausländer nur dann ausgeschlossen werden, wenn für voll¬ 
wertigen Ersatz gesorgt wird. Es sei anzustreben, daß sich in 
Deutschland auch wissenschaftlich vorbereitete Kreise für die 
Trainerlaufbahn interessieren, vor allem die Tierärzte, nächst- 
dem die Kavallerieoffiziere. In England und Frankreich leiten 
viele Kavalleristen und Tierärzte große Ställe. Einem Stalle 
mit Rennpferden vorzustehen, erfordert in der Tat ein solches 
Maß von hippologischen Kenntnissen, daß dem immer nur 
wenige Auserlesene gewachsen sein werden. 

Tierärztekammer für die Provinz Sachten. 

10. Quittung über die Kriegssammlung. 
Trautwein, Schlachthofdirektor in Eisleben . . 30 M. 

Dazu: Quittung 1—9.. . ♦ 1894 „ 

Gesamtbetrag 1924 M. 

Herzlichen Dank! Weitere Beiträge erbeten. 

Halle, den 28. März 1916. 

Reimers, Schlachthofdirektor, Kassenführer. 

— Königliche Tierärztliche Hochechule zu Dresden 1914. Mit Beginn 
und im weiteren Verlaufe des Krieges wurden im Jahre 1914 zu 
den Fahnen einberufen vom Lehrkörper 26 Professoren, Dozenten 
und Assistenten, 9 AnstaltBbeamte und Bedienstete. Mit gleicher 
Begeisterung eilten auch die Studenten aller Semester zu den 
Fahnen. Eine Anzahl von ihnen trat infolge bereits bestehenden 
Militärverhältnisses bei ihren alten Truppenkörpern (einige als 
Offiziere) ein, alle anderen meldeten sich ausnahmslos als Kriegs¬ 
freiwillige. 25 Kandidaten der Tierheilkunde wurden zur Not¬ 
prüfung in der Zeit vom 8. bis mit 15. August zugelassen. Von 
Anfang September bis Ende 1914 unterwarfen sich weitere 7 Kandi¬ 
daten mit Erfolg der tierärztlichen Fachprttfurg in Form einer 
Notprüfung. Nicht weniger als rund 85 vom Hundert der deutschen 
Studierenden der Tierärztlichen Hochschule standen bereits Ende 
1914 unter den Fahnen. Im Kampfe für das Vaterland fanden 1914 
den Heldentod drei Studenten. Auch die Tierärztliche Hochschule 
hat ihre Einrichtungen für vaterländische Zwecke zur Verfügung 
gestellt. So wird die Lehrschmiede der Tierärztlichen Hochschule, 
die seit Kriegsbeginn geschlossen war, zu militärischen Zwecken 
in der Garnison und für die Feldarmee benutzt. Ferner sind 
bereits mit Beginn der Mobilmachung die Räumlichkeiten der 


Hochschule für militärische Zwecke zur Verfügung gestellt worden; 
insbesondere hatte man zwei Hörsäle, in denen 30 Betten auf¬ 
gestellt waren, für Lazarett- und Belegungszwecke, sowie die 
Stallungen der Hochschule zur Unterbringung von kranken oder 
gesunden Militärpferden angeboten. Trotzdem infolge der Ein¬ 
berufungen eine relativ große Anzahl von Professoren, Dozenten 
und Assistenten sowie andeien Hilfskräften fehlte, wurde doch 
zu Beginn des Wintersemesters der Unterricht fortgeführt. 

— An der Kgl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden finden 
für die Abteilung für Kriegsverlf.tzte des Vereins Heimatdank 
in Dresden im April auf etwa vier Wochen Unterrichtskurse für 
kleine Landwirte und ländliche Arbeiter mit eigenem Anwesen über 
Bienen-, Kaninchen-, Fisch- und Geflügelzucht, Pflege 
der Haustiere, Obst- und Gemüsebau und andere für die 
Kleinsiedler wichtige Dinge statt. Zu diesem Zwecke haben sich 
mehrere Professoren der Hochschule zur Übernahme von Unterricht 
bereit erklärt, und zwar die Professoren Obermed.-Rat Dr. Schmidt, 
Obermed. - Rat Dr. Lungwitz, Dr. Weber, Dr. Brandes, 
Regierungsrat Dr. Steglich, Dr. Wandolleck und weiterhin 
noch der Obergarteninspektor Löbner vom Kgl. Botanischen Garten. 
Als Anfangstermin ist der 3. April in Aussicht genommen. Der 
Unterricht soll in den Nachmittagsstunden (außer Sonnabends) in 
wöchentlich 14 Stunden in der Tierärztlichen Hochschule statt¬ 
finden und können sich solche Kriegsverletzte, die sich an den. er¬ 
wähnten Kursen beteiligen wollen, wochentäglich von 10—12 Uhr 
in der Geschäftsstelle Invalidendank, Seestraße 5, melden. 

— Städtische Beihilfe beim Bau einer tierärztlichen Klinik. In 

Liebstadt bei Pirna (Sachsen) soll dem Vernehmen nach eine 
tierärztliche Klinik errichtet werden. Mit der Förderung dieser 
Angelegenheit ist ein Ausschuß beauftragt. Das Gebäude will die 
Stadt unentgeltlich geben und außerdem noch eine Zinsbürgschaft 
übernehmen. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4 Kl. mit Schwertern: den Stabsveterinären Dick 
des 1. Fußart.-Regts. und Heymann der Res. — Das Sächs. Kriegs¬ 
verdienstkreuz * dem Professor Dr. liruck. — Das Ritterkreuz 1. Kl. 
des Sächs. Albrechtsordens mit Schwertern : dem Professor Dr. Richter 
in Lüttich. — Das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des Württ 
Friedrichsordens: dem Oberstabsveterinär Dr. Adolf Lutz. 

Verzogen: Tierarzt Koschwald von Köpenick nach Misdroy. 

Approbiert: In Hannover: Emst Niemand aus Itzehoe. — 
In Dresden: Lorentz Wilhelm Häckensson aus Kristianstad 
(Schweden). 

In der Armee: Preußen: Befördert: Zu Veterinären, vorläufig 
ohne Patent: die Unterveterinäre der Reserve: Ahlhorn (V Berlin) 
beim Feldart.-Regt. Nr. 112, Dr. Erfmann gen. Koch (Solingen) beim 
Res.-Fußart.-Regt. Nr. 17, Lessinski beim Drag.-Regt. Nr. 2, Limberger 
beim Feldart.-Regt. Nr. 25, Tcgtmeyer beim Res.-heldart.-Regt. Nr. 239, 
Kapp beim Res.-Fußart..-Regt. Nr. 3, Klamroth bei d. 7. Battr. Res.-Fuß- 
art.-Regts. Nr. 16, Kicschke bei der Etapp.-Insp. der 11. Armee, Nolte 
bei der Feldluftschiffer-Abt. 34, Rittmeister , Heitmann bei d. Mil.-Vet.- 
Akad., Klein [Alfred] (V Berlin), Unterveterinär der Landw. 1. Aufgeb. 
beim Stabe der 178. Inf.-Brig. — WeshrfriUkc, Oberveterinär (Veter. 
Beamter) d. Landw. 2. Aufgeb. (Bielefeld) bei der Mag. Fuhrp.- 
Kol. 101 der Etapp.-Insp. der Armee-Abt. Woyrsch, unter Be¬ 
förderung zum Stabsveterinär ohne Patent zu d. Ve'er.-Offizieren 
der Landw. 2. Aufgeb. übergeführt. — Schwing, Lt. d. Landw. Inf. 
1. Aufgeb. (Pforzheim), bish. b. Res.-Inf.-Regt. Nr. 110, als Veterinär 
mit Patent vom 24. Oktober 1914 zu den Veterinär-Offizieren d. 
Landw. 1. Aufgeb. übergeführt. — v. Zerboni di Sposetti , auf 
Kriegsdauer angestellter Veterinär (Striegau), zuletzt beim Pferde¬ 
depot Swiba, unter Gewährung der gesetzl. Pension aus diesem 
Verhältnis wiederausgeschieden. — Bayern: Befördert: Veteri¬ 
när Dr. Walter Heinichen beim 1. Feldart.-Regt. zum Oberveterinär. 
— Im Beurlaubtenstande: Befördert: Zum Stabsveterinär 
der Oberveterinär Peter Köllisch der Landw. I, vor dem Stabsvete¬ 
rinär der L. I Dr. Franz Schwäbel; zu Veterinären der Res. die 
Unterveterinäre: Schiestl (Regensburg), Friedrich Pißl (Kempten), 
Ousiav Zirkler (Ansbach), Franz Steiger (Kaiserslautern) und Joseph 
Loibl (II München). 

Todesfall*. Kreistierarzt Veteiinärrat Ernst Altfeld in Bochum 
(Westf.). 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Sehoctz in Berlin. — 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 





Die berliner Tleifcntllfrbe Wochenschrift“ eraehefnt 
wöchentlich lm Verlage tod Rlebard Scboe'.t In 
Berlin SW. 48. Wllbelxnitr. 10. Durch jedes deutsche 
Dostsnit wird dieselbe rum Preise von M. 5.— iertel- 
jfhrlich (ausrehliefillch Bestellgeld) geliefert. (Oster* 
reichiscb« Post-Zeltungs-Preisliste Nr. 074. Ungarische 
Nr. Bö./ Kinrelniimmern 60 Pf. 


Berliner 


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60 Mk. fOr den Bogen honoriert Alle Mannskripte. 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Ginge. Hamburg. Osterstr. SS; 
Korrekturen, Rezension* Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung ron 
Richard Schoeta, Berlin SW. 48, Wilhelm-.tr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


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Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Giage Stabavet. a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann 

Bambuic. Referent i. Kelchs-Kol.-Amt in Berlin. in M(llbau*en LR. in Cöln. Vortrag. Rat im Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Schlegel 

Landestlerarzt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dre den. Proteasor in Freiburg. 

Ober- Med.-Rat Dr.J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regiernngarat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst., Gaum ms, D.S. W.-A Stadt-Tierarzt >u Hamburg. Professor in München. Mit gl. d. Kais. Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zündel 

Proiessor in Budapest. Landestierarzt vou Elsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Giage. 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 15. Ausgegeben am 13. April. 


I n h a 11: Pfeiler: Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit. — Sustmann: Salvarsan und 
Arsanil bei der Behandlung ansteckender Lungenkrankheiten derPferde. — v. Szity und v. Besekö: 
Bakteriotherapie der Pferdebrustseuche (Fortsetzung und Schluß). — Kraemer: Druse. — Referate: 
S e u b e r t: Beiträge zur pathologischen Anatomie der Eierstöcke bei den Haustieren. — Staataveterinlrwesen : Stand der 
Tierseuchen in Deutschland. — Verschiedenes. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Ransom: Die Vernichtung der 
Rinderfinne durch Frieren. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Über Maximalbelastung von Fuhrwerken._— 
Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Achtundachtzigste Kriegswoche. — Zur Beförderung" im 
Veterinär-Offizierkorps. — Verschiedenes. — Personalien. — Vakanzen. 


(Aus der Abteilung für Tierhygiene des Kaiser Wilhelm-Instituts 

für Landwirtschaft zu Bromberg [Leiter: W. Pfeiler].) 

Mitteilungen Uber die Serodiagnose der 
Rotzkrankheit. 

4. Zur Unterscheidung scheinbar spezifischer von nicht spezifischen 
Ablenkungen. 

Von W. Pfeiler. 

Während des Krieges sind häufiger als sonst bei Aus¬ 
führung des Ablenkungsverfahrens Unstimmigkeiten zwischen 
dem Ergebnis der serologischen Untersuchung und dem der 
Zerlegung festgestellt worden.*) Es hat sich dabei des 
öfteren gezeigt, daß Pferde, die nach dem Ergebnis 
der Agglutination, häufiger aber nach dem 
der Komplementablenkung rotzverdächtig 
erschienen, bei der Zerlegung nicht mit der 
Krankheit behaftet waren. Insbesondere bei Fohlen, 
tragenden Stuten, Tieren, die infolge des Überstehens von 
Druse oder infolge chronisch entzündlicher oder eitriger Pro¬ 
zesse hochgradig anämisch waren, beim Bestehen von Fisteln 
usw. ist dies beobachtet worden; in einzelnen Beständen, wo 
einheitliche Ursachen auf die Tiere eingewirkt haben (u. a. In¬ 
fluenza, Erschöpfung nach Räude), ist diese Erscheinung ge¬ 
häuft zutage getreten. Es ist möglich, daß in einem Teil der 
Einzel-Fälle die Veränderungen der Rotzkrankheit übersehen 
worden sind oder nicht zu erkennen waren. Diese Erklärung 
wird man aber bis auf weiteres da nicht heranziehen können, 
wo sich nicht nur ein, sondern eine ganze Anzahl Tiere bei der 
Zerlegung rotzfrei erwiesen. 

In anderen Fällen sprach das Ergebnis der Ab¬ 
lenkung gegen Rotz. Die Tiere waren aber, 

*) Auf welche Gründe dies in der Hauptsache zurückzu¬ 
führen ist, wird in einer anderen, in Gemeinschaft mit Brom¬ 
berger (1) verfaßten Arbeit des näheren auseinandergesetzt 
werden. 


worauf die klinischen Erscheinungen schon hinwiesen oder wie 
sich infolge des Ausfalls der Malleinaugenprobe, aus Anlaß zu¬ 
fälliger Zerlegungen usw. ergab, mit der Rotzkrank¬ 
heit behaftet. 

In denjenigen Fällen, wo bei positivem Ablenkungsbefunde 
Veränderungen der Rotzkrankheit nicht Vorlagen und man bei 
sorgfältiger Prüfung der Sachlage zu der Ansicht kommen 
mußte, daß die Tiere in der Tat nicht mit der Krankheit be¬ 
haftet waren, erschien die Untersuchung der Frage gerecht¬ 
fertigt, ob es sich um spezifische oder nur scheinbar spezifische 
Ablenkungen handelte. Die gehäufte Feststellung nach der 
Komplementablenkung rotzverdächtiger, in der Tat aber 
rotzfreier Pferde in einzelnen Beständen ließ darauf schließen, 
daß andere Ursachen als das Rotzbazillenantigen die Ent¬ 
stehung dieser Art ablenkender Substanzen herbeiführen. Es 
ist bekannt, daß im Serum einzelner Pferde, ebenso wie im 
Serum vieler Esel, Maultiere und Maulesel nicht spezifisch ab¬ 
lenkende Substanzen vorhanden sind. Diese äußern aber ihre 
Wirkung meist schon ohne Zusatz von Extrakt, d. h. die 
antikomplementäre Wirkung des Eselserums ist eine so starke, 
daß das Serum allein hemmend wirkt. Schütz und Wald¬ 
mann (2) haben seinerzeit angegeben, diese Eigentümlichkeit 
des Serums der Esel, Maultiere und Maulesel gehöre zu den 
konstanten Eigenschaften. Dieser Auffassung habe ich schon 
vor Jahren widersprochen. Die Feststellung dieser nicht 
spezifisch ablenkenden Substanzen bei Pferden ist von den¬ 
selben Autoren so gedeutet worden, als ob es sich dabei um 
eine atavistische Eigenschaft handele. Diese Auffassung trifft, 
wie ich gleichfalls an anderer Stelle dartun werde, nicht zu. 
Jedenfalls ist es als seit Jahren festgestellt anzusehen, daß die 
nicht spezifisch ablenkenden Substanzen im Blute einzelner 
Pferde, insbesondere aber auch bei Eseln, Maultieren und Maul¬ 
eseln nicht dauerhaft vorhanden zu sein brauchen; denn die 
Substanzen schwinden bei einzelnen Tieren oft während ver- 






170 


hältnismäßig kurzer Zeit, auch ist eine Zunahme derselben zu 
erkennen. Wie weit hierbei die Eigentümlichkeiten des Kom¬ 
plementablenkungsverfahrens die Ergebnisse der Untersuchung 
beeinflussen, soll hier nicht erörtert, sondern nur angedeutet 
werden. 

Bei einem Teil der letztgenannten Tiere ist nun die Menge 
der nicht spezifisch ablenkenden Substanzen so gering, daß sie 
ohne Zusatz von Extrakt überhaupt nicht in die Erscheinung 
zu bringen ist. Dies tritt erst zutage, wenn Rotz- 
b a z i 11 e n e x t r a k t hin zu ge fügt wird. Die Ab¬ 
lenkung wirkt damit auf den ersten Blick spezifisch, und 
solche Tiere müßen rotzverdächtig erscheinen, ohne daß sie es 
sind. Soweit man dem Serum dieser Tiere Gelegenheit gibt, 
sich mit Extrakten zu vereinen, die aus anderen Bakterien¬ 
arten hergestellt sind, treten gleichfalls Ablenkungen des 
Komplements auf. Daraus ergibt sich, daß diese 
anscheinend spezifisch ablenkenden Sub¬ 
stanzen eine spezifische Einrichtung nicht 
haben, sondern eine allgemein an t i kom¬ 
plementär e.*) 

Bei Ausführung des Ablenkungsversuches in der 
S c h ü t z - S c h u b e r t sehen (3) Versuchsordnung ist nun 
von vornherein nicht abzusehen, ob in solchen Fällen spezi¬ 
fische oder nicht spezifische Ablenkungen vorliegen. Die prak¬ 
tische Erfahrung bei Anwendung des Verfahrens hat gelehrt, 
daß es sich in der Mehrzahl der Fälle um spezifische Ab¬ 
lenkungen handelt. Auf der anderen Seite sind aber, wie ein¬ 
gangs erwähnt, in bestimmten Beständen gehäuft Fälle beob¬ 
achtet worden, wo bei keinem Pferde, das durch die Blutunter¬ 
suchung als rotzverdächtig bezeichnet wurde — in der Regel 
handelte es sich um Ablenkungsgrade von 0,2 oder 0,2 unvoll¬ 
ständig —, Rotz bei der Zerlegung festzustellen war. Beobach¬ 
tungen nach dieser Seite lassen es hochwahrscheinlich sein, 
daß hier infolge des Überstehens anderer Krankheiten im Blut¬ 
serum der Pferde Stoffe auftreten, die antikomplementär 
wirken.**) Wenn man in solchen Fällen Klarheit über 
das Vorliegen der Rotzinfektion schaffen will, tut man gut, das 
Serum gleichzeitig mit einem ausgewerteten 
Extrakt aus einer anderen Bakterienart zu 
prüfen. Es empfiehlt sich, solche Bakterien für die Extrakt¬ 
bereitung zu benutzen, die Krankheiten bei Pferden nicht zu 
erzeugen vermögen. Im Verlaufe der Brustseuche treten bei¬ 
spielsweise häufig sekundäre Infektionen mit Pasteurella- 
bazillen auf. Im Blute solcher Tiere sind spezifisch ablenkende 
Stoffe gegenüber dem Antigen aus dieser Bakterienart vor¬ 
handen. Es sind daher andere Extrakte für die Prüfung zu 
benutzen. Im Tierhygienischen Institut zu Bromberg werden 
zu diesem Zweck menschliche Typhus-, Ferkeltyphus- und 
andere Bazillenextrakte angewandt. Es hat sich unter anderem 
in einem Falle, bei dem ich persönlich Gelegenheit hatte, das 
Fehlen rotziger Veränderungen bei einem verdächtigten Pferde 

*J Gewisse Abweichungen von den hier niedergelegten 
Feststellungen sind wiederum am Serum von Maultieren gemacht 
worden. 

**) Wir würden für die Ablenkung also dasselbe beobachten, 
was für die Agglutination der Rotzbazillen seit den Untersuchungen 
von 8 e h ü t z und Mießner (4) bekannt ist, die feststellten, daß 
hei Pferden mit Lungenbrustfellentzündung Agglutinine an¬ 
scheinend spezifischer Natur für Rotzbazillen im Blutserum vor¬ 
handen waren. 


No. 15. 


festzustellen, gezeigt, daß das Serum dieses Tieres gegenüber 
verschiedenen anderen Extrakten ebenso stark ablenkende 
Eigenschaften zeigte, wie gegenüber dem Rotzbazillenextrakt 
Über Untersuchungen für die Konglutination und K.-H. Reak¬ 
tion, die in gleicher Absicht ausgeftihrt worden sind, wird 
gesondert berichtet werden. 

Es wird Aufgabe der BlutunterBuchungsstellen sein, zu 
überprüfen, ob nicht in jedem Falle, wo eine Ablenkung des 
Komplements gegenüber Rotzbazillenextrakt festgestellt wird, 
auch eine Prüfung des Serums mit einem (oder, wenn not¬ 
wendig, mehreren) anderen Bazilienextrakten stattzufinden 
hat. Mit Vorteil würden diese Untersuchungen nach Fest¬ 
stellung der ablenkenden Eigenschaft des Serums überhaupt 
bei der Titration gemacht werden. Mindestens muß eine solche 
Prüfung in allen den Fällen erfolgen, w*o irgendwelche Gründe 
dafür sprechen, das Vorliegen nicht spezifischer Ablenkungen 
anzunehmen, d. h. überall da, wo bereits ein Pferd auf Grund 
der Blutuntersuchung zur Tötung vorgeschlagen worden ist, 
sich aber bei der Zerlegung rotzfrei erwiesen hat und weitere 
positive Ergebnisse bei der Fortsetzung der Blutuntersuchung 
erzielt werden, ferner in Fällen, wo das Ergebnis der Mallein¬ 
augenprobe mit dem der Blutprobe im Widerspruche steht und 
anderes mehr. 

Literatur: 

1. Bromberger und Pfeiler, Kritisches zur Serodiagnose 
der Rotzkrankheit mittels der Agglutinations- und Ablenkungs¬ 
methode nebst Bemerkungen zu den Bestimmungen des An¬ 
hanges zu Abschnitt II Nr. 3 (§ 138 Abs. 2) der viehseuchen¬ 
polizeilichen Anordnung des Ministers für Landwirtschaft, 
Domänen und Forsten in-Preußen (Ausführungsanweisung zum 
Viehseuchengesetz) vom 1. Mai 1912. Noch nicht veröffentlicht. 

2. Schütz und W a 1 d m a n n , Der serologische Nachweis der 
Rotzkrankheit bei Eseln und Maultieren. Arch. f. wiss. Tierhlk. 
1914, 40, 6, S. 503. 

3. Schütz und Schubert, Die Ermittelung der Rotzkrank¬ 
heit mit Hilfe der Komplementablenkungsmethode. Arch. f. 
wiss. Tierhlk. 1909, 35, S. 67. 

4. Schütz und M i e ß n e r, Zur Serodiagnose der Rotzkrank¬ 
heit. Arch. f. wiss. Tierhlk. 1905, 31, S. 353. 


Salvarsan und Arsanil bei der Behandlung an¬ 
steckender Lungenkrankheiten der Pferde. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

Die Behandlung der fieberhaften Lungenkatarrhe und der 
Brustseuche der Pferde w r ar noch vor einigen Jahren, abgesehen 
von der Desinfektion des Darmes, der Ableitung der Blutan¬ 
schoppung in den Lungen und den hygienischen sowie diäte¬ 
tischen Maßnahmen, in der Regel rein symptomatischer Natur. 
Die besteh Erfolge wurden zu dieser Zeit durch die sofortige 
Außerdienststellung der Erkrankten und deren Abtrennung 
von den Gesunden erreicht. Die Desinfektion des Darmes ver¬ 
suchte man durch Kalomel zu erzielen. Im Anfangsstadium der 
Krankheit, im Stadium der Anschoppung, kam noch zwecks 
Ableitung der Entzündung der Sinapismus oder an dessen Stelle 
die Einreibung von Senföl auf beide Seiten der Brustwand be¬ 
züglich die Legung einer Fontanelle in Betracht Zeitweise 
schien in diesem Krankheitsabschnitt auch die Verabreichung 
von Brechweinstein geboten. An diese Anordnungen schlossen 
sich dann Frottagen mit Kampferspiritus, Senfspiritus, Fluid 
usw. sowie die Applikation eines Prießnitzschen Umschlages an. 
Auch die Einatmung von Dämpfen der verschiedensten Art, die 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 






13. April 1916. _BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 171 


man später durch die Sauerstoffinhalationen erfolgreich er¬ 
setzen zu können glaubte, hat bisweilen gute Resultate mit sich 
gebracht. Endlich erreichte man durch Mittel, die das Herz, 
die Verdauung, den Appetit usw. günstig beeinflussen, immer¬ 
hin einen nicht zu unterschätzenden Nutzen. In neuerer Zeit 
ist nun das Arsenik, das im Salvarsan, Arsanil, 
Arsinosolvin usw. die bekanntesten Vertreter hat, mit 
seiner manchmal verblüffenden Heilwirkung zur Behandlung 
der Brustseuche usw. herangezogen worden. Durch die günstigen 
Erfolge, die bisher mit diesen Mitteln gemacht worden sind, 
scheint dadurch die Bekämpfung der ansteckenden Lungen¬ 
krankheiten in ein neues Zeitalter getreten zu sein. Auch heben 
hinsichtlich des Salvarsans fast alle Praktiker die guten und 
schnellen Erfolge jederzeit hervor. Da ich selbst in den letzten 
zwei Jahren reichlich Gelegenheit gehabt habe, das S a 1 v a r- 
s a n und nebenher das billigere Arsanil von der chemi¬ 
schen Fabrik Aubing, München, anzuwenden, so halte 
ich es für am Platze, meine Erfahrungen mit diesen Arsenprä¬ 
paraten der Öffentlichkeit zu übergeben. Zur Behandlung 
kamen im ganzen 9 3 Pferde, die teils an Brustseuche, 
teils an ansteckenden fieberhaften Lungen* 
kartarrhen litten. Von diesen werden 31 n u r m i t Sal¬ 
varsan, 4 mit Salvarsan und Arsanil und der 
Rest lediglich mit Arsanil behandelt. Das Salvarsan 
wurde in Dosen zu 2,0 intravenös ein- bis mehrmalig injiziert, 
«las Arsanil dagegen in einer Lösung von 3:20 in der Regel mehr¬ 
malig subkutan oder intramuskulär einverleibt. Die Resul¬ 
tatewarengewöhnlichselbst in sehrschweren 
Fällen überaus günstig. Ungünstig verliefen nur 
zwei Fälle, bei denen meines Erachtens die Arsanilbehandlung 
erst zu spät angewendet werden konnte. Bei rechtzeitiger Ein¬ 
leitung der Arsentherapie blieben auch die üblichen Nach¬ 
krankheiten wie Dämpfigkeit, Sehnenscheidenentzündungen 
usw. aus. Als Folgezustände waren nur diejenigen zu beklagen, 
die sehr wahrscheinlich in der Herstellungsweise des Arsanils 
ihre Begründung fanden. Ich denke hierbei an die unliebsame 
A b s z e ß b i 1 d u n g, die nach Verlauf von 14 Tagen und dar¬ 
über an der Impfstelle in Erscheinung trat. In der Mehrzahl 
der Fälle starb dort die Haut mit immer mehr deutlich werden¬ 
der Begrenzungslinie bis zum Umfange eines Handtellers ab. 
Nach Ablösung derselben zeigte sich das darunter liegende Ge¬ 
webe als eine gelbe, sulzige Masse, während die Muskulatur 
ein gekochtes Aussehen annahm. Obgleich sich zwar dieses 
derartig veränderte Gewebe sehr leicht ohne Blutung und 
Schmerzempfindung mittels der krummen Schere heraustrennen 
ließ, so nahm andererseits die Nachbehandlung unter Zurück¬ 
bleiben einer meist unschönen Narbe oft mehrere Wochen in 
Anspruch. 

Bei der Verfolgung der Krankengeschichten der mit Sal¬ 
varsan oder Arsanil behandelten Tiere stellte sich bald heraus, 
daß im allgemeinen in der Wirkungsmöglichkeit der beiden 
Mittel ein allzu großer Unterschied nicht herausgefunden wer¬ 
den konnte, wenn auch dem Salvarsan die größere 
Heilkraft zuzusprechen war. Diese Wirkungsbreite wurde 
noch dadurch wesentlich erhöht, daß nach meinen Beobach¬ 
tungen die Heilfähigkeit des Salvarsans in jedem Stadium der 
Krankheit eine gleiche zu sein scheint, während diejenige des 
Arsanils erst auf der Höhe der Krankheit, meist am dritten 
Fiebertage, vollkommen zur Geltung kam. Spritzte ich daher 


am ersten Krankheitstage Arsanil subkutan ein, so ließ sich 
später eine Änderung des Allgemeinbefindens nach außen hin 
in keiner Weise diagnostizieren. Anders dagegen beim Sal¬ 
varsan. Hier machte sich nahezu in jedem Falle und in jedem 
Krankheitsstadium im Verlauf von 24 Stunden ein Sinken der 
Fiebertemperatur oft bis zur normalen Grenze und eine Hebung 
des Wohlbefindens im günstigen Sinne bemerkbar. Gleich¬ 
zeitig war damit eine Besserung des Appetites zu verzeichnen. 
Das Auftreten von Muskelschmerzen, Steifigkeit in den Ge¬ 
lenken und eine gewisse Unruhe habe ich jedoch in der Mehr¬ 
zahl der Fälle sowohl nach der Salvarsan- als auch nach der 
Arsanileinverleibung nachweisen können. 

Um meine Beobachtungen über die Wirkungsweise 
des Salvarsans und Arsanils klarzulegen, habe ich 
einige der gewöhnlich gefundenen Temperaturergebnisse, die 
ich unter anderen bei drei brustseuchekranken Pferden eines 
Bestandes im Verlaufe der Krankheit nachweisen konnte, her¬ 
ausgegriffen und tabellarisch beigegeben. Die Temperaturen 
des ersten und zweiten Pferdes sollen die gewöhnlichen Be¬ 
funde nach einer Salvarsan- bezüglich Arsanilinjektion charak¬ 
terisieren, während ich durch die dritte Tabelle einen atypischen 
Wirkungsausfall einer Salvarsaninfusion und einer späteren 


Temperaturtabelle 1. 


Krank¬ 

heitstag 

früh 

; 

[ mittag 

abend Bemerkungen 

1 . 

40,0 

40,2 

40,7 

2. 

40,6 

40,0 

40,6 

3. 

40,4*) 

i 40,2 

39,8 Salvarsaninfusion 

4. 

89,4 

1 39,1 

89,8 

5. 

37,9 

87,4 

38,4 

6. 

37,8 

37,6 

37,5 

7. 

37,8 

1 38,6 

87,9 

8 . 

37,7 

37,6 

37,9 

9. 

37,5 

1 37,6 

37,8 


Temperaturtabelle II. 


Krank¬ 

heitstag 

früh 

mittag 

abend 

Bemerkungen 

1 . 

40,5 

40,0 

40,3 


2. 

40,6 

40,0 

41,1 

1. Arsanilinjektion 

3. 

40,6 

40,6 

40,9 


4. 

39,9 

39,6 

40,5 


5. 

39,6 

39,1 

40,4 


6. 

40,3 

40,0 

40,S 

2. Arsanilinjektion 

7. 

39,6 

40,0 

38,9 


8. 

38,8 

38,5 

38,9 


9. 

38,3 

38,8 

38,0 


10. 

37,5 

37,5 

87,6 



Temperaturtabelle HI. 


Krank¬ 

heitstag 

früh 

mittag 

abend Bemerkungen- 

1 . 

39,5 

40,0 

40,2 

2. 

40,8 

40,9 

40,9 Salvarsaninfusion 

3. 

40,8 ! 

40,8 

40,2 

4. 

40,2 

40,2 

39,6 

5. 

39,6 

39,6 

40,2 

6. 

40,3 

40,5 

40,7 

7. 

40,3 

40,5 

40,7 Arsanilinjektion 

8. 

40,9 

40,5 

40,7 

9. 

89,9 

89,5 

89,5 

10. 

88,5 1 

38,2 

38,4 

11. 

88,5 

38,3 

38,5 

12. 

37,9 

38,0 

38,1 

13. 

37,8 ! 

37,6 

37,9 


*) Die fetten Ziffern geben die Zeit der Salvarsan- bzw. 
Arsanilbehandlung an. 



172 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 15. 


Arsanilinjektion zeigen will. Bei allen drei Fällen bestand außer 
dem Fieber gleichzeitig Atemnot, Herzschwäche und Teilnahm- 
losigkeit. Pferd Nr. 1 lag bereits unter den Erscheinungen 
der Asphyxie in der Boxe; die beiden anderen Pferde konnten 
sich noch stehend erhalten. Appetit und Durstgefühl fehlte 
bei allen drei Tieren. 

Aus der Tabelle I ist nun ersichtlich, daß nach der 
Salvarsaninfusion sofort die Temperatur mehr und mehr bis zur 
normalen sinkt. Auch der klinische Befund ließ eine Besserung 
insofern erkennen, daß das Pferd bald Appetit zeigte, die Herz¬ 
schwäche sich besserte und die Atmung eine ruhigere wurde. 

In der Tabelle II war die Wirkung der Arsanilapplikation 
am zweiten Krankheitetage nur eine unvollständige. Am sechs¬ 
ten Krankheitstage dagegen entsprach diese dem üblichen 
Befund, d. h. der Einfluß des Arsanils kommt erst dann, 
wenn die Krankheit ihren Höhepunkt erreicht hat (gewöhnlich 
zwischen dem dritten bis sechsten Tage nach dem Einsetzen 
des Fiebers), vollauf zur Geltung. Der klinische Befund deckt 
sich mit demjenigen des ersten Pferdes. 

Was endlich die Tabelle III anbetrifft, so handelt es sich 
um ein Pferd, bei dem die Brustseuche einen schleichenden 
Charakter angenommen hatte. Hier war der Erfolg sowohl der 
Salvarsan- als auch der Arsanilinjektion ein geringer. Erst 
durch die nachträgliche Unterstützung durch subkutane Injek¬ 
tionen von Serum artifiziale III (täglich 1000,0 Serumlösung) 
besserte sich nach und nach der Fieberzustand und das Allge¬ 
meinbefinden. Trotz der Salvarsan- bezüglich Arsanilbehand- 
lung sollte man daher im allgemeinen auf die gleichzeitige An¬ 
wendung weiterer Hilfsmittel, wie Frottage mit Kampfer¬ 
spiritus, warme Packungen, Kalomelgaben, Fontanelle an der 
Vorbrust, diätische Maßnahmen usw. niemals verzichten. Infolge 
der Abszeßbildung nach der Arsanilinjektion erübrigt sich in 
manchen Fällen die Fontanelle. 

Zusammenfassung. 

Die Erfahrung hat gelehrt, daß hinsicht¬ 
lich der Brustseuchebehandlung durch die 
Salvars a neinverleib ung in der großen Mehr¬ 
zahl der Fälle und inkurzer Zeit ein heilkräf¬ 
tiger Einfluß ausgeübt wird. 

Eine ähnliche Heilwirkung kann weiter¬ 
hin von der subkutanen Arsanilinjektion er¬ 
wartet werden, falls das A r s a n i 1 auf d e r H ö h e 
der Krankheit subkutan eingespritzt wird. 
Als Nachteil der Arsanilinjektion ist ledig¬ 
lich die Herausbildung eines umfangreichen 
Abszesses an der Impfstelle zu nennen, ein 
Übelstand, der sehr wahrscheinlich durch 
eine Änderung des Lösungsverhältnisses usw. 
behoben werden kann. 


Bakteriotherapie der Pferdebrustseuche. 

Zweite Mitteilung. 

Von Primarius Dr. Paul v. Szily, z. Zt. Reg.-Arzt und Kommandant 
eines k. u. k. Epidemielaboratoriums, und Dr. Josef v. Besskö, 
Garnisons-Cheftierarzt in Budapest. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Fall 13. Das Pferd frißt seit dem 3. November 1915 keinen 
Hafer und hustet oft, ist sehr niedergeschlagen. Die Konjunktiven 
und Nasenschleimhaut sind stark gerötet, die Augenlider ange¬ 


schwollen. Aus dem inneren Augenwinkel fließt reichlich braun¬ 
gelbes, eiteriges Sekret. Die vorderen Extremitäten vom Fessel 
bis zur Ellenbeuge während der letzten 3 Tage stark angeschwollen. 
Die Vorhaut gedunsen. Der Brustkasten ist stark durckempfind- 
lich. Linksseitig bei der Perkussion im mittleren Drittel von der 
4. bis zur 8. Rippe dumpfer Schall, darüber sind Sausen und Rassel¬ 
geräusche hörbar. Rechtsseitig im unteren Drittel eine horizontale 
Dämpfung vorhanden. Herzaktion erregt, 74. Bauchatmung: 
Zahl 68. Das Tier hustet viel, feucht und schmerzhaft. Tempe¬ 
ratur 42 0 C. 


10cm s Ty.vaccin. . „ 

■ ■ r 5 cm 3 1 y. vacc 



5. November 1915. Morgens 9 h. 10 cm 3 Typhusvakzin: 
15 Minuten später starker Tremor. Das Tier stellt sich in Hunde¬ 
positur, fällt auf die Seite, klappert mit den Zähnen, die Extremi¬ 
täten werden gestreckt. Es tritt starkes Schweißen auf. Herz¬ 
schläge 88. Läßt von sich große Mengen Harn. 20 Minute/i 
später stellt das Pferd sich langsam auf die Beine. Stürzt sich 
auf das Wasser, trinkt jedoch nur wenig. Starkes Tränen. 

6. November 1915. Vormittags. Sinken der Temperatur auf 
38 0 C. Sinken der Pulszahl auf 68 C. Trinkt viel Wasser. 

7 cm* Ty. vaccin. 


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1 


1 

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□ 







1 


1 

llllll 







1 


1 

llllll 


Fall 14. 


7. November 1915. Abermals 5 cm 3 Typhusvakzin. Tempe¬ 
ratur 37,6 0 c. Auffällige Besserung des Allgemeinbefindens. Ist 
lebhaft, reagiert auf Anrufen, frißt Hafer. Starker Auswurf. 
Zwischen der 4. und 8. Rippe tritt an Stelle der Dämpfung tympani 
tischer Schall. Appetit, Stuhl normal. Schwellungen rückent¬ 
wickelt, kein Ausfluß vorhanden. 

8. November 1915. Dämpfung total verschwunden. Gänzlich 
entfiebert. Kein Auswuirf, hustet sehr wenig. 

10. November 1915. Gänzlich geheilt. 




13. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


173 


Fall 14: Stark abgemagertes Tier. Zieht sich von der Krippe 
zurück, steht stumpfsinnig mit hängendem Kopfe, reagiert auf die 
Umgebung nicht, hält die Augen halb geschlossen. In den Augen¬ 
winkeln ist eingetrocknetes Sekret vorhanden. Die Bindehäute 
lebhaft gerötet, angeschwollen, die Nasenlöcher ebenfalls mit 
schmutzig eiterigem Sekret behaftet. Hustet oft, gedehnt, schmerz¬ 
haft. Erschwertes Atmen, 42. Über dem Thorax beiderseitig 
Pfeifen, Schnurren und Rasseln hörbar. Unter der Schulterlinie 
hinter der Ellenbeuge beiderseitig gedämpfter Schall. Appetit- 

6 cm* Ty. vaccin. 

7 cm 3 Ty. vaccin. 



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Fall 15. 


bare Schleimhäute gerötet, gedunsen, eiterig belegt. Erschwertes 
Atmen, 22; oftmaliges kraftloses, schmerzhaftes Hüsteln. Über der 
rechten Brusthälfte rauhes, hinter der Ellenbeuge abgeschwächtes 
vesikuläres Atmungsgeräusch. Linksseitig Atmungsgeräusche 
kaum hörbar, hinter der Ellenbeuge zwischen der 6. und 10. Rippe 
eine unvollständige Dämpfung. Puls 48, gespannt, Herztöne 
akzentuiert. Stuhl dünnflüssig. Temperatur 40,8° C. 

5. September. 5 cm 3 Typhusvakzin intravenös. Danach 
Collaps. 

7 cm* cholera vaccin. 


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Fall 17. 


losigkeit, Stuhl trocken, kugelig. Innere Temperatur 40,2° C. 
Herzschläge frequent, GO; Herztöne von metallischem Klang. Puls 
schwach, 66. 

7. September. 7 cm 3 Typhusvakzin intravenös. Danach 
< ’oJlaps. 

8. September. Langsames Sinken der Temperatur. Beider¬ 
seitige handflächengroße Dämpfung über dem Brustkasten. Rechts¬ 
seitig Rasselgeräusche, überall Schnurren und Pfeifen. 

9. September. Frist kaum. Puls sehr schwach, 72. Herztöne 
akzentuiert, Herzaktion erhöht. 

7 cm 3 chol era vaccin . 

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II 


Fall 16. 


6. September. Stetes Sinken der Temp. (39° C.) 

7. September. Abermals 7 cm 3 Typhusvakzin intravenös. 
Das Pferd trippelt und wankt hin und her, collabiert und bleibt 
einige Minuten liegen. 

8. September. Submaxillardrüsen stark geschwollen. Das 
Pferd frißt nicht. 

9. September: Temp. sinkt bis 38° C. 

10. September — 15. September. Langsames Steigen der Temp. 
bis 39 C. Das Pferd magert auffallend ab. Atmung oberflächlich, 
36, bedeutend erschwert, Puls aber sehr schwach, 80. 


7 cm 3 cholera'vaccin. 


4 cm 3 cholera vaccin. 



10. September. An der horizontalen Grenzlinie der Dämpfung 
ist Plätschern vorhanden. 

12. September. Exitus. 

Sektion: Kruppöse Pneumonie mit beiderseitigen Gangrän¬ 
herden. In der Brusthöhle befinden sich 2 Liter einer trüben 
serösen Flüssigkeit. 

Fall 15. Gut entwickeltes und genährtes Tier. Die Sub- 
maxillardrtisen hühnereigroß angeschwollen, schmerzhaft. Sicht- 


15. September — 30. September. Zustand idem. Temp. bis 
39,5° C. Starke Hinfälligkeit. 

4. Oktober. Exitus. 

Sektion: Vereiterung der peribronchialen, ebenso dei 
mesenterialen Lymphdrüsen, beiderseitige kruppöse Pneumonie 
mit gangränösen Herden. 

Fall 16. Steht stumpfsinnig, •;unbeweglich, mit geschlossenen 
Augen abseits der Krippe, berührt kein Futter. Rührt sich nicht 















174 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 15. 


auf Anrufen. Geschwollene, gerötete, eitrig belegte Schleimhäute. 
Oftmaliges, kraftloses, nasses Hüsteln, Halsgegend stark druck¬ 
empfindlich. Atmung erschwert, 20. Pfeifen und Schnurren über 
dem Brustkasten hörbar. Rechtsseitig tympanitischer Percussions¬ 
schall, links gedämpft Puls gespannt, 52. Erhöhte Herzaktion, 
akzentuierte Herztöne. Stuhl sehr hart, kugelig. Temp. 40° C. 

17. September. 7 cm* Choleravakzin intravenös. Danach 
legt sich das Pferd plötzlich nieder, eine Viertelstunde später tritt 
starkes Schweißen auf. 

18. September. Starkes Sinken der Temp. 

19. September. Temp. bis 37,4° C. gesunken, fängt plötzlich 
wieder zu steigen an. 

20. September — 24. September. Nach stetem Steigen hält 
sich die Temp. um ca. 40° C. kontinuierend an. 

30. September. Temp. kontinuierlich ca. 40» C. Die Sub- 
maxillardrüsen fluktuieren. Sie werden eröffnet, es ergießt sich 
reichlicher Eiter. 

2. Oktober. Puls sehr schwach, 72. Frißt nicht. Steht unbe¬ 
weglich, Behaarung glanzlos, struppig. Puls 80, fadenartig. 
Herzaktion abgeschwächt. 

4. Oktober. Exitus. 

Sektion: Eiterige Bauchfellentzündung, Vereiterung der 
mesenterialen und retropharyngealen Lymphdrüsen. In der linken 
Lungenhälfte rote Hepatisation. 

Fall 17. Steht, nachdem es eingeftihrt wurde, unbeweglich 
und unbekümmert im Stalle. Rührt das zügestellte Futter nicht 
an. Gedunsene, gerötete, eiterig belegte Schleimhäute. Atmung 
erschwert, 26. Über dem Thorax beiderseitig Pfeifen, Schnurren 
und Rasseln hörbar. Hustet oft und feucht. Starker Speichel¬ 
fluß. Perkussion rechts hinter der Ellenbeuge zwischen der 7. und 

10. Rippe auf handflächengroßem Gebiete ein hochtympanitischer 
Schall. Puls gespannt, 46; Herzaktion geschwächt. Stuhl weich. 
Temp. 40,5° C. 

11. September. 7 cm* Choleravakzin intravenös. Danach wankt 
das Perd, trippelt hin und her, kniet auf die Vorderbeine, fällt um und 
bleibt % Stunde liegen. Temp. sinkt an demselben Tage auf 
S8,ß* C. 

12. September. Temp. auf 40° C. gestiegen. Im rechten 
unteren Drittel des Brustkastens eine handflächengroße Dämpfung 
perkutierbar. Darüber Fehlen der Atmungsgeräusche. 

18. — 16. September. Status idem. Puls sehr schwach, 60. 
Temp. Binkt 

17. September. Temp. 38° C. Über der linken Brusthälfte 
sind Reibegeräusche hörbar. Sehr schwach. Puls 66. Frißt 
kaum. Atemnot 

19. September. Exitus. 

Sektion: Beiderseitige kruppöse Pneumonie mit gangrä¬ 
nösen Herden. Brustfell fibrinös verdickt 

Fall 18. Gut entwickeltes und genährtes Pferd, Lebhaftigkeit 
sichtbar abgenommen. Schleimhäute gerötet und mit eiterigem 
Belag behaftet. Hustet oft und feucht Über der rechten Brust¬ 
hälfte rauhes vesikuläres Atmungsgeräusch, unter der Schulter¬ 
linie Pfeifen hörbar. Daselbst ein hoch tympanitischer Perkussions¬ 
schall vorhanden. Herzaktion normal, Puls mittelkräftig 46, 
Temp. 40,5° C. 

7. September. 7 cm 8 Choleravakzin intravenös. Geringer 
Collaps. 

8. September. Über der rechten Lunge geschwächtes vesiku¬ 
läres Atmung8geräusch, linksseitig rauhe Geräusche. 

9. September. 4 cm 3 Choleravakzin intravenös. 

11. September. Sinken der Temperatur. Über den Lungen 
beiderseits Reibegeräusche vorhanden. Puls 50, ausbleibend. 

13. September. Temperatur 39 C. Atmung sehr erschwert, 36. 
Pus fadenförmig, 72. Frißt kaum, gähnt oft 

19. September. Puls 90, kaum fühlbar. Herzaktion sehr 
schwach. Liegt 

20. September. Exitus. 

Sektion: Beiderseitige kruppöse Pneumonie. An beiden 
Blättern des Brustfelles fibrinöse Auflagerungen vorhanden. 
Parenchymatöse Organe, fettig degeneriert. Katarrh der Magen- 
Darm Schleimhaut 


Druse. 

(Mit Verschleppung des Eiters io die Schultenouskulatur, Anconften-Gruppe, 
longisslmus dsrsi, linken, Ober- und Unterschenkel.) 

Von Stabsveterinär Kraemer, Karlsruhe. 

Am 17. Januar 1916 wurde ein Pferd (6 Jahr) der Ers. Abt. 
,mit der Angabe, daß es nicht schlucken könne, vorgestellt. 
Die Untersuchung ergab Schwellung am Schlundkopf und 
Schmerzhaftigkeit bei leichtem Druck auf denselben. Die 
morgens noch leichte Atmung wurde nachmittags so hoch¬ 
gradig angestrengt, daß Tracheotomie gemacht werden mußte, 
worauf die Atmung wieder normal ausgeführt wurde. Am 
folgenden Tage war an der rechten Schultermuskulatur bis 
herunter in die Anconäen-Gruppe starke, heiße und schmerz¬ 
hafte Schwellung eingetreten, die sich einige Stunden später 
auf den Longissimus dorsi rechterseits ausdehnte. Am dritten 
Tage traten dieselben Erscheinungen an der linken Schulter¬ 
muskulatur und am linken Ober- und Unterschenkel auf, so 
daß eine Bewegung des Tieres kaum zu bewerkstelligen w r ar 
und das Tier ständig auf diesem ganzen Schenkel zusammen¬ 
brach. Am 21. Januar ging das Pferd ein, die Sektion ergab 
folgendes: Oben genannte Muskelgruppen bretthart ge¬ 
schwollen, mit kleinen Abszessen durchsetzt. In den vorderen 
Lungenlappen und unteren Teilen der linken Lunge Lungen¬ 
brand. Herzfleisch wie gekocht. 

Der Druseeiter, der zuerst eine Schwellung des Schlund¬ 
kopfes hervorgerufen hatte, wurde durch Blut- und Lymph- 
bahn in oben bezeichnete Muskulatur verschleppt, wo er eine 
entzündliche Schwellung und Abszeßbildung hervorrief. Tod 
durch Herzlähmung infolge Pyümie. 


Referate. 

Beiträge zur pathologischen Anatomie der Eierstöcke bei 
den Haustieren. 

Von Dr. Franz Albert Seubert, approb. Tierarzt aus 
Angelthüm (Baden). 

(Inaugural-DiflserUtioD, Freibarg i. Br., 1915.) 

Tierarzt Dr. Seubert hat unter Leitung des Prof. 
Schlegel am Tierhygienischen Institut der Universität Frei¬ 
burg eine mit umfänglichem Literaturverzeichnis und Inhalts¬ 
übersicht ausgeBtattete Schrift verfaßt, deren Einleitung über 
die wirtschaftliche Wichtigkeit unversehrter Geschlechtsorgane 
(namentlich der Eierstöcke weiblicher Haustiere) sowie über 
die Ergründung der Ursachen und Entstehung der mannig¬ 
faltigen Krankheiten der Ovarien handelt, unter denen die 
Cystenbildungen und Tumoren (und zwar gutartige wie maligne 
Geschwülste) eine bedeutsame Rolle spielen und bei Kühen 
wie Hühnern nicht nur häufig Vorkommen, sondern auch bös¬ 
artigen letalen Verlauf nehmen. Insonderheit konnten bei 
Hühnern alle die bei Rindern und Menschen nachgewiesenen 
malignen Geschwulstformen konstatiert werden. Sodann folgt 
der die einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen 
erschöpfend behandelnde literarische Teil der Arbeit, an den 
sich die Beschreibung der selbständigen Untersuchungen der 
reichhaltigen Cysten und Neubildungen in den Ovarien bei 
Haustieren nebst einer Zusammenfassung der wichtigsten Be¬ 
funde anschließt. 

Die langjährigen anatomisch-histologischen Untersuchungen 
erstreckten sich nicht allein auf die kleincystische Degene- 






13, April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


175 


ration, auf die Follikelcysten und Corpus luteum-Cysten, 
sondern vornehmlich auf die benignen epithelialen Neubildungen 
der Ovarien, auf die unterschiedlichen ovarialen Krebsformen 
sowie auf die stromatogenen Gewächse des Ovariums bei 
Rindern, ferner auf eine kleinere Anzahl von Ovarialtumoren 
bei Pferden und Schweinen sowie auf zahlreiche unter Metas¬ 
tasenbildung meist tödlich verlaufene Ovarialkrebse bei 
Hühnern. Die Neubildungen der Eierstöcke verursachen wie 
die cystösen Degenerationen bei Kühen Sterilität; solitäre und 
multiple Cysten der Ovarien treten am häufigsten bei früh¬ 
reifen vorzüglichen Zucht- und Milchkühen im Alter von 5—8 
Jahren auf und bei überreich gefütterten, stets im Stall ge¬ 
haltenen 1—3 jährigen Kalbinnen auf und erreichen Erbsen-, 
Haselnuß-, selbst Kopfgröße. Ursächlich ist vorwegs Stall¬ 
haltung usw. zu beschuldigen, während knappe Diät und Ar¬ 
beit die Sterilität verhindern können. Unter 23 auf cystöse 
Degeneration des Eierstockes untersuchten Kühen befanden 
sich acht (34,78 Proz.) Fälle, die mit secundären Krankheiten 
kombiniert w'aren und zwar mit hochgradiger Stiersucht, mit 
Endometritis chronica, mit periodischem Scheidenvorfall usw.; 
in einem Fall bestand kongentaler Hydrops beider Ovarien und 
des Uterus. Von epithelialen Tumoren wurden bei Kühen 
3 Adenome bzw. Kystadenome, ferner 6 Fälle von Carcinoma 
solidum ovarii, 11 Fälle von Kystocarcinoma im Eierstock 
anatomisch und histologisch bearbeitet. Seltener hingegen 
kommen bei Haustieren Ovarialgeschwülste der Bjndegewebs- 
reihe vor; beim Rind wurde ein Fall von Leiomyomen beider 
Ovarien festgestellt. Noch zahlreicher sind die bei Hühnern 
untersuchten epithelialen und stromatogenen Gewächse des 
Eierstocks. Schlegel. 


Staatsvetcrinärwesen. 

Bearbeitet von Nevernann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. April 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und GehOfte sind — letztere ln Klammern — 
bei Jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. K ö n i g s b e r g: Königsberg 2 Gemeinden. 
2 Gehöfte (davon neu 1 Gemeinde, 1 Gehöft), Gerdauen 2. 2 Reg.- 
Bez. Gumbinnen: Pillkallen 1, 1, Insterburg Stadt 1, 1, Inster¬ 
burg 1, 1 (1, 1), Darkehmen 4, 4, Angerburg 2. 2, Goldap 3, 3. Reg.- 
Bez. A11 e n s t e i n: Johannisburg 2, 2 (1, 1), Lötzen 1, 1, Lyck 1, 1, 
Neidenburg 1, 1, Osterode i. Ostpr. 2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Marien¬ 
werder: Löbau 1, 2 (1, 1), Straßburg i. Westpr. 1, 1. Reg.-Bez. 
Potsdam: Charlottenburg Stadt 1,1. Reg.-Bez. Stettin: Cammin 
1, 1. Reg. Posen: Schrimm 3, 3, Posen Stadt 1, 1, Samter 1, 1. 
Reg.-Bez. Bromberg: Strelno 1,1. Reg.-Bez. Breslau: Breslau 
Stadt 1, 1, Striegau 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: Rosenberg i. 0. S. 
1, 1 (1,1). Reg.-Bez. Cassel: Witzenhausen 1,1. Reg.-Bez. C ö 1 n : 
Euskirchen 1, 1 (1, 1). Bayern: Reg.-Bez. Niederbayern: 
Mainburg Rotz-Verdacht 1, 2 (1, 2). Reg.-Bez. Oberfranken: 
Staffelstein Rotz-Verdacht 3, 5 (3, 5). Königreich Sachsen. K.-H. 
Bautzen: Bautzen Stadt 1, 2, Kamenz 1, 1, Löbau 2, 3. K.-H. 
Dresden: Dresden Stadt 1, 5 (—, 4). K.-H. Leipzig: Leipzig 
Stadt 1, 1, Leipzig 1, 1, Oschatz 1, 2. K.-H. Chemnitz: Stollberg 
1, 1. Mecklenburg-Schwerin: Gadebusch 1, 1, Schwerin 2, 2, 
Güstrow 1, 1, Rostock 4, 4 (2, 2), Waren 2, 2. Insgesamt: 
41 Kreise, 61 Gemeinden, 72 Gehöfte; davon neu: 13 Gemeinden, 
20 Gehöfte. 

Lungeooeuche, Pookenoeuche, Beschälseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Sobweineseuohe (einsohl. Schweinepest). 


Regie rungs- usw. Bezirke 

■ul- und 
Klauenseuche 

8chwelneseuche 
einschl. Schweinepest 

bzw. Bundesstaaten 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

hörte 

Kreise 

nsw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

hörte 

Preußen: Königsberg . . . 

11 

25 

27 

10 

15 

15 

Gumbinnen. 

7 

21 

21 

2 

3 

3 

Allenstein. 

5 

5 

6 

4 

8 

8 

Danzig. 

8 

3 

3 

2 

4 

4 

Marienwerder. 

12 

22 

26 

5 

5 

6 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Potsdam. 

16 

67 

85 

10 

26 

31 

Frankfurt. 

8 

29 

41 

11 

18 

24 

Stettin. 

4 

5 

5 

5 

10 

12 

Köslin. 

4 

6 

7 

5 

7 

7 

Stralsund. 

3 

5 

5 

3 

9 

9 

Posen . 

14 

18 

18 

15 

26 

27 

Bromberg. 

4 

4 

4 

7 

9 

10 

Breslau. 

10 

15 

17 

16 

55 

68 

Liegnitz. 

6 

>3 

17 

15 

43 

53 

Oppeln. 

9 

14 

17 

9 

18 

20 

Magdeburg . 

13 

69 

99 

3 

3 

3 

Merseburg. 

15 

48 

63 

4 

8 

8 

Erfurt. 

2 

3 

4 

5 

7 

7 

Schleswig.. 

19 

74 

110 

8 

9 

10 

Hannover. 

5 

13 

15 

2 

2 

2 

Hildesheim. 

11 

31 

55 

1 

1 

1 

Lüneburg . 

7 

12 

14 

3 

3 

3 

Stade . 

6 

9 

13 

1 

1 

1 

Osnabrück. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Aurich. 

3 

13 

19 

— 

— 

— 

Münster. 

6 

14 

15 

. 1 

1 

1 

Minden. 

3 

14 

25 

5 

5 

7 

Arnsberg. 

6 

10 

12 

6 

6 

10 

Kassel. 

9 

16 ' 

21 

8 

16 

17 

Wiesbaden. 

6 

7 

25 

4 

10 

10 

Koblenz. 

8 

10 

12 

4 

9 

10 

Düsseldorf. 

8 

19 

28 

4 

4 

4 

Köln. 

8 

20 

25 

4 

5 

5 

Trier. 

3 

4 

19 

— 


— 

Aachen. 

6 

16 

20 

2 

3 

3 

Sigmaringen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbavern . . . 

16 

36 

55 

1 

1 

1 

Niederbayern. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Pfalz . ‘. 

2 

4 

4 

1 

2 

5 

Oberpfalz. 

Oberfranken. 

1 

3 

6 

2 

2 

2 

Mittelfranken. 

10 

18 

23 

5 

15 

20 

Unterfranken. 

10 

21 

32 

— 

— 

— 

Schwaben. 

15 

56 

105 

1 

1 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

1 

1 

1 


— 

— 

Chemnitz. 

2 

2 

2 


— ( 

— 

Dresden. 

6 

11 

13 

2 

3 

5 

Leipzig. 

6 

13 

16 

4 

4 

4 

Zwickau. 

5 

o 

5 

— 

— 

— 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

2 

4 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

9 

15 

38 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

2 

2 

30 

1 

1 

1 

Donaukreis. 

11 

40 

109 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

1 

1 

2 

2 

2 

2 

Freiburg. 

1 

1 

2 

1 

1 

1 

Karlsruhe. 

3 

4 

6 

— 

— 

— 

Mannheim. 

4 

10 

14 

2 

6 

30 

Hessen. 

8 

13 

31 

— 

— 

— 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

7 

12 

14 

3 

10 

11 

Sachsen-Weimar. 

2 

6 

16 

1 

1 

1 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

2 

2 

2 

l 

2 

2 

Oldenburg. 

10 

22 

30 

l 

1 

1 

Braunschweig. 

4 

17 

18 

5 

15 

18 

Sachsen-Meiningen .... 

2 

9 

22 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

2 

7 

9 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

2 

6 

15 

1 

1 

1 

Anhalt. 

5 

13 

17 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

----- 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Reuß ältere Linie .... 

1 

3 

8 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

2 

6 

11 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

1 

1 

3 

— 

— 

— 

Lippe. 

1 

2 

2 

— 

— 

— 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hamburg. 

1 

1 

1 

3 

3 


Elsaß-Lothringen. 

16 

79 

172 

2 

2 

2 

Deutsches Reich 

435 

1100 

’ 1733' 

228' 

427 

517 

Davon in Preußen 

261 

655 

894 

186 

351 

401 





















176 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. ir>. 


Impfung gegen Milzbrand. 

Ministerium fllr Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA Ille 4634 
Allgemeine Verfügung Nr. I. 28 1916. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 22. März 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten (mit Ausnahme 
von Danzig, Marienwerder und Wiesbaden). 

Zur wirksamen Bekämpfung des Milzbrandes ist in § 104 meiner 
viehseuchenpolizeilichen Anordnung vom 1. Mai 1912 die Möglichkeit 
der polizeilichen Anordnung einer Schutzimpfung vorgesehen wot- 
den. Von solchen veterinärpolizeilich angeordneten Impfungen ist 
mehrfach mit gutem Erfolg Gebrauch gemacht. Gewisse Schwierig¬ 
keiten haben sich dabei aber wegen der Tragung der Kosten der 
Beschaffung der Impfstoffe ergeben. Da die Kosten manchmal 
nicht imerheblich sind, hält es schwer, sie von dem einzelnen Be¬ 
sitzer, dem sie nach § 28 A. G. zur Last fallen würden, einzuziehen. 

Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, haben sich die Pro¬ 
vinzialverbände (für Kassel der Bezirksverband, für Hohenzollem 
und den Kreis Herzogtum Lauenburg die Landeskommunalverbände) 
auf meine Anregung bereit erklärt, die Kosten der Beschaffung der 
Impfstoffe auf ihre Fonds zu übernehmen, die Verbände für die Pro¬ 
vinzen Posen, Schlesien, Hannover und Rheinland sowie für den 
Regierungsbezirk Kassel und die Hohenzollemschen Lande unter 
der Voraussetzung, daß die Impfungen auf Antrag des Provinzial- 
usw. Verbandes angeordnet werden. 

Die Kosten der Impfung selbst, die nach § 104 V. A. V. G von 
den beamteten Tierärzten auszuführen sind, fallen gemäß § 24 A. G. 
der Staatskasse zur Last, da die Impfung als eine auf Veranlassung 
der Polizeibehörden vorzunehmende tierärztliche Amtsverrichtung 
anzusehen ist. Etwaige Reisekosten der Kreistierärzte sind aus der 
Reisekostenpauschvergütung zu decken. 

I. A.: He 11 ich. 

An sämtliche Herren Oberpräsidenten. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Die Vernichtung der Rinderfinne durch Frieren. 

Von B. H. Ransom, Bureau of Animal Industrv, U. S. Depart¬ 
ment of Agrikulture. 

(Journal of Parasltology, September 1914, Vol. i, pp. 6.) 

Anknüpfend an die Tatsache, daß die Rinderfinne in 21 
Tagen nach dem Schlachten im Fleische sicher abgestorben 
ist, worauf die Vorschriften in den Fleischbeschauregulativen 
Deutschlands, der Vereinigten Staaten und anderer Länder 
fußen, nach 3 Wochen Kühlung das Fleisch freizulassen, prüft 
Verfasser die Frage, ob beim Frieren des Fleisches diese Frist, 
abzukürzen sei, d. h. die Rinderfinne dabei schon früher ver¬ 
nichtet werde. R e i ß m a n n fand, daß die Rinderfinne bei 
—8 bis —10° C. (17,6 bis 14 F) in drei Tagen abstirbt, Bocca- 
a ri bei —4 bis —6° C. (24,8 bis 21,2 F) in 4 Tagen und bei 0 bis 
—2° C. (32 bis 28,4 F) in 6 Tagen. Ransom benutzte zu den 
Versuchen zwei starkfinnige Rinder. Die Körper hingen 
zunächst 24 Stunden nach dem Schlachten bei einer Temperatur 
etwas über dem Gefrierpunkt, wurden^dann geviertelt und in 
den Gefrierraum gebracht, in dem 11 bis 15 F, meist 14 bis 
15 F herrschten. Die Kälte wurde ständig kontrolliert mit 
einem zuverlässigen Thermometer. In 2 Tagen war das Fleisch 
in der Tiefe noch nicht durchgefroren, nach zwei Tagen aber 
vollständig. Ein Viertel wurde ungefroren in dem Kühlraume 
aufbewahrt. Teile eines Tierkörpers wurden nach 2, 3 und 
6 Tagen aus dem Gefrierraume genommen, aufgetaut und in 18 
bis 24 Stunden untersucht. Die Finnen wurden isoliert, in einem 
Wärmeapparat bei 40 bis 45 Grad auf Lebenszeichen geprüft 
und diejenigen, die sich dabei nicht bewegten, auch nicht beim 


Berühren mit einer NadeL als tot betrachtet. Diese wurden 
ausgestülpt und die Köpfe nochmals auf feinste Bewegungen 
genau beobachtet. 

Rind I: 2 Tage: Von 36 Finnen aus den oberen Fleischschichten 
lebte 1; 3 Tage: Von 16 Finnen lebten 7; 6 Tage: Von 63 Finnen gab 
keine ein Lebenszeichen. 6 weitere Finnen, die Ransom ver¬ 
zehrte, erzeugten in 18 Wochen keinen Bandwurm. 

Rind n: 4 Tage: Von 25 Finnen lebten 10; 5 Tage: Von 21 
Finnen lebte 1, zeigte aber nur sehr geringe Lebenszeichen und war 
kaum noch als infektionstüchtig anzusehen; 6 Tage: Von 30 Finnen 
lebte keine. 5 weitere Finnen, die Ransom verzehrte, erzeugten 
in 15 Wochen keinen Bandwurm. 

Bei dem nichtgefrorenen Kontrollfleische waren 8 Tage nach dem 
Schlachten 12 geprüfte Finnen durchweg noch am Leben. 

Aus den Versuchen folgt, daß die Rinderfinne bei einer 
Gefriertemperatur von 15 F (—9,44° C) in sechs Tagen sicher 
abgetötet wird, meist schon in 5 Tagen, aber oft 4 oder weniger 
Tage leben bleibt. Um sicher zu gehen, muß man demnach 
6 Tage als Abtötungszeit festhalten. 

Es würde zu empfehlen sein, in den F 1 e i s c h s c h a u- 
regulativen neben der Methode der dreiwöchi¬ 
gen Kühlung das sechstägige Frieren bei 15F 
als MittelzurAbtötungderRinderfinne zuzu- 
lassen. Daraus würden mancherlei Vorteile erwachsen. 
Rindfleisch bester Qualität hält sich zwar drei Wochen im 
Kühlhause, weniger gutes aber nicht zufriedenstellend. Für 
dieses wäre Frieren zu empfehlen. Zudem bringt die Abkür¬ 
zung der Zeit den Nutzen mit sich, daß das Fleisch schnell zum 
Konsum gelangen kann und sich die finnigen Tierkörper nicht 
in der großen Zahl ansammeln wie in den drei Wochen beim 
Kühlen. Gl. 

Grundsätze für das Einfrieren, Lagern und Auftauen von Rindfleisch.*) **) 

1. Vor dem Einbringen in den Gefrierraum müssen die nach 
Entfernung der inneren Organe in Viertel geteilten Rinder min¬ 
destens bis auf Lufttemperatur ausgekühlt werden. Wo Vorkiihl- 
räume vorhanden sind, ist eine weitere Vorkühlung auf etwa 4-5” 
sehr zu empfehlen. 

2. BeimTEinfrieren müssen Mie Rimlerviertel so aufgeliängt 
werden, daß sie einander nicht berühren und von der lebhaft be¬ 
wegten Luft allseitig umspült werden. Nach Abzug der Gänge 
kann der Gefrierraum mit 5 Hintervierteln bezw. 4 Vordervierteln 
pro qm beschickt werden. 

3. Die mittlere Temperatur im Gefrierraum beträgt zweck¬ 
mäßigerweise —6 bis —8°; auf die Einhaltung eines bestimmten 
Feuchtigkeitsgehaltes braucht während des Gefrierens kein Wert 
gelegt zu werden, wenn der Gefrierraum vom Lagerraum getrennt 
ist. Bei den oben angeführten Temperaturen frieren Hinterviertel 
im Gewicht von 60 kg in längstens sieben Tagen vollständig durch. 
Sehr fette Viertel läßt man lieber noch einen Tag länger hängen, 
weil die Fettschicht eine stark isolierende Wirkung ausübt. 

Bei schwereren Hintervierteln wächst die Gefrierzeit für je 
10 Proz. Gewichtszunahme um etwa 3 Proz. 

Die Gefrierzeit von Vordervierteln ist unter sonst gleichen 
Verhältnissen um etwa 25 Proz. kleiner als von Hintervierteln. 

4. Das Einfrieren und Lagern der Rinderviertel kann entweder 
bei reiner Luftkühlung oder bei kombinierter Luft- und Röhren- 

*) Aus ..Abhandlungen zur Volksernährung“, Heft 6, Über 
die Behandlung und Verarbeitung von gefrorenem Rindfleisch, von 
Prof. T)r. P 1 a n k und T)r. K a 1 1 e r t. Verlag der Zentral* Einkaufs- 
gcsellschaft m. b. H.. Berlin W 8, Behrenstr. 21. 1916. 

**) Anmerkung der Schriftleitung: Die Grundsätze für das 
Einfrieren, Lagern und Auftauen von Schweine fleisch sind abge¬ 
druckt B. T. W. 1915, S. 308. 






13. April l9l6. 


BERLlNEU TIEEäHZTLICHE WOCHENSCflfclET. 


177 


kühlung erfolgen. Im letzteren Falle ist es unter Umständen not¬ 
wendig, die Luftbewegung durch an der Decke angebrachte Innen- 
ventilatoren zu verstärken. Die Kühlrohrsysteme sind nach Mög¬ 
lichkeit über den Gängen anzuordnen und vom Keif des öfteren 
zu befreien. Das Herabfallen des Reifes auf das Fleisch ist zu 
vermeiden. 

5. Das Einfrieren und Lagern soll möglichst, in getrennten 
Räumen vorgenommen werden. 

Erfordern die örtlichen Verhältnisse, daß das Einfrieren im 
Lagerraum vorgenommen wird, so darf die schubweise Beschickung 
mit frischem, einzufrierenden Fleisch nur so groß gewählt werden, 
daß die Temperatur im Lagerraum vorübergehend auf höchstens 
3° ansteigt. Die durchgefrorene Ware ist dabei in der Umgebung 
des Druckkanals, wo die Luft am kältesten und trockensten ist, 
zu stapeln, während das frische einzufrierende Fleisch in der Um¬ 
gebung des Saugkanals aufzuhängen ist 

6. Es darf nur vollkommen durchgefrorene Ware gestapelt 
werden. Eine Umhüllung der Fleischstücke soll unterbleiben. Die 
bewegte Luft soll das Fleisch allseitig umspülen können; eine zu 
dichte Stapelung ist daher zu vermeiden. Zu dem gleichen Zwecke 
sind auf dem Fußboden des Lagerraumes circa 10 cm hohe Holz¬ 
latten zu legen, an den Wänden genügende Zwischenräume und 
zwischen den einzelnen Stapeln ausreichende Gänge vorzusehen. 
Dieselben sind auch für die Ausübung einer ständigen Kontrolle 
des Fleisches unumgänglich notwendig. 

Bei reiner Luftkühlung und sehr gleichmäßiger Luftverteilung 
können bis 500 kg Fleisch pro cbm Nettoraum gestapelt werden; 
bei kombinierter Kühlung empfiehlt es sich, nicht mehr wie 400 kg 
pro cbm zu stapeln. 

Die Stapelhöhe kann 2,5 bis 3 m betragen und soll circa 0,5 m 
unterhalb der mit nach unten gerichteten Öffnungen versehenen 
Luftkanäle enden. 

7. Die Temperatur im Lagerraum soll —8 bis —10° betragen. 
Tiefere Temperaturen sind zulässig. Temperaturschwankungen sind 
nach Möglichkeit zu vermeiden und dementsprechend etwaige Be¬ 
triebspausen gleichmäßig zu verteilen. Die günstigste relative Feuch¬ 
tigkeit, gemessen mit dem Aspirationspsychrometer und bezogen 
auf Sättigung über Eis, beträgt bei den genannten Temperaturen 
90 bis 92 Proz. 

8. Für die dauernde Kontrolle des eingelagerten Fleisches, ins¬ 
besondere auf die Bildung von Schimmelkolonien, ist Sorge zu tragen. 
Bei längerer Lagerung müssen auch die der Besichtigung nicht zu¬ 
gänglichen Viertel durch Umstapelung geprüft werden. Eine Um¬ 
stapelung erscheint angebracht, wenn beginnende Schimmelbildung 
am Fleisch beobachtet wird. Vor der Umstapelung sind die 
Schimmelkolonien durch Abtragen mit dem Messer zu entfernen. 

9. Die Rinderviertel sollen vor dem Auftauen nicht zerkleinert, 
sondern im ganzen aufgetaut werden. Etwa vorhandene Schimmel¬ 
kolonien sind vor dem Auftauen durch Abreiben mit einem trockenen 
oder angefeuchteten Tuch oder noch besser durch Abtragen mit dem 
Messer zu entfernen. Um einerseits unnötigen Saftverlust durch 
zu schnelles Auftauen zu vermeiden und andererseits den Auftau¬ 
prozeß nich zu sehr in die Länge zu ziehen, erfolgt das Auftauen am 
zweckmäßigsten bei einer mittleren Temperatur von + 5 bis + 6°. 
Wenn in den Auftauräumen eine Temperatur- und Feuchtigkeits¬ 
regulierung möglich ist, so wird man den Auftauprozeß bei etwa 0‘ 
und 70 Proz. relativer Feuchtigkeit beginnen und die Temperatur 
bezw. Feuchtigkeit allmählich auf 4* 10 bis + 12° bezw. 90 Proz. 
erhöhen. 

Bei den genannten Temperaturen beträgt die Auftauzeit von 
Hintervierteln im Gewicht von 60 kg circa 80 Stunden und von 
Vordervierteln im gleichen Gewicht circa 65 Stunden. Bei schwere¬ 
ren Vierteln wächst die Auftauzeit für je 10 Proz. Gewichtszunahme 
um ca. 3 Proz. 

Das in der vorgeschriebenen Weise auf getaute Fleisch kann 
nach dem Auftauen mindestens 8 bis 10 Tage in Fleischkühlräumen 
bei den üblichen Temperaturen von 4- 2 bis 4- 4° und einer relativen 
Feuchtigkeit von 75 bis 80 Proz. aufbewahrt werden, ohne Schaden 
zu leiden. 


Verfügung, betreffend Fleieohbeeohauetatletik. 

Allgemeine Verfügung Nr. I 15 für 1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA III e 280 M. f. L., M 5316 M. d. J. 

Berlin, den 25. Februar 1916. 

An die sämtlichen Herren Regierungspräsidenten und den 
Herrn Polizeipräsidenten hierselbst. 

In der Zusammenstellung der Ergebnisse der Schlachtvieh- 
und Fleischbeschau bei Schlachtungen im Inlande (Anlage A zu 
den Bestimmungen über die Fleischbeschau- und Schlachtungs¬ 
statistik vom 19. August 1908, Zentr.-Bl. f. d. Deutsche Reich 
S 385) sind unter 2 „Beanstandungen ganzer Tierkörper“ die 
Spalten „Bedingt tauglich“ bei Milzbrand gesperrt, auch ist 
unter 3 „Beanstandungen veränderter Teile“ für Milzbrand keine 
besondere Eintragung vorgesehen. 

Nach den neuen Vorschriften über die Beurteilung des Fleisches 
von Schweinen, die mit örtlichem (Lymphdrüsen-) Milzbrand 
behaftet sind (vergl. Runderlaß vom 31. Oktober 1914, Minist. 
Bl. f. Landw. S. 331) kann für Schweine sowohl unter 2 eine Ein¬ 
tragung in der Spalte „Bedingt tauglich“ als auch der Nachweis 
beanstandeter veränderter Teile unter 3 bei Milzbrand erforderlich 
w erden. 

Vorbehaltlich einer späteren Änderung der Vordrucke zu den 
statistischen Zusammenstellungen bestimmen wir hierdurch, daß 

a) die wegen örtlichen Milzbrandes als bedingt tauglich erklärten 
Schweine-Tierkörper unter 2 der Zusammenstellung bei 
Milzbrand in Spalte 17 ungeachtet deren Sperrung ein¬ 
zutragen und 

b) die wegen örtlichen Milzbrandes als genußuntauglich be¬ 
handelten veränderten Teile unter 3 als Anmerkung besonders 
nachzuweisen sind. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. A.: He 11 ich. 

Der Minister des Innern. I. V.: Drews. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

über Maximalbelastung von Fuhrwerken. 

Nach einem Vortrag des Inspektors Krebs, Mannheim, 
in der 11. Jahresversammlung des Verbandes der Badischen 
Tierschutzvereine beträgt die höchste Nettobelastung für ein 
Paar Lastpferde im Schrittfuhrwerk wie folgt: 


Körpergewicht 

von 

2 Pferden 


Id der Ebene bei 
guten Straßen das 
Dreifache des 
Pferdegewicht* 


In der Ebene bei 
schlechterer Straße 
oder in gebirgigem 
Gelände bei guter 
Straße und Stei¬ 
gungen bis inkl. 
8 :100 das Zweifache 
des Pferdegewichts. 


Im Gebirge bei 
schlechter Straße so 
wie sehr schlechten 
Feldwegen im Acker 
nnd weichen Boden, 
; in der Ebene oder 
auf guten Straßen 
bei Steigungen aber 
4:100 das Einfache 
des Pferdegewichts. 


Belastung der Fuhrwerke 


18 Ztr. 
20 „ 




mittleres 
durch* 
schnitt* 
liehe* 
Gewicht 
▼on Last¬ 
pferden 


54 Ztr. 

60 „ 


96 

108 


36 Ztr. 
40 „ 

48 „ 


64 

72 


18 Ztr. 
20 , 

24 „ 
28 „ 


Für einen Einspänner gilt derselbe Grundsatz, d. h. die 
Hälfte der hier angegebenen Zahlen. 

Es sind dies allerdings außerordentlich hohe Anforde¬ 
rungen, die nur von gutem Pferdematerial geleistet werden 
können. 


Diese Zahlen dürften für den Tierarzt auch in forensischer 
Hinsicht von Wert und Bedeutung sein. A. M. 





17$ 

— Neuzüchtungen. Bei Züchtungen soll eine gute Eigenschaft 
vermehrt werden. Unter den Tieren gibt es nun sogenannte Fresser, 
die viel verschlingen und trotzdem wenig Fleisch und Fett ansetzen. 
Wir wissen auch, daß die Pferde der Kosaken und Serben unge¬ 
wöhnlich anspruchslos in bezug auf Menge und Güte des Futters 
sind. Sollte es da nach der „111. Landw. Ztg.,“ nicht möglich sein, 
durch diesen Hinweis Umschau bei den eigenen Züchtungen zu 
halten, ob nicht einzelne Tiere ein geringes Futterbedürfnis haben 
und, wenn dies zutrifft, diese Tiere zur Zucht zu verwenden? An 
Hand von Kot- und Harnuntersuchungen kann es nicht schwer 
fallen, die Ausnutzung der Futterstoffe durch das Tier festzustellen. 
Die Tiere, die eine günstige Ausnutzung auf weisen, sind dann bei 
der Zucht zu bevorzugen. Es ist nicht bekannt geworden, daß sich 
die Zuchtauswahl schon auf das geringe Futterbedürfnis gerichtet 
hat. Warum sollte es nicht möglich sein, der Züchtung der Tiere 
mit geringem Nahrungsbedürfnis besondere Aufmerksamkeit zuzu¬ 
wenden, da es doch nicht ausgeschlossen ist, daß sich diese Eigen¬ 
schaft weiter vererbt. Brt. 

— Chauvinismus und Pferdenamen. Das „Bulletin des Courses 
de Ohevaux“ veröffentlicht die Namen der im Jahre 1915 ge¬ 
borenen Rennpferde in französischem Besitz. Darunter befinden 
sich zahlreiche, die auf den Krieg bezug nehmen und vom fran¬ 
zösischen Standpunkte aus, Freund und Feind bedenken, z. B. 
„Entente cordiale“, „Finis Teutoniae“, „Sale Boche“ u. a. m. Ein 
Rennpferd mit der Benennung „Sauve qui peut“ mußte umgetauft 
werden, da der Name zu Ärgernis erregenden Mißverständnissen 
Anlaß gegeben hatte. Bei einem zweiten, das „Przemysl“ hieß, er¬ 
schien eine Neubenennung nach einiger Zeit auch besonders 
wünschenswert und wurde demgemäß vollzogen. 

— Seetang als Schweinefutter wird an der Küste benutzt. Mit 
den Pflanzen werden massenhaft tierische Lebewesen, ^lie in den 
Tangwäldern sich aufhalten, gefangen und verwertet. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Kriegsfreiwilliger stud. med. vet. Karl Sagebiel (in 
russischer Gefangenschaft gestorben). 

Oberleutnant Ku.rt Heintze (Tierarzt aus Dresden). Am 
Flecktyphus gestorben. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Ernst Alten (Tierarzt aus Hannover). 
Oberveterinär Franz Nachreiner (städt. Tierarzt in 
Nürnberg). 

Stabsveterinär Dr. Karl Dumont (Tierarzt in Bojanowo). 
Oberveterinär Franz Hauser (Tierarzt in Brockau). 
Oberyeterinär Nathan Hirsch (Tierarzt in Damgarten). 

Achtundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 2. April, bis Sonnabend, den 8. April 1916. 

Auf dem westlichen Kriegsschauplätze sind 
in der Berichtswoche weitere Erfolge und Fortschritte gegen 
Verdun erzielt worden. Am 2. April wurden nordwestlich und 
westlich des Dorfes Vaux französische Stellungen genommen, 
wobei 11 Offiziere und 720 Mann in unsere Hände fielen und 
außerdem 5 Maschinengewehre erbeutet wurden. Zwei Tage 
später wurden starke französische Verteidigungsanlagen süd¬ 
westlich und südlich der Feste Douaumont und im Cailette- 
Walde erstürmt, wobei weitere 19 Offiziere und 745 Mann 
sowie 8 Maschinengewehre unsere Beute worden. Links der 
Maas waren am 3. April alle Stellungen des Feindes nördlich 
des Forges-Baches in unseren Händen. Am 5. April erstürmten 
unsere Trappen das Dorf Haucourt, sowie eine stark aus- 
gebaute französische Stellung östlich des Ortes. Am 8. April 
wurde dieser Erfolg dadurch vervollständigt, daß Schlesier 


Ko. 15. 


und Bayern zwei starke französische Stützpunkte südlich von 
Haucourt und die ganze französische Stellung auf dem Rücken 
des Termitenhügels in einer Breite von über 2 km erstürmten. 
Bei diesen Kämpfen wurden 26 französische Offiziere und 
über 1200 Mann gefangen genommen. Alle Gegenangriffe der 
Franzosen blieben erfolglos. Auch südlich von St. Eloi haben 
unsere Truppen die zuletzt von den Kanadiern besetzten 
englischen Trichterstellungen genommen. 

An der Hindenburgfront haben die Russen sich 
wenig geregt. Die Kämpfe werden durch die Ungunst der 
Witterung und den Zustand des Geländes behindert. Auch 
im südlichen Teile der Ostfront hat im großen und ganzen 
Ruhe geherrscht. 

Die Italiener haben wieder eine lebhaftere Angriffs¬ 
tätigkeit entfaltet, die sich an einzelnen Tagen auf fast alle 
Teile der Front erstreckte. Erfolge haben sie nicht zu erringen 
vermocht. 

England hat in 6 Tagen fünf Zeppelinangriffe über 
sich ergehen lassen müssen. Die Berichte der Engländer, daß 
die Bombenwürfe wenig Schaden angeiiehtet hätten, beweisen 
nichts. Wir haben bei den ganzen fünf Angriffen nur ein 
einziges Luftschiff verloren, das bei dem ersten Angriff auf 
der Themse niedergehen mußte und dessen Besatzung größten¬ 
teils in englische Gefangenschaft geraten ist. 

An der Kaukasusfront ist der russische Vormarsch 
offenbar zum Stehen gekommen. In der Küstengegend sind 
zurzeit die Türken schon wieder die Angreifer. Türkische 
Unterseeboote haben mehrere russische große Fahrzeuge im 
Schwarzen Meer versenkt. 

Von der Irakfront nichts Neues. N. 

Zur Beförderung im Veterinär-Offizierkorps. 

Bemerkungen zu den Ausführungen in Nr. 12 
d e r B. T. W. 

Die Regelung der Beförderungsverhältnisse in dem Sinne, 
wie sie im letzten Absätze des angeführten Artikels vorgeschla¬ 
gen wird, würde sicher von jedem rechtdenkenden Kollegen 
freudig begrüßt werden. 

Besondere die Beförderung der Oberveterinäre (ausgenom¬ 
men die aktiven und diejenigen mit Kreisexamen) zu Stabs¬ 
veterinären befriedigen heute nicht. Die letzte Verfügung, betref¬ 
fend Beförderung der Veterinäre, verlangt z. B. von den Ober- 
veterinären d. Res. ohne Kreisexamen ein Oberveterinär- 
Patent vom 1. September 1906 und ein Alter von 37 bezw. 42 
Jahren, um zum Stabsveterinär befördert werden zu können. 
Oberveterinäre für Kriegsdauer ohne Kreistierarztexamen 
müssen, um Stabsveterinär werden zu können, eine Appro¬ 
bation vom 1. September 1900 oder früher besitzen. Dies be¬ 
deutet für sie das Folgende: Um ehestens, also mit 37 Jahren. 
Stabveterinär werden zu können, müssen sie schon mit 21 oder 
22 Jahren ihr Staatsexamen gemacht haben. Da dieser Fall 
aber zu den seltensten Ausnahmen zählt, bleibt die genannte 
Bedingung für die 37- und 38jährigen Tierärzte fast wirkungslos. 
Ich meine, nachdem man die nicht gedienten Tierärzte einmal 
für die Kriegsdauer in das Veterinäroffizierkorps eingereiht 
hat, müßte man sie auch so stellen, daß die älteren unter ihnen, 
welche meist verheiratet sind, ausreichend für ihre Familie 
sorgen können; denn Tage der Not werden für diese naeh dom 
Kriege aus den verschiedensten Gründen noch übergenug 
kommen. 

Es wäre daher zu wünschen, daß auf irgend eine Art die 
Beförderungsbedingungen für die Veterinäre, besonders für die 
älteren, gemildert werden, ganz besonders auch aus dem 


BERLINER. TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT*. 



13. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


179 


Grunde, weil die Kriegsbesoldungsordnung in der Gehaltsfrage 
keinen Unterschied macht zwischen dem jüngsten Veterinär 
und dem ältesten Ober veterinär. Während der eine in der Lage 
ist, größere Ersparnisse von seiner Feldbesoldung zu machen, 
ist der andere gezwungen, für seinen heimatlichen Haushalt 
Kapital zuzuschießen oder gar Schulden zu machen. 

Die idealste Beförderungsregulierung wäre sicher der in 
Nr. 12 der B. T. W. vorgeschlagene Weg. Zum mindesten aber 
müßte für die Oberveterinäre d. R. ohne Kreisexamen das¬ 
selbe Patent maßgebend sein, wie bei denjenigen mit Kreisexa¬ 
men. Ebenso müßte für die Kriegsdauer bei den Obervete¬ 
rinären, welche kein Kreisexamen haben, dasselbe Approbations¬ 
datum zur Beförderung genügen, wie bei denen mit Kreis¬ 
examen. 

Die Bevorzugung der Kreistierärzte sollte hier zweck¬ 
mäßig wegfallen; denn die Ablegung dieses Examens befähigt 
nicht dazu, im Felde mehr zu leisten, als es der praktische 
Tierarzt tut. Daß dieser genau dasselbe leistet und sich den 
an ihn gestellten Anforderungen durchaus gewachsen gezeigt 
hat, dürfte allgemein anerkannt sein. 

Diejenigen nicht gedienten Tierärzte, welche schon gleich 
zu Beginn des Krieges, im Jahre 1914, meist freiwillig, ins 
Feld gerückt sind, müßten sodann auch denen gegenüber in 
der Beförderung etwas bevorzugt werden, welche erst viele 
Monate später notgedrungen ausrücken mußten, zumal jene 
dazu meist auch noch vorn bei der fechtenden Truppe Ver¬ 
wendung fanden, während die später eingezogenen Tierärzte 
mehr im Besatzungs- und Etappengebiete tätig sein dürften. 

M. 

Verfügung, betreffend Anrechnung des Jahres 1916 als Kriegsjahr. 

Allgemeine Vertagung Nr. I >1 fttr 1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Dominen und Forsten. 

Joara.~Nr.IB Ia 697. IA IV 700. U 1291. UI 1838. 

An sämtliche Behörden. Berlin > den ”• März 19I6 ‘ 

Abschrift des Allerhöchsten Erlasses an den Herrn Reichs¬ 
kanzler vom 24. Januar 1916 über die Anrechnung des Jahres 1916 
als Kriegsjahr übersende ich unter Bezugnahme auf die allgemeine 
Verfügung Nr. 1105/1915 vom 29. Oktober 1915 — Nr. IB Ia 3885, 
IA IV 3371, II 6183, in 7946 — zur gefälligen Kenntnisnahme 
und Beachtung. 

I. V.: Freiherr von Falken hausen. 

Abschrift 

Auf Ihren Bericht vom 14. Januar 1916 bestimme ich: Meine 
Order vom 7. September 1915 über die Anrechnung von Kriegs¬ 
jahren aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges gilt auch für das 
Kalenderjahr 1916. Denjenigen Kriegsteilnehmern, denen für 1914 
oder 1915 oder für beide Jahre bereits Kriegsjahre anzurechnen 
sind, ist ein weiteres Kriegsjahr anzurechnen, wenn sie die Be¬ 
dingungen auch für das Kalenderjahr 1916 erfüllt haben. 

Großes Hauptquartier, den 24. Januar 1916. 

(L. S.) gez.: Wilhelm. 

ggez.: von Bethmann Hollweg. 

Krlegsfürsorgeeinrichtangffir die preußischenTierärzte. 

An die preußischen Tierärzte I 

Die Angehörigen eines großen Teiles unserer Kollegen sind 
dadurch, daß ihre Ernährer durch den Krieg aus der Praxis ge¬ 
rissen wurden, in eine wirtschaftliche Notlage geraten, die nach 
dem Kriege jedenfalls noch drückender werden wird. Die Zahl 
der unterstützungsbedürftigen Tierärzte-Witwen und -Waisen wird 
sich jedenfalls erheblich steigern. 

Die große Zeit, die wir durchleben, stellt auch unseren Stand 
vor große Aufgaben. Die heimischen Tierärzte haben sich 


den dringenden Bedürfnissen entsprechend, abgesehen von ihrer 
freiwilligen Betätigung in der aPgemeinen Kriegswohlfahrtspflege, 
ganz besonders für die wirtschaftliche Erhaltung der Familien 
von Kollegen, die ins Feld zogen, eingesetzt, indem sie die . 

Kriegsftirsorgeeinrichtung für die preußischen 
Tierärzte 

organisierten, deren Wirkung allgemein als sehr segensreich an¬ 
erkannt wird. 

Wenn auch ein Teil der im Felde stehenden Kollegen 
von seinen Einkünften nichts für unsere Kriegsfürsorgeeinrichtung 
erübrigen kann, so gibt es doch viele besser gestellte 
Veterinäre, die nicht für eine große Familie zu sorgen haben 
oder ohne Familienanhang sind. An sie richtet sich vornehmlich 
der vorstehende Aufruf, und die dringende Bitte, uns .in unserer 
im Interesse der Tierärztefamilien gern übernommenen Sorge durch 
Leistung von Beiträgen zu unterstützen. 

Die Herren V e t e rin ä r o f f i z i e r e des Korps 
Werder in Flandern haben sich in dieser Beziehung in rühm¬ 
licher und vorbildlicher Weise betätigt, indem sie die ganzen 
Fleischbeschaugebtihren, die sie bei der obligatorischen Fleisch¬ 
beschau dortselbst vereinnahmen, unserer Kriegsfürsorgeeinrich¬ 
tung überwiesen. 

Kollegen, folgt dem nachahmenswerten Beispiel durch baldige 
Einsendung von Beiträgen an den mitunterzeichneten Kassenführer! 

Dr. Esser, Göttingen, Vorsitzender. 

Heyne, Posen, stellvertr. Vorsitzender. 

Friese, Schrift- und Kassenführer z. Zt., Stabsveterinär, 
Hannover, Misburgerdamm 15. 


Kriegsbeihilfe. 

VIII. Quittung. 

Türnau, Landestierarzt, Btickeburg.100 M. 

Dr. Grote, Schlachthofdirektor, Kassel . . .... 50 „ 

Summa 150 M. 

Dazu aus der I.—VII. Quittung. . 2730 „ 

Insgesamt 2880 M. 

Weitere Gaben nimmt mit Dank entgegen. 

Wiesbaden, den 6. April 1916. Peters. 


— König). Säohs. Tierärztliche Hochschule Dresden. Sommer- 
Semester 1916 . Semesterbeginn: 1 . Mai. Immatrikulation 
bis mit 20. Mai. 

Ellenberger: Physiologie. Histologie, Histolog. Kolloqu.» 
Histolog. Übungen, Einl. i. d. Studium d. Tierheilkunde; M ü 11 e r : 
Pharmakologie und Arzneiverordnungslehre, allgem. Therapie, Klinik 
für kleine Haustiere; Baum: Sy stemat. Anatomie, Zoologie (Wirbel¬ 
tiere), anatom.-osteolog. Übungen; Röder: Allgem. Chirurgie, 
Operations- und In Strumen tenlehre (Akiurgie), Physik, Diagnostik, 
Augenspiegelkursus, Chirurg. Klinik f. große Haustiere; Kunz- 
Krause: Anorgan. Experimentalchemie, angew. Chemie, ehern. 
Praktikum, Pharmakogn.-kolonialwissenschaftl. Demonstrationen; 
Schmidt: Spez. Pathologie und Therapie, Physik. Diagnostik, 
Bienenkunde, Mediz. Klinik f. große Haustiere; L u n g w i t z : Huf- 
u id Hufbeschlagskunde, Prakt. Übungen im Hufbeschlag, Beurteilung 
des Beschlages an lebenden Pferden; K 1 i m m e r: Allg. Seuchen- 
lehre, Bakteriologie, bakteriol. Übungen ; J o e 81: Allgem. Patho - 
logie und allgem. patholog. Anatomie, spezielle patholog. Anatomie, 
klm. Sektionen, propäd. Sektionen, patholog.-anatom. Demonstra¬ 
tionen ; Richter: Allgem. Tierzucht, Geburtshilfe, geburtshilfl. 
Übungen, geburtshilfl. Klinik; Edelmann: Fleischhygiene; 
Biedermann: Physik; Naumann: Botanik, Exkursionen; 
Scheunert: Physiologie, physiolog. Chemie, klin.-chem. Übungen: 
Brandes: Zoologie, (wirbellose Tiere); Weber: Ambulatorische 
Klinik, Übungen im Anfertigen von Berichten und Gutachten, Kursus 
in der Praxis der Veterinärpolizei; Seeliger: Pharmazeut. 
Übungen; D i 11 r i c h: Vctcrinärtechn. Zeichnen; Bruck: Kunst¬ 
geschichte ; W a 1 z e 1: Literaturgeschichte: S t e g 1 i c h : Land¬ 
wirtschaft!. Demonstrationen und Exkursionen; K e 11 i n g: Erste 
Hilfe bei UnglUcksfällen; Wandolleck: Fischkunde; Illing: 
Marktpoliz. Kontrolle der animal. Nahrungsmittel; Müller: De¬ 
monstrationen im Versuchsstall; v. P f 1 u g k: Augenspiegelkursus; 
Burow: Klinik der Rindertuberkulose; Grimmer: Milchwirt- 
schaftl. Exkursionen; Trautmann: Lehre über die innersekre¬ 
torischen Organe. 






180 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No 15. 


Ein neue« Prüfungsgerat für leichte Motorbetrlebsstoffe. 

Auch für den Tierarzt in Stadt und Land ist der Kraft¬ 
wagen und das Motor-Zweirad ein vollkommen unentbehrliches 
Verkehrsmittel geworden. Tierärzte und Ärzte sind noch die 
einzigen Kraftfahrer, die jetzt im Kriege — wenigstens teilweise — 
ihre Wagen benützen dürfen. Mit der Beschlagnahme der Benzine 
ist eine Flut, von Ersatzstoffen aufgetaucht, die alle mit Phantasie¬ 
namen und unglaublich märchenhaften Leistungsmöglichkeiten an¬ 
gepriesen werden. Aber auch in Friedenszeiten ist es für den 
Kraftfahrer sehr schwer, unter allen den Benzinen, Benzolen, 
Motorspiritus und Mischungen durchzufinden. Bisher beschränkte 
man sich darauf, die Motorbetriebsstoffe, so z. B. die verschiedenen 
Benzine, nach dem spezifischen Gewichte einzukaufen. Das spezi¬ 
fische Gewicht aber kann beliebig durch entsprechende Mischungen 
eingestellt werden und besagt, ohne daß man eine weitere 
chemisch-physikalische Prüfung anschließt, gar nichts. 

Dr. Karl Dieterich -Helfenberg, der Direktor der chemi¬ 
schen Fabrik Helfenberg, A.-G. und zugleich Privatdozent für 
Pharmakochemie an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule in Dresden, 
hat als erfahrener Autopraktiker und Chemiker hier Wandel 
geschaffen und in seiner kürzlich in der B. T. W. eingehend ge¬ 
würdigten Schrift: „Die Analyse und Wertbestimmung der leichten 
Motorbetriebsstoffe“, Verlag des Mitteleuropäischen Motorwagen¬ 
vereins, Berlin, 1915, neue und präzise Wege gewiesen, wie man 
die Motorbetriebsstoffe chemisch-physikalisch prüfen und auf ihre 
motorische Verwertbarkeit untersuchen kann. Dieterich hat es 
hierbei nicht bewenden lassen, sondern ist noch einen Schritt 
weiter gegangen. Er hat einen Prüfungs-Apparat erfunden, der 
auch den Nichtchemiker in die Lage versetzt, seine Benzine, 
Benzole usw. auf Herz und Nieren zu prüfen. 

Bei dem großen Interesse, das dieses neue Prüfungsgerät 
beanspruchen darf — die zahlreichen Veröffentlichungen sind am 
Schlüsse zusammengestellt —, und in Rücksicht darauf, daß die 
Militärbehörden draußen an der Front in erheblicher Zahl das 
neue Prüfungsgerät eiDgeführt haben, dürfte es für die kraft- 
fahrenden Tierärzte von besonderer Wichtigkeit sein, eine kurze 
Beschreibung des „Moto 1“-Gerätes zu bringen. 

Das Prüfungsgerät besteht aus neun Teilen, die in einem 
starken, mit Stoff ausgeschlagenen Kästchen von 25 mal 16,5 mal 
6 cm bruchsicher ut>tergebracht sind, so daß der Mitführung im 
Auto auch bei größten Reisen keinerlei Schwierigkeiten im Wege 
stehen. Das Kästchen enthält einen Senkkörper (Aräometer) mit 
Glas zur Feststellung des spezifischen Gewichtes, Filtrierpapier 
zur Geruchs- und Flüehtigkeitsprüfung, ein Schälchen zur Be¬ 
stimmung der Verdunstungsgeschwindigkeit des Betriebsstoffes, 
ferner Reagenzpapier (rotes und blaues Lackmuspapier) zur 
Prüfung auf neutrale Reaktion der Betriebsstoffe, Drakorubinpapier 
zur Ausführung der Farbstoffproben, zwei leere Glasstöpselflaschen, 
ein Drahthäkchen, sowie einen weißen und einen schwarzen Be¬ 
obachtungskarton, ein Flakon Normalbenzin und ein Flakon Normal¬ 
benzol. 

Ehe man daran geht, die Prüfung eines Brennstoffes einzuleiten, 
muß man sich vor allem vergegenwärtigen, daß peinliche 
Sauberkeit und Genauigkeit beim Arbeiten mit 
chemischen Stoffen unerläßliche Vorbedingungen sind, wenn man 
zuverlässige Ergebnisse erhalten will. Besonders achte man darauf, 
daß alle Benzin-, Benzol- und Spiritusbehälter trocken und 
frei von Wasser sind, bevor man Betriebsstoffe einfüllt. 
Die Gläser des Prüfungsgerätes trockne man stets gut aus und 
gebrauche sie nur t r o c k e n und rein zu weiteren Prüfungen. 
Auch sorge man peinlich dafür, daß man die Reagenspapiere nur 
mit trockenen, nicht mit säurebefleckten Händen berühre. Selbst¬ 
verständlich können die Reagenspapiere stets nur einmal benutzt 
werden. Der Nicht Chemiker, der aber heute sehr oft Amateur¬ 
photograph ist, weiß recht wohl, daß er z. B. niemals mit unge¬ 
reinigten Fingern vom Fixierbad in den Entwickler herübergreifen 
darf, bei dem schon die kleinste Verunreinigung mit Fixiernatron¬ 
spuren genügt, um ihn unbrauchbar zu machen. Ebenso weiß er, 
wie peinlich sauber alle Schalen gehalten werden müssen. Ganz 
die gleichen Grundsätze gelten auch für die Benutzung des Motol- 
gerätes, wenn man sich vor Enttäuschungen bewahren will. 

Der Prüfungsgang ist ein so einfacher, daß jeder Laie sofort 
imstande ist, ihn durchzuführen und sich ein brauchbares Urteil 
über seinen Brennstoff zu bilden. 

Es werden das spezifische Gewicht, Geruch und Flüchtigkeit, 
Verdunstungsgeschwindigkeit (eine neue D i e t e r i c h sehe 
Methode), die neutrale Reaktion, die An- oder Abwesenheit von 
aromatischen Kohlenwasserstoffen (die neue, wichtige Dieterich 
sehe Dracorubinprobe!) Wassergehalt und Freisein von mechan-sehen 
Verunreinigungen und färbenden Bestandteilen festgestellt. 

Man kann also mit dem Motolgerät als Laie und Fachmann 
prüfen: 

1. Art des Betriebsstoffes (ob Benzin, Benzol oder Spiritus 
oder Mischung dieser Stoffe); 


2. Spezifisches Gewicht (ob Leicht-, Mittel-, Sehwer-Benzin, 
Benzol oder Spiritus); 

3. Güte und Reinheit des Betriebsstoffes (ob benzolhaltiges 
Benzin, ob Sehwer-Benzin oder Benzol, Spiritus oder Benzol- 
Spiritus, Verunreinigungen, Mischungen verschiedener Stoffe 
usw.); 

4. Brauchbarkeit für die Praxis (Geruchsprobe, Verdunstungs¬ 
geschwindigkeit, Neutralität, Wassergehalt usw.); 

5. Gleichmäßigkeit der Lieferung bei Abschluß und Preis¬ 
würdigkeit. 

Über das Motolgerät liegen zahlreiche amtliche Prüfungszeugnisse 
vor, so vom Kgl. Materialprtifungsamt in Berlin-Lichterfelde, von 
der Kgl. sächs. mechan.-techn. Versuchsanstalt in Dresden, vom 
Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen u. a. m. 

Von neuester Literatur über das neue Prüfungsgerät Motol ist 
zu nennen die Automobilrundschau, 1916, Heft 3 und 4, die Illustr. 
Landwirtschaftl. Ztg., 1916, Nr. 16, die Automobil-Flugwelt, 1915, 
Nr. 51, die Zeitschrift „Auto“, 1916, Heft 7, die Allgemeine Auto¬ 
mobil-Zeitung, 1916, Nr. 9, die Zeitschrift „Motor“, 1916, Februar¬ 
heft u. a. m. 

Das Motolgerät wird von der Chemischen Fabrik Helfenberg, 
A.-G. in Helfenberg i. Sa. in den Handel gebracht und kann für 
die Mitglieder der Kraftfahrervereinigung deutscher Ärzte von 
deren Geschäftsstelle in Dresden-Cotta, Lübecker Str. 91 zu einem 
Vorzugspreis bezogen werden. Ingenieur 0 s t w a 1 d empfiehlt 
das Motolgerät in seinem Aufsatze un „Auto“ mit außerordentlich 
warmen Worten. 

— Se. Majestät der König von Sachsen hat dem Direktor der 
Chemischen Fabrik Helfenberg A.-G., Privatdozenten Dr. Karl 
Dieterich, das Kriegsverdienstkreuz verliehen. 

— Kommerzienrat Hauptner, Berlin, wurde vom König 
von Schweden durch Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse 
des Wasa-Ordens ausgezeichnet. 


Personalien. 

Auszeichnungen: E$ wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: den Stabsveterinären Dr. 
Simader der L. 1. und Schenk der L. 2. — Das Ritterkreuz 1. Kl 
mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Stabsveterinär 
Walther Wolf im Karab.-Regt. — Das Ritterkreuz 2. KL mit 
Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: den Veterinären Karl Klemm 
aus Sachsenfeld, Dr. Johannes Adam in Dannenwalde, Johannes 
Wchnert aus Dresden und Franz Peissrich im Feldart.-Regt. Nr. 12. — 
Das Ritterkreuz 1. KL mit Schwertern des Bad. Ordens vom 
Zähringer Löwen: dem Oberstabsveterinär Gustav Hubrich im 
Drag.-Regt Nr. 22. — Das Ritterkreuz 2. KL mit Schwertern des 
Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Veterinär Qreß. — D*| 
Württemberg. Wilhelmskreuz mit Schwertern: dem Professor Huaq 
Sohnle an der landwirtsch. Akademie in Hohenheim (Württ.), früljff 
Stabsveterinär im Pferdelazarett in Cannstatt, dem Oberamtstierarf |t 
Veterinärrat Ernst Theurer in Ludwigsburg (Württ.), ObersUljf* 
veterinär im Pferd^lazarett in Ludwigsburg. — Das Mecklenburg. 
Kriegsverdienstkreuz: dem Oberveterinär Christian Steffen in Kipl. 

Ernennungen: Stabsveterinär Dr Karl Vaerst aus Meiningen zum 
Vorsitzenden der Kaiserl. Provinzialzuchtkommission von Brabant; 
Kreistierarzt Dr. Richter in Dessau unter Verleihung des Titels 
Veterinärrat zum Landestierarzt und Mitglied der Herzoglichen 
Regierung, Abteil, des Innern. Dem SchlachthofJirektor Riech in 
Breslau ist der Charakter als Veterinärrat verliehen worden. 

Versetzt: Stadttierarzt Otto Gcßlerm Bietigheim, KaiserL Kreis¬ 
tierarzt in Radzymin bei Warschau, als solcher nach Kutno (Russ.- 
Polen). 

Verzogen: Tierarzt Otto Banne in Braunschweig als Vertreter 
am Schlachthof nach Halle (Saale). 

Promoviert: In Berlin: Dr. phil. Petrus du Toit aus 8omerset, 
West-Strand, Kapland, Südafrika. 

Todesfall: Tierarzt Rudolf Kühn in Düren. 


Vakanzen. 

Schlaohtfiofstelle: Metz. Schlachthoftierarzt alsbald. Anfangs¬ 
gehalt 3150 M., steigend bis 4650 M. Bewerb, baldmöglichst a. d. 
Bürgermeisteramt. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Scfcoetz in Berlin. — 

Druok von W. BtU enstein, Berlin. 





Dl« „Berliner Tlertntllcbe Woehenaefarlft" en ah eint 
wöchentlich in Verlege von Rleberd Sehoete In 
Berlin SW. 48. Wllhelmetr. 10. Dnreh Jede« deateob« 
Poet ent wird dieselbe tum Preise von M. &,— viertel* 
jährlich (euafohlleSlich Bestellgeld) geliefert (öater- 
relebiscbe Post-Zeitungs* Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.) Einzelnummern 60 Pf. 


Berliner 


Orlginalbelträge werden mit 50 Mk., Tn ^etitsetz mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Glage. Hamburg, Osterstr. St; 
Korrekturen, Rezensionsexemplare and Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Richard 8choetz, Berlin 8W.48, Wilhelmstr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haitoke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geb. Reg.-Rat Dr. Nevernann 

Bambus g. Referent L Reichs-Kol.-Amt ln Berlin. ln MQlbausen LE. in Cöln. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Yet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Schlegel 

Landestierarzt für Hamborg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor ln Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.l. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regiernngsrat Wehrte 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Qamams, D.S. W.-A Stadt-Tierarzt in Hamborg. Professor ln Manchen. MitgL d. Kala Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zlmmermano Regierungsrat ZOndel 

Professor ln Budapest Landestierarzt von Elsafl-Lothriogen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


xxxn. Jahrgang 1916. 16. Ausgegeben am 20. April. 


I nha 1 1 : Schmidt: Beiträge zur Diagnostik des Rotzes. — Schumann: Beitrag zur Sarkoptesräude des 
P f e r d e s. — Knese: D i e S a r k o p t e 8 r ä u d e der Pferde und ihre Behandlung. — Eieenblfttter: Beitrag 
zur Behandlung der Pferderäude. — Referate: Toeniessen: Über die neueren Methoden der spezifischen 
Tuberkulosebehandlung und ihre experimentelle Grundlage. — G e i li n ge r: Notiz zur Frage der Verwendbarkeit deB Pferde¬ 
fleischagars für die Bakteriendiagnostik. — Staats veterinär wesen : Nevermann: Gutachten des preuß. Landesveterinäramtes 
über die Verwertung des Blutes geschachteter Tiere. — Tierhaltung und Tierzucht : Hansen und Mez: Farnwurzel als Ersatz¬ 
futtermittel für Schweine. — Verschiedenes. — Tageegeschlebte: Ehrentafel der Veterinäre. — Neunundachtzigste Kriegs¬ 
woche. — Nachruf. — Geheimrat Boethers 60. Geburtstag. — Boorner: Der Winter 1915/16 in veterinärer Beziehung im 
Stellungskrieg des Ostens. — Vom Veterinärkorps.l—*Verschiedenes. — Personalien. — Vakanzen. 


Beiträge zur Diagnostik des Rotzes. 

Von Obermed.Rat Prof. Dr. J. Schmidt, Dresden. 

Beim Studium der neueren tierärztlichen Literatur, sowie 
gelegentlich der Unterredungen mit den Herren Kollegen, habe 
ich immer den Eindruck gehabt, daß hinsichtlich der Rotz- 
diagnoEtik seitens vieler Sachverständiger meist eine bestimmte 
diagnostische Hilfsmethode auf Kosten anderer Methoden be¬ 
vorzugt wird. Dieser einseitigen, durchaus ungerechtfertigten 
Auffassung entgegenzutreten und hierbei meine Erfahrungen 
zu schildern, die ich sowohl in meinem jetzigen Wirkungs¬ 
kreis als auch während meiner Tätigkeit im Felde gesammelt 
habe, soll der Zweck vorliegender Publikation sein. Zahlen¬ 
mäßige Belege hierbei zu erbringen muß ich aus leicht erklär¬ 
lichen Gründen mir leider versagen. 

Was zunächst die Malleinaugenprobe anlangt, so 
stehe ich auf dem Standpunkte, daß derselben schon mit Rück¬ 
sicht auf ihre verhältnismäßig leichte Anwendungsweise eine 
nicht zu unterschätzende Bedeutung zukommt. Am vorteil¬ 
haftesten ist es, das Mall, liquid, zu verwenden, da es keine 
gröberen Partikelchen enthält, während das Mall. sicc. durch¬ 
aus nicht so gut löslich ist, wie von mancher Seite behauptet 
wird, und darum bei geringerer Sorgfalt in ungleicher Kon¬ 
zentration in den Bindehautsack gelangen kann. Am besten 
ist .es, das letztgenannte Präparat zunächst mit einem ganz 
kleinen Quantum Aq. dest. oder abgekochten Wassers unter 
starkem Schütteln und etwas Erwärmen zu lösen und dann 
allmählich immer wieder kleine Mengen Wassers unter weite¬ 
rem Schütteln hinzuzufügen, bis endlich die vorgeschriebene 
Menge Flüssigkeit erreicht ist. Beim Prüfen der letzteren lasse 
man sich durch den vorhandenen üblen Geruch nicht stören. 
Er ist für das Mall. sicc. charakteristisch und durchaus nicht 
ein Zeichen von fauliger Zersetzung, wie es z. B. einige Kol¬ 
legen irrtümlich behaupteten, denen das Präparat in meinem 


Auftrag vom Etappen-Sanitäts-Depot geliefert worden war. 
Das Trockenmallein eignet sich wegen seines geringen Vo¬ 
lumens und Unzersetzlichkeit gut zur längeren Aufbewahrung. 

Mit Hilfe des Malleins gelingt es innicht 
seltenen Fällen, den Rotz festzustellen. So 
habe ich verschiedentlich lediglich durch seine Benützung die 
richtige Diagnose gestellt und durch die Sektion bestätigen 
können. Auch sind mir Fälle bekannt, in denen die Blut- 
untersuchungen völlig negativ verliefen, während die Augen¬ 
probe positive Reaktion erzielte und die Obduktion Rotz, so¬ 
wohl in chronischer als auch in akuter Form ergab. Diese 
Pferde wären also ohne die genannte Probe als ungefährlich 
weiter verwendet worden. Ein einziges Mai bin ich durch eine 
typische Reaktion irregeführt worden. Das betr. Pferd, das 
auch verdächtige klinische Symptome (eitrigen Nasenausfluß, 
zwei oberflächliche Erosionen an der Nasenscheidewand, ver¬ 
schieden^ che eiternde Wunden an den Schenkeln, geringen Er¬ 
nährungszustand) zeigte, erwies sich bei der Sektion als Re¬ 
konvaleszent der Brustseuche. Mögjlicherwejise war das 
Erscheinen des eitrigen Konjunktivalsekretes die Folge einer 
katarrhalischen Erkrankung des Tränenkanals, 

Die Beobachtung des Ausfalles der Augen¬ 
probe erfordert mehr Besuche als gemeinhin 
angenommenwird, denn die Erfahrung lehrt, daß die Re¬ 
aktion ziemlich schnell wieder verschwinden kann. Später wie 

5 Stunden nach der Instillation des Malleins sollte man nicht mit 
der Beobachtung beginnen und dann, wenn irgend möglich, alle 
Stunden selbst nachsehen oder durch einen Beauftragten nach¬ 
prüfen lassen. Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen ich 

6 bzw. 7 Stunden nach Vornahme der Probe reichliches typi¬ 
sches Augensekret gesehen habe, das bereits eine Stunde später 
verschwunden war. Das Auge erschien wieder völlig normal. 
Verpaßt man bei einem solchen Patienten die richtige Zeit, so 






18 2 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 16. 


entgeht einem die Reaktion und man gelangt zu einem falschen 
Resultat; denn die These, daß kurz dauernde Reaktion nega¬ 
tiven Ausfall bedeute, stimmt keineswegs. Wird die Probe 
am Morgen vorgenommen, und es ist bis zum Abend die Reak¬ 
tion noch nicht eingetreten, so kann die Beobachtung bis zum 
nächsten zeitigen Morgen ausgesetzt werden. Es handelt sich 
dann um ein Pferd, das entweder überhaupt nicht oder verspätet 
reagiert. Im letzteren Falle hält gewöhnlich die Sekretion einige 
Stunden an. Bei zweifelhaftem Ausfall ist der baldigen Wieder¬ 
holung der Probe große Bedeutung zuzusprechen. Erst kürzlich 
erzielte ich bei zwei verdächtigen Pferden eine negative und 
bei einem dritten Pferde eine schwach positive Reaktion. Die 
Wiederholung der Probe ergab bei allen drei Pferden eine ty¬ 
pische Reaktion, die durch die Sektion bestätigt wurde. 

Tritt auch an dem nicht behandelten Auge gleichzeitig 
Sekretion auf, so ist die Reaktion als höchst zweifelhaft zu 
bezeichnen; denn man muß dann damit rechnen, daß beide 
Augen, vielleicht infolge einer vorausgegangenen Erkrankung, 
gegen jeden Einfluß überempfindlich sind. 

Das Ausbleiben der Reaktion auf Mallein¬ 
einpinselung ist nicht in jedem Falle ein Be¬ 
weis fürNichtvorhandensein des Rotzes. Viel¬ 
fach habe ich mich davon überzeugen können, daß trotz nega¬ 
tiver Reaktion Rotz durch die Sektion festgestellt wurde. 

Auf das Verhalten der Temperatur bei der 
Konjunktivalprobe lege ich im Gegensatz zu 
Schnürer, der ihr eine große Bedeutung zuspricht, keinen 
Wert. Ich habe des öfteren bei positivem Ausfall der Probe 
nicht die geringste Temperatursteigerung konstatieren können 
und bin darum der Meinung, daß, wenn man die Höhe der in¬ 
neren Körperwärme mit zur Diagnose benutzen will, ziemlich 
viele Rotzfälle der Feststellung entgehen. 

Die Blut Untersuchungen verdienen ihr jetziges 
großes Ansehen mit vollstem Recht. Fallen sie positiv 
aus, so ist das Vorhandensein von Rotz mit 
Sicherheit anzunehmen. Mir selbst ist bis jetzt 
nur ein einziger Fall unterlaufen, in welchem ich unge¬ 
achtet des schwach positiven Ergebnisses der Blutproben bei 
der genau vorgenommenen Untersuchung keinen Rotz auffin¬ 
den konnte. In dem Bestände, zu dem dieses scheinbar rotz¬ 
freie Pferd gehörte, wurden aber nach einigen Wochen mehrere 
Rotzfälle ermittelt, ein Beweis dafür, daß das ersterwähnte 
Pferd zur Zeit der Blutuntersuchung sicherlich bereits infiziert 
oder sogar rotzig gewesen ist, nur war es mir nicht gelungen, 
makroskopische Veränderungen aufzufinden. 

Selbstverständlich können für die Beurteilung des Wertes 
der Blutuntersuchungen nur die genauesten Sektionen ma߬ 
gebend sein. Ist man bei der Vornahme derselben, wie es die 
Verhältnisse im praktischen Leben leider nicht zu selten mit 
sich bringen, gewissen Beschränkungen unterworfen, so muß 
man mit seinem abfälligen Urteil selbstverständlich sehr vor¬ 
sichtig sein. Sehr oft besteht der ganze Befund nur im Vor¬ 
handensein einiger kleinster Rotzknötchen in Lunge oder 
Leber, die leicht übersehen werden können, insbesondere dann, 
wenn die Aufmerksamkeit nur auf größere typische Verände¬ 
rungen gerichtet ist Die meist vertretene Ansicht, daß auch 
die regionäron Lymphknoten mitergriffen sein 
müssen, ist absolut unzutreffend. Habe ich doch bei den 
meisten. Rot zsekti.pnenkeinetypischenKnöt- 


c h e n darin angetroffen; höchstens waren dann ab und zu ent¬ 
zündliche Schwellungen zugegen, die bei den makroskopischen 
Untersuchungen keine bestimmte Deutung zuließen. 

Aus der hohen Bewertung deB positiven Ausfalles der 
Blutuntersuchungen darf man nun aber nicht schließen, 
daß der negative Ausfall ein sicherer Beweis 
für daß Fehlen der Rotzkrankheit ist. Mit dieser 
Ansicht würde man einen großen Fehler begehen. Kann schon 
die Agglutination bei chronischem, und wie ich vielfach ge¬ 
sehen habe, auch bei akutem Rotz versagen, so ist es auch zur 
Genüge erwiesen, daß selbst wiederholte kombi¬ 
nierte Blutuntersuchungen negativ ausfallen 
können, obwohlRotz sogar hochgradig vorhanden ist. 
Ich selbst habe derartige Fälle kennen gelernt. Die Erklärung 
für diese gewiß auffallende Tatsache findet sich darin, daß die 
für die Blutuntersuchungen nötigen Antikörper eben nicht zu 
jeder Zeit im Körper vorhanden sind, sondern zuweilen in bis¬ 
her unbekannter Weise gebunden oder ausgeschieden sein 
können. Daher sind auch nur periodische Unter¬ 
suchungen für die Veterinärpolizei von wirklichem 
Wert. 

Da wie gesagt bei Rotzpferden negativer Ausfall der 
Blutproben nicht zu selten ist, so ist jene behufs Kontrolle der 
Diagnose erlassene Verfügung im Westheer, allen zur Schlach¬ 
tung gelangenden Pferden Blutproben zu entnehmen und diese, 
falls bei der Fleischbeschau rotzige Veränderungen auf gefunden 
werden, behufs Untersuchung einzusenden, zwecklos. Bei posi¬ 
tivem Ausfall bestätigt die Untersuchung im Laboratorium 
lediglich die schon durch die Fleischbeschau gestellte Diagnose 
„Rotz“; bei negativem Ausfall kann dagegen von einer Korrek¬ 
tur der Diagnose selbstverständlich keine Rede sein. Der 
typische pathologische Befund muß höher bewertet werden als 
die ihm widersprechende nicht immer zuverlässige serologische 
Untersuchung. 

Die klinischen Untersuchungen auf Vor¬ 
handensein von Rotz dürfen keinesfalls ver¬ 
nachlässigt werden. Wiederholt sind typische Symp¬ 
tome (z. B. Hautrotz) zu beobachten gewesen, auf Grund deren 
die Diagnose Rotz ausgesprochen werden mußte, obschon die 
Blutuntersuchungen keinerlei Verdacht auf kommen ließen. Die 
Sektion bestätigte dann jedes Mal die Annahme, daß Rotz 
vorlag. 

Die früher üblichen Beschreibungen über die Beschaf¬ 
fenheit rotziger Kehlgangsdrüsen sind nicht 
zutreffend. Man kann bei der Sektion Malleus in den Drüsen 
ziemlich häufig antreffen, obwohl keine Veränderung oder 
höchstens geringfügige Schwellung (entweder diffus oder 
knotig) vorhanden ist. 

Hinsichtlich der Nasengeschwüre ist zu erwähnen, 
daß auch diese oftmals nicht typisch gestaltet erscheinen. Da 
bei Druse, Brustseuche, Morbus maculosus hin und wieder 
Nasengeschwüre Vorkommen können, so wird die Diagnostik 
ziemlich erschwert. Noch schwieriger wird die differentielle 
Diagnose, wenn es sich um eine diphtherisch-ulzerierende Rhini¬ 
tis oder um eine Rhinitis chronica proliferans handelt Bei der 
ersteren ist besonders auf die Beläge der Geschwüre zu achten, 
während bei der letzteren, wie ich schon früher (1) beschrieben 

*) Bericht über die Medizinische Klinik; Sächs. Höchschul- 
bericht 1908. 





20. April 1916. 

habe, knötchenförmige Wucherungen und Blutungen das 
Hauptkriterium bilden. 

Die kürzlich in der Literatur erwähnte Behauptung, daß 
Morbus maculosus Rotz verdecken kann, ist 
leicht verständlich, wenn man berücksichtigt, daß manche 
Kollegen diese Krankheit als ein- spezifisches, ätiologisch ein¬ 
heitliches Leiden auffassen. Diese Ansicht ist aber falsch. Der 
Morbus maculosus ist lediglich in seinen Symptomen eine 
Krankheit für sich, seinen Ursachen nach ist er ein Kollektiv¬ 
begriff. Er kann sich vielen anderen Krankheiten sekundär 
anschließen, wenn diese durch Erreger entstehen, die sowohl 
die physikalische Beschaffenheit des Blutes als auch die Gefä߬ 
wände zu alterieren imstande sind. Darum darf man, wenn bei 
einem Patienten mit Blutfleckenkrankheit rotzverdächtige Er¬ 
scheinungen auftreten, diese keinesfalls vernachlässigen, 
sondern muß die Diagnose in geeigneter Weise zu sichern ver¬ 
suchen. 

Wenn Schnürer behauptet, daß beim latenten Rotz 
klinische Anhaltspunkte fehlen, so hat er in der Hauptsache 
Recht, man könnte höchstens hiergegen einwenden, daß zwei 
Symptome mitunter einen gewissen Anhalt zur Äußerung eines 
Verdachtes geben, es sind dies 1. plötzlich auf tretende, ohne 
äußere Einwirkung entstandene Gelenkschwellungen, 
die ihren Sitz unvermutet wechseln können (ähnlich wie beim 
Rheumatismus) und 2. fieberhafte Temperatur 
während der Stallruhe, obwohl bei dem betreffenden 
Pferd sonstige Krankheitssymptome absolut fehlen. Auch 
Pfeiler (2) weist auf das Verhalten der Körpertemperatur 
als Rotzdiagnostikum hin. Wenn er aber behauptet: 

„Nach neueren Erfahrungen rate ich, rotzverdächtige Pferde 
scharf zu longieren. Die Pferde zeigen dabei, auch wenn sie sonst 
im Stande der Ruhe wochenlang ohne Fieber waren, in den meisten 
Fällen sehr hohe Temperaturen. Man longiere an mehreren Tagen 
hintereinander, wenn möglich zweimal am Tage, und messe un¬ 
mittelbar nach der Bewegung. Selbstverständlich kann auch bei 
anderen krankhaften Zuständen durch die Bewegung eine Steige¬ 
rung der Temperatur bewirkt werden. Der Rotzansteckungsver¬ 
dacht, gewisse klinische Erscheinungen usw., das Ausbleiben 
hoher Temperaturen bei Stallruhe werden in solchen 
Fällen für die Beurteilung der bei der Beobachtung erzielten Ergeb¬ 
nisse ausschlaggebend sein müssen“ — 

so muß ich diesen Angaben mit Bestimmtheit entgegentreten. 
Das Steigen der Körpertemperatur nach der 
Bewegung ist auch völlig gesunden Pferden 
eigentümlich. Daß starke Muskelarbeit eine Wärme¬ 
steigerung bedingt ist eine längst erwiesene physiologische Tat¬ 
sache. In neuerer Zeit hat auch J. Richter*) durch ent¬ 
sprechende Versuche den Nachweis hierfür erbracht, und ich 
selbst habe in einem Vortrag 4 ) die durch Körperbewegung 
entstehende Temperatursteigerung zum Ausgangspunkt der 
Untersuchungen auf Dämpfigkeit gemacht. Daß diese Stei¬ 
gerung sehr verschieden und oft ziemlich hoch sein kann, be¬ 
stätigte sich bei meinen klinischen Beobachtungen. 

Ziehe ich als Beweis hierfür das Verhalten von 130 rotz- 
freien*) gerichtlichen Untersuchungsobjekten meiner Klinik 

*) Berliner Tierärztliche Wochenschrift, 1915, Nr. 49. 

*) J. Richter, Über den Einfluß der Körperbewegung auf die 
Temperatur bei Pferden. Inaug.-Diss. 1905. 

4 ) J. S c h m i d t, Beitrag zur Diagnostik der Gewährmängel beim 
Pferd. Vortrag, gehalten auf der 79. Naturforscher-Versamqiliing. 
Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1907, Nr. 46. 

*) In der damaligen Zeit war ganz Sachsen frei von Rotz. 


183 


aus den letzten Jahren vor der Mobilmachung heran, so ergibt 
sich folgendes: Nach 30 Minuten Trabbewegung (entweder an 
der Longe oder im Wagen) zeigte von den Pferden: 
1=38,5, 3=38,6, 2=38,7, 3=38,8, 10=38,9, 10=39,0, 6=39,1, 
15=39,2, 17=39,3, 9=39,4, 8=39,5, 10=39,6, 6=39,7, 5=39,8, 
3=39,9, 2=40,0, 3=40,1, 3=40,2, 3=40,3, 4=40,4, 1=40,5, 
1=40,6, 1=40,7, 3=40,8, 1=40,9. 

Sieht man die Temperaturen von 38,5-38,9 als erhöht phy¬ 
siologisch, diejenigen von 39,0 bis mit 39,9 als fieberhaft und 
jene von 40,0 und darüber als hochfieberhaft an, so ergibt sich 
daß von den 130 Pferden 19 eine erhöht physiologische, 89 
eine fieberhafte und 22 eine hochfieberhafte 
Temperatur als Folge der halbstündigen Be¬ 
wegung zeigten. Dabei erwiesen sich von den erstgenannten 
19 Pferden sämtliche frei von akuten Krankheiten, 2 waren mit 
Dämpfigkeit, 1 mit Kehlkopfpfeifen behaftet. Bei den 89 Pfer¬ 
den der mittleren Rubrik litten 3 an akutem Katarrh der oberen 
Luftwege, 8 waren dämpfig infolge chronischen Lungen¬ 
emphysems, 3 waren mit Kehlkopfpfeifen behaftet. Von den 
letzterwähnten 2 Pferden waren 2 dämpfig und 1 litt an 
Residuen der Angina. 

Die hier kurz angeführten Wahrnehmungen lassen zur 
Genüge erkennen, daß aus dem fieberhaften Anstieg der Körper¬ 
temperatur nach der Bewegung kein sicherer Schluß weder 
auf eine rotzige, noch auf eine anderweitige Erkrankung ge¬ 
zogen werden kann. 

Damit bin ich am Schlüsse meiner vorläufigen Mitteilung 
angelangt, die dartuen soll, daß wir in der Diagnostik des 
Rotzes noch keinesfalls am Ende angelangt sind, sondern 
leider immer noch am Anfang unserer Forschungen stehen, und 
daß nur durch gewissenhafte Bewertung sämtlicher drei Metho¬ 
den (Malleinaugenprobe, Blutuntersuchung, klinische Unter¬ 
suchung) im Zweifelsfall Klarheit geschaffen werden kann. 


Beitrag~zur Sarkoptesräude des Pferdes. 

Von Dr. Paul Schumann, Breslau, z. Zt. Veterinär im Felde 
Die Räude der Pferde steht augenblicklich hier im Osten 
im Vordergrund des Interesses. Zu Beginn des Winters nahm 
sie eine Ausbreitung, wie man sie bisher noch nicht gekannt 
hatte. Die höheren Veterinärstellen der Armeeabteilung und 
der Etappe organisierten bald die Bekämpfung innerhalb der 
Regimenter und der Kolonnen auf Grund der bisherigen Be¬ 
obachtungen und Erfahrungen. Eine große Rolle spielte hier¬ 
bei die Frage, ob bei mäßiger Ausdehnung der Räude das Pferd 
ganz geschoren werden muß, oder ob — mit Rücksicht auf 
die Kriegsbrauchbarkeit des Pferdes während der kalten Winter¬ 
monate — eine Schur nur für bestimmte Körperstellen (Kopf, 
Hals, Schlüter) in Betracht kommt. Damit eng verknüpft ist 
die Frage, ob die Milben regelmäßig nach Prädilektionsstellen 
wandern, oder ob sie sich direkt am Orte der Infektion ansiedeln. 

Der Umstand, daß in der Literatur, soweit sie hier im 
Felde zur Verfügung stand, keine genauen Angaben darüber 
sich finden, daß ferner die Ansichten der Tierärzte in diesem 
Punkte verschieden sind, veranlaßte mich, durch zwei Infek¬ 
tionsversuche Klarheit darüber zu erlangen. 

Hierzu benutzte ich zwei Pferde, die bereits 3 Wochen 
wegen Rotzansteckungsverdacht in Quarantäne gehalten 
w urden. Beide sind glatt im Haar, haben dickes Winterhaar; 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



184 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 16. 


weder Knötchen noch Borken noch kahle Stellen sind auf der 
llaut vorhanden. .Juckreiz besteht nirgends. 

Beide Id'erdc sind — jetzt abgesondert — in einem 
Quarantänestall untergebracht, in dein nie räudekranke Pferde 
vorher gestanden hatten. Diejenigen Pferde, welche zuletzt 
dort untergebracht waren, sind auch heute noch (nach 7 
Wochen) räudefrei. Es muß daher als sicher gelten, daß der 
Stall frei von Räudemilben bezw. -eiern gewesen ist. 

Die künstliche Infektion wurde am 5. Februar vorgenom- 
nirii in der Weise, daß ein an Sarkoptesräude hochgradig er- 
kianktes Pferd mit Striegel und Kardätsche am Hals geputzt 
wurde; die so infizierten Putzgeräte ließ ich dann auf bestimmte 
lokale stellen der Vcrsuehspb nie (‘inwirken. Das Putzen dieser 
Pferde unterblieb von diesem Tage an. Durch Kreidestriche 
an der Wand konnte festgestellt werden, ob das Tier Juckreiz 
zeigte. Am 4. März wurden alsdann die beiden Pferde ge¬ 
schoren und sauber gewaschen, um räudekranke Stellen auf der 
Haut leichter ermitteln zu können. Folgende Zusammenstel¬ 
lung ergibt ein Bild über den Ausfall des Versuches. 

Hieraus dürften sich einige Schlüsse ableiten lassen: 

1. Das Inkubationsstadium dauerte in den Versuchen 17 
und 24 Tage; es ist kürzer bei langem Winterhaar, länger bei 
geschorener Haut. 

2. Die künstliche Infektion hatte besseren Erfolg bei Ver¬ 
wendung der Kardätsche als bei ausschließlicher Anwendung 
der Striegel. 

3. Unter dem langen Winterhaar finden die Milben bessere 
Lebensbedingungen als auf geschorener Haut. Die geschorenen 
Stellen bei Pferd II erkrankten, — wenn überhaupt die Infektion 
gelang — 7 Tage später als die ungeschorenen Stellen. Die 
Veränderungen waren nach der gleichen Zeit auch kaum halb 
so stark als auf ungeschorener Haut. 

4. Die Milben siedeln sich am Ort der Infektion an und 
v erbreiten sich von dort aus fortschreitend in der Umgebung. 

5. Prädilektionsstellen in dem Sinne, daß die Milben vom 
Ort der Infektion nach solchen wandern und sich erst hier 
eingraben, gibt es nicht. 

Aus der Erfahrungstatsache, daß man bei einer großen 


Zahl von räudekranken Pferden im Anfangsstadium nur Kopf, 
Hals und Schulter erkrankt findet, wollen manche schließen, 
daß die Milben sieh ausschließlich dort ansiedeln mit Über¬ 
springen der eigentlichen Infektionsstellen, und daß erst später 
die hinteren Teile des Pferdes ergriffen werden. Hieraus die 
Folgerung ableiten zu wollen, daß sich bei geringer Ausbrei¬ 
tung der Räude die Schur nur auf den Vorderteil zu beschrän¬ 
ken braucht, um damit die Brauchbarkeit des Pferdes während 
der kalten Jahreszeit zu erhalten, dürfte demnach falsch sein. 

Allerdings erkrankten im A T ersuch I auch Hals und 
Schulter, ohne daß sie künstlich infiziert worden waren. Es ließ 
sieh aber nach weisen, daß hier (‘ine Nachinfektion vorlag; denn 
das Tier stand mit der rechten Seite an der Wand und konnte 
sich dort reiben. Durch daselbst angebrachte Kreidestriche 
vermochte man genau festzustellen, wo und wann Juckreiz 
bestanden hatte. Für eine Nachinfektion in diesem Falle 
sprjeht die geringe Ausbreitung und das um 10 Tage spätere 
Auftreten der Knötchen am Halse. 

Auch die Innenflächen der Hinterschenkel sind keine Prädi¬ 
lektionsstellen im obigen Sinne, wie vielfach angenommen 
wird; denn die Knötchen waren an der Außen- und Hinter¬ 
fläche der Hinterschenkel ebenso zahlreich wie an der Innen¬ 
fläche. Der Krankheitsprozeß muß also auch hier per eon- 
tinuitatem weitergeschritten sein. Allerdings scheint sich die 
Räude auf der Innenfläche der Hintersehenkel, w r enn sie erst 
einmal infiziert sind, schneller dort auszubreiten, auch fallen 
die Veränderungen leichter ins Auge, weil einmal die Haut an 
diesen Stellen sehr fein ist und andererseits das Sträuben der 
Haare eher sichtbar wird als an den dicht behaarten Stellen 
der Haut. 

Als Nutzanwendung ergibt sich demnach aus diesen Ver¬ 
suchen, daß die Forderung, räudekranke Pferde ganz zu 
scheren, wohl berechtigt ist; denn wir sind nicht in der Lage, 
die Ausbreitung der Räude während des Inkubationsstadiums 
genau zu bestimmen. Da die natürliche Infektionsquelle meist 
lange Zeit vor der Feststellung der Räude bestanden hat, kann 
sich das Pferd nachtr ä g 1 i c h an den verschiedensten 
Körperstellen infiziert haben. 



Infektionsstellen 

Infektionsmodus 
am 5. Februar 1916 

Auftreten 
der ersten Haut¬ 
veränderungen 

Auftreten 

des 

Juckreizes 

Veränderungen an 
anderen Stellen 
der Haut 

Pferd I. 

a) rechte Kruppe 

b) linke Flanke 

mittels Kardätsche 

mittels Striegel 

22. Februar kleine 
Knötchen 

24. Februar kleine 
Knötchen 

25. Febr. 

2. März vereinzelte 
kleine Knötchen 
an rechter 
Schulter und 
rechter Halsseite 

Pferd II 

a) geschorene Felder 
der linken Kruppe, 
deslinkenWiderriste8, 
der linken Halsseite, 
der linken Ganasche 

mittels Kardätsche 

29. Febr. ganz ver¬ 
einzelte kleine 
Knötchen auf 
linker Halsseite 

> 1. März 



b) rechte Kruppe 
(ungeschoren) 

mittels Striegel 

29. Febr. ganz ver¬ 
einzelte kleine 
Knötchen auf 
rechter Kruppe 




Befund nach der Schur 
am 4. März . 


reiche dicht aneinander¬ 
sitzende Knötchen mit 
starken Borken, ebenso 
auf äußerer, hinterer und 
innerer Fläche des rechten 
Hinterschenkels. 

r ereinzelte Knötchen mit 
Borken auf linker Flanke. 

Vereinzelte kleine Knötchen 
an rechter Schulter und 
rechter Halsseite; die ganze 
übrige Haut ohne Ver¬ 
änderungen. 


Vereinzelte kleine Knöt¬ 
chen auf linker Halsseite 
und rechter Kruppe; die 
ganze übrige Haut ohne 
Veränderungen. 















20. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


185 


Die Sarkoptesräude der Pferde und ihre Behandlung. 

Von Kreistierarzt Knete, z. Zt. Stabsveterinär im Osten. 

In diesem Winter ist die Sarkoptesräude der Pferde durch 
ihre große und schnelle Ausbreitung unter den Truppenpferden 
zu der wichtigsten Pferdeseuche geworden. Als Veterinär 
eines Pferdelazarettes im Osten hatte ich Gelegenheit, die 
Krankheit in allen Phasen zu beobachten und zu behandeln. 

Man kann 3 Erkrankungsgrade unterscheiden: 

1. Pferde, bei denen sich am Kopfe unter der Halfter und 
am Halse haarlose Scheuerstellen mit einzelnen Räudeknötchen, 
Milbennestern, gebildet haben, bei denen namentlich bei vor¬ 
ausgegangener guter Haarpflege die übrige Haut rein ist. 

2. Solche, bei denen sich diese Erscheinungen über den 
ganzen Körper, insbesondere auf der Innenfläche der Hinter¬ 
beine, inselartig ausgebreitet haben und sich bei schlechter 
Hautpflege und den langbehaarten Kaltblütern unter der mehr 
oder weniger dicken Schuppenlage verbergen. 

3. Die hochgradige Form, bei der ganze Körperteile von 
Haaren entblößt sind, insbesondere beide Halsseiten, einzelne 
Kopfptartien, Flanken, Schamgegend und Innenfläche der 
Hinterschenkel. Die Haut ist hier unter starker Faltenbildung 
um das Doppelte verdickt und mit Borken und starken Epithel¬ 
krusten belegt. 

Schwer erkrankte Tiere sehen so aus, daß man mit Recht 
von einem Condorhals sprechen kann. An den behaarten 
Rücken- und Unterbauchflächen lassen sich dann unter den 
Haaren starke Krustenbildungen feststellen. 

In diesem letzten Stadium der Krankheit sind die Tiere 
oft stark abgemagert und können an Entkräftung zu Grunde 
gehen. 

Zur Verhütung von Verlusten ist es daher sehr wichtig, 
daß die Krankheit möglichst rechtzeitig erkannt und in Be¬ 
handlung genommen wird. 

Schon in Friedenszeiten habe ich mich in meiner Eigen¬ 
schaft als Kreistierarzt mit der Behandlung von Räude be¬ 
schäftigt. Von der Wirtschaftsgenossenschaft Deutscher Tier¬ 
ärzte ist seit Jahren ein Räudeliniment nach Kreistierarzt 
K n e s e in den Handel gebracht, dessen nachstehende Zu¬ 
sammensetzung von meinem Vater auf mich überkommen, und 
das von mir als ausgezeichnet wirksam nachgeprobt war. 
Oleum Therebint. j ^ ^ 

Oleum Lini I 

Flores sulfur. auf 50 Liter 3 kg 

Tartar, depurat. auf 50 Liter 1 */a kg. 

Die Behandlung selbst habe ich gegenüber der der Wirt¬ 
schaftsgenossenschaft angegebenen Gebrauchsanweisung an 
der Hand meiner Kriegserfahrungen etwas modifiziert. 

Sie besteht in einer Vorbereitung und dem Applizieren 
obigen Räudelinimentes. 

Die Vorbereitung beruht darauf, daß die Pferde zunächst 
mit der Hauptnersehen Schermaschine geschoren und 
dann die Schuppen, Borken gelöst und beseitigt werden. 
Hierzu eignet sich ganz vorzüglich ein mildes 2 proz. Kresol- 
seifenliniment, welches am ersten Tage mit einer harten Bürste 
solange eingebürstet wird, daß die Hautdecke rein erscheint. 

Am 2. Tage wird dann das oben erw r ähnte Räudeljniment 
ebenfalls mit harter Bürste dick und fest aufgetragen. 

Bei der fettigen Beschaffenkeit des Mittels haftet es 
längere Zeit auf der Haut und ist seine Einwirkung von län¬ 
gerer Dauer. 


Um eine möglichst intensive Wirkung auf die Haut zu 
erzielen, lasse ich sie an den nächsten 5—8 Tagen mit einem 
Strohwisch oder Holzwolle nachmassieren. Nicht zu empfehlen 
ist, hierzu wiederum die Bürste zu verwenden, w'eil dann die 
Tiere zu wund und zu empfindlich w r erden. 

Will man die Pferde möglichst schnell wieder rein und 
ansehnlich haben, so empfiehlt es sich, die Tiere zur Entfernung 
der kleberigen Medizin und der Borken am 8. Tage mit warmer 
Seifenlösung abzuwaschen. Die Wirkung des Linimentes ist 
indes noch sicherer, wenn man es nicht entfernt, sondern dies 
der Zeit und dem normalen Putz überläßt. 

Erfahrungsgemäß hat das Einreiben von reinem Terpen¬ 
tinöl bei Pferden insofern eine unangenehme Wirkung, als die 
Pferde geradezu bedenkliche Unruheerscheinungen zeigen. 

Diese Folge habe ich selbst bei der intensivsten Anwen¬ 
dung obigen Linimentes nie beobachtet. Die Tiere bleiben 
stets ruhig und vertragen die sofortige Einreibung der Gesamt¬ 
haut ganz ausgezeichnet 

Bei Form I und H der Räude kommt man mit einmaliger 
Behandlung der Tiere zum Ziele. Auch bei Form III genügt 
meistens die einmalige Einreibung, es kann indes je nach Be¬ 
fund eine Wiederholung an einzelnen Hautstellen not¬ 
wendig sein. 

Die Abheilung der Krankheit ist dadurch gekennzeichnet, 
daß einmal der Juckreiz bei den Tieren sich verliert; fast in 
allen Fällen, selbst bei Form III, hört die Unruhe, das Stampfen, 
Scheuern der Tiere am 2. oder 3. Tage der Behandlung voll¬ 
ständig auf, ein Zeichen, daß die Milben abgetötet sind. 

Mit dem weiteren Fortschreiten der Heilung ist eine starke 
Abschuppung der Epitheldecke verbunden und gerade die Be¬ 
seitigung der Schuppen wird durch das Abscheren der Haare 
sehr erleichtert. 

Nach meiner Erfahrung kann man die Abheilung auch 
ohne Scheren erzielen, allein dann erfordert es sehr viel Arbeit, 
die Krusten, welche sich durch das Liniment in Verbindung 
mit den Schuppen unter den Haaren bilden, zu entfernen. 

Da nicht jeder eine Schermaschine zur Hand hat und 
die Krankheit bei Einzeltieren häufig sehr schnell an Aus¬ 
dehnung gewinnt, so rate ich, ohne Schur einzureiben, w r eil man 
auch so absolut sicher zum Ziele kommt, es muß nur intensiver 
gearbeitet, namentlich nach einigen Wochen gründlich mit 
heißer Seifenlösung abgewaschen werden. 

Nach meiner Erfahrung hat das genannte Liniment gegen¬ 
über dem Teerschwefelliniment den großen Vorteil, daß es 
nicht so schmiert, viel leichter wieder aus den Haaren entfernt 
werden kann und vor allen Dingen viel sicherer in seiner Wir¬ 
kung ist. 

Auf der anderen Seite ist das Mittel zurzeit wesentlich 
teurer und wegen der Beschlagnahme des Lein- und Terpentin¬ 
öls schwer erhältlich. 

Meine Behandlungsart habe ich dem Herrn Armeeveterinär 
der 9. Armee mitgeteilt und, so viel ich erfahren habe, hat man 
sie hier mit gutem Erfolge angew r endet. 


Beitrag zur Behandlung der Pferderäude. 

Von Veterinärrat Eisenblätter, Kreistierarzt a. D., Berlin-Steglitz. 

Zur Pferderäude möchte ich meine Erfahrung, die ich bei 
Behandlung derselben und während meiner amtlichen Tätig¬ 
keit im Kreise Memel in den Jahren 1881—1914 gemacht habe, 







186 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 16. 


hier zur Kenntnis bringen. In der langen Zeit meines dortigen 
Wirkens habe ich sowohl in Preußen als auch in Rußland eine 
große Anzahl Pferde an Sarkoptesräude in den ver¬ 
schiedensten Stadien behandelt, von solchen, die nur wenige 
haarlose Stellen und daher nur gringes Juckgefühl zeigten, 
bis zu solchen, die fast ganz haarlos waren und deren Haut 
der eines Elefanten glich, und die sich vor Juckgefühl nicht 
zu helfen wußten. Die Behandlung war mir stets insofern 
interessant, als selbst schwerkranke Tiere nach 1—2maligen 
Waschungen erhebliche Besserung (Verringerung des Juck- 
gefühls) zeigten und nach 8tägiger Behandlung fast nicht 
mehr wiederzuerkennen waren. Die Haut war wieder weich 
geworden und fing an, sich mit Haaren zu bedecken, und 
das Juckgefühl war gänzlich geschwunden. Freilich habe ich 
aber auch die Beobachtung gemacht, daß schwer kachektische 
Tiere eingingen. Ob diese Tiere nicht auch ohne Behandlung 
eingegangen wären, oder ob diese eine Beschleunigung des 
Todeseintritts herbeigeführt hat, wage ich nicht zu entr 
scheiden, möchte aber wohl das letztere annehmen. 

Was nun meine Behandlung anbelangt, so habe ich nur 
von der Waschung des ganzen Pferdekörpers dauernden 
Erfolg gesehen, von der Behandlung nur der erkrankten 
Stellen (Schmierkur) nie. Es ist dies auch leicht erklärlich, 
wenn man bedenkt, daß sich an jeder Stelle des Körpers 
Milben vorfinden können. Werden nur die sichtbar erkrankten 
Hautstellen behandelt, so werden die nur hier befindlichen 
Milben getötet, während die in den nichtbehandelten Körper¬ 
teilen befindlichen munter fortleben und sich vermehren. Dies 
wird durch die Waschungen des ganzen Körpers verhindert. 
Ferner halte ich es nach meiner Erfahrung für ganz unbedingt 
notwendig, daß den ersten Waschungen stets der Sachver¬ 
ständige beiwohnt, der die Wäscher in der Art und Weise der 
Waschung unterweist und sie auf die Lieblingssitze der Milben 
aufmerksam macht, die einer gründlicheren Waschung be¬ 
dürfen. Die Aufsicht über die folgenden Waschungen kann 
man dann einem intelligenten Aufseher überlassen, der bei 
der ersten Waschung, die unter der Aufsicht des Sachver¬ 
ständigen stattgefunden, zugegen war. Lieblingssitze der 
Milben sind diejenigen Körperstellen, zu denen die Pferde 
w eder durch Scheuern, Kratzen und Beißen zukommen können, 
um durch diese Hilfsmittel die kriechenden Milben zu ent¬ 
fernen. Zu diesen Lieblingssitzen gehören Augengruben, 
Schopf, Kehlgang, Mähne, Brustbein, Aftergrube, haarlose 
Stellen zwischen den Hinterbeinen. 

Als Waschmittel hat mir stets eine Abkochung unseres 
gewöhnlichen Landtabaks gedient. Sie ist leicht herstellbar 
und anwendbar, fast ungiftig und hat zudem, wenigstens 
früher, den Vorzug der Billigkeit gehabt. Sie dient auch gleich¬ 
zeitig zur Desinfektion der Sielen, Zäume, Halfter, Ketten, 
Kissen usw. Alle diese Gegenstände werden beim Waschen 
eines Pferdes in die Flüssigkeit gelegt und bleiben dort so 
lange liegen, bis dasselbe gewaschen ist. Dann werden die 
Gegenstände herausgenommen und zum Ablaufen und Trock¬ 
nen aufgehängt. Die abtropfende Flüssigkeit wird aufge¬ 
fangen und dient zur nächsten Waschung resp. Desinfektion. 
Nach der Trocknung wird das Lederzeug mit Tran geschmiert. 
Diese Waschung wird an drei aufeinander folgenden Tagen 
vorgenommen. Da 5—7 Tage nach dem Eierlegen wieder 
neue Milben aus den Eiern auskriechen, müssen auch die 


Waschungen 8 Tage nach der ersten Waschung an drei aufein¬ 
anderfolgenden Tagen wiederholt werden. Die Geschirre werden 
jetzt, ebenfalls nochmals in der angegebenen Weise desinfiziert. 
Die Kur ist dann hiermit erledigt. Ausnahmsweise kann es 
Vorkommen, daß hochgradig räudige Pferde nach weiteren 
8 Tagen einer erneuten dreimaligen Waschung zu unterwerfen 
sind. Ob eine Heilung der Tiere stattgefunden, erkennt man 
daran, daß sie kein Juckgefühl, namentlich an den Lieblings¬ 
sitzen der Milben, zeigen, ferner daß die vorher verdickte 
Haut wieder weich und mit Haaren bedeckt ist. 

Bemerken muß ich noch, daß bei schwer erkrankten 
Pferden die verdickten, schorfigen Hautstellen 6 bis 12 Stunden 
vor der ersten Waschung mit grüner Schmierseife eingerieben 
und Schopf und' Mähne abgeschnitten werden. 

Zur dreimaligen Waschung und Desinfektion der Geschirre 
werden 12 Liter Flüssigkeit gebraucht. „ 

Die Desinfektion des Woilachs kann durch Eintauchen 
in die Tabaksabkochung, noch besser aber durch Erhitzung 
in einem Back- oder Desinfektionsofen bei 50—75 Grad C., 
in welcher Hitze Milben und Eier in einer Zeit von % Stunden 
absterben sollen, stattfinden. Die Polster der Sättel werden 
in gleicher Weise zu desinfizieren sein, wenn sie noch gut 
erhalten sind. Alte, schadhafte Polsterungen werden am besten 
verbrannt. 

Was nun die Desinfektion des Stalles anbelangt, so ist 
dies die schwierigste Aufgabe, weil man nicht imstande ist, 
jede Stelle mit dem Desinfektionsmittel zu treffen, wo noch 
Eier oder Milben versteckt sein könnten. Diese nicht getöteten 
Eier und Milben geben dann aber Veranlassung zum erneuten 
Ausbruch der Seuche, sobald Pferde wieder bald nach der Des¬ 
infektion eingestellt werden. Aus diesem Grunde habe ich 
gleich nach der ersten Waschung die betr. Pferde in den 
Kuhstall oder die Scheune stellen lassen. Der Seuchenstall 
wurde dann nach Vorschrift desinfiziert und mit Kühen belegt, 
oder er blieb überhaupt 6—8 Wochen unbelegt. In dieser Zeit 
sollen die Milben infolge Hungers absterben. 

Was nun das Putzen der gewaschenen Pferde anbelangt, 
so kann dies nach meinen Erfahrungen unbedingt vorgenom¬ 
men werden, ist sogar dringend erforderlich. Nur würde darauf 
zu halten sein, daß das Putzzeug von den gewaschenen 
Pferden nur auch für solche, nicht für ungewaschene Pferde 
benutzt wird. Denn die Gefahr liegt eher vor, daß durch das¬ 
selbe gewaschene von den ungewaschenen, als daß gewaschene 
Pferde untereinander infiziert werden. 

Schließlich möchte ich noch darauf aufmerksam machen, 
daß nicht allein die kranken Pferde eines Stalles der Behand¬ 
lung unterworfen sind, sondern auch die darin befindlichen 
noch scheinbar gesunden. Denn wenn einzelne Pferde solcher 
Ställe auch noch milbenfrei erscheinen, so können sie doch 
schon Milben beherbergen, ‘die später zu erneutem Ausbruche 
der Seuche Veranlassung geben. 

Da nach meinen Erfahrungen die erkrankten Pferde in 
längstens 14 Tagen wieder als gesund zu betrachten sind, 
vor allen Dingen aber, wenn sie, wie vorhin beschrieben, be¬ 
handelt worden, nicht mehr infizieren können, so würde ein 
Versuch mit der von mir angestellten Tabaksabkochung lohnend 
sein. Ich kann nur nochmals sagen, daß die Behandlung für 
den Sachverständigen eine äußerst dankbare ist 





20. Apr il 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


187 


Es würde sich auch vielleicht bei den Militärpferden der 
Versuch empfehlen, ob durch eine wöchentlich einmalige 
Waschung oder Abreibung der Pferde mit Tabaksabkochung 
der Ausbruch der Räude verhindert werden kann. Die Tabaks¬ 
abkochung könnte, eingedickt in verschlossenen Blechge¬ 
fäßen, den Soldaten mitgegeben werden, die sie beim Gebrauch 
durch Zusatz von Wasser, vielleicht lauwarmem, zu verdünnen 
hätten. 


Referate. 

Über die neueren Methoden der spezifischen Tuberkulose¬ 
behandlung und ihre experimentelle Grundlage. 

Von Dr. E. T o e n i e s s e n, Erlangen. 

(Therapeut Monata«chr. 1915, Nr. 9, S. 478—491.) 

Mit einleitenden Worten bespricht der Verfasser die auf¬ 
fallend geringen bisherigen Erfolge der spezifischen Tuberku¬ 
losetherapie im Verhältnis zu der ungeheueren, schon seit 30 
Jahren aufgewendeten Arbeit. Erst in der letzten Zeit 
schienen die Ziele, die Robert Koch schon klar vor Augen 
hatte, der technischen Inangriffnahme nähergerückt zu sein. 
Hieran anschließend, geht der Autor auf die spezifische 
Behandlung durch Tuberkulin näher ein, schildert 
die allgemeinen Gesichtspunkte, die sowohl die experimentelle 
Forschung als auch die klinische Beobachtung in letzter Zeit 
für die spezifische Tuberkulosetherapie gebracht haben. Hin¬ 
sichtlich der Erfolge der Tuberkulinbehandlung wird auf das 
Lehrbuch von Bandelier und Roepke verwiesen. Was 
die Wahl der Präparate anbetrifft, so ist unter den Tuberkulin¬ 
präparaten dem Alttuberkulin Kochs wohl der Vor¬ 
zug zu geben, zumal dieses Präparat in seiner Wirkung außer¬ 
ordentlich, konstant ist. Was die Art der Einverleibung an¬ 
betrifft, ist die subkutane Injektion wohl am meisten zu emp¬ 
fehlen; bisher wurden keine Vorzüge der perkutanen, intra¬ 
kutanen und intrafokalen Methoden überzeugend nachge¬ 
wiesen. Das zweite Kapitel umfaßt die Immunisierung mit 
Tuberkelbazillen Substanz von antigener 
Wirkung. Als Resultat aus den bisherigen Immunisierungs- 
\ ersuchen ergibt sich: Lebende Tuberkelbazillen kommen für 
die Immunisierung des Menschen nicht in Betracht. Abge¬ 
tötete chemisch unveränderte Bazillen werden im Säugetier¬ 
körper zu schwer gelöst und liefern wahrscheinlich aus diesem 
Grunde kein wirksames Antigen. Auflösung der Bazillen durch 
die bisherigen chemischen Methoden vernichtet die immuni¬ 
sierende Wirkung durch Veränderung des Antigens. Dagegen 
scheint die milde Hydrolyse der Bazillen durch schwache or¬ 
ganische Säruren ein wirksames Antigen zu liefern und in Kom¬ 
bination mit der elektiven Verwendung der Partialantigene 
bessere Resultate zu ergeben als die bisherigen Methoden. 

Betreffs des Näheren muß auf das Original verwiesen 
werden. Sustmann. 

Notiz zur Frage der Verwendbarkeit des Pferdefleischagars 
für die Bakteriendiagnostik. 

Von H. G e i 1 i n g e r. 

(Zentralbl. f. Bakt uaw., I. Abt, Orig., Bd. 77, 5/6, 1916, 446.) 

G e i 1 i n g e r beobachtete in mehreren Fällen, daß Pferde¬ 
fleischagar bzw. Bouillon sich nicht so gut wie Rindfleisch¬ 
agar bzw. Bouillon für die Differenzierung von Bakterien 
verwerten läßt. Er rät daher von der Verwendung dieser 
Nährböden für bakteriodiagnostische Zwecke ab. (Ähnliche 


Feststellungen sind für bestimmte Bakterienspezies in der 
Tierhygienischen Abteilung gemacht worden, z. B. zeigen 
Bakterien aus der Gruppe der hämorrhagischen Septikämie 
ein sehr verschiedenes Verhalten auf Pferdefleisch- und 
Rindfleischagar. Gegenüber den von G e i 1 i n g e r gemachten 
Beobachtungen muß aber darauf hingewiesen werden, daß 
auch Unterschiede in der Alkaleszenz des Agars usw\ die 
Ursache für die verschiedene Entwickelung der einzelnen 
Bakterien abgeben können. G e i 1 i n g e r hat nach dieser 
Seite weitergehende Angaben nicht gemacht. Der Referent.) 

Pfeiler. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Gutachten des preuß. Landesveterinäramtes über die 
Verwertung des Blntes geschichteter Tiere. 

Veröffentlicht vom Geh. Reg.-Rat Dr. Nevermann, Berlin. 

Durch die Verfügung vom 3. Juli 1915 — I A HI e 3711 — 
hat der Herr Minister für Landwirtschaft das Landesveterinär¬ 
amt unter Übersendung einer Eingabe des Deutschen Fleischer¬ 
verbandes vom 25. Mai und eines dazu erstatteten Berichtes 
des Kaiserlichen Gesundheitsamtes vom 3. Juli 1915 ange¬ 
wiesen, eine gutachtliche Äußerung über die Frage der Ver¬ 
wertung des Blutes geschächteter Tiere abzugeben. 

Nach § 35 Ziffer 18 der Ausführungsbestimmungen A des 
Bundesrates zum Fleischbeschaugesetz soll das Blut geschlach¬ 
teter Tiere als untauglich beanstandet werden, wenn dasselbe 
durch Mageninhalt oder sonstige Stoffe verunreinigt ist, und 
nach dem hierzu ergangenen Erlasse des Herrn Ministers für 
Landwirtschaft vom 17. Mai 1911 ist das Blut der durch Hals¬ 
schnitt — Schächtschnitt — getöteten Tiere immer als genu߬ 
untauglich anzusehen, weil es regelmäßig durch Mageninhalt 
verunreinigt, jedenfalls eine einwandfreie Feststellung nicht 
möglich ist, daß eine Verunreinigung nicht stattgefunden hat. 

Gegen diese Bestimmungen hat sich der Vorstand des 
Deutschen Fleischerverbandes in der bezeichneten Eingabe an 
das Reichsamt des Innern mit der Bitte gewandt, durch eine 
Ausftihrungsanweisung zu erklären, das Blut solcher Tiere, die 
zwar geschächtet worden sind, bei deren Blutentziehung jedoch 
eine Schlundzange zur Anwendung gekommen ist, zu Nahrungs¬ 
zwecken freizugeben; denn durch das Abklemmen des Schlun¬ 
des mittels der Zange könne eine Verunreinigung des Blutes 
durch Mageninhalt unbedingt verhütet werden. Der Verband 
begründet seinen Antrag besonders mit dem Hinweis auf den 
Rückgang der Schlachtungen von Großvieh und Schweinen 
während der Kriegszeit und durch den steigenden Bedarf an 
Blut als Zusatz zum Brot und zur Herstellung billiger Wurst¬ 
waren. 

In dem im Aufträge des Reichsamts des Innern erstatteten 
Bericht vom 5. Juli d. J. hat das Gesundheitsamt das Gesuch 
für berechtigt erklärt, wenn die Angabe, daß das Austreten 
von Mageninhalt aus dem durch den Schächtschnitt geöffne¬ 
ten Schlund durch Anwendung einer Zange sicher verhindert 
werden könne, den Tatsachen entspreche, und wenn der sach¬ 
gemäße Gebrauch der Zange durch Aufsichtsbeamte zu kon¬ 
trollieren wäre. Schließlich hat das Gesundheitsamt zur Fest¬ 
stellung der technischen Brauchbarkeit des Instrumentes die 
Anstellung von Versuchen an einem Schlachthofe angeregt. 





188 


Zu der hiernach ungeordneten praktischen Prüfung des 
Schächtens unter Anwendung der Schlundzange auf dem hiesi¬ 
gen Schlacht- und Yiclihofe sind als Sachverständige Geh. 
Reg.-Rat Strüsc vom Gesundheitsamt, I’rof. B o n g e r t , 
Schlachthofdirektor R e i 15 m a n n und Obertierarzt Dr. Hen- 
s c h e 1 zugezogen worden. 

Nach angestellten Ermittelungen sind bereits in einigen 
Städten Süddeutschlands, z. B. in Mannheim und in Darm¬ 
stadt, zwei Instrumente zum Verschließen des Schlundes bei 
der Schlachtung von Tieren, die durch Ilalsschnitt entbluten 
sollen, zur Anwendung gekommen. Das besonders in Darm¬ 
stadt angeblich mit bestem Erfolg benutzte Instrument 
(Fig. 6310) ist eine Zange, deren Maul aus zwei ca. 8 cm langen 



Armen bestellt, die mit Querriffeln versehen sind, die sich beim 
Zusammendrücken der Zange ineinander legen und den da¬ 
zwischengefaßten Schlund fest zusammenpressen. Durch eine 
am unteren Ende der Zangenschenkel angebrachte einfache 
Verschlußvorrichtung kann das Instrument leicht und sicher 
fest gestellt werden. 

Das zweite Instrument, als Schlundklammer bezeichnet, 
besteht aus einem stark federnden Stahlbügel (Fig. 6312)*) 
zwischen dem eine Nadel beweglich eingeklemmt ist. Mit 
letzterer soll der Schlund durchbohrt und beim Verschluß zu¬ 
sammen g ed r ü e k t.,w erden. 

Da sieh diese Schlundklammer bei der Anwendung auf 
dem hiesigen Schlachthofe von vornherein als ungeeignet er¬ 
wies, so wurden die Versuche ausschließlich mit der Schlund¬ 
zange ausgeführt. 

In Gegenwart der Referenten und der bezeichneten Kom¬ 
mission sind am 6. Mai und am 11. Oktober d. J. auf dem 
hiesigen Schlachthofe 13 Rinder, darunter mehrere schwere 



Ochsen, ferner Kühe und Kälber rituell gesehächtet bezw. durch 
Halsschnitt getötet worden. Hs wurden dabei folgende Be¬ 
obachtungen gema ch 1: 

Durch den am liegenden Tiere bei stark zurückgebogenem 
Kopfe in der oberen Hälfte des Halses ausgeführten Schnitt, 
der alle Teile bis zur Wirbelsäule durehtrennt, entsteht eine 
weit klaffende, mit Blut überströmte Wunde, in der der Schlund 
nicht zu sehen, auch nicht sofort zu erfassen ist. Der untere 
Teil desselben hat sich ö S cm weit hinter dem Wundraud 
zurückgezogen. Er muß mit der Luftröhre, an der er befestigt 
ist, hervoigezogen, darauf in die Zange genommen und zu¬ 
sammengedrückt werden. Der der Kommission zur Hilfe¬ 
leistung überwiesene Schlächter hatte hierin schon nach der 
dritten Schlachtung eine so große Fertigkeit gewonnen, daß 

*) Vgl. die beiden heig^gehemm Abbildungen. Die Nummern- 
bezeiclmung entspricht dem Hauptnerschcn Jubiläumskatalog. 


No. 16. 


es hei den übrigen Tieren leicht und schnell gelang, den 
Schlund zu fassen und mit der Zange zu verschließen. Der 
Verschluß war in jedem Falle so vollständig, daß keine Spur 
von Mageninhalt heraustreten konnte. 

Demnach ist die Angabe des Deutschen Fleischerver¬ 
bandes, daß beim Halssclmilt eine Verunreinigung des Blutes 
durch Abklemmen des Schlundes mit der Zange verhütet 
werden kann, zutreffend. Der sich darauf stützende Antrag, 
das Blut geschachteter Rinder zu Nahrungszwecken freizu- 
geben, wenn bei der Blutentziehung eine Schlundzange ange¬ 
wandt wurde, muß als gerechtfertigt bezeichnet werden. Es 
ist aber folgendes zu beachten: 

Nach eigenen Wahrnehmungen und nach den Mitteilungen 
der Schlachthoftierärzte tritt das Hervorquellen von Futter- 
massen aus dem Schlunde bei den meisten durch Halsschnitt 
geschlachteten Tieren erst zurzeit der fast vollendeten Aus¬ 
blutung unmittelbar vor dem Tode ein. In seltenen Fällen, 
und zwar gewöhnlich bei Tieren, die in den letzten Stunden 
vor dem Schlachten noch getränkt oder gefüttert worden 
sind, wird das Regurgitieren von Mageninhalt mitunter schon 
unmittelbar nach der Ausführung des Halsschnittes beobachtet. 
Mithin ist, falls dem vorliegenden Anträge Folge gegeben 
werden soll, in der Verordnung zum Ausdruck zu bringen, 
daß das zum Genuß für Menschen bestimmte Blut erst aufge¬ 
fangen werden darf, nachdem die Schlundzange sicher an¬ 
gelegt ist. 

In der Schlachthausliteratur finden sich keine Angaben 
üb r die praktische Brauchbarkeit der Schlundzange. Die 
Schlacht- und Viehhofdirektion in Darmstadt hat uns auf eine 
diesbezügliche Anfrage mitgeteiU, daß die Zange dort schon 
seit Jahren mit bestem Erfolge benutzt werde; bei richtiger 
und sofortiger Anwendung des Instruments sei die Vermischung 
des Blutes mit Mageninhalt ausgeschlossen. Dagegen hat aber 
die Direktion des Schlachthofes in Mannheim erwidert, daß die 
Schlundzangc seit einer Reihe von Jahren wegen vielfacher 
leichtfertiger Handhabung wieder abgeschafft sei. Folglich 
ist es nötig, den Gebrauch der Zange kontrollieren zu lassen. 
Das ist auch in der Äußerung des Gesundheitsamts besonders 
hervoi gehoben worden. 

Hiernach geben wir das geforderte Gutachten dahin ab: 

Das Blut der durch Halsschnitt — Schächt schnitt — ge¬ 
schlachteten Tiere kann zu Nahrung szwecken freigegeben 
werden, wenn die Schlundzange bei der Blutentziehung recht¬ 
zeitig angelegt ist. 

Die ordnungsmäßige Verwendung der Zange muß in ge¬ 
eigneter Weise beaufsichtigt werden. 

Berlin, den 10. Februar 1916. 

Das Königliche Landesveterinäramt. 

Unterschriften. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Farnwurzel als Ersatzfuttermittel für Schweine. 

Von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Hansen, Königsberg 
und Dr. Mez, Königsberg. 

(111. Landw. Ztg., 191C, 2J.) 

Die Verfasser empfehlen den Wurzelstock des über¬ 
all verbreiteten Adlerfarns (Pteridium a^uilinum) dringend 
als Viehfutter, besonders für Schweine. Die Untersuchung 
an Nährstoffgehalt ergab: 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 






20. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


ISO 


Trockensubstanz.42.1 Proz. 

Robprotein.4.0 ,, 

Davon Rein-Eiweiß.3.6 

Rohfett.0.7 „ 

Rohfaser. 7.0 „ 

Stickstofffreie Extraktstoffe.28.7 „ 

Asche.1.7 , 

Der Nährstoffgehalt muß als erheblich bezeichnet werden; 
allerdings dürften Verdaulichkeit und Ausnutzungsfähigkeit 
durch den nicht geringen Rohfasergehalt ungünstig beeinflußt 
werden. ** 

Rindvieh verweigert die Wurzel wegen des bitteren Ge¬ 
schmackes, Schweine müssen langsam an das Futter gewöhnt 
werden. Verfasser geben mit gutem Erfolge Läuferschweinen 
täglich bis 2A kg Wurzeln, wodurch Kartoffeln (!) vollständig 
ersetzt wurden. Ferkel erhielten täglich 1—lk kg. 

Die Farnwurzel ist somit imstande, einen Teil des Nähr¬ 
stoffbedarfes zu decken. Brt. 

Verfügung, betreffend Verwendung der Wurzeln des Adlerfarns als 
, Schweinefutter. 

Allgemeine Verfügung Nr. III 19 für 1916. 

Ministerium für Landwirtschaft. Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. III *038, IA me 11 603, IB Id 1023. 

Berlin, den 22. März 1916. 

An sämtliche Königlichen Regierungen mit Ausnahme der in 
Aurieh, Münster und Sigmaringen. 

Der Königlichen Regierung übersende ich die anliegende Mit¬ 
teilung über den Wert der Wurzeln des Adlerfarns als Schweinefutter 
mit dem Aufträge, sie allen Ihr unterstellten Revierverwaltern und 
etatmäßigen Forst schutzbeamten sofort zuzustellen. 

Die Revierverwalter sind anzuweisen, der Abgabe von Farn¬ 
wurzeln in jeder tunliehen Weise Vorschub zu leisten. Die Abgabe 
wird durch Ausgabe von Erlaubnisscheinen für das Sammeln in be¬ 
stimmten Revierteilen oder durch Überlassung kleinerer, abge- 
grcnzter Flächen zur Ausnutzung erfolgen können. Die für diese 
Abgaben festzusetzenden Taxpreise sind so niedrig zu halten, daß 
sie mehr den Charakter einer Anerkennungsgebühr, als den einer 
Vergütung für den Futterwert der Wurzeln bekommen. Die Er¬ 
laubnisscheine können ebenso wie die für das Sammeln von Beeren 
und Pilzen auf ganze Familien für denselben Preis ausgestellt 
werden, den einzelne Personen bezahlen müssen. 

* * 

* 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten. 

Abschrift übersende ich mit dem Ersuchen, dafür Sorge zu 
tragen, daß vorstehender Erlaß und die zugehörige Mitteilung 
schleunigst zur Kenntnis aller Interessenten des Bezirks gebracht, 
auch durch die gelesensten Zeitungen des Bezirks — kostenlos — 
mitgeteilt werden. 

Auch auf die Verwaltungen der Gemeinde- und Anstaltsforsten, 
sowie auf die Privatwaldbesitzer ersuche ich dahin einzuwirken, daß 
sie die Gewinnung des Adlerfams nach Möglichkeit fördern. 

Freiherr von Schorlemer. 

* * 

* 

Anlage. 

Mitteilungen des Landwirtsehaftsininisteriums über 
die Wurzeln (Rhizome) des gemeinen Adlerfarns (Pteris 
aquilina) und deren Wert als Schweinefuttcr. 

Der gemeine Adlerfam ist durch ganz Deutschland verbreitet 
und tritt in unseren Wäldern oft auf großen Flächen und in dichten 
Mengen auf. Er ist der einzige größere Farn Deutschlands, der seine 
Wedel (Blätter) nicht zu einer Rosette zusammengestellt hat, 
sondern einzeln aus dem Boden hervortreiben läßt und ist schon 
hieran leicht erkennbar. Die Wedel erreichen eine Höhe von 1 m 
und mehr und sind im Winter — im abgestorbenen Zustande — rost¬ 
rot-braun gefärbt. 

Die, wie bekannt, von den Wildschweinen gern genommenen 
Wurzeln des Adlerfarns liegen wagerecht im Boden, etwa 20— 25 cm 
unter der Oberfläche, werden bis 4 m lang und etwa 1 cm stark, sind 
schwärzlich gefärbt, wenig verzweigt, ziemlich saftig und von etwas 
bitterlichem Geschmack. Sie durchziehen den Boden oft so massen¬ 
haft, daß sie, aufgedeckt-, das Ansehen eines losen Geflechts bieten. 

Durch die Untersuchungen des Geheimen Regierumrsrats Dr. 
Hansen, Direktors des landwirtschaftlichen Instituts der Universität 
Königsberg, und des Professors Dr. Mez. Direktors des botanischen 
Instituts derselben Universität, ist festgestellt worden, daß diese 
Wurzeln reich an Stärke sind, auch nicht unerhebliche Mengen von 
Eiweiß enthalten und als ein wertvolles Ersatzfutter für Schweine zu 
betrachten sind. 


Die in dem Künigsherger Institut mit «len Wurzeln gefütterten 
Läuferschweine nahmen die ihnen zunächst in geringen und dann 
allmählich sieh verstärkenden Gaben gereichten Wuzeln hei lang¬ 
samer Gewöhnung gut an. erhielten zuletzt hei Entziehung aller 
Kartoffeln täglich 2k* Pfund Wurzeln und habet» sieh durchaus wohl 
dabei befunden. Für Läufer und Zuchtschweine stellen die Farn- 
Wurzeln hiernach ein unbedingt brauchbares Futter dar: für Mast¬ 
schweine können sie mindestens einen Teil des Futterbedarfs 
decken. 

Als Futter für Rindvieh kommen die Wurzeln wegen ihres 
bitteren Geschmacks nicht in Betracht. 

Die Gewinnung der sieh unschwer vom Boden ablösendeu 
Wurzeln ist leicht. Ein Arbeiter sticht den Erdboden mit dem Wur¬ 
zellager um. während ein zweiten Arbeiter — hierfür genügt ein 
Kind — die Wurzeln aus dem limgestochenen Boden herausliest. 

Die Wurzeln müssen gewonnen werden, ehe die jungen Wedel 
im Frühjahr austreihen. Sobald die Wedel treiben, verringert sieh 
der Futterwert der Wurzeln erheblieh. 

Vor dein Verfüttern sind die Wurzeln durch Abspülen von der 
anhaftenden Erde zu befreien. Einer weitgehenden Zerkleinerung 
oder sonstigen Zubereitung bedürfen sie für die Verbitterung nicht. 
In luftigen Räumen, insbesondere in Scheunen, lassen sie sieh gut 
aufbewahren. 

Den sehweinehaltenden Wirten wird dringend empfohlen, sieh 
das (Jewinnen von Farnwurzeln noch während des Monats April zur 
Streckung ihres Futtervorrats angelegen sein zu lassen. 

Die preußische StantsforstVerwaltung ist bereit, das Graben der 
Wurzeln in weitestem Umfange zu gestatten, auch steht zu hoffen, 
daß die übrigen Forst Verwaltungen das gleiche Entgegenkommen 
zeigen werden. 

— Beschränkung der Kartoffelverfiltterung. Um eine zu starke 
Verfütterung der Kartoffeln zu verhindern, hat der 
Bundesrat angeordnet, daß zunächst bis zum 15. Mai Kartoffel¬ 
besitzer nicht mehr insgesamt Kartoffeln verfüttern dürfen, als 
auf ihren Viehstand bis zu diesem Tage nach folgenden Sätzen 
entfällt: 

A. An Pferde höchstens zehn Pfund, an Zugkühe höchstens fünf 
Pfund, an Zugochsen höchstens sieben Pfund, an Schweine höch¬ 
stens zwei Pfund Kartoffeln täglich. 

B. oder statt dessen an Erzeugnissen der Kartoffeltrocknerei 
ein Viertel «ler vorstehenden Sätze. 

Insoweit Kartoffeln oder Kartoffeltrockenprodukte bisher an 
die einzelnen Tiergattungen nicht v<Tfüttert sind, darf dies auch 
in Zukunft nicht geschehen. Für Kartoffelstärke und Kartoffel¬ 
stärkemehl ist ein vollständiges Vorfütterungsverbot 
erlassen. Zuwiderhandlungen sind mit Strafe bedroht. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Oberveterinär Wilhelm Minor (Tierarzt in Luckau). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Wilhelm Schwarte 
aus Grasdorf (Studier, d. Tierärztl. Fakultät d. Universität 
München). 

V e r vv u n d e t: 

Stabsveterinär Dr. Paul Morgenstern (Kreistierarzt in 
Weilburg). Durch Sturz mit dem Pferde. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Eduard D i e t s c li Stabsveterinär i. Remonte- 
depot Schvvaiganger). 

Veterinär Heinrich Schraeller (Tierarzt in Markt 
Oberdorf). 

Oberveterinär Dr. Paul Berneburg (Tierarzt in Buttstädt). 
Stabsveterinär Dr. Hermann Fluhrer (Distriktstierarzt in 
Gräfenberg). 

Veterinär Gottfried Forst (Tierarzt aus Ederen). 
Oberleutnant Kurt Heintze (Tierarzt aus Dresden). 

Nennundachtzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 9. April bis Sonnabend, den 15. April 1916. 

In dem Kampf gegen Verdun sind der Ort Böthin- 
court und zwei starke Stützpunkte südwestlich dieses Ortes 
genommen worden. Rechts der Maas wurden eine Schlucht 
am Südwestrande des Pfefferrückens und feindliche Verteidigungs¬ 
anlagen südwestlich der Feste Douanmont genommen. Im 
ganzen wurden bei diesen Unternehmungen mehr als 2000 Frau- 










190 


No. 16. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


zosen, darunter über 40 Offiziere zn Gefangenen gemacht; 
zwei Geschütze und 27 Maschinengewehre wurden erbeutet. 
Was von den üblichen Ausreden der Franzosen, sie hätten die 
Stellungen freiwillig geräumt, zu halten ist, geht am besten 
aus den zahlreichen feindlichen Gegenangriffen hervor, die die 
genommenen Stellungen wieder zu gewinnen suchten. Alle 
diese Angriffe sind blutig abgeschlagen worden. 

An der Hindenburgfront haben die Russen eine 
verstärkte Angriffstätigkeit gezeigt, namentlich südlich des 
Narocz-Sees und nordwestlich von Dünaburg. Alle Angriffe 
sind in unserem Feuer zusammengebrochen. In Galizien 
und in der Bukowina entwickelten die Russen am Don¬ 
nerstag eine starke Artillerietätigkeit, der an mehreren Stellen 
Infanterieangriffe folgten. Die Angriffe wurden abgeschlagen. 
Schon am nächsten Tage war auch an dieser Front wieder 
Ruhe eingetreten. 

Auch die Italiener haben eine stärkere Tätigkeit 
gezeigt und heftige Angriffe diesmal gegen die Tiroler Front 
gerichtet, wo sie eine Verteidigungsmauer der Österreicher 
südlich Sperone einnahmen und hielten. Im übrigen sind die 
österreichischen Linien restlos gehalten worden. 

In der Nacht zum 13. April haben Flieger aus Saloniki 
Bomben gegen mazedonische Orte geworfen, ohne Schaden 
anzurichten. 

Die angeblichen Erfo ge des neuen englischen Ober¬ 
befehlshabers an der Irakfront haben sich nach zuver¬ 
lässigen Nachrichten in ebenso verlustreiche wie unfruchtbare 
Angriffsversuche verwandelt, bei denen es den Engländern 
allerdings gelungen ist, in einige bisher türkische Stellungen 
hineinzugelangen, weil der Tigris, der zurzeit Hochwasser 
führt, die Türken zur Aufgabe der betreffenden Gräben zwang. 
Alle Versuche der Engländer, weiter vorzudringen, mißlangen. 
Der Feind erlitt dabei schwere Verluste. N. 

Nachruf. 

Den Tod fürs Vaterland erlitt nach monatelangem, unsäglich 
schwerem Leiden, die er sich in D/a jährigem treuen Ausharren auf 
den Kriegsschauplätzen zugezogen hatte, mein lieber Kollege und 
treuer Mitarbeiter, der praktische Tierarzt und Oberveterinär d. R. 
im 107. Art.-Reg., Herr Wilhelm Minor, Inhaber des Eisernen 
Kreuzes. Alle, welche den stets hilfsbereiten und geschätzten 
Praktiker kennen gelernt, und alle, welche zu dem liebenswürdigen 
und bescheidenen Menschen in näheren Beziehungen gestanden, 
werden ihn im besten Andenken behalten. 

Möge die Saat, die er mit gesäet, reiche Früchte tragen! 

Luckau, im April 1916. Veterinärrat J a c o b. 

Geheimrat Boethers 60. Geburtstag. 

Geheimer Regierungsrat Professor Heinrich Boether, der 
verdiente Direktor des Anatomischen Institutes der Tierärztlichen 
Hochsehule zu Hannover, beging am 27. März h. a. seinen 60. Ge¬ 
burtstag bei bester Gesundheit 

Obgleich von Boether geheim gehalten und deshalb in Kollegen¬ 
kreisen wenig bekannt geworden, hatten sich doch zahlreiche Freunde 
und Kollegen, ehemalige und jetzige Schüler des 60. Geburtstages 
des beliebten Lehrers der Hannoverschen Hochschule erinnert. 
Glückwunschschreiben und Telegramme herzlichster Anteilnahme 
trafen von nah und fern, selbst aus dem Felde, in großer Zahl, 
zum Teile von schönen Blumenspenden begleitet, ein. Auch die 
beiden Korps der Hochschule, Hannoverania und Normannia, hatten 
Blumenschmuck und Glückwunschschreiben gesandt. 

Den ihm besonders nahestehenden Freunden und Kollegen war 
es leider nicht möglich, wie sie es so gern getan hätten, dem Geburts¬ 
tagskinde auch persönlich ihre Wünsche darzubringen, da Boether, 
seinem bescheidenen und anspruchslosen Charakter entsprechend, 
größeren Ehrungen durch eine Reise aus dem Wege gegangen war. 

Möge der nunmehr in das 7. Lebensdezennium eingetretene Lehrer 
der Hannoverschen Hochschule, insbesondere seinem Institute, 
dessen Sammlungen Boether verstanden hat, auf eine seltene 
Höhe zu bringen, sowie seinen Freunden und Kollegen noch 
manches Jahr in Gesundheit nnd Zufriedenheit erhalten werden. 


Dieser Wunsch wird, das kann man gewiß sein, insbesondere den 
praktizierenden Kollegen, mit denen Boether von jeher in 
innigster Gemeinschaft gestanden hat, aus der Seele gesprochen sein. 

Sein liebenswürdiges, wahrhaft kollegiales Wesen gegen jeder¬ 
mann aus tierärztlichen Kreisen, sei er im Amt oder in der Praxis, 
seine stete Bereitwilligkeit, jedem bei ihm Auskunft nachsuchenden 
Kollegen mit Rat und Tat an die Hand zu gehen, haben im Laufe der 
fast vollendeten d^ei Dezennien, die Boether an der Hannoverschen 
Schule doziert, zwischen ihm und der Tierärzteschaft, weit über 
Hannovers Grenzen hinaus, ein Band geschlungen, wie es für jeden 
Dozenten einer Hochschule nur vorbildlich seia kann. Fr. 

Der Winter 1915/16 in veterinärer Beziehung im 
Stellungskrieg des Ostens. 

Von Unterveterinär Dr. Boerner. 

In Europas Seuchenherde steht nun seit Monaten viel 
kostbarstes Pferdematerial unserer Heimat, und die ganze tier¬ 
ärztliche Welt von Deutschland ist, soweit ihre Vertreter noch 
dem rüstigen Manüesalter angehören und sie nicht auf anderen 
Kriegsschauplätzen tätig sind, in von höchster Stelle aus aner¬ 
kannter Weise bemüht, in ihren Schutzbefohlenen der Heimat 
wertvolles Gut zu erhalten und die Marschfähigkeit der Truppe 
zu gewährleisten. Wirft man einen Blick in die tierärztliche 
Fachpresse der letzten Jahre, denkt man an die Existenz¬ 
schwierigkeiten, welchen ein jeder selber tributpflichtig war, so 
glaubte man eine Überfüllung des Standes als unzweifelhaft er¬ 
wiesen. Und jetzt im Heere, überall Bedarf an tierärztlichen Kräf¬ 
ten, überall gesteigerte Tätigkeit für einen jeden Veterinär! Es 
bringt dieLage oft mit sich, daß 10—12 Ortschaften mit ihrer mili¬ 
tärischen Einquartierung einem Veterinär oder Unterveterinär, 
ja Feld-Unterveterinär zugeteilt sind; das bedeutet viel bei 
russischen Wegen, russischen Entfernungen im russischen 
Winter. Mit militärischer Pünktlichkeit ist auch bei größtem 
Betätigungsdrange nicht alles zu erledigen, zumal die Hilfe 
unter dem Mangel an Hilfsmitteln teilweise leidet. Gerade die 
Neuzeit neigte dazu, therapeutisch vielseitig zu sein und auch 
ätiologisch wie symptomatisch ganz ähnliche Krankheiten mit 
verschiedenen Specificas zu behandeln. Doch hier draußen ist 
die dem Veterinär zur Verfügung stehende materia medica 
nur ein Torso, und zwar ein arg bescheidener, dessen Rumpf 
sogar nur ein Bruchstück ist Ais Therapeut lernt man um, 
durch Kombinationen der im Veterinärkasten vorhandenen 
Medikamente stellt man sich ohne Präzisions wagen Salben her, 
deren Beschreibung einem im Fachexamen wohl die ominösen 
vier Wochen eintragen würde. Aber es ist ja gleich, wenn man 
nur Erfolg hat! Nur bei der inneren Medikamentation bleiben 
die Schwierigkeiten zuweilen unüberwindbar, zumal Herbei¬ 
schaffung von Spezial-Indikationen angepaßten Mitteln manch¬ 
mal in noch Erfolg versprechender Zeit unmöglich ist 

Mehr wie je ist man hier im Felde angewiesen auf den 
großen Verbündeten der ärztlichen Tätigkeit: die natürlichen 
Heilkräfte des Organismus. Diese Kraft ist individuell ver¬ 
schieden, noch größer aber ist der Rassenunterschied. Ich stehe 
bei einer schweren Batterie; allerstärkstes Pferdematerial 
belgischen und dänischen Blutes bildet die Bespannung unserer 
schweren Geschütze und Fahrzeuge. Zugleich finde ich aber 
in anderen mir unterstellten Formationen nur leichte Pferde, 
preußischen oder russischen Blutes. Die zahlenmäßige 
Differenz der Erkrankungsfälle w r ar zeitweise groß gegenüber 
den leichten Pferden der anderen Formationen, die kaum 
3 Proz. aufwiesen. In der ungesunden Überfülle unserer 








20. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


191 


Pferde liegt wohl schon die Neigung zu verschiedenen 
Erkrankungen, sie erklärt wohl auch, daß die Krankheiten 
viel heftiger auftreten, die Betroffenen viel hinfälliger 
machen und die reetitutio ad integrum viel länger auf 
sich warten läßt. Auch Komplikationen sah ich häufiger 
als beim leichten Pferde, und das große Kontingent 
der jetzigen Saisonkrankheiten — Stollenverletzung durch 
Schlag oder Kronentritt — ist naturgemäß von Anfang an — weil 
mit mehr Gewalt ausgeführt — schwererer Natur. Die weiten und 
schlechten Wege in teilweise bergigem Gelände machen unsere 
Kolosse vor der Zeit müde, ihr Gang wird unsicher, und bei¬ 
nahe jede große Tour von der letzten Eisenbahnstation bis zur 
Front bringt mir Zugang an Kronentritten oder anderen Er¬ 
krankungen. 

Auch der Oldenburger ist nicht das Pferd, dauernde große 
Anstrengungen und Unregelmäßigkeiten in der Verpflegung 
und Unterkunft ohne weiteres zu verwinden. Er leidet dann 
freilich mehr im Aussehen, die gefälligen Formen, der Glanz 
seines meist schwarzbraunen Haarkleides schwinden, und das 
Auge blickt trübe, seine Hufe verlangen häufiger nach tier¬ 
ärztlicher Kontrolle. Der Hannoveraner ist in unseren hie¬ 
sigen Beständen weniger vertreten, ich hörte aber, daß man in- 
bezug auf seine Ausdauer gute Erfahrungen gemacht hat. 

Der edle Preuße und die einfachen hartgewöhnten Land¬ 
pferde stehen aber wohl einwandfrei an erster Stelle, wenn 
man von Geeignetheit zum Kriegsdienst redet. Wie viele sah 
ich, die seit den ersten glorreichen Tagen dieses Völkerringens 
bei der Truppe stehen und allen Strapazen, allen Anforde¬ 
rungen des Augenblicks stets gewachsen waren, Pferde, die 
wohl an Aussehen litten, aber doch schlank und rank und Feuer 
im Blick, mit Einsatz ihres Temperamentes im buchstäblichen 
Sinne des Wortes „die Karre aus dem Dreck zogen“. 

Ganz erstaunlich ist die Leistungsfähigkeit der kleinen 
russischen Gäule, ebenso erstaunlich ist, was die pflegende 
Hand unserer Truppe aus solchen eingegliederten Pferden 
gemacht hat Die Einwohner, die, zu Kolonnen zusammen¬ 
gestellt, tüchtig zu Transportfahrt herangenommen werden, 
ziehen in langen, unabsehbaren Trupps die Straße hin, nach 
landesüblicher Sitte in knieender Stellung auf den Unter¬ 
schenkeln sitzend, auf kleinen federlosen Wagen, davor unter 
einer Art Kummet ein unendlich schmutziges Pferdetier; aber 
das geht in einem Trab von Anfang bis zu Ende, hinweg über 
jede Geländeschwierigkeit Manchmal trifft so eine Kolonne 
auf schmalem Knüppeldamm auf eine deutsche Kolonne. Ein 
Huck in der nur an einer Art Halfter endenden Leine, die fast 
nie in der Hand des Führers ruht, und willig hüpft das Pferd¬ 
chen mit seiner Last herunter von dem Knüppeldamm, hinein 
in den Graben, jenseits wieder steil hoch, und im alten Trab 
gehts weiter. Das machen unsere Pferde insgesamt nicht, das 
machen sie nicht jeden Tag, tagein, tagaus, bei solcher nega¬ 
tiven Pflege — und wie mags erst mit der Fütterung sein? 

Als in der ersten Hälfte des Dezember der Schnee noch nicht 
alles bedeckte, da sah man in den ungeerntet gebliebenen 
Lupinenfeldem diese kleinen Panjepferde in Trupps zu 6 bis 
10 Stück bis in die dunkle Nacht hinein stehen und weiden, 
sie werden wohl über Nacht auch draußen geblieben sein, 
trotzdem die Kälte doch schon recht empfindlich war und der 
Wind recht schneidend pfiff. Unter den Gestalten, die man da 
starrend vor Schmutz durchs Gelände traben sieht, ist manch 


gutbeiniges Pferd, das auch an Größe noch bescheidenen mili¬ 
tärischen Ansprüchen genügt. Solche Tiere sieht man nun in 
die Truppe eingegliedert, schon monatelang, und nun soll man 
diese gepflegten und gefütterten Tiere mit denen, die in der 
Hand der einheimischen Bewohner geblieben sind, vergleichen. 
Hier glänzt das Haar, über runde volle Formen spannt sich die 
Haut, das Pferd trägt sich, und ich möchte es keinem raten, 
dieses Tier ohne Aufzäumung zu fahren. Der Typ dieser ein¬ 
heimischen Tiere ist verschieden, zum Teil edleres Hengst¬ 
material auf größeren Gütern hat dem Bezirke Beinen Stempel 
aufgedrückt. Am interessantesten ist für den Beobachter, 
noch Pferde zu finden, die ganz dem Bilde in Brehms Tier¬ 
leben von russischen Steppenpferden entsprechen, die üppige 
Mähne, der riesige Schweif, das Auge mit dem vielen Weißt 
Diese Dingerchen gefallen einem, man hat so das Interesse 
wie an einem Spielzeug; sie erregen in einem den Wunsch, sie 
zu besitzen, daheim, in einen kleinen gefälligen Parkwagen ge¬ 
spannt, sie den Kindern zu schenken. Mir fielen vor Wochen 
zwei solche Tierchen in die Hand, gleich groß, gleiche Farbe, 
ganz gleich im Typ — wie staunte ich, in ihnen die Mutter¬ 
stute mit noch saugendem Fohlen vorzufinden. Jetzt trägt 
das kleine frühreife Gesellchen sein Geschirr, als müßte es so 
sein. Es wird ja natürlich nur eigentlich scherzeshalber ein¬ 
gespannt, Arbeit verlangt ein Deutscher doch nicht von so 
einem jungen Tierchen, aber die einheimischen Panjes gliedern 
so kräftige Jungtiere ohne weiteres in ihre Wagenzüge ein. 

(Fortsetzung folgt.) 

Vom Veterinärwesen im Herzogtum Anhalt 

Der Landestierarzt Oberveterinärrat A. Pirl ist unter Ver¬ 
leihung des Titels „Geheimer Veterinärrat“ am 1. April in den 
Ruhestand versetzt worden. Zu seinem Nachfolger wurde unter 
Ernennung zum „Veterinärrat“ der Kreistierarzt Dr. Richter, 
Dessau, bestellt 

Tierärztekammer für die Provinz Schleswig-Holstein. 

Für die Kriegssammlung eingegangene Beträge: 


Prakt Tierarzt Lund, Aggerschau. 20,—Mk. 

Regierungs- und Veterinärrat Dr. Bartels, Schleswig 

IV. Rate.100,- „ 

Korpsstabsveterinär von Müller, Altona .... 50,— „ 

Stabsveterinär Koske, Altona,.. . . 50,— „ 


cuiuovciciuiai n.u d&c, nuuua i . w,— „ 

220,— Mk. 

Dazu Betrag der 1. bis 8. Quittung .... .. . . 6139,— „ 
Gesamtbetrag]'. 6359,— Mk. 


Reimer, Kassierer. 

Könlgl. Bayer. Staatsministerium des Innern. 

Bekanntmachung über Fortbildungskurse für 
Amtstierärzte. 

Der 18. Fortbildungskurs für Amtstierärzte wird als dreitägiger 
Kriegskurs in den Monaten Mai, Juni und Juli lfd. Js. in München 
und Oberschleißheim abgehalten werden. Zu demselben werden 
hiermit sämtliche bayerischen Bezirks- und Amtstierärzte sowie die 
Grenztierärzte im Hauptamte zugelassen. 

Mit Rücksicht auf die hiernach zu erwartende Teilnehmerzahl 
wird der Kurs in Wiederholungen und zwar am 17., 18., 19.; 24., 
25., 26.; 29., 30., 31. Mai, 7., 8. 9.; 14., 15., 16.; 19., 20., 21.; 26., 27., 

28. Juni, 4., 5., 6. Juli stattfinden. Zum Zwecke der Zuteilung zu 
einem der Kurse haben die zugelassenen Tierärzte bis längstens 

29. ds. Mts. an das Königl. Staatsministerium des Innern zu be¬ 
richten, ob sie von der Zulassung Gebrauch machen können oder 
an welchen der bezeichneten Tage etwa ihre Teilnahme zufolge 
unaufschiebbarer amtlicher Terminsgeschäfte oder wegen Ver¬ 
tretungsschwierigkeiten unmöglich wäre. Den Kursteilnehmern 
wird ein angemessener Zuschuß sowie Ersatz der Auslagen für die 
Eisenbahnfahrkarten gewährt werden. 

München, den 14. April 1916. 

Dr. Frhr. von Soden-Fraunhofen. 









BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ko. lü. 


192 


Oer amerikanische Handel mit Kriegspferden. 

Nach Mitteilung eines amerikanischen Korrespondenten an die 
deutsche Presse kann man in den Vereinigten Staaten von Amerika 
seit einem Jahre von einem ganz ausgesprochenen Kriegsmarkte für 
Pferde und Maultiere sprechen. Großbritannien, Frankreich, Italien 
und Belgien haben in den ersten zwölf Monaten des Krieges an Pferden 
und Maultieren für mindestens 200 Millionen Dollars im Lande ge¬ 
kauft. Seit Ausbruch des großen Völkerringens w aren bis zum 1. Sep. 
tember 1915 nach der amtlichen Statistik aus dem Gebiete der Ver. 
Staaten 855 128 Stück Pferde und Maultiere nach Europa versandt 
worden, mit einem angegebenen Ausfuhrwerte von 100 587 000 
Dollars. Vor dem Kriege, in dem am 80. Juni 1914 abgelaufenen 
Fiskaljahre, als auch Deutschland noch als Abnehmer für amerika¬ 
nische Pferde mit in Betracht kam, wurden aus dem Gebiete der 
Union nur 22 776 Pferde mit einer Wertsumme von 3 388 000 
Dollars und noch nicht 500 Maultiere ausgefühlt. Hieraus ergibt 
sich, daß im ersten Kriegsjahre die Ver. Staaten ihre Ausfuhr an 
Pferden und Maultieren, obwohl nur mehr ein begrenzteres Absatz¬ 
gebiet im Auslande in Betracht kam, um 1559 Proz. der Zahl der 
ausgeführten Tiere nach gesteigert haben Der Wert der 
ausgeführten Maultiere und Pferde ist in der gleichen Zeit um nicht 
Weniger als 2968 Proz. gestiegen! Man nimmt an, daß bis zum 
1. Dezember 1915 in den Vereinigten Staaten rund 
600000 Stück Pferde und Maultiere von England 
und seinen Verbündeten für Kriegszwecke auf¬ 
gekauft worden sind. 

Die aufgekauften Kriegspferde und Maultiere werden zunächst 
in sog. Sammellager zusammengetrieben. In diesen Sammel- 
lagem hatten sich im September 1915 auf amerikanischem Boden 
50 000 und wahrscheinlich sogar 75 000 durch eingebrannten 
Stempel als Eigentum der betreffenden europäischen Regierungen 
gekennzeichnete Pferde und Maultiere angehäuft, die nach Bedarf 
und vor allem nach Möglichkeit der vorhandenen Transportgelegen- 
heiten nach den europäischen Kriegsschauplätzen verschickt 
werden sollten. 

Indessen hat dieser Ankauf neuerdings auffällig nachgelassen 
Unter den amerikanischen Pferdehändlern, die seit Kriegsbeginn 
die Pferdelieferung betrieben haben, herrscht die Überzeugung vor, 
daß der auffällige Rückgang im Ankäufe von Pferden und Maul¬ 
tieren für Kriegszwecke nur auf den finanziellen Rückgang der 
Alliierten zurückzuftihren sei. Pulver und Kanonen sind im Augen¬ 
blicke den Engländern und ihren Veibündeten notwendiger als 
amerikanische Pferde und Maultiere. 

■: England hat am besten bei diesem Pferdehandel abgeschnitten. 
Der Chef der englischen Pferdeeihkaufskommission, Sitz in Mont¬ 
real, Kanada, hat ein ausgedehntes System von Inspektoren 
geschaffen, die alle angebotenen Pferde zunächst zu 
untersuchen haben. Im ersten Kriegsjahre hatte jeder dieser 
Inspektoren an einem Tage nicht selten bis zu 500 Pferde zu unter¬ 
suchen. Später wurde bestimmt, daß ein Inspektor täglich in zehn 
Stunden nicht mehr als 120 Pferde untersuchen und mit dem Brand¬ 
stempel der englischen Regierung versehen dürfe. Hieraus hat sich 
nun folgende Praxis im Kriegsmarkte für Pferde und Maultiere ent¬ 
wickelt: Erst werden alle zugetriebenen Tiere den englischen 
Inspektoren vorgeführt, die sich das Beste heraussuchen; die zu- 
tückgewiesenen Tiere werden hierauf den Offizieren und Agenten, 
die für die Regierung Frankreichs einkaufen, zur Auswahl über¬ 
wiesen. Nach dieser doppelten Siebung bekommen auch die Ver¬ 
treter Italiens Gelegenheit, ihre Macht durch amerikanisches Pferde- 
raaterial zu stärken; die schließlich dann noch verbliebene restliche 
Auslese wird den Belgiern überlassen. Italien und Belgien haben in 
den letzten Monaten den Aufkauf von Pferden und Maultieren in 
den Vereinigten Staaten ganz einstellen müssen. 

England und Genossen fiel es außerordentlich schwer, und zwar 
mit den Monaten immer mehr, genügend Schiffe zur Verfrachtung 
der aufgekauften Tiere nach Europa zu beschaffen. Viele Tausende 
von Pferden, fest erworben und bezahlt von den europäischen Re¬ 
gierungen, müßten in großen Sammellagern bis zur Be¬ 
schaffung von Versandmöglichkeit gefüttert und gepflegt werden. 
Solche Sammellager befinden sich noch jetzt in Lathrop (Missouri), 


Fort Scott (Kansas), Grand Island (Nebraska), in der Umgebung 
von St. Louis (Missouri), New Orleans (Louisiana) und an anderen 
Punkten. In dem Sammellager von Lathrop waren zeitweise im 
vorigen Jahre bis zu 35 000 Pferde zusammengetrieben. Bei den 
schlechten Verpflegungsmöglichkeiten in diesen Sammellagem für 
Kriegspferde ist der Verlust durch Seuchen und die 
Sterblichkeit unter den zusammengepferchten 
Tieren ganz ungewöhnlich groß gewesen. Dazu 
kommen nun noch die ungeheuer großen Transportkosten 
für die wirklich zum überseeischen Versand gelangten Tiere. Man 
rechnet diese Kosten für jedes einzelne Tier auf 100 Dollars. Die 
Versicherungsgebühr allein hat sich infolge der Tätigkeit deutscher 
Unterseebote durchschnittlich auf rund 60 Dollars für das einzelne 
Tier gestellt. Ferner ist zu berücksichtigen, daß die Tiere zumeist 
nicht fehlerfrei waren und durchweg im Kriegsmarkte. ein viel zu 
hoher Preis von vornherein bezahlt worden ist. Wesentlich ver¬ 
teuert sind für die Alliierten diese Kriegspferde noeh durch die 
Vermittlergebühr worden. Das große Bankhaus M. & Co. 
von New York hat zugegeben, daß es für alle Ankäufe, die es für 
England besorgte, sich zwei Prozent berechne. Praktisch bedeutet 
das, daß von jedem an gekauften Pferde oder Maultiere durchschnitt¬ 
lich vier Dollars genommen wurden. Ungeheuerlich ist auch die 
Futterrechnung für die Tausende Pferde gewesen. Setzt man sie 
für das einzelne Pferd nach amerikanischen Verhältnissen mit 
60 Cents den Tag ein, so ergibt sich, daß die einzelnen Sammellager 
eine tägliche Futterrechnung in Höhe vieler Tausende von DoUars 
gehabt haben. Die englischen Lagerverwaltungen mußten zeitweise 
besondere Agenten in Kolorado umherschicken, um dort gutes 
Alfalfaheu (Luzerneheu) aufzukaufen, damit durch den hohen Nähr¬ 
stoffgehalt dieses Heues die Rechnung für Kömerfutter herab¬ 
gedrückt werden könne. 

Da das englische Weltreich mit jedem Tage mehr Boden unter 
den Füßen verliert, wird man bei der Finanznot der Alliierten wohl 
oder übel sich damit ^bfinden müssen, daß die goldene Zeit am 
Kriegsmarkte für Pferde und Maultiere in den Vereinigten Staaten 
endgültig vorüber ist. K. V. 

— Das Blau« K»*euz In Frankreich unterhält zurzeit 12 Pferde¬ 
hospitale; jedes ist für eine Aufnahme von 300 bis 500 Pferden ein¬ 
gerichtet. Brt 

— Dem Veterinärrat Dr. Tempel in Chemnitz ist die 
Peruer Medaille in Silber für Verdienste auf dem Gebiete 
des Tierschutzes verliehen worden. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Es wurde verliehen: Das Sächs. Kriegs¬ 
verdienstkreuz : dem Bezirkstierarzt Oberveterinärrat Johann Baum- 
gärtel in Oschatz. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des 
Sächs. Albrechtsordens: dem Oberleutnant und Kommandeur Kurt 
Hrintxe aus Dresden. — Das Ehrenkreuz für freiwillige Kranken¬ 
pflege : dem Bezirkstierarzt Oberveterinärrat Baumgnrtel in Oschatz. 
— Der Rote Adlerorden 4. Kl.: dem Kreistierarzt Veterinär rat 
Janxon in Demmin. 

Ernennung: dem Tierarzt Wilhelm Wenderhold in Kirchhain ist 
die kom. Verwaltung der Kreistierarztstelle in Kirchhain über¬ 
tragen worden. 

Verzogen: Polizeitierarzt Hermann Fischer von Klingenthal 
nach Gotha. 

Versetzt: Der Veterinär d. Res. Schlachthoftierarzt Dr. Immisch 
als Schlachthoftierarzt nach Bochum, 

Ruheetandsversetzungen : Kreistierarzt Veterinärrat Albert Beermann 
in Moers; Landestierarzt Oberveterinärrat Adolf Pirl in Dessau; 
Kreistierarzt Veterinärrat Janxon in Demmin. 

Todesfälle: Tierarzt Theissen in Lippstadt; Oberleutnant und 
Kommandeur Kurt Heintxe aus Dresden; Tierarzt Julius Herrmann 
in Wellendingen; Veterinär d. Res. Wilhelm Minor in Luckau. 

tu der Armee: Bayern: Befördert: Zum Stabsveterinär der 
Oberveterinär Heinrich Probst beim Etappen - Feldlazarett 3 der 
8. Armee ; zum Oberveterinär der Veterinär Dr. Eisenmann d. L. I.; 
zu Veterinären ohne Patent in der Res. die Unterveterinäre Mäßet 
und Jung. 


Vakanzen. 

Bezirkstierarztstelle: A m b e r g. Bewerbungsgesuche sind bei 
der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung, 
Kammer des Innern, bis zum 25. April 1916 einzureichen. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung ton Richard 8choetz ln Berlin. — 

Druck von W. Büxenstein. Berlin. 





Dl« „Berliner Tlertntllche Weebeneebiift* 1 ereehelnt 
wöchentlich in Verlege von Richard Behoete In 
Berlin BW. 48. Wllbelnitr. 10. Dnrcfa Jede« dentaehe 
Poatamt wird dieselbe imn Preise von M. B,— viertel» 
Jihrlich XaosroblieSlioh Bestellgeld) geliefert (Oster- 
relehische Post-Zeiton**-Preis liste Nr. 674. UngaHsohe 
Nr. 86 ki Einmeinammern 60 PL 


Berliner 


Orlginelbeltrftge werden mit BO Mit, m PdtltMin mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Allo Manuskripte, 
Mitteilongen and redaktionellen Anfragen beliebe man 
an senden an Professor Olage. Hamburg, Osterstr. tl; 
Korrekturen, Resensions-Exemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Rlehard Schoets, Berlin SW.48, Wilhelmctr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Br« Sehmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. CRage 8tabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Yet-Rat Dr. Lothes Geh. Reg.-Rat Dr. Nevernann 

Bfunbeig. Referent i. Relcha-KoL-Amt in Berlin. ln Mülhausen LE. in CB ln. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.* n. Geh. Vet.-Rat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Sohlegel 

Landestiexmrmt für Hamburg, in Wiesbaden. Bromberg. Profesaor ln Dresden. Professor in Dresden. Professor in Froibarg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kala. Bakt Inst., Gamams, D.S.W.-A Stadt-Tierarat in Hamburg. Professor in München. MitgL d. Kala Gesundheitsamts io Berlin. 

Dr. A. Zlmmerntann Regiernngsrat ZOndel 

Professor in Budapest. Landestierarst von Elaafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage. 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 17 . Ausgegeben am 27. April. 


Inhal t: Themen: Untersuchungen über die Diagnose des infektiösen Abortus beim Rinde. — Referate: 

Ko väny i: Behandlung der Hufknorpelfistel. — Ko väny i: Heilung von Widerristfistein. — Schmidt: Von Kolumbacser 
• Fliegen verursachte Erkrankungen. — Feilchenfeld: Optochin-Amaurose. — Staatsveterloirweeen: Stand der Tierseuchen 
in Deutschland. — Verschiedenes. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Freund: Fische und Fischkrankheiten. — 
Tageegeechichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Neunzigste Kriegswoche. — Boerner: Der Winter 1915/16 in veterinärer 
Beziehung im Stellungskrieg des Ostens (Fortsetzung und Schluß). — Verschiedenes. — Personalien. 


(Aus dem Serumlaboratorium der Königl. tierärztlichen und land¬ 
wirtschaftlichen Hochschule zu Kopenhagen [Vorstand: Professor 
Dr. med. C. 0. Jensen].) 

Untersuchungen Uber die Diagnose des infektiösen 
Abortus beim Rinde. 

Von Assistenten Tierarzt Axel Thomeen. 

Seit März 1910 stellt das Kopenhagener Serum¬ 
laboratorium serodiagnostische Untersuchungen von Blut¬ 
proben an in Betreff des infektiösen Abortus beim Rinde 1 ). 
Obschon diese Untersuchungen dadurch von großem Werte 
sind, daß sich einigermaßen sicher entscheiden läßt, welche 
Tiere in einem Bestände infiziert sind oder jedenfalls infiziert 
gewesen sind, und ferner, ob ein angekauftes Tier ohne In¬ 
fektionsrisiko in einen nicht infizierten Bestand eingestellt 
werden kann, versagt das Verfahren doch, wenn in einem 
bestimmten Falle sicher entschieden werden soll (z. B. vor 
Gericht), inwiefern eine verwerfende Kuh zur Zeit des Abortus 
tatsächlich an einer Abortusbazilleninfektion litt oder nicht. 
Man muß sich' nämlich erinnern, daß die Blutreaktion nicht 
gleichzeitig mit der Aufhebung der Infektion schwindet, son¬ 
dern mitunter jahrelang erhalten bleiben kann. Ein anderes 
eine Unsicherheit ergebendes Moment ist es, daß die Blut¬ 
reaktion, wie wir später sehen werden, in seltneren Fällen 
sehr spät kommen und am Tage des Abortus schwach aus¬ 
gesprochen sein kann, sich nach dem Abortus dann aber 
schnell einstellt. Dieser Mängel wegen hat die isolierte Blut- 
imtersuchung zu veterinär-gerichtlichen Zwecken keine Anwen¬ 
dung gefunden. Man hat hier vielmehr die Entscheidung auf 
der mikroskopischen Untersuchung von Nachgeburtsteilen und 
dergleichen in Verbindung mit dem pathologisch-anatomischen 
Befund und der Anamnese beruhen lassen. 

*) Zeitschr. f.Infektionskrankh., parasit Krankh. u. Hygiene usw., 
X. Band. 


Um nun genauer erkennen zu können, wie sich die Blufc- 
reaktionen zur tatsächlichen Natur der Fälle verhalten, habe 
ich neben den Blutuntersuchungen in mehreren Fällen Unter¬ 
suchungen von Nachgeburten (und in einigen Fällen vom 
Uterinausfluß) angestellt; sodann steckte ich mir auch das 
Ziel, mittels dieser vergleichenden Untersuchungen eine Grund¬ 
lage für eine einigermaßen sichere Beurteilung von veterinär- 
gerichtlichen infektiösen Abortusfällen zu finden. 

Eine ideelle Grundlage für die Erkenntnis der wahren 
Natur der Abortusfälle — infektiös oder nicht infektiös — 
wäre die Reinkultur von Bazillen aus der Nachgeburt (oder 
dem Ausfluß), wo etwaige Bazillen sich ja immer finden 
müssen, oder aus den verworfenen Früchten. Eine solche 
Isolation des Abortusbazillus aus den mehr oder minder be¬ 
schmutzten und oft faulenden Fruchthüllen (oder dem Uterin¬ 
ausfluß) ist indessen sehr schwer zu bewerkstelligen, und aus 
den Früchten selbst (dem Labmageninhalt) ist es im Sommer 
oft schwer, Bazillen rein zu züchten, und es finden sich über¬ 
haupt nicht immer solche, darin. Dazu kommt noch, daß es 
im allgemeinen schwer ist, Früchte zu beschaffen, und daß 
die Isolation der Abortusbazillen viel Zeit beanspruchen 
würde. 

Wie erwähnt, berücksichtigt man bei gerichtlichen 
Entscheidungen bisher namentlich das Resultat der 
mikroskopischen Untersuchung und den pathologisch-anatomi¬ 
schen Befund. Obschon die mikroskopische Untersuchung 
durch den Nachweis der charakteristischen Bazillenhaufen,*) 
wie dieser von B. Bang 3 ) besprochen worden ist, verschie¬ 
dene positive Aufschlüsse zeitigt, bleibt es doch zweifelhaft, 
ob diese Untersuchung die einzige Grundlage für die Beur¬ 
teilung der Abortusfälle abzugeben geeignet ist. Namentlich 

*) Maanedsskrift f. DyTlaeger, Bd. XXVII, S. 34. 

®) Maanedsskrift f. Dyrlaeger, Bd. VHI, S, 151, 







194 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 17. 


denke ich dabei an die negativen Fälle; denn hier wie bei 
allen Infektionskrankheiten versagt die mikroskopische Dia¬ 
gnose, wenn man keine Bakterien findet. Was nun den patho¬ 
logisch-anatomischen Befund betrifft, werden die Verände¬ 
rungen meiner Ansicht nach auch nicht annäherungsweise so 
kräftig ausgesprochen und von einem so einheitlichen Aus¬ 
sehen sein, daß sich ein sicheres Urteil fällen läßt, und zwar 
um soviel weniger, als in den meisten Fällen nur Teile der 
Hüllen zu beschaffen sind. Ähnliche Ansichten über diese 
Verhältnisse sind von M. Klimmer*) ausgesprochen worden. 

Für meine erste, 28 Fälle zählende Untersuchungsreihe 
wählte ich denn auch eine andere Grundlage für die Diagno¬ 
stizierung des Abortusleidens, nämlich die von H. Holth 8 ) 
angegebene, annehmbar sichere Nachgeburtsreaktion des in¬ 
fektiösen Abortus. Diese Reaktion beruht darauf, daß 
Schabsei von angegriffenen Kotyledonen, worin Abortusba- 
zillen in großer Menge vorhanden sind, Komplement mit 
Abortu8serum bindet; mit anderen Worten, Kotyledonschabsel 
oder Exsudat läßt sich in einer Komplementbindungsreihe als 
Abortusantigen benutzen und kann also, wenn ein infektiöser 
Abortus vorliegt, eine Bindung ergeben. Nach Holth ist 
die Methode in einer Reihe von Fällen mit befriedigendem 
Resultate benutzt worden, und er meint, ohne dies jedoch 
näher zu begründen, daß die Resultate bei gerichtlichen Ent¬ 
scheidungen anwendbar sind. 

Daß die positiv ausfallende Bindung tatsächlich spezifisch 
ist, läßt sich nach dem Vorliegenden allerdings nicht beweisen; 
Holths „gute Resultate“ befürworten es aber, und außer¬ 
dem geben die unten eingehender zu besprechenden Verimp¬ 
fungsversuche, die in einer Auslösung von Antistoffbildung bei 
Kaninchen nach Injektion von Kotyledonschabsel oder Exsu¬ 
datextrakt bestehen, einen Beweis in der Richtung ab. 

In schematischer Anordnung sieht die Holth sehe Re¬ 
aktion so aus: 



Hauptreihe 

ccm 

Antigenreihe 

ccm 

Nachgeburtsantigen . . 

1,5 

1 

0,5 

0,25 

2 

1,5 

1 

«Ort 
° o 

Komplement (l—4). . . 
Abortusserum. 

0,1 

0,02 

0,1 

0,02 

0,1 

0,02 

0,1 

0,02 

0,1 

0,1 

0,1 

1 Ptoz. Ziegenbfutauf- 

0,25 

0,25 

0,25 

0,26 

0,25 

0,25 

0,25 

0,25 

schwemmung .... 

0,5 

0,5 

0,6 

0,5 

0,5 

0,5 

0,5 

0,5 

2,5 

Kochsalzlösung 0,9 Proz. 

1,5 

2 

2,5 

2,75 

1 

1,5 

2 

Glas Nr.. 

1 

2 

3 

4 

1 

2 

3 

4 


Das Antigen wird hergestellt, indem man mehrere Koty¬ 
ledonen (mit einem Skalpell) schabt und das Schabsei in Koch¬ 
salzwasser aufschwemmt. In einzelnen Fällen erhielt ich hin¬ 
reichend starkes Antigen schon aus einem Fruchtkuchen. 
Mitunter, namentlich bei sparsam vorhandenem Material, sam¬ 
melte ich die abgeschnittenen Kotyledonen in einen Mörser 
und rieb sie in Kochsalzwasser aus. Die Stärke des Antigens 
läßt sich im voraus nicht einmal annäherungsweise berechnen; 
man muß daher das Antigen so ungefähr blindlings präpa¬ 
rieren, denn die Stärke ist von der in den benutzten Frucht¬ 
kuchenteilen vorhandenen Bazillenmenge abhängig, die selbst¬ 
verständlich großen Schwankungen unterliegt. Ich entnehme 

4 ) Ergebnisse der Immunitätsforschung, experimentellenTherapie, 
Bakteriologie und Hygiene, I. Bd., 1914. 

8 ) Zeitschri f. Infektionskrankh. usw., Bd. X, 1911. 


der Nachgeburt so viel Schabsei, daß die Flüssigkeit dünn- 
breiartig wird. Sie wird eine viertel Stunde gekocht und fil¬ 
triert, um dann direkt als Antigen (Nachgeburts¬ 
antigen) benutzt zu werden. Wenn ich statt Nachgeburt 
Uterinausfluß anwendete, wurde mit gleichen Teilen Kochsalz¬ 
wasser verdünnt, gekocht und filtriert®). Um nun, wenn das 
Antigen etwa zu schwach ist, sicher zu gehen, verwende ich es 

— wie aus dem Schema ersichtlich — bis in große Gaben. Wie 
gleichfalls ersichtlich, habe ich außer der „Hauptreihe“ eine 
„Antigenreihe“, wo das in der Hauptreihe in einer Gabe von 
viermal den Titer angewendete Abortusserum fehlt In einigen 
Fällen hemmt nämlich das Antigen Belbst (ohne Serum) die 
Hämolyse bei großen Gaben. Dies ist jedoch selten und beruht 
gewiß auf dem Vorhandensein vieler Fäulnisbazillen; wenn 
man aber die Gabe in dem angegebenen Maße vermindert, 
wird man unter die Selbsthemmung hinabkommen. Zu be¬ 
merken ist, daß ein kräftig hemmendes Antigen durch Ver¬ 
dünnung mit Kochsalzlösung, wiederholtes Kochen und 
Filtration in nichthemmendes umgewandelt werden kann. 
Wenn sich in der Antigenreihe eine kräftig ausgesprochene 
Komplementbindung, aber keine Selbsthemmung oder in 
beiden Reihen eine bedeutende Differenz findet, bezeichne ich 
die Reaktion als positiv. Einigemal benutze ich jedoch die 
Bezeichnung „positiv schwach”, worunter ich Bindung im 
ersten Glas der Hauptreihe (Gabe 1.5 — keine Bindung in der 
Antigenreihe) oder eine weniger ausgesprochene Differenz der 
Bindung in den beiden Reihen verstehe, z. B. Bindung in den 
beiden ersten Gläsern der Hauptreihe und Bindung (Hemmung) 
im ersten Glase der Antigenreihe. Meines Erachtens sind die 
schwach und die kräftiger ausgesprochenen Reaktionen von 
gleich großem Werte für diagnostische Zwecke. Man muß sich 
natürlich vergewissern, daß das angewendete Immunserum, 

— auch nicht bei Verwendung von 0,03 ccm — weder selbst 
die Hämolyse hemmt noch hämolysiert. Am bequemsten ist es 
somit, sich eines bekannten Serums zu bedienen, bei dem diese 
Kontrolluntersuchungen ein für allemal angestellt worden sind; 
ein solches Serum hält sich, auf Eis aufbewahrt, lange unver¬ 
ändert. Ferner wird jedes Antigen (Gabe = 2 ccm) unter¬ 
sucht, um sich zu vergewissern, daß es nicht hämoiysierend 
ist (von mir nie beobachtet). Bei allen von mir ausgeführten 
Reaktionen wurde ein Komplementüberschuß von 50 Proz. 
des Titers des Komplements benutzt, wie von Holth vor¬ 
geschlagen; in 31 Fällen wurde die Probe auch mit nur 
20 Proz. Überschuß ausgeführt (vgl. Schema H); die Be¬ 
nutzung von 20 Proz. führte keine Unannehmlichkeiten mit 
sich (man könnte annehmen, daß die Selbsthemmung sich zu 
kräftig geltend machen würde), und die Reaktion wird dabei 
unbedingt feiner und ganz natürlich kräftiger. So 
stimmten die beiden Verfahren in drei Fällen (Nr. 55, 56, 68) 
überein; es lag nämlich bei 50 Proz. Überschuß keine Bindung 
vor, wohl aber bei nur 20 Proz. Vergleicht man das Resultat mit 
den anderen Reaktionen, sind die Fälle indessen als 
infektiöser Abortus zu betrachten (aus dem 
einen Fall wurden Abortusbazillen reinkultiviert); ein Näheres 
siehe Schema U. 

6 ) Einigemal benutzte ich mit positivem Resultat den Labmagen- 
inhalt der Früchte als Antigen. Meistens wird ein solches Antigen 
jedoch, da darin verhältnismäßig wenig Bazillen vorhanden sind, 
zu schwach sein. 








27. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


l<>:> 


Es ergab sich zweimal eine an Stärke zunehmende Re¬ 
aktion bei abnehmenden Antigengaben. 

Die Untersuchungen der den Nachgeburten entsprechen¬ 
den Blutproben geschahen in der im Kopenhagener Serum¬ 
laboratorium für gewöhnliche diagnostische Zwecke üblichen 
Weise 7 ). Zu bemerken ist jedoch, daß die Komplementbindung 
in der Regel (wo nichts anderes angeführt ist) mit aktivem 
(nicht inaktiviertem) Serum ausgeführt wurde, und daß die 
Gaben infolgedessen 0,05 (Serumkontrolle), 0,02 und 0,01 
waren 8 ). 

Bei der Untersuchung meiner ersten Reihe von Fällen 
(28) — wo ich also namentlich die Zuverlässigkeit der Re¬ 
aktionen mittels der H o 11 h ’ sehen Reaktion klarzulegen 
wünschte — schenkte ich der mikroskopischen Untersuchung 
nicht so viel Aufmerksamkeit, und auch auf das Aussehen 
der Nachgeburt ging ich in der Regel nicht näher ein, da 
mir H o 11 h s Resultate bekannt waren und ich seine Nach¬ 
geburtantigenreaktionen als zuverlässig oder jedenfalls als 
ungefähr sicher betrachtete. In meinem ersten Übersichts¬ 
schema werden diese diagnostischen Methoden daher nur als 
„Bemerkungen“ angeführt, obgleich sie je für sich nur für 
diagnostische Zwecke von bedeutendem Wert sind. In meiner 
letzten Reihe (87 Fälle), bei der das gerichtliche Moment der 
Hauptzweck der Untersuchung war, wurden sie neben den 
übrigen Reaktionen angebracht, um für die Beurteilung der 
tatsächlichen Natur der Fälle eine Stütze abzugeben und uns 
in der Weise, falls sich die H o 11 h ’ sehe Reaktion als weniger 
zuverlässig erweisen sollte, als nach Holths Untersuchungen 
von Anfang an zu erwarten war (so ist in meiner ersten Reihe 
annehmbar eine nichtspezifische Bindung beobachtet worden, 
siehe unten), über den Wert der einzelnen Reaktionen aufzuklä¬ 
ren. Es war dabei die Absicht, zu untersuchen, ob die genannten 
Methoden im allgemeinen im gerichtlichen Verfahren — allein 
oder durch andere Reaktionen ergänzt — eine zweckmäßige 
Anwendung finden könnten. 

Der schematischen Übersicht über die einzelnen Fälle 
schicke ich eine kurze Besprechung des benutzten Materials 
voraus. Die Nachgeburten wurden in der Regel 12—24 Stunden 
nach dem Abortus durch den Tierarzt abgelöst; nur ausnahms¬ 
weise gingen sie von selbst ab (fibrös .verdickte Häutchen — 
siehe unten — sollen von selbst abgehen können). Die Blut¬ 
proben wurden meist im Anschluß an die Abtötung ent¬ 
nommen. Die Nachgeburten tragen wohl im großen ganzen 
das Gepräge ihrer Beschaffungsweise. Die Tierärzte wurden 
nämlich ersucht, zur diagnostischen Untersuchung, wenn es 
möglich sei, außer Blutproben etwas vom Ausfluß oder etwas 
von den vermeintlich angegriffenen Fruchtkuchen der be¬ 
treffenden Kühe einzusenden. Es ist daher möglich, daß die 
meisten Nachgeburten von verwerfenden Kühen größere Ver¬ 
änderungen erlitten haben als diejenigen, die ich erhielt, 
indem anzunehmen ist, daß die Fälle mit ausgeprägten Ver¬ 
änderungen meist von den Tierärzten erkannt und also nicht 
so häufig, um eine Diagnose zu erhalten, eingesandt werden. 
Es sind aber doch vielleicht einige Präparate eingesandt 
worden, wo der Tierarzt das Laboratorium des Besitzers wegen 
in Anspruch zu nehmen wünschte, obschon er selbst über die 

*) Zeitschr. f. Infektionskrankh., Bd. X, 1911. 

*) Zeitschr. f. Infektionskrankh. usw. der Haustiere, XIII. 


Diagnose nicht im Zweifel war. Mehrere Präparate wurden 
eingesandt, weil die betreffenden Tierärzte sich der Erklärung 
des Serumlaboratoriums im gerichtlichen Verfahren zu be¬ 
dienen wünschten. Einige stark veränderte Fruchthüllen 
erhielt ich von den Versuchsgehöften des Serumlaboratoriums. 
Oft handelt« es sich bei der Untersuchung nur um einen Abortus- 
fall im betr. Bestände oder um Fälle aus Beständen, wo nur 
vereinzelte Fälle aufgetreten waren. 

Ich bin sowohl im Namen des Serumlaboratoriums wie 
im eigenen Namen meinen Kollegen für die vielen Einsen¬ 
dungen von Material zu Dank verpflichtet. Leider war das 
Material auch nicht annäherungsweise untadelhaft, und beim 
Einsand von Material zu gerichtlichen Zwecken werden 
sicherlich in den meisten Fällen bedeutend größere 
Präparate erforderlich sein, da die pathologischen Verände¬ 
rungen auf kleinere Teile beschränkt sein können. So fand 
ich bei einem Abortus etwa einen Monat vor der Zeit nur zwei 
Kotyledonen angegriffen (Bang' sehe Bazillenhaufen nach¬ 
gewiesen). Ich mußte daher eine große Menge des einge¬ 
sandten Materials ausschalten; es wurden von mir jedoch 
einige kleine Präparate untersucht, die nur mit 1—2—8 
Kotyledonen versehen waren. Dies geschah aber nur in Fällen, 
wo die Veränderungen so stark waren, daß ich annehmen 
konnte, daß man dennoch einen recht zuverlässigen Eindruck 
vom Aussehen der Nachgeburt habe, und daß das Präparat 
genügend Antigen enthalte. Ein paarmal untersuchte ich 
vermeintlich normale und ein paarmal nur wenig 
veränderte kleine Präparate mit nur 1—3 Koty¬ 
ledonen. Da diese Fälle aller Wahrscheinlichkeit nach tat¬ 
sächlich nicht infektiöse Abortusfälle waren, würde die Ein¬ 
sendung von größeren Teilen annehmbar keine anderen Mo¬ 
mente (am Aussehen) dargeboten haben. In der Weise sind 
also recht natürlich verhältnismäßig viele normale oder nur 
wenig veränderte Nachgeburten ausgeschaltet worden. Meist 
untersuchte ich das Material nur, wenn es ein großes Stück 
mit etwa zehn Kotyledonen oder mehr darbot. ln verschie¬ 
denen Fällen fiel es dennoch schwer, so viel Schabsei anzu¬ 
sammeln, daß hinreichend Antigen präpariert werden konnte, 
um bei abweichenden Resultaten die H o l t h' sehe Reaktion 
auf8 neue auszuführen; so ist es sehr bedauernswert, daß die 
zwei unspezifischen Bindungen (Nr. 11 der ersten Reihe und 
Nr. 71 der zweiten Reihe) sich nicht kontrollieren ließen. Die 
Komplementbindungsreaktion ist bekanntlich so kompliziert, 
daß sich verschiedenartige Fehlerquellen einschleichen können. 
Ich kann daher nicht 3agen, daß Holths Reaktion un¬ 
spezifisch sein kann. In gewissen Fällen hat der betr. Tier¬ 
arzt bemerkt, daß es unmöglich war, mehr als Stückchen oder 
Zotten abzulösen. Für das gerichtliche Verfahren wird die 
Untersuchung eines solchen Materials bei negativer Reaktion 
ohne Wert sein. Ein Teil des eingesandten Materials mußte 
Fäulnis halber, da die Farbenzeichnungen verwischt waren, 
ausgeschaltet werden. Am besten waren in der Regel die 
Präparate erhalten, die direkt in dickes graues Packpapier 
(oder Zeitungspapier) verpackt waren, so daß das Wasser abge¬ 
saugt war; dicht verschlossene Behälter scheinen die Fäulnis 
begünstigt zu haben. Die bald nach dem Abortus eingetroffenen 
Präparate waren naturgemäß besser als die spät eintreffenden; 
namentlich zur Sommerzeit war es von großer Bedeutung, daß 
der Versand beschleunigt wurde (Expreßversand). 



1% 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 17. 


Einen sicheren Aufschluß über das Verhältnis zwischen 
&fr Anzahl von infektiösen Abortusfällen und der Anzahl von 
anderweitigen Abortusfällen erhält man durch meine Unter¬ 
suchungen nicht. „Vermeintlich unveränderte Nachgeburten“ 
sind annehmbar — dem Wunsch des Serumlaboratoriums ge¬ 
mäß — nur ausnahmsweise eingesandt worden. Meines 
Erachtens hat man somit Gründe, anzunehmen, daß mein 
Material mehr positive Reaktionen ergibt, als es der Fall sein 
würde, wenn sämtliche im Lande vorkommenden sporadischen 
Abortusfälle zur Untersuchung kämen. Dazu kommt noch, 
daß, wie erwähnt, der geringen Größe der Präparate wegen 
am meisten Fälle mit unveränderten oder nur wenig ver¬ 
änderten Fruchthtillen ausgeschaltet wurden. Vielleicht ist 
die Verschiebung aber nicht sogroß, wie man erwarten könnte, 
da, wie oben bemerkt, stark veränderte Fruchthüllen in der 
Regel gewiß nicht eingesandt werden sind. 

Die Kühe, von denen die Nachgeburten stammen, haben, 
insofern ich es habe ermitteln können, zu folgenden Zeiten 
verworfen: 2 im 4. Monat; 6 im 5.; 13 im 6.; 16 im 7.; 19 
im 8.; 22 im 9.; 4 im 10. Monat. Es sind also meist späte 
Fehlgeburten. 


Wie man aus der schematischen Übersicht über meine 
erste Reihe von Fällen (28) ersehen wird, stimmt die 
Ho Ith’scheReaktionindenmeistenFällenmit 
den Blutreaktionen überein: 6 Fälle H o 11 h und -r- 
Blutprobe; 19 Fälle + Ho Ith und + Blutprobe; 2 Fälle ^ 
Holth, aber + Blutprobe; 1 Fall + Holth, aber - 5 - Blut¬ 
probe. Daß zwei Fälle (Nr. 4 und 5) Blutreaktion auf weisen, 
ohne daß der vorliegende Abortusfall als infektiös zu be¬ 
trachten ist, kann nicht wundernehmen; die Reaktion muß 
annehmbar von Antistoffen, herrühren, die sich nach einer 
früheren Infektion, vielleicht einem Abortus, erhalten haben, 
oder es mag eine Fütterungsinfektion ohne Lokalisation im 
Uterus Vorgelegen haben (vgl. die Stierreaktionen). Mehr 
Aufmerksamkeit verdient die irrtümliche Reaktion (Bindung 
von Fall Nr. 11.) Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach (An¬ 
amnese) als ausgeschlossen zu betrachten, daß im Bestände 
ein spezifischer infektiöser Abortus Vorgelegen hat; wie er¬ 
wähnt, wurde die Komplementbindungsprobe jedoch nicht 
wiederholt, so daß sich nicht mit Sicherheit entscheiden läßt, 
ob in der Technik ein Fehler obgewaltet hat, oder ob wir tat¬ 
sächlich eine unspezifische Bindung vor uns haben. 


Schema I. Übersicht über die verschiedenen Proben bei 28 Abortusfällen. 


Nr. 

| Anamnese 

Holth sehe 
Reaktion 

Blutprobe von 
der Kuh 

Bemerkungen 

Abortus 
im Bestände 

Monat 
des Abortus 

Mehrmaliger 

Abortus 

1 

j* 

9 



Ag.O 

Kp.O 


2 

ja 


nein 

+ 

Ag. < 0,005 

Kp. < 0,05 


3 

Aus einem verwerfenden 
Bestände angekauft. 

8 


+ 

Ag. 0,05 

Kp. < 0,05 

Uterinexsudat als Antigen benutzt. 

4 


9 



Ag. 0,02 

Vn \ akt. 8. 0,02 p 
Kp i Inakt S. 0,1 


5 





Ag. < 0,005 

Kp. < 0,05 


6 



nein 

+ 

Ag. 0,01 

Kp. <0,01 

Bazillenhaufen naebgewiesen. 

7 

An gekauft 


nein 

+ 

Ag.< 0,005 

Kp. < 0,01 


8 



nein 

+ 

Ag. 0,01 

Kp. < 0,01 

Vereinzelte Bazillenhaufen. 

9 

Angekauft 


nein 

+ 

Ag. 0,02 

Kp. < 0,01 

Zahlreiche Bazillenhaufen. 

10 

Angekauft 

9 


-r- 

Ag.O 

Kp.O 


11 

2—3 Fälle. Weder früher 
noch später Abortus im 
Bestände beobachtet. Der 
Bestand zählt ca. 25 Milch¬ 
kühe. Zur Zeit, wo das 
Verwerfen sich einstellte, 
wurde mit schlechtem 
Heu gefüttert. 


nein 


Ag.O 

Kp. 0 

Uterinexsudat als Antigen benutzt. 

Mikroskopie des Exsudats: Vermischte Flora; 
namentlich scheinen pyogenesähnliche gram - 
positive Bazillen vertreten. Der Ausstrich 
von verdünntem Exsudat auf Schrägagar 
ergab nach 24 Stunden kleine gleichmäßige 
Kolonien. Das Exsudat wurde zur Holth- 
sehen Probe benutzt. 

7—8 Monate nach der Blutuntersuchung 
wurde wiederum eine Blutprobe mit dem 
Resultat -5- untersucht. 

12 



nein 

-I- 

Ag. 0 

Kp.O 

do. 

13 

nein 

6? 

nein 

+ 

Ag.< 0,005 

Kp. < 0,01 


14 




+ 

Ag. < 0,005 

Kp. < 0,01 

Zahlreiche Bazillenhaufen. 

15 

Angekauft 

10 

nein 

+ 

Ag. 0,005 

Kp. < 0,01 

Mikroskopie -I- 

Das Kalb ausgetragen. 

Die Blutprobe 6 Tage nach der Nachgeburt 
entnommen. 
















27. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


197 


Schema 1. (Fortsetzung.) 


Nr. 

Anamnese 

H o 11 h sehe 

Blutprobe von 
der Kuh 

V 

Bemerkungen» 

Abortus 
im Bestände 

Monat des 
Abortus 

Mehrmaliger 

Abortus 

Reaktion 

16 

An gekauft 

8 

nein 


Ag. 0 

Kg. 0 

Mikroskopie 

17 




+ 

Ag. 0,05 p 

Kp. 0,02 

Die Fruchtkuchen intens, gelblich mit kleinen 
Exsudatflocken. 

Mikroskopie: einzelne Bazillenhaufen. 

Die Blutprobe 9 Tage nach ,der Nachgeburt 
entnommen. 

17 Tage vor dieser Blutuntersuchung wurde 
eine Blutprobeuntersuchung angestellt; Re¬ 
sultat: Ag. 0. 

Kp. 0. 

18 



nein 

+ 

Ag. 0,01 

Kp. < 0,01 

Die Fruchtkuchen kräftig gelb mit kleinen 
Eiterflocken. Kleine gelbliche bis hirsekorn- 
große Verdickungen der Partien zwischen 
den Fruchtkuchen. 

Mikroskopie: einige wenige Bazillenhaufen. 

19 



nein 


Ag. 0 

Kp. 0 

Mikroskopie: Bakterienhaufen, bis¬ 
weilen den Bangschen sehr 
nahezu ähnlich. 

20 

An gekauft 


nein 

+ 

Ag. 0,01 

Kp. 0,02 

Die Fruchtkuchen intens, gelblich. Kleine 
Exsudatflocken zwischen den Fruchtkuchen 
ringsum verteilt. 

Mikroskopie -f- 

21 




+ 

Ag. 0,01 

Kp. < 0,01 

Die meisten Fruchtkuchen kräftig gelblich 
mit Flocken. Einzelne „Kuchen“ intens. rot. 
Mikroskopie -5- 

22 



nein 

(schwach) 

Ag. 0,02 

Kp. < 0,01 

Kleines Präparat. Die Fruchtkuchen recht 
stark gelblich mit mittelgroßem Eiterbelag. 
Mikroskopie -r- 

23 


9 


+ 

Ag. 0,02 

Kp. 0,02 p 

Kleineres Präparat. Ein paar Fruchtkuchen 
mit gelblichem Aussehen und recht starkem 
Exsudat Verteilte Verdickungen des Chorion. 
Mikroskopie: Vereinzelte Bazillenhaufen. 

24 





Ag. 0 

Kp. 0,02 p 

Mikroskopie 

25 

Angekauft 

7 


+ 

Ag. 0,005 

Kp. < 0,01 

Zahlreiche Bazillenhaufen. 

26 

ja 

7 

nein 

+ 

Ag. 0,005 

Kp. < 0,01 

Recht viel Bazillenhaufen. Mikroskopie des 
Labmageninhaltes der Frucht: Unzweifel¬ 
hafte Abortusbazillen. 

Serumbouillon: Abortusbazillen isoliert. Die 
Blutprobe 11 Tage nach dem Abortus”ent- 
nommen. 

27 

ja 

10 

nein 

+ 

Ag. 0,005 

Kp. < 0,01 

Zahlreiche Bazillenhaufen. Am Chorion weiß- 
lich-indurierte Flecken. Die Fruchtkuchen 
rot, gelb, marmoriert. Flocken. 

Die Blutprobe 6 Tage nachdem Abortus 
entnommen. 

4 Wochen vor di eser Blutunter¬ 
suchung ergab eine Blutprobe- 
unteriuchung:Ag. 0 

Kp. 0 

Die Kuh die ganze Trächtigkeitsperiode hin¬ 
durch serumbehandelt 

28 

ja 

9 

nein 

+ 

Ag. 0,05 

Kp < 0,01 

Zahlreiche Bazillenhaufen. Gelbe Frucht¬ 
kuchen mit nekrotischen Villis. 

Das Kalb lebte. Die Nachgeburt mußte ab¬ 
gelöst werden. 

Die Kuh die ganze Trächtigkeitsperiode hin¬ 
durch serumbehandelt. 


Die Fälle Nr. 17 und 23 ergeben sehr schwache Blut¬ 
reaktionen, was namentlich bei Fall Nr. 17 auffällt, da die 
Blutprobe' 9 Tage nach dem Abortus entnommen wurde; 
etwa 8 Tage vor dem Abortus fanden sich gar 
keine Antistoffe. In keinem dieser zwei Fälle ist zu 
bezweifeln, daß tatsächlich eine Infektion Vorgelegen hat 
(vgl. die Mikroskopie und das Aussehen der Nachgeburten). 
Inwiefern diese Infektion in letzter Instanz als 
alleinige Ursache der Ausstoßung der Kälber zu be¬ 


trachten ist, bleibt tatsächlich eine Sache für »ich. Es ist 
natürlich das wahrscheinlichste, aber durchaus nicht gegeben; 
denn annehmbar könnten in seltenen Fällen auch zufällige 
Ursachen (Trauma) bei infizierten Kühen einen Abortus be¬ 
wirken, die vielleicht nicht so stark angegriffen Sind, daß die 
Infektion allein einen Abort zur Folge haben würde. Da die 
Wirkung äußerer Ursachen und die eigentliche spezifische 
Infektion sich also ausnahmsweise kreuzen können, ist es kein 
leichtes, mit Sicherheit zu entscheiden, ob Veränderungen der 










198 


Nachgeburt vonnöten sind, damit infolge der Infektion ein 
Abortus eintrete. Inwiefern solche schwachen Reaktionen, wie 
wir sie hier also in zirka 7 Prozent der Fälle beobachteten, auch 
Vorkommen würden, wenn andere zufällige Ursachen ausge¬ 
schlossen werden könntet, bleibt eine offene Frage, die w r ohl 
von praktischer Bedeutung sein kann; man muß daher bei der 
Beurteilung von selbst schwachen Blutreaktionen bei ver¬ 
werfenden Kühen recht streng sein (vgl. Walls Beurteilung 
der positiven und negativen Reaktionen •). Daß die Antistoffe 
ganz fehlen können zu der Zeit, wo das Tier, an infektiösem 
Abortus leidend, verwirft, soll unter den Fällen in meiner 
letzten Beobachtungsreihe eingehender dargetan werden. 

Bei Fall Nr. 19 ist es dadurch von Interesse, daß in d er 
Nachgeburt mikroskopisch eigentümliche 
Bazillenhaufen nachgewiesen wurden, die 
den von Bang beschriebenen sehr ähnlich 
waren, so daß Verwechslungen g e w' i ß Vor¬ 
kommen können. 

Ganz interessant ist es auch, daß bei zwei Fehlgeburten 
(Nr. 15 und 27), die im 10. Monat (7 Tage zu früh; das Kalb 
,,ausgetragen‘‘) eintraten, so deutliche Nachgeburtsverände- 
rungen Vorlagen, daß die Holth’sche Reaktion positiv war 
(vgl. auch die Blutreaktionen und die Anamnese von Fall 27). Die 
betreffenden Kühe würden im praktischen Leben wohl kaum 
als „verwerfend” betrachtet und kaum nach einem eventuell 
einzurichtenden Stall für verwerfende Kühe versetzt werden; 
sie würden somit also ohne Zweifel die Verbreitung der In¬ 
fektion bedingen können, namentlich vielleicht durch den 
Stier. Dasselbe gilt vielleicht von Fall Nr. 28. Solche Ver¬ 
hältnisse bewirken, daß der Wert der Isolations¬ 
behandlung nach dem klinischen Verfahren 
gewiß recht gering ist. 

Bei Fall Nr. 15, 17, 26 und 27 wurden die Blutproben 6 bis 
11 Tage nach dem Abortüs entnommen. Sie besagen also 
nichts Entscheidendes in Betreff der Reaktionen am Abortus- 
tage, da die Reaktionen in der Zwischenzeit haben zunehmen 
können. 

Da die Blutproben von Fall Nr. 15, 26 und 27 sehr stark 
reagierten, ist es doch wahrscheinlich, daß die Reaktionen sich 
auch im Augenblick des Abortus würden haben nachweisen 
lassen, so daß es gewissermaßen berechtigt ist,diese Fälle bei der 
Prozentsatzberechnung mit heranzuziehen. 

Wie oben erw ähnt und begründet, habe ich in meiner letzten 
Untersuchungsreihe den mikroskopischen Nachgeburtsbefund 
und das makroskopische Aussehen der Nachgeburt mit heran¬ 
gezogen, und außerdem habe ich, um die Untersuchungen zu 
unterstützen, mehrere Verimpfungen an Kaninchen angestellt, 
die späterhin eingehender besprochen werden sollen. 

Es ist keineswegs leicht, sich von meinen «abgekürzten 
Notizen aus ein zuverlässiges Bild von dem Aussehen 
der Nachgeburten zu machen, und zwar namentlich 
nicht von dem der normalen. 

Vielleicht eignet sich mein Material überhaupt nicht zur 
Illustration der normalen Nachgeburt, indem m«an sich er¬ 
innern wird, daß das Laboratorium aus gewissen Gründen 
„vermeintlich veränderte” Nachgeburtsstücke zu erhalten 
wünschte. Ich habe indessen in den Versuchsgehöften des 


9 ) Zeitschr. f. Infektionskrankh., Bd. X, 1911. 


No. 17. 


Laboratoriums verschiedene Nachgeburten gesehen, die sich 
mit großer Wahrscheinlichkeit als normal bezeichnen ließen; 
es waren aber völlig entwickelte Häute (von verwerfenden 
Kühen). Das Aussehen der einzelnen Teile (Kotyledonen) war 
etwas schwankend, und zwar bedeutend mehr, als ich a priori 
erwartete. So schwankte die Farbe der Kotyledonen ^ von 
dunkelrot bis gegen schokoladenbraun, bisweilen doch eher 
mit einem grauartigen Anstrich, und man findet mitunter 
Fruchtkuchen mit weniger, dicken, festen Zotten. Zwischen 
den Fruchtkuchen habe ich nie etw r as vorgefunden, das in der 
Richtung von fibrösen Verdickungen oder „Körnern” zu 
deuten gewesen w r äre. Oft kann man von normalen Fällen 
eine wässerige, graubräunliche Flüssigkeit mit gelblichen 
Flocken einsammeln, die sich gewiß — wie es auch bei meinen 
Untersuchungen vorgekommen ist — mit den kleinen, halb¬ 
trockenen Exsudatbestandteilen verwechseln lassen, die bei 
dem infektiösen Abortus an den angegriffenen Fruchtkuchen 
und gewiß auch zwischen diesen Vorkommen. Die mitunter an 
den frisch angegriffenen, stark hyperämischen Kotyledonen 
verlaufenden, ausgebreiteten, grauen, schleimigen Exsudat¬ 
läppchen lassen sich indessen mit einem normalen Befund ver¬ 
wechseln; sie enthalten zahlreiche Bang’sehe Bazillenhaufen. 
Was die pathologisch-anatomischen Veränderungen beim in¬ 
fektiösen Abortus betrifft, so habe ich sie in einer anderen 
Arbeit 10 ) nach den Beschreibungen anderer Forscher, n ) sowie 
nach meinen eigenen Beobachtungen besprochen. Für gegen¬ 
wärtige Arbeit speziell sollen hier folgende Einzelheiten heran¬ 
gezogen werden. In verschiedenen Fällen (z. B. Nr. 5 und 45, 
siehe Schema II) waren die Veränderungen so wenig ausge¬ 
prägt, daß man vermeintlich dem makroskopischen Bilde nach 
nichts positives hat aussprechen können, und dennoch haben 
die vergleichenden Untersuchungen dargetan, daß es sich in 
diesen Fällen um infektiösen Abortus handele. Man muß sich 
daher erinnern, daß ich oft nur kleinere Teile der Fruchthäute 
zur Verfügung hatte; es ist also wahrscheinlich, daß die 
Makroskopie weit mehr Positives ergeben hätte, wenn die 
Präparate durchgehends größer gewesen wären. 

In einigen Fällen (z. B. Nr. 61 und 86) würde man umge¬ 
kehrt dem Aussehen nach glauben, daß ein infektiöser Abortus 
vorliegen muß, während es sich doch gezeigt hat (siehe unten), 
daß dies nicht der Fall war. Diese Fälle, in denen ausge¬ 
sprochene Veränderungen, aber doch kein infektiöser Abortus 
vorlag, sind möglicherweise anderweitige 
Nachgeburtinfektionen; es sind jedoch keine dies¬ 
bezüglichen Untersuchungen angestellt worden. Ich führe noch 
an, daß die «auch von B. Bang besprochenen Ödeme (z. B. Nr.10 
und 80) nicht spezifisch sind. Auch sind die fibrösen Ver¬ 
dickungen, die ich selbst untersucht und besprochen habe, 
nicht spezifisch; so fanden sie sich bei Fall Nr. 86; die Ver¬ 
dickungen hier waren jedoch glatt. Wie häufig diese fibrösen 
Verdickungen sonst Vorkommen, läßt sich leider durch die 
kleineren Präparate, die mir zugestellt worden sind, nicht mit 
Sicherheit aufklären. In vielen Fällen habe ich Nachgeburt¬ 
stücke unter Kochsalzwasser untersucht; man erhält dadurch 
einen ganz klaren Eindruck vom Verhalten der Zotten. Es 

,0 ) MaanedsskrifUfor Dyrlaeger, Bd. 27. 

l ') Erst nach Abschluß dieses Aufsatzes ist die schöne Disser¬ 
tation von Geller: Uber Placentitis und Plaeentarverkalkung 
in meinen Besitz gekommen. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




kfctlLlNEk TlEftÄfcZTLiCHE WOCHENSCHRIFT. 


27. April 1910. 

zeigt sich, wie- in mehreren Fällen aus dem Übersichtsschema II 
ersichtlich, daß die Zotten an den vom Abortusbazillus ange¬ 
griffenen Kotyledonen oder Teilen davon oft nekrotisiert sind, 
so daß ein Teil davon ganz fehlt, während andere Zotten 
stark verdickt, gekürzter und unregelmäßiger Gestalt, teil¬ 
weise mit halbtrcckenem, fettigem, gelblichem Exsudat über¬ 
zogen sind oder den Sitz einer mehr oder minder tiefgehenden 
Gewebsnekrose abgeben. Solche Kotyledonen können mit¬ 
unter das Aussehen haben, als wären sie von Mäusen genagt 
In solchen Fällen ist die Farbe gewiß immer grau, mitunter 
heller, mitunter mehr brandgelb im Anstrich. 

(Fortsetzung folgt.) 


Beferate. 

Behandlung der Hufknorpelfistel. 

Vom Militärtierarzt i. d. R. M. K o v ä n y i. 

(Allatorvosi Lapok, 1910, Nr. 9.) 

Bei Huf knorpelfisteln kann man mit mehreren Verfahren 
gute Erfolge erzielen, sie heilen sogar oft ohne jede Behand¬ 
lung. Das ideale Verfahren ist zweifellos die Exstirpation, diese 
Operation ist aber nur dann anwendbar, wenn darauf eine anti¬ 
septische Nachbehandlung folgen kann. Verfasser empfiehlt 
neuerdings folgendes Verfahren: Die Fistelgänge w r erden mit 
Kreuzschnitten möglichst geöffnet, nachher wird die Wunde 
zur Stillung des Blutes verbunden und dann der erkrankte Fuß 
durch längere Zeit tagelang in 3proz. Kreolinbäder gestellt. 
Die Pferde gew r öhnen sich bald an diese Bäder und können 
stundenlang ohne Aufsicht gelassen werden, ln 1—2 Wochen 
entfernt sich aus der Wunde der abgestorbene Knorpel, und 
nachher heilt die Wunde rasch ohne Eiterung. Das Verfahren 
ist sehr einfach, bequem, billig und von Erfolg, nur etw r as 
langwierig. Dr. Z. 

Heilung von Widerristfisteln. 

Vom Militärtierarzt i. d. R. M. K o v a n y i. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr. 10) 

Widerristfisteln heilen schlechter als andere ähnliche Er¬ 
krankungen, teils weil sie den höchsten Punkt am Körper ein¬ 
nehmen, teils w r eil hier verschiedenartige Gewebe angegriffen 
werden. Bei der Behandlung trachtet der Verfasser stets eine 
ebene Wundfläche zu erreichen, die kleinste Erhabenheit muß 
vollkommen geebnet werden, damit der Eiter sich nirgends an¬ 
sammeln kann. Vor den großen Wunden darf man nicht zu¬ 
rückschrecken, diese heilen schneller und schöner, als jene mit 
mehreren Gegenöffnungen. Auch soll man diese Wunden nicht 
waschen, sondern trocken behandeln. Auf diese Weise hat 
Verfasser sehr vernachlässigte Fälle zur Heilung gebracht. 

Dr. Z. 

Von Kolumbäcser Fliegen verursachte Erkrankungen. 

Vom kön. ung. Tierarzt Michael Schmidt. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr. 13 u. 13.) ^ 

Die Kolumbäcser Fliege, S i m u 1 i a m a c u 1 a t a. s. 
columbaciensis, verursacht zeitweise große Verluste im 
Viehstand Süd-Ungarns. Im April und Mai vorigen Jahres 
(1915) erschienen wieder Scharen in wolkenartigen Massen, dem 
nordwestlichen Winde, Kossava, folgend. Die Hirten trieben 
sogleich, als sie diese Wolken bemerkten, die Tiere unter Dach 


199 


oder insWasser. Einige blieben aber trotzdem denFliegenstichen 
ausgesetzt; diese wmrden sehr unruhig, Puls und Atemfrequenz 
erhöhten sich, die Tiere fielen zusammen und verendeten in 
1—2 Stunden. Bei anderen weniger angegriffenen entstehen 
neben fieberhaften Erscheinungen mehr oder minder große An¬ 
schwellungen, Irritationserscheinungen, die aber in 3—4 Tagen 
wieder verschwinden. (Die Fliegenstiche sind auch dem 
Menschen gefährlich.) Bei der Sektion konnte Verfasser Blu¬ 
tungen, auch in den inneren Organen (Herz, Kehlkopf usw\) 
feststellen. Die am Leben gebliebenen Tiere wrnrden mit 
Cardiaca (Branntwein), Bleiessigumschläge und Abreibungen 
mit Kampfergeist behandelt Zur Prophylaxis pflegt man Feuer 
anzuzünden, besonders der Rauch von angezündetem trockenen 
Dünger eignet sich zum Fernhalten der Mücken. Dr. Z. 

Optochin-Amaurose. 

Von Dr. Feilchenfeld, Augenarzt in Berlin. 

(D. tu. W., 1916, Nr. H, S. 320.) 

Ein Fall aus der Praxis gibt Verfasser Veranlassung, 
darauf hiirweisen, daß man bei der Behandlung von Pneu¬ 
mokokkeninfektionen mit Optochin eine gewisse Vorsicht wal¬ 
ten lassen muß. Ein an Pneumonie Erkrankter hatte die vor¬ 
geschriebene Dosis von Optochin erhalten. Schon am zweiten 
Tage darauf trat Schwerhörigkeit auf und am dritten Tage 
fast gänzliche Erblindung. Durch Anwendung geeigneter 
Gegenmittel, wie Jodnatrium und Tc. Strophanthi, gelang es 
zwar, den Patienten vor dauernder Schwerhörigkeit zu be¬ 
wahren, dauernde Sehstörungen blieben jedoch zurück. 

G u t s c h e. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tiersenchen in Deutschland 

am 15. April" 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden and GehOfte sind — letztere ln Klammern — 
bei jedem Kreta vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-ßez. Königsberg: Königsberg 2 Gemeinden, 
2 Gehöfte, Heiligenbeil 2, 2 (davon neu 2 (lein. 2 Geh.). Reg.-Bez. 
Gumbinnen: Pillkallen 1, 1, Stallupönen 1, 1 (1, 1). Gumbinnen 
1, 1 (1, 1), Insterburg Stadt 1, 1, Insterburg 1, 1 (1, 1), Darkehinen 
4, 4, Angerburg 3, 3 (1, 1), Goldap 3, 3, Oletzko 1, 1. Reg.-Bez. 
Al len stein: Johannisburg 1, 1, Lötzen 1, 1, Lyck 1, 1, Neiden- 
burg 2, 2 (1, 1), Osterode i. Ostpr. 2, 2. Reg.-Bez. Danzig: Danzig 
Stadt 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. M a r i e n w e r d e r: Löbau 3, 4 (2, 2), 
Strasburg i. Westpr. 1, 1. Reg.-Bez. Stettin: Naugartl 1, 1 (1. 1), 
Cammin 1, 1. Reg.-Bez. Posen: Schroda 1, 1, Schrimm 3, 3, Posen 
Stadt 1, 1, Samter 1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Strelno 1, 1, Mo- 
gilno 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Breslau: Striegau 1, 1. Reg-Bez. 
Oppeln: Rosenberg i. 0. S. 1, 1. Reg.-Bez. Minden: Halle 
i. W. Rotz-Verdacht 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Cassel: Witzenhausen 

1, 1. Reg.-Bez. Cöln: Euskirchen 1, 1 (1, 1). Königreich Sachsen. 
K.-H. Bautzen: Bautzen Stadt 1, 2, Kamenz 1, 1, Löbau 2, 3. 
K.-H. Dresden: Dresden Stadt 1, 5. K.-H. Leipzig: Leipzig 
Stadt 1, 1, Leipzig 1, 1, Oschatz 1,-2. Mecklenbyrg - Schwerin: 
Güstrow 2, 2 (1, 1), Rostock 4, 4, Malchin 1, 1 (1, 1), Waren 

2, 2. Mecklenburg-Strelitz: Neubrandenburg 1, 2. Insgesamt: 44 
Kreise, 65 Gemeinden, 74 Gehöfte; davon neu: 16 Gemeinden, 
16 Gehöfte, 

Lunoenoeucbe, Pockenoeuche, Beschälseuche. 

Frei 






BERLINEtl TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 17. 


2Ö6 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (einsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 
Klauenseuche 

Schweineseuche 
einschl. Schweinepest 

Kreisel Ge- 1 Ge- 
usw. |meinden| höfte 

1 Kreise' Ge- 
| usw. jmeindei 

1 Ge¬ 
il höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

11 

25 

27 

7 

12 

12 

Gumbinnen. 

6 

12 

12 

1 

1 

1 

Allenstein. 

4 

5 

5 

3 

6 

7 

Danzig. 

2 

2 

2 

2 

4 

4 

Marienwerder. 

9 

16 

18 

4 

5 

6 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Potsdam. 

11 

43 

48 

9 

24 

26 

Frankfurt. 

6 

20 

29 

11 

19 

24 

Stettin. 

3 

3 

3 

6 

11 

12 

Köslin. 

2 

5 

5 

4 

6 

6 

Stralsund. 

2 

2 

2 

4 

13 

13 

Posen . 

10 

13 

14 

15 

21 

23 

Bromberg. 

3 

3 

3 

9 

12 

13 

Breslau. 

7 

10 

10 

16 

55 

64 

Liegnitz. 

4 

9 

11 

12 

30 

37 

Oppeln. 

7 

7 

7 

8 

13 

16 

Magdeburg . 

9 

43 

64 

2 

2 

2 

Merseburg. 

12 

33 

39 

5 

9 

9 

Erfurt. 

2 

2 

2 

3 

3 

4 

Schleswig. 

16 

62 

98 

6 

6 

7 

Hannover. 

6 

12 

15 

3 

3 

3 

Hildesheim. 

7 

12 

17 

2 

2 

2 

Lüneburg . 

2 

3 

4 

4 

4 

4 

Stade . 

4 

5 

8 

2 

3 

3 

Osnabrück . 

3 

4 

4 

— 

— 

— 

Aurich. 

3 

9 

12 

— 

— 

— 

Münster. 

5 

11 

11 

1 

1 

1 

Minden. 

4 

7 

8 

4 

4 

6 

Arnsberg. 

2 

2 

2 

7 

7 

12 

Kassel. 

5 

10 

12 

8 

15 

17 

Wiesbaden. 

5 

6 

16 

4 

11 

12 

Koblenz. 

4 

6 

13 

7 

12 

16 

Düsseldorf. 

9 

18 

24 

3 

3 

4 

Köln. 

6 

7 

8 

3 

3 

3 

Trier. 

3 

4 

19 

1 

1 

2 

Aachen. 

3 

7 

11 

1 

2 

2 

Sigmaringen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

13 

30 

49 

2 

2 

2 

Niederbayern . 

— 

— 

— 

3 

3 

3 

Pfalz. 

1 

1 

3 

1 

2 

4 

Oberpfalz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Oberfranken. 

1 

2 

4 

1 

1 

1 

Mittelfranken. 

7 

9 

16 

4 

11 

15 

Unterfranken. 

10 

14 

24 

— 

— 

— 

Schwaben. 

17 

39 

90 

3 

3 

3 

Sachsen: Bautzen .... 

2 

2 

2 

— 

— 

— 

Chemnitz. 

2 

4 

6 

— 

— 

— 

Dresden . 

3 

8 

8 

2 

2 

5 

Leipzig. 

3 

5 

6 

3 

3 1 

3 

Zwickau. 

2 

2 

2 

— 

— 

1 — 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

3 

9 

— 

— 

— 

Schwarz waldkreis . . . 

6 

9 

23 

1 

2 

2 

Jagstkreis. 

3 

3 

41 

2 

2 

2 

Donaukreis. 

11 

30 

86 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Freiburg. 

2 

3 

5 

1 

1 

1 

Karlsruhe. 

3 

3 

5 

— 

— 

— 

Mannheim. 

6 

9 

15 

3 

9 

33 

Hessen. 

5 

10 

20 

1 

2 

2 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

6 

8 

11 

3 

9 

11 

Sachsen-Weimar. 

3 

5 

13 

1 

1 

1 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

3 

4 

4 

1 

5 

7 

Oldenburg. 

8 

15 

26 

4 

5 

6 

Braunschweig. 

3 

5 

5 

5 

12 

16 

Sachsen-Meiningen .... 

2 

4 

12 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

1 

3 

4 

1 

1 

1 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

1 

3 

6 

1 

1 

1 

Anhalt. 

4 

10 

10 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Reuß ältere Linie .... 

1 

2 

3 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie.... 

1 

3 

4 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hamburg. 

— 

— 

— 

2 

2 

6 

Elsaß-Lothringen. 

13 

39 

80 

2 

2 

2 

Deutsches Reich 1 

344 

726 11176 1 

229 

411 

"508 

Davon in Preußen | 

197 

438 | 

583 | 

178 

324 

375 


Einfuhr gesalzenen Blutes aus dem Auslande. 

Allgemeine VerfQgung Nr. I. 35 191*5. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA Ille Ml. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 13. April 1916. 

An die Herren Regierungspräsidenten in Königsberg, Gumbinnen, 
Danzig, Marienwerder, Stettin, Stralsund, Posen, Bromberg, Breslau. 
Oppeln. Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Schleswig, Stade, Osna¬ 
brück, Aurich, Münster, Minden, Arnsberg, Wiesbaden, Coblenz. 
Düsseldorf, Köln, Trier und Aachen, sowie den Herren Polizei¬ 
präsidenten hier. 

Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler und dem 
Herrn Minister des Innern ermächtige ich die Herren Regierungs¬ 
präsidenten (für Berlin: den Herrn Polizeipäsidenten), für die Dauer 
des Krieges ausnahmsweise auch gesalzenes Blut von Rindern und 
Schweinen vorbehaltlich etwaiger Beanstandungen bei der Unter¬ 
suchung zur Einfuhr aus dem Auslande unter der Bedingung zu¬ 
zulassen, daß den Sendungen ein amtliches Zeugnis beigefügt ist, 
aus dem sich ergibt, daß das Blut von tierärztlich untersuchten 
Tieren stammt. Die Tiergattung, von der das Blut gewonnen ist, 
muß in dem Zeugnisse angegeben sein. 

Die tierärztliche Untersuchung bei der Einfuhr hat sich auf 
jedes Packstück einer Sendung zu erstrecken. 

Eine chemische Untersuchung ist nur im Verdachtsfalle er¬ 
forderlich. 

Für die Untersuchung sind Gebühren nach den Sätzen für zu¬ 
bereitetes Heisch zu erheben. 

Abdrucke für die Beschaustellen sind beigefügt. 

Den Oberzolldirektionen geht der Erlaß von hier aus unter 
Umschlag zu. I. A.: II e 11 i c h. 


Nahruiigsmittclkundc und Fleischbeschau. 

Fische und Fischkrankheiten. 

(Referate.) 

Von Dr. L. Freund, Prag. 

Behning, A., über die Parasiten des Sterlets. 

lüstern Fi-chereiztg. 11, 1914, 8. 14 15) 

Behning untersuchte den Sterlet (Acipenseridae) des Wolga¬ 
distriktes auf Parasiten. Es sind sechs verschiedene bekannt ge¬ 
worden, und von allen war die Biologie unbekannt. 1. Polypodium 
hydriforme Uss., ein Süßwasserpolyp, dessen Jugendstadien in den 
Eiern leben. 2. Amphilina foliacea (Rud.), den Bandwürmern ver¬ 
wandt, mehrere, bis II an der Zahl, in der vorderen Leibeshöhle, 
bis 50 Proz. aller Stücke infizierend. 3. Erpocotyle circularis v. Linst, 
ein an den Kiemen lebender, äußerst seltener Saugwurm. 4. Cysto- 
opsis acipenseri N. Wagn., in kleinen Hautanschwellungen bis zu 
35 Stück lebende Rundwürmer, etwa 34, namentlich der jüngeren 
Tiere infizierend. 5. Ascaris bidentata v. Linst, bis über 100 Stück 
in dem Magen von weit über der Hälfte der Sterlete vorkommend. 
6. Trichosoma sp., im zweiten und dritten Darmabschnitte fast aller 
Sterlete oft in großen Mengen, mit einem Ende im Epithel versenkt. 
Im allgemeinen sind 80 Proz. aller Wolgasterlete mit Parasiten be¬ 
haftet. Auch aus Westeuropa sind eine Reihe von Parasiten be¬ 
kannt geworden (die aufgezählt werden). 

Fiebiger, J., Mitteilungen der Untersuchungsstelle für Fischkrank¬ 
heiten an der Wiener tierärztlichen Hochschule. 

(Österr. Fischereiztg. 11, 1914, 8. 61-U2.) 

Fiebiger berichtet über die im Jahre 1913 beobachteten 
Fischkrankheiten. 1. Furunkulose. Ausgehend von den Versuchen 
Fehlmanns mit Bacterium fluorescens liquefaciens, welches als 
identisch oder nahe verwandt mit dem bisher angenommenen Er¬ 
reger der Furunkulose von diesem angesehen wird, kommen Fie¬ 
biger und seine Schüler auf Grund verschiedener Versuchsreihen 
zu dem gleichen Ergebnis, sogar auch die Rotseuche bzw. deren 
Erreger in denselben Kreis ziehend. Als Objekte dienten Schleien 
und Forellen, sowie verschiedene Stämme von Bact. fluor. lique¬ 
faciens. 2. Ohilodonseuehe in einem Karpfenweiher. Zahlreiche 
^Todesfälle führten zu einer Untersuchung, die massenhaft Chilodon 
cyprini in förmlichen Überzügen der Kiemen und Oberfläche ergab. 
2>6proz. Kochsalzbäder in großen Bottichen brachten Heilung. 
3. Dunkelfärbung der Haut infolge Linsentrübung beim Hecht. 
Kataracta des einen Auges ohne nachweisbare Ursache war mit 
hochgradiger Dunkel-, fast Schwarzfärbung des ganzen Fisches, so¬ 
wie der Iris vergesellschaftet. Auffallend ist nur die Einseitigkeit 
der Linsentrübung. 







































































27. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


201 


Fiebiger, J., Uber Karpfenkrankheiten. 

(Öaierr. Fiacheribt*. II, 1914, S. 1551—16*, 175-177.) 

Fiebiger erörtert anläßlich eines Lehrkurses die Krankheiten 
des Karpfens, diese rein praktisch in äußere und innere einteilend. 
Zu den äußeren gehören: Die Parasiten (Chilodon, Ichthyophthirius, 
Mvxosporidien, Gyrodactylus, Piscicola, Argulus, Pilze), sowie die 
durch thermische und mechanische (Erkältung, Verpilzung, Ver¬ 
letzungen durch Fischfeinde oder bei unzweckmäßiger Behandlung) 
oder chemische Einflüsse bedingten (Erstickung, Abwässer). Von 
den Krankheiten ohne bekannte Ursache werden die Pocken, die 
Kieraendeckelaufrollung und -Verkürzung erwähnt. Zu den inneren 
Krankheiten gehören: Dannkrankheiten (Katarrhe, Parasiten, 
namentlich Coccidien), Blutkrankheiten (Schlafsucht), Skelett¬ 
erkrankungen (Mopskopf, Wirbelsäulenverkürzung, -Verkrümmung 
usw.), schließlich die Infektionskrankheiten (Rotseuche, wobei die 
neueren Untersuchungen über Bac. proteus erwähnt werden). 

Neresheimer, E„ Die Abteilung VII: „Fischereiwesen“ der landw. 

ehern. Versuchsstation in Wien i. J. 1913. 

(österr. Fincborei/tg. II. 1914, S. 193 194.) 

Unter den 136 eingesandten Fischen — in 21 Sendungen— 
wurden folgende Erkrankungen beobachtet: 5 mal Cyclochaete 
domerguci, 2 mal Chilodon cyprini, 1 mal Costia necatrix, 2 mal 
Dactylogvrus, 1 mal Piscicola geometra. 1 mal Saprolegnia, 1 mal 
Trypanoplasma borrellii. 1 mal Sanguinicola, 1 mal Rotseuche, 3 mal 
Pocken (bzw. Wundpocken), 2 mal Actinomyces. 

Mulsow, K„ Die Dotterblasenwassersucht. 

(Allg. Fischoreiztg. 39, 1914, S. *8 «-285.) 

Mulsow wendet sich gegen die Untersuchungen von 
B e t e g h, welcher bei der Dotterblasen wassersucht der Salmoniden¬ 
brut den Erreger in Form eines Diplococcus gefunden haben will. 
Vor allem macht er den Einwand, daß dieser die allein beweisenden 
Infektionen mit seinen Kulturen nicht unternommen hat, dann daß 
schon wiederholt Bakterien aus den kranken Dotterblasen gezüchtet 
worden sind, ohne daß eine Infektion gelungen wäre. Er verweist 
bezüglich der wahrscheinlichen Ursache dieser Krankheit auf die 
Versuche Torniers, betreffend die Dotterquellung und ihren 
Einfluß auf den Embryo. Er ist der Ansicht, daß auch hier eine 
solche durch irgendwelche Schädigung — Plasmaschwächung — 
hervorgerufen ist. Bekräftigt wird er darin durch Versuche, die er 
selbst mit Regenbogenforelleneiern, welche mit Bachforellensperma 
befruchtet worden waren, angestellt hat. Die größtenteils aus¬ 
schlüpfenden Fischchen zeigten Dotterblasenwassersucht mit ver¬ 
schiedenen Mißbildungen des Körpers, wie sie Tornier künstlich 
erzeugen konnte. Er lehnt also die Annahme von einer Infektions¬ 
krankheit völlig ab und sieht in der Vermeidung von Schädigungen 
aller Art das beste Vorbeugungsmittel gegen diese Krankheit. 

Weißenberg R„ Uber infektiöse Zellhypertrophie bei Fischen 
(Lymphocystiserkrankung). 

(Sitzber. preuß. Ak Wim. Berlin, 1914, 8 7‘»2- 804) 

Weißenberg hatte Gelegenheit, eine Hauterkrankung unter¬ 
suchen zu können, die schon längere Zeit bei Flundern und Schollen 
von der englischen Küste und von der Barents-See als Haut¬ 
geschwülste, bestehend aus Bläschen von eiförmiger Gestalt, be¬ 
kannt sind (Lowe, M c I n t o s h, S a n.d e m a n), wobei die 
Bläschenzellen auf das Protozoon Lymphocystis Johnstoni zurück¬ 
geführt wurden (Woodcock, Awerinzew). Weißenberg 
bekam derart erkrankte Flundern von Hiddensee bei Rügen, sowie 
Kaulbarsche aus dem großen Bodden bei Lietzow auf Rügen. 
Makro- und mikroskopisches Verhalten der Geschwülste stimmte 
mit den bekannten Tatsachen ziemlich Überein, so daß. an dem 
gleichen Charakter der Erkrankung nicht zu zweifeln ist Doch 
gelang es ihm, eine Reihe genauerer Angaben zu erheben. Beim 
Kaulbarsch wachsen die Lymphzellen nicht zu derselben Größe an, 
wie bei der Flunder (bis etwa 650 /u), der Kern zeigt einen einzigen, 
dafür größeren Nucleolus, die Zellmembran wird dafür viel dicker 
(bis 20 fi). Die Zellmembran ist gallertartig, sie ist basophil, mit 
Kernfarbstoffen intensiv färbbar. Die chromatinartigen Zellein¬ 
schlüsse umspinnen den Kern in immer dichter und gröber werden¬ 
den Maschen. Bei frischen mit kranken zusammengebrachten Kaul¬ 
barschen konnte schon nach 10—14 Tagen das Auftreten von 


Lymphzellen beobachtet werden. Sie zeigten sich im Bindegewebe 
durch die glänzende doppelt konturierte Membran auffallend. Die 
kleinsten hatten etwa 14 u Durchmesser. „Sie entstehen durch 
Abkapselung von nackten, im Bindegewebe liegenden Zellen.“ Von 
Parasiten ist keine Rede. Die Zellen und ihre Membranen hyper- 
trophieren, es wachsen die Einschlüsse zu dem erwähnten Gitter¬ 
werk, und dazu kommt eine Wucherung im Hautepithel, so daß eine 
dicke, epitheliomartige Kappe über den Lymphzellen entsteht. Die 
so gebildeten Geschwülste wachsen zu traubenartigen Tumoren aus. 
Diese können teilweise abgestoßen werden, so daß eine Ausheilung 
des Fisches zustande kommt. Häufig sind regressive Veränderungen 
unter Eindringen von Phagozyten, jedenfalls ist keine Parasiten¬ 
erkrankung vorliegend. Ansteckend ist sie sicher, was durch Ein¬ 
bringen von Kaulbarschen aus ganz anderen Gegenden (Oderin in 
der Mark) nachgewiesen wurde. Als Ursache könnte man Zell¬ 
parasiten annehmen, die in den Lymphzellen ihren Sitz haben und 
die Hypertrophie derselben veranlassen, ähnlich wie es unter dem 
Einfluß endozellulärer Mikrosporidien der Fall ist (Hodenepithel der 
Barbe, Schuberg 1910; Ganglienzellen bei Lophius (Nosema 
lophii), Mrazek 1899, Weißenberg 1911). Da aber solche 
Parasiten hier nicht zu finden waren, ist er geneigt, an ähnliche 
ultravisible Erreger zu denken, wie bei Pocken, Lyssa, Epithelioma 
contagiosum der JHühner usw. (Chlamydozoa). Die Zelleinschlüsse 
wären mit den gleichen Produkten bei Clamydozoenerkrankungen 
in Parallele zu bringen. 

Bericht Über die wissenschaftliche Tätigkeit des westpreußischen 
Fischereivereins i. J. 1913. 

(Schrift natf. Ge«. Danzig 13) 1914. H. 3/4. 8. XXXVI. — Daaaelbe I. J. 1913, 

Ibld. 8 LXXIV.) 

Von Fischerkrankungen wurden beobachtet: Hechtsterben in 
einem See, wobei gelbe Flecken auf den Kiemen auftraten, die stark 
mit Cyclochaete domerguei besetzt waren. Dann Hautkrankheiten 
bei Schleien, besonders Pocken, in weit von einander entfernten 
Teichen. Forellenbrut zeigte Chilodon cyprini, das durch Salzbäder 
rasch vernichtet wurde. Angebliche Furunkulose bestätigte sich 
nicht, da es sich um Bachsaibling-Männchen handelte mit rotem 
Bauch, welche diese Farbe normal zeigen. 

Bei Barschen, Plötzen, Bressen und Marenen ist eine Wund¬ 
krankheit beobachtet worden, die neuerdings auch beim Karpfen 
zum Vorschein kam. Es entstehen Flecken von 1—15 mm Durch¬ 
messer, zuerst dunkel, dann weiß, dann stirbt die Cutis ab und ver¬ 
schwindet, es entsteht eine runde Wunde. Manchmal heilen diese 
ab, häufig aber werden sie zahlreich und führen zum Absterben, 
ln der Kälte entsteht diese Krankheit nicht 

Gerhardt, U., Uber die Oesophaguspapillen von Ichthyococcus ovafus. 

(Verb. Zool. Ge« *4. Yen. 1914, 8. *90-* 3) 

Gerhardt bekam mehrere interessante Exemplare des zu 
den Stemoptychiden gehörigen Leuchtfisches Ichthyococcus ovatus 
Bon. aus dem Wiener Hofmuseum. Aus der Mundöffnung ragte ein 
mit weißen Papillen besetzter konischer schwarzer Zapfen hervor. 
Anfangs wurde an ein ausgestülptes Sinnesorgan gedacht, Quer¬ 
schnitte zeigten, daß es sich um zwei in einander gesteckte zylin¬ 
drische Rohre handle, zwischen denen die verschiedenen Bauch¬ 
organe lagen. Beim Vergleich mit normalen Exemplaren erwies sich 
der Zapfen mit den weißen Papillen als der nach außen gestülpte 
Oesophagus. Der Grund der Ausstülpung ist schwer anzugeben. Es 
kommt bei einzelnen Exemplaren von Scyllium (Kursmaterial des 
Breslauer Zool. Instituts) vor, daß der Darm in sich selbst invaginiert 
ist, so daß der Magenfundus mit Milz in den Mundteil des Darmes 
zu liegen kommt Wahrscheinlich, daß während der Agonie des 
Tieres durch krampfhafte Preßbewegungen der Mitteldarm in den 
Vorderdarm hineingestülpt und das ganze so weit hervorgedrängt 
wurde, als es die Länge und Befestigung des Darmes gestattete. 

Otterström, C V., Ichtyologiske Nötiger. (I Horkedöden 
i Esröm-Sö 1913.) 

(Vidi nakab. Medd Dxiuk naturhlat. For. Kopenhagen. 66. 1915. Vorl. Milt.: Ferakv. 

Fiakerbl. 1913, Nr 18, *1; AUg. Ffachereizlg. 1913, Nr. *3.) 

O tte r81r ö m berichtet von einem massenhaften Absterben 
von Acerina cemua durch Trematodencysten, die sich in großer 
Zahl in der Schwimmblase, Ovarien und Pericardialhöhle vor¬ 
fanden. Es handelte sich höchstwahrscheinlich um Tetracotyle 



202 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 17. 


ovata v. Linst., dessen Larven bisher bei Abramis björkna, brama, 
Osyierus eperlanus und Acerina cernua gefunden wurden. Die aus» 
gebildete Form ist Strigea variegata (Crepl.), die im Darm und in 
der Bursa Fabricii vieler Schwimm- und Wasservögel gefunden 
wurde. Neben den toten Kaulbarschen fanden sich viele erkrankte, 
die auf der Seite lagen und sichtlich schwer atmeten. Immerhin 
möchte er nicht den Tod auf Erstickung zurückführen, wenngleich 
die Symptome darauf deuten, die aber erst durch den Todeskampf 
hervorgerufen sein dürften. 

Zschokke, F. und Heitz, A., Entoparasiten aus Salmoniden 
von Kamtschatka. 

(K**v, nuUne zool. 2;\ 1914, S 195—256. T. 7 ) 

Es wurden fünf Salmonidenarten untersucht: Salvelinus malma 
(Walb.) aus dom Süßwasser, Oncorhynchus nerca (Walb.), O. tscha- 
wvtscha (Walb.). 0. Keta (Walb.), 0. Kisutsch (Walb.), die ein¬ 
mal im Leben aus dem Meer ins Süßwasser aufsteigen und darum 
wegen des Einflusses dieser Lebensweise auf die Parasiten sehr 
interessieren. Es wurden 13 Parasitenarten, darunter 5 in Salve¬ 
linus und 9 in den übrigen, festgestellt. Es sind 6 Cestoden, 
4 Nematoden, 2 Acanthocephalen und 1 Myxosporidium. Trema- 
toden fehlen. Es zeigt sich eine große Parasitenarmut der Fische, 
was mit der Fischarmut der Gewässer zusammenhängt. Bei 
Oncorhynchus herrschen marine Parasiten vor. Auch fällt hier die 
Seltenheit geschlechtsreifer Formen im Gegensatz zu Larven und 
eingekapselten Stadien auf. Dies bestätigt die Annahme, daß diese 
Fische im Süßwasser fasten. Die gefundenen Parasiten werden 
zum Teil in der Beschreibung ergänzt und liefern zum Teil neue 
Arten: Pelichnibothrium caudatum, Dacnitis laevis und Acantho- 
eephale n. g. n. sp. 

Schlegel, M., Echinorhynchenkrankheit infolge Echinorhynchus 
clavula Duj. bei Äschen im Rhein. 

(Zt« hr. Tiermed. 18. l«U t S. 382 - 383.) 

Schlegel berichtet über das Umstehen von Tausenden von 
Äschen des oberen Rheines infolge Infektion mit Echinorhynchus 
clavula Duj. Im Darm fand er immer hochgradige Entzündung mit 
dickem, gelbem Schleimbelag und über zwei Dutzend Kratzer der 
genannten Art. 

Schauer, K., Uber Massensterben von Girardinus. 

(Bl. Aqu. Terrkde. 25. 1914, S. 548.) 

Schauer beobachtete in einem Vollglasaquarium mit 
IO Stück Girardinus reticulatus an den Fischen Erregungs- 
erscheinungen, die auch nach Übersetzen in ein anderes anhielten, 
darnach trat Notatmung ein, nach zwei Tagen Absterben aller 
Fische. Die Sektion ergab blasse Kiemen, leeren Darmkanal, Blut¬ 
ergüsse in die Leber, Schwimmblase nur zum Teil mit Luft gefüllt, 
im Herzen entfärbtes Blut gestaut, die Kiemen mit beweglichen 
Bazillenmassen überschwemmt. Letztere dürften die eigentliche 
Todesursache darstellen, doch wäre eine genauere bakteriologische 
Untersuchung anzustellen gewesen. 

Zschiesche, A., Uber eine Verbildung am Viszeralskelett bei 
Trutta fario. 

(Ztschr f. Fischerei, 17. (N. F. 1). 1913, H. 1 2.) 

Bei Dottersackbrut von Trutta fario kommt es manchmal 
massenweise zur Verbildung des Viszeralskelettes, die zum Tode 
führt. Die Tiere sind offensichtlich krank, schwimmen mii 
geöffnetem Maul umher, die Kiemenbogen gespreizt, nur teilweise 
von den Kiemendeckeln überdacht. Die Kiemenbogen sind steil 
nach unten gerichtet, so daß die Kehlregion spitzwinkelig vor¬ 
springt. Nach Aufbruch des Dotters gehen die Tiere wegen der 
Unmöglichkeit, Nahrung aufzunehmen, zugrunde. Ursache ist 
Degeneration oder vielleicht Dotterverquellung (Tornier) oder eine 
sonstige Ei Schädigung. 

Plehn, M., Die Salmonidenleber im gesunden und kranken Zustand. 

(Ztschr. f Fischerei, 17. (N. F. 1), 1913, H. 12, Tf.) 

Plehn untersuchte vor allem Fett- und Glykogengehalt der 
Leber bei Bach-Regenbogenforellen und Bachsaiblingen nach Ge¬ 
schlecht, Jahreszeit, Freiheit oder Gefangenschaft. Auf diesei 
Grundlage konnten dann die Veränderungen studiert werden, die 
sich bei einer häufigen Erkrankung der Leber bei Regenbogen¬ 
forellen vorfinden. Es bildet sich statt Glykogen ein schwer lös» 


liches Fett, da« in den Leberzellen liegen bleibt und zur Entartung 
des Organs führt. Die Ursache ist die Zufuhr von künstlichem fett¬ 
reichem Futter. (Vorl. Mitt. Allg. Fischereiztg. 1909, Nr. 24). 

Quidor, A., Copgpodes parasites. 

(II. Exped antarct. franv« (1908 — 1910) Cliaivot. Parin, Massen, 1913.) 

Quidor beschreibt einige parasitische Copepoden aus der 
Antaretis und zwar von den 3 bekannten Gattungen Penella (P. 
antarctica n. sp., charcoti n. sp., liouvillei n. sp.), Lernaea (L. god- 
froyi n. sp. von Cottoperea) und Brachiella (B. gaini n. sp.). 

Willer/A., Beiträge zur Kenntnis der Bandwurmseuche 

(Ligulosis) der Brachsen oder Bleie (Abramis brama L.). 

(ZU. hr. f. Fischerei, 14. 1912, 8. 98 - 145, 2 T.) 

Es wurden die Fische des Müggelsees untersucht, von denen 
mehr als die Hälfte von Ligula simplicissima befallen ist. Sie 
liegen zu 2-3 Exemplaren von 30-40 cm Länge in der Regel in der 
Leibeshöhle dicht mit den Darmschlingen verschlungen. Sie er¬ 
nähren sich von der Leibeshöhlenfltissigkeit. Sie rufen eine starke 
Auftreibung des Leibes hervor, verursachen eine chronische Perito¬ 
nitis mit Verwachsungen und Wucherungen. Der Blutkreislauf 
wird gestört, die Leber zurückgebildet, teilweise zerstört. Es kommt 
zu venösen Stauungen, Zerreißungen der Gefäße, Schädigung des 
Pankreas. Durch den Mangel an Galle, sowie durch die andern 
Erscheinungen wird die Ernährung des Fisches stark herabgesetzt, 
Abmagerung tritt ein. Auch die Keimdrüsen verfallen der Degene¬ 
ration. Neben der Ligula findet sich massenhaft Ichthyonema san- 
guineum R., ein Nematode. Gesehlechtsreif werden sie im Darm 
von Wasservögeln (bei 23 Arten nachgewiesen), die sie mit den 
Fischen direkt aufnehmen (in 25 Fischarten gefunden). Im freien 
Wasser lebt die Larve 8-10 Tage. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Max Schote (Tierarzt in Winzig). 

Veterinär Dr. Johann Kolbe (Tierarzt in Dresden). 
Veterinär Dr. Georg Fritze (Tierarzt in Schwarzenau). 
Stabsveterinär Karl Nicol (Veterinärrat, Kreistierarzt a. D. 
in Hannover). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Wilhelm Schwarte 
aus Grashof (Studier, d. Tierärztl. Fakultät d. Universität 
München). 

Oberveterinär Albert Dennemark (Tierarzt in Großen- 
baum). 

Stabs- u. Divisionsveterinär Christian Steffen (Tierarzt 
in Kiel). 

Oberveterinär Paul Grimm (Tierarzt in Wegeleben). 
Veterinär Dr. Julius Zimmermann (Tierarzt in Bühl). 
Oberveterinär Heinrich Eysser (Stadttierarzt in Nieder¬ 
stetten). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Oskar Großklaus 
(Studier, d. Militär-Veter.-Akademie in Berlin). 
Feldnnterveterinär cand. med. vet. Willy Hartmann aus 
Groß-Wogenab (Studier, d. Militär-Veter.-Akademie in 
Berlin). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Ernst Brnnies aus 
Breslau (Studier, d. Militär-Veter.-Akademie in Berlin). 

Berichtigung: 

Nach eingegangenen Mitteilungen ist Feldunterveterinär 
cand. med. vet. Wilhelm Schwarte (vergl. B. T. W. 
No. 16) nicht gefallen. Scliw. ist vielmehr mit dem Eisernen 
Kreuz II. Kl. ausgezeichnet worden. 

Neunzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 16. April bis Sonnabend den 22. April 1916. 

An der Ostfront keine wesentlichen Ereignisse. An 
einzelnen Stellen haben die Russen auch in der Berichtswoche 
Vorstöße versucht, die ihnen keine Erfolge gebracht haben. 







27. April 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


203 


An der Westfront unternahmen die Engländer kleinere 
AngriiFsver8nche ohne nennenswerten Erfolg. Südlich der 
Straße Langemark-Ypern haben wir einige Gräben neu ge¬ 
nommen. Der Kampf um Verdun schreitet in der bisherigen 
sicheren Weise weiter vor. Sowohl östlich wie westlich der 
Haas versuchten die Franzosen verzweifelt gegen unsere 
Stellungen anzustürmen, vermochten aber einen Erfolg nicht 
zu erringen. 

An der italienischen Front keine wesentlichen Ver¬ 
änderungen. 

An der Irakfront büßte der Feind in der Schlacht 
bei Beitissa, die am 17. April auf dem rechten Ufer des Tigris 
geliefert wurde und mit einer Niederlage des Feindes endete, 
über 4000 Mann an Toten und Verwundeten ein; 14 Maschinen¬ 
gewehre fielen in türkische Hände. 

Am 20. April abends hat der amerikanische Bot¬ 
schafter in Berlin eine neue Note des Präsidenten Wilson 
überreicht. Der Wortlaut dieser Note ist durch die Tages¬ 
zeitungen am Sonnabend, den 22. d. M. bekannt gegeben 
worden. Sie schließt mit folgenden Worten: „Sofern die 
Kaiserliche Regierung nicht jetzt unverzüglich eine Aufgabe 
ihrer gegenwärtigen Methoden des Unterseebootkrieges gegen 
Passagier- und Frachtschiffe erklärt und bewirken sollte, erklärt 
die Regierung der Vereinigten Staaten keine andere Wahl zu 
haben, als die diplomatischen Beziehungen zur deutschen Re¬ 
gierung ganz zu lösen.“- 

Die Antwort Deutschlands steht noch nicht fest. N. 

Der Winter 1915/16 in veterinärer Beziehung im 
Stellungskrieg des Ostens. 

Von Unterveterinär Dr. Boerner. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Für den Veterinär ist die Berufsauffassung die beste, die 
alles beachtet, was die Gesundheit der Pferdebestände erhält, 
vor allem also die Unterbringung und Fütterung. Zur Ein¬ 
stallung dienen in der Regel die ländlichen Scheunen, alles 
Gebäude, aus mangelhaft behauenen Baumstämmen gefügt, mit 
hohem, spitzen Strohdach. Mit allerlei Dichtungsmaterial wurden 
dann die klaffenden Wandlücken ausgefüllt, ein dichter Wall 
von Stroh oder Dünger außen nm die Wände gepackt und innen 
aus Stangen eine Decke gebildet, die, mit Stroh belegt, allen 
Anforderungen auf Wärmebindung und Ventilationsfähigkeit 
genügt. Größere Schwierigkeit macht die Anbringung von 
Fenstern, schon aus Mangel an geeignetem Material, so daß die 
Düsterkeit in den Stallräumen ein Fehler, aber nur der einzige 
Fehler ist. Erwähnenswert ist noch, daß preußische Gründ¬ 
lichkeit in jedem Stalle die Stände fest einteilt und eine Stall¬ 
gasse bildet, die zur Sauberkeit in den Ställen viel beiträgt. 

Was die Fütterung anbetrifft, so bieten die Verhältnisse 
schon beträchtlichere Schwierigkeiten. Es ist auch eine Erfah¬ 
rungslehre dieses Krieges, daß man an Körnerfutter sparen 
kann, wenn man nur genügend Füllfutter hat. Das Körner¬ 
futter wird unseren Pferden hier reichlich zugemessen, und 
zwar so reichlich, daß ich von den gelieferten Mengen ganz er¬ 
hebliche Posten einsparen lasse für ev. Fälle der Not sowie 
als Zulage für Tiere, denen größere Touren hevorstehen. Als 
stets bedenklich habe ich es gefunden, wenn unsere Rauh¬ 
futtervorräte zeitweise knapp wurden. Mit den zugeteilten 
Mengen kann ich meine Kolosse auf jeden Fall nicht in gutem 
Zustand erhalten. Da muß die Findigkeit helfen, und Gott 
nei Dank gelang uns die Beschaffung eines guten Vorrats, frei¬ 
lich nicht immer leicht. In Dörfern ganz vorne in der Gefechts¬ 
zone lagern noch Vorräte, ihre Abholung kann nur nachts er¬ 
folgen, aber es muß sein, und hübsche Berge an Heu und 


Haferstroh, hin und wieder auch ungedroschene Gerste lohnen 
jetzt unsere Mühe. Zum Häckselschneiden wird fast nur aus¬ 
gedroschenes Roggenstroh verwendet, der Häcksel selber aber 
möglichst mit Spreu anderer Getreidesorten nahrhafter gemacht 
und verlängert. Größere Posten aufgefundenenLeinsaatswerden 
schwächeren und kränklichen Pferden zugeteilt und bei den 
periodischen Pferdemusterungen in Verbesserung des Aussehens 
der Tiere wiedergefunden. Die Hauptverwendung spare ich 
mir auf für die bevorstehende Zeit des Haarwechsels. Mit 
Kartoffelzusätzen bin ich vorsichtiger, verabreiche sie aber in 
gedämpftem Zustande gern an magere Pferde, die dann so 
wie so von großen anstrengenden Touren zurückgehalten 
werden. Von Zucker wollen komischerweise nicht alle Pferde 
etwas wissen, während. doch daheim unsere Landwirte den¬ 
selben jetzt gar nicht mehr entbehren können. Rüben sind 
hier leider wenig vorhanden, da zu ihrer Einbringung keine 
Zeit mehr war. — Sonst wäre als Beifutter noch zu erwähnen, 
daß für etwas Kleie gesorgt ist und ab und zu auch Salzbei¬ 
gaben gereicht werden. Der Lohn für diese Mühen ist ein 
beinahe völliges Fehlen der schweren Koliken sowie ein 
manchmal direkt mastiger Fütterungszustand unserer Pferde. 

Dieses Vordringen soweit hinein in das russische Riesen¬ 
reich mußte uns unbedingt Pferdeseuchen bringen. Das erste 
Interesse beansprucht wegen seiner todbringenden Gefähr¬ 
lichkeit auch für den Menschen der Rotz. Die methodische 
Bekämpfung und Untersuchung daraufhin nimmt somit natur¬ 
gemäß einen weiten Rahmen ein in der Tätigkeit der 
Veterinäre des Ostheeres. Bei allen abgehaltenen Appellen 
wird auch mit auf geschwürige Veränderungen an der Nasen¬ 
schleimhaut, auf Ausfluß und Drüsenschwellung geachtet Da 
ja wirklich rotzkranke Pferde ein volles Wohlbefinden auf¬ 
weisen oder Vortäuschen können, ist man häufig in der Lage, 
an Rotzverdacht, ja mit scheinbarer Gewißheit an Ausbruch 
von Rotz zu denken. Zur Sicherung der Diagnose hat man nun 
die Malleinisierung des Auges, also die Ophthalmoreaktion. An 
der absoluten Sicherheit dieser einfachen Methode ist nun be¬ 
rechtigter Zweifel entstanden; auch meine eigene Tätigkeit 
brachte mir diese Erfahrung, so daß jetzt in jedem Verdachts¬ 
falle 2—3 malige ev. auch öftere Blutentnahme aller Pferde des 
Bestandes dem Veterinär obliegt. Wie einfach dieser Ein¬ 
griff auch am Einzeltiere ist, so bedeutet doch die Entnahme 
von Blut bei mehreren Hundert Pferden im Schneegestöber 
oder eisigen Winde an einem, höchstens zwei aufeinander¬ 
folgenden Tagen eine bedeutende Anstrengung, und mancher 
widerspenstige Gaul erhöht die Schwierigkeit. Die Methoden 
der Agglutination und Komplementablenkung arbeiten nun 
aber so sicher, daß mir noch kein nach dieser Methode als 
rotzkrank erkanntes Tier bekannt wurde, dessen Sektion die 
Diagnose nicht bestätigt hätte. So endet manches edle Tier 
unter der Kugel, mit seinem Tode aber die Gefährdung des 
Restbestandes beendigend. Das statistische Material über die 
Häufigkeit des Vorkommens von Rotz dürfte allgemein mit 
Interesse dereinst gelesen werden. 

Weit häufiger und zuweilen in größerer Ausbreitung 
kommen dann Räudeerkrankungen im Pferdebestand des Ost¬ 
heeres vor. Auffallend ist, daß ich noch in keiner der vielen 
langen Kolonnen der einheimischen Panjes ein räudekrankes 
Pferd sah. Der Umstand gibt zu denken. Diese Pferde stehen 
doch in weit schmutzigeren Ställen, schon ihre Berührung mit 




204 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ne. 1<. 


ihren den dreckigsten Dreck so liebenden Herren gibt für sie 
vergrößerte Infektionsmöglichkeiten, ihre Haut selber starrt vor 
Schmutz, und doch sahen ich und andere darüber befragte 
Kollegen noch kein Panjepferd mit Räude. Meiner Meinung 
nach fällt es der Sarcoptesmilbe doch schwer, sich in die ge¬ 
sunde Haut einzubohren, und es ist anzunehmen, daß das viele 
Futzen unserer Militärpferde durch dabei unvermeidliche 
Läsionen die Infektion begünstigt. Eine Erwägung der Frage, 
ob man in bedrohten Beständen wenigstens das Putzen etwas 
einschränkt und eventl. durch vorsichtige Waschungen, um Er¬ 
kältungen zu vermeiden, den Putz ersetzt, scheint mir sehr 
empfehlenswert. Im übrigen kommt mir die hier allein mög¬ 
liche Behandlung mit einem einzigen Räudeliniment schon des¬ 
halb bedenklich vor, weil die Räudeerkrankung häufig Derma- 
tiden verschiedenen Grades bedingt, die ohne weiteres ver¬ 
schiedene Behandlung verlangen, eventl. sogar mit vorläufigem 
Vermeiden der insgesamt reizenden antiparasitären Mittel. 
Zur Bekämpfung der Räude ist die Separierung und Stall¬ 
desinfektion von großer Bedeutung, sowie die Behandlung des 
Lagers, da im warmen Mist die Milben sicher gute Existenz¬ 
bedingungen finden. Mein Vorschlag geht dahin, daß man 
räudekranken Pferden ein Lager aus losem Sand, eventl. in 
einem Boxstalle, zur Verfügung stellt. Dieser Vorschlag resul¬ 
tiert aus der Beobachtung, daß mit beginnendem Frühjahr und 
längerem Verweilen im Freien, wenn möglich auf der Weide, 
die Räude stets abnimmt. Außer dieser meist den ganzen 
Körper betreffenden Sarcoptesräude ist auch schon die viel 
weniger resistente Dermatocoptesräude beobachtet worden, 
ebenso wie die an den Füßen lokalisierte Dermatophagusräude. 
Die beiden letzteren Formen geben auch seltener schwerere 
Dermatiden und sind deshalb ohne Bedenken jederzeit mit 
scharfen Mitteln zu behandeln, die dann auch meistens schnell 
zum Ziele führen. 

In meiner Batterie trat dann noch die Brandmauke in 
seuchenhafter Verbreitung auf, indem sie in nur wenigen 
Tagen einen Zugang von 14 Tieren brachte. An verschieden 
großen, umschriebenen Stellen an der Beugeseite der 
Fessel kam es zur Hautnekrose mit Hinterlassung einer 
geschwtirigen Wundfläche. In der Behandlung tat mir 
Kampferbrei ausgezeichnete Dienste, nur selten mußte mit dem 
scharfen Löffel der zögernden und ungesunden Granulierung 
nachgeholfen werden. Gleichfalls seuchenhaftes Auftreten von 
Brandmauke wurde mir von anderen Veterinären berichtet, 
doch dauerte stets die Seuche nur kurze Zeit. 

Ob noch andere Seuchen in größerer Ausdehnung die 
Pferdebestände des Ostheeres heimgesucht haben, ist mir nicht 
bekannt. Man sieht doch nur einen kleinen Abschnitt und 
kann nur selten und mit w f enig Kollegen seine Erfahrungen 
und Beobachtungen austauschen. 

Unter den sonst häufiger vorkommenden Krankheiten ist, 
wie schon erwähnt, zumal bei unseren schweren Pferden, der 
Kronentritt von besonderer Bedeutung. Häufige uneiwünschte 
Ausgänge lassen mich jetzt auch die geringste Stollenverletzung 
an der Krone so ernst wie möglich nehmen; Komplikationen 
in Gestalt von Hufknorpelfisteln entziehen sich mangels sämt¬ 
licher technischen Hilfsmittel ständig unserer Behandlung, und 
Entstehung der gefürchteten subcoronären Phlegmone läßt die 


starke Inanspruchnahme und Unterstellung so vieler Pferde an 
so entlegenen Orten stets unbequem empfinden. Es verbleibt nur 
Abschiebung dieser Tiere ins Pferdelazarett, wobei wir nur die 
über 40 km betragende Entfernung nach dem uns zuständigen 
Lazarett zu bedauern haben. 

Es dürfte noch von Interesse sein, wenn es auch nicht 
unsere Pferde betrifft, daß fast sämtliche Schweine hier 
trichinös sind. Die meisten Truppenteile hatten das Glück, 
einige Ferkel sich auffüttem zu können. Hoffentlich kam die 
Erkenntnis von der Ausdehnung der Trichinosis nicht zu spät, 
so daß ungekochtes Fleisch genossen wurde und den Ver¬ 
braucher noch in späteren Jahren schwer an seiner Gesundheit 
schädigt. Bei öfterer Beschau von lebend gelieferten Schlacht¬ 
rindern berührt zunächst die Tatsache verwunderlich, daß 
Tuberkulose so selten vertreten ist. Es erklärt sich wohl da¬ 
mit, daß die Tiere den größten Teil ihres Lebens im Freien 
verbringen und die Tuberkulose sowieso auf dem Lande nicht 
die Ausbreitung hat, wie in Städten, und daß weiterhin von 
einer Überzüchtung der hiesigen Rassen wahrlich nicht ge¬ 
sprochen werden kann. 

Ist somit die Freude an der Ausübung unseres schweren 
Berufes nicht ganz ungetrübt, sehnt man sich hinweg aus den 
armseligen Russendörfern und ins schöne Vaterland zurück, so 
wollen wir doch alle durchhalten, bis der Friede zu erreichen 
ist, der einzig und allein die großen Opfer deckt und uns, 
unsere Frauen und Kinder, unser gesamtes Vaterland vor 
ferneren Tücken der feindlichen Umwelt schützt! 

Tierärztekammer für die Provinz Westpreufien. 

V. Quittung über die Kriegssammlung. 
Kreistierarzt Dr. S c h m i d t-Stuhm, 2, Beitrag (Ver¬ 


tretungskosten) . 50,00 M. 

Derselbe, 3. Beitrag (Fluchtkosten). . . 228,00 , 

278,00 M. 

Dazu I. bis IV. Quittung. . . 2133,50 „ 


Zusammen: 2411,50 M. 

Marienwerder, den 21. April 1916. 

Weitere Gaben erbeten an 

Lorenz, Regierungs- und Veterinärrat. 

— König 1. Tierärztliche Hochschule in Ber 1 in. 
Im verflossenen Halbjahr (1. Oktober 1915 bis 31. März 1916) 
haben an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin 7 Promotionen 
stattgefunden. . 

Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Braun¬ 
schweigische Kriegsverdienstkreuz: dem Stabsveterinär Gustav 
Qerke aus Semmenstedt (Braunschw.) im Feldart.-Regt 46; dem 
Stabsveterinär Otto Sommermaytr aus Jerxheim (Braunschw.). — 
Das Hamburgische Hanseatenkreuz: dem Veterinär . r. Wilhelm Erk 
aus Hannover. — Der Titel als Geheimer Veterinärrat: dem Landes¬ 
tierarzt Oberveterinärrat Adolf Pirl in Dessau. — Der Charakter 
als Veterinärrat: den Kreistierärzten Wilhelm Porath in Parchim 
(Meckl.-Schw.) und Wilhelm Rassow in Teterow (Meckl.-Schw.). 

Ernennung: Tierarzt Dr. Richard Gasse definitiv zum Kreis¬ 
tierarzt in Krotoschin. 

Verhetzt: Kreistierarzt Romann in Burgdorf in die Kreistierarzt¬ 
stelle zu Ilfeld; Veterinär d. R. Britz Heumann in Schöttmar (Lippe) 
als Kaiser!. Kreistierarzt zum Kreisamt Kupischki, Verwaltung 
Litauen 

Verzogen : Kreistierarzt a. D. Dr. Pfleger in Warmbrunn (Schles.) 
nach Bad Sachsa (Südharz) (Pr. S). 

Approbiert In Dresden: Walter Rob . Richter aus Schellen¬ 
berg, Friedrich Karl Ernst aus Dresden. 

Todesfälle: Kreistierarzt a. D. Veterinärrat Tiede in Berlin- 
Weißensee; Oberstabsveterinär und städt. Tierarzt a. D. Heinrich 
Troyis h in Berlin; Bezirkstierarzt Rob. Streitberg in Amberg. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Ginge, Hambarg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard 8choetx in Berlin. — 

Druck von W. Büxen*teln, Berlin. 









t)i* „Üorliner 1'leiSrrlUchr W'orh<*n*ehrift*’* rr*cii«liti 
wCi Itotillirli int Verlage \ 011 Kirim r-4 Srh uo z in 
Berlin J?\V.4S. W llbciuiMi. 10, Durt-li drutscho 

Postamt wird dieselbe mm Preis« von >1. 5.— vierlei* 
jährlich (auarchlieUiteh Bestellgeld) geliefert. (Öster¬ 
reichische PoBt-Zcitimu*»- Preisliste Kr. 574. Ungarische 
Nr. bi». Kinzelnunnnern tiO I*;'. 


Berliner 


Oritfi'nalbelträge werden mit v> Mk.. In I'etitsat« mtt 
• >*> Mk. für Jon Kosen honoriert, Al!« MiniiArijitn. 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen he ieUn mau 
/.u -euden au Professor G l a g o. HamburgOsters'r S?: 
Korrekturen. Koxcttslons-Hxi’midarn und Aunouceu 
dagegen an die Ver 1 a g ■* b u c !i li a n d 1 u u g von 
Kieliard Sclioets, Berlin SW 4s. Wilhe'tn tr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geli. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Keg.- u. Gelt. Vet.-Rat Dr Lothe« Geh. Ober-Regierungsrat Dr.Nevernnann 

Hamburg. Referent i. Kelchs Kol.-Amt ln Berlin. in Mftlbauten i. K. in Cöln. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landeatierarzt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dre den. Professor in Freib irg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. IIofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst, d. Kais. Uakt. Inst., Gamams, D.S. W.-A Stadt-Tierarzt in Hamburg. Professor iu München. Mit I. d. Kais, lies tu IheiDamts in Berlin. 

Dr. A. Zlmmermann Regierungsrat Zündel 

Professor In Budapest. Landestierarzt von Blsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage. 


XXXII. Jahrgang 1916. 18. Ausgegeben am 4. Mai. 


Inhalt: Thonsen: Untersuchungen über die Diagnose des infektiösen Abortus beim Rinde (Fortsetzung). — 
Jakob: Ein anormal langer Fremdkörper imTractus intestinorum beim Dachshund. - Heltzenroeder: 
Ein Beitrag zur Behandlung der Mauke. — Referate: Liebers: Zum Eiweißnachweis im Urin. — Staate- 
veterinärwesen : Nev ermann: Obergutachten des preußischen Landesveterinäramtes über Starrkrampf. — Tierhaltung und 
Tierzucht: Zimmermann: Kreuzungsversuche zwischen Wildkaninchen und zahmen Pelzkaninchen. — Tageageachichte: 
Ehrentafel der Veterinäre. — Einundneunzigste Kriegswoche. — Vom Veterinärkorps. — Verschiedenes. — Bücher¬ 
besprechungen. — Personalien. 


(Aus dem Serumlaboratorium der Königl. tierärztlichen und land¬ 
wirtschaftlichen Hochschule zu Kopenhagen [Vorstand: Professor 
Dr. med. C. 0. J e n s e n].) 

Untersuchungen Uber die Diagnose des infektiösen 
Abortus beim Rinde. 

Von Assistenten Tierarzt Axel Thomson. 

(Fortsetzung.) 

Was die Nachgeburten betrifft, die u. a. ein „körniges** 
Aussehen des sonst glatten Chorion darbieten, so handelt es sieh 
meines Erachtens um Veränderungen derselben Art wie bei 
den diffus fibrös veränderten Fällen; bei den „körnigen” 
Fällen sind die Verdickungen indessen ganz klein und wohl 
begrenzt, so daß sie tatsächlich an „Körner” erinnern; dies ist 
aber nur an einigen Stellen der Fall, an anderen Stellen weist 
der Befund unregelmäßige und größere „Körner“ auf, so daß sie 
alle Übergänge zu diffusen Verdickungen darbieten. Mitunter 
nehmen die „Körner“ mehr den Charakter kleiner, kruppöser 
Beläge an; bei diffus verdickten Nachgeburten habe ich in¬ 
dessen auch Stellen gesehen, wo die Oberfläche der fibrösen 
Neubildungen mit Schörfchen belegt war, so daß sieh durch 
Schaben leicht kleinere Partien entfernen ließen, und hier er¬ 
hielt die Oberfläche auch ein körniges Aussehen. Im Schabsel 
finden sich in der Regel die Bang sehen Bazillenhaufen. Das 
körnige Aussehen kann, wenn allerdings nur selten, auch bei 
nicht infektiösen Abortusfällen Vorkommen (Nr. 85 und 86). 

Ich habe mehrere Male an den eingesandten Präparaten 
eine mehr oder minder starke Annäherung an diffuse Placenta 
beobachtet, auch bei Primiparis, wo die Ursache offenbar nicht 
in einer vorhergehenden, stark destruierenden Uteiusent- 
ziindung zu suchen ist. 

Dem Angeführten nach wird man von der makro¬ 
skopischen Beurteilung meiner Fälle nicht überaus viel er¬ 
warten; wie wir später sehen werden, bringen sie auch 
nicht viel. 


Wo der Uterusausfluß untersucht wurde, ist dies im 
Schema (II) angegeben. Über das Aussehen von spezifischem 
Ausfluß von verwerfenden Kühen darf ich mich nicht äußern, 
da mir nur e i n Fall (Nr. 39) vorliegt; cs wurde im ganzen nur 
Ausfluß von fünf Fällen untersucht. 

Was nun die mikroskopische Untersuchung 
betrifft, so läßt sich gleich sagen, daß auch meine Resultate 
dartun, daß deren diagnostischer Wert in vielen Fällen gut ist, 
wenn sie auch gewisse Fehlerquellen birgt, die wir eingehender 
erörtern werden. Zur Untersuchung wurden Strichpräparate 
verwandt, im allgemeinen nur mit Karbol-Methylenblau (fünf 
Minuten; kräftige Auswässerung) gefärbt; ein paarmal wurde 
auch nach Gram und Frosch gefärbt. Zu den Präparaten 
w ählte ich die erwähnten, halbtrockenen, gelblichen Flocken, die 
sich zwischen den angegriffenen Zotten finden. Waren solche 
nicht aufzufinden, so schabte ich mit einem feinen Skalpell an 
mehreren Stellen von den Zotten etw r as ab. In verschiedenen 
Fällen benutzte ich Schabsel von den fibrösen oder körnigen 
Verdickungen. In vielen Fällen ist bei der Beurteilung des mikro¬ 
skopischen Befundes kein Zweifel möglich, aber in einigen 
Fällen ist es keineswegs leicht, den Befund zu beurteilen, da 
atypische B a z i 11 e n h a u f e n Vorkommen, die von den 
eigentlichen Bang’schen Bazillenhaufen e t w a s abweichen, in¬ 
dem sie gewöhnlich kleiner sind; die „richtigen*’ Haufen können 
an Größe und Farbe etwas verschieden sein; in der Regel sind 
sie länglich, ca. 11 .« breit und ca. 25 n lang; die erwähnten 
kleineren — atypischen — Haufen sind meiner Schätzung nach 
ca. l A —Vr.mal so groß; meist weisen sie keinen so dicht ge¬ 
drängten Bazilleninhalt auf, oder auch hat man den Eindruck, 
daß die Bazillen nicht in Zellen eingeschlosseu, sondern nur 
gleichsam agglutiniert (Fall 2) liegen. Einmal wurden Haufen 
vorgefunden, die man dem Aussehen nach als „richtig” be¬ 
zeichnen mußte, da sich die Bazillen aber bei einer zufälliger¬ 
weise Angestellten Gram-Färbung nur teilweise entfärbten, 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 18. 


mußten di 1 «* Haufen dennoch zu den atypischen gerechnet wer¬ 
den. Bei der Gram-Färbung zeigt es sieh noch in einem Falle 
(Nr. 57), wo die Haufen doch klein und die Bazillen weniger 
dicht gedrängt waren, daß die Bazillen sich nur teilweise ent¬ 
färben ließen (Bacillus pyogenes?). 

Atypische Bazillenhaufen wurden in acht Fällen vorge- 
fundcu (Nr. 2, 8, 18, 25, 33, 35, 57 und 59), wo sonst nichts 
vorgefunden wurde, was die Diagnose „infektiöser Abortus” 
befürworten könnte, sowie in drei Fällen, wo sicherlich in¬ 
fektiöser Abortus vorlag (Nr. 52, 65 und 77). Typische und 
atypische Haufen können sich indessen in demselben mikro¬ 
skopischen Präparat finden (Nr. 7 [53], 56 und 78), und da die 
atypischen Haufen in drei Fällen von infektiösem Abortus vor¬ 
gefunden wurden, darf man wahrscheinlich daraus schließen, 
daß die Abortusbazillen sowohl in großen, als in kleinen Zellen 
eingebettet vorgefunden werden und ungleich dicht gedrängt 
liegen können; man darf ihnen aber nur eine entscheidende Be¬ 
deutung beimessen, wenn sie dicht gedrängt in großen Zellen 
liegen, und am liebsten müssen sich mehrere derartige Zellen 
finden. Von dieser Betrachtungsweise aus sind meine mikro¬ 
skopischen Befunde beurteilt worden; zu bemerken ist nur, daß 
die Gram’sche Färbungsmethode nur ausnahmsweise ange¬ 
wandt worden ist. Eigentlich ist es, daß im Ausfluß aller 
4 untersuchten, nicht von infektiösem Abortus befallenen 
Tiere atypische Haufen vorkamen. 

Über die Yerimpfungenan Kaninchen ist zu be¬ 
merken, daß sie aus den auch für die Makroskopie und die 
Mikroskopie geltenden Ursachen mit herangezogen worden sind. 
H o 11 h ,2 ) ist vermeintlich der erste, der beim Abortus Kanin¬ 
chen zu diagnostischen Zwecken verwendete; er meint, daß 
intravenöse Verimpfungen von Nachgeburtsantigen an Kanin¬ 
chen in Gaben von 2—5 ccm gerichtlich verwendbare Resultate 
liefern. Jedoch beschreibt er die Methode nicht näher, noch 
klärt er uns über die Resultate derselben auf. Die Methode 
beruht darauf, daß man in Fällen von infektiösem Abortus 
mittelst des Antigens (der Abortusbazillen und Teile davon) 
spezifische Agglutinine (und komplementbindende Stoffe) er¬ 
zeugt, wenn das Antigen an Kaninchen injiziert wird. Daß 
die erzeugten Antistoffe tatsächlich spezifisch sind, läßt sich 
wohl schwer beweisen, sie verhalten sich aber jedenfalls wie 
die durch Injektion von Abortusbazillen erzeugten Antistoffe. 
Um darüber klar zu werden, welches Injektionsverfahren ich 
an wenden und welches Antigen ich wählen sollte, stellte ich 
einen Vergleich mit zwei Kaninchen an. Dem einen wurden 
2 ccm präpariertes Nachgeburtsantigen (siehe unter H o 11 h s 
Probe) subkutan injiziert, dem anderen Kaninchen 2 ccm nicht 
gekochtes, aber sonst in derselben Weise präpariertes Antigen 
von einer verwerfenden Kuh; das zweite Kaninchen starb nach 
12 Tagen an Abszessen an der Impfstelle und Pneumonie; es 
waren nach 9 Tagen keine nachweisbaren Antistoffe im Blute 
vorhanden. Das Serum des ersten Kaninchens reagierte da¬ 
gegen (gleichfalls nach 9 Tagen), und der Titer war: Aggluti-' 
nation 0,02 Komplementbildung 0,05 (inaktiviertes Serum). 
Das Serum beider Kaninchen war unmittelbar vor der In¬ 
jektion mit dem Resultat untersucht worden, daß sich darin 
keine Agglutinine, noch komplementbindende Stoffe fanden. 
Nach diesen Versuchen wählte ich wie Holth intravenöse In- 

Vi ) Zeitschr. f. Infcktionskrankh., Bd. X. 1911. 


jektionen von erwärmtem (gekochtem) Antigen und habe bei 
sämtlichen Verimpfungen an Kaninchen eine gewisse Menge 
von dem zur Holt h’schen Reaktion präparierten Nachgeburts¬ 
antigen angewandt. Holth entnahm Blutprobe nach 7 Tagen; 
ich selbst habe mich nur selten mit einer so kurzen Zeit be¬ 
gnügt und habe meist, um sicher zu gehen, 10 Tage damit ge¬ 
wartet. Vielleicht könnte man doch nach 7 Tagen ebenso gute 
Resultate erzielen. Die fünf ersten Kaninchen erhielten nur 
2 ccm Antigen; die übrigen 3 ccm. Die Tiere ertrugen die In¬ 
jektionen gut; in einigen Fällen, wo die Präparate zu verfaulen 
begonnen hatten, verloren die Kaninchen jedoch recht be¬ 
deutend an Gewicht, in der Regel jedoch nur 100 g und dar¬ 
unter. Vor der Injektion (in eine der Ohrenvenen) wurde eine 
Blutprobe von 3—4 ccm entnommen; sie wurde auf Eis ange¬ 
bracht und nebst einer neuen, nach der genannten Anzahl von 
Tagen entnommenen Blutprobe von Kaninchen untersucht. Es 
fanden sich nie vor den Verimpfungen nachweisbare Abortus- 
bazillenagglutinine im Serum der Kaninchen, und ich habe es 
daher als Reaktion bezeichnet, sobald nach der Verimpfung 
meßbare Mengen davon Vorlagen. In wenigen Fällen von tat¬ 
sächlich infektiösem Abortus war der Agglutinationstiter zwar 
nur niedrig (0,05), aber also doch deutlich, indem die Aggluti¬ 
nation stets eine totale war. In vielen anderen Fällen w r ar der 
Titer < 0,005. Die Komplementbindungsmethode ist bei 
diesen Versuchen nicht von großem Wert, indem Normal¬ 
ambozeptoren Vorkommen können (z. B. deutlich bei Nr. 18); 
bei Nr. 75 und in anderen Fällen entstanden derartige Normal¬ 
ambozeptoren in der Verimpfungsperiode, und sie scheinen im 
ganzen etwas zufällig zu schwanken (Nr. 23). In verschiedenen 
Fällen von infektiösem Abortus wurde jedoch bei der Unter¬ 
suchung des Blutes der geimpften Kaninchen starke Komple¬ 
mentbindung beobachtet, sei es, daß sich vor der Verimpfung 
komplementbindende Stoffe fanden, so daß diese nur durch die 
Verimpfung vermehrt worden sind, oder sei es, daß solche nicht 
im Voraus vorhanden waren (Nr. 5 und 1). In anderen Fällen 
haben die Verimpfungen, obschon es sich tatsächlich um 
infektiöse Abortusfälle handelte, weder die komplementbinden¬ 
den Stoffe vermehrt, noch solche erzeugt (Nr. 20 und 43). Im 
übrigen verweise ich auf das Schema II. Ein anderes un¬ 
günstiges Moment bei der Komplcmentbindungsmethode ist in 
dieser Verbindung der Umstand, daß das Kaninchenserum in 
Verbindung mit Meerschw ? einchenkomplement hämolysierend 
auf Ziegenblut wirkt (zur Komplementbindung wird im hiesigen 
Laboratorium stet« Ziegenblut angewandt), und also auch Nor¬ 
malhämolyse entsteht; auch kleine Gaben, 0,03—0,05 ccm 
aktives Serum, ergeben in vielen Fällen, vielleicht in allen 
Fällen, totale oder partielle Hämolyse. Praktisch genommen, 
spielt der genannte Umstand vielleicht keine Rolle, indem das 
im Kaninchenserum enthaltene Hämolysin das Meerschweinchen¬ 
komplement nicht binden kann, solange keine Blutkörper¬ 
chen vorhanden sind (1. Abschnitt der Komplementbindung), 
w’as ich durch diesbezügliche Versuche erfahren habe. Wegen 
der Schwierigkeiten bei der Komplementbindung habe ich so¬ 
wohl mit aktivem (Gabe 0,02 und 0,01 ccm) als mit inaktivem 
Serum (Gabe 0,1 und 0,05 ccm) Versuche angestellt, ohne daß 
sich aus dem einen oder aus dem anderen Verfahren wesentlich 
bessere Resultate ergaben. Wo aktives Serum angewandt 
wurde, ist dies im Schema vermerkt. Die Kaninchenreaktionen 
sind in Anbetracht der Schwierigkeiten bei der Komplement- 



4. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


207 


hiiulung ausschließlich von den Agglutinationsresultaten aus 
beurteilt. 

Zu der Untersuchung der den Nachgeburten entsprechen¬ 
den Blutproben soll bemerkt werden, daß in dieser Unter¬ 
suchungsreihe stets bei der Komplementbindung aktives Serum 
angewandt wurde. Ich habe es unberücksichtigt gelassen, daß 
ein Teil der verwerfenden Kühe während der Trächtigkeits¬ 
periode mit Serum behandelt worden sind. Die Serum¬ 
behandlung hatte in dem Gehöft, von dem hier die Rede sein 
wird, anscheinend durchaus keine Wirkung auf die Abortus- 
häufigkeit gehabt. Nr. 49 hätte, was die Blutuntersuchungen 
betrifft, dagegen wohl ausgeschaltet werden sollen, da die 
Impfung an und für sich eine gewisse Menge Antistoffe er¬ 
zeugt hat. 

Bei Fällen von infektiösem Abortus sind die Antistoffe im 
allgemeinen bei den Kühen am Tage des Verwerfens in einiger¬ 
maßen hohem Grade vorhanden, aber ausnahmsweise ist die 
Reaktion schwach (Nr. 8 und 68). In zwei Fällen (Nr. 39 und 65) 
waren praktisch genommen erst nach dem Abortus Antistoffe 
nachweisbar. Nr. 39 ergab bei einer neuen Untersuchung 

Ä.£T 0 05 

19 Tage nach dem Abortus: ^ Nr. 65 ergab 8 Tage 

Ag. 0,02 Ag. 0,01 

nach dem Abortus: < ooi Un<1 14Ta £ e s P äter: j^p < 001 

Was die Agglutinine betrifft, verteilen sich die Reaktionen wie 
in untenstehender Übersicht dargestellt: 

Agglutination: 0 (und 0.05 partiell) 2 Fälle 

0,05.5 „ 

0,02.5 „ 

0,01 . 11 „ 

0,005. 5 „ 

< 0,005. 23 „ 

Drei Fälle wurden nicht untersucht. 

Das Verhalten der Agglutinine bei den Fällen von nicht 
infektiösem Abortus ist aus der folgenden Übersicht 


zu ersehen: 

Agglutination: 0.25 Fälle 

0,05.1 „ 

0,02.2 

0,01 . 1 „ 

0,005. 0 „ 

< 0,005 . 2 „ 


Zwei Fälle wurden nicht untersucht. 


Nr. 62 ist dadurch interessant, daß 5 Wochen vor dem 

Abortus keine Antistoffe vorhanden Waren; beim Abortus war 

Ag. < 0,005 
die Reaktion: Kp < Q()1 • 

Nr. 64 weist ähnliche Verhältnisse auf: 3 Wochen vor dem 


Abortus war die Reaktion: ^ p ’ ^ beim Abortus: < 


Nr. 66 weist einen Monat vor dem Abortus beginnende 


„ Ag. 0,05 
Reaktion auf: ^ p ^ ; 

Ag. < 0,01 
Kp. < 0,01* 


beim Abortus war die Reaktio:n 


Nr. 65 zeigt u. a. starke Zunahme der Antistoffe 14 Tage 
nach dem Abortus; siehe unten — fernere Beispiele davon, daß 
die Antistoffbildung mitunter spät eintritt und teilweise nach 
dem Abortus, liefern: 


Nr - 68: Kp.0,02 


19.9. Abortus: 
26. 9. 

Nr. 81: 


f Ag. 0,05 
( Kp. 0,02 
j Ag. 0,05 
1 Kp. < 0,01 


und 


. . , * . Ag. 0,05 

beim Abortus: ® 

Kp. < 0,01 


11 Tage später: 


Ag. < 0,005 
Kp. < 0,01 


und 


Schema II.*) 

I. Wie aus dem Schema H ersichtlich, weisen die Fälle Nr. 1, 4, 
7, 12, 14, 16, 17, 36, 41, 42, 43, 44, 46, 50, 54, 58, 60, 64, 66, 69, 70, 73, 
75, 79, 81, 82, 83 und 87, im ganzen 28 Fälle — wovon 1 Fall Nr. 17 
mit negativen Reaktionen — alle dasselbe Ergebnis sämtlicher Unter¬ 
suchungsmethoden auf, und es ist somit als gegeben zu betrachten, 
daß in den 27 Fällen mit positiven Reaktionen infektiöser Abortus 
vorlag; in dem einen Fall Nr. 17 dagegen nicht. 

II. Die Fälle Nr. 5, 9, 10, 11, 15, 20, 22, 24, 26, 28, 29, 30, 81, 
32, 37, 38, 40, 45, 47, 51, 55, 67, 76, 78, 80 und 84 weisen gleichfalls 
übereinstimmende Reaktionen auf; jedoch wurde die Makroskopie 
in diesen Fällen zu 0 angesetzt. Diese 0 vermindert jedoch ver¬ 
meintlich nicht das Vertrauen auf die Richtigkeit der anderen 
Proben, denn wie an einem anderen Orte bemerkt, gibt 0 in vielen 
Fällen ja nur an, daß das Präparat zu klein war, um eine Aus¬ 
sprache über die Nachgeburt im ganzen zu gestatten, in anderen 
Fällen, daß die Veränderungen so wenig ausgesprochen und so wenig 
charakteristisch waren, daß die Wahrscheinlichkeitsdiagnose nicht 
hinlänglich begründet war. Ich hege daher auch kein Bedenken, 
diese Fälle zu den Gruppen zu rechnen, in die sie durch die 
4 anderen Proben eingegliedert werden, und somit müssen die 
Fälle Nr. 5, 9, 11, 15, 20, 22, 40, 45, 47, 55, 78 und 84 als infektiöser 
Abortus und die Fälle Nr. 10, 24, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 37, 38, 51, 
67, 76 und 80 als nicht infektiöser Abortus betrachtet werden. 

III. In den Fällen Nr. 6, 13 und 34 fehlen Blutproben (0), da 
aber sonst Übereinstimmung zwischen den Reaktionen vorliegt 
(jedoch 0 für die Makroskopie bei Fall Nr. 13 und 34), betrachte ich 
es als berechtigt, diese Fälle folgendermaßen zu beurteilen: Nr. 6 
und 13 infektiöser Abortus; Nr. 34 dagegen nicht. 

IV. Die Fälle Nr. 8, 18, 35, 57 und 59 weisen negative Reak¬ 
tionen auf; es wurden jedoch Bazillenhaufen, wenn auch 
atypische, aufgewiesen, und die Makroskopie wurde zu 0 an¬ 
gesetzt. Diese Fälle sind indessen sicherlich als nicht infektiöser 
Abortus zu betrachten, und die Bazillen der atypischen Haufen 
können nicht als Abortusbazillen angesprochen werden, indem 
im entgegengesetzten Falle zu erwarten wäre, daß sie an den 
Kaninchen anschlagen würden; bei Verimpfung von 44 Fällen (da¬ 
von 1 Fall von nicht infektiösem Abortus), bei denen typische 
Bangsche Bazillenhaufen nachgewiesen wurden, wurde in 43 Fällen 
Antistoffbildung erzielt. Wie an einem anderen Orte besprochen, 
liegt das Atypische des Falles Nr. 59 darin, daß die Bazillen sich 
nach Gram nicht ganz entfärbten (dies gilt auch von Fall Nr. 57). 
Hätte die Uramfärbung nicht stattgefunden, würde die Mikroskopie 
von Fall Nr. 59 als positiv betrachtet worden sein, und der Fall 
hätte somit ganz dem Fall Nr. 53 entsprochen, den ich denn auch 
als negativ betrachtet habe, vgl. die Anamnese. Von der (iranischen 
Färbung abgesehen, wuirden also in 2 von den untersuchten Fällen 
Bazillenhaufen vorgefunden, die man durchaus als „richtig“ be¬ 
trachten würde, während sie also mit dem Abortusleiden nichts zu 
schaffen haben. 

V. Die Fälle Nr. 19, 23, 62, 68 und 77 weisen Übereinstimmung 
auf mit Ausnahme der Mikroskopie, die negativ ist (bei Nr. 7< 
wurden atypische Bazillenhaufen vorgefunden). Ich glaube auch 
nicht, daß sich darüber Zweifel erheben läßt, daß dies infektiöse 
Abortusfälle waren. Damit man überhaupt Bangsche Bazillenhaufen 
auffinden kann, müssen diese nämlich in verhältnismäßig großer 
Anzahl vorhanden sein, so daß die Mikroskopie keine besonders 
feinfühlige Probe ist. In einem Fall (Nr. 39), wo es nur gelang. 


*) Anmerk. d. Schriftl.: Das Schema II ist aus redak. Rück¬ 
sichten nn den Schluß der Arbeit gesetzt w'orden. 














20S 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. IS. 


oinen Haufen aufzufimlen, war der Ausschlag bei Verimpfung an 
Kaninchen dennoch groß (Agglutination 0,01); bei der täglichen 
Arbeit kommt es nicht selten vor, daß man eben im letzten Augen¬ 
blick, wenn man gerade die Untersuchung abschließen will, einen 
Bazillenhaufen findet. Aus diesen Gründen (daß also nicht genug 
Bazillenhaufen vorhanden sind, und daß die Untersuchung nicht 
hinlänglich lange fortgesetzt werden kann) werden somit ein Teil 
negativer Mikroskopieuntersuchungen irrtümlich sein. 

VI. Die Fälle Xr. 25, 27 und 33 weisen positive Blut¬ 
reaktionen auf. da aber nichts dafür spricht, daß die betreffenden 
Abortusfälle ansteckender Natur sein sollten, ist es angemessen, an¬ 
zunehmen, daß diese Blutreaktionen von einem früheren Abortus 
oder von einer nicht auf den Uterus lokalisierten Infektion her¬ 
rühren. Diese Fälle können somit nicht als infektiöser Abortus 
betrachtet werden. 

VII. Fall Nr. 2 kann nicht als infektiöser Abortus betrachtet 
werden, indem atypische Bazillenhaufen sich ja in Fällen finden 
können, wo man mit Sicherheit sagen kann, daß kein infektiöser 
Abortus vorliegt, und die fehlende Blutprobe, ebensowenig wie die 
Mikroskopie weder ein bejahendes noch ein verneinendes Urteil 
abgeben kann. 

VIII. Fall Nr. 39 ist ein infektiöser Abortus; die Blutreaktion 
trat aber erst nach dem Abortus ein. 

IX. Fall Nr. 56. Es wurden Abortusbazillen isoliert, und es 
liegt somit ein infektiöser Abortus vor. 

X. Fall Nr. 61, 85 und 86. Durch die mikroskopische Unter¬ 
suchung wurden die Fälle als infektiöse Abortusfälle gekennzeich¬ 
net, was aber sicherlich unrichtig ist, denn so große Veränderungen 
müßten wohl eine so reichliche Antigenmenge (Abortusbazillen) 
voraussetzen, daß Verimpfung an Kaninchen jedenfalls ein positives 
Resultat ergeben würde, wenn tatsächlich infektiöser Abortus Vor¬ 
gelegen hätte. Da die Holthsche Reaktion, sowie die Mikroskopie 
und die Blutuntersuchung der Kuh, gleichfalls ein negatives Re¬ 
sultat ergeben hat, glaube ich mich unter Berücksichtigung der 
Anamnese und der Bemerkungen berechtigt, diese Fälle 
als nicht infektiöse Abortusfälle zu betrachten, vgl. Fall Nr. 71 
unter XVI. 

XI. Die Fälle Nr. 3, 49, 52 und 65 weisen Übereinstimmung 
zwischen der Kaninchenhnpfung, der Holthschen Reaktion und der 
Blutuntersuchung auf, während die Mikroskopie ein negatives 
Resultat ergab oder atypische Baaillenhaufen vorgefunden wurden; 
auch die Makroskopie ergab unzuverlässige Resultate (0). Ich 


glaube mich berechtigt, diese Fälle als infketiöse Abortusfälle zu 
betrachten. Die Mikroskopie kann wie an anderen Orten berührt 
versagen, so daß sie nicht alle Fälle nachweist und nichts Be¬ 
stimmtes darüber sagen kann, wo sich atypische Haufen finden. 
In positiver Richtung deuten die Blutuntersuchungen von der 
Kuh und das Verhältnis, daß die Nachgeburt Antigen enthalten hat. 
das sich in zwei verschiedenen Weisen als Abortusbazillenantigeii 
nachw'eisen ließ. 

XII. Die Fälle 21, 63 glaube ich gleichfalls als infektiöse 
Abortusfälle betrachten zu dürfen. Allerdings versagte die 
Holthsche Reaktion; sie war also in diesem Falle weniger fein 
als die Kaninchenimpfung. Bei Fall Nr. 21 gelang es nicht, Abortus¬ 
bazillen nachzuweisen, bei Nr. 63 dagegen ja; in diesem Falle war 
die Mikroskopie also besser als die Holthsche Reaktion. 

XIII. Die Fälle 48, 72 und 74 betrachte ich, wenn auch mit 
einigem Bedenken, als nicht infektiöse Abortusfälle. 
Wie dargetan worden ist. täuscht die Makroskopie (vgl. Gruppe X) 
wie die Blutreaktion, die von einer früheren Infektion herrühren 
kann (vgl. Gruppe VI), andererseits kann aber vielleieht geltend 
gemacht werden, daß das positive Resultat und zwei Untersuchun¬ 
gen in Verbindung mit der Anamnese bedeutend mehr besagen als 
die negativen Resultate der Kaninehenimpfung, der Holthschen 
Reaktion und der Mikroskopie; ich habe denn auch bei der Zu¬ 
sammenstellung mit der Möglichkeit gerechnet; daß diese Fälle 
tatsächlich infektiöse Abortusfälle sind, wenn ich auch nicht selbst 
daran glaube. 

XIV. Fall Nr. 71 beurteile ich als nicht infektiösen Abortus, 
im wesentlichen der Blutprobe und der Anamnese wegen. So ist 
hier die Holthsche Reaktion irrtümlich (und spezifische Bindung?). 
Es liegt sicherlich ein Nachgeburtsleiden mit so großen Veränderun¬ 
gen vor, daß der Fall dem Aussehen nach wirklich an einen infek¬ 
tiösen Abortus gemahnt (damit verwechselt werden kann). Wie 
an einem anderen Orte erwähnt, finden sich sicherlich in meinem 
Material verschiedene Nachgeburtsleiden; genauere Untersuchungen 
diesbezüglich sind jedoch nicht angestellt worden. 

In übersichtlicher Form und als eine Art Resümee zur Ver¬ 
anschaulichung des gegenseitigen Verhältnisses der Reaktionen 
habe ich in Schema III sämtliche Fälle angeführt, der oben dar¬ 
gestellten Beurteilung der Fälle — als infektiöse Abortusfälle oder 
nicht — gemäß geordnet; das Resultat der einzelnen Unter¬ 
suchungsmethoden ist durch die im Schema II benutzten Bezeich¬ 
nungen veranschaulicht. 


Schema III (Resume). Infektiöser Abortus (54 Fälle). 


Nummer des Falles . 

1 

4 

7 

12 

14 

16 

36 

41 

42 

43 44 

46 

50 

54 

■ 

58 

60 

64 

66 

69 

70 

73 


79 

81 

82 

83 

87 

Kaninchenimpfung . 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4* 


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4- i 4 

4 

4- 

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4 

4 

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4- 

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4 

4 

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4- 

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4 

+ 

4- 

Holtsche Reaktion . 

+ 

4 

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4 

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4 

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4 

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4 

Blutprobe von der Kuh . 

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4 

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4 

4 

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4- 

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Mikroskopie. 

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4 

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4 

4 

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4 

4 

4 

4- 1 

4 

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4 

4 

+ 

4 

4 1 

4- 

4 

Makroskopie. 

+ 

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4 

4 

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4 

4 : 

4. 

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4 | 4- 

4* 

4 1 

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4- 

4- 

. + 1 

+ 1 

4 : 

4- 

4- ! 

4 

4 | 

4 

4 


Nummer des Falles . 

5 9 

11 

15 

20 

92 

_ 

40'45 

47 55 

78 

_ 

84 

6 

13 

19 

• 

23 

62 

68 

77,39 

56 i 3 j 49 

52 

65 

21 

63 

Kaninchenimpfüng . 

+ i + 

4 

+ 

4 

+ 

4- 4 

+ 

+ 

4 

4 

4 

4 

+ 

4 

+ 

+ 

4 4 

( 0 ) 4- ! 4 

4 

4 

4- 

4- 

Holthsche Reaktion . 

4 ; 4 

4 

4 

4 

4 

4 ‘ 4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 ; 4 

+ 1 +1 + 

4 

4 



Blutprobe von der Kuh ..... 

-- . ' r.) 

4 

4 

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4 

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4 

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4 

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Mi krokospie . 

t , 4 

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4 

4 

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4 

4 

4 

4 

4 

4 





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0 

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Makroskopie. 

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4 

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4 

4 0 

0 0 0 

0 

0 

1 

4 


Nichtinfektiöser Abortus (33 Fälle). 


Nummer des Falles . . . . . 




1 

86 |«jw 74 j 71 

Kaninchenimpfung . 

Holthsche Reaktion .... 
Blutprobe von der Kuh . . . 

Mikroskopie. 

Makroskopie. 

; 0000000 

.. ; . 1 . . . . ! . : . j . 

. j . | • i - j - » f . . . • | . | . I . 

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. 

- 

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ivii+i* 

4 '4 4 4 


















































4. Mai 1916. 


Wie mail ersehen wird, lassen sieh die Resultate folgender¬ 
maßen zusammenstellen: 

54 Fälle von infektiösem A b o r t u s. 

Die Kaninehenimpfu n g e n. In allen Fällen von 
unzweifelhaftem, infektiösem Abortus erhielt man an den 
Kaninchen positive Resultate. (Kaninehenversuch fehlt bei 
Nr. 72.) Wenn die Fälle Nr. 48, 72 und 74 infektiöse Abortus- 
fa.Ho waren, so haben wir zwei Fälle, wo die Verimpfung an 
Kaninchen kein positives Resultat ergab. 

Die H o 11 h sehe Reaktion. In 52 Fällen oder 
96 Proz trat Reaktion ein. In zwei Fällen (wenn Nr. 48, 72 
und 74 mitgerechnet werden, in fünf Fällen; war die Reaktion 
negativ. Es ist möglich, daß die Reaktion noch bessere Re¬ 
sultate w'ürde ergeben haben, wenn in allen Fällen ein 
Komplementüberschuß von nur 20 Proz. (Fall Nr. 21) ange¬ 
wandt worden wäre. 

Die Blutproben. In 49 (etwa 96 Proz.) der unter¬ 
suchten 51 Fälle erhielt man positive Reaktion, in zwei Fällen 
nicht. Bei erneuter Untersuchung nach bzw. einer Woche und 
19 Tagen ergaben auch diese zwei Fälle positive Reaktion. 
Vielleicht ist diese Zahl jedoch etwas zu hoch, wenn von den 
Reaktionen im Augenblick des Abortus die Rede ist, indem 
acht Blutproben erst entnommen sind: zwei am 3. Tage nach 
dem Abortus, drei am 6. Tage, eine am 10. Tage, eine am 
11. Tage und eine am 16. Tage nach dem Abortus. 

Die Mikroskopie. In 44 (81 Proz.) Fällen von 
infektiösem Abortus ergab die Mikroskopie ein positives Re¬ 
sultat. In sieben Fällen war das Resultat negativ (wenn wir 
die Fälle Nr. 48, 72 und 74 mitrechnen, in zehn Fällen); in 
drei Fällen wurden atypische Bazillenhaufen nachgewiesen. 

Die mikroskopische Untersuchung. In 
35 Fällen befürworteten die Veränderungen der Nachgeburt 
die Diagnose: infektiöser Abortus; in 19 Fällen waren die 
Veränderungen nur wenig ausgesprochen oder die Präparate 
waren zu klein, um eine Beurteilung zu gestatten. 

33 Fälle von nicht infektiösem Abort u s. 

Die K a n i n c h e n v e r i m p f u li g e n. In keinem Falle 
positives Resultat an den Kaninchen (ein Fall nicht untersucht). 

Die H o 11 h sehe Reaktion: Es fand sich ein Fall 
mit positiver Reaktion (und spezifischer Bindung?); die Me¬ 
thode hat also in etwa 3 Proz. ein irrtümliches Resultat ergeben. 

Blutproben würden in 31 Fällen angestellt; in sechs 
Fällen oder etwa 19 Proz. (wenn man die Fälle Nr. 48, 72 
und 74 in Abzug bringt, in etwa 10 Proz.), ergaben die Unter-, 
suchungen ein in diagnostischer Beziehung unrichtiges Resultat. 

Die Mikroskopie. In einem Fall (etwa 3 Proz.) 
wurde die mikroskopische Diagnose irrtümlich als infektiöser 
Abortus gestellt; wenn bei Fall 59 die Gram’sche Färbungs- 
methode nicht in Anwendung gebracht worden wäre, würde 
auch dieser Fall irrtümlich als infektiöser Abortus gedeutet 
worden sein, ln acht Fällen wurden atypische Haufen nach¬ 
gewiesen. 

Die makroskopische Untersuchung. In 
sieben Fällen wurden pathologisch-anatomische Veränderungen 
vorgefunden, die vermeintlich zur Verwechslung mit dem infek¬ 
tiösen Abortus Veranlassung geben könnten (von diesen Fällen 
müssen jedoch, wie erwähnt, möglicherweise die Fälle Nr. 48, 
72 und 74 abgezogen werden). 


209 

Hauptresultate. 

Dem Angeführten nach (siehe namentlich Schema 111) wird 
man es sicherlich berechtigt finden, daß ich zu gerichtlichen 
Zwecken, oder wo überhaupt eine zuverlässige Diagnose er¬ 
wünscht ist, die Kaninchenimpfung befürworte. 

Das Ergebnis der K a n i n c h e n i m p f u n g muß, insofern 
sich eine Antistoffbildung ergibt, als sicherer Beweis des Vor¬ 
handenseins eines infektiösen Abortus betrachtet werden, ohne 
Rücksicht darauf, ob Untersuchungen nach anderen Methoden 
angestellt worden sind, und auch in solchen Fällen, w r o eine 
Blutuntersuchung ein negatives Resultat ergeben hat, indem 
das Reaktionsvermögen des Blutes mitunter erst nach statt¬ 
gefundenem Abortus eintritt. 

Wenn die Kaninchenimpfungen ein negatives Resultat 
ergeben haben, ist es sehr unwahrscheinlich, daß ein infektiöser 
Abortus Vorgelegen hat; absolute Sicherheit ist jedoch nicht 
vorhanden; in meinem Material finden sich jedoch nur 2 Fälle, 
bei denen es möglich ist, daß es sich trotz des negativen 
Resultates der Kaninchenimpfung um einen infektiösen Abortus 
handele. Eine Blutuntersuchung wird in solchen Fällen für 
die richtige Beurteilung des Falles eine wertvolle Stütze ab¬ 
geben können. 

Eine weniger sichere, aber keineswegs zu verwerfende 
diagnostische Methode hat man an der Mikroskopie und 
der H o 11 h sehen Reaktion. Dieses Verfahren bereitet 
dem Tierarzt und dem Laboratorium bedeutend weniger Mühe, 
und man schont dabei das Versuchstier; dieses Verfahren darf 
aber meiner Ansicht nach nicht zu gerichtlichen Zwecken 
verwendet werden, da man über ein besseres Verfahren verfügt. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung muß man sowohl 
Färbung mit Methylenblau als das Grauliche Verfahren be¬ 
nutzen; ergeben beide Untersuchungsmethoden ein positives 
Resultat, ist es recht sicher, daß der Fall tatsächlich ein 
infektiöser Abortusfall ist; ergeben beide ein negatives Resultat, 
ist es in hohem Grade wahrscheinlich, daß es kein infektiöser 
Abortusfall war, aber in einigen Fällen wird jedoch diese Be¬ 
urteilung unrichtig sein. Ergeben die beiden Untersuchung^ n 
entgegengesetzte Resultate, wird man sich schwierig über uas 
Verhältnis aussprechen können; die H o 11 h sehe Reaktion 
ist jedoch als die zuverlässigere zu betrachten. 

Die mikroskopische Untersuchung allein 
ergibt wie die B 1 u t u n t e r s u c h u n g allein unzuver¬ 
lässige Resultate; bei positivem Resultat können Irrt linier 
obwalten (atypische Bazillenhaufen); bei negativem Resultat 
läßt sich überhaupt aus der Untersuchung nichts Sicheres 
folgern. 

(Das Schema II folgt in den nächsten Nummern). 


[Aus der Klinik für kleine Haustiere der Reichstierarzneischule zu 
. Utrecht (Holland).] 

Ein anormal langer Fremdkörper im Tractus 
intestinorum beim Dachshund. 

Von Heinr. Jakob. 

(Mit 3 Abbildungen.) 

Verschluckte Fremdkörper im Magen und Darm sind beim 
Menschen und bei Tieren vielfach beobachtet. Bei den Tieren 
sind es insbesondere die Kühe, ferner Hunde, Katzen und 
Hühner, die häufig Fremdkörper aller Art aufnehmen. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




210 


No. 18. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Je nach der Art des in den Magen gelangten Fremd¬ 
körpers ist auch der klinische Symptoinenkomplex ein sehr 
verschiedener. Einzelne Fremdkörper, insbesondere solche von 
geringer Größe und ziemlich glatter, regelmäßiger Oberfläche, 
werden oft bald nach ihrer Aufnahme es ist dies bei kleine- 
len Tieren häufiger als bei größeren — durch Erbrechen ent¬ 
leert; andere wiederum durchwandern ungehindert den Magen- 
und Darmkanal und werden früher oder später auf natürlichem 
Wege nach außen befördert; wieder andere, vor allem mehr 
voluminöse corpora aliena, bleiben im Magen liegen. Solche 
Fälle sind vor allem beim Rinde bekannt, das ja bei der Auf¬ 
nahme von Fremdkörpern absolut nicht wählerisch ist und ge¬ 
gebenenfalls ganze Kleidungsstücke, die z. B. vom Melkpersonal 
nach dem Umkleiden in erreichbarer Nähe liegen geblieben 
waren, verschluckt. Handelt es sich um mehr spitze und scharfe 
Gegenstände im Magen, vor allem in der Haube des Rindes, 
so ist bei diesen Tieren häufig mit der Zeit die Perforation 
der Magenwand mit den bekannten, prognostisch ungünstig 
zu beurteilenden Ausgängen in eine traumatische Perikarditis 
die Folge. Doch führen bei weitem nicht alle spitzen Gegen¬ 
stände — derartige Fälle sind 
beim Menschen und bei Tieren 
bekannt — zu diesen un¬ 
günstigen Ausgängen, vielfach 
sind auch intra vitam keinerlei 
Krankheitserscheinungen wahr¬ 
nehmbar. 

In wiederum anderen Fällen 
können Fremdkörper nach dem 
Übergang vom Magen in den Darm 
imDarmtraktus längere Zeit liegen 
bleiben, entweder ohne lokale 
Veränderungen und auffallende 
klinische Symptome hervorzurufen 
oder dortselbst entzündliche Ver¬ 
änderungen schwerster Art, Ein¬ 
klemmungserscheinungen, ver¬ 
bunden mit heftigen Schmerzen 
(Kolik), eventuell Abszedierungen 
und Perforationen mit anschließender Perforativperitonitis zu 
Undingen. 

Erstaunlich groß kann manchmal die Menge von Fremd¬ 
körpern vor allem im Magen sein, ohne daß im Leben auf¬ 
fallende Krankheitssymptome zu konstatieren waren. Sind 
doch Fälle beim Menschen bekannt, woselbst im Magen z. B. 
eines gestorbenen Mannes nicht weniger als 37 Fremdkörper 
vorgefunden wurden, und zwar 1 Schlüssel (!), 2 Teelöffel, 
1 Gabel, 2 Drahtstifte, 2 Haarnadeln, 12 Glasstücke, 1 Fenster¬ 
haken, 1 Stahlfeder, 9 Nähnadeln, 1 Stück Graphit, 1 Schuh- 
knöpfchen, 1 Traubenkern, 2 Staniolkügelchen und eine Häkel¬ 
nadel; bei einem Matrosen, der das Kunststück des Messer- 
verschluekens verstand, wurden nach seinem Tode 30 Stück 
Messerklingen im Magen gefunden; bei einer Näherin wurden 
nicht weniger als 1000 Nähnadeln im Magen und Darm kon¬ 
statiert, welche die Frau im Laufe vieler Jahre in ihrem Be¬ 
rufe leichtsinnigerweise, jedoch ohne Schaden zu nehmen, ab¬ 
schluckte. (N o t h nage 1.) 

Bei den kleinen Tieren ist neben der Katze vor allem der 
Hund - und zwar der jüngere in viel höherem Grade als der 


ältere - ein Meister im Verschlucken von Fremdkörpern aller 
'Art. Steine, Knochenstücke, Kohlen- und Holzstücke, Blei¬ 
kugeln, Schusser, Glaskugeln, Korkstöpsel, Stroh, Schwämme, 
Wollknäuel, Schnüre, Schuhbändel, Lederstücke, Teppichteile, 
Gummistücke, Gummibälle, Taue, Münzen, Angelhaken und 
Nadeln sind die von mir in der hiesigen Klinik bis jetzt, beob¬ 
achteten corpora aliena im Magen und Darmkanal des 
Hundes. Von Interesse dürfte ein von mir noch nicht beob¬ 
achteter und, soviel mir bekannt, auch in der Literatur nicht 
beschriebener Fall von einem /'-■jährigen kurzhaarigen männ¬ 
lichen Dachshunde sein, der ein 6,5 m langes und durch¬ 
schnittlich 0,5 cm breites, mit einer größeren Anzahl von 
Knöpfen versehenes Tau (siehe Abb. 1) verschluckte, welches 
größtenteils den Darm passierte und nicht zum Tode des Tieres 
führte. 

Der Vorgang spielte sich dabei wie folgt ab: 

Der Besitzer des Tieres, der gern bereit war, mir auf mein 
Ansuchen genaue Aufzeichnungen zu geben, öffnete am 12. April 
1915, nachm. 4 Uhr, eine größere Kiste, die mit einem Tau fest 
verschnürt war. Nachdem er das mehrfach geknüpfte Tau auf den 
Boden geworfen hatte, hatte der in der Nähe stehende Dachshund 
nichts Eiligeres zu tun, um dasselbe in toto zu verschlucken. Am 
folgenden Morgen um 5 Uhr jammerte der Hund und wurde un¬ 
ruhig, kurze Zeit darauf erbrach er ein ca. 2 Meter langes Stück 
Tau. Im Laufe des Tages blieb der Hund noch unruhig, nahm 
wenig Nahrung zu sich. Die Defäkation war wie gewöhnlich, der 
Hund sah sonst gesund aus; nur rutschte er häufig mit dem Bauche 
auf dem Boden hin. Am 14. April erbrach der Hund weiß-schau¬ 
migen Mageninhalt, jedoch ohne fremde Bestandteile. Der Besitzer 
vermutete jedoch, da der Hund keinerlei Appetit zeigte und noch 
unruhig war, daß das Tier noch Stücke von dem Tau ira Magen 
haben müsse. Von dem Vorgesetzten Futter (Milch, Fleisch und 
Reis) nahm der Hund nur sehr wenig auf. Die Entleerung war 
auch an diesem Tage ebenso gut wie früher. An demselben Tage, 
um 10 Uhr nachts, trank der Hund etwas lauwarme Milch und 
begann einige Zeit hierauf zu jammern und mehrmals Brech¬ 
bewegungen zu zeigen, jedoch ohne Resultat. Im Laufe der Nacht 
nahm die Unruhe stark zu, traten Krämpfe auf; der Hund war in 
diesen paar Tagen sichtbar abgemagert. Die Unruhe resp. die 
Kolikerscheinungen erreichten am folgenden Morgen um 2 Uhr 
ihren Höhepunkt. An demselben Morgen wurde der Hund in die 
Poliklinik der hiesigen Reichstierarzneischule gebracht und erhielt 
daselbst eine subkutane Injektion von 2 mg Apomorphinum hydro- 
chloricum, gelöst in 5 ccm Wasser, und die folgenden Tage 3—4 g 
von Sal Carolinum factitium in Lösung. Nach der Injektion von 
Apomorphin erfolgte wohl ausgiebiges Erbrechen (12 mal), aber 
nur von schleimig-glasigem Mageninhalt. Der Hund wurde dann 
vom Besitzer, der das Tier, wenn es irgendwie möglich war, lieber 
zu Hause verpflegte, nach Hause getragen. Den Rest des Tages 
war der Hund schläfrig und abgemattet, am Abend trank er mit 
viel Mühe etwas lauwarme Milch. Am folgenden Tage nahm der 
Hund wenig Nahrung zu sich, allein etwas gekochten Fisch, rührte 
aber den Reis nicht an und streckte sich fortwährend. Am folgen¬ 
den Tage (17. April) war die Entleerung gut, die Faeces waren von 
fester Konsistenz, von einem Tau konnte jedoch nichts wahr¬ 
genommen werden. Gegen mittag besserte sich scheinbar etwas 
der Appetit, der Hund nahm geringe Mengen Fisch mit Reis zu 
sich. Später erhielt er einen Eßlöffel von der vorgeschriebenen 
Medizin. 

Am 18. April jammerte der Hund wieder mehr und streckte 
sich häufiger, wobei er ab und zu mit seinem Bauche auf dem 
Teppich des Fußbodens hinrutschte. Auch Krämpfe traten wieder 
auf. An diesem Tage war der Appetit sehr gering, nur etwas 
Fisch nahm das Tier zu sich. Gegen Abend wurde ihm wieder ein 
Eßlöffel von der Karlsbadersalzlösung verabreicht. Am 19. April 
verschlechterte sich der Zustand, machte der Hund einen kranken 
Eindruck, blieb in seinem Korbe liegen und nahm nahezu keine 






Berliner tierärztliche Wochenschrift. 


211 


4. Mal 1916. 


Nahrung zu sich. Am 20. April wurde der Hund nachts unruhig, 
jammerte und hatte scheinbar wieder Krämpfe. Um 7 Uhr morgens 
des gleichen Tages erfolgte wiederholtes Erbrechen, war der 
Hund sehr matt und abgemagert. Im Garten grub er sich ein 
Loch in den Sand, in welches er sich hineinlegte und woselbst er 
schwer krank liegen blieb. Um 9 Uhr vormittags brachte der 
Besitzer den Hund in die hiesige stationäre Klinik zur Aufnahme. 

Bei dem Hunde, einem stark abgemagerten und erschöpften 
/^jährigen männlichen kurzhaarigen Dachshunde, ist bei der klini¬ 
schen Untersuchung ein nach aufwärts gekrümmter Kücken, ferner 
ein ausgebreitetes Haut- und Muskelzittern wahrnehmbar. Ab 
gesehen von etwas verschmierten und verklebten Haaren in der 



Fig. 2 . 


Schweif- und Perinealgegend läßt die sonstige Beschaffenheit der 
Haare und Haut nichts zu wünschen übrig. Die Schleimhäute der 
Konjunktiven und die Maulhöhlenschleimhaut sind etwas hyper¬ 
aemisch, vielleicht mit einem ganz geringen Stich ins Gelbliche. 

Die Körperinnentemperatur beträgt 38,6 0 C.; sie schwankt 
innerhalb 9 Tagen zwischen 38,0 0 und 39,0 0 C (afebriler Zustand). 
Die Atemzahl ist nicht anormal erhöht, sie beträgt 22 in der Minute; 
der Typus der Atmung ist mehr kostal. Die Frequenz des Pulses 
beträgt 96 in der Minute; der Puls selbst ist ziemlich kräftig, regel¬ 
mäßig und gleichmäßig, die Wandung der Arteria femoralis ist beim 
liegenden Hunde ziemlich weich. Zur vollständigen Untersuchung 
des Respirations- und Zirkulationsapparates besteht keinerlei Ver¬ 
anlassung. 

Bei der Untersuchung des Digestionsapparates läßt sich in 
den vorderen Verdauungswegen nichts Anormales konstatieren. 
Das Abdomen ist bilateral sehr stark eingefallen. Bei ober¬ 
flächlicher Palpation der gesamten Bauchregionen ist eine 
geringe Schmerzensäußerung auszulösen; die Bauchdecken selbst 
sind jedoch schlaff. Bei Tiefpalpation fühlt man im Pylorusteile 
des Magens, ferner vor allem in allen Dünndarmabschnitten und 
im vorderen Kolonteil einen ca. mannsfingerdicken, strangförmigen, 
an einzelnen Stellen verdickten, mäßig harten Fremdkörper, der 
nach der ausführlichen Anamnese wohl nichts anderes als ein 
langes Stück eines geknüpften Taues sein mußte. Beim Druck 
auf einzelne Darmabschnitte jammerte das Tier. Die Perkussion 
des Abdomens ergibt neben tympanitischem Ton an Vielen Stellen 
deutlich gedämpften Schall. Während der ganzen Untersuchung 
preßt der Hund vielfach sehr stark; aber auch im Laufe des Tages 
hört das Pressen auf Entleerung nicht auf. Die Nahrungsaufnahme 
und Defäkation wird aufgehoben. 

Da bei der Länge des an verschiedenen Stellen im Darm ein¬ 
geklemmten Fremdkörpers ein operatives Eingreifen aussichtslos 
war, wuirden dem Tiere an diesem Tage drei ausgiebige Infusionen, 
zuerst mit lauwarmem Wasser und dann mit warmem Oleum 
Olivarum (200 g) rektal appliziert. 

Der weitere Verlauf und die Behandlungsweise waren dann 
in Kürze wie folgt: 

Am 21. April erhielt das Tier morgens eine rektale Infusion 
mit lauwarmem Oleum Olivarum. Nachdem der Hund kurze Zeit 
darauf ins Freie gebracht wurde, erschrak er scheinbar und es 
kam plötzlich beim Pressen ein Stück Tau zum Vorschein, das 
zum Teil mehrfach gewunden, zum Teil mit einem dicken Knopf 
versehen war. Beim vorsichtigen Anziehen an dem mehrfach 


gewundenen und schleifenförmigen Tauende — ein stärkeres 
Anziehen war wegen der allenfallsigen Gefahr des Entstehens eines 
Prolapsus recti eventuell einer Darmruptur nicht indiziert — konnte 
nicht das Tau in toto entfernt werden, sondern mußte man sich mit 
1,5 Meter Tau, das abgeschnitten wurde, begnügen. An demselben 
Tage erhielt das Tier nochmals eine rektale Infusion mit lau¬ 
warmem Wasser und Oleum Olivarum und gegen Abend eine 
rektale ernährende Infusion von je 10 g Traubenzucker gelöst in 
50 g Wasser. 

Am 22. April verweigerte der Hund jede Nahrungsaufnahme; 
per os bekam der Hund ein Eigelb mit etwas Spiritus frumenti 
(10 g) und Sirupus simplex (45). Außerdem wurden wiederum 
rektale Infusionen wie Tags zuvor gemacht, jedoch ohne Erfolg. 

Am 23. April wurde das Tier, das nicht mehr den Eindruck 
eines schwerkranken Tieres machte und feuriger aus seinen Augen 
schaute, als einige Tage zuvor, per os mit Eigelb, Spiritus frumenti 
und Sirup und zwei Eßlöffeln Hämatogen und rektal mit 10 g 
Traubenzucker, gelöst in 50 g Wasser, ernährt. Von weiteren 
rektalen Infusionen wurde an diesem Tage abgesehen. 

Am 24. April wurden wiederum rektale Infusionen mit lau¬ 
warmem Wasser und Oleum Olivarum (zweimal am Tage) appliziert, 
außerdem wurde die gleiche roborierende Therapie wie Tags zu¬ 
vor fortgesetzt. Der Hund nahm an diesem Tage spontan ein 
kleines Stückchen Fleisch zu sich. Die Fütterung war sehr mäßig, 
die Faezes waren Schokoladefarben und stanken penetrant. Da 
noch stets in den Dünndärmen, und auch im Kolon und Rektum, 
strangförmige Massen zu konstatieren waren, wurden von jetzt 
auch die Darmteile vorsichtig massiert. 

Die gleiche Therapie wurde drei Tage lang (25., 26., 27. April) 
angewendet. Auch die roborierende Fütterung per os wurde bei¬ 
behalten. In der Nacht vom 27. auf 28. April wurde ein vielfach 
geknüpftes Tau von drei Meter Länge gefunden, worunter eine 
stark verfilzte und dicke Schnurmasse, die mit stinkenden Faezes 
bedeckt war. 

Bei der Palpation des Abdomens konnte kein fremder Gegen¬ 
stand mehr gefühlt werden. Noch an demselben Tage nahm der 
Hund spontan Fleisch und Milch zu sich und erholte sich zu¬ 
sehends. Am 3. Mai konnte er als vollkommen geheilt die Klinik 
verlassen. 

Der Hund hatte demnach ein etwa iSA in langes und 
vielfach geknüpftes Tau verschluckt. Von demselben erbrach 



Fig. 3. 


er am folgenden Tage nach dem Verschlucken ein Stück von 
etwa 2 m Länge. Von dem Rest von 4 X A in konnten VA m nach 
9 Tagen entfernt werden, während die übrigen 3 m insge¬ 
samt 15 Tage lang im Darmkanal lagen und nach ent¬ 
sprechender Behandlung mit rektalen Infusionen und Massage 
unter Berücksichtigung einer intensiven Fütterung des Tieres 
spontan entleert werden konnten. Interessant ist der Fall auch 
deshalb, weil dieses vielfach geknüpfte Tau bei dem betreffen¬ 
den Hunde keine wesentlichen entzündliche 
Verändern n ge n im Darmkanal verursachte, sondern nur 




212 


einen Darmkatarrh zur Folge hatte, der ganz kurze Zeit nach 
dem Eliminieren des corpus alienum vollkommen abheilte. Ins¬ 
gesamt hatte der 64 c m lange Dachshund ein ungefähr 
zehnmal so langes Tau verschluckt. (Abb. 2 und 3.) 
In Abbildung 3 ist das Tau so gut als möglich entwirrt und 
sind die verschiedenen Lagen ungefähr mit der Länge des 
Tieres übereinstimmend photographiert (mindestens siebenmal 
so lang wie der Hund, der Rest von 2 m ist nicht abgebildet). 


Ein Beitrag zur Behandlung der Mauke. 

Von l)r. Heltzenroeder, Veterinär. 

Wohl selten ist über eine Krankheit schon soviel geschrieben 
worden als über die Mauke im jetzigen Kriege. Wenn 
dereinst die Statistik über die-Krankheiten unserer Truppen¬ 
pferde, die den Feldzug mitgemacht haben, veröffentlicht wird, 
dann wird ein erschreckend großer Teil unserer Braven unter 
der Rubrik „Mauke“ erscheinen. Ungeheuer schwierig ist es 
für den Veterinär bei einer marschierenden Truppe die Krank¬ 
heit in wenigen Tagen zu heilen. Dazu fehlt die nötige Zeit 
und vor allem Ruhe und noch einmal Ruhe für den Patienten. 
Es empfiehlt sich daher, Maukekranke, wenn irgend möglich, 
gleich zur nächsten Pferdesammelstelle zu bringen, damit sie 
bei entsprechender Behandlung möglichst bald wieder in den 
Dienst gestellt werden können. 

Als allerbestes Mittel zur Bekämpfung der Mauke wende 
ich seit einiger Zeit folgendes Verfahren an. Der erkrankte 
Fuß wird geschoren und sauber gewaschen. Darauf folgt 
ein einstündiges Bad in einer einpromilligen Lösung von 
Hydrargyrum oxycyanatum, zu der ich auf ein Liter noch 
3 Gramm Soda zusetze. Nach dem Bade wird die ganze 
Wundfläche mit Watte trocken getupft, und es wird ein 
Trockenverband mit Lenicet angelegt, der zwei Tage liegen 
bleibt. Dieses Verfahren, 2—3 mal angewandt, genügt, 
um gering- und mittelgradige Fälle in 6—10 Tagen zur völligen 
Abheilung zu bringen. Hochgradige Fälle habe ich auf diese 
Weise in drei Wochen beseitigen können. Als Beispiel für 
die gute Wirkung des Verfahrens führe ich folgenden Fall 
an. Ein Pferd litt an beiden Hinterfüßen an ausgedehnter 
Warzenmauke. Es bestand hochgradige Lahmheit, starke 
Eiterung und übler Geruch. Die Entzündung reichte bis 
nahezu zum Sprunggelenk hinauf. Nach der oben angegebenen 
Methode beschränkte sich der Prozeß nach 16 tägiger Be¬ 
handlung nur noch auf die Fesselgegend. Das Pferd war seit 
vier Monaten mit anderen Medikamenten mit wenig oder gar 
keinem Erfolg behandelt worden. Besonderen Wert lege ich 
auf peinlichste Sauberkeit und auf genaues Trocknen nach 
dem Bade. Das Verfahren ist nicht teuer, führt aber rasch 
zum Ziel. Am besten hat sich das 20 proz. Lenicet in Streu¬ 
büchsen bewährt. 

Referate. 

Zum Eiweißnachweis im Urin. 

Von Dr. Liebers. 

(D. m. W. 1918, Nr. 11, S. 3*8.) 

Eine praktische und leicht auszuführende Methode zum qua¬ 
litativen Nachweis von Eiweiß im Urin, die auch in tier¬ 
ärztlichen Kreisen Eingang zu finden verdient, gibt Liebers 
an. Es handelt sich um die sogenannte Pandy sehe Reaktion. 


No. 18. 


Man füllt ein Uhrschälchen zu dreiviertel voll mit einer ver¬ 
dünnten Karbolsäurelösung (Acid. carbol. liquefact. 10,o Aq. 
dest. ad 100,o, — warten, bis die Lösung sich vollkommen ge¬ 
klärt hat) und läßt 1—2 Tropfen Urin in die Lösung fallen. 
Sofort bildet sich bei Eiweißgehalt eine weißliche Trübung oder 
ein weißer, tvolkiger Niederschlag, je nach der Menge des vor¬ 
handenen Albumins. Als Beweisführung für die Eiweißnatur 
dient die Auflösung des Niederschlages durch eine Na O H- oder 
N H : ,-Lösung. G u t s c h e. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Obergutachten des preußischen Landesveterinäramtes 
über Starrkrampf. 

Veröffentlicht von Geh. Reg.-Rat Dr. L. Nevermann, Berlin. 

In dem Rechtsstreite des Tierarztes R. wider die Firma 
S. in Z. hat uns das Königliche Amtsgericht die Akten (1 Band 
von 37 Bl.) mit dem Ersuchen übersandt, ein Obergutachten 
über die streitige Tatsache abzugeben: 

Hat der Kläger dadurch, daß er es unterlassen hat, 
dem ihm in Behandlung gegebenen Pferde, das sich 
einen Nagel in den Huf getreten hatte und an Starr¬ 
krampf eingegangen ist, eine Serumeinspritzung zu 
geben, gegen die anerkannten Regeln der Tierheilkunde 
verstoßen? 

In Erledigung dieses Ersuchens erteilen wir das nach¬ 
stehende, auf den Vorschlag zweier Referenten beschlossene 
Gutachten. 

Tatbestand: 

Nach der Klageschrift fordert der Kläger von der Beklagten 
für tierärztliche Bemühungen in den Monaten Juli und August 1912 
sowie für Medikamente den Gesamtbetrag von 53,75 M. Die Be¬ 
klagte hat die Bezahlung mit der Begründung verweigert, daß der 
Kläger durch die Unterlassung einer Serumeinspritzung bei einem 
Pferde, das sich einen Nageltritt zugezogen hatte und danach an 
Starrkrampf erkrankte, gegen die anerkannten Regeln der Tier¬ 
heilkunde verstoßen habe. Der Kläger hat dies bestritten. Die Par¬ 
teien sind sich darüber einig, daß das fragliche Pferd an Nagel¬ 
tritt gelitten hat, danach an Starrkrampf erkrankt ist und infolge¬ 
dessen am 29. August 1912 geschlachtet wurde. 

Blatt 34 der Akten findet sich eine von dem Kläger zu den 
Akten gereichte Äußerung des Kreistierarztes W., welcher der Mei¬ 
nung ist, daß der Wert des Tetanus-Serums noch nicht einwandsfrei 
erwiesen ist. Aus diesem Grunde liege keine Verpflichtung für den 
behandelnden Tierarzt vor, bei einem Nageltrittpatienten eine 
Einspritzung des Tetanus-Serums vorzunehmen oder in Vorschlag 
zu bringen. * 

Eine weitere Beweiserhebung hat noch nicht stattgefunden. 

Gutachten: 

Nachdem im Jahre 1896 Behring ein Tetanusheilserum 
(Tetanusantitoxin) entdeckt und als Heilmittel gegen den Starr¬ 
krampf, zunächst des Menschen, empfohlen hatte, ist es auch 
in der Tierheilkunde vielfach, und zwar anfangs mit anschei¬ 
nend günstigen Erfolgen, zur Behandlung starrkrampf¬ 
kranker Pferde angewendet worden. Später stellten sich 
jedoch zahlreiche Mißerfolge heraus, die die günstigen Heiler¬ 
gebnisse derart überwogen, daß heute in der tierärztlichen 
Praxis die Anwendung des Heilserums bei tetanuskranken 
Pferden nur noch vereinzelt, keineswegs aber allgemein oder 
auch nur in größerer Ausdehnung erfolgt. Insbesondere haben 
die Beobachtungen in der preußischen Armee in den Jahren 1896 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




4. Mai 191G- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


213 


bis 1907 erproben, daß von insgesamt 129 starrkrampfkranken, 
mit Heilserum behandelten Pferden 85 = 66 v. H. gestorben 
sind, während die Mortalitätsziffer in den vorhergehenden 
Jahren 1881 bis 1892 (kein Heilserum) auch nur zwischen 55 
bis 67 v. H. geschwankt hat. Hiermit stimmen auch die in den 
tierärztlichen Kliniken, namentlich in der Klinik der Berliner 
Hochschule, gemachten Wahrnehmungen überein. Auch die 
neueren verstärkten Tetanussera haben sich nicht als sicher 
wirkende Heilmittel erwiesen und daher in der tierärztlichen 
Therapie auch wenig Eingang gefunden. Es kann deshalb die 
Unterlassung einer Serumeinspritzung bei einem an Starrkrampf 
erkankten Pferde als ein Verstoß gegen die anerkannten Re¬ 
geln der Tierheilkunde nicht angesehen werden. 

Ebenso wie als Heilmittel ist das Tetanus-Serum auch als 
Prophylaktikum (Schutzmittel) bei Pferden vor Operatio¬ 
nen und nach zufälligen Verletzungen, wie Nageltritten usw. 
empfohlen worden, um die Erkrankung der Tiere an Starr¬ 
krampf zu verhindern. Namentlich sind fanzösische Tierärzte 
für die vorbeugende Anwendung des Starrkrampf-Serums ein¬ 
getreten. Das Urteil über den Wert dieser Verwendungsart ist 
sehr verschieden, aber gleichfalls überwiegend ungünstig ausge¬ 
fallen. Es kommt hinzu, dati die Bewertung der Wirkung des 
Serums sehr erschwert ist durch den Umstand, daß vorher nicht 
festgestellt werden kann, ob überhaupt und in welcher Zahl die 
geimpften Pferde durch Starrkrampferreger infiziert sind, und 
daß der Starrkrampf beim Pferde im Hinblick auf die Häufig¬ 
keit der zufälligen Verletzungen eine sehr seltene Erkrankung 
darstellt. Hieraus erklärt sich, daß auch die prophylaktische 
Einspritzung des Tetanusserums bei Pferden mit zufälligen Ver¬ 
letzungen, wie Nageltritten, in der tierärztlichen Chirurgie nur 
selten zur Anwendung gelangt. Mithin verstößt auch die Unter¬ 
lassung einer prophylaktischen Serum-Einspritzung bei einem 
Pferde, das sich einen Nagel in den Huf getreten hat, nicht ge¬ 
gen die anerkannten Regeln der Tierheilkunde. 

Nach diesen Ausführungen geben wir das erforderte Gut¬ 
achten dahin ab: 

Der Kläger hat dadurch, daß er es unterlassen hat, 
dem ihm in Behandlung gegebenen Pferde, das sich 
einen Nagel in den Huf getreten hatte und an Starr¬ 
krampf eingegangen ist, eine Serum ei nspritzung zu ge¬ 
ben, gegen die anerkannten Regeln der Tierheilkunde 
nicht verstoßen. 

Berlin, den 24. November 1913. 

Königliches Landesveterinäramt. 

Unterschrift. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Kreuzungsversuche zwischen Wildkaninchen und zahmen 
Pelzkaninchen. 

Von Dr. R. Zimmermann, Bentheim. 

Die seit einigen Jahren von mir vorgenommenen oben 
angedeuteten Kreuzungsversuche wurden zu dem Zwecke 
unternommen, um ein Tier zu erhalten, das ein besseres Fell 
liefern sollte als das gewöhnliche Stallkaninchen und zugleich 
ein wohlschmeckendes Fleisch, vor allem aber eine kräftigere 
Körperverfassung und größere Widerstandsfähigkeit gegen 
Krankheiten als Stall- und Pelzkaninchen jeder Art, die durch 


planlose Inzucht in ihrer Körperbescbaffenheit und Wider¬ 
standsfähigkeit besonders gegen Seuchen meist mehr oder 
weniger stark geschwächt sind. 

Die Versuche haben bis jetzt zu folgenden Ergebnissen 
geführt: 

1. Ein grauer wilder Bock erzeugte mit zwei zahmen Pelz¬ 
kaninchenweibchen, nämlich einem französischen Silberkanin- 
chen (schwarz mit eingestreuten weißen Haaren) und einem 
deutschen Edelweißkaninchen (Albino) 10 Junge, und zwar 
4 männliche und 6 weibliche. 

Alle 10 Tiere waren von grauer Wildfarbe mit weißlichem 
Unterbauch und auch sonst im Äußern den Wildkaninchen 
ähnlich, nur im Verhältnis größer. 

Das Fleisch ist blässer als das Wildkaninchenfleisch, er¬ 
innert aber im Geschmack deutlich daran. Das Fell der Blend¬ 
linge ist weicher als das der Wilden. Von diesem Wurfe sind 
ein Bock und zwei Weibchen noch in meinem Besitze, die 
anderen teils zu Probeschlachtungen verwendet, teils zu 
Züchtungsversuchen anderweitig abgegeben. 

Die drei übriggebliebenen Tiere haben das scheue W T esen 
behalten, das alle 10 Jungtiere hatten, und das an die wilde 
Abstammung erinnert. 

2. Ein von dem wilden Bock und dem schwarzen Silber¬ 
weibchen stammender grauer männlicher Blendling erzeugte 
mit dem Albinoweibchen (sog. deutsches Edelweißkaninchen) 
4 Junge, nämlich 2 schwarze und 2 graue, von denen 2, ein 
schwarzes und ein graues am Leben sind. 

Das schwarze zeigt bereits die eingestreuten weißen Haare 
des Silberkaninchens in dem bei beiden, jetzt halbwüchsigen 
Tieren seidenartig weichen Fell. Obwohl beide dem zahmen 
Tier um eine Stufe näher, sind vsie doch ähnlich scheu wie die 
eigentlichen Blendlinge. 

3. Der zweite von demselben grauen männlichen Blend¬ 
ling • stammende Wurf des Albinoweibchens (deutsches Edel¬ 
weißkaninchen) besteht aus jetzt etwa 8 W T ochen alten Tieren, 
von denen 3 wieder schwarz sind und eins grau ist 

4. Daß die Blendlinge auch untereinander fruchtbar sind 
und sich vermehren, ist durch einen erst einige Tage alten Wurf 
bewiesen, den der oben erwähnte graue Blendlingsbock mit 
einem grauen Blendlingsweibchen erzeugt hat. Diese beiden 
Blendlinge sind Geschwister. Die Tiere befinden sich zusammen 
in einem geräumigen, nicht zu warmen, massiven Stalle mit ver¬ 
gittertem Auslauf ins Freie, wo sie sich zu jeder Tages- und 
Jahreszeit aufhalten können. 

Der ganze Ort wird von Menschen kaum gestört; damit 
dürfte es Zusammenhängen, daß die Kreuzungsprodukte ziem¬ 
lich scheu geblieben sind. 

Die Tiere sind alle sehr aufmerksam, vorsichtig und flink, 
ähnlich den Wildkaninchen und entwickeln, wenn sie gefangen 
werden, eine erstaunliche Körperkraft, die sich auch in ihrem 
auffallend großen Sprungvermögen äußert. — 

Genaue Wägungen und Messungen werden noch vor¬ 
genommen. 

Vor einiger Zeit habe ich in der von Kaninchenzüchtern 
viel gelesenen „Tierbörse“ diesen Kreisen zur Anstellung ähn¬ 
licher Versuche mit dem oben angegebenen Endzweck geraten. 



214 


No. iS. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Tagesgeschichte, 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Lentnant d. Res. A r 11i n r G r o s c h e (Studier, d. Tierärztl. 

Hochschule Dresden). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Feldunterveterinär Damm (Studier, der Tierärztl. Hochschule 

Dresden). 

Veterinär Fritz L i n d i g (Tierarzt ans Krossen). 

Veterinär Dr. Ludwig He r maus (Ti« rarzt in Hildesheim). 
Oberveterinär Dr. Hugo Marcus (stiult. Tierarzt in 

Wiesbaden) 

Veterinär Dr. J o h a n n e s S c h a a f (städt. Tierarzt in Berlin). 
Veterinär Reinhard Nuss (Tierarzt aus Rimbach). 
Veterinär Karl G i e s e (Tierarzt ans Kyritz). 

Einundneunzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 23. April bis Sonnabend, den 29. April 1910. 

An der Westfront haben unsere Truppen südöstlich 
von Haucourt und westlich der Höhe „Toter Mann“ feindliche 
Gräben genommen. Die Franzosen haben wiederholt versucht, 
diese Stellungen wieder zu erobern, aber stets ohne Erfolg. 
Zu ihren Vorstößen bei Verdun haben die Feinde seit dem 
21. Februar bereits 38 Infanteriedivisionen eingesetzt. Auch 
an mehreren anderen Stellen der Westfront ist es zu lebhafteren 
Kämpfen gekommen, besonders an den englischen Linien. Alle 
Angriffe wurden blutig abgewiesen, dagegen machten wir im 
Miuenkampf verschiedene Fortschritte. 

An der Ostfront hat Hindenburg nordwestlich von 
Diinaburg und südlich des Naroczsees die Russen angegriffen, 
die russischen Stellungen erobert und 5600 Gefangene, darunter 
56 Offiziere, 1 Geschütz, 28 Maschinengewehre und 10 Minen¬ 
werfer erbeutet. Außerdem erlitten die Russen schwere blutige 
Verluste. Deutsche Flugzeuge haben die Flugplätze von 
Dünaburg ausgiebig mit Bomben belegt. Ein Geschwader von 
10 deutschen Flugzeugen hat die russische Flugstation Papenholm 
auf der Insel Oesel bombardiert, dabei ein russisches Flugzeug 
zur Landung gezwungen. Endlich haben drei deutsche Flug¬ 
zeuge das russische Linienschiff „Slawa“ im Rigaischen Meerbusen 
mit 31 Bomben beworfen und gute Treffer erzielt. An den 
übrigen Teilen der Ostfront herrschte im allgemeinen Ruhe. 

An der italienischen Front sind erbitterte 
Kämpfe zu verzeichnen. Die Italiener haben den Gipfel des 
Ool di Lana in ihre Hand gebracht. Die österreichich-ungarischen 
Truppen haben aber einen Grat, der vorübergehend verloren 
gegangen war, wieder erobert und gegen alle italienischen 
Angriffe fest behauptet. Der Gipfel des Col di Lana wird von 
der österreichich-ungarischen Artillerie dauernd unter Feuer 
gehalten. Bei Selz drangen die Italiener in österreichische 
Gräben ein, wurden aber alsbald wieder herausgeworfen. Im 
Sngana-Abschnitt haben sie mehrere Stellungen räumen müssen, 
in denen die Österreicher größere Mengen Kriegsmaterial 
erbeuteten. 

Im Nordseegebiet haben bedeutsame Kämpfe zur 
See und in der Luft stattgefnnden. Am 24. April erschienen 
zahlreiche englische Seestreitkräfte vor der ffanderischen Küste. 
Fnsere Schiffe griffen trotz der Überlegenheit des Gegners 
sofort an, hinderten seine Arbeiten und zwangen ihn, das Ge¬ 
biet der ffanderischen Küste wieder zu verlassen. Ein eng¬ 
lischer Torpedobootszerstörer wurde schwer beschädigt; ein 
englischer Hilfskreuzer versenkt. Unsere Seestreitkräfte kehrten 
unbeschädigt zurück. Am 25. April haben unsere Hochsee¬ 
schiffe wichtige Anlagen an der englischen Küste und dabei 
auch englische Schiffe angegriffen. Ein englischer Torpedo- 
bootszei störer und zwei englische Vorpostenschiffe wurden ver¬ 
senkt, darunter der englische Fischdampfer „King Stephen“, 
der sich seinerzeit weigerte, die Besatzung des deutschen Luft¬ 


schiffs ,,L 19“ aus Seenot zu retten. Auch von diesem Unter¬ 
nehmen sind unsere Schiffe unverletzt zurückgekehrt. In der 
Nacht zum 25. April griffen Marineluftschiffe die östlichen 
Grafschaften Englands mit Erfolg an, während am selben Tage 
andere Marineflugzeuge die Hafenanlagen von Dünkirchen mit 
Bomben bewarfen. In der Nacht zum 27. April wurden Hafen- 
und Bahnanlagen von Margate von uns angegriffen und in der 
gleichen Nacht vernichteten unsere Vorpostenschiffe an der 
Doggerbank ein englisches Bewachnngsschiff und brachten einen 
englischen Fischdarapfer als Beute ein. 

An der Kaukasusfront ist es den Russen nicht 
gelungen, weiter vorzudringen. Am rechten Flügel haben die 
Türken die Russen zurückgeworfen. 

Am 30. April hat die Besatzung von Kut el Amara 
sich den Türken ergeben müssen. Über 13 300 englische 
Soldaten sind zu Gefangenen gemacht. Dabei haben die Türken 
nicht nur einen militärischen Erfolg von hoher Bedeutung er¬ 
rungen, sondern einen Sieg, der von wesentlicher moralischer 
und politischer Tragweite für die mohammedanische Welt sein 
dürfte. N. 

— Geheimer Regierungsrat Dr. Ncvermann, Vortragender 
Rat im Ministerium für Landwirtschaft in Berlin, ist zum Geheimen 
Ober-Regierungsrat ernannt worden. 

Nachruf. 

Am 19. April d. J. entschlief sanft der Königliche Oberstabs¬ 
veterinär und städtische Tierarzt a. D. Heinrich Trogisch 
im 80. Lebensjahre. Wir verlieren in dem Dahingeselredenen 
unser ältestes Mitglied, das sich stets mit besonderem Interesse 
und regstem Eifer an den Sitzungen und sonstigen Veranstaltungen 
unseres Vereins beteiligt hat Wir werden sein Andenken allezeit 
in Ehren halten. Die Tierärztliche Gesellschaft zu Berlin. 

I.A.: Dr. Dudzus, I. Schriftführer. 

Tom Veterinärofflzierkorps. 

Nach § 66 der Militär-Veterinär-Ordnung v. 17. 5. 10 sind 
Veterinäroffiziere, wenn sie einer detachierten Formation zu¬ 
geteilt sind, dem Führer dieser Formation unterstellt Der 
Krieg hat es mit sich gebracht, daß zu Führern derartiger 
Formationen Feldwebelleutnants ernannt wurden, die somit 
wenn auch nur formell, Vorgesetzte von Veterinäroffizie^en 
werden können. Es wäre erwünscht daß durch eine entr 
sprechende Verfügung dieser Sache Rechnung getragen und 
Abhilfe geschaffen würde. Die neue Kabinettsorder v. 6. März 
d. Js., betr. die Ernennung von Kandidaten der Veterinär¬ 
wissenschaft zu „Feldhilfsveterinären“, zeigt den künftigen 
Tierärzten gegenüber ein so großes Entgegenkommen, daß 
wohl auch die älteren hoffen dürfen, die geschilderte Uneben¬ 
heit beglichen zu sehen. H. 

Erlaß des k. k. österreichischen Kriegsminlsteriiims betr. katarrhallsobe 
Lungenentzündung (BronohepneumMle) der Pferde. 

„Seit Kriegsbeginn treten unter den Militärdienstpferden im 
Anschlüsse an die Influenza catarrhalis oder in Verbindung mit Er¬ 
krankungen der oberen Luftwege Fälle von Bronchitis und von 
katarrhalischer Lungenentzündung (Bronchopneumonie) in ge¬ 
häufter Zahl auf. 

Diese katarrhalische Lungenentzündung wird nicht selten mit 
der Brustseuche verwechselt, und es wird alsdann zu ihrer Behand¬ 
lung Neosalvarsan angewandt. Ein solches Vorgehen ist indessen 
nicht nur gänzlich nutzlos, sondern es verursacht, da das Salvarsan 
bei der katarrhalischen Lungenentzündung durchaus unwirksam ist, 
sehr hohe Kosten, die bei vorsichtiger Diagnosestellung erspart 
werden können. 

Zur Unterscheidung der beiden einander zwar ähnlichen, jedoch 
bei genauer klinischer Untersuchung kaum zu verwechselnden 
Krankheiten werden nachstehend die hauptsächlichsten Kenn¬ 
zeichen dieser katarrhalischen Bronchopneumonie, die in vielen 




4. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


215 


Fällen «inen sehr schweren und oft tödlichen Verlauf nimmt, im 
Vergleich mit den Symptomen der Urustseuche in Erinnerung ge¬ 
bracht: 

13 r u s t s e u c li e. 

Akuter, typischer Verlauf, gekennzeichnet durch drei Stadien. 

1. Stadium: hochgradiges, meist rasch ansteigendes Fieber; Gelb-, 
färbung oder schmutzigrote Färbung der Schleimhäute, tympani- 
tischer Perkussionsschall; erhöhte Puls- und Atemfrequenz, zu¬ 
weilen Husten; allgemeine Hinfälligkeit, gestörte Freßlust, Muskel- 
seliwäche. 

2. Stadium (beginnend nach 2 bis 3 Tagen): Fieber auf der 
Höhe; rostfarbiger Nasenausfluß, gedämpfter Perkussionsschall, 
Atmungsgeräusche nicht hörbar oder bronchiales Atmen. 

Im Palle des Vorliegens einer Brustfellentzündung horizontale 
Abgrenzung des Perkussionsschalles, Reibegeräusche, unterdrücktes 
oder bronchiales Atmen. 

3. Stadium (Lösungsstadium), nach 7 bis 8 Tagen: Absinken 
der Temperatur zur Norm, tympanitischer Perkussionsschall, Rassel¬ 
geräusche; wesentliche Besserung des Allgemeinbetindens. 

Bronchopneumonie. 

Chronischer, unregelmäßiger Verlauf. 

Antänglich hochgradige Temperatursteigerung; im weiteren 
Verlaufe der Krankheit vielfach Temperaturschwankungen. 

Katarrhaliche Erkrankung der Nasen- und Augenschleimhaut 
(Rötung, schleimig-eitriger Ausfluß), mäßige Schwellung der Kehl- 
gangslympbdrüsen. 

Husten häufig und nicht selten anfallsweise. 

Hochgradige Atembeschwerde (starke Nüstern- und Flanken¬ 
bewegung; Atmung bei vorgeschrittener Krankheit geradezu pum¬ 
pend); diese Atembeschwerde ist das hervorstechendste Symptom, 
Perkussionsergebnis häufig negativ; zuweilen sind kleinere, um¬ 
schriebene Dämplungsbezirke, namentlich in den unteren Ab¬ 
schnitten des Perkussionsfeldes, in seltenen Fällen ausgedehntere 
Dämplungsbezirke nachweisbar. Beim Behorchen der Lungen zu 
Beginn der Krankheit sehr verschärftes, vesikuläres Atmen mit 
wenigen Rasselgeräuschen; später Vorherrschen von zahlreichen, 
teils feuchten, teils trockenen Rasselgeräuschen. 

Verlauf der Krankheit häufig tödlich. Störungen des Allgemein¬ 
befindens, der Freßlust, der Herztätigkeit und des Pulses treten 
erst bei vorgeschrittener Krankheit auf. 

Im übrigen empfiehlt es sich, Pferde, die ah katarrhalischer 
Lungenentzündung erkrankt sind, möglichst frühzeitig außer Dienst 
zu stellen, sie von den übrigen Pferden abzusondern und in reine, 
gut ventilierte, zugfreie Stallungen zu bringen. Nach Lage des 
Falles ist eine symptomatische Behandlung durchzuführen.“ 

(Nach Mitt. des Ver. bad. Tierärzte.) 

Tierhaltung seltene der Soldaten. 

Aus dem Felde ist darauf hingewiesen worden, daß bei dem 
Stellungskriege von den Truppen vielfach Haustiere zu Nutzungen 
gehalten werden. Wiederholt haben sich Kollegen an die Schrilt- 
leitung mit dem Ersuchen gewandt, möglichst kleine und nach 
praktischen Gesichtspunkten geschriebene und vor allem billige 
Bücher namhaft zu machen, die man den Soldaten zur Förderung 
der Aufzucht und Haltung von Tieren in die Hand geben .könne. 
Es handelt sich dabei in erster Linie um die Schweinehaltung, bei 
der auch Küchenabfälle verwertet werden sollen, und um Geflügel. 
Erwünscht wäre, daß auf geeignete Schriften von zuständiger 
Stelle aufmerksam gemacht wird oder Flugblätter verbreitet wer¬ 
den. Vielleicht eignen sich die folgenden kleinen Bücher: 

Schweinezucht und -haltung. Von Tierzuchtinspektor Dr. F o r g w e r, 
Dresden. Theod. Thomas Verlag in Leipzig. Preis 60 Pf., geb. 85 Pf. 

Wie können Hühner zweckmäßig und billig gefüttert werden? Von 
G. W i e n i n g e r , Konsulent für Geflügelzucht im k. k. Ackerbauministe¬ 
rium. Preis 25 Pf. — Wie gewinnen wir billig Enten und Gänse? Von 
G. W i e n i n g e r. Preis 50 Pf. — Verlag der L. V. Endersschen Kunst- 
anstalt Neutjtsehein, Wien, Leipzig. Ratgeber Bibliothek. Mein-Sonntags- 
blatt, Nr. 3 (Hühner) und 18/19 (Enten und Gänse). 

Rechtsfragen Im Kriege. 

(Anfragen.) 

1. Seit Beginn des Krieges sind meine Rechnungsbücher etc. 
verpackt und ist alles ohne Aufsicht. Es war mir nicht möglich, 
Rechnungen von 1914 und zum Teil auch von 1913 zu schicken. Ist 


bei sämtlichen Forderungen von 1913 und 1911 die Verjährung 
aufgeh oben? 

2. ln einem Konkurse habe ich eine Forderung aus dem Jahre 
1914 jetzt im Februar 1916 angemeldet. Der Konkursverwalter 
lehnt die Forderung ab, da nach § 61, Nr. 4 der Konkursordnung 
Forderungen der Tierärzte nur das Vorrecht erhalten, wenn sie 
aus dem letzten Jahre vor der Eröffnung des Konkurses stammen. 
Der Konkurs ist im Januar 1916 eröffnet worden. Ich war aber 
seit August 1914 beim Militär. 

Antworten: Zu T. Vgl. der Artikel B. T. W., 1914, Nr. 51, 
S. 823. j 

Zu II. In dem vorstehend geschilderten Falle scheint nichts zu 
machen zu sein. Nach § 61, Nr. 4, Konk. 0. sind nur solche Forde¬ 
rungen der Tierärzte bevorrechtigt, die aus dem letzten Jahre 
vor Eröffnung des Verfahrens stammen. Der Wortlaut des Ge¬ 
setzes ist nicht mißzuverstehen und läßt keine andere Auslegung zu. 
Über den Termin der Anmeldung sagt die Konk. 0. mit Aus¬ 
nahme des § 138 nichts. Dieser wird von Fall zu Fall vom Kon¬ 
kursverwalter bestimmt. Die Tatsache, daß der Tierarzt seit August 
1914 eingezogen ist, ist belanglos, denn er hat ja seine Forderung 
rechtzeitig angemeldet. Das Gesetz zum Schutze der infolge des 
Krieges an der Wahrnehmung ihrer Rechte behinderten Personen 
vom 4. 8. 14. greift also hier nicht Platz. Anders wäre es natürlich, 
wenn der Tierarzt infolge seiner Einberufung an der Anmeldung 
seiner Forderung verhindert worden wäre. Dr. S t e i n - Leipzig. 

— Zum Überseetrantport „von Armoepferdeh. Nach „Memor. des 
Art.“ wurde der Nachschub an Pferdematerial für England und 
Frankreich hauptsächlich aus Argentinien gedeckt. Während einiger 
weniger Monate verließen 210GU Pferde die dortigen Häfen. Ihr 
Ankaufspreis betrug 120—130 Pesos (216—243 M.). Weiteres Material 
lieferten die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien. Über die 
Transporteinrichtungen für die Tausende von Pferden wird be¬ 
richtet, daß jedem Pferde so viel Raum zugewiesen wurde, daß es 
sich bequem legen konnte. Eine Serie von je 15 Pferden wurde durch 
eine Gasse getrennt, die liir die tägliche Morgenbesichtigung aus¬ 
genutzt wurde. Wasser gab man täglich um 7 und 9 Uhr vormittags, 
um 4 Uhr nachmittags und 9 Uhr abends. Jedes Pferd wurde 
während des Transports täglich etwa 10 Minuten in einer Bahn 
bewegt, für je 300 Pferde waren hierfür 70 M&nn bemessen. Nach 
vier- bis fünfwöchiger Seefahrt (Australien) machte sich bei den 
Pferden eine Übermüdung unangenehm bemerkbar, der durch Unter¬ 
spannen von Haltedecken und dgl. entgegengearbeitet wurde. 

Brt 

— Den französischen Arzneimittelhandel bespricht eine längere 
Abhandlung, die Tierarzt Dr. J. A. Hoffmann -Ziegenhals im 
„Drogenhändler” (Berlin), der amtlichen Zeitschrift des 
Deutschen Drogisten-Verbandes und des Internationalen Drogisten- 
Bundes, veröffentlicht. Der erste Artikel in Nr. 24 beschäftigt sich 
mit dem Großhandel. Dieser steht seit einigen Jahren in Frank¬ 
reich in vollständiger Abhängigkeit von dem großen chemisch¬ 
pharmazeutischen Fabrikantensyndikat. Ais Mittel dazu, Genossen 
zu werben, dienen eine geschmackvolle Aufmachung und Ver¬ 
packung der Fertigpräparate und Spezialitäten, eine lebhafte und 
geschickte Reklame und ziemlich hohe Rabatte für Großdrogisteu 
und Apotheker. Die Rabattauszahlung geschieht nach einem bis ins 
kleinste fein ausgedaebten, etwas umständlichen Tikettsystem, 
dessen beträchtliche Unkosten natürlich auf den Einzelstandpreis 
der Waren fallen, erst nach erfolgtem Verkauf und erstreckt sich 
nicht auf die Ausfuhr nach anderen Ländern. Die Einfuhrerlaubnis 
nach Frankreich besitzen dank außergewöhnlicher Fürsprache nur 
einige wenige chemisch-pharmazeutische Firmen in Italien, England 
und Amerika, die dadurch mit Leichtigkeit ihre sog. internationalen 
Reklame-, Geheim- und Schwindelmittel loszuwerden verstehen. Im 
zweiten Artikel in Nr. 26 werden die Zustände des Klein¬ 
handels erörtert. Er liegt wie bei uns in Händen der Apotheker 
und Drogisten, nur mit dem Unterschied, daß nach Maßgabe der 
strengen pharmazeutischen Gesetzgebung der Republik in Frank¬ 
reich der Apotheker geradezu allmächtig ist, während der Drogist, 
der nach den wenigen Waren, die er zu verkaufen berechtigt ist, 
sich Herborist oder Spezerist nennt, fast nichts zu sagen hat und 
in der Öffentlichkeit eine recht untergeordnete Stellung einnimmt. 


216 BERLINER TIERÄRZTLICHE W0CI1ENSCHBIFT. No. 18. 


Dafür isl nlu*r im Gogrnsnlz zum DrOgistm der Ajmllirkrr geschäft¬ 
lich durchaus Sklave seines Großfübrikanton und vom Syndikat in 
jeder Weise abhängig', so daß von der Selbständigkeit und Frei¬ 
heit seines Berufes, die auch in der Niederlassungsfreiheit sofort 
nach der Approbation zum Ausdruck kommt, in Wirklichkeit nicht 
mehr viel übrig bleibt. Der Handel arbeitet größtenteils geschickter, 
schon weil er älter ist als der deutsche, aber einen V e r g 1 e i e h 
mit dem deutschen Arzneimittelwesen hält das 
französische in keiner Weise au s, u n d n a c h w i e 
vor b 1 e i b t d i e d e u t s c h e e h e m i s eh -pharm a z e u - 
tische Wissen s c h a f t, T e c h n i k und ln d u s t r i e, w i e 
e s auch der Krieg bewiesen hat, die ersteund b e s t e 
inderganzen Welt. Die Veröffentlichung des Verfassers bildet 
eine Ergänzung und Abrundung seiner Ausführungen über Kur¬ 
pfuscherei und Geheimmittel wesen in Frankreich in Nr. 4 und 5 der 
B. T. W. 1916. 

— Italienische Arzneien. Unter der Beute, die den bulgarischen 
Truppen in Nisch in die Hände fiel, befand sich auch eine größere 
Menge von Arzneimitteln, die von Italien an Serbien geliefert 
worden waren. Die angestellte Untersuchung führte zu dem über¬ 
raschenden Ergebnis, daß die Arzneimittel in einer Weise gefälscht 
waren, wie man es bisher noch nicht beobachtet hatte. Die Auf¬ 
machung der Arzneimittel war die übliche elegante. In Chinin¬ 
pastillen war kein Chinin enthalten, statt Kalomel war schwefel¬ 
saurer Kalk geliefert worden, statt salizylsauren Natriums Natrium 
biearbonicum u. dgl. m. 

— Apotheken in • Rußland. Der Landwirtschaftsminister ha 
laut „Birshewija Wjedomosti“ an den Handelsminister ein Schreiben 
gerichtet, in dem er die Einführung eines Apothekenmonopols be¬ 
fürwortet, um dadurch eine größeie Entwicklung ues Apotheken- 
betriebes und der Heilmittelfabrikation zu erzielen. Gleichzeitig 
übersandte das Landwirtschaftsministerium eine Denkschrift, in der 
auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, Rußland vom Auslande 
in bezug auf die Heilmittelfabrikation unabhängig zu machen. 

In einem Moskauer Blatte findet sich eine Liste der 
Preise für die wichtigsten Arzneimittel die auf den in Rußland be¬ 
stehenden Mangel an chemischen Produkten ein scharfes Licht wirft. 
Die Preise beziehen sich auf die Ankäufe, die von großen Hilfsaus¬ 
schüssen gemacht wurden. Im Kleinverkaufe bezahlt die Bevölke¬ 
rung mindestens das Doppelte, gelegentlich sogar das Vierfache des 
für den Großhandel geltenden Preises. 

Der Preis für 1 Kilogramm betrug in Rubel z. B. für: 

Vor dem Oktober 

Kriege 1915 


Aspirin . 2,06 24.85 

Bromkali. 2,44 15,- 

Kokain . 83,90 346.50 

Salizyl . 1,98 22,72 

Sublimat. 2,50 10,01 

Chinin . 24, - 57,96 


Die Preise sind im Laufe* des Winters vermutlich noch ge¬ 
stiegen, obwohl die chemische Industrie in Rußland neuerdings 
einige Arzneimittel herstellt. 

Die russischen Apotheken vertreiben, teils um den Mangel 
an Arzneimitteln auszugleichen, teils in Umgehung der Anordnun¬ 
gen zur Einschränkung des Alkoholgenusses in auffälliger Menge 
Spiritus. Im letzten Jahre haben in Petersburg 150 Apotheken 
etwa 80 000 Eimer zu je 16 Liter Spiritus abgegeben, die kaum 
nur zu Arzneizwecken gedient haben. 

— Königl. Tierärztliche Hochschule in Dresden. Die Professoren 
der Tierärztlichen Hochschule haben den im Felde stehenden An¬ 
gehörigen der Hochschule (Dozenten und Studenten) als Ostergruß 
eine kleine Schrift übersandt, die in kurzen Zügen über die durch 
den Krieg herbeigeführten Verhältnisse an der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule, über wichtige und entscheidende Ereignisse an der Hoch¬ 
schule in den Kfiegsjahren, sowie darüber Auskunft gibt, wie der 
einzelne Angehörige der Hochschule zu seinem und die Hochschule 
selbst zu ihrem Teile an den Aufgaben dieser großen Zeit mit¬ 
gewirkt haben. Es geht u. a. daraus hervor, daß über 90 Proz. 
der Studenten der Tierärztlichen Hochschule im Felde stehen; 
10 von ihnen, sowie ein Dozent haben den Tod fürs Vaterland auf 
dem Felde der Ehre gefunden. 

— Kriegsausstellungen. Das Zentralkomitee der Deutschen 
Vereine vom Roten Kreuz hatte im Einverständnis mit dem 
Königlich Preußischen Kriegsministerium in den Ausstellungs¬ 
hallen am Zoologischen Garten in Berlin eine Ausstellung ver¬ 
anstaltet, in der ein Teil der Kriegsbeute aus Ost und West nach 


sorgsam getroffener Auswahl der Öffentlichkeit zugänglich gemacht 
wurde. Kim* Kriegsausstellung wurde auch in Darmstadt, Karls¬ 
ruhe und Mannheim veranstaltet. In Hamburg wird Ende Mai eine 
gleiche Ausstellung eröffnet werden, an der sich auch die wissen¬ 
schaftlichen Kreise durch Vorführungen beteiligen. Auch Dresden. 
Schwerin. Breslau und Stuttgart bereiten Kriegsausstellungen vor. 


Bücherbesprechungen. 

— Lehre vom Exterieur des Pferdes oder von der Beurteilung des 
Pferdes nach seiner äußeren Form, bearbeitet von Dr. Franz Müller, 
K. u. K. Hofrat, emer. Studien-Direktor und Professor des K. u. K. Militär- 
Tierarznei-Instituts zu Wien. 8. Auflage. Mit 28 Holzschnitten und der 
Abbildung eines Original-Araber-Hengstes und eines Pferdeskelettes. Wien 
und Leipzig. Wilhelm Braumüller. 1916. Preis: 6 Kronen oder 5 Mark. 

Hofrat Prof. Müller gliedert sein Buch in 1. Allgemeine Verhält¬ 
nisse in bezug auf (las Geschlecht, die Rasse, die Größe, die Farbe, Ab¬ 
zeichen und das Alter des Pferdes oder das Nationale, 2. Besondere Be¬ 
trachtung der einzelnen Körpergegenden, 3. Von der Stellung und Bewe¬ 
gung des Pferdes, den üblvn Gewohnheiten, der Art der Untersuchung und 
der Auswahl zu verschiedenen Dienstverrichtungen. Der Verfasser be¬ 
tont, daß sein Werk keinen Anspruch darauf macht, vollkommen er¬ 
schöpfend zu sein, daß es ein Hilfsmittel für den Unterricht sein und 
zum .Selbststudium dienen soll; nur nach diesen beiden Richtungen möge 
es beurteilt werden. W'enn ein Buch in 8. Auflage erscheint, so ist es über 
jede Empfehlung erhaben; es hat die Feuerprobe bestanden. Wenn trotz¬ 
dem dem Kritiker einige Worte und Wünsche gestattet sind, so sind es 
die folgenden: 

1. Die Einteilung in Paragraphen ist nicht mehr zeitgemäß. 

2. Ein unvollständiges Literaturverzeichnis hat wenig Wert. 

3. Ein Sachverzeichnis möchte kein Leser missen. 

4. Ob das Titelbild und die Abbildung des Pferdeskeletts nötig sind, er¬ 
scheint zweifelhaft. 

5. Manche Kapitel möchten der Neuzeit entsprechend ergänzt bzw. um- 

gearbeitet werden; so ist mir folgendes aufgefallen: 

a) Der Shire ist wichtiger als der Clydesdale. 

bj Der Goldene Schnitt hat praktische Bedeutung nicht erlangt. 

c) Über das Scheren und das Absengen der Pferde hat man jetzt 
andere Ansichten. 

d) Bei den Haarfarben fehlt die Übersichtlichkeit; den wichtigen 
und häufigen Braunschimmel vermisse ich ganz, der Schwarzfuchs 
steht sehr im Hintergrund. Über den Sclwarzbraunen haben wir 
andere Ansichten. 

e) Die deutschen Brandzeichen fehlen ganz. 

f) Die alten anatomischen Bezeichnungen müssen den neuen Platz 
machen. 

g) Die deutschen Gewährsmängel fehlen ganz. 

Das sind jedoch alles Kleinigkeiten, die den Wert des Buches nicht 
herahsetzen können. Der Unterzeichnete Kritiker hat das Werk mit 
großem Interesse gelesen, es enthält manches aus früheren Jahren, was 
wir nicht vergessen dürfen. Prof. Dr. E w. Weber, Dresden. 

Neue Eingfinge. 

— Grundriß der klinischen Diagnostik der inneren Krankheiten der 
Haustiere. Von Dr. B. Malkmns, Professor der Pathologie und Di¬ 
rektor der medizinischen Klinik an der Tierärztlichen Hochschule 
in Hannover. Sechste Auflage. Mit 67 in den Text gedruckten Abbildun¬ 
gen und einer Farbentafel. Leipzig, 1916. Dr. Max Jäneeke, Verlagsbuch¬ 
handlung. Preis gebunden 6 Mark. 

— Jahresbericht über das Veterinärwesen im Grofiherzogtum Oldenburg 
für das Jahr 1913. Zusammengestellt im Aufträge des Großherzoglichen 
Ministeriums des Innern aus den Jahresberichten der beamteten Tierärzte 
von Veterinärrat Dr. L. Greve, Landesobertierarzt. Oldenburg. 1916. 
Druck von Ad. Littmann, Hoflieferant. 

— Bericht über das 16. Geschäftsjahr der Coburgschen Landes-Vieh- 
Versicherungsanstalt. (Vom 1. Mai 1914 — 31. Oktober 1915). Druck der 
Dornheiinschen Hofbnchdrnekerei, Uoburg. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Ritterkreuz 
L Kl. mit Schwertern des Württembergischen Friedrichsordens: 
dem Stabsveterinär Friedrich Klaeger , Oberamtstierarzt in Sulz. — 
Die Großh. Hessische Tapferkeitsmedaille: dem Veterinär Reinhard 
Nuß aus Rimbach. — Die Peruer Medaille in Silber für Verdienste 
auf dem Gebiete des Tierschutzes: dem Veterinärrat Dr. Tempel in 
Chemnitz. 

Ernennungen: Geheimer Regierungsrat Dr. Ncrermann , Vor¬ 
tragender Rat im Ministerium für Landwirtschaft in Berlin, zum 
Geheimen Ober-Regierungsrat. — In die Zivil Verwaltung für Russisch- 
Polen berufen als Kreistierarzt des Kreises Turek der städt. Tierarzt 
Dr. Franz Brücklmagr in Dresden, Schlachthofinspektor Friedrich 
WentÜ zum Schlachthofdirektor in Könitz. 

Niederlassungen: Die Tierärzte Engelbertx in Dortmund und 
Pfleger in Bad Sachsa. 

Todesfälle: Tierarzt Hertmann in Wellendingen, Tierarzt Mauß- 
hardt in Wilgartswiesen (Bayern), Kreistierarzt a. D. Rudolf Heller 
in Breslau (Schles.), Kreisveterinärarzt a. D. Dr. Karl Markowitx in 
Mainz (Großh Hess.). 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. I’n.f. (ilage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Srhoetz in Berlin. 

Drin k von W. Büxenstein, Berlin. 








Die berliner TierXritlicbe W©cben*cbrlfl ft erscheint 
wöchentlich im Verlage tob Richard Schoe.x in 
Berlin SW. 48, Wilhelmitr. 10. Durch jedes deutache 
rostamt wird dieselbe tum Preise ton M. 5,— viertel- 
jfihrlich (auat chließlicb Bestellgeld) geliefert (Oster* 
reichliche Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 574. Ungarische 
Nr. 85.) Kinzeinummern 60 Pf. 


Berliner 


örlfpnalboltr.'ige werden mit 50 5fV., In Petitaal* irtlt 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte. 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen be'iebe man 
zu senden an Professor Olage. Hamburg, Osterstr. 2*; 
Korrekturen, Rezensions-Exemplare und Annoncen 
dagegen an dio Verlagsbuchhandlung von 
Richard Schoett, Berlin SW. 48, Wilhelmstr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. a D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr Lothes Geh. Obcr-Regiernngsrat Dr. Nevermann 

Hamburg. Referent i. Reichs Kol.-Amt in Berlin. in Mtilbausen i. K. in Cöln. Vortrag. Kat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landeatlerarzt für Hamburg. iu Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dre den. Professor iu Frei b irg. 

Obcr-Med.-Rat Dr. J.Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierungsrat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst, d. Kais. Bakt. Inst., Gainaras, D.S. W.-A Stadt-Tierarzt m Hamburg. Professor in München. Mit 1. d. iCals. Gesundheitsamts In Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zündel 

Professor in Budapest. Lande*tierar«,von Elsaß-Lothringen. 

_ Verantwortlicher Schriftleiter: i; V-, Prof. Glage. _ 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 19 . Ausgcgeben am 11. Mai. 


Inhalt: Knuth: Ein Fall von Hautbluten beim Rind e. — Rahne: Starke Impfrotlaufverluste im Sommer 1915 
nach Verwendung des Susserins. — Schmitt : Vergiftungen durch L o 1 i u m temulentum. — Thomsen : 
Untersuchungen über die Diagnose des infektiösen A b o r t u s beim Rinde (Fortsetzung). — Referate: 
(i regerson: Untersuchungen über die desinfizierende Kraft der desinfizierenden Stoffe im Verhältnis zu ihrer Konzentration. — 
0 ö r i g : Behandlung der Brustbeule. — Sarkom der Niere. — G ö r i g: Hämoglobinämie. — Breuer: Die Beurteilung des 
Fleisches nach Tuberkuloseimpfungen. — Staatsveterinärwesen: Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Zusammenstellung 
der Kriegserfahrungen mit Futterstoffen. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Zweiundneunzigste Kriegswoche. — 
Bach: Beschaffung von Beiträgen für die Kriegsfürsorgeeinrichtungen der Tierärzte. — Verschiedenes. — Personalien.— 
Vakanzen. 


(Aus der Tropenabteilung des Hygienischen Instituts der Königl. 

Tierärztlichen Hochschule zu Berlin.) 

Ein Fall von Hautbluten beim Rinde. 

Von Prof. Dr. P. Knuth. 

Mit 8 Abbildungen. 

Am 27. September 1908 zeigte mir Herr Repetitor Dr. 
Langer (jetzt Kreistierarzt in Nimptsch) eine in den Stall 
der ambulatorischen Klinik hiesiger Hochschule eingestellte, 
aus Schönwaldo, Kreis Niederbarnim, stammende weißrote 
Kuh. Auf ihrer Haut, besonders an den Ohren, in der Wider¬ 
ristgegend, am Euter und am After waren zahlreiche linsen- bis 
fünfpfennigstückgroße teils einzeln liegende, teils konfluierende 
runde bis peitschenstrichförmige, senkrecht verlaufende, 
schwarzrote Stellen zu sehen, an denen die Haare durch mehr 
oder weniger eingetrocknetes Blut verklebt waren. An einigen 



Fig. 1. Oanxe Kuh. 


Stellen sickerte auch noch Blut aus der Haut hervor. Der 
Befund möge durch die nebenstehenden Photographien, die von 
Herrn R. U e b e 1 aufgenommen worden sind, weiter erläutert 
werden. An einer etwa handflächengroßen Stelle des Wider¬ 


ristes, an der die Haare abgesclioren waren, bemerkten wir 
ferner zahlreiche punktförmige bis erbsengroße Blutungen in 
die Haut. Ähnliche kleinere Blutungen waren auch in die Sklera, 
in die Nasen- und Scheidenschleimhaüt und in die Haut des 
Euters erfolgt. Das rechte Auge trat stärker hervor als das 



Fig. 2. Kopf. 


linke und schien größer zu sein. Es wurden 120 Pulsschläge in 
der Minute gezählt. Die Mastdarmtemperatur war nicht erhöht. 
Im übrigen ist an der Kuh nichts Krankhaftes weiter festge¬ 
stellt worden. 

Nach dem Vorbericht soll die Kuh nur im Stalle gehalten 
worden sein. Das Hautbluten sei eines Tages bemerkt worden, 
ohne daß dazu anscheinend eine besondere Veranlassung Vor¬ 
gelegen habe. 








2 18 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 10. 


Am 27. September untersuchte ich zunächst Blut, das mit¬ 
tels Einschnittes in die Haut des Widerristes entnommen war. 
Später wurden auch Ausstriche vom Jugularvenen- und vom 



Fig. Ohr. 


Ohrblute angefertigt. Alle Präparate wurden nach Giemsa 
gefärbt. 

Der Befund war folgender. Man sah sehr viele polychro¬ 
matophil gefärbte und viele basophil gekörnte Erythrozyten 
sowie viele Poikilozyten. Außerdem lag Anisozytose vor, ein 
Befund, der allerdings beim Rinde nicht selten ist. In einigen 
Normozyten befand sich ein — seltener zwei — rotviolett bis 
rotschwarz gefärbte Körnchen von verschiedener Größe, die 
nach Schilling-Torgau alsKernkugeln aufzufassen sind. 


} -V W / . 

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Fig. 4. Hinterteil mit Enter. 

Mikrofilarien oder Protozoen irgend welcher Art wurden 
nicht gefunden. 

Bei den am 30. September, 3., 5., 8. und 15. Oktober vor¬ 
genommenen Blutuntersuchungen war der mikroskopische Be¬ 
fund ein ähnlicher. Als auffallendes Krankheitssymptom be¬ 
merkten wir am 3. Oktober eine starke Nachblutung aus einer 
kleinen Schnittwunde am Ohrrande, die wir zum Zweck der 
Blutentnahme gesetzt hatten. 

Eine von Herrn Dr. du T o i t an aufbewahrten gefärbten 
Blutausstrichen der Kuh nachträglich vorgenommene Differen¬ 
tialzählung ergab folgendes Resultat: 

I 0,5 Proz. Myelozyten, 

| 5 „ Metamvelozyten, 

1 roz.. ge B Stabkernige neutrophile Leukozyten, 

I 19,5 „ Segmentkernige neutrophile Leukozyten, 


1,0 Proz. Basophile Leukozyten, 

43 „ Lymphozyten, 

5 „ Monozyten (große Mononukleäre und Übergangs- 

formen E h r 1 i c h). 

Außerdem wurden in den Präparaten ein eoginophiler Myelozyt, 
zahlreiche Normoblasten (etwa 7 auf 100 weiße Blutkörperchen), 
vereinzelte Megaloblasten und ein Erythroblast gesehen. 

Diese nach dem Schema von Schilling-Torgau vor¬ 
genommene Differentialzählung ergibt also eine ausgesprochene 
Verschiebung des Blutbildes nach links 
(Arneth): mit anderen Worten, es'liegt ein regeneratives 
Blutbild vor, was ja auch aus den Befunden an den roten 
Blutkörperchen erhellt. Bemerkenswert ist noch, daß die eosino- 



Fig. 5. Hinterteil mit Scheide. 


philen Leukozyten fast vollständig aus dem Blute verschwun¬ 
den (ein einziger eosinophiler Myelozyt wurde gesehen) und 
daß die basophilen Leukozyten in normaler Zahl vorhanden 
sind. 

Veränderungen des Blutes, wie wir sie bei dieser Kuh fest¬ 
gestellt haben, kommen mehr oder weniger bei sehr verschie¬ 
denartigen Krankheiten vor. Sie stellen also nichts Spezifisches 
vor. Immerhin schien es zweckmäßig, diesen Blutbefund zu 



Fig. G. Scheide. 

veröffentlichen, da gerade hierüber in der Literatur überhaupt 
noch keine Angaben vorliegen. 

Am 27. September wurde Blut der Kuh einem Bullen, 
2 Kaninchen, 2 Meerschweinchen und 2 weißenMäusen-unter die 
Haut gespritzt. Von diesen Tieren starben am 22. Oktober 
1 Meerschweinchen, am 30. Oktober 1 Kaninchen und am 
5. November 1 Kaninchen. Die Sektionsbefunde und 
Blutuntersuchungen ergaben nichts Wesentliches. Die 









11. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


‘219 


Todesursache ist nicht genügend aufgeklärt worden. Da 
aber auch in den überlebenden Versuchstieren keine Verände¬ 
rungen im Blutbilde oder sonstige Krankheitserscheinungen 
aufgetreten sind, so muß angenommen werden, daß eine Über- 



Fig. 7. Blutausstrich aus der rena jugularis. 


tragung des in der Kuh etwa vorhandenen Krankheitserregers 
auf die kleinen Laboratoriumstiere ebensowenig erfolgt ist wie 
auf den geimpften Bullen. 

Am 18. Oktober 1908 ist die Kuh dem Besitzer zurück¬ 
gegeben worden. Ihr Zustand hatte sich erheblich gebessert. 
Sie soll später wieder ganz gesund geworden sein. 

Wenn ich das Vorstehende erst jetzt veröffentliche, so 
möge zur Erklärung dienen, daß ich gehofft habe, inzwischen 



Fig. 8. Blutausstrich aus der rcua wgularis. 


weitere ähnliche Fälle genauer untersuchen zu können. Leider 
ist dies nicht der Fall gewesen. 

In der tierärztlichen Literatur ist über Hautbluten oder 
Blutschwitzen verhältnismäßig nur selten berichtet worden. Es 
kommt bei Pferden, Eseln und Rindern vor. Die älteren Fälle 
hat Hering 1 ) zusammengestellt. Nach S c h i n d e 1 k a 2 ) 

*) Hering, E. Spezielle Pathologie und Therapie für Tier¬ 
ärzte. III. vermehrte Auflage. 1858. S. 569—576. 

a ) Schindelka, H. Hautkrankheiten hei Haustieren. 
2. Auflage. 1908. Handbuch der tierärztlichen Chirurgie und 
Geburtshilfe von Bayer und V röhner. Band 6. S. 102—104. 


sollen die Blutungen in manchen Fällen ein Symptom gewisser 
Infektionskrankheiten sein; sehr häufig sei aber ein Zusammen¬ 
hang derselben mit irgend einem anderen Krankheitsprozeß 
nicht zu entdecken. Bei Pferden und Eseln sei Hautbluten 
bisweilen infolge Infektion mit Filaria haemorrhagica (Dermo- 
filaria irritans R i v o 11 a) beobachtet worden. Eine größere 
Anzahl von Fällen der verschiedenen Arten von Hautblutungen 
hat Heller 3 ) mitgeteilt. Aus neuerer Zeit sei an den von 
Milbradt 4 ) bei einem 14 Tage alten Kalbe erwähnten Fall 
erinnert. 

Abgesehen von dem durch Mikrofilarien hervorgerufenen 
Hautbluten bei Pferden wissen wir über seine Entstehung 
bis jetzt also nichts Sicheres. Vielleicht gelingt es später, durch 
serologische Untersuchungen Klarheit zu schaffen. 


Starke Impfrotlaufverluste im Sommer 1915 
nach Verwendung des Susserins. 

Von Tierarzt Dr. Rahne, Schönebeck a. Elbe. 

Jetzt, wo sich die Zeit nähert, in welcher gewöhnlich die 
Rotlaufschutzimpfungen stattzufinden pflegen, wird es die 
Herren Kollegen interessieren, wenn ich meine im Vorjahre 
beim Impfgeschäft gemachten Erfahrungen zur allgemeinen 
Kenntnis bringe. 

Seit mehr als 12 Jahren wird mir alljährlich eine größere 
Anzahl von Schweinen zur Schutz- und Heilitnpfung gegen den 
Rotlauf überwiesen. Das bisher verwendete Serum bezog ich meist 
aus Landsberg oder Prenzlau. Bis zum 11. Juli 1915 sind nie¬ 
mals Erkrankungen an Impfrotlauf vorgekommen ; auch wurde 
von den bereits an Rotlauf erkrankten Tieren stets ein sehr hoher 
Prozentsatz innerhalb kurzer Zeit und durch mäßige Serumdosen 
geheilt. 

Im Jahre 1915 erhielt ich den Auftrag, für den im Felde 
stehenden Kollegen N i e b e r - G. auch noch die dem G.’schen 
Versicherungsverein zugehörigen Tiere zu impfen. 

So impfte ich denn mit Lorenz-Serum 

in Sch. und F. . . etwa 100 Schweine 

„ R. „107 

„ C. „ 70 

„ G. „ 83 

„ E. „126 „ 

„ R. „139 

„ G. „ 351 

„P. „134 „ 

„ D. „160 

und zwar, wie bereits erwähnt, ohne jeden Nachteil. 

Infolge erheblicher Nachfrage nach Lorenz-Serum trat dann 
eine Stockung in der Lieferung dieses Impfstoffes ein, und erhielt 
ich vom Bakteriologischen Institut in Halle als Ersatz das Susserin. 

Mit diesem Susserin impfte ich nun am 11. Juli 


in P.59 Schweine 

in C.64 

in G.-D.39 


Sofort kam nun Impfrotlauf vor, der amtlich und bakterio¬ 
logisch bestätigt wurde. Von 39 bei Frau Amtsrat L. auf Ritter¬ 
gut P. geimpften Schweinen verendeten 2 Stück, und weitere 22 
Tiere blieben mehr als 4 Wochen lang krank. Des ferneren starben 
noch 2 andere Schweine in P. Die betr. Besitzer sind daraufhin 
an den G.’schen Versicherungsverein mit sehr erheblichen Klage¬ 
forderungen herangetreten. Am 18. Juli impfte ich wiederum mit 

(Fortsetzung siehe S. 222.) 

3 ) Heller, J. Die vergleichende Pathologie der Haut. Berlin 
1910. S. 61—63. 

4 ) Milbradt. Eine eigenartige Erkrankung eines Kalbes. 
Berl. Tierärztl. Wochensehr. 1907, Nr. 52, S. 954. 















2-20 BERLINEU TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. i:>. 





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222 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 19. 


Susserin 74 Schweine im Dorfe W., und kamen auch hier mehrere 
Erkrankungen an Impfrotlauf mit 1 Todesfall vor. 

Es verging mir nunmehr die Lust, mit Susserin weiter zu 
arbeiten, und sandte ich den noch in meinem Besitze befindlichen 
Vorrat an Susserin behufs Umtausch gegen Lorenz-Serum zurück. 
Mit diesem Lorenz-Serum impfte ich dann am 25. Juli 


in K.54 Schweine 

in M.70 


und später noch vereinzelte Bestände hiesiger Gegend, und zwar 
wie vor dem 1. Juli ohne jeden Nachteil. 

Also ausgerechnet an den beiden Sonntagen, dem 11. und 18. 
Juli, an denen ich mit Susserin arbeitete, traten unliebsame Ver¬ 
luste ein, sonst weder innerhalb von mehr als 12 Jahren vorher, 
als auch nach dem 18. Juli bei Verwendung anderer Impfstoffe. 

Wohl jeder Kollege wird auf Grund dieser Tatsache zugeben, 
daß lediglich dem Susserin die Schuld für die entstandenen Ver¬ 
luste beizumessen ist. Aber auch als Heilserum wurde das Susserin 
von mir mit nur sehr mäßigem Erfolge verwendet. Ein Schwein 
von etwa 70 kg Gewicht, welches am 21. Juli abends das Futter 
versagte, wurde am 22. Juli, wo sich am Körper nur 3 Baekstein- 
blattem zeigten, mit 25 ccm Susserin geimpft, am 23. Juli mit 
*10 ccm, und weil sich darauf fast der ganze Körper mit Backstein¬ 
blattern überzogen hatte, am 26. Juli nochmals mit 40 ccm. Der 
ganze Erfolg von den 105 ccm Susserin war der, daß das Tier 
dann täglich 1 Liter Milch zu sich nahm, ohne lange Tage hin¬ 
durch aufzustehen: es hat dann bis zip Schlachtung fast nicht 
zugenommen. Das andere, etwa 30 kg schwere Schwein des¬ 
selben Besitzers, das noch am Abend des 21. Juli abgesondert 
worden war, zeigte sich am 22. Juli als völlig gesund. Nach 
Injektion von 15 ccm Susserin legte sich das Tier hin und nahm 
etwa 24 Stunden lang keine Nahrung zu sich. 

Ausweislich der Liquidation des Bakteriologischen Instituts 
habe ich im Spätsommer und Herbst 1914 8200 ccm Lorenz-Serum 
bezogen und damit hauptsächlich bereits an Rotlauf oder Back¬ 
steinblattern erkrankte Schweine geimpft, deren Anzahl also nicht 
gering gewesen ist. Tiere von 70 kg Gewicht, deren Erkrankung 
an Backsteinblattern eine ähnlich schwere war. wie in dem vorher 
angeführten Falle, wurden nach Verwendung von 25 ccm Lorenz- 
Serum in der Regel in 2—3 Tagen gesund. Dosen von 105 ccm 
Serum habe ich zur Heilung von Schweinen überhaupt noch nicht 
zu verwenden brauchen. 

Auf Grund meiner Erfahrungen muß ich daher das Susserin 
als einen Impfstoff von geringem Heilwert bezeichnen. 

Es ist mir inzwischen bekannt geworden, daß noch verschie¬ 
dene andere Kollegen ähnliche Verluste durch Susserin erlitten 
haben. Alle diese Herren Kollegen würden sich jedenfalls um die 
Allgemeinheit verdient machen, wenn dieselben auch ihrerseits die 
mit dem Susserin gemachten üblen Erfahrungen veröffentlichen. 


Vergiftungen durch Lolium temulentum. 

Von Schmitt, Cleve. 

Zuerst war eine Kuh unter schweren Tobsuchtanfällen er¬ 
krankt. Im Verlaufe eines derselben soll die Kuh umgefallen 
sein. Das Fleisch der geschlachteten Kuh wurde zum Genüsse 
für Menschen freigegeben, sie soll es „im Magen gehabt haben.“ 

Aus äußeren Gründen, wurde ich zur Begutachtung des 
Falles und infolge davon zur Behandlung der zweiten erkrank¬ 
ten Kuh zugezogen, nachdem diese in der darauffolgenden 
Nacht die gleichen Tobsuchtanfälle wie die erste Kuh erlitten 
hatte. 

Die Kuh erscheint ausgesprochen aufgeregt, 4 Männer halten 
sie fest, außerdem ist sic mit starken Stricken angebunden. Vorder- 
und Hinterfüße stehen gespreizt, sie drängt mit tief gesenktem 
Kopfe in die Ecke ihres Standes. Die Hautwärme ist wie ge¬ 
wöhnlich, auch an den Ohren und Hörnern, das Flotzmaul trocken. 
Per Puls schlägt 56 Mal, ist nicht kräftig und die Arterie nicht 


gespannt. Die Atmung ist nicht aufgeregt. Die Mastdarm- 
temperatur beträgt 38,4« C. Eine Prüfung auf die Empfindlich¬ 
keit der Haut ist angesichts des aufgeregten Zustandes der Kuh 
schlecht zu verwerten. Appetit und Wasseraufnahme sind völlig 
unterdrückt, desgl. der Kotabsatz. Darmgeräusche sind nicht 
hörbar, Herztöne rein, aber schwach. Die Kuh bewegt anhaltend 
den Unterkiefer, wodurch Schaum vor dem Maule steht. 

Die Eigenartigkeit der Erscheinungen erweckten den Verdacht 
auf Vergiftung durch Lolium, der denn auch wirklich in einer 
nicht unbeträchtlichen Häufigkeit von Halmen mit Ähren in dem 
verdächtigen Heu (Feldgras) gefunden wurde. Die eingelcitcte 
Behandlung bestand in kalten Aufschlägen auf Stirn und Nacken, 
in Ruhe und Dunkelheit. Selbst eingegebener Schleim mit Glauber¬ 
salz floß mehr in den Magen hinab, als daß er bewußt abgeschluckt 
wurde. Beim zweiten Besuche, 24 Stunden später, erschien das 
Tier ruhiger, aber es war mehr die Ruhe des Stumpfsinns. Ver¬ 
stärkt in die Erscheinung trat das anhaltende Schaumschlagen 
durch die Bewegungen des Unterkiefers. Sonst hatte sich gegen 
am Tage vorher nichts geändert. Beim dritten Besuche, abermals 
24 Stunden später, war die Aufregung bei der Kuh wieder ge¬ 
stiegen, nachdem in der Nacht vorher abermals schwere Tobsucht - 
anfälle aufgetreten waren. Die Kuh stand wieder schräg in ihrem 
Stande, den Kopf gegen die straff gespannten Stricke gedrückt. 
Das Maul wird gestreckt und etwas nach oben gehalten, dabei 
macht der Unterkiefer beständig zitternde Kaubewegungen von 
oben nach unten, gerade wie wenn die Menschen huh. huh, buh 
jammern. Gleichzeitig mit jeder Kaubewegung geht ein ryth- 
misches Zucken der Muskulatur vom Kopfe am Halse herab bis 
in den weit vorgestellten linken Vorderfuß, der jedesmal mitzuckt. 
Haben diese Kaubewegungen, wobei die Maulspalte sich nie ganz 
schließt, etwa 2 Minuten gedauert, dann senkt die Kuh ihren 
Kopf etwas und der Speichel läuft geradezu strähnen weise aus dem 
Maule in die Krippe, so daß diese bereits hoch angefüllt ist mit 
Schaum und Speichel. Die Zunge kommt nie zum Vorschein, sic 
liegt tief hinten in der Maulhöhle. Das Auge ist matt, glanz- und 
ausdruckslos, tief in die Augenhöhle zurückgezogen, die Pupille 
erscheint unverändert, die Augenschleimhaut ist schmutzig gelbrot 
und die Reaktionsfähigkeit des Augapfels nur schwach. Der 
Hinterkörper schwankt hin und her, der Schwanz peitscht nach 
Art eines aufgeregten Stieres die Flanken. So laufen die Er¬ 
scheinungen ab und wechseln mit heftigen Tobsuchtanfällen. 
Der Gesichtsausdruck ist moribund, Abschlachtung wird empfohlen 
unter Schonung des Kopfes. Die Ausblutung erfolgt gut, die Ge¬ 
rinnungsfähigkeit. Farbe und Trennung der einzelnen Blutschichten 
nicht verändert. Schon während der Kopf im Atlasgelenke vom 
Rumpfe getrennt wird, fließt aus dem Kopfteile der Rückenmarks¬ 
höhle auffallend viel nur ganz leicht getrübte, in der auffangenden 
Hand blutig erscheinende Flüssigkeit ab. Die Oberfläche des in 
toto exenterierten Gehirns zeigt einen selten gesehenen Blutreich¬ 
tum in allerfeinsten Blutgefäßen; Furchen und Windungen sind 
förmlich übersponnen mit einem Netz von Äderchen, ohne selbst 
Abweichungen von der gewohnten Form zu zeigen. Die Pia- 
Gefäße an der Unterseite des Gehirns, zumal im vorderen Drittel, 
sind strotzend gefüllt, die Vaskularisation noch reichlicher als 
an der Scheitelfläche. Stellenweise sind unter bezw. in der Pia 
hirsekorngroße, nicht abwischbare Blutungen erkennbar. Lediglich 
nach der Erfahrung beurteilt, erscheint die Gehirnmasse selbst 
auffallend dunkelgrau (leukozytäre Trübung?), sehr feucht, in den 
Scitenventrikeln ist eine u. a. meßbare Menge von Feuchtigkeit 
vorhanden. Sonsthin ist im Innern der genau durchforschten 
Gehirnsubstanz eine auffallende Veränderung nicht vorhanden. 
Nach der Herausnahme des Gehirns hat sich in der knöchernen 
Hirnschale eine blutig gefärbte, mit lockeren Gallertefloeken 
(Gerinnung!) untermischte, leicht trübe Flüssigkeit angesammelt. 
— Alle Körperorgane in Brust- und Bauchhöhle waren gesund. — 
Eine dritte Kuh und ein daneben stehendes Kalb hatten am 
Morgen des zweiten Besuchstages vorübergehend auch das Futter 
versagt. 






11. Mai 191«. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Referate. 

Untersuchungen über die desinfizierende Kraft der desinfizie¬ 
renden Stoffe im Verhältnis zu ihrer Konzentration. 

Von J. P. G r c g e r s c n. 

(Zentralbl. f. Bakt. 1915, 1. Abt. Orig., Bd. 77, H. 2, S. 168) 

Verfasser ging von dem Gedanken aus, Gleichheitspiuikte 
zwischen den bekannten chemischen und physikalischen Pro- 
zesseu und den Prozessen zu finden, die bewirken, daß die 
Bakterien durch die Einwirkung der verschiedenen Antiseptika 
getötet werden. 

Eine Reihe von Versuchen berechtigt ihn zu folgendem 
Schluß: Der reziproke Wert derjenigen Zeit, in welcher ein 
Antiseptikum eine gegebene Bakterie tötet, läßt sich als Maß 
für die desinfizierende Kraft des Stoffes unter den gegebenen 
Verhältnissen (Konzentration, Temperatur) anwenden. Diese 
Zeit läßt sich mit einer Genauigkeit von ca. A des gefundenen 
Wertes bestimmen. 

Für eine Reihe Antiseptica in wässeriger Lösung (Salz¬ 
säure, Sublimat, Jod-Jodkalium, Formaldehyd) ist die desin¬ 
fizierende Kraft der Konzentration einfach proportional (das 
Produkt von Vernichtungszeit und Konzentration ist für jeden 
einzelnen Stoffe konstant). 

Für wässerige Lösungen von Phenol, Thymol, Chloral- 
hydrat ist die desinfizierende Kraft der 4. Potenz der Konzen¬ 
tration einfach proportional. 

Bei Stoffen, für welche ein solches konstantes Produkt 
von Vernichtungszeit und einer Potenz von Konzentration 
sich nachweisen läßt (Cn. T = K), wird diese Konstante 
(„Desinfektionskonstante“) als ein Ausdruck für die desinfizie¬ 
rende Kraft des Stoffes gebraucht werden können. Wenn 
man diese Desinfektionskonstante kennt, wird man die desin¬ 
fizierende Kraft jeder beliebigen Konzentration des gegebenen 
Stoffes (bei der gegebenen Temperatur, gegenüber der gegebe¬ 
nen Bakterie) ausreclmen können. 

Zum Vergleich zwischen der desinfizierenden Kraft der 
verschiedenen Desinfizientien kann das Verhältnis zwischen 
den reziproken Werten ihrer Desinfektionskonstanten gleich¬ 
falls angewandt werden. G u t s c h e. 

Behandlung der Brustbeule. 

(Mitt. (1. Ver. bad. Tierärzte, 1915, Nr. G) 

Bezirkstierarzt Dr. G ö r i g behandelt die Brustbeulen, 
indem er eine starke Hohlnadel auf der Höhe der Anschwel¬ 
lung in der Richtung nach dem Zentrum zu einsticht und 8 bis 
10 ccm einer starken Lugolschen Lösung einspritzt. Diese 
Injektion wird nach 3—4 Tagen mehrere Male wiederholt. Die 
Brustbeulen sollen, auch wenn sie sehr groß sind, allmählich 
völlig zum Schwinden gebracht werden. Das betreffende Pferd 
kann während der ganzen Behandlungsdauer im Dienste ver¬ 
wendet w r erden. J. S c h m i d t. 

Sarkom der Niere. 

(Mitt. d. Ver. bad. Tierärzte, 1915, Nr. 5.) 

Ein zwölfjähriges Pferd verendete A Stunde nach einem 
Sturze. Als Todesursache wurde innere Verblutung, aus¬ 
gehend von einer Geschwulst der linken Niere, festgestellt. 
Die Geschwulst hatte den Umfang von zwei Mannesköpfen 
und w'og 16,7 kg, an einer Stelle war ein Riß mit blutig in¬ 
filtrierten Rändern sichtbar. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab Rundzellensarkom, das die Niere bis auf einen kleinen 
Rest zur Atrophie gebracht hatte. J. S c h m i d t. 


223 


Hämoglobinämie. 

(Mitt. d. Ver. bad. Tierärzte, l!)lö, Nr. G.i 

Bezirkstierarzt Dr. Görig behandelt die lliimo- 
globinümie des Pferdes mit Injektion einer Morphiumlösung 
und einer Digalendosis von 15,0. Daneben wird eine größere 
Menge Zucker oder Natrium bicarbonieum verabreicht. Even¬ 
tuell wird noch eine zweite Digaleninjcktion vorgenommen. 
Das genannte Medikament verursacht zwar große Anschwel¬ 
lungen, die aber nach kurzer Zeit wieder spurlos verschwinden. 

J. S c h m i d 1. 

Die Beurteilung des Fleisches nach Tuberkuloseimpfungen. 

Von Prof. A 1 b e r t Br e u e r, Budapest. 

(Hiisszemlc, 1916. Nr. 20 

Das Blut tuberkulöser Tiere enthält Stoffwechselprodukte 
der Tuberkulosisbazillen, das Tuberkulin, in sehr geringer Menge, 
welche laut. Versuche hei einer Einverleibung mit dem Fleische 
eine Reaktion hervorzurufen nicht im Stande sind. Das bei 
der Tuberkulinprobe eingespritzte Tuberkulin wird in kurzer 
Zeit im Körper wirkungslos, teils in den erkrankten Geweben 
gebunden, teils ausgesondert. Infolgedessen können Tiere in 
2-1—36 Stunden nach der Tuberkulinprobe anstandslos ge¬ 
schlachtet und das Fleisch dann freigegeben werden. 

Die mit humanen Tuberkelbazillon (Bovovaccin-B e h r i n g, 
Taurumun) geimpften Tiere jedoch müssen strenger beurteilt 
iverden, da nach L i g n i e res, W e b e r und T i t z e die Ba¬ 
zillen noch längere Zeit in den Lymphknoten Zurückbleiben, 
ohne erkennbare Veränderungen hervorzurufen. Die vom Kaiser¬ 
lichen Gesundheitsamt«* diesbezüglich festgestellten Grund¬ 
sätze dienen allgemeingültig zur Beurteilung solcher Tiere. 

Dr. Z. 


Staatsveterinärwesel). 

Bearbeitet von Nevenmann. 

Ausführung des Fleischbeschaugesetzes (inländische Schlachtungen). 

Allgemeine Verfügung Nr. I 40/1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr TA nie 910 M. f. L. 

M 59*3 M. d. I. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10. d«*n 2. Mai 1916. 

An die siimtlichen Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten hierselbst. 

In teilweiser Abänderung der Ziffer M des Runderlasses vom 
17. Mai 1911 (L. M. Bl. 8. 143) bestimmen wir hierdurch im Ein¬ 
vernehmen mit dem Herrn Reichskanzler, daß das B 1 u t <1 e r 
durch H a1s s c h ni11 iSeh ä c ht sc h ni11) g etö toten 
Tiere, sofern ein anderer Beaus*aiulungsgrund nicht vorliegl. 
bis auf weiteres als gemißtauglieh zu behandeln ist, wenn die 
Sclilundzangc bei der Blutentziehung r e c h t z e i t i g angelegt und 
die ordnungsmäßige Anwendung der Sclilundzangc in geeigneter 
Weise beaufsichtigt wird. Das zum Genuß für Menschen bestimmte 
Blut darf erst aufgefangen werden, nachdem die Schlundzange 
sicher angelegt ist. Hierauf wird von den mit der Beauf¬ 
sichtigung betrauten Stellen (Tierärzten. Fleischbeschauern, Hallen¬ 
meistern usw.) besonders zu achten sein. 

W 7 ir ersuchen, hiernach das Erforderliche gefälligst zu ver¬ 
anlassen. 

Der Minister für Landwirtschaft. Domänen und Forsten. 

1. A.: G r a f von K e y s e r 1 i n g k. 

Der Minister des Innern. I. A.: Finger. 

Verfügung, betreffend Sohlachtverbot für Rindvieh. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Geschäfts Nr. I V Ule 10 689. 

Berlin, den 19. Februar 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten. 

Nach den Hier eingegangenen Berichten ist das Verbot vom 
26. August 1915 (Reiehs-Gesetzbl. 8. 515). wonach Kühe und Kal 
binnen, die sieh in erkennbarem Zustande der Trächtigkeit befinden, 
nicht geschlachtet werden dürfen, in der Praxis nicht genügend 
beachtet worden. In den größeren Schlachthöfen ist bei den 




224 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 10. 


Schlachtungen eine verhältnismäßig sehr grosse Zahl von Rindern 
nachträglich als trächtig festgestellt worden, und wenn auch in 
vielen Fällen hei den lebenden Tieren die Trächtigkeit nicht erkenn¬ 
bar gewesen sein mag, so bleibt doch noch eine große Zahl von 
Fällen übrig, in denen die Schlachtung bei Innehaltung der Vor¬ 
schrift hätte vermieden werden müssen. Diese Schlachtungen 
trächtiger Rinder sind im Interesse der Erhaltung unserer Vieh¬ 
zucht sehr bedauerlich, und es muß ihnen entschiedener als bisher 
entgegengetreten werden. Eure . . . ersuche ich hiernach ergebenst, 
bei den beteiligten Behörden auf eine Durchführung des Schlacht¬ 
verbots nochmals hinzuwirken. Namentlich sind die Fleischbe¬ 
schauer. auf den Schlachthöfen die Schlachthoftierärzte anzuweisen, 
bei der Lebendbeschau sorgfältig auf Anzeichen der Trächtigkeit 
zu achten und nötigenfalls die Schlachtung zu verhindern. Daneben 
ist aber auch den Veterinärbeamten aufzugeben, bei der Markt- 
kontrolle der Schlachtviehmärkte ihr Augenmerk auf das Vorhanden¬ 
sein trächtiger Tiere zu richten und die Zurückweisung solcher Tiere 
von der Schlachtung zu bewirken. Es kommt hierbei weniger darauf 
an, die Bestrafung von Viehbesitzern, die verbotswidrig Vieh 
schlachten, herbeizuführen, als vielmehr darauf, das trächtige Rind¬ 
vieh von der Schlachtung überhaupt fernzuhalten. 

Eure .... wollen hiernach das Erforderliche veranlassen. 
Die Durchführung der Maßnahmen ist von den veterinär-tech¬ 
nischen Referenten in geeigneter Weise zu überwachen. Eber den 
Erfolg ersuche ich, nach zwei Monaten zu berichten. 

Freiherr von Schorlemer. 

Verfügung, betreffend Einfuhr frlechen Schweinefleisches. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 29 für 1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IAIUe 693, II. Ang. M. f. L. 

„ V 11 983 M. d. J. 

Berlin, den 24. März 1916. 

An die Herren Regierungspräsidenten in Königsberg, Gum¬ 
binnen, Danzig, Marienwerder, Stettin, Stralsund, Posen, Brom¬ 
berg, Breslau. Oppeln, Magdeburg, Merseburg. Erfurt, Schleswig. 
Stade, Osnabrück, Aurieh, Münster, Minden, Arnsberg, Wiesbaden, 
(’oblenz, Düsseldorf, Uöln, Trier und Aachen sowie den Herrn 
Polizeipräsidenten hier. 

Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler ermächtigen 
wir die Herren Regierungspräsidenten (für Berlin den Herrn Poli¬ 
zeipräsidenten', für die Dauer des Krieges ausnahmsweise frisches 
Schweinefleisch auch in halben Tierkörpern vorbehaltlich etwaiger 
Beanstandungen bei der Untersuchung zur Einfuhr aus dem Aus¬ 
lande zuzulassen. 

Für die Untersuchung halber Tierkörper sind die gleichen Ge¬ 
bühren zu erheben wie für ganze Tierkörper. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. A.: Graf von Keyserling k. 

Der Minister des Innern. I. A.: Freund. 

Stempelpflioht der Befflhigungsausweise für Fleiaohbeechauer und Trichinen¬ 
schauer. 

Allgemeine Verfügung Nr. I 37 für 1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Fönten. 

Journal-Nr. I A III e i>05. II. Ang. 

Berlin W r . 9, Leipziger Platz 10, den 23. April 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten hier. 

Der Herr Finanzminister ist auf (»rund Allerhöchsten Erlasses 
vom Staatsministerium ermächtigt worden, den Stempel zu Be¬ 
fähigungsausweisen für Fleischbeschauer und Trichinenschauer 
soweit es sich um Ausweise für bedürftige Kriegsbeschädigte han¬ 
delt, auf Antrag durch die Oberzolldirektionen niederschlagen oder 
erstatten zu lassen. Die Oberzolldirektionen sind demgemäß mit An¬ 
weisung versehen worden. 

- Unter Bezugnahme auf den Runderlaß vom 5. Mai 1903 (Landw. 
Min. Bl. 1905, S. 24) ersuche ich, die mit der Ausstellung der Be- 
fähigungsausweise betrauten Dienststellen entsprechend zu ver¬ 
ständigen. 

Freiherr v o n S c h o r 1 e m c r. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Zusammenstellung der Kriegserfahrungen mit Futterstoffen. 

Die „111. Landwirtschaftl. Zeitung“ hatte ihren Leserkreis 
angeregt, die Erfahrungen bei der FuttermittelbeschafTung und 
Verwertung besonders bisher wenig gebräuchlicher Futtermittel 
während des Krieges der Allgemeinheit zugänglich zu machen. 
Viele Leser sind diesem Wunsche nachgekommen, und in 


nachfolgenden Zeilen sollen diese Erfahrungen in kurzen 
Worten wiedergegeben werden. Die einzelnen Futtermittel 
will ich in alphabetischer Reihenfolge besprechen: 

1. Unreife Äpfel können, von Ungeziefer befreit, als gutes Futter 
für Geflügel und Schweine gelten, vor allem, wenn sie gekocht, mit 
Schrot und Kartoffeln gemengt, gegeben werden. 

2. Apfeltrester und andere Preßrückstflnde von Obst sind eben¬ 
falls ein ausgezeichnetes Futter, nur muß man sie bald verfüttern, 
da sie nach längerer Zeit säuern und dadurch untauglich werden. 

3. Ahornsamen ist vom Ministerium seines Stärkegehaltes 
wegen empfohlen worden, jedoch liegen Erfahrungen hierüber 
nicht vor. 

4. Binsen und Seesimsen haben keinen Futterwt rt. schaden 
mehr, als sie nützen, und können höchstens nur als Streu verwendet 
werden. 

5. Brennessein eignen sieh bekanntlich als Futter für junges 
Geflügel. 

6. Buchein haben hohen Fettgehalt und werden infolge d**r 
Olknappheit zunächst zur ölgewiiinung benutzt, kommen aber auch 
als Schweinefutter in Betracht. 

7. Disteln eignen sieh als gutes Futter, entweder ganz oder 
gehäckselt, für Pferde und Schweine. 

8. Ebereschen dienen, da sie dem Hafer an Nährwert beinahe 
gleiehkommen, als Nahrung für Geflügel. Desgleichen können sir 
auch Lämmern und Schafen verabreicht werden. 

9. Eicheln geben geschrotet für Schweine, mit Mais und 
Gerstenschrot gemischt, ein ausgezeichnetes Mastfutter. Sie allein 
zu verfüttern ist unratsam, da sie wenig Kalk und Phosphorsäurr 
enthalten und deswegen phosphorsaurer Kalk beigefügt werden 
müßte. 

10. Eiweißsparfutter, ein aus Knochen gewonnenes protein- 
reiches Futtermittel eignet sieh besonders für Schweine, und die 
damit gemachten Erfahrungen sind gute. 

11. Farnwurzel benützt man mit Erfolg als Futtermittel für 
Schweine, und zwar erhalten Läufer pro Tag 2)4 Pfund. Da die 
Wurzel bitter schmeckt, müssen sieh die Schweine erst allmählich 
daran gewöhnen. Für Rinder eignet sich dieses Futter nicht. 

12. Fischmehl und Fischabfälle sind die bedeutendsten Kraft 
futtermittel in jetziger Zeit. Entfettetes Fischmehl können Schweine 
bis zum Schluß der Mastperiode erhalten. Mit der Fütterung von 
Fischabfällen und fetthaltigem Fischmehl muß jedoch die letzten 
vier Wochen abgebrochen werden, da das Fleisch sonst einen tra¬ 
nigen Geschmack bekommt. Bei Heringsabfällen ist w'egen des 
hohen Salzgehaltes Vorsicht geboten, da eventl. hierdurch eine 
Salzvergiftung der Schweine entstehen kann. 

13. Fleischmehl gibt man an Schweine, Pferde und Kühe, und 
zwar erhalten Pferde pro Kopf den Tag V* Pfund, Kühe bis zu 
2 Pfund. Pferde jedoch gewöhnen sich anfänglich schwer daran. 

14. Ginster, nur die jungen Zweige, werden vom Vieh gern 

genommen. ~ 1 

15. Hefe eignet sich als Futtermittel sehr gut. nur muß phos¬ 
phorsaurer Kalk mit verabreicht werden. 

16. Hanfkaff ist als Futter unbrauchbar. 

17. Heidekraut wird als Futter für Pferde, Rinder. Schweine 
und Schafe angewendet. Höheren Futterwert besitzt das Heide¬ 
mehl. 

18. Kartoffeln sind während des Krieges besonders als Futter¬ 
mittel geschätzt. Jedoch sollen sie am besten gedämpft verfüttert 
werden, um Kolik bei den Pferden zu verhüten. Ferner müssen die 
Kartoffeln vorher gut gereinigt und alte Flitterreste aus den 
Krippen entfernt werden, um Säuerung zu vermeiden. Es empfiehlt 
sieh, bei Fütterung von gedämpften Kartoffeln jedes Beifutter weg¬ 
zulassen, nur Trockenkartoffeln kann eventl. Hafer beigemengt 
werden. Benützt man rohe Kartoffeln zu Futterzwecken, so soll 
inan diese vorher erst 24 Stunden in Wasser liegen lassen. Kei¬ 
mende Kartoffeln dürfen nicht roh gegeben werden. Rinder können 
teils rohe, teils gedämpfte Kartoffeln erhalten, Mastvieh jedoch 
nur . gedämpfte. Schafen füttert man rohe Kartoffeln. 

19. Kartoffelkraut eignet sieh als Futtermittel, jedoch muß 
die daran haftende Erde entfernt werden. Grünes Kartoffelkraut 



11. Mai lim;. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


dient vor allem als gutes Futter für Milchvieh. Ebenfalls nehmen es 
Fohlen und Ochsen gern. angebracht ist eine Beigabe von Schlemm* 
kreide. Oberbrühtes Kartoffelkraut-Hiicksel fressen auch, müßig 
verabreicht, Schweine. 

20. Kastanien haben geringeren Futterwert als Eicheln. Kin¬ 
der, daran gewöhnt, nehmen sie gern auf. Um zu vermeiden, daß 
ganze Kastanien verschluckt werden, zerstampfe man sie vorher. 
Trocknen unterlasse man, da die Kastanien bei höherer Temperatur 
einen unangenehmen Geschmack annehmen. Es sollen erhalten: 
l'ferde 3 5 Pfund, Milchkühe 10 Pfund, Kinder und Ochsen bi* 
IS Pfund. Mastschweine zuerst 1 Pfund, dann 4—5 Pfund, Schafe 
und Ziegen je 1 Pfund. 

21. Kleemehl für Schweine geeignet, Nährstoffgehalt, wie der 
des Kleeheus. 

22. Kohlköpfe, kleinere und unverkäufliche, finden ebenfalls 
als Futtermittel Verwendung. 

23. Laub von Eschen, Pappeln, Weiden,- Linden, Ahorn und 
Eichen eignen sich besonders als Futter für Schafe. Doch kann 
es auch mit Vorteil Kindern gegeben werden; hierbei kommen vor 
allem junge Eichenzweige in Betracht, die Einfluß auf die Milch- 
♦ rgiebigkeit haben sollen. 

24. Lindensamen wurde mit günstigem Resultat Pferden an der 
Westfront gefüttert. Jedoch soll es hauptsächlich seines hohen Fett¬ 
gehaltes wegen zu öl verarbeitet werden. 

25. Lupinen, ein sehr eiweißreiches Futter, wird, gewässert, 
gedämpft und wieder gewässert, mit gutem Erfolg an Pferde, 
Arbeitsochsen und Mastvieh verfüttert. Desgleichen eignet es sich 
tür Schafe, jedoch wird eine dreiwöchige Probefütterung bei diesen 
empfohlen, um Lupinose zu vermeiden. 

26. Melasse in grünem Zustand ist vor allem während des 
Krieges, solange man sie noch bekommen konnte, ein bevorzugtes 
Futtermittel gewesen. Sommerhalmstroh nach dem Töpferschen 
V erfahren zubereitet (1 Teil Melasse, 5 Teile heißes Wasser, 24 Stun¬ 
den gut zugedeckt, in Kisten brühen lassen) wird sehr gern von 
Kindern gefressen. 

27. Melde, Unkraut in Kartoffelfeldern, bildet ein ausgezeich¬ 
netes Futter mit hohem Nährwert. 

28. Möhren sind ein vorzügliches Pferdefutter. Jedes Pferd er¬ 
hält 75 --100 Pfund nebst 6—8 Pfund Heu. Man kann sie nur von 
Mitte Oktober bis Mitte Mai füttern, da sie nicht länger haltbar 
>ind. 

29. Quecken (Unkraut) kann als Pferde-, Rindvieh-, und 
Schweinefutter gegeben werden, jedoch ist anhaftende Erde zu ent¬ 
fernen. 

30. Schilfrohr gibt grün oder getrocknet Futter für Pferde, 
Kinder und Schafe. Es muß vor der Blüte gemäht sein. Vorsicht 
ist am Platze, wenn das Schilfrohr von Rost. Mutterkorn oder 
Brandpilzen befallen ist. Tragende Tiere dürfen dieses dann nicht 
erhalten. Die Gewinnung ist mühsam. Am besten treibt man im 
Frühjahr, wenn die Temperatur des Wassers gestiegen ist, die 
Kinder in den Teich und läßt dort die jungen Schilfrohrhalme ab¬ 
fressen. 

31. Seetang wird in erster Linie an Geflügel verfüttert, dann 
benutzt man es auch als Zusatzfutter für Pferde und Schweine. 
Seetang muß frisch geerntet und getrocknet werden, da es leicht in 
Fäulnis übergeht. 

32. Spreu wird zu Brühfutter entweder mit Melasse (Hier heißer 
Kartoffelschlempe angewendet. Soll sie nicht als Brühfutter ge¬ 
nommen werden, so reicht man Gersten- oder Roggenspreu mit 
Wasser angefeuchtet. 

33. Strohkraftfutter, aus Strohzellulose und Melasse bestehend, 
mit 12 Teilen Hefe versetzt, gibt ein gutes Futter für Pferde und 
Rindvieh. 

34. Strohmehl hat sich als Futtermittel absolut nicht bewährt 
und ist dringend davon abzuraten. 

,35. Zichorienbrocken, zerkleinerte Teile der Zichorienwurzel, 
werden von allen Tieren gern gefressen. Sie empfehlen sich jedoch 
für Milchtiere nicht, da die Milch einen bitteren Geschmack an¬ 
nimmt. 

36. Zucker wird mit günstigem Erfolge gefüttert. Pferde er¬ 
halten anfänglich drei bis vier Pfund, später bis sieben Pfund täg- 


22*'» 


lieh. Kühe sollen etwas weniger bekommen. Jungvieh erhält 1—3 
Pfund, Schafe bis 1 Pfund, Schweine X A Pfund. Um Durchfall zu 
vermeiden, gebe man etwas Schlemmkreide mit. 

37. Zuckerrüben dienen, gereinigt, Pferden als vorteilhaftes 
Abendfutter zu 8—10 Kilo. Desgleichen kann man auch Schweine 
mit Erfolg damit füttern. F—. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Yeterinäre. 

Verwundet: 

Stabs- und Regimentsveterinär Dr. Franz Berger (Stabs- 
veter. im Art.-Regt. Nr. 21 in Grottkau). Durch Sturz 
mit dem Pferde. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär d. Res. Dr. Karl-Neuerburg (prakt. Tierarzt 
in Bergedorf). 

Stabs- und Bataillonsveterinär Curt Stange (Tierarzt in 
Wittenberg, Bezirk Halle). 

Veterinär Otto Schindler (Tierarzt aus Ettlingen). 
Oberveterinär Max Schote (Tierarzt in Winzig). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Heinrich Amelung 
(Studier, d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 
Oberveterinär Dr. Andreas Fehse (Tierarzt in Charlotten¬ 
burg). 

Oberveterinär Dr. Niklas Antoni (Tierarzt in Bremen). 
Veterinär Dr. Karl Bundschuh (Tierarzt in Jserlohn). 
Oberveterinär Paul Fichtner (Schlachthof-Tierarzt in 
Breslau). 

Stabsveterinär Boötius Hansen (Tierarzt in Christian- 
Albreclitskoog). 

Veterinär W. Seifert (Tierarzt ans ^Stockum). 
Stabsveterinär Karl Wilhelm (Tierarzt in Brehna). 
Feldunterveterinär Kurt Schmiedel (Studier, der Tier¬ 
ärztl. Hochschule Berlin). 

Veterinär Paul Holbeck (Tierarzt aus Altenessen). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Hans Kaad aus Lamberg 
(Studier, d. Tierärztl Hochschule Hannover). 
Oberveterinär Dr. Karl S c h r o e t e r (Dozent an der Kolonial¬ 
schule Witzenhan8en). 

Zweinndneanzigste Kriegswoche, 

Vom Sonntag, den 30. April bis Sonnabend, den 6. Mai 1916. 

Vor Verdun sind wesentliche Veränderungen nicht ein¬ 
getreten. Die Franzosen haben mehrere starke Angriffe unter¬ 
nommen, hauptsächlich gegen unsere Stellungen auf dem „Toten 
Mann“. Alle diese Angriffe sind abgeschlagen worden. An 
den übrigen Teilen der Westfront keine größeren Kampf¬ 
handlungen. Im Monat April haben unsere Gegner 45 Flug¬ 
zeuge an der Westfront verloren, wir nur etwa die Hälfte, 
nämlich 22. 

Am 3. Mai haben M a r i n e 1 u f t s e h i f f e die englische 
Ostkiiste sowie englische Kriegsschiffe wiederum angegriffen. 
Ein deutsches Marineflugzeug machte einen Angriff auf die 
militärischen Anlagen an der englischen Südostküste. Das 
Luftschiff „L 20“ wurde durch starken Wind nach Norden 
abgetrieben, geriet an der norwegischen Küste in Seenot und 
ging verloren. Lie gesamte Besatzung ist gerettet. 

Am Freitag abend wurde an der Westfront eine größere 
Anzahl franzrfteischer Fesselballons losgerissen; hierbei sind 
17 dieser Ballons in unsere Hände gefallen, die meist bemannt 
w r aren. 

An der Hindenburgfront griff am 1. Mai ein deut¬ 
sches Marineluftsehiff die militärischen Anlagen von Perau 
und am Moonsund vor Riga an. Russische Flugzeuge ver¬ 
suchten vergeblich unsere Stationen an der kurländischen Küste 




No. 10. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




anzugreifen. Im übrigen hat an der Ostfront im allgemeinen 
Ruhe geherrscht. 

An der italienischen Front sind die Kämpfe in der 
letzten Woche abgeflaut. Am Rombon haben österreichisch- 
ungarische Truppen mehrere italienische Stellungen genom¬ 
men. Auch auf diesem Kriegsschauplatz war die Flieger- 
-täligkcit besonders lebhaft. Ein österreichisch - ungarisches 
Flugzeuggeschwader hat am 3. Mai militärische Anlagen in 
und bei Ravenna mit Bomben belegt. Am folgenden Tage 
wurden Yalona und Brindisi in gleicher Weise angegriffen. 

Auf dem a s i a t i s c h e n K r i c g s s c h a u p 1 a t z keine 
wesentlichen Veränderungen. An der Kaukasusfront scheinen 
die Russen mehr und mehr in die Defensive gedrängt 
worden zu sein. Die Zahl der in Kut el.Amara gefangen ge¬ 
nommenen Offiziere setzt sich wie folgt zusammen: 5 Gene¬ 
rale, 277 britische und 274 indische Offiziere verschiedenster 
Orade. N. 

Beschaffung von Beiträgen für die Kriegsffirsorge- 
einrichtungen der Tierärzte. 

Von Dr. Bach, Berlin, z. Zt. Veterinär im Felde. 

ln Nummer 12 und 13 des laufenden Jahrgangs der B. T. W. 
ist der Bericht über die II. Generalversammlung der Kriegs- 
ftrsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte veröffent¬ 
licht- worden, die am 21. November 1915 in Göttingen stattge¬ 
funden hat. Die Veröffentlichung wird daheim und im Felde 
mit gleich warmer Anteilnahme aufgenommen worden sein. 

Zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Friese- Al¬ 
feld, des Kassenwarts der Krugsfürsorgeeinrichtung, über die 
Aufbringung weiterer Mittel möchte ich mir einige Ausfüh¬ 
rungen und Anregungen gestatten. Mit vollem Recht hat Herr 
Friese darauf hingewiesen, daß der derzeitige Kassenbestand 
für die kommenden Aufgaben der Kriegsfürsorgeeinrichtung, 
namentlich für die Bekämpfung von Notständen nach dem 
Kriege, nicht genügt. Nach meiner Auffassung genügen die 
vorhandenen Mittel bereits nicht für die laufenden und hin¬ 
zukommenden Ausgaben w ähre n d des Krieges. Denn diese 
können naturgemäß nur anwachsen, und es ist ein mißliches 
Ding, weitere Unterstützungen anzufordern, und für den 
Kassenwart besonders ein sorgenvolles, unsicheres Rechnen, 
wenn der Kassenbestand ein verhältnismäßig so kleiner ist, 
und wenn der Zugang an Einnahmen sich mehr und mehr ver¬ 
ringert. Es ist also ganz ohne weiteres klar, daß auf das Bei¬ 
bringen neuer Einkünfte für die Hilfskassen alle Energie ver¬ 
wandt werden muß. 

Es kann unerörtert bleiben, aus welchen Gründen die Bei¬ 
träge so sehr zurückgegangen sind. Die Hauptsache w r äre, daß 
die Gebefreudigkeit und Gebefähigkeit vorhanden ist. Und 
diese sind einem so notwendigen und edlen Werke gegenüber 
bei allen Tierärzten vorhanden, es fehlte nur die neue A n- 
r e g u n g und die Erfassung neuer Quellen. Beides wird 
meines Erachtens durch die Ausführungen des Herrn Kollegen 
F ries e schon an sieh gegeben. Der Einblick in die Kassen- 
verhäit.nisse der Kriegsfürsorgeeinrichtung in Preußen muß uns 
nicht nur anregen, sondern inahnen. Und bezüglich neuer 
Einnahmen trifft die Sammlung von Beiträgen seitens der im 
Felde? stellenden Kollegen das einzig Richtige und Mögliche. 

Wiewohl die Beiträge der Heimat in der ersten Zeit der 
Sammlung im einzelnen wie zusammen eine bedeutende Höhe 
erreichten, habe ich mich doch schon lange gew r undert, 
daß man die Deckung der Sammlungen so überwiegend von der 
Heimat geschehen ließ und anscheinend auch erwartete. Ich 
sage dies ohne Vorwurf, namentlich ohne Vonvurf gegen die 


überaus verdienten Gesamtleitungen der Kriegsftirsorgestellen, 
denen natürlich die Gaben von überallher gleich recht sind und 
der man durch allgemeine Gebefreudigkeit am besten hilft. 

Aber schon die lange Dauer des Krieges, wie sie kein 
Mensch in der Welt erwartet hat, und die Tatsache, daß die 
Einkünfte aus tierärztlicher Berufstätigkeit, heute vielleicht zu 
dreiviertel aus Feldbesoldung bestehen, lassen es geradezu als 
eine Notwendigkeit erscheinen, die Beiträge für ein großes 
tierärztlich*kollegiales Werk nicht nur zum Teil, sondern 
wahrscheinlich zum größeren Teil durch die Feldzugsteil¬ 
nehmer aufzubringen. 

Möchte m a n sic h d o ch vor Augen halten, 
welche Notwendigkeit und welche ideale 
Größe in diese m. aus Kriegsnot, die wir nicht 
leugnen, geborenen Werke liegt, dann kön¬ 
nen die für die Aufbringung solcher Beiträge 
aus d em F e 1 d e bestehenden kleinen S c h wie - 
r i g k eit e nden notwendigen guten E r f o1g d es¬ 
se 11) e n nicht gef ä h r d e n. 

Die Gebefrcudigkeit überhaupt, aller Tierärzte für 
unseren Zweck zu besprechen oder zu bezweifeln, hieße die 
Stärke des tierärztlichen Zusammengehörigkeitsgefühls ver¬ 
kennen und es beleidigen. Aber auch die Gebefähigkeit 
besteht. Und sollte hier nicht die Freudigkeit sich in Fähig¬ 
keit umsetzen, wo einmal das Einkommen schon arg bean¬ 
sprucht sein sollte, hier bei diesem Zweck? Ich weiß wohl, 
daß so mancher ältere praktische Tierarzt als Unterveterinär 
zu Felde zog und nach früherer ode späterer Beförderung zum 
Veterinär für die Zeit des Feldzuges nur mit dem mobilen 
Leutnantsgehalt zu rechnen hat und für sich und Familie da¬ 
mit. haushaltcn muß. Andrerseits besteht kein Zweifel, daß 
für Unverheiratete und Bessergestellte das Kriegsleben ein 
Leben von sonst unmöglicher Billigkeit ist, weil in mancher 
Kriegslage schon die Gelegenheit zu irgendwelchen Ausgaben 
fehlt. Und .wer wiederum solche Gelegenheit hat, wer im 
raschen oder im einförmigen Kriegsleben nach Lebensgenüssen 
greift, die für Geld zu haben sind, wie leicht muß es ihm 
fallen, es einmal nicht zu tun und das Geld statt für Genuß 
für eine schöne Pflicht hinzugeben! Nur daran denken! Ge¬ 
denket unsrer Feldgrauen! So hat es im Anfang überall in 
der Heimat geheißen, heißt es noch heute. Gedenket der 
Heimat! So muß es für gebildete freie Erwerbsstände 
heißen, je länger der Krieg dauert, desto eindringlicher. 

Niemand weiß heute, wie lange der Krieg noch dauert. 
Dauert er noch lange, so brauchen die tierärztlichen Kriegs* 
hilfskassen während und nach dem Kriege um soviel mehr 
Geld, als mit der längeren Kriegsdauer die Lasten anwachsen 
und Notstände nach dem Kriege zahlreicher sind. Beschert 
uns aber etwa noch dieses Jahr Sieg und Frieden, so müssen 
wir in der verbleibenden Zeit eilen und sammeln, um gegen¬ 
über den auch dann nicht geringen Notständen anders dazu¬ 
stehen als mit 30 000 oder mit 50 (XX) Mark. 

Darum aufs neue ans Sammelwerk, ans 
Werk vor allem im Felde! 

Bezüglich der Heranholung der Beiträge aus dem Felde 
sind die in der erwähnten Generalversammlung berührten 
Schwierigkeiten zuzugeben. Aber es sind dies alles nur bis 
zu einem gewissen Grade Schwierigkeiten. Sie sind leicht zu 
überwinden und es ist schließlich gleichgültig, auf welchem 



11. Mm 191»n 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Wege sie überwunden werden. I'er schnellst« Weg ist der 
beste! Es ist gleichgültig, ob sich innerhalb eines Regiments, 
einer Division, eines Armeekorps Sammelstellen bilden oder 
ob jeder für sich einen Beitrag an das Sparkassenbuch 
Serie II Nr. 28460 der Kreissparkasse in Alfeld 
(Leine) schickt, wo bekanntlich die Beiträge für die preußische 
Kriegsfürsorge zusammenfließen, oder an die Sammelstellen 
in anderen Bundesstaaten. Da nun aber selbst für den edelsten 
Zweck und für die willigsten Menschen eine fortdauernde An¬ 
regung, ein gewisser Antrieb, förderlich ist, so ist wohl die 
Bildung solcher Sammelstellen bei den übergeordneten 
Veterinärdienststellen größerer Truppenverbände die beste 
Lösung. Die Bereitwilligkeit hierzu unterliegt nirgends einem 
Zweifel, wo einige Herren dienstlich stark in Anspruch ge¬ 
nommen sind, finden sich Helfer. Anregung und ein Anfang 
sind die Hauptsachen! Möchten hierzu diese Zeilen beitragen! 

Es sei nun noch darauf hingewiesen, daß tierärztliche 
Kriegsfürsorgeeinrichtungen nicht nur in Preußen, sondern 
auch in anderen Bundesstaaten bestehen. Für das Königreich 
Sachsen ist mir dies bekannt. Beim Deutschen Veterinärrat 
besteht ebenfalls eine Hilfskasse. Bei der Notwendigkeit, zu¬ 
nächst überhaupt Beitrüge zu sammeln, sollte nun niemand 
eine weitere Schwierigkeit in der* Frage erblicken, welcher 
heimatlichen Stelle die Beiträge zugeführt, werden sollen. Von 
den Heeresteilen, die sich geschlossen aus einzelnen Bundes¬ 
staaten ergänzen, in denen voraussichtlich auch alle Kollegen 
aus dem gleichen Bundesstaate stammen, können die Beiträge 
ohne weiteres an eine Heimatssammelstelle abgeführt werden 
und können somit dadurch weitere Kriegshilfsstellen gegrün¬ 
det werden. In anderen Heeresteilen könnte jeder Zeichnende 
den Landesteil bestimmen, dem sein Beitrag zugute kommen 
soll. Für das Königreich Preußen müßten alle Beiträge nach 
Alfeld gehen, sofern nicht besonders anders bestimmt wird. 

Wenn jeder im Fehle stehende Kollege, der dazu imstande 
ist, sich freiwillig eine Steuer von fünf Mark im Monat auf¬ 
erlegte, so hätten die Ausschüsse für tierärztliche Kriegshilfe 
nicht nur laufende Einnahmen, sondern auch die Möglichkeit, 
die nötigen Reserven anzusammeln. Wer nach Besoldung 
oder aus eigenen Mitteln mehr tun kann, der tue mehr, wer 
weniger tun kann, tue doch etwas. 

Es steht zu hoffen, daß schon die Mitteilungen der Fach¬ 
presse über den Stand der Angelegenheit genügen, um eine 
beitxagsfreudige Bewegung in Fluß zu bringen, und daß es 
nicht nötig ist, an bestimmte Persönlichkeiten mit der Bitte 
um übernähme einer Feldsammelstelle zu übernehmen. Jeder, 
der es tut, im großen oder kleinen Kreise, ist dazu berufen. 

Gedenket der Heimat! 

Krlegsfuraorgeelnrichtung für die preußischen Tierärzte. 

IX. Bericht. 

1. Eingänge. 

1916. Februar: 

Veterinäroffiziere des Korps Werder in Flandern III. Rate 200,— M. 

„ „ v „ „ IV. Rate 200,- „ 

Tierärztekammer Hessen-Nassau, durch Reg. u. Geh. 

Veterinärrat Peters, Wiesbaden X. Rate . . . 180,— „ 

März: 

Veterinäroffiziere des Korps Werder in Flandern V. Rate 200,— M. 

„ „ „ „ „ VI. Rate 200,- „ 

Bock, Tierarzt in W T Ülfel, als Stabsvet. i. Felde II. Rate 50,— „ 
Tierärztekammern Rheinprovinz und Hohenzollernsche 

Lande, durch Stabsveterinär N e h r h a u p t, Köln 1000,— „ 

Transport: 2030,— M. 



('bei trag: 2030,— M. 

Dr. Haarstick, Departementstierarzt a. D. Hildes¬ 
heim . 20,— „ 

Dr. Steinbrück, Kreistierarzt in Düsseldorf, als 
Stabsveterinär im Felde; Schriftstellerhonorar durch 

die Münch. Med. Wochenschrift. 14,20 „ 

April: 

Chefveterinär Gram ml ich, beim Stabe d. Ober¬ 
befehlshabers Ost. 50,— „ 

Vetcrinäroffiziere des Korps W T erder in Flandern VII. Rate 400,— „ 

Dr. Titze, Stabsveterinär im Felde . 20,— „ 

Dr. Gehne, Oberveterinär im Felde. 10,— „ 

Tierärztekammer Hessen-Nassau, XI Rate, durch Reg. 

und Geh. Vet. Rat Peters, Wiesbaden .... 150,— „ 

Berliner Tierärztl.Wochenschrift: Schriftstellerhonorare: 

Dr. V e r m e u 1 e n, Utrecht (Holland). 22,40 ,, 

Friese, Stabsveterinär, Hannover. 2*2,55 „ 

Bock, Tierarzt in W’ülfel, als Stabsveterinär im Felde 

III. Rate. 50,- ,, 

Dr. P. Kreistierarzt in G. 30,— „ 

Vömel, prakt. Tierarzt in Ilfeld. 15,— „ 

Veterinäroffiziere des Korps Werder in Flandern, 

letzte Rate. 50,40 ,, 

Dr. Georg Heßler, Kaiserl. Kreistierarzt in Leuczyca 50,— ,, 

Dr. Helmich, Schlachthofdirektor in Northeim . . 50,— „ 

Dr. S c h n e i d e r, Siegen (Westfalen), z. Z. Stabs¬ 
veterinär im Felde. 20,— ,, 

T i a r k s, Veterinärrat. Kreistierarzt Berlin-Friedrichs¬ 
felde . 100,- 

Dr. übbert, Veterinär im Felde. 15,— „ 

Dr. Löwv, prakt. Tierarzt in Ahlen in Westfalen. 20,— „ 

Zusammen 3139,55 M. 

2. Auszahlungen. 

1916. Februar: 

Laufende Beträge: 6 mal 100 M. 600,— M. 

3 „ 50 „.150,- „ 

1 » 25 „. 25, ,, 

März: 

Laufende Beträge: 8 mal 100 M. 800,— M. 


Laufende Beträge: 


April: 

Laufende Beträge: 10 mal 100 M. 1000,— M. 


Zusammen 29*25,-- M. 

Zusammenstellung: 

Eingänge.öl39,55 M. 

Ausgänge. 2925. - 

Unser zeitiges Guthaben bei der Kreissparkasse in Alfeld 
beträgt 31 480,27 M. 

Jedem einzelnen opferwilligen Geber herzlichen Dank! 

Wie uns mitgeteilt wird, sind die Veterinäroffiziere des Korps 
Werder in Flandern, die uns auch in den letzten drei Monaten 
nochmals die stattliche Summe von 1250,40 M. überweisen konnten, 
nicht mehr in der Lage, uns derartige Zuwendungen zu machen, 
da in den besetzten feindlichen Landesteilen Gebühren für Fleisch¬ 
beschau überall nicht mehr erhoben werden dürfen. Da diese für 
uns bisher sehr ergiebige Einnahmequelle nunmehr aufhört, darf 
wohl die dringende Bitte ausgesprochen werden, daß uns als 
Ersatz für diesen Ausfall die Herren Kollegen, F e 1 d v e t e r i n ä r e 
wie daheimgebliebene Tierärzte, freiwillige Beiträge 
in ausreichendem Maße zuwenden, damit wir auch in Zukunft den, 
wie aus vorliegender Abrechnung ersichtlich, stetig sich steigernden 
Anforderungen nachkommen können. Selbst kleinste Gaben werden 
mit Dank entgegengenommen! 

Hannover, den 1. Mai 1916. 

Friese, Schrift- und Kassenführer, z. Zt. Stabsveterinär, 
Hannover, Misburgerdamm 15. 

Bekämpfung der Fliegenplage. 

Um Nennung wirksamer Mittel zur Bekämpfung der Fliegen, 
die z. B. in Feldschlächtereien nnd Pferdeställen lästig wurden, ist 
die Schriftleitung ersucht worden. Fliegen vertreibt man durch 
Zugluft (z. B. Ventilatoren), denn sie fühlen sich unter diesen Ver¬ 
hältnissen unbehaglich und verlassen bald die betreffenden Stätten, 
ferner durch Kälte (Kühlhäuser) oder Verdunkeln der Räume. Eben¬ 
so meiden Fliegen Räume, die blaues Licht haben, (blaues Fenster¬ 
glas, Anstreichen der Fenster mit blauer Farbe). Gefangen werden 
Fliegen außer durch die bekannteu Leimstreifen auch durch Bei¬ 
fußbündel, die man an die Decke hängt und in denen sie abends 
sich zur Ruhe begehen. Durch Überziehen eines Beutels und Klopfen 





























BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 19. 


2*28 


sind ganze Schwärme aus dem Pfanzenbiindel zu fangen. Ferner 
sei an die Giftpapiere und an die Fliegenfallen, die mit Seifenwasser 
oder besser mit Braunbier und Zucker beschickt werden, erinnert. 
Ebenso dient dazu Branntwein. Besonders wirksam soll es sein, in 
flachen Schalen Milch aufzustellen, unter Beigabe von etwas For¬ 
malin, das als heftiges Gift die naschenden Fliegen massenhaft 
dahinrafft. (Teihv. nach der „D. Fl.-B.-Z.“, Jahrg. 1913, S. 107.) 

— Verbreitung ansteckender Krankheiten durch Fliegen, Erlaß der 
Statthalterei Steiermark vom 4. Juni 1915. öst. San.-W. S. 874.) 

An die politischen Bezirksbehörden und alle Gemeindevor¬ 
stehungen. 

Die beginnende warme Jahreszeit wird auch das Erscheinen 
der verschiedenen Fliegenarten bringen, denen als Überträgern von 
Krankheitserregern in Zeiten erhöhter Seuchengefahr besondere Be¬ 
achtung zuzuwenden ist. Vor allem kommen die Fliegen als Über¬ 
träger des Blatterngiftes, der Erreger der Ruhr, des Typhus und 
der Tuberkulose und anderer Krankheiten sowie der auch für den 
Menschen gefährlichen Tierkrankheiten Milzbrand und Hotz in Be¬ 
tracht. 

Es ist daher geboten, sowohl der Vermehrung der Fliegen als 
auch ihrem Eindringen in Zimmer, Küchen, Vorratskammern 1 ür 
Lebensmittel, Stallungen usw. sowie ihrer Ansammlung in diesen 
Bäumen möglichst entgegenzuwirken. 

Lieblingsbrutstätten der Fliegen sind die Dünger- und Kehrieht- 
gruben sowie unrein gehaltene Stallungen. Wenn es auch nicht 
möglich ist, alle Düngerstätten durch dichte Abdeckung für Fliegen 
unzugänglich zu machen, was vom gesundheitlichen Standpunkte 
sehr erstrebenswert wäre, so soll dies doch zumindest bei kleineren 
Düngergruben innerhalb geschlossener Ortschaften und bei allen 
Kehrichtgruben, die ohnehin meist geringere Größe haben, ge- 
sehehen. Zur Vernichtung der Fliegenbrut in Dünger- und Kehricht¬ 
gruben empfiehlt es sich auch, die obersten Dünger- oder Kehricht¬ 
schichten wöchentlich mindestens einmal mit Kalkmilch oder ver¬ 
dünnter roher Karbolsäure (2 bis 3 Teile roher Karbolsäure auf 
100 Teile Wasser, vor jedesmaligem Gebrauche gut durchschütteln!) 
zu begießen. 

Kalkmilch wird hergestellt, indem man 1 kg frisch gebrannten 
Kalkes in einem geräumigen Gefäße mit 1 Liter Wasser gleich¬ 
mäßig besprengt und zu 1 Liter des hierdurch entstehenden Kalk¬ 
pulvers unter stetem Umrühren allmählich 3 Liter Wasser zusetzt. 

Verfügt man nicht über frisch gebrannten Kalk, so kann man 
■ zur Herstellung der Kalkmilch auch gelöschten Kalk aus den 
tieferen Schichten einer Kalkgrube nehmen und ihn mit drei Teilen 
Wasser verdünnen. 

Kalkmilch muß stets frisch bereitet und unmittelbar vor der 
Verwendung gut umgeschüttelt oder umgerührt werden. 

Die Vermehrungsstellen der Fliegen in den Stallungen sind vor 
allem Winkel und Ecken, in welchen Düngerreste zurückgeblieben 
sind, sowie Fugen und Spalten im Stallboden. Es ist daher geboten, 
die Stallungen sorgfältig zu reinigen, damit sich keine Düngerreste 
im Stalle ansammeln, und die Stallwinkel und den Stallboden zeit¬ 
weise mit Kalkmilch zu bestreichen. 

Gegen das Eindringen von Fliegen in Wohnräume, Küchen, 
Vorratskammern. Stallungen usw. schützen am besten Fliegengitter 
an den Fenstern. Solche Fliegengitter sollen jedenfalls an allen 
jenen Fenstern angebracht werden, in deren Nähe sich Diinger- 
stätten, Kehrichtgruben oder Stallungen befinden, sowie an allen 
Fenstern von Vorratsräumen für Lebensmittel. 

Ein wirksames Mittel. Fliegen aus geschlossenen Bäumen zu 
vertreiben, ist, die Fliegen aufzuscheuchen und dann durch öffnen 
der Türen und Fenster kräftige Zugluft zu erzeugen. Es empfiehlt 
sich auch, in Zimmern. Küchen und Vorratskammern, sowie in 
Stallungen klebendes Fliegenpapier aufzulegen oder aufzuhängen 
oder aber mit Fliegenleim bestrichene Holzstangen anzubringen. 

In der ..Münchener tierärztlichen Wochenschrift,“ teilt Ge¬ 
heimrat Professor Albrecht mit. daß blaugetünchte Stallungen viel 
weniger von Fliegen heimgesucht werden als weißgctünchtc. Er 
empfiehlt, die Stallungen zweimal jährlich und zwar im Juni zur 
Zeit der Vermehrung der Fliegen und im August, zu welcher Zeit sie 
am zahlreichsten und zudringlichsten sind, zu tünchen, wobei auf 
100 Liter Wasser 5 kg gelöschter Kak und A kg Blau zu ver¬ 
wenden ist. 

Nicht zu vergessen ist auch, daß die Schwalben und Sing¬ 
vögel eifrige Vertilger der Fliegen sind, daß daher der Schutz dieser 
Vögel und ihrer Nistplätze — besonders auch vor wildernden Katzen 
— in hohem Grade beiträgt., den Mensehen und die Haustiere vor 
der nicht nur lästigen, sondern auch gesundheitsgefährlichen 
Fliegenplage zu schützen. 

Die politischen Unterbehörden und die Gemeindevorstehungen 
werden eingeladen, im Sinne obiger Ausführungen belehrend und 
aneifernd auf die Bevölkerung einzuwnrken. 

Dieser Erlaß erscheint im Verordnungsblatte der k. k. Statt¬ 
halterei. 


Kriebelmücken. 

Polizeiverordnung. 

Zur Vermeidung der durch Stiche der Kriebelmücke (Simulium 
reptans L.) vorkommenden Viehverluste wird auf Grund* der §§ 6, 
12 und 13 der Verordnung über die Polizeiverwaltung in den neu 
erworbenen Landesteilen vom 20. September 1867 (G.-S. S. 1589) in 
Verbindung mit §§ 137 und 139 des Gesetzes über die allgemeine 
Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 (G.-S. S. 159) vorbehaltlich 
der Zustimmung des Bezirksausschusses zu Hannover für den Um¬ 
fang des Kreises Neustadt a. Kbg., der Gemeinden Engelbostel, 
Godshorn, Heitlingen, Sehulenburg und Vinnhorst des Kreises 

Hannover-Land und der Gemeinden Gümmer, Letter, Lohnde und 
Seelze des Kreises Linden-Land folgendes verordnet: 

§ 1. Im Kreise Neustadt a. Rbg., in den Gemeinden Engelbostel, 
Godshorn, Heitlingen, Sehulenburg und Vinnhorst des Kreises 

Hannover-Land und in den Gemeinden Gümmer, Letter, Lohnde 
und Seelze des Kreises Linden-Land ist der Weidegang des Rind¬ 
viehs bis zum ln. Mai 1916 nur von abends 10 Uhr bis morgens 
5 Uhr und sonst nur an kalten und regnerischen Tagen gestattet. 

§ 2. Zuwiderhandlungen gegen diese Polizeiverordnung werden 
mit.Geldstrafe bis zu 60 Mark, an deren Stelle im Nichtbeitreibungs¬ 
falle entsprechende Haft tritt, bestraft. 

£ 3. Diese Polizeiverordnung tritt sofort in Kraft. 

Hannover, den 27. April 1916. 

Der Regierungs-Präsident. 

— FleUchtendungen an die Soldaten. In einer Bekannt¬ 
machung legt das bayerische Kriegsministerium dar, daß für die 
Verpflegung der Truppen mit Fleisch überall so ausreichend ge¬ 
sorgt werde, daß ein dringendes Bedürfnis für private Fleisch¬ 
warensendungen nicht vorliegt. Das Kriegsministerium hat sich 
daher auf Anfrage der bayerischen Fleischversorgungsstelle dahin 
ausgesprochen, daß auch private Sendungen von Fleisch und 
Dauerware an Angehörige des Feldheeres unter den gegenwärtigen 
Verhältnissen nicht mehr gerechtfertigt erscheinen. Deutsche 
Kriegsgefangene im Auslande erhalten nach w r ie vor durch das 
Rote Kreuz Dauerwaren. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Ritterkreuz 
2. Klasse mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: Dem Studenten 
an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden Julius Dützmann aus 
Brösen. — Das Großh. Hess. Ehrenzeichen für Kriegsverdienste 
am Kriegsbande: dem Stabsveterinär Dr. Hcinr. Schircrdf , Leiter der 
Blutuntersuehungsstelle beim Armeekommando der 10. Armee. — 
Der Bayer. Militärverdienstorden 4. Klasse mit Schwertern : dem 
Stabsveterinär der Res. Dr. Clvrisrh und dem Oberveterinär Ihonath 
des 12. Feldart.- Regts.; das österreichische Ritterkreuz am Bande 
des Militärverdienstkreuzes : dem Oberstabsveterinär a. D. Augustin 
Schirarz. — Das König-Ludwigkreuz: beim I. Armeekorps den Stabs¬ 
veterinären Braun , Kühner und Dr. Moser , beim II. Armeekorps den 
Stabsveterinären d. Res. Dr. Jakob Strauß (Aschaffenburg), Heinrich 
Born (Ludwigshafen), den Veterinären der Res. Jos. Krauß und 
Aut. Stoß (dieser in Ingolstadt): beim III. Armeekorps den Stabs¬ 
veterinären Heinrich Thum , L. I. (Regensburg), Dr. Jos. Kirehmatm , 
L. a. D., Maximilian Schm älterer. L. a. IX, Friedr. I o/ftt, L. a. D: 
dem Oberveterinär auf Kriegsdauer b. d. Eis. Abt. III. Trainabteilung 
Qeorg B/itsch ; dem Veterinär d. Res. Jos. IZensier (Regensburg). — 
Remonten-Inspektion: dem Oberstabsveterinär Job. Mvg<r 
des Remontedepots Benediktbeuren: den Stabsveterinären Dr. Maxi¬ 
milian Thianel des Rom.-Dep. Fürstenfeldbrüek, Franz trink mann des 
Rem.-Dep. Schweiganger, Karl Grießmeger , Vorstand der Remonten- 
anstalt Neumarkt (Oherpfalz). — M i 1 i t ä r ä r z 11 i c h e Aka¬ 
demie: dem Stabsveterinär d. Res. Hans Friekinger (München II). 
— Ferner erhielt das König-Ludwigkreuz Tierzuchtinspektor Dr. 
Johannes Schmidt (Ansbach). 

Ernennungen: Ober- und Regiments-Veterinär Augustin Theiler in 
Wreschen zum Kais. Kreistierarzt bei der Verwaltung für Kurland 
in Mi tau. 

Versetzt: Kais. Kreistierarzt Stabsveterinär H. Barthehnes zum 
Kreisamt Janischki, Militärverw*altung Litauen. 

Todesfall: K. Bezirkstierarzt a. D. Eugen Urban in Berg. 


Vakanzen. 

Kretstierarztetelle: Reg. -Be z. Lüneburg: Burgdorf. 
Bewerbungen bis 1. Juni er. an den Regierungspräsidenten. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil;: i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag and Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Sehoetz in Berlin. — 

Druck von W. Btlxcnateln, Berlin. 



Dl« ^Berliner Tierärztliche Wocheiuchrtft* enehelnt 
wöchentlich im Verlage von Richard Bchoets in 
Berlin 6W. 48, Wllbelmatr. 10. Durch jede« dentaohe 
Postamt wird dieaelbe zum Preiae von M. B,— viertel* 
Jährlich (auat chlieBlich Beatellgeld) geliefert (Oster* 
relebiaehe Post-Zeltunirs-Preisliste Nr. 574. Ungarische 
Nr. 85.) Einzelnummern 60 Pt 


Berliner 


Orlglnalbeltrige werden mit Bö Idle., In Petfteat* mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au aenden an Profesaor Glage. Hamburg, Osteratr.28; 
Korrekturen, Resensiona-Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
ltiohard Sehoetc, Berlin SW. 48, Wilhelnv.tr. 10. 


Tierärztlich© Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke Sch]achth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Yet.-Rat Dr. Lothet Geh. Ober-Regierungsrat Dr. Nevermann 

Hamborg. Referent t Relchs-Kol.-Amt in Berlin. in Mfilbenien i. EL In Oöin. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Petere Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landeatlerarzt für Hamburg. ln Wiesbaden. Bromberg. Profeaaor in Dreaden. Profeaaor in Dresden. Profeaaor in Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr. J.Sohmldt Dr. H. Steher Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Profeaaor in Dreaden. Vorat d. Kala.Bakt Inat, Gamama, D.S.W.-A. Stadt-Tierarzt in Hamburg. Profeaaor in München. MttgL d. Kala. Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierangsrat ZOndel 

Profeaaor ln Budapeat Landeatlerarzt von Elsas-Lothringen. 

__ Verantwortlicher Schriftleiter: i, V. Prof, Glage. 

XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 20. Ausgegeben am 18. Mai. 


Inhalt: Schmaltz: Anatomische Notizen. — Ritzer : Behandlung der Pferderäude. — Thomsen: Untersuchungen 
über die Diagnose des infektiösenAbortus beim Rind e" (Fortsetzung). — Masur : Beitragtz'ur Behand¬ 
lung der Pferderäude. — Referate: B e r r ä r: Rotzbekämpfung im Kriege. — F ü s i : * Nachteile der Einpinselung des 
Malleins auf die Lidbindehaut. — Borchert: Der Gehalt an agglutinierenden, präzipitierenden und komplementablenkenden 
Substanzen im humor aquaeus und humor vitreus sowie in anderen Körperflüssigkeiten rotzkranker Pferde. — Staatsveterinär- 
wesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Nahrungsmittelkuntfe und Fleischbeschau: M ü 11 e r :’j.Über Einrichtung und 
Betrieb von Feldschlächtereien, unter besonderer Berücksichtigung der Tierseuchenbekämpfung und^ der Fleischbeschau. - 
Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Dreiundneunzigstej Kriegswoche. — Bestimmungen über 
Räudebekämpfung. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. — Vakanzen. 


Anatomische Notizen. 

Von Professor Schmaltz. 

6. Einiget Ober die Zehenbeugeeehnen. 

Bei der außerordentlichen Wichtigkeit der Zehenbeuge¬ 
sehnen sind auch genaue Feststellungen ihrer Stärkeverhält¬ 
nisse von Wert. Ein Überblick über diese Verhältnisse, sowie 
über die eigentümlichen Gestaltveränderungen im Verlaufe der 
Sehnen läßt sich eigentlich nur an Abbildungen und zwar 
an Querschnitten gewinnen. Daher ist vielleicht die Ver¬ 
öffentlichung der nebenstehenden vier Skizzen der Beuge¬ 
sehnen des Vorderfußes nicht ohne Interesse. Dieselben 
können zugleich genauere Aufschlüsse über das Verhalten der 
Sehnenscheiden gewähren. 

Die Skizzen sind nach der Natur an Gefrierschnitten her- 
gestellt. Sehnen verändern ihren Umfang außerordentlich 
rasch, was bei Messungen zu beachten ist. Sie schrumpfen 
an der Luft und in Spiritus und quellen in feuchter Umgebung. 
Zur Gewinnung der Bilder ist daher jede Schnittfläche un¬ 
mittelbar nach der Freilegung einfach durchgepaust worden, 
so daß absolute Genauigkeit von Maß und Gestalt am 
frischesten Material gewonnen ist. Das Objekt war ein gutes 
sechsjähriges Soldatenpferd mit mittleren normalen Sehnen. 

Bemerkenswert ist die Gestaltveränderung, die beide 
Beugesehnen in ihrem Verlaufe erfahren. Am tendo sublimls 
distal zeigt sich ständig zunehmende Abplattung bis zur 
Bildung einer die Hufbeinbeugesehne von beiden Seiten ein¬ 
schließenden tiefen Rinne. Der tendo profundus ist im Carpal¬ 
bereich eigentümlich, umfangreich, platt und unregelmäßig; 
seine drei Bestandteile haben sich gewissermaßen noch nicht 
vollkommen zusammengeschoben. Unter dem carpus ist er 
drehrund, an der Zehe, namentlich hinter dem Fesselgelenk, 
platter. 


Noch auffälliger sind die Umfang-Verschiedenheiten. Der 
Umfang der Hufbeinbeugesehne beträgt in den vier Quer¬ 
schnitten (von 9—12) 69, 40, 54, 40 mm; der Umfang der 
Kronbeinbeugesehne ebenso 37, 45, 69, 92 mm. Der Umfang 
des tendo sublimis nimmt also distal mit der Abplattung 
ständig zu. Der Umfang des tendo profundus ist am carpus 
und am Fesselgelenk (ebenfalls Abplattungen) größer als am 
Mittelfuß und am Fesselbein. 

Der Umfang gibt natürlich nicht zugleich den Inhalt an. 
Zerlegt man die Sehnenschnittflächen durch ein Netz von 
Millimeterquadraten, so ergeben sich beim Hufbeinbeuger etwa 
200, 120, 175, 112 Quadratmillimeter Inhalt, beim Kronbein- 
beuger 125, 120, 130, 200 Quadratmillimeter. 

Diese Maße zeigen neben den absoluten Stärken beider 
Zehenbeugesehnen zweierlei: 1. daß der tendo sublimis, die 
Kronbeinbeugesehne, im Mittel an Stärke dem tendo pro¬ 
fundus, der Huf beinbeugesehne, durchaus ebenbürtig ist, 2. daß 
die Kronbeinbeugesehne an Abplattung, Umfang und Inhalt, 
mithin an wirklicher Stärke, distal zunimmt. Sie erhält ge¬ 
wissermaßen ihre Masse nicht bloß vom Muskel her, sondern 
auch aus der volaren Krongelenkplatte, d. h. ihrem distalen 
Auslauf am Krön- und Fesselbein. Daß die Hufbeinbeuge- 
sehne auf dem dritten Querschnitt verstärkt ist, erklärt sich 
aus dem Zutritt des caput tendineum unterhalb des 2. Quer¬ 
schnittes. 

Beachtenswert ist endlich das Verhalten der vagina ten¬ 
dineum. Die vagina carpalis zeigt sich auf den beiden proxi¬ 
malen, die vagina digitalis auf den beiden distalen Quer¬ 
schnitten. 

I m Bereich des carpus ist die vagina tendinea 
wirklich eine gemeinsame Sehnenscheide; sie umgibt beide 
Sehnen gleichmäßig, aber zugleich beide nicht vollständig. 
Die gemeinsame Sehnenscheide hat vielmehr eine mediale 






230 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 20. 


Querschnitte der Sehnen, des yZexor dupit&rum profundus et 
sublimis ui natürlicher Größe. 

luruztzuTv 



Iig. 9 . 

Querschnitt am 
corpus mit 
mpina carpahs. 


Unterbrechung, durch welche hindurch eine fibröse Platte (vom 
ligamentum volare transversum) nicht bloß Anschluß an die 
Kronbeinbeugesehne, sondern auch an den Rand der Hufbein- 
beugesehne findet. In diesem Bindegewebe liegt zugleich die 
arteria metacarpea magna mit dem nerv, volaris medialis. 
Diese Lage erweckt den Anschein, als ob Arterie und Nerv in 
der Sehnenscheide mit eingeschlossen seien, w r as natürlich nicht 
zutrifft. Unterhalb des 
carpus ist die vagina 
carparlis schon zu einer 
Sehnenscheide nur für 
die Hufbeinbeugesehne 
geworden. Die Kron¬ 
beinbeugesehne ist aus 
ihrer Umhüllung schon 
herausgetreten und bil¬ 
det nur noch die volare 
Wand der Sehnen¬ 
scheide ganz ebenso wie 
knochenwärts das caput 
tendineum die Vorder¬ 
wand der Scheide bildet. 

Auch hier ist aber 
die Hufbeinbeugesehne 
nicht vollständig um¬ 
hüllt, wird vielmehr 
medial durch eine Biiule- 
gewebsbrücke erreicht. 

Die vagina di- 
g i t a 1 i s bildet da¬ 
gegen eine vollständige 
Hülse um den Hufbein¬ 
beuger, nicht aber zu¬ 
gleich um den Kronbein- 
beuger. Am Fesselgelenk 
erstreckt sich zwar die 
vagina um die Seiten¬ 
ränder der Kronbein¬ 
beugesehne herum noch 
auf deren Hinterfläche, 
läßt sie aber doch halb 
frei. An diesem von der 
Sehnenscheide nicht mit 
umschlossenen Teil der 
Kronbeinbeugesehne ist 
die obere volare Fessel¬ 
binde (Fesselringband) 
angewachsen. 

Hinter dem Fessel¬ 
bein ist die Kronbein¬ 
beugesehne aus der 
Sehnenscheide ausgeschieden derart,’ daß nur ihre der Huf¬ 
beinbeugesehne zugekehrte Fläche zugleich die Außenwand 
der Sehnenscheide des Hufbeinbeugers bildet. Diese Sehnen¬ 
scheide erscheint aber selber auch zweifächerig. Der Raum 
zwischen Hufbeinbeugesehne und tendo interosseus ist abge¬ 
grenzt von dem übrigen Raum. Zwischen Hufbeinbeuger 
und tendo interosseus bildet sich auch noch durch ein 
septum transversum eine proximale und eine distale Abtei¬ 


lung, was zwischen Huf- und Kronbeinbmigeselme nicht 
der Fall ist. 

C b e r d i e E 1 a . s t i z i t ä t der Beugesehnen, ihre Be¬ 
tätigung und Verminderung habe ich schon früher einige Be¬ 
merkungen gemacht (B. T. W. 1905, S. 569: Warum stellt die 
Zehe des Pferdes schräg V). Daß darüber ungeklärte Ansichten be¬ 
stehen, beweist z. B. auch eine Bemerkung in dem großen Lehr¬ 
buche der Anatomie des 


flexor carpi 

veno, metacarpea 
magna, 

art7netacarpea, 
pro/lmediaZis 
r rt. metacarpea, magna 

Tim 1 metacarpea 
arteriaprop 7 ateratis 

volares 


Want 



capiä/lnm Tnetacarpi 


Quersch nitt am 
-FesseZgelenh. 


JYg.72. 

Querschnitt am 
Jbsselheuv 
oberhalb d.Jfitte- 


Menschen von Räuber- 
Kopsch, wo im Band 3, 
Seite 4 gesagt wird, 
die Sehne sei nicht 
dehnbar. Gerade der 
Beugesehnenapparat des 
Pferdes zeigt ja un¬ 
widerleglich die Elasti¬ 
zität der Sehnen, auf 
welche der ganze Me¬ 
chanismus des Gang¬ 
werkes wesentlich mit¬ 
beruht. Die Sehnen 
geben im Augenblick 
des Auftretens etwas 
nach, um sich dann 
elastisch zu retrahieren : 
dadurch entsteht das 
Durchtreten und Wieder¬ 
aufrichten im Fessel- 
gelenk. Die Elastizität 
der Sehnen (der Elastizi¬ 
tätsmodul) ist sehr groß, 
ihr Elastizitätskoeffi¬ 
zient ist dagegen klein, 
d. h. zu einer verhältnis¬ 
mäßig geringen Dehnung 
gehört ein großes Ge¬ 
wicht. 

Ich möchte bei dieser 
Gelegenheit nur als ein 
Beispiel für das Maß der 
Sehnendehnung einen 
Versuch an den aus 
dem Zusammenhang 
gelösten Beugesehnen 
eines 25 Jahre alten 
Vollblut-Beschälers an¬ 
führen. Die drei Sehnen 
Hufbeinbeuger, Kron- 
hcinheuger und „Fessel¬ 
beinbeuger“ (tendo in¬ 
terosseus) zusammen 
gaben j bei einer Belastung mit 440 kg 1V 2 cm nach 
und zwar ebensowohl die des Vorder- wie die des 
Hinterfußes. Der Hufbeinbeuger des Vorderfußes dehnte 
sich unter derselben Last um 4 ein, der Kronbeinbeuger um 
•P*. Dieselben Sehnen des Hinterfußes dehnten sich unter 
einer Belastung mit 250 Pfund um 2 cm. In allen Fällen blieb 
aber nach der Entlastung der toten Sehne eine geringe Ver¬ 
längerung (um % cm) zurück. Zum Vergleiche damit sei eine 



Gleäfläche der 
fidrocartilapo 
ältersesamoiden 


digäaäs 


rami obligat 
rcuruis reotus 
'd. tendo interosseus 












18. Mai 1916. 


Dehnung des „sehr elastischen", d. h. sehr dehnbaren Nacken¬ 
bandes angeführt, das nach Auslösung aus dem Körper durch 
100 Pfund von 68 auf 120 cm gedehnt wurde bei nachfolgender 
fast vollständiger Rückkehr zur ursprünglichen Länge. 


Behandlung der Pferderäude. 

Von Bezirkstierarzt RitZ8r in Lichtenfels i. B. 

Das Räudemittel soll in erster Linie sicher Milben töten, 
nebenbei aber auch erweichend auf die Grinde und sonstigen 
Hautauflagerungen und heilend auf die entzündete Haut 
wirken. Bisher wurden meistens Kresolseifen zur Räudetilgung 
verwandt, die mittels Bürsten auf die Haut eingerieben und 
nach etlichen Tagen wieder abgewaschen wurden; ein Soda¬ 
zusatz sollte die Hautgrinde dabei aufweichen. Andere be¬ 
nutzten wiederum die obigen Mittel in Salbenform. 

Die Reizung der Haut durch Bürsten, Reiben sollte aus 
leicht erklärlichen Gründen vermieden werden; die Benutzung 
von Seifen, von Salben wird sich bei den sehr hohen Preisen 
und bei deren stetig steigender Rarheit von selbst verbieten. 

Meine Behandlungsmethode schließt die Verwendung von 
Seifen und tierischen Fetten völlig aus, benötigt nur in sel¬ 
tensten Fällen bei sehr störrigen Tieren geringe Mengen Vase¬ 
linesalbe. l 

Ich benutze zur Tilgung der Räude mit bestem Erfolge 
3 prozentige Antiforminlösung. 

Antiformin — ich verweise auf meine Arbeiten hierüber 
in Nr. 1, 1912 der M. T. W. und Nr. 24, 1913 der B. T. W. — 
ist bekanntlich ein Alkali-Hypochlorit; das vorzüglich desinfi¬ 
zierend, erweichend und miibentötend (im Jahre 1913 habe 
ich bereits Schafräude mit gutem Erfolge damit behandelt) 
wirkt. Es muß sich also besonders gut zur Räudebehaudlung 
eignen. 

Ende März d. J. hatte ich endlich Gelegenheit, dieses Mittel 
bei Tilgung der Pferderäude zu proben. Die Pferde waren 
wohl schon vorbehandelt, jedoch noch räudig; bei zwei ließ sich 
durch die Erkrankung der Besitzer bzw. Wärter dies leicht 
uachweisen. 

Der Erfolg war schon bei der ersten Antiforminbehandlung 
so großartig, daß ich mich entschloß, die Methode zu ver¬ 
öffentlichen, ist sie doch ebenso einfach, wie bequem und 
praktisch, nebenbei bemerkt sehr billig und besonders geeignet 
für Masäfenbehandlung. 

Um die Lösung gut auf die Haut zu bringen, benutze ich, 
wie bei Behandlung der Knötchenseuche, eine Baumspritze 
(Automax der Metallwarenfabrik Carl Platz- Ludwigshafen) 
mit doppeltem Sparzerstäuber, der drehbar ist, so daß von oben 
und unten, von vorne und hinten der Tierkörper bestäubt 
werden kann. Diese Spritze wird mit 3 prozentiger Antiformin¬ 
lösung gefüllt und unter 5 Atmosphärendruck gestellt Die 
Spritze wird von feiner Person auf dem Rücken getragen, das 
Strahlrohr von dem Tierärzte selbst oder einer zuverlässigen, 
eingeschulten Person unter tierärztlicher Kontrolle ge- 
handhabt 

Das zu behandelnde Pferd wird im Freien an der Trense 
in gerader Stellung gehalten. Der Spritzenhahn wird nun 
schwach geöffnet, worauf sich die Antiforminlösung in feinster 
Zerstäubung aus dem Zerstäuber herauspreßt. Das Strahlrohr 
wird nun gegen den Tierkörper gehalten und dieser von allen 
Seiten bestäubt, insbesondere die Lieblingsstellen der Milben, 


. 231 ± 

Kopf, Kehlgang, Ellenbogen und Kniefalten, Mähne, Schweif¬ 
ansatz. Bei störrigen Pferden, welche die Bestäubung der 
Ohren nicht dulden, lasse ich diese mit 10 Proz. Antiformin- 
Vaseline einfetten. 

Zur Bestäubung eines Pferdes benötige ich 15 Liter Flüs¬ 
sigkeit uni 10 Minuten Zeit; nach_2 Stunden war^das Pferd 
wieder trocken. 

Schon kurze Zeit nach Schluß der Bestäubung ist die gute 
Wirkung des Mittels ersichtlich. Jeder an der Haut haftende 
Schmutz ist entfernt, die Grinde quellen auf, werden durch¬ 
sichtig, heben sich von der Unterschicht teilweise ab, bei 
breiten Grinden rollen sich die Ränder auf, die Grinde ver¬ 
kleinern sich und fallen nach kurzer Zeit ab. Schon nach 
24 Stunden hörte bei den behandelten Pferden der so lästige 
Juckreiz auf — ein Beweis, daß die denselben verursachenden 
Milben abgetötet sind. Um auch deren Nachzucht vollständig 
zu vernichten und insbesondere, um die Heilung des Hautaus¬ 
schlages günstig zu beeinflussen, lasse ich die Tiere noch 
3 mal bestäuben. Hierbei bessert sich sowohl der Ernährungs¬ 
zustand als auch das Allgemeinbefinden in augensichtlicher 
Weise. , . 

Mit der Tierbestäubung geht Hand in Hand die Stali- 
desinfektion. Bei breiten Ständen, ruhigen Tieren lasse ich 
die Bestäubung im Stalle vornehmen und verbinde so Tier¬ 
behandlung mit der Stalldesinfektion. 

Die Behandlung stellt sich sehr billig. Pro Pferd benötigt 
man 60 Liter Antiforminlösung, die sich bei dem niedrigen 
Preise des Antiformins (ä Liter 0,80 M.) auf 1,50 M. stellt. 

Die Baumspritze kommt auf 52 M. Diese Auslage macht 
sich schon bei Behandlung von nur 10 Pferden bezahlt; denn 
bei Limimentbekandlung, noch mehr bei Salbenbehandlung stellen 
sich die Kosten auf 10—12 M., bei den jetzigen Materialpreisen 
noch bedeutend höher. Baumspritzen sind übrigens fast allent¬ 
halben, wo Obstbau getrieben, vorhanden. In Weinbaugebieten 
hat fast jeder Weinbauer eine solche; den doppelten Spar- 
Zerstäuber liefert die Fabrik jederzeit nach. Bei Massen¬ 
behandlung kommen die geringen Unkosten gar nicht in Frage. 
Ja sie werden 10 und 20 fach ersetzt durch den Mehrerlös aus 
den behandelten, kriegsunbrauchbar gewordenen Pferden. Die 
Behandlung könnte schon hinter der Front in Entmilbungs- 
anstalteu durchgeführt werden, wodurch eine Weiterver¬ 
schleppung der Räude auf Privatpferde ausgeschlossen wäre. 

Zum Schluß noch einige allgemeine Bemerkungen: 

Antiformin ist eine Alkaliverbindung, greift Stoffe an, 
ist eine Chlorverbindung, bleicht, daher Vorsicht beim Ab¬ 
füllen. Bei Durchführung der Behandlung alte Kleider anziehen! 

Antiformin ist eine Alkali Verbindung, greift Stoffe an; 
Fetten gemischt werden, da sich sonst Antiformin spaltet; das 
Alkali verbindet sich mit Seife und Fett (verseift dieses), Chlor 
entweicht, die Wirkung bleibt aus. 

Antiformin muß Vaseline als Salbengrundlage bekommen. 

Antiformin greift Nägel an, deshalb ist es gut, wenn die¬ 
jenigen, die lange damit zu arbeiten haben, die Fingernägel 
einfetten, vielleicht macht sich auch das Ein fetten der Hufe 
nötig; dies wird die Erfahrung lehren. 

Ich rate vom Scheren der Pferde ab; denn es halten die 
langen Haare die Lösung länger, die Wirkung ist also eine 
intensivere als bei geschorenen Tieren, bei welchen die Lösung 
rascher verdunstet. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



Thomeen : Abortus beim Rinde. Schema II. (Fortsetzung). 




232 BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 20. 





18. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


233 


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234 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 20. 


Beitrag zur Behandlung der Pferderäude. 

Von Veterinär Dr. M&sur, z. Zt. im Felde. 

Der in Nr. 16 der B. T. W. erschienene Artikel, dessen Ver¬ 
fasser Veterinärrat Eisenblätter ist, gibt mir Veranlassung, 
zu der angeregten Frage der Räudebehandlung durch Tabaks¬ 
lauge Stellung zu nehmen auf Grund der von mir damit ge¬ 
machten Erfahrungen. Ich benutzte ebenfalls probeweise 
Tabakslauge in Form von Waschungen zur Behandlung der 
Räude, bin aber von dieser Behandlungsmethode nach kurzer 
Zeit abgegangen, da ich niemals eine Heilwirkung erzielen 
konnte. Der einzige Erfolg, den ich bei Anwendung dieser 
Methode zu beobachten Gelegenheit hatte, war der, daß in 
zwei Fällen bei Behandlung mit Tabakslauge eine weitere Aus¬ 
breitung der Räude auf bisher noch nicht erkrankte Körper- 
steilen zu verhindern gelang, aber eine im Nachlassen des Juck¬ 
reizes bestehende und erkennbare Heilwirkung trat hierbei nicht 
ein. Diesen Erfolg, das Weiterschreiten des Krankheits¬ 
prozesses zu verhindern, konnte ich in drei Fällen sogar schon 
nach Einreibung von Schmierseife beobachten. Diese drei Pferde 
waren, bevor sie mir das erste Mal vorgestellt wurden, im 
Verlaufe von zwei Wochen zwei Mal mit Schmierseife ein¬ 
gerieben worden, die jedes Mal nach 24 Stunden wieder abge¬ 
waschen wurde. Mit dieser Schmierseifeneinreibung soll nach 
Aussage der Pfleger der Krankheitsprozeß auf seinen ursprüng¬ 
lichen Herd beschränkt worden sein, ohne weiter um sich zu 
greifen. Der Krankheitsherd war auch so wenig umfangreich, 
daß man der Aussage der Pfleger von dem Stillstand der Er¬ 
krankung unbedingt Glauben beimessen kann. 

Ferner empfiehlt Veterinärrat Eisenblätter, vor der 
Waschung mit Tabakslauge die Tiere mit Schmierseife ein¬ 
zureiben und dieselbe dann 6—12 Stunden liegen zu lassen. 
Nach meinen Erfahrungen wird die durch die Schmierseife be¬ 
absichtigte Wirkung mit 12 Stunden noch nicht erreicht, 
sondern man kommt erst dann zum Ziele, w^enn man die Seife 
24 Stunden liegen läßt. Sehr gut bewährte sich auch noch, 
vor der Einreibung mit dem eigentlichen Behandlungsmittel 
die erkrankten Partien nach dem Abwaschen der Schmierseife 
mit Jodglyzerin — Tct. jod. 1 Teil, Glyzerin 4 Teile — ein¬ 
reiben zu lassen. Das Jodglyzerin ließ ich ebenfalls nach 
24 Stunden abwaschen. Umfangreiche Versuche konnte ich 
mit Jodglyzerin nicht anstellen, weil die Beschaffung von Gly¬ 
zerin auf große Schwierigkeiten stieß und es kaum zu be¬ 
kommen war. 

Einem anderen von Veterinärrat E i s e n b 1 ä 11 e r ge¬ 
machten Vorschläge, alle Pferde, die mit einem räudekranken 
Pferde in einem Stalle gestanden haben, der Behandlung zu 
unterwerfen ohne Rücksicht darauf, ob sie erkrankt oder noch 
gesund sind, kann ich auch nicht beistimmen. Ich will zu¬ 
geben, daß die Räude im Anfangsstadium nicht zu erkennen 
ist, so daß anscheinend gesunde Pferde tatsächlich schon 
Milbenträger sein können. Um nun aber die erkrankten Pferde 
rechtzeitig herauszufinden, ohne sämtliche in einem Stalle be¬ 
findlichen Pferde ausnahmslos einreiben zu müssen, bin ich 
stets fofgendermaßen verfahren und habe dabei eine Verschlep¬ 
pung der Räude fast immer vermeiden können. Fand ich 
gelegentlich der alle acht Tage vorgenommenen gründlichen 
Pferderevisionen ein Pferd als räudekrank bzw. räudever¬ 
dächtig, so ließ ich dasselbe entweder in den Stall für die 
räudekranken Pferde zur Behandlung oder in den Stal] für die 


räudeverdächtigen Tiere zur weiteren Beobachtung bringen. 
Diejenigen Pferde, welche neben dem räudekranken bzw. 
räudeverdächtigen Pferde als Nachbarn gestanden oder mit 
ihm in nachweisbare unmittelbare Berührung gekommen 
waren, stellte ich als der Ansteckung verdächtig ebenfalls 
unter Beobachtung. Die übrigen Pferde des Stalles, in dem 
der Erkrankungsfall festgestellt worden war, ließ ich unter 
Leerlasssung der desinfizierten Stände der abgesonderten 
Pferde in dem ursprünglichen Stalle stehen, ohne sie einer 
anderen Beobachtung zu unterziehen als der achttägig statt¬ 
findenden Pferderevision. Auf diese Weise ist mir die 
Lokalisierung der Seuche fast immer gelungen, und ich habe 
davon den Erfolg gehabt, daß ich völlig gesunde Tiere von 
einer Waschung, die, selbst wenn sie mit Tabakslauge vor¬ 
genommen wird, nicht ganz unschädlich ist, verschonen konnte. 

Schließlich erwähnt Veterinärrat Eisenblätter in dem 
beregten Artikel, daß er in keinem Falle zur Behandlung der 
Räude eine längere Zeit als 14 Tage gebraucht hätte. Hier¬ 
auf möchte ich erwidern, daß Veterinärrat Eisenblätter 
cs mit keiner hartnäckigen Form der Räude zu tun gehabt 
haben kann. Selbst bei Behandlung der Räude mit wesentlich 
schärferen Medikamenten, als die Tabakslauge es darstellt. 
konnte ich nur in etwa 10 Proz. der von mir behandelten 
Fälle eine Heilung der Räude nach Ablauf von 14 Tagen 
feststellen. Die übrigen Erkrankungen w^aren so hartnäckig, 
daß die durchschnittliche Heilungsdauer 4—6 Wochen betrug. 
Zwei Erkrankungsfälle waren so «schwerer Natur, daß. die 
beiden Pferde trotz dreimaliger Behandlung mit Räude¬ 
liniment bzw. Cremulsion doch noch Juckreiz zeigten und als 
unheilbar bezeichnet werden mußten, da die Tiere durch die 
gründlichen Einreibungen in ihrem Nährzustande so herab¬ 
gekommen waren, daß ich bei dem wenigen, mir zur Ver¬ 
fügung stehenden Futter die Wiederholung der Behandlung 
unterlassen mijßte, um nicht das Leben der Pferde zu ge¬ 
fährden. Ich überwies die Tiere einem Depot, wo Futter¬ 
zulagen zur Verfügung standen und eine nochmalige Einreibung 
dadurch ermöglicht wurde. Der Erfolg dieser Behandlung ist 
mir leider bisher unbekannt geblieben. 

Veterinärrat Eisenblätter empfiehlt ferner von einem 
Putzen der mit Tabakslauge einmal gewaschenen Pferde nicht 
abzustehen, sondern zum Heilungserfolg sei ein regelmäßiges 
Putzen unbedingt notwendig; nur müsse man die Bürsten nicht 
verwechseln. Dem möchte ich entgegenhalten, daß ich das 
Putzen so lange für gefährlich halte, wie nicht die Gewißheit 
besteht, daß sämtliche Milben getötet sind. Wie in einer der 
vorhergehenden Nummern der B. T. W. von Dr. Boerner 
zutreffend ausgeführt wurde, werden durch das Putzen kleine 
Hautverletzungen hervorgerufen, durch die die Räudemilben 
leichter in die Haut eindringen können, es wird ihnen so zu 
sagen der Weg zu ihrer Zerstörungsarbeit geebnet. Werden 
nun noch nicht fertig behandelte Pferde geputzt,. so werden 
die Milben durch die Bürste mechanisch nach anderen Körper¬ 
stellen gebracht, die durch kleine Verletzungen der Haut für 
eine Ansiedlung der Milben geeignet gemacht wrurden. Die 
Räude wird dadurch auf bisher gesunde Körperstellen über¬ 
tragen. Infolgedessen halte ich das vorzeitige Putzen von 
räudekranken Pferden für direkt gefährlich. 

Zum Schlüsse empfiehlt Veterinärrat Eisenblätter 
als Vorbeugungsmittel gegen d^s Auftreten der Räude den 




18. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


235 


Versuch, sämtliche Pferde in regelmäßigen Zwischenräumen 
mit Tabakslauge waschen zu lassen. Ganz abgesehen davon, 
daß die Beschaffung der hierzu erforderlichen großen Tabaks¬ 
mengen auf Schwierigkeiten stoßen würde, ist nach den von 
mir gemachten Erfahrungen wohl kaum eine Verhütung der 
Räude zu erwarten, wie aus Folgendem hervorgeht. Die 
russischen Stallungen haben uns mit Pferdeläusen reichlich 
gesegnet, und, um die Läuseplage zu bekämpfen, ließ ich 
sämtliche Pferde der gefährdeten Bestände in regelmäßigen 
Zeitabschnitten mit Tabakslauge abwaschen. Und trotzdem 
habe ich das Auftreten der Räude nicht verhindern können, die 
im Gegenteil in großer Zahl auftrat. Die Tabakslauge als 
solche erwies sich sogar als Heilmittel zur Läusebekümpfung 
nicht einmal stark genug, sondern zur endgültigen Tilgung der 
Läuseplage mußte ich ein Quecksilberpräparat immer noch 
nebenher verwenden, hatte dann allerdings vollen Erfolg. 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß meiner Ansicht nach 
die Tabakslauge weder als Heil- noch als Vorbeugungsmittel 
gegen Räude in Betracht kommt. Alle anderen gebräuch¬ 
lichen Medikamente führen nach meinen Erfahrungen wesent¬ 
lich eher zum Ziele. 


Referate. 

Rotzbekämpfung im Kriege. 

Von Dr. Michael Borrär, Landsturmtierarzt. 

(AUatorvosi Lapok, 1916, Nr. 7 ti. 8.) 

Mit der gewöhnlichen klinischen Untersuchung lassen sich 
die Nasen- und Hautrotzfälle erkennen, welche übrigens für die 
Verbreitung der Krankheit die gefährlichsten sind. Bei der 
klinischen Untersuchung soll eine jede, nicht entzündliche An¬ 
schwellung der submazillaren und Haut-Lymphknoten als 
rotzverdächtig betrachtet werden; überhaupt darf man auch bei 
der obligaten Malleinprobe niemals die klinische Untersuchung 
vernachlässigen. Wenn neue Pferde ankommen, ist folgendes 
Verfahren angemessen: Bei offener Rotzerkrankung ist die 
Tötung sofort zu veranlassen. Sämtliche Pferde, welche bei 
der klinischen Untersuchung irgendwelche verdächtigen Er¬ 
scheinungen aufweisen, müssen isoliert werden, ebenso auch 
jene, die man wegen Bindehautentzündung nicht gleich der 
Malleinprobe unterwerfen kann. Sehr abgemagerte Pferde 
sollen auch separiert werden. Nach der Malleinprobe werden die 
verdächtigen Pferde ausgewählt und gleichfalls abgesondert. 
Wenn es anderweit nicht möglich ist, genügt es, von gefloch¬ 
tenem Stroh Separierwände zwischen den abgesonderten Pfer¬ 
den aufzustellen. 

* Bei der Malleinaugenprobe ist es öfters vorgekommen, daß 
rotzkranke Pferde nicht reagieren. In verdächtigen Fällen darf 
man daher das Ausbleiben der Malleinreaktion nicht als unbe¬ 
dingt maßgebend anerkennen, sondern es ist angezeigt, nachher 
die Blutprobe zu machen. Auch die positive Reaktion der Mal¬ 
leinaugenprobe ist nicht ein unfehlbares Zeichen der Rotzer¬ 
krankung, denn fieberhafte Pferde (mit Influenza, Druse, usw.), 
ebenso Pferde mit Nasenkatarrh reagieren mit Augenausfluß, 
deshalb läßt Verfasser Pferde mit positiver Malleinaugenprobe 
bei Mangel von klinischen Erscheinungen auch dann nicht ver¬ 
tilgen, wenn bei der Reaktion gleichzeitig die Temperatur 
steigt Die Malleinprobe ist nur zur Ergänzung der klinischen 
Untersuchung brauchbar, die Rotzdiagnose darf allein auf diese 
Probe nicht festgestellt werden. Dr. Z. 


Nachteile der Einpinselung des Malleins auf die Lidbindehaut. 

Von k. u. k. Militärtierarzt Johan Füsi. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr 4.) 

Nach S c h n ti r e r ist die Einführung des Malleins auf die 
Lidbindehaut ungefährlich. Im allgemeinen verhält sich, die 
Sache auch so, nach praktischen Erfahrungen kann aber das 
Mallein auf das Auge gewisse Wirkung ausüben. Von 187 genau 
beobachteten Pferden, die in Zwischenräumen von drei Wochen 
wiederholt der Mallein-Konjunktivalprobe unterzogen wurden, 
konnte Verfasser bei 76 Erscheinungen einer Augenentzündung 
feststellen, namentlich grauweißlichen, schleimigen oder eitrigen 
Ausfluß, punktförmige oder rauchartige Hornhauttrübungen, 
stellenweise nadelstichgroße Vertiefungen in der Hornhaut, 
Flocken in den Augenkammern, bei manchen Trübungen der 
Linse, ebenso Trübungen im Glaskörper. Bei Massenunter¬ 
suchungen ist man nicht imstande, die Einpinselung mit der 
notwendigen Reinlichkeit auszuführen, und es können daher 
leicht Haare und verschiedene Schmutzstoffe in den Lidsack 
geraten. Auch das krankhafte Sekret anderer Augen kann 
leicht übertragen werden, da es ganz unmöglich ist, nach jedem 
Pferde den Pinsel gründlich zu reinigen. Nicht selten 
kommen ferner leichte Abschürfungen der Bindehaut durch die 
Haare oder den Stiel des Pinsels zu stände. Das Bestreichen 
einer durch äußere Einflüsse, besonders während langdauem- 
den Transportes, empfindlicher gewordenen Bindehaut verur¬ 
sacht ebenfalls leicht eine Entzündung. Mit Rücksicht hierauf 
hält Verfasser die Einführung des Malleins auf die Bindehaut 
durch Einspritzung für viel zweckentsprechender; die Spritze 
ist leicht zu reinigen und verletzt nicht so leicht das Auge, wie 
der Pinsel. Dr. Z. 

Der Gehalt an agglutinierenden, präzipitierenden und kom- 
plementablenkenden Substanzen im humor aquaeus und 
humor vitreus sowie in anderen Körperflfissigkeiten rotz¬ 
kranker Pferde. 

Von Dr. Borchert. 

(Archiv für wissenscb. u. prakt. Tierhoilkunde 1916, Bd. 41.) 

Verfasser untersucht bei 29 rotzkranken Pferden außer 
den beiden Augenflüssigkeiten die Synovia, die 
Bauchhöhlen-, Herzbeutel - und Brustfellsack¬ 
flüssigkeiten. Zu Kontrollversuchen dienen die Flüssig¬ 
keiten von 14 gesunden Pferden. 

In den Augenflüssigkeiten von zehn nicht 
rotzkranken Pferden sind Agglutinine nur in der Hälfte 
der Fälle und dann auch nur in sehr geringen Mengen nach¬ 
weisbar, während Präzipitine und komplementablenkende 
Substanzen überhaupt nicht vorhanden sind. Ein Ansteigen 
der Agglutinine und Präzipitine in den unbeeinflußten 
Augenflüssigkeiten rotzkranker Pferde wird nicht be¬ 
obachtet. Bei der Prüfung mittels der Komplementablenkungs 
methode hingegen tritt von 29 Kammer- und Glaskörperfltissig- 
keiten in Mengen von 0,2 bis 1,0 ccm in den höchsten Dosen 
8 mal im humor aquaeus und 7 mal im humor vitreus eine 
deutliche Hemmung der Hämolyse ein. — Einer besonderen 
Erwähnung sind zwei Fälle wert, in denen pathologische Zu¬ 
stände an dep Augen vorliegen, die sich somit in einem 
dauernden Reizzustand befunden haben: „Atrophie 
des Bulbus, Linsenstar und Trübung des Glaskörpers rechter- 
seits“ bzw. „Luxation der Linse und Verflüssigung des Glas¬ 
körpers im linken Auge.“ In beiden Fällen sind alle drei in 





236 


No. 20. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Frage stehenden Antistoffe in stärkstem Maße in den Augen¬ 
flüssigkeiten naehzuweisen gewesen. 

Die übrigen Körperflüssigkeiten enthalten 
bei gesunden Pferden weder Präzipitine noch komplement- 
ablenkende Substanzen, Agglutinine in nur sehr geringen 
Mengen. 

Die Versuche an rotzigen Pferden: die H e r z b e u t e 1- 
flüssigkeit agglutiniert die Rotzbazillen in jedem Falle; 
die Titer bewegen sich zwischen ’/asund ^moo. Der durchschnitt¬ 
liche Titer liegt bei V 500 , während der des Blutserums mit 
V 2000 anzugeben ist. In 20 von 23 Fällen wird eine deutliche 
Präzipitation beobachtet und in 2 von 27 Fällen eine „starke“ 
bis „vollständige“ Komplementablenkung. 

Die Bauchhöhlenflüssigkeit zeigt die Er¬ 
scheinung der Agglutination ebenfalls jedesmal, und zwar mit 
dem Durchschnittstiter Vson. Ein Gehalt an Präzipitinen wird 
von 24 in 18 Fällen ermittelt, und die Ablenkung des Komple¬ 
ments tritt in jedem Falle ein: von 26 Fällen 21 mal „stark“ 
bis „vollständig“. 

Die Brustfellsackflüssigkeit wird nur 6 mal 
untersucht, wobei sie jedesmal die Rotzbazillen agglutiniert. 
Bei 3 Fällen erzeugt sie ein deutliches Präzipitat, und in 
5 Fällen lenkt sie das Komplement „mittelstark“ bis „voll¬ 
ständig“ ab. 

Die Synovia ruft in jedem Falle das Phänomen der 
Agglutination hervor, die Titer bewegen sich in den Grenzen 
*/?.'» bis Visoo mit dem [Durchschnitt von ‘/ 30 c,. Präzipitine 
werden von 19 in 16 Fällen nachgewiesen, und von 28 Prü¬ 
fungen mit Hilfe der Komplementablenkungsmethode fielen 
nur drei negativ aus. 

Aus der Arbeit erhellt deutlich, daß das Blutserum 
in der Regel die größere Menge an Anti¬ 
stoffen enthält. Es schließen sich ihm die Herzbeutel¬ 
flüssigkeit und dann die S y n 0 v i a an, und es folgen 
dann die Bauchhöhlen- und Brustfellsack¬ 
flüssigkeiten. Quantitativ an letzter Stelle stehen 
humor aquaeu.s und humor vitreus von nicht 
gereizten Augen. Autoreferat. 

StaatsyeterinSrwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. Mai 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und GehOfte sind — letztere ln Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg 2 Ge¬ 
meinden, 2 Gehöfte, Gerdauen 1, 1, Heiugenbeil 1, 1 (davon neu 

1 Gemeinde, 1 Gehöft). Reg.-Bez. Gumbinnen: Ragnit 2, 

2 (2, 2), Pillkallen 2, 2 (1. 1), Insterburg 1, 1, Darkehmen 3, 3, 
Angerburg 1. 1, Goldap 1, 1, Oletzko 3, 3 (2, 2). Reg.-Bez. 
Allenstein: .Johannisburg 1, 1, Lyck 1, 1, Neidenburg 2, 2 
(1, 1), Osterode i. Ostpr. 2, 2. Reg.-Bez. Danzig: Danzig Stadt 
1. 1. Reg.-Bez. M a r i e n w e r d e r : Löbau 3, 4, Strasburg 
i. Westpr. 1, 1. Reg.-Bez. Stettin: Ankam 1, 1 (1, 1), Naugard 
1. 1. Reg.-Bez. Posen: Jarotschin 1, 1 (1, 1), Schroda 1, 1, 
Schrimm 2, 2, Posen Stadt 1, 1, Samter 1. 1, Neutomischel I, 
1 (1, 1). Reg.-Bez. Bromberg: Strelno 1, 1, Moglino 1, 1. 
Reg.-Bez. Breslau: Brieg Stadt 1, 1 (1. 1). Reg.-Bez. Cassel: 
Witzenhausen 1, 1. Reg.-Bez. Cöln: Euskirchen 1, 1. König 
reich Sachsen. K.-H. Bautzen: Bautzen Stadt 1, 3 
( — ,1). K.-H. Dresden: Dresden Stadt 1, 4. K.-H. Leipzig: 
Leipzig Stadt 1, 1, Leipzig 1, 1, Osohatz 1,2. Mecklenburg- 
Scnwerin: Schwerin 2, 2. Güstrow 2, 2, Rostock 3, 3, 
Malchin 1, 1, Waren 2, 2 (1, 1). Insgesamt: 40 Kreise. 57 Ge¬ 
meinden. 64 Gehöfte; davon neu: 12 Gemeinden, 13 Gehöfte. 

Lnngenteuche, Pockenseuche, Beschftleeuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Schwelneeeuche (einsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 

KlUMIIMUOb« 

8cbwuinawuclie 
eintchl. SohwelMpMt 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge- 

hOfte 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge- 

hOfte 

Preußen: Königsberg . . . 

9 

19 

21 

7 

12 

12 

Gumbinnen. 

4 

6 

6 

4 

5 

5 

Allenstein. 

1 

1 

1 

5 

11 

11 

Danzig. 

1 

1 

1 

2 

3 

3 

Marienwerder. 

5 

8 

9 

5 

8 

9 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Potsdam. 

8 

18 

20 

12 

25 

32 

Frankfurt. 

6 

13 

16 

14 

25 

30 

Stettin. 

2 

2 

2 

3 

7 

9 

Köslin. 

1 

3 

3 

5 

9 

9 

Stralsund. 

2 

3 

3 

8 

9 

9 

Posen. 

10 

12 

13 

14 

23 

24 

Bromberg. 

2 

2 

2 

7 

8 

9 

Breslau. 

6 

7 

7 

20 

78 

90 

Liegnitz. 

2 

4 

5 

16 

34 

39 

Oppeln. 

5 

5 

5 

8 

20 

24 

Magdeburg. 

9 

21 

35 

1 

3 

3 

Merseburg. 

7 

17 

19 

6 

9 

9 

Erfurt. 

1 

1 

1 

4 

8 

9 

Schleswig. 

12 

49 

72 

5 

5 

5 

Hannover. 

3 

7 

10 

4 

5 

5 

Hildesheim. 

6 

7 

16 

G 

7 

7 

Lüneburg . 

1 

1 

1 

3 

3 

3 

Stade . 

5 

6 

8 

2 

3 

3 

Osnabrück. 

2 

3 

3 

— 

— 

— 

Aurich. 

3 

3 

4 

— 

— 

— 

Münster. 

6 

6 

6 

1 

2 

2 

Minden . 

2 

3 

3 

3 

5 

7 

Arnsberg . 

1 

2 

2 

8 

8 

15 

Kassel. 

3 

4 

6 

9 

22 

26 

Wiesbaden. 

5 

6 

23 

5 

14 

17 

Koblenz. 

2 

3 

9 

5 

12 

15 

Düsseldorf. 

5 

7 

7 

3 

4 

5 

Köln. 

2 

2 

3 

2 

2 

2 

Trier. 

2 

3 

15 

2 

2 

3 

Aachen . 

2 

3 

3 

2 

2 

2 

Sigmaringen. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

9 

14 

20 

1 

1 

1 

Niederbayern. 

— 


— 

2 

3 

4 

Pfalz. 

2 

3 

8 

1 

2 

5 

Oberpfalz .. 

Oberfranken. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Mittel franken. 

7 

11 

19 

3 

7 

8 

Unterfränken . . ... 

5 

8 

12 

— 

— 

— • 

Schwaben . .... . 

14 

33 

73 

5 

5 

6 

Sachsen: Bautzen .... 

2 

2 

2 

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— 

— 

Chemnitz ....... 

1 

3 

6 

1 

1 

1 

Dresden. ...... 

. 2 

4 

4. 

2 

. 2 

5 

Leipzig , ".. 

3 

3 

4 

2 

2 

2 

Zwickau . .. 

1 

1 

1 

‘ — 

— ■ 

. —- ■ 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

4 

11 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

7 

9 

43 

■ — 

— 

— 

Jagstkreis. 

2 

2 

21 

1 

1 

1 

Donaukreis. 

11 

27 

79 

1 

1 

1 

Baden: Konstanz. 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

Freiburg. 

2 

3 

6 

— 

— 

— 

Karlsruhe. 

2 

2 

5 

— 

— 

— 

Mannheim. 

7 

7 

12 

4 

6 

7 

Hessen. 

4 

8 

19 

1 

3 

4 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

7 

11 

16 

4 

9 

12 

Sachsen-Weimar. 

2 

4 

8 

2 

3 

4 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

2 

2 

' 2 

Oldenburg . 

7 

11 

20 

3 

3 

3 

Braunschweig. 

1 

1 

1 

4 

9 

10 

Sachsen-Meiningen .... 

2 

3 

5 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Anhalt. 

3 

6 

6 

1 

1 

1 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

Waldeck.. . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Reuß ältere Linie .... 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

1 

3 

4 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Lippe . 

1 

1 

1 

1 

3 

3 

Lübeck . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

_ 

_ 

_ 

Hamburg. 

— 

— 

— 

2 

2 

6 

Elsaß-Lothringen. 

13 

39 

72 

4 

5 

6 

Deutsches Reich 

271 

488 

846 

248 

469 

554 

Davon in Preußen 

144 

259 

361 

197 

894 

45Q 
























18. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


237 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

(Aus dem Pathol. Institut der Königl. Tierärztl. Hochschule zu 

Dresden. Direktor: Obermedizinalrat Prof. Dr. Joest.) 

Ober Einrichtung und Betrieb von Feldschlächtereien, unter 
besonderer Berücksichtigung der Tierseuchenbekämpfung 
und der Fleischbeschau. 

Von Tierarzt Dr. Hans Müller, z. ZU Veterinär im Felde. 

(Inaug.-DiaserL, Leipzig 1916.) 

In seiner außerordentlich bemerkenswerten Arbeit schildert 
Müller den Betrieb in einer Feldscbl&chterei und schlägt 
zweckdienliche Abänderungen vor. Die Feldschlächterei ist 
die Zentrale für die Versorgung der Truppen mit einwand¬ 
freiem Fleische, gestattet eine kunstgerechte Schlachtung und 
sachgemäße Verarbeitung möglichst aller Teile (Häute, Därme, 
Fett usw.) und läßt sich zur Kontrollstation für Gemüse- und 
Fleischkonserven ausgestalten. In Verbindung damit muß eine 
Feldviehsammelstelle stehen, die höchstens 3 km von der 
Schlächterei entfernt liegen darf. Für ein Armeekorps beträgt 
der Verbrauch in 10 Tagen 300 Rinder und 3000 Schafe, ein 
Bedarf wie in einer großen Stadt. 

Als Feldsammelstelle können große Gehöfte mit ausge¬ 
dehnten Stallungen, möglichst nahe der Eisenbahn, dienen, die 
der Tränke wegen am Wasser gelegen sind und möglichst 
Weiden in der Nähe haben. Neu eingetroffene Viehtransporte 
sind in einen besonderen Raum zu stellen, die Rinder sind dort 
einzeln anzubinden, alles mit Rücksicht auf Seuchenausbrüche. 
Jeder ankommende Viehtransport ist sofort tierärztlich zu 
untersuchen, die Eisenbahnwagen sind stets nach Vorschrift 
zu desinfizieren, da jeder Transport durch Feindesland und aus 
dem Auslande seuchenverdächtig ist. Die Desinfektion er¬ 
strecke sich auch auf den Dünger (dicke Kalkmilch). Schweine 
sind wegen der Schwierigkeit passender Fütterung für 
Sammelstellen nicht geeignet. Der Veterinär sucht auch die 
hochtragenden Kühe aus, die man abkalben läßt, zur Ge¬ 
winnung von Kalbfleisch für die Truppen und von Milch für 
die Lazarette. Die Seuchentilgung muß noch strenger als in 
der Heimat gehandhabt werden, im allgemeinen nach dem 
R. V. G. Die S. V. der M. V. O. ist durch entsprechende Ver¬ 
fügung der Heeresleitung ergänzt worden (vgl. B. T. W., 1916, 
Nr. 3) und ein Merkblatt über die Rinderpest herausgegeben. 
Die erforderlichen Maßnahmen hat der leitende Veterinär sofort 
zu treffen, unbeschadet der Anzeige und der späteren Kon¬ 
trolle durch den Korpsveterinär. Bei der Desinfektion sind 
riechende Mittel zu vermeiden. Für Schlachtvieh aus der 
Heimat sind Ursprungszeugnisse erwünscht, die Tierbestände 
der Ortseinwohner sind ständig durch die Veterinäre zu kontrol¬ 
lieren. Bei Seuchenausbrüchen ist durch Abschlachtungen die 
Tilgung zu beschleunigen, damit die Sperre bald aufgehoben 
werden kann. Bis dahin sind Neusendungen direkt der Feld¬ 
schlächterei, unter Umgehung der Viehsammelstelle, zuzu¬ 
führen. Zur Ergänzung des Bestandes dienen neben Sen¬ 
dungen aus der Heimat die Tierbestände der Einwohner. Beim 
Vorrücken der Armee folgt die Viehsammelstelle sprungweise 
nach. 

Müller bespricht hierauf die derzeit gültigen militä¬ 
rischen Vorschriften in bezug auf Viehtransporte und Feld¬ 
schlächtereien: die „Dienstanweisung für den Schlächterei¬ 
betrieb und den Viehtransport“ vom 4. Juni 1901. Berlin 1901 
(D. V. E. Nr. 83); die „Feldmagazindienstordnung“ (F. Mag. 


D. O.) vom 3. März 1910 und die „Gesichtspunkte für die Ver¬ 
sorgung der Truppen mit frischem Fleisch mittels Fleischkraft¬ 
wagen“. Berlin, gedruckt im Kriegsministerium. 

Die Leitung von Einrichtungen, wie Feldschlächtereien, 
Viehsammelstellen und dergl., ist zweckmäßig Veterinär¬ 
offizieren zu übertragen. Für die Sammelstellen ist ein 
Veterinär mit einem Feldwebel und 50 Mann erforderlich. 
Von diesen Soldaten haben 30 je 10 Rinder in Pflege, 
die übrigen Futter zu beschaffen, Transporte zu be¬ 
gleiten usw. Die Feldschlächterei dürfte die Formation 
einer Sanitätskompagnie erhalten müssen. Den Befehl 
führt ein Offizier, den Betrieb leitet der älteste Veterinär- 
uffizier. Die Verwaltung in die Hand eines Feldmagazin- 
beamten zu legen, ist nicht zweckdienlich und behindert dies 
nur den Veterinär. Die Fleischbeschau ist nur durch approbierte 
Tierärzte, d. h. Veterinäre, auszuüben, nicht durch Laien¬ 
personal. Zu verbinden ist mit der Schlächterei ein trans¬ 
portables Laboratorium. Die praktische Ausbildung der 
Veterinäroffiziere in der Fleischbeschau erfolgt durch Ab¬ 
kommandieren an größere Schlachthöfe und anschließend 
daran an pathologische oder hygienische Institute der tierärzt¬ 
lichen Hochschulen. Für die Trichinenschau sind 6—8 Tri¬ 
chinenschauer anzustellen. 

Die Feldschlächterei muß an breiten, guten Straßen liegen, 
über abgeschlossene oder abschließbare Gebäudekomplexe ver¬ 
fügen, wie Fabriken oder Gehöfte mit guten Wasseranlagen, 
die große, luftige Räume ohne besondere (Fabrik-) Gerüche und 
einen undurchlässigen Fußboden besitzen. Einzurichten sind 
Schlachtstätten, Kühlräume, Kellerei, Lagerräume, wie Raum 
zum Einsalzen und Verschnüren der Häute, ein Raum als Talg¬ 
schmelze und einer zum Kochen bedingt tauglichen Fleisches. 
Als Schlachtstall dient eine benachbarte Scheune oder dergl. 
Verfasser bespricht nun eingehend diese Einrichtungen im ein¬ 
zelnen und rechnet mit Schlachtungen bis zu 6 Rindern zu 
gleicher Zeit. Die richtige Wahl der Kühlhalle ist bei der 
Einrichtung der Feldschlächterei die wichtigste Aufgabe; die 
Durchlüftung kann nicht ausgiebig genug sein, das Dach muß 
aus wenig wärmeleitender Masse bestehen. Das Aufhängen des 
Fleisches erfordert Gerüste u. dergl. 

Weiterhin bespricht Müller die Schlachtung, die in üb¬ 
licher Weise erfolgt, die Behandlung und Verwertung der Häute, 
Därme usw., die Reinigung der Schlachtstätte und endlich die 
Schlachtvieh- und Fleischbeschau. Die Reichs Vorschriften sind 
im Felde in mancher Beziehung zu verschärfen. Die Lebend¬ 
beschau ist nicht zu unterlassen und bei Notschlachtungen un¬ 
verzüglich Meldung an den Veterinär zu erstatten. Fleisch von 
Tieren, die infolge fieberhafter Leiden notgeschlachtet sind, ist 
an die Truppen nicht zu verausgaben. Die Tuberkulose¬ 
beurteilung ist zu verschärfen. Tiere mit schwerer, klinisch 
feststellbarer Tuberkulose sind schon in der Heimat zurück¬ 
zuhalten, ebenso die Eber. Eine Stempelung des Fleisches ist 
nicht nötig, da die Truppen nur Fleisch aus der Kühlhalle er¬ 
halten. Bedingt taugliches Fleisch ist auf einer Feldfreibank 
nur für die Gefangenen und Zivilisten zu verwerten, nicht an 
die Truppen zu liefern. Zum Schlüsse erörtert M. die Ausgabe 
des Fleisches und die Untersuchung der Dosenkonserven. 

Wie ersichtlich, verdient die Arbeit Müllers besondere 
Beachtung. Gl. 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 20. 


238 


— Magervieh aus Dänemark und Schweden. Der Landwirtschafts- 
minister hat der Landwirtschaftskammer der Provinz Schleswig- 
Holstein die Genehmigung erteilt, Magcrvich aus Dänemark 
und Schweden nach Schleswig-Holstein einzuführen. Die Einfuhi 
ist an folgende Bedingungen geknüpft: 1. Die eingeführten 
Tiere sind bei der Einfuhr auf Kosten des Einführenden amts- 
lierärztlich zu untersuchen. 2. Die Beförderung im Inlande muß 
in geschlossenen Eisenbahnwagen ohne Um- und Zuladung ei- 
folgen. 3. Nach der Entladung sind die Eisenbahnwagen einei 
verschärften Desinfektion auf Kosten des Einführenden zu unter¬ 
werfen. 4. Die Tiere unterliegen am Bestimmungsorte einer vier- 
zehntägigen, den Besitzer in der Benutzung der Tiere nicht be¬ 
schränkenden polizeilichen Beobachtung. Ein Wechsel des Stand¬ 
ortes bedarf der polizeilichen Genehmigung; die polizeiliche Be¬ 
obachtung ist an dem neuen Standort fortzusetzen. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Yeterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Veterinär Dr. Siegmnnd Süßbach (Tierarzt ans Breslau). 
Feldunterveterinär Alfred Ledermann (aus Berlin- 
Wilmersdorf). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Hubert Even (Tierarzt aus Osterath b. Krefeld). 
Stabsveterinär Dr. Hermann Hellmuth (Distriktstierarzt 
in Pappenheim). 

Veterinär Dr. Otto Bossert (Tierarzt in Villingen). 
Veterinär Dr. Arthur Hesse (Tierarzt in Vienenburg). 
Oberveterinär Dr. C. Brückner (Schlachthofdirektor in 
Krimmit8chau). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Karl Mietzner aus 
Tannenkrug (Studier, der Tierärztl. Hochschule Berlin). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Hermann Jacob 
(Studier, d. Tierärztl. Hochschule Hannover). 

Veterinär Franz Lönne (Tierarzt aus Uebbenhagen). 

Dreinndneunzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 7. Mai, bis Sonnabeud, den 13. Mai 1916. 

Bei Verdun wurden in mehrtägigen Kämpfen nament¬ 
lich durch pommersche Truppen die französischen Gräben am 
Nordhang der Höhe 304 genommen. Unsere Linien wurden 
bis auf die Höhe selbst vorgeschoben. In den nächsten Tagen 
wurde dieser Erfolg noch durch die Einnahme französischer 
Gräben südlich des Termitenhügels und durch weiteren Ausbau 
unserer Stellungen auf Höhe 304 vervollständigt. Alle Gegen¬ 
angriffe der Franzosen wurden abgeschlagen. Bei den Kämpfen 
um die Höhe 304 wurden 1500 Franzosen und 53 Offiziere 
als Gefangene eingebracht. Auf dem östlichen Maasufer haben 
die Franzosen mehrfach Vorstöße versucht, aber ohne Erfolg. 
51 Divisionen haben die Franzosen bisher schon daran gesetzt, 
um unser Vorrücken bei Verdun zu hindern. 

Von den Kämpfen an der übrigen Westfront 
haben namentlich pfälzische Bataillone bei Hulluch mehrere 
Linien der englischen Stellungen erstürmt. 

Westlich Horns-Riff haben die Engländer ein Unterseeboot 
verloren, das durch Artilleriefeuer eines deutschen Schiffes 
versenkt wurde. Das Luftschiff L 7 ist nach Angabe der 
englischen Admiralität vernichtet worden. 

An der Hindenburgfront haben wir nördlich des 
Bahnhofes Selburg 500 m der russischen Stellung erstürmt. 
Ein russischer Vorstoß südlich von Garbunowka wurde unter 
schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen. An der 
übrigen Ostfront haben Kampfhandlungen von Bedeutung nicht 
stattgefnnden. 

An der italienischen Front sind keine wesent¬ 
lichen Ereignisse zu verzeichnen. 

An der Irakfront herrscht nach der Einnahme von 
Kut el Amara anscheinend vorläufig Ruhe. An der 
Kaukasusfront ist es zu einer Reihe von Kämpfen ge¬ 
kommen, die den Türken durchweg Vorteile brachten. N. 


Bestimmungen über Räude-Bekämpfung. 

(Verf. d. General-Quartiermeisters vom 13. März 1916.) 

Um eine Verbreitung der Räude-Erkrankungen unter den 
Truppenpferden vorzubeugen, ist die Bekämpfung dieser Seuche 
mit allen Mitteln durchzuftihren. 

Bei der leichten Übertragbarkeit der Krankheit und ihrer 
schweren Heilbarkeit sind neben Beachtung der Vorschriften in der 
Militär-Veterinär-Ordnung Anhang H §§ 16, 17 und 29 und unter 
Hinweis auf das Merkblatt zur Bekämpfung der Räude des Pferdes 
K. M. No. 922. 4./15 A. 3 folgende Bestimmungen zu beachten: 

I. Wesen und Krankheitsmerkmale der Räude. 

Die Räude der Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel wird durch 
Räude-Milben bedingt, welche eine Erkrankung der Haut ver¬ 
ursachen. Durch die Ansiedelung der Milben auf und in der Haut 
entstehen zunächst Knötchen und Pusteln, die oft unsichtbar 
bleiben und sich nur beim Betasten der Hautoberfläche nachweisen 
lassen. Es besteht an den erkrankten Stellen Juckreiz, der die 
Tiere zum Scheuern und Benagen der erkrankten Hautstellen ver¬ 
anlaßt. Besonders lebhaft ist dieses Jucken wahrnehmbar in warmen 
Stallungen. Allmählich fallen an den erkrankten Stellen die Haare 
aus, besonders nach Waschungen oft schnell und in großen 
Flächen. Die Haut schuppt sich stark ab und verdickt sich; es 
bilden sich Falten, Risse und Schrunden, die nicht selten mit 
Krusten bedeckt oder blutrünstig sind. Dabei magern die Pferde 
schnell ab; infolge des unablässigen, sich stets steigernden Juck- 
gefühls werden sie matt und hinfällig und gehen an Entkräftung 
zu Grunde. 

Die Erreger der Räude sind: 

1. Die Grab-Milbe (Sarkoptes). Sie bohrt sich in die Haut ein. 
Die Erkrankung beginnt meist am Kopfe und verbreitet sich auf 
den HalB, die Schultern und die Brustwände. Die Grab-Milben- 
Räude ist schwer heilbar. 

2. Die Saug-Milbe (Dermatokoptes). Sie lebt auf der Haut und 
saugt Blut. Sie siedelt sich namentlich an den geschützten Körper¬ 
stellen, wie im Kehlgang, unter der Mähne, an den Innenflächen 
der Schenkel an und verbreitet sich verhältnismäßig rasch über 
den ganzen Körper. Die Saug-Milben-Räude ist leichter heilbar. 

3. Die schuppenfressende Milbe (Dermatophagus) erzeugt die 
Fuß-Räude, die sich durch Stampfen der Pferde im Stalle kenntlich 
macht. Sie hat keine große Bedeutung, fällt nicht unter das Seu¬ 
chengesetz und ist durch desinfizierende Waschungen leicht zu 
beseitigen. 

Hautausschläge jeder Art, die mit Bildung von Knötchen, 
Krusten und Schuppen einhergehen und starken Juckreiz verur¬ 
sachen, müssen stets den Verdacht auf Räude erwecken. Es ist 
wichtig, daß die Räude in den ersten Anfängen erkannt und schleu¬ 
nigst einer zweckmäßigen Behandlung unterworfen wird. 

II. Ansteckungsweg. 

Die Räude ist von Tier zu Tier übertragbar, ebenso durch 
Zwischenträger, wie Geschirr, Decken, Putzzeug, Stall-Geräte, Sat¬ 
telzeug, Dünger und durch Kleider des Wartepersonals. In Decken, 
Geschirren, Streu, Rissen der Holzteile usw. vermögen Räude- 
Milben und ihre Brut wochenlang lebensfähig zu bleiben. 

HI. Vorbeuge-Maßnahmen. 

1. Gesunde Pferde sind vor direkter Berührung mit kranken 
zu schützen, ebenso sind gemeinschaftliche Unterkunftsräume und 
gemeinschaftliche Geschirre, Putzzeuge, Decken und Ausrüstungs¬ 
stücke jeder Art verboten. 

2. Ein Umtausch von Ausrüstungsstücken der Pferde, besonders 
der Halftern, Decken und Putzzeuge, ist unter allen Umständen zu 
vermeiden. 

3. Alle neu in einen Bestand hinzukommenden Pferde sind 
immer abzusondern und auch auf Räude zu beobachten. Um¬ 
stellen und Umtausch von Pferden ist verboten. 

4. Alle Pferde-Bestände, auch solche bei Formationen ohne 
Veterinär, sind mindestens alle 14 Tage zu untersuchen. 

5. Die Stallungen sind von Zeit zu Zeit zu reinigen und zu 
desinfizieren, besonders an solchen Stellen mit Kalk-Anstrich zu 
versehen, an denen sich die Pferde gern reiben. 

6. Die Standorte der einzelnen Pferde sind durch Flankier- 






BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


18 . Mai 10IG. 

bäume abzugrenzen. Standplätze wi'jivn Hände abgesonderter 
Pferde siud ebenso wie bei Rotz und Brustseuelie frei Zulagen. 

7. Wegen der Übertragbarkeit der Räude auf das Wartepersonal 
sind Unteroffiziere und Mannschaften zu peinlichster Sauberkeit 
anzuhalten und über die Erscheinungen der Krankheit zu belehren. 

8. Räudekranke, räudeverdächtige und räudeansteckungsver- 
dächtige Pferde dürfen nicht geputzt werden. Die Reinigung hat 
mit Strohwischen, Holzwolle und dergleichen zu geschehen, die 
nach dem Gebrauch zu verbrennen sind. 

0. Abgabe geheilter räudekranker Pferde aus Pferde-Lazaretten 
darf nur an Formationen geschehen, von denen diese Pferde .stam¬ 
men oder bei denen Räude herrscht. Abgabe an räudefreie For¬ 
mationen ist verboten. 

10. Die Pferde der Zivilbevölkerung sind gründlich zu unter¬ 
ziehen und gegebenenfalls zwangsweise wegen Räude zu be¬ 
handeln. Ställe und Fuhrwerk sind durch die Aufschrift ..Räude" 
zu kennzeichnen. Einstellung in fremde Stallungen ist verboten. 

11. Für die Vorbeuge und Bekämpfung der Räude ist die Mit¬ 
wirkung eines jeden Mannes notwendig. Es haben deshalb perio¬ 
disch zu wiederholende Belehrungen vor allem über folgende Punkto 
stattzufinden: 

Die Einschleppung erfolgt oft durch Beziehen von Ställen, in 
denen räudekranke Pferde gestanden haben. In solchen Ställen 
halten sieh die Räude-Milben bis zu Y\ Jahr lebensfähig. Deshalb 
sind alle Ställe vor dem Beziehen gründlich zu reinigen und mit 
Kalkanstrich zu versehen. Bis dahin sind die Pferde im Freien 
zu belassen. Jede Berührung mit fremden Pferden ist zu ver¬ 
meiden. Fremde Putzzeuge und Decken dürfen a u f k e i n e n 
F a 11 benutzt werden. Pferde mit kahlen Hautstellen und Juck¬ 
reiz sind schleunigst zur Untersuchung zu melden. 

1V. Verfahren nach Feststellung der R ä u d e. 

Ist die Räude bei einem Pferde festgestellt, so sind sämtliche 
Pferde des Bestandes eingehend zu untersuchen und die räude- 
kranken und räudeverdächtigen Pferde in je einem Stalle für sieh 
abzusondern. Je früher die Räude erkannt wird, um so leichter 
ist sie zu bekämpfen. 

Ansteckungsverdächtig sind alle Pferde, die mit dem räudigen 
in Berührung gekommen sind, auch wenn sie noch keine Erschei¬ 
nungen der Räude zeigen. 

Pferde mit Läusen zeigen auch Juekgefühl und deshalb oft 
haarlose Stellen, besonders an der Schweifgegend, am Rücken und 
am Hals. Sie* sind ebenfalls verdächtig, denn nicht selten tritt neben 
den Läusen gleichzeitig Räude auf. Auch andere Hautkrankheiten 
vermögen Ausschläge und Juekgefühl zu erzeugen. Feststellung 
der Ursache ist Sache des Veterinär-Offiziers, dom derartige Beob¬ 
achtungen sofort zu melden sind. 

Alle räudekranken und räudeverdächtigen Pferde, ebenso die 
amteekungsverdächtigen, sind schleunigst einem Heilverfahren zu 
unterwerfen. 

Ist die Erkrankung hochgradig, so kann eine geeignete Be¬ 
handlung nur in den Räude-Abteilungen der Pfcrde-Lazarette durch¬ 
geführt werden. Die Einrichtung von Räude-Lazaretten haben 
Armee-Oberkommandos, General-Kommandos und Etappen-Jnspek- 
tionen möglichst frühzeitig zu veranlassen. Ein Wechsel des in 
der Räudebehandlung geschulten Personals darf nur in besonders 
begründeten Fällen stattfinden. 

Leichterkrankte, verdächtige und ansteckungsverdächtige 
Pferde können bei der Truppe in besonderen Ställen behandelt 
werden. 

In jedem Fall ist eine frühzeitige und strenge Absonderung 
der räudekranken und verdächtigen Pferde mit allen Ausrüstungs¬ 
stücken und Putzzeug herbeizuführen. Geschirre, Sattelzeug* Woy- 
lachs sowie sämtliche Ausrüstungsstücke sind gründlich zu reinigen 
und zu desinfizieren Woylachs sind am besten in Backöfen eine 
Stunde lang hohen Hitzegraden auszusetzen. 

Die Streu ist zu entfernen. 

Der Stand ist gründlich zu reinigen und wiederholt mit Kalk¬ 
anstrich zu versehen. 

Räudeställe sind mit der Aufschrift „Räude“ zu kennzeichnen; 
Truppenteil und Datum des Verlassen» der Unterkunft ist unver- 
löschbar anzuschreiben. 


ID i Bahnt räusperten räudokranker Pferde sind die betreffenden 
Wagen mit der Aufschrift „Räude“ zu versehen und später be¬ 
sonders gründlich zu desinfizieren. 

V. B e h a n d 1 u n g. 

Die Rüiidehehandlung hat stets nach Anordnung eines Vete- 
i inär-Olfiziers. zu erfolgen. 

Eine energische Räudebehandlung greift die Tiere .sehr an. und 
deshalb ist reichliche Fütterung notwendig. 

ii a a re, Mähne, Schopf und S c h weif w urz e l sin d 
zu scheren. Das Scheren hat an einem abgelegenen, geschütz¬ 
ten Ort zu geschehen. Die abgeschorenen Deek-IIaaiv sind zu ver¬ 
brennen, brauchbare Mähnen und Schweifhaare zu sammeln, zu 
desinfizieren und verpackt durch die Sainmclstellcn der Heimat 
zuzii führen. 

Das Rüude-Tilgungsverfahren hat mit einer gründlichen Rei¬ 
nigung, nach Erweichung etwaiger Schorfe und Borken durch Be¬ 
streichen mit Glyzerin. Fetten und dergleichen zu beginnen. Zur 
Reinigung selbst ist Seifenwasser oder Sodalösung zu benutzen. Die 
dazu benutzte Schmierseife muß frei von scharfen Beimischungen 
sein, um Anätzungen und Vergiftungen zu vermeiden. Am besten 
wird die Schmierseife in dünner Schicht auf die ganze Körper¬ 
oberfläche aufgetragen, bleibt 12 bis 24 Stunden liegen und wird 
unter Zuhilfenahme von Bürsten abgewaschen. 

Hiernach beginnt das eigentliche Heilverfahren. Das Heil¬ 
mittel muß mit geeigneten Bürsten an allen Hautstellen gründlich 
eingerieben werden. Je nach der Hoeligradigkcit der Erkrankung, 
nach Art des Heilmittels und nach Beschaffenheit des Nährzu- 
standes des Pferdes wird das ganze Tier oder an mehreren auf¬ 
einander folgenden Tagen Teile desselben behandelt. 

Die Ausführung der Behandlung ist von derselben Wichtigkeit 
wie das angewandte Käudeiuittcl. 

In vielen Fällen genügt eine einmalige, oft aber ist auch eine 
mehrmalige Einreibung notwendig, ehe Heilung eiutritt. Hoch¬ 
gradig räudekranke Pferde werden meist einer 4maligen, mittel- 
gradig kranke einer 2—Jmaligen und leichtgradig kranke einer 
1—fmaligen Behandlung bedürfen, ehe vollständige Heilung ein¬ 
tritt. Es empfiehlt sieh, bei erheblicher Verbreitung der Räude 
bei einem Truppenteil auch die anscheinend gesunden Pferde mit¬ 
zubehandeln. 

Als Räudemittel kommen in Betracht die in den Etappen- 
Sanitäts-Pepots vorrätig gehaltenen milbentötenden Räude-Lini¬ 
mente und Räude-Salben und die je nach Erfahrung als erprobt' 
befundenen Räudemittel, deren Zusammensetzung vielfach wechselt. 
Bei ungeschorenen Pferden hat sieh am besten die Anwendung 
von Räudesalbe bewährt, während bei geschorenen Pferden Wa¬ 
schungen vorzuziehen sind. Die Behandlung mit dem Tecr-Lini- 
ment hat in der Weise zu geschehen, daß je nach der Schwere 
der Erkrankung im Laufe von 3 oder 6 Tagen der ganze Körper 
des Pferdes eingerieben wird. Es ist demnach am 1. Tage das 
vordere Drittel, am 2. oder 3. das mittlere und am 3. oder 5. Tage 
das letzte Drittel einzureiben. Am 4. oder 6. Tage bleibt das Pferd 
mit dem Räude-Liniment stehen. Am 5. oder 7. Tage erfolgt 
gründliche Reinigung mit Seifenwasser. Vom (». oder 8. Tage ab 
wird die Schmierkur in der Weise wiederholt, daß das hintere 
Drittel zuerst, dann das mittlere und hierauf das vordere Drittei 
eingerieben wird usw. 

Leichterkrankte Pferde brauchen unter Umständen nur an den 
erkrankten Stellen geschoren zu werden. Nach sorgfältiger Rei¬ 
nigung der betreffenden Stellen wird das milbentötende Mittel mit¬ 
telst. einer Bürste eingerieben. Die Einreibung ist solange fort¬ 
zusetzen, bis die Erscheinungen der Räude verschwunden sind. 

Nach Beendigung des Schmierverfahrens* erfolgt gründliche 
Abwaschung mit Seifenwasser und Einstellung des Pferdes in einen 
frisch desinfizierten Stall. 

Wichtig ist, daß die das Teer-Liniment enthaltenen Gefäße 
möglichst kühl aufgestellt werden und daß sie jeden Tag, besonders 
aber vordem Gebrauch, gut u m g e s c h ü 11 e 11 werden, 
um Vergiftungen zu vermeiden. 

Vom Oberveterinär Mayer ist im Osten zweckmäßig eine Salbe, 
bestehend aus Vaselin 1000, Liqu. Cresol Saponat. 200, Spiritus 50, 
Teer 25 benutzt worden. Bei geschorenen Pferden werden nur 100 



1 


2 40 _ BERUNER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. _ _ No. 20. 


Gramm Liqu. Saponat.. 4 U^isi(/l. Für 1 IMVhI benötigt. J 

man ungefähr 2 Kilogramm Vaselin. Das Präparat ist mit dem 
Namen Sarkoptol belegt worden. (Dem Medizinisch-chemischen 
Institut für Nähr- und Heilmittel, Adler-Apotheke, Arys — Masuren 
— ist vom Oberveterinär Mayer die alleinige Herstellung der 
Räude-Salbe übertragen worden.)*; 

Als Front-Behandlung wird eine Kombinierung des Sarkoptol- 
und Liniment-Verfahrens empfohlen. 

Durch die Behandlung wund gewordene oder stark zur Schup¬ 
penbildung neigende Hautstellen sind mit Öl oder Vaseline zu 
bestreichen, denn nicht selten bleibt, besonders bei empfindlichen 
Pferden, auch nach dem Abtöten der Milben ein durch die Heil¬ 
vorgänge in der Haut veranlaßtes Juckgefühl eine Zeitlang be¬ 
stehen. 

Bei der Behandlung der Räude ist die Desinfektion der Ställe 
von besonderer Wichtigkeit. Von 8 zu H Tagen ist diese zu wieder¬ 
holen und nach Beendigung des Heilverfahrens nochmals vorzu¬ 
nehmen. 

Die Räude gilt als geheilt, wenn sich der krankhafte Juckreiz 
\erloren hat, die Haut wieder glatt geworden und mit frischem 
Haar bedeckt ist. 

Die Seuche gilt als erloschen, wenn 

1. die räudekranken und räudeverdächtigen Pferde innerhalb 
6 Wochen nach Beendigung des Heilverfahrens keine ver¬ 
dächtigen Krankheitserscheinungen gezeigt halnu und 

2. die Desinfektion ausgeführt ist. 

Relche-Buch-Woche von 28. Mai bis 3. iuni. 

Die Reichs-Buch-Woehe soll dem ganzen deutschen Volke Ge- 
legenheit geben, dasjenige Erzeugnis deutschen Geistes, deutschei 
Kultur, deutschen Fleißes, dem wir zu einem nicht kleinen Teile 
die Erfolge unserer Watten verdanken, das deutsche Buch, den 
tapferen deutschen Jungen an der Front, in den Lazaretten und 
in den Soldatenheimen in reicher Fülle zur Vertügung zu stellen, 
»"de soll beitragen, die Mühen und Gefahren der schweren Kämpfe, 
der harten Amen in den kurzen Erholungspausen vergessen zu 
machen. Sie soll Ähnliches leisten, wie die jvnegsanlcincn, näm¬ 
lich die Mittel liefern zuin Durchhalten, zur Kräftigung der Nerven 
unserer oft übermenschlich angestrengten Feldgrauen, was ebenso 
wichtig ist, wie die Sorge um daa materielle Wohl, um Ernährung, 
Kleidung und Munition. 

Zur Erreichung dieses Zieles sind vom Buchhandel alle Vor¬ 
bereitungen getroften; auch in der kleinsten Buchhandlung wird 
man eine gerade für das Feld geeignete Auswahl von Büchern 
aller Art linden. Es ist also eines jeden Pflicht, die nächst¬ 
gelegene Buchhandlung aufzusuchen und, sei es für Freunde und 
Angehörige im Felde, sei es ltir die Sammelstellen, eine Anzahl 
von Büchern einzukaufen. Die Verteilung wird von dem „Ge¬ 
samtausschuß zur Verteilung von Lesestott im Felde und in den 
Lazaretten“ in einer Weise erfolgen können, daß überall bei 
allen Regimentern und Gruppen in kurzer Zeit Bibliotheken vor¬ 
handen sein werden. 

Möge der Reichsbuchwoche ein voller Erfolg beschieden sein, 
und möge jeder dazu beitragen, daß dieser Wunsch in Erfüllung 
gehe. 

— Zur Fett- und Ölverwendung. Eine Bekanntmachung des 
Bundesrats vom 1/April besagt: 

Art. 1. Pflanzliche und tierische Fette und öle dürfen zur 
Herstellung von kosmetischen Mitteln, von Arzneimitteln zum 
äußeren Gebrauche, sowie von Desinfektionsmitteln nicht ver¬ 
wendet werden. Ausgenommen ist für die Apotheken die Ver¬ 
wendung von Leinöl zur Herstellung von Kresolseifenlösung 
(liquor Cresoli saponatus), öl zur Herstellung der Kampferöle 
(oleum camphoratum und oleum camphoratum forte), öle zui 
Herstellung von Seifenspiritus, der in seinem Gehalt an Seife dein 
spiritus saponatus des Deutschen Arzneibuches entspricht. 

Art. 2. Wollfett oder wollfettartige Salben dürfen zur Her 
Stellung von kosmetischen Mitteln oder anderen Mitteln, die nicht 
Heilzwecken dienen, nicht verwendet werden. 

Art. 3. Die Verwendung von Leinöl zur Herstellung von Kitt 
ist verboten. 

Art. 4. Die Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Vei- 
kiindung in Kraft. 


*) Inzwischen ist sowohl vom Oberbefehlshaber Ost als auch 
vom Chefveterinär des Westheeres den deutschen Vetcrinäroffiziercu 
die Anwendung des Sarkoptols verboten worden, weil es zu 
heftig hautreizend wirkt und zu teuer ist (1 kg = 6 M.!). 

Die Schriftleitung. 


— Französische Kriegspferde. Man sieht nach der Tages¬ 
presse auf den Pariser Boulevards viele Pferde, die durch An¬ 
hängeschilder «aus Messing gezeichnet sind. Eine Inschrift auf 
letzteren besagt, daß es sich um Kriegspferde handelt, die den 
Feldzug mitgemacht haben und verwundet wurden! 

— Ein Lazarett für Sanitfttshunde ist in Lichtenstein hei Jena 
errichtet worden. Es sind dort «auf einem 13000 qm großen Grund¬ 
stücke Baracken gebaut, in denen kranke, verwundete und er¬ 
holungsbedürftige Sanitätshunde geheilt werden. Der Verein für 
Sanitätshunde will nach dem Kriege dieses Lazarett in ein Alters¬ 
heim für Sanitätshunde umwandeln. 

Bücherbesprechungen. 

Neue Eingänge. 

— Uber die Behandlung und Verarbeitung von gefrorenem Rindfleisch. 

Im Aufträge der Zentral-Einkaufsgesellschaft ausgeführte Untersuchungen. 
Von Prof. Dr. Ing. R. Flank, Danzig, und Dr. med. vet. E. Kallert, 
Berlin. Mit 9 Figuren. Abhandlungen zur Volksemährung, herausgegeben 
von der Zentral-Einkaufsgesellschaft m. b. H. Verlag der Zentral-Einkaufs¬ 
gesellschaft ni. b. H., Berlin W. 8, Behrenstraße 21; 1916. 

— Beiträge zur Bakteriologie und Technologie der Fleischkonserven¬ 
fabrikation. Von Prof. Dr. Alexander Kossowicz und Tierarzt 
Robert Nassau. Erste Mitteilung. Mit zwei Abbildungen. Aus dem 
Institut für Fleischhygiene der K. u. K. Tierärztlichen Hochschule in Wien. 
Vorstand Prof. Dr. A. P o s t o 1 k a. Separatabdruck aus der Wiener tier¬ 
ärztlichen Monatsschrift. III. Jahrg.; Heft Nr. 3. 

— Uber Polydactylie beim Menschen und bei Tieren. Rektoratsrede, 
gehalten an der 80. Stiftungsfeier der Universität Bern am 28. November 
1914 von Prof. Dr. Th. Oscar Rubeli, Bern. 1915. Akademische Buchhand¬ 
lung von Max Drechsel. 

— Pfälzischer Viehversicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit zu Speyer 
am Rhein (gegründet 1849); Jahresbericht über das 66. Geschäftsjahr 1915. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern: dem Stabsveterinär 
Reinhard Qoetxe in Quakenbrück, dem Veterinär Franz Lonne 
in Radbod. — Das Ritterkreuz 1. Klasse mit Schwertern 
des Kgl. Sächsischen Albrechtsordens: den Stabsveterinären 
Friedrich Göllnitz , Dr. Rühmekorf d. L. 1. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Kgl. Sächs. Albrechtsordens: den Ober- 
veterinären Dr. Alfred Meyer , Karl Peritz, Walter Semmlcr und 
Dr. Urban. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Eichenlaub und Schwertern 
des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Stabsveterinär Karl 
Loeb im Jäger-Regt. z. Pf. Nr. 5. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit 
Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Ober- 
veterinär der Res. Dr. Heinrich Ritteimann , Kontrolltierarzt in 
Freiburg i. Br. — Das Kgl. Sächs. Kriegsverdienstkreuz: dem 
Bezirkstierarzt Regierungs-Veterinärrat Rudolf Haubold in Meißen. — 
Das Großh. Sachs. Weim. Ehrenkreuz in Silber mit Schwertern: dem 
Vizewachtmeister Rudolf Damm «aus Rochlitz, Student a. d. Tier- 
ärztl. Hochschule in Dresden. — Das Ritterkreuz des österr. Franz 
Joseph-Ordens am Bande des Militär-Verdienstkreuzes: dem Stabs¬ 
veterinär Emst Amann. — Das König Ludwig-Kreuz: dem K. Bezirks« 
tierarzt Job. Berndorfer i. Passau; dem K. Bezirkstierarzt Karl Buhmann 
in Landshut; dem K. Regierungs- und Veterinärrat Karl Dennhart 
in Speyer; dem K. Bezirkstierarzt Wilhelm Diccas in Weilheim; 
dem K. Bezirkstierarzt Jacob Dolde in Eggenfelden; dem K. Regierungs¬ 
rat im Ministerium d. I. Dr. Karl Qastciger , dem K. Bezirkstierarzt 
Jos. Hartl in Neustadt (Oberf.); dem Schlachthofdirektor Dr. Huß 
in Bamberg; dem Amtstierarzt O. Mahir in München; dem K. Bezirks¬ 
tierarzt Joh. Nepomuk Mcrklc in Rottenburg; dem städt. Obertierarzt 
Ferd. Mölter in München; dem Tierzuchtinspektor Dr. Wilh. Nicklas 
z. Zt. in Berlin; dem Regierungs- und Veterinärrat, K. Landgestüts¬ 
tierarzt Dr. Nopitsch in München; dem Schlachthofdirektor Theodor 
Pahlc in Immenstadt; dem Oberregierungsrat und K. Landstallmeister 
Heinrich Pröls in Zweibrücken; dem Tierzuchtinspektor Friedrich 
Rabus in Kaiserslautern; dem K. Bezirkstierarzt Rötxcr in Miesbach; 
dem Kgl. Bezirkstierarzt August Sallingcr in Neumarkt (Oberpf.); 
dem Tierzuchtinspektor Dr. Schmid in Ansbach; dem K. Bezirks¬ 
tierarzt Ad. Schmidt in Kulmbach; dem K. Regierungs-Veterinärrat 
Max- Sehmutterer i. Bayreuth, dem K. Regierungs-Veterinärrat Hans 
Stautner in Regensburg; dem Tierzuchtinspektor Süßkind z. Zt. in 
München; dem Veterinär d. L. I. Walther in Ludwigshafen. 

Ernennungen: Oberveterinär Dr. Petxsche zum Kreistierarzt in 
Janow (Litauen). — Tierzuchtinspektor Dr. Wilh. Nicklas in Traun¬ 
stein wurde in die beim Reichsamt des Innern errichtete Reichs¬ 
fleischstelle in Berlin berufen. 

Todesfall: Tierarzt Franz Nagler in Berlin. 


Vakanzen. 

Schlachthofstellen: Spandau: Schlachthoftierarzt. Sofort. Mel¬ 
dungen a. d. Magistrat Spandau, Fleisch-Verteilungsstelle. — Stra߬ 
burg i. E.: Assistenztierarzt zum 1. «Juli. Anfangsgehalt 8000 M., 
Höchstgehalt 4200 M. Privatpraxis nicht gestattet. Bewerb, bis 
I 1. «Iuni «an das Bürgermeisteramt der Stadt Straßburg i. E. 


Verantwortlich fflr den Inhalt (exkl. In*eratont»*il): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard SchoeU in Berlin. — 

Druck von W. llüxensteln, Berlin. 



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Ktdientlleb tan Verlage von Rlebard 8ehoeta ln 
(Berlin SW. 48, WUhelmetr. 10. Durch )edee denteebe 
Postamt wird dieselbe cum Preise ron M. 6,— viertel« 
|ibrlleh (ausreblieBlieb Bestellgeld) geliefert (Otter- 
Telcbtsefae Post-Zeltunjrs-Preisliste Nr. 614. Ungartsebe 
Nr. 8&) Kinxelnummern 60 PL 


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Orlghwlbeftrige werden mtt 60 Mt, in Petttadts mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Ginge. Hamburg, Osterstr. tJ; 
Korrekturen, Resenalone-Exemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlnng von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Sehmaltz-Berlin 

unter sündiger Mitarbeit von 

Pro 1 . Ginge Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregienragsrat Dr. Nevermann 

Bambcie. Referent t Reichs-KoL-Amt ln Berlin. ln Mlllhanton LR. ln Oöln. Vortrag. Bat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Leadastierarxt Ar Hamborg. In Wiesbaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor in Dre-don. Professor ln Freibarg, 

Ober Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regienragsrat Wahrte 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kats. Bakt Inst, Gamams, D.8.W.-A. Stadt-Tlerarst m Hamborg. Profeasor ln MOnoben. MitgL d. Kais. Gesundheitsamts ln Berlin! 

Dr. A. Zlmmermann Regienragsrat ZDndel 

Professor ln Budapest Landeatlerarxt von Blaafi-Lotbringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 21 . Ausgegeben am 25. Mai. 


Inhalt: Pfennittger: Über denEinfluß vonSalzlösungen auf das phagozytäre VermögenderLeukozyten. — 
Bene: Über einen vermutlichen Fall von Anaphylaxie beim Schwein. — Thomien : Untersuchungen über die Dia¬ 
gnose des infektiösen Abortus beim Rinde (Fortsetzung). — Referate: Porges: Behandlung der gastrogenen 
Diarrhöen mit Salzsäure-Tierkohle. — V o 11 a n d: Die blutstillende Wirkung des subkutan angewandten Kampferöles. — 
König: Über die Verwendung von Perhydrit-Stäbchen bei eiternden Wunden. — Tierhaltung und Tierzucht: West- 
matteimann: Fütterungsversuche mit Fleisch- und Blutmehl als Ersatz für Hafer bei Pferden. — Tagesgeschichte: Ehrentafel 
der Veterinäre. — Vierundneunzigste Kriegswoche. — Nachruf. —. Zur Kriegsfürsorge. — Personalien. — Vakanzen. 


(Aus dem Veterinär-Pathologischen Institut der Universität Zürich. 

Direktor: Prof. Dr. W. F r e i.) 

Über den Einfluß von Salzlösungen auf das phago¬ 
zytäre Vermögen der Leukozyten. 1 ) 

Von Walter Pfenninger, Tierarzt, Assistent am Institut. 

Über ihren Einfluß auf die phagozytäre Tätigkeit der 
Leukozyten ist eine große Reihe von Substanzen untersucht 
worden: 2 ) Narkotika (Morphium, Äther, Alkohol, Chloroform), 
Antipyretika (Chinin und andere), ferner Zitronensäure, Nuk¬ 
leinsäuren, Hämoglobin, Harnstoff, Cholesterin, Hefe, Gelatine, 
einige Fettsäuren, Benzol, Kampfer, Terpentin, Pepton und 
verschiedene Substanzen bakterieller Herkunft; dann anorga¬ 
nische Verbindungen und insbesondere einige neutrale Salze 
(NaCl, KCl, KJ, CaCl», NaF, NaBr, NaJ), dann einige Gemische 
von Neutralsalzen, Hydroxylionen, Radiumemanation und Ag. 
colloidale. 

Ausgedehnte Untersuchungen sind angestellt worden über 
die Wirkungen von Serum auf die Phagozytose, dabei hat 
man sich aber ausschließlich auf die beiden kolloiden Serum¬ 
anteile, die Opsonie und Tropine beschränkt. Von einigen 
Substanzen konnte eine Begünstigung, von anderen eine 
Hemmung der Phagozytose konstatiert werden. Vielfach sind 
die Ergebnisse widersprechend, indem von ein und derselben 
Substanz sowohl eine begünstigende, als auch eine hemmende 
Wirkung behauptet wird. Abgesehen von Verschiedenheiten 
der Technik ist es wohl möglich, daß beide Auffassungen zu 

*) Diese Publikation ist als vorläufige Mitteilung aufzufassen. 
Die Untersuchungen wurden letzten Winter ausgeführt. Da 
durch Einberufung des Verfassers eine längere Unterbrechung der 
Versuche in Aussicht steht, sollen die wichtigsten bisherigen Resul¬ 
tate hier mitgeteilt werden. 

2 ) Die Literatur soll in einer späteren Arbeit ausführlich 
zitiert werden. 


Recht bestehen,indem, wie Hamburger gezeigt hat,ein und 
dieselbe Substanz in starker Verdünnung befördernd, in hoher 
Konzentration dagegen hemmend wirken kann. Systematische 
Untersuchungen über die Wirkung von Neutralsalzen liegen bis 
jetzt nicht vor. Über solche Versuche soll im folgenden be¬ 
richtet werden. 

Bei den vorliegenden Untersuchungen wurden zwei Arten 
von Versuchsreihen angestellt. 

1 . Untersuchung des phagozytären Vermögens in vitro. 

2. Untersuchung des phagozytären Vermögens in vivo. 

Die Technik für die Versuche in vitro ist die von N e u f e 1 d 3 ) 

angegebene. Die Leukozyten wurden gewonnen von mittel- 
schweren Meerschweinchen, denen 24 Stunden vorher je 5 ccm 
einer mit wenig Aleuronat versetzter Bouillon nach kurzem 
vorherigen Kochen intraperitoneal injiziert worden war. Den 
Tieren wurde heim Töten zwecks Serumgewinnung das Blut ent¬ 
zogen. Die Peritonealhöhle wurde nach Eröffnung mit etwa 30 ccm 
physiologischer NaCl-Lösung ausgespült, die Waschflüssigkeit 
hierauf zweimal je 10 Minuten zentrifugiert und abgegossen und 
mit Kochsalzlösung, bei späteren Versuchen rrit Zuckerlösung, 
wieder aufgefüllt Ob die richtige Dichte vorhanden sei, prüfte 
man im gefärbten Ausstrich und zwar mußten hierbei in jedem 
Gesichtsfeld mehrere polynukleäre Leukozyten vorhanden sein. 

Die Bakterienaufschwemmung wurde aus eintägigen Agarkul¬ 
turen von Staphylocoecus pyogenes aureus gewonnen, und zwar 
wurden je zwei Kulturen in 5 ccm einer Mischung von Kochsalz¬ 
lösung und Bouülon zu gleichen Teilen und später in Trauben¬ 
zuckerlösung auf geschwemmt; die Dichte der Aufschwemmung 
wurde wiederum vorgängig dem Versuch im Ausstrichpräparat ge¬ 
prüft. 

Das Serum wurde gewöhnlich dem Meerschweinchen ent¬ 
nommen, von dem auch die Leukozyten stammten. Es wurde im 
unverdünnten Zustande nach halbstündiger Inaktivierung im Was¬ 
serbad von 60° benutzt. Die Versuche in vitro wurden in kleinen 
Reagenzgläschen von 5 cm Länge und ca. 1 cm Durchmesser vor- 

*) Handbuch der pathog. Mikroorg., 2. Auflage, Bd. 2 von 
Kollc-Wassermann. Bakteriotropine und Opsonine, S. 401. 






242 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 21. 


genommen. Die Salz** verwendeten wir in 1 proz., später in V'ioN- 
Lösungen; zunächst wurden je ein Kubikzentimeter der Lcuko- 
zyten-Aufsehweiinnung, der Hakterienaufschwemmung und des 
Serums mit einem und dann mit zwei Tropfen der Salzlösung ver¬ 
setzt und von diesem Gemisch je ein bzw. zwei Tropfen in die 
Röhrchen gebracht. Die einzelnen Komponenten wurden mittels 
1 eem Pipetten mit 1 um» Teilung und möglichst, gleich weiter 
Ausflußöffnung tropfenweise in die Röhrchen gegeben, und 
zwar benutzte man von der Leukozyteuemulsion je 
1 Tropfen pro Röhrchen. Die Röhrchen wurden sofort nach 
dem Zusammenhängen des Gemisches in den Thermo¬ 
staten gebracht und hier 20 Minuten bei 37" belassen, hierauf 
herausgenommen, dann die klare Flüssigkeitsmenge in den 
Röhrchen mit Fließpapier abgesaugt und der Bodensatz mit der 
Platinöse auf je zwei Objektträger ausgebreitet. Die Ausstriche 
wurden durch Hitze fixiert und mit Karbolthionin gefärbt. Es 
wurden jeweils mindestens 100 polynukleäre Leukozyten gezählt 
und die Prozentzahl derjenigen, welch«' phagozytiert hatten, zur 
Gesamtzahl der gezählten festgestellt. 

In einem ersten Vorversueh mit 1 proz. CaCL - Lösung 
wurde ermittelt, auf welche Weise die Salzwirkung die 
größten Ausschläge- erziele, bzw. auf welche der drei Kompo¬ 
nenten das Salz die größte Wirkung ausübe. Zu diesem 
Zwecke wurde Serum bzw. Leukozyteuemulsion, bzw. 
Bakterienemulsion je für sich 10 Minuten bei 37 Grad mit der 
Salzlösung belassen und dann erst mit den beiden anderen 
Komponenten zusammengebracht. 


Versuch la. 


i 

c g 

to 

« 

Serum 

Leukozyten¬ 

emulsion 

* Bakterien- 

emulsion 

Zah 

Lei 

zy 

c 

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11 

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1* 

l 

ohne 

CaCI, 

Kon¬ 

trolle 

2 Tropfen 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

206 

40 

16,2 

2 

Ire« -j-lTropfenCaCK 
2 Tropfen 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

173 

69 

28,5 

3 

leem -fl Tropfen Ca« ’l, 
2 Tropfen 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

158 

54 

26,1 

4 

2 Tropfen 

lecn -J-lTropfenCaCL 
2 Tropfen 

1 Tropfen 

100 

101 

50,0 

,r> 

2 Tropfen 

1er» -|-2TropfenCaei. 7 
2 Tropfen 

1 Tropfen 

135 

130 

49,0 

6 

2 Tropfi n 

2 Tropfen 

' «a -f-l T ropfenCaCl ? 
1 Tropfen 

80 

71 

47,0 

7 

2 Tropfen 

2 Tropfen 

leem -f2TropfenCaCl a 

1 Tropfen 

125 

92 

42,4 

8 

ohne 

CaCI, 

Kon¬ 

trolle 

2 Tropfen 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

187 

43 

18,7 


Die Tabelle zeigt, daß die größten Ausschläge erzielt 
werden, wenn wir die Leukozyteuemulsion zuerst durch die 
Salzlösung beeinflussen lassen, oder mit anderen Worten, daß 
die Wirkung der Oa-Ionen die korpuskularen Elemente und 
hauptsächlich die Leukozyten betrifft, während der Einfluß 
auf das Serum gering ist; wahrscheinlich kommt die schwach 
phagozytose-befürdorndo Wirkung bei Zusatz des Salzes zum 
Serum nur mittelbar zustande. Der gleiche Versuch (110 wurde 
Yorgfuiommen mit einer 1 10 N-Lösung von CaCL. Sowohl 
Leukozyten als auch Bakterien waren bei diesem Versuch an¬ 
statt in physiologischer Na(T-Lösung in 5proz. isotonischer 
Traubenzuckerlösung aufgcschwcnimt; man wollte auf diese 
Weise die Einwirkung von Nak'l bzw. die kombinierte Wirkung 


von CaCl 2 und NaCl ausschalten, die übrigen Versuchsbedin¬ 
gungen waren diieselben wie bei Versuch 1 a. 

Versuch lb. 






Phago¬ 

zytose 

l| 

.S® 



Bakterien- 

emulsiou 

Serum 

£ 

o 

a. 

> 

a 

&o 

« 

s 

31 

u 

I* 

1 

Kont olle 
kein S alz 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

249 

11 


2 

CaCl^ N 

zu den 
Leuko¬ 
zyten 

leca 4-lTropfenCaClj 
2 Tropfen 

l Tropfen 

2 Tropfen 

244 

36 

12,8 

3 

0.01,1 N 

zu den 
Leuko¬ 
zyten 

leca 4-2TropfenCaCI, 
2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

249 

30 

10,7 

4 

c *<o N 

zur 

Bakterien¬ 

emulsion 

2 Tropfen 

Imb 4-1TropfenCaCL 
1 Tröpfen 

2 Tropfen 

264 

30 

10,2 

6 

CaCI, 1 - N 
üo 

zur 

Bakterien¬ 

emulsion 

2 Tropfen 

lc b -j-2TropfenCaCI a 
1 Tropfen 

2 Tropfen 

255 

£4 

8,6 

6 

c * cl ’,o N 

zum 

Serum 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

leca 4-lTropf enCaClj 
2 Tropfen 

253 

i 

13 

4,9 

7 

c * c C N 

zum 

Serum 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

leca 4-2TropfenCaClj 
2 Tröpfen 

880 

1 

18 

4,1 

8 

Kontrolle 
kein Salz 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

258 ^ 

U 

4.1 


Der Versuch ergibt also das gleiche Resultat wie der erste 
Vorversuch. In der Folge wurde bei den Experimenten in 
vitro immer die Leukozytenemulsion mit den Salzlösungen 
vorbehandelt, und zwar wurde auf einen Kubikzentimeter der 
Leukozytenemulsion immer ein Tropfen der betreffenden lproz. 
oder der V 10 N-Lösung des Salzes zugesetzt. 

Die Technik, wie sie für die Versuche in vivo angewendet 
wurde, soll im folgenden kurz beschrieben werden. 

Der Vorgang der Phagozytose wurde in der Bauchhöhle von 
Meerschweinchen produziert; zu einer Serie wurden immer Tiere 
von ungefähr gleichem Gewicht gewählt, denen man je 5 ccm Aleu- 
ronatbouillon intraperitoneal applizierte. Nach 20 Stunden er¬ 
hielten die Tiere je 1 ccm der betr. 1 proz. oder ! /io N-Salzlösung; 
20 Minuten später injizierte man die Bakterienemulsion und ent¬ 
nahm dann mittels steriler Kapillarpipetten einige Tropfen des 
Peritonealexsudates und brachte sie sofort auf Objektträger. 

Zunächst wurde festgestellt, wie lange nach der Bakterien¬ 
injektion man ein möglichst phagozytenreäches Exsudat ge¬ 
winnen könne. Es wurden Exsudatentnahmen gemacht nach 
15, 25 und 35 Minuten. 

Versuch 2. Versuch ohne Salz. 


Bakterienemulsion: 4 eintägige Agar9chiefkulturen von Staphylo- 
coceus pyogenes aureus in 15 ccm Bouillon u. phys. NaCl-Lösung ü. 





| Entnahme von Peritonalexsudat nach 

Tier Nr. 

Bouillon- 

Bakterien- 


15' 


25' 



35' 


injektion 

injektion 

6C 

60 J 
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0.0. 

1 i 
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1 

22. 2. 4 li p. m. 

23. 2. '4hp.ni. 

2 ccm 

179 

63 *22,8 

217 

9 

4,03 

312 

4 

1,2 

2 

22. 2. 4 li p. m. 

23. 2. 4 h p. m. 

3 ccm 

W 

43 32.3 

1 

95 

6 

7,7 

1S1 

G 

6,7 

1 

































25.” Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Aus dem Versuch geht hervor, daß die Phagozytose nach 
15 Minuten am lebhaftesten ist und merkwürdigerweise dann 
sehr rasch abnimmt, offenbar üben von den im Peritonealexsu¬ 
dat bereitliegenden Leukozyten bei der plötzlichen starken In¬ 
vasion von Bakterien eine große Zahl ihre phagozytäre Tätig¬ 
keit aus und verschwinden dann. Wahrscheinlich tritt eine Er¬ 
schöpfung des opsonischen Vermögens des Exsudates ein, oder 
die Wirkung des Salzes hört infolge Verschwindens desselben 
aus der Bauchhöhle auf, so daß schon nach kurzer Zeit sich 
nur noch eine sehr geringe Phagozytose wahrnehmen läßt, 
trotzdem noch eine große Zahl von Bakterien und Leukozyten 
im Peritonealexsudat vorhanden ist. 

Reaktionszeiten von weniger als 15 Minuten wurden nicht 
untersucht, da sie für die Versuche nicht in Betracht kommen, 
weil auch bei nur mittelgroßen Serien von der Injektion der 
Bakterienemulsion bis zur Exsudatentnahme, wenigstens wenn 
ein Experimentator allein arbeitet, mindestens 15 Minuten ver¬ 
streichen. In den folgenden Versuchen wurde immer die 
Reaktionszeit von 15 Minuten beibehalten. 

Kritisch betrachtet, haften dieser Technik in vivo aller¬ 
dings verschiedene Mängel an; erstens wäre ednzuwenden, daß 
die Leukozyten verschiedener Tiere bei ganz gleichen Ver¬ 
suchsbedingungen sehr verschieden reagieren können und die 
Resultate schon deshalb nicht vergleichbar wären. Diesem 
Umstand wurde Rechnung getragen, indem man die Versuche 
wiederholte. Wenn sich nun mehrmals die gleichen Resultate 
ergaben und sich dieselben mit den im Glasversuch gefundenen 
im wesentlichen deckten, mußte man annehmen, daß die gefun¬ 
denen Wirkungen der Salze allgemein auch in vivo gültig w aren 
und die Salze im Tier denselben Effekt wie im Glase haben 
mußten. Ein weiterer unangenehmer Umstand war der, daß 
oft Tiere, w r elche ganz, gleich wie andere der Serie behandelt 
worden w^aren, im entnommenen Exsudat gar keine oder sehr 
viele Bakterien zeigten. Solche Tiere mußten natürlich auch 
ausgeschaltet werden, da nur Exsudate brauchbar waren, die 
ungefähr dieselbe Leukozyten- wie auch dieselbe Bakterien¬ 
dichte aufwiesen. So ergaben sich fast in jeder Serie Ausfälle, 
was immer Wiederholungen der Versuche nötig machte. 

Einfluß an organischer Anionen. 

Der Versuch im Glas wurde ausgeführt mit Aufschwem¬ 
mungen von Bakterien und Leukozyten in 5proz. Rohrzucker¬ 
lösung. Leukozyten und Serum wurden in der beschriebenen 
Weise vom Meerschweinchen gewonnen. Die Salze kamen in 
7,0 N-Lösungen zur Verwendung, und zwar wurde je ein 
Tropfen derselben zu einem halben Kubikzentimeter der 
Leukozytenaufschwemmung gegeben (s. Versuch 3). 

Es ergibt sich somit in bezug auf Begünstigung der Phago¬ 
zytose folgende Reihenfolge der Anionen: * 

Br > N0 3 > CI > J > Kontrolle. 

Sämtliche Ionen zeigten also eine begünstigende Wirkung. 

Derselbe Versuch wurde ausgeführt mit Aufschwemmun¬ 
gen von Leukozyten und Bakterien in physiologischer Koch¬ 
salzlösung unter Verwendung der Salze in lproz. Lösungen. 
Hierbei ergab sich folgende Reihe: 

Br> N0 3 > Cl> CNS,) Kontrolle) S0 4 . 

Die Versuche mit anorganischen Anionen^in vivo veranschau¬ 
lichen die Tabellen 4 und 5. Für den folgenden Versuch 4 
wurden Kaninchen verwendet; die Tiere wurden mit je 20 ccm 
Aleuronatbouillon intraperitoneal gespritzt. Die Applikation 


243 


Versuch 3. 


Salzlösung Ä N 

Leukozyten- 

Bakterien- 


Phago¬ 

zytosen 

Proz.der 

Leuko¬ 

zyten 

waren 

Phago¬ 

zyten 

der Nr. 

des Röhrchens 

aufschwemmung 

aufschwemmung 


negativ 

positiv 

1 

Kontrolle 
ohne Salz 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

157- 

10 

5,9 

I 2 

NaGT \ N 

10 


” 

” 

146 

16 

9,8 

3 

NaBr -- N 

10 

” 


- 

130 

28 

15,0 

4 

N 




151 

16 

9,4 

5 

Na NO^-N 




i46 

20 

12,0 

6 

Kontrolle 
ohne Salz 




155 

10 

6,1 


der lproz. Salzlösungen erfolgte intravenös an der Ohrrand¬ 
vene, 8 Stunden nach der Bouillonjinjektion; 20 Minuten nach 
der Salzapplikation erfolgte die Einspritzung der Staphy¬ 
lokokkenaufschwemmung (2 ccm pro Tier) intraperitoneal. Das 
Exsudat wurde nach 15 Minuten entnommen. Die Reihenfolge 
der Ionen ist diese: 

CI > S0 4 > Kontrolle. 

Versuch 4. 


Nr. 

des Tieres 

Bouillon- 

iujektion 

Salzapplikation 

Bakterien¬ 

injektion 

Phago¬ 
zytosen . 
nach 15' 

Proz.der 

Leuko¬ 

zyten 

waren 





uegativ | positiv 

Phago¬ 

zyten 

1 

Kontrolle 

29.2. 9ha.ro. 

Kein Salz 

29.2. 5 h 20 p.m. 

265 

42 

13,6 

2 

NaCl 1 Proz. 

do 

29..2.^5 b p. m. 

do. 

231 

77 

25,0 

3 

Na* S0 4 

1 Proz. 

do. 

do. 

do. 

17G 

30 

14,5 

4 ' 

Kontrolle 

do. 

do. 

do. 

280 

45 

13,8 


Pas SO-Ion hat hier einen leicht begünstigenden Einfluß ge¬ 
habt, während es sonst immer hemmend wirkte. 


Versuch 5. 


Nr. 

des Tieres 

Bouillon¬ 

injektion 

Salzapplikation 

Bakterien- 

Injektion 

Phago¬ 
zytosen 
nach 15' 

Proz.der 

Leuko. 

zyten 

waren 





negativ | 

positiv 

Phago¬ 

zyten 

19 

Kontrolle 

3.3.16. 9 ha. m. 

3. 3. 4 h p. m. 

3. 3. 4 h 20 p.’m. 

159 

23 

12,6 

20 

NaBr 1 Proz. 

do. 

do. 

do. 

166 

31 

15,7 

21 

Na NO, 

1 Proz. 

• do. 

do. 

do. 

216 

i 39 

16,3 

22 

Na, S0 4 

do. 

do. 

f do. 

271 

30 

9,97 

23 

Kontrolle 

do.’ 

do.‘ 

do. 

318 

! " 

12,8 


Wie im Versuch in vitro wirken auch hier das Br- und das 
NOa-Ion begünstigend, das SO«-Ion hemmend auf die Phago¬ 
zytose. Hier ergibt sich die Reihenfolge: 

Br> N0 3 > Kontrolle) SO.,. 

Einfluß anorganischer Kationen. 

Die nachfolgende Tabelle zeigt den Einfluß einer Kationen¬ 
reihe auf die Phagozytose in vitro. Die Leukozyten wurden 
in der bekannten Weise vom Merschweinchen gewonnen und 
in 5proz. Rohrzuckerlösung aufgeschwemmt Die Salze wurden 




244 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 21. 


in ‘/“»N-Lösung verwendet. Die übrigen Versuchsbedingungen 
sind die bereits bekannten. 


Versuch 6. 


Salzlösung ^N 

Nr. de« 
Röhrchens 

Leukozyten- 

»uapcnsion 

Bazillen- 

Serum 

Phago¬ 

zytosen 

Proz der 
Leuko¬ 
zyten 

Suspension 

negativ 

positiv 

waren 

Phago¬ 

zyten 

1 

NaCl 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

115 

18 

13,5 

2 

KCl 

” 

” 

” 

137 

13 

8,6 

S 

NH 4 CU 


” 

” 

122 

20 

14,1 

4 

Kontrolle 
kein Salz 



” 

168 

19 

10,1 

5 

Kontrolle 
kein Salz 

” 

” * 

” 

121 

13 

9,8 


Nach diesem Versuch bedingen NH 4 - und Na-Ionen eine 
Beförderung, das K-Ion dagegen eine Hemmung der 
Phagozytose. Die Reihenfolge ist: 

[NH 4 > Na) Kontrolle) K. 

Dieselbe Reihenfolge der Ionen in bezug auf Begün¬ 
stigung bzw. Hemmung der Phagozytose ergab sich auch bei 
Verwendung der lproz., anstatt der Vio N-Lösung, nämlich: 
Ca) Mg) NH 4 ) Na) Kontrolle K> Ba> Sr. 

Das Resultat des Versuchs in vivo, vorgenommen an 
Meerschweinchen, stellt folgende Tabelle dar: 


Versuch 7. Versuchstiere:• Meerschweinchen. 


No. des 


Salzinjektion 

Bakterien- 

Phago¬ 

zytosen 

Proz.der 

Leuko¬ 

zyten 

Tieres 

natinjektlon 

injektion 

negativ positiv 

1 

waren 

Phago¬ 

zyten 

11 

Kontrolle 

4. 3. 9 b a. m. 

Kein Salz 

4. 3. 4 » p. in. 

318 

47 

12,8 

12 

NaCl 

do. 

4. 3. 4 h p. m. 

do. 

306 

45 

12,9 

13 

KCl 

«io. 

do. 

do. 

250 

27 

9,7 

14 

CaCL, 

do. 

do. 

do. 

283 

88 

23,7 

16 

MgCL. 

do. 

do. 

do. 

247 

37 

13,1 

17 

Kontrolle 

do. 

Kein Salz 

do. 

318 

47 

12,8 


Derselbe Versuch wurde auch an Kaninchen vorge¬ 
nommen, denen die lproz. Salzlösungen subkutan am Bauche 
in einer Menge von je 4 ccm appliziert wurden. 


Versuch 8. Versuchstiere: Kaninchen. 


Nr. 

de« Tieres 

Bouillon¬ 

injektion 

Salzapplikation 

subkutan 

Bakterien¬ 

injektion 

Phago¬ 

zytosen 

negativ poaifiv 

Proz.der 

Leuko¬ 

zyten 

waren 

Phago¬ 

zyten 

23 

Kontrolle 

28.2.16. 9 ti a.m. 

Kein Salz 

29. 2. 10 b a. in. 

160 

37 

18,7 

24 

NaCl 

do. 

28. 2. 5 h p. in. 

do. 

164 

44 

21,1 

25 

KCl 

do. 

do. 

do. • 

168 

36 

17,6 

26 

CaCL, 

do. 

do. 

do. 

119 

78 

39,6 

27 

MgCL 

do. 

do. 

do. 

117 

58 

33,1 

28 

Kontrolle 

do. 

Kein Salz 

do. 

120 

28 

18,9 


Beide Versuche stimmen überein. Die Reihe der Ionen, 
nach ihrer Begünstigung bzw. Hemmung der phagozytären 
Fähigkeit geordnet, lautet: 

<’a> Mg) Na) Kontrolle) K. 


Einfluß organischer Anionen. 

Zunächst wurde der Versuch in vitro ausgeführt mit 
1 proz. Lösungen und mit Aufschwemmungen der Leukozyten 
in physiologischer NaCl-Lösung und der Bakterien in physi¬ 
ologischer Kochsalzlösung und Bouillon zu gleichen Teilen. 
Die Reihenfolge der Ionen, nach der Begünstigung geordnet, 
ist folgende: 

Propionat) Acetat) Butyrat) Citrat) Kontrolle. 

Der gleiche Versuch wurde mit einer Reihe vorgenommen, 
bei der die Salze wiederum in Vio N-Lösungen, die Leukozyten 
und Bakterien in 5 proz. Traubenzuckerlösung auf geschwemmt, 
verwendet wurden. 


Versuch 9. 


Salzlösung u. Nr. 

Leukozyten- 

Bakterien- 

| Phagozytosen 

Proz. der 
Leukozyten 

des Röhrchens 

Suspension 

snspension 

negativ 

J positiv 

waren 

Phagozyten 

1 

Kontrolle 

4 Tropfen 

1 Tropfen 

201 

>4 

10,6 

2 

Na-propionat 

do. 

do. 

231 

80 

26,4 

3 

Na-oxalat 

do. 

do. 

209 

49 

18,9 

4 

Na-butyrat 

do. 

do. 

192 

49 

20,3 

6 

Kontrolle 

do. 

do. 

21« 

24 

10,0 

Sämtliche hier untersuchten Ionen 

übten 

also einen be- 


günstigenden Einfluß aus. 

Reihenfolge: 

Propionat) Butyrat) Oxalat) Kontrolle. 

In diesem letzten Versuch wurde das Serum weggelassen, 
nachdem sich gezeigt hatte, daß es auf die Phagozytose in 
vitro qjnen sehr geringen oder gar keinen Einfluß hatte, wie 
einige Beispiele, die hier folgen, kurz zeigen mögen. 

V e r s u c h 10. 


Nr. des 
Röhrchens 

Leukozyten- 

Bakterien- 

Serum 

Phago¬ 

zytosen 

Proa.der 

Lenko- 

«yton 

waren 

Phago¬ 

zyten 

u. Salz 
lösung 

snspension 

snspension 

negativjpoaitlv 

1 

CaCI* 

l«a -f ITropfenCaCL 
2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

944 

: 

86 

IM 

2 

CaClj 

leta -f-lTropfenCaCl, 
2 Tropfen 

1 Tropfen' 

kein 

Sernm 

2S8J 

34 

*M 

3 

CaClj 

2 Tropfen 

l ccm-f ITropfen 
i T ropfen 

2 Tropfen 

260 

80 

IM 

4 

CaCl, 

2 Tropfen 

• 

1 /icin -f-1 Tropfen 
1 Tropfen 

kein 

Serum 

256 

35 

iM» 

6 

Kontrolle 
ohne Salz 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

2 Tropfen 

266 ‘ 

11 

4,1 

6 

Kontrolle 
ohne Salz 

2 Tropfen 

1 Tropfen 

kein 

8 rum 

969 

SO 

6,6 


Die Tabelle zeigt sogar die merkwürdige Tatsache, daß 
bei zwei Beispielen das Serum eine hemmende Wirkung ausübte. 

Der Versuch der’organischen Ionen i,n vivo ist in der fol¬ 
genden Tabelle dargestellt. Die Reihenfolge der Ionen, nach 
der Begünstigung der Phagozytose geordnet, ist diese: 
Propionat) Formiat > Acetat) Butyrat) Citrat) Tartrat ( 
Oxalat) Lactat) Kontrolle. 

Das Resultat stimmt mit dem im Glas gefundenen ziemlich 
gut überein. Sämtliche untersuchten organischen Ionen üben 
eine begünstigende Wirkung auf die Phagozytose aus. Die 
Reihenfolge ist ungefähr dieselbe wie in vitro, nur das Tartrat 
macht eine Ausnahme, indem es beim Tierversuch an sechster 
Stelle steht, während es im Glas die Phagozytose am wenigsten 
begünstigt hat und am Schluß der ganzen Reihe figuriert. 

Die Versuche haben ergeben, daß sämtliche untersuchten 
Ionen — Ba, Sr regelmäßig, K und SO* gelegentliclf ausgenom- 








25. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


245 


Versuch 11. 


Nr. 

des Tteree 

Bouillon- 

Injektion 

8alzapp]ikation 

Bakterien- 

injcktion 

Phago¬ 

zytosen 

l’roz.der 

Leuko¬ 

zyten 

waren 

Phago¬ 

zyten 


negativ*positiv 

11 

Kontrolle 

89.8. 6 fa p. m. 

kein^Salz 

30.3 3 h 20 p.m. 

2<>9 

21 

9,1 

86 

Na-formLat 

do. 

SO. 8. 8 h p. ui. 

du. 

246 

17 

16,3 

14 

Xs-inIM 

do. 

do. 

du. 

241 

34 

16,1 

14 

Ka-pro- 

ptonat 

do. 

do. 

du. 

261 

93 

26,2 

44 

Na-xltrat 

do. 

<lo. 

du. 

266 

| 

35 

14,1 

86 

Nn-oxalat 

dö. 

du. 

do. 

250 ! 

34 

11,9 

86 

Na-tartrat 

do. 

do. 

d«>. 

247 

43 

12,4 

41 

Ka-bmtjrat 

do. 

do. 

du. 

259 

46 

14,6 

86 

Na-laetat 

do. 

du. 

du. 

211) 

82 

11,1 

40 

Kontrolle 

do. 

do. 

du. 

228 

22 

8.8 


men — die Phagozytose begünstigen, und zwar sowohl in vitro 


als auch in vivo. Die Ionen ordnen sich wie folgt: 
Anorganische Anionenreihe Br> N0 3 > CI > J) CNS) Kon¬ 
trolle) SO*. 

Anorganische Kationenreihe Ca) Mg) NH 4 ) Na > Kontrolle) 
K> Ba) Sr. 

Organische Anionen: Propionat) Formiat > Acetat) Butyrat > 
Citrat) Tartrat) Oxalat) Lactat) Kontrolle. 

Vergleichen wir diese Reihen mit den Reihen der Fällung 
von Kolloiden durch Neutralsalze: 

CNS < J< N0 3 < Cl< Acetat < S0 4 < Tartrat < Citrat, 
so ergibt ach, daß mit Bezug auf die Ionen NO», CI und SO* 
eine Übereinstimmung der Aufeinanderfolge besteht, während 
J und CNS eine Ausnahmestellung einnehmen. Das würde be¬ 
deuten, daß diejenigen Ionen, welche auf Kolloide das stärkste 
Fällungsvermögen ausüben, die Phagozytose am wenigsten be¬ 
günstigen und umgekehrt In bezug auf die organischen Ionen 
besteht insofern eine Übereinstimmung, als Acetat mehr be¬ 
günstigt als Tartrat und Citrat. Daß sich indessen die Ionen¬ 
reihen vollständig decken, kann nicht erwartet werden, weil 
die Wirkung der Ionen bei der Phagozytose sich auf viele 
Substanzen auf einmal erstreckt und die verschiedenen 
Wirkungen mit einander interferieren. Immerhin würde 
sich das Gesetz ableiten lassen, daß die Substanzen mit 
schwach fällender, oder geradezu lösender bzw. quellender 
Wirkung auf die Leukozyten bzw. Leukozytenoberflächen 
die Phagozytose begünstigen. Dieses Ergebnis ist in Über¬ 
einstimmung mit der Auffassung von Hamburger 4 ), wonach 
beispielsweise die begünstigende Wirkung von Narkoticis auf 
einer Verflüssigung der Leukozytenoberfläche beruht. 

Wenn wir den Vorgang des Phagozytose befördernden 
bezw. vermindernden Einflusses verschiedener Salze genauer 
analysieren wollen, müssen wir uns zunächst vergegenwärtigen, 
daß eine Reihe von Faktoren am Zustandekommen des phago¬ 
zytären Vorganges im Tierkörper beteiligt sind. 

1. die Leukozyten und zwar namentlich die kleinen poly¬ 
nukleären; 

2 . die zu phagozytierenden Mikroorganismen; 

4 ) Physik, chemische Unters, über Phagozyten. Wiesbaden 
1912. 


8 . gewissermaßen als Substrat bzw. als Medium, in 
welchem sich der Vorgang abspielt, die Körperflüssigkeiten. 

Damit ist aber die Zahl der Komponenten noch nicht er¬ 
schöpft. Das Blutplasma enthält Substanzen, welche auf die 
Phagozytose einen stimulierenden Einfluß haben. Diese 
teilt man nach der neuen Anschauung ein in komplexe und 
in einfache; die ersteren sind die Opsonine mit einer 
thermostabilen und einer thermolabilen Kompotente, die andern 
sind die thermostabilen Bakteriotropine. Über die Wirkung der 
andern Serumbestandteile wie Eiweiß, Lipoide, Kristalloide, 
Nonelektrolyte und Elektrolyte ist weder im einzelnen noch 
in Kombination etwas bekannt. 

Auf Grund von verschiedenen physjkalisch-chemischen 
Überlegungen muß ein Zusammenhang bestehen zwischen der 
Grenzflächenspannung Wasser-Leukozyt und der Fähigkeit 
der untersuchten Salze, die Oberflächenspannung des Wassers 
zu beeinflussen; infolgedessen wurde die Oberflächenspannung 
der Salzlösungen untersucht. Es ergab sich, daß alle unter¬ 
suchten Salze die Oberflächenspannung des Wassers erhöhen; 
in der Größenordnung der Beeinflussung der Oberflächen¬ 
spannungen des Wassers und der Phagozytosebegünstigung 
besteht bei den organischen Ionen eine gewisse Reziprozität. 
Diejenigen Salzlösungen, welche die' Phagozytose am meisten 
begünstigen, haben die kleinste Oberflächenspannung. 

Diese Verhältnisse genauer experimentell und theoretisch 
zu untersuchen, geht über den Rahmen dieser vorläufigen Mit¬ 
teilung hinaus. Über dieselben soll in einer späteren Ab¬ 
handlung näher berichtet werden. 


Uber einen vermutlichen Fall von Anaphylaxie 
beim Schwein. 

Von Veterinär d. R. Adolf Bosse. 

Der Bericht über „Zwei Fälle von Anaphylaxie beim 
Schwein“ von Dr. J. R o o s, Leiden, in Nr. 52 der B. T. W. 1915, 
gibt mir die Anregung, über einen ähnlichen Fall aus der Praxis 
bei der Zivilbevölkerung des besetzten Gebietes im Westen zu 
berichten. 

Bei einem Fermebesitzer, einem naturalisierten Holländer, 
dem es, trotz der Schwierigkeit in der Ernährungsfrage, ge¬ 
glückt war, sich einen Bestand von 7 Schweinen zu halten, er¬ 
krankte Anfang Februar ein ca. 3/ * Jahr altes Schwein unter 
rotlaufverdächtigen Erscheinungen. Da der Patient bereits 
etwa zwei Tage kränkelte, ehe ich hinzugezogen wurde und bei 
meinem Erscheinen schon starke Bewußtseinsstörungen zeigte, 
da außerdem vor Ablauf von etwa 24 Stunden kein Rotlauf¬ 
serum herbeizuschaffen war, so riet ich zur Notschlachtung. 
Nach Aussage des Besitzers waren sämtliche Tiere etwa im 
Monat September von einem Kollegen geimpft worden, vaccin6, 
wie er sagte, ob mit Kulturen und Serum vermochte er nicht 
anzugeben, wahrscheinlich doch aber mit beiden. Rotlauf war 
bis zum Kriege auf seinem Gehöfte nicht beobachtet worden, 
die Impfung und ihre Segnungen waren ihm gänzlich unbe¬ 
kannt. Meinem Rate zur Notschlachtung wurde sofort statt¬ 
gegeben. Dieses Schwein erwies sich dann bei der am folgen¬ 
den Tage vorgenommenen Fleischbeschau stark mit Finnen 
durchsetzt, namentlich war die Herzmuskulatur davon 
betroffen. 

Gegen Abend des nächsten Tages wurden nunmehr die 
übrigen sechs Schweine, die keinerlei Krankheitserscheinungen 
(Fortsetzung siehe S. 248.) 











Thomsen: Abortus beim Rinde. Schema II. (Fortsetzung). 


246 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 21 





25. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


247 


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248 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 21. 


zeigten, darunter drei Eber, einer Schutzimpfung mit dem vom 
Etappen-Sanitätsdepot bezogenen Serum unterzogen, wobei die 
Tiere sehr aufgeregt waren und von zwei handfesten Kano¬ 
nieren gehalten werden mußten. Sämtliche Schweine hatten, 
mit Ausnahme eines etwa 1K Jalire alten, schweren EbeTs, ein 
Gewicht von etwa 75 kg, als dreivierteljährige Tiere, infolge 
der mangelhaften Ernährung. Als ich nun zufälligerweise nach 
ungefähr zehn Minuten mit dem Besitzer, da er mich gebeten 
hatte, ihm noch zwei Eber zu kastrieren, in den einen Stall, 
in dem sich zwei Sauen und ein Eber befanden, hineintrat, um 
mir letzteren anzusehen, lag die eine der Sauen bewußtlos am 
Boden, die beiden anderen Tiere standen dabei und be¬ 
schnüffelten sie, der Eber stieß sie, gleichsam aufmunternd, mit 
dop Rüssel in die Flanken. Kurze, krampfartige Zuckungen 
liefen über den ganzen Körper hin, die Atmungszahl betrug 70 
in der Minute, die Pulsfrequenz konnte infolge der Zuckungen 
nicht genau festgestellt werden, betrug aber etwa 100—110. 
Die Temperatur konnte, da ich einen derartigen Fall natürlich 
nicht vorgesehen und zu dem Gang hinaus nach der Tenne 
kein Thermometer mitgenommen hatte, an diesem Tage nicht 
mehr auf genommen werden, sie schwankte in der Folgezeit 
jedoch zwischen 38,5—39,5. Die Augen erschienen halb ge¬ 
brochen. Eine Blaufärbung der Haut wurde nicht beobachtet, 
sie wäre wohl, wenn das Tier noch längere Zeit sich selbst 
überlassen gelegen hätte, noch eingetreten, möglicherweise ist 
sie mir auch, da das Tier infolge Streumangels von Schmutz 
starrte, entgangen. Sofortige Duschen mit kaltem Wasser auf 
den Kopf und kräftige Massage des ganzen Körpers mit Stroh¬ 
wischen, ausgeführt von dem ängstlich besorgten Besitzer, 
ließen den Patienten bald wieder zu Bewußtsein kommen; nach 
etwa 5 Minuten stand er, in der Hinterhand unterstützt, auf, 
bewegte sich, zunächst noch etwas im Hinterteil schwankend, 
später wieder ganz normal. In den folgenden Tagen jedoch 
wollte sich das 'Tier durchaus nicht erholen, ging wohl an den 
Trog, fraß aber nur wenig, trotzdem Puls, Atmung und Tempe¬ 
ratur nahezu wieder normal waren, und lag meistens den Tag 
über, unruhig stöhnend, den Rüssel in das spärliche Stroh 
gewühlt, am Boden. Ich war fest davon überzeugt, mich dessen 
erinnernd, was ich während meines weihnachtlichen Erholungs¬ 
urlaubes in der B. T. W. gelesen, einen Fall von Anaphylaxie 
beim Schwein vor mir zu haben. 

Da der Besitzer sowieso Mangel an Futter hatte — er 
suchte sich die Abfälle der im Orte untergebrachten Feldküchen 
mühsam zusammen —, ich außerdem befürchtete, daß noch 
mehrere der Tiere, die sämtlich Stallgenossen gewesen waren, 
mit Finnen behaftet seien, so wurde der Patient nach acht 
Tagen ebenfalls geschlachtet. Auch sein Fleisch war sehr 
stark finnig, namentlich die Herzmuskulatur. 

Handelt es sich nun also hier wirklich um einen Fall von. 
Anaphylaxie, oder ist dieser Fall durch Schwäche der Herz¬ 
muskulatur, erklärlich durch deren Durchsetzung mit zahl¬ 
reichen Finnen und plötzlich ausgelöst infolge der Erregung 
beim Impfen, zu erklären, oder kommt beides hier in Betracht? 
Und sollten nicht etwa auch bei den von Dr. R o o s berichteten 
Fällen innere organische Fehler mit vorhanden gewesen sein, 
die ihm, da die Tiere nicht bei der Fleischbeschau zu Gesicht 
kamen, entgehen mußten? 


Referate. 

Behandlung der gastrogeneii Diarrhöen mit Salzsäure-Tierkohle. 

Von Otto Porges, Wien. 

(Ther. Moaatah. 1016, H. 10, S. 660—60S.) 

Die von einigen Forschern der neueren Zeit zu Ansehen 
gebrachte Behandlung der Darmerkrankunfen mit 
Tierkohle ließ bei dem Verfasser den Gedanken entstehen, 
die Tierkohle als Vehikel der Salzsäure zu benutzen und da¬ 
durch gleichzeitig die Wirksamkeit der Salzsäure mit den 
fäulniswidrigen und entgiftenden Qualitäten der Tierkohle zu 
kombinieren. Versuche, die bereits im Sommer 1914 ausgeführt 
worden waren, hatten ergeben, daß die Tierkohle beträchtliche 
Mengen von Chlorwasserstoff absorbiert, an Eiweißkörper aber 
die Salzsäure wieder abgibt. Die späteren Versuche mit Salz¬ 
säure-Tierkohle waren von großem Erfolg begleitet. In vielen 
Fällen sollen Diarrhöen schon nach zweitägiger Darreichung der 
Salzsäurekohle geschwunden sein. Die Verabreichung derselben 
geschah nach jeder Mahlzeit in der Weise, daß ein gehäufter 
Kaffeelöffel voll Salzsäurekohle in einem halben Glase Wasser 
aufgeschwemmt wurde. Sustmann. 

Die blutstillende Wirkung des subkutan angewandten 
Kampferöles. 

Von Dr. V o 11 a n d in Davos-Dorf. 

(Ther. Monatsh. 1916, H. t, 8. 91—92.) 

Der Verfasser hatte schon auf der 78. Versammlung deut¬ 
scher Naturforscher und Ärzte 1906 in Stuttgart über die Be¬ 
handlung der Lungenkranken mit subkutanen Kampferöl¬ 
einspritzungen berichtet und dabei auf die blutstillende Wir¬ 
kung dieser Einspritzungen bei Lungenblutungen aufmerksam 
gemacht. Weiterhin konnte der Verfasser nun auch feststellen, 
daß das Kampferöl auch blutstillend wirkte, wenn die Blutung 
aus anderen unzugänglichen Höhlen kommt. An sich selbst 
hat er diesen günstigen Einfluß bei habituellem Nasenbluten 
nachgewiesen. Es wurde stets das 10 proz. sterilisierte Kampfer¬ 
öl angewandt, jedoch kein Versuch gemacht, ob vielleicht schon 
das öl blutstillend wirkte, oder ob es lediglich auf den Kampfer 
ankam. Außerdem wurden bei Starkblutenden kurz hinter¬ 
einander und immer an verschiedenen Stellen 10 bis 20 bis 
30 ccm 10 proz. Kampferöl unter die Haut eingespritzt Zum 
Schlüsse wird vom Autor noch folgendes hervorgehoben: 

„So bin ich überzeugt, daß sich das Kampferöl auch im 
Felde bewähren wird, und ich kann das Verfahren unseren 
feldgrauen Chirurgen zur Erprobung nicht warm genug aus 
Herz legen. Wie leicht kann so eine kapillare Blutung aus 
unzugänglichen Wunden die oft nicht unbedenkliche Unter¬ 
bindung nötig machen.“ Sustmann. 

über die Verwendung von Perhydrit-Stäbchen bei eiternden 
Wunden. 

Von Dr. S. K ö n i g in Groß-Strehlitz. 

(Ther. Monatsh. 1916'H. 11,8.614-616.) 

Bei der Behandlung eiternder Wunden hat der Autor 
Wasserstoffsuperoxyd in Stäbchenform (her- 
gestellt von der Firma E. Merck in Darm Stadt) ver¬ 
wendet. Diese Perhydritstäbchen stellen weiße, leichtschmel¬ 
zende Stifte dar, die aus einer Verbindung von Wasserstoff¬ 
superoxyd und Carbamid bestehen. Nach den Ergebnissen 
seiner Versuche hält der Verfasser die Perhydritstäbchen für 
ein leicht zu handhabendes Desinfiziens, durch das die Hei¬ 
lungsdauer vieler eiternder Wunden bedeutend abgekürzt 
werden kann. Sustmann. 



25. Mai 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


',249 ' 


Tierhaltung und Tierzucht. 

F&ttenmgSTersnche mit Fleisch- und Blutmehl als 
Ersatz für Hafer bei Pferden. 

Von Westmatteimann, Oberstabsveterinär. 

Seit Jahren wird in großen Mengen vom Auslande als Vieh¬ 
futter Fleisch- und Fischmehl bezogen, dem bekanntlich öfter Milz- 
branderreger anhaften, so daß Schweine vielfach an Milzbrand er¬ 
krankten. Auch in Deutschland ist man dazu übergegangen, Fleisch¬ 
mehl und neuerdings auch Blutmehl herzustellen, die als gesundes 
Viehfutter den Auslandserzeugnissen vorzuziehen Bind und in reich¬ 
licheren Mengen im Inlande beschafft werden können. 

Da das Fleischmehl mit gutem Erfolge an Schweine und Zug¬ 
ochsen und im Großherzoglichen Marstall zu Oldenburg vom Landes¬ 
obertierarzt Geh. Veterinärrat Dr. L. Greve versuchsweise auch 
an Pferde verfüttert wurde (s. Oldenburgisches Landwirtschaftsblatt 
Nr. 11 vom 12. März 1915. 63. Jahrgang), so veranlaßt« das stell¬ 
vertretende Generalkommando VII. Armeekorps seit März 1915 
umfangreiche Fütterungsversuche mit Fleisch- und Blutmehl bei 
Dienstpferden. 

Diese Versuche sind abgeschlossen und haben ein so günstiges 
Ergebnis gehabt, daß es zweckmäßig erscheint, sie allgemein be¬ 
kannt zü geben, um anregend zur reichlicheren Beschaffung dieser 
wertvollen Futtermittel zu wirken, die aus bisher wertlosem, oft nur 
mit Unkosten zu beseitigenden Material, den Kadavern gefallener 
Tiere jeder Art und Tierabfällen in Schlachthäusern, hergestellt 
werden. 

1. Fleischmehl 

Die Versuche haben ergeben, daß als Tagesration für ein 
mittelgroßes Pferd genügen: 

2 Pfd. Fleischmehl, 

2 Pfd. Hafer, 

3 Pfd. Zucker und 

ZV» Pfd. Kleie. 

Die Kohlehydrate lassen sich nach dem jeweilig vorhandenen Ma¬ 
terial auch durch andere stärke- und zuckerhaltige Stoffe, wie 
Schnitzel usw. ersetzen. 

Versuchsweise wurde 10 Pferden der Hafer vollständig ent¬ 
zogen. Sie erhielten pro Tag 2 % Pfd. Fleischmehl, 3 Pfd. Zucker 
und 3 Pfd. Mischfütter und zeigten sich ebenso leistungsfähig wie 
die mit Hafer gefütterten Kontrollpferde. 

Fleischmehl ist 'von mir ferner versuchsweise an Schweine 
verfüttert worden. Es handelt sich um ausgewachsene Schweine, 
die infolge des Eiweißmangels in sehr dürftigem Nährzustande 
waren. Denselben wurden pro 100 Pfd. Lebendgewicht jeden Tag 
100 g Fleischmehl verabreicht. Die Tiere erholten sich sofort, wur¬ 
den fett und gut schlachtreif. 

Gleich gute Erfahrungen machte man bei der Verfütterung 
von Fleischmehl an Milchkühe. Die Milchergiebigkeit hob sich und 
die Milch wurde fettreicher. 

Herstellung. 

Das Fleischmehl wird aus den Kadavern gefallener Tiere aller 
Art hergestellt. Es gibt zwei Gewinnungsverfahren: 

1. Das Benzinextraktivverfahren der Firma Grotkaß, Bremen, 
besteht darin, daß in mehrstündigem Kochen bei 120 0 C., unter etwa 
5 Atmosphärendruck durch Benzin den Kadavern der Fettgehalt 
entzogen wird. Es verbleiben dem Fleisch Nährsalze und etwa 
3 v. H. Fett. 

2. Einfaches Kochen unter 5 v. H. Atmosphärendruck bei 
120 °C. Dieses Verfahren ist in den Kadaververwertungsanstalten 
das allgemein übliche. 

Die Analyse zu 1. — aufgestellt von Dr. P o p p, dem Leiter der 
Versuchs- und Kontrollstation in Oldenburg — hatte laut Olden¬ 
burgisches Landwirtschaftsblatt Nr. 11, vom 12. März 1915 folgen¬ 


des Ergebnis: 

1. Roh-Protein. 57,00 v. H. 

davon verdauliches Eiweiß . 51,69 v. H. 

2. Rohfett.2,83 v. H. 

3. Kalk ..14,74 v.H. 

4. Wasser und Asche . . . 14,50 v.H. 

5. Phosphorsäure.14,93 v.H. 


Die Analyse des zweiten Verfahrens, ausgeführt von der land¬ 
wirtschaftlichen Versuchsstation (Anstalt der Landwirtschafts¬ 
kammer für die Provinz Westfalen) zu Münster, zeitigte folgendes 
Resultat: 

1. Roh-Protein.. 50,54 v.H. 

davon verdauliches Eiweiß . . 43,00 v.H. 

2. Rohfett.12,25 v. H. 

3. Phosphorsaurer Kalk und Asche 30,48 v. H. 

4. Wasser.6,73 v.H. 

Die Untersuchung des jetzt verfütterten Fleischmehles der 
Firma Grotkaß, Bremen, ist seitens der Königlichen Militär- 
Veterinär-Akademie Berlin erfolgt. Das Ergebnis der zurzeit vor¬ 
liegenden Analysen ist folgendes: 

1. Analyse 2. Analyse 

a) Wasser. 11,90 7,76 v. H. 

b) Protein. 49,22 50,81 v. H. 

c) N.-freie Extraktivstoffe . 1,73 dazu Rohfaser 3,05 v.H. 

d) Asche. 31,14 31,60 v. H. 

e) Fett. 6,17 5,30 v. H. 

Was die Haltbarkeit des Fleischmehls anbelangt, so haben 
Lagerungsversuche ergeben, daß das 1K bis 4 Monate gelagerte 
Fleischmehl absolut einwandfrei und von guter Beschaffenheit war. 
Eine Verschickung in Säcken läßt sich gut ermöglichen. 

11. Blutmehl, sogenannte^Eckardtsches Futter. 

Von dem Regierungs- und Vetennärrat E c k a r d t, Düsseldorf, 
wurden im Schlachthause zu Düsseldorf Versuche angestellt, um 
aus den Schlachtabfällen ein brauchbares Futtermittel zu erzeugen. 
Es wurde zunächst dahin gestrebt, den Panseninhalt des Rindviehs 
als Bindemittel für Fleisch und Blut auszunutzen. Durch das hoch 
nnzuerkennencte, verdienstliche Entgegenkommen der Stadt Düssel¬ 
dorf wurde es mir ermöglicht, die Versuche mit auszubauen und 
fortsetzen zu lassen, unter Mitwirkung des Herrn Veterinärrats 
Eckardt, der dortigen Schlachthausdirektoren und des Maschinen¬ 
inspektors, sowie des Stabsveterinärs B a t h, Ulanen 5. 

Die ursprüngliche Zusammensetzung des Düsseldorfer Schlacht¬ 
hausfutters war die nachstehende: 

15 Pfd. trockener Panseninhalt, 25 Pfd. gekochte Fleischabfälle, 
27 Pfd. Blut, 4 Pfd. Zucker, 1 Pfd. Salz. Die Analyse dieses Ge 
misches, ausgeführt von Dr. Wagner vom staatlichen chemischen 
Untersuchungsamt für die Auslandsfleischbeschau Duisburg-Ruhrort, 


ergab folgendes Resultat: 

1. Eiweiß . 37,74 v.H. 

.davon verdauliches Eiweiß . . 30,82 v.H. 

2. Fett.4,13 v. H. 

3. Rohfaser.11,87 v.H. 

4. Asche.8,76 v. H. 

5. Sand.1,96 v.H. 

6. Kohlehydrate. 27,97 v.H. 

7. Wasser.7,57 v.H. 


Der Chlorgehalt beträgt, auf Kochsalz umgerechnet, 3,32 v. H. 

In der Zusammensetzung des Blutmehls sind Abänderungen je 
nach dem vorhandenen Material durchführbar, doch ist die Analyse 
dann selbstverständlich eine andere und demgemäß auch der 
Nährwert. Als recht brauchbar wurde folgende Mischung festgelegt: 
20 Pfd. trockener Panseninhalt, 20 Pfd. Blut, 20 Pfd. Fleisch, 2 I 
nasse Brauereihefe, 7 Pfd. Zucker und 1 Pfd. Kochsalz, dazu 
30 Pfd. geschrotener Hafer. Das Futter besteht also aus 70 v.H. 
Blutmehl und 30 v.H. Hafer. Der Rationssatz beträgt 10 Pfd. 
dieser Mischung. Die genauen Analysen stehen zurzeit noch aus. 

Herstellung des Blutmehls. 

Der frische Panseninhalt wird zunächst getrocknet Die Ent¬ 
ziehung des Wassers geschieht bei guter Witterung durch Trock¬ 
nen an der Luft in offenen Schuppen usw. oder durch die Hitze der 
im Betrieb befindlichen Kesselanlagen. Die Fleischabfälle aller Art, 
wie Ohrenausschnitte, Brühlungen usw. werden gekocht und zer¬ 
kleinert 

In der oben angegebenen Zusammensetzung kommen die ein¬ 
zelnen .'Bestandteile in eine Maschine, in der eine gründliche Ver- 























BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 21. 


'250 


mischung stattfindet. Eine Durchsetzung aller Teile mit Zucker 
und Salz ist für eine gleichmäßige Einspeiehelung bei der Futter- 
aufnahme von großer Wichtigkeit. Die in der Maschine befind¬ 
liche Masse, die einen starken Geruch verbreitet, kommt in einen 
Trockenofen (solche Öfen liefert die Firma F. Haas in Lennep), 
der den Öfen ähnelt, die in der Wollindustrie benutzt werden. 
Das Trocknen geschieht bei einer Temperatur von 36 °C., die 
nicht über 40° steigen darf, weil dann die Bluteiweißkörper zum 
Teil unlöslich werden. 

Durch das Trocknen verliert der ursprüngliche Blutkuchen 
den stärksten Geruch. Der Zusatz von 2 Liter nasser Brauerei¬ 
hefe hat den Vorteil, daß der Geruch der Masse angenehmer' und 
dieses Futter daher von den Pferden leichter genommen wird als 
ohne Hefezusatz. 

Die trockene Masse wird gemahlen unter Zusatz von 15 bzw. 
30 v. H. geschrotenem Hafer. Mit diesem Futter sind seit März 
1915 je nach dem vorhandenen Material, bei einer Zahl von 100 
bis 300 Pferden Fütterungsversuche vorgenommen, die so sehr zu¬ 
friedenstellend ausgefallen sind, daß die letztgenannte Fütterungs¬ 
art mit Blutmehl beibehalten wurde. 

Erfahrungen. 

Blut- und Fleischmehl werden schon vom zweiten bzw. dritten 
'läge ab genommen. Nach etwa 14 Tagen fressen die Pferde diese 
Ersatzfuttermittel genau so gut wie den besten Hafer. 

Es sind bei der Verfütterurfg von Fleisch- sowohl wie Blut- 
mehl niemals Erkrankungen, besonders der Verdauungsorgane be¬ 
obachtet worden, die auf das Futter zurückzuftihren gewesen 
wären. Kolikerscheinungen traten nicht auf, das Durstgefühl 
war nicht erhöht, eine stärkere Schweißabsonderung nicht 
vorhanden. 

Eine plötzliche Unterbrechung der Fütterungsversuche und das 
Verabreichen der Normalrationen in Zwischenräumen von 3 bis 12 
Tagen führte keinerlei Benachteiligung in der Verdauung und im 
Allgemeinbefinden der Pferde herbei, auch litt darunter nicht die 
Dienstbrauchbarkeit. Es ergibt sich also daraus, daß die an Fleisch- 
und Blutmehl gewohnten Pferde ohne Schaden einen überraschend 
eintretenden Futterwechsel mit Hafer vertragen können. 

Beim Uebergang von der bisher üblichen Fütterung zyr Blut- 
und Fleischinehlftitterung ist in den ersten 14 Tagen ein geringer 
Gewichtsverlust zu konstatieren, der auf die verminderte Futter¬ 
aufnahme sowie auf die veränderte Ernährungsweise zurückzu¬ 
führen ist. Auffallend ist jedoch, daß innerhalb der ersten 14 Tage 
das Deckhaar glänzend wird. In etwa vier Wochen haben die 
Pferde den Gewichtsverlust durchschnittlich wieder eingeholt. 

Fleisch- und Blutmehl müssen nach den gemachten Erfah¬ 
rungen als ein erstklassiges, leicht verdauliches Haferersatz- 
futtermittel bezeichnet werden. Die Pferde setzen zwar nicht viel 
Fett an, werden aber drahtiger in ihrer Muskulatur und zeigen ein 
frisches, lebhaftes Aussehen. Durch anstrengende Übungsritte und 
-fahrten mit solchen Pferden unter gleichzeitiger Heranziehung von 
mit anderem'Futter ernährten Kontrollpferden ist festgestellt, daß 
die mit Fleisch- oder Blutmehl gefütterten Pferde ebenso leistungs¬ 
fähig, ja anscheinend sogar leistungsfähiger und ausdauernder sind 
als die Kontrollpferde. 

Aus den oben geschilderten Tatsachen geht hervor, wie nutz¬ 
bringend die Abfälle der Schlachthäuser bzw. die Kadaver ge¬ 
fallener Tiere aller Art verwertet werden können. Für die Kom¬ 
munen ergibt sich daraus der Hinweis, mit aller Beschleunigung 
zur Errichtung von Anstalten nach Düsseldorfer Muster oder Er¬ 
bauung von Kadaververwertungsanstalten zu 
schreiten, damit die wertvollen Bestandteile für die Tierernährung 
voll ausgenutzt werden können. Wenn durch die Behinderung der 
Einfuhr von Futtermitteln auch manche Unbequemlichkeiten ent¬ 
standen sind, so hat sie auf der anderen Seite aber den großen 
Vorteil gebracht, daß wir lernen, da« vorhandene Material besser 
auszunutzen. Dadurch werden wir vom Auslände dauernd unab¬ 
hängiger werden. 


Tagesgescliichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Ober- u. Regimentsveterinär Johannes Schroeder (Tier¬ 
arzt in Belgard a. Pers.). Durch Sturz mit dem Pferde. 
Oberveterinär Paul Müller (Tierarzt in Pitzschendorf). 
Durch Sturz mit dem Wagen. 

Kanonier cand. med. vet. L ä m m e 1 (Studier, d. Tierärztl. 
Hochschule Hannover). Als schwerverwundeter russischer 
Gefangener wieder ausgetauscht. 

Mit dem Eisernen Kreuz H. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Fritz Groß (Assistent a. d. Klinik f. kleine Haus¬ 
tiere in Dresden). 

Dr. Kurt Elsner (Schlachthoftierarzt in Dresden). 
Kriegsfreiwilliger stnd. med. vet. Joh. Horbach aus 
Dresden (Studier, d. Tierärztl. Hochschule Dresden). 
Stabsveterinär Dr. Paul Simader (Bezirkstierarzt in 
Regensburg). 

Veterinär Dr. Friedrich Eichacker (Tierarzt in 
Langenbrücken) (Baden). 

Veterinär Dr. Kurt Knieling (Tierarzt in Leubnitz- 
Neuostra). 

Veterinär Dr. JanFreesemann (Tierarzt aus Collinghorst). 
Kanonier cand. med. vet. Lämmel (Studier, d. Tierärztl. 
Hochschule Hannover). 

Veterinär Dr. Siegfried Kretschmar (Tierarzt aus 
Bautzen). 

Veterinär Dr. Emil J unginger (Tierarzt aus München). 
Veterinär Kurt Saalmann (Veter. im Feldart.-Regt. Nr. 41 
in Glogau). 

Veterinär Walter Billerbeck (Tierarzt in Senftenberg). 
Veterinär Walter Schwarzkopf (Schlachthofdirektor in 
Kosten). 

Feldunterveterinär Wilhelm Salomon aus Fulda (Studier, 
d. Tierärztl. Fakultät der Universität München). 

Viernndneunzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 14. Mai 1916 bis Sonnabend, den 20. Mai .1916. 

Vor Verdun haben wir beiderseits*der Straße Hau- 
court—Esnes französische Stellungen genommen. Damit ist 
die in unsere Front hineinragende Spitze der französischen 
Stellung eingedrückt. Die Franzosen haben unsere neu ge¬ 
wonnenen Stellungen immer wieder hartnäckig angegriffen, 
aber ohne Erfolg. Dabei haben sie unter andern eine Division 
verwendet, die zum größten Teil aus afrikanischen Truppen 
bestand. Auch bei Hulluch und in den Argonnen haben die 
Feinde Angriffe versucht, darunter einen Gasangriff. Auch 
diese Vorstöße sind restlos abgewiesen worden. Sehr lebhafte 
Tätigkeit haben unsere Flieger entfaltet. An einem einzigen 
Tage wurden 5 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Ober¬ 
leutnant Immelmann hat das 15. und Leutnant. Boelke das 
16. Flugzeug heruntergeholt. 

An der Ostfront sind Kampfhandlungen von besonderer 
Bedeutung nicht zu verzeichnen. 

Auf dem Balkan haben die feindlichen Truppen am 
Wardar einen erfolglosen Angriff gemacht. Ein deutsches 
Flugzeuggeschwader hat das feindliche Lager bei Saloniki 
angegriffen. Die österreichisch-ungarische Heeresleitung mel¬ 
det einen erfolgreichen Luftangriff auf die italienischen Stellun¬ 
gen bei Valona. 

Das wichtigste Ereignis der abgelaufenen Woche ist die 
erfolgreiche Offensive unserer österrei¬ 
chisch-ungarischen Verbündeten in Süd- 
Tirol. Den österreichischen Truppen unter dem Oberbefehl 
des Erzherzogs-Thronfolger ist es gelungen, den Feind in großer 
Frontbreite aus einer Reihe von Stellungen zurückzuwerfen 
und den Angriff auf das italienische Gebiet vorzutragen. Das 
Vordringen unserer Verbündeten erfolgte in drei Abschnitten: 
Zu beiden Seiten der Etsch, wo Mori und Marco genommen 








25. Mai 19IG- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


251 


sind, dann in den Raum bis zum Terragnolatal, wo außerordent¬ 
lich starke italienische Stellungen auf dem Col Santo genom¬ 
men wurden, und drittens in dem Raum zwischen dem Terra - 
gnolatal und dem Astico. Am vierten Tage des Vorgehens 
wurden die Befestigungswerke Campomolon und Toraro er¬ 
stürmt. Die Größe des Erfolges unserer Verbündeten geht am 
besten daraus hervor, daß in diesen fünf Kampftagen über 
13 000 Italiener, darunter 257 Offiziere, gefangen genommen 
und 68 Maschinengewehre und 107 Geschütze, darunter 12 
28-cm-Haubitzen, erbeutet wurden. 

Auf dem asiatischen Kriegsschauplatz keine 
wesentliche Veränderung. N. 

Nachruf. 


Auf einem Dienstritt ist am 11. Mai d. J. der Feldunterveterinär 
Alfred Ledermann aus Berlin-Wilmersdorf, zugeteHt der 
Festungs-Fuhrparkkolonnen-Abteilung Namur, infolge eines Herz¬ 
schlags plötzlich gestorben. 

Wir betrauern in dem Dahingeschiedenen einen braven 
Kollegen und Kameraden, der, obgleich leidend, sich sofort bei 
Kriegsausbruch zur Verfügung gestellt und auch während seiner 
Dienstzeit im Befehlsbereich des General-Gouvernements in Belgien 
durch Pflichttreue und stets kameradschaftliche Bereitwilligkeit 
ausgezeichnet hat. Ehre seinem Andenken! 

Für die Veterinäroffiziere des General-Gouvernements. 

Brüssel, den 16. Mai 1916. v . 0 s t c r t a g, 

Korpsstabsve'erinär und Leitender Veterinär. 


Zur Kriegsfürsorge. 

In Nr. 7 der B. T. W. war aus dem Felde die Anregung’ 
gegeben worden, daß die in der Heimat zurückgebliebenen 
Tierärzte den ins Feld gerückten aus den Einkünften dieser 
Vertretungen einen bestimmten Prozentsatz als Unterstützung 
resp. als Entschädigung bezahlen sollten. Es war darauf hin¬ 
gewiesen worden, daß in einer Reihe ärztlicher Lokalvereine 
dies schon seit Beginn des Krieges vertragsmäßig festgelegt 
sei und andererseits auch eine sehr große Zahl Ärzte rein 
persönlich den von ihnen Vertretenen einen größeren oder 
geringeren Teil ihrer Einkünfte aus der Vertretung zukommen 
ließen. Bei uns Tierärzten traten nur wenige in dieser Weise 
für ihre Kollegen ein, auch die Anregungen, die in dem er¬ 
wähnten Aufruf zur Kriegsfürsorge gegeben wurden, haben 
anscheinend keinen Anklang gefunden. Weder hat dazu ein 
daheimgebliebener oder ins Feld gerückter Tierarzt in der 
B. T. W. das Wort ergriffen, noch hat man von andern An¬ 
regungen oder gar Entschädigungc n gehört oder gelesen. Des¬ 
halb sei zum weiteren Ansporn auf die' Verhältnisse bei den 
Ärzten hingewiesen: 

In den „Ärztlichen Mitteilungen“ erschien unter der Überschrift: 
..Welche Aufgaben und Pflichten haben während des Krieges die 
daheimgebliebenen Ärzte den ins Feld gerückten gegenüber zu 
erfüllen?“, ein Artikel, der lebhaft besprochen wurde. Jede 
folgende Nummer brachte drei oder vier Antworten von beiden 
Seiten. Wie die Daheimgebliebenen ihre schwere, über den Tag und 
Nacht sich erstreckende Arbeit und die dadurch oft erfolgende 
Schwächung ihres Körpers betonten, vor allem versicherten, daß 
die ins Feld Gerückten nach dem Friedensschluß restlos wieder 
ihre alte Praxis übernehmen könnten, geben sie zum Teil eine Ent¬ 
schädigungsverpflichtung den Ausgerückten gegenüber zu, ver¬ 
weisen aber meist auf eine diesbezügliche Regelung durch die 
Vereine. Entschieden sprechen sich die Artikel der ins Feld Ge¬ 
rückten für eine Entschädigung durch ihre Vertreter aus, unter 
Erwähnung der schweren Sorgen, die ihnen neben der Versorgung 
der Familie die Erhaltung der Fraxis macht. Die Betrachtungen, 
die sonst noch von hüben und drüben angestellt werden, sind 
meist auf die persönlichen Verhältnisse des Einzelnen zuge¬ 
schnitten und enthalten dementsprechende Vorschläge. Deshalb 
interessieren hier auch wohl mehr Vereinsbeschlüsse, die auf S. 231 


der „Ärztlichen Mitteilungen“ nachzulesen sind. Kurze Auszüge 
besagen: „Beschluß des Sw. M. Ärzte V. T. über Vertretung bzw. 
Entschädigung der im Felde stehenden Kollegen: I. vom 1. Novem¬ 
ber 1914: Selbstverständlich sollen allen eingezogenen Kollegen 
ihre Praxisstellen erhalten beiben; im übrigen sollen alle Kollegen 
verpflichtet sein, soweit als möglich, die Vertretung zu leisten. 
Die finanzielle Seite der Vertretungen läßt sich für unsern Bezirk 
bei der Verschiedenartigkeit der Verhältnisse nicht allgemein 

regeln. II. vom 12. Dezember 1915.Der Vorstand hat in 

den bisher vorgekommenen Fällen als „angemessenen Teil“ 50 v. H. 
angesehen. — V. d. K.-Ärzte A. E. B. B. . . . Auf die Mahnung in 
den „Ärztlichen Mitteilungen“, über die kollegiale Fürsorge zu be¬ 
richten, teile ich mit, daß wir den am Kriege teilnehmenden Kol¬ 
legen von Kriegsbeginn an, soweit sie noch nicht Stabsarzt sind, 
50 v. H. ihrer früheren Kasseneinnahmen zukommen lassen und 
vom Stabsarzt an 25 v. H. — V. d. Kr.-Ärzte v. B. Beschluß vom 
7. Februar 1915. „Die Privatpraxis der im Felde stehenden Kollegen 
wird von den zurückgebliebenen Ärzten auf eigene Rechnung be¬ 
trieben. Ob und welcher Teil der Kassenaversa den Einberufe¬ 
nen abzugeben ist, soll in jedem einzelnen Falle durch Verhandlung 
der Beteiligten unter sich festgestellt werden.“ Hier wird von zu¬ 
ständiger Seite berichtet: „Diese Abmachungen haben durchaus 
zu befriedigenden Ergebnissen geführt. Ein Kollege gibt seinem 
Konkurrenten die Hälfte; ein anderer zwei Konkurrenten eben¬ 
falls die Hälfte: ein dritter gibt zwei vertretenen Kollegen zusam¬ 
men ein Drittel, während er selbst zwei Drittel für sich behält: 
ein lediger Arzt hat sich jede Entschädigung verbeten. Daß 
Kollege T. und ich hier unser halbes Honorar aus der Vergütung 
des Vereinslazaretts bisher nach Leipzig gegeben haben, während 
ich für die beiden abwesenden Kollegen dem einen zwei Kranken¬ 
häuser, dem anderen seine Eisenbahnbetriebskasse unentgeltlich 
besorge, dürfte ihnen bekannt sein. — V. d. K.-Ärzte e. V. g. M. 
teilt mit, „daß sie den Kollegen im Felde für das erste Kalender¬ 
vierteljahr des Krieges das volle Pauschale ausgezahlt hat. Vom 
zweiten Vierteljahr ab sind den Kollegen rund 12 v. H. des Pau¬ 
schales vierteljährlich ausbezahlt worden.“ 

Diese Auszüge aus der letzten vorliegenden Nummer der 
„Ärztlichen Mitteilungen“ sind interessant genug, um hier 
wiedergegeben zu werden, und wirken vielleicht, auch für uns 
anregend. Mit den nächsten Nummern werden sicher noch 
mehrere folgen; es darf hiermit schon auf diese hingewiesen 
werden. Alle diese Berichte zeigen das Bestreben, die wirt¬ 
schaftliche Sorge des Arztes um seine Familie zu beheben; mit 
dem anderen muß dann schon jeder Einberufene selbst fertig 
werden, wovon der Daheimgebliebene nichts kennen lernt. 

Dr. X. S. sagt: „Das Schmerzlichste und am schwersten zu 
Ertragende ist das Getrenntsein von der Familie nun bereits über 
VA Jahre. Was das bedeutet, vermag nur der zu beurteilen, der 
es durchgekostet hat. Nach den Stunden der Lebensgefahr, nach 
der Anspannung von der beruflichen Tätigkeit, nach den auf¬ 
regenden, jeden nicht abgestumpften Menschen tief in die Seele 
schneidenden Kriegsbildern wäre die Möglichkeit einer Aussprache 
mit der Lebensgefährtin und das Zusammensein mit den Kindern 
— und wäre es nur auf Minuten — der beste Balsam. Nicht die 
Strapazen, nicht das mangelnde Strohlager oder der nasse Unter¬ 
stand, nicht die ungewohnte Beköstigung Hnd die oft entbehrungs¬ 
reiche Lebensweise spielen eine hervorragende Rolle; mit etwas 
Energie und dem Bewußtsein notwendiger Pflichterfüllung kommt 
man leicht darüber hinweg. Das Schwerste ist die langdauernde 
Abwesenheit von Haus und Herd.“ 

An anderer Stelle sagt Dr. H.: „Es ist ein ander Ding, draußen 
zu wissen, in der Heimat sind Kollegen bereit, dir zu helfen, nicht 
erst darüber zu beraten, wenn du mit einer Bitte kommst, ob über¬ 
haupt etwas geschehen soll oder nicht. Das letzte Verfahren sieht 
vertrakt nach einem Almosen aus. Ob solches nicht früher schon 
hätte geschehen sollen, darüber wollen wir jetzt nicht rechten. Daß 
aber bei der Dauer des Krieges etwas geschehen muß, wenn nicht 
für die Kriegszeit selbst, dann für die erste Zeit nach dem Kriege, 
das sollte jedem einleuchten, der sich — die militärärztlichen Ge- 




252 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Nu 21. 


hälter — die im Frieden auch noch wegfallen — auf der einen 
Seite, den Praxisausfall, die etwaigen Kosten eines doppelten 
Hausstandes und die Teuerung auf der andern — der Mühe eines 
einfachen Rechenexempels unterzieht. Ausgehen aber muß, meines 
Erachtens, die Bewegung von der Heimat; wir draußen sind zu 
vereinzelt und haben nicht genügend Zeit und Gelegenheit zu Be¬ 
sprechungen. Das wird in der Heimat auch denen möglich sein, 
die durch vergrößerte Praxis und schwierigere Beförderung er¬ 
höhte Arbeit zu leisten haben.“ 

In diesen Artikeln wird all das besprochen, was auch auf 
uns paßt und bald zu regeln auch für uns bitter nötig ist. Die 
Kassentätigkeit der Ärzte entspricht der unserer Fleischbe¬ 
schau. Auch hier dürfte bei der Vertretung die Abgabe eines 
gewissen Teiles der Einnahmen kein unbilliges Verlangen sein, 
besonders wo sich noch an vielen Stellen mit der vertretungs¬ 
weisen Übernahme der Fleischbeschau die dauernde Unabkömm¬ 
lichkeit des Vertreters herausgestellt hat. 

Aber habe ich hier nicht zu früh kritisiert, habe ich mich 
nicht zu sehr auf einen persönlichen Standpunkt gestellt und die 
Erfüllung der Wünsche Einzelner im Auge gehabt und dabei 
die allgemeine Unterstützung der im Stande Bedürftigen von 
einer Zentrale, von den tierärztlichen Fürsorgevereinen usw. 
übersehen oder vergessen? Ich glaube nicht Denn nach 
meiner Meinung kann wirkliche Bedürftigkeit im kleinen Kreise 
besser erkannt werden und auch sehr wohl durch Lokal- resp. 
Provinzialvereine gemildert werden, als von einer Stelle aus. 
Dann wird auch in diesem Kriege sicher der daheimgebliebene 
praktizierende Kollege, wenn er erst die Notwendigkeit der 
Unterstützung resp. Entschädigung seines bedürftigen, ins Feld 
gerückten Nachbarkollegen erkannt hat und überhaupt den 
Willen zu helfen zeigt, diesem mehr zuführen, als wenn er 
gelegentlich einmal einen Betrag an eine Hauptfürsorgestelle 
abgibt. Daß der anfänglich gute Wille zur Unterstützung einer 
Zentrale bald nachläßt, dafür finden wir einen guten Beweis in 
den letzten Mitteilungen der Kriegsftirsorge für die preußischen 
Tierärzte. Trotzdem muß ich aber sagen, daß ich mich sehr 
über diese Einrichtung gefreut habe und nur bedauere, nicht 
früher von ihrer Existenz erfahren zu haben. Die schönen 
Ziele, die sie verfolgt, sind höchster Anerkennung wert. Aber 
mit Bezug auf unsere Betrachtungen glaube ich doch, daß ihre 
Unterstützung sich hauptsächlich wohl auf die Bedürftigsten, 
nämlich Witwen und Waisen von Tierärzten, und Kranke unter 
uns, in Anbetracht seiner doch nur bescheidenen Geldmittel, 
wird beschränken müssen, zumal es auch da schon reichlich 
viel zu tun geben wird. Die mit finanziellen Sorgen kämpfenden 
Kollegen, soweit sie ins Feld gerückt sind, werden sich haupt¬ 
sächlich wohl an ihre Lokal- und Provinzialvereine oder am 
besten an ihre Vertreter während des Krieges wenden, wenn 
diese für ihre Sorgen ein empfängliches Herz haben, und 
ihnen einen Teil des in ihrem Bezirke Verdienten abgeben 
wollen. Daß die Kriegfürsorgeeinrichtung für praktische Tier¬ 
ärzte uns, die wir noch leben und später wieder verdienen 
können, nicht wird unter die Arme greifen können, beweisen 
schon die geringen Beiträge, die der Kassenbericht anführt. 
Abgesehen davon, warte ich gern die Tätigkeit und dies¬ 
bezügliche weitere Mitteilungen der Kriegsfürsorgeeinrichtung 
ab und wünsche ihr eine segensreiche und weitgehende In¬ 
anspruchnahme. Aber wie der „Leipziger Verband“ trotz weit 
bedeutenderer Mittel doch nur ein bestimmtes Gebiet der Kriegs¬ 


fürsorge erfüllen kann und deshalb auch die ärztliche Vereins¬ 
und Privatunterstützung schon bald nach Kriegsbeginn tat¬ 
kräftig eingesetzt hat, so müßten auch bei uns die Vereine und 
die daheimgebliebenen Tierärzte bald in gleicher Form für ihre 
ins Feld gerückten Kollegen eintreten. Oder wäre es nicht das 
Richtigste, wenn die allgemeine Aussprache in den tierärztlichen 
Zeitschriften über diese Fragen sich auf folgenden Standpunkt 
stellt: „Mit Rücksicht auf den Krieg und seine 
Folgen sieht es die Tierärzteschaft als eine 
vornehme und bald zu erfüllende Pflicht der 
KameradschaftlichkeitundKollegialitätan, 
daß sich jeder Tierarzt mit seinem Nachbarn 
wegen der Entschädigung der Vertretung ins 
Einvernehmen setzt und eine des Standes 
würdige gegenseitige Unterstützung zum 
w eiteren Durch halten vereinbart wird. Des¬ 
gleichen sind möglichst bald Vereinsbe¬ 
schlüsse, die dem gleichen edlen Zwecke 
dienen, herbeiz u führe n.“ Dr. S. 

Erklärung. 

In Nr. 20 der Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift vom 
13. Mai lä 16 findet sich eine von Prof. Dr. Mießner gegen uns 
gerichtete Bemerkung, betreffend Erforschung der Kriebelmücken¬ 
plage im Leinegebiet. Wir finden keinen Anlaß, unserer in Nr. 46 
der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift vom 18. November 1915 
abgegebenen Erklärung, die auch als Entgegnung auf die oben¬ 
erwähnte Bemerkung gelten kann, etwas hinzuzufügen. 

Hannover, den 18. Mai 1916. 

Matthiesen. Peets. Dahlgrün. 

Personalien. 

Auszeichnungen : Es wurde verliehen: Das Ritter¬ 

kreuz 1. Klasse vom Verdienstorden: dem Obermedizinalrat Pro¬ 
fessor Dr. J”cst in Dresden. — Der Militärverdiensto'rden 4. Klasse 
mit Schwertern: den Oberveterinären Dr. Aschenln-enncr beim 
8. Feldart.-Regt., Dr. Fuchs der Res. und Scherg der Res.; den 
Veterinären der Res. Seidel und Schmidt. — Das Ritterkreuz zweiter 
Klasse mit Eichenlaub und Schwertern des Ordens vom Zäh¬ 
ringer Löwen: dem Stabsveterinär W. Fries , Direktor des städti 
sehen Schlacht- und Viehhofes in Mannheim. — Das Ritterkreuz 
1. Klasse des Sächs. Albrechtsordens: dema. o. Professor Dittrich .— 
Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: 
dem Veterinär der Res. Klemens Kahre aus Potschappel, dem Ober- 
veterinär d. L. Woldcmar Kegler in Hostrup, dem Veterinär d. Res. 
Dr. August Köster in Ronsdorf. — Das Kriegsverdienstkreuz: 
dem Veterinär Dr. Illing , Assistent a. d. Tierärztlichen Hochschule 
in Dresden. — Das Fürst!. Lippische Kriegs verdienstkreuz: dem 
Stabsveterinär Dr. Alfred Hoff mann. 

Ernennungen: Tierarzt Dr. Robert Thiro in Klein Lafferde zum 
Kais. Kreistierarzt des Kreises Bialystock (Rußland), Tierarzt 
Dr. Bemltard Vonnahme definitiv zum Kreistierarzt in Bremervörde, 
dem Kreistierarzt-Assistent Sokoloicski ist die komm. Verwaltung der 
Kreistierarztstelle in Bischofsburg (Kr. Rössel) übertragen worden. 

Verzogen: Tierarzt Dr. Oeorg Bosch von Johanngeorgenstadt 
nach Gramschütz, Kr. Glogau (Schles.). 

Promoviert: In Hannover: Tierarzt Karl Brüggemann , Assistent 
an der med. Klinik der Ticrärztl. Hochschule in Hannover. 

In der Armee: Bayern: Befördert: Dr. Eduard Hölzel , 
Prosektor an der vet. med. Fakultät der Universität München, zum 
Oberleutnant d. Res im 1. bayr. Fußart.-Regt. Zum Stabsveterinär 
den Oberveterinär H. Schcrg der Reserve (Rosenheim), zum Ober- 
veterinär. den Veterinär Dr. .7. Ehingei ■ der Res. (Ingolstadt), zum 
Veterinär in der Res. den Unter veterinär J. Miller (Hof), mit Patent 
vom 11. Februar lyi6 nach dem Veterinär E. ZöUner der Reserve 
(Landau), zu Veterinären ohne Patent in der Reserve die Unter- 
veterinäre O. WehmüUer (2. München), L . Lutz (2. München) und 
Dr. H. Demeter (2. München), zum Veterinär in der Landw. 2. Aufg. 
den Unterveterinär J. Rösch (Weiden) mit Patent vom 8. Nov. 1914 
vor dem Veterinär 0. Knapp der Landw. 1. Aufg. (Landshut). 

Vakanzen. 

Kreiotlerarztstelle: Reg.-Bez. Arnsberg: Bochum. Alsbald. Be¬ 
werbungen bis 1. Juni an den Regierungspräsidenten. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag nnd Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard 8cboetx in Berlin. — 

Druck von W. BUxenstein, Berlin. 




IM« TlettatUeb« Wocbeneehrlft* mAdil 

wöchentlich in V«rl»f8 tob Rlefaerd Seheets in 
Berlin SW. 48, Wilhebnstr. 10. Durch Jede« deutsch« 
Postamt wird dieselbe cum Preise ron M. 6,— viertel* 
Jährlich (eusrchllefillch Bestellgeld) geliefert (Oster, 
reicblsch« Post-Zeitiur*-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.) Binselmmunern 60 Pt 


Berliner 


Orlginalbeltrige werden mit 50 MIl, ln PeUteats mit 
<0 Mk. für den Bogen honoriert Alle Maoni krlpt«, 
Mitteilungen und redaktleneUen Anfragen beliebe aan 
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Tierärztliche Wochenschrift 


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unter ständiger Mitarbeit von 

Prof, läge Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet-Eat Dr. Lothe« Geh. Oberregiernngarat Dr. Nevermann 

Hamborg. Referent i. Relchs-KoL-Amt ln Berlin. ln Mfllbensen LH. ln Odin. Vertrag. Bat tan Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Heg.- o. Geh. Vet-Eat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Eat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Landestlerarst für Hamborg. ln Wiesbadsn. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor ln Freibarg. 

Ober-Med.-Rat Dr. J.Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Begierungsrat Wehrte 

Professor ln Dresden. Vorst, d. Kais. Bakt Inst, Qamams, D.8. W.-A. 8tadt*Tlerarst in Hamburg. Professor ln Mdnohen. MitgL <L Kais. Gesundheitsamt« in Berlin! 

Dr. A. ZJnmeraaiM Begiernngsrat ZOndel 

Professor ln Budapest Landestl erarst von Blsaft-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. 22 . Ausgegeben am 1. Juni. 


Inhalt: Raeblger und Rautmann : Versuche zurSeuchenbekämpfung mit „Methylenblau medicinaleHoechst*. — 
Thonten: Untersuchungen über die Diagnose des infektiösen Abortus beim Rinde (Schluß). — 
Aronaohn: Zur Kasuistik der Lysolvergiftungen. — Referate: Kranich: Die Erkennung gesunder subkutan 
malleinisierter Pferde bei der Blutuntersuchung. — Waldmann: Untersuchungen über die Brauchbarkeit der Konglutinations- 
methode für die Serodiagnose der Rotzkrankbeit der Pferde. — Staatsveterinärwesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland.— 
Verschiedenes. — Nahrungemittelkunde und Fleischbeschau: Ransom: Finnen beim Schlachtvieh und ihre Abhängigkeit von den 
sanitären Verhältnissen auf dem Lande. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Gutermann: Zulassungszeit der 
Stuten. — Haltung der Stuten vor dem Abfohlen. — Tageegeechlohte: Ehrentafel der Veterinäre. — Fünfundneunzigste Kriegs¬ 
woche. — Bosse: Aus der veterinären Praxis bei der Zivilbevölkerung an der Westfront. — Verschiedenes. — Per¬ 
sonalien.. 


(Aus dem Bakteriologischen Institut der Landwirtschaftskammer 
für die Provinz Sachsen.) 

Versuche zur Seuchenbekämpfung mit „Methylen¬ 
blau medicinale Hoechst“. 

Von Prof. Dr. Raeblger und Dr. Rautmann in Halle a. S. 

Angeregt durch die in der Literatur bekanntgegebenen 
Erfolge, wurden von uns Versuche zur Bekämpfung verschie¬ 
dener Haustierseuchen mit innerlichen Gaben von Methylenum 
caeruleum medicinale „Hoechst“ seit Dezember 1913 eingeleitet. 

Da das Methylenblau vermöge seines energischen Be¬ 
strebens, in die Körper der Bakterien einzudringen, sich mit 
den Mikroben zu verbinden und sie mit ungewöhnlicher Rasch¬ 
heit zu vernichten, hervorragende antiseptische Eigenschaften 
besitzt, war die Annahme berechtigt, daß dieses Medikament 
außer der durch Ehrlich und Gutmann 1 ) entdeckten 
spezifischen Wirkung bei Malaria eine solche bei anderen 
Infektionskrankheiten zeigen würde. 

Eine besonders günstige Entfaltung der antiseptischen 
Eigenschaften konnte man aber dann annehmen, wenn der 
Sitz der Erreger im Magen- und Darmkanal oder in den Aus¬ 
scheidungsorganen des Harnes zu suchen ist und eine un¬ 
mittelbare Berührung von Medikament und Ansteckungs¬ 
stoffen außer Frage steht. 

Es überrascht daher nicht, wenn die wenigen bisher ver¬ 
öffentlichten Angaben über die innerliche Verwendung des 
Methylenblaus in der Humanmedizin über Erfolge bei solchen 
Krankheiten berichten, die sich in den genannten Körperor¬ 
ganen abspielen, wie Dysenterie, Ruhr, Typhus sowie eitrige 
Nieren- und Blasenentzündung und Erkrankungen gonorrhoi¬ 
schen Ursprungs*). Nur vereinzelt ist auch eine intravenöse 

*) Conf. Broschüre über Methylenblau der Farbwerke Meister, 
Lucius u. Brüning-Höchst a. M. 

*) Conf. Broschüre über Methylenblau der Farbwerke Meister, 
Lucius u. Brüning-Höchst a. M. 


Verabreichung 3 ) des Methylenblaus oder seiner Kombination 
mit Silbernitrat versucht worden und soll dann auch bei allge¬ 
meiner Blutvergiftung 4 ) eine befriedigende Wirkung gezeigt haben. 

In der Veterinärmedizin ist unseres Wissens das Methylen¬ 
blau innerlich nur in Nordamerika, und zwar in der landwirt¬ 
schaftlichen Versuchsstation von Vermont zur Bekämpfung 
des seuchenhaften Verkalbens versucht worden (Referat 
von F. F. Matenaers, Chicago, Illinois, in der „Landwirtr 
schädlichen Umschau“ Nr. 46/1913). 

Von 92 mit dem Erreger dieser Seuche infizierten Tieren 
soll keines verkalbt haben. 

Unsere Versuche zur Nachprüfung dieses Resultates sind 
zurzeit noch nicht abgeschlossen, doch haben wir aus den bis¬ 
her vorliegenden Ergebnissen bei Mischpnfektionen von 
Schweineseuche und -pest schon bestimmte Anhaltspunkte 
gewinnen können, die zur Fortsetzung der Methylenblau¬ 
therapie auf breiterer Basis ermuntern. 

Als ersten Versuchsansteller haben wir den Königlichen 
Kreistierarzt des Kreises Sangerhausen, Veterinärrat Mar¬ 
tens, gewonnen, der seine zunächst erzielten Resultate in 
Nr. 28/1915 der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift nieder¬ 
gelegt hat. 

Martens berichtet hier, daß er bei vier offensichtlich 
an Schweinepest erkrankten Schweinen bei einer Behandlung 
mit ungefähr K—1 g Methylenblau medicinale Hoechst 
pro Tag und Tier, gelöst in Wasser und mit Milch verabreicht, 
einen Heilerfolg erzielt habe. 

Nach vier Tagen trat Besserung ein, eine völlige Wieder¬ 
herstellung war etwa nach drei Wochen zu verzeichnen. 

*) E. Merck. Jahresbericht über Neuerungen auf den Ge¬ 
bieten der Pharmako - Therapie und Pharmazie; 28. Jahrgang, 
Dannstadt, August 1915. 

4 ) Methylenblausilber, von Stabsveterinär Kraemer in 
Karlsruhe, Berliner TierärzU, Wochenschrift Nr. 4, 1916. 




254 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 22. 


Über weitere Ergebnisse teilte M. dem Leiter unseres 
Bakteriologischen Institute privatim mit, daß er in einem Be¬ 
stände von 20 Schweinen mit Husten und Ekzem das Mittel 
vier Tage lang geben ließ und danach Krankheitserscheinungen 
sich völlig verloren hätten. 

Ferner wurde Methylenblau in einem anderen Sehweine- 
bestande von 11 Tieren, die an den bekannten Erscheinungen 
der Schweineseuche litten, verabfolgt, nachdem eine Suptol- 
impfung erfolglos geblieben war. Sämtliche 11 Schweine sind 
genesen und zum Schlachten verkauft. 

Unsere Versuche, soweit sie sich nicht auf Schweine- 
bestände erstrecken, sollen hier unberücksichtigt bleiben, doch 
möge wenigstens erwähnt werden, daß den Kälbern z. B. zur 
Behandlung von Darmerkrankungen aller Art zweckmäßiger¬ 
weise das Methylenblau in der Dosis von 0,5—1,0 mit je 
0,5 gr Milchzucker in Milch mehrmals täglich einzugeben ist. 
Durch den Milchzucker soll das Methylenblau für den Magen 
zuträglicher gemacht werden. Auch Schafen ist das Mittel in 
dieser Weise zu verabreichen, da das Methylenblau nach 
unseren Versuchen von diesen Tieren freiwillig weder mit dem 
Futter noch ira Trinkwasser genommen wird. 

Erwachsene Rinder erhalten täglich etwa 5—10 g mit dem 
Kraftfutter verfüttert oder in Kapseln oder Pillen verabreicht. 

Die Behandlung hat sich je nach der Art des Leidens auf 
längere Zeit zu erstrecken. 

Von den Hundekrankheiten würden sich voraussichtlich 
zur Methylenblau-Therapie eignen infektiöse und nicht infek¬ 
tiöse Magen- und Darmkrankheiten sowie die Piroplasmosis. 
Sollte sich ferner auch eine Allgemeinwirkung des Mittels er¬ 
geben, dürfte sich auch die versuchsweise Behandlung von 
Pferdekrankheiten (Morbus maculosus, Druse, Fohlenlähme 
u. a. m.) empfehlen. 

Bei gewissen Geflügelkrankheiten (z. B. Gicht) gibt man 
das Methylenblau in Pillenforra, und zwar 0,01—0,03 g mehr¬ 
mals täglich, da das Geflügel den Farbstoff im Trinkwasser 
nur sehr ungern aufnimmt. 

Die Dosierung und Verabreichung des Methylenblaus bei 
Schweinen erfolgt am besten in der Weise, daß man eine 
Stammlösung 1 : 1000 Wasser herstellt und je nach Größe und 
Alter der Tiere 50—250 ccm der Lösung unter das Futter 
mischt. 

Zur Bekämpfung der Schweineseuche und -pest wurden 
von uns verhältnismäßig kleine Dosen benutzt, diese aber 
mindestens 10—14 Tage regelmäßig gegeben. Um die Wirkung 
der inneren Desinfektion zu erhöhen, wurden tägliche Stall¬ 
desinfektionen angeordnet, die in der Weise am bequemsten 
durchzuführen sind, daß nach dem Ausbringen des Düngers 
die Buchten gründlich mit einer Desinfektionslösung, die 
durch eine mit Brause versehene Gießkanne verteilt wird, be¬ 
handelt werden. 

Unser erster Versuch wurde in dem Schweinebestande der 
Domäne D. ausgeführt. Dieser wies bei Ausbruch der Seuche — 
es handelte sich um eine Mischinfektion von Schweineseuche und 
-pest — Anfang Juli 1915 257 Schweine auf, von denen bis zum 
1 . Oktober 36 Tiere — 10 % eingingen. Zu dieser Zeit wurden 
107 Schweine simultan mit der Schweineseucheheillymphe 
„Porcin“ und dem Schweinepestserum nach Hutyra und K ö ve s 
geimpft und zur Kontrolle 114 Tiere mit Methylenblau behandelt. 

Von den geimpften Schweinen gingen trotz der eingeschlage¬ 
nen Therapie 5 Stück ein und 5 blieben Kümmerer, die Seuche 
kam aber zum Abschluß. 


Von den mit Methylenblau behandelten 114 Schweinen ist 
eines verendet und 3 Tiere sind Ktimmmerer geblieben. Nach dem 
Bericht der Gutsverwaltung entwickeln sich diese Tiere auch 
gleichmäßiger als die geimpften. Selbst „sichtlich dem Tode ver¬ 
fallene Tiere“ sollen sich gebessert haben. 

Über einen weiteren Versuch, der zur Behandlung reiner 
Schweineseuche im Bestände der Firma A. u. W. A. in Sch. ein¬ 
geleitet wurde, teilt uns diese mit, daß sie mit der Methylenblau¬ 
behandlung sehr zufrieden gewesen sei, da von den behandelten 
50 Tieren keines verendete. Die Schweine besaßen ein Gewicht von 
ungefähr 130—140 Pfund und haben sich nach der Methylenblau¬ 
behandlung „augenscheinlich sehr gut gebessert“. 

Durch einen Heilversuch bei 3 schwer erkrankten Schweinen 
konnte eines gerettet werden, während 2 Tiere, bei denen das 
Krankheitsstadium zu weit fortgeschritten war, abgeschlachtet wur¬ 
den, um den Seuchenverlauf abzukürzen. Die gleiche Firma be¬ 
richtet über die Versuche auf einem andern in ihrem Besitz befind¬ 
lichen Gute in K., daß sie auch hier sehr zufrieden gewesen sei, da 
die Krankheitserscheinungen sich verloren hätten und Neuan- 
steckimgen nicht mehr erfolgt seien. Dagegen wären einige Tiere, 
bei denen die Schweineseuche anscheinend schon zu weite Fort¬ 
schritte gemacht hatte, in der Zunahme und dem Wachstum hinter 
den andern zurückgeblieben. 

Eine weitere Versuchsreihe wurde auf Rittergut Zsch. einge¬ 
leitet. Hier herrschte die Schweineseuche seit längerer Zeit und 
erforderte regelmäßige Opfer. Diese machten sich insbesondere 
kurze Zeit vor Anstellung des Methylenblau-Ftitterungsversuches 
in gesteigertem Maße geltend. 

Der Schweinebestand war in 4 Buchten eines ersten Stalles 
und 3 Buchten eines zweiten Stalles untergebracht. Es war be¬ 
stimmt worden, daß etwa die Hälfte der Tiere jeden Stalles mit 
Methylenblau behandelt, die andere Hälfte zur Kontrolle unbe¬ 
handelt bleiben sollte. Leider ist in dem ersten Stalle mit der Be¬ 
gründung, möglichst viel Tiere vom Tode zu erretten, diese An¬ 
ordnung nicht beachtet worden. 

Mit Ausnahme der Ferkel in Bucht 2 des ersten Stalles, die 
pro Tag und Tiei nur 50 ccm einer l®/oo Methylenblaulösung er¬ 
hielten, wurden allen übrigen Schweinen, abgesehen von den 
Kontrollieren, 100 ccm, im Futter vermischt, gereicht Die Farb¬ 
lösung ist stets anstandslos mit dem Futter aufgenommen worden. 

Ein vierzehntägiger Behandlungsversuch zeitigte folgende Er¬ 
gebnisse: 

Stall 1, Bucht 1 (Tiere erhalten pro Tag und Kopf 100 ccm 
einer l°/oo Methylenblaulösung). 

Gewichtsaufnahme am 16. Dezember 1915: 

24 Läufer = 960 Pfund; Durchschnittsgewicht 40 Pfund. 

Gewichtsaufnahme am 30. Dezember 1915: 

23 Läufer = 970 Pfund; Durchschnittsgewicht 42,8 Pfund. 

Ein schwer erkranktes Tier im Gewicht von 32 Pfund ist ver¬ 
endet; ein zweites ist noch erheblich krank. Die übrigen Schweine 
sind munterer als vor der Behandlung. Gewichtszunahme pro Tier 
2,8 Pfund. 

Stall 1, Bucht 2 (Tiere erhalten pro Tag und Kopf 50 ccm 
einer l°/oo Methylenblaulösung). 

Gewichtsaufnahme am 16. Dezember 1915: 

15 Ferkel = 230 Pfund; Durchschnittsgewicht 15K Pfund. 

Gewichtsaufnahme am 30. Dezember 1915: 

14 Ferkel = 240 Pfund; Durchschnittsgewicht 17,1 Pfund. 

Ein schwer erkranktes Tier von 15 Pfund ist verendet. Die 

übrigen Ferkel sind anscheinend munterer und fressen besser als 
vorher. 

Gewichtszunahme pro Tier 1,6 Pfund. 

Stall 1, Bucht 3 (Tiere erhalten pro Tag und Kopf 100 ccm 
einer l°/oo Methylenblaulösung). 

Gewichtsaufnahme am 16. Dezember 1915: 

16 Läufer = 440 Pfund; Durchschnittsgewicht 27,5 Pfund. 

Gewichtsaufnahme am 80. Dezmber 1915: 

15 Läufer = 410 Pfund; Durchschnittsgewicht 27,3 Pfund. 

Ein schwer erkranktes Tier von 17 Pfund ist verendet, auch 

die anderen sind noch sehr krank. Es hat mithin in diesem Falle 



1. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


255 


eine geringe Gewichtsabnahme stattgefunden und die Methylen- 
Haubehandlung versagt. 

Stall 1 , Bucht 4 (Tiere erhalten pro Tag und Kopf 100 ccm 
einer l°/oo Methylenblaulösung). 

Gewichtsaufnahme am 16. Dezember 1915: 

7 Schweine — 320 Pfund; Durchschnittsgewicht 45,7 Pfund. 

Gewichtsaufnahme am 30. Dezember 1915: 

7 Schweine = 230 Pfund; Durchschnittsgewicht 32,9 Pfund. 

Alle Tiere sind sehr schwer krank und verendeten kurze Zeit 
nach Abschluß dieses Versuches, nachdem sie bis zu Gerippen ab¬ 
gemagert waren. 

Aus diesem Versuch ist zu ersehen, daß mit der Methylenblau¬ 
behandlung bei schwer kranken Tieren, bei denen bereits umfang¬ 
reiche Krankheitsprozesse vorliegen, keine Erfolge zu erzielen sind. 

Es hat sogar den Anschein, daß die Methylenblaugaben bei 
moribunden Tieren den tödlichen Ausgang beschleunigen. 

Jm Stall 2 wurden die Schweine der Bucht 1 mit Methylen¬ 
blau behandelt, die Tiere der Buchten 2 und 3 dagegen nicht. 


Be¬ 

zeichnung 

der 

Bucht 

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Gewichts¬ 

aufnahme 

am 

16.12.J 30.12. 
1915 1915 

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Dosierung 

des 

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1915 

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30.12. 
1915 

Pfd. 

Gewichts¬ 
zunahme 
pro Tier 

pfd. 

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— 

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Ein Unterschied in der Gewichtszunahme ließ sich zu Gunsten 
der Methylenbla\ibehandlung mithin feststellen. Dieser Erfolg ist 
um so beachtenswerter, als die zur Kontrolle gewählten Tiere vor 
dem Versuch durchgängig schwerer waren und einen gesunderen 
Eindruck machten. 

Dieser Versuch wurde nochmals für die Zeit vom 19. Januar 
bis 31. Januar 1916 wiederholt und zeitigte folgende Ergebnisse: 


Bezeichnung 

der 

Bucht 


StaU 1, Bucht 1 


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1916 

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1916 

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Dosierung 

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Methylen¬ 

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1916 

Pfd. 

Gewichts¬ 
zunahme 
pro Tier 

Pfd. 

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pro Tag und 
Tier 

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27,1 

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7 

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— 

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27,1 

-2,9 

11 

550 

560 

100 ccm einer 
l ü /oo Lösung 
pro Tag und 
Tier 

50 

50,9 

+ 0,9 

11 

460 

450 

— 

41,8 

40,9 

— 0,9 

5 

460 

470 

100 ccm einer 
l°/oo Lösung 
pro Tag und 
Tier 

92 

94 

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5 

400 

420 

— 

80 

84 

+ 4 

5 

490 

530 

— 

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5 

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HX) ccm einer 
l°/oo Lösung 
pro Tag und 
Tier 

102 i 

1 

1 

108 

+ 6 


Aus der Übersicht ist zu entnehmen, daß die Methylenblau¬ 
behandlung bei den leicht erkrankten, bis etwa 50 Pfund schweren 
Tieren Erfolge gezeitigt hat. Das Gegenteil ist bei den Schweinen 
des StaUes 2 eingetreten. Von dem Versuchsansteller ist allerdings 
besonders hervorgehoben, daß die letztgenannten Tiere das kri¬ 
tische Stadium der Krankheit bereits überwunden und außerdem 
die Schweine der Bucht 3 schon beim ersten Versuch Methylenblau 
erhalten hätten. 


Zur Bekämpfung der Schweineseuche wurde die Methylenblau¬ 
behandlung ferner in der Schweinemästerei Sp. b. C. eingeleitet, 
wo die akute Form der Seuche zahlreiche Opfer forderte. 

Zunächst wurde ein Heil versuch bei 10 durchschnittlich 
25 Pfund schweren Läuferschweinen, die als die am stärksten er¬ 
krankten Tiere ausfindig gemacht waren, eingeleitet. Im Anfänge 
der Behandlung konnte eine unerwartet große Gewichtszunahme 
beobachtet werden, die aber sofort in Wegfall kam, -als heftige 
Kälte eintrat und der ungünstig liegende Krankenstall sich als 
nicht genügend warm erwies. Während einer Beobachtungszeit 
vom 15. Dezember 1915 bis 28. Dezember 1915 sind 2 Tiere ver¬ 
endet, die übrigen werden anscheinend die Seuche tiberstehen. 

Zu einem weiteten Versuch wurden je 10 weniger schwer er¬ 
krankte Schweine in 3 Buchten zusammengesetzt und nur die Tiere 
der Bucht 3 einer 10 tägigen Methylenblaubehandlung unterzogen. 


Das Ergebnis ist folgender Übersicht zu entneümen: 


Bezeichnung 
der Bucht 

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Gewichts¬ 

aufnahme 

am 

17.12.28.12. 
1915 1915 

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Dosierung 

des 

Methylen¬ 

blaus 


Ergebnis 
Durchschnitts¬ 
gewicht am 
17.12. 28.12. 

1915 1915 

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= 26 Pfd. 

1 Stück am 
28.12. 

= 20 Pfd. 

Nach Ab¬ 
zug von 
46 Pfd. 
der ver¬ 
endeten 
Schweine 
=40,5Pfd. 

37,5 

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pro Tag u. 
Tier 

100 ccm 
einer l °/ ll0 
Lösung 


=37,3 „ 

38,3 

+1 


Von den 20 Konfrontieren sind 2 verendet. Nach Abrechnung 
des Gewichtes der beiden verendeten Tiere von 46 Pfund wogen 
18 Schweine bei Beginn des Versuches 724 Pfund und nach 10 
Tagen 719 Pfund. Es w r ar mithin ein Rückgang in der Ernährung 
von 0.28 Pfund pro Tier eingetreten, während die der Methylen- 
blaubehandlimg unterzogenen Tiere 1 Pfund pro Kopf zugenom¬ 
men hatten und Verluste an Schweineseuche nicht beobachtet 
wurden. 

Zusammenfasssend dürften die zur Behandlung von 
Schweineseuche und -pest eingeleiteten Methylenblaufütte¬ 
rungsversuche ergeben haben, daß eine günstige Beeinflussung 
der Seuche zu erzielen ist. DiesesgiltinersterLinie 
von’solchen Fällen, bei denen besonders der 
Verdauungsapparat Sitz der Krankheit ist. 
Bei reiner Schweineseuche mit akuten Lungenveränderungen 
ist die Wirksamkeit des Methylenblaus weniger ^tervorgetreten; 
es hat sogar den Anschein gewonnen, daß bei moribunden 
Tieren der Tod beschleunigt wird. Sobald das kritische Stadium 
der Krankheit überwunden ist, ist eine weitere Verabreichung 
des Methylenblaus nicht mehr am Platze, da es seines intensiv 
bitteren Geschmacks wegen den Appetit der Tiere nicht steigern 
dürfte. 

Nach diesen Versuchen war es noch erforderlich, zu prüfen, 
ob durch die Methylenblaufütterung Fleisch oder Speck der 
Schweine ungünstig beeinflußt werden würde. Zu diesem 
Zweck wurde ein Läuferschwein vom 11. Dezember 1915 bis 
3. Januar 1916 ausschließlich der Tage vom 21. bis 23. De¬ 
zember 1915 mit 0,1 g Methylenblau Tagesdosis gefüttert und 
danach getötet 

Durch die Sektion wurde ermittelt, daß Fleisch und Speck 
in keiner Weise verändert war, daß überhaupt die einzigen 
(Fortsetzung siebe Seite 258.) 







Thonisen: Abortus beim Rinde. Schema II. (Schluß). 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 22. 


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1. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


257 


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berliner tierärztliche Wochenschrift. 


No. 22. 


258 


Erscheinungen, die auf eine Verfütterung des Farbstoffes 
schließen ließen, sich im Magen vorfanden, wo insbesondere 
der drüsenlose Teil eine himmelblaue Färbung zeigte. In 
wenig ausgesprochener Weise ließ auch die Schleimhaut des 
Blinddarms eine verwaschene, schwach angedeutete Blau¬ 
färbung erkennen; im Dünndarm waren nur wenige Stellen in 
ähnlicher Weise betroffen. 

Nach vorstehenden Ergebnissen ermuntert die Methylen- 
blaubehandlung zur Fortsetzung der Anwen¬ 
dung insbesondere bei Schweinepest. Des¬ 
gleichen lassen sich Erfolge bei allen infektiösen Darmerkran¬ 
kungen unserer Haustiere erwarten. 

Auch wären die Erfahrungen, die bisher in der Humanmedi¬ 
zin nach subkutaner wie intravenöser Verwendung des Farb¬ 
stoffes bei Septikämie gemacht sind, zu berücksichtigen und in 
entsprechender Weise auf weitere Haustierseuchen zu über¬ 
tragen, z. B. bei Pferden, Rindern und Hunden. 

Da sich im Handel eine ganze Reihe von Methylenblau- 
Marken befinden, die für färbereitechnische Zwecke und nicht 
zur Verwendung in der Medizin bestimmt sind, und dem¬ 
entsprechend Arsen und Chlorzink enthalten, so empfiehlt es 
sich, das Methylenblau medicinale „Hoechst“ zu benutzen, 
welches das salzsaure Salz des Tetramethylthionin vorstellt, 
dessen Lösungen neutral reagieren und frei von den ge¬ 
nannten Stoffen sind. 

Bei der Behandlung eintretender und sich unangenehm be¬ 
merkbar machender Blaufärbung der Gefäße, Hände usw. läßt sich 
die Farbe einfach folgendermaßen beseitigen: 

Leichtere Verfärbungen werden durch Waschen mit Spiritus 
oder Essigsäure entfernt, bei starken Verunreinigungen verfährt 
man dagegen in der Weise, daß kleine Mengen von Chlorkalkbrei 
in die Hand genommen werden, hierzu etwas kalzinierte Soda ge¬ 
fügt wird und nun die beschmutzten Stellen kurz eingerieben wer¬ 
den. Hiernach verschwindet die Farbe sofort. Um den Chlorkalk 
und den Geruch desselben zu beseitigen, taucht man Hände und 
Gefäße sofort in eine Natriumbisulfit- bezw. Natriumthiosulfat¬ 
lösung und wäscht alsdann die Hände mit Seife und Wasser ab. 

Da unserer Landwirtschaftskammer zur Durchführung 
der Methylenblauversuche zwecks Bekämpfung von Haus¬ 
tierseuchen seitens des Herrn Landwirtschaftsministers eine 
Staatsbeihilfe bewilligt worden ist, sind wir in der Lage, 
die Untersuchungen über die Wirkung des Mittels auf breiterer 
Grundlage fortzusetzen, und behalten uns die Veröffentlichung 
der weiteren Ergebnisse vor. 

Durch unsere heutigen Ausführungen w ollen wir aber auch 
die Herren Kollegen zu einer Nachprüfung der Methylenblau¬ 
therapie anregen. 


Zur Kasuistik der Lysolvergiftungen. 

Von Dr. Aronsohn, Röbel i. Meckl. 

Lysolvergiftungen gelangen bei Pferden im allgemeinen 
nur selten zur Beobachtung, da eine innerliche, medikamenteile 
Anwendung dieses Arzneimittels bei Pferden kaum stattfindet, 
eine freiwillige Aufnahme nicht erfolgt und bei der epi- 
dermatischen Applikation schon große Mengen dieses Mittels 
zur Resorption kommen müssen, um eine krankmachende 
Wirkung hervorzurufen. 

Es finden sich daher in der Literatur verhältnismäßig 
wenig Aufzeichnungen von Lysolvergiftung bei Pferden, wes¬ 
halb ich in folgendem einen von mir vor kurzer Zeit be- 
"obachteten Fall bekannt zu geben mir gestatte. 


Um seinem von Läusen geplagten Pferde, einem fünfzehn¬ 
jährigen, kräftigen Fuchswallach, Erleichterung zu verschaffen, be¬ 
sorgte sich der Besitzer des Tieres aus der Apotheke einen Liter 
Lysol, mischte dasselbe mit etwa 9—10 Litern Wasser und ließ 
diese ganze Menge seinem Pferde durch einen russischen Gefangenen 
mit Hilfe einer Bürste einreiben; es wurde der ganze Körper mit 
einem Male behandelt. 

Etwa 15—20 Minuten nach Beendigung dieser Prozedur hörte 
der Besitzer vom Hofe her auffallende Geräusche und fand, als er 
der Ursache derselben nachging, sein Pferd im Stalle auf der Seite 
liegend und mit den Beinen um sich schlagend vor. 

Auf sofortige telephonische Benachrichtigung hin begab ich 
mich zu dem Patienten und konnte folgenden Befund aufnehmen: 

Das mir von früher her bekannte Pferd lag auf der flachen 
Seite, war dampfend naß und hatte über den ganzen Körper aus¬ 
gebreitete heftigste Zuckungen. Die Atmung ging schwer und 
schnaufend; die Haut fühlte sich naßkalt an und war etwas ge¬ 
schwollen, zu beiden Seiten des Halses erheblich verdickt und in 
derbe Falten gelegt. Der Puls ließ sich infolge der großen Unruhe 
des Tieres nicht mit Sicherheit aufnehmen, war jedenfalls nur schwach 
fühlbar. Die Augenlider waren geschwollen, die Pupillen erweitert. 
Mit den beiden oben liegenden Beinen machte das Pferd fortdauernd 
unwillkürliche Vorwärtsbewegungen. Die Mastdarmtemperatur 
war auf 39° C. erhöht. 

Nach dem Yoibericht konnte es sich nur um eine Lysolver¬ 
giftung handeln und zwar um eine sehr schwere. Die Prognose 
mußte schlecht gestellt werden. 

Zur Schrm rzstilhmg und zur Bekämpfung der klonischen 
Krämpfe machte ich dem Tiere zunächst eine subkutane Injektion 
von 0.5 Gramm Mmphium und gab ihm alsdann, um die Herztätig¬ 
keit anzun gen, eine subkutane Gabe von 5,0 Coffein. Darauf ließ 
ich den ganzen Körper mit warmem Wasser gehörig abspülen, nicht 
abbürsten oder abreiben, um nicht das noch etwa in oder auf der 
Haut sieh befindende Lysol weiter zur Resorption zu bringen. 

Da alle Versuche, das Pferd in die Höhe zu bringen, erfolglos 
waren, wurde zunächst für eine zweckmäßige Lagerung desselben 
gesorgt. 

Die klonischen Krämpfe hielten nun in unveränderter Weise 
etwa eine Stunde an, begannen dann ganz allmählich nachzulassen 
und waren in einer weiteren Stunde vollständig geschwunden. 

Jetzt gelang es auch, allerdings mit vieler Mühe, das Pferd 
hochzubringen und durch enfspreebende Unterstützung stehend zu 
erhalten. Das Bewußtsein war noch stark eingenommen und das 
Gleichgewichtsgefühl erheblich gestört. 

Gleichzeitig bestand eine sehr angestrengte Atemtfttig- 
keit und absolute Inappetenz, während der Puls jetzt fühlbar wurde 
und etwa 80 mal in der Minute zu zählen war. 

Nachdem dieser Zustand unter allmählichem Nachlaß der ge¬ 
zeichneten Symptome noch etwa 3 Stunden angehalten und das 
Pferd in dieser Zeit einen der Farbe nach normalen Urin abgesetzt 
hatte, nahm es etwas Wasser auf und fraß eine geringe Menge Heu. 
Die Hautschwellung ging zurück und der Stand des Tieres wurde 
sicherer; von Zeit zu Zeit machten die Beine noch zuckende Be¬ 
wegungen. 

Der Zustand besserte sich nun zusehends; der Appetit w r ar 
bald wieder so gut wie vorher, trotzdem in den nächsten 8 Tagen 
die Körpertemperatur eine dauernde Erhöhung auf 38,3—38,6° C. 
zeigte. 

Eine Erklärung hierfür konnte ich nicht finden; die in der 
Literatur verzeichnete, zeitweilig nach Lysolvergiftung beobach¬ 
tete Nieren- oder Lungenerkrankung war nicht aufgetreten. Viel¬ 
leicht lag das ursächliche Moment für die achttägige Temperatur¬ 
erhöhung in den Quetschungen der Haut und der Unterhaut an den 
Augenbogen, Hüften und anderen Körperstellen, die sich das 
Pferd im ersten Stadium der Krankheit zugezogen hatte. 

Am zehnten Tage nach Beginn des Leidens konnte das Tier 
wieder seinen gewöhnlichen Dienst verrichten und ist seitdem ge¬ 
sund geblieben. 



1. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


0f>9 


Referate. 

(Aus der Blutuntersuchungsstelle Darmstadt.) 

Die Erkennung gesunder subkutan malleinisierter Pferde 
bei der Blutuntersuchung. 

Von Stabsveterinär Dr. Kranich. 

(Zelttchr. f. Wt-Kmul«*, Johrg. Ii»l6, S. 358.) 

Durch subkutane Anwendung von Mallein kann bei der 
Blutuntersuchung Rotz vorgetäuscht werden. Ein Hilfsmittel, 
in solchen Fällen Irrttimer auszuschließen, ist neben Nachfor¬ 
schungen nach der Herkunft des Pferdes die Augenprobe, die 
nach zweifachen Malleineinspritzungen stets negativ ausfiel, 
obwohl sie zehnmal wiederholt wurde. In gleicher Richtung 
bewegen sich Versuchsergebnisse vori Pfeiler und Weber, 
Pfeiler und Scheffler und Schnürer. Nach letzterem 
wird die Augenprobe ausnahmsweise allerdings positiv. 

Was die Beeinflussung der Agglutinationsprobe angeht, 
so wird bei subkutan malleinisierten Pferden der Wert von 
1000 nicht durchweg erreicht, 1500 meist nicht überschritten, 
und die Steigerung über 1000 verschwindet nach 2—4 Wochen 
wieder. Das Agglutinationsbild allein ist aber nicht geeignet, 
gesunde subkutan mit Mallein behandelte Pferde von rotzigen 
zu unterscheiden, da ein Abfall des Agglutinationswertes auch 
bei letzteren vorkommt. 

Die ablenkenden Stoffe werden durch subkutane Mallein¬ 
gaben ebenfalls beeinflußt. Nach der ersten Malleingabe war 
die Ablenkung schwach und kurzdauernd, nach der zweiten 
vollständig und hielt einen Monat lang an. In gleicher Weise 
war eine Beeinflussung der Hämagglutinations-Methode fest¬ 
zustellen. Einen Anhalt zür Unterscheidung rotziger und ge¬ 
sunder malleinisierter Pferde würde nur ein schneller Abfall 
der Werte und deren dauernde Abnahme bieten. 

Somit hat die Augenprobe beim Verdachte der subkuta : 
nen Malleinisierung eine besondere Bedeutung. Auszuführen 
ist sie jedesmal, wenn eine Blutuntersuchi^ug stattfindet, vor 
oder nach der Blutentnahme, da es feststeht, daß sie „gar 
keinen Einfluß auf den Blutbefund ausübt u . 

Die Berücksichtigung der Herkunft des Pferdes, die auf¬ 
fallende Abnahme der Werte bei wiederholten Blutunter¬ 
suchungen und der wiederholt negative Ausfall der Augen¬ 
probe sind die Mittel, rotzige und gesunde malleinisierte Pferde 
bei der Blutuntersuchung zu unterscheiden. Gl. 

(Aus dem Pathologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule 
zu Berlin.) 

Untersuchungen über die Brauchbarkeit der Konglutinations- 
methode für die Serodiagnose der Rotzkrankheit der Pferde. 

Von Dr. O. Waldmann, wissensch. Hilfsarbeiter. 

(Archiv für wis». u. prakt Ticrheilk., 40. Bd., 4. n. Heft.) 

W a 1 d m a n n nahm seine Untersuchungen an drei mit 
Rotz künstlich infizierten Pferden täglich vor; gleichzeitig 
prüfte er das Blut auf Agglutination und Komplement¬ 
ablenkung. Über sein technisches Verfahren ist kurz zu be¬ 
richten, daß er Reagenzgläser mit mäßig gewölbtem Boden 
und mindestens 1,7 cm Durchmesser benützt. Infolge der 
größeren Fltissigkeitsmenge — die zur Verwendung gelangen¬ 
den Substanzen werden durch entsprechende Verdünnungen 
auf die Gesamtmenge von 3 ccm gebracht — dauert es zirka 
vier Stunden, ehe die Blutkörperchen zu Boden gesunken sind. 
Beim vollständigen Ausbleiben (Hemmung) der Konglutination 
bilden die Blutkörperchen eine 4 mm breite, scharfrandige, 
undurchsichtige und schwarzrote Scheibe. Ist die Hemmung 


der Konglutination nur unvollständig, so zeigt die Scheibe 
einen etwas größeren Umfang, auch ist der Rand nicht mehr 
scharf begrenzt. Das vollständige Zustandekommen der Kon¬ 
glutination endlich charakterisiert sich durch einen feinen 
gelblichen Belag am Boden des Versuchsröhrchens. Die 
Ränder des Belags sind manchmal etwas aufgerollt und er¬ 
scheinen deshalb hellrot. Nach W a 1 d m a n n ergeben sich 
für die Praxis folgende Resultate seiner Untersuchungen: 

1. Das Auftreten spezifischer Antikörper im Serum der 
infizierten Pferde läßt sich mit Hilfe der Konglutinations- 
methode nicht früher nachweisen als mit Hilfe der Komplement¬ 
ablenkungsmethode. 

2. Die Kongiutinationsmethodc ist empfindlicher als die 
Komplementablenkungsmethode, und zwar in dem Sinne, daß 
das Vorhandensein der spezifischen Antikörper im Blute deut¬ 
licher zu erkennen ist. 

3. Die optimale Menge des Rotzserums bei der Unter¬ 
suchung mit Hilfe der Konglutinationsmethode beträgt 

0,05 ccm. 

Der Verfasser kommt schließlich noch auf eine theoretische 
Erörterung über den Mechanismus der Konglutination zu 
sprechen. Er stimmt hierbei der Theorie Landsteiners zu, 
der alle bei den Immunitätsreaktionen in Betracht kommen¬ 
den Stoffe zu den Kolloiden rechnet und demnach die Kon¬ 
glutination als Kolloidreaktion auffaßt. Waldmann be¬ 
trachtet sie als eine Art „Kopie der Komplementablenkung“. 
Damit kommen für beide Reaktionen auch die gleichen Fehler¬ 
quellen in Frage. Der Unterschied in den Resultaten erklärt 
sich aus dem verschiedenen Verhalten des Meerschweinchen- 
und des Pferdekomplements den antireaktiven Stoffen gegen¬ 
über. Darin liegt aber der Vorteil, daß das eine Mal die Kom¬ 
plementablenkung und das andere Mal die Konglutination 
versagen kann. Es empfiehlt sich also, beide Methoden neben¬ 
einander in Anwendung zu bringen, damit Fehlergebnisse ver¬ 
mieden werden. J. Schmidt. 


StaatsYeterinSrwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. Mai 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden and Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei Jedem Kreta vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. 1 Ge¬ 
meinde, 1 Gehöft, Gerdauen 1, 1, Heiligenbeil 1, 1. Reg.-Bez. 
Gumbinnen: Ragnit 3, 3 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.),.PUl- 
kallen 2, 2, Stallupönen 1, 1 (1, 1), Darkehmen 1, 1, Angerburg 1, 1, 
Goldap 2, 2 (1, 1), Oletzko 1, 1. Reg.-Bez. Allenstein: Lyck 
1, 1, Neidenburg 2, 2, Osterode i. Ostpr. 2, 2. Reg.-Bez. Marien- 
werder: Löbau 3, 3, Strasburg i. Westpr. 1, 1. Reg.-Bez. 
Potsdam: Ostprignitz 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Frankfurt: 
Friedeberg i. Nm. 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Stettin: Anklam 1, 1. 
Reg.-Bez. Köslin: Dramburg 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Posen: 
Jarotschin 1, 1, Schroda 1, 1, Schrimm 1, 1, Posen Stadt 1, 1, 
Samter 1, 1, Neutomischel 1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Strelno 
1 , 1, Wongrowitz 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Liegnitz: Rothenburg 
i. O. L. 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Oppeln: Pleß 1, 1. Reg.-Bez. 
Magdeburg: Jerichow I 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Cassel: Witzeu- 
hausen 1, 1. Reg.-Bez. C ö 1 n: Euskirchen 1, 1. Königreich 
Sachsen. K.-H. Bautzen: Bautzen Stadt 1, 3. K.-H. Dresden: 
Dresden Stadt 1, 4. K.-H. Leipzig: Leipzig Stadt 1, 1, Leipzig 
1, 1. Mecklenburg-Schwerin: Schwerin 1, 1, Güstrow 1, 1, Rostock 
1, 1, Malchin 1, 1, Waren 1, 1, Elsaß-Lothringen: Bez. Lothrin¬ 
gen: Chateau-Salins 1, 1 (1, 1). Insgesamt: 42 Kreise, 50 Ge¬ 
meinden, 55 Gehöfte; davon neu: 10 Gemeinden, 10 Gehöfte. 
Lungenseuche. 

Preußen. Reg.-Bez, Magdeburg: Wolmirstedt 1, 1. 

Pockenseuche. Beschälseuche. 

Frei, 





260 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 22. 


Maul- und Klauenseuche und Schwelneeeuche (einsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

■ul- und 
KlaiienseaclM 

8chweineteocbe 
elntchl. Schweinepest 

Kreise Oe- 
usw. meinden 

Oe- 1 
höfte | 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

neinden 

Ge¬ 

hörte 

Preußen: Königsberg . . . 

6 

10 

EH 

9 

12 

13 

Gumbinnen. 

3 

5 

5 

4 

6 

6 

Allenstein. 

1 

1 

1 

4 

10 

10 

Danzig.• . . 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Marienwerder. 

4 

5 

6 

6 

•9 

10 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Potsdam. 

5 

9 

11 

12 

30 

33 

Frankfurt. 

4 

5 

7 

14 

31 

36 

Stettin. 

2 

2 

2 

4 

9 

12 

Köslin. 

1 

2 

3 

4 

6 

6 

Stralsund. 

2 

3 

3 

2 

7 

7 

Posen . 

6 

9 

9 

16 

30 

32 

Bromberg. 

3 

3 

3 

6 

9 

10 

Breslau. 

5 

6 

6 

19 

79 

93 

Liegnitz. 

— 

— 

— 

17 

34 

39 

Oppeln. 

3 

3 

3 

9 

20 

23 

Magdeburg . 

4 

9 

12 

2 

4 

5 

Merseburg. 

4 

5 

6 

6 

10 

15 

Erfurt. 

2 

2 

2 

3 

8 

8 

Schleswig. 

12 

30 

40 

4 

4 

4 

Hannover. 

2 

2 

2 

6 

8 

8 

Hildesheim. 

1 

1 

5 

3 

4 

4 

Lüneburg . 

1 

1 

1 

8 

4 

4 

Stade . 

3 

4 

4 

1 

2 

2 

Osnabrück . 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Aurich .. 

2 

2 

2 

— 

— 

— 

Münster. 

4 

4 

4 

1 

1 

1 

Minden. 

1 

1 

1 

2 

4 

4 

Arnsberg . 

1 

2 

2 

5 

7 

17 

Kassel .. 

2 

3 

3 

9 

31 

43 

Wiesbaden. 

3 

3 

14 

6 

18 

22 

Koblenz. 

2 

2 

2 

6 

14 

21 

Düsseldorf. 

2 

4 

4 

3 

4 

4 

Köln. 

1 

1 

2 

4 

4 

5 

Trier. 

1 

1 

13 

2 

2 

2 

Aachen.. 

— 

— 

— 

3 

3 

3 

Sigmaringen. 

1 

1 

8 

1 

1 

1 

Bavern: Oberbayern . . . 

11 

11 

15 

2 

2 

2 

Niederbayern. 

— 

— 

— 

2 

3 

4 

Pfalz . . . *. 

1 

2 

7 

— 

— 

— 

‘Oberpfalz. 

1 

2 

2 

1 

2 

3 

Oberfranken. 

— 

— 


1 

1 

mm 

Mittelfranken. 

5 

8 

32 

2 

5 

Bl 

Unterfranken. 

2 

2 

2 

1 

1 

Kl 

Schwaben. 

12 

25 

50 

3 

3 


Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

1 


Chemnitz. 

1 

2 

2 

1 

1 


Dresden . 

2 

2 

2 

— 

— 


Leipzig. 

Zwickau. 


— 

_ 

2 

1 

2 

1 


Württemberg: Neckarkreis . 

6 

7 

13 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

6 

6 

36 

1 

2 

2 

Jagstkreis. 

3 

3 

8 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

18 

80 

73 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

Freiburg. 

2 

2 

2 

— 

— 

— 

Karlsruhe. 

2 

2 

3 

— 

— 

— 

Mannheim. 

3 

3 

4 

8 

13 

19 

Hessen. 

3 

3 

10 

2 

4 

8 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

6 

12 

35 

4 

11 

13 

Sachsen-Weimar. 

— 

— 

— 

2 

3 

11 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

2 

2 

ma 

Oldenburg . 

5 

7 

11 

3 

3 

Kl 

Braunschweig. 

1 

1 

2 

4 

13 

EI 

Sachsen-Meiningen .... 

2 

2 

5 

1 

1 

Kl 

Sachsen-Altenburg .... 

1 

1 

1 

1 

4 

Kl 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

1 

1 

1 

— 

— 

■ 

Anhalt. 

2 

3 

3 

1 

1 

i 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 


E 

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— 

Schwarzburg-Sondershausen. 



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Waldeck. 

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i 

Reuß ältere Linie .... 


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Reuß jüngere Linie .... 

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Schaumburg-Lippe .... 

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Lippe . 

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Lübeck . 

— 

— 

— 




Bremen. 

— 

— 

— 




Hamburg. 

— 

— 

— 

1 

i 


Elsaß-Lothringen . . . . . 

7 

23 

52 

5 

6 

1 12 

Deutsches Reich 

197 

306 

572 

258 

523 

1 641 

Davon in Preußen 

95 

142 

197 

200 

429 

msM 


Verwendung von Alkali zum Raffinieren von Fett. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 45/1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA Ille 1071 M. f. L. M 6059 M. d. I. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 12. Mai 1916. 

An .die sämtlichen Herren Regierungspräsidenten sowie den 
Herrn Polizeipräsidenten hier. 

Zum Raffinieren von Fett wird vielfach Alkali verwendat, das 
zu den nach der Bekanntmachung vom 18. Februar 1902 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 48) für die gewerbsmäßige Zubereitung von Fleisch ver¬ 
botenen Stoffen gehört. Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichs¬ 
kanzler bestimmen wir hierdurch, daß die Verwendung von Alkali 
zum Raffinieren tierischer Speisefette für die Dauer des Krieges 
nicht zu beanstanden ist. 

Die mit der Nahrungsmittelüberwachung betrauten Behörden 
und Anstalten sowie die Auslandsfleischbeschaustellen sind mit der 
erforderlichen Weisung zu versehen. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. A.: Graf von Keyserlingk. 

Der Minister des Innern. I. A.: Kirchner. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Finnen beim Schlachtvieh und ihre Abhängigkeit von den 
sanitären Verhältnissen auf dem Lande. 

Von B. H. Ransom *) Washington, D. C. 

(Report of the 17 th Animal Meeting of the United States Live Stock Sanitary 
Association. December 1913. Pages 24 to 27; Issued March. 1914.) 

Schweinefinnen sind in den Vereinigten Staaten selten und 
praktisch unwichtig, solange die ländliche Bevölkerung die Gewohn¬ 
heit beibehält, Schweinefleisch nur gut gekocht zu essen. Die 
Rinderfinne ist dagegen sehr verbreitet; Rindfleisch wird dem¬ 
entsprechend oft roh oder halbgar gegessen. Unter 7 Millionen 
Rindern, die der staatlichen Fleischbeschau unterlagen, erwiesen 
sich 0,6 Proz. als finnig. An einigen Orten stieg in bestimmten 
Monaten der Prozentsatz sogar auf 5. Die Finnigkeit des Rindes 
hängt mit den sanitären Verhältnissen auf dem Lande eng zusammen. 
Verfasser bemerkt, daß diese in bezug auf die Gelegenheit zur Infek¬ 
tion von Weiden durch die Fäces des Menschen noch sehr viel zu 
wünschen übrig lassen. In einem Falle wurden von 1500 Rindern 
523 geschlachtet, beschaut und davon'150, also 20 Proz., finnig be¬ 
funden. Dieses Ergebnis war Anlaß, die sanitären Verhältnisse 
näher zu prüfen. Die Weiden der Tiere befanden sich an einem Flü߬ 
chen, aus dem auch das Tränkwasser für das Vieh entnommen wurde. 
An den Fluß grenzte der Stadtpark, ferner ging die Drainage von 
einem kleinen Teil der Stadt nach dem Flusse in Richtung der Weide 
zu, und in der Nachbarschaft der Weiden waren Anlagen, in denen 
zahlreiche Menschen arbeiteten. Verschmutzung des Parkes, primi¬ 
tive Abortverhältnisse in den Häusern erklärten die Masseninfektion 
der Rinder. Endlich betont Verfasser noch, daß die Schaffinne 
nicht durch den Menschen verbreitet werde, da sie verschieden von 
der Schweinefinne sei, sondern durch Hunde, bei denen der zuge¬ 
hörige Bandwurm lebe. Zur Bekämpfung dieser Finne müssen somit 
Bandwurmkuren der Hunde dienen. Gl. 

*) Das Referat in Nr. 15 des B. T. W.: „Ransom: Die 
Vernichtung der Rinderfinne durch Frieren“ ist 
in verschiedene andere Zeitschriften übernommen worden; auch 
hat der „Deutsche Fleischer-Verband“ eine Eingabe an das Reichs¬ 
amt des Innern gerichtet, die Versuche Ransoms nachzuprüfen 
und die Gefriermethode zur Abtötung der Rinderfinne bei Ver¬ 
wertung des finnigen Fleisches einzuführen. In allen diesen Dar¬ 
legungen ist gesagt, daß ein solcher Hinweis schon von mir gegeben 
sei. Dazu hat das Referat tatsächlich keine Berechtigung ge¬ 
boten. Der Vorschlag ist einzig und allein von Ransom selbst 
gemacht worden. Im Interesse des Autors sei der Irrtum deshalb 
richtiggestellt. Im übrigen kann ich die Anregung, das Verfahren 
nachzuprüfen und im Falle der Bestätigung zur amtlichen Einfüh¬ 
rung zu bringen, natürlich nur unterstützen. Glage. 




















































































1. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


261 


Kriegsernährungsamt. 

In einer Verordnung vom 24. Mai: „Kriegsmaßnahmen zur 
Sicherung der Volksernährung“ hat der Bundesrat folgendes be¬ 
stimmt: 

§ 1. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die im Deutschen 
Reich vorhandenen Lebensmittel sowie Rohstoffe und andere Ge- 
enstände, die zur Lebensmittelversorgung erforderlich sind, für 
ie Ernährung des Volkes in Anspruch zu nehmen. Er kann die 
Einfuhr, Durchfuhr und Ausfuhr solcher Gegenstände regeln. Er 
kann in gleicher Weise über Futtermittel sowie Rohstoffe und an¬ 
dere Gegenstände, die zur Vieh Versorgung erforderlich sind, zur 
Ernährung von Nutztieren verfügen. 

§ 2. Der Reichskanzler kann die zur Durchführung des § 1 
erforderlichen Bestimmungen treffen. Er kann den Verkehr mit den 
daselbst bezeichneten Gegenständen und ihren Verbrauch regeln, 
auch Bestimmungen über die Preise treffen. Er kann bestimmen, 
daß Zuwiderhandlungen mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit 
Geldstrafe bis zu 10 000 M. oder mit einer dieser Strafen bestraft, 
und daß neben der Strafe die Gegenstände, auf die sich die straf¬ 
bare Handlung bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter ge¬ 
hören oder nicht, eingezogen werden. Der Reichskanzler kann in 
dringenden Fällen die Landesbehörden unmittelbar mit Anweisun¬ 
gen versehen. 

§ 3. Die vom Bundesrat zur Sicherung der Volksernährung 
erlassenen Verordnungen bleiben unberührt. Der Reichskanzler 
kann in dringenden Fällen abweichende Bestimmungen treffen. 
Diese sind dem Bundesrat unverzüglich vorzulegen. 

§ 4. Der Reichskanzler kann die Befugnisse, die ihm nach 
dieser Verordnung oder andern zur Sicherung der Volksernährung 
erlassenen Verordnungen zustehen, ganz oder teilweise durch eine 
seiner Aufsicht unterstehende Behörde ausüben. Er bestimmt das 
Nähere über Einrichtung, Geschäftskreis und Geschäftsgang dieser 
Behörde. 

§ 5. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung 
in Kraft Der Bundesrat bestimmt den Zeitpunkt des Außerkraft¬ 
tretens. * 

Die Ausführungsbestimmungen des Reichskanzlers zu dieser 
Verordnung liegen jetzt ebenfalls vor. Unter dem Namen ,,Kriegs¬ 
ernährungsamt“ wird in Berlin eine Behörde errichtet, die der Auf¬ 
sicht des Reichskanzlers untersteht. Auf diese Behörde werden 
die dem Reichskanzler zustehenden Befugnisse für Sicherung der 
Volksernährung übertragen. 

Der Vorstand des Kriegsernährungsamtes besteht einschließlich 
des Vorsitzenden aus sieben bis neun Mitgliedern. Dem Amt wird 
ferner ein Beirat beigegeben, der aus Vertretern der obersten 
Reichsbehörden, der Landesregierungen, der Kriegsstellen und 
Kriegsgesellschaften und einer Anzahl anderer Sachverständiger 
besteht. Dieser Beirat wird in grundsätzlichen Fragen gehört. 

— Nach den vorläufigen Ergebnissen der Vlehzwischenzählung vom 
15. April betrug die Zahl der Schweine im Reiche 13 303 500 
Stück — gegen 16 569 990 ein Jahr vorher, 19 239 483 am 1. Ok¬ 
tober und 17 292 892 am 1. Dezember 1915. Der Bestand ist also 
gegen den 1. Dezember um 23.1 v. H. zurückgegangen, wobei nicht 
vergessen werden darf, daß die Wintermonate die Hauptschlacht¬ 
zeit sind, die Abnahme an sich mithin durchaus normal ist. Am 
stärksten ist die Verminderung bei den K bis 1 Jahr alten und 
über 1 Iahr alten Tieren — gegenüber dem 1. Dezember um 46,7'und 
39,7 v. H. Etwas weniger fum 21,3 v. H.) ist die Zahl der 8 Wochen 
bis l A Jahr alten Schweine verringert. Dagegen haben die unter 
8 Wochen alten Ferkel — also das Aufzuchtmaterial für eine etwas 
spätere Periode — um 31,6 v. H. zugenommen (1. Dezember: 
2 812 206, 15. April: 3 700 460 Stück). Das bedeutet, daß in den 
nächsten Monaten die Schweineschlachtungen auf das äußerste ein¬ 
geschränkt werden müssen, wenn nicht eine bessere Fleisch- und 
Fettversorgung im nächsten Winter vereitelt werden soll. 

Weniger angegriffen ist der Bestand an Rindvieh. Ins¬ 
gesamt wurden an Rindvieh im Deutschen Reiche am 15. April 
1916 19 873189 Stück gezählt. Das ist etwas über eine Million 
weniger als am 1. Oktober 1915 und noch nicht zwei Millionen 
weniger als am 1. Dezember 1914 — zu einer Zeit also, wo in der 
Futtermittelversorgung noch beinahe normale Verhältnisse herrsch¬ 
ten. Gegen den 1. Dezember 1915 betrug der Rückgang am 
15. April nur 2,1 v. H. Dies bezieht sich auf die Gesamtzahl. Im 
einzelnen haben seit 1. Dezember die drei Monate bis noch nicht 
zwei Jahre alten Jungrinder um 6,9, die Bullen, Stiere und Ochsen 
um 8,7, die Kühe um 4 v. H. abgenommen: die Zahl der unter drei 
onate alten Kälber dagegen ist — wie die der Ferkel — um 


41,1 v. H. gestiegen. Die Zahl der Milchkühe ist um noch nicht 
800 000 kleiner als im Dezember 1914. Auch hier also eine starke 
Verminderung der schlachtreifen Klassen, die eine erhebliche Ein¬ 
schränkung der Schlachtungen im Sommer bedingt, wenn wir nicht 
durch Schlachten von Milchkühen die Milch- und Buttererzeugung, 
durch Schlachten von unreifem Vieh die Fleischversorgung näch¬ 
sten Winter gefährden wollen. Wir haben aber die Grundlage des 
Wiederaufbaues unseres vor dem Kriege so reichen Viehstapels 
fast unversehrt bewahrt. (Neue „Allg. Fleischer-Zeitung.**) 

— Der Viehbestand Ostpreußens. Das Ergebnis der Viehzählung 
vom 15. April in Ostpreußen ist nach amtlicher Feststellung inso¬ 
fern erfreulich, als es gelungen ist, das Zuchtvieh im wesentlichen 
durch den Winter durchzuhalten. Die Zahl der Milchkühe ist 
wieder erheblich größer als nach den Russeneinfällen, welche die 
Provinz einen großen Teil ihres Rinderbestandes kosteten, und nicht 
viel geringer als in Friedenszeiten. Auch die Zahl der neu auf¬ 
gezogenen Kälber entspricht derjenigen des Friedensbestandes. Bei 
den Schweinen wird es längere Zeit dauern, bis die Lücken aus¬ 
gefüllt sind. Zusammenfassend wird schließlich ausgeführt: Wenn 
auch fernerhin alle Beteiligten verständnisvoll Zusammenarbeiten, 
wird sich in nicht zu ferner Zeit der Viehbestand Ostpreußens 
von den überaus schweren Schädigungen erholen und die Auf¬ 
gabe der Versorgung nicht nur der Provinz selbst, sondern auch 
anderer vieharmer Landesteile mit Fleisch und Butter wieder voll 
erfüllen köilnen. 

— „Kriegsfleisch“. Im städtischen Schlacht- und Viehhofe 
zu Chemnitz wird aus Anlaß des jetzigen Fleischmangels unter 
Aufsicht des städtischen Fleischbeschauamtes seit kurzem ein so¬ 
genanntes Kriegsfleisch hergestellt, das aus gewasserten Salzfischen, 
Rind- oder Kalbfleisch, etwas Zusatz von gekochten Kartoffeln und 
Gewürzen besteht. Das Fleisch wird in gehacktem und gut durch¬ 
mischtem Zustande zum Preise von 1,20 M. das Pfund in zahl¬ 
reichen Fleischerläden und Materialwarengeschäften fast aller 
Gegenden der Stadt verkauft. 500 Gramm Kriegsfleisch können 
gegen Abgabe von Fleischkarten ayf eine Fleischmenge von 
100 Gramm ohne Knochen entnommen werden. Außerdem wird 
das Kriegsfleisch ohne die jetzt erforderliche Anmeldung des 
Fleischbedarfß beim Fleischer abgegeben. Das Kriegsfleisch wird 
in gebratenem oder gekochtem Zustande verzehrt, letzterenfalls 
mit einer Mehl- oder Senftunke; die Senftunke wird bevorzugt. 
Nach der Ansicht von Gastwirten und Köchen kann der Geschmack 
des Kriegsfleisches durch weitere Beimengung von gekochten 
Kartoffeln vor der Zubereitung noch verbessert werden. Das 
Kriegsfleisch besitzt einen bedeutenden Nährwert, der annähernd 
dem von Rind- oder Schweinefleisch gleichkommt. Die Aufnahme 
dieses Fleischersatzes ist im allgemeinen bisher günstig gewesen, 
und der Absatz hat sich von Woche zu Woche gesteigert. Auch in 
Gast- und Speisewirtschaften und in öffentlichen Küchen findet 
das Kriegsfleisch vielfach Verwendung, und zwar um so mehr, da 
es unter städtischer Aufsicht hergestellt und von sachkundigen 
Fleischern zubereitet wird. — Wie wir erfahren, soll die Herstellung 
von Kriegsfleisch demnächst auch in Dresden in großem Umfange 
erfolgen. 

— Die neue Anlage zur Beseitigung des Darm- 
Schleimes am Berliner Schlachthofe hat sich nach einigen 
Änderungen gut bewährt und seit der Inbetriebnahme 14 831 kg 
Futtermehl und 1 412 kg Fett geliefert. Da der Arbeitsgang ein 
vollständig geschlossener ist, so findet die Verarbeitung des Darm¬ 
schleimes, so weit es überhaupt möglich ist, jetzt geruchlos statt, 
wozu gegenüber der früheren Vernichtung in Dampffässern noch 
die Gewinnung wertvoller Abfallprodukte kommt. Das Daim- 
schleimmehl hat für 100 kg Preise bis zu 31 M. erzielt. (Berl. 
Schlachtbericht; Etatsjahr 1914.) 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Zulassungszeit der Stuten. 

Von Tierzuchtinspektor Gutermann, Cottbus. 

(III. Landw. Ztg.) 

Verfasser beantwortet die Frage: „In welchem Stadium der 
Rossigkeit führt man die Stuten dem Hengst zu? Welches ist 
der richtige Zeitraum für die Nachprobe?“ folgendermaßen: Am 
vorteilhaftesten ist es, neun Tage nach dem Fohlen die Stute* 
zum Hengst zu bringen, da während dieser Zeit sich die Stute 




262 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 22." 


bereits gereinigt hat. Bemerkt man jedoch schon am sechsten 
oder siebenten Tage Rossigkeit, so lasse man die Stute sofort 
zu. Soll diese in kurzer Zeit wieder tragend werden, nütze man 
den Zeitpunkt bis zum neunten Tage aus, da unter Umständen 
Monate vergehen können, ehe die Stute wieder rossig wird. Da 
es häufig vorkommt, daß beim Probieren starke Unruhe ein tritt, 
was seinen Grund im Getrenntsein der Mutter vom Fohlen hat, 
so ist es am besten, das Fohlen von mehreren Leuten in der 
Nähe der Mutter während des Aktes halten zu lassen. In 
manchen Gegenden werden die Stuten am neunten resp. 
21. Tage nachgedeckt Beide Verfahren bezeichnet der Ver¬ 
fasser als unzweckmäßig, und zwar deswegen, weil die Rossig¬ 
keitsperiode nur neun Tage dauert und man die Stute selten 
am ersten Tage, sondern am zweiten oder dritten decken läßt. 
Die Rossigkeit ist nun doch bereits nach neun Tagen vorüber, 
und ein nochmaliges Nachprobieren ist deshalb unsicher, da 
man nicht mehr feststellen kann, ob die Stute abschlägt, da sie 
nicht mehr rossig ist, oder weil sie bereits konzipiert hat. Ver¬ 
fasser kommt zu dem Schluß, die Stute am zweiten Tage erst¬ 
malig zuzulassen und dann nach vier oder fünf Tagen nochmals. 
In der Regel tritt Rossigkeit nicht in 21, sondern erst in 29 Ta¬ 
gen wieder auf, irrig ist ferner die Annahme, daß diese nur 
36—48 Stunden währt und alle acht Tage sich wiederholt. 

F—. 

Haltung der Stuten vor dem Abfohlen. 

(Der Landmann, Jahrg. 1916, 8. 337.) 

Die Stuten, auch hochtragende, sind möglichst lange zur 
Arbeit zu benutzen, da hierdurch eine leichte Geburt und ein 
kräftiges Fohlen erzielt werden. Denn sie verhindert einen 
unerwünschten Mastzustand der Mutter und schützt vor Ver¬ 
dauungsstörungen. Wenn die Stute an den letzten Tagen 
vor dem Fohltermine nicht beschäftigt wird, lasse man sie in 
einem nach Süden oder Südwesten gelegenen, vor kalten 
und rauhen Winden geschützten Garten sich frei bewegen. 

Die Beschäftigung darf nur zu ruhigem, leichten Zuge 
im Gespann erfolgen, wobei die Zugstränge sich nicht eng 
anlegen oder einen Druck ausüben dürfen: Vielfach wird in 
den letzten 8—14 Tagen vor dem Abfohlen die Stute auf 
knappere Ration gesetzt. Überfütterung ist stets von Nach¬ 
teil, knappe Fütterung kann niemals schaden. Gl. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 

Korpsstabsveterinär Ernst Buss (Korpsstabsveterinär a. D. 
in Cassel). 

Stabsveterinär Bruno Winkler (Kreistierarzt a. D. in 
Wilsnack). 

Oberstabs- u. Korpsveterinär Wilhelm Kroening (Stabs¬ 
veterinär im 2. Garde-Feldart.-Regt. in Potsdam). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Edmund Rößler (Tierarzt in Oberplanitz). 

Veterinär Erich Sternberg (Tierarzt aus Friedland). 

Veterinär Anton Spiegl (Assist, am Bakter. Inst, der 
Landw.-Kammer Halle a. S.). 

Oberveterinär Friedrich Schultze (Oberveterinär im 
Dragoner-Regt. Nr. 8 in Bernstadt). 

Veterinär Dr. Karl Levi (Tierarzt aus Oberhausen i. Rhld.). 

Unterveterinär Heinrich Kübitz (Tierarzt in Willstätt). 


Feldnnterveterinär Johannes Dress aus Brockhausen 
(Studier, der Tierärztl. Hochschule Hannover). 
Stabsveterinär Julius Lücking (Tierarzt in Herford). 
Stabsveterinär 'Wilhelm Sprater (Lehrer der Tierheil¬ 
kunde in Bangkok). 

Veterinär Dr. Josef W ö r t h m ii 11 e r (Tierarzt in Kaisers¬ 
lautern). 

Fünfimdnennzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 21. Mai bis Sonnabend, den 27. Mai. 
Vor Verdun wurden unsere Stellungen auf den Siid- 
und Südwestabhängen des ,,Toten Mannes“ vorgeschoben und 
der Rest der genannten Doppelhöhe in nnsern Besitz gebracht. 
Am 22. Mai wurden auch die französischen Stellungen auf den 
östlichen Ausläufern der Höhe gestürmt. Nach dem Bericht 
vom 24. Mai wurde dann auch das Dorf Cumi&res östlich des 
„Toten Mannes“ genommen. 

Östlich der Maas haben sich erbitterte Kämpfe im Raume 
von Douaumont abgespielt, wo die Gegner in unsere Linien 
einznbrechen suchten, was ihnen an einzelnen Stellen gelang. 
Am 4. Tage des französischen Angriffes setzte unser Gegen¬ 
stoß ein, der nicht nur alle unsere alten Stellungen restlos 
wiedergewann, sondern uns noch teilweise weiter vorbrachte. 
Auch auf den Höhen südöstlich von Verdun hat die letzte 
Woche Kämpfe gebracht, besonders auf der Combreshöhe, wo 
wir erfolgreiche Sprengungen machten. 

Oberleutnant Boelcke hat das 17. und 18. Flugzeug 
abgeschossen. 

Südwestlich Givenchy eu Gohell wurden englische Stellungen 
in etwa 2 km Breite von uns genommen. 

Die österreichisch-ungarische Offensive an 
der Tirolerfront schreitet rüstig vorwärts. Borgo und der 
Monto Civoron sind genommen; ebenso der Monte Pasabio, das 
wichtige Panzerwerk Casa Ratti. Die Beute an Gefangenen, 
Geschützen und sonstigem Kriegsmaterial erhöht sich rasch 
und ist auf 27 000 Gefangene und 284 Geschütze gestiegen. 

Ein Teil der wiederhei-gestellten Reste der serbischen 
Armee ist in Saloniki gelandet. Der Kampf an der maze¬ 
donischen Front scheint sich zu beleben. 

Auf den übrigen Kriegsschauplätzen keine wesentlichen 
Veränderungen. Nev. 

Ans der veterinären Praxis bei der Zivilbevölkerung 
an der Westfront. 

Von Veterinär d. R. Adolf Bosse. 

Um einige Betrachtungen allgemeiner Art über die Praxis 
der Veterinäre bei der Zivilbevölkerung der von uns besetzten 
Gebiete anzustellen, so habe ich es durchweg, abgesehen 
von einigen Panjcs im Osten, in dieser Hinsicht mit fran¬ 
zösischer Bevölkerung zu tun gehabt; die belgische zog uns 
damals, als wir vor Ypern standen, noch nicht heran, und ich 
muß sagen, daß die Praxis bei ihr insofern eine sehr dankbare 
ist, als die Leute selbst das, was man zur Erhaltung ihres Vieh¬ 
bestandes tut, sehr anerkennen. Sie sind freundlich und zu¬ 
vorkommend gegen „Monsieur le V£t6rinaire“ — in der fran¬ 
zösischen Armee wird übrigens der Veterinär, wie ich mir habe 
berichten lassen, seinem Range entsprechend, also mit „mon 
lieutenant“, „mon capitaine“ usw. angeredet —, befolgen alle 
seine Anordnungen pünktlich und gewissenhaft, kommen auch 
mit dem Ruf nach dem Veterinär bei Fällen, in denen es sich 
um ihr ureigenes Interesse handelt, also namentlich bei Kühen, 
Schweinen und selbst dem lieben Hühnervolk, meistens früh 
genug und rechtzeitig; bei Pferden jedoch, die zur Arbeit, 
wenigstens hier an der Front, im fast ausschließlichen Interesse 
der Heeresverwaltung, die sie ja auch erhält, verwendet wer¬ 
den, da lassen sie es denn doch sehr oft erst darauf ankommen; 




1. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


263 


auch die Pferdepflege ist meist nicht sehr hervorragend, wenn 
nicht der Herr Ortskommandant ein wachsames Auge darauf 
hat, und somit sind es nicht gerade die leichtesten Fälle von 
Räude, Hufkrankheiten namentlich usw., die uns von ihnen 
zur Behandlung vorgeführt werden. Alles in allem erwächst 
uns also durch die Zivilbevölkerung eine erhebliche Mehrarbeit, 
und da will es mir gamicht in den Kopf, daß die Bewohner un¬ 
sere Arbeit, die Behandlung, und die Arzneien noch obendrein, 
so mit der Zeit als vollkommen selbstverständlich hinnehmen, 
beim Abschied nach lieber, alter, unabänderlicher Gewohnheit, 
die Hände tief in den sauberen Hosentaschen vergraben, ein 
freundliches „merci, au revoir monsieur“ sagend, wenns hoch 
kommt, noch die Kappe ein wenig lüftend. Wie es in den 
Etappengebieten Frankreichs, Belgiens und auch im Osten ge- 
handhabt wird, entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls aber 
hat doch auch an der Front die Zivilbevölkerung, und sei sie 
„anscheinend“ noch so arm, Einnahmen aus Verkauf von 
Nahrungsmitteln, Wäscherei usw. für unsere Soldaten, so daß 
man sie meiner Meinung nach sehr wohl zu einer Bezahlung, 
durch die Ortskommandantur meinetwegen gehend, heranziehen 
könnte, deren Ertrag dann wohltätigen Zwecken, z. B. dem 
Kriegsfürsorgefonds für die preußischen Tierärzte usw. zu¬ 
fließen könnte. Daß das bei einigen Korps bereits der Fall ist, 
ersehe ich aus dem Bericht in Nr. 5 der B. T. W. 1916, wo die 
Spende von den Veterinären des Korps Werder in Vlandern 
eine so erfreuliche Summe gezeitigt hat.*) Sollte sich hier 
nicht ein für die gesamte Armee gültiger Modus finden lassen? 

Um einige Fälle aus der Praxis kurz zu schildern, so er¬ 
wähne ich schon in einem an anderer Stelle erschienenen 
Artikel zur Anaphylaxie des Schweines, daß die beiden dort 
beschriebenen Schweine sich als finnig erwiesen. Da somit der 
Verdacht auf Finnigkeit auch bei den übrigen fünf Tieren des 
Bestandes gegeben war und demnach eine Weiterfütterung für 
den Besitzer nutzlos gewesen w r äre, riet ich ihm, auch diese, 
nachdem das Einverständnis der Division eingeholt war, zur 
Schlachtung zu geben. Letztere, in der Korpsschlächterei vor¬ 
genommen, bestätigte meine Vermutung; sämtliche Tiere waren 
stark finnenhaltig, und zwar so sehr, daß vier von ihnen zu 
jeglichem Genuß untauglich waren. Vergebens habe ich nach 
der Invasionsmöglichkeit gesucht. Da nach Angabe des Be¬ 
sitzers die Schweine nie aus dem Stalle herausgekommen 
waren, also kaum Gelegenheit gehabt haben dürften, direkt 
Bandwurmeier enthaltenden Kot oder dergleichen aufzunehmen, 
so ist die einzige Möglichkeit in dem aus rohen Fleisch-, in 
letzter Zeit vielfach auch aus Fischresten, bestehenden, ver¬ 
fütterten Feldküchenabfall, der mit Bandw r urmteilen verun¬ 
reinigt gewesen sein muß, zu suchen; denn auch in früheren 
Jahren war dem Besitzer kein Fall von Finnigkeit unter seinem 
Tierbestande bekannt 

Die hier bisher beobachteten Fälle von Maul- und Klauen¬ 
seuche verliefen fast ausnahmslos nur unter den leichten Er¬ 
scheinungen der Maulseuche; Heilung in 4—5 Tagen unter Be¬ 
handlung der erkrankten Stellen der Maulschleimhaut mit Tinct. 
Jod. — Zur Beruhigung des Besitzers und in einem Falle von 
Herzschwäche waren wiederholte Injektionen von Coffein er¬ 
forderlich. Umsomehr war ich erstaunt, als mir von den vier 
Kühen eines Besitzers, von denen zwei bereits leicht die Krank¬ 
heit überstanden, die dritte, 12 Jahre alte, nachdem sie 

*) Vgl. B. T. W. Nr. 19, S. 227. Die Schriftleitung. 


bei dem morgenlichen Besuche am zweiten Krankheitstage 
38,4° Temperatur, normale Puls- und Atemfrequenz, geringe 
Epitheldefekte im Maul mit starker Salivation, Freß- und Sauf¬ 
lust, Sistierung der Milchsekretion gezeigt hatte, am Abend als 
plötzlich verendet gemeldet wurde. Bei der am andern Mittag 
vorgenommenen Sektion fand ich dann auch die von Dr. 
E. K a 11 e r t in seinem auszugsweise wiedergegebenen Bericht 
in Nr. 10 der B. T. W. 1916 geschilderten Veränderungen in 
großer Ausdehnung auf der Schleimhaut des Pansens und 
Psalters, starke Blutungen und Loslösung des Epithels, vor. 
Besonders auffallend w r ar jedoch eine starke, blutige Entzündung 
des Labmagens mit Absonderung einer etwa 1 mm dicken, 
schleimigen, schmutzig-blutigen Masse auf der Schleimhaut. 
Ebenso fand sich eine starke, hämorrhagische Entzündung im 
weiteren Verlauf des Darmkanals, die sich jedoch, je mehr man 
sich dem Rektum und Anus näherte, immer mehr verlor. Die 
Leber zeigte trübe Schwellung; Milz, Nieren und Blase keine 
Abweichungen von der Norm. Herz und Lungen waren sehr groß. 
Herzmuskulatur brüchig, von gekochtem Aussehen, beide 
Herzkammern angefüllt durch geronnene Blutmassen. 

Und noch eine Anregung: Wir Veterinäre im Felde ver¬ 
missen so oft eine kurze Zusammenfassung der für unsere be¬ 
sondere Tätigkeit im Verkehr mit der Zivilbevölkerung be¬ 
nötigten Fachausdrücke über Organteile, Krankheiten usw.; 
uns hier draußen fehlt die Zeit und vor allem die Literatur zu 
einer solchen Zusammenstellung, eine dankbare Aufgabe böte 
sich da meiner Meinung nach für einen sprachgewandten 
Kollegen, uns hierbei durch Herausgabe eines deutsch-fran¬ 
zösischen, russischen und polnischen kleinen Fachwörter¬ 
buches zu unterstützen, das sicherlich viele Abnehmer finden 
würde! — 

3. Kriegskurtut In Hannover Ober Rotz, Rlude und FQtterungsversuche 

(19. und 20. April 1916). 

Zum 3. Kriegskursus in Hannover hatten sich über 150 Teil¬ 
nehmer eingefunden. Wenn auch die Herren in Feldgrau bei wei¬ 
tem überwogen, so waren doch von nah und fern auch zahlreiche 
Tierärzte in Zivil gekommen, um an der alten Stätte ihrer fach¬ 
männischen Bildung aus dem reichen Born der Wissenschaft zu 
schöpfen und aus den Lehren des Krieges die Nutzanwendungen 
für die Tätigkeit im Felde und in der Heimat zu ziehen. Schon die 
große Zahl der Hörer beweist, welches Interesse den angekündig¬ 
ten Vorträgen entgegengebracht wurde, und die Erwartungen, die 
an sie geknüpft waren, w'urden nicht getäuscht. 

Von den Veranstaltern des Kursus, den Herren Professoren 
Dr. Mi eßn er, Dr. Oppermann, Dr. Pächtner und Herrn 
Korpsstabsveterinär Kunze, ist der Umfang des Kursus gegen¬ 
über den ersten beträchtlich erweitert. Neben den beiden 
wichtigsten Kriegsseuchen — Rotz und Räude — wurden die 
durch den Mangel an Kraftfutter aktuellen Fütterungsfragen in den 
Bereich der Betrachtungen gezogen. Durch volle Ausnutzung der 
beiden zur Verfügung stehenden Tage gelang es, das gesteckte 
Ziel ganz zu erreichen. 

Der Kursus wurde durch Herrn Professor Dr. M i e ß n e r eröff¬ 
net. Nach kurzer Begrüßung der Teilnehmer stattete er zunächst 
seinen Dank ab dem Kriegsministerium und seinem Vertreter, 
Herrn Korpsstabsveterinär Reichstadt, und dem stellvertretenden 
Generalkommando des 10. Armeekorps und seinem veterinärtech¬ 
nischen Berater, Herrn Korpsstabsveterinär Kunze, daß ihm 
durch Überlassung von Demonstrationsmaterial eine reiche Aus¬ 
gestaltung des Kursus ermöglicht wurde. Der erste Teil des 
Kursus handelte über den Rotz. Herr Professor Dr. M i e ß n e r 
behandelte, unterstützt durch Lichtbilder, Wandtafeln und Prä¬ 
parate, in Vorträgen und Demonstrationen die Epidemiologie. 
Immunisierung und Heilung des Rotzes. Im praktischen Teil 
wurden lebende rotzige Pferde vorgeführt, die Ausführung der 
Konjunktivalprobe und der Blutentnahme gezeigt und Sektionen 
rotziger Pferde vorgenommen. 

Weiterhin sprach Herr Professor Dr. M i e ß n e r über Räude 
und ähnliche Hauterkrankungen der Pferde. Auch 
dieser Vortrag fand durch Lichtbilder, Vorführung räudiger Pferde 
und Besichtigung eines Räude-Pferdelazaretts unter Führung des 
Herrn Korpsstabsveterinärs Kunze wertvolle Ergänzung und Er¬ 
läuterung. 



264 BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 2% 


Der zweite Teil des Kursus wurde ausgefüllt mit Fütte¬ 
rung s fragen. Zunächst hielt Herr Professor Dr. Päehtner 
einen 1 X A ständigen Vortrag über zeitgemäße Fütterungs¬ 
fragen. Er gab zunächst einen Überblick über den Stand der 
wissenschaftlich begründeten Fütterungslehre und ging dann über 
zur Besprechung der K e 11 n e rsehen Untersuchungen und Tabellen, 
die durch die „Futterpreistafel“ von Dr. Neubauer eine wichtige 
Ergänzung und Bereicherung erfahren haben und leichtere Anwend¬ 
barkeit ermöglichen. An Hand von Beispielen zeigte der Redner 
alsdann die außerordentliche Wichtigkeit der fütterungstechnischen 
Rechnung. Zu der Aufgabe, diese allgemein in der Landwirtschaft 
einzuführen, sind die Tierärzte in erster Linie mitberufen. Bislang 
ist sowohl in tierärztlichen als auch landwirtschaftlichen Kreisen 
dem fütterungstechnischen Rechnen nicht genug Beachtung ge¬ 
schenkt, man erging sich in der Tierzucht mancherorts in einer 
übermäßigen Betonung des Formalismus, was aber heute ein „Stre¬ 
ben in Schönheit“ bedeute. 

An Beispielen aus seiner früheren Tätigkeit zeigte der Redner, 
alsdann, wie sehr fütterungstechnische Rechnung zu einer größeren 
Rentablität der Tierhaltung und Unabhängigkeit vom Auslande 
führt; so haben z. B. Versuche ergeben, daß die Schweinemast mit 
Kartoffeln hinter der Mast mit Gerste nicht zurücksteht. Bei all¬ 
gemeiner Einführung der Fütterung auf rechnerischer Grundlage 
läßt sich die jährliche Ersparnis auf eine halbe Milliarde Mark be¬ 
rechnen. Besonders das Heer, das bislang stark konservativ mit 
der Fütterung der Armeepferde vorgegangen ist, muß es sich an¬ 
gelegen sein lassen, sich die neuen Erfahrungen der Fütterungslehre 
nutzbar zu machen. 

Für die meisten Hörer bedeutete Herrn Professor Dr. P ä c h t- 
ners Vortrag etwas Neues und zeigte ihnen, wie sich auch die 
Physiologie, die uns früher nur als abstrakte Wissenschaft erschien, 
den Forderungen der Gegenwart angepaßt hat und im hohen Maße 
dazu beitragen kann, die Wunden, die der Krieg der Landwirtschaft 
geschlagen, zu heilen und zum Segen werden zu lassen. 

Ganz auf den Boden der Ftitterungspraxis in der Kriegszeit 
stellte sich Herr Professor Dr. Oppermann mit seinen Vor¬ 
trägen Über „Kriegsfuttermittel“. Die Abschneidung unserer Zu¬ 
fuhren an Kraftfuttermitteln aus dem Auslände hat zu einer spar¬ 
samen Verwendung der einheimischen Futtermittel und dem Ver¬ 
brauch einer Reihe von Ersatzfuttermitteln geführt, die Professor 
Dr. Oppermann im einzelnen einer Besprechung unterzog, so 
weit es sich um die Fütterung der Pferde handelt. Ein gedrucktes 
Merkblatt über 30 Kriegsfutterrationen für Pferde -wurde hierbei 
den Hörern überreicht. 

Bei den geringen Mengen Hafer, die zur Verfügung steht, ist 
zu empfehlen, den Hafer zu quetschen. 70 Pfund gequetschter ent¬ 
sprechen im Nutz- und Nähreffekt 100 Pfund heilem Hafer. Um 
den Hafer neuer Ernte recht bald verfüttern zu können, mischt man 
ihn entweder mit altem Hafer oder schüttet ihn nicht höher als 
8—10 cm zum Trocknen auf und läßt ihn einige Tage liegen. Ent- 
bitterte Lupinen werden täglich bis 3 Pfund gegeben. Kanarien- 
samen sind heil unbrauchbar, können aber gequetscht bis 6 Pfund 
gegeben werden. Kastanien werden ungern genommen; Eicheln 
sind nur geröstet und in Verbindung mit Rüben zu geben. Er¬ 
wähnt wurden außerdem Sonnenblumenölkuchen und schwedische 
Haferkraftnudeln. 

Bei Verfütte.rung roher Kartoffeln ist Vorsicht geboten; die 
Knollen müssen reif und gesund sein. Daneben ist Kalk und Phos¬ 
phorsäure zu geben. Werden Kartoffeln gedämpft verabreicht, 
dann sind sie lauwarm mit Häcksel zu geben ohne gleichzeitige 
Gaben von Körnerfutter. Trockenpräparate sind Kartoffelflocken 
und Schnitzel, ebenso können gequetschte Kartoffeln mit Hilfe von 
Strohmehl getrocknet werden. 

Ein wertvolles Futter bildet die Zuckerrübe, die bis 20 Pfund 
roh und bis 40 Pfund gedämpft gegeben werden kann. Rüben¬ 
brocken, Zichorienbrocken una Trockenschnitzel müssen vor Vcr- 
fütterung aufgeweicht werden. 

Melasse ist für tragende Tiere Gift wegen des Kaligehaltes. 
Bei der Zuckerfütterung (Warmblut 4 Pfund, Kaltblut 8 Pfd.) ist 
der Zucker über alle Mahlzeiten zu verteilen. Wenn auch an Ruhe¬ 
tagen Zucker verfüttert wird, kann es zu Krankheiten ähnlich der 
Lumbago kommen, da die Glykogenanhäufung in den Muskeln 
nicht beseitigt werden kann. Eine große Bedeutung kommt der 
Züchtung der Mineralhefe zu, die 54,2 Proz. Roheiweiß enthält und 
in Dosen von 1—2 kg gegeben wird. An Fleischmehl, Kadavermehl 
und Blutmehl gewöhnen sich Pferde innerhalb weniger Tage, wenn 
es mit Kleie, Schrot oder Melasse gemischt wird. 

Als Ersatz für Heu kommen in Betracht: Rohr, Ginster, Heide¬ 
kraut. Strohmehl ist nicht ausnutzbar, wird aber mit Vorteil zum 
Trocknen von Panseninhalt und Blut benutzt. Besser ist die che¬ 
mische Aufschließung des Strohes (Eiweißstrohkraftfutter). 
Außerordentlich wichtig ist die Verhinderung der Futterverluste 
im Winter durch Fäulnis usw. Die Expreßdarre von Dr. Z im¬ 
mer m a n n ist eine geeignete Darre, welche auch im Kleinbetrieb 
rentabel bleibt. Ihre allgemeine Einführung ist sehr zu empfehlen, 
da sie die Abhängigkeit des Landwirtes von Wind und Wetter in 


bezug auf Heu- und Getreideernte aufhebt und die Haltbarmachung 
aller leicht verderblichen Futtermittel ermöglicht. 

Aus der Mitte der Teilnehmer wurde am Ende der einzelnen 
Vorlesungen den Vortragenden der wärmste Dank ausgesprochen 
für die außerordentlich wichtigen und aktuellen Darbietungen. 
Jeder Teilnehmer ist wohl mit dem Wunsche in seine Heimat zu¬ 
rückgekehrt, daß diese Kurse den Krieg überdauern möchten und 
als ständige Einrichtungen — Fortbildungskurse — weiterbestehen, 
um auf diese Weise die Tierärzteschaft mit den Fortschritten der 
Tierheilkunde vertraut zu machen, wie es die Fachzeitschriften 
allein nicht vermögen. Dr. A. Mächens. 

— Die Zahl der Tierärzten und Studierenden der Veterinär¬ 
medizin verliehenen Eisernen Kreuze hat bis zum 1. April 1916, 
soweit wir feststellen konnten, 1924 betragen. 

— Königliche Tierärztliche Hochsohule zu Berlin. Die Zahl 
der im Sommersemester 1916 an der Königlichen Tierärztlichen 
Hochschule zu Berlin immatrikulierten Studierenden beträgt 184; 
davon gehören 28 zur Tierärztlichen Hochschule und 156 zur 
Militär-Veterinär-Akademie. Das erste Semester zählt 35, wovon 
30 Studierende der Militär-Veterinär-Akademie angehören. Die 
Zahl der Ausländer beträgt 2. Ferner besuchen 2 Studentinnen der 
Landwirtschaftlichen Hochschule als Hospitantinnen die Vor¬ 
lesungen in Chemie. 

— Königliche Tierärztliche Hochschule zu Hannover. Im Winter¬ 
semester 1915/16 sind an der Hochschule 8 Tierärzte zum Dr. med. 
vet. promoviert worden. Von diesen stehen 7 zurzeit im Heeres¬ 
dienste, 1 ist ein Ausländer. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Fürstlich 
Schwarzburgische Ehrenkreuz II. Kl.: Dem KönigL stellvertr. 
Korps veterinär des XI. Armeekorps Buss (verliehen kurz vor 
seinem plötzlichen Ableben). — Der Militärverdienstorden 4. Kl. 
mit Schwertern: den Stabsveterinären Klotz beim 3. Fußart- 
Regt. und Pröscholdt (der Res.), dem Veterinär der Reserve 
OemeinharcU. — Das Militärverdienstkreuz 2. Kl. mit Schwertern: 
dem Feldunterveterinär Amclung beim 1. Fußart.-Regt. — Das Ritter¬ 
kreuz 1. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens dem Stabs¬ 
veterinär d. L. 1. Emst Einehe. — Das Ritterkreuz 2. Klasse mit 
Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Veterinär der Res. 
Dr. Kurt Müller aus Goritzhain. — Das Kgl. Sächs. Kriegs verdienst¬ 
kreuz: dem Geheimen Medizinalrat Professor Dr. Edelmann , Vor¬ 
tragender Rat im Ministerium des Innern in Dresden. — Das 
Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des Württ. Friedrichsordens: 
dem Stabsveterinär d. L. 1. Dr. Friedrich Banxhaf , Oberamtstierarzt 
in Maulbronn. — Das Ritterkreuz 2. Klasse des Bad. Ordens vom 
Zähringer Löwen: dem Ober- und Regimentsveterinär Dr. Wilhelm 
bYics, Schlachthofdirektor in Mannheim. — Das Großh. Oldenburg. 
Friedrich August-Kreuz: dem Stabsveterinär Albin Mann in Zeitz. — 
Das österr. Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der 
Tapferkeitsmedaille: dem Ober- und Brigadeveterinär Oskar Orimm , 
komm, zum Pferdelazarett. 

Ernennung: Tierarzt Julius Rüdinger zum Kreistierarzt in Salz¬ 
wedel. 

Verzogen: Tierarzt Wilhelm Feierabend von Böhmenkirch nach 
Thalmäßing (Mittelfr.). 

Approbiert: In Hannover: Johann Hoffmann aus Crefeld. 

In der Armee: Bayern: Patente des Dienstgrades 
verliehen: den Veterinären der Reserve R Schcbler (Kaisers¬ 
lautern), Dr. R. Möser (Kempten), W. Herrmann (2. München), 
Dr. E. Härtlc (AschafFenburg) und K. Ralh (Ansbach) vom 17. Sep¬ 
tember 1915, O. Loeffler (Gunzenhausen) vom 11. Oktober 19 lo, 
M. Lachenschmied, Ph. Braun (Zw r eibrücken), J. Karmann (2. Mün¬ 
chen), Th. Forstmaier (2. München) und L. Erhard (Weiden) vom 
22. Oktober 1915, N. Hillerbrand (Wasserburg), Dr. J. Badberger 
(Kissingen), W. Etnig (Kaiserslautern) und A. Löffler (2. München) 
vom 21. November 1915, J. Krenn (Nürnberg), K. Körber (Ansbach), 
Ph. Niederlöhner (Ansbach), O. Schiestl (Regensburg) und F. Eder 
(Straubing) vom 14. Dezember 1915, F. Pißt (Kempten), O. Zirkler 
(Ansbach), F. Steiger (Kaiserslautern), R Zöllner (Landau), Dr. R. Walter 
(Zweibrücken) und E Ruttmann (Deggendorf) vom 11. Febr. 1916, 
K. Stcinert (2. München) vom 1. März 1916. 

Todesfälle: Kreistierarzt a. D. Dr. Paul Haunschüd in Breslau, 
Tierarzt Julius Hinrichscn aus Zarpen (Holst.). Oberstabsveterinär 
Wilhelm Kröning , früher im 2. Garde-Feldart.-Regt., Tierarzt Berthold 
Kitsche in Bad, Sachsa (Südharz), Korpsstabsveterinär a. D. Emst 
Buss in Cassel, Kreistierarzt a. D. Stabsveterinär Brutto Winkler 
in Wilsnack. 


Verantwortlich för den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin- — 

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Tierärztliche Wochenschrift 


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Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


xxxn. Jahrgang 1916. Jfä 23. Ausgegeben am 8. Juni. 


Inhalt: Ellenberger und Waentlg : Über einige während der Kriegszuckerfütterung der Pferde beobachtete 
Gesundheitsstörungen und den Zuckergehalt von Blut und Harn der Pferde bei dieser 
Fütterung. — Referate: Hirschfeld: Über die Funktionen der Milz. —• Weill: Ein einfaches Verfahren, festsitzende 
Stempel in Rekordspritzen zu mobilisieren. — V a e t h : Milzdrehung bei einem Kalbe. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: 
Fischiger und traniger Geruch im Fleisch von Hühnern, — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Krause: Giftige 
Futterunkräuter. — Tageageschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Sechsundneunzigste Kriegswoche. — Bachem: Deutsche 
Ersatzpräparate für pharmazeutische Spezialitäten des feindlichen Auslandes. — Der dritte Lehrgang für Tierärzte in 
Berlin. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. — Vakanzen. 


Über einige während der Kriegszuckerfütterung der 
Pferde beobachtete Gesundheitsstörungen und den 
Zuckergehalt von Blut und Harn der Pferde bei 
dieser Fütterung. 

Von W. Ellenberger und P. Waentig. 

Die Verhältnisse des noch immer unvermindert fortbe¬ 
stehenden Weltkrieges haben bekanntlich eine derartige 
Knappheit der naturgemäßen Nahrungsmittel und der üblichen 
Futtermittel unserer Haustiere und insbesondere auch der 
Pferde veranlaßt, daß bei ihrer Ernährung zum Teil zu Ersatz¬ 
futtermitteln gegriffen werden mußte. Als Ersatz für einen 
Teil des üblichen Körnerfutters der Pferde (Hafer, Mais etc.) 
ist sowohl bei den Pferden des Heeres als auch bei denen der 
Zivilbevölkerung Zucker in Form von Rohzucker (vermischt 
mit Häcksel als sogen. Futterzucker), Melasse usw. und zwar 
oft in recht erheblichen Mengen verwendet worden. 

Über die Verabreichung des Zuckers an Pferde vor dem 
Kriege und die Vorteile und Nachteile der Zuckerfütterung 
liegen in der Literatur bereits eine Reihe von Veröffent¬ 
lichungen vor, über die Dr. Grimmer*) zusammenfassend 
berichtet hat. Es ergibt sich daraus, daß die Pferde den Zucker 
gern aufnehmen, daß sie ihn meist gut vertragen, daß er 
auf ihre Leistungsfähigkeit, namentlich bei L auerritten und 
sonstigen größeren Anstrengungen, überhaupt, auf alle Muskel¬ 
leistungen günstig einwirkt usw. 

Mit diesen und anderen in der Literatur enthaltenen An¬ 
gaben stimmen im wesentlichen auch die Beobachtungen 
überein, die bei den Zuckerfütterungen während der Kriegs¬ 
zeit gemacht worden sind. Der Nähr- und Kräftezustand der 


*) Grimmer, Deutsche Tierärztliche Wochenschrift. 
23. Nr. 15. — Ellenberger und Griminer „Fütterung der 
Haustiere mit Zucker und zuckerhaltigen Futtermitteln“. Sachs. 
Landwirtschaft!. Ztschr. 1915, 8. 128. 


Pferde hat, wenn nicht zu große Körnermengen durch Zucker 
ersetzt wurden, durch die Zuckerfütterung nirgends erheblich 
gelitten, auch das Haarkleid der Tiere blieb glatt und glän¬ 
zend; wohl aber schwitzten die längere Zeit mit Zucker ge¬ 
fütterten Pferde leichter und stärker bei Anstrengungen als 
dies bei normaler Fütterung der Fall ist; auch w r ar ihr Durst - 
gefühl ein größeres, so daß sie auch mehr Wasser als normal 
aufnahmen, die Exkremente waren meist weicher, wasser¬ 
reicher, nicht normal geballt, sondern mehr dickbreiig. 
Schwierigkeiten bei der Verabreichung des Zuckers traten 
nicht ein, der Zucker wurde vielmehr in den verschiedenen 
Formen der Verabreichung durchgängig nach kurzer Zeit der 
Gewöhnung gut und ohne Anstand aufgenommen. Eine Be¬ 
einflussung des psychischen Verhaltens der Tiere fand 
nicht statt. 

Außer diesen im großen und ganzen günstigen Urteilen 
über die Zuckerfütterung sind uns aber auch brieflich und 
mündlich Nachrichten über angeblich nachteilige Folgen der 
Kriegs-Zuckerfütterung zugegangen. Auch in tierärztlichen 
Zeitschriften finden sich einige, aber bisher nur recht wenige, 
derartige Mitteilungen. 

In erster Linie sind als Folgen der Zuckerfütterung 
Magen-Darmkrankheiten, besonders bei den Pfer¬ 
den der Landwirte und namentlich bei Melassefütterung 
beobachtet worden. Es war dies aber, wie zweifellos feststellt, 
meist die Folge davon, daß der Zucker und namentlich die 
Melasse in zu großen Mengen und in ungeeigneten 
Mischungen und unrichtiger Verteilung auf die drei Tages¬ 
mahlzeiten gegeben wurde, wie dies auch Metzger be¬ 
tont. Oft genug hat man sowohl a u f e i n m a 1 als auch im 
ganzen den Tieren viel zu viel Zucker verabreicht und ist 
dabei auch unvorsichtig mit dem Tränken der Tiere verfahren. 
Seitdem diese Fehler vermieden werden und die Individualität 
der Tiere Berücksichtigung findet, werden diese Nachteile der 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 23. 


2<u; 


Zuckerfütterung kaum noch beobachtet. Es ist eine mehr¬ 
fach und schon früher (vor dem Kriege) beobachtete Tatsache, 
daß gewisse Individuen Zucker und speziell Rohmelasse 
schlecht vertragen und schon nach Aufnahme von verhältnis¬ 
mäßig kleinen Mengen an Durchfall erkranken, während 
andere Individuen viel größere Mengen ohne jeden Nachteil 
aufnehmen können. Wie verschieden die Folgen der 
Zuckerfütterung waren, ergibt sich z. B. daraus, daß ein 
Berichterstatter angibt, daß bei Ersatz von Ya bis V* der nor¬ 
malen Haferration durch Zucker oft Koliken bei den betr. 
Pferden beobachtet wurden, während demgegenüber von einem 
anderen Berichterstatter direkt betont wird, daß die als Folge 
der Einführung der Zuckerfütterung erwarteten Koliken nicht 
eintraten, und daß auch der Verlauf der sich bei Pferden — 
auch bei normaler Fütterung — einstellenden Koliken bei der 
Zuckerfütterung nicht ungünstiger war als sonst, und daß die 
Statistik über Pferdekrankheiten der Armee, bei der er wirkte, 
ergab, daß nach Einführung der Zuckerfütterung nicht mehr 
Koliken vorkamen als früher. Aber auch von diesem Bericht¬ 
erstatter wird betont, daß bei unvorsichtiger Zuckerfütterung 
der Eintritt von Durchfall öfter beobachtet worden ist. 

Nach allem, was wir in Erfahrung bringen konnten, scheint 
es festzustehen, daß bei unvorsichtigen Zuckerfütterungen 
Störungen der Funktionen der Verdauungsorgane leicht ein- 
treten, und daß einzelne Individuen den Zucker schlecht 
vertragen. 

Weiterhin haben wir von verschiedenen Seiten Mitteilun¬ 
gen erhalten über einen mangelhaften Heiltrieb 
und abnorme Beschaffenheit der zufällig entstandenen oder 
aus therapeutischen oder sonstigen Gründen erzeugten 
Wunden und Verletzungen im Frühjahr und 
Sommer 1915, also zu einer Zeit, in der die Zucker¬ 
fütterung bereits eingeführt war. Uns wurde berichtet, daß 
zufällig entstandene Wunden bei Pferden mit Kriegs-Zucker¬ 
fütterung oft eine scheinbar bösartige, an Rotzgeschwüre er¬ 
innernde Beschaffenheit angenommen haben, und daß ihre 
Heilung sich sehr verzögert hat. Aus ganz unbedeutenden 
Verletzungen, z. B. Streichwunden, bei den Hautläsionen 
durch das Einbrennen der Regimentsnummer usw., entwickel¬ 
ten sich, nach den uns gemachten Angaben, nicht selten sich 
ausbreitende, schlecht heilende Geschwüre mit speckigem 
Grunde und aufgeworfenen, nekrotische Zerstörungen zeigen¬ 
den Wundrändern. .Ein Berichterstatter äußert sich über der¬ 
artige, in einem Pferdedepot im Sommer 1915, gemachte 
Beobachtungen folgendermaßen: „Im Sommer 1915 wurde bei 
unseren hiesigen Depotpferden beobachtet, daß frisch in die 
Haut gebrannte Nummern wenig Heiltrieb zeigten und große 
Wucherungen veranlaßten, die oft starken Ätzmitteln trotzten 
und nur durch Operation zu beseitigen waren.“ Im Zusam¬ 
menhänge damit gibt derselbe Berichterstatter an, daß Haut- 
e n t z ii n d ungen an den Extremitäten (Phlegmonen usw.) 
eine größere Neigung zu Exsudationen als bei normaler Fütte¬ 
rung zeigten. 

Die Äußerung eines anderen Kollegen lautet: „Nach mehr- 
monatlicher Verfütterung von Zucker fiel nachteilig auf, daß 
geringfügige äußere Verletzungen große Neigung zur Bildung 
schwammiger oder fibröser Granulationen zeigten“. 

Interessant ist dann die weitere Mitteilung eines Kollegen, 
die dahin geht, daß im Herbst 1915 und im Anfänge von 1916 


die schlechte Beschaffenheit der Wunden und der mangelhafte 
lloil trieb abgenommen haben, trotz der fortdauernden gleichen 
Zuckerfütterung. 

Alle Berichterstatter, die von den vorstehend mitgeteilten 
Beobachtungen über die Beschaffenheit und Heilung der Wun¬ 
den im Jahre 1915 berichten, bringen die Verschlechterung 
in der Beschaffenheit der Wunden und ihre Verschlimmerung 
im “Verlaufe der Wundheilung in einen ursächlichen Zusam¬ 
menhang mit der Zuckerfütterung. Man nimmt an, daß diese 
und die durch sie bedingte veränderte Beschaffenheit des 
Blutes, der Körpersekrete, der Wundsekrete usw. einen nach¬ 
teiligen Einfluß auf die Wunden und deren Heilung ausüben; 
dabei wird meist darauf hingewiesen, daß derartige, an den 
Wunden der mit Zucker gefütterten Pferde beobachteten Vor¬ 
gänge auch bei an Diabetes mellitus erkrankten Menschen 
beobachtet werden. Von einigen Kollegen ist zur Begründung 
dieser Anschauung auf die von ihnen gemachte Beobachtung 
hingewiesen worden, daß mit dem Aüssetzen der 
Zuckerfütterung und nach dem Übergange zur ein¬ 
fachen Hafer-, Heu- und Häckselfütterung die Beschaffenheit 
der Wunden sich gebessert habe und der Heiltrieb lebhafter ge¬ 
worden sei, so daß die Heilung der Wunden bald eingetreten 
sei. Eine Besserung der Beschaffenheit der Wunden und ihres 
Heiltriebes ist auch bei anhaltender Mitverfütterung von Kreide 
mit dem Zucker beobachtet worden. 

Einige Berichterstatter deuten darauf hin, daß die ge¬ 
nannten, an Wunden beobachteten, abnormen Vorgänge da¬ 
durch zustande gekommen sein könnten, daß infolge der 
Zuckerfütterung das Blutserum eine derartige Beschaffenheit 
angenommen habe, daß es einen günstigen Nährboden für 
Eiterungs- und Entzündungserreger darstelle. Auch ist betont 
worden, daß die Infektion der Wunden durch die infolge der 
Zuckerfütterung massenhaft angelockten Fliegen be¬ 
günstigt worden sein könne. In letzterer Beziehung ist über¬ 
haupt darauf hingewiesen worden, daß infolge der Zucker¬ 
fütterung der Pferde nicht nur Fliegen, sondern auch Bienen, 
Wespen, Hornissen angelockt werden und die Pferde belästigen 
und ihnen auch Stiche beibringen. 

In Anbetracht dessen, daß einige Kollegen die Ansicht 
ausgesprochen haben, daß die bei den mit Zucker gefütterten 
Pferden beobachteten abnormen Vorgänge an Wunden und 
Verletzungen vielleicht auf eine veränderte Beschaffenheit des 
Blutserums zurückgeführt werden können, oder daß diese 
Vorgänge in Vergleich zu stellen seien mit ähnlichen Krank¬ 
heitsvorgängen bei Diabetikern, schien uns eine Unter¬ 
suchung des Zuckergehalts des Blutes und 
des Harns der auf Kriegszuckerfütterung gesetzten Pferde 
von Interesse zu sein. Demgemäß galt es insbesondere die 
Frage zu untersuchen, ob bei länger anhaltendem Ersatz eines 
Teiles des Futters durch Rohrzucker beim Pferd eine dauernde 
Hyperglykämie und Glykosurie hervorgerufen 
werden könnte, mit der man die oben geschilderten ungünsti¬ 
gen Symptome in Zusammenhang hätte bringen können. Die 
Versuche mußten daher über eine längere Zeit ausgedehnt 
werden, um die Möglichkeit einer eventuellen Anpassung an 
die neue Fütterungsweise bzw. eine allmählich auftretende 
schädliche Wirkung in Betracht zu ziehen. Es mußten ferner, 
um die individuelle Disposition zu berücksichtigen, die Ver¬ 
suche an einer größeren Zahl von Tieren ausgeführt werden. 





8. Juni I9ld. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


>67 


Als Versuchstiere dienten bei der im folgenden mitgeteil¬ 
ten Untersuchung Armeepferde, welche sich nach überstan¬ 
denen Operationseingriffen als Rekonvaleszenten in der 
hiesigen Klinik befanden und im übrigen als völlig gesund 
angesehen werden konnten. Während der Versuchsdauer ge¬ 
nossen die Tiere Stallruhe. 

Entsprechend dem in erster Linie praktischen Zweck der 
Untersuchung, war weiterhin die verfütterte Zuckermenge so 
zu wählen, wie sie rationellerweise in der Praxis angewendet 
wird, ohne Verdauungsstörungen oder Mangel an stickstoff¬ 
haltigem Nährmaterial eintreten zu lassen. Es wäre wünschens¬ 
wert gewesen, wenn die sämtlichen Versuchstiere gleichmäßig 
während der ganzen Versuchsdauer dasselbe Futter erhalten 
hätten. Diese Bedingung ließ sich wegen des bestehenden 
Futtermangels und der damit verbundenen Schwierigkeiten 
bei deren Beschaffung nicht streng durchführen. Die vier 
zuerst untersuchten Pferde erhielten vor Beginn der Zucker¬ 
fütterung außer Heu und Häcksel täglich 3 Pfd. Kleie, 3 Pfd. 
Mais und 5 X A Pfd. Hafer. Der letztere wurde während der 
Zuckerfütterungsperiode durch 6 Pfd. Häckselzucker mit einem 
Gehalt von ca. 70 % Rohrzucker ersetzt. Bei den zuletzt 
untersuchten zwei Pferden ist der Mais und auch ein Teil des 
Hafers zeitweilig durch Gerste ersetzt worden. Während der 
Zuckerfütterungsperiode erhielten diese Pferde einen minder¬ 
wertigen Häckselzucker mit nur etwa 50 % Rohrzuckergehalt. 
Die Differenz gegen die früher gegebene Zuckermenge wurde 
dadurch auszugleichen gesucht, daß anstatt 6 Pfd. täglich 

9 Pfd. davon gefüttert wurden, die Pferde erhielten also drei¬ 
mal täglich 700 g bzw. 750 g Rohrzucker neben 500 g Kleie 
und 800 g Mais bzw. Gerste. Die Heuration blieb während 
der Fütterung dieselbe wie vorher. Da das Gewicht der unter¬ 
suchten Pferde nicht unwesentlich verschieden war, und zwar 
zwischen rund 400 und 600 kg schwankte (vgl. die folgenden 
Tabellen), so war auch die pro Kilogramm Körpergewicht bei 
jeder Mahlzeit eingeführte Zuckermenge bei den verschie¬ 
denen Versuchstieren nicht unbeträchtlich verschieden und 
schwankte zwischen rund 1,2 und 1,9 g Rohrzucker, täglich 
also zwischen 3,6 und 5,7 g. Die Versuchsdauer betrug bei 
den ersten vier Pferden ungefähr 7 Wochen, bei den beiden 
zuletzt untersuchten 6 Wochen, wovon je 4—5 Wochen auf 
die Zuckerfütterungsperiode entfielen. Beim Übergang zur 
Zuckerfütterung w r urde nicht sofort die ganze Zuckermenge 
gegeben, sondern die Zuckergabe innerhalb 8 Tagen auf die 
gewünschte Menge allmählich gesteigert 

Das Blut wurde dem Pferde jedesmal in einer Menge von unge¬ 
fähr 250 ccm aus der Vena jugularis entnommen und floß direkt in 
einen mit 0,6 g feingepulvertem Natriumfluorid beschickten Me߬ 
zylinder. Da es sich, wie dargelegt, bei dieser Untersuchung nicht 
darum handelte, vorübergehende Schwankungen im Blutzucker¬ 
gehalt während des Verdauungsvorganges festzustellen, sondern 
eine eventuelle dauernde Änderung des Blutzuckerspiegels infolge 
der Zuckerftitterung, so wurde die Blutentnahme im allgemeinen 
erst mehrere Stunden nach der Fütterung, und zwar meist zwischen 

10 und %tl Uhr vormittags, also 3 bis 3% Stunden nach der 
Fütterung ausgeführt. 

Die Blutzuckerbestimmung wurde in dem durch freiwillige Sedi- 
mentierung der roten Blutkörperchen bei tiefer Temperatur erhal¬ 
tenen Plasma vorgenommen. Es wurde nur das Plasma verwendet, 
weil nach den Untersuchungen von R. H ö b e r l ) und H. Tachau*) 


*) Biochem. Zeitschr., Bd. 45, S. 207 (1913). 

2 ) Zeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 79, S. 421. 


und ferner von F r a n c k und M ö c k e 1 ‘) Änderungen im Blut¬ 
zuckergehalt sich zunächst im Plasma zeigen. 

Die Entfernung des Eiweißes aus dem Plasma geschah nach der 
schon häufig erprobten Methode von P. R o n a und L. Micha¬ 
elis 2 ), die Zuckerbestimraung nach dem häufig benutzten umf 
anerkannten, älteren Verfahren von J. Bang 3 ). 

Das Sammeln des Harns erfolgte mit Hilfe eines Harnbeutels 4 ). 
Es kam sowohl Früh- wie Nachmittagsharn zur Untersuchung. Für 
die quantitative Prüfung auf Zucker erwies sich einzig die Gär¬ 
methode als brauchbar. Beim Klären und Entfärben des Harns, 
der bekanntlich beim Pferd wie bei allen Einhufern normalerweise 
alkalisch und mucinhaltig ist, und bereits beim Verlassen der Harn¬ 
blase infolge der Ausscheidung erheblicher Mengen kohlensauren 
Kalkes stark getrübt erscheint 8 ), nach den bekannten Methoden 
bleiben sowohl die Ebene des polarisierten Lichts drehende als 
auch reduzierende, anderweitige Substanzen in den Filtraten, welche 
die polarimetrische Bestimmung unbrauchbar machen, die Reduk¬ 
tionsmethoden nur mit größter Vorsicht anzuwenden gestatten. 

Die Blut- und Harnuntersuchung ergab im einzelnen folgendes: 


Blutzucker 
in 100 cm 3 
Plasma 


Versuchspferd I: Fuchswallach, 10 Jahre alt, Gewicht 626 k« 

a) Vor der Zuckerfütterung: 

99 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma 
1») Während der Zuckerfütterung: 

Am 10. Tag 113 mg | 

„ 12. „ 136 „ I 

. 20. „ 95 

* 27. „ 96 

c) Nach der Zuckerfütterung: 

94 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma. 

Während der Zuckerfütterung trat etwas Zucker (-0.9 %) im 
Harn auf, der in der Nachuntersuchungsperiode wieder vollständig 
verschwand. Vor der Zuckerfütterung reagierte der Harn schwach 
alkalisch, während der Zuckerfütterung alkalisch, nach der Zucker¬ 
fütterung amphoter. 

Versuchspferd II: Fuchswallach. 6 Jahr alt, Gewicht 461 kg. 

a) Vor der Zuckerfütterung: 

110 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma 

b) Während der Zuckerfütterung: 

Am 11. Tag 175 mg 

„ 18. * 136 „ 

- 21. „ 126 „ 

„ 26. „ 142 „ 


Blutzucker 
in 100 cm* 
Plasma 


c> Nach der Zuckerfütterung: 

99 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma. 

Während der Zuckerfütterung trat etwas Zucker (-1 %) im Harn 
auf, der in der Nachuntersuchungsperiode wieder vollständig ver¬ 
schwand. Während der Zuckerfütterung reagierte der Ham alka¬ 
lisch, nach der Zuckerfütterung sauer. 

Versuchspferd III: Fuchswallach, 13 Jahre alt. Gewicht 545 kg. 

a) Vor der Zuckerfütterung: 

106 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma 

b) Während der Zuckerfütterung: 

Am 3. Tag 93 mg j 


11. * 129 

15. „ 120 

19. „ 128 

33. „ 117 


Blutzuck ei- 
in 100 cm 3 
Plasma 


c) Nach der Zuckerfütterung: 

105 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma. 


') Diese Zeitschr., Bd. 65, 8. 326 (1910). 

2 ) Biochem. Zeitschr., Bd. 7, 8. 329 (1908). 

3 ) Biochem. Zeitschr., Bd. 2, 8. 271 (1907). 

4 ) Da sich das Auffangen des Harns beim männlichen Tier 
wesentlich einfacher gestaltet als beim weiblichen, so wurden die 
Versuche ausschließlich an Wallachen ausgeführt. 

8 ) Vgl. hierüber Oh. P o r c h e r in Ellenberger und 
Scheunert, Lehrbuch der vergleichenden Physiologie der Haus¬ 
säugetiere. Berlin 1910. Aber nicht jeder alkalische Pferdehain 
ist trüb und nicht jeder saure Pferdeharn klar. Man findet auch 
das umgekehrte. w r enn auch als Ausnahme. 




‘268 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2^. 


Während der Zuckerfütterung trat nur wenig (-0,5%) Zucker 
im Harn auf, der in der Nachfütterungsperiode wieder vollständig 
verschwand. Vor und während der Zuckerfütterung reagierte der 
Harn alkalisch, nach der Zuckerfütterung sauer. 

Versuchspferd IV: Rappwallach, 13 Jahr alt, Gewicht 500 kg. 

a) Vor der Zuckerfütterung: 

100 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma 

b) Wahrend der Zuckerfütterung: 

Am 3. Tag 95 mg 

„ 11. „ 128 „ Blutzucker 

„ 15. „ 116 „ in 100 cm 3 

„ 19. „ 121 „ Plasma 

* 33. „ 115 „ 

c) Nach der Zuckerfütterung: 

101 mg Blutzucker in 100 cm" Plasma. 

Während der Zuckerfütterung trat nur sehr wenig (-0,3 %) 
Zucker im Harn auf, der in der Nachuntersuchungsperiode wieder 
vollständig verschwand, vor und während der Zuckerfütterung 
reagierte der Harn alkalisch, nach der Zuckerfütterung sauer. 

Versuchspferd V: Schwarzbrauner Wallach, 11 Jahre alt, Ge¬ 
wicht 397 kg. 


a) 


Vor der Zuckerfütterung: 

91 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma 
Während der Zuckerfütterung: 


Am 

9. Tag 
14. „ 

99 

107 

mg 

V 

Blutzucker 


17 . * 

123 

* 

in 100 cm 3 

„ 

21. „ 

112 

Vf 

Plasma 

» 

28. 

106 




Blutzucker 
in 100 cm 3 
Plasma 


c) Nach der Zuckerfütterung: 

93 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma. 

Während der Zuckerfütterung trat kein Zucker im Harn auf. 
Vor der Zuckerfütterung reagierte der Harn sauer, während der 
Zuckerfütterung alkalisch, nach der Zuckerfütterung sauer. 

Versuchspferd VI: Brauner Wallach, 12 Jahre alt, Gew. 592 kg. 

a) Vor der Zuckerfütterung: 

106 mg Blutzucker in 100 cm 3 Plasma 

b) Während der Zuckerfütterung: 

Am 9. Tag 97 mg 
„ 14. „ 117 „ 

„21. „ 107 „ 

* 28. „ 106 „ 

c) Nach der Zuckerftitterung: Die Blutuntersuchung mußte unter¬ 
bleiben, weil sich Schwierigkeiten bei der Blutentnahme eingestellt 
hatten. 

Während der Zuckerfütterung trat kein Zucker im Harn auf. 
Der Harn reagierte vor der Zuckerfütterung sauer, während der 
Zuckerfütterung alkalisch, nach der Zuckerfütterung sauer. 

Hinsichtlich der beobachteten Blutzuckermengen ergibt 
sich also, daß sie bei gleicher Fütterung bei demselben Ver¬ 
suchstier an verschiedenen Tagen und ebenso von Versuchs¬ 
tier zu Versuchstier merklichen Schwankungen unterworfen 
sind, die zum Teil außerhalb der Versuchsfehlergrenze liegen. 
Derartige temporäre und individuelle Schwankungen im 
Zuckergehalt des Blutes sind ja auch sonst bei Mensch und Tier 
beobachtet worden. Im Mittel beträgt die gefundene Zucker¬ 
menge in 100 cm 3 Plasma wenig mehr als 100 mg. Ein an¬ 
nähernd gleich hoher Wert ist von L. Michaelis und 
P. Rona*) gefunden worden. Durch die Zuckerfütterung tritt 
bei einigem der Versuchstiere eine merkliche Steigerung im 
Blutzuckergehalt ein, welche diese Schwankungen nicht uner¬ 
heblich überschreitet. Man wird also in diesen Fällen von 
einer leichten alimentären Hyperglykämie zu sprechen haben. 
Es scheint ferner, als wenn diese, falls sie überhaupt zustande 
kommt, einerseits erst allmählich eintritt. anderseits nach 


*j a. a. 0. 


einiger Zeit wieder abklingt, ln 3 von 0 untersuchten Fällen 
kann von einer beachtlichen Erhöhung des Blutzuckerspiegels 
überhaupt nicht gesprochen werden. 

Entsprechend dieser leichten Hyperglykämie wurde auch 
Zucker im Harn gefunden und zwar in Mengen bis t %; doch 
wird dieser Höchstbetrag nur bei 2 von 6 Versuchstieren er¬ 
reicht. Zwei andere Pferde zeigten nur eine geringe Glykosu- 
rie, bei 2 von den 6 Versuchstieren konnte überhaupt kein 
Zucker im Harn während der Dauer der Zuckerfütterung fest¬ 
gestellt werden. Es ist bemerkenswert, daß das Fehlen jeg¬ 
licher Wirkung der Zuckerfütterung bei denjenigen Tieren fest- 
gestellt wurde, die mit dem zuckerarmen Häckselzucker ge¬ 
füttert w r orden waren. Es ist möglich, daß die auf diese Weise 
hervorgerufene Verdünnung des Zuckers das Ausbleiben einer 
Wirkung bedingte. 

Z u s a m m e n f a s s e n d läßt sich also sagen, 
daß bei Zuckerfütterung in dem hier ange¬ 
wandten Umfange eine merkliche, aber nicht 
erhebliche und anscheinend vorübergehende 
Erhöhung des Blutzuckerspiegels eintreten 
kann, welche auch von einem Übertritt ge¬ 
ringer Zuckermengen in den Harn begleitet 
ist. Diese Erscheinung tritt aber offenbar 
nur bei hierzu besondersdisponierten Tieren 
auf und auch dann nur in den Fällen, in denen 
der Zucker mit relativ geringen Mengen 
Häcksel vermischt ist. 

Aus obigen Angaben über die Reaktion des Harns 
der Versuchstiere geht ferner hervor, daß der bei der 
üblichen Fütterung normalerweise alkalisch reagierende 
Pferdeharn bei Mais-, Kleie-, Haferfütterung sauer werden 
kann, daß ferner dieser bei der genannten gemischten, aber 
zuckerfreien Fütterung saure Harn wähend der Zuckerfütte¬ 
rungsperiode die normale alkalische Reaktion annahm, um 
nach Aufhören der Zuckerfütterung wieder sauer zu werden, 
und daß endlich auch ein vor der Zuckerfütterung alkalischer 
Harn nach Beendigung der Zuckerfütterung sauer 
werden kann. Der Befund, daß Pferde bei Mais-, Kleie-, Hafer¬ 
fütterung sauren Harn liefern können, ist nur eine Ergänzung 
zu der Beobachtung von Scheunert und H o v i 1 e i n e n i ). 
die gezeigt haben, daß bei reiner Maisfütterung Pferde sauren 
Harn bekommen, während z. B. der Übergang zur Fütterung 
mit Kartoffelflocken einen solchen Reaktionswechsel des 
Harns nicht bedingt. Bei der hier angewendeten Kost scheint, 
wie von uns durch eine weitere größere Zahl von Prüfungen 
des Harns verschiedener Pferde bestätigt wurde, die saure 
Reaktion nur bei einer Anzahl zu diesem Reaktionswechsel 
besonders disponierter Tiere einzutreten. Daß die saure 
Reaktion wirklich durch die Mais-Kleie-Fütterung verursacht 
war, konnte in mehreren Fällen dadurch erhärtet werden, daß 
Rückkehr zu Haferfütterung wieder normalen alkalischen 
Harn hervorbringt. 

Es läßt sich nicht ohne weiteres sagen, ob das Auftreten der 
sauren Reaktion des Harns bei Maisfütterung bzw. bei der gemisch¬ 
ten Fütterung auf eine übermäßige Produktion von Säure im Orga¬ 
nismus, z. B. infolge von Kohlehydratgärung zurückzuführen ist, 
oder auf einen Mangel an Basen in den Futtermitteln, die den sau¬ 
ren Harn hervorrufen. Es sollen aber einige Tatsachen angeführt 

*) Vgl. A. H o v ii e i n e n , Diss. Tierärztl. Hochschule Dresden 
1913 ref. Jahresber. f. Veterinärmed., Bd. 33, S. 263 (1913). 





8. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


269 


werden, welche für letztere Annahme sprechen und die bei der Be¬ 
deutung, welche heute allgemein dem Mineralstoffwechsel auch bei 
der Ernährung der Haustiere beigemessen wird, nicht ohne In¬ 
teresse sein dürften. 

Betrachtet man nämlich unter Zugrundelegung der in der Lite¬ 
ratur vorhandenen Ascheanalysen 2 ) der in Frage kommenden 
Futtermittel 3 ) das Verhältnis von Säure- und Basenäquivalenten 1 ) 
in der Reinasche, wie es in der beigefügten Tabelle zusammenge¬ 
stellt ist, so ergibt sich, daß zunächst von den drei Futtermitteln 


Futtermittel 

Rein¬ 

asche 

Säure¬ 

äqui¬ 

valente 

Basen¬ 

äqui¬ 

valente 

Ver¬ 

hältnis 

Hafer . 

3,12 

0,79 

0,92 

ca. 8 : 9 

Mais. 

1,45 

1,47 

1,51 

„1:2 

Weizenkleie . . . 

5,5 

2,18 

1,54 

„ 4:3 

Stroh. 

4,5 

0,25 

0,64 

„ 2:5 

Kartoffel .... 

3,79 

0,79 

1,98 

„2:5 


Mais, Kleie, Hafer, nur beim Hafer das Verhälnis von Säure- zu 
Basenäquivalenten zugunsten der Basen verschoben ist. Es könnte 
also möglicherweise wirklich ein Mangel an Basen in Mais und 
Kleie die Ursache der sauren Reaktion des Harns bei reiner Mais- 
bezw. partieller Mais-Kleie-Fütterung sein. Anderseits ist dagegen 
die Annahme einer übermäßigen Produktion von Säure im Orga¬ 
nismus infolge relativ hohen Kohlehydratgehaltes beim Mais als 
Ursache der sauren Reaktion des Harns nicht sehr wahrscheinlich, 
wenn man die Wirkung der Kartoffelfütterung einerseits und der 
Häckselzuckerfütterung anderseits in Betracht zieht. Da nämlich 
Mais und Kartoffeln annähernd gleichen Kohlehydratgehalt be¬ 
sitzen, so müßte die Säurebildung in beiden Fällen annähernd die 
gleiche sein. Die verschiedene Wirkung der beiden Fütterungs¬ 
arten auf die Harnreaktion muß also eine andere Ursache haben. 
Ein Kick auf die obige Tabelle zeigt, daß das Verhältnis von 
Säure- zu Basenäquivalenten in der Kartoffelasche für die Bildung 
eines Harns mit alkalischer Reaktion sogar günstiger ist als beim 
Hafer. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Häckselzuckerfütterung. 
Aus den wenigen uns bekannten Analysen von Strohaschen 4 5 * * ) ist 
zu entnehmen, daß das Verhältnis von Säure- zu Basenäqui valenten, 
wie aus obiger Tabelle ersichtlich, auch hier wieder sehr zugunsten 
der letzteren verschoben ist. Es wird also — wenn überhaupt die 
Säurebildung aus den Kohlehydraten für die Harnreaktion von Be¬ 
deutung sein kann 8 ) — jedenfalls durch die gleichzeitig gegebene 

4 ) Vgl. G. F i n g e r 1 i n g, Bioch. Zeitschr., Bd. 37, S. 544 
(1915). H. Kraemer, Mitteilungen der Deutschen Landwirt¬ 
schaftsgesellschaft, Bd. 5, S. 71 (1916). 

*) Vgl. J. König, Chemie der menschl. Nahrungs- und Ge- 
nußmittel, 10. Aufl., 1904, S. 272, 273 u. 880. 

3 ) Eine Berücksichtigung der Mineralstoffe im Heu unterblieb, 
da die verfütterte Heumenge bei allen hier in Betracht kommenden 
Versuchen dieselbe blieb. 

4 ) Bei der Berechnung der Säureäquivalente wurde die offenbar 
so gut wie nicht resorbierbare Kieselsäure nicht berücksichtigt, und 
die Phosphorsäure als zweibasisch in Rechnung gesetzt, weil ja die 
löslichen sekundären Phosphate bereits alkalisch reagieren. Würde 
man die Phosphorsäure als dreibasisch in Rechnung bringen, so 
würde sich zwar auch in der Haferasche ein Überschuß von Säure 
ergeben, vergleichsweise würde aber der Hafer noch reicher an 
Basenäquivalenten als Mais und Kleie sein, weil letztere relativ 
mehr Phosphorsäure enthalten. 

5 ) Vgl. A. Völker, Zusammensetzung und Nahrungswert des 

Strohs, Breslau, 1863. 

8 ) Daß bei Fütterung besonders kohlehydratreicher Futter¬ 
mittel (z. B. Kartoffeln, Mais) infolge vermehrter Gärung im Darm¬ 
kanal des Pferdes saure Reaktion eintritt, ist von Scheunert 
u. Grimmer, Diese Zeitschr., Bd. 47, S. 88 (1906), und vorher von 
Ellenberger und Hofmeister (Arch. f. Tierheilkunde, 
Bd. 5 u. Bd. 7—12) festgestellt. Daß diese GäningsVorgänge jedoch 
keinen sauren Harn hervorrufen, geht aus Versuchen von 

S i e d am g r o t z k i und Hofmeister (Archiv f. Tierheilkunde. 


große Menge an basenreichem und säurearmem Häcksel diese mehr 
als ausgeglichen. Allerdings ist hierbei zu brücksichtigen, daß 
Häcksel weniger vollständig verdaut wird als die übrigen hier in 
Betracht kommenden Futtermittel, und daß infolgedessen auch die 
Resorption der im Häcksel enthaltenen Mineralstoffe eine weniger 
vollkommene ist. 1 ) Daß jedoch bei Häckselfütterung erheblichere 
Mengen von Kalk in den Harn übergehen als bei gemischter Fütte¬ 
rung, geht daraus hervor, daß beim Kochen dieser Harne mit 
Weinsäure immer sehr starke Niederschläge von weinsaurem Kalk 
erhalten wurden. 

Es bliebe, wenn man die eben dargelegte Erklärung für den 
Reaktionswechsel des Harns annimmt, nur noch zu deuten, weshalb 
nach Beendigung der Häcksel-Zuckerfütterung der Ham auch dann 
saure Reaktion annimmt, wenn das Versuchstier vorher bei der 
gemischten Fütterung noch alkalischen Harn lieferte. Ist es nicht 
möglich, als Erklärung dafür eine Nachwirkung der vorangegan¬ 
genen basenreichen Nahrung (Häckselzucker) anzunehmen, welche 
bewirkt, daß auch bei der basenarmen Nahrung (Mais und Kleie) 
noch Resorptionsverhältnisse fortbestehen, welche eigentlich den 
früheren Fütterungsbedingungen angepaßt sind? Es ist jedenfalls 
in mehreren Fällen festgestellt werden, daß durch Verabreichung 
von geringen Mengen kohlensauren Kalkes in Form von Schlemm¬ 
kreide zu der gemischten Fütterung die saure Reaktion des Harns 
alsbald zum Verschwinden gebracht werden konnte, und daß die 
alkalische Reaktion nun auch mehrere Wochen lang nach Ein¬ 
stellung der Kalkfütterung anhielt. 

Die vorstehend geschilderten Untersuohungsergelmisse sind 
nicht geeignet, die bei der Kriegsfutterzuckerfütterung der Pferde 
beobachteten Störungen bei der Heilung* von Wunden und Ver¬ 
letzungen und die wahrgenommene schlechte Beschaffenheit 
der Wunden zu erklären. Diese Störungen können 
sicherlich nicht auf den veränderten Zucker- 
g ehalt des Blu t e s . die von uns be ob ac h- 
t e t e geringe Hyperglykämie bezogen werde n. 
Tazu ist die Steigerung des normalen Zuckergehalts des Blutes 
zu gering, auch tritt die Hyperglykämie nicht bei allen Indivi¬ 
duen bei Zuckereinfuhr mit der Nahrung auf: endlich besteht die 
Hyperglykämie auch nicht dauernd: sie scheint mit der Ge¬ 
wöhnung des Organismus an die neue Ernährungsart zu ver¬ 
schwinden, also nicht lange bestehen zu bleiben. Mit den 
Verhältnissen bei Diabetes mellitus kann 
die alimentäre Hyperglykämie nicht in Ver¬ 
gleich gestellt werden. Die bei diesem Leiden beob¬ 
achteten abw eichenden Vorgänge der Heilung von Wunden und 
Verletzungen haben ganz andere Ursachen als sie bei den im 
Frühjahr und Sommer 1915 bei gesunden Pferden beobach¬ 
teten Störungen der Wundheilung in Frage kommen können. 
Es muß zunächst fraglich bleiben, ob diese Störungen über¬ 
haupt in einem ursächlichen Zusamenhange mit der Zucker¬ 
fütterung stehen. Das uns bis jetzt vorliegende, die 
Wundheilung bei den Pferden mit Zuckerfütterung bezügliche 
Beobachtungsmaterial ist zu gering, um daraus bestimmte 
Schlüsse ziehen zu können. Eine Vermehrung dieses Materials 
durch Berichte der Herren Veterinäre im Felde wäre hoch 
erwünscht. 


Bd. 5, S. 243 (1879) und aus unveröffentlichten Versuchen von 
Scheunert und Grimmer hervor, welche durch Fütterung 
von Milchsäure oder milchsäureliefemden Kokken keine saure Re¬ 
aktion erzielen konnten, obgleich die Kokkenfütterung scheinbar 
wenigstens einen Einfluß auf die Darmfäulnis bewirkte, indem .sie 
den Phenolgehalt des Harns stark herabsetzte. 

’) Nach G. Fingerling, 1. c., wird in Rauhfutter ca. 50 % 
der darin enthaltenen Phosphorsäure und des vorhandenen Kalks 
verwertet, in Körnerfrüchten usw. dagegen 90 % und mehr. 










270 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 23. 


Die bei einem Teile unserer Versuchspferde beobachtete 
Glykosurie war unbedeutend. Es verläßt also von dem ver¬ 
abreichten Zucker eine so geringe Menge ungenutzt den 
Organismus, daß sie gegenüber der in ihn eingeführten Zucker¬ 
menge gar nicht in Betracht kommt. Dazu kommt, daß keines¬ 
wegs bei allen Versuchspferden nach der Zuckerfütterung 
Glykosurie eintrat. 

Außer den Störungen der Wundheilung sind auch noch 
andere während der Kriegszuckerfütterung der Pferde 
beobachtete Gesundheitsstörungen, sowie Änderungen in den 
Körperfunktionen und in den Heilvorgängen des Organismus 
auf die Einführung von Zucker in den Organismus und die da¬ 
durch bedingten Stoffwechselstörungen und Änderungen in 
der Zusammensetzung des Blutes bezogen worden. 

So sind außer den oben erwähnten, von verschiedenen 
Seiten behaupteten Folgen der Zuckerfütterung auch gewisse, 
1915 bei den Pferden beobachtete Erkrankungen des Muskel-, 
Skelett- und Nervensystems in ursächlichen Zusammenhang 
mit der Zuckerfütterung gebracht worden. 

Von manchen Seiten (S u s t m a mi, Börne r u. a.) ist 
das häufige Auftreten atypisch verlaufender Fälle von 
schwarzer Harn winde (von Hämoglobinurie) auf die 
Zuckerfütterung zurückgeführt worden, während gerade umge¬ 
kehrt von einem anderen Sachverständigen betont wird, daß 
nach Einführung der Zuckerfütterung eine bedeutende A b- 
n a h m e der vorher infolge sehr reichlicher Haferfütterung 
hei großer Ruhe der Pferde, namentlich Ende 1914 und anfangs 
1915, häufig beobachteten Hämoglobinurie eingetrcten sei. 
Andererseits spricht sich aber Metzger wieder bestimmt 
dahin aus, „daß seit Einführung der Zuckerfütterung die 
schwarze Harnwinde und ähnliche Erkrankungen (Schwäche 
der Nachhand, Unvermögen sich zu erheben, plötzliches Zu¬ 
sammenbrechen nach längeren und anstrengenden Fahrten“ 
(Kollaps, Herzinsuffizienz, anämische und Erschöpfungs¬ 
erscheinungen usw.) *) „mehr beobachtet wurden als früher.“ 

Bergmann berichtet, daß unter den seiner Aufsicht un¬ 
terstehenden Pferden, die große Mengen Rohrzucker erhalten 
hatten, schwere Erkrankungen an Kreuzlähmung einge¬ 
treten sind, die zum Teil (von 13 Fällen 6) letal verliefen, und 
daß nach Aussetzen der Zuckerfütterung keine weiteren «Erkran¬ 
kungen eingetreten sind. Dabei wird darauf hingewiesen, daß 
junge Pferde den Rohrzucker besser vertragen als alte und 
Kaltblüter besser als Warmblüter. Zur Vermeidung nach¬ 
teiliger Folgen der Zuckerfütterung wird angeraten, bei 
dauernder Zuckerfütterung stets nach 2 Wochen an 3 Tagen 
mit der Zuckerverabreichung auszusetzen (Berg man n). Auf 
die von Sustmann und Bergmann einerseits und Bör¬ 
ner andererseits gegebenen Erklärungen des Zustandekommens 
dieser, nach ihrer Ansicht als Folgen der Zuckerfütterung ein¬ 
getretenen Erkrankungen (Kumulativwirkung des Glykogens. 
Prädisposition zu Erkältungen infolge lebhafteren Schwitzens, 
Stoffwechselstörungen infolge erhöhter Wasseraufnahme, die 
durch das bei Zuckerverabreichung gesteigerte Durstgefühl 
veranlaßt wird) und auf eine Schilderung der Krankheits- und 
Obduktionserscheinungen der an Kreuzlähmung, Hämoglobi¬ 
nurie etc. erkrankten Pferde einzugehen, liegt für uns in An- 

*) Näheres s. Metzger. Mitteil, <1. Vereins Ber. Tierärzte. 
10, Jahr?.. S. 23, 


betracht des Zweckes unserer Veröffentlichung ein Anlaß 
nicht vor. 

Eine Beeinflussung der Katarrhe der Respira- 
t i o n s o r g a n e, insbesondere der oberen Luftwege, an die 
man bei der Zuckerfütterung denken könnte, ist nach allen 
bisher vorliegenden Angaben offenbar nicht, beobachtet worden. 
Dagegen wird von mancher Seite behauptet, daß die Lunge n- 
entzündung e n bei der Brustseuche und der Pferdestaupe 
trotz der Behandlung mit Neosalvarsan seit Einführung der 
Zuckerfütterung nicht mehr so gut abheilten als früher, daß sie 
vielmehr nicht selten Anlaß zur Entstehung von Nekrosen und 
Eiterherden Anlaß gaben. Man hat diese Vorgänge in Parallele 
zu den bei Wunden gemachten oben erwähnten Beobachtungen 
gestellt. 

Weiterhin sollen beim H a a r w e c h s e 1 der Pferde infolge 
der Zuckerfütterung Störungen und Verzögerungen eingetreten 
sein; es ist stellen w'eiser Haarausfall (Alopecia) beobachtet 
worden; manche Pferde sollen dabei geradezu das Aussehen 
von solchen gehabt haben, die an Sarkoptesräude leiden. 

Weitere Angaben über nachteilige Folgen der Zucker¬ 
fütterung sind uns, abgesehen davon, daß ein Sinken des 
Ernährungs- und Kräftezustandes der Pferde 
„Schlappwerden“ beobachtet wurde, wenn neben reichlichen 
Zuckergaben zu geringe Mengen von eiweißhaltigen Nährstoffen 
(Körnern, eiweißreichem Rauhfutter etc.) verabreicht wairden. 
so daß ein N-Mangel im Organismus cintreten mußte, nicht mit- 
geteilt worden. 

Nach dem uns vorliegenden, allerdings sehr lückenhaften 
Material, muß man annehmen, daß ein Teil der vorstehend als 
angebliche Folgen der Zuckerfütterung geschilderten, bei den 
Pferden beobachteten abnormen Vorgänge und Erscheinungen 
nicht direkte Folgen der Zuckereinführung in den 
Organismus sind. Man hat auch hier wieder den so oft 
unrichtigen Schluß gezogen: post hoc ergo propter hoc. Ein 
Teil der beobachteten Erscheinungen dürfte aber tatsächlich 
eine Folge der Zuckerfütterung sein. Dabei muß aber weiter¬ 
hin darauf hingewiesen werden, daß ein Teil der eingetretenen 
Störungen der Gesundheit nicht die Folge der Zuckerernäh¬ 
rung an sich, sondern vielmehr die einer nicht sach¬ 
gemäßen Art der Zuckerfütterung gewesen ist. Man hat 
vielfach zu große Zuckermengen und diese in unrichtiger 
Mischung und ohne die bei längere Zeit anhaltender Beigabe 
größerer Zuckermengen zum Futter empfohlenen Zusätze ge¬ 
geben. Mehrfach ist, und auch in unsem früheren Veröffent¬ 
lichungen, darauf hingewiesen worden, daß es zur Vermeidung 
einer nachteiligen Beeinflussung der Funktionen des Ver- 
dauungsschlauchs empfehlenswert ist, dem Zucker eine Gabe 
Schlemmkreide oder phosphorsauren Kalk zuzusetzen; auch 
die Beigabe von bekannten Stomachica (auch von Roborin und 
ähnlichen Mitteln), sowie von Holzkohle und Viehsalz ist sehr 
empfohlen worden. Man soll bei der Zuckerfütterung den 
Pferden neben genügend Häcksel auch reichlich Heu geben: 
eine Zugabe von Rübenschnitzeln, Kleie usw. ist sehr zu 
empfehlen. Solchen Individuen, die den Zucker nicht vertragen 
(s. oben), dürfen nur sehr geringe Mengen verabreicht werden, 
w'enn man nicht ganz davon absehen kann. Diese Vorsichts¬ 
maßregeln sind oft unbeachtet geblieben. Auch dürfte hier 
und da verdorbenes und in Gärung begriffenes Futter verab¬ 
reicht worden sein. Melasse, die mit Wasser versetzt (ver- 









8. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


271 


fälscht) worden ist — was nicht selten Vorkommen dürfte — 
verfällt leicht der Säuregärung, der Verderbnis und kann dann 
schädlich wirken. 

Weiterhin ist es selbstverständlich und von uns früher 
nachdrücklich betont worden* daß bei dem Ersatz einer großen 
Hafermenge durch Zucker, Melasse u. dgl. die Beigabe 
eines eiweißreichen Mittels, z. B. von Blutmehl, 
Fleischmehl, Fischmehl, Robos, Trockenhefe, entfettetem Leim¬ 
leder, Leimpräparaten, eiweißreichen Körnern, eiweißreichem 
Rauhfutter, Erdnußkuchenschrot etc. unentbehrlich ist, damit 
der Organismus über die zum Leben nötige Stickstoffmenge ver¬ 
fügt. Es genügt selbstverständlich nicht, den Tieren genügende 
oder große Mengen von Kohlehydraten und Fetten neben den 
erforderlichen Mineralsalzen zu verabeichen. Es ist vielmehr 
gerade der Eiweißbedarf des Organismus stets voll zu 
berücksichtigen; im allgemein kan man sich dabei an die be¬ 
kannten Kellner sehen Zahlen halten. 

Wir möchten aber bemerken, daß diese Zahlen nicht den 
geringsten Wert des Eiweißbedarfs, also die geringste Menge 
Eiweiß ergeben, dje unbedingt für die Erhaltung der Gesundheit 
und einer gewissen Körperkraft notwendig ist. Die Kel ln er¬ 
sehen Zahlen dürften etwas zu hoch gegriffen sein. Wenn 
es aber auch feststeht, daß N-freie Stoffe (Kohlehydrate, 
Fette etc.) niemals die N-haltigen zu ersetzen vermögen, so 
darf doch auch nicht vergessen werden, daß gerade die Kohle¬ 
hydrate, also besonders der Zucker, von größter Bedeutung 
für die Kraftleistungen des Menschen und der Tiere und die 
Muskelarbeit sind, und daß sie dabei eine hervorragende Rolle 
spielen. Deshalb kann der Zucker, wenn er den Pferden in 
richtiger Form und Mischung und in zweckentsprechender 
Menge mit der übrigen Nahrung verabreicht wird*), für das 
Wohlbefinden der Pferde und ihre Leistungsfähigkeit nur von 
größtem Nutzen sein. 


Referate. 

Über die Funktionen der Milz. 

(Vortrag, gehalten im Verein f. inn. Med. in Berlin am 3. März 1915.) 

Von Dr. Hans Hirschfeld. 

(D. m. W. 1915, Nr. 37 u. 38.) 

Hirschfeld faßt die Ergebnisse seiner eingehenden und 
interessanten Studien über den gegenwärtigen Stand unseres 
Wissens von den wesentlichsten Verrichtungen der Milz in fol¬ 
genden Sätzen zusammen: 

1. Die Milz des Menschen ist ein Blutbildungsorgan. Im 
normalen, gesunden Organismus ist sie an der Bildung der roten 
Blutkörperchen nicht beteiligt, von den farblosen Elementen 
bildet sie nur Lymphozyten und große mononukleäre Elemente. 
Der Übergang derselben in den Kreislauf ist zwar noch nicht 
exakt bewiesen worden, aber doch höchstwahrscheinlich, da 
man sonst den Zerfall dieser Zellformen in der Milz beobachten 
müßte. Unter gewissen pathologischen Verhältnissen, bei Leu¬ 
kämien, Anämien und Infektionskrankheiten, kann die Milz 
auch rote Blutkörperchen und Granulozyten bilden. 

2. Die Milz ist der Zerstörungsort der roten Blutkörper¬ 
chen. In ihr wird das Hämoglobin für den später in der Leber 
erfolgenden Abbau zu Bilirubin vorbereitet. Die Milz spielt 

*) Hierüber s. auch Lambergcr, Pferdefütterung in Krieg*- 
zeiten. 10.—12. Auflage. Verl, von Schaper. Hannover 1916. 


also im Hämoglobin-Stoffwechsel eine wichtige Rolle und ist 
in dieser Eigenschaft ein Hilfsorgan der Leber. 

3. Die Milz ist ein Organ des Eisenstoffwechsels. Sie reti- 
niert bei den Umsetzungen im Körper freiwerdendes Eisen, das 
im allgemeinen auch bei eisenarmer Ernährung ausreicht, um 
längere Zeit den Hämoglobinbestand des Körpers auf der nor¬ 
malen Höhe zu halten. 

4. Die Milz ist eine regionäre Lymphdrüse des Blutes, die 
nicht nur das Grab der roten, sondern auch der weißen Blut¬ 
körperchen wird und alle fremdartigen im Kreislauf kursieren¬ 
den Elemente, besonders aber Kleinlebewesen, abfängt und bis 
zu einem gewissen Grade unschädlich macht. Daher ihre be¬ 
kannten Veränderungen bei Infektionskrankheiten. Auch ist 
sie die Bildungsstätte von Schutzstoffen gegen Bakterien. 

Die Milz ist ein Regulator der erythroplastischen Funktion 
des Knochenmarks. Entmilzte Tiere und Menschen haben 
dauernd in ihrem Kreislauf Jolly-körperhaltige Erythrozyten. 
(Gelegentlich zahlreicher Milzexstirpationen bei perniziöser Anä¬ 
mie konnte von G. K 1 e m p e r e r und dem Verfasser festge¬ 
stellt werden, daß nach Entstehung der Milz im Verein mit 
zahlreichen kernhaltigen roten Elementen in großer Menge 
Erythrozyten auftreten, die kleinste, punktförmige Kernreste 
enthalten. Diese schon lange bekannten Gebilde werden nach 
ihrem Entdecker Jollv-Körper genannt.) Das Auftreten der 
Jolly-körperhaltigen Erythrozyten ist das Symptom eines ge¬ 
störten Regenerationstypus der Erythroblasten. In seltenen 
Fällen! führt diese Störung zu einer auf dauernder Mehrleistung 
des Knochenmarks beruhenden Polyzythämie. 

Es bestehen in ihrer Bedeutung noch nicht näher festge¬ 
stellte Beziehungen zwischen der Milz und der Verdauung, da 
die Milz auf der Höhe der Verdauung geschwollen und sehr 
blutreich ist. Die Milz besitzt ferner die Fähigkeit, sich zu kon¬ 
trahieren, wenigstens bei einigen Tierarten, während beim 
Menschen hierüber nur erst, wenig sichere Beobachtungen vor¬ 
liegen. Diese Kontraktionen sind von Nerveneinflüssen ab¬ 
hängig. Sie beeinflussen jedenfalls den wechselnden Blutgehalt 
der Milz. 

7. Alle Verrichtungen der Milz sind im allgemeinen ent¬ 
behrlich. Sie werden offenbar sehr schnell von anderen Orga¬ 
nen übernommen, und der Organismus lebt auch nach Ent¬ 
fernung der Milz gewöhnlich ohne ersichtliche Störung seines 
Wohlbefindens weiter. 

8. Doch muß der Satz, daß die Milz entbehrlich ist, nach 
neueren Erfahrungen eingeschränkt und in folgender Weise 
formuliert werden: 

Für die meisten Menschen ist die Milz ein entbehrliches 
Organ, doch gibt es auch Individuen, welche die Entfernung 
der Milz nicht vertragen und darauf mit einer schweren Stö¬ 
rung, einer Polyzythämie, reagieren. 

Gold stein, Berlin. 

Ein einfaches Verfahren, festsitzende Stempel in Rekord¬ 
spritzen zu mobilisieren. 

Von Dr. G. Weill. 

(Feldärztliche Beilage sur M. m. W. IPlfi, Nr. 13, S. 482.) 

Das Verfahren macht sich den ungleich höheren Aus¬ 
dehnungskoeffizienten des Metalls gegenüber dem Glas zunutze. 
Wird die ganze Spritze mit eingetrocknetem Stempel in Eis, 
womöglich unter Kochsalzzusatz gelegt, dann zieht sich in der 
Zeiteinheit das Metall des Stempels viel schneller zusammen 











272 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 23. 


als das Glas des Zylinders. Nach einigen Minuten gelingt es, 
den Stempel wieder zu verschieben. Wenn nötig, kann man 
auf die freie Oberfläche des Stempels noch etwas Eiswasser 
gießen. 

Versuche, eine Flüssigkeitsschicht (Wasser, Alkohol, 
Äther) in den kapillaren Spaltraum zwischen Stempel und 
Glaswand zu bringen und dadurch das Salz bzw. andere Stoffe 
wieder zu lösen, schlugen fehl. Ebenso gelang es nicht, durch 
vorsichtiges Erhitzen der Glaswand über dem Stempel ein Ab- 
riicken des letzteren zu erzielen. Pfeiler. 

Milzdrehung bei einem Kalbe. 

(Mitt. d. Ver. bad. Tierärzte, 1915, Nr. 7) 

Veterinärrat Dr. Vaeth konstatierte bei einem wegen 
heftiger Kolik notgeschlachteten Kalbe eine Drehung der Milz 
um ihre Längsachse. Hierdurch war eine Abschnürung der 
Milzvene entstanden, die prall mit schwarzem, geronnenen 
Blute gefüllt war und auf Querschnitten im dunklen Gewebe 
als tiefschwarzer runder Fleck hervortrat. Die Pulpa war von 
derber Konsistenz und schwarzroter Farbe. 

J. S c li m i d t. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Fischiger und traniger Geruch im Fleisch von Hühnern. 

(Aua dem Bericht über dm Tierhygienlsche Institut, Freiburg 1914.) 

Wiederholt wurden Klagen darüber geführt, daß an ge¬ 
bratenen Hühnern ein äußerst unangenehmer Geruch bemerkt 
worden wäre, der das Fleisch ungenießbar machte. Bei der Sek¬ 
tion eines Huhnes war der pathologisch-anatomische Befund ein 
negativer; nur bestand hochgradige Fettleher und Fettniere. 
Das Fleisch ließ schon im rohen Zustand, und zwar besonders 
an der Oberschenkel- und Beckenmuskulatur, einen stark tranig- 
fischigen, äußerst widerlichen Geruch erkennen, der bei der 
Kochprobe noch stärker hervortrat. Als Ursache wurde Ver¬ 
füttern ng von Muskator ermittelt. Das letztgenannte Nähr¬ 
mittel besteht aus feinsten animalischen und vegetabilischen 
Rohstoffen, unter denen sich Fleisch, Knochen, blutbildende 
Salze usw. befinden. Seine Verwendung erscheint also nicht 
unbedenklich. J. S c h m i d t. 

— Saatkrähen als Nahrungsmittel. Amtlich wird angeregt 
junge Saatkrähen als Nahrungsmittel für die Bevölkerung zu 
verwenden. Das Fleisch sei demjenigen von Wildtauben ähn¬ 
lich. — Auf der Kurischen Nehrung werden junge Krähen seit 
jeher von der Bevölkerung verspeist. 

— Zur laufenden Kontrolle der Verschiebungen in der Vieh¬ 
haltung hat der preußische Landwirtschaftsminister angeordnet, 
«laß in kurzen Zwischenzeiten eine Aufnahme des Viehbestandes 
erfolgen soll. Die Besitzer sind zu entsprechender Anzeige der 
Zahl der Tiere verpflichtet und diese getrennt nach einzelnen Kate¬ 
gorien aufzuführen. Eine Zählung hat am 2. Juni stattgefunden, 
die nächsten sind für den 1. September. 1. Dezember und 1. Mai 
n. J. vorgesehen. 

Tierhaltung und Tierzucht. 

Giftige Futterunkräuter. 1 ) 

Von Fritz Krause, Assistenten an der Abt. für Pflanzenkrank¬ 
heiten des Kaiser Wilhelm-Instituts zu Bromberg. 

Es ist bedauerlicherweise eine immer noch recht häufig zu 
beobachtende Tatsache, daß sich nach dem Verfüttern gewisser Un¬ 
kräuter oft gesundheitliche Störungen in unseren Viehbeständen 
einstellen. Wenn in erster Linie naturgemäß auch der Landwirt 
oder Kleintierzüchter ein erhöhtes Interesse an der Fütterung seiner 

' » Vortrag, gehalten im Landwirtschaft!. Verein Kujawien in 
Bromherg am 5. Januar 1916. 


Nutztiere haben dürfte, so ist doch auch die Allgemeinheit nicht 
gänzlich uninteressiert hieran, und zwar insofern nicht, als sich etwa 
schädliche Futterstoffe auch in der Milch wiederfinden können, 
die eventuell auch auf den menschlichen Organismus verderblich 
einwirken können. Bei der außerorderitlich großen Bedeutung der 
Milch für unsere Ernährung, und ganz besonders für die Säuglingß- 
und Krankenernährung, sind die Fütterungsfragen unserer 
Milchtiere wieder aktueller geworden. Leider haben aber die 
Kenntnisse über den gesundheitlichen Wert vieler, und man kann 
getrost sagen auch recht häufig vorkommender Unkräuter 
sowohl in der Landwirtschaft — wenigstens ganz allgemein be¬ 
trachtet — als auch in breiteren Volksschichten noch nicht rechten 
Fuß gefaßt, und dies mag z. T. wohl daran liegen, daß wir gerade 
über die Wirkungsweise vieler Giftstoffe in bekannteren Un¬ 
kräutern noch sehr wenig unterrichtet und die Meinungen hier¬ 
über trotz wiederholter Fütterungsversuche oft noch stark diver¬ 
gierend sind. Während einige Versuchsansteller auf Grund ihrer 
Beobachtungen vor dieser oder jener Pflanze als Futterpflanze 
warnen, halten sie änderte für weniger schädlich oder selbst für 
ganz harmlos. Wie weit die Ansichten über die Giftigkeit vieler 
Gewächse verschieden sein können und mit den einzelnen Autoren 
in der Literatur wechseln, erfährt man sehr bald, w r enn man sich der 
Mühe unterzieht-, die diesbezüglichen Angaben in verschiedenen bo¬ 
tanischen Handbüchern, gebräuchlichen Floren- .oder Fachschriften 
miteinander zu vergleichen. Um nur ein ganz willkürliches Beispiel 
hier herauszugreifen, heißt es u. a. in den natürlichen Pflanzen¬ 
familien von Engl c r bezüglich der Giftigkeit der Sarnen vom 
Taumellolch (Lolium temulentum): Die Samen enthalten Loliin, 
welches beim Menschen wiederholtes Erbrechen, Gliederzittern 
und Trübungen des Sehvermögens hervorruft, auch auf fleisch¬ 
fressende Tiere, sowie auf Kaninchen sehr stark, auf Schweine. 
Rinder und Enten gar nicht wirkt.** 

Nach G a r k e 2 ) ist der Samen nur angeblich narkotisch- 
giftig, „wahrscheinlich erfolgten aber die dieser Pflanze zuge- 
sehriebenen Vergiftungen durch Mutterkorn“. Ebenso hält F i e k 3 » 
die Samen auch nur für angeblich narkotisch-giftig. Dagegen 
schreibt Brettschneider 4 ) wiederum, daß genannter Stoff 
„beim Jungvieh Schwindel und Betäubung, bei älteren Tieren 
Erbrechen, Krämpfe, Bewußtlosigkeit und oft sogar den Tod 
herbeiführt“. In den Floren von Ascherson und Gräbner*), 
Wünsche 0 ), Platze, Meyer und E1 kan 7 ) finden sich 
überhaupt keine Angaben über die Giftigkeit der erwähnten 
Pflanze. Auch bei manchen anderen bekannten Pflanzen erhalten 
wir ein ähnliches Bild in der Literatur über die Giftigkeit der¬ 
selben. In allen vor der Hand noch zweifelhaften Fällen über die 
Giftwirkung einzelner Pflanzen ward der Landwirt wohl stets gut 
tun, die fraglichen Pflanzen von der Fütterung auszuschalten oder 
hierbei die entsprechende Vorsicht obwalten zu lassen. 

Außer den gesundheitlichen Gefahren, welche die Fütterung 
vieler giftiger Unkräuter für das Vieh in sich birgt, ist sie, wie 
gesagt, aber auch für den Menschen nicht ganz unbedenklich, da 
die vom Vieh aufgenommenen Gifte sich in den Ausscheidungs¬ 
produkten, der Milch, wiederfinden und so auf Umwegen in den 
menschlichen Organismus gelangen und hier ebenfalls Störungen 
verursachen können. Nach dem Urteil einer Reihe medizinischer 
Kapazitäten 8 ) soll die hohe Sterblichkeitsziffer von Säuglingen unter 
andern auch auf durch das Futter vergiftete Milch zurückzufflhren 
sein, aus welchem Grunde mehrfach Wünsche geäußert wurden, 
behördliche Maßnahmen gegen die Verbitterung giftiger Unkräuter 

2 ) Flora von Deutschland. Berlin 1885. 

3 ) Flora von Schlesien 1881. 

4 ) Die für den Landwirt wichtigsten giftigen Blütenpflanzen. 
Mitteil. <1. k. k. Pflanzenstation Wien 1909. 

*) Flora des Norddeutschen Flachlandes (außer Ostpr.). Berlin 
1898 '99. 

ß ) Die Pflanzen Deutschlands. Leipzig 1897. 

7 ) Hora der Provinz Preußen 1850. 

s ) Mehrere diesbez. Literaturzitate in Block: Vorschläge zur 
Bekämpfung schädlicher und giftiger Unkräuter. Sonderabdruck 
der Landw. Zeitsehr. f. d. Rheinprovinz. Bonn 1910. 






8. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


m 


zu fordern. Wenn es auch ein Gebot der Menschlichkeit wäre, 
gegen die von dieser Seite eventuell drohenden Gefahren einen 
gewissen Schutz zu vgrlangen, so gehen die Wünsche und Forde¬ 
rungen des Publikums doch viel zu weit, sind auch unter Um¬ 
ständen ganz überflüssig, da der Milchproduzent doch in erster 
Linie selbst, sei es nun durch Krankheiten seiner Herden oder 
durch den Verbrauch der Milch im eigenen Haushalt, am empfind¬ 
lichsten geschädigt wird. Zudem wird der Landwirt im eigensten 
Interesse nichts unversucht lassen, um giftige Futterpflanzen von 
seinem Vieh fernzuhalten. Meines Erachtens wäre ein gründliche 
Kenntnis und Vertiefung in das Studium der giftigen Fütter¬ 
gewächse viel wertvoller, als irgend welche behördliche Zwang- 

Häufig schützt sich das Vieh auch ohne unser Zutun gegen 
etwaige Giftpflanzen von selbst, indem es dieselben ganz instinktiv 
auf den Weiden meidet oder in den Krippen unberührt läßt. Aber 
nicht immer darf man solchen instinktiven Schutz als von vorn¬ 
herein bestehend annehmen, denn oft nehmen die Tiere, und dies 
ist namentlich der Fall, wenn sie hungrig auf die Weide getrieben 
werden, alles sich ihnen darbietende Futter wahllos an. Nament¬ 
lich läßt aber das Jungvieh bezüglich des natürlichen Instinkts 
häufig viel zu wünschen übrig, und es macht hei der Futterauf¬ 
nahme fast den Eindruck, als wenn ihm die Erfahrungen älterer 
Tiere nach dieser Richtung noch völlig fehlt. Oft kann man 
auch beobachten, daß das Vieh an der Krippe nicht so wählerisch 
und vorsichtig bei der Futteraufnahme ist, wie auf der Weide, 
und aus diesem Grunde bedarf es hier unter allen Umständen 
der Umsicht und Fürsorge des Menschen. 

Die Vergiftungsgefahr für das Vieh ist nun von verschiedenen 
Faktoren abhängig und zwar: 

1. von der Wirkung der mit dem Futter aufgenommenen 
Giftstoffe selbst, 

2. der aufgenommenen Futtermenge, 

3. dem Zeitpunkt, zu welchem die Futtcraufnahme erfolgte, 
und endlich 

4. der Natur des Standortes, auf dem die betr. Pflanzen vege¬ 
tierten. 

Was zunächst die Giftwirkung selbst anbelangt, so kann man 
zwischen absoluten und spezifischen Giften unterscheiden. Wäh¬ 
rend die ersteren ihren verderblichen Einfluß ausnahmslos bei 
allen Tiergattungen äußern, trifft dies für letztere nicht zu, d. h. 
sie entfalten ihre volle Wirksamkeit nur bei ganz bestimmten 
Tierkategorien. Es gibt demnach also Giftpflanzen, die zwar dem 
einen Tier, z. B. dem Pferde, Schaden zufügen können, von einem 
anderen, z. B. dem Schwein, aber ohne Bedenken gefressen werden. 
Infolge dieses verschiedenen Verhaltens vieler giftiger Futter¬ 
unkräuter zu bestimmten Tiergruppen braucht der Landwirt also 
nicht von vornherein bei den spezifischen Giftgewächsen auf den 
Futterwert derselben zu verzichten, nur muß er bei ihrer Ver¬ 
wendung diese von Fall zu Fall überlegen und überwachen, um 
einem Unheil durch falsche Verabfolgung vorzubeugen. Die 
absoluten Giftpflanzen sind dagegen für keine Tierart zur Fütte¬ 
rung verwendbar. Bei einigen Pflanzen kann die Giftwirkung 
durch Trocknen derselben eine geringere oder größere Verminde¬ 
rung erfahren. Block") schreibt zwar hierzu: ,,Die Annahme, daß 
viele giftige Pflanzen beim Trocknen von ihren giftigen Bestand¬ 
teilen befreit werden, beruht auf einem Irrtum.“ Allerdings läßt 
sich ira Sinne Blocks eine vollkommene Befreiung der einmal 
vorhandenen Gifte durch das Trocknen der Gewächse nicht 
erreichen, wohl aber ist es möglich, ihre ursprüngliche Giftintensität 
unter Umständen, je nach der Natur des Giftes und der Pflanzen¬ 
art, hierdurch ganz bedeutend herabzumindern. Dafür sprechen 
jedenfalls auch zahlreiche Beobachtungen aus der Praxis ganz 
einwandfrei. Während sich im praktischen Betriebe bei der Grün¬ 
fütterung bestimmter Pflanzen z. B. Schäden im Gesundheits¬ 
zustände der Futtertiere bemerkbar machten, konnte dieselbe 
Pflanze, und was besonders hervorgehoben werden muß, an die 

") Vorschläge zur Bekämpfung schädlicher und giftiger Un¬ 
kräuter. Sonderabdr. der Landw. Zeitsehr. f. d. Rheinprovinz. 
Bonn 1910. 


gleiche Tierart getrocknet ohne sichtbare Nachteile verfüttert 
werden. 

Inwieweit die aufgenommenen Futterquantitäten bei den zu 
beobachtenden Vergiftungserscheinungen eine Rolle spielen, ist 
wohl ohne weiteres klar, denn proportional mit der Giftmenge 
wächst natürlich auch die Vergiftungsgefahr. 

Einen wesentlichen Einfluß auf den Giftigkeitsgrad übt der 
Zeitpunkt der Futteraufnahme aus. Befinden sich die in Frage 
kommenden Futtertiere gerade in der Laktationsperiode, so sind 
sie in der Lage, weit größere Mengen von Giftpflanzen aufzu- 
nehmen, als wenn sie trocken stehen würden. Dieses abweichende 
Verhalten ist ja eigentlich auch ganz klar, wenn man sich ver¬ 
gegenwärtigt, daß infolge der erhöhten Milchsekretion zur Zeit 
der Laktationsperiode die mit dem Futtet dem Körper zugeftihrten 
Giftstoffe viel schneller ausgeschieden werden und sieh in ihrer 
Wirkung daher viel weniger intensiv gestalten können, als bei 
längerem Verweilen der gleichen Gifte im Körper nicht milchender 
Tiere. An und für sich bleibt zwar die Wirkung des Giftes als 
solches dieselbe, es tritt nur insofern ein Wirkungsunterschied ein, 
als im ersteren Falle die Gesundheit des Milchkonsumenten, im 
letzteren die des Milchproduzenten mehr bedroht ist. 

Nicht ganz unwesentlich für das Entfalten der Gift Wirkungen 
scheint endlich auch der Standort zu sein, von dem die betr. 
Futter- resp. Giftpflanzen herrührten. Gründe hierfür haben sich 
bisher leider noch nicht mit genügender Sicherheit feststellen 
lassen. Daß in der Tat aber bei ein und derselben Pflanzenspezies 
an verschiedenen Standorten ein wechselnder Giftigkeitsgrad vor¬ 
liegen kann, zeigen uns wiederum diverse und sehr zuverlässige 
Beobachtungen der Praxis. Zum Teil mag auch wohl dieser Um¬ 
stand mit dazu beitragen, daß die theoretischen und praktischen 
Anschauungen über die Giftigkeit mancher Pflanzen noch so stark 
voneinander abweichen. 

Meine Herren! Bei der chemischen Natur der Giftstoffe oder dem 
giftigen Prinzip der uns hier spezieller interessierenden Pflanzen han¬ 
delt es sich in den meisten Fällen um ein ganz charakteristisches 
Alkaloid oder um ein sogenanntes Glykosid. Häufiger treten aber 
auch diese beiden auf den tierischen Organismus so energisch 
einwirkenden Substanzen gemeinschaftlich in ein und derselben 
Pflanze auf, so z. B. das Alkaloid Temulin und das Glykosid Loliin 
in den Samen des bekannten Taumellolchs oder das Alkaloid 
Agrostemmin und das Glykosid Saponin in den ebenfalls be¬ 
kannten Radesamen. 

Wollte man für die bei der Verfütterung von Unkräutern in 
Frage kommenden Giftstoffe eine systematische übersieht geben, 
so wäre es natürlich am nächstliegendsten, die elementaren Eigen¬ 
schaften der toxischen Substanzen hierfür als Grundlage zu ver¬ 
wenden. Gewöhnlich verwendet man aber nicht diese, sondern die 
durch sie bewirkten Vergiftungserscheinungen und kann dann 
auf dieser Basis folgende drei Gruppen von Giften unterscheiden: 

1. Ätzende (irritierende) Gifte. Dazu würden die Stoffe zu 
rechnen sein, deren Wirkung in einer mehr oder weniger erheb¬ 
lichen Zerstörung der organischen Gewebe bestehen. Sie erregen 
heftige Reizungen, Entzündungen und Brand, wie u. a. die Gifte 
der Hahnenfuß- und Wolfsmilcharten. 

2. Betäubende (narkotische) Gifte. Ihre charakteristischen 
Wirkungen äußern sich in Schlafsucht, Lähmungen und Sehlagfluß. 
wie z. B. beim Mohn und dem Schierling. 

3. Reizend-narkotische Gifte. Bei ihnen tritt die Wirkung 
der beiden ersteren Gruppen vereint auf, wie beim Taumellolch. 

Selbstredend kann diese Einteilung keineswegs irgendeinen 
Anspruch auf Vollkommenheit machen, sie genügt aber für die 
praktischen Bedürfnisse, da eine genaue Klassifikation der Gifte 
für dies«» ohne weiteren Belang ist. 

Wie ich schon vorher kurz andeutete, kann bei den ver¬ 
schiedenen Pflanzen ein Wechsel in der Wirkung der giftigen 
Substanzen eintreten, ebenso kann nun ferner auch der Sitz des 
giftigen Prinzips ein wechselnder werden. Bei einigen Arten be¬ 
schränkt sich dieser auf ganz bestimmte Organe, bei andern tritt 
eine Verbreitung der Gifte über die ganze Pflanze ein. Ritter¬ 
sporn und Taumellolch besitzen beispielsweise nur giftige Samen, 
die Hahnenfußarten dagegen, ferner die Herbstzeitlose, der Nacht- 






274 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 2a. 


schatten, Schierling, Taumelkörbel, Wolfsmilch, Buschwindröschen 
und viele andere beherbergen ihre Gifte in allen Pflanzenteilen. 
Aber auch bei den letztgenannten Pflanzen tritt gewöhnlich eine 
stärkere Lokalisation der Gifte in bestimmten Organen auf. So 
speichert die Herbstzeitlose ihren Giftstoff hauptsächlich in den 
Knollen und Samen auf, der Schierling und das Teufelsauge im 
Wurzelstock, die Anemonenarten in den Blättern und Stengeln 
usw. Eventuell vorliegende Vergiftungen bei unseren Nutz¬ 
tieren werden danach auch Intensitätsschwankungen auf weisen 
müssen, je nachdem die Tiere größere Mengen von diesem oder 
jenem Pflanzenteil mit dem Futter verzehrt haben. 

Für die Pflanzen scheinen die in ihnen enthaltenen Giftstoffe 
ein äußerst wirksames Schutzmittel zur Erhaltung ihrer Art zu 
sein, allerdings wird diese Vermutung von vielen Seiten auch 
wiederum stark angezweifelt. Als wesentliche Stütze hierfür 
könnte man aber den Umstand in Betracht ziehen, daß die Gifte 
führenden Gewächse vom Vieh auf der Weide häufig sorgsam ge¬ 
mieden werden und infolgedessen derartige Pflanzen auch dann 
noch erhalten bleiben, wenn sich auf den Weideplätzen bereit« 
ein erheblicher Futtermangel bemerkbar macht. Die nach dem 
Abgrasen zurückbleibenden Pflanzen erhalten auf diese Weise 
leicht die für ihr Gedeihen notwendigen Faktoren Licht und Luft. 
Hand in Hand mit der Ermöglichung vorteilhafter Vegetations¬ 
bedingungen geht naturgemäß ihre schnellere Entwicklung und 
rapide Verbreitung. In demselben Maße, wie Platz geschaffen wird, 
wächst ihre Individuenzahl und das Einzelexemplar wird größer 
und kräftiger wie vor dem Beweiden der Wiesen. Außerdem wird 
die Samenproduktion solcher giftführenden Pflanzen weder durch 
Vernichten der Blüten gehindert, noch durch ein stärkeres Be- 
fressenwerden der vegetativen Organe verzögert oder verlangsamt. 
Daher sieht man oft ganze Wiesenflächen von den Blüten der 
Herbstzeitlosen schön rosenrot gefärbt, oder die Weideplätze 
prangen in den lebhaft goldgelben Farhentönen der 
Hahnenfußgewächse, den roten der Ampferarten usw. Diese 
Schutzwirkung durch Giftstoffe bei vielen Pflanzen wird aber, wie 
erwähnt, von manchen Forschern in Zweifel gezogen, obwohl sie 
eine plausiblere Erklärung hierfür nicht erbracht haben. „Möglich 
ist es ja, daß die Giftstoffe in der Pflanze noch andere Funktionen 
zu übernehmen haben, die uns zur Stunde noch unbekannt sind, 
aber die durch Hunderte und Tausende von Beispielen erhärtete 
Tatsache, daß giftige und scharf riechende Pflanzenteile von den 
Tieren im allgemeinen verschont werden, läßt sich doch nicht 
durch ein mitleidiges Achselzucken aus der Welt schaffen. Schon 
der eine Umstand, daß Vertreter ein und derselben Gattung, die 
sich täuschend ähnlich sehen, von den Tieren aber gemieden oder 
gefressen werden, spricht gewiß deutlich genug für eine Schutz¬ 
wirkung der Gifte.“ Dieser Schutz wird selbstredend auch relativ 
dark für einen großen Verbreitungsradius der Giftpflanzen sorgen. 
Als weitere Ursachen für die oft enorme Verbreitung von manchen 
giftigen Unkräutern dürfen wir aber auch nicht gänzlich außer 
Betracht lassen, daß viele ihrer Vertreter weit genügsamer sind 
und weniger große Ansprüche an die in Frage kommenden Vege¬ 
tationsbedingungen stellen als unsere Kulturpflanzen. Ihre oft 
staunenswerte Bedürfnislosigkeit, die große Widerstandsfähigkeit 
gegen äußere Einflüsse, die im allgemeinen längere Dauer der 
Keimfähigkeit und das bescheidenere Feuchtigkeitsbedürfnis hier¬ 
zu müssen ihnen unbedingt ganz bedeutende Vorteile gegenüber 
den Kulturobjekten bringen. Dazu kommt ferner ihre reiche 
Samenproduktion und bei manchen Arten auch die Fähigkeit, 
sich durch die geringsten Stamm- oder Wurzelfragmente noch 
ungeschlechtlich fortzupflanzen, und die große Anpassungs¬ 
fähigkeit der Samen an diverse Transportmittel. Von der großen 
Samenproduktion erhält man ein annäherndes Bild durch die 
Zählung der Samen bei einzelnen Pflanzen. Danach produziert 
eine einzige Trespenpflanze 700, ein Exemplar des Klappertopfes 
149. des Hahnenfußes 2000. der Kornrade 3000 und des Mohns so¬ 
gar 50 000 Samen. Alles in allem genommen führt also zu einer 
eminenten Verbreitung der Giftpflanzen und damit gleichzeitig zu 
einer erhöhten Gefahr für die Viehfütterung. 

(Fortsetzung folgt.) 


Tagesgeschiclite. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs VaterPand starben: 
Veterinär Dr. Georg Dietz (Tierarzt am Wunsiedel). 
Feldunterveterinär Ferdinand Steinmeyer (Studier. 

d$r Militär-Veterinär-Akademie Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Paul Falk (Kreistierarzt in Danzig). 
Stabsveterinär Ernst Nenmann (Tierarzt in Schwarzenbek). 
Oberveterinär Theodor Mächens (Tierarzt in Elze). 
Veterinär Dr. H. J a n e k e (Tierarzt aus Warmenau). 
Veterinär Fritz Köhler (Tierarzt aus Oberkossa). 
Veterinär Bruno Saecker (Tierarzt in Wandsbek). 
Veterinär Richard Butzlaff (Tierarzt aus Klntz). 
Feldunter veterinär Tangermann (Studier, der Tierärztl. 

Hochschule Hannover). 

Unteroffizier Ernst Klüver (Studier, der Tierärztl. Hoch¬ 
schule Hannover). 

Sechsundneunzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 28. Mai, bis Sonnabend, den 3. Juni. 

Vor Verdun haben sich in der abgelaufenen Woche 
wichtige Ereignisse abgespielt. Westlich der Maas sind noch 
die im Winkel zwischen Südkuppe des „Toten Mannes“ und 
dem Dorfe Cumieres eingebetteten französischen Stellungen 
genommen worden. Hierbei erbeuteten wir ein Marinegeschütz 
und 18 Maschinengewehre und machten 35 Offiziere und 
1300 Mann zu Gefangenen. Darauffolgende französische An¬ 
griffe gegen unsere Stellungen wurden abgewiesen, nur am 
Südhang des „Toten Mannes“ gelang es den Franzosen, in 
unserem vordersten Graben Fuß zu fassen. Die östlich der 
Maas errungenen Erfolge sind von sehr großer Bedeutung. 
Im Bericht vom 30. Mai ist ausgedrückt, daß wir die Linie der 
am 27. Mai am Südwestrande des Thiaumontwaldcs ge¬ 
nommenen Stellungen verbessert haben. Der Bericht vom 
2. Juni sagt, daß wir unter Erbeutung von 3 Geschützen und 
23 Maschinengewehren bei einer Gefangenenzahl von 
76 Offizieren und 2000 Mann den Oaillette-Wald und die zu 
beiden Seiten anschließenden Gräben gestürmt haben. Feind¬ 
liche Gegenangriffe, die verlorenen Stellungen wieder zu er¬ 
langen, wurden unter den schwersten Verlusten für die Fran¬ 
zosen abgewiesen. Durch die Einnahme des Caillette-Waldes 
haben wir einen tiefen Keil in die französischen Stellungen 
nordöstlich von Verdun getrieben, dadurch werden die Be¬ 
festigungen von Thiaumont einerseits und das Fort Vaux 
andrerseits fast vom Rücken aus bedroht. Ferner ist das 
Dorf Dandoup erstürmt worden, und wir sind somit in die 
rechte Flanke der französischen Stellung in diesem Abschnitt 
eingedrungen. 

Nach den von den Kämpfen vor Verdun bisher vor¬ 
liegenden Berichten sind insgesamt rund 49 000 Mannschaften 
und 1037 Offiziere gefangengenommen worden. Besonders 
beachtenswert ist hierbei der hohe Prozentsatz an gefangenen 
Offizieren. Auf etwa 47 Gefangene entfällt jetzt ein Offizier. 

An vielen anderen Stellen wurden erneute kleinere, zu 
unseren Gunsten verlaufene Angriffe ausgeführt. Ein von den 
Engländern bei Givenchy ausgeführter größerer Angriff 
scheiterte unter schwersten Verlusten für den Feind. 

Der Höhenrücken südöstlich von Z i 11 e b e k e uud die 
hinter ihm liegenden englischen Stellungen wurden am 
2. Juni durch württembergische Truppen erstürmt. An un- 
verwundeten Gefangenen fielen 15 Offiziere, darunter 1 General 
und 1 Oberst, 350 Mannschaften, an verwundeten Gefangenen 
168 Mann in unsere Hand. Außerdem erlitten die Engländer 
hier außerordentlich blutige Verluste. 

An der Hindenburgfront herrscht Ruhe. Dagegen 
beginnen die Russen im Südteil der Ostfront größere Tätigkeit 
zu entwickeln. 

An der T i r o 1 e r V ront wird der österreichische Vor- 




8. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


275 


marsch lebhaft fortgesetzt. Die beiden Mittelpunkte der ita¬ 
lienischen Stellungen, Asiago und Arsiero, sind von den 
Österreichern eingenommen. Die bisher gemachten Gefangenen 
in diesem Kampfabschnitt betragen nach den Berichten bis 
zum 1. Juni liber 31 000 Mann, darunter etwa 700 Offiziere. 

Auf dem Balkan ist von den Deutschen und Bulgaren, 
um vor Überraschungen der Westmächte gesichert zu sein, die 
Rupelenge an der Struma besetzt 

Unserer Marine war es im Laufe dieser Woche nun 
nach langer Erwartung möglich, eine in der Weltgeschichte' 
einzig dastehende Seeschlacht den Engländern zwischen 
Skagerrak und Hornsriff zu liefern. Auf die Einzelheiten 
dieses für Deutschland so glücklich verlaufenen Seegefechtes 
wird in dem nächsten Kriegswochenberichte zurückgegriffen 
werden. Das sei heute gesagt: Unsere Marine hat hierbei eine 
gewaltige Überlegenheit über die erste und größte Flotte der 
Welt gezeigt, sie hat einen Erfolg glänzendster Art errungen 
und ihre Flagge mit unsterblichem Ruhm bedeckt. N e v. 

Deutsche Ersatzpräparate für pharmazeutische 
Spezialitäten des feindlichen Auslandes. 

Von Professor Dr. med. C. Bachem in Bonn. 

(Verlag von A. Maren« und E. Weber ln Bonn.) 

Die Unterbindung der Einfuhr ausländischer pharmazeuti¬ 
scher Spezialitäten nach Deutschland seit Kriegsausbruch 
zwingt uns zu tatkräftiger Notwehr. Diese Maßnahmen sind 
umsomehr zu begrüßen, als wir im eigenen Lande Ersatzpräpa¬ 
rate deutscher Herkunft bzw. eigens zusammengesetzte Re¬ 
zepte dazu genug besitzen, die billiger und besser, mindestens 
aber ebenso teuer und ebensogut sind, keine Geheimmittel 
darstellen und auch an Ausstattung nicht nachstehen. Der 
Deutsche wird es also nach dem Kriege gar nicht nötig haben, 
die reklameBtichtigen Fabrikanten des uns feindlichen Aus¬ 
landes, in erster Linie Frankreichs, Englands und Amerikas, 
alljährlich Millionen deutschen Geldes schmunzelnd weiterver¬ 
dienen zu lassen. 

Bereits im Vorjahr hat der deutsche Apotheker-Verein eine 
Sammlung von Vorschriften für Zubereitungen zum Ersatz von 
Spezialitäten des feindlichen Auslandes erscheinen lassen. Das 
gleiche Thema behandelt ein Vortrag, den der Bonner Professor 
Bachem im verflossenen Winter auf einem der Bonner 
kriegsärztlichen Abende gehalten und auf vielseitigen Wunsch 
in dankenswerter Weise jetzt in Broschürenform herausgegeben 
hat. Der Verfasser erwähnt besonders die französischen 
Mineralwässer und fertigen Quellprodukte, für die deutsche und 
österreichische Quellen ausgiebig Ersatz liefern, die Tabloids 
der Firma Burrough, Wellcome & Co. in London, die 
durch die Kompretten M B K (Abkürzung für das Syndikat der 
deutschen chemisch - pharmazeutischen Fabriken Merck, 
Böhringer und Kno 11) schon heute fast völlig verdrängt 
sind, die zum Teil recht minderwertigen, zum Teil überhaupt 
entbehrlichen Organpräparate der Firma P o e h 1 in Petersburg 
und der Firma Parke Davis & Co. in Detroit (Amerika), 
sowie die kolloidalen Metalle und die gebrauchsfertigen Am¬ 
pullen der Firma Clin in Paris, für die die deutsche Industrie 
längst einen durchaus voll- bzw. mehrwertigen Ersatz ge¬ 
schaffen hat. Man denke nur an das auch in der Veterinär¬ 
medizin gebräuchliche amerikanische Adrenalin, das ohne 
weiteres tlurch die deutschen Produkte Suprarenin, Epinephrin, 
Paranephrin, Nephritin oder durch das synthetische Präparat 
der Höchster Farbwerke ersetzt werden kann. 

Aus dem Verzeichnis der Spezialitäten nebst Ersatz¬ 
rezepten, das den größten Teil der Bachem sehen Broschüre 


bildet, seien zwei englische Fertigpräparate hervorgehoben, die 
bis zum Kriege leider auch von deutschen Tierärzten in ihrer 
Praxis verwendet worden sind. Es sind Ellimans Embro- 
cation, ein JJniment für Pferde mit Rheumatismus und 
Sehnenentzündungen, und Scotts Emulsion, ein Roborans 
für Hunde mit chronischen Ernährungsstörungen, in Frankfurt 
a. M. hergestellt von einer Zweigniederlassung der Londoner 
Firma Scott & Browne. 

Ellimans Embrocation wird am zweckmäßigsten 
durch eines der folgenden Rezepte ersetzt, von denen das erste 
2,05 M. und das zweite 1,35 M. kostet: 


Rp. Kalii caust 1,0 

Sap. venal 13,U 

Ol. Terebinth. 24,0 

Ol. Thymi 18,0 

Ol. Succini 6,0 

Aqu. dest. cju. s. ad 768,0 

M. f. Lmimentum. 

Oder Rp. Album, recent. ovi 25,0 

Aceti pyrolignosi dep. 50,0 

01. Terebinth. 50,0 

M. f. Emulsio. 


Scotts Emulsion ist ebenfalls leicht zu entbehren, 
da die offizineile Emulsio Olei Jecoris Aselli des deutschen 
Arzneibuches oder die Ersatzpräparate des Deutschen, Elsaß- 
Lothringer und Hamburger Apothekervereins vollgültigen Er¬ 
satz dafür bilden. Auch die Lebertranemulsion des Emulsions¬ 
werkes Z a 1 e w s k i in Honnef a. Rh. und das Tritol der Che¬ 
mischen Fabrik Helfenberg in Helfenberg (Sachsen), das 
eine emulsionsartige Mischung von 75 Proz. Lebertran und 
25 Proz. Malzextrakt bildet, erfreuen sich neuerdings großer 
Beliebtheit. Der englischen Originalvorschrift entspricht 
folgendes Rezept: 

Rp. 01. Jecor. aselli 150,0 

Glycerini 50,0 

Calcii hypophosphorosi 4,3 

Natrii hypophosphorosi _ 2,0 

Tragac. et Gummi arab. aa 7,0 
Aqu. dest 140,0 

adde 01. Cinnamomi 

01. Amygdal. amar. 

01. Gaultheriae aa gtt. II. 

M. f. Emulsio. 

Dr. J. A. H o f f m a n n. 

Der dritte Lehrgang für Tierärzte in Berlin, 


I. Vorträge an der TlerirztHohei» Hochschule. 


Stunde 

19. Juni 

20. Juni 

21. Juni 

9-10 

Die anatomischen 
Befunde bei der 
Rotzkrankheit 
Geh.Reg.Dr.Schütz. 

Die anatomischen 
Befunde bei der 
Rinderpest.. Geh. 
Reg. Dr. Schütz. 

Impfung zum 

Schutze gegen die 
Rinderpest. Geh. 
Ob.-Reg.Dr. Never- 
mann. 

10-11 

' 

Die klinischen An¬ 
zeichen der Rinder- 

Seuchenbekämp¬ 
fung im Heere. 


Die klinischen An¬ 
zeichen der Rotz- 

pest Geh. Reg. 
Dr. Eggeling. 

Korpsstabsveter. 

Wöhler. 

11—12 

krankheit Geh. 
Reg. Dr. Eggeling. 

Anpassung der 

Pferdefütterung an 
die Kriegsverhält¬ 
nisse. Geh. Reg. 
Dr. Zuntz. 

Anpassung der 

Pferdefütterung an 
die Kriegsverhält¬ 
nisse. Geh. Reg. 
Dr. Zuntz. 

12-1 

Seuchenbekämp¬ 
fung im Inlande 
während des 
Krieges. Geh. Ob. 
Reg. Dr. Never- 
mann. 

Seuchenbekämp¬ 
fung im Inlande 
während des 
Krieges. Geh. Ob. 
Reg. Dr. Never- 
mann. 

Einrichtung und 
Betrieb der Blut¬ 
untersuchungs¬ 
stelle des bakterio¬ 
logischen Labora¬ 
toriums der Militär- 
Veterinär-Aka¬ 
demie. Korpsstabs¬ 
veter. Tröster. 



276 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 23. 


2. Vorträge an der Militär-Veterlnär-Akademle für die kommandierten 
Veterinftrofflzlere. 


Stunde 

19. Juni 

20. Juni 

* 21. Juni 

4— 5 

5- 6 

Blutuntersuchung, 
Blutentnahme und 
Führung derListen. 

Korp8stabsveter. 

Tröster. 

Dienstliche Be¬ 

stimmungen über 
die Seuchenbe¬ 

kämpfung imHeere. 

Korpsstabsveter. 

Bächstädt. 



Die Vorlesungen werden unentgeltlich gehalten. Anmeldungen 
zu den Vorlesungen sind an das Büro der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule zu richten. 


— Tierärztliche Hochschule Dresden. Die diesjährigen Pfingst- 
ferien beginnen am Sonnabend, den 10. Juni und dauern 
bis mit Montag, den 19. Juni. 

— Koaguien-Verbandstoff. In Nr. 6 der „Deutschen Medizi¬ 
nischen Wochenschrift“ veröffentlicht Dr. A. F o n i o, Chefarzt 
am Bezirkskrankenhaus Langnau (Bern), einige Ausführungen über 
den neuen Koagulen-Verbandstoff. Seit seiner Einführung in die 
Therapie hat Dr. F o n i o das „Koagulen“ sowohl im Operations¬ 
saal als am Krankenbette bei einer großen Anzahl von Fällen 
durchgeprüft, um Anwendung und Indikation festzulegen. Seit 
geraumer Zeit wendet er dieses Blutstillungs-Mittel grundsätzlich 
bei jeder Operation an, da die Erfahrung gelehrt hat, daß durch 
diese rasche und sichere Stillung der Blutung sowohl die Operation 
erleichtert als die Wundheilung günstig beeinflußt wird. Bei 
der Behandlung von Wunden dagegen, die aus irgend einem 
Grunde nicht geschlossen werden konnten, und' wo es galt, eine 
Dauerwirkung zu erzielen, um Nachblutungen zu vermeiden, ver¬ 
mißte man oft den Koagulen-Tampon. Diesem Mangel abzuhelfen, 
ließ der genannte Arzt in neuester Zeit einen im strömenden 
Wasserdampf sterilisierbaren Koagulen-Verbandstoff hersteilen, 
der dem oben erwähnten Bedürfnis entgegenkommt. Dr. F o n i o 
zählt eine Reihe von Fällen auf, in denen sich der Verbandstoff 
bewährt hat, und faßt schließlich seine Meinung dahin zusammen, 
daß der Koagulen-Verbandstoff als zweckmäßige Ergänzung der 
Koagulen-Lösung angesehen werden kann, zur Dauer-Tamponade 
bei solchen Wunden, die aus irgend einem Grunde offen gelassen 
werden müssen, so bei breitklaffenden, infizierten, durch Ver¬ 
letzung, Explosion usw. entstandenen. Die Prüfung des Koagulen- 
Verbandstoff es ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch läßt sich 
jetzt schon nicht bestreiten, daß der neue blutstillende Verband¬ 
stoff einen Fortschritt in der Wundbehandlung und Operations¬ 
technik bedeutet und wohl auch der Kriegschirurgie zugute kommen 
wird. H. 

— Die Zuohtstätten, die in unserer Kolonie Südwestafrika 
trotz großer Schwierigkeiten geschaffen wurden und durch die 
Aufstellung erprobter Vollbluthengste bald eine gewisse Bedeu¬ 
tung erlangten, haben nach einem Schreiben des Hauptmanns 
Frhm. v. K ö n i g an die „Sportwelt“ durch den Krieg nur wenig ge¬ 
litten. Das kaiserliche Gestüt Nauchas war bei Kriegsausbruch 
geräumt worden und wurde von den Engländern leer vorgefunden. 
Die Gebäude sind nicht zerstört, die guten Hengste und der größte 
Teil des übrigen Zuchtmaterials sind gerettet. Ein ausgezeichnetes 
Regenjahr hat es den Züchtern sehr erleichtert, ihr Material durch 
die schwere Zeit durchzubringen. Stark gelitten durch die Invasion 
hat nur das Gestüt Ababes, die Wirkungsstätte des erfolgreichen 
Hengstes Derby Cub. 

— Tierseuchen in Saloniki. Die von den Franzosen für die 
Bergartillerie nach Saloniki gebrachten Maultiere sind nach ihrer 
Ankunft fast, durchweg an Seuchen verendet. In Griechenland 
gelang ein Ersatz nicht, da die Tierbesitzer sich weigerten, ihre 
Tiere den Franzosen zur Verfügung zu stellen. Dazu kamen Krank¬ 
heiten unter den Pferden der Feld- und schweren Batterien, so daß 


die Beweglichkeit der Artillerie sehr vermindert worden ist. Aus 
dem Dorfe Kiredschi-Köi, 10 km östlich von Saloniki im Kortas- 
gebirge, hat man ein großes Veterinärlazarett gemacht. 


Bttcherbesprechungen. 

— Grundriß der klinischen Diagnostik der Inneren Krankheiten der 
Haustiere. Von l)r. B. Malkmus, UiofVssor der Pathnlogb* nnd Din ktor 
der medizinischen Klinik an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. 
s 6. Auflage. Mit 67 Textabbildungen und einer Farbentafel. Leipzig, 
Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung, 1916. Gebunden 6 M. 

„Selbst im Kriege darf die deutsche Wissenschaft nicht ruhen!' 4 
Diesen jetzt so oft gebrauchten Ausspruch scheint der Autor im Sinne 
gehabt zu haben, als er sich entschloß, eine neue Auflage seiner be¬ 
kannten klinischen Diagnostik herauszugeben. Im Felde stehend und 
vom militärischen Dienst voll in Anspruch genommen, hat er sich nicht 
gescheut, die mit jeder neuen Bearbeitung innig verknüpften Mühen 
auf sich zu nehmen und den tierärztlichen Bücherschatz zu bereichern. 

Die klare, übersichtliche Anordnung des Stoffes ist dieselbe ge¬ 
blieben wie in der fünften Auflage. Der Inhalt hat — entsprechend 
den geringen Fortschritten der klinischen Diagnostik in den letzten 
Jahren — nur wenig Änderungen erfahren, die sich hauptsächlich auf 
die serologische Untersuchung bei Rotz beschränken. Die kurzen, den 
einzelnen Abschnitten auch dieses Mal wieder beigefügten Krankheits¬ 
beschreibungen geben insbesondere dem Anfänger in der Praxis eine 
schnelle, treffende Belehrung. Das vorliegende, in seiner Form sehr 
handliche Buch kann ich jedem Interessenten zur Anschaffung wärmsten« 
empfehlen. Mit Freuden würde ich es darum begrüßen, wenn unsere 
jungen, zum Teil infolge des Krieges sehr schnell approbierten Kollegen, 
sowie die zahlreichen F*ddiinttTvctorin;ir«\ denen »amtlich di** G»*i.*ilir 
der Überschätzung der Empirie droht, sich in den Besitz der hier be¬ 
sprochenen Diagnostik setzten. J. Schmidt. 


Personalien. 

Auszeichnungen :Estvurdeverliehen: Der Militärverdienstorden 
4. Kl. mit Schwertern: dem Veterinär d. Res. Dr. Aug. Fischer in 
Kaiserslautern. — Die Krone zum Ritterkreuz 1. Kl. des Kgl. 
Sächs. Albreehtsordens: dem Professor Dr. August Eber, Direktor des 
Veterinärinstituts der Universität Leipzig. — Das Ritterkreuz 1. Kl. 
des Kgl. Sächs. Albreehtsordens: dem Regierungs- u. Veterinärrat 
Adolf Deich in Grimma: Regierungs- und Veterinär rat Eichhorn in 
Zittau; Marstalloberstabsveterinär Oskar Krappe, Kommissionsrat 
in Dresden: Stadttierarzt Alfred Misselwitx in Chemnitz; Stabs¬ 
veterinär a. D. Hermann Schaaf in Freiburg i. S. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. des Sächs. Albreehtsordens mit Schwertern: dem Oberveterinär 
Dr. Schtrarx ; Veterinär der Reserve Dr. Erle. — Das Kgl. Sächs. 
Kriegsverdienstkreuz: dem Oberstabsveterinär a. D. Erich BaUx in 
Lamportswalde: Stabsveterinär d. L. Otto Oänsehals , Schlachthof¬ 
direktor in Großenhain; Stabsveterinär d. L. Franx Haertig in Ein¬ 
siedel; Obermedizinalrat Professor Dr. Lungicitx , Oberstabsveterinär, 
beauftragt mit der Leitung der Hufbeschlagsarbeiten für die Feld¬ 
armee in der Lehrschmiede in Dresden; Dr. Hans Michligk, Tier¬ 
arzt am Kgl. Veterinär-Polizei-Laboratorium in Dresden; Korps¬ 
stabsveterinär a. D. Ernst Müller in Dresden; Stabsveterinär Hans 
Ricbel in Lommatzsch; Oberveterinär Ernst Rothfclder in Dresden. — 
Das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des Württembergischen 
Friedrichsordens: dem Stabsveterinär Edwin Olat, Oberamtstierarzt 
in Welzheim; Stabs- und Gouvernementsveterinär Dr. Reinhold Mayer 
Oberamtstierarzt in Geislingen: dem Stabsveterinär d. L. Anton 
Blümmert, Distriktstierarzt in Altshausen. — Das Ritterkreuz 2. Kl 
mit Schwertern des Württembergischen Friedrichsordens: dem 
Oberveterinär Dr. Max Bub im Drag.-Regt. Nr. 26; dem Ober¬ 
veterinär Dr. Eugen Rau in Grünfeld (Baden). — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Großh. Sächs. Hausordens vom Weißen 
Falken: dem Oberveterinär Dr. Cornelius in Eisenach. — Der Titel 
und Rang als Ober veterinärrat: dem Regierungs- und Veterinärrat 
Otto Beier in Dresden. — Der Titel und Rang als Regierungs- und 
Veterinärrat: dem Bezirk Stierarzt Paul Dehne in Oelsnitz. — Der 
Titel und Rang als Veterinärrat: dem Tierarzt Gustav Bceger in 
Wilsdruff und dem Schlachthofdirektor Georg Ludwig in Zwickau. 

Ernennungen: Professor Dr. Karl Kronacher in der landwiit- 
schaftlichen Akademie Weihenstephan zum Professor für Tierzucht 
an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. — Stellvertretender 
Kreistierarzt Hartmann Vibncl in Ilfeld zum Kreistierarzt-Assistenten 
in Woyens; Oberveterinär Karl Wistuba in Glogau zum Kaiserlichen 
Kreistierarzt in Saldugischki (Litauen). 

Todesfall: Tierarzt Dr. Georg Dietx aus Wunsiedel. 


Vakanzen. 

Bezirkstierarztstelle: Wo 1 f s t e i n. Bewerbungsgesuche sind 
bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung, 
Kammer des Innern, bis zum 15. Juni 1916 einzureichen. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. lnseratfnt. il;: i. V. Prof Glage, Hamburg. — Verlag and Eigentum der Verlagsbuchhandlung toq Richard Schoets ln Berlin. -- 

Druck von W. Büx enstein, Berlin. 






Dl« Jlei1I»«r TlertntMebe Woeben*«hiW «nM« 
w fab entlieh ta V«rU(« tob Rtehard 8«h««ta la 
Berlin SW. 48, WUhabnetr. 10. Dnreh jede# dentsehe 
Poet amt wird dieselbe nn Preise een 1L 6,- viertel« 
jj&rUek (aosrehiiedlleh Bestellgeld) geliefert. (Oster, 
relehlsche Post-Zeltunr»-Preisliste Nr. 674. Unftuisehe 
Nr. S6.> Einzelnummern 60 PC 


Berliner 


OrlftnalbeltiifB werden mit 66 Kt, la Petttaata mit 
60 Hk. fttr den Bogen honoriert Alle Ma ae sk ripte, 
Mittollangen and redaktionellen Anfragen beliebe man 
an senden an Professor Ol age. Hamburg, Osteratr. M; 
Korrekturen, Res ensions-Exemplare und Annonoea 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Riehard 8eho«ta, Berlin BW.48, Wilhelmstr. 14 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierangsrat Prot Dr. Sehmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Pro/. Gingt Stsberet a. D. HaBOke Schlachth.-Dlr. Helfer Keg., o. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregienmgsrnt Dr. Nevennana 

Hamburg. Raiurent L Releha-KoL-Amt In Berlin. ln Mfllhnnsen UHL In Odin. Vortrag. Rat Im Mia t Landw. ln Berlin. 

Pro/eoeor Dr. Peter Bog.- n. Geh. Vet-Rat Petere Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Sohlegel 

Lnndestlemnt für Hamburg. tu Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor ln Freibarg 

Ober-Med.-Rat Dr. J.$ 0 famldt Dr. H. Steher Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierangsrat Wehrte 

Professor In B r eed ern Vorst. d. Knie, Sekt Inst, Gemente, D.8.W.-A Stadl-Tiararmt in Hamburg Professor ln Manchen. MitgU d. Knie. Ooaundheitaamte la neriln* 

Dr. A. ZlnmeraMUM Regierangsrat ZOndel 

Professor ln Budapest Landestlerarst von Elaafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 24. Ausgegeben am 15. Juni. 

Inhalt: Frähner : Vier mit Landsberger Serum nach Jensen geheilte Fälle von Petechialfieber beim 
Pferd. — Suetmann : Blutige Darmkatarrhe bei Pferden infolge Rübenfütterung. — Mayr: Die Be¬ 
kämpfung der Pferdelaus mit Ikaphthisol. — Marten«: Zu dem Artikel „Versuche zur Seuchen¬ 
bekämpfung mit Methylenblau“ in Nr. 22 der B. T. W. — Referate: Weise: Studien zur Abderhaldenschen 
Reaktion (Methodik, Gravidität, Tuberkulose). — Goller: Untersuchungen über die Entstehung der chronischen Samenstrang¬ 
entzündung bei Wallachen. — Seltenreich: Arteriitis petrificans. — Staatsveterinärwesen: Stand der Tierseuchen in 
Deutschland. — Nahrungsmittelkunde and Fleischbeschau : Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Fleischhauer: Über 
Roborin-Kraftpulver. — Krause: Giftige Futterunkräuter (Fortsetzung und Schluß). — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: 
Ehrentafel der Veterinäre. — Siebenundneunzigste Kriegswoche. — Zur Beförderung im Veterinäroffizierkorps. — Der dritte 
Lehrgang für Tierärzte in Berlin. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Vier mit Landsberger Serum nach Jensen geheilte 
Fälle von Petechialfieber beim Pferd. 

Von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Frähner in Berlin. 

In zwei früheren Mitteilungen (Monatshefte für prakt- 
Tierhlkde., Bd. XXV, S. 61 und Bd. XXVI, S. 1) habe ich über 
17 Fälle von Petechialfieber berichtet, die ich erfolgreich mit 
dänischem polyvalentem Serum nach Prof. Dr. Jensen 
behandelt hatte. Von zusammen 20 mit dänischem Serum be¬ 
handelten Pferden wurden nämlich 17 = 85 Proz. durch das 
Serum geheilt, nur 3 = 15 Proz. blieben ungeheilt. Das Serum 
hat somit die frühere Mortalitätsziffer des Petechialfiebers 
von 40—50 Proz. auf 15 Proz., das heißt auf ein Drittel, 
herabgesetzt. 

Inzwischen hat auf Grund meiner Berichte das Preußische 
Landwirtschaftsministerium veranlaßt und genehmigt, daß das 
bakteriologische und Serum-Institut von Dr. Schreiber in 
Landsberg a. W. ein polyvalentes Petechialfieberserum nach 
genauer Vorschrift des Prof. Dr. Jensen in Kopenhagen und 
unter Verwendung der von ihm zur Verfügung gestellten 
Bakterienstämme in den Handel bringt. Ich habe bisher in 
vier Fällen Gelegenheit gehabt, das Landsberger Serum beim 
Petechialfieber anzuwenden, auf seine Heilkraft zu prüfen und 
mit der Wirkung des dänischen Originalserums zu vergleichen. 
Diese Prüfung bat ergeben, daß das Landsberger 
Petechialfieber-Serum dem dänischen Se¬ 
rum vollkommen gleichwertig ist. Alle vier mit 
Landsberger Serum behandelten Pferde sind nämlich geheilt. 
Die Gesamtzahl der von mir mit Serum behandelten Pferde 
beträgt darnach jetzt 24, die Gesamtzahl der mit Serum 
geheilten Fälle 21 — 90 Proz. (Mortalitätsziffer 
nur 10 Proz.). 

Ein Unterschied zwischen dem Landsberger und dem 
Kopenhagener Serum besteht lediglich hinsichtlich des 


P r e i 8 e 8. Das Liter Petechialfieberserum vom Serum¬ 
laboratorium in Kopenhagen bezogen kostete früher 35 Mark. 
Professor Jensen hat mir jedoch dieses Serum zum Selbst¬ 
kostenpreis geliefert. Das Landsberger Serum kostete anfangs 
65, später 76 Mark, mithin das Doppelte des Kopenhagener 
Serums. Dieser Preis erscheint indessen durchaus nicht zu 
hoch, wenn man bedenkt, daß das Serum-Institut in Lands¬ 
berg doch nicht zum Selbstkostenpreis arbeiten kann, und 
daß die Kriegspreise für Serumpferde usw. außerordentlich 
gestiegen sind. Berechnet man die Durchschnittsmenge des 
für ein Pferd im Ganzen verbrauchten Serums auf J / 3 Liter, 
so betragen die Kosten der Serumbehandlung mithin durch¬ 
schnittlich 40 Mark. Diese Summe ist unter Berücksichtigung 
der ausgezeichneten Heilwirkung des Mittels sicherlich nicht 
zu hoch. Sie entspricht etwa dem Preise einer Injektion 
von Salvarsan, das gegenwärtig trotz seines sehr hohen Preises 
ohne Bedenken bei vielen Tausenden von Pferden, mitunter 
in verschwenderischer Weise, angewandt wird. 

Die Krankengeschichten der vier mit Landsberger Serum 
behandelten und geheilten Fälle sind kurz folgende: 

I. Fall. Fünfjähriger belgischer Fuchswallach der Olex-Petroleum- 
gesellschaft, eingestellt am 29. November 1915. Sehr schwerer 
Fall von sekundärem Petechialfieber mit Nasen¬ 
diphtherie und beiderseitigen Lungendämp¬ 
fungen nach Druse und Influenza. Starke, faßbein¬ 
artige Schwellungen der vier Beine, Schwellungen am Bauch und 
Schlauch, an der Hinter- und Vorderbrust, sowie an der Nase 
(Nilpferdkopf), Petechien und Diphtherie der Nasenschleimbaut, 
starker, beiderseitiger, sch leimig-eitriger, mißfarbiger Nasenausfluß, 
Petechien auf der Maulschleimhaut, beiderseitige Dämpfung im 
untefen Drittel der Lungen, 39,4°, Mattigkeit und Benommenheit. 
Das Pferd erhielt am 30. November 250 ccm, am 1. Dezember noch¬ 
mals* 300 ccm Landsberger Serum intravenös injiziert. Schon am 
1. Dezember gingen die Hautschwellungen daraufhin etwas, am 
4. Dezember erheblich zurück; am 10. Dezember waren sie fast 
ganz verschwunden. Neue Petechien und Schwellungen traten 




278 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 24. 


weiterhin nicht mehr auf. Am 7. Dezember hellten sich auch die 
Dämpfungen in den Lungen auf, am 19. Dezember waren sie ganz 
verschwunden. Am 22. Dezember wurde das Pferd geheilt 
entlassen. Es hat im Ganzen 650 ccm Serum erhalten. 

2. Fall. Zehnjähriger Rappwallach der Mineralwasserfabrik 
Reusch&Pluge, eingestellt am 14.Dezember 1915. Sekundäres 
Petechialfieber nach Brustseuche. Schwellungen an 
allen vier Beinen, am Ünterbauch, an der Unterbrust und an der 
Nase. Dunkelrote, zehnpfennigstückgroße Petechien auf der Nasen¬ 
schleimhaut Ein Erosionsgeschwür auf der Schleimhaut der Unter¬ 
lippe. Das Pferd erhielt am 15. Dezember intravenös 260 ccm Lands¬ 
berger Sernm. Am 16. Dezember ist die Schwellung an der Nase 
zurückgegangen. Die Petechien haben sich dagegen weiter aus¬ 
gebreitet. Das Pferd erhält daher nochmals 260 ccm Sernni. 
Am 17. Dezember .beginnen die Petechien abzu¬ 
blassen; die Hautschwellungen sind erheblich 
zurückgegangen. Am 18. Dezember sind nur noch geringe 
Schwellungen vorhanden. Das Pferd wurde am 28. Dezember 
geheilt entlassen. Es hat im Ganzen 500 ccm Serum erhalten. 

3. Fall. 9 jähriger brauner Wallach der Gebrüder Mendelsohn, 
eingestellt am 13. Februar 1916. Sekundäres Petechial¬ 
fieber nach Druse; schwerer mit Lungenent¬ 
zündung komplizierter Fall. Alle 4 Beine geschwollen, 
Petechien und Suffusionen in großer Zahl auf beiden Seiten der 
Nasenscheidewand, Dämpfung und Brom-hialatmen im rechten 
unteren Lungendrittel. Das Pferd erhält am 14. Februar in¬ 
travenös 200 ccm Landsberger Serum. Am 15. Februar keine 
wesentliche Änderung; es werder daher weitere 250 ccm Serum 
injiziert. Am 17. Februar beginnen die Beine ab¬ 
zuschwellen und die Petechien abzublassen. Am 
20. Februar sind nur noch geringe Schwellungen an den Beinen 
vorhanden, die Petechien sind verschwunden. Am 27. Februar 
wurde das Pferd geheilt entlassen. Es hat im ganzen 450 ccm 
Serum erhalten. 

4. Fall. 6 jährige braune Stute des Pferdehändlers Michaelis, 
eingestellt am 23. Februar 1916. Sehr schwerer und hart¬ 
näckiger Fall von sekundärem Petechialfieber 
nach Druse mit rotzähnlichen Erscheinungen 
(Nasengeschwüren und Hautgeschwüren). Der Fall 
erinnerte mich lebhaft an den von mir im Jahre 1909 beobachteten 
und in den Monatsheften für prakt. Tierhlkd. (Bd. XXII S. 161) 
beschrieben Fall „rotzähnliches Krankheitsbild des Petechialfiebers“. 
Außer starken Hautschwellungen an den Beinen und am Kopf 
sowie zahlreichen Quaddeln, Petechien und diffuser Diphtherie der 
Nasenschleimhaut traten nämlich auf der linken Nasenscheiden- 
wand 3 hirsekorngroße, grauweiße, von einem 
schmalen rotem Saum umgebene, derbe, pro¬ 
minente Knötchen auf, die sich nach 5 Stunden in linsen¬ 
große Geschwürchen verwandelten und später unter 
Schorfbildung abheilten, nachdem die Knötchen- und 
Geschwürsbildung sich an derselben Stelle mehrmals' wiederholt 
hatte. Auch an den Beinen zeigten sich in der Haut, besonders 
im Verlauf der Hufbeinbeugesehnen reihenförmig ange¬ 
ordnete erbsengroße, derbe Knoten mit Ge¬ 
schwürs- und Schorfbildung. Beide Veränderungen 
hatten große Ähnlichkeit mit Nasen- und Hautrotz, waren aber, 
wie der früher beschriebene Fall, lediglich durch das Petechial¬ 
fieber (nekrotisierende Form) veranlaßt, wie die spätere Heilung 
und die wiederholt vorgenommenen negativen Mallemproben und 
Blutuntersuchungen unzweifelhaft bewiesen. Der außerordentlich 
schwere Petechialfieberfall erforderte wegen der fortgesetzten 
Rezidive die viermalige Injektion von je 200—250 ccm Lands¬ 
berger Serum. Insgesamt erhielt das Pferd 860 ccm Serum. Nach 
jeder Injektion wurde ein Rückgang der Schwellungen, der Quad¬ 
deln, der Nasengesehwüre und der Petechien beobachtet, die jedoch 
nach etwa 8 Tagen immer wieder rezidivierten. Erst die letzte 
am 20. März vorgenommene Injektion batte vom 27. März ab ein 
endgültiges Verschwinden aller Symptome des Petechialfiebers zur 
Folge. Das Pferd wurde am 7. April geheilt aus der Klinik 
entlassen. 


Blutige Darmkatarrhe bei Pferden infolge RUben- 
fiitterung. 

Von Amtstierarzt Dr. Smtmaan in Dresden. 

In einem in dieser Zeitschrift 1915, Nr. 21 veröffentlichten 
Aufsatz: „Beobachtungen hinsichtlich der 

Zucker- und Melassefütterung bei Pferden“ 
hatte ich auf gewisse mit der Zuckerfütterung verbundene 
Folgezustände aufmerksam gemacht und dabei gleichzeitig 
auf die möglichen Ursachen und deren Abstellung hingewiesen. 
Meine Beobachtungen wurden, obgleich man die Ursachen 
anders deutete, auch von anderer Seite bestätigt. Im Ver¬ 
laufe des vergangenen Jahres hatte ich dann reichlich Ge¬ 
legenheit, den Einfluß der Zuckerfütterung weiter zu prüfen 
und die von anderen Seiten und von mir empfohlenen Gegen¬ 
maßnahmen auszunutzen. Dabei stellte sich erfreulicherweise 
heraus, daß neben den Nachteilen, die mit der Zuckerverab¬ 
reichung im Zusammenhang stehen, auch gewisse Vorzüge 
verbunden sind. In dem oben genannten Artikel hatte 
ich damals hervorgehoben, daß die am besten genährten 
Pferde durch die Zuckerfütterung in erster Linie gefährdet 
waren, während die in mäßiger Kondition befindlichen Tiere 
von der nachteiligen Zuckereinwirkung scheinbar verschont 
blieben. Also das Vorhandensein eines Umstandes, der für die 
Krankheitsursache in meinem Sinne in theoretischer Hinsicht 
sprechen -würde. Diese Frage war weiterhin für mich insofern 
von Interesse, da ich in Ställen mit größeren Pferdebeständen 
praktisch tätig sein konnte, in denen sich das Material in 
einem weit unter dem Durchschnitt haltenden Nährzustand 
befand — größtenteils eine Folge der Haltung der Pferde 
und der jetzigen Lage (große Anstrengungen, schlechte Pferde¬ 
wärter usw.). Trotzdem dort täglich 6 kg Zucker und darüber 
verfüttert wurden, kam keine nennenswerte Darmerkrankung 
vor. Im Gegenteil befanden sich die Tiere wohl und nah¬ 
men wesentlichan Körperfüllezu. Diese günstige 
Änderung im Aussehen der Tiere war so auffällig, daß dieser 
Wechsel selbst von unbeteiligter Seite als bemerkenswert 
empfunden wurde, zumal die genannten Bestände schon jahre¬ 
lang als schlecht genährte bekannt waren. 

Der Verfütterung von Rohzucker sincj nun seit einigen 
Monaten dadurch gewisse Grenzen gesteckt, daß staatlicherseits 
der Zucker zu anderen Zwecken beschlagnahmt worden ist. 
An dessen Stelle ist dann die Kartoffelverabreichung 
und jetzt die Rübenfütterung getreten. Während sich 
nun bei der Verfütterung von Kartoffeln im gekochten Zustande 
keinerlei in die Augen springende Nachteile herausstellten, 
scheinen die Rüben (Runkelrüben, Zuckerrüben 
usw.) wiederum erhebliche Verdauungsstö¬ 
rungen zur Auslösung zu bringen. Ich konnte nämlich 
beobachten, daß sich bei der Verfütterung von Rüben, ähnlich 
wie bei der Zuckerverabreichung, plötzlich kolikartige Krank¬ 
heitszustände herausbildeten. Diese nahmen vorerst immer 
einen gefahrdrohenden Charakter an, verloren aber in der 
Regel innerhalb eines Zeitraumes von ein bis zwei Tagen mehr 
und mehr an Intensität, und vollständige Genesung war die 
Folge. Das charakteristische Merkmal war jedoch hier das 
Vorhandensein verstärkter Darmgeräusche 
und der'Abgang dünnbreiigen Kotes, dem 
etwas Blut beigemischt war. 

Die Krankheit begann auschließlich unter heftigen Kolik- 


15. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


279 


Symptomen mit abwechselndem Niederlegen und Aufspringen 
der Tiere; außerdem zeigten die Patienten stieren Blick, ver¬ 
weigerten das Getränk, nahmen aber etwas Heu auf. Bei 
der näheren Untersuchung konnte man vermehrte Darm¬ 
geräusche, blasse Schleimhäute und etwas verstärkte Herz¬ 
tätigkeit nachweisen. Der abgehende Kot war breiig, später 
dünnbreiig und mit Blutstriemen durchsetzt. Der Harn wurde 
anfangs verhalten, nach ein paar Stunden jedoch in größeren 
Mengen abgesetzt. Lie Beschaffenheit desselben war zunächst 
ohne sichtbare Veränderungen; nach Verlauf von 24 Stunden 
zeigte er aber meist eine leicht rötliche Färbung. Durch die 
eingeleitete Behandlung, die in einer Morphiuminjektion, in 
warmen Packungen und in der Applikation von Warmwasser- 
klystieren bestand, besserte sich der krankhafte Zustand mehr 
und mehr, die Tiere begannen zu fressen und nahmen auch das 
gereichte Wasser gern auf. Im allgemeinen war das Leiden, 
abgesehen von wenig Ausnahmen, selten vor Ablauf von weite¬ 
ren 24 Stunden behoben. Eine gewisse Schwäche in der Nach¬ 
hand blieb außerdem noch bis zu acht Tagen bestehen. Was 
nun die -Rüben selbst anbetraf, so wurden dieselben im ge¬ 
waschenen Zustande und nachdem diese von den fauligen 
Stellen befreit und dann mit der Hand oder mittels maschineller 
Vorrichtungen zerkleinert worden waren, den Pferden gereicht. 
Dieses Rübenfutter zeigte auch bei näherer Besichtigung 
keinerlei auffällige Veränderungen, wie schwarze Flecke usw., 
und schien von den Pferden nicht ungern genommen zu wer¬ 
den. Verabreicht wurden 6—20 Pfund täglich. 

Nach dem oben geschilderten Befunde muß die Krankheit 
als ein blutiger Darmkatarrh gedeutet werden, dessen 
Ursprung sich auf die Rübenfütterung zurückführen läßt. 
Wenn auch bei der Rübenfütterung der Symptomenkomplex ein 
anderer zu sein scheint, als wie er nach der Verabreichung von 
Rohzucker zur Beobachtung gekommen ist, so werden aetiolo- 
gisch hier wahrscheinlich dieselben Momente mitwirken, die 
auch bei der Zuckerfütterung zutage getreten sind. 


Die Bekämpfung der Pferdelaus mit Ikaphthisol. 

Von Oberveterihär Dr. med. vet. L. Mayr, Augsburg. 

Ungleich höhere Bedeutung in der Humanmedizin als in 
der Tierheilkunde haben Erkrankungen der Haut, soweit, als 
ätiologische Momente Ektoparasiten von der Kategorie der 
Läuse in Betracht kommen, namentlich als Träger oder Ver¬ 
mittler von Krankheitserregern. Durch ätiologische und 
epidemiologische Studien einer Reihe von Forschem wurde er¬ 
wiesen, daß beispielsweise durch Pediculus capitis und Pedi- 
eulus vestimenti, soweit sie auch sonst durch ihr blutsaugendes 
Geschäft selbst und durch ihr Auftreten in großen Massen den 
Körper direkt belästigen und nachteilig beeinflussen, Fleck¬ 
typhus und wahrscheinlich auch andere Infektionskrankheiten 
wie das europäische Rückfallfieber und die Pest beim Men¬ 
schen übertragen werden. 

Bei Tieren wurde nun zwar eine derartige Übertragungs¬ 
möglichkeit, namentlich von ansteckenden Erkrankungen, noch 
nicht beobachtet, dagegen vermögen diese unangenehmen 
Hautschmarotzer durch ihre ständige Belästigung des Tier¬ 
körpers, namentlich wenn sie, was nicht selten der Fall ist, 
in großen Mengen die allgemeine Decke bevölkern, das sub¬ 
jektive Wohlbefinden wie auch die körperliche Leistungs¬ 
fähigkeit der Tiere derart zu beeinflussen und zu alterieren, 


daß diese ursprünglich anscheinend ganz harmlose Besiedelung 
des Körpers für die Pathologie größere Bedeutung erlangt. 
Dieses vorgeschrittenere Stadium des Phthiriasis läßt bei allen 
Tieren, die mit solchen Parasiten behaftet sind, ziemlich 
starken Juckreiz erkennen mit dessen Folgen sekundärer Haut- 
effloreszenzen. ' Nicht nur durch das ununterbrochene Scheuern 
der Tiere am Kopf, Hals, der Hinterhand, sondern auch durch 
das ständige Benagen der von den Läusen besonders gepei¬ 
nigten Prädilektionsstellen der Haut bildet sich mit der Zeit, 
durch die ständige Unruhe der Pferde, ein nervöser Zustand 
heraus, die schließlich, in erster Linie natürlich durch das Blut¬ 
saugen der Läuse hervorgerufen, in der Ernährung dermaßen 
herunterkommen, daß eine mehr oder minder starke Abmage¬ 
rung der von den Läusen befallenen Tiere die Folge sein wird. 

Die auf dem Pferde am häufigsten schmarotzende Läuse- 
art ist Ilaematopinus macrocephalus, die von den von epider¬ 
malen Stoffen sich nährenden breitköpfigen Trichodekten durch 
ihren kurzen und schmalen Kopf, mit dem sie sich in die ober¬ 
flächlichen Schichten der Epidermis einbohren, leicht zu unter¬ 
scheiden ist. 

1 ie Verhältnisse des Feldzuges, insbesondere des Bewe¬ 
gungskrieges, haben es mit sich gebracht, daß, ähnlich wie dies 
bei großen Teilen unserer Truppen außerordentlich häufig be¬ 
obachtet wurde, so auch bei unseren Pferden Phthiriasis in 
wechselndem Grade auftrat, jedenfalls so, daß man darauf auf¬ 
merksam gemacht wurde und Hilfe geboten schien. Insbeson¬ 
dere konnte ich die Beobachtung machen, daß, weniger in 
Frankreich, als vielmehr in den fast durchwegs ganz schlecht 
angelegten und absolut unhygienischen Stallungen Russisch- 
Polens, diese Läuse akquirierten, zumal da die Pferde der 
Truppe häutig mit den meist heruntergekommenen und infolge 
mangelhafter oder gänzlich fehlender Pflege total verwahrlosten 
Pferden der Zivilbevölkerung Quartier beziehen mußten. So 
kam es, daß dem Veterinär täglich mit Läusen behaftete Pferde 
zur Behandlung zugeführt wurden, die, angesichts der bisher 
zur Bekämpfung der Läusesucht auch von der Heeresverwal¬ 
tung vorgeschriebenen und üblichen Medikamente, nicht immer 
sehr leicht war. In vielen Fällen konnte man sich nicht die 
zuständigen Ingredienzien beschaffen, manchmal war die Be¬ 
handlung, sollte sie einigermaßen erfolgversprechend sein, viel 
zu zeitraubend und infolgedessen nicht mit der gebotenen 
Gründlichkeit durchzuführen. 

Um nun der Verbreitung dieses Ungeziefers wirksam ent¬ 
gegenzutreten, wäre vielleicht in erster Linie darauf hinzu¬ 
wirken, daß die Pferde überhaupt nicht Gelegenheit dazu be¬ 
kommen sollten, Läuse zu erwerben. Diese allgemeine Pro¬ 
phylaxe ist jedoch nicht einmal unter geregelten Verhältnissen, 
noch weniger aber bei mobilen Formationen, die heute da und 
morgen dort sind, wirksam durchführbar. Man wird also für 
die Bekämpfung der Phthiriasis bei unseren Pferden der Haupt- 
rache nach sich damit begnügen müssen, entsprechend wirk¬ 
same Mittel zur Hand zu haben, die es ermöglichen, in kurzer 
Zeit von Pedikulinen befallene Pferde zu entlausön im Verein 
mit Behandlungsmethoden, welche nicht viel Zeit in Anspruch 
nehmen und wenig umständlich sind. Aus diesem Grunde 
konnten insbesondere für Massenbehandlungen die üblichen 
Arzneimittel gegen Läuse und Haarlinge, wie Ungt. hydrargyr. 
einer., Tabakabkochungen, die von Eichhorn empfohlene 
Mischung von Ol. Rapae und Petroleum, ferner Creolin- und 




280 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 24. 


(Karbolsäure-Lösungen oder Arsenikpottaschemischungen usw., 
nicht in Betracht kommen, so wirksam sie vielleicht an sich 
gewesen wären. Die meisten dieser Arzneimittel, namentlich 
die graue Quecksilbersalbe, (und auch Waschungen mit nieder¬ 
prozentigen Sublimatlösungen) erfordern vor allem wegen ihrer 
Giftigkeit bei ihrer Verwendung besondere Aufmerksamkeit und 
sind schließlich nicht ganz ungefährlich, sofern es sich, was ja 
wohl meistens der Fall sein wird, um wiederholte Applikation 
handelt bei besonders stark verlausten Pferden. Abgesehen 
aber von der Ungiftigkeit bzw. Unschädlichkeit des läuse- 
tilgenden Arzneikörpers, ist namentlich bei der Behandlung von 
verlausten mobilen Pferdebeständen die leichte Beschaffung, 
die Billigkeit und möglichst starke Wirksamkeit in erster Linie 
maßgebend. Um diesen Forderungen zu genügen, so kommt 
für diese Verhältnisse ganz besonders meines Erachtens einzig 
und allein die leichte Applikation eines fix und fertig gestellten 
Puders in Betracht, der jederzeit leicht mitgeführt und sofort 
angewandt vcerden kann, und nicht erst auf umständliche Weise 
wässerige Lösungen und Salben hergestellt werden müssen. 

In Berücksichtigung all dieser Momente, insbesondere aber 
mit Rücksicht darauf, daß bei Massenbehandlungen, wie bei 
großen Pferdebeständen, wie Kavallerie- und Artillerieforma¬ 
tionen oder in Pferdedepots und Lazaretten, auch der Kosten¬ 
punkt und Zeitersparnis eine Rolle spielen, habe ich die übliche 
Behandlungsmethode mit den gebräuchlichen Arzneimitteln 
aufgegeben und ein in der Veterinärmedizin meines Wissens 
bislang noch unbekanntes Medikament versucht, das zweifellos 
bei der Behandlung der Phthiriasis auch bei unseren Pferden, 
möglicherweise auch bei den anderen Haustieren, eine außer¬ 
ordentliche Rolle zu spielen berufen ist. Dieses von dem In¬ 
stitute „Pharmakon“ (Sigm. Niklas, Posen, Theaterstr. 5) her¬ 
gestellte Präparat nennt sich Ikaphthisol. I ieses Prä¬ 
parat kommt als pulverförmige Substanz in den Handel, ist von 
schneeweißer Farbe und hat den Geruch des Kresols, jedoch 
nicht so vordringlich wie dieses. Die übrigen Ingredienzien 
des Ikaphthisol mit der wirksamen Substanz der hinsichtlich 
ihrer hervorragenden Desinfektionskraft bekannten Oxytoluole 
oder Kresylalkohole, die in ihrer Zusammensetzung auch den 
Namen Trikresolpuder führen, sind Magnesia carbonica, Bolus 
alba, Talcum venetum, Cresol. crud. und Sapo medicatus. 
Dieses Pulvergemisch ist relativ leicht und läßt sich infolge¬ 
dessen unschwer zerstäuben, so daß bei richtiger Anwendung 
Garantie vorhanden ist, daß es auch tatsächlich mit den zu 
tötenden Insekten in direkte Berührung kommt. 

Die ersten Versuche mit Ikaphthisol wurden nach einer 
Mitteilung der „Therapeutischen Monatshefte“ (Februar 1915) 
von den beiden Medizinern Herxheimer und Nathan an 
der dermatologischen Universitätsklinik zu Frankfurt a. M. 
sowohl rein theoretisch als auch praktisch in großem Umfange 
angestellt. Die Ergebnisse der theoretischen Experimente, die 
sie mit Kleiderläusen unter der Einwirkung verschiedener bis¬ 
her bei der Bekämpfung der Phthiriasis im Gebrauch gewesenen 
pulverförmigen Arzneikörper anstellten, waren die, daß bei¬ 
spielsweise 2 proz. Thymolpuder Läuse in etwa % Stunde 
tötete, 2 proz. Naphtholpuder dagegen selbst nach 2stündiger 
Versuchsdauer eine Einwirkung auf diese Insekten noch nicht 
ei kennen ließ. Auch konzentrierter Naphtholpuder betäubte 
die Läuse nur, tötete sie aber nicht, ebensowenig Flores 
Pyrethri, das Insektenpulver, das selbst nach zwei Stunden noch 


unwirksam blieb auf die Versuchstiere. Die stärkste Wirksam¬ 
keit übte nach diesen Versuchen 3 proz. Cresolpuder, d. h. 
Ikaphthisol aus, wo die Kleiderläuse schon nach 5—6 Minuten 
ihre Bewegungen sistierten und nicht wiedererlangten. Diese 
Versuche wurden in Reagenzgläschen dermaßen ausgeführt, 
daß die jeweils zu untersuchende Substanz mit den Läusen 
selbst in direkte Berührung nicht kam. Außer diesen Reagenz¬ 
glasversuchen experimentierten die beiden Ärzte auch nach der 
praktischen Seite hin, mit dem Resultate, daß die in Wäsche 
und den Kleidern befindlichen Läuse durch Einpudern mit 
Ikaphthisol restlos abgetötet wurden. 

Aus bereits oben erwähnten Gründen machte auch ich an 
einer Reihe von Pferden der Ersatz-Abteilung 4. Feldart.-Regts. 
dahier Versuche mit Ikaphthisol, die außerordentlich befrie¬ 
digten. Um die Einwirkung des läusetötenden Puders genauer 
verfolgen zu können, brachte ich verschiedene ausgewachsene 
und sehr lebhafte Exemplare von Hämatopinus macrocephalus 
unter das Mikroskop und konnte konstatieren, daß, wenn die 
Laus von dem Pulver auf der ganzen Körperoberfläche ein¬ 
gestäubt wird, ohne jedoch direkt verschüttet, zu werden, der 
Tod in zwei, längstens jedoch in fünf Minuten eintritt; bei 
weniger intensiven Berührung des Puders, namentlich wenn der 
Kopf außerhalb der Einwirkungssphäre des Ikaphthisol3 liegt, 
tritt vollständige Unbeweglichkeit der Laus in 5—6 Minuten 
ein. Unter krampfhaften Zuckungen der anfangs lebhaft ge¬ 
stikulierenden Extremitäten tritt der Tod ein. Ein weiteres, 
sehr gut genährtes Tier stand dermaßen unter der Ikaphthisol- 
wirkung, daß lediglich der Kopf unmittelbar von dem Puder 
berührt wurde. Das Tier reagierte sofort mit außerordent¬ 
lichen Abwehrbewegungen, die schon nach Minute an Inten¬ 
sität merklich nachließen. Nach 2 Minuten sind kaum sicht¬ 
bare Bewegungen des Kopfes noch wahrzunehmen, während die 
Extremitäten starr beiseite gestreckt werden. 

Um nun die Wertigkeit der zur Läusetötung bisher im 
Gebrauch befindlichen Medikamente im Verhältnis zu 
Ikaphthisol zu prüfen, ließ ich reine graue Quecksilbersalbe, 
5 proz. Creolinlösung, 1 proz. Karbolsäurelösung und Terpacid 
in Substanz, sämtliche Medikamente direkt auf je ein Versuchs¬ 
tier einwirken. Die in Hydrargyr. ein. eingebettete Laus lebt 
noch nach 35 Minuten; unter der Einwirkung von Creolin starb 
die Versuchslaus nach 6, von lprozentiger Karbolsäurelösung 
nach 8 und von reinem unverdünnten Terpacid nach 6 Minuten. 

Aus diesen kleinen Versuchen ergab sich, daß, abgesehen 
von der außerordentlich leichten Applikationsfähigkeit, die 
jederzeit ohne besondere Umstände durchgeführt werden kann, 
IkaphthisolweitausdasbesteLäusetilgungs- 
mittel ist, das wir zurzeit haben. Bei der praktischen 
Anwendung des Puders im Großen bei total verlausten Tieren, 
von denen ich namentlich eines Pferdes gedenke, das ganz 
unglaubliche Mengen dieser Parasiten beherbergte, bestätigten 
sich meine Beobachtungen unter dem Mikroskop. Nach relativ 
ganz kurzer Einwirkung (ca. 5—10 Minuten) konnten die 
Läusekadaver zu Hunderten aus den Haaren gekämmt.werden, 
die, absolut bewegungslos und trocken, wie Schuppen aus den 
Haaren fielen. 

1 ie Praxis dieser Art Entlausung mit Ikaphthisol ist außer¬ 
ordentlich einfach, indem man die Träger dieser Insekten, 
eventuell nach vorhergegangener Schur, am ganzen Körper 
mittels Streubüchsen, Gummibläsem oder dergleichen bestäubt, 





15. Juni 1916. 


daß man mit einem Wattebausch das Pulver aufträgt und 
mit der Hautoberfläche in Berührung zu bringen bestrebt ist. 
Je intensiver die direkte Berührung des lkaphthisol mit den 
Uiusen selbst statt hat, desto schneller ist der Erfolg. Sicher 
ist, daß sämtliche Läuse bei richtiger und sachgemäßer An¬ 
wendung des Medikamentes, insbesondere, wenn dasselbe durch 
Einkämmen unter die Haare gelangt, zu zugrunde gehen. Bei 
weniger verlausten Tieren wird eine einmalige fleißige Behand¬ 
lung genügen, um die Tiere von den lästigen Parasiten zu be¬ 
freien, bei heruntergekommenen Pferden wird eine Wieder¬ 
holung des Verfahrens zweckmäßig sein bis zum endgültigen 
Erfolg. lkaphthisol ist bei sachgemäßer Anwendung ziemlich 
sparsam im Gebrauch. Bei vollständiger Einpuderung eines 
Pferdes werden etwa 150—200 g benötigt. Der Preis hierfür 
beträgt ungefähr 20—30 Pf. (100 kg kosten 150 M.). Selbst 
bei ausgedehnter Anwendung wurden nicht die geringsten 
Reizerscheinungen beobachtet oder sonstige unangenehme 
Nebenwirkungen oder Vergiftungssymptome. 

Inwieweit lkaphthisol befähigt ist, auch andere auf dem 
Fell oder dem Gefieder von Tieren schmarotzende parasitischen 
Insekten zu töten, entzieht sich mangels des entsprechenden 
Versuchsmaterials meiner Kenntnis. Da jedoch der anato¬ 
mische Bau dieser Tiere, namentlich der Trichodektenspezies 
im allgemeinen sich dem der Läuse gegenüber wenig different 
verhält, durch ihre Lebensweise jedoch, indem sie die Haare 
ihres Wirtes mit ihren Mundwerkzeugen umklammern, die un¬ 
mittelbare Einwirkung des lkaphthisol noch besser garantieren, 
so mußten, was für die praktische Bekämpfung der verschieden¬ 
artigen Epizoen (auch der Flöhe, der Wanzen, der Mallopliagen, 
der Federlinge und anderer Insekten) auf dem jeweiligen Wirte 
stlbst von größter Bedeutung ist, die Angriffspunkte für ein 
sicher wirkendes Ungeziefermittel ungleich größer sein und 
dementsprechend die komplette Vernichtung auch dieser Haut¬ 
schmarotzer in relativ kürzerer Zeit bewirkt werden, als dies 
bei der Laus der Fall ist, die durch ihre schnellen Bewegungen 
ins Innere des Haarkleides entschlüpfen und bei oberflächlicher 
Behandlung gegebenenfalls der prompteren Einwirkung des 
Mittels sich entziehen kann. 


Zu dem Artikel „Versuche zur Seuchenbekämpfung 
mit Methylenblau“ in Nr. 22 der B. T. W. 

Von Veterinärrat Martens in Sangerhausen. 

In der Veröffentlichung aus dem Bakteriologischen In¬ 
stitute der Landwirtschaftskammer in Halle, betr. Versuche zur 
Seuchenbekämpfung mit Methylenblau, sind Angaben gemacht, 
die ich ihrer Fassung nach als nicht richtig hinstellen muß. 
Es wird durch sie der Glaube erweckt, als ob ich zu Versuchen 
mit Methylenblau gegen Schweinepest gewonnen sei. Das ist 
nicht der Fall! Im November 1913 wurde von dem Professor 
Dr. Rae bi ge r bei mir angefragt, ob ich geneigt sei, Ver¬ 
suche mit Methylenblau gegen den infektiösen Abortus der 
Kühe zu machen, da sich dieses Mittel in Amerika bewährt 
habe. Auf meine Zusage erhielt ich im Januar 1914 fünfzig 
Gramm dieses Mittels, ein Quantum, mit dem ich beim Rindvieh 
zur innerlichen Anwendung nichts anzufangen wußte. Da auch 
keine geeigneten Versuchsobjekte vorhanden waren, beschloß 
ich, das Methylenblau statt des teuren Pyoktanin gelegentlich 
bei Schweinepest in Anwendung zu bringen. Gegen letztere 


281 


Seuche hatte ich bereits seit 20 Jahren innerlich Medikamente 
wie Kreolin, Kalomel, Kreosot und zuletzt Pyoktanin ge¬ 
braucht. Auf das letzte Mittel bezieht sich auch der Schlu߬ 
satz 4 in meinem Artikel über die Behandlung der Schweine¬ 
pest (Nr. 51 der B. T. W. 1913). Im Februar 1914 hatte ich 
Gelegenheit, das Methylenblau bei der Schweinepest mit über¬ 
raschend günstigem Erfolge anzuwenden, worüber ich in 
Nr. 28 dieser Zeitschrift 1914 berichtet habe. Diese Behand¬ 
lung mit Methylenblau ist danach keine Folge einer An¬ 
regung des Professors Dr. R a e b i g e r, sondern bildet ein 
Glied in der Versuchsreihe, die Schweineseuche bzw. Schweine¬ 
pest durch innerliche Mittel zu heilen bzw. zu tilgen, eine 
Methode, die ich wohl zuerst angewandt und empfohlen habe. 


Referate. 

Studien zur Abderhaldenschen Reaktion (Methodik, Gravidität, 
Tuberkulose). 

Von Eugen Weise. 

(Arcli. f. Hyg. 8ß. Bd., 1916. 2. 11 . 3. U , S. 61.) 

Die W eise sehe Arbeit beschäftigt sich in ihrem ersten 
Hauptteile mit der Darstellung des Methodischen für das 
Abderhalden sehe Dialysierverfahren. Weise bean¬ 
sprucht, in dieser Beziehung besonders kritisch vorgegangen 
zu sein. Seine Darstellung der Methodik kann als vorbild¬ 
lich bezeichnet werden. Wenn er aber die außerordent¬ 
lich widerspruchsvollen Ergebnisse vieler Untersucher, be¬ 
sonders derjenigen, die der Methode einen praktischen Wert 
abgesprochen haben, damit erklärt, daß die Untersuchungen 
angestellt und Schlüsse aus ihnen gezogen worden wären, 
ohne daß die notwendigen Voraussetzungen bei der Aus¬ 
übung des Verfahrens von den Untersuchern beachtet 
worden wären, dürfte er fehlgehen. Ebenso wie er haben sich 
andere Untersucher zunächst eingehendst mit allen Einzel¬ 
heiten der Methodik vertraut gemacht, ohne daß diese die 
von Weise erzielten Ergebnisse erreicht hätten. 

Die Untersuchungen Weises im 2. Teile der Arbeit be¬ 
ziehen sich auf den Nachweis der Gravidität und 
Tuberkulose. Es hat nicht in W e i s e s Ab.'icht gelegen, 
eine erschöpfende Darstellung der Literatur auf diesem Ge¬ 
biete zu geben. Immerhin wäre eine genauere Aufzählung der 
veterinär-medizinischen Literatur, die, wie Weise selbst 
angibt, noch keinen großen Umfang hat, angezcigt gewesen. 
Zum mindesten hätten die in diesen Arbeiten wiedergegebenen 
Gesichtspunkte eine Berücksichtigung bei der Bearbeitung 
der Frage finden müssen. Beispielsweise werden bei den 
Versuchen Weises zur Feststellung der Schwangerschaft 
Mitteilungen über die Ausführung von Kontxollproben mit 
anderen Organen als Plazenta nicht gemacht. 

Die Untersuchungsergebnisse W eises sind im Vergleich 
zu denen anderer Autoren außerordentlich günstig ausgefallen, 
wenigstens soweit sie sich auf die Feststellung der Schwanger¬ 
schaft bei Schafen und Rindern sowie der Tuberkulose bei 
der letztgenannten Tierart beziehen. 

Plazentaeiweißabbauende Fermente hat Weise im 
Sörum nicht trächtiger Schafe und Rinder so gut wie nie nach- 
weisen können. „Die seltenen Fehlreaktionen, die das Serum 
nicht trächtiger Schafe und Rinder zeigt, dürften nicht gegen 
die praktische Verwendbarkeit sprechen, wenn man die 
Graviditätsreaktion nicht als einziges, ausschlaggebendes 


BERUNER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 






282 


No. 24. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Moment für die Diagnose annimmt, sondern sie nur zur 
Unterstützung des klinischen Befundes heranzieht. Die Fest¬ 
stellung der Trächtigkeit mit Hilfe des Dialysierverfahrens 
unter Anlehnung an die Anamnese und den klinischen Be¬ 
fund erleichtert die Diagnose Gravidität oder Nichtgravidität 
sehr. Das Abderhalden sehe Dialysierverfahren ergänzt 
die bisherigen, zur Trächtigkeitsdiagnose bei Schafen und 
Kindern verwandten Methoden, wesentlich/ 4 

Zu diesen Ausführungen ist insofern Stellung zu nehmen, 
als der absehwüchende Standpunkt der Weise sehen Aus¬ 
führungen gegenüber den erzielten Ergebnissen befremdend 
wirkt. Weise erhielt bei 13 trächtigen Rindern in 100 Proz. 
der Fälle positive Diagnosen, von 140 nicht trächtigen Tieren 
reagierten 137 negativ, also 97,9 Proz. Sollten Nachprüfungen 
der Weise sehen Ergebnisse zu demselben Resultate führen, 
so müßte die Diagnose der Schwangerschaft mittels des 
Dialysierverfahrens als eine geradezu ideale Methode zur 
Feststellung der Schwangerschaft angesehen werden. 

Nicht anders liegen die Untersuchungsergebnisse bei 
Schafen. Weise erzielte hier in 100 Proz. bei trächtigen 
Tieren positive Ergebnisse. Es sind jedoch nur die Sera von 
drei Tieren geprüft worden, von denen zwei mit Schafplazenta 
negativ, aber mit menschlicher und Schweineplazenta positiv 
reagierten. Im dritten Falle war das Verhalten ein umge¬ 
kehrtes. Das Serum ergab eine positive Reaktion bei Ver¬ 
wendung von Schaf- und menschlicher Plazenta, nicht da¬ 
gegen bei Schweineplazenta. Dieser Teil der Weise sehen 
Versuchsergebnisse macht jedenfalls keinen überzeugenden 
Eindruck. Unter 50 untersuchten, nicht trächtigen Schafen 
hat Weise nur einmal Abbau von Plazenta festgestellt, d. h. 
auch hier hat er nur 2 Proz. Fehlreaktionen gehabt 

Für die Feststellung der Trächtigkeit bei Schweinen eignet 
sich nach W eise das Dialysierverfahren (merkwürdigerweise 
d. Ref. ) nicht. 

Bei gesunden, tuberkulosefreien Rindern hat Weise nur 
in 2 Proz. aller Fälle einen Abbau von normaler Lunge und 
tuberkulöser Pleura erhalten. Bei tuberkulosefreien Tieren 
trat mit tuberkulöser Lunge überhaupt keine Fehlreaktion auf. 
Bei tuberkulösen Tieren zeigte sich in allen Fällen Abbau 
tuberkulös veränderter Organe. 

Auch hier nimmt Weise trotz seiner als ganz ausge¬ 
zeichnet anzusehenden Versuchsergebnisse einen abwartenden 
Standpunkt ein. „Zur Feststellung der Tuberkulose bei 
Rindern ist das Dialysierverfahren ein wertvolles Diagnosti- 
kum, es weist nicht mehr Fehlreaktionen auf als die Tuber¬ 
kulinprobe. Es muß aber seine praktische Brauchbarkeit erst 
durch weitere umfangreiche Nachprüfungen erprobt werden.“ 

Pfeiler. 

(Aus der Chirurgischen Klinik der Kgl. Tierärztlichen Hochschule 
zu Dresden. Direktor: Obermedizinalrat Prof. Dr. Roeder.) 

Untersuchungen über die Entstehung der chronischen 
Samenstrangentzündung bei Wallachen. 

Von Gerhard Goller, Tierarzt in Ulm. 

(Inaufir -Dissort., Dresden-Leipzig. 191-1 .) 

Im ganzen hat der Verfasser 250 Wallachen im Durch¬ 
schnittsalter von 12—18 .Jahren untersucht und dabei 3 mal 
Botryomykose und 1 mal eine Furunkulose der Skrotalhaut, 
1 mal eine botryomykotische und 1 mal eine akute eitrige Sa- 
menstraiigentzündung naehweisen können. Die botryoinvko- 


tisehen Veränderungen der Skrotalhaut waren 2 mal unabhängig 
von der Kastration und 1 mal im Anschluß an die Kastration 
entstanden. Der Furunkel befand sich in einer trichterförmigen 
Einstülpung der Skrotalhaut; derartige Einstülpungen sind eine 
prädisponierende Ursache für eine Infektion der Skrotalgegend. 
Die wichtigste Beobachtung war eine botryomykotische Samen¬ 
strangentzündung, die sekundär von der Haut aus entstanden 
war. Dies konnte dadurch bewiesen werden, daß die älteren, 
entzündlichen Veränderungen in der Haut waren. Dann ist 
noch eine akute beiderseitige eitrige Samenstrangentzündung 
bemerkenswert, die sekundär von einer Wunde aus, die in der 
Nähe der Präputialmündung lag, entstanden, war. - 

Die von Kasselmann und Hauptmann vertretene 
Ansicht, daß es sich bei allen im späteren Alter auftretenden 
infektiösen Samenstrangentzündungen um ein Wiedererwachen 
latenter Keime, die bei der Kastration eingedrungen sind, 
handelt, ist nicht richtig, sondern es kann zu jeder Zeit eine 
Infektion der Skrotalhaut resp. des Samenstranges stattfinden. 
An und für sich entstehen die infektiösen Samenstrangent¬ 
zündungen vor allem im Anschluß an die Kastration, aber man 
darf auch hier kein Schema aufstellen, da es Ausnahmen von 
der Regel gibt. Gl. 

Arteriitis petrificans. 

(Milt. d. Ver. bad. Tierärzte, I! 15, Nr. G) 

Bezirkstierarzt Seltenreich berichtet über einen Fall 
von Naehhandlähmung bei einem 1K Jahre alten Farren. Bei 
der Fleischbeschau zeigten sich die hintere Aorta und ihre 
nach den Hintergliedmaßen abzweigenden Äste infolge Kalk¬ 
einlagerung zu starren Röhren umgewandelt. An der Intima 
war stellenweise geselnvüriger Zerfall zu sehen. 

J. Schmidt. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevernann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. Juni 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden and Gehöfte sind — letztere In Klammern — 
bei Jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. 1 Ge¬ 
meinde, 1 Gehöft, Gerdauen 1, 1. Reg.-Bez. Gumbinnen : 
Rugnit 1, 1, Pillkallen 2, 2, Stallupönen 1, 1, Darkehmen 1, 1, 
Angerburg 1, 1, Goldap 4, 4 (davon neu 2 Gern. 2 Geh.). 
Reg.-Bez. A11 e n s t e i n : Johannisburg 1, 1, Lyck 1, 1, Neidenburg 
5, 5 (3, 3), Osterode i. Ostpr. 2, 2. Reg.-Bez. Marien werder : 
Strasburg i. Westpr. 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Potsdam: Ost- 
prignitz 1, 1. Reg.-Bez. Frankfurt: Friedeberg i. Nm. 1, 1. 
Reg.-Bez. Stettin: Naugard 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Köslin: 
Dramburg 1, 1. Reg.-Bez. Posen: Samter 1, 1. Neutomisehel 
1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Znin 1, 1. Wongrowitz 1, 1, Gnesen 
1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Liegnitz: Rothenburg i. O. L. 1, 1. 
Reg.-Bez. Oppeln: Pleß 1, 1. Reg.-Bez. Magdeburg: Garde¬ 
legen 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Cassel : Witzenhausen 1, 1. Reg.-Bez. 
C-öln: Euskirchen 1 , 1 . Mecklenburg-Schwerin: Schwerin 2, 2 
(2, 2), Rostock 1, 1, Malchin 1, 1, Waren 1, 1. Insgesamt: 
31 Kreise, 41 Gemeinden, 41 Gehöfte; davon neu: 11 Ge¬ 
meinden, 11 Gehöfte. 

Lunoenseuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Frankfurt: Weststernberg 1 Gemeinde, 
1 Gehöft (davon neu: 1 Gemeinde, 1 Gehöft). 

Pockenseucbe. Beschälseuche. 

Frei. 




15. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


283 


MuH- und Klauenseuche und Schweineseuche (elnschl. Schweinepest). 




■aal- anil 


Schwelneseuehe 

Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Klauenseuche 

elntohL Schweinepest 

Kreise 

Ge- 

Ge- 

Kreise 

Ge- 

Ge- 


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meinden 

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Preußen: Königsberg . . . 

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10 

18 

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Gumbinnen. 

3 


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4 

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8 

Allenstein. 

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4 

10 

13 

Danzig. 

1 


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3 

3 

3 

Marienwerder. 

l 


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5 

10 

11 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

4 

Potsdam. 

4 

8 

12 

12 

27 

31 

Frankfurt. 

1 

1 

l 

10 

23 

26 

Stettin. 

2 

2 

2 

3 

10 

13 

Köslin. 

1 

2 

2 

4 

5 

5 

Stralsund. 

1 

2 

2 

4 

10 

10 

Posen . 

3 

4 

4 

15 

25 

26 

Bromberg. 

2 

2 

2 

7 

13 

13 

- Breslau. 

2 

2 

2 

20 

78 

97 

Liegnitz. 

— 

— 

— 

17 

49 

56 

Oppeln. 

2 

2 

2 

14 

34 

37 

Magdeburg. 

3 

3 

3 

3 

6 

7 

Merseburg. 

3 

4 

4 

9 

14 

15 

Erfurt. 

1 

1 

1 

3 

10 

10 

Schleswig. 

8 

21 

29 

3 

3 

3 

Hannover. 

2 

2 

2 

3 

6 

8 

Hildesheim. 

— 

— 

— 

5 

6 

6 

Lüneburg.• 

— 

— 

— 

5 

7 

7 

Stade . 

3 

4 

4 

— 

— 

— 

Osnabrück. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Aurich. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 

— 

3 

3 

4 

Minden . 

1 

1 

1 

2 

3 

3 

Arnsberg. 

1 



7 

10 

15 

Kassel. 

3 



9 

34 

73 

Wiesbaden. 

2 



6 

19 

24 

Koblenz ..*.••• 

1 

1 

1 

6 

12 

17 

Düsseldorf. 

1 

1 

1 

2 

3 

3 

Köln. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Trier. 

— 

— 

— 

4 

6 

7 

Aachen. 

— 

— 

— 

3 

3 

4 

Sigmaringen. 

1 

1 

8 

1 

1 

1 

Bayern: Oberbayern . . . 

12 

19 

41 

2 

3 

3 

Niederbayern. 

1 

1 

2 

2 

5 

5 

Pfalz. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Oberpfalz . .. 

Oberfranken. 

1 

1 

1 

1 

1 

2 

1 

3 

1 

Mittelfranken. 

4 

5 

42 

2 

5 

6 

tJnterfranken. 

2 

2 

3 

1 

J 

1 

Schwaben. 

7 

24 

68 

1 

1 | 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Chemnitz . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Dresden . 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Leipzig . 

1 

1 

1 

3 

3 

3 

Zwickau . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

5 

8 

14 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

2 

3 

31 




Jagstkreis . 

4 

4 

4 




Donaukreis . 

12 

28 

83 




Baden: Konstanz . 

2 

2 

2 

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Freiburg . 

Karlsruhe . 

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Mannheim . 

2 

3 

7 

5 

11 

16 

Hessen . 

2 

2 

7 

5 

9 

13 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

Sachsen-Weimar. 

5 

1 

14 

1 

44 

1 

5 

2 

11 

4 

12 

17 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 



1 

1 

2 

Oldenburg . 

1 



2 

2 

2 

Braunschweig. 

2 



5 

15 

1 

22 

Sachsen-Meiningen .... 

1 

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1 

2 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Anhalt. 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie.... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

1 

1 

1 

3 

5 

7 

Lübeck. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hamburg. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Elsaß-Lothringen . . . . . 

6 

14 

52 

4 

5 

9 . 

Deutsches Reich 

139 

234 

528 

268 

570 

722 

Davon in Preußen 

62 

94 

115 

209 

471 

581 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Verfügung, betreffend Abgabe von Fleisch an flelsohlosen Tagen. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IAIe 2246 M. f. L. II b 5622 M. f. H. u. G. 

V 13124 M. d. Ir 

Berlin, den 12. Mai 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten. 

Auf Grund der Bestimmung im §10 Abs. 2 der Verordnung 
zur Einschränkung des Fleisch- und Fettverbrauchs vom 28. Ok¬ 
tober 1915 (Reichs-Gesetzbl. S. 714) ermächtigen wir die Orts¬ 
polizeibehörden, die Abgabe von Fleisch an fleischlosen Tagen im 
Einzelfallc ausnahmsweise dann zuzulassen, wenn bei längerer 
Aufbewahrung ein Verderb des Fleisches zu befürchten ist. Von 
dieser Ermächtigung ist namentlich auf dem Lande für den Verkauf 
von Fleisch auf Freibänken und für den Verkauf von Fleisch von 
notgeschlachteten Tieren Gebrauch zu machen. Da dort Freibänke 
vielfach nicht mit Kühleinrichtungen versehen sind, würde es zu 
einem Verderben des Fleisches führen können, wenn der Verkauf 
von Fleisch, insbesondere auch der Verkauf des oft nur beschränkt 
haltbaren Fleisches von not geschlachteten Tieren, grundsätzlich 
und ausnahmslos an den fleischlosen Tagen verboten bliebe, was 
unbedingt vermieden werden muß. 

Durch diese Befugnis der Ortspolizeibehörden wird die in der 
Ausführungsanweisung zur Bekanntmachung zur Einschränkung 
des Fleisch- und Fettverbrauchs vom 28. Oktober 1915 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 714) und vom 1. November 1915) — II b 13926 M. f. H. ? 
IA Ie 11618 M. f. L. und V. 13908 M. d. I. — zu § 10 erteilte 
Ermächtigung an die höheren Verwaltungsbehörden nicht berührt. 

Der Minister des Innern, von Loebell. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. 

I. A.: L u s e n s k y. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. A.: Graf von Keyserlingk. 

Die Milchwirtschaft in der Türkei. 

In dem Handelsberichte des k. k. österr. Konsulats in Kon 
stantinopel für das Jahr 1914 finden sich über die milchwirtschaft¬ 
lichen Verhältnisse in der Türkei nachstehende interessante Mit 
teilungen. 

„ln keiner Stadt ist es mit der Milchversorgung verhältnismäßig 
so schlecht bestellt wie in Konstantinopel. Die Hauptsache ist der 
Mangel an einer rationellen Milchwirtschaft. Die Umgebung bietet 
kein entsprechend fruchtbares Gebiet, wo die nötigen Futtersorten 
gedeihen könnten. Diese müssen, selbst Heu und Stroh, von weit 
entfernten Gegenden gebracht werden und sind daher verhältnis¬ 
mäßig sehr teuer. Da andererseits die Verkehrsmittel nicht ge¬ 
nügende sind, um von den weiter entfernteren Gegenden schnelle 
und regelmäßige Zufuhren sichern zu können, kann dortselbst keine 
Milch zum Versand gebracht, sondern höchstens Butter her¬ 
gestellt werden. Bei Herstellung derselben fehlt es auch gewöhn¬ 
lich an Fachkenntnis; außerdem scheint es den Erzeugern nicht 
daran gelegen zu sein, reine Ware auf den Markt zu bringen, so 
daß die inländische Butter im Vergleich zur europäischen als minder¬ 
wertig bezeichnet werden muß. Diese Verhältnisse, die allerdings 
seit langer Zeit bestehen, haben seit dem Balkankrieg eine Ver¬ 
schlechterung erlähren, weil die Bevölkerung von Thrazien, welche 
sich mit Viehzucht befaßte, zum Teil überhaupt ausgewandert, zum 
Teil verarmt ist und der Viehbestand dieser Provinz zugrunde 
ging. 1 Liter Milch kostet in normalen Zeiten in Konstantinopel 
40—60 Heller, bessere Butter 6 Kr. (1 Kr. = 100 Heller — 0,86 M.) 
das Kilogramm, diese Preise haben während des Krieges um fast 
50 Proz. zugenommen. Ein fortwährender Grund der Verminderung 
des Viehbestandes ist in den häufigen Viehseuchen gelegen, die man 
trotz aller Bemühungen nicht eingrenzen kann. Die Türkei führt 
eben in normalen Zeiten sehr viel Vieh aus Südrußland und der 
Krim ein, welche Gegenden als Hauptherde der Rinderpest gelten. 
Dadurch sind immer neue Gegenden der Verseuchung ausgesetzt. 
Das Wilajet Konstantinopel hat in den ersten drei Monaten des Be¬ 
richtsjahres 12 081 Kühe eingeführt. Infolge der geringen Milch¬ 
erzeugung hat die Türkei in den letzten Jahren durchschnittlich 
Milcherzeugnisse im Werte von 50 000 000 Piaster eingeführt (100 Pi¬ 
aster = 18,45 M.). Hiervon entfallen mehr als 7 000 000 Piaster auf 
Bulgarien. Nach Warensorten geordnet, wurden eingeführt: ver¬ 
schiedene Käsesorten für 8 000 000, allerlei Kunstbutter für 
25 000 000, frische Butter für 1 000 000 und kondensierte Milch für 
1 000 000 Piaster. Diese Ziffern beziehen sich natürlich auf normale 
Zeiten, während heute infolge der Transportschwierigkeiten ein 
wesentlicher Ausfall zu verzeichnen ist. Eine frühere Statistik des 
türkischen Ackerbauministeriums beziffert die Anzahl von Kühen 
im ganzen Reich auf 6 653 000 Stück. In Konstantinopel selbst 




























284 


No. 24. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


sollen insgesamt 4700 Kühe vorhanden sein, so daß nach einer an¬ 
nehmbaren Schätzung auf den einzelnen Einwohner der Hauptstadt 
jährlich kaum etwas mehr als 7 Liter Milch entfallen, was im Ver¬ 
gleich zu anderen Orten verschwindend gering ist. Dies ist um so 
auffallender, als die eingeborene Bevölkerung besondere Vorliebe 
für Milchspeisen hat und der Milchverbrauch bei Zunahme der Er¬ 
zeugung außerordentlich erhöht werden könnte. Freilich muß er¬ 
wähnt werden, daß neben Kuhmilch auch Schaf-, Ziegen- und 
Büffelmilch genossen wird.“ 

Milohgewinnung im Stalle. 

1. Die Kuhstäude sollen kurz sein, so daß der Hinterteil der 
Tieic mit der Jauchegrube abschneidet. 

2. Die Kühe sollen kurz angebunden werden. Bei zu reichlichem 
Spielraum verunreinigen die Tiere ihr Lager sehr stark und er¬ 
schweren dadurch die Sauberkeit der Euter. 

3. Man sorge für größte Sauberkeit im Stalle, Regelung der Luft¬ 
temperatur sowie für reichlichen Zutritt von Licht und Luft. Sehr 
empfehlenswert ist es, die Decke und die Wände recht oft mit 
Kalkmilch zu streichen. 

4. Man beschaffe reichliche, saubere und gesunde Einstreu. 
Altes Stroh aus Mieten, altes Bettstroh, verschimmeltes oder solches 
Stroh, das irgendwie muffig oder dumpfig riecht, ferner Kartoffel¬ 
kraut, Heidekraut und dergleichen können als geeignete Einstreu¬ 
mittel nicht bezeichnet werden. 

5. Ebenso achte man peinlich auf die Unverdorbenheit der 
Futtermittel. Angeschimmeltes Heu und Stroh, angefaulte oder 
angefrorene Kartoffeln, Rüben, Wrucken und sonstige Hackfrüchte, 
muffige, verschimmelte und ranzige Kraftfuttermehle, faulig ge¬ 
wordene, eingesäuertc Rübenblätter und Rübenschnitzel usw. sind 
für Milchvieh vollständig ungeeignet. Mit Vorsicht zu füttern ist 
der grüne Senf, auch Wrucken dürfen nur im Stalle selbst auf be¬ 
wahrt werden, weil sonst der Geschmack der Milch und der Butter 
sehr erheblich leiden. 

6. Bei der Rübenblätterfütterung im Herbste vergesse man nicht 
als Gegengewicht das entsprechende Rauhfutter und eine kleine 
Beigabe von phosphorsaurem Kalk, etwa 30—50 g pro Kopf und Tag. 

7. Nach allen laxierenden Futtermitteln, nach schroffem Fütte- 
rungs- und Witterungswechsel, Erkältungen oder sonstwie darm¬ 
reizend wirkenden Einflüssen pflegt der Geschmack der Butter 
recht empfindlich zu leiden und die Butter unrein und unhaltbar 
sowie schwer verkäuflich zu werden. 

8. Man putze die Tiere fleißig mit Striegel und Bürste; die Haut¬ 
pflege wirkt äußerst günstig auf das Wohlbefinden und den Milch¬ 
ertrag der Tiere ein. 

9. Man säubere namentlich das Euter und die dem Euter benach¬ 
barten Bauchpartien jedesmal kurz vor dem Melken mit einem 
sauberen, trockenen Strohwisch oder mit einem sauberen, trockenen 
Lappen oder Handtuch. 

10. Die Milch kranker und medikamentös behandelter Kühe, 
sowie auch frische Biestmilch behalte man zu Hause. 

11. Das Melkpersonal soll gesund sein, während des Melkens 
öfter die Hände waschen und saubere, staubfreie, am besten 
leineue Kleidung tragen. 

12. Man füttere nach dem Melken oder eine angemessene Zeit 
vor dem Melken, aber niemals während des Melkens, um keinen 
Staub aufzuwirbeln. Aus demselben Grunde sollen während des 
Melkens auch alle anderen Stallarbeiten, wie Putzen, Fegen, Aus¬ 
misten usw. unterbleiben. 

13. Man melke die Tiere gut aus und zwar mit der trockenen 
Hand (fausten). Das Befeuchten der Finger und der Zitzen mit 
Milch und das Strippen, sowde das Daumenmelken oder Knebeln 
sind nicht nur sehr unsaubere, sondern auch leicht zu Euterent¬ 
zündungen führende Handhabungen. 

14. Sofort nach der Gewinnung aus dein Euter soll die Milch 
geseiht werden, noch ehe größere Schmutzpartikel zur Auflösung 
Zeit gewinnen. 

15. Alle Seihtücher müssen nach ihrer Benutzung sofort sehr 
sauber gewaschen und getrocknet werden. 

16. Die Milch soll keine Minute länger im Stalle stehen bleiben, 
als dies unumgänglich nötig ist. Das Seihen, Umgießen, Entlüften, 
Kühlen und gegebenenfalls das sofortige Zentrifugieren der Milch 
muß außerhalb des Stalles geschehen. (Landmann.) 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Uber Roborin-Kraftpulver. 

Von Dr. Fleischhauer, Crone a. Br. 

Viele Pferdebesitzer werden in der Kriegszeit die Erfah¬ 
rung gemacht haben, daß ihre Pferde infolge des mangelnden 
Futters heruntergekommen sind und sich in Form und ihrem 
ganzen Äußern zu ihrem Nachteil verändert haben. Bedenkt 
man, daß die Tiere trotz ihrer schweren Arbeit nicht mehr in 


dem Maße gefüttert werden können, wie in Friedenszeiten, so 
erklärt sich ihr augenblicklicher Körperzustand. Man muß in¬ 
folgedessen darauf bedacht sein, den Pferden ein Kräftigungs¬ 
mittel zu verabreichen, welches gleichzeitig den Appetit anregt 
und vor allem eine ausgiebige Ausnutzung der täglichen Futter¬ 
ration hervorruft Diese Bedingung erfüllt in weitgehendster 
und günstigster Weise das konzentrierte Roborin-Kraftpulver 
der Firma Lingner (Aktiengesellschaft, Abteilung Roborin), 
Dresden. Zunächst will ich, um Mißverständnissen vorzu¬ 
beugen, betonen, daß dieses Roborin-Kraftpulver nicht als tat¬ 
sächliches Futtermittel, wie z. B. Hafer, anzusprechen ist, 
sondern, daß es durch seinen Gehalt an Eisen, welches 
w ie im Blut der Tiere als Hämoglobin darin enthalten ist, zur 
Knochen-, Blut- und Muskelbildung anregt. Das Hämoglobin 
bewirkt eine Erhöhung des Stoffumsatzes und wird haupt¬ 
sächlich hierdurch der günstige Einfluß auf den Gesamtorganis¬ 
mus hervorgerufen. Aus diesem Grunde ist Roborin-Kraft¬ 
pulver ein Mittel, welches die größte Beachtung verdient, denn 
der Einfluß, den es auf geschwächte, heruntergekommene und 
rekonvaleszente Pferde ausübt, ist direkt in die Augen fallend. 
Bei Verabreichung des Roborins können besondere Extra-Zu¬ 
lagen wegfallen, natürlich müssen Hafer, Häcksel, Heu usw. 
in normaler Menge weitergegeben werden. Ich selbst habe 
Roborin bei meinem eigenen Pferde seit zirka lMi Jahren aus- 
probiert und bin so damit zufrieden und von dem Werte des 
Mittels überzeugt, daß ich es nie ausgehen lasse. Bemerken 
will ich, daß ich meinem Pferde kein Heu gebe, es erhält nur 
die vorgeschriebenen drei Pfund Hafer, ferner das nötige Bei¬ 
futter und täglich 50 Gramm Roborin. Und trotzdem sieht das 
Pferd, obwohl es täglich große Touren zu erledigen hat, rund 
und wohlgenährt aus und geht ständig im flotten Trab. Da 
der Preis des Mittels sehr gering ist, die tägliche Dosis von 
50 Gramm kostet zirka 25 Pf., dürfte es sich wohl lohnen, einen 
Versuch mit konzentriertem Roborin-Kraftpulver zu machen. 

Giftige Futterunkräuter. 1 ) 

Von Fritz Krause, Assistenten an der Abt. für Pflanzenkrank¬ 
heiten des Kaiser Wilhelm-Instituts zu Bromberg. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Meine Herren! Von den für Vergiftungen durch Verfüttern 
spezieller in Frage kommenden Giftpflanzen kann ich hier 
nur eine bescheidenere Zahl kurz streifen, und zwar möchte ich dies 
nur für solche Pflanzen tun, die häufig und in Mengen bei uns Vor¬ 
kommen, dem Vieh leicht zugänglich sind und von denen einwand¬ 
frei Vergiftungsfälle bekannt sind. Hierzu gehört zunächst der 
Mohn. 

Wegen seines Gehaltes an Opium kann das Verfüttern des¬ 
selben verschiedenen Tieren leicht verderblich werden, und zwar 
ist dies namentlich der Fall, wenn er sich in größeren Mengen 
unter Klee befindet. Bei mohnhaltigem Klee jedoch, der als Heu 
geworben und in kleinen Gaben mit Stroh zu Häcksel geschnitten 
verfüttert wurde, zeigten sich keine krankhaften Zustände bei den 
Futtertieren. Von den meisten Tieren wird die Aufnahme auch 
des beim Ausjäten eventuell gewonnenen Mohns nicht verweigert, 
und die Tiere erkranken dann später, weshalb also Vorsicht bei 
derartigem Futter geboten erscheint. Nach dem Genüsse der 
Pflanzen verfallen Kühe und Pferde bald in Tobsucht, wobei sich 
häufig auch krampfhafte Zustände bemerkbar machen; Schweine 
und Schafe zeigten ebenfalls nach der Mohnfütterung ungewöhn¬ 
liche Unruhe. Die giftigen Bestandteile sind in allen Pflanzen- 
teilen enthalten, es zeigten sich daher auch Erkrankungen beim 

*) Vortrag gehalten im Landwirtschaftl. Verein Kujawien in 
Bromberg am 5. Januar 1916. 






15. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


285 


Verfüttern der Kapseln und Samen mit anderen Abfällen der 
Getreidereinigung. 10 ) 

Außerordentlich zahlreich sind in der Fachliteratur Berichte 
über Vergiftungen durch Kornrade, aber fast ebenso zahlreich 
auch die Anschauungen über die Giftwirkung. Nach eigenen 
Erfahrungen erscheint es keinem Zweifel zu unterliegen, daß Rade- 
samen, in größeren Mengen verfüttert, sehr nachhaltig auf die 
Gesundheit der meisten Vieharten ein wirken kann. Hauptsächlich 
scheinen jedoch Schweine gegen das Radegift empfindlich zu sein. 
Einwandsfreie Beobachtungen liegen auch für Vergiftungen mit 
tödlichem Ausgange bei Pferden nach der Kleiefütterung, die mit 
Rade verfälscht war, vor. Auf Grund verschiedener Fütterungs¬ 
versuche kommen zwar manche Versuchsanstellcr zu dem Ergebnis, 
daß die Verfütterung von Rade unbedenklich sei, geben aller¬ 
dings die Möglichkeit zu, daß nicht jeder Same giftig zu sein 
braucht, sondern daß eine eventuelle Giftigkeit von verschiedenen 
bisher noch unbekannten Ursachen abhängig sei. 

Brandei n ) isolierte aus dem Radesamen verschiedene Ver¬ 
bindungen, wie Sapotoxin, Sapogenin und Agrostemmasäure, von 
denen das Sapotoxin ein besonders starkes Blutgift ist. „Schon 
in einer Verdünnung des reinen Präparates von 1 :5000 trat eine 
sofortige Auflösung der Blutkörperchen ein, die selbst noch bei 
Verdünnungen von 1 :50 000 beobachtet werden konnte. Ebenso 
schädigte das Agrostemma-Sapotoxin in ganz geringen Mengen 
das Muskel- und Nervengewebe.“ An größeren Versuchstieren 
ließen sich jedoch keine toxischen Wirkungen feststellen. Trotz¬ 
dem betont auch Brandei, „daß man aber bei der Verfütterung 
von kornhaltigen Mehlen an Kälber und an Schweine, welche der 
reinen Milchnahrung entwöhnt werden sollen, sehr große Vorsicht 
üben muß, während ganz gesundes Großvieh solches Futter ohne 
Schaden verträgt.“ Auch hier will er aber die Fütterung sofort 
unterbrochen wissen, sobald sich Verdauungsstörungen einstellen. 
Wenn nach allen uns vorliegenden Fütterungsversuchen bei Gro߬ 
tieren vielfach auch keine schädlichen Radewirkungen eintreten, 
so zeigen doch andererseits ebenso viele Fälle aus der Praxis einen 
tödlichen Ausgang und zwar nicht nur bei Schweinen, sondern 
auch bei Rindern und Pferden. Eigentümlicherweise werden größere 
Rademengen zu manchen Zeiten und von manchen Pferden ohne 
Schaden vertragen. Für dieses merkwürdige Verhalten hat man 
aber bisher vergeblich nach Gründen gesucht. „Nach einem Gut¬ 
achten der Berliner Tierärztlichen Hochschule ist aus Beobachtun 
gen ähnlicher Art die Vermutung abzuleiten, daß der größere oder 
geringere Grad der Gefährlichkeit der Radefütterung durch den ge¬ 
sunden oder kranken Zustand der Magen- und Darmschleimhaut 
bedingt wird.“ ,2 ) Für den Praktiker wird danach die Radefütterung 
aber immer eine bedenkliche Sache bleiben, da er etwas Positives 
über den Gesundheitszustand der Verdauungsorgane seiner Futter¬ 
tiere in den meisten Fällen von vornherein nicht weiß. Die Krank¬ 
heitssymptome nach der Aufnahme von Rade äußern sich in Kolik¬ 
erscheinungen, Erbrechen, Speicheln, Schlingbeschwerden, allge¬ 
meiner Lähmung, Zittern, Pupillenerweiterung und angestrengter 
Atmung. Eine Gewöhnung an das Gift tritt, wie vielfach in der 
Literatur behauptet wird, nicht ein. 

Nach mehreren Beobachtungen scheint auch die Kornblume, 
wenn sie in größeren Mengen verfüttert wird, nicht ganz unbe¬ 
denklich zu sein, da einigemale Lähmungserscheinungen bei 
Rindern beobachtet wurden. Ebenso verhält es sich mit den 
Samen des Feldrittersporns, die auch schon von Kraft 18 ) als 
verdächtig und von N o b b e u ) als nicht ganz unbedenklich ange- 


10 ) M e i e rh o f e r. Einführung in die Biologie der Blüten¬ 
pflanzen. Stuttgart 1907. 

n ) Verhandl. d. 28. Hauptversammlung landw. Versuchst, zu 
München. 

,a ) Getreide und Htilsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und 
Futtermittel, mit bes. Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die 
Heeresverpflegung. Herausgegeben im Aufträge des Königl. Preuß. 
Kriegsministeriums, n. Teil. Berlin 1895. 

1# ) Die Pflanzenbaulehre. 8. Aufl. Berlin 1908. 
u ) Handbuch der Samenkunde. Berlin 1876. 


sprochen werden Block l5 ) beobachtete Vergiftungen bei 
Pferden und Schafen. 

Auf Waldwiesen werden die bekannten weißen und gelben 
Anemonen (Anemone nemorosa und ranunculoides) dem Weidevieh 
oft verderblich. Sie enthalten als giftige Substanz Anemonin, das 
die Funktionen des Zentralnervensystems aufhebt und unter Um¬ 
ständen unter Lähmungserscheinungen und Krämpfen zum Tode 
der Weidetiere führt. Von dem Kamtschadalen werden die Pflan¬ 
zen dazu benutzt, um die Pfeile zum Robbenfang damit zu ver¬ 
giften. Weniger gefährlich ist die Anwesenheit der Anemone¬ 
arten im Heu, da durch das Trocknen der Pflanzen das Gift z. T. 
verflüchtigt und in seiner Wirkung abgeschwächt wird. 

Sehr gefährlich ist des weiteren das Verfüttern der Hahnen¬ 
fußarten und besonders des Gifthahnenfußes (Ranunculus sceleratus), 
obwohl auch die anderen, häufiger vorkommenden Arten, wie 
Ackerhahnenfuß (R. arvensis), scharfer (R. acer) und kriechender 
Hahnenfuß (R. repens) nicht minder Gefahr bringen können. Selbst 
in getrocknetem Zustande wirken sie nicht unbedenklich. Die 
Pflanzen enthalten ein flüchtiges, die Augen heftig reizendes und 
auf der Haut blasenziehendes öl, Eigenschaften, die von Bettlern 
früher häufig dazu benutzt wurden, um namentlich bei Kindern 
üble Geschwüre auf der Haut zu erzeugen, wodurch das Mitleid 
mildtätiger Menschen noch mehr erregt werden sollte. Diesem 
Umstande verdankt der Gifthahnenfuß wohl auch den vielerorts 
üblichen Namen Verbrecherhahnenfuß. Beim Vieh erzeugen die 
Pflanzen Erbrechen, Speicheln, Taumeln, plötzliches Zusammen¬ 
brechen und eventuell den Tod. Hauptsächlich wurden Vergif¬ 
tungen bisher bei Kühen und Schafen beobachtet. 

Ferner wird die Sumpfdotterblume, vielerorts auch Kuhblume 
(Caltlia palustris) genannt, dem Vieh bei der Weide auf sumpfigen 
Wiesen schädlich, obgleich sie nur mit Widerwillen von demselben 
gefressen wird. Nach mehreren Literaturangaben ist sie im jungen 
Zustande Kühen, Schafen und Ziegen weniger schädlich, als in 
älterem. Neuere Ermittlungen sprechen sich aber dahin aus, daß 
sie beim Rindvieh in allen Vegetationsstadien Magenentzündungen. 
Durchfall und Abnahme der Milchproduktion hervorruft. 

Hin und wieder wird auch über Vergiftungen durch den 
pfirsichblättrigen Knöterich (Polygonum Persicaria) berichtet. 
Pferde fressen die Pflanze sehr gerne, weniger beliebt ist sie jedoch 
bei Schafen. In einigen Fällen wurden Vergiftungen mit tödlichem 
Ausgange durch die Pflanze bei Schweinen, in anderen Entzün¬ 
dungen des Magens, der Harnblase und Lähmungen konstatiert. 

Nach dem Genuß von Nachtschatten, Hühner- oder Sautod 
(Solanum nigrum) zeigten sich besonders bei Rindern, Schweinen 
und Ziegen Kreuzschwäche, Lähmungen des Körpers und der 
Herzmuskulatur. 

Für die an Wegerändern, auf Triften und Sandfeldern oft in 
großen Massen auftretende Cypressenwolfsmilch (Euphorbia Cv- 
parissias) sind mehrfach Vergiftungen bei Rindern, Schafen und 
Ziegen zu verzeichnen gewesen. Unter den mir vorliegenden 
Literaturnotizen hierüber ist besonders ein Fall interessant, in dem 
sich nach dem Genuß von Milch von Tieren, die Wolfsmilch ge¬ 
fressen hatten — es handelte sich um Ziegen — beim Menschen 
choleraähnliche Zustände einstellten. 

Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen erkrankten ferner 
durch Aufnahme des einjährigen Bingelkrautes (Mercurialis 
annua). Die erwähnte Pflanze tritt aber nur stellenweise häufiger 
und in größeren Mengen auf. In Westpreußen ist das Vorkommen 
sogar relativ selten. Die Krankheitsäußerungen bestanden in Blut- 
l.arnen, Entzündungen der Verdauungsorgane, Zittern und be¬ 
schleunigter Atmung. Das in den Pflanzen enthaltene giftige Prin¬ 
zip ist Mercurialin, welches ebenfalls durch Trocknen an Wirk¬ 
samkeit verliert. 

Außerordentlich nachhaltig sind die Vergiftungen durch die 
Schirlingsarten, da der Tod der Tiere gewöhnlich schon nach 24 
bis 48 Stunden unweigerlich eintritt. Am bekanntesten sind Ver¬ 
giftungen bei Rindern, sie treten aber auch bei allen anderen Tier¬ 
arten auf, da das in den Pflanzen enthaltene Cicutin resp. Coniin zu 


r> ) Vorschläge zur Bekämpfung schädl. und giftiger Unkräuter. 
Sonderabdr. d. Landw. Zeitschr. f. d. Rheinprovinz. Bonn 1910. 






286 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 24. 


den absoluten Giften gehört. Die todbringenden Eigenschaften der in 
den Pflanzen enthaltenen Gifte waren bereits ja schon im Alter¬ 
tum bekannt, da die Pflanzen mehrfach dazu benutzt wurden, um 
unliebsame Staatsgefangene durch die aus den Pflanzen herge¬ 
stellten Gifttränke in ein besseres Jenseits zu befördern. 

Auch die Familie der Gramineen beherbergt einen giftigen Ver¬ 
treter in dem eingangs schon erwähnten Taumellolch (Lolium 
temulentum), bei dem die Giftwirkung der Samen durch einen 
zwischen der Samenschale und der Aleuronsehieht vegetierenden 
Pilz verursacht wird. Zwar tritt dieser zur Gruppe der Brand¬ 
pilze gehörende Pilz nicht gleichmäßig und immer in allen Pflanzen 
auf; fehlt aber doch nur in relativ wenigen Fällen gänzlich. 
H a n i g 16 ) stellte ihn bei seinen Untersuchungen über die Gift¬ 
wirkung des Taumellolchs in 96 Proz. von Pflanzen fest. Beach¬ 
tenswert erscheint es, daß es H a n i g auch glückte, Taurnellolch 
zu züchten, der frei von Pilzen war und bei dem dann keine gif¬ 
tigen Futterwirkungen eintraten. Durch diese Versuche erbrachte 
er also den experimentellen Nachweis, daß die Giftwirkung der 
Taumelkörner erst durch die Anwesenheit des Pilzes bedingt wird. 
W enn, wie ich eingangs schon hervorhob, der Taumellolch von 
einigen Autoren nicht für giftig gehalten wird, so könnte man 
nach den H an ig sehen Untersuchungen wohl annehmen, daß diese 
Versuchsansteller in ihren diesbezüglichen Experimenten entweder 
pilzfreie Pflanzen verwendeten oder die Pflanzen nur eine geringe 
Pilzinfektion aufzuweisen hatten. Vorzugsweise tritt der.Taumel¬ 
lolch unter Gerste und Hafer auf, fehlt aber auch im Roggen nicht 
gänzlich. So beobachtete ihn H i 11 n e r ,7 ) in Bayern im Jahre 1906 
im Roggen sogar zu 50 Proz. Bei Pferden, Rindern und Schweinen 
verursachte das in den pilzbesetzten Pflanzen enthaltene Loliin 
Erbrechen, Schwindel, Betäubung, Krämpfe, Bewußtlosigkeit und 
führte in mehreren Fällen zum Tode der genannten Tiere. 

Sehr bekannt und gefürchtet, besonders in Süddeutschland, 
sind auch die Vergiftungen durch die Herbstzeitlose (Colchicum 
nutuinnale). In der Provinz Posen tritt die Herbstzeitlose nur im 
Kreise Koschmin (auf den Bürgerwiesen) und in Westpreußen nur 
im Kreise Schlochau auf. Meines Wissens wurden durch das von 
den Pflanzen beherbergte Colchiein Vergiftungen bisher für Pferde, 
Rinder, Schweine, Schafe, Hühner und Enten beschrieben. Milch¬ 
vergiftungen durch Colchiein scheinen im Vergleich zu den übrigen 
hier genannten Giften am häufigsten beobachtet worden zu sein. 

Außerordentlich oft wird von den Tierhaltern endlich über die 
giftige Futterwirkung des Sumpfschachtelhalmes oder des soge¬ 
nannten Duwok geklagt (Equisetum palustre), der durch seinen 
Gehalt an Equisitin so nachteilig auf den Gesundheitszustand der 
Tiere einwirkt. Mit Ausnahme von Pferden, und hierin besteht 
gerade für diese eine erhöhte Gefahr, wird der Duwok von den 
übrigen in Betracht kommenden Tieren nicht gerne gefressen. Am 
heftigsten äußerten sich seine "Wirkungen bei Pferden und Rindern. 
In dem äußerst interessanten und wohl auch allgemein bekannten 
Werke Lohmanns '*) erwähnt dieser, daß dem Ackerschachtel¬ 
halme die giftigen Eigenschaften fehlen und er daher als harmloses 
Futter anzusprechen sei. Tch möchte bei dieser Gelegenheit aber 
nicht unerwähnt lassen, daß sich in neueren amerikanischen Ar¬ 
beiten *•) Nachrichten befinden, nach denen auch Vergiftungen bei 
Pferden durch den Ackerschachtelhalm eingetreten seien. 

Außer den hier angeführten Pflanzen, die unter normalen Ver¬ 
hältnissen fast in allen Wirtschaften dem Vieh zugänglich sind 
oder zugänglich gemacht werden, können gelegentlich natürlich 
auch Vergiftungen durch alle anderen Giftpflanzen cintreten. So 
sind u. a. vereinzeltere Vergiftungsfälle bei Schafen nach dem Ge¬ 
nuß von rotem Gänsefuß (Chenopodium rubrum), dem gern. 

Iw ) Uber pilzfreies Lolium temulentum. Bot. Ztg. Jahrg. 65, 
1907. Abt. I, S. 25—37. 

,7 J Praktische Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz. 
1906. 

’*) Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts - Gesellschaft. 
Heft 100, 1904. 

,0 ) Bulletin <>f. Miscrllanoos Information. 1912, Nr. 3 und 
Canada Dep. of. Agrie. Central Exper. Farm. Report of the Domi¬ 
nion Botanist H. F. Gtissow for the vears ending March 31. 1911 u. 12. 


Schwalbenschwanz (Cynanchum Vineetoxicum), dem Bilsenkraut 
(Hyoscyamus* niger) und dem Wasserpfeffer (Polygonum Hydro- 
piper) beschrieben worden, bei Schweinen durch den unechten 
Gänsefuß (Chenopodium hybridum), bei Pferden ebenso bei Kalben 
durch die Osterluzei (Aristolochia Clcmatitis) und den Pferde¬ 
fenchel (Oenanthe aquatica). Sie sehen aus den wenigen Mittei¬ 
lungen w r ohl schon zur Genüge, meine Herren, daß es eine unum¬ 
gängliche Notwendigkeit ist, die Fütterung und die Futterplätze 
unserer Nutztiere möglichst genau zu überwachen, um uns vor 
Schäden und pekuniären Ausfällen zu schützen. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Oberveterinär Dr. A. Schattke (Oberveterinär im Ulan.- 
Regt. Nr. 21 in Chemnitz). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Feldunterveterinär Lutte-Richter vom Pferdelazarett 
der 41. Inf.-Div. 

Veterinär Heinz Dreisörner (Tierarzt in Seehausen 
i. Altmark). 

Veterinär Dr. Wilhelm Gerdes (Tierarzt in Striegau). 
Feldunterveterinär Fritz Itzen (Studier, der Tierärztl. 
Hochschule zu Hannover). 

Oberveterinär Eduard Heichlinger (Tierarzt in Linden¬ 
berg). 

Veterinär Rein hold Nohl (Tierarzt aus Blofeld). 
Veterinär Dr. Erwin Seifert (Tierarzt aus Schenefeld). 
Oberveterinär Dr. Carl Boerner (Tierarzt aus Haynau). 
Veterinär Albert Stratmann (Tierarzt aus Barop). 
Unterveterinär Klemens Capelle (Tierarzt in Sterkrade). 
Veterinär Dr. Hans Schwarz (Tierarzt in Jordansmühl). 
Oberveterinär Dr. Kurt Kregenow (Tierarzt in Tellingstedt). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Fritz Huber aus Lahr 
(Studier, der Tierärztl. Fakultät der Universität München). 
Unter veterinär Erich Berndt aus Wernersdorf. 

Veterinär Richard Neumann (Tierarzt in Gollnow). 
Oberveterinär Dr. Johannes Schwarz (Assistent au 
der Tierärztl. Hochschule in Dresden). 

Siebenondnennzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 4. Juni bis Sonnabend, den 10. Juni. 

Die Panzerfeste Vaux, in die bereits am 2. Juni eine 
deutsche Abteilung unter Leutnant Rackow eingedrungen war, 
ist am 6. ds. Mts. in vollem Umfange in unsere Hände ge¬ 
fallen, dabei wurden 700 Franzosen zu Gefangenen gemacht. 
Auch die Hänge beiderseits des Werkes und der Höhenrücken 
südwestlich von Damloup wurden erstürmt. Alle französischen 
Gegenangriffe wurden unter schwersten Verlusten für den An¬ 
greifer zurückgeschlagen. 

Die Überlegenheit unserer Flieger hat sich auch im Mai 
glänzend bew r ährt. Während unsere Gegner im Laufe dieses 
Monats 47 Flugzeuge, darunter 36 im Luftkampf verloren, haben 
w ir nur 16, darunter 11 im Luftkampf eingebüßt. 

Der noch von den Engländern gehaltene Rest des Dorfes 
Hooge sowie die westlich und südlich anschließenden Gräben 
wurden genommen, so daß das gesamte Höhengelände südöst¬ 
lich und östlich von Ypern in einer Ausdehnung von über 
3 km in unserem Besitz ist. Die Engländer hatten bei diesen 
Kämpfen schwere blutige Verluste. 

Während bei der Hindenburgfront nur kleinere Unterneh¬ 
mungen stattfanden, hat im südlichen Teil der Ostfront die 
bereits erwartete russische Entlastungsoffensive für Italien in 
einer Ausdehnung von 350 km von Kolki bis herunter nach 
Beßarabien unter vielfach schwerstem Trommelfeuer und mit 
gewohnter rücksichtsloser Menschenverschwendung eingesetzt. 
Besonders im Bereich der Front des Erzherzogs Josef Ferdinand 
in Wolhynien wurde schwer gekämpft. Die Stadt Luck am 




15. Juni 1916. 


, BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


287 


östlichen Ufer der Sfcyr mußte geopfert werden und nördlich 
von Okna in der Bukowina mußten die Österreicher ihre 
Truppen in eine 5 km südlich vorbereitete Linie zurück¬ 
nehmen. Auf allen übrigen Teilen der Angriffsfront wurden 
die Russen unter schwersten Verlusten abgeschlagen. 

i Trotz dieser Entlastungsoffensive der Russen haben die 
Italiener in Südtirol weitere Niederlagen erlitten. Südwest¬ 
lich von Asiago haben die Österreicher den Busibollo und öst¬ 
lich von Asiago den Monte Maletta, daran anschließend den 
Monte Castelgomberto genommen. Seit Beginn des Monats 
Juni haben die Österreicher rund 13 000 Gefangene gemacht, 
darunter 243 Offiziere, ferner 18 Maschinengewehre und 6 Ge¬ 
schütze erbeutet. 

Die Türken haben an der kaukasischen Front Mamachatun 
und die anliegenden Stellungen genommen und die Russen 
hier über 40 km nach Osten zurückgedrängt. In Südpersien 
haben feie die in Richtung Kasri-Sehirin-Khankin operierenden 
Russen .bei letzterem Orte empfindlich geschlagen. 

Über die Größe der im letzten Bericht erwähnten, für die 
Deutschen siegreichen Seeschlacht in der Nordsee geben die 
Verlustziffern den besten Aufschluß. Selbst von amtlicher 
englischer Seite ist der Gesamtverlust der Engländer auf 
117 750 Kriegsschifftonnen zugegeben — in Wirklichkeit dürfte 
er erheblich höher sein —, dem 60 720 Kriegsschifftonnen Ver¬ 
luste der Deutschen gegenüberstehen. Der deutsche Sieg ist 
unter der geschickten Führung des Admirals von Scheer durch 
das treffliche Zusammenwirken unserer Artillerie — und Tor¬ 
pedowaffe errungen worden. 

Zu dieser schweren Niederlage der Engländer tritt noch 
ein sehr schmerzlicher Verlust durch den Untergang des Panzer¬ 
kreuzers „Hampfehire“, der sich mit Lord Kitchener und seinem 
Stabe an Bord auf dem Wege nach Rußland befand. Der 
Staatsmann hat hierbei nebst seinem Stabe sein Leben ein¬ 
büßen müssen, ein für England in dieser Zeit harter Schlag 
von weittragendster Bedeutung. N e v. 

Zar Beförderung im Yeterinärofflzierkorps. 

In den Nummern 12 und 15 der B. T. W. werden die 
Mängel, die noch in den Beförderungsverhältnissen der Vete¬ 
rinäroffiziere vorhanden sind, ausreichend beleuchtet. In einem 
Bundesstaate liegen die Verhältnisse noch ungünstiger als in 
Preußen und Bayern, das ist in Sachsen. Hier gibt es aktive 
Oberveterinäre, die 36—37 Jahre alt sind, fast 13 Jahre als 
Veterinäroffiziere, davon 5 Jahre als Oberveterinäre dienen und 
die noch lange keine Aussicht haben, zu Stabsveterinären auf¬ 
zurücken. Durch die Bestimmung, daß die Beförderungen 
nach Maßgabe der vorhandenen Friedensstellen stattfinden 
sollen (bei keiner anderen Offizierskategorie werden dadurch 
die Beförderungen so eingeschränkt), weiterhin dadurch, daß 
Abgänge in den höheren Stellen fast nicht stattgefunden haben, 
stockt die Beförderung völlig. Und wird ein Oberveterinär be¬ 
fördert, dann zum überzähligen Stabsveterinär, obwohl eine 
Anzahl Regimentsveterinärstellen von Oberveterinären, aktiven 
oder solchen der Reserve, bekleidet werden. Überhaupt könnte 
die Stellenbesetzung allenthalben zweckentsprechender ein¬ 
gerichtet sein. Als Hindernisgrund gegen eine Beförderung 
könnte nur der angeführt werden, daß die aktiven Oberveteri¬ 
näre die Stabsveterinärprtifung noch nicht abgelegt haben. 
Dann hätten Kurse eingerichtet werden können. Wenn 
sie lange Zeit hindurch Regimentsveterinärgeschäfte geführt 
haben, dann werden sie ohnehin reif zum Stabsveterinär sein. 
Unter diesen Beförderungsverhältnissen leiden natürlich auch 
die Oberveterinäre der Reserve, von denen selbst diejenigen, die 
durch Ablegung des amtstierärztlichen Examens ein gewisses 
Anrecht auf Beförderung sich erworben haben, in diesem 


Kriege kaum noch auf ein Aufrticken hoffen können, von den 
Oberveterinären der Reserve ohne amtstierärztliches Examen 
ganz zu schweigen. Beiden nützt aber eine Beförderung nach 
dem Kriege auch nichts! Wenn eingewendet wird, daß Beförde¬ 
rungen aus Geldmangel nicht stattfinden können, so braucht 
nicht zuerst bei den Veterinären mit dem Sparsystem ange¬ 
fangen zu werden. In Sachsen kommt nun noch vor allem 
hinzu, daß eine Beförderung der Oberveterinäre zu Stabs¬ 
veterinären gegenüber Preußen und Bayern um zwei Jahre 
später stattfindet, wie aus dem Vergleich des Unterveterinär¬ 
dienstalters (bei anderen Offizieren ist eine analoge Alterfest¬ 
stellung nirgends durchgeführt) hervorgeht. 

Die ungedienten landsturmpflichtigen Tierärzte sind besser 
weggekommen; denn unter ihnen befinden sich Stabsveteri¬ 
näre, die jünger an Jahren und Approbation sind, als eine An¬ 
zahl aktiver Oberveterinäre und der Reserve. Bei dem 
Wohlwollen, das die Heeresverwaltung in diesem Kriege den 
Veterinären gezeigt hat, werden diese ungünstigen Verhältnisse 
sicher bald beseitigt werden, wenn die Korpsveterinäre der 
stellvertretenden Generalkommandos mit ihrer Fürsprache die 
Interessen ihrer Veterinäroffiziere energisch vertreten werden. 

H. 


Der dritte Lehrgang für Tierärzte in Berlin. 
I. Verträge an der Tlerftrztliohea Hecheohule. 


Stunde 

19. Juni 

20. Juni 

21. Juni 

9—10 

Die anatomischen 
Befunde bei der 
Rotzkrankheit. 
Geh.Reg.Dr.Schütz. 

Die klinischen An¬ 
zeichen der Rotz¬ 
krankheit. Geh. 
Reg. Dr. Eggeling. 

Die anatomischen 
Befunde bei der 
Rinderpest Geh. 
Reg. Dr. Schütz. 

Impfung zum 

Schutze gegen die 
Rinderpest Geh. 
Ob.-Reg.Dr. Never- 
mann. 

10-11 

Die klinischen An¬ 
zeichen der Rinder¬ 
pest. Geh. Reg. 
Dr. Eggeling. 

Seuchenbekämp¬ 
fung im Heere. 
Korpsstabsveter. 
Wöhler. 

11—12 

Anpassung der 

Pferdefütterung an 
die Kriegsverhält 
nisse. Geh. Reg. 
Dr. Zuntz. 

Anpassung der 

Pferdefütterung an 
die Kriegsverhält- 
nisse. Geh. Reg. 
Dr. Zuntz. 

12-1 

Seuchenbekämp¬ 
fung im Inlande 
während des 
Krieges. Geh. Ob. 
Reg. Dr. Never- 
mann. 

Seuchenbekämp¬ 
fung im Inlande 
während des 
Krieges. Geh. Ob. 
Reg. Dr. Never- 
mann. 

Einrichtung und 
Betrieb der Blut¬ 
untersuchungs¬ 
stelle des bakterio¬ 
logischen Labora¬ 
toriums der Militär- 
Veterinär-Aka¬ 
demie. Korpsstabs¬ 
veter. Tröster. 


2. Vorträge an der Mllitär-Veterinär-Akademle für die kommandierten 
Veterinärofdzlere. 


Stunde 

19. Juni 

20. Juni 

21. Juni 

4- 5 

5— 6 

Blutuntersuchung, 
Blutentnahme und 
Führung derListen. 
Korpsstabsveter. 
Tröster. 

Dienstliche Be¬ 
stimmungen über 
die Seuchenbe¬ 

kämpfung imHeere. 

Korpsstabsveter. 

Bächstädt. 



Die Vorlesungen werden unentgeltlich gehalten. Anmeldungen 
zu den Vorlesungen sind an das Büro der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule zu richten. 


- Der Sieger in der Nordseeschlacht, Vizeadmiral Scheer, 
stammt aus einer Tierarztfamilie. Der Großvater des Helden, 
Kreistierarzt Scheer, war beamteter Tierarzt in Eschwege, des¬ 
gleichen später ein Bruder seines Vaters, der dort bis zu seinem 
Tode im Jahre 1889 tätig war. 






288 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. , 


No. 24. 


— Vom englischen Veterinärkorps. Ein Besucher der britischen 
Feldarmee teilt in der Tgl. Rdsch. mit, daß das Veterinärkorps 
aus 700 Offizieren und 8000 Mann (Hufschmiede, Hilfspersonal? 
Die Schriftl.) bestehe. Im Laufe der ersten Monate wurden 
81000 Pferde behandelt und von diesen 47 000 geheilt. Längs 
der Front befinden sich zahlreiche Krankenställe für Pferde, 
die dem Herzog von Portland und dem Earl von Lonsdale, den 
beiden bekanntesten Pferdezüchtern von England, unterstehen. R. 


Bücherbesprechungen. 

Neue Eingänge. 

— Unsere Pferde. Sammlung zwangloser hippologischer Abhand¬ 
lungen. 50. Heft. Das Pferd, unsere wirksamste Waffe im Kriege. 
Von Freiherr Hans von Barnekow. Stuttgart, 1916 Verlag von 
Schickhardt & Ebner (Konrad Wittwer). Preis geheftet 2 Mark. 

— Untersuchungen über Eierstocks- und EUeitergeschwfllste beim 
Haushuhn. Von Piof. Dr. A. Eber und Dr. A. Kriegbaum. Zeitsehr. f. 
Krebsforschung, Bd. XV. 1916. (Sonderabdruck.) 

— Die Verwandtschaft der sogenannten Typen der Tuberkelbazillen. 
Bericht, erstattet auf dem X. Internationalen tierärztlichen Kongreß in 
London 1914, von Prof. A. Eber, Direktor des Veterinär-Instituts der 
Universität Leipzig. Tuberculosis, Nr. 7. (Sonderabdruck) 

— Cfgnolln als Heilmittel der Psoriasis. Vpn P. H. Unna. Erweiterter 
Sonderabdruck ans: „Dermatologische Wochenschr “, Bd. 62, 1916. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Ober- 
veterinär Dr. Georg Quaas. — Das Herzogl. Braunschw\ Kriegs¬ 
verdienstkreuz: dem Oberveterinär Johannes Seemann in Meinersen.— 
Die Großh. Hess. Tapferkeitsmedaille: dem Stabs- und Regiments¬ 
veterinär Dr. Ernst Pflugmacher , Kreistierarzt in Groß-Wartenberg. — 
Das Bayer. Militär-Verdienstkreuz 3. Kl. mit Krone u. Schwertern: 
dem Herrn Friedrich Oerter, Student an der Tierärztl. Fakultät der 
Universität München. — Der Titel als Veterinärrat: dem Kreiß- 
tierarzt Karl Becker in Barntrup. 

Ruhestandsvertetzung: Bezirkstierarzt 0. Baller in Wolfstein. 

Verzogen: Oberstabsveterinär a. D. Heinrich Engel von Glogau 
üacli Finsterwalde (N.-L.). 

In der Armee: Befördert: zum Oberveterinär: der Veterinär 
der Res. Dr. Grether (I. Stuttgart) beim Res.-Feldart-Regt. Nr. 26. — 
Unter Beförderung zum Veterinär auf Kriegsdauer bei den Veterinär¬ 
offizieren angestellt: der Unterveterinär Friedrich Schmid bei der 
immobilen Landst.-Batt. XIII. A.-K. — Für die Dauer ihrer Ver¬ 
wendung im Kriegsveterinärdienst zu Feldhilfsveterinären ernannt: 
die nichtapprobierten Unterveterinäre (Feldunterveterinäre) Augustin 
Barth (Ellwangen) bei der Prov.-Kol. Nr. 202, 13, Heinrich Stolch 
(Ellwangen) beim Res.-Pferdelazarett XIV. A.-K., Max Immendörfer 
(I. Stuttgart) beim Landw.-Inf.-Regt. Nr.*, 122, Rudolf Biedermann 
bei der Art.-Mun.-Kol. Nr. 8 (F), 13., Otto Bretzler beim Pferdedepot 
Nr. 1, 13., Wilhelm Ott beim Ulanen-Regt. Nr. 19. — Befördert zu 
Veterinären unter Vorbehalt der Patentierung: die Unter veterinäre 
der Res. Berger im L.-B. II Dresden, beim Feldart.-Regt. 12; Lublinsky 
im L.-B. II Dresden, beim Staffelstab 159; Niemann, Oberveterinär 
der Res. im L.-B. Wurzen, beim Feldart.-Regt. Nr. 78, zum Stabs¬ 
veterinär ohne Patent; zu Oberveterinären: Seifert, Veterinär im L.-B. 
Pirna, bei der Etappen-Inspektion der Südarmee; der auf Kriegsdauer 
angestellte Veterinär Eysser (Mergentheim) bei der Kav.-Eskadron 
Nr. 8, 8. — Unter Beförderung zu Veterinären werden auf Kriegs¬ 
dauer bei den Veterinäroffizieren angestellt: die Unterveterinäre 
Dr. Hungerbühhr (Rottweil) bei der Korpsschlächterei 13. Armee¬ 
korps; Dr. Mühleck (Mergentheim), beim Res.-Feldart-Regt. Nr. 29. — 
Im aktiven Heere: Befördert: zum Ober veterinär: der Veterinär 
Dr. Walter Heinichen des 1. Feldartillerie-Regts., mit Patent vom 
10. Februar 1916; im Beurlaubtenstande: der Abschied bewilligt: 
dem Stabsveterinär Otto Heichlingcr der Landwehr 1. Aufgebots 
(Landshut). — Befördert: zum Stabsveterinär: der Oberveterinär 
Peter Höllisch der Landw. 1. Aufgebots (Nürnberg) mit Patent vom 
25. August 1915 vor dem Stabsveterinär Dr. Franz Schicäbcl der 
Landwehr 1. Aufgebots (Ingolstadt); zu Veterinären ohne Patent 
in der Reserve: die Unterveterinäre Otto Schiestl (Regensburg), 
Friedrich Pissl (Kempten), Gustav Zirklcr (Ansbach), Franz Steiger 
(Kaiserslautern) und Joseph Loibl (II. München). — Für die Dauer 
des mobilen Verhältnisses aogestellt unter Beförderung zu Veterinär¬ 
offizieren: Krücken (Münster), Unterveterinär a. D. beim Ers.-B. 
Fußart.-Regts. Nr. 7, zum Oberveterinär; zu Stabsveterinären ohne 
Patent: Kennel (St. Wendel), Oberveterinär d. Landw. a. D. bei der 
Ers.-Esk. Ulan.-Regts. Nr. 15; die Oberveterinäre der Landw'. a. D. 
(Beamte): Voß (II. Altona) bei der 3. Landst.-Eskadron IX. A. K.; 
Locucl (Guben) bei der II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 18; Stahl¬ 


mann (I Hannover) beim »Provinz-Pferdedepot Namur; die Obff. 
veterinäre a. D. (Beamte): Perl (Kiel) beim Mil.-Gouvemement Flock i 
Raupach (Neutomischel) bei der Ers.-Eskadron Regts. Königs jä*§f 
zu Pf. Nr. 1. — Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angesteufe 
Veterinäroffiziere befördert: Westmatteimann (Münster), Oberstabf- 
veterinär b. stellvertr. Gen.-Kommando VI. A.-K., zum Korpsstgfc#- 
veterinär; Schwartx (Deutsch-Krone), Veterinär b. Res.-Fußart.-Rg^t. 
Nr. 15, zum Oberveterinär. — Als Veterinäroffiziere für die Dauer 
des mobilen Verhältnisses angestellt: als Stabsveterinär: die Tier¬ 
ärzte: Molihof (V. Berlin) bei Etappen-Pferdedepot 4 der 4. Armee; 
Stange (Bitterfeld) bei der Etappen-Insp. 3; Otto Meier (Göttingen) 
bei der Res.-Fernspr.-Abt 9 des IX. Res.-Korps; als Oberveterinär: 
die Tierärzte: Dennemark (Düsseldorf) bei der Res.-Ers.-Eskadron 
VII. A.-K.; Dr. Busse (Rawitsch) bei der Ers.-Eskadron Ulan.-Regts. 
Nr. 10; Michael Schmitt (I. Trier) beim Res.-Feldart.-Regt. Nr. ÖL — 
Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte Vetorinär- 
offiziere befördert: zu Stabsveterinären: die Obervetgrinäre: 
Dr. Ewald Franke (I. Breslau) beim Ersatz-Pferdedepot Breslau; 
Jacobi (Gleiwitz) beim Staffelstabe 512; Dr. Kormann (Görlitz) beim 
Staffelstabe 513; Schnitzler (Jülich) bei der Feldluftschifferabteil. 37; 
Eberhardt (II. Königsberg) beim Feldart.-Regt. Nr. 82; Zimmermann 
(Offenburg) beim Fußart.-Regt. Nr. 20; Dr. Freitag (Schwerin) beim 
Feldart.-Regt Nr. 93; Franz (Weimar) b. Etappen-Pferdelazarett II 
der 11. Armee; zu Oberveterinären: die Veterinäre: Dr. Fehse 
(V. Berlin) bei der Fuhrp.-Kol. 1 des III. A.-K.; Koeppcn (V. Berlin) 
beim Ers.-Pferdedepot III. A.-K.; Schröder (V. Berlin) bei der Feld¬ 
luftschiffer-Abt. 3; Paul Schulz (V. Berlin) b. Feldart.-Regt. Nr. 217; 
Boeck (Bitterfeld) beim Pferde-Laz. Magdeburg; Blume (Bonn) beim 
Etapp.-Pferdedepot Nr. 11 d. 8. Armee; Wall (II. Bremen) beim Ers.- 
Drag.-Regt. Nr. 17; Bausch (I. Darmstadt) bei d. Mag.-Fuhrp.-Kol. 6 
d. Etapp.-Insp. 5; Dr. Martin (I. Darmstadt) beim Ers.-Pferdedepot 
Wiesbaden; Johannes Fischer (Deutz) b. Ers.-Pferdedep, d. VIII. AK; 
Wütmann (Eisenach) bei der Fuhrp.-Kol. 178 der 10. Ers.-Div.; 
Schüfflcr (Erfurt) bei der Etappen-Fuhrp.-Kol. 2 des XIX. A.-K; 
Abel (Görlitz) bei der Train-Ers.-Abt. Nr. 5; Spincke (Guben) beim 
Res.-Pferdedepot 33 d. 40. Res.-Korps; Dr. Kirsten (Hagen) bei der 
Ers.-Train-Abt. Nr. 9; Dr. Paul Meyer (Halle) beim Staffelstab 396; 
Heyck (II. Hamburg) bei der I. Landst.-Esk. IX. A.-K.; Schaumann 
(Lübeck) beim Pferdedepot der 101. Inf.-Division; Dr. Oskar Meyer 
(Mannheim) beim Res.-Pferde-Laz. 22 d. XXII. Res.-Korps; Fhreyer 
(Minden) beim Feldart.-Regt. Nr. 92; Scheel (Neutomischel) bei der 
Fuhrp.-Kol. 6 d. Garde-Res.-Korps; Bachor (Rawitsch) bei d. 1. mob. 
Ers.-Esk. V. A.-K.; Sindt (Schleswig) bei d. Res.-Fuhrp.-Kol. 108 <L 
XXXX. Res.-Korps; Schwarte (Soest) bei der 3. Landst-Esk. des 
XIV. A.-K.; Lamprecht (Tilsit) beim Etappen-Pferde-Lazarett 1 der 
12. Armee; Paul Müller (Weißenfels) beim Res.-Pferde-Laz. 1 des 
XXXX. Res.-Korp8. — Als Veterinäroffiziere für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellt unter Beförderung zu Veterinären: 
die Unterveterinäre: Kalus (Aachen) bei der Train-Kol. der Etapp.- 
Telegr.-Dir. der 5. Armee; Wiegmann (Anklam) bei der Feldart.- 
Abt. 87; Wüstefeld (Aschersleben) beim Pferde-Laz. d. 6. Kav.-Div.; 
Poetzsch (V. Berlin) bei d. Etapp.-Mun.-Kol. 3 der Etapp.-Insp. 12: 
Dr. Senft (V. Berlin) b. Pferde-Laz. Brandenburg; Nikolaus Müller 
(Bonn) bei d. Ers.-Esk. Hus.-Regts. Nr. 7; Ernst (II. Braunschweig) 
bei der Prov.-Kol. 6 des X. A.-K.; Fickert (Brieg) beim Hus.-Regt. 
Nr. 13; Nimx (Bromberg) beim Res.-Fußart.-Regt. Nr. 9; Rütershof 
(Coesfeld) b. Ers.-Pferdedepot II, Sennelager; Dr. Herberg (Crefeld) 
bei der 1. Landw.-Esk. XVin. A.-K.; Steffens (I. Düsseldorf) beim 
Staffelstabe 388; Dr. Kegel (I. Düsseldorf) bei d. Ers.-Abt. Feldart.- 
Regts. Nr. 10; Jakob Schmidt (Flensburg) beim Etapp.-Pferdedepot 1 
d. 8. Armee; Kippelen (Gießen) im Bereiche des Beskidenkorps; 
Kubitza (Gnesen) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kolonne 312 der Südarmee; 
Dr. Schwartx (Gnesen) beim Res.-Feldart.-Regt. Nr. 46; Aschoff 
(Göttingen) bei der Feldbäckerei-Kol. 103 der 103. Inf.-Division; 
Dr. Biecker (Hagen) bei der 4. Landst.-Ers.-Esk. VII. A.-K.; Meder 
(Hannover) b. Pferde-Laz. der 78. Res.-Div.; Otto Schmidt (I. Han¬ 
nover) bei d. Fernspr.-Abt. d. IV. Res.-Korps; Dr. Boerner (Liegnitz) 
beim Fußart.-Bat 84; Reiske (Liegnitz) bei der 3. Landst.-Ers.-Esk. 
d. V. A.-K.; ran Bentheim (Lingen) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. I/IX. 
d. 9. Armee; Hamelau (Lübeck) b. Feldart.-Regt. Nr. 201; Dr. Gerhardt 
(Lüneburg) b. Fußart.-Regt. Nr. 9; Berg (Mosbach) bei der Gebirgs- 
Kanonen-Batterie 11; Hüttemann (I. M ülhausen i. E.) b. d. Ers.-Abt. 
d. Geb.-Kanonen-Abt. 5; Neumann (Naugard) beim Pferdedepot d. 
88. Inf.-Division; Dr. Feldhus (Oldenburg) b. Fcldart.-Regt. Nr. 229; 
Armbrecht (Osnabrück) b. Feldart.-Regt. Nr. 100; diese (Perleberg) 
bei d. Fuhrp.-Kol. 4 d. 1. Inf.-Div.; Emil SchmuU (Prenzlau) beim 
Ers.-Pferdedepot Spandau; Ohl (Ratibor) bei der Feldluftschiffer- 
Abteilung 36; Weyand (Ratibor) b. Pferde-Laz. Schweidnitz; Ludtdg 
Pders (Recklinghausen) bei der 5. Landst.-Ers.-Esk. VII. A.-K; 
Lehmann (Rostock) bei d. Mag.-Fuhrpark-Kol. 7/VII d. Etapp.-Insp. 
d. 7. Armee; Heeycmann (Siegburg) bei der Minenwerfer-Komp. 20 
des X. A.-K.; Tanck (Stendal) beim Ers. Dep. Hus.-Regts. Nr. 10; 
Dr. Baumüller (Stralsund) b. Feldart.-Regt. Nr. 96; Eigner (Thorn) 
bei der Minen werfer-Komp. 281 d. 41. ReB.-Korps; Klopsch (Thorn) 
beim Kav.-Reg. Nr. 93; Morell (Wiesbaden) beim Staffelstabe 401. 

Todesfall: Tierarzt Alexatider Schmalholx in Lauterburg. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Ginge, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoets in Berlin. — 

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Die ^Berliner Ti«rir*tlicbe Wochenschrift“ erscheint 
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Tierärztliche Wochenschrift 


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unter ständiger Mitarbeit von 

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Dr. A. Zimmermann Regieruugsrat Zündel 

Professor in Budapest. Landestierarzt von Klsafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 25 . Ausgegeben am 22 . Juni. 


Inhalt: Jakob : Über einige bemerkenswerte Fälle. — Masur : Einfluß der Haarfarbe der Tiere auf die 
leichte Heilung der Räude. — Zur Pferderäude. — Referate: Mayer: Die Räudebehandlung des Pferdes 
und der praktische Tierarzt. — Werner: Über moderne Eklampsietherapie. — Schumacher: Pferdenasenbremse 
„Pferdeschutz“. — Staatsveterinärwesen: Nevermann: Obergutachten des preußischen Landesveterinäramtes über Trächtigkeit 
bei Schweinen. — TierhaJtung und Tierzucht: Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Achtundneunzigste 
Kriegswoche. — Massenspeisungen. — Kraftfahrer-Vereinigung deutscher Ärzte. — Verschiedenes. — Bücherbe¬ 
sprechungen. — Personalien. 


(Aus der Klinik für kleine Haustiere an der Reichstierarzneischule 
zu Utrecht [Holland]). 

Über einige bemerkenswerte Fälle. 

Von H. Jakob. 

[Mit 14 Abbildungen.] 

I. Ein intervertebrales Fibrosarkom, verbunden mit Kompression des 
Lendenmarke9 und sekundärer Atrophie und Paraparese der Nachhand 
beim Hund. 

Der Besitzer, der den Hund, einen 4 Mt jährigen männlichen 
Airedaleterrier, nahezu 4 Jahre im Besitz hat, bemerkte bei 
dem Tiere, das früher stets gesund und munter war, daß es 
seit ungefähr einem halben Jahre abmagerte, obwohl die Nah¬ 
rung stets dieselbe war und der Hund die gleichen Mengen wie 
früher mit gutem Appetit verzehrte. Vor drei Monaten wurde 
der Hund von einem anderen ins rechte Ohr gebissen, was 
wohl eine geringere Munterkeit einige Zeit zur Folge hatte, 
aber weiter keinerlei Störungen im Allgemeinbefinden des 
Tieres hervorrief. Vor drei Wochen verweigerte der Hund plötz¬ 
lich die Futteraufnahme und jammerte stets, vor allem beim 
Aufstehen und Laufen, was ihm ohne Zweifel viel Mühe ver¬ 
ursachte. Seit dieser Zeit hat sich der Zustand trotz der an- 
gestellten veterinären Maßregeln mit jedem Tage ver¬ 
schlimmert und scheinen die beiden Hinterbeine mehr oder 
weniger gelähmt zu sein. Mitte Juni wurde der Hund in die 
stationäre Klinik aufgenommen. 

Der Ernährungszustand des nur mühsam stehenden Hundes ist 
mittelmäßig. Haarkleid ist glänzend, Haare sitzen gut fest. Haut¬ 
sensibilität in der vorderen und mittleren Rumpfgegend normal; in 
der regio hypoehondriea besteht beiderseits Hyperästhesie, während 
in der regio abdominalis, in der Lumbal- und Sakralgegend, ferner 
an den beiden hinteren Extremitäten ausgesprochene Anästhesie 
nachweisbar ist. An der Übergangsstelle von den letzten Rücken¬ 
wirbeln zu den ersten Lendenwirbeln ist unter der Haut eine auf 
Druck etwas schmerzhafte Verdickung von ungefähr drei Finger 
Breite und Länge der dortselbst befindlichen Muskeln zu konsta¬ 
tieren. 


Augenschleimhäute und Maulhöhlenschleimhaut sind etwas hy- 
perämisch. Körperlymphdrüsen sind nicht vergrößert. 

Die Körperinnentemperatur beträgt 39,6 °C (etwas febril). 
Zahl der Atemzüge 18 (sie ist nur beim liegenden Hund genau abzu¬ 
nehmen, da das Tier im Stehen bei der warmen Außentemperatur 
fortwährend hechelt, wobei die oberflächliche Atmung die Zahl von 
200 pro Minute übersteigt). Der Typus der Atmung ist kosto-abdo- 
minal. Im Respirationsapparat lassen sich keinerlei Abweichungen 
von der Norm beobachten. Die Anzahl der Pulse ist 104. Der 
Puls ist kräftig, etwas unregelmäßig und inäqual. Die Femoral- 
ärterienwand ist beim liegenden Tiere weich. Herzstoß ist links 
deutlicher als rechts sichtbar; der Herzschlag, ebenso etwas unregel¬ 
mäßig wie der Puls, ist links deutlicher fühlbar als rechts, und zwar 



Fig. 1. 

Intcrvertcbrales Fibrosarkom, vorbunden mit Kompression des Lendenmarkes 
und sekundärer Atrophie und Paraparese der Nachband. 

vom 3. bis 6. Interkostalraum. Die Perkussion und Auskultation 
des Herzens resp. der Herzgegend weicht vom Normalen nicht ab. 

Appetit ist mäßig, der Durst etwas erhöht. Abschlucken ist gut 
möglich. Bei der abdominalen Palpation, die bei nur mäßig ge¬ 
spannten Bauchdecken leicht ausführbar ist, ist von Tumoren und 
größeren Fäcalmassen nichts zu konstatieren. Die spontane Defä- 
kation ist während der ganzen Beobachtungszeit wohl etwas er¬ 
schwert, aber doch noch möglich. Die Fäces besitzen bei weicher 
Nahrung (Milch, Fleisch) festweiche Konsistenz. Das Urinieren ist 
ebenfalls wegen der mangelhaften Körperhaltung erschwert, doch 
ist das Urinieren im kräftigen Strahle noch gut möglich. Die Harn¬ 
blase ist mäßig gefüllt; nach dem Ausdrücken des Urins scheint 






290 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 25. 


die Blasenwand etwas hypertrophisch zu sein. Schmerzhaftigkeit 
besteht bei Druck auf die Blase nicht. Der Urin ist leicht getrübt, 
riecht etwas ammoniakalisch, ist eiweiß- und zuckerfrei und enthält 
neben mehreren Blasenepithelien Tripelphosphatkristalle (Uro- 
cystitis catarrhalis). 

Die Bewegung des Hundes ist insbesondere durch die mangel¬ 
hafte Funktion der beiden hinteren Extremitäten sehr erschwert. 
Das Tier kann sich nur mit Mühe kurze Zeit stehend erhalten, wobei 
die beiden hinteren Extremitäten in spastischer Haltung nach rück¬ 
wärts gestreckt werden (Fig. 1) und meistens eine Überkreuzung 
der Beine von den Sprunggelenken nach rückwärts stattfindet. Das 
Tier ist wohl imstande, einige Schritte mit den etwas nachgezoge- 



Fig. 2. 


nen und gestreckt gehaltenen Extremitäten vorwärts zu machen, 
jedoch bei dem Versuche, rascher vorwärts zu kommen, knickt 
es mit den beiden hinteren Extremitäten entweder vom Sprung- 
gelenke an stark (Fig. 2) ein, oder es nimmt der Hund eine 
sitzende Haltung an, wobei die beiden hinteren Extremitäten in spa¬ 
stischer Streckung unter den Leib auf den Boden kommen (Fig. 3). 
ln dieser letzten Haltung ist dann der Hund imstande, unter kräf¬ 
tiger Einspannung der vorderen Extremitäten, mit der Hinterhand 
auf dem Boden rutschend, größere Strecken unter Anstrengung 
zurückzulegen: dabei sind auch oft die paretischen, stark gestreck¬ 
ten unteren Extremitäten in der Sprunggelenksgegend überkreuzt. 
Diese ausgesprochene spastische Paraparese der hinteren Extremi¬ 
täten ist gleichzeitig von einer deutlich sichtbaren (s. Fig. 1) Atro¬ 
phie der Muskeln des Abdomens, der Lende, des Kreuzes und der 
beiden hinteren Extremitäten begleitet. 

Die Patellarreflexe sind erloschen, der PerinejJreflex ist noch 
in geringem Grade erhalten. Bei passiver Bewegung der Rücken- 



Fig. 


Wirbelsäule sind bei gleichzeitig ausgeführtem Druck auf die oben 
beschriebene Verdickung in der Lendenmuskulatur Schmerzens- 
äußerungen auslösbar. 

Da die Prognose ungünstig zu stellen war, wurde dem Besitzer 
nach achttägiger erfolgloser Therapie die schmerzlose Tötung seines 
Hundes angeraten. 

Die pathologisch-anatomische Diagnose*) lautete: „Harter 
fibröser Tumor in den langen Rückenstreckern (longissimus dorsi), 

*) Die Sektion wurde im hiesigen pathologischen Institut (Di¬ 
rektor Dr. II. Marku s) ausgeführt. 


beginnend in der Höhe der letzen Rückenwirbel und sich bis zur 
dritten Intervertebralscheibe der Lendenwirbel erstreckend. Die 
Dorsalfortsätze dieser Wirbel untereinander durch neugebildetes Ge¬ 
webe verwachsen: auch im Knochen selbst tumorähnliche Teile zu 
sehen. Dieser große Tumor (taubeneigroß) ist in den Rückenmarks¬ 
kanal durchgewuchert und hat einen Druck auf das Lendenmark 
ausgeübt. In der linken und rechten Niere mehrere erbsengroße 
harte weiße Tumoren; ebenso im Herzmuskel und in den Lungen, 
woselbst ein derartiger Tumor in einen Bronchus gewuchert ist. 
Im Muse, anconaeus und longissimus dorsi in der Nähe der ersten 
Rückenwirbel einzelne kleine erbsengroße Tumoren. Blase und 
Rectum stark gefüllt. Geringe akute Peritonitis in der Umgebung 
der Blase. Mikroskopische Untersuchung der Tumoren: 
Fibrosarkom e“. 

II. Klonischer Kaumuskelkrampf (mastikatorischer Gesichtskrampf) 
beim Hund. 

Der betreffende Hund, ein 1 ^jähriger weiblicher hollän¬ 
discher Schäferhund, wurde aus einem Zwinger mit der Mit¬ 
teilung in die hiesige Klinik gebracht, daß er vor 5 Monaten 
an Staupe erkrankt gewesen sei und seit dieser Zeit die Nah¬ 
rung schlecht aufnehmen könne, viel speichle und die Kiefer 
anormal stark bewege. 

Der Ernährungszustand des Tieres ist schlecht-, die Rippen sind 
beiderseits deutlich zu sehen. Das Temperament des Tieres ist leb¬ 
haft, die Körperhaltung gut. Haarkleid ist glänzend, die Haare 



Fig. 4. 

Klonischer Kaumuskrlkrampf (mastikatorischer Gcsirhtskrampf), verbunden 
mit starker Salivation. 

sitzen noch ziemlich fest. Die Augenschleimhäute sind etw T as hyper- 
ämisch; auch die Maulhöhlenschloimhaut ist, soweit sich dies an 
den pigmentfreieren Teilen erkennen läßt, hvperämisiert. Die Mukosa 
am Lippenrand ist an einzelnen Stellen infolge Daraufbeißens etwas 
geschwollen und erodiert. Aus der Maulhöhle fließt nahezu kon¬ 
tinuierlich meist übelriechender, glasiger Speichel, oft in langen 
Strähnen (Fig. 4) ab; dabei wird der Unterkiefer in vertikaler Rich¬ 
tung in regelmäßigem schnellem Rhythmus (74 mal in der Minute) 
ständig bewegt und ist vielfach ein deutliches Zähneklappern wahr¬ 
nehmbar. Die Futteraufnahme geschieht mühsam. Bei der Auf¬ 
nahme von mehr fester Nahrung (Fleisch) wird der Bissen nicht 
gleich das erstemal in die Maulhöhle gebracht, sondern erst nach 
mehreren Versuchen gelingt es dem Tier, das Fleischstück mit den 
Zähnen einen Augenblick zu fassen und dann mit einer raschen 
Kopfbewegung nach rückwärts dasselbe, ohne es längere Zeit zu 
kauen, in die Pharynxgegend zu bringen und abzuschlucken; bei 
der Wasseraufnahme macht das Tier schnappende, hastige Bewe¬ 
gungen und öffnet bei jedem Schluckversuch, gleichsam als ob es 
das ganze Trinkgeschirr verschlucken wollte, das Maul ad maximum. 
Die Zungenbewegung ist dabei wohl gut möglich, doch ist das Tier 
nur imstande, einen kleinen Teil der jedesmal in die Maulhöhle auf¬ 
genommenen Wassermenge mühsam abzuschlucken, während weitaus 
der größte Teil des Wassers wieder aus dem Maul herausfließt. 
Nach der Futter- und Getränkaufnahme ist die Salivation erhöht. 
Bei dem Tier wdrd gleichzeitig Trächtigkeit konstatiert. Am folgen- 







22. Jnni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


291 


den Tag nach der Demonstration für die Studenten, die sich durch 
Palpation von den Bauchdecken aus und rectale Exploration von 
dem trächtigen Zustand (1 Fötus) überzeugten, abortierte der Hund 
ein Junges. 

Die Therapie beschränkte sich auf die Applikation von Brom¬ 
präparaten und Faradisation der beiden Gesichtshälften. Außerdem 
wurde dem Tiere die Futteraufnahme (Fleisch mit Milchreis) durch 
Vorhalten erleichtert. 

Da nach 14tägiger Behandlung kein Erfolg zu verzeichnen war, 
wurde der Hund dem Besitzer wieder zurückgegeben. 

Da lokale Störungen in der Maulhöhle (z. B. an den Zähnen), 
am Unterkiefer usw. nicht nachweisbar waren, handelte es sich 
hier um klonische Kr am pfzustände des Unter- 



Fig. 5. 

Osteomalacie der Kopfknochen. 


kiefers im Gebiete des motorischen Nerv, tri^e- 
m i n u 8, wahrscheinlich als Folge der nervösen Staupe mit wahr¬ 
scheinlich entzündlich degenerativen Prozessen im motorischen 
Trigeminusast. 

III. Osteomalacie der Kopfknochen beim Hund. 

Der betreffende Hund, ein öjähriger weiblicher hollän¬ 
discher Schäferhund, ist seit 2 Monaten erkrankt. Insbesondere 
kann das Tier die Nahrung, bestehend aus Fleisch, Gemüse, 
Milch und Brot, die ihm in reichlicher Menge von dem be¬ 
güterten Besitzer vorgesetzt wird, nur mit Mühe aufnehmen. 
Dabei wird der Hund, der vor der Zeit keinerlei Krankheits¬ 
erscheinungen zeigte, zusehends trauriger und magert ab. 
Außerdem hängt der Unterkiefer etw r as herab. 

Bei der Untersuchung des Tieres (zwei Tage vor dem plötzlich 
eintretenden Tode) ist folgendes zu konstatieren: Der Ernährungs¬ 
zustand ist durchschnittlich mittelmäßig, nur der Kopf erscheint 
auffallend trocken. Die Kopfmuskeln sind stark atrophiert. An 
den übrigen Körpermuskeln ist nichts Anormales wahrzunehmen. 
Der Unterkiefer hängt bei mäßig geöffnetem Maule schlaff herab: 
bei manuellem Andrücken gegen den Oberkiefer fällt die leichte 
Beweglichkeit des Unterkiefers auf, der beim Nachlassen des 
Druckes sofort wieder in seine frühere Stellung spontan zurück¬ 
fällt. An den Zähnen ist nichts Besonderes zu konstatieren. Die 
Zunge ist ziemlich gut beweglich. Die Maulhöhlenschleimhaut ist 
etwas hyperämisch. Die gesamte Kopfhaut ist bis zur oberen Hals¬ 
region anästhetisch. Die Hautsensibilität der übrigen Hautpartien 
ist nicht gestört. Der schlaff herabhängende Unterkiefer ist im 
Unterkiefergelenk schlecht fixiert und übermäßig stark beweglich; 
man erhält bei der Untersuchung desselben den Eindruck, als ob er 
exartikuliert oder komplett resp. inkomplett frakturiert wäre. Eine 
Krepitation läßt sich allerdings nicht mit Sicherheit nach weisen, 
wohl dagegen eine größere Beweglichkeit nicht nur an der Gelenks¬ 
gegend und an beiden Unterkieferwinkeln, sondern auch beiderseits 
an den Übergangsstellen vom Unterkieferast zu dem Unterkiefer¬ 
körper. Diese manuelle Untersuchung des Unterkiefers verursachte 
dem Hund Schmerzen, so daß sich das Tier an diesem Tage der 


weiteren Untersuchung stark widersetzte. Die Aufnahme von Fleisch 
geschieht sehr langsam, das Kauen ist sehr erschwert und der Bissen 
fällt häufig wieder aus dem Maule heraus. Kleine Stücke Fleisch 
werden in der Regel nicht gekaut, sondern direkt abgeschluckt. 
Auch die Wasseraufnahme ist mühsam, wenn auch nicht so er¬ 
schwert wie die Aufnahme von festerer Nahrung. Körperinnen- 
iemperatur 39,1 0 C, Puls 98 in der Minute, Zahl der Atemzüge 18, 
Typus der Atmung kostoabdominal. Mit Bestimmtheit konnte die 
klinische Diagnose an dem Tage nicht gestellt werden. Sie lautete 
auf „Paralysis nervi trigemin i“, eventuell verbunden mit 
einer Exartikulation des Unterkiefers oder einer kom¬ 
pletten resp. inkompletten Fraktur (?) der Unterkieferäste. 
Lyssa war natürlich vollkommen auszuschließen und an Osteo¬ 
malacie ausschließlich des Unterkiefers wurde, da beim Fixieren 
des Kopfes, abgesehen von der erhöhten Schmerzhaftigkeit keine 
auffallende Knochenweiche der Kopfknochen bei dem sich wider¬ 
setzenden Hunde zu konstatieren und an den übrigen Knochen 
nichts Typisches für Osteomalacie zu erkennen war, an dem Tage 
der Untersuchung nicht gedacht. Am zweiten Tage nach der Auf¬ 
nahme in die stationäre Klinik traten bei dem Tier plötzlich die 
Symptome heftigster Atemnot, außerdem epileptiforme Krämpfe 
ein, welche in einigen Stunden zum Tode führten (Fig. 5). 

Die pathologisch-anatomische Diagnose von dem am darauf¬ 
folgenden Tage sezierten Hunde lautete: „Geringes Lungenödem; 
chronische Nephritis, Schrumpfnieren. Alle Kopfknochen 
sehr weich und biegsam; Schädeldach ist mit der 
gewöhnlichen Schere leicht zu entfernen, ist 
äußerst biegsam, nicht verdickt. Alle übrigen 
Kopfknochen sind sehr leicht zu biegen und mit 
den Fingern einzudrücken. Keine Fraktur. Mikro¬ 
skopischer Befund: Osteomalacie. Übrige Knochen 
norm a 1. Gehirn ödematös.“ 

IV. Reizung im linken Vorhofbogengangapparat (linkes Labyrinth) beim Hund. 

Der Hund, ein 8jähriger weiblicher kurzhaariger Foxterrier, 
ist seit langer Zeit an einer krustös-squamösen linksseitigen 
Otitis externa erkrankt. In letzter Zeit hört das Tier nicht 
mehr so gut, erbricht ab und zu, nimmt weniger Nahrung wie 
früher zu sich und zeigt eigentümliche Gleichgewichtsstörungen, 
wobei es oft auf die linke Seite 
fällt, um sich kurz danach nach 
ein bis zwei Rollbewegungen 
wieder aufzurichten. Das Um¬ 
fallen geschieht jedoch nicht 
immer. 

Als die prägnantesten Symptome 
sind bei dem gut ernährten Hund 
die folgenden zu konstatieren: Das 
Tier läuft unsicher und schwankend, 
längere Strecken zu gehen ist un¬ 
möglich. Es reagiert nur sehr 
schwach bzw. undeutlich auf Zu¬ 
rufe. Der Hund seUt sich häufig 
nieder, dabei werden Kopf und Hals 
nach der linken Seite zunächst 
mäßig abgebogen. Dieses Abbiegen 
des Kopfes und Halses nach 
der betreffenden Seite nimmt bald 
darauf an Intensität zu. Mit zunehmendem Abbiegen wird der 
rechte Vorderfuß mit in die Höhe gezogen, schließlich fällt der 
Hund auf die linke Seite. Bleibt dann bei etwas erhöhter Atem¬ 
frequenz einen Augenblick liegen, rollt hierauf ein- bis zweimal 
um seine Körperachse, um zunächst mühsam aufzustehen und dann 
wiederum unter starkem Schwanken mit seinem Körper und ge¬ 
ringem Abbiegen des Kopfes nach links auf längere Zeit stehen zu 
bleiben. Abgesehen von dieser Gleichgewichtsstörung besteht noch 
ein linksseitiger deutlicher Nystagmus oscillatorius. Die einzelnen 
Zuckungen des Bulbus erfolgen dabei ungleichmäßig und nach 
rechts. Infolge gleichzeitiger Facialisirritation sind links auch geringe 



Fig. 6. 

Reizung des linken Vorhofbogengang¬ 
apparates (linkes Labyrinth). 






292 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 25. 


Muskelzuckungen in der Lippen- und Backengegend wahrnehmbar. 
Bei der schiefen Kopfhaltung wird in der Regel die Zunge, die gut 
beweglich ist, w'eit aus dem Maule nach oben herausgestreckt, w r o- 
bei die Zungenspitze einen guten Teil des Planum nasale dorsale 
erreicht (Fig. 6). Die Ordination bestand in Ruhe und Jodkalium¬ 
applikation. Über den weiteren Verlauf konnte leider nichts mehr 
erfahren werden. 

V. Linksseitige Paralyse des nerv, vestibularis beim Huhn. 

Eine zweijährige Henne (Plymouth-Rocks) läßt seit vier 
Tagen den Kopf hängen, macht eigentümliche Körperbewe¬ 
gungen und nimmt nur 
sehr wenig Nahrung zu 
sich. Hat bis vor vier 
Tagen noch Eier gelegt, 
jedoch seit der Zeit nicht 
mehr. 

Die Henne befindet sich 
in gutem Ernährungszustand, 
Federkleid ist glänzend und 
gut anliegend. Die Körper¬ 
haltung ist anormal bei 
scheinbar freier Psyche und 
bei gutem Gesichtsvermögen. 
Kopf und Hals werden 
bei dem halbsitzenden Tier 
nach abwärts gehalten, 
dabei läßt sich eine 
wechselnde Verdrehung des 
Kopfes um 70—80 Grad, ja manchmal selbst um 180 Grad und 
etwas darüber wahrnehmen (Fig. 7). Die Augen sind bei der 
anormalen Kopfhaltung geöffnet. Es verfolgt das Tier dabei alle 
Bewegungen des Untersuchers. Beim Klatschen in die Hände wird 
der Kopf etwas mehr gehoben und wird das Tier ängstlich. Fixiert 
man das Tier bei geschlossenen Flügeln am Rumpfe und führt dann 
intensivere Bewegungen nach rechts und links aus, so machen Kopf 
und Hal3, wenn auch nicht in derselben Stärke, die Bewegungen 
mit. Bei einer sehr raschen Bewegung werden Kopf und Hals 
einmal im Kreisbogen bewegt. Bringt man den Kopf bei gleich¬ 
zeitiger Streckung des Halses in die normale Stellung, dann bleibt 
derselbe ganz kurze Zeit in dieser Stellung um hierauf wiederum 
langsam und etwas ruckweise die frühere anormale Haltung anzu¬ 
nehmen. In dieser anormalen Kopfhalshaltung kann das Tier 
in halbsitzender Stellung wohl eine kleine Strecke sich rutschend 



Fig. 8. 

Link« eitige Ve»tibularparaly6e. Verdrehung von Kopf und oberem Halsteil 
um 360 Grad. 

fortbewegen, fällt aber gleich darauf auf die linke Seite, wobei 
einige Male die Verdrehung des Kopfes und oberen Halsteiles selbst 
360 Grad (s. Fig. 8) beträgt und der Kopf in Seitwärtshaltung 
scheinbar wieder normal mit dem Unterschnabel auf dem Boden 
ruht. Die Beine sind dabei stark flektiert und der rechte Flügel 
berührt mehr oder weniger ausgestreckt den Boden. Es be¬ 
findet sich das Tier so in einer Art Zwangslage, aus welcher es sich 
nur schwer befreien kann. Außerdem sind bei dem Tiere auch 
Zw^angsbewegungen zu konstatieren. Das Tier läuft, wenn Kopf und 
Halsteil wieder in die normale Lage gebracht sind, oft sehr 


schnell rückwärts; tritt dann wieder die frühere anormale Kopf¬ 
haltung auf, dann wird das Gleichgewicht wieder in der Art ge¬ 
stört, daß das Tier nach der linken Seite umfällt. Während das 
Tier beim Klatschen mit den Händen durch Fluchtversuche rea¬ 
giert, ist keinerlei Reaktion beim intensiven Einblasen in die 
Ohren zu erzielen (übrigens reagieren darauf auch die meisten 
gesunden Hühner nicht). Die Futteraufnahme ist nur bei künst¬ 
lich geschaffener, sonst normaler Kopfhaltung gut möglich; bei der 
anormalen Kopfhalshaltung ist die spontane Futteraufnahme nur 
bei vorgehaltener Nahrung ziemlich gut möglich, sonst ist sie sehr 
erschwert; das Tier sieht wohl bei der anormalen Kopfhaltung 
die auf den Boden gelegten einzelnen Körner, will sie auch fassen, 
pickt aber stets daneben. 

Durch Eingehen des Futters oder Vorhalten der Nahrung bei 
künstlich erzeugter normaler Kopfhaltung und Warmhalten trat 
bei dem Tier zusehends Besserung auf und nach 16 Tagen Heilung. 

VI. Fraktur und Distorsion der letzten zwei Halswirbel beim Huhn, ver¬ 
bunden mit Kompression des Halsmarkes. 

Eine Henne, die über Nacht mit ihrem Hals zwischen 
zw’ei Latten eines Zaunes eingeklemmt war, w'urde am folgenden 
Morgen von ihrer Besitzerin aus dieser Zwangslage befreit. 
Das Tier ließ den Kopf stark hängen. 

Körperinnentemperatur: 40,5. Zahl der Atemzüge 16. Zahl 
der Herzschläge 260 pro Minute. Kopf und Hals hängen beim 



Fig. 9. 

Fraktur und Distorsion der letzten zwei Halswirbel, verbunden mit Kompression 
des Halsmarkes. 

stehenden Tier in vertikaler Richtung abwärts, dabei sind Kopf 
und Hals nicht wie bei der einseitigen Vesti- 
bularparalyse verdreht. (Fig. 9.) Bei intensiverer Rumpf¬ 
bewegung nach links und rechts machen Kopf und Hals pendelnde 
Bewegungen. Bei der genaueren Untersuchung des Halses ist 
folgendes zu konstatieren: Bringt man Kopf und Hals in gerader 
Richtung nach aufwärts und fixiert dabei nacheinander die ein¬ 
zelnen Halswirbel resp. Halswirbelgelenke, so bleiben Kopf und 
Hals bei der Fixation der oberen und mittleren Halswirbel in der 
so künstlich geschaffenen normalen Kopfhalshaltung. Letztere 
Haltung ist jedoch nicht mehr möglich durch Fixierung der unteren 
Halswirbel, dabei nehmen Kopf und Hals unter deutlich wahr¬ 
nehmbaren Krepitationsgeräuschen die oben erwähnte nach ab¬ 
wärts hängende Haltung an. Insbesondere am vorletzten und 
letzten Halswirbel (12 u. 13) ist Krepitation nachweisbar, außer¬ 
dem eine' mehr oder minder ausgesprochene Distorsion der be¬ 
treffenden Halswirbelgelenke. Die Haut ist in der betreffenden 
Gegend blutig unterlaufen. Eigentümlicherweise konnte das Tier 
noch in liegender Stellung bei nach vorwärts gestreckter Kopfhals¬ 
haltung spontan etwas Nahrung aufnehmen. Der Besitzerin wurde 
der Rat gegeben, das Tier zu schlachten. 

VII. Strychninintoxikation beim Hunde. 

Ein 2jähriger männlicher Pinscher hatte morgens um 
9 Uhr ein kleines Paketchen mit Strychninweizen, welcher zur 
Tötung von* Ratten bestimmt war, aufgefressen. Eine Stunde 
darauf (10 Uhr) traten bei dem Hunde starke Streckkrämpfe 










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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


293 


auf, was den Besitzer veranlaßte, das Tier sofort zur Behand¬ 
lung zu bringen. 

Kurz vor der subkutanen Applikation von Apomorphinum 
hydrochloricum (3 mg) traten bei dem Hunde, der die typischen to¬ 
nischen Krämpfe, vor allem an der Muskulatur der Hinterbeine, des 
Halses und Kopfes in mittelstarkem Grade zeigte, zweimal Brech¬ 
bewegungen mit Erfolg auf. Beim zweiten Erbrechen kamen 
sechs grünblau gefärbte Weizenkörner zum Vorschein. Nach der 



Fig. 10. 

Strychninintoxikation 


Injektion von Apomorphin kam es zehnmal zum ausgiebigen Er¬ 
brechen. Insgesamt wurden dabei bei den drei ersten Brechakten 
noch 17 gefärbte Weizenkörner entleert. Die tonischen Krämpfe 
nahmen nach zwei Stunden ganz ab. Beim Aufheben des Tieres 
traten dieselben stets deutlicher hervor. Am folgenden Tage 
konnte das Tier als geheilt die Klinik verlassen. 'Die chemische 
Untersuchung der Weizenkörner ergab das Vorhandensein von 
Strychnin. (Fig. 10.) 

VIII. Hydrocephalus internus beim Hund. 

Vor 10 Wochen hatte der Hund, ein 2jähriger Zwerg¬ 
pinscher, gedeckt. Seit der Zeit hängt der Penis gelähmt aus 
dem Präputium herab; außerdem steht der Hund, der vor der 
Zeit nicht auffallende Krankheitserscheinungen zeigte, seit 



Fig. 11. 

Hydrocephalus internus. 


dieser Zeit nicht mehr so sicher auf seinen Beinen, vor allem 
auf den Hinterbeinen. Seit 3 Wochen läuft der Hund eigen¬ 
tümlich und läßt den Kopf nach unten hängen. Der Blick ist 
ziemlich ausdruckslos, die Futteraufnahme schlecht und schein¬ 
bar erschwert. 

Die Körperhaltung des abgemagerten Hundes, dessen Psyche 
stark eingenommen ist, ist sehr anormal. Läuft das Tier kurze 
Strecken, so wankt es mit der Hinterhand stärker als mit der 
Vorderhand. Dabei zeigt der Hund mit den Hinterbeinen einen 
eigentümlich trippelnden Gang, wobei die Hinterfüße bei der 
Schrittbewegung mit den vorderen Extremitäten noch einmal so 
rasch als die Vorderbeine bewegt werden. Außerdem werden da¬ 
bei die Hinterbeine bei jeder Aktion unmotiviert sehr hoch gehoben, 
als wate das Tier durch mäßig hohes Wasser. Lange Strecken 
zu gehen ist das Tier nicht imstande. Es ist bald ermüdet und 
nimmt dann eine nach vorn gebückte Körperhaltung an, wobei es 


in der Regel den gesenkten und etwas gedrehten Kopf entweder 
auf den Boden mit der Schnauze aufstützt oder auf eine der nach 
vom gestreckten vorderen Extremitäten. (Fig. 11.) Die Kreuz- 
und Lendenregion ist dabei durch die mäßig gestreckt gehaltenen 
hinteren Extremitäten erhöht. In dieser anormalen Körperhaltung 
kann der Hund, der auf keinen Zuruf und kein Geräusch reagiert, 
stundenlang verharren. Der gelähmte, kalt sich anfühlende Penis 
hängt dem stehenden Hund oft bis zu den Sprunggelenken herab, 
dabei liegen die corpora cavernosa nicht mehr im Praeputium. 
(Fig. 12.) Vorgehaltenes Fleisch wird w r ohl von dem Hund be¬ 
rochen, aber nicht angerührt. In die Maulhöhle eingebrachte kleine 
Fleischstücke werden in der Regel nicht gekaut, manchmal höch 
stens ganz mangelhaft, und bleiben dann zwischen den Zähnen 
oder selbst auf der Zunge liegen. Die Milch wird auch ebenso 
wie Fleisch von dem Tier, wenn auch träge, berochen; trinken tut 
das Tier jedoch nicht, obwohl dabei oft die ganze Schnauze in 



Fig. 12. 

Hydrocephalus Interims. Paralysis penis. 


die Milch so lange gesteckt wird, bis infolge Eindringens der Milch 
in die beiden Nasenlöcher das Tier durch die eintretende Dys¬ 
pnoe veranlaßt wird, den Kopf aus der Milch wieder heraus zu 
nehmen. Auf die Zunge direkt gebrachte Milch wird wohl, aller¬ 
dings sehr träge, abgeschluckt. 

Körperinnentemperatur, Pulszahl und Zahl der Atemzüge sind 
erniedrigt (37,6° C, 76, 10), außerdem besteht Hypaesthesie der 
Haut. Prognose ungünstig. 

Pathologisch-anatomische Diagnose: Hydrocephalus in¬ 
ternus, ziemlich viel helle, seröse Flüssigkeit in den Seiten¬ 
ventrikeln. 



Fig. 13. 

Rachitis bei Geschwistern. 


IX. Rachitis bei 2 Hunden und^2 Kücken. 

Zwei junge, fünf Monate alte deutsche Schäferhunde eines 
Wurfes wurden mit der Anamnese gebracht, daß sie, von prä¬ 
miierten Eltern abstammend, seit zwei Monaten krumme Vor- 
beme hatten. Die Futteraufnahme ließ nichts zu wünschen 
übrig; innerlich scheinen die sehr ängstlichen Tiere nach dem 
Urteil ihres Besitzers übrigens gesund zu sein. 









294 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 25. 


Der Ernährungszustand ist bei beiden Tieren, von denen der 
größere eine stärkere Schreckhaftigkeit als der kleinere Hund an 
den Tag legt, ziemlich gut. Die rachitischen Veränderungen be¬ 
schränken sich bei beiden Tieren vor allem auf die Vorderbeine, 
und zwar auf Ulna und Radius, die stark gebogen sind, wobei der 
Stand vorn mehr oder weniger die Form eines 0 annimmt. Ferner 
sind die distalen Epiphysen des Radius verdickt, ebenso die beider¬ 
seitigen Karpalgelenke. Beide Tiere treten stark durch und be¬ 
rühren mit der Unterfläche des Metakarpus bereits den Boden. 
Beim Laufen zeigen sie so einen bärentatzigen Gang. Alle Meta¬ 
karpalknochen sind stark gebogen und etwas verdickt. Andere ra¬ 
chitische Erscheinungen sind nicht wahrnehmbar. (Fig. 13.) Zwei 



Fig. 14. 

Rachitis hei 14 Tage alten Kücken. 


Monate lange Behandlung mit Phosphor und Lebertran, ferner mit 
Calcium lacticum war erfolglos. Orypan, ein vitaminreiches Präparat, 
konnte nicht erhalten werden. Ein halbes Jahr später erkrankten 
beide Tiere in hohem Grade an Staupe, ein Tier davon, der größere 
Hund, verendete an einer perakut verlaufenden, sehr heftigen eitri¬ 
gen Bronchopneumonie. Bei der Perkussion der Herzlappen der 
Lunge konnte hier in der Herzregion, rechts deutlicher als links, 
der typische Ton der olla rupta wahrgenommen werden Auch 
der andere Hund verendete unter ähnlichen Symptomen. 

Die zwei 14 Tage alten Kücken wurden von der Besitzerin mit 
der Anamnese gebracht, daß sie wahrscheinlich von der Henne 
zu stark gedrückt werden seien, deshalb krumme Beine hätten und 
nicht laufen könnten. 

Bei der Untersuchung der Kücken, die nicht stehen konnten, 
zeigt sich insbesondere die distale Epiphyse des Metatarsus beider¬ 
seits stark verdickt, außerdem ist der Metatarsus bilateral nach außen 
verbogen, ferner weist auch die distale Epiphyse der etw’as lateral- 
wärts gebogenen Tibia eine deutliche Verdickung auf, auch die 
einzelnen Phalangen sind an ihren Gelenkverbindungen etwas ver¬ 
dickt, erscheinen sehr lang und nach einwärts stark verbogen. Tibia 
Metatarsus und Phalangen bilden so ein liegendes 0. Nach vierzehn¬ 
tägiger Behandlung: Wärme, 1 g Calcium lacticum pro die, waren 
die Tiere geheilt. (Fig. 14.) 


Einfluß der Haarfarbe der Tiere auf die leichte 
Heilung der Räude. 

Von Veterinär Dr. Masur, z. Zt. im Felde. 

Bei den zahlreichen Erkrankungsfällen an Räude, die ich 
zu sehen und zu behandeln Gelegenheit hatte, ist mir aufge¬ 
fallen, daß die Haarfarbe der Tiere nicht ohne Einfluß auf die 
Heilung der Räude ist. Am schnellsten trat eine Heilung bei 
Rappen ein, bei denen es oftmals überhaupt erst gar nicht zur 
Borkenbildung kam. Bei Rappen genügte zur Erzielung der 
Heilung mit ganz geringen Ausnahmen eine einmalige Ein¬ 
reibung. Langwieriger gestaltete sich der Hejlungsprozeß 
schon bei Braunen. Bei Füchsen mußte fast durchweg eine 
Wiederholung der Behandlung eintreten. Bei Schimmeln, 
hauptsächlich bei weißen Schimmeln, führte oftmals auch eine 
Wiederholungseinreibung noch nicht zum Ziele. Diese letzte 
Wahrnehmung ist mir auch von anderen Kollegen, denen 


gegenüber ich davon sprach, bestätigt werden. Die Wahl des 
Medikamentes war auf diese Erscheinung völlig ohne Einfluß. 

Einen Grund hierfür vermag ich nicht mit Bestimmtheit 
anzugeben. Ich möchte aber annehmen, daß die Räudemilben 
beim Fehlen des Farbpigmentes tiefer in die Haut eindringen 
müssen und infolgedessen von der Wirkung des Medikamentes 
schwerer getroffen werden, als in den Fällen, wo sie sich in¬ 
folge des Pigmentschutzes nur oberflächliche Kanäle bohren. 

Auf Falben konnte ich diese Beobachtung nicht aus¬ 
dehnen, da mir kein Falbe zur Behandlung zur Verfügung 
stand. 


Zur Pferderäude. 

(Aus dem Felde.) 

Zu der Mitteilung von Ritzer über Behandlung der 
Pferderäude mit Antiformin in Nr. 20 der B. T. W. erlaube mir 
folgendes zu bemerken. 

Vor mehreren Jahren — soweit ich mich entsinne, als das 
Antiformin auf kam — habe ich zu Versuchen über die Be¬ 
kämpfung der Läuse beim Weidevieh in meiner Praxis auch 
das Antiform herangezogen. Es veranlaßte mich dazu das um¬ 
fangreiche Auftreten der Läuse im Herbst und Winter, sowie 
der Umstand, daß durchschlagende Mittel sehr gesucht w r aren 
und die Bekämpfung hauptsächlich durch ein gewisses käuf¬ 
liches „Viehwaschpulver“ unbekannter Zusammensetzung er¬ 
folgte, dessen Wirkung aber nach Aussage vieler Besitzer zu 
wünschen übrig ließ. 

Waschungen mit 3 proz. Antiforminlösung befriedigten 
nicht. Ich brachte lebende Läuse unter dem Mikroskop teils 
in Antiforminlösung, teils in einen spirituösen Auszug von 
Pulv. Flor. Pyrethri und machte die merkwürdige Beobachtung, 
daß auch in stärkeren Antiforminlösungen die Parasiten noch 
lange Bewegungen machten, während sie in dem Pyrethrum- 
auszuge fast momentan abstarben. Wurden die Läuse aus 
schwachen Antiforminlösungen nach scheinbarem Absterben 
wieder ins Trockene gebracht, so traten Bewegungen z. T. so¬ 
gar wieder auf. — Demnach erscheint es theoretisch nicht 
ausgeschlossen, daß auch Milben sich gegen Antiformin ziem¬ 
lich widerstandsfähig erweisen. Doch die Praxis entscheidet, 
nur dürfen die Ritzerschen Fälle zu einem endgültigen Urteil 
nicht ausreichen — so wünschenswert ihre Bestätigung auch 
wäre. P. 


Referate. 

Die Räudebehandlung des Pferdes und der praktische Tierarzt. 

Von Richard Mayer, prakt. Tierarzt in Undenheim 
(Rheinhessen.) 

(D. t W. 1916, Nr. fl, S. 191.) 

Verfasser unterscheidet für die Behandlung zwischen 
schwerräudigen, mittelgradig und leichträudigen Pferden, in 
der Behandlungsw r eise zwischen Ganzsalbung, Ganzwaschung 
und Teilsalbung mit Ganzwaschung. Er gibt hierzu nähere 
Erläuterungen. Der Tierbesitzer soll durch eingehende Be¬ 
lehrung über das Wesen der Räude für eine verständnisvolle 
Mitarbeit bei der Räudekur gewonnen werden, die Wichtigkeit 
der Stall- und Geschirrdesinfektion wird hervorgehoben. Bei 
Desinfektion mit Kalkmilch kommen nach dem Verfasser zu¬ 
weilen durch Kalkstaub Reizungen der Nasenschleimhaut und 





22. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


296 


Augenbindehaut vor, die zu beachten und nicht zu verwechseln 
sind. 

Verfasser bespricht die gebräuchlichsten Räudemittel und 
beim Gebrauch der heute zahlreichen minderwertigen Ersatz¬ 
mittel eintretende Komplikationen. Als Ersatz für die selten ge¬ 
wordene Vaseline empfiehlt er Vaselinöl. Er hält es für nicht 
nötig, sogar für unvorteilhaft, während der Kur die Pferde ohne 
Arbeit im Stalle stehen zu lassen. Durch Auflegen des Ge¬ 
schirrs auf das gesalbte Pferd wird das Geschirr gleichzeitig 
desinfiziert, durch Abwesenheit vom Stalle wird die Möglich¬ 
keit der Reinfektion der Zeit nach vermindert 

Für die Bekämpfung leichter Fälle und der* latenten Räude 
hält Verfasser die Einrichtung von Pferdebädem für vorteil¬ 
haft Erläuterungen und Abbildungen solcher Bäder schließen 
die Arbeit B. 

Uber moderne Eklampsietherapie. 

Von Dr. Werner in Wien. 

(Thar. Monatah. 191Ö, H. 11, & 689- 598.) 

Der Autor bespricht an der Hand der bisherigen Literatur 
und nach den Ergebnissen seiner eigenen Versuche die Be¬ 
handlung der Eklampsie. Je nach der theoretischen 
Auffassung hinsichtlich der Entstehung der Eklampsie kennt 
er außer den kausalen noch die palliativen Heilmethoden. Bei 
den kausalen Methoden erwähnt der Verfasser die Sauerstoff- 
insufflationen, die Jodkaliinjektionen in die Brust, Amputation 
der Mammae usw. Hinsichtlich der palliativen Kur werden in 
erster Linie die abwechselnde Verabreichung von Morphium und 
Chloralhydrat. hervorgehoben. Als weiteres wichtiges Mittel 
wird der Aderlaß gerühmt; nächstdem die Hebung der Diurese 
durch heiße und feuchte Einpackungen, die Nierendecapsulation, 
Appklikation von Hirudin und Serum. Die Versuche des Ver¬ 
fassers erstreckten sich auf die Schnellentbindung. 

Sustmann. 

Pferdenasenbremse „Pferdeschutz“. 

(111. Land*. Ztf. Jahrg. 86, Nr. 43, S. 804.) 

Eine neue Nasenbremse bespricht der Direktor der Fahr- 
und Fachschule Berlin, Herr 0. Schuhmacher. Während 
bei den bisher gebräuchlichen Pferdebremsen, die nur aus 
Knebel und Schnur bestehen, leicht Nasenverletzungen und 
Kopfscheuwerden der Pferde hervorgerufen werden, ist bei 
dem neuen Instrument etwas derartiges nicht zu befürchten, 
und werden dem Tiere bei Anwendung unnötige Schmerzen 
erspart. Die Bremse besteht aus einer entsprechend gebogenen 
Zange, die Schenkel sind mit Gummi oder Leder bezogen 
und auch im Gelenk gegen Einklemmen von Hautteilen ge¬ 
schützt Ober8tabsveterinär Professor Dr. Toepper be¬ 
zeichnet die neue Bremse als humanes Zwangsmittel, das Ver¬ 
letzungen an der Oberlippe ausschließt. Die Bremse wird im 
Fferdelazarett des Gardekorps ständig benutzt und hat sich 
vorzüglich bewährt Ebenso befriedigend äußert sich Stabs¬ 
veterinär Dr. Hauckold und schreibt, daß im Zentralpferde¬ 
depot 7 sich das neue Instrument ausgezeichnet eingeführt 
habe, es sei schnell anzuwenden, habe eine sichere Wirkung, 
vermeide jede Verletzungen und sei leicht zu desinfizieren. 
Verfasser gibt unter anderen als Bezugsquelle für die neue 
Pferdebremse Fa. Hauptner, Berlin NW. 6, an, der Preis 
beläuft sich auf 3,50 M., Porto und Verpackung 60 Pf. Der 
niedrige Preis ist fast zum Selbstkostenpreis angesetzt, der 


verbleibende geringe Überschuß kommt Wohlfahrtszwecken 
der Pferde-Schutz-Vereinigung und der Fahr- und Fachschule, 
Berlin, von welchen beiden Geschäftsstellen die Bremse eben¬ 
falls bezogen werden kann, zugute. F. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Obergatachten des preußischen Landesveterinäramtes 
über Trächtigkeit bei Schweinen. 

Veröffentlicht von Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Nevermann. 

Das Königliche Amtsgericht zu M. hat uns unter Über¬ 
sendung der in dem Rechtsstreite des Gutsbesitzers H. in B. 
gegen den Gutsbesitzer Sch. in W. erwachsenen Akten er¬ 
sucht, ein Obergutachten darüber abzugeben: 

Ist als erwiesen anzunehmen, daß diejenigen 
Schweine, die der Kläger am 8. November v. Js. vom 
Beklagten gekauft und erhalten hat, zur Zeit der Über¬ 
gabe tragend waren? 

Tatbestand. 

Am 8. November 1912 verkaufte der Auktionator H. im Auf¬ 
träge des Beklagten dem Kläger zwei Faselschweine zu dem Preise 
von je 150 M. unter der ausdrücklichen Zusicherung, daß die 
Schweine tragend seien. 

Dabei soll noch die Erklärung abgegeben worden sein, daß das 
eine Schwein am 3., das andere am 11. Dezember 1912 ferkeln 
werde. Träfe dies nicht zu, so könnten die Schweine gegen 
Zahlung von 60 Pfennig Futtergeld pro Tag und Stück zurück¬ 
gegeben werden. 

Bis zum 18. Dezember v. J. hatten die Schweine nach der 
Klageschrift weder geferkelt, noch zeigten sich bei ihnen Anzeichen 
der Trächtigkeit Kläger forderte deshalb wiederholt die Rück¬ 
nahme der Tiere, die indes vom Beklagten unter der Behauptung 
abgelehnt wurde, daß die Schweine am Verkaufstage tragend ge¬ 
wesen wären. 

Die in der Sache vernommenen Zeugen und Sachverständigen 
bekunden: 

1. die Dienstmädchen des Beklagten, Anna W. und Franziska 
Sch., (Bl. 20v und 21 der Akten) übereinstimmend: ... „Ich bin mit 
den beiden Mutterschweinen zum Eber gewesen. Zur Zeit des Ver¬ 
kaufs, am 8. November, waren sie beide tragend. Ich habe das mit 
eigenen Augen gesehen und auch durch Befühlen, und zwar zuerst 
etwa zwei Tage vor und auch noch am Verkaufstage selbst fest¬ 
gestellt. Ich habe die Schweine beim Beklagten gefüttert und sie 
so jeden Tag unter Augen gehabt. Die Schweine waren auch noch 
tragend, als sie am 8. November an den Kläger verkauft wurden. — 
... Mit einem Schweine bin ich am 29. Juli, mit dem anderen am 
1. August beim Eber gewesen.“ 

2. Zeuge T. (Bl. 21 d. A.): „Ich bin Nachbar des Klägers. Ich 
habe am Tage nach dem Verkaufe der Schweine diese beim Kläger 
gesehen und mir sofort gedacht, daß sie nicht tragend seien. Ich 
habe sie allerdings nie liegend gesehen, aber stets draußen bei 
gutem Lichte. Ich habe die beiden Schweine nicht befühlt Ich habe 
sie in der Folgezeit bis auf den heutigen Tag öfter gesehen. Sie 
haben sich in der Zeit im wesentlichen nicht verändert. Nach mei¬ 
ner Ansicht sind die Schweine in dem Zeiträume, in dem ich sie 
gesehen, nicht tragend gewesen.“ 

3. Der Sachverständige, Tierarzt S. (Bl. 21 v. d. A.): „Ich habe 
die Schweine am 18. Dezember untersucht und folgendes fest¬ 
gestellt: 

1. Der Bauchumfang war bei beiden Schweinen ein derartiger, 
daß daraus gefolgert werden konnte, daß die Schweine nicht 
tragend waren. Ich habe die Tiere eingehend befühlt und fest¬ 
gestellt, daß keine Ferkel durch die Bauchwand hindurch 
zu fühlen waren. 

2. Die Scheide war so klein, wie sie bei Schweinen, die noch 
nicht geboren haben, ist. Die Schamlippen waren bei beiden 





BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 25. 


296 


Schweinen platt, rosarot und an keiner Stelle gefaltet, woraus 
ich die Jungfräulichkeit der Schweine ebenfalls schließe. 
Ausfluß, worauf ich besonders achtete, war bei keinem der 
beiden Schweine vorhanden. Falls die Tiere innerhalb 14 
Tagen vor meiner Untersuchung geferkelt hätten, hätte min¬ 
destens ein schleimiger Ausfluß noch vorhanden sein müssen; 
wenn auch in kleinen Mengen. 

3. Der Drüsenteil der Euterpartien war bei beiden Schweinen 
in ihrem vorderen Teile nicht nachzuweisen. Die Drüsen¬ 
teile der hinteren Partien an den unteren Flächen der Bauch¬ 
wand waren durch die Haut durchzufühlen, aber an keiner 
Stelle größer, wie dies sonst bei jungfräulichen Schweinen 
der Fall ist. Die aus mehreren Zitzenöffnungen sowohl der 
hinteren, als auch der vorderen Euterpartien versuchte Ent¬ 
leerung eines Sekrets, sei es Milch oder einer wässerigen 
Flüssigkeit, war an keiner Stelle möglich. Die sämtlichen 
Zitzen waren höchstens je 1 cm lang. Auch aus dieser Fest¬ 
stellung schließe ich, daß die Tiere niemals geboren haben. 

Auf Grund dieses ganzen Befundes fasse ich mein Gutachten 
dahin zusammen, daß meiner Überzeugung nach die beiden Schweine 
niemals tragend gewesen sind, insbesondere schließe ich das aus 
dem Grunde, daß die Euterpartien beider Schweine klein, wie bei 
jungfräulichen Schweinen waren“ ... 

4. Der Sachverständige Kreistierarzt Dr. D. (Bl. 23 d. A.) 
hat die Schweine nicht gesehen und gibt auf Grund der vorerwähn¬ 
ten Zeugen- und Sachverständigenaussagen sein Gutachten dahin 
ab, daß mit Sicherheit nicht zu sagen sei, ob die Schweine am 
8. November tragend gewesen wären. Dies könne nur durch die 
Schlachtung der Tiere festgestellt werden. 

5. Zeugin Anna H., Ehefrau des Klägers, unbeeidet (Bl. 47 v. 
d. A.): „Ich habe die Schweine selbst täglich dreimal gefüttert und 
während dieser Zeit keine Veränderungen an den Schweinen be¬ 
merkt, insbesondere nicht, daß sie tragend waren, geferkelt oder 
verworfen haben. Nachts habe ich die Schweine allerdings nicht 
beobachtet. Wir betreiben die Schweinezüchterei schon seit vielen 
Jahren. Mir waren die Anzeichen, die man bei tragenden Schweinen 
bemerkt, sehr wohl bekannt, und weil ich wußte, daß die Schweine 
als tragend verkauft waren, habe ich hierauf mein besonderes 
Augenmerk gerichtet. 

Ich habe insbesondere die Schweine auch befühlt, hierbei aber 
nicht wahrgenommen, daß sie tragend waren, auch an der Scheide 
keine rötlichen Flecken und keinen Ausfluß bemerkt.“ 

6. Zeuge Heinrich H., Bruder des Klägers, unbeeidet (Bl. 48 
d. A.): „Ich habe die Schweine gleich nach dem Verkaufe daraufhin 
befühlt, ob sie tragend waren, und die Anzeichen, die sich sonst 
bei tragenden Schweinen befunden hätten, nicht wahrgenommen. 
Ich habe insbesondere auch nicht bemerkt, daß die Schweine gefer¬ 
kelt oder verworfen haben. Die Anzeichen, die sich hierbei meiner 
Meinung nach gezeigt haben müßten, wie Ausfluß aus der Scheide 
und hierdurch hervorgerufene Verunreinigung des Schwanzes und 
Anschwellung der Scheide habe ich nicht gesehen. Ich habe die 
Schweine täglich gesehen.“ 

7. Zeugin Anna B. (Bl. 48 v. d. A.): „Ich habe die Schweine täg¬ 
lich mit gefüttert. Daß sie geferkelt oder verworfen haben, habe 
ich nicht bemerkt, ebenso keine Veränderung an den Schweinen 
wahrgenommen. Wären die Schweine tragend gewesen, so hätte 
ich die Veränderungen, die mir bekannt sind, wahrnehmen müssen.“ 

8. Zeuge Johannes K. (Bl. 49 d. A.): „Ich habe die Schweine 
nicht gefüttert, wohl aber täglich gesehen. Ich habe nicht bemerkt, 
daß die Schweine geferkelt oder verworfen haben. Mir war vom 
Kläger mitgeteilt worden, daß die Schweine tragend sein sollten. 
Ich habe deshalb besonders auf Veränderungen an den Schweinen 
geachtet, insbesondere einen Ausfluß aus der Scheide oder eine 
Anschwellung derselben nicht bemerkt.“ 

9. Zeuge Josef St. (Bl. 49 d. A.): „Ich war beim Verkauf der 
Schweine zugegen. Die Schweine sahen sehr gut aus und mußten 
meiner Meinung nach tragend sein. Befühlt habe ich die Schweine 
nicht.“ 

10. Zeuge Franz N. (Bl. 49 v. d. A.): „Ich habe die Schweine 
etwa 8 Tage vor dem Verkaufe und auch zur Zeit des Verkaufs 
selbst gesehen. Meiner Meinung nach waren die Schweine tragend. 


Ich schloß das daraus, daß Bauch und Brüste schon etwas heraus¬ 
gewachsen waren. 

Als die Schweine lagen, habe ich auch eine kleine Bewegung 
am Bauche bemerkt und hieraus ebenfalls geschlossen, daß die 
Schweine trächtig seien. Ich bin selbst Schweinezüchter.“ 

11. Zeuge Theodor A. (Bl. 50 d. A.): „Ich habe die Schweine 
zum Verkauf hingefahren. Meiner Meinung nach waren die 
Schweine tragend. Ich schloß dies daraus, daß die hier fraglichen 
Schweine einen größeren Umfang hatten als das dritte Schwein. 

Ich habe auch vorher schon dieselbe Wahrnehmung gemacht. 

Befühlt habe ich die Schweine nicht Auf dem Wagen haben 
die Schweine nicht verworfen.“ 

Der Kreistierarzt Dr. D. hat auf Grund des Aktenmaterials 
noch ein ausführliches Gutachten abgegeben (Bl. 56 f. d. A.), in 
dem er zu dem Schlüsse kommt: „Es ist mit Sicherheit nicht anzu¬ 
nehmen, daß die beiden Schweine zur Zeit der Übergabe tragend 
waren.“ 

Gutachten. 

Bei Schweinen läuft die Trächtigkeitsdauer etwa vier 
Monate. In den allermeisten Fällen erfolgt die Geburt am 
114. oder 115. Tage nach der Befruchtung. Nur in sehr seltenen 
Fällen sind 124 Tage als längste Trächtigkeitsdauer beobachtet 
worden. 

Danach hätten die streitigen Schweine, wenn sie nach der 
Angabe der Zeugin Anna W. am 29. Juli bzw. am 1. August 
befruchtet worden wären, am 20. oder 21. November, bzw. am 
23. oder 24. November gebären müssen. 

In den ersten zwei Monaten der Trächtigkeit treten auf¬ 
fällige, äußerlich erkennbare Zeichen dieses Zustandes an den 
Tieren nicht hervor. Erst im dritten Monat wird der Bauch¬ 
umfang größer und die Bauchhöhle, besonders in dem unteren 
und hinteren Teile, erweitert. Bei Schweinen, die zum ersten 
Male tragend sind, zeigt sich dieses Symptom mitunter erst am 
Ende des dritten oder am Anfang des vierten Monats. Dazu 
treten in den letzten 14 Tagen vor dem Gebären als Zeichen 
der bevorstehenden Geburt Anschwellung des Euters, Vergröße¬ 
rung und Rötung der Scham und schließlich Ausfluß eines 
schleimigen Sekrets aus den Geschlechsteilen. 

Hiernach kann die Trächtigkei bei Schweinen in den letzten 
14 Tagen bis 3 Wochen sowohl von Tierärzten, als auch von 
Personen, die diese Zeichen kennen, im allgemeinen leicht fest¬ 
gestellt werden. 

Von den Zeugen, die die Schweine um die Zeit der Über¬ 
gabe und nachher beim Kläger gesehen haben, sind solche 
Merkmale der Trächtigkeit aber nicht beobachtet oder doch 
nicht mitgeteilt worden. Die Zeugen W. und Sch. haben zum 
Beweise ihrer Annahme, daß die Schweine trächtig waren, nur 
angegeben, sie hätten diesen Zustand durch Befühlen der Tiere 
noch am Tage des Verkaufs festgestellt. Der Erfahrung nach 
kann man aber die Trächtigkeit an wohlgenährten Schweinen 
durch Betasten des Bauches in der Regel nicht ermitteln, weil 
die in der Bauchwand liegende dicke Fettschicht und auch 
andere Umstände es unmöglich machen, die Früchte zu fühlen. 
Aus dem gleichen Grunde können auch Bewegungen der 
Ferkel im Mutterleibe, die der Zeuge N. anführt, nicht ge¬ 
sehen werden. 

Die Zeugen A. und St scheint die Größe des Bauch¬ 
umfanges der fraglichen Schweine zur Annahme der Trächtig¬ 
keit veranlaßt zu haben. Aus dieser allein kann aber nicht 
darauf geschlossen werden, weil die gleichen Erscheinungen 
auch durch andere Umstände, z. B. reichliche Fütterung 
mit voluminösen Futterstoffen hervorgerufen werden können. 





22. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


297 


Wenn die streitigen Schweine tragend gewesen wären, so 
hätten sie um die Zeit der Übergabe, also etwa 14 Tage vor 
Ablauf der typischen Trächtigkeitsdauer, schon auffällige Er¬ 
scheinungen dieses Zustandes erkennen lassen müssen; solche 
sind aber nach den Bekundungen der Zeugen T., H., B. und &. 
nicht vorhanden gewesen. Die Zeugen haben auch in der Zeit 
nach der Übergabe keine Veränderungen an den Tieren be¬ 
merkt, insbesondere nicht gesehen, daß sie tragend waren, 
geferkelt oder verworfen hätten. H. und B. heben besonders 
hervor, daß sie die Anzeichen der Trächtigkeit und einer statt¬ 
gehabten Geburt, die ihnen bekannt sind, an den Tieren nicht 
wahrgenommen haben. Hiermit ist auch widerlegt, daß die 
Schweine beim Kläger eine Frühgeburt gehabt und die aus¬ 
gestoßenen Jungen sowie die Fruchthüllen, was bei Schweinen 
vorkommt, verzehrt haben könnten. 

Der sicherste Beweis dafür, daß die Schweine nicht ge¬ 
boren oder verworfen haben und überhaupt nicht tragend ge¬ 
wesen sind, wird durch das Ergebnis der am 18. Dezember von 
dem Tierarzt S. ausgeftihrten Untersuchung erbracht. Er fand 
die Scheide so klein, wie sie stets bei Schweinen ist* die noch 
nicht geboren haben; die Schamlippen waren platt, nicht ge¬ 
faltet und rosarot. Er sah ferner keinen Ausfluß und stellte 
fest, daß die Zitzen und die Milchdrüsen sich an keiner Stelle 
vergrößert zeigten, und daß auch keine Milchsekretion bestand. 

In Übereinstimmung mit S. ist aus diesem Befunde in Ver¬ 
bindung mit den Aussagen der Zeugen zu schließen, daß die 
Schweine überhaupt nicht tragend gewesen sind. 

Danach beantworten wir die Beweisfrage dahin: 

Es ist als erwiesen anzunehmen, daß diejenigen 
Schweine, die der Kläger am 8. November v. Js..von 
dem Beklagten gekauft und erhalten Hat, zur Zeit der 
Übergabe nicht tragend waren. 

Berlin, den 31. März 1913. 

Königliches Landesveterinäramt 
(Unterschriften.) 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Verfügung, betreffend Nutzbarmachung der Wasserpest 
— Boden canadensls —. 


Allgemein« Vertagung Nr. III 85 für 1916. ‘ ’ 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Joumal-Nr. III 3463. _ „ , Ä 

Berlin, den 9. Mai 1916. 
An sämtliche Herren Regierungspräsidenten. 

Ich mache darauf aufmerksam, daß die sogen. „Wasserpest“ 
— Elodea canadensis —, die in Seen und Wasserläufen oft in 
solchen Mengen auftritt, daß die Gewässer vollständig Zuwachsen 
und die Fischerei außerordentlich erschwert wird, sowohl in grünem 
wie auch in getrocknetem Zustande ein vorzügliches Futter für 
das Vieh, namentlich für Schweine, ist 

Nach der Analyse von W. Hoffmeister (Zeitschrift der land¬ 
wirtschaftlichen Zentralversuchsstation der Provinz Sachsen von 
187y, S. 40) enthält die Wasserpest 

Rohprotein.18,3 Proz. 

- Rohfett. 2,5 „ 

Kohlehydrate. 42,5 „ 

Holzfaser. 16,7 „ 

Metallsalze.20,0 „ 


Auch die Gründüngung mit Wasserpest, die in manchen 
Gegenden mit gutem Erfolge geübt wird, ist beachtenswert. 

Ich ersuche, den interessierten Kreisen der Bevölkerung von 
Vorstehendem Kenntnis zu geben und dafür eintreten zu wollen, 
daß die Wasserpest überall da, wo sie in entsprechenden Mengen 
vorkommt, für die landwirtschaftliche Produktion nutzbar ge¬ 
macht wird. 

Die Königlichen Oberförstereien habe ich zur unentgeltlichen 
Abgabe der Wasserpest aus den forstfiskalischen Gewässern, so¬ 
weit nicht Rechte Dritter entgegenstehen, ermächtigt. 

♦ 


An sämtliche Königlichen Regierungen, mit Ausnahme der¬ 
jenigen in Aurich, Münster und Sigmaringen. 

Abschrift übersende ich mit dem Ersuchen, diejenigen Ober¬ 
förstereien, in deren Gewässern die Wasserpest in verwertbaren 
Mengen auftritt, dahin mit Anweisung zu versehen, daß sie der 
Nutzbarmachung der Pflanze jeden möglichen Vorschub leisten und 
zuverlässigen Personen, sofern nicht Rechte Diitter entgegenstehen, 
die Entnahme der Wasserpest unentgeltlich gestatten. 

Freiherr von Schorlemer. 

— Zum Vieh-, Milch- und 7 Buttermangel.’Ui Veterinärrat Witt, 
Kreistierarzt in Calbe (Saale) schreibt in der „Magd. Ztg.“: 

Die Ergebnisse der Viehzwischenzählung vom 15. April dieses 
Jahres sind in der Tages- und Fachpresse veröffentlicht. Neben 
dem Mangel an Schweinen macht sich zurzeit am meisten geltend 
der Mangel an Milch und Butter. Den Beständen fehlte zum hohen 
Prozentsätze das nötige Kraftfutter, oder es war durch erlaubte und 
unerlaubte Mittel derartig verteuert, daß mancher aus guten Grün¬ 
den verzichtete. Es fehlen aber auch nach der letzten Vieh¬ 
zählung 800 000 Milchkühe gegenüber der Zählung am 1. Dezember 
1914. Dies bedeutet doch unweigerlich einen Milchausfall von 
1 Vi bis 2 Milliarden Liter Milch im Jahre, mithin auch einen er¬ 
heblichen Ausfall in der Buttererzeugung. Nun mag ein Verbot 
des Schlachtens weiblicher Kälber sehr wohl am Platze sein. Die 
erwünschten Folgen werden wir aber vor 3 —i Jahren nicht zu 
erwarten haben. Auch verspreche ich mir von dem Verbot des 
Schlachtens tragender oder offensichtlich tragender Tiere nicht 
allzuviel, da doch die hohen Preise am Zuchtviehmarkte schon den 
besseren Schutz gewähren. 

Unsere Kuhbestände werden sich mithin von Jahr zu Jahr 
noch mehr lichten, weil 1. schon beim Jungvieh durch ein 
sorgloses Wegschlachten selbst schlecht genährter Fresser ein 
Ausfall sich zeigt, und 2. in den sogenannten Abmelkwirt¬ 
schaften in tausenden und aber tausenden Beständen einem Raub¬ 
bau nicht gesteuert wird! In diesen Abmelk wirtschaften der Gro߬ 
städte, ihrer näheren und weiteren Umgebung, ja im ganzen 
mittleren Deutschland werden alljährlich und werden noch heute 
Hunderttausende von Milchkühen, die frich milchend angekauft 
wurden, dem Zuchtbullen nicht wieder zugeführt, sondern am Ende 
der Milchperiode im halb- oder ganzfetten Zustande der Schlacht¬ 
bank überliefert. Ein hoher Prozentsatz könnte aber, unter den 
heutigen Preis Verhältnissen, sehr gut weiter verwandt werden, 
könnte noch ein Kalb oder mehr liefern und vor allem unsere 
Milch- und Buttermengen ganz erheblich strecken helfen. Es ist 
nur nötig, daß die Tiere von neuem befruchtet werden. 

Alles deutet darauf hin, daß wir einer ergiebigen Ernte ent¬ 
gegengehen, und da unsere Viehbestände schon erhebliche Lücken 
aufweisen, kann es und wird es meines Erachtens kommen, daß 
mancher Landwirt, mancher Kuhhalter nicht mehr über die Futter¬ 
not klagen wird, sondern sagt: „Woher beschaffe ich neues Vieh, 
neue Kühe, die mir das Futter hinreichend verwerten?! 1 * Soll er 
12—1500 Mark, soll er 2000 Mark und darüber pro Kuh bezahlen, 
so kann doch die Milchnutzung nur noch lohnen bei einem Liter 
preis, den die Mehrzahl der Verbraucher nicht bezahlen kann! 

Was ist zu tun? 

1. Die Abmelk wirtschaften sind anzuhalten, ihre Kühe 
wieder dem Zuchtbullen zuzuführen. 

2. Fehlt es an letzteren, fehlen dem Besitzer die Mitttel zur 
Beschaffung, so haben die Gemeinden, die Landwirtschafts- 
kammem und der Staat die Pflicht, sofort helfend einzug-reifen. 
Vor allem ist die Bildung von Stiergenossenschaften zu fördern. 

3. Tierärzte und Zuchtinspektoren haben ihre Wissenschaft 
und ihren Einfluß in den Dienst der Sache zu stellen, damit ein 
wertvolles, ein unentbehrliches Material der Allgemeinheit 
weiterhin erhalten bleibt! 

Baue man nicht darauf, daß ein jeder schon das machen wird, 
was zu seinem Vorteil und damit auch zum Nutzen des Ganzen 
dient. Nur ein schnelles Einwirken wird noch erhebliche Schäden 
abwenden. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Otto Trepel vom Feldart.-Regt. 108 (Tierarzt 
aus Gnesen). 

Stabsveterinär Josef Rieger (Schlachthofdirektor in 
Ziegenhals). 

Feldnnterveterinär cand. med. vet. Kurt Kettner ans 
Berlin (Studier, der Tierärztl. Hochschule Berlin). 

Unterveterinär Ernst Müller aus Petersberg.' 

Unterveterinär Franz Schuhbauer aus Freising. 

Stabsveterinär Georg Costa (Stabsveterinär a. D. in 
üandshut). 









298 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 25. 


Veterinär Carl Bayrle (Ass. d. K. Bezirkstierarztes in 
Fürstenfeldbruck). 

Veterinär Dr. Heinrich Weyland (Tierarzt in Kirch¬ 
heimbolanden). 

Oberveterinär Richard Wilke (Tierarzt in Sohran). 
Veterinär August Wolbert (Tierarzt in Miltenberg). 
Veterinär Heinrich Lüttig (Tierarzt in Holzdorf). 
Oberveterinär Dr. Gottlieb Sauter (Tierarzt in Schönau 
[Baden]). 

Veterinär Dr. Peter Schäfer (Tierarzt aus Frohnhofen). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Emil Münich aus Barop 
(Studier, d. Tierärztl. Hochschule in Hannover). 

Achtnndneimzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 11. Juni bis Sonnabend, den 17. Juni. 

In den ersten Tagen der Woche drangen die Russen an 
verschiedenen Punkten im Südteile der Ostfront weiter vor. 
Die Armee Pflanzer-Baltin mußte in der Bukowina ihre 
Stellungen unter harten Nachhutkämpfen zurücknehmen. Be¬ 
sonders im Raume von Czernowitz wurde außerordentlich 
erbittert gekämpft. Ein von den Russen beabsichtigter Um¬ 
gehungsversuch, für den sie unter Nichtachtung der Neutralität 
rumänisches Gebiet benutzten, scheiterte infolge rechtzeitiger 
Gegenmaßnahmen von seiten Rumäniens. An der unteren Strypa 
wurden die Österreicher undUngarn vom östlichen auf das westliche 
Ufer zurückgedrängt. In der Gegend von Przewloka hält die 
Heeresgruppe Bothmer den russischen Angriffen tapfer stand 
und hat dem Gegner wiederholt auch ansehnliche Ziffern von 
Gefangenen abgenommen. Nordwestlich von Tarnopol wird 
erbittert und mit wechselndem Glück gekämpft. Den größten 
Raumgewinn haben die Russen an der wolhynischen Front im 
Raume von Luck erreicht, wo es ihnen gelungen ist, bis ungefähr 
25 km westlich des Styr vorzudringen. Die Russen haben zwar 
hier die ursprüngliche österreichisch-ungarische Front weit 
zurückbiegen, aber nicht endgiltig durchbrechen können. Die von 
den Russen angegebenen Zahlen an Gefangenen und an Beute 
weichen nach einer Versicherung der österreichisch-ungarischen 
Heeresleitung weit von der Wirklichkeit ab. Die blutigen Ver¬ 
luste der Russen sollen dagegen überaus schwer gewesen sein. 

Östlich von Kolki hatten die Russen bereits das linke 
Styrufer gewonnen, wurden aber von den österreichisch-ungari¬ 
schen Truppen wieder zurtickgeworfen; sie verloren hierbei 
1700 Gefangene und 13 Maschinengewehre. Auch weitere 
Übergangsversuche im Raume des Styrbogens mißlangen unter 
schweren blutigen Verlusten. Durch das Erscheinen der Heeres¬ 
gruppe von Linsingen in diesem Abschnitt dürfte der russische 
Plan, durch einen hier errungenen Erfolg, Gelegenheit zu um¬ 
fassendem Vorgehen gegen die südlicheren Teile der Angriffs¬ 
front zu bekommen, gründlich vereitelt werden. 

Auch nördlich von Baranowitschi haben die Russen einen 
großen Angriff versucht. Siebenmal stürmten sie hier in 
dichten Massen gegen unsere Stellungen vor, sie wurden aber rest¬ 
los zurückgetrieben und erlitten sehr schwere blutige Verluste. 

Auf dem italienischen Kriegsschauplatz sind die Kämpfe 
der österreichisch-ungarischen Armee auch in dieser Woche 
erfolgreich gewesen! An einigen Stellen in Südtirol sind zwar 
die Italiener zum Angriff übergegangen, diese Angriffe sind 
aber überall ergebnislos verlaufen. 

Vor Verdun sind unsere Erfolge weiter ausgebaut worden. 
Bayrische Jäger und ostpreußische Infanterie stürmten ein 
französisches Feldwerk westlich der Feste Vaux. Hierbei 
fielen 500 Mann und 22 Maschinengewehre in unsere Hand. 
Auch südwestlich der Feste Douanmont konnten unsere Linien 
weiter vorgeschoben werden und westlich und südlich von 
Thiaumont-Ferme haben wir feindliche Stellungen erobert und 
dabei rund 800 Gefangene gemacht und 15 Maschinengewehre 
erbeutet. Südöstlich von Zillebeeke vermochten die Engländer 
unter Einsatz von starken Kräften in einen Teil der von uns 
in der vorigen Woche eroberten Stellungen wieder einzudringen. 

Nördlich von Soleiman an der persischen Grenze wurden 
russische Abteilungen von den Türken in der Richtung auf 


Bana und später noch weiter nach Norden zurückgeschlagen. 
Eine russische Truppe, die nach Mesopotamien einzudringen 
versuchte, ist auf persisches Gebiet zurückgeschlagen worden. 

An der Irakfront wurde ein Versuch der Engländer, 
zwischen Korna und Naszri auf dem Nordufer des Euphrat zu 
landen, unter starken Verlusten für die Engländer vereitelt. 

fflassenspelsimgen. 

In Hamburg ist am 1. Mai ein Kursus für Leiterinnen für 
Massenspeisungen eröffnet worden, der mehrere Wochen dauern wird. 
Die Dozenten gehören vorwiegend den wissenschaftlichen Kreisen 
Hamburgs an — auch tierärztliche Dozenten (Peter, Glage) 
befinden sich darunter. Die Kurse besitzen zwar zur Zeit wegen 
des Krieges eine besondere, aktuelle Bedeutung, sind indessen 
keineswegs als vorübergehende Kriegseinrichtung gedacht, sondern 
werden fortlaufend auch später stattfinden, weil Rücksichten der 
Volks Wohlfahrt Massenküchen und Massenspeisung steigende Wich¬ 
tigkeit gewinnen lassen. Angeregt und vorbereitet sind die Kurse 
vom „Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen“ in 
Berlin. Hamburg erschien besonders geeignet als Stätte des Unter¬ 
richts, der für Hörerinnen aus ganz Deutschland bestimmt ist. 

Die Frage der Massenspeisungen ist ein volkswirtschaftliches 
Problem ersten Ranges, und Hamburg ist eine Stadt, in der die 
Entwickelung dieser Massenküchen schon früh ihren Anfang nahm. 
Schon 1884 wurde von Wohltätern zum Zwecke der Bekämpfung 
des Alkoholismus der Versuch gemacht» gute nahrhafte Volks¬ 
mittagsessen auf breiter Grundlage nicht nur für Bedürftige, 
sondern für größere Bevölkerungskreise einzurichten. Aus 
diesen Anfängen, die mit der Errichtung einer Kaffeehalle 
nach englischem Muster begannen, ist die bedeutende Einrichtung 
des Vereins für Volkskaffeehallen entstanden. Die Grundlagen 
konnten in großzügiger Weise in Wirksamkeit treten, als es 1889 
beim Zollanschluß galt, die breiten Arbeitermassen im Freihafen¬ 
gebiet mit gesunder Mittagskost zu versehen. Eine Reihe 
schmucker, besonders für diesen Zweck eingerichteter Speise¬ 
anstalten entstanden im Freihafen. Es mag erwähnt werden, daß 
1890 auch ein großes Volksgasthaus errichtet wurde, um Ein¬ 
logierern und Schläfern, die keine Häuslichkeit hatten, ein behag¬ 
liches Heim zu schaffen. Weitere ähnliche private Einrichtungen 
folgten in den nächsten Jahren. So war es bei Beginn des Krieges 
nicht schwer, die Küchen netzartig über ganz Hamburg in Diensten 
der Kriegshilfe auszudehnen. Die grüßte Feldküche, in der etwa 
5000 Personen speisen, befindet sich auf dem Zentralschlachthofe. 
Die billige, aber einwandfreie Kost der verschiedenen Küchen, die 
anfangs für 15 Pfg. für K Liter, jetzt für 20 Pfg. für 1 Liter als 
Portion verabfolgt wird, kommt heute weit über 100000 Menschen 
zugute. 

Bei der Eröffnung des Kursus führte der Erste Vorsitzende 
des in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründeten 
Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen, Wirklicher 
Geheimer Rat Dr. Thiel, Berlin, aus, im Vorjahre sei von der 
Zentrale für Volkswohlfahrt in Verbindung mit seinem Zentral¬ 
verein in Berlin das Problem der Volksspeisung neu erörtert worden. 
Eine Hauptschwierigkeit für die Verbreitung der Volks- und Fabrik¬ 
speisung sei daraus erwachsen, daß es an einem ausgebildeten 
Stabe tüchtiger Leiterinnen der Küchen fehlte. Daher sei der 
Kursus beschlossen worden. Schon die moderne Entwickelung des 
Handels und der Industrie mache die öffentlichen und Fabrik- 
Speiseanstalten zu einer dringenden Notwendigkeit. Dem Ausbau 
der Massenspeisungen bringen demgemäß Industrielle, Städte usw. 
ein hohes Interesse entgegen; der Volkswohlfahrt werden dabei 
Dienste geleistet, ohne daß das Familienleben beeinträchtigt werde. 

Danach sprach Professor Dr. E. Francke (Berlin) in länge¬ 
rem Vortrage über die Bedeutung der Massenspei¬ 
sung. Der große Erzieher Krieg hat die Ernährungsfrage in den 
Vordergrund gerückt. Das spüren wir alle am eigenen Leibe. Wir 
stehen mitten in den Schwierigkeiten, die noch größer werden kön¬ 
nen, ehe wir auch im Durchhalten in der Ernährung der breiten 
Massen den Sieg errungen haben. Aber schon im Frieden beschäf¬ 
tigte sich die Wissenschaft mit diesen Fragen, und in Hamburg 
wurden, wie in vielen anderen Städten Deutschlands, Einzelma߬ 
nahmen zu einer ausreichenden Ernährung der minderbemittelten 
Klassen getroffen. Die Stadtverwaltungen, die ihre Betätigung auf 
diesem Gebiete ehemals stolz ablehnten, haben ihre Ansicht gründ¬ 
lich geändert. Die Bevölkerungszahl Deutschlands ist seit 1870 
von 47 Millionen auf 70 Millionen angewachsen, während sich die 
Bodenfläche nicht vergrößert hat Allerdings hat sich auch die 
bebaute Fläche vermehrt, zum Beispiel die mit Getreide bebaute Fläche 
von 15K Millionen Hektar auf 16K Millionen Hektar und die mit 
Hackfrüchten bebaute sogar von vier Millionen auf fünf Millionen 
Hektar. Das ist aber nur eine Vermehrung von neun Prozent 
gegenüber einer Volks Vermehrung von 60 Prozent. Dazu kommt 
die Verschiebung der Landbevölkerung in die Stadt. Im Jahre 
1910 faßten die 72 000 ländlichen Gemeinden und kleinen Städte 
nur noch 26 Millionen, die 3600 städtischen Gemeinden dagegen 
44 Millionen Bewohner; in den 248 Mittelstädten bis 100000 Ein¬ 
wohner lebten 14, in den 48 Großstädten 9 Millionen Menschen. Die 



22. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


299 


Landbevölkerung hat daher nicht nur für sich, sondern noch für 
das Dreifache zu Borgen. Die letzte Berufszählung hat nur noch 
eine landwirtschaftliche Bevölkerung von 17 Yk Millionen aufge¬ 
wiesen. Weiter kommt die Veränderung der Ernährungsbedürf¬ 
nisse hinzu, der Zuwachs an Fleischverbrauch, der auf das Doppelte 
gestiegen ist, der Verbrauch an Milch, Butter, Käse. Allerdings 
hat die Intensivierung der Landwirtschaft, die den Ertrag des 
Weizens und des Roggens auf das Doppelte gebracht hat, und die 
erhöhte Viehzucht, die zuletzt 22 Millionen Rinder und 26 Millionen 
Schweine zählte, die ungünstigen Verhältnisse etwas ausgeglichen. 
Aber wir waren doch gezwungen, Lebensmittel einzuführen, zum 
Beispiel zwei Millionen Tonnen Weizen, 80 000 Tonnen Butter, 
180 000 Tonnen andere Fette, 3 % Milliarden Eier. Den Anbau 
von Erbsen, Bohnen, Linsen und Ölfrüchten hat man leider zurück¬ 
gehen lassen. Es gehört auch zu den Lehren des Krieges, daß wir 
uns darauf besinnen, unser von Feinden umgebenes Land so zu 
stellen, daß es sich nach Möglichkeit selbst ernähren kann und 
vom Auslande unabhängig wird. Die Volks- und Massenemährung 
ist eine öffentliche Angelegenheit, eine Staatsnotwendigkeit 
geworden. 

In der städtischen Bevölkerung spielt die Ernährungsfrage 
schon deshalb eine so große Rolle, weil sie den größten Teil des 
Einkommens für Nahrungsmittel ausgibt. Bei 1200 M. Einkommen 
werden 60 Prozent und mehr allein für die Ernährung ausgegeben. 
Je höher das Einkommen ist, je mehr sinkt dieser Prozentsatz. Die 
Ausgaben für die Ernährung wachsen aber nicht im gleichen Ver¬ 
hältnis mit der Zahl der Köpfe einer Familie. Sie betragen bei¬ 
spielsweise bei 1800 M. Einkommen in einer Familie von zwei 
Köpfen 43 Prozent, von vier Köpfen 46 Prozent, von sechs Köpfen 
51 und von acht Köpfen 53 bis 54 Prozent des Einkommens. In 
diesen Erfahrungen liegt eine starke Empfehlung der Massen¬ 
speisung, denn in den Einkommenstufen bis 2400 M. sind etwa 
80 Prozent der gesamten Bevölkerung enthalten. Der Minder¬ 
bemittelte kauft auch noch teurer und schlechter als der Bemittelte. 
Darum sind Einkaufsgenossenschaften mit Freuden zu begrüßen, 
vor allem in Form der Konsumvereine. Erfreulich ist die große 
Konsumvereinsbewegung, die ihren Sitz in Hamburg hat. Man hat 
bisher zu einseitige Produzentenpolitik betrieben; Produzenten und 
Konsumenten müssen aber einander ergänzen. 

Die Küchen können nicht gleichgestellt werden den großen 
Restaurant«. Näher liegt die Verpflegung der Soldaten in der 
Kaserne im Frieden. Diese ist fest geregelt, und Verwendung der 
Nahrungsmittel, Kosten, Bezug sind festgelegt. Trotzdem ist eine 
einfache Übertragung auch hier nicht möglich, da der Betrieb der 
Kaserne zu klein ist. Die Verpflegung in Fabrikkantinen und sog. 
Speifeeanstalten ferner ist deshalb nicht beliebt und zu vergleichen* 
weil jeder vorzieht, die Speise im Familienkreise zu genießen. 
Volksküchen und Schulspeisungen kommen den zu erstrebenden 
Neueinrichtungen am nächsten. Im Einkauf ist die Zentralisation 
notwendig, weil der freie Handel in sich Mißbräuche trägt, die eine 
Verteuerung bedeuten. In Berlin hat man 40000 Kartoffelhändler, 
eine namenlose Vergeudung an Arbeitskraft und Geld! Auch 
sonst gibt es zu viele kleine Läden. Auf Grund von Kontrakten 
mit Gastwirten die Massenspeisungen erfolgen zu lassen, 
hat sich nicht bewährt, da die Gastwirte auf ihren Vorteil 
bedacht sind. Die Anstalt muß vielmehr vollkommen frei und so 
dastehen, daß sie sich aus den Einnahmen selbst erhält. Eine 
richtige Berechnung neben der Speisung wird daher eine wichtige 
Grundlage der Anstalt bilden. Da Einnahmen erwachsen, weil 
die Speise bezahlt wird, läßt sich das ermöglichen, und die Speisung 
verliert dadurch den Charakter eines Almosens. Wichtig ist die 
Verteilungsart. Der Abgabe durch Küchenwagen, die die Städte 
vielfach eingeführt haben, und die sich einer ministeriellen Empfeh¬ 
lung erfreut, steht Redner skeptisch gegenüber. Wie sollen hundert¬ 
tausend Personen in einer Stadt täglich in dieser Weise versorgt 
werden? Verzögerungen, Kaltwerden des Essens, Volksansamm- 
lun^en werden die Folge sein. Besser ist die Dezentralisation der 
Speisung dadurch, daß man das Essen aus der Küche abholen 
läßt und nur diejenigen, die zu Hause keine Einrichtung zum 
Speisen haben, in der Anstalt selbst essen. Die Frau wird dann 
durch die Massenküche entlastet und für weitere Arbeit frei¬ 
gemacht, trotzdem die Speisung im Familienkreise ermöglicht ist. 
Die anzustrebende Organisation der Massenspeisung in dieser Weise 
dürfte durch die Kurse für die Leiterinnen noch wesentlich prakti¬ 
scher ausgestaltet, mindestens aber erheblich gefördert werden 

können. G1. 

* 

— Der Schlachthof ist eine besonders geeignete Stätte zur 
Einrichtung einer Küche für Massenspeisungen, wie gelegent¬ 
lich des Hamburger Kursus mehrfach bemerkt wurde. Bei 
dem Rückgang der, Schlachtungen kann eine Schlachthalle ganz 
oder teilweise entbehrt werden und bietet Raum für einen Speise¬ 
saal. In den Abteilungen der Kleinvieh- oder Schweinehalle, die 
sonst für das Schlachtvieh bestimmt sind und abgetrennte und 
abgegitterte Plätze darstellen, können die Kochapparate Auf¬ 
stellung finden, andere Abteilungen lassen sich als Arbeitsstätte 
für das Vorbereiten der Speisen oder als Vorratsräume einrichten, 
und eine Ausgabestelle, die dicht an den Saal grenzt, ist bequem 
anzuscbließen. Für die Kochung stehen Dampf vom Schlachthofe 


und heißes Wasser zur Verfügung, und die Reinigung durch Ab¬ 
spritzen mit einem mit der Wasserleitung verbundenen Schlauche 
erspart das sonst notwendige umständliche tägliche Scheuern des 
Fußbodens. Große Türen erleichtern Zugang und Abgang der 
Speisenden. Dazu ist der Bezug des Fleisches denkbarst bequem, 
und es ist Gelegenheit geboten, Abfälle aller Art, die beim 
Schlachten anfallen, zu verwerten, während sie sonst unbenutzt 
bleiben, da sich ihrer niemand annimmt. Nachteilig ist nur, daß 
der Schlachthof meist an der Peripherie oder außerhalb der Stadt 
zu liegen pflegt, während die Küche im Herzen des zu versorgen¬ 
den Stadtteiles sich befinden muß. Wo letzteres aber zutrifft, ist 
der Schlachthof besonders geeignet für die Massenspeisungen, wie 
Hamburg beweist, wo die Feldküche auf dem Zentralschlachthofe 
nach einer Mitteilung der Leiterin ihr segensreiches Wirken mit 
der Speisung von täglich etwa 300 Personen begann, während 
zurzeit etwa 5000 die Einrichtung benutzen, ohne daß sich bei 
dem Betrieb Störungen ergeben. 

— Das System der Massenspeisung in Berlin ist auf breiter 
Grundlage durchgeführt worden. Die Kommission für die Massen¬ 
ernährung hat sich zu einem dauernden „Wirtschaftsausschuß 
für Volksspeisung“ konstituiert. In nächster Zeit soll die Be¬ 
völkerung zu einer Anmeldung aufgefordert werden, in weichem 
Umfange sie von der neuen Einrichtung Gebrauch zu machen ge¬ 
denkt. Die Stadt soll in 25 bis 30 Kochbezirke geteilt werden, 
welche unter Aufsicht von 5 bis 6 Ausschüssen stehen, die ihrer¬ 
seits wiederum von dem Magistrat und dem Wirtschaftsausschuß 
geleitet werden. 

IX. Quittung der tierärztlichen Krlegsfüreorge. 

Kreistierarzt Wenzel -Limburg II. Rate.50 M. 

Kreistierarzt Veterinärrat Werner -Diez H. Rate ... 30 „ 

Kreistierarzt a. D. Veterinärrat E m m e r i c h-Weilburg 

III. Rate.50 n 

Kreistierarzt Veterinärrat Schlichte -Usingen II. Rate 50 „ 
Kreistierarzt Veterinärrat Pitz -Eltville a. R h. H. Rate 50 „ 

Insgesamt 230 M. 

Dazu die aus den früheren Beiträgen erhaltene n 2880 „ 

Gesamtsumme 3110 M~ 

Den Spendern herzlichen Dank! 

Weitere Gaben nimmt entgegen 
Wiesbaden, den 10. Juni 1916. Peters, 

Vorsitzender der Tierärztekammer. 

Kraftfahrer-Yerein!gong deutscher Ärzte. 

Die Kraftfahrer Vereinigung deutscher Ärzte (e. V.) — K V D A 
— sowie die Wirtschaftsvereinigung kraftfahrender Ärzte (e. G. 
m. b. H.) — W V K A — besteht nunmehr schon seit einer Reihe 
von Jahren in segensreicher Weise. Gegründet, um den Kraft¬ 
wagen fahrenden Ärzten Vorteile zu beschaffen beim Ankäufe von 
Wagen und Betriebsstoffen, hat sie auch die Vermittelung aller 
Arten von Versicherungen für ihre Mitglieder (Haftpflicht-* Unfall-, 
Feuer-, Casco-, Lebensversicherungen usw.) übernommen. Eine 
Sachverständigenstelle gibt gewissenhafte Beratungen in allen ein- 
schlagendpn Fragen, um vor Fehlgriffen und Schäden zu schützen, 
die aus eigener Unerfahrenheit oder aus Gewissenlosigkeit und 
Gewinnsucht anderer drohen, ln den einzelnen Gauen bestehen 
Vereinigungen, die die Kollegialität und gesellschaftlichen Be¬ 
ziehungen der einzelnen Mitglieder zueinander pflegen. Eine 
Zeitung, die „Mitteilungen der K V D A“, erscheint monatlich und 
ist gut geleitet, vielseitig und reichhaltig. 

Die K V D A und die W V K A haben sich, trotz mancher An¬ 
fechtungen, von Jahr zu Jahr mehr entwickelt und sich auch 
in sozialer Weise fürsorgend betätigt. Jährlich wurden im Ver¬ 
hältnis der Mitgliederzahlen an den Leipziger Ärzteverband und 
an die Fürsorgestelle des Deutschen Veterinärrates namhafte Be¬ 
träge überwiesen. Die sparsame Geschäftsführung der K V D A 
hat es auch ermöglicht, daß seit Jahren erübrigte Summen zur 
Gründung einer Unterstützungskasse der K V D A verwendet wer¬ 
den konnten, die zurzeit einen Bestand von 22 000 Mark aufweist 
und schon jetzt für unterstützungsbedürftige Mitglieder oder 
Witwen und Waisen früherer Mitglieder bereitgestellt ist. 

Viel zu wenig ist bisher tierärztlicherseits der Wert der 
K V D A und W V K A erkannt und durch Beitritt benutzt worden. 
Es wird deshalb und in Hinsicht auf die nicht so einfachen Ver¬ 
hältnisse auf dem Automarkte nach dem Kriege den Kraftwagen 
fahrenden Tierärzten dringend empfohlen, sich der Vorteile der 
K V D A und der W V K A teilhaftig zu machen. Die tierärzt¬ 
lichen Interessen werden vertreten durch Kollegen sowohl in dem 
Vorstande der KVDA wie der WVKA (durch Regierungs-Vet.- 







300 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


N** 25 


Rat Dr. G ö h r e - Großenhain), sowie auch im Aufsichtsrate der 
WVKA (dessen Vorsitz Kreistierarzt A. M (i 11 e r - Strasburg- 
Westpreußen inne hat). 

— Als Direktor des neuen Instituts für Tierzucht an 
der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, das 
am 1. Oktober in Betrieb genommen werden soll, ist nach der 
„D. t W.“ Prof. Dr. Kronacher von der Landwirtschaftlichen 
Akademie in Weihenstephan berufen worden. 


Bücherbesprechungen. 

— Die orientalische Rinderpest. Mit besonderer Berücksichtigung 
der klinischen und anatomischen Merkmale und der Differentialdiagnose. 
Im Anhänge 14 Krankengeschichten und Zerlegungsbefunde. Von Dr. 
Franz Hutyra und Dr. Josef Marek, o. ö. Professoren an der Königl. 
Ungar. Veterinär-Hochschule in Budapest. Mit 22 farbigen Abbildungen 
auf 15 Tafeln und 5 Textfiguren. Jena. 1916. Verlag von Gustav 
Fischer. Preis broseh. 8 Mark. 

Die vorliegende Broschüre über eine Tierseuche, deren Femhaltung 
von den heimischen Viehbeständen eine der Hauptsorgen der Tierärzte 
sein muß, aus der Feder von zur Bearbeitung besonders zuständigen 
Autoren stammend, darf der größten Beachtung sicher sein. Das Werk 
entspricht auch den hohen Erwartungen, die man bei der Ankündigung 
desselben durch den Verlag kurz vor dem Erscheinen vorweg gehegt 
haben wird. Außerordentlich übersichtlich ist die Seuche in kurzen, 
knappen Kapiteln nach den geschichtlichen, ätiologischen, klinischen, 
diagnostischen und differentialdiagnostischen, sowie der anatomischen 
Seite abgehandelt worden. Des weiteren sind die Schutzimpfung und 
Tilgung näher erörtert. Einen besonders hohen Wert erhält das Werk 
durch die Beigabe einer Kasuistik und von 22 auf 15 Tafeln befindlichen 
farbigen Abbildungen pathologischer Befunde. Die Ausstattung der 
Broschüre mit so zahlreichen den Text erläuternden Bildern in farbiger 
Ausführung und die maßgeblichen Beschreibungen bieten zusammen ein 
einzigartiges, vornehmes und zurzeit hervorragend wichtiges Werk über 
die Rinderpest, dessen Beschaffung nicht nur anzuraten ist, sondern das 
behördlich jedem Veterinäroffizier und Veterinärbeamten, besonders an 
der Ostfront und in den gefährdeten östlichen und südöstlichen Bezirken 
überhaupt, geliefert w erden müßte. G 1 a g e. 

— Volksernührung, Massenspeisung. Verhandlungen des Zentral¬ 
vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen. Berlin, 28. Oktober 1915. 
Berichte von Geheimrat Prof. Dr. Rubner, Stadtrat Prof. Dr. Stein, Amts¬ 
gerichtsrat Dr. Liepmann, M. d. L. Aussprache. Nebst dem Jahres¬ 
bericht 1915 und dem Verzeichnis der Mitglieder des Zentralvereins für 
das Wohl der arbeitenden Klassen. Berlin. 1916. Verlag von Leon¬ 
hard Simion Nf. Preis 1 Mark. 

— Praktische Maßnahmen zur Förderung der Volks-, insbesondere 
der Arbeiterernährung. Von Dr. Gerhard Albrecht, Berlin-Lichterfelde. 
(Sonderabdruck aus dem „Arbeiterfreund“, Heft II, 1914.) Berlin. 1914. 
Verlag von Leonhard Simion Nf. 

— Vorträge, gehalten in dem von der Oberschulbehörde veran¬ 
stalteten Lehrkursus in Hamburg für Redner und Rednerinnen über 
Volksernährung im Kriege vom 15. bis 19. März 1915 im Vorlesungs¬ 
gebäude. Mit einer Abbildung im Text, Sonderabdruck aus dem Jahr¬ 
buch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. Band 32; 1914. 
Hamburg, 1915. Gedruckt bei L ü t c k e & W u 1 f f , E. H. Senats-Buch¬ 
druckern. 

Auf die vorstehenden drei Schriften sei in Ergänzung der Artikel 
über die Massenspeisungen in dieser Nummer der B. T. W. aufmerksam 
gemacht, obwohl sie nicht an die Wochenschrift zur Besprechung einge- 
sandt worden sind. _ Gl. 

' Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
verdienstorden IV. Kl. mit Schwertern: den Oberveterinären 
Dr. Hagen d. Res. und Dietx d. L. 1. — Die Krone zum Ritter¬ 
kreuz 1. Kl. mit Schwertern des Sachs. Albrechtsordens: dem 
Stabs- und Regimentsveterinär Dr. Arthur Fischer im Garde-Reiter- 
Regt. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechts¬ 
ordens: dem Oberveterinär Arno Hengst im Ulan.-Regt. 17, Amts¬ 
tierarzt in Dresden-Blasewitz; dem Oberveterinär Dr. Adolf 
Schattke. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Großh. 
Sächs. Ordens vom weißen Falken: dem Oberveterinär Dr. Leonhard 
Müller im Hus.-Regt. 12. — Das Braunschweig. Kriegsverdienst- 
kreuz: dem Oberstabsveterinär Max Achleitner im 1. Chev.-Regt.— 
Das Großh. Mecklenburg. Kriegsverdienstkreuz: dem Stabs- und 
Regimentsveterinär Hugo 0mixen in Altona. — Das Sächs. Kriegs¬ 
verdienstkreuz: dem Professor Dr .Zwick in Wien. — Das Offizierkreuz 
des Franz Josef-Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes: den 
Professoren Dr. Wilhelm Zwick und Dr. Josef Schnürer. — Das Offizier¬ 
kreuz des Franz Josef-Ordens: den Professoren Dr. Gustav Günther, 
Dr. Theodor Panxer , Dr. Theodor Schmidt, Dr. Rudolf Hartl und Dr. 
Leopold Reisinyer, sämtl. an der k. u. k. Tierärztl. Hochschule in Wien. 

Verzogen: Geheimer Veterinärrat Heinrich Schmidt von Stade 
nach Bergedorf. 

Promoviert: ln Berlin: Tierarzt Max lieber aus Königsberg i. Pr. 

Approbiert: In München: Die Herren Pius Karman aus 
München, Hugo Wiek aus Pfaffenberg. 


In der Armee: Befördert: Zum Stabsveterinär: Oberveterinär 
Richard Ungier; zu Oberstabsveterinären: die Stabsveterinäre und 
Regiments veterinäre: Dr. Sippel des 2. Schweren Reiter-Regts.; 
Dr. Wilhelm Meyer d. 1. Feldart.-Regts.; Dr. Anton Maier d. 3. Feldart.- 
Regts.; Dom des 4. Feldart-Regts. Ernannt: Zu Feld-Hilfs¬ 
veterinären: die Feld-Unterveterinäre: Streck , WäUner, Weis, Koller, 
Haag , Aniendt, Fourrier, Wellenhofcr , Schuhbaucr , Bauer , Sehefbeck, 
Amdung , Hartmann, Wenx, Zirker, Schwarte , Weiß, Sandgruber, 
Seeg?nülter, Bach, Heß, Dopfer. Charakterisiert: als Korps¬ 
stabsveterinär: der Oberstabsveterinär Mayrwieser des Remonte- 
depots Schleißheim. Im Beurlaubtenstande: Befördert: 
Zum Stabsveterinär: Oberveterinär Friedrich Roßbach d. L. 1. (Hof) 
mit Patent vom 20. Dezember 1914 vor dem Stabsveterinär 
Dr. Wilhelm Klein d. Res (Hof); zu Oberveterinären die Veterinäre 
d. Res. Frx. Schülein (Weilheim) und Ph. Braun (Zweibrücken). 
Zu Veterinären ohne Patent in der Res. die Unterveterinäre 
Gg. Leichncr (II München), Rudolf Rudolph (Kissingen), Karl 
Hilx (II München) und Dr. Andreas Saalbeck (Aschaffenburg). 
Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt unter 
Beförderung zu Veterinäroffizieren: zu Oberstabsveterinären: 
Bührmann (Bielefeld), Stabsveterinär beim Gen.-Gouv. in Belgien; 
Fleischer (Halle), Oberstabsveierinär a. D. (Beamter) bei der 
II. Ers.-Abt. Feldart.-Regt. Nr. 75; Herrmann (II. Trier), Stabs¬ 
veterinär a. D. (Beamter) beim Ers.-Pferdedepot Münster i. W.; 
Prof. Dr. Qmdin (V Berlin), Oberveterinär a. D. (Beamter) bei der 
Etapp.-Insp. der 10. Armee, zum Stabsveterinär; Ernst Müller 
(Torgau), Unterveterinär a. D. beim Etapp.-Pferde-Laz. 3 d. 8. Armee, 
zum Veterinär; zu Stabsveterinären ohne Patent: die Oberveterinäre 
der Landw. a. D.: Wulf (II. Altona) bei der Insel-Komdtr. Sylt; 
Bartling (I. Cassel) beim Korpsbrtickentrain XX. Armeekorps; Stöhr 
(Swinemünde) beim Pferdedepot Nr. 124 Warschau; die Ober- 
veterinäre der Landw. a. D. (Beamte): Demien (I. Altona) beim Er.- 
Pferdedepot II. Altona; Boeder (Görlitz) bei der Train-Ers.-Abt. 
Nr. 5. — Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte 
Veterinäroffiziere befördert: Nicol (I. Hannover), Stabsveterinär bei 
der Bayer. Res.-Art. Mun.-Kol. 13, zum Oberstabsveterinär; Artur 
Lange , Oberveterinär beim Staffelstab 312, zum Stabsveterinär. — 
Als Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses 
angestellt: als Stabsveterinäre: die Tierärzte: Harms (II. Altona) 
beim Ers.-Pferdedepot II Altona; Windisch (V Berlin) bei d. Fußart. 
Battr. 83; Barthelmes (Weimar) bei der Ers.-Abt. Feldart.-Regts. 
Nr. 11; als Oberveterinäre: die Tierärzte: Hetxel (V Berlin) bei der 
Res.-Fuhrp.-Kol. 115 des 41. Res.-Korps; Lindt/erg (I. Hamburg) bei 
d. Ers.-Esk. Hus.-Regts. Nr. 15. — Für die Dauer des mobilen 
Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Stabs¬ 
veterinären: die Oberveterinäre: Prof. Dr. Schern (V Berlin) beim 
Pferde-Laz. des Gardekorps Berlin; Koeppen (V Berlin) bei d. Ers.- 
Esk. Drag.-Regts. Nr. 2; Reich (Celle) beim Pferdedepot 50 der 
50. Inf.-Div.; Kart Müller (Diedenhofen) beim Pferde-Laz. Colmar; 
Luckmann (Duisburg) beim Pferde-Laz. Lüttich; Dr. Walter (Glei- 
witz) bei der II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 57; Didrigkeit (Gum¬ 
binnen) beim Pferde-Laz. II der Gruppe Mitau; Kupp (Neumünster) 
beim Feldart-Regt. Nr. 235; Simon (YVürzburg) bei der Etapp.- 
Fuhrp.-Kol. 157 der 11. Armee; zu Oberveterinären: die Veterinäre: 
Heckhausen (Aachen) beim Etapp.-Pferde-Laz. 6 der 10. Armee; 
Keller (Aachen) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 159 der 11. Armee; 
Dr. Schachner (H. Altona) bei der Fuhrp.-Kol. 5 des XVUI. A.-K.; 
Vogel (Anklam) beim Feldart-Regt. Nr. 221; Claassen (Aurich) bei 
der Train-Abt. der 119. Inf.-Div.; Qrosch (Aurich) bei der Etapp.- 
Fuhrp.-Kol. 2 der 4. Armee; Kuiper (Aurich) beim Stabe der Etapp.- 
Insp. der 2. Armee; Dr. Thal (V Berlin) beim Zentral-Pferdedepot 7 
Berlin; Schaaf (V Berlin) beim Fußart-B. 31; Hart je (V Berlin) beim 
Fußart.-Regt. Nr. 5; Westphal (V Berlin) bei der Korpsschlächterei 
des III. Armeekorps; Dr. Dobers (V Berlin) beim Staffelstabe 179; 
Dr. Harms (V Berlin) beim 1. Garde - Fußart. - Regt,; Schnelling 
(I. Bochum) bei der Res.-Fernspr.-Abt, 24; Pricbatsch (Braunsberg) 
beim Staffelstabe 551; Antoni (I. Bremen) bei der Feldbäckerei- 
Kol. 1 des IX. A.-K.; Billerbeck (Calau) beim Feldart.-Reg. Nr. 17; 
Jacgcr (II Cassel) beim Etapp.-Pferdedepot 12 der 8. Armee; Loetee 
(Celle) beim Drag.-Regt, Nr. 13; Wenner (II. Cöln) beim Staffel¬ 
stabe 7; Dr. John (II. Cöln) beim Stabe der Etapp.-Insp. der 
11. Armee; Pröbsting (Danzig) beim Res.-Fußart. - Regt Nr. 17; 
Sommer (Dessau) bei der Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 74; Beyer 
(Deutsch-Eylau) bei der Landst.-Esk. des XX. A.-K.; Aberle (Donau- 
eschingen) beim Landw.-Feldart.-Regt. Nr. 8; Gustav Meyer (I. Dort¬ 
mund) bei der H. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 69/70; Dicckerhoff 
(II. Dortmund) bei der Feldbäckerei-Kol. 1 der 1. Garde-Res.-Div.; 
Stambke (Erfurt) bei der Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 19; Sassen¬ 
hagen (Essen) beim Staffelstabe 120; Dr. Lyding (Frankfurt a. M.) 
beim Leib-Drag.-Regt. Nr. 24: Dr. Dietx (Frankfurt a. M.) bei der 
II. Ers.-Abt Feldart-Regts. Nr. 25; Dr. Pins (Geldern) beim Res.- 
Feldartillerie-Regiment Nr. 59; Peitxs^hke (Gera) beim Dragoner- 
Regiment Nr. 4. 

Todesfälle: Tierarzt Leopold Nissen aus Husum, Oberveterinär 
Dr. Adolf Schattke , Distriktstierarzt Clemens Weldes in Woinzack, 
Kreistierarzt a. D. Veterinärrat Josef Muthtvill in Hirschberg. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoeta ln Berlin. — 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 







Die .Berliner Tlerirstllcbe WoebenMhiift* enebelnt 
eröci entlieh fm Vertage ton Rlebaid Sehos.i in 
Berlin ßW. 48, Wllhelinxtr. 10. Dareb Jedes deutsche 
Posismt wird dieselbe cum Preise ron M. 6 .— viertel* 
jikrlich (eusrebliefilicb Bestellgeld) geliefert. (Öster¬ 
reichische Po«t*Zeitun>rs-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.1 KinkelnammerD 80 PL 


Berliner 


Origlnalbeitriige werden mit 50 Mk., In Petitsats mit 
60 Mk, für deu Bogen honoriert Alle Manuskripte. 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Glage. Hamburg, Osterstr. SS; 
Korrekturen, Rexensfona-Kxemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Richard Schoets. Berlin 8 W. 48, Wilhelmstr. 10- 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Sehmaltz-Berlin 

onter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Hanoke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothea Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann 

Hamborg. Referent L Reicha-KoL-Amt ln Berlin. in Mülhausen I.K. in Oöin. Vortrag. Rai im Min, t Landw. in Berlin. 

Proieesor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landest!erarst für Hamborg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dre den. Professor in Freibarg. 

Ober-Med, Bat Dr.J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierangsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d.Kats. BakL Inat, Gamams, D.S.W.-A. Stadt-Tierarat m Hamburg. Professor ln München. MitgL d. luiis. GesundheitaamU in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regieraugsrat ZQndel 

Professor ln Budapest ■ Landentierarzt von ElsaS-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter; i. V. Prof. Glage 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 26 . Ausgegeben am 29. Juni. 


n h a 11 : Pfeiler: Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit. — Referate: F o t h: Über das Trocken- 
mallein (Malleinum siccum Foth) und die Augenprobe. — Trazner: Hautrotz ähnliche Furunkulose. — Berkenbusch: 
Behandlung der Furunkel und anderer eitriger Hauterkrankungen mit Salizylsäure. — Staatsveterinärwesen: Stand der Tier¬ 
seuchen in Deutschland. — Verwertung der Tierkadaver. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Glässer: Zur besseren 
Ausnutzung notgeschlachteter Haustiere durch vermehrte Anwendung der bakteriologischen Fleischbeschau. — Verschiedenes. — 
Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Neunundneunzigste Kriegswoche. — Aus Ungarn. — Verschiedenes. — Bücher- 
besprechungen. — Personalien. — Vakanzen. 


Mitteilungen Uber die Serodiagnose der Rotzkrankheit. 

5. Eine Entgegnung auf die Ausführungen von Schütz „Zur Serodiagnose 
der Rotzkrankheit“ In Nr. 41 des Jahrgangs 1915 dieser Wochenschrift. 

Von Pfeiler. 

Rat als Rätsel: „Soli das Band nicht reißen, 
Mußt du erst drauf beißen!“ 

Der Direktor des Pathologischen Instituts der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule zu Berlin, Geheimer Regierungsrat Professor 
Dr. Schütz, hat in der in der Überschrift genannten Nummer 
der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift auf Äußerungen 
von mir Bezug genommen, die einem an den Herrn Kriegs- 
minister erstatteten Berichte entstammen, in dem ich mit Rück¬ 
sicht auf eine andere Frage erklärt hatte, daß die amtlich 
angewandten diagnostischen Verfahren 
(Malleinisation, Agglutination, Komplement¬ 
ablenkung) nicht alle rotzkranken Pferde 
anzeigten und es als sicher feststehend ange¬ 
sehen werden dürfe, daß bei alleiniger An¬ 
wendung dieser Verfahren, auch wenn die 
serologische Untersuchung durch andere 
ergänzende Methoden (K. - H. Reaktion und 
Konglutination) vervollkommnet würde,eine 
restlose Tilgung der Rotzkrankheit nicht 
möglich sei. 

Die Art, wie Schütz und vielleicht auch die ihm nahe¬ 
stehenden Kreise meine Ausführungen aufgefaßt haben, be- 
* weist, daß ich in wesentlichen Punkten mißverstanden 
worden bin. Ich entschließe mich daher, mit Rücksicht 
auf die große Bedeutung, die die Frage der Diagnostik 
der Rotzkrankheit zurzeit für das Heer und für das ganze 
Land hat, heute eine Entgegnung erfolgen zu lassen. Wenn 
dies nicht früher geschehen ist, so haben mich äußere Gründe 
(Krankheit) zunächst daran gehindert, weiter aber auch die Er¬ 
wägung, ob ich auf einen Angriff, wie ihn Schütz mir gegen¬ 


über — davon soll noch weiter unter, die Rede sein — 
hat erfolgen lassen, überhaupt antworten sollte. Erfahrungen 
der* Zwischenzeit haben mich gelehrt, daß eine Entgegnung 
im Interesse der Sache, ja aller beteiligten Kreise liegt. Eine 
Erörterung der Frage unter rein sachlichen Gesichtspunkten 
wird einstweilen aus Hinderungsgründen, die hier nicht näher 
erörtert werden sollen, nicht statttinden können; sie ist. in einer 
Arbeit, in der ich die Ursachen des „angeblichen“ Versagens 
der serodiagnostischen Methoden in Gemeinschaft mit B r o m - 
b e r g e r (1) kritisch erörtert habe, erfolgt. 

Ich gebe, ehe ich die Entgegnung aufnehme, vorerst 
eine Erklärung ab. Die angeführte Äußerung von mir war 
streng wörtlich gemeint. Es ist als feststehend an z u - 
sehen, daß eine absolut, restlose T i 1 g u n g der 
Krankheit durch Feststellung jedes r o t z - 
kranken Tieres mittels der genannten 
Methoden nicht möglich ist. Dies trifft besonders 
innerhalb des Bereiches der Zivilverwaltung zu, wo die Anwen¬ 
dung des Malleins vor Abschluß der Blutuntersuchung nicht ge¬ 
stattet ist und dieses nach Abschluß derselben meist nicht 
zur Prüfung, ob noch rotzkranke Pferde im Bestände vorhanden 
sind, herangezogen wird. In meinem Berichte war aus dein 
Zusammenhänge klar ersichtlich, daß mir n i c h t i m g e r i n g- 
s t e n daran g e 1 e g e n war, den Wert der dia¬ 
gnostischen Methoden in irgendeiner Weis e 
herabzusetzen, vielmehr w’ollte ich nur darauf hinw r eisen, 
daß bei der bedrohten Lage, in der sich damals sowohl die 
Pferde der Heeresverwaltung als auch großer Teile der Zivil¬ 
bevölkerung befanden, das Beschreiten neuer Wege im Kampfe 
gegen die Rotzkrankheit angezeigt erschien. Als ein solcher 
Weg schwebte mir und schwebt mir auf Grund experimen¬ 
teller Erfahrungen auch heute noch die aktive'Immuni- 
sierung gegen Rotz vor. Nach meiner Auffassung, das 
war der Sinn meiner von Schütz aus dem Zusammenhänge 






302 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 26. 


herausgerissenen Ausführungen, würde uns die Verhinderung 
der bedrohlichen Ausbreitung der Rotzkrankheit lediglich bei 
Anwendung diagnostischer Verfahren nicht rasch genug ge¬ 
lingen. Von restloser Tilgung kann man erst 
dann sprechen, wenn tatsächlich kein rotz¬ 
krankes Pferd in den Beständen verbleibt! 
Niemand,derdieVerhältnissewirklichkennt 
und unvoreingenommen beurteilt, wird heute 
behaupten wollen, daß dieszutrifft. Nach dieser 
Seite liegen zu weitgehende Erfahrungen jetzt auch für die 
Allgemeinheit vor, auf die ich als Einzelfälle schon seit Jahren 
liingewiesen habe. 

Schütz hätte sich mir gegenüber, der ich wegen meines 
Eintretens für die serologischen Methoden sogar von vielen 
meiner Berufskollegen als Malleingegner angesprochen werde 1 ) 
den Hinweis auf die Vorzüglichkeit und Bewährtheit der Me¬ 
thoden zur Erkennung der Rotzkrankheit ersparen können, 
denn ich weiß wie kein anderer die Erfolge des Verfahrens, 
im großen und ganzen beurteilt, zu würdigen. Gerade, weil ich 
diese kannte, weil mir außerdem berufsmäßig die Anwendung 
der Verfahren obliegt, an deren Aufbau und Anwendung ich 
seit sehr früher Zeit habe mitarbeiten dürfen 3 ), bin ich stets 
auf das wärmste für die Anwendung des Verfahren eingetreten. 
Dies ging so weit, daß ich mündlich oft genug erklärt habe, es 
gäbe in der ganzen Medizin kein zweites Ver¬ 
fahren,das sichan diagnostischer Sicherheit 
den Ergebnissen der Blutuntersuchung b ei 
der Rotzkrankheit an die Seite stellen ließe. 
Zu einer solchen Auffassung war man auf Grund der während 
der Friedensjahre erzielten Ergebnisse auch berechtigt. 
Nach meiner Ansicht liegen für die Schöpfer dieser Verfahren 
so große Verdienste vor, daß angesichts der Leistungen, die 
die Anwendung derselben bei der Seuchentilgung während des 
Krieges gezeitigt hat, die Anerkennung der Heeresverwaltung 
hier ebenso am Platze wäre, wie sie höheren Zivilverwaltungs¬ 
beamten (z. B. den Eisenbahnpräsidenten, Regierungsräten bei 
den Eisenbahndirektionen) zuteil geworden ist 2 ) 

Es ist für mich unverständlich, wie Schütz mir gegen¬ 
über anläßlich der Veröffentlichung meiner 
Beobachtungen bei Ausführung der Komple- 
in entablenkung mittels polyvalenter Ex¬ 
trakte den Vorwurf erheben konnte, es sei mir „offenbar 
nur darauf angekommen, die Aufmerksamkeit auf das auf¬ 
fallende Versagen der Komplementablenkung nach Schütz 
und Schubert in einem stark verseuchten Bestände zu 
ziehen.“ Ich werde auf die Gründe, die mich bei dieser Ver¬ 
öffentlichung geleitet haben, noch weiter unten eingehen. Da 

*) Vergl. M i e ß n e r (2) und meine Entgegnung (3). 

a ) Die Heeresverwaltung hat inzwischen diese Anerkennung 
('ingeleitet, indem sie dem Geheimen Regierungsrat Professor Dr. 
S e h ü t z wegen seiner Verdienste um die Erkennung der Rotzkrank¬ 
heit das Eiserne Kreuz am weiß-schwarzen Bande verliehen hat. 
(Zeitungsnotiz vom 20. Februar 1916). 

3 ) Ich hatte als Schüler von Ostertags schon im Jahre 190(5 
Gelegenheit, das Verfahren kennen zu lernen; im hygienischen Insti¬ 
tute der Tierärztlichen Hochschule wurden, wohl auf Anregung von 
Lang e r (4), der in der Fröhner sehen Klinik Versuche über die 
Frage angestellt hatte, die Sera sämtlicher Versuchspferde der Ag¬ 
glutinationsprobe unterworfen. Seit dem Jahre 1908 bin ich dauer¬ 
haft von Amts wegen mit der Erledigung diagnostischer Aufgaben 
auf dem Gebiete der Serodiagnose der Rotzkrankheit betraut. 


der Vorwurf aber mir gegenüber in der Form wiederholt worden 
ist, wenn ich ein Anhänger des Komplementablenkungsver¬ 
fahrens sei, so hätte ich dies irgend einmal in meinen Veröffent¬ 
lichungen zum Ausdruck bringen müssen, in denen jedes Wohl¬ 
wollen gegenüber der Methode zu vermissen sei, so gebe ich 
hierunter für diejenigen, die sich etwa dem Schütz sehen 
Vorwurf anschließen wollen, einige Auszüge aus meinen Ar¬ 
beiten, aus denen das Gegenteil hervorgeht. Wer diesen Vor¬ 
wurf gegen mich erhebt, zeiht sich selbst der Flüchtigkeit des 
Studiums der Literatur. 

„Die Mitteilungen (N e v e r m a n n s) gründen sich auf stati¬ 
stische Daten. Im großen und ganzen wird damit ein Bild gegeben, 
mit welcher Zuverlässigkeit und Sicherheit die Methoden der Aggluti¬ 
nation und Komplementablenkung, die für die gedachten Zwecke 
nach gesetzlicher Vorschrift angewandt werden, arbeiten. Daß ein 
solches Vorgehen (klinische und Blutuntersuchung bei der Einfuhr 
von Pferden aus Rußland) tatsächlich von Erfolg gekrönt ist, be¬ 
weist der Umstand, daß Preußen, wie Nevermann unlängst mit¬ 
geteilt hat, dank der ausgezeichneten diagnostischen Methoden, 
deren Ausarbeitung wir Schütz und seinen Schülern verdanken, 
zum erstenmale frei von der Rotzkrankheit gewesen ist, ein Um¬ 
stand, der wohl kaum eingetreten wäre, wenn nicht durch die 
Untersuchung des Serums mehrfach importierte Pferde als rotz- 
krank ermittelt worden wären, die bei der klinischen Untersuchung 
die Grenze passiert hatten und zweifelsohne Anlaß zu neuen Infek¬ 
tionen gegeben hätten“ (6). 

„Die außerordentlich großen Vorzüge, die die 
Anwendung der beiden erstgenannten Methoden 
(Agglutination und Komplementablenkung) bietet, sind be¬ 
kannt. Die Komplementablonkungsme.thode 
zeigt uns unter den gewöhnlich vorliegenden Ver¬ 
hältnissen jeden Fall der Rotzkrankheit an. Die 
gleichzeitige Anwendung der Agglutinationsmethode könnte daher 
überflüssig erscheinen. Sie ist es trotzdem nicht, und zwar aus zwei 
Gründen: Erstens gibt sie in einer gewissen Anzahl von Fällen Auf¬ 
schlüsse über die ungefähre Zeit, die seit der Infektion verstrichen 
ist, da frisch infizierte Pferde der Regel nach einen hohen Agglu¬ 
tinationswert zeigen. Zweitens bringen es die natürlichen Verhält¬ 
nisse mit sich, daß die Agglutinationsmethode, wiederum der Rege! 
nach, die rotzkranken Pferde eher als solche erkennen läßt, als die 
Ablenkungsmethode... ,,Dabei haben wir in Übereinstim¬ 
mung mit den Malleinversuchen festgestellt, daß 
die Konglutinationsmethode für die Erkennung 
der Rotzkrankheit während der ersten Zeit nach 
der Infektion nicht die Bedeutung hat, wie die 
Agglutinations- und Ablenkungsmethode“ (7). 

,,Wenn ich für die Blutuntersuchung eingetreten bin, so liegt 
dies daran, daß ich, seit 8 Jahren mit ihr beschäftigt und betraut, 
gewußt habe, sie gewährleiste unter friedlichen 
Verhältnissen die Tilgung der Rotzkrankheit in 
einer Weise, die als beinahe restlos bezeichnet 
werden kann“ (3). 

„Jedes der untereinander konkurrierenden Verfahren der 
Komplementablenkung, Konglutination und K.-H. Reaktion bietet 
nun Vorteile, ohne daß die eine Methode die andere vollständig zu 
ersetzen imstande wäre. Im übrigen liegt die Sache so, daß die 
Komplement ablenkung relativ noch die meisten 
Pferde bei der ersten Blutuntersuchung er¬ 
mittelt“ (10). 

Dies nur eine Auslese aus Arbeiten von mir, die zeigt, daß 
der Schütz sehe Vorwurf in nichts gerechtfertigt ist. Ähn¬ 
liche Hinweise, die ich hier mit Rücksicht auf den dafür not¬ 
wendigen Raum nicht gebracht habe, finden sich in den im 
Literaturverzeichnis unter Nr. 9, 11, 12, 13, 16, 17, 19 aufge¬ 
führten und anderen Arbeiten. — 

Schütz hat den Anfang seiner an mich gerichteten Ent¬ 
gegnung gewissermaßen in ein historisches Gewand gekleidet. 





29. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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Nach ihm begann die Bekämpfung der Rotz- 
krankheitmit Hilfe der serologischen Metho¬ 
de n im Königreiche Preußen am 1. Oktober 1908. Er bezieht 
sich für die Erfolge des Verfahrens auf die Mitteilungen in 
den Veröffentlichungen aus den Jahres - Veterinär - Berichten 
der beamteten Tierärzte und erzählt dabei, daß das Ergebnis 
der Blutuntersuchung in allen Jahrgängen der Veröffent¬ 
lichungen als ein „sehr günstiges“ bezeichnet worden sei. „In 
den Jahrgängen von 1908-—1911 wird immer wieder hervorge¬ 
hoben, daß kein einziger Fall von Ermittelung eines rotz¬ 
kranken Pferdes in den verseuchten Beständen nach Abschluß 
der Blutprobe bekannt geworden sei.“ 

Schütz greift bedeutsamerweise mit seiner Berichter¬ 
stattung über die Ergebnisse der Komplementablenkung weit 
in die Vergangenheit zurück. Ein besseres Material als 
dieses rein statistische, das einen letzten Einblick in die Lage, 
wenigstens soweit die Schütz sehe Wiedergabe geht, nicht 
gibt, hätte er nicht beibringen können. Ich halte es aber, mit 
Rücksicht auf das von Schütz betonte Interesse, das augen¬ 
blicklich im hohen Grade für die Rotzkrankheit besteht, für 
der Sache dienlicher, den Blick nicht in die Vergangenheit zu 
richten, sondern in die G e g e n w a r t, um an den Erfahrungen 
der letzten, insbesondere der Kriegsjahre, den Stand der Frage 
darzustellen. Die Schütz sehe Berichterstattung über die Er¬ 
gebnisse der Blutuntersuchungen muß in beteiligten Kreisen fal¬ 
sche Vorstellungen erwecken. Die Wissenschaft hat die Pflicht, 
den Dingen so, wie sie sind, in das Auge zu blicken. Fast alle 
Tierärzte haben heute in ihrem Wirkungskreise Gelegenheit, 
auf die eine oder andere Art mit den Ergebnissen der Blut¬ 
untersuchungen bekannt zu werden, sie haben ihre Maßnahmen 
danach fcu treffen usw. Alle diese Kreise haben ein 
Recht darauf, vollste Klarheit über die Situ¬ 
ation zu bekommen, damit sie in ihrem Urteil und da¬ 
mit in ihrem Handeln nicht beeinträchtigt werden. Diese 
Klarheit will ich mit folgendem zu schaffen versuchen. 

Die meisten Erscheinungen des Lebens, insbesondere die 
der Kunst und Wissenschaft, sind in ihrer Bedeutung nur dann 
ganz zu erfassen, wenn die Geschichte ihrer Entste¬ 
hung Berücksichtigung findet. George Sand hat das mit 
den doppelsinnigen Worten: „Tout est Phistoire“ umschrieben. 
Wenn ich bei der geschichtlichen Darstellung der uns heute 
beschäftigenden Verhältnisse etwas breiter bin, als es vielleicht 
angezeigt erscheinen möchte, so folge ich damit nur meinem 
Lehrer Schütz, der diejenige Form der Darstellung einmal 
als die passendste bezeichnet hat, in der die Überzeugung von 
der Wahrheit des Gesagten am meisten hervortritt 

Ich berichtige am Beginn meiner Darstellung zunächst 
Schütz. Die Bekämpfung der Rotzkrankheit mit Hilfe der 
serologischen Methoden setzte auf Grund einer Ministerial- 
verfügung vom 21. Februar 1906 ein, nachdem das 
Verfahren schon längere Zeit vorher der Rotztilgung, allerdings 
nicht in allgemeiner Anwendung, gedient hatte. Bekanntlich 
ist die Arbeit von Schütz und M i e ß n e r (18), zu der die 
Vorarbeiten durch Rob’ert Koch, den Regierungstierarzt 
Schmidt und den Stabsarzt Kleine vom Jahre 1900 an 
ausgeführt worden waren, schon im Jahre 1905 erschienen. Es 
muß heute als sicher feststehend gelten, daß die Ergeb- 
nissedieserArbeit, zu einem Teil sogar in den 
Grundzügen, als erschüttert anzusehen sind. 


wie ich in der eingangs erwähnten Arbeit von Bromberger 
und mir (1) dargetan habe. Schütz hat diese Zeit der 
serologischen Rotztilgung nicht in seine Betrachtung mit ein¬ 
begriffen, wohl aus dem Grunde, weil sie als eine besonders < r- 
folgreiche auf Grund unserer heutigen Kenntnisse nicht an¬ 
gesehen werden kann. 

Wenn auch amtlich geäußert worden ist: 

„Alles in allem hat sich die Agglutinationsprobe als ein wert¬ 
volles Hilfsmittel zur frühzeitigen Erkennung und erfolgreichen 
Bekämpfung der Rotzkrankheit erwiesen“, ferner: „Es ist durch 
die Agglutinationsprobe gelungen, eine große Anzahl rotzkranker 
Pferde zu ermitteln“ (19), 

so steht dem doch von seiten desselben Referenten das Urteil 
gegenüber: 

„Als vollständig ausreichend und zuverlässig für die Rotztil¬ 
gung wird jedoch das Agglutinationsverfahren insofern nicht ange¬ 
sehen werden können, als wir auch hier einzelne Pferde mit veralte¬ 
tem, chronischem Rotz durch das Verfahren nicht ermittelt werden 
konnten, es kamen einige Male Pferde zur Tötung, die kurze Zeit 
vorher eine völlig unverdächtige Agglutinationsziffer gezeigt hatten 
und sich bei der Obduktion doch mit chronischem Rotz behaftet 
zeigten.“ 

So die amtlichen Stellen! Ich führe diese an, um auf einen 
Umstand aus jener Zeit aufmerksam zu machen, der die Ge¬ 
müter, wenigstens der betroffenen Kreise, auf das heftigste 
bewegt hat. Namentlich die älteren Kreistierärzte werden 
sich noch darauf zu besinnen wissen, in wie vielen Fällen das 
Ergebnis der Zerlegung mit dem der Agglutinationsprobe nicht 
in Übereinstimmung stand, wie oft ihnen, um die Ergebnisse der 
Probe zu rechtfertigen, wenn vielleicht auch nicht in offizieller, 
so aber doch in anderer Form der Vorwurf gemacht worden ist, 
sie hätten Veränderungen übersehen bezw. verkannt. 

Das Verfahren hat deshalb auch viel Anfeindungen erfah¬ 
ren, mußte sie um so mehr erfahren, als Schütz, wie ich an¬ 
läßlich eines Vortrages (20) einmal betont habe, persönlich über 
die Ergebnisse nichts mitteilte, insbesondere auch nicht über 
die Änderung der Beurteilung der Werte, die sich inzwischen 
auf Grund praktischer Erfahrungen vollzogen hatte. So mußte 
es kommen, daß in der Literatur allmählich falsche Vorstel¬ 
lungen über das Wesen und die Bedeutung der Probe auftauch¬ 
ten (vergl. van der Burg (21), Hutyra (22), Never- 
m a n n (23), Pfeiler (20). 

Schütz ist jn der Zeit ruhig und zielbewußt seinen Weg 
weiter gegangen. Wir müssen ihm dies heute Dank wissen. 
Das Verfahren der Agglutination wäre auf 
Grund seiner Mängel wohl gefallen! In dem 
Augenblick hatte Schütz einen Ersatz bzw. eine Er¬ 
gänzung in der Komplementablenkung gefun¬ 
den, deren Ergebnisse für einige Friedensjahre so erschienen, 
wie dies vorn ausgedrückt worden ist. Nach beinahe zehn¬ 
jähriger Anwendung der Ablenkung für die Diagnose der Rotz¬ 
krankheit werden alle beteiligten Kreise mir darin zustimmen, 
wenn ich erkläre, vor Anwendung dieses Verfahrens, d. h. bei 
der rein veterinärpolizeilichen Behandlung der Seuche unter 
gleichzeitiger Anwendung der Agglutinationsprobe müssen weit 
mehr rotzkranke Pferde, als wir es geahnt 
haben, in den Beständen verblieben sein. Was 
ist aus den rotzkranken Pferden dieser Bestände geworden? 
Ein Teil ist der Rotzkrankheit erlegen, ein anderer hat weiter 
an ihr gelitten, ohne daß es zum Tode gekommen wäre, ein 
anderer Teil ist gesundet! 



304 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 26. 


In den Jahren 1908—1911 ist nun bei Anwendung der 
Agglutination und Komplementablenkung „kein einziger Fall 
von Ermittelung eines rotzkranken Pferdes in den untersuchten 
Beständen nach Abschluß der Blutprobe bekannt geworden. 4 
Damit beginnt, das kann man mit vollem 
Rechte sagen, eine neue Ära in der Rotzbe¬ 
kämpfung für Preußen, die vorbildlich für die Kultur¬ 
welt geworden ist. Ob nicht dennoch rotzkranke Pferde in 
Beständen verblieben sind, muß dahingestellt sein. Der vor¬ 
sichtige, auch hier etwas verschleiernde Stil der Amtssprache 
schließt dies keineswegs aus. „Nicht bekannt geworden; nach 
Abschluß der Blutprobe.“ In der Tat ist während der 
Ausführung der B 1 u t u n t e r s u c h u n g in den 
einzelnen Beständen eine ganze Zahl von 
Pferden an Rotz verendet bzw. auf Grund 
klinischer Erscheinungen, die den Ausbruch 
der Rotzkrankheit wahrscheinlich machten, 
getötet worden. Jeder mit den Verhältnissen Vertraute 
weiß, daß es sich in einem Teil der Fälle um frisch infizierte 
Tiere gehandelt hat, die frühzeitig an Rotz starben bezw. so 
offensichtlich erkrankten, daß die beamteten Tierärzte bei einem 
zufälligen Besuche, auf Grund der Anzeige des Besitzers usw. 
die Tötung beantragten. Bei diesen Tieren waren zufällig am 
Tage der letzten Blutentnahme noch nicht genügend große 
Mengen von Antikörpern vorhanden, die Tiere wurden daher 
durch die Blutuntersuchung noch nicht als rotzverdächtig er¬ 
kannt. Die Prüfung des Blutserums vom Tötungstage gab 
den Untersuchungsstellen nach dieser Seite hin Klarheit. 

Für diesen Teil der Fälle wurde die Formel gefunden: 
Frisch infiziert, noch in der „Inkubation der Antikörper“ 
(Pfeiler). Die Zerlegungsbefunde bewiesen die Richtigkeit 
einer solchen Auffassung überdies. Es kann aber keinem 
Zweifel unterliegen, daß die Formel zu häufig für die Erklärung 
abweichender Befunde angewandt worden ist, sie war ein außer¬ 
ordentlich bequemes Mittel, um Unstimmigkeiten bei der Blut- 
untersuchung „aufzuklären“. Die Formel paßt z. B. ganz und 
gar nicht für die Fälle, wo bei zwei, bezw. drei und noch öfter 
wiederholter Prüfung des Blutserums immer wieder negative 
Ergebnisse erzielt worden sind, wo die die klinische Untersu¬ 
chung ausführenden Stellen auf das Bestehen rotzverdächtiger 
Erscheinungen aber hingewiesen hatten, nach Lage der Sache der 
Ausbruch der Rotzkrankheit hochwahrscheinlich war und die 
Blutuntersuchungsstellen alle Mühe angewandt haben, um 
eine Ablenkung zu ermitteln. 

Schütz hat ex cathedra oft genug den Satz ver¬ 
kündet: „In diesem Hause (dem Pathologischen 
Institute zu Berlin) wird kein Pferd, wenn es 
auch mit noch so geringfügigenVerände- 
rungen der Rotzkrankheit behaftet ist, über¬ 
sehen, jedes rotzkranke Pferd wirddurc'h die 
Blutuntersuchung festgestell t.“ Enthusiasmus 
für die Sache mag den hochgeschätzten Lehrer, der ewige Ju¬ 
gend gelobt hatte, zu dieser übertreibenden Auffassung ver¬ 
leitet haben, vielleicht auch pädagogische Gründe. 

S e h ü t z w ar zu einer solchen Ausdrucksweise, die Ver- 
wirrung stiften mußte, aber nicht berechtigt. Gibt er doch in 
seinem Aufsatze an, „nur im Jahrgang 1912 wird berichtet, daß 
die Rotzkrankheit bei vier Pferden, die sich bei der Zerlegung 
als rotzkrank erwiesen haben, bei der serologischen Unter¬ 


suchung nicht ermittelt worden sei.“ Bekannt sind ihm diese 
Fälle also gewesen. 

Die hier geschaffene Situation ist im übrigen durch einen 
Umstand mitbedingt gewesen, auf den ich bereits vor mehreren 
Jahren und für die Agglutinationsprobe andeutungsweise auch 
in dieser Arbeit hingewiesen habe. Außer den großen, grund¬ 
legenden Arbeiten vorwiegend methodologischen Inhalts von 
Schütz und M i e ß n e r (18) bzw. Schubert (25) über die 
Serodiagnose des Rotzes mittels Agglutination und Ablenkung 
liegen eingehende, mit Ziffern belegte und, was das wichtigste 
ist, erläuternde Arbeiten über die Ergebnisse beider Methoden 
aus der Feder Schützens nicht vor. Für die Agglutina¬ 
tionsmethode hat dies, wie vom dargetan worden ist, zu Mi߬ 
verständnissen Veranlassung gegeben. Für die Ablenkungs¬ 
methode würden diese nicht ausgeblieben sein. Schütz hat 
zwar alljährlich in einem Abschlußbericht über die Ergebnisse 
des Verfahrens an den Herrn Landwirtschaftsminister berich¬ 
tet, die Öffentlichkeit und insbesondere die wissenschaftliche 
Welt hat aber von diesen so bedeutenden Untersuchungen 
durch Schütz nichts erfahren. Die Berichtersattung über die 
Ergebnisse ist vielmehr auf amtlichem Wege in den Jahres- 
Veterinärberichten der beamteten Tierärzte vor sich gegangen. 
In diesen ist mit der zunehmenden Erfahrung und — der 
Besserung der Ergebnisse des Verfahrens immer ziffern¬ 
mäßiger berichtet worden, und zwar in zusammenfassender 
Weise über beide (Berlin, Pathologisches; Bromberg, Tier¬ 
hygienisches Institut), später über alle drei Untersuchungs¬ 
stellen (Veterinär-Bakteriologisches Institut, Münster). Ne¬ 
ve r m a n n, der die Berichte seit seiner Tätigkeit im preußi¬ 
schen Landwirtschaftsministerium redigiert, hat einen Ab¬ 
druck dieses Teiles des Berichtes, vielleicht auch eine erwei¬ 
terte Wiedergabe, alljährlich in dieser Wochenschrift gegeben. 
Damit ist die breite Öffentlichkeit der Tierärzte mit den Er¬ 
gebnissen bekannt gemacht worden. Es liegt aber in den Ver¬ 
hältnissen, daß ein solcher Bericht im Wesentlichen nur sta¬ 
tistisches Material bringen kann. Für den Verwaltungsbeamten 
ist es schwierig, zum Teil unmöglich, die Versuchsergebnisse 
nach bestimmten Seiten zu beleuchten. Mit der Übernahme der 
Leitung des Tierhygienischen Instituts habe ich mich für ver¬ 
pflichtet gehalten, über die Ergebnisse, die dort erzielt wor¬ 
den sind, zu berichten (6). 

Ich habe es freudig begrüßt, daß Nevermann (24) in 
Ergänzung seiner die allgemeinen Verhältnisse treffend be¬ 
leuchtenden Darstellung bei der letzten Berichterstattung in 
dieser Zeitschrift eine weitergehende Interpretation einzelner 
Fälle, die eine besondere Besprechung verlangen, gegeben hat. 
Welcher Nutzen für das Verständnis der bei den Untersuchun¬ 
gen erzielten Ergebnisse dadurch gestiftet wird, läßt sich am 
besten durch Ausführung eines Beispiels aus der Never¬ 
mann sehen Darstellung zeigen: 

„Ein dritter Bestand, ebenfalls im Kreise Bromberg, umfaßte 
8 Pferde. Er wurde am 4. Dezember 1912 der Blutuntersuchung 
unterworfen, da einzelne Pferde im Januar desselben Jahres mit 
einem nachgewiesenermaßen rotzkranken Pferde in Berührung ge¬ 
kommen waren. Sieben von den acht Pferden erwiesen sich bei 
der Blutunter8uchuhg als rotzverdächtig, wurden getötet und bei 
der Zerlegung mit Rotz behaftet gefunden. Das Blut des Pferdes 
8 zeigte bei vier Blutentnahmen am 4. und 18. Dezember 1912 und 
am 2. und 16. Januar 1913 gleichmäßig einen Agglutinationswert 
von 300 und keine Komplementablenkung. Auch klinisch lagen 
keine verdächtigen Erscheinungen vor. Das Tier wurde darauf 



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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


aoo 


versuchsweise der Mallein-Augenprobe unterworfen und zeigte eine 
deutliche Reaktion. Es wurde getötet und erwies sich als rotzkrank. 
Geheimrat Schütz, dem auch dieser Fall zur Begutachtung vorge¬ 
legt wurde, ist der Meinung, daß nach dem Zerlegungsbefunde das 
Tier bereits bei Einleitung der Blutuntersuchungen seit langer Zeit 
rotzkrank gewesen war und daß die ablenkenden Substanzen aus 
dem Blute inzwischen wieder verschwunden waren, wie das in ein¬ 
zelnen Fällen von chronischem Rotz beobachtet wurde. Schütz 
weist darauf hin, daß in solchen Fällen von altem Rotz fast immer 
klinische Erscheinungen des Rotzes auftreten, die zur Erkennung 
der Krankheit bei den Tieren führen. Im vorliegenden Falle sei das 
ausnahmsweise nicht der Fall gewesen. Mit derartigen verein¬ 
zelten Fällen müsse gerechnet werden, zumal der Rotz bekanntlich 
bisweilen auch ausheile.“ 

Mit Rücksicht auf weiter unten vorzunehmende Erörterun¬ 
gen sind die angeführten Äußerungen Schützens zu dem 
Falle bemerkenswert, worauf ich schon hier hingewiesen haben 
möchte. Auch ist hervorzuheben, daß die erste Ansteckung in 
dem Bestände vor etwa einem Jahre stattgefunden hatte. Ähn¬ 
liche Verhältnisse haben während des Krieges häufig genug in 
den Beständen Vorgelegen. Kein Wunder, daß wir nunmehr 
Fälle, wo wie in dem von Nevermann näher erörterten ab¬ 
lenkende Substanzen nicht mehr vorhanden sind, gehäuft auf¬ 
treten sehen. Nevermann 24) hat im übrigen die Sachlage 
umschrieben, wenn er bei der Besprechung der Gesamtergeb¬ 
nisse erklärt hat, „mit einzelnen Fehlschlägen, wie sie vor¬ 
stehend“ — es handelt sich um die drei übrigen Fälle aus dem 
Jahre 1912 — „geschildert worden sind, wird bei allen Unter¬ 
suchungsmethoden zu rechnen sein.“ Wir sehen hier also an 
amtlicher Stelle ein gewisses Verständnis für die sogenannten 
Fehlergebnisse. Inwiefern sich diese durch die Kriegslage be¬ 
dingt gemehrt haben, soll später ausführlich gezeigt werden. 
Hier sei nur noch erwähnt, daß Nevermann (24) für das 
Jahr 1912 angibt, von den auf Grund der Blutuntersuehung 
getöteten 225 Pferden waren 201 = 93,82 Proz. rotzkrank, 
gegenüber 93,58 Proz. im Vorjahre. Die Zahl der Fehlergeb- 
nisse nach dieser Seite beträgt also nicht ganz 7 Proz. 

Was nun die im Jahre 1912 ermittelten vier Fälle anlangt, 
wo rotzkranke Pferde durch die Blutuntersuchung nicht er¬ 
kannt worden sind, so könnte es vielleicht als kein Zufall er¬ 
scheinen, daß diese sämtlich im Bromberger 
Tierhygienischen Institut und zwar von der Zeit 
an, seit der ich es leite, ermittelt worden sind. Die Erklärung 
liegt vielleicht sogar nahe, daß die von Schütz mir unter¬ 
legte unsachgemäße „Anwendung der Methode“ das an¬ 
scheinend gehäufte Auftreten solcher Fälle zur Zeit meines 
Amtsantrittes erklärt. 

In der Tat ist die Situation aber anders. Auch hier lasse 
ich das geschichtliche Geschehen sprechen, wie es nur der Ein¬ 
geweihte kennen kann, die Allgemeinheit sonst auch nicht in 
den Einzelheiten zu wissen braucht, der zu Unrecht Ange¬ 
griffene aber in „eigener Sache“ mitteilen darf. Dadurch, daß 
die Angelegenheit von Schütz in die Öffentlichkeit gespielt 
worden ist, hat diese ein Anrecht darauf erworben, klar zu 
sehen. 

Schütz hat nur anscheinend das Versagen der Blut¬ 
probe erst im Jahre 1915 anerkannt. In der 1909 erschienenen 
klassischen Arbeit über die Serodiagnose der Rotzkrankheit 
von Schütz und Schubert (25) ist bereits darauf hinge¬ 
wiesen worden, daß ausnahmsweise auch rotz- 
kranke Pferde beobachtet würden, bei denen 


eine Ablenkung.des Komplementes nicht zu 
erzielen wäre. Schütz und Schubert haben diesem 
Mangel des Verfahrens, von dem heute bekannt ist, daß er eine 
viel größere Beachtung verdient, als seinerzeit angenommen 
wurde, daß er besonders in Zeiten starker Aus¬ 
brei tung der Krankheit mehr in dieErschei- 
nung tritt, keine Bedeutung beigemessen, indem sie er¬ 
klärten, „da jedoch ganz alter Rotz sehr selten und in der Re¬ 
gel offensichtlich ist, so würde auch diese Unvollkommenheit 
ohne Bedeutung sein.“ 

Diese Worte sind geschrieben, weil Schubert, auch 
bei Anwendung der subtilsten Untersuchungstechnik in einem 
Falle, wo Rotz vorlag, keine Ablenkung erzielen konnte; eben¬ 
so gelang mir dies nicht. Zur Zeit ihrer Niederschrift konnte 
nicht übersehen werden, daß die Situation anders betrachtet 
werden müsse, als es die Autoren getan haben. Im übrigen 
haben sie — es hat sich damals wohl mehr um eine vorsichtige 
Fassung gehandelt, als um eine Ahnung der wirklichen Lage — 
mit ihren Worten die Verhältnisse, die heute 
vorliegen, nicht— treffend umschrieben, 
wohl aber die Erklärung gegeben, die 
für die augenblickliche Lage einzig und 
allein am Platze ist. Damals war ganz alter 
Rotz sehr selten — heute ist er es nichtmehr. 
Das, was Schütz und Schubert — im Frieden, nach jahre¬ 
langer Anwendung des Keulungsverfahrens mit den sehr offen¬ 
sichtlichen Tilgungserfolgen — als ganz seltene Ausnahmen ver¬ 
zeichnen mußten, ist heute, infolge der Kriegslage 4 ), keine 
seltene Ausnahme mehr, ist häufiger beobachtet worden, als 
Schütz es auf Grund des geringen Materials, das in den letz¬ 
ten Jahren durch seine Assistenten untersucht werden ist, wis¬ 
sen konnte. Da in seinem Institut solche Fälle in den Jahren 
1907—1913 nur vereinzelt beobachtet worden sind — was übri¬ 
gens auch an anderer Stelle, z. B. in Bromberg der Fall war, — 
und er sie im Anfang des Krieges gehäuft zu beobachten keine 
Gelegenheit hatte, so hat er sich zu dem Schluß berechtigt ge¬ 
fühlt, die Erfahrungen meines Instituts seien durch fehlerhafte 
Anwendung der Technik zu erklären. Warum erklärt Schütz 
nicht den seinerzeit von ihm mitgeteilten Fall auf die gleiche 
Weise? Während des Krieges hat die Rotzkrankheit in ein¬ 
zelnen Beständen ein halbes Jahr und darüber geherrscht, ohne 
daß der beamtete Tierarzt den Hof betreten hätte, z. B. in Ost¬ 
preußen. Ich werfe die in einer anderen Arbeit (siehe Brom¬ 
berger und Pfeiler (1) näher erörterte Frage auf, 
wo ist in der tierärztlichen Literatur etwas 
Näheres darüber mi tge tei 11, wie sich der G e- 
halt des Blutserums an ablenkenden Stoffen 
bei Pferden verhält, die eine so lange Zeit 
oder noch länger mit der Rotzkrankheit be¬ 
haftet sind. Soweit mir bekannt ist, sind fast alle Pferde, 
die auf Grund der Blutprobe oder anderer Umstände rotzver- 
dächtig erschienen, getötet worden. Gelegenheit zur Prüfung 
der Frage war also nur im Experiment gegeben. Solche Ver¬ 
suche sind außer durch mich nicht ausgeführt, jedenfalls ist 
Ober sie nichts berichtet werden. Von den Agglutininen 
wissen wir, daß sie verschwinden, für die ablenkenden Sub¬ 
stanzen ist dieses nach meinen Untersuchungen gleichfalls 
— 

I 4 ) Eine erschöpfende Darstellung dieser und anderer Verlud t- 
' nisse findet sich in der Arbeit von Bromberger und mir (1). 




306 


sichergestellt. Schütz leitet aus der Summe der Erfahrungen 
seiner Mitarbeiter, die zu einer Zeit gesammelt worden sind, 
wo ganz alter Rotz infolge der geordneten veterinärpolizei¬ 
lichen Verhältnisse zu den Seltenheiten gehörte, den Schluß 
ab, daß die Ablenkung ein so gut wie nie versagendes Hilfs¬ 
mittel zur Erkennung der Krankheit sei. Die ganz alten Rotz¬ 
fälle liegen serodiagnostisch (von der Agglutination und der 
Komplementablenkung gesprochen) nicht anders als der seiner¬ 
zeit von Schütz und Schubert beschriebene, dem sich im 
Pathologischenlnstitute im Laufe der Jahre, wie hier ergänzend 
mitgeteilt sei, auch noch andere hinzugesellt haben. Wenn in 
diesen Fällen die Erkennung nicht möglich war, aus für den 
Naturforscher im übrigen ganz selbstverständlichen Gründen, 
so wird es begreiflich, daß bei den während des 
Krieges gehäuft auftretenden Fällen von 
ganz altem Rotz die Ablenkung die betref¬ 
fenden Pferde nicht verdächtigen konnte. 
Man kann den Schütz-Schubert sehen Satz: „G a n z 
alter Rotz ist sehr selten“ heute so formu¬ 
lieren: „Ist augenblicklich durchaus nicht 
selten und wird durch die Ablenkung des 
öfteren nicht ermittelt. Denn nur bei einzelnen 
Pferden halten sich die ablenkenden Substanzen außerordent¬ 
lich lange, der eine Umstand, auf dem die Möglichkeit der 
Serodiagnose der Rotzkrankheit mittels der Ablenkung beruht. 
Bei anderen Pferden aber treten die ablenkenden Sub¬ 
stanzen, nachdem sie geschwunden sind, 
wieder auf, dies der andere Umstand, der die Erkennung 
solcher Fälle oft ermöglicht. 

Es erhellt sofort, daß man in dem letzten Falle weit mehr 
als in dem erstgenannten auf denZufall angewiesen 
ist. Findet die Blutentnahme zufällig zu einer Zeit statt, wo 
die ablenkenden Stoffe, gewöhnlich infolge einer Neuausbrei¬ 
tung des Rotzprozesses im Körper, wieder gebildet werden, so 
wird die Krankheit erkannt werden, sonst nicht. Schütz, 
aus dessen Munde wir so oft die Mahnung gehört haben, daß die 
naturwissenschaftlichen Lehren nicht unter den Gesichtspunkten 
der Mathematik zu beurteilen seien, zeigt in der uns vorschwe¬ 
benden Frage nicht seine Bereitwilligkeit, diesen Satz anzuwen¬ 
den. Seine Formel, daß jedes Pferd durch die Ablenkung er¬ 
kannt wird, läßt ihn verkennen, daß die Natur individu¬ 
alisiert, daß eine generalisierende Methode 
wie die Komplementablenkung nur bis zu 
einem gewissen Grade individuelle Er¬ 
gebnissezeitigen kann; denn die Methode als solche 
individualisiert zufolge ihrer ganzen Versuchsart nicht. 

Ein Beispiel mache dies klar. Bei der Komplement¬ 
ablenkung sind die Reagentien, deren es fünf bedarf, wie 
Schütz immer betont, auf das feinste aufeinander eingestellt. 
Wer die Sache nun genau betrachtet, muß zwar zugeben, daß 
die Einstellung eine feine ist, daß aber in dieser Beziehung die 
Grenzen noch verschiebbar sind. Damit will ich 
nicht ohne weiteres einer neuen Versuchsanordnung das Wort 
reden. Ich kenne die Gefahren, die sich daraus ergeben wür¬ 
den, als Experimentator zu genau. Die Technik der Ablen¬ 
kung ist namentlich in der Menschenmedizin von so vielen 
Seiten einer Prüfung unterworfen worden, daß sie kaum ver¬ 
besserungsfähig erscheint; dennoch hat sie in der heute üblichen 
Form ihrer Anwendung in der Tierheilkunde, die von der 


No. 26. 


hauptsächlichsten Verwendungsart in der Menschenheilkunde 
(zur Anstellung der W assermann sehen Reaktion bei Lues) 
nicht unverschieden ist, noch nicht die Grenzen der absoluten 
Leistungsfähigkeit erreicht; immerhin ist sie technisch so aus- 
gebaut, daß sie als allgemeines diagnostisches 
Verfahren nicht viel anders gehandhabt werden kann, wie 
es jetzt geschieht. Etwas anderes ist es, wenn ich einen ein¬ 
zelnen Fall untersuche. Hier kann ich dem Verfahren noch 
Feinheiten geben, die mit einer größeren oder geringeren 
Wahrscheinlichkeit eine endgültige Diagnose geben. 

Es ist heute beispielsweise allgemein üblich, bei der 
Komplementauswertung Mengen von 0,4, 0,3, 0,2 
und 0,1 ccm einer Verdünnung von 1 :10 zu benutzen. Ein¬ 
zelne Stellen, die vorsichtiger arbeiten, schieben zwischen den 
Verdünnungen 0,3 und 0,1 noch die Werte 0,25 und 0,15 ein, 
weil sie erkannt haben, daß der Begriff der „kleinsten lösen¬ 
den“ Menge ein labiler, ein infolge der dem Verfahren der Hä¬ 
molyse anhaftenden Eigentümlichkeiten nicht ganz leicht ab¬ 
solut genau zu bestimmender Faktor ist. Man kann nun die 
Einstellung des Komplements noch weiter treiben und — mei¬ 
stens liegt der Titerwert zwischen 0,3 und 0,1 — innerhalb die¬ 
ser Grenze so staffeln, daß die Röhrchen mit 0,3, 0,28, 0,25, 
0,22, 0,2 usw. der Komplementverdünnung beschickt werden. 
Dadurch erhält man eine weit feinere Einstellung, bei der man 
sofort erkennen wird, daß man mit der eigentlichen 
„kleinsten lösenden“ Men ge überhaupt nicht 
den Ablenkungsversuch ausführen kann 
(vgl. Bromberger und Pfeiler (1). Es bedarf vielmehr 
eines gewissen Komplementüberschusses hierzu, der sich rein 
quantitativ nicht absolut genau formulieren läßt. Es hat den 
Anschein, als ob qualitative Verschiedenheiten 
des Komplementes hierbei auch eine Rolle spielen. Auf 
der anderen Seite muß aber zugegeben werden, daß die hier 
beschriebene Art der Auswertung des Komplementes noch ge¬ 
wisse quantitative Feinheiten verschleiert, daß also möglicher¬ 
weise auch diese Art der Auswertung nicht weit genug getrie¬ 
ben ist, um den wirklichen Grenzwert mit Genauigkeit erkennen 
zu lassen. (Fortsetzung folgt.) 

Referate. 

Ober das Trockenmallein (Malleinum siccum Foth) und die 
Augenprobe. 

Von Dr. H. Foth, Regierungs- und Veterinärrat, 
Stabsveterinär a. D. 

(Z. f. Veter.-Kundc lülti, 4. Heft, S 97.) 

Die Arbeit bildet einen historischen Rückblick auf die 
Gewinnung und Anwendung des in diesem Kriege viel ge¬ 
brauchten Präparates mit Berücksichtigung der hierbei be¬ 
sonders beachtlichen Umstände. 

Vor 24 Jahren hat Foth seine erste Veröffentlichung 
über sein Trockenmallein in der Z. f. Vet. - Kunde heraus¬ 
gegeben. Der Unterschied in der Gewinnungstechnik gegen¬ 
über früher bekannten Malleinen (Helmann und K a 1 n i n g, 
Preuße) liegt in der Züchtung und Extraktion der Rotz¬ 
bazillen (in 4 X A Proz.) Glyzerin-Peptonbouillon. 

Wichtig ist die Erzielung üppigen Wachstums der Kultur. 
Dieses ist von der Beschaffenheit der Bouillon sehr abhängig. 
Es muß bestes Ochsenfleisch zur Bouillonbereitung verwendet 
werden, gleichmäßig gutes Pepton und chemisch reines Koch- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


29. Juni 1916. 


salz. Zur Beschickung der Kulturen eignen sich alte Labora¬ 
toriums-Rotzstämme schlecht, besser frisch aus rotzigen Ver¬ 
änderungen herausgezüchtete neue Stämme. Sie trüben die 
Bouillon gleichmäßig und haben bessere biologische Eigen¬ 
schaften. 

Große, nicht zu große Kulturgefäße sind bei dem Sauer¬ 
stoffbedürfnis des Rotzbazillus nötig, am besten eignen sich 
flache Bouillonschichten zu 300 ccm. F o t h impfte sie früher 
durch Anstreichen der Bazillen an die Glaswand des Kolbens 
an der Grenze zur Bouillonschicht oder mit Hilfe sterilisierter, 
mit Rotzbazillen beschickter Korkscheibchen, wie Troestef 
neuerdings analog kleine Glasschwimmer benutzt, was für 
große Bouillonmengen vorteilhaft sein mag. Jetzt impft Verf. 
direkt in die Bouillon und verteilt die Keime durch Schütteln. 

Bakterielle Verunreinigungen der Bouillonkulturen wäh¬ 
rend des Wachstums kommen vor und müssen zwecks Ge¬ 
winnung eines einwandfreien Malleins erkannt, infizierte Kul¬ 
turen ausgeschaltet werden. Verdächtige Kulturen prüft 
F o t h bakterioskopisch oder noch durch Kulturversuch auf 
Agar. Geeignete Kulturen werden sechs Stunden lang bei 
60 0 extrahiert, bei etwa 85 0 auf ein Achtel des Volumens 
eingedampft und zentrifugiert, die so gewonnene, noch schwach 
trübe Flüssigkeit wird in der 25fachen Menge Alk. abs. aus¬ 
gefällt. Der entstehende, gründlich getrocknete, pulverisierte 
Niederschlag ist das Malleinum siccum F o t h. 

Wegen seiner hygroskopischen Eigenschaften kommt das 
Präparat jetzt in zugeschmolzenen Glasröhrchen in den Handel, 
die von brauner Farbe sind und so auch die schädlichen Eigen¬ 
schaften des Lichtes ausschalten. 

F o t h begründet des weiteren, warum er das Trocken¬ 
mallein für wertvoller hält als flüssige Malleine. Die Halt¬ 
barkeit, Unverderblichkeit, bleibende Konstanz des trockenen 
Präparates sind seine Hauptvorzüge, es ist außerdem leicht 
und bequem zu verpacken und zu transportieren. Für die 
Augenprobe besitzt das Trockenmallein den Vorzug, daß es 
frei von Glyzerin ist, während der Gehalt an Glyzerin der 
flüssigen Malleine bei der Augenprobe zu Reizungen und nicht 
spezifischen Reaktionen führen kann. 

Der diagnostische Wert des Mall. sicc. F o t h für die Rotz¬ 
diagnose ist zwar seit langem einwandfrei erwiesen (F röhner, 
Mießner, Schnürer, Lorenz), doch weist T r o e s t e r 
darauf hin, daß die in diesem Kriege so vielfach geübten 
Massenuntersuchungen trotz der Fülle des Materials wegen der 
Verschiedenartigkeit der Begleitumstände auch noch kein 
Urteil zulassen, auf welche Art das Mallein als Diagnostikum 
im Kriege am besten auszunutzen sei. Die in ihren Resultaten 
überlegene Blutprobe bei Rotz leidet allerdings ebenfalls 
unter solchen schädigenden Begleitumständen. Die Resultate 
der Mallein-Augenprobe für Massenuntersuchungen im Kriege 
könnten verbessert werden, wenn schon im Frieden zahlreichen 
Veterinären Gelegenheit geboten würde, die Methode kennen zu 
lernen. Auf diese Weise würden zahlreiche gleichmäßig ge¬ 
schulte Beobachter herangezogen und eine gleichmäßige 
Technik erzielt werden. Wenn die technisch viel schwierigere 
kombinierte Blutprobe fürs Feld verw^endungsfähig gemacht 
werden konnte, so muß dies auch für die Mallein-Augenprobe 
möglich sein, die in mancher Beziehung mit Vorteil neben oder 
vor der Blutprobe verwendet werden kann. B. 


Hautrotz ähnliche Furunkulose. 

Von königl. ung. Tierarzt Koloman Trazner. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr. 21 ) 

Bei dem Ersatz-Depot eines Artillerie-Regimentes kam 
bei mehreren Pferden an den Hinterfüßen eine eigentümliche, 
dem Hautrotz ähnliche Hautentzündung vor mit kleinen 
Abszessen und Geschwüren. Die Malleinaugenprobe und Blut- 
untersuchung gaben ein negatives Resultat. Im steril ent¬ 
nommener Eiter konnte man Staphylococcus pyogenes aureus 
beinahe in Reinkultur nachw r eisen. Später stellte sich heraus, 
daß derselbe Stall früher als Marodestall diente, wo mehrere 
Pferde mit eiternden Wunden untergebracht waren; es handelte 
sich daher um eine Bodeninfektion. Dr. Z. 

Behandlung der Furunkel und anderer eitriger 
Hauterkrankungen mit Salizylsäure. 

Von Dr. Berkenbusch in Altenwald. 

(Tbor. Monatsh. 1916, H. 10, S. 665-666.) 

Ausgehend von seiner persönlichen Erfahrung hinsicht¬ 
lich der Salizylsäure, glaubt der Verfasser, daß diesem 
Mittel eine spezifische Mikrokokken, besonders den Micrococcus 
pyogenes, tötende Kraft anhaftet. Bei der Behandlung von 
Furunkeln, Karbunkeln, Ekzem, Impetigo, Phlegmonen, An¬ 
gina follicularis konnte er sie immer wieder feststellen. Beson¬ 
dere Erfolge hat dann der Autor bei vorgenannten Leiden durch 
die Medikation der Salizylsäure in Form einer lOproz. Salbe 
(Vaselin, Ung. molle) zu verzeichnen gehabt. Hierbei sollen die 
hornauflösende und die kokkentötende Eigenschaft zugleich 
zur Geltung gekommen sein. Bei größeren Hautdefekten, wie 
sie besonders nach Karbunkeln entstehen, vertauscht der Ver¬ 
fasser, wenn sich der Krater gereinigt und eine schön fleisch¬ 
rote Farbe angenommen hat, die 10 proz. Salizylsalbe mit Bor¬ 
salbe, der er noch 2 proz. Salizylsäure zusetzte. 

Sust-mann. 

StaatsvetorinSrwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. Juni 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem Kreia vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. 1 Ge¬ 
meinde, 1 Gehöft, Wehlau 1, 1 (davon neu 1 Gern. -1 Geh.), Heiligen¬ 
beil 1,1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Pillkallen 1,1, Stallupönen 1,1, 
Darkehmen 1, 1, Angerburg 1, 1, Goldap 3, 3 (1, 1), Oletzko 1, 1. 
Reg.-Bez. Allenstein: Lyck 1, 1, Neidenburg 2, 2, Osterode 
i. Ostpr. 3, 4 (2, 3). Reg.-Bez. Marienwerder: Strasburg i. 
Westpr. 1, 1. Reg.-Bez. Potsdam: Ostprignitz 1, 1. Reg.-Bez. 
Frankfurt: Friedeberg i. Nm. 1,1. Reg.-Bez. Stettin: Stettin 
Stadt 1, 1 (1, 1), Naugard 1, 1. Reg.-Bez. Posen: Schroda 1, 1, 
Posen Stadt 1, 1, Posen West 1,1 (1, 1), Samter 1, 1, Neutomischel 

1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Znin 1, 1, Wongrowitz 2, 2 (1, 1), 
Gnesen 1, 1. Reg.-Bez. Breslau: Breslau Stadt 1, 1 (1, 1) 
Reg.-Bez. L i e g n i t z: Rothenburg i O.-L. 1,1. Reg.-Bez. Oppeln] 
Pleß 1, 1. Reg.-Bez. Magdeburg: Gardelegen 1, 1. Reg.-Bez.‘ 
Cassel: Witzenhausen 1, 1. Mecklenburg-Schwerin. Schwerin 

2, 2, Rostock 1, 1, Malchin 1, 1, Waren 1, 1. Elsaß-Lothringen. 
Bez. Lothringen: Metz West 1, 1 (1, 1). Insgesamt: 
35 Kreise, 42 Gemeinden, 43 Gehöfte ; davon neu: 9 Gemeinden, 
10 Gehöfte. 

Ungenseuche, Pockenseucht, Beschälseuche. 

Frei. 



308 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 26. 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (einschl. Schweinepest). 


Regierungs- usw\ Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 

Klauenseuche 

Schweineseuche 
einschl. Schweinepest 

Kreise 

U8W. 

I Ge¬ 
meinden 

1 Ge- 
| böfte 

Kreise 

usw. 

1 Ge 
meinden 

1 Gc- 
| höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

6 

11 

n 

8 

13 

14 

Gumbinnen. 

3 

4 

4 

3 

15 

15 

Allenstein. 

— 

— 

— 

6 

17 

18 

Danzig. 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Marienwerder. 

1 

1 

i 

7 

12 

12 

Berlin. 

— 

— 

— : 

1 

1 

3 

Potsdam. 

5 

9 

12 

10 

25 

28 

Frankfurt. 

3 

5 

6 

12 

27 

32 

Stettin. 

4 

4 

4 

3 

5 

6 

Köslin. 

1 

1 

1 

4 

4 

4 

Stralsund .. 

— 

— 

— 

4 

8 

8 

Posen . 

4 

5 

5 

11 

20 

21 

Bromberg. 

2 

o 

2 

4 

8 

8 

Breslau. 

— 

— 

— 

21 

86 

99 

Liegnitz. 

1 

1 

1 

17 

56 

66 

Oppeln. 

— 

— 

— 

14 

22 

23 

Magdeburg . 

— 

— 

— 

3 

5 

5 

Merseburg. 

2 

3 

3 

9 

14 

15 

Erfurt. 

— 

— 

— 

5 

14 

16 

Schleswig. 

7 

18 

20 

5 

6 

7 

Hannover. 

1 

1 

3 

4 

8 

10 

Hildesheim. 

1 

1 

1 

5 

5 

5 

Lüneburg . 

1 

1 

1 

4 

4 

4 

Stade. 

2 

• 2 

2 

— 

— 

— 

Osnabrück . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Aurich. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 

— 

3 

-4 

7 

Minden. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Arnsberg. 

1 

2 

2 

10 

16 

18 

Kassel. 

1 

1 

l 

11 

39 

68 

Wiesbaden. 

— 

— 

— 

6 

26 

31 

Koblenz. 

— 

— 

— 

6 

15 

23 

Düsseldorf. 

1 

1 

1 

2 

3 

3 

Köln. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Trier. 

1 

5 

7 

3 


4 

Aachen. 

— 

— 

— 

3 

3 

4 

Sigmaringen. 

1 

1 

8 

1 

1 

2 

Bayern: Oberbayem . . . 

9 

23 

81 


4 

5 

Niederbayern. 

1 

1 


S 

7 

7 

Pfalz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Oberpfalz. 

1 

1 

1 

1 

3 

4 

Oberfranken. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Mittelfranken. 

2 

2 

47 

5 

8 

9 

Unterfranken. 

3 

3 

13 

1 

2 

2 

Schwaben. 

6 

27 

83 

— 

. — 

— 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Dresden. 

2 

2 

2 

2 

5 

5 

Leipzig. 

2 

2 

2 

3 

3 

3 

Zwickau. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

6 

11 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

2 

3 

18 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

3 

3 

3 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

10 

27 

77 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Freiburg. 

1 

1 

1 

4 

5 

5 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Mannheim. 

2 

2 

5 

6 

14 

39 

Hessen ........ 

2 

2 

7 

7 

12 

38 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

5 

30 

52 

4 

9 

9 

Sachsen-Weimar. 

1 

1 

1 

2 

3 

3 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Oldenburg . 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Braunschweig. 

2 

3 

3 

4 

19 

34 

Sachsen-Meiningen .... 

1 

2 

3 

1 

1 

o 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Anhalt. 

1 

1 

1 

1 

1 

4 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schw f arzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

1 

5 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

1 

1 

1 

2 

5 

6 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hamburg. 

1 

1 

1 

1 

2 

2 

Elsaß-Lothringen . . . ^ 

7 

14 

38 

5 

6 

12 

Deutsches Reich 

118 

238 ! 

5501 

274 

610 ; 

789 

Davon in Preußen 

50 

80 | 

97 

210 

492 | 

585 


Verwertung der Tierkadayer. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen and Forsten. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 47.1916. 

Journal-Xr. IA Ule 12356. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 25. Mai 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten in Berlin. 

Von seiten des Kriegsaussehusses ftir Ersatzfuttermittel ist 
neuerdings mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die Ver¬ 
wertung der Tierkadaver in vielen Gegenden noch sehr viel zu 
wünschen übrig läßt. Ein großer Teil der Kadaver würde noch 
vergraben und verbrannt, und zwar auch da, wo Abdeckereien be¬ 
stünden, auch fände noch in großem Umfang eine Verarbeitung der 
Kadaver durch Flechsenschneiden statt, was als eine zweckmäßige 
Art der Verarbeitung nicht angesehen werden könne. Für die 
Kadaver von Einhuferfohlen und Kälbern unter 3 Wochen bestünde 
eine Anzeigepflicht in den meisten Landesteilen nicht, so daß eine 
Ausnutzung der Kadaver in keiner Weise stattfindet. Hierdurch 
gingen erhebliche wirtschaftliche Werte verloren, deren Erhaltung 
gerade bei der gegenwärtigen Knappheit an Futtermitteln sehr 
erwünscht sei. 

Es ist anzuerkennen, daß die gegenwärtigen Zustände auf dem 
Gebiete des Abdeckereiwesens noch vielfach verbesserungsbe¬ 
dürftig sind, und daß gerade jetzt eine möglichst weitgehende Aus¬ 
nutzung der in den Kadavern enthaltenen wirtschaftlichen Werte 
notwenig erscheint. Um die hervorgetretenen Mißstände nach 
Möglichkeit zu beseitigen, bestimme ich hierdurch folgendes: 

1. Soweit in den einzelnen Bezirken Abdeckereien zur Ver¬ 
fügung stehen, in denen eine ordnungsmäßige Verwertung der Ka¬ 
daver gesichert ist, und soweit nicht etwa nach den Verkehrsver¬ 
hältnissen des Bezirks besondere Bedenken vorliegen, ist die An¬ 
zeigepflicht gemäß § 4 der Ausführungsvorschriften vom 1. Mai 
1912 zu dem Kadaverbeseitigungsgesetze vom 17. Juni 1911 
(Reichs- und Staatsanzeiger vom 18. März 1912) auch auf die Ka¬ 
daver von Einhuferfohlen und Kälbern unter 3 Wochen auszu¬ 
dehnen. Die Anordnung hat durch den Regierungspräsidenten zu 
erfolgen. Dabei ist gegebenenfalls vorzuschreiben, daß die An¬ 
zeige an den Abdeckereibesitzer zu erstatten ist. Gleichzeitig ist 
dafür Sorge zu tragen, daß die bestehenden Polizeiverordnungen 
über den Ablieferungszwang der Kadaver und über die Verpflich¬ 
tung der Abdecker zur Übernahme der Verwertung auch auf solche 
Kadaver von Kälbern und Einhuferfohlen ausgedehnt werden. 

2. Es ist zu prüfen, ob und inwieweit in den einzelnen Ab¬ 
deckereien eine ordnungsmäßige und vollständige Ausnutzung der 
Kadaver stattfindet. Dabei ist davon auszugehen, daß bei der 
Verarbeitung tunlichst ein marktgängiges trockenes Futtermittel 
gewonnen werden muß. Soweit eine solche Verarbeitung noch nicht 
stattfindet, ist weiter zu prüfen, ob nach dem Anfalle an Kadavern 
und sonstigem Verwertungsmaterial in der Abdeckerei und nach 
den Verkehrsverhältnissen und der Rentabilität der Anlage die 
Beschaffung der nötigen Einrichtungen zur Verarbeitung der Ka¬ 
daver auf Futtermittel von dem Abdeckereibesitzer gefordert werden 
kann. Bejahendenfalls ist den Abdeckereibesitzern die Schaffung 
der nötigen Einrichtungen nahe zu legen. Nach der gegenwärtigen 
Rechtslage ist es noch nicht möglich, einen Zwang auf die Abdecker 
in dieser Richtung hin auszuüben. Der Erlaß von Vorschriften 
hierüber ist noch in Vorbereitung. Schon jetzt aber kann auf 
Grund des § 3 des Reichsgesetzes über die Beseitigung von Tier¬ 
kadavern vom 17. Juni 1911 das Verbrennen und Vergraben der 
Kadaver und auf Grund der Bekanntmachung des Bundesrats vom 
5. Mai 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 361) das Flechsenschneiden ver¬ 
boten werden. Von diesen Möglichkeiten ist gegebenenfalls Ge¬ 
brauch zu machen. Es ist anzunehmen, daß, wenn solche Verbote 
erlassen werden, die Abdeckereien mangels einer anderen Ver¬ 
wendungsmöglichkeit zu einer ordnungsmäßigen Verwertung der 
Kadaver übergehen werden. 

Die Verbote des Verbrennens und Vergrabens würden ge¬ 
gebenenfalls in der Weise zu erlassen sein, daß diese Arten der un¬ 
schädlichen Beseitigung für die Abdeckereien der in Betracht 
kommenden Bezirke durch Polizeiverordnung verboten werden. 
Das Verbot des Flechsenschneidens kann durch den Regierungs- 


















29. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


309 


Präsidenten erlassen werden. Dabei würde auf meine Ermächtigung 
Bezug zu nehmen sein. Ehe die Verbote erlassen werden, ist den 
Abdeckereibesitzern eine angemessene Frist für die Beschaffung 
der Einrichtungen für eine ordnungsmäßige Verwertung zu setzen. 
Bei Bemessung der Frist ist zwar zu berücksichtigen, daß jetzt die 
Einrichtungen vielleicht nicht immer ohne weiteres zu beschaffen 
sein werden. Etwaigen Verschleppungsversuchen ist aber ent¬ 
schieden entgegenzutreten. Der Kriegsausschuß für Ersatzfutter, 
der sich mit der Frage der Kadaververwertung eingehend befaßt 
hat, ist bereit, Firmen nachzuweisen, von denen die Einrichtungen 
in möglichst kurzer Zeit zu beschaffen sind, er hat sich bereit er¬ 
klärt, auch sonst bei der Einrichtung und bei den Verhandlungen 
mit den Abdeckereien, soweit möglich, behilflich zu sein. Die Ab¬ 
decker sind gegebenenfalls hierauf aufmerksam zu machen. Auch 
stelle ich die Zuziehung des Ausschusses in geeigneten Fällen anheim. 

Euer Hochgeboren/Hochwohlgeboren wollen hiernach das Er¬ 
forderliche veranlassen und über das Geschehene nach Ablauf 
von sechs Wochen berichten. 

Endlich ist zu erwägen, ob nicht die Verhandlungen wegen 
Errichtung weiterer Abdeckereien, die durch den Ausbruch des 
Krieges gestört wurden, wieder aufgenommen und weitergeführt 
werden können. Ich verkenne nicht, daß der gegenwärtige Zeit¬ 
punkt für solche Neueinrichtungen wegen der hohen Kosten und 
auch wegen der Belastung der Behörden mit anderen Aufgaben 
ungünstig ist, in einigen Fällen hat sich aber trotzdem die Neu¬ 
schaffung von Anlagen ermöglichen lassen. Der Frage ist daher, 
soweit angängig, erneut Beachtung zu schenken. Dabei ist auch 
die Ausdehnung des Geschäftsbereichs schon vorhandener Ab¬ 
deckereien auf benachbarte Bezirke ins Auge zu fassen. Auch 
hierüber ersuche ich zu berichten. 

I. A.: Graf von Kcyserlingk. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Zur besseren Ausnutzung notgeschlachteter Haustiere durch 
vermehrte Anwendung der bakteriologischen Fleischbeschau. 

Von Kreistierarzt Dr. Glässer, Hannover. 

Die herrschende Fleischknappheit legt uns die Pflicht auf, 
das Fleisch unserer schlachtbaren Haustiere nicht nur bei den 
gewöhnlichen Schlachtungen, sondern auch bei den Notschlach¬ 
tungen möglichst in noch weitgehenderem Maße wie bisher dem 
menschlichen Genüsse zuzuführen. Grundsatz muß in dem Be¬ 
streben einer solchen weitergehenden Ausnutzung naturgemäß 
nach wie vor bleiben, daß verdorbenes oder gesundheitsschäd¬ 
liches Fleisch als menschliches Nahrungsmittel nicht in den 
Verkehr gelangt. Auch unter strenger Beachtung dieses Grund¬ 
satzes läßt sich aber eine bessere Verwertung vieler Not¬ 
schlachtungen herbeiführen, wenn die gewöhnliche, grobe 
Fleischbeschau in noch weit höherem Umfange wie bisher er¬ 
gänzt wird durch die Vornahme der bakteriologischen Fleisch¬ 
beschau. Nur dadurch läßt sich eine schärfere Umgrenzung des 
wirklich verdorbenen und gesundheitsschädlichen Fleisches her¬ 
beiführen. 

Außer bei einer Anzahl von Seuchen mit septikämischem 
Beschaubefunde, die, weil bei ihnen das Fleischbeschaugesetz 
bereits die Beurteilung von Notschlachtungen besonders ge¬ 
regelt hat, aus der vorliegenden Betrachtung ausscheiden, läßt 
noch in zahlreichen anderen Fällen von Notschlachtungen der 
grobe Organbefund bei der gewöhnlichen Fleischbeschau den 
Verdacht des Vorliegens einer Blutvergiftung begründet er¬ 
scheinen, und dies wird zumeist dann zum Anlaß für eine Un¬ 
tauglicherklärung des Fleisches des betreffenden Tieres. Nun 
haben die Untersuchungen der letzten Jahre aber gezeigt, daß 
tatsächlich nur bei einer verhältnismäßig beschränkten Anzahl 
solcher Fälle eine Überschwemmung des Blutes und der Organe, 


insbesondere des eigentlichen Fleisches, mit Bakterien eintritt, 
und daß unter diesen eigentlichen Septikämiefällen die Fälle, in 
denen echte Fleischvergiftungsbakterien gefunden werden, dazu 
noch ganz im Hintergründe steheu; es betragen diese letzteren 
kaum V* Prozent der Gesamtsumme. Wenn man nun auch von 
den Notschlachtungen mit einem grobsinnlich feststellbaren 
Verdacht des Vorliegens einer Blutvergiftung alle Fälle, in 
denen Fleischvergifter, gleichgültig wo und ob zahlreich oder 
nur in geringer Menge, angetroffen werden und weiter 
auch noch alle Fälle, in denen zahlreiche andere Bakterien in 
den Organen und im Fleische Vorkommen, als untauglich zum 
Genuß für den Menschen erklärt, so erscheint dies doch in den 
übrigen Fällen, die die weit überwiegende Anzahl der Gesamt¬ 
summe der fraglichen Notschlachtungen bilden, nicht erforder¬ 
lich. Die Ursache für die Blutvergiftungsveränderungen ist in 
den letztgenannten Fällen nicht in dem Übertreten von reichlich 
Bakterien, sondern nur von Bakteriengiften ins Blut aus den 
jeweiligen örtlichen Entzündungsgebieten gegeben. Die bis¬ 
herige Erfahrung lehrt dabei, daß, genau, wie wir dies von Ver¬ 
giftungen mit anderen organischen und anorganischen Giften 
kennen, die Ablagerung und Ausscheidung dieser Gifte vor¬ 
wiegend in den inneren blutreichen Organen geschieht, und 
daß längst der Tod des betreffenden Tieres eingetreten sein 
würde, bevor eiije solche Anreicherung von ihnen im eigent¬ 
lichen Fleische stattgefunden haben kann, daß der Genuß eines 
solchen Fleisches beim Menschen gesundheitsschädlich wirkt. 
Daß in den vorstehend erörterten Fällen, in denen eine Untaug¬ 
licherklärung nicht erforderlich erscheint, zumeist keine Voll¬ 
tauglichkeitserklärung sattfinden kann, ist ohne weiteres ein¬ 
leuchtend, die meisten werden aber als minderw ertig und der 
Rest als bedingt tauglich verwertbar sein. Da regelmäßig be¬ 
reits 24 Stunden nach Eingang der Proben in das jeweilige 
Institut, in dem die bakteriologische Fleischbeschau vorge¬ 
nommen wird, das Ergebnis vorliegt und die Antwort drahtlich 
oder durch Fernsprecher erfolgen kann, so kann auch die end¬ 
gültige Beurteilung im allgemeinen einen oder bei länger lau¬ 
fenden Eilpaketen doch 2 Tage nach erfolgter Versendung 
stattfinden, d. h. innerhalb einer Zeit, in der auch auf dem Lande, 
selbst in der wärmeren Jahreszeit, ein Verderben des Fleisches 
durch die etwas längere Aufbewahrung hintangehalten w r erden 
kann. Um nun in den Fällen, in denen trotz der bakteriologi¬ 
schen Fleischbeschau das Fleisch untauglich erklärt wird, den 
betreffenden Tierbesitzer zu dem erlittenen Schaden möglichst 
nicht noch weitere Unkosten zu verursachen, ist es angezeigt, 
die Untersuchungskosten in solchen Fällen die Institute 
selbst tragen zu lassen. Ein Ausgleich kann leicht dadurch 
herbeigeführt werden, daß der Gebührensatz für die bakterio¬ 
logische Fleischbeschau in den Fällen, in denen später eine 
Untauglichkeitserklärung des Fleisches nicht erfolgt, so be¬ 
messen wird, daß auch* die Unkosten für die kostenlos erfolgen¬ 
den Untersuchungen der zur Untauglichkeitserklärung führen¬ 
den Fälle mit gedeckt werden. Eine Erhöhung des z. Z. gültigen 
Gebührensatzes würde dabei m. E. zunächst und vielleicht 
überhaupt entbehrt werden können. Eine solche Regelung 
würde vermutlich auch zu einer vermehrten Anwendung der 
bakteriologischen Fleischbeschau und damit zu einer besseren 
Ausnutzung solcher Notschlachtungen führen. 

Zusammenfassend läßt sich demnach sagen, daß allgemein 
bei den hier besprochenen Notschlachtungen, ganz be- 




310 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 26. 


sonders wegen des hohen in Betracht kommenden Wertes 
bei solchen von Rindern, in denen die an Ort und Stelle vor¬ 
genommene grobsinnliche und etwaige mikroskopische Unter¬ 
suchung nicht hinreichend sicher die Genußuntauglichket des 
Fleisches für den Menschen nachweist, eine bakteriologische 
Fleischbeschau vorgenommen werden sollte, ehe zur endgül¬ 
tigen Beurteilung geschritten wird. 

— Regelung des Verkehrs mit Vieh und Fleisch Im Wirtschafts¬ 
jahr 1916/17. Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat hierzu beim 
Bundesrat und Kriegsernährungsamt folgende Anträge ge¬ 
stellt: 1. der Fleischbedarf der Bevölkerung und des Heeres ist mit 
Rücksicht auf die Erhaltung der Viehbestände noch mehr als bis¬ 
her einzuschränken; 2. die Aufzucht des Viehes ist mit allen 
Mitteln zu fördern, insbesondere durch Futterzuweisung; 3. Die 
Viehhandelsverbände und die Fleischversorgungsstelle der Landes¬ 
zentralbehörde sind beizubehalten und weiter auszubauen, wie durch 
Bildung von Sachverständigenkommisssionen; doch ist für die 
Fleischversorgung dringend erforderlich, daß neben der Organi¬ 
sation des Viehverkehrs auch eine entsprechende Organisation des 
Fleischverkehrs in den Städten sofort eingeführt wird; 4. die Fest¬ 
setzung von Stallpreisen ist ausschließlich Sache der Viehhandels¬ 
verbände und der Fleischversorgungsstelle der Landeszentral¬ 
behörde. Demgegenüber ist die Verordnung des Bundesrats, be¬ 
treffend Regelung der Preise für Schlachtschweine und für 
Schweinefleisch, aufzuheben. Eine Differenzierung der nach dem 
Lebendgewicht bemessenen Stallpreise mit Rücksicht auf die 
Qualität des Viehes ist sobald wie möglich durchzuführen. Inner¬ 
halb der jetzt gültigen Höchstprei^skala für Schweine ist der Stall¬ 
preis für 60 bis 70 Kilogr. auf den Preis von 80 bis 90 Kilogr. und 
der Stallpreis von 70 bis 90 Kilogr. auf den Preis von 90 bis 100 
Kilogr. zu erhöhen; 5. die Verbote von Hausschlachtungen sind so 
schnell wie möglich aufzuheben, da sie die Viehhaltung mehr ein¬ 
schränken als ausdehnen. 

— Verbot der Verwendung von Eiern und Eierkonserven zur Her¬ 
stellung von Farben. Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des 
Gesetzes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen 
Maßnahmen usw. vom 4. August 1914 (Reichs-Gesetzbl. S. 327) 
folgende Verordnung erlassen: 

§ 1. Eier und Eierkonserven dürfen zur Herstellung von 
Farben nicht verwendet werden. 

§ 2. Der Reichskanzler kann das Verbot der Verwendung 
von Eiern und Eierkonserven auf die Verwendung zu anderen 
technischen Zwecken ausdehnen. 

Er kann Ausnahmen von den Vorschriften dieser Verordnung 

§ 3. Wer den Vorschriften des § 1 oder den. auf Grund des 
§ 2 ergangenen Vorschriften zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe 
bis zu fünfzehnhundert Mark oder mit Gefängnis bis zu drei 
Monaten bestraft. 

§ 4. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in 
Kraft. 

Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außerkraft¬ 
tretens. 

Berlin, den 14. Juni 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers: 

I)r. Hclfferich. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Yeterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Stabs- und Regimentsveterinär Karl Geßner (Stabsvete¬ 
rinär in Gumbinnen). 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurde 
ausgezeichnet: 

Korpsveterinär ErwinWehrle (Geh. Regierungsrat in Berlin). 
Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Dr. Georg Basch (Tierarzt in Berlin). 
Feldunterveterinär Fritz Tanger aus Oschersleben (Stud. 
der Tierärztl. Hochschule Berlin). 


Oberveterinär Eduard Heichiinger (Tierarzt in Linden¬ 
berg). 

Veterinär Jens Hansen (Tierarzt in Sonderburg). 
Vizewachtmeister Wilhelm Behrens (Stud. der Tierärztl. 
Hochschule Hannover). 

Divisionsveterinär Dr. Paul Rißling (Kreistierarzt in 
Gandersheim). 

Veterinär Dr. Werner Beutz (Tierarzt aus Wismar). 
Oberveterinär Dr. Max Sassenhagen (Schlachthoftierarzt 
in Duisburg-Meiderich). • 

Nennnndneiinzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 18. Juni 1916 bis Sonnabend, den 
24. Juni 1916. 

Vor Verdun ist uns ein neuer Erfolg beschieden ge¬ 
wesen. Nach dem deutschen Kriegsbericht vom letzten Sonn¬ 
abend haben unsere Tmppen, an der Spitze das 10. Bayerische 
Infanterieregiment und das Bayerische Infanterie-Leibregi- 
ment, auf dem Höhenrücken „Kalte Erde“ und östlich da¬ 
von einen großen Sturmangriff unternommen, das Panzerwerk 
Thiaumont erobert, sind noch darüber hinaus vorgedrungen 
und haben den größten Teil des Dorfes Fleury sowie auch das 
Gelände südlich der Feste Vaux genommen. Außer diesem 
Geländegewinn sind nach den bisher vorliegenden Zählungen 
etwa 2700 Gefangene, darunter 60 Offiziere eingebracht 
worden. 

Unser Fliegerkorps hat durch den Tod des Ober¬ 
leutnants Immelmann einen schweren Verlust erlitten. Immel- 
mann ist nach allem, was man hört, auch in seinem letzten 
Kampfe Sieger geblieben und hat noch einen feindlichen 
Doppeldecker niedergestreckt; wodurch sein eigener Sturz 
verursacht wurde, konnte bisher nicht mit Sicherheit festge¬ 
stellt werden. Den Namen Immelmann wird für alle Zeiten 
der Glanz höchsten und unbesiegten Heldentums umleuchten. 

An der Hindenburgfront auch in dieser Woche 
nur kleinere Unternehmungen. Im südlichen Teile der Ost¬ 
front gehen die schweren Kämpfe weiter. Die Russen haben 
in der Bukowina den Pmth überschritten und Czemowitz ein¬ 
genommen. Weiter haben sie aber nicht wesentlich vorzu¬ 
dringen vermocht. An der galizischen Front sind alle russi¬ 
schen Anstürme vergeblich gewesen. Besonders harte Kämpfe 
hat wiederum die Armee Bothmer an der Strypafront auszu¬ 
halten gehabt. Hervorragende Bedeutung kommt, wie schon 
in der vorigen Woche, den Kämpfern der Heeresgruppe 
Linsingen zu. Das Kampfgebiet reicht hier etwa von der 
Gegend von Kolki am Nordende des Styrbogens bis hinunter 
nach dem Raume von Brody, an der Bahn Dubno—Lemberg. 
Der linke Flügel der Armee Linsingen deckt die Bahnlinie 
Rowno—Kowel. Der Kampf spielte sich in der Weise ab, daß 
an den beiden Flügeln der Heeresgruppe die Russen fort¬ 
während anstürmten, aber stets abgewiesen wurden, während 
das Zentrum langsam gegen den Raum von Luck vorrückte 
und bereits über die allgemeine Linie Zubilno—Watyn—Zwi- 
niacze vorgedrungen ist. Die unablässigen Gegenangriffe der 
Russen vermögen das Vorrücken der Armee Linsingen nicht 
aufzuhalten. Schon Anfang der Woche hatten die Russen an 
Gefangenen 3500 Mann verloren. Der Kampf erfolgt auf 
sumpfigem Gelände und unter besonders großen Schwierig¬ 
keiten. 

An der italienischen Front keine wesentlichen 
Veränderungen. Alle italienischen Angriffe auf die Hochfläche 
von Doberdo haben keinen wesentlichen Erfolg gehabt 

An den übrigen Fronten keine wesentlichen Verände¬ 
rungen. Nev. 

Ans Ungarn. 

An der kön. ung. Tierärztlichen Hochschule in Budapest 
wurde dem Dozenten für Fleischbeschau Albert Breuer, 
Veterinär-Direktor der Haupt- und Residenzstadt Budapest, 
der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Huf¬ 
beschlagslehrer Tierarzt Hermann Schwensky trat in 



29. Juni 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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<h‘ii Ruhestand, an seiner Stelle wurde der Assistent an der 
chirurgischen Klinik der Hochschule Dr. med. vet. Georg 
G uoth mit den Vorlesungen und Übungen über Hufbeschlag 
betraut. Von der Hochschule waren 4 Professoren, 4 Dozenten, 
3 Bakteriologen, 15 Assistenten und 7 Praktikanten, insgesamt 
33, im Heeresdienst, teils im Felde; der größte Teil 
steht noch im Felde, ebenso auch die Studentenschaft 
mit geringer Ausnahme, so daß im Studienjahr 1915/16 
die Zahl der Studierenden im Wintersemester auf 101 
(darunter aber 34 Militärveterinärakademiker), im Sommer¬ 
semester auf 76 (darunter 34 Militärveterinärakademiker) 
herabsank. Sämtliche Kollegien wurden ebenso wie früher 
abgehalten. Die Zahl der Approbationen war im Studienjahr 
1915/16 16, jene der Doktorpromotionen 3. 

Von den ungarischen Tierärzten wurden im Laufe des 
Krieges bis 1. Juni 262 ausgezeichnet, und zwar erhielten das 
Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens 1, das Goldene Verdienst¬ 
kreuz mit der Krone 107, das Goldene Verdienstkreuz 139, das 
deutsche Eiserne Kreuz 2. Kl. 1, das bayerische Militär- 
Verdienstkreuz 4. Kl. 1, die Allerhöchste Anerkennung 7, 
das Silberne Verdienstkreuz mit der Krone 2, die Silberne 
Tapferkeitsmedaille 2, die Tapferkeitsmedaille aus Bronze 2. 
Auf dem Schlachtfelde sind den Heldentod gestorben 5, im 
Felde erkrankt starben 6, in Gefangenschaft geraten 7, ver¬ 
wundet wurden 9. 

An Stelle der im Jahre 1888 und 1900 herausgegebenen, 
teilweise veralteten Veterinärgesetze wurde während der 
letzten Jahre ein neuer Veterinär-Gesetzentwurf ausgearbeitet, 
der gegenwärtig von mehreren Fachkörperschaften eingehend 
beraten wird. 

Im Verlag des Landesvereins der ungarischen Tierärzte 
( „Tierärztliche Handbücher“) erscheint E d e 1 m a u n s Fleisch¬ 
hygiene in ungarischer Übersetzung; das Werk bekommen die 
Vereinsmitglieder für den Jahresbeitrag von 24 Kronen außer 
dem Wochenblatt „Allatorvosi Lapok“, der Monatsschrift „Hus- 
s(»mle‘‘ und des Archivs „Közlemenvek az öszehasonlitö ület-es 
kövar köreböl“. Der Verein zählt etwa 12(X1 Tierärzte als 
Mitglieder. Dr. Z. 

Tierärztekammer für die Provinz Sachsen. 

II. Quittung über die Kriegssammlung. 
Wagner, Gestütsoberroßarzt in Repitz-Graditz, Honorar 

der Zeitschrift für Gestütkunde. 10 M. 

Dazu: Quittung 1—10 . . 1924 „ 

Gesamtbetrag 1934 M. 

Herzlichen Dank! Weitere Beiträge erbeten. 

Halle, den 20. Juni 1916. Reimers, 

Schlachthofdirektor, Kassen!iihrer. 

— Die deutschen Hochschulen im dritten Kriegssemester. Für 

das Winterhalbjahr 1915/16 berechnet sich nach den Veröffent¬ 
lichungen der Hochschulen die Zahl der in militärischer 
Verwendung stehenden reichsangehörigen Stu¬ 
dierenden sämtlicher deutscher Hochschulen 
auf etwa 56 000 oder 85 v. H. des Friedensstandes, 
gegenüber etwa 54 000 im Sommer 1915 und 50 000 im ersten Kriegs¬ 
winter. Dabei ist aber zu beachten, daß die preußischen Hoch¬ 
schulen Abiturienten nicht einschreiben, so daß tatsächlich mehrere 
tausend Studenten im Felde stehen, die nicht erfaßt werden können, 
was sich aber dadurch ziemlich ausgleiehen dürfte, daß anderer¬ 
seits* noch die Studierenden mitgezählt sind, die ihre Studien ab¬ 
geschlossen hätten, wenn sie nicht im Felde ständen. Gegenüber 
etwa 80 000 vor Kriegsausbruch waren denn auch im zweiten 
Kriegswinter an sämtlichen Hochschulen nur etwa 64 000 Studie¬ 
rende eingeschrieben, wovon 66000 und 56 000 männlichen Ge¬ 


schlechts waren. Die Zahl der im letzten Winter in den Hoch¬ 
schulstädten anwesenden reichsangehörigen männlichen Studieren¬ 
den (neben 5200 Frauen und etwa 2500 Ausländern) beläuft sich 
nur auf 10 000 bis 11000 (an den Universitäten ungefähr 9000, an 
den Technischen Hochschulen 1000, an den tierärztlichen 
und landwirtschaftlichen je etwa 100, an den Berg¬ 
akademien etwa 30 und an den Handelshochschulen etwa 400); 
dabei ist aber zu beachten, daß davon ein beträchtlicher Teil kriegs¬ 
beschädigt oder beurlaubt an die Hochschulen zurückgekehrt ist. 
Zieht man diese Zahlen Anwesender von den Friedensbeständen — 
die allein die Grundlage einer annähernden Schätzung der Kriegs¬ 
studenten sein können — ab, so ergibt sich, daß im letzten 
Winter von den 52 000 Universitätsstudenten 
der Fried enszeit etwa 43 000 im Felde standen. 
Die Zahl der wirklich ausmarschierten bzw. ausmarschiert gewe¬ 
senen Universitätsstudenten wird aber nicht unwesentlich höher 
sein, da, wie erwähnt, viele von ihnen die Studien wieder aufge¬ 
nommen haben. Von den 10 000 Technikern und Architekten mö¬ 
gen gegen 9000 militärisch verwendet sein, von den 1300 
Tierärzten etwa 1200, von den 800 Landwirten 700, von den 
000 Bergbaustudierenden um 550 und von den 1800 Handelshoch¬ 
schülern etwa 1400, während die Forstwirte fast restlos im Heere 
stehen dürften, da die Forstakademien geschlossen sind und an 
den Universitäten sich nur wenige Forstwirte aufhalten. Von den 
Universitätsstudenten waren demnach im letzten Winter etwa 83 
v. H. in militärischer Verwendung, von den Technikern gegen 
90 v. H., von den Tierärzten 92 v. H., von den Landwirten 
81 v. H.. von den Bergleuten 90 v. H. und von den Handelshoch¬ 
schülern 78 v. H. 

Anfrage. 

Für die Veterinäroffiziere ist nach der neuen Bekleidungs¬ 
ordnung an Stelle des Überrocks die feldgraue Offizierslitewka 
„Kleiner Rock“ getreten. 

Im Namen mehrerer Kollegen erlaube ich mir einen sach¬ 
kundigen Herrn zu bitten, in dieser Wochenschrift folgende Frage» 
gefälligst beantworten zu wollen: 

Bind am Kragen der Litewka „Kleiner Rock‘‘ zu tragen 

a) Patten von schwarzem Tuch mit zwei mattgrau gestickten 
Litzen und mit karmesinroten Vorstößen 
oder 

h) nur zwei mattgrau gestickte Litzen an jeder Seite. 

oder 

e) die früheren Spiegel mit vergoldetem Knopf? Fr. 

— Heu- und Strohlieferung für da« Heer. Der Bundesrat hat 
eine Verordnung erlassen, durch die den Bundesstaaten die Ver¬ 
pflichtung zur ratenweise Lieferung von 500 000 Tonnen Heu und 
700 000 Tonnen Stroh für das Heer in der Zeit vom 15. Mai bis 
zum 1 . August dieses Jahres auferlegt wird. Die Bundesstaaten 
sollen die auf sie entfallenen Mengen auf die Lieferungsverbände 
unterverteilen, die ihrerseits wieder die Gemeinden heranziehen 
können. Den Gemeinden ist die Befugnis gegeben, das Heu und 
Stroh nach Art einer Landlieferung zwangsweise in Anspruch zu 
nehmen. 


Biicherbesprechimgen. 

— Allgemeine Tierzucht. Ein Lehr- und Handbuch für Studierende 
und Züchter. Von Dr. C. Kronacher, Professor der Tierzucht und Leiter 
der Tierzuchtabteilung an der K. Bayer. Akademie für Landwirtschaft 
in Weihenstephan. Erste Abteilung (Abschnitt I und II des Ge- 
samtwerkes). Bedeutung der Tierzucht und Aufgaben der allgemeinen 
Tierzuchtlehre. — Haustierwerbung, Abstammung und Entwicklung der 
Haustiere. Mit 97 Textabbildungen. Berlin. Verlagsbuchhandlung P a u 1 
Parev. 1916. Preis geb. M. 6,50. 

Das 197 Seiten starke Buch bildet die erste Abteilung eines Werkes, 
das bestimmt -ist, in insgesamt 6 einzeln käuflichen Abteilungen nach 
Tunlichkeit alle Grundfragen und Wissensgebiete der allgemeinen Tier¬ 
zucht in klar erkennbarem Aufbau hinreichend erschöpfend zu behandeln. 
Gleichzeitig will das Gesamtwerk aber auch die bedeutsamsten Einzel¬ 
heiten in solchem Umfange berücksichtigen, daß nicht allein für eine 
Reihe zugehöriger Hilfswissenschaften im allgemeinen die Benutzung 
von Sonderwerken entbehrlich wird, sondern daß es auch als Nach¬ 
schlage- und Unterrichtsbuch in freien Stunden für den Vorgeschritteneren 
und als Führer für den Weiterstrebenden auf dem Gebiete der Tierzucht 
zu dienen vermag. 

Der I. Abschnitt behandelt die volkswirtschaftliche und 
landwirtschaftliche Stellung und Bedeutung der 
Tierhaltung sowie die Aufgaben der allgemeinen 
Tierzuchtlehre. 

Alle hier einschlägigen Verhältnisse und Fragen haben unter Bei¬ 
fügung von wertvollen Zahlenangaben eine umfassende Würdigung ge- 








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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 26. 


gefunden. Insbesondere sind auch die für die landwirtschaftliche Tier¬ 
zucht maßgebenden wirtschaftlichen Gesichtspunkte eingehend 
berücksichtigt und ist mehrfach nachdrücklich betont und wirksam be¬ 
gründet, daß und warum die Tierzucht und Tierhaltung nur dann die 
ihnen zukommende Stellung im l^andwirtschaftsbetriebe finden können, 
wenn die Zusammenhänge zwischen natürlichen und wirtschaftlichen 
Grundlagen des Gesamt bet riebes und der Tierhaltung jeweils richtig er¬ 
faßt werden. 

Der II. Abschnitt gliedert sich in 8 Kapitel. Das 1. Kapitel gibt einen 
Überblick über die Stellung der Haustiere im zoologi¬ 
schen System. Im 2 . Kapitel wird die Gewinnung (Entstehung) der 
Haustiere, „die Haustierwerbun g“, nach dem derzeitigen Stande 
der wissenschaftlichen Ansehauung anregend geschildert.. Das 3. Kapitel 
behandelt Abstammung, vorgeschichtliche und ge¬ 
schichtliche Entwicklung der Haustiere. 

Kronachers „Allgemeine Tierzucht“ — Erste Ab¬ 
teilung — ist für Studierende der Tierheilkunde und 
für Tierärzte als Lehr-, Nachschlage- und Fort¬ 
bildungsbuch gleich wertvoll und empfehlens¬ 
wert. Dr. L. Vogel- München. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Großh. Hessisches 
Ehrenzeichen fürKriegsverdienste: dem Stabs- und Divisionsveterinär 
Dr. Hugo Meiler (Berlin), 48. Res -Div. — Das Ritterkreuz 2. Kl. des 
Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Oberveterinär d. L. Karl 
Burkhard in Ichenheim, dem Veterinär Friedrich Christian in Heidel¬ 
berg. — Das Braunschweig. Kriegsverdienstkreuz: dem Divisions¬ 
veterinär Dr. Paul Rißling , Kreistierarzt in Gandersheim. — Das 
Mecklb. Kriegs verdienstkreuz: dem Vetetinär Dr. Werner Beutx , 
städt. Tierarzt in Rostock, Abteil.-Veterinär Hans Cordshagen. — 
Den Kais. Türkischen Eisernen Halbmond: dem Stabsveterinär 
Dr. Willy Lüitschwager, im Feldart-Regt. 10. 

Ernennung: Tierarzt Dr Max Kleinert definitiv zum Kreis¬ 
tierarzt in CöUeda (Kreis Eckertsberga). 

Approbiert: In Gießen: die Herren Alfred Hoffer aus Berlin, 
Ernst Huribrink aus Wesel, Johannes Kampe aus Heddesdorf, Em m 
Matxcl aus Posen, Karl Friedrich Schmid aus Binningen und Max 
Wirths aus Remscheid. 

In der Armee: Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte 
Veterinäroffizier* Befördert: zu Oberveterinären: die Veterinäre 
SchtiUx (Glogau) beim Pferde-Laz. Lissa; Dr. Wurth (Göttingen) 
bei der II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 26; Dr. Wittmann (Gotha) 
beim Res.-Korps-Brückentrain 39: Steinberg (Halberstadt) bei der 
35. Res.-Div.; Kroß (I. Hamburg) bei der Fuhrp.-Kol. 2 der 54. Inf.- 
Div.; Hermann Peters (Hameln) beim Feldart.-Regt. Nr. 95; Kreuder 
(Hanau) beim Pferde-Laz. Mons; Paul Lange (Jauer) bei der Train- 
Ers.-Abt. Nr. 5; Etnil Meyer (I. Königsberg) bei der Etapp.-Insp. 
der 8. Armee; Lehnert (Königsberg) bei der Fuhrp.-Kol. 274 des 
XVII. Res.-Korps; Rabaschowsky (Kreuzburg) beim Umlade-Komdo. 
Sosnowice; Doll (Lörrach) beim Fußart.-Regt. Nr. 14; Dr. Teuber 
(Lüneburg) beim Res.-Feldart-Regt Nr. 56; Kuppelmayr (Metz) bei 
der Festungs-Schlächterei Metz; Pabst (Mosbach) bei der Etapp.- 
Fuhrp.-Kol. 257 der 11. Armee; Fastrieh (Mülheim a. d. Ruhr) bei 
der Res.-Ers.-Esk. des VII. A.-K.; Dr. Bockmann (Mülheim a. d. Ruhr) 
bei der Prov.-Kol. 6/X1I. der Etapp.-Insp. der 11. Armee; Wieland 
(Naugard) beim Feldart-Regt. Nr. 243: Murawski (Neustrelitz) beim 
Pferde-Laz. Schweidnitz; Sickendiek (Osnabrück) beim Ers.-Depot 
Drag.-Regts. Nr. 16; Dr. Janssen (Osnabrück) beim Feldart-Regt. 
Nr. 84; Schölch (Pforzheim) bei der Fuhrp.-Kol. 3 des XIV. A.-K.; 
Emil Schmidt (Prenzlau) beim Ers.-Pferdedepot Spandau; Schockt 
(Rendsburg) beim Feldart.-Regt. Nr. 17; Mannhardt (Rendsburg) 
beim Pferde-Laz. Lockstedter Lager, Baumann (Rheydt) beim Etapp.- 
Pferdedepot 5 der 8. Armee; Heymann (Schlawe) beim Festungs- 
Fuhrp. Kulm; Köhler (Schleswig) beim Feldart.-Regt. Nr. 1U8; 
IHotrouski (Schrimm) bei der Train-Ers.-Abt. 5; Dr. Hans Richter 
(Schweidnitz) bei dem Ers.-Pferdedepot Breslau; Dr. Surmann * 
(Schwerin) beim Pferde-Laz. Oels; Rönnefarth (Spandau) beim Etapp.- 
Staffelstabe 168 der 8. Armee; Werner (Stargard) bei der Ers.- 
Maschin.-Gew.-Abt. Spandau-Ruhleben; Vogt (Thom) beim Pferde¬ 
depot 126 Lodz; Klopsch (Thom) beim Kav.-Regt. Nr. 93; Kröhn 
(Tilsit) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 27 der 1. Inf.-Div. — Als 
Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt 
unter Beförderung zu Veterinären: die Unterveterinäre: Hessen 
(Barmen) bei der Res.-Fuhrp.-Kol. 59 der Etapp.-Insp. der 11. Armee; 
Sprengel (V Berlin) beim Etapp.-Pferde-Laz. Nr. 2 der 12. Armee; 
Schreiber (V Berlin) bei der Korpsschlächterei des III. A.-K.; Sielaff 
(V Berlin) beim Staffelstabe 178; Kamp (Bielefeld) beim Ers.-Pferde¬ 
depot 1 Münster; Tönnes (Bonn) beim Gouv. Warschau; Aiigat 
(Braunsberg) bei der Ers.-Esk. Ulan.-Regts. Nr. 12; Siebke (Bremen) 
bei der Armeeschlächterei Libau; Hübener (Bremerhaven) bei der 
Mag. Fuhrp.-Kol. 17 der Etapp.-Insp. der 12. Armee; Roll (Burg) 
beim Gouv. Libau; Dr. Tayler (Cassel) beim Fußart.-B. 31; Gasse 
(H. Cassel) bei der II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 47; Fahle 
(I. Cöln) bei der Res.-Fuhrp.-Kol. 60 der Etapp.-Insp. der 11. Armee; 
Sicfke (Frankfurt a. M.) beim Gouv. Warschau; Tegtmcyer (Gelsen¬ 
kirchen) bei der Ers.-Abt Feldart-Regts. Nr. 7; Henkel (Göttingen) 


bei der Res.-Fuhrp.-KoL 116 des 41. Res.-Korps; Gutidel (Hagenau) 
bei der Train-Ers.-Abt Nr. 21; Schuttes (Hanau) bei der Minen¬ 
werfer-Komp. 225; Mohr (Hannover) beim Pferde-Laz. Mühl¬ 
hausen i. Eis; Kleiner (Lauban) bei der Ers.-Esk. Ulan.-Regts. Nr. 1 ; 
Siegicardt (Naugard) beim Ers.-B. Fußart.-Regts. Nr. 15; Eger 
(Neusalz a. 0.) beim Pferde-Laz. Militzsch; Dr. Blumenfeld (Pader¬ 
born) bei der Ers.-Esk. Kür.-Regts. Nr. 5; Qoroncy (Posen) beim 
Armier.-Fuhrpark der Festung Posen; Härter (Ratibor) beim Etapp. 
Pferde-Laz. II der 9. Armee; Kurxidym (Ratibor) beim Pferde-Laz. 
Oels; Dr. Beutx (Rostock) bei der Art.-Mun.-Kol. 2 Staffel 133 der 
101. Inf.-Div.: Dr. Schiredesky (Rostock) beim Staffelstabe 135 der 
103. Inf.-Div; Büge (Rostock) beim Pferde-Laz. des Gardekorps; 
Dr. Relotins (Schneidemühl) bei der Schweren Prov.-Kol. 2 der 
4. Inf.-Div.; Timmroth (Soest) beim Fußart.-B. 30; Kleinfeldt (Swine¬ 
münde) beim Pferdedepot 2 des II. A.-K.; Borouy (Thorn) bei der 
Train-Ers.-Abt. Nr. 17; Dr. Scheuermann (Wiesbaden) beim Landw.- 
Feldart.-Regt. Nr. 5. Befördert: zu Oberveterinären: die 
Veterinäre: Dr. von Müller beim Ulan.-Regt. Nr. 21; Dr. Quaas 
beim Pferdedepot 123. Inf.-Div.; zu Veterinären unter Vorbehalt 
der Patentierung: die Unterveterinäre: Richter, Zsehocke beim Res.- 
Fußart.-Bat. 19; zu Oberveterinären der Res.: die Veterinäre: der 
Res. Dr. Koester im L.-B. II Leipzig, beim Feldart.-Regt. 78; 
Dr. Gebhardt im L.-B. H Leipzig, beim Pferde-Laz. Kolmar; Dr. Räber 
im L.-B. II Dresden, beim Staffelstab 124. — Für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellte Veterinäroffi/iere befördert: 
Gehlert , Veterinär im L.-B. Flöha, bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 2 V. 
Etapp.-Insp. der Bugarmee; Fünf stück, Stabsveterinär der Landw. I, 
im L.-B. Pirna, bei der Kav.-Stabswache Generalkommando 
12. Armeekorps, zum Oberstabsveterinär. — Im aktiven Heere: 
Befördert: zu Stabsveterinären vorläufig ohne Patent: die Ober- 
veterinäre : Fiedler beim Ulanen - Regiment Nr. 8, Trams beim 
Kürassier-Regiment Nr. 5, Iheel beim Dragoner-Regiment Nr. 22; 
zu Oberveterinären: die Veterinäre: Boeck bei d. Train-Abt. Nr. 1, 
Dr. Grimmig bei d. Train-Abt. Nr. 15, Dr. Schilling bei Drag.-Regt 
Nr. 22, Gauger b. Feldart.-Regt. Nr. 81, Kries b. Feldart-Regt. 
Nr. 50, Höher b. Feldart-Regt. Nr. 70, Fuchs b. Drag.-Regt. Nr. 26, 
Ebner b. Jäger-Regt.* zu Pf. Nr. 3, Dr. Foerster b. Ulan.-Regt. Nr. 9, 
Bannasch b. Drag.-Regt. Nr. 8. — Der Abschied mit der gesetzl. 
Pension bewilligt: Kraemer, St. Veter. bei d. Ers.-Abt. Feldart-Regt 
Nr. 50, m. d. Erlaubn. z. Tr. seiner bisher. Unif., Kapteinal, Ob. St 
Veter. a. D., früher b. 1. Garde-Ulan. Regt., zuletzt bei d. Ers.- 
Esk. d. 3- Garde-Ulan.-Regt., d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. d. Veter.- 
Offiziere erteilt. — Im Beurlaubtenstande: Befördert: zu Stabs¬ 
veterinären : die Oberveterinäre: Dr. Oelkers d. Res. (CeUe) bei d. 
Etapp.-Fuhrp.-Kol. 247, Wiemann d. Res. (Oppeln) bei d. Zivil- 
Verw. für Polen in Lodz, Bilschenz d. Landw. 1. Aufgeb. (Tilsit) 
bei d. II. Ers.-Abt. Feldart.-Regt. Nr. 1; zu Stabsveterinären ohne 
Patent: die Oberveterinäre der Reserve: Hänsgen (Anklam) bei 
d. Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 38, Häring (Eisleben) bei d. Etapp.- 
Insp. d. 6. Armee, Albrecht (Minden) b. Feldart.-Regt. Nr. 58, 
Werner (Mühlhausen i. Th.) b. Korpsbrückentrain d. XI. A. K., 
Trautmann (Naumburg a. S.) b. Pferdedepot d. VI. Res.-Korps, 
Dippel (I. Oldenburg) d. Wtirtt. Landw. Feldart.-Reet. Nr. 1, Kupke 
(Potsdam) b. Staffelstabe 118, Laasch (Prenzlau) Bei d. Fuhrp.- 
Kol. 2 d. 113. Inf.-Div., Tritscheler (Siegburg) b. Staffelstabe 127, 
die Oberveterinäre der Landwehr 1. Aufgeb.: Ikun (II Altona) b. 
Ers.-Pferdedepot II Altona, Lange (Meschede) bei d. Res.-Ers.-Esk. 
d. XVIII. A. K., Reinmuth (Offenburg) b. Fußart.-Regt. Nr. 14; 
zu Oberveterinären : die Veterinäre der Reserve: Steinberg (Gelsen¬ 
kirchen) bei d. I. Ers.-Abt Feldart-Regts. 33/34, Dr. Gökler 
(Limburg a. L.) b. Fußart-Regt. Nr. 3, Dr. Piickert (Neusalz a. O.) 
b. Pferde-Laz. d. 83. Inf.-Div., Dr. Siefke (Rensburg) b. Pferde-Laz. 
Lockstedter Lager, Hansen (Soest) b. Feldart-Regt Nr. 241, 
Eckardt (Bitterfeld), Veter. d. Landw. 1. Aufgeb. b. Res.-Feldart- 
Regt. Nr. 49; zu Veterinären: die Unterveterinäre der Reserve: 
Galleu sky (Breslau) b. Staffelstabe 387, Nissen (Flensburg) b. Zentral- 
Pferdedepot Potsdam; zu Veterinären, vorläufig ohne Patent: 
die Unterveterinäre der Reserve: Fritsch (I Darmstadt) bei d. Mar.- 
Feldart-Abt., Geissert (Mülhausen i. E.) bei d. Ers.-Geb. Kan.-Abt 5, 
Weisgerber b. Drag.-Regt. Nr. 13, Engelhardt bei d. Fußart-Battr. 115, 
Kampe b. Zentral-Pferdedepot 6 Darmstadt, Widmer , Findt bei d. 
Mil. Veter. Akad., die Unterveterinäre d. Landw. 1. Aufgeb.: 
Zagermann (Braunsberg) bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 2/XX d. Stld- 
armee, Wiese (Deutsch-Eylau) bei d. Etapp.-Fuhrp.-KoL 1/XX d. 
Südarmee, Kiibitx (Offenburg) bei d. Fuhrp.-Kol. 3 d. 105. Inf.-Div., 
Kurt Klimmeck (Thorn) b. Pferdedepot 82 d. XVII. Res. Korps, 
Zyto , Ob. Veter. (Veter. Beamter) d. Landw. 1. Aufgeb. (Schroda) 
b. Fest-Fuhrpark Warschau, unter Beförderung zum St Veter. 
ohne Patent zu d. Veter. Offizieren d. Landw. 1. Aufgeb. über¬ 
geführt. _ 

Vakanzen. 

Tierärztliche Hochschule, Berlin: Hilfsassistent an der Klinik für 
kleine Haustiere zum 1. Juli er. Meldungen an Geheimrat Regen¬ 
bogen. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): I. V. Prof. Glage, Hamburg. - Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin. — 

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unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Blage Stabsvet a. D. Hanoke SchJachth.-Dir. Helfer Reg.* n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothee Geb. Oberregiernngsrat Dr. Nevermann 

Bamboig. Referent L Relcha-Kol.-Amt in Berlin. In Maibaasen LR. In Odin. Vortrag. Rat Im Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landest! erarst für Hamburg. In Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dreden. .Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr, Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regiernngsrat Wehrle 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamami, D.8. W.-A. Stadt-Ti «ram in Hamborg. Professor ln MOnohen. MltgL d. Kei«. Oasundheltsamts io Berlin. 

Dr. A. Zlmmermann Regierungsrat ZQndel 

Professor in Budapest Landestierarzt von BlsaO-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 27. Ausgegeben am 6. Juli. 


Inhalt: Pfeiler: Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit (Fortsetzung). — Referate: F r ä n k e 1: 

Einiges über die Behandlung der Pneumonie. — Adsersen: Die Spezifizität des Drusestreptokokkus mit besonderer 
Berücksichtigung des Vergärungsvermögens gegenüber Kohlehydraten usw. — Herzfeld und Klinger: Quantitative 
Untersuchungen über den Indol- und Tryptophanumsatz der Bakterien. — Bujwid: Differenzierung von Bakterienkulturen 
mit Wasserstoffsuperoxyd. — Staatsveterinfirwesen: Nevermann: Obergutachten des preußischen Landesveterinäramtes 
(Nichtanlegen des Bauchgurtes im Notstände). — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Björner: Beitrag zur Kenntnis des 
Gehaltes des Fleisches an Tuberkelbazillen bei generalisierter Rinder- und Schweinetuberkulose. — Hülphers: Unter¬ 
suchungen über das Vorkommen der Tuberkelbazillen im Blute tuberkulöser Tiere. — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: 
Ehrentafel der Veterinäre. — Hundertste Kriegswoche. — Hoffmann: Einführung der Hundesteuer im besetzten F rankreich. — 
Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit 

5. Eine Entgegnung auf die Auef Qhrungen von Schätz „Zur Serodiagnose 
der Retzkrankheit" In Nr. 41 des Jahrgangs 1915 dieser Wochenschrift. 

Von Pfeiler. 

(Fortsetzung.) 

Jedenfalls tut man gut, im Ablenkungsversuch stets min¬ 
destens 4—6/100 Einheiten über die kleinste lösende Menge 
hinaus zu verwenden B ). Bei der am Eingänge dieser Betrach¬ 
tung auf geführten Versuchsanordnung werden nun solche 
Feinheiten überhaupt nicht berücksichtigt. Zeigt beispielsweise 
0,1 noch eine Spur Hemmung, so wird in der Regel mit 0,2 
gearbeitet. 0,11 hätte vielleicht schon vollständige Hämolyse 
gegeben; jedenfalls wird an dem Tage des betreffenden Ver¬ 
suches bei Benutzung einer Komplementmenge von 0,2 mit 
einem Überschuß von 9/100 Einheiten gearbeitet. Einzelne 
Stellen lassen sich auch bei der Beurteilung der für die eigent¬ 
liche Reaktion zu wählenden Komplementmenge von ihrem auf 
Erfahrung gegründeten „Gefühl“ leiten, sie wählen nach dem 
Eindruck, den sie von der lösenden Kraft des Komplementes 
haben, beispielsweise 0,18 ccm für den Ablenkungsversuch. 
Man sieht, daß hier ein Faktor den Ausfall der Ergebnisse be¬ 
einflußt, der als Fehlerquelle bei Ausführung der Reaktion 
von einsichtigen Versuchsanstellern stets in Rechnung gestellt 
werden muß. Eine absolute Feinheit und damit Zuverlässig¬ 
keit erreiche ich bei Anwendung des Verfahrens nicht, e s 
arbeitet, wie das bei b i o 1 o g i s c h e n R e ak tio- 
nen fermentativer Natur von vornherein klar 
ist, stets ein etwas labijer Faktor mit, die 
biologische Inkonstante, die auch noch durch an¬ 
dere Momente beeinflußt wird. 

8 ) Genaueres auf Grund experimenteller Daten werde ich in 
dieser und anderen Fragen der Auswertung der bei der Reaktion 
zu verwendenden Stoffe noch mitteilen. (Vgl. auch die Arbeit von 
Eckert (26) aus dem Bromberger Tierhygienischen Institut.) 


Für die Praxis der Blutuntersuchungen hat dies eine 
große Bedeutung. Das Schwinden der ablenkenden Substan¬ 
zen bei einzelnen Pferden innerhalb einer verhältnismäßig 
kurzen Zeit ist sichergestellt, ihre Abnahme gleichfalls. Wenn 
Schütz dies bislang noch nicht in dem Umfange beobachtet 
hat wie andere Stellen, so entbehrt seine negative Erfahrung 
nach dieser Seite gegenüber positiven Beobachtungen der Be¬ 
weiskraft. Mittels der Blutuntersuchung, also 
auch der Ablenkungsreaktion, erfassen wir, 
darüber müssen wir uns klar sein, stets nur 
einen momentanen Zustand. Bei den regulären 
Fällen, wo große Mengen ablenkender Stoffe vorhanden sind, 
ist dies ohne praktische Bedeutung. Man findet, selbst bei 
Untersuchungen, die in längeren Abständen erfolgen, so große 
Mengen von Antikörpern, daß die irrtümliche Annahme einer 
Konstanz der Antikörper verständlich erscheinen kann. 

In den mehr chronischen Fällen ändert sich das 
Verhältnis. Ich kann gegebenenfalls in einem Blutserum nur 
noch geringste Mengen ablenkender Stoffe vorfinden. Ist mein 
Komplement weit eingestellt, d. h. arbeite ich infolge der an 
einem Tage ermittelten Komplementdosis mit einem etwas 
größeren Überschuß, so entgeht dieses Tier 
der serologischen Feststellung, wird das 
Komplement knapper benutzt, so erscheint 
das Pferd rot z krank, da noch eine ganz leichte Hem¬ 
mung der Hämolyse beobachtet wird. 

Nun gibt es aber nicht wenige gesunde Pferde, die 
in ihrem Serum, ohne rotzkrank zu sein, Substanzen in grö¬ 
ßerer Menge enthalten, die befähigt sind, bei Zusatz von 
Extraktivstoffen aus Bazillen oder anderen antikomple- 
mentär wirkenden Substraten, gleichfalls das 
Bild einer Komplementablenkung vorzutäuschen. Benutzt man 
für die Ablenkungsreaktion nicht, wie vorgeschrieben, eine 
Menge von 0,2 ccm Pferdeserum, sondern 0,3 ccm, so erscheinen 







No. 27. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


;U4 


nicht wenige gesunde Pferde als rotzverdächtig. Das, was wir 
hei der Agglutination als — fälschlicherweise so benannt — 
„Normalagglutinine für den Rotzbazillus“ in die Erscheinung 
treten sehen, macht sich also als „Normalsubstanz“ auch bei 
der Ablenkung störend geltend. Deshalb fordert die Vorschrift, 
daß 0,2 ccm Blutserum und nicht mehr für die Untersuchung 
verwandt werden soll. Benutzt man nun, ohne sich dessen 
bewußt- zu sein und man kann dies in bestimmten Fällen zu¬ 
folge der Eigenart des Verfahrens überhaupt nicht, an einem 
Tage eine etwas geringer eingestellte Komplementmenge, so 
erscheint plötzlich das eine oder andere Pferd auch bei Ver¬ 
wendung von 0,2 ccm Serum rotzverdächtig, weil es mehr von 
diesen antikomplementär wirkenden Stoffen in seinem Serum 
hat als andere Pferde und infolgedessen leichte Hemmungen 
der Hämolyse beobachtet werden. Die Nachprüfung am näch¬ 
sten Tage bei der Titration, wo zufällig ein größerer Überschuß 
an Komplement verwandt wird, nimmt diesen Rotzverdacht 
oder bestätigt ihn, wenn das Komplement wiederum knapp 
eingestellt ist. Außerdem gibt es auch gesunde, jedenfalls nicht 
rotzkranke Pferde, in deren Blutserum diese das Rotzbazillen- 
antigen anscheinend beeinflussenden Stoffe in so großer Menge 
vorhanden sind, daß es gar nicht der knappen Einstellung des 
Komplements bedarf, um die Ablenkung eintreten zu lassen. 
Die Erscheinung haben Schütz und Schubert (25) selbst 
beobachtet. Mießner und Trapp (27) schlugen, weil sie 
die gleiche Beobachtung machten, vor, 0,1 ccm Pferdeserum 
im Ablenkungsversuch zu gebrauchen, um diese Störung der 
Ergebnisse auszuschalten. Der Gesetzgeber entschloß sich 
für 0,2 ccm, weil die Zahl dieser Pferde eine verhältnismäßig 
kleine ist. 

Die Frage ist noch nicht eingehend geprüft, ob diese Stoffe 
im Serum der Pferde unter physiologischen Einwirkungen ent¬ 
stehen, ob es sich um eine von Haus aus gegebene Einrichtung 
handelt oder ob sie im Laufe von Krankheiten sich bilden. 
Beides ist möglich. Jedenfalls habe ich solche anscheinend 
spezifisch ablenkenden Stoffe im Verlaufe die Ge¬ 
sundheit der Pferde schwer störender Eingriffe entstehen sehen. 
Es ist für mich von der größten Wahrscheinlichkeit, daß andere 
Krankheiten als Rotz solche Stoffe sich entwickeln machen. 
Vom Luesantigen, dessen nicht spezifische Beschaffenheit für 
die Erklärung dieses Umstandes gewöhnlich herangezogen 
wird, wissen wir, daß es ablenkend auch gegenüber dem Serum 
von Malaria-, Framboesie- und anderen Kranken wirkt. Beim 
Rotz, so wird man einwenden wollen, liegen aber spezifische 
Beziehungen vor, da hier ja für die Ablenkung mit dem spezi¬ 
fischen Antigen gearbeitet wird. Ich antworte auf diesen Ein¬ 
wand schon heute mit der Entgegnung, daß die betreffende 
Frage, soweit die Literatur dies erkennen läßt, überhaupt noch 
nicht geprüft w orden ist; im übrigen verweise ich darauf, daß 
ich die Nichtspezifität der anscheinend spezi¬ 
fischen Ablenkung schon mehrfach habe dar- 
t u n können. Für mich ist es auf Grund aller meiner Beobach¬ 
tungen feststehend, daß bestimmte physiologische sowie patho¬ 
logische Zustände oder Vorgänge®), zu denen auch wohl ein- 


r ’) So lenkte das Serum eines Pferdes mit verschiedenen Rotz- 
bazillenextrnkten. in der gleichen oder geringeren Stärke, aber 
auch mit Extrakten menschlicher Typhus-, Ferkeltyphus-. Rotlauf-, 
Milzbrand-, Suipestifer- und anderer Bazillen ab. 


zelne übertragbare Krankheiten 7 ) der Pferde gehören, die Ent¬ 
stehung nicht allzu großer, aber doch deutlich in die Erschei¬ 
nung tretender Mengen von ablenkenden Substanzen verur¬ 
sachen können. Ganz gleich, welches die Entstehungsweise 
dieser Körper sein mag, jedenfalls sind sie des öfteren nach¬ 
gewiesen und sie treten besonders dann stark in die Erschei¬ 
nung, wenn aus den oben entwickelten Gründen das Komple¬ 
ment eine knappe Einstellung erfahren hat. 

Die Methoden sind nun so erdacht, daß sie nach gene¬ 
ralisierenden Prinzipien arbeiten, d. h. man hat 
darauf Bedacht genommen, bei — man vergesse das nicht — 
anscheinend gleichbleibender Versuchsanordnung die größtmög¬ 
liche Anzahl rotzkranker Pferde zu ermitteln, während die 
größtmögliche Anzahl gesunder Pferde nicht verdächtigt 
werden soll. Eine absolute Zuverlässigkeit nach 
beiden Seiten gibt esnicht. Der Zufall spielt in den 
Ausfall.der Ergebnisse stets in etwas hinein, bedingt durch 
den mehr oder weniger großen, an den einzelnen Tagen ver¬ 
wandten Komplementüberschuß u. a. (biologische Inkonstante). 
Es kann geradezu als ein Lehrsatz bezeichnet 
werden, daß ich bei einer bestimmten knapp¬ 
sten Einstellung des Komplements rotz¬ 
kranke Pferde noch erkenne — gemeint sind natür¬ 
lich solche Fälle, wo nur noch geringste Mengen ablenkender 
Substanzen vorhanden sind —, wo aber einzelne ge¬ 
sunde Pf erde schon als r o t z v e r d ä c h t i g er¬ 
scheinen. Umgekehrt, gebrauche ich etwas mehr 
Komplement, so fällt zwar bei den gesunden 
Pferden der Rotzverdacht, die kranken prä¬ 
sentieren sich — wiederum in dem oben ange¬ 
deuteten Sinne — aber als gesund. Hier die 
Grenze der Leistungsfähigkeit des Verfahrens, so wie wir es 
heute anwenden! Im Einzelfalle kann ich wohl das Ergebnis 
beeinflussen, d. h. ich kann mit der Methode individualisieren. 
Das ist auch mit Glück gemacht worden. Bei knappster Ein¬ 
stellung des Komplementes erscheint das eine oder andere 
Pferd noch rotzkrank, das bei der sonst üblichen Versuchs¬ 
ordnung nicht mehr erkannt wird. Es erhellt aber sofort, daß, 
wer so vorgeht, sich im letzten Grunde einem frommen Selbst¬ 
betrug hingibt. 

Die Frage weiter zu erörtern, ist hier nicht der Platz. Ich 
werde auf die einstweilen zweckmäßigste Art der Versuchs¬ 
anordnung für Ablenkungszwecke genauer in einer besonderen 
Arbeit eingehen. Hier sei als Grundlinie nur angegeben, daß 
selbstverständlich dabei eine genauere Auswertung des Kom¬ 
plementes zu erfolgen hat, als es bisher geschehen ist. Im 
gleichen Sinne ist auch bei der Extraktauswertung zu verfahren. 
Das bisher übliche Verfahren (Vorschrift von Schütz und 
Schubert), lproz. Extrakte ohne besondere Prüfung zu be¬ 
nutzen, ist nicht als ausreichend anzusehen. Am vorteilhaftesten 
erfolgt die Einstellung des ganzen Systems 
an einer Anzahl schwach ablenkender 
Rotz - und Normalsera unter Benutzung ver¬ 
schieden großer Mengen von Extrakt und 
Komplement. Praktisch stellen sich einem solchen Vor¬ 
gehen gewisse Schwierigkeiten entgegen, die aber rein äußer¬ 
licher Art sind und deren Abstellung daher möglich erscheint. 

7 ) Zu dieser Annahme zwingt der Umstand, daß in einzelnen 
Beständen gehäuft solche Fälle zu verzeichnen waren. 




6. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


315 


Ich hin mit der Darstellung dieser Verhältnisse von der 
eigentlichen Widerlegung der Schütz sehen Ausführungen, 
die ich nunmehr wieder auf nehme, abgekommen. Es blieb noch 
die Erörterung der Frage übrig, ob alter Rotz, wie 
Schütz und Schubert (25) dies seinerzeit aus¬ 
gedrückt haben, in der Regel offensichtlich 
i s t. Der Satz trifft die Sachlage jedenfalls nur für einen Teil 
der Fälle, nämlich für den, wo die chronische Krankheit einen 
deletären Ausgang nimmt. In einem nicht geringen Teil der 
Fälle ist dies aber nicht der Fall. Wer die Ergebnisse der 
Zerlegungen sorgfältig mit denen der Blutuntersuchungen von 
Fall zu Fall vergleicht, sich auch draußen bei der Zerlegung 
betätigt, weiß, daß in einem Teil der Fälle Tiere mit ausge¬ 
zeichneter Körperkonstitution zur Tötung kommen, die die 
Veränderungen sehr alten Rotzes aufweisen, der bei einzelnen 
sicher in Heilung übergehen würde! 

Ganz alter Rotz ist also heute nicht mehr 
so selten, und offensichtlich ist er auch 
schon in Friedenszeiten nicht h ä u f i g e r . g e - 
wesen als jetzt, natürlich auf die Gesamtzahl der Fälle 
berechnet. Wenn Pferde mit altem Rotz, ohne ablenkende 
Eigenschaften ihres Blutserums aufzuweisen, offensichtlich 
krank sind, so ist dies ein Zufall. Der Zufall kann genau so 
gut wollen, daß die Krankheit nicht offensichtlich ist (vergl. 
vorn den auf Seite 305 mitgeteilten und von Schütz begut¬ 
achteten Rotzfall). Die Ergebnisse der Blutuntersuchungen 
reden nach dieser Seite eine beredte Sprache. Es darf dabei nicht 
vergessen werden, daß die Bedeutung des Verfahrens in erster 
Linie in seinem Vermögen besteht, den okkulten Rotz aufzu¬ 
decken. Der verborgene Rotz überragte, um dies an einem 
Beispiel bei Heerespferden, das in der jüngsten Zeit mitgeteilt 
worden ist (C h r i s t i a n i (28), klarzustellen, den offenen im 
Verhältnis 40 : 10. Nach Wladimiroff (29) entfallen etwa 
90 Proz. der Fälle auf den chronischen und nur 10 Proz. beim 
Pferde auf den akuten Rotz, die Krankheitsdauer erstreckt 
sich oft über Monate und Jahre. Aus diesen Umständen in 
ihrer Gesamtheit ergibt sich von selbst, daß ganz alter Rotz 
mindestens ebenso oft verborgen wie offensichtlich sein kann.’ 
Mir scheint, auch auf Grund klinischer und anatomischer 
sowie experimenteller Beobachtungen, das erstere sogar wahr¬ 
scheinlicher, wenn nicht sicher. Es ist nicht einzusehen, warum, 
wenn die Krankheit selbst in den akuteren Stadien okkult ver¬ 
läuft, im chronischen Stadium der Rotz offensichtlich werden 
soll. Ich habe unlängst im Kreise Schu. des Regierungsbezirks 
B. der Tötung einer größeren Anzahl wohlgenährtester, kraft¬ 
strotzender schwerer Arbeitspferde beigewohnt, bei denen die 
Rotzinfektion aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor acht 
bis neun Monaten eingesetzt hatte. Der Rotz war bei allen 
Tieren okkult. Zwei der Tiere, deren Blutserum bei der ersten 
Prüfung keine für Rotz sprechenden Werte ergeben hatte, 
zeigten bei der zweiten Untersuchung ablenkende Stoffe im 
Blutserum. Bei beiden Tieren lag alter (!) Lungenrotz vor. Bei 
dem einen waren die mittels der Originalmethode von Schütz- 
Schubert darstellbaren Antikörper bei der dritten Unter¬ 
suchung wieder geschw unden! Das vorübergehende Auftreten der 
Antikörper war dadurch bedingt, daß ein Neuaufflackern des 
Rotzes in der Milz vor sich gegangen war. Denn es waren 
frische Veränderungen nachweisbar, die bei dem zweiten Tiere 
nicht aufzudecken waren. Hier mag die Neubildung der Anti¬ 


körper durch latente Prozesse (markige Schwellung verschie¬ 
dener Lymphknoten) bedingt gewesen sein. Jedenfalls be¬ 
weist das Verhalten des Blutserums des erstgenannten Pferdes, 
wie sehr die Aufdeckung ganz alten, okkulten 
Rotzes durch die serologische Prüfung vom 
Zufall abhängig ist. Ich könnte im übrigen diesen 
Mitteilungen belegmäßig noch andere Fälle hinzufügen. 
Man wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß auch 
in den Jahren 1908—1911 rotzkranke Pferde, deren Blut¬ 
serum nicht ablenkte und bei denen der Rotz nicht offensicht¬ 
lich w r ar, in den Beständen verblieben sind. Die gewählte 
Form der amtlichen Berichterstattung schließt dies jedenfalls 
nicht aus. 

Um dies zu belegen, sei auf einen Umstand besonders auf¬ 
merksam gemacht. Die Malleinaugenprobe ist in den Jahren 
1908—1911, wenigstens so weit mir bekannt ist, innerhalb des 
Bereiches der Zivilverwaltung in Preußen für die Erkennung 
der Rotzkrankheit so gut wie nie herangezogen worden. Es 
hat also außer der rein klinischen Beobachtung — nach Auf¬ 
hebung der Sperre fiel auch diese, sachverständig ausgeübt, 
fort — in jeder Beziehung an einer Kontrolle darüber gefehlt, 
ob wirklich rotzkranke Pferde in den Beständen, in denen die 
Blutuntersuchung abgeschlossen worden w'ar, verblieben sind. 
Etwa vom Jahre 1912 an ist die Malleinaugenprobe in be¬ 
stimmten Bezirken und Beständen, wo rotzkranke Pferde durch 
die Blutuntersuchung ermittelt worden waren, nach Abschluß 
derselben zur Anwendung gekommen. Und es h a t s i c h , 
wenn auch sehr selten, g e z e i g t, d a ß dann 
noch klinisch gesunde, nach der Agglutina¬ 
tion und Ablenkungsprobe unverdächtige 
Pferde im Bestände vorhandcn w a re n, d i e 
dennoch mit der Rotzkrankheit behaftet 
wäre n. Gibt dies schon einigen Anlaß, den von Schütz 
wiedergegebenen und den Jahresveterinärberichten 1908 bis 
1911 entnommenen Satz mit kritischen Augen zu betrachten, 
so sei noch auf einen weiteren Umstand hingewiesen. 

In früherer Zeit standen uns für die Rotzdiagnose sero¬ 
logische Methoden nur noch in der Präzipitation zur 
Verfügung. Trotz aller Bemühungen der an der Frage inte¬ 
ressierten Autoren ist es aber nicht gelungen, die Methode so 
w r eit auszubauen, daß sie Ergebnisse erzielt hätte, die sich 
denen der Komplementablenkung an die Seite stellen konnten. 
Fast alle Forscher, die sich mit der Frage beschäftigt haben, 
haben die Methode nach kürzerer oder längerer Anwendung 
fallen lassen. Um das Jahr 1912 herum setzten 
nun Bestrebungen ein, andere serodiagno¬ 
stische Methoden für den gleichen Zweck 
heranzuziehen. Sie haben zur Schaffung der Kon- 
glutinationsmethode und der K.-H. Reaktion ge¬ 
führt. Von diesem Moment an haben wir Kon- 
troll methoden für die Ergebnisse der Ko m - 
ple men tablenk ung gehabt. Von diesem Mo¬ 
ment an sind auch Fälle zu verzeichnen ge¬ 
wesen, wo Pferde nach dem Ergebnis der 
Komplementablenkung und Agglutination 
unverdächtig erschienen, nach denen der 
K o n gl u t i n a t i o n bzw. K.-H. Reaktion jedoch 
verdächtig. In fast allen früher mitgeteilten 
Fällen sind die durch die letztgenannten 





316 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 27. 


Methoden verdächtigten Tiere bei der 
Zerlegung mit Rotz behaftet befunden wor¬ 
den. Es ist also durchaus kein Zufall, wenn 
um das Jahr 1912 nach dieser Seite unsere 
Anschauungen bezüglich der sog. absoluten 
Zuverlässigkeit der Ergebnisse des Ablen¬ 
kungsverfahrens einer Revision unterwor¬ 
fen werden mußten, da der Fortschritt der 
Wissenschaft uns zu dieser ZeitKontroil- 
methoden in die Hand gab, die uns in den 
Stand setzten, die Ergebnisse der Komple¬ 
mentablenkung zu überprüfen. 

Schütz, so müßte man wenigstens annehmeu, hätte 
sich billigerweise, seitdem er sich dazu entschlossen hat, die 
Konglutinationsmethode und die verfeinerte Komplementab¬ 
lenkung für diagnostische Zwecke heranzuziehen, auf den 
gleichen Standpunkt stellen müssen. Denn in einer Arbeit 
aus dem pathologischen Institut nennt Waldmann (15) 
die Konglutinationsmethode ein feineres Reagenz für 
tlie Feststellung rotzkranker Pferde als die Ablenkungs¬ 
methode. Als Schütz und Waldmann (30) 
die Ergebnisse ihrer abgeänderten Komplementablenkungs¬ 
methode mitteilten, sprachen sie von einer Verbesserung 
der Komplementablenkung. In diesem Satze 
liegt gleichfalls ein bedeutsames Zuge¬ 
ständnis nach der Seite hin, daß Pferde mit 
schwachen Ablenkungswerten deutlicher 
an gezeigt würden bzw. daß Tiere, die nach 
der Ablenkung nicht verdächtig erscheinen 
— es handelt sich in der Regel um chronisch 
rotzkranke Tiere — nach der verfeinerten 
Ablenkungsmethode noch als rotzkrank zu 
erkennen sind. Schütz und Waldmann (30) 
teilten seinerzeit mit: 

Nun ist inzwischen eine größere Anzahl von Blutproben nicht 
nur von Pferden, sondern auch von Eseln dem pathologischen In¬ 
stitut übersandt worden. Alle diese Proben sind mit Hilfe der ab¬ 
geänderten Komplementablenkungsmethode untersucht worden und 
diese Untersuchungen haben zu einem ganz einwandfreien Ergeb¬ 
nis geführt. . . . Uns ist es aber schon jetzt nicht mehr zweifel¬ 
haft, daß das von Anfang an erstrebte Ziel, eine für den serolo¬ 
gischen Nachweis der Rotzkrankheit sichere Methode zu finden, 
nunmehr erreicht ist.“ An anderer Stelle heißt es: „Wir besitzen 
nunmehr in der abgeänderten Komplementablenkungsmethode ein 
Mittel, um die Rotzkrankheit bei Pferden, Eseln und Maultieren 
sicher feststellen zu können. Wie weit im übrigen die Vervoll¬ 
kommnung de* Komplementablenkungsmethode gediehen ist, soll 
in einem zweiten Bericht gezeigt werden.“ 

Diese Worte lassen erkennen, daß Schütz und Wald- 
mann das von mir des öfteren beobachtete „Versagen“ der 
Komplementablenkungsmethode - - ich gebrauche hier die 
S c h ü t z sehe Ausdrucksweise — genau so festgestellt haben 
wie ich. Ihre Worte sind eine Begründung der von mir 
geäußerten Meinung. 

Ich möchte nun in diesem Zusammenhänge, nament¬ 
lich um Mißverständnissen vorzubeugen, die auf Grund 
der Schütz - W a 1 d m a n n sehen Äußerungen wohl 
möglich wären, auf eines nicht unterlassen - hinzu¬ 
weisen, zumal ich, da die Untersuchungen des Brom¬ 
berger Tierhygienischen Institutes diejenigen aller anderen 
zivilen Untersuchungsstellen an Zahl übertreffen, in der 


nun zu behandelnden Frage Uber die größten Erfahrungen 
verfüge. Schon in früher Zeit hatte ich Gelegenheit,, in 
Gemeinschaft mit Weber bzw\ meinen anderen Mitarbeitern 
zu erkennen, daß auch die Konglutinations¬ 
methode bzw. die K.-H. Reaktion gelegentlich 
das Bestehen der Rotzkrankheit nicht an- 
zeigen, wo die Komplementablenkungs- 
methode es tut. Ich habe daher davor ge¬ 
warnt, die Methode der Komplementablen- 
kung einfach durch eine der anderen Ver¬ 
fahren zu ersetzen. Vielleicht haben Schütz und 
W a 1 d m a n n in kleinerem Umfange ähnliche Erfahrungen 
gemacht, denn in der angeführten Arbeit sagen sie: 

„Die Summe der Untersuchungen scheint uns aber noch nicht 
groß genug zu sein, um ein endgültiges Urteil über den Wert dieser 
Methode aussprechen zu können. Erst die weiteren Untersuchungen, 
die nach der Anordnung des Herrn Ministers bis zum 1. April 1915 
fortzusetzen sind, werden das für die Entscheidung ausreichende 
Urteil bringen.“ 

Soweit mir bekannt ist, ist in der Literatur bis heute 
über diese Entscheidung noch nichts mitgeteilt worden. 
Jedenfalls wurde ernstlich erwogen, die Ab¬ 
lenkungsmethode durch das Verfahren der 
abgeänderten bzw. verfeinerten Komple¬ 
mentablenkung (K.-H. Reaktion) zu ersetzen. 
Als ich in dieser Angelegenheit um Rat gefragt wurde, habe 
ich mich dahin ausgedrückt, daß die Summe der Erfahrungen 
heute noch nicht so groß sei, um eine solche Abänderung zu 
rechtfertigen, im übrigen auf die oben angeführten Fest- 

A n m. während der Drucklegung: Inzwischen ist 
eine Arbeit aus dem Schütz eben Institute erschienen, die wohl 
als die angektindigte angesehen werden darf. Als Autor hat sie 
Schütz aber nicht gezeichnet, sondern W a 1 d m a n n (35) allein. 
In dieser Arbeit wird in voller Übereinstimmung mit dem stets von 
der tierhygienischen Abteilung vertretenen Standpunkt dem Aus¬ 
druck gegeben, daß die „Komplementablenkungsmethode nach 
Schütz-Schubert bis jetzt als die beste Methode zum sero¬ 
logischen Nachweis der Rotzkrankheit bezeichnet werden muß.“ 
Man ersieht daraus, daß entsprechend der Pfeiler sehen Annahme 
die Schütz sehen Hoffnungen, wie sie in den weiter oben ange¬ 
führten Worten sich widerspiegeln, nicht erfüllt worden sind. Das 
findet u. a. seinen Ausdruck darin, daß Waldmann erklärt, di«> 
„abgeänderte Ablenkungsmethode lieferte bei den damals unter¬ 
suchten Blutproben, deren Zahl allerdings nur eine geringe war, 
sehr gute Ergebnisse“. . . „Bei den laufenden amtl. Untersuchungen 
waren die Erfolge, die wir (d. h. Schütz und W a 1 d m a n n, 
Zusatz des Verfassers) mit der abgeänderten Ablenkungsmethode 
erzielten, anfänglich recht gute“. Schütz und Waldmann 
haben sich also, wie ich dies vorausgesagt hatte, auf Grund der 
Untersuchungen an einem größeren Material, dessen Benutzung für 
eine Stellungnahme ich den genannten Autoren stets anempfohlen 
habe, überzeugt, daß das filte Schtitz-Schubertsche Ver¬ 
fahren relativ die meisten rotzkranken bzw. gesunden Pferde 
richtig bezeichne. Damit hat Schütz seine Bestrebungen, die 
abgeänderte Ablenkungsmethode an die Stelle der alten Original¬ 
methode zu setzen, fallen lassen. Es ist nicht uninteressant fest¬ 
zustellen, daß W a 1 d m a n n in der neuesten Arbeit nun den An¬ 
schein zu erwecken sucht, als wäre es mein Bestreben gewesen, 
an die Stelle der alten Ablenkungsmethode ein anderes Verfahren, 
nämlich die Konglutinationsmethode, zu setzen. Zu den Aus¬ 
führungen dieser Arbeit werde ich noch besondere Stellung nehmen. 
Hier genüge der Hinweis, daß ich es zurückweisen muß, Bestre¬ 
bungen, die Schütz verfolgt hat, und gegen deren Einführung 
ich mich ausgesprochen habe, weil ich einen Nutzen für das 
öffentliche Wohl nicht erkennen konnte, nachträglich, nach dem 
Mißlingen derselben, zu den meinen gestempelt zu sehen. 






6. Juli 1916’. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


317 


Steilungen hingewiesen. Es dürfte im letzten Grunde auf 
meine Rückäußerung in dieser Frage zurückzuführen gewesen 
sein, daß das Verfahren der Ablenkung als offi¬ 
zielle Erkennungsmethode des Rotzes be¬ 
stehen blieb und nicht durch ein anderes Ver¬ 
fahren ersetzt wurde. Schütz wird mir mit Rück¬ 
sicht auf diese meine Haltung in der Angelegenheit nicht vor¬ 
werfen können, daß ich dem Verfahren der Komplementablen¬ 
kung gegenüber nicht das nötige Wohlwollen gezeigt habe. 
Ganz im Gegenteil! Ich habe, obwohl mir die Möglichkeit dazu 
geboten war, von mir und meinen Mitarbeitern geschaffene 
Methoden an Stelle des Ablenkungsverfahrens treten zu sehen, 
der Anwendung des Ablenkungsverfahrens nach Schütz- 
Schubert weiter das Wort geredet. Schütz seinerseits 
strebte dahin, das abgeänderte Ablenkungsverfahren an die 
Stelle der Originalmethode zu setzen. 

Habe ich somit gezeigt, daß Schütz von dem Augen¬ 
blick an, wo er Kontrollmethoden für die Ablenkungsmethode 
anwandte, die Richtigkeit meiner Anschauungen anerkennen 
mußte, so will ich nunmehr zeigen, daß auch in der Zeit vor 
meinem Amtsantritt in Bromberg gleiche Feststellungen wie 
später gemacht worden sind, d. h. daß die Anwendung der Ab¬ 
lenkungsmethode durch mich nicht etwa die Fehlergebnisse 
bedingt hat. 

Mein Amtsvorgänger ist der jetzige Ordinarius für Hygiene 
und Bakteriologie in Hannover, Prof. Dr. M i e ß n e r, gewesen. 
Seit Gründung des Tierhygienischen Institutes in Brom¬ 
berg (1905) gehört die Serodiagnose der Rotzkrankheit zu 
dessen amtlichen Aufgaben. Mit der Einführung des Ablen¬ 
kungsverfahrens wurde dieses auch in Bromberg angewandt. 
Alljährlich wurden ein oder mehrere Fälle festgestellt, in denen 
das Ergebnis der Zerlegung nicht mit dem der Ablenkung 
übereinstimmte. In der gleichen Weise, wie es später, d. h. 
mehrere Jahre nach meinem Amtsantritt, mir gegenüber ge¬ 
schehen ist, wurden Nachprüfungen der von Mießner er¬ 
mittelten Untersuchungsergebnisse im Berliner pathologischen 
Institut angeordnet. In einem Teil der Fälle wurden ab¬ 
weichende Ergebnisse bei der Nachprüfung erzielt. Für 
Schütz stand es auch damals fest, daß die Anwendung der 
Methode die sogenannten Fehlergebnisse zeitigen müsse. 
Schließlich wurde zur Überprüfung der ganzen Frage ein Be¬ 
auftragter des pathologischen Institutes, Dr. Schubert, 
ein berufener Sachverständiger, für eine Woche nach Brora- 
berg gesandt. Seinerzeit wurde ermittelt, daß die Unter¬ 
suchungstechnik in Bromberg nicht von der des pathologischen 
Institutes abwich. Lediglich in einem ganz unwesentlichen 
Punkte war eine Änderung in der Technik festzustellen gewe¬ 
sen. E 8 sind somit auch, schon vor meinem 
Amtsantritt ganz ähnliche Fälle in Brom¬ 
berg beobachtet worden. 

Während meiner Amtszeit habe ich mich davon überzeu¬ 
gen müssen, daß die gegen Mießner erhobenen Vorwürfe 
zu Unrecht gemacht worden waren. Denn ich begegnete wäh¬ 
rend des Friedens in jedem Jahre 2 bis 3, bis 4 oder auch 
5 Fällen, wo solche Abweichungen zwischen dem Ergebnis der 
Zerlegung und dem serologischen Befunde festzustellen waren. 
Ich habe gesehen, daß das große Bromberger Material an sich 
mehr Möglichkeiten zur Feststellung anscheinender Versager 
bietet, ferner daß rein äueßrliche Umstände, wie die Nähe der 


russischen Grenze (Untersuchung malleinisierter Pferde usw.) 
die Frage beeinflußt und so gewisse Schwierigkeiten ent¬ 
stehen, mit denen die übrigen Untersuchungsstellen nicht in 
dem gleichen Umfange zu kämpfen haben. Jedenfalls sind 
es in der Natur der Sache liegende Verhältnisse gewesen, die 
die anscheinend abweichenden Untersuchungsergebnisse be¬ 
dingt haben. Wenn sich die genannten Unregelmäßigkeiten 
während des Krieges bei Untersuchung einzelner Be¬ 
stände hervorstechend gezeigt haben, so liegt die 
Ursache hierfür gleichfalls in der Natur der Verhältnisse, näm¬ 
lich, um auf von Schütz, allerdings in anderem Zusammen¬ 
hänge gemachte Ausführungen zurückzugreifen, „in der unge¬ 
wöhnlichen Ausbreitung der Rotzkrankheit während des Krie¬ 
ges unter den Pferden des Heeres.“ Dadurch haben sich, wie 
Schütz zutreffend bemerkt, auch die Bedingungen ver¬ 
schlechtert, unter denen die großen. Erfolge bei der Bekämp¬ 
fung der Rotzkrankheit des Heeres bisher erzielt worden 
waren. Ich füge dem hinzu, daß weiter das Herrschen anderer 
Seuchen unter den Pferden der Heeresverwaltung und der 
Zivilbevölkerung die Verhältnisse* beeinflußt hat; ebenso sind 
die eigentümlichen Fütterungs-, hygienischen und andere Ver¬ 
hältnisse, unter denen die Pferde während der Kriegsdauer 
stehen, anscheinend nicht ohne Einfluß auf die Reaktionsfähig¬ 
keit des Organismus einzelner Tiere geblieben; bestimmte Be¬ 
obachtungen, die früher nicht gemacht worden sind, sind jeden¬ 
falls einstweilen nicht anders zu erklären. Es liegt auf der 
Hand, daß es sich hier um schwer zu übersehende Verhältnisse 
handelt. Nähere Ausführungen über einzelne dieser Fragen, 
soweit sie klarer erscheinen, habe ich gemeinsam mit Brom¬ 
berger (1) an anderer Stelle gebracht. 

Stellt man sich für dieBeurteilung der gegen¬ 
wärtigen Sachlage auf den Boden der tat¬ 
sächlichen Feststellungen, so kann man Schütz 
nicht darin zustimmen, daß die Tilgung der Rotzkrankheit 
während des Krieges mit Hilfe der serologischen Unter¬ 
suchungsmethoden allein erreicht worden ist. Wenn Schütz 
sich, rückwärts schauend, für die Erfolge des Verfahrens auf 
die Mitteilung der sorgfältigen Beobachtungen der beamteten 
Tierärzte in den Jahresveterinärberichten von 1908—1912 be¬ 
zieht, so wird dadurch nichts an der Tatsache geändert, daß 
während des Krieges auch die Anwendung 
des Malleins bei derTilgung der Rotzkrank¬ 
heit wesentlich mitgeholfen hat Es unterliegt 
für mich keinem Zweifel, daß die serologischen Methoden den 
Hauptanteil dabei gehabt haben; es wäre aber kurzsichtig, 
wollte man die übrigen Faktoren, welche bei der Rotztilgung 
mitgewirkt haben und noch lange werden fortwirken müssen, 
verkennen. Mießner (2) hat zwar geäußert, daß wir bei 
„sinngemäßer Anwendung“ der serologischen Reaktionen die 
Rotzkrankheit bald meistern würden, aber, seit er dieses Wort 
gesprochen hat, ist wohl schon ein Jahr ins Land gegangen, 
ohne daß diese Meisterung gelungen wäre, aus im übrigen 
natürlichen Gründen. 

Ich verkenne nicht, daß der bisherige Erfolg der Rotz 
bekämpfung ein glänzender zu nennen ist. Es erscheint mir aber 
selbstverständlich, daß in den Fällen, in denen die Rotzkrank¬ 
heit akut, aber nicht so rasch verlief, daß nicht schon Anti¬ 
körper nachweisbar waren, als den Pferden das erste Mal Blut 
entnommen wurde, die serologischen Methoden auch an der 





318 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 27. 


Ermittlung; solcher Fälle hervorragend beteiligt gewesen sind. 
Warum Schütz das letztere besonders betont, ist für mich 
nicht ersichtlich. 

S c h ü t z hat weiter in seinem Aufsatz erklärt, er sei er¬ 
mächtigt, über den Erfolg des Verfahrens im Heere zu berich¬ 
ten. Leider fehlen aber alle Einzelheiten und der 
Satz, daß die Blutuntersuchungen im Heere mit der größten 
Schnelligkeit und Zuverlässigkeit ausgeführt würden, beweist, 
wenn er nicht etwa in der Absicht geschrieben ist. die Tüchtig¬ 
keit der mit den Untersuchungen betrauten Veterinäre und 
ihres Hilfspersonals besonders hervorzuheben, nur. daß 
Se hü t z m i t d e n V e r h ä11 nis s en Ziffern m ä ßig 
nicht b e k a n n t ge w orden ist. 

Ich fühle mich nicht berufen, über die Ergebnisse der mili¬ 
tärischen Blutuntersuchungsstellen näher zu sprechen. Diese 
werden ihre Resultate voraussichtlich erst nach Kriegsschluß 
publizieren. Was heute davon im Lande schon bekannt ist, 
beweist nur, daß die B 1 u t u n t e r s u c h u n g das wert¬ 
vollste Hilfsmittel zur Feststellung, insbe¬ 
sondere des okkulten Rotzes ist. So erwähnt 
Korps-Stabsveterinär Christiani (28) in einem Quartals- 
Bericht über praktische Erfahrungen bei der Rotzdiagnose im 
Bereich des immobilen Gardekorps, daß d i e B 1 u t Unter¬ 
suchung sich als ein feines und „verhältnis¬ 
mäßig sicheres“ R e a g e n z z u r Ermittelung des 
v e r b o rgenen Rotzes bewährt hat. „Daran ändern 
Unstimmigkeiten zwischen dem Ergebnis der Blutuntersuchung 
und demjenigen der Zerlegung in fünf Füllen einstweilen nichts, 
da hier als Ursache ebensowohl Versehen bei Entnahme oder 
Untersuchung der Blutproben oder gewisse Unzulänglichkeiten 
bei der Kadaverzerlegung in Betracht kommen könnten, als 
F e h 1 e r q u e 11 e n in d e r M e t h o d c s e 1 b s t.“ Dies e 
fünf Fälle beziehen sich auf eine Gesamt¬ 
ziffer von 51 Rotzfeststellungen! Ich erinnere 
in gleichem Zusammenhänge daran, daß Mießner und 
T r a p p (27) bereits im Jahre 1909 die Zahl der Fehldiagnosen 
bei rotzkranken Tieren auf 10,1 Proz., Bubberman (31) 
auf Grund seiner Erfahrungen, ich glaube in Niederländisch¬ 
indien, auf 12 Proz., Mareis (32) in Ungarn auf ungefähr die 
gleiche Höhe beziffert haben. Wir sehen also bei Autoren, die 
in voller Unabhängigkeit voneinander gearbeitet haben, eine 
völlige Übereinstimmung der Ergebnisse, die sich, für die Fehl- 
ergebnisse bei rotzkranken Tieren, auf über 10 Proz. beziffern 
lassen. Diese Ziffern müssen, bis z u m B e w e i s 
d e s Gegenteils, als maßgebe n d a n g e s e h e n 
w e r den. 

Wenn 8 c h ü t z weiterhin unter Bezugnahme auf die in 
den Jahresveterinär-Berichten mitgeteilten Ergebnisse aus den 
Jahren 1908—11 erklärt, daß die Methoden der Agglutination 
und Ablenkung ausreichen, um die rotzkranken Pferde in den 
infizierten Beständen zu ermitteln, so dürfte sein e v o n mir 
weiter vorn in i t g e t e i 11 c S t e 11 u n g n a h in e (Unter¬ 
suchungen mit der abgeänderten Komplementablenkungs¬ 
methode) <1 e n unlängst v o n i hm e i n g e n o m mene n 
S t a n d p unkt in dem r i c h t i g e n Li c h t e e r s e h e i - 
neu lassen. Die Andeutungen von Schütz, ob und in¬ 
wieweit sonst die neueren serologischen Methoden (Kongiu- 
tination, verbesserte, abgeänderte Ablenkungsmethode) das bis¬ 
herige Untersuchungsverfahren vervollkommnet haben, sind in 


dieser Richtung als ein weiteres Zugeständnis zu betrachten. 
Wenn 8 e h ii t z aber über ein Untersuchungsverfahren ver¬ 
fügen sollte, das die bisher angewandten infolge der von ihm 
vorgenommenen Verbesserungen (bei der Konglutinations- 
methode [W a 1 d m a n n], beispielsweise darin bestehend, daß 
größere Reagenzröhrchen benutzt werden und in diese mehr 
Kochsalzlösung eingefüllt wird) und Abänderungen in den 
Schatten stellt, so würde er der Allgemeinheit den größten 
Dienst tun, wenn er ihr dieses Verfahren schleunigst übergeben 
würde. Die Summe der Erfahrungen würde über den Wert 
desselben dann zu entscheiden haben. Es wäre bedauerlich, 
wenn sich für die Ablenkungsmethode dasselbe wiederholen 
sollte, was vorn für die Agglutination beschrieben worden ist, 
wenn etwa Schütz auf Grund irgendwelcher Änderungen 
in der Technik und Beurteilung des Verfahrens zu Ergebnissen 
käme, die mit denen anderer Autoren nicht verglichen werden 
könnten, weil letztere auf Grund der alten Original Vorschriften 
erzielt worden sind. 

Die S e h ii t z sehe Wortführung an der betreffenden Stelle 
seiner Arbeit erweckt im übrigen den Eindruck, als ob die 
Konglutinations m ethode lediglich den Wert 
hätte, die Unterscheidung spezifischer von nicht spe¬ 
zifisch ablenkenden Substanzen zu gewährleisten, wie sie im 
Blute einzelner Pferde, gesunde und rotzkranke Esel, Maul¬ 
tiere und Maulesel auftreten und die Diagnose erschweren. 
Demgegenüber sei festgestellt, daß die Verfahren der Kongluti- 
nation und K.-H. Reaktion die Feststellug der Rotzkrankheit 
noch gelegentlich in Fällen gestatten, wo mittels der Aggluti- 
nations- bezw. Ablenkungsmethode diese nicht zu erkennen 
ist. 6a) Wir würden heute zweifelsohne mehr Rotzfälle bei der 

fia) Während der Drucklegung ist die bereits erwähnte Arbeit 
von W a 1 d m a n n (35) erschienen, die, was den Hauptpunkt an¬ 
langt. nunmehr zugibt, daß die Ablenkungsmethode zurzeit als die 
sicherste* zur Erkennung der Kotzkrankheit anzusehen ist (vgl. vorn 
die Ausführungen über den früheren gegenteiligen Standpunkt von 
Schütz 30 ). ln der Arbeit vertritt Wald mann auf Grund 
seiner Feststellungen an einem verhältnismäßig kleinen Material den 
Standpunkt, daß bei seinen Untersuchungen sich die Ergebnisse der 
Konglubinationsmethode sfhts (bei rotzkranken Pferden) mit denen 
der Komplementablenkung und K.-H. Reaktion gedeckt hätten. 
Es ist — bei solchen Feststellungen, dies sei nebenbei bemerkt — 
nicht verständlich, wieso dann die Ablenkungsmethode als das 
sicherste Verfahren erklärt wird. Wichtiger als diese Entgleisung 
ist im Interesse der Sache die Polemik, die Waldmann gegen 
den von meinen Mitarbeiten! und uns vertretenen und oben 
klargelegten Standpunkt einleitet, und die Widerlegung der 
W a 1 (1 m a n n sehen irreführenden Anschauung. W a 1 d m a n n 
glaubt sich berechtigt, seine Versuchsergebnisse mit denen des 
Tierhygienischen Instituts in Vergleich setzen zu dürfen. Ich 
weise demgegenüber darauf hin, daß nunmehr, nachdem W r a 1 d - 
m a n n die Technik der im Pathologischen Institut geübten Konglu¬ 
tinations- und „abgeänderten“ Komplementablenkungsmethode mit¬ 
geteilt hat, zu ersehen ist, daß sie nicht mit der im Bromberger 
Institut gebrauchten übereinstimmt, da unter wesentlich verschie¬ 
denen Konzentrationsverhältnissen gearbeitet wird. Damit erklären 
sich die abweichenden Versuehsergebnisse vollständig, da im Tier¬ 
hygienischen Institut hei vergleichsweisen Versuchen mit der von 
Waldmann (15) angedeuteten Technik der Konglutinations- 
methode gelegentliche Abweichungen sichergestellt worden sind. 
Dann entfällt aber auch die Beweiskraft der von Waldmann 
(35)-Sehütz jüngst im Tone der letzten Entscheidung dieser 
Dinge vorgetragenen Sätze. Denn die naturwissenschaftliche 
Forschung hat es lange als das vornehmste Gebot sachlicher Nach¬ 
prüfungen hingestellt, daß sie unter genau den gleichen Bedingungen 









6. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


serologischen Untersuchung ermitteln, wenn sämtliche Blut¬ 
proben nach einem oder beiden dieser ergänzenden Verfahren 
untersucht würden. Nebenbei bemerkt ist es erfreulich, von 
Schütz jetzt zu hören, daß die Anwendung der Konglutina- 
tionsmethode einen Fortschritt für die Serodiagnose der Rotz¬ 
krankheit bedeutet habe, nachdem er früher den Standpunkt 
vertreten hat, die Anwendung dieser Methode schade dem 
Verfahren der Blutuntersuchung. (Fortsetzung folgt.) 

Referate. 

Einiges über die Behandlung der Pneumonie. 

Von A. Frankel, Berlin. 

(Ther. Mh. 1916, II. 10, S. 533 -542.) 

In der sehr lesenswerten Arbeit hebt der Autor besonders 
die Behandlung der verschiedenen Krankheitssymptome bei der 
genuinen lobären Lungenentzündung hervor. 
Hierbei erläutert er die Wirkung der verschiedenen Kardiaka, 
Nervina, Bäder etc. und geht speziell auf deren Anwendung 
näher ein. Zum Schlüsse berührt der Verfasser noch die ätiolo¬ 
gische Bekämpfung dieser Krankheit. Danach sollen der kau¬ 
salen Therapie der Pneumonie zwei Wege offen stehen: Erstens 
die Einverleibung von Schutzstoffen in Gestalt von Sera, die 
durch Pneumokokkeninfektion anderer Tiere (Pferde, Esel) 
gewonnen sind und durch ihren Antikörpergehalt die Ver¬ 
nichtung des Krankheitserregers im Körper vermitteln; zwei¬ 
tens die Anwendung wohlcharakterisierter chemischer Sub¬ 
stanzen, die eine direkte Zerstörung der Pneumokokken be¬ 
wirken, ohne den erkrankten Organismus des Menschen selbst 
zu schädigen (Chinin und dessen Derivate). 

S u s t m a n n. 

(Aus dem Scmmlahoratonum der Kgl. Tierärztlichen und Landwirt¬ 
schaftlichen Hochschule zu Kopenhagen. Vorstand: Prof. Dr. med. 

C. 0. J e n s e n.) 

Die Spezifizität des Drusestreptokokkus mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung des Vergärungsvermögens gegenüber Kohle¬ 
hydraten usw. 

Von Tierarzt V a 1 d. A d s e r s e n , Assist, am Serumlaboratorium. 

(Zentra)bl. f. Bakt. u»w.. Orig. 1916, Bd. 78, H. 2/3, S. Ifl ) 

Verfasser betrachtet als spezifische Charakteristika fin¬ 
den Drusestreptokokkus die folgenden Eigenschaften: 

Der Drusestreptokokkus weist sowohl im tierischen Orga- 
nimus als auch in künstlichen Nährsubstraten, namentlich 
flüssigen, eine entschiedene Neigung auf, lange Ketten zu 
bilden, und gibt ferner bei Verteilung auf Agar und Serum¬ 
agarplatten Anlaß zur Bildung von typischen, linsenförmigen, 
scharf konturierten Kolonien. In Stichkulturen entsteht unter 

wie beim Vorprüfer ausgeführt werden. Es ist sicher und von an¬ 
deren Vorgängen aus der Geschichte der Wissenschaften uns zu 
bekannt, daß, wenn eine dritte Stelle die in Rede stehenden Ar¬ 
beiten mit einer Technik aufnehmen würde, die von der Brom-, 
berger einerseits und der W a 1 d m a n n sehen andererseits ahwcicht. 
wiederum andere Ergebnisse erzielt werden würden. Bei quanti¬ 
tativ so fein abgestimmten Reaktionen kann dies nicht anders sein. 
Im übrigen ist mir von dem Mitglied einer militärischen Unter¬ 
suchungsstelle erst jüngst auf («rund weitgehendster Erfahrungen 
versichert worden, daß dort in einer ganzen Anzahl von Fällen 
die Gegenwart konglutinationshemmender Stoffe bei rotzkranken 
Pferden festgestellt worden ist, die nach der Ablenkung unver¬ 
dächtig erschienen. Dort ist die Bromberger Technik angewandt 
worden! 


319 


günstigen Umständen eine eigentümliche „Flügelbildung“. 
Der Kokkus ist pathogen für weiße und graue Mäuse, die nach 
der Impfung an akuter Septikämie oder an mehr oder minder 
chronisch verlaufender Pyämie mit Abszeßbildung in Lymph- 
drüsen und sonstigen Organen zugrunde gehen. Er besitzt 
nach L a a b s häinolysierendes Vermögen gegenüber Pferde-, 
Rinder-, Schweine-, Ziegen-, Kaninchen- und Meerschweinchen- 
blutkörperchen, dagegen nicht gegenüber Hundeblut 
körperchen. Der Kokkus spaltet unter Säurebildung Dextrose. 
Mannose, Galaktose, Fruktose, Maltose, Zellobiose. Saccharose, 
Glykogen, Dextrin, Ainylum solubile, Salizin und in geringem 
Grade Arbutin. Dagegen spaltet er nicht Sorbo.se, Xylose, 
Arabinose, Rhamnose, Glykohcptose, Trehalose. Formose. 
Gentiobiose, Laktose, Raffinose, Inulin, Sorbit, Mannit, Dulcit, 
Adonit, Glyzerin. Erythrit, Perseit und Amygdalin. G 1. 

Quantitative Untersuchungen über den Indol- und Tryptophan¬ 
umsatz der Bakterien. 

Von E. II e r z f e 1 d und R. Kling t* r. 

(Zbl. f. Hakt, 1. AliL, Orig.. Bd. 7fi, H. 1. S. 12.) 

Nicht nur die Indol-positiven Bakterien (Bact. coli, 
Vibrio eholerae) vermögen Tryptophan zu zersetzen, sondern 
auch die Indol-negativen Mikroorganismen (Typhusbazillen 
u. a.). Der Tryptophanverbrauch sinkt stark ab, wenn neben 
dieser Aminosäure noch ändere Ehveißbausteine zugegen sind, 
wie dies z. B. in peptonhaltigen Nährböden der Fall ist. Da 
viele Bakterien durch peptolytische Wirkung Tryptophan aus 
höheren Verbindungen frei machen, und zwar in größerer 
Menge, als sie selbst verbrauchen können, so kann in solchen 
Kulturen gelegentlich eine Vermehrung des Tryptophans auf- 
treten (Bact. coli, Bac. proteus u. a.). Andere Arten (Typhus-, 
Paratyphusbazillen) bewirken dagegen stets eine Abnahme 
des Tryptophans, da ihr peptolytisehes Vermögen so gering 
ist, daß der Verbrauch an Tryptophan die Produktion über¬ 
steigt. 

Unter den Bakterien, welche in tryptophanhaltigen 
Nährböden kein Indol zu bilden vermögen, gibt es mehrere. 
Arten (Typhus-, Paratyphus-Gruppe, Diphtheriebazillen), welche 
freies Indol verbrauchen können; die eigentlichen Indol¬ 
bildner, aber auch viele Indolncgative, sind hierzu nicht be¬ 
fähigt. Pfeiler. 

Differenzierung von Bakterienkulturen mit Wasserstoff¬ 
superoxyd. 

Von 0. B u j w f i d , Krakau. 

(Zeutralbl. f. Bakt. etc., I. Abt. Orig., Bd._77£& 0, 1910, 440.) 

Bujwid konnte auf Grund der Katalase des Wasser¬ 
stoffsuperoxyds die von ihm untersuchten Bakterien in vier 
Gruppen trennen. In die erste Gruppe gehören diejenigen Bak¬ 
terien, welche sehr rasch Wasserstoffsuperoxyd spalten; es sind 
dies Sarcinen, Staphylokokken, B. diphtheriae, B. pestis und 
verschiedene Mikrokokken, welche auf den Plattenkulturen als 
zufällige Beimengung aus der Luft wachsen. 

Die zweite Gruppe bilden Bakterien, welche diese Eigen¬ 
schaft in nicht so hohem Grade besitzen: B. anthracis. B. sub¬ 
tiliß, Paratyphus B und B. coli. 

Zur dritten Gruppe gehören Bakterien, welche weniger 
ausgesprochene Katalasebildung haben, wie Paratyphus A, I». 
typhi und einige Wasserbakterien. 





S20 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 27. 


Die vierte Gruppe bildet nur sehr wenig Katalase, so alle 
Vibrionen, wie V. eholerae asiaticae, V. Metschnikowii, cholera- 
ähnliche Vibrionen, Streptokokken und der Diplococcus lactis 
acidi. Pfeiler. 

Staatsvetcrinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Obergutachten des preußischen Landesveterinäramtes 
(Nichtanlegen des Bauchgurtes im Notstände). 

Veröffentlicht von Geh. Ober-Reg. T)r. Nevermann, Berlin. 

In dem Rechtsstreite der Firma K. in C. gegen den 
Schmiedemeister B. in C. hat uns das Königliche Landgericht, 

1. Zivilkammer zu C. die Akten (1 Band von 117 Bl.) mit dem 
Ersuchen übersandt, unter Berücksichtigung der in zweiter 
Instanz erhobenen Beweise ein Obergutachten darüber abzu¬ 
geben: 

1. Ob die Nichtanlegung des Bauchgurtes durch die Be¬ 
klagten eine Fahrlässigkeit der Beklagten bedeutet, 

2. Ob die Verletzung des Pferdes auf das Nichtanlegen 
des Bauchgurtes zurückzu führen ist. 

In Erledigung dieses Ersuchens erteilen wir das nach¬ 
stehende, auf den Vorschlag zweier Referenten von uns be¬ 
schlossene Gutachten. 

Tatbestand. 

Am Vormittag des 26. Mai 1911 ließ die Klägerin in der Schmiede 
der Beklagten ein Pferd beschlagen. Die Beklagten haben das 
Tier zu diesem Zwecke in einen Notstand verbracht, wobei sich 
dasselbe am rechten Hinterfuß eine Verletzung (Zerreißung des 
Schienbeinbeugers) zuzög, so daß es längere Zeit zum Dienst nicht 
verwendet werden konnte und tierärztlich behandelt werden mußte. 
Die Klägerin fordert deshalb Schadenersatz mit der Begründung, 
daß die Verletzung des Pferdes dadurch entstanden sei, daß die 
Beklagten fahrlässigerweise dem Tiere im Notstand keinen Bauch¬ 
gurt angelegt haben. Die Beklagten haben ein Verschulden be¬ 
stritten und insbesondere geltend gemacht, das Pferd sei so bös¬ 
willig und kitzlig gewesen, daß das Anlegen des Bauchgurtes 
unmöglich gewesen sei. 

Die Beweisaufnahme hat folgendes ergeben: 

Oberstabsveterinär M. (Bl. 29 d. A.) ist beim Unfall selbst nicht 
zugegen gewesen. Er wurde vielmehr am Nachmittage des Unfall¬ 
tages zu dem Pferde gerufen und hat eine Zerreißung des Schienen¬ 
beinbeugers am rechten Hinterfuß fest gestellt. Auf Befragen er¬ 
klärten ihm die Beklagten, der Sicherheitsgurt sei nicht angelegt 
worden, weil das Pferd sehr kitzlig sei und dann überhaupt nicht 
zu beschlagen w'äre. Auch gaben die Beklagten seines Wissens 
zu, daß das Pferd hingefallen sei. Nach seinem Dafürhalten liegt 
entschieden eine grobe Fahrlässigkeit vor, da die Beklagten ein 
Beschlagen des Pferdes im Notstand ohne Anlegen des Bauchgurtes 
nicht vornehmen durften. 

Zeuge v. d. H. (Bl. 31 d. Akt.), früher Knecht hei der Klägerin, 
ist bei dem Beschlagen des Pferdes zugegen gewesen. Da die Be¬ 
klagten das Pferd schon früher mal beschlagen hatten und wußten, 
daß dasselbe sehr schwer zu beschlagen war, Zeuge ihnen dies auch 
selbst erklärt hatte, so wurde das Tier gleich in den Notstand ge¬ 
bracht, der Bauchgurt aber nicht angelegt. Als nun das Pferd 
beim Beschläge unruhig wurde und nach hinten austrat, kam es 
hierbei zu Kall und verletzte sich. Zeuge schließt dies daraus, daß 
das Pferd, als es herausgeführt wurde, sofort lahmte. 

Blatt 50—54 der Akten findet sich ein schriftliches Gutachten 
des Oberstabsveterinärs M.. in welchem der Sachverständige über 
die Charaktereigenschaften des Pferdes folgende Angaben macht: 

„Schon zurzeit, als ich das Pferd wegen des damals beim Be¬ 
schlagen entstandenen Leidens behandelte, waren mir weder eine 
Kitzligkeit noch eine Bösartigkeit des Tieres aufgefallen. Ich 
ersuchte die Klägerin, mich hinzuzuziehon. wenn das Tier wieder 
gesund sei und beschlagen werden müßte. Dies geschah dann 


auch. Als das Pferd in die Schmiede kam, ließ es große Auf¬ 
regung und Ängstlichkeit erkennen. Ich bat die Beklagten, das 
Beschlagen zunächst aus freier Hand vorzunehmen. Das wurde 
mir aber verweigert mit der Begründung, es wolle sich niemand schla¬ 
gen lassen. Ich willigte darauf ein, das Pferd in den Notstand zu 
führen. Hierbei merkte man dem Tiere keinerlei Bösartigkeit, wohl 
aber große Aufregung und Ängstlichkeit an. Einen Bauchgurt 
anzulegen, wurde verweigert m. d. B., es ginge nicht. Ich hielt 
das Pferd selbst am Kopfe, und bei gutem Zureden und Klopfen 
ließ es sich dann ohne Schwierigkeit beschlagen, ohne auch nur 
eine Miene zum Ausschlagen zu machen. Auch nahm die Unruhe, 
die anfangs ziemlich bedeutend war, immer mehr und mehr ab, so 
daß das Tier sich zuletzt ganz beruhigt hatte. Am 8. Juni 1912 
untersuchte ich das Tier nochmals eingehend auf Kitzligkeit und 
Bösartigkeit, sowie auf die Möglichkeit des Unterlegens eines Bauch¬ 
gurtes. Ich ließ es aus dem Stalle führen, berührte und klopfte es 
an allen Körperteilen, hauptsächlich unterm Bauche, was sich 
kitzlige Pferde, insbesondere von fremden Personen, nicht gefallen 
lassen; dieses Tier aber blieb ruhig und zeigte weder eine Kitzlig¬ 
keit noch eine Bösartigkeit. Dann legte ich ihm einen langen Sack 
unter den Bauch und ließ diesen von beiden Seiten hochziehen, 
ohne daß sich das Pferd rührte. Darauf hob ich selbst einen 
Hinterfuß hoch, wie dies beim Beschlagen aus freier Hand ge¬ 
schieht, und das Tier ließ sieh alles ruhig gefallen. Hierauf ließ 
ich es in eine Schmiede führen, um zu versuchen, aus freier Hand 
die Hinterhufe zu beschlagen. Hierbei hielt ich das Pferd anfangs 
wiederum am Kopfe, klopfte, streichelte es und redete ihm gut 
zu. So ließ es sich abermals das linke Hinterbein leicht hochhalten, 
sowie das Eisen abnehmen und wieder aufschlagen. Auch das Be¬ 
klopfen des Hufes und das Aushauen des toten Homes ließ es sich 
ruhig gefallen, ohne auch nur einmal zu zucken. Erst nachdem 
das Tier beim Umdrehen beunruhigt wurde und das andere Hinter¬ 
bein hergeben sollte, versuchte es einige Male, dem Aufhalter das 
Bein zu entreißen, ohne aber hierbei bösartig zu sein und auszu¬ 
schlagen. Durch ruhige Behandlung ließ es sich bald auch diesen 
Fuß hochheben und ohne Schwierigkeit beschlagen.“ 

Der Sachverständige M. hat hiernach sein Gutachten wie folgt 
abgegeben: 

1. das Unterlegen eines Bauchgurtes war nicht unmöglich, 

2. ein sehr hoher Grad der Wahrscheinlichkeit spricht dafür, 
daß die Sehnenzerreißung auf das Niehtanlegen des Bauch¬ 
gurtes zurückzuführen ist, 

3. es ist nicht anzunehmen, daß diese Zerreißung insbesondere 
nur infolge des Austretens nach hinten eingetreten ist. 

Durch Zwischenurteil des Königlichen Amtsgerichts in C. vom 
16. Oktober 1912 ist hiernach der Klageanspruch dem Grunde nach 
für gerechtfertigt erklärt. In der Berufungsinstanz ist zunächst der 
Zeuge v. d. H. (Bl. 103 d. Akt.) noch einmal vernommen und hat 
zu seiner Aussage vom 4. März 1912 noch folgendes hinzugesetzt: 

„Das Pferd ist, ehe es den Unfall erlitten hat, vorher meines 
Wissens zwei- bis dreimal bei den Beklagten beschlagen worden. 
Vorher wurde es bei dem Schmied H. beschlagen. Ich war stark 
zwei Jahre bei der Klägerin in Stellung, und da das Pferd jeden 
Monat etwa einmal beschlagen wird, bin ich häufig beim Be¬ 
schlagen zugegen gewesen. Damals hatte die Klägerin zwei Pferde 
und zwei Knechte. Mir war besonders das hier in Frage kommende 
Pferd zugewiesen. Ich bin daher auch immer zum Beschlagen des¬ 
selben mitgegangen. Das Pferd ist sowohl bei H. wie bei den Be¬ 
klagten immer im Notstall beschlagen worden. Es ist zwar bei H. 
und auch bei B. einmal versucht worden, das Pferd aus der Hand 
zu beschlagen, doch ging das sehr schlecht. Als wir dies bei H. 
versuchten und ich ihm das eine Bein hochhielt, hat. es abge¬ 
schlagen und mich beiseite geworfen. Bei dem Beschlagen, um das 
es sich hier handelt, waren die beiden Beklagten, ein Geselle, dessen 
Namen ich nicht kenne, und ich zugegen. Das Beschlagen selbst 
hat der Beklagte Peter B. vorgenommen. Das Pferd hatte eine 
Halfter um und habe ich es an der einen Seite gehalten. Der 
Beklagte Johann B. half seinem Bruder beim Beschlagen. Der 
Schmiedegeselle hatte den einen Strick, an dem das Bein des Pfer¬ 
des in die Höhe gezogen war, um für den Fall, daß dem Pferde 
etwa* zustieß, direkt loslassen zu können, während ich hauptsäch* 







6. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


321 


lieh und auch dieser Geselle das Pferd zu beruhigen suchten, ihm 
zusprachen und es klopften. Das Pferd ließ sich speziell am rech¬ 
ten Hinterfuß schlecht beschlagen, und der Fall passierte gerade, 
als das Pferd an diesem Fuß beschlagen werden sollte und infolge¬ 
dessen dieser Fuß hochgezogen war. Es zerrte so lange an dem 
Strick, bis der Schmiedegeselle den Strick etwas losließ und das 
Pferd infolgedessen mit diesem Fuß auf die Erde kam und mit 
diesem Fuß einknickte. Als das passierte, war der Schmied gerade 
mit dem Beschlagen dieses Fußes fertig geworden, nachdem er 
vorher vielleicht schon zehnmal abgesetzt hatte. Ich bemerkte, daß 
das Pferd so stark mit dem Fuße zerrte und so stark schrie, daß 
ich dem Schmiedegesellen zurief, er solle loslassen. Das tat er 
auch dann und hierbei erfolgte das Einknicken. Daß das Pferd 
noch weiter gefallen sei, ist nicht der Fall. Als ich dann das 
Pferd hinausführte, merkte ich, daß es lahmte. Der ganze Vor¬ 
gang ging sehr rasch vonstatten und das Pferd war sofort wieder 
hoch. Soweit meine jetzige Aussage mit meiner früheren nicht 
übereinstimmt, berichtige ich die frühere. 

Das Pferd war an sich ein gutartiges Tier und bin ich gut mit 
ihm ausgekommen. Nur beim Beschlagen war das Pferd schwierig 
und hat sich dabei immer so sehr aufgeregt, daß ihm das Wasser 
immer nur so herunterlief. So schlimm wie an diesem Tage hatte 
sich das Pferd beim Beschlagen noch nie aufgeregt. Es war, 
wenn es nur in die Schmiede kam, gleich stark aufgeregt und 
schnaufte.“ 

Schmiedemeister Sch. (Bl. 104 d. A.) hat bekundet: 

„Ich habe das Pferd, um das es sich hier handelt, seit einem 
halben Jahre beschlagen, und zwar etwa 5 bis 6 mal. Ich habe 
das Pferd zum erstenmal beschlagen, als der Stabsveterinär M. 
mit einem Knechte mit dem Pferde zu mir kam und mich auf¬ 
forderte, einmal zu versuchen, das Pferd aus der Hand zu beschla¬ 
gen. Das ist auch gegangen, wenn es auch schwierig war, be¬ 
sonders beim Beschlagen des rechten Hinterfußes. Ich habe es 
dann noch in der Folgezeit stets aus der Hand beschlagen. Das 
Pferd hat hierbei nicht ausgeschlagen, pflegte aber das Bein, an 
dem es gehalten wird, stark wegzureißen, so daß auch schon ein¬ 
mal einer dadurch ein paar Schritte auf die Seite geflogen ist. 
Ein Schläger ist das Pferd aber nicht. Es ist ganz gutartig, nur 
beim Beschlagen ist es sehr unruhig. Ich halte es nicht für einen 
Mißgriff, wenn dasselbe im Notstall beschlagen wird.“ 

Ulan N., früher Beschlagschmied bei den Beklagten (Bl. 108 
d. A.) endlich hat nachstehende Aussage gemacht: 

„Das Pferd ist nicht zum ersten Male im Notstand beschlagen 
worden. Auch beim damaligen Beschläge sind alle Vorsichtsma߬ 
regeln angewendet. Der Knecht hielt den Kopf des Pferdes, ich 
hielt den rechten Hinterfuß, der beschlagen wurde, an einem Strick 
und beobachtete das Tier ständig. Es war sehr ungestüm und 
kitzlig. Deshalb konnten wir den Bauchgurt nicht anlegen. Es 
setzte sich plötzlich hinten herunter auf die Hinterbeine. Dadurch 
muß es sich dann eine Verletzung am rechten Hinterfuße, der auf 
einer Stange lag, zugezogen haben. Ich ließ den Fuß sofort los, 
als ich bemerkte, daß das Tier sich hinten herunter ließ. Das 
Pferd ist im Notstände nicht gefallen, es ist nur eingeknickt, wie 
ich eben geschildert habe. Ich habe den Strick mehr als zehnmal 
losgelassen, weil das Pferd zu ungestüm war. Das Pferd war vor 
Aufregung ganz naß. Das Anlegen des Bauchgurtes war ganz 
unmöglich.“ 

Gutachten. 

1. Soweit die Pferde sich nicht „aus der Hand“, d. h. frei 
beschlagen lassen, also nicht schmiedefromm sind, ist der 
Schmied genötigt, Hilfs- oder Zwangsmittel anzuwenden. Zu 
denselben gehört auch der Notstand oder Beschlagstand, der 
namentlich für den Beschlag sehr unruhiger, widersetzlicher 
und bösartiger Pferde Verwendung findet. Da sich beim Be¬ 
schlagen derartiger Pferde im Beschlagstand sehr leicht Be¬ 
schädigungen ereignen können, so ist der Schmied verpflichtet, 
hierbei besonders sorgfältig zu Werke zu gehen und bestimmte 
Vorsichtsmaßregeln zu beachten. Hierzu gehört u. a., daß 
dem Pferde ein Bauchgurt oder Untergurt angelegt wird, der 


verhindern soll, daß das Tier im gefesselten Zustande nieder¬ 
fallen oder sich niederwerfen kann. Es gehört auch zu den 
seltenen Ausnahmen, daß bei einem Pferde die Anlegung des 
Bauchgurtes unter den üblichen Vorsichtsmaßregeln unmög¬ 
lich ist. In solchen Fällen darf das Pferd überhaupt nicht im 
Notstand beschlagen werden, sondern es müssen andere 
Zwangsmittel zur Anwendung gelangen. Hiernach bedeutet 
auch im vorliegenden Falle die Nichtanlegung des Bauch¬ 
gurtes durch die Beklagten bei dem Beschläge am 26. Mai 
1911, wie der Sachverständige M. bereits zutreffend dargelegt 
hat, schon an sich eine Fahrlässigkeit der Beklagten. 

Es kommt hinzu, daß die Behauptung der Beklagten, das 
Pferd sei am 26. Mai 1911 so bösartig und kitzlig gewesen, 
daß die Anlegung des Bauchgurtes unmöglich w*ar, durch 
die Beweisaufnahme nicht erhärtet ist. Knecht v. d. 
H., dem das Pferd während seiner zweijährigen Dienst¬ 
zeit bei der Klägerin zugewiesen war, hat zwar bekundet, daß 
es an sich ein gutartiges Tier war, beim Beschlag aber immer, 
besonders an dem fraglichen Tage, sich schwierig und sehr 
aufgeregt zeigte. Ferner hat der Beschlagschmied N. ausge¬ 
sagt, daß das Tier bei dem damaligen Beschläge sehr unge¬ 
stüm und kitzlig war, weshalb das Anlegen des Bauchgurtes 
ganz unmöglich gewesen sei. Diese Mitteilungen reichen nicht 
zu dem Beweise aus, daß das Pferd böswillig und das An¬ 
legen des Bauchgurtes ganz unmöglich war. Insbesondere 
fehlen Angaben darüber, ob und in welcher Weise das An¬ 
legen des Bauchgurtes versucht w r orden ist. 

Gegen die Annahme, daß das Pferd bösartig und das 
Anlegen des Bauchgurtes unmöglich war, sprechen ferner die 
Beobachtungen des Sachverständigen M. und des Zeugen Sc.li. 
Ersterem w r aren schon bei der Behandlung des damals beim 
Beschläge entstandenen Leidens weder eine Kitzligkeit noch 
eine Bösartigkeit des Tieres aufgefallen. Als das Pferd nach 
dem Vorfall zum ersten Male wieder in die Schmiede kam, 
ließ es große Aufregung und Ängstlichkeit, aber keinerlei 
Bösartigkeit erkennen und ließ sich bei gutem Zureden und 
Klopfen ohne Schwierigkeit, und ohne auch nur eine Miene 
zum Ausschlagen zu machen, im Notstand beschlagen. Dabei 
nahm die Unruhe, die anfangs ziemlich bedeutend w r ar, immer 
mehr ab, so daß das Tier sich zuletzt ganz beruhigt hatte. Auch 
am 8. Juni 1912 zeigte es bei einer besonders hierauf ge¬ 
richteten Untersuchung w r eder eine Kitzligkeit noch eine Bös¬ 
artigkeit und ließ sich an diesem Tage beide Hinterhufe aus 
freier Hand beschlagen, ohne hierbei bösartig zu sein oder 
auszuschlagen; nur versuchte es beim Beschläge des rechten 
Hinterhufes einigemal, den Huf dem Aufhalter zu entreißen. 
Sch. hat das Pferd in der Folgezeit (5—6 mal) stets aus der 
Hand beschlagen, wobei dasselbe nicht ausgeschlagen hat, 
sondern nur das Bein, an dem es beschlagen w’urde, stark 
wegzureißen pflegte. 

2. Erfahrungsgemäß ereignen sich einerseits Beschädi¬ 
gungen der Pferde in dem Beschlagstand trotz der Anwendung 
der größten Sorgfalt nicht selten und andererseits werden Ver 
letzungen der Tiere beobachtet, ohne daß sie durch eine etwa 
unterlassene Vorsichtsmaßregel verursacht sind. Es ist des¬ 
halb erforderlich, in jedem Einzelfalle zu prüfen, ob ein Vor¬ 
kommnis auf eine unterlassene Vorsichtsmaßnahme zurückzu¬ 
führen ist oder nicht. Gerade die Zerreißung des Schienbein 
beugers gehört zu den Verletzungen, die sich nicht allein 



822 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 27. 


häufig, sondern auch hei der Beachtung aller Vorsichtsma߬ 
regeln ereignen. 

Bezüglich des in Bede stehenden Pferdes hat der Zeuge 
v. d. H. unter Berichtigung seiner früheren Aussage bekundet, 
daß es, als der rechte Hinterfuß zum Beschläge hochgezogen 
war, solange an dem Strick zerrte, bis der Schmiedegeselle 
den Strick etwas losließ und das Tier infolgedessen mit diesem 
Fuße auf die Erde kam und einknickte, ferner daß es so 
stark mit dem Fuße zerrte und so stark schrie, daß Zeuge dem 
Oesellen zurief, er solle loslassen. Schmiedegeselle N. hat be¬ 
obachtet, daß das Tier sich plötzlich auf die Hinterbeine, 
namentlich den rechten Hinterfuß, heruntersetzte und ein¬ 
knickte. 

Oh das Pferd sich die Zerreißung des Schienbeinbeugers 
des rechten Hinterfußes durch das starke Sträuben gegen die 
Fesselung oder, was wahrscheinlicher ist, durch das Ein¬ 
knicken mit diesem Fuße, nachdem der Strick losgelassen 
war, zugezogen hat, vermögen wir nicht zu entscheiden. 
Keinesfalls aber kann bei dieser Sachlage als erwiesen erachtet 
werden, daß die Verletzung des Pferdes auf die Nichtanlegung 
des Bauchgurtes zurückzuführen ist. Beide Zeugen haben näm¬ 
lich weiterhin übereinstimmend und ausdrücklich bekundet, daß 
das Pferd nicht noch weiter gefallen bzw. im Notstand nicht ge¬ 
fallen ist. Vor allen Dingen aber ist bekannt, daß auch mit dem 
Bauchgurt die Pferde durch Zerren an der Befestigung des zum 
Beschläge hochgezogenen Fußes sich im Notstand derart gegen 
die Fesselung sträuben und sich auch, da der Bauchgurt bei 
Pferden nur locker angelegt werden darf, soweit niederlassen 
und mit den Hintergliedmaßen einknicken können, daß eine 
Beschädigung der hier vorgekommenen Art eintreten kann. 

Nach diesen Ausführungen geben wir das erforderliche 
Outachten wie folgt ab: 

1. die Nichtanlegung des Bauchgurtes durch die Beklagten 
bedeutet eine Fahrlässigkeit der Beklagten, 

2. es ist aber n i c h t erwiesen, daß die Verletzung des 
Pferdes auf «las Nichtanlegen des Bauchgurtes zurückzuführen 
ist. 

Berlin, den 27. November 1913. 

K ö n i g l i c h e s L a n d e s v e t e r i n ä r a m t. 

Unterschriften. 

Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Beitrag zur Kenntnis des Gehaltes des Fleisches an Tuberkel¬ 
bazillen bei generalisierter Rinder- und Schweinetuberkulose. 

Von K. B j ö r n e r. 

(Svhlaclithofbericbt Malmö 1913.^ lief. ZentralhL f. Bakt. usw, Bö. 64, S. 60) 

Von 28 Rindern mit generalisierter Tuberkulose enthielten 
7 im Fleische Tuberkelbazillen, von 13 ‘ Schweinen 1 Tier. 
Das Fleisch wurde steril entnommen, in dünne Scheiben 
zerschnitten und aus diesen Ficisehsaft ausgepreßt. 50 ccm 
Fleischsaft wurden mit Hilfe der Zentrifuge sedimentiert und 
die Sedimente je 2 Meerschweinchen einverleibt. G 1. 

Untersuchungen über das Vorkommen der Tuberkelbazillen im 
Blute tuberkulöser Tiere. 

Von G. H ü 1 p h e r s. 

(SHilarhtliof bericht Stockholm 1913. Bef. Zcntralbl. f. Bakt. u«w. 04. Ild., S. 69.) 

Das Blut enthielt hei 120 geprüften tuberkulösen Tieren 
llmal Tuberkelbazillen. Im einzelnen ergab sich u. a.: 32 Fälle 
Fleischlymphdrüsentuberkulose bei älteren Rindern, Resultat 


negativ; 11 Fälle Knochentuberkulose beim Rinde, Resultat 
negativ; 3 Fälle Knochentuberkulose beim Schweine, 1 Fall 
positiv, bei einem Tiere, bei dem gleichzeitig starke akute 
Miliartuberkulose der Lungen vorlag; 100 Fälle Lungentuber¬ 
kulose beim Rinde, 7 positive Fälle, wovon bei 4 dieser Tiere 
die Lungentuberkulose hochgradig gewesen war; 71 Brustfell¬ 
tuberkulose, Resultat bei 7 positiv, und zwar nur bei den 
hochgradigen Erkrankungen; Nierentuberkulose, 7 hochgradige 
Fälle, Resultat 3mal positiv, 13 geringgradige Fälle, Resultat 
1 Fall positiv; Lebertuberkulose 19 Fälle, Resultat 1 Fall 
positiv; Eutertuberkulose 7 Fälle mit 2 positiven Ergebnissen. 
98 Tiere waren gut oder mittelgut genährt (4 positive Fälle). 
14 schlecht genährt (3 positive Fälle). Gl. 

— Pferdefleisch in England. Die „Independance Beige* vom 
8. Mai berichtet: In London macht seit einiger Zeit eine belgische 
Firma, die aus Pferdefleisch verschiedene Wurstsorten fabriziert, 
sehr gute Geschäfte: auch die Nachfrage nach frischem Pferde¬ 
fleisch, das täglich in Mengen aus den Abdeckereien (?) eintrifft, 
ist groß. Das Unternehmen steht unter tierärztlicher Kontrolle, hat 
Verkaufslokale im West End, Soho Distrikt und den Fremden¬ 
vierteln. Im Westend wird frisches Pferdefleisch bevorzugt, nicht 
aus Sparsamkeit, sondern weil man es vielen anderen Fleischsorten 
vorzieht. Die Firma besitzt in Bristol. Oxford und Swindon weitere 
Fabriken: allein in London sieben Zweigniederlassungen für den 
Verkauf, der in einer Filiale täglich 120 Kilogramm Wurst und 
große Mengen von frischem Heisch beträgt. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Unterveterinär Dr. Franz Herwald (Tierarzt ans Elsen) 
in Gefangenschaft geraten. 

Mit dem Eisernen Krenz II. Klasse wurden 
ansgezeichnet: 

Stabsveterinär Wilhelm Diercks (Veterinärrat, Kreis¬ 
tierarzt in Preetz). 

Oberveterinär Dr. Wilhelm Pücker.t (Tierarzt in Rothen¬ 
burg a. 0.). 

Stabsveterinär Johannes Fontaine (Leiter der Blnt- 
nntersuchangsstelle in Insterburg). 

Oberveterinär Dr. Julius M Uhleck (Distriktstierarzt in 
Dörzbach). 

Oberveterinär Gustav Bartels (Tierarzt in Brome). 
Oberveterinär Dr. Joseph Ehinger (Städt. Tierarzt in 
München). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Armin Eichhorn. 
Leutnant Alfred Etzmnß, stud. med. vet. 

Stabsveterinär Alwin Gerant (Tierarzt in Reichthal). 
Veterinär Walter Klögel (Tierarzt ans "Wurgwitz). 
Feld-Hilfsveterinär cand. med. vet. Oskar Wältner. 
Veterinär Gustav W illerding (Tierarzt in Berlin- 
Reinickendorf). 

Hundertste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 25. Jnni 1916, bis Sonnabend, den 1. Jnli 1916. 

In der Berichtswoche hat an der Westfront die 
Kampftätigkeit besonders in den Abschnitten der englischen 
Front sich immer mehr verstärkt. Schon in den ersten Tagen 
der Woche war das englische Artilleriefeuer zu beiden Seiten 
der Somme sehr stark, sodaß man eine allgemeine Angriffs¬ 
bewegung erwarten mußte; auch wurde eifrig mit Gasangriffen 
und Sprengungen englischerseits gearbeitet. Mit der Infanterie 
haben die Engländer zuerst nur in zahlreichen kleineren Vor¬ 
stößen vorgefühlt. Damit hat anscheinend die lange ange- 
kündigte ,,große englische Offensive“ ihren’Anfang genommen. 
Auch an den anderen Pnnkten der Westfront hat vielfac 
lebhafte Gefechtstätigkeit geherrscht. 

Vor Verdun haben die Franzosen namentlich auf dem 
rechten Ufer der Maas immer wieder kräftige Vorstöße geg en 



0. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


323 


unsere neuen Stellungen gemacht, stets ohne Erfolg. Auch das 
Panzerwerk Thiaumont, das die Franzosen bereits zurückerobert 
haben wollten, ist nur von ihren Gefangenen wieder betreten 
worden. 

Auf dem nördlichen Teil der Ostfront sind nur kleinere 
Unternehmungen zu verzeichnen, die unseren Truppen ver¬ 
schiedentlich Erfolg brachten. 

Die russische Offensive im Süden hat in der 
Bukowina diesen noch einige Erfolge gebracht, da die öster¬ 
reichisch - ungarische Heeresleitung ihre Linien im Raume 
von Kolomea noch weiter zurücknehmen mußte. Das Zentrum 
der Verteidigungsfront, das die Armeegruppe Bothmer und 
Böhm-Ermolli bildet, ist aber auch in dieser Woche völlig 
uuerschüttert geblieben. Die Heeresgruppe Linsingen hat 
ihre Gegenoffensive weiter vortragen können. Im Raume vor 
Sokul wurde eine Reihe russischer Stellungen, darunter das 
Dorf. Liniewka, erstürmt. Auch westlich von Kolki und 
Wiczny schritten unsere Angriffe fort. Westlich und süd¬ 
westlich von Luck haben für uns erfolgreiche Kämpfe statt¬ 
gefunden. In der Zeit vom 16.—26. Juni wurden von der 
Heeresgruppe Linsingen 11000 russische Gefangene, 2 Geschütze 
und 54 Maschinengewehre als Beute eingehracht. 

Im Kampfgebiete in S ü d t i r o 1 hat die Österreichisch¬ 
ungarische Heeresleitung eine Frontverkürzung vorgenommen, 
indem sie einen Teil der zwischen Etsch und Brenta eroberten 
italienischen Stellungen wieder räumte. Die Räumung ist völlig 
unbemerkt vom Feinde durchgeführt worden, der noch fast einen 
Tag lang die bereits verlassenen Stellungen beschoß. Daraus 
ergibt sich am besten, was von der Behauptung Cadornas von 
einem großen Siege und von einem kühnen Vordringen der 
Italiener zu halten ist. 

Ein österreichisches Unterseeboot hat in der Straße von 
Otranto einen großen italienischen Hilfskreuzer und den zu 
seinem Schutze bestimmten Zerstörer versenkt. N e v. 

Einführung der Hundesteuer im besetzten Frankreich. 

(Verordnung des Geueralquartiermeisters vom 1. 1. 1916 nebst 
Ausführungsbestimmui gen des Oberkommandos der 5. Armee 
vom 24. 3. 1916.) 

Mitgeteilt von Tierarzt Dr. J. A. Hoffmann aus Bad Ziegenhals 
(Schles.), z. Zt. im Felde (.Frankreich). 

Aus gesundheitspolizeilichen und finanziellen Gründen ist am 
1. Januar d. Js. vom Generalquartiermeister des deutschen Heeres, 
Generalleutnant Freiherm von Freytag-Lori nghoven, 
eine Verordnung erlassen worden, welche die Erhebung einer 
Steuer auf die Hunde der im Operations- und Etappengebiet Frank¬ 
reichs zurückgebliebenen Zivilbevölkerung vorschreibt. Hierzu haben 
im Frühjahr die Armeeoberkommandos und das Gouvernement der 
Festung Metz Ausführungsbestimmungen erlassen, die im großen 
ganzen denselben Inhalt aufweisen. Um Wiederholungen zu ver¬ 
meiden, genügt es daher, hier zur Verordnung die Ausführungs¬ 
bestimmungen einer Armee wiederzugeben. Als Beispiel mögen 
die Bestimmungen dienen, die der Generalstabschef der 5. Armee, 
Generalleutnant Schmidt von Knobelsdorf, am 24. März 
zur Ausführung der Verordnung des Generalquartiermeisters er¬ 
lassen hat. 

Der Wortlaut der „Verordnung betreffend Erhe¬ 
bung einer Hundesteuer“ TArrete concemant la percep- 
tion d’une taxe sur les chiens) und der von der 5. Armee erlasse¬ 
nen Ausftihrungsbestimmungen, die der besseren Übersicht halber 
gleich an die dazu gehörigen Stellen der Verordnung eingesetzt 
sind, ist in deutscher Sprache folgender: 

Für das in Frankreich gelegene Operations¬ 
und Etappengebiet wird unter Aufhebung aller entgegen¬ 
stehenden deutschen und französischen Verordnungen, insbeson¬ 
dere unter Aufhebung der französischen Gesetze und Dekrete über 
die Hundesteuer vom 2. Mai 1855, 4. August 1855 und 3. August 
1861 verordnet, was folgt: 

§ 1. Wer einen Hund hält, hat für ihn alljährlich bis 
zum 1. April bei der Orts- (Etappeji-) Komman¬ 
dantur oder der von ihr bezeichneten Stelle eine 
Steuer zu entrichten. 


Von der Steuer b e f r e i t sind d e n t s c h e Trupp e n- 
teile, Behörden, Heeresangehörige und Heeres¬ 
gefolge. 

§ 2. Die steuerpflichtigen Hunde werden in zwei Steuer¬ 
klassen eingeteilt. Klasse 1 umfaßt die Schäfer-, Zieh- und 
Wachhunde, Klasse 2 alle sonstigen Hunde (Jagd- und Luxus- 
hunde usw.). In Zweifelsfällen gehört der Hund zu Steuerklasse 2. 

Die Steuersätze werden von den Armee-Oberkommandos 
festgesetzt. (Ausführungsbestimmungen des A. 0. K. 5: 



in Orten mit 

Die Steuer beträgt: 

mehr weniger 
als 1000 als 10U0 


Einwohnern 


Mark 

1 Mark 

für den ersten Hund in { ^ £££$£££ 

10 

20 

ft 

10 

für jeden weiteren Hund inj J 

20 

30 

10 

| 20 


Von zwei oder mehreren zu verschiedenen Steuerklassen ge¬ 
hörenden Hunden gilt ein Hund der Steuerklasse 1 als erster Hund.! 

§ 3. Bis zum 1. April 1916 sind alle steuerpflichtigen Hunde 
von ihren Besitzern bei der Orts- (Etappen-) Kommandantur oder 
der von ihr bezeichneten Stelle zur Steuerliste anzu¬ 
melden. 

Wer nach dem 1. April 1916 einen Hund sich anschafft oder 
mit einem Hunde zuzieht, hat ihn binnen zwei Wochen an¬ 
zumelden und gleichzeitig die Jahressteuer zu entrichten, soweit 
diese ausweislich des vorzulegenden Steuerzettels noch nicht ge¬ 
zahlt ist. Junge Hunde werden zehn Wochen nach der Ge¬ 
burt melde- und steuerpflichtig. 

Der Abgang eines Hundes ist ebenfalls innerhalb von 
zwei Wochen zu melden. 

(Ausführungsbestimmung des A. 0. K 5: Jeder 
außerhalb des Grundstücks des Eigentümers betroffene Hund 
muß mit einem Halsband versehen sein, an dem 
sich die Hundesteuermarke befindet.) 

§ 4. Die Steuerlisten müssen Namen und Wohnort der 
Steuerpflichtigen sowie die Zahl und die Steuerklasse der Hunde 
enthalten. 

Bei Bezahlung der Steuer ist dem Steuerpflichtigen ein 
Hundesteuerzettel mit Quittung über den ge¬ 
leisteten Betrag auszustellen. (Ausführungsbestim¬ 
mung des A. O. K. 5: Die Steuerpflichtigen erhalten bei Be¬ 
zahlung der Steuer außer dem quittierten Hundesteuerzettel eine 
H un desteuerraarke, für welche sie den Betrag 
von 50 Pfennigen zu entrichten haben. Geht die 
Hundesteuermarke im Laufe des Steuerjahres verloren, so ist sie 
von neuem zu lösen.) 

§ 5. Die Orts- (Etappen-) Kommandanten haben die Vor¬ 
führung der Hunde und ihre Untersuchung auf 
ansteckende Krankheiten anzuordnen, sowie die zur 
Heilung oder Beseitigung kranker Hunde erforderlichen Maßnah¬ 
men zu treffen. (Ausftihrungsbestimmung des A. 0. 
K. 5: Die Kosten haben die Eigentümer der Hunde zu tragen.) 

§ 6. Soweit die Steuerpflichtigen für die Zeit vom 1. Januar 
1916 ab bereits auf Grund der bisherigen Ver 
Ordnungen eine Hundesteuer entrichtet haben, ist 
der gezahlte Betrag, 

a) wenn er an die französische Gemeinde entrichtet ist, dem 
Steuerpflichtigen von dieser zurtickzuzahlen, 

b) wenn er an die deutsche Heeresverwaltung gezahlt ist, auf 
den nach dieser Verordnung geschuldeten Betrag in An¬ 
rechnung zu bringen. 

§7. Von den Steuererträgnissen ist den Ge¬ 
meinden der vierte Teil zu überweisen. 

§8. Die zur Ausführung dieser Verordnung 
erforderlichen Anordnungen werden von den Armee¬ 
oberkommandos erlassen. Für das besetzte Gebiet von Longwy 
und Briey tritt an die Stelle des Armee-Oberkommandos das Gou¬ 
vernement Metz. 

Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des 
§ 1 Absatz 1 und § 3 sowie gegen die von den Armee-Oberkom¬ 
mandos, dem Gouvernement Metz und den Orts- (Etappen-) Kom¬ 
mandanten gemäß § 5 und § 8 erlassenen Anordnungen werden 
mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark oder mit Haft bis 
zu 6 Wochen oder mit Gefängnis bis zu 6 Monaten 
bestraft. , ; , 

Daneben kann auf Einziehung und Tötung des. nicht ver¬ 
steuerten, nicht angemeldeten oder nicht vorgeführten Hundes er¬ 
kannt werden. — 

Ergänzend ist dazu noch folgendes zu bemerken: 

Nach öffentlicher Bekanntmachung durch Anschlag ist die 
Verordnung am 1. Mai bezw. 1. Ju n i i n K r a f t g e t r e t o n. 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 27. 


l\2\ 


Bei der Anlegung der Steuerlisten und bei der Erhebung der Steuer¬ 
beträge sind öfters auch die Bürgermeister und die in ihren Hän¬ 
den befindlichen französischen Steuerlisten in Anspruch genommen 
worden. Im übrigen wird das ständige Interesse der Gemeinden 
an der Versteuerung aller Hunde sehr richtig dadurch wachge¬ 
halten, daß nach § 7 die Gemeindeverwaltungen von den Steuer¬ 
erträgnissen der vierten Teil ausgezahlt erhalten. Die anderen drei 
Viertel dienen zur Unterstützung bedürftiger Familien deutscher 
Heeresangehöriger. 

Die Höhe der Steuersätze ist recht angemessen und ihre 
Abstufung nach Steuerklassen, Zahl der Hunde und Größe der 
Ortschaften sehr praktisch. Als Grundlage zu ihrer Bemessung 
hat der in den französischen Gemeinden zu Friedenszeiten erho¬ 
bene Satz gedient. Von der den Generalkommandos und den 
Etappeninspektionen übertragenen Befugnis, die Steuerbeträge 
noch weiter zu stunden, Ratenzahlungen festzusetzen und die 
Steuer ganz oder teilweise niederzuschlagen, ist mit Recht nur 
ganz ausnahmsweise Gebrauch gemacht worden, um zu verhüten, 
daß sich die säumigen Steuerzahler auf diese Weise der Zahlungs¬ 
pflicht ganz entziehen. 

Der Absatz 2 des § 3 klingt im Ausdruck etwas unge¬ 
schickt, ist jedoch absichtlich so abgefaßt. Durch seine Fassung 
wird auch der Fall getroffen, daß ein Hund von einer Person er- 
w’orben wird, die bereits einen oder mehrere Hunde besitzt. In 
diesem Fall wird der unterschiedliche Betrag nacherhoben. Wenn 
aber der Hund, für den der erhöhte Steuerbetrag gezahlt ist, in 
den Besitz einer Person übergeht, die bisher keinen Hund hatte, 
findet eine Rückerstattung dieses Betrages nicht statt. 

Die Hundesteuermarken sind von den Etappeninten¬ 
danturen beschafft worden. Sie sind in einfachster Weise herge¬ 
stellt und enthalten außer dem Namen der Gemeinde auch die 
Nummer, unter welcher der Hund in der Steuerliste geführt wird. 
Sie ohne besondere Kosten auszuteilen ging nicht an, weil sonst 
die Aufsicht durch die Ortspolizeibehörden und die Feldgendar¬ 
merie erschwert und kein Hundebesitzer auf sie achten würde. 
Auch ist ausdrücklich bestimmt worden, daß im Fallle des Ver¬ 
lustes die Marke gegen eine neue Gebühr von 50 Pfg. sofort wieder 
erneuert werden muß, um die sonst unausbleiblichen Ausreden des 
Besitzers von vornherein abzuschneiden. 

Mit den Kassen- und Rechnungsgeschäften sind 
die Armee-Proviantämter beauftragt, die alljährlich am 1. Februar 
der zuständigen Intendantur Rechnung zu legen haben. Die Geld¬ 
strafen fließen zu der Einnahme des Reiches. Ihre Festsetzung 
erfolgt durch Strafverfügung, und das Recht ihrer Verhängung ist 
den Orts- und Etappenkommandanturen mit der Maßgabe über¬ 
tragen worden, daß sie ihrem Generalkommando bezw. ihrer Etap¬ 
peninspektion entsprechende Meldung zu erstatten haben. 

Die steuerbefreiende Ausnahmebestimmung 
des § 1 Absatz 2 schränkt den mit der ganzen Verordnung 
beabsichtigten Hauptzweck, die Erhaltung der Reinlichkeit und 
Sauberkeit in den Ortsunterkünften und die Femlialtung von an¬ 
steckenden Krankheiten, die vom Hund auf Mensch und Pferd 
übertragen werden können, zum Leidwesen wohl jedes Ortskom¬ 
mandanten, Arztes, Veterinärs und Sehlachhofbeamten um ein be¬ 
trächtliches ein. Wenn es nicht angängig sein sollte, auch Hunde 
von Militärpersonen der Steuer zu unterwerfen, so könnte diesen 
leicht das Halten und Züchten aller überflüssigen priva¬ 
ten Hunde im Felde, die fast durchweg „Promenadenzüchtungen“ 
und Kreuzungen schlimmster Art darstellen, rundweg verboten 
werden. Dieses Verbot wäre schon im Interesse der Hundesteuer 
in der Heimat lebhaft zu begrüßen, aus der durch Urlauber fort¬ 
während neue Hunde dieser Art ins Feld gebracht werden, sodaß 
dieser Weg eigentlich nichts anderes ist als eine geschickte Steuer¬ 
hinterziehung. Als Ausnahmen davon wären allein zu betrach¬ 
ten die reinen Rassenhunde mit nachweisbarem 
Stammbaum sowie alle Diensthunde wie Sanitäts¬ 
hunde des Roten Kreuzes (zu Beginn des Krieges 8, jetzt über 
1600 im Felde), Wachhunde für die Wachposten, Schäferhunde für 
die Schaf- und Rinderherden der Intendantur und einzelner 


Truppenteile, sowie allenfalls auch echte Rattenfängerhunde für 
die Schützengräben, Lager und Proviantämter unter der einschrän¬ 
kenden Bedingung, daß diese Hunde in den Ruhequartieren nicht 
frei umherlaufen dürfen, sondern einen Maulkorb tragen und an 
der Leine geführt werden müssen. 

Aber auch ohne diesen Einwand stellt die Verordnung einer 
militärischen Hundesteuer ein nicht unwichtiges und hochinteres¬ 
santes Kulturdokument des Weltkrieges dar und dürfte auf diese 
Art noch niemals von einem kriegführenden Staate im besetzten 
Feindesland zur Anwendung und Ausführung gelangt sein. 


Bftcherbesprechungen. 

— Der Bau des Kuh-Euters. Dargestellt in 10 farbigen Abbildungen 
auf 3 Tafeln (Größe: 130X110 cm). Gedruckt auf Papyrolin. Nach Präpa¬ 
raten von Professor Dr. O. Rubel! in Bern. Gcldene Medaille an der 
Schweizer. Landesausstellung in Bern 1914. Verlag: Art. Institut Orell 
F ü 8 s l i, Zürich. Preis einer Tafel ohne Stäbe 15 Fr., aller drei Tafeln 
35 Fr., mit Holzstäben Preis einer Tafel 20 Fr., für alle drei 50 Fr. 

Tafel I enthält: Längsschnitt durch eine Euterhälfte mit Hal¬ 
bierung der Zitzen; Horizontalschnitt durch ein ganzes Euter dicht ober¬ 
halb der Zisternen; Metallausguß aus einem vordem Viertel; Milchbläschen 
mit sekretleeren Drüsenzellen. 

Tafel II: Euter mit leimgefüllten Blutgefäßen; Querschnitt durch die 
Zitze in ihrem untersten Teil; Zitze in der Nähe ihres obern Endes abge¬ 
schnitten, Verhalten in der Zwischenmelkzeit; Zitze, wie vorige abge¬ 
schnitten, Verhalten während des Melkens. 

Tafel III: Euter mit Lymphgefäßen. Dargestellt sind die ober¬ 
flächlichen, unter der Haut verlaufenden und die tiefen, im Drüsengewebe 
befindlichen Lymphgefäße, ferner die Euterlymphdrüse. 

Die Tafeln sind in künstlerischer Weise ausgeführt und für tier¬ 
ärztliche, landwirtschaftliche und molkereitechnische Institute und Schulen 
hervorragend geeignet zum Unterricht. G 1 a g e. 


Personalien. 

Auszeichnungen :Eswurde verliehen; Der Militärverdienst¬ 
orden 4. Kl. mit Schwertern: dem Oberveterinär JuHus Simon; 
den Veterinären Joh . Gailhofer, Dillingen und August Wolbert (der 
Res.). — Der Bayer. Militärverdienstorden mit Krone und Schwertern: 
dem Armeeveterinär Güntherberg. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit 
Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Oberveterinär Dr. Joh. 
Schwarz , Assistent an der Tierärztl. Hochschule in Dresden. — 
Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwerten des Bad. Ordens vom 
Zähringer Löwen: dem Oberveterinär Dr. Göttlich Sanier in Salzfeld; 
Oberveterinär Karl Burkhard in Ichenheim. — Das Ritterkreuz I. Kl. 
mit Schwertern des Sächs. Ernestinischen Hausordens: dem Stabs¬ 
veterinär Dr. Arthur Preller. — Das Österr. Goldene Verdienstkreuz 
mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille: dem Veterinär 
Friedrich Christian in Heidelberg. — Der Titel Veterinärrat: dem 
Schlachthofdirektor Hermann Reimers in Halle; dem Gestütinspektor 
Karl Wagner in Repitz. 

Ruhestandsversetzung: Amtstierarzt Seiberth in Langendreer bei 
Bochum. 

Approbiert: In München: Herr Jos. Frotnmcld aus Backnang. 

In der Armee: Hugo Heiß, städt. Bezirkstierarzt und Schlachthof¬ 
direktor in Straubing (Nby.), zum Stabsveterinär auf Kriegsdauer 
im Ers.-Dep. des 7. Chev.-Regts. — Im aktiven Heere: Befördert: 
zu Oberstabsveterinären: die Stabsveterinäre: Draegert b. 1. Leib- 
Hus.-Regt. Nr. 1; Küster beim Drag.-Regt. Nr. 5; Schwerdtfeger bei 
der Train-Abt. Nr. 9; zu Stabsveterinären, vorläufig ohne Patent: 
die Oberveterinäre: Brinkmann beim Ulan.-Regt. Nr. 15; Maühies 
beim Feldart.-Regt. Nr. 53; Kiok beim 3. Garde-Feldart.-Regt.; 
Scheike beim Hus.-Regt. Nr. 6; Volkmann bei d. Mil.-Veter.-Akad.; 
J)ür8chnabel beim Feldart.-Regt. Nr. 36. Der Abschied mit der 
gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen ihrer bisherigen 
Uniform bewilligt: den Oberstabsveterinären: Walther beim Drag.- 
Regt. Nr. 11; Dr. Berndl beim 3. Garde-Feldart.-Regt., jetzt beider 
Ers.-Abt. des 1. Garde - Feldart. Regts.; den Stabsveterinären; 
Dr. Heuß bei der Offiz.-Reitschule in Paderborn, jetzt bei d. Pferde- 
Ankaufs-Komm. d. Stellv. Gen.-Komds. d. 1. A.-K.; Rosenbaum beim 
Hus.-Regt. Nr. 16, jetzt beim Pferdedepot des Gouv. in Lüttich; 
Weinhold beim Telegr.-B. Nr. 2, jetzt bei der II. Ers.-Abt. Feldart. - 
Regts. Nr. 18; I)r. Reinecke bei d. Mil.-Veter.-Akad.; Mirhalski beim 
Feldart.-Regt. Nr. 67, jetzt bei der II. Ers.-Abt. des Regts. Der 
Abschied mit der gesetzlichen Pension aus dem aktiven Heere 
bewilligt: den Stabsveterinären: Garbe beim Leib.-Kür.-Regt. Nr. 1, 
jetzt bei der II. Ers.-Abt.. Feldart.-Regts. Nr. 6; Melxcr beim Jäg.- 
Regt z. Pf. Nr. 9, jetzt bei der Ers.-Esk. des Regts.; — gleich¬ 
zeitig sind dieselben bei den Veter.-Offizieren der Landw. 2. Auf¬ 
gebots angestellt worden. 

Todesfall: Tierarzt Karl Dopheide in Köln. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetx ln Berlin. -- 

Druek von W. Bilxenatein, Berlin. 




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wöchentlich im Verlage - od Rtebaid Soboe.s to 
Berlin SW. 48. Wllhelmatr. 10. Dareb jedw deatecbe 
Poatanit wird dieselbe cum Preise von M. 6,— viertel* 
jährlich (eusi cbllefllicb Beeteilgeld) geliefert. (Oster« 
reichliche Post-Zeltunge*Preisliste Nr. 574. Ungarische 
Nr. 86. Kloselnummern 60 PA 


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60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen trad redaktionellen Anfragen beliebe man 
su senden an Professor Gl age. Hamburg. Oaterstr. Xi; 
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dagegen an die Vealagsbnchbandlnng von 
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Tierärztlich© Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. a. D. Hanoke Schlack th.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lotbet Geh. Oberregiernngsrat Dr. Nevermani) 

Hambui". Referent t Relcha-Kol.-Amt in Berlin. in Mülhausen UliL in Oftln. Vortrag. Rat im Mi«, f. Landw in Beiiiu. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Peter» Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landestleraret für Hamborg. ln Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor ln Dre den. Professor tu Praiburg- 

Ober Med. Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierungarat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kala Bakt Inst, Gamama, D.S. W.-A. Stadt-Tierarat m Hamburg. Professor in MOnobeu. Mitjt d. Kais. Gesun lbeiuamu 4a Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regieruugsrat Zündel 

Professor in Budapest Landestieram voo KlaaS-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 28. Ausgegeben am 13. Juli. 


Inhalt: Nevermann: Kleievergiftungen. — Pfeiler: Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit 
(Fortsetzung). — Referate: Haas: Zur Kenntnis der Fettgewebsnekrose beim Hunde. — T6gläs: Schrapnell-Wunden beim 
Pferd. — Welte: Fremdkörper in der Zunge. — Seltenreich: Zur Bekämpfung der Schweinepest. — Staats veterinär - 
wesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Nahrungsmittelkunde und Flelechbeschau : Glage: Ein weiterer Fall von Blau¬ 
färbung im Fleische eines Rindes nach Einspritzung einer blauen Arznei. — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel 
der Veterinäre. — Einhundertunderste Kriegswoche. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte. — Ver¬ 
schiedenes. — Personalien. — Vakanzen. 


Kleievergiftungen. 

Von Geheimen Oberregierungsrat Dr. Nevermann, Berlin. 

Die während des Krieges eingetretene Knappheit an 
Kraftfuttermitteln für unser Vieh hat den Anlaß gegeben, 
Futterersatzmittel in großem Umfange zu verwenden. Der 
hohe Preis der Futtermittel hat aber anscheinend auch dazu 
geführt, den bekannten Kraftfuttermitteln alles nur noch irgend 
verwertbare Material zuzusetzen. Derartige Beimengungen sind 
natürlich am leichtesten bei den gemahlenen Futterstoffen 
möglich und hier am wenigsten in die Augen fallend. Solche 
Mischungen, die zum Teil schon den Namen Verfälschungen 
zu verdienen scheinen, sind mehrfach auch bei der Kleie er¬ 
mittelt worden. Die nachfolgend bekannt gegebenen Fälle 
beanspruchen ein besonderes Interesse: 

1. Der Pferdehändler') B. aus G. hatte am 18. März d. J. 
von dem Futterhändler D. aus D. zwei Sack (ä 1 Zentner) 
Weizenkleie gekauft und mit ihrer Verfütterung am 19. v. M. 
an seine 12 sämtlich gegen 3 Jahre alten Pferde begonnen. Am 
20. März nachmittags erkrankte ein dreijähriger Fuchshengst 
unter Kolikerscheinungen und verendete am 21. März; bald 
darauf erkrankten alle übrigen Pferde des B., die von der¬ 
selben Kleie gefressen hatten, unter folgenden ganz gleich¬ 
artigen Erscheinungen: 

Kolikschmerzen, Auftreibung des Hinterleibes, Lähmung des? 
Darmes, ausgesprochene Kreuzschwäche bis zum Darniederliegen 
der Tiere, so daß mehrfach die städtische Feuerwehr zum Auf¬ 
richten in Anspruch genommen werden mußte, Kotabsatz fehlend; der 
dem Mastdarm manuell entnommene Kot war fest, klein geballt und 
mit einem dicken, grau-weißen Schleimüberzuge versehen; erst nach 
Anwendung drastisch wirkender Abführmittel wurden Entleerungen 
diarrhöischer Darminhaltsmassen erzielt, die teilweise ein mehl¬ 
suppenartiges Aussehen hatten und einen üblen Geruch verbreite- 

J ) Nach einem Berichte des Reg.-Präsid. in Danzig; Bericht¬ 
erstatter Reg ; -_ u. Vet.-Rat Jacob. 


ten. Die innere Körpertemperatur erreichte eine Höhe bis 40.8 °C, 
der Puls war sehr beschleunigt-, klein, kaum fühlbar, die Arterien 
sehr gespannt, zum Teil drahtförmig, der Herzschlag pochend, die 
Respiration war etwas beschleunigt, im übrigen waren an den Orga¬ 
nen der Brusthöhle krankhafte Erscheinungen nicht wahrzunehmen. 
Bei einzelnen Tieren waren leichte Erosionen auf der Schleimhaut 
des Zungenrückens festzustellen. Besonders schwer litten die 
Hengste; bei diesen bestand durchweg eine erhebliche und sehr 
schmerzhafte Anschwellung des Hodensackes und des Schlauches, 
so daß diese Tiere immer eine gespreizte Stellung in der Hinterhand 
annahmen und sich nach dem Hinterleibe umsahen; die Annahme 
von Futter verweigerten die Tiere, zeigten aber große Gier zur 
Aufnahme von Getränk, namentlich von klarem Wasser. 

Bis zum 22. März einschließlich war die betreffende Kleie 
verfüttert worden, und zwar hatten die Pferde durchschnittlich 
etwa 3 ¥j Pfund pro Tag und Kopf hiervon erhalten. Während 
der größte Teil der Pferde sich dann besserte und allmählich 
genas, sind am 26. März noch zwei junge Hengste und in der 
Nacht vom 1. zum 2. April noch ein solcher an den Folgen der 
Erkrankung verendet; Regierungs- und Veterinärrat Jacob in 
Danzig hat die Zerlegung ausgeführt und bei allen Tieren 
folgende völlig gleichartige Veränderungen festgestellt: 

Schwellung, Rötung und Trübung des Bauchfelles; Erguß einer 
trüben, schwach blutig gefärbten, mit Fibrinflocken durchsetzten 
Flüssigkeit in den freien Raum der Bauchhöhle in Mengen von 
5 bis 8 Litern. Die Veränderung des Bauchfelles hatte sich durch 
die Bauchringe in den Hodensack hinein verbreitet, sodaß die 
Hoden von einer grau-bräunlichen, trüben, mit Fibrinflocken durch¬ 
setzten Flüssigkeit in Menge von je K Liter umspült wurden. Die 
einzelnen Darmlagen waren durch graugelbliche Fibrinmassen teils 
untereinander, teils auch mit der Bauchwand verklebt; besonders 
dicke Auflagerungen zeigte die Beckenflexur des Grimmdarms. 

Dünn- und Dickdarm waren von Gasen sehr stark aufgetrieben: 
die sonst geringen Inhaltsmassen des Dickdarms waren dünnbreiig 
und von grau-grüner Farbe; der Dünndarm war in seinem ganzen 
Verlaufe stark erweitert, die sehr verdickte Schleimhaut lag 
durchweg in querlaufenden Rillen, zwischen denen eine dickliche, 
mehlsuppenartige Flüssigkeit angesammelt war. Die Schleimhaut 








826 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 28. 


des Dickdarms war gleichfalls durchweg verdickt und getrübt 
und in der magenähnlichen Erweiterung und in der Beckenflexur 
des Grimmdarmes, sowde in der Spitze des Blinddarmes mit punkt¬ 
förmigen Blutungen durchsetzt; die Darmwand war an diesen Stellen 
von über 1 Zentimeter Dicke, die Lymphknoten des Gekröses waren 
durchweg markig geschwollen und trüb durchfeuchtet. 

Der Magen war von Gasen stark aufgetrieben; er enthielt sonst 
nur etwa 1 bis 1VI» Liter einer graugrünlichen, trüben Flüssigkeit; 
die Schleimhautpartie war sehr stark geschwollen, stellenweise blutig 
durchfeuchtet; bei einem Pferde zeigten sich leichte oberflächliche 
Erosionen, in diesem Falle war auch die Schlundpartie mit grau¬ 
weißen Fibrinflocken bedeckt. Das Magennetz war auffällig gerötet. 
Bei allen drei Pferden bestand Milztumor ohne Erweichung des 
Parmchyms. 

Die Leber war stark vergrößert, die Ränder abgerundet; die 
Leberkapsel war verdickt und getrübt, stellenweise rauh und mit 
fibrinösen Auflagerungen versehen; der an der Leberpforte gelegene 
Lymphknoten war stark vergrößert und trüb durchfeuchtet; das 
Leberparenchym war von grau-gelb-bräunlicher Farbe, stark getrübt 
und leicht zerdrückbar. 

Die Nieren waren stark vergrößert, die Rindenpartie sehr ver¬ 
breitert und von grau-brauner Farbe, außerdem sehr getrübt; 
die Schleimhaut des Nierenbeckens war verdickt und getrübt und 
mit einer braun-roten, honigartigen Flüssigkeit bedeckt. 

Die Lungen waren in ihrer ganzen Ausbreitung luftführend, 
das Brustfell glatt und spiegelnd. 

Der Herzmuskel w r ar von hell-grau-brauner Farbe, getrübt, er¬ 
schien trocken und leicht zerdrückbar. 

Die Schleimhäute der Rachenhöhle und des Schlundkopfes 
w'aren stark gerötet und verdickt; in einem Falle bestand eine ober¬ 
flächliche Erosion an der Schleimhaut der Rachenhöhle; die 
akzessorischen Lymphknoten waren etwas vergrößert und trüb 
durchfeuchtet. 

Von der Kleie, nach deren Genuß der gesamte Pferde¬ 
bestand des genannten Händlers unter den beschriebenen, 
gleichartigen Erscheinungen erkrankte und vier Pferde fielen, 
sind Proben an die Futtermittel - Untersuchungsstelle einer 
Landwirtschaftskammer eingesandt worden. Die Untersuchung 
hat folgendes ergeben: 

Asche .... 7,1 Proz. 

Sand .... 1,8 „ 

Es handelt sich um eine Weizenkleie, die etw r as Roggen¬ 
kleie, ferner einige Prozente Knochenschrot und kohlensauren 
Kalk (Schlemmkreide?) enthält 

Unterm Mikroskop ist ferner nachzuweisen neben Bestand¬ 
teilen sontiger zerkleinerter Unkrautsamen eine auffallende 
Menge insbesondere von Mehlkörpern der Kornrade, Spuren 
von Kartoffelstärke und Steinnuß, sowie etwas Weizenbtirsten- 
abzug mit einer nicht bedeutenden Menge von Brandsporen, 
sowie leichter Schimmelbildung. 

Als die beobachtete Erkrankung der Pferde veranlassend 
kommt allenfalls die vorhandene Kornrade in Betracht Auf¬ 
fallend ist allerdings außerdem die stattgefundene Zumischung 
von Knochenschrot usw. Auch die zerkleinerte Kornrade muß 
(vielleicht schon in der Mühle) der Kleie nachträglich zuge¬ 
mischt sein. 

Ferner hat der Händler B. Proben an zwei weitere Unter¬ 
suchungsstellen eingesandt, deren Untersuchungsergebnis noch 
aussteht. 

Nach den angestellten Ermittelungen handelt es sich um 
rumänische Kleie, die von der Futtermittelverteilungsstelle ge¬ 
liefert und zum Teil in den freien Verkehr gelangt ist. 

Die Kleie ist, soweit sie noch auf dem Lager des Futter¬ 
mittelhändlers vorhanden war, inzwischen beschlagnahmt und 
bis auf weiteres sichergestellt worden. Viele Tierbesitzer sollen 


Kleie derselben Sendung ohne Nachteil an ihre Tiere ver¬ 
füttert haben. Da die Kleie in Säcken geliefert, worden ist, wird 
man mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß es sich um Ware 
verschiedener Herkunft gehandelt hatte, also einzelne Säcke 
einwandfreie, andere gefälschte Ware enthalten haben 
können. Endlich bleibt zu berücksichtigen, daß vielfach eine 
Gesundheitsstörung aus dem Grunde nicht eingetreten sein 
mag, weil die Kleie nur als Beifutter, in geringen Mengen ver¬ 
abfolgt worden ist, während B. nur auf Verfütterung der 
Kleie angewiesen w'ar, wodurch die schädliche Wirkung dieses 
Futtermittels intensiver hervortreten mußte. 

2. In dem Gestüt „Römerhof“ wurde im Februar und März 
d. Js. eine Häufung von gleichartigen Krankheitsfällen be¬ 
obachtet, deren Natur und Ursache zunächst nicht feststand. Es 
erkrankten sehr wertvolle tragende Stuten, güste Stuten und 
ein Probierhengst. I ie kranken Tiere zeigten hauptsächlich 
„Kreuzlähmung“. Die Tiere hatten sämtlich Hafer, Heu und 
ein Maschfutter (Mischfutter), aus Leinsamen und Kleie be¬ 
stehend, erhalten. 

Die Untersuchung der ersten Krankheitsfälle ergab entweder 
Unvermögen der Tiere, sich zu erheben, oder, soweit die Tiere 
noch standen. Sträuben vorwärts zu gehen. Sie streckten die 
Beine nach hinten, schleiften die Füße über den Boden, hoben sie 
schließlich hoch und setzten dabei Urin ab. Puls bei allen Kranken, 
schwach, nicht frequent. Temperatur 36—37 °C. Ähnlich verliefen 
auch die weiteren Erkrankungen. Bei den verendeten Tieren 
zeigte sich der Inhalt des Dickdarms stellenweise mit Blut ver¬ 
mischt, die Schleimhaut in der ganzen Ausdehnung dunkelrot bis 
schwarz verfärbt, blutig infiltriert; die Magenschleimhaut gering¬ 
gradig gerötet. Nieren und Leber sehr blutreich, die Lunge normal, 
das Herz graurot und brüchig, an den Vorkammern mit blutigen 
Herden bedeckt. Die Gehirn- und Rückenmarkhäute stark injiziert. 
In der weißen Substanz des Großhirns und auf dem Querschnitt 
des Rückenmarkes kleinere und größere blutige Herde. 

Ähnlich war der Befund auch bei den übrigen verendeten 
Tieren. 

Mehrere der tragenden Stuten verfohlten. 

Der Probierhengst erkrankte am 7. März unter folgenden 
Erscheinungen: 

Der Hengst zeigte einen taumelnden Gang, fiel nach einigen 
Stunden hin und war nicht mehr imstande, sich zu erheben; er 
hatte 58 Pulse und eine Temperatur von 38° C. Die Augenlid¬ 
bindehäute waren stark injiziert und schmutzig dunkelrot gefärbt. 
Am 9. März verendete der Hengst, Bei der an demselben Tage aus¬ 
geführten Zerlegung wurde der gleiche Befund wie bei den Stuten 
ermittelt, nur war bei dem Hengst auch die Schleimhaut des 
Magens stark geschwollen und streifig gerötet. 

Die Krankheit trat in fast allen Ställen auf, sowohl im 
Koppelstall, im Abfohlstall und im Deckstall. 

Als Ursache für die Erkrankungen, die nach den überein¬ 
stimmenden Urteilen der Tierärzte von vomeherein als Futter¬ 
vergiftung angesprochen wurden, kann nach den eingehenden 
Ermittelungen nur das „Maschfutter“ in Frage kommen. 

Das Gift hat an der Schleimhaut des Verdauungsapparates, 
besonders im Magen und im ganzen Dickdarm, eine schwere 
Entzündung hervorgerufen, ferner erhebliche Veränderungen 
des Blutes erzeugt und schließlich seine Hauptwirkungen in 
den Nervenzentralorganen und in der Körpermuskulatur ent¬ 
faltet. Die Veränderungen des Blutes haben zweifellos die 
intrauterinen Erkrankungen und das vorzeitige Absterben der 
Füllen zur Folge gehabt. Eine Infektionskrankheit, also ein 
ansteckendes Leiden, w r ar von vomeherein auszuschließen, weil 
keins von den betroffenen Pferden beim Ausbruch der Krank* 





13. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


327 


heit oder auch später Fieber gezeigt hat, die innere Körper¬ 
temperatur vielmehr in fast allen Fällen subnormal war. Aus 
diesem Grunde war auch die Influenza, insbesondere die Brust¬ 
seuche, an die nach der gelbroten Verfärbung der Schleimhäute 
gedacht werden konnte, auszuschließen, zumal auch in keinem 
Falle eine Entzündung der Brustorgane beobachtet wurde. 
Die Bornasche Krankheit konnte gleichfalls nicht in Frage 
kommen, weil sie sich langsam entwickelt und nur mit Ver¬ 
änderungen des Gehirns und Rückenmarks einhergeht. Ferner 
liegt auch der infektiöse Abortus, das ansteckende Verfohlen, 
nicht vor, weil die Früchte-bei dieser Seuche nicht ausreifen, 
sondern in einem früheren Stadium der Entwickelung ausge¬ 
stoßen werden. Hierzu kommt, daß die Stuten beim seuehen- 
haften Verfohlen niemals Störungen in den Funktionen des 
Gehirns oder Lähmungserscheinungen zeigen, sowie daß unter 
gleichen Erscheinungen güste Stuten und 1 Hengst erkrankt 
sind. 

Das Maschfutter, von dem alle erkrankten Tiere erhalten 
haben, wurde in folgender Weise hergestellt: 

Ein Liter Leinsamen wurde mit 80 Litern Wasser % Stun¬ 
den abgekocht, dazu wurde 1 Zentner Kleie gegeben und hier¬ 
von erhielten 24 Pferde Futter für einen Tag, also rund pro 
Kopf 4 Pfund. Bis Anfang Februar wurde nur einmal wöchent¬ 
lich Maschfutter verabreicht. Bis dahin sind keine Krankheits¬ 
erscheinungen beobachtet worden. Von Anfang Februar an 
wurde das Maschfutter zweimal wöchentlich gegeben und 
Mitte Februar setzten die ersten Erkrankungen ein. Die 
übrigen Futtermittel außer dem Maschfutter kommen nach den 
angestellten Ermittelungen und Untersuchungen für die Futter¬ 
vergiftung nicht in Frage. Daß das Maschfutter tatsächlich, und 
zwar in der Hauptsache die Kleie die gefährlichen Bestandteile 
enthielt, geht auch aus folgendem hervor. Vom 15. Februar ab 
wurden verstärkte Rationen von etwa 4 bis 5 Pfund Kleie pro 
Tag und Kopf an die Kühe in Römerhof verfüttert. Die Kühe 
zeigten darnach Durchfall und Ekzem an den Beinen. Hierauf 
wurde die Kleiefütterung der Kühe auf 2 Pfund pro Kopf und 
Tag heruntergesetzt. Nunmehr verschwanden die Krankheits¬ 
erscheinungen. 

In dem Maschfutter kann nach seiner Zusammensetzung 
und der Art der Bereitung nur die Kleie Träger des Giftes ge¬ 
wesen sein. Die Kleie ist mehrfach untersucht worden. Dabei 
wurden in ihr vermahlene Unkrautsamen, Wicken, Knöterich 
und Kornrade festgestellt, daneben Weizenbrandpilzsporen. Die 
Kleie hatte einen muffigen Geruch, war nicht gleichmäßig ge¬ 
färbt, enthielt Klümpchen und ziemlich viel Schimmelfäden. 
Endlich wurden an allen Untersuchungsstellen in ihr tote und 
lebende Milben gefunden. 

Gegen die Annahme, daß die Kleieverfütterung die Ursache 
der Krankheit sei, war geltend gemacht worden, daß einzelne 
der erkrankten Tiere kein „Maschfutter“ erhalten hätten. Die 
Vernehmung des Wartepersonals hat diesen Einwand wider¬ 
legt. Alle erkrankten Tiere haben in der kritischen Zeit dieses 
Futter erhalten. 

Die angeführten Beobachtungen mahnen zur Vorsicht bei 
der Verfütterung von Kleie, deren einwandfreie Beschaffenheit 
nicht feststeht. Anscheinend kann auch minderwertige Kleie 
noch ohne Schaden verfütert werden, wenn sie nur in kleinen 
Mengen als Beigabe gegeben wird. 


Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit 

5. Eine Entgegnung auf die Ausführungen von Schütz „Zur Serodiagnose 
der Rotzkrankheit“ in Nr. 41 des Jahrgangs 1915 dieser Wochenschrift 
Von Pfeiler. 

(Fortsetzung.) 

Gegenüber dem von Schütz so oft vertretenen Stand¬ 
punkt von der absoluten Zuverlässigkeit der serologischen 
Methoden berührt weiter sein Zugeständnis angenehm, es gäbe 
Fälle, in denen die Untersuchung auf Agglutination und Ab¬ 
lenkung im Stiche läßt. Die Zahl der Fälle ist nach 
Schütz eine sogeringe, daß sie für das End- 
ergebnisdesTilgungsverfahrensohneBedeu- 
t u n g i s t. 7 ) Dieser Auffassung wird man für die vergangene 
Friedenszeit zustimmen können. Heute, unter d e n 
erschwerten Verhältnissen der Seu eben be¬ 
kämpf ung,trifft sienichtmehrganzz u. Während 
des Krieges hat sich, w ie erwähnt, die Zahl der Pferde, die ganz 
alten Rotz haben, so vermehrt, daß der Schütz sehe Satz 
eine Umwertung erfahren muß. Wer vorurteilslos überprüft, 
durch welche Umstände (klinische Untersuchung usw.) die 
Aufdeckung von Rotzeinzelfällen im Heere herbeigeführt 
wird, wird nicht verkennen können, daß, wenndie Augen¬ 
probe nicht angewandt worden wäre, be¬ 
trächtlich mehr rotzkranke Pferde in den 
Beständen verblieben sein würden. 

Mit aus diesem Grunde sind alle Bestrebungen, die sero¬ 
logischen Methoden zu verbessern, zu begrüßen. Ich bin die¬ 
sem Bestreben seit Jahren gefolgt und habe angesichts der 
Mühe, Arbeit und Sorgfalt, die seitens der Angehörigen mei¬ 
nes Instituts auf dieses Streben verwandt werden ist, hier das 
Recht, mich gegen den von Schütz erhobenen Vorwurf, 
daß die Ursache der Fehlergebnisse bei den Blutuntersuchun¬ 
gen im Tierhygienischen Institut zu Bromberg in der Art der 
Anwendung der Methoden zu suchen sei, in aller Form zu 
wahren. Dies kann ich um so mehr, als ich ein bescheidenes 
Verdienst in der Frage der Serodiagnose der Rotzkrankheit für 
mich beanspruchen kann. Alle neueren Arbeiten über die 
Serodiagnose der Rotzkrankheit und die Verbesserung der 
Technik bei der Komplementablenkung, Konglutination usw\ 
basieren auf der Feststellung des Antikomplementgehaltes im 
Serum von Eseln, Maultieren und Mauleseln. Wären diese 
Feststellungen nicht gemacht worden bzw. 
wäre dabei nicht erkannt worden, daß die 
Konglutinationsmethode einzelne diagno¬ 
stische Vorteile gegenüber der Ablenkung 
bietet, so würden die neueren Arbeiten auf 
d i e s e m Gebiete wahrscheinlich nicht er¬ 
schienen sein. Das Richard Wagnersche Wort: „Macht 
Neues! Neues, und abermals Neues! Hängt ihr euch ans Alte, 
so hat euch der Teufel der Improduktivität...!“ hat auch in 
dieser Frage seinen Wert gezeigt. Schütz hat es — rheto¬ 
risch wenigstens — als erfreulich bezeichnet, „daß man an den 


7 ) Genau genommen liegt in diesen Worten von 
Schütz ja die Anerkennung meiner Auffassung, 
wonach eine restlose Tilgung der Rotzkrankheit 
durch die amtlichen Methoden nicht gewähr¬ 
leistet ist. Trotzdem sind die Gesamtergebnisse des Verfahrens 
vorzügliche zu nennen. Dies die Formel, auf die hin man sich wird 
einigen können. 




328 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 28. 


Stellen, die mit den diagnostischen Untersuchungen betraut 
sind, auch eifrig bemüht ist, die letzten Mängel, die an den in 
Rede stehenden Methoden haften, abzustellen.“ Praktisch 
stellt er sich mir gegenüber auf einen anderen Standpunkt! Er 
spricht meinem Bestreben in seiner Kritik, die, wenn die Ver¬ 
anlassung dazu wirklich gegeben wäre, vernichtend wirken 
müßte, die Berechtigung ab. Sachliche Gründe haben Schütz 
dabei, wie ich nunmehr zeigen werde, nicht geleitet. 

Meine Veröffentlichung über die Anwendung der 
polyvalenten Extrakte bei der Rotzdiag¬ 
nose war die Veranlassung zu der Schütz sehen Äußerung. 
Ich habe inzwischen die Genugtuung gehabt, daß sich ein auf 
dem Gebiete der Rotzdiagnose so tätiger Autor wie Kra¬ 
nich (33) für die Anwendung der Extrakte ausgesprochen hat. 

Dies sei nebenher bemerkt. Was die gegen mich gerich¬ 
teten Ausführungen Schützens anbelangt, so würde der 
von ihm erhobene Vorwurf nicht verständlich sein, wenn ich 
seine Worte hier nicht wiederholen würde. Ich bitte die Leser 
der Zeitschrift deshalb um Entschuldigung, wenn ich sie hier¬ 
unter ausführlich mitteile. 

Schütz: .,In dieser Arbeit (über die polyvalenten Extrakte) 
teilt Dr. P f e i 1 e r die Ergebnisse mehrerer Versuche mit, bei denen 
die „amtlichen Methoden“ angewandt wurden. 

Von einem Versuche sagt Dr. Pfeiler, daß er mit dem Serum 
einer „größeren Anzahl“ von Pferden ausgeführt worden sei, von 
denen „einige“ klinisch rotzverdächtig waren und „mehrere“ auf 
Mallein bei der Augenprobe positiv reagiert hatten. „Die Mehr¬ 
zahl derselben habe bei der Ablenkung mit gewöhnlichem Extrakt 
rieht die Spur einer Reaktion gezeigt.“ 

„Sämtliche Pferde“ seien im Verlauf von mehreren Wochen der 
Rotzinfektion erlegen. Zur Zeit der Blutuntersuchung sei „ein Teil“ 
von diesen gerade eben infiziert gewesen. 

Diese Angaben sind so ungenau, wie nur möglich.“ 

Es folgt, in der Schütz sehen Veröffentlichung die 
eingangs wörtlich angegebene Stelle, in der er mir 
unterlegt, es sei mir offenbar nur darauf angekommen, die 
Aufmerksamkeit auf das auffallende Ver¬ 
sagen der Komplementablenkung nach 
Schütz und Schubert in einem stark ver¬ 
seuchten Bestände zu ziehen. Schütz hat hier 
ein Verfahren angewandt, wie es in der Polemik von manchen 
Autoren zur Stütze ihrer Anschauungen des öfteren gebraucht 
w T orden ist, indem er einzelne Sätze bzw. Worte aus dem 
sinnentsprechenden Zusammenhänge herausgenommen und in 
anscheinend überzeugende, von mir durchaus nicht beabsich¬ 
tigte Zusammenhänge gebracht hat. Das Ganze hat er dann 
mit einer Kritik umkleidet, auf Grund deren der Leser, wenn 
er den ursprünglichen Text nicht nachliest, nicht gut anders 
kann, als zuzustimmen. Um den Lesern von der Objektivität 
der Schütz sehen Darstellung einen Begriff zu geben, teile 
ich den von mir in der angegriffenen Arbeit gewählten Text 
gleichfalls mit 

„Der nächste Versuch wurde mit dem Serum einer größeren 
Anzahl von Pferden ausgeführt, von denen einige klinisch rotz- 
verdächtig waren und mehrere auf Mallein bei der Augenprobe 
positiv reagiert hatten. Die Mehrzahl derselben zeigte bei der 
Ablenkung mit gewöhnlichem Extrakt nicht die Spur einer Reak¬ 
tion. Sämtliche Pferde sind im Verlauf von mehreren Wochen der 
Rotzinfektion erlegen, zur Zeit der Blutentnahme war ein Teil von 
ihnen gerade eben infiziert. Bei einem klinisch bereits hochgradig 
verdächtigen Tiere, das einen großen eiternden Widerristschaden 
hatte, wurden zur beschleunigten Gewinnung des homologen Rotz¬ 
stammes aus dem Eiter Plattenkulturen angelegt. Nach 24 Stunden 


waren neben vielen anderen auch Rotzkolonien deutlich sichtbar, 
die, abgestochen und vermehrt, für die Bereitung des homologen 
Extraktes verwandt wurden. Hier war also Gelegenheit zur Prü¬ 
fung der Frage gegeben, ob die Sera frisch infizierter 
Tiere bei Verwendung homologen Extraktes 
stärkere Ausschläge bei derAblenkungsreaktion 
zeigen würden. Die Sera der Pferde wurden 
gleichzeitig mit polyvalentem Extrakt und 
außerdem noch mit einem ,, sensibilisierte n“ 
ltotzbazillenextrakt geprüft. 

Bei Anwendung des polyvalenten Extraktes hemmte das Serum 
eines Tieres, nämlich Nr. 11, bei 0,2 ccm ganz schwach. Beim 
Gebrauch des gewöhnlichen, monovalenten Ex¬ 
traktes zeigte keines der Sera eine Hemmung der 
Hämolyse. Dagegen hemmten die Sera der Pferde 
2, 3, 9, 10, 11, 12 unter Verwendung homologen Ex¬ 
traktes mehr oder weniger stark partiell, ein Be¬ 
weis dafür, daß die in dem Blutserum der Pferde vorhandenen 
Ambozeptoren offenbar innigere Beziehungen zu den Extraktivstoffen 
in dem homologen Substrat als zu den heterologen Extrakten 
hatten....“ 

Jeder, der meine Arbeit unbefangen liest und namentlich 
die angeführte Stelle, wird mir darin zustimmen müssen, daß 
es mir bei der Schilderung der Verhältnisse nicht „offen¬ 
bar“ darauf angekommen ist, die Aufmerksamkeit 
auf das auffallende Versagen der Komplementablenkung nach 
Schütz-Schubert zu ziehen. 

Ehe ich auf die Schütz sehen Ausführungen weiter ein¬ 
gehe, möchte ich zunächst darauf aufmerksam machen, daß 
alle Prüfungen, sowohl die mit monovalen¬ 
ten als auch polyvalenten und anderen 
Extrakten unter Benutzung der Original¬ 
methode von Schütz-Schubert ausgeführt 
worden sind. Ich glaube, weiter vorn genugsam dargetan zu 
haben, daß Schützens Mißtrauen, ich besäße nicht das ge¬ 
nügende Wohlwollen gegenüber der Ablenkungsmethode, un¬ 
gerechtfertigt ist. Gerade, weil ich sie für ein so zuverlässig 
arbeitendes Verfahren halte und ich die Schwierigkeiten über¬ 
sehe, drei miteinander konkurrierende Verfahren in einem La¬ 
boratorium für die Rotzdiagnose neben einander zu verwenden, 
kam es mir darauf an, das Originalverfahren von 
Schütz und Schubert sicherer zu gestalten; 
nicht, daß ich an dem Verfahren selbst etwas änderte, sondern 
indem ich verschiedene Extrakte zusammenmischte, weil ich 
die Beobachtung gemacht hatte, daß Sera rotzkranker Pferde 
mit einem Extrakt ablenkende Eigenschaften zeigen, mit 
einem anderen nicht. Ich glaubte also, die Extraktwir¬ 
kung erhöhen zu können, was mir auch in der Tat ge¬ 
lungen ist. Ausgegangen bin ich dabei von der bei den Agglu¬ 
tinationsprüfungen ermittelten Tatsache, daß einzelne Rotz¬ 
stämme sich für die Agglutination weit besser eignen als an¬ 
dere. Außerdem leiteten mich dabei die Vorstellungen, die 
wir, ganz im allgemeinen gesprochen, von der Polyvalenz 
haben und wie uns der Begriff von Immunisierungsversuchen 
her geläufig geworden ist. 

'***’* In dem von mir seinerzeit angeführten Bestände hatte ich 
nun die beste Gelegenheit zur Vornahme der einschlägigen 
Prüfungen, da ein Teil der Tiere an klinisch offenem Rotz litt 
und ich in der Lage war, aus einem Widerristschaden die 
Rotzbazillen innerhalb 24 Stunden herauszuzüchten. Ftlr 
meine Fragestellung war es außerordentlich wichtig, zu be¬ 
weisen, daß die Ablenkungsreaktion am ehesten 



13. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


329 


oder stärksten dann eintritt, wenn für di«.' 
E x t r ak t b e re i t u n g der die Infektion aus¬ 
lösende Stamm benutzt wird. Dieser Beweis gelang 
zwar nur bei einem Teil der Pferde, bei dem anderen 
nicht. Diese waren also zur Zeit der Prüfung noch in der 
Inkubation der Antikörper. Mit dem in der Abteilung sonst 
angewandten, monovalenten Extrakt war keines der Pferde 
als rotzkrank zu erkennen, unter Benutzung polyvalenten Ex¬ 
traktes nur ein Tier, bei Benutzung des homologen Extraktes 
dagegen sechs. 

Bei dem großen Interesse, das diese Feststellung für die 
Allgemeinheit haben mußte, und in der Hoffnung, die Zu¬ 
verlässigkeit des Schütz-Schubertschen 
Origjinalverfahrens erhöhen zu können, 
hielt ich mich für verpflichtet, diesen und 
andere Versuche zu veröffentlichen. Von an¬ 
derer Seite sind meine Ausführungen auch in diesem Sinne 
verstanden worden. Wenn Schütz als mein Lehrer und 
früherer Chef anderes aus meinen Worten herausliest, so kön¬ 
nen ihn nur Motive geleitet haben, die ich mißbilligen und die 
auch die Allgemeinheit zurückweisen muß, wenn anders nicht 
das Wesen der Forschung in die größte Gefahr geraten soll! 

Schütz hat an meinen Ausführungen weiter bemängelt, 
sie seien so ungenau wie nur irgend möglich gewesen. Meine 
Angaben sind absichtlich bzw. unter dem Zwange der Verhält¬ 
nisse ganz allgemein gehalten gewesen. Für das Dar¬ 
zustellende reichten diese Angaben voll¬ 
ständig aus. Speziellere Angaben über diesen Bestand 
beabsichtige ich in einer gemeinschaftlich mit einem Kollegen 
zu veröffentlichenden Arbeit zu machen. Der Kollege hatte es 
übernommen, die klinischen Daten zu sammeln, war aber zur 
Zeit der Niederschrift meiner kurzen Mitteilung versetzt. Seine 
Aufzeichnungen waren mir daher nicht zugänglich. Meine 
Angaben sind also so genau wie möglich und 
zwecknötig gewesen. Im übrigen mußten für 
die serologischen Prüfungen möglichst 
solche Pferde ausgewählt werden, die frisch 
infiziert waren. Schütz hätte dies beim aufmerk¬ 
samen Studium der betreffenden Tabellen aus den Agglutina¬ 
tionsziffern herauslesen müssen. Auch ging dies aus dem be¬ 
gleitenden Text hervor. Um Schütz zu zeigen, daß er sich 
unnötig berunruhigt hat, teile ich überdies noch mit, daß die 
Sera der Pferde bei späteren Prüfungen das 
erwartete ablenkende Verhalten auch ge¬ 
genüber monovalentem Extrakt gezeigtha- 
b e n, allerdings war nicht zu verkennen, daß die meisten 
Tiere dieses Bestandes erst Agglutinine und ablenkende Stoffe 
zu einer Zeit bildeten, wo sie bereits klinisch rotzkrank waren. 
Dies erklärt sich aus den besonderen Infektionsverhältnissen in 
dem Bestände, auf die der betreffende Kollege und ich 
später näher eingehen werden. Die betreffenden Stoffe 
sind jedenfalls bei einem Teil der Tiere erst nach 
der Zeit aufgetreten, die schulmäßig für die Entstehung 
der Antikörper angegeben wird, ein Verhalten, das im 
übrigen für den Erfahrenen nichts Neues ist. 8 ) Nach dieser 

8 ) Anm.: Mit Rücksicht darauf, daß Schütz in seiner Kritik, 
die mir nicht von wissenschaftlicher Objektivität getragen zu sein 
scheint, erklärt hat, ein derartiges Versagen der Methoden sei 
weder ihm noch anderen Männern bekannt geworden, infolgedessen 


Seite bedürfen, wie ich dies auch an anderer Stelle dargetan 
habe, unsere Vorstellungen und Lehren einer Revision. 

In der Mitteilung meiner damaligen Versuche folgt nun 
die Darstellung von weiteren Untersuchun¬ 
gen am Serum frisch infizierter Pferde. Auch 
aus der hier gewählten Form der Mitteilung ging deutlich her¬ 
vor, daß es mir nur auf die Erreichung des oben umschriebe¬ 
nen Zieles ankam. Ich habe meine diesbezüglichen Ausführun¬ 
gen mit den Worten geschlossen: 

„Jedenfalls war nach dem Ausfall der Versuche anzunehmen, 
daß bei der praktischen Anwendung der polyvalenten Extrakte für 
Ablenkungszwecke in verseuchten Beständen Pferde ermittelt wer¬ 
den würden, die bei Benutzung gewöhnlicher, monovalenter Ex¬ 
trakte, unverdächtig erschienen. Über Erfahrungen nach dieser 
Seite hin, die durch das Ergebnis der Zerlegung allerdings erst be¬ 
stätigt werden müssen, sei noch kurz berichtet. 9 ) In einem Be¬ 
stände, in dem nach dem klinischen Verhalten der Pferde sich 
sicher rotzkranke befanden, wurden durch die Komplementablen¬ 
kung sieben Pferde als rotzverdäehtig bezeichnet. Es handelte 
sich um die Tiere V 1, 3, 18, ,0 ) 20, 22, 23 und 26. Von den meisten 
dieser Tiere mußte nach dem Verhalten des Blutserums ange¬ 
nommen werden, daß sie nicht frisch infiziert waren, sondern die 
Krankheit bei ihnen schon längere Zeit be-stand. Nur eines der 
Pferde, V 1, zeigte einen Agglutinationswert von 4000. Bei den 
übrigen war er niedriger als 1000. * Mit Ausnahme des Pferdes V 26 
waren sämtliche Tiere auch entweder nach dem Ergebnis der 
Konglutination oder K. -H. - Reaktion bzw. beider Me¬ 
thoden als rotzverdächtig anzusehen. Das gleiche traf aber 
auch für die Pferde 7, 13, 14, 22 und 24 z u. Mit Ausnahme 
des Serums von Pferd 14, das einen Agglutinationswert von 1000 
hatte, bewegte sich der Agglutinationstiter unter 800. Nach der 
Komplement ablenkung mit polyvalentem Ex¬ 
trakt erschienen nun die letztgenannten Pferde 
sämtlich gleichfalls rotzverdächtig. 

Der Vergleich der bei monovalentem und polyvalentem Extrakt 
ermittelten Ablenkungswerte zeigt, daß bei den Pferden 1, 3, 22 
und 23 der Grad der Ablenkung bei Benutzung beider Extrakte 
derselbe war. An dem Serum des Pferdes 20 wurde bei 
polyvalentem Extrakt ein stärkerer Ablenkungs¬ 
wert ermittelt; dagegen lenkten die Sera der 
Pferde 18 und 26 bis zu einem gewissen Grade bei 
Benutzung von monovalentem Extrakt stärker 
a b ; denn die Hemmung der Komplementablenkung war an dem 
ersten Serum bei monovalentem Extrakt noch bei 0,02 vollständig, 
während sie bei polyvalentem Extrakt nur partiell war. Das 


existiere es nicht, kann ich mir den Hinweis nicht versagen, daß 
die Pferde auf Grund einer amtlich an anderer Stelle ausgeführten 
Untersuchung als unverdächtig angesehen worden sind, die Prü¬ 
fung als abgeschlossen bezeichnet worden ist Hätten nicht die 
serologischen Feststellungen des tierhygienischen Instituts bzw. 
andere Prüfungsergebnisse den Verdacht der Rotzkrankheit er¬ 
geben, wäre hier ein völliges Versagen der Blutprobe zu verzeichnen 
gewesen, die die Pferde in der Tat alle nacheinander ermittelt hat. 
Der Schütz sehe Vorwurf entfällt somit nicht auf mich, sondern 
gleichzeitig auf den Leiter einer andern Untersuchungsstelle. Es 
ist also, wie hervorgehoben sei, an beiden Stellen Übereinstimmung 
bei Benutzung monovalenter Extrakte erzielt worden, die Ergeb¬ 
nisse stehen somit über jeden Zweifel erhaben da. Man sieht, daß 
die Schütz sehe, nicht auf objektiven Feststellungen begründete, 
sondern rein willkürliche Meinungsäußerung nebst allen Prämissen 
der Stützen entbehrt. Im übrigen hat der von mir vertretene 
Standpunkt ja inzwischen durch die Veröffentlichungen von Bon¬ 
gert (36) und Schmidt (37) eine ihn bis in alle Einzelheiten be¬ 
stätigende Rechtfertigung erfahren. 

B ) Die Pferde wurden in der Zeit bis zum Erscheinen der be¬ 
treffenden Arbeit getötet und erwiesen sich sämtlich als rotzkrank. 

' ,0 ) An der betreffenden Stelle der Arbeit befindet sich ein 
Druckfehler. Es ist dort 8 gesagt, muß aber 18 heißen. 




330 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 28. 


Serum des Pferdes 26 lenkte bei monovalentem Extrakt in einer 
Menge von 0.1 vollständig ab, bei polyvalentem Extrakt jedoch 
nicht mehr vollständig. Auf der anderen Seite war aber der Ab- 
lenkungswert bei 0,1 gegenüber polyvalentem Extrakt noch fast 
vollständig, unter Benutzung von monovalentem Extrakt partiell. 
Dementsprechend fiel die Reaktion bei einer Seruminenge von 0,02 
gegenüber polyvalentem Extrakt schwach unvollständig, bei mono¬ 
valentem Extrakt negativ aus. 

Da das Ergebnis der Zerlegung zur Zeit der Niederschrift dieser 
Zeilen noch nicht feststeht,“) dürfte es nicht ohne Interesse sein, 
zu erfahren, daß das Pferd Nr. 14 mit einem Agglutinationswerte 
von 1000 und einem K.-H. - Reaktionswerte von 0,02 bei vollstän¬ 
diger Ablenkung des Komplements gegenüber polyvalentem Ex¬ 
trakt bei 0,02 ccm und Fehlen der ablenkenden Substanzen bei 
Verwendung von monovalentem Extrakt einen linksseitig „ver¬ 
dächtig geschwollene n“ Kehlgangslymphknoten 
zeigte. Das Pferd 21 mit einem polyvalenten Extraktablenkungs- 
wert von 0,02 vollständig gegenüber einem negativen Befunde bei 
monovalentem Extrakt und einem Agglutinationswert von 500, 
K.-H.-Reaktionswert 0,2, Konglutinationswert 0,02 hatte, gleichfalls 
nach den Angaben des beamteten Tierarztes, eine linksseitige, 
verdächtige Lymphknotenschwellung und Nasen¬ 
ausfluß auf der gleichen Seite. Ähnliche Krankheits¬ 
ei scheinungen bestanden bei einem Teil der inzwischen getöteten 
rotzkranken Pferde, die nach dem Ergebnis der Ablenkung mit 
monovalentem Extrakt als verdächtig anzusehen waren. Die Mehr¬ 
zahl der nach den amtlichen Methoden als rotzverdächtig bezeich- 
neten Pferde war im übrigen klinisch unverdächtig.“ 


Tabelle. (Pfeiler sehe Darstellung.) 



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*) M. E. = monovalenter Extrakt. 
**) P. E. = polyvalenter „ 


Schütz hat nun diesen Teil der Versuche folgender¬ 
maßen kommentiert: „Bei einem anderen Versuche liegen ge¬ 
nauere. Angaben vor. Die Größe des Bestandes ist zwar auch 
hier nicht mitgeteilt, das Ergebnis der Blutuntersuchungen 
aber für 12 rotzige Pferde in einer Tabelle zusammengestellt.“ 
Diese Tabelle wird nun von Schütz abgedruckt, 
und zwar in der hierunter wiedergegebenen, abgeänderten 
Form: 


Tabelle. (Abänderung von Schütz.) 


Pferde 

Aggluti¬ 

nation 

Kongluti- 

nation 

K. H. 

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0,2 1 0,1 | 0,05; 0,02} 0.2 K 

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" 


l1 ) Vgl. die Anmerkung auf Seite 329. 


Schütz hat sich also, wie man sieht, die 
für literarische Begriffe ganz ungewöhn¬ 
liche Freiheit genommen, die Prüfung unter 
Benutzung polyvalenter Extrakte au s der 
Tabelle einfach herauszustreichen, so daß 
das Tabellenwerk nunmehr den Eindruck 
macht, als ob tatsächlich beabsichtigt wäre, 
lediglich das Versagen der Komplementab¬ 
lenkung bei fünf Pferden zum Ausdruck zu 
bringen. Schütz legt also selbst durch seine Darstellung 
der Verhältnisse das in meine Veröffentlichung hinein, was 
darzutun er beabsichtigt, nicht, was ich mitgeteilt habe. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

(Aus dem veterinär-pathologisch-anatomischen Institut der 
Universität Gießen.) 

Zur Kenntnis der Fettgewebsnekrose beim Hunde. 

Von Dr. C. Haas. 

(Archiv für wias. u. prakt Tierheilk., 40. Bd., 3. H.) 

H a a s untersuchte zwei mit Fettgewebsnekrose behaftete 
Hunde. Der erste litt an Wassersucht und ging daran ein, der 
zweite starb an den Folgen roher Mißhandlung. Bei Hund I 
fallen in den Fettgewebssträngen des Netzes zahlreiche mohn- 
samen- bis hirsekorngroße, scharf begrenzte, gelblichweiße 
Herde auf, deren Konsistenz derb und bröcklich erscheint. 
Ähnliche Veränderungen zeigen das Fettgewebe des Gekröses, 
das interstitielle und peripankreatische Fettgewebe, sowie der 
Fettbesatz des Herzbeutels. Hund II: Das Netz ist mit der 
ventralen Fläche des rechten Schenkels der Bauchspeichel¬ 
drüse vom Pylorus an auf eine Länge von 5 Zentimeter fest ver¬ 
klebt. Nach dem Loslösen sieht man die Berührungsstellen 
mit einer grau- bis grünlichgelben, teils bröcklichen, teils zäh¬ 
klebrigen Masse abgestorbenen Fettgewebes bedeckt. Pan- 
Itreas ist graugelb und allenthalben durchsestzt mit hirsekorn- 
bis linsengroßen, zitronengelben, opaken, derben Knötchen, 
die teilweise von einem roten Hof umgeben sind. Linsengroße 
gelbe Herde zeigen sich zwischen Pankreas und Dünndarm. 
Verschiedene Lymphbahnen dieser Gegend enthalten eine 
grünlichgelbe, durchscheinende Masse. Eas Netz ist beson¬ 
ders in der Nähe der Bauchspeicheldrüse mit zitronengelben 
Herden durchsetzt.. Am Milzhilus fällt eine Kette von mohn¬ 
samengroßen, zitronengelben, opaken Knötchen auf. 

Haas schildert genau die Ergebnisse der mikroskopischen 
Untersuchungen und folgert, daß bei den beiden Hunden am 
abdominalen Fettgewebe typische Fettgewebsnekrose Vorge¬ 
legen hat, die Gleichartigkeit mit derselben Erkrankung des 
Menschen zeigt. Einen wesentlichen Unterschied bietet nur der 
Befund der an den Lymphbahnen wahrgenommenen Nekrose. 
Möglicherweise steht die Fettgewebsnekrose im ursächlichen 
Zusammenhang mit Erkrankung des Pankreas. 

J. Schmidt. 

Schrapnell-Wunden beim Pferd. 

Von Landsturm-Untertierarzt Josef T 6 g 1 ä s. 

(Allatorvosl Lapok, 1916, Nr. 16.) 

Schrapnell-Explosionen verursachen ausgebreitete Wunden 
mit großer Blutung und ausgedehnten Substanzverlusten. Das 
Bluten tritt trotz des Blutstillens wiederholt auf. In der Um¬ 
gebung entstehen schmerzhafte Infiltrationen. Fieber, Appetit- 













13. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


331 


losigkeit, Apathie sind weitere Begleiterscheinungen. Die anti¬ 
septische Wundbehandlung stößt infolge der mannigfaltigen 
Gänge und Kanäle auf manche Schwierigkeit. Verfasser füllt 
anfangs nach gründlichem Reinigen diese Gänge mit Gaze aus, 
später wendet er eine alkoholische Pyoktanin-Kupfervitriol- 
lösung (50 : 30 :1000) mit gutem Erfolge an. 

Dr. La . 

Fremdkörper in der Zunge. 

(Mitt d. Ver. bad. Tierärzte, 1915, Nr. 7.) 

Eine Kuh erkrankte an Abszedierung der Zunge mit 
starker Verdickung. Veterinärrat Welte erzielte mit der 
eingeleiteten chirurgischen Behandlung keinen Erfolg. Die 
Nahrungsaufnahme wurde immer geringer. Daher erfolgte 
Notschlachtung. Beim Einschneiden der Zunge in der Längs¬ 
richtung fand sich im Zungengrunde ein 9 cm langes Draht¬ 
stück, das die Eiterung verursacht und unterhalten hatte. 

J. Schmidt. 

Zur Bekämpfung der Schweinepest 

Von Bezirkstierarzt Seltenreich in Waldkirch. 

(Mitt. d. Ver. bad. Tierärzte, 1915, Nr. 8.) 

Seltenreich impfte in 6 mit Pest verseuchten Be¬ 
ständen 21 Schweine zur Erzielung eines Schutzes gegen Er¬ 
krankung und 7 behufs Heilung. Die schutzgeimpften Tiere 
blieben gesund; von den heilgeimpften Tieren starben 4. Zur 
Verwendung war das Immunserum nach Hutyra und 
Köves gelangt 

Bei der Beurteilung der Wirkung dieses Serums muß 
berücksichtigt werden, daß in vielen nicht geimpften Beständen 
die Erkrankungsziffer sehr niedrig blieb, so daß nach Selten- 
reich weitere Versuche nötig sind. 

J. Schmidt. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 30. Juni 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Oemelnden and Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. 1 Ge¬ 
meinde, 1 Gehöft, Labiau 1, 1 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.), Wehlau 
2, 2 (1, 1), Heiligenbeil 1, 1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Tilsit 1, 1 
(L 1), Pillkallen 1, 1, Darkehmen 1, 1, Goldap 6, 6 (1, 1), Oletzko 
1, 1. Reg.-Bez. Allenstein: Allenstein Stadt 1, 1 (1, 1), Neiden- 
burg 3, 3 (2, 2), Osterode i. Ostpr. 3, 4. Reg.-Bez. Marien- 
werder: Strasburg i. Westpr. 1, 1, Briesen 1, 1 (1,1). Reg.-Bez. 
Stettin: Stettin Stadt 1, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Posen: Sehroda 
1, 1, Posen Stadt 1, 1, Posen West 1, 1, Neutomischel 1, 1, Koschmin 
1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Bromberg: Znin 1, 1, Wongrowitz 2, 2, 
Gnesen 1, 1. Reg.-Bez. Breslau: Breslau 1; L Reg.-Bez. 
Liegnitz: Rothenburg i. O.-L. 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: 
Pleß 1, 1. Reg.-Bez. Magdeburg: Wanzleben 1, 1 (1, 1). Reg.- 
Bez. Cassel: Witzenhausen 1, 1. Königreich Sachsen. K.-H. 
Dresden: Dippoldiswalde 1, 1 (1, 1). K.-H. Leipzig: Leipzig 
Stadt 1, 1 (1, 1). Mecklenburg-Schwerin: Schwerin 2, 2, Rostock 
1, 1, Malchin 1, 1, Waren 1, 1. Elsaß-Lothringen: Bez. Lothrin¬ 
gen: Metz West 1, 1. Insgesamt: 35 Kreise, 47 Gemeinden, 
49 Gehöfte; d a vo n neu: 13 Gemeinden, 13 Gehöfte. 

Lungenteuche, Pockenoeuche, Beschälseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Scbwelneseuche (elnschl. Schweinepest). 




■ul- md 

i 

8ohwelneseocbe 

Regierungs- usw. Bezirke 


elnsch 

. Schweinepest 

bzw. Bundesstaaten 

Kreise 

Ge- 

Ge- 

Kreise 

Ge- 

Ge- 


usw. 

meinden 

höfte 

nsw. 

meinden 

h5fte 

Preußen: Königsberg . . . 

5 

K9 

11 

9 

16 

17 

Gumbinnen. 

1 

1 

1 

3 

19 

20 

Allenstein. 

— 

— 

— 

5 

16 

18 

Danzig. 

— 

— 

— 

4 

6 

6 

Marienwerder. 

2 

2 

2 

6 

12 

12 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Potsdam. 

4 

7 

7 

10 

24 

34 

Frankfurt. 

4 

6 

7 

9 

24 

27 

Stettin. 

4 

6 

11 

3 

6 

7 

Köslin. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Stralsund. 

1 

2 

3 

3 

5 

5 

Posen . 

4 

5 

5 

15 

29 

31 

Bromberg. 

3 

3 

3 

6 

14 

14 

Breslau. 

— 

— 

— 

22 

91 

109 

Liegnitz. 

1 

1 

1 

16 

58 

70 

Oppeln. 

Magdeburg . 

2 

2 

2 

12 

3 

27 

10 

30 

11 

Merseburg. 

— 

— 

— 

8 

16 

18 

Erfurt. 

— 

— 

— 

6 

12 

14 

Schleswig. 

7 

8 

14 

3 

3 

4 

Hannover. 

1 

1 

1 

6 

10 

22 

Hildesheim. 

2 

3 

3 

5 

5 

5 

Lüneburg . 

1 

1 

1 

4 

5 

5 

Stade . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Osnabrück. 

— 

— 

fjfs 

2 

2 

2 

Aurich. 

— 

— 


— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 


4 

4 

11 

Minden. 

— 

— 


2 

2 

6 

Arnsberg. 

— 

— 


9 

13 

19 

Kassel. 

1 

1 

1 

14 

42 

57 

Wiesbaden. 

1 

1 

5 

7 

21 

22 

Koblenz. 

1 

1 

1 

6 

14 

19 

Düsseldorf. 

— 

— 

— 

2 

6 

6 

Köln ........ 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Trier. 

1 

7 

40 

4 

5 

6 

Aachen. 

— 

— 

— 

2 

2 

4 

Sigmaringen. 

— 

—- 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

9 

27 

148 

4 

7 

8 

Niederbayern. 

— 

— 

— 

3 

6 

6 

Pfalz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Oberpfalz. 

— 

— 

— 

2 

4 

5 

Oberfranken. 

— 

— 

— 

— 

— 

i 

Mittelfranken. 

2 

3 

39 

5 

9 

mm 

Unterfranken. 

3 

6 

56 

2 

3 

3 

Schwaben. 

8 

28 

112 

1 

2 

2 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Dresden. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Leipzig. 

1 

_2 

7 

2 

2 

2 

Zwickau. 

— 


— 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

4 

5 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

2 

2 

2 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

8 

20 

87 

1 

1 

1 

Baden: Konstanz. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Freiburg. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Mannheim. 

1 

1 

2 

6 

13 

69 

Hessen. 

— 

— 

— 

4 

8 

33 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

6 

33 

109 

5 

7 

7 

Sachsen-Weimar. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

1 

3 

7 

Oldenburg . 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Braunschweig. 

— 

— 

— 

5 

22 

39 

Sachsen-Meiningen .... 

1 

1 

2 

1 

1 

o 

Sachsen-Altenburg .... 
Sachsen-Koburg-Öotha . . 

— 

. — 

— 

1 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Anhalt. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Schwarzburg-Rud lstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie.... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

2 

5 

6 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen . .. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hamburg. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Elsaß-Lothringen. 

5 

7 

20 

3 

3 

8 

Deutsches Reich 

102 

210 

717 

ikh 

639 

870 

Davon in Preußen 

47 

69 

HEj] 

1 215 

524 

637 































































































332 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 28. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Ein weiterer Fall von Blaufärbung im Fleische eines Rindes 
nach Einspritzung einer blauen Arznei. 

Von Obertierarzt Prof. Glage in Hamburg. 

In Nr. 43, Jahrg. 1915, Seite 512 der B.T.W. hatte ich 
eine Blaufärbung bei einem geschlachteten Rinde näher ge¬ 
schildert, die ich auf das Einspritzen eines blauen Farbstoffes 
zu therapeutischen Zwecken glaubte zurückführen zu können. 
Am 28. Juni d. J. wurde bei der hiesigen Fleischbeschau ein 
fast völlig gleichartiger zweiter Fall ermittelt. Es handelte sich 
um eine ordnungsmäßige Schlachtung eines anscheinend ge¬ 
sunden Tieres in der Schlachthalle, und zwar um eine fünf¬ 
jährige Kuh deutscher Herkunft. 

Der ausgeschlachtete Tierkörper fiel, verglichen mit den 
Nachbartieren, durch die allgemeine bläuliche Färbung auf. 
Die Blaufärbung betraf wiederum vorwiegend nur die Binde- 
gewebssubstanzen, besonders das straffe Bindegewebe, Sehnen, 
Faszien, Periost und Perichondrium und die Wandungen der 
Blutgefäße, ferner die serösen Häute und zeigte Schattierungen 
vom Blauviolett bis Hellblau, daneben waren grüne Färbungen 
vorhanden, je nach der Grundfarbe des betroffenen Gewebes 
und der Farbmasse. 

Die ganze Unterhaut war, um einige Einzelheiten zu schildern, 
schwach blaugrau gefärbt. An der rechten Halsseite war sowohl 
am Fell wie am Fleisch ein tief dunkelblauvioletter eßtellergroßer 
Fleck zugegen, der an Intensität um das Vielfache die allgemeine 
schwache bläuliche Hautfärbüng überragte und sich ziemlich scharf 
abgrenzte. Auf der linken Halsseite war ein sehr kleiner ähnlich 
kräftiger Farbfleck nahe dem oberen Halsrande vorhanden. Rechts 
in dem erwähnten großen Fleck befand sich in der Unterhaut eine 
hühnereigroße Beule, und zwar an der Stelle der stärksten Fär¬ 
bung in der Mitte der seitlichen Halsfläche, und in dieser war eine 
trübe, geruchlose, dünne, graugelbe, mit Fetzen untermischte eiter- 
ähnliche Flüssigkeit nachweisbar. Die Wandungen dieses Herdes 
bildete eine sehr dünne Bindegewebskapsel. Die tief blauviolette 
Farbe der Umgebung erstreckte sich bis zum Buggelenk hin, ferner 
tief in die Halsmuskulatur hinein. Überall war hier blauviolettes 
Bindegewebe zwischen den Muskeln zugegen. Das Nackenband 
sah satthimmelblau gefärbt aus. Rechte Bugdrüse auf das Drei¬ 
fache geschwollen, sehr saftig und dunkelviolett; linke Bugdrüse 
nicht bemerkenswert vergrößert, mit kleinem, blauen Fleck an 
einer Stelle der Randzone. Brustfell, Bauchfell abnorm bläulich, 
blaugrau bis, besonders in der Gegend des Schaufelknorpels und 
am Mittelfell, intensiv himmelblau; die Organüberzüge gleichfalls 
gefärbt, wobei je nach der normalen Grundfarbe die Blaufärbung 
an einigen scharf auffällt, wie an den Lungen, an anderen dunk¬ 
leren (Leber, Milz) nicht. Herzfleisch braunrot, große Blutgefäße am 
Herzen (Aorta, Lungenarterie), ferner auch alle sonstigen Haupt¬ 
adern (z. B. Karotis, Jugularis, Nieren-, Becken-, Schenkel¬ 
arterien) blaßblau oder grasgrün. Die sehnigen Häute der Bauch¬ 
wandungen und der sehnige Teil des Zwerchfelles sind himmelblau, 
größere Faszien zwischen den Muskeln, z. B. in der Tiefe der 
Schenkelmuskulatur, blau bis grün, Perichondrium und Periost 
himmelblau. Faszien des Euters sattblau, Eutergewebe grau¬ 
gelb, Eutersekret nicht blau. Es liegt eine Eutererkrankung 
in Form einer katarrhalischen Mastitis vor. Nieren braungrün. 
Die Harnblase war nicht zu erhalten. Die Prüfung der oberen 
Verdauungswege ergibt keine besonderen Verfärbungen der 
Schleimhäute. Fett von normal gelber Farbe und sulzig-wässerig, 
das Tier ist Btark abgemagert. Muskulatur dunkelrot. Blut ohne 
Abweichung in bezug auf Farbe. Alle Körperlymphdrtisen, abge¬ 
sehen von den Bugdrüsen, ohne Anfärbung. Gehirn, Rückenmark 
nebst Rtickenmarkshäuten und Nerven nicht verfärbt. 

Wenn man dieses Bild betrachtet, so kann es keinem 
Zweifel unterliegen, daß bei dem Tiere an der rechten Seite 


des Halses in der Mitte der Halsfläche eine subkutane In¬ 
jektion eines blauen Farbstoffes gemacht worden ist, worauf 
eine Verbreitung der Farbe im ganzen Körper mit allgemeiner 
Anfärbung der Bindegewebssubstanzen folgte. Der Tierkörper 
wurde nach Entfernung der stärkst verfärbten Teile als 
minderwertig auf die Freibank gegeben. Die Art der Arznei 
ist nicht ermittelt worden; es kann dieser Fund aber erneut 
daran erinnern, daß bei der Verwendung blauer 
Farben zu Injektionen unliebsame Folgen in 
bezug auf die Fleischbeschaffenheit ein- 
treten können. 

Verfügung, betreffend Fleieohversorgung. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen and Forsten. 

Journal-Nr. IA Ie 2681 M. f. L. II b6458 M. f. H. u. G. 

V. IS 791 M. d I. 

Berlin, den 27. Mai 1916. 

An die Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Ober¬ 
präsidenten in Potsdam. 

Die bei der Reichsfleischstelle eingehenden Anzeigen über den 
Umfang der gewerblichen Schlachtungen im Monat April 1916 lassen 
erkennen, daß die nach der Ausführungsanweisung zur Verordnung 
über Fleischversorgung vom 27. März 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 199) 
vom 29. März 1916 — IA Ie 2059 M. f. L., IIb 4163 M. f. H., 
V 12114 M. d. I. — zu § 6 unter I und II vorgeschriebene Über¬ 
wachung der gewerblichen Schlachtungen nicht überall mit der 
nötigen Strenge durchgeführt worden ist. In verschiedenen 
Kommunalverbänden haben die gewerblichen Schlachtungen die 
von der Reichsfleischstelle zugelassene Höchstzahl überschritten. 
Dieses muß unbedingt- vermieden werden, um eine gleichmäßige 
und ausreichende Versorgung der Bedarfsbezirke, an aer es bisher 
vielfach gefehlt hat, zu sichern. Die Einführung einer schärferen 
Überwachung in dieser Hinsicht ist daher erforderlich. 

Die Vorschriften über Hausschlachtungen haben Anlaß zu 
Zweifeln und Mißverständnissen gegeben. Namentlich haben die 
in einigen Bezirken erlassenen Hausschlachtungsverbote die Nei¬ 
gung der kleineren Viehhalter, Schweine zu halten, anscheinend 
beeinträchtigt. Eine Neuregelung der sämtlichen Vorschriften über 
die Schlachtungen erscheint daher notw'endig. 

Wir ordnen deshalb zur Ausführung des § 6 über Fleisch¬ 
versorgung vom 27. März 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 199) — Min.-Bl. 
M. f. L. S. 82 — unter Aufhebung unserer bisherigen Ausführungs¬ 
anweisung zu diesem Paragraphen (vergl. Min.-Bl. M. f. L. S. 82 ff.) 
folgendes an: 

I. Verteilung der Schlachtungen. 

Den Kommunalverbänden (Stadt- und Landkreisen) wird die 
Höchstzahl der für ihren Bezirk für einen bestimmten Zeitraum 
zugelassenen Schlachtungen an Rindvieh, Schafen und • Schweinen 
durch den Oberpräsidenten bezw. den Regierungspräsidenten nach 
Maßgabe der diesen von der Reichsfleischstelle für ihre Provinz 
bezw. ihren Bezirk mitgeteilten Höchstzahlen zugeteilt. 

Soweit erforderlich, sind die Schlachtungen von den 
Kommunalverbänden auf die Gemeinden, von diesen auf die in 
Betracht kommenden Betriebe ihres Bezirkes unterzuverteilen. 
Dabei ist der Umfang der bisherigen Schlachtungen des einzelnen 
Betriebes zu berücksichtigen. 

Die Kommunalverbände und Gemeinden sind dafür verant¬ 
wortlich, daß die ihnen zugewiesene Zahl der Schlachtungen nicht 
überschritten wird. Minderschlachtungen in einer Viehgattung 
dürfen dabei nicht durch Mehrschlachtungen in einer anderen Vieh¬ 
gattung ausgeglichen werden. 

H. Gewerbliche Schlachtungen. 

1. Die Leiter der Kommunal verbände (Landräte, Oberamt¬ 
männer, Oberbürgermeister) haben für die für ihre Bezirke zuge¬ 
lassenen gewerblichen Schlachtungen den zur Schlachtung berech¬ 
tigten Betrieben Schlachterlaubnisscheine auszustellen. Diese 
Schlachtscheine sind nicht übertragbar und haben nur Gültigkeit 
für den Zeitraum, für den sie ausgestellt werden. Schlachtungen 
von Rindern, Schweinen und Schafen, die nicht ausschließlich für 
den eigenen Wirtschaftsbedarf des Viehhalters bestimmt sind, 
dürfen nur auf Grund eines vom Leiter des Kommunalverbandes 
ausgestellten Schlachtscheines vorgenommen werden. 

2. Der Schlachtschein ist dem Fleischbeschauer vor der Vor¬ 
nahme der Lebendbeschau zu übergeben und von diesem mit der 
Bescheinigung der Schlachtung und der Angabe des ermittelten 
Lebendgewichts des Schlachttieres dem Leiter des Kommunalver¬ 
bandes oder der von diesem bezeichneten Stelle einzureichen. 

3. Wird dem Fleischbeschauer ein gültiger Schlachtschein nicht 
vorgelegt, so hat er die Lebendschau an dem Schlachttier abzu¬ 
lehnen und der Ortspolizeibehörde Anzeige zu erstatten. Die 
Polizeibehörde hat die Tiere vorläufig zu beschlagnahmen und für 
Unterbringung zu sorgen. Der Eigentümer hat die beschlag- 





13. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


333 


nahmten Tiere auf Verlangen der Gemeinde käuflich zu überlassen. 
Die Gemeinden haben sich bei Verwertung der Tiere der Vieh¬ 
handelsverbände zu bedienen. 

4. Fleisch von Schlachttieren, die ohne Vorlage und Abgabe 
des Schlachtscheines an den Fleischbeschauer oder von un¬ 
berechtigten Personen geschlachtet sind, ist zugunsten der Ge¬ 
meinde oder des Kommunalverbandes des Schlachtortes einzu¬ 
ziehen, ein Entgelt ist hierfür nicht zu bezahlen. 

5. Die Bestimmungen gelten auch bei Schlachtungen, die im 
Aufträge der Heeresverwaltung vorgenommen werden. Die Aus¬ 
stellung des Schlachtscheines für solche Schlachtungen wird nach 
näherer Anweisung des Kriegsministers von der für den Schlacht¬ 
ort zuständigen militärischen Dienststelle erfolgen. Auch diese 
Schlachtscheine sind von dem Fleischbeschauer mit den erforder¬ 
lichen Gewichtsangaben zu versehen und an den für den Schlacht¬ 
ort zuständigen Kommunalverband einzusenden. 

III. Hausschlachtungen. 

Die bestehenden Hausschlachtungsverbote werden aufgehoben. 

Für Schlachtungen, die ausschließlich für den eigenen Wirt¬ 
schaftsbedarf des Viehhalters erfolgen (Hausschlachtungen), gelten 
folgende Vorschriften: 

1. Die zur Schlachtung gelangenden Tiere müssen vom Be¬ 
sitzer mindestens sechs Wochen in seiner Wirtschaft gehalten sein. 

2. Das aus solchen Schlachtungen nach dem Inkrafttreten der 
Verordnung vom 27. März gewonnene Fleisch darf nur unentgelt¬ 
lich oder an Personen abgegeben werden, die zum Haushalt des 
Viehhalters gehören oder in seinem Dienste stehen. 

3. Schlachtungen sind nur mit schriftlicher Genehmigung des 
Leiters des Kommunal verbandes gestattet, welche bei Schlachtun¬ 
gen, die der Beschaupflicht unterliegen, dem Fleischbeschauer, sonst 
dem Trichinenschauer vor der Schlachtung vorzulegen ist. Bei 
Einholung der Genehmigung ist das ungefähre Lebendgewicht des 
Schlachttieres und die Zahl der Wirtschaftangehörigen des Haus¬ 
haltes, für den die Schlachtung erfolgen soll, dem Leiter des 
Kommunal verbandes anzugeben. Die Genehmigung ist zu ver¬ 
sagen, wenn nach Prüfung der vorhandenen Vorräte aus früheren 
Schlachtungen ein Bedürfnis nicht anerkannt werden kann. 

4. Das Fleisch aus unerlaubten Hausschlachtungen verfällt dem 
Kommunalverbande, ohne daß ein Entgelt dafür gezahlt wird. 

5. Die Landräte (Oberamtmänner, Oberbürgermeister) haben 
die zur Durchführung vorstehender Hausschlachtungsvorschriften 
etwa erforderlichen Anordnungen zu treffen. 

IV. Notschlachtungen. 

Notschlachtungen fallen nicht unter die vorstehenden Vor¬ 
schriften. Sie sind unverzüglich, spätestens innerhalb 24 Stunden 
nach der Schlachtung dem Landrat (Oberamtmann, Oberbürger¬ 
meister) anzuzeigen. Zur Anzeige verpflichtet ist außer dem 
Schlachtenden auch der Fleischbeschauer, bei Schweinen auch der 
Trichinenschauer. 

Das Fleisch aus Notschlachtungen ist gegen eine im Streitfälle 
von den Regierungspräsidenten (in Berlin dem Polizeipräsidenten) 
endgültig festzusetzenden Entschädigung an die von dem Leiter 
des Kommunalverbandes zu bezeichnenden Stellen abzuliefern und 
von diesen nach Anweisung des Verbands zu verwerten. Dabei 
ist dafür Sorge zu tragen, daß ein Verderben des Fleisches unter 
allen Umständen verhütet wird. Sofern und solange besondere 
Stellen vom Kommunalverbande nicht bezeichnet sind, hat die 
Ablieferung des Fleisches an den Gemeinde-(Guts-)Vorsteher zu 
erfolgen. Dieser hat alsdann für die Verwertung Sorge zu tragen 
und dem Kommunalverband Anzeige zu erstatten. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. 

I. A.: L u 8 e n 8 k y. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. V.: Freiherr von Falkenhausen. 

Der Minister des Innern. 

I. V.: Dre w s. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Vizewachtmeister Fritz Freyling, stud. med. vet., durch 
Granatsplitter im Oberarm und Unterschenkel. 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Korpsstabsveterinär Karl Kammerhoff, Armeeveterinär 
beim Armee-Oberkommando 9 (früher in Danzig beim 

xvn. A.-K.). 

Korps veterinär Josef Krill (Vorstand der Militär-Lehr¬ 
schmiede in Königsberg i. Pr.). 

Korpsveterinär Otto P a h 1 (Stabsveterinär a. D. in Berlin). 


Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Hans Rath (Tierarzt aus Gießen). 
Feldunterveterinär A. Jakubczyk (aus Lyck). 

Veterinär Heinrich Reiche (Tierarzt in Karby, 
Kr. Eckernförde). 

Veterinär Dr. Gerhard Goller (Bezirkstierarzt-Assistent 
in Bretten). 

Oberveterinär Richard Schaumann (Tierarzt in Mölln). 
Oberveterinär August Nobbe (Tierarzt in Bielefeld). 
Veterinär Friedrich Koch (Tierarzt in Marl). 

Veterinär Dr. Ernst Häußler (Tierarzt in Ludwigsburg). 

Einhnndertnnderste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 25. Juni, bis Sonnabend, den 1. Juli 1916. 

Am 1. Juli d. J. hat die große englische Offensive an 
der Westfront eingesetzt, im Zusammenhang damit die 
Angriffsbewegung in der sich östlich an die englische Front 
anschließenden französischen Stellung. Das Hauptkampf¬ 
gebiet hat die Breite von etwa 40 km zu beiden Seiten der 
Ancre und der Somme. In der ersten Woche ist es den Fran¬ 
zosen gelungen, die vordersten deutschen Gräben an mehreren 
Punkten zu nehmen und einige Ortschaften in unserer ersten 
Linie zu besetzen. Die Engländer haben nur einen sehr 
geringen Geländegewinn zu verzeichnen. Die Kampftätigkeit 
geht an der ganzen englisch-französischen Front dieser 
Gegend w r eiter. Anscheinend ist die Vorwärtsbewegung 
unserer Feinde schon zum Stehen gebracht. Wenn inan den 
außerordentlichen Kräfteaufwand der Feinde bei dieser Offen¬ 
sive in Betracht zieht, so haben unsere Gegner nur einen sehr 
geringen Erfolg erreichen können. 

Vor Verdun haben die Franzosen auf dem linken Maas¬ 
ufer weitere starke, hartnäckige Angriffe versucht; sie sind 
sämtlich verlustreich abgeschlagen worden. Auf dem rechten 
Maaöufer ist die „hohe Batterie von Damloup“ in unsere 
Hände gekommen und gegen alle Wiedereroberungsversuche 
gehalten worden. 

Im Verlaufe des Juni haben unsere Gegner an der 
Westfront 37 Flugzeuge eingebüßt, von denen 
22 in deutschem Besitz sind, wogegen wir nur 7 Flugzeuge 
verloren haben. 

Im 0 81 e n hat die russische Offensive «ich jetzt auch 
auf die Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern und 
den südlichen Teil der Hindenburgfront ausgedehnt. Kleinere 
Angriffe sind auch an anderen Punkten der Ostfront zu ver¬ 
zeichnen. Alle Angriffe, die die Russen gegen die deutschen 
Linien südlich des Narocz-Sees richteten, sind restlos abge¬ 
schlagen worden, ebenso die Anstürme gegen die Front des 
Prinzen Leopold, namentlich in der Gegend von Barano- 
witschi. Im südlichen Teil der Ostfront wogt der heiße Kampf 
hin und her; nordwestlich von Kolki mußten die österreichisch- 
ungarischen Truppen, die länger als 3 Wochen der Über¬ 
macht widerstanden hatten, aus ihren Linien, die in einem 
Winkel gegen Czartorysk vorspringen, in eine weiter zurück¬ 
liegende Stellung zurückgenommen werden. Die Heeres¬ 
gruppe Linsingen hat schwere russische Stöße auszuhalten ge¬ 
habt. Die Russen führten wieder große Massen frischer 
Truppen in den Kampf und haben sogar größere Kavallerie¬ 
massen eingesetzt. Alle Angriffe wurden unter schweren 
Verlusten für den Gegner abgeschlagen. Die Heeresgruppe 
Bothmer errang südöstlich von Tlumacz Erfolge, mußte aber 
im Abschnitt von Varysz ihre Front etwas zurück verlegen. 
In der Bukowina haben die Russen keine weiteren Fortschritte 
erzielt. Es ist nicht anzunehmen, daß die russische Heeres¬ 
leitung schon jetzt vom Kampf abstehen wird, es ist aber auch 
nicht daran zu zweifeln, daß ihr ein nachhaltiger Erfolg ver¬ 
sagt bleiben wird. 

Auf dem italienischen Kriegsschauplatz 
ist die Lage unverändert 

Die Hauptgruppe der russischen Kräfte, die von Persien 
aus die türkische Irakfront bedrohten, ist bis hinter 



334 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 28. 


Kerraansehah zurückgeschlagen worden. Auch an der 
kaukasischen Front haben die Türken weitere Vor¬ 
teile errungen. N e v. 


Kriegsfürsorgeeinrichtung für die 
Tierärzte. 

X. Bericht. 

I. Eingftnge. 

1916. April. 

Nachtrag: Tierärztekammer West¬ 
preußen, III. Rate .... 280,00 M. 

Mai. 

Veterinäroffiziere des Korps Werder in 

Flandern, IX. und X. Rate. 

Prof. Dr. R a e b i g e r, Halle a. S., Schrift¬ 
steller-Honorar . 

E i 1 ra a n n , Kreistierarzt in Schleusingen, 

Kr. Erfurt. 

Dr. P., Kreistierarzt in G., II. Rate 

Dr. Kuschel, prakt. Tierarzt in Vetschau, 

Bez. Frankfurt a. 0. 

N e t h e, Kreistierarzt in Freienwal de, Bez. 

Potsdam. 

V ollbrecht, prakt. Tierart in Reyers¬ 
hausen, Bez. Hildesheim. 

Marggraf, Kreistierarzt in Weener, Bez. 

Aurich. 

B u r a u , Stabsveterinär, Gardelegen, durch 
Schoetz, Berlin. 

Monat M a i Schlußsumme : 

Juni. 

Prof. Dr. R a e b i g e r, Halle a. 8., IIJ. Rate 
Bock, prakt. Tierarzt, Wülfel, als Stabs¬ 
veterinär im Felde, IV. Rate .... 
Dr. Brüggemann, Assist, der Hochschule 
Hannover, als Veterinär im Felde . . 
Tierärztekammer Hessen-Nassau, XII. Rate . 
Simmermacher, Kreistierarzt inGenthin, 

Bez. Magdeburg. 

Herbst, prakt. Tierarzt in Gifhorn, Bez. 

Lüneburg . 

Dr. D i e r i c h, prakt. Tierarzt, Berlin- 

Karlshorst . 

Dr. L ü d e r s, Kreistierarzt, Dillenburg, Bez. 

Wiesbaden. 

Katschinsky, Kreistierarzt, Lüchow, 

Bez. Lüneburg. 

Schulz, Kreistierarzt, Winsen, Bez. Lüne¬ 
burg . 

Kaestner, Polizeitierarzt, Berlin.... 
List, prakt. Tierarzt, Klötze, Bez. Magde¬ 
burg . 

N a p p, prakt. Tierarzt, Uelzen, Bez.Lüneburg 
M a t z k i, Kreistierarzt, Vet.-Rat, Kempen, 

Bez. Posen. 

W i 1 c k e, prakt. Tierarzt, Lehrte, Bez. 

Lüneburg . 

Freitag, prakt. Tierarzt, Gr.-Salze, Bez. 

Magdeburg, als Veterinär im Felde . 

S i e b e r t, Kreistierarzt, Osterburg, Bez. 

Magdeburg ... 

Herrmann, prakt. Tierarzt, Emden, Bez. 

Aurich. 

Simon, Kreistierarzt, Gostvn, Bez. Posen 
Klinke, prakt. Tierarzt, Raudten, Bez. 

Breslau, z. Zt. Stabsveterinär . . . 

K 1 i p s t e i n , Kreistierarzt, Veterinärrat, 

Jauer, Bez. Liegnitz. 

Bauer, Kreistierarzt, Veterinärrat, Obornik, 

Bez. Posen. 

Tierärztekammer Posen, II. Rate. 

Stahl, prakt. Tierarzt, Bockenem, Bez. 

Hildesheim. 

N o e 11, prakt. Tierarzt, Kirberg, Bez. Wies¬ 
baden . 

Nagel, Kreistierarzt, Osterode, Bez. Hildes¬ 
heim, II. Rate. 

G ö 11 i n g, Kreistierarzt Vet.-Rat, Aschers¬ 
leben, Bez. Magdeburg. 

N. N/ Kreistierarzt in M. 

Dr Hurler, Assistent, Kaiser Wilh.-Inst. 

Bromberg, Vet. i. Felde. 

R ü d i n g e r, Kreistierarzt, Salzwedel, Bez. 
Magdeburg ... . . 


preußischen 


147,00 M. 

5,50 „ 

50,05 „ 

15,00 „ 

30,00 „ 

30,00 „ 

20,00 „ 

100,00 „ 

17,25 , 

414,80 M. 

100,00 M. 

50,00 „ 

10,00 „ 

230,00 „ 

20,00 „ 

20,00 „ 

2,05 „ 

50,00 „ 

50,00 „ 

50,00 „ 

10,00 „ 

30,00 „ 

30,00 „ 

20,05 „ 

20,00 „ 

50,05 „ 

100,00 „ 

10,00 „ 

20,00 „ 

20,00 „ 

50,00 „ 

100,00 „ 

132,45 „ 

25,00 „ 

25,00 „ 

100,00 „ 

30,00 „ 

250,00 „ 

10,00 „ 

20,00 „ " 414,80 M. 


Übertrag: 

Dr. Schaefer, Kreistierarzt Vet.-Rat, 

Allenstein ... . 

Sporleder, Kreistierarzt Vet.-Rat, Breslau 
Preker, prakt. Tierarzt, Werl, Bez. Arns¬ 
berg .. 

Landwirtschaft! Hauptverein Mecklenburg- 
Strelitz (ohne nähere Angabe) . . . 
Dr. Froehner, Geh. Reg. Rat, Prof., Tier- 
ärztl. Hochschule, Berlin, II. Rate . . 
Verein beamteter Tierärzte Preußens, ll.Rate 
Ziegenbein, Kreistierarzt, Wolmirstedt, 

Bez. Magdeburg, II. Rate. 

Sprenger, Kreistierarzt, Wohlau, Bez. 

Breslau.. 

Dr. Koops, Kreistierarzt, Lauenberg, Bez. 

Cöslin . . ... 

Wagner, Gestütsinspektor, Zirke, Bez. 

Posen . 

E h 1 e r s, prakt. Tierarzt, Soldau, Bez. Lüne¬ 
burg . 

v. Lojewsky, prakt. Tierarzt, Lyck, Bez. 

Allenstein . .. 

Möller, Kreistierarzt a.D., Heinrichswalde, 

Bez. Gumbinnen. 

Dr. O e 1 k e r s, Kreistierarzt, Wittingen, Bez. 

Lüneburg. 

Lappe, stellvertr. Kreistierarzt, Kau- 

kehmen, Bez. Gumbinnen. 

Hamann, Kreistierarzt Vet.-Rat, Schweid¬ 
nitz, Bez. Breslau. 

Klingelstein, Kreistierarzt, Löw’enberg 

Bez. Liegnitz. 

N i t s c h k e , Kreistierarzt, Strehlen, Bez. 

Breslau, II. Rate. 

Dr. B r y s c h , Schlachtho/direktor, Brieg, 

Bez. Breslau. 

Kubaschewski, Kreistierarzt Vet.-Rat, 

Insterburg. 

Riedel, Schlachthofdirektor, Ohlau, Bez. 

Breslau. 

Dr. S c h m e y, Schlachthoftierarzt Berlin . 
Dr. M ö c k e 1, prakt. Tierarzt, Zeitz, Bez. 

Merseburg. 

Haase, prakt.Tierarzt, Hohenmölsen, Bez. 

Merseburg. 

Straube, Oberstabsvet. a. D., Charlotten¬ 
burg . 

Zorn, Korpsstabsvet., Korpsveterinär beim 
stellvertr. Generalkommando Magde¬ 
burg . 

Ruhr, prakt. Tierarzt, Marten i. W. . . . 
Sokolowski, komm. Kreistierarzt, 
Bischofsburg, Bez. Allenstein .... 
Kühn, Kreistierarzt Vet.-Rat, Zeitz, Bez. 

Merseburg. 

B i e r b a c h , Sehlachthofdirektor, Naum¬ 
burg, Bez. Merseburg. 

Pasch, prakt. Tierarzt, Benkendorf, Bez. 

Merseburg. 

G r i e s o r, Kreistierarzt, Naumburg, Bez. 

Merseburg, als Stabs vet. i. Felde . . 
R e i ß m a n n, Schlachthofdirektor, Berlin- 

Friedrichsfelde . 

Dr. Alexander, prakt. Tierarzt, Gr.- 
Wartenberg, Bez. Breslau . . . 

Dr. Vonnahme, Kreistierarzt, Bremer¬ 
vörde, Bez. Stade. 

Rauhut, stellvertr.. Kreistierarzt, Friede- 

berg, Bez. Frankfurt. 

Liesenberg, Kreistierarzt Vet.-Rat, 

Zielenzig. Bez. Frankfurt. 

Dr. Z i m m e r in a n n , Leiter d. Ausland. 
Fleischbesch.-Stelle Bentheim, Bez. 
Osnabrück, aus dem lür wohltätige 
Zwecke eingerichteten Verkauf von 

Trichinenschaupr. 

Krüger, prakt. Tierarzt, Gumbinnen . . 
Dr. S c h 1 a a k, prakt. Tierarzt, Garding, Bez. 

Schleswig. 

Kaiser, Kreistierarzt, Northeim, Bez.Hildes- 

heim, II. Rate. 

Dr. Kleinert, Kreistierarzt, Cölleda, Bez. 

Merseburg . 

Petersen, prakt.Tierarzt, Klauthoff, Bez. 

Schleswig. 

Borchmann, Kreistierarzt, Drossen, Bez. 
Frankfurt a. O., 1. Rate . . . . . 


30,00 M. 
50,00 „ 

20,05 „ 

10,00 „ 

100,00 „ 
500,00 „ 

50,00 „ 

20,00 „ 

50,00 „ 

25,00 „ 

10,00 „ 

20,25 „ 

50,00 „ 

30,00 „ 

20,00 „ 

50,00 „ 

25,00 „ 

50,00 „ 

20,00 „ 

50,05 „ 

10,00 „ 
3,00 „ 

5,00 „ 

20,00 „ 

50,05 „ 

10,00 „ 
100,00 „ 

30,00 „ 

20,00 „ 

10,00 „ 

20,00 „ 

20,05 „ 

20,00 „ 

50,00 „ 

100,00 „ 

50,00 „ 

10,00 „ 

10,00 „ 
5,00 „ 

20,00 „ 

50,00 „ 

30,05 „ 

20,05 „ 


414,80 M. 


414,80 M. 








































































13. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


335 


übertrag: 414,80 M. 

Buhmann, Polizeitierarzt,Altona-Flottbeck, 


S t a u b i t z, prakt. Tierarzt, Treffurt, Bez. 

Erfurt. 20,00 „ 

Dr. Langer, Kreistierarzt, Nimptsch, Bez. 

Erfurt. 50,00 „ 

Monat Juni Schlußsumme . . . .... 3693,20 M. 

Zusammen 4108,00 M. 4108,00 M. 

2. Auszahlungen. 

1916. Mai. 

Laufende Beträge 12 mal 100 M. 1200,00 M. 

3 „ 50 „. 150,00 „ 

1 . 25 „. ■ . . 25,00 , 

Zusammen 1375,00 M. 

J u n i. 

Laufende Beträge 12 mal 100 M. 1200,CO M. 

3 „ 50 . 150,00 „ 

1 * 25 „. . . . 25,00 „ 

Zusammen 1375,00 M. 
Zusammenstellung: 

Eingänge im Mai.414,80 M. 

„ „ Juni .... . . . 3693,20 „ 

Zusammen 4108,00 M. 

Auszahlungen im Mai. 1375,00 M. 

„ „ Juni . . . . . 1375,00 „ 


Zusammen 2750,00 M. 

Unser Guthaben bei der K r e i s s p a r k a s s e in 
Alfeld beträgt zurzeit 32679,67 M. 

Herzlichen Dank allen opferwilligen Kollegen, die uns in den 
beiden verflossenen Monaten erstmalig oder erneut ihre Gebe¬ 
freudigkeit bewiesen haben! 

Besonderen Dank auch dem Verein beamteter Tierärzte 
Preußens für die zweite Spende von M. 500,— und allen den 
Herren Kollegen in leitenden Stellungen, die während des letzten 
Monats durch persönliche Werbetätigkeit in ihren Bezirken unseren 
Fonds mit aufbessern halfen. 

Um Zweck und Ziel unserer kollegialen Kriegsftirsorge möglichst 
allen daheimgebliebenen preußischen Tierärzten zugänglich zu 
machen und so auch denjenigen Kollegen, denen unsere regel¬ 
mäßigen, in den Fachzeitschriften erscheinenden Berichte bisher 
entgangen sein sollten, Gelegenheit zur Mitarbeit zu geben, hat 
der Vorstand in den letzten Wochen eine große Anzahl Abdrucke 
des Berichtes über unsere im November v. J. stattgefundene 
2. Generalversammlung an sämtliche Regierungs- und Veterinärräte 
und an die Korpsveterinäre bei den preußischen stellvertretenden 
Generalkommandos mit der Bitte übersandt, jedem einzelnen 
Kollegen ihrer Bezirke ein Exemplar zuzustellen und uns in unseren 
Bestrebungen freundlichst zu unterstützen. Unserer Bitte sind, 
soweit es sich schon heute übersehen läßt und wie die sehr 
erfreuliche Zunahme der Eingänge im Monat Juni beweist, eine 
größere Anzahl der genannten Herren in dankenswerter Weise 
nachgekommen. Der befriedigende Anfangserfolg im Monat Juni, 
wird, dessen sind wir gewiß, denjenigen Herren, denen im Drange 
der Kriegsgeschäfte die Zeit dazu bisher nicht zur Verfügung 
stand, Veranlassung dazu geben, das ihnen übersandte Material 
gleichfalls recht bald weiter zu reichen, damit wir einen vollen 
Erfolg erzielen können und die sehr notwendige weitere Auffüllung 
unserer Mittel gleichmäßig aus allen Teilen der Monarchie 
ermöglicht wird. 

Mit Rücksicht darauf, daß aus den Kreisen der Veterinäroffiziere 
bei den immobilen Truppenteilen in *ler Heimat uns bisher ver¬ 
hältnismäßig wenig Zuwendungen gemacht wurden, dürfen wir 
wohl an die Herren Korpsveterinäre der stellvertretenden General¬ 
kommandos die besondere Bitte richten, nicht allein die Verteilung 
unserer Druckschriften an die Veterinäroffiziere ihrer Korpsbezirke 
freundlichst zu übernehmen, sondern sich auch mit ihrer Person 
für unsere gute Sache noch derart einzusetzen, daß sie sich, wenn 
möglich, der weiteren Mühe unterziehen, die Sammlung selbst 
in die Hand zu nehmen. 

Daß uns bislang aus dem Felde Einzelbeträge nur in geringer 
Zahl zugingen, hatte wohl einmal seinen Grund darin, daß den in 
den beiden Fronten stehenden Feldveterinären die unsere Ver¬ 
öffentlichungen enthaltenden Fachzeitschriften oftmals nicht zu¬ 
gänglich waren, andemteils dürfte die Schwierigkeit der Über¬ 
weisung von Wertsendungen nach der Heimat ein Hindernisgrund 
gewesen sein. Mit großer Freude haben wir es deshalb begrüßt, 
daß die beiden Chefveterinäre an der West - und 
Ostfront, auf unsere Anregung hin, sich in hochherziger Weise 
bereiterklärten, nicht nur unsere Druckschriften jedem einzelnen 
Feldveterinäroffizier zustellen zu lassen, sondern auch durch Über¬ 
nahme der Sammlungen an ihren Fronten unsere Bestrebungen 
besonders zu unterstützen. Wir dürfen demnach voraussichtlich in 
Zukunft auf reichlichere Zuflüsse als bisher aus dem Felde rechnen, 
und die bis dahin bestandene Gefahr, unsere Mittel würden, bei den 


sich stetig steigernden Ansprüchen an unseren Fonds, noch während 
des Krieges aufgebraucht werden, als beseitigt ansehen. Unser 
Endziel, auch nach dem Friedensschluß noch ausreichende Mittel 
bereit zu haben, um die gerade dann bestimmt zu erwartenden 
Schwierigkeiten in manchen Kollegenkreisen steuern und den aus 
dem Felde heimkehrenden hilfsbedürftigen Praktikern, wenn 
möglich, noch für eirnge Zeit Beihilfen bis zu ihrer erneuten 
Verdienstmöglichkeit gewähren zu können, scheint, dank der Mit¬ 
hilfe der Herren Kollegen an leitenden Stellen und durch die erneut 
bewiesene Gebefreudigkeit und Opferwilligkeit der preußischen 
Tierärzteschaft, nunmehr in sichtbare Nähe gerückt zu sein. 
Möchten sich unsere Erwartungen im Interesse der Kollegialität 
und zum Bestendes tierärztlichen Standes voll und ganz erfüllen! 
Nochmals herzlichen Dank für alle Gaben! 

Weitere Beiträge können direkt an unsere Saromelstelle: 
Kreissparkasse des Kreises Alfeld in Alfeld 
a. Leine, Postscheckkonto Hannover Nr. 3U42, 
oder jederzeit an die Adresse des Unterzeichneten Kassenführers 
gesandt werden. 

Hannover, den 7. Juli 1916. 

Friese, Schrift- und Kassenführer, z. Zt. Stabsveterinär, 
Hannover, Misburgerdamm 15. 

— Besuch des Königs von Sachsen Im Ersatz-Pferdedepot und 
Pferdelazarett in Seidnitz bei Dresden. Der König Friedrich August 
von Sachsen stattete vor einigen Tagen dem Ersatz-Pferdedepot und 
Pferdelazarett in Seidnitz einen Besuch ab. Im Gefolge befanden 
sich der stellvertretende diensttuende Generaladjutant General der 
Kavallerie Freiherr v. Müller, die diensttuenden Flügeladjutanten 
Oberst Baron 6 Byrn und Major Freiherr v. F r i t z s c h sowie 
Vize-Oberstallmeister v. Römer. — Ferner hatten sich zu der Be¬ 
sichtigung eingefunden Se. Exzellenz der Kriegsminister sowie der 
Remonte-Inspekteur Generalleutnant Freiherr v. W e 1 c k. — Die 
Führung bei der Besichtigung hatten übernommen der mit der Ober¬ 
leitung über die Depots und Pferdelazarette des stellvertretenden 
Generalkommandos XII. Armeekorps beauftragte Oberst v. San¬ 
dersleben, der Kommandeur des Ersatz-Pferdedepots Ritt¬ 
meister Graf v. Hoy'os und der Kommandeur des Pfcrde- 
lazaretts Oberleutnant v. Sandersleben. — Nach Einfahrt des 
Königs in die vom Ersatz-Pferdedepot belegten Räumlichkeiten des 
Komitees für die Dresdner Pferdeaustellungen, Empfang durch die 
Offiziere und Veterinäroffiziere und Entgegennahme der dienstlichen 
Meldungen besichtigte der König zunächst eine Reitabteilung unter 
Leitung des Königlichen Marstall-Oberwachtmeisters Sieber. 
Hieran schloß sich eine Vorführung von Pferdeabteilungen verschie¬ 
dener Klassen. Im Pferdelazarett wurden vom König die hier in 
Behandlung befindlichen, zum größten Teil infolge Verwundung, 
Krankheit oder sonstiger Gebrechen aus dem Felde zurückgebrach¬ 
ten Pferde besichtigt. Durch die Lazarettbehandlung und die er¬ 
zielten bedeutenden Erfolge ist der Armee wertvolles Pferdematerial 
erhalten geblieben. Auch für die Landwirtschaft und Industrie konnte 
dadurch manches Pferd gerettet werden. Es wurden hier die er¬ 
forderlichen Erklärungen in den einzelnen Abteilungen von den 
Oberstabsveterinären Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Röder und 
Obermedizinalrat Prof. Dr. Schmidt abgegeben. Der König 
wurde hierauf durch die Räudeabteilung des Lazaretts geleitet und 
nahm auch hier mit großem Interesse die Ausführungen der Ober¬ 
stabsveterinäre sowie die Vorführung räudebehafteter Pferde ent¬ 
gegen. Der Rundgang führte sodann weiter in das neuerbaute 
200 Pferde fassende Barackenlager, das mit allen Einrichtungen 
der Neuzeit, wie elektrischer Scher-, Licht- und Wasseranlage usw. 
ausgestattet ist. — Der König fuhr hierauf mit Wagen nach dem 
bei der Sanierungsanstalt in Reick gelegenen Pferdebad. Das 
Pferdebad ist eine ganz neugeschaffene, bisher bei noch keinem 
Armeekorps vorhanden gewesene Einrichtung, die wesentliche Er¬ 
folge gezeitigt hat bei Behandlung mit parasitären Hautkrankheiten, 
Räude usw. behafteter Pferde. Der König nahm mit hohem Inter¬ 
esse von allen diesen Einrichtungen Kenntnis und äußerte wieder¬ 
holt seine außerordentliche Befriedigung über alle Einrichtungen 
und getroffenen Maßnahmen. — Es schloß sich hieran noch eine 
Besichtigung der Sanierungsanstalt für Mannschaften in Reick 
unter Führung des Oberarztes Dr. Franke. sk. 

— Die türkischen Abgeordneten im Dresdner städtischen Schlacht- 
und Viehhofe. Die in Dresden zu dreitägigem Besuche eingetroffenen 
türkischen Parlamentarier statteten auf ausdrücklichen Wunsch 
dem städtischen Schlacht- und Viehhofe einen mehr als einstündigen 

















336 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Besuch ab. Wie ein türkischer Abgeordneter mitteilte, plant man 
in Konstantinopel eine Neuordnung der dortigen Schlacht- und Vieh¬ 
hofsverhältnisse und Errichtung ähnlicher Anlagen, wie sie in Dres¬ 
den bestehen. Es ist daher wahrscheinlich, daß in nächster Zeit 
eine türkische Studienkommission nach Dresden kommt, um die 
Einrichtungen des Dresdner Schlacht- und Viehhofes, insonderheit 
die Kühlanlagen und die Fett- und Häute Verwertungseinrichtungen 
eingehend zu studieren. Beim Besuche der türkischen Abgeordneten 
wurden die letzteren am Eingang des städtischen Vieh- und 
Schlachthofes von den Beamten des Schlachthofes empfangen. Im 
Aufträge des Rates zu Dresden begrüßte Bürgermeister Dr. May 
die Erschienenen und geleitete sie nach dem Börsensaale, wo Ober¬ 
amtstierarzt Dr. N o a c k an der Hand der Pläne die Einrichtungen 
und die Anlage des Vieh- und Schlachthofes erläuterte. Dann wurde 
ein Rundgang durch die hauptsächlichsten Abteilungen der gro߬ 
zügigen Anlage angetreten, wobei die türkischen Gäste wiederholt 
ihre Bewunderung über die praktischen Einrichtungen des Vieh- und 
Schlachthofes zum Ausdruck brachten. Nach einstündiger Besich¬ 
tigung verabschiedeten sich die türkischen Parlamentarier unter 
herzlichen Dankesworten von den Angestellten des Schlacht- und 
Viehhofes und Oberamtstierarzt Dr. N o a c k. sk. 

— Rechtzeitige Zuziehung des Tierarztes bei Schlachtungen. 
Nachdem in letzter Zeit nach Mitteilung des sächsischen Ministe¬ 
riums die Fälle ungewöhnlich zugenommen haben, daß das Fleisch 
von Rindern und Schweinen im wesentlichen nur deshalb für un¬ 
tauglich oder nicht bankwürdig erklärt werden mußte, weil die 
Schlachtung derTiere infolge verspäteter Inanspruchnahme 
tierärztlicher Hilfe ungebührlich verzögert worden war, 
hat das sächsische Ministerium die Tierbesitzer zur Vermei¬ 
dung von Verlusten darauf aufmerksam gemacht, daß in derartigen 
Fällen der Entschädigungsanspruch von seiten der Anstalt für staat¬ 
liche Schlachtviehversicherung im Königreich Sachsen auf Grund 
von § 4 Absatz 2 des Gesetzes vom 25, April 1906 unter Um¬ 
ständen ganz oder teilweise zurückgewiesen werden kann. sk. 

Uniform. 

Zu der Anfrage in Nr. 26, Seite 311 der B. T. W. bemerke ich, 
daß bezüglich des „Kleinen Rockes“ nur: c) früherer 
Spiegel mit blankem Knopf in Frage kommt. 

Dr. Gottschalk. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Ritterkreuz 2. Kl. mit 
Eichenlaub und Schwertern des Badischen Ordens vom Zähringer 
Löwen: dem Stabsveterinär Alfred Tretrap. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: 
dem Veterinär Dr. Hugo Berg , dem Oberveterinär Dr. Bitter ich in 
Meßkirch, dem Veterinär d. Res. Dr. Kilian Honold aus Hattingen 
und dem Oberveterinär d. R. August Siebrecht. — Das Herzoglich 
Sachs.-Meining. Ehrenkreuz für Verdienste im Kriege: dem 
Veterinär d. Res. Friedrich Koch in Marl. — Das Ritterkreuz 1. Kl. 
mit Schwertern des Sächs. Ernestin. Hausordens: dem Stabs¬ 
veterinär d. Res. Alwinus Rudolph, Stadttierarzt in Borna. — Das 
Großh. Hess. Ehrenzeichen für Kriegsverdienste: dem Stabsveterinär 
Dr. Hugo Meier in Berlin. — Das Anhalt. Friedrichskreuz: dem 
Oberstabsveterinär Georg Schmidt. 

Promoviert: In Gießen: Unterveterinär Karl Thurm in Erfurt. 

Approbiert: In Hannover: Arired Schmidt aus Posen. 

In der Armee: Im Beurlaubtenstande: Befördert: zu Stabs¬ 
veterinären: die Oberveterinäre der Reserve: Dr. Sckweickert 
(Gießen) bei d. Res.-Fuhrp.-Kol. 53 d. XVIII. Res.-Korps; Bicricagen 
(Schlawe) beim Pferde-Laz. Marienwerder, dieser ohne Patent; 
zu Oberveterinären: die Veterinäre der Res.: Bcrkemeier (II Essen) 
b. Feldart.-Regt. Nr. 70; Dr. Büche (Gnesen) bei der I. Ers. Abt. 
Feldart.-Regts. Nr. 53; Freudenreich (Schlettstadt) bei d. Mun.-Kol. 
und Trains d. XV. A.-K.; Lund. Untervetcrinär d. Landw. 1. Aufgeb. 
(Flensburg) b. d. II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 80, zum Veterinär; 
zu Veterinären, vorläufig ohne Patent: die Unterveterinäre d. Res.: 
Hoffer (V. Berlin) bei der Mag.-Fuhrp.-Kol. 4 der Etapp.-Insp. der 
2. Armee; Tcgethoff (Paderborn) b. d. Train-Ers.-Abt. Nr. 21: Matxel 
b. 1. Garde-Fußart.-liegt.; Schollmeyer b. Feldart.-Regt. Nr. 41; 
Kruse b. Feldart.-Regt. Nr. 217; Hansm b. Res.-Feldart.-Regt. Nr. 25; 
Thiesmcicr b. Res.-Feldart.-Regt. Nr. 60; Martxloffh. d. Fuhrp.-Kol. 2 
d. XXI. A.-K.; Wirths b. d. Prov.-Kol. 54 d. 6. Kav.-Div.; Holle 
b. d. Pferdesammelstelle d. XX. A.-K.; Gilbert , Keil , Compes, Schmidt 
(Alexander ), Groth b. d. Mil.-Vet.-Akad.; die Unterveterinäre der 
Landwehr 1. Aufgebots: Dr. Dechant (H. Hamburg) b. d. Ers.-Esk. 


No. 28. 


Drag.-Regts. Nr. 13; Malisxctcski (Hohensalza) b. d. Ers.-Abt. Febl- 
artillerie-Regts. Nr. 2; Hoffmann (Leo) (Straßburg), Unterveterinär 
d. Landw. 2. Aufgebots bei d. II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 6*. 
Brücker , Oberveterinär (Veterinärbeamter) der Landw. 2. Aufgebots 
(Colmar) b. Res.-Fußart.-Regt. Nr. 13, unter Beförderung zum Stabs¬ 
veterinär ohne Patent zu den Veterinäroffizieren d. Landw. 2. Aufg. 
übergeführt Tonndorf \ auf Kriegsdauer angestellter Oberstabs¬ 
veterinär (Prenzlau), zuletzt bei d. Ers.-Esk. Drag.-Regts Nr. 2, aus 
diesem Verhältnis wieder ausgeschieden; Dr. Miihleck (Mergentheim), 
auf Kriegsdauer angestellter Veterinär beim Res.-Feldart.-Regt. 
Nr. 29/XIII., zum Oberveterinär befördert; Rek (Karl) (Ravensberg), 
Unterveterinär b. Ers.-Fferdedepot XIII. A.-K., unter Beförderung 
zum Veterinär auf Kriegsdauer b. d. Veterinäroffizieren angestellt; 
Beller (Karl) München), nichtapprobierter Unterveterinär (Feld¬ 
unterveterinär) b. Feldart.-Regt. Nr. 116/XIII., für die Dauer seiner 
Verwendung im Kriegs-Vet-Dienst zum Feldhilfsveterinär ernannt. 
(Den 19. Juni 1916.) Befördert: zu Oberveterinären: die Vete¬ 
rinäre der Res. Dr. Eisold im L.-B. Pirna, b. Fußart-Regt. Nr. 19; 
Dr. Karsten im Landw.-B. Chemnitz, beim Staffelstab 91, als Ober- 
veterinär der Landw. 1. Aufgeb., vorläufig ohne Patent angestellt. 
Für die Dauer des mobilen Verhältnisses als Veterinäroffiziere 
angestellt unter Beförderung zu Veterinären: die Unterveterinäre: 
Coumont im L.-B. Wurzen, bei d. 2. Batt. Res.-Fußart.-Regt. Nr. 12, 
XV. A.-K.: Mehlhorn im L.-B. Pirna, bei der Quarantänestation 
Oschatz. Für die Dauer ihrer Verwendung im Kriegsveterinär¬ 
dienst zu Feldhilfsveterinären ernannt: die nichtapprobierten Unter- 
veterinäre (Feldunterveterinäre): Rahmig beim Fußart.-Regt. Nr. 12; 
Harzer bei der Etappen-Fuhrp.-Kol. Nr. 315, A.-A. Woyrsch; Wolf 
b. d. Magazin-Fuhrp.-Kol. 8, VIII. A.-K.; Diehnolt b. Res.-Feldart.- 
Regt. Nr. 40; Heitmann beim Res.-Fußart.-Regt. Nr. 12, 2. (Württ.) 
Landw.-Div.; Grüttrup bei der Minenw.-Komp. Nr. 223; Zeder b. d. 
Res.-Fuhrp.-Kol. Nr. 6, XII. Reservekorps; Hohmann beim Res.- 
Feldart.-Regt. Nr. 32; Kaden b. Res.-Feldart.-Regt. Nr. 53; Traegcr bei 
der schweren Prov.-Kol. Nr. 1 (VII. Armeekorps), zugeteilt der Etapp.- 
Insp. 11. Armee. — Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt, 
unter Beförderung zu Veterinäroffizieren: Fermer (Lübeck), Stabs¬ 
veterinär a. D. (Beamter) bei der Ers.-Esk. Drag.-Regts. Nr. 18, zum 
Stabsveterinär; zu Stabsveterinären ohne Patent: Nolle (II Bremen), 
Unterveterinär a. D. bei der Ers.-Esk. Hus.-Regts. Nr. 16, DUx, 
(Münster i. W.), Oberveterinär a. D. (Beamter) beim Fußart-Regt. 
Nr. 8. — Für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte 
Veterinäroffiziere befördert: Schuartz (Deutsch-Krone), Ober- 
veterinär beim Res.-Fußart.-Regt. Nr. 15, zum Stabsveterinär. — 
Als Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses 
angestellt: Wilhrandt (Schwerin), Tierarzt bei der II. Ers.-Abt. 
Feldart.-Regts. Nr. 60, als Stabsveterinär. — Für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu 
Stabsveterinären: die Oberveterinäre: Schröter (V Berlin) bei der 
Feldluftschiffer-Abt. 3, Paul Schulz (V Berlin) beim Feldart.-Regt. 
Nr. 217, Dr. Schauer (II Bremen) beim Feldart.-Regt. Nr. 21, Cornelius 
(Eisenach bei der Ers.-Esk. Hus.-Regts. Nr. 1, Dr. Bierbaum 
(Frankfurt a. M.) beim Pferde Laz. der Etapp.-Insp. der 10. Armee, 
Redderoth (I Hannover) bei der Mag.-Fuhrp.-Kol. 7/XIII. der Etapp.- 
Insp. der Armee-Abt. v. Strantz, ljoewcnthal (II Königsberg) beim 
Pferde-Laz. 1 des I. Res.-Korps, Waldeck (Marburg) bei der Mag.- 
Fuhrp.-Kol. 15. d. H. K. K. 1 , Dreyer (Minden) beim Feldark-Regt. 
Nr. 92, Dr. Schneider (II Mühlhausen) beim Fußart.-Regt Nr. 13; 
zu Oberveterinären: die Veterinäre: Sacckcr (II Altona) bei der 
Fuhrp.-Kol. 7 des IX. A.-K., Wüstefeld (Aschersleben) beim Pferde- 
Laz. der 6. Kav.-Div., Reinemann (Aschersleben) beim Fußart.-Regt. 
Nr. 12, Dr. Henke (V Berlin) beim Staffelstabe 11 der 5. Inf.-Div., 
Dr. Karl Pfeiffer (V Berlin) beim Pferdedepot 1 des Gardekorps, 
Heinrich (V Berlin) bei der Ers.-Esk. Ulan.-Regts. Nr. 3, Ernst 
(II Braunschweig) bei der Prov.-Kol. 6 des X. A.-K., Dr. Heuer 
(H Bremen) beim Res.-Feldart-Regt. Nr. 66, Dr. Kuschel (Calau) 
beim Ers.-Bat. Fußart.-Regts. Nr. 18, Dr. Wiegand (Celle) bei der 
Staffel 514 der Landw.-Div. Bredow (Nr. 18), Klein (Coblenz) beim 
Ers.-Bat. Fußart.-Regts. Nr. 9, Lücke (II Düsseldorf) bei der Train- 
Ers.-Abt. Nr. 7, Faulhaber (Gera) beim Pferde-Laz. 2 der 22. Inf.- 
Div., Küster (Göttingen) beim Pferde-Laz. der 6. Kav.-Div., Dr. Berg 
(Hagen) bei der 3. Inf.-Mun.-Kol. der 77. Res.-Div., Hollstein (Jüter¬ 
bog) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 22 der Bug-Armee, Dr. Gohr 
(I Königsberg) bei der Ers.-Esk. Kür.-Regts. Nr. 3, Tatxel (Könitz) 
beim Feldart.-Regt. Nr. 36, Baum (Kosten) beim Res.-Feldart.-Regt. 
Nr. 67, Dr. Bocrner (Liegnitz) beim Fußart.-Bat. Nr. 84, Dr. Weber 
(Metz) beim Staffelstabe 152 des XIV. Res.-Korps, Gerhard Meyer 
(Münster) beim Pferdedepot 105 der 105. Inf.-Div., Dr. W'ilhelm Müller 
(I Oldenburg) beim Pferdedepot der 3. Garde-Inf.-Div., Claus (Osna¬ 
brück) bei der bayer. Mag.-Fuhrp.-Kol. 413 der Armee-Abt. v. Strantz, 
Schildmcycr (Osnabrück) bei der Armee-Fernspr.-Abt. 8, Dr. Adolphi 
(Ostrowo) bei der Feldbäckerei-Kol. 1 des XVII. A.-K. 

Todesfall: Stabsveterinär a. D. Max Krause in Kötzschenbroda. 

Vakanzen. 

Sohlachthofotelle: Lobsens: Schlachthoftierarzt. Dienstwohnung 
mit Pferdcstall vorhanden. Meid, mit Gehaltsanspr. a. d. Magistrat. 


Verantwortlich fQr den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Ginge, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard 8cboett ln Berlin. - 

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reiebisebe Post-Zeitongs*Preisliste Nr. 674. Ungarische 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

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Hamburg. Referent L Releba-KoL-Amt in Berlin. in MQlhauaen LE. in Odin. Vortrag. Rat im Min. L Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

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Profeeeor in Dreeden. Vorst, d. Kaie. Bakt Inst, Oamams, D.S. W.-A. Stadt-Tierarat m Hamborg. Professor ln Mdnoban. Mitgl. d. Gcaoadh eite amte in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZQndel 

Professor in Budapest Landestlerarst von fiisafi-Lothrlngen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


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Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
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XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 29 . Aüsgegeben am 20. Juli. 

Inhalt: Peter: Ergebnisse der Blutprobe und der Malleinaugenprobe in einem rotzansteckungs¬ 
verdächtigen Pferdebestande. — Pfeiler: Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrank¬ 
heit {Fortsetzung). — Referate: Kranich und Dereser: Eine chemische Zustandsänderung des Pferdeserums bei Rotz. — 
T h i e n e 1: Schutzimpfung und Heilimpfung gegen Druse bei den Remonten des Remontedepots Fürstenfeldbruck nach Prof. 
Dr. Pfeiffer und Prof. I)r. Müller. — Töpper: Die Behandlung der akuten Rehe mit Neosalvarsan. — Löffler: Über zwei 
mit Kalzine behandelte Fälle von Morbus maculosus. — Staatsveterinärwesen: Verschiedenes. — Nahrungemittelkunde und Fleisch¬ 
beschau: Die Beurteilung des Fleisches bei akuter hämorrhagischer Septikämie. — Die Verwendung des Blutes und der Abfälle 
von Schlachttieren zur Geflügelmast. — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundzweite 
Kriegswoche. — N a i g e 16: Das Hufeisen in der Geschichte. — Beförderungen zum Stabsveterinär. — Verschiedenes. — 
Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Ergebnisse 

der Blutprobe und der Malleinaugenprobe in einem 
rotzansteckungsverdächtigen Pferdebestande. 

Von B. Peter, Hamburg. 

Mit Hilfe der von Schütz und Schubert ausge- 
ärbeiteten Blutprobe war es bekanntlich vor einigen Jahren 
in Preußen gelungen, die Rotzkrankheit eine Zeit lang voll¬ 
ständig zu unterdrücken. Auch in Hamburg wurde das Ver¬ 
fahren bei der Tilgung einer Rotzepidemie unter den Pferden 
einer großen Reitanstalt schon im Jahre 1908 unter Mitwirkung 
des Instituts von Schütz als wertvoll anerkannt. Erfolge 
dieser Art erwarben der Methode ein großes Vertrauen. 
Doch haben andere Erfahrungen inzwischen gelehrt, daß 
sie in ihrer heutigen Gestalt noch kein vollkommen zuver¬ 
lässiges Kampfmittel, gegen diese Seuche ist. Früher glaubte 
man, die Feblschläge der Blutuntersuchung einerseits der 
mangelhaften technischen Ausführung, andererseits dem 
Übersehen der rotzigen Veränderungen beim Zerlegen der 
durch die Untersuchung als rotzverdächtig gekennzeichneten 
Pferde zur Last legen zu müssen. Diese Einw’ände waren 
aber nicht mehr aufrecht zu erhalten, als es sich herausstellte, 
daß außer den spezifischen Stoffen noch gelegentlich nichtspezi¬ 
fische Stoffe im Blut der Pferde Vorkommen können, die das 
Komplement abzulenken oder eine Agglutination hervorzu¬ 
bringen vermögen. Der Stärkung des hierdurch geschädigten 
Ansehens der Blutprobe kann es mithin nur dienlich sein, wenn 
die Ursachen der Abweichungen von der allgemeinen Regel 
möglichst klargestellt werden. Dieser Aufgabe versucht W. 
Pfeiler*) in einem seiner neuesten Aufsätze näher zu treten. 
Durch diese Arbeit veranlaßt, möchte ich im folgenden' über 


*) Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit. 
B. T. W. 1916, Nr. 15. 


die Erfahrung berichten, die bei der Untersuchung eines 
rotzansteckungsverdächtigen Bestandes in der Nähe von Ham¬ 
burg gemacht wurden, weil sie die Beobachtungen des genann¬ 
ten Serologen bestätigen. 

Am 28. September 1915 teilte die Ersatzabteilung eines 
Feld - Artillerie - Regiments der zuständigen hamburgischen 
Polizeibehörde mit, daß bei einer am 22. desselben Monats mit 
23 anderen Pferden vom Händler H. H. in M. angekauften brau¬ 
nen Stute ohne Abzeichen, 14 Jahr alt, durch Blutuntersuchung 
Rotzverdacht festgestellt worden sei. 

Die amtlichen Erhebungen an der Ankaufsstelle ergaben, 
daß H. H. noch 16 Pferde in seinem Besitz hatte, die gleichzeitig 
mit den von der Militärbehörde gekauften Pferden in dem Ge¬ 
höft des Händlers gestanden hatten und die aus diesem Grunde 
polizeilich gemaßregelt werden mußten. Die Pferde zeigten 
bei der am 29. September durch den Polizeitierarzt Herrn 
I.ammert ausgeführten amtstierärztlichen Untersuchung 
keine rotzverdächtigen Erscheinungen. Dagegen litt ein Pferd 
an Druse; zwei andere Pferde befanden sich im Abheilungs¬ 
stadium dieser Krankheit. Am 6. Oktober wurden den Pferden 
die Einzelproben zur 1. Blutuntersuchung entnommen. Sie 
wurde am 7. Oktober in der Bakteriologischen Station des 
Veterinärwesens in Hamburg durch Herrn Professor Glage 
nach der im Reichsviehseuchengesetz gegebenen Anweisung 
ausgeführt. Die hierzu gebrauchten Reaktionsflüssigkeiten, 
Testflüssigkeit, Rotzbazillenextrakt und hämolytischer Ambo¬ 
zeptor, stammten aus der Abteilung für Tierhygiene des Kaiser 
Wilhelm-Instituts in Bromberg.*) Somit w’aren die Vorbedin- 

*) Ich benutze diese Gelegenheit, um dem Vorsteher der Ab¬ 
teilung, Herrn Dr. W. Pfeiler, für seine in solchen Fällen von 
der Verwaltung des hamburgischen Veterinärwesens schon oft in 
Anspruch genommene Gefälligkeit an dieser Stelle verbindlichst 
zu danken. 








338 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 29. 


gungen für eine exakte Anwendung der Methode gegeben. Die 
Untersuchung zeigte bei 11 Pferden keinen Verdacht auf An¬ 
steckung mit Rotz an. Es befand sich aber unter ihnen ein 
6 Monate altes Stutfiillen, dessen Blutserum in der Menge von 
0,2 ccm im Kontrollröhrchen ohne Rotzbazillenextrakt das 
Komplement ebenso wie im Teströhrchen komplett ablenkte, 
wobei der Agglutinationswert unter 1000 lag. Diese Erschei¬ 
nung gewinnt hier an Interesse, weil das Fohlen vor kurzem 
die Druse überstanden hatte und blutarm war. Das Blutserum 
der übrigen 5 Pferde des Bestandes lenkte dagegen teils unter 
Mitwirkung des Rotzbazillenextraktes ab, oder die Agglutina¬ 
tionswerte erreichten die Grenze 1 : 1000. Diese Pferde wurden 
infolgedessen in einem Sonderstall untergebracht, so daß ihre 
Berührung mit dem Hauptbestand nicht mehr stattfinden 
konnte. Am 14./15. Oktober wurden alle Pferde der Augen¬ 
probe mit einer Lösung von Trockenmallein 0,03 g in 3,0 g 
Wasser unterworfen, wonach keinerlei Reizung der Bindehaut 
eintrat. Die Blutuntersuchung und in unmittelbarem Anschluß 
daran die Malleinaugenprobe wurden am 20. Oktober und 
3. November wiederholt. Die 11 Pferde des Hauptbestandes 
bestätigten auch hierbei ihre Unverdächtigkeit nach beiden 
Untersuchungsmethoden und durften mithin dem freien Ver¬ 
kehr überlassen werden. Das erwähnte Füllen zeigte keine 
Bindung mehr. Die unter Sperre bleibenden 5 Pferde wurden 
mit 14 tägigen Zwischenräumen wie bisher weiter untersucht. 
Das Ergebnis der Agglutination und Komplementablenkung 
dieser und der vorhergehenden Untersuchungen der Pferde ist 
in folgender Nachweisung übersichtlich zusammengestellt. 

Über die spezifische Natur der in der Nachweisung ver- 
zeichneten Ablenkungen war bei Berücksichtigung der gesetz¬ 
lich festgelegten Normen zur Deutung ein Zweifel nicht mög¬ 
lich, da sie mit den angegebenen Serummengen und nur 
in den mit Rotzbazillenextrakt beschickten Röhrchen 
vorkamen. Von der Untersuchungsstelle wurde mir Nr. 5, 
eine Fuchsstute, als wahrscheinlich rotzig schon nach 
der ersten Untersuchung zur Tötung empfohlen, weil 
das Blut des Pferdes mit 0,2 Extrakt vollständig ablenkte. 
Die zweite Blutuntersuchung ergab bei der Stute das gleiche 
Resultat. Außerdem belastete diese Untersuchung auch die 
Pferde Nr. 2, 3 und 16 in hinreichendem Grade mit Rotz¬ 
verdacht. Daraufhin wurde am 26. Oktober zunächst die 
Puchsstute getötet. Die Zerlegung des Kadavers habe ich ge¬ 
meinschaftlich mit den Herren G 1 a g e und Lammert bald 
nach der Tötung vorgenommen. Die eingehende Untersuchung 
des Pferdes, insbesondere der inneren Organe mit den zuge¬ 
hörigen Lymphknoten, die in dünne Scheiben zerschnitten 
wurden, förderten keine rotzigen Veränderungen zutage. In 
Lunge, Leber und Dann fanden sich eine Anzahl Knötchen 
nicht rotziger, sondern parasitärer Natur. 

Linke Lunge teils unter dem Lungenfell, teils im Lungen¬ 
gewebe 5 hanf- bis erbsengroße Knötchen. Sie setzen sich scharf 
und ohne entzündliche Zone gegen die Umgehung ab, fühlen sich 
fest bis hart an und zeigen auf dem Durchschnitt eine weißgraue 
Färbung. Zum Teil enthalten sie ein trocknes körniges käsiges 
Zentrum, das sich herauspressen läßt und bei 2 Knötchen grün¬ 
lich gefärbt ist. Auf der vordem und hintern Fläche der Leber 
sitzen unter dem serösen Überzüge, ferner auch mitten im Leber¬ 
gewebe eine Anzahl Stecknadelkopf- bis linsengroße ebenso be¬ 
schaffener Knötchen. Sie liegen meist vereinzelt. An 2 Stellen 
treten sie aber gehäuft auf und zwar beide Größen nebeneinander. 
Die Knötchen haben eine gelblich-weiße Farbe, feste Konsistenz, 






















20. Juli 1910. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


839 


stechen scharf gegen das gesunde dunkelbraune Lebergewebe ab. 
Einige dieser Knötchen zeigen auf dem Querschnitt ein homogenes 
Aussehen, einige haben einen käsigen Inhalt, einige sind verkalkt. 
Beim Betasten der Blinddarm spitze sind mehrere kleine 
Knötchen in der Darmwand sichtbar. Diese unter der Schleim¬ 
haut belegenen Gebilde von HirsekomgTÖße zeigen beim Ein¬ 
schneiden einen rötlich-gelben bröckeligen Inhalt. Ferner sind 
unter der Schleimhaut der Blinddarmspitze einige streichholzdicke, 
geschlängelte Stränge von 2—3 cm Länge vorhanden, die den 
gleichen Inhalt wie die vorher beschriebenen Knötchen aufweisen. 

Die Lymphdrüsen dieser Organe, besonders auch alle Lungen- 
lymphdrüsen, sind, wie schon erwähnt, nicht verändert. Auch an 
allen übrigen Teilen des Pferdes, speziell in Nase, Kehlkopf, Luft¬ 
röhre usw., sind keine krankhaften Abweichungen nachweisbar. 

Die Gebärmutter enthält eine ca. 6 Monate alte Frucht. 

Nach diesem Befund wurde von der Tötung der anderep 
Pferde abgesehen. Die fortgesetzte Untersuchung derselben 
ergab denn auch die Abnahme und schließlich das gänzliche 
Verschwinden der Komplementablenkungen. Wir können dar¬ 
aus folgern, daß sie ebenfalls, wie bei der Stute, nicht spezi¬ 
fisch waren. Diese Schlußfolgerung wird noch durch den 
Umstand gesichert, daß die nach allen Blutuntersuchungen 
ausgeführte Malleinaugenprobe immer negativ ausfiel. 

Auffallenderweise schnellte bei der fünften und sechsten 
Untersuchung der Agglutinationswert, der bisher 1 :1000 nicht 
überschritten hatte, bei einem Pferde auf 1 :2000 und bei zwei 
Pferden sogar auf 1 :4000 empor. Diese unerwartete Er¬ 
scheinung konnte nach den geltenden Anschauungen eine neue 
Infektion mit Rotz oder eine akute Entwicklung schon vor¬ 
handener Rotzprozesse vermuten lassen. Beide Möglichkeiten 
mußten jedoch nach der Sachlage als ausgeschlossen erscheinen. 
Mithin bleibt die Frage offen, wodurch die starke Vermehrung 
der Agglutinine im Blutserum der drei Pferde nachträglich 
entstanden ist. Es ist bekannt, daß eine solche Wirkung 
durch die subkutane Anwendung des Malleins hervorgerufen 
werden kann. Nicht zugegeben wird aber, daß bei der Augen¬ 
probe soviel von den spezifischen Stoffen resorbiert wird, als 
nötig ist, um den Vorgang der Agglutination oder der Kom¬ 
plementablenkung zu beeinflussen. Die vorliegende Beob¬ 
achtung ist somit in dieser Hinsicht beachtenswert. 

Daß die Bindehautkapillaren auch für Malleinbestandteile 
durchlässig sind, ist nicht zu bezweifeln. Durch die fünf- bis 
sechsmal ausgeführte Augenprobe hatten sich diese vermutlich 
im Blut angehäuft, so daß schließlich eine Wirkung auf die 
serologischen Proben zustande kam, die ihren Ausdruck in dem 
starken Ansteigen der Agglutinationswerte fand. Das Aus¬ 
bleiben der Bindehautreizung bei der ersten Probe veranlaßt« 
mich, den Bindehautsack bei den späteren Proben absichtlich 
mit Malleinlösung reichlich behandeln zu lassen. Für die fünf 
Pferde wurden nach ihrer Absonderung in jedem Fall 3 g der 
1 prozentigen Lösung verbraucht, eine Menge, die sich nach 
Tötung der Fuchsstute nur auf vier Pferde verteilte. Es kann 
deshalb kein Zweifel sein, daß die hohen Agglutinationswerte 
auf diese Weise künstlich erzeugt wurden. 

Mit Rücksicht auf das unverändert eindeutige Ergebnis 
der Augenprobe neben den eigentümlichen Schwankungen des¬ 
jenigen der Blutuntersuchungen schien es mir nicht zulässig, 
dem Drängen des Besitzers auf Freigabe der Pferde länger 
Widerstand zu leisten und weitere Versuche zu machen. Am 
10. Januar d. J. wurden die Sperrmaßregehi, die rund drei 
Monate bestanden hatten, aufgehoben. Kurz vorher, am 


j 24. Dezember 1915, traf von der Ersatzabteilung des Feld- 
Artillerie-Regiments die Mitteilung ein, daß die braune 
Stute, von welcher der Rotzverdacht aus¬ 
ging, am 16. November des gleichen Jahres 
getötet und bei der Zerlegung als rotzfrei be¬ 
funden worden war. 

Auf die Frage nach den Ursachen der vorstehend beschrie¬ 
benen Fehlergebnisse des Komplementablenkungsverfahrens 
wird eine Antwort in den erwähnten Ausführungen Pfeilers 
erteilt. Er bringt die nicht spezifischen Ablenkungen in ursäch¬ 
liche Verbindung mit einer Reihe von pathologischen und auch 
von besonderen physiologischen Zuständen. So wird der schon 
von anderen Seiten beobachtete Fall, daß das Komplement mit 
dem Blut tragender rotzfreier Stuten abgelenkt werden 
kann, in der getöteten Fuchsstute um ein neues Beispiel ver¬ 
mehrt. Was das vorübergehende Auftreten der ablenkenden 
Stoffe im Blutserum der übrigen Pferde (Vgl. Nachweisung) 
betrifft, so mag daran erinnert werden, daß in dem Pferdebe- 
stande die Druse herrschte, eine Krankheit, der jene Begleit¬ 
erscheinungen ebenfalls zugeschrieben werden. Wenn die 
Symptome der Druse auch nicht bei allen Pferden nachgewie¬ 
sen wurden, so ist es doch nicht ausgeschlossen, daß sie die¬ 
selbe vor kurzem durchgemacht hatten. Ein dürftiger Nähr- 
zustand, wie er nach akuten fieberhaften Krankheiten häufig 
zurückbleibt, war jedenfalls bei diesen Pferden vorhanden. 
Auch wurde abgeheilte Druse mit Blutarmut bei dem Stut- 
fiillen, dessen Blut die nicht spezifische Ablenkung hervor¬ 
brachte, einwandfrei festgestellt. Dagegen darf andererseits 
nicht übersehen werden, daß das Blut von 2 Pferden des frei- 
gegebenen Bestandes keine Ablenkung zeigte, obwohl sie in 
verschiedenem Grade mit Druse behaftet waren. Für diese 
Beobachtungen fehlt vorläufig noch eine schlüssige Erklärung; 
doch sprechen sie nicht gegen die Annahme Pfeilers, der 
als Ursache der Erscheinung den Nachdruck auf das Vorhan¬ 
densein einer hochgradigen Anämie nach dem Über¬ 
stehen der Druse legt. Wie die Dinge heute stehen, wird die 
Frage, ob und unter welchen Verhältnissen sich in Verbindung 
mit Druse ablenkende Stoffe im Blut der Pferde bilden können, 
zunächst noch an weiterem Material zu prüfen sein. 

Wendet man den Blick noch einmal der Rolie zu, die die 
nebeneinander benutzten Untersuchungsmethoden im vorlie¬ 
genden Fall gespielt haben, so ergibt sich, daß die Mallein¬ 
augenprobe gegenüber der Blutprobe entscheidend gut ab- 
schneidet. Doch werden von praktischen Gesichtspunkten aus 
die allgemeinen Leistungen der letzteren durch die hier und 
anderweitig bisher gemachten Einzelerfahrungen über Mi߬ 
erfolge der Blutprobe nicht erheblich in den Schatten gestellt 
werden können. Denn soweit sie zu der Gruppe gehören, bei 
der zwar die rotzanzeigende Ablenkung vorhanden ist, die 
Krankheit aber im Verlauf der weiteren Untersuchung oder 
durch die Sektion nicht festgestellt wird, sperren sie der Tilgung 
der Seuche nicht den Weg. Ungünstig ist es jedoch, daß die 
Methode zuweilen auch nach der entgegengesetzten Richtung 
Versager hat, die also darin bestehen, daß die Ablenkung nicht 
eintritt, obwohl Rotz vorliegt. Wie sie zustande kommen, weiß 
man noch nicht. Das Wesen dieser Fälle wird m. E. durch eine 
interessante Mitteilung Mießners*) beleuchtet, der in 

*) Die Salvarsanbehandlung rotziger bzw. rotzverdächtiger 
Pferde und ihr Einfluß auf die Antikörper des Blutes. D. T. W. 
Nr. 14, S. 130, 1916. 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 29. 


340 


jüngster Zeit ermittelte, daß bei der Behandlung rotziger Pferde 
mit Salvarsan im Blut eine vorübergehende Abnahme der 
komplementablenkenden Antikörper zu beobachten ist. Mit¬ 
hin muß das etwaige Fehlen der Ablenkung im Blutserum von 
Pferden, die Salvarsaneinspritzungen erhielten, zur Vorsicht 
mahnen. 

Bei den serologischen Methoden besteht noch die Möglich¬ 
keit, daß die der Blutdiagnose anhaftenden Unvollkommen¬ 
heiten durch die eingehende Berücksichtigung der klinischen 
Erhebungen ausgeglichen werden können. Ihr Ergebnis wird 
bei Wertung des Befundes der Blutuntersuchungsstellen zur 
Sicherung des endgültigen Urteils heranzuziehen sein. 


Mitteilungen Uber die Serodiagnose der Rotzkrankheit. 

5. Eine Entgegnung auf die Ausführungen von Schütz „Zur Serodiagnoee 
der Rotzkrankheit“ in Nr. 41 des Jahrgangs 1915 dieser Wochenschrift. 

Von Pfeiler. 

(Fortsetzung.) 

Ich bemerke zu der Schütz sehen Kritik nebenher, daß 
das, was er hier als genauere Angaben anerkennt, genau so 
allgemein gehalten war wie bei den Mitteilungen über den 
erstangeführten Bestand. 

Die von Schütz gegebene Interpretation meiner Tabelle 
richtet sich jedenfalls nach dem, was ich eben über ihre Ent- 
Stellung mitgeteilt habe, von selbst. Dennoch gebe ich, um 
den Lesern die Möglichkeit einer Stellungnahme zu geben, die 
Worte von Schütz hierunter wieder: 

„Hiernach hatten die amtlich vorgeschriebenen Untersuchungen 
auf Agglutination und Kompleinentablenkung nach Schütz und 
Schubert bei 5 von 12 rotzkranken Pferden gänzlich versagt, 
während die ersteren nach dem Ergebnis der Konglutination und 
der K. - H. - Reaktion als rotzverdächtig angesehen werden mußten. 
Ferner war nach dem Verhalten der Blutsera der 5 Pferde anzu¬ 
nehmen, daß sie nicht frisch infiziert waren, sondern daß die Rotz¬ 
krankheit schon längere Zeit bei ihnen bestanden hatte. 

Dieser Fall veranlaßt mich, zu erklären, daß ich ein Versagen der 
.vorgeschricbenen Methoden in einer so großen Anzahl von Fällen 
bis jetzt nicht kennen gelernt habe und daß auch andere Männer, 
die jahraus und jahrein mit diesen Methoden arbeiten, mit mir über¬ 
einstimmen 12 ). Es dürfte deshalb nicht anzunehmen sein, daß das 
Versagen der Methoden in dem Verhalten der Pferde oder in den 
Besonderheiten der Sera begründet war. Wohl aber dürfte die 
Schlußfolgerung berechtigt sein, daß die Ursache in der Art der An¬ 
wendung der Methoden zu suchen ist. Hierfür spricht noch ein 
anderer Umstand. Von den Sera der Pferde V 7 und V 21 ist an¬ 
gegeben, daß die Untersuchung auf Konglutination und K.-H.- 
Reaktion hohe Werte ergab, während diejenige auf Komplement¬ 
ablenkung gänzlich negativ verlief.“ 

Im einzelnen bemerke ich zu den Worten Schützens 
ifolgendes: Es ist unrichtig, wenn er angibt, 
d i e „a m 11 i c h vorgeschriebenen Untersuchun¬ 
gen auf Agglutination und Ablenkung nach 
Schütz-Schubert hätten bei fünf von zwölf 
rotzkranken Pferden gänzlich versagt. Aus 
der nicht entstellten Tabelle ergibt sich, daß auch diese fünf 
Pferde nach der Originalmethode von Schütz und Schu¬ 
bert als rotzkrank bezeichnet worden sind. Aus meinen 
Versuchen erhellt nur, daß die Pferde bei der Origi¬ 
nalversuchsanordnung von Schütz-Schu¬ 
bert unter Verwendung polyvalenter E x - 

12 ) Vgl. die Anmerkung 8 auf Seite 329. 


trakte früher als rotzkrank zu erkennen 
waren, als wenn monovalenter Extrakt ge¬ 
braucht w u r d e. Wenn ein Teil der Pferde zu der Zeit, 
wo dies mittels der letztgenannten Extrakte noch nicht mög¬ 
lich war, nach dem Ergebnis der Konglutination und der 
K.-H. Reaktion schon rotzverdächtig erschien, so spricht dies 
nur für die von mir stets vorgebrachte Behauptung, daß die 
einzelnen Antikörper nicht immer in gleicher Menge und 
Stärke nachweisbar sind. Ein Blick auf meine Tabelle zeigt, 
daß einzelne der Pferde nach der K.-H. Reaktion, andere wie¬ 
der nach der Konglutination rotzverdächtig erschienen. 

Schütz hat ferner angenommen, daß nach dem Ver¬ 
halten der Blutsera der Pferde 7, 13, 14, 21 und 24 die Krank¬ 
heit bei diesen Tieren schon längere Zeit bestanden haben 
müsse. Ich vermag nicht zu übersehen, wie weit Schütz 
bei dieser Auffassung der Dinge durch meine Worte: 

„Von den meisten dieser Tiere mußte nach dem Verhalten des 
Blutserums angenommen werden, daß sie nicht frisch infiziert 
waren, sondern die Krankheit schon längere Zeit bei ihnen bestand“. 

beeinflußt worden ist. Ich nehme das letztere nicht an, 
möchte aber jedenfalls bei dieser Gelegenheit darauf h i n - 
weisen, daß ich eine solche Auffassung, zu 
derich mich auf Grund der Erziehung, dieich 
in diesen Fragen genossen habe, früher für 
berechtigt hielt, heute nicht mehr in vollem Umfange 
aufrecht erhalten würde; denn es hat sich, wie ich in der ein¬ 
gangs angeführten Arbeit von Bromberger und mir (1) 
mitgeteilt habe, herausgestellt, daß ein niedriger 
Agglutinationswert durchaus nicht in allen 
Fällen für das Bestehen der chronischen 
Form der Rotzkrankheit zu sprechen 
braucht, d. h., daß es sehr w ohl frische In¬ 
fektionen mit niedrigen Agglutinations¬ 
werten gibt. Daß dies für den Bestand des V. und die in 
der Tabelle angeführten Pferde zutrifft, geht auch daraus her¬ 
vor, daß bei einzelnen, wie z. B. dem Pferde 13, ein Anstei¬ 
gen des Agglutinationswertes von 600 a u f 
800, bei dem Pferde 21 von 500 auf 1500 zu ver¬ 
zeichnen war (zweite Untersuchung). Außerdem zeigten 
alle Pferde bei der zweiten Untersuchung eine bedeutende 
Vermehrung der ablenkenden Substanzen, 
so daß sie, wie bereits mitgeteilt, auch un¬ 
ter Benutzung monovalenter Extrakte nun¬ 
mehr rotzkrank erschienen. Das gleiche trifft 
mutatis mutandis auch für die bei der K.-H. Reaktion oder 
der Konglutination zur Darstellung kommenden Antikörper 
zu. Aus den mir in kürzester Form zur Verfügung stehenden 
Notizen über die Ergebnisse der Zerlegung läßt 
sich zur Entscheidung der Frage nichts eruieren. Die Anga¬ 
ben für das Pferd 21 sprechen sogar gegen frischen Rotz. Bei 
dem Pferde war bei der ersten klinischen Untersuchung 
(14. Juli 1915) linksseitig Nasenausfluß sowie eine ver¬ 
dächtige Lymphknotenanschwellung festzustellen gewesen. 
Am 28. Juli bestand starker, linksseitiger Nasenausfluß. Das 
Tier starb auf dem Wege zum Tötungsplatze am 11. August. 
Als Befund ist angegeben: Alter Nasenrotz. Sollte diese Be¬ 
urteilung zu Recht bestehen, so würde dadurch bewiesen, daß 
bei chronisch rotzkranken Pferden die Agglutininmenge 
wieder ansteigen kann, wie Schnürer (34) und 





20 Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


341 


ich (20) dies schon vor vielen Jahren behauptet haben. Auch 
wäre dargetan, daß ablenkende Substanzen, wenn 
sie geschwunden sind, wieder in Erschei¬ 
nung treten können, ferner, daß es möglich ist, unter 
Anwendung pol y'v alenter Extrakte diesel¬ 
ben zur Darstellung zu bringen, wenn dies 
mittels monovalenter Extrakte nicht mög¬ 
lich ist, endlich wäre die gelegentlich grö¬ 
ßere Beständigkeit der die K.-H. Reaktion 
bzw. Konglutination hemmenden Antikörper 
wie in anderen Fällen so durch diesen b e - 
w i e s e n. Diese Möglichkeiten sollen hier nur angedeutet 
werden. Die Prüfung derselben gibt jedenfalls für die Blut¬ 
untersuchungsstellen noch Veranlassung zu weiteren Arbeiten 
auf diesem Gebiete, da die einzelnen Fragen noch unzuläng¬ 
lich erforscht erscheinen, die Mittel hierzu auch bei weitem 
nicht ausreichen. 13 ) 

Wenn nun, wie Schütz fälschlicherweise 
meine Versuche gedeutet hat, wirklich ein 
Versagen der amtlichen Methoden Vorgele¬ 
gen hätte, so hätte ich mich seinerzeit unbedingt mit ihm 
auf den Standpunkt gestellt, daß ich ein solches in einer so 
großen Anzahl von Fällen bis jetzt nicht kennen gelernt habe. 
So aber muß ich es zurückweisen, daß Schütz sich auf an¬ 
dere Männer, die jahraus und jahrein mit diesen Methoden 
arbeiten und mit ihm übereinstimmen, beruft.* Er nenne 
mir diese Männer und ich werde, wenn er mir 
den Beweis erbringt, daß das sogenannte 
Versagen der Methoden nur in einem 
einzigen Falle an der unrichtigen An¬ 
wendung derselben in meinem Insti¬ 
tute liegt, die Männer nennen, die über 
die gleichen Erfahrungen wie ich ver¬ 
fügen, die sich aber darüber klar sind, 
daß dem Verfahren gewisse Grenzen ge¬ 
steckt sind, die es bedingen, daß ab und 
an ein rotzkrankes Pferd mittels der einen 
oder anderen Methode nicht als rotzkrank 
erkannt werden kann bzw. daß gesunde Pferde rotz- 
krank erscheinen. Es ist jedenfalls interessant, daß Schütz 
als Naturwissenschaftler es ablehnt, in erster Linie das Verhal¬ 
ten der Pferde oder Besonderheiten der Sera für anscheinend 
abweichende Versuchsergebnisse verantwortlich zu machen. 
Er sucht die Ursache für das irrtümlich nur von ihm und nicht 
von mir festgestellte Versagen der Methoden nicht in der 
Natur, im Objekte, sondern im Subjekt und wird damit sub¬ 
jektiv. 

Schütz mißt mir offenbar mit einem 
anderen Maßstabe als sich selbst. Vor Monaten 
haben bestimmte in Bromberg ermittelte serologische Befunde 
bei Pferden des L. in W. Veranlassung zu Erörterungen nach 

,s ) Für das Studium dieser Verhältnisse müssen, wie nebenher 
bemerkt sei, geeignete Sachverständige herangezogen werden,. die 
die Blutbefunde mit den bei der klinischen Untersuchung und der 
Zerlegung erhobenen zu vergleichen und wissenschaftlich zu deuten 
wissen. Ob dies in ganz zufriedenstellender Weise unter den Ver¬ 
hältnissen der Praxis überhaupt möglich ist, soll dahingestellt blei¬ 
ben. Es müssen zur Prüfung solcher Fragen mindestens der oder 
die betreffenden Sachverständigen längere Zeit Aufenthalt auf den 
Stellen nehmen, wo die rotzkranken Pferde stehen. 


der Seite hin gegeben, ob die schwachen Ablenkungen, die 
dort bei anläßlich der späteren Zerlegung rotzfrei befundenen 
Tieren ermittelt worden sind, auf unrichtige Anwendung der 
Untersuchungstechnik zurückzuführen seien. Für Schütz 
war dies feststehend. „Derartiges ist nie im 
Schützschen Institute vorgekommen, auch 
an anderen Stellennich t.“ Dabei hat Christiani 
(8) soeben mitgeteilt, daß „selbst nach sechs- und mehrmaligen 
Untersuchungen die untersuchende Stelle nicht mit Sicherheit 
anzugeben vermag, ob das betreffende Tier rotzfrei ist oder 
etw r a mit wenig ausgebreitetem, verborgenem Rotz alten Da¬ 
tums behaftet ist; monatelanges Isolieren dieser Pferde muß 
dabei in Kauf genommen werden.“ 

Schütz wird hier einwenden, daß es sich um Ein¬ 
zel f ä 11 e gehandelt hat Meine Erfahrungen lassen einen 
solchen Einwand gern gelten. Aber die gleichen Verhältnisse, 
die Abweichungen nach der einen oder anderen Seite bedin¬ 
gen, können auch mehrere Tiere eines Bestandes umfassen. 
Ich verfolge augenblicklich das serologische Verhalten in 
einem Stalle, wo während des letzten Monates Tag für Tag 
Temperaturmessungen vorgenommen worden sind. Sämtliche 
Tiere haben dabei Temperaturen zwischen 39 und 41 Grad 
Celsius gezeigt. Hier scheint eine infektiöse Ursache, deren 
Feststellung ich zu meinem Bedauern bei der augenblicklichen 
Geschäftslage des Instituts nicht nachgehen kann, das Blut¬ 
bild im antikomplementären Sinne zu beeinflussen. 

Es ist im übrigen völlig irrig, wenn Schütz angibt, er 
selbst hätte derartiges noch nicht beobachtet. Die albten - 
mäßigen Belege für das, was ich hierunter 
mitteile, befinden sich im Pathologischen 
Institute zu Berlin in denHänden von Schütz. 
Möge er sie einsehen, um sich zu überzeugen, daß ihn hier sejn 
Gedächtnis verlassen hat. Da ich aus der Erinnerung schreib^, 
kann ich nur allgemeine Angaben machen. In einem Bestände 
(westlichen Teil der Monarchie) von vielleicht 30 Köpfen 
wurde durch die Blutuntersuchung, soweit ich mich besinne, 
auf Grund niedriger Ablenkungswerte, eine ganze Anzahl von 
Pferden bezichtigt, rotzverdächtig zu sein. Bei der Zerlegung 
der ersten Tiere bezw. auf Grund des klinischen Befundes muß 
dieser Verdacht nicht bestätigt worden sein. . Fortgesetzte 
Untersuchungen ergaben, daß die ablenkenden Substanzen 
schwanden bezw. die Zerlegungen, daß der Rotzverdacht un¬ 
begründet ausgesprochen war. Die Beobachtungen , sjuid, 
glaube ich, im Jahre 1909 gemacht worden. Damals w’.ar.en 
naturgemäß unsere Kenntnisse auf diesem Gebiete noch nicht 
so weitgehende wie heute. Die Ursache konnte und 
durfte — genau wie nach der von Schütz auch heute 
noch beliebten Auffassung — nicht in dem Verhalten der Pferde 
bzw. Besonderheiten der Sera begründet sein. Da die Un¬ 
tersuchung im Pathologischen Institute zu Berlin ausgeführt 
worden war, war sie über jede Anfechtung erhaben. Es 
wurde angenommen, daß den Pferden — dies damals die ein¬ 
zige Erklärungsmöglichkeit — Mallein subkutan — durch d^n 
Tierarzt oder sonst wen — verabfolgt worden war. , Die amt¬ 
lichen Untersuchungen ergaben aber, daß dies nicht zutraf. 
Es sind also auch im Schützschen Institute, 
wie diese Darstellung zeigt, genau die glei¬ 
chen Verhältnisse wie in Bromberg beobach¬ 
tet worden! Ich darf annehmen, daß die Stellen, die von 







342 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 29. 


Schütz influiert worden sind, von dieser Erklärung Kennt¬ 
nis nehmen werden! 

Hier scheint mir auch der Platz, um die durch den 
Schütz sehen Angriff geschaffene Situation einmal im 
Lichte der allgemeinen Forschungsergebnisse zu betrachten. 
Ich bin der Darstellung dieser Verhältnisse im Vergleich zur 
Tuberkulose- und Syphilisfrage in Gemeinschaft mit Brom¬ 
berger (1) bereits an anderer Stelle nachgegangen und will 
mich hier mit einem kurzen Hinweis begnügen. Ungefähr die 
gleiche Bedeutung wie für den Rotz in der Tierheilkunde hat 
das Verfahren der Komplementablenkung für die Menschen¬ 
heilkunde zur Feststellung der Syphilis bekommen. Die Ver¬ 
hältnisse liegen dort nur insoweit anders, als der Wassermann 
im Einzelfalle nur bei verdächtigen Personen zur Anwendung 
kommt, Massenuntersuchungen (wenn man von denen bei Pro¬ 
stituierten, die als verdächtig im engeren Sinne anzusehen 
sind, absieht) aller Wahrscheinlichkeit nach gesunder Indivi¬ 
duen aber (wie bei dem veterinärpolizeilichen Ansteckungs¬ 
verdacht in weiterem Sinne) nicht vorgenommen werden. 

Die Luesserodiagnostik hat nun — im allgemeinen folgt 
die Entwicklung der Tierheilkunde ja überhaupt der der 
Menschenheilkunde — Entwickelungsgänge aufgewiesen, 
die außerordentlich lebhaft an das erinnern, was 
Schütz zum Gegenstand der Erörterung für den Rotz ge¬ 
macht hat. „Man muß die Geschichte seiner Wissenschaft 
kennen“, ist ein Satz, der den Schütz sehen Hörern wohl- 
bekannt ist. Die Geschichte der Serodiagnostik der Syphilis 
lehrt uns folgendes: Zunächst wurde die Spezifität der Reaktion 
angenommen. Eine Fülle von fleißigen Arbeiten zeigte, daß 
dies nicht zu Recht geschehen war. Die weiter vorn angedeu¬ 
teten Erfahrungen sind heute wissenschaftlich anerkannt. Das 
Verfahren wurde angefeindet, weil es bei der Untersuchung 
der Sera der gleichen Individuen an verschiedenen Stellen die 
verschiedensten Ergebnisse zeitigte. In einer bewegten Sitzung 
der Berliner Medizinischen Gesellschaft wies von Wasser¬ 
mann diese Angriffe zurück, indem er zugleich dartat, daß die 
Ursache für die sogenannten Fehlergebnisse in der Art der An¬ 
wendung der Methode zu suchen sei. Tatsache war damals, 
daß in Berlin namentlich, aber auch in anderen größeren Städ¬ 
ten, wo Spezialisten für Geschlechtskrankheiten das Verfahren 
oder die Unzahl der Modifikationen des „Original-Wassermann“ 
anwandten, Diagnosen gestellt wurden, die bei Anwendung 
der Wassermann sehen Untersuchungstechnik nicht erzielt 
worden wären. Im kleinen wiederholt die Tierheilkunde jetzt 
diese Verhältnisse. 

Für meine Person bezw. meine Mitarbeiter mache ich aber 
eines geltend. In klarer Erkenntnisse der Verhältnisse, die 
seinerzeit für die „W assermann sehe Reaktion“ eine Ge¬ 
fahr bedeuteten und im Begriff waren, diese zu mißkreditieren, 
habe ich stets darauf gehalten, daß im Bromberger Tier¬ 
hygienischen Institut nicht eine einzige Unter¬ 
suchung unter abgeänderter Technik ausge¬ 
führt worden ist, die nicht durch eine Über- 
prüfung. nach den Vorschriften von Schütz- 
Schubert kontrolliert worden wäre. Auch ist 
für die Tötung bezw. andere Anträge stets auf Grund der Er¬ 
gebnisse der Orginalmethode geurteilt worden. Wo dies nicht 
der Fall war, ist dies der Vorgesetzten Behörde bzw. anderen 
Stellen gegenüber zum Ausdruck gebracht worden. Insofern 


besteht in dieser Frage ein Unterschied gegen die Verhältnisse 
in der Syphilidologie. Schütz sollte dies bzw. die Erfah¬ 
rungen, die in der Menschenheilkunde gemacht worden sind, 
billigerweise berücksichtigen, vor allem aber nicht vergessen, 
daß für viele Fälle in der Rotzdiagnostik, die wir früher nicht 
zu deuten verstanden, die z. T. auch heute noch nicht geklärt 
sind, bei der Serodiagnose der Lues schon die analogen Fest¬ 
stellungen gemacht worden sind. Vergessen wir nicht, daß wir 
vor' Ausbruch des Krieges jährlich nur noch höchstens 
300 Rotzfälle ermittelt haben, während in der Menschenheil¬ 
kunde ein ganz anderes, viel größeres Material positiver Re¬ 
aktionen jahraus, jahrein zur Untersuchung kommt, die Vari¬ 
ation der Fälle also eine ganz andere ist, die Möglichkeiten, 
Unregelmäßigkeiten und Abweichungen festzustellen, dadurch 
sich erhöht haben und das Wissen vergrößert worden ist. Die 
Tierheilkunde ist erst durch den Krieg in die Lage gebracht 
worden, ein annähernd gleich großes Material zu überprüfen. 
Einsichtigen Beurteilern konnte es keine Überraschung bieten, 
daß nun die gleichen Beobachtungen wie bei der Serodiagnostik 
der Lues gemacht wurden (vergl. vorn). In der Menschen¬ 
heilkunde hat sich die Sachlage unter dem Einfluß jahrelang 
fortgesetzter intensiver Untersuchungen, an denen sich Immuni¬ 
tätsforscher, Kliniker, pathologische Anatomen u. a. in großer 
Zahl beteiligt haben, zur Zufriedenheit geklärt. Die Anwen¬ 
dung von Macht- und Autoritätsmitteln zur Entscheidung 
wissenschaftlicher Fragen, wie sie Schütz anstrebt, ist der 
Feststellung der Wahrheit nicht günstig. — 

Noch ein anderer Umstand in der Schütz sehen Beweis¬ 
führung verdient im Interesse der Sache besprochen zu werden. 
Dafür, daß die Art der Anwendung der Methoden die Ursache 
des Versagens der Ablenkung sei, spricht nach Schütz 
nämlich noch die Tatsache, daß bei den Sera der Pferde V 7 und 
V 21 die Untersuchungen auf Konglutination und K.-H. Re¬ 
aktion hohe Werte ergeben hätten, während diejenige auf 
Komplementablenkung negativ verlaufen wäre. Schütz 
kommentiert dies so: 

„Fälle, in denen so auffallende Unterschiede in der Menge der 
verschiedenen, im Blute enthaltenen Reaktionskörper nachzuweisen 
waren, sind im Pathologischen Institut bis jetzt nicht vorgekommen 
und auch an anderen mir bekannten Stellen noch nicht beobachtet 
worden.“ 

Ich verweise auch dieser Erklärung gegenüber auf das 
oben Gesagte, ferner darauf, daß in Bromberg bei der Unter¬ 
suchung vieler Tausender von Seren immer wieder Gelegen¬ 
heit geboten war, solche Fälle zur Beobachtung zu bekommen. 
Wenn Schütz solche Fälle nicht gesehen hat, so liegt das an 
der Kleinheit seines Materials. Negative Feststellungen sind 
nicht imstande, wie ich bereits ausgeführt habe, positive, die 
ich durch Zeugen nachw r eisen kann, zu entkräften. Wenn 
Schütz sich aber auf andere Stellen beruft, so handelt es 
sich bei seiner Ausdrucksweise um reine Rhetorik! Bis zu 
der Zeit, wo der Schütz sehe Aufsatz erschien, sind die Me¬ 
thoden der Konglutination und der abgeänderten Ablenkung 
bzw. der K.-H. Reaktion kaum an anderen Stellen als im 
Pathologischen Institut zu Berlin und im Tierhygienischen In¬ 
stitut zu Bromberg in größerem Umfange zur Anwendung ge¬ 
kommen. Nur wer fortgesetzt mit diesen Methoden untersucht, 
kann ein Urteil über die mit ihnen gemachten Feststellungen 
abgeben, schließlich auch nur der, der sich persönlich mit diesen 
Fragen, auch technisch, jahraus, jahrein beschäftigt hat. 



*20. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


343 


Schütz hat bereits erklärt, er habe mit dem gemachten 
Vorwurf mich nicht persönlich treffen wollen; denn ich, dem er 
so oft während seiner Tätigkeit am Pathologischen Institut 
versichert habe, ich beherrschte die Methodik, könne unmöglich 
jetzt nach dieser Seite hin einen Mangel aufweisen. Wenn der 
Vorwurf aber sich gegen das in meinem Institut arbeitende 
Personal wenden sollte, muß ich dies gleichfalls zurückweisen. 
Die Technik der Komplementablenkung ist keine so schwierige, 
daß sie nicht von gewissenhaften Persönlichkeiten ausgeübl 
werden könnte. 

Was endlich den Schütz sehen Schlußsatz anlangt, 
er glaube im Sinne vieler zu sprechen, wenn er mit der Bemer¬ 
kung schließe, daß nach den vorhegenden Erfahrungen als 
sicher feststehend angesehen werden darf, daß die „amtlichen 
diagnostischen Verfahren“ ausreichen, um die Rotzkrankheit 
zu tilgen, so hat sich Schütz zwei Spalten vor dieser Bemer¬ 
kung selbst widerlegt. Ich kann mir die Entgegnung 
ersparen, wenn ich seine Worte wiederhole: „Es ist 
selbstredend, daß die Anwendung der sero¬ 
logischen Methoden allein noch nicht aus¬ 
reicht, um die Rotzkrankheit in einem Be¬ 
stände dauernd zu tilge n.“ Damit glaube ich 
schließen zu dürfen. 

(Schluß [Literaturverzeichnis] folgt.) 


Referate. 

Eine chemische Zustandsänderung des Pferdeserums bei Rotz. 

Von Stabsveterinär Dr. Kranich und Hilfsarbeiter Dr. Dereser. 

(Z. f. Veter.-Kunde 15)16. Heft 5 6, S. 113.) 

Das Serum gesunder Pferde enthält durchschnittlich 
7,5 Proz. Eiweiß. Mischsera von je fünf gesunden Pferden 
enthielten ebenfalls ähnliche Werte, 7,39—7,75 Proz. Eiweiß. 
Gesunde Pferde haben mehr Albumin als Globulin. 

In fast allen untersuchten Fällen wurde dagegen im Serum 
rotzkranker Pferde ein vermehrter Eiweißgehalt (bis zu 11 Proz.) 
festgestellt. 

Schwankender Eiweißgehalt bei gesunden Pferden ist an¬ 
scheinend mehr auf einen wechselnden Gehalt an Albumin zu¬ 
rückzuführen, während das Globulin gleichbleibt, durch¬ 
schnittlich 3,65 Proz. 

Dagegen ist die Eiweißvermehrung bei rotzkranken Pferden 
im wesentlichen auf eine Vermehrung des Globulin zurückzu¬ 
führen. Aus einer aufgeführten Zahlenübersicht ergibt sich, 
„daß bei allen rotzigen Seren der Globulingehalt 
den Albuminwert übertrifft und stets mehr als 4 Proz. be¬ 
trägt, während bei gesunden Pferden das Verhältnis Albu¬ 
min : Globulin umgekehrt ist und die Globulinzahl weniger als 
4 Proz. beträgt.“ 

Die gleiche Erscheinung ist jedoch von anderen bei 
anderen Infektionskrankheiten an Versuchstieren und von 
Kranich und Dereser selbst auch bei anderen 
Krankheiten des Pferdes, z. B. Druse, Brustfellentzün¬ 
dung usw., insbesondere bei ausgedehnten entzündlichen 
Vorgängen gefunden worden. 

Diagnostisch erkennen die Autoren dem veränderten Ei¬ 
weißgehalt des Serums rotziger Pferde eine gewisse Bedeutung 
zu zur Unterstützung der gebräuchlichen Methoden (Blutprobe, 
Augenprobe). Insbesov dere haben sie Fälle zu verzeichnen, 
in denen Pferde ablenkende Substanzen, jedoch keine Zunahme 


des gewöhnlichen Globulinwertes zeigten. Diese Pferde konnten 
für rotzfrei erklärt und die Diagnose durch spätere zufällige 
Schlachtung oder Zerlegung auf ihre Richtigkeit geprüft werden. 

B. 

Schutzimpfung und Heilimpfung gegen Druse bei den 
Remonten des Remontedepots Fürstenfeldbruck nach Prof. 

Dr. Pfeiffer und Prof. Dr. Müller. 

Von Stabsveterinär Dr. ThieneL 

(Z. f. Veter.-Kunde 1916, Heft 5/6, S. 1*».) 

I. Schutzimpfung und deren Ergebnisse. 

Die Schutzimpfung nach Pfeiffer und Müller 
(B. T. W. 1912, Nr. 49 und 50) wurde bei 312 Remonten vor¬ 
genommen. Sie ist nach genannten Autoren nur dann von 
Wert, wenn sie zu einer Zeit vorgenommen wird, zu der die 
Pferde noch völlig frei von Druseinfektion sind. Obwohl die 
Remonten aus unverseuchten Züchterstallungen kamen und 
alsbald nach ihrer Ankunft im Depot geimpft wurden, war 
das Ergebnis schlecht. Von den 312 immunisierten Pferden 
erkrankten im Laufe der nächsten fünf Monate 144 = 46,15 
Proz. an Druse. In einer Unterabteilung von 68 Remonten 
erkrankten sogar 50 = 73,53 Proz. nach etwa 14 Tagen sehr 
schwer; es kamen 6 Todesfälle dabei vor. 

Eine Infektion durch den Impfstoff nimmt Verf. nicht an, 
wohl aber eine vorherige, zur Zeit der Impfung latente Infek¬ 
tion, namentlich bei der besonders schwer ergriffenen Ab¬ 
teilung der 68 Remonten. 

Da das Bestehen einer, latenten Infektion nie sicher fest¬ 
zustellen ist, so ist von der Schutzimpfung ein sicherer Schutz 
nicht zu erhoffen. Auch ohne Schutzimpfung gestaltet sich zu¬ 
weilen ein Seuchengang unter Remonten sehr günstig. So 
erkrankten z. B. unter einem Transport von 148 Remonten im 
Herbst 1914 nur 44 = 29,72 Proz. und von einem anderen 
Transport von 217 Remonten im Frühjahr 1915 nur 1 == 0,47 
Proz. an Druse. Beide Transporte waren nicht immunisiert 
worden. Günstige Resultate einer Schutzimpfung sind also 
immer mit Vorsicht aufzunehmen. 

II. Heilimpfung und deren Ergebnisse. 

Mit der Heilimpfung hat Verf. bessere Resultate erzielt, 
aber auch erst, nachdem er die ihm angegebenen Dosen von 
20 ccm -subkutan, 10 cm intravenös erhöhte auf 25 ccm 
intravenös, diese Gabe unter Umständen wiederholt einspritzte 
oder von vornherein auf 30 ccm erhöhte. Die mit dieser Appli¬ 
kation erzielten Ergebnisse sind nach den ermittelten Beispielen 
aber hervorragende zu nennen. 

III. Schlußfolgerungen aus den Ergebnissen. 

Verfasser billigt der Schutzimpfung immerhin noch einen 
gewissen Wert zu, wenn die Remonten nicht erst im Depot, 
sondern bereits bei den Züchtern immunisiert würden. Auf 
den Remontedepots kann man sich nur auf die Heilirapfung 
mit hoher D.osis (25 ccm intravenös) und in großzügiger Weise 
verlassen. Die aufgewandten Kosten lohnen sich dabei sehr 
schnell. B. 

Die Behandlung der akuten Rehe mit Neosalvarsan. 

Von Oberstabsveterinär Prof. Dr. T ö p p e r. 

(Z. f. Veter -Kunde 1916, Heft 5/6, 8. 150.) 

In schweren Rehefällen bei Kriegspferden ließ die ge¬ 
bräuchliche Rehebehandlung mehrfach im Stich, namentlich 
hinsichtlich der späteren Gebrauchsfähigkeit der Pferde. Bei 




344 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 29. 


einem mit Druse und Rehe behafteten Pferde hatte eine Neo- 
salvarsangabe einen Heilerfolg auch für die Rehe. Später 
ist ein Pferd 4 Tage nach dem gebräuchlichen Aderlaß, danach 
sind zehn weitere Pferde ohne einen solchen wegen akuter 
Rehe mit 4,5 Neosalvarsan behandelt worden. Alle Fälle sind 
schnell zur Heilung gelangt. Der Vcrf. fordert zur Nach¬ 
prüfung auf. B. 

über zwei mit Kalzine behandelte Fälle von Morbus maculosus. 

Von Veterinär Dr. L ö f f 1 e r. 

(Z. f. Veter.-Kund© 1916, Heft 5/6, S. 163.) 

Zwei genaue Krankheitsgeschichten. Das Urteil des 
Autors lautet: „Auf Grund meiner Erfahrungen mit diesem 
neuen Mittel muß ich seinen gepriesenen Wert verneinen. 
In dem von mir beschriebenen ersten Fall ist eine Wirkung, 
wie sie behauptet wird, nicht eingetreten. Im zweiten Fall 
ist wohl ein günstiger Verlauf der Krankheit festzustellen. 
Aber auch hier ist nicht die prompte Wirkung des Kalzine zu 
verzeichnen, denn es traten immerhin Rückfälle auf; auch 
kann von einer Beseitigung des schleppenden Krankheits¬ 
verlaufs nicht die Rede sein. Dazu kommen noch die Abs¬ 
zesse, die trotz aller aseptischen Behandlung von Spritze und 
Kanüle aufgetreten sind. Es sind wohl noch sorgfältige Beob¬ 
achtungen der Heilwirkung des Kalzine notwendig, bevor man 
es als Spezifikum gegen Morbus maculosus bezeichnen darf.“ 

B. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Verfügung, betreffend fortlaufend berichtigte Angaben Ober die Viehbestände. 

Allgemeine Verfügung Nr. I. 43/1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA III© 1018 M. f. L., V 13353 M. d. I. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 14. Mai 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten. 

Bei den großen Veränderungen, die sich in den Viehbeständen 
dauernd vollziehen, und die namentlich auch in den Verschiebungen 
von Zuchtvieh und Nutzvieh aus einem Bezirk in den anderen ihre 
Ursache haben, ist zur Gewinnung einer einwandsfreien Unterlage 
für die Verteilung der Viehlieferungen auf die Kommunalverbände 
die Beschaffung von fortlaufend berichtigten Angaben über die 
Viehbestände erforderlich. Diese Kenntnis läßt sich nur durch 
in kürzeren Zwischenräumen erfolgende kleine Viehbestands¬ 
erhebungen erreichen. 

Wir bestimmen daher auf Grund der §§ 1 und 2 der Bekannt¬ 
machung über Vorratserhebungen vom 2. Februar 1915 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 54), daß am 2. Juni d. J., sodann am 1. September, 

1. Dezember und 1. Mai jedes Jahres jeder Besitzer oder Verwalter 
eines Gehöftes oder Anwesens, einer Stallung, Weide oder KQppel 
bei dem Vorsteher des Gemeinde- oder Gutsbezirks, in dem sich 
die Räumlichkeiten befinden, die Zahl der in diesen Räumlichkeiten 
in der dem Aufnahmetage vorhergehenden Nacht vorhandenen 
Rinder, Schafe und Schweine anzuzeigen hat. Hierbei sind ge¬ 
sondert anzugeben: 

a. bei Rindvieh: 

1. Kälber, unter 3 Monate alt, 

2. Jungvieh, 3 Monate bis noch nicht 2 Jahre alt, 

3. Bullen, Stiere und Ochsen von 2 Jahren und älter, 

4. Kühe (auch Färsen, Kalbinnen), von 2 Jahren und älter 
und die Gesamtsumme, 

h. bei Schweinen: 

1. Ferkel unter 8 Wochen, 

2. Schweine von 8 Wochen bis noch nicht K Jahr, 

3. Schweine von Yt Jahr bis noch nicht 1 Jahr alt, 

4. Schweine von 1 Jahr und älter 
und die Gesamtsumme. 

— Bei Schafen ist nur die Gesamtsumme einschließlich der 

Lämmer anzugeben. — 


Die Anzeigepflicht für die in der Nacht vor dem Aufnahmetage 
auf dem Transport befindlichen Tiere liegt deren Begleiter ob. 
Sie sind in dem Gemeindebezirke des Entladeorts anzumelden. Wird 
dieser am Aufnahmetage nicht mehr erreicht, so hat die Anmeldung 
unmittelbar nach der Ankunft am Entladeort zu erfolgen. 

Die Gemeinde- und Gutsvorsteher haben die Angaben in ein 
Bestandsverzeichnis einzutragen. Dieses Verzeichnis ist aufzube¬ 
wahren. Ein Auszug aus dem Bestandsverzeichnis ist in Land- 
kreisen unverzüglich nach der Erhebung unter Benutzung der bei¬ 
gefügten Muster dem Landrat nach Aufrechnung der Zahlen mit¬ 
zuteilen. Die Landräte haben die Auszüge gesammelt bis zum 
8. des betreffenden Monats an das Königlich Preußische Statistische 
Landesamt in Berlin weiter gelangen zu lassen. Von den Stadt¬ 
kreisen sind die Auszüge ebenfalls bis zu dem genannten Zeitpunkte 
dem Statistischen Landesamt unmittelbar einzusenden. 

Die nötigen Vordrucke für die von den Gemeinde- und^ Guts¬ 
vorstehern zu führenden Bestandsverzeichnisse, sowie Vordrucke 
für die Auszüge werden den Gemeinde- und Gutsvorstehern vom 
Statistischen Landesamt, in Landkreisen durch Vermittelung des 
Landrats, vor jeder Bestandsaufnahme rechtzeitig übersandt werden. 

Eure Hochgeboren / Hochwohlgeboren wollen hiernach das Er¬ 
forderliche unverzüglich veranlassen. Die Viehhalter sind darauf 
hinzuweisen, daß die Nichterfüllung der Anzeigepflicht ebenso wie 
die Erstattung unrichtiger Anzeigen nach § 5 der Bundesratsver¬ 
ordnung vom 2. Februar 1915 mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder 
mit Geldstrafe bis zu 10 000 M. bestraft wird. Den Gemeindevor¬ 
stehern ist zur Pflicht zu machen, sich in geeigneten Fällen von 
der Richtigkeit der Angaben des Anzeigenden zu überzeugen. Auch 
haben sie an der Hand des Bestandsverzeichnisses zu prüfen, ob 
sämtliche Viehbesitzer ihrer Anzeigepflicht genügt haben. Ver¬ 
neinendenfalls sind die Säumigen zu erinnern und nötigenfalls zur 
Bestrafung zu bringen. Die Belehrungen über die Anzeigepflicht 
sind rechtzeitig vor jedem Aufnahmetermin durch Bekanntmachun¬ 
gen in den amtlichen Kreisblättern und nötigenfalls durch Bekannt¬ 
machungen in den Gemeinden in ortsüblicher Weise zu wiederholen. 

Abdrücke für die Land- und Stadtkreise liegen bei. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten: 

Freiherr von Schorlemer. 

Der Minister des Innern: 

I. A.: v. Jarotzky. 

Schafräude. 

* Allgt-m ine Vt-rfügung Nr. L 63/1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal Nr. I A III c 4560. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 23. Juni 1916. 
An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Polizei¬ 
präsidenten in Berlin. 

Im Jahre 1915 sind in Preußen Anordnungen eines Heilver¬ 
fahrens zur Tilgung der Schafräude in 23 Regierungsbezirken und 
46 Kreisen erlassen worden. Insgesamt wurden 133 Bestände mit 
19 557 Schafen (gegenüber 222 Beständen mit 18 551 Schafen im 
Vorjahre) einem solchen Verfahren unterworfen. 

Das Bade verfahren hat bei 91 Beständen mit 11203 Schafen 
Anwendung gefunden (gegenüber 151 Beständen mit 8427 Schafen 
im Vorjahre). Davon waren am Jahresschluß 63 Bestände mit 
6054 Schafen geheilt; bei 18 Beständen mit 4652 Schafen war das 
Verfahren noch nicht beendet; 377 Schafe in 9 Beständen wurden 
vor Tilgung der Räude als Schlachtvieh verkauft und geschlachtet; 

1 Schaf ist bei dem Badeverfahren eingegangen; 1 Bestand von 
119 Schafen wurde ohne Erfolg behandelt. 

Soweit die Behandlungsalt angegeben worden ist, wurden Ba- 
cillol-, Lysol-, Creolin- und Laugenbäder sowie Bäder aus Cooper- 
schem Waschpulver (Acid. arsenicos. 18,5, Arsen, sulphur. 4,5, 
Sulphur 63,0, Soda 5,5) angewendet. 

Schmierkuren sind für 42 Bestände mit 8354 Schafen (gegen¬ 
über 71 Beständen mit 10124 Schafen im Vorjahre) verordnet 
worden. Als geheilt sind gemeldet 23 Bestände mit 5952 Schafen; 
bei 17 Beständen mit 2275 Schafen war das Heilverfahren noch nicht 
beendet; 100 Schafe sind vor Tilgung der Seuche geschlachtet; 
322 Schafe in 4 Beständen sind ohne Erfolg der Schmierkur unter¬ 
worfen gewesen. 



20. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


345 


Als Heilmittel sind Fröhnersches Creoliniiniment, Cresolteerlini- 
ment, Quecksilbersalbe, Lysol und Tabaklauge sowie eine Mischung, 
bestehend aus Creolin 1,0, grüner Seife 1,0 und Brennspiritus 8,0, 
gebraucht worden. 

Eine unvermutete Revision von Schafbeständen hat in 17 Re¬ 
gierungsbezirken, in 92 Kreisen und 993 Gemeinden bei 4992 Sehaf- 
beständen von zusammen 231653 Schafen stattgefunden. Es wurden 
dabei 40 Bestände als räudig ermittelt, darunter 18 allein im 
Regierungsbezirk Cassel, je 4 in den Regierungsbezirken Stade und 
Osnabrück, je 3 in den Regierungsbezirken Schleswig und Hildes¬ 
heim, je 2 in den Regierungsbezirken Potsdam und Minden, je 1 in 
den Regierungsbezirken Magdeburg, Erfurt, Arnsberg und Sig¬ 
maringen. 

Zur Verteilung an die beamteten Tierärzte der von der Schaf¬ 
räude hauptsächlich bedrohten Kreise füge ich ...,.. Abdrucke 
dieses Erlasses bei. Etwa weiter erforderliche Abdrucke sind im 
Bureauwege von der Geheimen Registratur IA IH meines Ministe¬ 
riums zu beziehen. 

I. A.: Graf von K e y s e r 1 i n g k. 

Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Die Beurteilung des Fleisches bei akuter hämorrhagischer 
Septikämie. 

(Aua dem Jahresbericht des ungarischen Landesreterinärrats für da« Jahr 1915.) 

Nach der ungarischen Fleischbeschauverordnung ist das 
Fleisch von an hämorrhagischer Septikämie erkrankten Tieren 
oder beim Verdacht auf diese Krankheit zum Genüsse un¬ 
tauglich, auch dürfen solche Tiere nicht geschlachtet werden. 
.Wenn auch diese Krankheit dem Menschen unmittelbar nicht 
gefährlich ist, denn der Mensch ist für den Infektionsstoff nicht 
empfänglich und auch das Fleisch solcher notgeschlachteten 
Tiere verursachte erfahrungsgemäß keine Erkrankung bei Men¬ 
schen, muß man dennoch an diesem Verbot festh’alten; denn 
die hämorrhagische Septikämie tritt mit schweren Allgemein¬ 
erscheinungen auf und außer in den Eingeweiden findet man 
im Fleische solcher Tiere Hyperämie, sulzige Infiltration und 
Blutungen, weshalb es bald verdirbt und schädlich wird. 
Andererseits ist diese Krankheit dem Milzbrand sehr ähnlich, 
so daß dieses Verbot zugleich die beste Garantie bietet, daß 
bei eventuell falscher Diagnose das Fleisch von milzbrand¬ 
kranken Tieren nicht in den Verkehr gebracht wird. Aus 
veterinärpolizeilichen Rücksichten ist dieses Verbot gleichfalls 
von Bedeutung, denn zum Verschleppen und zur Verbreitung 
der hämorrhagischen Septikämie könnten die Haut, das Fleisch 
und die einzelnen Körperteile der kranken, geschlachteten 
Tiere gewiß stark beitragen. Mit Rücksicht auf diese Um¬ 
stände empfiehlt der Veterinärrat keine Änderung an dem 
Schlachtverbot der an hämorrhagischer Septikämie erkrankten 
oder verdächtigen Tiere, sowie an dem Verbot der Freigabe 
des Fleisches solcher Tiere. Dr. Z. 

Die Verwendung des Blutes und der Abfälle von Schlachttieren 
zur Geflügelmast. 

(Aua dem Jahresbericht des ungarischen Landesveterinärrats für das Jahr 1915.) 

Nach der ungarischen Fleischbeschau Verordnung müssen 
beanstandete Fleischteile, insofern diese nicht entsprechend 
verarbeitet werden, durch Vergraben vernichtet werden. Das¬ 
selbe geschieht mit jenen Organen, welche nicht zum mensch¬ 
lichen Genuß gelangen, wie den Genitalorganen; diese könnten 
jedoch infolge ihres hohen Nährwertes als Futter eine sehr 
gute Verwendung finden. Der Veterinärrat empfiehlt deshalb, 
daß die Eihäute und Feten, weiter die nicht erkrankte Gebär¬ 


mutter, Scheide und die Hoden an verläßliche Personen als 
Tierfuttermittel vom Schlachthofe mit behördlicher Erlaubnis 
verabfolgt werden können (Fleischer, Wirte und ähnliche sind 
davon ausgeschlossen). Ebenso kann auch das Blut gesunder 
Tiere ohne Anstand eine Verwendung finden, auch ist ge¬ 
stattet, dieses Blut als Genußmittel für Menschen ohne be¬ 
sondere Erlaubnis aus dem Schlachthofe auszuführen. 

Dr. Z. 

Bekanntmachung über die Verwertung von Tierkörpern und Schlacht- 
abfällen. Vom 29. Juni 1916. 

Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die Er¬ 
mächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. 
vom 4. August. 1914 (Reichs-Gesetzbl. S. 327) folgende Verordnung 
erlassen: 1 jj* ; 

§ 1. Die in größeren Abdeckereien anfallenden Tierkörper und 
Tierkörperteile und die in größeren Schlachthäusern und sonstigen 
größeren Schlachtbetrieben anfallenden, zum menschlichen Genüsse 
nicht verwendbaren Schlachtabfälle und als genußuntauglich be- 
zeiehneten Tierkörper und Tierkörperteile sind auf Futtermittel und 
Fette zu verarbeiten. Die zu verarbeitenden Stoffe dürfen aus den 
vorbezeichneten Betrieben nur zum Zwecke der Verarbeitung ent¬ 
fernt werden. Die Verarbeitung liegt den Besitzern der Betriebe 
oder deren Beauftragten ob. 

Die vorstehenden Bestimmungen gelten nicht für Häute, Hör¬ 
ner, Hufe, Klauen, Wolle, Borsten und Federn. 

§ 2. Als größere Schlachthäuser und Schlachtbetriebe im Sinne 
dieser Verordnung gelten solche Betriebe, die im Jahre 1915 mehr 
als 2400 Stück Großvieh geschlachtet haben, als größere Abdecke¬ 
reien solche, deren Anfall im Jahre 1915 mehr als 150 Stück Gro߬ 
vieh betragen hat. Einem Stücke Großvieh stehen 8 Stück Klein¬ 
vieh (Fohlen, Kälber, Schweine, Schafe, Ziegen) gleich. 

§ 3. Über die Art der Verarbeitung bestimmen die Landeszentral¬ 
behörden. 

Sofern in einem Betrieb Einrichtungen für die Verarbeitung 
zu beschaffen sind, bestimmt die höhere Verwaltungsbehörde den 
Zeitpunkt, mit dem die Verarbeitung auf die vorgeschriebene Weise 
zu beginnen hat. Bis dahin kann die Verwertung der Abfälle in 
der bisher üblichen Weise erfolgen. 

Die Leiter der im § 1 bezeichneten Betriebe haben dem Kriegs- 
ausschusse für Ersatzfutter, G. m. b. H. in Berlin, bis zum 1. August 
1916 anzuzeigen, wieviel von den im § 1 genannten Stoffen im 
Jahre 1915 in ihren Betrieben angefallen sind. Auf Erfordern haben 
sie dem Kriegsausschusse weitere Auskunft über Art und Umfang 
ihrer Betriebe zu erteilen. 

§ 4. Hinsiohtlich der gewonnenen Futtermittel bleiben die Vor¬ 
schriften der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfuttermitteln 
vom 28. Juni 1915 (Reichs-Gesetzbl. S. 399), hinsichtlich der ge¬ 
wonnenen Fette die Vorschriften der Verordnung über den Verkehr 
mit Knochen, Rinderfüßen und Homschläuchen vom 13. April 1916 
(Reichs-Gesetzbl. S. 276) in Verbindung mit der Verordnung über 
Ausdehnung der Vorschriften usw. vom 25. Mai 1916 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 409) unberührt. Den Besitzern öffentlicher Schlacht¬ 
häuser und kommunaler Abdeckereien ist jedoch auf Antrag ein 
Teilbetrag bis zu einem Drittel des gewonnenen Futters zur eigenen 
Verwendung zu überlassen. 

§ 5. Die Landeszentralbehörden erlassen die Bestimmungen zur 
Ausführung dieser Verordnung. Sie können aus besonderen wirt¬ 
schaftlichen Gründen Ausnahmen von den Vorschriften für einzelne 
Betriebe zulassen. Sie sind ferner befugt, auch für kleinere Be¬ 
triebe Vorschriften über die Verarbeitung und Verwertung der im 
§ 1 genannten Stoffe zu treffen; sie können für Abdeckereien weiter¬ 
gehende Bestimmungen über die Verwertung auch des ihnen sonst 
etwa zufallenden Materials erlassen. 

§ 6. Mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe 
bis zu fünfzehntausend Mark wird bestraft: 

1. wer den Vorschriften des § 1 zuwiderhandelt, 

2. wer die ihm nach § 3 Abs. 3 obliegenden Auskünfte nicht in 
der gesetzten Frist erstattet oder wissentlich unrichtige oder un¬ 
vollständige Angaben macht, 




346 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 29. 


3. wer den nach § 3 Abs. 1 und § 5 erlassenen Bestimmungen 
zuwiderhandelt. 

§ 7. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündigung 
in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außer¬ 
krafttretens. 

Berlin, den 29. Juni 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 

Dr. H e 1 f f e r i c h. 

Schärfere polizeiliche Überwachung des Nahrungemittelverkehre. 

Erlaß des Ministeriums des Innern vom 20. März 1916. 

An die Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Oberpräsi¬ 
denten von Berlin in Potsdam. 

Verschiedene unerfreuliche Erscheinungen, die kürzlich auf dem 
Lebensmittelmarkte zutage getreten sind, geben mir Veranlassung, 
die Aufmerksamkeit der Kommunal- und Polizeiaufsichtsbehörden 
auf die Herbeiführung eines besseren Zusammenarbeitens der Ge¬ 
meinde- und der Polizeibehörden in der Bekämpfung des Lebens¬ 
mittelwuchers hinzulenken. Die Versorgungsregelung und die 
Festsetzung von Höchstpreisen für Gegenstände des täglichen 
Lebensbedarfs ist durch die kriegswirtschaftlichen Verordnungen des 
Bundesrats und die dazu ergangenen Ausführungsbestimmungen 
der Landeszentralbehörden den Gemeinden übertragen, welche in 
dieser Arbeit durch die Preisprüfungsstellen entlastet und unter¬ 
stützt werden sollen. Die Durchführung der von den Gemeinden 
und Preisprüfungsstellen getroffenen Anordnung ist aber nur dann 
gewährleistet, wenn sie durch scharfe polizeiliche Überwachung ge¬ 
sichert wird. Ich verkenne nicht, daß damit den Polizeiverwaltungen 
eine schwierige Aufgabe erwächst, zumal ihr Personalstand stark 
gelichtet ist. Es muß aber Sorge dafür getragen werden, daß die 
Polizeiexekutivbeamten über die jeweils geltenden Bestimmungen 
hinsichtlich der Regelung der Versorgung und des Verbrauches und 
der bestehenden Höchstpreise zuverlässig unterrichtet werden, um 
gegen Zuwiderhandlungen mit der gebotenen Schnelligkeit und 
Gründlichkeit einschreiten zu können. 

Ew. pp. wollen hiernach unverzüglich die nötigen Anordnungen 
treffen und die Königlichen und städtischen Polizeiverwaltungen, 
für welche Abdrucke beigefügt sind, mit der erforderlichen An¬ 
weisung versehen. Bei den städtischen Polizeiverwaltungen wird 
der Unterricht der Polizeibeamten zweckmäßig durch den städti¬ 
schen Dezernenten für Lebensmittelfragen erfolgen können. Ich 
darf voraussetzen, daß auch in den Städten mit Königlicher Polizei¬ 
verwaltung die beteiligten Magistratsdezernenten den mit der Er¬ 
teilung des Unterrichts zu betrauenden Beamten gern die erforder¬ 
liche Information erteilen werden, und behalte mir vor, über den 
Erfolg der angeordneten Maßnahmen demnächst besonderen Be¬ 
richt zu erfordern. 

Berlin, den 20. März 1916. 

Der Minister des Innern, von Loebell. 

Bekanntmachung gegen Irreführende Bezeichnung von Nahrunge- und 
Genußmitteln. Vom 26. Juni 1916. 

Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die Er¬ 
mächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. 
vom 4. August 1914 (Reichs-Gesetzbl. S. 327) folgende Verordnung 
erlassen: 

§ 1. Wer Nahrungs- oder Genußmittel unter einer zur Täu¬ 
schung geeigneten Bezeichnung oder Angabe anbietet, feilhält, ver¬ 
kauft oder sonst in den Verkehr bringt, wird mit Gefängnis bis zu 
sechs Monaten und mit Geldstrafe bis zu eintausendfünfhundert 
Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. 

Neben der Strafe kann auf Einziehung der Gegenstände erkannt 
werden, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, ohne Unter¬ 
schied, ob sie dem Verurteilten gehören oder nicht. 

Wird auf Strafe erkannt, so kann angeordnet werden, daß die 
Verurteilung auf Kosten des Schuldigen öffentlich bekanntgemacht 
wird. Die Art der Bekanntmachung wird im Urteil bestimmt. 

§ 2. Diese Verordnung tritt mit dem 3. Juli 1916 in Kraft. Der 
Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens. 

Berlin, den 26. Juni 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 

Dr. H e 1 f f e r i c h. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Oberveterinär Dr. Heinrich Klein (Tierarzt in Burgbrohl). 
Oberstabsveterinär Paul Nordheim (Oberstabsveterinär 
im Feldart.-Regt. Nr. 56 in Lissa). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Walter Thurm (Tierarzt in Meuselwitz). 
Stabsveterinär Gustav Schlieper (Kreistierarzt in 
Kosten, Bez. Posen). 

Oberveterinär H. Peters (Tierarzt in Rinteln a. d. Weser). 
Stabsveterinär W. Westhoff (Schlachthof-Verwalter in 
Menden i. W.). 

Veterinär August Holle (Tierarzt in Mussum b. Bocholt). 
Stabsveterinär Dr. Philipp Schweickert (Kreistierarzt 
in Schotten, Hess.). 

Oberveterinär Josef Breier (Tierarzt in Löwenberg i. Mark). 
Oberveterinär Adolf Beyersdorf (Tierarzt in Feldbergen). 
Veterinär Walter Engwitz (Tierarzt aus Wilhelmsfelde, 
Kr. Greifenhagen). 

Stabsveterinär Joseph Ditz (Tierarzt in Telgte, Westf.). 
Stabsveterinär Michael Heckmann (Distrikts-Tierarzt in 
Reichling, Bay.). 

Stabsveterinär Franz Durst (Distrikts-Tierarzt in GrÖnen- 
bach, Bay.). 

Oberveterinär Johann Schaidler (Tierarzt in Ismaning, 
Bay.). 

Oberveterinär Anton Seipel (Tierarzt in Hergatz, Bay.). 
Oberveterinär Joseph Kellner (Schlachthof-Ass.-Tierarzt 
in Eisenach). 

Oberveterinär Jos. Englert (Tierarzt in Harburg, Bay.). 
Veterinär E(r. Robert Thomassin (Tierarzt ans München). 
Veterinär Dr. Ignaz Stöckl (Distriktstierarzt in Burg¬ 
haslach, Bay.). 

Veterinär Dr. Anton Kögel (Tierarzt aus München). 
Veterinär Ludwig Heßler (Tierarzt aus Velburg). 
Feldunterveterinär Artur Stade. 

Feldunterveterinär Georg Lechner (aus Schachten). 

Einhnndertundzweite Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 9. Juli, bis Sonnabend, den 15. Juli 1916. 

An der Westfront sind die Kämpfe auf beiden 
Seiten der Somme und der Ancre während der Berichtswoche 
hartnäckig weitergeführt worden. Weder den Engländern noch 
den Franzosen ist es gelungen, nennenswerte Vorteile zu er¬ 
reichen. Aus der Schwere der Artilleriekämpfe und den Massen 
der von den Engländern und Franzosen angesetzten Truppen 
geht am besten hervor, welche Bedeutung die Gegner diesen 
Kämpfen beimessen. 

Vor Verdun ist es unseren Truppen gelungen, östlich 
der Maas auf Souville sich weiter vorzuarbeiten und damit 
zu zeigen, daß unser Vordringen auf die Festung Verdun durch 
die Kämpfe an der Somme keinerlei Abbruch erlitten hat. 

Im Osten haben die Russen an der Hindenburgfront so¬ 
wohl wie gegen die Armeeabteilung Woyrsch, in Galizien und 
in der Bukowina Vorstöße versucht, die ihnen aber nennens¬ 
werte Erfolge nicht gebracht haben. 

An den übrigen Fronten keine wesentlichen Ver¬ 
änderungen. 

In der Berichtsw r oche ist unser erstes Untersee-Handelsboot 
„Deutschland“ in Amerika angekommen mit einer wertvollen 
Ladung von Farbstoffen und liegt in dem Hafen von Baltimore. 
Die alsbald in der amerikanischen sowie in der sonstigen aus¬ 
ländischen Presse aufgetretene Streitfrage, ob die „Deutsch¬ 
land“ als Handelsschiff anzusehen sei, scheint nunmehr für diese 








20. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Auffassung entschieden zu sein. Es heißt, daß bald ein zweites 
Untersee-Handelsboot, die „Bremen“, in einem Hafen Amerikas 
ankommen wird. N e v. 

Hofer +. 

In München ist Prof. Dr. H o f e r im Alter von 55 Jahren 
gestorben. Hofer ist besonders durch seine Arbeiten auf dem 
Gebiete der Fischkunde bekannt geworden. Sein Buch über Fisch¬ 
krankheiten legt von seinen Forschungen beredtes Zeugnis ab. 

Vom Krlegsernährungsamt. 

In den Beirat des Kriegsernährungsamtes ist der Direktor des 
Berliner Schlachthofes, Veterinärrat Goltz, berufen worden. 

Das Hufeisen in der Geschichte. 

Von A. Naigele in Dessau. 

Es läßt sich beweisen, daß schon die alten Griechen und 
Römer die Hufe ihres Zugviehes durch Bekleidung wider 
Beschädigungen und Fußkrankheiten zu sichern gesucht 
haben, doch sind unsere jetzt üblichen Hufeisen, die auf¬ 
genagelten, viel später erfunden und in Mode gekommen. 
Aristoteles und Plinius sagen, daß man den Kamelen im Kriege 
Schuhe anlegte, aus Ochsenleder gemacht, oder Socken und 
Sohlen von einem hanfartigen Pflanzenstoff geflochten, der 
binsenartig im Morgenlande gefunden wurde. Diese geflochtenen 
Schuhe bewährten sich außerordentlich bei allerlei Krankheiten, 
besonders bei den Maultieren* die in älteren Zeiten fast 
ausschließlich zum Reiten dienten. Hohe Persönlichkeiten 
statteten diese Schutzhüllen sehr kostbar aus. Neros Maul¬ 
tiere hatten silberne Sohlen und die seiner Gemahlin sogar 
goldene, mit Steinen an den Rändern. Auch Xenophon erzählt, 
daß asiatische Völker ihren Pferden, wenn hoher Schnee lag, 
Socken über die Füße gezogen hatten, wie es die Russen 
noch heute in Kamtschatka machen, wenn sie mit ihren 
Hunden auf den Seehundfang ausgehen. — Artemidor redet 
von beschuhten Pferden, besonders in den Kriegen, denn als 
Mithridat Cyzicus belagerte, mußte er seine Reiterei nach 
Bythynien schicken, weil die Hufe abgenutzt und schadhaft 
geworden. Ebenso erging es der tapferen Armee Alexanders 
und Cinnas, wo auch die Reiterei Zurückbleiben mußte, weil 
die Pferde schmerzhaft an den Hufen litten. An den Kunst¬ 
werken der Alten findet man niemals beschlagene Pferde, 
noch beschuhte, auch in den Schriften von Polybius Xenophon 
wird das Beschlagen nicht erwähnt. Trugen die Reittiere Schuhe 
an den Sohlen, so zog jeder Reiter sie selbst dem Tier über, 
Hufschmiede gab es eben damals noch nicht. Weil sie unbekannt 
waren, bemühten sich die Alten, Pferde mit festen, starken 
Hufen zu bekommen, und wandten auch beim Gebrauch allerlei 
Mittel an, um sie dauerhaft zu machen und gesund zu erhalten. 
Xenophon gibt dazu die • Mittel an, und zwar derart, daß 
man die Pferde auf einem mit Steinen besetzten Platz gehen, 
stehen und stampfen ließ, und damit letztere festlagen, wurden 
sie mit eisernen Klammern zusammengehalten. Die Hufe 
w r urden dadurch so hart, daß man, wenn das Pferd auf den 
Boden schlug, glaubte, den Ton einer Cymbel klingen zu 
hören. — 

Erst Trypdiodorus redet von einem wirklichen Hufeisen. 
Als er die Verfertigung des Trojanischen Pferdes beschreibt, 
sagt er, daß der Künstler auch an den Hufen „nicht das Erz 
und Eisen vergessen hätte“. Die Erfindung fällt zwischen 
das 3. und 6. Jahrhundert, w r o man in alten Vieharzneibüchern 


347 


sie ebenfalls erwähnt findet. Im Grabe Childerichs fand 
man Teile eines Eisens, die Ähnlichkeit mit einem Pferde¬ 
beschlag hatten, aber leider zerbrachen sie, als man sie öffnen 
wollte. Die erste Zeichnung findet man in Anastasis Childerici; 
Kaiser Nero erwähnt sie, als er die vollständige Rüstung 
eines Reiters nennt und die dazu gehörigen Hufnägel, auch 
in einem alten Zeremonienbuche Constantins ist davon die 
Rede. — Auch Eustathius, der im 12. Jahrhundert lebte, er¬ 
wähnt den Pferdebeschlag, wde bei uns aus Eisen hergestellt 
und mit Löchern versehen. — Nach dem 9. Jahrhundert trifft 
man die Eisen schon bei den Italienern, Franzosen und 
Engländern an. Als der Markgraf von Toscana Bonifacius 
seine Braut Beatrix 1038 einholte, war sein ganzes Gefolge 
so prächtig geschmückt, daß sogar die Pferde nicht mit Eisen, 
sondern mit Silber beschlagen waren. Die Nägel waren von 
demselben Metall und, wenn sie verloren gingen, durfte der 
Finder sie behalten, was Glück und Segen bringen sollte. In 
England scheint W. Conquestor das Beschlagen aufgebracht 
zu haben; er verlieh gegen eine gewisse Abgabe Henry 
de Ferres das Recht, dessen Abkommen noch heute 6 Hufeisen 
im Wappen tragen. 

Viele Hufeisen fand man in den Gräbern der alten Deutschen 
und Wenden, ein genaues Zeichen, daß sie neben den anderen 
Rüstzeugen auch die Hufeisen gekannt und erprobt hatten. 
Vom 12. Jahrhundert an begegnen wir den Hufschmieden schon 
auf den Märkten und Messen, wo sie mit ihrer Kunst auch 
die des Heilkünstlers für Mensch und Vieh ausübten. Sie 
brauten Tränke, heilten durch Magnetismus und Sympathie 
nach marktschreierischer Art und Weise, dazu oft ein buntes 
auffallendes Kostüm tragend. Sie waren die Beschützer mut¬ 
willig getrennter Liebespaare und standen bei dem Volke in 
hoher Gunst und Ansehen. 

Beförderung zum Stabsveterinär. 

Erlaß des Kriegsministeriums vom 2. Juli 1916 Nr. 2554/616 A 3. 

Zur Beförderung dürfen vorgeschlagen werden: 

I. Beurlaubtenstand (einschließlich Ersatzreserve): zum Stabs¬ 
veterinär: 

auf Grund der Ziffer 174 der Militär-Veterinär-Ordnung die 
Oberveterinäre, die ein Oberveterinärpatent vom 1. Juni 1908 oder 
früher besitzen, mindestens 3 Monate während des gegenwärtigen 
Krieges im Heeresdienste gestanden und 

a) ein Lebensalter von 42 Jahren überschritten haben oder 

b) einer mobilen Heeresformation angehören oder ange¬ 
hörten und ein Lebensalter von 37 Jahren überschritten 
haben; 

II. Landsturmpflichtige und nicht wehrpflichtige Tierärzte: 
zum Stabsveterinär: 

1. die Oberveterinäre und nicht wehrpflichtigen Tierärzte, die 
die Bedingungen der Ziffer 157 b der Militär-Veterinär-Ordnung er¬ 
füllt haben und einen tierärztlichen Approbationsschein vom 1. Juni 
1905 oder früher besitzen; 

2. auf Grund der Ziffer 174 der Militär-Veterinär-Ordnung 
die Oberveterinäre und nicht wehrpflichtiger. Tierärzte, die einen 
tierärztlichen Approbationsschein vom 1. Juni 1901 oder früher 
besitzen und 

a) ein Lebensalter von 42 Jahren überschritten haben oder 

b) einer mobilen Heeresformation angehören oder ange¬ 
hörten und ein Lebensalter von 37 Jahren überschritten 
haben. 

Die mit Verfügung vom 20. November 1915 — Nr. 504 11 15 A3 
— bekanntgegebenen Beförderungsbestirnmungen sind hiernach 
unter A 2 c 2 sowie A3 c* 1 und 2 zu ändern. 




348 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 29. 


Tierärzte und ältere Studierende der Tierheilkunde, die bisher nooh nicht 
als Veterinäre im Heere Verwendung gefunden haben. Verfügung des 
Kriegsministeriums vom 26. Juni 1916. Nr. 1139/6. 16. A3 II. Ang. 

1. Neuerdings ist hier wieder festgestellt worden, daß bei 
Truppenteilen — auch bei Fußtruppen — noch Tierärzte und ältere 
Studierende der Tierheilkunde mit mehr als 3 Semestern Studien¬ 
zeit als Offiziere oder Mannschaften (einschl. Ersatzreservisten und 
Landsturmleute) vorhanden sind, ohne daß bisher ihrer Verwendung 
im Veterinärdienst nähergetreten ist. 

Unter Beziehung auf das Schreiben vom 19. 12. 1914 Nr. 266/12. 
14. A3 wird um erneute eingehende Feststellung ergebenst ersucht, 
ob bei den Ersatztruppenteilen und sonstigen Formationen des 
Korpsbereiches derartige Persönlichkeiten im Dienste stehen. Sind 
sie zur Überführung in das Veterinärkorps bereit und, soweit es 
sich um Offiziere handelt, zur Anstellung als Veterinäroffiziere, 
Unter veterinäre oder Feldunterveterinäre geeignet, so würde das 
Weitere baldigst zu veranlassen sein. Wegen der Studierenden 
wird auf das Schreiben vom 19. 3. 1916 Nr. 1258/3. 16. A3 Bezug 
genommen. 

Möglichst umgehender.Mitteilung wird entgegengesehen. Dabei 
sind tunlichst auch solche Tierärzte und Studierende namhaft zu 
machen, die im Laufe des Krieges von den Ersatztruppen¬ 
teilen an Heeresformationen zu anderem als dem 
veterinären Dienst abgegeben worden sind. Auch die Bezirks- 
kommandos sind zur Feststellung zu veranlassen, welche 
Tierärzte und Studierende der Tierheilkunde zu Arbeiter-Kom¬ 
pagnien u8w. eingezogen sind. 

2. Infolge des Rückganges der Schlachtungen bei den öffent¬ 
lichen Schlachthäusern usw. ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß 
dort noch dienst- oder wehrpflichtige Tierärzte abkömmlich sind. 
Dieserhalb werden eingehende Feststellungen zu veranlassen und 
die — nach Maßgabe der gegenwärtig stattfindenden Schlach¬ 
tungen — verfügbaren Tierärzte baldmöglichst zum Heeresdienst 
einzustellen sein. 

Pferdeschutz. 

Die mangelhafte Sachkenntnis der überwiegenden Zahl der 
zum Fuhrwesen eingezogenen Mannschaften in der Pferdepflege 
ist ein Übelstand von besonderer Bedeutung; sind hierauf doch zu 
einem erheblichen Teil die Verluste an Pferden zurückzuführen. 
Auch in der Heimat müssen sich viele jetzt mit Pferden abgeben, 
die es früher nicht brauchten und nicht darin bewandert sind. Die 
„Pferdeschutz-Vereinigung über ganz Deutschland“ (Geschäftsstelle 
Berlin W. 62, Kurfürstenstr. 76/77) hat deshalb eine kleine, gemein¬ 
verständlich abgefaßte Schrift für Pferdeführer, Kutscher u. dgl. 
herausgegeben, die diese Leute in das Wesen der richtigen Haltung 
und Behandlung von Pferden einführen soll. Die Schrift ist be¬ 
titelt: „Über Pferdebehandlung“ und zu dem Preise von 5 Pf. von 
der Geschäftsstelle zu beziehen. Das Preußische Kriegsministerium 
hat viele Tausend dieser Hefte zur Verteilung ins Feld gesendet 
und von den Truppen und Kommando-Behörden, bei denen die 
Hefte eingetroffen sind, laufen dauernd Nachbestellungen bis zu 
Tausenden von Exemplaren ein. Auch kein Pferdebesitzer in der 
Heimat sollte es unterlassen, für seine Leute das Heft zu be¬ 
schaffen. 


Bücherbesprechungen. 

— Unsere Pferde. Sammlung zwangloser hippologischer Abhand¬ 
lungen. 50. Heft. Das Pferd, unsere wirksamste Waffe im Kriege. Von 
Freiherr Hans von Barnekow. Stuttgart 1916. Verlag von Schick- 
h a r (11 & Ebner (Konrad Wittwer). Preis geheftet 2 Mark. 

In der vorliegenden Broschüre, einem Hefte der bekannten Samm¬ 
lung über die Pferde, die Rennen und das Reiten usw., die in dem 
obigen Verlage erschienen und vorwiegend von Offizieren und Vertretern 
des Sports bearbeitet ist, streift der Verfasser, erzählend und kritisierend, 
durch das Gebiet „Das Pferd im Kriege“. Dabei sind aber auch Ursprung 
des Pferdes, Pferdezucht in vorgeschichtlicher und neuerer Zeit, die Zucht 
speziell in England, Deutschland, Amerika und anderen Ländern in be¬ 
sonderen Kapiteln vorgeführt worden. # Geschrieben ist das Buch in 
seinem Hauptteil vor dem jetzigen Kriege, also sind die Leistungen in 
den früheren Kriegen erörtert. Die Verwendung und Bewertung in dem 
jetzigen Weltkriege sind zum Schlüsse allerdings ebenfalls, soweit es schon 
möglich war, berücksichtigt worden. Es sind dabei eine Anzahl aktueller 
Fragen gestreift, wie der Ersatz der Kavallerie durch berittene Infanterie, 
die Konkurrenz durch die Flieger u. dgl., wobei der Verfasser für die 
Beibehaltung der Kavallerie als eine besondere Waffe lebhaft eintritt. 
Dazu kommen Mitteilungen über die Bewährung der einzelnen Pferde¬ 
rassen, die Verluste an Pferden, den Ersatz seitens der Gegner durch 


i Import aus Amerika u. a. m. Das Buch schneidet viele und wichtige 
* Fragen an, und der Verfasser schweift überraschend schnell von einem 
Ding zum anderen. Interessant ist die Durchsicht der Broschüre aber 
/trotzdem, und man möge nicht unterlassen, dieselbe als Lektüre zu ver- 
' wenden. G1 a g e. 

Neue Eingänge. 

— Collected Papers from the research Laboratory Parke, Davis & Co., 

Detroit, Mich. Dr. E. M. Houghton, Direktor. Reprints-Volume 3p 1915. 

— Allgemeine Nahrungsmittelkunde. Volksausgabe. Von Dr. Georg 
Lebbin, staatlich geprüfter Nahrungsmittelchemiker, öffentlich angestellter 
und beeidigter Handelschemiker für den Bezirk der Berliner Handels¬ 
kammer. Mit zahlreichen Abbildungen im Text. Berlin. 1914. Verlag 
von Leonhard Simion Nachfl. Preis brosch. 5 M., gebunden 
5,60 M. 

— Tierzucht- und Schafzuchtfragen. Mitteilungen aus Sljähriger 
Tätigkeit als Berufsschafzüchter. Von Kgl. ökonomierat Karl Schultz, 
Prenzlau. 37. Flugschrift der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. 
Berlin. 1916. Verlag der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. 
Preis 2 M. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Ritterkreuz des 
Albrechtsordens 2. Kl. dem Veterinär Walter Thurm. — Das Kriegs- 
Verdienstkreuz dem Direktor des Zentralschlacht- und Vieh¬ 
hofes in Dresden dem Veterinärrat Angermann. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Oberveterinär 
Dr. Emil Bräuning im Feldart.-Regt. 68. — Die Großh. Hess. 
Kriegsverdienstmedaille am Kriegsbande: dem Schlachthoftierarzt 
Dr. Heinrich Bausch in Darmstadt. — Das Ritterkreuz des östarr. 
Franz Joseph-Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes: dem 
Stabsveterinär Emst Schultx im Feldart.-Regt. Nr. 62. — Der Bayer. 
Militärverdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: den Oberveterinären 
der Res. Dr. Earl Burghart und Fr am Schäfer; den Veterinären 
der Res. Fr am Mayer, Johann Meier und Kurt Steinert. — Das 
österr. Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeits- 
medaille: dem Oberveterinär der Res. Franx Herold. 

Promoviert: In Gießen: Veterinär der Res. Karl Spielmann 
m Hann. Münden. In Hannover: die stellvertr. Repetitoren 
an der Chirurg, bzw. medizin. Klinik der Tierärztlichen Hochschule 
Heinrich Münch aus Linz und Hermann Focken aus Siegelsum. 

In der Armee: Befördert: Zu Oberveterinären: die Veterinäre: 
Josse (Samter) beim Etapp.-Pferde-Laz. der Armee-Abt. v. Strantz, 
Thienel (Siegburg) beim Res.-Fußart-Regt Nr. 9, Dr. Johann (Stargard) 
bei d. Etapp.-Fuhrp.-Kol. 1/XII. der 3. Armee. — Als Veterinäroffiziere 
für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt unter Beförderung 
zu Veterinären: die Unterveterinäre: Paul Schmidt (V Berlin) bei der 
Ers. Abt. Train-Abt. Nr. 2, Schütt (V Berlin) beim Res.-Feldart- 
Regt. Nr. 50, Bäumler (V Berlin) beim Feldart.-Regt. Nr. 248, 
Dr. Krüger (Braunschweig) bei der Leichten Prov.-Kol. 1 der 
111. Inf.-Div., Dr. Steibing (Bruchsal) beim Etapp.-Pferdedepot ,1 
der Armee-Abt. v. Strantz, Altenhofen- (Coblenz) beim 5. Garde- 
Feldart.-Regt., Dr. Bobrindt (Deutsch-Krone) bei der Minen werfer- 
Abt. 187 der 105. Inf.-Div., Völkcl (Flensburg) beim Res.-Pferde- 
Laz. 24 der 3. Garde-Inf.-Div., Rak (Gnesen) beim Fußart.-Regt. 
Nr. 15, Dr. Schlote (Göttingen) beim Staffelstabe 38 der 10. Armee, 
Dr. Bundschuh (Hagen) beim Fußart.-Bat. 29, Schtieckcr (I Hamburg) 
beim Pferde-Laz. 211 B der 11. Landw.-Div., Philipp (III Hamburg) 
bei der Minenwerfer-Komp. 312 der 12. Landw.-Div., Dr. Brohl 
(Mühlheim a. d. Ruhr) beim Feldart.-Regt. Nr. 209, Höpermann 
(Münster) beim Res.-Feldart.-Regt. Nr. 14, Marckers (Münster) bei 
der Schlächterei-Abt. der bayer. Etapp.-Bäckerei-Kol. 12 der Armee- 
Abt. v. Strantz, Wulff (Münster) beim Fußart.-Regt. Nr. 8, Thbbe 
(II Oldenburg) bei der Minenwerfer-Komp. 56 der 56. Inf.-Div., 
Radxio (Osterode) bei der Leichten Mag.-Fuhrp.-Kol. 4 der 2. Kav.- 
Div., Dr. Sieg (Rendsburg) beim Res.-Feldart-Regt. Nr. 35, Flietner 
(Rostock) bei d. Verw. d. Etapp.-Insp. 9, Polomski (Schneidemühl) 
beim Feldart.-Regt. Nr. 2, Joeris (Schroda) beim Pferde-Laz- 
Bentschen, Dr. Günther (Schwerin) beim Etapp.-Pferdedepot 10 der 
10. Armee, Markwardt (Schwerin; beim Staffelstabe 551 der 11. Landw. 
Div., Bonaix (Stade) bei der Ers. Train-Abt. Nr. 9, Dohms (Stargard) 
beim Res.-Feldart.-Regt. Nr. 67, Jerke (Stendal) beim Pferdedepot 4 
der 4. Ers.-Div., Mack (Stockach) beim Feldart. - Regt. Nr. 76, 
Wermbter (Striegau) beim Inf.-Regt. Nr. 45, .Hurlbrink (Wesel) bei 
der Mag.-Fuhrp.-Kol. 17 der Etapp.-Insp. der 11. Armee, Dr. Seibert 
(Worms j beim Etapp.-Pferdedepot 1 der 8. Armee. — Zu Stabs¬ 
veterinären, vorläufig ohne Patent befördert: die Oberveterinäre: 
Lehmann beim Fußart.-Regt. Nr. 1, Streppcl beim Feldart-Regt- 
Nr. 72, Wcndt beim Ulan.-Regt. Nr. 7, Thiede beim Ulan.-Regt. Nr. 15, 
Eberbeck beim Fußart.-Regt. Nr. 10, Koack beim Ulan.-Regt Nr. 8.— 
Zum Oberveterinär: der Veterinär Krauß beim Drag.-Regt. Nr. 18* — 
Der Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum 
Tragen ihrer bisherigen Uniform bewilligt: den Oberstabsveterinären; 
Lewin , im Frieden beim Drag.-Regt. Nr. 13, Böhland, im. Frieden 
beim Feldart-Regt Nr. 27. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkL Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag and Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoets in Berlin. 

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Tierärztliche Wochenschrift 


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unter ständiger Mitarbeit voo 

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Reg.« o. Geh. Vet-Rat Peter« Dr. V. Pfeiler Dr. Nektar Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Schlegel 

In Wiesbaden. Bromberg. Prefeeeor in Dresden. Professor la Dresden. Professor in Frolbarg. 

Ober-Med.-Rat Dr.j.SehwMt Dr. N. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vegel Geh. Regierangsrat Wehrte 

Professor to Draedsa. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gumams, D.8.W.-A. ßtadt-Tterant in Hamborg. Professor in U Uno hon. Mltgl <L ücsan-lheitsamts ln Berlin. 


Professor Dr. Peter 


Dr. A. ZlMiaer—«a Regierungsrat ZDadel 

Professor in Budapest Leadestierarst ron BlsaS-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. <M. 30 . Ausgegeben am 27. Juli. 


Inhalt: Jakob: Mitteilungen aus der Klinik für kleine Haustiere und dem pharmakologischen Institut 
der Reichstierarzneischule zu Utrecht (Holland). — Dierkes: Mißbildungen bei einemKalbe. — 
Pfeiler: Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotzkrankheit (Schluß). — Referate: Müller: Erfah¬ 
rungen über die erste Wundbehandlung im Felde. — Staatsveterinärwesen : Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Nahrungs- 
mlttelkunde und Fleischbeschau: Priewe: Die fleischbeschauliche Beurteilung von frischem Fischfleisch. — Weiß: Die Toten¬ 
starre bei Süßwasserfischen und ihre marktpolizeiliche Bedeutung. — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der 
Veterinäre. — Einhundertunddritte Kriegswoche. — Nachruf. — Eine Anerkennung der Leistungen der österreichischen und 
ungarischen Tierärzte. — Verschiedenes. — Verzeichnis der im Prüfungsjahr 1914/15 approbierten Tierärzte. — Bücher' 
besprechungen. — Personalien. 


Mitteilungen aus der Klinik für kleine Haustiere 
und dem pharmakologischen Institut der Reichs- 
tierarznei8chule zu Utrecht (Holland). 

Von H. Jakob. 

(Mit 6 Abbildungen im Text.) 

Im abgelaufenen Klinikjahr (1. September 1914 bis 31. 
August 1915) wurden der Poliklinik für kleine Haustiere 
2406 Hunde, 486 Katren, 85 Kaninchen, 42 Hühner und 100 
andere Vogelarten, mithin insgesamt 3489 Tiere zugeführt. 
Bei einer durchschnittlich 2 maligen Untersuchung und Behand¬ 
lung jedes erkrankten Tieres wurden demnach im ganzen 6978 
Patienten in die Poliklinik gebracht, gegenüber 6610 Fällen im 
Jahre 1913—14. 

Die Zufuhr von reichlicherem poliklinischen Material war 
w’ohl zum Teil auf die ernsten Zeiten zurtickzuführen, in denen 
es mancher begüterte Hundebesitzer, vielleicht aus über¬ 
triebener Sparsamkeit, vorzog, seine Hunde umsonst in der 
hiesigen Poliklinik untersuchen und behandeln zu lassen, die 
sie zu anderen Zeiten dem sachverständigen Kollegen — und 
meiner Ansicht nach mit Recht — anvertrauten. 

Über die Anzahl der Tiere und über die verschiedenen 
Gruppen von Krankheiten unter den poliklinisch untersuchten 
Tieren gibt nachfolgende kurze statistische Übersicht (s. neben¬ 
stehende Tabelle) den entsprechenden Aufschluß. 

In die stationäre Klinik wurden 251 Hunde, 11 
Katzen und 57 Hühner auf genommen; die Aufnahme der zuletzt 
genannten Tiere erfolgte hauptsächlich zu dem Zwecke, den 
Verlauf und die Behandlung von verschiedenen Hühnerkrank¬ 
heiten den Studenten besser als an poliklinischem Material de¬ 
monstrieren zu können und ferner die Studenten z. B. auch 
mit diagnostischen Impfungen wie der intrakutanen Tuber- 


Po 1 i k 1 i n i k 

Hunde Katzen 

Parasitäre und Infektionskrankheiten .... 380 60 

Krankheiten der Haare, Haut, Ohren, Augen und 

Nägel. 707 77 

Krankheiten der Respirationsorgane .... 160 15 

„ „ Digestionsorgane. 401 143 

„ des Zirkulationsapparates ... 13 — 

„ der Urogenitalorgane. 34 1 

„ des Nervensystems. 73 10 

„ „ Blutes und Stoffwechsels . . 43 3 

Chirurgische Leiden. . . . . 595 _ 168 

2406 486 


Kaninchen Hühner Andere Vögel 
Innere u. chirurgische Krankheiten 85 412 100 

kulinprobe nach van Es und Schalk 1 ) zur Frühdiagnose 
der Hühnertuberkulose einigermaßen vertraut zu machen. Die 
Gesamtzahl der in die stationäre Klinik aufgenommenen Hunde 
blieb um 53 Tiere im Vergleich mit dem vorausgehenden Jahr 
zurück, was ebenfalls zum Teil mit der größeren Sparsamkeit 
vieler Hundebesitzer im Zusammenhang zu bringen war, welche 
die Ausgaben für stationär aufgenommene Hunde, die je nach 
der Größe der Tiere an sich nur zwischen 25 und 50 Pf. pro 
Tag betragen, selbst vielfach scheuten. Auch wünschten viele 
Hundebesitzer, sobald es nur möglich war, ihre Tiere wieder 
zu Hause zu behandeln, um Kosten zu ersparen. 

Da mehrere in die stationäre Klinik aufgenommene Hunde 
an zwei voneinander verschiedenen Affektionen erkrankt 
waren, so erhöhte sich die Zahl der behandelten Krankheiten 
bei diesen Tieren auf 324. 

*) Etwas ausführlichere Mitteilungen finden sich darüber in der 
Zeitschr. f. Infekt., paras. Krankh. und Hygiene der Haustiere 
17. Bd., 3./4. Hft. (1915) und in der Tijdschr. voor Veeartsenijkunde. 













850 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 30. 


Die folgende kurze Übersicht gibt die jeweilige Anzahl der 
Tiere und die verschiedenen Gruppen von Krankheiten bei den 
stationär untergebrachten Tieren an. 

Stationäre Klinik. 

Hunde Katzen Hühner 


Parasitäre und Infektionskrankheiten . . 21 — 35 

Krankheiten der Haut, Haare, Ohren, 

Augen, Nägel (Krallen). 76 4 — 

Krankheiten der Respirationsorgane . . 9 — — 

„ „ Digestionsorgane ... 34 2 5 

„ des Zirkulationsapparates .8 — — 

„ der Urogenitalorgane ... 32 — — 

„ des Nervensystems ... 19 — — 

„ „ Blutes und Stoffwechsels 7—7 

Chirurgische Krankheiten.118 5 — 

Ad explorandum. — _—_10. 

324 11 57 


Von den parasitären und Infektionskrank¬ 
heiten der Hunde kamen am meisten Tiere mit H e 1 m i n - 
thiasis (Ascariasis, Taeniasis) (143 Fälle) zur Behandlung. 
Den zweiten Platz nahmen 122 Fälle mit Staupe ein, außer¬ 
dem wurde in 62 Fällen (53 poliklinisch und 9 stationär) 
Demodikosis, in 22 Fällen (20 poliklinisch, 2 stationär) 
Scabies sarcoptica und in 45 Fällen (42 poliklinisch, 
3 stationär) Phthiriasis konstatiert. 

Bei der Helminthiasis handelte es sich meistens um 
Ascariasis (Beiascaris und Toxascaris), die am häufigsten 
bei ganz jungen Hunden (8—12 Wochen alt) vorkam und bei 
älteren Hunden, z. B. nur einmal bei einem Hund von 1 $4 Jahr, 
viel seltener konstatiert werden konnte. Bei ganz jungen 
Hunden (6—12 Wochen alt), welche die Ascariden zum Teil 
erbrachen, zum Teil mit den Fäzes absetzten, wurden auch 
einige Male bei der mikroskopischen Untersuchung der Fäzes 
massenhaft Exemplare von Coccidium bigeminum 
neben einzelnen Ascarideneiern wahrgenommen. Ob letzterer 
Darmparasit, wenn er zu Tausenden im Darmkanal vorkommt, 
so vollkommen harmlos ist, bezweifele ich in den Fällen, in 
denen nur einige Ascaridenexemplare konstatiert werden 
konnten und ein mehr oder weniger heftiger Darmkatarrh, ver¬ 
bunden mit starker Konsumption der Kräfte, bestand. 

Die Behandlung der Ascariasis war die gewöhnliche mit 
Santonin, am meisten gleichzeitig mit Calomel ordiniert. 

Von den T ä n i e n konnte in erster Linie Dipylidium 
caninum, dann Taenia coenurus und Taenia serrata, ganz ver¬ 
einzelt Taenia marginata beobachtet werden. Hunde mit 
Taenia echinococcus oder mit Bothriocephalus latus kamen 
niemals in Behandlung. Es scheinen diese beiden Bandwurm¬ 
arten hier nur äußerst selten vorzukommen. In einem Zeitraum 
von mehr als 4 Jahren konnten sie in der hiesigen Klinik noch 
nicht konstatiert werden. Auch Herr Kollege Wester, der 
vor mir die Klinik für kleine Haustiere etwas mehr als 4 Jahre 
leitete, kann sich an keinen derartigen Fall erinnern. Die Be¬ 
handlung der Täniasis war die gewöhnliche wie früher. 

Hunde mit Staupe (122 Fälle) wurden hauptsächlich der 
Poliklinik in den Monaten August bis Dezember zugeführt; die 
höchste Anzahl von staupekranken Hunden war im Monat Ok¬ 
tober zu verzeichnen. 

Während, wie aus beigegebener Tabelle ersichtlich, Er¬ 
krankungen der Digestionsorgane und der Augen am meisten 
vorkamen, konnten typische Fälle von pustulösem Haut¬ 
exanthem nur 9 mal konstatiert werden. 


Krankheiten von 

ä 

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Digestionstractus . . 

3 

2 

0 

1 

0 

1 

0 

8 

22 

24 

24 

9 

Respirationsapparat . 
Gehirn- und Nerven¬ 

I 

0 

0 

0 

0 

1 

1 

2 

15 

15 

10 

11 

system . 

1 

1 

2 

o 

0 

1 

! o 

0 

4 

5 

14 

5 

Augen. 

3 

2 

1 

2 

0 

1 

1 9 

5 

11 

23 

17 

11 

Haut. 

0 

0 

0 

1 

0 

0 

0 

0 

3 

0 

4 

1 


Bei 105 staupekranken Hunden konnte das Alter mit ziem¬ 
licher Sicherheit, wie dies beim poliklinischen Betriebe eben 
möglich ist, festgestellt werden. Die Mehrzahl von Staupe¬ 
fällen (54) kam bei Hunden im Alter von 7 bis 12 Monaten 
vor, bei 40 kranken Hunden bewegte sich das Alter zwischen 
4 Wochen und 6 Monaten, während 11 Hunde zwischen 1 und 
2 Jahre alt waren. 

Zur Feststellung der Diagnose: „Darmkatarrh“ 
wurde bei staupekranken, aber auch bei anderen als darm- 
leidend in die stationäre Klinik aufgenommenen Hunden die 
beim Menschen mitunter angewendete Sublimatmethode 
nach S c h m i d t*) hin und wieder gebraucht Zu diesem Zwecke 
wurde ein ca. haselnußgroßes Stück möglichst frischer Fäzes 
(event. durch Exploratio recti gewonnen) in einem kleinen 
Mörser mit ca. 10—15 ccm einer konzentrierten wässrigen 
Sublimatlösung gut verrieben und das Gemisch hierauf in 
einem mit Deckel versehenen Glasschälchen mehrere Stunden 
(eventl. bis 24 Stunden) Stehen gelassen. Am besten stellt man 
das zugedeckte Schälchen auf weißes Papier, um deutlicher 
die Farbenunterschiede zu erkennen. Verfärben sich die Fäzes 
grün (Oxydation des Bilirubins zu Biliverdin durch die kon¬ 
zentrierte Sublimatlösung), dann scheint auch bei Hunden wie 
beim Menschen die Annahme eines Darmkatarrhes berechtigt 
zu sein. Auch bei Katzen mit chronischem Darmkatarrh konnte 
diese Grünfärbung der Fäzes bis jetzt nachgewiesen werden, 
während normale Fäzes beim Hund und auch bei der Katze 
eine mehr braune bis rotgelbe Verfärbung mit dieser Probe 
geben. Es entsteht im letzteren Falle rotes bis rotgelbes fluores¬ 
zierendes Quecksilberchlorid-Hydrobilirubin (Urobilin), da unter 
normalen Verhältnissen der in den Darm mit der Galle ab¬ 
fließende Gallenfarbstoff (Bilirubin) sich im weiteren Verlaufe 
zu Hydrobilirubin (Urobilin) umwandelt. Da bei Darmkatarrhen 
und vermehrter Peristaltik zum Teil unzersetzter Gallenfarb¬ 
stoff (Bilirubin) mit den Fäzes abgesetzt wird, so erhält man 
dann die oben erwähnte Grünfärbung infolge Oxydation des 
Bilirubins in Biliverdin durch die konzentrierte Sublimatlösung. 
Fließt keine Galle, wie dies z. B. bei Stenosierungen des ductus 
choledochus im Verlaufe des katarrhalischen Ikterus der Fall 
sein kann, ab, dann erhält man, wie dies ebenfalls einige Male 
bei Hunden mit katarrhalem Ikterus nachgewiesen werden 
konnte, keinerlei Verfärbung der meistens grauweiß aus¬ 
sehenden Fäzes. Weitere Versuche mit dieser Methode, die 
gegenwärtig an der von mir geleiteten Klinik ausgeführt wer¬ 
den, werden über den Wert dieser Probe näheren Aufschluß 
bringen. 

Bei der Untersuchung auf „Darmkatarrh“ wurde noch eine 
weitere klinischeMethode im abgelaufenen Jahr zu 
dem Zwecke von mir angewendet, um bei poliklinisch zuge¬ 
führten Tieren, die nach der Besprechung der stationären 


*) Schmidt und Strasburger: Die Faeces des Men¬ 
schen. 3. Aufl. Berlin. Hirschwald. 1910. S. 258. 












27. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Bol 


Patienten meistens in Gegenwart ihrer Besitzer ebenfalls zu 
klinischen Demonstrationen verwendet werden, nicht nur auf 
Grund der Anamnese die Diagnose „Darmkatarrh“ zu stellen, 
sondern auf einer mehr wissenschaftlichen Grundlage. Der 
anamnestische Bericht: „Diarrhoe oder dünne Kotentleerung 
seit gestern, berechtigt uns noch nicht zu der Amiahme eines 
Darmkatarrhes; es kann sich in solchen Fällen oft nur um eine 
funktionelle Störung der Darmtätigkeit und nicht gleichzeitig 
um anatomische Veränderungen der Darmschleimhaut handeln, 
zumal wenn die Diarrhoe nur seit kurzem besteht Angst, Ner¬ 
vosität, Aufnahme größerer Wassermengen, Erkältungen aller . 
Art usw. führen oft reflektorisch zu erhöhter Peristaltik und 
bedingen wässrige oder dünne Kotentleerungen, ohne daß dabei 
ein Darmkatarrh mit anatomischen Veränderungen der Darm¬ 
schleimhaut im Spiele ist. 

Zweifellos sind wir ja gerade bei Magen- und Darm- 
katarrhen, insbesondere bei poliklinischem Material von Hunden 
(es gilt dies natürlich für andere Tiere ebenso), auf eine aus¬ 
führliche Anamnese angewiesep, und können wir aus einer gut 
abgenommenen Anamnese — in vielen Fällen eine Kunst — 
oft schon ohne eigentliche klinische Untersuchung die Diagnose 
„Magen- oder Dannkatarrh“ zurechtschmieden; besonders 
wissenschaftlich ist diese Art der Diagnosenstellung jedoch 
nicht, denn aus den Symptomen: „Erbrechen und Diarrhoe“ ist 
auch mancher Laie imstande, den Sitz der Krankheit im Magen 
und Darm zu suchen. Um nun eine gewisse wissenschaftliche 
Handhabe zur Stellung der Diagnose: „Darmkatarrh“ zu 
besitzen, wurde bei einer Reihe von darmkranken Hunden eine 
rektale Infusion mit lauwarmem reinen Was¬ 
ser (100—200 ccm) appliziert, das nach 5—10 Minuten langem 
Verweilen im Darmrohr durch Senken des Infusionstrichters, 
der mit einem Gummischlauch (30 cm lang) und einer kürzeren 
Kanüle in Verbindung stand, in eine weiße Emailleschüssel aus¬ 
gehebert wurde. Man erhielt mit dieser einfach und ziemlich 
schnell auszuführenden Methode Aufschluß, ob schleimige 
Stücke sich in den Fäzes vorfinden oder nicht. Der Nachweis 
größerer Sch leim mengen berechtigt zur Annahme 
eines Darmkatarrhes. 

Bei akuten Magen- und Darmkatarrhen, die 
vielfach im Verlaufe der Staupe vorkamen, aber auch auf einer 
anderen ätiologischen Grundlage zum Teil beruhten, wurde 
neben Regelung der Diät (2 Tage absolutes Fasten, et\vas 
Wasser) die von Stumpf*) seit einigen Jahren beim Menschen 
und vor allem von St. Albert*) bei Pferden und Wieder¬ 
käuern empfohlene B o 1 u « a 1 b a - Therapie verwendet und 
zwar meistens, soweit man dies eben bei poliklinisch angebrach¬ 
tem Material beurteilen kann, mit Erfolg. Den Hunden wurden 
je nach der Größe 10—60 Gramm pro die verabreicht. Die 
Rezeptformel, die sich am besten mit der Zeit bewährte, lautete: 
„Rp. Bol. alb. 30, Sirup, simpl. 40, Aq. 60, 01. Menthae piperit. 
gtt. I. M. D. S. Vor Gebrauch gut zu schütteln und langsam ein¬ 
geben. Auf 2 mal im Laufe des Tages.“ Am übernächsten Tag 
war dann meistens der typische dunkelgraue Boluskot zu 
sehen. 

Bei Respirationskrankheiten im Verlauf der 
Staupe oder anderer Genese, aber auch bei dem Verdacht des 
Vorhandenseins eines infektiösen Magendarm- 

*) J. Stumpf: Münch, med. Woehenschr. 1914. S. 759. 

4 ) St. Albert: Münch. Tierärztl. Woehenschr. 1914. S. 489. 


katarrhes oder eines solchen toxischer Art, ferner in 
einigen Fällen der nervösen Form der Staupe, zum 
Teil auch als P r o p h y 1 a k t i c u m bei der Staupe w urde das 
vor allem von Emmerich und L o e w a ) beim Menschen 
empfohlene Chlorcalcium verabreicht. Die durchschnitt¬ 
liche Dosierung betrug 1 Gramm des kristallinisch reinen 
Chlorcalciums (Ca Cl a ) pro die. Die Ordination geschah nach 
folgendem Recept: R. Calcii chlorati cryst. pur. 20, Sirup, 
simpl. 40, Aq. 260. M. f. sol. D. S. 3 mal täglich (Früh, Mittags, 
Abends) einen Kaffeelöffel davon einzugeben. Um über den 
Wert dieser Behandlungsweise mit dem roborierenden, anti¬ 
septisch und antispasmarisch, ferner antikatarrhal wirkenden 
Mittel ein Urteil abgeben zu können, werden die Versuche nach 
der Richtung noch längere Zeit fortgesetzt. 

Mehr zu experimentellen Studien (Herr Assistent Gazen- 
b e e k) als zu therapeutischen Zwecken w urden 2 Fälle von 
Hyperkinesis clonica paene rhythmica (Stau 
petie nach D e x 1 e r) im Verlaufe der Staupe mit subkutanen 
Injektionen von Magnesiumsulfat, das in neuerer Zeit 
bei Tetanus des Menschen und Pferdes als antispa»smodisches 
und narkotisch wirkendes Mittel Verwendung findet, behandelt. 
Es w T Urde dabei die von Meitzer und Auer®) bei ihren Ver¬ 
suchen angewendete 25 prozentige wässrige Lösung von Magne¬ 
siumsulfat verwendet und den Tieren pro Kilo Körpergewicht 
1,25 Gramm des Salzes injiziert. Die klonischen Krämpfe 
sistierten dabei wohl in einem um kurze Zeit dauernden narko¬ 
tischen Stadium, kehrten aber nach ganz kurzer Zeit in der¬ 
selben Frequenz und Intensität wieder zurück. Weitere Ver¬ 
suche an Kaninchen und vor allem an Hunden mit Magnesium¬ 
sulfat bei subkutaner und intraperitonealer Applikation, die von 
meinem früheren Assistenten Herrn Gazenbeek ausgeführt 
wurden, und deren Resultate in einer Dissertation gesammelt 
sind und in Kürze ausführlicher veröffentlicht werden, beschäf¬ 
tigten sich hauptsächlich mit der narkotischen Wirkung dieses 
Salzes bei beiden Applikationsarten. 

In 3 Fällen von nervöser Staupe, in denen im Beginn 
der klonische, nahezu rhythmische Krampf auf 
eine Extremität (meistens eine der vorderen) lokalisiert 
war, war auch gleichzeitig ein mit dem klonischen Extre¬ 
mitätenkrampf übereinstimmender klonischer Krampf- 
züstand der Iris wahrnehmbar, wodurch die Pupille in 
der gleichen Häufigkeit wie der Extremitätenkrampf bilate¬ 
ral etwas verengt und dann wiederum in abwechselnder 
Folge erweitert wurde. 

In allen diesen Fällen breitete sich die Krankheit rasch 
über das gesamte Zentralnervensystem aus und verendeten 
entweder die Tiere oder wurden auf Wunsch schmerzlos ge¬ 
tötet. Man ist in solchen Fällen vielfach im Beginnstadium 
der Krankheit, wobei noch keine weiteren Affektionen nach¬ 
weisbar sind, geneigt, die Prognose ziemlich günstig zu stellen. 
Es scheint jedes dieses gleichzeitig bestehende S y m p t o m 
des klonischen Iriskrampfes, auf das noch mehr ge¬ 
achtet werden soll, prognostisch ungünstig zu beur¬ 
teilen zu sein und bereits auf ein Ergriffensein des Zentral¬ 
nervensystems hinzmveisen. 


5 ) Emmerich und Loew: Münch, med. Woehenschr. 1914. 
S. 2676. 

a ) Meitzer und Auer: Americ. journ. of Physiol. Yol. 14. 
1905. S. 366. Meitzer, Berl. klin. Woehenschr. 1906. Nr. 3. 







35 2 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 30. 


Zur künstlichen Erzeugung: von Husten 
wurde, abgesehen von den drei üblichen Methoden beim Hunde 
(Druck auf den Larynx, Druck auf die vorderen Trachealringe, 
Beklopfen der Thoraxwand), noch eine vierte Methode und zwar 
der Druck auf einig.e Trachealringe am unteren 
Halsabschnitt direkt vor der Brustappertur 
verwendet. Die Methode besteht darin, daß man bei mäßig 
gestreckt gehaltenem Kopf und Hals einen geringen, an Stärke 
mit der Zeit etwas zunehmenden Druck auf die erwähnten 
Trachearinge ausübt. Die Methode hat sich bei der groben 
Lifferenzierung — natürlich unter Berücksichtigung der auskul- . 
tatorischen Befunde — zwischen Laryngitis und Bronchitis, 
event. Bronchiolitis, oder Bronchopneumonie meistens besser als 
der an Intensität zunehmende Druck auf den Larynx (Laryngi¬ 
tis) oder das Beklopfen der Brustwand (Bronchiolitis usw.) be¬ 
währt. Bei Ergriffensein der tieferen Luftwege (Bronchien, 
Bronchiolen, Alveolen) erhält man auf diese Weise — abgesehen 
von dem die Krankheit in der Regel begleitenden Spontan¬ 
husten — deutlich ausgesprochene Hustenanfälle von ver¬ 
schiedener Stärke und variierendem Charakter je nach der 
Art der vorhandenen Affektion in diesen Lungenabschnitten. 
Bei Hunden mit intakten Bronchien usw. läßt sich wohl auch 
hin und wieder durch diese Methode Husten erzeugen, doch ge¬ 
schieht derselbe dann in der Regel nicht in Anfällen, außer¬ 
dem fehlen die typischen feuchten oder trockenen Geräusche 
und die ev. Schmerzhaftigkeit. Besteht dagegen eine 
katarrhale Laryngitis — übrigens ein Leiden, das bei Hunden 
nicht so häufig, wie gewöhnlich angenommen wird, vorkommt 
und vielfach mit einem Katarrh der großen Bronchien 
(Macrobronchitis catarrhalis) verwecheselt wird —, so ist ein 
kräftiger Hustenstoß in Anfällen viel leichter schon durch 
mäßigen Druck auf die vordersten Trachealringe als durch 
die genannte Methode auszulösen. Die Methode zur künst¬ 
lichen Erzeugung von Husten durch Druck auf den Larynx, 
selbst bei bestehender Laryngitis, führt vielfach, vor allem 
bei großen Hunden mit kräftig entwickeltem Larynx, zu nega¬ 
tivem Resultat, verbunden mit Schluck- und Würgbewegungen. 

Von den parasitären Hautleiden der Hunde 
kam, wie alljährlich, die D e m o d i k o s e häufiger (62 Fälle) 
zur Behandlung. Von den 9 in die stationäre Klinik auf¬ 
genommenen Hunden wurden 7 als geheilt oder nahezu geheilt 
entlassen, während 2 Hunde wegen weit vorgeschrittener Haut¬ 
affektion, bei gleichzeitigem Ergriffensein der Nieren, schmerz¬ 
los getötet wurden. Der Prozentsatz der Demodikose unter 
allen Hautkrankheiten belief sich dieses Jahr auf 11,4 gegen 
18,5 vom vergangenen Jahr. 

Die Krankheit, für die ich die Bezeichnung- Demo- 
d i k o s i s viel besser als A c a r i a s i s oder Acarusausschlag 
halte, da in den neuen zoologischen Werken stets nur von 
Demodex und nicht mehr von Acarus gesprochen wird, kam 
in allen möglichen Formen, hauptsächlich jedoch als 
typisches squamös-erythematöses Ekzem ver¬ 
bunden mit Haarausfall vor. Die Behandlung war die in 
der von mir geleiteten Klinik übliche. (Näheres darüber vergl. 
meine früheren Mitteilungen: Zeitschr. f. Tiermedizin [18 Bd.], 
Berl. Tier. Wochenschr. 1915, 38—41, Tijdschr. voor Vee- 
artsenijkd. 1913, 1914, 1915, Münch. Tier. Wochenschr. 1913.) 

Auffallend ist es, daß die Demodikose ähnlich wie die 
Staupe in den Monaten August bis Januar viel mehr vorkam. 


als in den anderen Monaten, und daß sie hauptsächlich auch 
bei Hunden im Alter von 7 bis 12 Monaten konstatiert wurde. 
Einmal wurde sie jedoch auch bei einem 3 jährigen und ferner 
auch bei einem 4 jährigen Hunde wahrgenommen. Die kurze 
Übersicht gibt bei allen denjenigen Hunden, bei denen das 
Alter mit ziemlicher Sicherheit bekannt war (49), das Vor¬ 
kommen der Demodikose im Laufe des Jahres, ferner das Alter 


der betreffenden Hunde an. 

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Alter der Hunde. 

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7 

= 49 


1—6 Monate 7—12 Monate 1—2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 

17 21 9 1 1 = 49 


In großer Mannigfaltigkeit kamen bei Hunden nicht 
parasitäre Hautkrankheiten vor, die mit den hier 
üblichen Methoden behandelt wurden. Als Desinficientia 
wurden hauptsächlich in diesem Jahre angenehmer als Creolin, 
Liquor Cresoli saponatus etc. riechende Antiseptica, wie z. B. 
Therapogen und Septoform in 1—2 proz. Lösung gebraucht. 
Zweifellos wohnt auch diesen Mitteln eine ausreichende des¬ 
infizierende Kraft inne. 

Während bei circumskripten, lokalisierten 
Ekzemen in der Regel keinerlei entzündliche 
resp. degenerative Prozesse in den Nieren nach¬ 
gewiesen werden konnten, waren dieselben bei nahezu allen 
Hunden, allerdings in variierendem Grade, mit diffusem 
Ekzem vorhanden. Ob hier die Hautaffektion da- 
Primäre und die Nephritis resp. die Degeneration der Nieren 
infolge Retention von schädlichen ev. das Nierenparenchym 
reizenden Stoffen wegen der unterdrückten oder mangelnden 
Hautperspiration das Sekundäre oder umgekehrt eine Nieren¬ 
entzündung resp. Degeneration derselben, verbunden mit Reten¬ 
tion der physiologischerweise sonst mit dem Urin abgesetzten 
und nun toxisch wirkenden Stoffe das Primäre und die dadurch 
ev. entstandene Hautaffektion das Sekundäre darstellt, ist 
noch nicht einwandfrei bewiesen. Zweifellos muß aber bei 
allen Hunden mit diffusem Ekzem an eine 
Nephritis resp. Degeneratio renum gedacht werden, und ist 
die Urinuntersuchung deshalb stets nötig. Ist die 
T iagnose bestätigt, dann muß neben der lokalen Haut¬ 
therapie auch eine renale Therapie z. B. mit Natrium¬ 
bikarbonat oder Schwefel in sehr kleinen Mengen, ev. Jodkalium 
in Anwendung kommen. 

Die Prognose derartiger diffuser chronischer Haut¬ 
krankheiten, verbunden mit chronischen interstitiellen Nephri¬ 
tiden ist deshalb auch viel ungünstiger als ein aus¬ 
schließlich durch Parasiten hervorgerufener diffuser Haut¬ 
ausschlag. 

In 2 Fällen von chronischem nicht parasitären diffu¬ 
sen Ekzem mußten die toxischen Produkte von 
Ascariden, die sich massenhaft im Darme vorfanden, als 
vermutliche Ursache eines hartnäckigen, nach monatelanger 
Behandlung nicht heilenden Hautleidens angesehen w r erden. 
In Fällen von diffusem Ekzem, bei denen degenerative resp. 
entzündliche Prozesse in den Nieren und Hautparasiten 
irgend welcher Art nicht nachweisbar sind, ist es deshalb nicht 
nur vom wissenschaftlichen, sondern auch vom praktischen 



27. Juli 1916. 


Standpunkt aus erwünscht, die Fäzes auf Vorhandensein 
von ev. A s k a r i d e n e i e r n zu untersuchen und beim 
positiven Ausfall mit der antaskaridischen Kur 
gleichzeitig die Hautbehandlung zu verbinden. 

Vielfach konnten auch bei diffusen chronischen 
Ekzemen, die vielleicht primär bereits einen mehr infek¬ 
tiösen Charakter trugen oder bei denen durch Kratzen und 
die dadurch geschaffenen Hautläsionen sekundär das Einwan¬ 
dern von Mikroorganismen durch diese Eintrittspforten er¬ 
leichtert wurde, verschieden starke Schwellungen der 
mehr oberflächlich gelegenen Körper-Lymph¬ 
knoten konstatiert werden. Besonders waren es die bilate¬ 
ralen Lymphoglandulae cervicales superfi¬ 
ciales (Ellenberger und Baum), die beiderseits mehr 
vor der mittleren und unteren Schulterregion als vor dem Bug¬ 
gelenk liegen und vom klinischen Standpunkte aus besser als 
präscapuläre Lymphknoten bezeichnet werden. 
Man fühlt dabei, vor allem bei mageren und größeren Hunden, 
ein bis über 10 cm langes Lymphknotenpaket, oft bis zu 
Doppeltfingerdicke, von mäßig weicher Consistenz und ver¬ 
schiedener Schmerzhaftigkeit. Neben diesen Lymphknoten 
waren auch vielfach die Lymphoglandulae axillares und 
p o p 1 i t e a e , selbst bis zu Hühnereigröße, geschwollen. 

Bei der Untersuchung des Herzens, die, wenn 
irgend möglich, nur beim stehenden Hund ausgeführt wird, gibt 
zur Eruierung einer bestehenden Herzvergrößerung 
nach vorwärts (cranial) oder nach rückwärts (caudal), abge¬ 
sehen von der üblichen Methode der -Perkussion, die Palpa¬ 
tion mit 2—3 Fingerspitzen in den betreffenden s t e r n a l 
gelegenen Interkostalräumen, vor allem bei 
mageren Hunden, einen einfachen und ziemlich sicheren Auf¬ 
schluß. Man beginnt die Palpation bei etwas vorgezogener 
Extremität mit der unter die Buggegend geschobenen Hand im 
ersten Interkostalraum, läßt die Fingerspitzen kurze Zeit dar¬ 
auf liegen und fühlt, ob der Herzschlag bereits fühlbar 
wird. In Fällen von extremer Herzerweiterung bzw. Herzver¬ 
größerung kann der Herzschlag, der sonst vom 3. bis zum 
6. Interkostalraum zu verfolgen ist, vom 2. bis zum 7. Inter¬ 
kostalraum, d. i. über 6 Interkostalräume deutlich nachweis¬ 
bar sein. 

Bei der Untersuchung der Nieren durch Pal¬ 
pation auf bestehende Formveränderungen ist bei mageren 
kleinen und mittelgroßen Hunden folgender Untersuchungs- 
modus in das Untersuchungsschema aufgenommen: Der 
Hund wird zunächst durch bimanuelle Palpation der Nieren¬ 
gegend im Stehen untersucht; sind die Nieren nicht oder nur 
teilweise palpabel, dann wird der Hund in aufrechtsitzende 
Haltung gebracht. Dadurch erreicht man bei mageren Hunden 
ein Senken der Nieren mehr gegen das Mesogastrium zu und 
ist dann leichter imstande, allenfalsige Formveränderungen 
nach weisen zu können. 

Bei der Abnahme des Pulses an der Arteria femo¬ 
ralis beim stehenden Hund muß man mit der Bezeichnung 
„harter Pul s“, der abgesehen von arteriosklerotischen 
Prozessen insbesondere vielfach ein Begleitsymptom einer 
chronischen interstitiellen Nephritis darstellt, 
vorsichtig sein. Der Tonus der Arterienwand ist ebenso wie 
der Muskeltonus vor allem beim gestreckten und be- 
lasteten Fuß physiologischer Weise schon erhöht. Um nun 


353 

mit Sicherheit von einem harten Puls sprechen zu können, muß 
die betreffende Extremität, an welcher der Femoralpuls 
untersucht wird, soviel als möglich entlastet werden. Zu 
diesem Zwecke wird die betreffende Extremität entweder beim 
stehenden Hund etwas nach vorwärts gezogen und leicht ge¬ 
beugt, oder es wird, was empfehlenswerter ist, die Unter¬ 
suchung des Femoralpulses am liegenden Hund bei leicht ge¬ 
beugter Extremität vorgenommen. Fühlt sich dann der Femoral¬ 
puls noch hart an, dann hat man es erst mit einem „p u 1 s u s 
d u r u s“ zu tun. 

Bei größeren Hunden, insbesondere mehr mageren Tieren, 
sind die Nieren viel leichter in toto zu palpieren, da sie in der 
Regel viel weiter nach rückwärts, manchmal selbst, vor allem 
bei „renes mobiles“ im mittleren Teil des Mesogastriums 
liegen. Bei diesen Tieren erübrigt sich dann auch diese Me¬ 
thode. Bei einigen großen und mageren Tieren konnte durch 
die Palpation der Nieren eine stark höckerige Ober¬ 
fläche bei bestehender Schrumpfniere (chron. inter¬ 
stitielle Nephritis) nachgewiesen werden. 

(Schluß folgt.) 


Mißbildungen bei einem Kalbe. 

Von Dierkes, Tierarzt in Boppard a. Rh. 

Kürzlich wurde ich zur Untersuchung eines ca. einen Tag 
alten Kalbes gebeten. — Nach dem Vorberichte habe ein 
„Sack“ von Kindskopfdicke am Nabel gehangen, der bei 
festerem Zufassen abgefallen sei: das Kalb habe dabei fast 
gar keine Schmerzen geäußert, auch fehle der After voll¬ 
ständig. 

Ich fand ein schwarzbuntes holländer Kalb, mäunlich. Der 
mir vorgezeigte „Sack“ mochte ungefähr 1H—1 % Liter fassen, 
hatte oben zerrissene Ränder, die Struktur war darm¬ 
ähnlich (ich unterschied deutlich innen eine Schleimhaut, außen 
eine seröse Schicht). Der Inhalt war eine grün-gelblich-braune, 
klebrig-schmierige Masse. Die zerrissenen Ränder sprachen 
nicht für ein einfaches Abfallen, wie es im Vorberichte hieß. 
Der „Sack“ muß vielmehr abgerissen oder mit nicht scharfem 
Messer abgeschnitten sein. Ein After fehlte; nur dunkler ge¬ 
färbte Haare deuteten die Stelle an. 

Auf meinen Vorschlag, einen Versuch zur Schaffung eines 
künstlichen Afters zu machen, ging der Besitzer gern ein. Das 
Kalb wurde auf einen Tisch gelegt. Mit der gebogenen Schere 
schnitt ich eine kleine, senkrechte, ovale Öffnung, genau an der 
dunkler gefärbten Stelle, ging dann mit vorsichtigen, senk¬ 
rechten Schnitten durch das Unterhautzellgewebe vor, bis ich 
vor einer bläulich-schimmemden Membran Halt machte, in der 
Meinung, den Darm vor dem Messer zu haben. Irrtum! Es 
war das Bauchfell, dahinter eine Schicht Fettgewebe. Trotz¬ 
dem drang ich mit einer langen Kornzange langsam ein bis zu 
15 cm Tiefe, fühlte mit dem Finger nach, aber von dem Darm 
war keine Spur zu fühlen. 

Meine Spannung, wie weit der Mastdarm zurückliegen 
würde, war nicht gering. Das Tier w r urde vom Metzger ge¬ 
schlachtet. Aber weder im Becken, noch im freien Bauchraume 
war der Mastdarm zu finden. Wohl hatte das Kalb einen deut¬ 
lich ausgebildeten, kleinen Uterus, also lag auch noch Zwitter¬ 
bildung vor. Die Lage der Baucheingeweide war eine normale 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 30. 


354 


bis auf den Mastdarm, dessen Ende ich schließlich im Nabelringe 
vorfand und leicht zurückziehen konnte. Der abgerissene, 
oben beschriebene „Sack“ paßte genau nach Struktur hierher. 
Die übrigen Dannpartien enthielten, im Gegensatz zum „Sack“, 
eine dünne, schleimige, gelbe Masse in geringer Menge. 

Pfeiler: Mitteilungen Uber die Serodiagnose der Rotzkrankheit. 

(In Nr. 26-29 der B. T. W.) 

Literatur. 

1. Bromberger und Pfeiler, Kritisches zur Serodiag¬ 
nose der Rotzkrankheit mittels der Agglutinations- und Ablenkungs¬ 
methode nebst Bemerkungen zu den Bestimmungen des Anhanges 
zu Abschnitt II Nr. 3 (§ 138 Abs. 2) der viehseuchenpolizeilichen 
Anordnung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten 
in Preußen (Ausführungsbestimmungen zum Viehseuchengesetz) 
vorn 1. Mai 1912. Noch nicht veröffentlicht. 

2. Mießner, Zur Rotzbekämpfung im Felde. D. T. W. 
1915. 31. 

3. Pfeiler, Bemerkungen zu dem Aufsatz von Professor 
Dr. H. M., zur Rotzbekämpfung im F'elde, in Nr. 31 des laufenden 
.lahrganges dieser Zeitschrift, D. T. W. 1915, Nr. 39. 

4. Langer, Untersuchungen über die differentialdiagno¬ 
stische Bedeutung der Rotzagglutination bei den wichtigsten inner¬ 
lichen Krankheiten der Pferde. Mh. f. prakt. Tierhlk. 1905, 6, S. 241. 

5. Nevermann. Preußen frei vom Rotz. B. T. W. 1914, 

7. 126. 

6. Pfeiler und Weber, Bericht über die in Bromberg 
im Etatsjahr 1912/13 ausgeführten Blutuntersuchungen zur Er¬ 
kennung der Rotzkrankheit. Mitteilungen des Kaiser-Wilhelms- 
Instituts für Landwirtschaft zu Bromberg, 1914. VI, H. 4. 

7. Pfeiler und Weber, Über die Wirkung des Malleins~ 
bei gesunden Pferden und die Bedeutung der Konglutinationsreak- 
tion für die Erkennung der Rotzkrankheit. Zsch. f. Inf. Krkh. d. 
Haust. 1914, 15. 3/4, S. 209. 

8. 0 h r i s t i a n i, Weitere Erfahrungen mit der Mallein- 
Augenprobe und den Blutuntersuchungsmethoden bei der Rotz¬ 
bekämpfung. Ztsch. f. Vet. Kunde 1916, 2, 47. 

9. Pfeiler, Zur Rotzdiagnose. Bemerkungen zu dem Auf¬ 
sätze von Stabsarzt Dr. E. Gildemeister und Oberveterinär Dr. 
Jahn in Nr. 24 dieser Wochenschrift. B. kl. W. 1915, 39. 

10. Pfeiler, Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotz¬ 
krankheit. 3) Über die Verwendung polyvalenter Extrakte bei sero¬ 
logischen Untersuchungen, vornehmlich für Ablenkungszwecke. 
B. T. W T . 1915, 34/35. 

11. Pfeiler und Seheffler, Mitteilungen über die Sero¬ 
diagnose der Rotzkrankheit. Zur Unterscheidung malleinisierter 
von rotzkranken Pferden mittels der Blutuntersuchung. B. T. W T . 
1915, 49, S. 790. 

12. Pfeiler, Mitteilungen über die Serodiagnose der Rotz¬ 
krankheit. B. T. W\ 1915, 45, S. 742. 

13. Pfeiler und Weber, Uber die Herstellung von 
Bazillenextrakten zu Ablenkungszwecken. Ztschr. f. Immun. 
Forsch. 1. Abt,, Orig., 1912, 15, S. 180. 

14. Andersen. Über die Verwertung der Agglutinations¬ 
reaktion als diagnostische Probe heim Rotz. Zbl. f. Bakt. 1913, 72, 
H. 4/5. S. 394. 

15. Waldmann, Untersuchungen über die Brauchbarkeit 
der Konglutinationsmethode für die Serodiagnose der Rotzkrank¬ 
heit, der Pferde. Arch. f. wiss. Tierhlk. 1914, 40, 4/5, S. 382. 

16. Pfeiler und Seheffler, Mitteilungen über die 
Serodiagnose der Rotzkrankheit. (3) Die Technik der K.-H. 
Reaktion zur Feststellung der Rotzkrankheit bei den Equiden. B. 
T. V T . 1915, 11, S. 121. 

17. Pfeiler und Weher, Vergleichende Untersuchungen 
der Sera von 100 Pferden mittels der Agglutinations-, Komplement- 
ablenkungs- und Konglutinationsmethode zur Erkennung der Rotz¬ 
krankheit, Zschr. f. Infekt.-Krkh. d. Haust. 1912, 12, 5, S. 397. 


18. Schütz und Mießner, Zur Serodiagnose der Rotz¬ 
krankheit. Arch. f. wiss. Tierhlk. 1905, 31, 4/5, S. 353. 

19. Nevermann, Veröffentlichungen aus den Jahres- 
Veterinärberichten für das Jahr 1905, 6. Jahrg., S. 59. 

20. Pfeiler, Die Serodiagnose der Rotzkrankheit (Sammel¬ 
referat.) Ztschr. f. Infekt. Krkht. d. Haust 1910, 7, S. 328. 

21. van der Burg, Zur Agglutinationsprobe bei Rotz. 
B. T. W. 1909, 25, S. 218. 

22. Hutyra, Zur Agglutinationsprobe bei der Rotzkrankheit. 
B. T. W. 1909, 24, S. 495. 

23. Nevermann, Zur Agglutinationsprobe auf Rotz. B. 
T. W. 1909, 19, S. 347. 

24. Nevermann, Zur Blutuntersuchung bei der Rotzbe¬ 
kämpfung. B. T. W. 1915, 42, S. 493. 

25. Schütz und Schubert, Die Ermittlung der Rotz¬ 
krankheit mit Hilfe der Komplementablenkungsmethode. Arch. 
f. wiss. Tierhlk. 1909, 35, S. 44. 

26. Eckert, Die Verwendung höherer Extraktdosen bei der 
Ausführung der Komplementablenkung zur Erkennung der Rotz¬ 
krankheit. Mitt. d. Kaiser-Wilhelms-Instituts für Landwirtschaft, 
Bromberg 1914, 6, S. 4. 

27. Mießner und Trapp, Die Komplementablenkung 
beim Rotz und ihre Beziehung zur Syphilisreaktion. Zbl. f. Bakt. 
1. Abt., Orig., 1909, 52, S. 115. 

28. C h r i s t i a n i, Über praktische Erfahrungen bei der 
Rotzdiagnose im Bereich des immobilen Gardekorps. Zschr. f. 
Vet. Kunde 1915, 12, S. 363. 

29. Wladimiroff, Immunität bei Rotz. In: Kolle und 

Wassermann, Handb. d. pathog. Mikroorgan., 2. Auf]., 4. Bd., 2. Teil. 
S. 1020. • ?. 

30. Schütz und Waldmann, Der serologische Nach¬ 
weis der Rotzkrankheit bei Eseln und Maultieren. Arch. f. wiss. 
Tierhlk. 1914, 40, 6, S. 503. 

31. Bubberman, Serodiagnostik von Malleus. Veearts, 
Blad. Nederl. Indie 26, S. 23. 

32. M a r c i s, Der diagnostische Wert der Blut Untersuchungen 
beim Rotz. Alat. Lap. 126, 1914. 

Weitere Untersuchungen über den diagnostischen Wert der 
Ophthalmoreaktion beim Rotz. Ebendort S. 483. 

33. Kranich, Die Erkennung gesunder, subkutan malleini¬ 
sierter Pferde bei der Blutuntersuchung. Zsch. f. Vet. Kunde, 
1915, 12. 

34. Schnürer, Merkblatt für die österreichisch-ungarische 
Armee: Maßnahmen bei Rotzverdacht und ausgesprochenem Rotz. 

35. Waldmann, O., Die Bedeutung der neuen Komplement¬ 
ablenkungsmethoden für die Serodiagnose der Rotzkrankheit. Arch. 
f. wiss. Tierhlk., 1916, 42. 2/3, S. 194. 

36. Bongert, Die Bedeutung der Malleinaugenprobe als 
diagnostisches Hilfsmittel bei der Bekämpfung der Rotzkrankheit. 
Mh. f. prakt. Tierhlk. 1916, 27, 5/6, S. 177. 

37. Schmidt, Beiträge zur Diagnostik des Rotzes. B. T. 
W. 1916, 16, S. 181. 


Referate. 

Erfahrungen über die erste Wundbehandlung im Felde. 

Von Sanitätsrat Dr. Christoph Müller, 

Stabs- und Chefarzt eines Feldlazarettes im Westen. 

(M. m. W.; Feldärztliche Beilage Nr. *7, 8. 981.) 

Während man zu Beginn des Feldzuges der Meinung war. 
daß der größte Teil der Verletzungen keimfrei in Behandlung 
kam und durch keimfreie Verbände erfolgreich behandelt 
würde, sah man sich bald hierin getäuscht, da sich alle 
Wunden primär infiziert zeigten. Verfasser stellt den Satz 
auf, daß: „Das Schicksal einer Wunde durch Zahl und Art 
der in sie gelangten Infektionskeime und durch den mehr 







27. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


oder weniger abwehrfähigen Zustand, in den sie durch das 
Trauma versetzt wurde, bestimmt wird.“ 

Die Wunde wird dadurch keimhaltig, daß das durch 
seine Eigenwärme keimfreie Geschoß beim Durchschlagen 
der Kleidungsstücke und der kejmbedeekten Haut, unter 
event. Mitreißen von Holzteilchen und Erde, Keime in die 
Verletzung hineinbringt. Die Menge der Keime richtet sich 
nach der Größe des Geschosses und der Beschaffenheit der 
Geschoßoberfläche. Die Größe des Ein- und Ausschusses ist 
ferner maßgebend für die Möglichkeit einer Sekundärinfektion. 
Die Infektion der Wunden ist bei allen Schußverletzungen 
die gleiche, nur die Anzahl der Keime ist verschieden, was 
jedoch für den Heilverlauf unwichtig ist, da im Schußkanal 
die Keime sich schnell vermehren und dadurch das Ver¬ 
hältnis numerisch ausgeglichen wird. Von besonderer Bedeutung 
ist es, ob die Keime — in welcher Menge und Art ist gleich¬ 
gültig — auf abwehrfähiges Gewebe kommen, oder ob sie 
irr ein Gewebe gelangen, das die Abwehrfähigkeit verloren 
hat und infolgedessen die Weiterentwicklung der Keime be¬ 
günstigt. In ersterem Falle sind die therapeutischen Ma߬ 
nahmen einfach, da die Heilvorgänge der reaktionsfähigen 
W r undhöhle durch aseptische und antiseptische Behandlung 
unterstützt werden. Anders im zweiten Fall. Hier gelangen 
die Keime, je nach Verletzung der Gewebe, in die Tiefe und 
finden in dem abgetöteten Gewebe einen günstigen Nährboden. 
Antiseptische Behandlung ist hier zwecklos, da die antisep¬ 
tische Wirkung der in die Verletzung eingebrachten Lösungen 
etc. nur an der Wundoberfläche möglich ist. Die Zone der 
geschädigten Gewebe ist die Stelle, wo die Haupttätigkeit 
des Arztes einzusetzen hat. Die zu ergreifenden Maßnahmen 
hängen davon ab, ob die Blutzufuhr in dem Gewebe um die 
Wunde durch Zertrümmerung und Gefäßabreißung völlig auf¬ 
gehoben ist. Ist dies der Fall, so muß die ganze Gewebszone 
so weit entfernt werden, bis das Messer wieder auf blutendes 
gesundes Gew’ebe kommt. Ist die Gewebsschädigung nur 
gering und sind die Blutzirkulationsverhältnisse in der Wunde 
nicht völlig aufgehoben, ist das Gewebe also noch reaktions¬ 
fähig, so ist eine antiseptische Wundoberflächenbehandlung 
wohl von Nutzen. 

Aus dem oben Gesagten ist es erklärlich, daß die anti¬ 
septische Wundbehandlung im Felde bei infizierten Wunden 
nur geringe Bedeutung hat, vielmehr muß man auf andere 
Weise suchen, die Infektion zu bekämpfen. Da jeder Heilungs¬ 
prozeß mit Hyperämie beginnt und diese aktive Hyperämie 
die Ernährungs- und Widerstandsfähigkeit der gefährdeten 
Gewebe hervorruft, und w T enn man weiter die Hyperämisierung 
der Wunde als Reaktion auf die Infektion, also als einen 
Reiz auffaßt, so ist es nur nötig, diesen Reiz zu steigern. 
Die Technik dieser Reizmittel beschreibt Verfasser folgender¬ 
maßen: Die Schußwunden werden mit Umschneidung des Ein- 
resp. Ausschusses breit gespalten, Fremdkörper und zerstörte 
Gewebsteile entfernt und die Blutungen gestillt. In die Wund¬ 
höhlen werden Tambons aus sterilisierten Holzwollebauschen, 
die mit einer doppelten Schicht Gaze umgeben sind und sich 
nicht voll saugen oder schrumpfen, eingebracht. Zwischen 
die Holzwolle wrerden zur länger anhaltenden Sauerstoffent¬ 
wicklung in die Mitte des Tampons Ortizonstifte eingelegt, 
die jedoch, um keine Ätzung hervorzurufen, nicht mit der 
Wundfläche in Berührung kommen dürfen. Dann wird der 


.‘155 


ganze Tampon mit einer Lösung von AgN0 3 1 :2000 durch¬ 
tränkt. Bei tiefen Wunden lege man zwischen mehreren 
Tampons Drains mit Seitenöffnungen. Die Wunde überdecke 
man dann mit einer mit ebensolcher Lösung getränkten Kom¬ 
presse, worauf ein Zellstoffverband angelegt wird. 

Der Effekt dieser Behandlung zeigt sich in einer sicht¬ 
lichen Hyperämisierung der Wunde, die mehrere Stunden an¬ 
hält, auch tritt starke Sekretion ein. Der Verband wird inner¬ 
halb 24 Stunden zwei- bis dreimal gewechselt. Man kann, um 
den Reiz noch zu steigern, am zweiten oder dritten Tag eine 
AgNOs-Lösung von 1 : 1500 an wenden oder, um mit dem Reiz 
zu wechseln und die Sauerstoffwirkung zu erhöhen, statt der 
Silbernitratlösung eine 2—3proz. KMntVLösung benutzen. 
Hierdurch wird ein ständiger Reiz auf die Wunde hervor¬ 
gerufen, es bildet sich eine kräftige Durchblutung der reak¬ 
tionsfähigen Wundfläche, lebensunfähige Gewebeteilchen wer¬ 
den abgestoßen, und es entwickeln sich gesunde, karmoisin- 
rote, körnige Granulationen. Die Intensität dieser Reiz¬ 
symptome bestimmen, wie oft der Verband, mit neuer An¬ 
reizung der Wunde, gewechselt werden muß. 

Die anhaltende Hyperämie bedingt Temperaturerhöhung, 
und zwar so, daß nach begonnener Behandlung die Tempera¬ 
tur auf 1—2° steigt, bis zum 2., höchstens 3. Tag oben bleibt, 
um dann plötzlich oder allmählich wieder herunterzugehen. 
Fällt die Temperatur und verhält sich das Aussehen der 
Wunde dementsprechend, wird mit der Reizbehandlung ab¬ 
gebrochen. Nicht anzuraten ist diese Behandlung bei Wunden, 
bei denen längere Zeit Eiterung und andauernde Temperatur¬ 
steigerung besteht. F-. 

Staatsvetcrinärweseii. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. Juli 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem Kreia vermerkt) 

Rot7. 

Preußen. Rog.-Boz. Königsberg: Fischhausen 1 Gemeinde, 
1 Gehöft (davon ne.u 1 Gern., 1 Geh.), Lahiau 1, 1, Wehlau 2, 2. 
Reg.-Bez. Gumbinnen: Pillkallen 1. 1, Gohlap 5, 5 (1, 1), 
Oletzko 1, 1. Reg.-Bez. Allenstein: Allenstein Stadt 1. 1, 
Johannisburg 1, 1, Neidenburg 3, 3, Osterode i. Ostpr. 2, 3. Reg.- 
Bez. M a r i e nwer d e r : Lübau 1, 1 (1, 1), Strasburg i. Westpr. 
1, 1. Reg.-Bez. Potsdam: Niederbarnim 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. 
Posen: Jarotsohin 1, 1, Sehroda 1, 1, Posen Stadt 1, 1, Posen 
West 1, 1, Neutomischel 1. 1, Kosehmin 1, 1. Schildberg 1, 1 (1, 1). 
Reg.-Bez. ß romberg: Kolmar i. P. 1, 1 (1, 1), Wongrowitz 1, 1, 
Gnesen 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: Pleß 1, 1. Reg.-Bez. Cassel: 
Witzenhausen 1, 1. Mecklenburg-Schwerin: Schwerin L 1 

Rostock 1, 1, Malchin 1, 1, Waren 1, 1. Elsaß-Lothringen: Bez 
Lothringen: Metz West 1, 1. Insgesamt: 3Q Kreise. 
38 Gemeinden, 39 Gehöfte; davon neu: 6 Gemeinden 6 Gehöfte. 
Lungenoeuohe. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Wanziehen 1 Gemeinde, 

1 Gehöft (davon neu: 1 Gemeinde, 1 Gehöft), Wolmirstedt 1, 1 (1. 1). 
Insgesamt: 2 Kreise, 2 Gemeinden, 2 Gehöfte; d a v o n n e u : 

2 Gemeinden. 2 Gehöfte. 

Pooken8euche, Beschälseuche. 

Frei. 





356 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 30. 


Maul- und Klauenaeuobe und Schweineseuche (elnsohl. Schweinepest). 




■aui- und 

i 

Schweineseuche 

Regierungs- usw. Bezirke 

Klauenseuche j 

elnsch 

. Schweinepest 

bzw. Bundesstaaten 

Kreise 

Oe- 

Oe- 

Kreise 

Ge- 

Oe- 


usw. 

meinden 

hSfte 

usw. 

meinden 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

4 

10 

11 

6 

13 

13 

Gumbinnen. 

3 

4 

4 

4 

19 

21 

Allenstein. 

1 

1 

1 

4 

17 

21 

Danzig. 

— 

— 

— 

4 

8 

8 

Marienwerder. 

2 

2 

2 

7 

12 

12 

Berlin. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Potsdam. 

5 

7 

8 

11 

36 

49 

Frankfurt. 

3 

5 

6 

10 

25 

27 

Stettin .. 

5 

7 

14 

5 

13 

36 

Köslin. 

— 

— 

— 

3 

4 

4 

Stralsund. 

1 

2 

3 

3 

5 

6 

Posen . 

2 

3 

3 

14 

28 

32 

Bromberg. 

2 

2 

2 

6 

12 

12 

Breslau. 

1 

1 

1 

20 

87 

98 

Liegnitz. 

1 

1 

1 

16 

60 

68 

Oppeln. 

Magdeburg . 

1 

2 

1 

2 

1 

2 

10 

3 

21 

9 

23 

10 

Merseburg. 

— 

— 

— 

9 

16 

21 

Erfurt. 

— 

— 

— 

5 

7 

8 

Schleswig. 

5 

8 

12 

3 

4 

4 

Hannover. 

2 

3 

15 

4 

8 

13 

Hildesheim. 

3 

4 

4 

4 

4 

4 

Lüneburg . 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Stade. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Osnabrück . 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Aurich. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 

— 

5 

6 

14 

Minden . 

— 

— 

— 

4 

5 

9 

Arnsberg . 

— 

— 

— 

15 

21 

35 

Kassel. 

— 

— 

— 

11 

39 

53 

Wiesbaden. 

1 

1 

8 

6 

16 

20 

Koblenz. 

1 

1 

1 

4 

11 

17 

Düsseldorf. 

2 

2 

2 

5 

6 

6 

Köln. 

— 

— 

— 

4 

4 

4 

Trier. 

1 

5 

45 

5 

5 

6 

Aachen 

— 

— 


2 

3 

3 

Sigmaringen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

7 

29 

228 

7 

9 

9 

Niederbayern. 

— 

— 

— 

2 

4 

4 

Pfalz. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Oberpfalz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Oberfranken. 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

2 

2 

27 

6 

11 

13 

Unterfranken. 

3 

5 

83 

2* 

3 

3 

Schwaben. 

7 

23 

122 

1 

1 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Dresden. 

1 

1 

1 

3 

3 

3 

Leipzig. 

1 

3 

8 

2 

3 

3 

Zwickau. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

9 

12 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

2 

2 

2 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

9 

18 

81 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Freiburg. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

1 

2 

10 

Mannheim. 

1 

1 

2 

7 

24 

110 

Hessen. 

— 


— 

3 

9 

25 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

5 

37 

124 

6 

8 

10 

Sachsen-Weimar. 

1 

1 

1 

3 

3 

3 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

1 

2 

4 

Oldenburg . 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Braunschweig. 

— 

— 

— 

4 

20 

42 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

1 

3 

3 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Anhalt. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

—- 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

2 

3 

6 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

— 

' — j 

— 

Hamburg. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Elsaß-Lothringen. 

7 

10 

17 

2 

2 

2 

Deutsches Reich 

103 

22Ö 

862 

286 

656 

932 

Davon in Preußen 

50 

74 

148 

216 

528 

661 


Nahrungsmittel künde und Fleischbeschau. 

Die fleischbeschauliche Beurteilung von frischem Fischfleisch. 

Von Tierarzt Dr. W. Priewe in Bremen. 

Die Fleischbeschau soll alles genußtaugliche Fleisch der 
menschlichen Ernährung zuführen. Dies gilt nicht nur für 
das Fleisch unserer schlachtbaren Haustiere, sondern auch 
von dem Fleisch der Fische, das sich zur menschlichen Er¬ 
nährung eignet. Das Fischfleisch unterliegt nicht einem ge¬ 
setzlichen Beschauzwang; wohl erfolgt in den größeren 
Städten von seiten der zuständigen Behörden eine Art Be¬ 
schau des Fischfleisches auf Grund des Nahrungsmittelge¬ 
setzes durch geeignete Beamte. Es liegt im Interesse der 
den Fischhandel beherrschenden Gewerbetreibenden, daß sie 
völlig einwandfreies Fischfleisch nicht nur erhalten, sondern 
auch in den Verkehr bringen. Ein hiesiges größeres Geschäfts¬ 
haus läßt seine Lebensmittelabteilung (frisches und 
konserviertes Fleisch. Konserven u. dgl.) von einem Tierarzt 
ständig untersuchen, um eine Kontrolle über die Lieferungen 
der Fabrikanten und Großhändler zu haben. Für die^fleisch- 
beschauliche Beurteilung des Fischfleisches ist von nicht zu 
unterschätzender Bedeutung die Kenntnis der Herkunft der 
Fische (Fangort), der Fangmethoden und der Handelsgebräuche 
im Fischhändlergewerbe. Über das Alter des im Handel er¬ 
hältlichen frischen Fischfleisches herrscht im Publikum eine 
irrige Ansicht. Das Anzeigen von „lebendfrischen“ Fischen 
ist die Ursache vieler unberechtigter Forderungen und Be¬ 
anstandungen des fischkaufenden- Konsumenten an den Fisch¬ 
händler. Die Bezeichnung „lebendfrisch“ ist irreführend, so¬ 
weit sie auf Seefische bezogen wird. Seefische, die in den 
großen Städten dem Publikum angeboten werden, besitzen 
nicht mehr die Eigenschaften von lebendfrischen Fischen; sie 
sind richtiger als „Eisfische“ zu bezeichnen. Natürlich kann 
man von Eisfischen nicht die Eigenschaften verlangen, die 
man von „lebendfrischen“ verlangt. Das Fischfleisch unter¬ 
legt in noch höherem Grade einer postmortalen Veränderung, 
als es beim Fleisch unserer warmblütigen Tiere der Fall ist. 
Bei der einheimischen Bevölkerung sowohl an der Ostseeküste 
als auch an der Nordseeküste habe ich recht häufig einen 
Widerwillen gegen „Eisfische“ feststellen können. In der Tat 
haben die „lebendfrischen“ Fische einen angenehm süßlichen 
Geschmack, den das Fleisch der „Eisfische“ vermissen läßt. 
Die mit Recht in Berlin so beliebten Ahlbecker Flundern 
munden am Fangort frisch zubereitet vorzüglich. Hier in 
Bremen konnte ich bei den von der Behörde zum Verkaufe 
gestellten „lebendfrischen“ Schollen, die von der Ostseeküste 
stammten, einen unangenehmen Arteigengeruch und Ge¬ 
schmack feststellen, der auftritt, wenn die Schollen in 
Massen längere Zeit in ihrem eigenen Schleim liegen. Natür¬ 
lich werden die Fische durch diesen unangenehmen Eigen¬ 
geruch weder gesundheitsschädlich noch ekelerregend. Das 
Publikum, das von Hause aus an die mit Eis konservierten 
Fische gewöhnt ist, nimmt diesen Eigengeruch der Seefische 
als selbstverständlich mit in Kauf. Vom fleischbeschaulichen 
Standpunkt sind daher „lebendfrische“ und durch Eis 
konservierte Fische gesondert zu beurteilen. Bei den Eis¬ 
fischen wird in erster Linie darauf zu achten sein, ob neben 
Oberflächeufäulnis auch Tiefenfäulnis vorliegt. Die von den 
Hochseefischern gefangenen Fische werden gleich an Bord 
ausgeschlachtet und in w r eit geflochtenen mit Matten ausge- 















































































27. Juli. 1916. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


legten Weidenkörben, die nur einmal benutzt werden, schicht¬ 
weise mit Eis bedeckt und so weiter an die Großhändler ge¬ 
geben. Die von mir untersuchten Fische waren erhandelt 
zum Teil in Bremerhaven, zum Teil in Hamburg. Die Fische 
aus Bremerhaven w^aren ausschließlich Nordseefische und 
stammten von Fängen holländischer Fischer. Die Fische 
aus Hamburg waren Nordseefische und Ostseefische. Diese 
Nordseefische stammten von skandinavischen Fischern, 
während die Otseefische von der deutschen Ostseeküste her¬ 
kamen. Die von mir untersuchten Fische waren doch 
immerhin mindestens 5—6 Tage alt, bevor dieselben in die 
Hände der Konsumenten gelangten. Zweifellos besitzen die 
Händler eine große Erfahrung in der Behandlung und dem 
Versand der Seefische, um das Fischfleisch möglichst unver¬ 
dorben in die Hände der Verbraucher gelangen zu lassen. 
Die im Publikum weit verbreitete Ansicht, daß das Fisch¬ 
fleisch besonders leicht dem Verderben ausgesetzt ist, ist 
nicht so ohne weiteres richtig. Das tiefgekühlte und zweck¬ 
mäßig hergerichtete Fischfleisch (Entfernung von Haut und 
Gräten) ist ebenso lange haltbar als das Fleisch unserer 
Schlachttiere. Von vielen Hausfrauen wird in der Auf¬ 
bewahrung und der Herrichtung des Fischfleisches stark ge¬ 
sündigt. Die mir häufig von Privaten vorgelegten Fischfleisch- 
proben waren weitaus in der Mehrzahl der Fälle infolge 
schlechten Ausschlachtens und unzweckmäßiger Aufbewahrung 
verdorben. 

Das Fleisch unserer Schlachttiere besitzt je nach Art der 
Tiere einen charakteristischen Eigengeruch. Es fällt selbst 
Leuten mit abgestumpftem Geruchsinn nicht sehw r er, Rind¬ 
fleisch von Pferde- oder Hammelfleisch zu unterscheiden. 
Beim Fischfleisch haben wir ähnliche Verhältnisse. Jede 
Fischart hat ihren Eigengeruch. Es sei hier nur an den 
intensiven Geruch der Stinte erinnert. Der Eigengeruch 
beim Kabeljau und Seelachs tritt besonders hervor, wenn 
man an den frisch ausgeschlachteten Fischen den Geruch 
der Leibeshöhlen prüft. Es scheint mir, als w r enn dieser 
Arteigengeruch besonders an dem abgesonderten Schleim 
und dem Fett der Fische haftet. Das Fett sitzt besonders 
an der Haut und an den Eingeweiden des Fisches. Schleim 
wird von den Schleimdrüsen produziert. Zieht man die Haut 
mit ihren Adnexen ab und entfernt die seröse Haut der 
Leibeshöhle mit ihrem. Fett, löst man endlich das Fleisch 
von den Gräten, so erhält man das reine Fisch fleisch, an 
dem selbst bei der Kochprobe kaum noch ein Geruch sich 
feststellen läßt. Besonders Kabeljau und Seelachs haben 
einen strengen Eigengeruch,. den viele als unangenehm 
empfinden. Natürlich darf sich der Sachverständige nicht 
verleiten lassen, Fische mit mehr oder weniger intensiven 
Eigengeruch als verdorben zu beanstanden, ein Irrtum, der 
immerhin möglich ist. 

Der häufigste Beanstandungsgrund bei verschiedenen 
Sendungen war eingetretene Fäulnis. Es handelte sich durch¬ 
weg um große Seefische der Gadusarten (Schellfische, Kabel¬ 
jau), ferner um Seelachs und Rotbarsch. Diese großen 
Nordseefische erhält der Händler ausgeschlachtet ohne Kopf 
und Eingeweide. Auf den Schnittflächen finden die Fäulnis¬ 
keime geeigneten Nährboden. Die durch Oberflächenfäulnis 
entstandenen Veränderungen an den Schnittflächen bieten 
einen guten Anhalt für die Beurteilung des Fischfleisches. Bei 


357 


derartig ausgeschlachteten Fischen setzt die Oberflächenfäulnis 
weniger von der Hautoberfläche ein, sondern vielmehr von 
der Leibeshöhle und den Schnittflächen aus. Das Fleisch 
nimmt auf dem Durchschnitt eine mehr gelbliche Färbung 
und eine ziemlich weiche Konsistenz an. Sowohl die Färbung 
als auch die weichliche Konsistenz sind allein durchaus keine 
für Fäulnis charakteristische Merkmale. Der Fäulnisgeruch 
entscheidet über die Brauchbarkeit des Fleisches. Mit dem 
Fortschreiten der Fäulnis in die Tiefe nimmt der Fäulnis¬ 
geruch zu. Der Fäulnisgeruch ist unverkennbar und nicht 
mit dem Eigengeruch der Fische zu verwechseln, wie das von 
Hausfrauen vielfach geschieht. Der Geruchsinn ist in der 
Feststellung der Fäulnis zuverlässiger als der chemische Nach¬ 
weis von Ammoniak und Schwefelwasserstoff. 

In einem Falle gaben 13 Kisten Heringe (Ostseeheringe), 
die als „lebendfrisch“ gekauft waren, Grund zur Beanstandung. 
Ostseeheringe, die an der mecklenburgischen und pommer- 
schen Ostseeküste gefangen werden, werden in Kisten (meist 
ohne Eis) zum Versand an die Großabnehmer gebracht. Die 
Fischgroßhändler, die die Fische vielfach auf den Fisch¬ 
auktionen durch Kommissionäre erlangen, liefern die Fische 
an die Kleinhändler. Im vorliegenden Falle waren offen¬ 
sichtlich nachträglich, wahrscheinlich in Hamburg, die Kisten 
geöffnet, um die Heringe durch leichtes Salzen vor dem Ver¬ 
derben zu schützen. Der salzlakenähnliche Geruch, der den 
Kisten anhaftete, machte eine nähere Untersuchung nötig. 
Die Nitratprobe ergab einen in Ammoniak löslichen intensiven 
weiß-milchigen Niederschlag. Bei einem nicht gesalzenen 
Hering, der mit destilliertem Wasser abgespült wurde, ergab 
die Nitratprobe ebenfalls einen in Ammoniak löslichen 
Niederschlag von dünner milchiger Trübung. Durch die Ge¬ 
schmacksprobe ließ sich deutlich feststellen, daß es sich nicht 
um „lebendfrische“, sondern um gesalzene Heringe handelte. 
Die Sendung wurde dem Verkäufer zur Verfügung gestellt 
und auch anstandslos zurückgenommen. 

Verschiedene Male zeigten Ostseeschollen einen intensiven 
Teergeschmack. Jene Ostseefischer, die den Fang der Fische 
nicht mit Zugnetzen betreiben, sondern mit Stellnetzen, be¬ 
handeln ihre Netze zw r ecks Haltbarmachung mit Teer und 
Karbolineum. In solchen frisch geteerten Netzen nehmen 
die Fische häufig Teergeruch und Teergeschmack an. Sü߬ 
wasserfische (Plötzen und kleine Barsche) zeigen häufig nicht 
nur einen intensiven Moorgeschmack, sondern auch Moor¬ 
geruch. Der Moorgeruch kann so intensiv auftreten, daß 
die Fische unverkauft bleiben. 

Die Totenstarre bei Süßwasserfischen und ihre marktpolizeiliche 
Bedeutung 1 . 

Von Assistenztierarzt Leo Weiß. 

(Z«ntsehr. f. Fleisch- und MÜchhyg., Heft 3, 1915.) 

Man beurteilt die Fische nach der Beschaffenheit der 
Kiemen. Diese können gefärbt sein. Während das Blut mit 
Wasser, kann der Farbstoff mit Alkohol ausgelaugt werden. 
Ferner sind Fische mit getrübter Cornea vom Genüsse aus¬ 
zuschließen. Die Schwimmprobe wird, allerdings nur im vor¬ 
geschrittenen Stadium, durch die Gasbildung der Fäulnis¬ 
bakterien positiv. Ein tadelloser Fisch, auf die Hand gelegt, 
soll seine horizontale Lage beinhalten und sich nicht abbiegcn. 
Was die Beurteilung anbelangt, so sagt Verfasser an Hand von 
Versuchen, die Totenstarre sei für Forelle, Hecht und 



No. 30. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


jias 

Wels ein Zeichen der Frische, für Nase, Brachsen, Barbe, 
Plötze, Nerfling und Aitel nur bedingt ein Zeichen der Frische 
und für Karpfen und Schleie kein Zeichen der Frische. Gl. 

— Möwen als Verbreiter einer Fisohkrankheit. ln der „Schweize¬ 
rischen Fischereizeitung“ stellt der Privatdozent Dr. Fehl mann 
fest, daß die Triisehen (die zur Familie der Schellfische gehörenden 
Aalraupen) des Ziirichsces fast durchweg mit dem Star behaftet 
sind. Ursache dieser Erkrankung ist die Larve eines Saug¬ 
wurmes, die sich in Mengen in den Augen der Fische naehweisen 
ließ. Die kranken Fische fallen der Möwe zum Opfer; die frei wer¬ 
denden Larven wachsen im Darm der Möwe zum Geschlechtstier 
heran. Die Eier gelangen ins Wasser und die Embryonen dann 
in die Augen der Fische. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Unteroffizier Heinrich Bulling (Studierender der Tier¬ 
ärztl. Hochschule in Hannover). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Paul Keller (Studierender 
der Tierärztl. Fakultät der Universität Gießen). 

Feldhilfsveterinär S i 11 i g (Feldhilfsveterinär im Feldart.-Regt. 
Nr. 1). 

Verwundet: 

Oberveterinär Dr. Friedrich Huber (Regierungstierarzt 
in Deutsch-Ostafrika). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Oskar Heinemann (Schlachthofdirektor 
in Goslar, Hann.). 

Feldunterveterinär cand.med. vet. Bruno Wiese (Studierender 
der Tierärztl. Hochschule in Hannover). 

Oberveterinär Dr. Heinrich Zilluf (Tierarzt in Durmers¬ 
heim, Baden). 

Oberstabsveterinär Paul N o r d h e i m (Oberstabsveterinär im 
Feldart.-Regt. Nr. 56 in Lissa). 

Oberveterinär Egon Dieckerhoff (Schlachthofinspektor 
in Schwerte, Westf.). 

Feldhilfsveterinär S i 11 i g (Feldhilfsveterinär im Feldart.-Regt. 
Nr. 1). 

Einhundertunddritte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 16. Juli, bis Sonnabend, den 22. Juli 1916. 

An der Westfront haben auch die Kämpfe an der Ancre 
und Somme in voller Schärfe fortgedauert. Insbesondere 
haben die Franzosen und Engländer nunmehr gemeinschaft¬ 
lich gleichzeitig zu einer gewaltigen über 40 km Iront sich 
erstreckenden Offensive ausgeholt und in zahllosen Fällen 
außerordentlich große Truppenmassen gegen unsere Stellungen 
vorgetrieben. Las Gesamtergebnis dieses Angriffes ist von 
unserer Heeresleitung als kärglich bezeichnet worden. Nach 
den in den Heeresberichten gemachten Angaben über die 
Einzelheiten kann man das Ergebnis sogar wohl mit Recht 
als kärglich bezeichnen. Am Schluß der Woche ist offenbar 
( ine Ruhepause eingetreten. In diesem Kampfe haben die 
Engländer sogar Kavallerie gegen unsere Stellungen vorge¬ 
rückt. Offenbar haben sie angenommen, daß nach der un¬ 
geheuren langdauernden Feuervorbereitung durch ihre schweren 
Batterien unsere Mannschaft in den Gräben soweit zu¬ 
sammengeschossen oder so mürbe sein würde, daß ein 
Kavallerieangriff Nutzen bringen könnte. Sie haben sich 
bitter getäuscht. Ihre berittenen Truppenmassen sind durch 
unsere Maschinengewehre in schärfster Weise gefaßt und fast 
völlig aufgerieben worden. 

Vor Verdun haben besonders auf dem rechten Maasufer 
die Kämpfe nicht ausgesetzt. Unser Heeresbericht vom 
Sonntag meldet vielmehr einen Geländegewinn von uns süd¬ 
lich Darnout. 


An der Ostfront Kämpfe an verschiedenen Stellen ohne 
wesentliche Veränderungen. 

Auf den übrigen Kriegsschauplätzen keine wesentlichen 
Veränderungen. N e v. 

Nachruf. 

Landestierarzt a.D. Fritz Schräder +. 

Am 8. Juli ist der Landestierarzt a, D. Fritz Schräder 
in Helihstedt sanft entschlafen. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben 
geschieden, dessen Lebenswerk einer kurzen Schilderung würdig 
ist. Geboren am 1. September 1841 in Vallstedt, Kr. Braunschweig, 
besuchte er nach Absolvierung des Herzoglichen Realgymnasiums 
zu Braunschweig zunächst ein Jahr das Kolleg. Carolinum, die 
jetzige Technische Hochschule daselbst. Von Ostern 1860—63 stu¬ 
dierte er in Hannover zwei Jahre und in Berlin ein Jahr Tier¬ 
heilkunde. Die Staatsprüfung legte er am 25. März 1863 vor dem 
Herzoglichen Ober-Sanitätskollegium in Braunschweig ab. Vom 
1. April 1863—1864 diente er als einj.-freiw. Tierarzt bei dem Her¬ 
zoglichen Husarenregiment und ließ sich am 19. Mai 1864 als prak¬ 
tischer Tierarzt in H. nieder. 1866 machte er den Ausmarsch der 
braunschweigischen Truppen nach Bayern und 1870/71 den deutsch- 
französischen Krieg als Roßarzt mit. 

Nach dem Kriege nahm er seine Praxis und seine Ostern 1870 
an der Landwirtschaftlichen Schule in Helmstedt begonnene Lehr¬ 
tätigkeit wieder auf. Am 1. April 1881 wurde er mit den Funk¬ 
tionen eines beamteten Kreistierarztes betraut und am 1. Januar 
1884 als Herzoglicher Kreistierarzt angestellt. Im Februar 1903 
wurde er zum a. o. Mitglied des Herzoglichen Landes-Medizinal- 
Kollegiums ernannt und erhielt bald darauf den Titel Medizinal- 
Assessor. 1905 wurde ihm das Ritterkreuz 2. Klasse des Ordens 
Heinrichs des Löwen und 1908 der Titel Landestierarzt verliehen. 
Zum 1. Oktober 1909 wurde seine Versetzung in den Ruhestand 
genehmigt und zum 1. Oktober 1910 wurde er auf seinen Antrag 
von den Geschäften am Herzoglichen Landes-Medizinal-Kollegiuni 
entbunden. 

Der Tierärztliche Verein im Herzogtum Braunschweig verliert 
in dem Verstorbenen ein außerordentlich rühriges Mitglied, einen 
lieben Kollegen, der jedem mit Rat und Tat zur Seite stand, der sieh 
an ihn wandte. Vom Juni 1903 bis Juni 1909 war er Vorsitzender 
des Tierärztlichen Vereins, bis Gesundheitsrücksichten ihn zwan¬ 
gen, den Vorsitz niederzulegen. Aus Anlaß seines fünfzigjährigen 
Berufsjubiläums am 25. April 1913 ernannte ihn der Verein zum 
Ehrenmitgliede. Wenn auch seine Verdienste um den tierärztlichen 
Stand und Beruf weniger an die laute Öffentlichkeit gedrungen 
sind, so wissen doch alle, die ihn näher kannten, seine großen 
Verdienste zu schätzen. Viel Dank schuldet ihm auch die braun¬ 
schweigische Landwirtschaft. An der Landwirtschaftlichen Schule 
in Helmstadt wirkte er 41^ Jahre als Lehrer und hat viel zur 
Ausbildung der jungen Landwirte beigetragen. Der Landwirt¬ 
schaftliche Amtsverein Helmstedt, dessen langjähriges Mitglied und 
Deputierter er war, ernannte ihn in Anerkennung seiner Verdienste 
zum Ehrenmitglied. 

Am 12. Juli haben wir unseren Schräder zur letzten Ruhe 
geleitet. Ein großes Trauergefolge bekundete die Liebe und Dank¬ 
barkeit, die wir ihm schulden. Dem Sarg voran schritten die Schü¬ 
ler der Landwirtschaftlichen Schule mit dem gesamten Lehrkörper, 
ihnen folgte der Kriegerverein. Als Vertreter des Herzoglichen 
Landes-Medizinal-Kollegiums war der stellvertretende Landestier¬ 
arzt zugegen, der Tierärztliche Verein war durch den Vorstand ver¬ 
treten. Eine große Zahl von Landwirten gab ihrem alten Lehrer 
da« Geleite. Die Zahl der Kollegen beim Begräbnis konnte infolge 
des Krieges nur gering sein, aber eine unübersehbare Fülle von 
Blumen schmückte seinen Sarg als äußeres Zeichen nie verlöschen¬ 
der Liebe. Dr. A. Mächens. 

Eine Anerkennung der Leistungen der österreichischen 
und ungarischen Tierärzte. 

Gelegentlich der Eröffnung der Kriegsausstellung in Wien 
erklärte bei der Besichtigung der Gruppe *„Veterinärwesen 
S v i n e k. u n d k. II o h e i t d e r E r z herz o g F r a 111 




27. Juli 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


359 


Salvator: „Die Tierärzte haben sieh ja im Felde vorzüglich 
bewährt; sie haben auch, wie ich aus zahlreichen mir vorge¬ 
legten Belohnungsanträgen weiß, die Ärzte in ihrer Tätigkeit 
erfolgreich unterstützt.“ In dieses Lob stimmte Seine Exzel¬ 
lenz der Kriegsminister Freiherr von Krobatin leb¬ 
haft ein. 

Nach dem Berichte des „Tierärztlichen Zentralblattes“, 
dem die vorstehende Mitteilung entnommen ist, sind in der 
Kriegsausstellung seitens der k. und k. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Wien die Aufgaben und Leistungen der Veterinär¬ 
medizin im Felde und in der Heimat während des Krieges 
eingehend zur Darstellung gebraeht worden. Eine derartige 
tierärztliche Beteiligung an den zurzeit in den verschiedenen 
Städten veranstalteten Kriegsausstellungen kann die Aufmerk¬ 
samkeit weitester Kreise auf die Wichtigkeit der Veterinär¬ 
medizin für den Staat lenken. Gl. 

— Die Mllltfirbevollmftchtigten der neutralen Staaten Im Schlaoht- 
und Vfehhofe zu Dresden. Nachdem erst kürzlich die bulga¬ 
rischen und türkischen Abgeordneten auf ihrer Rundreise 
durch Deutschland dem städtischen Vieh- und Schlachthofe zu 
Dresden einen Besuch abgestattet hatten, haben jetzt auch 
die Militärbevollmächtigten der neutralen Staaten eine Besichtigung 
der Anlagen vorgenommen: Oberst J u 11 i e n - Brasilien, Oberst¬ 
leutnant Ahumada-Chile, Major v. Adlercreutz -Schweden, 
Major v. B al di vi a-Spanien, Oberst v. Castomi er-Däne¬ 
mark, Oberleutnant Wu Kuang Djie -China und Oberleutnant 
Guerrero-Peru in Begleitung des Hauptmanns Lorenz vom 
Großen Generalstab, des Hauptmanns Grabau und des Leutnants 
Fritzsche. Von dem Stadtrat Müller und Schlachthofdirektor 
Veterinärrat Dr. Angermann geführt, wurden die Anlagen von 
den Militärattaches eingehend in Augenschein genommen. Dieselben 
wohnten auch verschiedenen Schlachtungen bei und interessierten 
sich ganz besonders für die jetzt in der Kriegszeit eine große wirt¬ 
schaftliche Bedeutung besitzenden Kühlhäuser. Die fremden Militär¬ 
bevollmächtigten brachten dem Dresdner Kühlhaus das höchste 
Interesse entgegen; es wurde ihnen erläutert, daß der Krieg die 
Kühlhäuser vor ganz neue Aufgaben im Interesse des Reiches und 
der Volksemährung gestellt habe. Um für spätere Zeiten gerüstet 
zu sein, wurden kurz nach Ausbruch des Krieges alle geeigneten 
verfügbaren Räume der Kühlhäuser mit Fleisch belegt. In das Kühl¬ 
haus zu Dresden allein wurden gegen 11000 Schweine eingelagert 
sowie ungefähr 11000 Rinder. Die gesamte eingelagerte Fleisch¬ 
menge hatte ein Gewicht von annähernd 3,2 MilL kg. Bei der 
immer schwieriger werdenden Ernährungsfrage beabsichtigt man, 
auch in größerem Umfange Kartoffeln einzulagem, da mit der 
Einlagerung dieses so wichtigen Lebensmittels recht gute 
Erfahrungen gemacht worden sind. Die in die Kühlhäuser ge¬ 
brachten Kartoffeln halten sich bis zum Beginn der neuen Ernte 
tadellos frisch, keimen nicht, faulen nicht und behalten ihren guten 
Gesehmack. Die fremden Militärbevollmächtigten nahmen von 
diesen Fortschritten der deutschen Kältetechnik mit Interesse 
Kenntnis. 8k. 

— Abgabe wissenschaftlicher Fachliteratur für deutsche Kriegs¬ 
gefangene. Bereits einmal, im Dezember 1915, erschien ein Aufruf 
zur Überweisung von wissenschaftlicher Fachliteratur für die in 
russischer Gefangenschaft befindlichen deutschen Studierenden und 
Angehörigen gelehrter Berufe. Die eingegangenen Spenden waren 
so umfangreich, daß allein aus Hamburg zwölf große Bücherkisten 
dem Ausschuß zur Versendung von Liebesgaben 
an kriegsgef angene deutsche Akademiker in 
Berlin zugeführt werden konnten. Wie der Ausschuß mitteilt, 
fehlt es aber noch immer an Studienwerken aller Art, um allen aus 
russischen und anderen Gefangenenlagern eingehenden Bitten 
entsprechen zu können. 

Besonders werden Bücher über folgende Gebiete erbeten: 
Medizin (Anatomie, Physiologie, Therapie, Psychiatrie, Zahnheil¬ 
kunde), Philosophie (Einführung in die Philosophie, Psychologie, 


Ästhetik, kulturphilosophische W r erke, spezielle philosophische 
Werke: Nietzsche, Schopenhauer usw.), Nationalökonomie, höhere 
Mathematik, Kunst (Kunstgeschichte, Reproduktionen, Architektur, 
Musik), Philologie (deutsche Literaturgeschichte und vergleichende 
Sprachwissenschaft, englische desgl., französische desgl.), schöne 
Literatur (neuere Romane, Dramen und Gedichte, Biographien, 
Briefwechsel), neuere Geschichte. 

Noch einmal wird an alle, die zu diesem Zweck geeignete 
Bücher besitzen, die dringende Bitte gerichtet, alles, was sie davon 
entbehren können, abzugeben. Bei der Zuweisung von Büchern 
ist folgende Bestimmung der russischen Zensurbehörden zu be¬ 
achten, deren genätie Einhaltung die erste Vorbedingung dafür 
bildet, daß die Büchersendungen rasch und sicher in die Gefangenen¬ 
lager gelangen. Es dürfen nur eingeführt werden: 1. vollkommen 
gut erhaltene Bücher ohne jegliche handschriftliche Notizen. 
2. Bücher, deren erste Auflage nicht nach 1913 fällt, 3. Bücher, die 
von der feindlichen Zensurstelle dem Inhalt nach nicht so gedeutet 
werden können, daß sie die feindlichen Staaten im Auge der Kriegs¬ 
gefangenen herabsetzen. 

— Der Preußieobe Beamten - Verein In Hannover, Lebensver¬ 
sicherungsverein a. G., Versicherungsanstalt für deutsche Beamte 
(einschließlich der Geistlichen, Lehrer, Rechtsanwälte, Architekten 
und Ingenieure, Redakteure, Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apo¬ 
theker sowie der Privatbeamten) hielt am 16. Juni seine 39. General¬ 
versammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht ist zu ersehen, daß der 
Verein auch den großen Anforderungen, welche der dem Deut¬ 
schen Reiche aufgezwungene Krieg an ihn stellt, vollständig ge¬ 
wachsen ist. Im Jahre 1915 sind von seinen Mitgliedern 681 auf 
dem Felde der Ehre gefallen. Alle für die Kriegssterbefälle fällig 
gewordenen Zahlungen hat der Verein sofort nach Einlieferung der 
Sterbefallpapiere geleistet Der Versicherungsbestand betrug Ende 
1915 98117 Versicherungsscheine über 440173 790 M. Kapital und 
1 279 942,80 M. jährliche Rente. 

Verzeichnis der im Prüfnngsjahr 1914/15 approbierten 
Tierärzte. 

1. In Preußen. 

Adam, Karl, Unterliederbach; Ahmels, Friedrich, 
Oldenburg; Albrand, Heinrich, Frankfurt a. M.; Alias, 
Arnold, Posen; Ansorge, Emil, Eilenburg; Aue J o 6 e p h, 
Borsum; Bach, Karl, Reußen im Grunde; Ball mann, 
Stephan. Rommersheim; Bartsch, Erich, Posen; Bartsch, 
Maximilian, Spandau; Bauer, Theodor, Scheidterberg; 
Baumgarte, Herbert, Linderte; Beeck, Hans, Hamburg; 
Bergmann, August, Langförden; Bet zier, Max, Ulm; 
Böhl, Oskar, Wittenberg; Bollinger, Hermann, Bem- 
castel-Cues; Brauns, Karl, Hannover; Breitbach, Phi¬ 
lipp, Kruft; Brinkwirth, Heinrich, Metelen; Bukow- 
zer, Adolf, Bromberg; Bunnenberg, Adolf, Hannover; 
Burchard, Anton, Gerblingerode; Burger, Wilhelm, 
Schleswig; Butzlaff, Richard, Klütz; Carle, Otto Offen¬ 
bach; Claaßen, Robert, Hohegaste; Dahlenburg, Kurt, 
Straßburg; D ahmen, Johann, Cöln-Nippes; De mann, 
Heinrich, Lttnsfeld; Dennler, Georg, Bischweiler; Dieg- 
ler, Robert, Cassel; Dierschke, Georg, Knischwitz; 
Dilger, Ernst, Stuttgart-Cannstatt; Draheim, Friedrich, 
Obermühle; Dünwald, Peter, Ingendorf; Edinger, Adal¬ 
bert Georg, Memmingen; Eger, Wilhelm Friedrich 
Hanau; Eichstädt, Fritz, Stettin; Engler, Franz, 
Labehn; Engwitz, Walter, Wilhelmafelde; Enneker, 
Georg, Nordhausen; Enninga, Gretus, Westermarsch; 
Ertl, Moritz, Augsburg; Even, Hubert, Kaarst; Fa aß 
Max, Conweiler; Feldforth, Gustav, Langen; Fiege, 
Carl, Gifhorn; Fischer, Erich, Neurese, Kr. Kolberg-Körlin; 
Fischer, Ernst, Makowczytz; Fischer, Leo, Oberbroch¬ 
hagen; Fl ad, Anton, Starzein; Focken, Hermann, 
Siegelsum; Follri chs, Woldemar, Holte; Frerichs, 
Hinrich, Petkumer Münte; Friedrichs, Robert, Sievers- 
hausen; Frost, Karl, Luzine; Funk, Wi 11 i, Anklam; Gaul, 
Franziskus, Petersberg; Giese, Carl, Kyritz; Gillrath, 
Joseph, M.-Gladbach; Glander, Paul, Marsdorf; Gou 11 on, 
Bruno, Schlogakrug; Gracz, Steffan, Sypniewo (Flatow); 
Gräfe, Friedrich, Weetzen; Greßel, Wilhelm, Neuhof- 
Ragnit; Grosser, Arthur, Raduchow (Ostrowo); Groß- 
Hardt, Gerhardt, Mußum; Groth, Friedrich, Schlawe; 
Grund, Heinrich, Banzkow; Günther, Gustav, Rosch- 
witz; Guerquin, Eugen, Haute B^voye; Haarnagel 
Wilhelm, Langelsheim; Hähnlein, Friedrich, Ober- 
stauffenbach; Hayen, Bernhard, Geestemünde; Heller, 



360 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 30. 


Richard, Hannover; Hellmich, Kurt, Kleinburg.(Breslau); 
Herrfarth. Fritz, Neue Mühle; Heß, Joel, Papenburg; 
Hildebrandt Gustav, Giehlermühlen; Hilgendorff, 
Fritz, Mühle Wittkau, Kreis Flatow; H i n z, 011 o, Rüdersdorf; 
Hohenstein, Johannes, Berlin; Holbeck, Paul. Alten¬ 
essen; Hollstein, Arno, Glogau: Holzmann, Fried¬ 
rich. Soltau: Homm, Georg, Höchst; Hornung, Wer¬ 
ner, Mannheim; Hünermund, Ignaz, Kleinbartloff; Hus- 
mann, Konrad, Melle: Jahn, Ernst. Riesa; Jahnek e, 
Hermann, Warmenau; Janßen, Theodor, Pewsum: Jen- 
sen, Hermann. Struckum; Johansen, Nis, Baurup; 
Kalus, Konrad, Frantschach; Kappes, Karl, Dallau; 
Käse low. Kurt. Treptow; Kauffmann, Hans, Lucken¬ 
walde: Keilbar. Fritz. Saalfeld: Kluge, Otto, Rehfeld; 
Koch. Otto, Schalkau; Kölln, Willy, Pellworm; König, 
Walther. Buchholz; Köope, Ludwig. Ronsdorf; Kohls. 
Siegfried, Graudenz: Kraziewicz, Viktor, Thymann. 
Kreis Marienwerder; Krüger, Konrad, Königsberg; Krüoer. 
Bruno, Dortmund; Ktihme, Kurt. Itzehoe; Kuhn, Walter. 
Unter-Wilda; Kurth. Johann, Viehöven; Ladendorff, 
Hermann, Waren; Lange, Franz, Kottenhain; Lappe, 
Christian, Wernigerode; Lappe, Joseph, Selm: Leh¬ 
mann, Ern st. Domburg; Leifert, Wilhelm. Stockum; 
Lessinski, Miecislaus, Ostrowo; Looft, Wilhelm. 
Tiebensee; Lorenz, Hans, Mühlhausen; Ludlofff, Kurt, 
Kloster Rohr: Lührs, Erich, Friedenau; Lütje, Werner 
Hannover; Maaß, Karl, Nauen: Manski, Georg, Rahmel; 
Meents, Havo, Friedrichsgrode; Mertens, Heinrich, 
Boriinghauspn: Metz, Hans, Bremen: Meyer, Georg, 
Hannover: Möllmann, Johannes, Lüdenscheid: Müller, 
Georg. Rengelrode; Müller, Karl, Berlin; Münch, Hein¬ 
rich, Linz; Nolte. Hieronymus Kreszenz. Immin¬ 
gerode; Nutt, Heinrich, Brakei; Ocker, Walter, 
Wilhelmshaven; von der Ohe. Fritz. Rebberlah; Oll mann, 
Kurt, Torgau; Peters, Erich, Solingen; Pfundheller. 
Fritz, Treptow a, d. Rega: Piechowski, Walter, Groß 
Turoseheln: Piehler, Albert, Lettershain; Pilzecker, 
Edmund, Breslau; Pin gel. Hans. Westerhora; Pip Vi tu s, 
St. Vith; Plate, Heinrich. ABchersleben; Poetzsch. 
Willy, Wiedemar: Polomski, Ludwig. Magdeburg; 
Pothe. Franz, Ottenstein- Prenzlow, Richard, Soldin; 
Prillwitz. August. Willershagen: Reuter, Josef, 
Heisingen a, d. R.: Richter, Kurt, Nieder-Zibelle; Röhr 
Robert. Rullstorf: Rucha. Paul, Wyranden; Rudolff, 
gen. Ktihnlein, Heinrich. Röhrenfurth: Rueß. Oskar, 
Westernach: Ruppert, Hellmuth, Herischdorf; Rust. 
Erwin. Biskupin: v. Sarnowski. Walter. Nieder-Comsow: 
S a w a 11 i s c h . Erich, Peest; Schallert Ernst, Sonnen¬ 
burg; Schantz. Friedrich. Berlin: Schebitz, Bruno, 
Thiergarten; Schendel, Herbert, Kuracz-Mühle; Schim¬ 
melpfennig. Georg. Emilienhof; Schlicht. Adolf. 
Nauen; Schlüter. Erich, Hamburg; Schmidt, Paul, 
Berlin: Schmidt, Theodor, Kirchhellen; Schnorr. Gott¬ 
fried, Hamburg: Schroeder, Fritz, Posen; Schulte- 
Krude, Joseph. Dörenthe; Schwarz. Hermann. Dams- 
hagen: Seiffert. Leonhard, Breslau: Sörensen, Bruno, 
Hamburg; Starck. Emil. Herzhorn: Ste.rnberg, Erich, 
Friedland: Stoppel, Karl. Stettin: Stratmnnn, Albert, 
Barop: Staruß. Arno. Brätz: Sy ring, Carl, Leikow; 
Thalau, Arthur. Kobbelbude; Thomas, Heinrich 
Mielencin: Thurm, Karl. Helbra; Thurmann, Erich. El¬ 
berfeld: Tieding. Adolf, Lingen; Trautmann, Walter, 
Tambach; Trepel, Otto, Wovcin; Vehres. Joseph, Lin¬ 
dern; Verbrtigge, Friedrich. Samern: Volmer, gen. 
Schulze-Wierling, Joseph, Senden; Voß, Johannes. 
Gudendorf; Wachtarz, Theodor. Nensa: Waldhausen. 
Emil, St. Ludwig: Wenzel. Paul, Hüls; Weskamp. Hein¬ 
rich, Geestemünde; Westhoff. Hermann, Nordhausen; 
Wetzel, Heinrich, Frankfurt a. M.: Wever, Wilhelm. 
Westhofen: Wichmann, Georg, Hemmelte; Wiegand, 
Heinrich, Witzenhausen: Wintz. Wilhelm, Söller; 
Wittig. Ernst. Riesenwalde: Wothke, Johannes, Znin; 
Ziegenbein, Paul, Magdeburg. 

II. In Bayern. 

Böck. Georg. Laufenegg: Erhard, Bernhard, 
Trausnitz: Forstmaier, Theodor, Isen: Frank, Adam, 
Junkersdorf: Gailhofer, Hans, Ingolstadt: Gampp, Bert- 
hold, Freiburg i. Br.- Gutmann, Karl. Weißenbronn: Kar- 
mann, Joseph. München; Koob. Lothar, Würzburg; 
Krunczvnsk i. Wenzel, Gostvn: Lang, Franz, Bodolz; 
Lauff. Gustav, Rottweil; Meindl, Matthias. Hunds- 
müthing: Sautter. Karl, München: Schäfer. Joseph, 
Birkingen: Siebinger. Anton, Dillingen; Stärk. Ferdi¬ 
nand. Ehekirchen: Türkheimer, Bruno, Münzesheim; 
Wirth, Friedrich, Löhmar. 


III. Im Königreich Sachsen. 

Ebschner, Karl Johannes, Stolpen; H e i n i s c h 
Friedrich Karl, Loslau: Heinrich, Otto Walther, 
Zeitz; Henoch,WilhelmHellmuth, Dresden; K i e s c h k e, 
Robert Erich Siegfried, Cottbus; Kothe. Johann 
Heinrich Willi, Bettrum; Rannow, Walter. Rittei; Ru- 
dert, Karl Arthur, Döbeln; Scheffler, Max Karl, 
Hainichen; Seifert, BrunoWilly, Granau; Torner, Ernst 
Willy, Ostrowen: Weißbart, Reinhold Hermann 
Martin, Halle a. S. 

IV. In Hessen. 

Adler, Ernst, Neustrelitz: Arcularius, Heinrich, 
Schotten; Bernhard. Heinrich, Groß-Zimmem; Beyde- 
mti 11 er. Ferd., Frankfurt a. M.; Boßler, Hugo, Queckbom; 
Braun. Peter. Birgden: Bruntzel, Richard, Schwersenz: 
Burchhardt, Franz, Worms; Burgauer, Ludwig, Mün¬ 
chen; Coumont, Joh. Baptist. Neundorf; Dillmann, 
Heinrich, Gadernheim; Ehrle, Hans, Kötzting; Fend. 
Sebastian, Niederschönenfeld; Frank, Hermann, Lud¬ 
wigsburg: Frey, Wilhelm, Urach: Gadow, Albert, Frank¬ 
furt a. M.; Hagel, Nikolaus, Messenfeld; Hay, Johann, 
Biebelnheim: Heegemann, Otto, Oberkalkofen; Höfels, 
Gustav. Viersen; Hülsbruch, August, Haßlinghausen; 
Hummel, Ludwig, Raunheim; Junggeburth. Karl, 
Grottenherten; Kippelen, Georg, Rodern; Koenig, An¬ 
ton, Dresden: Lapis, Miezislaus, Wongrowitz; Leier, 
Franz, Oberhausen: Marl off, Robert, Melbach; Maser, 
Eduard. Schaafheim: Maus, Eduard, Lumda; Meiski, 
Otto, Ulrichstein; Moll, Theodor, Darmstadt; Müller, 
Louns, Linden; Neef. Joh. Baptist. Mainz; Neher, 
Alois, Untermedlingen; Nuß. Reinhard, Rimbach; Roß, 
Edmund. Merzenich; Runkel, Reinhard. Partenheim; 
Saalfelder, Walter. Vogelsberg; Schmäling, Gott¬ 
fried, Gütersloh; Schott, Guido. Bretten: Schütt. Wil¬ 
helm, Rambow; Then, Ernst, Passau; Thom, Alfred, 
Gießen: Verbticheln, Bernhard, Borghaes; Walther, 
Rudolf, Steinau; Wenz. Gustav. Haßloch. 


Bücherbesprechungen. 

Neue Eingänge. 

— Mitteilungen der Reichsprüfungsstelle für Leb ensmitteloreise. 

Schriftleitung: Berlin W. 8. Wilhelmstr. 70 b; Carl Hermanns Verlag, 
Berlin W. 8, Mauerstr. 4344. 

Um den Reichskanzler in allen die Versorgung der Bevölkerung mit 
Lebensmitteln betreffenden Fragen zu beraten, ist bekanntlich am 11. Ok¬ 
tober 1915 eine Reichsprüfungsstelle für Lebensmittelpreise errichtet 
worden. Diese Behörde tritt mit allen Preisnrüfungsstellen in Verbindung 
und sammelt fortlaufend deren Arbeitsergebnisse über Zufuhr, Bestand 
und Preise von Lebensmitteln. Zur Bekanntmachung der ermittelten 
Ergebnisse dient die obengenannte neue Zeitschrift. 

— Chemische Fabrik Helfenberp A.-G., vorm. Eugen Dieterich, Helfen¬ 
berg bei Dresden. Erweiterter Sonderabdruck aus dem Werke „Das 
Königreich Sachsen“. Ehrenvorsitzender des Redaktionskomitees Se. 
Exzellenz Graf Vitzthum von Eckstädt. Minister des Innern und der aus¬ 
wärtigen Angelegenheiten. Zweite Auflage; im Kriegsjahre 1915/16. 

— Wie baut man fürs halbe Geld in Ost und West neu auf? Volks¬ 
tümliche Bauweise für Stadt und Land mit ungeübten Arbeitern und 
eigenem Baumaterial von jedermann in 8 Wochen gebrauchsfertig aus¬ 
zuführen. Mit zahlreichen Abbild, herausgeg. von Dipl.-Ing. Curt Adler 
Preis 1 Mk. (Porto 10 Pf.) Heimkultur-Verlagsgescllsehaft, Wiesbaden. 

— Jahresbericht über das Veterinärwesen im Großherzogtum Olden¬ 
burg für das Jahr 1913. Zusammengestellt im Aufträge des Großherzog¬ 
lichen Ministeriums des Innern aus den Jahresberichten der beamteten 
Tierärzte von Veterinärrat Dr. L. Oreve, Landesobertierarzt, Olden¬ 
burg. Druck von Ad. Littmann, Hoflieferant. 1916. 

— Jahresbericht der städtischen Schlacht- und Viehhof-Direktion 
Freiburg im Breisgau für das Jahr 1915. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Kgl. Sächs. 
Kriegs verdien stkreuz: dem Veterinärrat Robert Angermann, Schlacht¬ 
hofdirektor in Dresden und dem Polizeitierarzt Wilhelm Richter in 
Frankenberg. — Der Rote Adlerorden 4. Kl.: den Stabsveterinären 
a. D. Richard Rosenbaum , bisher beim Husaren-Regt, Nr. 16 und 
Georg Weinhold, bisher beim Telegraphen-Bat. 2. 

Ernennungen: Tierarzt Otto Jautelat in Lappienen wurde mit der 
Verwaltung der Schlachthofdirektorstelle in Insterburg betraut. 

Todesfälle: Oberveterinär Dr. Heinrich Klein in Burgbrohl; 
Oberstabsveterinär Paul Nordheim im Feldart.-Regt. 56; Schlachthof¬ 
direktor Georg Scherpe in Insterburg; Landestierarzt a. D. Friedrich 
Schräder in Helmstedt. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoet* ln Berlin. — 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 






OrlgtaalbettrSge werden mtt 50 Mk„ In Petlts&ts mit 
00 Mk. fflr den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilnagen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
su «enden an Professor Qlage. Hamburg, Osterstr. *i; 
Korrekturen, Rezension»-Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung tob 
Richard Schoets, Berlin SW. 48, Wtlhelmetr. 10. 

Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof- Dr. Schmaltz-Berliu 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof, Blage Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet-Rat Dr. Lothe« Geh. Oberregienmgsrat Dr. Nevermann 

Bamboic. Referent L Relehs-KoL-Amt in Berlin. In Mülhausen LR. in Oöln. Vortrag. Rat im Min. L Lands», in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Sohlegel 

Landestierarzt für Hamborg. In Wiesbaden. Bromberg Professor ln Dresden. Professor in Dre den. Professor in Freiburg. 

OberMed.-Rat Dr.J.Schnldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Profeesor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamame, D.8. W.-A. Stadt-Tierarzt m Hambarg. Professor in'MOnohen. MltgL d. Hais. Uesandheiuamu ia Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZOndel 

Professor in Budapest Landestierarzt von BlsaS-Lothrlngett. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


Die berliner Tlertrstllcbe Wochenschrift* erzebelnt 
wöchentlich im Verlage von Rlibard Sehoe.s ln 
Berlin SW. 48, WUhelmstr. 10. Durch jedes deutsche 
Postamt wird dieselbe aum Preise von M. &,— viertel* 
jährlich (ausrehlieSlich Bestellgeld) geliefert (öster¬ 
reichisch# Poit-Zeitungs- Preisliste Nr. 574. Ungarisebe 
Nr. 80. Elnaelnummern 60 Pt 


Berliner 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 31 . Ausgegeben am 3. August. 

Inhalt: Jakob: Mitteilungen aus der Klinik für kleine Haustiere und dem pharmakologischen Institut 
der Reichstierarzneischule zu Utrecht [Holland] (Fortsetzung und Schluß). — Schachinger: Ein Botrv- 
omykom am Kopfe eines Pferdes. — Thum : Zum Artikel „Starke Impfrotlaufverluste im Som¬ 
mer 1915 nach Verwendung desSusserin“ von Dr. Rahne, Schönebeck a. E. in Nr. 9 der B. T. W. 1916 — 
Referate: Schmiedhoffer: Über den diagnostischen Wert der subkutanen Tuberkulinprobe und der Tube rkulin-Augen- 
probe. — Csontos: Über die Tuberkulose des Hundes. — R6nai: Tuberkulose beim Pferd. — Doerr und Pick: 
Untersuchungen über das Virus der Hühnerpest. — Kraus und L o e w y: Über Hühnerpest. — Nahrungsmittelkunde und Fleisch¬ 
beschau : H o n e r t: Zum Auffangen des Blutes geschachteter Tiere. — Graf: Hygienischer Unterricht der Fleischerlehr- 
linge. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Die Ernährung des Viehbestandes. — Tageegeechlchte: Ehrentafel der 
Veterinäre. — Einhundertundvierte Kriegswoche. — Heise: Stallbauten im Felde. — Verschiedenes. — Personalien. 


Mitteilungen aus der Klinik für kleine Haustiere 
and dem pharmakologischen Institut, der Reichs- 
tierarzneischule zu Utrecht (Holland). 

Von H. Jakob. 

(Mit 6 Abbildungen im Text.) 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Aus der „Schmerzhaftigkeit in der Nieren¬ 
gegend“ durch bimanuelle Palpation derselben in der Art, daß 
man mit beiden Daumen in der dorsalen vorderen Lenden¬ 
region und mit den übrigen Fingern dicht unter den Querfort¬ 
sätzen der kranial gelegenen Lendenwirbel gegen die Nieren zu 
einen langsam an Intensität zunehmenden Druck ausübt, irgend 
welchen Schluß auf eine event. bestehende Nephritis ziehen 
zu wollen, ist absolut unberechtigt. Jeder Hund, dessen 
äußere Enden der transversalen Lendenwirbelfortsätze stärker 
gedrückt werden, reagiert mit Schmerzensäußerungen, die sich 
oft schon bei mittelstarkem Druck auf diese an sich empfind¬ 
liche Gegend durch heftiges Schreien und Abwehrbewegungen 
kund geben. Es ist sehr verkehrt, auf Grund dieses palpa- 
tonischen Befundes die Diagnose einer Nephritis oder eines 
Rheumatismus der Lendenmuskeln zu fabrizieren. 

Zweimal konnte bei älteren, aber noch ziemlich gut ge¬ 
nährten und munteren Hunden (5jähr. irischer Setter, 6jähr. 
kurzhaariger deutscher Vorstehhund) eine eitrige Prosta¬ 
titis (Prostat. apostematosa), die in einem Falle einige Jahre, 
im anderen mindestens ein Jahr bestand, nachgewiesen wer¬ 
den. Bei der Palpation der Prostata vom Rektum aus, die wie 
üblich gleichzeitig durch die Palpation von der Bauchdecke 
aus unterstützt wurde, war die Prostata in beiden Fällen nahe¬ 
zu faustgroß, höckerig und an einzelnen Stellen fluktuierend. 
Eine bestimmte Schmerzhaftigkeit konnte nicht festgestellt 


werden. Der stark diffus getrübte, weißgelbliche, schwach 
ranzig riechende und sauer reagierende Urin war selbst nach 
5 maligem Filtrieren nicht vollkommen klar zu erhalten. Bc-im 
Stehenlassen schied sich sehr bald ein weißgelbliches Sedi¬ 
ment ab, das nahezu die Hälfte des Urines ausmachte. Da < 
Sediment bestand aus Eiterzellen, Kokken und langen Strepto¬ 
kokken, letztere nahezu in Reinkultur; andere Formelementc 
konnten nicht wahrgenommen werden. Der Eiweißgehalt 
schwankte während der Beobacht.ungszeit zwischen 7,5 und 
9 Prom. Esbach. 

Um einer allenfallsigen Verwechslung mit einer 
purulenten Nephritis vorzubeugen, die man event. 
aus dem Eiweißgehalt und der sauren Reaktion irrtümlicher¬ 
weise annehmen könnte, gegen welche Annahme jedoch der 
ziemlich gute Ernährungszustand und die Munterkeit im allge¬ 
meinen spricht, ist es in allen solchen Fällen bei der langen 
Dauer der Erkrankung, in denen männliche Hunde einen diffus 
stark getrübten und sauer reagierenden, eitrigen Urin ab¬ 
setzen, stets nötig, die Prostata zu untersuchen. 

Bei dem einen Hund (Setter) wurde die Auto v a k z i - 
nation mit einer Kultur, bestehend aus den aus dem Urin 
reingezüchteten und dann abgetöteten Streptokokken, ver¬ 
suchsweise angewendek Man erzielte nach jeder Injektion eine 
erhebliche Steigerung der Körperinnentemperatur, jedoch 
keinen Erfolg. 

Bei chronischer Prostatahypertrophie 
wurde in 2 Fällen die Massage der vergrößerten Prostata vom 
Rectum aus mit 10 Proz. Jodipin vorgenommen. (3 mal 
wöchentlich). Der Erfolg war nicht besonders zufrieden¬ 
stellend, wenngleich in einem Falle nachgewiesen werden 
konnte, daß die Vergrößerung der Prostata konstant blieb. 







362 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 31. 


Weitere Versuche werden über die Brauchbarkeit dieser 
Therapie näheren Aufschluß bringen. 

Bei der Aufnahme von Fremdkörpern in den 
Magen wurde, wenn dies einigermaßen indiziert war, von 
Apomorphinum hydrochloricum als gutes Emeti- 
cum Gebrauch gemacht. Die gebräuchliche Dosis schwankte zwi¬ 
schen 1—5 mg, durchschnittlich wurden 3 mg (0,003 g) sub¬ 
kutan appliziert, eine Dosis, die selbst bei großen Hunden (z. B. 
einem VA jährigen Gordonsetter, der 2 Korke von Wein- 



Fig. 1. 

Hund mit Cy«t.-adeno- hondro flbroma papilliferum inninmac. 

flaschen verschluckt hatte) ausreichend ist, um nach ca. 10 
Minuten 4 bis 5 maliges Erbrechen zu erzielen. Höhere Dosen 
sind meines Erachtens unnötig, da sie sonst nur bei den damit 
behandelten Tieren ein bis zu 24 Stunden und selbst länger 
dauerndes Unwohlsein und größere Mattigkeit hervorrufen. 
Nach Eggleston und Hatcher 6 ) beträgt die minimale, 
sicher brechenerregende Dosis von Apomorphinum muriaticum 
bei subkutaner Injektion für den Hund 0,2 mg pro Kilogr. Tier, 
eine Dosis, die ich auf Grund mehrfacher Versuche doch etwas 
zu hoch deute; zumal auch bei 40—42 kg schweren Hunden, 
denen demnach nach den beiden Autoren mindestens 8 mg 
(0,008 g) subkutan injiziert werden müßten, nach 8 bis 10 



Fig. 2. 

Cyst.-adeno-chon<lro-flhronia papilliferum mamin&e (Durchschnitt). 


Minuten eine ausgiebige emetische Wirkung (4 bis G maliges 
Erbrechen) nach der subkutanen Injektion von nur 3 mg auf¬ 
trat. 

Von den chirurgischen Erkrankungen der 
Hunde kamen, abgesehen von Wunden aller Art, Kontu- 

•) C. E g g 1 e s t o n u. R. A. Hatcher: The seat of the enietic 
action of apomorphine. Journ. of Pharm, and exper. Ther.; vol. 3, 
p. 55, 1912. 


sionen, Frakturen, vielfach T u m o r e n zur operativen 
Behandlung. 

In nachstehender Tabelle sind die durch operativen Ein¬ 
griff entfernten Tumoren bei Hunden, Hühnern und einer Katze 
nach Herkunft und Art übersichtlich geordnet. Bei den Hunden 
ist auch das Alter angegeben. 


Tierart 

Alter 

Ort der Herkunft 

Pathologisch-histologische 

Diagnose 

l.Hund 

4 Jahr 

Cutis (rechte Schenkel¬ 
gegend) 

Fibroma 

2. „ 

12 „ 

„ (dorsale Perineal¬ 
gegend) 

Sarcoma 

3. „ 

K „ 

„ (Schultergegend) 

Atheroma 

4. * 

8 „ 

„ (Hüftgelenks¬ 
gegend) 

Fibroma mit ulzerierender 
Oberfläche 

5. „ 

5 * 

„ (Sternalgegend) 

Fibroma mit ulzerierender 
Oberfläche 

6- n 

5 r 

„ (Genickgegend) 

Carcinoma sarcomatodes 

7- » 

11 * 

„ (Genickgegend) 

Carcinoma 

8. „ 

6 „ 

„ (Seitenbrustwand) 

Fibroma 

<1 

• • V 

14 * 

„ (Circumanal- 
gegend) 

Carcinoma 

10. „ 

3 * 

Subcutis (Lenden¬ 
gegend) 

„ (Seitenbrustwand) 

Fibroma 

11. „ 

9 „ 

Fibroma molle 

12. „ 

10 „ 

„ (Halsgegend) 

Haemangioma 

13. „ 

5 „ 

os hyoideum 

Osteoma 

14. „ 

5 ,. 

mamma 

Carcinoma sarcomatodes 

15. „ 

5 „ 


Carcinoma sarcomatodes 

16. „ 

7 „ 

V 

Kyst-adeno-chondro- 
fibroma papilliferum 
(Fig. 1 und 2) 

17- v 

12^ „ 

n 

Fibro-chondro-adeno- 

carcinoma 

18. „ 

10 „ 

mamma, gingiva, sub- 
kutis, gl. thyreoidea 

Carcinoma 

19. „ 

7 „ 

mamma 

! Fibro-chondjo-osteo- 
adenoma 

20. „ 

7 „ 


Adenoma 

21. „ 

12 „ 

yj 

Kyst-adeno-chondroma 

22. „ 

9 „ 

n 

Fibro-chondro-o8teo-adeno 

carinoma 

23. „ 

8 „ 


Ky8to-fibroadenoma 

24. „ 

1 * 


Sarcoma micro-globo- 
cellulare 

25. „ 


vagina 

Leiomyoma 

26. „ 

1 ” 

vagina (vestibulum v.) 

Sarcoma globo-cellulare 

27. „ 

6 ’ 

penis 

Sarcoma micro-globo- 
cellulare 

28. Katze 

unbekannt 

Cutis 

Fibrosarcoma 

29. Henne 

• 

Subkutis (Flügel) 

Sarcoma micro-globo- 
cellulare (Fig. 3) 

30. „ 


„ (Unterfuß) 

Sarcoma globo-cellulare 

31 „ 


„ (Flügel) 

Sarcoma micro-globo- 
cellulare (Fig. 4) 

32. „ 

” 

Ohr 

Nekrotische Gewebemasse 
(keine Tuberkelbazillen, 
einzelne bipolare Bazillen) 


Die meisten Hunde wurden erst dann zur Behandlung ge¬ 
bracht, wenn die Tumoren großen Umfang erreicht hatten. 

Zur lokalen Anästhesie wurde meistens eine 
1 proz. Alypinlösung, welcher auf je 10 ccm 5 Tropfen der 
1 prom. salzsauren Adrenalinlösung zugefügt wurden, ver¬ 
wendet. Die anästhetische Wirkung war durchaus befriedi¬ 
gend. In einigen Fällen kam auch eine 1 proz. Novocainlösung 
mit demselben Zusatz der 1 prom. salzsauren Adrenaliniösung 
zur Anwendung. Auch hier war die anästhetische Wirkung g ut - 
Ein Fall, bei welchem neben einem gut doppelt faust¬ 
großen, hängenden Tumor mammae (Kystofibroadenoma) gleich¬ 
zeitig- ein Prolapsus vestibuli vaginae infolge eines 
in der Gegend der valvula vaginae vorhandenen ca. kinderfaust¬ 
großen Leiomyoms bestand, sei deshalb erwähnt, weil bei dem 
betreffenden Hund (Fig. 5) Intoxikationserscheinungen, wahr¬ 
scheinlich infolge synergistischer Wirkung von Morphium und 






3- August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


363 


Alypin, auftraten. Bei dem betreffenden Hund wurde das den 
Prolaps bedingende Leiomyom (Fig. 6) und direkt danach der 
Tumor mammae operiert. 20 Minuten vor der Operation er¬ 
hielt der 20 Kilo schwere Zughund 80 mg (0,08 g) Morphinum 
hydrochloricum (d. i. 4 mg pro kg Kgw., demnach eine mittlere 
Dosis), die in der genannten Zeit eine mäßige narkotische Wir¬ 
kung entfaltete. 




Fig. 3. 

Sarcoma micro-globo-cellularo. (Flügel, dor¬ 
sale Ellenbogengegend.) 


Hierauf wurden submukös nach entsprechender Desinfek¬ 
tion circular um den prolabierten Teil 20 ccm einer 1 proz. 
Alypinlösung, welcher 10 Tropfen einer 1 prom. salzsauren 

Adrenalinlösung zugefügt 
war, injiciert und die 
Vaginalwand mit einem 
elliptischen Schnitt bis auf 
den Tumor durchschnitten, 
der dann in toto als eine 
glatte, gleichmäßig harte 
Masse exstirpiert wurde 
(Fig. 6). Darauf wurde der 
dadurch entstandeneWund- 
rand der Vagina genäht und 
hernach der noch etwas 
•prolabierte Teil reponiert. 
Während des Anlegens 
der letzten Nähte in der Wand wurden 20 ccm derselben 
lproz. Alypinlösung nach entsprechender Vorbereitung der 
Haut übereinstimmend mit der Schnittlinie rund um den ab¬ 
wärts hängenden pendelnden Mammatumor injiziert. Nahezu 
direkt nach dieser Injektion traten bei dem Tiere starke, jedoch 
nur 5 Minuten dauernde Intoxikationserscheinungen auf, die 
mit hochgradiger Dyspnoe bei geöffneter Maulhöhle, verknüpft 
mit inspiratorischem Stöhnen und Cyanose der Augen- und 
Maulhöhlenschleimhaut, verbunden waren. Außerdem waren 
Konvulsionen mäßigen Grades und Salivation nachweisbar. 
Um weiteren Anfällen vorzubeugen, erhielt das Tier 5 mg 
(0,005 g) Atropinum sulfuricum. Die Exstirpation des Mamma¬ 
tumors konnte dann auch ohne 
jeden weiteren Zwischenfall aus¬ 
geführt werden. Rezidive sind an 
dem betreffenden Tag nicht mehr 
aufgetreten. Nach 5 wöchent¬ 
licher Behandlung wurde das 
Tier als geheilt dem Besitzer zu- 
rückgegeben. 

Weil die Dosierung von 
Morphinum hydrochloricum bei 
diesem kräftigen Hund mit 
gesundem Herzen absichtlich 
niedrig war (4 mg pro Kilo Kgw.) 

Fig. 4. und bei dem 20 Kilogramm 

Smrcom.mlcro.gtobo-eeUul.re. (Pittgel, \ H Und auch die Alypin- 

mediale Ellenbogengegend.) j J * 

menge noch lange nicht als 
toxische Dosis angesehen werden konnte, kann es sich hier 
nur um einen Fall von Synergismus handeln, bei dem jedoch 
mehr die Symptome einer Alypinvergiftung in den Vorder¬ 
grund traten. Allerdings muß dabei berücksichtigt w r erden, daß 
bei den sub- oder intramukösen Injektionen in die Vagiual- 
schleimhaut die Resorptionsmöglichkeit von Alypin trotz des 
Zusatzes von Adrenalin eine wesentlich größere ist als bei der 


subkutanen Applikation von Alypin, bei welcher Applikations- 
raethode nach den Versuchen meines früheren Assistenten 
Herrn Dr. A. K 1 a r e n b e e k 7 ) 40 mg (0,04 g) Alypin und 
darüber toxische Erscheinungen unter dem oben genannten 
Symptomenkomplex hervorrufen. Nachdem bei dem Hund die 
Intoxikationserscheinungen direkt nach der subkutanen Injek¬ 
tion der zweiten Dosis (20 ccm einer lproz. Alypinlösung) 
auftraten, könnten nur die submukös injizierten Mengen von 
Alypin (20 ccm einer lproz. Solution) als toxisch wirkend in 



Fig. 5. 

Tumor mammae undProlapsus vestibuli vaginae, verursacht durch ein Leiomyom. 

Betracht kommen, d. i. 10 mg (0,01 g) pro Kilo Kgw\ Es ist 
dies jedoch ebenfalls eine Dosis Alypin, die nicht für sich allein 
imstande ist, die plötzlich auftretenden Intoxikationserschei¬ 
nungen zu erklären, zumal nach Klarenbeek die therapeu¬ 
tische Dosis von Alypin bei lumbaler Applikation — einer Art 
der Anwendung, die wohl der submukösen Applikation sehr 
nahe steht — 6,5—15 mg (0,065—0,015 g) pro kg Kgw\ be¬ 
trägt. Außerdem kam hier zweifellos nicht die gesamte sub- 
resp. intramukös injizierte Alypinmenge zur Wirkung, da mit 
dem Kreisschnitt in die anästhetische Mukosa direkt nach der 
Injektion ein Teil der Alypinlösung wieder abfloß. 

Anstelle des Rasiermessers wurde nahezu in allen Fällen 
von größeren operativen Eingriffen eine depilatorisch 



Fig. 6. 

Exatirpiertes Leiomyoma vaginae (Durchschnitt). 


wirkende Paste verwendet. Um die depilatorische Wirkung 
von verschiedenen Sulfiden zu prüfen, wurden nach der Rich¬ 
tung hin eine Reihe von Versuchen angestellt, um eine die 
Haut nicht irritierende und gleichzeitig die Haut desinfizie¬ 
rende Paste zu finden. Es erwiesen sich dabei B a r y u m 

7 ) A. Klarenbeek: Inaugural-Diss. Bern 1915 und Arch. f. 
wissensch. und prakt. Tierheilkd. 1915, 6. H.. 4. Bd. 







364 

sulfuratum technicum und S t r o n t i u m -s ulfu- 
r a t u m (Strontiumsulfide) zusammen mit gleichen Teilen 
Zinkoxyd und Amylum oder in Verhältnis von 1 : ää 2 Z. 0. 
und A. als sehr gut brauchbare Mischungen, die mit etwas 
Wasser eine einwandfreie und gut wirksame pasta depi- 
latoria gaben. (Näheres darüber siehe Deutsch. Tierärztl. 
Wochenschr. 1915, Nr. 29.) 

Unter den parasitären Krankheiten bei den 
Katzen handelte es sich hauptsächlich (in 36 Fällen) um 
Scabies sareoptica. Die Behandlung war die gewöhn¬ 
liche mit Helm e rieh scher Salbe. Von den Augen¬ 
krankheiten sei bei einem 2 jährigen Kater ein kongeni¬ 
taler bilateraler totaler Katarakt und bei 2 anderen Katzen 
je eine unilateraler partieller Kapselkatarakt, durch Schu߬ 
wirkung, erwähnt. In einem anderen Falle führte eine Ver¬ 
wundung der Kornea zur Pan ophthalmie mit späterer 
P h t h i s i s b u 1 b i. In einem Fall von Karzinom der 
Konjunktiv a wurde die Exenteration des Bulbus 
ausgeführt. 

Von den Krankheiten der Digest i uns organe sei 
auf einen Fall einer hochgradigen Koprostase, verbunden 
mit einer Blasenruptur, bei einem 3jährigen Kater hinge¬ 
wiesen. Bei dem Tier, das während der poliklinischen Unter¬ 
suchung verendete, lautete der Sektionsbericht.: „C opro- 
stasis recti et coeci. Drei große, sehr harte Fäzes¬ 
massen, in Zwischenräumen von 1K—2 cm aufeinanderfolgend. 
Das ganze Coecum mit harter Fäzesmasse angefüllt. Der 
übrige Darmkanal befindet «ich im starken Kontraktions¬ 
zustand, so daß in der Darmmuskulatur Ringbildung ent¬ 
standen ist. Blasenruptur über die gesamte Blasen¬ 
länge, was Serosa und Muscularis betrifft, während die Mukosa 
nur über eine Strecke von cm rupturiert ist. Urin mit Blut 
gemischt, auch frei in der Bauchhöhle. 

Bei einer kräftigen, neun Monate alten, ca. 2 kg schweren 
Katze, die zur operativen Behandlung einer H e r n i a um¬ 
bilicalis in der stationären Klinik Aufnahme fand, trat 
wahrscheinlich infolge synergistischer Wirkung nach der 
rektalen Applikation von 1 g Chloralhydrat (streng genommen 
von 800 mg [0,8 g], da die Injektionsspritze nicht vollkommen 
leer gedrückt wurde) und der Inhalation von nur 2 ccm Äther 
während des operativen Eingriffes der Tod ein. Dieser Fall 
gab Veranlassung, weitere Versuche mit rektalen Appli¬ 
kationen von Chloralhydrat bei Katzen auszu¬ 
führen. Dabei stellte sich heraus, daß in der Regel die rektale 
Applikation von 0,5 g (500 mg) Chloralhydrat, gelöst in 5 bis 
10 Mucilago Gummi arabici, den Tod oft schon nach einigen 
Stunden in tiefer Narkose bedingte, und daß die therapeu¬ 
tische zur Narkose führende Eosis zwischen 150 und 300 mg 
pro kg Kgw. lag. 100 mg erwiesen sich im allgemeinen un¬ 
wirksam. Nach Le sage 8 ) beträgt die toxische Dosis bei 
der Applikation per os 150 mg, während Fröhne'r al§ thera¬ 
peutische Dosis für die Applikation per os 0,25 g bis 2 g als 
Sedativum angibt. Wenn auch, wie aus diesen Angaben er¬ 
sichtlich, in dem oben genannten Fall die rektale Applikation 
von 0,3 g Chloralhydrat bei der 2 kg schweren Katze, d. i. 
ca. 0,4 g pro kg Kgw., noch nicht allein den Tod verursachen 
mußte, so ist derselbe zweifellos noch durch die sehr geringe 

8 ) Cit. nach F r ö h n e r : Lehrb. d. Arzneimittell. X. Aufl. 
1914. 


No. 31. 


Äthermenge infolge synergistischer Wirkung beschleunigt 
worden. Bei der Sektion dieses gut genährten Tieres war der 
gesamte Darmkanal vollgepfropft mit einer Unmasse von 
Tänien (Dipylidium, T. cucumerina) und einzelnen Ascariden. 
Ob die Helminthiasis in diesem Falle die unerwartete Doppel¬ 
wirkung der beiden Anästhetika resp. Narkotika erhöhte, läßt 
sich schwer beurteilen. 

Unter den Hühnern kam von den Infektionskrank¬ 
heiten neben Diphtherie und Pocken die Kleinsche 
Geflügelkrankheit bei 25 mitgebrachten Tieren aus 
verschiedenen Beständen in Beobachtung. Als Maßnahmen zur 
Bestreitung dieser Krankheit, die stets durch die pathologisch¬ 
bakteriologische Untersuchung der getöteten oder verendeten 
Tiere festgestellt wurde, wurden den Besitzern neben der ev. 
Impfung ihrer Geflügelbestände empfohlen: Trennen der ge¬ 
sunden von den kranken Tieren, Desinfektion der Aufenthalts¬ 
räume, wenn möglich mit Kalkmilch (1 :4), der etwas Kreolin 
zugefügt ist, Unterbringung sowohl der kranken als auch der 
gesunden Tiere in relativ warme, trockene und zugfreie, vorher 
desinfizierte Räume, als Trinkwasser entweder eine 0,5 bis 

1 proz. Lösung von Kupfersulfat (z. B. einen schwachen E߬ 
löffel voll von Cuprum sulfurieum auf 1—2 Liter Wasser für 
25 Hühner) oder eine sehr schwache Sublimatlösung (1 g auf 
20—25 Liter für 200—250 Hühner). Vielfach erreichten die 
Besitzer mit dieser Behandlungsweise, die auch, abgesehen von 
der lokalen Therapie, bei Diphtherie in Verwendung kam, sehr 
gute Resultate. Wie jedes Jahr wurde auch in dem abge¬ 
laufenen die Cholera gallinarum sehr wenig (nur 

2 Fälle) konstatiert, dagegen wurde die Tuber k u 1 o s e bei 
einer Reihe von Hühnern (32 Fälle) beobachtet- 24 Hühner 
wurden davon mit der intrakutanen Tuberkulinprobe nach 
v a n E s und Schalk behandelt. Dabei wurde die intra¬ 
kutane Injektion mit wenigen Tropfen von 50 proz. Vogeltuber¬ 
kulin am Rande eines der Kehllappen ausgeführt. Bei posi¬ 
tiver Reaktion trat bei den behandelten Tieren nach 24 bis 
48 Stunden, in einigen Fällen erst nach 4—5 Tagen, eine deut¬ 
liche Kammschwellung auf. Mit. dieser Methode lassen sich 
nach meinen Erfahrungen leichte und geringgradige Fälle von 
Tuberkulose in einem Stadium, in welchem die Tiere scheinbar 
gesund sind und keine auffallenden Krankheitserscheinungen 
zeigen und trotzdem, vor allem bei offener Darmtuberkulose, 
eine große Gefahr für ihre Umgebung bilden, im allgemeinen 
sehr gut nachweisen. Zur Frühdiagnose ist diese 
intrakutane Injektionsmethode deshalb auch empfehlenswert. 
(Näheres darüber s. Zeitschr. f. Inf., paras. Krankh. und Hyg. 
d. H., 17. Bd., 3/4. Heft, 1915 und Tijdschr. voor Veeartsenijkd. 
1915, Afl. 15.) 

Von anderen erwähnenswerten Anomalien bei Hühnern 
sei noch auf einige Fälle von Sarkom bildung im Unterhaut¬ 
bindegewebe (s. Tabelle: Tumoren), ferner auf einige Ei- 
abnormitäten hingewiesen. 

Bei den Eiabnormitäten handelte es sich teils uni 
Z w e r g e i c r (Hahneneier, Hexeneier), teils um Riesen- 
e i e r (meistens Fließeier), welch letztere zu Eiretention 
führten, während die ersteren von einigen Hühnerbesitzern in 
die Poliklinik gebracht wurden, die von Hennen meistens am 
Ende der Legeperiode gelegt waren. Auch einige mon¬ 
ströse Eier von Retorten- und Nierenform 
wurden der Sammlung einverleibt, die teils von gesunden 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 








3. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


365 


Tieren, teils von tuberkulösen Hennen abstammten. Endlich 
wurden mehrere Fälle von Eikonkrementbildung kon¬ 
statiert, die mit der Zeit zu einer sehr starken Umfangsver¬ 
mehrung des Abdomens führten, woselbst man bei der Pal¬ 
pation des Abdomens ein verschieden hartes, schmerzloses und 
unregelmäßiges Gesclvwulstkonglomerat feststellen konnte. 
Derartige Hühner wurden entweder zur Schlachtung an¬ 
empfohlen oder an der Klinik schmerzlos in Chloroform¬ 
narkose getötet. 


Ein Botryomykom am Kopfe eines Pferdes. 

Von Veterinär Schachlnger. 

Bei einer gelegentlichen Besichtigung der mir zur Be¬ 
handlung unterstellten Pferde wurde mir ein Pferd zugeführt 
mit dem Vorbericht, daß es an dem rechten Unterkieferast, 
genau an der Stelle, wo der Kinnriemen der Halfter sich um¬ 
schlägt, eine Geschwulst besitze. 

Die Untersuchung ergab eine ungefähr hühnereigroße Ver¬ 
dickung, die etwa 5 cm von dem Gefäßausschnitt des rechten 
Unterkieferastes nach dem Kinn zu gelegen war. Die äußere 
Haut ließ sich über der Verdickung nicht verschieben. Mit 
der Unterlage war dieselbe nicht verwachsen. Auf der Höhe 
der Neubildung zeigte sich eine ungefähr erbsengroße Stelle, 
die ziemlich stark fluktuierte; im übrigen fühlte sich die Ver¬ 
dickung derb an. Diese fluktuierende Stelle soll nach Aus¬ 
sagen des Pflegers jeden Sommer erscheinen und im Winter 
nicht zu beobachten sein. Die ganze Anschwellung besaß 
das Tier schon ungefähr 3 Jahre, und sie hatte sich im 
Laufe dieser Zeit nur ganz wenig vergrößert. 

Ich bestellte das Pferd auf den nächsten Tag in die 
Schmiede, und nachdem ich ringsum die Verdickung In¬ 
jektionen mit Cocain, hydrochl. 0,2 gemacht hatte, spaltete 
ich den kleinen Abszeß und legte dabei den Schnitt gleich 
so tief, daß ich beinahe auf den Unterkieferast kam. Aus 
dem kleinen Abszeß entleerten sich ungefähr 2—3 Tropfen 
eines dickflüssigen, beinahe schleimigen, gelben Eiters. Beim 
Herausschälen der Geschwulst setzte das derbe Gewebe des¬ 
selben dem Messer ziemlichen Widerstand entgegen. Das 
herausgeschälte Gewebe war von derb-sehniger Beschaffenheit 
und hatte ungefähr die Größe eines kleinen Hühnereis. Ich 
legte nun Schnitte kreuz und quer in das Gewebe und fand 
überall kleine, eiterige Herdchen, die unregelmäßig zerstreut 
in dem Gewebe lagen. Leider war es mir nicht möglich, den 
Eiter mikroskopisch zu untersuchen, da mir ein Mikroskop 
fehlte; trotzdem aber glaube ich, daß ich es in diesem Falle 
mit einem Botryomykom zu tun hatte. 

Die Wunde wurde vernäht, nachdem vorher die Höhle 
gründlich mit dem scharfen Löffel ausgekratzt und mit Jod¬ 
tinktur ausgepinselt worden war. Nach einigen Tagen der 
Nachbehandlung trat schnell eine Heilung der Wunde ein. 

Um einer Übertragung auf andere Tiere vorzubeugen, 
wurde das ganze Lederzeug des Pferdes gründlich mit Lysol¬ 
lös ung desinfiziert. _ 


Zum Artikel „Starke Impfrotlaufverluste im 
Sommer 1915 nach Verwendung des Susserin“ von 
Dr. Rahne, Schönebeck a. E. in Nr. 19 der B. T W. 1916. 

Von prakt. Tierarzt Thun, Köfering, z. Zt. Stabsveterinär 
E. II. Chevauleger-Regts., Regensburg. 

Herr Kollege Dr. Rahne fordert im Schlußsätze seines 
Artikels, durch den er, wie er sich ausdrückt, die Tierärzte auf 
Grund seiner Erfahrungen (bei im ganzen 236 Impfungen!) auf den 
geringen Heilwert — einen Schutzwert erkennt er ebensowenig 


an — des Susserins aufmerksam machen will, nur die Kollegen, 
welche üble Erfahrungen mit Susserin gemacht haben, auf, diese 
in der B. T. W. zur Sprache zu bringen. Nachdem ich vergeb¬ 
lich auf Äußerungen von Seiten der Herren Kollegen, die dieselben 
schlechten Erfahrungen, wie Dr. Rahne, gemacht haben, warte, 
möchte ich, der ich auf reiche Erfahrungen in der Rotlauf-Impfpraxis 
zurückblicken kann, mir erlauben, hier zu dem Artikel von Dr. 
Rahne Stellung zu nehmen. Audiatur et altera pars! 

Herrn Kollegen Dr. Rahne ist leider das Mißgeschick wider¬ 
fahren, von seinem Lieferanten als Ersatz für das Lorenz-Serum 
das Susserin zu erhalten, das nach seiner Meinung die ganze 
Schuld der gerade an zwei Sonntagen mißglückten Impfungen trägt. 

In der Arbeit Dr. Rahnes vermisse ich, um seine Resultate 
strickter beurteilen zu können, ob er Susserin und Kulturen zu 
gleicher Zeit oder ob er Susserin allein gespritzt hat. Er erwähnt 
übrigens überhaupt nichts von der Verwendung von Kulturen 
bei seinen Impfungen. Ich vermute aber, daß er, nachdem 
er eingangs seiner Arbeit von Rotlauf Schutzimpfungen 
spricht, die kombinierte (passiv-aktive) Methode nach Lorenz bei 
seinen Impf versuchen angewendet hat. Ich werde deshalb 
nur versuchen, seine schlechten Erfolge zu erklären. 

Dr. Rahne impfte am 11. Juli in 3 Gehöften 59 und 64 und 39 
Schweine und später noch einmal 74 Stück in einem 4. Gehöfte. 
In einem Stalle erkrankten von 39 Schweinen 22 Tiere, die mehr 
als 4 Wochen lang krank blieben, während 2 Tiere verendeten. 
Von den 59 Schweinen starben zwei; die 64 Schweine blieben 
gesund; von den 74 Schweinen erkrankten mehrere an Impfrot¬ 
lauf, ein Tier starb. Eigentümlich ist, daß in dem Bestände von 
64 Schweinen weder eine Erkrankung noch ein Todesfall von 
Dr. Rahne verzeichnet ist, trotzdem an demselben Tage und 
mit denselben Impfstoffen geimpft wurde. Dies muß doch wohl 
den Schluß zulassen, daß eher die in den einzelnen Gehöften 
herrschenden Verhältnisse und nicht die Qualität des Susserins 
verantwortlich zu machen sind. Zum Beweise der angeblichen 
Wertlosigkeit des Susserins führt Dr. Rahne lediglich an, daß, 
als er später wieder 124 Schweine mit Lorenz-Serum impfte, diese 
gesund blieben. 

Wer garantiert aber dem Impftierarzte, daß, .wenn er zur 
Schutzimpfung eines größeren Bestandes von Schweinen gegen 
Rotlauf aufgefordert wird, unter dieser Herde nicht schon ein oder 
mehrere bereits infizierte Tiere sind, die jedoch noch nicht die 
äußeren Zeichen der Erkrankung an sich tragen? Statt daß an 
ihnen die Heilimpfung vorgenommen wird, wird ihnen das zur 
Schutzimpfung viel geringere Quantum Serum und die nötige 
Kulturmenge ein verleibt. Ist es dann Wunder zu nehmen, wenn 
derartige Schweine an akutem Rotlauf erkranken und verenden? 
Die Krankheit wird als „Impfrotlauf“, das Schreckensgespenst der 
Impftierärzte, bezeichnet. Die Schuld daran wird dem Serum auf¬ 
gebürdet. Wer liefert den Beweis, daß dies bei den an Impfrotlauf 
erkrankten Tieren Dr. Rahnes nicht der Fall war? Es bleibt 
dann noch zu erwägen y ob auf eine Schutzimpfung von Susserin 
hin (von Kulturen erwähnt zwar Dr. Rahne nichts) 22 von 
39 Schweinen mehr als 4 Wochen lang krank bleiben können. 
Es ist von vornherein auszuschließen, daß sowohl Susserin als 
Kulturen eine Krankheit erzeugen können, , die mehr als 4 Wochen 
lang dauert. Bei der garantierten Keimfreiheit der unter staat¬ 
licher Kontrolle stehenden Sera der Farbwerke in Höchst ist es 
vollständig ausgeschlossen, daß irgendwelche Bakterien, die etwa 
pathogen wirken könnten, in dem Susserin vorhanden waren und 
die Krankheit, die übrigens Dr. Rahne gar nicht diagnostiziert 
hat, hervorgerufen haben. Ich vermute aber, daß möglicherweise 
bei den vielen erkrankten Schweinen schon vor der Impfung eine 
okkulte Schweineseuche oder Schweinepest vorlag, die akut wurde 
und schließlich doch in Heilung überging. Um anaphylaktische 
Erscheinungen, die vereinzelt von Impftierärzten beobachtet 
worden sind, kann es sich nicht handeln, da diese rasch vorüber¬ 
gehender Natur sind. 

Noch viel weniger befriedigt ist Dr. Rahne von der Heil¬ 
wirkung des Susserins, nachdem er, wie er schreibt, innerhalb 
5 Tagen 105 ccm Serum verspritzen mußte, um zu erreichen, daß 
ein an Backsteinblattern erkranktes Tier nach 6 Tagen erst 1 Liter 



366 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 31. 


Milch zu sich nahm und dann im Nährzustande zurückblieb. Die 
Frage, ob dieses Schwein aber ohne Rotlaufseruminjektion nicht 
sogar verendet wäre, hat Dr. Rahn e sich wohl nicht vorgelegt. 

Wer kann wissen, ob das fragliche Tier nicht auch an Rotlauf- 
Endokarditis erkrankt war, welche Krankheitsform gerade einmal 
mit Backsteinblattern kombiniert sein kann? Derartige Tiere 

nehmen häufig, obwohl sie anscheinend gesund sind, wegen des 
chronischen Herzfehlers, der in der Regel zurückbleibt, im Nähr- 
zustande nicht mehr zu, wovon man sich häufig bei Schlachtungen 
solcher Tiere überzeugen kann. Sehr interessant ist die Mitteilung 
Dr. Rahnes, daß sich die Wirkung des Susserins bei einem 

Schweine dahin kund tat, daß dasselbe sich auf eine Dosis von 

15 ccm hin hinlegte und 24 Stunden lang keine Nahrung zu sich 
nahm. Die narkotische (!) Wirkung des Susserins ist mir neu; 
ich glaube aber, daß das schwer kranke Tier auch ohne Susserin 
sich hingelegt hätte, und da kranke Schweine in der Regel 

appetitlos sind, auch ohne Einverleibung von Susserin nichts ge¬ 
fressen hätte. Ich erinnere an P. Ehrlichs Ausspruch: 
„Einen schädigenden Einfluß üben unsere Immunsera überhaupt 
nicht aus. In dieser Hinsicht stellt die Seruintherapie das Ideal 
jeder Therapie dar, indem die Immunsera ausschließlich Bakterien 
abtöten, ohne den Körper zu schädigen.“ 

Was die hohen Dosen von Susserin bei Backsteinblattern be¬ 
trifft, über die Dr. Rahne sich beklagt (bei Injektion von Lorenz- 
Serum wurden die Tiere in 2 —3 Tagen auf geringe Dosen hin ge¬ 
sund), So kann ich dem Herrn Kollegen aus Erfahrung sagen, daß 
Backsteinblattern mit Hilfe von Rotlaufserum in vielen Fällen 
schwer zu beeinflussen sind. Es darf vor allem nicht vergessen 
werden, die häufig vorhandene hochgradige Obstipation energisch 
zu bekämpfen, die mit dem Rotlaufserum nicht zu beheben ist. 
Mag das Serum Susserin oder Lorenz-Serum heißen, hier kann 
keines der beiden Wunder bewirken, einerlei, ob man kleine oder 
große Dosen einimpft. Die Heilung tritt je nach der Schwere der 
Erkrankung früher oder später ein. 

Was die Wirkung des Susserins, das ich vom ersten Tage 
seines Bekanntwerdens bis auf den heutigen Tag fast ausschließlich 
\erwende, betrifft, so glaube ich nach den vielen Tausenden von 
Schutzimpfungen und vielen Hunderten von Heilimpfungen, welch 
letztere sozusagen Wunder der Möglichkeit von Beeinflussung 
rotlaufkranker Schweine lieferten, berechtigt zu sein, der Tier¬ 
ärztewelt mitzuteilen, daß Susserin, wie ich in meiner Broschüre 
„Studien über den Stäbchenrotlauf der Schweine“ 1911 (erschienen 
im Selbstverläge) geschrieben, ein zuverlässiges Heilmittel und in 
Verbindung mit Kultur ein brillantes Schutzmittel des Schweine¬ 
rotlaufes in Gestalt der Sero-Vakzination nach Dr. Lorenz ist. 
Ich hatte noch nie einen Versager und habe noch nie einen 
Fall von Impfrotlauf gesehen. Vorurteilsfreie Kollegen, die 
Susserin verwendet haben, werden mir bestätigen, daß Susserin 
ein hochwertiges Immunserum gegen Schweinerotlauf ist, das aufs 
beste zu empfehlen ist. Dabei will ich aber absolut nicht be¬ 
zweifeln, daß auch die Rotlaufsera anderer Firmen von gleicher 
Güte sein können, namentlich wenn sie der staatlichen Kontrolle 
unterliegen. 

Der leider zu früh verstorbene Kollege Holterbach, der 
mich zu der oben zitierten Arbeit veranlaßt?, teilte mir die Re¬ 
sultate der Umfragen an viele starkbeschäftigte Impfpraktiker mit, 
und ich war sehr erfreut, ohne Ausnahme nur größtes, ja 
überschwengliches Loh über die Wirkungen des Susserins zu hören. 

Wollte man aber auf Grund einzelner Versuche mit Susserin 
dieses so hinstellen, daß es weder als Schutz- noch als Heil- 
iinpfstoff etwas tauge oder gar, w-ie es Dr. Rahne durch seinen 
Artikel getan, vor seiner Anwendung die Kollegen warnen, so 
geschähe dies mit vollem Unrecht. Es ist dies der erste Bericht, 
der sich meines Wissens über Susserin abfällig ausspricht, und 
ich glaube kaum, daß Herr Kollege Dr. Rahne vorurteilsfreie 
Kollegen finden wird, die sich dadurch, wie er sagt, der Allgemein¬ 
heit verdient machen, «laß sie ihre mit dem Susserin gemachten 
ii b 1 e n Erfahrungen der Öffentlichkeit übergeben. 


Referate. 

Uber den diagnostischen Wert der subkutanen Tuberkulinprobe 
und der Tuberkulin-Augenprobe. 

Von kön. Bakteriolog. Dr. Julius Sch mied hoff er 
in Budapest. 

(A)Utorvoai Lapok, 1916, Nr. 18/19.) 

In Ungarn wurde amtlicherseits die subkutane Mallei n- 
probe bis auf weiteres eingestellt und durch die AugenproLr, 
kombiniert mit Blutuntersuchungsmethoden, ersetzt. Da die* 
Tuberkulinreaktion wesentlich der Malleinreaktion ähnlich vor 
sich geht, liegt der Gedanke nahe, daß auch die subkutane 
Tuberkulinprobe durch die viel einfachere Augenprobe ersetzt 
werden kann. Besonders jetzt während des Krieges könnte 
man mittels dieses viel einfacheren Verfahrens die Tiere der 
Tuberkulinprobe unterwerfen und in erster Reihe die reagieren¬ 
den verwerten, auf diese Art könnte man die Tuberkulose in 
vielen Beständen jetzt leicht ausmerzen. Verfasser hat am 
Budapester Schlachthofe während 6 Jahre 571 Rinder subkutan 
tuberkulinisiert, um die Verläßlichkeit des von dem kön. ungr. 
Bakteriologischen Institut hergestellten Tuberkulins festzu- 
stellen; sämtliche Tiere wurden sofort nach der Probe ge¬ 
schlachtet und genau untersucht. Die Zahl der Fehlresultate 
war etwa 2 %, so daß man also die subkutane Tuberkulinprobe 
als ein genügend verläßliches Verfahren zum Erkennen der 
Tuberkulose betrachten kann. Verfasser stellte nachher Versucht* 
mit der Tuberkulinaugenprobe an, weiche besonders von Hey - 
m a n s gelobt w T urde. Die Versuche ergaben, daß das Oph- 
thalmotuberkulinisieren zum Erkennen der latenten Tuber¬ 
kulose geeignet ist, w enn man die Probe mit genügend starkem 
Tuberkulin wiederholt. Die nach dem ersten Impfen eintretende 
Bindehautsensibilisation sichert den Erfolg; mit der ersten 
Probe jedoch darf man sich niemals begnügen. Die Probe wird 
am besten nachmittags gegen 5 Uhr gemacht und die Kontrolle 
geschieht dann nach 12 und 18 Stunden, also in der Frühe, die 
Beurteilung nach 24 Stunden, daher noch gleichfalls bei Tages¬ 
licht. Die zweite Probe kann nach 3—4 Tagen vorgenommen 
werden, immer aber noch vor Ablauf einer Woche. Bei der 
zweiten Probe tritt die Reaktion gewöhnlich bereits in der 
6.—12. Stunde ein, deshalb soll die Probe frühmorgens ge¬ 
schehen. Bei typischer Reaktion tritt ausgesprochen eiterige 
Lidbindehautentzündung auf, während bei gesunden Tieren das 
Tuberkulin nur Tränenfluß und schleimige Sekretion hervor¬ 
ruft. Die Ophthalmoprobe ist einfach, weniger mühsam, billiger 
und dabei für den Tiereigentümer auch demonstrativ; sie ver¬ 
ursacht keine Störung im Appetit, in der Laktation, der Organis¬ 
mus gewöhnt sich nicht daran und sie kann deshalb wiederholt 
werden. Dr. Z. 

Uber die Tuberkulose des Hundes. 

Von Tierarzt Josef Csontos, Assistent an der medizinischen 
Klinik der kön. ung. Tierärztlichen Hochschule in Budapest. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr. 14/15.) 

Von den in die medizinische Klinik der Tierärztlichen 
Hochschule in Budapest während der letzten drei Jahre auf¬ 
genommenen 3468 Hunden konnte man in 14 Fällen Tuber¬ 
kulose feststellen. Bei den meisten (in 8 Fällen = 57,1 %) 
war nur die Erkrankung des Brustfelles klinisch nachweisbar, 
und zwar das Vorhandensein von Flüssigkeit, außerdem Ab¬ 
magerung und Blutarmut. Das abgezapfte pleuritische Exsudat 
war rotgelb, trübe, von hohem spezifischen Gewicht und Eiweiß- 






3. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


gehalt. Die R i v o 11 a sehe Probe gab positives Resultat. Der 
Tb.-Bacillus war meistens leicht nachweisbar. Bei dem Durch¬ 
leuchten mit Röntgenstrahlen konnte man die angeschwollenen 
mediastinalen Lymphknoten erkennen. Schwieriger gestaltet 
sich die Diagnose bei der Tuberkulose der Bauchorgane. Man 
findet hier gewöhnlich eine Geschwuilst im Gekröse, Flüssigkeit 
in der Bauchhöhle, welche Erscheinungen bei anderen Krank¬ 
heiten gleichfalls Vorkommen. Die Tuberkulinprobe w'urde 
sowohl als subkutane Injektion mit verdünntem Humantuber¬ 
kulin (0.03—0.05 g), wie auch als Ophthalmoreaktion (3 Tropfen 
vom konzentrierten Tuberkulin) und als Kutanprobe an- 
gew r endet. Bei der subkutanen Probe tritt die Reaktion 
manchmal sehr früh ein und nimmt bald ihr Ende, deshalb muß 
die Temperaturaufnahme gleich von der ersten Stunde an 
stattfinden. Die Augenprobe gab von 10 Fällen in 6 positives 
Resultat, die eiterige Konjunktivitis trat in 3—10 Stunden auf. 
Bei der Kutanprobe darf man niemals zur Kontrolle das 
Skarifizieren der Gegenseite ohne Tuberkulin versäumen; denn 
sonst bekommt man kein verläßliches Resultat. Dr. Z. 

Tuberkulose beim Pferd. 

Von Schlachthofobertierarzt Michael R 6 n a i in Budapest. 

(Husszemle 1916, Nr. 5.) 

Am Budapester Pferdeschlachthofe wurde von den 1905 
bis 1916 geschlachteten 71 387 Pferden bloß bei einem einzigen 
Tuberkulose festgestellt. In der Lunge und in den peribron¬ 
chialen Lymphknoten fand man gelbliche käsige, teilweise ver¬ 
kalkte Knoten, es erkrankte ferner die Milz, die Mesenterial¬ 
lymphknoten, Leber und Nieren waren stark angeschwollen, in 
den Gedärmen konnte man aber eigentümlicherweise keine 
Veränderungen naehweisen; diese sind vielleicht mit der Zeit 
abgeheilt. Dr. Z. 

(Aus dem bakteriol. Laboratorium des k. und k. Militärsanitäts- 
Komitees in Wien.) 

Untersuchungen über das Virus der Hühnerpest. 

Von Prof. R. Doerr und Frau R. P i c k. 

(Zentralbl. f. Bakt usw., Orig., 1916, Bd. 76, H. 7, S. 476.) 

Schlußfolgerungen: 

Hühnerpestserum in Form von erythrozytenfreiem Serum 
kranker Hühner veschwindet nach intravenöser Zufuhr aus 
der Blutbahn und den Organen natürlich immuner Tiere 
(Kaniachen, Meerschweinchen, Frösche) innerhalb 1—2 Stunden 
vollkommen. 

Hühnerpestvirus in Form von virulenten, gewaschenen 
Hühnererythrozyten hält sich in der gleichen Tierspezies 
länger als 24 Stunden. 

Der Mechanismus der Virusvemichtung im natürlich 
immunen Tier konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden; 
vielleicht liegt eine kombinierte Serum-Leukozyten-Wirkung 
(Phagozytose) vor, da in einzelnen Vitro-Versuchen eine 
Virulizidie dieser Faktoren zu beobachten war. 

Junge Gänse lassen sich durch intravenöse Injektion 
virulenten Hühnerserums tödlich infizieren, alte Gänse nicht. 
Sowohl bei jungen wie alten Gänsen k'ommt es zu einer im 
Vergleich zum Huhne nicht hochgradigen Septikämie, die 
transitorisch ist und um den 5.—9. Tag abklingt. 

Die wirksam infizierte Gans kann zur Zeit des Exitus 
virusfreies Blut und virusfreie Organe besitzen, d. h. das 
Virus läßt sich durch Verimpfung solchen Materiales auf 
normale Hühner nicht mehr naehweisen. 


367 


Intravenös injiziertes „Serum-Virus“ hält sich in Tauben 
verschieden lange, von Stunden angefangen bis zu drei Tagen 
und darüber. Tauben können auf intravenösem Wege nicht 
tödlich infiziert werden. 

Optochinum hydrochloricum und basicum, Salvarsan, 
Natrium salicylicum oder Kombinationen dieser Chemikalien 
beeinflussen den Infektionsprozeß beim Huhne nicht. Uro¬ 
tropin scheint in geringem Grade hemmend zu wirken. 

Das Virus passiert zweifache Kollodiumhäute und wird 
durch vier- bis siebenfache zurückgehalten. Dreifache stehen 
an der Grenze der Permeabilität. 

Kulturen des Virus im Kollodiumsäckchen, welche in die 
Peritonealhöhle normaler Hühner versenkt wuirden, mißlangen. 
Das Virus hält sich im Kollodiumsack höchstens 6 Tage. 

Das von Dörr und Pick untersuchte Hühnerpestvirus 
war nicht kontagiös. Verfütterungen großer Virusmengen, 
Kontakt mit Hühnerpestkadavern (ungezieferfreien!) bewirkten 
keine Ansteckung. G 1. 

(Aus dem nationalen bakteriologischen Institut in Buenos Aires. 

Direktor: Prof. R. Kraus.) 

Uber Hühnerpest. 

Von Prof. R. Kraus und Dr. O. L o e w y, Wien. 

(Zentralbl. f. Bakt. usw., Orig., 1916, Bd. 76, H. 6, S. S4S.) 

Durch die bisherigen Untersuchungen der Verfasser über 
filtrierbare Virusarten ist nachgewiesen, daß es Varietäten, 
nahe verwandte Arten des filtrierbaren Virus (Lyssa, Hühner¬ 
pest) geben dürfte. Das Gehirn der subkutan injizierten jungen 
Gänse läßt sich über Kali causticum derart abschwächen, daß 
es als Vaccin für Hühner verwendet werden kann. Rücken¬ 
mark der injizierten Hühner und älteren Gänse konnte in 
dieser Weise nicht abgeschwächt werden. Das originäre 
Hühnerpestvirus ist für alte Gänse von der Subkutis nicht 
infektiös. Das von den Verfassern gefundene neue Virus 
infiziert auch alte Gänse von der Subkutis, im Gegensätze zum 
originären Virus, und ist als eine Abart des Hühnerpestvirus 
anzusehen. Das originäre Virus, subkutan alten Gänsen 
einverleibt, erzeugt Immunität gegen das neue Virus. Gänse, 
welche mit dem Hühnerpestvirus immunisiert sind, liefern ein 
pestizides Serum, das befähigt ist, das neue Virus in vitro 
zu zerstören. Dieses Serum verleiht, Hühnern injiziert, Schutz 
gegen das neue und gegen das originäre Virus. Gl. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Zum Auffangen des Blutes geschächteter Tiere. 

Von Tierarzt Hon er t, Wiesbaden. 

Da das Blut geschächteter Tiere nunmehr zu Nahrungs¬ 
zwecken freigegeben ist, wenn die Beimengung von Magen¬ 
inhalt sicher verhütet wird, und da die Anlegung einer 
Schlundzange auch in geübter Hand nicht so ganz einfach ist, 
habe ich mich einige Zeit damit beschäftigt, eine möglichst 
schnelle und sichere Methode des Erfassens und Verschließens 
des Schlundes zu finden und, wie ich glaube, mit Erfolg. Bei 
dem Vorgang des Blutauffangens beim Schächten kommt es 
vor allem auf Schnelligkeit in der Ergreifung des Schlundes 
an, der sich bekanntlich sofort nach Ausführung des Hals¬ 
schnittes mehrere Zentimeter tief vom unteren Wundrand 
zurückzieht und deshalb zunächst gar nicht zu sehen ist, ebenso 
auch nicht leicht mit der vom Blut sehr schlüpfrig werdenden 




368 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 31. 


Hand zu erfassen ist. Hat man den Schlund dann aber mehr 
oder weniger schnell mit der Hand erfaßt, dauert es doch 
immer noch geraume Zeit, bis man ihn etwas von der Luft¬ 
röhre gelöst und endlich die Zange angelegt hat. Während 
dieser Zeit aber geht viel wertvolles Blut verloren und immer 
droht die Gefahr, daß bereits Erbrechen erfolgt, ehe die Zange 
richtig gefaßt hat. 

Ich habe nun gefunden, daß das Erfassen des Schlundes 
mittels eines spitzen Hakens sehr viel schneller vonstatten gehen 
kann, als mit der schlüpfrig gewordenen Hand, und daß man 
gleichzeitig mit dem Erfassen auch schon durch schnelles, 
mehrmaliges Umdrehen des Schlundes um seine Längsachse 
einen sicheren Verschluß desselben erreichen kann. Ein seit 
einiger Zeit damit betrauter zuverlässiger Metzger hat bereits 
eine größere Fertigkeit in der Ausführung folgenden Ver¬ 
fahrens gewonnen: Sofort nach Ausführung des Halsschnittes 
tritt er an den Platz des abtretenden Schächters, also in der 
Gegend des Widerrists des auf der rechten Seite liegenden 
Tieres, führt einen eisernen spitzen Haken in das Lumen der 
Luftröhre ein, hakt dieselbe an und zieht sie kräftig nach vorn 
und nach oben, so daß der unter ihr liegende Schlund sichtbar 
wird, den er nun schnell mit einem zweiten Haken erfaßt und 
gleichzeitig mehrmals um seine Längsachse dreht. Nun 
ist der Haken in der Luftröhre überflüssig geworden, wird 
herausgezogen und ebenfalls in den Schlund, einige Zentimeter 
rückwärts, also nach der Brust zu, gesetzt, um ganz sicher 
zu gehen, daß ein Ausreißen des ersten Hakens nicht statt¬ 
finden kann, da derselbe oftmals in der Schnelligkeit des Ver¬ 
fahrens nicht genügend viel Schlundwendung erfaßt hat. 

Sitzen nun beide Haken fest in der Schlundwendung, 
nimmt der Ausführende sie beide in die linke Hand, macht 
noch ein oder zwei Umdrehungen und hält sie so lange fest, 
bis das Ausbluten beendet ist. So lange die Haken gehalten 
werden, ist das Austreten von Mageninhalt aus der zusammen¬ 
gedrehten Schlundröhre ausgeschlossen, während nach dem 
Herausnehmen, in der Regel sofort, der Futterbrei hervor- 
quillt. Allerdings muß der Mann die Haken während des 
ganzen Vorganges festhalten, aber die andere Hand hat, er 
frei und kann mit ihr andere Verrichtungen, wie das Rühren 
des Blutes ausführen. Ich glaube, daß diese Methode vor dem 
wesentlich umständlicheren Anlegen irgend welcher Zangen, 
das im hiesigen Schlachthofe vor der Fleischbeschau-Gesetz¬ 
gebung längere Zeit geübt und wieder aufgegeben wurde, den 
Vorzug verdient. Die Haken kann jeder Schlosser oder 
Schmied sehr schnell aus einem stark bleistiftstarken Eisen¬ 
stab anfertigen, eine Länge von ca. 20 Zentimeter genügt, 
am unteren Ende befindet sich zweckmäßig ein starker Knopf 
oder ein kurzer Quersteg in T-Form, um der schlüpfrigen 
Hand einen besseren Halt zu geben. Das andere Ende läuft, 
allmählich immer dünner werdend, in eine scharfe Spitze aus 
und ist ähnlich wie der alte Arterien-Haken gebogen. Die 
Spitze muß recht scharf sein, um, in das Lumen der Luftröhre 
eingeführt, sofort fest zu fassen und kräftigen Zug auszu¬ 
halten, ebenso auch, um leicht in die Schlundwendung ein¬ 
zudringen. Je besser man den Kopf des Schlachttieres zu 
fixieren vermag, um so schneller gelingt das Erfassen des 
Schlundes, leider existiert noch kein praktischer Kopfhalter, 
die bisher konstruierten zeichnen sich nur durch Sperrigkeit 
und Schwere aus. Beim Kleinvieh gelingt das Erfassen des so 


viel dünneren Schlundes oft besser mit einem mehrzinkigen 
Haken, der also einer 2—3 zinkigen Gabel, an der Spitze um¬ 
gebogen, ähnelt. Bringt man diese Tiere in Seitenlage auf 
den Schrägen und ein Mann fixiert den Kopf am fest gefaßten 
Unterkiefer, dann ist auch hier der Schlund schnell zu fassen 
und zuzudrehen. Selbstredend dürfen nur durchaus zuver¬ 
lässige Leute und unter Aufsicht mit der Ausführung des 
Blutauffangens betraut werden. 

Hygienischer Unterricht der Fleischerlehrlinge. 

Von Schlachthoftierarzt Max Graf in Budapest. 

(Hutsiemle, 1616, Nr. 4.) 

Die Fleiecherlehrlinge werden meistens ausschließlich nur 
praktisch ausgebildet und ihre Ausbildung ist gewöhnlich, be¬ 
sonders in hygienischer Richtung, sehr mangelhaft. Manche 
üble Gewohnheit könnte verlassen werden bei einer regelmäßi¬ 
gen, entsprechenden Schulung. So z. B. pflegen die Fleischer 
das Messer, w r enn sie es während der Arbeit nicht gebrauchen, 
in den Mund zu nehmen, dadurch können sie sich infizieren, aber 
auch das Messer wird durch ihren Speichel verunreinigt, und 
deshalb ist diese üble Gewohnheit auch für das Publikum nicht 
ganz ohne hygienische Gefahr. Manche Fleischer essen während 
des Darmputzens, wie leicht können sie sich dabei anstecken! 
Es kommt öfters vor, daß der Fleischer während seiner Arbeit 
in einen Abszeß schneidet und der Eiter das umgebende Fleisch 
verunreinigt; nun wird das verunreinigte Fleisch mit Wasser 
abgewaschen und dadurch eine noch ausgebreitetere Fläche 
verunreinigt. Man sollte in solchen Fällen die verunreinigte 
Fleischfläche mit sterilisiertem Messer entfernen. Solche und 
ähnliche Fälle kommen infolge der mangelhaften hygienischen 
Erziehung vor, deshalb soll ntan den Fleischerlehrlingen, so 
lange diese noch für diese Lehren empfänglich sind und sieh 
üble Gewohnheiten noch weniger angeeignet haben, ent¬ 
sprechenden hygienischen Unterricht erteilen. Dr. Z. 

Äußere Kennzeichnung von Waren. 

(Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 26. Mai 1916. 

Reiehs-Gcsetzbl. S. 422.) 

Auf Grund des § 1 der Verordnung über die äußere Kenn¬ 
zeichnung von Waren vom 18. Mai 1916 (Reichsgesetzbl. 8. 380) 
wird folgendes bestimmt: 

§ 1. Die Bestimmungen dieser Anweisung finden Anwen¬ 
dung auf 

1. Konserven von Fleisch und unter Zusatz von Fleisch, die 
durch Erhitzung haltbar gemacht sind, soweit ihre Herstellung zu¬ 
gelassen wird: 

2. Gemüsekonserven, Obstkonserven aller Art, Fischkonserven. 
Milch- nnd Sahnekonserven: 

3. diätische Nährmittel, Fleischextrakt und dessen Ersatzmittel. 
Fleischbrühewürfel und sonstige Suppenwürfel, Kaffee-, Tee- und 
Kakaoersatzmittel sowie Kaffeemisehungen; 

4. Marmeladen, Obstmus, Kunsthonig und sonstige Fettersatz* 
stoffe zum Brotaufstrich; 

5. Käse: 

6. Schokoladen. Schokolade- und Kakaopulver aller Art, Zwie¬ 
back und Keks. 

§ 2. Waren der im § 1 bezeichneten Art, die in Packungen oder 
Behältnissen an den Verbraucher abgegeben werden sollen, müssen 
auf der Packung oder dem Behältnis in einer für den Käufer leicht 
erkennbaren Weise und in deutscher Sprache folgende Angaben ent¬ 
halten: 

3. den Namen oder die Firma und den Ort der gewerblichen 
Hauptniederlassung desjenigen, der die Ware herstellt; bringt ein 
anderer als der Hersteller die Ware in der Verpackung unter seinem 
Namen oder seiner Firma in den Verkehr, so ist statt dessen Name 
oder Firma und Niederlassungsort dieser Person anzugeben: 

2. die Zeit der Herstellung oder Füllung nach Monat und Janr: 

3. den I nhalt nach handelsüblicher Bezeichnung und n** c 1 
deutschem Maße oder Gewicht, oder nach Anzahl; bei Fleisch oder 
fleischhaltigen Konserven, ausgenommen Geflügelkonserven, jn u 
das in der fertigen Ware vorhandene Mindestgewicht des knocheN' 
freien Fleisches (einschließlich Fettes) oder Speckes (einschließuc 





3. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


369 


Fettes), bei Geflügelkonserven (las in der fertigen Ware vorhandene 
Mindestgewicht des knochenhaltigen Fleisches (einschließlich 
Fettes), bei Gemüse- und Obstkonserven das zur Zeit der Füllung 
vorhandene Mindestgewicht des Gemüses oder Obstes ohne die der 
Konserve zugesetzte Flüssigkeit angegeben werden. Bei Konserven 
von Sardinen, Heringen oder dergleichen Fischen genügt an Stelle 
des Gewichts die Zahl der eingefüllten Fische, sofern diese im 
Durchschnitt der mittleren Größe der in Betracht kommenden Art 
entsprechen; 

4. den Kleinverkaufspreis in deutscher Währung. 

§ 3. Die im § 2 vorgeschriebenen Angaben sind vom Hersteller 
oder, falls ein anderer die Ware in der Verpackung unter seinem 
Namen oder seiner Firma in den Verkehr bringt, von diesem anzu¬ 
bringen. 

Die Angaben sind anzubringen, bevor der Verpflichtete die 
Ware weitergibt. 

§ 4. Die Beseitigung oder Unkenntlichmachung einer Preisan¬ 
gabe, z. B. durch Überklebezettel, ist verboten. 

§ 5. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf Waren, die 
bis zum Tage der Verkündung hergestellt und in Packungen oder 
Behältnisse eingefüllt sind, nur insoweit Anwendung, als sich die 
Waren noch im Besitze des Herstellers oder derjenigen Person, die 
sie unter ihrem Namen oder ihrer Firma in den Verkehr bringt, be¬ 
finden. Sie gelten nicht für Waren, die aus dem Auslande in 
Originalpackungen eingeführt sind oder werden. Solche Waren sind 
vor der Abgabe an den Verbraucher auf der Packung als Auslands¬ 
ware zu kennzeichnen. 

Für die äußere Bezeichnung der von den Heeresverwaltungen 
oder der Maririeverwaltung in Auftrag gegebenen Waren gelten die 
von diesen Stellen vorgeschriebenen besonderen Bestimmungen. 

§ 6. Zuwiderhandlungen sind nach § 5 der Verordnung des 
Bundesrats über die äußere Kennzeichnung von Waren vom 18. Mai 
1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 380) mit Gefängnis bis zu sechs Monaten 
und mit Geldstrafe bis zum 1500 Mark oder mit einer dieser Strafen 
strafbar. 

§ 7. Die vorstehenden Bestimmungen treten am 15. Juni 1916 
in Kraft. 

Verwendung von Nitrit bei der Herstellung von Pökelfleisch und bei der 
Wurstbereitung. 

(Erlaß des Ministeriums des Innern vom 25. März 1916.) 

An die Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Polizei¬ 
präsidenten hier. 

In neuerer Zeit ist die Beobachtung gemacht worden, daß Ge¬ 
mische aus Kochsalz und salpetrigsauren Salzen in Verkehr gelan¬ 
gen, die dazu bestimmt sind, bei der Herstellung von Pökelfleisch 
und Dauerwurst an Stelle von Salpeter Verwendung zu finden. Nach 
Untersuchungen, die in der Staatlichen Nahrungsmittel-Unter¬ 
suchungsanstalt in Berlin ausgeftihrt worden sind, enthielt z. B. ein 
derartiges Gemisch 5,39 v. H. Natriumnitrit. Nach der Gebrauchs¬ 
anweisung sollten 10 g der Zubereitung 1 Liter 20prozentiger Salz¬ 
lake hinzugefügt werden. Diese Erscheinung hat mich veranlaßt, 
die wissenschaftliche Deputation für das Medizinalwesen hierüber 
gutachtlich zu hören. 

Bekanntlich findet beim Pökeln sowie bei der Herstellung von 
Dauerwurst Salpeter zu dem Zweck Verwendung, eine schöne rote 
Farbe der betreffenden Fleischdauerwaren zu bekommen. Hierbei 
findet eine teilweise Reduktion des Nitrates zu Nitrit statt, das bei 
der Anwesenheit von Sauerstoff mit dem Blutfarbstoff unter Bil¬ 
dung von Stickoxydhämoglobin reagiert. Beim Kochen des Pökel¬ 
fleisches entsteht aus dem Stickoxydhämoglobin das karminrote und 
beständige Stickoxydhämochromogen. Soweit das aus dem Salpeter 
entstandene salpetrigsaure Salz nicht zur Bildung des Stickoxydhämo¬ 
globins verbraucht wird, unterliegt es einem weiteren Reduktions¬ 
prozeß. Hieraus geht hervor, daß die Ursache der sogenannten 
Salzungsröte, das Nitrit, auch bei der Verwendung von Salpeter 
im Fleisch und in der Pökellake entsteht. Daher hatte bereits im 
Jahre 1909 der Tierarzt Professor Glage empfohlen, an Stelle von 
reinem Salpeter solchen zu verwenden, der durch einen kurzen 
Schmelzprozeß zum Teil in salpetrigsaures Salz umgewandelt ist. 
Mithin ist die Verwendung von Nitriten zu dem in Betracht kom¬ 
menden Zweck nicht neu, und es ist nicht zu verkennen, daß sich 
bei sorgfältiger Herstellung von Gemischen aus Kochsalz und Ni¬ 
triten die Verwendung der letzteren unter Ausschaltung von Sal¬ 
peter genau dosieren läßt. Die Versuche haben weiter ergeben, daß 
gegen die Verwendung von Nitriten in dem angegebenen Verhältnis 
nach den bisherigen Erfahrungen gesundheitlich keine Bedenken 
bestehen. Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß bei der 
Wurstbereitung die Verhältnisse wesentlich anders liegen können 


als bei der Herstellung von Pökelfleisch. Denn in der Wurstmasse 
läßt sich das Salz nicht so gleichmäßig verteilen, auch verläuft der 
Salzungsprozeß in der Lake weit schneller als in der Wurst, vor 
allem aber findet er in der Wurst unter nahezu völligem Luftab¬ 
schluß statt. 

Infolgedessen hat sich die Wissenschaftliche Deputation für das 
Medizinal wesen dahin geäußert, daß gegen die Verwendung kleiner 
Nitritmengen, wie sie z. B. in dem oben angegebenen Fall in Be¬ 
tracht kommen, bei der Bereitung von Pökellake gesundheitlich 
keine Bedenken bestehen, daß aber die Verwendung von Nitriten 
zur Wurstbereitung für unzulässig zu erachten sei. 

Den mit der Überwachung des Verkehrs mit Nahrungs- und 
Genußmitteln betrauten Beamten und Sachverständigen ersuche ich 
von vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu geben. 

Berlin, den 25. März 1916. 

Der Minister des Innern. I. A.: Dietrich. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Die Ernährung des Viehbestandes. 

Während in den letzten zwanzig Jahren des Übergangs unserer 
Landwirtschaft zum intensiveren Betrieb die Weiden an Ausdeh¬ 
nung abgenommen haben, nahm die Anbaufläche sowie der Ernte¬ 
ertrag von Hack- und Körnerfrüchten und Klee wesentlich zu. 
Es wurden nämlich 

1893 1913 


als Weiden benutzt . . . 2,87 Mill. Hektar 2,71 Mill. Hektar 
Angebaut bzw. geerntet wurden in Millionen: 

ha dz ha dz 

Wiesen.5,92 131,19 (Heu) 5,92 291,85 

Klee. 1,74 31,00 1,99 111,83 

Luzerne. 0,81 4,32 0,25 16,61 

Grassaat. 0,36 5,30 — — 

Gerste. 1,59 23,60 1,65 36,73 

Hafer.. . 3,91 , 41,80 4,44 97,14 


.Zusammen 13,83 237,21 14,26 554,16 

Während vor zwanzig Jahren (abzüglich der Ausfuhr) nur 
für 12 Millionen Mark Klee- und Grassaat eingeführt werden 
mußten, betrug der Wert der Mehreinfuhr 1918 hierfür bereits bei¬ 
nahe 34 Mill. Mark. 

Die hauptsächlich Hafer, Gerste und Mais anbauenden Länder 
sind: 

Hafer Gerste Mais 

Millionen Millionen Millionen 



ha 

dz 

ha 

dz 

ha 

dz 

Rußland .... 

19,33 

180 

13,64 

131 

2,14 

21,22 

Vereinigte Staaten 

15,54 

163 

3,04 

39 

42,82 

621,6 

Deutschland . . 

4,44 

97 

1,65 

37 

— 

— 

Kanada .... 

4,22 

62,5 

0,65 

7,5 

0,11 

4,26 

Frankreich . . . 

4,00 

51,5 

0,76 

10,5 

0,47 

7,41 

Österreich-Ungarn 

3,07 

41 

2,26 

35 

3,20 

46,25 

Großbritannien . 

1,60 

29 

0,78 

15 

_ 

_ 

Argentinien . . 

1,19 

16,8 

0,11 

1 

4,15 

83 

Schweden . . ‘ . 

0,79 

14,5 

0,17 

3,7 

— 

— 

Spanien .... 

— 

— 

1,56 

15 

0,45 

6,39 

Japan . 

— 

— 

1,33 

22,3 

0,05 

0,9 

Algier. 

— 

— 

0,63 

5 

— 


Rumänien . . . 

0,52 

5,3 

0,56 

6 

2,15 

31,11 

Dänemark . . . 

0,43 

8,3 

0,24 

6 

— 


Belgien . . . . 

0,27 

7 

0,03 

1 

— 

— 

Bulgarien . . . 

0,17 

2 

0,23 

3,5 

0,65 

11,5 

Neuseeland . . . 

0,16 

2,6 

0,01 

0,3 

— 

— 

Niederlande . . 

0,14 

3 

0,03 

0,7 

— 

— 

Norwegen . . . 

0,10 

2 

0,03 

0,7 

— 

— 

Mexiko .... 

— 

— 

— 


1,92 

20 

Italien .... 

0,50 

6,31 

0,25 

2,3 

1,57 

27,5 

Ägypten .... 

— 

— 

0,15 

2,5 

0,69 

14,5 

Uruguay ... . 

0,02 

0,12 

— 


0,25 

1,35 

Während wir 

bei H 

afer 1898 

noch 

einen Einfuhrüberschuß 


von 2,42 Mill. Doppelzentner im Wert von 30 Mill. Mark hatten, 
ergab sich 1913 bereits ein Ausfuhrüberschuß von 
1,56 Mill. Doppelzentner im Werte von 32,7 Mill. Mark. Da bei 
guten Ernten in den letzten Jahren stets Hafer ausgeführt werden 
konnte, darf man bei weiterer Ertragssteigerung annehmen, daß 
Deutschland seinen Haferbedarf selbst decken kann. 
















370 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 31- 


Von der Ausfuhr 1913 gingen 

nach England . . . für 22,6 Millionen Mark 
„ Frankreich . . „ 17,9 r r 

„ Niederlande . . „ 12,8 „ „ 

während 1913 eingeführt wurden aus 

Rußland.für 32,6 Millionen Mark 

Argentinien .... „ 19,1 „ r 

Vereinigten A Staaten . „ 12,8 „ „ 

Im Durchschnitt in den letzten 5 Friedensjahren hatten wir eine 
Mehreinfuhr von 0,67 Mill. Doppelzentner (Großbritannien hatte 
9,9 Mill, Frankreich 4,3 Mill., Schweiz 1,8 Mill., Belgien, Nieder¬ 
lande und Italien je 1,2 Mill. Doppelzentner). Bei Gerste betrug 
der Einfuhrüberschuß 

1893 8,43 Mill. Doppelzentner im Werte von 94,7 Mill. Mark. 

1913 32,83 „ „ * „ 396,83 „ 

wovon auf Rußland rund 28 Mill. Doppelzentner im Werte von 
326)4 Mill. Mark entfallen. 

Wenn wir also unsern Gerstenbedarf selbst decken wollen, wäre 
1893 eine Mehranbaufläche von etwa 0,7 Mill. Hektar, 1913 sogar 
eine solche von 1,58 Mill. Hektar erforderlich gewesen. 

Von dem Gesamtverbrauch an Gerste 1913 (Ertrag mit 
36,73 Mill. Doppelzentner, Reineinfuhr mit 32,83 Mill. Doppelzentner) 
von zusammen 69,56 Mill. Doppelzentner entfallen auf Bier und 
Alkoholerzeugung stark 14 Mill. Doppelzentner. Der enorm ge¬ 
stiegene Einfuhrüberschuß ist auf den größeren Bestand an 
Schweinen zurückzuführen. (Schweinemast.) 

Im Durchschnitt der letzten 5 Friedensjahre betrug die M e h r- 
e i n f u h r bei uns 32,4 Mill. Doppelzentner (Großbritannien hatte 
nur 10,6 Mill., Belgien 3,3 Mill., Niederlande 2,4 Mill., Frankreich 
1,3 Mill. Doppelzentner Mehreinfuhr). Da Rußland als Gersten¬ 
lieferant seit Kriegsausbruch ausschaltet und wir unsere Gersten¬ 
anbaufläche wesentlich nicht zu vergrößern vermögen, kommen als 
künftige Bezugsquellen der Balkan und die Türkei und andere 
Mittelmeerländer in Frage. 

Der Maisanbau in Deutschland, welcher im wesentlichen 
nur zur Beschaffung von Grünfutter und nur in ganz geringer Aus¬ 
dehnung vorkommt, umfaßt nur eine Fläche von etwa 50 000 ha. 

Wir sind deshalb auf die Einfuhr angewiesen, welche 1893 
7,6 Mill. Doppelzentner, 1913 aber bereits 9,2 Mill. Doppelzentner 
i. W. von 102 Mill. Mark betrug (davon 62 Mill. aus Argentinien, 
19 Mill. aus V. St. Amerika). 

Die Mehreinfuhr betrug im Durchschnitt der letzten 
5 Friedensjahre 8,1 Mill. Doppelzentner (in Großbritannien 8,9 Mill., 
Österr.-Ungarn 5,8 Mill., Niederlande 5,5 Mill., Frankreich 4,5, 
Italien 3,7, Dänemark 3, Kanada 2,7, Spanien 2,5, Schweiz 1 Mill. 
Doppelzentner). 

Zu den genannten drei Futtermitteln (Hafer, Gerste und Mais) 
kommen noch insbesondere die Kleie und die Preßrückstände von 
Ölfrüchten. 

Während 1893 21 Mill. Doppelzentner Kleie aus eigener Ernte 
verfüttert wurden, waren es 1913 28,2 Mill. Doppelzentner aus 
eigener Ernte (letztere im Wert von 259 Mill. Mark). 

Dazu kommen die vom Ausland eingeführten Mengen, welche 
an Wert hatten 


1893 

Kleie.41 Mill. Mark 

Reisabfälle. 

Malzkeime. 

Getr. Schlempe. 

Rübenschnitzel...• 


1913 

130,3 Mill. Mark 

19.1 * 

19.2 „ „ 

«,5 „ 

0,9 „ , 


Zusammen 178 Mill. Mark 
Der Raps- und Rübenbau ist in Deutschland von 
100 000 ha im Jahre 1893 auf 31000 ha im Jahr 1913 zurück¬ 
gegangen Die Einfuhr stieg 1913 auf 1,5 Mill. Doppelzentner i. W. 
von 40 Mill. hauptsächlich aus Britisch-Indien. 

Ähnlich steht es mit Flachs- und Leinsamen. (1893 
noch 61 000 ha, 1913 nur noch 15 000 ha Anbaufläche.) 

Wir sind auch hier auf die Einfuhr angewiesen, welche 1913 
betrug aus Argentinien 4,3 Mill. Doppelzentner Leinsaat, aus 
Britisch-Indien 0,6 Mill. Doppelzentner Leinsaat, aus Rußland 
0,4 Mill. Doppelzentner Leinsaat und aus Rußland 0,08 Mill. Doppel¬ 
zentner Hanfsaat. Einfuhrwert 1913 zusammen 180 Mill. Mark. 


Baumwollsamen wurden 1913 2,2 Mill. Doppelzentner 
eingeführt i. W. v. 36 Mill. Mark, hauptsächlich aus Ägypten. 

Sesam 1913 Einfuhr 1,2 Mill. Doppelzentner i. W. v. 41,5 Mill. 
Mark, hauptsächlich aus China und Britisch-Indien. 

Erdnüsse 1913 1 Mill. Doppelzentner eingeführt, Wert 
26 Mill. Mark, aus Britisch- und Französisch-Westafrika und 
Britisch-Indien. 

Sojabohnen 1913 Einfuhr 1,2 Mill. Doppelzentner i. W. v. 
24 Mill. Mark, hauptsächlich aus China. 

Palmkerne 1913 Einfuhr 2,4 Mill. Doppelzentner i. W. v. 
90 Mill. Mark, hauptsächlich aus Britisch-Westafrika. 

Kopra 1913 Einfuhr 2 Mill. Doppelzentner i. W. v. 102 Mill. 
Mark, hauptsächlich aus Niederl.-Indien, Britisch-Indien und Ceylon. 
Der Einfuhrüberschuß an Ölsamen und Früchten 


betrug in Millionen 

dz 

1893 

M. 

dz 

1913 

M. 

Bei Raps und Rüben . . 
n Leinsaat und Mehl . 

.... 1,4 

28,6 

1,5 

37,3 

.... 1,3 

26,5 

5,6 

128,5 

„ Sesam. 

.... 0,2 

5,3 

M 

43,6 

„ Baumwollsamen . . 


— 

2,2 

37,3 

„ Erdnüssen . . . . 

! ! ! ! 0,2 

4,6 

1 

28,1 

„ Sojabohnen . . . . 

. . . . 

— 

1,2 

23,2 

„ Palmkernen 1 

.... 1,3 

28,9 

/ 2,4 

104 

„ Kopra j* * ' 

I 2 

121,5 

„ Ölkuchen und Mehlj\ 

.... 3,3 

30,6 

5,3 

80 


Zusammen 7,7 

124,5 

22,3 

603.5 


Dazu aus deutscher Ernte 


Raps und Rübsaat \ 1 r, 

Leinsaat J.’ 


0,5 


Die Einfuhr verteilt sich auf: 

Britisch-Indien .135 Mill. Mark. 

„ Afrika. 101 „ r 

„ Argentinien.100,5 „ 

„ Rußland.58 r „ 

„ China.52 „ „ 

„ Nieder-Indien.50,5 „ 

„ Ägypten.35,3 * 

Vereinigte Staaten.34,8 „ „ 

Deutsche Kolonien.. . . 16 „ 

Französisch-Afrika.11,6 „ ,. 

(Frankreich, Österr.-Ungarn, Philippinen, Großbritannien, Rumänien, 
Niederlande je zwischen 5—8 Millionen) 


Aus den hier genannten ölsorten und Früchten eigener Ernte 
wurden im Preßverfahren neben öl 360 000 Doppelzentner Kuchen 
aus den ein geführten Mengen (d. h. aus dem Einfuhrüber¬ 
schuß) rund 15,5 Mill. Doppelzentner K u e h e n gewonnen. 

Gsch. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Unterveterinär Carl Mohr (aus Barmstedt). 

Stabsveterinär Dr. Max Müller (Privatdozent an der Tier- 
ärztl. Fakultät der Universität in München). 
Vizewachtmeister stnd. med. vet. Hans Jöchle (Student 
der Tierärztl. Fakultät der Universität München). 
Oberveterinär Wilhelm Wirtz (Tierarzt in Cöln a. Rh.). 
Veterinär Friedrich Wolter (Tierarzt in Prust, Kreis 
Schwetz). 

Oberveterinär Konrad Strößenreuther (Tierarzt in 
Schmiedeberg, Schles.). 

Oberveterinär Walter Biermann (Tierarzt aus Zittau). 
Stabsveterinär Max Pleßner (städt. Tierarzt in Lübbenau). 
Stabsveterinär Max Loewenthal (Tierarzt in Tapiau). 

Einhandertundvierte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 23. Juli, bis Sonnabend, den 29. Juli 1916. 

Anf dem westlichen Kriegsschanplatz haben die Anstürme 
der Franzosen und Engländer im Ancre- und Sommegebiete 
auch in der Berichtswoche noch angehalten. Nennenswerte 
Vorteile haben die Feinde trotz ihrer schweren Verluste nicht 
errungen. In der Gegend von Pozi&res am Foureau-Wäldchen 




























3. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


371 


und südlich der Somme dauern die Artilleriekämpfe und Vor¬ 
stöße an einzelnen Stellen noch an. 

An der Ostfront haben heftige Kämpfe bei der Heeres¬ 
gruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg, des Prinzen 
Leopold von Bayern, der Heeresgruppe Linsingen und Bothmer 
auch in dieser Woche stattgefunden. Die Angriffe der Russen 
sind abgeschlagen. Vorzudringen haben sie nicht vermocht. 

An der italienischen Front, auf dem Balkan, an der Kaukasus¬ 
front und in Persien keine wesentlichen Veränderungen. 

Nev. 

* 

Der Kaiser hat zum Beginn des dritten Kriegsjahres folgende 
Kundgebung an das deutsche Volk erlassen: 

„Zum zweiten Male kehrt der Tag wieder, an dem mich die 
Feinde zwangen, Deutschlands Söhne zu den Waffen zu rufen, 
um die Ehre und den Bestand des Reiches zu schützen. Zwei 
Jahre beispielslosen Heldentums in Taten und Leiden hat das 
deutsche Volk durchmessen. Heer und Flotte haben im Verein 
mit den treuen und tapferen Bundesgenossen in Angriff und Ab¬ 
wehr den höchsten Ruhm erworben. Viele Tausende unserer 
Brüder haben ihre Treue gegen das Vaterland mit ihrem Blute 
besiegelt. In West und Ost bestehen unsere heldenmütigen Feld¬ 
grauen in unerschütterlicher Festigkeit den gewaltigen Ansturm 
der Gegner. 

Unsere junge Flotte hat an dem ruhmreichen Tage vom 
Skagerrak der englischen Armada einen harten Schlag versetzt. 

Leuchtend stehen mir die Taten nie ermüdenden Opfermutes 
und treuer Kameradschaft an der Front vor Augen. Aber auch 
daheim ist Heldentum: bei Mann und Frau, bei jung und alt, bei 
allen, die ihre Trauer und Sorge still und tapfer tragen, die ordnen 
und helfen, um die Leiden des Krieges zu mildern, und in der 
Arbeit derer, die Tag und Nacht unermüdlich schaffen, um unsere 
kämpfenden Brüder im Schützengraben und auf der See mit allem 
notwendigen Rüstzeug zu versorgen. Die Hoffnung der Feinde, 
uns in der Herstellung von Kriegsmitteln zu überflügeln, wird 
ebenso zuschänden werden wie ihr Plan, durch Hunger zu er¬ 
zwingen, was ihr Schwert nicht erreichen kann. Auf Deutschlands 
Fluren lohnt Gottes Gnade des Landmanns Fleiß mit reicherer 
Frucht, als wir zu hoffen wagten. Süd und Nord wetteifern darin, 
die rechten Wege für eine brüderliche Verteilung von Nahrungs¬ 
und anderm Lebensbedarf zu finden. 

Allen, die draußen und daheim für Volk und Heimat kämpfen 
und streiten, ihnen allen gilt mein heißer Dank. 

Noch liegt Schweres vor uns. Zwar regt sich nach den 
furchtbaren Stürmen zweier Kriegsjahre die Sehnsucht nach dem 
Sonnenschein des Friedens in jedem menschlichen Herzen. Aber 
der Krieg dauert fort, weil die Losung der feindlichen Machthaber 
auch heute noch Deutschlands Vernichtung ist. Auf unsere Feinde 
allein fällt die Schuld des weiteren Blutvergießens. 

Niemals hat mich die feste Zuversicht verlassen, daß Deutsch¬ 
land trotz der Überzahl seiner Gegner unbezwingbar ist, und jeder 
Tag befestigt sie aufs neue. 

Das deutsche Volk weiß, daß es um sein Dasein geht. Es 
kennt seine Kraft und vertraut auf Gottes Hilfe. Darum kann 
nichts seine Entschlossenheit und Ausdauer erschüttern. Wir 
werden diesen Krieg zu einem Ende führen, das unser Reich vor 
neuem überfall schützt und der friedlichen Arbeit deutschen 
Geistes und deutscher Hände für alle Zukunft ein freies Feld 
sichert. Frei, sicher und stark wollen wir wohnen unter den 
Völkern des Erdballs. Dieses Recht soll und wird uns niemand 
rauben. 

Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis 
zu bringen. 

Großes Hauptquartier, 31. Juli 1916. 

Wilhelm I. R,“ 

Vom Eisernen Kreuz. 

Die Frage, ob die Bezeichnung „Ritter“ oder „Inhaber des 
Eisernen Kreuzes“ zutreffe, hat die General-Ordenskommission auf 
eine Anfrage hin wie folgt beantwortet: Eine Allerhöchste Ent¬ 
scheidung darüber, ob die mit dem Eisernen Kreuz beliehenen Per¬ 


sonen als ,,Ritter“ oder „Inhaber“ zu bezeichnen sind, ist bisher 
nicht ergangen und dürfte wohl auch nicht erfolgen. Zweckmäßig 
sind die Beliehenen als „Inhaber“ zu benennen, weil unter dieser 
Bezeichnung im weiteren Sinne auch alle Ordensritter zu ver¬ 
stehen sind. 

Die militärischen Ehrenbezeugungen vor dem Eisernen 
Kreuz betrifft eine Verfügung des Kriegsministers, die jetzt 
zur Kenntnis gebracht wird. Danach haben die militäri¬ 
schen Posten vor den Inhabern des Eisernen Kreuzes erster und 
den Inhabern des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse mit „Gewehr 
über“ still zu stehen, sofern das Kreuz selbst getragen wird. Ist 
nur das Band angelegt, so wird eine militärische Ehrenbezeugung 
nicht erwiesen. Für die Ehrenbezeugung ist es gleichgültig, ob 
das Eiserne Kreuz am schwarz-weißen oder am weiß-schwarzen 
Bande getragen wird. Weiter hat der Kriegsminister bestimmt, 
daß alle mit dem Besitz des Militär-Ehrenzeichens erster und zweiter 
Klasse verbundenen Vorschriften — vorbehaltlich einer ver¬ 
fassungsmäßigen Regelung der Frage einer Ehrenzulage — auf das 
Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse von 1914 übergehen. H. 

Stallbanten im Felde. 

Von Oberveterinär Dr. Heise. 

(Z. f. Veter.-Kunde 1910, 3. Heft, S. 65.) 

Verfasser berichtet über Stallbauten zur guten Unter¬ 
bringung der Pferde in Feldstellungen und zur Deckung gegen 
Fliegersicht. 

Nadel Waldungen mit gut ausgerichteten Reihen eignen sich 
hierzu besonders, indem die gewachsenen Stämme auf der 
Wurzel als Pfosten, Pfeiler und zur Giebelanlage in den Bau 
des Stalles mit einbezogen werden können und die Kronen der 
Bäume gegen Sicht decken. Die Vorderfront der Ställe wird 
gegen die am wenigsten geschützte Seite des Waldstückes ge¬ 
legt. Hier bleibt die erste Baumreihe als Wind- und Regen¬ 
schutz erhalten, zwischen den Stämmen der zweiten Reihe 
wird die Vorderwand des Stalles aus abgestochenen Erd-, 
Rasen-, Moosstücken aufgeführt. Zur gleichmäßigen Auf¬ 
führung der Wand muß die glatte Rasenseite der Stücke nach 
unten gelegt, Unebenheiten in der (oberen) Erdseite müssen 
durch Sand usw. ausgefüllt werden. Die dritte Baumreihe bleibt 
völlig erhalten, ebenso die fünfte; nur die Äste werden bis zur 
nötigen Höhe entfernt. In der vierten Reihe wird dagegen 
zur Raumgewinnung jeder zweite Stamm entfernt. Hinter 
(oder besser i n) der fünften Baumreihe wird mit Maschen¬ 
draht und dagegengeworfenem Mist und Streu allmählich die 
Rückwand des Stalles gewonnen, die — zwecks besserer Lüf¬ 
tung — das Dach nicht zu erreichen braucht. Die Seitenwände 
werden wie die Vorderwand gebaut. Das Dach wird zwischen 
der zweiten und fünften Baumreihe durch Anbringung von 
Quer- und Längsbalken zwischen den Baumstämmen errichtet, 
mit Maschendraht, einer Strohschicht und mit Dachpappe ver¬ 
sehen und gedichtet. Der Giebel liegt in der dritten Baum¬ 
reihe des Waldes (d. i. in der zweiten Baumreihe des Baues 
selbst). Die Pferdestände liegen zwischen der dritten und 
fünften Baumreihe. In der dritten Baumreihe werden Krippen 
eingebaut. Zwischen der zweiten und dritten Baumreihe bleibt 
eine Stallgasse, in der Sattelbänke angebracht werden können. 
Durch die Lage des Giebels in der dritten Baumreihe fällt die 
Vorderseite des Daches stärker ab (bis zu zweiten Baumreihe) 
als die Rückseite (bis zur fünften Baumreihe). Hierdurch 
fließt das Wasser bei Regen von der Wetterseite her rasch ab. 
Die Aus- und Eingänge liegen in Lücken der Rückwand. 
40 Leute können bei entsprechender Arbeitsteilung einen Stall 
für 109 Pferde in 2J4 bis Tagen bauen. 



372 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No 31. 


Eine andere Bauart von Feldstallungen ist die Benutzung 
von Bodenwellen und steilen Abhängen. Man sticht den Ab¬ 
hang ab, so daß eine gerade Wand entsteht. Nach rückwärts, 
entsprechend weit von der Wand entfernt, werden dieke 
Pfosten eingesetzt und oben mit Querbalken versehen. Auf 
diese Reihe folgt noch eine Reihe Pfosten in kürzerer Ent¬ 
fernung nach hinten, die niedriger sind und ebenfalls Quer¬ 
balken tragen. Über beiden Reihen Querbalken werden Längs¬ 
balken nach dem oberen Rand der Erdwand gelegt. So ent¬ 
steht das Gerippe des Daches, das dann wie beim Waldstall fer¬ 
tiggestellt wird. Obendrein wird es unter Anpassung ans Ge¬ 
lände mit Erde, Rasen, Moos bedeckt (maskiert). Die Seiten¬ 
wände werden durch eine Erdwand gebildet, die Rückwand 
durch Maschendraht und Anwurf der ausgeschachteten Erde. 
Die innere Ausgestaltung des Stalles ist ähnlich wie beim 
Waldstall. Bei steilen Gängen muß oberhalb der oberen Dach¬ 
kante für Wasserableitung durch Rinnen gesorgt werden. 

Grundrisse, Aufrisse und Maße sind der interessanten Ar¬ 
beit zur näheren Erläuterung beigegeben. B. 

Zur Einschränkung des FahrradVerkehrs. 

Aus der Bekanntmachung über Beschlagnahme und Bestands¬ 
erhebung der Fahrradbereifungen sei einiges hervorgehoben. Die 
Erlaubnis zur weiteren Benutzung der Fahrradbereifungen wird 
durch besondere Abstempelung der Radfahrkarte durch den 
Militärbefehlshaber oder der von ihm beauftragten Stelle erteilt, und 
zwar nur solchen Personen, die das Fahrrad in Ermangelung 
anderer zweckdienlicher Verkehrsmittel benötigen: 

1. als Beförderungsmittel zur Arbeitsstelle; 

2. zur Ausübung ihres im allgemeinen Inter¬ 
esse besonders notwendigen Berufes oder G e - 
w e r b e s ; 

3. zur Beförderung von Waren zur Aufrechterhaltung ihres 
Betriebes; 

4. infolge ihres körperlichen Zustandes. 

Die Erlaubnis ist in jedem Falle ohne weiteres zu erteilen: 

a) Schülern und Schülerinnen, deren einmaliger Schulweg mehr 
als 3 km beträgt und denen die Gelegenheit fehlt, durch andere 
Verkehrsmittel in zweckmäßiger Weise die Schule zu erreichen; 

b) Personen, insbesondere Arbeitern oder Arbeiterinnen, die 
von ihrer Wohnung zur Arbeitsstelle einen einmaligen Weg von 
mindestens 3 km haben; 

c) Ärzten, Tierärzten, Heilgehilfen, Krankenschwestern, 
Hebammen zur Ausübung ihres Berufs oder Dienstes; 

d) Beamten oder anderen im Dienste von staatlichen oder 
kommunalen Behörden stehenden Personen sowie Militärpersonen 
zur Ausübung ihres Berufs oder Dienstes; 

e) solchen Personen, die infolge ihres körperlichen Zustandes 
(Fehlen von Gliedmaßen, Lähmung usw.) auf die Benutzung eines 
Fahrrades (Dreirad, Selbstfahrer usw r .) angewiesen sind. 

Die Erlaubnis wird nur gewährt für den bei Erteilung der 
abgestempelten Radfahrkarte angegebenen Zweck. Die Benutzung 
der Radfahrbereifungen für andere Zw r ecke bleibt verboten. 

Die Sammelstellen werden für die zur Ablieferung kommenden 
Fahrradbereifungen folgende Preise zahlen: 




Decke 

Schlauch 



Mark 

Mark 

Klasse 

a sehr gut . 

. . 4,00 

3,00 


b gut. 

. . 3,00 

2,00 

V 

c noch brauchbar . . 

. . 1,50 

1 50 

„ 

d unbrauchbar . . . 

. . 0,50 

0,25 


Die Sammelstellen sind ermächtigt, gegen Empfangsbescheini¬ 
gungen auch Fahrradbereifungen anzunehmen, die unentgeltlich zur 
Verfügung gestellt werden. 


— Königliche Tierärztliche Hochschule Dresden. Dr. phil. Paul 
B o h r i s c h, Oberapotheker am Stadtkrankenhaus Dresden- 
Johannstadt, habilitierte sich an der Tierärztlichen Hochschule zu 
Dresden als Privatdozent über „Pharmakognosie“. 

— Dem Oberveterinär M ü 11 a u e r, Regimentsveterinär des 
Husaren-Regiments Nr. 16, ist das Ritterkreuz des österreichischen 
Franz-Joseph-Ordens am Bande des Militär-Verdienstkreuzes ver¬ 
liehen worden. 

Rundfrage aus dem Felde. 

Meine im Felde befindlichen Spezialkollegen (beamtete Tierärzte) 
bitte ich um gefällige Zuschriften darüber, ob in ihren Kreisen die 
daheimgebliebenen, von der Regierung mit der Vertretung beauf¬ 
tragten benachbarten Kreistierärzte oder sonstigen Kollegen die 
fixen Pauschalbeträge von seiten der Kreise usw., die als Beihilfen 
für gewisse — auch sonst noch honorierte — Leistungen (Revisionen 
der Mannviehhaltungen, Abdeckereien usw.), welche meist gelegent¬ 
lich anderer Reisen gemacht werden können, gezahlt werden, den 
im Felde stehenden Kollegen überlassen, wie das nach meiner 
Kenntnis anfänglich als Sitte galt. 

Die freundlichen Zuschriften, die ich von den meisten 
der in Frage kommenden Kollegen aus dem Felde erwarte, und für 
die ich hiermit im voraus bestens danke, bitte ich an meine Feld¬ 
adresse zu senden. 

Vet.-Rat Poczka. 

Feldadresse: Stabs- und Divisionsveterinär beim Stabe der X. Ersatz- 
Division, Westfront. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär¬ 
verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: den Veterinären Georg 
Schwertschlag beim 6. Feldart.-Regt., Dr. Jos. Scholl beim 10. Feldart- 
Regt., dem Oberveterinär Franz Schober , dem Oberstabsveterinär 
Kat l Kugler , dem Stabsveterinär Dr. Maximilian Kreutzer und dem 
Oberveterinär Wilhelm Busch. — I as König Ludwig-Kreuz erhielten 
die Oberstabsveterin : ire Dr. Michael Älbrecht d. L. a. D. und Job. 
liößert a. D.; die Stabsveterinäre Willi. Fecker d. L. 1. Aufgeb., 
Jak. Ehrenhard d. L. 2. Aufgeb., Martin Keller d. R., Dr. Karl 
Kronacher, Stabsveterinär auf Kriegsdauer, Frx. Kronburger d. L. 
a. D.; die Veterinäre Karl Bendel (II München) und Lothar Hof- 
miller d. R. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Kgl. S&chs. 
Albrechtsordens: dem Überveterinär Dr. Johann Ja nicke, städt. 
Tierarzt in Dresden, dem Veterinär Walter Thurm aus Meuselwitz. — 
Das Braunschweig. Kriegsverdienstkreuz: dem Direktor des Hygien. 
Instituts der Tierärztlichen Hochschule Professor Dr. Mießuer in 
Hannover. — Das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des Herzogl 
Sächs. Ernestinischen Hausordens: dem Oberstabsveterinär Paul 
Kurze. — Das österr. Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am 
Bande der Tapferkeitsmedaille: dem Oberveterinär Dr. Ktcald 
Büntxel. — Der Rote Adlerorden 4. Kl.: dem Kreistierarzt, 
Veterinärrat Beermann in Mörs. 

Ernennungen: Für die Dauer der Vertretung des Kreistierarzt- 
Assistenten ist der Tierarzt Vömcl zur Ausführung von Pflanzen- 
und Obstuntersuchungen beim Zollamt I in Woyens ernannt 
worden, Distrikts- und Grenztierarzt Otto Mayer in Oberammergau 
zum Bezirkstierarzt in Wolfstein. 

Versetzt: Kreistierarzt Dr. Adolf Meyer in Melsungen in die 
Kreistierarztstelle zu Bochum. 

Niederlassungen: Tierarzt Max Herde-Kaiserswerth in Düsseldorf. 

Das Examen als Tierzuchtinspektor hat bestanden: In Gießen: 
Dr. Rudolf Zimmermann , 1 . Assistent am Bakteriol. Institut der 
Landwirtschaftskammer in Königsberg. 

Das Examen als beamteter Tierarzt hat bestanden: In Berlin: 
Oberveterinär Dr. Karl Jüterbock , Tierarzt in Schönberg (Oberlaus.). 

Promotionen: Dem K. Bezirkstierarzte Oskar Oerth ist vom 
K. Bayer. Staatsministerium d. I. für Kirchen- und Schulangelegen- 
heiten die Befugnis erteilt worden, den an der Universität Bern 
erworbenen Titel „Dr. med. vet.“ zu führen. 

Approbiert: In Gießen: Herr Paul Müller aus Zeyem. In 
Hannover: Herr Otto Wirths aus Oberahmede. In München: 
Die Herren Arnulf Streck aus München, Erich Süßkitid aus 
Waiblingen, Johann Wicscr aus Holzkirchen, Jos. Raff alt aus Donau¬ 
wörth, Max Sandgruber aus Ingolstadt, Karl Schwab aus Bamberg. 
Jos. Weltenhofer aus Neunburg a. W. und Richard Zirker aus 
Aschaffenburg. 

Todesfall: Oberveterinär a. D. Schleinitz in Dresden. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard 8choetx ln Berlin.— 

Druck von W. Bttxenstetn, BerUn. 










Die Jtorltaer Tlerlntllcfce Weebeasebrift* ereebeliit 
wöchentlich iw Verlage tod Riihard Sehoeia ia 
Berlin ßW. 48, Wllhelmetr. 10. Dnreb jedes deauehe 
Postamt wird dieselbe «um Preise von M. 6 , — viertel* 
jibrlleh (ausi eblieSIleb Bestellgeld) geliefert. (Oster* 
velebisebe Post-Zeitungs* Preisliste Nr. 674. Ungarisch« 
Nr. 86,; Elnselnummern 80 PL 


Berliner 


Orlgfnalbettrlge werden mit SO Mb, la Petit«ata mit 
60 Mk. nir den Bogen honoriert Alle Manuskript* 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Glage. Hamburg, Osterstr. 8t; 
Korrekturen, Reaeasions* Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regienmgsrat Prof Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Protttagt ßtabsvet a. D. Haarte BchlachÜL-Dir. Helfer Keg.- u. Geh. Vet-Rat Dr. Letbes Geh. Oberregiernngsrat Dr. Neverwaae 

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Lnndettierant für Hamburg. In Wlnebaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor ln Dresden. Professor ln Freiburg. 

Ober Med.-Bat Dr.J.Sühnldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regienmgsrat Wehrte 

Professor In Dresden. Vorst, d. Kais. Bakt Inst., Gamama, D.8. W.-A. Stadt-Tlararat in Hamborg. Professor la München. MitgL d. Kala. Gosundbeltsamts ln Berlin. 

Dr. A. Zinmermaim Begierangsrat ZOndel 

Professor ln Budapest. Landest!ararst von ElsaS-Lothrlngso. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 32. Ansgegeben am 10. August. 


Inhalt: Naftthlesen und Beutler: Viehverluste in den Niederungen der Leine und Aller durch die Stiche der 
Kriebelmücke, Simulium reptans L. — Grawert: Kriebelmücken. — Raeblger : Versuche zur Seuchen¬ 
bekämpfung mit „Methylenblau medicinaleHoechst“. — Referate: Knuth und Vo 1 kmann: Unter¬ 
suchungen über die Lymphozytomatose des Rindes. — du To i t: Beitrag zur Morphologie des normalen und des leukämischen 
Rinderblutes. — Staateveterlnirweeeo: Rotlaufimpfung. — Tageegeechlchte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundfünfte 
Kriegswoche. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — 
Personalien. — Vakanzen. 


Vlehverluste in den Niederungen der Leine 
und Aller durch die Stiche der Kriebelmücke, 
Simulium reptans 1. 

Erster TeiL 

Von Matthleeen, Hannover und Beutler, Stolzenau. 

Die im Kreise Neustadt a. Rbge. alljährlich unter dem 
Weiderindvieh alsbald nach dem ersten Austreiben mehr oder 
weniger verlustbringend auftretende Kriebelmückenplage hat 
im Frühjahr 1916 zahlreiche Opfer gefordert. Die bis zum 
20. April verhältnismäßig kühl gebliebene Witterung wurde 
am 21. und mehr noch am 22. April warm und schwül, so daß 
die Kriebelmücken massenhaft zu schwärmen anfingen und 
dann auf vielen Weiden das Rindvieh überfielen und durch ihre 
Stiche vergifteten. In mehreren Fällen erkrankten auch Pferde 
nach den Stichen der Mücken. 

Während im Regierungsbezirk Hannover früher nur der 
Kreis Neustadt betroffen wurde, kamen neuerdings auch Er- 
krankungs- und Todesfälle in den Kreisen Hannover-Land, 
Linden-Land, Nienburg und Stolzenau vor und insbesondere 
auch auf solchen Weiden, die weitab vom Leinefluß liegen, ja 
teilweise zu der kritischen Zeit vom Leinefluß aus nicht unter 
Wind lagen. 

Wir haben uns sofort am 23. April in den Kreis Neustadt 
begeben, uns dort tagelang und an den verschiedensten Orten 
bemüht, die durch die Mückenplage verursachten Schäden zu 
ermitteln, haben zahlreiche kranke und tote Tiere untersucht, 
in vielen Fällen die Lage der betroffenen Weiden, sowie den 
Zeitpunkt des Weideaustriebes und der Erkrankung festgestellt 
und gelegentlich dieser Tätigkeit auch die Kriebelmücken¬ 
puppen in fließenden Bächen solcher Gegenden gefunden, die 
bislang unter der Plage nicht zu leiden hatten. 


Die von uns an Ort und Stelle aufgenommenen Befunde 
lassen wir nachstehend folgen: 

A. Kreis Neustadt a. Rbge. 

1. Gemeinde Luttmersen (östlich der Leine). 

a) Besitzer M. Viehaustrieb am 22. April, morgens 8 Uhr, auf 
eine etwa 800 Meter östlich der Leine belegene Weide, die nach 
Osten an das mit Bäumen und Buschwerk stark bepflanzte Gehöft 
des Viehbesitzers stößt. Der 22. April war ein warmer und schwüler 
Tag mit Gewitterluft Windrichtung morgens S, mittags SSO, 
abends NNW. Einstallung an demselben Tage nachmittags 2 Uhr, 
wobei an den Rindern Krankheitserscheinungen angeblich nicht 
wahrgenommen sind. Solche wurden zuerst abends 8 Uhr bei einem 
16 Monate alten Bullen beobachtet, nämlich schwankender Gang, 
Mattigkeit, gestreckte Kopfhaltung, trüber Blick, etwas verdickte 
Augenlider, Schwellungen unter dem Halse, flohstichartige rote 
Punkte an der Innenfläche der Hinterschenkel und am Hodensack. 
Das Tier wurde deshalb im Stalle belassen, mußte aber am 23. April 
morgens 6 Uhr, notgeschlachtet werden. Befund am 23. April, vor¬ 
mittags 10H Uhr: 

Das Unterhautgewebe um den Kehlkopf herum, in der Unter¬ 
brust- und Unterbauchgegend von heller, gelblicher Flüssigkeit 
durchtränkt, die in langen, zähen Tropfen abfließt Das Unterhaut¬ 
gewebe des Halses und linksseitig auch der oberen Schultergegend, 
des Rückens und Kreuzes wässerig und blutig durchfeuchtet Die 
Bugdrüsen markig geschwollen. Die Schleimhaut der Nasenhöhle, 
soweit sichtbar, desgleichen des Rachens, Kehlkopfes und der Luft¬ 
röhre blaß, glänzend und frei von krankhaften Veränderungen. Der 
Herzmuskel im ganzen ziemlich fest hellrotbraun. Die rechte Herz¬ 
wand mit großen, 'flammigen, intensiv roten Flecken bedeckt 
Kleinere, unregelmäßig begrenzte rote Flecke in großer Zahl unter 
dem Endokard der rechten Kammer und sehr vereinzelt auch unter 
dem Epi- und Endokard der linken Kammer. Die Milz nicht nennend 
wert vergrößert, Schnittfläche dunkelhimbeerfarbig, saftig, aber 
nicht erweicht Die Leber fest Schnittfläche graubraun und nicht 
übermäßig feucht 

Auf derselben Weide wurden am 23. April, morgens 6 Uhr, zwei 
etwa 1 Jahr alte Bullen tot aufgefunden, die am Abend vorher, 






374 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No.-32. 


8 Uhr, wieder ausgetrieben worden waren, weil sie zu der Zeit an¬ 
geblich noch keine Krankheitserscheinungen gezeigt hatten. Die 
Nacht war kühl und regnerisch gewesen, es hatte die ganze Nacht 
geregnet. Zerlegungsbefund am 23. April gegen Mittag: 

. In der Haut des Hodensackes zahlreiche Stecknadelkopf- bis 
kleinlinsengroße bläuliebrote Punkte, die stellenweise in Gruppen 
beisammen stehen. Das Unterhautgewebe um den Kehlkopf herum 
stark wässerig durchtränkt Die Schleimhaut der Rachenhöhle, des 
Kehlkopfes und der Luftröhre nicht geschwollen, rötlich gelb und 
glatt Bei dem einen Bullen die Schleimhaut des Kehlkopfes, bei dem 
anderen die Schleimhaut der Luftröhre hinter dem Kehlkopf mit 
mehreren etwa hirsekorngroßen roten Punkten besetzt Bei beiden 
das Herz reichlich mit gut geronnenem sebwarzroten Blut gefüllt 
Der Herzmuskel fest und nicht sichtbar entartet. Die rechte Kammer 
äußerlich in großer Ausdehnung intensiv flammig hellrot, die 
linke mit schwarzroten, spritzartig zerstreuten Punkten bedeckt 
Die Herzohren, besonders an den Rändern, schwarzrot gefleckt. 
Unter dem Endokard der rechten Herzkammer bei dem einen Bullen 
sehr zahlreiche, bei dem anderen nur wenige unregelmäßige blut¬ 
rote Flecke. Milz bei beiden stahlblau, fest, Ränder scharf, Schnitt¬ 
fläche dunkelrot und mäßig saftig. 

Auf derselben Weide wurden am 23. April, morgens, zwei etwa 
einjährige, ebenfalls am Abend vorher erneut ausgetriebene Bullen 
krank angetroffen, die alsdann eingestallt wurden. Befund bei dem 
einen: matt, hinfällig, Augenlider geschwollen, trüber Blick, An¬ 
schwellung unter der Kehle, flohstichartige rote Punkte am Hoden¬ 
sack, Atmung erschwert unter Mitbewegung des Nasenspiegels. 
Stark beschleunigter flatternder und unregelmäßiger Puls, Halsvenen 
strangartig hervortretend und mit Blut strotzend gefüllt. Körper¬ 
wärme 85,5i> C. Der andere Bulle ist weniger krank, aber auch 
matt, zeigt leichte Anschwellung unter der Kehle, sowie in der 
Haut des Hodensackes kleine, zerstreut stehende oder zu Gruppen 
vereinigte bläuliche Punkte. Puls beschleunigt und unregelmäßig. 
Körperwärme 38,2« C. 

b) Besitzer St., Viehaustrieb am 21. April, morgens 9 Uhr, auf 
eine etwa 1 km östlich der Leine belegene Weide, die nach Osten 
an eine große Tannenschonung stößt Windrichtung den ganzen 
Tag S. Die Tiere sind nachts auf der Weide geblieben und am 

22. April, morgens 834, wieder in den Stall gebracht, in dem am 
Abend zwischen 7 und 8 Uhr ein etwa 1 Jahr altes Rind erkrankte 
und nachts 12 Uhr verendete, ohne inzwischen wieder ausgetrieben 
worden zu sein. Am Euter kleine bläulichrote Flecke. Eine Zer¬ 
legung fand nicht statt. 

Ein % Jahr alter Ochse, der am 22. April, abends 8 Uhr, an¬ 
scheinend gesund wieder zur Weide getrieben war, wurde hier am 

23. April, morgens 7 Uhr, krank aufgefunden. Während der Nacht 
hatte es, wie bereits unter a) bemerkt, stark geregnet. Befund am 
23. April, mittags: 

Große Mattigkeit, der Kopf liegt in der Seite wie bei einem 
milchfieberkranken Tier, am Hals und unter der Kehle Anschwel¬ 
lungen, Bauch etwas aufgetrieben, Puls schwirrend, 145 mal in der 
Minute zu fühlen.. Körperwärme 35,5° C. 

2. Gemeinde Helstorf (östlich der Leine). 

Besitzer K. Viehaustrieb am 21. April, morgens 10 Uhr, auf 
eine Weide am nördlichen Ufer einer sich nach Osten wendenden 
Leinekrümmung. Windrichtung unter 1. angegeben. Am 22. April, 
mittags, wurde in der Weide eine Kuh tot gefunden. Eine andere 
Kuh zeigte nachmittags Krankheitserscheinungen und wurde um 
5 Uhr wieder in den Stall gebracht. Befund am 23. April, nach¬ 
mittags 2 Uhr; 

Am Euter, an der Scham und an den Flanken zahlreiche einzeln 
liegende oder gruppierte bläulichrote flohstichartige Punkte. Unter 
der Kehle geringe lockere Anschwellung. Die Halsvenen gespannt, 
deutlicher Venenpuls. Bei pochendem, schon in einiger Entfernung 
hörbaren Herzschlage 120 Pulse. Körperwärme 37,4° C. 

3. Gemeinde Vesbeck (östlich der Leine). 

Besitzer P. Viehaustrieb am 20. April, morgens, auf eine 4 km 
östlich der Leine liegende Weide. Am 21. April, abends, noch keine 
Krankheitserscheinungen wahrgenommen. Am 22. April, morgens 
534 Uhr, wufden m der Weide 3 Rinder tot, 4 Rinder krank vor¬ 


gefunden, von denen eins wegen sehr großer Mattigkeit not- 
geschlachtet werden mußte. Der Besitzer will schon morgens 5 Uhr 
Mückenschwärme beobachtet haben. Windrichtung am 20. April, 
morgens, SSW, mittags und abends W, für den 21. April unter 1. b) 
angegeben. Die gefallenen Tiere waren von der Abdeckerei geholt, 
die Organe des geschlachteten fehlten. 

4. Gemeinde N. Stöcken (westlich der Leine). 

Besitzer H. Viehaustrieb am 18. April, nachmittags 2 Uhr, auf 

eine etwa 40 Meter westlich der Leine belegene Weide. Am 22. April, 
nachmittags 234 Uhr, wurde in der Weide ein Rind tot aufgefunden, 
eins verendete abends 6 Uhr, eins abends 11 Uhr. Zwei in den Stall 
gebrachte Rinder, die am 22. April abends noch keine Krankheits- 
erscheinungen zeigten, wurden am 23. April morgens tot im Stalle 
gefunden. Die erkrankten Tiere sollen Mattigkeit und Schwellungen 
am Halse gezeigt haben. Die Kadaver waren bereits beseitigt. 

5. Gemeinde Dienstorf (westlich der Leine). 

Besitzer St Ein dreijähriger Wallach wurde am 22. April ange¬ 
spannt und vormittags auf einem etwa 800 Meter westlich der Leine 
belegenen Acker von den Mücken gestochen. Nachmittags, etwa 
5 Uhr, wurde das Pferd matt und fraß nicht mehr, worauf es im 
Stalle belassen wurde. Befund am 23. April nachmittags: 

Auf der dunkel pigmentierten haarlosen Haut der inneren 
Hinterschenkelflächen zahlreiche kleine schwärzliche Punkte, die 
sich rauh anfühlen. Schlauch mäßi£ geschwollen. Augenbindehallt 
leicht gerötet und sehr feucht Die Halsvenen fühlbar. 81 Atem¬ 
züge, 82 kurze, knappe, stark klopfende Pulse, Körperwärme 
38,0° C. 

6. Gemeinde Mandelsloh (westlich der Leine). 

Besitzer R. Viehaustrieb am 19. April, morgens 8 Uhr, auf eine 

234 km westlich der Leine belegene Weide. Die Rinder blieben dort 
bis zum 22. April, nachmittags 5 Uhr, und wurden dann, da sich 
Krankheitserscheinungen zeigten, wieder in den Stall gebracht Ein 
Rind verendete bereits am 22. April, abends 6 Uhr, ein zweites am 
23. April vormittags im Stalle,- ein drittes am 23. April nachmittags 
auf der Weide, wohin es morgens 7 Uhr erneut gebracht war. 
Dieses Tier, ein 134 jähriges Rind, haben wir am 23. April, abends 
7 Uhr, auf der Weide obduziert. 

Befund: Am Euter zahlreiche blaurote punktförmige Flecke, 
besonders in der Umgebung der Zitzen. Das Unterhautgewebe um 
den Kehlkopf herum und bis zur Mitte des Halses, auch um die Luft¬ 
röhre herum, von hellgelber Flüssigkeit durchtränkt. Die Schleim¬ 
haut des Rachens, Kehlkopfes und der Luftröhre blaß, glatt, glän¬ 
zend und frei von krankhaften Veränderungen. Der Herzmuskel 
fest. Die rechte Herzkammer äußerlich intensiv flächenartig gerötet, 
die linke sehr stark mit schwarzroten Punkten besetzt. Beide Herz¬ 
ohren bläulichrot und mit zahlreichen schwarzroten Punkten be¬ 
deckt. Das Herz enthält reichliche Mengen schwarzroter fester 
Blutgerinnsel. Der Dünndarm äußerlich bläulichrot. Die Schleim¬ 
haut mäßig gerötet und geschwollen. Die Lymphdrüsen des Dünn¬ 
darms mäßig geschwollen, ihre Schnittfläche gerötet und saftig. 
Milz stahlblau, nicht vergrößert, Ränder scharf, Schnittfläche 
dunkelrot und nicht ungewöhnlich saftig. Die Euterlymphdrüsen 
markig geschwollen. 

Befund an drei lebenden kranken Rindern am 23. April, nach¬ 
mittags 534 Uhr, im Stalle: 

1. 134jähriger Bulle. Unter der Kehle geringe Anschwellung, 
Halsvenen prall gefüllt. 130 kurze, pochende Pulse. Körperwärme 
39,1° C. 

2. 134jähriges Rind. Unter der Kehle Anschwellung. 160 
pochende Pulse. Körperwärme 38,3® C. 

3. 134jährige8 Rind. 130 Pulse. Körperwärme 38,7° C. 

7. Gemeinde Eilvese (westlich der Leine). 

a) Besitzer J. trieb 4 Kühe zum erstenmal am 22. April, mittags 

1 Uhr, auf eine in der Nähe des Eilveser Funkenturms, etwa 5 km 
westlich der Leine belegene eingefriedigte Weide, die nach Westen 
an den sogenannten Mühlbach, nach Osten an ein Tannengehölz 
stößt. Bereits um 4 Uhr nachmittags, also nach 8 Stunden, wurden 
die Kühe wieder in den Stall gebracht. Windrichtung nachmittags 

2 Uhr SSO. Am 22. April sind Krankheitserscheinungen noch nicht 





10. August 1916- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


B75 


bemerkt worden. Am 23. April morgens waren 2 Kühe im Stalle 
krank. Befund am 24. April nachmittags: 

1. 5jährige Kuh verendete am 23. April, morgens 9 Uhr, im 
Stalle. Kadaver bereits beseitigt. Die Haut am Euter sehr stark 
mit blauroten, hirsekom- bis linsengroßen Punkten besetzt. 

2. 5jährige Kuh zeigt starke Schwellung unter der Kehle und 
am ganzen Unterhalse, trüben Blick, Mattigkeit, zeitweises Muskel¬ 
zittern. Das Euter sehr stark mit hirsekom- bis linsengroßen bläu¬ 
lichroten Punkten besetzt 100 kurze, harte Pulse. Körperwärme 
36,2° C. 

b) Besitzer K. trieb 3 Kühe zum erstenmal am 24. April, nach¬ 
mittags SA Uhr, auf eine in derselben Gegend belegene Weide und 
holte sie bereits nach einer Stunde wieder in den Stall. Warmer, 
jedoch nicht schwüler Tag. Windrichtung morgens N, mittags und 
abends SSO. Befund am 24. April nachmittags, alsbald nach der 
Einstallung: 

Eine dreijährige Kuh ist am Unterhals und Unterbauch stark 
zerstochen, zeigt hier sehr viele bläulichrote, in Gruppen stehende 
Punkte. Schwellungen und Mattigkeit noch nicht vorhanden. 135 
kurze, schwache Pulse. Körperwärme 38,8° C. 

c) Besitzer W. Am 22. April wurden 2 Pferde (Wallache) ge¬ 
stochen. Erst am 24. April traten am Schlauch und vor diesem am 
Unterbauch, bei einem der Pferde auch an der Innenfläche * der 
Hinterschenkel Schwellungen auf. Das Allgemeinbefinden war nicht 
gestört. 

Im Anschluß an diese Befundaufnahme fand M a 11 h i e - 
s e n in dem obengenannten, etwa 1 Meter breiten, klares Moor¬ 
wasser führenden Mühlenbach und zwar an den schnell fließen¬ 
den Stellen viele ins Wasser hineinhängende Grashalme mit 
zahlreichen Puppenhülsen der Kriebelmücke besetzt, denen bei 
trockener Aufbewahrung sehr bald zahlreiche Mücken ent¬ 
schlüpften, die von dem Insektenforscher P e e t s in Hannover 
als Simulium reptans L. bestimmt würden. 

8. Gemeinde Horst (östlich und nördlich der Leine). 

a) Besitzer L. Viehaustrieb am 20. April, vormittags 11 Uhr, 
auf eine etwa 3 km östlich und nördlich der Leine belegene Weide, 
auf der die Rinder auch nachts geblieben sind. Am 22. April, abends 
8 Uhr, wurden 2 Rinder auf der Weide tot aufgefunden. Ein Rind 
zeigte große Mattigkeit und Hinfälligkeit, auch Schwellungen unter 
der Kehle. Aufstallung am 25. April, morgens 5 Uhr, nachdem in 
der Nacht wiederum 2 Rinder auf der Weide verendet waren. Ein 
Tier, das am 24. April, abends 8 Uhr, in krankem Zustande aufge¬ 
stallt worden war, verendete bereits nachts. Befund am 25. April 
nachmittags: 

Vorhanden sind im Stalle noch 2 kranke Rinder, die am Euter 
und an der Innenfläche der Hinterschenkel blaurote, zu Gruppen 
vereinigte Punkte, Schwellung der Kniefaltendrüsen, gespannte 
Halsvenen und pochenden Puls zeigen. I hat 85 Pulse und 39,3 0 C 
Körperwärme, II 102 Pulse und 39,0 0 C Körperwärme. 

b) Besitzer K. Am 22. April wurde eine 7 Jahre alte Ziehkuh 
auf einer Koppel mitten im Gehölz etwa SA km östlich und nördlich 
von der Leine verwendet. Beginn der Arbeit morgens SA Uhr. Um 
11 Uhr wurde das Tier ausgespannt und in den Stall gebracht. 
Nachmittags 5 A Uhr wurde es matt und hinfällig und zeigte 
Schwellung unter der Kehle. Befund am 25. April nachmittags: 
Deutliche Schwellung am Triel, zerstreut und in Gruppen liegende 
blaurote Punkte am Euter und an der Innenfläche der Hinter¬ 
schenkel, Kniefaltendrüsen leicht geschwollen. 72 Pulse, Körper¬ 
wärme 39,0° C. 

9. Gemeinde Frielingen (östlich der Leine). 

Besitzer R. Erster Viehaustrieb am 21. April, morgens 6 Uhr, 

Einstallung abends 5 Uhr. Zweiter Austrieb 22 April, morgens 6 Uhr, 
auf eine etwa 3 km östlich der Leine belegene Weide. Nach¬ 
mittags 3 Uhr wurde ein Rind in der Weide tot auf gefunden, die 
anderen wurden sofort aufgestallt. Am 25. April nachmittags bei 
keinem Tiere Krankheitserscheinungen wahrzunehmen. 

10. Gemeinde Bordenau (östlich der Leine). 

Besitzer R. Viehaustrieb etwa am 10. April auf eine am öst¬ 
lichen Ufer belegene eingefriedigte Weide, wo am 25. April 2 Rinder 


tot aufgefunden wurden, von denen das eine jedoch erst am 
21. April ausgetrieben war. Beide Tiere zeigten blaurote Punkte am 
Euter. Befund bei einem erkrankten lebenden Ochsen am 25. April 
nachmittags: In der Haut der Flanken blaurote Punkte. 140 Pulse, 
39,5° C Körperwärme. 

Von der obengenannten Weide aus holten wir aus dem 
Grunde der Leine mit einem langen Haken altes Buschwerk 
heraus und fanden dieses mit Puppen der Kriebelmücke reich¬ 
lich besetzt. 

Dieselbe Weide wurde am 16. Mai, nachmittags 3 Uhr, erneut 
mit Rindvieh beschickt, das abends noch munter war. Windrichtung 
am 16. Mai den ganzen Tag W, am 17. Mai morgens W, nachmittags 
WSW, abends NW. Am 17. Mai morgens wurde eins der Tiere tot 
auf der Weide gefunden. Obwohl aus der Schwellung am Halse 
und den Stichverletzungen hervorging, daß das Tier durch Mücken¬ 
stiche getötet war, wurden die Tiere unbegreiflicherweise auf der 
Weide gelassen. Erst nachdem mittags ein zweites Rind tot auf¬ 
gefunden wurde, erfolgte die Aufstallung. Nach zwei weiteren 
Stunden zeigten noch 2 Ochsen Krankheitserscheinungen, nämlich 
Schwellung unter der Kehle und dem Halse. Beide Tiere haben 
sich wieder erholt. Befund an den gefallenen Tieren: 

Punktförmige Blutungen in der Ohrmuschel, blaurote Punkte 
am Unterbauch, Euter und an der Innenfläche der Hinterschenkel. 
Schwellungen unter der Kehle und dem Halse. 

Eine andere, etwa 300 Meter von der Leine entfernt liegende 
eingefriedigte Weide wurde ebenfalls am 16. Mai, nachmittags 

3 Uhr, mit Rindvieh beschickt. Abends 8 Uhr sind alle Tiere angeb¬ 
lich noch munter gewesen. Am 17. Mai, vormittags 9 A Uhr, wurden 

4 Rinder tot und angeblich bereits erstarrt auf der Weide gefunden. 
Zwei andere Tiere zeigten starke Schwellungen unter der Kehle und 
am Halse, Atemnot und schwankenden Gang und wurden dann ein¬ 
gestallt. Beide Tiere verendeten aber bereits nachmittags 2 bzw. 

3 Uhr, so daß auf dieser Weide 6 Rinder durch Simulienstiche den 
Tod fanden. 

11. Gemeinde Schneeren (westlich der Leine). 

a) Besitzer B. Erster Viehaustrieb am 22. April, nachmittags 
2 Uhr, Einstallung abends 6 Uhr, ebenso am 23. und 24. April. Eine 

4 Jahre alte Kuh erkrankte am 24. April, abends 8 Uhr, war am 
25. April schwer krank, zeigte Schwellungen unter der Kehle und 
große Mattigkeit, war aber am 28. April fast wieder hergestellt. 
Windrichtung am 24. April morgens N, mittags und abends SSO. 

b) Besitzer J. Seit etwa 21. April täglich Viehaustrieb mittags 
1 Uhr, Einstallung abends 7 Uhr. Am 24. April waren die Rinder 
beim Einstallen matt und zeigten alsbald Schwellung unter der 
Kehle, Atemnot und pochenden Herzschlag. Am 28. April Krank¬ 
heitserscheinungen nicht mehr nachzuweisen. 

c) Besitzer J. Viehaustrieb am 24. April, mittags 12 A Uhr, 
Einstallung abends 6 Uhr. Schon auf der Weide waren die Rinder 
unruhig. Im Stalle stellte sich die Schwellung unter der Kehle ein. 
Es erkrankten 10 Tiere, davon 4 schwer. Am 28. April keine Krank¬ 
heitserscheinungen mehr festzustellen. 

Die Puppen der Kriebelmücken wurden an diesem Tage 
von Matthiesen in dem etwa 2 Meter breiten Mühlen¬ 
bach bei Himmelreich, Kreis Neustadt, von Beutler in dem 
Nordbach bei Stadt Rehburg, Kreis Stolzenau, von beiden in 
dem Roten Bach bei Bolsehle, jedoch in diesem nur sehr spär¬ 
lich, gefunden. 

12. Gemeinde Mardorf (westlich der Leine). 

Besitzer H. Erster Viehaustrieb am 28. April, mittags 1 Uhr. 
EinstaJlung abends 6 Uhr. Windrichtung mittags ONO, abends 
OSO. Am 29. April morgens stand eine 8 Jahre alte Kuh krank 
im Stalle. Befund am 30. April vormittags: Starke Schwellung unter 
der Kehle; am Euter und an der Innenfläche der Hinterschenkel 
blaurote zerstreute und gruppierte Punkte. 120 Pulse. Körper¬ 
wärme 37,5 °C. 

13. Gemeinde Dedensen (südlich der hier nach Westen 
fließenden Leine). 

Besitzer H. Erster Viehaustrieb am 15. Mai, und zwar I. auf 
eine 2 km östlich von Dedensen und 2—3 km südlich von der Leine 




376 


belegene eingefriedigte Weide, die südlich und östlich an ein Ge¬ 
hölz stößt. Die beiden Rinder wurden auch nachts auf der Weide 
belassen. Am 17. Mai, nachmittags 3 Uhr, wurde ein Rind tot auf 
der Weide gefunden. Windrichtung an diesem Tage morgens W, 
mittags WSW, abends NW, im übrigen warm, schwül, trocken, 
aber Gewitterluft. Die Leute auf dem Felde sind von allerhand Ge¬ 
schmeiß stark belästigt worden. An dem verendeten Tiere sind 
kleine Blutungen in der Ohrmuschel bemerkt worden. Das andere 
Rind ist gesund geblieben. 

II. auf eine kleine eingefriedigte Weide beim Hause. Von den 
beiden Bindern wurde am 18. Mai, morgens 614 Uhr, eins tot auf der 
Weich* gefunden. Kadaver bereits beseitigt. Das andere zeigte am 
19. Mai nachmittags flohstiehartige rote Punkte in der Haut der 
Kniefalten. 120 Pulse und 38,8 0 C Körperwärme. 

B. Kreis S t o lzen au. 

B e u 11 e r hat außerdem folgende Befunde aufgenommen: 

1. Uemeinde Leese (östlich der Weser). 

Besitzer D. Erster Viehaustrieb am 25. April, morgens 9 Uhr, 
auf eine etwa 5 km östlich der Weser und westlich vom Leeser Holz 
zwischen der Fulde und dem Meerbach belegene eingefriedigte 
Weide, wo die Kinder auch nachts blieben. Ani 28. April abends 
waren Krankheitserscheinungen nicht wahrzunehmen. Am 29. April, 
vormittags 11 Uhr lag ein VA jähriges Rind tot auf der Weide. An 
diesem Tage; war es recht warm und schwül. Windrichtung am 

28. April morgens 0, mittags ONO, abends OSO; am 

29. morgens 0, mittags ONO. Befund an dem verendeten Rind: 
An der Innenfläche der Hinterschenkel, am Euter und Unterbauch 
zahlreiche rotblaue Punkte. In den Ohren, besonders in der Tiefe 
der Falten, punktförmige Blutgerinnsel. Unter der Kehle und am 
unteren Halse Schwellungen. Hier ist das Unterhautgewebe wässerig 
durchtränkt. Bug- und Kniefaltendrüsen saftig. An den Bauch- 
eingeweidei» keine Veränderungen. Schleimhaut des Schlundkopfes, 
Kehlkopfes und der Luftröhre unverändert. Herzmuskel fest. Herz¬ 
ohren mit zahlreichen punktförmigen Blutungen besetzt. Rechtes 
Herz geringgradig flächenartig gerötet. Herzmuskel auf dem Durch¬ 
schnitt heller als gewöhnlich, graurot, ähnlich der Farbe des 
Schweinefleisches, ln den Kammern geronnenes Blut. 

Auf derselben Weide wurde eine Kuh schwer krank gefunden. 
Befund: Starke Schwellung unter dem Halse und unter der Kehle, 
(jesenkte Kopfhaltung, ängstlicher Blick, deutliche Atemnot, 
schwankender Gang. Die Kuh wurde sofort von der Weide geholt, 
mußte aber wegen zunehmender Mattigkeit unterwegs auf einem 
fremden Gehöft eingestallt werden. Hier konnte festgestellt werden, 
daß Kriebelmücken noch in großer Zahl am Unterbauch und an der 
Innenfläche der Hinterschenkel saßen, so daß man sie mit der Hand 
abstreichen mußte. Da der Transport von der Weide nach diesem 
Gehöft etwa 25 Minuten gedauert hatte und das Tier sicherlich 
schon lange vor Feststellung seiner Krankheit gestochen war, so 
ergibt sich, daß die Mücken recht lange auf den Tieren verweilen 
können. Jm übrigen zeigte die Kuh stark angeschwollene Hals- 
vonen, 125 schwirrende Pulse und eine Körperwärme von 38,3° C. 
Am 30. April war das Allgemeinbefinden erheblich besser, die 
Schwellung etwas zurückgegangen, 112 Pulse, 38,5 °C Körper¬ 
wärme. Die Kuh ist vollständig wiederhergestellt, hat aber nach 
6 Tagen verworfen. 

2. G e in e i n d e W i n z 1 a r (südlich vom Nordbach, südwest¬ 
lich vom Steinhudermecr, zwischen Leine und Weser, aber von 
jedem dieser Flüsse etwa 15 km entfernt). 

a) Besitzer H. Viehaustrieb am 30. April, morgens 8A Uhr, 
auf eine kleine eingefriedigte Weide. Windrichtung morgens 0, 
mittags und abends ONO, am 1. Mai morgens SSO, mittags 
und abends N. Warme Tage. Am 1. Mai morgens 8 l A Uhr wurde ein 
ljfpliriges Rind auf der Weide krank gefunden. Tot bereits vor¬ 
mittags 1Ü'A Uhr. Am Euter, Unterbauch, unter der Scham blaurote 
Punkte, ln den Ohren und an den Augenlidern punktförmige 
Blutgerinnsel. Schwellung unter der Kehle. Die Zerlegung ergab 
das gewöhnliche Bild. 

b) Besitzer W. Viehaustrieb am 30. April morgens 8 l A Uhr. 
Aufstallung morgens 81a Uhr. Aufstallung am 1. Mai morgens lQ'A 
Uhr, da hei einem 1 V* jährigen Rinde Schwellungen am Halse auf¬ 


No. 32. 


traten. Befund am 2. Mai, vormittags 10Br Uhr: Schwellung unter 
der Kehle und dem Halse. Blaurote Punkte am Euter, Unterbauch, 
in der Schanigegend, an der Innenfläche der Hinterschenkel und an 
den Augenlidern. In den Ohren, besonders an den Knorpelfalten, 
punktförmige Blutgerinnsel. Haisvenen etwas gespannt. 130 Pulse, 
38,5 0 C Körperwärme. 

C. Kreis Nienburg. 

Den von Herrn Kreistierarzt Dr. N e 1 k*e in Nienburg uns 
freundlichst zur Verfügung gestellten Aufzeichnungen ent¬ 
nehmen wir folgendes: 

1. Gemeinde Bolsehle (zwischen Leine und Weser, von 
jedem der beiden Flüsse etwa 12 km entfernt). 

Am 24. April fielen auf einer Weide von 5 Rindern 3, die bei¬ 
den anderen waren auch erkrankt, genasen aber. 

2. G« m e i n d e Stöckse (zwischen Leine und Weser, von 
ersterer etwa 15, von letzterer etwa 10 km entfernt). 

Auf einer Weide wurden am 26. April 6 Rinder tot auf gefunden. 

3. Gemeinde Linsburg (zwischen Leine und Weser, von 
ersterer etwa 12, von letzterer etwa 10 km entfernt). 

a) Auf einer Weide gingen am 24. April 5 Kühe, die der Be¬ 
sitzer in den Stall brachte, sobald er Mückenschwärme bemerkte. 
Alle Tiere erkrankten, erholten sich aber wieder bis auf eins, das 
notgeschlachtet werden mußte. 

b) Ein Besitzer holte am 24. April, abends gegen 8 Uhr, seine 
drei Kühe wegen massenhaften Auftretens der Mücken in den Stall. 
Ein Tier ist am 25. April, morgens 6 Uhr, das zweite um 7 A Uhr 
verendet, das dritte wurde gesund. 

4. Gemeinde Brokeloh (in derselben Gegend). 

Auf einer Weide wurden am 26. April morgens 1 Rind tot, zwei 
schwer krank gefunden, die auch verendeten. Sämtliche Tiere 
haben schon am 25. April Krankheitserscheinungen gezeigt. 

Allen Besitzern ist die starke Herzaffektion bei den kranken 
Tieren aufgefallen, man konnte zuweilen das Herz vom Stallgang 
aus klopfen hören. 

Nelke fand: 

I. bei kranken Tieren Anschwellungen, besonders am Kehl¬ 
gang und Bauch, ohne eine auffallende Schwellung der entsprechen¬ 
den Lymphdrüsen. Die Körperwärme war normal. 

H. bei zwei toten Tieren eine graurote Färbung des ange¬ 
schnittenen Herzmuskels, kleine Blutungen unter Epi- und Endo¬ 
kard, etwa 1 Liter schwach rötliche seröse Flüssigkeit im Herz¬ 
beutel und wässerige Durchfeuchtung der Lymphdrüsen, die den 
gestochenen Stellen entsprachen. 

Nelke weist darauf hin, daß durch Achtsamkeit der 
Viehbesitzer, namentlich durch schleuniges Einstallen der Tiere 
beim Auftreten der Mückenschwärme, viele Verluste verhütet 
werden können, wie er besonders in der zum Kreise Neustadt 
gehörenden Gemeinde Schneeren beobachten konnte. 

Untersuchung von Kadaverteilen erkrankter 
Rinder. 

Herr Kreistierarzt Dr. G 1 ä s s e r in Hannover unterzog 
sich in dankenswerter Weise der Aufgabe, eine genauere 
Untersuchung solcher Teile vorzunehmen, und nahm dabei 
folgenden Befund auf: 

Die einzelnen kleinen Hautblutungen ließen bei genauerem 
Zusehen im Zentrum zum Teil einen dunkleren Punkt erkennen, 
und beim Drüberstreichen mit einer feinen Nadel bemerkte 
man an solchen Stellen deutlich ein Haftenbleiben. Bei weiterem 
Prüfen zeigte es sich, daß man hier die Nadelspitze ein Stück 
in einen feinen Kanal, zweifellos den Stichkanal der Mücke, 
ein führen konnte. In Zupfpräparaten vom Herzmuskel fand 
sich eine auffallend starke Füllung der Kapillaren mit Blut. An 
den Muskelfasern des Herzens war die Querstreifung deutlich 
wahrzunehmen, eine nennenswerte körnige Trübung nicht 
vorhanden. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 






IQ. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


377 


Die bakteriologische Untersuchung von Herzblut, Lymph- 
drüsen und Milzteilen lieferte im allgemeinen ein negatives 
Ergebnis. Nur einige kolibazillenähnliche Stäbchen, die wohl 
erst postmortal eingewandert waren, wurden angetroffen. Ge¬ 
impfte Mäuse blieben am Leben. 

Tierärztliche Behandlung der erkrankten 
Tiere. 

Wir halten die sofortige Einstallung für notwendig und 
die Absonderung in einem ruhigen und kühlen Raum für zweck¬ 
mäßig. Was die Schwellungen unter der Kehle, am Halse und 
Triel betrifft, so halten wir eine Behandlung derselben für ent¬ 
behrlich, da diese Stauungsödeme nicht entzündlicher Natur 
sind und von selbst wieder verschwinden, sobald die Herztätig¬ 
keit zur Norm zurückkehrt. 

Beutler empfiehlt außerdem baldige Entfernung der den 
Tieren etwa noch anhaftenden Mücken, sowie innerlich starken 
Kaffee oder subkutan Coffeineinspritzungen. 

Die Herren Kreistierarzt zur Zeit Stabsveterinär Jacob- 
s e n in Neustadt und Oberstabsveterinär L o s k e in Mariensee 
hatten die Freundlichkeit, auch Angaben über ihre Behandlung 
zu machen. Ersterer verwendet Einspritzungen von Coffein 
und Digitalis sowie innerliche Gaben von starkem Kaffee mit 
Branntwein, letzterer subkutan Coffein, innerlich starken Kaffee 
mit Rum und örtliche Waschungen der Stichstellen mit Burow- 
scher Mischung. 

Schlußbetrachtungen. 

Die Kriebelmücken überfallen in erster Linie Rinder und 
rufen namentlich bei solchen Tieren Krankheitserscheinungen 
hervor, die frisch zur Weide gebracht sind. Wahrscheinlich 
sind die schon länger auf der Weide befindlichen Tiere gegen 
die Mückenstiche weniger empfindlich. Ob vielleicht auch der 
Stallgeruch, der den neu ausgetriebenen Tieren noch anhaftet, 
die Mücken anlockt, wird noch besonderer Prüfung bedürfen. 
Besonders bezeichnend ist ein Fall, in dem nur die neu ausge¬ 
triebenen Rinder erkrankten und verendeten, während 6 Rinder, 
die schon längere Zeit auf der Weide waren, nicht erkrankten. 
Eingefriedigte Weiden werden dem Vieh leicht insofern ver¬ 
hängnisvoll, als es sich seinen Peinigern nicht durch die Flucht 
entziehen kann. 

Die Krankheitserscheinungen zeigen sich oft sehr bald, oft 
erst viele Stunden nach den Mückenstichen. Es ist das wohl 
in erster Linie von der Menge des einverleibten Giftstoffes ab¬ 
hängig. Auch der Tod oder die Genesung können zu sehr ver¬ 
schiedenen Zeitpunkten, manchmal erst nach mehreren Tagen, 
eintreten. 

An den bevorzugten Stichstellen (Euter, Hodensack, 
Flanken, Innenfläche der Hinterschenkel) konnten wir bei Rin¬ 
dern keine Schwellungen feststellen. Wohl aber waren die ent¬ 
sprechenden Lymphdrüsen häufiger geschwollen. 

Die Schwellungen unter der Kehle, am Halse und Triel 
sind Folgeerscheinungen der durch die Vergiftung hervor¬ 
gerufenen Herzschwäche. Diese scheint auch das Gehirn mehr 
oder weniger in Mitleidenschaft zu ziehen. Es besteht Hinfällig¬ 
keit, vielleicht sogar Schwindel, denn die Tiere schwanken in 
vielen Fällen. Sie nehmen manchmal beim Liegen Stellungen 
ein wie Kühe, die an Gebärparese leiden, was in mangelhafter 
Blut Versorgung des Gehirns begründet sein wird. Auch die 
Tätigkeit anderer Organe ist beeinträchtigt. Die Futterauf¬ 


nahme ist gestört. Die Peristaltik ist träge, manchmal ist 
leichte Tympanitis zu beobachten. 

Fieber könnten wir in keinem Falle feststellen. Die 
Körperwärme war normal, manchmal sogar auffallend niedrig. 

Von den erkrankten Tieren sind etwa zwei Drittel ver¬ 
endet. Wären die Krankheitserscheinungen immer rechtzeitig 
von den Besitzern erkannt worden, so hätten sich durch tier¬ 
ärztliche Behandlung sicherlich mehr Tiere retten lassen. 

Die Weidetiere wurden besonders an wannen und schwülen 
Tagen überfallen. An kühlen, regnerischen Tagen blieb das 
Vieh verschont. Auch lassen sich keine Anhaltspunkte dafür 
finden, daß die Tiere nachts gestochen wurden. Über die 
Kriebelmücken selbst wird der zweite Teil der Arbeit näheres 
bringen. 

Vorbeugende Maßnahmen. 

Inwieweit sich das Einreiben der Weidetiere mit scharf 
riechenden Öligen Flüssigkeiten bewährt hat, darüber gehen die 
Ansichten der Besitzer auseinander. Jedenfalls ist es in großen 
Beständen schwer durchführbar. 

Die bisher durch die Polizeibehörden in jedem Frühjahr 
veröffentlichten Belehrungen betreffend Beaufsichtigung des 
Weideviehs in den gefährdeten Bezirken und sofortige Ein¬ 
stallung beim Auftreten der Mückenschwärme haben sich in 
diesem Jahre nicht als ausreichend erwiesen, um große Vieh 
Verluste zu verhüten. Die nach dieser Erfahrung Ende April 
erlassene Polizeiverordnung, wonach in den gefährdeten Be¬ 
zirken der Weidegang des Rindviehes bis zum 15. Mai 1916 nur 
von abends 10 Uhr bis morgens 5 Uhr und sonst nur an kalten 
und regnerischen Tagen gestattet war, hat sich dagegen gut 
bewährt. Ebenso die vor Ablauf der Polizeiverordnung er¬ 
lassene öffentliche Bekanntmachung, durch welche den Vieh¬ 
besitzern empfohlen wurde, zur Vorsicht auch noch nach dem 
15. Mai einige Zeit lang bei warmer und schwüler Witterung 
von dem Weiden des Rindviehes am Tage abzusehen. Wenn 
trotz dieser Maßnahmen noch eine Anzahl Rinder gefallen sind, 
so ist das lediglich auf die an Fahrlässigkeit grenzende Sorg¬ 
losigkeit einiger weniger Besitzer zurückzu führen. 

Auf alle Fälle empfehlen wir, nächstes Jahr für alle nach 
diesjähriger Beobachtung gefährdeten Bezirke den Weidegang 
des Rindviehes in gleicher Weise durch Polizeiverordnung und 
zwar mit Wirkung bis zum 1. Juni zu beschränken und die 
Anordnung schon am 1. April zu treffen. 

Sehr wirkungsvoll war übrigens auch eine öffentliche Be¬ 
kanntmachung des Vorstandes der Vieh Versicherungskasse 
Winzlar (Kreis Stolzenau), welche eine Entschädigung für die 
durch Mückenstiche gefallenen Tiere ablehnte, wenn diese trotz 
der erlassenen Warnung am Tage geweidet worden waren. 

Zweiter Teil von Matthiesen, Peets und Dahl- 
grün, Hannover, folgt. 

Kriebelmücken. 

Von F. Grawert, Stud. der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. 

Bei einem Aufenthalt im nordwestlichen Teile der Neumark 
habe ich beobachtet, ein wie großer Schaden beim Weiden von Rin¬ 
dern infolge des massenhaften Auftretens der sogenannten „Kriebel¬ 
mücken“ (Simulia reptans) eintreten kann. Sie überfielen in großen 
Schwärmen die Tiere und erzeugten durch Stiche Schwellungen der 
Nasenschleimhaut, der Maul- und Augensehleiinhaut. Die Tiere 
gingen teils an Erstickung, meistens an Herzlähmung (akute Herz- 
dilatation, Erscheinungen der Herzinsuffiziens: Herzklopfen, 





378 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 32. 


schwacher, unregelmäßiger Puls, Dyspnoe) in wenigen Stunden ein. 
So fielen in Plossow 7, in Feldichen 3, Ulsbruch 1, Müggenburg 2, 
Hirschau 4, Alt-Lietzegöricke 2, Zellin 1, Gr.-Neuendorf 3, Ficht- 
heide 2 und Bärwalde 3 Stücke. Das sind 28 Fälle, die mir be¬ 
kannt geworden sind. 


Versuche zur Seuchenbekämpfung mit „Methylen¬ 
blau medicinale Hoechst“. 

Erwiderung auf die Erklfirung des Veterlnfirrates Martens in Sangerhausen. 

In Nr. 24, 1916 dieser Wochenschrift hat Herr Veterinär¬ 
rat Martens-Sangerhausen zu dem gleichnamigen Artikel von 
Dr. Rautmann und mir geltend gemacht, die Schweineseuche 
bezw. Schweinepest zuerst durch innerliche Mittel geheilt zu 
haben und darauf hingewiesen, daß die Behandlung mit 
Methylenblau keine Folge unserer Anregung gewesen sei. 

In den Ausführungen unseres Artikels in Nr. 22, 1916 
dieser Wochenschrift lug es nicht in unserer Absicht, in eine 
völlig neben der Sache liegende und für den Inhalt unserer 
wissenschaftlichen Abhandlung nicht interessierende Unter¬ 
suchung der von Herrn Veterinärrat Martens in Anspruch ge¬ 
nommenen Priorität rechte einzutreten. Dagegen müssen wir 
hervorheben, daß über die Versuchsanstellung mit Methylen¬ 
blau mit Herrn Martens mündlich und schriftlich verhandelt 
und aus unseren Akten jedenfalls zu entnehmen ist, daß dem¬ 
selben die Methylenblau-Therapie nicht lediglich zur Bekämp¬ 
fung des ansteckenden Verkalbens empfohlen worden ist, denn 
er bestätigte selbst in einer diesbezüglichen Zuschrift vom 
31. Dezember 1913, daß er auf meine Anregung hin 
Versuche mit Methylenblau bei verschiedenen Seu¬ 
chen anstellen würde. 

Zwar sind zunächst nur 50 g des Farbstoffes am 5. Januar 
1914 zur Verfügung gestellt, doch ist ausdrücklich betont 
worden, daß er auf Wunsch weitere Versuchsmengen erhalten 
könne. 

Daß sicherlich Methylenblau nicht nur beim infektiösen 
Abortus, Anwendung finden sollte, beweist ferner unsere An¬ 
frage vom 18. März 1914, in der wir uns nach dem Ausfall der 
bisherigen therapeutischen Versuche beim ansteckenden Ver- 
kalben und bei anderen Seuchen erkundigten. 

Unterm 28. Mai 1914 teilte mir sodann Herr Veterinärrat 
Martens erstmalig mit, daß das Präparat in drei Fällen bei 
Schweinepest zur Anwendung gelangt wäre. 

Schließlich hat Herr Martens in einer Zuschrift vom 
26. August 1914 ausdrücklich anerkannt, daß die Anregung 
zu den Versuchen von mir ausgegangen sei. In dem eben an¬ 
geführten Schreiben hat er mir sogar mitgeteilt, daß er in 
den ersten Zeilen seines Manuskriptes zum Artikel Nr. 28, 
1914 dieser Wochenschrift meinen Namen und meine An¬ 
regung zu den Versuchen beim Abortus infectiosus und 
anderen Seuchen besonders angeführt habe; in dem gleichen 
Schreiben vom 26. August 1914 spricht Herr Martens mir 
gegenüber sein Befremden darüber aus, daß die vorerwähnten 
Sätze von der damaligen Schriftleitung eigenmächtig ge¬ 
strichen worden seien. 

Prof. Dr. Raebiger, Halle a. S.*) 

*) Eine Mitteilung des Herrn Veterinärrates Martens an den 
Unterzeichneten beweist zur Genüge, daß er zu der Fassung des 
Artikels in Nr. 28, 1914 der früheren Schriftleitung bei der Kor- j 
rektur sein Einverständnis erklärt hat. Sicherlich wäre anderenfalls 


Referate. 

Untersuchungen über die Lymphozytomatoee des Rindes. 

(Lymphosarkomatosis K u n d r a t, Leukosarkomatosis 
Sternberg.) 

Von Prof. Dr. P. K u u t h und Oberveterinär 0. V o 1 k m a n n. 

(Z. I. Inf -Krankh. usw. d. Haustiere, 17. B., H. 6/7, 8. 393 .) 

I ie Autoren haben im Aufträge des preußischen Land¬ 
wirtschaftsministers Untersuchungen über die „Leukämie“ 
des Rinde« angestellt, nachdem diese in Ostpreußen in den 
letzten Jahren häufiger beobachtet worden sein soll und von 
einigen Landwirten die Meinung geäußert worden ist, die 
Krankheit scheine sich nach Art einer ansteckenden Seuche 
weiter auszubreiten. 

Der von den Autoren erstattete Bericht ist, obwohl die 
Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, fast eine 
Monographie über die namentlich den Fleischbeschau aus¬ 
übenden Tierärzten beim Rinde nicht unbekannte Krankheit 
zu nennen. Sie ist mit zahlreichen Abbildungen und farbigen 
Tafeln hervorragend ausgestattet, deren einige hier wieder¬ 
gegeben werden. Selbst ein sehr ausführliches Referat könnte 
nur auf das Original hinweisen wollen. 

Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über die früher 
und über die heute geltenden Ansichten über die Pathologie 
der Leukämien, deren Klassifizierung noch heute schwierig 
und umstritten ist. Von größter Bedeutung für die Einteilung 
der Leukämien (Lymphadenosen, Myelosen) und der Pseudo¬ 
leukämien ist der Blutbefund. Unter den in der Humanmedizin 
beschriebenen Pseudoleukämien ähneln dem in der Arbeit 
untersuchten Krankheitsbild beim Rinde am meisten die 
Lymphosarkomatosis (Kundrat) und die Leukosarkomatosis 
(S t e r n b e r g), deren Pathologie unter zahlreichen Literatur¬ 
angaben beschrieben wird. 

Zur Erforschung der Verbreitung und des klinischen 
Krankheitsbildes hat K n u t h Reisen in verschiedenen Be¬ 
zirken Ostpreußens gemacht, in denen die „Leukämie“ teils 
chronisch, teils (selten!) akut auftritt und in letzterem Falle 
infolge schnellen Todes durch Milzruptur häufig mit Milzbrand 
verwechselt wird. 

Zwei als der Leukämie verdächtig bezeichnete Rinder 
wurden angekauft und im Hygienischen Institut der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule zu Berlin zu weiteren Untersuchungen und 
Versuchen eingestellt. Das eine Rind war jedoch lediglich mit 
Tuberkulose behaftet, das andere ist die in den Schlußsätzen 
erwähnte in Abbildung wiedergegebene Kuh Nr. 38. L. 20. 

Von dieser Kuh ist ein genauer klinischer, hämatologischer 
und pathologisch-anatomischer Befund erhoben worden; ferner 
sind von ihr und von aus Ostpreußen eingeschicktem Material 
Blutbilder und pathologisch - histologische Präparate unter¬ 
sucht worden. Echte leukämische Blutbilder sind von den 
Autoren beim Rinde noch nicht gefunden worden. Patholo¬ 
gisch-anatomisch interessieren besonder« ausschließlich in der 

auch bereits damals eine sofortige Richtigstellung nicht unterlassen 
worden. Zudem pflegen die Einsender von Privatbriefen nicht mit 
der Publikation zu rechnen, d. h. sich bei Abfassung derselben 
nicht darauf einzurichten. Somit erscheinen die obigen Dar¬ 
legungen in bezug auf Herrn Dr. Bach durchaus gegenstandslos. 
Da B. im Felde steht und sich nicht verteidigen kann, lege ich 
Wert darauf, die Ausführungen des Herrn Prof. Dr. Raebiger 
nachdrücklichst abzulehnen. . G1 a g e. 





10. Augußt 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


379 


Randzone der Lymphknoten vorkommende, gelblich bis 
dunkelgelb gefärbte und mit einem roten Hof umgebene Herde. 

Im Gegensatz zur echten Leukämie sind Erkrankungen von 
Leber, Milz und Knochenmark nicht nachgewiesen worden. 

ln Ostpreußen sind Rinderherden, in denen „Leukämie“ 
öfters beobachtet worden sein soll, bezüglich des Blutbildes 
systematisch untersucht worden, wobei in einem Falle bei 
32,5 Proz. der untersuchten Rinder eine mikroskopisch nach- (lymphatische Leukämie) und Myelosen (lineale und myelo- 

weisbare Vermehrung der Lymphozyten Vorgelegen hat. gene Leukämie) unterscheidet. Offenbar steht sie den Ge¬ 

schwülsten näher als den Lymphadenosen und Mye¬ 
losen. Sie verläuft meistens chronisch. 

Bezüglich des Blutbildes zeigt die Lymphozyto¬ 
matose eine gewisse Ähnlichkeit mit der Lymphadenose 
des Menschen, während sie sich von der Myelose des 
Menschen (und von der Myeloblastenleukämie des 
Menschen, N a e g e 1 i) durch das fast völlige Fehlen 
von Myelozyten und ähnlichen Vorstufen im peripheren 
Blute unterscheidet. 

Mit der Lymphosarkomatosis K u n d r a t hat 
die Lymphozytomatose die tumorartigen, lokal 
wuchernden Hyperplasien des lymphatischen Appa¬ 
rates gemeinsam; jedoch fehlt bei ersterer die starke 
Vermehrung der Lymphozyten, die für letztere 
charakteristisch ist. 

Am meisten ähnelt die Lymphozytomatose der 
Leukosarkomatose des Menschen, Sternberg. 

Eine genauere Abgrenzung der Lymphozytomatose 
von der Lymphadenose und Myelose ist uns nicht 



Krankheit jedoch als eine geschwulstartige zu bezeichnen, für 
welche die Bezeichnung „Lymphozytomatose“ vorgeschlagen 
wird. • ' ! i 

Die Arbeit schließt mit folgender Zusammenfassung: 

1. Die Lymphozytomatose des Rindes scheint eine selb¬ 
ständige Erkrankung zu sein, die sich sowohl von den echten 
Geschwülsten (Sarkom) als auch von den Lymphadenosen 



Fig. 2. 

Fig. 1—3. An chronischer Lymphozytomatöse leidende Kuh Nr. 88 L. 20 mit stark 
geechwollenen Lymphknoten am Kopf, Hals, Bug, Kniefalte usw. 


Mit lymphozytomatösen bzw\ leukämieverdächtigem 
Material sind Übertragungsversuche bei Rindern, Hunden und 
kleinen Versuchstieren gemacht worden. 

Ein Teil der Versuche ist durch den Krieg vorzeitig unter¬ 
brochen worden. 

In einem Nachtjag wird noch eine genauere Untersuchung 
des Blutbildes lymphozytomatöser bzw. leukämischer Rinder 
im Vergleich zum normalen Rinderblut durch du T o i t er¬ 
wähnt. Danach sind die von K n u t h und Volkmann 
untersuchten Fälle vom blutmorphologischen Stand¬ 
punkte als eine Form der Leukämie anzusehen. Vom patho¬ 
logisch-histologischen Standpunkte aus sei die 


möglich gewesen, weil wir typische Erkrankungen 
dieser Art unter den uns selbst bisher bekannt gewordenen 
Fällen beim Rinde nicht angetroffen haben. Wir haben des¬ 
halb zum Zwecke des Vergleiches nur auf die Schilderungen 
der Lymphadenosen und Myelosen des Menschen Bezug 
nehmen können. 

Wahrscheinlich hat es sich bei vielen in der tierärztlichen 
Literatur als Leukämie und Pseudoleukämie des Rindes be¬ 
schriebenen Fällen um nichts anderes als um Lympho¬ 
zytomatose, vielleicht auch zum Teil um Lymphosarkomatosis 
Kundrat gehandelt. Die Diagnose läßt sich nachträglich 
nur schwer und oft überhaupt nicht mehr nachprüfen, weil die 
Autoren das Blutbild und die histologische Beschaffenheit der 
Lymphknoten und Organinfiltrationen meistens nicht aus¬ 
reichend beschrieben haben. 

Die Untersuchungen über das Vorkommen der Lymphade¬ 
nose und Myelose beim Rinde, insbesondere über ihre akuten, 
häufig unter den Erscheinungen der Milzzerreißung plötzlich 
mit dem Tode endenden, in Ostpreußen als „akute oder lienale 
Leukämie“ bezeichneten Formen, sowie über die Lymphosar¬ 
komatosis (K u n d r a t) sollten deshalb fortgesetzt w r erden. Wir 
wissen vorläufig nicht, um was es sich hierbei handelt. 
Vielleicht sind es zum Teil Myelosen und zum Teil Infektions¬ 
krankheiten verschiedener Art. Ohne Zweifel übertrifft aber 
die Zahl der Fälle von Lymphozytomatose die der Leukämie. 

2. Charakteristisch für die Lymphozytomatose des Rindes 
scheinen verschieden große lymphozytomatöse Hyperplasien 
vieler Lymphknoten des Körpers, lymphozytomatöse Infiltra¬ 
tionen des Herzmuskels, der Lunge, der Nieren und der 
Schleimhaut des Magens und Darms zu sein (makrolymphozy- 
täre Hyperplasien). Dagegen scheinen im Gegensatz zur Lymph- 





380 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 82. 


adenose und Myelose Leber, Milz und Knochenmark nicht 
zu erkranken. Durch umfangreiche Lymphozytome in der Or¬ 
bita wird nicht selten der Bulbus hervorgedrängt. Durch Druck 
von Lymphozytomen auf Nerven kann es zu Lähmungen 
kommen. 

Bei der Lymphozytomatose des Rindes ist die Gesamtzahl 
der farbigen Blutkörperchen vermehrt, z. B. wurden bei der 
Kuh Nr. 38 L. 20 im Mittel 50 000 im cmm gezählt, während 
bei einem gesunden Rinde nur etwa 9000 im cmm vorhanden 




Fig. 5. 

Fig. 4 u. 5. Blutausätrkhe von derselben Kuh. 


sind. Das Blutbild ist ein einförmiges. Am meisten fällt die 
stark vermehrte Zahl von großen jugendlichen Lymphozyten 
(Lymphoidozyten P a p p e n h e i m) auf, während die der 
kleinen Lymphozyten vermindert ist und die basophilen 
Leukozyten ganz fehlen (Makrolymphozytämie). 

3. Die von uns in den Lymphknoten nachgewiesenen 
,,gelben Herde“ sind wahrscheinlich mit der Lymphozytoma¬ 
tose in einen ursächlichen Zusammenhang zu bringen, da sie 
stets in den am stärksten befallenen Organen vorgefunden 
wurden. Hierfür scheint auch der Umstand zu sprechen, daß 
in der Umgebung der „gelben Herde“ starke Entzündungs¬ 


erscheinungen und lebhafte Abwehraktionen des Körpers in 
Form einer starken Anhäufung von Eosinophilen festgestellt 
wurden. 

4. Gebilde irgend welcher Art (Bakterien, Protozoen 
usw.), die als Erreger der Lymphozytomatose gelten könnten, 
haben wir nirgends, weder in den erkrankten Lymphknoten 
und Organen, noch im Blute gefunden. 

5. Die Lymphozytomatose des Rindes läßt sich auf 
Jungrinder und kleine Versuchstiere nicht übertragen. Ob sie 
sich auf erwachsene Rinder, eventuell durch besondere Impf¬ 
methoden (Einspritzung in Lymphknoten, Milz, Knochenmark) 
übertragen läßt, muß noch geprüft werden, dürfte aber nach 
Lage der Sache sehr unwahrscheinlich sein. 

Bemerkenswert ist, daß die von uns mit frischem, lympho- 
zytomatösen Material (Lymphknoten und Blut) geimpften 
Jungrinder mit einer wochenlang anhaltenden, in der Haupt¬ 
sache großzelligen Lymphozytose reagierten. Als eine spezi¬ 
fische Reaktion dürfte dies aber wohl ohne weiteres nicht zu 
deuten sein, da Kälber und Jungrinder schon von Natur eine 
höhere Lymphozytenzahl aufweisen, als erwachsene Rinder. 

6. In einer Herde, in der verhältnismäßig häufig Fälle 
von Lymphozytomatose mit tödlichem Ausgange vorgekommen 
waren, ließ sich durch planmäßige Blutuntersuchung ein höhe¬ 
rer Prozentsatz (32,5 %) von anscheinend ganz gesunden 
Rindern ausfindig machen, deren Blut bis zu 23 % jugend¬ 
liche Lymphozyten enthielt und das hierdurch in hohem Grade 
dem unserer an Lymphozytomatose leidenden Kuh Nr. 38 L. 20 
ähnelte. Ähnliche Befunde wurden in zwei anderen Herden 
ermittelt. Wegen des Kriegsausbruches konnten die fraglichen 
Rinder leider nicht weiter beobachtet werden. 

Es wäre wünschenswert, solche Untersuchungen in ge¬ 
eigneten Herden zu wiederholen, um festzustellen, ob sich bei 
Rindern mit abnorm hoher Prozentzahl von jugendlichen 
großen Lymphozyten später das klinische Bild der Lvmpho- 
zytomatose entwickelt. Vielleicht führen sie dazu, die Ur¬ 
sache der Lymphozytomatose zu entdecken. 

7. Aus unseren Feststellungen dürfte zu entnehmen sein, 
daß in Ostpreußen von einer Anzahl von Landwirten und Tier¬ 
ärzten allem Anschein nach verschiedenartige Krankheits¬ 
zustände unter dem Sammelnamen „Leukämie“ zusammenge¬ 
faßt worden sind, die nur in klinischer Beziehung ähnliche Er¬ 
scheinungen (Ansclrwellen von Lymphknoten, anämische Be¬ 
schaffenheit der Schleimhäute, Milzschwellung, Milzzerreißung 
usw.) aufweisen, ihrer Natur nach aber wahrscheinlich ver¬ 
schieden sind. 

Wir rechnen hierher 1. die Lymphozytomatose, 2. die 
Lymphosarkomatose (K u n d r a t), 3. vielleicht die Leuko- 
sarkomatose (S t e r n b e r g), 4. die Lymphadenose (lym¬ 
phatische Leukämie), 5. die Myelose (lienale und myelogene 
Leukämie), 6. vielleicht verschiedene Infektionskrankheiten 
unbekannter Art. Insbesondere trifft dies für den Kreis Ger- 
dauen zu. 

Wir müssen zugeben, daß unsere Untersuchungen weit 
davon entfernt sind, die ursprünglich gestellte Aufgabe zu 
lösen und insbesondere eine völlige Aufklärung über das We¬ 
sen der „Leukämie“ zu erbringen. 

Soviel glauben wir aber sicher sagen zu können, daß die 
in bestimmten Teilen Ostpreußens, z. B. im Kreise Gerdauen in 
den letzten Jahren häufiger beobachtete Krankheit, von der 




10. August r Jl916. 

wir einen typischen Fall (Kuh Nr. 38 L. 20 aus Kl. Sobrost 
bei Nordenburg stammend) genau untersucht und als Lympho¬ 
zytomatose bezeichnet haben, nicht zu den leicht übertragbaren 
Krankheiten zu rechnen ist. 

Die Entstehung der Krankheit ist uns noch völlig unbe¬ 
kannt. Ihre wirtschaftliche Bedeutung ist aber so groß, daß 
es sich lohnen wird, sie selbst und andere mit ihr leicht zu 
verwechselnde Krankheiten, nämlich die Leukämien (Lympha- 
denosen und Myelosen), Lymphosarkomatose und Leukosarko- 
matose weiteren eingehenden Studien zu unterziehen. Hier¬ 
mit sollten auch Erhebungen über ihre örtliche Verbreitung 
verbunden werden. B. 

Beitrag zur Morphologie des normalen und des leukämischen 
Rinderblutes. 

Von Dr. phiL et med. vet. P. J. d u T o i t, Tierarzt aus 
Somerset (Kapland). 

(Iaaug.-DiasertAtion 1016, Tierärztl. Hochschule Berlin, und Folio hacmatologic«, 

B. XXI, H. 1.) 

Arbeiten über das Blutbild gesunder und kranker Haus¬ 
tiere sind bisher selten, obwohl das Blut bei den Infektions¬ 
krankheiten der Haustiere als Träger der Krankheitserreger 
eine große Rolle spielt und obwohl der außerordentliche Fort¬ 
schritt der Blutkunde in der Humanmedizin eine gute Basis 
für solche Arbeiten abgibt. Das bisher über das Blut der Haus¬ 
tiere Bekannte beschränkt sich vorwiegend auf quantitative 
Angaben und auf das Pferd. 

Die Arbeit steht in Zusammenhang mit der Studie von 
Knu th und Volkmann über die „Lymphozytomatose des 
Rindes“ (Z. f. Inf.-Krankh. usw. d. Haustiere 1916, B. 17, H. 6/7); 
sie berücksichtigt nur die weißen Blutkörperchen, berücksich¬ 
tigt nicht die blutbildenden Organe und erhebt keinen Anspruch 
auf Vollständigkeit, indem mangels geeigneten Materials nicht 
alle pathologischen Zellformen zur Beobachtung kamen. 

Soweit pathologisches Material untersucht worden ist 
(Lymphozytomatose), zeigte das Blutbild eine frappante Ähn¬ 
lichkeit mit einer bestimmten, fast immer letal endenden Form 
der Leukämie des Menschen. Es steht zu hoffen, daß die Er¬ 
forschung dieser Rinderkrankheit auch dem Menschen zugute 
kommen wird. 

du Toit kommt am Schlüsse der bedeutenden Arbeit zu 
folgenden Ergebnissen: 

1. Das normale Rinderblut enthält folgende Leukozyten¬ 
arten: Lymphozyten, Monozyten, neutrophile (polymorphkernige) 
Leukozyten, eosinophile Leukozyten und Mastzellen (basophile 
Leukozyten), die mit den entsprechenden Zellarten des mensch¬ 
lichen Blutes eine große Ähnlichkeit besitzen. 

2. Die Gesamtzahl der Leukozyten bei gesunden erwach¬ 
senen Rindern beträgt im Durchschnitt etwa 8000 (5—10 000) 
im Kubikmillimeter Blut und setzt sich (nach eigenen Zählungen) 
folgendermaßen zusammen: Lymphozyten 49 Proz., Monozyten 
3,7 Proz., Neutrophile 38,8 Proz., Eosinophile 8 Proz. und Mast¬ 
zellen 0,5 Proz. Das Blut des Rindes zeigt also im Vergleiche 
mit dem menschlichen Blute einen hohen Lymphozyten- und 
einen niedrigen Neutrophilen wert. Die Prozentzahl der 
Eosinophilen ist in der Regel beim Rinde sehr hoch. 

3. Bei Kälbern und Jungrindern beträgt die Gesamtleuko¬ 
zytenzahl etwa 12—15 000 und enthält im Verhältnis mehr 
Lymphozyten (bis 80 Proz. und darüber) als das Blut von er¬ 
wachsenen Rindern. 


381 


4. Bei der Lymphozytomatose des Rindes sind die lymphoi- 
den Zellen sehr stark vermehrt, und zwar sind es die jüngsten 
Vorstufen der Lymphozyten, die Lymphoidozyten, die das Blut¬ 
bild beherrschen. 

5. Der Lymphoidozyt, der im lymphozytomatösen Blute in 
allen Größen vertreten ist, muß als die gemeinsame indifferente 
Stammzelle aller weißen Blutkörperchen (und der roten, siehe 
Pappenheim) betrachtet werden, da irgendwelche durch¬ 
greifende Unterscheidungsmerkmale zwischen ihm und der von 
vielen Autoren beschriebenen Stammzelle der Granulozyten 
(dem Myeloblasten) nicht bestehen. 

6. Die Lymphozytomatose stellt demnach, vom blutmorpho¬ 
logischen Standpunkte aus betrachtet, eine lymphatische 
Lymphoidozytenleukämie dar. Einige Fälle dieser 
Kinderkrankheit zeigen indessen eine Blutbeschaffenheit, die mit 
der chronischen lymphatischen Leukämie 
des Menschen im wesentlichen übereinstimmt. Es kommen zwar 
Übergänge zwischen diesen beiden Formen vor, jedoch muß die 
Möglichkeit offen gelassen werden, ob nicht vielleicht doch zwei 
verschiedene Krankheiten vorliegen. 

7. Bei den schweren Fällen der Lymphozytomatose steigt 
die Prozentzahl der lymphoiden Zellen bis auf 96 Proz. aller 
Leukozyten. Der Neutrophilenwert sinkt dabei bis auf 2 Proz., 
und die Eosinophilen und Mastzellen können vollständig aus 
dem Blute verschwinden. 

8. Es scheint durch Kontrollversuche dargetan zu sein, 

daß die Lymphozytomatose sich durch Verimpfung von Mate¬ 
rial kranker Tiere auf gesunde nicht übertragen läßt. Nach 
einer solchen Verimpfung tritt regelmäßig eine Neutrophile ein. 
Bleibt die Gesamtzahl der Leukozyten längere Zeit erhöht, so 
beteiligen sich die Lymphozyten ebenfalls an der Vermehrung, 
so daß alsbald das normale Mischungsverhältnis wiederherge¬ 
stellt wird. B. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Rotlaufimpfung. 

Allgemeine Vertagung Nr. I 64/1916. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA III e 6812 II. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 28. Juli 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten in Berlin. 

Anscheinend tritt in diesem Jahre der Rotlauf der Schweine 
stark auf; aus mehreren Provinzen, insbesondere Sachsen und 
Pommern, liegen Berichte über gehäuftes* Auftreten des Rotlaufs 
bereits vor. Es scheint auch, als ob im letzten Frühjahr weniger 
Rotlaufschutzimpfungen ausgeführt worden sind wie in früheren 
Jahren. Nach mehreren Mitteilungen besteht nun zurzeit ein ge¬ 
wisser Mangel an Rotlaufserum, so daß Bestellungen auf dieses 
Serum nicht sofort und nicht in vollem Umfange berücksichtigt 
werden können. Unter diesen Umständen muß unbeschadet der 
veterinärpolizeilichen Vorschriften bei den Impfungen nach ein¬ 
heitlichem Plane vorgegangen werden, um Verluste an Schweinen 
durch Rotlauf möglichst zu vermeiden. 

1. Allgemeine Schutzimpfungen der Schweine gegen Rot¬ 
lauf können wegen der vorgerückten Zeit und wegen des Mangels 
an Rotlaufserum nicht mehr ausgeführt werden. Die Schutz¬ 
impfungen (Simultanimpfungen) sind auf die u n verseuchten 
Schweinebestände derjenigen Ortschaften zu beschränken, in denen 
Rotlauffälle gehäuft auftreten. Von der polizeilichen Anord¬ 
nung der Rotlaufimpfung gemäß § 285 V. A. V. G. muß abgesehen 
werden. Ausnahmen können nur in dringenden Fällen von mir 
genehmigt werden. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




382 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 32. 


2. In verseuchten Schweinebeständen wird zunächst die reine 
Serumimpfung (ohne Kultur) schleunigst auszuführen sein. Die 
Viehbesitzer sind hierauf in geeigneter Weise hinzuweisen, ohne 
daß diese Impfung angeordnet wird. Die Nachimpfung mit Rot¬ 
laufkulturen ist innerhalb der in der Gebrauchsanweisung für die 
Rotlaufimpfstoffe angegebenen Frist ausführbar. Solche Kultur¬ 
impfungen können demnach von den Tierärzten in Rundreisen 
erledigt werden. 

3. Um den Serumbezug möglichst zu sichern, habe ich die 
Seruminstitute ersucht, mir etwa alle acht Tage die zur Verfügung 
stehenden Serummengen telegraphisch anzuzeigen. Ich werde 
dadurch in die Lage gesetzt werden, auf Anfrage die Stellen an¬ 
zugeben, wo Serum erhältlich ist. Gleichzeitig habe ich die Serum¬ 
anstalten ersucht, auch ihrerseits Sorge zu tragen, daß an die Auf¬ 
traggeber nur soviel Serum abgegeben wird, wie in den nächsten 
acht Tagen gebraucht wird, um zu verhindern, daß Serum unnötig 
an Stellen lagert, wo es nicht verwendet wird. 

4. Die rasche Herstellung von großen Mengen Serum wird von 
mir möglichst unterstützt werden. Es scheint, daß die Pferde¬ 
knappheit, ihr hoher Preis, sowie die Schwierigkeiten der Futter¬ 
beschaffung die Herstellung von Serum beinträchtigt haben. Ich 
habe den Serumanstalten auf Wunsch kriegsunbrauchbare Pferde 
zum Abschätzungspreise zur Verfügung gestellt und werde dies 
auch weiterhin tun. Auch habe ich dringend befürwortet, den 
Serumanstalten Hafer bis zu zehn Pfund für das Pferd und den 
Tag zur Verfügung zu stellen. Ohne ausreichende Fütterung mit 
Hafer sind Pferde weder rasch zur Serumabgabe vorzubereiten, 
noch können ihnen größere Mengen Blut wiederholt ohne Schaden 
entzogen werden. 

Abschrift des an die Landwirtschaftskammern gerichteten 
Erlasses ist beigeftigt. 

Dieser Erlaß ist den Landräten und den Kreistierärzten 
schleunigst mitzuteilen. Überdrucke sind beigefügt. 

Abschrift erhält die Landwirtschaftskammer/Zentralstelle zur 
gefälligen Kenntnisnahme und Beachtung für die Serumanforde¬ 
rung und Abgabe. Ich ersuche die Landwirtschaftskammer/Zen¬ 
tralstelle auch ihrerseits in geeigneter Weise auf die Viehbesitzer 
dahin zu wirken, daß von „wilden Impfungen“ abgesehen wird, 
in den verseuchten Beständen aber alsbald die Notimpfung zur 
Ausführung kommt. 

I. V.: Freiherr von Falkenhausen. 

An sämtliche Landwirtschaftskammem und die Zentralstelle 
des Vereins für Landwirtschaft und Gewerbe in Höhenzollern zu 
Sigmaringen. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Yeterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 

Leutnant Btud. med. vet. Fritz Tank (Studier, der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurde 
ausgezeichnet: 

Städt. Tierarzt Dr. Josef Ehinger in München, Veterinär 
der Res. im 8. Bayer. Feldart.-Regt. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Arnim Winkler (Amtstierarzt in Lupow). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Wilhelm Linnenkohl 
(Studier, der Tierärztl. Hochschule in Hannover). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. J. Bremer (Studier, der 
Tierärztl. Hochschule in Berlin). 

Oberveterinär Dr. Karl Schulz (Tierarzt in Wilhelras- 
burg a. d. Elbe). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Hermann Breyer 
(Studier, der Tierärztl. Fakultät der Universität Gießen). 

Veterinär Dr. Max Senft (Tierarzt in Berlin). 

Veterinär Ludwig Lüders (Tierarzt in Fallersleben). 


Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Heinrich Wolfers 
(Studier, der Tierärztl. Hochschule in Hannover). 
Veterinär Ernst Huribrink (Tierarzt aus Wesel). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Paul Bartlitz (aus 
Köthen). 

Veterinär Willy Kölln (Tierarzt aus Pellworm). 
Oberveterinär Jakob Dieter (Stadttierarzt in Ludwigsburg). 
Veterinär Dr. Kurt Lotze (Tierarzt in Kreischa). 
Veterinär Herbert Bauer (Tierarzt aus Dresden). 
Unteroffizier stud. med. vet. Erich Gro.ote (Studier, der 
Tierärztl. Hochschule in Berlin). 

Veterinär Dr. Hans Hamdorf (Tierarzt in Hannover). 
Stabsveterinär Lorenz Holzmayer (Tierarzt in 
Lechenich). 

Veterinär Philipp Metzger (Tierarzt in Görwihl). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Walter Kittner 
(Studier, der Tierärztl. Fakultät der Universität Gießen). 
Veterinär Dr. R e h s e (Tierarzt in Warin). 

Einhundertundfünfte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 30. Juli, bis Sonnabend, den 5. August. 
Die Schlacht an der Somme und Ancre hat 
auch während der letzten Woche noch fortgedauert Ihre Hef¬ 
tigkeit scheint aber in der Abnahme begriffen zu sein. Beson¬ 
ders um die Dörfer Poziöres und dem Fouroux-Wald wurde 
heftig gkämpft. Auch südlich der Somme haben die Franzosen 
zu neuen Stürmen angesetzt. Nennenswerte Erfolge haben 
weder Engländer noch Franzosen zu erringen vermocht 

Vorübergehend ist es den Engländern gelungen, in unsere 
Stellungen bei Bazcntin-le-petit einzudringen, aus denen sie 
nach lebhaftem Gegenstoß wieder vertrieben wurden. Die Ver¬ 
luste der Engländer müssen sehr groß sein. In einem einzigen 
Kompagnieabschnitte der wiedergewonnenen Gräben wurden 
gegen 200 tote Engländer gefunden. 

Bei Verdun wurde besonders auf dem rechten Maas- 
Ufer um die Feste Thiaumont und das Dorf Fleury heftig ge¬ 
kämpft. Die Franzosen brachen zeitweise in unsere vordersten 
Stellungen ein, ebenso in das Dorf Fleury. Der Kampf ist 
noch im Gange. 

Im Osten hat H i n d e n b u r g den Oberbefehl über 
mehrere Heeresgruppen übernommen. Das klingt allein schon 
so beruhigend und siegverheißend, daß man den weiteren 
Kämpfen an der Ostfront wohl im ganzen Deutschen Reiche 
mit vollstem Vertrauen entgegensieht. Die Russen haben bei 
Dünaburg am Nobelsee im Abschnitte der Armee Bothmer in 
Galizien und in der Bukowina neue Vorstöße versucht, aber 
keine wesentlichen Erfolge erreichen können. 

An der Kaukasusfront und in Persien, im Balkan und an 
der italienischen Front nichts Neues. 

östlich vom Suezkanal ist vor unseren Feinden ganz un¬ 
vermutet eine größere türkische Armee aufgetreten. Die ersten 
Kämpfe im Vorgehen gegen den Suezkanal haben begonnen. 
In Ägypten und England soll diese Nachricht wie ein Blitz¬ 
strahl eingeschlagen sein. N e v. 

Krfegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen 
Tierärzte. 

Ergänzungen und Berichtigungen zum X. Bericht. 

1. Der von dem Landwirtschaftlichen Hauptverein Mecklenburg- 
Strelitz ohne nähere Angabe eingesandte Betrag von 10 M. ist 
überwiesenes Schriftsteller-Honorar von Professor Dr. Ra eb iger, 
Halle a. S. 

2. Statt Dr. Brüggemann , Ass. an der Hochschule 
Hannover — Dr. Brüggemann, Veterinär der Reserve, Ersatz¬ 
depot Dragoner-Regt. Nr. 16. 

3. Statt Klinke, prakt. Tierarzt, Raudten, Bez. Breslau, 
z. Zt. Stabsveterinär — 20 M., Klinke, prakt. Tierarzt, Raudten, 
Bez. Breslau, z. Zt. Stabsveterinär, 10 M. und Ulrich, Schlacht¬ 
hofdirektor, Neumarkt, Bez. Breslau, z. Zt. Stabsveterinär, 10 M. 



10. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


383 


gemeinsamer 
Beitrag . . 


XI. Bericht 

1. Eingänge im Monat Juli 1916. 
Loske, Oberstabsveterinär, Mariensee-Leine, Bez. 

Hannover. 

Dr. Warringholz, Kreistierarzt, Heide, Bez. 

Schleswig. 

Dr. Bartels, Reg.- und Veterinärrat, Schleswig, Bez. 

Schleswig, V. Rate .. 

Gottbrecht, prakt Tierarzt, Bez. 

Schleswig, 

Karstens, prakt Tierarzt, Schwedt, 

Bez. Schleswig, 

Dr. Runge, prakt. Tierarzt, Süder- 
stapel, Bez. Schleswig, 

Ott, Schlachthofdirektor, Löbau i. Westpr. .... 
Brietzmann, Reg.- u. Geh. Veterinärrat, Köslin, 

Bez. Pommern. 

Both, Schlachthausdirektor, Belgard, Bez. Köslin, 

Pommern. 

Dr. K e m p a, Kreistierarzt, Habelschwerdt, Bez. Breslau, 

L Rate. 

Dr. Becker, Kreistierarzt, Call, Bez. Aachen . . . 
Bose, Oberstabsveterinär, Halle a. S., Bez. Merseburg, 

L Rate. 

Fleischer, Oberstabsveterinär, Halle a. S., I. Rate 
Mette, Kreistierarzt Veterinärrat, Hettstedt, Bez. 

Merseburg, II. Rate. 

Dr. Rastädt, städt Tierarzt, Halberstadt, Bez. 

Magdeburg . 

Arnold, Schlachthofdirektor, Mühlhausen, Bez. Erfurt 
Dr. R h o d i u s, prakt Tierarzt, Bitterfeld, Bez. Merseburg 
Dr. Utendörfer, Kreistierarzt, Zeven, Bez. Bremen, 

H. Rate, . .. 

B r u d e c k, prakt Tierarzt, Wanzleben, Bez. Magdeburg 
Dr. Magdeburg, I. Schlachthaustierarzt, Posen, 

Bez. Posen. 

Schaper, Reg.- und Veterinärrat, Stade. 

Beye, prakt. Tierarzt, Wittingen, Bez. Lüneburg, als 

Stabsveterinär in Köln. 

N i e n 8, Schlachthausdirektor, Lehe, Bez. Stade, 

I. Quartalsrate. 

Stephan, Kreistierarzt, Schildberg, Bez. Posen . . 


50,00 M. 
50,00 „ 
100,00 „ 

30,05 „ 

30,00 * 

30,00 „ 

5,00 „ 

20,00 „ 
25,00 „ 

* 10,05 „ 

} 10,00 „ 

50,00 „ 

20,00 „ 
20,05 „ 
25,00 „ 

50,00 „ 
20,00 w 

20,05 „ 
100,00 , 

20,00 „ 

10,05 ^ 
20,00 „ 


Veterinäroffiziere an der Westfront 
durch Chef veterinär Ludewig: 
Bullwig, Veterinär d. Res. ....... 10,00 M. 

Harder, Stabsveterinär d. L.. 20,00 „ 

Klein, Oberveterinär d. Res.10,00 Ä 

R e i n e c k, Stabsveterinär d. R..5,00 „ 

Dr. Magnussen, Oberveterinär.5,00 „ 

Dr. Mohr, Veterinär.5,00 „ 

Dr. Lorscheid, Stabsveterinär d. L. . . . 5,00 „ 

Müller, Stabsveterinär d. R. ..5,00 „ 

Tretrop, Stabsveterinär ........ 14,00 „ 

Schwarte, Oberveterinär d. L. ..... 8,00 , 

Willi es, Unterveterinär d. L. . . . . . . 8,00 w 

Kabitz, Stabsveterinär. .. 20,00 „ 

Dr. Schneider, Oberveterinär. 20,00 « 

Dr. Sach weh, Unterveterinär d. L. . . . . 10,00 


Dr. Franzenburg, Veterinär d. R. 


1 0,00 


155,00 M. 


Leistikow, Reg.- und Geh. Veterinärrat, Magdeburg 100,00 
Stecher, prakt. Tierarzt, Querfurt, Bez. Merseburg. 20,00 
Steine r, prakt. Tierarzt, Nordenburg, Bez. Allenstem, 

als Stabsveterinär im Felde. 

Bettkober, Kreistierarzt, Goldberg, Bez. Liegnitz. 
Starfinger, Kreistierarzt, Darkehmen, Bez. Gum¬ 
binnen . 

Brinkmann, Oberstabsveterinär a. D., Tilsit . 

Dr. Hertel, prakt Tierarzt, Ortrand, Bez. Merseburg 
Dr. Wilkens, prakt. Tierarzt, Hagen, Bez. Bremen 
Hartwig, Schlachtholdirektor, Celle, Bez. Lüneburg 
Dr. Lo t h, prakt. Tierarzt, stellv. Kreistierarzt, Lindlar, 

Bez. Cöln. 

Rasmussen, prakt Tierarzt, Tondern, Bez. Schleswig 
Train, prakt Tierarzt, Baruth, Bez. Potsdam, d. d. 

Tierärztl. Rundschau: Schriftsteller-Honorar . . 
Diercks, Kreistierarzt, Veterinärrat, Preetz, Bez. 

Schleswig . 

Cornelsen, prakt Tierarzt, Rendsburg, Bez. Schleswig 
Michalik, Kreistierarzt, Veterinärrat, Lötzen, Bez. 

Allenstein. 30,00 

Zinnecker,Schlachthofdirektor,Ostrowo, Bez.PoBen 10,00 
Runge, Schlachthofdirektor, Schweidnitz, Bez. Breslau 10,00 
Dr. Hummel, Kreistierarzt, Berlin O. 34 ..... 25,00 


50,00 , 
25,05 , 

20,00 

20,00 

10,00 

50,00 

25,05 

20,00 

10,05 

10,15 

50,00 

100,00 


*) Die Herren Bose und Fleischer wollen, solange sie im 
Dienste sind, von jetzt ab monatlich 10 M. pro Person spenden. 


Berliner TierärztL Wochenschrift, Verlagsbuchhandlung 
S c h o e t z, Berlin, Schriftsteller-Honorar 
—, Prof. Dr. Jacob, Utrecht (Holland) . . . 43,80 M. 

—, Dr. S chumann, z. Z. im Felde .... 7,45 „ 

—, Dr. Zimmermann, Leiter der Ausland¬ 
fleischbeschaustelle Bentheim. 3,80 „ 

—, Friese, Stabsveterinär, Hannover .... 1,50 „ 

Kohl, prakt Tierarzt, Lützen, Bez. Merseburg . . . 10,00 „ 

Hermessen, prakt Tierarzt, Soest, Bez. Arnsberg 20,00 
Schmidts, prakt Tierarzt, Brackei, Bez. Arnsberg . 25,00 „ 

Schmidt, prakt. Tierarzt, Stralsuod. 100,00 „ 

Berliner, prakt Tierarzt, Loitz, Bez. Stralsund . . 25,00 „ 

Herbst, prakt Tierarzt Falkenburg, Bez. Köslin . 30,00 „ 

Romann. Reg.- und Veterinärrat, Aurich, IL Rate . 25,00 „ 

Garrelts, prakt. Tierarzt Logabirum, Bez. Aurich . 25,00 „ 

Engelberting, Kreistierarzt, Lübbecke, Bezirk 

Minden.. . 50,00 „ 

Marx, prakt. Tierarzt, Zobten, Bez. Breslau . . . 50,00 n 

Thurmann,Schlachthofdirektor,Altena,Bez.Arnsberg 15,00 n 
Dr. B a c h, Schriftleiter der B. T. W., im Felde, Schrift¬ 
stellerhonorar . 11,15 „ 

Pelka, Oberstabsveterinär, Neuhof, Bez. Stettin . . 30,00 „ 

Blanke, prakt. Tierarzt Bovenau, Bez. Schleswig . 15,00 „ 

Hansen, Kreistierarzt, Sonderburg, Bez. Schleswig, 

H. Rate. 40,00 „ 

Rahne, Kreistierarzt Husum, Bez. Schleswig . . . 30,00 B 

Dr. L e 11 e k, Kreistierarzt Lehe, Bez. Stade .... 100,00 „ 

Rosenplenter, Schlachthofdirektor in Verden, 

Bez. Stade. 30,00 „ 

Dr. Friedheim, prakt. Tierarzt Hildesheim, für Ver¬ 
tretung i. Verden. 10,00 „ 

A1 b r e c h t, Schlachthof direktor, Hanno ver-Münden, 

Bez. Hildesheim. 50,00 „ 

Böttcher, Kreistierarzt Heiligenstadt Bez. Erfurt. 30,00 „ 

Nie mann, prakt Tierarzt Schledehausen, Bez. 

Osnabrück. 50,00 „ 

Dr. Grebe, prakt. Tierarzt, Hermühlheim, Bez. Köln . 100,00 „ 

Dr. Immelmann, Kreistierarzt, Naugard, Bez. 

Stettin, H. Rate. 30,00 „ 

Müller, Kreistierarzt Horka, Bez. Liegnitz .... 25,00 „ 

Wancke, Kreistierarzt Veterinärrat, Neisse, Bez. 

Oppeln. 50,00 „ 

Wesener, Korpsstabsveterinär, Coblenz. 50,05 „ 

He8 se, Kreistierarzt Veterinärrat, Neidenburg, Bez. 

Allenstein. 50,00 

Wermbter, Kreistierarzt Veterinärrat, Orteisburg, 

Bez. Allenstein. 50,10 „ 

Weiß, Schlachthofdirektor, Wollgast Bez. Stralsund 10,00 „ 
Dr. G a 8 s e, prakt. Tierarzt, Hirschberg, Bez. Liegnitz, 

als Stabsveterinär im Felde. 20,00 

Bäum er, prakt Tierarzt Sonnenwalde, Bez. Frank¬ 
furt a. 0. 10,05 „ 

Dr. H e ß 1 e r, Kreistierarzt Gerdauen, Bez. Königs- 

' berg, als Stabsveterinär im Felde. 30,00 „ 

Altmann, Schlachthofdirektor, Gardelegen, Bez. 

Magdeburg .. 50,00 „ 

Brelitz, prakt Tierarzt Sarstedt Bez. Hildesheim . 50,00 „ 

Albersheim, prakt Tierarzt BUlerbeck, Bez. Münster 10,05 „ 
H. S c h m i d t, prakt. Tierarzt, Apenrade, Bez. Schleswig 10,00 „ 
Kieler, Kreistierarzt Rybnik, Bez. Oppeln .... 25,00 n 

Dr. Unterbössei, Kreistierarzt Berg.-Gladbach, Bez. 

Köln. 20,00 „ 

Stephan, prakt. Tierarzt Merseburg. 50,00 „ 

Trautwein, Schlachthofdirektor, Eisleben, Bez. 

Merseburg. 80,00 B 

Dr. Schlathölter, Kreistierarzt Prünn, Bez. Trier 20,00 „ 
Ulrich, prakt Tierarzt Ziesar, Bez. Magdeburg . . 30,00 „ 

Dolle, Kreistierarzt, Oschersleben. 50,00 „ 

Borchmann, Kreistierarzt, Drossen, Bez. Frank- 

fuit a. O., Rotlauf-Impfgebühr für Notimpfungen 15,00 „ 
Feldhuß, prakt Tierarzt Herten, Bez. Münster . . 30,00 „ 

Vorlop, prakt Tierarzt Gr. Flöthe, Bez. Hildesheim 80,00 „ 

Dr. Preller, städt Tierarzt Hannover. 10,00 „ 

Richter, Kreistierarzt Veterinärrat Ratibor, Bez. 

Oppeln. 20,05 „ 

Berenz, Kreistierarzt Lauban, Bez. Liegnitz . . . 50,00 „ 

Neubert, prakt. Tierarzt Sömmerda, Bez. Erfurt . 25,05 „ 

H e m 81 e d t, prakt Tierarzt Bismark, Bez. Magdeburg 30,00 „ 
Herbst, prakt. Tierarzt Sangerhausen, Bez. Merseburg 10,00 „ 
Friedrichs, prakt. Tierarzt Barleben, Bez. Magde¬ 
burg-. 10,05 „ 

Mattaus check, Schlachthofdirektor, Waldenburg, 

Bez. Breslau, L Rate. 20,05 „ 

Loeschke, Schlachthofdirektor, Kolberg, Bez. Köslin 25,00 „ 
Friese, prakt. Tierarzt *• Z. Stabsveterinär, Hannover, 

Schriftsteller-Honorar. 5,25 

Wilh. Döhrmann, prakt. Tierarzt Salzgitter . . 50,00 

Nolte, Reg.- und Veterinärrat Erfurt. 20,00 



































































384 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 32. 


Roemer, petkt. Tierarzt, Glatz, Bez. Breslau . . . 10,00 M. 

Dr. Leonbardt Schmidt, Kreistierarzt, Gubrau, 

Best* Breslau ....•••••••••• 20,10 „ 

Pietsch, Schlachthofdirektor, Ratibor, Bez. Oppeln. 10,05 „ 


Veterinäroffiziere der 6. Armee (Westen) 
durch Chef veterinär Ludewig: 
Fßldtmann, Korpsstaba- u. Armeeveterinär 80,0U M. 

Bunge, Stabsveterinär. 20,00 „ 

H u s f e 1 d t, Oberstabsveterinär.20,0Q „ 

Pr. Schröder, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Schernich, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Dr. Erk, Veterinär. 20,00 „ 

S r. S t a d 11 e r, Stabsveterinär. 20,00 „ 

ichel, Veterinär.10,00 „ 

Veterinäroffiziere d. III. Infant.-Div. 70,00 „ 

Oberwinter, Stabsveterinär. 20,00 „ 250,00 „ 

Schlußsumme Monat Juli: 3683,60 M. 


2. Auszahlungen im Monat Juli: 

Laufende Beträge: 10 mal 100,00 M. 1000,00 M. 

3 mal 50,00 „ .... 150,00 „ 

1 mal 25,00 „ .... 25,00 „ 

Einmalige Beträge: 1 mal 472,50 „ .... 472,50 „ 

1 mal 150,00 „ , . . . 150,00 „ 

Summa: 1797,50 M. 

Zusammenstellung: 

Eingänge im Monat Juli . . . 3683,60 M. 

Auszahlungen „ „ „ . . . 1797,50 „ 

Unser Guthaben bei der Kreissparkasse in Alfeld betrug am 
31. Juli 1916 33 321,87 M. 

Dank der Opferwilligkeit von Nah und Fern, aus der Heimat 
wie aus dem Felde, sind uns auch im vorliegenden Berichtsmonate 
ansehnliche Mittel zugeflassen, wofür hiermit allen Gebern herz¬ 
lichster Dank ausgesprochen wird. Da aber auch die Auszahlungen 
gegenüber dem vorhergehenden Monate wieder — um mehr als 
400 Mark — zugenommen haben und voraussichtlich eine stetige 
Steigerung erfahren werden, ist weitere Öpferfreudigkeit, ins¬ 
besondere der Herren Kollegen, welche sich bisher noch nicht 
betätigten, dringend nötig. 

Weitere Beiträge können direkt an unsere Sammelstelle: 
Kreissparkasse des Kreises Alfeld in Alfeld a/L., 
Postscheckkonto Hannover Nr. 3042 oder jederzeit 
an die Adresse des Unterzeichneten Kassenführers gesandt werden. 

Hannover, Misburgerdamm 15, den 2. August 1916. 

Friese, z. Z. Stabsveterinär, Hannover, 
Schrift- und Kassenführer. 


Bücherbesprechungen. 

— Die Rohstoffe des Wirtschaftsgebietes zwischen Nordsee nnd 
Persischem Golf. Herausgegeben von Prof. Dr. Bin z. Bd. I: Die tieri¬ 
schen Rohstoffe nnd Ihre Veredlung, von G. Rörig und A. Binz. Braun¬ 
schweig, Verlag von Vieweg u. Sohn, 1916. 

Durch den gegenwärtigen Krieg ist die Einfuhr von Rohstoffen auf 
den bisherigen Wegen zum Stillstand gekommen,. dagegen hat sich das 
Wirtschaftsgebiet wieder zusammengeschlossen, wie eB vor 1500 Jahren 
und zum Teil noch länger bestand. Das vorstehende Werk, dessen erster 
Band soeben erschienen ist, will das naturwissenschaftliche und statistische 
Material darbieten, welches der Frage zu Grunde zu legen ist: In welchem 
Umfange wird die in die Wege geleitete neue Belebung des Wirtschafts¬ 
gebietes zwischen Nordsee und Persischem Golf unsere Abhängigkeit von 
der überseeischen Zufuhr vermindern? Der Landwirtschaftszoologe Ge¬ 
heimer Regierungsrat Prof. Dr. Rörig in Berlin-Lichterfelde hat die 
tierischen Rohstoffe der Länder Deutschland, Österreich, Ungarn, Belgien, 
Rußland, Serbien, Bulgarien und Türkei bearbeitet, ein Anhang aus der 
Feder des Professors Binz befaßt sich mit der Veredlung der tierischen 
Erzeugnisse der genannten Gebiete. Das Werk bietet eine ausgezeichnete 
Übersicht über die Zucht von Pferden und Rindern, das Molkereiwesen, 
den Häutehandel, die Ziegen-, Schaf-, Schweine-, Geflügel- und Bienen¬ 
zucht, gegebenenfalls auch die Seidenraupenzucht, ferner über die jagd¬ 
lichen und die Fischerei-Verhältnisse. Binz hat im Anschlüsse daran 
die Bedeutung der tierischen Rohstoffe für die Industrie, ihre Verarbeitung 
zu Nähr- und Heilzwecken, die Verarbeitung tierischer Abfälle und die 
Verarbeitung der Rohstoffe in den Bekleidungs- sowie in. verwandten 
Industrien kurz dargelegt. Das Buch wendet sich an alle diejenigen, 
welchen die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und seiner Verbündeten 
am Herzen liegt, es ist insbesondere aber auch für Tierärzte, die für die 
Tierproduktion des neuen Wirtschaftsgebietes zwischen der Nordsee und 
dem Persischen Golf ein Interesse haben, von bedeutendem Wert. Trotz¬ 
dem das Werk eine Fülle von statistischem Material enthält, -liest es sich 


leicht und angenehm, weil der Verfasser nicht einfach Zahlen angeführt, 
sondern diese auch zu Büdem der Tierproduktion der einzelnen Länder 
kritisch verwertet hat. Ich kann die Anschaffung des 222 Seiten um¬ 
fassenden Buches warm empfehlen. Ströse. 

Neue Eingänge. 

— Hertwlg, Richard, Lehrbuch der Zoologie. 11. Aufl. mit 588 Ab¬ 
bildungen im Text. 1916. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Preis 
ungebunden M. 13,50, gebunden M. 15,—. 

— Bericht über das Pathologische Institut der KönigL Tierärztlichen 
Hochschule zu Dresden auf das Jahr 19t4. Von Obermedizinalrat Prof. 
Dr. E. Joest. Sonderabdruck aus dem Bericht über die Königliche Tier¬ 
ärztliche Hochschule zu Dresden auf das Jahr 1914. Dresden 1915. Buch¬ 
druckerei der Dr. G ü n t z sehen Stiftung. 

— Die Lichtreaktion der Eiweißkörper. Von Fritz Schanz, Dresden. 
Mt 5 Tafeln. Sonderabdruck aus Pflügers Archiv für die gesamte 
Physiologie. Band 164. Bonn. 1916. Verlag von Martin Hager. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Württemberg. 
Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern: dem Geheimen Ober¬ 
regierungsrat und Vortragenden Rat im Ministerium für Land¬ 
wirtschaft Dr. Nevermann in Berlin. — Das Anhaitische Friedrichs¬ 
kreuz am grün-weißen Bande: dem Herzog]. Landestierarzt 
Veterinärrat Dr. Richter in Dessau. — Das Ritterkreuz 2. KL mit 
Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Veterinär der Res. 
Dr. Kurt Lotxe in Kreischa. — Das Ritterkreuz 2. Kl. des Bad. 
Ordens vom Zähringer Löwen: den Oberveterinären Dr. Hock, bei 
der Blutunter8uchungssteüe in Grodno und Adolf Zimmermann in 
Appenweier (Baden). —- Das FürstL Reuß. Erinnerungskreuz 4. Kl. 
mit Schwertern: dem Unterveterinär Arthur Mord, Schlachthof¬ 
inspektor in Rastenburg (Ostpr.). — Das österr. Goldene Verdienst¬ 
kreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille: dem 
Veterinär Friedrich Christian in Heidelberg. — Das Ritterkreuz 
des Franz-Joseph-Ordens: dem Armeeveterinär Petsch in Berlin. 

Ernennung: Schlachthoftierarzt Josef Rieker in Straßburg zum 
8tädt. Tierarzt daselbst. 

Verzogen: Kreistierarzt a. D. Eloy Levequc von Saarburg nach 
Dramburg (Pomm.). 

Approbationen: In München: Die Herren Hermann Abmayr 
aus Battenhausen, August Brüderlein aus Frankenhofen, Georg 
Dichtl aus München, Otto Egenberger aus Mainbullau, Eduard Haag 
aus Straßburg i. E., Bartholomäus Lachenschmid aus Schierling, 
Philipp Roob aus Lambsheim, Paul Schlumprecht aus München, 
Wilhelm Schmidt aus Eschenau, Franx Schuhbauer aus Freising, 
Matthias Sonderhauser aus Biburg, Matthias Stuhlenmöller aus 
Hennhofen, Otto Weiß aus München. 

Promoviert: In Berlin: Veterinär Emil Rudat aus WirtkaÜen 
(Ostpreußen). 

In der Armee: Preußen: Im aktiven Heer: Befördert: 
zu Oberstabsveterinären: die Stabsveterinäre: Ltidecke b. Ulan, liegt 
Nr. 9, Rips b. Feldart.-Regt Nr. 68, Schuh b. Drag.-Regt. Nr. 6; 
zu Stabsveterinären, vorläufig ohne Patent: die öberveterinäre: 
Mayer b. Kür.-Regt. Nr. 8, Hönisch b. Telegr.-Batl. Nr. 2; zu Ober- 
veterinären: die Veterinäre: Dr. Beier b. Kür.-Regt Nr. 6, Dr. Becker 
b. Jäger-Regt. zu Pf. Nr. 9, Dr. Ferber b. Jäger-Regt z. Pf. Nr. 13, 
Erban b. Feldart.-Regt. Nr. 85, Meisch b. Feldart.-Regt Nr. 5, 
Dr. Blume b. Feldart-Regt. Nr. 25, Oam b. Feldart.-Regt Nr. 14, 
Fritxen zum Feldhilfsveterinär b. Etappen-Pferdelaz. d. Stidarmee. — 
Der Abschied mit der gesetzlichen Pension bewilligt: Kuü, Ober¬ 
stabsveterinär bei d. MilitEr-Lehrschmiede in Breslau, jetzt bei d. 
Er8.-Esk. Leib-Kür.-Regts. Nr. 1, m. d. Erl. z. Tr. seiner bisher. 
Unif. — Im Beurlaubtenstande: Befördert: zu Ober¬ 
stabsveterinären: Bischoff (Ratibor) Stabsveterinär d. Res. bei der 
Etapp.-Insp. d. Armee-Abt Woyrsch, die Stabsveterinäre d. Landw. 
1. Aufgeb.: Dr. Olamann (V Berlin) im JBereiche d. Mar.-KorpB, 
Amous (V Berlin) im Bereiche d. Stellv. Gen.-Komdos. d. Gardekorps, 
Dr. Oehmke (I Braunschweig) b. Gen.-Gouv. in Belgien, Müller (Höchst) 
im Bereiche der Armee-Abt. Scholtz, Wagner (Hohensalza) im Be¬ 
reiche des Stellv. Gen.-Kommandos d. II. A.-K., Bisehoff (Erfurt) im 
Bereiche d. 60. Inf.-Div.; Dr. Thoms (II Frankfurt a. M.), Stabsveterinär 
d. Landw. 2. Aufgeb. bei d. Res.-Art.-Mun.-Kol. 19 d. XVHI. Res.- 
Korps; zu Stabsveterinären ohne Patent: die Oberveterinäre: Fehse 
d. Res. (I Braunschweig) bei d. M.-W.-Komp. 243, Beckmann d. 
Landw. 1. Aufgeb. (Deutz) b. Pferde-Laz. 2 d. XXL A.-K. 

Todesfälle: Dr. Karl Kampmann, Regierungs- und Veterinärrat 
in Minden (Westf.); Georg Rodewald, Veterinärrat, Kreistierarzt *. D. 
in Kiel. 


Vakanzen. 

krelotlerarztotelle des Kreise« Melsungen: Cassel. Bewerbungen 
an den Regierungspräsidenten in Cassel. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Ginge, Hamburg. — Verlag nnd; Eigentum der Verlagsbachhandlang ron Richard Schoeta ln Berlin. — 


Druck ron_W. Büxenstetn^Berlln. 
















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Jährlich (ausreblieSlicb Bestellgeld) geliefert (Öster- 
relcfaisebe Post-Zeitungs*Preisliste Nr. 574. Ungarlsebe 
Nr. 86.' Binselnummern 60 Pf. 


Berliner 


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*0 Mk. für deo Hegen honoriert Alle Manuskripte, 
Mittetlungeo und redaktionelleu Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Glage. Hamburg, Osterstr. SS; 
Korrekturen, Resanslons-Exemplar« und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlang von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmal tz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.* u. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann 

Hamborn. Referent L Reichs-KoL-Amt in Berlin. ln HOlbansen LK in Odin. Vortrag. Rat Im Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- o. Geh. Vet-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med. -Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landestlerarat fQr Hamburg. In Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor ln Dresden. Professor ln Freibarg; 

Ober-Med.-Rat Dr.J.Sohmldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofr&t Dr. Vogel Geh Regierungsrat Wehrte 

Piolessor in Dresden. Vorst, d. Kais. Bakt Inst, Gamams, D.8.W.-A. Stadt-Tlerarst *a Hamburg. Professor in München. MitgL d. Kais. GosundhslUamU in Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZDndel 

Professor ln Budapest Landestlerarat von Elsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 33. Ausgegehen am 17. August. 


Inhalt: Frei und Pfennlnger: Phagozytose, Chemotaxis und Leukozytose. — Bouwman: „Absens de fixation“ 
und penetrierende Gelenk wunde. — Referate: Morgen, Wilden und K o e r n e r: Vergiftungen bei 
Pferden. — Töpper und Oellerich: Schlundverstopfungen bei Pferden. — Sosna und Krame 11: Thrombosen beim 
Pferde. — Kadocsa: Über Abdasseln. — Staatsveterlnärwesen : Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Durchfuhr aus¬ 
ländischen Nutz- und Zuchtviehs. — Tierhaltung und Tierzucht: Krause: Zur Pilzfütterung. — Tagesgeeohlohte: Ehrentafel der 
Veterinäre. — Einhundertundsechste Kriegswoche. — Zimmermann: Anatomische und hippologische Bemerkungen zu den 
Reiterstatuen. — Verschiedenes. — Personalien. 


(Aus dem Veterinär-Pathologischen Institut der Universität Zürich.) 

Phagozytose, Chemotaxis und Leukozytose. 

Von Prof. Dr. Walter Frei, Direktor, 
und Tierarzt Walter Pfennlnger, Assistent 

Unter Phagozytose versteht man die Aufnahme von körper¬ 
lichen Elementen durch Zellen. Jm Organismus der Säugetiere 
sind es hauptsächlich die Leukozyten, welche die Fähigkeit der 
Phygozytose besitzen. Aber auch junge, fixe und bewegliche 
Bindegewebszellen, sowie Sarkom- 1 ) und Karzinom-Zellen in 
Kulturen, könen phagozytieren. 

Über den Mechanismus der Phagozytose möchten wir 
folgende Vorstellungen entwickeln. 2 ) Eine sehr einleuchtende 
Erklärung der Aufnahme von Körperchen durch Amöben hat 
Rhumbler*) gegeben. Sein Importgesetz lautet: Ein Fremd¬ 
körper der mit einer Flüssigkeitsoberfläche in Berührung 
kommt, wird von der Flüssigkeit umflossen oder importiert, 
wenn er zu der berührten Flüssigkeit eine größere Adhäsion be¬ 
sitzt als zu seiner seitherigen Umgebung (einerlei ob letztere 
ein Gas oder eine Flüssigkeit ist) lind wenn seine Adhäsion zur 
berührten Flüssigkeit größer ist als die Kohäsion der letztem, 
oder etwas anders ausgedrückt: Trifft ein importfähiger Fremd¬ 
körper mit der Grenzfläche zweier nicht mischbarer Flüssig¬ 
keiten zusammen, so wird er von derjenigen Flüssigkeit um¬ 
flossen, oder importiert, zu der er die größere Adhäsion besitzt, 


x ) Lambert & Hanes: Virchows Archiv 2tL 1913. 
S. 89. 

*) Vgl. auch B e c h h o 1 d : Die Kolloide in Biologie und 
Medizin. Dresden, 1912. S. 259. 

*) Rhumbler: Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungs¬ 
geschichte. 1899. S. 89. Vgl. auch Rhumbler: Das Proto¬ 
plasma als physik. System in Ergehn, d. Physiolog. v. Asher- 
Spiro. 1914. S. 474. 


vorausgesetzt, daß diese Adhäsion größer ist, als die Kohäsion 
der importierenden Flüssigkeit. 

Das würde also, übertragen auf Leukozyten, bedeuten, 
daß ein Fremdkörper, z. B. ein Bakterium oder ein Kohle¬ 
partikelchen oder irgend ein anderes korpuskuläres Element 
von einem Leukozytenleibe umflossen, d. h. phagozytiert wird, 
wenn seine Adhäsion zum Leukozyten größer ist als die Ad¬ 
häsion zum Medium, vorausgesetzt, daß die Adhäsion zum 
Leukozyten größer ist, als die Kohäsion desselben. Da nun ge¬ 
wisse Beziehungen bestehen zwischen Kohäsion und Ober¬ 
flächenspannung, 4 ) insofern mit Zunahme und Abnahme der 
Kohäsion die Oberflächenspannung zu- bzw. abnimmt, müssen 
Beziehungen bestehen zwischen der Phagozytose und der Ober¬ 
flächenspannung, und zwar muß die Phagozytose, d. h. das 
Umfließen des Leukozytenleibes um den zu phagozytierenden 
Körper herum, um so eher möglich sein, je geringer die Ober¬ 
flächenspannung des Leukozyten ist. Sie muß also begünstigt 
werden durch alle Substanzen, welche die Oberflächenspannung 
des Leukozyten herabsetzen. Weiter unten vertreten wir die 
Hypothese, daß gewisse Bakteriensubstanzen .die Leukozyten 
anlocken, d. h. positiv chemotaktisch wirken, durch einseitige 
Erniedrigung der Oberflächenspannung. Wir können also weiter¬ 
hin behaupten, daß positiv chemotaktische Substanzen ebenfalls 
durch Erniedrigung der Oberflächenspannung die Aufnahme 
von Bakterien von Seite der Leukozyten begünstigen. 

Von Bedeutung für unsere weiteren Auseinander¬ 
setzungen ist das folgende physikalische Gesetz: 

4 ) Oberflächenspannung ist die Kraft, die die Oberlläehe eines 
flüssigen oder festen Körpers zu verkleinern strebt, die also bei¬ 
spielsweise bewirkt, daß .ein Flüssigkeitstropfen Kugelgestalt 
annimmt. 








386 


Eine Flüssigkeit. (3) breitet sich an der gemeinsamen 
Grenzfläche zweier Flüssigkeiten (1; und (2) aus, wenn: 

S l / 2 < SV 3 —S -/;{ (S = Oberflächenspannung) 
oder übertragen auf die Phagozytose: Pie Umfließung des 
Bakteriums (2) durch den Leukozyten (3) in dem Medium (1), 
findet statt, wenn: 

S Bakt./Med. <S Med./Leukozyt — S Bakt./Leukozyt 

oder 

8 Bakt./Med. ) S Bakt./Leukozyt -f- S Leukozyt/Med. 

Die Phagozytose wird also um so eher begünstigt werden, 
je geringer die Oberflächenspannung der Leukozyten ist, bzw. 
je mehr sie an einer Stelle der Leukozytenoberfläche erniedrigt 
wird. Nun ist durch Versuche von H a in bürge r *) gezeigt 
worden, daß z. B. Narkotika und von W. P f e n n i g e r 8 ), daß 
die meisten Neutralsalze die Phagozytose begünstigen. Weiter¬ 
hin ist bekannt, daß die Narkotika oberflächenaktive Sub¬ 
stanzen sind, welche die Oberflächenspannung herabsetzen. Es 
besteht wohl kein Zweifel, daß Narkotika wie Salze durch die 
Leukozyten aufgenommen werden, und es ist auch wahrschein¬ 
lich, daß die Narkotika die Oberflächenspannung der Phago¬ 
zyten herabsetzen und auf diese Weise phagozytose-begünsti- 
gend wirken können. Wie die Neutralsalze die Oberflächen¬ 
spannungen der Leukozyten beeinflussen, ist uns nicht bekannt. 
Aus der Tatsache, daß sie die Oberflächenspannung des 
Wassers erhöhen, darf keineswegs auf den gleichen Effekt in 
den Leukozyten geschlossen werden, denn Evans, Häg¬ 
lund, Lachs und Michaelis 7 ) beobachteten, daß Alkali¬ 
salze trotz Erhöhung der Grenzflächenspannung des Wassers 
gegen Luft, positiv von Kohle, Papier und anderen adsorbiert 
werden. Es ist demnach nicht ausgeschlossen, daß sie auch 
von den Leukozyten positiv adsorbiert werden und auf diese 
Weise direkt deren Oberflächenspannungen erniedrigen. Wir 
möchten uns aber keineswegs auf diese Erklärung versteifen; 
denn es gibt noch andere Möglichkeiten der Erniedrigung der 
Oberflächenspannung, z. B. indirekt durch Kolloidbeeinflussung. 

Bekanntlich ist das phagozytäre Vermögen verschiedener 
Leukozyten gegenüber ein und demselben zu phagozytierenden 
Körper in dem gleichen Medium verschieden und ebenso ist 
die Phagozytierbarkeit verschiedener Körperchen durch die¬ 
selben Leukozyten und unter sonst gleichen Umständen eben¬ 
falls nicht gleich. Diese Verschiedenheiten beruhen sicher, 
wenigstens zum Teil, auf Verschiedenheiten der Oberflächen¬ 
spannung der zu phagozytierenden Körperchen, bzw. der 
Leukozyten (Neutrophile, Eosinophile, bzw. Leukozyten ver¬ 
schiedener Tierarten). Es gibt phagozytierbare und absolut 
unphagozytierbare, sowie mittelbar, d. h. durch Vermittlung 
von Opsoninen und Tropinen phagozytable Mikroorganismen. 
Diese Verschiedenheiten sind nicht immer nur Artverschieden¬ 
heiten der Bakterien, sondern sogar innerhalb derselben Art 
Verschiedenheiten nach Varietäten, bzw. nach dem Virulenz¬ 
grad. 

Nach dem Dargestellten wäre der Vorgang der Phagozy¬ 
tose zunächst ein Umfließen des zu phagozytierenden Körper¬ 
chens. Dieser Prozeß ist identisch mit der Aussendung eines 

ß ) Hamburger: Physik. Chem. Untersuchungen über 
Phagozyten. Wiesbaden 1912. 

°) W. Pfenninger: B. T. W. 1916. Nr. 21. 

7 ) Vgl. Höher: Physik. Chemie der Zelle und der Gewebe. 
Berlin 1914 S. 216. 


No. 33. 


Pseudopodiums. Nachdem der zu phagozvtierende Körper voll¬ 
ständig umflossen ist, nimmt der Leukozyt wieder Kugel¬ 
gestalt an, wohl infolge Verteilung der von den Bakterien 
ausgehenden, oberflächenaktiven Substanzen in der ganzen 
Leukozytenzelle herum, wodurch die Oberflächenspannung all¬ 
seitig erniedrigt, aber auch allseitig gleich wird. Die Fragen 
ist nun, wie andere korpuskuläre Elemente, die nicht Bakterien 
sind, phagozytiert werden. Von diesen läßt sich die wohlbe¬ 
gründete Annahme machen, daß sie aus dem Medium gewisse 
oberflächenaktive Substanzen adsorbieren, die nach ihrer Be¬ 
rührung mit dem Leukozyten, an diesen abgegeben werden 
und auch seine Oberflächenspannung herabsetzen, so daß also 
im Prinzip diese Phagozytose nicht von der Bakterienphago¬ 
zytose verschieden wäre. Nach dieser hier auseinander¬ 
gesetzten Ansicht würde die Opsonisierung und Tropinisierung 
der Mikroorganismen in einer Erhöhung der Adhäsion der¬ 
selben zu den Leukozyten bestehen, mit anderen Worten, in 
einer Erhöhung ihrer Fähigkeit, die Oberflächenspannung der 
Leukozyten zu erniedrigen. 

Zum Schluß noch ein Wort über die Wiedergabe von 
phagozytierten Körperchen. Auch hierfür hat Rhumbler 
für die Amöbe ein Gesetz aufgestellt, welches sich wohl 
auch auf die Abgabe aus Leukozyten anwenden läßt. 
Ein Export tritt dann ein, wenn ein vorher im Zellinnern 
gelagerter Fremdkörper, der zu irgendwelcher Zeit aus 
irgendwelchem Grunde die Zelloberfläche von innen her 
berührt, zur Zeit seines Anstoßens an die Zelloberfläche eine 
geringere Adhäsion zum Plasma der Zelle, als zu seiner Um¬ 
gebung besitzt. Voraussetzung ist natürlich, daß sich der be¬ 
treffende Fremdkörper im Innern der Zelle verändert hat. Nach 
früheren Auseinandersetzungen muß er also die Oberflächen¬ 
spannung bzw. Kohäsion des Leukozyten vergrößern, er muß 
also durch das Leukozytenplasma nicht mehr benetzbar sein. 
Ausgestoßene Bakterien sind nicht phagozytabel. Da die Virulenz 
der Phagozytabilität reziprok ist, w'ürde die Ausstoßung 
Virulenzerhöhung bedeuten, und da Phagozytabilität nach un¬ 
serer Auffassung auf der Fähigkeit, die Oberflächenspannung zu 
erniedrigen, beruht, würde Virulenzerhöhung Unfähigkeit, die 
Leukozytenoberflächenspannung zu erniedrigen, bedeuten oder 
das Auftreten von Substanzen im Bakterium, die die Ober¬ 
flächenspannung erhöhen (vgl. u. negative Chemotaxis). 

Aus den obigen Auseinandersetzungen über Phagozytose 
dürfte hervorgegangen sein, daß auch dieser Prozeß, wie die 
positive Chemotaxis (8. u.) mit Veränderung der Oberflächen¬ 
spannungen in engstem Zusammenhänge steht. Ein Körper¬ 
chen, welches die Fähigkeit hat, positiv chemotaktisch zu 
wirken, kann auch phagozytiert werden. 

C h e in o t a x i s. 

Unter Chemotaxis können wir verstellen, die Fähigkeit 
von Zellen oder Zellenkomplexen auf Einflüsse von Chemi¬ 
kalien mit Bewegung zu reagieren. Positive Chemotaxis ist die 
Annäherung an, negative Chemotaxis die Entfernung von der 
beeinflussenden Substanz. Die Fähigkeit, sich chemotaktisch 
beeinflussen zu lassen, besitzen im Säugetierkörper vor allem 
die Leukozyten; prinzipiell, bis zu einem gewissen Grade 
wenigstens, vielleicht alle Zellen. Chemotaktisch wirksam ist 
eine ganze Reihe von Substanzen: Bakteriengifte, Pepton, 
Bouillon, Aleuronat, Salzlösungen, Terpentin, Petrol, Krotonöl 
und andere. Ueber die Zusammenhänge zwischen chemo- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 









17. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


3X7 


taktischer Wirksamkeit einerseits, den physikalischen Eigen¬ 
schaften und der chemischen Zusammensetzung der betref¬ 
fenden Substanzen andererseits ist wenig bekannt. 

Nach Versuchen mit Bakteriengiften, Zerfallsprodukten 
von Körperzellen, Bouillon und anderen kann ein und dieselbe 
Substanz unter gewissen Umständen sowohl positiv wie negativ 
chemotaktisch wirken, indem durch Einspritzung solcher 
Körper in die Bauchhöhle des Meerschweinchens zunächst eine 
Leukopenie und in der Folge eine Leukozytose hervorgerüfen 
wird. Von besonderem Interesse ist die Chemotaxis bei der 
Entzündung. 

Im folgenden soll versucht werden, von physikalischen 
Gesichtspunkten aus eine Erklärung für das Phaenomen der 
Chemotaxis zu geben. Es handelt sich dabei im Prinzip um die 
Anwendung 8 ) einer Theorie der Bewegungen der Amöben, 
die von R h u m b 1 e r (l. c.) aufgestellt werde, auf die 
Leukozyten. Die letzte Ursache der chemotaktischen Bewegung 
der Leukozyten ist nach dieser Theorie die einseitige oder par¬ 
tielle Änderung der Oberflächenspannung. Vor allen Dingen ist 
die chemotaktische Wirkung keine Fernwdrkung. Voraussetzung 
der Form- und Lageänderung der amöboid beweglichen Zellen 
ist immer das Zusammentreffen derselben mit der wirksamen 
Substanz. Nehmen wir als Beispiel einer chemotaktischen Be¬ 
einflussung eine Bakterienzelle, die im Gew'ebe sitze und die 
schließlich, z. B. im Verlauf des Entzündungsprozesses, Leuko¬ 
zyten der Umgebung und auch aus den Blutgefäßen heranlocke 
(Emigration, zellige Infiltration). Von dem Bakterium aus 



Fig. 1. 

t)ie kleinen Pfeile bezeichnen die PifTusionarichtungen der Bakterienaabstanzen. 
Der große Pfeil bezeichnet die Bewegungsrichtung des Leukozyten. 


diffundieren nun kleinste Mengen von gewissen, chemisch bis 
jetzt noch nicht näher definierten, Stoffen nach allen Richtungen. 
Dabei treffen sie auch auf Leukozyten, dessen Oberflächen¬ 
spannung sie auf der dem Bakterium zugekehrten Seite er¬ 
niedrigen. Der Effekt wird der sein, daß auf der Gegenseite 
die Oberflächenspannung überwiegt, daß infolgedessen das 
Protoplasma der Zelle auf der getroffenen Seite gewissermaßen 
vorquillt, d. h. ein Pseudopodium sich bildet. Da eine Volum¬ 
änderung der Zelle nicht möglich ist, hat mit dieser Pseudo¬ 
podiumbildung schon die Lokomotion des Protoplasmas be¬ 
gonnen. °) 

Durch fortwährende einseitige auf der gleichen, d. h. dem 
Bakterium zugewendeten Seite stattfindende Erniedrigung der 
Oberflächenspannung kommt es zu einer beständigen Aus¬ 
sendung von Pseudopodien auf der betreffenden Seite: der 
Leukozyt wandert auf das Bakterium zu. (Figur 1). Liegt der 
Leukozyt in einer Kapillare, so muß die chemotaktisch wirk¬ 
same, d. h. in unserem Beispiel die die Oberflächenspannung er- 

8 ) Walter Frei: Schweiz. Archiv für Tierheilkunde. 
Bd. 54. 1912. S. 221. 

•) Durch einseitige Oberflächenspannungsemiedrigung kann 
man an Quecksilbertropfen experimentell chemotaktische Bewe¬ 
gungen erzeugen. 


niedrigende Substanz, durch die Kapillarwand hindurchdiffun¬ 
dieren; sie wird den Leukozyten zunächst auf der der Kapillar¬ 
wand zugewendeten Seite treffen, infolgedessen w r ird er sich 
zunächst in der Richtung auf diese zu fortbew r egen und alsdann 
sich an sie anlegen (Kandstellung der Leukozyten). Durch fort¬ 
gesetzte chemotaktische Beeinflussung wird er schließlich ver¬ 
anlaßt, — vermutlich durch ein Stigma hindurch — ein Pseudo¬ 
podium auszusenden und schließlich sich durch diese Öffnung 
hindurch zu zw-ängen. Pa diese Öffnung sehr eng ist, kann der 
Durchtritt nur unter beträchtlichem Gestaltsveränderungen vor 
sich gehen. 

Nach C o h n h e i m und K 1 e m e n s i e w r i c z hört bei der 
Entzündung die Emigration der Leukozyten auf, wenn der 
Kapillarblutstrom stillsteht. Die Ursache des Sistierens der 
Diapedese ist hierbei nach unserer Auffassung nicht das Nach¬ 
lassen des Blutdrucks, sondern der Konzentrationsausglcich der 
oberflächenaktiven Substanzen in der gesamten stagnierenden 
Blutmasse, wobei die Oberflächenspannung der Leukozyten all¬ 
seitig erniedrigt wird, also keine Ursache der Pseudopodien¬ 
bildung und der Lokomotion mehr besteht. Denn wenn ein 
Flüssigkeitstropfen — und als solchen haben wir einen Leu¬ 
kozyten aufzufas en — auf seiner ganzen Oberfläche auf ein¬ 
mal und eine überall gleich große Erniedrigung seiner Ober¬ 
flächenspannung erfährt, befindet er sich im Gleichgewicht und 
behält Kugelform. Nach unserer Auffassung ist die Ursache der 
Leukozytenemigration demnach nicht im Blut, sondern am Ort 
der Entzündung im Gewebe zu suchen. Dafür spricht auch die 
Tatsache, daß die Emigration, jilso die chemotaktische Beein¬ 
flussung, gewissermaßen elektiv ist, indem je nach der Natur 
der Entzündungsursache gewisse Arten von Leukozyten 
emigrieren (Neutrophile oder Eosinophile). 

Analog sind die negativ chemotaktischen Bewegungen der 
Leukozyten auf eine partielle Erhöhung ihrer Oberflächen¬ 
spannung zurückzuführen. Wenn an einem Punkte der Leuko¬ 
zytenoberfläche die Oberflächenspannung erhöht wird, so wird 
an dieser Stelle auf das Innere, also auf die Protoplasmamasse 
ein Druck ausgeübt, der größer ist, als der Druck auf der diame¬ 
tralen Seite, infolgedessen muß das Protoplasma in der Druck¬ 
richtung ausweichen, d. h. es findet wiederum eine Pseudo¬ 
podienbildung und damit eine Lageveränderung der Zelle statt. 

Nach dieser Auffassung w äre also allen chemotaktisch wirk¬ 
samen Substanzen die Fähigkeit der Beeinflussung der Ober¬ 
flächenspannung der Leukozyten gemeinsam. Die positive 
Chemotaxis wird zurückgeführt auf einseitige Erniedrigung der 
Oberflächenspannung, die negative Chemotaxis auf einseitige 
Erhöhung derselben. Die Tatsache, daß bei dem genannten 
Experiment in der Bauchhöhle des Meerschweinchens unmittel-' 
bar nach der Injektion eine Leukopenie und später eine Leuko¬ 
zytose zu konstatieren ist, läßt sich durch folgende Hypothese 
erklären: Die betreffende Substanz erhöht am Anfang, wenn sie 
noch in großer Konzentration vorhanden ist, die Oberflächen¬ 
spannung des Leukozyten (negative Chemotaxis) und später, 
wenn sie durch Abdiffusion oder durch Eindringen von Körper¬ 
flüssigkeit in die Bauchhöhle (Exsudat) verdünnt worden ist, er¬ 
niedrigt sie die Oberflächenspannung (positive Chemotaxis). 
Tatsächlich liegt in dieser Erklärung nichts gezwungenes, indem 
aus der physikalischen Chemie Substanzen bekannt sind, 10 ) die 

10 ) Vgl. Whatmough; Zeitsehr. f. physik. Chemie. Bd. 39. 
1902. S. 129. 

** 






388 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 33. 


bei einer Konzentration die Oberflächenspannung erhöhen, bei 
einer anderen dieselbe erniedrigen, d. h. deren Oberflächen¬ 
spannungs-Konzentrationskurve durch ein Minimum geht. Es 
sind das die binären Gemische: Essigsäure und Benzol, Essig¬ 
säure und Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Äthylen- 
dichlorid, und verschiedene andere. Wir können nun auch die 
Mischung Bakteriengift und Perito'nealexsudat als ein binäres 
Gemisch auffassen: anfänglich überwiegt die Menge des Bak¬ 
teriengiftes an einer gegebenen Stelle, bzw. in einem gegebenen 
Volumen, späterhin die Menge der Peritonealflüssigkeit. 

Es besteht noch eine andere Möglichkeit. Es könnten in 
der eingespritzten Masse sowohl negativ als auch positiv 
chemotaktische Substanzen enthalten sein, z. B. in Bouillon. Die 
negativ chemotaktischen überwiegen. Wenn sie aber rascher 
abdiffundieren, oder rascher resorbiert werden, als die Sub¬ 
stanzen mit der Gegenwirkung, so kommt schließlich ein be¬ 
stimmter Zeitpunkt von welchem an die positiv chemotaktischen 
Substanzen überwiegen. 

Überblicken wir die Substanzen, welche für die Beein¬ 
flussung der Chemotaxis, bzw. der Oberflächenspannung in Be¬ 
tracht kommen, so ergibt sich Folgendes: 

1. Chemotaktisch neutrale oder indifferente Substanzen 
ändern die Oberflächenspannung nicht. 

2. Positiv chemotaktische Substanzen erniedrigen die Ober¬ 
flächenspannung. 

3. Negativ chemotaktische Substanzen erhöhen die Ober¬ 
flächenspannung. 

4. Amphoter chemotaktische Substanzen ändern die Ober¬ 
flächenspannung je nach der Konzentration. 

Diese Verhältnisse können durch folgende Figur (s. Fig. 2) 
veranschaulicht werden: 



Konzentration der die < )l)orttachensj>annun<; 
beeinflussenden Substanz. 


Erhöhung der Oberflächen¬ 
spannung — Chemotaxis. 


Gewöhnliche Oberflächen¬ 
spannung der Leukozyten. 


Erniedrigung d. Oberflächen¬ 
spannung -}- Chemotaxis. 


Fig. 2. 

1 — Erhöhung der Oberflächenspannung = negativ chemotakt. Substanz; 

2 — Erniedrigung der Oberflächenspannung = positiv chemotakt. Substanz; 

§ —- Erniedrigung und Erhöhung der Oberflächenspannung = amphoter chemotakt. 
Substanz. 


Nunmehr wäre noch der Mechanismus der Beeinflussung der 
Oberflächenspannung bei der Phagozytose und Chemotaxis, bzw. 
durch die bei diesen Prozessen wirksamen Substanzen zu unter¬ 
suchen. Die Beeinflussung kann eine direkte oder eine indirekte 
sein. Einmal wird durch Anreicherung (positive Adsorption) 
einer Substanz in der Oberflächenschicht des Leukozyten nach 
dem Gibbs-Thomsonschen Prinzip eo ipso die Oberflächen¬ 
spannung erniedrigt. Einseitige positive Adsorption von Sub¬ 
stanzen wird die Leukozyten also zur Aussendung von Pseudo¬ 
podien, zur Phagozytose oder zur Lokomotion in der Richtung 
auf den Herkunftsort der betreffenden Substanz zu veranlassen. 
Auf der anderen Seite ist eine indirekte Beeinflussung der Ober¬ 
flächenspannung insofern gedenkbar, als durch die von außen 
herzukommende Verbindung die Oberflächenschicht und damit 


auch die Oberflächenspannung der Leukozyten chemisch ver¬ 
ändert wird. Speziell müssen chemische Änderungen derjenigen 
Leukozytensubstanzen, von denen die Größe der Oberflächen¬ 
spannung vorzugsweise abhängig ist, diese Größe beeinflussen. 
Dasselbe gilt von außen an den Leukozyten herantretenden Sub¬ 
stanzen, die mit Bestandteilen seiner Oberflächenschicht Kolioid- 
reaktionen eingehen, die Struktur, den Dispersitätsgrad etc., 
und damit natürlich auch die Oberflächenspannung der Zelle 
ändern. Da gerade bei Kolloidreaktionen optimale Mengenver¬ 
hältnisse der reagierenden Substanzen eine hervorragende, ja 
gerade typisch ausschlaggebende Rolle spielen, könnte auch auf 
diesem Wege die Tatsache, daß viele Substanzen nur in gewissen 
Konzentrationen z. B. positiv chemotaktisch wirken oder die 
Phagozytose begünstigen, erklärt werden (wobei allerdings nicht 
zu vergessen ist, daß auch diese Optima mit Oberflächenvor¬ 
gängen im Innern des Kolloids im Zusammenhang stehen). Die 
optimal chemotaktisch wirksame Konzentration wäre eben 
gleichzeitig auch die optimale für die Kolloidreaktion mit Be¬ 
standteilen der Oberflächenschicht des Leukozyten. 

Auch durch elektrische Kräfte läßt sich die Oberflächen¬ 
spannung der weißen Blutkörperchen ändern. Es besteht näm¬ 
lich eiiie Beziehung zwischen der Größe der Oberflächen¬ 
spannung und der elektrischen Ladung bzw. der Potential¬ 
differenz einer Zelle (gegen ihre Umgebung) insofern die 
Oberflächenspannung kleiner wird bei Zunahme der elektri¬ 
schen Ladungsgröße und umgekehrt. (Vgl. Lippmann- 
Phänomen). Durch einseitige Steigerung der elektrischen 
Ladung würde also die Oberflächenspannung an dieser Stelle 
erniedrigt werden, also z. B. d^rch negative Ionen (Anionen) 
oder negativ geladene Kolloide oder Bakterien, die fast alle 
tatsächlich eine negative Ladung besitzen, während die Leuko¬ 
zyten ebenfalls negativ geladen sind. Änderungen der elektri¬ 
schen Eigenschaften der Oberflächenschicht und damit der 
Oberflächenspannung der Leukozyten sind auch möglich durch 
Änderungen ihrer Permeabilität für Ionen und zwar ungleich für 
Kationen und Anionen. Wenn nämlich die Leukozytenober¬ 
fläche nur für ein Ion eines Neutralsalzes permeabel ist, so tritt 
dieses durch. Es bildet sich eine sog. elektrische Doppel¬ 
schicht mit einer gewissen Potentialdifferenz. Die Ionen¬ 
permeabilität bedingt also die Potentialdifferenz, diese die Ober¬ 
flächenspannung, infolgedessen werden alle Substanzen, welche 
die Ionenpermeabilität verändern, auch auf die Phagozytose 
und Chemotaxis einwirken n ). Nun ist gerade für Narkotika ge¬ 
zeigt worden“), daß sie die Ionenpermeabilität von Zellen be¬ 
einflussen. Es kann also nicht überraschen, daß sie auch auf 
die Phagozytose einwirken. 

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten der Beeinflussung 
der Oberflächenspannung der Leukozyten und damit der Phago¬ 
zytose und Chemotaxis und der Leukozytose, «. u.). In jedem 
Fall steht die Änderung der Oberflächenspannung nach unserer 
Auffassung im Vordergrund. Die Art und Weise dieser Ände- 

n ) Vgl. Freundlich: Zeitschrift f. physikal. Chemie, 44. 
1903. S. 129. Literatur über diesen Gegenstand bezügl. roter Blut¬ 
körperchen: Walter Frei, Inaug.-Diss. Zürich 1906. Zeitschr. 
f. Infektionsk. d. Haust. 1906. 

12 ) Traube, Bioch. Zeitschr. 10. 1908. S. 341: Lepesch- 
kin, Ber. d. d. bot. Ges. 29. 1911. S. 349; Kr eh an, Intern. 
Zeitschr. f. phys. chem. Biologie, I. 1914. S. 189; H. Noth- 
m a n n - Z u c k e r k an d 1, ebenda, 2. 1915. S. 19. 




17. Anglist 1916. 

rung aber läßt sich nicht einheitlich erklären ,9 ), sie ist von 
Fall zu Fall verschieden, entsprechend der Natur der Leuko¬ 
zyten, der Bakterien, bzw. der zu phagozytierenden oder chemo¬ 
taktisch wirksamen Substanzen und des Mediums. 

Da nach dem hier Auseinandergesetzten die einseitigen 
Änderungen der Oberflächenspannung die Ursache von Loko¬ 
motion der Leukozyten sind, müßten logischerwese alle 
Faktoren der Beeinflussung der Oberflächenspannung, sofern 
sie einseitig wirken, eine Ortsbewegung eines Leukozyten zur 
Folge haben, sofern nicht durch diese Faktoren chemisch- 
physikalische Änderungen in der Zelle selbst stattfinden, 
welche entgegengesetzte Wirkung haben. 

Da im allgemeinen mit steigender Temperatur, die Ober¬ 
flächenspannung abnimmt, müßte einseitige Erwärmung des 
Leukozyten eine Bewegung desselben in der Richtung der 
Wärmequelle zur Folge haben. Möglicherweise wirkt die Ent¬ 
zündungswärme unterstützend bei der Leukozytenanwande- 
rung. Möglicherweise verjagt auch eine kalte, in die Bauch¬ 
höhle injizierte Flüssigkeit die Leukozyten aus derselben. 
Vielleicht steht die Resistenzherabsetzung bei Erkältung in 
einem gewissen Zusammenhänge mit der hier erwähnten ther¬ 
mischen Beeinflussung der Leukozyten. 

Leukozytose. 

Unter Leukozytose verstehen wir die Ansammlung von 
Leukozyten an einem bestimmten Ort, sei es im Gewebe, in 
einer Körperhöhle oder im Blut. Dieselben Substanzen, die, 
beispielsweise subkutan eingespritzt, eine lokale Leukozytose 
d. h. eine Eiterung erzeugen, sind auch imstande, im Perito¬ 
neum oder in der Blutbahn eine Leukozytose hervorzurufen. 
Man kann auch die betreffenden Substanzen von der Haut 
oder vom Unterhautbindegewebe aus resorbieren lassen und 
sie werden dann dort, wo sie in unverändertem Zustande sich 
zu einer gewissen Konzentration anreichern, eine Leukozytose 
produzieren, z. B. im Blut. Im besonderen sind verschiedene 
Infektionserreger, bzw. Infektionskrankheiten durch Blut¬ 
leukozytose charakterisiert: Pneumonie, Pleuritis, 14 ) Sepsis, 
Morbus makulosus, Druse, Brustseuche (Fische r) 14 ), Tetanus 
(Cabo t und Chatanay) 14 ); während bei anderen Krank¬ 
heiten, z. B. Typhus und Influenza des Menschen, perniziöser 
Anämie des Pferdes, malignem ödem des Rindes, l4 ) keine 
Leukozytose, ja sogar eine Verminderung der Leukozytenzahl 
zu beobachten ist Dazu ist noch zu bemerken, daß die Leu¬ 
kozytose nicht alle Leukozyten betreffen muß, sondern daß 
beispielsweise eine neutrophile Leukozytose neben einer 
eosinophilen Leukopnie bestehen kann. Offenbar hängt das 
mit der Natur des die Leukozytose bedingenden Agens und 
der weißen Blutkörper zusammen. (S. u.) Nach Meier 14 ) 
existiert in bezug auf Produktionsreize zwischen neutrophilen 
und eosinophilen Zellen sogar ein Antagonismus: Reize, welche 
die Neutrophilen plötzlich stark vermehren, vertreiben die 
Eosinophilen konstant aus dem Blute; das umgekehrte konnte 
Meier nicht konstatieren (1. c. S. 67). Ferner kann durch 

“) Also nicht nur durch Änderungen der Potentialdiffercnz 
wie z. B. L. H i r s c h f e 1 d, Zeitschr. f. allg. Physiologie, 9. 1909. 
S. 529 oder ähnlich wie Oker-Blom, Zeitschr. f. Immunitäts¬ 
forsch., 14. 1912. S. 485. 

14 ) Paul Meier: Diss. Zürich 1905; und Zeitschr. f. Tier¬ 
medizin. 1906. 


389 


Applikation von Senfspiritus auf die Haut von gesunden und 
kranken Pferden eine bedeutende Vermehrung der Leukozyten, 
speziell der neutrophilen polynuklearen, im Blut beobachtet 
werden. 

Alle Substanzen, welche eine Leukozytose, sei es im Ge¬ 
webe, sei es im Peritoneum, sei es im Blut, produzieren, müs¬ 
sen chemotaktisch wirksam sein, denn sie verursachen eine 
Hc ranwanderung der Leukozyten an den betreffenden Ort. Da 
nun mit einer bedeutenden Leukozytose (beispielsweise im 
Blut) eine lebhafte Produktion von weißen Blutzellen in den 
h ukopoetischcn Organen einhergeht, müssen wir logischerweis;* 
annehmen, daß die botr. Substanzen auch auf die Leukozyten¬ 
produktion einen Einfluß haben. Damit ist ein Zusammenhang 
konstruiert, zwischen der positiven Chemotaxis und der Zelltei¬ 
lung, d. h. ein Zusammenhang zwischen Zellteilung und Erniedri¬ 
gung der Oberflächenspannung. Da die positive Chemotaxis auf 
eine Verminderung der Oberflächenspannung zurückgeführt wird, 
und da im Hintergrund der positiven Chemotaxis die Zellver- 
mehrung steht, würde mit der Zellteilung eine Verminderung 
der Oberflächenspannung einhergehen. 

1 ieser Zusammenhang ist zunächst die logische Folge 
unser« r Auseinandersetzungen. Weitere Untersuchungen werden 
zu zeigen haben, ob die Verminderung der Oberflächenspan¬ 
nung die einzige Ursache der Zellteilung ist. Soweit wir die 
einschlägige Literatur kennen ir \), ist bis jetzt noch kein Ver¬ 
such unternommen worden, das Fundamentalproblem der Zell¬ 
teilung von diesem Standpunkt aus anzufassen, d. h., die Zelle 
im Ganzen als Flüssigkeitstropfen und die Teilung als eine 
Folge physikalischer Veränderungen desselben, bzw\ dessen 
Oberfläche zu betrachten. An der Bedeutung der Oberflächen¬ 
spannung ist wohl nicht zu zweifeln, hingegen kann man über 
die Größe dieser Bedeutung wohl zunächst noch geteilter 
Meinung sein. 

Zusammenfass u n g und S c h 1 u ß. 

In der vorliegenden Mitteilung ist der Versuch gemacht, 
die Prozesse der Phagozytose, Chemotaxis und Leukozytose 
physikalisch-chemisch zu verfolgen und ihrer Kausalität nach 
einheitlich zu erklären. Es hat sich dabei gezeigt, daß die 
Veränderungen der Oberflächenspannung der weißen Blut¬ 
körperchen und anderer Körperchen, -sowie des Mediums, eine 
ausschlaggebende Bedeutung haben und deshalb in den Vorder¬ 
grund des Interesses gestellt werden müssen. Die vorliegenden 
Auseinandersetzungen sind mehr als Arbeitshypothesen denn 
als fertige Erklärungen aufzufassen. Es dürfte sich ergeben 
haben, daß vom physikalisch-chemischen Standpunkt auch 
in der Betrachtung dieser Frage eine ganze Reihe von Experi¬ 
menten und Problemen aufgerollt wird. 

13 ) Die Autoren, die sich mit der physikalischen Chemie des 
Zellteilungsproblems befaßten, haben sieh hauptsächlich bemüht, 
die inneren Strukturänderungen der Zelle im Verlauf des Prozesses 
physikalisch zu erklären. Vgl. Khumbler, Arch. f. Entwiek- 
lungsmech. 8., 1896. 8. 527 und 8. 1899. 8. 187; Verworn, 
Allg. Physiologie. 6. Aull. 1915. 8. 674; Schlüpfer, Diss. 

Zürich 1915, u. a, Lit. bei V e r w o r n und R h u m b 1 e r. Chemo¬ 
taktisch beeinflußbar ist auch die Teilung von Epithelzellen, z.B. durch 
Scharlachrot. (B. Fische r). Nervcnsubstanz wirkt auf das Wachs¬ 
tum von Nervenfasern (Neurotropimus, Forßmann), die Zelltei¬ 
lung gewisser Eizellen kann durch bestimmte Ionen angeregt werden 
(L o e b). schließlich wirken auch die Hormone, insofern sie das 
Organ Wachstum anregen oder begünstigen, chemotaktisch. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 






* 390 


No. 33. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Vor allen Dingen Dt die Oberflächenspannung der weißen 
Blutkörperchen direkt zu messen. Es sind die Substanzen 
weiter zu untersuchen, welche gegenüber den Leukozyten, dem 
Medium und den zu phagozytierenden Korpuskeln oberflächen¬ 
aktiv sich verhalten. Das weitere Studium dieser Fragen 
steht im Zusammenhang mit den Problemen der Resistenz des 
Organismus gegen Infektionserreger und des Mechanismus der 
Infektion mit dem Virulenzproblem, möglicherweise auch mit 
den Problemen der Nahrungsaufnahme der Körperzellen und 
der Resorption, schließlich d. i. der Regeneration und der künst¬ 
lichen Pathogenese, mit dem Rätsel der Zellteilung und des 
Wachstums. 

Wir haben damit wiederum auf die große Wichtigkeit 
physikalisch-chemischer Betrachtung auch auf dem Gebiete der 
Veterinärmedizin und auf die gegenseitige befruchtende Wir¬ 
kung von Pathologie und Physiologie hingewiesen. 


„Absces de fixation“ und penetrierende 
Gelenkwunde. 

Von J. Bouwman, prakt. Tierarzt in Oosterhout (Holland). 

Am 19. Juni zog sich eine 4jährige Stute eine penetrie¬ 
rende Kniegelenkwunde zu. so daß 3 Finger durch die Wunde 
passieren konnten. Die Wunde befand sich an der medialen 
Seite; mediales rechtes Band und medialer Rollkamm waren 
zu palpieren. Die ersten vier Tage behandelte ich die Wunde 
allein mit Ung. Cantharidum, danach mit Ung. Terebinthinae 
und das Gelenk mit Acid. borie. crist. Die Wunde zeigte 
gute Heilungstendenz, bis das Gelenk nach einigen Tagen zu 
eitern anfing. Jetzt konnte nur ein Finger die Wunde pas¬ 
sieren und dieser Befund blieb so, bis ich etwa 3 Tage später 
(30. Juni) eine subkutane Injektion von 5 ccm Ol. Terebin¬ 
thinae ven. an der Unterbrust applizierte. Die Eiterung aus 
dem Gelenke nahm ab, und die Wunde heilte in zwei Tagen, 
so daß nur ein Ausfluß die Wunde anzeigte. 

Am 5. Juli machte ich eine neue Injektion von 4 c^ui Ol. 
Tereb. ven., und 2 Tage später war die Wunde verschwunden. 

Das Resultat der Ol. Tereb.-Injektionen war so über¬ 
raschend, daß ich glaube, hiermit ein sehr wirksames Hilfs¬ 
mittel für die Therapie der penetrierenden Gelenkwundeu ge¬ 
funden zu haben, und obgleich die Stute noch nicht her¬ 
gestellt ist, möchte ich nicht unterlassen, den Fall den 
Kollegen mitzuteilen. 

Referate. 

Vergiftungen bei Pferden. 

(Nach Z. f. Vet,-Kunde, 1916, Heft 5/6, S. 165, 168, 109, 170.) 

I. Stimmbanclähmung, vermutlich durch Bleivergiftung. 

Von Stabsveterinär Morgen. 

Ein Pferd stand vier Wochen lang in einer Bleiweiß- 
fabrik. Die Stimmbandlähmung äußerte sich durch „brüllende“ 
Stimme. Unter geeigneter Therapie besserte sich der Zustand. 
(Einreibung des Kehlkopfes mit Gproz. Senfspiritus, warme 
Umschläge, Einspritzungen von 0,05 Strych. nitr. am Kehlkopf.) 

Il. r Bleivergiftungen bei Pferden. 

Von Korpsstabsveterinär Wilden. 

Pferde einer Truppe standen 17 Tage lang in einer Blei 
weißfabrik und kamen dann anderwärts hin. Innerhalb 


weiterer drei Wochen verendeten fünf Pferde unter dem 
klinischen und pathologisch-anatomischen Bilde der Blei¬ 
vergiftung. (Speicheln, Schwitzen, Stimmbandlähmung, 
Lungenentzündung, parenchymatöse Degeneration des Herz¬ 
muskels usw.) 

III. Verglftungsersoheloungen bei einem Pferde nach Einreibung 
mit Petroleum. 

Erscheinungen: Große Hinfälligkeit, Zittern, Schwellun¬ 
gen, Herzfrequenz, Temperatur 40.9. Behandlung: Kampferöl, 
Waschungen mit Burow scher Lösung. Besserung und 
Heilung, jedoch Haarausfall an den stark eingeriebenen Stellen. 

IV. Tödliche Vergiftungen bei zwei Pferden nach Aufnahme ven In Fäulnis 
mit Schimmelbildung Qbergegangenen Heues. 

Von Korpsstabsveterinär Koerner. 

Zwei Fälle mit tödlichem Verlauf innerhalb 24 Stunden 
Krankheitsdauer. Klinische Erscheinungen: Schlingbeschwer¬ 
den^ Appetitlosigkeit, Lähmung der Nachhand, unregelmäßiger 
Puls, Herzschläge, blutiger Urin, Unempfindlichkeit, Koma, 
Tod. Zerlegung: blutige Darmentzündung, Nieren-, Harn¬ 
blasenentzündung. B. 

Schlundverstopfungen bei Pferden. 

(Nach Z. f. Vet.-Kunde, 1916, Heft 6/6, S. 162 u. 171.) 

I. Schlundverstopfungen bei Pferden nach VerfQtterung erweichter 
Trockenrübenschnitzel. 

Von Oberstabsveterinär Prof. Dr. T ö p p e r. 

Verfasser hat nach Verfütterung erweichter Trocken¬ 
rübenschnitzel im Kaiserlichen Marstall, bei der Ersatz-Eska¬ 
dron 2. Garde-Ul.-Regt. und im Pferdelazarett des Gardekorps 
zehn Fälle von Schlund Verstopfung beobachtet, ferner auch 
eine Schlundverstopfung nach Zuckerfütterung. Alle Fälle 
gingen nach Ärekolingaben ‘in Heilung über. 

Nachdem im Pferdelazarett die völlig trockene Fütterung 
der Rübensehnitzel angeordnet worden war, kamen keine 
weiteren Fälle von Schlundverstopfung vor. 

Eine Anmerkung der Schriftleitung wendet hierzu ein, 
daß im Feldheer jedoch gerade nach Verfütterung von 
Trocken - Rübenschnitzeln Schlundverstopfungen be¬ 
obachtet worden seien. 

II. Schlundverstopfungen nach Verfuttern von Preßfutter. 

Von Stab veterinär O e 11 e r i c h. 

Nach Verfüttern von Preßfutter ist mehrfach Schlundver¬ 
stopfung eingetreten. Der Zustand wurde in der Weise be¬ 
handelt, daß weitere Futteraufnahme verhindert, dagegen viel 
Wasser angeboten wurde, und ging dabei meistens in 12 bis 
36 Stunden vorüber. Ein Pferd starb an Schluckpneumonie. 

B. 

Thrombosen beim Pferde. 

(Nach Z. f. Vet Kunde, 1916, Heft 6/6, 8. 162 u. 171.) 

I. Ein Fall von Thrombose beider Sohenkelarterlen beim Pferde. 

Von Stabsveterinär Sosna. 

Das Pferd zeigte im Schritt nichts Auffälliges, dagegen bei 
hoher Gangart mehr und mehr starke Bewegungsstörungen. 
Zuerst wurde die eine Hintergliedmaße stark nach innen vor 
die andere gesetzt; bei weiterer Bewegung wurde der Gang 
schwankend in der Hinterhand, die Fesselgelenke knickten 
mehr und mehr ein, so daß die Sprunggelenke den Erdboden 
berührten. Nach Ruhe schwanden die Erscheinungen, nach 
erneuter Bewegung traten sie wieder auf. Klinisch waren keine 
Veränderungen festzustellen, doch bestätigte der Zerlegung»- 







17. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


391 


befund bei dem als unbrauchbar getöteten Pferde die Richtig¬ 
keit der gestellten Diagnose. Beide Schenkelarterien waren 
durch je einen Thrombus von 3 bis 4 cm Länge verstopft. 

II. Zwei Iateres8ante Fälle von Thrombosen beim Pferde. 

Von Oberstabsveterinär Krameil. 

Der erste Fall betrifft eine beiderseitige Venenthrombose 
der Jugularis in Verbindung mit ödem der Unterhaut nach 
fehlerhafter Neosalvarsan-Infusion. Rechtsseitig machte sich 
infolge bedrohlicher Blutung aus dem nekrotischen Gewebe 
die Untorbindung der Vene nötig. Später stellte sich auch die 
Verlegung der linken Vene heraus. Ein enormes Stauungs¬ 
ödem in Bereich beider Kopf- und Halsseiten bestand 14 Tage 
lang, danach fand der Blutstrom innerhalb von 8 Tagen seinen 
Rückfluß wieder. 

Der zweite Fall betrifft eine vollständige Lähmung der 
Nachhand. Bei der Zerlegung ergab sich eine Verlegung der 
Bauchschlagader in der Lendengegend durch einen Thrombus. 

B. 

Über Abdasseln. 

Von Julius Kadocsa. 

(Allatorvosi Lapok, 1910, Nr. 17.) 

Zum Entfernen der Dassellarven ist zurzeit das Aus¬ 
drücken mit der freien Hand das einfachste und beste Ver¬ 
fahren, das Hauptnersehe und das Groenewoldsehe 
Instrument quetschte unnütz die Haut und verursachte dem 
Tier Schmerzen. Von den chemischen Mitteln soll das Birken¬ 
teeröl eine gute Wirkung ausüben, die diesbezüglichen Ver¬ 
suche sind jedoch noch nicht abgeschlossen. L u c e t empfiehlt 
zum Abdasseln die Jodtinktur, deren Injektion nicht nur 
die Larven tötet, sondern auch die Geschwulst ohne Eiterung 
zum Aufsaugen bringt. Dieses Verfahren ist noch einfacher 
und schneller ausführbar als das mechanische Verfahren mit 
dem Ausdrücken. Dr. Z. 


StaatsveterinSrwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. August 1916. 

(l>ie Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammeni — 
bei Jedem Kreta vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Fischhausen 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Königsberg i. Pr. Stadt 1, 1 (davon neu 1 Gern., 
1 Geh.), Königsberg i. Pr. 1, 1 (1, 1), Labiau 1, 1, Wehlau 2, 2. 
Reg.-Bez. Gumbinnen: Pillkallen 1, 1, Insterburg 1, 1 (1, 1), 
Goldap 5, 5, Oletzko 1, 1. Reg.-Bez. A11 e n s t e i n : Allenstein 
Stadt 1, 1, Neidenburg 3, 3 (1, 1), Osterode i. Ostpr. 2, 3. Reg.- 
Bez. Marienwerder: Strasburg i. Westpr. 2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. 
Stettin: Randow 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Posen: Schroda 1, 1, 
Posen Stadt 1, 1, Posen West 1, 1, Koschmin 1, 1, Schildberg 1, 1. 
Reg^Bez. Bromberg: Kolmar i. P. 1, 1, Mogilno 1, 1, (1, 1), 
Wongrowitz 3, 4 (2, 3), Gnesen 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: Pleß 
2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Cassel: Witzenhausen 1, 1. Bayern. 
Reg.-Bez. Mittelfranken: Nürnberg Stadt 1, 1 (1, 1). Mecklen¬ 
burg-Schwerin: Wismar 1, 1 (1, 1), Schwerin 1, 1, Rostock 1, 1, 
Malchin 1, 1. Elsaß-Lothringen: Bez. Lothringen: Metz 2, 2 
(1, 1). Insgesamt: 31 Kreise, 44 Gemeinden, 46 Gehöfte; davon 
neu: 13 Gemeinden, 14 Gehöfte. 

Lungenteuohe. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jerichow II 1 Gemeinde, 
1 Gehöft davon neu: 1 Gemeinde, 1 Gehöft). 

Pockeit8euoh6, Beschälseuohe. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Sehwelneseuobe (elnschl. Sohwelnepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 

■ul- and 
Klauenseuche 

Schwelnesoeohe 
elnschl. Schweinepest 

bzw. Bundesstaaten 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

3 


12 

7 

9 

9 

Gumbinnen. 

2 

4 

4 

6 

25 

28 

Allenstein. 

— 

— 

— 

4 

13 

16 

Danzig. 

— 

— 

— 

3 

7 

7 

Marienwerder. 

2 

2 

2 

8 

16 

16 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Potsdam. 

2 

2 

4 

10 

27 

32 

Frankfurt. 

2 

4 

6 

11 

31 

38 

Stettin. 

7 

9 

12 

5 

16 

48 

Köslin. 

— 

— 

— 

3 

6 

6 

Stralsund. 

2 

5 

6 

3 

6 

7 

Posen. 

3 

4 

4 

14 

30 

36 

Bromberg. 

2 

2 

2 

5 

11 

11 

Breslau. 

3 

3 

3 

18 

79 

94 

Liegnitz. 

1 

1 

1 

17 

57 

66 

Oppeln. 

1 

2 

2 

12 

27 

33 

Magdeburg. 

2 

2 

2 

5 

13 

17 

Merseburg. 

— 

— 

— 

7 

12 

36 

Erfurt. 

— 

— 

— 

4 

8 

11 

Schleswig. 

5 

8 

10 

2 

3 

3 

Hannover. 

2 

3 

8 

3 

7 

13 

Hildesheim. 

2 

3 

3 

1 

1 

1 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

2 

4 

4 

Stade . 

1 

1 

14 

— 

— 

— 

Osnabrück. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Aurich.. . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 

— 

6 

7 

15 

Minden. 

— 

— 

— 

5 

5 

7 

Arnsberg. 

— 

— 

— 

11 

21 

27 

Kassel. 

— 

— 

— 

12 

34 

62 

Wiesbaden. 

1 

1 

2 

6 

11 

12 

Koblenz. 

2 

2 

4 

7 

11 

18 

Düsseldorf. 

1 

1 

1 

8 

11 

11 

Köln . •. 


— 

— 

6 

8 

8 

Trier. 


5 

Til 

4 

7 

8 

Aachen. 


— 

— 

3 

3 

3 

Sigmaringen.. 


— 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

D 

39 

259 

7 

11 

14 

Niederbayern. 


— 

— 

1 

4 

4 

Pfalz. 

1 

1 

4 

2 

2 

2 

Oberpfalz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Oberfranken. 

1 

1 

8 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

2 

2 

19 

5 

7 

7 

Unterfranken. 

5 

12 

94 

2 

2 

2 

Schwaben. 

11 

26 

152 

1 

1 

1 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

3 

4 

4 

Dresden . 

1 

1 

1 

3 

4 

4 

Leipzig. 

Zwickau. 

1 

2 

3 

2 

2 

7 

2 

7 

2 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

9 

12 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

8 

10 

60 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

3 

3 

3 

Freiburg. 

Karlsruhe. 

— 

I 

—- 

3 

1 

8 

2 

9 

10 

Mannheim. 

1 

2 

3 

6 

32 

203 

Hessen. 

— 

— 

— 

2 

6 

19 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

5 

40 

169 

5 

9 

11 

Sachsen-Weimar. 

— 

— 

— 

3 

4 

4 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

1 

1 

1 

4 

5 

Oldenburg . .. 

— 

— 

— 

4 

4 

5 

Braunschweig. 

— 

— 

— 

6 

21 

38 

Sachsen-Meiningen .... 

— 


■ 

1 

1 

1 

Sachsen-Altenburg .... 

— 


■ 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

H 

■ 

1 

1 

1 

Anhalt. 

— 

■ 


1 

1 

3 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

H — 

■ 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 



— 

— 

— 

Waldeck. 

— 



2 

4 

7 

Reuß ältere Linie .... 

— 


■ 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie.... 

1 

i 

1 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Lübeck. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Hamburg. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Elsaß-Lothringen. . . . . 

7 

13 

23 

3 

3 

5 

Deutsches Reich 

104 

235 

932 

299 

686 

1091 

Davon in Preußen 

48 

74 

122 

221 

529 

7ü6 















































































392 BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 3,% 


Durchfuhr ausländischen Nutz- und Zuchtviehs. 

Ministerium fttr Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

J.-Nr. IA Ille 1S8UÄ. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 19. Juni 1916. 

An die sämtlichen Herren Regierungspräsidenten, ausge¬ 
nommen Köslin, Potsdam, Frankfurt. (Öder), Magdeburg, Merse¬ 
burg, Erfurt, Hannover, Hildesheim, Minden, Arnsberg, Cassel, 
Wiesbaden, Coblenz, Cöln und Sigmaringen. 

Abschrift. 

Der Reichskanzler. (Reichsamt des Innern). Nr. IV A. 13 513. 
Auf die gefälligen Schreiben vom 5. und 7. Juni 1916 — I A III e 
12 623 und 12 694. 

Berlin W 8, den 14. Juli 1916. 

Die Durchfuhr von Nutz- und Zuchtvieh ist allgemein zuge¬ 
lassen und lediglich davon abhängig, daß Eure Exzellenz die er¬ 
forderliche veterinärpolizeiliche Genehmigung erteilen. Einer Mit¬ 
wirkung des Herrn Reichskommissars für Ein- und Ausfuhrbewilli¬ 
gung bedarf es hierzu nicht. Der Herr Finanzminister ist ersucht 
worden, die Zollstellen anzuweisen, daß die Sendungen an Nutz- 
und Zuchtvieh, für die eine von Eurer Exzellenz erteilte Durch¬ 
fuhrgenehmigung beigebracht wird, zur Durchfuhr zuzulassen sind, 
wenn nicht nach dem Ergebnis der amtstierärztlichen Untersuchung 
angenommen werden muß, daß es sich nicht um Nutz- oder Zucht¬ 
vieh, sondern um Schlachtvieh handelt. 

I. A.: gez. Freiherr v o n S t e i n. 

An den Herrn Minister für Landwirtschaft, Domänen und 
Forsten. 

Abschrift übersende ich mit dem Ersuchen, die beteiligten 
Dienststellen gefälligst entsprechend zu verständigen. 

I. A.: H e 11 i c h. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Zur Pilzfütterung. 

Von Fritz Krause, 

Assistent an der Abteilung für Pflanzenkrankheiten des Kaiser- 
Wilhelm-Instituts zu Broraberg. 

Vom Kriegsausschuß für Ersatzfuttermittel wurde in 
jüngster Zeit mit Recht auf die hohe Bedeutung der Pilze als 
ein „erstklassiges“ Viehfutter hingewiesen. Es versteht sich 
dabei wohl von selbst, daß alle der menschlichen Ernährung 
dienenden, sowie alle giftigen Arten von der Fütterung aus¬ 
zuschließen sind. Aber gerade an minderwertigen und für 
den Genuß unbrauchbaren Arten ist unsere heimische Pilz- 
Hora außerordentlich reich, und es ließe sich daher bei ihrer 
Verwendung als Viehfutter ein ganz bedeutender Nutzen aus 
den Forsten mit ihren meist sehr reichlichen Pilzernten er¬ 
zielen. Im allgemeinen hat man der Pilzfütterung aber bisher 
nur ein geringes Interesse entgegengebracht, und infolgedessen 
sind unsere diesbezüglichen Erfahrungen über das Verfüttern 
von Pilzen noch recht lückenhaft, denn weitgehendere An¬ 
gaben über diesen volkswirtschaftlich so bedeutenden Punkt 
liegen in der Literatur kaum vor, oder es handelt sich nur 
hin und wieder um spärliche und vereinzelte Bemerkungen 
hierüber. Ober die Zulässigkeit der Pilzfütterung kann nach 
den bereits vorliegenden Pilzanalysen kaum Zweifel entstehen, 
da hiernach verschiedene Schwämme mit vielen unserer ge¬ 
bräuchlichsten Futtermittel unbedingt in Konkurrenz treten 
können. Gramberg (Die Pilze unserer Heimat, 1913, I. 
p. 16) gibt z. B. an, daß gekochte Pilze hinsichtlich ihres Nähr¬ 
wertes als Schweinefutter den der Kartoffel erheblich über¬ 
treffen. Danach ließe sich also eine nicht unerhebliche Ent¬ 


lastung unserer Kartoffel Vorräte durch die Pilzfütterung er¬ 
möglichen. in erster Linie hat man diese, was ja begreiflicher¬ 
weise sehr nahe liegt, bei Schweinen nur versucht und gibt 
D i 11 r i e h (Zeitschr. d. Landwirtschaftskammer für die Prov. 
Schlesien) günstige Erfolge hiermit bekannt. Aber auch als 
Hühner- und Fischfutter lassen sich die Pilze, in entsprechender 
Weise zubereitet, vorteilhaft verwenden, nach eigenen Ver¬ 
suchen, bei denen allerdings nur bescheidenere Mengen in 
Anwendung kamen, ebenso für Kaninchen. 

Ohne Zweifel ist die praktische Durchführbarkeit der Pilz- 
fütferung aber von vielen Nebenumstünden abhängig, die noch 
weiterer Aufklärung bedürfen, und es wäre für berufene Seiten 
eine ganz dankenswerte Aufgabe, unsere Erfahrungen in dieser 
I’ezit bung durch eingehende und umfangreiche Fütterungs- 
virsuche an verschiedenen Tieren zu vervollständigen. Man 
sollte außerdem nicht nur während der Kriegszeit die Pilze als 
wohlfeiles und billiges Viehfutter in Anspruch nehmen, son¬ 
dern auch in normalen Jahren ihren Wert als Beifutter nicht 
von der Hand weisen. 

Außerordentlich wichtig erscheint die Frage, welche Pilz¬ 
arten für die Verfütterung verwendbar und geeignet sind und 
wie sich die verschiedenen Tiergattungen hierzu verhalten.*) 
Nicht jeder selbst an und für sich eßbajre Pilz wird von allen 
Futtertieren in gleicher Weise vertragen; auch wird die Zu¬ 
bereitung des Pilzfutters bei der Aufnahme, Ausnützung der 
Nährstoffe und der Bekömmlichkeit eine große Rolle spielen. 
Sehr interessant sind in dieser Beziehung z. B. Beobachtungen 
von Morel (Rev. de med. vet. 1911), nach denen bei Schwei¬ 
nen Vergiftungen durch den eßbaren Hallimasch, Armillaria 
mellea, eintraten, und zwar zeigten sich Vergiftungen mit töd¬ 
lichem Ausgang nach dem Genuß von Wasser, in dem 2,5 kg 
der besagten Pilze gekocht, wobei das Wasser dem Futter zuge¬ 
setzt worden war. Leider macht Morel keine näheren An¬ 
gaben über das Alter der verwendeten Pilze, aus denen ersicht¬ 
lich wäre, ob die Vergiftungen tatsächlich durch normale 
Schwämme hervorgerufen wurden oder durch Zersetzungs¬ 
produkte bereits faulender oder verwesender Pilze. Nach ver¬ 
dorbenen Pilzen und giftigen Arten stellten sich auch 
bei Hühnern, für welche gesunde frische sonst mit gutem Er¬ 
folg verfüttert wurden, Vergiftungen und Todesfälle ein. Pein 
steht jedoch eine Angabe von F. Skowronnek gegenüber, 
nach welchem auch alte und madige Pilze als Hühnerfutter 
verwendet werden können, allerdings müssen sie dann schnell 
in einem Backofen getrocknet und zerstampft werden. „Dieses 
Pilzmehl mischt man von Oktober an den Hühnern unter 
die warmen, zerdrückten Kartoffeln; sie überwinden dann 
schneller die Mauser und legen früher.“ Bei der Frischfütterung 
werden die Pilze durch eine Hackmaschine getrieben, weich 
gedünstet und dann mit Kleie verfüttert. In dieser Form lassen 
sie sich vorteilhaft als Mastfutter für junge Hühner verwenden. 

Wie schon eingangs erwähnt, steckt, die ganze Frage der 
Rentabilität, sowie noch viele andere Fragen bei der Pilzfütte¬ 
rung noch in den Kinderschuhen. Hoffentlich gelingt es aber 
bald durch weitere Versuche, dieses so außerordentlich wich¬ 
tige Futtermittel kennen und verwenden zu lernen. 

*) Versuche hierzu sind im Brombeiger Tierhygienischen In¬ 
stitut eingeleitet. 





17. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


393 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Teterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Feldhilfsveterinär stud. med. vet. Richard Angenstein 
(Studier, der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover). 
Oberveterinär Dr. LudwigLüth (Schlachtliofdir. in Neuwied). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Gabriel Heinrich 
(Studier, der Tierärztl. Fakultät der Universität München). 
Veterinär Oswin Franke (Tierarzt aus Kolba). 
Oberveterinär Walther Jenke (Tierarzt in Eppendorf). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Walter Paul (aus 
Braunschweig). 

Oberveterinär Dr. Georg Henke (wiss. Hilfsarbeiter am 
Hyg. Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin). 
Feldhilfsveterinär stud. med. vet. Alois Böning (aus 
Hilkerode). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Werner W e i c h 1 e i n 
(Studier, der Tierärztlichen Hochschule in Berlin). 

Einhandertundsecliste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 6. August bis Sonnabend, den 
12. August 1916. 

Die Kämpfe i m W e s l e n haben sich auch in dieser 
Woche in der Hauptsache auf die Front an der Somme und 
der Ancre sowie die rechte Maasseite bei Verdun beschränkt. 
An der Ancre wurde besonders in der Gegend von Pozieres 
und am Foureauxwalde heftig gekämpft. Weder die Engländer 
noch die Franzosen haben ein wesentliches Stück weiter 
Vordringen können. Die Kämpfe an diesem Teil der Front 
sind noch nicht als abgeschlossen anzusehen. 

Bei Verdun waren die Kämpfe in der Gegend von 
Thiaumont besonders heftig; um das Werk Thiaumont selbst 
ist mit wechselndem Glück gekämpft worden. Das Dorf 
Fleury ist auch jetzt fest in unserer Hand. 

Von der H i n d e n b u r g f r o n t sind nur teilweise Vor¬ 
stöße der Russen zu melden, die sämtlich zurückgewiesen 
wurden. In Galizien und der Bukowina griffen jetzt auch 
deutsche Truppen mit ein und haben in den Karpathen bereits 
an Raum gewonnen. Der Oberbefehl an der Ost¬ 
front ist in folgender Weise geregelt worden. Die Front 
des Generalfeldmarschalls von Hindenburg erstreckt sich von 
der Ostseeküste bis westlich Tarnopol, wo die Armee Böhm- 
Ermolli ihren Südflügel bildet. Daran schließt sich die Front des 
Erzherzogs Karl, zu der die deutsche Südarmee von Koeveß 
und die österr.-ungar. Truppen in den Karpathen gehören. 

An der italienischen Front ist der Görzer Brückenkopf 
geräumt worden. Dementsprechend ist die Stellung auf der 
Hochfläche von Doberdo und südlich nach der Adria zu berichtigt 
worden; im übrigen keine nennenswerten Veränderungen. 

Am Kaukasusund in Persien nichts Wesentliches. 
E n g 1 a nd ist mehrfach von unseren Luftschiffen an¬ 
gegriffen worden, die in mehreren Orten, auch in London, gute 
Treffer erzielten. 

Das Ergebnis der L u f t k ä m p f e im Juli stellt 
sich wie folgt: 

Deutsche Verluste: 

Im Luftkampf.17 Flugzeuge 

Durch Abschuß von der Erde ... 1 „ 

Vermißt.1 „ 

Im ganzen 19 Flugzeuge 

Französisch- englische Verluste. 

Im Luftkampf.59 Flugzeuge 

Durch Abschuß von der Erde .... 15 „ 

Durch unfreiwillige Landung innerhalb 

unserer Linien.6 „ 

Bei Landung zwecks Aussetzens von 

Spionen.1 „ 

im ganzen 81 Flugzeuge, 

von denen 48 in unserem Besitz sind. 


Soweit Zeitungsmeldungen darüber ein Bild zulassen, ist 
die Tätigkeit unserer U-Boote in der letzten Woche sehr erfolg¬ 
reich gewesen. N e v. 

Anatomische und hippologische Bemerkungen zu den 
Reiterstatuen.*) 

Von Dr. A. Zimmermann, o. öff. Professor der kön. ung. 

Tierärztlichen Hochschule, Privatdozent der Universität 
in Budapest. 

(Mit 21 Abbildungen.) 

Das Pferd gehört nicht nur zu den nützlichsten Haustieren, 
sondern ist mit seinen gefälligen Körperformen zur künst¬ 
lerischen Darstellung besonders geeignet. Der längliche leb¬ 
hafte Kopf mit den großen Augen, der schlanke Hals, die 
Proportionen des Rumpfes, die langen Beine, sein ganzes ele¬ 
gantes Erscheinen heben an den Reiterstatuen die ästhetische 
Wirkung, bringen in diese Werke mehr Leben, Lebhaftigkeit 
hinein, heben und vergrößern die Gestalt des Reiters; Schopf, 
Mähne und Schweif des Pferdes können dabei auch besonders 
dekorativ wirken. 

Die plastische Darstellung des Pferdes beansprucht jedoch 
neben künstlerischer und technischer Fertigkeit auch manche 
Fachkenntnisse. Vor allem lassen sich am Pferdekörper zahl¬ 
reiche künstlerisch verwendbare anatomische Teile durch die 
Haut unterscheiden, in erster Reihe fixe Punkte des Skelets, 
dann die plastisch hervortretende Muskulatur, Sehnen, Gefäße, 
aber auch Nerven (z. B. der Fazialis), Sinnesorgane (Augen, 
Ohren) u. a. (Näheres in Ellenberger-Bau m-Ditt- 
richs Kün-stler-Anatomie, s. Literatur 2.) 

Die Künstler-Anatomie rechnet mit den Kunstmotiven 
und wird den Kunstsinn nicht schädlich beeinflussen, im 
Gegenteil, sie kommt der künstlerischen Beobachtung zur 
Hilfe, schärft den Blick, erweitert den Gesichtskreis und 
weist auf das wesentliche an den einzelnen Körperteilen hin. 
Im Besitze von entsprechenden anatomischen Kenntnissen 
w r eiß erst recht der Künstler, wa.i er näher, eingehender 
zu beobachten hat, auf w r as er achten muß, wem an der 
Körperfläche des Pferdes eine Bedeutung zukommt, was das 
Normale i&t, w r as anormal und krankhaft erscheint, während 
beim Mangel solcher Kenntnisse er nur auf Umwegen, 
durch wiederholte vergleichende Untersuchungen manche 
Erscheinungen erklären und richtig deuten kann. Die 
Veränderungen, w r elche bei der Bewegung an den einzelnen 
Körperteilen zustande kommen, lassen sich auch nur mit anato¬ 
mischen Kenntnissen richtig beurteilen und nachbilden. Künst¬ 
ler sollen Anatomie nicht nur an Leichen, sondern besonders 
auch am Lebenden studieren, da die plastischen Teile des 
Körpers, besonders die Muskeln, manches an den Leichen ver¬ 
ändert zeigen. 

Die Anatomie beeinflußt, beschränkt nicht schädlich den 
Kunstsinn; dem wahren Künstler werden diese Kenntnisse nur 
von Vorteil sein. Anatomische Studien fördern bekannterweise 
erfahrungsgemäß das Formgefühl. 

Neben den anatomischen Kenntnissen kommen aber bei 
der plastischen Darstellung des Pferdes noch manche andere 
hippologische Momente in Betracht. Bereits bei der Wahl eines 
richtigen, entsprechenden Modells, bei der Einstellung des- 

*) Nach einem Vortrage, gehalten im Landesverein der unga¬ 
rischen Tierärzte. 








394 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 33. 


selben, bei der Einteilung des Gegenstandes bedarf man auch 
hippologischer Fachkenntnisse. 

Bei dem Reiterdenkmal soll der Reiter auf ein jener Zeit 
entsprechendes Pferd gesetzt werden. Gar oft kommt es vor, 
daß man Ritter des Mittelalters auf solchen englischen Vollblut¬ 
pferden darstellt, welche erst in neuerer Zeit gezüchtet wurden. 
Solcher Anachronismus ruft mit Recht die Kritik wach und 
wirkt auf den Sachverständigen beinahe komisch. Andere 
wieder stellen historische Gestalten bei Reiterdenkmälern auf 
Pferden dar, welche einem gewöhnlichen Zugpferd oder einem 
schweren Lastpferd entsprechen, keinesfalls aber mit dem Ge¬ 
danken und Geist des Denkmals, mit dem Zeitalter, mit der 
Reitergestalt in Einklang stehen. 

Von den ungarischen Reiterdenkmälern wäre das Denk¬ 
mal des Königs Stefan des Heiligen (s. Fig. 1) be¬ 
rufen, auch das ungarische Pferd in seiner Urform zu verewigen. 
Leider aber ist dieses Pferd alles eher, nur keines von unga¬ 
rischer Rasse. Möglicherweise hat der Schöpfer des Denkmals 
an den italienischen und deutschen Einfluß gedacht, unter 
welchem der erste König Ungarns stand. Die Kopfhaltung des 
Pferdes ist nicht besonders glücklich gewählt, die Stellung der 

Füße fehlerhaft. Das Pferd 
hat kaum einen Zug vom 
Pferd vor tausend Jahren, 
welches klein, vielleicht 
schlecht gebaut, aber kräftig, 
sehnig, zäh, beweglich, von 
Feuer und Ausdauer war, 
welche Eigenschaften man 
gleich auf den ersten Blick an 
diesem Denkmal wahrnehmen 
sollte. Was der Künstler 
hier in hippologischer Hin¬ 
sicht versäumt hatte, gibt er 
vollauf in kulturhistorischen 
Details, welche besonders in 
der Kleidung, in der Be¬ 
schirrung und Rüstung zeit¬ 
getreu und hervorragend sind. 
Das ganze, im übrigen 
prächtige Werk ist stilgerecht 
seiner herrlichen Umgebung, der Fischerbastei der Ofner Burg 
angepaßt und macht einen höchst dekorativen, schönen Ein¬ 
druck, wenn auch das unbewegte, wie angenagelte, steife 
Stehen den damaligen Zeitgeist nicht ganz widerspiegelt, da 
man doch in jener Zeit mit Feuer und Eisen vorzudringen 
trachtete; möglicherweise wollte aber der Künstler auch mit der 
Stellung des Pferdes nicht den vorschreitenden Eroberer, sondern 
eher den Verbreiter der Kultur, den gesetzgebenden Fürsten, 
verewigen, worauf teilweise auch die Seitenreliefs hinweisen. 

Bei der Darstellung der Bewegung des Pfer¬ 
des wird an den Reiterdenkmälern gar oft und vielfach ge¬ 
sündigt. Vom klassischen Altertum angefangen bis heute er¬ 
kennt man fast dieselben Fehler, teilweise Sprossen einer sinn¬ 
losen Phantasie, mit unmöglichen Übertreibungen, welche den 
einfachsten Grundgesetzen der Statik und Mechanik wider¬ 
sprechen. 

Die Ruhestellung ist leichter darzustellen; denn sie 
kann unmittelbar vom Modell nachgebildet w r erden und be¬ 


ansprucht verhältnismäßig weniger Studien, Fachkenntnisse 
und spezielle Beobachtung. Deshalb wird sie besonders in 
neuerer Zeit von den Bildhauern bevorzugt. Manches dieser in 
Ruhestellung verew igten Pferde erscheint ganz steif, leblos und 
erinnert sehr an die Lcbkuchenteitei 1 (so z. B. teilweise auch 
das bereits beschriebene Stefan-Denkmal) oder gleicht jenen 
in den Auslagen der Riemer und Sattler stehenden Papier¬ 
machepferden, welche aufgeziert die Welt mit gläsernen Augen 



Fig. 2. 

Tuaillon., Amazone, Berlin. 


anglotzen, ohne jeden Charakter und irgendwelche Bedeutung. 
Das Pferd pflegt aber niemals in solcher statuenartigen Ruhe¬ 
lage zu stehen, diese w r eist nur auf die Unsicherheit und den 
Mangel an Fertigkeit des Künstlers hin. Das in der Ruhe¬ 
stellung dargestellte Pferd darf nicht steif sein, sondern bloß 
eine ruhende oder eher wartende Haltung einnehmen. Ein vor¬ 
zügliches Beispiel liefert dazu Tuaillons Amazone in 
Berlin (s. Fig. 2), deren klassische Ruhe beinahe imponierend 
wirkt und trotz der Ruhestellung einen lebhaften Eindruck 
macht. Das Pferd entspricht wohl dem jetzigen Halbblut, 



Fig. 3. 

F a d r u s z , Baron Bela Wcnckhelm, Kisl»6r. 


welches im Moment des Aufmerkens mit ergreifender Realität 
dargestellt ist. Die Amazone auf einem modernen Pferd scheint 
zwar ein w enig bizarr und läßt daraus folgern, daß der Künst¬ 
ler vielleicht vorerst das Pferd allein darstellen wollte und die 
Amazone erst nachher daraufsetzte. Das Werk ist, abgesehen 
von dem erwähnten Anachronismus, sehr schön und gut ge¬ 
lungen, eine der besten Reiterstatuen. 










17.’ August ]l91G. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


395 


Würdig“ reiht sich an dieses das Baron BMa Wenck- | 
heim-Denkmal in Kisber (s. Fig. 3) an, welchem der 
Künstler, J. F a d r u s z , gleichfalls die harrende Stellung des 
Pferdes wiedergeben wollte. Das Werk wurde nach längeren 
Vorstudien ausgearbeitet, und man kann es mit Recht be¬ 
dauern, daß es im Staatsgestüt Kisber, zu dessen eifrigsten 
Förderern der Minister Baron Wenckhei m gehörte, etwas 
entlegen und verborgen steht. Das Pferd stellt das in Ungarn 


| nicht besonders gelungen. Es stellt einen großen spanischen 
Hengst vor, welcher den Vorderkörper zurückzieht, zurück¬ 
schnaubt, wobei man die Aufregung an ihm zu bemerken 
meint; Ohr, Augen, Nasenflügel, der ganze Kopf weist darauf 
hin, Muskeln und Adern treten stärker hervor. Der Hals wird 
stärker gegen die Brust gebogen, das Pferd steht, gelangt 
hinter der Hand der Reiterin, flieht vor dem Zaum (zum Glück 
stehen der Königin an beiden Seiten die ungarischen Herren 





Fig. 4. 

Fadrusz, Königin Maria Theresia, 
Pozsony (Preßburg).] 


Fig. 21. 

R ö n a , Prinz Eugen, Budapest. 


Fig. 5. 

Fadrusz, König Mathias Ilunyadi, 
Kolozsvär (Klausenburg). 


hoch gezüchtete Halbblutpferd vor, im Moment, in welchem es 
sich in Bewegung setzen will, seinen Blick in die Ferne 
schweifend, voll Leben und edlem Blut, äußerst natürlich und 
einfach ohne jede überflüssige und störende Pose. Mit großer 
Bravour hat der Meister sein Modell, den Hengst Gunnersberg, 
nachgebildet, ebenso wie die Reitergestalt; beide machen 
einen sehr gefälligen, einheitlichen, harmonischen Eindruck. 


bei, dem man vielleicht sogar eine symbolische Bedeutung 
geben kann). Das Pferd hat am Denkmal gewiß eine große 
dekorative Wirkung, aber in hjppologischer Hinsicht ist es 
nicht ganz einwandfrei, sonst aber paßt es sich stilgerecht und 
harmonisch in die Stimmung des Werkes hinein. 

Eine ähnliche zurück weichende Stellung nimmt das Pferd 
ein an R 6 n a's Prinz Eugen (s. Fig. 21). Diese Darstel- 



Fig. 6. 

C I o d t, Pfcrdehändiger, Berlin. 



Fig. 7. 

V a h t a g_h , Csikös, Budapest. 


Fig. 8. 

Schltlter, Der Große Kurfürst, Berlin. 


Von den Reiterdenkmälern in Ungarn ist eines der schön¬ 
sten und prächtigsten das der Königin Maria Theresia 
in Pozsony (Preßburg) (s. Fig. 4), welches anläßlich des Mille- 
narfestes errichtet wurde und die Huldigung vor der Königin 
darstellt. Das Pferd aber ist an diesem Werke von F a d r u s z 


lung mit dem gegen die Brust geschlagenen, gesunkenen Kopf 
wiederholt sich gar oft an den Reiterstatuen. 

An einem dritten Reiterdenkmal des vorher erwähnten früh¬ 
gestorbenen ungarischen Künstlers, J. F a d r u s z , am König 
Mathias Hun v a d i - Denkmal in Kolozsvär (Klausenburg) 





396 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 33. 


bekommt man ein mächtiges, schönes Schlachtroß gleichfalls 
in der Ruhestellung zu Gesicht (s. Fig. 5). Die schweren 
Reiter des Mittelalters mit ihrer gewaltigen Rüstung kann man 
nur auf großen, starken Pferden darstellen, diese aber ent¬ 
sprechen bei weitem nicht jenen Lastpferden,.wie sie heute vor 
die Bierwagen gespannt werden; ihr Bau und Exterieur soll 
das eines Reitpferdes sein. Das Pferd des Mathias- Denk¬ 
mals ist ein solches. Ruhig und würdig steht es da, den Kopf 
etwas gebeugt, die Ohren spitzend, auf ein Zeichen, eine Be¬ 
wegung des Zaumes lauernd. Es ist voll, strotzt von lauter 
Muskelkraft, Selbstbewußtsein, Stolz, zittert beinahe von inne¬ 
rem Feuer und Tatkraft, welche jedoch unterdrückt wird, weil 
es die Hand seines Herrn spürt. Dieses Pferd ist nicht bloß ein 
Postament, sondern ein integrierender, ausdrucksvoller, charak¬ 
teristischer Teil der ganzen Komposition, welche jene herrliche 
Zeit der ungarischen Geschichte so treffend und würdig 
darstellt. 

Das Bäu m e n der Pferde ist ein beliebtes Motiv der Bild¬ 
hauer, denn es wirkt lebhaft und macht viel Effekt. Das Pferd 
stützt sich dabei auf die Hinterfüße, Kopf und Hals w r erden 
in die Höhe gehoben und dadurch wird der Schwerpunkt nach 
hinten versetzt, die Schultergliedmaßen Werden entlastet und 
emporgehoben. Die große dekorative Wirkung dieser Pose 
sieht man an Baron Clodts Pferdebändiger in 
Berlin (Schloß) (s. Fig. 6), ebenso an G. Vastaghs Csikös 
vor der königlichen Reitschule in Budapest (s. Fig. 7). Des 
letzteren Anatomie, der trockene Bau der hier in Betracht 
kommenden Skelettmuskeln ist besonders erwähnenswert. 

Die einzelnen Gangarten des Pferdes sind viel kom¬ 
plizierter, als sich es Laien und Nichtsachverständige vor- 
steilen; auch eignen sich nicht alle Phasen der verschiedenen 
Gangarten zur künstlerischen Darstellung. Beim Menschen 
geschieht die Fortbewegung viel einfacher und ist deshalb 
leichter nachzubilden. 

Von größter Wichtigkeit ist hier die Nacheinanderfolge 
der vier Füße je nach den einzelnen Phasen der Bewegung; 
eben in dieser Hinsicht weisen die meisten Reiterstatuen, 
darunter auch die besten, manche Fehler auf und stellen un¬ 
richtige Lageverhältnisse dar (z. B. Schlüters vielbespro¬ 
chenes vorbildliches Werk: der Große Kurfürst, Berlin, führt 
den Schritt auch unrichtig vor (s. Fig. 8) und machte damit 
seinerzeit Schule). (Schluß folgt.) 

— Den 70. Geburtstag begeht am 19. d. M. Herr Veterinär¬ 
rat Bührmann (früher Kreistierarzt in Halle i. Westf.). Herr 
Bührmann stellte sich zu Kriegsbeginn der Militärverwaltung 
/urVerfügung,und wirkt seitdem ununterbrochen als Gouvernements¬ 
veterinär in Antwerpen. 

— Ein Institut für Fohlenkrankheiten soll in Stade nach einem 
Beschluß der Sommerdeputierten Versammlung des Landw. Haupt¬ 
vereins für den Regierungsbezirk Stade gegründet werden. Das 
Landwirtschaftsministerium will für die erste Einrichtung des 
Instituts 5000 Mark .Unterstüzung geben. (Dsch. Schl.- u. V.-Ztg.) 

— Zur Erhaltung Jde« Pferdebestandes. Die »Pferdeschutz-Ver¬ 
einigung über ganz Deutschland“ weist in einer Eingabe an den 
Herrn Reichskanzler darauf hin, daß der außerordentliche Rück¬ 
gang unseres heimischen Pferdebestandes an Zahl und Güte infolge 
des Krieges Maßnahmen erfordere, einer Vergeudung von Pferden 
und Pferdekräften zu steuern. Die Eingabe verweist auf die viel¬ 
fachen Schädigungen, die unseren Pferden durch unsachgemäße 
Haltung und Behandlung dauernd erwachsen sind und weiter er¬ 


wachsen. Es sind nicht allein Roheiten und Fahrlässigkeiten der 
Geschirrführer, sondern in noch höherem Maße ein falscher Huf¬ 
beschlag und die vielfach gesundheitsschädlichen Unterkunftsräume 
zu nennen. Gegenüber Ausschreitungen und Fahrlässigkeiten muß 
die seit Jahren geplante Tierschutzgesetzgebung zur Tat werden. 
Das gesamte Hufbeschlagswesen bedarf einer Neuregelung, und den 
Stallungen tut eine baupolizeiliche Vorsorge not, dahingehend, daß 
den gesundheitlichen Anforderungen besser entsprochen werde, als 
bisher. Es darf gehofft werden, daß dabei auch den Seuchen ein 
guter Teil des Bodens abgegraben werden kann. 

— Veränderungen an deutschen Pferden In Rußland. An den 
meisten deutschen Kriegspferden hat sich auf russischem Gebiete, 
wie die „Naturwissenschaftliche Wochenschrift“ mitteilt, eine be¬ 
merkenswerte Veränderung vollzogen. Sie haben sich mit einem 
auffallend langen, beinahe zottigen Haarkleid bedeckt. Schon im 
Oktober wurden aus den meisten der bisher glänzend glatten Pferde 
zottelhaarige Tiere, deren Fell sich von demjenigen der einheimischen 
Pferde kaum wesentlich unterschied. Das in Rußland entstandene 
Winterfell steht in keinem Verhältnis zu einem in Deutschland er¬ 
worbenen. Seine Haare sind fast doppelt so lang wie die normalen 
und stehen nur ganz wenig hinter denen der eingeborenen russischen 
Pferde zurück. Man hat es hier mit einer zweckmäßigen Anpassung 
an eine veränderte Lebenslage zu tun. Sonderbarerweise reagierten 
nicht alle Pferde gleich stark auf die klimatischen Einflüsse. 
Offizierspferde z. B., besonders solche edler Abstammung, bekamen 
keine so langen Haare wie die anderen. Auch unter den vielen 
in Rußland requirierten Pferden zeigten sich Ausnahmen. Gl. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär¬ 
verdienstorden 4. KJ. mit Schwertern: dem Stabsveterinär der Res. 
Otto Burkhardt und den Veterinären der Res. Otto Bäuerle, Georg 
Bock , Frx. X. Gentner , Albert Hang, Gott fr. Schott, Dr. Sigm. Sommer. — 
Das Oldenburgische Friedrich August-Kreuz 2. Kl.: dem Professor 
Dr. Mießner in Hannover. — Die Silberne Rettungsmedaille: dem 
Oberveterinär der Res. Mielsch. — Das Hamburger Hanseatenkreuz: 
dem Abteilungsveterinär Dr. Hugo Docter und dem Feldhilfsveterinär 
Walter Struve, Studierender der Tierärztlichen Hochschule in 
Hannover. — Das Großh. Hessische Ehrenzeichen für Kriegsver¬ 
dienste am Kriegsbande: dem Oberveterinär Max Mielsch in Hirsch¬ 
felde. — Das Ritterkreuz des österr. Franz Joseph-Ordens am 
Bande des Militär-Verdienstkreuzes: dem Oberveterinär Ernst 
Müüauer, im Hüsaren-Regt. 16. 

Ernennungen: Die Privatdozenten der Tierärztlichen Hochschule 
in Dresden Professor Dr. med. Kelling und Prof. Dr. Wandolleck 
zu außeretatsmäßigen Professoren und zwar mit Lehrauftrag für 
Geschlechtskrankheiten des Menschen und erste Hilfe bei Unglücks¬ 
fällen bzw. mit Lehrauftrag für Fischkunde. Der Privatdozent 
der Tierärztlichen Fakultät der Universität München Dr. Max Müller 
zum außerordentlichen Professor. Tierarzt Dr. Wilhelm Grips 
definitiv zum KreiStierarzt in Demmin. 

Verzogen : Stabsveterinär a. D. Friedrich Günther von Löbau (Sa,) 
nach Stralsund (Pomm.). 

In der Armee: Preußen: Befördert: zu Oberveterinären: 
die Veterinäre der Reserve: Kendxiorra (Anklam) beim Reserve- 
Fußart.-Regt. Nr. 15, Dr. Mielke (Bartenstein) beim Res.-Drag- 
Regt. Nr. 1, Dr. Wüsthoff (Elberfeld) bei d. mob. Ers.-Abt. Feldart.- 
Regts. Nr. 22, Dr. Ehrlich (Halle a. S.) b. Feldart.-Regt. Nr 98, 
Dr. Schüttler (I Hamburg) b. Staffelstabe 202 d. I. Reserve-Korps, 
Puschke (Perleberg) bei d. M.-W.-Komp. 5, Dr. Mette (Sangerhausen) 
bei d. Res.-Fernspr.-Abt. 40 d. XXXX. Res.-Korps; zu Veterinären: 
die Unterveterinäre: Dr. Begeng d. Res. (Danzig) bei d. Train-Ers.- 
Abt. 17, Lapis d. Res. (Gnesen) b. Feldart.-Regt. Nr. 104, Sinda d. 
Landw. 1. Aufgeb. (Gnesen) b. Ers.-Pferdedepot Altdamm, — letztere 
beide vorläufig ohne Patent. — Bayern: Befördert: zum 
Korpsstabsveterinär (überzählig): den* Oberstabsveterinär TYunk, 
Regts.-Veter. d. 6. Chev.-Regts.; zu Stabsveterinären (überzählig): 
die Oberveterinäre: Schleich d. 6. Chev.-Regts., Mulxcr d. 6. Feldart- 
Regts., Hock d. 11. Feldart.-Regts., Zcheter d. 1. Fußart.-Regts.; zu 
Oberveterinären: die Veterinäre: Rausch d. 1. Schweren Reiter-Regts., 
Daum d. 1. Chev.-Regts., Dr. Wild d. 6. Chev.-Regts. — Württem¬ 
berg: Befördert: zu Oberveterinären: die auf Kriegsdauer 
angestellten Veterinäre: Dr. Beck (Horb) bei d. Fuhrp.-Kol. Nr. 4/XIH., 
Dr. Boeckh (Horb) b. Feldart.-Regt. Nr. 49.; unter Beförderung zu 
Veterinären auf Kriegsdauer bei den Veterinäroffizieren angestellt: 
die Unterveterinäre: Dr. Spoerl (Richard) (Biberach) bei d. II. Ers.- 
Abt. Feldart.-Regts. Nr. 49, Dammbacher (Albert ) (Ulm) bei d. Res.- 
Ers.-Esk. XIII. A.-K. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Sohoets ln Berlin. — 

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Dl« .Berliner Tlerlnllicbe Wocbennebrift* eraohefni 
w6cLentlieh ln> Verlage too Rlibard Schoeis la 
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Poetaml wird dieselbe tum Preise tob M. 6.— Hertel« 
jährlich (ausrebllefilich Bestellgeld) geliefert (öster* 
reiebisebe Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 674. Ungarisebe 
Nr. 86. • Rinselnummern 60 Pt 


Berliner 


Orlgtnalbeltrlge werden mit SO Mk„ ln Petitsatt mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Qlage. Hamburg, Osterstr. W; 
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Tierärztliche Wochenschrift 

Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Hanoke 8chlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Qeb. Vet-Eat Dr. Lothee Geh. Oberregierangsrat Dr. Nevermann 

Bambotg. Referent L Relchs-KoL-Amt ln Berlin. ln Mdlhansen 1. EL in Odin. Vortmg. Rat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Keg.- n. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Landestlerarmt für Hamburg. ln Wiesbaden. Bramberg Professor ln Dresden. Professor in Dre den. Professor ln Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr. J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gnmams, D.8. W.-A. SUdt-Tierarzt m Hamburg. Professor in MOnohen. MitgL d. Kais. Gesundheitsamts ln Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regieruogsrat ZDndel 

Professor ln Budapest Lendest!erarzt von Blsafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Qlage 

X XX II. Jahrgang 1916. Jfä 34 . Ausgegeben am 24. August. 


Inhalt: Martens: Zur Heilung der Schweinepest und Schweineseuche durch Methylenblau (Hoechst). — 
Lorscheid : Kleievergiftungen. — Sokolowsky : Der Büffel als Wirtschaftstier. — Referate: Pfeiler, 
Standfuß und R o e p k e: Über die Anwendung des Dialysierverfahrens für die Erkennung der Trächtigkeit. Versuche 
zur Erkennung der Tuberkulose und anderer Infektionskrankheiten der Haustiere. — Kafka: Über das Schicksal des 
Komplements während des Ablaufes des Dialysierversuchs nach Abderhalden. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: 
Reuter: Über Margarine. — R i e v e 1: Abnorme Beschaffenheit des Fettes eines Schlachtschweines. — Olt: Histologische 
Untersuchung des „Pigmentspecks“ bei Schweinen. — Verschiedenes. — Tagesgeeohichte: Ehrentafel der Veterinäre. — 
Einhundertundsiebente Kriegswoche. — Zimmermann: Anatomische und hippologische Bemerkungen zu den Reiterstatuen 
(Fortsetzung und Schluß). — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Zur Heilung der Schweinepest und Schweineseuche 
durch Methylenblau (Hoechst). 

Von Veterinärrat Martens in Sangerhausen. 

Seit einer Reihe von Jahren bin ich bemüht, die Schweine¬ 
pest durch Verabreichung von Desinfektionsmitteln zu heilen. 
Im Januar, Februar 1913 wandte ich zuerst das Pyoktanin 
(Methylviolett) in mehreren kleinen Beständen an, in denen 
durch klinische Symptome und Sektion die Diagnose „Schweine¬ 
pest“ gesichert erschien. Ich hatte den Erfolg, daß nach mehr¬ 
fachen täglichen Gaben von 0,3 Pyoktanin in wässeriger 
Lösung mit dem Futter der stinkende Durchfall aufhörte und 
das Allgemeinbefinden sich besserte. Angeregt durch diese 
Erfolge mit dem Methylpräparat, verabreichte ich im Februar 
1914 das erste Mal Methylenblau. (D. Zeitschrift Nr. 28. 1914.) 
Seit dieser Zeit sind folgende Versuche mit dem Mittel 
angestellt: 

Versuch 1. Im August 1914 ließen sich in einem Bestände von 
20 etwa 10 Wochen alten Ferkeln, von denen bereits 2 verendet 
waren, folgende Symptome ermitteln: Husten, schlechte Freßlust, 
Durchfall, geringes Ekzem auf dem Rücken, teilweise rotgefärbte 
Ohren. Die Tiere bekamen 1 Gramm Methylenblau pr. Kopf inner¬ 
halb 4 Tagen mit dem Futter. Der Besitzer teilte mir nach 
3 Wochen mit, daß sämtliche Ferkel gesund seien. 

Versuch 2. Am 12. Oktober 1915 wurden von dem Rittergut 
N. aus Westhanno^er 56 ca. Y* Ztr. schwere Schweine eingeführt, 
von denen eins am 20. Oktober verendete und zur Sektion gelangte. 
Obduktionsbefund: In den Lungen graue Hepatisation mit gelb¬ 
lichen Herden, nekrotischen Partien; Epi- und Pericarditis fibrinosa; 
dunkle Röte auf den Falten der Dickdarmschleimhaut und Schwel¬ 
lung der Lymphdrüsen. Vom 20. bis 25. Oktober starben 24 teils 
von den neu eingeführten, teils von 36 bereits vorhandenen 
ca. 1)4 Ztr. schweren Schweinen. Sämtliche Tiere zeigten bei der 
Sektion mehr oder weniger umfangreiche hämorrhagische Darm¬ 
entzündung, blutige Schwellung der Lymphdrüsen, Milztumor, in 
der Mehrzahl eine schlaffe Hepatisation in den unteren Lungen¬ 


partien, vereinzelt Epi- und Pericarditis fibrinosa, Peritonitis in 
lokaler Form. Der Verlauf war derartig akut, daß von dem Auf¬ 
treten der ersten Krankheitserscheinungen, Nachlassen der Fre߬ 
lust und der Munterkeit, bis zum Tode nur 12—16 Stunden ver¬ 
gingen. Am 25. Oktober abends erhielten die übrig gebliebenen 
67 Tiere pr. Stück 0,4 Gramm Methylenblau in wässeriger Lösung 
mit dem Futter und von da an noch 3 Tage dieselbe Gabe täglich 
mit dem Resultat, daß keines weiter verloren ging und die bereits 
erkrankten sich völlig erholten. 

Versuch 3. Ende November 1915 erhielt das Freigut W. aus 
Westhannover 96 ca. A Ztr. schwere Schweine. Am 27. Dezember 
ging eins unter den Erscheinungen der Schweinepest zugrunde. 

Sektionsergebnis: Dasselbe wie bei dem am 20. Oktober in N. 
eingegangenen Schwein, auch hier alte Herde in den Lungen, 
frische Erscheinungen im Dickdarm. 

Die übrig gebliebenen 95 Tiere, von denen einzelne die ersten 
Symptome der Schweinepest zeigten, bekamen 4 Tage lang täglich 
pr. Stück 0,3—0,4 Gramm Methylenblau ins flüssige Futter. Nach 
einer Woche konnte ich den ganzen Bestand als gesund erklären. 

Versuch 4. In L. erkrankten im April 1916 zwei große Schweine 
an Schweinepest. Klinische Erscheinungen: Blaugefärbte Ohren, 
mangelhafte Freßlust, Mattigkeit, grünlich-gelber Durchfall, 
Hämorrhagien von Stecknadelkopf- bis Linsengröße in der Haut. 
Den beiden Tieren wurden 1,5 Gramm pr. Stück während 4 Tage 
verabreicht. Nach 8 Tagen wurde mir angezeigt, daß die Schweine 
genesen seien. 

Versuch 5. In S. zeigten im Mai 1916 zwei Läuferschweine 
aus einem Bestände, worin die Schweinepest festgestellt war, das 
Gesamtbild der Seuche. Nach Verabreichung von 1,2 Gramm 
Methylenblau pr. Stück in 4 Tagen war nach Verlauf von 2 Wochen 
völlige Heilung eingetreten. 

Versuch 6. In O. wurde im Mai 1916 in einem Bestände von 
6 Schweinen die Schweinepest eingeschleppt und an 2 verendeten 
durch Sektion festgestellt. Die übrigen, welche verringerte Fre߬ 
lust, Mattigkeit, gelblich-grünen Durchfall zeigten, bekamen in 
3 Tagen im ganzen pr. Stück 0,8 Gramm Methylenblau in Lösung. 
Die Diarrhöe verschwand nach mehreren Tagen, die übrigen 
Symptome vergingen nach einer "Woche. 








398 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 34 


Versuch 7. In G. hatten 4 im April 1916 zugekaufte Läufer¬ 
schweine den Ausbruch der Schweinepest veranlaßt. Es starben 
von dem 8 Stück betragenden Bestände 3 kleine und 1 großes 
Schwein innerhalb 48 Stunden. 

Obduktionsbefund: Rote und graue Hepatisation, Nekrose, 
Gangrän in den Lungen: Epi- und Perikarditis; im Dickdarm Röte, 
Verdickung der Darmwand; Hämorrhagien in den Nieren, in der 
Haut, im Herzen und blutige Schwellung der Lymphdrüsen. Die 
übrigen Tiere, welche mit Appetitmangel, einem stinkenden, gelblich- 
grauen Durchfall, schwankendem Gang behaftet waren, bekamen 
4 Tage lang täglich 0,3 Methylenblau und später nochmals 3 Tage 
lang täglich 0,2 Gramm Pyoktanin. 2 große Schweine, die sich zu¬ 
erst erholt hatten, gingen unter schwerer Atemnot nach 2 Wochen 
zugrunde. 

Sektionsergebnis: In den Lungen graue Hepatisation mit 
nekrotischen Partien, gangränösen Herden, jauchigen Kavernen, 
jauchige Pleuritis, Epi- und Perikarditis. Im Darm ließen sich keine 
abnormen Erscheinungen, wie man nach dem klinischen Befunde 
annehmen mußte, feststellen. Der Prozeß war durch die Behandlung 
mit Methylenblau und Pyoktanin zur Abheilung gelangt. 

Bemerken möchte ich hier, daß die Stallverhältnisse in diesem 
Gehöfte als erbärmlich bezeichnet werden konnten, ein Umstand, 
auf den ich die schwere Form der Erkrankung zurückführe. 

Versuch 8. Im August 1915 führte das Rittergut K. ca. 100 
große Läuferschweine ein, unter denen nach 14 Tagen die akute 
Schweineseuche festgestellt wurde. Es starben innerhalb 2 Wochen 
22 Stück. 

Sektionsergebnis: Rote und graue Hepatisation in den Lungen; 
fibrinöse Pleuritis, Epi- und Perikarditis; Schwellung der Lymph¬ 
drüsen; Milztumor. 

Ich ließ 16 offensichtlich schwer erkrankte Tiere in einen Stall 
stellen und 4 Tage läng mit täglichen Gaben von 0,3—0,4 Gramm 
Methylenblau behandeln. Nach 2 Wochen waren die beobachteten 
Symptome bis auf den Husten verschwunden; es ist von dem 
ganzen Bestände kein Tier verendet. Die weitere Entwickelung 
konnte ich leider nicht verfolgen, da sämtliche Schweine nach 
6 Wochen wegen Futternot abgeschafft wurden. 

In allen Fällen wurde neben der Verabreichung von Methylen¬ 
blau der Stallboden täglich mit Kalkmilch abgeschlämmt und am 
o. Tage eine vorschriftsmäßige Desinfektion der Stallungen vor¬ 
genommen. 

Nach diesen Versuchsergebnissen glaube 
ich bestimmt, in dem Methylenblau ein außer¬ 
ordentlich schnell und sicher wirkendes 
Mitteigegen die Schweinepest gefunden zu 
habe n. 

E s i s t a n z u n e h m e n . da ß d a s M e t h v 1 e n b 1 a u 
auch bei der akuten S c h w e i n e s e u e h e (‘ine 
gleich günstige Wirkung a u s ii b t , so lange 
keine erheblichen Veriln der u n g e n in de n 
Lungen vorhanden sin d. 

über Versuche gegen die chronische Schweineseuche 
werde ich später berichten, da die ungünstigen Futterverhält¬ 
nisse z. Z. Beobachtungen erschweren. 

Mit der Annahme, daß durch Verabreichung von Methylen¬ 
blau eine Zerstörung des schädlichen Agens im TierköTper er¬ 
folgt, eröffnet sich die Aussicht, die Schweinepest und die 
Schweineseuche in den Schweineziichtereien zu heilen und so¬ 
mit einen gesunden Nachwuchs zu erzielen. Ich habe nur 
Gelegenheit gehabt, das Verfahren in einer Schweinezüchterei 
in der Provinz Posen anzuwenden. Es waren 16 Sauen vor¬ 
handen, deren Nachzucht nach tierärztlichem Bericht größten¬ 
teils an Schweineseuche bzw. Schweinepest erkrankte. Wie 
mir mitgeteilt wurde, sollen nach vorschriftsmäßiger Anwen¬ 
dung von Methylenblau die Ferkel und Läuferschweine jetzt 
gesund sein. 


Im November 1915 durfte ich über meine Versuche dem 
Herrn Minister für Landwirtschaft vortragen, worauf 
der kostenlose Bezug von Methylenblaulösung und die Vor¬ 
nahme von weiteren Versuchen in mehreren Regierungs¬ 
bezirken verfügt wurde.*) 


Kleievergiftungen. 

Von Kreistierarzt Dr. Lorscheid, z. Zt. Stabsveterinär d. Res. 

In Nr. 28 dieser Zeitschrift veröffentlicht Herr Geheimer 
Oberregierungsrat Dr. Nevermann Fälle von Kleievergif- 
tungen, die ein besonderes Interesse beanspruchen. Ähnliche 
Fälle ereigneten sich in einem Pferdelazarett, in dem ich die 
innerlich kranken Pferde zu behandeln habe; angeregt, durch 
den oben erwähnten Artikel, werde ’ich über sie in folgendem 
berichten. 

In der Abteilung für nicht fieberhafte innerlich kranke 
Pferde, — sie litten hauptsächlich an chronischem Magen- 
Darmkatarrh, chronischen Erkrankungen des Atmungsappa¬ 
rates usw. — traten plötzlich schwere Kolikfälle auf. Die 
Tiere erkrankten etwa 3 bis 6 Stunden nach der Futterauf¬ 
nahme. 

Bei der Untersuchung waren sie mit Schweiß bedeckt und 
warfen sich rücksichtslos hin. Der Gesichtsausdruck verriet große 
Schmerzen. Die Gliedmaßen und Nase fühlten sich kalt an. Die 
Lidbindehaut war stark gerötet. Der Puls war etwa 60—80 mal 
in der Minute fühlbar und wurde bald schwach. Herztöne waren 
pochend. Die Temperatur schwankte bei den Tieren zwischen 
39,6—40,9. Die Atmung war beschleunigt, am Atmungsapparat 
selbst war nichts Krankhaftes nachzuweisen. Die Maulhöhle war 
meistens trocken und heiß, ab und zu bestand starker Speichelfluß. 
Aus der Maulhöhle entströmte ein übler Geruch. Schlundkopf¬ 
partie war manchmal schmerzhaft. Der Hinterleib war aufge¬ 
trieben, Bauchdecken stark gespannt. Kot wurde manchmal nur 
in einzelnen Ballen, die stark mit Schleim überzogen waren, ab¬ 
gesetzt, seltener bestand geringgradiger übelriechender Durchfall. 
Die Darmtätigkeit war meistens unterdrückt, nur bei den Tieren 
mit Durchfall hörte man fließende Darmgeräusche. Die leichter 
erkrankten Tiere besserten sich nach Gaben von Abführ- und des¬ 
infizierenden Mitteln, denen viel Althaepulver zugesetzt war, 
und Coffeineinspritzungen meist in etwa 6—8 Stunden, um dann 
aber noch längere Zeit an einem Magen-Darmkatarrh zu leiden. 
Die schwer erkrankten Pferde waren bald nicht mehr imstande, sich 
zu erheben, die Lidbindehaut wurde sehmutzigrot; der Puls betrug 
80—120 Schläge, kaum fühlbar. Der Hinterleib trieb stark auf. 
Sie starben dann nach etwa 8—10 stündiger Krankheitsdauer. 

Die Sektion ergab verschiedene Bilder der Magen-Darment¬ 
zündung. ln einzelnen Fällen war nur die Magenschleimhaut er- 

*) Zu der Erwiderung von Prof. Dr. Raebiger in Nt. 32 
sei bemerkt, daß Dr. Raebiger am 1. Dezember 1913 auf 
einer noch in meinem Besitze befindlichen Karte anregte. 
Versuche beim seuchenhaften Verkalben anzustellen. Am 
31. Dezember 1913 teilte ich ihm mit, das Methylenblau auf seine 
Anregung gegen den infekt. Abortus und andere Seuchen ver¬ 
suchen zu wollen. Der Zusatz „und andere Seuchen“ beweist, daß 
ich von vornherein und unabhängig von Raebiger die Absicht 
hatte, cv. derartige Versuche anzustellen, während von Herrn Dr. 
Raebiger damals weder mündlich noch schriftlich eine Andeutung 
von e r w eiterten Versuchen gemacht worden ist. Auch daß 
ich später in privaten, nicht für die Öffentlichkeit bestimmten 
Briefen auf die Versuche zurückgekommen, vielleicht auch in dem 
Ausdruck der Anerkennung zu weit gegangen bin, ist naheliegend, 
berechtigt aber Herrn Dr. Raebiger durchaus nicht, es so hinzustellen, 
als ob ich zu Versuchen gegen Schweinepest gewonnen oder beein¬ 
flußt sei. Mir war, nebenbei bemerkt, von den Farbwerken Hoechst 
ein größeres Quantum Methylenblau zu derartigen Versuchen kosten¬ 
los zur Verfügung gestellt. 





24. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


399 


krankt, es fanden sich dunkelrotgefärbte handtellergroße Ent¬ 
zündungsherde, die Faltenbildung war bedeutend verstärkt, auf 
der Höhe der Falten fanden sich zahlreiche Blutungen. In anderen 
Fällen war wiederum nur der Dünndarm, dann wieder nur der Dick¬ 
darm erkrankt. Die Dünn- und Dickdarmschleimhaut waren stark 
geschwollen und diffus gerötet, an einzelnen Stellen war die Epithel¬ 
schicht losgelöst, die Submukosa stark ödematös infiltriert. Der 
Darminhalt war meist suppenartig, blutig und übelriechend. Es 
bestand Schwellung der Follikel und Peyerschen Plaques. Der 
Bauchfellüberzug zeigte entzündliche Erscheinungen in geringerem 
Grade. Die Lymphknoten im Mesenterium waren dunkelrot ge¬ 
färbt und vergrößert. In der Bauchhöhle fanden sich bei aus¬ 
gebreiteter Darmentzündung meist 1—2 Liter einer braunroten 
trüben Flüssigkeit. 

In allen Fällen lag starke Milzschwellung vor, aber ohne Er¬ 
weichung des Parenchyms. 

Die Leber war mejst vergrößert, brüchig, Ränder abgerundet, 
der Durchschnitt war von braungelber Farbe und trübe. Die Nieren 
zeigten meist das Bild der trüben Schwellung. An der Lunge wurde 
außer einem etwas stärkeren Luftgehalt nichts besonderes 
gefunden. 

Der Herzmuskel war in allen Fällen graurot gefärbt- und 
brüchig, im Endokardium fanden sich häufig größere und kleinere 
Blutungen. 

Die Schleimhaut des Schlundkopfes war in einigen Fällen 
leicht gerötet. 

Die Krankheitsfälle zeigten sich anfangs vereinzelt, dann 
erkrankten an einem Tage 8 Pferde auf einmal, von denen 
2 Tiere starben. In der Folgezeit traten sie dann wieder ein¬ 
zeln auf und endigten in selteneren Fällen tödlich, auffällig war 
dann immer der rasche Verlauf, die Tiere starben meist nach 
8—lOstündiger Krankheitsdauer. 

Die mikroskopische Untersuchung von Ausstrichen des 
Blutes und der Milz verlief negativ. 

Es wurde dann von einem Pferde, bei dem hauptsächlich 
die Magenschleimhaut schwer erkrankt war, der Magen mit 
Inhalt zwecks genauer Untersuchung an ein zuständiges La¬ 
boratorium gesandt, es konnte aber nichts Besonderes gefunden 
werden. Das Futter bestand aus einem Gemisch von 1 Teil 
gequetschten Mais- und Haferkörnern und 1 Teil Kleie. Hier¬ 
von bekamen die leichten Pferde 7 Pfund, die schweren 10 
Pfund. Aus der großen Anzahl von Härchen zu schließen, 
handelte es sich um sogenannte Spitzkleie (von Roggen- und 
Weizenkörnern), die fein zermahlene Unkrautsämereien ent¬ 
hielt. In der Kleie waren in geringer Menge Schimmelpilze und 
Brandsporen nachzuweisen. Durch die Untersuchung von ein¬ 
gesandtem Futter wurde dieser Befund vom Laboratorium be¬ 
stätigt. Der Geruch der Kleie war etwas muffig, teilweise war 
sie zu kleinen Klümpchen zusammehgeballt. 

Als Ursache der Erkrankung sind wahrscheinlich die Ver¬ 
unreinigungen der Kleie mit Pilzen anzusehen. Nach H u - 
tyra-Marek ist insbesondere das mit Rost- und Brand¬ 
pilzen befallene Futter in hohem Grade befähigt, reizende 
Wirkung zu entfalten, wahrscheinlich mit Hilfe der beim Aus¬ 
keimen der Sporen dieser Pilze immer gebildeten scharfen 
Giftstoffe. — Fröhner führt als Hauptkennzeichen dieser 
Pilzvergiftungen Kolik, Verstopfung oder blutigen Durchfall, 
Schwindel, Betäubung, Lähmung der Gliedmaßen, unter an¬ 
deren weiteren auch Bindehautentzündung an. Letztere wurde 
gerade in der Zeit, als häufig schwere Erkrankungen auftraten, 
beobachtet, manchmal schwere Formen, bei denen die Tiere 
geringgradige Temperaturerhöhung, Benommenheit und Appe¬ 
titstörung zeigten. Die Erkrankung verschwand bei Behand¬ 


lung in 8—14 Tagen. Bei einigen Pferden kam es zur Erblin¬ 
dung. Die Erkrankung griff auf die Hornhaut und inneren 
Organe des Auges über, nach deren Ablauf Erblindung und 
starke Atrophie des Bulbus eintraten. Sämtliche Tiere im 
Stalle bekamen dasselbe Futtergemisch; daß nicht alle er¬ 
krankten, ist wohl auf die verschiedene Widerstandsfähigkeit 
der Schleimhaut des Verdauungsapparates den Giften der 
Pilze gegenüber zurückzuführen. Hauptsächlich erkrankten 
Pferde mit chronischem Magen-Darmkatarrh, Tiere, bei denen 
die Schleimhaut der Einwirkung der Pilzgifte weniger Wider¬ 
stand leisten konnte. 

Nach Verminderung der Kleienmenge und reichlicheren 
Mais- und Hafergaben traten nur noch einige derartige leich¬ 
tere Kolikanfälle auf, die bei einem späteren Futterwechsel 
ganz verschwanden. 


Der Büffel als Wirtschaftstier. 

Von Dr. Alexander Sokolowsky, Hamburg. 

Ein für den Menschen außerordentlich wichtiges Wirt¬ 
schaftstier ist der Büffel. Zu welcher Zeit er aus dem wilden 
Zustand zum Haustier geworden ist, läßt sich zurzeit nicht mit 
Sicherheit angeben. Nach Conrad Keller ist es aber nicht 
ausgeschlossen, daß später archäologische Funde in Meso¬ 
potamien hierüber Auskunft geben werden. 

Die älteste Form der wilden B ü f f e 1 ist nach D u e r s t 
die des Bubalus sivalensis* Rütimeyer aus dem 
M i o c ä n oder P1 i o c ä n der Siwalikhügel Indiens. 
D u e r s t zeigte, daß dieser Büffel, der mit dem zur pleisto- 
cär°n Periode im Nerbuddatal vorkommenden Bubalus 



Fig. 1. Ägyptischer zahmer Büffel. 


]) a 1 a e i n d i c u s , Falconer identisch ist, auch im 
Pleistocän von Nordafrika vorkommt, wo Duver- 
n o y ihn Bubalus antiquus nannte, und daß er noch 
zu historischer Zeit in Mesopotamie n und Persien 
vorkam. Nach diesem Forscher haben neue Funde aus den 
Sümpfen von Ambolisatra auf Madagaskar auch das 
Vorkommen dieses Büffels im südlichen Afrika bewiesen, 
was durch die Auffindung von Schädelresten dieses Tieres in 
Transvaal, dort Bubalus Bainii genannt, bestätigt 
wird. 

Noch heute findet sich diese Form des Büffels als Arni- 
b ü f f e 1 in wildem Zustand in Nordindien und A s s a m. 







400 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 34. 


Die heute lebenden W i 1 d b ü f f e 1 lassen sich nach 
D u e r s t in flachhörnige und rundhömige einteilen. Beide 
Gruppen gehen nach dem gleichen Autor ineinander über. Die 
afrikanischen Arten sind meist rundhörnig, dennoch sind 



Fig. 2. Indischer Büffel (Bulle) im Besitxe von Carl Hagenbcck , 
Stellingen. 


einige derselben völlig flachhörnig, wie z. B. die Loandabüffel 
der Westküste Afrikas. Bei zahmen indischen Büffeln sind 
andererseits ganz rundhörnige beobachtet worden. 

In den letzten Jahren sind zahlreiche geographische 
Formen des afrikanischen Büffels beschrieben worden, die 
aber meiner Auffassung nach nicht als Arten, sondern als 
Lokalformen zu bewerten sind. 

Die für die Büffel typische Schädelform wird durch die 
starke Entwickelung der Scheitelbeine bedingt, die die meist 
gewölbte Stirn durch eine verschieden stark entwickelte, ab¬ 
gerundete Scheitelregion vom Hinterhaupte trennen. 

Der dem uralten sivalensischen Büffel von den heute 
lebenden Repräsentanten dieses Geschlechts am nächsten 
stehende indische Arni übertrifft an Größe alle anderen noch 
heute lebenden Wjildbüffel. Einzelne Exemplare erreichen 
mehr als 2 Meter Widerristhöhe und besitzen ein Gehörn von 
1,30 Meter Länge. 

Die von diesem gewaltigen Wildbüffel abstammenden 
zahmen Büffel sind sämtlich kleiner an Gestalt. Die in 
Hinterindien, Siam und auf dem indischen 
Archipel gehaltenen zahmen Büffel, von denen die letzteren 
als „Keraba u“ bezeichnet werden, zeichnen sich sämtlich 
durch mächtige, lange Hörner aus, wodurch sie der wilden Ur¬ 
sprungsform noch sehr nahe stehen. Neben dieser langhömigen 
Form kommt in Indien noch eine kurzhörnige vor, die 
sich nach D u e r s t schon vor Beginn der Kreuzzüge nach 
Kleinasien, Mesopotamien und Syrien ver¬ 
breitet hatte und mit den Arabern auch den Weg nach 
Nordafrika fand. Nach Süd- und Südost-Europa 
gelangte der Büffel erst gegen Ende des 6. Jahrhunderts. Mit¬ 
hin muß als Domestikationsherd für den Büffel Indien an¬ 
gesehen werden, von wo aus sich derselbe weiter verbreitete. 

Eine gut ausgeführte und unzweifelhafte Büffelfigur, die 
vermutlich ein zahmes Exemplar darstellen s<*ll, findet sich 
nach Conrad Keller auf einem alten babylonischen 


Zylinder, der ungefähr aus den Jahren 3500—3750 v. Clir. 
stammt. 

Der zahme Büffel hat sich infolge verschiedener wirt¬ 
schaftlich wertvoller Eigenschaften, durch die er sich in ein¬ 
zelnen Ländern besonders brauchbar macht, in der mensch¬ 
lichen Wirtschaft bei manchen Völkern eine hohe Stellung 
erobert. Das Rind wurde in jenen Ländern, namentlich in 
Ostasien, durch den Büffel zurückgedrängt. 

Die auf den ältesten Siegelzylindern dargestellten Arni- 
b ü f f e 1 gelangen stets in mythologischen Bildern im Kampfe 
mit Göttern zur Anschauung. Der Büffel findet sich anfangs 
häufiger als das Rind, verschwindet aber später ganz. Nach 
H i 1 z h e i m e r kann vielleicht daraus geschlossen werden, 
daß zunächst der Büffel Kulttier war und als solches nach 
seinem Aussterben in Mesopotamien vom Rind abgelöst 
wurde; es liegt aber keine Veranlassung zur Annahme vor, 
daß er damals schon domestiziert war. Auch der in Ägypten 
auf älteren Darstellungen abgebildete Arni beweist das Vor¬ 
kommen dieses Wildrindes noch in historischer Zeit. In 
Europa wurde er bei Danzig im Diluvium nachge¬ 
wiesen und als B u b a 1 u s p a 11 a s i benannt. Über sein Vor¬ 
kommen in Nordafrika berichtet eine prähistorische 
Felsenzeichnung aus Marokko. Auch kam er zu Aristo¬ 
teles Zeit noch in Arachosien vor. Die erste sichere 
Nachricht von ihm rührt vom heiligen Willibald her, der 
ihn 723 im G h o r, im Jordantale traf. 

Die in Süditalien, Ungarn, den Balkan¬ 
ländern, Ägypten und K 1 e i n a s i e n lebenden zahmen 
Büffel weichen u. a. von dem Arni-Typus durch ihre 
kleinen eingerollten Hörner ab. Auch hornlose Büffel sind 
bekannt geworden, doch ist es noch nicht sicher festgestellt, 



Fig. 3. Büffelkuh aus Indien im Besitxe von Carl Hagcnbeck, 
Stellingen. 


ob es sich dabei um eine hornlose Rasse handelt. Schlie߬ 
lich sei noch erwähnt, daß in Siam große schwere Büffel 
von weißer Farbe Vorkommen, deren Haut rosa durch¬ 
schimmert. Sie werden Wasserbüffel genannt. Der zahme 
Büffel hat sich aber nicht nur nach Westen, sondern auch 
nach Osten verbreitet. Von I n d i e n ist er nach Indo- 









24. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


401 


China gegangen, und zwar, wie Eduard Hahn betont, 
meist nur als Gehilfe beim Ackerbau, weil hier seine Milch 
nicht verwendet wird. Von hier aus mag er nach China 
und von dort nach Japan gekommen sein, wenn nicht eine 
ältere selbständige Zähmung in Südchina angenommen 
werden muß. Auch nach Ceylon ist er überführt worden. 
Um die Haltung und Nutzleistung der zahmen Büffel recht 
zu würdigen, bedarf es einer Berücksichtigung der Lebens¬ 
weise des wilden Büffels. Diesem sagen heiße, sumpfige oder 
wasserreiche Gegenden am besten zu, da er ein großer Wasser¬ 
freund ist, der vortrefflich schwimmt und sich im Wasser in 
seinem Lebenselement fühlt. Während des Tages hält er sich 
der Kühlung halber mit Vorliebe im Wasser auf, wobei er 
nur einen Teil des Kopfes herausstreckt, im übrigen aber ganz 
vom Wasser bedeckt liegt Im Wasser erscheinen seine Be¬ 
wegungen weit flinker und leichter als auf dem Lande, auf 
welchem er einen viel schwerfälligeren Eindruck macht. 
Nachts und am frühen Morgen w'eidet er, bricht dann gern in 
Pflanzungen ein und richtet darin bedeutende Verwüstungen 
an. In seinem Wesen ist er mürrisch und unzuverlässig, doch 
bekundet er Mut und Angriffslust und läßt dann seine tief¬ 
dröhnende Stimme erschallen. Die Paarungszeit fällt in den 
Herbst; dann lösen sich die sonst bis zu 50 Stück zählenden 
Herden in kleinere Trupps auf, die je ein Stier um sich ver¬ 
sammelt Etwa 10 Monate nach der Paarung, also im Sommer, 
wirft die Kuh 1—2 Kälber, die sie sorgsam gegen alle Angriffe 
wilder Tiere behütet. 

Von diesen Lebensgewohnheiten hat der zahme Büffel 
viel beibehalten. Er besitzt als Haustier noch eine große Vor¬ 
liebe für das Wasser und sucht sich, wenn nicht größere 
Wasseransammlungen vorhanden sind, gern Moraste und 
Schlammlachen. Die zahmen Büffelherden werden gewöhn¬ 
lich nicht in Stallungen gehalten, sondern bleiben im Freien 
und stehen bis an die Nüstern in Pfützen oder Flüssen, um 
sich auf diese Weise gegen die oft furchtbare Mückenplage 



Fig. 4. Büffclbulle aus Indien im Besitze von Carl Hagenbeck, 
Stellingm. 


zu schützen. In seiner Nahrung erw r eist er sich als äußerst 
genügsam. Er genießt mit Vorliebe Schilf und Wasser¬ 
pflanzen, die eine Kuh nicht anrührt. Sein Fleisch wird nicht 
sehr gerühmt, dagegen wird Büffelleder für Industriezwecke 
sehr geschätzt. Fleisch und Milch haben einen entfernt an 
Bisam erinnernden Geschmack, der zuerst unangenehm be¬ 


rührt, an den man sich später jedoch bei täglichem Genuß zu 
gewöhnen vermag. Das aus Büffelbutter hergestellte Schmalz 
bildet in jenen Gegenden Indiens, die dem Verkehr ferner ge¬ 
legen sind, das wichtigste Erzeugnis der Büffelhaltung. Außer 
seinem Fell, das das schwerste derbe Leder liefert, werden 
auch die Hörner als wertvoll geschätzt. 



_i_ ~ 1:.. :<r 

Fig. 5. Indischer Büffel-Bulle im Besitze von Carl Hagenbeck, 
Stellingen. 


Carl Hagenbeck in Stellingen hat wiederholt 
aus Vorderindien Büffelkühe bezogen, über deren Milch¬ 
ergiebigkeit und Milchbeschaffenheit eingehende Unter¬ 
suchungen angestellt wurden. Sämtliche Kühe waren zur Zeit 
der Milchuntersuchung „frischmelkend“. Folgende Angaben 
entnehme ich einem Prospekt der Firma: „Das Melkgeschäft 
geht in derselben Art und Weise wie bei unseren einheimi¬ 
schen Rinderrassen vor sich; nur sei erwähnt, daß die Milch¬ 
büffelkühe die Milch etwas fester halten und das Euter in 
jedem Falle unmittelbar vor dem Melken durch Stoßen mit 
der Faust (Stoßbewegung des Kalbes soll nachgeahmt werden) 
massiert werden muß, damit die Milch „einschießt“. Ist noch 
ein Kalb zur Stelle, so läßt man dieses das Euter ansaugen, 
entfernt das Junge aber, sobald die Milch in den Zitzen sichtbar 
ist und kann auf diese Weise abmelken. 

Die Reaktion der Milch ist neutral. Der Geschmack der 
Milch ist angenehm, aber bedeutend süßer wie der der Kuh¬ 
milch. Ihre Farbe ist ein reines, absolut undurchsichtiges 
Weiß. Die nach 12 Stunden auf der Oberfläche der Milch sich 
absetzende dicke Rahmschicht (ca. 12—15 Liter = 1 kg 
Rahm) ist ebenso wie die Milch rein weiß, desgleichen die aus 
diesem Rahm hergestellte Butter. Die gewonnene Butter hat 
typischen, angenehmen Buttergeschmack und ist leicht 
streichbar, ferner ist sie auch zu jeder Art des Kochens und 
Bratens genau w r ie Butter der Kuhmilch zu verwenden. Bei 
Grünfutter macht genau wde bei den gewöhnlichen Kühen das 
Weiß der Butter einem schönen Gelb Platz.“ 

Was die absolute Menge der Büffelmilch anbetrifft, so 
bleibt diese Zahl, in Litern ausgedrückt, hinter der unserer 
besten einheimischen Milchgeber zurück und ist ungefähr dem 
unseres Höhenviehes annähernd gleich. Als Gesamtleistung 
an Milch hat im Durchschnitt von den importierten Milch¬ 
büffelkühen jede an 10 Liter pro Tag bei Morgen- und Abend¬ 
melkungen gegeben. Da die frisch importierten Tiere unter 
dem Einfluß der neuen Lebensverhältnisse standen, so ist an- 



402 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Nu. 34. 


zunehmen, daß sie in ihrer indischen Heimat entschieden noch 
höher in der Milchleistung stehen werden. 

Die Milchanalyse gab folgende Resultate: 

BDffelmlich: 


Wissenschaftliches Institut 


Morgenmilch 

Morgenmilch 

: Abendmilch 

! Abendmilch 

Fett 6,8% 

Fett 6,6% 

Fett 8,0% 

Fett 7,7% 

Trocken¬ 

Trockensub¬ 

Trockensub- 

Trockensub¬ 

substanz 17,57% 

stanz 17,43% 

i stanz 18,2% 

stanz 17,84% 

spez. Gew. 
b. 15° C 1,0366 

1,0370 

1,0335 

1,0335 


Vereidigter Nahrungsmittelchemiker 



Morgenmilch 

Abendmilch 

Spez. Gew. b. 15° C . . 

1,0376 | 

1,0339 

Wasser ........ 

84,75 

83,72 

Trockensubstanz.... 

15,25 

16,28 

davon: 

Fett. 

4,36 j 

6,04 

Milchzucker. 

5,03 

5,78 

Aschebestandteile . . . 

0,76 

0,74 

Gesamteiweiß. 

5,10 

3,72 

(Kasein und Albumin) 

I 



Zum Vergleich Frauen-, Kuh- und Eeelmllch. (Nach Prof. Dr. H. Munk.) 



Frauen¬ 

milch 

Kuhmilch 

Milchbtiffel 

(Durchschn.) 

' Eselmilch 

i 

Spez. Gewicht 15° C 
Wasser. 

90,2 

1,026-1,034 

87,4 

1 038—1,034 
84,24-82,24 

92,5 

Trockensubstanz . 

9,8 

12,6 

16,27—17,76 i 

7,5 

davon: 

Fett. 

3,1 

3,7 

7,3-5,2 ! 

0,4 

Milchzucker . . . 

5,0 

4,8 

5,4 j 

5,0 

Aschebestandteile . 

0,2 

0,7 

0,75 

0,4 

Gesamt- 1 Kasein . 

1,5 

2 ’ 9 l34 

0,5| 3 ’ 4 

4,41 

1,7 

eiweiß J Albumin. 


Die Milch der in Frage stehenden Tiere weicht im mikrosko¬ 
pischen Bilde in keiner Weise von der gewöhnlichen Kuhmilch ab, 
nur fällt, wie auch schon aus der Vergleichstabelle nach der Fett¬ 
menge zu vermuten ist, die gegen Kuhmilch enorme Anzahl feinst- 
verteilter Fettkügelchen auf. 

Bei spontaner sowohl wie bei künstlicher Säuerung fällt wie 
bei der gewöhnlichen Kuhmilch das Kasein in Flockenform aus. 

„Eigentümlich und vorteilhaft für die Milch war“, so besagt 
der Untersuchungsbefund des beeidigten Nahrungmittelchemikers, 
„die lange Haltbarkeit ohne jede Veränderung. Nach dreitägigem 
Stehen in angebrochener Flasche war die Milch noch nicht sauer 
geworden.“ 

Von seinem wilden Stammvater hat der zahme Büffel die 
Neigung für das Sumpfleben geerbt. Obwohl er im allgemeinen 
ein Bewohner der Ebene ist und dort am besten gedeiht, so 
hat man dennoch in einzelnen Gegenden, namentlich in 
Siebenbürgen die Erfahrungen gemacht, daß sich der 
Büffel auch für hochgelegene Landschaften mit. frischen 
Gebirgsbächen eignet. Auch hat sich erwiesen, daß er nicht 
nur in Gegenden mit wärmerem Klima gut fortzukommen ver¬ 
mag, sondern daß er selbst rauherem Klima sich anpassen 
kann. In Siebenbürgen verträgt er sogar Sommerstall¬ 
fütterung. 

Für den landwirtschaftlichen Betrieb eignet er sich in 
mehrfacher Hinsicht. Er wird nicht nur zum Fahren und Reiten, 
sondern auch zum Pflügen benutzt. Namentlich ist er in Ge¬ 
genden mit Reisbau seiner Neigung für den Sumpfaufenthalt 


halber von unschätzbarem Wert. Nach Eduard Hahn 
zieht er in jenen Gegenden ein Mittelding zwischen Pflug und 
Harke durch den vom Wasser auf geweichten schlammigen 
Boden des Reisfeldes. Als Reittier wird er ausgiebig auf den 
Philippinen benutzt Zum Fortschaffen von Lasten auf 
Wagen ist er infolge seiner großen Körperkraft in hohem Maße 
geeignet. Da trotz seiner Stärke das Temperament des Büffels 
ein ruhiges und gutmütiges ist, so daß er selbst von Kindern 
geleitet werden kann, ist es möglich, seine Körperkraft recht 
auszunutzen. Gegen Fremde, namentlich gegen Europäer, 
ist er mißtrauisch und es kommt nicht selten vor, daß, nament¬ 
lich die Stiere, diese ohne ersichtlichen Grund angreifen. Als 
Angreifer ist er natürlich ein wehrfähiger Gegner und als 
solcher sehr zu fürchten. Zum Zuge eignet er sich besonders 
durch seinen starken Knochenbau. Seiner großen Genügsam¬ 
keit halber empfiehlt sich seine Haltung in solchen Gegenden, 
in denen die Futtermittel infolge ungünstiger klimatischer Ver¬ 
hältnisse, durch Dürre usw., knapp sind, auch gedeiht er in 
solchen Ländern, in denen seine Ernährung in qualitativer 
Hinsicht zu wünschen übrig läßt. Von besonderer Wichtig¬ 
keit ist noch zu erwähnen, daß der Büffel gegen 
Seuchen und andere Krankheiten verhältnismäßig unempfind¬ 
lich ist; so besitzt er gegen Tuberkulose eine natürliche Immu¬ 
nität. Aus diesem Grunde ist er als Milchgeber von besonderem 
Werte. Tierzuchtinspektor Georg Tartler wendet sich 
in einem sehr interessanten Aufsatz über den „Siebenbürgischen 
Büffel“ gegen die Behauptung, daß der Büffelmilch ein 
moschusähnlicher Geschmack anhaftet. Dies ist seiner Mei¬ 
nung nach dem unsauberen Melkverfahren zuzuschreiben. 
Eine reingewonnene Milch hat nach ihm im Gegenteil einen 
sehr angenehmen Nußgeschmack. • Daher, daß die Milch die 
Fähigkeit besitzt, Gase in höherem Maße wie die gewöhnliche 
Kuhmilch zu absorbieren, kommt es, daß die Büffelmilch den 
Moschusgeruch, welchen die Tiere von sich geben, während des 
Melkens annimmt. Der hohe Fettgehalt der Milch macht 
diese zu einem ausgezeichneten Nährmittel. Besonders dürfte 
sich die Büffelmilch als Nahrung für Kinder eignen, wobei 
nicht etwa nur Säuglinge gemeint sind, sondern, wie Tartler 
betont, namentlich Kinder in einem Alter von 4—5 Jahren. 
Hagenbeck hat daher mit Recht seine indischen „Milch- 
büffel“ als Milchgeber für Kinder empfohlen. Die Büffelkuh 
macht nicht selten Schwierigkeiten beim Melken und bedarf 
daher manchmal verschiedener Versuche, diesen Widerstand 
durch List zu überwinden. So werden der Büffelkuh Stückchen 
von gesalzenem Brot oder andere Leckerbissen vorgelegt, auch 
läßt man gleichzeitig das Kalb zum Saugen zu usw. Diese 
Schwierigkeiten lassen sich aber bei genauer Kenntnis der 
Eigenart des Tieres überwinden. Daß der Büffel in 
Deutschland gut gedeihen kann, beweisen die Hagen- 
beckschen Exemplare, die mit Zebras vereinigt im Sommer 
auf großen Weideplätzen, im Winter in Stallungen gehalten 
werden. Die Firma besaß eine albinotische Büffelkuh aus 
Indien, die zwischen Antilopen, Zebras, Drome¬ 
daren, Ziegen und Schafen in einem der großen 
Gehege des sogen. Tierparadieses des Stellinger Tier¬ 
parks im Sommer und im Winter im Freien gehalten wurde. 
Den Tieren standen gegen die Unbilden der Witterung nur 
offene Schutzräume zur Verfügung. Unter dem Einfluß dieser 
Haltung wuchsen der Büffelkuh im Winter die Haare Verhältnis- 











24. August^lQlG. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


403 


mäßig lang, so daß sie dann ganz weiß erschien. Im Sommer 
schimmerte die Haut infolge der dünnen Behaarung rosig 
durch. Die Kuh sah daher dann rosafarben aus. Sie gedieh 
bei dieser Haltung ausgezeichnet und erfreute sich jahrelang 
bester Gesundheit Es wäre daher entschieden möglich, Büffel 
bei uns in Deutschland mit Erfolg zu halten. Besonderen Zweck 
hat aber die Haltung dieses wirtschaftlich äußerst wichtigen 
■Wiederkäuers in tropischen Gegenden von sumpfiger Be¬ 
schaffenheit Mit Recht wurde daher der Import der Büffel 
in unsere westafrikanischen Kolonien empfohlen; 
auch für Deutsch-Ostafrika wäre seine Haltung durch¬ 
aus zu empfehlen. Der indische Büffel eignet sich ferner 
zur Blutauffrischung für jene Gegenden, in denen in Europa 
Büffel gehalten werden. Man könnte durch geeignete Zucht 
vorzügliche Milchkühe dadurch hochzüchten. 

Wenn ich trotz der genannten ausgezeichneten Nutzungs¬ 
eigenschaften dennoch für eine Verwendung des Büffels als 
Nutztier in Deutschland nicht eintrete, so geschieht das 
nicht aus dem Grunde, weil ich seine .Akklimatisationsfähigkeit 
nicht für ausreichend halte. Ich bin aber der Meinung, daß 
es nicht opportum ist, ein in seinen natürlichen Heimgebieten 
hochschätzbares Nutztier Kulturgegenden zu überführen, die 
im Besitze hochgezüchteter, für die wirtschaftlichen Bedürfnisse 
vollaus befriedigender Viehrassen sind. Das schließt aber 
durchaus nicht aus, dieses prächtige Nutztier für koloniale 
Aufgaben in intensiver Weise zu verwenden. 


Referate. 

Über die Anwendung des Dialysierverfahrens für die Erkennung 
der Trächtigkeit. Versuche zur Erkennung der Tuberkulose und 
anderer Infektionskrankheiten der Haustiere. 

Von Dr. W. Pfeiler, Dr. R. S t a n d f u ß und E. R o e p k e. 

(Zentralbl. f. Bakt u»w. 1 . Abt., Orif., 75. Bd., 7. H., 1915, S. 525 — 592.) 

Die sachlichen Ergebnisse der umfangreichen Arbeit sind von 
Pfeiler selbst in dieser Wochenschrift (vgl. 1915, Nr. 10, S. 112) 
niedergelegt worden. Über diese hinaus seien die am Schlüsse der 
Arbeit mitgeteilten epikritischen Bemerkungen wiedergegeben. 

Abderhalden habe seinerzeit angegeben, daß das Dialy- 
8 i e r v e r f ah r e n in höchst einfacher Weise die 
Diagnose der Schwangerschaft und wahrschein¬ 
lich auch der Infektionskrankheiten gestatte. 
Pfeiler bemerkt hierzu, daß diese Prognose seither mehr und mehr 
eingeengt wurde. Allerdings habe Abderhalden die Fehlergeb¬ 
nisse bei Nachprüfungen seines Verfahrens zunächst auf Fehler der 
Technik und mangelnde Kontrollen zurückzuführen versucht, und 
zwar teils mit Recht, aber gerade diese Kritik habe die Forscher 
zu strengster Innehaltung der Abderhalden sehen Vorschriften 
aiigespomt, um den von Abderhalden erzielten Ergebnissen, 
100 Proz. richtiger Diagnosen, wenigstens nahe zu kommen. 

Neuerdings habe aber Abderhalden selbst sein Urteil über 
den absoluten Wert seines Verfahrens etwas eingeschränkt Nach 
einer Umfrage an den Universitäts-Frauen-Kliniken seien 1000 Fälle 
mit Erfolg untersucht worden. Die Fehlresultate hätten zwischen 10 
und 0 Proz. geschwankt. Näheres hierüber sei noch nicht bekannt. 
Wie andere Forscher, so habe auch Pfeiler sich hierdurch zu immer 
subtilerem Arbeiten veranlaßt gesehen. Das Maß der Kontrollen 
stiege hierbei aber ins Ungemessene, so daß einzelne Forscher bis 
16 Kontrollen für jedes einzelne zu untersuchende Serum ge¬ 
brauchten, zur Untersuchung von 5 Seren also etwa 80 Dialysier- 
hülsen. Dies beweise, daß die Technik des Dialysierverfahrens 
durchaus nicht einfach zu handhaben sei, namentlich im Vergleich 
mit der Technik der serologischen Methoden. Man könne vielmehr 
mit vollem Recht sagen, daß es keine zweite biologische Methode 
gebe, welche in so hohem Maße der Überprüfung durch Kontrollen 


bedürfe und daß die Methode Fehlerquellen in sich berge, welche 
auszuschließen vielleicht nicht möglich sei. 

Auf Grund weniger Experimente behauptete Abderhalden, 
die Diagnose der Infektionskrankheiten sowie des Krebses und an¬ 
derer Leiden stellen zu können, und diese Behauptung sei bald durch 
die Arbeiten anderer Forscher gestützt worden. Ein weites Gebiet 
schien für die Anwendungsmöglichkeit dieser Methode gegeben. 
So wurde z. B. versucht, vermittelst des Dialysierverfahrens die 
Diagnose des Rotzes, der Tuberkulose, der Askarideninfektion, der 
Dementia praecox und verschiedener Geisteskrankheiten zu stellen. 
Die Lehre von der Dysfunktion einzelner Organe sei wieder auf- 
gestellt und der Weg zur serologischen Diagnostik der Organ¬ 
funktionen angebahnt worden. Man stützte sich dabei auf den 
Nachweis spezifischer, auf bestimmte Organe eingestellter Abwehr¬ 
fermente. Man habe auch versucht, vermittelst des Dialysierver¬ 
fahrens in die Ätiologie mancher Krankheiten Licht zu bringen, 
durch Ermittelung der am stärksten abgebauten Organe. So habe 
man bei Keratoconus die Thymusdrüse und auch die Nebennieren 
als ausschließlich oder am stärksten abgebaut ermittelt, bei Pella¬ 
grakranken das Gebiet des Sympathicus als zuerst befallen erkannt. 
Bei Tuberkulose soll dieses Verfahren nicht nur die Diagnose 
schlechtweg, sondern eine typische Diagnose, eine Trennung von 
leicht und schwer Tuberkulösen ermöglichen, da das Serum von 
leicht Tuberkulösen nur die Tuberkelbazillen, das von schwer 
Tuberkidösen dagegen nur normales und tuberkulöses Lungen¬ 
gewebe abbaue. Darüber hinaus habe man auch bereits begonnen, 
die bei diesen Vorgängen wirkenden Abwehrfermente zu therapeu¬ 
tischen Zwecken zu benutzen. 

Den Ergebnissen dieser Versuche, welche zu großem Optimismus 
gegenüber der Anwendungsmöglichkeit der Abderhalden sehen 
Reaktion zu berechtigen schienen, ständen aber diejenigen anderer 
Forscher gegenüber, die sich sehr vorsichtig aussprächen oder sogar 
einen völlig ablehnenden Standpunkt einnähmen. Es seien nur an¬ 
geführt Pinku8sohn: „Dem sehr großen theoretischen Interesse, 
das die Abderhalden sehe Methode beanspruche, steht wahr¬ 
scheinlich auch ein diagnostischer Wert zur Seite“, und „geht 
man in jedem Sinne kritisc h vor, so wird die Reaktion schon heute 
mancherlei Anhaltspunkte geben können“. As ebner sagt, daß er 
sich redlich Mühe gegeben habe, aber doch die Methode noch nicht 
beherrsche und jedenfalls zu einem abschließenden Urteil nicht ge¬ 
kommen sei. Werner in W r ien und Rosenthal in Budapest 
hätten eine ganze Anzahl von Versagern gehabt und L. Michae- 
1 is und L. v. Langermark äußerten sich schroff und ablehnend. 
Sie seien zu der Überzeugung gekommen, daß es nicht an der 
Schwierigkeit der Methode liege, sondern daß in dem Serum 
Schwangerer ein spezifisches, nur die Placenta abbauendes Fer¬ 
ment überhaupt nicht vorhanden sei, welches im Serum nicht 
Schwangerer oder männlicher Individuen immer fehle. 

Pfeiler schließt sich in seinem Urteil den zuletzt genannten 
Forschern an. Trotz aller erdenklichen Mühe, die er und seine 
Mitarbeiter sich gegeben, sei es unmöglich gewesen, zu diagnostisch 
einwandfreien Resultaten zu gelangen. 

Was die eventuell unterlaufenen Fehler der Technik anlange, 
so müsse eine fehlerhafte Bereitung der Gewebe ausscheiden, da 
mit demselben Gewebe das eine Mal richtige, das andere Mal 
falsche Resultate erzielt wurden. Eine sehr viel beschuldigte 
Fehlerquelle seien die Dialysierhülsen. Auch er habe solche fehler¬ 
haften Hülsen gefunden und ausscheiden müssen. Trotzdem aber 
sei es nicht gelungen, brauchbare Resultate zu erzielen. Die 
Hülsen wären zuletzt genau kontrolliert und nummeriert worden, 
und es sei auf diese Weise festgestellt worden, daß die gleichen 
Hülsen wechselnd richtige und falsche Resultate gezeitigt hätten. 
Die Fehlerhaftigkeit der Hülsen könnte in diesem Falle also nicht 
zur Erklärung der Fehlerergebnisse herangezogen werden. Dies 
seien die beiden hauptsächlichsten Fehler¬ 
quellen. „Die anderen seien vermeidbar; wenn sie 
jedoch trotzdem noch eine solche Rolle spielten, 
sowären die technischenSchwierigkeiten so groß, 
daß nur wenige sie beherrschten, und die Methode 
könnte dann unter die gewöhnlichen Laborato¬ 
rium s m e t h o d e n nicht aufgenommen werden. 



404 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 34. 


Eine Technik, die derartige Schwierigkeiten bereite, darf bis auf 
weiteres als nicht anwendbar bezeichnet werden.“ 

Es blieb also nur noch die Frage zu prüfen, ob die Abwehr¬ 
fermente überhaupt spezifisch seien. Folgende Seiten wären bei 
dieser Prüfung ins Auge zu fassen. Erstens, daß die Abwehr¬ 
fermente nicht spezifisch sind, zweitens, daß mehrere Fermente im 
Blute kreisen und die spezifischen so verdeckt würden. Dies sei 
wohl möglich, da der Körper doch oft innere oder äußere Läsionen 
aufweisen würde und irgend welche Abwehrfermente wohl meistens 
da wären. Bei dem Zustandekommen der Abderhalden sehen 
Reaktion spiele auch die Verdauung, der größte fermentative Vor¬ 
gang im Körper, eine Rolle, die die Quantität und Qualität der 
vorhandenen spezifischen Fermente beeinflussen könne. Menge und 
Art des Futters könnten dabei von Einfluß sein, daher Abder¬ 
halden auch die Blutentnahme im nüchternen Zustande anordnet. 
Bei trächtigen Tieren wie auch Menschen sei die Fermentmenge im 
Serum vermehrt. Dies brauche jedoch nicht auf Spezifität der 
Fermente zu beruhen, sondern könnte einfach durch vermehrten 
Stoffwechsel erklärt w r erden. Nach Parmassor übte das 
Ferment im Blute Schwangerer überhaupt eine proteolytische 
Wirkung aus. Ebenso sprechen sich H e i 1 n e r und Petri aus. 
Nach künstlicher Erzeugung von Hämatomen oder Injektion von 
arteigenem und individuumeigenem Eiweiß träten Fermente auf, die 
verschiedene Körpergewebe abbauten: „Die in der Schwangerschaft 
gebildeten Fermente stellten nur eine physiologische Variation 
dieser unter den verschiedensten pathologischen Voraussetzungen 
möglichen Vorgänge dar. Eine Spezifität könne daraus nicht ge¬ 
folgert werden. Nach Kjaergard sei der Unterschied der Fer¬ 
mente im Blute Gravider und Nicht-Gravider nur in der Quantität zu 
suchen. Jedes Serum könne bei einer gewissen Einstellung 
Placenta abbauen. Es komme nur auf die Reaktionsdauer, die 
Menge des Placentargewebes sowie Menge und Konzentration des 
Serums an. Es sind dann noch angeführt Much, der ebenfalls 
zu widersprechenden Ergebnissen kam, Henri de Waele, 
welcher die Reaktion als einen der Präzipitation und Aggluti¬ 
nation ähnlichen Vorgang ansieht. Es komme zu partieller Fällung 
und nachfolgender Globulinolyse. Die letztere würde dann eben 
durch die Abderhalden sehe Reaktion dargestellt. Nach 
Friedemann und Schönfeld läge eine Verknüpfung von 
Einweißabbau und Absorption vor. Nach S t e i s i n g hätten die 
von Abderhalden angenommenen Fermente Ambozeptomatur 
und gehörten zur Gruppe der Bakterio-Cyto-Proteolysine. Auch 
Pfeiler hat zu Anfang seiner Arbeit auf die große Ähnlichkeit 
der Immunitätsvorgänge mit den von Abderhalden für die 
Wirkung seiner Fermente dargelegten Anschauungen hingewiesen. 

Zum Schlüsse sprechen Pfeiler, Standfuß und Roepke 
mit einem Hinweis auf Pincussohn, der die gleiche Ansicht 
vertrete, sich nochmals dagegen aus, daß dem Abderhalden- 
schen Dialysierverfahren ein diagnostischer Wert zurzeit zuge¬ 
sprochen werden könne. Bromberger. 

Uber das Schicksal des Komplements während des Ablaufes des 
Dialysierversachs nach Abderhalden. 

Von V. Kafka. 

(M. m. W., 63. Jahrg., Nr. 23, 1916, S. 825.) 

Über die Rolle des Komplements bei dem Zustandekommen 
der Seroreaktion nach Abderhalden sind verschiedene 
Meinungen geäußert worden. Während einzelne es als einen sehr 
wichtigen Faktor ansprechen, glauben andere, ihm jede Bedeutung 
nehmen zu müssen. Kafka schließt sich auf Grund seiner Ver¬ 
suche letzteren an, daß dem Kompliment eine funktionelle Rolle 
beim Zustandekommen der Abderhalden sehen Reaktion nicht 
zuzusprechen ist. 

Aus seinen Versuchen ergibt sich nämlich, daß das Komplement 
im Ablauf des Dialysierverfahrens tatsächlich schwer geschädigt 
wird, so daß es ohne oder mit Besalzung in Serummengen von 
1,0 meist gar nicht mehr oder in seltenen Fällen in geringen 
Spuren nachweisbar war; dabei blieb es gleichgültig, ob ein Ver¬ 
such mit oder ohne Organ und ob die Ninhydrinreaktion positiv 
oder negativ ausgefallen war. Dieser Komplementschwund ist schon 
nach einer Stunde bemerkbar, deutlicher nach zwei Stunden. Wird die 


Abderhalden -Reaktion bei Zimmertemperatur vorgenommen 
oder wird im Brutschrank gegen 0,9 proz. Kochsalzlösung dialv- 
siert, so ist der Komplementschwund bedeutend geringer, ein Be¬ 
weis, daß sowohl der langdauemde Aufenthalt bei 37 °, wie auch 
die steigende Salzarmut im Originalversuch für die Aufhebung der 
Wirksamkeit des Komplements verantwortlich zu machen sind. 
Das Komplement ist daher auch durch Besalzung nicht restituier¬ 
bar. Bezüglich der Regenerierung durch Hinzufügung von Mittel¬ 
oder Endstück des Meerschweinchen- oder Menschenkomplements 
sind seine Versuchsergebnisse noch nicht eindeutig; es dürften 
beide Komplementbestandteile geschädigt sein, mehr jedoch das 
Endstück. Gutsclie. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Über Margarine. 

Von M. Reuter, Bezirkstierarzt a. D. in Nürnberg. 

(Z. f. Fleisch- xl . Milchhyg., 1916, 26. Jahrg., H. 18, S. 273.) 

Die Margarine hat in den Kriegszeiten als Butter¬ 
ersatz eine große Bedeutung erlangt und ist zu der Anerken¬ 
nung gekommen, die ihr früher vielerseits versagt wurde. 

Das Erzeugnis ist ursprünglich französischer Herkunft und 
von dem Chemiker Möge Mouries im Verfolg eines Preis¬ 
ausschreibens für einen brauchbaren Butterersatz 1869 in einer 
Zeit großer Butterteuerung erfunden worden. Industriell ist 
die Erfindung in Deutschland und Holland am meisten ausge¬ 
baut worden. 

Die Margarine hat ihren Namen nach einem ihrer Be¬ 
standteile, dem Margarin; das ist ein Bestandteil des Rin¬ 
dertalgs, der schon bei 45° aus diesem abgepreßt werden kann. 
Pflanzenöle und Milch sind die anderen Bestandteile. Durch 
Gesetz (Reichsgesetz, betr. den Verkehr mit »Butter, Käse, 
Schmalz und deren Ersatzmitteln) ist noch ein Zusatz von Se¬ 
samöl vorgeschrieben, das indifferent ist, aber zur leichteren 
Erkennung der Margarine als chemischer Indikator dient 
(Furfurol-Reaktion). 

Viele der gesetzlichen Bestimmungen, welche die Marga¬ 
rine gewissermaßen degradieren, können heute Milderungen 
erfahren. 

Die Begriffe Margarinekäse und Kunstspeise¬ 
fett werden durch gesetzliche Definitionen festgelegt bzw. 
umschrieben. Pflanzenbutter ist reines Speisefett aus 
Kopra (Kokosnuß). Es ist gelungen, Kopra durch andere 
Pflanzenfette zu ersetzen. 

Während des Krieges haben sich Verordnungen des 
Bundesrats wiederholt mit Margarine und ähnlichen Produkten 
beschäftigt, sie namentlich zugunsten der Volksernährung der 
technischen Verwertung entzogen. B. 

Abnorme Beschaffenheit des Fettes eines Schlachtschweines. 

Von Prof. Dr. Rievel. 

(Z. f. Fleisch- u. Milchhyg., 1916, 21. Jahrg., H. 20, S. 306.) 

Rievel hat das Fett eines wegen Degeneration des Fett¬ 
gewebes beanstandeten Schweines näher untersucht. Das ge¬ 
samte Fettgewebe war verändert, alle physikalischen und 
chemischen Eigenschaften des Fettes haben sich geändert 
(Schmelz- und Erstarrungspunkt, Löslichkeitsverhältnis in 
Chloroform, refraktometrisches Verhalten, Verseifungszahl, 
Reichert^Meißlsche Zahl, Jodzahl, Aschegehalt). Grob physi¬ 
kalisch aufallend ist die harte, talgähnliche Beschaffenheit des 
Fettes (sehr hoher Schmelzpunkt!). 

Die Art des Futters beeinflußt die Beschaffenheit des bei 
der Mast gebildeten Fettes. In diesem Falle ist Mais gefüttert 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


405 


24. August 1916. 


worden, der im allgemeinen einen schlaffen, öligen Speck lie¬ 
fert, hier jedoch einen festen, talgähnlichen. Der Mais war 
jedoch verdorben, was zur Erklärung herangezogen werden 
kann. Ein weiteres Schwein desselben Besitzers zeigte ähnliche 
Erscheinungen, was auf erbliche Anlage oder gleiche Ursache 
(Futter) schließen läßt. 

Der Fall ist wichtig für die forensische Praxis. B. 

Histologische Untersuchung des „Pigmentspecks 14 
bei Schweinen. 

Von Prof. Dr. Olt, Gießen (z. Z. in Arlon). 

(Z. f. Fleisch- and Milcbbyg., Jshrg. 26, Heft 7, 8. 97). 

In dem Fett der Bauchdecken werden beim Schweine 
Pigmentierungen gesehen als schiefergraue Pünktchen und 
feinverästelte Reiserchen. Nach de Jong handelt es sich um 
Pigmentablagerungen in dem Bindegewebe, und er glaubt, daß 
diese Pigmentierung des Bauchspecks die Folge von Hämor- 
rhagien sei. Für die hämatogene Entstehung spricht der 
Sitz (häufige Gelegenheit zu Quetschungen) und die Tatsache, 
daß das Pigment besonders in der Umgebung der Gefäße 
angehäuft ist. Olt hat nur wenige Fälle zu Gesicht be¬ 
kommen, diese aber näher untersucht. Die Pigmentierungen 
beschränken sich auf ein Gerüst aus baumartigen Verästelungen 
und unterscheiden sich schon hierdurch wesentlich von den 
Farbstoffablagerungen, wie sie nach vorausgegangenen 
Blutungen Zurückbleiben. Nach dem mikroskopischen Befunde 
hat die Pigmentierung der Milchdrüsen des Schweines vielmehr 
ihr Analogon in der Farbstoffablagerung in der äußeren Haut. 
Auch in genetischer Hinsicht dürfte Gleichwertigkeit bestehen, 
da die Mamma von der äußeren Haut abstammt und die 
Pigmentierung der Milchdrüsen bei Schweinen mit schwarzer 
oder teilweise schwarzer Haut vorkommt. Wahrscheinlich 
entsteht die Pigmentierung der Milchdrüsen im fetalen Leben 
als Teilerscheinung der Hautfärbung. G1. 

— Reichsstelle fUr Speisefett. Zur Sicherung des Bedarfs an 
Speisefett ist eine „Reichsstelle 54 ins Leben gerufen worden. Sie 
hat mit Hilfe der Verteilungsstellen und der Kommunal verbände 
die Aufbringung, Verteilung und den Verbrauch der Speisefette zu 
regeln. Die Reichsstelle besteht aus einer Verwaltung»- und einer 
Geschäftsabteilung. Vorstand und Beirat ernennt der Reichskanzler, 
ebenso den Aufsichtsrat der Geschäftsabteilung. Die Bewirtschaftung 
erstreckt sich in erster Linie auf die in Molkereien hergestellten 
Speisefette, also Butter, jedoch auch auf Margarine, Kunst speisefeit, 
Schweineschmalz, Speisetalg, Speiseöl usw. Die Kommunal verbände 
haben den Verkehr und den Verbrauch von Speisefett in ihren Be¬ 
zirken zu regeln. Für jeden Bundesstaat ist eine Landesverteilungs¬ 
stelle einzurichten, mit denen die Kommunalverbände in Verbindung 
zu treten haben. Die Vorschriften über die Beschlagnahme und Ab¬ 
lieferung der Speisefette sowie die Einfuhr von Speisefetten finden 
keine Änderungen. Der Reichskanzler ist ermächtigt, für alle Speise¬ 
fette Grundpreise festzusetzen. Dies ist der Preis, den der 
Hersteller beim Verkauf im Großhandel einschließlich Ver¬ 
packung fordern kann. Unter Berücksichtigung der besonderen 
Markt Verhältnisse in den verschiedenen Wirtschaftsgebieten können 
die Landeszentralbehörden mit Zustimmung des Reichskanzlers 
Abweichungen zulassen. Die Kommunalverbände sind verpflichtet, 
Höchstpreise für den Kleinhandel mit Speisefett unter Berücksich¬ 
tigung der besonderen örtlichen Verhältnisse • festzusetzen.. Sie 
müssen sich innerhalb der vom Reichskanzler festgesetzten Grenzen 
halten. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Josef Wiedenbauer 
(Studier, der Tierärztl. Fakultät der Universität München). 
Leutnant cand. med. vet. F i n d e i s e n (Studierender der 
Tierärztl. Hochschule in Hannover). 

Leutnant und Kompagnieführer stud. med. vet. KurtJähnichen 
aus Eilenburg (Studier, d. Tierärztl. Hochschule in Dresden), 


Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabs- und Regimentsveterinär Dr. Albert Jänicke 
(Tierarzt in Kötzschenbroda). 

Leutnant Erich Kremp (Tierarzt in Neu-Ruppin). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Georg Baars (Studier. 

der Tierärztl. Hochschule in Hannover). 

Veterinär Heinrich Braden (Tierarzt ans Rüdesheim). 
Oberveterinär Dr. Carl Schultz (Tierarzt in Delme, Lothr.). 
Leutnant und Kompagnieführer stud. med. vet. KurtJähnichen 
aus Eilenburg (Studier, d. Tierärztl. Hochschule in Dresden). 
Veterinär Kurt Kruse (Tierarzt aus Kirchdorf). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Heinrich Schürmann 
(aus Rotthausen). 

Oberveterinär Johann Bayer (Tierarzt in Kirchberg). 

Berichtigung. Herr Veterinär Dr. JosefEhinger (städt. 
Tierarzt in München) erhielt nicht das Eiserne Kreuz I. Klasse, 
sondern wurde mit dem der II. Klasse ausgezeichnet (vergl. 
B. T. W. Nr. 32). 

Einhandertnndsiebente Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 13. August bis Sonnabend, 
den 19. August 1916. 

Auch in der vergangenen Woche haben die Engländer 
und Franzosen ihre Angriffe mit größter Hartnäckigkeit auf 
der Front an der Somme und Ancre sowie der rechten Maas¬ 
seite fortgesetzt. Diese Tag und Nacht geführten Angriffe 
sind trotz heftigster Artillerievorbereitung und größten Ein¬ 
satzes an Menschenmaterial durchweg unter den schwersten 
blutigen Verlusten und ohne nennenswerten Raumgewinn für 
die Angreifer zusammengebrochen. Nur südwestlich der 
Straße Tliiepval—Pozieres vermochten die Engländer in etwa 
700 Meter Breite in unseren vordersten Graben einzudringen 
und südwestlich von Martinpuich unsere vordere Linie in eine 
dicht dahinter gelegene in geringer Breite zurückzudrücken, 
während die Franzosen nordöstlich von Hem in einem kleinen 
Waldstückchen und südlich der Somme in der Gegend von 
Belloy in unserm vordersten Graben in etwa 500 Meter Breite 
Fuß fassen konnten. 

An der Ostfront büßten die Russen bei ihren an den ver¬ 
schiedensten Stellen unternommenen Angriffen neben sehr 
blutigen Verlusten über 2200 Gefangene und mehrere 
Maschinengewehre ein. 

Die Italiener griffen im Laufe der ganzen Woche be¬ 
sonders die von den Österreichern neu bezogenen Stellungen 
auf den Höhen östlich von Görz mit größter Heftigkeit an. 
Sie hatten weder hier noch an einzelnen Stellen der übrigen 
Front, wo sie vorzustürmen suchten, Erfolg, sondern schwere 
Verluste. 700 Gefangene, 6 Maschinengewehre und 2 Minen¬ 
werfer wurden ihnen abgenommen. Seit Beginn ihrer Offen¬ 
sive bis zum 13. August verloren sie an die Österreicher 
5000 Gefangene, darunter über 100 Offiziere. 

Nach den im Laufe der Woche fast täglich von der 
Entente unternommenen vergeblichen Angriffen südlich des 
Dojran-Sees traten die verbündeten Truppen zum Gegenstoß 
am 18. August an. Florina wurde nach Kampf gegen die 
serbische Donaudivision genommen. 

Im Monat Juli sind 74 feindliche Handelsschiffe mit rund 
103 000 Bruttoregistertonnen durch Unterseeboote der Mittel¬ 
mächte versenkt oder durch Minen verloren gegangen. Eines 
unserer Unterseeboote hat am 13. August im englischen Kanal 
den englischen Zerstörer „Lasso“ versenkt. Nev, 

* 

Ehrentafeln. 

Die Leipziger Universität hat beschlossen, die Namen der 
Studierenden, die den Tod für das Vaterland starben, auf Gedenktafeln 
aufzuzeichnen. Nach Beendigung des Krieges sollen die Tafeln 
in künstlerischer Umrahmung einen Ehrenplatz an hervorragender 
Stelle der Universität zum Gedächtnisse der gefallenen Helden für 
alle Zeiten erhalten. In der gleichen Weise die gefallenen Tier¬ 
ärzte und Studierenden der Veterinärmedizin zu 
ehren, dürften die tierärztlichen Hochschulen die gegebene würdige 
Stätte sein. 





406 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 34. 


Anatomische und hippologische Bemerkungen zu den 
Reiterstatuen.*) 

Von Dr. A. Zimmer mann, o. üff. Professor der kön. ung. 
Tierärztlichen Hochschule, Privatdozent der Universität 
in Budapest. 

(Mit 21 Abbildungen.) 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Die einzelnen Phasen des Schrittes können heute mit dem 
Kinematographen leicht analysiert und fixiert werden. Die 


am Zanipolo (s. Fig. 11). Das Denkmal, welches den Söldner¬ 
haupt mann Bartolomeo Colleoni der venezianischen 
Republik darstellt, stammt von Andrea Verrochio aus 
dem Jahre 1481. Pferd und Reiter bilden eine einheitliche 
Schöpfung, welche die Kunst des Quattrocento, die Kultur 
und Kraft dieser Zeit würdig zum Ausdruck bringt (W. Bode). 
Der Schritt des Pferdes soll nach Schoenbeck am Denkmal 
etwas steif sein, dies entspricht aber dem Charakter dieser 




nf nCitf 

Fig. 9. 

Eia Doppelschritt des Pferdes in zwölf Phn^en 
nach H a (r c in a n n. 



Fig. 10. 

Marcus Aurelius, Rom. 



Fig. 11. 

Verrochio, Colleoni, Venedig. 


Verhältnisse des Stützbeines und Hangbeines, die Reihenfolge 
der Bewegung führt sehr gut die beiliegende Abbildung 
Hagemanns vor (s. Fig. 9), ein näheres Eingehen darauf 
scheint mir hier überflüssig zu sein. 

Ebenso falsch wie bei Schlüter sieht man die Bewegung 
der Füße des Pferdes dargestellt an der berühmten Reiterstatue 
des Marcus Aurelius in Rom (welches man für so lebens¬ 
treu hielt, daß MichelAngelo es angeblich angerufen hatte: 
Cammina, d. h. gehe), der rechte Vorderfuß wird u. a. zu hoch 


Rasse, man könnte eher die Breite der Stirn und den schmalen 
Nasenrücken, die stilisierte Mähne und den Schweif vom hippo¬ 
logischen Gesichtspunkte aus beanstanden. 

Ein gleich vorzügliches Werk der Frührenaissance stellt 
D o n a t e 11 o vor in dem Denkmal des Söldnerhäuptlings 
Gatt a melata in Padua (s. Fig. 12). Das Pferd, ein starkes 
Kaltblut mit geradem Profil, ein wenig belastetem Hals, zeigt 
die richtige Fußstellung im Schritt. 

Ebenfalls* im Schritt sehen wir die allgemein bekannten 





Fig 12. 

Donatello, Gattamelata, Padua. 


Fig. 13. 


Die vier Bronzepferde 'am Markus-Dom. Venedig. 


Fig. 14. 

Länyi, Müde nach Hause (Kleinplastik). 


emporgehoben, während der linke Hinterfuß beinahe gelähmt 
erscheint (s. Fig. 10). Die Reitergestalt ist viel besser, dem 
Pferde weit überlegen. 

Sehr gut, musterhaft ist die Bewegung im Schritt dar¬ 
gestellt an dem großartigen Colleoni- Denkmal in Venedig, 


*) Nach einem Vortrage, gehalten im Landesverein der unga¬ 
rischen Tierärzte. 


vier Bronze-Pferde am Portal der Markus-Kirche in 
Venedig (s. Fig 13.), welche angeblich einst das Haus Neros 
zierten, von wo sie nach Byzanz in das Hippodrom gelangten, 
bis Enrico Dandolo, der siegreiche Doge, sie nach Vene¬ 
dig brachte, wo sie dann anfangs im Arsenal standen. Später 
aber stellte man diese ganz profanen Statuen zu den geflügel¬ 
ten Löwen des heiligen Markus (auf eine kurze Zeit hat sie Na¬ 
poleon nach Paris gebracht). Diese stellen gewöhnliche, gar 












24. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


407 


nicht hübsche Pferde dar, der Kopf und der Hals sind beson¬ 
ders schwer, das Widerrist tritt kaum hervor, die Brustpartiell 
erscheinen auch verschwommen, die Sattellage ist rund, wie 
ausgepolstert, die Anatomie der Gliedmaßen fehlerhaft, das 
ganze Werk hat eher nur einen dekorativen Wert. 

Ein schweres, grobknochiges Lastpferd stellt dar L a n y i | 
in seinem Werke „Müde nach Hause“ (s. Fig. 14), langsam 


Die einzelnen sprungartigen Bewegungen des Galopps 
endlich eignen sich zwar zur Darstellung an Reiterdenkmälern, 
werden aber nicht oft gebraucht; häufiger bekommt man an 
den Reliefs des Altertums den Renngalopp oder die 
Karriere zu sehen, welche herkömmlicherweise derart dar¬ 
gestellt wird, daß die Vorderfüße des Pferdes nach vorn, die 
Hinterfüße aber nach hinten ausgestreckt werden, die Pferde 


r irirf 

z£z£M. 

Fig. 15. 

Trab des Pferdes in zwölf Phasen nach Ha ge mann. 



Va 


Fig. 16. 

s t a g h , Raköczi. 


Fig. 17. 

Z a 1 a . Graf Julius Andrässy, Budapest» 





schreitend, mit einfachen Mitteln höchst effektvoll, kräftig, 
natürlich, kunstvoll ausgeführt. 

Der Trab erscheint als eine einfachere Bewegungs¬ 
art wie der Schritt, es bewegen sich nämlich hier die 
diagonalen Füße gleichzeitig (s. Fig. 15). Eine solche Be¬ 
wegung bemerkt man in G. Vastaghs Raköczi- 
Statue (s. Fig. 16), dessen kräftiges Pferd viel anatomische 
Einzelheiten zeigt. An dem Andrassy- 
Denkmal von G. Z a 1 a vor dem Parlament 
in Budapest (s. Fig. 17) sind die Füße des 
Pferdes in stillen Trab eingestellt, der Kopf 
des Pferdes liegt etwas tief, die Schulter 
scheint ein wenig flach zu sein, im übrigen 
aber kann das Pferd als vom anatomischen 


stoßen sich mit den Hinterfüßen ab und fallen auf die Vorder¬ 
füße (s. Fig. 18). 

Galoppähnliche Sprünge zeigt das kunsthistorisch wert¬ 
volle Reiterdenkmal des,St. Georg im Prager Hradsin 
(s. Fig. 19), dessen Bronzekopie an der Fischerbastei in Buda¬ 
pest aufgestellt wurde; die Reiterstatue, eins der besten Werke 
aus dem XIV. Jahrhundert, stammt von den beiden ungari¬ 
schen Meistern M a r t i n und .Georg 
Kolozsväri; es macht einen sehr 
lebhaften Eindruck. 


Fig. 18. 

I>ie Jagd des Sanlanapals. 


Fig . 19. 

K o 1 o z 8 v ü ri, M. n. G., Skt. Georg, Prag(Hrndsln). 


Fig. 20. 

Donner, Skt. Martin, Poz*ony (Preßburg). 


und hippologischen Gesichtspunkte aus gelungen angesehen 
werden. 

Der Paßgang, wo beide Gliedmaßen derselben Seite 
auf einmal bewegt werden, wird an Reiterstatuen sehr selten, 
dann auch meistens aus Versehen, irrtümlicherweise nach¬ 
gebildet. 


Ebenfalls von hohem kunsthistorischen Wert ist die 
Reiterstatue des. h eiligen Martin von GeorgRaphael 
D o n n e r im Dom in Pozsony (Preßburg) (s. Fig. 20); die aus 
Blei gegossene Gruppe ist eines der besten Werke der Barock¬ 
kunst aus dem XVIII. Jahrhundert, weist große plastische Kraft 
und malerische Szenerie auf; das bäumend springende Pferd 










408 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 34. 


ist ziemlich gut dargestellt, der Heilige, der seinen Mantel mit 
dem Schwert .spaltet und dem vor Kälte zitternden Bettler gibt, 
wurde nicht in zeitgemäßer, sondern in späterer ungarischer 
Tracht abgebildet. 

Aus dem Vorgetragenen sieht man, daß £n vielen Reiter¬ 
statuen das Pferd sowohl in anatomischer wie auch in hippolo¬ 
gischer Hinsicht den gerechten Forderungen nicht ganz ent : 
spricht, obwohl sich die hübschen, gefälligen, edlen Formen 
des Pferdes zu einer künstlerischen Darstellung sehr gut eignen. 
Zu dieser schönen, aber schweren Aufgabe sind jedoch ent¬ 
sprechende Sachkenntnisse unentbehrlich, es werden ein¬ 
gehende, mühsame Studien benötigt, damit der Künstler das 
Wesentliche, Charakteristische richtig hervorheben und dar¬ 
stellen kann. Sogar in jenem Falle, wo man das Pferd nur 
als Piedestai oder als Staffage hinstellen möchte, darf man 
seine Darstellung nicht vernachlässigen; denn seine fehlerhafte, 
unrichtige Darstellung stört den Gesämteindruck und setzt den 
Kunst wert des Werkes herab. 

Literatur: 

1. Bongert, Kritische Betrachtungen über die verschiedenen 
Gangarten des Pferdes, mit besonderer Berücksichtigung ihrer 
Darstellung in der Malerei und Bildhauerei. Zeitschrift für 
Veterinärkunde, 8. Jahrgang, Nr. 8/9, 1896. 

2. Ellenberger-Baum-Dittrich: Handbuch der Anatomie 
der Tiere für Künstler. Band I: Das Pferd. Leipzig, 1901. 

3. H a g e m a n n , Physiologie der Haussäugetiere. Stuttgart, 1906. 

4. Keller, Die antike Tierwelt. I. Band. Leipzig, 1909. 

5. L o v i k, A lovas-szobrok lovai. Müveszet, 1907. Nr. 2. 

. 6. Schoenbeck, Das Pferd und seine Darstellung in der bilden¬ 
denden Kunst. Leipzig, 1908. 

7. Zietzschmann, Die spezielle Bewegungslehre. (In Ellen- 
berger-Scheunert, Lehrbuch der vergleichenden Phy¬ 
siologie der Haussäugetiere.) Berlin, 1910. 

8. Zimmermann, A lovas-szobrok lovai. Allatoivosi Lapok, 
1913. Nr. 5—9. 

— Könlgl. Tierärztliche Hochschule Dresden. Winter-Semester 
1916G7. Semesterbeginn: 1. November. — Immatrikulation bis mit 
25. November. 

Vorlesungen: Ellenberger: Physiologie, gemeinschaft¬ 
lich mit Prof. Scheunert, Gewebelehre, Entwicklungsgeschichte. 
Müller: Pharmakologie (spez. Teil), Pharmakognosie, Klinik für 
kleine Haustiere. Baum: Systemat. Anatomie, Präparierübungen. 
Köder: Spez. Chirurgie, Augenheilkunde, Operationskursus, Chi¬ 
rurgische Klinik für große Haustiere. Kunz-Krause: Organ. 
Experimental-Chemie, gerichtl. Chemie. Schmidt: Spez. Patho¬ 
logie und Therapie, gerichtl. Tiermedizin, Geflügelkrankheiten, 
medizin. Klinik für große Haustiere. Lungwitz: Hufkrank¬ 
heiten, Beschirrung und Bekleidung der Haustiere. K 1 i m m e r : 
Fütterungslehre, Milchkunde und Milchhygiene, Gesundheitspflege. 
J o e s t: Spez. pathologische Anatomie, patholog.-anatom. Kursus 
mit Anleitung zu Obduktionen und Demonstrationen. Richter: 
Besondere Tierzucht mit Kursus für prakt.-züchterische Beurteilung 
der Haustiere, geburtshilf. Klinik. Edelmann: Veterinärpolizei 
und.Seuchenlehre, Fleischbeschaukurse. Biedermann: Physik. 
Nadmann: Botanik. Scheunert: Physiologie einschl. phy- 
siolog. Chemie (teilw.). Brandes: Stand der Deszendenzlehre. 
Weber: Geschichte der Tiermedizin, ambulatorische Klinik, Pro¬ 
pädeutik der ambulat. Klinik, Kursus in der Praxis der Veterinär¬ 
polizei. S e e 1 i g e r : Pharmazeutischer Kursus. D i 11 r i c h : 
Veterinärtechnisches Zeichnen. Bruck: Deutsche Bildhauerei der 
Neuzeit. W a 1 z e 1: Schiller. S t e g 1 i c h : Land- und Volkswirt¬ 
schaftslehre. K e 11 i n g : Erste Hilfe bei inneren Erkrankungen. 
Wandolleck: Fischkunde. Müller: Vererbung von Krank¬ 
heiten. S t r u b e 11: Das gesunde und das kranke Herz im Frie¬ 
den und im Krieg, v. Pflugk: Ophthalmolog.-histologische Ar¬ 
beiten. Dieterich.: Die Arzneimittel des Pflanzenreichs und 
ihre Kriegsersatzstoffe. Burow: Ausgewählte Kapitel der Impf¬ 
therapie. Hecker: Weltgeschichte seit 1900 in Überblicken. 
Grimmer: Grundlagen der physiologischen Chemie. Traut¬ 
mann: Über innersekretorische Organe. 

— Vom Kriegsernährungsamt. Als tierärztliche Sachverständige 
sind außer Veterinärrat Goltz in das Kriegsernährungsamt noch 


berufen worden Prof. Bongert- Berljn, Veterinärrat Rieck- 
Breslau und Dr. B ü t z 1 e r-Cöln. 


Bücherbesprechungen. 

— Deutscher Veterinär-Kalender für das Jahr 1916/1917. XXVII. Jahr¬ 
gang. Herausgegeben in drei Teilen von Professor Dr. R. Schmaltz, 
Geheimem Regierungsrat. Bearbeitet von Dr. A. Thleke, Prosektor und 
Abteilungsvomeher am Anatomischen Institut der Kgl. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Berlin. Berlin 1916. Verlagsbuchhandlung von Richard 
Schoetz, Wilhelmstraße 10. Preis gebunden 5 M. 

Die Herausgabe eines weiteren Jahrganges des Veterinärkalender», 
für die im Vorjahre kein Bedürfnis vorlag, ist in diesem Jahre dringlich ge¬ 
wesen, weil sich eine Fülle neu zu berücksichtigenden Materials angehäuft 
hat, teilweise bedingt durch die lange Dauer des Krieges mit seinen auch das 
Veterinärwesen stark beeinflussenden Folgen und der Unzahl notwendig 
gewordener einschneidender amtlicher Verfügungen. Die Bearbeitung hat 
Dr. T h i e k e übernommen, und das vorliegende Werk zeigt, in wie guter 
Hand der Veterinärkalender von Schmaltz dabei gewesen ist. In der 
Grundlage unverändert, sind alle Kapitel neuergänzt oder, soweit er¬ 
forderlich, ausgebaut worden, immer unter Mitberücksichtigung der Kriegs¬ 
maßnahmen, die auch noch gesammelt besonders angeführt werden. Das 
Personalverzeichnis konnte noch nicht neu aufgestellt werden, weil die 
Einberufungen und militärischen Verhältnisse bedingen, daß sich die 
Adressen fortwährend ändern oder überhaupt nicht publiziert werden 
dürfen. Die Notwendigkeit der Neuauflage des Kalenders kann auch die 
Erkenntnis der Notwendigkeit der Neuanschaffung des Kriegsiahrganges 
für die zahlreichen Freunde des Buches beweisen. G 1 a g e. 

— Leitfaden für Fleischbeschauer. Eine Anweisung für die Ausbildung 
als Fleischbeschauer und für die amtlichen Prüfungen. Von Dr. 
R. v. Ostertag, Berlin. Dreizehnte, neu bearbeitete Auf¬ 
lage. Mit 195 Abbildungen. 1916. Verlagsbuchhandlung von R i c h a r d 
Schoetz, Berlin SW\ 48, W r ilhelmstraße 10. Preis 7,50 M. 

Die neue, dreizehnte Auflage des Leitfadens v. Ostertags gleicht 
in Anordnung des Stoffes, Übersichtlichkeit und Klarheit der Darstellung 
usw. den früheren, hat aber bemerkenswerte Erweiterungen erfahren inso¬ 
fern, als der Schweinemilzbrand und die Sehuffinne entsprechend berück¬ 
sichtigt worden sind. Abgesehen von den sonst notwendigen kleineren 
Abänderungen ist besonders das Kapitel über die Trichine und Trichinen¬ 
schau neu bearbeitet worden. Das Werk berücksichtigt auch die Kriegs¬ 
maßnahmen, die die Fleischbeschau betreffen. Für den Unterricht der 
Fleischbeschauer und die Prüfungen ist der Leitfaden, wie schon wieder¬ 
holt näher begründet worden ist, hervorragend geeignet. G 1 a g e. 


Personalien. 

Auszeichnungen : Es wurde verliehen: Das Württemberg. 
Wilhelmskreuz mit Schwertern: dem Oberstabs- und Korpsstabs- 
Apotheker Tierarzt Dr. Seel, dem Stabsveterinär d. L. II Berihold 
Erlanger in Buchau und dem Stabsveterinär d. L. a. D. Hans 
Treiber, Stadttierarzt in Kirchheim. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit 
Schwertern des Badischen Ordens vom Zähringer Löwen: dem 
Stabsveterinär Alfred Trerop. — Die Badische Silberne Verdienst¬ 
medaille: dem Fcldunterveterinär Otto Hage. — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Herzogi. Sächs. Ernestin. Hausordens: 
dem Amtstierarzt Otto Zinßmeister in Rödach. — Das Waldecksche 
Offizier-Kricgs-Verdienstkreuz mit Schwertern: dem Oberveterinär 
der Res. Eduard Kühner. — Das Mecklenburg. Militärverdienst - 
kreuz: dem Oberveterinär Kurt Kruse , Tierarzt in Kirchdorf. — 
Die Hessische Tapferkeitsmedaille: dem Veterinär Otto Meiski in 
Ulrichstein. 

Ernennungen: Der bisherige Professor für Tierzucht und Leiter 
der Tierzuchtabteilung an der Königlich Bayerischen Akademie 
für Landwirtschaft in Weyhenstephan Carl Kronaeher ist zum etats¬ 
mäßigen Professor der Tierärztlichen Hochschule in Hannover 
ernannt worden. — Schlachthofdirektor Dr. Ernst Born in Limburg 
zum Obertierarzt am städt. Schlacht- und Viehhof in Königsberg 
i. Pr. — Kantonaltierarzt Dr. Johann Müller in Drulingen wurde 
mit Wahrnehmung der kreistierärztlichen Geschäfte in Saarburg 
betraut. 

Promoviert: In Hannover: Die Tierärzte Gerhard Groß- 
Hardt aus Mussum und Tierarzt Johannes Kleivkunen aus Aldekerk. 

In der Armee: Preußen: Ernennungen, P.efOrderungen 
und Versetzungen. Für die Dauer des mobilen Verhältnisses 
angestellt unter Beförderung tu Veterinäroffizieren: Feuerhack 
(Frankfurt a. O.), charakt. Oberstabsveterinär a. D. (Beamter) bei 
der Ers.-Esk. Dragoner-Regts. Nr. 22, zum Oberstabsveterinär, 
Dr. Dudxus (V Berlin), Stabsveterinär a. D. (Beamter) b. Gen.-Gouv. 
in Brüssel, zum Stabsveterinär, Drews (Spandau), Veterinär a. D. 
beim Feldart.-Regt. Nr. 38, zum Oberveterinär, Hertel (V Berlin), 
Unterveterinär a. D. beim Pferde - Lazarett Brandenburg, zum 
Veterinär; zu Stabsveterinären ohne Patent: Zink (I Braunsehw T eig), 
Oberveterinär der Res. a. D. bei der Res.-Ers.-Esk. Schwedt a. O., 
Brenneke (Anklam), Oberveterinär a. D. (Beamter) beim Pferde- 
Lazarett 124 Warschau, Dr. Wolfgramm (V Berlin), Unterveterinär 
a. D. (Beamter bei der Funker-ErB.-Abt. 1. 

Todesfall: Stabsveterinär a. D. A. Ruttkoirski in Neiße. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkL Inseratenteil): 1. V. Prof. Ginge, Hamborg. — Verlag and Eigentum der Verlagsbachhandlang ron Richard Schoetz ln Berlin. — 

Druck Ton W. BELxensteln, Berlin. 





Originalbeiträge werden mit 50 tfk., In Petitsatz mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
zu senden an Professor Gl age. Hamburg, Osterstr. 2i; 
Korrekturen, Rezensions-Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung tou 
Richard Schoeta, Berlin 8W. 48, Wilhelmstr. 10. 

Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierangsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Pro/. Glage Stabsvet. a. D. Haneke 8chlachth.-Dir. Helfer Reg.* u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann 

Hambuie. Referent 1. Reichs-Kol.-Amt in Berlin. ln Mülhausen i. K. In Cöln. Vortrag. Rat im Min. t. Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landestier&rzt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor iu Freiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrle 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. B&kt InsL, Gamams, D.8. W.-A. Stadt-Tierarzt m Hamburg. Professor in München. Mitgl. d. Kais. Gesundheitsamts ln Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regieruugsrat ZUndel 

Professor in Budapest Landestlerarzt von Elsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


Die .Berliner TlerlrztHche Wochenschrift* erscheint 
wöchentlich Im Verlage von Riibard Schoo i ln 
Berlin 8W. 48, Wilhelmstr. 10. Durch jedes deutsche 
Postamt wird dieselbe zum Preise von M. 6,— viertel¬ 
jährlich (ausschließlich Bestellgeld) geliefert (Öster¬ 
reichische Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 85.) Einzelnummern 60 Pf. 


Berliner 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 35 . Ausgegeben am 31. August. 


Inhalt: Zanders : Herstellung von Distraktionsklammerverbänden bei Knochen- und Niederbrüchen 
der Pferde. — Schmidt: M a 11 e i n u m siccum F o t h. — Masur: Erfahrungen über die Behandlung der 
Räude der Pferde mit Sozojodol-Hydrargvrum. — Ritzer: Zur Behandlung der Pferderäude. — 
Referate: Wyßmann: Zur klinischen Bedeutung der Cholesteatome des Pferdes. — Gräub: Akuter Muskelrheumatismus 
beim Pferde. — Halbey: Die intravenöse Behandlung des akuten und chronischen Gelenkrheumatismus und verwandter 
Zustände mit Antiarthryl (50proz. Melubrinlösung). — Grote: Zur Frage des Blutbefundes bei Tetanus. — Reich: 
Kremulsion R, Kresolseifenlösung technisch und Kresolseifenlösung T extra. — Staatsveterinärwesen: Stand der Tierseuchen 
in Deutschland. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Mitchell: Tuberkulöse Milch in Edinburg. Ihre Beziehung zur 
chirurgischen Tuberkulose der Kinder. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tierzucht: Endgültige Ergebnisse der Viehzählung 
am 1. Dezember 1915. —■ Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundachte Kriegswoche. — Nachruf. — 
Verschiedenes. — Personalien. 


Herstellung von Distraktionsklammerverbänden bei 
Knochen- und Niederbrüchen der Pferde. 

Nach Stabsveterinär Dr. Zanders, Cöln. 
Knochenbruchbehandlung bei Pferden mit Distraktionsklammerverbänden. 

In Nr. 28 und 37 der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift 
von 1915 habe ich Versuche mit Distraktionsklammerverbänden 
bei Knochenbrüchen der Pferde angeregt und seither überall, 
wo sich eine Gelegenheit bot, mich dafür eingesetzt, diese 
Methode in die Veterinärmedizin einzuführen. 

Soweit ich unterrichtet bin, ist ein einziger Kollege, Kreis¬ 
tierarzt Dr. Unterhössel in B.-Gladbach, dieser Anregung 
gefolgt und hat mit den für Pferde unzureichenden Menschen- 
Klammern nach Hackenbruch einen Versuch gemacht. 

Er schreibt in einem Privatbrief an mich: „Soweit ich die 
Sache bisher beurteilen kann, sind die Klammern bei allen 
Brüchen, Fissuren und Zerrungen an den Phalangen gut zu 
verwenden.“ 

Dieser Versuch blieb, soweit mir bekannt, der einzige, der 
ohne mein Zutun unternommen wurde. Die Anregung in der 
B. T. W. ist demnach nicht auf sehr fruchtbaren Boden ge¬ 
fallen. — Meinerseits habe ich alles Mögliche getan, um die zu¬ 
ständigen Stellen der Militärbehörde zu interessieren. — Mein 
besonderer Dank gebührt dem Herrn Chefveterinär des 
Westheeres, der für vorkommende Knochenbrüche im Be¬ 
reich der 3. und 5. Armee meine Benachrichtigung anordnete. 
Mittlerweile war ich mit meinem Regiment, das ein durch 
seinen Zweck bedingtes Wanderleben führt«, bereits zur 2. Ar¬ 
mee weitergewandert. Am 15. Januar 1916 erhielt ich infolge 
eines Gesuches meine Versetzung an ein Pferdelazarett, und 
damit konnte ich die Versuche in größerem Maßstabe be¬ 
ginnen. 


Bisher habe ich vielleicht 20 Verbände an tauglichen und 
untauglichen Objekten (letztere zu Versuchszwecken) ange¬ 
legt. Ich bin der Überzeugung, daß die Behandlungsmethode 
eine überaus gute Bereicherung der Veterinärchirurgie dar¬ 
stellt, die zwar weiter ausgebaut werden muß, aber auch 
schon heute, wie aus der Kasuistik hervorgeht, durchaus 
brauchbar ist. Meine ersten Kämpfe galten dem Material. Die 
H a c k e n b r u c li sehen Mensehen- 
Klammern erwiesen sich als 
viel zu schwach, so daß ich ein 
für die Veterinärmedizin geeigne¬ 
teres Modell konstruierte, das 
sich auch sehr gut bewährt hat. 

Brauchbaren Gips suchte ich län¬ 
ger, da weder der von den ver¬ 
schiedenen Sanitätsdepots bezo¬ 
gene Gips, noch- die verschie¬ 
densten Gipsbinden sich als den 
Anforderungen genügend er¬ 
wiesen. Erst die aus der Heimat 
bezogenen Cosak sehen Gips¬ 
binden genügten meinen Anfor¬ 
derungen. Leider ist mir der 
selbständige Bezug von Klam¬ 
mern und Gipsbinden untersagt 
worden. Hierdurch haben meine 
Versuche ein bedauerliches, jähes Ende gefunden. Ich stehe 
vor der Frage, sie ganz aufzugeben, da ich durch unzuläng¬ 
liches Material zu Fehlschlüssen kommen müßte, die nicht 
durch die Methode bedingt sind. 

Der mehrfach geäußerte Wunsch, daß mir eine fahrbare 
Röntgenstation, wie sie nahe an der Front für humanmedizinischc 


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Fig. 1. 

Neues Modell der Hackenbruch- 
sehen Distraktionsklammcrn nach 
Zanders. 







410 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 3o. 


Zwecke vielfach im Gebrauch sind, in geeigneten Fällen zuge- 
wiesen würde, wurde als zu weitgehend abgewieeen. — Es 
wäre mancher Fall richtig zu lagern gewesen, der nachher 
schief anheilte, dann zwar eine Heilung aber keine volle Ge- 
brauchsfähigkeit ergab. Auch wäre der wissenschaftliche 
Ausbau der Methode weitaus höher zu bewerten, wenn es er¬ 
möglicht gewesen wäre, die einzelnen Fälle durch Röntgen¬ 
bilder genauer zu erforschen. 

Kasuistik. 

1. Den ersten Verband legte ich im September 1915 bei einem 
mittelschweren Reitpferde an, das beim Galopp über Sturzacker 
plötzlich hochgradig lahm wurde. Die Untersuchung ergab eine 
senkrechte, stichförmige Schmerzhaftigkeitszone am vorderen, 



Fig. 2. 

Nicht vollständig verheilter Radius mit etwa 10 cm Verkürzung (Kas. Nr. 7). 


inneren Rande des Matacarpus. Die Untersuchung auf Schmerz¬ 
haftigkeit aller übrigen Teile des Fußes war negativ. Die Lahm¬ 
heit war hochgradig. Das Pferd belastete den Fuß überhaupt 
nicht. Diagnose: Fissur des Metacarpus. — Vorläufige Behand¬ 
lung: 24 Stunden Kampferspiritus-Verbände. Am folgenden Tage 
legte ich einen Distraktionsklammerverband an, den ich wegen 
mangelhaften Gipses nach drei Tagen erneuerte. Das Pferd zeigte 
damals die gleiche hochgradige Lahmheit wie bei der Einlieferung. 
Die Fissurstelle war stark vermehrt warm und schmerzhaft. Der 
zweite Verband saß gut. Nach der Distraktion belastete das 
Pferd alsbald. Es wurde wegen Verlegung des Lazarettes 3 Wochen 
nach Anlegen des Verbandes transportiert, wobei es den Trans¬ 
port mit distrahierter Klammer, aber gelöstem Kugelgelenk, teil¬ 
weise zu Fuß machte. Das Pferd war in 3 Monaten vollständig 
dienstfähig. 

2. Bei meiner Versetzung zum Pferdelazarett VI R. K. fand ich 
in L. ein Pferd mit Fesselbruch vorn rechts vor. Das Pferd stand 
seit 4 Tagen im Schwebeapparat und hatte eine leicht fieberhafte 
Temperatur. Nach Anlegen des Verbandes stieg die Temperatur 
noch etwas, bis auf 40 °, da das Pferd im Apparat seine Beine nicht 
finden konnte. Ich ließ deshalb das Pferd frei herumlaufen. Es 
lernte sehr bald, sich mit dem Klammerverband legen und auf¬ 
stehen, und hatte 24 Stunden, nachdem es aus dem Schwebeapparat 
erlöst war, normale Temperatur; 14 Tage nach Anlegen des Ver¬ 
bandes lief es in seiner Boxe herum, stützte aber noch wenig auf 
den distrahierten Verband. Nach fünf Wochen nahm ich den Ver¬ 
band ab. — Am unteren Stützpunkte, den ich über die Krone gelegt 
und mit einem Faktiskissen gestützt hatte, waren beiderseits De- 
kubital-Stellen eingetreten, die ein erneutes Anlegen des Verbandes 
verboten, aber innerhalb 3 Wochen ausheilten. — Der Knochen¬ 
bruch war verheilt, doch da er zu nahe dem Gelenk gelegen war, 
war eine teilweise Ankylose durch den Kallus eingetreten, so 
daß eine vollständige Dienstbrauchbarkeit des Pferdes kaum ein- 
treten wird. Immerhin ist es zu landwirtschaftlichen Arbeiten 
brauchbar. 

3. Am 25. Januar bekam ich einen zweiten Fesselbruch in Be¬ 
handlung, bei dem ich einen Distraktionsklammerverband anlegte, 
distrahierte und das Pferd frei in einer Boxe herumlaufen ließ. Nach 
8 Tagen brach die zu schwache Menschenklammer am unteren Kugel¬ 
gelenk und wurde so gut es ging durch Gipsbinden befestigt. 4 Wochen 


nach Anlegen des Verbandes brach die zweite Klammer, und ich 
mußte den Verband ganz abnehmen. Auch hier war Dekubitus 
über der Krone eingetreten, der in etwa 14 Tagen abheilte. Der 
Knochen war durch Kallus fest geworden. Das Pferd trat leid¬ 
lich gut auf. Heute, etwa 4 Monate nach dem Anlegen, geht das 
Pferd in Schritt und Galopp ohne Lahmheit Im Trab lahmt es 
noch etwas. Ich habe die Hoffnung, daß es in kurzer Zeit wieder 
dienstfähig ist. — Durch diese beiden Fälle lernte ich den ersten 
Fehler der bisher geübten Technik vermeiden, nämlich den 
unteren Stützpunkt auf die Krone zu legen. Von nun an wurden 
die Verbände so gelegt, daß der untere Stützpunkt den Huf mit 
einschloß, und seither habe ich Dekubitus auf der Krone nicht mehr 
gesehen. 

4. Den vierten Verband legte ich im Lazarett der-56. I. D. an. 
Es handelte sich um einen Fesselbeinbruch hinten links. Das Pferd 
blieb nach Anlegen des Verbandes ohne Schwebeapparat. 

Über den weiteren Verlauf schrieb mir Veterinär Dr. Ber- 
g i e n etwa 8 Tage nachher: „Das Pferd fühlt sich bisher scheinbar 
wohl, frißt vorzüglich, Schwellungen bestehen nicht. Der Verband 
liegt wie anfangs gut. Das Pferd legt sich regelmäßig, doch be¬ 
wegt es sich nicht viel vom Platze. Es will scheinen, als ob es 
die Zehe bisw r eilen belasten wollte.“ 4 Wochen später, also 5 
Wochen nach Anlegen des Verbandes, schrieb mir Herr Dr. Ber- 
g i e n : „Der Bruch des Fesselbeines des im hiesigen Lazarett stehen¬ 
den Pferdes ist zur Verwachsung gekommen. Leider ist eine schräge 
Verwachsung eingetreten. Ich konnte beobachten, daß das Pferd, 
welches im allgemeinen das Bein noch schont, heute beim Auf¬ 
springen sicher belastete. Ich bin der Ansicht, daß die Anlage der 
Klammern in diesem Falle unter Nerven-Anästhesie im Notstände 
zwecks besserer Stärkung vorteilhafter gewesen wäre.“ — Ob dieser 
Vorschlag in der Praxis wird durchgeführt werden können, müssen 
Versuche ergeben. Hier hätte aber jedenfalls die Röntgenaufnahme 
gute Dienste geleistet. 

5. Über die Anlegung der Verbände bei Tibiabrüchen, die ich 
jetzt mehrfach versuchte, kann ich hinweggehen und zusammen- 
fassen, daß der Tibiabruch nicht für die Klammerbehandlung ge¬ 
eignet erscheint. Es sei denn, daß durch Nagelung der Knochen 
oder ähnliche Fixierungsmittel, wie sie in der Humanmedizin üblich 
sind, ein besserer Stützpunkt nach oben zu erreichen ist. Die 
großen Muskelmassen lassen sich nicht so abstützen, daß eine Ab¬ 
heilung der Knochenenden eintritt. Bis 4 Wochen habe ich Pferde 
mit Tibiabrüchen im Klammerverband und Hängegurt stehen 



Fig. 3. 

Vollständig verheilter Radius mit schiefer Anheilang (Ka*. Nr. 9). 


lassen. Kallusbildung w\ar da, aber ein Zusammen wachsen der 
Knochenenden ist nicht eingetreten. 

6. Der erste Vorarnibruch wurde mir von einem Pferdelazarett 
überwiesen. Hier gelang es mir nicht, einen Verband anzubringen. 
Ich war von der Idee befangen, den unteren Stützpunkt auf das 
obere Karpalgelenk zu verlegen. Dort fand ich keinen Halt, und 
ich gab die Anlegung eines Verbandes auf. Heute macht mir diese 
keine Schwierigkeiten mehr, da ich den unteren Stützpunkt nicht 
mehr auf das Karpalgelenk, sondern auf den ganzen Fuß velege. 

7. Der erste Vorarmbruch, den ich mit dem Klammerverbande 
versah, saß scheinbar gut. Das Pferd blieb 5 Wochen im Hänge- 






31. Angust 1910. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


411 




gurt und belastete das gebrochene Bein. Beim Herausnehmen aus 
dem Verbände zeigte sich aber, daß die Bruchenden sich überein¬ 
ander gelagert hatten und eine Verkürzung von etwa 10 cm ein¬ 
getreten war. Auch in diesem Falle hätte durch Röntgenkontrolle 
gleich nach Anlegen des Verbandes die falsche Lagerung erkannt 
und dementsprechend beseitigt werden können. Das Pferd mußte 
getötet werden, da eine Brauchbarkeit bei der starken Verkürzung 
nicht zu erwarten war. Die Knochenbruchenden waren durch 

Kallusgewebe miteinander ver¬ 
bunden. Der Kallus war noch 
nicht ganz hart. Beim Kochen 
haben sich die neugebildeten Ge¬ 
webe gelöst, so daß nachher ein 
falsches Gelenk vorhanden war. 
Die Teile lösten sich später am 
Piäparat, so daß ich heute den 
Knochen in zwei Teilen aufbewahre. 
(Photographie.) 

8. Einen weiteren Vorarmbruch 
nahm ich im Pferdelazarett des 
V. Res.-Korps im Beisein des Herrn 
Geheimrat Welirle in Behandlung. 
Über den Verlauf dieses Falles 
schrieb mir der Leiter des Lazarettes, 
Herr Stabsveterinär Bam Bauer: 

Die Verbände saßen recht gut 
und haben auch nirgends an der 
Haut Läsionen verursacht. Die 
äußere Klammer (Modell für 
Menschen) war bald zerbrochen. 
Wir haben dieselbe einigermaßen 
in Richtung gebracht und darüber 
mehrere Gipsbinden neu gelegt. 
Das Bein wurde auch nach Wochen 
wenig belastet. Fieber und Appetit¬ 
mangel trat nie auf. Die Perforationswundc heilte nach und nach 
gut zu. 

Am 18. April nahm ich die Verbände, weil sie ganz lose sa~en 
und sich stark verdreht hatten, ab. Jetzt konnte man feststellen, daß 
die einzelnen Splitter zusammen¬ 
geheilt waren, daß sich aber ein 
falsches Gelenk über dem Vor¬ 
armstumpf gebildet hatte. Ich 
legte nunmehr nochmals einen 


Fig. 4. 

Distraktionsklammerverband hoi 
Feaaelbeinbruch mit den zu vete¬ 
rinären Zwecken zu schwachen 
Menachenklammern nach Hacken¬ 
bruch. (Kas. Nr. 2.) 


Fig. 5 ._ 

Distraktionsklammcrverbnnd bei 
einem Fesselbeinbruch mit Klam¬ 
mern nach Hackenbruch- 
Zanders. 


Fig. 6. 

Sclmßverletzung iu das Vordor- 
fuBwurzeigclenk im groß- 
gefensterten Klammerverband. 


Gipsverband um die Bruchstelle, mit der Vorderfußwurzel als Stütz¬ 
punkt. Damit erreichte ich, daß der Bruch absolut fest verwuchs. 
Seit 8. Mai stand das Pferd ohne Verband. Es belastete in der 
Ruhe ganz gut. An der Bruchstelle hat sich ein umfangreicher 
Kallus gebildet, wodurch das Gehen sehr erschwert wird. Das 


Bein wird steif in mähender Bewegung nach vorn vorgeführt. Es 
war aber doch möglich, das Pferd täglich Y* Stunde spazieren zu 
führen. Da ein Quartierwechsel in der Luft lag und mir das Pferd 
erhebliche Transportschwierigkeiten gemacht hätte, habe ich es am 
15. Mai in die Etappensammelstelle abgeliefert. Sehr günstig an 
dem Verbände halte ich die tadellose Abheilung der Knochensplitter 
ohne Vereiterung oder Verjauchung. 

9. Drei weitere Vorarmbrüche kamen noch in meine Behand¬ 
lung, wobei die Anlage des Verbandes in gleicher Weise wie vorher 
geschah'. Der erste dieser Fälle heilte vollkommen fest, aber 
schief. (Photographie.) Eine Röntgenphotographie hätte die 
schiefe Lagerung sofort gezeigt. Ich bemerkte die Schief- 
anheilung, als es noch Zeit gewesen wäre, durch Verbaudsänderung 
ein Richtiglagern der Knochenenden zu bewirken. Leider standen 
mir aber keine Gipsbinden zur Verfügung. Selbstbeschaffung war 
mir verboten, und die vom San.-Depot gelieferten waren für meine 
Zwecke unbrauchbar. Zwar hat Herr Armeeveterinär Günther¬ 
berg die gewünschten Binden angefordert, doch habe ich bisher 



Fi/. 7. 

Zwei Pferde mit Vorarmbrüchen in Klammerverbänden (Ra*. Nr. 9). 


keine erhalten. Das Pferd wurde mit den beiden anderen Vorarm¬ 
bruchfällen deshalb getötet. Der zweite dieser Fälle bekam drei 
Wochen nach Anlegung des Verbandes eine starke Abschwellung des 
Vorarms. Die Stelle wurde ausgepolstert. Nach Ab¬ 
nahme des Verbandes zeigte sich die Bildung eines 
falschen Gelenkes. Der Mangel an geeigneten Gips¬ 
binden gab auch hier Veranlassung zur Schlachtung. 

Der dritte Vorarmbruch hatte gleich nach Einheferung 
einen Distraktionsverband erhalten, nach dessen An¬ 
legung das Pferd sefort das gebrochene Bein be¬ 
lastete. Infolge einer Kolik wurde das Pferd drei 
Wochen nach Anlegung des Verbandes sehr unruhig, 
stieg in die Höhe und warf sich so rücksichtslos 
hin, daß der tadellos bisher verlaufene Fall frisch 
durchbrach. Da auch hier geeignete Gipsbinden 
nicht zu haben waren, wurde von einer Fortsetzung 
des Versuches abgesehen und das Pferd getötet. 

10. Bei einem Bruch des Metatarsus legte ich 
im Pferdelazarett des XVI. A.-K. einen Distraktions¬ 
klan merverband an. Der Bruch verheilte, doch ist 
das Pferd später aus mir unbekannten Gründen 
getötet worden. Das Knochenpräparat, das mir 
übergeben wurde, aber bei den mehrfachen Umzügen 
abhanden gekommen ist, zeigte einen Doppelbruch, 
der durch Kallusgewebe vollkommen fest ver¬ 
bunden w r ar, und zwar verlief ein Bruch von innen oben schräg 
nach unten außen und von der Mitte der Bruchstelle ein zweiter 
Bruch im oberen Bruchstück nach oben außen. (Vgl. die Skizze.) 









412 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 35. 


11. Neben den als Versuchsobjekten betrachteten Tibiabrüchen 
habe ich weiterhin einen Heilungsversuch bei einem Granatschuß 
durch das Karpalgelenk gemacht. Die Wunde sezernierte nach 
dem Anlegen des Distraktionsverbandes erst sehr stark, dann immer 
weniger, bis sie sich im Verlauf von sechs Wochen schloß. Eine 
Heilung war nun zwar eingetreten. Auch der Knochen war ver¬ 
heilt. Aber es verblieb eine auch durch mehrwöchige Massage 
nicht zu beseitigende Steifigkeit. Das Pferd wurde deshalb vor 
einem Quartierwechsel getötet. 

12. Bei Fissuren habe ich viermal Distraktionsklammern mit 
dem Erfolge angew’andt, daß die Pferde nach 6—8 Wochen wieder 
dienstfähig waren. 

Zusammenfassung. 

Zusammenfassend kann ich wohl den Schluß ziehen, daß 
durch die Kasuistik die Distraktionsklammerbehandlung als 
eine brauchbare, wenn auch noch weiter ausbaufähige Be¬ 
reicherung der Veterinärchirurgie betrachtet werden muß. 
Dankbar werde ich jedem Kollegen sein, der den weiteren Aus¬ 
bau unterstützt. Jede Erkrankung (Bruch, Fissur, Sehnenzer¬ 
reißung, Sehnenzerrung usw.), bei dem die Immobilisierung bzw. 
Ausschaltung der mechanischen Belastung des erkrankten 
Teiles eine Vorbedingung für die Heilung ist, bildet ein geeig¬ 
netes Objekt zur Anlegung eines Distraktionsklammerverbandes. 

* 

Merkblatt 

zur Herstellung von Distraktionsklammerverbänden bei Knochen- und 
Ntederbrilohen der Pferde. 

Nach Stabsveterinär Dr. Zanders. 

' I. Allgemeines. 

1. Anwendbar sind die Distraktionsklammerverbände bei Bruch 
des Kronbeines, Fesselbeines, Metacarpus, Metatarsus und des 
Vorarms, 

2. Empfehlenswert ist ferner die Anwendung bei Niederbrüchen 
(Zerreißung oder Zerrung des sehnigen Apparates), wo es darauf 
ankommt, die erkrankte Gliedmasse längere Zeit zu immobilisieren 
und dann durch Lockerung der Kugelgelenke allmählich wieder in 
Gebrauch, zu nehmen. 

3. Zur Vermeidung von Dekubitus sind die Druckstellen mit 
Faktiskissen oder guter Wattepackung zu polstern. 

4. Aktive Bewegung ist möglichst frühzeitig, wenn auch je¬ 
weils nur für kurze Zeit, ausführen zu lassen. 

5. Ein Paar sich diametral gegenüber liegender Kugelgelenke 
soll möglichst in Höhe der Achse des zu bewegenden Gelenkes 
angebracht werden. 

6. Nach der Distraktion soll die Schraube des Gewindestabes 
durch einen Sicherungsbügel oder Draht sofort gesichert werden. 

7. Erstrebenswert ist es, sich durch Röntgenkontrolle vor und 
nach Anlegen des Verbundes von der Lage der Bruchenden zu über¬ 
zeugen. 

II. Spezielles. 

Bei Kronbein-, Fesselbein-, Metacarpus- und Metatarsusbruch ist 
der Verband in gleicher Weise anzulegen, so daß die untere Druck¬ 
stelle sich auf den Huf stützt, die obere sich gegen die umgekehrte, 
kegelförmige Karpal- oder Tarsalgegend gut anlegt. Der Verband 
wird in zwei Teilen angelegt, doch kann eine Wattelage ohne Be¬ 
denken mit dem Verband über den ganzen Fuß angebracht werden. 
Alsdann Polsterung mit Faktiskissen oder sonstiger geeigneter 
Unterlage. Eine Mullbinde wird in 2 Partien auf den unteren und 
oberen Teil gelegt, wobei darauf zu achten ist, daß der Verband 
sich ziemlich fest der Unterlage anschmiegt. Eine Lage Gipsbinde 
wird angelegt, und dann werden die Klammern möglichst so an¬ 
gebracht, daß die Kugelgelenke in der Achsenrichtung des Kronen¬ 
oder Fessel gelenkes zu liegen kommen. 

Die Fußplatte wird dem unteren und oberen Verbände sorg¬ 
fältig aufgepaßt. Dann wird das Kugelgelenk fixiert. Erst unten, 
dann oben Anlegen von Gipsbinden, wobei unter Durchziehen der 
Gipsbinden unter die Klammer zwischen den Fußenden und Ände¬ 
rung der Richtung der Bindetouren eine besonders gute Fixierung 


der Platten auf den unteren Verband und damit auf die Gliedmasse 
erzielt wird. Die Verwendung sehr guter Gipsbinden ist eine 
Hauptbedingung zum Gelingen eines festsitzenden Verbandes. 

Nach Erhärten des Gipses (etwa V* bis 1 Stunde nach Anlegen 
des Verbandes) wird die Distraktion vorgenommen und der Siche¬ 
rungsbügel eingelegt. 

Bei Vorarmbrüchen wird der Verband so angelegt, daß die 
untere Druckstelle den ganzen Fuß umfaßt, die obere auf den Vor¬ 
arm selbst so aufgelegt wird, daß sie sich gegen den breiten oberen 
Teil, insbesondere auch gegen das Olekranon, anlegt. Zu beachten 
ist dabei, daß der untere Teil des Verbandes erst fertig hergestellt 
und anlehnend an diesen Teil nach oben weiter verbunden wird. 
Sollte trotzdem der obere Teil abgleiten, so muß dieser Verband 
von neuem angelegt werden. 

Eine Schwellung unter den Verbänden tritt kaum ein, wohl ein 
Abschwellen der geschwollenen Teile. Sollte dadurch ein Locker¬ 
werden des Verbandes eintreten, so ist entweder die lockere Man¬ 
schette vorsichtig auszupolstern oder der Verbandteil neu anzu¬ 
legen. 

Malleinum siccum Foth. 

Von Obermed.-Rat Prof. Dr. J. Schmidt, Dresden. 

In Nr. 16 der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift habe 
ich unter der Überschrift „Beiträge zur Diagnostik des Rotzes“ 
den Standpunkt vertreten, daß die serologische Untersuchung 
allein nicht genügt, um in jedem Falle die Diagnose zu 
sichern, und daß infolgedessen die Malleinaugenprobe neben 
der klinischen Untersuchung ein wertvolles Hilfsmittel bildet 
Bei Besprechung der ebengenannten Probe habe ich erwähnt, 
daß das Malleinum siccum nicht gut löslich ist und daß ihm 
in der Lösung ein übler Geruch anhaftet. Es besitzt aber 
den Vorzug der Unzersetzlichkeit und des geringen Volumens. 

Einige Monate nach Veröffentlichung obigen Artikels 
habe ich nun Gelegenheit gehabt, mit Malleinum siccum Foth 
zu arbeiten, wie es neuerdings von der Firma Gans in 
Oberursel dem Handel übergeben wird. Die jetzt zur Auf¬ 
bewahrung benützten, nicht mehr mit Kork verschlossenen, 
sondern zugeschmolzenen Glasröhrchen sind weitlumiger als 
früher; das darin enthaltene Präparat ist trocken-pulverig und 
daher leicht ausschüttbar. Ein Verharzen bezw. ein infolge 
hygroskopischer Eigenschaft bewirktes inniges Anhaften an 
der inneren Glasfläche findet nicht mehr statt. Dadurch 
wird die Herstellung einer Lösung erleichtert. Es genügt, 
das Pulver langsam nach und nach auf die vorgeschriebene 
Menge Wassers zu schütten, in dem es sich nach einiger 
Zeit löst. Mitunter verbleiben in der Flüssigkeit kleine feine 
Flöckchen, die jedoch die Verwendungsmöglichkeit nicht be¬ 
einträchtigen. An der frisch zubereiteten Lösung wird ein 
übler Geruch nicht wahrgenommen; sie ist völlig geruchlos. 

Auch in der jetzigen Form besitzt das Malleinum 
siccum Foth dieselbe prompte Wirkungsweise bei der Ver¬ 
wendung als Rotzdiagnosticum wie jenes Präparat, mit dem 
ich bisher gearbeitet habe. 


Erfahrungen Uber die Behandlung der Räude der 
Pferde mit Sozojodol-Hydrargyrum. 

Von Dr. Masur. 

Vor Januar 1916 benutzte ich, wie allgemein üblich, zur 
Behandlung der Räude der Pferde Teerliniment. Späterhin 
ließ ich die Tiere mit Rohöl-Kalkwasserliniment einreiben und 
schließlich wandte ich die kombinierte Teerliniment-Rohöl- 
Behandlung an. 




31. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


413 


Bei diesen Behandlungsmethoden hatte ich Gelegenheit, 
folgende Nachteile zu beobachten. Die Heilung, die nach 
Behandlung der Pferde mit Teerliniment eintrat, war nur eine 
scheinbare. Nach der Einreibung mit Teerliniment bildeten 
eich am ganzen Körper der behandelten Tiere starke Borken 
und Krusten, Auflagerungen, die mitunter K cm dick waren. 
So lange die Pferde die Borken am Körper hatten,war jeglicher 
Juckreiz geschwunden, und die Tiere wurden als von Räude 
befreit betrachtet. Nun mußte zur Lösung der Borken eine 
langwierige und kostspielige Behandlung eintreten, da man, um 
die Borken zur Ablösung bringen zu können, große Mengen 
von Glycerin oder Vaseline benötigte, welch beiden Stoffe 
erstens sehr teuer und zweitens bei dem allgemein herrschen¬ 
den Mangel an Fetten teilweise nur sehr schwer zu beschaffen 
waren. Im Verlaufe einer Nachbehandlung, die bei ganz be¬ 
sonders schweren Fällen drei bis vier Monate in Anspruch 
nahm und sehr große Mengen von Fett kostete, gelang es, die 
Borken zur Abstoßung zu bringen. Aber kurze Zeit darauf 
trat fast in allen Fällen eine Neuerkrankung an Räude auf. 
Diese Beobachtung, die nicht nur von mir, sondern auch von 
anderen Kollegen gemacht wurde, führe ich darauf zurück, 
daß die Milbeneier durch das Teerliniment nicht abgetötet 
wurden und nach dem Abfall der Borken zur freien Ent¬ 
wicklung gelangen konnten. Daraus, daß die ersten wieder 
auftretenden Neuerkrankungen nur bei Pferden zu finden 
waren, die die Räudebehandlung schon durchgemacht hatten, 
und daß die neben den erkrankten Pferden stehenden Tiere 
nicht räudig wurden, geht hervor, daß es sich um keine Neu¬ 
ansteckung mit Räude handeln kann, da sonst doch auch wohl 
andere Pferde erkrankt wären, sondern die durch Teerliniment 
erzielte Heilung war nur eine scheinbare. 

Später wurde dann die Behandlung der frisch erkrankten 
Tiere mit einer Mischung von Rohöl und Kalkwasser im Ver¬ 
hältnis von 1 :1 vorgenommen. Bei der Anwendung von 
Rohölkalkwasserliniment konnte ich aber keinen durchgrei¬ 
fenden Erfolg beobachten, weil ich die Behandlung infolge 
des Fehlens von Rohöl unterbrechen und aufgeben mußte. 

Von anderen Kollegen wurde die kombinierte Behand¬ 
lung mit Teerliniment und Rohöl angewendet, aber es wurde 
mir-von ihnen mitgeteilt, daß der Erfolg zwar ein ganz guter 
-sei, aber es sollen bei dieser Methode mitunter Erscheinungen 
starker Atemnot eingetreten sein. Der Hauptnachteil, der 
sich aber sowohl bei der Behandlung mit Teerliniment wie mit 
Rohöl oder mit beiden einstellte, war der, daß der Nähr¬ 
zustand der Pferde ganz gehörig sank und, um die Tiere für 
die angreifende Behandlung widerstandsfähig zu machen, 
Futterzulagen verabreicht werden mußten, da die Pferde 
sonst Gefahr litten, an Unterernährung zugrunde zu gehen. 
Ferner kam noch hinzu, daß manche Tiere, hauptsächlich nach 
der Behandlung mit Cremulsion, schwere Vergiftungs¬ 
erscheinungen zeigten. Außerdem braucht man zur Heilung 
schwerer Fälle ziemliche Mengen von den nicht ganz billigen 
Medikamenten, so daß der Preis der Behandlung ein ziemlich 
hoher ist. 

Um nun, die vorerwähnten, ungünstigen Zufälle aus- 
scheiden zu können, muß man ein Medikament suchen, 
welches erstens auf den Organismus nicht schädigend ein¬ 
wirkt, zweitens in der Behandlung sich leicht verwenden läßt 
und drittens den Vorzug relativer Billigkeit hat In der mir 


zur Verfügung stehenden Literatur fand ich, daß bei der 
Acarus-Räude der Hunde Versuche durch Veterinärrat 
W a 11 m a n n mit Sozojodolpräparaten vorgenommen waren 
und daß es gelungen sei, die hartnäckige Acarusmilbe in einei 
2Msprozentigen Sozojodollösung innerhalb 24 Stunden zu 
töten. (Müller, Stern.) Diese Mitteilungen benutzte ich 
als Grundlage für meine Behandlung der Räude, über deren 
Verlauf ich in folgendem' ausführlich berichten will. 

Das Sozojodol wird dadurch gewonnen, daß Karbolsäure 
durch Behandlung mit Schwefelsäure in die Paraphenol- 
sulfosäure übergeführt wird. Diese Paraphenolsulfosäure wird 
durch ein besonderes Verfahren jodiert und kommt als Sozo- 
jodol-Acidum in den Handel. Es enthält also als wirkende 
Bestandteile Paraphenolsulfosäure und einen hohen Prozent¬ 
satz von Jod. Zu diesen beiden kann durch Salzbildung noch 
ein anderer stark antiseptisch wirkender Stoff, z. B. das 
Hydrargyrum, hinzutreten. Dieses Hydrargyrum enthaltende 
Präparat wird von der Firma H. Trommsdorff-Aachen unter 
dem Namen Sozojodol-Hydrargyrum zum Preise von 120 M. 
pro kg in den Handel gebracht, und die mir zur Verfügung 
gestellten Versuchsmengen dieses Präparates benutzte ich zur 
Behandlung der Pferderäude. 

Das Sozojodol-Hydrargyrum ist ein feines, tiefgelbes, ge¬ 
ruchloses Pulver. Es hat einen etwas ätzenden Geschmack. 
In Wasser ist es fast unlöslich, löst sich aber nach Zusatz von 
Kochsalz qu piner dünnflüssigen, graugelben, geruchlosen 
Flüssigkeit. Lie von mir benutzte Lösung wurde folgender¬ 
maßen hergestellt. Auf ein Liter lauwarmes Wasser nahm ich 
10 g Sozojodol-Hydrargyrum und 50 g Natr. chlorat. Da 
1 kg Sozojodol-Hydrargyrum 120 M. kostet, stellt sich ein 
Liter der 1 prozentigen Lösung, welche Menge zur einmaligen 
Einreibung eines Pferdes reichlich genügend ist, auf 1,20 M. 
Das Mittel ist also durchaus preiswert. 

Bevor ich nun die Tiere der Einreibung mit Sozojodol- 
Hydrargyrum unterzog, ließ ich sie an mehreren auf einander¬ 
folgenden Tagen mit einer lauwarmen Schmierseife-Seifen¬ 
pulver- oder Sodalösung kräftig waschen, um die Haut zu 
reinigen und für das Medikament aufnahmefähig zu machen. 
Nach Vollendung der vorbereitenden Reinigung ließ ich die 
Tiere mit der lprozentigen Sozojodol-Hydrargyrum-Lösung 
einreibeiL Die Lösung wurde mit einer Kardätsche auf die 
Haut aufgetragen und dann gründlich am ganzen Körper 
verrieben. Für den Erfolg ist äußerste Gründlichkeit beim 
Einreiben erforderlich. Ganz besondere Aufmerksamkeit ist 
bei dem Einreiben auf folgende Stellen zu richten: Kopf, 
insbesondere Ohren und Kehlgang, die von der Halfter ver¬ 
deckten Stellen, die Partie zwischen den Vorderbeinen, beide 
Seiten der Kniefalten und die Innenfläche der Hinterschenkel. 
Die Beine sind bis an den Hufrand einzureiben. Beachtet man 
diesen Umstand nicht, so ist die Gefahr einer von diesen 
Stellen ausgehenden Neuerkrankung gegeben. Die gründliche 
Einreibung eines Pferdes nimmt mindestens 2 Stunden in 
Anspruch. Da die Lösung dünnflüssig ist, sö läßt sie sich gut 
gleichmäßig auf dem Körper verteilen und dringt leicht in 
die Poren der Haut ein. Eine kräftige Desinfektion der Ställe, 
Halftern usw. muß selbstverständlich auch Platz greifen. 

In denjenigen Fällen, wo infolge der vorangegangenen 
Teerlinimentbehandlung die Haut noch mit Borken versehen 
war, mußte erst eine Erweichung und Loslösung der Borken 





4i4 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIET. 


Mo. 35. 


erfolgen, weil die Lösung durch die Borken aufgesaugt 
wurde und nicht bis in die Haut gelangen konnte. 

Vier Tage ließ ich nach der Einreibung die Tiere ruhig 
stehen, ohne an ihnen etwas machen zu lassen. Dann ließ 
ich sie mit einer lauwarmen Lysollösung, der ich, um auf die 
Milbeneier einwirken zu können, Sabadillessig zusetzte, ab- 
waschen und in den Fällen, wo doch noch von früher zurück¬ 
gebliebene Borken vorhanden waren, mit Vaseline schwach 
einfetten. Im allgemeinen genügte zur Heilung die zwei¬ 
malige Durchführung der Behandlung. 

Die Wirkung der Einreibung zeigte sich folgendermaßen. 
Nach 1—2 Tagen waren die roten Süppchen völlig ver¬ 
trocknet, fielen dann ab und hinterließen eine glatte Fläche. 
Der Juckreiz ließ 24 Stunden nach der Einreibung nach und 
verschwand bis zum 4. Tage. Zur Borkenbildung kam es 
nicht, im Gegenteil, die Haut blieb glatt, geschmeidig und 
fühlte eich ähnlich einem Maulwurfsfelle an. Hautentzündung 
oder gar Hautnekrose zu beobachten, hatte ich keine Gelegen¬ 
heit. Obwohl das Sozojodol-Hydrargyrum an und für sich 
nicht ungifüg ist, hat es in der von mir angewandten Form 
doch keinerlei unerwünschte oder ungünstige Nebenwirkungen 
gehabt. Das Allgemeinbefinden der Tiere wurde durchaus 
nicht ungünstig beeinflußt. Die Tiere blieben bei gutem 
Appetit, und ihre Kot- und Harnabsonderungen zeigten keine 
Veränderungen. Daß das Sozojodol-Hydrargyrum in der von 
mir angewendeten Form unschädlich ist, geht daraus hervor, 
daß die Tiere ohne Futterzulagen im Nährzustande nicht 
nachließen, im Gegenteil, manche durch die vorangegangene 
Teerlinimentbehandlung abgemagerten Tiere erholten sich 
sichtlich. Ein weiterer Beweis für die Unschädlichkeit ist der 
Umstand, daß drei Fohlen, die durch Übertragung von der 
Mutter her Räude bekommen hatten, die Behandlung gut 
überstanden. 

Im Vergleiche zu anderen Medikamenten hat das Sozo¬ 
jodol-Hydrargyrum bei der Räudebehandlung folgende 
Vorzüge: 

1. Die Anwendung in Form der lprozen- 
tigen Lösung ist leicht auszuführen. 

2. Die Heilwirkung ist selbst in schweren 
Fällen eine gute. 

3. Das Präparat wirkt nicht schädigend 
auf denOrganismus, so daß die Tiere in gutem 
Nährzustande bleiben und selbst Fohlen 
damit behandelt werden können. 

4. Borkenbildung tritt im Anschluß an 
die Behandlung nicht ein. 

5. Infolge der Verhinderung der Borken¬ 
bildung braucht man kein Fett. 

6. Der niedrige Preis steht einer umfang¬ 
reichen Verwendung nicht im Wege. 

Um aber bei den Pferden, die infolge vorangegangener 
Teerlinimentbehandlung Borkenbildung zeigten, zum Ziele zu 
gelangen, ist eine Loelösung der Borken vor der Behandlung 
notwendig. 

Vielleicht lassen sich andere Kollegen durch vorstehende 
Zeilen zu Versuchen in dem von mir angedeuteten Rahmen 
bewegen, damit das .Sozojodol-Hydrargyrum, welches ein 


gutes Mittel bei der Räudebekämpfung zu sein scheint, ge¬ 
nügend erprobt und ein abschließendes Urteil über seine Ver¬ 
wendbarkeit ermöglicht wird. Nach meinen Erfahrungen 
scheint es, als ob es sich sehr gut bewähren würde. 


Zur Behandlung der Pferderäude. 

Von Bezirksüerarzt Ritzer. 

Zu meinem Artikel über Behandlung der Pferderäude in Nr. 20 
der B. T. W. sei mir folgender Nachtrag gestattet: 

Die günstigen Erfolge mit der Anüforminbehandlung bei räu¬ 
digen Pferden waren Veranlassung zur Veröffentlichung meiner Be¬ 
handlungsmethode. Nun habe ich vom Pferdedepot Bamberg schwer 
räudekranke Pferde erhalten, deren Heilung mir mehr zu schaffen 
machte. Bei einem Pferde wurde trotz sechsmaliger Bestäubung 
Heilung nicht erzielt, bei einem zweiten trat nach den Bestäubungen 
eher eine Verschlechterung des Hautleidens ein, die Haut wurde 
blutrünstig. Die Gründe des Versagens rascher Heilung mögen wohl 
in erster Linie in den Pferden liegen, es waren Fuchsen; auch von 
anderen Seiten wird berichtet, daß die Räude verschiedenartig auf- 
tritt, daß bei den einen Pferden die Milbe nur oberflächlich sich ein¬ 
gräbt, während bei anderen die Milben sehr tief sich eingraben. Daß 
bei letzteren die Behandlung schwieriger und langwieriger wird, 
liegt auf der Hand. Um mehr Tiefenwirkung zu erzielen, ließ ich 
etwa eine halbe Stunde nach der Bestäubung die aufgequollenen 
lockeren Epidermisschichten, Grinde, mit einem Lappen entfernen, 
so daß bei der nachfolgenden Bestäubung die Flüssigkeit leichter 
und tiefer eindringen konnte. Auch die zur heißen Jahreszeit zu 
rasche Verdunstung und hiermit verbundene zu kurze Einwirkung 
des Mittels mag schuld haben. Der zweite Fall brachte mich zu der 
Anschauung, daß es räudige Pferde gibt, die dem Antiformin in 
Sproz. Lösung gegenüber überempfindlich sind, daß bei solchen nur 
schwächere Lösungen Verwendung finden dürfen. 

Diese Vorkommnisse zwangen mich zur Änderung meiner bis¬ 
herigen Behandlungsmethode. 

Ich lasse die Pferde nunmehr nur mit 1 bis 2proz. Antiformin¬ 
lösung bestäuben und diese Lösung etwa eine halbe Stunde ein¬ 
wirken. Diese Zeit genügt, um die obersten Epithelschichten, Grinde, 
zu erweichen. Darnach lasse ich die Pferde mit 2proz. Kresollösung 
waschen. Die Mischung der Antiforminlösung mit der Kresollösung 
hat zur Folge, daß aus der Kali- eine Natronseife wird, die nach 
Verdunstung des Wassers dem Epithel, dem Haarkleide fest an¬ 
klebt, wodurch die milbentötende Wirkung des Präparats verlän¬ 
gert wird. Die so behandelten Pferde zeigten raschen Rückgang der 
Hauterkrankung. 

Die Mehrkosten des Verfahrens sind gering. Für die gründ¬ 
liche Waschung eines Pferdes benötigte ich durchschnittlich nur 
5 Liter Flüssigkeit, mithin nur 100 g Liqu. Kres. sapon. 

Vielleicht dienen diese Zeilen dazu, Kollegen zu gleichen Ver¬ 
suchen anzuregen. 

In Nr. 25 der B. T. W., S. 294, berichtet Herr Kollege P. über 
seine Beobachtungen unterm Mikrcfekop bei Läusebekämpfung mit 
Antiforminlösung. Läuse, mit Sproz. Lösung behandelt, zeigten lange 
Zeit noch Bewegungen, während bei Einwirkung eines Spirituosen 
Auszugs von Flor. Pyreth. die Läuse sofort abstarben. 

Demgegenüber sei mir folgendes zu erwidern gestattet: 

Antiformin wirkt ätzend, Pyrethrum betäubend. Läuse mit 
schweren Verätzungen werden sich wohl bis zum Todeintritte noch 
bewegen, mit Pyrethrum behandelte werden sofort betäubt, sind 
regungslos. Diese Regungslosigkeit ist aber kein Beweis für das tat¬ 
sächliche Abgestorbensein. Wie dies bei Flöhen häufig zu be¬ 
obachten, kann sich auch manche nur betäubte regungslos da¬ 
liegende Laus nachher wieder erholen und ihren Wirt von neuem 
peinigen. 

So wenig die Regungslosigkeit einer mit Pyrethrum behandel¬ 
ten Laus eine sichere Gewähr für den Tod, ebensowenig kann aus 
Bewegungen einer mit Antiforminlösung behandelten Laus der 
Schluß gezogen werden, daß die Lösung die Laus nicht tötet, ln 



31. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


4l5 


beiden Fällen sind zu einem sicheren Schlüsse stundenlange Be- 
obachtungen nötig. 

In meinem Bezirke verwenden viele Landwirte zur Läusever- 
treibung 5proz. Antiforminlösung (5 Eßlöffel auf einen Liter 
Wasser) mit gutem Erfolge. 

Referate. 

Zur klinischen Bedeutung der Cholesteatome des Pferdes. 

Von Dr. E. Wyßmann, Neuenegg. 

(Schweizer Archiv f. Tierhellk., 57. Bd., 8. H.) 

Wyßmann bespricht zunächst das Wesen der Coleste- 
atome und hebt hierbei besonders hervor, daß das so häufige 
Vorkommen dieser Gehirnneubildung (nach S c h m e y bei 47 %) 
eine Unterschätzung seiner klinischen Bedeutung bedingen 
kann. Mit Hilfe eines von ihm geschilderten Falles beweist 
er jedoch, daß die Cholesteatome tatsächlich pathogen wirken 
können. Auch eine Reihe von Publikationen läßt unzweifelhaft 
den ätiologischen Zusammenhang zwischen den intra vitara 
beobachteten Krankheitssymptomen und dem bei der Sektion 
.ermittelten Tumor erkennen. Auffallend ist die Wahrnehmung, 
daß es sich in den beschriebenen Fällen stets um das „massive 
Cholesteatom“ handelte, während bisher das „Perlcholesteatom“, 
das in den Statistiken von Dexler, Schmey, Wehrbein 
und J o e s t die große Mehrzahl zu bilden scheint, nicht die 
Ursache einer Erkrankung abgegeben hat. Wyßmann folgert 
hieraus, daß die genannten Neubildungen erst dann für die Ge¬ 
hirnfunktion gefährlich werden können, w r enn sie eine bestimmte 
Größe erlangt haben. Sie wirken schädlich durch Steigerung 
des intrakranialen Druckes, die bei längerer Einwirkung von 
einer Atrophie der Gehirnsubstanz (Ausweitung der Ventrikel, 
Abflachung der Corpora striata) begleitet wird. Eine wesent¬ 
liche Rolle fällt jedenfalls auch dem raschen Wachstum dieser 
Granulationsgeschwülste zu, das durch Erzeugung einer ent¬ 
zündlichen Reizung der Großhirnhemisphären die akuten Fälle 
erklärlich macht, während ein langsames Wachstum wohl eine 
Anpassung an die veränderten Druckverhältnisse gestatten und 
daher eher zu den chronischen Erkrankungen Veranlassung 
geben wird. Äußere Einflüsse, wie z. B. große Hitze, Über¬ 
anstrengung usw\, bleiben jedoch auch hier nicht ohne Einfluß. 

J. Schmi d t. 

Akuter Muskelrheumatismus beim Pferde. 

Von Dr. E. Gräub, Bern. 

(Schweizer Archiv f. Tierhellk., 67. Bd., 6. II.) 

Ein fünfjähriger Wallach erkrankte zunächst unter den 
Symptomen einer starken Angina. Am dritten Tage gesellte 
sich eine kruppöse Lungenentzündung hinzu. Im Stadium der 
Lösung zeigte sich eine starke Schwellung auf der linken 
Seite des Widerristes. Weiterhin bekundete der Patient außer¬ 
ordentliche Körperschmerzen und kam zum Liegen. Die Mus¬ 
kulatur des Rückens wie der Nachhand war gespannt; die 
Funktionsstörung machte sich in völliger Ljlhmung bemerkbar. 
Die rektale Exploration ergab normale Fäzes. Die Blase fühlte 
sich als eine zum Platzen gespannte Kugel an. Da durch 
Massieren und mit dem Katheter der Harn nicht entfernt 
werden konnte, so wurde er durch Urethrotomie zum Ab¬ 
fließen gebracht. Er war rotbraun, trüb, stark eiweißhaltig 
und enthielt viele Hämoglobinzylinder, Nierenepithelien, rote 
Blutkörperchen. Die Temperatur stieg auf 41 °, Puls auf 
80—90, Atmung 40 und mehr. Abends trat der Tod ein. 


Die Sektion ergab Pneumonia crouposa im Stadium der gelben 
Hepatisation, Milzschwellung, parenchymatöse Degeneration der 
Leber und des Herzens, ungenügend geronnenes Blut. Beide Nie¬ 
ren vergrößert, Kapsel leicht ablösbar, Blut im Nierenbecken, 
diffuse Rötung, sowie zahlreiche stecknadelkopfgroße und größere 
Blutungsherde in Mark- und Rindenschicht, die kleine, runde Vaku¬ 
olen zeigt. Rücken- und Kruppenmuskulatur mürbe, brüchig, fisch- 
fleischfarben. wie gekocht. Auf den Schnittflächen zahlreiche 
diffuse, rotbraune bis schwarzrote Flecken von Stecknadelkopf- 
bis Frankenstückgröße, mitunter auch streifig. Muskelbündel stark 
gelockert, mit kleinen, runden Hohlräumen durchsetzt. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung der Muskulatur fand 
sich folgendes Bild: Perimysium internum gelockert, serös infil¬ 
triert; zahlreiche Muskelfasern gekräuselt; Querstreifung geschwun¬ 
den. Querstreifen oft verwischt. Zwischen den einzelnen Fasern 
große Lücken, reichliche Leukozyteninfiltration. Muskelsubstanz 
zum Teil homogen, zum Teil in ungleich dicke, unregelmäßige Schei¬ 
ben zerlegt. Muskelfaserscheide stellenweise leer. In der Umgebung 
der prall gefüllten Kapillaren große Mengen von roten und weißen 
Blutkörperchen. Es handelte sich also um trübe Schwellung, hyaline 
Degeneration und rundzellige Infiltration der Muskulatur. 

Als Ätiologie für die gewöhnlichen rheumatischen Er¬ 
krankungen der Pferde läßt Verfasser Erkältung gelten. 
Aber der unter so schweren Erscheinungen einer Polymyolitis 
acuta verlaufene Fall ist, „mit größter Wahrscheinlichkeit auf 
Intoxikation oder Infektion zurückzuführen“. J. Schmidt. 

Die intravenöse Behandlung des akuten und chronischen 
Gelenkrheumatismus und verwandter Zustände mit Antiarthryl 
(50proz. Melubrinlösung). 

Von Dj. K. H al b e y. 

(Ther. Mli. 1Ü1Ü, H. 5, S. 230-JÜ2.) 

M e 1 u b r i n (Pyrazolonum-phenyldimethyl-amido-methan- 
sulfosaures Natrium), ein antineuralgisches und schmerzstillendes 
Medikament, besitzt die Wirkung der Salizylpräparate, aber 
angeblich nicht deren Nachteile auf das Zirkulations- und 
Nervensystem. Pharmakologisch enthält Melubrin den thera¬ 
peutisch wirksamen Kern des Antipyrins, dessen antineural¬ 
gische Fähigkeit durch Einführung der . amido-methan-sulfo- 
sauren Na-Gruppe verstärkt ist. Der Autor hat nun im Laufe 
der letzten Monate mehr als 50 einschlägige Fälle mit intra¬ 
venösen Melubrininjektionen behandelt und seine Erfahrungen 
in Nachstehendem wiedergegeben. 

1. Die vorliegenden Erfahrungen haben die Mitteilungen 
der Autoren bestätigt, daß das Antiarthryl (50 proz. Melubrin¬ 
lösung), intravenös dem menschlichen Organismus einverleibt, 
ein sehr gutes und schnell wirkendes Heilmittel zur Behand¬ 
lung des Gelenkrheumatismus ist. 

2. Frühzeitig angewendet, beeinflußt es den akuten Ge¬ 
lenkrheumatismus schnell und sicher; es ist auch in der Lage, 
die Erkrankung zu kupieren. 

3. Bei der Behandlung des chronischen Gelenkrheumatis¬ 
mus kommt es darauf an, ob bereits destruktive Gelenkverän¬ 
derungen vorliegen oder nicht. Wenn nicht, leistet Melubrin, 
intravenös appliziert, ebenfalls Gutes. 

4. Auch die ambulante intravenöse Antiarthryl- (bzw. 
50 proz. Melubrinlösung) Behandlung kann mit Erfolg durch¬ 
geführt werden, da irgendwelche gesundheitschädigende Er¬ 
eignisse dem Antiarthryl nicht zuzuschreiben sind. 

5. Das intravenöse Applikationsverfahren ist so einfach 

und ohne die geringste Schwierigkeit auszuführen, daß es zu 
wünschen ist, daß die abgehandelte Heilmethode die weiteste 
Verbreitung findet. Sustmann. 





416 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 35. 


Zur Frage des Blutbefundes bei Tetanus. 

Von Dr. Grote. 

(D in. W. 1910, Nr. 31) 

Bei Tetanus findet sich eine neutrophile Leukozytose, die 
sowohl absolut als relativ ist, und die von der Intensität der 
Muskelkrämpfe abhängt. Wird das Heilserum intralumbal 
injiziert, so kann die Leukozytenzahl im Blute herabsinken 
unter gleichzeitiger Ansammlung der weißen Blutkörperchen 
im Liquor cerebrospinalis. Mit Hilfe der N e u k i r c h sehen 
Methode läßt sich während der Muskelkrämpfe weniger 
Glykogen in den Leukozyten nachweisen als in der Rekonva¬ 
leszenz. Parallel gehend hierzu scheinen die Muskelkrämpfe 
eine Hypoglykämie hervorzurufen. Brt. 

Kremulsion R, Kresolseifenlösung technisch und Kresol- 
seifenlösung T extra. 

Von Dr. Reich. 

(D. m. W. 1916, Nr. 30.) 

Die drei von der Chem. Fabrik Nördlinger in Flörsheim 
stammenden Desinfektionsmittel wurden mit Reinkulturen von 
Bact. coli und Staphylokokken geprüft. 

5proz. Kremulsion R tötet Koli- und Staphylokokken nach 
2 bzw. 3 Minuten, ist demnach der 5 proz. Kresolseife gleich¬ 
wertig. 1 proz. Kremulsionlösung wirkt meist nach V* Stunde, 
ist also zur Waschung von Wänden und solchen Gegenständen, 
die die Lösung herabfließen lassen, nicht geeignet; wohl aber 
für Fußböden. 

5 proz. Kresolseifenlösung T extra tötet Koli- schon nach 
1, Staphylokokken nach 3 Minuten ab, daher der vorherigen 
und der Kresolseifenlösung gleichwertig. 

5 proz. Kresolseifenlösung technisch übte die desinfizie¬ 
rende Wirkung erst nach 5 bzw. 10 Minuten aus. Sie ent¬ 
spricht etwa einer 3 proz. Kremulsion R-Lösung und ist zu 
Desinfektionen noch brauchbar. Brt. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. August 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammem — 
bei Jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Fischhausen 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Königsberg 1, 1, Labiau 1, 1, Wehlau 1,1, Gerdauen 1, 1 
(davon neu 1 Gern., 1 Geh.), Mohrungen 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. 
Gumbinnen: Pillkallen 1,1, Insterburg 2, 2 (1, 1), Goldap 3,4 
(1, 1). Reg.-Bez. Allenstein: Johannisburg 1, 1, Neidenburg 
4, 4 (1, 1), Osterode i. Ostpr. 2, 3. Reg.-Bez. Marien werder: 
Strasburg i. Westpr. 2, 9, Schwetz 1, 1 (1,1). Reg.-Bez. Stettin: 
Randow 1, 1. Reg.-Bez. Posen: Jarotschin 3, 3 (2, 2), Schroda 
1, 1, Posen West 1, 1, Koschmin 1, 1, Schildberg 2, 2 (1, 1). 
Reg.-Bez. Bromberg: Kolmar i. P. 1, 1, MogPno 1, 1, Znin 1,1, 
Wongrowitz 3, 4, Gnesen 1,1. Reg.-Bez. Oppeln: Groß Strehlitz 
1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Lüneburg: Harburg 1,1 (1, 1). Reg.- 
Bez. A rn s b e r g: Hamm 1, 1 (1, 1). Bayern. Reg.-Bez. M i 11 el¬ 
franken: Nürnberg Stadt 1,1. Mecklenburg-Schwerin. Wismar 
1, 1, Schwerin 1, 1, Malchin 1, 1. Hamburg. Hamburg Stadt 1, 1 
(1. 1). E'saß-Lothringen. Bez. Lothringen: Metz 1, 1. 

Insgesamt: 34 Kreise, 47 Gemeinden, 50 Gehöfte; davon 
neu: 13 Gemeinden, 13 Gehöfte. 

Lungenoeuche. 

Preußen. Reg.-Bcz. Magdeburg: Jerichow II 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Wanzleben 1, 1 (davon neu : 1 Gemeinde, 1 Gehöft). 

Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Sohwelneseuohe (elnsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

■anl- und 
Klaoenteache 

Sohwelneseuohe 
einschl. Sobwetaepest 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

nsw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

2 

3 

5 

8 

11 

11 

Gumbinnen . 

2 

3 

3 

8 

35 

42 

Allenstein . 

— 

— 

— 

5 

22 

25 

Danzig. 

— 

— 

— 

3 

7 

7 

Marienwerder . 

3 

3 

3 

8 

16 

16 

Berlin . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Potsdam . 

1 

1 

2 

10 

25 

28 

Frankfurt . 

2 

2 

4 

Kü 

29 

36 

Stettin . 

6 

10 

11 

3 

18 

61 

Köslin .. . 

— 

— 

— 

5 

5 

6 

Stralsund . 

1 

3 

12 

3 

5 

6 

Posen . 

3 

. 4 

4 

12 

26 

32 

Bromberg . 

1 

1 

1 

4 

14 

14 

Breslau . 

6 

8 

16 

18 

74 

87 

Liegnitz. 

1 

1 

1 

15 

48 

52 

Oppeln. 

1 

2 

2 

11 

29 

34 

Magdeburg . 

— 

— 

— 

6 

9 

9 

Merseburg. 

— 

— 

— 

8 

16 

23 

Erfurt. 

— 

— 

— 

5 

10 

13 

Schleswig. 

3 

6 

8 

5 

6 

6 

Hannover. 

2 

3 

4 

6 

7 

9 

Hildesheim. 

1 

1 

1 

2 

2 

2 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

3 

4 

4 

Stade. 

1 

3 

20 

1 

1 

1 

Osnabrück. 

1 

1 

2 

1 

l 

1 

Aurich.. . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

1 

1 

1 

5 

7 

16 

Minden . 

1 

1 

1 

2 

4 

10 

Arnsberg . 

— 

— 

— 

13 

27 

31 

Kassel . 

1 

1 

1 

11 

38 

99 

Wiesbaden . 

1 

1 

1 

Hl 


13 

Koblenz . 

1 

1 

3 

Hl 


13 

Düsseldorf . 

1 

1 

1 

Bi 

Hfl 

10 

Köln . 

— 

— 

— 

Hl 

Hfl 

13 

Trier . 

1 

4 

5 

Hfl 


9 

Aachen . 

— 

— 

— 



3 

Sigmaringen ...... 

— 

— 

— 


— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

9 

38 

193 

7 

13 

14 

Niederbayern . 

— 

— 

— 

3 

6 

6 

Pfalz . 

1 

1 

3 

2 

2 

2 

Oberpfalz . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Oberfranken . 

1 

1 

9 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

4 

4 

10 

4 

5 

5 

Unterfranken. 

7 

19 

70 

— 

— 

— 

Schwaben. 

11 

33 

132 

— 

— 

— 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 


1 

2 

2 

Chemnitz. 

— 

— 


3 

3 

3 

Dresden . 

— 

— 


3 

8 

9 

Leipzig . 

1 

1 


2 

7 

7 

Zwickau . 

— 

— 


2 

2 

2 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

5 


— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis . . . 

— 

— 


— 

— 

— 

Jagstkreis . 

3 

4 

10 

— 

— 

— 

Donaukreis . 

7 

9 

32 

— 

— 

— 

Baden : Konstanz . 

— 

■ 

— 

2 

2 

2 

Freiburg. 

— 

H 


4 

11 

15 

Karlsruhe. 

— 

fl 


1 

3 

11 

Mannheim. 

2 


2 

7 

49 

318 

Hessen. 

— 

— 

— 

4 

10 

27 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

4 

42 

159 

6 

8 

12 

Sachsen-Weimar. 

1 

1 

1 

3 

4 

4 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

2 

5 

2 

8 

9 

Oldenburg . 

— 

— 

— 

4 

4 

5 

Braunschweig. 

— 

— 

— 

6 

26 

46 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— . 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Anhalt. 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 


—- 

— 

Schwarzburg-Sonder&hausen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck . 

— 

— 

— 

1 

3 

5 

Reuß ältere Linie .... 

_ 

— 

_ 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen . 

— 

— 

_ 

1 

1 

1 

Hamburg . 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Elsaß-Lothringen . 

5 

12 

21 

4 

4 

7 

Deutsches Reich 

IBM 

240 

769 

293 

784 

m 

Davon in Preußen 

44 

65 

112 

222 

546 

7» 





























































































31. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


417 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Tuberkulöse Milch hi Edinburg. 

Ihre Beziehung zur chirurgischen Tuberkulose der Kinder. 

Von Mitchell. 

(Veter. Ree. u. Baet. Med Journ. 1914, Ref. Zentralbl f. Bakt. »sw., Bd. 64, S. 61.) 

Unter 406 Milchproben waren nach dem Ergebnisse der 
Verimpfung an Meerschweinchen 82 tuberkelbazillenhaltig. 
Bei 72 Fällen von Halsdrüsentuberkulose bei Kindern ließen 
sich 65mal bovine Tuberkelbazillen nachweisen. Verfasser 
fordert daher energische Maßnahmen, um den Vertrieb tuber¬ 
kulöser Milch zu verhüten: Bakteriologische Kontrolle der 
Milch in den Verkaufsläden und bei der Anlieferung; Über¬ 
wachung der Milchgewinnung durch beamtete Tierärzte zwecks 
Ausmerzung der klinisch erkennbar tuberkulösen Kühe. Bis 
zur Durchführung dieser Maßnahmen sei nur gekochte Milch 
zu trinken. Gl. 

Wa« Ist naoh dem Vlehseuchengesetz unter sofortiger Anzeige vom Aus¬ 
bruch einer Viehseuche zu verstehen? Zum Begriff „Abgeben“ (Weggeben) 
von Milch aus einem verseuchten Gehöfte. 

(Urteil des Reichsgerichts vom 12. Juni 1911.) 

Das Gesetz schreibt eine Form für die Anzeigeerstattung nicht 
vor. Diese soll „sofort“ erfolgen, und das bedeutet ,,ohne jede ver¬ 
meidbare Verzögerung“, unter allen Umständen aber, wie im Hin¬ 
blick auf § 65 Nr. 2 des Gesetzes anzunehmen ist, spätestens binnen 
24 Stunden «ach erlangter Kenntnis. War der Eingang einer brief¬ 
lichen Anzeige bei der Polizeibehörde innerhalb dieser Frist nicht 
möglich, so mußte der Angeklagte die Anzeige mündlich, sei e.s 
selbst, sei es durch einen Boten erstatten, was ihm möglich gewesen 
wäre. Was das Vergehen aus § 328 St.-G.-B. angeht, so erscheint 
der Einwand gegen die Anwendbarkeit dieser Gesetzesvorschrift 
nicht begründet. Der Ansicht, „Abgeben“ im Sinne der Vorschriften 
bedeute schon jede Gewahrsamsveränderung der Milch, durch die 
sie aus dem Sperrbezirke hinausgelange, ist beizutreten. Der Zweck 
des Verbots geht, wie sich aus den Bestimmungen in den §§ 22, 44a 
des Viehseuchengesetzes unzweifelhaft ergibt, dahin, die Maul- und 
Klauenseuche zu verhindern. Dieser Zweck ist aber nur dann er¬ 
reichbar, wenn der Verkehr mit Erzeugnissen aus den verseuchten 
Gehöften lediglich unter den vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln 
gestattet wird. Es fehlt daher an einem Anlasse, das Verbot in dem 
eingeschränkten Sinne aufzufassen, daß nur die Weitergabe an an¬ 
dere Personen untersagt werden solle. (Sammlung gerichtlicher 
Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege; 
Tierseuchen. 1914. S. 436.) 

Was ist nach dem Viehseuchengesetz unter sofortiger Anzeige vom Aus¬ 
bruch einer Viehseuche zu verstehen? 

(Urteil des Reichsgerichts vom 22. Dezember 1911.) 

Der Angeklagte hat am Mittag des 14. Februar 1911 erkannt, 
daß unter seinem Viehstande die Maul- und Klauenseuche ausge¬ 
brochen war. Er hat die in den §§ 9, 10 des Viehseuchengesetzes 
vorgeschriebene Anzeige der Polizeibehörde nicht am gleichen 
Tage, sondern erst am Vormittag des nächsten Tages erstattet. 
Hiernach betrug die Verzögerung der Anzeige weniger als 24 
Stunden. Zu entscheiden war, ob auch eine solche Verzögerung 
unter die Strafbestimmung von § 328 St.-G.-B.s fällt. Das Land¬ 
gericht hat die Frage bejaht und den Angeklagten verurteilt. Nach 
§ 65 Nr. 2 des Gesetzes aber wird mit Geldstrafe von 10—150 M. 
oder mit Haft nicht unter einer Woche bestraft, wer der Vorschrift 
der §§ 9 und 10 zuwider die Anzeige vom Ausbruche der Seuche 
unterläßt oder länger als 24 Stunden nach erhaltener Kenntnis ver¬ 
zögert. Deshalb muß davon ausgegangen werden, daß das Vieh- 
scuchengesetz überall unter der in §§ 9, 10 vorgeschriebenen 
„sofortigen“ Anzeige die Anzeige „binnen längstens 24 Stunden“ 
versteht. Dies ist auch in der Rechtslehre überwiegend ange¬ 
nommen. Geht man aber von der Annahme einer solchen Anzeige¬ 
frist aus, so hat sich der Angeklagte, der festgestelltermaßen die 
Anzeige innerhalb der Frist von 24 Stunden erstattet hat, einer 
strafbaren Verfehlung im Sinne des § 328 St.-G.-B., §§ 9, 10 des 


Viehseuchengesetzes nicht schuldig gemacht. (Sammlung ge¬ 
richtlicher Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Ge¬ 
sundheitspflege; Bd. VII; Tierseuchen; S. 437, 1914.) 

— Vam Krlegftsusschuß für öle und Fette. Der erste Schritt 
des im Februar 1915 ins Leben gerufenen Kriegsausschusses für 
pflanzliche und tierische öle und Fette war die Schaffung eines 
genauen statistischen Überblicks über die Produktion und den 
Konsum. Deutschland hatte im Durchschnitt der letzten Friedens¬ 
jahre einen Einfuhrüberschuß an Ölsaaten und Ölfrüchten von rund 
1 600 000 To., die, in öl umgerechnet, 570000 To. pflanzliche öle 
ergaben. Das Inland lieferte durch den eigenen Ölsaatenbau, 
ebenfalls in öl umgerechnet, schätzungsweise etwa 20 000 bis 
30 000 To., während unsere Ein- und Ausfuhrbilanz für die fertigen 
pflanzlichen öle mit einem Einfuhrüberschuß von 35 000 To. endete, 
so daß wir die Gesamtmenge der pflanzlichen öle, die im Inland 
konsumiert werden, mit etwa 56 000 To. anzusetzen hatten. Der 
Einfuhrüberschuß der tierischen Fette war mit 268 000 To. zu ver¬ 
rechnen. Die inländische Fettproduktion wurde auf Grund der 
Angaben über die Hausschlachtungen und die beschaupflichtigen 
ScWachtungen mit. 698 000 To. errechnet. Dazu kamen die Butter¬ 
mengen, die bei Beginn des Krieges auf beinahe 400 000 To. zu 
hoch geschätzt wurden, und die Knoehenfett- und Knochenölmengen 
im Betrage von etwa 12 000 To., so daß wir einen Gesamt verbrauch 
von 1 900 000 To. feststellten, der wiederum zu etwa 480 000 To. 
für technische Bedürfnisse benutzt wurde, während der Rest in 
die Ernährungsbilanz ging. Dieser Rest ergab einen durchschnitt¬ 
lichen Fettverbrauch von etwa ffO Gramm. Der technische Ver¬ 
brauch wurde vom Kriegsausschuß von 430 000 To. auf etwa 
40 000 To. für das Jahr abgedrosselt, d. h. eine Ersparung von bei¬ 
nahe 400 000 To., und in dieser Ersparung liegt der wesentlichste 
Erfolg der Arbeit dps Kriegsausschusses. 

Die Absenkung des Ernährungsbedarfes war natürlich viel 
schwieriger. Es kam zur Einführung der fettlosen Tage usw\ Es 
darf angenommen werden, daß, nachdem nun der einzelne sich 
an die fettarme Ernährung gewöhnt hat und die Fettrationen an 
sich in gleicher Höhe erhalten werden können, die Fettfrage viel 
von ihrer Gefährlichkeit verloren hat. 

Wir brauchen zur Herstellung sämtlicher Seifenmengen in Zu¬ 
kunft monatlich nur noch 1% Proz. der Rohstoffe, die wir im 
Frieden brauchten, ohne irgendwelche Gefahr zu laufen. Naeli 
langen Vorarbeiten ist man in Deutschland selbst dazu über¬ 
gegangen, in großem Umfange abzuharzen. Die Fläche, die hier¬ 
für herangezogen worden ist, beträgt etwa 60 000 Hektar, diese 
wird eine Harzmenge ergeben, die den dringendsten Bedarf be¬ 
friedigen kann, und die uns zum Teil eine Durchführung unseres 
Seifenprogramms überhaupt erst ermöglicht und daneben der Lack¬ 
industrie und insbesondere der Papierindustrie willkommen seift 
wird. Für die Lackindustrie steht noch das Cumaronharz zur Ver¬ 
fügung. Die Flächen für den Ölsaatenbau sind bereits erheblich 
vergrößert worden. Hoffentlich gelingt es auch, bei dem bevor¬ 
stehenden sehr lohnenden Rapsanbau in diesem Herbst eine stark 
vergrößerte Anbaufläche zu erzielen. Durch die Knochensamm¬ 
lung ist die Bewirtschaftung der Knochen trotz der Schwierig¬ 
keiten, die durch den Krieg geschaffen wurden, möglichst rationell 
gestaltet worden. Bei der Sammlung von Obstkernen wird mit 
einer großen Sammelpropaganda vorgegangen. Eine sehr ergiebige 
Quelle kann ferner jetzt in der Ausnutzung des Ölgehaltes der 
Maiskeime gesehen werden. Das gleiche wird jetzt auch bei den 
Roggen- und Gerstenkeimen versucht. Die Fetthefeverwertung hat 
vorläufig zu einem größeren Ergebnis nicht geführt, dagegen werden 
dieses Jahr die Walnüsse und Trester und Traubenkerne zur 
Ölbereitung herangezogen werden. Die Entfettung des Leimleders 
dürfte bekannt sein*. Schließlich darf auch nicht verkannt werden, 
daß durch eine durchgeführte rationelle Sammlung der Rohfette 
von Rindern und Schafen zweifellos erhebliche Mengen der Volks¬ 
ernährung erhalten bleiben. Die Arbeiten der verschiedenen wissen¬ 
schaftlichen Konjmissionen befaßten sich außerdem mit Mauskraut, 
der Ölgewinnung aus Unkrautsamen. Spargelsamen, Eschen- und 
Akaziensamen, Eicheln und Kastanien, aus Diatomeenschlamm, 
aus der Benutzung von Fischen, Fischabfällen, Mineralölen, der 
Fettgewinnung aus Abwässerschlamm und vielem anderen mehr. 

In den okkupierten Gebieten haben wir an mehreren Stellen 
Fettschmelzen, denen die Fette der Korpsschlächtereien geliefert 
werden und die dort geschmolzen und der Heimat zugeführt werden. 

Durch die Absenkung des Konsums einerseits und Erhöhung 
der Produktion anderseits wmrde die äußerste Leistungsfähigkeit 
vom Standpunkt der Selbstversorgung des Landes erreicht. 

Die Ausschaltung des freien Handels war eine Notwendigkeit, 
lind es ist zu hoffen, daß im Winter die Mengen für die Margarine¬ 
produktion erhöht werden können, was um so notwendiger ist, 
als dann mit wieder verminderter Butterproduktion gerechnet 
werden müsse. Es ist vorgesehen, daß im Winter möglichst um¬ 
fangreich Margarine geliefert wird, um dann im nächsten Frühjahr 
mit der Produktion wieder heruntergehen zu können. 

(Tagespresse.) 






Tierhaltung und Tierzucht. 

Endgültige Ergebnisse der Viehzählung am 1. Dezember 1915. 


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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. 35. 



Berlin, den 14. August 1916. Kaiserliches Statistisches Amt. (gez.) Delbrück. 








































31. August 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Veterinär Dr. Grap (Tierarzt aus Nenenburg). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Adolf Aberle (Tierarzt in Furtwangen, Baden)* 
Korpsstabsveterinär von Müller (Korpsstabsveterinär a. D* 
in Stendal). 

Stabsveterinär Dr. Jacob Trautmann (Schlachthof¬ 
direktor in Völklingen a. d. Saar). 

Veterinär Hans Wildfeuer (Bezirkstierarztassistent in 
Ingolstadt, Bay.). 

Veterinär Karl Reiske (Tierarzt in Parchwitz). 

Veterinär Dr. JosephGierisch (Tierarzt aus SpeinBhardt). 
Veterinär Alexander Strohn (Tierarzt in Jatzthum, 
Post Schmenzin). 

Veterinär Adolf Christ (Tierarzt aus Dannstadt). 
Veterinär Dr. Max Betzier (Tierarzt ans Ulm). 
Stabsveterinär Dr. Karl Nieberle (Obertierarzt in 
Hamburg). 

Oberveterinär Dr. KarlGlöser (Stadt- und Distriktstierarzt 
in Metzingen). 

Veterinär Wilhelm Frey (Tierarzt aus Urach). 
Oberveterinär Dr. Erwin Schweickert (Oberamtstierarzt 
in Schorndorf). 

Oberveterinär Dr. B u s s (z. Zt. Blutuntersuchungsstelle Kowno). 

Einhandertundaehte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 20. August bis Sonnabend, den 26. August. 

Die Kämpfe an der Somme und der Ancre 
dauern an. Besonders schwer wurde bei Ovillers und Pozieres 
sowie beiderseits Jdes Foureaux-Waldes gekämpft. Nennens¬ 
werte Fortschritte haben die Feinde nicht machen können. Auch 
östlich der Maas in der Gegend von Thiaumont und Fleury 
wurde heftig gekämpft. Auch hier vermochten die Franzosen 
nicht vorzudringen. 

An der Ostfront haben zwar an verschiedenen Stellen 
die Russen angegriffen, aber nirgends einen Erfolg erzielt. Zu 
größeren Kampfhandlungen ist es nicht gekommen. Unsere 
Truppen haben in den Karpathen Fortschritte gemacht. 

Auf der Balkanfront sind deutsche und bulgarische 
Truppen im Vorgehen, östlich und südöstlich von Florida sind 
der Berg Vic und der Malarekakamm genommen, östlich von 
Banica wurden die serbischen Stellungen auf der Naika-Nidze- 
Planina gestürmt. Der schon vor diesem Kampfe genommene 
Dzemaat^Jeri wurde trotz aller Anstrengungen des Feindes ge¬ 
halten. Die im Struma-Tal zwischen dem Tirchyno- und Bud- 
kowa-See operierenden Truppen warfen den Feind auf das 
rechte Strumaufer zurück. Die französische Brigade Pertier, 
die aus dem 1., 4. und 8. Regiments afrikanischer Jäger, drei 
Zuaven-Bataillonen. und einer Abteilung reitender Artillerie 
zusammengesetzt war, wurde zersprengt. 

Unterm 23. August meldete die Deutsche Ozeanreederei: 
„Das erste Handels-Unterseeboot „Deutschland“ hat heute 
nachmittag vor der Wesermündung geankert. An Bord alles 
wohl.“ Die „Deutschland“ ist inzwischen in Bremen ein¬ 
getroffen. Ihre Fahrt die Weser aufwärts glich einem Triumph¬ 
zuge. Nach einer Mitteilung des Dr. Lohmann von der Deut¬ 
schen Ozeanreederei an den Vertreter der „Kölnischen Zeitung“ 
ist das zweite Handels-Unterseeboot „Bremen“ zurzeit unter¬ 
wegs nach Amerika. 

An der Kaukasus -und Irakfront nichts Neues. 
Unsere Unterseeboote haben in der Nordsee eine 
rege Tätigkeit entfaltet. Mehrere englische Hilfskreuzer und 
andere Schiffe wurden versenkt. Unsere Luftschiffe 
haben London und das südöstliche England mehrfach an¬ 
gegriffen. N e v. 


Nachruf. 

Nach kurzer Krankheit verschied in Minden am 5. August der 
Kgl. Regierungs- und Veterinärrat Dr. Karl K a m p m a n n , 
nachdem er seit 1909 bei der dortigen Regierung sehr segensreich 
gewirkt hatte. Der am 9. auf dem dortigen Friedhofe vorge¬ 
nommenen Beisetzung wohnte der Herr Regierungspräsident mit 
seinen Räten, außer Freunden sämtliche Kreistierärzte des Bezirks, 
soweit sie nicht im Felde waren, und mehrere Veterinäroffiziere bei. 

Kampmann wurde am 23. Oktober 1854 in der Provinz 
Schleswig-Holstein geboren, studierte in Hannover und Berlin, wo 
er 1875 die Approbation erlangte und das Alte-Herren-Band der 
Normannen und Frankonen erhielt. 1876 trat er als einjährig-frei- 
williger Unterroßarzt in Rendsburg ein, mußte aber wegen unge¬ 
nügender Mittel als dreijähriger weiterdienen. Darauf wurde er 
Assistent bei Prof. Möller in Berlin, Grenztierarzt-Assistent in 
Prostken und Myslowitz, bis ihm 1884 der Kreis Wohlau-Steinau 
in Schlesien übertragen wurde, wo er sich verheiratete. 1892 wurde 
er nach Genthin versetzt, promovierte nach einem zweisemestrigen 
Studium an der Universität Rostock bei der Universität Basel, 
wurde Kreistierarzt in Wiesbaden und Posen, 1904 Departements¬ 
tierarzt in Stralsund, 1909 in gleicher Eigenschaft in Minden. 

Kampmann war ein durch und durch ehrenfester Charakter, 
wenn es galt, eine kampffrohe Natur. Seine Überzeügungstreue 
ging soweit, daß er das einmal als richtig Erkannte durchfocht, 
ohne auf die ihm erwachsenen Unannehmlichkeiten und Schäden 
zu achten. Alle Bestrebungen, die auf eine Hebung des tierärzt¬ 
lichen Standes hinzielten, fanden bei ihm wärmste Unterstützung. 
In der Angliederung unserer Fachhochschulen an die Universität 
sali er die Krönung der akademischen Bildung, lange bevor dieser 
Gedanke in München in die Tat umgesetzt wurde. In der richtigen 
Erkenntnis, daß die Wertschätzung eines Standes nicht allein auf 
dem Können, sondern in nicht geringem Maße auf der gesellschaft¬ 
lichen Stellung beruht, die dessen Mitglieder zu behaupten ver¬ 
stehen, ging er aneifemd voran. Immer w'ar sein Haus eine Stätte 
vornehmer Geselligkeit. In allen seinen, nicht zuletzt auch künst¬ 
lerischen Bestrebungen wurde er wirksam durch seine edle Gattin 
unterstützt, der ein seltenes Interesse für . den tierärztlichen Stand 
innewohnte. Dieser hat das Schicksal ein vollgerütteltes Maß an 
Leiden aufgebürdet, da ihr einige Zeit vor dem Lebensgefährten 
auch das einzige Kind entrissen wurde. Der Sohn starb den Helden¬ 
tod in den Sandwüsten Afrikas. Mit den Angehörigen trauern die 
Kreistierärzte des Bezirks, denen er allzeit ein väterlicher Freund 
war, aber auch alle Kollegen der Provinz werden dem Heim¬ 
gegangenen, der ihnen als stellvertretender Vorsitzender des Ver¬ 
eins teuer war, ein ehrendes Andenken bewahren. 

Für den Vorstand des Tierärzte-Vereins Westfalens. 

N u tt. 

Aus dem Jahresbericht der kttnlgl. ung&r. Tierärztlichen Hochschule in 
Budapest für das Studienjahr 1915/16. 

Das Personal der Hochschule besteht aus 10 ord. Professoren 
2 außerord. Professoren, 3 Adjunkten, 6 Privatdozenten, 5 Honorar¬ 
dozenten, 3 Bakteriologen, 18 Assistenten, 9 Praktikanten, 1 Lehr¬ 
schmied, 17 Dienern. Vom Personal stehen 31 im Heeresdienst; 
trotzdem wurden die sämtlichen ordentlichen Kollegien abgehalten. 

Die Zahl der Studenten war im Wintersemester 100, im Sommer¬ 
semester 76, darunter 51 Militärveterinärakademiker. Während 
des Studienjahres wurden 27 Tierärzte approbiert, 3 zum Dr. med. 
vet. promoviert An Stipendien, Prämien u. dgl. konnten insgesamt 
ca. 13 000 Kronen den Studenten gegeben werden. 

Von den früheren Studierenden der Hochschule sind bis 
31. Mai 1915 im Kriege gefallen 5, im Kriegsdienst erkrankt oder 
gestorben 6, verwundet 8, in Kriegsgefangenschaft geraten 6; aus¬ 
gezeichnet wurden 262. 

Im pathologisch-anatomischen Institut gelangten 1345 Tiere 
zur Sektion; im Institut für Seuchenlehre wurden 2718 Blutproben 
auf Rotz untersucht; das bakteriologische Institut besitzt eine 
Impfstoff-Abteilung, die Impfstoffe gegen Milzbrand, Rotlauf, Rausch¬ 
brand, Cholera, Diphtherie herstellt; in der medizinischen Klinik 
wurden 1900 große und 946 kleine, in der chirurgischen 533 große 
und 197 kleine Tiere behandelt, in dem Ambulatorium kamen 





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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 85. 


9009 Fälle zur Untersuchung, Die Bibliothek enthält 12 438 Werke 
im Inventarwert von 131 986 Kronen. Dr. Z. 

— Königliche Tierärztliche Hochschule zu Hannover. Vor¬ 
lesungen und praktische Übungen im Wintersemester 1916/17. 
(leh. Reg.-Rat Prof. Dr. Arnold: Anorganische Chemie, 5 stündig. 
Chemische Übungen, in Gemeinschaft mit Assistent T i 1 e n i u s , 
6stündig. — Geh. Reg.-Rat Prof. Boether: Anatomie der Haus¬ 
tiere, in der ersten Semesterhälfte 9 stündig, in der zweiten 
Semesterhälfte 6 stündig. Anatomische Übungen, in Gemeinschaft 
mit Prosektor Dr. Herbig, täglich vormittags von 9 bis 12 Uhr. 

— Prof. Dr. Malkmus: Spezielle Pathologie und Therapie, 
4 stündig. Medizinisch-propädeutische Klinik, 2 stündig. Spital¬ 
klinik für große Haustiere (Medizinische Klinik), täglich vormittags 
von 10—12 Uhr. — Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Fr ick: Theorie des 
Hufbeschlages, 1 stündig. Spezielle Chirurgie, 4 stündig. Chirur¬ 
gisch-propädeutische Klinik, 1 stündig. Spitalklinik für große 
Haustiere (Chirurgische Klinik), täglich vormittags von 10—12 Uhr. 
Operationsübungen, in Gemeinschaft mit Repetitor Dr. Gehne, 
4 stündig. — Prof. Dr. Rievel: Fleischbeschau, 3 stündig. Spe¬ 
zielle pathologische. Anatomie, 5 stündig. Milch und Milchkontrolle, 
1 stündig. Milchkursus, 2 stündig. Pathologisch - anatomische 
Demonstrationen, je nach Material. — Pathologisch-anatomischer 
Kursus mit Anleitung zu Obduktionen, 3 stündig. Obduktionen, 
täglich, je nach vorhandenem Material. — Prof. Dr. K ii n n e in an n: 
Arzneimittellehre (Pharmakognosie und Pharmakodynamik), 
4 stündig. Spitalklinik für kleine Haustiere, täglich vormittags von 
10—12 Uhr. — Prof. Dr. Mießner: Diätetik (Hygiene), 2stündig. 
Protozoenkiinde, 1 stündig. Hvgienische und seuchenklinische 
Übungen und Demonstrationen, £ stündig. Übungen im Anfertigen 
von Berichten. — Prof. Dr. Oppermann: Embrvotomisehe 
Übungen, 2 stündig. Bujatrik, 1 stündig. Ambulatorische Klinik. 

— Prof. Dr. Paechtner: Enzyklopädie, in den ersten beiden 
Semesterwochen je 2 Stunden. Geschichte der Tierheilkunde, 
1 stündig. Physiologie, 4 stündig. Physiologische Chemie, 1 stündig. 
Physiologisches Praktikum, in Gemeinschaft mit Assistent Rosen¬ 
bruch (nach Weihnachten), 6 stündig. — Prof. N. N.: Tierzucht, 
4 stündig. — Prof. H a e s e 1 e r : Physik, 3 stündig. Physikalische 
Übungen, 1 stündig. — Prof. Dr. Ü d e : Zoologie, 3 stündig. — 
Obertierarzt Koch: Fleischbeschau-Kurse auf dem hiesigen 
Schlachthofe, jeder Kursus von 3 wöchiger Dauer. — Oberarzt 
Dr. S t ti m p k e : Ober das Wesen und die Bekämpfung der Ge¬ 
schlechtskrankheiten des Menschen und sonstige hygienische 
Fragen, 1 stündig. — Prosektor Dr. Herbig: Exentrierübungen, 
2stündig. — Apotheker Dr. Gerke: Pharmazeutische Übungen, 
Botanik, 1 stündig. — Repetitor Lange: Repetitorium der Bak¬ 
teriologie und Immunitätslehre, 1 stündig. — Repetitor Dr. Gehne: 
Repetitorium der Chirurgie, 1 stündig. — Repetitor Herzig: 
Chemische Repetitorien, 2 stündig. — Repetitor Dr. G r o m m e 11: 
Übungen in der medizinischen Diagnostik, 2 stündig. — Repetitor 
Dr. Meder: Pathologisch-anatomisches Repetitorium, 1 stündig. 

— Beginn des Wintersemesters am 16. Oktober 1916. 

— Universität Gießen. Vorlesungen für Veterinärmediziner im 
Wintersemester 1916/17. Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Bostroem: 
Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. — Geh. Hof- 
int Prof. Dr. Elbs: Organische Experimentalchemie. — Chemische 
Übungen für Mediziner und Veterinärmediziner. — Geh. Medizinal¬ 
rat Prof. Dr. Geppert: Toxikologie. — Pharmazeutischrpharma- 
kognostischer Kursus für Veterinärmediziner. — Prof. Dr. Gise- 
v i u s : Allgemeine Tierproduktionslehre, einschl. Gestütswesen. — 
Enzyklopädie der Landwirtschaft. — Prof. Dr. G m e i n e r, zurzeit 
im Felde, vertreten durch Dr. Pfeiffer: Medizinische Klinik. 

— Spezielle Pathologie und Therapie. — Geh. Hofrat Prof. Dr. 
Hansen: Übersicht über die Kryptogamen. — Mikroskopisches 
Praktikum für Anfänger. — Prof. Dr. Klcberger: Tier¬ 
ernährungslehre und Fütterungslehre. — Kleines landwirtschaft¬ 
liches Praktikum: Futterkontrolle und Futterberechnungen. — 
Kreisveterinärrat Dr. K n e 11: Poliklinik (ambulatorische Klinik). 

— Geburtshilfe mit Übungen am Phantom. — Besprechungen poli¬ 
klinischer Fälle. — Viehversicherungswesen. — Prof. Dr. König: 
Experimentalphysik, II. Teil (Elektrizität und Optik). — Prof. Dr. 
Martin: Systematische und topographische Anatomie des 
Pferdes und Rindes. — Präparierübungen I. — Präparierübungen II, 
einschl. Situs der Eingeweide, für Studierende, welche Präparier¬ 
übungen I erledigt haben. — Anatomische Präparierübungen II, 
einschl. der Eingeweide, für Studierende, welche genötigt sind, die 
Präparierübungen in einem Semester zu erledigen. — Ausgewählte 
Teile aus der angewandten Anatomie einschl. Situs der Eingeweide. 

— Prof. Dr. Olt, zurzeit im Felde, vertreten durch Dr. Modde: 
Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere, Fleischbeschau 
und Milchkunde mit Demonstrationen. — Pathologisch-anatomische 
Demonstrationen und Sektionen. — Geh. Medizinalrat Prof. Dr. 
Pfeiffer: Chirurgische Klinik und Poliklinik. — Spezielle 
Chirurgie einschl. Augenkrankheiten. — Operationskursus. — Huf¬ 
beschlagkursus. — Privatdozent Dr. Rauther: Einheimische 
Wirbeltiere, I. Teil (Fische, Amphibien, Reptilien). — Assistent 


Dr. Schauder, zurzeit im Felde: Allgemeine Anatomie und all¬ 
gemeine Entwicklungsgeschichte der Haustiere. Im Aufträge von 
Dr. Marti n. — Prof. Dr. Schaum: Anorganische Chemie. — 
Geh. Hofrat Prof. Dr. Spengel: Zoologie und vergleichende 
Anatomie, II. Teil. — Zoologische Übungen und Demonstrationen 
für Anfänger. — Prof. Dr. Trendelenburg: Physiologie, 
n. Teil. — Physiologisches Praktikum. — Prof. Dr. Versluys: 
Bau und System der Fische. — Einführung in das Studium der 
Insekten. — Privatdozent Dr. Walther: Einführung in die Ver¬ 
erbungslehre. 

— Beginn des Baues der neuen Tierärztlichen Hochschule in Leipzig. 

Voraussichtlich gegen Mitte September wird in der Nähe der 
Deutschen Bücherei in Leipzig — ungefähr zwischen der Deutschen 
Bücherei und der Gasanstalt — der Bau der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Angriff genommen werden. Es handelt sich dabei um 
die Errichtung von acht großen Gebäuden. Die Gesamtbaukosten 
werden sich auf mehr als vier Millionen Mark belaufen. Die Bauzeit 
dürfte mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Pläne zu den 
Bauten sind vom Finanz- und Baurat Kramer vom Hochbau¬ 
technischen Büro in Dresden entworfen worden. Dort wurden 
auch die Vorarbeiten fertiggestellt Zum Leiter der Bauten für 
die neue Tierärztliche Hochschule ist Baurat Thomas in Leipzig 
bestimmt worden. sk. 

— Der türkische Prinz Osman Fuad nahm eine Besichtigung 
des städtischen Schlachthofes in Breslau vor. 

— Zur Flelschvereorgung. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht 
u. a. eine Verordnung über die Regelung des Fleischverbrauches 
vom 21. August, eine Bekanntmachung über die Ausgestaltung der 
Fleischkarte und Festsetzung der Verbrauchhöchstmenge an Fleisch 
und Fleischwaren vom 21. August und eine Bekanntmachung über 
Änderung der Ausführungsbestimmungen zur Verordnung des 
Bundesrats über die Einfuhr von Vieh und Fleisch sowie Fleisch¬ 
waren vom 22. März 1916 und vom 21. August 1916. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Eswurdeverliehen: Der Militärverdienst¬ 
orden 4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär d. L. a. D. Paul 
Unterhössel und den Feldunterveterinären der Res. Oskar Habersang 
und Jakob Steuer. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des 
Sächs. Albrechtsordens: dem Oberveterinär d. L. Dr. Bernhard 
Scidemann in Taucha. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern 
des Großh. Sächs. Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen 
Falken: dem Leutnant der Res. Rmmebergcr , Studierender der 
Kgl. Militär-Veterinär-Akademie. — Das Großh. Oldenburg. Friedrich 
August-Kreuz: dem Feldhilfsveterinär Carl Haxsen, cand.med.vet. 
der Tierärztlichen Hochschule Hannover. — Das Großh. Oldenburg. 
Friedrich August-Kreuz 1. Kl. und das Großh. Hessische Ehren¬ 
zeichen für Kriegsverdienste: dem Armeeveterinär Oiinihcrbery. — 
Das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des Württemberg. Friedrichs- 
Ordens: dem Stabsveterinär Ludirig Nagel , Oberamtstierarzt in 
Leonberg. — Das Großh. Mecklenburg. Militärverdienstkreuz: dem 
Veterinär Dr. Walter Zengel in Malchow. — Das Ritterkreuz des 
österr. Franz Joseph-Ordens am Bande des Mil.-Verdienst-Kreuzes: 
dem Korpsveterinär Brosc . — Der Rote Adler-Orden 4. Kl: dem 
Kreistierarzt a. D. Veterinärrat Bccrmann in Mörs. 

Ernennung: Tierarzt Johannes Keber aus Münster i. W. zum 
Stadttierarzt in Johanngeorgenstadt. 

In der Armee: Preußen: Für die Dauer des mobilen 
Verhältnisses als angestellter Veterinäroffizier befördert: Zeislcr 
(V Berlin) bei der Fernspr.-Ers.-Abt. Telegr. - Bats. Nr. 5, zum 
Oberstabsveterinär ohne Patent. — Als Veterinäroffiziere für 
die Dauer des mobilen Verhältnisses befördert: als Stabsveterinäre: 
die Tierärzte: Sahm (Oalau) im Bereiche d. Stellv. Gen.-Komdos. 
III. A.-K., Schüller (Flensburg) bei d. Verw. der Etapp.-Insp. der 
9. Armee; als Oberveterinäre: die Tierärzte: Seegmüller (Donau- 
eschingen) bei der Korpsschlächterei des XIV. Res.-Korps, Sommer 
(Weimar) bei der Mag. Fuhrp.-Kol. 132 der 8. Armee. — Für die 
Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte Veterinäroftiziere 
befördert: zu Stabsveterinären: die Oberveterinäre: Vogel (Anklam) 
beim Feldart.-Regt. Nr. 221, Blume (Bonn) beim Etapp.-Pferde¬ 
depot 11 der 8. Armee, Dr. Tiede (II Cöln) bei der Etapp - Fuhrp.- 
Kol. 4/XVII. der Etapp.-Insp. der 12. Armee, Schiiffler (Erfurt) bei 
der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 2/XIX. der Etapp.-Insp. der 12. Armee, 
Wagenbiehler (Insterburg) beim Ers.-Bat Fußart. - Regts. Nr. 4, 
Pabst (Mosbach) bei der Etapp.-Fuhrp. - Kol. 261 der Etapp.-Insp. 
der 11. Armee, Emil Schmidt (Prenzlau) beim Feldart-Regt Nr. 186, 
Lehmann (Stralsund) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. Allenstein 1 der 
Etapp.-Insp. der Armee-Abt Woyrsch. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Sehoeta ln Berlin. — 

Druck von W. Bftxenateln, Berlin. 








Die ^erUrer 'Herlrmtllebe Wochenschrift* erscheint 
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Berlin 8 "W. 4fe- Wilhelinstr. 10. Dnreb jedes dentsobe 
Postamt wird dieselbe cum Preise ron M. 6 ,— viertel* 
Jibrlieb (eusrebliefitiob Bestellgeld) geliefert (Oster* 
rsiebiscbe Post-Zeitung»-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.1 Einzelnummern 60 Pf. 


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Orlginelbeltrftge werden mit 50 WTk., in Pctitaata mit 
60 Mk. für lau Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
su senden an Professor Ol »ge. Hamburg, Osterstr. it; 
Korrekturen, Ilezensions- Exemplar« und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Pro/. 6lage Stabsvet a. D. Hanoke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.* n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierungsrat Dr. Neverm&nn 

Hambuic. Referent L Relehs-KoL-Amt in Berlin. in MQlbanaen i. E. in Odin. Vortrag. Rat im Min. f. Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Riobter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landest!erarat für Hamborg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dre den. Professor in Freiburg. 

Ober Med.-Rat Dr. J,$ohü!idt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt. Inst, Qamams, D.S. W.-A. Stadt-Tierarzt m Hamburg. Professor in München. MitgL <L Klais. DesundbeitsamU in Berlin. 

Dr. A. zimmermann Regierungsrat Zilndel 

Professor in Budapest. Landestierarzt von Blaafi-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 36 . Ausgegeben am 7. September. 


Inhalt: Schmidt: Die Behandlung der Räude der Pferde mit Rohöl. — Dllger: Neue Behandlungsmethode 
der Pferderäude. — Becker: Ein praktisches Räudebad fürPferde. — Varga: Düngerverbrennungs¬ 
ofen. — Referate: Biermann, Gmeiner und Schmidt: Zur Therapie der Räude. — Ergänzung der Räudevorschriften. — 
Tageegeechiohte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundneunte Kriegswoche. - - Glage: Zur Veröffentlichung wissen¬ 
schaftlicher Beiträge aus dem Felde während des Krieges. — Zeichnet die fünfte Kriegsanleihe! -- Verschiedenes. — Bücher- 
besprechungen. — Personalien. 


Die Behandlung der Räude der Pferde mit Rohöl. 

Von Veterinär d.Res. Dr. Julius Schmidt, Regimentsveterinär im Osten. 

Nach den Erfahrungen, die ich bei der Behandlung der 
Räude bei Pferden mit den verschiedensten Mitteln gesammelt 
habe, soll diese Veröffentlichung dazu beitragen, das Rohöl 
in seiner Anwendungsform als Räudemittel möglichst vielen 
Tierärzten zugänglich zu machen, da es sich nächst dem in 
seinem Preise fast unerschwinglichen Perubalsam von sämt¬ 
lichen Mitteln als verhältnismäßig billigstes und wirksamstes 
erwiesen hat 

Durch das Verdünnen des Rohöls vor seiner Anwendung 
mit Kalkwasser werden die in ihm noch vorhandenen ätzen¬ 
den und die Haut angreifenden Säuren gebunden. Während 
bei dem Gebrauche der Linimente stets die Haut mehr oder 
weniger litt und fast immer noch eine gleichzeitige Behand¬ 
lung mit Fetten erforderlich war, um der Haut die nötige Ge¬ 
schmeidigkeit zu verschaffen, fällt dies bei der Rohölbehand¬ 
lung ganz fort. Die weiche Haut, die selbst bei 
Pferden wieder geschaffen wurde, nachdem 
sie länger als ein Jahr lang an Räude gelitten 
hatten, konnte durch kein anderes Mittel in 
so kurzer Zeit erreicht werden. 

Ein weiterer Vorzug besteht darin, daß 
die in Behandlung stehenden Pferde nicht 
gewaschen werden brauchen; ein Entfernen der 
sich bald lösenden Borken mit einer schärferen Wurzelbürste 
genügt vollständig. Nach Abschluß der Behandlung lassen 
sich die meisten Pferde mit der Kardätsche in wenigen Tagen 
sauber putzen, so daß keinerlei Spuren von öl mehr im Haar¬ 
kleid vorhanden sind. Nur Schimmel wird man tunlichst nach 
abgeschlossener Behandlung mit Seife waschen, weil hier sonst 
der längere Zeit verbleibende gelblich-braune Farbenton 
störend wirkt. 


Sehr wesentlich ist dann bei der Rohöl¬ 
behandlung, daß die meisten Pferde über¬ 
haupt nicht davon mitgenommen werden. Es 
bestehen hier natürlich individuelle Unterschiede; auffällig ist 
die zumeist bei Füchsen vorhandene erhöhte Empfindlichkeit 
gegen das Mittel, die sich in mehr oder weniger stark auf¬ 
tretender ödematöser Schwellung der Gliedmaßen äußert. 
Auch vermehrter Haarausfall, sogar bis zum Kahlwerden, wird 
zeitweilig beobachtet. Niemals konnte jedoch fest¬ 
gestellt werden, daß hieraus irgendwelche 
dauernden Schädigungen für den Patienten 
erstanden. Die Ödeme gingen bald zurück, 
ohne daß in der Behandlung aus gesetzt zu 
werden brauchte; auf den haarlosen Stellen 
wuchsen bald auf nunmehr elastischer ge¬ 
sunder Haut sammetweiche und dicht- 
stehende neue Haare. 

Bei der Behandlung bleibt es jedem überlassen, sich der 
individuellen Verschiedenheit der Patienten anzupa&sen. Das 
Mittel kann stärker oder scwächer hergestellt werden; es 
kann in kürzeren oder längeren Zwischenräumen verabfolgt 
werden. Eine als richtig erkannte Behandlungsform muß 
dann aber genau durchgeführt werden, wenn sie in kürzester 
Zeit den gewünschten Erfolg versprechen soll. 

A. Herstellung des Mittels. 

1. Zu einer einmaligen Einreibung von ca. 25 Pferden 
werden 2 kg ungelöschter Kalk mit 15 Liter Wasser abge¬ 
löscht. Die entstandene Kalkmilch bleibt stehen, bis sich 
der Kalk zu Böden geschlagen und sich oben das klare Kalk¬ 
wasser abgesetzt hat; am besten geschieht dies über Nacht. 

2. Das Kalkwasser wird dann abgefüllt und mit weiteren 
15 Liter Wasser verdünnt. Das Kalkwasser muß aus dem un¬ 
gelöschten Kalk stets frisch hergestellt werden. 








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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


N«.. :jg. 


3. Es wird nun gemischt: 

a) für schwer räudekranke Pferde, deren Kräftezustand 
sonst aber wenig gelitten hat: 2 Teile Rohöl und 
1 Teil Kalkwasser; 

b) für leichtere Räudefälle und geschwächte Tiere: 
Rohöl und Kalkwasser zu gleichen Teilen. 

B. Die Behandlung. 

1. Vor der Einreibung werden die Pferde geschoren oder 
nachgeschoren (Mähne und Schweifwurzel ebenfalls); vor¬ 
handene Krusten und Borken auf der Haut werden nach 
Möglichkeit mit der Wurzelbürste entfernt. Bei Pferden mit 
feinem Sommerhaar kann die Schur fortfallen. 

2. Die Pferde werden sodann mit dem hergestellten 
Mittel, das durch häufigeres Umrühren in seiner Mischung zu 
erhalten ist, ganz und gründlich eingerieben. Zum 
Einreiben werden je nach der Dicke und Empfindlichkeit der 
Haut schärfere oder weichere Wurzelbürsten verwendet. Auf 
die Gründlichkeit der Behandlung, vor allem 
auch an den empfindlicheren Körperstellen, 
kann nicht g e n u g Wert gelegt werden, da 
hiervon der Erfolg abhängt! Unruhige Pferde 
müssen dabei gebremst oder gefesselt werden. Körperstellen, 
wie die Innen- und Außenflächen der Ohren, der Kehlgang 
und die Ganaschengegend, die Brustbeingegend, die Innen¬ 
fläche der Oberschenkel, der Unterbauch, die Aftergegend und 
die Schweifwurzel verdienen bei der Behandlung besondere 
Beachtung. Die Einreibung erfolgt am besten in der warmen 
Sonne, da hier das Rohöl am dünnflüssigsten ist. An kühleren 
oder kalten Tage«- oder Jahreszeiten muß das Rohöl erwärmt 
und die Behandlung in geheizten Räumen vorgenommen 
werden. Es empfiehlt sich, nach 2—3 Stunden nochmals 
nachzureiben, da so das sich in den Haaren festgesetzte Fett 
nochmals für die Haut verwertet wird. 

3. Zu einer Kur gehören bei einer mittel- 
gradigen Erkrankung im allgemeinen 4—5 
solcher Einreibungen, die jeden dritten oder 
vierten Tag vorgenommen werden müssen. 

4. Die Räude ist als geheilt anzusehen, wenn die Haut 
überall glatt und elastisch und nach einer Beobachtungszeit 
von mindestens 8 Tagen kein für die Krankheit typischer 
Juckreiz mehr aufgetreten ist. 

5. Es ist selbstverständlich, daß wührend dieser Behand¬ 
lung alle Vorschriften der Absonderung der kranken Pferde 
und der Stall- und Geschirrdesinfektion peinlichst eingehalten 
werden müssen. Kräftige Pferde können auch während der 
Behandlung im Notfälle zur Arbeit mit herangezogen werden, 
doch dürfen sie mit gesunden Pferden nicht im selben Ge¬ 
spann verwendet werden. Der sich bei der Arbeit im Haar¬ 
kleid festsetzende Staub ist durch Putzen mit der Kardätsche 
zu entfernen. 

Neue Behandlungsmethode der Pferderäude. 

Von Tierarzt E. Dilger, z. Zt. Kreistierarzt i. V. des Landkreises Stolp. 

Die Pferderäude ist eine Seuche, die die Tierärzte und 
namentlich die Veterinäre im Felde zurzeit sehr viel be¬ 
schäftigt. Welche Rolle die Krankheit spielt, beweisen allein 
schon die vielen Abhandlungen über das Wesen der Krankheit 
und die Frage, welche Behandlung die rationellste und zu¬ 
gleich die wirksamste ist. Sämtliche mir bekannten Behand¬ 


lungsweisen fußen auf arzneilicher Grundlage, d. h. es werden 
Arzneien benötigt, die zwar für den Tierarzt im Lande zu 
erreichen sind, aber die ein Veterinär im Felde unter Um¬ 
ständen nicht so schnell heranbekommen kann, als es für ihn 
wünschenswert wäre. Über den Wert und die Erfolge all 
dieser Mittel will ich mich an dieser Stelle weiter nicht ein¬ 
lassen, nur soviel möchte ich hervorheben, daß manche Mittel, 
ganz abgesehen von der langwierigen, umständlichen und 
äußerst kostspieligen Behandlung, recht zweifelhafte Erfolge 
liefern. 

Das Mittel, welches ich nun vorführen will, ist der allent¬ 
halben mit Leichtigkeit zu beschaffende Kalk. Die ersten 
Versuche mit diesem neuen Mittel zur Räudebehandlung 
gehen zurück in den Monat Dezember 1915. Zu dieser Zeit 
w andte Stabsveterinär Dr. K a 1 c h e r, z. Z. in Stolp i. Pom., 
zum erstenmal die Kalkbehandlung bei den räudekranken 
Pferden in einem ihm unterstellten Depot des Ostens an. 
Dr. K a 1 c h e r setzte die Versuche der Kalkbehandlung bis 
Anfang März 1916 fort. In dem Monatsberichte für Februar 
1916 berichtet er bereits seiner Vorgesetzten Behörde über di; 1 
Erfolge dieser Behandlung. Die Behandlung der Krankheit ge¬ 
staltet sich folgendermaßen: Man ordnet sich die Patienten 
nach dem Grad der Krankheit. Irgendwelche Vorbehandlung 
der Tiere, wie Scheren der Patienten, ist nicht 
nötig. I ie Tiere werden — am besten morgens nach dem 
Füttern — gänzlich mit Kalkmilch eingepinselt- Die 
Kalkmilch wird hergestellt aus 1 Teil gelöschtem Kalk und 
19 Teilen Wasser (oder ein etwa 1 kg schweres Stück ge¬ 
löschten Kalkes wird mit einem Eimer Wasser angerührt). 
Zum Einpinseln verwendet man einen gewöhnlichen Maurcr- 
pinsel. Beim Einpinseln ist darauf zu achten, daß keine 
Körperstelle freigelassen wird. Vorsicht in den Augen-. 
Ohren-, Nasen-, Geschlechts- und Aftergegenden. 

Die Kalkbepinselung wird täglich einmal 3—4 Tage 
hintereinander fortgesetzt. An den 2 darauf folgenden Tagen 
werden die Patienten einer Waschung unterzogen. Man lege 
Wert darauf, daß reichliche Wassermengen verwendet -werden. 
Wenn vorhanden, nimmt man besser warmes Wasser und setzt 
pro 10 Liter Wasser 250 g Soda zu. Die Waschung beginnt 
am Kopf und setzt sich über den ganzen Körper fort, ohne 
daß mit der Bürste ein starker Druck angewendet wird. Durch 
die Waschung wird der angetrocknete Kalk «amt den durch 
den Kalk abgelösten Borken entfernt. Um die Entfernung 
von Kalk und Borken noch gründlicher zu bewerkstelligen, 
dehnt man die Waschung auf 2 Tage aus. Unter gegebenen 
Umständen werden an heißen Sommertagen die Tiere ein¬ 
fach in einen Fluß getrieben und dort mit der Bürste durch¬ 
gewaschen. 

Tags darauf, also am 6. bzw. 7. Behandlungstag bleiben 
die Tiere trocken - stehen. 

Der ganze Turnus dauert somit 6—7 Tage. Derselbe wird 
mindestens noch einmal in gleicher Weise wiederholt. Eine 
zweimalige Wiederholung dürfte in leichteren Fällen genügen. 

Bei sehr schweren Fällen kommt man mit viermaliger 
Wiederholung aus. 

Bekanntlich entwickeln sich aus den Eiern der Räude¬ 
milben bereits nach 8—10 Tagen die freien Embryonen 
(Larven), die sich nach der ersten Häutung zu geschlechtslosen 
Nymphen und diese durch nochmalige Häutung zu geschlechts- 










7. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


423 


reifen Milben entwickeln. Die Entwicklung von Ei zu Milbe 
dauert nach Hutyra-Marek 2—3 Wochen. Ein Behand¬ 
lungsturnus dauert 6—7 Tage, 3 Turnus somit etwa 3 Wochen. 
Nach dieser Behandlungszeit hat man die Gewähr, daß sämt¬ 
liche Parasiten lebensunfähig gemacht worden sind. 

Wenn auch nur einige Körperstellen von der Räude er¬ 
griffen sind, so ist doch absolut notwendig und wegen der 
Billigkeit und Einfachheit der Anwendungsweise des Mittels 
empfehlenswert, das ganze Tier der Behandlung zu unterziehen. 

Hauptvorteile dieser Behandlung sind: 

1. Die angekalkten Tiere desinfizieren Wände, Latier- 
bäume, Stand und Streu von selbst, weswegen aber trotzdem 
der Stall nach den viehseuchenpolizeilichen Anordnungen 
einer gründlichen Desinfektion zu unterziehen ist 

2. Die Geschirre werden durch den Kalk, der an den 
Tieren haftet, desinfiziert, daraus ergibt sich auch, daß die 
Pferde während der Behandlung arbeiten können. 

3. Das Stallpersonal kann jederzeit kontrolliert werden, 
ob die angeordneten Maßnahmen ausgeführt worden sind, was 
für Kliniken und Depots von großer Bedeutung ist. 

4. Die Pferde brauchen nicht hochgebunden zu werden, da 
das Ablecken des Kalkes kaum wahrgenommen worden ist 
und auch nicht gefährlich ist, im Gegensatz zum Ablecken der 
bei den Schmierkuren verwendeten Medikamente. 

5. Die Herstellung und Applikation des Mittels ist sehr 
leicht und bequem. 

6. Der Preis des Mittels ist verschwindend, der Staat 
könnte zu jetziger Zeit u. U. viele Tausende sparen. Etwaige 
Nachteile sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden, 
nicht einmal Augentränen bei 8—lOtägiger fortgesetzter 
Kalkung der Tiere, ohne Abwaschen (Mitteilung von Dr. 
Kal eher). 

Die Haut wird keinerlei Schäden aufweisen, wie z. B. 
Sprödigkeit. Es wird gerade das Gegenteil beobachtet, das 
Haarkleid wächst sichtlich (nach Ablösung der Borken), die 
Haut wird glatt und geschmeidig. Die Freßlust ist schon am 
2 . —3. Tag auffällig gehoben, die Tiere machen einen munteren 
Eindruck, da der lästige Juckreiz nach dieser Zeit bereits nach¬ 
gelassen hat, ja verschwunden ist. 

Dienstunbrauchbar sind die Pferde während der Be¬ 
handlung nicht und werden es erst recht nicht nach der Be¬ 
endigung der Behandlung, was aber nach Erfahrungen aus 
dem Felde sehr häufig bei Schmierkuren einzutreten pflegt. 
Dr. Kalcher stellte fest, daß Tiere bei dem Schmierver¬ 
fahren 2—4 Monate dienetunbrauchbar wurden, ja, daß ein 
erheblicher Prozentsatz — namentlich im Winter die gescho¬ 
renen Tiere — bei dieser Behandlung zugrunde ging. 

Das oben ausgeführte Kalkverfahren läßt sich in gleicher 
Weise in der Läusebekämpfung mit- vorzüglichem Erfolg an¬ 
wenden. Bei „Herpes tonsurans“ hat Dr. Kalcher das 
Kalkverfahren schon vor 16 Jahren im Chinafeldzug mit ver¬ 
blüffendem Erfolg angewandt. 

Veranlassung zu der Kalkbehandlung der Pferderäude 
gab Stabsveterinär Dr. Kalcher einmal der gute Erfolg bei 
Herpes tonsurans, ferner die hohen Kosten der üblichen 
Schmierkuren mit ihrer nicht gerade angenehmen An¬ 
wendungsweise und endlich die sehr starken Verluste bei den 
Schmierverfahren, die im Winter 1915 im Osten beobachtet 
wurden. Da Dr. Kalcher im März 1916 erkrankt aus dem 


Feld zurückkehren mußte, konnte er die Versuche nicht fort¬ 
setzen. Er legte mir nahe, die Versuche weiterzuführen und 
gleichzeitig die Methode nachzuprüfen. Ich hatte nun leider 
wenig Material in meinem Kreise und somit kann ich nur 
wenig Beispiele anführen. Die Räudepferde, die mir zur Be¬ 
handlung standen, waren durchweg in schlechter Konsti¬ 
tution und stark räudig, sie stammen aus einer Vcrsteige 
rung der Pommerschen Landwirtschaftskammer, welche 5m 
Januar 1916 in Stolp statthatte. Die Tiere waren von den 
jeweiligen Besitzern meist mit allen möglichen Mitteln ge¬ 
pudert, geschmiert und gewaschen worden, aber ohne Erfolg. 

Ich führe ein paar Beispiele an: 

1. Zwei stark räudige Pferde, abgemagert, reichlich borkige Be¬ 
läge, Haarausfall, starkes Juckgefühl. Ich wandte einmal die 
Schmierkur an, bevor mir die Kalkbehandlung bekannt war. Erfolg 
konnte ich nicht verzeichnen, das Juckgefühl bestand noch. Nun 
setzte ich mit dem Kalkverfahren ein in zweimaligem Turnus. Die 
Tiere waren nicht wieder zu erkennen. Das Haarkleid war danach 
erneuert, glatt und geschmeidig, große Freßlust und keinerlei Jucken 
mehr, welches schon am zweiten Kalktag verschwunden ist 

2. Ein Pferd mit leichter Räude. Vor Kenntnis des Kalkver¬ 
fahrens Schmieren versucht, wegen zu hoher Kosten aufgegeben. 
Nach einmaligem Turnus des Kalk Verfahrens war das Pferd voll¬ 
ständig geheilt 

3. Ein Pferdehändler, dem ich gelegentlich von dem Kalkver¬ 
fahren erzählte, bestätigte mir eines Tages ganz begeistert, daß das 
Kalkverfahren tadellos bei seinen zum Teil schwerkranken Pfer¬ 
den geholfen hat. Gleich am zweiten Behandlungstag habe das 
Jucken nachgelassen, die Tiere haben gern gefressen, und nach 
dem zweiten Turnus seien schon junge Haare gekommen. 

Weitere Versuche konnte ich nicht anstellen, da mir 
keine Räudepferde mehr zur Verfügung standen. Wenn ich 
aus eigener Erfahrung nur die wenigen Fälle anführe, so bitte 
ich, mir nicht den Vorwurf von Voreiligkeit zu machen. Diese 
paar Fälle, sowie die umfassenden Versuche und Erfolge von 
Stabsveterinär Dr. Kalcher, festigten in mir die Ansicht, 
daß das Kalkverfahren eine Räudebehandlungsmethode ist, 
die vor allem wegen der sicheren und verblüffenden Wirkung 
und ihrer geringen Kosten — namentlich in militärischen 
Kreisen — weitestgehende Beachtung verdient. 

Ich bitte die Herren Kollegen dringend, das Kalkver 
fahfen bei den 3 Krankheiten Pferderäude, Läuse und Herpes 
tonsurans anzuwenden, und sich von der Wirkung zu über¬ 
zeugen.*) 


Ein praktisches Räudebad fiir Pferde. 

Von prakt. Tierarzt Dr. Becker, Bevensen in Hannover, Stabs¬ 
veterinär d. L. I., zurzeit kommandiert zum Pferdelazarett k. b. 

II. Armeekorps in Bamberg. 

Die beste und einfachste Art und Weise, räudige Pferde, 
insbesondere die hochgradig mit Räude behafteten, schnell 
und sicher zu heilen bzw. zunächst von den dicken Krusten 
und Borken zu befreien, ist bekanntlich das Baden der Tiere 
in einer etwa 30 Grad warmen 1—1^ proz. Sodalauge. Eine 
stärkere Seifenlösung würde noch mehr zu empfehlen sein, ist 
aber wegen der großen Knappheit der Fettseifen zurzeit nicht 
herzustellen. 

Die oft fingerdicken Krusten und Borken, die der Haut 
von räudigen Pferden das Aussehen der Haut eines Nilpferdes 
geben, erweichen unter der Einwirkung der Sodajauge schnell 

*) Die Veröffentlichung geschieht im Einverständnis mit Herrn 
Stabsveterinär Dr. Kalcher. 



424 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 36. 


und lassen sich nach dem Bade leicht abstreichen. Weniger 
schwer mit Räude behaftete Pferde sind nach einmaligem 
Baden glatt und sauber, so daß sie mit Räudemilben tötenden 
Mitteln behandelt werden können; hochgradig räudige Pferde 
müssen dagegen mehrmals, mitunter vier- oder fünfmal, ins 
Sodabad getaucht werden, und zwar in Zwischenräumen von 
4—5 Tagen, bevor alle Krusten von der Haut entfernt sind. 

In der Regel soll das Pferd fünf Minuten lang im Sodabad 
bleiben, in dem es mit einem Besen (Schrubberbesen) von zwei 
Männern am Halse und auf dem Rücken gründlich abgescheuert 
wird. 

Erst wenn die Pferde sorgfältig von den Borken und 
Krusten befreit sind und die Haut glatt, weich und sammet- 
artig sich anfühlt, lasse ich sie entweder mit einer 2—2% proz. 
Bazillollösung gründlich bürsten oder in ein 2 proz. warmes 
Bazillolbad 3—4 Minuten lang eintauchen, um eine Abtötung 
der Räudemilben herbeizuführen. Eine 3 proz. Bazillollösung 
ertragen die Pferde nicht mehr gut, sie zeigen sich darnach 
oft unruhig, besonders da eine stärker als 2 proz. Bazillollösung 
auf der häufig verletzten Haut (Abschürfungen) räudiger 
Pferde heftiges Brennen hervorruft und auch Vergiftungs¬ 
erseheinungen sich einstellen, die auch bei 4 Minuten lang 
dauerndem Bade in 2 proz. Bazillollösung häufiger beobachtet 
werden und sich durch bald vorübergehende Lähmungs¬ 
erscheinungen in der Hinterhand und Taumeln, Sich-Niederlegen 
und Unvermögen aufzustehen kennzeichnen. Zurückbleibende 
Lähmungen oder tödlichen Ausgang habe ich nicht beobachtet, 
obgleich schwache, abgemagerte Pferde mitunter eine Stunde 
lang lagen. Diese Vergiftungserscheinungen treten in der Regel 
erst 5—10 Minuten nach Beendigung des Bades ein, mit¬ 
unter aber zeigen Pferde auch gleich nach dem Bade eine ge¬ 
wisse Schwäche in der Hinterhand und ein Taumeln. 

Da die Eier der Milben nicht durch das Bazillolbad ver¬ 
nichtet werden, so ist am 5. oder 6. Tage nach dem ersten Bade 
das räudige Pferd nochmals in das Räudemilben tötende Bad zu 
tauchen, damit auch die inzwischen etwa aus den Eiern aus¬ 
geschlüpften jungen Milben, bevor sie wieder Eier ablegen, ab¬ 
getötet werden. Da eine 2prozentige Sodalauge schon Räude¬ 
milben tötet, indem die Sodalauge den Chitinpanzer -der 
Milben auflöst, ist wohl die Annahme berechtigt, daß auch in 
dem lprozentigen, 5—10 Minuten dauernden Sodalaugenbad 
schon eine Reihe von ihnen unschädlich gemacht wird. 
Bevor nicht die räudigen Pferde gründlich durch eventuell 
wiederholte Bäder von den Krusten und Borken befreit sind, 
ist das Bazillolbad am besten zu vermeiden. Ein Sodalaugen¬ 
bad, wie ich es hier herstellen lasse, enthält 5 cbm Wasser, in 
dem ein Zentner Kristallsoda oder 40 Pfund kalzinierte Soda 
gelöst werden. In dieser Sodalauge lasse ich 30 Pferde baden, 
bevor es erneuert wird, und wenn die Pferde nicht allzu dicke 
Krustenpanzer haben. Von schwer räudigen Pferden würde 
man nur etwa 20 Tiere in dieser Flüssigkeitsmenge mit Erfolg 
baden können. Von Zeit zu Zeit, etwa nachdem 4—5 Pferde 
gebadet sind, werden 80 bis 100 Liter heißen Wassers unter Zu¬ 
satz der entsprechenden Menge Soda ins Bassin geschüttet, 
einmal, um das beim Baden verspritzte Badewasser zu ersetzen, 
und sodann auch, um das abgekühlte Wasser wieder zu er¬ 
wärmen. Das unbrauchbar gewordene Badewasser wird durch 
eine größere Pumpe aus dem Bassin herausgeholt und das 
Bassin wird gründlich gereinigt, da sich auf dem Boden, be¬ 


sonders bei starkräudigen Pferden, eine oft 20 cm und höhere 
Schicht, aus Krusten, Sand und Kotteilen bestehend, an¬ 
gehäuft hat. 

In der Milben tötenden Bazillollösung kann man mehrere 
hundert Pferde tagelang baden, da ein solches Bad seine wirk¬ 
samen Bestandteile nicht verliert. Es muß nur dafür gesorgt 
werden, daß das Bad nicht allzusehr verunreinigt wird, was 
verhütet wird, wenn man mit einem geeigneten größeren 
eisernen Sieblöffel (Ketscher) aus engmaschigem Drahtgeflecht 
die abgesetzten Kotballen usw. ständig herausfischt. — Da ein 
solches 2prozentiges Bazillolbad von 5 cbm 100 Liter Bazillol 
erfordert, und ein Liter Bazillol zurzeit etwas mehr als 2 M. 
kostet, so belaufen sich die Kosten eines solchen Bazillolbades 
auf mehr als 200 M. Wenn man aber darin 200—300 Pferd? 
und mehr von Räudemilben befreien und heilen kann, so sind 
die Kosten für jedes einzelne Pferd doch nur gering. Die 
Hauptsache aber ist und bleibt schnelle und gründliche Heilung 
und somit baldige Dienstverwendungsmöglichkeit der an 
Räude leidenden Pferde. 

Da der Kopf der Pferde beim Eintauchen sowohl in die 
Sodalauge als auch in die Bazillollösung mit der Badeflüssig¬ 
keit naturgemäß nicht oder doch nur wenig in Berührung 
kommen darf, wird er, während das Pferd im Bade sich be¬ 
findet, von einem Manne möglichst mit der Badelösung mittels 
einer Bürste gereinigt, und zwar werden besonders die Ohren 
abgebürstet. Nach Beendigung des Bades wird dann der Kopf 
nebst den Ohren des Pferdes jedesmal recht gründlich mit der 
Bürste behandelt. Sodann werden nach dem Sodalaugenbade 
die erweichten Krusten mit einem angeschärften Stück Holz 
oder einer geeigneten Metallplatte von der Haut des Pferdes 
abgestrichen. Nach dem Bade werden die Pferde jedesmal in 
den Laufstand geführt, damit sie sich genügende Bewegung 
verschaffen können, die ich auch für noch nicht behandelte 
räudige Pferde durchaus notwendig halte. 

Das Räudebad nebst den dazu gehörigen Vorrichtungen, 
wovon ich eine kleine Zeichnung nebst einer photographischen 
Aufnahme vom Kollegen Hüber der größeren Deutlichkeit 
wegen beifüge, ist folgendermaßen eingerichtet: 

Ein Bassin von 2.80 m Länge, 2 m Tiefe und 1 m Breite wird 
aus Backsteinen an einem passenden Platze in der Erde hergestellt 
und an den inneren Flächen und dem Boden gut und glatt mit 
Zement verputzt. Nahe an jeder Ecke außerhalb des Bassins wird 
ein Pfahl von etwa 20-^25 cm Durchmesser und ca. 5 m Länge in 
die Erde gesetzt, so daß er VA m aus dem Erdboden hervorragt. 

Diese 4 Pfähle werden durch 4 Balken gut und sicher verankert, 
und in der Mitte der beiden längeren Balken wird ein Querbalken 
angebracht, an dem ein Flaschenzug befestigt wird. 

Ein 2,80 m langer, 2 m hoher und 0,85 m breiter Kasten, dessen 
Seiten- bzw. Vorder- und Hinterwand aus 6—8 cm breiten und 

4 cm dicken Stäben hergestellt sind, die von einander je 5 cm ent¬ 
fernt sind und deren dem Innern des Kastens zugekehrte Ecken 
abgerundet sind, hat einen Fußboden aus ebenso dicken Brettern, 
die je 3 cm Zwischenraum haben. Nach oben hin ist der Kasten 
offen. Die vordere und hintere schmale Wand des Kastens bilden 
zwei Türen, die herausgenommen werden können. Um diese be¬ 
quem hineinstellen und an ihrem Platze sicher festhalten zu können, 
sind an dem unteren Ende je 2 fingerdicke eißeme Zapfen von 

5 cm Länge befestigt, die in Löcher hineinpassen, die sich im 
Boden des Kastens nahe am hinteren bzw. vorderen Rande be¬ 
finden. Damit kleinere Pferde nicht allzu viel Spielraum haben, 
kann die hintere Tür etwa 40 cm weiter nach vorn hin eingestellt 
werden. 




7. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


425 


Etwa in der Höhe von 1 m (in der Mitte) befinden sich an 
beiden Seiten der Türen eiserne Schieber, die in Löcher in den 
Seitenwänden hineingeschoben werden können und die Türen fest- 
halten. 

30 cm vom vorderen und ebenso weit vom hinteren Ende des 
Kastens ist um ihn eine ca. 5 cm breite und 1 cm dicke Eisen¬ 
schiene gelegt und gut an dem Kasten befestigt; beide verlaufen 


Apparat zum Baden von Pferden. 



fm 


Figur I. E — E = Eiaerne Scbienen, 

K—K = Eiserne Ketten — 1 m 
R R = Eiserne Riuge. 

„ II. a —a = Eiserne Schiebricgel, 

b — b = Eiserne Stäbchen = 5 cm, 
g = Öffnung in der vorderen Tür. 

„ III. E—E = Eiserne Schienen. 

„ IV. p—p = Holzpfähle = 4—5 m, 

q —q = Querbalken = 3 m b*w. 1,30 m, 
f = Balken für den Flascbenzug = 1,30 m. 

aber nur bis zum oberen Rande des Kastens und sind an ihrem 
oberen Ende so weit durchbohrt, daß man den kleinen Finger der 
Hand hindurchführen kann. 

Nahe hinter bzw. vor jeder Eisenschiene befindet sich am 
oberen Rande des Kastens an jeder Seite je ein fingerstarker eiser¬ 
ner Zapfen, der etwa 5 cm über den oberen Kastenrand hervor¬ 
ragt und mit einer 1 cm im Durchmesser haltenden Öffnung ver¬ 
sehen ist, durch die ein kleines eisernes Stäbchen geschoben werden 
kann. Zwei Eisenschienen, die an beiden Enden so weit durch¬ 
bohrt sind, daß sie auf diese eisernen Zapfen gelegt werden können 
und dann durch die kleinen Stäbchen in ihrer Lage festgehalten 
werden, dienen dazu, zu verhüten, daß der obere offene Teil des 
Kastens zusammengedrückt wird. Die am vorderen Ende des 
Kastens befindliche Eisenschiene, die am zweckmäßigsten mit 
altem Sackleinen umwickelt wird, dient auch gleichzeitig dazu, das 
im Badekasten befindliche Pferd, wenn es sich zu heben und aus 
dem Kasten zu steigen versucht, daran zu verhindern. Beim Hinein¬ 


führen des Pferdes in den Kasten wird die hintere obere Eisen¬ 
schiene abgenommen, damit das Pferd sich nicht den Kopf daran 
stößt und ängstlich wird. Die vordere Eisenschiene braucht man 
in der Regel nicht abzunehmen. 

Die vier oberen Enden der beiden um den Kasten verlaufenden 
Eisenschienen sind, wie schon erwähnt, durchbohrt. Eine ca. 2 m 
lange stärkere Kette, die in der Mitte einen starken Ring hat, ist 
an beiden Enden in den Öffnungen der Eisenschienen an je einer 
Längsseite befestigt. In diese beiden Ringe wird der Haken vom 
Flaschenzug eingesetzt, worauf man imstande ist, den Kasten nebst 
dem darin sich befindenden Pferde ins Bassin hinabzulassen und 
aus ihm emporzuheben. 

Der in dem Flaschenzug hängende Kasten befindet sich genau 
über dem Bassin, und zwar steht die Bodenfläche des Kastens in 
gleicher Höhe mit dem Erdboden. 

Das vorher mit der Augenblende versehene Pferd wird in 
den Kasten hinein geführt, was in der Regel keine Schwierig¬ 
keiten bereitet. Es wird zuerst die hintere und dann die vor¬ 
dere Tür (Wand) eingesetzt und befestigt. 

Das Pferd steht dann so eingeengt im Kasten, daß es sich 
weder rück-, vor- noch seitwärts bewegen kann. Bei kleineren 



Dieuatpford „Susanna“ nach dum Bado nobst Bademeister und Badewärter. 

(Nach Hu eher, Veterinär d. R.) 

Pferden wird, wie bereits gesagt, die hintere Tür ca. 40 cm 
weiter nach vorne festgesetzt, doch ist dies in den meisten 
Fällen nicht erforderlich. 

Sobald das Pferd sich in dem Badekasten befindet, muß 
man es an einer starken Halfter von unten her durch 
einen daran befestigten Strick festhalten, der durch ein in der 
vorderen Tür befindliches* Loch geführt wird, damit es sich 
nicht in die Höhe zu heben vermag. Außerdem wird es von 
einem Manne an der Halfter festgehalten, damit es den Kopf 
nicht ins Wasser tauchen kann. 

Wenn sich der Kasten mit dem Pferde senkt und das 
Wasser den Bauch des Pferdes berührt, wird es mitunter un¬ 
ruhig und sucht vorn in die Höhe zu steigen. Man über¬ 
schüttet es dann schnell mit dem Badew f asser, worauf es sich 




426 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 36. 


beruhigt. Ist das Pferd ganz untergetaucht, so schwimmt es 
mit dem Kasten. Ich lasse dann zwei Leute auf den oberen 
Kastenrand treten, damit das Pferd möglichst ganz unter¬ 
taucht. Es wird dann kräftig mit zwei Schrubbern bearbeitet, 
besonders am Halse und auf dem Rücken. Nach 5 bis 
10 Minuten bzw. 3 Minuten langem Baden wird dann das 
Pferd aus dem Bassin emporgehoben, die vordere Tür des 
Kastens wird geöffnet, die Augenblende 
entfernt und das Pferd fortgeführt. 

An das Bad schließt sich gleich die 
sorgfältige Reinigung des Kopfes und 
der Ohren an, und die erweichten 
Krusten werden abgestrichen. 

Die Kosten des Bassins, des Bade¬ 
kastens und der Hebevorrichtung nebst 
Flaschenzug schätze ich auf etwa 150 M. 



Düngerverbrennungsofen. 

Von K. ung. Ldst.-U.-Tierarzt Otto Varga, eing. b. k. u. k. Etappen- 
Pferdespital Turbe (Bosnien). 

Bei Behandlung der Räude halte ich die Desinfektion der 
Stallungen und das Vernichten des Düngers für gerade so 
wichtig als die Behandlung der Pferde mit Medikamenten. 
Im Dünger vorhandene Milben können durch Verscharren oder 
Verbrennen des Düngers vertilgt werden. Da das Verscharren 
des Düngers bei größerem Pferdestande fast unmöglich ist, 
habe ich nach beiliegendem Plane einen Düngerverbrennungs¬ 
ofen konstruiert, welcher in der angegebenen Größe im hie¬ 
sigen Pferdespital aufgebaut wiyde, sehr gut funktioniert und 
imstande ist, pro Tag den Dünger von 250—300 Pferden zu 
verbrennen. Der Düngerverbrennungsofen hat folgende Vor¬ 
teile: Sicherheit gegen Feuersgefahr; man braucht ferner dazu 



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7. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


427 


überhaupt kein Heizmaterial, und es bleibt eine milbenfreie, 
reine Asche zurück, welche noch als Kunstdünger verwend¬ 
bar ist. 

Die Asche enthält: 

Phosphorsäure.1,79 Proz. 

Kali, oxydat.7,18 „ 

Natr. oxydat.2,18 „ 



Der Ofen wurde am 4. April 1916 mit ein wenig Holz an¬ 
geheizt, und seit dieser Zeit brennt der Dünger von räudigen 
und rotzkontumazierten Pferden Tag und Nacht ununter¬ 
brochen bei 6stündigem Wechsel des Heizers. Der Ofen wurde 
mit eigener Mannschaft aufgebaut und hat 560 Kronen gekostet. 



Die nötigen Materialien sind folgende: 

6400 Stück gewöhnliche Mauerziegel, 

8 cbm Lehm, 

3 Ztr. Kalk, 

1 „ Portlandzement, 

120 kg Schließeisen, 

7 Stück Eisenbahnschienen je 2,00 m langr, 

2 » » » 1,20 „ „ 

^ » r> V 2,10 „ „ 

2 * „ „ 3,60 „ „ 

90 kg Eisenblech, 1 mm stark, 

38 „ Flacheisen für Türen usw. 


Referate. 

Zur Therapie der Räude. % 

(Nach Z. f. Vcter.-Kunde 1916, Heft 6/6, S. 156, 163, 172.) 

Beobachtungen und Erfahrungen Im Pferdelazarett der 6. und 2. Kavallerle- 
dlvlsion. 

Von Stabsveterinär Fritz Bier mann. 

Die Mitteilungen des Verf. beziehen sich auch auf die mit 
verschiedenen Mitteln erzielten Resultate in der Räude¬ 
behandlung. Mit dem in den Etappen-Sanitätsdepot nieder- 
jgelegten Kresolseifenliniment hat er keine besonders gute 
Wirkung erzielt. Ein Kreolinliniment (Kreolin, grüne Seife, 
Spiritus je 2 Teile, Holzteer 1 Teil, Schwefelblüte V* Teil, 
Wasser 2 l A Teile) war sehr wirksam, aber giftig. Zwei Pferde 
erlagen einer Kreolinvergiftung bei Einreibung einer Körper¬ 
hälfte auf einmal. Die besten Ergebnisse hat Verf. (im Gegen¬ 
satz zu ungünstigeren Urteilen anderer) mit „Ivan“ gehabt. 
„Ivan“ (nach Strauch) besteht aus Spiritus, Teer, Seife 
und gelöschtem Schwefel. Es wird zum Gebrauch mit Fisch- 
tian, Leinöl oder Vaselin hergerichtet. "Es wird nach Art 
anderer Räudemittel unter Einreibung der ganzen Körper¬ 
oberfläche angewendet. Jedoch genügt einmaliges Einreiben 
nicht in allen Fällen. 

Zur Behandlung der Sarcoptes-Räude der Pferde. 

Von Stabsveterinär Prof. Dr. Gmeiner. 

Schnellkuren und die Anwendung zu starker Konzen¬ 
tration namentlich der reinen und giftigen Kresolkörpei' sind 
mit äußerster Vorsicht aufzunehmen. Die jüngst vom Ober- 
veterinär Mayer angegebenen Räudelinimente sind zu kon¬ 
zentriert, daher gefährlich. Es sind in ihnen 17 bis 23 Proz. 
Kresol enthalten. Gmeiner gebraucht 10 Proz. Kresol, seine 
Behandlung ist u. U. eine mehrfache in längerer Zeit. 

Die Behandlung mit Salben anstelle von Flüssigkeiten 
empfiehlt Verf. nicht. Die von Mayer empfohlene Salbe 
(Vaselin 1000, Liquor kresol. sap. 200, Spiritus 50, Pix liquid. 
25) bindet das Kresol nicht völlig, ein Teil der Haut wird 
daher durch reines, ungebundenes Kresol geschädigt. 

Über Einzelheiten siehe Original. 

Zur Räudebehandlung der Pferde. 

Von Stabsveterinär Schmidt. 

Ein von Stabsarzt Heuer gegen Ekzem beim Menschen 
empfohlenes Mittel hat auch bei Sarkoptesräude ausgezeichnete 
Wirkung. Es besteht in einiger Abänderung aus: Bolus alba 
100.0, Bals. peruv. oder Perugen 40.0, Burowsche Lösung 20.0, 
Fett (Vaseline) 50.0, Spiritus 20.0, Aqu. 150.0. 

Das geschorene und gewaschene Pferd wird mit der Hand 
ganz eingerieben, nach vier Tagen wird abgewaschen. Ver¬ 
dächtige Stellen werden nachbehandelt. Hervorragend soll die 
Milderung des Juckreizes sein. B. 

Ergänzung der Räudevorschriften. 

(K. u. k. Kriegsministerium. Abt. 3, Nr. 5614 von 1916.) 

Bei der Wichtigkeit der Räudebehandlung werden hierüber mit 
Genehmigung des k. u. k. Kriegsministeriums in Wien die er¬ 
gänzenden Bestimmungen gebracht. 

Infolge des oft sehr mangelhaften Nachschubes von Teer¬ 
liniment ergibt sich in vielen Fällen die Notwendigkeit, die mit 
Räude behafteten Pferde mit anderen Mitteln zu behandeln, da 
es für jeden Fall besser ist, die Pferde mit vielleicht schwächer 
wirkenden Mitteln als überhaupt nicht zu behandeln. Dabei ist 
aber grundsätzlich daran festzuhalten, daß solche Mittel in der 
Regel nur während der Zeit, in der Teerliniment nicht erhältlich 
ist, angewandt worden. Es hat daher auch künftighin die Be- 











428 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 36. 


Stellung des Teerlinimentes rechtzeitig und in genügender Menge 
auf dem vorgeschriebenen Wege zu erfolgen. Als Ersatzmittel 
kämfen in Betracht: 

‘Rohöl (Erdöl, Naphta), rein oder zu oder zur Hälfte mit 
öl vermischt. (Größte Vorsicht. Feuergefahr, ausgiebiges 
Lüften der Stallungen notwendig, Gefahr von Lungenentzündungen 
im Winter. Falls Rohöl sich eindickt, ist Umrühren und Ver¬ 
bringen in wannen Raum oder in warmes Wasserbad angezeigt; 
streng zu vermeiden ist Erwärmen über offener Flamme.) 

Rohöl hat je nach den Herkunfsgruben verschiedene Zu¬ 
sammensetzung und daher auch verschiedene Wirkungsweise. Es 
muß deshalb vor der allgemeinen Benützung stets an minder¬ 
wertigen Pferden ausgeprobt werden. Der Zusatz von öl ist nicht 
unbedingtes Erfordernis. Das Rohöl wird in der Weise verwendet, 
daß das Pferd in zweitägigen Zwischenräumen am ganzen 
Körper eingeschmiert wird. 

Zur Heilung genügen in der Regel 4—5 Schmierkuren. 
Das Schmieren erfolgt in der Weise, daß die Pferde mit dem 
Rohöl einfach angestrichen werden. Kräftiges Einreiben ist zu 
vermeiden, da sonst sehr starke Schwellungen und Hautentzün¬ 
dungen entstehen; diese treten übrigens bei Pferden mit nicht pig¬ 
mentierter Haut (Schimmeln) vielfach auf. 

Die Schwellungen verschwinden nach Abschluß des Verfahrens 
von selbst, die Hautentzündungen heilen bei Anwendung von Aqua 
Calcis und öl zu gleichen Teilen ab. Zuweilen werden auch 
Temperatursteigerungen bis zu 40° C. und darüber beobachtet, 
die von wesentlichen Störungen des Allgemeinbefindens nicht be¬ 
gleitet sind. Während der Schmierkur werden die Pferde nicht 
gewaschen; erst nach der letzten Schmierkur erfolgt eine gründ¬ 
liche Reinigung. Dabei tritt meistens vollständiger Haarausfall 
ein; die Haare wachsen aber in der Zeit von 3—4 Wochen 
rasch nach. 

Es wird noch bemerkt, daß das Rohöl auch bei nichtge- 
schorenen Pferden angewandt werden kann; es empfiehlt sich 
jedoch in diesem Falle, das Waschen schon nach der zweiten 
Schmierkur vorzunehmen, wobei die Haare ausfallen. Hierauf 
wird die Schmierkur fortgesetzt. 

Sollten sich während der Behandlung bedrohliche Krank¬ 
heitserscheinungen zeigen, so ist die Behandlung vorübergehend 
zu unterbrechen und sind die erkrankten Pferde zu waschen. 

Um die reizende Wirkung des Rohöles beim 
K inreiben auf die Haut von räudigen Pferden 
zu verhüten, hat sich die Vermischung des 
Rohöles mit Kalkwasser bewährt. Es wird des¬ 
halb empfohlen, das Rohöl anstatt mit öl mit 
dem überall leicht herstellbaren Kalkwasser 
zu vermischen. 

Die Herstellung des Rohöl-Kalkwasserlinimentes erfolgt in der 
Weise, daß Rohöl und frisch bereitetes Kalkwasser entweder zu 
gleichen Teilen oder Rohöl zu 2 und Kalkwasser zu 1 Teil innig 
miteinander verrührt werden. Dieses erwähnte Liniment ist längere 
Zeit haltbar und läßt sich sehr leicht auf der Haut verreiben. Die 
Anwendung der ersterwähnten Mischung empfiehlt sich besonders 
bei feinhäutigen Pferden und bei Pferden mit pigmentloser Haut. 

Das Kalkwasser wird- auf nachstehende Art bereitet: 

1 kg frisch gebrannter Kalk (Ätzkalk, CaO) wird durch 
langsames Zuträufeln von Wasser gelöscht. Nach dem Aufhören 
der dabei auf tretenden Dampfbildung werden 15 1 Wasser zuge¬ 
setzt. Diese Lösung bleibt alsdann mehrere Stunden lang stehen. 
Wenn sich der gelöschte Kalk zu Boden gesenkt hat, wird die 
darüber stehende klare Flüssigkeit vorsichtig abgegossen, zu der 
dann weitere 15 1 Wasser hinzugefügt werden. Auf diese Weise 
werden aus 1 kg gebrannten Kalk 30 1 Kalkwasser gewonnen. 
Zur Herstellung des Linimentes darf nur frisch bereitetes Kalk¬ 
wasser benützt werden. 

Mit dem Rohöl-Kalkwasserliniment werden die womöglich ge¬ 
schorenen Pferde in zweitägigen Zwischenräumen am ganzen 
Körper eingerieben. Dabei kann das Schmieren etwas kräftiger 
erfolgen, als wenn es mit unverdünntem Rohöl durchgeführt 
würde. Die Behandlung soll jedenfalls 4—5 Schmierkuren um¬ 
fassen; im übrigen richtet sich die Zahl der erforderlichen Schmier¬ 


kuren nach der Lage des Falles. Wenn Pferdescheren nicht zur 
Verfügung stehen, kann die Behandlung auch bei ungeschorenen 
Pferden durchgeführt werden. Während des Schmierens hat das 
Waschen der Pferde zu unterbleiben. Auch nach Abschluß der 
Schmierkur ist das Waschen nicht unbedingt nötig, es genügt 
meistens das Abreiben der Pferde mit Stroh. Im übrigen gilt die 
sonstige für die Behandlung mit Rohöl erlassene Vorschrift. 

Petroleum mit öl 1:1 bis 1:2 (Vorsicht wegen Schwel¬ 
lungen und Dermatitis). Für die Anwendung des Petroleums gilt 
im wesentlichen das über Rohöl Gesagte. 

Benzin mit der doppelten Menge öl. 

Tabaklauge (Extrakt) 3 bis 4 Proz. zu Waschungen. 
(Aus Tabakfabriken zu beziehen, enthält 20 bis 30 Proz. Nikotin, 
darf nur in 3—4 prozentigen Lösungen und wegen der Vergiftungs¬ 
gefahr nur an umschriebenen Stellen verwendet werden.) 

Tabakabkochung 5 bis 10 Proz. zu Waschungen. 

S.u b 1 i in a t 2 Proz. zu Waschungen. 

Soda-, Pottasche-, Schmierseifenlösungen 
(5—10 Proz.), für sich oder zusammengemischt oder mit Tabak¬ 
abkochung gemischt. 

Kreolin 2 Y *—3 Proz, zu Waschungen; in diesem Verhältnisse 
mt warmem Wasser sorgfältig vermischt ergibt Kreolin die 
feinste Emulsion und entfaltet daher die beste Wirkung. 

Da sich Kreolin pro desinfectione für Heilzwecke nicht eignet 
und auch zu Waschungen von Tieren nicht verwendet werden 
darf, ist bei Anforderungen von Kreolin jedesmal genau anzugeben, 
ob Kreolin medicinale oder pro desinfectione benötigt wird. 
Kreolinliniment oder -salbe 5 Proz. (vergleiche die 
Veterinärvorschriften). 

Liquor Cresoli saponatus in 2—3prozentigen' wässe¬ 
rigen Lösungen. 

Lysol-, Karbollösungen 3 Proz. zu Waschungen. 

Acidum carbolicum liquefactum mit der vierfachen 
Menge Schmierseife und Wasser vermengen und dann einreiben. 
(Vorsicht wegen Vergiftungsgefahr.) 

Aqua cresolica mit der halben Menge Schmierseife und 
Spiritus (also 1, J4, %) zu einem Liniment verreiben. 

Kreosotöl (1:20 bis 30) oder Kreosotliniment. 

Schwefelleber 3—5 Proz. zu Waschungen. 

Im allgemeinen ist die Regel einzuhalten, daß die öligen Mittel 
in stärkerer Zusammensetzung benützt werden können, als die 
wässerigen oder spirituösen Lösungen. 

Es empfiehlt sich außerdem, stärker wir¬ 
kende Mittel (Petroleum, Rohöl, Benzin u. a. m.), 
mit denen noch nicht behandelt wurde, zunächst 
bei weniger wertvollen Pferden — anfangs viel¬ 
leicht nur an umschriebenen Stellen — zu er¬ 
proben und erst nach der Feststellung ihrer.Un¬ 
gefährlichkeit zu verwenden. 

Rohöl wird den Armeen seitens des Kriegsministeriums als 
Ersatz für angefordertes Teerliniment nach Maßgabe dieser An¬ 
forderungen zugeschoben werden. 

Alle anderen genannten Ersatzmittel müssen, falls Teerlini¬ 
ment gelegentlich fehlt, von den Truppen selbst durch Handeinkauf 
beschafft werden, da die Medikamentenabgabestelle der k. u. k. 
Tierärztlichen Hochschule für die Räudebehandlung neben Teer¬ 
liniment andere Mittel nur insoweit liefern kann, als dies die 
„Besonderen Veterinärvorschriften“ betreffend Räudebehandlüng 
vorsehen. 

Bei der Anwendung der Ersatzmittel für Teerliniment wird 
der Vorbehandlung mit Schmierseife ein umso größeres Augen¬ 
merk zuzuwenden sein. Bei der Anwendung von Rohöl ist jedoch 
eine Vorbehandlung mit Schmierseife nicht unbedingt notwendig. 
Als Ersatzmittel für Schmierseife können, solange letztere nicht 
erhältlich ist, Soda, Pottasche, Aschenlauge in 5—10 prozentigen 
Lösungen angewendet werden. 

Im übrigen wdrd aber darauf aufmerksam gemacht, daß 
neben der Behandlung der bereits erkrankten Tiere der 
Verhütung des Auftretens der Räude bei noch 
nicht erkrankten Pferden mehr als bisher Auf¬ 
merksamkeit zuzuwenden ist. In dieser Hinsicht ent- 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


429 


7. 1916. 

halten die „Besonderen Veterinärvorschriften“, Erste Abteilung, 
Seite 25 und 26, dann Zweite Abteilung, respektive „Belehrungen“, 
Seite 1—4, die nötigen Angaben. 

Zu beachten wären noch insbesondere fol¬ 
gende Maßnahmen, die bis jetzt viel zu wenig 
Beachtung gefunden haben. 

• Das Putzen der Pferde darf bis auf weiteres nur im 
äußersten Notfall in den Stallungen stattfinden. Sonst ist das¬ 
selbe im Freien (etwa unter einem Flugdache — bei räudever- 
dächtigen Pferden an einer windgeschtitzten Stelle —) vorzu¬ 
nehmen. Der an den Bürsten und Striegeln haftende Staub muß 
gesammelt und dann verbrannt oder tief vergraben werden. 

Jedes Putzzeug soll gekennzeichnet sein, darf nur für ein und 
dasselbe Pferd benutzt werden und ist öfters zu desinfizieren. 
Wenn Räude oder Räudeverdacht in einem Pferdebestande fest¬ 
gestellt wurde, so ist, da die Übertragung vielfach durch Putz¬ 
zeug geschieht von der Verwendung des Putzzeuges überhaupt 
abzusehen. Die notwendige Reinigung der Pferde erfolgt dann 
durch Stroh, Reisig, Moos, Holzspäne usw., die nur einmal be¬ 
nützt und sodann verbrannt werden. 

Besonderes Augenmerk ist der Vermeidung der Weiter Ver¬ 
breitung der Räude durch Pferdedecken zuzuwenden. 

Die sorgfältige Desinfektion des Stalles, der 
Stalleinrichtungsgegenstände, des Putzzeuges, der Halfter, des 
Sattelzeuges, der Pferdedecken usw., also aller Gegenstände, die 
als Träger der Milben oder ihrer Brut in Betracht kommen (ver¬ 
gleiche „Besondere Veterinärvorschriften“, Seite 25 und 26), i s t 
gleichzeitig mit der Behandlung und wiederholt (alle 
8 Tage) durchzuführen. 

Die Desinfektion der Pferdedecken und der Kleider der Warte¬ 
mannschaft geschieht zweckmäßigerweise in den Desinfektoren 
der Sanitäts- und Entlausungsanstalten oder in Backöfen. Hier 
werden sie während einer Stunde der Einwirkung hoher Hitze¬ 
grade ausgesetzt. 

• Zum Scheren der Pferde sollen nur Leute verwendet werden, 
die hierin geübt oder wenigstens hierzu geeignet sind. Von dem 
Scheren sind die Pferde nach Möglichkeit von Schmutz und Sand 
zu reinigen oder bei entsprechender Lufttemperatur zu waschen, 
da sonst die Scheren vorzeitig unbrauchbar werden. Stumpf ge¬ 
wordene Scherplatten sind bei der Armee im Felde in den Auto¬ 
mobilwerkstätten, im Hinterlande, soweit tunlich in nächstgelege¬ 
nen, zum Schleifen solcher Scheren eingerichteten Privatwerk¬ 
stätten, sonst im Wege der Medikamentenabgabestelle bei der 
Militärabteilung der Tierärztlichen Hochschule in Wien, schleifen 
zu lassen. Bei jeder Anforderung von Ersatzteilen der Pferdescher¬ 
maschinen (Scherplatten usw.) ist stets auch das System (Name) 
der betreffenden Maschine anzugeben. 

Um die Räude erfolgreich zu bekämpfen, ist das ver¬ 
ständnisvolle Zusammenarbeiten der Komman¬ 
danten und der Tierärzte unbedingtes Erfor¬ 
dernis. Auch sind die Unteroffiziere und die Mannschaft über 
die Erkennung, Verhütung der Einschleppung und Weiterver¬ 
breitung der Räude und die Behandlung räudekranker Pferde 
immer wieder aufzuklären. Die Unterlage für eine solche Auf¬ 
klärung enthalten die „Belehrungen über Tierseuche n“. 

(Nach D.T.W.) 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 
Unteroffizier stud. med vet. Hermann Vockel aus Peine 
(Studierender der Tierärztl. Hochschule in Dresden). 

Verwundet: 

Offizierstellvertreter stud. med. vet. Georg Balzuweit. 
Vizefeldwebel stud. med. vet. Robert Richter. 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurde 
ausgezeichnet: 

Armee- und Oberstabsveterinär Valentin Göbel (Ober¬ 
stabsveterinär in München). 


Mit dem Eisernen Kreuz H. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Karl Brauns (Tierarzt aus Hannover). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Markolf Hoefle. 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Emil Hohmann. 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Fritz H.ohmuth. 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Fritz Janßen. 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Max Immendörfer. 
Unterveterinär Alfred Karisch (Tierarzt aus Sporbitz). 
Oberveterinär Dr. Albert Köller (Schlachthoftierarzt in 
Breslau). 

Oberveterinär Fritz Längrich (Tierarzt in Rostock). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Heinz Meyer. 
Oberveterinär Ludwig Möhling (Tierarzt in Fischeln). 
Veterinär Dr. Paul Schröpfer (Tierarzt in Gotha). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Walter Diehnelt aus 
Waldheim (Studierender der Tierärztl. Hochschule in 
Dresden). 

Veterinär Dr. Richard Krieger (Assistent am Hyg. 

Inst, der Tierärztl. Hochschule in Dresden). 
Korpsveterinär Ernst Müller (Korpsstabsveterinär a. D. 
in Dresden). 

Kriegsfreiwilliger stud. med. vet. Kurt Zeller aus Reichen¬ 
bach (Studierender der Tierärztl. Hochschule in Dresden). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Heinrich Vollmer 
aus Wester-York (Studierender der Tierärztl. Hochschule 
in Dresden). 

Stabsveterinär Dr. AlfredSchneider (Tierarzt in Siegen). 
Stabsveterinär Dr. Gustav Hoppe (Kreistierarzt in Melle). 
Stabsveterinär Adolf Fritze (Schlachthoftierarzt in 
Bromberg). 

Einhandertnndneiinte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 27. August, bis Sonnabend, den 
2. September 1916. 

Am 27. August 1916 abends hat die rumänische Regie¬ 
rung Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Gleichzeitig hat 
Italien nun auch an Deutschland die Kriegserklärung aus¬ 
gesprochen. Nachdem Rumänien somit die mit Österreich- 
Ungarn und Deutschland abgeschlossenen Verträge schmäh¬ 
lich gebrochen hat, wurde der Kaiserlich deutsche Gesandte 
in Bukarest angewiesen, seine Pässe zu verlangen und der 
rumänischen Regierung zu erklären, daß sich Deutschland 
nunmehr gleichfalls als im Kriegszustände mit Rumänien be- 
findlich betrachte. 

Unter dem 29. August hat Seine Majestät der Kaiser 
durch Allerhöchste Kabinettsorder den Chef des Generalstabes 
des Feldheeres, General der Infanterie von Falkenhayn zwecks 
anderweitiger Verwendung von dieser Stellung enthoben. 
Zum Chef des Generalstabes des Feldheeres hat Seine Majestät 
den General-Feldmarschall von Beneckendorff und von 
Hindenburg ernannt, zum ersten General-Quartiermeister 
den Generalleutnant 'Ludendorff unter Beförderung zum 
General der Infanterie. 

An der West front dauern die Kämpfe bei Verdun und 
an der Somme an, ohne daß sie die frühere Heftigkeit er¬ 
reichen. Weiter vorzudringen haben unsere Gegner nicht 
vermocht. 

An der Ostfront keine nennenswerten Veränderungen. 
Zu größeren Kampfhandlungen kam es nur in der Bukowina 
und an der galizischen Front. Gegenüber der neuen rumäni¬ 
schen Front hat Österreich-Ungarn seine Grenztruppen plan¬ 
gemäß in vorher ausgebaute Stellungen zurückgenommen. 
Die Städte Hermannstadt und Kronstadt sind geräumt. Die 
Rumänen haben in der vergangenen Woche nur äußerst vor¬ 
sichtig in kleinen Abteilungen vorgetastet; zu etwas ernsteren 
Kämpfen ist es nur an beiden Flügeln, insbesondere östlich 
von Orsowo gekommen. An der Salonikifront nichts Neues. 

An der italienischen Front, im Kaukasus 
und an der persischen Front keine wesentlichen Ver¬ 
änderungen. 








430 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 36. 


Am 31. August hat der rumänische Gesandte in Sofia 
seine Pässe verlangt. Eie Türkei und Bulgarien haben Ru¬ 
mänien den Krieg erklärt. Die Türkei am 31. August, abends 
8 Uhr, Bulgarien am 2. September, vormittags 10 Uhr. 

N e v. 

Zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge aus dem 
Felde während des Krieges. 

Von Mitarbeitern ist an die Schriftleitung der B. T. W. 
das Ersuchen gerichtet worden, über die durch die Kriegsver¬ 
hältnisse gebotenen Beschränkungen in der Publikation näheren 
Aufschluß zu geben, damit bei der Abfassung der Beiträge 
keine Verstöße Vorkommen. Weil zurzeit viele unserer Mitar¬ 
beiter in einem militärischen Dienstverhältnis 6tehen und ge¬ 
rade die wissenschaftlichen Beiträge aus dem Felde besonders 
wichtig, nutzbringend und nicht zum wenigsten auch von 
hohem fachlichen Interesse für die Daheimgebliebenen sind, hat 
die Wochenschrift an maßgebender Stelle — im Kriegsministe¬ 
rium — gebeten, ihr Richtlinien für Publikationen gj&ben zu 
wollen. Eine Auskunft vom 8. August d. J. besagt, daß ein 
kriegsministerieller Erlaß, nach dem rein wissenschaftliche Ver¬ 
öffentlichungen verboten seien, wie von einer Seite vermutet 
wurde, nicht besteht. Dagegen sei bei der Absicht zur Ver¬ 
öffentlichung kriegsministerieller Erlasse über Maßnahmen im 
Heere, soweit sie nicht im Armeeverordnungsblatte bekannt¬ 
gegeben sind, vorher die Zensurbehörde oder das Kriegsmini¬ 
sterium um die Zustimmung zu ersuchen. Im übrigen wäre 
wegen der Genehmigung zur Veröffentlichung von Aufsätzen 
seitens der Offiziere und Beamten die Allerhöchste Kabinetts¬ 
order vom 23. Januar 1897 — A. V. Bl. S. 36 — maßgebend. 
Diese Kabinettsorder sei deshalb weiter unten in Erinnerung 
gebracht. 

Die erteilte maßgebliche Aufklärung zur Beseitigung der 
Zweifel ist mit besonderem Danke zu begrüßen. Schon jetzt 
sind seitens der Wochenschrift die wissenschaftlichen Aufsätze 
und sonstigen Beiträge von Veterinäroffizieren, wie z. B. die 
Feldpostbriefe, der Zensurbehörde unterbreitet worden, wobei 
im Sinne der oben wiedergegebenen Aufklärung die Publi¬ 
kation der wissenschaftlichen Abhandlungen immer genehmigt 
worden ist Eine wissenschaftliche publizistische Betätigung 
ist somit zulässig, und es sei daher angeregt, durch geeignete 
Beiträge aus dem Felde das Bild der tierärztlichen Arbeit im 
Kriege in wissenschaftlicher Hinsicht möglichst erschöpfend 
vorzuführen. Auch in den medizinischen Zeitschriften findet 
ein eifriger fruchtbringender wissenschaftlicher Gedankenaus¬ 
tausch bereits seit Kriegsbeginn unbehindert statt. G 1 a g e. 

* 

Literarische Veröffentlichungen seitens der im aktiven Dienste 
befindlichen Offiziere und Beamten des Heeres, sowie der zur 
Disposition stehenden Offiziere. 

Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß die im 
aktiven Dienste befindlichen Offiziere und Beamten des Heeres, 
sowie die zur Disposition stehenden Offiziere bei literarischen Ver¬ 
öffentlichungen fortan nach beifolgenden Bestimmungen zu ver¬ 
fahren haben und daß alle entgegenstehenden Festsetzungen außer 
Kraft treten. Wenn Ich hiermit behufs Förderung des wissenschaft¬ 
lichen Strebcns Meiner Armee Erleichterungen eintreten lasse, so 
spreche Ich gleichzeitig die Erwartung aus, daß Meine Offiziere 
und Beamten hei literarischen Veröffentlichungen mit besonderem 
Takte verfahren werden, um Reibungen zu vermeiden und das Wohl 
der Armee zu fördern. Das Kriegsministerium hat das Weitere zu 
veranlassen. 

Berlin, den 23. Januar 1897. gez. Wilhelm. 


An das Kriegsministerium. 

1. Bei Veröffentlichungen von Mitteilungen über Vorgänge auf 
militärischem Gebiete, von kriegsgeschichtlichen Abhandlungen oder 
sonstigen schriftstellerischen Arbeiten über militärische Fragen und 
Angelegenheiten, gleichviel ob die Veröffentlichungen die eigene 
oder eine fremde Armee bzw. Marine betreffen, ist das Dienst¬ 
geheimnis streng zu wahren, und Angaben und Mitteilungen usw. 
aus geheimen und nur für den Dienstgebrauch bestimmten Dienst¬ 
vorschriften dürfen nur ganz ausnahmsweise und nur mit ausdrück¬ 
licher Erlaubnis des Kriegsministeriums veröffentlicht werden. 

2. Wird bei der Herausgabe von Schriften usw. die Benutzung 
von amtlichem, dem Herausgeber nur infolge seiner Dienststellung 
bekannt gewordenem Material gewünscht, so ist, unter Bezeich¬ 
nung desselben, die Entscheidung des nächsten direkten Vor¬ 
gesetzten, von den regimentierten Offizieren usw. des Regiments- 
(selbständigen Bataillons-) Kommandeurs, von den zur Disposition 
stehenden Offizieren des Vorgesetzten Generalkommandos, einzu- 
holen. Vorbezeichnete Dienststellen vermitteln auch die Benutzung 
von amtlichem Material, welches ihnen selbst nicht zugänglich ist. 
Ihrer Entscheidung bleibt es ebenfalls Vorbehalten, ob derartige 
Schriften alsdann mit dem Vermerk „nach amtlichen Quellen zu¬ 
sammengestellt“ versehen werden dürfen. 

In zweifelhaften Fällen ist die Entscheidung der nächst höheren 
Stelle, evt. diejenige des Kriegsministeriums, zu beantragen. 

3. Berichte und Arbeiten über Kriegs-Ereignisse, welche bereits 
vom Generalstabe bearbeitet sind, werden vor ihrer Veröffent¬ 
lichung dem Chef des Generalstabes der Armee vorgelegt. Derselbe 
kann im Interesse der Unparteilichkeit der Veröffentlichung die 
Genehmigung versagen bzw. Richtigstellungen anordnen. 

4. Gesuche um Widmung oder Überreichung von schriftstelle¬ 
rischen Erzeugnissen, Kompositionen usw. an fremde Souveräne 
unterliegen der Entscheidung des Kriegsministeriums. Anträge 
dieser Art sind indessen nur dann vorzulegen, wenn eine wirklich 
ausreichende Veranlassung dazu vorhanden ist. 

5. Die nach Nr. 1, 3 und 4 erforderlich werdenden Gesuche sind 
auf dem Dienstwege, von den zur Disposition stehenden Offizieren 
durch das Vorgesetzte Generalkommando, vorzulegen. 

6. Bei Veröffentlichungen im Militär-Wochenblatt und in Zeit¬ 
schriften, deren verantwortliche Redakteure sich dem Kriegsministe¬ 
rium gegenüber verpflichtet haben, auf Befragen die Namen der 
ihnen Aufsätze usw. einsendenden Angehörigen der Armee und Offi¬ 
ziere zur Disposition zu nennen (die betreffenden Blätter werden 
seitens des Kriegsministeriums besonders bekanntgegeben werden), 
sind die Verfaser von der Veröffentlichung ihrer Namen und Dienst¬ 
stellungen entbunden. 

7. In allen anderen Fällen ist dagegen entweder der volle 
Name des Verfassers, nebst Charge und Truppenteil, mit zu ver¬ 
öffentlichen oder gleichzeitig mit der Veröffentlichung dem Kriegs¬ 
ministerium unmittelbar zu melden. Eine gleiche Meldung ist dem 
nächsten direkten Vorgesetzten, von den regimentierten Offizieren 
usw. dem Regiments- (selbständigen Bataillons-) Kommandeur, von 
den zur Disposition stehenden Offizieren den Vorgesetzten General¬ 
kommandos, einzureichen. 

8. Die Anwendung von Namenzeichen, an Stelle des vollen 
Namens, unter den Veröffentlichungen ist gestattet. In derartigen 
Fällen genügt — der stete Gebrauch derselben Zeichen voraus¬ 
gesetzt — eine einmalige Meldung an die unter 7 bezeichneten 
Stellen. 

9. Die Befolgung vorstehender Bestimmungen entbindet den 
Verfasser nicht von der vollen persönlichen Verantwortlichkeit für 
den Inhalt seiner Veröffentlichungen. 

10. Diese Bestimmungen sind von den Offizieren des Beurlaubten¬ 
standes bei Einberufungen zum Dienst gleichfalls zu beachten. 

Notiz. 

Vor einiger Zeit ist das Gerücht aufgetaucht (und hat sich 
bis jetzt erhalten), daß der Major S c h m a 11 z mit einem Teil 
seines Bataillons in Gefangenschaft geraten sei. Ich bin in der 
Lage, mitzuteilen, daß jenes Gerücht weder für die Truppe noch 
für den Führer zutrifft. 

Dr. A, T h i e k e, Prosektor und Abteilungsvorsteher . 
an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule. 






BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


431 


T. 1916. 


Tierärztekammer für die Provinz Hannover. 

11. Quittung über die Kriegssammlung. 
Regierungs- und Veterinärrat Matthiesen und 
Kreistierarzt Dr. G 1 ä s s e r, Hannover, Honorar 


für eine veröffentlichte Arbeit. 32,10 M. 

Städtischer Tierarzt Dr. Möllmann, Hannover . . 20,00 „ 

Veterinärrat Koch, Hannover. . 20,00 „ 

72,10 M. 

Dazu 1. bis 10. Quittung. . 5405,65 „ 

5477,75 M. 

Hannover, den 28. August 1916. 


Weitere Gaben erbeten an Matt hie sen, Regierungs- und 
Veterinärrat. 

Zeichnet die fünfte Kriegsanleihe! 

Der Krieg ist in ein entscheidendes Stadium getreten. Die 
Anstrengungen der Feinde haben ihr Höchstmaß erreicht. Ihre 
Zahl ist noch größer geworden. Weniger als je dürfen Deutsch¬ 
lands Kämpfer, draußen wie drinnen, jetzt nachlassen. Noch 
müssen alle Kräfte, angespannt bis aufs äußerste, eingesetzt 
werden, um unerschüttert festzustehen, wie bisher, so auch im 
Toben des nahenden Endkampfes. Ungeheuer sind die Ansprüche, 
die an Deutschland gestellt werden, in jeglicher Hinsicht, aber 
ihnen muß genügt werden. Wir müssen Sieger bleiben, 
schlechthin, auf jedem Gebiet, mit den Waffen, mit 
der Technik, mit der Organisation, nicht zuletzt auch mit dem 
Gelde! 

Darum darf hinter dem gewaltigen Erfolg der früheren Kriegs¬ 
anleihen der der fünften nicht Zurückbleiben. Mehr als die bis¬ 
herigen wird sie maßgebend werden für die fernere Dauer des 
Krieges; auf ein finanzielles Erschlaffen Deutschlands setzt der 
Feind große Erwartungen. Jedes Zeichen der Erschöpfung bei 
uns würde seinen Mut beleben, den Krieg verlängern. Zeigen wir 
ihm unsere unverminderte Stärke und Entschlossenheit, an ihr 
müssen seine Hoffnungen zuschanden werden. 

Mit Ränken und Kniffen, mit Rechtsbrüchen und Plackereien 
führt der Feind den Krieg, Heuchelei und Lüge sind seine Waffen. 
Mit harten Schlägen antwortet der Deutsche. Die Zeit ist wieder 
da zu neuer Tat, zu neuem Schlag. Wieder wird ganz Deutsch¬ 
lands Kraft und W r ille aufgeboten. Keiler darf fehlen, jeder muß 
beitragen mit allem, was er hat und geben kann, daß die neue 
Kriegsanleihe werde, was sie unbedingt werden muß: 

Für uns ein glorreicher Sieg, 
für den Feind ein vernichtender Schlag! 

— Magneten zur Auaziehung von GeschoBsplittern. ln der 

Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht Prof. Dr. 
G. Sultan seine Erfahrungen über die Verwendung von Riesen- 
inagneten behufs Extraktion von Geschoßsplittern. Er führt u. a. 
aus: Wenn man an die Magnetversuche .herangeht, so muß man 
sich zuerst darüber klar zu werden versuchen, welche Stärken er¬ 
forderlich sind und wie der Magnet für die besonderen, ihm zu stellen¬ 
den Aufgaben gebaut sein muß. Im Gegensatz zu den sonst in der 
Technik verwendeten, meist auf Tragkraft, auf Lastheben und der¬ 
gleichen berechneten Magneten muß ein zur Eisensplitterentfernung 
dienender Magnet eine große Zugkraft und eine bedeutende Fera- 
bzw. Tiefenwirkung besitzen. Es genügt daher nicht, zu wissen, 
daß der Magnet imstande ist, soundsoviel Kilogramm zu heben, son¬ 
dern man muß wissen, wie stark seine Tiefenwirkung auf kleine und 
kleinste Eisenteilchen ist. Die Zugkraft eines solchen Magneten 
hängt nun von der Zahl der aus dem wirksamen Pol austretenden 
und in den Splitter eintretenden Kraftlinien ab. Je mehr Kraft¬ 
linien von dem Splitter aufgenommen werden, desto stärker ist die 
zwischen Splitter und Pol gegenseitig ausgeübte Anziehung. Durch 
den auf diesem Gebiet besonders erfahrenen Direktor der Uni¬ 
versitäts-Augenklinik in Straßburg, Prof. Hertel, bin ich auf eine 
Firma hingewiesen worden, welche nach neuen Prinzipien solche 
Magneten herstellt und in der Tat Instrumente liefert, welche den 
höchsten hier zu stellenden Ansprüchen genügen. Einige Zahlen 
werden die Leistungsfähigkeit am besten erläutern. So ist der 
jüngst von der Firma auf meine Veranlassung gebaute Magnet im¬ 


stande, eine Stahlkugel von 4 Millimeter Durchmesser aus einer 
Tiefe von 113 Millimeter hoch zu heben; beschwert man die Stahl¬ 
kugel durch ein Bleigewicht, welches fünfzigmal so schwer ist als 
die Kugel selbst, dann wird sie von dem Magneten noch aus einer 
Tiefe von 26 Millimeter angezogen. Das ist eine ganz enorme Lei¬ 
stung, welche für unsere chirurgischen Zwecke durchaus genügt. 
Den Magneten selbst habe ich so herstellen lassen, daß die mit der 
Wimde in Berührung kommenden Teile sterilisierbar sind, und ich 
habe eine Reihe von Ansätzen machen lassen, welche sich den ver¬ 
schiedenen Wunden anpassen. Dabei ist zu vermerken, daß, je länger 
und spitzer die Ansätze sind, desto mehr die Zugkraft des Magneten 
abnimmt. Vor dem Gebrauch wird über den ganzen Magneten ein 
mit einem Schlitz versehenes sterilisiertes Leinentuch.gespannt, so 
daß er von dem Operateur selbst angefaßt und dirigiert werden 
kann. So lassen sich auch lange Ansätze tief in die Wunde ein¬ 
führen, ohne die Asepsis zu stören. Das Gestell ist leicht trans¬ 
portabel und der Magnet selbst darin so befestigt, daß er bequem in 
alle erforderlichen Lagen gebracht werden kann. Bevor ich den Mag¬ 
neten am Lebenden verwendete, wollte ich mir Klarheit verschaffen, 
welchen Widerstand die Gehirnmasse darbietet, und ich habe 
deshalb eine Reihe von Versuchen am frischen Leichengehirn an¬ 
gestellt. Dabei zeigte sich, daß ein'kleiner Splitter von 0,9 Gramm 
Gewicht durch die unversehrte Gehirnmasse aus einer Tiefe von 
4 Zentimeter glatt herausgehoben wird, ohne daß der Magnetansatz 
die Hirnoberfläche berührt. Die bei der Magnetextraktion von 
Eisensplittern aus dem lebenden Gehirn anzuwendenden Vorsichts¬ 
maßregeln. welche in ähnlicher Weise auch für alle anderen Körper¬ 
teile gelten, ergeben sich eigentlich von selbst. Denn bei der enormen 
Zugkraft, mit der die Splitter durch die Gehirnmasse hindurchgezogen 
werden, ist es natürlich nicht gleichgültig, auf welchem Wege dies 
geschieht, um die Verletzung wichtiger, unversehrter Hirnteile zu 
vermeiden. Das trifft aber in gleicher Weise für jede Extraktion 
von Fremdkörpern zu und ist unabhängig von dem Instrumentarium, 
ndt dem es geschieht. Es ist deshalb für das ganze Arbeiten mit 
dem Magneten eine unerläßliche Vorbedingung, daß man an ein¬ 
wandfreien Röntgenaufnahmen über die Lage des Geschosses aufs ge¬ 
naueste orientiert ist. Ist das geschehen, dann läßt sich mit Leich¬ 
tigkeit feststellen, ob die Entfernung des Splitters überhaupt ohne 
Verletzung wichtiger Teile möglich ist und in welcher Richtung sie 
erfolgen muß. Dann aber stellt die Extraktion mit dem Magneten 
sich als die schonendste Art der Splitterentfernung dar; denn die 
Eigenart des magnetischen Zuges bringt es mit sich, daß der Splitter 
sich sofort stets in Längsrichtung von selbst einstellt und daß des¬ 
halb die nicht zu vermeidende Läsion, insbesondere der Gehirn¬ 
masse, auf das mindest mögliche Maß beschränkt wird, jedenfalls 
sehr viel weniger Gewebe zerstört wird, als wenn man mit der Pin¬ 
zette und mit dem Finger eingeht. Um keine Enttäuschungen zu 
erleben, muß folgendes noch beachtet werden. Der Magnet zieht 
natürlich nur Eisenteile an, wir haben es bei unseren Verletzungen 
nicht selten aber auch mit anderen Metallstücken zu tun. Das fran¬ 
zösische Infanteriegeschoß ist Kupfer, die Schrapnellkugel ist Blei, 
bei Minen und Handgranaten haben wir ein Gemisch von allen 
möglichen Metallen vor uns, und selbst bei Granatsplitterverletzun¬ 
gen sind wir nicht sicher, ob das Sprengstück nicht einen Teil des 
kupfernen Führungsringes darstellt. Es wird deshalb in vielen 
Fällen wünschenswert sein, vorher mit Hilfe eines guten Sideroskops, 
wie es die Augenärzte benützen, festzustellen, ob der Splitter aus 
Eisen besteht oder nicht. Ich habe den Magneten bisher in 22 Fällen 
mit bestem Erfolge angewandt. H. 

— Sind 2 Vs jährige Fohlen als kriegtverwendungeffthige „Pferde“ an¬ 
zusehen? Eine für die Landwirtschaft und den Viehhandel inter¬ 
essante prinzipielle Entscheidung hat das sächsische Oberlandes¬ 
gericht zu Dresden getroffen. Das stellvertretende General¬ 
kommando des XIX. (Sächs.) Armeekorps hat auf Grund des Be¬ 
lagerungszustandgesetzes am 3. Mai 1915 jede Ausfuhr von 
„Pferden“ aus seinem Militärbezirk untersagt. Gegen diese Ver¬ 
ordnung sollte der Ökonomie-Oberinspektor F. vom Rittergut Br. 
bei Grimma dadurch verstoßen haben, daß er vier 2 V »jährige Fohlen, 
die er zuvor aus Holland eingeführt hatte, nach kurzer Zeit wieder 
an einen Rittergutsbesitzer in Preußen verkaufte. F. erhielt einen 
Strafbefehl über 50 M., gegen den er gerichtliche Entscheidung be- 








432 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 36. 


antragte und geltend machte, daß die in Holland gekauften Fohlen 
nicht als „Pferde“ im Sinne der Verordnung des XIX. Armeekorps 
anzusprechen seien. Derartige Tiere seien infolge ihres jungen 
Alters noch nicht kriegsverwendungsfähig und würden von der 
erwähnten Verordnung nicht getroffen. Eine Ausfuhr von 2V* Jahre 
alten Fohlen könne daher nicht untersagt werden, denn die Militär¬ 
behörden hätten nur Verwendung für Pferde über 4 Jahre. — Das 
Landgericht Leipzig bestätigte den Strafbefehl und führte aus, daß 
die Verordnung des stellvertretenden Generalkommandos nicht in 
dem von F. angedeuteten Sinne auszulegen sei. Das Pferdeaus¬ 
fuhrverbot sei ein allgemeines und bezwecke die Heranzüchtung 
eines Nachwuehses zu Kriegszwecken. — Die gegen das landes- 
geriehtliche Urteil eingelegte Revision hatte keinen Erfolg. Der 
oberste sächsische Gerichtshof erkannte auf kostenpflichtige Ver¬ 
werfung des Rechtsmittels und führte zur Begründung seiner prin¬ 
zipiellen Entscheidung folgendes aus: Nach § 9 des Belagerungs¬ 
zustandgesetzes haben die Kriegsbehörden die Befugnis, Verkehrs¬ 
beschränkungen jeder Art einzuführen, wenn die öffentliche Sicher¬ 
heit solches gebietet. Den Zivilgerichten steht eine Nachprüfung, 
ob solche Beschränkungen zweckmäßig und nützlich sind, nicht zu. 
Das vom stellvertretenden Generalkommando des XIX. Armeekorps 
erlassene Verbot untersagt die Ausfuhr von Pferden ohne Aus¬ 
nahme. Dies Verbot ist ein allgemeines und beschränkt sich 
nicht auf kriegsverwendungsfähige Pferde, d. h. auf Pferde über 
4 Jahre, sondern erstreckt sich auf alle Pferde, demgemäß auch auf 
Fohlen. Ein Landwirt muß, vornehmlich in Kriegszeiten, wissen, 
daß im Verkehr mit Pferden strenge Vorschriften in der Ausfuhr 
bestehen, und wer nach dieser Richtung hin irgendwelche Zweifel 
hegt, hat sich an zuständiger Stelle zu erkundigen. sk. 


Biicherbesprechungen. 

— Lehrbuch der Zoologie. Von Geheimrat Professor Dr. R i <• hart! 
Hrrtwig, München. Elfte vermehrte und verbesserte Auflage mit 
588 Abbildungen im Text. Preis ungebunden 13,50 M. Verlag von G ust a v 
Fischer, Jena, 1916. 

Bas klassische Lehrbuch Hcrtwigs liegt in elfter Auflage vor. 
Sein Zweck, den Anfänger in das Studium der wissenschaftlichen 
Zoologie einzuführen und denen, welche der Zoologie als Hilfswissen¬ 
schaft bedürfen, die Grundzüge in knapper Form zu bieten, ist in 
jeder Beziehung erreicht. Dabei hat sich der Verfasser, wie auch in den 
früheren Auflagen, eine weise Beschränkung in der Auswahl des Materials 
auferlegt, in der ganz richtigen Erkenntnis, daß das. was die Forschung 
besonders bewegt, sehr häufig nicht das ist, was dem Lernenden im Vorder¬ 
gründe steht. Das Systematische und Didaktische tritt daher überall in 
den Vordergrund. Anatomische, entwicklungsgeschichtliche und andere 
Darstellungen sind nur sowe it berücksichtigt, tds sie als Lehrgebiete herau- 
gezogen werden mußten. Ls versteht sich bei der Forschungsrichtung der 
Gebrüder II e r t w i g , daß das Buch ganz im Sinne der Entwicklungs¬ 
geschichte geschrieben ist. 

Was das Buch für den Mediziner, aber auch für den Landwirt bzw. den 
Philologen als Lehrer der Naturwissenschaften besonders wertvoll macht, 
ist, daß von der angeführten Regel da eine Ausnahme gemacht worden 
ist, wo cs sich um Beschreibungen von Ti >ren handelte, w'elche durch 
Eigentümlichkeit ihres Baues oder der Entwicklung ausgezeichnet sind 
oder infolge ihres Nutzens oder Schadens für den Menschen ein besonderes 
Interesse beanspruchen können. 

Die Bezeichnung der Arten ist, wie in den früheren Auflagen, der 
Nomenklatur von B r o n n s Klassen und Ordnungen des Tierreiches an- 
gesehlossen. Pfeiler. 

Neue Eingänge. 

(Besprechung Vorbehalten). 

— Beiträge zur Bakteriologie und Technologie der Fleischkonserven¬ 
fabrikation. . Von Prof. Dr. Alexander Kossowicz und Tierarzt Robert 
Nassau. 2. Mitteilung. Aus dem Institut für Fleischhygiene der k. u. k. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Wien: Vorstand Prof. Dr. A. Postolka. Sonder¬ 
abdruck aus der „Wiener tierärztlichen Monatsschrift.“ 1916. 

— Beiträge zur analytischen Chemie der Lebensmittel. Von Prof. 
Dr. techn. Alexander Kossowicz. Sonderabdruck der ,,österr. Chemiker- 
Zeitung.“ 1916. 

— Die staatliche Entschädigung der auf polizeiliche Anordnung ge¬ 
töteten Hunde nach dem Reichsviehseuchengesetz. Herausgegeben vom 
Kartell stammbuchführender Spezialklubs (Geschäftsstelle R. Winkler, 
Gimbsheim-Hessen). Verfaßt von M. Reuter, K. Bezirkstierarzt a. D. 

— Besitzsteuer. (Vermögenszuwachssteuer.) Praktischer Ratgeber 
zur Berechnung des steuerbaren Vermögens und zur Ermittelung des zu 
versteuernden Vennögenszuwachses nach den Bestimmungen des Besitz- 
steuergesetzes vom 3. Juli 1913. Preis 2,00 Mk. (Nachnahme 2,40 Mk.) 

— Kriegssteuergesetz. Praktischer Ratgeber zur Berechnung und 
Feststellung der nach dem Gesetze vom 21. Juni 1916 vom Vermögen und 
Einkommen (Gesellschaften) zu entrichtenden Kriegsabgaben. Preis 2,00 Mk. 
(Nachnahme 2,40 Mk.) 

Beide Bücher im Selbstverläge von A. Lac hm und, Kgl. Steuer¬ 
sekretär in Breslau 1 (Postfach), Preis zusammen 4.00 Mk. (Nach¬ 
nahme 4,50 Mk.) 


Personalien. 

Auszeichnungen: Ea wurde verliehen: Das Großherzogi. 
Meck len b. Militärvenlienstkreuz: dem Oberveterinär Fr Hx Längrieh 
(Tierarzt in Rostock). — Der Militärverdienstorden mit Schwertern: 
dem Stabsveterinär d. L. 1 Friedr. Strauß und den Veterinären 
der Res. Otto Gratxmüller, Albert Maurer , Dr. Frx. Netxer, Hans 
Schluwprccht , Fratix Simon und Karl Zopf. — Das Bayer. König 
Ludwig-Kreuz: dem Oberstabs veterinär d. L. Karl Feil, den Stab£ 
veterinären Arthur Met sch, Jos. Saurer , den Veterinären der Res. 
Jos. Karntann , Dr. Alfons Reichert, den Bezirkstierärzten Aut/. Auer 
in Kelheim, Andr. Ff ab in Dingolfing, Otto Müller in Ludwigshafen, 
Georg Schietting in Zweibrücken, Sei). Schätz in Suizbach, Gottlieb 
Kuch in Cham, Veterinärrat Hans Engel in Bayreuth, Job. Ad. Kamm 
in Neustadt a. S., Veterinärrat Karl Engel in Kaufbeuren, Bezirks¬ 
tierarzt Hugo Fatistle in Markt Oberdorf, den Zuchtinspektoren Math. 
Müller in Bayreuth, Hans Gutbrod in Würzburg, Hermann Salberg 
in Miesbach, Ferdinand Braun in Pfaffenhofen, Dr. Georg Probst in 
Weiden und Distriktstierarzt Ludicig Biarling in Velden a. W. — 
Das Ritterkreuz 1. KL mit Schwertern des Württ. Friedrichs-Ordens: 
dem Stabsveterinär d. L. Dr. Hugo Bruns, Kreistierarzt in 
Saargemünd. — Das Braunschweig. Kriegsverdienst kreuz: dem 
Veterinär Willy Reinerlc in Christianstadt am Bober (Schles.). — 
Das Hamburg. Hanseatenkreuz: den Korpsstabsveterinär Emst 
von Müller. 

Ernennung: Schlachthofdirektor Airgust Meyer in Glückstadt 
zum Kreistierarzt bei der Zivilverwaltung des Gouv. Warschau. 

Verzogen: Tierarzt Paul Reiche von Budwethen nach Gotha. 

In der Armee: Preußen: Für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Stabs¬ 
veterinären: die Oberveterinäre: Klopsch (Thorn) beim Kav.- 
Regt. Nr. 93, Berneburg (Weimar) bei der Etapp.-Fuhrp. Kol. 156 
der 3. Armee; zu Oberveterinären: die Veterinäre: Hessen (Barmen) 
bei der Res.-Fuhrp.-Kol. 5'J der Etapp.-Insp. der 11. Armee, 
Nikolaus MiUler (Bonn) bei der Ers.-Esk. Hus.-Regts. Nr. 7, Nimx 
(Bromberg) beim Res.-Fußart.-Regt. Nr. 9, Stief (I Cassel) beim 
Res.-Feldart.-Regt. Nr. 18, Fahle (I Cöln) bei der Res.-Fuhrp. 
Kol. 60 der Etapp.-Insp. der 11. Armee, Boye (Coesfeld) beim Pferde¬ 
depot 2 der 1. Inf.-Div., Pohl (Crossen) bei der M.-W.-Komp. 206, 
Bischofsuerder (I Dortmund) beim Pferde-Lazarett der 9. Kav.-Div., 
Jakob Schmidt (Flensburg) bei der Pferdesammelstelle Schaulcn der 
8. Armee, Machnig (Glatz) beim Pferdedepot 2 des Garde-Res.-Korps, 
Dr. Schultyssek (Gleiwitz) bei der Ers.-Esk. Jäg.-Regts. zu Pferde 
Nr. 11, Wcycnir (Gnesen) beim Staffelstabe 144 der 107. Inf.-Div., 
Zech (I Hamburg) beim Staffelstabe 502 der 1. Landw.-Div.’ 
Dr. Ilermans (Hildesheim) beim Pferde-Lazarett der 76. Res. Div! 
Krüpcr (Neumünster) beim Pferdedepot der 107. Inf.-Div., Lenti 
(Posen; b. Armier.-Fuhrp. d. Fest. Posen, Kurxidym (Ratibor) beim 
Pferde-Lazarett Schweidnitz, Ludicig Peters (Recklinghausen) bei 
der I ferde-Ers.-Abt. Münster i. W., Friemann (Recklinghausen) bei 
der Ers.-Esk. Kür.-Regts. Nr. 4, Dr. Boeksta/ers (Rhevdt) bei der 
Ers.-Esk. Jäg.-Regts. zu Pferde Nr. 8, Dr. Hirsch (Stralsund) beim 
Drag.-IIegt. Nr. 10, I)r. Baumüller (Stralsund) beim Feldart.-Regt. 
Nr 96, Dr. Hasse (Thorn) bei der Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 82. 
Eigner (Thorn) bei der Train-Kol. Pion.-Belag.-Trains. Pion.-Regt. 
Nr. 18. — Als Veterinäroftiziere für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses angestellt unter Beförderung zu Veterinären: die Unter- 
veterinäre: WiUies (II Altona) bei der Feldluftschiffer-Abt. 39 
Hermann Schröder (Anklam) beim Ers.-Bat. Eußart.-Regts. Nr. 2, 
Heydt (V Berlin) bei der Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 5, Hieronymi 
(I Breslau) beim Fußart.-Regt. Nr. 6, Dr. Schietxcl (I Breslau) beim 
Res.-Feldart.-Regt. Nr. 16, Dr. Jonas (Coesfeld) bei der Train-Ers.- 
Abt. Nr. 7, Renner (Dortmund) bei der Fußart. Battr. 102, Huith 
(Erfurt) beim Feldart.-Regt. Nr. 221, Kalt (I Essen) bei der II. Ers- 
Abt. Feldart.-Regts. Nr. 59, Specht (Frankfurt a. O.) bei der Ers- 
Esk. Drag.-Regts. Nr. 2, Dr. Uiber (Freiburg) bei der Armee- 
Fernspr.-Abt. der 7. Armee, Büdel (Freiburg) bei der Etapp.-Fuhrp.- 
Kol. 2/XII. der 3. Armee, Schick (Geldern) bei der 1. Landst.-Ers- 
Esk. VII. A.-Kv, Dr. Krimmcl (Gießen) bei der Leichten Prov. 
Kol. 2/XVI1I. der Armee-Abt. von Strantz, Mroxik (Gleiwitz) bei 
der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 1/X. der 9. Armee. Wisfiefsky (Guben) beim 
Res.-Feldart.-Regt. Nr. 5, Zcycr (Kreuzburg) bei der deutschen 
Tragtier-Kol. 2 des IV. Res.-Korps, Schiinemann (Landsberg 1 bei 
der Ers.-Esk. Jäg.-Regts. zu Pferde Nr. 3, Dr. Brchmcr (Naum¬ 
burg a. S.) beim Feldart.-Regt. Nr. 31, Hölscher (Neumünster) bei 
der II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 45, Koenig (Oberlahnstein) beim 
Zentralpferdedepot 6 Darmstadt, Stimming (Perleberg) beim Pferde- 
Lazarett Brandenburg, MUbradt (Posen) bei der M.-W.-Komp. 22, 
Franx Schröder (Potsdam) beim Ers.-Pferdedepot Spandau, Fuhrmann 
(Recklinghausen) beim Ers.-Bat. Fußart. - Regts. Nr. 7, Bühler 
(Stockach) bei der Ers.-Abt. Geb.-Art.-Abt. 5 Freiburg, Mischker 
(Striegau) beim Feldart.-Regt. Nr. 221, Rectx (Thorn) bei der Masch.- 
Gew.-Abt. Jäg.-Regts. Nr. 3, Capelle (Wesel) beim Fußart.-Bat. 
Nr. 37. 

Todesfall: Veterinär der Res. Dr. Karl Grap in Neuenburg. 


Verantwortlich für dei Inhalt lexkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. - Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoets In Berlin. - 

Druck von W. Bttzenatein, Berlin. 





Dl« JEUtlto«? Ttartrslllcbe Wochi»n*ehrift“ ersehnint 
*6cbentlicb Im Vertage von Kleberd 8eho« * in 
Berlin SW. 48, ’Wllbelmstr. 10 Dnreb Jedes deutsebe 
Postamt wird dieselbe tun Preise von M. 6.— viertel- 
Jährlich (ausfeblieBlicb Bestellgeld) geliefert, (öster- 
icieblscbe Post-Zeltunsrs- Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.) Einzelnummern 60 PC. 


Berliner 


Original beit rUge werden mit -V) BCk., 1a Petttsats mtt 
«0 Mk. für den Bogeu houoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionetleu Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Olage. Hamburg, Osterstr. kV; 
Korrekturen, Rezension«-Exemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Richard Schoeta, Berlin SW. 48, Wilbelmatr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.* u. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann 

Hamberg. Referent L Reichs-Kol.-Amt ln Beriin. in Mülhausen LE. ln Odin. Vortrag. Rat im Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Landest!erarat für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-RatDr.J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dreeden. Vorst d. Kala. Bakt Inat, Osmamt, D.S.W.-A. Stadt-Tierarzt m Hamburg. Professor ln Milnohen. MitgL d. Kala. Gesundheitsamts in Berlin. 

Dr. A. Zlmmeraiann Regierungsrat ZQndel 

Professor in Budapest. Landestlerarst von Elsafl-Lotbringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V..Prof. Glage 

xxxn. Jahrgang 1916. Jfä 37. Ausgegeben am 14. September. 


Inhalt: Richter: Zur Behandlung der Sarkoptesräude des Pferdes. — Reinhardt: Mitteilungen aus dem 
Pferdelazarett Brüssel. — Referate: S c h u 11 z e : Behandlung von Wunden, besonders von Widerristschäden mit 
pulverisierter Borsäure. — B a r t a 1: Über Satteldrucknarben. — Fuchs: Zu den Hufknorpelfisteln. — Schwendimann: 
Das Spateisen und der Beschlag beim Spat der Pferde. — Staatsveterinärwesen : Stand der Tierseuchen in Deutschland. — 
Nahrung8mittelkufide und Fleischbeschau: Regelung des Fleischverbrauches im Reiche. — Verschiedenes. — Tagesgeschichte: 
Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundzehnte Kriegswoche. — Oe 11er: Vom Sanitätshund. — Lucas: Zur Rotlauf¬ 
impfung. — Verschiedenes. — Personalien. 


Zur Behandlung der Sarkoptesräude des Pferdes. 

Von Prof. Dr. Richter, Dresden, 

z. Zt. Oberstabsveterinär und Leiter eines Pferdelazaretts in Be’gien. 

Der längeren Kriegsdauer geht eine Zunahme der Räude 
unter den Pferden der Truppe als auch der Zivilbevölkerung 
parallel. Diese Seuchenzunahme stellt steigende Ansprüche an 
die Arzneimittelbestände, die erfahrungsgemäß günstigere Er¬ 
folge bei der Räudebehandlung versprechen, insbesondere an 
Teer, Seife, Spiritus, Lysjol, Fette usw., Mittel, mit denen haus¬ 
hälterisch umzugehen, die Kriegsverhältnisse fordern. Es wäre 
erwünscht, ein Mittel gegen die Räude zu besitzen, das wirk¬ 
sam, billig, leicht zu beschaffen ist und für Massenbehandlung 
sich eignet. Mit Interesse nahm der Berichterstatter, der in 
seiner Eigenschaft als Leiter eines Pferdelazaretts im Westen 
sich auch eingehender mit der Behandlung der Sarkoptesräude 
zu befassen hat, Kenntnis von der Veröffentlichung 
Ritzers 1 ) über seine Erfahrungen bei der Behandlung der 
Pferderäudje mit Antiformin. Ritzer schreibt, daß er 
zur Tilgung der Räude mit bestem Erfolge 3 proz. Anti¬ 
forminlösung anwendet. Ritzer entschloß sich zur Ver¬ 
öffentlichung der Methode, da diese nach seinen Angaben 
ebenso einfach, wie bequem und praktisch, dabei sehr billig 
und besonders geeignet für Massenbehandlung ist und der Er¬ 
folg schon bei der ersten Antiforminbehandlung großartig war. 

Im Juni 1916 bot sich mir Gelegenheit, einen Versuch mit 
der Antiforminbehandlung anzustellen. Vergleichs¬ 
weise wurden zwei andere Versuchsreihen mit Teerlini¬ 
ment, das in seiner vorzüglichen Wirkung mir wohl bekannt 
war, sowie mit einem alten Mittel, der Tabakabkochung, 
durchgeführt, auf welche Eisenblätter 2 ) neuerdings be¬ 
sonders wieder hingewiesen hat. Letztere wurde als einfache 
Abkochung von Tabak in Wasser entsprechend dem einleitend 
betonten Gesichtspunkt des Sparens erprobt. 


Zu den Versuchen wurden 24 Pferde eines und desselben 
Transportes herangezogen, die sämtlich schwerer an Sarkoptes¬ 
räude erkrankt und von denen deshalb 14 vorbehandelt, 10 
dagegen unbehandelt waren. Die Erscheinungen klinischer 
Art aller Patienten waren aber so ausgebreiteter, schwerer, 
offensichtlicher Art und der Juckreiz sowie die sekundären 
Scheuereffekte so stark, daß die Pferde sich für die Bewertung 
einer eventuellen Beeinflussung der Räude durch die angewen¬ 
deten Mittel sehr gut eigneten; bei 17 Patienten wurden über¬ 
dies lebende Sarkoptesmilben nachgewdesen. Die Patienten 
wurden nach klinischen Erscheinungen, Vorbehandeltsein und 
Nährzustand in drei etwa gleichwertige Serien zu je 8 Stück 
eingeteilt und in demselben gutbelichteten und ventilierten, 
gepflasterten, leicht zu reinigenden Stalle bei gleicher Ernäh¬ 
rung unter denselben Verhältnissen gehalten. — Vor der spezi¬ 
fischen Behandlung wurden sämtliche Pferde geschoren, worauf 
diesseits großer Wert gelegt wird, und dann mit warmem Soda¬ 
wasser gewaschen. 

Über die mit Teerliniment behandelten 8 Pferde ist 
folgendes zu sagen. Sämtliche Patienten bekamen (nach dem 
eben erwähnten Scheren und Waschen) am 8. Juni die Vor¬ 
hand, am 10. Juni die Mittelhand mit Teerliniment (bestehend 
aus Pix liquida, Sulfur depurat. ää 1, Spiritus und Sapo kalinus 
äa 2) eingebürstet; am 14. Juni wurde die Vorhand, nachdem 
das Teerliniment 6 Tage eingewirkt hatte, mit warmem Pott 
aschewasser vormittags gewaschen und nachmittags die Nach- 
hand mit Teerliniment eingebürstet. Am 20. Juni erfolgte eine 
volle Waschung mit Pottaschewasser, worauf am 24., 26. Juni 
und 1. Juli entsprechend der eben skizzierten ersten eine zweite 
Kur mit Teerliniment und am 7. Juli eine Schlußwaschung vor¬ 
genommen wmrde. 7 Tage hiernach (14. Juli) war bei allen 
8 Patienten, w*elclie vorher spröde, verdickte, namentlich an 
Kopf, Hals, Widerrist, Schultern borkige Haut bei mehr oder 






434 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 37. 


weniger Haarlosigkeit zeigten, die Haut geschmeidig, in der 
Hauptsache glatt geworden und ließ zum Teil wieder junges 
Haar erkennen. Nur ein Patient zeigte noch Juckreiz und 
einige Scheuerstellen, die 7 anderen konnten als voraussicht¬ 
lich geheilt betrachtet und in eine Rekonvaleszentenabteilung 
zur Nachbehandlung und Beobachtung überwiesen werden. 
Erfahrungsgemäß pflegt die Teerlinimentbehandlung eine Nähr- 
und Kräftezustand ziemlich angreifende zu sein; so hatte sich 
auch der Nährzustand der Versuchspferde im allgemeinen 
verschlechtert, weshalb ein Patient (Nr. 6 der Versuchsreihe) 
geschlachtet werden mußte (19. Juli). Zwar werden bis zur 
völligen Wiederherstellung der Patienten (Ergänzung des Haar¬ 
kleids, glattes Aussehen, genügender Nährzustand) noch 
Wochen vergehen, doch hat sich das Teerliniment er¬ 
neut als ein zwar angreifendes, aber sehr 
wirksames Mittel gegen die Sarkoptesräude 
desPferdesbewährt. ^ 

Für die zweite Serie von 8 Pferden wurde die Behandlung 
mit Antiformin nach den Angaben Ritzers 1 ) vor¬ 
gesehen. Antiformin ist eine klare, schwach gelbliche Flüssig¬ 
keit von stechendem Geruch, die aus Chlorkalk und Soda 
(Liquor Kalii hypochlorosi; Eau de Javelle) unter Zusatz von 
Natronlauge hergestellt wird [Stoß*), Müller 4 )]. Die Be¬ 
schaffung der notwendigen Baumspritze (Automax der Metall¬ 
warenfabrik Karl Platz-Ludwigshafen) sowie des Antiformins 
(von der Firma Imhoff & Stahl in Mannheim) erforderte einige 
Tage Zeit, so daß der Versuch eine Woche später als der vorige 
und derjenige mit Tabakabkochung begonnen wurde. Da in¬ 
zwischen ein Pferd wegen Erschöpfung hatte geschlachtet wer¬ 
den müssen (Nr. 7 dieser Versuchsreihe), wurde mit 7 Pferden 
am 13. bzw. 14. Juni in den Versuch eingetreten. Entsprechend 
Ritzers Ausführungen wurde das zu behandelnde Pferd 
an der Trense gehalten und erhielt 15 Liter einer 3 proz. Anti¬ 
forminlösung, die im Spritzenbehälter unter etwa 4—5 Atmo¬ 
sphären Druck stand, mittels des Strahlrohres in feinster Zer¬ 
stäubung innerhalb von etwa 15 Minuten nach und nach auf 
den ganzen Körper aufgespritzt. Die Pferde mußten, da sie 
meist sehr unruhig waren, gebremst, teils auch gegen eine 
Mauer gebunden werden; zum Schutze der Augen erhielten 
die Patienten ein Augenpolster aufgelegt, während der den 
Patienten haltende sowie der behandelnde Mann Schutzmasken 
trugen, Vorweg sei gesagt, daß die Patienten nicht nur wäh¬ 
rend der Bestäubung, sondern auch nach derselben (teils 
stundenlang) mehr oder weniger unruhig waren, sich sogar 
niederwarfen und wälzten, als Abwehr gegen die brennende 
Wirkung des Antiformins auf die wunden Hautscheuerstellen. 
Anschließend seien Behandlungstage mit Antiformin und Aus¬ 
gang bei den 7 Versuchspferden in gedrängter Kürze wieder¬ 
gegeben: 

1) 13., 15., 21. Juni, 3., 4., 6. Juli, geschlachtet 8. Juli 1916, 

2) 13., 15. Juni, 4., 9., 10., 11. Juli, verendet 13. Juli 1916, 

3) 14., 16., 21, Juni, verendet 2. Juli 1916, 

4) 14., 19., 21. Juni, geschlachtet 4. Juli 1916, 

5) 14., 19., 21. Juni, 3., 4., 6. Juli, verendet 7. Juli 1916, 

6) 14., 19., 21. Juni, 3., 4., 6. Juli, geschlachtet 20. Juli 1916, 

8) 14., 16. Juni, 4., 6. Juli, verendet 2. August 1916. 

Übereinstimmend mit Ritzer konnte ich feststellen, daß 
nach 24 Stunden der lästige Juckreiz verschwunden war; der¬ 
selbe trat aber in allen Fällen 3—5 Tage nach dem Aussetzen 


der Bestäubung von neuem auf. R j t z e r schreibt, er lasse 
die Tiere noch dreimal bestäuben; hierbei besserten sich Ernäh¬ 
rungszustand und Allgemeinbefinden in augensichtlicher Weise. 
Bei dem von mir ausgeführten Versuch trat das volle Gegen¬ 
teil dieser Beobachtung Ritzers ein. Die Pferde gingen zu¬ 
nächst bei vorzüglichem Appetit im Nährzustand zurück, so 
daß Pausen in der Behandlung eintreten mußten; da der Juck¬ 
reiz mit Unruhe und Scheuern wieder auftrat, wurde die Be¬ 
handlung — da es sich um einen Versuch handelte — bei 
den fünf noch vorhandenen Tieren (Nr. 1, 2, 5, 6, 8) wieder 
auf genommen. Die Versuchspferde gingen aber nicht nur im 
Nährzustande, sondern etwa 10—14 Tage nach Beginn der 
Behandlung auch erheblich und zum Teil rasch im Kräftezu¬ 
stand zurück, so daß nach und nach sämtliche 7 Versuchs- 
pferde in Abgang kamen (3 durch Schlachtung, 4 durch Tod), 
ohne daß eine Heilung der Räude vorher erzielt worden war. 
Der Versuch der Behandlung der Sarkoptes¬ 
räude des Pferdes mit 3proz. Antiformin¬ 
lösung ist mithin völlig in sich zusammen¬ 
gebrochen. — Die Patienten waren bei Beginn des Ver¬ 
suchs denjenigen der beiden anderen Versuchsserien etwa 
gleichwertig zu erachten, wurden unter denselben Verhältnissen 
wie diese gehalten, die mit nur 2 Ausnahmen der Serie HI — 
(Nr. 6 vor Beginn der Tabakbehandlung verendet, Nr. 3 wegen 
Erschöpfung nach Behandlung mit Tabak, später mit Teer und 
Vaselinöl am 28. Juli 16 geschlachtet) — am Leben geblieben 
sind, und wurden mit keinem anderen Arzneimittel als Anti¬ 
formin behandelt; nur 2 Patienten (Nr. 6 und 8) wurden nach 
Abbrechen der Antiforminbehandlung mit öl eingerieben, das 
sieh anderweit als völlig unschädlich erwiesen hatte. Hier¬ 
nach ist der ungünstige Ausgang zweifellos auf das Anti- 
f o r m i n zurückzuführen, so daß Anlaß besteht, vor 
weiterer Verwendung des Mittels zur Räude- 
behandlungbeim Pferde zu warnen. 

Klinisch ließen die Patienten übereinstimmend Rückgang 
im Nährzustand und Kräfteverfall erkennen, wozu bei Nr. 1, 
2, 5 und 6 hin und wieder ein matter, unterdrückter Husten 
trat; bei niedrigem Stand von Atmung, Puls und Temperatur 
sowie leichtem Muskelzittem boten die Pferde das Bild der 
Erschöpfung. 

Die Fleischbeschau der drei geschlachteten Versuchspferde 
ergab in einem Falle (Nr. 4) ein negatives Resultat, in den 
beiden anderen (Nr. 1 und 6) eine Pneumonia catarrhalis, die 
gleichfalls in zwei Fällen von tödlichem Ausgang (Nr. 2 und 
5) beobachtet wurde, während bei Nr. 3 und 8 als Todesursache 
Herzlähmung zu konstatieren war. 

Die Art der ungünstigen Beeinflussung der Pferde durch 
die wiederholte Bestäubung des ganzen' Körpers mit der Anti¬ 
forminlösung dürfte in der Hauptsache der Wirkung des Über- 
fimissens in den bekannten Versuchen Ellenbergers 6 ) 
ähnlich sein. Man wird anzunehmen haben, daß es neben 
Unterdrückung der Perspiratio insensibilis und Kohlensäure¬ 
überladung zu einer erheblichen Störung der Wärmeregulierung 
des Körpers seitens der Haut mit ihren üblen Folgen kommt; 
infolge des Hautreizes tritt Hyperämie der Haut und damit 
gesteigerte Wärmeabgabe ein. Der abnorm hohe, anhaltende 
Wärmeverlust dürfte dann die hauptsächlichste Ursache zum 
Kräfteverfall und zum Tod sein. Außerdem scheint das Anti- 



14. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


485 


formin durch seinen stark stechenden Chlorgeruch den Respi¬ 
rationsapparat ungünstig zu beeinflussen. Wennschon die 
Versuchspferde während und kurz nach der Antiforminbehand¬ 
lung keinen Husten zeigten, so ist der Befund von katarrhali¬ 
scher Lungenentzündung, die man sollst bei Pferden ziemlich 
selten findet, in 4 von 7 Fällen mindestens auffallend. 

Die Tabaklauge bzw. -abkochung, ein altes 
Mittel der Räudebehandlung auch der Pferde, ist, wie erwähnt, 
von Eisenblätter*) bei Sarkoptesräude wieder empfohlen 
worden; nach seinen Erfahrungen sind die erkrankten Pferde 
in längstens 14 Tagen wieder als gesund zu betrachten. Den 
Ausführungen Eisenblätters hält Masur 6 ) seine 
weniger günstigen Erfahrungen entgegen; er konnte mit 
Tabakslauge in Form von Waschungen niemals eine Heil¬ 
wirkung erzielen. 

Die bereits erwähnte dritte meiner Versuchsserien wurde 
Waschungen mit einer 5proz. Tabakabkochung unter¬ 
worfen, welche Konzentration von Hutyra und Marek') 
angegeben wird. Nachdem vor dem Beginn des Versuchs ein 
Patient verendet war (Nr. 6), bekamen die anderen Versuchs¬ 
pferde übereinstimmend am 7. Juni die Vorhand, am 8. Juni 
die Nachhand gründlich mit der Tabakabkochung eingebürstet, 
worauf am 9., 11., 13. und 16. Juni der ganze Körper in 
gleicher Weise behandelt wurde. Ein Nachlassen des Juck¬ 
reizes, namentlich an den geringer erkrankten Körperteilen, 
war nicht zu verkennen. Nach Waschung mit Tottaschewasser 
folgte vom 26. bis 30. Juni ein fünfmaliges tägliches Waschen 
bzw. Einbürsten mit Tabakabkochung. Der Erfolg war der, 
daß durch diese lOmaligen Vollbehandlungen mit 5proz. Tabak¬ 
abkochung ganz allgemein die gering ergriffenen Partien, wo 
die Erkrankung nur durch kleine, rundliche, haarlose Haut¬ 
stellen mit Schuppenbildung sich kennzeichnete, keinen Juck¬ 
reiz mehr zeigten und abzuheilen begannen, dagegen stärkere 
Grade der Hautaffektion kaum gebessert waren; ein Weiter¬ 
greifen oder eine Verschlechterung war bei keinem der 7 Pferde 
eingetreten. Die Patienten waren, was besonders im Hinblick 
auf den ungünstigen Ausgang bei Serie 2 betont sei, in keiner 
Weise nachteilig beeinflußt worden, sondern sich im Nähr¬ 
und Kräftezustand etwa gleich geblieben. 

Mangels wirksamerer Mittel wird man sich in leichten 
Fällen von Räude als Notbehelf immerhin der Tabakabkochung 
bedienen können, die bei gründlicher und längerer Anwendung 
(vielleicht auch stärkerer Konzentration) Aussicht auf Erfolg 
bietet, ohne Schädigungen der Patienten befürchten zu lassen. 

Anschließend sei noch über Versuche mit Lysol- 
spiritus berichtet. Das hierzu herangezogene Patienten- 
Material bestand aus 23 mittelgradig an ausgebreiteter Sar¬ 
koptesräude leidenden, vorbehandelten Pferden. Die 
Patienten wurden, soweit dies noch nicht geschehen war, ge¬ 
schoren und gewaschen. Hierauf wurden sie der Behandlung 
mit Lysolspiritus (1 Teil Liquor Cresoli saponatus auf 9 Teile 
Spiritus) in der Weise unterzogen, daß zunächst die vordere, 
am nächsten Tage die hintere Körperhälfte kräftig eingebürstet 
wurde. Jeden zweiten Tag wurde hierauf der ganze Körper 
erneut mit Lysolspiritus eingebürstet, bis die Patienten je 
5 Kuren unterzogen worden waren. Von den 23 Patienten 
schieden zwei durch Tod bzw. Schlachtung aus, so daß für 
die Beurteilung des Behandlungserfolgs 21 Pferde herangezogen 
werden können. Von diesen 21 zwar vorbehandel¬ 


ten, klinisch aber nochoffensichtlich mittel¬ 
gradig an ausgebreiteter Sarkopte.sräude 
leidenden Patienten sind 14 = 66,6 Proz. durch 
einefünfmaligeKurmitLysolspiritusgeheilt 
worden; bei 4 Pferden machte sich eine• sechsmalige, bei 
den übrigen 3 eine länger dauernde Behandlung notwendig. 

Bei diesen Versuchen wie bei der sonstigen Verwendung 
des Lysolspiritus zur Räudebehandlung ist im hiesigen Pferde¬ 
lazarett vielfach als unerwünschte Nebenwirkung eine Lysol- 
vergiftung verschiedener Grade beobachtet worden, wie 
solche von Friedberger-Fröhner 8 ) u. a. beschrieben 
worden ist; aus neuester Zeit stammt eine Publikation A r o n - 
sohns 0 ) über einen Einzelfall. 

Ursprünglich als Alkoholvergiftung angesprochen, brachten 
einige besondere Versuche rasch Klarheit, daß die Erschei¬ 
nungen nicht auf die Wirkung von Alkohol, sondern von Lysol 
(Liquor Cresoli saponatus) zurückzuführen sind. Drei Pferde 
wurden mit reinem Spiritus, wie er sonst zur Lysolspiritus¬ 
bereitung verwendet wird, eingebürstet, drei andere mit Lysol- 
w’asser 1 :9. Die Alkoholbehandlung wurde völlig reaktionslos 
vertragen, dagegen zeigten alle drei mit Lysolwasser einge¬ 
bürstete Versuchspferde genau dieselben Symptome wie bei 
Gebrauch des Lysolspiritus, und zwar ließ ein Pferd leichtere, 
die beiden anderen Pferde dagegen schwere Vergiftungs¬ 
erscheinungen erkennen. Einschließlich dieser letzteren beiden 
habe ich bis jetzt 40 solcher Fälle schwererer Lysolvergiftung 
beobachtet; davon wurden 2 nach Einbürsten nur der Vorhand, 
die übrigen 38 des ganzen Körpers gesehen. Da zum Einbürsten 
eines ganzen Körpers durchschnittlich etwa 2 Liter Lysol¬ 
spiritus (1 :9) benötigt werden, so gelangten bei einer Voll¬ 
behandlung etwa 200 g Liquor. Cresol. sapont. auf die Körper¬ 
oberfläche verteilt zur Auftragung. 

Die Symptome der Lysolvergiftung setzen in 
der Regel bereits während der Behandlung oder kurz nach 
deren Beendigung in Gestalt von Unruhe, Schnauben, Prusten, 
Schwanken und Muskelzittern ein, wozu ziemlich rasch Er¬ 
scheinungen der Haut, des Kopfes, Halses, der Schultern, 
unteren Teile der Brustwand, Kniefalten, Innenseite der Ober¬ 
schenkel in Gestalt von vermehrt warmen, teils brettartigen 
oder wulstigen Schwellungen bei Puls- und Atembeschleunigung 
treten. Beim Führen zeigt sich hin und wieder Einknicken der 
Beine, stets aber Taumeln und unsicherer, suchender, schwan¬ 
kender Gang. Die meisten Patienten beruhigen sich nach etwa 
einer Stunde wieder, und es bleiben neben geringer Schwäche 
nur die Hautschwellungen für ein oder mehrere Tage zurück. 
In anderen, weniger zahlreichen Fällen sind die Gleichgewichts¬ 
störungen so erheblich, daß die Pferde nach dem Einbürsten 
mit Lysolspiritus innerhalb der nächsten 10—20—25 Minuten 
unter den soeben beschriebenen Erscheinungen taumelnd 
niederstürzen und sich trotz Hilfe zunächst nicht mehr zu 
erheben vermögen. Die flach auf der Seite liegenden Pferde 
zeigen starke, alle Muskelgruppen, insbesondere Schenkel und 
• Bauchdecken betreffende klonisch-tonische Krämpfe, Schwei߬ 
ausbruch, meist unfühlbaren Puls, pochenden Herzschlag, zum 
Teil beschleunigte Atmung (12 bis 20 Atemzüge), vereinzelt 
Abgang von Winden und Kot; die Patienten sind stark be¬ 
nommen, haben erweiterte Pupillen, machen häufig Geh¬ 
bewegungen und prusten, stöhnen oder wiehern dumpf vor 
sich hin, Pabei nehmen die heißen, ödeniatösen, brettartigen 


436 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 37. 


Schwellungen an den Körperteilen mit feinerer Haut noch 
etwas zu. Nach und nach werden die Pferde ruhiger; die kon¬ 
vulsivischen Zuckungen werden schwächer, weisen Pausen auf, 
der Schweißausbruch macht einem Duften zunächst an den 
außen gelegenen Hautpartien, später auch zwischen den 
Schenkeln Platz, um schließlich ganz nachzulassen, der Puls 
beginnt in manchen Fällen schwach fühlbar zu werden (etwa 
45 —60 kleine, gespannte Schläge), die Atmung wird ruhiger, 
die Schenkelbewegungen werden seltener, das Bewußtsein 
kehrt wieder, und schließlich erheben sich die Patienten von 
selbst, was M>— 3 K> Stunden, im Durchschnitt 2 Stunden nach 
dem Niederstürzen der Fall zu sein pflegt. Die Pferde machen 
noch einen matten, teilnahmslosen Eindruck, zeigen bisweilen 
Muskelzittern, wohl auch einzelne stärkere Zuckungen und 
Schreckhaftigkeit, verzehren aber bald vorgelegtes Heu, werden 
wieder aufmerksam gegen ihre Umgebung und behalten nur 
noch eine geringe Schwäche für einige Stunden; die Haut¬ 
schwellungen bleiben abklingend meist 1—3 Tage bestehen. 
Eine Behandlung der an sich bedrohlich erscheinenden Symp¬ 
tome ist in Fällen von Lysolvergiftung wie den eben geschil¬ 
derten kaum nötig, da sie in allen von mir beobachteten Fällen 
spontan verschwanden, ohne erkennbare üble Folgen, außer 
einer in der Regel mehrtägigen Herzschwäche zu hinterlassen; 
anläßlich einiger später auszuführender Sektionen bzw. Fleisch¬ 
beschauen wurden besondere, auf die überstandene Lysol¬ 
vergiftung hinweisende pathologische Befunde, z. B. Nephritis, 
nicht erhoben. — In einigen Fällen haben sich die Patienten 
während des Liegens infolge der Unruhe (abgesehen von Haut¬ 
schürfungen) neben Quetschung des oberen Augenlides trau¬ 
matische Conjunctivitis, in einem Falle sogar ein Ulcus corneae 
mit bleibender Hornhauttrübung zugezogen. 

Naturgemäß beeinflußt die Lysolvergiftung den Nähr- und 
Kräftezustand, der an sich durch längere Lysolspiritusbehand¬ 
lung nicht unberührt bleibt, mehr oder weniger ungünstig, 
weshalb ihre tunlichste Einschränkung durch getrennte Be¬ 
handlung von Vor- und Nachhand angezeigt ist. 

Auf Grund der vorstehenden Ausführungen und der Er¬ 
fahrung in einer Reihe anderer Fälle kann gesagt werden, daß 
gegen die Sarkoptesräude des Pferdes das 
Teerliniment ein sehr wirksames Mittel ist, 
welches auch in schweren Fällen Erfolg verspricht, wenn der 
Nähr- und Kräftezustand des Patienten die Anwendung der 
anstrengenden Kur gestattet. Ein gutes Mittel — hinter 
dem Teerliniment zurückbleibend — ist der Lysol- 
s p i r i t u s , d e r sich namentlich für leichtere 
Fälle eignet; die besonders bei Vollbehand¬ 
lung mit L y s o 1 s p i r i t u s häufiger Vorkommen- 
d e n Lysolvergiftungen, die durch getrennte 
Behandlung von Vor- und Nachhand einzu¬ 
schränken sind, brauchen von der Verwen¬ 
dung des Mittels nicht abzuhalten. Als Not¬ 
behelf von g e ring e r Wir k u n g bei Sarkoptes¬ 
räude kann 5 p r o z. Tabakabkochung b e z o i c h -• 
net werden* während Antiformin schädlich 
und ungeeignet ist. 

L i t erat ur: 

1. Ritzer, Behandlung der Pferderäude. Berl. Tier. Wochensehr., 

1016. Nr. 20, S. 231. 

2. E i s e n h 1 ä 11 er. Beitrag zur Behandlung der Pferderäude. 

Berl. Tier. Wocliensehr., 1916. Nr. 16. 


3. Stoß, Antiformin für Haaruntersuchungen. Arcli. f. wiss. u. 
prakt. TierheÜk., Bd. 42, 1916, S. 117. 

4. Müller, Lehrb. d. Pharmakologie f. Tierärzte, 2. Aufl. 1913, 

S. 269. 

5. Ellenberger, Vergleichende Physiologie d. Haussäugetiere 
1892, Bd. 2., S. 895. — Ellenberger u. Scheunen, 
Lehrb. d. vergleich. Physiologie d. Haussäugetiere. Berlin 1910, 
S. 623. 

6. Masur, Beitrag zur Behandlung der Räude. Berl. Tier. 
Wochenschrift 1916, Nr. 20, S. 234. 

7. Hutyra und Marek, Spez. Pathol. u» Tlierap. d. Haust, 
1906, Bd. 2, S. 900. 

8. Friedberger und Fröhner, Lehrb. d. spez. Pathol. u. 
Therap. d. Haust., 1908, Bd. 1, S. 206. 

9. Aronsohn, Zur Kasuistik der Lysol Vergiftungen. Berl. Tier. 
Woehensehr., 1916, Nr. 22, S. 258. 


Mitteilungen aus dem Pferdelazarett Brüssel. 

Von Stabsveterinär Prof. Dr. R. Reinhardt 
I. Die Behandlung des Petechialfiebers beim Pferde mit 
Landsberger Serum nach Jensen. 

Im Jahre 1915 waren im hiesigen Pferdelazarett 19 an 
Petechialfieber erkrankte Pferde zur Behandlung gekommen; 
es hatte sich sowohl um schwere als um leichtere Fälle ge¬ 
handelt. Die Krankheit hatte sich im Anschluß an Druse, 
meist aber im Verlauf oder im Anschluß an die „infektiöse 
Bronchopneumonie“ entwickelt. Von den 19 Pferden sind 
10 genesen, 9 haben tödlich geendet. Das entspricht einer 
Mortalität von 47 Proz., ein Prozentsatz, der auch anderwärts 
allgemein bei der bisher üblichen symptomatischen, 
nicht spezifischen Behandlung des Petechial¬ 
fiebers beobachtet worden ist. 

Nachdem Fröhner in den Monatsheften für praktische 
Tierheilkunde, Band XXV, S. 61 und Band XXVI, S. 1 über 
günstige Ergebnisse bei der Behandlung der in Rede stehenden 
Krankheit mit dem dänischen polyvalenten Petechialfieber¬ 
serum nach Jensen berichtet hatte, wurde im hiesigen 
Pferdelazarett vom Jahre 1916 ab ebenfalls die Serumbehand¬ 
lung eingeführt. Da dänisches Serum aus Kopenhagen nicht 
zu bekommen war, wurde das im bakteriologischen und Serum- 
institut von Dr. Schreiber in Landsberg a. W. nach genauer 
Vorschrift des Prof. Dr. Jensen in Kopenhagen und unter 
Verwendung der von ihm aus petechialfieberkranken Pferden 
isolierten Streptokokkenstämme hergestellte polyvalente 
•Petechialfieberserum bezogen und angewandt. 

Inzwischen hat Fröhner in der Berl. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, Jahrgang 1916, S. 277 über 4 Fälle von Petechialfieber 
beim Pferde berichtet, die mit Landsberger Serum geheilt 
worden sind. 

Im hiesigen Pferdelazarett sind bis jetzt 13 petechialfieber- 
kranke Pferde mit Landsberger Serum behandelt worden. Es 
hat sich durchweg um schwere Pferde belgischen Schlages 
gehandelt. 

Von den 13 Patienten waren 2 (Fall 2 und 5) schon an 
Petechialfieber erkrankt ins Lazarett eingeliefert w r orden, und 
es ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob eine andere 
Krankheit und allenfalls welche (Druse, Brustseuche, infektiöse 
Bronchitis) vorausgegangen war. Bei einem Pferde (Fall 10) 
hatte sich die Krankheit im Anschluß an Druse entwickelt. Die 
übrigen Fälle (1, 3, 4, 6 , 7, 8 , 9, 11, 12 und 13) von Petechial¬ 
fieber kamen im Verlauf der infektiösen Bronchopneumonie (als 



14. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


437 


Komplikation) oder nach überstandener infektiöser Broncho¬ 
pneumonie (als Nachkrankheit) zur Entwickelung. Angefügt 
sei, daß die infektiöse Bronchopneumonie hier zeitweise in 
ziemlich starker Verbreitung beobachtet werden konnte. Zweifel¬ 
los handelt es sich bei ihr um eine Infektionskrankheit be¬ 
sonderer Art, bei der Streptokokken beteiligt sind. Ob diese 
allein in ätiologische Beziehung zu der Krankheit zu setzen 
sind, oder ob auch die anderen, neben den Streptokokken an¬ 
zutreffenden Bakterien eine Rolle in ätiologischer Hinsicht 
spielen, ob die Krankheit also polybakteriellen Ursprungs ist, 
wie Wirth in der Wiener tierärztl. Monatsschr., II. Jahrg., 
Seite 411, anzunehmen geneigt ist, oder ob diese anderen Bak¬ 
terien nur sekundäre Bedeutung besitzen, ist noch eine offene 
Frage. Jedenfalls aber spielen hier die Erreger der infektiösen 
Bronchopneumonie beim Zustandekommen des Petechialfiebers 
dieselbe Rolle, wie die Drusestreptokokken, die Erreger der 
Brustseuche und die gewöhnlichen Eiterbakterien. Diese und 
vielleicht auch noch andere bisher unbekannte Infektions¬ 
erreger erlangen unter gewissen Umständen eine hämor¬ 
rhagische pathogene Wirkung (F r ö h n e r) oder aber bereiten 
sie anderen hämorrhagischen Bakterien den Boden für ihr Ge¬ 
deihen und ihre pathogene Wirkung durch Schwächung des 
Organismus im allgemeinen und der Gefäßwände im besonderen 
(erhöhte Durchlässigkeit). 

Von den 13 im hiesigen Pferdelazarett mit Landsberger 
Serum behandelten Patienten sind 9 geheilt worden und 4 sind 
verendet bzw. mußten notgeschlachtet werden, aber, wie ich 
hier gleich vorweg nehmen möchte, nicht wegen Petechial¬ 
fiebers, sondern wegen anderer Krankheiten (infektiöse 
Bronchopneumonie). 

Das Serum wurde stets endovenös angewandt, und zwar 
wurden als erste und zweite Dosis in der Regel je 200 ccm ge¬ 
geben, denen im Verlaufe der Krankheit nötigenfalls noch 
Dosen von 100—150 ccm folgten. Die Einverleibungen wurden 
stets gut ertragen; nie wurden unangenehme Reaktionen ört¬ 
licher oder allgemeiner Natur beobachtet. 

Die Fälle 1, 2, 5, 7, 9, 11, 12 und 13 boten das typische 
Krankheitsbild des Petechialfiebers in mehr oder weniger hoch¬ 
gradiger Entwickelung: Schwellung des Kopfes, der Vorder- 
und Unterbrust und des Bauches, des Schlauches und der Glied¬ 
maßen, kleinere oder größere Petechien auf der Konjunktival- 
und der Nasenschleimhaut, Fieber, Nasenausfluß, mangelnde 
Freßlust, Störung des Allgemeinbefindens, Mattigkeit. Auf 
die Serumeinspritzungen gingen die Krankheitserscheinungen 
teils verblüffend rasch (insbesondere bei Fall 2 und 9) teils mehr 
allmählich und schrittweise zurück: die Schwellungen wurden 
kleiner und verschwanden, die Petechien blaßten ab, die Tempe¬ 
ratur sank zur Norm, die Freßlust hob sich und das Allgemein¬ 
befinden besserte sich. Die eben erwähnten 8 Fälle sind nach 
Verbrauch von 700, 500, 620, 750, 550, 500, 750 bezw. 600 ccm 
Serum geheilt worden, das ergiebt einen durchschnittlichen Ver¬ 
brauch von 620 ccm Serum pro Pferd. 

Die übrigen 5 Fälle zeigen Abweichungen vom üblichen 
Krankheitsbild bzw. -Verlauf und sollen deshalb im einzelnen 
kurz beschrieben werden. 

Fall 10 zeichnet sich dadurch aus, daß er trotz frühzeitiger 
Behandlung mit Petechialfieberserum einen ziemlich hartnäckigen 
Verlauf nahm. Es handelte sich um eine 6 jährige belgische Eisen¬ 
schimmelstute, die im Anschluß an Druse an Morbus maculosus 


erkrankt war. Die abszedierte Kehlgangslymphdrüse war eröffnet, 
aus der Schnittwunde ließ sich dicklicher gelber Eiter ausdrücken. 
Es bestand sehr starke Schwellung der Haut über dem Nasen¬ 
rücken der Nasenflügel und des Maules (Nilpferdkopf), der Beine, 
der Unterbrust. Die Konjunktiven sind schmutzig-gelbrot. Auf 
der Nasenschleimhaut sind zahlreiche, lebhaft rote, pfefferkorn- 
große, umschriebene Petechien zu sehen. Das Pferd erhielt inner¬ 
halb 10 Tagen insgesamt 1450 ccm Serum in Dosen von 150 und 
200 ccm. Schon nach der zweiten Infusion waren die Schwellungen 
der Nase, der Unterbrust und der Beine auffallend zurückgegangen. 
Dagegen zeigten sich die Petechien in der Nase nach der 4. und 
5. Einspritzung noch auffallend rot und groß (bis kirschkerngroß) 
teilweise auch zu größeren Komplexen zusammengeflossen. Erst 
von der 6. Einspritzung ab (insgesamt 1100 ccm Serum) beginnen 
die Petechien abzublassen, die Konjunktiven sind rosarot, die 
Schwellungen sind nahezu spurlos verschwunden, Temperatur nor¬ 
mal, Freßlust und Allgemeinbefinden gut. Um zu befürchtende 
Rezidive zu vermeiden, wurden noch weitere 350 ccm Serum ge¬ 
geben. 15 Tage nach Beginn der Behandlung ist die Stute 
genesen. 

Fall 3. Ein Fuchswallach mit durchgehender Blässe, 4 Jahre 
alt, Belgier, wird am 10. April 1916 mit infektiöser Broncho¬ 
pneumonie ins Pferdelazarett eingeliefert. Erscheinungen: 
40,3° C Körpertemperatur, schleimig - eitriger Nasenausfluß, 
leichte Schwellung der Kehlgangslymphdrüsen, Husten, bronchiales 
Atmen, vermehrte Puls- und Atemfrequenz, später im unteren 
Drittel der Brustwandungen umschriebene Dämpfungen. Am 
13. April machen sieh Erscheinungen des Petechialfiebers bemerk¬ 
bar: Schwellungen an Unterbrust und Hauch, sowie den Hinter¬ 
beinen und dem Schlauche, zahlreiche stecknadelkopfgroße Pe¬ 
techien auf der Nasenschleimhaut, vereinzelt auch auf den Konjunk¬ 
tiven. Das Pferd erhielt am 13. April 300, am 15. 100 und am 18. 
200 ccm Petechialfieberserum. Die Erscheinungen des Petechial¬ 
fiebers gehen prompt zurück. Dagegen nahmen die Lungen¬ 
erscheinungen zu, das Allgemeinbefinden und die Freßlust sind 
schlecht. Am 19. April tritt profuser Durchfall ein. Am 20. April 
wird zur Notschlachtung geschritten. Anatomischer Be¬ 
fund: Gangränöse Pneumonie; trübe Schwellung der Leber und 
der Nieren, Trübung und Erweichung des Herzmuskels; katar¬ 
rhalische Darmentzündung; keine auf Petechialfieber hinweisenden 
Veränderungen. Todesursache: Septikämie, ausgehend von 
gangränöser Pneumonie. 

Fall 4. Brauner Wallach mit Blässe, weiße Flecken in der 
Sattellage, 10 Jahre alt, Belgier, zeigt bei seiner Einlieferung am 
27. April 1916 gelbrötliche Konjunktiven, grauweißen, schleimigen 
Nasenausfluß, rauhen, kräftigen, schmerzhaften Husten, „50 Pulse, 
eine Temperatur von 39,8 0 C, 28 abdominale Atemzüge, keine ab¬ 
normen Atemgeräusche, gute Freßlust, leichten Durchfall und ein¬ 
genommenes Sensorium. Diagnose: Infektiöse Bronchitis. Am 
3. Mai ergibt die Perkussion überall vollen Schall, die Auskultation 
links bronchiales und verschärftes vesikuläres Atmen. Später lassen 
sich giemende, pfeifende und brummende Geräusche linkerseits 
nachweisen; die Perkussion ergibt in den linken unteren Lungen¬ 
partien Dämpfung. Rechterseits sowohl bei Auskultation als Per¬ 
kussion negativer Befund. Am 18. Mai sind typische Erscheinungen 
des Petechialfiebers in mittelhochgradiger Entwickelung festzu- 
stellen. Am 18. und 19. werden je 200 ccm am 20. und 21. je 
100 ccm Petechialfieberserum infundiert. Die Erscheinungen der 
Blutfleckenkrankheit gehen sofort zurück und verschwinden all¬ 
mählich. Dagegen bessert sich das Allgemeinbefinden nicht, die 
Lungenerscheinungen nehmen zu; aus der Nase macht sich ein 
übler, stinkender Geruch bemerkbar. Das Pferd zeigt Schwäche¬ 
zustände. Am 31. Mai wird die Notschlachtung vorgenommen. 
Anatomischer Befund wie bei Fall 3. 

Fall 6. Braune Stute mit Stern, vorn links w. Krone, 
hinten rechts w. Fessel, 14 Jahre alt, wird am 19. Mai 1916 mit 
den Erscheinungen der infektiösen Bronchopneumonie ein¬ 
geliefert. Nach 3 Tagen machen sich Schwellungen an Unterbrust, 
am Bauch und an den Beinen bemerkbar. Die Nasenschleimhaut 
zeigt zahlreiche flohstich- bis Stecknadelkopfgroße Petechien. Das 
Pferd erhält an 3 aufeinanderfolgenden Tagen je 200 ccm Petechial- 



438 


fiebcrscrum. Die Schwellungen und Petechien gehen zurück und 
sind 3 Wochen nach Beginn der Behandlung nicht mehr nachzu¬ 
weisen. Die Erscheinungen der Bronchopneumonie dagegen 
nehmen nach anfänglicher Besserung zu; die Temperatur steigt über 
40,0°, der Nasenausfluß wird eitrig, übelriechend; die Freßlust ist 
gering. Unter Zunahme der Atembeschwerden tritt Abmagerung 
ein; der Zustand des Pferdes ist hoffnungslos, so daß am 2. Juni 
zur Schlachtung geschritten wird. Der hauptsächlichste Befund 
ist: Starke Abmagerung, Leber geschwollen, lehmfarben, brüchig; 
Spitzenlappen und ein Teil der unteren Lungenpartien sind dunkel¬ 
rot, fühlen sich fest und derb an und zeigen auf Durchschnitten 
zahlreiche und ausgedehnte Eiterherde; das Nachbargewebe ist 
sulzig infiltriert; die Sepien sind verbreitert; die Bronchien sind mit 
Schleim und Eiter gefüllt: ihre Schleimhaut ist geschwollen und 
höher gerötet. Ähnlicher Befund in der Luftröhre. Das Herz ist 
schlaff, Schnittfläche graurot, Konsistenz vermindert; am Endo¬ 
kard einige kleine Petechien. Anatomische Diagnose: 
Pneumonia gangraenosa, Pleuritis, Bronchitis, Myodegeneratio 
eordis. Todesursache: Septikämie. 

Fall 8. Ein 12jähriger Kappenwallach mit Stern und Schnippe 
zeigt 8 'Page nach seiner wegen Erkrankung an infektiöser Broncho¬ 
pneumonie erfolgten Einlieferung ins Pferdelazarett starke 
Schwellung der Unterbrust, des Bauches und des Schlauches, 
mäßige Schwellung der Hinterbeine; die Konjunktiven sind erheb¬ 
lich geschwollen und schmutzigrot mit einem Stich ins Gelbliche; 
die Nasenschleimhaut hat ähnliche Färbung und zeigt zahlreiche 
deutliche Petechien; seröser Ausfluß aus den inneren Augen¬ 
winkeln: eitriger Nasenausfluß, der an den Rändern zu bräunlichen 
Borken angetrocknet ist. Es ist also zu der schon vorhanden 
gewesenen infektiösen Bronchopneumonie noch Petechialfieber 
hinzugetreten. Das Pferd erhielt am ersten Erkrankungstage 
25Ü ccm, am folgenden 200 ccm und am dritten Tage 150 ccm, 
worauf die Schwellungen auffallend rasch zurückgehen und das 
Allgemeinbefinden sich vorübergehend bessert. Der reichliche 
eitrige Nasenausfluß bleibt aber bestehen, ebenso die Lungen¬ 
erscheinungen; die Freßlust ist mangelhaft. Das Pferd zeigt Schwäche¬ 
zustände und kann sich nicht mehr vom Boden erheben. 27 Tage 
nach seiner Einlieferung wird es dem Pferdeschlächter übergeben. 
Am geschlachteten Tiere fanden sich als die hauptsächlichsten Ver¬ 
änderungen mehrere etwa haselnußgroße, eitrige Herde in den 
Spitzenlappen der Lungen und eine graurötliche Verfärbung und 
erhebliche Konsistenzverminderung des Herzmuskels; daneben eine 
Rhinitis, Laryngitis, Tracheitis, Bronchitis und Bronchiolitis 
catarrhalis purulenta, Dem Morbus maculosus eigentümliche Ver¬ 
änderungen fehlten vollständig 

Was zunächst die 4 eben beschriebenen, mit Tod aus¬ 
gegangenen Fälle anlangt, so ist bemerkenswert, daß auf die 
Einspritzungen des Landsberger Serums hin die Erscheinungen 
des Petechialfiebers zurückgegangen sind. Ferner ist hervor¬ 
zuheben, daß an den toten . Tieren keine dem Petechialfieber 
eigentümlichen Veränderungen nachweisbar waren, daß also 
der Tod der 4 Pferde nicht mit dem vorausgegangenen Morbus 
maculosus in Zusammenhang zu bringen ist. Die Pferde sind — 
teilweise erst lange, nachdem die Erscheinungen des Petechial¬ 
fiebers verschwunden waren (Fall 4 und 6) — an infektiöser 
Bronchopneumonie zugrunde gegangen. Vielmehr darf, auch 
mit Rücksicht auf den im Leben der Tiere beobachteten Rück¬ 
gang der Erscheinungen des Petechialfiebers, gesagt werden, daß 
trotz der außer der Blutfleckenkrankheit noch vorhandenen in¬ 
fektiösen Bronchopneumonie das Serum seine gute Wirkung 
auf erstere Krankheit zu entfalten imstande gewesen ist. Selbst 
bei diesen schweren komplizierten Fällen, aber noch mehr bei 
den 9 anderen geheiltn Fällen ist oft ein auffallend rasches 
Verschwinden der am meisten hervortretenden Erscheinungen, 
der Petechien und der Schwellungen, zu beobachten gewesen. 
Eine günstige Beeinflussung des Petechial¬ 
fiebers der Pferde durch das Landsberger 


No. 37. 


Serum ist unverkennbar. Angefügt sei noch, daß 
bei feinem der behandelten Pferde es zur Ausbildung der sonst 
bei der Blutfleckenkrankheit so häufig zu beobachtenden Haut¬ 
gangrän gekommen ist. 

Kresolvergiftung bei Pferden. 

Da grüne Seife knapp wurde, wurde an Stelle des be¬ 
währten Wiener Teerliniments Kresolseifenspiritus-Lösung zur 
Behandlung räudekranker Pferde verwandt. Drei räudige 
Pferde, die mit Teerliniment schon mehrfach vorbehandelt 
w r aren und verschiedene wunde Stellen am Körper aufwdesen, 
wurden — entgegen der Instruktion — gleichzeitig über den 
ganzen Körper mit 10 prozentiger Kresolseifenspiritus-Lösung 
eingerieben. Die Pferde waren ziemlich gut genährt und von 
kräftigem Körperbau; ihr Alter betrug 18 bzw. 9 bzw. 10 
Jahre. Noch bevor die Einreibung vollendet war, fingen die 
Pferde an zu zittern und zu taumeln, brachen in der Nachhand 
zusammen und konnten nur mit Mühe noch an ihren Standplatz 
gebracht werden. Dort sanken sie nieder und konnten sich 
nicht mehr erheben. Die auffallendsten Erscheinungen waren 
weiterhin tonisch-klonische Krämpfe, an der Lippen- und Hals¬ 
muskulatur beginnend und über die ganze Körpermuskulatur 
sich erstreckend, so daß die Beine fortwährend zwischen Beuge- 
und Streckstellung wechselten. Der Blick war ängstlich, die 
Konjunktiven waren gerötet, ihre Gefäße injiziert. Der Puls 
war klein, schlecht zu fühlen, drähtförmig und erheblich be¬ 
schleunigt, die Arteria maxillaris fühlte sich gespannt an. Die 
Atmung war mäßig beschleunigt und tief. Die Temperatur war 
subnormal und betrug 36°—36,2° C. Das Bewußtsein war 
nicht gestört. 

Ich ließ die Pferde sofort mit warmem Seifenwasser ab- 
w r aschen. Bei dem einen schwanden schon kurze Zeit darauf 
die bedrohlichen Erscheinungen; nach einer weiteren Viertel¬ 
stunde konnte es mit kräftiger Unterstützung der Nachhand 
auf die Beine gebracht werden, worauf es sofort sein Futter 
aufsuchte. Wasser wurde zunächst noch verschmäht. Bei 
dem zweiten Pferde hielten die Krankheitserscheinungen etwas 
länger an; es konnte erst etwa 1 Stunde nach der Abwaschung 
auf die Beine gebracht werden und zeigte dann keine Krank¬ 
heitserscheinungen mehr. Bei dem dritten Pferde ließen die 
Muskelkrämpfe erst 5—6 Stunden nach der Abwaschung mit 
Seifenwasser nach; es zeigten sich dann paretische Er¬ 
scheinungen, insbesondere der Nachhand; der Puls war schwach, 
drahtförmig, seine Frequenz betrug 78 pro Minute. Das Pferd 
erhielt 80,0 ccm Ol. camphorat forte subkutan. Nach zwei 
weiteren Stunden konnte das Pferd mit Hilfe zum Stehen ge¬ 
bracht werden, woraüf es sofort sein Futter aufsuchte und 
fraß. Am folgenden Vormittag zeigten die Pferde außer er¬ 
höhter Pulsfrequenz (48—58 Schläge pro Minute) keine Krank¬ 
heitserscheinungen mehr. Die Körpertemperatur betrug am 
Abend des Krankheitstages 37,1 bzw. 37,3 bzw. 37,1 0 C., am 
folgenden Vormittag 37,5 bzw. 37,8 bzw. 37,7° C. Der am 
Abend des Krankheitstages aufgefangene Harn zeigte weder 
abnormes Aussehen noch einen vom Normalen abweichenden 
Geruch. Die chemische Untersuchung ergab Spuren von Ei¬ 
weiß, keinen Zucker. Bemerkt sei noch, daß 6 weitere Pferde, 
die gleichzeitig mit derselben Lösung und auf die-gleiche Weise 
eingerieben worden waren, die Behandlung ohne jegliche Be¬ 
schwerden ertragen hatten. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




14. Septe mb er 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


430 


Referate. 

Behandlung von Wanden, besonders von Widerristschäden 
mit pulverisierter Borsäure. 

Von Korpsstabsveterinär S c h u 11 z e. 

(Z. f. Vet-Kde. 1916, 3. Heft, S. 70.) 

Auf Grund mehrjähriger Erfahrungen, besonders aber 
durch die Erfahrungen jetzt im Kriege, empfiehlt Sch., bei 
Widerristschäden nur noch ausnahmsweise Spaltungen und 
Gegenöffnungen vorzunehmen, ebenso Spülungen der Wunden 
zu unterlassen, dafür aber das Wundgebiet mit pulverisierter 
Borsäure anfangs täglich mehrmals, später seltener zu be¬ 
handeln. Abgestorbenes Gewebe wird nur mit der Hand oder mit 
der krummen Schere und mit Schonung des benachbarten 
gesunden Gewebes entfernt. Auch der Eiter ist mit der Hand 
und nicht durch Spülung zu entfernen. Während bei Behand¬ 
lung mit Berieselungen das Gewebe aufquillt und aufnahme¬ 
fähiger für Eitererreger und Erreger jauchiger Veränderungen 
wird, so daß der Krankheitsprozeß weiterschreitet und an¬ 
grenzende Teile (Knochen, Knorpel, Faszien) absterben, zeigen 
die Wunden bei obenbeschriebener Behandlung schon nach 
einigen Tagen ein reines, rosiges Aussehen mit guten Granu¬ 
lationen. Die schmutzige Verfärbung des Gewebes und der 
üble Geruch schwinden. Die tiefen Taschen füllen sich schnell 
vom Grunde aus. Ein Bedecken und Ausfüllen der Wunden 
mit Gaze und Watte findet nicht statt. Die Pferde lassen sich 
überdies diese Behandlung sehr gut gefallen. R d r. 

Uber Satteldrucknarben. 

Von Honvedtierarzt Robert Bartal. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr. 27.) 

Mit Narben geheilte Satteldrücke pflegen öfters wieder 
aufzubrechen. Die Ursache der Erneuerung des Leidens sucht 
Verfasser in der Unebenheit der Narbenfläche; denn sogar 
vollkommen ebene Wundflächen können bei der narbigen 
Schrumpfung wellenartig werden. Bei der Operation solcher 
chronischen zugeheilten Satteldrücke findet man oft in der 
Tiefe eingekapselte Eiterherde, welche von der Unebenheit 
der Wundfläche hervorgerufen wurden. Diese Herde brechen 
bei größerem Drucke auf und erneuern das Leiden, indem sie 
in der Tiefe eiterige Entzündung mjt Gewebsnekrose ver¬ 
breiten. Die Heilung erfolgt nach gründlichem Entfernen 
aller infizierten Stellen. Bei Satteldrücken scheint es vorteil¬ 
haft zu sein, das geschrumpfte Narbengewebe auch weg¬ 
zuschneiden. Dr. Z. 

Zu den HufknorpelHsteln. 

Von Stabsveterinär d. L. Fuchs. 

(Z. f. Vet-Kde. 1916, Heft 6/6, S. 148.) 

Verfasser nimmt stets den ganzen Knorpel heraus und 
zwar immer von oben, sofern die Wand des Hufes intakt ist. 
Er legt zwei Schnitte am Kronrand vom Zehenteil bis zum 
Ballen an, die sich hinten und vorn treffen und in der Mitte 
VA —2 cm voneinander entfernen. Das dazwischenliegende 
Hautsegment 'wird entfernt, danach der Knorpel mit dem 
Schleifenmesser bei gestrecktem Huf herausgeschnitten, das 
Messer am Ballenende durchgezogen, um die Wundtasche nach 
hinten zu eröffnen. Danach Verband mit Holzwolle und sofor¬ 
tiger Beschlag mit vorher verpaßtem Eisen. 

Verdickte Wände werden beraspelt, verunstaltete Hufe 
unter Beraspelung und Beschneidung auf Geschwürsbildung 


in der Fleisch wand oder am Hufbein untersucht. Nur wenn 
gleichzeitig mit der Hufknorpelfistel Geschwürsbildungen oder 
Schädigungen unter der Wand bestehen, operiert Verf. von 
der Seite her. Er zieht die Wand nur ab, wenn sie lose ist, 
sonst verdünnt er sie bis auf die Fleischblättchen, so daß die 
Hornblättchen noch darin stecken, und bis auf die Fleisch¬ 
krone. 

Bei Operation von oben und Totalentfernung des Knorpels 
wird eine schnellere Gebrauchsfähigkeit des Pferdes erzielt, als 
bei jeder Seitenoperation. B. 

Das Spateisen und der Beschlag beim Spat der Pferde. 

Von Prof. Schwendimann, Bern. 

(Schweizer Arch. f. Tierbeilk., LYIII. Bd., 6. Heft, 191*.) 

Schwendimann weist darauf hin, daß oft auf den 
Beschlag eines spatlahmen Pferdes zu w*enig Gewicht gelegt 
wird. Man erleichtert dem Pferde sein Bemühen, die schmerz¬ 
hafte Streckung des Sprunggelenkes zu verringern, durch das 
Spateisen. Das Spateisen muß ein langes Stolleneisen mit 
starker Zehenrichtung sein. Der äußere Schußrand muß leicht 
bodeneng geschmiedet sein, und die Stollen müssen eine Länge 
von 3—4 cm besitzen. Da sein Zehenteil vorzugsweise der 
Abnützung ausgesetzt ist, muß seine Widerstandsfähigkeit in 
gewissen Fällen durch Einschweißen einer Stahlplatte erhöht 
werden. Das Anbringen eines Griffes ist im höchsten Grade 
fehlerhaft. Wegen der baldigen Abnützung der Stollen sind 
zweckmäßig auswechselbare Stollen anzuwenden. R d r. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tiersenehen in Deutschland 

am 1. September 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem KreU vermerkt.) 

Ratz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Fischhausen 1 Gemeinde. 
1 Gehöft, Königsberg 1, 1, Labiau 1, 1, Gerdauen 1, 1, Mohrungen 
1, 1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Gumbinnen 1, 1 (davon neu 
1 Gern., 1 Geh.), Insterburg 2, 2, Goldap 3, 3 (1, 1). Reg.-Bez. 
A11 c n s t e i n : Neidenburg 3, 3, Osterode i. Ostpr. 2, 3. Reg.-Bez. 
Marienwerder: Löbau 1, 1 (1, 1), Strasburg i. Westpr. 3, 3 
(1, 1), Graudenz 1, 1 (1, 1), Schwetz 2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Frank¬ 
furt: Königsberg i. Nm. 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Stettin: 
Randow 1, 1. Reg.-Bez. Köslin: Rummelsburg 1, 1 (1, 1). 
Reg.-Bez. Posen: Jarotschin 3, 3, Posen West 1, 1, Kosehmin 
1, 1, Schildberg 2, 2. Reg.-Bez. Bromberg: Kolmar i. P. 1, 1, 
Mogilno 1, 1, Wongrowitz 2, 2 (1, 1), Gnesen 1, 1. Reg.-Bez. 
Oppeln: Groß Strehlitz 1, 1. Reg.-Bez. Lüneburg: Falling¬ 
bostel 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Arnsberg: Hamm 1, 1. Reg.-Bez. 
Koblenz: Cochem 1, 1 (1, 1). Bayern. Reg.-Bez. M i 11 el¬ 
franken: Nürnberg Stadt 1, 1. Reg.-Bez. Unterfranken: 
Kitzingen Stadt 1, 4 (—, 1). Hamburg: Hamburg Stadt 1, 1. 
Elsaß-Lothringen: Bez. Lothringen: Metz 1, 1. 

Insgesamt: 33 Kreise, 46 Gemeinden, 50 Gehöfte; davon 
neu: 11 Gemeinden, 12 Gehöfte. 

Lungensenohe. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jerichow II 1 Gpmoindo, 
1 Gehöft, Wanzleben 1, 1. 

Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei. 





440 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 37. 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (elnschl. Schweinepest). 




■•ul- und 


Schwei neteuche 

Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Klauenseuche 

elneclil. Sohweinepeet 

Kreise 

Ge- 

Ge- 

Kreise 

Ge- 

Ge- 


usw. 

meinden 

höfte 

usw. 

meindeu 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

2 

2 

3 

9 

15 

15 

Gumbinnen. 

2 

2 

2 

6 

26 

28 

Allenstein. 

— 

— 

— 

6 

21 

25 

Danzig. 

— 

— 

— 

4 

9 

9 

Marienwerder. 

2 

2 

2 

8 

16 

18 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

4 

Potsdam. 

2 

3 

7 

11 

32 

35 

Frankfurt. 

1 

1 

1 

11 

26 

28 

Stettin. 

5 

8 

9 

6 

24 

88 

Köslin. 

1 

1 

1 

5 

7 

7 

Stralsund. 

1 

3 

12 

4 

5 

6 

Posen . 

3 

4 

4 

16 

36 

42 

Bromberg. 

— 

— 

— 

4 

16 

17 

Breslau. 

5 

11 

33 

19 

65 

77 

Liegnitz. 

1 

1 

1 

16 

44 

47 

Oppeln. 

Magdeburg . 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

11 

5 

26 

8 

28 

11 

Merseburg. 

1 

1 

1 

7 

15 

26 

Erfurt. 

— 

— 

— 

6 

15 

19 

Schleswig. 

5 

7 

12 

5 

6 

7 

Hannover. 

1 

1 

1 

5 

7 

7 

Hildesheim. 

2 

2 

2 

3 

3 

3 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

3 

5 

5 

Stade .. 

1 

7 

21 

— 

— 

— 

Osnabrück. 

1 

1 

4 

1 

1 

1 

Aurich. . 

—r 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

1 

1 

1 

4 

8 

10 

Minden. 

1 

1 

1 

1 

3 

9 

Arnsberg. 

— 

— 

— 

10 

20 

24 

Kassel. 

1 

1 

2 

9 

36 

119 

Wiesbaden. 

— 

— 

— 

5 

10 

12 

Koblenz. 

2 

3 

5 

7 

16 

18 

Düsseldorf. 

— 

— 

— 

10 

14 

21 

Köln. 

— 

— 

— 

4 

9 

11 

Trier. 

1 

2 

3 

5 

7 

11 

Aachen. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Sigmaringen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

Hfl 

36 

194 

8 

20 

26 

Niederbayern. 

— 

— 

— 

5 

5 

5 

Pfalz. 


— 

— 

3 

3 

3 

Oberpfalz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Oberfranken. 

1 

1 

6 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

4 

4 1 

4 

2 

2 

2 

Unterfranken. 

4 

15 

63 

— 

— 

— 

Schwaben. 

11 

43 

148 

2 

2 

2 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

3 

3 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Dresden . 

— 

— 

— 

3 

8 

11 

Leipzig. 

1 

1 

3 

3 

3 

3 

Zwickau. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

3 

4 

13 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

6 

13 

31 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Freiburg. 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

5 

1 

9 

4 

12 

12 

Mannheim. 

1 

1 

3 

8 

41 

124 

Hessen. 

— 

— 

— 

4 

10 

28 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

4 

39 

124 

4 

5 

7 

Sachsen-Weimar. 

1 

2 

2 

3 

6 

6 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

2 

11 

1 

5 

5 

Oldenburg . 

1 

1 

1 

4 

4 

5 

Braunschweig. 

1 

1 

1 

6 

27 

50 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Sachsen-Altenburg .... 
Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 


— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

Anhalt. 

— 

■ 

— 

1 

1 

1 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

9 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

9 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Reuß jüngere Linie .... 

1 

i 

1 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Lippe.. 

— 

— 

— 

4 

5 

5 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Hamburg. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Elsaß-Lotb ringen. 

5 

13 

33 

7 

9 

14 

Deutsches Reich 

101 

246 

irfefll 

311 

733 

1121 

Davon in Preußen 

44 

67 

130 

228 

553 

789 


Nahrungsinittelkunde und Fleischbeschau. 

Regelung des Fleischverbrauches im Reiche. 

(Verordnung des Reichskanzlers vom 21. August 1916.) 

Auf Grund der Bekanntmachung über Kriegsmaßnahmen zur 
Sicherung der Volksernährung vom 22. Mai 1916 („Reichsgesetz¬ 
blatt“ S. 401) wird folgende Verordnung erlassen: 

§ 1. Als Fleisch und Fleischwaren im Sinne dieser Verordnung 
gelten: 

1. das Muskelfleisch mit eingewachsenen Knochen von Rind¬ 
vieh, Schafen und Schweinen (Schlachtviehfleisch) sowie 
Hühner, 

2. das Muskelfleisch mit eingewachsenen Knochen von Rot-, 
Dam-, Schwarz- und Rehwild (Wildbret), 

3. roher, gesalzener oder geräucherter Speck und Rohfett, 

4. die Eingeweide des Schlachtviehs, 

5. zubereitetes Schlachtviehfleisch und Wildbret sowie Wurst. 
Fleischkonserven und sonstige Dauerwaren aller Art. 

Vom Fleische losgelöste Knochen, Euter, Füße, mit Ausnahme 
der Schweinepfoten, Flecke, Lungen, Därme (Gekröse), Gehirn und 
Flotzmaul, ferner Wildaufbruch einschließlich Herz und Leber sowie 
Wildköpfe gelten nicht als Fleisch und Fleischwaren. 

§ 2. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten 
Behörden können den Verbrauch von Fleisch und Fleischwaren 
einschließlich Wildbret und Geflügel, die dieser Verordnung nicht 
unterliegen, ihrerseits regeln. Hierbei darf jedoch die nach § 6 
Abs. 1 vom Kriegsernährungsamte festgesetzte Höchstmenge an 
Fleisch und Fleischwaren, die dieser Verordnung unterliegen, nicht 
erhöht werden. 

§ 3. Die Verbrauchsregelung erfolgt durch die Kommunal ver¬ 
bände. Diese können den Gemeinden die Regelung für die Ge¬ 
meindebezirke übertragen. Gemeinden, die nach der letzten Volks¬ 
zählung mehr als 10 000 Einwohner hatten, können die Übertragung 
verlangen. 

Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten 
Behörden können die Kommunal verbände und Gemeinden für die 
Zwecke der Regelung vereinigen, sie können auch die Regelung 
für ihren Bezirk oder Teile ihres Bezirkes selbst vornehmen. So¬ 
weit die Regelung hiernach für einen größeren Bezirk erfolgt, ruhen 
die Befugnisse der zu diesem Bezirke gehörenden Stellen. 

§ 4. Fleisch und Fleischwaren dürfen entgeltlich oder unent¬ 
geltlich an Verbraucher nur gegen Fleischkarte abgegeben und von 
Verbrauchern nur gegen Fleischkarte bezogen werden. Dies gilt 
auch für die Abgabe in Gast-, Schank- und Speisewirtschaften sowie 
in Vereins- und Erfrischungsräumen und Fremdenheimen. Es gilt 
nicht für die Abgabe durch den Selbstversorger an die im § 10 
Abs. 1 genannten Personen. 

Den Verbrauch in Krankenhäusern und anderen geschlossenen 
Anstalten können die Kommunalverbände in anderer Weise regeln. 

§ 5. Die Fleischkarte gilt im ganzen Reiche. Sie besteht aus 
einer Stammkarte und mehreren Abschnitten (Fleischmarken). Die 
Abschnitte sind gültig nur im Zusammenhänge mit der Stammkarte. 

Der Bezugsberechtigte oder der Haushaltungsvorstand hat auf 
der Stammkarte seinen Namen einzutragen. Die Übertragung der 
Stammkarte wie der Abschnitte auf andere Personen ist verboten, 
soweit es sich nicht um solche Personen handelt, die demselben 
Haushalt angehören oder in ihm dauernd oder vorübergehend ver¬ 
pflegt werden. 

Das Kriegsemährungsamt erläßt nähere Bestimmungen über die 
Ausgestaltung der Fleischkarte. 

§ 6. Das Kriegsernährungsamt erläßt nähere Bestimmungen 
darüber, welche Menge an Fleisch und Fleischwaren auf die Fleisch¬ 
karte bezogen werden darf, und mit welchem Gewichte die ein¬ 
zelnen Arten Fleisch und Fleischwaren auf die Höchstmenge an¬ 
zurechnen sind. Hierbei ist auf eine entsprechend geringere Be¬ 
wertung des Wildes, der Hühner und der Eingeweide Bedacht zu 
nehmen. 

Wenn im Bezirke eines Kommunalverbandes die Nachfrage 
aus den verfügbaren Fleischbeständen voraussichtlich nicht gedeckt, 
werden kann, hat der Kommunalverband die jeweilig festgesetzte 
Höchstmonge entsprechend herabzusetzen oder durch andere 





















































































14 . September 1916 ._BE RLINER TIE RÄRZTLICH E WOCHENSCHRIFT. 


441 


Maßnahmen für eine gleichmäßige Beschränkung im Bezüge von 
Fleisch und Fleisch waren oder einzelner Arten davon zu sorgen. 

§ 7. Jede Person erhält für je vier Wochen eine Fleischkarte. 

Kinder erhalten bis zum Beginn des Kalenderjahres, in dem 
sie das sechste Lebensjahr vollenden, nur die Hälfte der festgesetz¬ 
ten Wochenmenge. 

Auf Antrag des Bezugsberechtigten kann der Kommunal¬ 
verband an stelle der Fleischkarte Bezugsscheine auf andere ihm 
zur Verfügung stehende Lebensmittel ausgeben. 

§ 8. Die Kommunalverbände haben die Zuteilung von Fleisch 
und Fleischwaren an Schlächtereien (Fleischereien, Metzgereien), 
Gastwirtschaften und sonstige Betriebe, in denen Fleisch und 
Fleischwaren gewerbsmäßig an Verbraucher abgegeben werden, 
zu regeln. Sie haben durch Einführung von Bezugsscheinen oder 
auf andere Weise für eine ausreichende Überwachung dieser Be¬ 
triebe zu sorgen. 

§ 9. Die Verbrauchsregelung erstreckt sich auch auf die 
Selbstversorger. Als Selbstversorger gilt, wer durch Haussehlach¬ 
tung oder durch Ausübung der Jagd Fleisch und Fleischwaren zum 
Verbrauch im eigenen Haushalt gewinnt. 

Mehrere Personen, die für den eigenen Verbrauch gemeinsam 
Schweine mästen, werden ebenfalls als Selbstversorger angesehen. 
Als Selbstversorger können vom Kommunalverbande ferner an¬ 
erkannt werden Krankenhäuser und ähnliche Anstalten, die 
Schweine ausschließlich zur Versorgung der von ihnen zu ver¬ 
köstigenden Personen, sowie gewerbliche Betriebe, die Schweine 
ausschließlich zur Versorgung ihrer Angestellten und Arbeiter 
mästen. 

Selbstversorger bedürfen zur Hausschlachtung von Schweinen 
und von Rindvieh, mit Ausnahme von Kälbern bis zu sechs 
Wochen, der Genehmigung des Kommunalverbandes. Die Ge¬ 
nehmigung hat zur Voraussetzung, daß der Selbstversorger das 
Tier in seiner Wirtschaft mindestens sechs Wochen gehalten hat. 
Die Genehmigung ist nicht zu erteilen, wenn durch die Haus¬ 
schlachtung der Fleischvorrat des Selbstversorgers die ihm zu¬ 
stehende Fleischmenge so erheblich übersteigen würde, daß ein 
Verderben der Vorräte zu befürchten ist. 

Hausschlachtungen von Kälbern bis zu sechs Wochen, von 
.Schafen und Hühnern sind dem Kommunalverband anzuzeigen. Die 
Landeszentralbehörden können auch diese Hausschlachtungen von 
der Genehmigung des Kommunalverbandes abhängig machen. 

Die Verwendung von Wildbret im eigenen Haushalt, sowie 
die Abgabe an andere sind dem Kommunalverband anzuzeigen. 

§ 10. Die Selbstversorger können das aus Hausschlachtungen 
oder durch Ausübung der Jagd gewonnene Fleisch unter Zu¬ 
grundelegung der nach § 6 Absatz 1 festgesetzten Höchstmenge 
zum Verbrauch im eigenen Haushalt verwenden. Zum Haushalt ge¬ 
hören auch die Wirtschaftsangehörigen einschließlich des Gesindes, 
sowie ferner Naturalberechtigte, insbesondere Altenteiler und Ar¬ 
beiter, soweit sie kraft ihrer Berechtigung oder als Lohn Fleisch 
zu beanspruchen haben. 

Erfolgt die Verwendung des Fleisches gemäß Abs. 1 Satz 1 
innerhalb des Zeitraums, für den der Selbstversorger bereits Fleisch- 
karten erhalten hat, so hat er eine entsprechende Anzahl Fleisch¬ 
karten nach näherer Regelung des Kommunalverbandes diesem 
zurückzugeben. Erstreckt sich die Verwendung über diesen Zeit¬ 
raum hinaus, so hat der Selbstversorger außerdem bei Ausgabe 
neuer Fleischkarten anzugeben, innerhalb welcher Zeit er die 
Fleischvorräte verwenden will. Für diese Zeit erhält er nur so 
viele Fleischkarten, als ihm nach Abzug der Vorräte noch zustehen. 

Hierbei werden das Schlachtviehfleisch (§ 1 Abs. 2 Nr. 1) mit 
drei Ftinfteilen des Schlachtgewichts, Wildbret und Hühner nach 
dem Maßstabe des § 6 Abs. 1 angerechnet. Selbstversorgern, die 
ihren Bedarf an Schweinefleisch durch Hausschlachtung decken, 
wird bei dem ersten Schwein, das sie innerhalb eines jeden Jahres, 
gerechnet vom Inkrafttreten dieser Verordnung ab, schlachten, 
das Schlachtgewicht nur zur Hälfte angerechnet. Das Schlacht¬ 
gewicht ist amtlich festzustellen. 

§ 11. Fleisch, das aus Notschlachtungen anfällt, unterliegt 
nicht der Verbrauchsregelung, wenn es bei der Fleischbeschau für 


minderwertig oder nur bedingt tauglich erklärt wird. Fleisch, das 
ohne Beschränkung für den menschlichen Genuß tauglich befunden 
wird, unterliegt der Verbrauchsregelung; dem Selbstversorger ist 
es nach Maßgabe des § 10 Abs. 8 anzurechnen. 

§ 12. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimm¬ 
ten Behörden können anordnen, daß Fleisch und Fleischwaren, mit 
Ausnahme von Wild und Hühnern, aus einem Kommunal verband 
oder größeren Bezirke nur mit behördlicher Genehmigung aus¬ 
geführt werden dürfen. 

§ 13. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen be¬ 
stimmten Behörden erlassen die zur Ausführung dieser Verordnung 
erforderlichen Bestimmungen. Sie bestimmen, welcher Verband als 
Kommunalverband gilt. 

§ 14. Mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe bis 
zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft: 

1. wer entgegen den Vorschriften im § 4 Abs. 1, § 10 Fleisch 
oder Fleischwaren abgibt, bezieht oder verbraucht: 

2. wer den Vorschriften im § 5 Abs. 2 zuwiderhandelt; 

3 . wer ohne die nach § 9 erforderliche Genehmigung eine 
Hausschlachtung vornimmt oder vornehmen läßt; 

4. wer es unterläßt, die vorgeschriebenen Anzeigen an den 
Kommunal verband zu erstatten oder wissentlich unvoll¬ 
ständige oder unrichtige Angaben macht: 

5. wer auf Grund der §§ 2, 3, § 4 Abs. 2, §§ 8, 10, 12, 13 er 
lassenen Bestimmungen zuwiderhandelt. 

Neben der Strafe können Fleisch und Fleischwaren, auf die 
sich die strafbare Handlung bezieht, eingezogen werden, ohne 
Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. 

§ 15. Das Kriegsernährungsamt kann Ausnahmen von den 
Vorschriften dieser Verordnung zulassen. 

Die gleiche Befugnis haben die Landeszentralbehörden und die 
von ihnen bestimmten Stellen; sie bedürfen zur Zulassung von 
Ausnahmen der Zustimmung des Kriegsernährungsamtes. 

§ 16. Diese Verordnung tritt mit dem 2. Oktober 1916 in Kraft. 

Vor diesem Zeitpunkt von Landeszentralbehörden oder an¬ 
deren Behörden ausgegebene Fleischmarken behalten ihre Gültig¬ 
keit; sie berechtigen jedoch zum Bezüge von Fleisch und Fleisch¬ 
waren nur bis zu der nach § 6 Abs. 1 vom Kriegsernährungsamt 
festgesetzten Höchstmenge. 

Berlin, den 21. August 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 

Dr. H e 1 f f e r i c h. 

Flelsohkarte und Fortsetzung der Verbrauohehttchrtmenge an Fleisch 
und Flelschwaren. 

Auf Grund der §§ 5, 6 der Verordnung über die Regelung des 
Fleischverbrauchs vom 21. August 1916 (.,Reichgesetzblatt“ S. 941) 
wird bestimmt: 

§ 1. Die Fleischkarte besteht aus einer Stammkarte und 
quadratischen Abschnitten (Fleischmarken). Die Vollkarte ent¬ 
hält 40 Abschnitte, je 10 für eine Woche, die Kinderkarte enthält 
20 Abgbhnitte, je 5 für eine Woche. 

Der Stammkarte sind aufzudrucken: das Wort „Reichsfleisch¬ 
karte“, die Bezeichnung und das Hoheitszeichen des Bundesstaates, 
die Bezeichnung des Kommunalverbandes, die Zeit der Gültigkeit 
der Karte. Auf ihr ist ferner ein Raum für die Eintragung des 
Namens des Bezugsberechtigten oder des Haushaltungsvorstandes 
vorzu sehen. 

Jedem Abschnitt sind aufzudrucken die Worte „Fleischmarke 
7io Anteil“, die Bezeichnung des Bundesstaates und des Kommunal¬ 
verbandes, die Zeit der Gültigkeit. 

Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten 
Stellen können anordnen, daß die Stammkarte und die Abschnitte 
noch mit weiterem Aufdruck zu versehen sind. 

§ 2. Die Höchstmenge an Fleisch und Fleischwaren, die 
wöchentlich auf die Fleischkarte entnommen werden darf, wird bis 
auf weiteres auf 250 Gramm Schlachtviehfleisch mit eingewach¬ 
senen Knochen festgesetzt. 

An Stelle von je 25 Gramm Schlachtviehfleisch mit eingewach¬ 
senen Knochen können entnommen werden 20 Gramm Schlachtvieh¬ 
fleisch ohne Knochen, Schinken, Dauerwurst, Zunge, Speck, Roh- 











442 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 37. 


fett oder 50 Gramm Wildbret, Frischwurst, Eingeweide, Fleisch- 
konserven einschließlich des Dosengewichts. 

Hühner (Hähne und Hennen) sind mit einem Durchschnitts¬ 
gewicht von 400 Gramm, junge Hähne bis zu Yt Jahr mit einem 
Durchschnittsgewicht von 200 Gramm auf die Fleichkarte an¬ 
zurechnen. 

§ 8. Diese Bekanntmachung tritt mit dem 2. Oktober 1916 in 
Kraft. 

Berlin, den 21. August 1916. 

Der Präsident des Kriegsernährungsamts, 
von Batocki. 

Bekanntmachung Ober die Änderung der AuefOhrungebestimmungea zur 
Verordnung des Bundearats Ober die Einfuhr von Vieh und Fleisch sowie 
Fleischwaren vom 22- März 1916. 

Vom 21. August 1916. 

Auf Grund der §§ 2, 3 der Verordnung des Bundesrats über 
die Einfuhr von Vieh und Fleisch sowie Fleischwaren vom 18. März 
1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 175) bestimme ich: 

I. 

§ 9 Abs. 1 der Ausführungsbestimmungen zur Verordnung des 
Bundesrats über die Einfuhr von Vieh und Fleisch sowie Fleisch¬ 
waren vom 22. März 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 179) erhält folgen¬ 
den Satz 2: 

Die Landeszentralbehörden können die Einfuhr im Grenz¬ 
verkehre weiter beschränken oder verbieten; sie können be¬ 
stimmen, daß diese Einfuhr nur über einzelne, von ihnen zu be¬ 
zeichnende Grenzstationen erfolgen darf. 

n. 

Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Verkündung 
in Kraft. 

Berlin, den 21. August 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 

Dr. Helfferich. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 

Oberveterinär Kurt Bahr (Leiter der Tierseuchenabteil, des 
Bakt. Instituts der Landwirtschaftskammer in Danzig). 

Verwundet: 

Feldhilfsveterinär caud. med. vet. Arnold Hüttig aus 
Berlin (Studierender der Tierärztl. Hochschule in Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabs- und Regimentsveterinär Dr. August Kemner (Kreis¬ 
tierarzt in Wittlich). 

Korpsstabs- und Regimentsveterinär Dr. Eduard Sigl 
(Korpsstabsveterinär in München). 

Leutnant der Res. cand. med. vet. Hans Finger (Studier. 
* der Tierärztlichen Hochschule Dresden). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Gustav Findt (Tierarzt aus Tübingen). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Arnold Hüttig aus 
Berlin (Studierender der Tierärztl. Hochschule in Berlin). 

Veterinär Dr. Wilhelm Block (Tierarzt aus Osnabrück). 

Veterinär Dr. Kurt Schlegel (Assistent am Bakt. Institut 
der Landwirtschaftskammer in Königsberg i. Pr.). 

Veterinär Wilhelm Wagner (Tierarzt in Karlsruhe 
in Baden). 

Veterinär Dr. Ludwig Beierlein (Tierarzt aus Ober¬ 
ahorn). 

Veterinär Dr. Arthur Kirsten (Schlachthofdirektor in 
Haspe). 

Veterinär Dr. Paul Schnepper (Tierarzt aus Wickede). 

Oberveterinär Gerhard Meyer (Tierarzt in Münster in 
Westfalen). 

Veterinär Ulrich Brinkmann (Tierarzt in Bner i. W.). 


Veterinär Dr. Emil Ehrensberger (Gestütsveterinär in 

Zweibrücken). 

Veterinär Dr. Kaspar Wulff (Vorsteher des Fleisch¬ 
beschauamtes in Oelde in Westfalen). 

* 

Als vermißt galt der Tierarzt Dr. Adolf Walther, 
approbiert 1908 in Berlin und Privatdozent für Tierzucht an der 
Universität Gießen. Wie uns aus dem Felde mitgeteilt wird, ist 
Herr Dr. Walther zurzeit Offizier und Führer der Maschinen¬ 
gewehrkompagnie eines Hessischen Landwehr-lnfanterie-Regiments. 

Einhnndertumizehnte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 3. bis Sonnabend, den 9. September 1916. 

Die Schlacht an der Somme wurde auch während 
der Berichtswoche mit unverminderter Heftigkeit fortgesetzt 
Es ist festgestellt worden, daß z. B. am 5. und 6 . September 
28 englisch-französische Divisionen angegriffen haben. Clery 
ist in die Hand des Feindes gefallen. Die Angriffe unserer 
Feinde südlich der Somme haben ihnen keinerlei Gewinn 
bringen können. 

Rechts der Maas dauern die Kämpfe in der Gegend 
Fleury und Thiaumont an. Die Souville-Schlucht ist fest in 
unserer Hand. 

An der Ostfront sind zwischen der Zlota Lipa und 
dem Dnjestr, bei Brzezany und in den Karpathen russische 
Angriffe gescheitert Südlich der Karpathen wurden beider¬ 
seits der Dorna-Watra russisch-rumänische Angriffe abge¬ 
schlagen. 

Auf dem Balkankriegsschauplatz haben deutsche 
und bulgarische Truppen am 7. September den stark befestigten 
Platz Tutrakan im Sturm genommen. Die Siegesbeute beträgt 
nach den bisher vorliegenden Berichten: 20 000 Gefangene, 
darunter 3 Generale, mehr als 400 andere Offiziere und über 
100 Geschütze. Auch die blutigen Verluste der Rumänen waren 
sehr schwer. 

Angriffe starker russischer Kräfte bei Dobric wurden zu¬ 
rückgeschlagen; der Bericht vom 10. September meldet auch 
bereits die Einnahme von Silistria. 

An der Kaukasusfront und in Persien keine 
wesentlichen Veränderungen. 

Am 6 . September griffen unsere Marineflugzeuge vor Arens¬ 
burg auf Oesel feindliche Seestreitkräfte mit Bomben an. In 
der Nacht vom 6 . zum 7. September hat eines unserer Marine¬ 
flugzeuge den Luftschiffhafen in Runoe im Rigaer Meerbusen 
ausgiebig mit Bomben belegt und guten Erfolg erzielt. 

Ne v. 

Von der Reiohsfleieohetelle. 

An die Stelle des von der Leitung der Reichsfleischstelle 
zurückgetretenen Unterstaatssekretärs Goeppert, der die 
Leitung der Preußischen Landesfleischstelle übernommen hat, wird 
dem Vernehmen nach der Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. von Oster¬ 
tag, Direktor der Veterinärabteilung im Kaiserlichen Gesundheits¬ 
amte, treten. 

Von der Berliner Fleischbeschau. 

Der verdiente Leiter der städtischen Fleischbeschau, Direktor 
R e i ß m a n n, tritt am 1. Oktober d. J. in den Ruhestand. 

Tierärztliche Fakultät der Universität München. 

Der Vorsteher des Laboratoriums am Münchener Schlachthofe 
Dr. Max Müller, Privatdozent an der Tierärztlichen Fakultät 
der Universität, ist zum a. o. Professor ernannt worden. 

Vom Sanität8hund. 

Von Dr. A. 0 e 11 e r, München. 

Es dürfte schwer halten, eine zweite Neueinrichtung 
dieses Krieges zu finden, die vor dem Kriege so wenig bekannt 
war und seitdem im gleichen Maße populär geworden ist, wie 
die des Sanitätshundes. 

Der von dem Tiermaler Bongartz bereits vor 20 Jahren 
ins Leben gerufene „Deutsche Verein für Sanitätshunde“ konnte 





n.‘ September^1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


443 


trotz seines langen Bestehens bei Kriegsbeginn nur acht 
Hunde zur Verfügung stellen. Aber bis zum Juni 1915 war 
ihre Zahl schon auf 1700 und bis zum Dezember desselben 
Jahres auf 2500 angewachsen. Allerdings spielt bei diesen 
Zahlen die Beteiligung der Polizeihunde eine große Rolle, wenn¬ 
gleich auch das Interesse von privater Seite ein ungemein reges 
dafür war. 

Allein nicht nur wohldressierte Hunde kamen zur An¬ 
meldung, auch ausgebildete Führer stellten sich massenhaft 
der Heeresverwaltung zur Verfügung, obwohl denselben von 
vorne herein klar sein mußte, welche Mühen und welche An¬ 
forderungen an die Geduld ihrer harrten, ganz abgesehen 
davon, daß ihr Arbeitsfeld naturgemäß nur die gefahrvolle 
vorderste Linie sein werde. 

Am lebhaftesten beteiligte sich der deutsche Norden, 
lieferte er doch von den bis Juni angemeldeten 1700 Hunden 
etwa 65 Proz. Wie zu Beginn des Krieges, so kommen auch 
heute noch ausschließlich deutsche Schäferhunde, Dober¬ 
männer, Airedaleterriers und Rottweilerhunde zur Verwendung. 

Nur die Art der Dressur hat entsprechend den im Felde 
gemachten Erfahrungen verschiedene wesentliche Ändern ngai 
erfahren. 

Zuerst ließ man die Hunde den Gefundenen verbellen. 
Dieses Verbellen hörte aber einerseits auch der Feind und 
wurde dadurch wiederholt zum Schießen veranlaßt, 
andererseits wurden öfters die Führer, wenn es galt, in ge¬ 
birgigem oder waldigem Terrain zu arbeiten, durch das Echo 
und die Schalleitung irregeführt und versäumten auf diese 
Weise die wertvolle Zeit. 

Man verließ deshalb diese Methode wieder und wandte 
sich zwei anderen Formen zu, dem Verweisen ohne und mit 
Apport. 

Während beim Verweisen ohne Apport der Hund die Auf¬ 
findung eines Verwundeten seinem Herrn dadurch kund tat, 
daß er ihn durch Hin- und Herspringen zum Mitkommen auf¬ 
forderte, wie etwa ein wohlgezogener Hund im Zimmer zur 
Tür verlangt, wenn er seine natürlichen Bedürfnisse verrichten 
will, brachte er beim Verweisen mit Gegenstand irgend ein 
dem Gefundenen gehöriges Objekt mit und zeigte dadurch 
seinen Fund an. 

Auch diese beiden Methoden sind inzwischen wieder ver¬ 
lassen worden. Beim Verweisen ohne Gegenstand fordert 
nämlich oft ganz unwillkürlich der Führer durch eine Bewe¬ 
gung oder einen Blick den Hund auf, die ihm beigebrachten 
Zeichen des Gefundenhabens zu geben, und der Hund gibt sie, 
gleichviel, ob er gefunden hat oder nicht. Beim Verweisen mit 
Apport aber hat sich als recht unangenehme Erscheinung die 
Gewohnheit mancher Hunde, beim Mangel irgend eines 
anderen Apportes dem Verwundeten den Verband abzuziehen, 
eingestellt. Besonders die leicht abstreifbaren Kopfverbände 
wurden gern genommen. 

Mit Rücksicht auf diese Mängel erdachte Dr. P f u n g s t, 
der Leiter der Versuchsstation von Fangschleuse bei Berlin, 
das Bringleder, ein am Halsband hängendes, etwa 11 cm langes 
und 2 cm dickes, mit Leder überzogenes Stück Filz, das die 
Form einer Wurst hat. Den Anlaß zur Erfindung des Bring¬ 
leders gab übrigens ein Sanitätshund selbst, der auf Verweisen 
mit Apport ausgebildet war und in Ermangelung eines Apportes 
versuchte, in sein eigenes Halsband zu beißen. Diese neue 


Methode hat sich als die weitaus beste bewährt und soll von 
jetzt ab allgemein eingeführt werden, so allgemein, daß sogar 
die an der Front weilenden anders abgerichteten Hunde dar¬ 
nach umdressiert werden müssen, mit alleiniger Ausnahme 
derjenigen Tiere, die auf Verweisen ohne Gegenstand ab¬ 
gerichtet sind und völlig einwandfrei arbeiten.*) 

Die Apportiermethode entspricht, wie Dr. Zell in einem 
lesenswerten Aufsatz (Kosmos, 1916, 6) dargetan hat, dem 
natürlichen Instinkt des Hundes. So sind alle Wildhundc 
eifrige Apporteure, und den amerikanischen Cowboys ist bei¬ 
spielsweise wohl bekannt, wie gerne der Wildhund ihrer Steppen, 
der Coyote, ungenießbare Gegenstände im Maul spazieren trägt. 
Es handelt sich beim Apportierenlassen nur um die Pflege eines 
vorhandenen Instinktes und um keine erlernte Kunst, sonst 
müßte man, wie Zell richtig bemerkt, der Ziege diese Kunst 
auch beibringen können. Diese ist aber, weil sie nicht, wie der 
Fleischfresser, ihren Jungen Fraß bringen muß, von der 
Natur mit keinem Apportierinstinkt ausgerüstet worden und 
kann trotz aller sonstigen Gelehrigkeit das Apportieren auch 
niemals erlernen. 

Wie mit dem Apportieren, so verhält es sich auch mit 
dem Ortssinn. Ich habe in meinem Büchlein „Der deutsche 
Sanitätshund“ bereits auf den fabelhaften Orientierungssinn der 
ehemaligen Hospizhunde auf dem St. Bernhard und den des 
Hundes überhaupt, also auch des Sanitätshundes hingewiesen. 

Der Ortssinn ist eine auf Gedächtnis beruhende Gabe. 
Zell sagt nun, das Gedächtnis sei keine Geistesgabe, sondern 
ein Instinkt, und erklärt damit die Erscheinung, daß das Ge¬ 
dächtnis des Menschen zur Kinderzeit am besten ist. Mit dem 
Eintritt der Pubertät entwickelt sich das Großhirn, und zwar 
auf Kosten der Instinkte, also auch auf Kosten des 
Gedächtnisses. 

Ich schließe mich dieser Theorie an und halte mich durch 
meine Beobachtungen sogar für berechtigt, noch einen Schritt 
darüber hinauszugehen, indem ich dazusetze, daß von den an¬ 
geborenen Instinkten beim Menschen für das spätere Leben 
um so mehr zurückbleibt, je geringer seine geistige Ausbildung 
oder die Fähigkeit zu solcher Ausbildung ist Im allgemeinen 
wenigstens. 

Ich stand bis vor kurzem hinter der Front von 
Verdun, einer an riesigen Waldungen mit außergewöhnlich 
dichtem Unterholz sehr reichen Gegend. Da ereignete es sich, 
wenn ich abends auf der Jagd war, wiederholt, daß ich bei dem 
steten Hin und Her in dem endlosen Dickicht die Orientierung 
vollständig verlor. Nun habe ich als Diener einen zwar braven 
und fleißigen, aber recht wenig intelligenten Soldaten, der mich 
stets auf die Jagd begleiten muß. Diesen Burschen ließ ich in 
solchen Fällen einfach vorausgehen und konnte versichert sein, 
daß er mich unfehlbar wieder an der gleichen Stelle aus dem 
Walde herausführte, wo wir ihn vorher betreten hatten. Wohl¬ 
verstanden, man muß die Wälder von Verdun kennen, richtig 
kennen, nicht nur ein paar Straßen darin, um zu wissen, was 
das am späten Abend bedeutet. Ich wenigstens habe solche 
Wälder bisher nie gesehen gehabt. 


*) Es ist jetzt eine „Anweisung zur Abrichtung von Sanitäts¬ 
hunden“ nach der allgemein eingeführten neuen Verweisungsart 
herausgegeben worden. Die Schriftleitung. 



44 t 

Gedächtnis und Ortssinn ihres Zusammenhanges halber für 
identische Begriffe zu halten, wäre indes verfehlt. Betritt doch 
der Hund auf Grund seines Orientierungssinnes Plätze und 
sucht sich Wege, die er vorher nie gesehen hat, und kommt 
dennoch richtig an sein Ziel zurück, auch wenn er es in dunkler 
Nacht und in kilometerweiter Entfernung wieder suchen muß. 

Nur gegen einen Hauptfehler mancher Sanitätshunde gilt 
es noch, ein Mittel zu ersinnen. Eine Anzahl sonst trefflich 
arbeitender Hunde hat nämlich die Eigenart, zwar einzelne 
Verwundete zu melden, nicht aber ganze Gruppen solcher, sog. 
Nester. An diesen gehen sie achtlos vorüber. Hoffen wir, 
daß die Zukunft auch hierin Wandel schafft, damit auch alle 
jene Verwundeten rechtzeitig aufgefunden werden können, die 
sich, voneinander Hilfe erwartend, in Nester zusarmnengetan 
haben. 

Rotlaufimpfung. 

Allgemeine Verfügung Nr. I 71 für 1916. 

.Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Joiirnal-Nr. I A Ille 7820. 

Berlin, den 28. August 191G. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizeipräsidenten in Berlin. 

Von mehreren Seiten wird gemeldet, «hiß nach gleichzeitigen 
Impfungen mit Hotlnufserum und Kulturen Kotlauffälle aufgetreten 
seien. Ich habe schon in meinem Erlaß vom 28. Juli d. J. — 
i A HI e 6842 II. Ang. — Ziffer 2 darauf hingewiesen, «laß in ver¬ 
seuchten Beständen zunächst die reine Serumimpfling (ohne Kul¬ 
turen) auszuführen sei. 

Da es unter den jetzigen Verhältnissen besonders schwierig 
ist. mit Sicherheit das Freisein der Schweinebestände von Kot lauf 
festzustellen. auch die Impfung vielfach entsprechend der Jahres¬ 
zeit. an größeren, für Kotlauf besonders empfänglichen Schwrinen 
ausgeführt werden wird, erscheint es dringend notwendig, von 
Simultanimpfungen in allen Füllen zunächst abznselien. 

Dieser Erlaß ist den Landräten und den Kreistierärzten 
schleunigst mitzuteilen. 

I. A.: Dr. II c 11 i c h. 

Zur Rotlaufimpfung. 

Von Dr. Hans Lueas, Fulda. 

Infolge verminderter Herstellung von Rotlaufserum 
konnten namentlich im Monat August sämtliche im Inland 
noch anwesenden Tierärzte Impfungen nur in sehr beschränk¬ 
tem Maße ausführen; mir selbst stand von Ende Juli bis Ende 
August kein Serum zur Verfügung, so daß in dem Bezirke, in dem 
ich heute tätig bin, in vier preußischen Kreisen, eine gegen 
früher ganz erhebliche Zahl Schweine notgeschlachtet wurde 
('der verendete. Auch zurzeit wird mir nur so viel Serum zu¬ 
gewiesen, daß ich im Kreise Fulda lediglich Heil- und Not¬ 
impfungen vornehmen kann, während ich von der Ausführung 
manchmal dringend notwendiger Schutzimpfungen absehen 
muß. Unter diesen Umständen sollte man annehmen, daß das 
jetzt hergestellte Serum in seiner gesamten Menge für Tierärzte, 
und nur für diese, bereitgehalten wird. Dem ist jedoch nicht 
so! Im Kreise lliinfeld treibt nach dem vor einigen Jahren 
erfolgten Tode des dortigen sehr tüchtigen Kreistierarztes 
Dr. Meyerstraße ein in Hofaschenbach lohnender 
Pfuscher sein Unwesen. Dieser bezieht nach einer mir vor 
wenigen Tagen von einem dortigen Bürgermeister zuge¬ 
gangenen Mitteilung seit etwa 14 Tagen wieder genügend 


No. 37. 


Rotlaufserum, um die Hinzuziehung eines gering entfernt 
ansässigen Tierarztes entbehrlich zu machen. 

Ein Kommentar zu dieser Tatsache ist wohl überflüssig! 

• 

Anmerkung der Schriftleit ung: Die derzeit 
aus Rücksichten auf die Fleischversorgung besonders hohe 
Bedeutung der Erhaltung und Pflege unserer Viehbestände 
macht ein amtliches Einschreiten gegen das Kurpfuschertum 
zu einer dringenden Angelegenheit. Durch Verordnungen 
einzelner Generalkommandos sind die Kurpfuscher, soweit 
sie sich mit dem Menschen befassen, bereits in ihrer Tätigkeit 
stark beengt und mit schweren Strafen bedroht worden. 
Ähnlich und rücksichtslos muß jetzt auch gegen die „Tier- 
heilkundigen“ vorgegangen werden. 

— Weitere Freigabe von Hafer für die Tierhalter. Das Kriegs¬ 
ei nährungsamt gibt bekannt: 

Nachdem die Haferernto zum größten Teil eingebracht ist, 
ist cs möglich geworden, die Bekanntmachung vom 19. August 1916, 
durch welche die Festsetzung der Hafermengen, die die Tierhalter 
verfüttern dürfen, für die Zeit bis zum 1. Dezember erfolgt war, 
schon jetzt auf die Zeit bis zum 31. Dezember 1916 auszudehnen. 
Den Unternehmern landwirtschaftlicher Betriebe wird dadurch eine 
erheblich verstärkte Verwendung an Hafer zur Verfütterung wäh¬ 
rend der Zeit der Herbstfeldbestellungsarheiten ermöglicht, da sic 
das mehr verfütterte Quantum im November und Dezember ein¬ 
sparen können. Die Hafermengen, welche die Tierhalter in der 
Zeit vom 1. September bis 31. Dezember 1916 aus ihren Vorräten 
verfüttern dürfen, wurden wie folgt bestimmt: 

a) Halter von Einhufern: 5% Zentner für jeden Einhufer 

b) Halter von Zuchtbullen: 3 Zentner an jeden Zuchtbullen, 
für den die Genehmigung der zuständigen Behörde zur 
Haferfütterung erteilt wird; 

c) Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe, die Arbeits¬ 
ochsen halten: 3 Zentner an jeden Arbeitsochsen. 

Die Bestimmung, w'onach sieh diese Mengen, wenn die Einhufer, 
Zuchtbullen und Arbeitsochsen nicht während des ganzen Zeitraums 
gehalten werden, oder wenn für Zuchtbullen die Genehmigung zur 
Haferfüttcrung nicht auf den ganzen Zeitraum erteilt wird, für 
jeden feldenden Tag bei den Einhufern um je 4 l A Pfund, bei den 
Zucht bullen um je 2¥> Pfund lind bei den Arbeitsochsen um je 
2X« Pfund ermäßigen, wurde unverändert auf den Zeitraum bis 
31. Dezember 1916 erstreckt. 

Die für das Jahr 1917 bis zur neuen Ernte freizugebende Menge 
läßt sich erst angeben, wenn der Heeresbedarf und das Ernte¬ 
ergebnis genauer feststehen werden. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4. Kl. mit Krone und Schwertern: dem Korpsstabs¬ 
veterinär Emil Grammlich und dem Korpsstabsveterinär August 
lie'k. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Kgl. Sächs. 
Albrechtsordens: den Oberveterinären Dr. Gotthold Findeisen, Arthur 
Mey in Lößnitz und dem Veterinär Friedrich Girndt aus Nieder- 
Peterswaldau. — Das Fürstl. Schaumburg-Lippesche Kriegs-Ver¬ 
dienstkreuz: dem Oberstabsveterinär Dr. Srhulx. — Das österr. 
Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeits¬ 
medaille: dem Veterinär Groß. 

Ernennungen: Tierarzt Dr. Lorscheid definitiv zum Kreistierarzt 
in Peine. — Tierarzt Dr. Isotrrg in Ahlen ist mit der Verwaltung 
der Kreistierarztstelle in Burgdorf betraut worden. 

Todesfälle: Oberveterinär der Res. Kurt Bahr , 1 . Assistent am 
Bakteriol. Institut der Landwirtschaftskammer für die Provinz 
Westpreußen, Kreistierarzt Wilhelm Rodcnwaldt in Kolberg, Kreis¬ 
tierarzt a. D. Dr. Carl Sohngen in Breslau. 

In der Armee: Preußen: Veterinär Thurm, versetzt vom 
Res.-Feldart.-Regt. Nr. 52 zur Magazin-Fuhrpark-Kolonne Nr. 127. — 
Württemberg: Befördert: Dr. Schtcarx, Veterinär, im 
Frieden beim Feldart.-Regt. Nr. 65, zum Oberveterinär mit 
Patent vom 2. Juli 1916. — Hugo Zieflc (II Stuttgart) nicht- 
approbierter Unten eterinär (Feldunterveterinär) beim Feldart.-Regt. 
Nr. 13, für d : e Dauer seiner Verwendung im Kriegsveterinärdienst 
zum Feldhilfsveterinär ernannt. — Remontedepots: Emil 
Melier, Stabsveterinär a. D. in Insterburg (Ostpr.), als Remonte- 
depot-Stabsveterinär beim Remontedepot Wirsitz (Pos.) wieder¬ 
angestellt. — Bruno Pelo, Oberstabsveterinär beim Remontedepot 
in Paskalhven (Ostpr.), zum Remontedepot Pr.-Mark (Ostpr.). 


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jthrlieh (aascehlleBUeh Bestellgeld) geliefert (Oster* 
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Nr. 86.) Binsefammmem 60 Pt 


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Tierärztliche Wochenschrift 


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unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Singt ßtabsvet a. D. Hanoke SchlachÜL-Dir. Halfer Reg.- u. Geh. Yet-Rat Dr. Lothes Geh. Oherregierangsrat Dr. Nevennana 

Bambus & Referent i. Raichs-KoL-Amt in Beriln. la MOlhansen LB. la 061a. Vortrag. Rat im Min. L Landw. in Berlin. 

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LaadasUerarst für Hamborg. la Wiesbaden. Bromberg. Professor la Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freibar* 

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Professor la Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Oamams, D.8. W.-A. Stadt-Tierart u» Hamborg. Professor ln MOnohon. Mitgt d. Kais. Gesundheitsamts la Berlin. 

Dr. A. Zlnmeraam RegierangBrat Zfledel 

Professor in Budapest Landestlerarai von Eisaft-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 38. Ausgegeben am 21. September. 


Inhalt: Welscher: Die Kastration der Stuten vom Leistenkanal aus (Inguinal-subperitoneale Ovario- 
tomie). — Jöhnk: Harn bl äsen-In version bei der Stute. — Referate: Calm an n: Zur Pharmakotherapie der 
Wehenschwäche. — Oppenheim: Das Erystvpticum bei gynäkologischen Blutungen. — Heller: Über den diagnostischen 
Wert des Verhaltens von mit Abortusbazillen vorbehandelten Tieren gegenüber der Einspritzung von Serum. (Abderhalden.) — 
Kreika: Milchabsonderung bei einem Saugfohlen. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Verfügung, betreffend Errichtung 
eines Landesfleischamtes und von Provinzialfleischstellen. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tlerzuoht: von Barnekow: 
Die Zukunft der Traberzucht in Deutschland. — Tageegeschlchte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundelfte Kriegs¬ 
woche. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — 
Personalien. 


Die Kastration der Stuten vom Leistenkanal aus 
(Inguinal-subperitoneale Ovariotomie). 

Von Franz Welscher, Kreistierarzt-Assistenten in Dortmund, 

* z. Z. im Felde. 

Die Ovariotomie, die mit gutem Erfolge zur Behebung der 
Nyphomanie und ähnlicher durch Veränderung der Eierstöcke 
bedingter Krankheiten bei Stuten angewendet worden ist, wurde 
bislang, wenigstens in der Praxis, sehr wenig ausgeführt. Die 
Ursache hierfür ist wohl das Fehlen einer Operationsmethode, 
die man als nicht besonders gefährlich für das Leben des Tieres 
bezeichnen kann. Die beiden bislang bekannten Verfahren, 
von der Flanke aus und durch die Scheide zu operieren, hängen 
bezüglich des Ausganges zu einem sehr großen Teile vom Zufall 
ab; allgemein ist mir bestätigt worden, daß die Verluste sehr 
groß sind. Beide haben den großen Nachteil, daß Sekundär¬ 
infektionen, die bekanntlich bei allen tierärztlichen Operationen 
wenigstens in der Praxis nicht ganz zu vermeiden und trotz 
aller Vorsicht sehr häufig sind, fast mit Sicherheit den Tod 
des Tieres bedingen. 

Das Operationsverfahren, das ich nachfolgend beschreiben 
will, hat diesen großen Nachteil nicht; es besteht darin, daß die 
Eierstöcke, ähnlich wie bei der Kastration der abdominalen 
Kryptorchiden vom Leistenkanal aus entfernt werden. Be¬ 
kanntlich haben bei der Kryptorchidenoperation geübte 
Operateure kaum 1 Proz. Verluste, obwohl Infektionen des 
Wundkanals, besonders Sekundärinfektionen, sehr häufig sind, 
nach meinen Erfahrungen etwa in 30 Proz. Sie sind nicht von 
großer Bedeutung und noch ungefährlicher als bei der Kastra- 
tionswunde der Normalhengste, bei denen die gemeinschaftliche 
Scheidenhaut außerordentlich viel Entzündungssekret absondert 
und zu Retentionen desselben Veranlassung gibt. Der gerade, 
senkrechte Wundkanal von der äußeren Haut bis zur Öffnung 
des Bauchfells läßt die Entzünduiigsprodukte leicht nach unten 


abfließen; sollte ausnahmsweise die Infektion nach oben bis 
zum Bauchfell hinaufsteigen, so findet sie die Öffnung desselben 
längst verwachsen und kann nicht auf die Innenfläche über¬ 
greifen. Dieselben günstigen Verhältnisse liegen auch bei der 
Kastration der Stute vom Leistenkanal aus vor. 

Bei den alten Ovariotomieverfahren ist es umgekehrt. 
Man hat einen fast wagerechten, sehr kurzen Wundkanal; 
die besonders bei der vaginalen Ovariotomie nicht mit Sicher¬ 
heit zu verhütende und sehr häufig sich einstellende Primär¬ 
oder Sekundärinfektion der Operationswunde ist gleichbe¬ 
deutend mit allgemeiner oder partieller Bauchfellentzündung, 
also mit dem Tod des Tieres oder doch schwerer Komplikation 
und Krankheit. 

Diese große Unsicherheit für den Ausgang hat die ingui¬ 
nale Ovariotomie nicht, und ich glaube, daß geübte Operateure 
den gleichen geringen Verlustgrad erreichen können wie bei 
der Abdominal-Kryptorchidie. Natürlich muß dabei in Rechnung 
gestellt werden, daß bei Stuten jedesmal zwei Operationsvor¬ 
gänge, rechts und links, stattfinden. Andererseits ist die 
Stutenkastration bedeutend leichter für den Anfänger, wenn 
auch ziemlich umständlich, sie bedingt keine besondere Übung 
und Geschicklichkeit im Auffinden des Operationsgegenstandes, 
was allgemein bei Abdominalkryptorchiden für den schwierig¬ 
sten Teil der ganzen Operation gehalten wird. 

Was den Erfolg der Stutenkastration anbetrifft, so findet 
man häufig die Ansicht vertreten, daß eine Heilung oder 
Besserung der Nymphomanie nicht sicher und meist nur sehr 
langsam zu erwarten sei. Meine Erfahrungen und die vieler 
anderer sprechen für eine sichere Heilung. Die erstere Auf¬ 
fassung glaube ich damit erklären zu können, daß Bösartigkeit 
und andere Untugenden häufig mit den rein krankhaften Er¬ 
scheinungen der Nymphomanie verwechselt werden. In vielen 
Fällen besteht infolge falscher Behandlung der kranken Stuten 





BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 3*. 


44t> 

auch unleidliches Wesen oder sogar Bösartigkeit. Daß durch 
die Entfernung der Eierstöcke zunächst nur das Krankhafte 
sich legen kann, ist selbstverständlich, aber auch das Schwinden 
der sekundären Bösartigkeit ist mit der Zeit zu erwarten, vor¬ 
ausgesetzt sachgemäße Behandlung. 

Auf den Gedanken, die Ovariotomie bei Stuten vom 
Leistenkanal aus vorzunehmen, kam ich ganz zufällig. Vor 
acht Jahren fand ich gelegentlich einer Kryptorchiden- 
Operation in der Bauchhöhle an Stelle des Hodens ein gut 
faustgroßes Organ (es zeigte bei der nachträglichen Unter¬ 
suchung die Innenstruktur eines Hodens) mit einem Eierstocks¬ 
gekröse und einem Uterus. Dieses Gebilde konnte ich nur 
bis zur Höhe des inneren Leistenringes heranziehen und, da ich 
keinen Ekraseur bei mir hatte, nahm ich die Abtrennung dieses 
Gebildes dadurch vor, daß ich es mit der eingeführten Hand 
unter Zuhilfenahme eines scharfen Hakens abdrehte. In 
Wirklichkeit hatte ich hier ganz unfreiwillig eine Ovariotomie 
vom Leistenkanal aus vorgenommen, obwohl es sich nicht um 
einen Eierstock handelte, sondern um ein Gebilde mit der 
Innenstruktur eines Hodens. Dies Verfahren allgemein für die 
Stutenovariotomie anzuwenden, lag natürlich sehr nahe, be¬ 
sonders wo ich mit der vaginalen Ovariotomie sehr unan¬ 
genehme Erfahrungen gemacht und bei der inguinalen 
Kryptorchidenoperation kaum 1 Proz. Verluste hatte. Es ist 
klar, daß beide Operationen (Ovariotomie und Abdominal¬ 
kastration) vom Leistenkanal aus ausgeführt sich sehr ähnlich 
sind sowohl in der Art der Ausführung der Operation als auch 
in dem Gefährlichkeitsgrad für das Leben des Tieres. 

Im Laufe der Zeit habe ich unter Verwendung meiner Er¬ 
fahrungen bei der Kastration von über 200 Kryptorchiden ein 
Verfahren der inguinalen Ovariotomie bei Stuten ausgearbeitet, 
das diese Operation unter Verwendung der einfachsten Mittel 
faßt ungefährlich und ohne Komplikationen ge¬ 
staltet. Es ist innerhalb meiner tierärztlichen Praxis von Fall 
zu Fall verbessert worden und auch für Ausführung innerhalb 
der ambulatorischen Praxis beschrieben. In einem Operations¬ 
raume mit Operationstisch kann diese Operationsmethode 
natürlich auch ausgeführt werden, ich glaube aber nicht, daß 
hierdurch die Operation leichter oder ungefährlicher wird. 

Nachfolgend habe ich diesen Operationsvorgang sehr genau 
beschrieben, wer die Hauptpunkte genau beachtet, kann sich 
auch als Anfänger, zweckmäßig nach einigen Vorversuchen 
an Schlachttieren oder toten Tierkörpern, mit aller Ruhe und 
guter Prognose an diese Operation heranwagen. 

I. Vorbereitung. 

Hierzu gehört zunächst die Untersuchung des Tieres, ob es 
rein nymphomanische, rein bösartige oder ob es gemischte 
Erscheinungen zeigt. Nur dann ist die Operation angezeigt, 
wenn eine vollständige Heilung oder Dienstbrauchbarkeit zu er¬ 
warten ist. Bei gleichzeitiger sekundärer Bösartigkeit ist eine 
vollständige Heilung erst nach mehreren Wochen möglich. 
Durch rektale Untersuchung kann man die Eierstocksver¬ 
änderungen feststellen. 

Durch geeignete Diät und leicht abführende Mittel ist 
dafür zu sorgen, daß am Tage der Operation der Darmkanal 
möglichst leer ist 

36 bis 48 bis 60 Stunden, je nach Witterung und 
Fütterungsart, gebe man kein Wasser zwecks Chloralhydrab-’ 


narkose (30—50 g auf einen Eimer Trinkwasser). Diese ist 
nicht gut zu entbehren, sie erleichtert das Abwerfen und 
Ausbinden, das sehr sorgfältig ausgeführt werden muß, ganz 
erheblich. 

Man werfe an einem Platze ab, der eine natürliche Neigung 
von etwa 25 bis 35 Grad hat; ist dieser nicht vorhanden, so 
wird eine solche Neigung durch Auswerfen einer schrägen 
Mulde im Erdboden künstlich hergestellt, in die das ausge¬ 
bundene Pferd mit der Vorderhand nach unten hineingezogen 
w ird. Ich muß davor w arnen, die Schräglage auf andere Weise 
zu bewerkstelligen, etwa durch unter die Hinterhand gescho¬ 
bene Gegenstände; das Pferd knickt dabei im Rücken ein, 
wodurch der Leistenkanal enger wird; auch rutscht es bei 
Unruhebewegungen leicht von der Unterlage. 

Abgeworfen wird mit einem gewöhnlichen Wurf zeug und 
ausgebunden nach einem von mir in der B. T. W. (Jahrg. 1913, 
Nr. 39, S. 693) veröffentlichten Verfahren, das sehr einfach ist 
und die Leistengegend sowie den Leistenkanal bedeutend mehr 
frei und offen legt als das Verfahren mit dem dänischen Wurf¬ 
zeug. Nachdem der obenliegende Fuß ausgebunden, lege man 
das Pferd um und verfahre mit dem andern Fuß ebenso, damit 
beide Operationsvorgänge, rechts und links, unmittelbar aufein¬ 
ander folgen können. Man lege auf sorgfältiges Ausbinden 
großen Wert; ich lasse den Strick jedesmal so stark anziehen, 
daß an den Hinterfüßen der Fesselkopf beinahe das Kniegelenk 
berührt und die Vorderhufe etwa am Schaufelknorpel liegen, 
im übrigen verweise ich auf obige Veröffentlichung mit Ab¬ 
bildungen. Mit dem dänischen Wurfzeug ist die Operation viel 
schwieriger. 

Nun wird das beiderseits ausgebundene Pferd in die 
Operationslage gebracht, hinten möglichst hoch und in halber 
Rückenlage; letztere wird dadurch erzielt, daß z. B. bei der 
Entfernung des rechten Eierstockes das Pferd auf die linke 
Seite gelegt wird und ein mit Stroh fest vollgestopfter und 
oben zugebundener großer Sack unter die angehobene linke. 
Brust und Schulter möglichst tief geschoben und gleichzeitig 
die Hinterhand durch Abduzieren des rechten Hinterfußes, 
indem zwei Personen das Sprunggelenk erfassen und nach oben 
und außen ziehen, soweit herumgedreht wird, bis hier eine volle 
Rückenlage erzielt ist. Man achte darauf, daß diese Lage 
während der Dauer der Operation erhalten bleibt 

Hierauf besprengt man das etwa staubige Lager und 
das Pferd mit Wasser, lasse die Haare mit einer Bürste feucht 
und glatt streichen, um Staubbildung zu vermeiden, und die 
Schamgegend reinigen und desinfizieren. Die Hände bearbeite 
man mit scharfen Mitteln nie so stark, daß dadurch das Tast¬ 
gefühl auch nur im geringsten beeinträchtigt wird. Jch wasche 
mich vor dem Abwerfen mit guter neutraler Toilettenseife und 
einer wreichen Nagelbürste, ziehe dann zum Abwerfen und Aus¬ 
binden reine dicke Baumwollhandschuhe an und unmittelbar 
vor dem Eingriff wasche ich nochmals und spüle mit einer 
milden, schwachen Desinfektionslösung ab. Dies genügt nach 
meinen Erfahrungen vollkommen. 

H. Operation. 

Beim Anlegen des Haut'schnittes in der Gegend des 
äußeren Leistenringes, der gut zu fühlen ist, zeigt es sich, ob 
die Narkose tief genug ist; in den meisten Fällen muß mit 
Chloroform nachgeholfen werden. Man sorge für gute Narkose 



21. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


447 


während der Dauer der eigentlichen Operation; Unruhe und 
besonders Drängen sind sehr unangenehm. 

Der Leistenkanal wird stumpf freigelegt und soweit wie 
möglich erweitert. Mit der hin- und herschiebenden Hand wird 
das Bauchfell, an das man bald gelangt, lospräpariert, immer 
mit der Hand fest am Schenkel bleibend. Die Richtung im 
sehr kurzen Leistenkanal ist auf den äußeren Darmbeinwinkel 
über den Leistenkanal hinausgelangend mehr medial auf 
die Kreuzwirbel zu gerichtet; man sucht mit den Finger¬ 
spitzen die scharfe Leiste im Verlaufe der Darmbeinsäule 
zu gewinnen, die die Grenze zwischen Bauch- und Becken¬ 
höhle scharf markiert und geht, lateral der Höhe dieser 
Leiste bleibend, dorsal und später dorsooral immer unter 
dem Bauchfell her. Erst wo die Kante sich abflacht, etwa 
zwei Handbreit dorsal vom inneren Leistenring wird das 
Bauchfell durchlöchert indem man es mit dem vor der 
Operation spitz zugeschnittenen Nagel des Zeigefingers 
durchkratzt. Hier ist nach meinen Erfahrungen und Versuchen 
die beste Stelle zum Eingehen in die Bauchhöhle. Das Los¬ 
präparieren des Bauchfells in dieser Ausdehnung ist am 
lebenden Tier nicht besonders schwer, bei Vorversuchen am 
toten Tierkörper aber schwieriger. Man muß bei Stuten soweit 
dojsal unter dem Bauchfell hergehen, weil ihr Leistenkanal 
sehr kurz ist und tief liegt, so daß bei Perforation in der 
Gegend des inneren Leistenringes leichter ein Darmvorfall ein- 
treten kann als bei Kryptorchiden. 

Die Hand bleibt beim Auf suchen des Ovars, das ganz in 
der Nähe liegt, immer auf der dorsalen Wand der Bauchhöhle 



aufliegen und ergreift es so, daß es in der geschlossenen Hand 
liegt und das Band desselben zwischen Zeige- und Mittelfinger 
hindurchgeht. Soweit die Aufhängebänder es gestatten, wird 
es in die Bauchfelltasche gezogen; in der Regel ist dies soweit 
möglich, daß es von außen aus zu sehen ist im oberen Teil 
des Leistenkanals. Das Umfassen und Fixieren mit einer be¬ 
sonderen Eierstockszange ist also auf keinen Fall schwer, 
wenn Darmteile nicht vorliegen und die Hand mit dem Eier¬ 
stock so gehalten wird, daß sie nach der Außenwunde hin 
gerichtet und halb geöffnet ist. Die Zange wird so angelegt, 
daß ihr Maul den Eierstock fest umfaßt und das Aufhängeband 
zwischen den Hakenzähnen liegt. 

Nun erfolgt seine Abtrennung. Der Ekraseur ist hier¬ 
für nicht besonders geeignet. Das Einfangen mit dem 
Ekraseur oder Stangenmaskulator ist wegen der Enge des 
Leistenkanals bei straff angezogenem, senkrecht nach oben 
gerichteten Eierstockband sehr schwierig, auch wenn man ihn 
zuvor in eine Bindfadenschlinge legt und hiermit durchzu¬ 
ziehen versucht. Auch verbürgt diese Art der Abtrennung 
keine absolute Sicherheit gegen Nachblutungen. Wenn diese 
auch fast nie das Tier verbluten lassen und allgemein als un¬ 
gefährlich dargestellt werden, so müssen sie doch streng ver¬ 
mieden werden. Nach einer Ovariotomie, versuchsweise mit 
einem neuen gebogenen Ekraseur ausgeführt, hatte ich auf 
der so operierten Seite eine hämatomartige kindskopfgroße 


Blutung in die Gebärmutterbänder, wie sich bei Untersuchung 
des kranken Pferdes vom Rektum aus feststellen ließ. DaB 
Pferd wurde nach etwa 14 Tagen getötet, weil das Verenden 
bevorstand. Es zeigte sich ein Zersetzung dieser Blutmasse 
mt Entzündung der Nachbarschaft, wie Mastdarm usw. Das 
Bauchfell selbst war vollkommen gesund. Auch Blutungen in 
die Bauchhöhle sind ebenso unerwünscht. Leichtere Infektionen 
der Bauchhöhle sind, wie experimentell nachgewiesen worden 
ist, nicht so gefährlich, wie allgemein geglaubt wird, weil die 
Bauchhöhlenflüssigkeit eine hohe bakterizide Kraft besitzt 
und die Keime abtötet. Blutmassen, die bald absterben und 
sich auflösen, bilden für solche Keime jedoch eine Stätte der 
Ansiedelung und Vermehrung. Auch bei Trockenwerden des 
Darms bei nicht zeitig reponierten Darmvorfällen sowie durch 
Behandlung derselben mit stark ätzenden Desinfektionsmitteln 
schwindet an den so beeinflußten Darmstellen die keimtötende 
Kraft. Starkes Desinfizieren der Hände mit scharfen Mitteln 
ist auch aus diesem Grunde nicht ratsam. 

Der, wie oben angegeben, bis in oder an den Leistenkanal 
durch die Bauchfelltasche hervorgeholte und mit der Eierstocks¬ 
zange fixierte Eierstock wird nun durch einfaches Abdrehen 
abgetragen. Durch mehrmaliges Drehen des Eierstocks mittels 
der angesetzten Eierstockszange von außen rollt man das Eier¬ 
stocksband zu einem derben gedrehten Strange auf, erfaßt 
diesen jetzt zwischen Daumen und Zeigefinger, drückt ihn 
fest an und dreht den Eierstock schnell ab. Auf diese Weise 
habe ich bei 7 Stuten die Eierstöcke entfernt, keine zeigte nach¬ 
her irgendwelche Krankheitserscheinungen. Zuvor hatte ich 
dies Abdrehen bei drei mittelgroßen Ebern ausprobiert, es trat 
nicht die geringste Blutung ein. 

Nachdem man sich davon überzeugt, daß Darmteile nicht 
im Operationskanal vorliegen, wird die Hauptwunde vernäht. 
Blutungen im Wundkanal sind zuvor zu stillen und Blutgerinnsel 
sauber auszutupfen; sich unter der Naht ansammelnde Blu¬ 
tungen sind vor dem Auf st eben des Pferdes zu entfernen. Sie 
geben fast immer Veranlassung zu Entzündungen und Vereite¬ 
rungen, während blutfreie Wundkanäle fast ausnahmslos per 
primam verheilten; solche Vereiterungen sind zwar ungefähr¬ 
lich, können aber so leicht vermieden werden. Ist durch zu 
starkes Anziehen des Eierstocks eine verhältnismäßig große 
Öffnung im Bauchfell entstanden, so ist dies auf keinen Fall 
gefährlich, meistens ist das Bauchfell so geplatzt, daß diese 
Öffnung sich nach dem Aufstehen nicht mit der Öffnung im 
Leistenkanal deckt, letztere also noch vom Bauchfell über¬ 
deckt wird, so daß ein Vorfall auch dann nicht leicht ein- 
treten kann. 

Das Pferd wird auf der anderen Seite in gleicher Weise 
operiert, nachdem es in die entsprechende Lage gebracht und 
Narkose und Desinfektion erneuert ist. 

HI. Nachbehandlung. 

Bevor das Pferd aufsteht, wird sein Stand so hergerichtet, 
daß es seitwärts nicht herumtreten kann, und mit festem Dung 
oder Erde wird eine von vorne nach hinten in einem Winkel 
von beinahe 40 Grad aufsteigende schiefe Ebene geschaffen. 
Hierauf wird das Pferd gestellt, so angebunden, daß es sich 
nicht legen kann, und sofort getränkt und gefüttert, damit es 
sich beruhigt. Sind außergewöhnlich große Öffnungen im 
Bauchfell und Leistenkanal entstanden, so können beim Auf- 





448 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 38. 


stehen oder auch im Gehen zum Stand Darmvorfälle auf- 
treten. Diese schräge Aufstellung verhütet im allgemeinen 
aber einen Darmvorfall sicher, auch reponieren sich beim Auf¬ 
stehen etwa vorgefallene Därme meist von selbst in dieser 
Stellung, anderenfalls durch Druck auf den Bruchsack von 
unten nach oben allein für sich oder zusammen mit Anziehen 
der Darmschlinge vom Rektum aus künstlich der Vorfall be¬ 
seitigt werden muß. Die Vorfälle sind meist sehr umfangreich 
und leicht feststellbar, d och k o m in e n auch sehr 
kleine B r ü c he v or, die nic h t durch sacken 
und nur durch rektale Untersuchung fest- 
zu stellen sind. Bei letzteren kränkelt das Pferd erst 
nach mehreren Stunden, zeigt anfangs auch keine Unruhe; 
untersucht man es bei den ersten Krankheitszeichen, so findet 
man eine kurze Darmschlinge in dem frischen Wundkanal, die 
dann schon angt klebt, eingeschnürt und durch die Gefä߬ 
stauungen schwer erkrankt sein kann. Da solche kleinen 
Brüche äußerlich nicht leicht feststellbar sind und das Pferd 
in den ersten. Stunden keine besonderen Krankheitserscheinun¬ 
gen zeigt, so i s t. e s unb e dingt n o t. w endig, daß 
n a e h der S c h r ä g s t e 11 u n g eine genaue rektale 
Unters u c h u n g v orgeno m m en wird, ob die 
11 a u c h f 1 11 w u n d e n frei von D a r m s c h 1 i n g e n 
s i n d. Ermüdet die dauernde Schrägstellung .zu sehr, so kann 
das Pferd ab und zu etwas geführt werden, wird danach aber 
immer wieder auf den Schrägstand gestellt. In einem Fall, wo 
ich mit Perforation des inneren schiefen Bauchmuskels ope¬ 
rierte, platzte mir infolge Vernachlässigung der Narkose und 
der Schräglagerung der ganze muskulöse Teil des Leisten¬ 
kanals bei sehr heftigem Drängen, man konnte von der Haut¬ 
wunde aus mit gut zwei Fäusten direkt in die Bauchhöhle 
fassen; nur die Hautwunde wurde genäht und das Pferd vor¬ 
schriftsmäßig sehr schräg gestellt. Nachdem der beim Auf¬ 
stellen entstandene Vorfall durch äußeren Druck beseitigt war, 
trat nachher kein Rückfall ein. Gegen meine Vorschrift hatte 
der Besitzer das Pferd nach acht Tagen angespannt, dies hatte 
keine üblen Folgen zu meiner Verwunderung. 

Nach drei Tagen kann die schiefe Ebene geschwächt und 
nach fünf Tagen entfernt werden. Diese Fristen bemesse man 
jedoch je nach Umständen. Die Nähte entferne man, wenn 
für Entzündungssekrete Abfluß geschafft werden muß. 

Je nach Verlauf der Operation kann das Pferd nach ein 
bis drei Wochen wieder zur Arbeit verwandt werden. 

Die einzigen Beschreibungen über die Ausführung einer 
inguinalen Ovariotomie bei Stuten sind von V i n s o t (Bulletin 
de la Soe. Centrale de Med. Vet. v. 30. Januar 1912) und von 
H. A u d e b e r t und Hardou (Recueil. de Med. Vet. v. 15. Ja¬ 
nuar 1914). Ersterer hat eine solche Operation ausgeführt unter 
Zuhilfenahme eines Operationstisches und eines Ekraseurs mit 
Perforation des Bauchfells in der Höhe des inneren Leisten¬ 
ringes. Die beiden letzteren haben zusammen zwei Stuten 
inguinal auf gleiche Weise operiert, jedoch mit Perforation 
des inneren schiefen Bauchmuskels entsprechend der Cadiot- 
sehen Kryt.orchidenoperation. Beide Verfahren habe ich ver¬ 
suchsweise ausgeführt, allerdings ohne Operationstisch. Ob¬ 
wohl beide Pferde die Operation gut überstanden, kann ich 
diese Methoden nicht besonders empfehlen, weil man zu leicht 
bei der Operation Komplikationen bekommt, wenigstens bei 
Vornahme ohne Operationstisch. Ein nicht besonders geübter 


Operateur wird durch Komplikationen leicht unsicher und 
weiß sich nicht zu helfen, wo ein erfahrener, ruhiger Tierarzt 
durch ein paar Handgriffe oder Anordnungen alles leicht 
wieder gut machen kann. 

* 

In jüngster Zeit ist in der Literatur zur Beseitigung der 
Nymphomanie auch die Exstirpation der Klitoris empfohlen 
worden, ich habe sie allein für sich nie angewandt, weil ich mir 
hiervon keinen Erfolg versprach; versuchsweise habe ich sie 
neben der Ovariotomie vorgenommen, ohne eine bessere Wir¬ 
kung feststellen zu können. Bei 10 Fällen von Ovariotomie 
nymphomanischer Stuten habe ich jedesmal Veränderungen 
an den Ovarien vorgefunden; ich glaube, daß nur eine Ent¬ 
fernung dieser kranken Teile eine Beseitigung der krankhaften 
Erscheinungen bewirken kann und muß. 

Die Eierstocksveränderungen bestanden zum größten Teil 
in Hyperplasie (bis zur Größe eines dicken Apfels) zusammen 
mit Hyperämie oder ohne letztere. Auch fand ich Zysten¬ 
bildungen und partielle Indurationen. In zwei sehr schlimmen 
Fällen war auch das Euter erheblich vergrößert wie bei einer 
tragenden Stute, die einige Tage vor dem Abfohlen steht. Eine 
der kastrierten Stuten, ein etwa 6 Jahre altes wertvolles 
Pferd, war zum Zwecke der Heilung häufiger dem Hengste 
zugeführt worden. Eine Besserung war nicht eingetreten. Nach 
etwa sechs Wochen erhielt ich von dem Kollegen, in dessen 
Auftrag und Praxisbezirk ich die Operation vorgenommen 
hatte, die erstaunliche Mitteilung, das Pferd habe nicht ge- 
kränkelt und es sei von Ihm vor einigen Tagen ein etwa zwei 
bis drei Monate altes Embryo abgesetzt worden, das man im 
Stalle gefunden habe, ohne der Stute etwas anmerken zu kön¬ 
nen. Sie sei infolge der Operation ruhig und voll diensttaug¬ 
lich geworden. 

Diese von mir im Verlaufe von 8 Jahren von Fall zu Fall 
ausgearbeitete und etprobte inguinal-subperitoneale Ovario¬ 
tomie der Stuten wird nach meiner Ansicht wegen ihrer ver¬ 
hältnismäßig hohen Ungefährlichkeit für das Leben des Tieres 
die beiden alten Verfahren (von der Flanke und von der 
Scheide aus) mit der Zeit verdrängen und dem praktischen 
Tierarzt die Möglichkeit geben, alle Fälle von Erkrankungen 
der Eierstöcke bei Stuten, die viel häufiger sind als allgemein 
angenommen wird und den Wert des Tieres sowie die Dienst¬ 
brauchbarkeit ganz erheblich herabsetzen, mit guter Pro¬ 
gnose operativ zu behandeln. Da die beiden alten Methoden 
sehr gefährlich waren für das Leben des Tieres und auch bei 
bester Ausführung doch noch im Ausgang zu einem sehr 
großen Teile vom Zufall abhingen (besonders die vaginale 
Methode), so konnte sich die Stutenkastration bislang nicht 
zum Allgemeingebrauch der praktischen Tierärzte aufschwin¬ 
gen, sie wurde meist nur vereinzelt und versuchsweise als 
ultima ratio bei vollständig dienstunbrauchbaren Stuten jedes¬ 
mal mit großem Risiko für das Leben angewandt. 

Bei der Ausführung der Operation beachte man die be¬ 
schriebenen Anordnungen zur Verhütung einer Komplikation 
während oder nach der Operation genau, dann ist die Aus¬ 
führung der Operation nicht besonders schwer, und das Pferd 
übersteht dieselbe ohne irgendwelche Störung im Allgemein¬ 
befinden und kann häufig schon nach 8 Tagen wieder zur 
Arbeit verwandt werden. Die größte Schwierigkeit beim 
Ausbau der Operation lag in der Art der Abtragung der Eier- 




21. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


449 


Stöcke und in der Konstruktion der Eierstockszange. Das 
Umfassen und Abdrehen mit letzterer ist am leichtesten und 
einfachsten und hat sich als vollkommen sicher gegen Nach¬ 
blutungen bewährt. Alle anderen, meist komplizierten Ova- 
riotome habe ich versucht und halte sie für ungeeignet, wenig¬ 
stens für die inguinale Ovariotomie. 

Harnblasen-inversion bei der Stute 

Von Dr. M. Jöhnk in Berne (Oldbg.). 

In einer früheren Arbeit (Münch, tierärztl. Wochenschrift, 
1909, Seite 462) habe ich unter Anführung von Angaben in 
der Literatur einen Fall von Harnblaseninversion bei einer ge¬ 
bärenden Stute beschrieben, der durch Ruptur der Blase zum 
letalen Ausgang führte. Ich hatte Gelegenheit, zwei weitere 
Fälle von Harnblasenumstülpung bei der Stute zu beobachten; 
ich veröffentliche diese Krankheitsgeschichten, weil eine Be¬ 
reicherung der Kasuistik dieses seltenen Leidens nur erwünscht 
sein kann. 

Fall 1. 

Anamnese. Eine hochtragende Stute (Oldenburger) 
zeigte seit einigen Tagen Störungen im Harnabsatz. Dem 
Besitzer G. S. in 0. fiel dann auf, daß aus der Scheide eine 



Geschwulst heraus hing; er hielt diese Geschwulst für etwas 
Belangloses. Auf den Rat eines einsichtigeren Nachbarn kon¬ 
sultierte er mich in dieser Sache. 

Befund. (8. 4. 1914.) Aus der Scheide der zehn Jahre 
alten Stute, die drei Wochen binnen Jahresfrist tragend geht, hängt 
ein länglich-kegelförmiger, etwa 30 cm langer Körper heraus. Die 
Spitze des Kegels ist der Vulva zugewandt, der stumpfe Teil hängt 
nach abwärts. Der Tumor ist an seinem spitzen Ende rot gefärbt 
und hat eine feuchte glänzende Oberfläche. Der stumpfe Teil der 
Geschwulst ist mit einer dicken gelben Schicht bedeckt, daneben 
sind Gefäßinjektion und zahlreiche kleinere Geschwüre nachweisbar. 
Unter der erwähnten gelben Schicht, die sich leicht von der Unter¬ 
lage abziehen läßt, befindet sich eine leicht blutende, etwa hand¬ 
tellergroße Geschwürsfläche. Die Umgebimg der Vulva, besonders 
in den ventralen Teilen, und die Innenfläche beider Hinterschenkel 
sind mit dicken schmierigen Krusten bedeckt. Der Stiel' der Ge¬ 
schwulst sitzt mit der unteren Scheidenwandung an der Stelle in 
Verbindung, wo sich sonst die Harnröhrenmündung befindet. Zieht 
man den Tumor, der in den oberen Abschnitten seiner Wandung 
eine weiche biegsame Konsistenz besitzt, in den unteren aber hart, 


derb und fest ist, weiter hervor, so sieht man auf seiner dorsalen 
Wandung zw*ei mit einer kleinen zentralen Öffnung versehene Er¬ 
hebungen. Aus diesen Öffnungen wird während der Untersuchung 
Harn unter starker Beanspruchung der Bauchpresse und unter 
heftigem Stöhnen hervorgöspritzt. Im Stande der Ruhe fließt der 
Harn in kurzen Zwischenzeiten langsam herab. 

Diagnose. Inversion der Harnblase. 

Therapie. Mit Rücksicht auf die überaus schweren Ver¬ 
änderungen der Schleimhaut und die Beschaffenheit der Blasen¬ 
wandungen war eine Reposition von vornherein kontraindiziert. Es 
blieb somit nur die sofortige Amputation übrig. Da die Geburt 
jeden Tag vor sich gehen konnte, so schien sofortiges operatives 
Eingreifen erforderlich, weil beim Durchtritt des Fohlens mit einer 
Zerreißung der umgestülpten Blase bestimmt gerechnet werden 
mußte. Der Besitzer konnte sich nicht sogleich zur Operation ent¬ 
schließen, diese fand erst drei Tage später (11. 4.) durch elastische 
Ligatur statt. Die Amputation erfolgte an der hinten hoch ge¬ 
stellten, gut gebremsten Stute. Zur Verhinderung des Abgleitens 
der Ligatur auf die Harnleitermündungen legte ich zunächst ein 
leinenes Band von hinten nach vorn über die ganze Blase, darüber 
kam dann die eigentliche Ligatur. Nach Absetzung des Blasen¬ 
stückes wurden dann die Enden des Bandes über den Amputations- 
stumpf hinweg mit einander verknotet und so eine Sicherung herbei¬ 
geführt. Der abgesetzte Harnblasenteil wies eine 2 X A cm starke 
Wandung auf; der Amputationsstumpf wurde in die Vagina zurück¬ 
geschoben, um dort später entfernt zu werden. 

Die Stute zeigte in ihrem Allgemeinbefinden nach der 
Operation keinerlei Veränderung. Die Futter- und Getränk¬ 
aufnahme war und blieb gut. Am 5. Tage post operat. 
(16./17. 4.), nach einer Tragezeit von 12 Tagen binnen Jahres¬ 
frist, schickte sich die Stute zur Geburt an. Das neugeborene 
Hengstfohlen war der langen Tragezeit entsprechend recht 
kräftig entwickelt und wurde unter dem Zuge mehrerer Männer 
geboren. Die Eihäute wurden einige Stunden post partum 
ausgestoßen. 

Einige Stunden nach der Geburt ließ das Muttertier 
Störungen in seinem Allgemeinbefinden erkennen; es zeigte 
Teilnahmslosigkeit und Verringerung der Futteraufnahme. 
Bei der vaginalen Untersuchung konnte der Amputations¬ 
stumpf der Blase nicht mehr aufgefunden werden; unter der 
Harnröhrenmündung fand sich ein derber Strang. Die Futter¬ 
aufnahme wmrde kurze Zeit später gänzlich verweigert, und 
am 3. Tage post partum erfolgte der Tod des Tieres. 

Durch die Sektion stellte ich Peritonitis univer¬ 
sal. fest. Der Amputationsstumpf wies an seinem Ende eine 
Zerreißung auf. Über den Verbleib des Bandes und der 
elastischen Ligatur konnte nichts ermittelt werden. 

Der letale Ausgang ist auf Zertrümmerung des Ampu¬ 
tationsstumpfes durch den vom Fohlen ausgehenden Druck 
unter der Geburt zurückzuführen. Ich bin der Meinung, daß 
die Stute bei sofortiger Ausführung der Operation am Tage 
der ersten Untersuchung erhalten worden wäre. 

Fall 2. 

In der Nacht vom 9./10. 4. 1914 hatte eine Stute des 
K. G. in H. leicht geboren. Die Sekundinae wurden etw r a 
4 Stunden später ausgestoßen. Seither zeigte die Stute an¬ 
fangs leichte, dann stärker werdende Unruheerscheinungen. 
Bei der vaginalen Untersuchung, die ich wiegen des Verdachts 
der Inversion eines Uterushornes vornahm, fand ich an der 
unteren Scheidenw r andung einen ballonartigcn Körper, der aus 
der Harnröhrenmündung hervorragte. Druck auf diesen 
Körper löste lebhafte Unruheerscheinungen aus. Die Geburts- 
w'ege waren frei von sonstigen Veränderungen. Es handelte 


450 

sich hier um eine Inversion der Harnblase, die in der Ent¬ 
wicklung noch nicht abgeschlossen war. 

Die Reposition der Blase gelang unschwer durch allmäh¬ 
liches Nachdrücken mit clor Hand fczw. mit einem Gummi¬ 
schlauch. Die Harnröhre war sehr weit, es konnten bequem 
drei Finger eingeführt werden. Nach Zurückbringung der 
Blase zeigte die Stute noch geringe Unruheerscheinungen. 
Um eine erneute Einstülpung zu verhindern, ließ ich eine 
beträchtliche Menge warmer Therapogenlösung mit einem 
Gummischlauch wiederholt einfließen. Die Unruhe des Tieres 
verschwand darauf völlig, eine neue Einstülpung der Harn¬ 
blase kehrte nicht wieder. Was die Dauer der Inversion an¬ 
belangt, so hat diese höchstens 3—4 Stunden betragen. 

Referate. 

Zur Pharmakotherapie der Wehenschwäche. 

Von Dr. A. C a 1 in a n n , Hamburg. 

(Med. Klinik, 1916, Nr. 31.) 

Zuverlässig wirkende Wehenmittel hat erst die neueste Zeit 
gebracht in Gestalt der Hypophysenhinterlappen-Extrakte, von 
denen bis jetzt am meisten erprobt sind die englischen Pituitrin 
und Hypophysin und von deutschen das Pituglandol, Hypo- 
pliysin, Glanduitrin und llyphusal. Ihre Wirkung ist eine ziem¬ 
lich gleichwertige. Gegeben werden sie subkutan und intra¬ 
venös aus 1 ccm Lösung fassenden Ampullen, die 0,2 Extraktiv¬ 
stoff aus dem Hinterlappen der Hypophyse enthalten. Die 
Wirkung tritt sehr schnell ein, innerhalb weniger Minuten bis 
zu einer Viertelstunde, bei der intravenösen Darreichung 
manchmal noch während der Einspritzung, und besteht in einer 
Verlängerung und Verstärkung der Wehen und in der Ab¬ 
kürzung ihrer Pausen. Dieselbe Wirkung hat das Ergotin- 
Präparat Secacornin. Alle diese Mittel sind nur imstande, 
schon vorhandene, wenn auch noch so unbedeutende Wehen zu 
verstärken und zu vermehren, sie haben aber nicht die Fähig¬ 
keit, eine Geburt einzuleiten. Auch sind sie für Mutter und 
Kind nicht absolut ungefährlich, u. a. bei Arteriosklerose und 
Nephritis. Unschädlich in jedem Geburtsabschnitte ist das 
Chinin. Es verstärkt und vermehrt die Wehen sichtlich, seine 
Wirkung setzt aber erst nach einer halben Stunde ein und ist 
auch nicht so absolut zuverlässig, wie bei den anderen Mitteln. 
Man gibt das Chinin, sulfur. in Kapseln oder Lösung, 0,5 alle 
zwei Stunden bis zur Gesamtmenge von 2 g. Das Gebiet des 
Chinins ist die Eröffnungsperiode am Ende der Schwanger¬ 
schaft, der Abort und die künstliche Frühgeburt. Die Zahl der 
Einspritzungen der Hypophysenpräparate beschränkt sich im 
allgemeinen auf eine bis zwei, höchstens drei. Die diuretische 
Wirkung ist zu berücksichtigen. Direkte Kontraindikationen 
ergeben sich aus der geburtshilflichen Sachlage, d. h. in den 
Fällen, bei denen Wehenlosigkeit erwünscht ist. Der Vorzug 
des Secacornins gegenüber den Hypophysenextrakten ist seine 
stärkere Wirksamkeit. 1 ccm Secacomin entspricht z. B. 4 
bis 5 ccm Pituglandol. Die erste Dosis soll daher nur V* ccm, 
die folgenden höchstens % ccm betragen. Es kann in allen 
Stadien der Geburt gereicht werden, aber nur bei den zu sel¬ 
tenen und zu schwachen Wehen, nicht dagegen bei den kräf¬ 
tigen aber zu kurzen Wehen. Die Wirkung setzt erst nach 
10 15 Minuten ein, hält aber mindestens drei Stunden unge- 

sehwächt an. Der Verf. verordnet davS Secacomin, wie die 


No. 38. 


Hypophysenextrakte, grundsätzlich nur in der Austreibungs¬ 
periode. Nicht allzuweit vor dem Geburtsende gegeben, greifen 
beide Mittel, das Hypophysenpräparat besonders bei intra¬ 
venöser Anwendung, in die Nachgeburtsperiode über und 
bewirken eine schnelle Lösung der Nachgeburt. 

G o 1 d 81 e i n , Berlin. 

Das Erystypticum bei gynäkologischen Blutungen. 

Von Dr. Hans Oppenheim. 

(Med. Klinik, 1916, Nr. 32.) 

Bei der internen Behandlung der Unterleibsblutungen hat 
man neuerdings Styptica bevorzugt, welche die Secale- 
Wirkung mit der der Hydrastis vereinigen. Aus dieser Über¬ 
legung ist das Erystypticum entstanden, in welchem eine 
Vereinigung des Secacornins mit dem Fluidextrakt der 
Hydrastis (unter Zufügung von Hydrastinin. syntheticum) 
geschaffen wurde. Die therapeutischen Erfahrungen des Ver¬ 
fassers mit dem Erystypticum bei gynäkologischen Blutungen 
aller Art sind, in Übereinstimmung mit anderen Autoren, bei 
richtig gestellter Indikation recht günstig. Die Meno- und 
Metrorhagien der Gebärmutter sind das geeignetste Indikations¬ 
gebiet. Das Präparat hat gegenüber anderen analogen Mitteln 
den Vorzug der bequemen Dosierung, der langen Haltbarkeit 
und nicht zum mindesten auch eines relativ billigen Preises. 
Es wurden fast immer viermal täglich 20 Tropfen der Original¬ 
flasche mit 10,0 bzw. 20,0 ccm Inhalt verordnet. 

G o 1 d 8 t e i n, Berlin. 

Ober den diagnostischen Wert des Verhaltens von mit Abortus- 
bazillen vorbehandelten Tieren gegenüber der Einspritzung 
von Serum. (Abderhalden.) 

Von Tierarzt Dr. Heller. 

(Wiener t. W. 1916, H. 7, S. 282.) 

Abderhalden hat nichtträchtigen, selbst männlichen 
Versuchstieren Plazentapepton und später Serum eines 
trächtigen Tieres eingespritzt; er hat danach Reaktionen 
(allgemeine oder Hautreaktionen) beobachtet. 

Verfasser prüfte das Verfahren mit Bakterien des infek¬ 
tiösen Abortus des Rindes, injizierte Kaninchen entsprechende 
Bakterienmengen intravenös, später Abortusserum von Ver¬ 
suchstieren oder kranken Kühen subkutan, intravenös, intra¬ 
peritoneal und subdural. 

Die Resultate waren negativ und Verfasser schließt: 

„Ich glaube daher, aus dem gänzlich negativen Ergebnis 
meiner stets kontrollierten Versuche den Schluß ableiten zu 
dürfen, daß die Anregung Abderhaldens, das Verhalten 
von mit bestimmtem Bakterieneiweiß vorbehandelten Tieren 
gegenüber der Einspritzung von hochwertigem Serum zu diffe¬ 
rentialdiagnostischen Zwecken zu verwenden, beim infektiösen 
Abortus der Rinder nicht verwertbar ist.“ B. 

Milchabsonderung bei einem Saugfohlen. 

Von Kön. ung. Tierarzt Josef Kreika in S&rvär. 

(Allatorvosi Lapok, 1916, Nr. 28.) 

Im Gestüt Särvär des Königs Ludwig von Bayern wies 
ein drei Monate altes Halbblutfohlen (Signor—Pillangö) deut¬ 
liche Erscheinungen der Milchabsonderung auf. Die Milch¬ 
drüse war angeschwollen, ohne Entzündungserscheinungen. Die 
Untersuchung der ausgemolkenen Milch ergab folgendes 
Resultat: spezifisches Gewicht 31,6; Fett 1,45; Trocken¬ 
substanz 9,65; fettlose Trockensubstanz 8,15; Säuregrad 4,00. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


451 


21. September 1916. 


Das Fohlen ist die erste Tochter der Mutterstute Pillangö, gut 
entwickelt, saugt normal und weist sonst keine anormalen Er¬ 
scheinungen auf. Dr. Z. 

Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Verfügung, betreifend Errichtung eines Landesfleisch- 
amtes und von Prorinzialfleischstellen. 

Ministerium för Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Jonrnal-Nr. IA Ie 12 709 M. f. L. 

II 23 Cg 6003 M. d. S. A. 

II. b 9732 M. f. H. u. G. 

V. 16 782 M. d. J. 

Berlin, den 22. August 19IG. 

An die Herren Oberpräsidenten — außer Kassel — und die 
Herren Regierungspräsidenten in Kassel und Wiesbaden. 

Die Aufgaben, die die Regelung der Fleischversorgung an die 
Behörden, Zentralbehörden wie Provinzialbehörden, stellt, sind 
immer mehr gewachsen und haben zu einer bedeutenden Mehr¬ 
belastung der Behörden geführt. In Zukunft ist eine weitere Steige¬ 
rung dieser Aufgaben zu erwarten, wenn erst die beabsichtigte 
möglichst gleichmäßige Versorgungsregelung durchgeführt werden 
8oll. Bei dieser muß angestrebt werden, den einzelnen Kommunal¬ 
verbänden eine Fleischmenge zuzuführen, die es ihnen ermöglicht, 
die zugelassene allgemeine Höchstmenge an Fleisch annähernd zu 
erreichen. Dies stößt naturgemäß auf große Schwierigkeiten. 

Erst ganz allmählich, wenn man durch eine genaue Erfassung 
der Selbstversorger und durch die Feststellungen über die Inan¬ 
spruchnahme der Fleischkarte über den Kreis der zu versorgenden 
Personen genauer unterrichtet sein wird, wird es möglich werden, 
die Schlachtungszuweisungen so zu regeln, daß die Versorgung mit 
Fleisch mehr und mehr gleichmäßig wird. Auch dann aber wird 
die Unregelmäßigkeit in der Versorgung mit Schlachtvieh, die ihre 
Ursache'in den geringen Vorräten an abgebbarem zur Schlachtung 
bestimmten Vieh und der dadurch meist gegebenen Notwendigkeit, 
im Wege der Umlage den dringenden Bedarf des Heeres und der 
Zivilbevölkerung heranzuschaffen, hat, ebenso w r ie die Verschieden¬ 
heit in der Schlachtausbeute sich nicht ganz beseitigen lassen und 
dauernd zu gewissen Unsicherheiten in der Berechnung führen. 

Diese allmähliche, den Bedürfnissen gewissermaßen tastend 
sich anpassende Verteilung des Schlachtviehs hat zur Voraus¬ 
setzung, daß zunächst nur eine gewisse Mindestmenge an Schlacht¬ 
vieh den Kommunalverbänden zugewiesen werden darf, und daß 
sowohl für den Staat zum Ausgleich zwischen den Provinzen, als 
auch innerhalb der Provinzen, zum Ausgleich zwischen den Kom¬ 
munal verbänden, zunächst gewisse Reserven an Schlachtvieh¬ 
beständen aus den von der Reichsfleischstelle zugewiesenen Ge¬ 
samtschlachtungen ausgesehieden und bereit gehalten werden 
müssen, um sie nach und nach dort, wo sich das Bedürfnis lieraus- 
steÜt, einsetzen zu können. Hierbei wird es keineswegs entbehrt 
werden können, die an die Viehzuweisungsstellen herantretenden 
Anforderungen auf Zuweisung von weiteren Schlachttieren zunächst 
auf das sorgfältigste auf ihre Berechtigung nachzuprüfen, da das 
Nichterreichen einer bestimmten Höchstmenge, die auf Fleischkarte 
bezogen werden kann, noch keineswegs immer seine Ursache in 
einer zu geringen Viehmenge haben muß, sondern sie sehr wohl 
auch in einer mangelhaften Verbrauchsregelung haben kann. 

Die hieraus sich ergebenden fortlaufenden Feststellungen über 
die Art und Durchführung der Verbrauchsregelung in den einzel¬ 
nen Kommunal verbänden, und die notwendig werdenden Ver¬ 
schiebungen in der Versorgung mit Schlachtvieh können weder 
den Oberpräsidenten noch den Regierungspräsidenten, denen bisher 
die Verbrauchsregelung übertragen war, zugemutet werden. Hier¬ 
zu bedarf es vielmehr in jeder Provinz, unter Umständen sogar 
für den Regierungsbezirk, einer mit diesen Arbeiten besonders be¬ 
auftragten Behörde, der Provinzial-(Bezirks-)Fleischstelle. .Die 
Leitung dieser neuen Behörde wird zweckmäßig möglichst dem 
Vorsitzenden des Viehhandelsverbandes übertragen, da dadurch 
nicht nur das bereits vorhandene Personal des Viehhandelsver- 
bandes mit für die Arbeiten der Provinzial-(Bezirks-)Fleischstelle 
ausgenutzt werden kann, was auch im Interesse der Kostenerspar¬ 
nis von Bedeutung ist, sondern weil dadurch auch die erforderliche 
enge Verbindung zwischen der die Viehmengen beschaffenden 
Stelle und der den Verbrauch regelnden Behörde geschaffen wird. 
Mit der Einrichtung dieser neuen Behörde soll aber der Einfluß 
des Überpräsidenten (Regierungspräsidenten) auf die Viehaufbrin¬ 
gung und die Verbrauchsregelung in keiner Weise beeinträchtigt 
werden, es wird ihm vielmehr eine neue Behörde unterstellt, die 
sich ausschließlich diesen Aufgaben unter seiner Leitung zu unter¬ 
ziehen hat. Um den Regierungspräsidenten auch in den anderen 
Provinzen (außer Hessen-Nassau) den nötigen Einfluß auf die Ver¬ 
teilung des Schlachtviehs und die Überwachung der Verbrauchs¬ 
regelung zu sichern, haben sich die Provinziad-(Bezirks-)Fleisch- 
steilen mit den Regierungspräsidenten in ständiger enger Fühlung 


zu halten, sie an wichtigeren Verhandlungen zu beteiligen und ihre 
Wünsche möglichst zu berücksichtigen. 

Wir haben infolgedessen auf Grund der Verordnung des 
Bundesrats über Fleischversorgung vom 27. März 1916 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 199) für den Umfang der Monarchie mit Ausschluß der 
Hohenzollernschen Lande die in Abdruck beigefügte Anordnung 

vom 22. August 1916 erlassen und ersuchen Eure., 

die Bildung der Provinzial-(Bezirks-)Fleischstelle sofort bewirken 
zu wollen, damit sie am 15. September in der Lage ist, die ihr 
übertragenen Aufgaben zu übernehmen. 

Für den Staat sind die Aufgaben der Verbrauchsregelung dem 
neuzuschaffenden Lamles-Fleisehamte übertragen worden, das seine 
Diensträume im Landwirtschaftsministerium haben und seine 
Tätigkeit ebenfalls am 15. September d. J. aufnehmen wird. Von 
diesem Zeitpunkte ab sind alle auf die Verbrauchsregelung bezüg¬ 
lichen Wünsche und Anträge ausschließlich an das Landes- 
Fleischamt Berlin zu richten. 

Der Minister der öffentlichen Arbeiten, 
von Breitenbach. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Frhr. von Schorlemer. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. 

I. A.: Lusensky. 

• Der Minister des Innern. 

I. A.: von Jar ot z k y. 

• 

A n 1 a g e. 

Anordnung der Landeszentralbehörden. 

Auf Grund der Verordnung des Bundesrats über Fleischver¬ 
sorgung vom 27. März 1916 (Reichsgesetz-Bl. S. 199) wird hiermit 
folgendes angeordnet: 

§ 1. Zur Überwachung und Regelung des Verkehrs mit 
Schlachtvieh- und Fleisch wird für den Umfang der Monarchie mit 
Ausnahme der Hohenzollernschen Lande ein Landesfleischamt, für 
den Umfang jeder Provinz, in Hessen-Nassau jedes Regierungs¬ 
bezirks, eine Provinzial- (Bezirks-) Fleischst eile errichtet. Die Pro¬ 
vinzialfleischstelle für die Provinz Brandenburg umfaßt auch den 
Stadtkreis Berlin. 

Das Landesfleischamt und die Provinzial- (Bezirks-) Fleisch¬ 
stellen haben die Verbrauchsregelung nach § 10 der Verordnung über 
Fleischversorgung zu treffen oder Anordnungen darüber zu er¬ 
lassen. 

§ 2. Das Landesfleischamt ist eine Behörde und besteht aus 
einem Vorsitzenden, einem oder mehreren stellvertretenden Vor¬ 
sitzenden und mindestens drei Mitgliedern; es hat seinen Sitz in 
Berlin. 

Dem Landesfleischamt wird der durch unsere Anordnung vom 
15. Februar 1916 — IA Ie 1341 M.f.L., II. 23Cg. 1286M. d. ö. A., 
H b 2077 M. f. H. u. G. — gebildete Zentralviehhandelsverband als 
besondere Abteilung angegliedert. 

§ 3. Die Provinzial- (Bezirks-) Fleischstellen sind Behörden. 
Sie bestehen aus je einem Vorsitzenden, einem stellvertretenden 
Vorsitzenden und mindestens drei Mitgliedern, die von den Ober¬ 
präsidenten, in Cassel und Wiesbaden vom Regierungspräsidenten, 
ernannt werden. 

Die Provinzial- (Bezirks-) Fleischstellen unterstehen der Auf¬ 
sicht des Oberpräsidenten (Regierungspräsidenten); sie haben dessen 
Anweisungen im Rahmen der vom Landesfleischamt- aufgestellten 
Grundsätze zu folgen. 

Den Provinzial- (Bezirks-) Fleischstellen als Verwaltungs¬ 
behörden werden die auf Grund unserer Anordnung vom 19. Januar 
1916 — IA Ie 613 M. f. L., H. 23 Cg. 493 M. d. ö. A., U. b 844 
M. f. H. u. G. V. 10 312 M. d. J. — für die Provinz oder den Re¬ 
gierungsbezirk gebildeten Viehhandelsverbände als Geschäfts¬ 
abteilungen angegliedert. 

Die Provinzial- (Bezirks-) Fleischstellen haben den von dem 
Landesfleischamt ergehenden Anweisungen nachzukommen. 

§ 4. Mit Genehmigung des Landesfleischamts können die Pro¬ 
vinzialfleischstellen mit der Verteilung der Schlachtviehmenge und 
der Überwachung der Verbrauchsregelung besondere Fleischstellen, 
die für diese Bezirke errichtet werden, beauftragen. 

§ 5. Die nach den §§ 8 und 9 der Verordnung über Fleischver¬ 
sorgung für die Aufbringung von Schlachtvieh den Landeszentral¬ 
behörden obliegenden Aufgaben werden dem Landesfleischamt über¬ 
tragen. 




452 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 38. 


Die nach den Bestimmungen der Allsführungsanweisung zur 
Verordnung über Fleisehversorgung vom 29. März 1916 — I A I e 
2059 M. f. L., II b 4163 M. f. H. u. G., V. 12114 M. d. J. — zu § 9 
den Oberpräsidenten, in den Regierungsbezirken Cassel, und Wies¬ 
baden den Regierungspräsidenten, zustehenden Aufgaben bei der 
Aufbringung des Schlachtviehs werden den Provinzial- (Bezirks-) 
Fleischstellen übertragen. 

§ 6. Die Verordnung tritt am 15. September d. J. in Kraft. 

Berlin, den 22. August 1916. 

Der Minister der öffentlichen Arbeiten, 
von B r e i t e n b a c h. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. 

I. A.: L u s e n s k y. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Frhr. von Schorlemer. 

Der Minister des Innern. 

I. A.: von Jarotzky. 

Bekanntmachung, betreffend Änderung der Bekanntmachung über Fleisoh- 
versorgung vom 27. Mfirz 1916 (Reichs-Gesetzblatt Seite I99J Vom 

17. August 1916. 

Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die 
Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. 
vom 4. August. 1914 (Reichs-Gesetzbl. S. 327) folgende Verordnung 
erlassen: 

Artikel I. 

§ 10. Abs. 3 der Bekanntmachung über Fleischversorgung vom 
27. März 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 199) erhält folgende Fassung: 

Der Reichskanzler, die Landeszentralbehörden oder die von 
ihnen bestimmten Stellen können die Regelung selbst treffen oder 
Anordnungen darüber erlassen. Die Landeszentralbehörden können 
Landesfleischstellen errichten, denen die Regelung in ihren Bezirken 
ganz oder teilweise übertragen wird. Vorhandene Landesfleisch¬ 
stellen bleiben bis zur anderweiten Regelung durch die Landes¬ 
zentralbehörde bestehen. Soweit hiernach die Regelung für einen 
größeren Bezirk erfolgt, ruhen die Befugnisse der zu diesem Bezirke 
gehörenden Behörden. 

Artikel II. 

Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. 

Berlin, den 17. August 1916. 

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 

Dr. II c 1 f f e r i e h. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Die Zukunft der Traberzucht in Deutschland. 

Von Freiherrn Hans von B a r n e k o w. 

Ein im Deutschen Reiche von jeher vernachlässigter Zweig 
der heimischen Pferdezucht hat im Laufe des Weltkrieges er¬ 
weiterte Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, Gedanken auf größere 
Berücksichtigung entstehen lassen, kurz den vielfach ausgesproche¬ 
nen Wunsch gezeitigt, ihm zu erhöhter Blüte und Entwickelung zu 
verhelfen; und das auf Grund des Umstandes, daß sich seine ver¬ 
hältnismäßig wenigen Vertreter im Felde aufs beste bewährt haben. 

Es handelt sich um den „Traber“, «der bisher eigentlich nur in 
.Süddeutschland, namentlich in Bayern, in nennenswertem Umfange 
und Werte gezüchtet wurde. 

Ehe icfi nun auf die Berechtigung, die Aussichten, Vorbedin¬ 
gungen und Voraussetzungen dieser erweiterten Zucht in Deutsch¬ 
land eingehe, will ich die Frage kurz erörtern: Was versteht man 
unter einem Traber? Diese Frage ist durchaus nicht so schnell 
und so klar zu beantworten, wie es für viele den Anschein haben 
dürfte. 

Meine Lösung dieses „Problems“ geht nun dahin, daß, während 
in Ländern mit hervorragender Traberzucht, wie in den Vereinigten 
Staaten von Amerika und Rußland, die doch streng umgrenzte 
Trabergattungen, wie den „trotter“ und „pacer“ bzw. den „Orlow“ 
ihr eigen nennen, trotzdem, und zwar infolge der außerordentlichen 
Erweiterung und Verallgemeinerung dieser Zucht, besonders in 
Amerika, der Begriff „Traber“ ein recht dehnbarer geworden ist, 


die überwiegende Mehrheit der Deutschen aber unter dieser Be- 
namsung eigentlich nur die auf den Bahnen in Mariendorf, Altona- 
Bahrenfeld usw. laufenden Pferde versteht und nur ein engerer 
Kreis diese Bezeichnung auf flink trabende Luxus- und Gebrauchs¬ 
pferde ausdehnt. 

In der Union hat sich der Traber seiner Abstammung gemäß 
längst in verschiedene Haupt- und andere Familen geteilt, von 
denen die Hambletonian-, die Mambrino-, die Clay- und Star- in 
erster Linie, die Morgan-, Blue Beils-, Golddust-, Royal Georges¬ 
und Canadian-Geschlechter in zweiter Reihe heute genannt werden. 
Eine stattliche Anzahl von Pferdefamilien, der sich, namentlich 
im weiten Westen und Südwesten, eine nicht geringe Ziffer von 
weniger verbreiteten Typen anschließt. Und trotzdem und un¬ 
geachtet dieser Fülle von Trabergaltungen ist auch damit der 
Begriff „Traber“ in den Vereinigten Staaten noch nicht erschöpft. 

Denn heute verknüpft der Amerikaner mit dem Begriff „Traber“, 
obgleich züchterisch nicht als solcher bezeichnet, am liebsten den 
„Roadster“,*) ein von mir in der hippologischen Fachpresse schon 
des öftern genanntes Zugpferd, das sich im Laufe der letzten Jahr¬ 
zehnte auf Grund seiner stählernen Beine, ausgreifender Gangart, 
großer Ausdauer und seines vortrefflichen Charakters und Tempe¬ 
ramentes als schneller und sicherer Beförderer auf den endlosen 
Landstraßen und Wegen der Union unentbehrlich gemacht hat. 
Der Roadster ist ein auf freier Zuchtwahl, auf ausschließlicher 
Inzucht fußendes, ausgesprochen amerikanisches Erzeugnis. 

Schließlich geht gegenwärtig in Amerika jedes leichtere 
Wagenpferd einen schlanken und strammen Trab und macht folg¬ 
lich mit Recht auch Anspruch auf den Sammelnamen Traber. 

Auch in Rußland, obgleich nicht annähernd in dem Maße wie 
in Amerika, und vor allem nicht in Folge zielbewuißt erweiterter 
Zucht hat sich der Traber verallgemeinert, und von dem alten 
„Orlow“ leiten sich jetzt drei Arten ab, die Dr. S i m o n o f f in seinem 
Buche: Die russischen Pferderassen so beschreibt: „In 
den jetzt existierenden Trabern kann man drei hauptsächliche 
Varietäten unterscheiden, deren jede dem Blute der einen von den 
drei in ihnen gemischten Rassen mehr oder weniger entspricht. 
In der ersten Varietät treten die Züge des arabischen Blutes sehr 
augenscheinlich hervor; die Pferde sind meistens Blau- oder 
Schwarzschimmel, aber zuweilen auch von anderer Farbe, z. B. 
schwarz. Die Traber der zweiten Varietät erinnern an die frühere 
holländische oder auch an die alte spanische Rasse, mit ausgezeich¬ 
neter hoher Aktion und sehr gutem Trabe, sie sind gewöhnlich 
schwarz, weniger edel, aber höher als die Pferde der zwei anderen 
Varietäten. In den Pferden der dritten, heutzutage sehr verbreiteten 
Varietät herrscht das englische Blut vor, die am häufigsten vor¬ 
kommende Farbe ist ein rötlich Braun von verschiedenen Nuancen.“ 

So hat sich mit dem trotz Eisenbahn, Auto und Rad zwingend 
zunehmenden Gebrauche und Nutzen des Zugpferdes in aller Herren 
Länder die Befähigung des Trabens bei ihm erhöht und folglich 
der Begriff Traber wesentlich erweitert. 


Und nun zur zukünftigen Traberzucht in Deutschland. 

Vor allem möchte ich hier bestimmt betonen, daß wir heute 
und in absehbarer Zeit sowohl in den Traber- als in den anderen 
Zweigen der Pferdezucht und ganz und gar, jedenfalls hauptsäch¬ 
lich, auf eigenes, auf im Lande befindliches Blut verlassen müssen. 
Befürchtungen, die, wie auch mit Bezug auf Voll-, Halb- und Kalt¬ 
blut leider immer wieder laut werden, daß wir nämlich „noch nicht 
so weit seien“, ohne aus dem Auslande dauernd zugeführtes Blut 
auskommen zu können, uns also auf Inzucht durchaus nicht ver¬ 
lassen dürften, sind nicht gerechtfertigt. Das zeigt am schlagend¬ 
sten die Traberzucht in den Vereinigten Staaten, wo man mit 
wenig veredeltem, stark mit Landpferden gemischtem Blüte den 
heutigen unerreichten Traber geschaffen hat. 

Daß die ausgesprochenste, selbst die Inzestzucht**) nicht scheu¬ 
ende Inzucht einer auf dauernde Zuführung englischen Vollblutes 


*) Roadster von Road = Landstraße. 

**) Inzest — Blutschande, Paarung unter nächsten Verwandten. 








21. September 1Ö16.__BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


453 


fußenden Traberzucht überlegen ist, erweist die Gegenüberstellung 
des amerikanischen und russischen Trabers. 


Zwei berufene Urteile sollen das dartun. In seinem be¬ 
kannten Buche: „Die Rassen des Pferdes“, sagt Graf Wrangel, 
nachdem er die Blutlinien der erfolgreichsten amerikanischen 
Traber genannt hat, u. a.: „Wie ich bereits hervorgehoben habe, 
stößt man in diesen Stammtafeln allerdings oft auf Vollblut, aber 
noch öfters auf Stuten unbekannter und sicher sehr verschiedener 
Abkunft. Mit diesem Material hat es der Amerikaner indessen fertig 
gebracht, eine Rasse zu schaffen, die sich im Laufe der Jahrzehnte 
immer mehr seinem Ideale, d. h. dem 2-Minuten-Traber genähert 
und hierdurch den Beweis erbracht hat, daß ihr die Fähigkeit 
innewohnt, eine außergewöhnliche Schnelligkeit in dieser künst¬ 
lichen Gangart noch zu vererben. Zielbewußte, in vielen Fällen 
selbst die Inzestzucht nicht verschmähende Zuchtwahl, zweckdien¬ 
liche Aufzucht und konsequente Anwendung einer dem Geschmacke 
der ganzen Nation entsprechenden, scharf auf die Erreichung des 
Zuchtziels gerichteten Leistungsprüfung waren die Mittel, die es 
dem Amerikaner ermöglicht haben, die Schnelligkeit seiner Traber 
in der verhältnismäßig kürzen Zeit von 85 Jahren von 3 Minuten 
auf 1: 58 M zu steigern.“ 

Aus dieser Zucht hat sich das schon erwähnte in allgemeinem 
Gebrauch befindliche amerikanische überaus nützliche, unentbehr¬ 
liche Zugpferd herausgeschält. 

Ein russisches Fachurteil, der oben genannte Dr. S i m o n o f f, 
sagt dagegen von dem Nachkommen des früheren, berühmten Grlow- 
Trabers folgendes: „Man fordert jetzt mehr Leichtigkeit, als Soli¬ 
dität im Körperbau und mehr Schnelligkeit für kurze, als Wider¬ 
standsfähigkeit für weite Entfernungen. Kurz gesagt, es geschieht 
heute mit unserem Traber dasselbe, was mit den englischen Renn¬ 
pferden schon lange geschehen ist. Auch ist das Äußere der Pferde 
bei vielen nicht mehr so schön, der Körperbau längst nicht mehr 
so harmonisch und entschieden weniger kräftig, wie früher, ihr 
Rumpf ist zu lang, zu dünn, ihre Glieder sind zu hoch geworden. 
Ihrem Exterieur nach erinnern viele moderne Traber mehr an die 
englischen Rennpferde als an die Orlowdraber des alten Typus. 
Die Schuld daran ist hauptsächlich in dem unvernünftigen Mi߬ 
brauch des englischen Vollblutes als Beschäler zu suchen. Wir 
wollen hoffen und wünschen, daß unsere Züchter in dieser Hinsicht 
bald zur Einsicht kommen, auf ihrem falschen Wege umkehren und 
eine heilbringende Reaktion eintreten lassen mögen, welche nur in 
den bewährten Zuchtprinzipien des Grafen 0 r 1 o w gesucht werden 
können.“ 

So zeigt sich bereits bei Aufführung der Leistungsfähigkeit 
zweier hervorragender Trabertypen dem deutschen Traberzüchter 
im allgemeinen der einzuschlagende Weg. 

Zum Schluß will ich kurz eines besonderen Traberschlages 
Erwähnung tun, des Paßgängers — pacers — in Amerika. 

Der Paßgang ist durchaus nicht immer, wie gewöhnlich in 
Deutschland angenommen wird, angeboren, er kann auch anerzogen 
sein, kommt schließlich bei allen Pferdeschlägen, am wenigsten 
beim englischen Vollblute vor. Wahrscheinlich ist der Paßgänger 
mit dem ersten englischen Kolonisten nach Amerika übergesiedelt: 
darauf deutet die Tatsache, daß im 18. Jahrhundert in Rhode-Island 
Rennen für pacer gelaufen wurden. Gegenwärtig jedoch finden in den 
Vereinigten Staaten mehr Rennen für Traber als für Paßgänger 
statt. Oft habe ich bemerkt, daß erstere während des Rennens 
unwillkürlich in den Paßgang verfallen, und oft hat dann der 
Fahrer bzw. der Besitzer diese Gangart dem Traber ganz an¬ 
gewöhnt, schon aus dem Grunde, weil dieser im Paßgange in der 
Regel schneller läuft. Im allgemeinen weisen in Amerika die pacer 
bessere Schnelligkeitsleistungen als die Trotter auf, namentlich 
über die englische Meile. 

Vielfach ist man in Amerika der Ansicht, daß der angeborene, 
außerordentlich flinke, eigentlich beschleunigte Schritt des Pa߬ 
gängers mehr der Natur entspricht als der gewöhnliche Trab, und 
oft wird keine Mühe, namentlich bei Reitpferden, gescheut, um den 
Paßgang dauernd beizubehalten, auch schon deshalb, weil er für 
den Reiter angenehmer und bequemer ist. Andererseits tut der 
heutige Züchter in der Union alles, um seinen Schnelltraber nicht 


in den Paßgang verfallen zu lassen, ein Wunsch, der schon in der 
Mehrheit der Trabervereine zum Ausdruck kommt. Die gewaltige 
Anzahl der Besitzer von eleganten Fuhrwerken aller Art, in den 
amerikanischen Großstädten besonders die Damen des „smart set“*), 
w r ollen nichts von Paßgängern wissen, da das „ein grauenhafter, 
plebegischer Anblick“ wäre und jeden vornehmen Korso zur ge¬ 
wöhnlichen Volksschau herabwürdigen würde. Auch darf ein in 
den „oberen 400“ gerittenes Sattelpferd nie und nimmer ein Pa߬ 
gänger sein. 

Dieser kurze Besuch beim Paßgänger soll meine heutigen 
Ausführungen über die Zukunft der Traberzucht in Deutschland 
schließen. In einer weiteren, späteren Erörterung w’erde ich aus¬ 
führlich auf bestimmte in Deutschland zu empfehlende Richtungen 
und Regeln, auf bereits gemachte Erfahrungen, auf die der Traber¬ 
zucht, auch von amtlicher Seite, in den Weg gelegten Schwierig¬ 
keiten, aber auch auf die schwerwiegenden Gründe der w T eit ver¬ 
breiteten Abneigung gegen die Traberzucht bzw. Traberrennen in 
Deutschland zurüekkommen. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Paul von der Bracke. 
Feldhilfsveterinär stud. med. vet. Karl Haxsen (Studierender 
der Tierärztlichen Hochschule in Hannover). 

Oberveterinär Heinrich Schildmeyer (San.-Tierarzt 
in Twistringen). 

Oberveterinär Dr. Edmund Baumtiller (Schlachthof¬ 
inspektor in Barth). 

Veterinär Dr. William Böhme (Assistent an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Dresden). 

Veterinär Dr. Johannes Gießen (Tierarzt aus Marnheim). 
Oberveterinär Georg Regler (Tierarzt in Volmarstein). 

Einhnndertimdelfte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 10. September 1916, bis Sonnabend, 
den 16. September 1916. 

Die SchlachtanderSomme hat auch in der ganzen 
vergangenen Berichtsw^oche angedauert. Im Wesentlichen sind 
die englischen und französischen Angriffe zwischen Ancre und 
Somme und südlich der Somme abgeschlagen worden. Aus den 
Dörfern Ginchy, Bouchavesnes, Courcellette, Martinpuich und 
Flers sind wir zurückgedrückt w r orden. Im übrigen ist es an 
der Westfront nur noch östlich der Maas in dem vielumstrittenen 
Gebiet von Thiaumont und Fleury zu größeren Kämpfen ge¬ 
kommen, die den Franzosen aber keinerlei Gewinn gebracht 
haben. Combles wurde gegen starke englische Angriffe ge¬ 
halten. Auch weiter südlich bis zur Somme und südlich der 
Somme wurden alle Angriffe zurückgeschlagen. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplätze haben 
die Russen in den Karpathen und in Galizien ihre Angriffe 
wiederholt ohne einen Erfolg zu erzielen. 

Bei Hermannstadt sind nunmehr auch deutsche 
Truppen mit den Rumänen in Fühlung getreten. 

Von der Dobrudscha konnte am 15. September ge¬ 
meldet werden, daß General von Mackensen mit bulgarischen, 
türkischen und deutschen Truppen einen entscheidenden Sieg 
über rumänische und russische Truppen davongetragen habe. 
Die große Schlacht in der Linie Alino-See—Dorf Paraehioi— 
Dorf Abtat-Musubej—Kara Omer endigte mit der vollständigen 
Vernichtung des Feindes. Der auf der ganzen Linie zurück¬ 
weichende Feind wird energisch verfolgt. Die Zahl der Ge¬ 
fangenen sowie die Beute stehen noch nicht fest. An den 
Kämpfen • waren beteiligt die zweite, fünfte, neunte und neun- 

*) smart set — Die Feinsten der Feinen bzw r . die oberen 
80 Familien von New York. 




454 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 38. 


zehnte russische Division, die 61. russische Infanterie-Division, 
eine gemischte russisch-serbische Infanterie-Division und drei 
russische Kavallerie-Divisionen. 

An der Salonikifront stärkere Artilleriekämpfe; 
kleinere Infanterieunternehmungen. 

An der italienischen Front schwere Artillerie¬ 
kämpfe im Karstgebiet. Die Italiener haben keinerlei Erfolge 
erreichen können. 

Von der Front am Kaukasus und in Persien nichts Neues. 

Am 11. September griffen deutsche Seeflugzeuge von Kon¬ 
stanza und südlich davon russische Seestreitkräfte an. Auf 
einem Linienschiff, einem U-Boot und einigen Zerstörern wurden 
einwandfreie Treffer beobachtet; sämtliche Flugzeuge kehrten 
unbeschädigt zurück. 

Am 12. September abends unternahmen mehrere unserer 
Seeflugzeuggeschwader im Rigaischen Meerbusen einen Angriff 
auf feindliche Seestreitkräfte. Es wurden mehrere einwand¬ 
freie Treffer erzielt, ein feindlicher Zerstörer zum sofortigen 
Sinken gebracht. Trotz heftiger Beschießung sind alle Flug¬ 
zeuge unversehrt zurückgekehrt. N e v. 


Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen 
Tierärzte, 

XII. Bericht. 

1. Eingänge August 1916. 

Durch den Chefveterinär des Westheeres, Korpsstabsveterinär 
L u d e w i g, Großes, Hauptquartier: 

S c h o 11 z , Armee veterinär. 30,00 M. 

G r o s c h e, Stabsveterinär ..5,00 „ 

Dr. B u c h a 1, Oberveterinär.5,00 „ 

W i e d m a n n , Oberstabsveterinär .... 10,00 „ 

Graegert, Oberstabsveterinär.15,00 „ 

H o 11 s t e i n , Oberveterinär.10,00 „ 

P r e ß 1 e r, Oberveterinär.10,00 „ 

Dr. Huf läge, Veterinär.10,00 „ 

K 1 i n g b e r g, Oberstabsveterinär .... 30,00 „ 

Bock, Stabsveterinär.10,00 „ 

Dr. Sturhahn, Stabsveterinär. 25,00 „ 

Dr. L e n f e r s , Oberveterinär. 20,00 „ 

A b r o m e i t, Ober veterinär.10,00 „ 

B a u ra, Oberveterinär.10,00 „ 

Dr. Göhlcr, Oberveterinär.10,00 „ 

S c h r o e d e r, Veterinär.5,00 „ 

Hermkes, Veterinär.10;00 „ 

Dennler, Veterinär.10,00 „ 

Gumpert, Veterinär .10,00 „ 

Henkel, Veterinär.10,00 „ 

P o 1 o m s k i, Veterinär.10,00 „ 

Dr. v o n S a r n o w 8 k i, Veterinär . . . . 15,00 „ 

S t o p p e 1, Veterinär.10,00 „ 

K o c h , Veterinär.10,00 ,, 

E i g n e r, Veterinär.10,00 ,, 

H a s e 1 o w, Unterveterinär.10,00 „ 

N i t s c h k e, Unterveterinär I ! 5 on 

Scheel, Feldunterveterinär |.'' ” 

C a s p e r s , Feldunter veterinär.10,00 „ 

Martens, Feldunterveterinär.5,00 „ 

Vollmer, Feldunterveterinär.8,00 „ 

K u r z , Feldunterveterinär.10,00 „ 

Buge, Felduntervcterinär.5,00 „ 

Dr. Fauerbach, Veterinär.5,00 „ 

Glück, Veterinär.5,00 „ 

Bathge, Feldunterveterinär.10,00 „ 

Eisenblätter, Stabsveterinär .... 10,00 „ 

K ä m p e r , Stabsveterinär.10,00 „ 

M ü 11 e r, Veterinär.10,00 „ 

Funk, Veterinär.10,00 „ 

H eis mann. Veterinär.10,00 „ 

Broxator, Felduntervcterinär .... . 10,00 „ 453,00 M. 


Durch den Chef veterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Ludewig, Großes Hauptquartier. 
Feldveterinäroffiziere der 6 . Armee: 


Kick, Stabsveterinär. 20,00 M. 

Veterinäre der 4. Oarde-Infanterie-Division . 60,00 „ 

I>r. Martin, Stabsveterinär.10,00 „ 

Luther, Stabsveterinär.10,00 „ 

P r o e b s t i n g , Oberveterinär.10,00 „ 

G r a b a c h , Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Mayer, Feldunterveterinär.10,00 „ 

M a c h n i t z , Veterinär.. 20,00 „ 150,C0 M. 


Feldveterinäroffiziere der 2. Armee: 


I v e r s e n, Korpsveterinär . . . 
Laabs, Stabsveterinär .... 
Breitenreiter, Stabsveterinär 
Biesterfeld, Stabsveterinär . 
B ä h r , Stabsveterinär .... 
Dr. J a n 8 e n , Oberveterinär . . 

P ö 11 i n g, Korpsveterinär . . . 

Leonhard, Stabsveterinär . . 
M ü 11 e r, Stabsveterinär. . . . 
Dr. Wolf, Oberveterinär . . . 

K o n r a d , Veterinär. 

Schon, Stabsveterinär .... 
B i e r m a n n , Armeeveterinär . . 
Zimmer, Stabsveterinär . . . 

Dr. V o ß, Veterinär. 


10,00 M. 
5,00 „ 
5,00 . 
5,00 „ 
5,00 „ 
3,00 „ 
20.00 „ 
10,(0 „ 
10,' o „ 

5,00 
5,00 „ 
10,00 „ 
25,00 „ 
20,00 „ 
10,00 


B o 8 e, Oberstabsveterinär, Halle a. S. 1 2. Monats- 
Fleischer, Oberstabsveterinär, Halle a. S. J beitrag * 
Friedrich, prakt. Tierarzt, Hersfeld, Bez. Cassel, 

2 . Rate. 

Veterinärrat M i e c k 1 e y, Gestütinspektor, Beierbeck, 

Bez. Cassel. 

Bürger, prakt. Tierarzt, Gr. Goltern, Bez. Harinover 
C i e s 1 i c k, Schlachthofdirektor, Neusalz a. 0., Bez. 

Liegnitz. 

E1 s c h n e r, Veterinärrat, Kreistierarzt, Halberstadt, 

Bez. Magdeburg. 

Gottbrecht, prakt. Tierarzt, Schleswig! 
Karstens, prakt. Tierarzt, Zweedt, Bez. I 

Schleswig , . 

Dr. Runge, prakt Tierarzt, Süderstapel, 

Bez. Schleswig J 

Meyerhoff, Kreistierarzt, St Georgsberg bei Ratze¬ 
burg . 


Durch den Chefveterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 

XVI. Armeekorps. 240,00 M. 

VII. Armeekorps. 142,25 r 

XXIV. Reservekorps. 40,00 „ 

X. Reservekorps. 50,00 „ 

VII. Reservekorp 8 . 70,00 „ 

Armeeveterinär Güntherberg . . . . 50,00 „ 
Stabsveterinär W i 1 k e. 10,00 „ 

Look, Willy, Veterinär im Felde. 

Tierärztekammer Schleswig-Holstein, 5. Beitrag . . . 
von Müller, Korpsstabsveterinär, Altona a. E., Bez. 

Schleswig. 

K o s k e, Stabsveterinär, Altona a. E., Bez. Schleswig 
Prof. Dr. R a e b i g e r, Halle a. S., Schriftsteller-Honorar 
durch Landwirtschaftskammer Westpreußen . . 

Durch Oberstabsveterinär Erber, Königsberg: 
Sammlung der Veterinäre des stellvertretenden General¬ 
kommandos I. Armeekorps, I. Rate. 

(NB. die Sammlung wird fortgesetzt.) 

Durch den Chef veterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 

Von Veterinären der Armee-Abteilung von Strantz 
V e n t z k y, Stabsveterinär. 


Durch Korpsveterinär B r o s o: 
Veterinäroffiziere der Armee - Abteilung W o y r s c h, 
I. Gabe. 


Durch Divi 8 iön 8 veterinär F. v. Lojewsky: 
Veterinäroffiziere der 7. Reservedivision: 
v. Lojewsky, Bastian, Gutzeit, Stabsveterinäre ] 
Dr. Lange, Oberveterinär I 

Zelz, Hellmich, Veterinäre ( * 

S t ö v e r, Feldunterveterinär J 

li i n d, Oberstabsveterinär a. D., Cassel. 

P e e, Stabsveterinär, Berlin, I. Rate. 

P f 1 u e g, prakt. Tierarzt, Marne, Bez. Schleswig . . 
Kunert, Veterinärrat, Kreisticrarzt a. D., Cöslin . . 
Dr. Kästner, prakt. Tierarzt, Lyck, Bez. Allenstein 
Engelhardt, prakt. Tierarzt, Freren, Bez. Osnabrück 
Dr. A. Schwarz, prakt. Tierarzt, Peine, Bez. Hildes¬ 
heim, als Stabsveterinär iin Felde. 

Arndt, Schlachthofdirektor, Beuthen, Bez. Oppeln . 
W e n d t, Schlachthofdirektor,Könitz,Bez.Marienwerder 
Dr. G. H e ß 1 e r, Kreistierarzt, Gerdauen, Bez. Königs¬ 
berg, als Stabsveterinär im Heere, II. Rate . . 
S c h Ö 111 e r, Kreistierarzt, Veterinärrat, Oberndorf, 

Bez. Stade, II. Rate. 

Dr. Solingen, Kreistierarzt a.D., Wohlau, Bez. Breslau 


148,00 M. 
20,05 „ 

25,00 „ 

20,05 „ 
50,00 „ 

25,00 „ 

50,05 „ 

30,05 „ 

50,00 „ 


602,25 M. 

10,00 „ 
500,00 „ 

50,00 „ 
50,00 * 

5,34 „ 

300,00 „ 


250,00 „ 
10,00 * 

365,00 „ 


80,05 


r> 


25,00 

20,05 

40,00 

20,05 

20,00 

30,00 


20,00 

20,00 

3o;oo 


»* 


50,00 „ 


50,00 „ 
5,00 p 









































































21. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


455 


Becker, prakt. Tierarzt, Volkmarsen, Bez. Cassel . 
König, prakt. Tierarzt, Eilsleben, Bez. Magdeburg . 
Dr. Storch, Veterinärrat, Kreistierarzt, Schmalkalden, 

Bez. Cassel.. . . . 

Dr.Knauer, Stabsveterinär,Etappenpferdelazarett 150 

Wiese, Schlachthofdirektor, Köslin. 

Matthias, Veterinärrat, Gestütinspektor, Trakehnen 
Oste rburg, Kreistierarzt, Berleburg, Bez. Arnsberg 
Hartmann, Kreistierarzt, Homburg, Bez. Cassel. . 
Dr. Preller, städt. Tierarzt, Hannover (Gebühr für 

ambul. Fleischbeschau). 

Dr. G. Kuhn, Stabsveterinär beim Stabe des Ober¬ 
befehlshabers Ost. 

Harde, Veterinärrat, Kreistierarzt, Badbergen, Bez. 
Osnabrück . 


Durch den Chefveterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Lud ewig, Großes Hauptquartier: 
Veterinäre der Heeresgruppe v. Linsingen: 

E n g e 1 k e, Oberstabsveterinär ..*... 20,00 M. 

Seiffert, Oberstabsveterinär. 20,00 „ 

Fischer, Stabsveterinär. 20,00 „ 

R e s k e, Stabsveterinär.10,00 „ 

N i e b e r, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Scheike,.10,00 „ 

Dr. von Böhm, Oberveterinär.10,00 „ 

Berger, Oberveterinär . 20,00 „ 

Dr. Kiesewetter, Oberveterinär . . . 20,00 „ 

M e i s c h, Veterinär. 20,00 „ 

Dr. Wüstenberg, Veterinär. 20,00 v 

S c h e b i t z, Veterinär. 20,00 „ 

Schmidt, Veterinär. 20,00 „ 

Ruppert, Veterinär. 20,00 „ 

J ö r i e s, Veterinär.10,00 „ 

K u n t z e, Feldunterveterinär. 20,00 „ 

Schmidt, Feldunterveterinär. 20,00 „ 

H e t s e 1, Öberveterinär. 20,00 „ 


Veterinäre der 5Ö. Reservedivision: 

B i 8 c h o f f. Veterinär. 30,00 M. 

E ngl e r , Feldhilfsveterinär. 10,00 „ 

Dr. Hertz, Veterinär. 5,00 w 

Veterinäre der 2. Armee: 

Timm, Stabsveterinär.5,00 M. 

Gerant, Stabsveterinär.5,00 „ 

Reinhard, Oberstabsveterinär .... 10,00 „ 

Von einem Veterinär, durch Oberstabs¬ 
veterinär Reinhard zugesandt, als 
Ertrag einer gewonnenen Wette . . 50,00 „ 

Langenkamp, Veterinärrat, Kreistierarzt, Reck¬ 
linghausen . 

Reinländer, Kreistierarzt, Verden, Bezirk Stade, 

II. Rate. 

M o m m e n s, prakt. Tierarzt, Husum, Bezirk Schleswig 


Durch Korpsveterinär B r ö s e: 

Veterinäre der Armeeabteilung Woyrsch, H. Spende 

Durch Oberstabs- und Korpsveterinär Simmat: 
Veterinäroffiziere des stellvertretenden XV. Armeekorps 

Straßburg. 

Blumenberg, prakt Tierarzt, Holle, Bez. Hildesheim 
Müller, prakt. Tierarzt, Horneburg, Bezirk Stade . 
Kollstede, prakt Tierarzt, Hanerau, Bez. Schleswig 
Hanf, prakt. Tierarzt, Dallmin, Bezirk Potsdam . . 
R. Schmidt, Schlachthof-Direktor, Prenzlau, Bezirk 

Potsdam. 

Meyer, prakt Tierarzt, Osnabrück. 

O.Maaß, prakt.Tierarzt,Treuenbrietzen,Bez.Potsdam 
Dr. Th. Saling, prakt Tierarzt, Rheinsberg, Bezirk 

Potsdam. 

Eggert, prakt Tierarzt Puttlitz, Bezirk Potsdam . 
Arendt, Schlachthof-Direktor, Neuruppin, Bezirk 

Potsdam. 

Dr. Feuge, prakt. Tierarzt, Hannover-Kleefeld, als 

Veterinär im Heere.. 

E i 1 m a n n, Kreistierarzt, Schleusingen, Bezirk Erfurt 
III. Rate... 

Durch den Chefveterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 


Veterinäre des Gardekorps. 145,00 M. 

Dr. Free sc, Stabsveterinär .. 20,00 „ 

Ludwig, Oberveterinär. 20,00 „ 

K u i p e r, Oberveterinär. 50,00 „ 


25,00 M. 
20,00 „ 


20,00 „ 
50,00 „ 
10,05 „ 
20,00 „ 
20,00 „ 
20,00 „ 


5.50 * 
10,00 „ 
50,00 „ 


320,00 M. 


45,00 „ 


70,00 


100,00 

50,00 

25,00 


40,00 


127,00 „ 
50,00 „ 
50,00 „ 
50,00 „ 
20,00 „ 

50,00 „ 
20,00 B 
100,00 „ 

20,05 B 
20,00 „ 

25,00 „ 

10,00 B 

35,00 „ 


2. Armee: 

H o f f e r, Veterinär. 25,00" M. 

Bulach, Veterinär ..10,00 „ 

Behne, Veterinär.10,00 „ 

Steffen, Veterinär. 50,00 „ 

Kynast, Veterinär . . . 20,00 „ 

Gillrath, Veterinär.10,00 

Stapenhorst, Feldhilfsveterinär . . . 20,00 „ 

Veterinäre des Hauptquartiers von Linsingen: 

Keutzer, Oberstabsveterinär.10,00 M. 

Hack, Stabsveterinär ........ 3,00 „ 

S e i d 1 e r, Stabsveterinär.10,00 „ 

Drews, Veterinär.5,00 „ 

Keil, Stabsveterinär. 10,00 B 

Dr. Me y bürg, Veterinär.10,00 „ 

N e i ß e n, Feldhilfsveterinär.5,00 „ 

Simon, Stabsveterinär.5,00 „ 

Dr. P e i t e r, Veterinär. 3,00 „ 

L ö h n e r t, Veterinär.3,00 „ 

K ü 1 p e r, Stabsveterinär. 10,00 B 

Haxsen, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Volmer, Stabsveterinär.10,00 r 

Sch wen der, Veterinär.10,00 r 

Claa 8 s en, Veterinär. 10,00 „ 

Brünnighaus, Feldhilfsveterinär . . . 6,00 „ 

Ocker, Veterinär. 10,00 „ 

Durch den Chefveterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 
Prof. Dr. von Ostertag, Korpsstabs¬ 
veterinär . 25,00 M. 

Michaelis, Oberstabsveterinär .... 20,00 „ 

S o s n a, Stabsveterinär.15,00 „ 

Klein, Veterinär.10,00 „ 

Mai, Feldunterveterinär.5,<»0 „ 

Dr. H e r b e r g, Veterinär.10,00 „ 

Dr. Bauermeister, Stabsveterinär . . 25,00 „ 

Zwirner, Stabsveterinär. 20,00 „ 

B ö 8 c h, Veterinär.15,00 ,. 

N e 8 b a c h, Veterinär.10.00 r 

Dr. Silbersiepe, Oberveterinär .... 10,00 „ 

Dr. Flatten, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Dr. Heuß, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Dr. Kobel, Stabsveterinär. 20,00 r 

Dr. Lenze, Veterinär.10,00 „ 

Veterinäroffiziere der Veterinärabteilung des 

Gouvernements Lüttich. 35,00 „ 

Dr. Claus, Oberveterinär.3,00 „ 

Gladow, Feldhilfsveterinär.3,00 r 

L i n d n e r, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Bröm st rup, Veterinär. 20,00 „ 

Dr. Kliem, Veterinär.10,00 „ 

Dr. Zinke, Stabsveterinär.10,00 r 

Luckmann, Stabsveterinär.10,00 „ 

Christ, Oberstabsveterinär. 25,00 „ 

Hennig, Stabsveterinär.15,00 „ 

Knoppe, Stabsveterinär.10,00 „ 

S m i d , Stabsveterinär. 10,00 „ 

Werner, Oberveterinär. 50,00 „ 

Joeressen, Oberveterinär.5,00 „ 

Dr. Brüggemann, Veterinär.10,00 „ 

Saager, Veterinär.10,00 „ 

Rübenhagen, Veterinär.10,00 „ 

Zimmermann, Veterinär.5,00 „ 

V e h r e 8 , Veterinär.10,00 „ 

F r i 18 c h, Veterinär.10,00 „ 

Pape, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Rick, Feldhilfsveterinär.10,00 r 

Mehl, Feldhilfsveterinär ..10,00. „ 

B a n d e 1 o w, Oberstabsveterinär .... 15,00 „ 

Kyje, Stabsveterinär. ..15,00 „ 

J a m m a t z, Stabsveterinär.15,00 „ 

Lange, Stabsveterinär.10,00 „ 

Beckhard, Stabsveterinär.10,00 „ 

Koch, Oberveterinär ..5,00 „ 

Grünberg, Oberveterinär.5,00 „ 

Dr. Grüttner, Veterinär.15,00 „ 

H o rn , Veterinär.5,00 „ 

B a 11 w e g, Veterinär.15,00 „ 

Schmidt, Feldhilfsveterinär.5,00 „ 

B1 ö m e r, Feldunterveterinär.3,00 „ 

Holz, Feldunterveterinär.3,00 „ 

H u b r i c h, Oberstabsveterinär.15,00 „ 

Dr. Röttinger, Veterinär.10,00 „ 

Bette, Veterinär.. . 20,00 „ 

Dr. H a m d o r f, Veterinär.10,00 „ 

Roderer, Feldhilfsveterinär. 20,00 „ 


510,00 M. 



















































































































456 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 38. 


K e p p 1 e r, Feldhilfsveterinär.5,00 M. 

K ü r s c h n e r -, Oberveterinär.2.00 „ 

Rehbock, Veterinär.. . 10,00 r 

L i p k a, Feldhilfsveterinär . . • . . . . . 5.00 „ 

IV. Ersatzdivision. 

Beitragssaminlung für Monat Juni: 

Steffen, Stabsveterinär.10,00 M. 

Tiedemann, Veterinär.10,00 „ 

Taubner, Feldunterveterinär.5,00 r 

Blömer, Feldunterveterinär.3.00 „ 

Soeffner, Stabsveterinär.10,00 „ 

Dr. M e w e s, Veterinär.5,00 „ 

L e hm an n, Veterinär ..5,00 „ 

Weyl, Feldunterveterinär.3,00 „ 

W i r t h s Feldunterveterinär.3,00 „ 

M e u m a n n , Feldunterveterinär.3,00 „ 


V. Ersatzdivision. 

Engel, Stabsveterinär. 

W i 1 k e n s, Feldunterveterinär . . . 

Leicht, Feldunterveterinär .... 

Witt, Veterinär. 

F r i n s , Feldunterveterinär. 

Stöwener, Unter veterinär .... 

S a s k y , Oberveterinär. 

Dr. Meyer, Veterinär ...... 

IV. Ersatzdivision. 
Beitragssammlung für Monat Juli: 
Steffen, Stabsveterinär ..... 
Biesterfeld, Stabsveterinär . . . 

Tiedemann, Veterinär. 

Taubner, Feldunterveterinär . . . 

Dr. Scheel, Veterinär. 

Blömer, Feldunterveterinär .... 
Soeffner, Stabsveterinär .... 

Dr. Me wes, Veterinär. 

Lehmann, Veterinär. 

Dr. W a 1 d m a n n , Veterinär . . . . 

Weyl, Feldhilfsveterinär. 

Neumann, Feldhilfsveterinär . . . 

Dr. E g g e 1 i n g, Veterinär. 


10,00 M. 
3,00 „ 
3,00 „ 
5,00 „ 
3,00 „ 
3,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 


10,00 M. 
10,00 „ 
10,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
3,00 „ 
10,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
3,00 „ 
3,00 „ 
5,00 „ 


V. Ersatzdivision. 

Engel, Stabsveterinär. 

W i 1 c k e n s, Feldhilfsveterinär . . 

Mall, Veterinär. 

Leicht, Feldhilfsveterinär . . . 
F r i n s, Feldhilfsveterinär .... 
Stöwener, Unterveterinär . . . 

S a s k y, Oberveterinär. 

Dr. L i n d e c k e, Veterinär.... 

J e r k e, Veterinär. 

Dr. Meyer, Veterinär . . . . . 

Kluge, Veterinär. 

Geraes, Feldunterveterinär . . . 

K er s ten, Veterinär. 

Dr. F e u s t e 1, Oberveterinär . . . 
Dr. T i m m a n n, Veterinär .... 
Veterinäre der Armee - Abteilung 
Strantz. . . . . . . 
Veterinäre der 111. Infanteriedivision 
Veterinäre des XVIII. Armeekorps . 
Veterinäre des VHL Armeekorps . . 
Veterinäre der 15. Reservedivision . 
Veterinäre beim Armeeoberkommando 


10,00 M. 
3,00 * 
5,00 r 
3,00 „ 
3,00 „ 
3,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
5,00 „ 
3,00 „ 
5,00 „ 
10,00 „ 
10,00 „ 


von 

. . . 30,00 
. . . 70,00 
. . . 280,00 
. . . 103,00 
. . . 33,00 
7 . . 25,00 


n 


1558,00 M. 


Durch den Chefveterinär des Westheeres, Korpsstabs¬ 
veterinär Lud ewig, Großes Hauptquartier: 

Ungenannter Feldveterinär . . . . 20,00 „ 

Schlußsumme Monat August: 7139,54 M. 


2. Auszahlungen im Monat August: 

Laufende Beträge: 12mal 100 M. 1200,00 M. 

3 mal 50 „.. 150,00 „ 

1 mal 25 „. 25,00 „ 

Einmalige Beträge: 1 mal 100 „. . . 100,00 „ 

Summa: 1475,00 M. 

Zusammenstellung: 

Eingänge im Monat August . . 7139,64 M. 

Auszahlungen r „ * . . 1475,00 „ 

Unser Guthaben bei der Kreissparkasse in Alfeld betrug am 
31. August 39 830,36 M. _ '_. 


Unsere Aufklärungsschriften haben uns auch im vergangenen 
Monate einen nennenswerten Erfolg, insbesondere aus dem Felde, 
gebracht, so daß sich unser kollegialer Hilfsfonds in erfreulicher 
Weise langsam wieder aufzufüllen beginnt. Allen opferwilligen 
Kollegen herzlichsten Dank! 

Weitere Beiträge werden gern entgegengenommen an unserer 
Sammelstelle: Kreissparkasse des Kreises Alfeld in 
Alfeld a/L., Postscheckkonto Hannover Nr. 3042 
oder jederzeit durch den Unterzeichneten Kassenführer. 

Hannover, Misburgerdamm 15, den 9. September 1916. 

Friese, z. Z. Stabsveterinär, Hannover, 
Schrift- und Kassenführer. 

— Zeichnet die fünfte Kriegsanleihe. Der Weg zu Sieg und 
Frieden führt über die neue Kriegsanleihe! Es ist die Pflicht eines 
jeden Deutschen, nach Kräften zu einem vollen Erfolg der Anleihe 
beizutragen. Nicht geringer als früher darf diesmal das Ergebnis 
sein. Jeder gedenke der Dankesschuld an die draußen kämpfenden 
Getreuen, die für die Daheimgebliebenen täglich ihr Leben wagen. 
Auch auf die kleinste Zeichnung kommt es an! 


Bücherbesprechungen. 

— Klinische Diagnostik der äußeren Krankheiten der Haustiere, mit 
besonderer Berücksichtigung der Lahmheiten des Pferdes, von Prof. Dr. H. 
Möller, Berlin. Fünfte Auflage. Mit 34 in den Text gedruckten Ab¬ 
bildungen. Stuttgart 1916. Verlag von Ferdinand Enke. 

Es ist dankenswert, daß der Altmeister der Veterinär-Chirurgie sich 
zur Herausgabe einer neuen Auflage seines gediegenen Werkes ent¬ 
schlossen hat, da seit dem Erscheinen der vierten Auflage 13 Jahre ver¬ 
flossen sind. Die Bearbeitung und die Anordnung des Stoffes hat in 
der vorliegenden Auflage keine Änderung erfahren. 

- Das Buch zerfällt in 10 Abschnitte: Behandlung der Tiere bei der 
Untersuchung, Untersuchungsmethoden, Entzündung, Wunden und Ge¬ 
schwüre, Fieber, Krankheiten des Kopfes, Krankheiten des. Halses, Krank¬ 
heiten der Brust, Krankheiten des Bauches und Lahmheiten. Gegenüber 
der früheren Auflage sind einige Abschnitte, unter anderen auch die über 
die Augenuntersuchung und über die Diagnostik der Lahmheiten, auf 
Grund neueren Erfahrungen und Forschungsergebnisse, erweitert und er¬ 
gänzt worden. Der Abschnitt über die Lahmheiten ist, wie es seiner Be¬ 
deutung entspricht, am ausführlichsten und eingehendsten behandelt. 
Das gründliche Studium dieses Kapitels, in welchem die reichen Er¬ 
fahrungen des Verfassers niedergelegt sind, ist für den Studierenden und 
den Praktiker ganz besonders wertvoll. Die in der humanen Chirurgie 
so bedeutungsvoll gewordene Röntgendiagnostik wird nur mit wenigen 
Worten erwähnt, weil sie in der Veterinärmedizin, wegen der Kost¬ 
spieligkeit der Apparate und der Umständlichkeit ihrer Anwendung, für 
den tierärztlichen Praktiker vorläufig gar keine Rolle spielt. Die Zahl 
der in den Text gedruckten vortrefflichen Abbildungen wurde um fünf 
vermehrt. 

Die beste Empfehlung des Werkes liegt in dem Namen des Verfassers. 

Goldstein, Berlin. 


Personalien. 

Aufzeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4. Kl. mit Krone und Schwertern: dem Korpsstabs¬ 
veterinär August Heck. — Der Rayer. Militär-Verdienstorden 4. KL 
mit 'Schwertern: dem Feldunterveterinär Steuer. — Das Ritterkreuz 
1. Kl. des Sächs. Albrechtsordens mit Schwertern: dem Stabs* 
veterinär d. L. Ernst Zincke , Schlachthoftierarzt in Leisnig. —- Das 
Ritterkreuz 2. Kl. des Sächs. Albrechtsordens: dem Veterinär 
H. Melxer in RUßeina, dem Oberveterinär Dr. Arthur Frenzei im 
Feldart.-Regt. Nr. 77. dem Veterinär Fritz Bethcke im Hus.-Regt 
Nr. 19; — Das Ritterkreuz 2. KI. mit Schwertern des Bad. Ordeüs 
vom Zähringer Löwen: dem Oberveterinär Kilian Bayer im Feldart- 
Regt Nr. 44 und dem Oberveterinär Dr. Bennomar Schilling im Drag.- 
Regt. Nr. 22. — Das Oldenburg. Friedrich August-Kreuz: dem 
Oberveterinär Heinrich Schildmeyer in Twistringen. 

Ernennung: Kreistierarzt Veterinärrat Gustav Ooeüehnann in 
Schlettstadt zum Schlachthofdirektor daselbst. 

Ruhestandevereetzung: Schlachthofdirektor Gustav Dengler in 
Schlettstadt 

In der Armee: Württemberg: Befördert: Zu Stabs¬ 
veterinären: die Oberveterinäre Dr. Uhland (Kottweil), und Dr. Gläser 
(Eßlingen). — Zu Oberveterinären: die Veterinäre Dr. QHkkher 
(Rottweil), Dr. Hungerbühler (Rottweil). — Unterveterinär Dr. Otto 
Hofherr bei der II. Ers.-Abt Feldart.-Regts. Nr. 13 unter Be¬ 
förderung zum Veterinär auf Kriegsdauer bei den Veterinitr- 
Offizieren angestellt 

Todesfall: Schlachthoftierarzt Groll aus Oldenburg. 


Verantwortlich für d«n Inhalt (ezkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Glage, Hamborg. — Verlag and Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard {foheet* ta Berlin.— '■> 

Druck von W. BBxenatein, Berlin. 
























































IM« TMntltob« WochenMkrlfl* arHMii 

wlebeathob iso V«rl«f« *•» Rl«b«rd Sehe«.« 1« 
B«rlin SW. 48, WUbehnatr. 14 Darob j«d«o doateeb« 
Postamt wird dlooolb« na Prolo« von 1L 5,— visrtel- 
)ftbiii«h («aweblleBUeb Beotollgold) r«H«fert. (Ootar- 
voiebloeb« Po«t-Z«itango>Proiollots Nr. 614. Daforloeb« 
Nr. Sft.» Rln*elnamm«n» 80 PL 


Berliner 


Orlgtaalb«ltrftf« ward« mK M Mül, la Potltsata mit 
80 Mb. für den Bogen honoriert All« Manoakriptat 
Mittoilangen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
an aenden an Profeaaor Glage. Hambarg, Oateratr. t»; 
Korrekturen, Resenatona-Exemplare and Annoneea 
dagegen an die Verlagabaebbandlang tob 
Rlebard Seboeta, Berlin SW.48, Wllbelmatr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regiemngsrat Prot Dr. Sehmaltz-Berlin 

oster ständiger Mitarbeit von 

Prof, film Stöberet a. D. Haaoke Seblacbth.-Dir. Helfer Reg.* o. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierongsrat Dr. Neveraaaa 

Bamberg. Referent L Reieba-KoL-Amt ln Berlin. in MQlbanaee i,& in 081a. Vortrag. Rat Im Min. L Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet-Rat Peter» Dr. W. Pfeiler Dr. Riohter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

f anlaatlnrarrt für Hamborg. In Wleabaden. Bromberg. Profeaaor in Dreadeo. Profeaaor in Dresden. Profeaaor ln Frelborg. 

Ober-Med.-Rat Dr. J.SohMldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vegel Geh. Regierangsrat Wehrte 

Profeaaor la Drosden. Vorst. <L Kala. Bakt Inat, Oamama, D.8. W.-A. 8tadt-Tierar*t in Hamborg. Profeaaor ln MOnobon. MltgL A Kala. Qeaundbeitaamta la Berlin. 

Dr. K ZlBnermane Regierangsrat Zindel 

Profeaaor ln BadapaaC Landeatterarat tob ElaaS-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 

XXXn. Jahrgang 1916. Jfä 39 . Ausgegehen am 28. September. 


Inhalt: Näller: Die Übertragung des Trypanosoma theileri Laveran 1902. — Weltmann: Aus der Geburts- 
‘ hilf e. (Ringhaken, Drahtsäge.) — Referate: Bon ge rt: Die Bedeutung der Malleinaugenprobe als diagnostisches 

Hilfsmittel bei der Bekämpfung der Rotzkrankheit — Schneider: Der Rotz und seine diagnostischen Hilfsmittel. — 
Hübner: Zweifelhafte Reaktionen bei der Mallein-Augenprobe. — Fröhner: Ergebnisse der im Auftrag des Preußischen 
Landwirtschaftsministeriums vorgenommenen vergleichenden Rotzuntersuchungen größerer Pferdebestände mit Malleinaugen¬ 
probe und Blutprobe. — Staatsveterin&rwesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Koloniales Veterinär wesen: Sokolowsky: 
Eine Antilope, die sich als Wirtschaftstier eignet. — Tagesgeseblchte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundzwölfte 
Kriepswoche. — Tierärztekammern. — Tierärztekammer für die Provinz Westfalen. — Änderung der Kriegsbesoldung für 
Offiziere und Offizierstellvertreter. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


(Aus dem Kgl. Institute für Infektionskrankheiten „Robert 
Koch“, Berlin.) 

Die Übertragung des Trypanosoma theileri 
Laveran 1902. 

VMiluflg. Mitteilung. 

Von Dr. med. vet. W. Möller, Assistenten am Institute. 

Das harmlose und wohl ebensoweit wie das Hausrind 
(wahrscheinlich auch unter wildlebenden Wiederkäuern z. B. 
Antilopen) verbreitete Rindertrypanosoma ( Trypanosoma theileri 
Laveran 1902) gehört zu den vielgestaltigen, leicht zücht¬ 
baren Trypanosomen. Ebenso wie beim Froschtrypanosoma 
sind seine verschiedenen Erscheinungsformen mit verschiedenen 
Namen belegt worden ( Iryp . transraaliense Laveran, 
T. americanum Cra wley, T. franki Frosch, T. wrub- 
lewskii Wladimiroff und Yakimoff, T. himalayanum 
L i n g a r d, T. indicum L i n g a r d , T. muktesari L i n g a r d , 
T. giganieum L i n g a r d , T. ingens Bruce, Hamerton, 
Bateman und Mackie). Besonders die im Spät verlaufe 
der Infektion erscheinenden Riesenformen haben viel Be¬ 
achtung gefunden, da sie teilweise eine Länge von Vio mm 
erreichen. 

Die Formen der alten Infektion (Residualformen) sind im 
Rinderblute meist so spärlich, daß sie nur zufällig hie und da 
einmal beobachtet werden. Als nach M i a j i m a s und 
Martinis Versuchen in tropischen Gegenden und 
C r a w 1 e y s Ergebnissen in Nordamerika K n u t h mit seinen 
Mitarbeitern in Deutschland durch Züchtung in Blutbouillon 
die Rindertrypanosomen bei der Hälfte aller unserer Rinder 
in manchen Gegenden nachw’ies, erhob sich aufs Neue die 
Frage nach dem natürlichen Überträger, in dem die Ent¬ 
wickelung des Trypanosomas stattfindet. 

Knu th und Rauchbaar haben in deutschen Bremsen 
{Tabanus spec.? und Haematopota phmalis L.) Flagellaten 


gefunden, konnten aber für ihre Zugehörigkeit zu den Rinder¬ 
trypanosomen keinen Beweis erbringen. T h e i 1 e r will schon 
1903 durch Lausfliegenarten (Hippobosca rufijws 0 1 f e r s und 
II. mandata L e a c h) in Südafrika das Trypanosoma theileri 
von Rind zu Rind übertragen haben. Seine Versuche bleiben 
jedoch belanglos, weil er eine rein mechanische Übertragung 
nicht ausgeschlossen hat und auf die Abwehr anderer als 
Überträger in Frage zu ziehenden Insekten (Bremsen, Stomoxys) 
keinen Wert gelegt zu haben scheint. Daß Lausfliegen bei 
der Übertragung sicher keine große Rolle spielen können, 
ergibt die Seltenheit von Hippobosciden auf unseren 
Rindern. 

Viel eher war den Bremsen die Überträgerrolle zu¬ 
zuschreiben; denn an Flagellatenbefunden in Bremsen mangelt 
es durchaus nicht. Freilich bestreitet z. B. P a 11 o n aufs 
Entschiedenste die Zugehörigkeit der von ihm beschriebenen 
Bremsenflagellaten zu irgendwelchen Trypanosomen. Er 
glaubt, es handele sich um trypanosomenähnliche Insekten¬ 
parasiten, wie sie ja besonders bei Flöhen und Flohlarven 
auch bei Haustierflöhen (Porter, V e r f.) als weitverbreitet 
erwiesen worden sind. Andere Forscher lassen sich über 
die Bedeutung der Bremsenflagellaten nicht näher aus. Einigt' 
(Wenyon, Bruce) haben sie Ratten ohne Erfolg ein¬ 
gespritzt. Die mir zugänglichen Angaben sind folgende: 

1. Flagellaten aus Tabanus-Arten: 

Tabanus tergestinus Egg.: , y Onthidia minida (i Leger 190H. 

Südfrankreich. 

Tabanus glaucopis Meig. : ,,Oriihidia subulala“ Leger 1904. 

Südfrankreich. 

Tabanus socius Walk., Tab. par Walk, Tab. ditaeniatus 

M a c q., Tab. faseiatus Fahr., Tab. africanus Gray. 

Tab. gratus Loew und Tab. rirgatus Austen: 

Wenyon 1908. Ägypten. 






458 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 39. 


Tabanus hilarhts und Tab. spec.?: y J 4 rifhidia tabani “ 
P a 11 o n 1909. Indien. 

Tabanus secedens Walk, und Tab. thoraein ns P a 1. de 
Beauv.: Bruce 1911. Ostafrika. 

Tabanus testaceomacu latus Macq.: Monfallet 1913. Chile. 
Tabanus congolensis und Tab. taeniola Pal. de Beauv.: 
Bruto da Costa 1914. Insel Prince. 

Zu diesen Tabanus-Arten kann ich an heimischen Arten 
als mit Flaggellaten bei uns infiziert auf Grund eigener 
Befunde hinzufügen: 

Tabanus bovimis L. Juli 1915. Suwalki. 

Tabanus bromius L., unsere häufigste Tabanus-Art. August 1910. 
Bei Berlin. 

Wie L 6 g e r in Südfrankreich habe ich bei Berlin 
(Grunewald, August 1916) in Tabanus glaneopis M e i g. die 
,,Crilhidia subulata" Leger 1904 gefunden. 

2. Flagellaten aus Pangonia-Arten: 

Pangonia infusca Austen: ,,Crithülia pangoniue u R o d h a i n 

u. Mitarb. 1912. Kongo. 

Pangonia neavei B e q u.: R o d h a i n und Mitarb. 1913. Kongo. 
Pangonia auslralis Philippi: Monfallet 1913. Chile. 

3. Flagellaten aus Haematopota-Arten: 

Jlatiuaiopola italiea M e i g.: „ Orithidia subulata“ (?) L e g e r 1904. 
Südfrankreich. 

1 Iaematopota phmalis L.: Knuth und Rauch haar 1910. 
Deutschland. 

llaematopoia duttoni Newsteadt und Haematopota canden- 
brandeni Rodh a i n : v Crithidia lernt is u R o d h a i n und 
Mitarb. 1913. Kongo. 

Alle Beobachter der Bremsenflagellaten, die sich um den 
Sitz der Flagellaten im Bremsenkörper gekümmert haben, 
geben als Ansiedlungsstätte die Enddarmwände an. Von 
der Einmündung der Malpighischen Gefäße ab ist die Darm¬ 
wand mit einem Rasen von Ruheformen der Flagellaten be¬ 
tleckt, wie das L6ger schon 1903 und 1904 geschildert hat. 
Geißeltragende Formen wurden besonders von Leger, 
P a 11 o n und Bruce beschrieben und müßten wegen des 
Vorhandenseins einer typischen undulierenden Membran, die 
bis in die Nähe des Kernes zieht, in die Gattung (rithUHa 
eingereiht werden, wenn es sich um selbständige Flagellaten 
handeln würde. Stichhaltige morphologische Unterschiede 
zwischen den Formen aus den verschiedenen Bremsenarten 
sind nicht angegeben worden, so daß die bisherige Art¬ 
einteilung reine Geschmackssache war. 

ln den Speicheldrüsen und im Saugmagen (Kropf) der 
Bremsen sind Flagellaten bisher nicht nachgewiesen w r orden; 
im Magen (-Mitteldarm) sind sie selten aufzufinden; im Vorder- 
darme werden sie nur kurz durch Bruce als gelegentlich 
beobachtet erwähnt. 

Meine Beobachtungen erstrecken sich bisher nur auf die 
in ihrer Ruheform im Enddarme angehefteten Flagellaten. 
Die von mir zerlegten Bremsen zeigten im Magen keine 
Flagellaten mehr. Es handelte sich also jedesmal um alte 
Infektion. 

Alle Beobachtungen beziehen sich auf Flagellaten aus den 
blutsaugenden Bremsenweibchen, die ja bekanntlich Rinder 
und Pferde bevorzugen. Aus den nicht blutsaugenden Bremsen- 
münnchen sind Flagellaten nicht beschrieben worden. Die 


Biemsenweibchen sind meist nur in einem geringen Prozent¬ 
sätze infiziert. In nassen, kühlen Jahren fehlt die Infektion 
an den Stellen,.an denen sie vorher vorhanden war (Hob- 
maier fand in München nach mündlichen Mitteilungen 1911 
die Bremsen nicht selten infiziert, Verfasser fand an den 
gleichen Fundstätten 1913 keine Bremsenflagellaten). In 
Gegenden mit Rinderweidebetrieb sind die Flagellaten bei 
Bremsen in heißen Sommern sehr verbreitet (eigene Beobach¬ 
tungen Suwalki 1915). 

Alle diese Beobachtungen ließen einen Zusammenhang 
der Bremsenfiagellaten mit den Rindertrypanosomen wahr¬ 
scheinlich erscheinen. Andererseits waren im Überträger 
solche Ruheformen, wie sie die Bremsenfiagellaten meist dar¬ 
bieten, bei gänzlichem Fehlen von echten Trypanosomenformen 
bisher nur für Mückenflagellaten beobachtet worden, die nach 
Schaudinns Infektionsversuchen und Woodcocks 
Beobachtungen an wilden infizierten gemeinen Stechmücken 
{Culex pipiens L.) möglicherweise mit Vogeltrypanosomen im 
Zusammenhänge stehen. 

Der exakte experimentelle Beweis für den Zusammenhang 
des Rindertrypanosomas mit den Bremsenfiagellaten wäre auf 
drei Arten zu erbringen: 

1. Durch Füttern von Bremsen an künstlich oder natür¬ 
lich infizierten Rindern nach Art der Glossinenversuche 
Kleines müßte sich in den Bremsen die Trypanosomen - 
entwickelung beobachten lassen. Vom Verfasser 1913 im Auf 
trage und mit Unterstützung des K. Bayer. Tierpathologischen 
Institutes zu München (Prof. Dr. Kitt) in Thüringen durch¬ 
geführte Versuche in dieser Richtung schlugen fehl, da es 
nicht gelang, das Versuchskalb mit Trypanosomen zu 
infizieren. 

2. Durch Einspritzung von Tabanidenflagellaten bei 
stechfliegenfrei gehaltenen Kälbern müßte sich eine Trypano¬ 
someninfektion erzeugen lassen. Versuche in dieser Richtung 
sind wegen der technischen Schwierigkeiten der stechfliegen¬ 
freien Haltung der Stallkälber (— die erfahrungsgemäß 
trypanosomenfrei sind —) kostspielig und nur in besonders 
eingerichteten Instituten durchführbar. 

3. Bei der Größe und der charakteristischen Gestalt der 
riesigen Kulturformen des Rindertrypanosomas, die der Kenner 
von allen anderen bekannten Trypanosomenkulturen schon im 
Leben unterscheiden kann (Geißelverlauf, Geißelendknopf, 
Größe), läge hier die Möglichkeit vor, die Tabanidenflagellaten 
als Entwickelungsformen des Rindertrypanosomas zu erweisen, 
wenn die Bremsenfiagellaten auf Trypanosomennährböden als 
die besonders durch K n u t h s Schüler B e h n ausführlich be¬ 
schriebenen „Kulturflagellaten“ wachsen würden. 

Gelegentlich eines Spazierganges im Grunewald fing ich 
von einem Pferde fünfzehn Bremsen einer Art mit drei Augen¬ 
binden, die Herr Dr. Grünberg vom Zoologischen Museum 
Berlin freundlichst als Tabanus glaneopis M e i g e n bestimmte 
also als dieselbe Bremse, aus der Leger 1904 seine 
Crithülia subulata“ beschrieb. Sofort nach der Rückkunft 
vom Spaziergange wurde der Darmkanal der Bremsen heraus¬ 
präpariert und nach Abtrennung der Malpighischen Gefäße in 
physiologischer Kochsalzlösung mit schwachen und mittleren 
Trockensystemen betrachtet. Der Darm eines Tabanus 
glaneopis zeigte hinter der Einmündung der Malpighischen Ge¬ 
fäße im Dünndärme (sog. ileum und colon) ein dichtes 



28. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


459 


Flagellatenpolster. Die Flagellaten erwiesen sich in den Aus¬ 
strichpräparaten, die aus. einem Teile des abgetrennten End¬ 
darmes hergestellt wurden, als die von L 6 g e r beschriebenen 
ovalen oder länglichen Ruhestadien [der „Crithidia subulata“. 
Die meisten dieser Ruheformen zeigten eine ausgesprochen 
gerstenkornförmige Gestalt mit dem Blepharoplasten am 
Hinterende. Von ihm zieht eine zarte, schwer färbbare Geißel 
zu der angehefteten Vorderspitze. Diese gerstenkornförmigen 
Formen mit dem Blepharoplasten am Hinterende dürften die 
sog. kleinen (metacyclischen) Trypanosomen des Tryp. th Uni 
im Überträger darstellen. Ganz vereinzelte Exemplare zeigten 
am angeheftet gewesenen Vorderende die Entstehung eines 
kleinen Geißelsaumes, der sich bei den im Leben beobachteten 
Flagellaten zu bewegen begann und als in Bildung begriffene 
undulierende Membran aufzufassen ist. Formen mit stark aus- 
gebildeter undulierender Membran und langem freiem Geißel¬ 
ende fehlten gänzlich. Der Magen der Bremse war flagel- 
latenfrei. 

Der nicht zu Präparaten verarbeitete Enddarmteil (ein 
über 1 mm langes -Stück) wurde in mehreren sterilen kleinen 
Petrischalen mit steriler Nährbouillon eine Zeit lang durch 
Umschwenken gewaschen, in einen Tropfen Nährbouillon auf 
einen sterilen Objektträger gebracht, auf den mit steriler Pin¬ 
zette ein steriles Deckglas aufgelegt wurde. Durch Drücken 
und Verschieben des Deckglases gegen den Objektträger mit 
der keimfreien Pinzette gelang es, den Darm zu zerpressen 
und die Flagellaten in dem Bouillontropfen gleichmäßig zu 
verteilen, was unter dem Mikroskope mit Trockensystem ge¬ 
prüft wurde. Nun wurde aus steriler Rekordspritze mit 2 ccm 
Nährbouillon an die eine Kante des Deckglases die Nähr- 
öouillon tropfenweise zugesetzt, die darauf an der gegenüber¬ 
liegenden Deckglaskante hervortretende Flagellatenauf¬ 
schwemmung in die Kanüle eingesogen und durch Schütteln 
der Spritze mit dem Spritzeninhalte gut' durch gemischt. Dieses 
Durchsaugen einiger Tropfen des Spritzeninhaltes unter dem 
Deckglase wurde noch einige Male wiederholt. Dann wurden 
von dem Spritzeninhalte jedesmal 5—6 Tropfen in das Kon- 
denswasser von fünf Dextroseziegenblutagarröhrchen und in 
vier Ziegenblutbouillonröhrchen (defibriniertes Ziegenblut: 
schwach alkalischer Nährbouillon =1:1, durch mehrmaliges 
etwa halbstündiges Einstellen in Wasser von ungefähr 
55° C. inaktiviert und sterilisiert) hineinfallen lassen. 

Durch dieses Verfahren, bei dem schnelles und sauberes 
Arbeiten Haupterfordernis ist, gelang es, nach Ablauf einer 
W r oche, in vier von den neun Röhrchen (Blutagar und Blut¬ 
bouillon) reichbewachsene Kulturen der wohlbekannten 
Kulturflagellaten des Rindertrypanosomas zu erzielen. Die 
übrigen fünf Röhrchen wurden, nachdem sie anfangs spärliche 
Flagellaten gezeigt hatten, von Bakterien überwuchert. 

Ich betone besonders, daß ein etwaiges Fehlergebnis 
durch spontane Verunreinigung der Nährböden mit etwa im 
Ziegenblute vorkommenden Flagellaten ganz ausgeschlossen 
ist, weil ich die Blutbouillonröhrchen selbst mehrfach an auf¬ 
einanderfolgenden Tagen im Wasserbade bei über 50° C. 
inaktiviert habe und weil in den gleichzeitig mit den fünf be¬ 
impften Blutagarröhrchen vom Blute der gleichen Ziege her- 
gestellten weiteren etwa 30 Blutagarröhrchen, die zur Züchtung 
von Insektenleptomonaden dienten, keinerlei Kulturflagellaten 
des Rmdertrypanosomas aufgetreten sind. Ein trotzdem noch 


mit angesetztes unbeimpftes Kontrollröhrchen blieb flagellaten¬ 
frei. Außerdem waren die benutzten Blutagarröhrchen vor 
Gebrauch über vier Wochen im Eisschranke auf bewahrt 
worden, und die kulturelle Prüfung des Blutes aller Ziegen 
des Institutes ergab keinerlei Flagellatenwachstum. 

24 Stunden nach dem Einsäen der Tabanidenflagellaten 
zeigten sie im Kondenswasser des Blutagars eine starke 
Streckung und Zuspitzung des (nicht an die Darmwand an¬ 
geheftet gewesenen) Hinterendes, während das Vorderende 
abgestutzt war und wie klebrig (unscharf begrenzt) aussah. 
Nach 48 Stunden fanden sich schon Formen mit entstehender 
und stark schlagender Geißel, nach drei Tagen hatten die 
Flagellaten schon die typische Gestalt und Größe der Kultur¬ 
flagellaten des Rindertrypanosomas angenommen. Nach sieben 
Tagen gelangen von einem fast reinen Blutagarröhrchen schon 
Subkulturen. 

Die Röhrchen wurden alle bei Zimmertemperatur dunkel 
aufbewahrt. 

Wenn auch späterhin die Subkulturen durch einen 
scheinbar von Anfang an mitgeführten kleinen Bazillus ver¬ 
unreinigt wurden, so war das Wachstum der Flagellaten doch 
ein so reichliches, daß genügend feucht fixierte Deckglasaus¬ 
striche mit Tausenden von Flagellaten auf jedem Deckglase 
angefertigt, werden konnten. 

Inzwischen ist es gelungen, durch ein kombiniertes Ver¬ 
fahren die verunreinigten Kulturen von den Bakterien zu bc 
freien. 

Erfahrungsgemäß ist es bei sehr stark verunreinigten 
Trypanosomenkulturen meist nicht mehr möglich, nach dem 
Blutagarplattenverfahren von N o v y und Knapp (1906) die 
Flagellaten von den Bakterien zu trennen, denn selbst bei 
sehr starker Verdünnung des Aussaatmaterials und größtem 
Blutagarplattenaufwande lassen sich dann kaum Einzel¬ 
kolonien der Trypanosomen erzeugen. 

Die Klebrigkeit der Kulturflagellaten gibt aber -ein be¬ 
quemes Mittel in die Hand, die Bakterien jederzeit nieder¬ 
zuhalten, ja große Bakterienarten sogleich von den Flagellaten 
zu trennen: Bakterienrasen, die Flagellatenrosetten enthalten, 
werden aus dem Kondenswasser verunreinigter Röhrchen 
herausgefischt und auf einen sterilen Objektträger 5 bis 10 
Minuten in einigen Tropfen Bouillon ausgebreitet. Nach dieser 
Zeit kleben die Rosetten am Glase fest. Der Objektträger 
wird mehrfach mit steriler Nährbouillon gespült. Dann werden 
die mit bloßem Auge sichtbaren haftengebliebenen Rosetten 
mit Platinöse oder Rekordspritzenkanäle (feucht!) abgeschabt, 
in etwas Bouillon verteilt und in Blutagarröhrchen eingesät. 
Das Kondenswasser dieser Röhrchen dient sofort oder nach 
3—5 Tagen unverdünnt oder besser verdünnt (1 Öse auf 0,5 ccm 
Bouillon) zum Bestreichen der frisch gegossenen und soeben erst 
erstarrten Pferdeblutagarplatten, auf denen nach 6—7 Tagen 
die Trypanosomenkolonien tautröpfchenartig zwischen den 
viel größeren Bakterienkolonien sichtbar werden. Sie können 
mit feuchter (in Bouillon getauchter) Öse abgenommen werden 
und zum Beimpfen neuer Blutagarplatten und Blutagar¬ 
röhrchen dienen. Bedingung bleibt, daß der mit dem Blute 
zu mischende Traubenzuckeragar höchstens 1 Proz. Agar ent¬ 
hält, da auf trockenerem Blutagar kein Trypanosomenw r achs- 
tum erfolgt. Als Blut zur Plattenbereitung empfiehlt sich das 
defibrinierte Pferdeblut, weil es keine eigenen züchtbaren 




460 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 39. 


Flagellaten bei uns enthält. Rinderblut ist natürlich zu ver¬ 
meiden, weil die Blutagarplatten ein mehrmaliges Erhitzen auf 
über 50° C nicht ertragen, ohne durch Feuchtigkeitsverlust 
unbrauchbar zu werden. Bei meinen Versuchen mischte ich 
den lprozentigen Traubenzuckeragar mit dem defibrinierten 
Pferdeblute zu gleichen Teilen. Der verflüssigte Agar hatte 
beim Mischen eine Temperatur von 90—60° C. Auf diese 
Weise hergestellte Platten erstarren im Eisschranke in kurzer 
Zeit und sind andererseits für die Flagellaten auf ihrer Ober¬ 
fläche feucht genug. Sie können ohne Gefahr umgedreht 
werden. 

Ein Versuch, die gleichen Flagellatenruheforracn aus dem 
Enddarme eines Tabanus bromius L. zu züchten, mißlang 
wegen zu starker bakterieller Verunreinigung jenes Darmes. 

Nachdem aber die Flagellaten aus Tabanus t/huroji's 
M ei g. durch den geglückten Kulturversuch als Entwicklungs¬ 
stadium des Rindertrypanosomas erwiesen worden sind, sind 
auch die anderen Bremsenflagellaten mit höchster Wahrschein¬ 
lichkeit als Entwicklungsformen des Rindertrypanosomas an¬ 
zusprechen. 

Außerdem ist durch den beschriebenen Züchtungsversuch 
bewiesen Worden, daß das Rindertrypanosoma nicht etwa rein 
mechanisch durch Tabauus glaucopis M e i g. übertragen wird, 
sondern daß es in der Bremse eine Entwicklung durchmacht, 
bei der es zur dauernden Ansiedelung im ektodermalen Erul- 
darme und zur Bildung von insektenflagellatenähnlichen, ja 
fast cystenähnlichen Ruheformen kommt, ähnlich wie das 
schon für gewisse Mückenflagellaten (Vogeltrypanosomen in 
der Stechmücke) bekannt ist (S c h a u d i n n , W o o d c o c k). 
Allerdings liegt bei den kleinen Trypanosomenruheformen 
aus der Bremse der Blepharoplast meist am Hinterende. 

Da ich zurzeit mit dringenden anderen Arbeiten be¬ 
schäftigt bin, die Rindertrypanosomenübertragung darum 
augenblicklich nicht zum Gegenstände einer ausführlichen 
Untersuchung machen kann, übergebe ich diese kurze Abhand¬ 
lung der Öffentlichkeit in der Hoffnung, daß ich später an 
anderer Stelle eine ausführliche Arbeit über die Rolle der 
verschiedenen Bremsenarten, über die Entwicklungswege des 
im Überträger stark an die primitiven Insektenflagellaten 
erinnernden Rindertrypanosomas in der Bremse und über 
seinen Übertragungsmechanismus folgen lassen kann. 

Literatur: 

B e h n, P. (1912): Gehen die bei Rindern kulturell nachweis¬ 
baren Flagellaten aus Trypanosomen hervor? Zeitschrift f. Hygiene 
u. Infektionskr. Bd. 70. S. 371—408. 

Bruce, D. (1911): A study of the flagellates found in Tnbanus 
secedens.... Reports of the Sleeping Siekness Commission. Nr. 11. 
S. 181—183. 

Bruto da Costa, D. F.; Sant' Anna, F.; Correia 
dos Santos, A. e Aranjo Alvarez. M. G. de (1915): 
Relatorio final da Doen^a do Söno da 11ha do Principe. Arquivos 
de Hygiene e Pathologia exoticas. Bd. 5. 

C r a w 1 e y, H. (1909): Trypanosoma americanum ... Ul S. Dept, 
of Agriculture. Bureau of animal industrv. Bull. 119. 

Knuth, P. und Rauchbaar, G. (1910): Weitere Nachfor¬ 
schungen nach Trypanosomen beim Rinde im Kreise Ober Wester¬ 
wald nebst einem Beitrag zur Kenntnis der in deutschen Stech¬ 
fliegen parasitierenden Flagellaten. Zeitschrift f. Infektionskr. 

der Haustiere. Bd. 8. S. 140—154. 

Laveran, A. (1903): SurdeuxHippoboscides du Transvaal sus- 
ceptibles de propager Trypanosoma theileri. Compt. rend... Societe 
de Biologie. Bd. 55. S. 242—244. 


Leger, L. (1903): Sur quelques Cercomonadines nouvelles ou 
peu connues de l’intestin des insectes. Archiv f. Protistenkunde. 
Bd. 2. S. 180. 

Leger, L. (1904): Sur un nouveau flagelle parasite desTaba- 
nides. Sur les affinites de l'Herpetomonas subulata et la phylogenie 
des trypanosomes. Compt. rend. Soc. Biol. Bd. 58. S. 613—617. 

M o n f a 11 e t, D. (1913): Contribütion ä l’etude des maladies du 
sang du bßtail de Chile. Santiago. 

Rodhain, J., Pons, C., Vandenbranden, J. et 

Bequaert, J. (1912): Leptomonas pangoniae parasite de Pangonia 
infusca. Bull. Society Pathologie exotique. Bd. 5. S. 604—608 und 
Bd. 6 (1913). S. 181. 

Rodh ai n, J., Pons, C., Vandenbranden, J. et 

Bequaert, J. (1913): Note sur les trypanosomides intestinaux 
d’Hacmatopota au Congo beige. Bull. Soc. Pathol. exot. Bd. 6. 
S. 182—184. 

Rodhain, J., Pons, C., Vandenbranden, J. et 
Bequaert, J. (1913): Rapport sur les travaux de la mission 
scientifique du Katanga. Brüssel, Hayez. 

W e n y o n, C. M. (1908): Flagellates in biting flies. Tabanidae. 
Third report of the Wellcome Research Laboratories. Karthoum. 
S. 145—146. 

P a 11 o n, W. L. (1909): The life-cycle of a species of Crithidia 
parasitic in the intestinal tracts of Tabanus hilarius and Tab. spec. 
Archiv f. Protistenkunde. Bd. 15. S. 333—362. 


Aus der Geburtshilfe. (Ringhaken, Drahtsäge.) 

Von Woltmann, Tierarzt in Garz a. Rügen. 

Das Vorhandensein zahlreicher älterer, sowie das stete 
Hinzukommen neuer Geburtshaken, spez. der auch' sonst als 
Haken zu verwendenden Augenhaken beweisen, daß die An¬ 
wendung all dieser nicht immer befriedigt; sie ist eben nicht 
in allen Fällen weder leicht noch gefahrlos. Zum Auge, vor 
allen Dingen zum Auge der entfernter liegenden Kopf¬ 
seite, in dessen inneren Winkel eingesetzt ein Haken, 
ohne durch den folgenden Anzug herausgeholt zu werden, 
wirken kann, kann der Geburtshelfer, zumal wenn er 
noch einen kurzen Arm besitzt, manchmal noch nicht 
einmal mit der bloßen Hand hingelangen, wieviel weniger, 
wenn er noch seine Hand um einen Haken krümmen 
muß. Schlecht läßt sich dann der Haken halten, leicht 
entgleitet er; es sind deshalb zur Vermeidung dieser 
Mängel mancherlei Verbesserungen versuoht worden, so am 
sogen, russischen, ein aufklappbarer Ring, an einem anderen 
des Hauptner-Kataloges eine fingerhutähnliche Vorrichtung. 
Trotzdem kann die Hand einen solchen Haken fallen lassen, 
vielleicht sogar müssen; ich erinnere nur an plötzlich ein¬ 
setzende Wehen. Es ist ein unangenehmes Gefühl, den spitzen 
Haken am Geburtsstrick zurück holen zu müssen, zu leicht 
kann er einsetzen und schwere Verletzungen des Muttertieres 
verursachen; man arbeitet deshalb gern mit stumpfen Haken, 
die aber nur als Augenhaken voll ihre Pflicht tun, zu anderen 
Zwecken weniger zu verwenden sind, und muß deshalb, 
oft sehr gegen den eigenen Willen, wieder zum spitzen Haken 
greifen, sei es, um ihn irgendwo am Kopf, wenn die Augen 
schlecht erreichbar, oder am Schenkel anzusetzen; ich erinnere 
nur daran, daß es manchmal unmöglich ist, eine festhaftende 
Schlinge an einem durchsägten Schenkel anzubringen, wenn 
das Gelenkstück mit entfernt wurde, da kann nur der spitze 
Haken helfen und wenn er unterhalb der Schlinge durch die 
Haut gestoßen nur als Knebel wirken soll. Auch da bedeutet 
seine Spitze eine Gefahr für Muttertier und Geburtshelfer. 







28. Se ptem ber 1916 . 

Mir ist ein solcher Fall noch in der Erinnerung, daß ein der¬ 
artig als Knebel in der Gegend des Kniegelenkes eingesetzter 
spitzer Augenhaken — Die Kettensäge hatte einige Finger 
breit über dem Sprunggelenk durchgeschnitten. Trotzdem ich 
die Achillessehne schonte, um durch Anlegen einer Schlinge 
am Unterfuß usw. durch Zug den Schenkel in die Geburtswege 
hineinbringen zu können, sah ich mich doch gezwungen, auch 
noch die Sehne durchzuschneiden, weil der Unterfuß, mit der 
Klaue unter dem Ellbogengelenk der gleichen Seite liegend, 
trotz des durchsägten Schenkelknochens durch keinen Anzug 
aus seiner Lage zu bringen war — in die Gebärmutter ein¬ 
drang, zum Glück noch zu rechter Zeit von mir bemerkt, so 
daß es nicht zu einem Riß, sondern nur zu einem harmlosen, 
ohne Zwischenfall heilenden, obschon ziemlich tiefen Stich kam. 

Seit dieser Zeit trug ich mich damit, den spitzen Augen¬ 
haken durch einen anderen, der ein ungewünschtes Einstechen 
leichter vermeiden läßt, zu ersetzen. Ich ließ folgenden Haken 
herstellen: 

Der Haken besteht gewissermaßen aus einem kreisförmig ge¬ 
bogenen, entsprechend starken Eisendraht, der an einer Stelle auf 
eine kurze Strecke durchbrochen ist. 
Das eine Ende trägt nach dem Innern 
des Kreises zu die Spitze, ihr gegen¬ 
über liegt der Ösenteil, mit einer Ver¬ 
längerung die Spitze des Hakens 
deckend. Die Zeichnung zeigt deut¬ 
licher als jede Beschreibung die 
Beschaffenheit des Hakens. 

Am Kopfe wählte ich nun nicht mehr die Augen als An¬ 
griffspunkt zum Einsetzen des Hakens, sondern die Backen¬ 
teile des Kalbes. Ich nehme den Haken in die volle Hand und 
setze ihn bei verschlagenem. Kopfe zum Beispiel in die mir 
zugekehrte Backe ein, so, daß ich den Maulwinkel in die 
Öffnung des Hakens eintreten lasse. Beim Anzug dringt dann 
die Spitze durch die Backe nach außen (freilich bleibt die 
Spitze oft nur unter der Haut, da der Kopf ja leicht folgt). 
Zweckmäßiger durchbohrt er aber die Backe von außen nach 
innen; man läßt die Backe entsprechend in die Hakenöffnung 
eintreten. Während die innere Hand in dieser Stellung fest 
gegen den Haken drückt, wird außen angezogen. Die Spitze 
liegt dann im Maul des Kalbes und kann kein Unheil an- 
richten. Fällt der Haken wirklich einmal aus der Hand, so 
kann er ohne Gefahr zurückgezogen werden, seine Form 
schützt ihn vor dem Einsetzen. Er läßt sich natürlich auch 
an anderen Stellen gebrauchen, z. B. als Knebel vor der nicht 
haftenwollenden Schlinge, hinter einer Sehne usw. 

Im jahrelangen Gebrauch habe ich mich von seiner leich¬ 
ten Anwendbarkeit überzeugt und bediene mich seiner noch 
sehr gern. Da er auch beim Kalbe nicht viel verletzt, ziehe 
ich ihn dem Augenhaken vor. Ich mache noch darauf auf¬ 
merksam, daß er beim Gebrauche am Kopfe ausschließlich, 
ebenso wie die Augenhaken, zur Lageberichtigung dienen 
soll. Es Ist grundfalsch, bei einem großen Kalbe in normaler 
Vorderendlage auch am Kopfe stark ziehen zu lassen. Ist hier 
der Zug wirksam, so vermag er nur die Geburt zu erschweren; 
die Vorderschenkel bleiben zurück, die Schulter richtet sich 
auf und bildet so ein starkes Hindernis. Liegt der Kopf 
richtig in den Geburtswegen, dann muß ein kräftiger Zug an 
den Vorderschenkeln einsetzen in der Richtung, wie das Kalb 
bei der stehenden Kuh fallen würde. Will dann das Kalb 


461 


durchaus nicht folgen, so ist es eben zu groß, dann lieber ganz 
fort mit dem Kopf oder noch besser mit einem Schenkel. 
Letzteres ist mit der Drahtsäge eine leichte Sache. Ich 
führe sie an der Innenseite des entsprechenden Ellbogen¬ 
gelenkes vorbei, die Rippen entlang und lege sie hinter den 
oberen hinteren Winkel des Schulterblattknorpels; es bildet 
sich hier eine Vertiefung, wenn man den Vorderschenkel stark 
nach hinten, etwas nach oben zurückdrücken läßt, man kann 
auch an dieser Stelle noch mit dem Fingermesser etwas vor¬ 
schneiden. In der Regel wird die ganze Schulter glatt ab¬ 
geschnitten, geht die Säge doch in den Schulterblattknochen, 
so entferne ich nachher das zurückgebliebene Stück durch 
Abreißen mittels der Schlinge, nachdem ich soweit mit dem 
Fingermesser vorgearbeitet habe, daß die Schlinge hinter 
dem Knochenstück angelegt werden kann. Die Drahtsäge 
habe ich mir insofern verändern lassen, als sie statt der 
bisherigen Ringe an ihrem Ende aus ihrem eigenen Draht 
hergestellte Ösen trägt, sie läßt sich dadurch leichter an¬ 
bringen. 

Die Firma Ilauptner-Berlin stellt beide Instrumente her. 


Referate. 

Die Bedeutung der Malleinaugenprobe als diagnostisches Hilfs¬ 
mittel bei der Bekämpfung der Rotzkrankheit. 

Von Prof. J. Bongert, 

ehern. Stabsveterinär bei der 2. Ersatz-Abt. 1. Garde-Feldart.-Regts. 

(Monat >h. f. piakt. Tierheilk., XXVII. Bei., H«*ft 6/-i.) 

Aus der sehr umfangreichen, interessanten Arbeit 
Bongerts geht folgendes hervor: 

„1. Die Malleinaugenprobe ist ein zuverlässiges, der Blut¬ 
probe diagnostisch gleichwertiges, dabei aber viel einfacheres 
und leichter zu beurteilendes Rotzdiagnostikum, das für 
Massenuntersuchungen besonders geeignet ist. 

2. Für die praktische Rotzermittelung und Rotztilgung 
ist die kombinierte Anwendung dir Augenprobe und der 
serologischen Blutuntersuchung empfehlenswert. Diese Me¬ 
thode führt unter Vermeidung der unnützen Tötung ganz ge¬ 
sunder Pferde am schnellsten und sichersten zum Ziele. Eine 
dementsprechende Änderung der Seuchenvorschrift, wie sie 
bereits von Fröhner, Mießner und Bach empfohlen 
worden ist, liegt im Interesse der praktischen Seuchentilgung 
und des Nationalvermögens. 

3. Um bei akut auftretender Rotzkrankheit die weitere 
Übertragung in einem verseuchten Bestände zu verhindern, 
ist die seuchenpolizeiliche Vorschrift, daß die weitere Blut¬ 
untersuchung 14 Tage nach dem letzten Rotzfall stattzufinden 
habe, dahin abzuändern, daß die Anwendung der Mallein¬ 
augenprobe eingeschoben wird, derart, daß die Blutunter¬ 
suchung mit letzterer alle 8 Tage alterniert. Bei der ersten 
biologischen Untersuchung eines verseuchten Pferdebestandes 
sind Blutuntersuchung und Augenprobe . gleichzeitig aus¬ 
zuführen. 

4. In Anbetracht, daß beim Vorliegen von frischem Rotz 
(Hautrotz!) das Ergebnis der Malleinaugenprobe sowohl wie 
das der Blutuntersuchung ein negatives sein kann, ist daran 
festzuhalten, daß die sorgsame klinische Untersuchung keines¬ 
wegs gegenstandslos durch die spezifischen diagnostischen 
Methoden geworden ist. Ohne sachkundige, tierärztliche 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




462 


Untersuchung und Überwachung ist eine wirkliche Rotz¬ 
bekämpfung nicht möglich.“ R d r. 

Der Rotz und seine diagnostischen Hilfsmittel. 

Von Dr. R. Schneider, Veterinär-Major in Thun, 
Pferdearzt an der eidgen. Regieanstalt. 

(S.hvv.Mz.'r Ar di f, TkrLeilk., LVI1I. 1kl., 5. Hift, lölß.) 

Der Verfasser redet der Mallein-Augenprobe das Wort. 
Er schildert zusammenfassend die Vorteile der Konjunktival¬ 
probe wie folgt: 

1. Sie ist eine äußerst einfache, bequeme, schnelle, 
sichere und gefahrlose Methode. Sie kann von jedem Tierarzt 
ausgeführt werden, erfordert kein großes Material und keine 
Instrumente, nur eine Glaspipette, einen Pinsel oder eine 
Spritze. Ferner benötigt sie nur wenig Zeitaufwand und ist 
äußerst billig. 

2. Ebensogut wie mit allen anderen Methoden läßt sich 
durch die Augenprobe der okkulte oder latente Rotz aufdecken. 

3. Sie eignet sich sowohl für Einzelproben, als besonders 
auch für Massenuntersuchungen (Importpferde, Militär- und 
Zivilbestände, Kriegspferde usw.). 

4. Bestehendes Fieber oder andere Krankheiten bilden 
keine Gegenanzeige für die Augenprobe (wiederum sehr wert¬ 
voll für Importpferde). Sie ist nur auszuschließen bei vor¬ 
handenem eiterigem Bindehautkatarrh. 

5. Die Augenprobe zeigt am schnellsten eine frische Rotz¬ 
infektion an. 

6. Nach etwaigen zweifelhaften Reaktionen können Blut¬ 
untersuchungen sofort ausgeführt werden, bei der subkutanen 
erst nach 3 Monaten. 

7. Die Ophthalmoreaktion darf als eine spezifische Reak¬ 

tion angesehen werden; im Vergleich zu allen anderen 
Malleinisationen und zu den Blutuntersuchungen zeigt sie am 
wenigsten Fehlresultate. Rdr. 

Zweifelhafte Reaktionen bei der Mallein-Augenprobe. 

Von Tierarzt L. Hübner. 

(TierÄritl. Zentralbl. 1916, Nr. 8.) 

Hübner hat in einem größeren österreichischen Pferde¬ 
spital die Ophthalmoprobe nach den von Professor 
Schnürer gegebenen Vorschriften bei allen eingelieferten 
und abgegebenen Pferden ausgeführt und bestätigt den dia¬ 
gnostischen Wert dieser Probe. Hübner macht aber darauf 
aufmerksam, daß eine Bronchopneumonie, auf die auch 
Schnürer bereits hingewiesen hat, als eine Art Kriegs¬ 
seuche zu immer größerer Ausdehnung gekommen ist, und daß 
mit dieser Krankheit behaftete Pferde ein zweifelhaftes Er¬ 
gebnis der Ophthalmoprobe zeigen können. Ob es sich in 
diesen Fällen nur um eine bloße Überempfindlichkeit der Kopf¬ 
schleimhäute handelt, oder ob pyämische Vorgänge mehr all¬ 
gemeiner Natur möglicherweise in ursächlichen Zusammenhang 
gebracht werden können, läßt Hübner vorläufig dahin¬ 
gestellt. Rdr. 

Ergebnisse der im Auftrag des Preußischen Landwirtschafts- 
ministeriums vorgenommenen vergleichenden Rotzunter¬ 
suchungen größerer Pferdebestände mit Malleinaugenprobe 
und Blutprobe. 

Von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. E. Fröhnor. 

(Mh. f. prakt T.crhlk. 27 , H. 9/10, 1010. S -110; 

F r ö h n e r berichtet über die Ergebnisse der Mallein- 
augenprobe zunächst bei 207 a u f dem Magervieh hofe 


No. 39. 


Friedrichsfelde aufgestellten Pferden. Sie 
ist bei sämtlichen Pferden in Übereinstimmung mit der Blut¬ 
probe negativ ausgefallen. Ein Tier des Bestandes ist nach 
den Angaben des zuständigen Kreistierarztes einige Zeit vor¬ 
her auf Grund der positiven Blutprobe getötet und bei der Zer¬ 
legung im Pathologischen Institut durch Schütz angeblich 
rotzkrank befunden worden (kleine Herde in den Kopflymph¬ 
knoten). F r ö h n e r äußert sich hierzu, wenn die Mitteilung 
zutreffe, so müsse die Richtigkeit der Sektionsdiagnose „Rotz“ 
im vorliegenden Falle bezweifelt und eine Verwechslung mit 
Druse als wahrscheinlich bezeichnet werden (der Bestand war 
mit Druse verseucht). Wenn nämlich in einem.Bestände von 
200, längere Zeit in einem Raume beisammen stehenden 
Pferden tatsächlich durch die Sektion ein Rotzfall nach¬ 
gewiesen worden wäre, so würde höchstwahrscheinlich eine 
Ansteckung auch anderer Pferde erfolgt und weder die Blut¬ 
untersuchung noch die Malleinaugenprobe bei allen übrigen 
Pferden übereinstimmend negativ ausgefallen sein. Das Vor¬ 
handensein oder Nichtvorhandensein der Rotzkrankheit lasse 
sich in zweifelhaften Fällen durchaus nicht immer lediglich auf 
Grund der Zerlegung mit objektiver Sicherheit feststellen. 

(Zusatz des Ref. Die Bedeutung des letzten Satzes sei 
besonders hervorgehoben. In Fällen, wo die Diagnose nicht 
ganz einwandfrei feststeht, muß die mikroskopische Unter¬ 
suchung von Ausstrichpräparaten (auch nach Giemsa, Neu- 
trophilie!) sowie die histologische Prüfung, der Kultur- und 
Tierversuch einsetzen. Die Anwendung aller dieser Mittel ist 
notwendig, da gegebenenfalls das eine oder andere Verfahren, 
selbst der Tierversuch, diagnostisch versagen können. Auf 
der anderen Seite sei aber den Ausführungen Fröhners 
gegenüber erinnert, daß Rotz der Lymphknoten, wenn kein 
Durchbruch erfolgt, keine offene Erkrankung darstellt und da¬ 
her die Gefahr der Ausbreitung der Rotzkrankheit in solchen 
Fällen so gut wie ausgeschlossen ist Nach umfangreichen 
praktischen Erfahrungen stehen rotzkranke Pferde mit ge¬ 
schlossenem Rotz monatelang unter einer großen Anzahl von 
anderen Tieren, ohne sie anzustecken.) 

Des weiteren berichtet F r ö h n e r über die Ergebnisse 
der im Frühjahr 1915 ausgeführten Untersuchung der 
Pferde der Ersatzabteilung des Feldartille¬ 
rie-Regiments 3 Brandenburg und von auf 
dem Zentralviehhof in Berlin aufgestellt 
gewesenen Pferden der landwirtschaftlichen 
Vereine in Gera. Die Tiere sind der Malleinaugenprobe 
und der Blutprobe (Agglutinations-, Ablenkungs- und Konglu- 
tinationsmethode) unterworfen worden. 

Beide Proben, die Blutprobe und die Mallein¬ 
probe, haben sich in diagnostischer Beziehung ziemlich 
gleichwertig erwiesen. Einzelne Rotzfälle scheinen früher 
durch die Blutuntersuchung, andere früher durch die Augen¬ 
probe ermittelt zu werden. Aus diesem Grunde empfiehlt 
F r ö h n e r ebenso, wie dies M i e ß n e r früher getan hat, 
namentlich bei größeren Pferdebeständen die kombinierte An¬ 
wendung beider Proben. Außerdem ist das kombinierte Ver¬ 
fahren in allen zweifelhaften Fällen angezeigt, d. h. da, wo 
eine der Reaktionen ein Ergebnis zeitigt, das nicht klar spricht. 
Beim akuten Rotz versagen .nach Fröhner nicht selten 
beide Proben. Hier bildet die klinische Untersuchung die 
sicherste, gewöhnlich auch ausreichende Methode. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




28. September 1916. _ BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT^ 


Fröhner macht darauf aufmerksam, daß sich die Augen¬ 
proben sehr viel einfacher und billiger als die Blut¬ 
proben gestalten. Nach seinen Feststellungen wird die Blut¬ 
probe durch die Augenprobe nicht gestört. 

Die von Schnürer, Wien, gleichzeitig mit der 
Vornahme der Augenprobe empfohlene Temperatur¬ 
messung läßt sich nach Fröhner in großen Pferde¬ 
beständen praktisch nicht durchführen. Fröhner weist 
weiter darauf hin, daß bei rotzigen Pferden überhaupt nicht 
immer eine neben der positiven Augenprobe vorhandene 
Temperatursteigerung nachweisbar ist, was auch besondere 
Beobachtungen des Referenten ergeben haben. 

Praktisch ist der auch von anderer Stelle schon gemachte 
Vorschlag wichtig, große Pferdebestände unter Berücksich¬ 
tigung ihrer bisherigen Aufstallung womöglich in mehrere 
kleine Bestände zu zerlegen, damit, wenn einzelne 
dieser kleinen Bestände bei der Untersuchung rotzfrei be¬ 
funden werden, die Freigabe der großen Bestände schneller 
erfolgen kann. 

In technischer Beziehung haben sich bei der 
Ausführung der Malleinprobe durch Fröhner folgende Er¬ 
fahrungen ergeben. In einer Stunde lassen sich etwa 100 
Pferde malleinisieren. Vor Anstellung der Probe empfiehlt es 
sich, einen etwa vorhandenen Ausfluß nach seiner Beschaffen¬ 
heit genau zu beurteilen und zu notieren. Vorhandene eitrige 
Ausflüsse bilden selbstverständlich eine Kontraindikation für 
die Augenprobe. Auf die kleinen, linsengroßen, grauweißen 
Schleimpfröpfe, die sich bei vielen gesunden Pferden morgens 
im inneren Augenwinkel befinden, ist kein Gewicht zu legen. 
Verdacht entsteht bei der Augenprobe erst, wenn schleimiger 
Ausfluß mit eitriger Beimengung mindestens in Erbsengroße 
vorhanden ist. 

Von besonderem Interesse ist die Betrachtung der in den 
Tabellen niedergelegten Prüfungsergebnisse in den beiden letzt¬ 
genannten Beständen. Was die serologische Seite 
der Frage anlangt, so ergeben sich im Hinblick auf in 
jüngster Zeit aus der Feder Schützens bzw. seines Mit- 
■ arbeitere Waldmann erschienene Äußerungen zwei bemer¬ 
kenswerte Tatsachen. Nach W a 1 d m a n n treten die konglu- 
tinationshemmenden und komplementablenkenden Antikörper 
bei der Rotzkrankheit im Blute zu gleicher Zeit auf. Bei der 
Untersuchung von 134 Fällen durch Schütz-Waldmann 
hat die Prüfung auf Ablenkung niemals zu einem an¬ 
deren Ergebnisse geführt als die auf Konglu- 
t i n a t i o n. Die in den Fröhner sehen Tabellen auf¬ 
geführten Fälle beziehen sich nun auf Blutuntersuchungen, die 
im Pathologischen Institute ausgeführt worden sind. Man er¬ 
hält somit auf Grund von Unterlagen einen Einblick in Unter¬ 
suchungsergebnisse des Schütz sehen Institutes. In einer 
durchaus nicht kleinen Anzahl von Fällen ist hier und zwar 
bei Pferden, von denen teilweise sicher angenommen werden 
kann, daß sie frisch infiziert waren, angegeben, daß die Kon- 
glutination negativ, die Ablenkung dagegen positiv ausgefallen 
ist. Da diese Untersuchungen bereits im Februar und März 1915 
stattgefunden haben, ist es befremdend, daß in einer 1916 er¬ 
schienenen Arbeit der gegenteilige Standpunkt eingenommen 
wird. Die Behauptung von Pfeiler und Weber, daß die 
konglutinationshemmenden Substanzen nicht immer gleichzeitig 
mit den ablenkenden nachzuweisen sind, ist also auch auf 


463 


Grund der Feststellungen aus dem Schütz sehen Institute als 
bewiesen anzusehen. 

Des weiteren hat Schütz im Oktober 1915 angegeben, 
er habe ein derartiges Versagen der serologischen Methoden, 
wie es von Pfeiler — übrigens nicht tatsächlich, sondern 
nach der Ansicht Schützens*) — angeführt worden ist, nie¬ 
mals gesehen. Auch andere Männer hätten Ähnliches niemals 
beobachtet. Auch gegenüber dieser Behauptung ist es be¬ 
merkenwert, wenn im Frühjahr 1915 im Schütz sehen 
Institute Untersuchungen ausgeführt worden sind, bei denen 
ein weitgehendes Versagen der serologischen Methoden fest¬ 
gestellt werden kann. Im Hinblick auf die geringe Zahl der 
in den Tabellen überhaupt aufgeführten Pferde erscheint die 
Anzahl der Fehlergebnisse bei den Blutuntersuchungen außer¬ 
ordentlich groß. Es zeigt sich somit gerade an Hand von 
Untersuchungsmaterial aus dem Berliner Pathologischen In- 
• stitute, daß die an anderen Stellen beobachteten Fehlergebnisse 
auch in Berlin zu verzeichnen gewesen sind. Die Fehler¬ 
quellen müssen also im Verfahren selbst liegen und sind, wenn 
die Methode gewissenhaft angewandt wird, nicht in der man¬ 
gelnden Ausführung der Reaktion zu suchen. Die von Schütz 
in Nr. 41 der B. T. W. 1915 gemachten Darlegungen werden 
durch die von ihm selbst erzielten Untersuchungsergebnisse 
widerlegt, ebenso die am 20. April 1916 im Archiv für Tier¬ 
heilkunde durch W a 1 d m a n n mitgeteilten Befunde. 

Pfeiler. 


Staatsreterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. September 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte •ind — letalere in Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Fischhausen 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Königsberg i. Pr. 1, 1, Gerdauen 1, 1, Heiligenbeil 1, 1, 
Mohrungen 1, 1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Gumbinnen 2, 2 (da¬ 
von neu 1 Gern., 1 Geh.), Insterburg 3, 3 (1, 1), Angerburg 1, 1 
(1, 1), Goldap 3, 3 (2, 2). Reg.-Bez. A11 e n s t e i n : Lyck 1, 1 (1 1), 
Neidenburg 2, 2, Osterode i. Ostpr. 1, 1. Reg.-Bez. Danzig: 
Karthaus 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Marienwerder: Lübau 1, 1, 
Strasburg i. Westpr. 4, 4 (1, 1), Graudenz 1, 1, Schwetz 1, 1. 
Reg.-Bez. Frankfurt: Königsberg i. Nm. 1, 1. Reg.-Bez. 
Köslin: Rummelsburg 1, 1, Stolp Stadt (Rotzverdacht) 1, 1 (1,1). 
Reg.-Bez. Posen: Meseritz 1, 1 (1, 1), Koschmin 1, 1, Schildberg 
1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Kolrnar i. P. 1, 1, Bromberg 1, 1 
(1, 1), Schubin 1, 1 (1, 1), Wongrowitz 2, 2. Reg.-Bez. L i e g n i t z : 
Freystadt 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Oppeln: Kreuzburg O.-S. 1, 1 
(1, 1), Groß-Strehlitz 1, 1. Reg.-Bez. Lüneburg; Fallingbostel 
1, 1, Lüchow 1, 1 (1, 1). Hamburg: Hamburg Stadt 1, 1. Elsaß- 
Lothringen: Bez. Lothringen: Metz 1, 1. Insgesamt: 
34 Kreise, 44 Gemeinden, 44 Gehöfte; davon neu: 15 Gemein¬ 
den, 15 Gehöfte. 

Lungenoeuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jerichow H 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Wanzleben 2, 2 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.). Ins¬ 
gesamt: 2 Kreise, 3 Gemeinden, 3 Gehöfte; davon neu: 
1 Gemeinde, 1 Gehöft. 

Pookenseuche. 

Preußen: Reg.-Bez. Breslau: Breslau Stadt 1 Gemeinde, 
1 Gehöft. 

Beschälseuche. 

Frei. 

*) Anm.: (Vergl. hierzu die Ausführungen von P f c i 1 e r in den 
Nr. 26—30 der B. T. W. 1916.) 



464 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No 39. 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (einschl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 

Klauenseuche 

Schweineseuche 
einschl. Schweinepest 

Kreise! Oe- j 
usw. meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreisel Oe- 1 
usw. meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

3 

3 

3 

12 

18 

23 

Gumbinnen. 

3 

4 

4 

6 

28 

30 

Allenstein. 

— 

— 

— 

6 

24 

26 

Danzig. 

— 

— 

— 

4 

9 

9 

Marienwerder. 

3 

3 

3 

6 

15 

17 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

10 

Potsdam. 

2 

4 

5 

12 

36 

42 

Frankfurt. 

— 

— 

— 

8 

17 

18 

Stettin. 

4 

6 

7 

6 

23 

87 

Köslin. 

1 

1 

1 

5 

7 

8 

Stralsund. 

1 

2 

7 

5 

8 

9 

Posen . 

3 

3 

3 

14 

33 

41 

Bromberg. 

— 

— 

— 

5 

16 

18 

Breslau. 

5 

14 

43 

21 

67 

80 

Liegnitz . 

1 

1 

1 

14 

47 

51 

Oppeln. 

— 

— 

— 

11 

26 

30 

Magdeburg . 

1 

1 

1 

8 

12 

16 

Merseburg. 

1 

1 

1 

9 

20 

35 

Erfurt. 

— 

— 

— 

7 

19 

24 

Schleswig. 

4 

4 

7 

8 

10 

10 

Hannover. 

— 

— 

— 

4 

6 

6 

Hildesheim. 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

3 

5 

5 

Stade . 

1 

6 

14 

— 

— 

— 

Osnabrück . 

— 

— 

— 

2 

3 

4 

Aurich . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster . 

— 

— 

— 

2 

5 

9 

Minden . 

1 

1 

1 

3 

3 

3 

Arnsberg . 

— 

— 

— 

10 

13 

15 

Kassel . 

1 

1 

2 

12 

43 

101 

Wiesbaden . 

— 

— 

— 

7 

14 

28 

Koblenz . 

1 

1 

1 

8 

15 

17 

Düsseldorf . 

— 

— 

— 

8 

11 

17 

Köln. 

— 

— 

— 

5 

8 

8 

Trier. 

1 

1 

3 

2 

4 

5 

Aachen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sigmaringen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bayern: Oberbayern . . . 

9 

27 

131 

8 

19 

24 

Niederbayern . 

— • 


■ — 

5 

& 

5 

Pfalz . 

1 

1 

2 

1 

1 

1 

Oberpfalz . 

Oberfranken . 

1 

1 

1 

_ 


I 

Mittelfranken . 

4 

5 

5 

3 

3 

3 

Unterfranken . 

5 

17 

52 

— 

— 

— 

Schwaben. 

11 

50 

171 

3 

3 

8 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Dresden. 

— 

— 

— 

3 

6 

6 

Leipzig. 

1 

1 

3 

1 

1 

1 

Zwickau. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Württemberg: Neckarkreis . 

2 

2 

3 

4 

4 

5 

Schwarzwaldkreis . . . 

2 

2 

3 

1 

1 

1 

Jagstkreis. 

2 

5 

25 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

5 

15 

38 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Freiburg. 

— 

— 

— 

6 

11 

13 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

1 

2 

3 

Mannheim . 

1 

1 

2 

9 

65 

531 

Hessen . 

— 

— 

— 

3 

9 

18 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

5 

41 

99 

4 

6 

6 

Sachsen-Weimar . 

— 

— 

— 

3 

6 

6 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

2 

9 

2 

6 

6 

Oldenburg . 

— 

— 

■ —- 

3 

3 

3 

Braunschweig . 

1 

1 

1 

6 

25 

41 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Anhalt . 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

4 

5 

5 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Hamburg . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Elsaß-Lotbringen . 

4 

12 

30 

10 

17 

23 

Deutsches Reich 

95 

243 

685 

330 

783 

1531 

Davon in Preußen 

39 

59 

109 

236 

568 

804 


Koloniales Veterinärwesen. 

Eine Antilope, die sich als Wirtschaftstier eignet. 

Von Dr. Alexander Sokolowsky, Direktorial-Assistenten 
am Zoologischen Garten in Hamburg. 

Das Geschlecht der Antilopen steht im gegenwärtigen 
Erdzeitalter in höchster Blüte. Zahlreich sind die Gattungen 
und Arten, die in nicht minder großer Individuenzahl viele 
Teile der Erde bevölkern. Zwar in Australien und 
Amerika fehlen sie, und in Europa und Asien finden 
sich nur wenig Arten, aber in Afrika hat dieses Geschlecht 
eine großartige Entfaltung genommen. Hier finden sich 
Formen von der geringen Größe eines zierlichen Scho߬ 
hündchens bis zu der gewaltigen vollentwickelter, mächtiger 
Rinder. Die Bezeichnung „Antilope“ ist ein Sammelbegriff, 
der nicht auf systematischer Wesenseinheit beruht; denn bei 
einem genauen anotomischen Studium ergeben sich große 
Unterschiede in der Körperform dieser Wiederkäuer, so daß 
der stammesgeschichtliche Zusammenhang der einzelnen 
Gruppen unter sich in vielen Fällen kein allzunaher sein kann. 

Das Geschlecht der Antilopen ist verhältnismäßig alt, 
denn es wurden Reste primitiver Antilopen schon aus 
dem Obermiozän Westeuropas nachgewiesen. Im 
Pliozän erreichen sie bereits eine ziemlich große Entwicke¬ 
lung. Namentlich scheint damals Griechenland von 
zahlreichen Herden dieser Tiere belebt gewesen zu sein. Der 
rote Lehm von P i k e r m i ist stellenweise mit ihren Resten 
ganz erfüllt. Sie waren jedenfalls damals die mannigfaltigste 
Familie der Wiederkäuer. Im europäischen Dilu¬ 
vium sind die Antilopen gut vertreten. Die Gemse war 
damals nicht auf die Hochgebirge beschränkt, ihre Reste 
finden sich auch in der Ebene, und die Saiga-Antilope 
der osteuropäischen und westasiatischen 
Steppen breitete sich über Deutschland bis nach 
Frankreich und England aus. 

Die Antilopen bilden die gemeinsame Stammgruppe 
der Hohlhörner oder Cavicornia. Aus der formen- 
reichen Gruppe der A n t i 1 o p i n a sind nach H a e c k e 1 als 
divergente Hauptzweige einerseits die Ziegen (C a p r i n a) 
und Schafe (0 v i n a), andererseits die Rinder (Bovin a) 
hervorgegangen. 

Wenn es auch außer Zweifel steht, daß der prä¬ 
historische Mensch Gelegenheit hatte, mit mehreren 
Vertretern des Antilopengeschlechts zusammenzutreffen, so 
muß es auffallen, daß dennoch aus dieser Wiederkäuergruppe 
kein Haustier hervorgegangen ist. Der Mensch hat viel¬ 
mehr aus den stammesgeschichtlich entschieden jüngeren 
Schafen, Ziegen und Rindern seine Haustiere unter 
den Wiederkäuern erwählt. Für einen Teil der Haus¬ 
tiere muß das Entstehungszentrum im Osten unserer Erde zu 
suchen sein. Von hier aus hat sich der asiatisch-europäische 
Urmensch seine Haustiere mit auf die Wanderschaft nach 
Westen genommen und hat sich und die letzteren über 
Afrika verbreitet. Die in der asiatischen Heimat des Ur¬ 
menschen lebenden altertümlich organisierten Antilopenformen 
mögen sich nicht als Haustiere geeignet haben, während die 
aus ihrem Stammbaum hervorgegangenen anderen Hohlhörner 
infolge größerer Lebensenergie weit günstiger hierzu veran¬ 
lagt waren. 



































































28. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


465 


Die in Afrika heimischen, in der Gegenwart auf das 
Mannigfaltigste spezialisierten Antilopenformen haben 
ebenfalls keine Haustiere gebracht, was einerseits auf das 
verhältnismäßig junge geologische Alter dieser Geschöpfe, 
andererseits auf die einseitig ausgeprägte Jägernatu r der Ur¬ 
bevölkerung dieser Erdteile zurückgeführt werden mag. 

Während der Zeit der Antike hat der Mensch vielfach 
Gelegenheit gehabt, mit einer größeren Anzahl Antilopen¬ 
arten in intime Berührung zu kommen. Sie wurden denn 
auch als Jagdwild sehr geschätzt. Davon zeugen die vielen 
künstlerischen Abbildungen verschiedener Antilopen. Nach 
Otto Keller sind am wahrsten und hübschesten die 
assyrischen Jagdreliefs von Kujundschik und 
die ägyptischen Bilder an den Wänden von Gizeh, 
Sakkara, Theben, Benihassan und E 1 k a b. Zur 
Darstellung gelangten Dorcas-Ga zelle, Isabell- 



Vossclcr8 Elenantilope im Zoolog. Garten xu Uamburg. 

(Taurotragus oryx rosseieri, Sokol.) 

gazelle, arabische Gazelle, Lodersgazelle, 
Säbelantilope, Mendesantilope, Sömme- 
rings-Antilope, Wasserbock-Kuhantilope. 
Gnu, Saigaantilope und die tibetanische Goa 
waren den Altern ebenfalls bekannt. Trotzdem kann bei ihrer 
Bekanntschaft mit den Antilopen von Haustieren nicht die 
Rede sein; denn sie wurden als Wild gejagt oder aber der 
Kurzweil halber gefangen gehalten. Zwar hielten die 
Römer die Säbel antilope in ihren Tiergärten für die 
Fleischverwertung gefangen, aus welchem Grunde sie sie w’olil 
auch fett machten. Aber auch hierbei handelt es sich um 
wilde, gefangengehaltene Tiere, nicht aber um eigentliche 
Haustiere. 

Die in der Gegenwart namentlich Afrika bewohnenden 
zahlreichen Antilopenarten werden von den Eingeborenen 
ihrer Heimgebiete nur als Jagdwild gewertet und müssen da¬ 
her von seiten des Menschen hartnäckige Verfolgung ertragen. 

Manche Jägervölker treiben die Antilopenjagd in aus¬ 
gedehntem Maße und haben daher viel zur Dezimierung dieses 
Wildes beigetragen. Viel haben in dieser Hinsicht auch die 
diese Länder durchziehenden Trägerkarawanen gesündigt. 
Sie gebrauchten zur Ernährung ihrer oft zahlreichen Träger 
Fleischnahrung und deckten ihren diesbezüglichen Bedarf 


durch die Jagd, indem sie rücksichtslos alles Wild nieder¬ 
knallten, was ihnen links oder rechts von der wandernden 
Karawane in den Weg lief. Aber nicht nur die Eingeborenen, 
sondern sehr viel haben auch die mit weittragenden Gewehren 
ausgerüsteten Europäer unter dem Wildbestand auf¬ 
geräumt. So erging es namentlich einer großen, rinderähnlich 
gebauten Antilope, dem Elen. So lange der Eingeborene 
in seiner ihm eigenen, von den Vätern ererbten Jagdmethode 



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Rinder, gezähmte Elenantilopen und Mauliiere vor einem 
Wagen in Südafrika. Photographie im Besitxe der Firma 
Carl Hagenheck in Stcllingcti. 


mit selbstangefertigten Waffen jagte, wie dieses Passarge 
in ausgezeichneter Weise von dem Buschmann schildert, 
blieb der Wildbestand in einer die Erhaltung der Art sichern¬ 
den Zahl. Als aber der Europäer das Feuergewehr einführte 
und selbst als Jäger in den Wildbestand eingriff, w'ar das 
Schicksal mancher Antilopenarten bald besiegelt. So erging 
es u. a. auch der herrlichen Elenantilope, deren Dezi¬ 
mierung im Süden Afrikas einer Ausrottung stellenweise 
gleichkommt. Erleichtert wurde dieser Vernichtungskrieg 
gegen diese große Antilope durch ihr gutmütiges Naturell 
und ihre durch die Masse ihres Körpers bedingte Schwerfällig¬ 
keit. Namentlich war es nach Einführung des Pferdes ein 
leichtes, die Tiere zu erlegen. Wie Adolf Fischer in 
seinem Werke „Menschen und Tiere in Deutsch-Süd¬ 
west“ berichtet, wurde das schwerfällige Elen mühelos vom 



Rinder und gexähmte Elenantilopen vor einem Wagen in Süd¬ 
afrika. Photographie im Besitxe der Firma Carl Hagenheck 
in Stellingen. 


berittenen Jäger eingeholt, zum Lager gekehrt wie ein Haus¬ 
rind und an der Stelle auf die Decke gelegt, wo es zerwirkt 
werden sollte. Über den Charakter der Elenantilope berichtet 
derselbe Autor: „Das Elen ist Fleischtier. Alles in ihm ist 
Masse. Sie macht jedem Hunger, zwingt ihm den Gedanken 
auf, daß hier Vorrat für Wochen zu holen ist. Wie beim 







466 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 30. 


Weißen Nashorn sind die Waffen des Elen außer Ge¬ 
brauch gesetzt. Mit dem Gehörn weiß es nichts anzufangen. 
Der dicke Hals ist ungelenk. Die faltige Wamme schlottert 
zwischen den Läufen. Sie sind niedere Säulen, die stützen, 
nicht Federn, die schnellen. Seine Gutmütigkeit ist eine 
andere als die des Gnus; hier ist wohlwollende Duldsamkeit 
des Starken, beim Elen unfähige Schwäche. Es paßt besser 
in den Yiehkraal des Menschen, als in die freie Wildbahn.“ 
Aus dieser Schilderung des erfahrenen Afrikaners geht hervor, 
wie wenig widerstandsfähig diese Antilope hartnäckiger Ver¬ 
folgung gegenüber ist. Auf der anderen Seite läßt sich 
daraus unschwer herauslesen, daß die Elenantilope sich 
zur Zähmung und eventuellen Verwendung in der Wirt¬ 
schaft des Menschen eignet. Das ist denn auch tatsächlich' der 
Fall. Nach Holub soll der Kaffernstamm der Matabeles 
Herden zahmer Elenantilopen besessen haben; doch ist dies 
nur, wie Reichardt sich äußert, vorübergehende Zucht ge¬ 
wesen, die keine weiteren Folgen zeitigte. 

Daß die Elenantilope tatsächlich nicht nur zähmbar, son¬ 
dern auch als Gebrauchstier zu verwenden ist, hat' man in 
Südafrika, wie vorstehende Photographien zeigen, bewiesen, 
indem man eine Anzahl derselben als Zugtiere in Gebrauch 
genommen hat. Hinzu kommt noch der günstige Umstand, daß 
sie sich in der Gefangenschaft ohne Schwierigkeiten gut fort¬ 
pflanzt, sich mithin zur Zucht eignet. In den früheren Jahren 
gelangte die südafrikanische Form, die ain Kap 
derguten Hoffnung heimische Taurot ragusoryx, 
in die zoologischen Gärten. Namentlich besaß der Ham¬ 
burger Zoologische Garten davon eine ersprießliche 
Zucht. In den letzten Jahren wurde die im Osten Afrikas 
heimische Li vingstons Elenantilope (Tauro- 
tragus livingstonii) häufiger eingeführt. Diese Form 
unterscheidet sich u. a. Merkmalen von der südafrikanischen 
durch den Besitz von einer größeren Anzahl weißer Quer¬ 
streifen. Der Hamburger Zoologische Garten beherbergt zurzeit 
ein prachtvolles aus Süd-Rhodesia stammendes Paar 
Elenantilopen, die sich bei näherer Untersuchung als Vertreter 
einer bisher noch nicht beschriebenen geographischen Form 
erwiesen. Ich habe sie zu Ehren meines Chefs, des Herrn 
Professor Dr. Vosseier als Taurotragus v o s - 
s e 1 e r i benannt und beschrieben. Während die Kuh etwas 
schüchtern ist, erweist sich der mächtige Bulle als sehr zu¬ 
traulich und gutmütig. Ich habe die volle Überzeugung, daß 
das Naturell dieser Antilopen bei sachgemäßer Behandlung 
der Tiere ihre volle Ausnutzung als Arbeitstiere gestatten 
w ürde. In ihrer ganzen Erscheinung haben sie eine auffallende 
Ähnlichkeit mit dem Zebu. Gleich diesem besitzen sie eine 
große Wamme und zeigen auch sonst im Körperbau viele 
Übereinstimmung. Sie eignen sich jedenfalls sehr gut als Zug¬ 
tiere. Da auch ihr Fleisch sehr geschätzt wird und ihre Haut 
als Leder sich besonderer Wertschätzung erfreut, so w r äre ihr 
Nutzen kein einseitiger. Ausgewachsene Bullen erreichen ein 
Gewicht bis zu 2000 Pfund, mithin wären sie als Fleischliefe- 
ranten von besonderem Werte. Die gezähmte Elenantilope 
ließe sich auch gut als Arbeitstier im landwirtschaftlichen Be¬ 
trieb verwenden, da sie in Anbetracht ihrer Körperkraft nicht 
mir zum Ziehen von Wagen, sondern auch zum Pflügen benutzt 
werden könnte. Sie wäre mithin in den Kolonien ein wert¬ 
volles Arbeitstier und sollte, bev or sie der Ausrottung entgegen¬ 


geht, ihre Zähmung und Verwendung in der menschlichen 
Wirtschaft ernstlich und in zielbewußter Weise aufgenommen 
werden. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Dr. F. Block (Tierarzt in Westercappeln). 
Oberveterinär Dr. Arthur Hollatz (Tierarzt in Bischofs- 
w r erder, Westpr.). 

Stabsveterinär W i 1 li. Bayer (Distriktstierarzt in Abensberg, 
Bayern). 

Stabs- und Gouvernementsveterinär E. Kuhn (Tierarzt in 
Freystadl). 

Stabsveterinär Jakob Kennel (Tierarzt in Herrstein). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Arthur Reinstorf 
(Studierender der Tierärztlichen Hochschule in Hannover). 
Feldunterveterinär cand med. vet. Emil Müller aus Dieden- 
hofen (Studierender der Tierärztlichen Fakultät der 
Universität München). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Ernst Gerkepott aus 
Brockhansen (Studierender der Tierärztlichen Hochschule 
in Beilin). 

Einhandertnndzwölfte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 17. September 1916, bis Sonnabend, den 
23. September 1916. 

An der Westgrenze dauert die Schlacht an d.r 
Ancre und Somme noch weiterhin an und hat Ende der 
Woche von neuem eine erhebliche Steigerung in der Feuer¬ 
tätigkeit erfahren. Wesentliche Fortschritte haben weder die 
Engländer noch die Franzosen in der Berichtswoche machen 
können. Bei Verdun haben die Franzosen auch auf dem West¬ 
ufer der Maas am Westhange des „Toten Mannes“ versucht, 
vorzudringen, sind vorübergehend in einen unserer Gräben ein¬ 
gedrungen, aus dem sie aber wieder geworfen wurden. 
98 Gefangene und 8 Maschinengewehre fielen dabei in unsere 
Hand. Sehr lebhaft war auch die Fliegertätigkeit an der 
Westfront. Eine Reihe von feindlichen Flugzeugen wurde 
durch unsere Flieger abgeschossen. 

An der Ostfront nahmen die Kämpfe der Russen und 
Rumänen in Wolhynien, Galizien und den Karpathen das 
Hauptinteresse in Anspruch. Rußland hat den Schwerpunkt 
seiner neuerlichen verzweifelten Bemühungen an den Südteil 
seiner Westfront verlegt, um den neuen Balkanverbündeten 
zu unterstützen oder doch wenigstens zu entlasten. An vier 
Stellen sind Durchbruchsversuche großen Stils gemacht: 

1. Die Kämpfe westlich Luck mit dem Ziel nach Lemberg. 
Am 16. September gingen die Russen auf 20 km Front zwischen 
Pustomyty und Laturscy gegen die Front des Generals von 
der Marwitz an. Sämtliche Angriffe scheiterten unter unge¬ 
heueren Verlusten für den Feind. Am 17. September wurde 
neues Vorbrechen der Russen durch unser Sperrfeuer ver¬ 
eitelt. Tausende von gefallenen Russen bedecken das Kampf¬ 
feld. Diese ganzen Kämpfe verschweigt der russische Bericht 
vollständig. 

2. Kämpfe westlich Zwornow. Am 16. und 17. September 
schwerste russische Angriffe gegen die Front des Generals von 
Eden, die mit vollständigem Mißerfolg endeten. Auch diese 
Kämpfe unterschlägt der russische Bericht. 

3. Die Kämpfe im Narajowkaabschnitt. Am 16. September 

erfolgte auch hier mit einer starken Stoßgruppe der Angriff, 
ebenso am 17. Setember. Dabei traten deutsche und türkische 
Truppen ins Gefecht und trieben im Gegenstoß den Feind 
zurück.* . 

4. Kämpfe an der Karpathenfront. Auch hier vom 16. Sep¬ 
tember ab heftige Sturmangriffe der Russen gegen unsere 






28. September 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


467 


Stellungen beiderseits der Ludowa, wo der Feind ebenso wie 
an den Grenzhöhen westlich von Schipotii und südlich. von 
Dorna-Warda blutig abgewiesen wurde. Auch am 17. und 

18. heftige Angriffe der Russen von Smotrec bis in die Gegend 
von Fliolibaba, bei denen auch die Rumänen beteiligt waren; 
ebenso am 20. September. Im Gegenstoß wurde die an» 

19. September verloren gegangene Kuppe Smotrec im Sturm 
wieder genommen. 

An der Front in Siebenbürgen wurden die Rumänen 
über Meriosor gegen Petroseny zurückgeworfen. Am 22. Sep¬ 
tember griffen beiderseits von Hermannstadt zwei russische 
Divisionen an, wurden aber abgewiesen. Beim Gegenstoß wur¬ 
den 3 Offiziere und 526 Mann gefangen. Der Vulkanpaß wurde 
genommen und vom Feinde gesäubert. 

In der Dobrudscha gingen am 21. September starke 
rumänische Kräfte südwestlich von Topraiser zum Angriff 
über. Durch umfassende Gegenstöße deutscher, bulgarischer 
und türkischer Truppen gegen Flanke und Rücken des Feindes 
wurde dieser fluchtartig zurückgeworfen. N e v. 

Tierärztekammern. 

Den nachstehenden Erlaß des Herrn Ministers für Land¬ 
wirtschaft, Domänen und Forsten, Freiherrn von Schor- 
lemer-Lieser, vom 13. September 1916 bringe ich hiermit 
zur Kenntnis der Preußischen Tierärzte: 

„Es ist in Aussicht genommen, die Amtsdauer der Tier¬ 
ärztekammern um ein weiteres Jahr, bis Ende Dezember 1917, 
zu verlängern. Von Vorbereitungen zu Neuwahlen kann da¬ 
her vorläufig abgesehen werden. 

Mit der Verlängerung der Amtsdauer der Tierärzte¬ 
kammern gelten gemäß §§ 8 und 16 der Königlichen Ver¬ 
ordnung über die Einrichtung einer Standesvertretung der 
Tierärzte vom 2. April 1911 (Gesetzsammlung S. 61) ohne 
weiteres auch die Wahlzeiten der Vorstände der einzelnen 
Tierärztekammern und der Mitglieder des Tierärztekammer¬ 
ausschusses als verlängert.“ 

Dr. Esser, Vorsitzender des Ausschusses der Preußischen 
Tierärztekammern. 

Tierärztekammer für die Provinz Westfalen. 

Aufruf. 

Die Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preußischen Tierärzte 
hat uns durch die Herren Regierungs- und Veterinärräte an die 
Ehrenpflicht gegen unsere hilfsbedürftigen Berufsgenossen erinnert. 
Viele opferwillige Kollegen sind dieser Aufforderung nach¬ 
gekommen, eine große Anzahl aber hat dieselbe übersehen oder 
nicht genügend gewürdigt. An diese ergeht erneut unser 
Huf nach Hilfe und Betätigung an dem kollegialen 
Liebeswerke. Das bittere Los zahlreicher durch den Krieg 
in Not geratener Tierärztefamilien konnte bisher durch laufende 
Unterstützungen erleichtert werden. Um diesen wirtschaftlich 
Schwächeren im Kampfe ums Dasein fernerhin beistehen zu 
können, bedarf es der Opferfreudigkeit eines jeden einzelnen 
Kollegen. Alle müssen mitwirken an dieser segensreichen 
von dem Ausschuß der Preußischen Tierärztekammyn ins Leben 
gerufenen Organisation. Keiner darf sich ausschließe u. 
Jede, auch die kleinste Gabe ist willkommen. Um einen namhaften 
Betrag auch aus der Kammerkasse abzuführen, bitten wir alle 
Herren Kollegen dringend, doch umgehend den Jahresbeitrag 
(10 M.) an den Kassierer, Herrn Stabsveterinär J u n k in Elsen bei 
Paderborn, einzusenden, der die Geldspenden entgegenzunehmen 
ebenfalls bereit ist. 

Der Vorstand. 

Veterinärrat Volmer, C 1 a u ß e n , Junk, 

Kreistierarzt, Schlachthofdirektor, Stabsveterinär, 

Hattingen-Ruhr. Hagen i. W. Elsen b. Paderborn. 


Änderung der Kriegsbesold ang für Offiziere und 
Offiziersteil Vertreter. 

Durch Kaiserliche Verfügung treten in den Kriegsgebührnis- 
Festsetzungen vom 1. Oktober 1916 ab folgende Änderungen ein: 

1. Die monatliche Dienstzulage wird ermäßigt: a) für den 
Kriegsminister und die Armee-Oberbefehlshaber um je 1000 Mi. 
b) für kommandierende Generale und Offiziere in Stellen mit 
gleichen Gebührnissen um je 650 M. 

2. Die monatliche Feldbesoldung wird herabgesetzt: für Divi¬ 
sionskommandeure und Offiziere in Stellen mit gleichen Gebühr¬ 
nissen um je 150 M. Die Gebührnisse der Generale usw., die vor 
dem 1. Oktober 1916 mit den vorbezeichneten Stellen bereits be¬ 
lieben sind, bleiben von den vorstehenden Festsetzungen unberührt. 

3. Hauptleute oder Rittmeister, auch als Kompagnie- usw. 
Führer (Kommandeure), sowie Zeug-, Feuerwerks- und Festungs- 
bau-Hauptleute, die ersten Offiziere eines Traindepots, Stabsärzte 
sowie Ober stabs- und Stabsveterinäre erhalten: bei 
Formationen mit mobiler Besoldung ein monatliches Gehalt von 
510 M., bei Formationen mit immobiler Besoldung ein monatliches 
Gehalt von 450 M. Neben diesem Gehalt beziehen Hauptleute usw.. 
die die dienstgradmäßigen Gebührnisse bereits erhalten oder in 
diese bis zum 30. September 1916 einschließlich einrücken — 
gleichgültig, ob sie Anspruch auf die mobile oder immobile Be¬ 
soldung haben — den Unterschied zwischen ihrer bisherigen und 
der neu festgesetzten Besoldung mit 145 M. als Monatszulage. 

4. Oberleutnants, Leutnants, Feldwebelleutnant«, Oberärzte, 
Assistenzärzte, Feldhilfsärzte, Oberveterinäre, Vete¬ 
rinäre und Feld hilfsveterinäre erhalten: bei For¬ 
mationen mit mobiler Besoldung ein monatliches Gehalt von 
250 M., bei Formationen mit immobiler Besoldung ein monatliches 
Gehalt von 220 M. Zeug-, Feuerwerks- und Festungsbau-Ober 
leutnants erhalten: bei Formationen mit mobiler. Besoldung ein 
monatliches Gehalt von 325 M., bei Formationen mit immobiler 
Besoldung ein monatliches Gehalt von 285 M. Neben diesem Ge¬ 
halt beziehen — gleichgültig, ob sie Anspruch auf die mobile oder 
immobile Besoldung haben, — alle Oberleutnants, Zeug-, Feuer- 
weiks- und Festungsbau-Oberleutnants, Oberärzte und Ober¬ 
veterinäre, ferner die Leutnants, Zeug-, Feuerwerks- und 
Festungsbau-Leutnants, Feldwebelleutmuits, Assistenzärzte, Fehl¬ 
hilfsärzte, Veterinäre und Feld hilfsveterinäre, die 
diesen Dienstgrad bereits besitzen oder bis zum 30. September 
einschließlich erlangen, und solche Leutnants, Zeug-, Feuerwerks¬ 
und Festungsbau-Leutnants, Feldwebelleutnants, Assistenzärzte. 
Feldhilfsärzte, Veterinäre und Feldhilfsveterinäre, 
die zwar erst vom 1. Oktober 1916 einschließlich ab hierzu be¬ 
fördert oder ernannt werden, aber verheiratet sind, eine Monats¬ 
zulage von 60 M. 

5. Die vom 1. Oktober 1916 einschließlich ab neuernannten 
Offizierstellvertreter (Mannschaften in Offizier-, Zeug-, Feuerwerks¬ 
und Festungsbauoffiziere in Sanitäts- und Veterinäroffi- 
z i e r s t e 11 e n) erhalten, soweit sie nicht besoldete Reichs-, 
Staats- oder Gemeindebeamte sind, bei Formationen mit mobiler 
Besoldung eine monatliche Löhnung von 190 M. 

Das Kriegsministerium erläßt hierzu folgende Bestimmungen: 

1. Für den Bezug der verringerten Gebührnisse ist der Tag 
maßgebend, an dem die die Beförderung aussprechende Aller¬ 
höchste Kabinetts-Order oder die sonst in Betracht kommende 
Verfügung erlassen worden ist. 

2. Die Monatszulagen von 145 oder 60 M. zählen mit dem 
Gehalt zur Kriegsbesoldung; sie sind nicht nach Tagen, sondern 
in vollen Monatssätzen nach den allgemeinen Bestimmungen der 
§§ 8, 53 und 71 der Kriegsbesoldungsvorschrift monatlich im vor¬ 
aus zu zahlen. 

3. Nach den Grundsätzen für Verheiratete sind abzufinden: 
a) unverheiratete Leutnants, die den Unterhalt bedürftiger An¬ 
gehöriger, nämlich von Verwandten der aufsteigenden Linie, Ge¬ 
schwistern, Geschwisterkindern oder Pflegekindern ganz oder über¬ 
wiegend bestreiten, b) verheiratet gewesene Leutnants usw. unter 
den Voraussetzungen zu a- oder sofern sie eheliche oder legitimierte 
Abkömmlinge haben. 





468 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 39. 


4. Die Monatszulage von 60 M. ist auch solchen Leutnants zu 
gewähren, die erst nach ihrer Beförderung sich verheiraten oder 
bedürftigen Angehörigen den Unterhalt gewähren. Sie wird zu¬ 
ständig mit dem Ersten und endigt mit dem Letzten des Monats, 
in dem Voraussetzungen für die Gewährung eintreten oder weg¬ 
fallen. 

5. Da die Monatszulagen zu der Kriegsbesoldung gehören, ist 
bei den Reichs-, Staats- und Gemeindebeamten (Zivilbeamten) als 
Betrag der Kriegsbesoldung den Zivilbehörden Gehalt und Zulage, 
soweit diese zuständig ist, in einer Summe anzugeben. 

6. Die Kriegsbesoldung der vom Kriegsministerium mit 
Korpsveterinärstellen beliehenen Oberstabsvete¬ 
rinäre und Stabsveterinäre, der unter lfdr. Nr. 9 und 
38 der Gebührnisnachweisung Nr. 1 sowie unter lfdr. Nr. 7, 13 und 
19 der Gebührnisnachweisung Nr. 6 auf geführten Oberleutnants, 
Leutnants usw., sowie der als Kompagnieführer verwendeten Feld¬ 
webelleutnants und der nicht genannten Offlzierstellvertreter bleibt 
von. den Festsetzungen der vorstehenden Allerhöchsten Kabinetts- 
Order unberührt. 

7. Hauptleute (Rittmeister), die sich in Leutnantsstellen be¬ 
finden, werden wie Oberleutnants abgefunden. 

— Die Tierärztliche Hochschule iu Leipzig, ln diesem Monat er- 
lolgte, wie schon kurz berichtet, die Inangriffnahme des Neubaues 
uer Tierärztlichen Hochschule in Leipzig. Das Bauland ist von der 
ötadt Leipzig zur Verfügung gesteht worden und umfaßt insgesamt 
r iU UUO qm. Der Baublock hat eine Länge von 385 m und eme 
liefe von 180 bis 220 m. Hier sollen acht Gebäudegruppen er¬ 
richtet werden, für die ein Gesamtaufwand von 4 082 000 M. in den 
Ltat eingestellt worden ist. Die Stadt Leipzig leistet ein Bauhilfe 
von 600 000 M. Die erwähnten acht Gebäude verteilen sich über 
das ganze Gelände. Sie umfassen ein anatomisches Institut, ein 
pathologisches Institut, ferner ein physiologisches und ein hygie¬ 
nisches Institut, sodann ein solches für Tierzucht und Geburts¬ 
kunde, ein klinisches Lehrgebäude mit Ställen, eine medizinisch- 
cüirurgische und ambulatorische Klinik, sowie eine Poliklinik. 
Ferner werden noch errichtet ein Institut für Hufkunde und eins 
lur Pharmakologie, sowie eine Reithalle und eine Schmiede. Auch 
ein Kesselhaus mit Desinfektionsanstalt, Wäscherei und eine 
kadaververbrennungseinrichtling werden vorhanden sein, ln kleine¬ 
ren Gebäuden sollen ferner noch ein Rotzstall sowie kleinere Ställe 
lür Versuchstiere untergebracht werden. Zwischen den einzelnen 
Instituten sind größere Flächen für spätere Erweiterungen und 
V ergrößerungen freigehalten worden, die jedoch zunächst als 
Gartenflächen oder für Tierkoppeln Verwendung linden werden. 
Im allgemeinen ist auf eine möglichst weiträumige, mit Garten¬ 
anlagen durchsetzte Bauweise Bedacht genommen worden. Jede 
Gebäudegruppe besteht aus einem Lehr- und Stallgebäude, wobei 
die Stallungen im Innern des betreffenden Grundstückes angelegt 
worden sind. Außerdem erhält jedes Institut einen großen Hörsaal 
mit 80 bis 100 Sitzplätzen, sowie umfangreiche Präparier- und 
Seziersäle und Laboratorien für Forschungs- und Lehrzwecke. Die 
einzelnen Bauten werden in Backsteinbau mit Ziegelbedachung 
errichtet, wobei auf eine harmonische farbige Ausstattung unu 
eine gleichmäßige Raumverteilung Rücksicht genommen werden 
wird. Die Bauzeit ist auf drei oder vier Jahre berechnet worden. 
Mit der Errichtung der Tierärztlichen Hochschule in Leipzig hört 
das Bestehen derselben als selbständige Hochschule auf. Durch 
Aufnahme des Professorenkollegiums in den Lehrkörper der Leip¬ 
ziger Universität wird eine veterinär-medizinische Abteilung der 
medizinischen Fakultät gebildet Verschiedene Vorlesungen, be¬ 
sonders die über die Naturwissenschaften (Zoologie, Botanik, 
Physik, Chemie) werden die zukünftigen Veterinärmediziner ge¬ 
meinschaftlich mit den Studierenden der medizinischen und 
philosophischen Fakultät hören, mit denen sie auch die vorge¬ 
schriebenen Übungen in diesen Fächern erledigen werden. Für den 
anderweitigen tierärztlichen Unterricht boII das bereits seit langem 
an der Universität bestehende Veterinärinstitut mitbenutzt werden. 

sk. 


— Fünfte Kriegsanleihe. Die Kriegsanleihe ist die finanzielle 
Grundlage unserer Schlagfertigkeit Sie hilft unserem unvergleich¬ 
lichen Heere und unserer Flotte den Sieg über unsere Feinde zu 
vollenden und damit den Frieden herbeizuführen. Zeichnet deshalb 
Kriegsanleihe! Helft dem Vaterlande in seiner schwersten Stunde! 
Wer nicht zeichnet, soviel in seinen Kräften steht, beeinträchtigt 
unsere militärische Kraft und stärkt dadurch die Zuversicht und 
die Macht unserer Feinde! 


Bücherbesprechungeii. 

— Durch welche Mittel kann die Geflügelzucht nach dem Kriege 
am raschesten gehoben werden?“ Unter diesem Titel gibt der Konsulent 
für Geflügelzucht im k. k. Ackerbauministerium Herr Georg Wie¬ 
nin g e r eine kleine Schrift heraus, in der er uns die Mittel und Wege 
zeigt, auf welche Art und Weise die Geflügelzucht zu heben ist. — An¬ 
schließend an diese Schrift ist eine Broschüre „Die Kriegsglucke“ 
von dem gleichen Verfasser erschienen. Beide Schriften sind gegen Ein¬ 
sendung von 55 Heller im Verlage der L. V. Endersschen K.-A. in Neu- 
titschem, sowie auch durch jede Buchhandlung zu haben. Vereine und 
Körperschaften bekommen diese Schriften bei Partiebezügen auch durch 
jede Buchhandlung zu besonders billigen Partiepreisen. 

Neue Eingänge. 

(Besprechung Vorbehalten.) 

— von Tschermak, A., Allgemeine Physiologie. Band 1, Teil 1, mit 
12 Textabbildungen. 281 Seiten. Verlag vou Julius Springer, Berlin. 
Treis 1U Al. 

— Erhard, H. Dr., Privatdozent am Zool. Inst, der Universität Gießen. 
Tierphysiologisches Praktikum. Eine Anweisung für prakt. Kurse und 
Voriesungsversuche an Universitäten und höheren Schulen, sowie ein 
Leitfaden der Experimcntaiphy Biologie der Tiere für Zoologen, Mediziner 
und Lehrer höherer Lehranstalten. Mit etwa 100 Figuren im Text. 
Verlag von Gustav Fischer, Jena. Preis brosch. etwa 4 M., geb. etwa 
5 M. (Erscheinen angezeigt.) 

— Loew, O., Dr., Professor für chemische Pflanzenphysiologie an 
der Universität MÜncnen, vormals Expert für chemische Physiologie am 
landwirtschaftlichen Ministerium in Washmgton und Professur iiir 
chemische Physiologie an uer Universität Tokio. Zur chemischen Phy¬ 
siologie des kaute* bei Mensch unu Her. München loiö. Verlag uer 
Arztneheu Bunusthau, Otto Gmeiin, Preis 2,50 M. 

— Woerner, O., Pr., K. Bezirksamtsassessor in Fürstenfeldbruck. 
Sammlung aer reicnsrecntlicnen und bayerischen Vorschriften über den 
Verneur mit Vien und Meisen. Mit kurzen Amnernuugen und ausführ¬ 
lichem Register. München lülo. Bayer. Eomniunaischrilten- V erlag, 
Muncnen, Arcisstraße 4 1 . Preis geb. 2,ou M. 

— Herr, J., Eanuwirtschaftsienrer, z. Zt. Offizierstellvertreter in 
Regensburg. Das Kinnvien-ivontrouvereinswesen, mit besonderer Be- 
rucKSicnugung uer bayerischen Verhältnisse. Kegensburg 101b. Verlags- 
ausuut vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstüiucaerei A.-G., München- 
Kegensburg. Preis 1,50 M., mit Por-u l,t>o M.; 10 Btück je l,3u M., 
zo ötücK je 1,20 M., 50 fttück je 1,10 M., 100 otticK. je 1 M. Die Vor¬ 
zugspreise bemi Massenbezug bei direkter Bestellung beim Verfasser: 
B e r r, liegensbuig, Kiarenanger 7 ULl. 

— Hon mann, J. kaninchenbuch lür Anfänger. Zweite Auflage 3. 
und 4. Tausend. Anleitung zum Anlegen, Einricnten und Betreiben einer 
Kaninchenzucht. Goldene Medaille Posen 1013. Verlag für Kleintier¬ 
zucht, G. m. b. H., Dortmund. Preis 1,35 M. 

— Verwaltungsbericht des städtischen Schlachthofes Zweibrücken für 
das Jahr 1915. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Eswurdeverliehen: Der Militärverdienst- 
orden 4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär Dr. Man* Aari, 
Bamberg, dem Stabsveterinär der Res. Johann l^üw. den Ober¬ 
veterinären Dr. Albert u/u im 2. Feldart.-Regt, und Leonhard 
Lotiinycr, dem Veterinär der Res. Dr. lietniiard (Jener. — Das Ritter¬ 
kreuz 2. Kl. mit Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer 
Löwen: dem Obervetermär Dr. Aarl Luche im F'eidaru-Regt. oo. 
Der Türkische fciserne Halbmond: dem Stabsveterinär AJmu (jnristian. 

Ernennung: Tierarzt Hichard Schmidt zum Schlachthofdirektor 
in Prenzlau. 

Verzügen: Tierarzt Friedrich Draheim in Gera als Vertreter nach 
Kaukehmen (Ostpr.j. 

In der Armee: Preußen: Befördert: Dr. med. vet 
A. Dennstedt, KgL S.-Amtstierarzt, zum Unterveterinär in der 
Ers.-Abt des Feidart.-Regts. Nr. 19. 

Todesfälle: Schlachthofinspektor a. D. Lemke in Berlin, Schlacht* 
uofdirektor Johannes Lopitxsch in Dudweiler, Geheimer Regierungs* 
und Veterinärrat Baranski in Aachen. 


Verantwortlich fOr den Inhalt (exkl. Inseraten teil): l. V. Prof. Qlage, Hamburg. — Verla« und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Sehoets ln Berlin. — 

Druck von W. BOxenstein, Berlin. 



Dl« ^rltMT *n«rint1lrbe Woebenaebrlft* «nebelst 
w6eh entlieh tan Verlag« ton Richard Sehoeia ln 
Berlin BW. 48. Wllhelinetr. 10. Dnreh jedes dentseh« 
Poetnmt wird dieselbe tum Preise von M. 5,— riertel- 
)6brlieh (easrehllefllioh Bestellgeld) geliefert (Öster¬ 
reich leebe Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 674. Ungsrlsehe 
Nr. 86.) Einzelnummern 60 Pt 


Berliner 


Orlgtenlbettrig« werden mit 50 Mb, In Petttsets alt 
60 Mb. fdr den Bogen honoriert Alle Manuskripte^ 
Mitteilungen und rednktiouellen Anfragen beliebe man 
■u senden an Professor Olage. Hamburg, Osterstr. tt; 
Korrekturen, Resenslons-Exemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlnn g Ton 
Riohard 8oboeta, Berlin 8W. 48, Wllhelmstr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Heransgeben 

Geh. Regienmgsr&t Prot Dr. Sehmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit tob 

Prof. Glue Statavet. a. D. Haaoke 6chlachth.-Dlr. Helfer Reg.- n. Geh. Yet-Rat Dr. Lotbes Geh. Oberregierungarat Dr. Nevermam 

Baabnrg. Referent L Relehs-KoL-Amt in Berlin. In Mülhausen -1. K. ln 06ln. Vortrag. Rat im Min. L Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Yet-Rat Petere Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sehlegel 

Landest!erant für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor ln Dresden. Professor in Fraiburg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geb. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regienmgsrat Wehrte 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamams, D.8. W.-A. Stadt-Tlerarmt ui Hamburg. Professor ln München. MitgL <L Kala. Gesundhoitsamti ln Berlin. 

Dr. A. ZlmmenBana Regienmgsrat ZBndel 

Professor ln Budapest. Landestieramt von Elsafl-Lotbrlngen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. J|2 40 . Ausgegeben am 5. Oktober. 


Inhalt: Schlegel : Vorkommen und Charakteristik der Neoplasmen im Hoden bei Tieren. — Dieterich: Über 
einen Fall von Penislähmung. — Referate: F r i c k: Die Neurektomie und ihr Ersatz durch Injektion. — B ü 11 m a n n : 
Über Behandlung der Verbrennungen I. und II. Grades mit Klebeflüssigkeiten. — K u b a t: Über die Verwendung des Chloräthyls 
als Narkoticum und Lokalanästheticum. — Htissy: Zur Handschuhersatzfrage. — Staatsveterinär wesen: Verwertung von 
Tierkörpern und Schlachtabfällen. — Allgemeine Vorschläge zur besseren Verwertung der Kadaver und Schlachtabfälle. — 
Tageogeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertunddreizehnte Kriegswoche. — Neumann: Über den denkenden 
Hund Rolf von Mannheim. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


(Aus dem Tierhygienischen Institut der Universität Freiburg i. Br.) 

Vorkommen und Charakteristik der Neoplasmen im 
Hoden bei Tieren. 

Von Prof. Dr. M. Schlegel in Freiburg i. Br. 

(Mit fünf Abbildungen im Text.) 

Der tierzuchttreibenden Landwirtschaft bringt die Integri¬ 
tät der Geschlechtsorgane bei Zuchttieren unvergleichlichen 
Nutzen, weshalb die aufs höchste gesteigerte Fruchtbarkeit der 
letzteren wirtschaftlich bedeutungsvoll erscheint. Die Er¬ 
gründung der Entstehung und Arten der mannigfaltigen Krank¬ 
heiten des Geschlechtsapparates, insbesondere der männlichen 
Keimdrüsen bei den Haustieren, zählt daher zu den vor¬ 
nehmsten Aufgaben, zumal viele einschlägige Erkrankungen 
in Ansehung der hierbei bestehenden Schwierigkeiten noch 
ungenügend erforscht sind. 

Unter denselben beanspruchen die Geschwulstbildungen, 
die bisher allgemein wenig gekannt wurden, praktisch und 
wissenschaftlich gleich wichtige Beachtung. Weiche bedeut¬ 
same Rolle aber gerade den Neubildungen der männlichen 
Geschlechtsdrüsen bei den Haustieren hinsichtlich der deletären 
Zerstörung der Hoden seitens der Geschwülste und hinsichtlich 
der daraus resultierenden allgemeinen Schädigungen zufällt, 
und in welcher Ausdehnung nicht nur gutartige, sondern 
namentlich maligne Tumoren — die nicht selten riesenhafte 
Gestalten annehmen und sich zuweilen unter letalem Krank¬ 
heitsverlauf bei den betroffenen Tieren generalisieren — Vor¬ 
kommen, soll nachstehend dargelegt werden. 

Gelegentlich der in den letzten 13 Jahren im Tier- 
hygienischen Institut durchgeführten Untersuchungen über 
Hodentumoren konnten alle bei Menschen nachgewiesenen Ge¬ 
schwulstformen konstatiert werden, denen jene in ihrem histo¬ 
logischen Aufbau und in den konstituierenden Zellelementen 


gänzlich glichen. Es tritt überdies bei Tieren gleicherweise 
wie bei Menschen die Ausbreitung maligner Neoplasmen auf 
lymphogenem und hämatogenem Wege, ferner ein exquisit 
destruktives Tiefenwachstum infolge schrankenloser infiltra¬ 
tiver Wucherung der spezifischen Zellen (zuweilen verbunden 
mit allgemeiner Geschwulstkachexie) auf. 

I. Kasuistisches und Statistisches über Hodentumoren. 

Die kasuistische Literatur über Hodentumoren 
erscheint überaus umfangreich und in den verschiedensten Zeit¬ 
schriften verstreut, so daß eine sachgemäße Sammlung und 
kritische Sichtung des reichhaltigen Materiales beträchtliche 
Schwierigkeiten bereitete, zumal viele Arbeiten nicht nur 
dürftig und lückenhaft dargestellt wurden, sondern sich viel¬ 
fach auf lediglich statistische Angaben ohne jede genauere 
Bestimmung der Art der Neubildung oder auf nur klinische, 
höchstens noch auf grobanatomische Beschreibungen be¬ 
schränkten, während eine einläßliche pathologisch-histologische 
Prüfung der Geschwülste durch das Mikroskop, die, wie 
Nocard (1) richtig betont, allein die Diagnose über die 
Natur derselben zweckdienlich ermitteln kann, vermißt wird. 
Es versteht sich daher ohne weiteres, daß eine statistische 
Zusammenstellung der vielen Einzelfälle aus diesen 
und anderen Gründen Anspruch auf Vollständigkeit nicht er¬ 
heben kann. In diese Übersicht sind gleichzeitig die neun im 
Tierhygienischen Institut bearbeiteten Fälle von Hoden¬ 
geschwülsten der Einfachheit halber einbezogen worden. 

Bei nachstehenden Tiergattungen wurden im ganzen 
beiläufig 62 bisher publizierte und 9 im Tier¬ 
hygienischen Institut untersuchte, d. s. 71 
Fälle von Hodentumoren festgestellt, und zwar bei 
35 Pferden, 3 Eseln, 4 Rindern, 19 Hunden, 1 Katze, 3 Hähnen, 
2 Enten, 2 Papageien, 1 Forelle und bei 1 japanischen Riesen¬ 
salamander (Kryptobranchus japonicus). 







470 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Nu 40. 


Die sehr lückenhaften Altersangaben fanden sich 
insgesamt nur bei 33 Tieren, nämlich bei 14 Pferden, 4 Rindern 
und 15 Hunden; erstere bewegten sich in einem Alter von 
7 bzw. 9—20 Jahren, bloß ein mit Sarkom behaftetes Fohlen 
war erst VA Jahre alt, während von den übrigen 13 Pferden 
1 mit Atrophie des Hodens, 2 mit zystöser Entartung, 4 mit 
Sarkom, 3 mit Karzinom, 1 mit Endotheliom und 2 mit Orchi- 
domen behaftet befunden wurden. Das Alter der 15 Hunde 
schwankte zwischen 4 bzw. 6—17 Jahren, wovon 3 Hunde 
an Atrophie des Hodens, 7 Hunde an Sarkom und 5 Hunde 
an Karzinom erkrankt waren. Unter den 4 Rindern befanden 
sich 2 Kälber, von denen 1 an einseitiger Atrophie und ander- 
seitiger Hypertrophie, 1 drei Wochen altes Kalb an .ange¬ 
borener Mischgeschwulst, Myxolipomyoadenoma malignum er¬ 
krankt war, während von den 2 Ochsen 1 mit Osteom, 1 zwei 
Jahre alter mit Fibrom am Samenstrang behaftet befunden 
wurde. 

Mithin traten die Hodentumoren fast durchweg bei älteren 
und alten Pferden oder Hunden auf, ausgenommen sind nur 

4 mit Sarkom behaftete Tiere, 1 Fohlen (1A Jahre alt) und 

1 Hund (4 Jahre alt), sowie 2 mit Karzinom behaftete, 
4jährige Hunde, während im übrigen Sarkome und Karzinome 
(einschließlich Endotheliom und Orchidoblastom nur bei 
Pferden und Hunden im vorgerückten Alter vorkamen. 

Unter den 71 zusammengestellten Fällen von Hoden¬ 
geschwülsten kamen 29 gutartige Neubildungen vor, 
wie 7mal Atrophie bzw. Hypertrophie der Hoden (bei 1 Pferd, 
3 Hunden, 1 Kalb und 2 Enten), 6mal zystöse Degeneration 
(bei 5 Pferden und 1 Forelle), 7mal Dermoidzysten (bei 
6 Pferden und 1 Hahn), 5mal Fibrome (bei 1 Pferd, 3 Eseln 
und 1 Ochs), je lmal Lipom (beim Pferd), Chondrom (beim 
Pferd), Osteom (beim Ochs), Leiomyom (beim Pferd), ferner 
42 maligne Tumoren, wie 18mal Sarkome (bei 
6 Pferden, 8 Hunden, 2 Hähnen [darunter lmal sekundär] 
und 2 Papageien), 20mal Karzinome (bei 10 Pferden [darunter 
lmal secundär], 8 Hunden, 1 Katze und 1 japanischer Riesen¬ 
salamander), lmal Endotheliom (beim Pferd), 2mal Orchidome 
(bei Pferden), endlich lmal Teratom (Myxolipomyoadenoma 
malignum beim Kalb). 

Manche Fälle von malignen Hodentumoren gaben bei 
Pferden und Hunden Anlaß zur schweren fortschreitenden 
Allgemeinerkrankung, zumal sich unter den 68 pri- 
mären Hodentumoren relativ oft, nämlich llmal, 
Metastasenbildungen einstellten, und zwar bei je 

5 Pferden und Hunden sowie 1 Katze. Es metastasierten fast 
ausschließlich Karzinome (ausgenommen ist nur 1 Sarkom des 
Hundes), und zwar traten die Metastasen hauptsächlich im 
Nebenhoden, Samenstrang, in den Leisten-, Scham-, Lumbal- 
und Mediastinaldrüsen, ferner im anderseitigen Hoden, im 
Bauchfell, Darm, Leber und Milz auf.' 

Von den 71 Neubildungen der männlichen Keimdrüse ent¬ 
fielen 70 auf den Hoden selbst und 1 (Fibrom beim Ochs) 
auf den Samenstrangstumpf; ferner bildeten für 68 Geschwülste 
die Hoden an sich das Ausgangsorgan, Während in 

2 am Tierhygienischen Institut durch Prof. Schlegel (2) 
nachgewiesenen Fällen die Hoden sekundär durch 
Metastasenbildungen (diffuse karzinomatöse Infiltration nebst 
agglomerierten Krebsknötchen auf den Scheidenhäuten beider 
Hoden nach primärem ausgebreitetem Darmkrebs beim Pferd, 


ferner erbsengroße metastatische Sarkomknötchen im rechten 
Hoden nach generalisierter Lymphosarkomatose der Milz beim 
Hahn) befallen waren. 

V i r c h o w (3) und F r ö h n e r (3) wiesen darauf hin, daß 
die verlagerten Hoden entweder mangelhaft ent¬ 
wickelt, von fötalem Habitus erschienen, oder sie zeigten wie 
alle Drüsen in abnormer Lage Neigung zu neoplastischer 
Degeneration. Bei 32 mit Hodengeschwülsten behafteten 
Pferden, über die entsprechende Angaben des 
S i t z e 8 der Neubildungen gemacht wurden, traten letztere 
18mal (ohne genauere Bezeichnung) einseitig (darunter 7 Krypt- 
orchiden), 4mal beiderseitig (darunter 1 Kryptorchide), 5mal 
linksseitig (darunter , 2 Kryptorchid^en), 5mal rechtsseitig 
(darunter 1 Kryptorchide) auf. Bei 19 Hunden mit Hoden¬ 
tumoren kam das Neoplasma 9mal rechtsseitig (darunter 
1 Kryptorchide), 4mal linksseitig, 4mal einseitig (darunter 

1 Kryptorchide), 2mal beiderseitig (darunter 1 Kryptorchide) 
vor. Mithin entfallen von 51 Hodentumoren der 
Pferde und Hunde 11 auf dislozierte Hoden, 
so daß den Hoden von Kryptorchiden eine erheb¬ 
liche Disposition für Neubildungen, und zwar 
vorwiegend für solche maligner Natur (6 Karzinome und 

2 Sarkome) zukommt. 

Aus diesen Zusammenstellungen geht ferner 
hervor, daß der Hoden bei Pferden und Hunden in erster Reihe, 
aber auch bei den anderen Tieren, verhältnismäßig oft das 
Ausgangsorgan nicht nur für benigne, son¬ 
dern gerade für bösartige Neoplasmen bildet, 
wobei Sarkome und Karzinome (einschließlich Adenokarzinome) 
in annähernd gleichem Maße beteiligt sind. Bei den 6 8 
zusammenges te 111e n oder se 1 bstuntersuch- 
ten primären Geschwulstbildungen im Hoden 
der Tiere ergaben sich nachstehende Verhältnis¬ 
zahlen: 19 Karzinome (darunter 5 Medullarkarzinome und 
je zwei Adenokarzinome und Zystokarzinome), 17 Sarkome 
(darunter 1 Medullär- und 7 Rundzellensarkome), 8 Teratome 
(6 Dermoidzysten, je 1 Embryom und Myxolipomyoadenoma 
malignum), 7 Fälle von Atrophie bzw. Hypertrophie, 6 Fälle 
von zystöser Degeneration, 4 Fibrome, 2 Orchidoblastome 
(darunter 1 teleangiektatisches Orchidom), endlich je 1 En¬ 
dotheliom, Lipom, Chondrom, Osteom und Leiomyom. 

II. Einteilung und Arten der Hodentumoren. 

Gutartige Neubildungen. 

Zystep: bilden sich im Hoden und Nebenhoden einzeln 
oder multipel nach Verstopfung, Sekretansammlung und Er¬ 
weiterung in den Tubuli seminiferi oder im Nebenhodenkanal 
oder gehen von den Vasa aberrantia aus, die sich sowohl im 
Nebenhoden wie Rete testis befinden, und stellen Retentions¬ 
zysten vor, die getrübten milchigen, oft Spermatozoen führen¬ 
den Saft enthalten; sie kommen daher vornehmlich in der 
Nähe der Vasa efferentia am # Kopfe des Nebenhodens vor; 
ihre Wandlungen sind mit hohem oder niedrigem Zylinder¬ 
epithel oder Plattenepithel besetzt. Die kleinen Zysten 
liegen entweder tief oder springen über die Oberfläche vor, 
größere Zysten sind von der glatten Albuginea überspannt. 

Zystöse Degeneration eines oder beider Hoden wurde bei 
Pferden (darunter 3 Kryptorchiden) wiederholt von 
K i r c h e r (4), M a r a f o n (5), H i c k e s (6), Neveu (7), 


5. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


471 


D e g i v e (8), ferner bei einer Forelle von M u 1 s o w (9) als 
zahlreiche kleinste Zysten oder enorm groß bis zum Umfang 
eines Mannskopfes nachgewiesen. 

Fibrome: entstehen im Rete testis und in der Albuginea 
als scharf begrenzte feste derbfaserige oder speckige bis 
hühnereigroße Knoten, die sich in die Hodensubstanz ein- 
driicken oder in die Scheidenhauthöhle vorragen. Von 
G a 11 i (10) wurden Fibrome bei einem Pferd und 2 Eseln 
beschrieben. Bossi (11) berichtete über ein hühnereigroßes 
Fibrom an der Innenfläche der Albuginea des Hodens beim 
Esel. 

Lipome: gehen zuweilen von der Tunica vag. communis 
oder propria als Einzelknoten oder als gelappte Geschwülste 
aus. G o o c h und H o b d a y (12) haben im Hoden eines 
kryptorchidischen Pferdes ein Lipom nachgewiesen. 

Chondrome: fanden sich als selbstständige Neu¬ 
bildungen solitär in Form fester höckeriger Knoten von knorpel- 
harter hyaliner Beschaffenheit mehrmals im Hoden von 
Pferden und wurden von Bruckmüller (13) erwähnt, 
öfters aber tritt das Chondrom kombiniert mit Myxom, Adeno¬ 
sarkom oder Chondrokarzinom als milchweiße Knorpel¬ 
einlagerungen derartiger Mischgeschwülste auf. 

Osteom: wurde von Willigk im Hodensack eines 
Ochsen als eiförmige, 17 cm lange, 13 cm und 9 cm dicke, 
1180 g schwere Neubildung nachgewiesen; das Osteom stellte 
einen dichten höckerigen zerklüfteten Klumpen, an der Säge¬ 
fläche rauh bimssteinartig mit wenig porösen Stellen und bis 
3 mm breiten Gefäßkanälen ausgestattet, vor und bestand 
histologisch aus Knochentextur und wenig Knorpelgewebe. 

Leiomyome: nehmen ihren Ursprung von der glatten 
Muskulatur des Interstitialgewebes des Hodens und treten 
als kleine runde weißgelbe faserig-harte Knoten auf. 
Siedamgrotzky (14) traf beim Pferd dicht hinter dem 
Kopf des Nebenhodens einige von der Albuginea überzogene, 
mit derselben an der oberen Fläche innig verbundene Ge¬ 
schwülste (Myome), die histologisch aus glatten Muskelfasern 
bestanden, die sich nach verschiedenen Richtungen durch¬ 
kreuzten, während Bindegewebe nur sparsam vorhanden rar. 

Maligne Neoplasmen. 

Von Sarkomen kommt im Hoden (seltener primär im 
Nebenhoden) am häufigsten das medulläre Rundzellen- 
sarkom und Lymphosarkom (ohne Kombination mit 
anderen Neubildungen) vor, welche zumeist als kleinzellige 
Formen auftreten und von einer schrankenlosen Wucherung 
des Interstitialgewebes ausgehen. Im Stroma bilden sich zu¬ 
nächst rundliche, dreieckige oder keilförmige Herde von 
lymphoiden chromatinreichen Rundzelleninfiltraten, welche die 
Tubuli recti et contorti w r eit auseinander drängen und in die 
Wandungen derselben Vordringen, die Membrana propria und 
die Lumina der Samenkanälchen durchsetzend, so daß oft nur 
noch die Hälfte des Drüsenschlauches restiert. Oder aber die 
vom Sarkomprozeß um- und durchwachsenen Tubuli, welche 
selbst nirgends Wucherung, wohl aber regressive Metamorphose 
und Schwund zeigen, atrophieren stellenweise völlig mit Hinter¬ 
lassung ausgedehnter sarkomatöser Infiltrate, während an 
anderen Stellen das interstitielle Gewebe zu breiten Bändern 
und Straßen von Rundzellen erweitert und das Drüsen¬ 
parenchym mehr oder weniger vollkommen. verdrängt wird. 


Dabei ist in den peripheren Bezirken der vorherrschenden 
Rundzellen stellenweise das Eindringen dünner Bindegewebs- 
fibrillen zwischen die Zollager hinein zu verfolgen, wie denn 
überhaupt sich das Bindegewebe gegenüber den zelligen Be¬ 
standteilen nicht abgrenzt, sondern in die Zellanhäufungen hinein 
sich fortsetzt. Nach Krompecher (15) kennzeichnet sich 
das Sarkom durch partiellen Übergang des bindegewebigen 
Stromas in die sarkomatösen Zellhaufen, selbst bei alveolärer 
Anordnung derselben. Die Zellmassen überwiegen im Sarkom 
gegenüber dem spärlichen Interstitialgewebe, das bei diffuser 
Anordnung vermittels feiner Fibrillen die Zellager durchsetzt. 

Hierdurch wird der Hoden in eine w r eiche, auf der Schnitt¬ 
fläche blasse Geschwulst umgewandelt und daher Medullär- 
sarkom genannt. Greift die Neubildung auf den Neben¬ 
hoden über, so verschmilzt derselbe vollkommen mit dem Ge¬ 
samttumor, selbst die Albuginea wird zuweilen durchbrochen. 
Diese Sarkomformen kommen vornehmlich bei jüngeren Tieren 
vor und führen mitunter zu ausgebreiteter Metastasenbildung. 

Im übrigen erscheinen im Hoden ziemlich alle Sarkom¬ 
formen, nicht nur medulläre Rundzellensarkome und Lympho¬ 
sarkome, sondern auch Alveolarsarkome, Spindel- 
zellensarkome, ferner Zystosarkome, wenn die 
innerhalb der Wucherung liegenden Drüsenschläuche zystische 
Dilatationen erleiden. Je nach ihrem Bau bilden sie teils feste, 
teils weiche medulläre Geschwülste, die zuweilen bedeutende 
Größe erreichen. 

Mannigfaltig treten regressive Metamorphosen 
in Sarkomwucherungen des Hodens auf, und zwar als schlei¬ 
mig-gallertige bis kolloide, als hämorrhagische und als fettige 
Degeneration, ferner als Erweichungen und Erweichungs¬ 
zysten; sie bewirken eine bunte Beschaffenheit der Schnitt¬ 
fläche. 





Fig. 7. 

Straußeneigroßes, 290 g schwere« Rundzellensarkom im Hoden bei einem Hahn; 
Halbierscbnitt mit grauweißen erbsen- bis haselnußgroßen Sarkomknoten, 
verschwommen umgrenzt von derbfaserigem, bindegewebigem Stroma; ferner 
größere zystische Geschwulstherde, gefüllt mit schleimig-gallertiger Zerfallsmasse. 

Metastasierungen vollziehen sich auf den Blut- 
und Lymphwegen, besonders bei Lymphosarkomen. 

Unter den 17 bei Tieren nachgewiesenen 
Sarkomen fanden sich 1 Medullär- und 7 Rundzellen¬ 
sarkome. Bei Pferden erlangten dieselben Kopfgröße und 
Gewichte von 1,07 bis (bei einem 1 /4jährigen kryptorchidischen 
Fohlen) 72 kg und traten ein- und beiderseitig auf. Bei 
Hunden wogen die Geschwülste 161 bis 252 g und darüber, 
erreichten ferner Faustgroße und Ausmaße von mehr denn 







472 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 40. 


6 cm Länge und 4 cm Breite. Beim H a h n war ein Lympho¬ 
sarkom straußeneigroß und 200 g schwer. 

Erbsengroße knötchenförmige Metastasen 
im Hoden eines Hahnes wurden sekundär nach generali¬ 
sierter Lymphosarkomatose der Milz nachgewiesen. Alexan¬ 
der (16), Fox (17), Schuemacher (18), Lothes (19), 
F r ö h n e r (20), Peuch und Ball (21), G u r 11 (22), 
Siedamgrotzky (23), Dusch anek (24), Könne¬ 
rn ann (25) (4 Fälle) haben Sarkome ebenso wie das Tier- 
hygienische Institut Freiburg (26) (ein primäres und ein sekun¬ 
däres Lymphosarkom bei je 1 Hahn) beschrieben. 

Über das Vorkommen von Zwischenzellengeschwülsten bei 
Tieren liegen noch wenig Erfahrungen vor. 

Adenome und Adenokystome, ferner Adenokarzinome 
können infolge ausgedehnter Wucherung der Drüsen¬ 
schläuche Neubildungen von bedeutendem Umfang vor¬ 
stellen, besonders nachdem in den Drüsenhohlräumen 
Ansammlung reichlicher Flüssigkeit stattfand, die teils 
schleimig - gallertig getrübt, teils blutig - bläulich, teils 
fettig und gelbweiß aussieht. An der Innenwand der Zysten 
befindet sieh ein mehrschichtiger Besatz von niedrigem oder 
hohem Zylinderepithel oder von kubischem, rundlichem, 

polygonalem Epithel; 
auch riesenzellenähn¬ 
lich große Zellen mit 
zuweilen exzentrisch 
gelegenen chromatin- 
reichen Kernen finden 
sich. Der Zysten¬ 
inhalt bildet sich 
vorwiegend durch 
Gallert- und Fett¬ 
entartung der Zellen. 
Adenome und Zystome 
sitzen vornehmlich 
im Hodenparenchym, 
aber auch in der 
Epididymis. Zur Zeit 
des Nachweises haben 
diese Geschwülste 
meist schon malignen 
Charakter, da sie früh¬ 
zeitig in Karzinom 
übergehen. 

Die primären Kar¬ 
zinome des Hodens 
kommen oft und zwar 
zumeist als Carci¬ 
noma medulläre oder 
als C. Simplex vor, 
bei denen der Hoden 
durch die rasch wach¬ 
sende diffuse Wuche¬ 
rung in eine mar¬ 
kige umfangreiche 
Geschwulst verwan¬ 
delt wird, in der Reste des ursprünglichen Gewebes nicht 
mehr zu erkennen sind und eine weiche blasse oder graurote 
körnige, mit Hämorrhagien durchsetzte Schnittfläche auf¬ 


weisen, von der sich getrübter milchiger Saft abstreifen läßt; 
selbst der Nebenhoden wird frühzeitig vom karzinomatösen 
Prozeß ergriffen, so daß seine ursprüngliche Abgrenzung gänz¬ 
lich verwischt wird; aber auch durch die lange widerstehende 
Albuginea .und in die Venen des Samenstrangs dringt die 
Krebswucherung vor und befällt die Scheidenhäute, welche 
Verdickung und ausgedehnte Verwachsungen aufweisen. 



Fig. 3. 

Oben (in der Figur): Primäres mannskopfgroßes, 5,48 kg schweres Carcinon a 
medulläre des linken Hodens bei einem 18—üOjähr. Pferd; Tuniea vag. communis 
und Albuginea stark fibrös verdickt, teilweise verwachsen, Schnittfläche dur. h 
das retikuläre faserige Gerüstwerk in grauweiße erbsen- bis hühnereigroße 
markige homogene Felder abgeteilt (In Scham-, Leisten- und Darmbeindrüsen, 
auf Milz, Leber und Zwerchfell zahlreiche Metastasen.) 

Unten: rechter, nur wenig vergrößerter Hoden, enthält im -onst normalen Hoden- 
parencliym am oralen (in der Figur oben befindlichen) Ende mehrere bohnon- 
bis walnußgroße grüngelbe knotige Metastasen. 

Von regressiven Metamorphosen kommt 
hauptsächlich die Gallert- oder Schleimdegeneration in hoch¬ 
gradigen Stadien, ferner hämorrhagischer und fettiger Zerfall 
vor, welche oft zur Bildung von Erweichungszysten führen, 
wodurch dem Halbierschnitt ein buntscheckiges schwarten¬ 
magenähnliches Aussehen verliehen wird, so daß man solche 
Tumoren als Kolloidkarzinom (Gallertkrebs) bezeichnen 
kann. (Fortsetzung folgt.) 


Über einen Fall von Penislähmung. 

Von Veterinär Dieterich. 

Möller unterscheidet unter Paraphimosis a) einen Zustand, 
wobei die Eichel nicht über die Vorhaut zurücktreten kann, 
weil die Schlauchöffnung zu eng oder die Eichel zu groß ist; 
b) oder aber es wird das Zurücktreten des Penis verhindert 
durch den Vorhautwulst, der als manschettenartige Falte den 
Penis rings umgibt und die nekrotisch und ödematös verän¬ 
derte innere Viszeralvorhautfalte darstellt. 

Diese manschettenförmige Ringgeschwulst war in dem zu 
beschreibenden Falle die mechanische Ursache für die Verhin¬ 
derung des Zurücktretens des Penis. Am 15. Juli 1916 wurde 
dem Pferdelazarett ein Pferd, kastanienbrauner 22jährigcr 
Wallach, mit der Diagnose „Penislähmung“ überwiesen. Die 
Verhältnisse waren die oben geschilderten. Der Penis hing 
15 cm senkrecht- über die Vorhaut nach abwärts hervor. Die 



Fig. 2. 

Zu oberst (in der Figur): mannsfaustgroßos, 270 g 
schwere» Carcinoma medulläre eines Hodens bei einem 
8jfihr. Hund (Spitz); die Schnittfläche wird vom 
faserigen StUtzgcrUst in bohnen- bis walnußgroße, 
gclbweiße markige Geschwulstfelder abgetoilt. In der 
Mitto: faustgroßes, 8 cm dickes Adenokarzinom des 
linken Hodens bei einem 4—5 j&hr. Foxterrier; Samen- 
strang am oberen Pol des halbierten fest-weichen 
Tumor», der durch das netzförmige fibrilläre Stroma in 
kleine runde Geschwulstlappen gesondert erscheint 
Darunter: rechter (normal großer) Hoden desselben 
Hundes, enthält in sonst normalem Parenchym 
2 linsengroße graurote metastlsche Knötchen. 






5. Oktober 1916. 


Eichel war mäßig vergrößert. Die manschettenförmige Schwel¬ 
lung der inneren Vorhautfalte legte sich in einer Breite von 5 cm 
und in einer Erhebung von Daumendicke rings um den Penis, 
der ebenso wie die Vorhaut mit starkem Smegmabelag bedeckt 
war. Dieser wurde mit Bürste und Seife sauber abgewaschen, 
danach Penis, Vorhautwulst und Vorhaut eingeölt und scho¬ 
nend der Versuch gemacht, den vorgefallenen Penis in die 
Vorhaut zurückzu bringen. Dies gelang mit einiger Geduld; 
doch kaum w*aren die Hände von der Vorhaut entfernt, als 
sofort der Penis wieder hervorfiel und herunterhing. 

Auf Wunsch des Leiters unseres Pferdelazaretts, des Herrn 
OberstabsVeterinärs Theurer, unterblieb eine operative Be¬ 
handlung. Dagegen wurde angeordnet, täglich einmal den Ver¬ 
such zu machen, den Penis in die Vorhaut einzustülpen, sanft zu 
massieren, zu ölen und nach Bedarf auch gründlich zu w r aschen. 
Der Truppenteil, von dem das Pferd stammte, hatte seine Aus¬ 
rangierung w r egen Unbrauchbarkeit für militärische Zwecke 
beantragt. Diesem Antrag wurde stattgegeben und das Pferd 
an einen Landwirt verkauft. (Abgang am 1. August 1916.) 

Während der paar Wochen, die das Pferd im Lazarett zu¬ 
brachte, wurde es von einem zuverlässigen Soldaten nach obi¬ 
ger Anordnung gewissenhaft behandelt. Schon nach 8 Tagen 
zeigten sich günstige Wirkungen; denn das hervorragende 
Stück des Penis betrug nur noch 5—8 cm, der Wulst war 
dauernd von der Vorhaut bedeckt. Nach weiteren 8 Tagen 
ragte nur noch die Eichel ganz oder teilweise hervor, und als 
das Pferd vom Käufer abgeholt wurde, w r ar kein Zentimeter 
des Penis mehr als vorgefallenes Stück erkennbar. Item: 
Massage und öl sow r ie Reinlichkeit sind in solchen Fällen 
starke Heilfaktoren. 


Referate. 

Die Neurektomie und ihr Ersatz durch Injektion. 

Von Friek. 

(I). t W. 1916, Nr. 35, S. 319.; 

F r i c k hat die in der Humanmedizin anstelle Neurektomie 
häufig mit Erfolg geübte Methode der Unterbrechung der 
Leitungsfähigkeit sensibler Nerven durch Alkoholinjektionen 
in den Nerven bei den undankbaren Fällen von Lahmheiten an¬ 
gewandt, bei denen die Neurektomie bisher die letzte mögliche 
Therapie bedeutete, bei denen dieselbe jedoch wiegen tech¬ 
nischer Schwierigkeiten sicherlich nicht so häufig ausgeführt 
wurde, als an sich möglich gewesen wäre. 

In den Fällen, in denen F ri c k das Verfahren angewandt 
hat, ist bisher ein Nachteil nicht eingetreten. Zur Gewinnung 
eines größeren Beobachtungsmaterials, an dem sich die Aus¬ 
sichten der Methode bei Tieren beurteilen ließe, fordert Ver¬ 
fasser zur Nachprüfung an geeigneten Fällen auf. 

Über die angewandte Technik schreibt Friek: 

„Zur Injektion benutze ich 96prozentigen Alkohol ohne 
jeden Zusatz eines Desinfektionsmittels. Wer ein solches be¬ 
nutzen will, kann zu 10 ccm Alkohol 5 Tropfen Tinctura Jodi 
hinzusetzen. 

Die zur Injektion benutzte Nadel soll fein sein, um ein Ab¬ 
fließen des Alkohols durch die Stichöffnung zu verhindern; 
auch lassen sich dünne Nadeln leichter durch die dicke Haut 
an den Gliedmaßen stechen als dicke. 


473 


An den bzw. die betr. Nerven werden je 10 ccm ein¬ 
gespritzt. 

Als Injektionsstelle wählt man evtl, die Stellen, wo sonst 
der Nerv bei der Neurektomie freigelegt wird. 

Die Haare an der Injektionsstelle werden abgeschoren und 
die Haut kräftig mit Äther abgerieben; w'er dem Äther nicht 
traut, kann auch mit Jodtinktur anpinseln. 

Der Einstich wird am stehenden und entsprechend ge¬ 
bremsten bzw. gespannten (Hinterschenkel) Pferde gemacht, 
dabei ist besonders darauf zu achten, daß die Injektion nicht 
in benachbarte Venen oder Sehnenscheiden gemacht wird. 

Ich lege in der Regel, wo dies möglich ist, evtl, nach vor¬ 
herigem Anpinseln mit Jodtinktur einen antiseptischen Schutz¬ 
verband an, um sekundäre Infektionen durch Scheuern und 
Reiben zu verhüten. 

Der weitere Verlauf gestaltet sich gewöhnlich wie folgt: 

Die Lahmheit verschwindet in der Regel schon nach 
5—10 Minuten, nicht selten sofort, so daß die Besitzer meist 
ganz verdutzt waren. Nach spätestens 48 Stunden ist an der 
Injektionsstelle eine entzündliche Schwellung vorhanden, die 
auch mit einer gewissen Lahmheit verbunden sein kann. Diese 
Entzündung läßt allmählich nach, und wenn die Einspritzung 
dicht genug an den Nerven herangekommen war, dann ist 
die Lahmheit beseitigt. 

Sollte letzteres nicht der Fall sein, so kann man die In¬ 
jektion später wiederholen.“ B. . 

über Behandlung der Verbrennungen I. und II. Grades mit 
Klebeflüssigkeiten. 

Von Dr. B ü 11 m an n. 

(Mod. Klinik, 1916, Nr. 3t.) 

Büllmann entschloß sich schon vor Jahren, die Ver¬ 
brennung mit Klebeflüssigkeiten wie Mastixlösung oder ähn¬ 
lichen Stoffen zu behandeln. Seine auch im Felde bei aus¬ 
gedehnten Verbrennungen angewendete Behandlungsmethode 
ist folgende: Der vor Schmerz sehr aufgeregte Verbrannte be¬ 
kommt zunächst die seinem Alter entsprechende Morphiumgabe 
verabreicht. Die nächste Umgebung der Verbrennung wird mit 
Benzin oder Tetrachlorkohlenstoff gründlich gesäubert. Grund¬ 
sätzlich wird keine Blase eröffnet, schon eröffnete werden mit 
keimfreien Werkzeugen abgetragen. Nun wird mit dem Pinsel 
die Klebeflüssigkeit (Mastix, Mastisol, Cutitekt, Cutifix, 
Recidol usw.) auf die Verbrennung, auf die freiliegende Leder¬ 
haut und dann auf die Umgebung dick aufgetragen. Nach 
einiger Zeit des Antrocknens werden dicke Schichten keim¬ 
freien Mulls in glatten Lagen aufgelegt und mit mehreren 
Binden, unter Umständen mit Hilfe von Schienen gut zuge¬ 
bunden. Der Verband bleibt bis zu acht Tagen liegen, auch 
wenn er an einzelnen Stellen durchgeschlagen haben sollte. 
Die Verbrennung II. Grades wird meist einen zweiten der¬ 
artigen Verband erfordern, der ungefähr gleich lange liegen 
bleiben kann. Hierauf wird man die Verbrennung frei lassen 
können, wobei man sie je nach der Lage mit einem Kranz¬ 
verband versehen kann. Die Vorteile dieser Behandlung sind 
nach Ansicht des Verfassers folgende: Die Patienten sind bald 
nach Anlegen der Verbände nahezu schmerzfrei. Die Er¬ 
sparung von Verbandstoff ist eine ganz bedeutende. Eine 
Keimeinw r anderung, die zu langwierigen Eiterungen führt, ist 
selten. Narben bekommt man kaum zu sehen. Nach schon 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 





474 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 40. 


kurzer Zeit, vor allem im Gesicht, wo die Haut der Sonne zu¬ 
gänglich ist, sticht die geheilte Stelle kaum von der übrigen 
Hautfarbe ab. Nicht unwesentlich ist, daß die Behandlungs¬ 
dauer abgekürzt wird. G o 1 d 81 e i n, Berlin. 

über die Verwendung des Chloräthyls als Narkoticum und 
Lokalanästheticum. 

Von Karl Kubat, Assistenten an der Tierärztlichen Hochschule 
in Wien. 

(Wiener Tierärztl. Moneuschr. III. Jabrg., 1. Heft ) 

Zur Ausführung der Narkose von Katzen bedient sich 
Kubat des Chloräthyls, das auf die betreffende Maske oder 
auf eine mehrfach zusammengelegte Schicht- von Verbandmull 
langsam (in 10 Sekunden 10—20 Tropfen) aufgetropft wird. 
Das Tier wird entweder in Rückenlage oder besser noch mit 
einer Hand im Genick und mit der anderen im Kreuze fest¬ 
gepackt gegen den Tisch gehalten zur Narkose vorbereitet. 
Der Chloräthylschlaf ist ruhig und tief, Speichelfluß fehlt, die 
Anästhesie ist vollkommen. Die Tiere wachen sofort nach 
dem Wegnehmen des Gazebausches auf und laufen munter 
herum, während sie bei Verwendung anderer Narkotika noch 
längere Zeit taumeln. Bei komplizierten Operationen empfiehlt 
Kubat, die Narkose mit Chloräthyl zu beginnen und mit 
Äther fortzusetzen. J. Schmidt. 

(Aus dem Frauenspital Basel. Direktor: Prof. v. H e r f f.) 

Zur Handschuhersatzfrage. 

Von Prof. Otto v. H e r f f und Dr. Paul H ü s s y. 

(M. m. W., 63. JaLrg., Nr. 27, S. 967.) 

Beide Verfasser haben es sich zur Aufgabe gemacht, für 
die jetzt außerordentlich teuren und schwer zu beschaffenden 
Gummihandschuhe, die bei schweren und schnell vorzu¬ 
nehmenden Operationen dringend gebraucht werden, einen 
Ersatz zu schaffen. Und zwar soll der Ersatz derartig sein, 
daß ein dehnbares unzerreißliches, die Poren der Haut luft¬ 
dicht verschließendes Häutchen gebildet wird, welches mehrere 
Stunden haltbar sein muß und auch während längerer Opera¬ 
tionen nicht reißt. Ferner darf es die Haut nicht reizen und 
muß gleichzeitig desinfizierend wirken. Ferner muß der Über¬ 
zug abwaschbar und leicht zu entfernen sein. Die Versuche 
mit Kombinationen von Harzen, so z. B. Styrax, Burgunder¬ 
harz, Sandarac, mit Azeton und Spiritus, gelangen insofern 
nicht, als die hiervon gebildeten Häutchen leicht zerrissen, so 
daß Berühren von Instrumenten und Knüpfen von Fäden 
schon Risse hervorriefen. Ebenso negativ fielen die Versuche 
mit Azetylzellulose aus, da die hiervon gebildete Haut sich 
äußerst schwer von den Händen entfernen ließ. Verfassern 
gelang es nun durch Mischen der Lösungen von Kondensations¬ 
produkten aus Formaldehyd und Phenolen, die bei Körper¬ 
temperatur eine zähflüssige und elastische Masse bilden, mit 
Lösungen von Zelluloseestern unter Verwendung geeigneter 
Lösungsmittel eine undurchlässige sterile und bakterizide 
Haut herzustellen, die sich sehr wohl als Überzug für die Hände 
eignet. Dieses neue Handschuh-Ersatzmittel hat sich sehr gut 
bewährt. Nachteile für die Patientinnen wurden nicht wahr¬ 
genommen, auch zeigte die Haut keine Reizerscheinungen, 
selbst wenn der Überzug den ganzen Tag auf der Hand liegen 
blieb. Die Anwendung des Mittels ist sehr einfach, indem man 
die Flüssigkeit mit Watte auf Hände und Arme aufträgt und 
langsam verdunsten läßt. Nach etwa 1% Minuten ist das 
Mittel auf der Hand eingetrocknet, und der hierdurch gebildete 


Überzug erweist sich elastisch, dehnbar und durchsichtig. 
Ferner ist er steril und wird weder von verdünnten Säuren 
und Alkalien, noch von ölen, Benzin, Sublimat und Eiter an¬ 
gegriffen. Jedoch darf er mit Alkohol nicht in Verbindung 
kommen, während eine vorherige Desinfektion mit Alkohol- 
Azeton nichts schadet. Nach den Operationen läßt sich der 
Überzug leicht durch Alkohol und Seifenwasser restlos von 
den Händen entfernen. Durch das in dem Überzug enthaltene 
Formaldehyd-Phenol-Kondensationsprodukt wird eine hervor¬ 
ragend desinfizierende Wirkung hervorgerufen. Da mit diesem 
neuen Mittel alle Manipulationen vorgenommen werden können, 
ohne daß der Überzug le'det, muß es als ein vollwertiger 
Ersatz für die Gummi-Handschuhe gelten und hat außerdem 
den Vorzug der Billigkeit. Es hat vor allem den Vorteil vor 
den sonst gebräuchlichen Handschuhen, daß es ein Schnell¬ 
desinfektionsmittel von erheblicher Kraft darstellt. Verfasser 
meint, daß das Mittel den Handschuh wohl nicht vollkommen 
verdrängen wird, aber jedenfalls in der Jetztzeit einen brauch¬ 
baren Ersatz schafft, und faßt die Vorteile des Mittels noch¬ 
mals, wie folgt, zusammen: 

1. Das neue Mittel bleibt stundenlang unverändert. 

2. Der Überzug ist elastisch, dehnbar und unzerreißlich. 

3. Jede Reizwirkungen auf der Haut fehlen. 

4. Leichtes Entfernen des Präparates nach den Operationen. 

5. Es ist ein Schnelldesinfektionsmittel. 

6. Es eignet sich vor allem zur Geburtshilfe und größeren 
Operationen und ist sehr billig. 

7. Nachteile für die Patienten sind ausgeschlossen. 

F—. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Verwertung von Tierkörpern und Schlachtabfällen. 

Allgemeine Verfügung Nr. I 61/1916. 

MiuiMterium für Landwirtacbafr, Domänen und Fönten. 

Joumal-Nr. IA Ille 13011 M. f. U 
II b 8653 M. f. H. u. G. 

V 4337 M. d. J. 

Berlin W. 9, Leipziger Platz 10, den 22. Juli 1916. 
An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Polizei¬ 
präsidenten, hier. 

Auf Grund der §§ 3, 5 der Bekanntmachung des Reichskanzlers 
über die Verwertung von Tierkörpern und Schlachtabfällen vom 
29. Juni d. J. (Reichs-Gesetzbl. S. 631) wird hierdurch folgendes 
bestimmt: 

1. In jedem Regierungsbezirke sind die größeren Schlacht¬ 
häuser und Schlachtbetriebe festzustellen, in denen im Jahre 1915 
mehr als 2400 Stück Großvieh oder die entsprechende Zahl Klein¬ 
vieh (§ 2 der Bekanntmachung) geschlachtet worden sind. Dasselbe 
gilt für Abdeckereien, deren Anfall im Jahre 1915 mehr als 150 
Stück Großvieh betragen hat. Die notwendigen Feststellungen 
werden sich an der Hand der Schlachtungszahlen und nach der von 
den Veterinärbeamten bei den Besichtigungen der Abdeckereien 
erworbenen Kenntnis der Verhältnisse voraussichtlich unschwer 
treffen lassen. Soweit im Einzelfalle besondere Ermittelungen not¬ 
wendig sind, sind sie tunlichst zu beschleunigen. 

Ein Verzeichnis der hiernach den Vorschriften der Bundesrats¬ 
verordnung unterstehenden Betriebe ist unter Angabe des Namens 
und des Wohnortes des Besitzers und der Lage des Betriebes dem 
Kriegsausschusse für Ersatzfutter G. m. b. H. in Berlin W. 35, 
Lützowstraße 35/36, baldigst, nötigenfalls unter Vorbehalt der noch 
besonderer Aufklärung bedürfenden Fälle, mitzuteüen. 

2. In den unter die Vorschriften der Bekanntmachung fallenden 
Betrieben hat in Zukunft die Verarbeitung der Tierkörper und 
Sehlachtabfälle grundsätzlich in der Weise stattzufinden, daß die 




5. Oktober 1916. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


475 


Gewinnung eines marktgängigen trockenen Futtermittels gesichert 
ist. Als Schlachtabfälle im Sinne dieser Vorschriften gelten außer 
den als genußuntäuglich bezeichneten Fleischteilen auch alle son¬ 
stigen nicht zum menschlichen Genüsse verwendbaren Abfälle im 
Schlachtbetriebe, wie ungeborene Tiere, Geschlechtsteile, Trag¬ 
säcke, Stich- und Ohrenabschnitte, Nabelabschnitte, blutige Fleisch¬ 
teile, Geschabsel und Panseninhalt, ebenso Blut, soweit es nicht 
zum menschlichen Genüsse verwendet werden kann. Für die Art 
der Verarbeitung haben die in beifolgender Denkschrift des Kriegs¬ 
ausschusses für Ersatzfutter niedergelegten Gesichtspunkte als 
Richtlinien zu dienen. Von ihrer Anwendung wird im Wege der 
Ausnahmebewilligung nach § 5 der Bundesratsverordnung abzu¬ 
sehen sein, wenn durch die bisherige Art der Verwertung eine 
zweckmäßige Ausnutzung der Tierkörper und Schlachtabfälle 
sichergestellt erscheint, oder wenn die Durchführung der Vorschrif¬ 
ten nach den örtlichen Verhältnissen auf Schwierigkeiten stößt oder 
nach der wirtschaftlichen Lage des Betriebes zu Härten führen 
würde. Soweit bisher üblich, kann nötigenfalls auch die Verfüt- 
terung von Schlachtabfällen an die Tiere der zoologischen Gärten 
oder der Zirkus- und Menagerietiere zugelassen werden. In welcher 
Weise hiernach im Einzelfalle zu verfahren ist, bestimmt der Re¬ 
gierungspräsident, im Landespolizeibezirk Berlin der Polizeipräsi¬ 
dent. Über die Zulassung von Ausnahmen ist zu berichten. 

Sofern die angeordnete Art der Verarbeitung eine wesentliche 
Änderung des Betriebes im Sinne des § 25 der Gewerbeordnung 
zur Folge hat, ist die alsbaldige Einholung der dazu erforderlichen 
Genehmigung der Beschlußbehörde dem Unternehmer zur Pflicht 
zu machen. 

3. Falls die Beibehaltung der bisherigen Art der Verwertung 
nicht angängig ist, ist bei Schlachthäusern und Schlachtbetrieben 
zunächst zu prüfen, ob die ordnungsmäßige Verarbeitung durch 
Überweisung an eine benachbarte größere Verwertungsanlage oder 
Abdeckerei gewährleistet werden kann. Für eine zuverlässige Ver¬ 
bringung der zu verarbeitenden Stoffe ist alsdann durch be¬ 
sondere Maßnahmen Sorge zu tragen. Erscheint ein solches Ver¬ 
fahren nicht durchführbar oder zweckmäßig und liegen gegen eine 
den Vorschriften entsprechende Abänderung des Betriebes nach den 
wirtschaftlichen Verhältnissen des Unternehmers besondere Be¬ 
denken nicht vor, so muß möglichst bald zu einer Änderung des 
Betriebes übergegangen werden, und nötigenfalls müssen die zur 
Verarbeitung nach Maßgabe der Vorschriften des Kriegsaus¬ 
schusses erforderlichen neuen Einrichtungen mit tunlichster Be¬ 
schleunigung beschafft werden. Dasselbe gilt für Abdeckerei¬ 
betriebe. Die Verhandlungen in dieser Richtung sind unverzüglich 
in die Wege zu leiten. Für die Bestellung und die Beschaffung der 
nötigen Apparate ist eine angemessene Frist zu gewähren. Wünsche 
des Unternehmers hinsichtlich des Umfanges der Abänderung, der 
Herkunft, Art und Größe der Apparate, der inneren Einrichtung 
des Betriebes sind dabei, soweit sie mit den Zwecken der Verord¬ 
nung vereinbar sind, zu berücksichtigen. Nach Ansicht des Kriegs¬ 
ausschusses für Ersatzfutter, der seine Vermittlung bei der Be¬ 
schaffung der Einrichtungen angeboten hat, wird es möglich sein, 
die Apparate in einer Frist von 2 bis 3 Monaten nach der Bestel¬ 
lung zu liefern. Den Betrieben ist anheimzugeben, sich bei den 
Verhandlungen wegen der Beschaffung der Einrichtungen mit dem 
Kriegsausschuß in Verbindung zu setzen. Soweit für die Verarbei¬ 
tung von Panseninhalt in den Betrieben geeignete Vorrichtungen 
nicht vorhanden sind und auch nicht geschaffen werden sollen, ist 
den Betrieben aufzugeben, diese Abfallstoffe dem Kriegsausschusse 
für Ersatzfutter zu überweisen, der für eine einheitliche Verwertung 
Sorge tragen will. 

4. Den Besitzern öffentlicher Schlachthäuser und kommunaler 
Abdeckereien ist nach den Vorschriften der Bekanntmachung von 
den gewonnenen Futtermitteln auf Antrag ein Teilbetrag bis zu 
einem Drittel zur eigenen Verwendung zu überlassen. Der Antrag 
auf Überlassung der Futtermittel ist an den Kriegsausschuß für 
Ersatzfutter zu richten. Der Verwendungszweck ist anzugeben. 
Als zulässige Art der Verwendung wird nicht nur die Verftitterung 
an die eigenen Viehbestände des Besitzers, sondern auch die Ver- 
fütterung an Bestände von Viehbesitzem innerhalb des Kommunal¬ 
bezirks anzusehen sein. 


5. Von der Unterstellung der kleinen, den Bestimmungen der 
Bekanntmachung nicht unterliegenden Betriebe unter die Vorschrif¬ 
ten ist bis auf weiteres abzusehen. Es ist jedoch zu prüfen, ob 
eine zweckmäßige Verarbeitung des in kleinen Schlachtbetrieben 
anfallenden Materials durch Überweisung an größere Verwertungs¬ 
anstalten herbeigeführt werden kann. Gegebenenfalls sind ent¬ 
sprechende Anordnungen zu treffen. 

6. An privilegierte Abdeckereien müssen auf Grund ihres 
Privilegs des öfteren Tiere abgeliefert werden, die wegen eines 
Knochenbruchs oder wegen eines anderen Leidens für ihre bis¬ 
herigen Zwecke nicht mehr brauchbar sind, die aber als Schlacht¬ 
tiere noch sehr gut verwendbar sein würden. Diese Tiere werden 
von den Abdeckern jetzt häufig in ihren Abdeckereien wie die 
Kadaver verarbeitet. Dieses Verfahren wird hierdurch auf Grund 
des § 5 der Bekanntmachung verboten. Die Tiere sind zwar auch 
weiterhin den Abdeckern nach Maßgabe des Privilegs anzusagen, 
die Verwertung hat aber durch Schlachtung — soweit nach Lage 
des Falls möglich, in einem Schlachtbetriebe, jedenfalls nicht in der 
Abdeckerei — zu erfolgen. Das Fleisch ist unter Beachtung der 
Vorschriften des Fleischbeschaugesetzes in den Verkehr zu bringen. 
Die Regierungspräsidenten können Vorschriften zur Ausführung 
dieser Bestimmungen erlassen und haben ihre Innehaltung durch 
geeignete überwachungsmaßregeln sicherzustellen. Nötigenfalls 
kann bestimmt werden, daß die Verwertung der Tiere durch den 
Vorstand des Kommunal verbands oder den Gemeinde Vorstand für 
Rechnung des Abdeckers durchzuführen ist. 

7. Bei der Verfügung des mitunterzeichneten Ministers für 
Landwirtschaft, Domänen und Forsten vom 25. Mai d. J. — 
IA Ille 12 355 — behält es mit der Maßgabe sein Bewenden, daß 
den Abdeckern jetzt über die Einrichtung ihres Betriebes, insoweit 
durch sie die Art der Verarbeitung bedingt wird, bestimmte Auf¬ 
lagen gemacht werden können. 

8. Über das nach diesem Erlasse Veranlaßte ist nach Ablauf 
von zwei Monaten zu berichten. Der durch den Erlaß vom 25. Mai 
d. J. erforderte Bericht kann damit verbunden werden. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Freiherr von Schorlemer. 

Der Minister für Handel und Gewerbe. 

I. V.: Dr. Göppert. 

Der Minister des Innern. I. V.: D r e w s. 

* 

Allgemeine Vorschläge zur besseren Verwertung der 
Kadaver und Schlachtabfälle. 

Kriegsausschuß für Ersatzfutter G. m. J). H., Berlin W. 35, Lützow- 
straße 33— 36; Abteilung: Tierkörper, Blut und Schlachtabfälle. 
Das zu Futter zu verarbeitende Rohmaterial. 

Die im Deutschen Reiche täglich in großer Zahl anfallenden 
Kadaver bestehen aus Rindern, Pferden, Schw-einen, Kälbern, 
Hammeln, Hunden, Geflügel, besonders Gänsen und evtl, aus ver¬ 
dorbenem Wild. 

Diese Tierkörper besitzen einen hohen Rohproteingehalt und 
hohen Nährwert, so daß es wirtschaftlich dringend geboten ist, 
dieselben zu sammeln und unter Unschädlichmachung etwa darin 
enthaltener Krankheitskeime in ein möglichst haltbares versand- 
fähiges Futter überzuführen. 

Neben den Kadavern fallen erhebliche Mengen an Schlacht¬ 
hofabfällen an; sie bestehen aus: 

1. fettarmen Stoffen, wie z. B. nicht zum menschlichen Ge¬ 
nuß verwendbarem Blut, verworfenen Lungen und anderen 
drüsigen Organen, Geschabsel, Panseninhalt usw., ferner aus 

2. fettreichen Stoffen, wie z. B. Geschlechtsteilen, Tragsäcken, 
Föten, Stich- und Ohrausschnitten, Nabelabschnitten, ver¬ 
worfenen Körperteilen, Knochenabfällen, Darmschleim usw\ 

Auch diese Stoffe bilden ein wertvolles Material für die 
Futtergewinnung. 

Sammlung und Transport der Kadaver und 
Schlachthofabfälle. 

Die zweckentsprechende Sammlung aller Kadaver ist nur 
durchführbar, wenn einerseits die in § 4 der Ausführungsvor¬ 
schriften des Viehseuchengesetzes vorgeschriebene Meldepflicht 
auf das strengste beachtet wird, und wenn andererseits die Ka¬ 
daver möglichst bald nach der Anmeldung in den gesetzlich vor¬ 
geschriebenen Wagen abgeholt und der Verwertungsanlago zuge¬ 
führt werden. 

Die Sammlung der Schlachthofabfälle aller Art findet am 
besten dadurch statt, daß die Hallenmeister verpflichtet werden. 



476 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 40. 


die Schlächter anzuhalten, auch den geringsten Anfall, selbst 
kleine geronnene Blutmengen in dazu bereitgestellten Tonnen zu 
sammeln. In allen Fällen, wo die Schlachthofabfälle nicht am 
Schlachthofe selbst verarbeitet, sondern einer modern arbeitenden 
Abdeckerei zugewiesen werden, ist zu berücksichtigen, daß die¬ 
selben in besonderen verschließbaren Gefäßen oder Wagen trans¬ 
portiert werden, die auf dem Wege nach der Verwertungsanlage 
einer Entnahme von Material und eine Verbreitung von Krank¬ 
heitskeimen ausschließen. 

Zweckentsprechende Verwertung der Kadaver 
und Schlachhofabfälle. 

Alle Kadaver und Schlachthofabfälle müssen in geschlossenen 
Apparaten verwertet werden, die ein vollständiges Sterilisieren und 
Trocknen zu einem guten handelsfähigen Futter gewährleisten und 
aus den Kadavern und fettreichen Abfällen ein zu technischen 
Zwecken brauchbares Fett abscheiden. 

Wenn dem Transport von Seuchenkadavem veterinärpolizei¬ 
liche Bedenken nicht entgegenstehen, so lassen sich auch diese 
bei strenger Beachtung der veterinärpolizeilichen Vorschriften auf 
Futter und Fett verarbeiten. Größte Reinlichkeit, Einleiten des 
gesamten Waschwassers in den Verwertungsapparat, genügende 
Sterilisation (4—5 Stunden bei 4—5 Atm. Dampfdruck) und 
reinliche Scheidung der schmutzigen von der reinen Seite sind die 
Hauptbedingungen für die einwandfreie Verarbeitung von Seuchen¬ 
kadavern. 

Das aus Kadavern und verworfenen knochenhaltigen Tier¬ 
teilen hergestellte Futter ist das* sogenannte Tierkörpermehl, das 
je nach der Beschaffenheit des Rohmaterials einen Rohproteingehalt 
von 45—68 Proz. und gegenwärtig einen Höchstpreis von 24 M. 
pro 100 kg besitzt. 

Die Schlachthofabfälle sind bei genügendem Anfall besser ge¬ 
trennt auf Blut-, Fleischmehl, Pansen- und evtl. Darmschleimfutter 
zu verarbeiten. Ist der Anfall jedoch gering, so wäre auch die 
Herstellung von Mischfutter zu empfehlen. 

Die fettarmen Schlachthofabfälle, wie z. B. die Blutreste, ferner 
die beanstandeten Lungen und anderen drüsigen Organe lassen 
sich leicht bei etwa 20 Proz. Ausbeute zu Blutmehl verarbeiten, 
das einen Rohproteingehalt von 70—75 Proz. und gegenwärtig 
einen Höchstpreis von 40 M. pro 100 kg besitzt. 

Die fettreichen Schlachthofabfälle, wie z. B. Geschlechtsteile, 
Tragsäcke, Föten, Stich- und Ohrausschnitte, Nabelabschnitte, 
verworfene knochenfreie Körperteile und Organe sind am besten 
auf Fleischmehl zu verarbeiten, das einen Rohproteingehalt von 
65—70 Proz. und einen höheren Nährwert, 89,9 Stärkewerte, besitzt 
als das Blutmehl mit nur ca. 72,2 Stärkewerten. 

An einigen Schlachthöfen wird auch heute schon ein sogenanntes 
Mischfutter hergestellt, das je nach dem Mischverhältnis aus ca. 
4 Teilen Panseninhalt und einem Teil Blut, Konfiskaten und Ge- 
schabsel besteht und ca. 22 Proz. Rohprotein enthält. Solches von 
den Tierhaltern gern gekaufte Mischfutter wird besonders an den 
Schlachthöfen Düsseldorf und Gotha hergestellt.. Die Herstellung 
von Mischfutter in der letztgenannten Anlage ist bei Vermeidung 
üblicher Gerüche sehr einlach und in jeder Beziehung besonders 
für kleine Schlachthöfe empfehlenswert, um die Verwertungsanlage 
im vollen Betrieb erhalten und vollständig ausnutzen zu können. 

Für größere Schlachtanlagen empfiehlt sich vielleicht je nach 
den örtlichen Verhältnissen die Herstellung eines reinen Pansen¬ 
trockenfutters, indem der Panseninhalt in entsprechenden Trocken¬ 
anlagen verwertet wird. Ob derartige Trockenanlagen zu errichten 
sind, muß von Fall zu Fall entschieden werden. Die Herstellung 
des Trockenpansenfutters dürfte wohl nur während des Krieges 
eine größere Bedeutung haben und auf eine nur geringe Rentabilität 
rechnen können. Es erscheint daher zweckmäßig, neue Trocken¬ 
anlagen zur Herstellung von Pansentrockenfutter nicht zu errichten, 
sondern den in den einzelnen großen Schlachthöfen gewonnenen 
Panseninhalt an vorhandene Trockenanlagen zu senden, wie sie 
bereits in Mannheim, Leipzig und anderen Orten bestehen. 

Diese genannten Anlagen sind unter Vermittelung des Kriegs¬ 
ausschusses für Ersatzfutter G. m. b. H. gern bereit, gut abge¬ 
tropften Panseninhalt waggonweise zu übernehmen und einen 
angemessenen Preis zu bezahlen. 

Für größere Schlachthöfe wäre vielleicht noch eine Trocknungs¬ 
anlage für Darmschleim zu empfehlen, wie sie bereits am Berliner 
Schlachthofe seit Jahren besteht. Der getrocknete Darmschleim 
ist ebenfalls ein sehr hochwertiges Futtermittel, das von Schweinen 
gern aufgenommen wird, und das nach den von Zuntz ausgeführten 
Analysen ca. 94,3 Proz. Trockensubstanz, 19,4 Proz. Fett, 69,8 Proz. 
Rohprotein oder 48,4 Proz. im Schweinedarm verdauliches Roh¬ 
protein besitzt. 

Für kleinere Schlachthöfe wäre es empfehlenswert, dem zu 
trocknenden Panseninhalt einen gewissen Prozentsatz, vielleicht 
10 Proz. Darmschleim und 10—15 Proz. Blut und Konfiskate, zuzu¬ 
setzen. Dieses Mischfutter ist heute sehr begehrt und dürfte auch 
nach dem Kriege noch mit befriedigendem Gewinn herstellbar sein. 


Beschaffung und Beschreibung der Apparatur. 

Die Verarbeitung der Kadaver und Abfälle zu Kraftfuttermittel 
stößt auf keine besonderen Schwierigkeiten, da die hierzu erforder¬ 
lichen Apparate heute technisch ziemlich vollkommen sind und 
sich bei Beachtung der Vorschriften ohne Bedenken bei der Ver¬ 
arbeitung der Schlachthof abfäll e in den Schlachthäusern selbst 
aufstellen lassen, und da infolge der hohen Futtermittel- und Fett¬ 
preise eine gut organisierte Verwertungsanlage häufig auf eine 
befriedigende Rentabilität rechnen kann. 

Die für die Verwertung in Betracht kommenden Apparate 
lassen sich einteilen in solche „ohne“ und solche „mit“ Fett¬ 
abscheidung. Die letzteren zerfallen weiter in solche, bei denen 
die Fettabscheidung mittels fettlösender Mittel (Benzin usw.) oder 
nur auf thermo-chemischem Wege erfolgt. Das Grundprinzip aller 
Apparate ist das gleiche. Es handelt sich um Sterilisatoren, die 
auf 4—5 Atm. gebracht, in 4—6 Stunden jeden Krankheitskeim 
abtöten, hierauf das sterilisierte Material selbst trocknen oder in 
einen eigens dazu hergestellten Trockenapparat fallen und trocknen 
lassen. 

Von allen Apparaten ist nur einer (siehe Anhang) ohne Fett¬ 
abscheider. Ihm fällt also die Aufgabe zu, die oben erwähnten 
fettarmen Abfälle zu einem guten Futtermittel zu verarbeiten. 
Ferner ist noch ein Verwertungsapparat mit Fettabscheider aber 
ohne Trockenvorrichtung (siehe Anhang) zu erwähnen, der alle 
Konfiskate und Abfälle sterilisiert und daraus Fett abscheidet. 
An vielen Schlachthöfen, an denen derselbe arbeitet, werden noch 
heute diese wertvollen Kochrückstände vielfach in die Kessel¬ 
feuerungen geworfen und verbrannt anstatt zu Futter getrocknet. 
Diese beiden erwähnten Apparate könnten sich an manchen Orten 
ergänzen. Die Leistungsfähigkeit und der Preis aller in Betracht 
kommenden Apparate sind ebenfalls aus der im Anhänge ent¬ 
haltenen Tabelle der Fabrikanten ersichtlich. 

Die Wahl der für die Abdeckereien und Schlachthöfe in Betracht 
kommenden Apparate hängt von der Art und Größe des jährlichen 
Anfalles ab. Die Abdeckereianlagen sind einzuteilen in: 

1. große und mittlere, das sind solche mit einem jährlichen 
Anfall von mehr als 300 Stück Großvieh (8 Stück Kleinvieh, 
Hammel, Kälber, Schweine — 1 Stück Großvieh) 

2. kleinere mit etwa 100 bis 300 Stück Großvieh. 

Für die kleineren Abdeckereianlagen kommen Apparate in 
Betracht, welche ein möglichst geringes Anlagekapital (8—12 000 
Mark) erfordern und einfach und sehr leicht zu bedienen sind. 

Für die größeren Abdeckereianlagen kommen Apparate in 
Betracht, welche 15—60 000 M. und mehr Anschaffungskosten ver¬ 
ursachen. Bei den größeren Anlagen wäre eine Einrichtung zum 
Eindicken der Leim- und Abwässer dringend zu empfehlen, um 
einmal die lästige Frage der Abwässerbeseitigung einwandfrei zu 
lösen und andererseits die im Leimw r asser enthaltenen wertvollen 
Nährstoffe zu erhalten und der Tierfütterung zuzuführen. Für die 
kleineren Abdeckereien wäre vielleicht der großen Verdampfungs¬ 
kosten wiegen ein teilw r eises Eindicken des Leimw’assers und eine 
Abgabe der eingedickten Masse an Schweinehalter zu empfehlen. 
Nach den gemachten Erfahrungen wird das eingedickte Leimwasser 
von Schweinen gern aufgenommen und besitzt, mit entsprechenden 
Mengen kohlehydratreichen Abfällen vermischt, einen verhältnis¬ 
mäßig hohen Nährwert. 

Für die größeren Schlachthöfe kommen Apparate in Betracht, 
die Anschaffungskosten von 25—60 000 M. und mehr erfordern. 

Für die kleineren Schlachthöfe lassen sich schon gute Ver¬ 
wertungsanlagen mit 3500 bis 12 000 M. errichten. Für die kleineren 
wäre vielleicht in vielen Fällen ein einfacher Sterilisator mit 
Trockner ohne Fettabscheider und Leimeindicker vollkommen 
ausreichend, dem die Verarbeitung der in größeren Mengen an¬ 
fallenden fattarmen Abfälle wie z. B. Blutreste usw. zufallen könnte, 
während die geringen Mengen von fettreichen Abfällen einfach 
in den Brühkessel zerkocht, von Fett befreit und im er¬ 
wähnten Apparat mitgetrocknet oder an die nächstgelegene modern 
eingerichtete Abdeckerei verwiesen und dort verarbeitet werden 
könnten. 

Die kleinste Anlage, die täglich in 2 Chargen ca. 100 kg gutes 
Trockenfutter erzeugen könnte, w r ürde etwa 4000 M. kosten. Auch 
für mittlere und größere Apparate wäre außer dem entsprechenden 
Verwertungsapparate für fettreiche Abfälle nach den in Gotha und 
Meiningen gemachten Erfahrungen vielleicht noch ein einfacher 
Sterilisator mit Trockner zu empfehlen, um die Blutreste usw. 
einwandfrei zu trocknen, und um ein gutes Mischfutter herstellen 
zu können. 

Die zu wählende Apparatur hängt von vielen Momenten ab, 
so daß es möglich ist, eine bestimmte Richtschnur zu geben. Der 
Kriegsausschuß für Ersatzfutter G. m. b. H. ist bereit, als be¬ 
ratendes Organ bei der Wahl und bei der Beschaffung der Apparatur 
mitzuwirken. 

Behandlung der gewonnenen Produkte. 

Das in den Verwertungsapparaten hergestellte Futter muß der 
besseren Haltbarkeit wegen gut trocken sein und darf höchstens 
noch bis 11 Proz. Wasser enthalten. Sofort nach der Entnahme 





5. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


477 


aus dem Verwertungsapparate ist es in einem luftigen, trockenen 
Bodenräume in einer höchstens 10 cm dicken Schicht auszubreiten, 
um es schnell abkühlen zu alssen. Nach 24 Stunden kann es schon 
locker aufgehäuft und bei wöchentlich zweimaligem Umstechen 
solange auf bewahrt werden, bis der Abruf erfolgt. 

Die aus Kadavern und Abfällen hergestellten Futtermittel wie 
Blut-, Fleisch-, Tierkörpermehl und Mischfutter unterliegen der 
Beschlagnahme; ihre Mengen müssen der Bezugsvereinigung der 
deutschen Landwirte, Berlin W 35, Potsdamer Straße 30, angemeldet 
werden, welche dieselben nach den für die Verteilung der Kraft¬ 
futtermittel geltenden Grundsätzen verteilt und den gesetzlich 
festgesetzten Höchtspreis bezahlt. Ferner wird noch darauf hin¬ 
gewiesen, daß den Städten und Fischereivereinen auf Antrag mit 
Zustimmung der Reichsfuttermittelstelle bis zu 50 bzw. 10 Proz. 
des aus den Abfällen der städtischen Schlachthöfe hergestellten 
Futters überlassen werden kann. 

Rentabilität der Abfallverwertung. 

Es ist unmöglich, auch nur eine annähernd zutreffende 
Rentabilitäts-Berechnung aufzustellen, weil dieselbe von der Wahl 
und Größe der Apparatur, ferner von der Organisation des Be¬ 
triebes, der Behandlung der Apparate und vor allem auch von 
den Marktverhältnissen abhängt. Im folgenden sollen nur die 
Werte schätzungsweise angegeben werden, welche einer Abdeckerei¬ 
anlage zufallen. 

Gegenwärtig 


Jährlicher 
Anfall an 
Großvieh 

Häute 

ä 85 M. 

Tierkörper- 

mehi 

100 kg = 
24 M. 

Fett 

100 kg = 
350'M. 

Sa. 

M. 

100 

aöoo 

1200 

6125 

10825 

150 

5250 

1800 

9187 

16237 

200 

7000 

2400 

12250 

2160 

300 

10000 

3600 

18375 

32475 


In Friedenszeiten (1913) 


Jährlicher 

Anfall an 

Großvieh 

Häute 

k 20 M. 

Tieikörper- 

inehi 

100 kg = 
10 M. 

Fett 

100 kg = 
70 M. 

Sa. 

M. 

100 

2000 

. 800 

1225 

4025 

150 

3000 

1200 

1837 

6037 

200 

4000 

1600 

2450 

8050 

300 

6000 

2400 

3675 

12075 


In obiger Berechnung ist angenommen, daß ein Stück Gro߬ 
vieh ohne Magen und Darminhalt — 250 kg und eine Ausbeute von 
20 Proz. Tierkörpermehl und 7 Proz. Fett gibt. 

Diese Zahlen zeigen wohl deutlich, daß selbst modern ein¬ 
gerichtete Abdeckereien mit nur 100 Stück Großvieh im Jahre 
noch eine befriedigende Rentabilität geben können; denn die 
Verwertungsanlage kostet inkl. Gebäude und Apparatur kaum 
mehr als 12 000 M. Die Verarbeitung des anfallenden Materials 
erfordert jährlich kaum mehr als 100 Arbeitstage, und das Roh¬ 
material kostet den konzessionierten Abdeckereien ca. 6 M. pro 
Stück Großvieh, während die privilegierten Abdeckereien dasselbe 
umsonst erhalten. Die Rentabilität der letzteren ist also gesicherter 
als die der ersteren. 

’ Um die Rentabilität der modern arbeitenden konzessionierten 
Abdeckereien mit einem Anfall von jährlich 100—150 Stück Gro߬ 
vieh etwas sicherer zu gestalten, wäre zu empfehlen, diesen das 
Rohmaterial möglichst billig zu überlassen. Modern arbeitende 
konzessionierte Abdeckereien mit jährlich 150—250 Stück Großvieh 
sollten nur 3 M. pro Stück Großvieh und nichts für Kleinvieh, 
diejenigen mit jährlich mehr als 250 Stück Großvieh 5—6 M. und 
mehr pro Stück Großvieh und 1—2 M. pro Stück Kleinvieh be¬ 
zahlen. 

Die Sicherheit der Rentabilität der konzessionierten Ab¬ 
deckereien wird noch besonders dann erhöht, wenn diese zur 
besseren Ausnutzung der tierischen und menschlichen Arbeitskräfte 
eine entsprechend große landwirtschaftlich nutzbare Fläche be¬ 
sitzen, und wenn denselben für die Anschaffung der Apparatur 
und für den Ausbau der Anlage durch Zusicherung aller im be¬ 
treffenden Bezirke anfallenden Kadaver eine genügende Sicherheit 
geboten würde. 

Es steht außer Zweifel, daß zweckmäßig eingerichtete und be¬ 
triebene Verwertungsanlagen in größeren Schlachthöfen sich gut 
rentieren können, und es ist wohl nur die Frage zu prüfen, wieviel 
Abfälle anfallen müssen, um eine solche Anlage noch rentabel 
betreiben zu können. 

Diese Frage ist ebenfalls nicht direkt zu beantworten, und es 
soll daher nur auf den Jahresabschluß verwiesen werden, den der 
Schlachthofdirektor Heiß in Straubing, einer Stadt von 22 021 Ein¬ 
wohnern, an das Königliche Staatsministerium des Innern erstattet 
hat. Hiernach beliefen sich 1915: 


P. die Einnahmen auf 

132 Zentner Blutniehl *) ä 15 M. = 1980 M. 

Nebenprodukte . . . . . 12 „ 

Sa. 1992,— M. 

2. die Ausgaben auf 

Arbeitslöhne. 472,— M. 

Arbeitsprovision. 15,57 „ 

Invalidenversicherung. 5,44 „ 

Krankenversicherung. 4,42 „ 

Porti, Frachten. 5,50 „ 

Elektrische Kraft .y. 245,02 „ 

Dampf.211,22 „ 

Schmier- und Putzmaterial .... . . 18,40 „ 

Sa. 977,57 M. 

der Betriebsüberschuß auf Sa. 1014,43 M. 

G e s a m t e r g e b nis der vorstehenden 
Betrachtungen. 

1. Alle in Frage kommenden Abfälle sind einzuteilen in: 

a) fettarme Abfälle, wie Blut, verworfene, drüsige Organe, 
Gesehabsel, Panseninhalt usw., 

b) fettreiche Abfälle wie Kadaver, Geschlechtsteile, Trag¬ 
säcke, Föten, Stich- und Ohrausschnitte, Nabelabschnitte. 
verworfene Körperteile, Knochenabfälle, Darmschleim usw. 

2. Alle diese Abfälle sind in geschlossenen Apparaten zu ver¬ 
werten, die ein vollständiges Sterilisieren und Trocknen zu einem 
guten handelsfähigen Futter gewährleisten und aus den Kadavern 
und fettreichen Abfällen ein zu technischen Zwecken brauchbares 
Fett abscheiden. 

3. Die auf diese Weise gewonnenen Futtermittel sind einzu¬ 
teilen in: 

a) Tierkörpermehl, das aus der Fleisch- und Knochenmasse 
der Kadaver und Tierteile besteht, 

b) Fleischmehl, das nur aus Ficisehmassen besteht, 

c) Blutmehl, das aus Blutresten und drüsigen Organen besteht, 

d) Pansenfutter, 

e) Mischfutter, das aus Panseninhalt, Blutresten, drüsigen 
Organen, Gesehabsel usw. besteht, 

f) Darmschleimfutter. 

4. Die zur Verwertung der Abfälle in Betracht kommenden 
Apparaturen bestehen aus: 

a) einem Sterilisations- und Trockenapparat ohne Fettab¬ 
scheider, 

b) einem Sterilisator mit Fettabscheider ohne Trockner, 

c) Sterilisations- und Trockenapparat mit Fettabscheider und 
evtl. Leimeindampfer. 

(Vergleiche die im Anhang angeführten Apparate.) 

5. Für Abdeckereien kommen wohl nur die unter 4 c erwähnten 
Apparate in Betracht. 

6. Für Schlachthofanlagen mit geringem Anfall kommt wohl 
meist ein einfacher Sterilisator mit Trockner ohne Fettabscheider 
in Betracht, weil dieser die fettarmen Abfälle, welche am meistern 
Vorkommen, gut verarbeitet. Die wenigen fettreichen Abfälle 
könnten einer modern arbeitenden Abdeckerei zugewiesen werden. 

7. Für die Schlachthofanlagen mit mittelgroßem Anfall kommt 
wohl 

a) ein Sterilisator mit Trockner in Betracht, während die 
fettreichen Abfälle abgekocht, entfettet und getrocknet 
oder an modern arbeitende Abdeckereien verwiesen werden 
könnten, 

b) ein Kadaververwertungsapparat in Frage, wie er unter 
4 c erwähnt ist. 

8. Für Schlachthofanlagen mit großem Anfall kommen die unter 
4 c erwähnten Apparate in erster Linie in Frage, welche die fett¬ 
reichen Abfälle und die verworfenen Tiere an Ort und Stelle ver¬ 
arbeiten können. In manchen Fällen wäre vielleicht noch die 
Aufstellung eines Apparates zur Verarbeitung fettarmer Abfälle 
anzuraten. 

9. Der Kriegsausschuß für Ersatzfutter G. m. b. H., Berlin W. 
Lützowstraße 33—36, ist bereit, 

a) bei der Wahl der Apparate und der Errichtung der Anlagen 
als beratendes Organ mitzuwirken, 

b) die Beschaffung der Apparate mit allen Mitteln be¬ 
schleunigen zu helfen, 

c) die evtl. Zuweisung von Abfällen (wie Panseninhalt usw.) 
an schon bestehende Verwertungsanlagen zu vermitteln. 

10. Die gewonnenen Futtermittel sind 

a) nach Abkühlung in luftigen, trockenen Bodenräumen auf¬ 
zubewahren. 


*) Das Blutmehl ist aus Blutresten und verworfenen drüsigen 
Organen hergestellt. Da die Straubinger Heiß-Nießen-Anlage mit 
Aptierung des Gebäudes usw. 3500 M. kostet, so ist selbst nach 
einer jährlichen Abschreibung von 15 Proz. für Amortisation, Repa¬ 
ratur, Verzinsung usw. noch ein Überschuß von rund 500 M. vor¬ 
handen. 













478 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 40. 


b) da beschlagnahmt, der Bezugsvereinigung der deutschen 
Landwirte, Berlin, Potsdamer Straße 30, anzumelden, 

c) zu dem gesetzlich festgesetzten Höchstpreis abzuliefern. 

11. Die Rentabilität ist bei guter Organisation für Abdeckerei- 
und Schlachthofanlagen mit 

a) großem Anfall eine „sehr gute“, 

b) kleinem Anfall (wie z. B. Abdeckereien mit nur jährlich 
100—300 Stück Großvieh und Schlachthöfe nach dem 
Vorbild von Straubing) eine „befriedigende“ zu nennen. 

12. Die hauptsächlichsten für die Lieferung von Verwertungs¬ 
apparaten in Betracht kommenden Firmen sind im Anhänge zu¬ 
sammengestellt. 

* 

Firmen für Kadaver- und Schlachthofabfali-Verwertungsanlagen. 

Göhrig & Leuch s, Akt-Ges., Darmstadt, welche 
komplette Ertraktoren mit Fettabscheider, die sogenannten G a r t h - 
sehen Sammelgefäße (ohne Trockenvorrichtung) liefert mit einer 
Fassung von 

1. 800 kg für. 4500 M. 

2. 500 „ „ . 4000 „ 

3. 300 „ „. 3500 „ 

J. G. Grotkaß, Bremen, Dobbenweg 7, welche mit Benzin 

extrahierende komplette Anlagen konstruieren läßt mit einer 
Fassung von 

50 Ztr. für .... 14—20000 M. 

Leistung in 12 Stunden 50 Ztr. Rohmaterial. 

David Grove, G.m.b.H., Charlottenburg, Kaiserin-Augusta- 
Allee 86, welche komplette Anlagen liefert mit einer Fassung von 

1. 40 Ztr. für. . 22 000 M. Leistung in 12 Stunden 40 Ztr. 


2. 30 „ „ . . 18 000 

TJ 

. , 12 

30 „ 

3. 20 „ „ . . 16 000 

V 

* , 12 

20 „ 

4. 15 „ „ . . 13 000 


„ „ 12 

15 » 

R u d. A. Hartmann, 

Berlin, 

Gitschincrstraßc 65, 

welch' 


komplette Anlagen liefert: 

a) nach vereinfachtem Modell mit einer Fassung von 10 bis 
24 Ztr. für 12—18 000 M. Leistung in 12 Stunden 
10-24 Ztr., 

b) nach Modell Fleischverwertung mit einer Fassung von 
16—24 Ztr. für 18- 23 000 M. Leistung in 12 Stunden 
16—24 Ctr. und 

c.) mit einer Stundenleistung 4—15 Ztr. für 20—50 000 M. 

Hedwighütte, Maschinenfabrik in Viersen (Rhein¬ 
land), welche komplette Anlagen mit Selbstheizung und Motor liefert 
mit einer Fassung von 

1 . 24 Ztr. für 17 500 M. Leistung in 12 Stunden 24 Ztr. 

2.13 „ „ 11000 „ „ „12 „ 13 „ 

Richard Heike, Berlin-Hohenschönhausen, welche kom¬ 
plette Anlagen mit Fettabscheider liefert mit einer Fassung von 

1 . 25 Ztr. für 6450 M. Leistung in 12 Stunden 25 Ztr. 

2. 40 „ „ 8650 „ „ „ 12 „ 40 „ 

Franz Hochmuth, Dresden, Papiermühlengasse 9, welche 

komplette Anlagen inkl. Dampfkessel und Dampfmaschine liefert 
mit einer Fassung von 

1. 20 Ztr. für 19 500 M. Leistung in 12 Stunden 20 Ztr. 

2. 25 „ „ 21060 „ „ „12 „ 25 „ 

3. 30 „ „ 24050 „ „ „12 „ 30 „ 

4. 40 „ „ 27 300 „ „ „12 „ 40 „ 

5. 50 „ „ 30 500 „ „ „ 12 „ 50 „ 

Gcbr. Karges, Braunschweig, Hamburgerstr. 32a. welche 
komplette Anlagen zum Preise von 12; 00 —ü 2 000 M. liefert. 

Karl Niessen, München, Bayerstraße 26 b— c. welche 
a) komplette Kadaververwertungsanlagen mit Fettabscheider, 
Leimwasser-Rezipienten und Schlammfänger liefert mit 
einer Fassung von 

1. 16 Ztr. für 13 650 M. Leistung in 10 Stunden 16 Ztr. 

2. 20 „ „ 15 900 „ „ „ 10 „ 20 „ 

3. 30 „ „ 17 900 „ „ „ 10 „ 30 „ 

1») komplette Verwertungsanlagen für Schlachthofabfälle, 

System Heiß-Niessen, ohne Fettabscheidung, liefert 
mit einer Fassung von 

1 . 200 Ltr. für 3790 M. Leistung in 8 Stunden 200 kg 

2. 300 „ „ 4340 „ „ „ 8 „ 300 „ 

3. 400 „ „ 4900 „ „ „ 8 „ 400 „ 

4. 500 „ „ 5500 „ „ „8 „ 500 „ 

5. 600 „ „ 5830 „ „ „ 8 600 „ 

6 . 700 „ „ 6170 „ » „ 8 „ 700 „ 

7. 80 J „ „ 6600 „ „ „ 8 „ 800 „ 

L. A. R i e d i n g e r , A k t. - G e s. in Augsburg, welche Fleisch- 

und Kadaververwertungsanlagen errichtet mit einer Fassung von 

1. 40 Ztr. mit Gesamtzubehör inkl. Dampfkessel und Dampf¬ 
maschine, Eisenbahnfracht und Montage = 28 500M. kosten. 

12stündige Leistungsfähigkeit 40 Ztr. 

2 . 30 Ztr. mit Gesamtzubehör = 25 300 M. kosten. 

12stiindige Leistungsfähigkeit 30 Ztr. 


3. 20 Ztr. mit allem Zubehör = 18 200 M. kosten. 

12stündige Leistungsfähigkeit 20 Ztr. 

4. 15 Ztr. mit allem Zubehör = 14 400 M. kosten. 

12stündige Leistungsfähigkeit 15 Ztr. 

5. 10 Ztr. Rohmaterial mit allem Zubehör = 12 000 M. kosten. 

12stündige Leistungsfähigkeit 10 Ztr. 

Venuleth & Ellenberger, Darmstadt, welche komplette 
Anlagen liefert mit 

a) 1 Extraktor und 1 Trockner 



a) 1 Extraktor und Trockner 


750 750 21900 16 000 

1000 1000 24 200 18 600 

1250 12o0 27 150 21 100 

1500 1500 29 000 22 500 

c) Kleinere Anlagen 

400 | 400 | 14 900 | 10 100 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starb: 

Stabsveterinär Adolf Resow (Schlachthofdirektor in 
Frankfurt a. 0.). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Korpsstabsveterinär a. D. Johann Amon (in München). 

Oberveterinär Ludwig Haller (Tierarzt in München). 

Oberveterinär Rudolf Klaiber (Tierarzt in Freising). 

Oberveterinär Franz Ferazin (Distriktstierarzt in Rot¬ 
thal mii ns ter). 

Veterinär Dr. GeorgZeilinger (Tierarzt in Freiburg i. Br.). 

Veterinär Mathias Rieger (Tierarzt in Pasing). 

Veterinär Raimund Beck (Tierarzt aus Weichtungen). 

Veterinär Alois Widmann (Tierarzt in Schneverdingen). 

Veterinär Gustav Regenbogen (Tierarzt ans Horgauer- 
greuth). 

Veterinär Dr. Gottfried Schott (Tierarzt aus Pfarr¬ 
kirchen). 

Veterinär Johann Wieser (Tierarzt aus Holzkircben). 

Veterinär Dr. Josef Burger (Tierarzt in Petershausen). 

Veterinär Dr. Josef Badberger (Distriktstierarzt in 
Königshofen i. Grabfeld). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Max Sandgruber aus 
Ingolstadt (Studierender der Tierärztl. Fakultät der Uni¬ 
versität München). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Josef Wellen liofer 
aus Neunburg (Studierender der Tierärztl. Fakultät der 
Universität München). 

Veterinär Max G 1 ft s e 1 (Tierarzt aus Adorf). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Erich Seelen aus 
Weißenfels a. R. (Studierender der Tierärztl. Hochschule 
in Berlin). 

Oberveterinär Max Sommer (Tierarzt in Apolda). 

Einhnndertnnddreizehnte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 24. September 1916, bis Sonnabend, 
den 30. September 1916. 

An der W estfront keine wesentlichen Veränderungen. 

Die Angriffe der Engländer und Franzosen auf dem Kriegs¬ 
schauplätze Ancre-Somme dauern fort.. Angriffe an der Maas 

sind nur noch vereinzelt vorgekommen. 







Oktober t9IG. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSC HRIFT . 


47‘J 


An der Ostfront nur schwächere Angriffe der Russen 
bei Luck, Swiniuchi und in den Karpathen. 

An der Front gegen Rumänien wurden westlich 
von Petroseni rumänische Vorstöße abgewiesen. Die unter 
dem Befehl des Generals von Falckenhayn stehenden deut¬ 
schen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte haben bei 
Hermannstadt einen vollen Sieg errungen. Eine weit aus¬ 
holende Umgehungskolonne bayerischer Truppen hatte am 
26. September im Rücken des Feindes die Straße über den 
„Roten Turm-Paß“ (Veres Torony er) gesperrt; alle Versuche 
des Gegners, diesen wieder zu öffnen, blieben vergebens. 
Gleichzeitig drangen von Westen, Norden und Osten öster¬ 
reichisch-ungarische und deutsche Kolonnen gegen die süd¬ 
lich von Hermannstadt kämpfenden rumänischen Divisionen 
vor. Der Feind wehrte sich verzweifelt, das Ringen war 
außerordentlich blutig. Jedes fahrbaren Weges beraubt, 
flüchteten sich die Trümmer der rumänischen Truppenverbände 
in das Fogaraser Gebirge. Die Zahl der Gefangenen wächst 
stündlich. Die Beute ist sehr groß, da der Feind seinen Fuhr¬ 
park — soweit er ihn nicht vernichten konnte — liegen lassen 
mußte. 

Aus der Schlacht von Hermannstadt w r aren bis zum 
1. Oktober eingebracht: über 3000 Gefangene, 13 Geschütze. 
Ferner sind erbeutet eine Flugzeughalle, 2 Flugzeuge, 10 Loko¬ 
motiven, 300 Waggons mit Munition, über 2000 Munitions¬ 
wagen, über 2000 gefüllte Bagagew'agen, 70 Kraftwagen, 
ein Lazarettzug. Weiteres Material wird erst allmählich aus 
den Wäldern geborgen werden. Der Rote Turm-Paß ist an¬ 
gefüllt mit zerschossenen Fahrzeugen. Südlich des Passes 
wurden rumänische, gegen die Höhen westlich Cainerii ge¬ 
richtete stärkere Vorstöße abgeschlagen. 

Im Hoetzinger (Hatsberger) Gebirge griff der Feind west¬ 
lich des Strell-(Sztrigy-)Tales vergebens an. 

Auf den übrigen Kriegsschauplätzen nichts Neues. 

t N e v. 

über den denkenden Hund Rolf von Mannheim. 

Von Dr. Wilhelm Neumann. 

(M. m. W., Jg. 31, 1910, S. 1226.) 

N e u m a n n hat eine Nachprüfung der über den 
denkenden Hund Rolf aufgestellten Behauptungen 
vorgenommen. Dabei kommt er zu folgendem zusammen¬ 
fassenden Ergebnis: 

Per denkende Hund Rolf wurde veranlaßt, sich zur 
Äußerung seiner Gedanken eines Verfahrens zu bedienen 
(Klopfen auf einen vom Versuchsleiter frei gehaltenen Papp¬ 
deckel), das eine Einmischung der Gedanken seiner Umgebung 
nicht ausschloß. 

Es läßt sich nachweisen, daß eine solche Einmischung 
menschlicherGedankendurchentsprechende 
Ausnützung des erwähnten mechanischen 
Verfahrens von seiten des Versuchsleiters 
tatsächlich stattgefunden hat. 

Ferner sind in Versuchen, wo bei einer bestimm¬ 
ten, dem Hunde gestellten Aufgabe die 
Einmischung menschlicher Gedanken expe¬ 
rimentell ausgeschlossen wurde, der Auf¬ 
gabe entsprechende Hundegedanken stets 
ausgeblieben. 

Endlich wurden unwissentliche Versuche mitgeteilt, aus 
denen hervorgeht, daß statt der ausbleibenien 
Hundegedanken solche Menschengedanken 
einzutreten pflegten, von denen die Um¬ 
gebung des Hundes irrtümlich glaubte, daß 


sie als Beweis für die gerade geforderten 
selbständigen Verstandsleistungen des 
Hundestauglichwären. 

Alle bisher protokollierten „Denkleistungen“ des Mann¬ 
heimer Hundes müssen danach bis zum Beweise des Gegen¬ 
teiles als Denkleistungen seiner Umgebung 
angesprochen werden, und es ist wahrscheinlich, daß auch an 
der Registrierung dieser sich einem „infantilen“ Gesichtskreise 
anpassenden Gedanken dem Hunde kein seelischer, sondern 
nur ein mechanischer Anteil zuzuschreiben ist. 

Die auf Grund der „Mannheimer Tatsachen“ in der 
Literatur veröffentlichten Erörterungen fallen somit 
vorläufig aus dem Rahmen der Tierpsycholo- 
g i e. Ein Hund, dessen Nachdenken sich nachweislich in 
sprachlichen Formen zu äußern vermag, bleibt ebenso zu 
finden, wie überhaupt ein Hund, dessen Seelenleben sich 
grundsätzlich über das den Psychologen, Liebhabern und 
Züchtern seit langem vertraute Gebiet hinaus erstreckt. 

Pfeiler. 

— Vom Lazarett für SanitAUhunde In Jena. Das vom „Verein 
der Tier- und Menschenfreunde in Jena“ und dem „Deutschen Ver¬ 
ein für Sanitätshunde in Oldenburg“ errichtete Lazarett hat bis 
jetzt 20 Sanitätshunde aufgenommen. Die Behandlung hat die tier¬ 
ärztliche Anstalt in Jena übernommen. Das Lazarett ist an einem 
mit Nadelwald bestandenen Südabhang untergebracht. Hier unter 
schattigen Bäumen sind die Baracken für* die leidenden Tiere er¬ 
richtet Es bestehen drei verschiedene Arten von Baracken, für 
schwerkranke, für erholungsbedürftige, für die mit ansteckenden 
Krankheiten behafteten Tiere. Eine Baracke für. schwerkranke 
Tiere besteht aus zwei Teilen: dem vorderen, einem mit Drahtgitter 
verschlossenen Laufraum, und dem hinteren, der als Aufenthalts¬ 
raum für die Nacht und an kalten Tagen dient Die weniger 
kranken Tiere sind an Laufketten untergebracht und haben als 
Unterkunftsraum ein Häuschen zur Verfügung, das aus Vorraum 
und aus Schlafraum besteht In diesem befindet sich eine große 
liegende Tonne mit eingelegter Strohmatratze. In diesen Tonnen 
liegen die Hunde sehr gern. Alle Ausgaben sind bisher aus frei¬ 
willigen Gaben bestritten worden. Die im Lazarett untergebrachten 
Sanitätshunde werden täglich durch die sich anschließenden schönen 
Waldungen spazieren geführt, was ihrer Genesung und ihrem 
Wohlbefinden sehr zuträglich ist. Als Futter erhalten die 
Hunde Soldatenkost aus der Gamisonküche in Jena und außerdem 
auf den Kopf täglich einen Liter Milch. Die schwächeren, be¬ 
sonders die magenkranken und nervösen Tiere bekommen noch, je 
nach ihrem Zustande, Haferschleim, Eier, Wein und Honig. Auf 
diese Weise hofft der „Verein der Tier- und Menschenfreunde“ den 
wackeren Tieren einen Dank für die dem Vaterlande geleisteten 
Dienste abzustatten. Der Verein glaubt aber damit nicht nur 
diesen Tieren, sondern auch der Menschheit zu dienen, indem er 
sich bemüht, die erkrankten Sanitätshunde durch gute Pflege recht 
bald -wieder der Rettung der Vaterlandsverteidiger zuzuführen. 
Da das Grundstück über 13 000 Quadratmeter umfaßt, so können, 
unter der Voraussetzung, daß genügende Mittel zur Errichtung der 
Baracken und der Unterhaltung der Tiere eingehen, eine sehr große 
Anzahl kranker Sanitätshunde Aufnahme finden. Der Verein ge¬ 
denkt auch, nach dem Kriege das Lazarett in ein Invaliden- und 
Altersheim für Sanitätshunde, die den Feldzug mitgemacht haben, 
umzuwandeln und solchen Tieren, die von ihren Eigentümern nicht 
wieder zurückgefordert werden, Pflege bis zu ihrem Tode zu 
sichern. (Tagespresse.) 

— KriegsbUndenhunde. Der „Deutsche Verein für Sanitäts¬ 
hunde“ hielt in Oldenburg im Hause seines geschäftsführenden Vor¬ 
sitzenden unter Leitung des Großherzogs von Oldenburg und unter 
Teilnahme eines Vertreters des Kriegsministeriums in voriger 
Woche eine Ausschußsitzung ab, in der zum Beschluß erhoben 
wurde, die Sanitätshunde nunmehr auch als Kriegsblindenhunde 



480 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No 40 


auszubilden, das heißt als Führer, Begleiter und Beschützer der 
im Kriege erblindeten Offiziere und Mannschaften. Das Kriegs¬ 
ministerium und die berufsmäßig mit der Kriegsblindensache be¬ 
trauten Stellen haben das neue Arbeitsziel des Vereins, dem man 
auch in den weitesten Kreisen der Bevölkerung Sympathie ent¬ 
gegenbringen wird, mit Anteilnahme begrüßt und Förderung in 
Aussicht gestellt. 

Vom Deutschen Landwirtsohaftsrat. 

Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat in seiner 44. Plenar¬ 
versammlung am 21. September in Berlin eine Reihe von Be¬ 
schlüssen gefaßt, die für weitere Kreise bemerkenswert sind. 

Zur Lage der Produktion, im Hinblick auf die Verordnun¬ 
gen für das bevorstehende Bewirtschaftungsjahr, wird erklrät, daß 
die wirtschaftlichen Maßnahmen des zurückliegenden zweiten Kriegs¬ 
jahres den Aufgaben der Volksernährung nicht in allen Teilen 
gerecht geworden sind. Wenn auch in Einzelfragen eine wesent¬ 
liche Besserung neuerdings anerkannt werden muß, so erfüllt es 
dennoch mit den größten Sorgen für den weiteren Verlauf der 
Beschaffung von Nahrungsmitteln, daß mehr denn je gegen das 
naturgemäße, allgemein verständliche Gebot verstoßen wird, die 
Produktionskraft und Produktionsfreudigkeit der allein zuver¬ 
lässigen inländischen Nahrungsmittelerzeugung zu erhalten, und 
daß bei der großen Zahl der neuen Verordnungen kein Wort der 
Fürsorge für die unerläßliche, allen übrigen Maßnahmen voran¬ 
zustellende Produktion gefunden wird. 

Über die Förderung der Schweinemast und Siche¬ 
rung der Heereslieferung wird mitgeteilt, daß die 
Sicherung der Heereslieferung mit Mastschweinen auf die Dauer 
nicht allein durch Sondermastverträge erreicht werden kann, da 
der Bedarf zu groß ist. Nur bei gleichzeitigen Maßnahmen, die 
die Schweinehaltung im ganzen zu beleben geeignet sind, kann 
eine Beruhigung der Heeresverwaltung hinsichtlich einer aus¬ 
reichenden Belieferung eintreten. 

Zur Belebung der Schweinemast werden dann noch einige 
Leitsätze aufgestellt. 

Zur Sicherung des Bedarfs an Speisefetten wird 
ausgeführt, daß aus mehrfachen Gründen die Erzeugung und die 
Heranziehung von Butterfetten sich nicht auf der Höhe erhalten 
läßt, die die Befriedigung des Fettbedarfs der Bevölkerung herbei¬ 
führen könnte. Nur eine wesentliche Förderung der Schweinemast 
wird es verhindern, daß man schließlich dem Bedarf zuliebe zu 
Maßnahmen gegen die Butter-, • bzw. Milcherzeuger schreitet, die 
eine sehr ernste Gefahr für die Erhaltung der jetzigen Milchvieh¬ 
bestände bedeuten würde. Zur Gewinnung von Milch, Butter, 
Käse für die städtische Bevölkerung werden allerorts in ge¬ 
eigneter Weise eingerichtete freiwillige Ablieferungsstellen sich 
ganz besonders bewähren, um so mehr, wenn ihnen von der 
Kommunalverwaltung besondere Berücksichtigung erwiesen wird. 
Dagegen wird die Durchführung eines Ablieferungszwanges in den 
kleinen Kuhhaltungen einen erschreckenden Rückgang der Milch¬ 
erzeugung und letzten Endes der Kuhhaltung selbst herbeiführen. 

Über die Sicherung der Kartoffel Versorgung 
wird empfohlen, die Deckung des Bedarfs der einzelnen Ver¬ 
braucher durch unmittelbaren Bezug vom Erzeuger mit oder ohne 
Vermittlung des Handels zu fördern. Es sei anzuerkennen, daß 
eine zu weitgehende Zurückstellung der Kartoffeln zum direkten 
menschlichen Genuß neben der Gefahr vermehrten Verderbens 
auch eine ausreichende Schweinemast in Frage stellt, ebenso eine 
hinlängliche Ernährung der Gespannpferde und somit die Durch¬ 
führung der notwendigen Wirtschaftsarbeiten. Die genügende Ver¬ 
sorgung der Spiritusbrennereien mit Kartoffeln ist unumgänglich. 
Schon die Heeresverwaltung bedarf großer Mengen Spiritus zu 
technischen Zwecken. 

Nachdem eine gleichmäßige und wirtschaftliche Belieferung 
der Konsumenten sich mit den Anordnungen der Reichskartoffel¬ 
stelle und einer noch so willfährigen Betätigung der Kommunal¬ 
verbände nicht hat erzielen lassen, ist zur Vermeidung weiterer 
bedenklicher Störungen im Verkehr mit Kartoffeln und zur 


Herabminderung der unerträglich hohen Verluste an Kartoffeln auf 
den Transportwegen der sachkundige und bewährte Kartoffelhandel 
wiederum sofort in geeigneter Weise einzugliedern. 

Kreistierärztliche Prüfung in Berlin. 

Die nächste praktisch-mündliche Prüfung für Kreistierärzte 
beginnt am Montag, den 20. November d. J., in der Tierärztlichen 
Hochschule in Berlin. 

— Ergebnis der Reichsbuchwoche. Der Gesamtausschuß zur 
Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten (Berlin) 
kann nach Empfang der Berichte von seiten des größten Teiles der 
ihm angeschlossenen Landes-, Provinzial- und Groß-Berliner 
Sammelstellen über die Spenden zur Reichsbuchwoche feststellen, 
daß nicht weniger als zwei Millionen Bände und Zeitschriften unter¬ 
haltenden und wissenschaftlichen Inhalts eingegangen sind. 

— Zur Viehausfuhr aus Holland. Wie die in Doetinchem 
(Holland) erscheinende Wochenschrift für Viehhändler, Fleischer 
und Exporteure „De Vee en Vleeschhandel“ vom 6. September d. J. 
mitteilt, hat sich in Haag durch Vermittlung des Ministeriums für 
Landwirtschaft, Industrie und Handel ein Verein zur Überwachung 
des Vieh-Exports gebildet. Derselbe stellt sich aus Vertretern der 
Landwirtschaft, der Rindviehveredelungsvereine und des Vieh¬ 
handels zusammen. Die Satzungen weisen aus, daß der Verein 
für die Dauer von drei Jahren gegründet ist und die Regelung der 
Ausfuhr von Rindern bezweckt, soweit letztere nach den vom 
obigen Ministerium zu erlassenden Verfügungen gestattet sein wird. 


Bücherbesprechungen. 

Neue Eingänge. 

— Bakteriologische Diagnostik mit besonderer Berücksichtigung der 
experimentell-ätiologischen Forschung, Immunitätslehre und der Schutz¬ 
impfungen. Für Tierärzte und Studierende der Veterinärmedizin. Von 
Prof. Jakob Bongert, Direktor des Instituts für Nahrungsmittelkunde an 
der Königlichen Tierärztlichen Hochschule in Berlin. Vierte, neu 
bearbeitete Auflage. ,Mit 31 Abbildungen und 1 Farbendruck- 
Tafel im Text, sowie 20 Autotypie-Tafeln, enthaltend 111 vom Verfasser 
hergestellte Photogramme. Berlin 1916. Verlagsbuchhandlung von 
Richard Schoetz, Wilhelmstraße 10. Preis geb. 15 M. 

— Operationskursus für Tierärzte und Studierende. Von Dr. W. 
Pfeiffer, Geheimer Medizinalrat, Professor der Veterinär-Chirurgie an 
der Universität Gießen. Sechste, vermehrt© Auflage. Mit 
75 Abbildungen. Berlin 1916. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, 
Wilhelmstraßc 10. Preis geb. 5,50 M. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Militär¬ 
verdienstorden 4. Kl. m. Schwertern: dem Veterinär Albert Hang. — 
Das Ritterkreuz 1. Kl. m. Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: 
dem Stabsveterinär Auerbach aus Plauen (Vogtl.). — Das Ritter¬ 
kreuz 2. Kl. mit Schwertern des Württembergischen Friedrichs¬ 
ordens: dem Oberveterinär Dr. Oskar Frank , dem Oberveterinär a. D. 
Robert Neher in Ulm a. D., dem Oberveterinär d. L. 1 Friedrich 
Schneider , Stadttierarzt in Altensteig. — Das Badische Kriegs¬ 
verdienstkreuz: den Bezirkstierärzten, Veterinärräten Fridolm 
Denzlingcr in Adelsheim, Dr. Heinrich Dörriräehter in Freiburg, 
Heinrich Fchsenmeier in Radolfzell, Hermann Frank in Emmendingen, 
Hubert Marquart in Weinheim, Dr. Josef Vacth in Heidelberg, Franz 
Huber in Durlach; den Bezirkstierärzten Dr. August Oörig in Buchen, 
Dr. Alfons Hauger in Mannheim; den Schlachthofdirektoren, Vete¬ 
rinärräten Friedrich Bayersdörfer in Karlsruhe, Fritz Zahn in Heidel¬ 
berg; dem stellv. Schlachthofdirektor Dr. Arthur Friedmann in Pforz¬ 
heim; den Bezirkstierärzten Kramer in Triberg und Seltcnreich in 
Waldkirch. 

Ernennungen: Tierarzt Franz Sokolowski definitiv zum Kreis¬ 
tierarzt in Bischofsburg (Kr. Rössel), Kgl. Tierzuchtinspektor 
Dr. Niklas in Traunstein zum Vorstandsmitglied der Reichsfleisch¬ 
stelle. 

In der Armee: Preußen: Veterinär Thurm statt Magaz.-Fuhrp. 
Kol. 127 des XXVI. Res.-Korps Magaz.-Fuhrp.-KoL 127 des Garde- 
Res.-Korps. 

Todesfälle: Tierarzt Heinrich Schröder , Schlachthofdirektor 
Adolf Resow in Frankfurt a. Oder, Oberveterinär &. D. Hermann 
Wctßbach in Dresden. 


Verantwortlich fiir den Inhalt (oxkl. Inseratenteil i: i. V. l’rof. Ginge, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Ycrlagftbuchhandluiig von Richard Schoetz in Berlin. — 

Druck von \Y. BUxenntein, Berlin. 






IM« ,B«TttneT 'Pwlntllehe Woebensebrlft* erscheint 
wöchentlich lm Verlage von Richard Schoe'.s In 
Berlin BW. 48, WHhelmstr. 10. Durch jede« denUche 
Postamt wird dieselbe cum Preise von M. 6,— viertel* 
Jährlich (ausschließlich Bestellgeld) geliefert (öster¬ 
reichische Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Sr. 86.) Einzelnummern 60 Pt 


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Orlgtaalbeltrftge werden mit 60 Mk., ln Petit«ata aalt 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Ol age, Hamburg, Osterstr. ff; 
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dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regiemngsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke Öchlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierangsrat Dr. Nevermann 

Hamburg. Referent L Relchs-KoL-Amt in Berlin. ln Mülhausen i. K. ln Oöln. Vortrag. Rat Im Min. L Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landestierarnt für Hamburg: ln Wiesbaden. Bromberg Professor ln Dresden. Professor in Dresden. Professor ln Frei bürg. 

Ober-Med.-Rat Dr. J. Schmidt . Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, G&mams, D.S. W.-A. Ötadt-Tierarzt in Hamborg. Professor Ln Münoheo. MltgL d. Kais. Gesundheitsamts ln Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZQndel 

Professor ln Budapest Landestierarxt von Elsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 41 . Ausgegeben ain 12. Oktober. 


Inhalt: Schlegel : Vorkommen und Charakteristik der Neoplasmen im Hoden bei Tieren. (Fortsetzung und 
Schluß.) — Caemmerer: Zur Impfung der Schweine gegen die Rotlaufseuche. — Referate: Beck: Die 
Behandlung der Influenza der Pferde mit Cholera- und Typhusvakzin. — B i h a r i: Antirabische Impfungen bei Pferden. — 
Pal: Über die Wirkung der Hypophysenextrakte auf die Magensaftausscheidung und die Drüsensekretion im allgemeinen. — 
Asher: Die physiologischen Wirkungen des Schilddrüsensekrets und Methoden zu ihrem Nachweis. — Nahrungsmittelkunde 
und Fleischbeschau: Gläßer: Vereinfachung der bakteriologischen Fleischbeschau. — Verschiedenes. — Tierhaltung und Tier¬ 
zucht: Verschiedenes. — Tagesgeschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundvierzehnte Kriegswoche. — Sparsamkeit 
mit Arzneimitteln und Heilbehelfen. — Verschiedenes. — Personalien. 


(Aus dem Tierhygienischen Institut der Universität Freiburg i. Br.) 

Vorkommen und Charakteristik der Neoplasmen im 
Hoden bei Tieren. 

Von Prof. Dr. M. Schlegel in Freiburg i. Br. 

(Mit fünf Abbildungen im Text.) 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Das Zystokarzinom führt zur erheblichen Vergrößerung 
des Hodens; beim Hund werden Ausmaße von 12,5 cm Länge, 
10,5 cm Breite und 6 cm Dicke erreicht. Die Oberfläche der 
Neubildung erscheint grobhöckerig, die Kapsel verdickt und 
getrübt, vielfach mit narbigen Schrumpfungen und Ein¬ 
ziehungen an den Seitenflächen. Der Halbierschnitt des 
Zystokarzinoms bietet ein überaus buntscheckiges marmoriertes 
oder schwartenmagenähnliches Kolorit und zeigt zunächst ein 
stark entwickeltes fibröses oft fächerartig angeordnetes Stroma, 
das ein reich verzweigtes, mit grauweißen Rindegew ebzügen 
ausgestattetes Gerüstwerk vorstellt, in dessen Hohlräumen 
wickenkorn- bis haselnußgroße, teils, grauweiße bis graugelbe 
solide markige verquellende Tumorknoten, teils verschieden 
große Zysten liegen, die einen blutig-braunroten geronnenen 
oder graugelben transparenten frosclilaichähnlichen gallertig- 
kolloiden Inhalt aufweisen. Normales Hodenparenchym fehlt 
völlig. Die Geschwülste besitzen im ganzen eine schwamm- 
artige Beschaffenheit, gleichen grobanatomisch durchaus dem 
Adenoma sero-hämorrhagicum bzw. Cystocarcinoma des Eier¬ 
stocks bzw. demjenigen der Nebenniere oder Schilddrüse des 
Rindes und haben neben den homogenen markigen grauweißen 
Knoten ausgesprochen adenomatös-zystischen Charakter, 
welcher in Metastasen der Epididymis, des Samenstrangs und 
der Lumballymphknoten usw. gleicherweise kopiert erscheint. 

Metastasenbildungen schließen sich namentlich 
bei Pferden und Hunden an primären Hodenkrebs, sobald der¬ 
selbe auf den Samenstrang fortgeschritten ist, zunächst durch 


Weiterverbreitung der Krebskeime auf den Lymphwegen nach 
den Scham-, Leisten-, Lumbal- und Mediastinallymphknoten, 
Peritoneum usw. an, was sich um so leichter abwickelt, als 
im Hoden, wo neben zahlreichen Kapillarnetzen die Lymph¬ 
gefäße und Lymphspalten um die Tubuli seminiferi in großer 



Fiy. 4. 

Kindskopfgroßes Cystocarcinoma papilliferum des linken Hodens, fortlaufende 
Metastasen iin Nebenhoden, Samenstrang und don Lendenlymphknoten bei einem 
4jähr. Bernhardiner Hund. 

Zu unterst (in der Figur): der halbierte Hoden (12,5:10,6:6 cm) mit verdickter 
Kapsel und netzförmigem, fibrösem Interstitialgewobe, dessen Maschen kleine 
und große alveoläre Hohlräume bilden, die mit erbsen- bis hasclnußgroßen grau¬ 
weißen markigen Tuinorknoten erfüllt oder in fächerige Zysten umgewandelt sind, 
welche gallertig-kolloiden graugelben oder blutig-braunroten Inhalt besitzen, 
daher das bunte, blutschwartenmagenähnliche adenomatös-zystische Aussehen 
sowohl des Hodens wie der Metastasen im Samenstrang und den Lendendrüsen. 







1 


482 

Anzahl netzförmig angeordnet sind, die Krebszellen nach 
Durchbruch der Kanälchenwandungen in den Lymphräumen 
rasche Weiterentwicklung finden. Durch Einbruch von 
krebsigen Bestandteilen in die weiten, knotig oder zystisch 
angeschwellten Venen des Plexus pampiniformis führt der 
Krebsprozeß zur embolischen Verbreitung in die Vena sperma- 
tica interna, Vena cava caudalis usw. unter Bildung von 
sekundären Krebsknoten in Leber, Milz, Darm, sowie im ander- 
seitigen Hoden. 

Unter 68 primären Hodentumoren traten 11 mal (bei 
je 5 Pferden und Hunden sowie 1 Katze) sekundäre Krebs¬ 
herde auf, wobei fast ausschließlich Karzinome (und nur 

1 Sarkom beim Hund) metastasierten. — Sekundäre diffuse 
karzinomatöse Infiltration nebst agglomerierten Krebsknötchen 
auf den Scheidenhäuten beider Hoden bildete sich nach 
S c h e g e 1 (1. c.) bei einem Pferde mit primärem ausgebreitetem 
Darmkrebs. 

Die Tumoren stellen histologisch hauptsächlich 
Zylinderkrebse vor, die ihren Ausgang von den Samen¬ 
kanälchen durch schrankenlose' Wucherung der Samenzellen 
(Spermatogonien) nehmen und zumeist ausgesprochen drüsigen 
Bau zeigen. Die Tubuli seminiferi sind zunächst dilatiert, mit seit¬ 
lichen Sprossen besetzt und mit proliferierten epithelialen Zellen 
vollgestopft; neben runden oder stark gebuchteten und viel¬ 
fach untereinander zusammenhängenden Drüsenhohlräumen fin¬ 
den sich solide alveolär angeordnete relativ große Krebskörper 
und Krebszellstränge, die mit kubischem oder zylindrischem 
Epithel ausgestattet sind. Dazwischen liegt das netzförmige, 
meist vaskularisierte Stroma, welches gemeinhin von Spindel¬ 
zellenzügen gebildet wird und vielfach kleinzellig infiltriert er¬ 
scheint; es zeigt aber auch festes fibröses Bindegewebe. Die 
Epithelzellen füllen die kleineren Drüsenschläuche als solide 
Krebskörper derart aus, daß Lumina nur andeutungsweise 
vortreten. 

Die ziemlich geräumigen Zelleiber zeigen aber in den 
größeren zystisch dilatierten Kanälchen (besonders nach dem 
Lumen hin) Neigung zu hochgradiger gallertiger, weniger zu 
fettiger Metamorphose. Die Innenfläche der größeren Cysten 
besitzt daher zufolge der Gallert- und Schleimentartung nur 
schmale Streifen von Epithelzellen, während das Lumen der 
Zysten mit diffus gefärbten Gallertmassen erfüllt ist. Die 
Zystenwände sind entweder glatt: Cystocarcinoma 
simplex, oder sie zeigen feine, sich in das Lumen erhebende 
bindegewebige Exkreszenzen, auf deren Stielen vielschichtiges 
kubisches oder zylindrisches Epithel sitzt: Cystocarci¬ 
noma papilliferum. 

Die Hohlräume sind überall von polymorphen Krebszellen 
erfüllt, nirgnds finden sich Übergänge oder Verbindungen 
zwischen dem alveolär gebauten Stroma und den Epithelien, 
zwischen denen nirgends sich verteilende, von der Wand aus¬ 
gehende Fibrillen sich finden (Unterschied gegenüber dem 
Sarkom). Nach Borst (Lehre von den Geschwülsten) besteht 
im alveolären Karzinom stets ein strenger Gegensatz zwischen 
der epithelialen Einlagerung und dem Bindegewebsgerüst. 

Unter den 19 bei Tieren nachgewiesenen 
Karzinomen fanden sich 5 Medullarkarzinome und je 

2 Adenokarzinome und Zystokarzinome. Bei Pferden er¬ 
langten dieselben Mannskopfgröße und Gewichte von 3,2 bis 
6,5 kg und traten ein- und beiderseitig auf. Bei Hunden 


No. 41. 


erreichten die Geschwülste Faustgroße und Ausmaße von 
12,5 cm Durchmesser und 6 cm Dicke. Schlegel (1. e.), 
Calve (27), Coquotet Lecaplain (28), P a u e r (29). 
Künnemann (1. c.), Appenrodt (30), Fröhner (31). 
T r a s b o t (1. c.), N o c a r d (1. c.), Pick und Poll (32), 
Puntigam (33), Möller (33) und L e i s e r i n g (34) haben 
Karzinome ebenso wie das Tierhygienische Institut Frei¬ 
burg (1. c.) beschrieben. 

Kitt (pathol. Anat) hat durch verdienstvolle Arbeit im 
Hoden bei Pferden und Hunden enorm große diffuse lappig¬ 
knotige Geschwülste von drüsenähnlichem Aussehen unter¬ 
sucht, deren Zellen so embryonale Formen aufwiesen, daß ihre 
Bestimmung als Epithelien oder Sarkomzellen schwierig war, 
weshalb solche Neubildungen mit dem Sammelbegriff Orchidom 
(Orchidoblastom) belegt wurden. Indessen wird, nachdem nun¬ 
mehr die Hodentumoren hinreichend charakterisiert wnirden, 
bei einläßlicher histologischer Untersuchung die Einreihung zu 
den Sarkomen bzw r . Karzinomen, oder aber zu den Teratomen 
zweckdienlicher sein. 

Mischgeschwülste. 

Die Teratome kommen im Hoden bei Tieren nächst 
Karzinomen und Sarkomen als häufigste Tumoren vor. In 
diesen Mischgeschwülsten wurden die verschiedenartigsten 
Gewebe, wie Bindegewebe, myxomatöses Gewebe, Fettgewebe, 
Knorpel, Knochen, Muskulatur, reichliche Gefäße und Nerven, 
Drüsengewebe u. dgl. nachgewiesen; oft finden sich in Form 
zahlreicher und großer Hohlräume multiple Zystombildungen, 
so daß die Teratome derbe oder weiche, solide oder zystische 
Tumoren von verschiedener Farbe und Struktur vorstellen. 
Die neben Zysten auftretenden, Schleim produzierenden 
Drüsen bilden runde oder buehtige Hohlräume mit platten, 
kubischen oder zylindrischen Epithelauskleidungen. Die bunte 
Zusammensetzung der Misehgeschwtilste — die angeboren 
Vorkommen, sich aber zumeist erst im späteren Alter aus- 
wachsen — wird dadurch bedingt, daß die mit Zylinderepithel 
ausgestatteten Zysten und Kanäle dem Entoderm, das Binde¬ 
gewebe, Knorpel, Knochen und Muskulatur dem Mesoderm, 
ferner die epidermoidalen Elemente dem Ektoderm entstammen. 

Teratome, die als Dermoide im Hoden auftreten, 
können (ähnlich wie im Ovarium) vorwiegend Bestandteile der 
Haut (Epidermiszellen, Fett, Haare, Zähne), Knorpel, Knochen 
u. dgl. enthalten. 

Teratome, die durch Gewebsverlagerungen in der späteren 
Embryonalentwicklung erklärt werden, heißen dann E m * 
bryome, wenn in ihnen Gewebsarten aller Keimblätter ver¬ 
treten sind. Einlagerung einzelner Gewebsformationen 
(Knorpel, Muskulatur) zu einfachen Geschwulstbildungen er¬ 
klärt sich dadurch, daß solche Bestandteile während der 
Embryonalentwicklung in die Anlage des Hodens gerieten. 
Oft überwiegen einzelne Gewebsarten, so daß solche Ge¬ 
schwülste nach dem Hauptcharakter den Adenomen, Adeno- 
zystomen, Chondrokarzinomen oder den Zystosarkomen zu¬ 
gehören. 

Unter den 8 bei Tieren nachgewiesenen 
Teratomen fanden sich 6 Dermoidzysten, ferner je 
1 Embryom und Myxolipomyoadenoma malignum. Die 
6 Dermoid zysten wuirden ausschließlich bei Pferden 
(darunter 2 Kryptorchiden) beobachtet; sie enthielten in 
4 Fällen außer Fett und Epidermiszellen auch Haare und Zahn- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



12. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


483 


anlagen (Schneide- und Backenzähne). — Das Embryom 
wurde im Hoden eines Hahnes nachgewiesen: die Schnitt¬ 
fläche der leicht ausschälbaren Geschwulst bestand aus ver¬ 
schiedenen Gewebsarten und zwar hauptsächlich aus lockerem 
und myxomatösem gefäßreichem Bindegewebe, in dem hyaline 
Knorpelinseln und Knochenbälkchen lagen, ferner aus Streifen 
glatter Muskulatur, kleinen Herden von Plattenepithelien mit 
Hornperlen und aus kleinen Zysten. 

Das Myxolipomyoadenoma malignum kam 
bei einem 3 Wochen alten Kalb kongenital vor: die Scheiden¬ 
häute waren an dem kopfgroßen Tumor verdickt und ver¬ 
wachsen. Die Schnittfläche quoll stark vor und teilte sich in 
eine ventrale, dem Hoden selbst entsprechende Geschwulst¬ 
partie, die wie gewuchertes Hodenparenchym (markig, weich, 
gclbweiß, schleimig-fettig, mit feinem netzförmigem Stroma) 
gebaut war. Die dorsale deutlich abgesetzte, dreieckig ge¬ 
staltete, intratestikulär gelegene Geschwulstpartie hingegen be- 



Fig. 5. 

Kongenitales Myxolipomyoadenoma malignum (Teratom) bei einem 3 Wochen 
alten Kalb. Linker, durch Gescbwulstbildung kopfgroßer halbierter Hoden 
(28:12 cm), 1,23 kg schwer. Die untere, dem Hoden selbst entsprechende kugel¬ 
runde Qeschwnl&tpartie ist durch lockeres Bindegewebe abgegrenzt, graugelb, 
schleimig-fettig, von feinem retikulären Stroma durchzogen, welches das adenomatös- 
tubulöse Geschwulstparenchym in Läppchen teilt; ferner viele wickenkorngroße 
kleinzystische (dunkle) Ilerdchen. — Dicht darüber: ein zweiter hühnereigroßer 
oblonger graugelber, aus gleichgeartetem Drüsenparenchym bestehender Knoten. — 
Darüber (dicht am Übergang in den Samenstrangj liegt ein weiterer haselnuß- 
großer, dem defekten Nebenhoden entsprechender (dunkler) Drüsenknoten. Die 
obere, ebenfalls intratestikulär gelegene Hälfte der Neubildung'besteht aus weißem 
Kälberfett, von dünnem Stützgerüst in viele Läppchen gesondert Diese lipomatöse 
Tumorhälfte umfängt das untere kugelige Adenom fast ringsum und enthält außer¬ 
dem Schichten embryonalen 8chleimgcwebes, glatte Muskelbändcr, reichlich Gefäße 
und Nerven (aus dem Ektoblast und MesoblaBt bervorgegangene Mischgeschwulst). 

stand aus rein weißem Kälberfett, in dem erbsen- bis taubenei¬ 
große, solide, fahlgelbe, adenomatös gebaute Tumorknoten 
lagen, die sich an Stelle des Kopfes und Schweifes der partielle 
Defekte aufweisenden Epididymis, deren Bestandteile infolge 
der Fettwucherung in die lipomatöse Tumorhälfte versprengt 
waren, fanden; gleichzeitig enthielt die lipomatöse Geschwulst¬ 
partie embryonales Schleimgewebe, glatte Muskulatur, ver¬ 
mehrte Gefäße und Nerven; es kamen somit aus mehreren 
Keimblättern hervorgegangene Gewebsarten vor, die teils dem 
Ektoblast, teils dem Mesoblast entwachsen sind. 


Clark (35), Kau p p (36), Winokureff (37), G u r 11, 

L o t h i a n und Clark (38), P i e r r o t (39) und Martin (40) 

(2 Fälle) haben ebenso wie das Tierhygienische Institut Frei¬ 
burg (1. c.) Teratome beschrieben. 

Literaturverzeichnis. 

1. Trasbot, Bulletin et Memoires de la soeiöte centrale de 
medecine veterinaire, S. 178, 1885. 

2. S c h 1 e g e 1, M., Zeitschr. für Tiermedizin, 1911, Bd. 15, S. 261 
und ebenda, 1909, 13. Bd., S. 349. 

3. Fröhner, Monatshefte f. Tierheilkunde 1895, 6. Bd., S. 468. 

4. K i r c h e r, Wochenschr. f. Tierheilkd., 50. Bd., S. 325. 

5. M a r a f o n , Giorn. della R. Soc. ed Accad. Vet. It., p. 130, 1904. 

6. H ick es, The vet. ree. 1905, Vol. 18, p. 328. 

7. Neveu, Zeitschr. f. Veterinärkd. 1908, 20/ Jahrgang, S. 162. 

8. D e g i v e , Annales de med. v6ter., 1892. 

9. M u 1 s o w, K., Allgem. Fisch.-Ztg., Jahrg. 37, S. 206. 

10. Galli, II nuovo Ercolani 1911, p. 133. 

11. B o s s i, Giorn. di Vet. milit. VI. Zit. nach Jahresber. von Ellen¬ 
berger u. Schütz, 1893. 

12. G o o c h und H o b d a y, The vet. journal, 1906. Zit. nach 
Jahresber. von Ellenberger u. Schütz, 1906. 

13. Bruckmüller, Lehrbuch der pathol. Zootomie der Haus¬ 
tiere, 1863. 

14. Siedamgrotzky, Sächs. Veter.-Bericht, 1873. 

15. Krompecher, Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. Supple¬ 
mentheft zum 151. Bd. 

16. Alexander, Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1911, S. 42. 

17. Fox, The Journal of Pathol. and Bakteriol., 1912, Vol. 17, 
No. 2, S. 217. 

18. Schuemacher, Deutsche tierärztl.Wochenschr. 1896, S.408. 

19. Lothes, Veröffentlichungen a. d. Jahres-Vet.-Berichten der 
beamt. Tierärzte Preußens f. d. J. 1907, II. Teil, S. 71. 

20. Fröhner, Monatshefte f. Tierheilkd., 1902, XIII, S. 521; ebenda 
1898, 9. Bd., S. 200. 

21. Peuch und Ball, Journal de med. vet6r., 57. Bd., S. 592. 

22. G u r 11, Magazin f. d. ges. Tierheilkd., 22. Jahrg., 1856. 

23. Siedamgrotzky, Sächs. Vet.-Bericht, 1871. 

24. Duschanek, Tierärztl. Zentralbl. 1897, S. 303. 

25. Künnemann, Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilkd. 1910, 
Bd. 36, Supplement-Bd., S. 229. 

26. Zettl er, Inaug.-Diss., Freiburg, 1916 (mit umfangreicher Lite¬ 
ratur und Kasuistik). 

27. C a 1 v e, Rec. de med. vet., p. 12, ref. Ellenberger u. Schütz, 
1900. 

28. C o q u o t und L e c a p 1 a i n , Rec. de med. vet. 81, p. 609. 

29. Pauer, The vet. rec., Vol. 17, p. 88. 

30. Appenrodt, Preuß. Mitteil., 1883. 

31. Fröhner, Repert. d. Tierheilk., Heft 4, 1883. 

32. Pick u. Poll, Berl. klin. Wochenschr., Bd. 40, Nr. 23—25. 

33. Möller, Lehrb. d. spez. Chir. 1900, 2. Bd., S. 518. 

34. L e i s e r i n g, Ergebn. d. allg. Pathol. v. Lubarsch u. Ostertag, 

III. Jahrg., 1896, 2. Hälfte, S. 799. 

35. Clark, The Vet. journ. 1895, p. 210. 

36. K a u p p, Am. vet. rev. 1910, Vol. 37, p. 58. 

37. Winokureff, Inaug.-Diss., Bonn, 1908. 

38. L o t h i a n und Clark, The Vet. journ., zit. nach Ellenberger 
u. Schütz, Jahresber., 1894. 

39. Pierrot, Bull, de la soc. centr. 1904, zit. nach Jahresber. 
von Ellenberger u. Schütz, 1904. 

40. Martin, Münch. Bericht, S. 119, 188283. 


Zur Impfung der Schweine gegen die Rollaufseuche. 

Von Dr. Caemmerer in Steinau, Kr. Schlüchtern. 

Das Rotlaufserum ist z. Z. ein seltenes Mittel. Die wichtige 
Frage ist nun, ob für 1917 den Tierärzten, und diesen vor 
allen anderen Leuten, sicher ausreichende Serummengen ver¬ 
abfolgt werden können. Es ist zu bedenken, daß die Impfung 
der Schweine jetzt auch da gefordert wird, wo bisher niemand 



484 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 41. 


daran dachte. Der Serumbedarf dürfte den der Friedenszeiten 
wohl übersteigen, besonders da bei dem hohen Werte des Zucht- 
materials viele Heilimpfungen voraussichtlich auch 1917 ver¬ 
langt werden. 

Sollte die Serumbeschaffung nicht ganz gesichert sein, 
dann ist es eben noch Zeit, sich nach Impfmethoden ohne 
Serum umzusehen. 

Ich habe einmal wider meinen Willen in Wallrot im Kr. 
Schlüchtern nur mit Kultur geimpft. Der Schlauch der Serum¬ 
spritze hatte ein Loch, das so beschaffen war, daß es sich beim 
Ansaugen des Serums schloß, beim Ausspritzen aber öffnete, 
so daß das Serum nicht in die Schweine ging. Den Schaden 
am Schlauche bemerkte ich einige Tage später. In Wallrot 
erkrankten 15 Tiere an Hautrotlauf. Es konnte in allen Fällen 
von Heilimpfungen abgesehen werden. Verluste sind nicht 
eingetreten. Die sonst hier nach überstehen der Backstein¬ 
blattern außerordentlich häufig auf tretenden Veränderungen 
an den Herzklappen (auch an den rechten) : ind offenbar aus¬ 
geblieben. 

Es scheint also die Infektion mit den zu Simultanimpfungen 
gefertigten Kulturen tödliche Rotlauferkrankungen der Regel 
nach nicht zu verursachen. Ungleich ungefährlicher wird die 
Schutzimpfung mit Kulturen nach Pasteur. Noch unbe¬ 
denklicher müssen Extraktimpfungen sein. Ich konnte nur an 
zwei Läuferschweinen die Immunisierung mit Extrakt ver¬ 
suchen. Zur Ausarbeitung einer Impftechnik habe ich weder 
das Material noch die Zeit. In der Verwendung der Extrakte 
scheint aber ein Weg zur Bekämpfung des Serummangels zu 
liegen. 

In einer allgemeinen Verfügung des Ministeriums für 
Landwirtschaft wird empfohlen, Simultanimpfungen für dieses 
.Jahr zu unterlassen und nur Serum allein zu verwenden. 

Es sollen nach Simultanimpfungen gehäuft Rotlaufseuche- 
Ausbrüche festgestellt sein. Zuerst muß gefragt werden, wer 
geimpft hat und mit welchem Material gearbeitet wurde. Un¬ 
geübte Personen und schlechte Impfstoffe können natürlich 
große Schäden bringen. Paß nach richtig ausgeführten 
^imultanimpfungen hin und wieder, besonders wenn die Rotlauf- 
seuche im Lande stark verbreitet ist, Rotlaufseuche¬ 
erkrankungen auftreten, ist ganz selbstverständlich und wird 
immer so bleiben. Es ist aber nicht erwiesen, daß die Impf¬ 
schäden so erheblich sein sollen, daß es zweckmäßig erscheint, 
die Impfung mit Kultur zu unterlassen. 

Das Impfen mit Serum allein scheint mir eine Methode 
der Serumverschwendung, weil es aus Mangel an Tierärzten 
der Regel nach nicht möglich ist, drei Tage nach der Serum¬ 
injektion die Kultureinspritzung zu machen. 

Den Tierärzten muß daran liegen, das hohe Ansehen der 
Siinultanimpfung bei den Landwirten zu erhalten. Serum¬ 
injektionen mit ihrer kurzen Schutzkraft müssen die L o r e n z - 
sehe Impfmethode in Verruf bringen, weil der Landwirt den 
wesentlichen Unterschied zwischen Simultan- und Serum¬ 
impfung nicht in allen Fällen verstehen wird. 

Darum müssen wir Landtierärzte nach wie vor im Inter¬ 
esse des Landwirtes und in unserem Interesse auch in diesem 
Jahre, wö es uns zweckmäßig erscheint, mit Serum und mit 
Kultur impfen.*; 

*) Abgeraten wird in der betreffenden Verfügung (vgl. B. T. W. 
37 , S. 144) nur von der Siinultanimpfung, nicht von der An- 


Referate. 

Die Behandlung der Influenza der Pferde mit Gholera- 
und Typhusvakzin. 

Von Schlachthofdirektor Franz Beck, Temesvar. 

(AUatorvosi Lapok, 1916, Nr. 31.) 

Verfasser hat bei drei Zugpferden die von S z i 1 y und 
B e s s k ö empfohlene Bakteriotherapie der Influenza versucht. 
Zwei bekamen 4—4 ccm Choleravakzin intravenös ohne jede 
Reaktion; am nächsten Tage wurden dem einen wieder 4 ccm 
Choleravakzin, dem anderen aber ebensoviel Typhusvakzin ein¬ 
gespritzt. Während beim ersten keine Reaktion zu beobachten 
war, rief das Typhusvakzin eine sehr heftige Reaktion, Un¬ 
ruhe, Zusammenstürzen, 41,3 % P. 85, A. 45, hervor, welche 
eine Stunde lang anhielt. Bei dem dritten Patienten trat auf 
die Injektion des Choleravakzins gleichfalls keine Reaktion 
auf, das Typhusvakzin aber rief eine ähnliche heftige Reaktion 
hervor. Alle drei Patienten wurden «geheilt. Auf die Reaktion 
nach dem Typhusvakzin soll man bei dieser Behandlungsw'eise 
vorbereitet sein. I)r. Z. 

Antirabische Impfungen bei Pferde. 

Von kön. ung. Tierarzt Eugen B i h a r i. 

(Ulatoi vosi Lapok, 1916, Nr. 27.) 

Zwei wertvolle Militärpferde wurden von einem wütenden 
Hunde gebissen. Derselbe biß außerdem noch eine Kuh, an 
der die Wut nach 28 Tagen mit charakteristischen Erscheinun¬ 
gen ausbraeh. Die Kuh verendete am 4. Tage der Erkrankung. 
B i h a r i impfte die Pferde mit dein vom Prof. Dr. 
A u j e r s k y im bakteriologischen Institute der kön. ung. 
Tierärztlichen Hochschule iiergestellten Impfstoffe. Bei dem 
einen verursachte das Impfen keine klinischen Erscheinungen 
oder Temperaturerhöhung, bei dem anderen entstanden nach 
den Einspritzungen Anschwellungen, die aber ohne Abzedieren 
verschwenden. Das Allgemeinbefinden, der Appetit war während 
der Impfwoche gut. Seit der Infektion, dem Biß, sind bereits 
6 Monate verstrichen, ohne daß die Pferde irgendwelche krank¬ 
haften Erscheinungen aufweisen, so daß der Erfolg des Impfcns 
als gesichert betrachtet werden kann (die Inkubation der 
Wut soll beim Pferde auf 4 Monate sich erstrecken). Dr. Z. 

über die Wirkung der Hypophysenextrakte auf die Magensaft¬ 
ausscheidung und die Drüsensekretion im allgemeinen. 

Von Prof. Dr. Pal, Wien. 

Extrakt aus dem infundibulären Teil der Hypophyse wirkt 
auf gewisse Drüsen hemmend. Dies ist nachzuweisen beim 
Menschen in Hypersekretionszuständen, und zwar für die 
Nieren (Diabetes insipidus), die Magenschleimhaut (Hyper¬ 
acidität) und die Schilddrüse (Hyperthyreoidismus). Ander¬ 
seits wirkt der Extrakt f ö r.d e r n d auf die Sekretion 
der Milchdrüse und auf die Ausscheidung in die Follikel der 
Schilddrüse (des Kolloids ?), jedoch nur im Stadium der Hyper¬ 
funktion dieser Drüsen (Laktation bzw. Hyperthyreoidismus). 

Die Sekretion der innervierten Drüsenapparate (Magen¬ 
drüsen, Nieren) hängt nicht nur vom Erregungszustand der 
Sekretionsnerven, sondern auch von hemmenden Nerven 
(Sympathikus) ab, deren Erregung die sekretionsherabsetzende 


Wendung von Kulturen überhaupt. Die getrennte Impfung ist nicht 
beschränkt worden. Nur in bereits verseuchten Beständen soll 
uie Kult-urgabc natürlich vermieden werden. G1 a g e. 







12. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


485 


Wirkung der Infundibularextrakhe beweist. Die Sekretions¬ 
förderung führte der Extrakt wahrscheinlich durch direkte Zell¬ 
wirkung herbei. B r t. 

Die physiologischen Wirkungen des Schilddrüsensekrets und 
Methoden zu ihrem Nachweis. 

Von Prof. Dr. Asher, Gera. 

(1). m W. 39, 1916) 

Das Schilddrüsensekret hat auf den Blutdruck und auf 
die Pulszahl keinen Einfluß, vielmehr steigert es die Anspruchs¬ 
fähigkeit des gesamten autonomen sympathischen und para- 
sympathischen Nervensystems. Nicht Reizungen selbst werden 
durch das Schilddrüsensekret ausgelöst, sondern die Art und 
Weise, wie sie ablaufen, werden beeinflußt und gesteigert: bei 
elektrischer Reizung des N. splanchnicus, N. vagus, N. depres- 
sor; ebenso die Wirksamkeit des Adrenalins. Auch die auto¬ 
matischen Bewegungen von überlebenden Säugetierdärmen 
und -blasen werden durch das Schilddrüsensekret erhöht. 

Der Angriffsort der Sensibilisierung liegt in der die auto¬ 
nomen Nerven und das Protoplasma verbindenden „neuroplas- 
matischen“ Zwischensubstanz. 

Die Reaktionen, die man mit Schilddrüsenpräparaten, 
auch dem fast jodfreien Thyreoglaiulol, erhält, beruhen auf 
ihrem Gehalt an dem inneren Sekret der Schilddrüse. Mit 
Hilfe der L a e w e n - T r e n d e 1 e n b e r g sehen Methode 
gelingt es, bei Basedowkranken das Vorhandensein vermehrten 
Schilddrüsensekretes im Blute nachzuweisen; ferner, daß 
durch Verfütterung von Schilddrüsentabletten an Ratten ver¬ 
mehrte Bildung von Schilddrüsensekret erzeugt wird. B r t. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Yereinfachnng der bakteriologischen Fleischbeschau. 

Von Kreistierarzt Dr. G 1 ä ß e r, Hannover. 

In der Anlage 1 der Anweisung für die Handhabung der 
bakteriologischen Fleischbeschau des Ministerialerlasses vom 
20. April 1914 sind die Grundsätze, die bei der Ausübung der 
bakteriologischen Fleischbeschau zu beachten sind, nieder¬ 
gelegt. Gegen diese Grundsätze - ist an und für sich nichts 
einzuwenden, und sie werden auch fernerhin die Grundlage 
für die sicherlich immer allgemeiner werdende Anwendung 
der Methode abzugeben haben. Es fragt sich nur, ob nicht 
ohne Schaden für ein sicheres Endergebnis des Verfahrens einige 
Vereinfachungen vorgenommen werden können. Nach den 
hierüber bisher von mir gemachten Erfahrungen möchte ich 
zu den einzelnen Abschnitten der erwähnten Anweisung fol¬ 
gendes anführen. 

A. Entnahme und Versand der Proben. 

Von den zu entnehmenden und einzusendenden Proben 
nämlich: 1. zwei etwa doppelfaustgroße Fleischstücken, davon 
ein Stück aus einem Vorder- und eins aus einem Hinterviertel; 
2. zwei Körperlymphdrüsen aus den beiden anderen Fleischvier- 
teln und 3. der Milz und einer Niere oder einem kurzen Röhren¬ 
knochen, könnte unbedenklich von der Beilegung der Niere 
bzw. eines Röhrenknochens Abstand genommen werden, da 
die Untersuchung der anderen 5 Proben genügend Aufschluß 
über das Vorliegen einer Blutvergiftung gibt, die Niere außer¬ 
dem, selbst bei Sterilität der anderen Proben, nur selten ein¬ 
mal keimfrei angetroffen wird und so nur Anlaß zu einer Ver¬ 


wirrung des Gesamtbefundes geben kann. Dagegen ist es er¬ 
wünscht, daß, wenn sich noch besondere, verdächtige Ver¬ 
änderungen (z. B. seröse oder blutige Ergüsse u. s. f.) an irgend 
einer Stelle des Körpers finden, davon Proben entnommen 
und falls verändert dabei dann auch die zugehörigen Lymph- 
drüsen miteingesandt werden. Überhaupt ist auf entzündlich 
veränderte Lymphdrüsen, gleichgültig an welchen Stellen sie 
sich finden, besonders zu achten und gegebenenfalls deren 
Kennzeichnung und Miteinsendung zu bewirken. Die Ver¬ 
packung der Proben in den zu versendenden Eilpaketeu in 
Kleie empfiehlt sich nicht, da in der Kleie reichlich Bakterien 
Vorkommen, die wie beispielsweise solche aus der Heubazillen¬ 
gruppe auch gut im Fleische gedeihen, und zum anderen auch 
die Reinigung der in Kleie verpackten Teile Schwierigkeiten 
bereitet. Dagegen kann eine Schicht Kleie am Boden und 
zwischen den einzelnen, am besten in Pergament- oder anderes 
sauberes Papier gut eingeschlagenen Proben durch Auf¬ 
saugung etwaiger durchsickernder Flüssigkeiten gute Dienste 
tun. Das gleiche würde durch Zusatz von Sägespänen, Torf 
usw. erreicht werden können. 

B. Ausführung der bakteriologischen Unter¬ 
suchung. 

Das Übergießen des in die leeren Schalen verbrachten, 
abgeschabten Materiales mit dem verflüssigten Agar und dessen 
dann erst nachfolgende Verteilung im Agar bereitet wegen 
der gewöhnlich zu rasch erfolgenden Gerinnung des Agars 
Schwierigkeiten und wird besser entweder dadurch ersetzt, 
daß genau wie bei dem Drigalski-, Endo- oder Malachitgrün¬ 
agar das Material auf den in den Schalen schon geronnenen 
Agar verbracht und mit dem Spatel ausgestrichen wird, oder 
dadurch, daß das Material bereit« in dem flüssigen Agar in den 
Agarröhrchen vor dem Ausgießen in die Schalen verteilt wird. 
Da ich bisher bei der bakteriologischen Fleischbeschau Vorteile 
von der Anwendung des Malachitgrünagars nicht gesehen habe, 
so erscheint es mir zweckmäßiger, wenn den jeweiligen Unter¬ 
suchungsstellen nicht vorgeschrieben wird, daß außer der ge¬ 
wöhnlichen Agarplatte von jeder der Proben auch noch je 
eine Drigalski- oder Endo- und eine Malachitgrüuag^rplatte 
anzulegen ist, sondern daß es der Untersuchungsstelle über¬ 
lassen bleibt, neben der Agarplatte sich zwei von den genannten 
fertigen Agarnährböden auszuwählen. 

Jeder Anreicherungsversuch der etwa iin Fleische vor¬ 
handenen Bakterien durch Verbringen von Fleischstückchen 
in Bouillon, deren 6—12 stündige Bebrütung und nachfolgende 
Verarbeitung auf farbigen Platten erscheint überflüssig und 
ist nur geeignet, ein in sich gutes Verfahren in Gefahr zu 
bringen. Abgesehen von der eintretenden Verzögerung der 
Untersuchung kann bei den erforderlich werdenden Einzel¬ 
handlungen leicht einmal eine Verunreinigung durch Luft¬ 
oder andere Keime erfolgen, die störend für das Endergebnis 
wirkt, womöglich gar die Untauglicherklärung eines sonst 
tauglich erklärten Schlachttieres herbeiführt. Erfreulicherweise 
stehen uns aber auch ohne das umständliche und unsichere 
Anreicherungsverfahren genügend andere Handhaben zur Ver¬ 
fügung, um bei der bakteriologischen Untersuchung die Genu߬ 
tauglichkeit bzw\ Untauglichkeit mit hinreichender Sicherheit 
nachzuw'eisen. Darüber, ob wirklich in einem jew eiligen Falle eine 
Blutvergiftung vorliegt, gibt zunächst der Milz- und Lymph- 




486 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 41. 


drüsenbefund Auskunft. Gerade der Körperlymphdrüsen- 
befund hat dabei besondere Bedeutung, da man beim Vorliegen 
wirklicher bakterieller Blutvergiftung, selbst wenn, wie dies 
dabei gewöhnlich noch der Fall ist, das Fleisch nur in mäßiger 
Menge die für den Fall charakteristischen Keime enthält, in 
den Kürperlymphdrüsen regelmäßig zahlreich die betreffenden 
Bakterien antrifft. Die Körperlymphdrüsen haben als Bak¬ 
terienfilter eben bereits bei Lebzeiten des Tieres das, was 
wir später künstlich durch das Anreicherungsverfahren unter 
Veiwendung kleiner Muskelstückchen erreichen wollten, auf 
natürlichem Wege herbeigeführt, und ihre genaue Prüfung 
vermag deshalb auch besondere Anreicherungsverfahren zu er¬ 
setzen. Außer dem Agarplatten verfahren wird gewöhnlich 
von der Anfertigung und Prüfung von Ausstrichpräparaten 
aus den eingesandten Proben, vielfach auch noch von der An¬ 
legung anaerober Kulturen in hochgeschichtetem Agar und 
schließlich als Kontrolle für ein steriles Arbeiten bei der Her¬ 
stellung der Platten von der Anlegung von Kulturen auf schräg 
erstarrtem Agar vorteilhaft Gebrauch gemacht werden müssen. 

Eine Prüfung der am Tage nach der Anlegung der Kul¬ 
turen gewachsenen Kolonien, die verdächtig sind, solche von 
Fleischvergiftungsbakterien zu sein, durch das Agglutinations¬ 
verfahren ist bei der gewöhnlichen bakteriologischen Fleisch¬ 
beschau entbehrlich, da ein negativer Ausfall der Agglutina¬ 
tionsprobe nicht beweist, daß die geprüften Kolonien nicht 
doch aus Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe bestehen. 
Die genaue makro- und mikroskopische Prüfung besonders 
der auf den farbigen Platten gewachsenen Kolonien # (wobei 
man anfangs gut tut, sich Kontrollplatten, die gleichzeitig 
mit einem echten Fleischvergifter beschickt worden waren, zum 
Vergleich herzustellen), das Ausstrichpräparat (Gramfärbung) 
und eventuell noch die Prüfung auf Beweglichkeit müssen aus¬ 
reichen, um in einem jeweiligen Falle zu entscheiden, ob der 
Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien als positiv oder 
negativ anzusehen ist. 

Ergänzt wird diese rein bakteriologische Untersuchung 
nun zweckmäßigerweise noch durch den Mäusefütterungs¬ 
versuch und das probeweise Genießen von mindestens ^ Pfund 
gekochten Fleisches in der. die Untersuchung vornehmenden 
Untersuchungsstelle. Der Mäusefütterungsversuch wird ge¬ 
trennt sowohl mit rohen als mit gekochten Fleischteilen des 
eingesandten Materiales durchgeführt. Die gegen den Mäuse¬ 
fütterungsversuch vorgebrachten Bedenken sind belanglos, 
wenn die Mäuse in größeren Gefäßen sauber und trocken ge¬ 
halten und ihnen die in kleinere Stücke geschnittenen Fleisch- 
teile in einem flachen Futternapf, oder wie Dr. Müller emp¬ 
fiehlt, aufgereiht auf einem gebogenen Drahtstücke einge¬ 
hängt werden. Man kann sich dann davon überzeugen, daß 
von den Mäusen sowohl vom rohen als gekochten Fleische 
geradezu auffallend große Mengen verzehrt werden, ohne daß 
irgendwelche Gesundheitsschädigungen bei ihnen auftreten, 
es sei denn, das Fleisch enthielte giftig wirkende Körper. Das 
probeweise Genießen von mindestens K Pfund Fleisch des ein¬ 
gesandten Materiales in der Untersuchungsstelle selbst in ge¬ 
kochtem Zustande kann etwa 12 Stunden nach der Anlegung 
der Kulturen und der Ansetzung des Mäuseversuches vor¬ 
genommen werden und hat sich naturgemäß auf die Fälle zu 
beschränken, in denen Kultur und Mäuseversuch nichts Ver¬ 
dächtiges ergeben haben. Das Verlangen, daß die Unter¬ 


suchungsstelle selbst eine Genußprobe vomimmt, erscheint 
durchaus gerechtfertigt, teils weil damit die Sicherheit des 
Untersuchungsverfahrens so weit wie nur möglich gesteigert 
w ird, und teils, weil von einer Stelle, deren Spruch entscheidend 
mitwirkt, ob ein betreffendes Schlachttier noch als zum mensch- 
• liehen Genuß geeignet anzusehen ist, vorausgesetzt werden 
muß, daß sie einen anderen Menschen zugedachten Fleisch¬ 
genuß nicht selbst ablehnt. 

Ob nicht selbst das vorstehend geschilderte Verfahren in 
dem einen oder anderen Punkte eine Vereinfachung erfahren 
kann, müssen die weiteren Untersuchungen lehren. Nach 
meinen bisherigen Erfahrungen will mir jedenfalls scheinen, 
daß man einmal an die Stelle des umständlicheren Plattenver¬ 
fahrens ohne Gefahr für die Sicherheit des Ergebnisses das ein¬ 
fachere Schrägagarverfahren unter Verwendung gewöhnlicher 
und farbiger Agarnährböden setzen kann, und zum anderen, 
daß in der Regel auch, wenn das eigentliche Fleisch nicht 
besondere Verdachtspunkte aufweist, die Prüfung von Milz 
und Lymphdrüsen, wobei man dann von letzteren und jedem 
Fleischviertel eine zur Prüfung heranziehen kann, ausreichend 
ist. Allein auch ohne diese eventuell noch einmal möglichen 
beiden Vereinfachungen hat in der im übrigen geschilderten 
Form das Verfahren eine Gestalt erhalten, in der es eine all¬ 
gemeine Anwendung finden kann. Selbst kleinere Schlacht¬ 
höfe, die z. Z. noch geeignete Laboratoriumseinrichtungen nicht 
besitzen, könnten durch Fertigbezug der erforderlichen Nähr¬ 
böden (beispielsweise von Bram, Leipzig) und durch Auf¬ 
stellung eines der von verschiedenen Firmen konstruierten 
einfachen Brutöfen ohne beträchtliche Unkosten derartige 
Untersuchungen vornehmen. Trotz der vorgeschlagenen Verein¬ 
fachungen hat das Verfahren durch die Hinzunahme des Mäuse¬ 
versuches und des probierweisen Genießens einer bestimmten 
Fleischmenge in der Untersuchungsstelle an Sicherheit erheb¬ 
lich gewonnen und dürfte so allen berechtigten Forderungen 
genügen. Es sollte demnach in Zukunft auch kein der Blut¬ 
vergiftung verdächtiges Schlachttier mehr untauglich erklärt 
werden können, bevor nicht das Ergebnis der bakteriologischen 
Fleischbeschau vorliegt. Nur beim bereits an Ort und Stelle 
geführten Nachweis, daß eine Seuche vorliegt, für die das 
Fleischbeschaugesetz die Beurteilungsregelung getroffen hat, 
oder beim Vorhandensein sinnfälliger Veränderungen am 
Fleische, die dieses an sich schon untauglich machen, wäre 
von der Einleitung einer bakteriologischen Beschau abzusehen. 
Sollten in den einzelnen Landesteilen z. Z. noch nicht genug 
Untersuchungsstellen für den vorliegenden Zweck vorhanden 
sein, so dürfte dieser Zustand durch eine vermehrte Heran¬ 
ziehung der schon jetzt an vielen Schlachthöfen vorhandenen 
und eventuell noch neu einzurichtenden Schlachthofs¬ 
laboratorien auch für Notschlachtungen, die außerhalb 
des Schlachthofes stattfinden, behoben werden können. 
Vielfach würde es sich sogar empfehlen, wenn nach 
Erledigung der Vorbeschau das Schlachttier mit allen 
für die bakteriologische Beschau erforderlichen Teilen 
dem nächsten mit Laboratoriumseinrichtung versehenen 
Schlachthofe zugeführt werden dürfte, da dort sowohl bessere 
Aufbewahrungs- und Sterilisationseinrichtungen für ein etwa 
erforderlich werdendes Kochen des Fleisches als auf dem 
Lande vorhanden und dazu auch dort noch gewöhnlich bessere 
Verwendungsmöglichkeiten gegeben sind. 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


487 


12. Oktober 1916. 

C. Beurteilung des Tierkörpers nach den Er¬ 
gebnissen der bakteriologischen Unter¬ 
suchung unter Mitberücksichtigung des 

Mäuseversuches und der Genußprobe. 

Dabei dürfte nun nach folgenden Regeln zu verfahren sein: 

1. Sind in den Proben bei einem der Blutvergiftung ver¬ 
dächtigen Schlachttiere Fleischvergiftungsbakterien nach¬ 
gewiesen worden, so ist der gesamte Tierkörper als untauglich 
zu erklären. — Wenn auch keineswegs anzunehmen ist, daß 
beim Vorkommen von Fleischvergiftungsbakterien in geringer 
Menge im Fleische dieses im gründlich durchgekochten Zustande 
für den Menschen gesundheitsschädlich wirkt, so erscheint 
diese weitgehende Vorsichtsmaßregel doch angezeigt und um 
so eher vertretbar, als Fälle, in denen Fleischvergifter gefunden 
werden, überhaupt an und für sich nur selten Vorkommen. 
Werden Erreger von Infektionskrankheiten nachgewiesen, so 
ist nach den z. Z. für die jeweilige Krankheit geltenden Be¬ 
urteilungsregeln zu verfahren. 

2. Werden andere Bakterien in den eingesandten Proben 
zahlreich nachgewiesen, d. h. sind die Kulturen dicht mit 
Kolonien besät, so hat ebenfalls eine Untauglicherklärung zu 
erfolgen. Ein größerer Bakterienreichtum des Fleisches ist 
dabei immer ungünstiger zu bewerten, als ein solcher der an¬ 
deren Proben. 

3. Werden andere Bakterien in den Proben nur in mäßiger 
Menge nachgewiesen, so ist bei negativem Ausfall des Mäuse¬ 
fütterungsversuchs und der Genußprobe das Fleisch als bedingt 
tauglich zu erklären. — Die Tauglichmachung hat durch 
gründliches Durchkochen zu erfolgen. — Beim etwaigen Nach¬ 
weis einer schädlichen Wirkung des Fleisches beim Mäuse¬ 
versuch oder der Genußprobe hätte naturgemäß Untauglich¬ 
erklärung zu erfolgen. 

4. Sind die Proben überhaupt keimfrei oder finden sich 
nur vereinzelt andere Bakterien und fällt Mäuseversuch und 
Genußprobe ergebnislos aus, so hat die Beurteilung unter Be¬ 
achtung des groben Beschaubefundes zu erfolgen; sie kann 
dann entweder volltauglich, minderwertig oder auch bedingt 
tauglich lauten. 

Nach meinen bisherigen Beobachtungen fallen weitaus 
die meisten hier in Betracht kommenden Notschlachtungen 
unter 3 und 4 der Beurteilungsregeln. Nur verhältnismäßig 
selten wird eine Beurteilung nach Regel 1 oder 2 erforderlich, 
d. h. weitaus die meisten dieser Notschlachtungen lassen sich, 
wenn vielfach auch nur als bedingt tauglich, noch als mensch¬ 
liches Nahrungsmittel verwerten. Nach vorläufiger Schätzung 
dürfte etwa die Hälfte der verwertbaren Fälle nach Regel 3, 
die andere nach Regel 4 Erledigung finden können. Um einige 
Krankheitsfälle, die nach Vornahme der vorstehend geschil¬ 
derten bakteriologischen Beschau nach Regel 3 noch als be¬ 
dingt tauglich erklärt werden konnten, anzuführen, seien er¬ 
wähnt: Mastitiden und Metritiden, darunter solche gangrä¬ 
nöser Natur, Enteritiden hämorrhagischer und diphtherischer 
Natur mit und ohne Milz- und Lymphdrüsenschwellung, trau¬ 
matische Peritonitiden, darunter solche fibrinös-ichoröser 
Natur, und Wunden mit anschließendem Gangrän. Die Bak¬ 
terien, die in diesen Fällen von Bakteriämien mäßigen Grades 
gefunden wurden, gehörten den Gruppen der Strepto- oder 
Staphylokokken, den Coli-, Proteus- oder Heubazillen an. 


Verfügung, betreffend Mitwirkung der Flelechbeschauer bei Beklapfung 
des Schweinerotlaufe. 

Allgemeine Verfügung Nr. I 76 für 1916. 

Ministerium für Landwirtschaft. Domänen und Forsten. 

Journal-Xr. JA Ille 1731. 

Berlin, den 11. August 1916. 

An die sämtlichen Herren Regierungspräsidenten sowie den 
Herrn Polizeipräsidenten hierselbst. 

Aus den hier eingegangenen Mitteilungen ergibt sich, daß die 
gegenwärtige starke Verbreitung von Rotlauf zum großen Teil dar¬ 
auf zurückzuführen ist, daß durch das Fleisch der wegen Rotlaufs 
notgeschlachteten Schweine, das häufig auf mehrere ländliche 
Haushaltungen verteilt wird, Ansteckungskeime in bisher unver- 
seuchten Beständen verbreitet werden. 

Bei der Schlachtung von Schweinen aus Beständen, in denen 
Rotlauf herrscht oder in denen sich Erscheinungen zeigen, die den 
Ausbruch dieser Seuche befürchten lassen, ist daher mit größter 
Sorgfalt darüber zu wachen, daß keine Seuchenkeime durch 
Fleisch, Blut oder Abfälle verschleppt werden. Die bei der Fleisch¬ 
beschau tätigen Personen haben auf seuchenverdächtige Erschei¬ 
nungen bei den zur Schlachtung kommenden Schweinen und in 
den Beständen, aus denen die Schlachttiere stammen, ihr beson¬ 
deres Augenmerk zu richten und gegebenenfalls für eine zuver¬ 
lässige unschädliche Beseitigung der zu beanstandenden Teile 
Sorge zu tragen. Die Polizeibehörden haben darüber zu wachen, 
daß beanstandetes Fleisch nur nach vorheriger Brauchbarmachung, 
in der Regel also gekocht, in den Verkehr gebracht wird. Die 
Brauchbarmachung hat vor der Abgabe an die Verbraucher zu 
erfolgen. 

Im Interesse der Seuchenbekämpfung ersuche ich ergebenst, 
die Polizeibehörden und Fleischbeschauer hierauf hinzuweisen und 
ihnen ferner die genaue Beachtung der Vorschriften in §§ 14, 15 
und 16 der Ausführungsbestimmungen A zum Fleischbeschaugesetz 
(vgl. auch Anhang 1 und 2 zur gemeinfaßlichen Belehrung für 
nichttierärztliche Beschauer) erneut einzuschärfen. 

I. A.: Graf von Keyserlingk. 

Verfügung, betreffend Verwertung von Tierkörpern. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journal-Nr. IA III e 13241. 

Berlin, den 12. September 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und den Herrn 
Polizei-Präsidenten in Berlin. 

Es ist darauf aufmerksam gemacht worden, daß an privilegierte 
Abdeckereien auf Grund ihres Privilegs mitunter beanstandete 
Tierkörper abgeliefert werden, die nach der fleischbeschaulichen 
Beurteilung zum Teil zum menschlichen Genüsse noch geeignet 
sind. Namentlich ist auf dTfe Beanstandung trichinöser Schweine 
in den Fällen des § 34 der Ausführungsbestimmungen A des 
Bundesrats zum Fleischbeschaugesetze hingewesen worden, wo 
nach § 37 dieser Bestimmungen das Fett des beanstandeten 
Schweines als bedingt tauglich zum menschlichen Genüsse brauch¬ 
bar gemacht und verwendet werden kann. Ich ersuche ergebenst, 
darauf zu achten, daß in solchen Fällen die zum menschlichen Ge¬ 
nüsse verwendbaren Teile des Tierkörpers der Volksernährung zu¬ 
geführt und nicht in den Abdeckereien verarbeitet weiden. Die 
erforderlichen Anordnungen sind nötigenfalls auf Grund des § 5 
der Bundesrats-Bekanntmachung vom 29. Juni 1916 (Reichs- 
Gesetzblatt S. 631) unter sinngemäßer Anwendung der Aus¬ 
führungsbestimmungen dazu vom 22. Juli 1916 — la Anie 13011 
M. f. L. — unter Nr. 6 zu treffen. 

I. A.: Graf von Keyserlingk. 

— Beschaffung von Ölen aus bisher nicht benutzten Quellen. 

Vom Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische öle und Fette 
wird mitgeteilt: Welch großes Interesse aus allen Kreisen der 
Bevölkerung Deutschlands den Bestrebungen des Kriegsausschusses 
auf Beschaffung von ölen und Fetten aus bisher nicht benutzten 
Quellen entgegen gebracht wird, beweist die 8. Sitzung des Wissen¬ 
schaftlichen Ausschusses, in der nicht weniger als 31 verschiedene 
Vorschläge dieser Art zur Behandlung standen. Den Hauptteil 
darin nahmen die Anregungen ein, aus Pflanzen aller Art genie߬ 
bare Fette zu gewinnen. Leider haben sich die meisten Vorschläge, 
die durch die Mitglieder der Wissenschaftlichen Kommission auf ihre 
Durchführbarkeit hin untersucht worden waren, als unausführbar 
erwiesen, und fast immer war in den dem Kriegsausschuß ge¬ 
machten Angaben über den angeblichen Fettgehalt dieser Pflanzen 



488 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


die ätherlösliche Substanz, die in vielen Fällen wachsartig ist, mit \ 
reinem Fett verwechselt worden. 

Leider mußte in diesem Jahre davon Abstund genommen wer¬ 
den, die im vorigen Jahre durchgeführte Sammlung von Linden¬ 
samen fortzusetzen. Die Erfahrungen des vorigen Jahres hatten 
nämlich gezeigt, daß die vom Kriegsausschuß übernommenen 
Lindensamen, entgegen den Mitteilungen der Literatur, nicht etwa 
57 Proz. Ölgehalt aufwiesen, sondern «laß bei der Verarbeitung sich 
ein Ölgehalt von nur etwa 2,5 Proz. ergab. So wurden aus 10,200 kg 
Lindensamen lediglich 256 kg öl gewonnen, das dem Kriegsaus¬ 
schuß bei dem für die Lindenfriichie bezahlten Preis von 1,40 M. 
mit 68 M. für das Kilo einstand. 

Mehr Erfolg versprechen die Bemühungen des Kriegsaus¬ 
schusses, aus den Roßkastanien ein zu Speisezweeken geeignetes 
öl zu erzielen. Wegen des in den Kastanien enthaltenen Liftes war 
im vorigen Jahre davon abgesehen worden, die Roßkastanien zur 
Ölbereitung heranzuziehen, zumal man der Ansicht war, daß die 
Kastanien auf dem Wege des Verfüttern» unserer öl- und Fett¬ 
bilanz zustatten kommen würden. Die Versuche im Anfang dieses 
Jahres haben jedoch ein Verfahren der Ölgewinnung aus Ro߬ 
kastanien ergeben, das ein von giftigen Bestandteilen freies Öl 
liefert, das zur Speisefettfabrikation ohne Bedenken zu verwenden 
ist. Zurzeit schweben Verhandlungen, inwieweit die Roßkastanie 
zur Ölbereitung herangezogen werden kann, ohne den Landwirten 
ein von jeher gebrauchtes Futtermittel für das Vieh zu entziehen. 

Auch die Walnüsse wollte man in diesem Jahre zur Öl¬ 
gewinnung heranziehen. Im Laufe des Frühjahrs gelangte man zu 
einem Verfahren, das bei der Verarbeitung trockener Walnüsse 
( i inen Ölgehalt von 10 Proz. ergibt. In Deutschland gibt es heute 
über 1 X» Millionen tragfähiger Walnußbäume, die eine Ernte von 
etwa 46 Millionen Kilogramm in guten Jahren bringen können. 
Eine 10 proz. Ausbeute dieser Ernte würden uns über 4000 Tonnen 
feinstes Speiseöl bringen, eine Menge, die unser wirtschaftliches 
Durchhalten in der Ernährungsbilanz zweifellos erheblich fördern 
würde. Dennoch soll von einer Beschlagnahme der Walnüsse ab¬ 
gesehen und nur versucht werden, freihändig größere Mengen auf¬ 
zukaufen, damit nicht die Möglichkeit des Genusses dieser beliebten 
frischen Früchte genommen wird. Die aus dem Auslande herein¬ 
kommenden Walnüsse, und Haselnüsse sind durch Bundesratsver¬ 
ordnung für den Kriegsausschuß monopolisiert worden. 

Die vielen Anregungen, tierische Fette in großer Menge aus 
bisher unbenutzten Quellen zu gewinnen, mußten leider sämtlich 
abgelehnt werden, da die Untersuchungen ihre Undurchführbarkeit 
ergeben hatten. Aus, dem vielfarbigen Strauß von Anregungen, die 
dem Kriegsausschuß* im Laufe von nur wenigen Wochen zuge¬ 
gangen waren, waren daher leider nur wenige zu benutzen. Wo 
immer ein Erfolg auch in weiter Ferne sich zeigt, wird der Kriegs¬ 
ausschuß bemüht sein, die Verwirklichung mit allen Kräften durch¬ 
zusetzen. Die Sache der Bevölkerung ist es dann, die Bemühungen 
des Kriegsausschusses nach Möglichkeit zu unterstützen, um einen 
durchgreifenden Erfolg zu erzielen. 

— Griebenwurst. In den Margarinefabriken und Talgschmelzen 
entfallen bei der Verarbeitung des Rohmaterials frische Grieben, 
die, sich selbst überlassen, in wenigen Stunden in Zersetzung über¬ 
gehen und daher bisher alsbald geröstet wurden. Durch Auspressen 
der letzten Reste wurde ihnen das noch vorhandene Fett entzogen 
und der Rückstand zu Futtermitteln verwendet. Oberveterinär 
Dr. Standfuß hat jetzt den Versuch gemacht, die Grieben in 
Form von Wurst für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen. 
Es wurde den noch frischen Grieben eingedickte Knochenbrühe 
zugesetzt, wie sie bei der Knochenspeisefettbereitung gewonnen 
wird, ferner Gewürze und Wasser, um die Wurstmasse zu binden. 
Neben der Griebenw r urst wurde dann auch unter Zusatz von 25 Proz. 
Blut und 10 Proz. Speck würfeln eine Art Rotwurst hergestellt. Es 
ergab sich die Möglichkeit, derartige Wurstsorten anzufertigen. 
Die Voraussetzung ist die sofortige Verarbeitung der frischen 
Grieben noch an dem Tage ihrer Gewinnung. Weitere Versuche 
werden darauf abzielen, der Grieben- und Rotwurst ein besseres 
Aussehen zu geben und sie, vielleicht durch Zusatz geringer 
Mengen Fleisch oder Fett, schmackhafter zu machen. Das Roh¬ 
material für einen Zentner solcher Wurst stellt sich auf 25 M., so 
daß sich die Möglichkeit bietet, mit diesen Wurstsorten der minder¬ 
bemittelteren Bevölkerung ein billiges Nahrungsmittel zu liefern, 
das auch in seinem Nährwert befriedigen dürfte, da die Grieben 
hauptsächlich die im Fettgewebe vorhandenen Eiweißstoffe ent¬ 
halten. Die Herstellung ist in jeder, auch der einfachsten Wurst¬ 
fabrik möglich. 

— Ausländische Leberpasteten. Vor dem Altonaer Landgericht 
hatte sich am 9. März ein Fabrikant G. aus Kopenhagen wegen Be¬ 
trugs und Nahrungsmittelverfälschung zu verantworten. Er hatte 
an einen Kaufmann H. in Deutschland Leberpasteten in großer 
Menge geliefert, die den Kaufbedingungen nicht entsprachen. Die 
Pasteten sollten „kaldaunenfrei“ sein. G. gab aber selbst zu, die 
Pasteten aus Mehl, Kaldaunen, Euter, Nieren, Herzen und 25 Proz. 
Leber hergestellt zu haben. Kaldaunenfreie Pasteten könne er für 
den Preis von etwa 1 Mark pro Pfund nicht liefern. Die gekauften 
Leberpasteten waren von H. weiter verkauft worden und wurden in 
verschiedenen Städten als verfälscht beanstandet. Gegen H. wurde 


No. 41. 


ein Strafverfahren cingeleitet, dieses aber eingestellt, als er nach¬ 
wies, selbst betrogen worden zu sein. Die Leberpasteten verschenkte 
er darauf an arme Leute. Den Verlust bezifferte er mit 40 000 M., 
ein anderer Kaufmann Sch. sagte aus, um 20 000 M. geschädigt 
worden zu sein, da die Pasteten unverkäuflich waren. Auf einer 
seiner Geschäftsreisen wurde daraufhin der Fabrikant G. verhaftet. 
Der Sachverständige, Obertierarzt Prof. G. aus H., erklärte, die 
Leberpastete bestehe aus einem Kleister, in dem verschiedene Ein¬ 
geweideteile sich vorgefunden hätten, vorwiegend Kaldaunen, wüh¬ 
lend Leber nicht nachweisbar gewesen sei, also überhaupt nicht 
oder nur in Spuren verarbeitet sein könne. Ebenso äußerte sich der 
Sachverständige, Tierarzt B. aus B., und der Chemiker Dr. F. aus H. 
berechnete den Mehlgehalt auf 8—10 Proz. und hielt ebenso eine 
Verfälschung für vorliegend. Abgemacht war beim Kaufe, daß nicht 
mehr als 2 Proz. Mehl zugesetzt werden sollten. Da der Fabrikant 
die Verfälschung im Auslande begangen hatte, konnte wiegen dieser 
Straftat keine Verurteilung in Deutschland erfolgen. Dagegen er¬ 
kannte das Gericht wegen Betruges auf 5 Monate Gefängnis unJ 
3000 M. Geldstrafe. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

— Unser Viehbestand. In die Befürchtungen für unseren Vieh¬ 
bestand, die aus der allgemeinen Klage- über die Fleischknappheit 
entstanden sind, leuchten mit erfreulicher Klarheit die Zahlen, die 
die Statistik über Viehbestand und Schlachtungen in Preußen gibt. 
Seit dem 2. Juni bis zum 1. September d. J. hat der Bestand an 
Schweinen in Preußen eine Zunahme von rund 2 Millionen auf¬ 
zuweisen, der an Rindvieh hat sich auf der alten Höhe gehalten. 
Mit Genugtuung ist auch festzustellen, daß die Zahl der Kühe und 
Färsen über 2 Jahre sich nur um ein Geringes, noch nicht t Proz. 
vermindert hat, ein schlagender Beweis, daß die oft gehörte Be¬ 
schwerde über das massenhafte Abschlachten der Milchkühe jeder 
Grundlage entbehrt. Nur 2,7 Proz. der vorhandenen Kühe sind in 
Preußen in zweitem Vierteljahr 1916 geschlachtet worden, ein 
Prozentsatz, der im Vergleich zu den früheren Zahlen, auch denen 
der letzten Zählungen vor dem Kriege, sehr gering ist. Bel 
diesem weisen Haushalten mit unseren Viehbeständen dürfen wir 
w ? ohl in voller Zuversicht auch der Zukunft unserer Fleisch- und 
Milchversorgung entgegen sehen. 

— Der Viehbestand der Schweiz. An Rindvieh besitzt die Schweiz 
insgesamt 1615 645 Stück. Dem Ergebnis der Viehzählung von 
1911 gegenüber beträgt die Zunahme 172162 Stück. Alle Kantone 
weisen eine Zunahme auf, die stärkste der Kanton Waadt mit 20.S 
Proz., die geringste Tessin mit 0,5 Proz. Nachdem die Einfuhr 
von Schlachtvieh beträchtlich zurückgegangen ist, sind die 
Schlachtkälber und Ochsen über zwei Jahre gelichtet. Durch die 
vermehrte Aufzucht von Stierkälbern nahmen die Ochsen von 1 
bis 2 Jahren merkbar zu. Die Zuchtstiere über zwei Jahre be¬ 
haupteten ungefähr den nämlichen Bestand, dagegen ist infolge 
der geringeren Nachfrage nach Ausfuhrzuchtstieren ein großer 
Vorrat jüngerer Zuchtstiere ' vorhanden. Die Auf zuchtstiere und 
Kühe weisen durchweg Zunahmen auf. Auf 100 des Bestandes 
von 1911 kommen im Jahre 1916 bei den Zuchtstieren von 1 bis 2 
Jahren 140, bei den Ochsen von 1 bis 2 Jahren 139, beim Jungvieh 
von X bis 1 Jahr 138, bei den Rindern von 1 bis zwei Jahren 125. 
bei den Aufzuchtkälbern 113, bei den Rindern über zwei Jahre 
110, bei den Schlachtkälbem 98, bei den Ochsen über zwei Jahre 
82. Den größten Rindviehbestand weist der Kanton Bern auf mit 
353 032; Zürich, Luzern, Freiburg, St. Gallen, Aargau und die 
Waadt halten sich mit 100 000 bis 130 000 Stück ungefähr auf 
gleicher Höhe. Von den 1615 645 Stück Rindvieh entfallen auf 
Schlachtkälber 38106, Aufzuchtkälber 212 935, Jungvieh von X A 
bis 1 Jahr 129 523, Rinder von 1 bis 2 Jahren 205 311, Rinder über 
2 Jahre 103 765, Kühe 848 652, Zuchtstiere von 1 bis 2 Jahren 
26 403, Zuchststiere über zwei Jahre 7363, Ochsen von 
ein bis zwei Jahren 24 235, Ochsen über zwei Jahre 
19 349. Der Schweinebestand der Schweiz betrug 544 021 
Stück. In den meisten Kantonen ist er zuriiekgegangen, was in 
erster Linie auf die ungünstigen Futterverhältnisse zurückzuführen 
ist. Die Zahl der in der Schweiz vorhandenen Schafe nahm um 
10 221 zu und belief sich auf 171685 Stück. Ziegen besitzt die 
Schweiz im ganzen 358 093 Stück. Auch bei dieser Tiergattung 
ist eine Zunahme festzustellen. 








12. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


489 


— Balkan-Ziegen und Schafe. Es besteht vielleicht die Mög¬ 
lichkeit, Ziegen (Böcke, weibliche Ziegen und Ziegenlämmer) aus 
den Balkanländern einzuführen, nicht Milchziegen, wie sie in 
Deutschland gehalten werden, sondern Fleischziegen. Eine reine 
Rasse ist nicht festzustellcn; es sind zumeist bunte Ziegen, nicht 
so groß wie die hiesigen. Der Preis soll 40 bis 60 M. frei Breslau 
für Ziege oder Bock und ewa 15 M. für das Ziegenlamm betragen. 
Nach einem Kreise Niederschlesiens sind bereits einige hundert 
derartige Ziegen geliefert worden. Der Verkauf ist sehr glatt von¬ 
statten gegangen. Ferner können vielleicht auch Schafe aus den 
Balkanländern abgegeben werden. 

— Viehhaltung in der Dobrudscha. Die höher gelegenen und 
die waldigen Teile der Dobrudscha kommen zunächst als Weide- 
1 a n d in Betracht. Hier tummeln sich, allerdings ohne besondere 
Pflege, große Herden von Pferden, Rindern und Büffeln. Noch 
beträchlicher ist die Schaf zu c h t. Im Bezirk C onstantza 
kamen vor zehn Jahren 175 Stück Schafe auf den Kopf der Be¬ 
völkerung. Die Tiere werden nur im Winter in Ställen gehalten, 
doch werden sie auch in dieser Zeit stets im Freien gefüttert. 
Häufig werden die großen Herden im Sommer auf die Höhen ge¬ 
trieben, wo sie monatelang verbleiben. Im Winter kehren sie in 
die Dörfer zurück. Das Schaffleisch bildet deshalb von alters her 
«las hauptsächlichste Nahrungsmittel, namentlich der Städter. Es 
erscheint auf der Tafel des Großwürdenträgers sowohl wie auf 
dem Tisch des kleinen Mannes. Die Felle werden zu allem Mög¬ 
lichen verarbeitet, hauptsächlich aber zu Mützen und Westen. Die 
Dobrudscha erzeugt viel Schafkäse. Er gleicht dem Liptauer und 
ist im ganzen Lande als Leckerbissen gesucht. Zum Versand wird 
er in eigens präparierte Schalhäute verpackt. Die Wollproduktion 
war dagegen nie bedeutend. Die Wolle kam auch nie in ge¬ 
waschenem Zustande auf den Markt. Nur die sogenannte „Zigaj- 
wolle“ genügte höheren Ansprüchen. In den letzten Jahren hat die 
Schafzucht in der Dobrudscha zwar etwas nachgelassen. Die 
Grundbesitzer erkannten, daß sie ihren Boden wirtschaftlich aus¬ 
nutzen können. Große Weideplätze sind zu Ackerland umge¬ 
brochen worden. Die Regierung hat in Constantza vor kurzem 
eine staatliche Schafzüchterei eingerichtet, um die einheimischen 
Schafe mit fremden Rassen zu verbessern. Sie erhofft davon einen 
wohltuenden Einfluß auf die Qualität der Wolle. 

— Förderung der Kaninchenzucht. (Verfügung des Ministeriums 
für Landwirtschaft vom 5. Mai 1916.) 

An sämtliche Landwirtschaftskammern. 

In Ergänzung meines Erlasses vom 29. März 1916 — I A III e 
5264 —, betreffend Förderung der Kaninchenzucht, verweise ich 
noch auf folgende von einzelnen Kammern als zweckdienlich be- 
zeichnete Maßnahmen, die auch in anderen Kammerbezirken viel¬ 
fach Beachtung verdienen werden. 

1. Die Vorsitzenden der Kreisverbände und andere geeignete 
Persönlichkeiten (Vertrauensmänner) halten — gegen geringe Ver¬ 
gütung — Vorträge in Stadt und Land über Kaninchenzucht und 
-haltung. Die Anfänger werden von ihnen an Ort und Stelle be¬ 
raten. Die Landräte würden zur Förderung der Vorträge zu er¬ 
suchen sein, diese in den Kreisblättem und in ortsüblicher Weise in 
der Gemeinde bekannt machen zu lassen. 

2. Die Schulabteilungen der Regierungen dürften darum anzu¬ 
gehen sein, durch entsprechende Anweisung der Lehrer, das Inter¬ 
esse an der Kaninchenzucht bei den Schulkindern zu wecken. 

3. Die Forstabteilungen der Regierungen sind von mir ange¬ 
wiesen worden, etwaigen Anträgen von Tierhaltern, auch von 
Kaninchenzüchtern, auf Gewinnung von Gras und Streu, eventuell 
auch Laubholzzweigspitzen, gegen geringe Gebühren zu ent¬ 
sprechen. Auch sind die Forstbeamten und -arbeiter auf die 
Zweckmäßigkeit ihrer Beteiligung an der Kaninchenzucht sowie auf 
die Wichtigkeit deren Förderung hingewiesen worden. 

4. Sicherung von etwas Kraftfutter wenigstens für die Zucht¬ 
stationen für den Herbst und Winter. Die Kaninchenhalter sind 
auf die Wichtigkeit einer rechtzeitigen Beschaffung des Herbst¬ 
und Winterfutters hinzuweisen und bei seiner Beschaffung durch 
Rat und Tat zu unterstützen. 

5. Überweisung von Prämien an die Inhaber von Deckstationen 
für gute Führung der Stationen und für einfache und zweckmäßige 
Einrichtung der Kaninchenställe. 

6. Gewährung von Beihilfen für mustergültige, einfache 
Kaninchenhaltungen, deren Inhaber sich verpflichten, ihre Ein¬ 
richtungen für Kaninchenhaltung zur Besichtigung bereitzustellen 
und den Besuchern Aufklärung über zweckmäßige Unterbringung, 
Zucht und Fütterung der Kaninchen zu geben. 

7. Es wird für sehr wuchtig erachtet, daß eine für die Leitung 


der Bestrebungen zur Hebung «1er Kaninchenzucht geeignete Per¬ 
sönlichkeit in denjenigen Bezirken, wo eine solche noch nicht vor¬ 
handen ist, nebenamtlich für ein Jahr als Wanderlehrer gewonnen 
wird. Dieser hat u. a. in den einzelnen Kreisen geeignete Kräfte 
ausfindig zu machen, die nach seinen Weisungen die erforderliche 
Kleinarbeit in ihren engeren Heimatsbezirken zu leisten haben. 

8. Es kann auch in Frage kommen, in der Kaninchenzucht er¬ 
fahrene Personen (Lehrer, kleine Beamte, Haushaltungslehrerinnen 
usw.) auf einer Kaninchenzuchtstation in kurzem (etw’a zwei¬ 
tägigem) Kursus als Wanderlehrer für Kaninchenzucht auszubilden 
für einen oder mehrere Kreise. Sie würden die Kleinarbeit in ihren 
Bezirken zu leisten, Ortsvereine zu gründen oder wenigstens Ver¬ 
trauensmänner dort herauszubilden und anzuleiteu haben, wo eine 
Vereinsgründung noch nicht möglich ist. 

9. Um möglichst alle anfallenden Jungen aufziehen zy können, 
wird bei den angeschlossenen Vereinen auf die „Gruppendeckung“ 
hinzuwdrken sein, bei welcher möglichst viele Häsinnen innerhalb 
des Zuchtvereins zur gleichen Zeit werfen, damit ein Auffüllen der 
schwachen Würfe durch zu reichliche in den ersten Lebenstagen 
erreicht werden kann. 

In Kürze w'crde ich der Landwirtschaftskammer noch einige 
Leitsätze und sonstige Be«lingungen einiger Kammern zur Kennt¬ 
nisnahme und Berücksichtigung, soweit es für die vorliegenden Ver¬ 
hältnisse paßt zugehen lassen. 

Zur Bestreitung der Kosten für die Maßnahmen zur Hebung 
der Kaninchenzucht werden der Landw’irtschaftskammer ent¬ 
sprechende Mittel durch besondere Verfügung überwiesen werden; 
ihre Verwendung im Rahmen der Bestimmungen dieses Erlasses 
und desjenigen vom 29. März — I A III e 5264 — will ich der 
Kammer freisteilen, wobei' es ihr überlassen bleibt, diejenigen Ma߬ 
nahmen besonders zu bevorzugen, die für den betreffenden Bezirk 
am zweckmäßigsten erscheinen. Ich bemerke ausdrücklich, daß die 
überwiesenen Mittel auch zur Bestreitung persönlicher Ausgaben 
(z. B. der Wanderlehrer) verwandt Werden dürfen, die zwecks 
Förderung der Kaninchenzucht nötig sind. Die Art der Verwen¬ 
dung ist mir bis zuni 1. April 1917 genau nachzuweisen unter gleich¬ 
zeitiger Äußerung darüber, welche Maßnahmen sich als besonders 
zweckmäßig erwiesen haben. 

Freiherr von Schorlemer. 

Verfügung, betreffend Förderung der Kaninchenzucht. 

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Journa’-Nr. I A I e 4509. 

Berlin, den 22. Mai 1916. 

An die Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien in 
Breslau 10. 

Die beantragte Bereitstellung von Kraftfutter für die Kanin¬ 
chen kann insbesondere für Mastzwecke bei der jetzigen Knapp¬ 
heit der Kraftfuttcrmittel nicht in Frage kommen. Sie wird, eine 
gute Ernte und ausreichende Kraftfuttermittel vorausgesetzt, 
wenigstens für Zuchtzw’ecke für den nächsten Herbst in Erwägung 
gezogen werden. Die Hauptbedeutung der Kaninchenhaltung ist 
gerade darin zu suchen, daß sie es ermöglicht, Wirtschaftsabfälle 
und kleinere für die Groß Viehhaltung nicht recht in Frage 
kommende Futtermittelmengen nutzbringend zu verwerten, ohne 
die ohnehin zu knappen Kraftfuttermittelbestände noch weiter in 
Anspruch zu nehmen. Aus diesem Grunde ist auch unter den 
gegenwärtigen Verhältnissen die Haltung der leichtfutterigen, 
mittelschweren Rassen besonders empfohlen worden. 

An die übrigen Landwirtschaftskammem einschließlich Sig¬ 
maringen. 

Vorstehende Abschrift übersende ich zur Kenntnisnahme. 

I. A.: Graf von Keyserlingk. 

— Zur Kaninchenfellverwertung. Um bei der während des 
Krieges gesteigerten Kaninchenzucht die Felle möglichst gut zu 
verwerten, ist vom Bunde Deutscher Kaninchenzüchter (Reichs¬ 
verband) im November v. J., worauf Prof. Raebiger im Amts¬ 
blatt der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen aufmerk¬ 
sam macht, die Fellnutzungs-Gesellschaft m. b. H. in Berlin C. 25 
(Dircksenstraße 20) gegründet worden. Die Fellnutzungs-Gesell¬ 
schaft hat ein Merkblatt herausgegeben, aus dem Winke für die 
Haltung der Tiere, die Schlachtung, das Abbalgen, das Spannen der 
Felle sowie das Trocknen derselben von Wert sein dürften. Jeder 
Züchter liefere alle Felle, die nicht im Haushalt verbraucht werden, 
an eine Untersammelstelle ab, von der er eine Nummer erhält. Zu 
diesem Zwecke schnürt er seine Felle zusammen und versieht das 
Bündel bei der Ablieferung an die Untersammelstelle mit dieser 
Nummer, am besten durch Anhängen einer kleinen Papptafel, auf 
der seine Nummer und die Zahl der Felle verzeichnet ist. Die 
Untersammelstelle vereinigt die Bündel der einzelnen Züchter zu 
einem Paket, fügt diesem ein Nummerverzeichnis der in dem Paket 
enthaltenen Fellbündel mit Angabe der Zahl jeder Nummer bei, 
schnürt das Paket fest in Packpapier, Sackleinen oder anderes 
Packmaterial und schickt es direkt an das Lager der Fellnutzungs- 
Gesellschaft in Berlin C. 25, Stadtbahnbogen 104, ein. 



400 BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. No. II. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Oberstabsveterinär Arno Wagner (Veterinärrat, Kreis¬ 
tierarzt in Hobensalza). 

Leutnant d. Res. cand. med. vet. Gerhard Boidt (Studier, 
d. Tierärztl. Hochschule in Hannover). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Anton Bete (Tierarzt in Papenburg). 

Veterinär Adolf Brunnenberg (Tierarzt aus Hannover). 
Veterinär Franz Albreeht (Tierarzt in Köstritz). 
Veterinär Franz Engler (Tierarzt aus Labehn i. Pomm.) 
Veterinär Walter Gehlert (Tierarzt in Wolkenstein). 
Unteroffeier stud. med. vet. Helmut Glasewald aus 
Berlin (Studierender der Tierärtztl. Hochschule in Berlin). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Walter Görnemann 
aus Thorn (Studier, der Tierärztl. Hochschule in Berlin). 
Unterveterinär JohanuEoffmann (Tierarzt aus Krefeld). 
Veterinär Johann Hohenstein (Tierarzt aus Berlin). 
Stabsveterinär Karl Kothe (Polizeitierarzt in Zehdenick). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Max Omieczynzki aus 
Kalwe (Studierender der Tierärztl. Hochschule in Berlin). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Albreeht Lippig. 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet.. Fritz Meng (Studier. 

der Tierärztl. Fakultät der Universität Mönchen). 
Feldunterveterinär cand. med. vet. Arthur Zech aus Klein- 
Krebs (Studier, der Tierärztl. Hochschule in Berlin). 
Veterinär Fritz von der Ohe (Tierarzt aus Rebberlah). 

Einhandertnndvierzehnte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 1. Oktober, bis Sonnabend, den 
7. Oktober 1916. 

An der Westfront Fortdauer der Schlacht an der 
Allere und Somme mit heftigen Artillerie- und Infanterie¬ 
kämpfen, ohne wesentliche Verschiebungen unserer Kampf¬ 
linien. Vor Verdun nur Artilleriekämpfe und kleinere In¬ 
fanterieunternehmungen. 

Zahlreiche Luftkämpfe an der ganzen Westfront, bei 
denen Hauptmann B o e 1 c k e sein dreißigstes Flugzeug außer 
Gefecht setzte. 

An der Ostfront von der Ostsee bis Wolhynien in der 
Hauptsache Ruhe. In Wolhynien und in den Karpathen blieben 
heftige Anstürme der Russen, zum Teil unterstützt durch die 
Rumänen, ohne Erfolg. 

In Siebenbürgen macht das Vorgehen unserer und 
der österreichisch-ungarischen Truppen rasche Fortschritte. 
Hermannstadt wurde beim ersten Ansturm genommen. Die 
nach dem Roten-Turm-Paß fliehenden Rumänen gelangten 
zwischen zwei Feuer, da inzwischen auch dieser Paß durch 
unsere Truppen besetzt, war. Am 8. Oktober meldet der Heeres¬ 
bericht auch Kronstadt als von uns befreit; die Rumänen 
überall im Rückzüge. 

Bei Kjahovo waren die Rumänen nach Süden über die 
Donau vorgedrungen und hatten mehrere Bataillone durch 
eine Brücke über die Donau herübergeführt. Durch umfassende 
Angriffe deutscher und bulgarischer Truppen wurden diese 
rumänischen Kräfte geschlagen. Der bulgarische Kiregsbericht 
vom 4. Oktober meldet darüber folgendes: 

An der Donaufront waren die fünfzehn oder sechzehn 
Bataillone ohne Artillerie zählenden feindlichen Truppen, 
welche die Donau bei Richowo überschritten hatten, vorgerückt 
und hatten die Dörfer »Sliwopol, Kajamhle, Borissowo, Malkow- 
ranowo, Golemowranowo und Breschlian besetzt; um sie 
zurückzuwerfen, führten wir zwei Kolonnen von Rustschuk 
und von Tutrakan her konzentrisch gegen sie vor. Gestern, 
am 3. Oktober, griffen die von Rustschuk her vorrückenden 
Truppen den Feind an und zwangen ihn bald, seine Rettung 
in der Richtung auf die von der Monitor-Flottille zerstörte 


Brücke zu suchen; das Schlachtfeld ist bedeckt mit den vom 
Feinde hinterlassenen Gefallenen. Gegen Abend besetzten wir 
die Dörfer Rjahowo und Babowo. Die feindlichen Truppenteile 
gingen in Unordnung ostwärts zurück, wobei sie auf unsere von 
Tutrakan vorrückenden Truppen stießen. Der umfaßte Feind 
zerstreute sich in verschiedenen Richtungen, und heute vollen¬ 
den unsere Truppen seine Vernichtung. Die rumänischen Trup¬ 
pen haben in den von ihnen besetzten Dörfern, ebenso wie auf 
ihrem Rückzuge aus der Dobrudscha, schwere Grausamkeiten 
begangen; Frauen, Greise und Kinder wurden hingeschlachtet, 
vielen der Opfer sind die Augen ausgestochen und die Zungen 
abgeschnitten. 

In der Dobrudscha haben die Rumänen vergeblich 
versucht, gegen unsere Linien anzustürmen. Sie haben dabei 
keinen Erfolg gehabt. 

Auf der übrigen Balkanfront, an der italieni¬ 
schen Front sowie im Kaukasus und in Persien nichts 
Neues. 

Auf die fünfte Kriegsanleihe wurden, soweit bisher fest- 
steht, 10 Milliarden 590 Millionen gezeichnet. Schuldbuch- und 
Auslandszeichnungen sind in dieser Summe noch nicht voll 
enthalten. Die Gesamtzeichnungen auf die fünf Kriegsanleihen 
überschreiten hiermit den Betrag von 46/4 Milliarden. 

N e v. 

Sparsamkeit mit Arzneimitteln und Heilbehelfen. 

österreichisches Merkblatt. 

Erlaß des österreichischen Ministeriums des Innern vom 3. Mai 1910. 
(öst. San.-W. S. 711.) 

Die Schwierigkeit der Beschaffung zahlreicher Arzneimittel 
und Heilbehelfe und die außerordentliche Erhöhung der Preise für 
die meisten dieser Artikel lassen die tunlichste Regelung und Ein¬ 
schränkung des Verbrauches geboten erscheinen. 

Da die Nachfrage nach einem Erzeugnis die Produktion und 
damit den Verbrauch an Rohstoffen erhöht, ist die Kenntnis von 
jenen Stoffen, die besondere Sparsamkeit erfordern, für die wirk¬ 
same Durchführung der Sparmaßnahmen von großer Bedeutung. 

Zu diesem Zwecke wurde das Merkblatt für Ärzte und Apo¬ 
theker, betreffend Sparsamkeit mit „Arzneimitteln und Heil¬ 
behelfen“ zusammengestellt. Abdrücke dieser Flugschrift folgen 
an verwahrt mit. 

Die k. k. Statthalterei (Landesregierung) wird eingeladen, für 
die möglichste Verbreitung dieses „Merkblattes“ in den inter¬ 
essierten Kreisen, insbesondere unter den Ärzten und Apothekern, 
Sorge zu tragen. 

Auch wäre auf Bekanntmachung in Tages- und Fachpresse hin¬ 
zu wirken. 

Merkblatt für Ärzte und Apotheker. 

Die Erschwerung der Beschaffung chemisch-pharmazeutischer 
Präparate einerseits und die vielfach vollständige Absperrung der 
Zufuhr wichtiger Rohstoffe anderseits erfordern bei der Verwen¬ 
dung vieler Arzneimittel und Heilbehelfe, um mit den vorhandenen 
und erreichbaren Waren durchhalten zu können, besondere Spar¬ 
maßnahmen. 

Im allgemeinen ist namentlich mit allen Artikeln, die zur Er¬ 
zeugung von Kriegsmaterial oder für Verwendung zu Nahrungs¬ 
mitteln in Betracht kommen, äußerst sparsam vorzugehen. 

Im besonderen empfehlen sieh hinsichtlich der einzelnen Mittel 
etwa folgende Richtlinien. 

A. Arzneimittel. 

I. Fettstoffe. 

Arzneimittel, die auch als Nahrungsmittel dienen, namentlich 
tierische und pflanzliche Fette (in erster Linie Schweineschmalz, 
und Olivenöl), sollen zur Bereitung von Arzneien nur dann ver¬ 
wendet werden, wenn sie diesbezüglich unersetzbar sind. Ein 
solcher Ausnahmsfall ist z. B. bei Bereitung des Kampferöles für 
Injektionen gegeben. 

Der Zusatz von ölen zu Einreibungsmitteln (Linimenten) wird 
zu unterlassen, mit der Anwendung von Einreibungsmitteln über¬ 
haupt sparsam vorzugehen sein. 




12. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


491 


Die Benützung von Fetten, Ölen, Seifen und allen Sparstoffen 
überhaupt zu kosmetischen Zwecken soll unterbleiben. 

Als Salbengrundlage können etwa Vaselinöl, Vaselin, Paraffin¬ 
salbe, Cetaceum, allenfalls auch Glyzerin, in entsprechenden 
Mischungen herangezogen werden. Schönheitsfehlern, belanglosen 
Mängeln, wie z. B. leichtem Petroleumgeruche bei Vaselin, wird 
unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen kein besonderes Ge¬ 
wicht zukommen dürfen. 

Wollfett (Lanolin), viele fette öle, wie Leinöl, Sesamöl, Cotto- 
öl und Arachis-(Erdnuß-)öl, Olivenöl und Rizinusöl, dann Kakao¬ 
butter (Kakaoöl) und Lebertran sind selten, nur in geringen 
Mengen und teuer erhältlich. 

Bei Rapsöl (Rüböl, Brennöl) und Glyzerin muß der Gebrauch 
für Arzneizwecke gegenüber der Verwendung für Kriegszwecke 
in den Hintergrund treten. 

Ölklysmen sind durch Seifenklysmen zu ersetzen. 

Das aus den Samen der Sonnenblume gewonnene öl bildet 
einen wertvollen Ersatz für Olivenöl, weshalb der Anbau der 
Sonnenblume Förderung verdient. 

II. Drogen und Pflanzenpräparate. 

1. Abführmittel. 

Rizinusöl, Sennesblätter, die Rinde von Rhamnus Purshiana 
(Cascara Sagrada), Aloe, Sennesfrüchte (Mutterblätter) und 
chinesischer Rhabarber sind sehr knapp. An ihre Stelle werden 
chemische Präparate, wie Bittersalz, Glaubersalz, Phenolphthalein 
oder etwa Bitterwasser, ferner inländische Faulbaumrinde (Cortex 
Frangulae) und die daraus bereiteten Präparate (Extrakte) treten 
müssen. 

Auch die inländische Rhabarberwurzel wird in Betracht zu 
ziehen sein (ist jedoch des geringeren Gehaltes an wirksamen Be¬ 
standteilen in doppelter Menge zu verabreichen). 

2. Alkaloide. 

Bei Koffein und Chininsalzen ist Sparsamkeit geboten. 

Chinarinde ist als Bittermittel durch Enzianwurzel zu ersetzen. 

An Opiumalkaloiden, dann an Atropin, Cocain und Skopola¬ 
min ist zwar kein Mangel, doch sind ihre Preise sehr gestiegen. 

3. Amylum. 

Die aus Brotgetreide gewonnenen Stärkemehle, wie Amylum 
tritici, dann auch Mais-, Reis- und Kartoffelstärke sollen vom 
pharmazeutischen oder kosmetischen Gebrauche ausgeschaltet 
werden. 

Amylum kann zweckmäßig durch Talcum ersetzt worden. 

4. Hydrastis, Secale. 

Hydrastiswurzel und ihre Präparate werden — wegen der ge¬ 
ringen Vorräte und des außerordentlich hohen Preises — durch das 
im Inlande gesammelte Mutterkorn (Fungus Secalis) und die daraus 
hergestellten Zubereitungen (insbesondere Fluidextrakte), ferner 
durch das künstliche Hydastinin sowie durch andere künstlich dar¬ 
gestellte blutstillende Präparate (Stypticin, Styptol) zu er¬ 
setzen sein. 

5. Ipecacuanha und Senega. 

Ipecacuanha und Senega sind knapp und teuer. An ihre Stelle 
kann Quillayarinde und Radix Saponariae treten, soweit ihr (gleich¬ 
falls nicht unbeschränkter) Vorrat reicht. 

6. Kampfer. 

Sowohl der natürliche als auch der synthetische Kampfer ist 
nur als innerliches Mittel und als Injektionsmittel unentbehrlich 
(vor allem für Kampferöl, Kampferäther), als Einreibungsmittel 
aber ohne weiteres entbehrlich. 

Als Mottenschutzmittel wird Kampfer unbedingt ersetzt werden 
müssen, z. B. durch Naphthalin. 

7. Leinsamen. 

Leinsamen werden zur Leinölgewinnung benötigt, sind daher 
nicht zu verordnen; Leinsamenmehl soll nicht zur Bereitung von 
Breiumschlägen verwendet werden. Dex bei der Leinölgewinnung 
verbleibende Preßkuchen (Placenta seminum Lini), das soge¬ 
nannte Haarlinsenmehl, wird als Viehnährmittel notwendig ge¬ 
braucht. 


8. Perubalsam. 

Perubalsam (und ebenso künstlicher [synthetischer] Perubalsam, 
Perugen) ist schwer zu erlangen und nur in geringen Mengen vor¬ 
rätig. Ersatz ist möglich, sowohl in der chirurgischen Praxis 
(z. B. durch Ichthyanat), als auch in der dermatologischen Praxis 
(z. B. bei Krätzebehandlung durch Vaselin-Anisöl oder eine mit 
Birkenteeröl bereitete Wilkinsonsche Salbe u. dgl.). 

9. Styrax. 

Styrax ist gleichfalls sehr knapp. 

III. Chemikalien. 

Die meisten chemischen Präparate werden im Auslande her¬ 
gestellt, fast alle sind jetzt sehr teuer. 

Besondere Zurückhaltung ist bei Borsäure, Zitronensäure und 
sämtlichen Wismutsalzen am Platze. 

1. Alkohol, Äther. 

Sparsamkeit mit Alkohol und Äther, zu deren Erzeugung 
Kohlehydrate notwendig sind, ist unerläßlich. 

2. Borsäure. 

Der Gebrauch von Borsäure zu kosmetischen Zwecken soll 
unterbleiben. Zu Gurgelungen und Spülungen kann Wasserstoff¬ 
superoxyd verwendet werden. 

3. Chlorkali. 

Für Kali chloricum (das zur Sprengstofferzeugung benötigt 
wird) kommen in Frage: Wasserstoffsuperoxyd, Tinctura Myrrhae, 
Speisesoda, allfällig Alaun. 

4. Jod. 

Auch bei Jod und Jodsalzen ist Einschränkung angezeigt. 

5. Salpetcrstickstoff. 

Mit Salpeterstickstoff, der für Heereszwecke benötigt wird, 
(Salpetersäure, salpetersaure Salze), muß sparsam umgegangen 
werden. 

6. Schwefel. 

Schwefel wird nur dann zu gebrauchen sein, wenn Teer- und 
Ichthyolpräparate nicht anwendbar sind. 

7. Wismutsalze. 

Bisrauthum subgallicura (Dermatol) und Bismuthum tri- 
bromphenylicum (Xeroform) sind als Wunddesinfektionsmittel durch 
andere Präparate, wie Jodoform, Isoform, Novojodin usw. er¬ 
setzbar. 

Statt kohlensauren Wismuts wird bei Röntgenuntersuchungen 
tunlichst schwefelsaures Barium anzuwenden sein. 

8. Zitronensäure. 

An Stelle von Zitronensäure w'ird vielfach Weinsäure treten 
können. 

IV. Eiweiß präparate. 

Zweckentsprechende Ernährung ward den Gebrauch von künst¬ 
lichen Eiw'eißzubereitungen (mit Eiweiß oder Lezithin hergestellten 
Spezialitäten) zumeist entbehrlich machen. 

B. Heilbehelfe. 

I. Baumwolle. 

Bei allen Artikeln, die Baumwolle enthalten, ist allergrößte 
Sparsamkeit geboten. 

Verbandswatte kann vielfach durch die bedeutend billigere 
Zellstoffwatte oder durch Zubereitungen aus Baumwolle und Zell¬ 
stoff ersetzt werden. Bei hydrophiler Gaze sollen nur jene Sorten 
verwendet werden, die — locker gewebt — möglichst wenig Baum¬ 
wolle enthalten. Mull- oder Kolikobinden sind, wo eine Durch- 
nässung des Verbandes nicht zu befürchten ist, tunlichst durch 
Papierbinden zu ersetzen. 

Durch Wiederverwendung gebrauchter Binden — nach sorg¬ 
fältiger Reinigung — ist Verschwendung zu vermeiden. Verbände 
sind möglichst so anzulegen, daß wenig Verbandmaterial ge¬ 
braucht wird. 

II. Kautschuk. 

Gummistoffe können durch Billrothbattist, Pergament oder 
Wachspapier ersetzt werden; Gummidrains durch Gazestreifen oder 
Glasröhre; Gummischläuche und Gummikatheter vielfach durch 
starre Rohre, allenfalls durch Rohre aus imprägnierten Geweben; 





492 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 41. 


elastische Gewebe mit Gummi durch elastische Gewebe ohne 
Gummi. Augentropfröhrchen können ohne Gummikappe durch 
Verschluß mit dem Zeigefinger wie gewöhnliche Pipetten ver¬ 
wendet werden. 

Statt Gummihandschuhe können Zwirnhandschuhe — allenfalls 
mit Vaselin imprägniert — benützt werden. 

III. Sparmetalle. 

Instrumente und Geräte sind tunlichst mit Ausschluß von 
Metallen herzustellen, die zur Erzeugung wichtiger Kriegsbedarfs¬ 
artikel benötigt werden (sogenannte Sparmetalle: Kupfer, Alumi¬ 
nium. Nickel, Zinn und deren Legierungen: Messing, Bronze, Tom¬ 
hak usw.). Demnach sind ärztliche Instrumente nicht mehr zu ver¬ 
nickeln, sondern glatt poliert oder mit Kobalt überzogen zu ver¬ 
wenden. 

Bei Neuanschaffung von Instrumenten sollen die von der In¬ 
dustrie eingeführten Metalle entsprechende Berücksichtigung finden. 

IV. Edelmetalle. 

1. Gold, Silber. 

Auch mit Edelmetallen (Gold, Silber, Platin) und mit den 
bezüglichen Präparaten muß sparsam verfahren werden. 

Die Benutzung von Silbersalzen zu Haarfärbemitteln ist der¬ 
zeit zu vermeiden; die Verwendung von Silberverbindungen zu 
therapeutischen Zwecken (Gonorrhöebehandlung) ist tunlichst ein- 
zuschränken. 

Gebrochene oder sonst unbrauchbar gewordene Lapisstifte sind 
sorgfältig zu sammeln, da sie durch Umschmelzen leicht wieder 
hergestellt werden können. 

2. Platin (Röntgenröhren). 

In den Röntgenröhren sind nennenswerte Mengen von Platin 
enthalten; deshalb sind unbrauchbar gewordene Röhren zu 
sammeln und der Fabrik zur Reparatur, beziehungsweise zur 
Wiederbenützung des Platins zu überstellen. 

V. Quecksilber (Thermometer). 

Auch Quecksilber soll nicht vergeudet werden. Beschädigte 
Thermometer (Fieber- und Badethermometer) sind nicht vor Ent¬ 
nahme und Sammlung des Quecksilbers wegzugeben. 

In allen Fällen lasse sich Arzt und Apotheker von der Er¬ 
wägung leiten, daß auch jede an und für sich geringe Ersparnis 
an Rohstoffen von Bedeutung ist. 

Füf die gesamte Bevölkerung bleibe es ein wichtiger Grund¬ 
satz, Arzneien nur dann anzuwenden, wenn durch Einhaltung 
hygienischer Maßnahmen allein oder durch Anwendung einfacher 
physikalisch-diätetischer Mittel der Zweck nicht zu erreichen ist. 

Beachtung verdient schließlich auch die Erfahrung, daß viel¬ 
fach zu große Mengen von Arzneistoffen verschrieben werden; oft 
wird ein Bruchteil der sonst üblichen Mengen genügen. 

Aufruf. 

Ich ersuche alle nichtbeamteten bayerischen Tierärzte um 
schriftliche Mitteilung, ob sie mit der Gründung eines 
bayerischen Landesverbandes der nichtbeamteten Tierärzte 
n a c h dem Kriege einverstanden sind. 

Mit kollegialem Gruß 
L e e b , prakt Tierarzt. 

Vors, des Vereins der nichtbeamteten Tierärzte Niederbayerns, 
z. Z. Stabsveterinär beim Et.-Pf.-D. I. A. 

Verfügung, betreffend Rotlaufimpfung durch Laien. 

Ministerium fUr Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Geschäfts-,\r. IA Ille 7711. 

Berlin, den 21. September 1916. 

An den Herrn Regierungspräsidenten in a) Magdeburg, 
b) Merseburg, c) Erfurt. 

Im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden mäßigen Mengen 
von Rotlaufserum kann die unmittelbare Abgabe von Rotlaufimpf¬ 
stoff an Laien zur Vornahme von Impfungen leider nicht gestattet 
werden. Es muß vorläufig daran festgehalten werden, daß Rot¬ 


laufserum unmittelbar aus den Serumanstalten den Tierärzten über¬ 
wiesen wird. Ich bin aber damit einverstanden, daß die Tierärzte 
von den ihnen überwiesenen Impfstoffen an zuverlässige Laien 
zu Impfungen abgeben, soweit ihnen das möglich und zweck¬ 
mäßig erscheint. Ich ersuche hiernach, die Landräte und Kreis¬ 
tierärzte alsbald zu verständigen. 

An sämtliche HerFen Regierungspräsidenten mit Ausnahme der 
in der Provinz Sachsen. 

Abschrift erhalten Eure . zur gefälligen Kenntnis¬ 

nahme und Benachrichtigung der Landräte und beamteten Tierärzte. 

An sämtliche Landwirtschaftskammem und die landwirtschaft¬ 
liche Zentralstelle in Sigmaringen. 

Abschrift erhält die Landwirtschaftskammer / Landwirtschaft¬ 
liche Zentralstelle zur gefälligen Kenntnisnahme. 

Im übrigen nehme ich auf meinen Erlaß vom 28. Juli d. J. — 
IA III e 6842 II — ergebenst Bezug. 

Freiherr von Schorlemer. 

— Auf dem am 1. Mai in Petersburg geschlossenen Pirogow- 
sclien Ärztekongreß berichtete Iwanow über ein neues russi - 
sches Ersatzmittel Arsol, das angeblich dem Salvar- 
s a n in chemischer wie therapeutischer Beziehung gleichwertig sei. 
Die einzige Schwierigkeit bestehe im hohen Herstellungspreis. Da In 
Rußland gegenwärtig ein Pud Anilin, das nur mit Mühe erhältlich 
sei, 1200 Rubel gegen 11 Rubel vor dem Kriege koste, empfehle 
sich vorläufig die Benutzung des von dem früheren Assistenten 
Ehrlichs, Hata, hergestellten Arsaminols. H. 

— Auf die fünfte Kriegsanleihe sind 10,6 Milliarden 
Mark gezeichnet worden. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär - 
Verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: den Oberveterinären der 
Res. Wilh. Herrmann in München und Rudolf Klaiber in Freising, 
sowie den Veterinären der Res. Wilhelm Seefelder , Heinrich Spranger 
und Karl Wcndecker . (Landau). — Das Bayer. Militärverdienstkreuz 
1. Kl. mit Schwertern am Bande für Kriegsverdienste: dem Feld¬ 
hilfsveterinär Otto Müller aus Altenglan. — Das Braunschw'ei£. 
Kriegsverdienstkreuz: dem Veterinär Dietrich Bongardt aus Repelen 
im Leib-Hus.-Regt. Nr. 2. — Das Anhaitische Friedrichskreuz: dem 
Feldunterveterinär Franz Hohmuth , Student der Tierärztl. Fakultät 
der Universität München. — Das Ritterkreuz 2. Kl. des Sächs. 
Ernestin. Hausordens: dem Veterinär Dr. Paul Schröpfer in Gotha 
im Jäger-Regt. z. Pferde Nr. 3. 

In der Armee: Preußen: Befördert: zu Oberstabs¬ 
veterinären: die Stabsveterinäre: Pohl beim Jäg.-Regt. Nr. 10, 
Arndt beim Feldart.-Regt. Nr. 36; zu Stabsveterinären, vorläufig 
ohne Patent: die Oberveterinäre: Becker beim Feldart.-Regt. Nr. 2, 
Bosmatm beim Drag.-Regt. Nr. 9, Menzel beim Hus.-Regt. Nr. 17, 
Max beim Feldart.-Regt. Nr. 40; zu Oberveterinären: die Veterinäre: 
Altrecht bei der Train-Abt. Nr. 21, Liebnitz beim Ulan.-Regt. Nr. 12, 
Rodenbeck beim Kür.-Regt. Nr. 2, Dr. Iwicki beim Ulan.-Regt. Nr. 7, 
Hattmann bei der Train-Abt. Nr. 17, Dr. Wehrwein bei der Train- 
Abt. Nr. 16. — Der Abschied mit der gesetzlichen Pension und 
der Erlaubnis zum Tragen ihrer bisherigen Uniform bewilligt: 
Krankowski , Oberstabsveterinär beim Gren.-Regt. z. Pf. Nr. 3, jetzt 
bei der Res.-Ers.-Esk. des XX. A.-K., Orotww, Stabsveterinär beim 
Ulan.-Regt Nr. 10, jetzt bei der Ers.-Esk. des Regts. Duilt, Stabs¬ 
veterinär a. D. (Limburg a. L.), zuletzt beim Kür.-Regt. Nr. 4, die 
Erlaubnis zum Tragen der Uniform der Veterinär-Offiziere erteilt — 
Im Beurlaubtenstande. Befördert: zu Stabsveterinären: die 
Oberveterinäre: IJidtke der Landw. 1. Aufgeb. (I Essen) beim Res.- 
Feldart.-Regt. Nr. 13, Radtkc der Res. (Kiel) beim Staffelstabe G 2 
des Gardekorps, Kleinschmidt der Landw. 1. Aufgeb. (Rostock) bei 
der Staffel 242 des IX. Res.-Korps, Schwartau der Landw. 2. Aufgeb. 
(Lüneburg) beim Res.-Feldart.-Regt Nr. 19, — letztere drei ohne 
Patent; zu Obei veterinären: die Veterinäre der Reserve: Jüliny 
(V Berlin) bei der Fußart. Battr. 103, Klein (V Berlin) bei der Mun.- 
Kol.-Abt der 119. Inf.-Div., Dr. Bartsch (Marienburg) bei der Fuhrp.- 
Kol. 3 des I. A.-K., Dr. Veitmann (Münster) bei der Schweren 
l&cm-Kan.-Battr. 6 des VII. Res.-Korps, Dr. Schmidt (Stralsund) 
beim Landw.-Feldart-Regt. Nr. 3, Dr. Plötner (Weißenfels) beim 
Feldart.-Regt. Nr. 229, die Veterinäre: Dr. Stern der Landw. 
1. Aufgeb. (Gießen) beim Pferde-Laz. 211a der 11. Landw.-Div., 
Heydemann der Landw. 2. Aufgeb. (V Berlin) bei der Etapp.-Fuhrp.- 
Kol. 136 der 8. Armee. . 

Todesfälle: Tierarzt Otto Hanne in Halle a. S., Oberstabsveterinär 
Wilhelm Rips, Oberstabsveterinär, Veterinärrat Arno Wagner in 
Hohensalza. 


Verantwortlich für den Inhalt (cxkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetx in Berlin._ 

Druck von \\\ Büxenstein, Berlin. 






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Borllo 6W. 48, WUhelmatr. 10. Doreb Jode« douUeh« 
Postamt wird diosolb« nn Prolao tob M. b.— riertel- 
JBbrlieb (aosreblieftlich Bestellgeld) geliefert (Öater- 
releblsebo Post-Zeitongs* Preisliste Nr. 674. Ungsrisebo 
Nr. 86.) KioBelnummoni 60 Pt 


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Örfgfaalboftrftge werden mft 50 rfk„ (a Petftsats mit 
60 Mk. für deo Bogen honoriert Allo Manuskripte, 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe asa 
an senden an Professor Ol age. Hamburg, Osterstr. 89; 
Korrekturen, Rezension»- Exemplar« and Annonoen 
dagegen an die Verlag«buehbandlnng tob 
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Tierärztlich© Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierangsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 


oster st&ndlger Mitarbeit von 


Prof, Ginge 
Bambutc. 


Stotteret a. D. Hanoke 

Referent L Reiehs-KoL-Amt ln Berlin. 


Seblachth.-Dir. Helfer Keg.- u. Geh. Vet-Rat Dr. Letbet Geh. Oberregierangsrat Dr. Neverm&nn 

in Mfllbansen i. B. In Odin. Vortrag. Rat im Min. L Lnndw ln Berlin. 


Profeeeor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Bat Dr. Boeder Dr. Sehlegel 

Lmndestlorant Hamborg In Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dre-den. Professor ln Frei bürg. 

Ober-Mect-Rat Dr. J.Sohnldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Yegel Geh. Regierangsrat Wehrte 

Profoaser ln Dresden. Vorst, d. Kais. Bakt InsL, Qamams, D.8. W.-A. 8tadt-Tierarat in Hamborg. Professor ln Münokon. MUgl. d. Kala. Gesundheitsamts in BerUn. 


Dr. A. Zlnmermano Regierangsrat Zflndel 

Professor in Budapest. Landostieranct von Elsafi-Lotbrtngen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: l V. Prof. Gl&ge 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 42 . Ausgegeben am 19. Oktober. 


Inhalt: Pfeiler und Roepke: ÜbeT durch Verimpfung des Bacillus cyprinicidaPlehn ausgelöste Spontan¬ 
infektionen mit Bakterien aus derTvphus-Koli-Gruppe bei weißen Mäusen. — Zieger: Aus der 
Praxis für die Praxis. — Ebner: Fremdkörper im Schlunde des Rindes. — Referate: Giovanoli: 
Die Nachkrankheiten der Blasenseuche. — Brunzel: Zur Frage des postoperativen Blutbildes und zur Diagnose der 
traumatischen Milzruptur. — Zimmermann: Über rote oder Blutlymphknoten. — Claussen: Über eigenartige Gefä߬ 
wucherungen in den Lymphknoten des Rindes. — Kirstein: Über die Desinfektion phthi&ischen Auswurfs mittels der 
Phenolderivate Phobrol, Grotan und Sagrotan, insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung von Antiformin. — Staatsveterinär¬ 
wesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Tierhaltung und Tierzucht: Ellenberger und Grimmer: Neue 
Versuche mit Ersatzfuttermitteln. — Ellenberger: Zur Verwendung von Holzpräparaten, besonders von Holzschliffen 
bei der Fütterung der Pferde. — S a 11 i n g e r: Beobachtungen bei der Zuckerfütterung. — Schade: Blitzschläge bei 
Haustieren. — Tagesgeechichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundfünfzehnte Rriegswoche. — Meyer: Die Er- 
_gebnisse der experimentellen Flecktyphusforschung. — Verschiedenes. — Bücherbesprec Hungen. — Personalien. 


(Aus der Abteilung für Tierhygiene des Kaiser-Wilhelm-Instituts 

für Landwirtschaft zu Bromberg. Leiter: W. Pfeiler.) 

Ober durch Verimpfung des Bacillus cyprinicida 
Plehn ausgelöste Spontaninfektionen mit Bakterien 
aus der Typhus-Koli-Gruppe bei weißen Mäusen. 

Von Willy Pfeiler und Erika Roepke. 

Es ist bekannt, daß Mikroorganismen von der Art. der 
Paratyphus- und Gärtnerbakterien im Körper 
gesunder Menschen und Tiere und in der Außenwelt ein 
saprophytisches Dasein führen. In der Literatur ist in den 
letzten Jahren eine große Anzahl solcher Befunde verzeichnet 
worden. Jedoch ist aus den Angaben vieler Autoren nicht 
ersichtlich, ob es sich bei ihren Feststellungen um echte 
Paratyphusbazillen gehandelt hat, da erschöpfende Angaben 
über das Agglutinationsvermögen und biochemische Verhalten 
der gefundenen Bakterien nicht selten fehlen. 

So fanden u. a. Sobernheim und Seeligmann (1) 
im Fleisch und den Organen gesunder Schweine Paratyphus¬ 
bazillen. Uhlenhuth, Xylander, Hübener und 
Bohtz (2), sowie G r a b e r t (3), Seifert (4), A u - 
m a n n (5) und Trautmann (6) konnten aus dem Darm¬ 
inhalt von Schweinen die gleichen Bakterien isolieren. Bei 
Untersuchung des Darminhalts von Rindern hatten 
Eckert (7), M o r g a n (8) und P o e 1 s (9) Erfolge mit der 
Isolierung von Para-B-Bazillen. Auch Horn und Huber (10) 
fanden im normalen Rinderdarm Bakterien, die biochemisch 
von Paratyphusbakterien nicht zu unterscheiden waren. 
Jedoch konnten diese Autoren durch Agglutinationsversuche 
beweisen, daß die betreffenden Bakterien von echten Para¬ 
typhus- und Gärtnerbakterien zu trennen waren. Im Fleisch 
geschlachteter Rinder wurden Paratyphusbazillen von 
Cao(ll) und Conradi(12) gefunden. 


U h 1 e nil u t h und H ü b e n e r (13) isolierten Para-B- 
Bazillen aus den Fäzes gesunder Kälber. T i t z e und 
W e i c h e 1 (14) fanden den genannten Bazillus ein einziges 
. Mal beim Pferde. Va 11 et und Rimbrandt (15) sowie 
Klimenko (16) berichteten über Paratyphusbazillenfunde 
im Kot von Hunden und M o r g a n (8) über solche beim Kanin¬ 
chen. Heuser (17), der den Darminhalt von sechs Gänsen 
untersuchte, konnte bei fünf der Tiere Mikroorganismen aus der 
Paratyphusgruppe nachweisen. 

Traut, mann (18) gelang es, bei 50. Prozent gesunder 
Hamburger Sielratten Paratyphuskeime festzustellen, 
Schern (19) züchtete sie gleichfalls aus der Milz von 
gesunden Ratten. Berg (20) fand des öfteren im Darm ge¬ 
sunder Mäuse Paratyphuskeime. Heuser (17) stellte im 
Kot einer großen Anzahl von Ratten und Mäusen Paratyphus¬ 
bakterien fest. Schon die 'Darreichung von eiweißhaltiger 
Nahrung begünstigte die Entstehung einer tödlich endenden 
Enteritis. Merkwürdigerweise erlag nach und nach der ganze 
Bestand der Infektion. Diese Bakterienbefunde sind von 
Schellhorn (21) bestätigt worden, der weiße und graue 
Mäuse mit erstklassigem, keimfreiem Fleisch in rohem und ge¬ 
kochtem Zustande fütterte. Er züchtete aus dem Darminhalt 
und aus der Leber eines großen Teiles der eingegangenen 
Tiere Paratyphusbakterien. Mühlens, Dahm und 
Fürst (23) fütterten Mäuse mit gekochtem, geräuchertem und 
gepökeltem Fleisch. Sie konnten bei 50 Prozent der ein¬ 
gegangenen Tiere eine Paratyphus- und Gärtnerbazillen¬ 
infektion feststellen. H o 11 h (22) dagegen gelang es nicht 
einmal bei derartigen Fütterungsversuchen an 18 Mäusen, 
diese Bakterien zu isolieren. 

Diese Versuche von Mühlens, Dahm und F ürs t 
wurden in großem Umfange von Z w i c k und W e i c h e 1 (24) 





494 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 42. 


wiederholt; doch konnten diese beiden Autoren nur in 1,4 Pro¬ 
zent aus den Organen der in großen Mengen eingegangenen 
Tiere Paratyphusbakterien isolieren. Sie kommen zu dem 
Ergebnis, daß im Darm anscheinend gesunder Mäuse nicht 
selten Paratyphus- und Gärtnerbakterien Vorkommen. Unter 
dem Einfluß schädigender Mo mente, wie z. B. 
einseitiger F1 e i s c h f ti 11 e r u n g, können diese 
Erreger aus dem Darm in den Organismus der 
Tiere einwandern und so ihren schädigenden 
Einfluß ausüben. 

Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Paratyphus¬ 
bazillenbefunde bei Laboratoriumsversuchen 
aller Art an kleinen Versuchstieren. So isolier¬ 
ten Morgan (8) und Smallmann (25) oft aus Herzblut 
und Milz von Meerschweinchen, die mit abgetöteten Typhus¬ 
bazillen oder Typhusbazillenextrakt behandelt worden waren, 
Para-B-Bakterien. Rothe (26) fand diese Bakterien bei 
einer mit Pneumokokken infizierten Maus, Kutscher (27). 
im Blut und den Organen zweier mit Pferdemist geimpfter 
Mäuse. Es ist jedoch nicht erwiesen, ob die Mäuse in diesem 
Falle die Bazillen tatsächlich in ihrem Körper beherbergten 
oder ob im Pferdemist Paratyphusbakterien vorhanden waren. 
Diesen Daten über das gelegentliche Vorkommen von Bak¬ 
terien aus der Koli-Typhusgruppe bei Mäusen würden sich 
noch andere anreihen lassen können. Als wesentlich geht aus 
einem Teil der hier angeführten Beobachtungen hervor, daß j 
bei gesunden Mäusen unter dem Einfluß sie schädigender 
Momente, wie z. B. der ungewohnten Fütterung mit ein¬ 
wandfreiem Fleisch, Paratyphus- bzw. Gärtnerbazillen ge¬ 
funden werden, die, schon normalerweise im Darmtraktus j 
vorhanden, unter der Einwirkung der angedeuteten Ursachen j 
pathogene Eigenschaften entfalten und so den Eindruck 
einer Enteritisinfektion hervorrufen können. 

Wir sind in der Lage, diesen allgemeinen Beobachtungen 
eii)e weitere hinzufügen zu können, die Pfeiler bereits im 
Jahre 1907 bei in Gemeinschaft mit Törlitz und Cron- 
h e i m durchgeführten Versuchen über die Rotseuche der 
Schleien gemacht hak Bei Infektionen von weißen Mäusen 
mit den Organen von an dieser Krankheit gestorbenen 
Fischen waren die Erreger der Krankheit oft nicht nach¬ 
zuweisen, dagegen gelang mit großer Regelmäßigkeit die 
Züchtung eines anderen Bakteriums aus dem Herzblut der 
Versuchsmäuse. Dieses Bakterium war imstande, Trauben¬ 
zucker zu vergären, Milchzucker griff es dagegen nicht an, 
Lackmusmolke wurde nach anfänglicher Rötung vom zweiten 
bis dritten Tage an gebläut, die Milch langsam zur Aufhellung 
gebracht 

Auf Grund dieser Eigenschaften lag es nahe, anzunehmen* 
daß das in so auffälliger Weise isolierte Bakterium ein 
Repräsentant der Paratyphusgruppe sei. Ta die nähere 
Bestimmung des Bakteriums nicht im Rahmen der damals ge¬ 
stellten Aufgabe lag, unterblieb die weitere Verfolgung der 
Frage. Wir haben sie mit Rücksicht auf die inzwischen von 
Seiten der angeführten Autoren gemachten Mitteilungen wieder 
aufgenommen und zw*ar anläßlich der Kultivierung eines neuen 
Stammes des die Rotseuche verursachenden Erregers durch 
Dr. Törlitz, der uns die Kultur in liebenswürdiger Weise 
für unsere Zwecke zur Verfügung stellte, wofür wir ihm auch 
an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank aussprechen. 


Ehe wir auf unsere eigentlichen Versuche eingehen, 
wollen wir eine Beschreibung des Erregers dieser Krankheit, 
der im Jahre 1903 von Hofer (28) und Marianne 
P1 e h n (29) näher beschrieben und Bacillus cyprinicida 
Plehn benannt werden ist, geben. 

Die Symptome und der Verlauf dieser Krankheit, die bei 
allen karpfenartigen Fischen vorkommt, besonders, wenn sie 
unter ungünstigen Verhältnissen in großen Mengen zusammen 
in Hältem (Hälterkrankheit!) untergebracht werden, sind im 
Handbuch der Fischkrankheiten von Pro¬ 
fessor Dr. Hofer, München, näher beschrieben 
worden. 

Morphologisch erscheint der Bacillus cyprinicida als ein 
lebhaft bewegliches, g^amnegatives Stäbchen, das oft von 
einer Kapsel umgeben ist Auf verbrauchtem Nährboden 
Kartoffeln oder leicht saurem Nährsubstrat verliert er nach 
Hofer die Fähigkeit, Kapseln zu bilden. Der von uns 
neuerdings benutzte Stamm zeigte, entgegen dem im Jahre 
1907 isolierten, auch im Tierkörper niemals Kapselbildung. 
Das Bakterium neigt zu Pseudofadenbildung, liegt aber 
meistens zu zw r eien, mit den Polen aneinander. Die Kultur 
des Bakteriums ist infolge seiner Fähigkeit, in schleimigen 
Kolonien zu wachsen und Nährböden, wie Gelatine, Agar, 
Bouillon, Milch u. a. grün zu färben, sehr charakteristisch. 

Hofer behauptet, daß der Bacillus cyprinicida die 
Gelatine nicht verflüssigt. Wir können demgegenüber nur 
erwähnen, daß der von uns neuerlich geprüfte Stamm regel¬ 
mäßig Verflüssigung der Gelatine hervorrief. 

Bei Brutschranktemperatur findet absolut kein Wachstum 
statt. Gasbildung ist niemals beobachtet worden. Lackmus¬ 
molke wird erst leicht gerötet, später tritt Umschlag nach 
Blau ein. Der Barsiekowsche Nährboden mit Zusatz von 
Traubenzucker wird unter Säurebildung ausgefällt, der gleiche 
Nährboden, der nur Milchzucker enthält, wird nicht beeinflußt, 
Endo- sowie der Rothbergersche Neutralrotagar fluoreszieren 
nach Beimpfung grünlich. Auf Conradi-Drigalski-Agar tritt 
Wachstum mit eigentümlicher Blaufärbung der Kolonien ein, 
die später ins Grünliche übergeht. 

Diesen Notizen über das biologische Verhalten des 
Bacillus cyprinicida sei hinzugefügt, daß der uns durch 
Dr. Törlitz freundlichst überlassene Stamm bei intramus¬ 
kulärer Übertragung auf Schleie diese innerhalb einer Zeit von 
14—30 Tagen tötete, eine mit den infizierten Tieren zusammen 
gehaltene gesunde Schleie starb nach 5 Tagen. Im Herz¬ 
blut fand sich der Organismus, der für die Infektion der beiden 
anderen Schleie gedient hatte. 

Mit der Stammkultur dieses Bazillus bzw. deren Des¬ 
zendenten wrnrden zur Nachprüfung unserer Beobachtungen im 
Jahre 1907 insgesamt 26 weiße Mäuse entweder mit Agar¬ 
kulturabschwemmung oder Bouillonkultur in Dosen von V* bis 
1 ccm subkutan infiziert. Von diesen Mäusen gingen 14 Tiere 
ein. Bei 7 Stück, also genau 50 Proz. der eingegangenen 
Tiere, konnten wir in Bestätigung der früheren Befunde aus 
dem Herzblut Bakterien isolieren, die Milchzucker nicht, wohl 
aber Traubenzucker angriffen, Laekmusmolke anfangs röteten, 
später bläuten und endlich eine Peptonisierung der Milch her¬ 
vorriefen. Die genauere kulturelle Differenzierung dieser 
Mikroorganismen ergab, daß sie die biologischen Eigenschaften 
der Bakterien aus der Paratyphus- und Gärtnergruppe hatten. 





Tabelle I. 


19. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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änderung 

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später 
Auf¬ 
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Material 

sk. 1 Öse 
Agarkultur 

dgl. 

sk. V 4 ccm 
Agarkultur 
sk. 1 ccm 
Agarkultur 
(14 tägig) 

L 4ccm 48stdg. 
Bouillon¬ 
kultur 
dgl. 
dgl. 

Tag 

der 

In¬ 

fektion 

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Aus den übrigen mit Cypriuicida infizierten Mäusen 
züchteten wir zweimal Kokken, zweimal Kolibazillen, zwei¬ 
mal blieben die Kulturen steril. Einmal waren die Organe 
einer eingegangenen Maus fast vollständig von einer anderen 
aufgefressen, so daß keine Kulturen angelegt werden konnten. 

In agglutinatorischer Beziehung stimmen die als 1 und 5 
bezeiehneten Stämme vollkommen überein. Ein mit einem 
menschenpathogenen Para-B-Stamin hergestelltes Serum vom 
Titer 1 : 16 000 greift beide nicht an, ein Gärtnerserum von dem 
gleichen Titer agglutiniert bis zur Grenze. Die Stämme müssen 
aber einen besonderen Gärtnertypus darstellen, da sie von einem 
Suipestifer - (Kunzendorf-) Serum *) ebenfalls bis zum 
Titer agglutiniert werden. Gemeinsam ist beiden Stämmen 
ferner ihr Verhalten gegenüber dem Ferkeltyphus- und Glässer- 
serum. Letzteres beeinflußt sie über den Titer hinaus, ersteres 
nur bis 2000. 

Diesen beiden Stämmen am nächsten stehen die Stämme 
2 und 10, die gleichfalls durch Glässerserum bis zur Titer¬ 
grenze bzw. darüber hinaus angegriffen werden. Sie unter¬ 
scheiden sich insofern von den beiden ersten untereinander, als 
der Stamm 2 durch Ferkeltyphusserum bis zum Titer, der 
Stamm 10 von diesem Serum dagegen gar nicht beeinflußt 
wird. Sie werden beide durch Suipestiferserum agglutiniert, 
dagegen wird nur der Stamm 10 von Gärtnerserum bis an¬ 
nähernd zur Titerhöhe zusammengeballt. Der Stamm 2 steht 
somit dem Suipestifertypus näher als dem Gärtner, während 
die Stämme 1, 5 und 10 gewissermaßen die Eigenschaften so¬ 
wohl der Gärtner- als auch der Suipestifer-Bakterien in sich 
vereinen. Die geringe Beeinflußbarkeit des Stammes 2 durch 
Para-B-Serum kann außer acht gelassen werden, ebenso das 
Verhalten des Stammes 15 zum Gärtnerseruin, da dieses einen 
weit höheren Titer hat. Vom menschlichen Typhusserum wird 
keiner der isolierten Stämme angegriffen. 

Aus unseren Befunden geht somit, was für die allgemeine 
Diagnostik der Bakterien aus der Koli-Typhusgruppe von 
Belang sein dürfte, hervor, daß wir, im Gegensatz zu anderen 
Autoren, keine reinen Para-B-Bazillen, sondern in der Mehr¬ 
zahl der Fälle mehr dem Gärtner-Suipestifer-Tvpus**) nahe¬ 
stehende Mikroorganismen isolieren konnten. 

Drei von unseren Stämmen (14, 15, 16) waren, was hier 
nachgeholt werden soll, gegenüber den in der Tabelle auf¬ 
gezählten Seren inagglutinabel; denn die Mitagglutination 
des einen (15) bis zur Höhe von 5000 glauben wir nicht berück¬ 
sichtigen zu brauchen. Im übrigen waren diese drei Stämme 
auch durch ein anderes Serum zu beeinflussen. Aus besonderen 
Gründen sind wir hier nicht in der Lage, auf diesen Umstand 
näher einzugehen, wir werden seine Bedeutung im Rahmen 
einer besonderen Arbeit über die Systematik der Koli-Typhus- 
bakterien erörtern. 

Mit Rücksicht auf die methodische Verfolgung unserer 
Frage sind endlich noch Versuche angestellt worden, durch 
die geprüft werden sollte, ob etwa Toxine der Cyprinicida- 

*) Unsere Auffassung über die Beziehungen zwischen echten 
Para-B-(hominis) und Suipestifer-Bazillen findet sich in der Arbeit 
von Pfeiler und Engelhardt (30) niedergelegt. 

**) Der Versuch, bei einem Ferkel durch subkutane Infektion 
mit Oyprinicida-Bouillonkultur in ähnlicher Weise wie bei den 
Mäusen eine Suipestiferinfektion auszulösen, mißlang. Das Tier 
zeigte am folgenden Tage nur eine geringe Temperatursteigerung, 
blieb aber sonst vollkommen gesund. 

** 









496 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 42. 


bakterien die primäre Schwächung* des Müusekürpers verur¬ 
sachten, die die Mobilisierung der von uns ermittelten Bakterien 
bei den Mäusen zur Auflösung brachte. Wir stellten uns zu diesem 
Zwecke sterile Filtrate (Reichel) von 14tägigen Bouillon¬ 
kulturen der Cyprinicidabaktericn, die bei Zimmertemperatur 
gewachsen waren, her. Ein Teil des steril befundenen 
Filtrats wurde zur Prüfung der eventuellen Hitzebeständig¬ 
keit des vermuteten Toxins 15 Minuten im Wasserbade gekochtw 
Je 2 weiße Mäuse wurden subkutan mit 1 cm beider Substrate 
geimpft. Von den mit erhitztem Filtrat vorbehandelten Tieren 
starb eines (Nr. 7 der Tabelle 2) innerhalb einer Zeit von 
24 Stunden. In den Organen des Tieres waren Bakterien 
nicht nachzuweisen. Die Möglichkeit einer Toxinwirkung 
erschien somit nicht ausgeschlossen, wenn sie auch nicht 
wahrscheinlich war, da die mit nicht erhitztem Material ge¬ 
impften beiden Mäusen (erster Versuch) zunächst leben blieben. 
Eines der Tiere starb 3 Wochen nach der Spritzung. Die beiden 
anderen Tiere dieses Versuches wurden gesund augeschieden. 

Mit Rücksicht auf den nicht ganz eindeutigen Ausfall des 
Versuchs wurde er noch zweimal wiederholt. Der zweite Ver¬ 
such spricht absolut für das Fehlen eines Toxins in den 
Cyprinicida-Kulturen, der dritte verlief in ähnlicher Weise wie 
der zweite. Die Tabelle gibt Einzelheiten an. 


Tabelle II. 


$3 

Datum 

der 

Impfung 

Material 

gestorben 

Ausstrich 

Kultur 

1 

6.3.1914 

sk. 1 ccm 

1 1 

Ausgeschieden am 28. 3. 

1914 



steriles Filtrat 




2 

6.3.1914 

dgl. 

30.3.1914 

k. sp. Erreger 

steril. 

3 

8.3.1914 

dgl. 

1 



4 

8. 3.1914 

dgl. 

Ausgeschieden am 1. 4. 

1914 

5 

24. 4.1914 

dgl. 

25. 4.19141 

| k. sp. Erreger 

steril. 

6 

24. 4.1914 

dgl. 

Ausgeschieden, am 6.4.1914 


7 

6. 3.1914 

sk. 1 ccm 

7.3.1914 

k. sp. Erreger 




erhitztes, 






steriles Filtrat 




8 

6.3.1914 

dgl. 

! 



9 

8.3.1914 

dgl. 

Ausgeschieden am 1. 4. 

1914 

10 

8.3.1914 

dgl. 

1 



11 

24.4.1914 

dgl. 

5. 5.1914 

k. sp. Erreger 

steril. 

12 

24. 4.1914 

dgl. 

Ausgeschieden am 6.4.1914 



Die Gegenwart eines die Aggressivität von im Mäuse¬ 
körper von vornherein vorhandenen Bakterien aus der Koli- 
Typhusgruppe auslösenden Toxins in unseren Cyprinicida- 
kulturen ist somit ausgeschlossen. Man muß sich bei der l eu- 
tung der von uns beschriebenen Befunde vielmehr auf den 
Standpunkt stellen, daß die Infektion mit den Cyprinicida- 
bakterien selbst in diesem Sinne wirkt, indem die Mäuse in¬ 
folge der Schwächung ihres Organismus der Infektion mit in 
ihrem Körper vorhandenen Bakterien aus der Koli-Typhus- 
gruppe erliegen. Die Cyprinicida-Infektion scheint somit in dem 
gleichen Sinne zu wirken wie die Verabfolgung von rohem, ge¬ 
kochtem, geräuchertem oder gepökeltem Fleisch. Die anläßlich 
der Ausübung der bakteriologischen Fleischbeschau von ver¬ 
schiedenen Seiten gemachten Erhebungen können wir, 
worüber wir noch besonders berichten werden, dahin er¬ 
gänzen, daß ganz ähnliche Feststellungen auch nach der 
Übertragung anderer Substanzen auf weiße Mäuse zu machen 


gewesen sind. So haben wir nach Jer Verimpfung von 
Fisch- und Fleischmehl bzw. Gerstenschrot (zur Feststellung 
der Gegenwart von Milzbrandsporen), von faulen oder frischen 
Organen von Tiaren aller Art, frischem Exsudat aus der Pleura 
eines Menschen usw. bei einem großen Prozentsatz von Mäusen 
Bakterien aus dieser Gruppe isolieren können. 

Literatur. 

1. S obern heim und Seeligmann, Beiträge zur Biologie 
der Enteritisbakterien. Zschr. f. Immun. Forsch. 1. Teil, Orig. 
6. 1910. S. 401. 

2. Uhlenhuth, Xylander, Hübener und Bohtz, 
Untersuchungen über das Wesen und die Bekämpfung der 
Schweinepest mit besonderer Berücksichtigung der Bakterio¬ 
logie der Hogcholera- (Paratyphus B)-Gruppe sowie ihres Vor¬ 
kommens in der Außenwelt. Arb. Kais. Ges. A. 30. 1909. S. 217. 

3. G r a b e r t, Zeitschr. f. Infektionskrankheit. 3. 1908. 218. 

4. S e i f e r t, G., Studien zur Salmonellagruppe (Paratyphus-B.- 
Gruppe). Zschr. f. Hyg. 63. 1911. H. 2. S. 273 

5. A u m a n n, Über Befunde von Bakterien der Paratyphusgruppe 
mit besonderer Berücksichtigung der Ubiquitätsfrage. Zbl. f. 
Bakt. 1. Abt., Orig. 57. 1911. S. 310. 

6. T r a u t m a n n , H., Die Bazillen der Fleischvergiftung und der 
Paratyphus. Zschr. f. Hyg. 45. 1903. S. 139. 

7. Eckert, J., Weitere Beiträge zum Vorkommen von Bazillen 
der Paratyphusgruppe im Darminhalt gesunder Haustiere und 
ihre Beziehungen zu Fleischvergiftungen. Inaug. Diss. Gießen 
1908. 

8. Morgan, zit. nach Kolle u. Wassermann. 3. 1913. 

9. Poels, ebenda. 

10. Horn und Huber, Ein Beitrag zur Bakterienflora des Dar¬ 
mes gesunder, erwachsener Rinder mit besonderer Berücksich¬ 
tigung der Paratyphus B ähnlichen Bakterien. Zbl. f. Bakt. 
1. Abt., Orig. 61. 1912. S. 452.' 

11. Cao, zit. nach Kolle u. Wassermann. 3. 1913. 

12. Conradi, ebenda. 

13. Uhlenhuth und Hübener, Arb. Kais. Ges. A. 29. 1909. 

14. Titze und Weichei, zit. nach Kolle u. Wassermann. 
3. 1913. 

15. Va 11 et und Rimbrandt, Arch. de. med. exp6r. et d’anat. 
22. 1910. 

16. Klimenko, Zschr. f. Bakt. 39. 

17. Heuser, zit. nach Kolle u. Wassermann. 3. 1913. 

18. T r a u t m a n n, H., Bakterien der Paratyphusgruppe als 
Rattenschädlinge und Rattenvertilger. Zschr. f. Hyg. 54. 1906. 
S. 104. 

19. Schern, K., Über eine durch den Bazillus ent^ridis Gärtner 
hervorgerufene Rattenseuche. Arb. Kais. Ges. A. 30. 1909. S. 575. 

20. Berg, Über spontanes Vorkommen von Enteritis-Gärtner- 
bazillen bei Mäusen und die Bedeutung des Fleischfütterungs¬ 
versuches an weißen Mäusen. Inaug. Diss. Gießen. 1910. 

21. Schellhorn, A., über Fütterungsversuche an weißen 

Mäusen mit gesundem Fleisch. Zbl. f. Bakt. Orig. 54. 1910 
S. 429. 

22. Holth, II., Fütterungsversuch an weißen Mäusen mit Fleisch¬ 
waren verschiedener Herkunft. Zbl. f. Bakt. Orig. 49. 1909. H. 5. 
S. 611. 

23. Mühlens, Dahin und Fürst, Untersuchungen über Bak¬ 
terien der Enteritisgruppe, insbesondere über die sog. Fleisch- 
vergiftungserreger und die sog. Rattenschädlinge. Zbl. f. Bakt. 
48. 1909. H. 1. S. 1. 

24. Z w i c k und Weichei, Zur Frage des Vorkommens von 
sogenannten Fleischvergiftungserregern in Pökelfleisch waren. 
Arb. Kais. Ges. A. 33. 1910. S. 250. 

25. S m al 1 m a n n , J. of the Royal Army med. Corps. 5. 1903. 

26. Rothe, zit. nach Kolle u. Wassermann. 3. 1913. 

27. Kutscher, ebenda. 

28. II o f e r, Hb. d. Fischkrkh. 1914. 







19. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


497 


29. P1 e h n , M., Die Kotseuche der karpfenartigen Fische. Allgem. 
Fisch.-Ztg. Nr. 11. 1903. S. 198. 

30. Pfeiler, W. und Engelhardt, F., Die Fleischvergiftung in 
Bibrau usw., nebst Bemerkungen über die Feststellung von 
fleischvergiftenden Bakterien und ihre Bezeichnung. Mitt. d. 
Kaiser-Wilhelm Inst. Bromberg, Bd. 6. II. 9. 1914. S. 244. 


Aus der Praxis für die Praxis. 

• Von Dr. med vet. Zieger, Strehla a. Elbe. 

Wegen der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen, welche 
durch die Aufnahme von Fremdkörpern bei Rindern veranlaßt 
werden, möchte ich nachfolgender Fälle ihrer Seltenheit halber 
besonders Erwähnung tun. 

In dem einen Falle handelt es sich um eine dreivierteljährige 
Kalbe Oldenburger Kreuzung des Wirtschaftsbesitzers W. in Z., 
welche nach Vorbericht am 14. November 1908 vorübergehende 
Appetitsstörung zeigte, die sich aber angeblich nach Verabreichung 
von Glaubersalz wieder behoben hatte. Der Besitzer griff zu diesem 
Laxiermittel, da er bei dem mangelhaften Kotabsatz Verstopfung 
vermutete. Etwa fünf Monate später, am 23. April 1909, kam frag¬ 
licher Besitzer zu mir und bat um einen Besuch. Er teilte mir mit, 
es handele sich um oben erwähnte Kalbe, an deren rechter Seite 
der Unterbrust ein fingerstarkes Stück Eisen hervorrage. Bei meiner 
näheren Untersuchung konnte ich festslellen, daß die Kalbe in ihrer 
Entwicklung keineswegs zurückgeblieben war, auch ließen das All¬ 
gemeinbefinden (85 kräftige Pulse *39,1 0 Rektal-Temperatur) sowie 
normal auftretende Pansen- und Darmgeräusche ohne Störung des 
Appetits eine akute Peritonitis vollständig ausschließen. Die Be¬ 
schaffenheit des Kotes war normal, insbesondere nicht bläsrig- 
wässerig, grobstenglig; die Herztöne waren rein, Jugularen und 
Triel zeigten keine Infiltrationen. Auch ließen sich bei der Ab¬ 
klopfung der Anheftungsstelle des- Zwerchfelles keinerlei Schmer- 
zensäußerungen erzeugen. Bei dem aus dem Stalle gebrachten Tiere 
ragte rechtsseitig in der Höhe des Ellbogenhöckers unmittelbar 
hinter demselben jener vom Besitzer beschriebene, fingerstarke vier¬ 
kantige Eisendom soweit heraus, daß man ihn mit der Hand be¬ 
quem anfassen konnte. Der Versuch, ihn mit aller Kraft zu ent¬ 
fernen, sogar mittels Schmiede-Zange und angeschleifter dünner 
Hanfschnur, w'obei das vorwärtsdrängende Tier den mit aller Kraft 
ziehenden Mann mit fortschlcppte, w r ar erfolglos. Es wurde des¬ 
halb das Tier niedergeschnürt und der Kanal, aus dem der Gegen¬ 
stand herausragte, mit dem spitzen Bistouri bis an das innere Ende 
des vierkantigen Eisendornes erweitert, da angenommen werden 
mußte, daß derselbe hakenförmig umgebogen oder knopfförmig 
verbreitert in der Wandung der Haube festsaß. Bei dieser Prozedur 
entfernte ich einen schmiedeeisernen vierkantigen, über 21 cm 
langen, 2 cm starken Nagel, der ebenfalls einen vierkantigen Kopf 
mit 3 cm Durchmesser besaß. Dieser Nagel, der viele Jahre hin¬ 
durch zum Auf hängen des Jochs gedient hatte, war vom Besitzer 
gleichzeitig mit dem Auftreten der Verdauungsstörung der Kalbe 
im November 1908 vermißt worden. Bei seiner Entfernung konnte 
ich das Ausfließen von geringen Mengen Haubeninhalts durch den 
entstandenen Kanal deutlich beobachten. Die bestehende Magen¬ 
fistel schloß sich nach wiederholten Ausspülungen mit 5 % Kalium 
permang.-Lösung und nachfolgender Jodoformgaze-Tamponade 
innerhalb weniger Tage vollständig und hinterließ keinerlei Ver¬ 
dauungsstörungen. 

Dieser Fall von Austreten eines per os aufgenommenen Fremd¬ 
körpers durch die Bauchdecken nach außen, ist als eine Art Selbst¬ 
heilung insofern besonders beachtenswert, als die betreffende Kalbe 
in dem jugendlichen Alter von vier Monaten bereits einen so außer¬ 
ordentlich großen Fremdkörper mit dem Rauhfutter aufnehmen 
konnte, wobei sie kurz nach der Aufnahme desselben nur vorüber¬ 
gehende Störung in der Verdauung zeigte, fünf Monate denselben 
bei sich in ihren Mägen beherbergte und ihn durch Perforation der 
Hauben- und Bauchwandung unter Verwachsung fraglicher Teile 
ohne jegliche Störung des Allgemeinbefindens ausschied, so daß 
eine Restitutio ad integrum ohne auffallendes Zurückbleiben der 
Kalbe in der Entwicklung möglich war. 


Nicht immer treten die per os aufgenommenen Fremdkörper 
so reaktionslos, wie in vorstehendem Falle beschrieben, durch die 
Bauchdecken nach außen. In der Regel kommt es bei diesem 
Vorgänge zur Abszeßbildung in den Bauchdecken und enormen 
Anschwellungen im unteren Drittel des Hinterleibes. So habe ich 
des öfteren nach einwandfrei diagnostizierten traumatischen Peri¬ 
tonitiden etwa 4—5 Monate nach Abheilung derselben zumeist im 
unteren Drittel des Abdomens unterhalb der Kniefalte oder un¬ 
mittelbar vor dem Euter Anschwellungen beobachten können, bei 
deren Eröffnung sich große Mengen übel riechenden, schwärzlichen 
Eiters entleerten. Aus den Abszeßhöhlen wurden entweder die zu¬ 
meist in den Körpersäften aufgelösten eisernen Fremdkörper unge¬ 
sehen mit ausgespült oder in stark oxydiertem Zustande manuell 
entfernt. Bei einem Rfnde des Wirtschaftsbesitzers K. in L. konnte 
ich einen über 30 cm langen, spiralig gedrehten, etwa K cm 
starken Doppeldraht, weicher von einem Zylinderputzer herrübrte, 
aus einem Abszeß unterhalb der rechten Kniefalte entfernen, der 
ebenfalls dem betreffenden Tiere keinerlei Beschwerden gemacht 
hatte, trotzdem es zu starker, eitriger Einschmelzung der Bauch¬ 
muskeln gekommen war, so daß später ein Bauchdeckenbruch resul¬ 
tierte. Bei Durchtritt von größeren Fremdkörpern durch 
die Wandung des Pansens kommt es regelmäßig zum Aus¬ 
tritt von CH 4 -Gasen in die freie Bauchhöhle, welches Phänomen 
sich in leichter Aufblähung der Hungergrube zeigt. 

Bei Perforation der Haubenwandung treten 
Schmerzensäußerungen beim Abklopfen der Anheftungsstelle des 
Zwerchfelles im unteren Drittel des Abdomens und bei Druck auf 
den Schaufelknorpel in den Vordergrund. Bei Durchtritt durch 
das Z w e r c h f e 11 ist außer oberflächlichem beschleunigten 
Atmen stierer, ängstlicher Blick zu beobachten und, je nachdem 
der Sympathicus oder Vagus in das Entzündungsgebiet stärker ein¬ 
bezogen ist, tritt eine Beschleunigung oder Verlangsamung des 
Herzschlages ein, der bei einer zunächst vorwiegend sero-fibrinösen 
Perikarditis durch Auskultation bald nicht mehr wahrzunehmen ist,. 
um nach längerer oder kürzerer Zeit bei dem Übergang in die 
jauchige Herzbeutelentzündung deutliche Plätschergeräusche wahr¬ 
nehmen zu lassen. Da jede Perikarditis mit Jugularenschwel- 
lung und Trielödem einhergeht, so möchte ich ganz besonders auf 
die Anfänge dieser Symptome aufmerksam machen, weil sie uns 
rechtzeitig über die Diagnose der Perikarditiden der Rinder Auf¬ 
schluß geben. Jugularenschwellung sowohl wie Trielödem sind in 
ihren Anfängen zunächst nur palpabel. Man tastet, auf der linken 
Seite des Patienten stehend, mit den Fingerbeeren des über den 
Nacken gelegten rechten Armes die rechte Jugularenrinne ab und 
prüft die Wandung der Jugularen auf ihre Rigidität. Ganz wie 
bei sklerotischen Gefäßerkrankungen fühlen sich auch die Jugu¬ 
laren bei bestehender Herzbeutelentzündung starrer an. Da ihre 
Elastizität verringert ist, so verschwindet bald auch der Venenpuls. 
Das Trielödem in seinen ersten Anfängen tritt zunächst in Form 
einer umschriebenen Quaddel auf, die beim sorgfältigen Durch¬ 
fühlen des ganzen Trielkammes vom Kinnwinkel bis zum Brustbein 
zwischen Daumen und Zeigefinger bei einiger Übung leicht festzu¬ 
stellen ist. Diese erste Quaddel entsteht keineswegs immer an der 
tiefsten Stelle des Triels, sie kann sich auch nahe am Kinnwinkel 
bilden, kann wieder verschwinden oder sich mit anderen zum 
ausgedehnten ödem vereinigen, je nach der Ausbreitung oder Zu¬ 
rückbildung der entzündlichen Erscheinungen am Herzbeutel. Die 
Palpation ist eine Kunst, die aus naheliegenden Gründen in der 
tierärztlichen Praxis nicht genug geübt werden kann. Der Ver¬ 
gleich des Befundes der abtastbaren erkrankten Teile des Patienten 
mit dem der gleichen Partien eines gesunden gleichaltrigen Rindes 
ist für den Ungeübten dringend erforderlich. So gibt uns bei einer 
ausgebreiteten Bauchfellentzündung die Exploration per rektum 
einwandfreien Aufschluß. Hierbei stößt man auf Afterzwang und 
Tenesmus der Mastdarmampulle, deren Wände sich der palpierenden 
Hand krampfartig fest anlegen. Die Beweglichkeit des an langem 
Gekröse aufgehängten Rektums ist mehr oder weniger beschränkt. 
Das Omentum majus fühlt sich sulzig verdickt an und läßt ins¬ 
besondere den Panseninhalt nicht durchftihlen; ein Verbringen des 
sterilen Uterus in das Becken ist ausgeschlossen, oder es sind beim 
Vorziehen des unter dem Pansen liegenden Tragesackes event. 




408 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 42. 


Verklebungen desselben mit dem Bauchfell an den unregelmäßigen, 
ruckförmigen Widerständen deutlich zu fühlen. Die den Uterus am 
Kollum vorziehende Hand hat genau das Gefühl, als ob sie etwas 
Angeklebtes losriß. Diese Verklebungen machen sowohl bei der 
Palpation als auch bei der Brunst ein Aufrichten des Fruchthälters 
unmöglich, so daß letzteres ausfällt. Der gröbstengelige, oft 
bläsrig-wässerige Kot ist fast bei allen Peritonitiden eine regel¬ 
mäßige Begleiterscheinung. 

An drei Kühen, die unmittelbar vor dem Kalben standen und 
bei Auskultation deutliche Plätschergeräusche neben ausgedehntem 
Trielödem unter geringer Störung des Allgemeinbefindens und 
Appetits zeigten, wurde, um das Fleisch zu entwässern und die 
Kälber zu retten, die Punktion des Herzbeutels mittels besonders 
langen Troikars vorgenommen und in einem Fall über 18 Liter 
schwärzlich jauchigen Eiters abgelasscn. Während eine Gravida 
etwa 36 Stunden nach der Punktion des Herzbeutels ein normal 
entwickeltes gesundes Kalb zur Welt brachte und erst 8 Tage p. p. 
geschlachtet wurde, mußten die beiden anderen kurz nach der 
Entleerung der jauchigen Herzbeutelflüssigkeit notgeschlachtet 
werden, wobei die Föten durch die Sectio caesarea nach Betäubung 
der Mutter durch Kopfschlag von mir noch lebend entwickelt wur¬ 
den. Die Lebensenergie dieser Kälber war allerdings derartig 
gering, daß sie unter öfterem Blöken nach einigen Stunden ver¬ 
endeten. In diesen zwei Fällen handelte es sich um im Herzbeutel 
mit ihren Köpfen festsitzende Drahtnägel, die beim Kollabieren des 
Pericardiums nach der Punktion mit ihrer Spitze dem Herzmuskel 
bei jedem Herzschlage neue Verletzungen unter frisch eintretender 
starker Blutung beibrachten. Das Fleisch der acht Tage p. p. ge¬ 
schlachteten Kuh konnte zur menschlichen Nahrung freigegeben, 
das der beiden andern hingegen mußte hochgradiger Wässerigkeit 
halber dem menschlichen Genuß entzogen werden. 

Zum Schlüsse meiner Betrachtungen über Erscheinungen, 
welche durch die Aufnahme von Fremdkörpern bei Rindern hervor¬ 
gerufen werden, ohne daß es zur erheblichen Störung des Allgemein¬ 
befindens kommt, möchte ich noch nachfolgenden kuriosen Fall 
aufführen. Im November 1914 konnte ich bei einer gut genährten 
Kuh des Rtgt. H. beobachten, wie Mageninhalt vermengt mit übel¬ 
riechendem Eiter in großen Mengen durch die Nase während der 
Futteraufnahme unter bestehender Atemnot (fieberlose Aspirations- 
Pneumonie) sich entleerte. Nach der sofort angeordneten Not¬ 
schlachtung war eine ausgedehnte Verwachsung zwischen Haube, 
Zwerchfell und rechter Lunge festzustellen, wobei ein in einen 
großen Bronchus der rechten Lunge durchgebrochener Abszeß die 
Verbindung zwischen Haube und der Außenwelt auf dem Wege 
durch das Zwerchfell und die Trachea herstellte. Die Ursache 
bildete «ein ca. 15 cm langer gewellter vierkantiger haarnadel- 
starker Stahldraht, der mit seinem umgebogenem Ende in der 
Haubenwandung festgehakt und mit dem freien geraden Ende durch 
das Zwerchfell in die rechte Lunge eingedrungen war. Der enorme 
Abszeß, welcher fast die ganze rechte Lunge in einen Eitersack 
verwandelte, wies eine fingerdicke feste Wand auf und barg in 
seinem Innern grobstengelige Futtermengen, gemischt mit schwärz¬ 
lichen stinkenden Eitennassen, die bis zur Nasenöffnung zu ver¬ 
folgen waren. 

Fremdkörper im Schlunde des Rindes. 

Von Tierarzt Ebner. 

M ö 11er und F r i c k raten in ihrem Lehrbuche der 
speziellen Chirurgie bei Fremdkörpern im Schlunde des Rindes 
abwartende Behandlung an: 24 bis 36 Stunden Entziehen 
jeglichen Futters. — Eine überflüssige Vorschrift, da ein Rind 
mit Fremdkörper im Schlumle nichts schlucken kann, meist 
auch nicht einmal den Versuch macht, Futter aufzunehmen —. 
Während dieser Zeit soll 3 -4 mal am Tage je ein Eßlöffel öl 
eingegeben werden. — Lies läßt sich schwer ausführen, auch 
ist nach meinen Erfahrungen die ölmenge zu gering. — 
Etwaige Tympanitis soll durch den Pansenstich bekämpft 
werden. — Dies läßt sich nicht immer durchführen, da der 


Tierarzt nicht stundenlang auf das manchmal unerwartet ein¬ 
tretende Aufblähen werten kann. — Nach diesen 24—36 
Stunden geduldigen Abwartens kann nach Möller und 
Flick eine medikamentöse Behandlung mit Veratrin, Apomor¬ 
phin oder Pilocarpin eingeleitet werden. Haben dann diese 
Mittel nach 24 Stunden, also nach im ganzen 2—2 X A tägiger 
Behandlung, nicht zum Ziele geführt, dann sollen nach Möller 
und F r i c k erst die operativen Methoden in ihre Rechte treten 
und zwar: 1. Zurückbefördern des Fremdkörpers in die 
Rachenhöhle, 2. Hinabstoßen des Fremdkörpers in den Magen. 
3. der Schlundschnitt. 

Von anderer Seite wurde empfohlen, in jedem Falle von 
Fremdkörpern im Schlunde des. Rindes den Pansenstich zu 
machen und abzuwarten, bis der Fremdkörper von selbst in 
den Magen hinabgleitet, was nach einiger Zeit stets statt¬ 
finden soll. 

Viel einfacher und schneller bin ich auf folgende Weise 
stets zum Ziele gekommen: 

Läßt der Fremdkörper sich nicht von der Maulhöhle aus 
erreichen und auch nicht mehr in die Rachenhöhle zurück¬ 
befördern, was nur in wenigen Fällen möglich ist, wenn der 
Fremdkörper noch nicht weit in den Schlund vorgedrungen ist, 
so setze ich gleich das Schlundrohr ein und versuche, vor¬ 
sichtig den Fremdkörper w'eiterzuschieben. Gelingt dies nicht, 
dann fülle ich durch das Schlundrohr so lange öl ein, bis der 
Fremdkörper sich weiterschieben läßt. Bleibt er an einer 
tieferen Stelle wieder festsitzen, so wiederhole ich das Ölein¬ 
füllen, bis der Fremdkörper bis in den Magen gelangt ist, was 
man daran erkennen kann, daß bei erneutem Einführen des 
Schlundrohres kein Widerstand mehr zu fühlen ist. Ist der 
Fremdkörper nicht rund, sondern scheibenförmig, so kann es 
Vorkommen, daß er im Schlunde fest eingekeilt sitzt und das 
Schlundrohr an ihm vorbeigleitet und in den Magen gelangt. 
Dann wird man beim Zurückziehen des Rohres einigen Wider¬ 
stand zu überwinden haben und bei erneutem Einführen noch 
auf Widerstand stoßen. Nach reichlichem Einfüllen von öl 
durch das Schlundrohr gelingt es auch in solchen Fällen, das 
eingekeilte unregelmäßige Rübenstück, um das es sich meist 
handelt, in den Magen hinabzustoßen. Ich verbrauche meist 
bis Yi Liter öl und bin bis jetzt noch immer In ziemlich 
kurzer Zeit zum Ziel gekommen, ohne die Besitzer auf spätere 
Zeit vertrösten oder den Pansenstich machen zu müssen. 

Durch eine schnelle Beseitigung des Fremdkörpers aus 
dem Schlunde erspart man den Leuten tagelange Sorgen und 
Nachtwachen, und es macht auch einen besseren Eindruck, 
w'enn man schnell helfen kann und nicht darauf vertrösten 
muß, daß der Fremdkörper schließlich von selbst in den Magen 
hinabgleitet. Geschieht dies nicht bald, so werden die Leute 
oft die Geduld verlieren und das Tier schlachten, ohne den 
Tierarzt noch einmal geholt zu haben. Andere kluge Leute 
werden sagen, daß sie den Tierarzt nicht erst zu holen 
brauchen, wenn er nicht helfen kann und der Fremdkörper 
auch ohne seine Hilfe von selbst hinabgleitet. Ich kann daher 
allen Kollegen nur empfehlen, bei Fremdkörpern im Schlunde 
für baldige Entfernung zu sorgen und dabei reichlich öl zu 
verwenden, dessen Anwendung übrigens auch bei Mastdarm- 
und Gebärmuttervorfällen die Arbeit sehr erleichtert. 






19. Oktober 1916 . 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


499 


Referate. 

Die Nachkrankheiten der Blasenseuche. 

Von G. G i 0 v a n 0 1 i, Soglio. 

(Schweizer Archiv t Tierhei.k.. 57. ÜU., 8. Heft.) 

Bei verschiedenen Kühen stellte sich nach Abheilung der 
Aphthenseuche erhebliche Atembeschwerde ein. Bei 
vorhandener Trächtigkeit steigerte sich die letztere, auch ge¬ 
sellte sich Husten hinzu. Die Auskultation ergab allerlei Ge¬ 
räusche: Pfeifen, Schnurren, Brummen, Perkussionsschall über¬ 
all tympanitiseh. Temperatur, Ausscheidungen, Appetit blieben 
normal. Milchsekretion versiegte völlig. Zerlegungsbefund 
der wegen Unrentabilität notgeschlachteten Tiere: hoch¬ 
gradiges Lungenemphysem, Herzhypertrophie, in einem Falle 
auch streifige Degeneration des Myocards. 

Bei drei Kühen hatte die Atembeschwerde eine solche 
Höhe erreicht, daß sie, um leichter atmen zu können, stunden¬ 
lang eine hundesitzige Stellung einnahmen, wie sie Pferde zu¬ 
weilen bei akuter Magenerweiterung zeigen. 

J. Schmidt. 

Zur Frage des postoperativen Blutbildes und zur Diagnose 
der traumatischen Milzruptur. 

Von Dr. B r u n z e 1, Braunschweig. 

(D. tn. W 1916, 31.) 

Ein durch Operation behandelter Fall subkutaner Milz¬ 
ruptur. Er bestätigt die jetzt immer mehr Raum gewinnende 
Anschauung, daß die Exstirpation der Milz praktisch ohne 
Einfluß auf das peripherische Blutbild ist. Schon nach wenigen 
Wochen war dieses so gut wie normal bei völlig wieder¬ 
hergestellter Arbeitsfähigkeit und bestem Befinden des 
Patienten. Zeichen einer Alteration des hämatopoetischen 
Apparates sind niemals aufgetreten. B r t. 

Uber rote oder Blutlymphknoten. 

Von Prof. Dr. A. Zimmermann, Budapest. 

(Allatorvo.l Lapok, 1910, Nr. 28) 

Verfasser hat an großem Material das Vorkommen der 
roten oder Blutlymphknoten beim Rinde, Schafe, bei der Ziege, 
dem Schweine, Pferde und Hunde untersucht und die ständigen 
und häufigen Stellen, Fundorte, näher beschrieben. Eine solche 
ist beinahe bei sämtlichen untersuchten Tierarten die Gegend 
der Bauchaorta, besonders in der Nähe der Nieren. Dann 
werden die Form, Größe, Farbe und die Struktur dieser Gebilde 
näher beschrieben. Innerhalb einer Bindegewebskapsel ist ein 
Blutsinus wahrnehmbar, welcher mit ähnlichen gegen das 
Zentrum führenden Blutgängen in Zusammenhang steht. Das 
Parenchym wird von Lymphoidgewebe gebildet, in welchem 
sekundäre Knoten zu unterscheiden sind. In den Reticulum- 
zellen, aber auch in einzelnen Lymphzellen bemerkt man stel¬ 
lenweise braunrote Körner und Schollen, ebenso in den Blut¬ 
gängen; die Körner stammen vom Zerfall der roten Blut¬ 
körperchen her. Lie roten Lymphknoten haben weder zu- 
noch abführende Lymphgefäße. Die Injektionsversuche der 
Blutgänge führten zu negativem Resultat. Verfasser erstreckte 
seine Untersuchungen auch auf Embryonen und konnte auch 
bei Rind-, Pferd-, Schwein- und Hundeföten rote Lymphknoten 
neben den gewöhnlichen Lymphknoten nachweisen; deshalb 
hält er diese für selbständige Bildungen, welche im embryo¬ 
nalen Leben, parallel neben den gewöhnlichen Lymphknoten, 
später aber auch aus diesen entstehen. Darauf weisen manche 
Übergangsformen, besonders beim Schaf, hin. In den roten 


Lymphknoten werden rote Blutkörperchen zerstört und farb¬ 
lose Blutzellen erzeugt, eine weitere Funktion ist bisher nicht 
bekannt. Dr. Z. 

Uber eigenartige Gefäßwucherungen in den Lymphknoten 
des Rindes. 

Von Dr. med. vet. C1 a u s s e n, Polizeitierarzt in Hamburg. 

(Z. t. Jr'ieiseli- u. Mik-üliyg lulo. zl. Jhrg., ti. üi, S. Jf8 U.) 

C1 a u s s e n beobachtete im Laufe mehrerer Jahre fünfmal 
eigenartige Veränderungen in Lymphknoten sonst gesunder 
Rinder, welche auf eine starke Wucherung von Arterien 
zurückzuführen sind. 

Makroskopisch sind die Lymphknoten w'enig verändert, 
etwas derber. Auf ihrer Schnittfläche zeigen sie eingelagerte 
Knötchen und Stränge, die im Gew r ebe sitzenden Maden nicht 
unähnlich sind. 

Im mikroskopischen Schnitt erweisen sich diese Gebilde 
als gruppenweise angehäufte Arterien, die in verschiedener 
Anzahl, Größe und Alter beieinander liegen und sich gegen 
die Umgebung zuweilen kapselartig abschließen. 

Die jungen Arterien haben meistens eine stärkere Adven- 
titia, die Adventitien der älteren Arterien führen häufig eine 
glatte Muskulatur, die sie teilweise ganz umlagert und sich 
ins Lymphknotengew r ebe hinein erstreckt. In der Media fehlt 
die Elastika externa fast immer, ebenso ist die Elastika interna 
nicht sehr stark entwickelt. 

An der Intima fallen oft eine beträchtliche Wucherung 
und selbst bei kleinen und jüngsten Gefäßen eine starke 
Entwicklung der Längsfaserschicht auf, welche die Media an 
Stärke erreicht oder übertrifft und bei stark kontrahierten 
Arterien das Lumen fast zugeschnürt erscheinen läßt. Verein¬ 
zelt findet sich hyaline Degeneration des gewucherten Gewebes. 

Das veränderte Gewebe zeichnet sich durch eine ver- 
schiedengradige Infiltration mit azidophilen bzw r . eosinophilen 
Leukozyten aus, die Infiltration erstreckt sich auf die Gefä߬ 
wandungen und auch auf deren Umgebung; sie ist oft so 
bedeutend, daß die infiltrierten Herde schon bei schwacher 
Vergrößerung an einem rötlichen Schimmer erkannt werden 
können. Die Keimzentren der Lymphknoten werden jedoch 
trotz benachbarter starker Infiltration von dieser nicht er¬ 
griffen. 

Claussen führt die Hypertrophie der Arterien und die 
Veränderungen in den Gefäßwandungen auf einen Reiz¬ 
zustand zurück, unter dem der trophische Prozeß vor sich geht 
Welcher Art der Reiz sei, dafür ergibt sich kein Anhalt. 

Mit der Periarteriitis nodosa des Menschen, die vereinzelt 
auch bei den Tieren festgestellt worden ist, hat der ge¬ 
schilderte Prozeß keine Ähnlichkeit. 

Der Arbeit sind zwei Tafeln mit Abbildungen beigegeben- 

B. 

Uber die Desinfektion phthisischen Auswurfs mittels der 
Phenolderivate Phobrol, Grotan und Sagrotan, insbesondere 
bei gleichzeitiger Anwendung von Antiformin. 

Von Dr. Fritz Kirstein. 

(Veröffentl. a. d. Gebiete der Medizin&iverwaltung, 1916, Bd. V, Heft 7.) 

Zu den vorliegenden Versuchen wurde das Phobrol der 
Firma Hoffman-la Roche, das Grotan und das Sagrotan' der 
Firma Schülke und Mayr herangezogen. Der wirksame Be¬ 
standteil des Phobrols ist das Chlor—m—Kresol, das Grotan 
stellt eine komplexe Chlor-Kresol-Alkaliverbindung dar, wäh- 



500 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 42. 


rend das Sagrotan ein molekulares Gemisch aus Chlorxylenol 
und dem Grotan ist. Es wurden verschieden große Phobrol- 
und Grotanmengen in 40proz. Antiforminlösung gelöst und 
die Mischungen zu gleichen Teilen auf Sputum ohne Umrühren 
einwirken gelassen. Dabei stellte es sich heraus, daß 3—8 proz. 
Phobrollösungen und 5—10 proz. Grotanlösungen, m i t 
40 proz. Antiforminlösung hergestellt, selbst 
nach zwölfstündiger Einwirkungszeit tuberkulöses Sputum 
nicht zu desinfizieren vermögen. Die Versuche mit Grotan-, 
Sagrotan- und Phobrollösungen ohne Zusatz von Anti¬ 
formin hatten folgendes Ergebnis: 1. 2 proz., nur mit Hilfe 
warmen Wassers herstellbare Grotanlösungen vermögen nach 
12stündiger Einwirkungsdauer phthisisehen Auswurf nicht 
zu desinfizieren. 2. 5—10 proz. Sagrotanlösungen erweisen 
sich nach 12 ständiger Einwirkungszeit ohne jegliche desin¬ 
fizierende Wirkung auf tuberkulöses Sputum. Daher be¬ 
zeichnet der Verfasser, im Gegensatz zu 
Schottelius, die Präparate Grotan und Sa- 
grotanfürdiePraxisderSputumdesinfektion 
als ungeeignet. Dagegen vermögen 5 proz. 
Phobrollösungen nach 12 stündiger Einwir¬ 
kungszeit tuberkulöses Sputum unter den in 
der Praxis vorliegenden Bedingungen sicher 
zu sterilisieren. Verfasser hält daher das 
Phobrol in der von ihm erprobten Anwen¬ 
dungsweise als das beste der bis jetzt be¬ 
kannten chemischen Mittel zur Desinfektion 
des phthisisehen Auswurfs. Wegen seiner fast 
völligen Geruchlosigkeit und sehr geringen Giftigkeit ist 
es für die Praxis sehr geeignet. Sein einziger Nachteil ist sein 
noch etwas hoher Preis. G o 1 d s t e i n , Berlin. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. Oktober 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Qemeinden nnd Gehöfte sind — letztere ln Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

PrenBen: Reg.-Bez. Königsberg: Gerdauen 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Heiligenbeil 1, 1, Heilsberg 1, 1 (davon neu 1 Gern., 
1 Geh.). Reg.-Bez. Gumbinnen: Gumbinnen 1, 1, Insterburg 
3, 3, Angerburg 1, 1, Goldap 4, 4 (1, 1). Reg.-Bez. A11 e n s t e i n : 
Lyck 2, 2 (1, 1), Neidenburg 1, 1, Osterode 1, 1. Reg.-Bez. Dan¬ 
zig: Pr. Stargard 1, 1 (1, 1), Karthaus 1, 1. Reg.-Bez. Marien- 
werder: Löbau 1, 1, Strasburg i. Westpr. 3, 3 (1, 1). Reg.- 
Bez. Köslin: Rummelsburg 1, 1, Stolp i. Pomm. Stadt (Rotz¬ 
verdacht) 1, 1, Stolp 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Posen: Jarotschin 
3, 3, Meseritz 1, 1, Neutomischel 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Brom¬ 
berg: Bromberg 1, 1, Schubin 1, 1, Znin (Rotzverdacht) 1, 1 (1, 1), 
Wongrowitz 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: Kreuzburg 1, 1. Reg.- 
Bez. Hannover: Nienburg 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Lüneburg: 
Lüchow 1, 1. Hamburg: Hamburg Stadt 1, 1. Insgesamt: 28 Kreise, 
38 Gemeinden, 38 Gehöfte; davon neu: 9 Gemeinden, 9 Gehöfte. 

Lungenseuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: .Jerichow II 1 Gemeinde, 
. 1 Gehöft, Wanzleben 2, 2. Insgesamt: 2 Kreise, 3 Gemeinden, 
3 Gehöfte. 

Pockenoeuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Breslau: Breslau Stadt 1 Gemeinde, 
1 Gehöft. 

Beochaiseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Schwelneeeuche (einsohl. Schweinepest). 




■aul- am 


Schwei neseache 

Regierungs- usw. Bezirke 

Klauenseuche 

ei nach 

1. Sohweiaepcst 

dzw. Bundesstaaten 

Kreise 

Ge- 

Ge- 

Kreise 

Ge- 

Ge- 


usw. 

meinden 

höfte 

usw. 

meinden 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

2 

2 

2 

9 

12 

17 

Gumbinnen. 

2 

2 

2 

5 

23 

25 

Allenstein. 

— 

— 

— 

6 

20 

21 

Danzig. 

— 

— 

— 

4 

8 

8 

Marienwerder. 

1 

1 

1 

6 

17 

19 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

11 

Potsdam. 

2 

5 

5 

15 

41 

49 

Frankfurt ...... 

1 

1 

1 

9 

16 

18 

Stettin 

5 

6 

6 

5 

29 

9o 

Köslin. 

— 

— 

_ 

'4 

7 

10 

Stralsund. 

1 

1 

1 

6 

11 

13 

Posen.. 

1 

2 

2 

10 

30 

40 

Bromberg. 

— 

— 

— 

6 

12 

12 

Breslau. 

3 

11 

46 

18 

60 

67 

Liegnitz. 

— 

— 

— 

13 

50 

56 

Oppeln. 

1 

1 

1 

12 

29 

35 

Magdeburg . 

1 

1 

1 

7 

10 

10 

Merseburg. 

1 

1 

1 

9 

21 

28 

Erfurt. 

— 

— 

— 

6 

18 

24 

Schleswig. 

1 

1 

2 

11 

17 

19 

Hannover. 

— 

— 

— 

5 

6 

7 

Hildesheim. 

— 

— 

— 

3 

4 

4 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

4 

9 

9 

Stade . 

1 

3 

4 

— 

— 

— 

Osnabrück . 




2 

2 

3 

Aurich. . 




— 

— 

— 

Münster. 


^E9 


3 

7 

10 

Minden. 



■ 

4 

4 

4 

Arnsberg . 



■ 

10 

16 

21 

Kassel. 

9 



9 

37 

69 

Wiesbaden. 




7 

19 

35 

Koblenz. 

^^9 



7 

12 

14 

Düsseldorf. 

— 

— 

— 

9 

10 

17 

Köln. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Trier. 

i 

i 

1 

5 

7 

9 

Aachen. 

— 

— 

— 


— 

— 

Sigmaringen. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Bayern: Oberbayern . . . 

8 

27 

110 

5 

14 

18 

Niederbayern. 

— 

— 

— 

3 

5 

6 

Pfalz. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Oberpfalz. 

Oberfranken. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Mittelfranken. 

1 

2 

2 

2 

3 

3 

Unterfranken. 

4 

19 

81 

— 

— 

— 

Schwaben. 

9 

47 

189 

1 

1 

8 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

3 

6 

8 

Dresden. 

— 

— 

— 

2 

4 

4 

Leipzig. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Zwickau. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Württemberg: Neckarkreis . 

4 

4 

6 

4 

4 

4 

Schwarzwaldkreis . . . 

2 

2 

.3 

1 

1 

2 

Jagstkreis. 

2 

5 

39 

— 

— 

— 

Donaukreis ...... 

5 

17 

49 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Freiburg. 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

4 

2 

12 

4 

17 

8 

Mannheim. 

2 

2 

6 

8 

59 

482 

Hessen. 

_ 

— 

— 

2 

7 

12 

Mecklenburg-Schwerin. . . 

5 

37 

102 

5 

5 

5 

Sachsen-Weimar. 

— 

— 

— 

3 

5 

5 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

1 

11 

1 

4 

4 

Oldenburg . 

— 

— 

— 

2 

2 

3 

Braunschweig. 

1 

1 

1 

4 

21 

33 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

mm 


2 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— 

ma 


1 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

Bl 


2 

Anhalt. 

— 

— 

— 

■1 


2 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

m 


— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

■ 


— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

2 


4 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

1 H 

■ ~ ■ 

— 

Reuß jüngere Linie.... 

— 

— 

— 


' 9 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

5 

6 

6 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Hamburg. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Elsaß-Lothringen ... 

5 

10 

25 

8 

14 

23 

Deutsches Reich 

76 

216 

703 

313 

763 

1456 

Davon in Preußen 

25 

40 

77 

231 

566 

781 















































































19. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


501 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Neue Versuche mit Ersatzfuttermitteln. 

Von W. Ellenberger und W. Grimmer. 

(D. t. W. 1916, Nr. 32, S. Sttl, Nr. 33, S. 300, Nr. 34, S. 311 ) 

I. Versuche mit Scheldemandel-Eiweiß-Ersatz (EiweiOsparfutter). 

Das Präparat ist ein Leimpräparat aus Knochen mit 
84,68 Proz. Stickstoffgehalt. Dem Leim fehlen in seinem 
Molekül Tyrosin- und Tryptophangruppen*, er ist daher kein 
vollwertiger Eiweißersatz, wohl aber als Eiweißsparer und zum 
Aufbau kollagencn Gewebes in vollem Umfange geeignet. 

Durch Fütterungsversuche an Schweinen wurde 
festgestellt, daß bei jungen Schweinen, bei denen der Aufbau 
kollagener Substanz eine größere Rolle spielt als bei erwachse¬ 
nen Tieren, bis höchstens ein Drittel des gesamten Stickstoff¬ 
bedarfes in Form des Leimpräparates verabreicht werden kann. 
Bei erwachsenen Tieren wird sich die Anwendung dieser 
Höchstmenge nicht empfehlen; nach Kaufmann stören 
schon 20 Proz. Leim im Futter das Stickstoffgleichgewicht. 

Die im Scheidemandel-Futter enthaltene Schwefelsäure 
störte die Verdauung der Versuchstiere nicht. 

Fütterungsversuche an Milchkühen ergaben keine 
eindeutigen Resultate, ein bestimmter Einfluß auf Körper¬ 
gewicht und Milchleistung konnte nicht mit Sicherheit fest- 
gestellt, eine Rentabilitätsberechnung des Futters nicht ange¬ 
stellt werden. Allenfalls kann geschlossen werden, daß 20 Proz. 
Futtereiweiß durch das Präparat bei Milchkühen ersetzt wer¬ 
den können. 

Das Präparat kommt mithin als Futter-Streckmittel in 
Betracht. Auch Pferde gewöhnen sich an dieses Futter. 

II. Neue Versuche mit Leimleder. 

Im Anschluß an frühere Versuche mit sehr fettreichem 
(ca. 26 Proz.) Leimleder (B. t. W. 1915, Nr. 32) verfütterten 
Verfasser jetzt geeigneter erscheinendes, geringgradig ent¬ 
fettetes (14,7 Proz.) und stark entfettetes (3,29 Proz.) Leim¬ 
leder an Schweine. Das stark entfettete Leimleder erwies 
sich dem geringgradig entfetteten als überlegen, dem Kontroll- 
futter (Kleie, Mais, Kartoffel und Robos gemischt) als minde¬ 
stens gleichwertig. Das fettarme Leimleder mit nur 2 bis 
3 Proz. Fett ist ein vortreffliches Futtermittel für Schweine. 

Von drei Milchkühen nahm eine das fettreichere 
(14,0 Proz.) Leimleder gar nicht, eine schlecht, eine willig; 
letztere zeigte auch eine beträchtliche und langdauernde 
Milchsteigerung. Ein Bulle, Schafe und Ziegen nahmen 
das fettreichere Futter, teils vermischt, teils unvermischt, und 
gediehen dabei. Pferde nahmen das entfettete Leim¬ 
leder nach Angewöhnung. Mit stark entfettetem Leimleder 
stehen bei Kühen bessere Resultate in Aussicht. 

Bei allen Tieren, auch bei Pferden, darf Leimleder als 
vorteilhaftes Zusatzmittel zu stickstoffarmen oder stickstoff¬ 
freien Futtermitteln (Kartoffeln, Melasse usw.) betrachtet 
werden. 

III. Fütterungsversuche an Pferden mit Bajabrot von Sonnenfe'dt. 

Die Versuche an schweren und schwerarbeitenden Pferden 
hatten ein sehr günstiges Ergebnis. Bajabrot ist ein (ge¬ 
backenes) Mischfutter aus eiweißhaltigen Futtermitteln tieri¬ 
schen und solchen pflanzlichen Ursprungs. Durch Bajabrot 
konnte der ohnehin nur noch geringe Körnergehalt (3 Pfund 
Hafer, 4 Pfund Mais) des Gesamtfutters der Versuchspferde 
ohne Schaden an Körpergewicht und Leistung fast vollständig 


ersetzt werden. Eine geringe Menge roher Körner bleibt wegen 
deren Fermentgehalt jedoch bei allen Mischfuttern empfehlens¬ 
wert. 

IV. Versuche mit dem Oexmannschen Strohkraftfutter bei Milchkühen 

Neuere Versuche mit dem schon bei Pferden erprobten 
(B. t. W. 1916, Nr. 6), inzwischen durch Eiweißzusatz ver¬ 
besserten Futtermittel an Milchkühen. Die Ergebnisse waren 
sowohl mit Bezug auf Milchmenge als auch auf Körpergewicht 
gute. Dem bei den Versuchstieren vor dem Versuch gefütterten 
Gemisch aus 2 Teilen Weizenkleie und 1 Teil Weizenschalen 
erweist sich das Oexmannsche Strohfutter als überlegen. Es ist 
ein vorzügliches Futtermittel auch für Milchkühe; es kann bei 
Wiederkäuern und bei Pferden, wahrscheinlich auch bei 
Schweinen, einen erheblichen Teil der üblichen Kraftfutter- 
mittel ersetzen. 

V. Robos. 

Das bei den vorstehenden Versuchen mehrfach mitver¬ 
wendete Blutpräparat Robos (Dresdner Lingner-Werke) ist für 
alle Haustiere ein vortreffliches Ersatzfuttermittel und Zusatz¬ 
mittel bei eiweißarmer Nahrung. 

Zum Schluß würdigen die Verfasser das heute bestehende 
Gesamtbild der Ersatzfuttermittelbeschaffung. 

Die Verfasser haben die von ihnen geprüften Futtermittel 
vorwiegend nach ihrer verdauungsphysiologischen Verwend¬ 
barkeit untersucht. Die Frage des Preises solcher Mittel muß 
noch praktisch und ebenso wie ihre ständige Kontrolle auf 
Voll Wertigkeit tunlichst von amtlichen Stellen erfolgen, um 
Übervorteilungen der Verbraucher vorzubeugen. B. 

Zur Verwendung von Holzpräparaten, besonders von Holz¬ 
schliffen bei der Fütterung der Pferde. 

Von W. Ellenberger. 

(Z. f. Vcler.-Kunde 19IC, 7. H., S. 193.) 

Holzmehl (Sägemehl) ist in früheren Not- und Teuerungs¬ 
zeiten in natürlichem Zustande oder nach einer chemischen 
Behandlung vielfach als Zusatz zu Brot oder Tierfutter ver¬ 
wendet worden. Soweit genaue wissenschaftliche Versuche 
stattgefunden haben, sind die Urteile über die Verdaulichkeit 
aller Holzpräparate im allgemeinen ungünstige. 

Ellenberger prüfte die Verwendbarkeit von Holz¬ 
schliffen verschiedener Art, wie sie in Papierfabriken ge¬ 
wonnen werden. Künstliche Verdauungsversuche im Thermo¬ 
staten hatten ein negatives Resultat. Auf Grund besserer 
Ergebnisse anderer (Z u n t z und Haberlandt mit Birken¬ 
holz-Naßschliff bei Schafen) machte Ellenberger jedoch 
auch einen praktischen Fütterungsversuch mit einem Fichten¬ 
holz-Naßschliff (sogenanntem Braunschliff) beim Pferde. Aber 
auch nach dem praktischen Versuch kann von einer in Betracht 
kommenden Verdaulichkeit des Braunschliffs, somit vermutlich 
auch der anderen Schliffarten, nicht gesprochen werden. Die 
Ausnützung der anderen Nahrungsmittel, besonders des Ei¬ 
weißes, wird durch Beigabe von Holzpräparaten zur Nahrung 
etwas beeinträchtigt. 

Versuche mit Hartholzschliffen erscheinen daher wenig 
aussichtsreich. Versuche mit anderen Holzpräparaten, nament¬ 
lich mit chemisch aufgeschlossenem Material aus dem billigen 
Nadelholz, sind noch im Gange. Beachtet werden müssen ferner 
die Weichholzpräparate und die weitere Vervollkommnung der 
Aufschließungsmethoden. B. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 42. 


502 


Beobachtungen bei der Zuckerfutterung. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt S a 11 i n g e r, Neumarkt i. 0. 

(D. L. Ticht., SSO. Jahrg., Nr. 3«, S. 178.) 

Infolge des fehlenden Hafers wird als Ersatz von vielen 
Pferdebesitzern Zucker verfüttert. Pferde, die angestrengt zu 
arbeiten haben, vertragen den Zucker bei mäßiger Verab¬ 
reichung gut. Wird der Zucker jedoch infolge geringer Muskel¬ 
arbeit nicht genügend umgesetzt, 60 häuft sich Glykogen in 
der Leber an, und es entstehen hierdurch oftmals schwere 
Erkrankungen, die der schwarzen Harnwinde sehr ähneln und 
den Tod der Patienten nach sich ziehen. Verfasser warnt auf 
Grund der gemachten Erfahrungen, Zuckerpräparate in Fohlen¬ 
höfen und Remonteanstalten zu verwenden, da die Gefahr 
besteht, daß die Pferde in der Koppelfütterung zu viel davon 
aufnehmen. Durch Gärung des Zuckers im Magendarmkanal 
werden schwere Koliken hervorgerufen, auch zeigen sich bei den 
Fohlen häufig Lähmungserscheinungen und Hämoglobinurie, 
da, wie oben erwähnt, der Zucker durch Muskelarbeit nicht 
völlig aufgebraucht wird. Wenig bekömmlich und nicht gern 
genommen wird das sogenannte Erstprodukt, welches salzfrei 
ist, während die Tiere das Zweitprodukt und die anderen 
Präparate gern fressen. Die Rückstände in dem Barren sind 
besonders gefährlich, vor allem, wenn man die Produkte ge¬ 
löst gibt. Verfasser rät infolgedessen, Fohlen überhaupt keinen 
Zucker zu verabreichen und Arbeitspferden, wenn es sich nicht 
umgehen läßt, nie mehr als drei bis vier Pfund zu füttern 
und alle acht bis zehn Tage drei zuckerfreie Tage einzu¬ 
schieben. Stellt sich jedoch Schwäche in der Hinterhand und 
Schwanken ein, so ist die Zuckerfütterung sofort abzubrechen. 
Auch Veterinäre im Felde haben die Erfahrung gemacht, daß 
der Zucker nachteilig wirkt. Vor allem ließ sich dies bei 
Massenerkrankungen feststellen. Ebenfalls wurde bemerkt, 
daß die Leistungsfähigkeit und Energie der mit Zucker 
gefütterten Pferde nachließ. Für junge Tiere ist der Hafer 
nicht zu ersetzen, da die Fohlen Stoffe zur Skelett- und 
Muskelbildung brauchen. Zucker stellt nur ein Mast- oder 
Arbeitsfutter dar. F—. 

Blitzschläge bei Haustieren. 

Von Amtstierarzt K. Schade. 

(III. Lnndw. Ztg. 3ß. Jahrg. Nr. 41, 8. *90.) 

Da jährlich eine große Anzahl von Tieren durch Blitz¬ 
schlag getötet oder infolgedessen notgeschlachtet werden 
müssen, gibt Verfasser den Landwirten verschiedene Ma߬ 
nahmen an, die Verluste an Vieh durch Blitzschlag verhüten 
sollen. In der Jetztzeit Blitzableiter an Gebäuden anbringen 
zu lassen, stößt momentan auf Schwierigkeiten. Jedoch kann 
für Tiere, die sich auf der Weide befinden, leicht ein gewisser 
Blitzschutz angebracht werden. In der Regel ist der Weide¬ 
platz mit einer Drahteinzäunung umgeben, und während eines 
Gewitters steht das Vieh dicht aneinander gedrängt an dieser. 
Schlägt nun der Blitz in den Draht ein, so sind die an der Ein¬ 
zäunung stehenden oder in der Nähe befindlichen Tiere natur¬ 
gemäß der größten Gefahr ausgesetzt, da der Blitz lange 
Strecken des Drahtes durchläuft. Aus diesem Grunde soll der 
Draht der Einzäunung in Zwischenräumen von 80 Metern 
mit dem oberen Ende von zusammengedrehten Drähten, die 
insgesamt dicker sein müssen als der Draht der Ein¬ 
zäunung, verlötet werden, während das untere Ende, 
welches besenartig auseinander gebogen ist, in den feuchten 


Erdboden versenkt wird. Diese Leitungen sind mindestens 
alle drei Jahre fachmännisch nachsehen zu lassen. Auch 
empfiehlt es sich, die Drahtzäunung durch Holzstangen, die 
wie bekannt schlechte Leiter sind, verschiedentlich zu unter¬ 
brechen. 

Ferner ist es für den Besitzer von großem Wert, falls Tiere, 
besonders Schlachttiere, vom Blitz getroffen sind, sie sofort zu 
stechen und auszuschlachten. In den meisten Fällen ist das 
Fleisch dann noch als minderwertig zu verwenden, während es 
sonst, wenn die Tiere längere Zeit unausgeweidet liegen bleiben, 
untauglich zum Genuß für Menschen wird. Verfasser hält es 
für das Beste, vom Blitz getroffene Tiere, die auch nur betäubt 
sind, sofort notschlachten zu lassen. Eine Behandlung einzu¬ 
leiten ist nicht ratsam, da die Heilerfolge unsicher sind. Sollen 
die Tiere trotzdem behandelt werden, empfiehlt der Verfasser 
bis zum Eintreffen des Tierarztes kalte Hautabgießungen, Frot¬ 
tieren der Haut mit Strohwischen und Besprengen mit 
Kampfer- und Seifenspiritus. Selbstverständlich darf die 
Frottage nur an unverletzten Körperstellen vorgenommen 
werden. F—. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Oberstabsveterinär Wilhelm Rips (Oberstabsveterinär in 
Frankfurt a. M.). 

Unteroffizier stud. med. vet. Albert Manier. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Curt Fischer (Tierarzt in Hartha). 
Oberveterinär Dr. Heinrich Bansch (Schlachthoftierarzt 
in Darmstadt). 

Stabsveterinär Eduard Schnitzler (Tierarzt in Diiren). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Pani Wollschläger 
aus Bromberg (Studierender der Militär-Veterinär- Akademie 
in Berlin). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Georg Klöble. 
Feldunterveterinär stud. med. vet. Karl Hettenbach aus 
Durlach (Studier, der Militär-Veterinär-Akademie in Berlin). 

Einhundertandf&nfzehnte Kriogswoche. 

Vom Sonntag, den 8. Oktober, bis Sonnabend, den 
14, Oktober 1916. 

An der Westfront hatten - die heftigen Artillerie- und In- 
fanteriekämpfe der vergangenen Woche sich zu einem neuen 
englisch-französischen Durchbruchsversuch zwischen Ancre und 
Somme, besonders im Bereiche der Truppen xles Generals 
von Below, gesteigert, den der Heeresbericht vom 8. Oktober 
d. J. als gescheitert bezeichnen konnte. Trotz dieser Nieder¬ 
lage haben die Anstrengungen der verbündeten Feinde im 
Laufe der nächstfolgenden Tage bis zum 13. Oktober fast noch 
zugenommen und sich wiederum zu einem neuen großen 
Durchbruchsversuch verdichtet Auch dieser große Durch¬ 
bruchsversuch ist dank des tapferen Aushaltens der Truppen 
der Generale Sixt von Arnim, von Boehm und von Garnier 
vollkommen gescheitert. 1 ie bezeichneten Truppen haben 
nach schwerem Kampf ihre Stellung unerschütterlich be¬ 
haupten können. Im Maasgebiete erhöhte Feuertätigkeit. 

Im Monat September haben wir 20 Flugzeuge im Luft¬ 
kampfe verloren, 1 Flugzeug wird vermißt. Die französisch 
englischen Verluste betragen im Luftkampfe 97, durch Ab¬ 
schuß von der Erde 25, durch unfreiwillige Landung innerhalb 
unserer Linien 7: im ganzen 129 Flugzeuge. Sie verteilen 
sich etwa zu gleichen Teilen auf unseren und den feindlichen 
Bereich. 



19. Oktober 1916. 


An der Ostfront keine besonderen Ereignisse, außer 
kleineren für uns günstig verlaufenen Oefechtshandlungen. 
ü. a. stürmten deutsche Abteilungen mit ganz geringen 
eigenen Verlusten das Dorf Herbutow westlich der Narajowka, 
nahmen 4 Offiziere, 200 Mann gefangen und erbeuteten einige 
Maschinengewehre. In den Karpathen schoben wir durch 
überraschendes Vorbrechen in der Barba Ludowa unsere Stel¬ 
lungen vor und verteidigten den Geländegewinn gegen heftige 
Gegenangriffe. 

ln Siebenbürgen wichen die Rumänen auf der ganzen 
Ostfront zurück. Die verbündeten Truppen haben den Aus¬ 
tritt aus dem Geisterwalde in das Alttal und ins Burzenland 
erkämpft. Törczvar (Törzburg) ist genommen. Der Austritt 
aus dem Pargitta- und Barolergebirge in die obere und untere 
(Jsik (Alttal) ist erzwungen. Aus der dreitägigen Schlacht 
von Kronstadt sind bisher eingebracht 1175 Gefangene, 25 Ge¬ 
schütze (darunter 13 schwere), zahlreiche Munitionswagen und 
Waffen. Außerdem sind erbeutet 2 Lokomotiven, über 800 
meist mit Verpflegung beladene Waggons. Der Feind hat 
nach übereinstimmenden Meldungen aller Truppen sehr schwere 
blutige Verluste erlitten. Westlich des VuJkanpasses wurde 
der Grenzberg Negrului genommen. Die Verfolgung des ge¬ 
schlagenen Feindes wird auf der ganzen Front fortgesetzt. 
Die zweite rumänische Armee ist in die Grenzstellung zurück- 
geworfen. In dem Gebirgskampfe der beiden, letzten Tage 
sind 18 Offiziere, 089 Mann, 1 lü-cm-Geschütz, 5 Maschinen¬ 
gewehre, viel Munition und Gewehre in unsere Hand gefallen, 
r eiudliche Vorstöße beiderseits des Vulkanpasses wurden ab¬ 
geschlagen. Das Gyergio- und das Mszek-Becken, die obere 
und untere Csik sind vom Feinde frei, ln erfolgreichen Ge¬ 
fechten an der Grenze östlich und südöstlich von Kronstadt 
wurden 1 Offizier und 170 Mann gefangengenommen, sowie 
2 Geschütze erbeutet. 

Auf der Balkanfront haben deutsche Truppen, unterstützt 
durch österreichisch-ungarische Monitore, sich durch Hand¬ 
streich in den Besitz der Donauinsel, nordwestlich von Svistov, 
gesetzt, 2 Offiziere, 150 Mann gefangen genommen und 6 Ge¬ 
schütze erbeutet. 

An der mazedonischen Front haben besonders im Be¬ 
reiche des Cemabogens wiederholt serbische Angriffe statt¬ 
gefunden. Sie sind erfolgreich zurückgewiesen worden. 

An der übrigen Balkanfront, an der italienischen Front 
sowie im Kaukasus und in Persien nichts Neues. N e v. 

Die Ergebnisse der experimentellen Flecktyphusforschung. 

Von Prof. Dr. med. Martin Meyer, Hamburg. 

(Die Naturwissenschaften, J916, H. 87; Sonderabdruck.) 

Der Flecktyphus ist als gefürchtete Kriegsseuche in 
jüngster Zeit Gegenstand emsiger Forschung geworden, 
deren Ergebnisse Meyer zusammenstellt. Lie Übertragung 
der Seuche auf Tiere wurde zunächst von Nicolle, Con¬ 
seil und C o n o r in Tunis mit Erfolg ausgeführt, und zwar 
auf Affen, von denen Macacus sinicus am geeignetsten ist. 
G a v i n o und G i r a r d wiesen nach, daß auch das Meer¬ 
schweinchen für Blutüberimpfung empfänglich ist, bei dem 
7—21 Tage nach der Infektion ein 4—10 Tage anhaltendes 
Fieber auftritt. Durch lange Passagereihen kann das Virus von 
Tier zu Tier fortgepflanzt werden, was im Hamburger Tropen¬ 
institut von v. Prowazek und da Rocha-Lima be¬ 
stätigt wurde. Die natürliche Ansteckung und ungeheure 
Verbreitungsfähigkeit des Fleckfiebers unter hygienisch 
schlechten Verhältnissen, besonders auch in der kühlen Jahres¬ 
zeit, sprach für die Vermittelung der Infektion durch Läuse, 
speziell Kleiderläuse, eine Annahme, die zuerst Nicolle, 
Compte und Conseil 1909 als richtig erwiesen. Sie 
fanden* ferner, daß bei Mensch und Versuchstier eine lang- 
dauernde Immunität, dem Überstehen der Erkrankung folgt. 


503 


Rocha-Lima übertrug als erster erfolgreich das Virus 
von Läusen auf Meerschweinchen. Die Laus vermag nach 
Nicolle und Conseil die Krankheit erst 5—7 Tage nach 
der Infektion weiter zu verbreiten, so daß eine Entwicklung 
des Virus in den Läusen anzunehmen ist. Das gilt auch für 
Läuse, die an Meerschweinchen infiziert sind (Rocha- 
Lima, Töpfer). Das Virus befindet sich im Blute der 
Fleckfieberkranken und zwar während der ganzen Dauer der 
Krankheit. Auch Kopfläuse vermitteln nach Rick e 11 s und 
Wilder gelegentlich die Infektion. 

Das Virus haftet an den Leukozyten; das Serum hoch¬ 
virulenten Blutes ist avirulent. Von Berkefeidfiltern wird das 
Virus zurückgehalten, doch ist die Frage der Filtrierbarkeit 
noch nicht völlig entschieden. Über mikroskopisch nachweis¬ 
bare Gebilde im Blute Flecktyphuskranker wurde bereits ver¬ 
schiedentlich berichtet, so von Ricketts, Wilder, G a - 
v i n o und G i r a r d sowie von v. Prowaze k. Alle ein¬ 
schlägigen Arbeiten können hier nicht eingehender wieder¬ 
gegeben werden. Vom Hamburger Tropeninstitut aus unter¬ 
nahmen v. Prowazek und Rocha-Lima 1944 eine 
Flecktyphusexpedition nach der Türkei und setzten die 
Studien nach Kriegsbeginn im Aufträge des Kriegsministeriums 
Ende 1914 im Russenlager in Kottbus fort. Dort fand R t> c h a - 
Lima massenhaft kleine Körperchen in den Läusen der 
Kranken, die v. Prowazek mit den früher von ihm er¬ 
mittelten identifizierte. Diese traten so regelmäßig und 
massenhaft auf, daß sie als Erreger der Seuche verdächtig 
wurden. Beide Forscher infizierten sich bei den Versuchen, 
v. Prowazek starb an Flecktyphus, Rocha-Lima er¬ 
krankte, wurde aber wiederhergestellt. Er publizierte und ver¬ 
trat 1916 auf der Pathologentagung die Ansicht, daß die er¬ 
wähnten Körperchen die Erreger des Flecktyphus seien. Dabei 
ließ er deren Natur, Bakterien oder Protozoen, noch offen. 
Zum Gedenken an den an Flecktyphus gestorbenen v. Pro¬ 
wazek und Ricketts, der ebenfalls der Seuche erlegen 
war, nannte er die Gebilde „Rickettsia Prowazeki“. 

Die Rickettsien fanden sich in 95 Proz. aller Fleck- 
typhusläuse und fehlten bei über 100 untersuchten gesunden 
Läusen. Es sind kleine, kurz elliptische, olivenförmige Körper¬ 
chen, die sich bisquit- bzw. hantelförmig teilen, vielfach paar¬ 
weise liegen und durch eine blässer gefärbte Hülle verbunden 
sind. Größe etwa 0,3 X 0,4 p, bei der Teilung 0,3 X 0,9 p* 
Färbung mit Anilinfarben sehr schlecht, dagegen gut mit 
Giemsalösung. Wahrscheinlich wurde ihre ätiologische Bedeu¬ 
tung, weil es Rocha-Lima gelang, in Schnittpräparaten 
von Läusen einige Beziehungen dieser Gebilde zu den Epithel¬ 
zellen des Magendarmkanals festzustellen. Sie liegen in den 
Epithelien, vermehren sich dort ungeheuer, die Zellen 
ballonartig auftreibend. Letztere platzen und Klumpen der 
Parasiten gelangen frei in den Magen der Läuse. Durch 
Saugenlassen gesunder, aus Hamburg mitgenommener Läuse 
an Flecktyphuskranken in Polen konnte Rocha-Lima die 
Infektion der Läuse im Experiment verfolgen. Läuse, die an 
Gesunden saugten, blieben dagegen frei von Parasiten. I ie 
technische Seite der Versuche war von Sikora im Tropen¬ 
institut ausgearbeitet worden: Die Versuchsläuse wurden in 
Kästchen aus Galalith gesetzt, die nach Art eines Armbandes 
auf den Arm geschnallt wurden. Die Läuse müssen täglich 
zweimal Menschenblut saugen, wobei 100 Exemplare den be- 


BERL1NER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



504 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 42. 


treffenden Menschen nicht bemerkenswert belästigen. Das 
Blut von Meerschweinchen, Mäusen und Kaninchen verdauen 
die Läuse dagegen fast gar nicht. 

Die Rickettsien entwickeln sich in der Laus bei 32°, da¬ 
gegen noch nicht bei 23°. Mit Extrakten infizierter Läuse 
konnte Rocha-Lima auch Meerschweinchen infizieren, 
aber erst vom fünften Tage an, entsprechend den epidemiolo¬ 
gischen Beobachtungen. Vieles spricht dafür, daß die Erreger 
in der Laus vererbt werden. Denn Sergent, Foley und 
Vialatte konnten durch Nissen von einem Kranken die 
Seuche auf einen anderen Menschen übertragen; auch 
Rocha-Lima erhielt ein positives Resultat. Alles berück¬ 
sichtigend, hält letzterer sich für berechtigt, zu glauben, daß 
der in Frage stehende Mikroorganismus der Erreger des 
Fleckfiebers sei. Die Übertragung durch Stich infizierter 
Läuse auf Versuchstiere ist noch weiter zu prüfen und bietet 
Schwierigkeiten. N ö 11 e r hielt die ätiologische Bedeutung 
der Rickettsia Prowazeki, Rocha-Lima, die er den Bak¬ 
terien zurechnet, für nicht mehr anzweifelbar und versuchte 
einerseits, ob am Menschen saugende Tierläuse imstande sind, 
Rickettsien zu entwickeln, oder ob sich für Flecktyphus 
empfängliche Tiere finden, deren Blut für Menschenläuse nicht 
schädlich ist. Nach S i k o r a saugt die Schweinelaus (Haema¬ 
topinus suis) Menschenblut, doch gelang N ö 11 e r die Ent¬ 
wicklung von Rickettsien in der Schweinelaus nicht. Dagegen 
ermittelte er, daß Menschenläuse über 7 Tage an Schweinen 
sich nähren, und daß das Schweineblut die Entwicklung der 
Rickettsien in der Kleiderlaus nicht ungünstig beeinflußt. 
So sind die Forschungen über Flecktyphus durch den Krieg 
wesentlich gefördert worden, wenn die Ätiologie auch noch 
nicht restlos geklärt ist. So viel steht fest, daß wir in der 
Laus den Erreger und einen Teil der Entwicklung desselben 
kennen, wobei die Frage, ob die Rickettsia Prowazeki eine Bak¬ 
terie oder Protozoe oder etwas anderes ist, noch offen bleibt. 

Gl. 

Tlerftrztekammer fBr die Provinz Wentprenßen. 

6. Quittung über die Kriegssammlung. 


Tierarzt G u d e, Strasburg. 100,00 M. 

Kreistierarzt Kußmann, Briesen, 2. Beitrag . . . 50,00 „ 

Regierungs- und Veterinärrat Lorenz, Marienwerder, 

Gebühren für ein Gutachten. . ._. . . 30,00 „ 


Zusammen 180,00 M. 


Dazu 1. bis 5. Quittung 2411,50 „ 
Gesamtbetrag 2591,50 M. 

Weitere Gaben nimmt der Unterzeichnete entgegen. 
Marienwerder, den 8. Oktober 1916. 

Lorenz, Regierungs- und Veterinärrat. 


Bücherbesprechungen. 

— Brehms Tierleben. Vierte neubearbeitete Auflage, herausgegeben 
von Prof. Dr. Otto zur Strassen. 13. Bände. Mit etwa 2000 Abbildungen 
im Text und 500 Tafeln. 

Abteilung Säugetiere. 10. bis 13. Band, bearbeitet von Professor 
Dr. Ludwig Heck und Max Hilzheimer. 

Das berühmte Werk von Alfred Brehm ist durch die Heraus¬ 
gabe der vierten Auflage in tiefgreifender Umwandlung neubolcbt und 
auf die Höhe der Wissenschaft und Kunst der Gegenwart gehoben worden. 
Dem durch die Gegenwart zur Herrschaft gebrachten Entwicklungs¬ 
gedanken war auch in der Anordnung des Stoffes im Gesamtplan des 
Werkes dadurch Rechnung getragen worden, daß die Tiere in aufstei¬ 
gender Reihenfolge vorgeführt werden sollten und daß daher dio Säuge¬ 
tiere, deren Schilderung bei Brehm die ersten Bände gefüllt hat, den 
Abschluß des ganzen Werkes bilden. 

Die Bearbeitung dieser auch bei Alfred Brehm bedeutungs¬ 
vollsten und dem Interesse der Leser der B. T. W. am nächsten stehenden 


Abteilung hatte Professor Dr. Ludwig Heck, der als praktischer 
Kenner und Züchter, ebenso wie als Gelehrter und Schriftsteller allge¬ 
mein anerkannte Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, übernommen, 
dem sich dann noch Dr. Max Hilzheimer zugesellt hat. 

Der erste Band der Säugetiere (10. des Gesamtwerkes) ist im Jahre 
1912 erschienen und von mir in dgr B. T. W., 1912, 8. 967 eingehend be¬ 
sprochen und hochgewertet worden. 

Seit mehr als zwei Jahren ununterbrochen auf den Kriegsschauplätzen 
des Westens und Ostens in der Kampffront stehend, habe ich selbst¬ 
verständlich nicht die Muße und Möglichkeit gehabt, das Fortschreiten 
des Werkes zu verfolgen und die inzwischen erschienenen Bände zu lesen. 

Mit besonderer Freude habe ich es daher begrüßt, daß gerade während 
eines sehr kurzen Urlaubs und Aufenthalts in Berlin mir der soeben er¬ 
schienene vierte Band in das Haus kam, der den Abschluß des ganzen 
Werkes büdet. 

Ich benutze diesen günstigen Zufall, um die Leser der B. T. W. auf 
die Vollendung des vollendet schönen Werkes wenigstens mit einigen 
Zeilen hinzuweisen, während ich eine zusammenfassende Besprechung 
und Würdignug der ganzen Säugetier-Abteilung zu geben hoffe, wenn 
friedliche Heimkehr es mir gestattet. 

Der vorliegende Schlußbaud ist wieder von Heck in Gemein¬ 
schaft mit Hilzheimer bearbeitet. Er ist über 700 Seiten stark und 
mit einem besonders reichen Schatz von Abbildungen ausgestattet, näm¬ 
lich mit 23 Farbentafeln und 26 Tafeln nach Photographien, die über 200 
Einzelaufnahmen enthalten, von den zahlreichen Textbildern abgesehen. 

Der Band umfaßt zwei große Abteilungen. Die so überaus arten¬ 
reiche und wichtige Ordnung der Paarhufer uud die der „Herren- oder 
Hochtiere“, d. h. der Affen. Den Verfassern ist nachzuempfinden, daß es 
schwer gewesen sein muß, im äußeren Rahmen der früneren Auflagen 
gerade uie Paarhufer abzuhundeln, bei der Fülle des neuen Materials, das 
Hier zu verwerten war. An Stelle der alten Tiergeschichten sind mit Recht 
die wissenschaftlich begründeten neuen biologischen Beobachtungen ge¬ 
treten, die durch die Akklimatisationsversuche und das Studium des 
Tierlebens in den zoologischen Gärten so sehr gefördert worden sind. 
Bei den Affen mußte alles darangesetzt werden, dem Leser durch sorg¬ 
fältige Auswahl nur Unbestreitbarer Forschungsergebnisse eine sachlich 
feststehende Auffassung und wirklich gerechte \\ ürdigung dieser an 
Körper und Geist dem Menschen nächstverwandten Säugetiere zu er¬ 
möglichen. Gemäß der ganzen kritischen und besonnenen Haltung, die 
namentlich in tierpsychologischen Dingen bei der Bearbeitung maßgebend 
war, konnte diese jedoch nur darauf hinauskommen, die Verwandtschaft 
zwischen Affen und Menschen in das richtige, von jedem unmittelbaren 
Abstammungsverhältnis so grundverschiedene Licht zu rücken. 

Das große Werk vereint in vollendeter Weise die Kunst der Dar¬ 
stellung iür den gebildeten Laien mit den strengen Anforderungen der 
Wissenschaft. Auch der Physiolog, Psycholog und Gynäkolog finden, 
wie dio Verfasser mit Recht betonen, in ihm ein reiches Material von 
Tatsachen und Beobachtungsergebnissen. Daß die wissenschaftliche 
Schilderung der Paarhufer gerade auch dem Veterinärmediziner beson¬ 
dere viel bietet, braucht nicht gesagt zu werden. Der Bilderschatz ist 
gegenüber dem alten Brehm unvergleichlich. Die Farbentafeln sind 
Kunstwerke in des Wortes bester Bedeutung und Photographien in ihrer 
Naturtreue unersetzliches Material. Möge das Werk die Anerkennung und 
Verbreitung finden, die i*$. wie nur irgendeines, verdient. S c h m a 11 z . 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär¬ 
verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: den Oberveterinären der 
Res. Dr. Gustav Schneider und Dr. Albert Stiitxle, den Veterinären 
der Res. Wilhelm Emig, Mar. Fischer, Dr. Fritz Korb, Friedrich 
Krug, Jos. Meßner, Georg Reichert-Falcilides und Dr. Edmund Schicein- 
, kuber. — Das Bayer. König Ludwigkreuz: dem Stabsveterinär 
Eduard Dictsch , dem Oberveterinär der Res. Dr. Theodor Krell und 
dem Veterinär der Res. Friedrich Pißl. — Das Königl. Sächs. Kriegs¬ 
verdienstkreuz: dem Regierungsrat Professor Dr. Wilhelm Zirick an 
der Tierärztl. Hochschule in Wien. — Das Ritterkreuz 1. Kl. des 
Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Bezirkstierarzt Veterinär¬ 
rat Kohlhepp in Offenburg. — Die Ritterinsignien 1. Kl. des Herzogi. 
Anhalt. Hausordens Albrechts des Bären: dem Kreistierarzt 
Veterinärrat Rößler in Cöthen. — Das Fttrstl. Reuss. Ehrenkreuz 
3. Kl. mit Schwertern: dem Veterinär Franz Albrccht in Köstritz 
(Reuß). — Der Kgl. Preuß. Kronenorden 3. Kl.: dem Kreistierarzt 
Veterinärrat Karl Jacob in Luckau. — Die silberne landwirtschaftliche 
* Medaille: dem Oberamtstierarzt Speidel in Oberndorf (Schwarzwald). 

Ernennungen: Der Privatdozent und Assistent am Physiologischen 
Institut der Kgl. Tierärztl. Hochschule in Dresden Dr. Grimmer 
ist als Direktor der Molkerei-Versuchs- und Lehranstalt der Land¬ 
wirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußen nach Königsberg 
berufen und vom 1. Oktober ab als solcher angestellt worden. 

Ruhestandsversetzungeil: Bezirkstierarzt Veterinärrat Karl Kohl¬ 
hepp in Offenburg (Baden), Kreistierarzt Veterinärrat Theodor Siebcrt 
in Bischofsburg (Ostpr.). 

Todesfall: Schlachthofdirektor Ernst Böhme in Schneeberg - 
Neustädtel. 


Verantwortlich Iür den Inhalt (exkl. Inaoratentoil): I. V. Prof. Glagc, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetx in Berlin. — 

Druck von W. BftxennUin, Berlin. 





Di« .£«»11»«* Utrftntlleh« Wo«ban*cfcrilt* mtlMiat 
w6eh«nU\cfo W» Verlage von Rleherd Sehoats In 
Berlin BW. 48, Wllfcelmatr. 10. Durch Jede« deutsche 
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Tierärztliche Wochenschrift 


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Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 43 . Ansgegeben am 26. Oktober. 

Inhalt: Weleoher: Die einfache Eierstocksentzündung bei Stuten (Oophoritis simplex equorum) und 
die wirtschaftliche Bedeutung der Stutenkastration. — Tltze: Zur Behandlung der Räude. - 
Surmann: Zur Räudebehandlung. — Referate: Oppermann: Zum aktuellen Thema der Pferderäude. — Klein- 
paul: Behandlung der Räude mit Formalin. — Babor: Behandlung der Pferderäude im Felde. Rohölbehandlung. — 
Ammelounx: Badeapparat für räudekranke Pferde. — Nahmngsmitteikunde und Fleischbeschau: Verschiedenes. — Taget- 
geeehlohte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundsechzehnte Kriegswoche. — Siegel: Bedeutung des Kohabitations- 
termine8 für die Befruchtungsfähigkeit der Frau und für die Geschlechtsbildung des Kindes. — Verschiedenes. — 
Bücherbesprechungen. — Personalien. — Vakanzen. 


Die einfache Eierstocksentzündung bei Stuten 
(Oophoritis simplex equorum) und die wirt¬ 
schaftliche Bedeutung der Stutenkastration. 

Ergänzung zu meiner Veröffentlichung in B.T. W., Nr. 38, Jahrg. 1916, 
S. 445, über inguinale Ovariotomie der Stuten. 

Von Franz Welscher, Kreistierarzt-Assistenten in Dortmund. 

Als C h a r 1 i e r vor etwa 60 Jahren die vaginale Ovario¬ 
tomie der Kühe in so genialer Weise ausgebaut hatte, glaubte 
er, dieses Verfahren mit gleich gutem Erfolge auch bei Stuten 
anwenden zu können. Den Wert der wirtschaftlichen Be¬ 
deutung der Stutenkastration schätzte er viel höher ein als 
den der Kuhkastration. Er erhoffte sich von ersterer so 
große Vorteile, daß er der französischen Regierung allen 
Ernstes vorschlug, sämtliche Stuten der Armee kastrieren zu 
lassen. Leider stellte sich alsbald heraus, daß die vaginale 
Ovariotomie, so ungefährlich sie für Kühe ist, bei Stuten als 
eine jedesmal lebensgefährliche Operation bezeichnet werden 
muß, deren Ausgang auch der beste Operateur nicht annähernd 
vorausaagen kann. 

Der Unterschied zwischen Kuh und Stute liegt besonders 
darin, daß bei letzterer eine viel größere Scheidenwunde ge¬ 
schaffen werden, muß, groß genug für Hand und Instrument. 
Hierdurch wird fast in allen Fällen auch das Spatium rekto- 
vaginale freigelegt, das für sekundäre Entzündungen sehr 
empfänglich ist, was gleichbedeutend ist mit langer Krankheit 
oder Eingehen des Tieres. Ich sah nie eine Peritonitis, häufig 
aber eine Entzündung dieses bindegewebigen, lymphatischen 
Raumes und der Submukosa des Rektums, nach meiner Ansicht 
infiziert nicht von der Scheide aus, sondern vom Rektum aus, 
anderenfalls auch) häufiger allgemeine oder partielle Peritonitiden 
gefunden werden müßten. Es ist gut möglich, daß bei solchen 
Verletzungen der unmittelbaren Nachbarschaft des Rektums 
letzteres in seinen sekretorischen und motorischen Funktionen 


stark gestört wird und die Schleimhaut für Keime permeabel 
wird. Die große Wunde gibt nach der Operation keinen Ver¬ 
schluß zur Bauchhöhle wie bei Kühen, wenn man hier die nur 
kleine Perforation eben groß genug für 2 Finger unmittelbar 
dorsal dem Collum anlegt, wo die Scheidenwand ziemlich dick, 
muskulös und elastisch ist. 

Diese beiden Gründe, besonders der erstere, sind es nach 
meiner Ansicht, die die vaginale Stutenkastration so gefähr¬ 
lich machen. 

Im Schweizer Arch. für Tierheilkunde, 57. Band, S. 173, 
gibt Dr. G r ä u b eine bemerkenswerte Modifikation an, näm¬ 
lich die Perforation der Scheide ventral des Collum, und 
glaubt seine besseren Erfolge auf weniger Zerrung des Eier¬ 
stocksbandes zurückführen zu müssen. Nach meiner Ansicht 
ist diese Schlußfolgerung nicht richtig. Wie ich aus Er¬ 
fahrung mehrerer Fälle weiß, verträgt das Eierstocksband die 
heftigsten Zerrungen, ja Zerreißungen des breiten Mutter- 
bandes sehr gut. Nach den heftigsten Zerrungen des Eier¬ 
stocksgekröses traten nie Kolikerscheinungen oder Unbehagen 
nach der Operation auf. Die Ursache seiner außergewöhn¬ 
lichen guten Erfolge beruht vielmehr darin, daß das für 
Entzündungen sehr empfängliche Spatium recto-vaginale nicht 
verletzt wird. Aber diese Methode hat andererseits den 
Fehler, daß infolge der tieferen Lage leichter Sekundärinfek¬ 
tionen der Wunde und des Bauchfells eintreten, doch hält 
G r ä u b diese Gefahr bei richtiger Technik für nicht besonders 
groß; seine schönen Erfolge geben ihm recht. 

Män kann mit Recht sagen, daß erst durch 
die Gräubsche Modifikation die vaginale 
StutenkastrationfürdenAllge me ingebrauch 
nutzbar geworden ist 

Einige Operateure haben sich in einzelnen Fällen wieder 
der alten Flankenmethode zugewandt, aber sie kann auch 







bOfc 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 43. 


nicht befriedigen. Die Schwierigkeiten des Wundverschlusses 
und der Heilung der Wunde, die fast stets eitert, erfordert eine 
Behandlung in der Klinik, und dann sind die Gefahren der 
lokalen Peritonitis, der Eiterversenkung, der Entstehung von 
P arm Vorfällen und Brüchen immer noch groß. 

In der B. T. W., Nr. 38, Jahrg. 1916, habe ich nun ein 
inguinales Ovariotomieverfahren sehr genau beschrieben, das 
alle diese Gefahren nicht hat, es läßt sich sehr gut in der 
ambulatorischen Praxis ausführen; wenn man die Operation 
einigermaßen gut ausgeführt hat und das Pferd vorschrifts¬ 
mäßig aufgestellt ist, so kann man sagen, das Pferd ist aus 
allen Gefahren heraus. Auch Vereiterungen der Wundkanäle 
sind ganz ungefährlich und bedürfen kaum der Nachbehand¬ 
lung; es ist in dieser Beziehung wie auch in der Technik ganz 
ähnlich der inguinalen Kastration der Abdominalkryptorchiden. 
Für geschickte Operateure darf man die direkten Verluste 
infolge der inguinalen Ovariotomie analog der Kryptorchiden- 
operation auf nur 0—5 Proz. schätzen. Natürlich ist es auch 
notwendig, alle vor mir beschriebenen Punkte ganz genau zu 
beachten und auch in der Auswahl der Tiere vorsichtig zu 
sein. Sehr schlappe, steife oder akut kranke Pferde sind vor¬ 
läufig nicht zu operieren; das Werfen, Ausbinden, Narkoti¬ 
sieren, sowie langes Hochbinden mit erhöhtem Hinterteil 
strapazieren das Tier sehr, solche. Pferde würden dies nicht 
aushalten, sondern einfach zusammenbrechen. 

Zur Technik der Operation habe ich nachzutragen, daß 
das Fixieren des Eierstockes im Leistenkanal sowie das An¬ 
legen der Eierstockzange usw. ganz wesentlich erleichtert 
wird, wenn man mit Zange Nr. 711 Hauptner-Katalog sofort 
nach Hervorholen den Eierstock am obersten Pole erfaßt, ihn 
um seine Längsachse dreht, bis sein Band rund ist, und dann 
von einem Gehilfen leicht anziehen läßt. Nach Ansetzen der 
Eierstockzange wird diese Hakenzange entfernt und der 
Eierstock abgedreht. Die Eierstockzange ist so konstruiert, 
daß sie auch für die vaginale Ovariotomie der Stuten und 
Kühe, ferner für die Kastration männlicher Tiere jeder Art ge¬ 
eignet ist; das Abdrehen ohne Quetschapparat bietet einen 
sicheren Schutz gegfen Blutungen, da die Gefäße nicht reißen 
und sich in Form eines langen, aufgedrehten Fadens aus 
den Geweben herausdrehen. 

Lie Erscheinungen der einfachen Eierstocksentzündung 
hat man früher unter dem Namen „Nymphomanie oder 
Furor uterinus“ oder Samenkoller zusammengefaßt. 
Über das Wesen, die Ursache und die Arten dieser Krankheit 
ist bislang wenig bekannt; seit C h a r 1 i e r und C o 11 i n 
wissen- wir, daß sie durch die Ovariotomie heilbar ist, und 
daß Veränderungen verschiedenster Art an den Eierstöcken 
gefunden werden. Man muß annehmen, daß in den ver¬ 
einzelten Fällen, wo die Ovariotomie absolut keinen Erfolg 
brachte, es sich um reine Bösartigkeit handelte, oder daß 
hier ganz veraltete Fälle Vorlagen, wo das Nervensystem 
bereits so überreizt war, daß eine sofortige Heilung undenk¬ 
bar war. Letztere Fälle zeigen erst mehrere Monate nach 
der Operation Besserung oder Heilung; sekundäre Bösartig¬ 
keit, die häufig nebenbei besteht, verlangt zur Heilung auch 
eine entsprechende Behandlung. 

Nach meinen Beobachtungen und Untersuchung gelegent¬ 
lich der Stutenkastration findet sich stets eine Veränderung 
der Eierstöcke, eine keimfreie Entzündung, also eine einfache 


Oophoritis, die man am besten im Gegensatz zu den spezifischen 
Oophoritiden, wie etwa Oophoritis tuberkulosa, „Oophori¬ 
tis Simplex“ nennt. 

Die Oophoritis Simplex zerfällt nun je nach dem Grade 
ihrer Ausbildung in drei verschiedene Stadien: 

I. Oophoritis simplex hyperaemica, 

II. Oophoritis hyperplastica, 

III. Oophoritis chronica. 

I. Die Oophoritis simplex hyperaemica 
ist das erste Stadium oder Anfangsstadium dieser Erkrankung. 
Nach meiner Ansicht wird die Entstehung dadurch bedingt, 
daß bei den längere Zeit nicht graviden Stuten die immer 
und recht stark sich wiederholenden physiologischen Vor¬ 
gänge der Ovulation im Eierstock, die jedesmal mit einer Hyper¬ 
ämie verbunden sind, mit der Zeit bei hierfür besonders ver¬ 
anlagten temperamentvollen Stuten zu einer dauernden 
Hyperämie führen. Der unnatürliche, dauernd ingravide 
Zustand bedingt also bei temperamentvollen Stuten, besonders 
wenn sie in bester Pflege und Nahrung gehalten werden, un¬ 
natürlich starke und häufige Ovulationen, wie sie in der Natur 
nicht Vorkommen, die durch ihre begleitenden Hyperämien 
und andere physiologische Vorgänge mit der Zeit eine 
dauernde Veränderung der Eierstöcke bedingen, äußerlich ge¬ 
kennzeichnet durch Hyperämie. Befruchtung der Stute, nicht 
aber Begattung allein bringt in diesem Zustande Heilung. 
Auch leichteres natürliches Futter sowie stärkere Verwendung 
zum Dienste bringt in nicht besonders starken Fällen allein 
schon Heilung. Natürlich steht die Krankheit auch unter 
Einfluß der Temperatur und besonders der Jahreszeit. 

Die klinischen Erscheinungen fallen nur in ganz heftigen 
Fällen unter den alten Begriff der Nymphomanie, sie kenn¬ 
zeichnen sich meistens nur als das Bild einer krankhaft ge¬ 
steigerten, häufig in kurzen Zwischenräumen wiederkehrenden 
oder mehr dauernden Rossigkeit. Doch sah ich auch einen 
Fall, bei dem erst seit einigen Monaten eine außerordentlich 
hohe Empfindlichkeit gegen Leine, Schweifriemen und Strang 
usw. bestand. Bei der Operation fand ich eine sehr starke 
Eierstockshyperämie. 

Es ist für das Zustandekommen der Krankheit gleich, ob 
das Tier dauernd nicht zum Hengste zugelassen wird und 
deshalb keine Befruchtung stattfinden konnte oder ob es 
häufiger gedeckt wurde und aus irgendeinem Grunde, der 
nicht in den Eierstöcken zu liegen braucht, steril blieb. 

II. Stadium. Oophoritissimplexhyperplastica. 

Die dauernde Hyperämie führt mit der Zeit natürlich zu 
einer Hyperplasie, die sich wahrscheinlich auf das Paren¬ 
chym und Stroma des Eierstoekes zugleich erstreckt. 
Im Anfangsstadium besteht natürlich noch Hyperämie; es ist 
auch keine bestimmte Trennung zu machen, die einzelnen 
Stadien gehen ineinander über und bestehen auch nebenein¬ 
ander. Ich sali hyperplastische Vergrößerungen um das Vier¬ 
fache des normalen Gewichtes. Über die Dauer der einzelnen 
Stadien und ihre Entwicklungszeit kann ich bestimmte An¬ 
gaben nicht machen; man muß annehmen, daß die Hyperplasie 
nach nicht zu langer Hyperämie bereits eiusetzt. Das zweite 
Stadium kann auch durch Gravidität und äußere Einflüsse 
unterbrochen und auch gehemmt werden, doch muß man an- 
nehmen, daß Rückfälle meistens wiederkommen. ^ ie 



26. Oktober 1916. 


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Schwängerung ist jetzt noch meistens möglich und läßt die 
Erscheinungen verschwinden. Es mag eine ganze Ausnahme 
sein, daß ich eine junge, seit 6 Monaten stark nymphomanische 
Stute kastrierte, die im 2. bis 3. Monate tragend war. Die 
Eierstöcke waren hyperämisch und hyperplastisch, die Er¬ 
scheinungen legten sich bald, und nach etwa 4—5 Wochen 
wurde der Fötus abgesetzt. . Vielleicht hätten sich auch die 
Erscheinungen ohne Kastration in den späteren Monaten der 
Gravidität gelegt. 

Im hyperplastischen Stadium der Oophoritis Simplex 
finden wir die als nymphomanische Erscheinungen bekannten 
Störungen im Benehmen besonders am reinsten und ausge¬ 
prägtesten, noch nicht vermischt mit allerlei Untugenden und 
Stätigkeitserscheinungen. Im großen und ganzen hat man das 
Bild einer heftig gesteigerten Empfindlichkeit und Reflex¬ 
erregbarkeit im Urogenitalapparat und in der äußeren Haut. 
Man muß annehmen, daß Reizungen der Haut¬ 
nerven Schmerzen, Krämpfe und andere 
Reaktionen in den Eierstöcken und auch im 
ganzen Urogenitalapparat auslösen, auf andere 
Weise ist das Krankheitsbild nicht zu erklären; dabei ist 
der Sitz der Krankheit bestimmt in den Eier¬ 
st ö c k e n. Also liegt zunächst nur eine gesteigerte Empfind¬ 
lichkeit und Reflexerregbarkeit der Urogenitalnerven vor, die 
geringsten Reize der Hautnerven lösen hier sehr starke Reak¬ 
tionen aus. Ich nehme an, daß bei längerem Bestehen der 
Krankheit, also im vorgeschrittenen chronischen Stadium, auch 
eine Störung der Hautempfindungsnerven stattfindet, ich 
schließe dies daraus, daß in sehr alten Fällen trotz 
Kastration noch monatelang eine nur lang¬ 
sam sich legende Empfindlichkeit zurück¬ 
bleibt, während bei Kastrationen im ersten 
und zweiten Stadium einige Tage nach der 
Operation alle Erscheinungen geschwunden 
sind. 

IH. Stadium. Oophoritis simplex chronica. 

Wie alle chronischen Entzündungen, so führt auch diese 
zu einer Vermehrung des Stromas und dessen Retraktion. Es 
kommt also zu einer Induration mit Verkleinerung der Größe 
und auch des Gewichtes sowie Ausbildung einer derberen Be¬ 
schaffenheit. Bei, der Oophoritis simplex chronica finden wir 
als Besonderheit fast regelmäßig eine Vermehrung der 
Follikelflüssigkeit sowie besonders die Bildung von Zysten 
von verschiedener Größe, Anzahl und Beschaffenheit nicht 
allein am Eierstock, sondern auch an den Tuben. Ob letztere 
Begleiterscheinungen, wofür ich sie halte, im Gegensatz zu 
der früheren Ansicht, die die Zystenbildung als das wesent¬ 
lichste hinstellte, nun infolge von Stauungen oder durch 
Degenerationsprozesse entstehen, bleibt weiteren Untersuchun¬ 
gen Vorbehalten. In diesem Stadium können die Eierstöcke 
das äußere Aussehen normaler wiedergewinnen, für gewöhn¬ 
lich sind sie aber unfruchtbar, weil die Keimfollikel zystisch 
entartet oder degeneriert sind. 

Diese Veränderungen finden wir bald an 
beiden Eierstöcken gleichmäßig ausge¬ 
bildet, bald nur an einem; nicht selten ist an 
einem mehr die eine Form und am anderen 
möhr die andere Form oder Stadium der ein¬ 
fachen Eierstocksentzündung zu finden. 


Im chronischen Stadium bilden sich mit 
der Zeit neben den reinen nymphomanischen 
Erscheinungen unter dem Einflüsse der Be¬ 
handlung und Verwendungsart Störungen im 
normalen sonstigen Benehmen aus, die man 
für gewöhnlich als Untugenden oderStätig- 
keit oder Bösartigkeit auslegt. Die wichtigsten 
Erscheinungen sind folgende: 

Auf Reizung der Hautnerven auf verschiedenste Art, wie 
Berührung durch Personen, Tiere und Gegenstände, wobei 
bestimmte Körpergegenden besonders empfindlich sind, 
reagiert das Tier durch Harnlassen, Hamspritzen, Blinken, 
Niederducken der Hinterhand, Anspannen der Kniefalte oder 
der Bauchmuskulatur, Schweifdrehen, Andrängen an den 
reizenden Gegenstand oder Schlagen darnach, ferner gleich¬ 
zeitiges Schreien, Quieken, Brüllen, Beißen und Treten mit den 
Vorderfüßen. Bei stark kranken Tieren kann schon das 
Nähertreten von Personen diese Reizwirkungen auslösen, 
ebenso auch der Versuch, sie anzuschirren oder zu satteln. 
Sobald das Pferd nur eine Berührung fürchtet und erwarten 
muß, ist bereits die Reaktion da. Es geht mit großer Vorsicht 
allen Reizgelegenheiten aus dem Wege und ergreift auch 
gerne zu Abwehrmaßnahmen gegen Personen, Tiere und 
Gegenstände, es sucht solche Reizgelegenheiten oder es 
scheint vielmehr so (Leinefangen). Es gibt Pferde, die in ihrer 
Furcht gegen Berührungen so vorsichtig sind, daß sie sich 
nicht mehr legen auf Strohstreu. Das Krankheitsbild ist in 
jedem Falle wieder anders, bald tritt mehr hervor eine Emp¬ 
findlichkeit gegen Personen, bald mehr gegen andere Pferde, 
bald mehr gegen Gegenstände; man hat dauernd kranke 
Pferde, periodisch kranke Pferde und auch Stuten, bei denen 
die Erscheinungen periodisch sich legen oder milder auftreten. 
Einige Tiere nehmen dauernd den Hengst an, andere über¬ 
haupt nicht. 

Als ganz besondere Erscheinung muß ich das Anschwellen 
des Euters wie bei hochtragenden Stuten nennen, das ich bei 
zwei Tieren beobachten konnte; beide waren noch nicht sehr 
lange krank. 

Auch Vergrößerung der Schamlippen und des Kitzlers 
sind sehr häufig, wahrscheinlich unter dem Einfluß des dauern¬ 
den Blinkens und Hamspritzens. Bei Pferden, die viel schreien 
und beißen, entsteht eine Aktivitätshypertrophie der Lippen- 
und Nasenmuskulatur und eine starke Faltenbildung in den 
Lippen und Nasenflügeln. Diese Faltenbildungen sind ganz 
typisch für solche Pferde. Es fallen in sehr vielen 
Fällen also unter das Krankheitsbild nicht 
nur die typischen nymphomanen Pferde, 
sondern auch sehr viele stätige, mit Un¬ 
tugenden behaftete sowie bösartige Stuten, 
wie Leinefänger, Strangschläger, Stuten, 
die das Hintergeschirr und den Schweif¬ 
riemen nicht vertragen; ferner Pferde mit 
Sattelzwang, Steigen und Schlagen beim 
Aufsitzen, Schweif drehen und Widersetz¬ 
lichkeit bei Schenkeldruck, Widersetzlich¬ 
keit beim Aufzäumen, Anschirren, Satteln 
und besonders beim Ansträngen und Gurten. 
Kleben, Steigen und Seitwärtsdrängen 
fallen ebenfalls häufig hierunter, ferner 




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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 43. 


F u 11 e r n oid gegen Personen und Nachbar- 
pferde sowie Unverträglichkeit im Stalle 
und mangelhafte Zugfestigkeit. Alle diese 
Erscheinungen sind anfänglich nur Abwehr¬ 
maßnahmen der Stuten gegen Personen, 
Tiere und Gegenstände, von denen sie durch 
Berührung gereizt werden oder von denen 
sie dies bei Annäherung oder bestimmten 
Gelegenheiten befürchten. 

Es hält schwer, das Krankheitsbild der reinen Erschei¬ 
nungen der Oophoritis simplex, der reinen Bösartigkeit und 
Untugenden oder der Mischform zwischen beiden genau zu 
beschreiben und zu umgrenzen, der geübte und interessierte 
Beobachter wird aber unschwer diese drei Formen unter¬ 
scheiden können. 

Personen, die mit den Eigenarten der Tiere vertraut sind, 
und von denen letztere keine unvermuteten Reizungen befürch¬ 
ten können häufig gewöhnliche Arbeitsverrichtungen sehr gut 
mit ihnen bewerkstelligen. Im allgemeinen sind sie aber ein 
Schrecken der Kutscher, Fahrer und Reiter, werden geschun¬ 
den bis zum äußersten, um ihnen die „Nücke“ auszutreiben, 
ähnlich wie man früher bei Klopphengsten verfuhr. Infolge 
der dauernden Furcht der Stuten vor neuen Reizungen sind 
sie sehr unruhig und gehen schon aus diesem Grunde ganz 
erheblich im Nährzustande zurück. Ein weiterer Grund für 
die auffällig schlechte Futterverwertung scheint der ge¬ 
steigerte Stoffwechsel zu sein, der, wie durch experimentelle 
Untersuchungen über die innere Sekretion der Eierstöcke 
nachgewiesen ist, zur Zeit der Ovulation physiologisch statt¬ 
findet, ein Zustand, der bei der Oophoritis simplex als krank¬ 
haft dauernd bestehend vermutet werden muß. Auch die 
von mir erwähnten beiden Fälle von starker Schwellung des 
Euters und des Abortus nach Kastration sowie Umbildung des 
Beckens und vermehrte Kalkablagerung und verminderte Fett- 
oxvdation mit vermehrter Fettablagerung kastrierter weib¬ 
licher bzw. männlicher Tiere sind nachgewiesenermaßen mit 
der inneren Sekretion der Keimdrüsen und ihrer Produkte und 
Adnexe verbunden. 

Wie die gesteigerte Empfindlichkeit und Reflexerregbar¬ 
keit zu erklären ist, ist bislang nicht versucht worden. Ein 
Analogon finden wir bei den Kryptorchiden, sow r ohl in den 
Erscheinungen als auch in der anatomischen indurativen Be¬ 
schaffenheit der Organe. Endzustand ist für gewöhnlich bei 
beiden Sterilität* infolge Induration auf der einen Seite durch 
dauernde Funktionen, die gewöhnlich in der Natur nur 
jährlich einige Male vorgesehen sind, auf der anderen 
Seite durch angeborene anormale Lagerung und Unter¬ 
ernährung. Die endgültige Lösung dieser schwierigen Fragen 
muß der Zukunft überlassen werden, ich glaube aber, daß sie 
ebenfalls auf dem Gebiete der inneren Sekretion oder der 
Honnone zu suchen ist. 

Entsprechend den Entstehungsursachen (dauerndes Sfceril- 
halten, gute Ernährung, wenig Arbeit, temperamentvolle Ver¬ 
anlagung) finden wir die Oophoritis simplex am häufigsten bei 
Luxus- und Militärpferden und nie bei Bauernpferden, die zur 
Zucht verwandt werden. Der Besitzer eines solchen Pferdes 
wird mit der Zeit desselben überdrüssig, besonders wo der 
Zustand ständig sich verschlechtert Ein wirksames Mittel 
hat er nicht gefunden und das Tier wird verkauft, geht von 


Hand zu Hand, und man findet es alsbald im elendesten Zu¬ 
stande vor der Gemtisekarre oder dergleichen. 

Abgesehen von den narkotischen Mitteln, die nur vor¬ 
übergehend eine Milderung des Zustandes bewirken, gibt es 
nur zw r ei Heilverfahren, nämlich Belegenlassen und die 
Kastration. 

Wenn die Umstände es gestatten, sollte die natürliche 
Heilung, d. h. die Gravidität zuerst versucht werden. Im An¬ 
fangsstadium gelingt dies auch häufig, und die Stute zeigt 
dann wieder in den meisten Fällen ein normales Verhalten, 
sobald sie aufgenommen hat. Nach dem Absetzen des Fohlens 
tritt aber zumeist das alte Wesen wieder hervor und sie muß 
wieder belegt werden. 

In älteren Fällen der Oophoritis simplex chronica versagt 
jedoch diese natürliche Heilung, weil eben die Stuten, auch 
wenn sie den Hengst häufiger oder gar ständig annehmen, 
meist nicht befruchtet werden. Die Veränderungen des Eier¬ 
stockes sind eben so weit vorgeschritten, daß es zur normalen 
Abstoßung eines befruchtungsfähigen Ovulums nicht mehr 
kommt. 

Dort, wo aus wirtschaftlichen Gründen die natürliche 
Heilung nicht angebracht oder dieselbe, weil die Stute nicht 
aufgenommen hat, versagt, zögere man nicht mit der Ovarioto- 
mie. Je früher sie vorgenommen wird, desto 
sicherer und schneller ist eine Heilung zu 
erwarten. 

Ist erst das Pferd infolge der ständigen Unruhe oder der 
schlechten Behandlung stark abgemagert, so übersteht es nicht 
so leicht die Operation; andererseits sind die Pferde häufig so 
heruntergekommen, daß sie kaum noch die Operation wert 
sind. Auch ist bei ganz alten Fällen nicht so 
schnell eine Heilung zu erwarten, weil die 
Störungen des Nervensystems zu eingewur¬ 
zelt sind, um sofort nach der Kastration ver¬ 
schwindenzukönnen. 

Einigen Anhalt über das Stadium, in welchem sich die 
kranke Stute befindet, geben die Dauer des Leidens, die Er¬ 
scheinungen und die rektale Untersuchung. 

Wenn man bei der Untersuchung unleidlicher, stätiger 
oder sogenannter bösartiger Stuten, die in den letzten Jahren 
nicht mehr tragend waren, auf diese du^ch die Oophoritis 
simplex bedingten Erscheinungen achtet, so wird man finden, 
daß sie viel häufiger Vorkommen, als bislang geglaubt wurde, 
und daß unter dieses Krankheitsbild viele bislang für Stätig¬ 
keit»- und Bösartigkeitsformen gehaltene Erscheinungen 
fallen. 

Hier bietet sich in Zukunft noch ein sehr dankbares 
Gebiet für die tierärztliche Chirurgie, sowohl für den Tier¬ 
halter und Besitzer als auch für den Tierarzt. Die Zeiten, 
wo der Klopphengst, als minderwertig nur für schwerste 
Arbeiten verwandt, um mit ihm nur einigermaßen fertig 
werden zu können, bald abgeschunden war, sind vorbei. 
Ebenso muß mit der Zeit die Stutenkastration eine allgemein 
geübte Operation werden. 

Nachdem ich vor 4 und 5 Jahren im Aufträge des Herrn 
Kollegen Dr. H ö 1 s c h e r in Gelsenkirchen dreimal praktische 
Fälle einer Stutenkastration durch den Leistenkanal aus¬ 
geführt hatte, macht er jetzt die Operation mit großer Sicher¬ 
heit selbst. Er hat ohne einen direkten Verlust bislang 


26. Oktober 1916 . 


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8 Stuten allein so kastriert, seine Befunde und Beobachtungen 
sind in dieser Arbeit mit verwertet worden; für die Über¬ 
lassung seines Materials meinem Freunde und Kollegen meinen 
besten Dank! 

Ich verurteile den Standpunkt Charliers, der jede 
Stute im Militärdienste zu kastrieren vorschlug (abgesehen da¬ 
von, daß die alte vaginale Methode sich für eine im Gegen¬ 
sätze zu Kühen sehr gefährliche Operation bei Stuten her¬ 
ausstellte), aber ich vertrete den Standpunkt, daß es ange¬ 
zeigt ist, die inguinale Ovariotomie bei jeder Stute zu emp¬ 
fehlen, die an der Oophoritis Simplex erheblich erkrankt 
ist und bei der das natürliche Heilmittel, die Gravidität, ent¬ 
weder nicht zu erzielen ist oder aus wirtschaftlichen Gründen 
nicht angewandt werden kann. 

Die Oophoritis Simplex sowie das unter den Begriff der 
sogenannten Nymphomanie der Stuten fallende Krankheitsbild 
ist damit aber noch nicht vollkommen geklärt, besonders 
mangelt es an mikroskopischen Untersuchungen der einzelnen 
Stadien, der Indurations- und Degenerationsvorgänge und der 
Zystenbildung und an einer Erforschung der Ursachen der sich 
ausbildenden Sterilität trotz der periodischen oder sogar 
dauernden Erscheinungen der Rossigkeit. 

Auch die Bedeutung der inneren Sekretion für den Zu¬ 
sammenhang zwischen Ovulation und Brunsterscheinungen und 
Euterschwellung usw. ist nur teilweise bekannt. Ich 
nehme an, daß die n y m p h 0 m an i s c h e n Er¬ 
scheinungen bei der Oophoritis chronica da¬ 
durch bedingt werden, daß die zurZeit der 
physiologischen Ovulation sich bildenden 
spezifischen Hormone, die berufen sind, 
die natürlichen Brunsterscheinungen usw. 
auszulösen, sich in diesem Zustande dauernd 
in gesteigertem Maße oder in krankhafter 
Form aus den kranken Eierstöcken ab¬ 
sondern und auch dauernde oder gesteigerte 
und krankhaft veränderte Brunsterschei¬ 
nungen a u s 1 ö s e n. 

Praktisch wichtiger ist die Erkenntnis 
des Erscheinungsbildes, das durch diese 
Krankheit bedingt werden kann, sowie die 
Frage der Heilbarkeit durch die Ovarioto¬ 
mie, die vielfach bestritten wird. Die end¬ 
gültige Beurteilung verlangt ein sehr um¬ 
fangreiches statistisches Material, das bis¬ 
lang in der Literatur nicht vorhanden ist, 
im Gegensatz zur Ovariotomie bei Kühen: 
sicher nur aus dem Grunde, weil erstere 
Operation bislang nur ganz vereinzelt aus¬ 
geführt wurde. 

Alle Herren Kollegen, die sich in Zukunft mit der Stuten¬ 
kastration befassen, bitte ich, ihre Beobachtungen zu ver¬ 
öffentlichen; besonders sind folgende Angaben zu machen: 
Alter, Rasse, Verwendung, Habitus, Zahl und Geburtsjahr der 
Fohlen, Krankheitsgeschichte, Operation und Eierstocks¬ 
befund, Wirkung der Operation auf die Erscheinungen, 
eventuell längere Beobachtungszeit. 


Zur Behandlung der Räude. 

Von Stabsveterinär Dr. med. vet. C. Tltze. 

Über die besten Heilmittel für die verschiedenen Formen 
der Räude sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, 
auch fehlt es noch an erschöpfenden vergleichenden Prüfungen 
der gebräuchlichen Kuren. Neben wenig wirksamen Behand¬ 
lungsmethoden werden zuweilen selbst schädliche angewandt. 

Im folgenden soll auf zwei Behandlungsmethoden hin¬ 
gewiesen werden: 

1. Die Fettbehandlung. Sie war schon den alten Tier¬ 
ärzten bestens bekannt. So findet sich in der alten tierärzt¬ 
lichen Literatur als sehr wirksames Rezept angegeben: 
Sabadillsamen gepulvert 100 g, Schwefelblüte 60 g, gebrannter 
und gepulverter Alaun 40 g, öl 1 Liter. Dieses Gemisch 
mindestens 1 Stunde lang auf dem Wasserbade unter stän¬ 
digem Umrühren digerieren lassen und dann die erkrankten 
Hautstellen nach dem Scheren unter Benutzung einer Haar¬ 
bürste gründlich einreiben. Statt des Öls wird man unter den 
jetzigen Verhältnissen Vaselinöl nehmen. 

Stabsveterinär Bambauer hat mit der Fettbehandlung 
vorzügliche Ergebnisse gehabt. Er stellte sich für seine 
Zwecke folgende Mischung her: 6 Liter Pferdefett (aus 
Kadavern gewonnen), 1 Liter Petroleum, 140 g Kresol. Liese 
Mischung wurde in einem Kessel lauwarm und gut flüssig ge¬ 
macht und mit einer Haarbürste eingerieben. Der Körper kann 
sofort ganz eingerieben werden. 

Die Fettbehandlung ist eine sehr milde Kur, die sich be¬ 
sonders für heruntergekommene Pferde eignet. 

2. Weiter dürften für eine Räudebehandlung die Teeröle 
in Betracht kommen. Es sind Teerdestillate, die von den Ge¬ 
sellschaften für Teerverwertung wohl in unbeschränkter Menge 
zu erhalten und dabei sehr billig sind. 

a) Leichtöl, enthält vermutlich Benzol, Toluol und Xylol. 

b) Mittelöl, enthält vermutlich Phenol, Kresole, Xylenolc 
und Naphthalin. 

c) Schweröl, enthält vermutlich Naphthalin. 

d) Anthracenöl mit Anthracen, Phenantren und Karbazol. 

Für eine Räudebehandlung dürften sich wohl nur Mittelöl 

und auch Schweröl eignen. Vereinzelte Behandlungen von 
Pferde- und Schafräude haben ein auffallend gutes Ergebnis 
gehabt, doch muß bis zur Klärung der Frage, in welchem 
Grade diese Mittel giftig sind, zunächst nur versuchsweise 
und mit Vorsicht vorgegangen werden. Bei teilw r eiser Ein¬ 
reibung der erkrankten Körperteile hat sich in den einzelnen 
Versuchen keinerlei Schädigung bemerkbar gemacht. Um¬ 
fangreiche Einreibungen konnten bisher aus Mangel an 
Gelegenheit nicht ausgeführt werden. Diese Teeröle werden 
nach dem Scheren der Pferde wohl am besten unverdünnt im 
Freien mit Haarbürste eingerieben, damit def Geruch sich zu¬ 
nächst völlig verflüchtigt. Zu einer etwaigen Verdünnung der 
Teeröle eignen sich Spiritus, Petroleum, Vaselin und Pataffin. 
Die Teeröle lösen Fette sehr leicht und dringen deshalb stark 
in die Tiefe, mit Wasser mischen sie sich nicht. 

Da ich in meiner jetzigen Stellung keine Gelegenheit zu 
Versuchen habe, aber doch in Einzelfällen vorzügliche Ergeb¬ 
nisse gesehen habe, halte ich es für angezeigt, schon jetzt auf 
diese Mittel hinzu weisen. 



510 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 43. 


Zur Räudebehandlung. 

Von Oberveterinär Dr. Surm&nn. 

Die Mitteilungen (Nr. 20 d. B. T. W.) des Bezirkstierarztes 
Ritzer über erfolgreiche Behandlung der Räude der Pferde 
mit Antiformin veranlaßten mich, dieselben unter Berücksich¬ 
tigung seines zweiten Artikels (Nr. 35 d. B. T. W.), der ge¬ 
ringere Konzentrationen empfiehlt, nachzuprüfen. 

Die Pferde wurden mit 2proz. warmer Antiforminlösung 
mittels Kardätsche eingerieben, sofort nach dieser Einreibung 
wurden die Tiere mit warmem Sodawasser, dem % bis 1 Proz. 
BaciUol (rite gemessen; nicht nach Augenmaß) zugesetzt waren, 
nachgewaschen und hierauf die losgelösten Borken mit einem 
stumpfen Hufmesser gründlich abgekratzt. Eine erfolgreiche 
Bekämpfung der Räude konnte ich bei dieser Methode trotz 
wiederholter Einreibungen nicht feststellen. In die Augen 
springend ist die bedeutende borkenauflösende Kraft der Anti- 
formin-Lösung; doch konnte ich mich bald überzeugen, daß 
in dieser Hinsicht das warme Sodawasser hinter der Antiformin¬ 
lösung nicht zurücksteht, also denselben Zweck erfüllt. (Anti¬ 
formin soll aus Chlorkalk, Soda und Natronlauge bestehen.) 
Nachteilige Folgen für die behandelten Pferde konnte ich nicht 
beobachten; doch ist der Chlorgehalt (wie alle Chlordämpfe) 
des Antiformins auf die Dauer für die Atmungsorgane der 
behandelnden Leute sehr schädlich; auch aus diesem Grunde 
ist die Anwendung des Antiformins zu vermeiden. 

In Nr. 37 der B. T. W. 1916 berichtet Professor Dr. 
Richter von einigen Räudebehandlungsversuchen. Zunächst 
bespricht er ein Räudeliniment, bestehend aus: Pix liquida, 
Sulfur ää 1; Spiritus und Sapo Kalinus äa 2, und sagt zum 
Schluß, daß dieses Teerliniment ein sehr wirksames Mittel 
ist, wenn der Nähr- und Kräftezustand der Patienten die An¬ 
wendung der anstrengenden Kur gestattet Schon aus diesem 
Urteil geht hervor, daß das Liniment keinen Anspruch auf ein 
allgemein anwendbares und gutes Räudemittel machen kann. 
25 proz. Teerspiritus ist in vielen Fällen für die eingeriebenen 
Pferde trotz entsprechender Vorsicht äußerst giftig und stets 
zu reizend und entzündungserregend für die Haut der Tiere, 
selbst 3—5 proz. Teerspiritus, auf eine junge Haut mit dünnen 
Epithelien (gleich nach abgeschlossener Räudebehandlung) 
aufgetragen, ruft sofort eine intensive Hautschwellung eventuell 
Vergiftung hervor. Dasselbe gilt von 2 proz. Baeillol, lproz. 
Formalin resp. Lysoformspiritus und lproz. Kreosotspiritus, 
wie man sich jeder Zeit an geeignetem Material überzeugen 
kann. Nach meiner Ansicht sind alle Medikamente als un¬ 
geeignet zur Räudebehandlung zu verwerfen, welche eine 
Schädigung oder auch nur eine Überreizung der Haut bedingen. 
Den unlöslichen Schwefel halte ich trotz gegenteiliger Ein¬ 
wendungen für einen überflüssigen indifferenten Zusatz. Dagegen 
dürfte der Zusatz von grüner Seife die reizende Wirkung des 
Holzteeres etwas mindern. (Vergleiche: Formalin und Lyso- 
form; Form, saponatus.) 

Die Anwendung von 10 proz. Lysolspiritus halte ich selbst 
für lokale Behandlungen nach allen bisherigen Erfahrungen 
für unbedingt fehlerhaft, einmal wegen der sehr starken Haut¬ 
ätzung, dann auch wegen der sehr großen Vergiftungsgefahr. 
Der Spiritus verdunstet bald, und Lysolum purum bleibt auf 
der Haut zurück. 

Die Anwendung von 10 proz. Lysolspiritus halte ich selbst 
Hand haben, sollte es nicht mehr Vorkommen, daß ein Pferd 


(und sei es auch ein heruntergekommenes) infolge der Behand¬ 
lung eingeht. Überhaupt macht man immer wieder die Be¬ 
obachtung, daß sehr oft Medikamente in zu starker Konzen¬ 
tration angewandt werden. Nicht die Stärke der Konzentration 
ist für die erfolgreiche Behandlung maßgebend, sondern die 
richtige Wahl und Anwendung der bewährten Mittel. Ja, reines 
Pferdefett, Fischtran oder Leinöl ohne jeden Zusatz genügen 
bei gut genährten Pferden zur Bekämpfung der Räude. Wem 
diese reizlosen Fette nicht zur Verfügung stehen, der beschaffe 
sich Kadaverfett aus den Veraichtungsanstalten. Wo grüne 
Seife (hergestellt aus Fett oder öl) in großen Mengen beschafft 
werden kann, müssen auch geeignete Fette oder öle in kleinen 
Mengen zu erlangen sein. 

Als geeignete reizlose tierische Fette kommen in Frage: 
Pferdefett, Schweinefett, Kadaverfett, Fischtran und Waltran; 
als pflanzliche öle: Olivenöl und Leinöl (nicht aber Rüböl). 

Als bewährte Zusätze zu den Fetten und ölen kommen in 
Betracht: 

Perubalsam, Perugen, Petroleum, Rohöl, Terpentinöl und 
Holzteer 5 bis 10 Proz.; Kreosot, Sapokresol — Bengen, 
Bäcillol 2 bis 3 Proz. Um die milbentötende, borken- und 
hauttalgauflösende Kraft der Fette und öle zu erhöhen, setzt 
man sehr vorteilhaft 5 bis 10 Proz. Chloroform zu. Schon Chloro¬ 
formdämpfe (wie jedem Insektensammler bekannt ist) betäuben 
und töten Insekten wie Milben sofort Außerdem sind in 
Chloroform die meisten Medikamente löslich, besonders aber 
Fette (Hauttalg) und öle, auch ist Chloroform (nicht feuer¬ 
gefährlich) in Verbindung mit Fetten und ölen für die Haut 
reizlos, bedingt keinen Haarausfall und ruft bei X bis % Ein¬ 
reibung keine Betäubung der Pferde hervor. 

Rp.: 1. Krosot 2 Proz., Chloroform 10 Proz., Fette 100 Proz. 

2. Chloroform 10 Proz., Fette 100 Proz. 

Dickflüssige Fette sind vor der Anwendung im Wasser¬ 
bade zu erwärmen; Chloroform ist wegen seiner großen Flüch¬ 
tigkeit den Fetten oder ölen kurz vor der Verwendung zu¬ 
zusetzen, oder das fertige Präparat ist in geeigneten Behältern 
vorrätig zu halten. Auch Chloroform mit Spiritus denaturatus 
und Perugen ist mit Vorteil zu verwenden: Rp.: Spiritus 
denat. 100, Chloroform 5, Perugen 5. Doch sind die fett- 
haltigen Präparate wegen ihrer milden oder enormen Dauer¬ 
wirkung den spirituösen vorzuziehen. 

Zu warnen ist vor der Verwendung von Vaselinöl und 
Rohöl in Verbindung mit Kreosot oder Chloroform. Beide öle 
wirken für sich allein schon sehr entzündungserregend auf die 
Haut und stören die Regeneration und Wiederbehaarung der 
Haut 

Vor der Chloroform-Fettbehandlung sind die Pferde zu 
scheren; die anhaftenden Borken werden mit warmem Soda¬ 
wasser aufgeweicht und mit einem stumpfen Hufmesser ab¬ 
gekratzt 

Am nächsten Tage erste TeileinrCtbung (X bis X des 
Körpers), am 2. resp. 3. Tage zweite resp. dritte Teileinreibung, 

; J bis 4 Tage Ruhepause, dann Wiederholung der Teileinrei¬ 
bungen; sehr zweckmäßig folgt jetzt nach der üblichen Ruhe¬ 
pause eine gründliche Reinigung mit Sodawasser, dann mehrere 
Tage Ruhe, um der Haut Zeit zur schnelleren Regeneration zu 
geben. Im Bedarfsfälle können die Teilreinigungen wiederholt 
werden. Von vielen Seiten ist befürwortet worden, das ein- 
goriebene Fett vom Körper durch Waschungen mit Sodawasser 



26. Oktobe* 1916. 

nicht wieder zu entfernen, doch habe ich die Beobachtung ge¬ 
macht, daß die Heilung und Behaarung der Haut schneller 
und besser von statten geht, wenn das alte Fett, welches mit 
der Zeit sich eindickt und ranzig werden kann, von Zeit zu Zeit 
wieder entfernt wird. 

Bisher wurden von mir zahlreiche räudekranke 
Pferde (im Osten) mit Erfolg behandelt, ohne daß ein einziges 
Pferd infolge der Behandlung eingegangen ist oder getötet 
werden mußte. Die Heilung der Räude gelang in allen Fällen. 

Eine gute Ernährung der Pferde fördert die Heilung der 
Räude ganz bedeutend. 


Referate. 

Zum aktuellen Thema der Pferderäude. 

Von Prof. Dr. Oppermann, Hannover. 

(D. t. W., 1910, Nr. 18.) 

Die Pferderäude behandelt Oppermann in folgender 
Weise: Langhaarige Pferde werden erst geschoren. Falls 
die Borkenbildung dabei hinderlich ist, wird direkt eingerieben 
und zwar mit Vaselinöl, dem 1 bis 2 Proz. Kreolin oder Lysol 
zugesetzt sind, am ersten Tage die eine und am folgenden 
Tage die andere Seite. Die Einreibung erfolgt mit weicher 
Bürste oder mit einem Lappen. Schon nach 24 Stunden lösen 
sich die Borken und Schorfe in frappanter Weise und die Haut 
wird auffällig geschmeidig und elastisch. 48 Stunden nach 
der Einreibung werden die weichen Borken bequem mit einem 
stumpfen Messer, Löffel oder Hufmesser, abgeschabt. Das Ab¬ 
schaben wird in den nächsten Tagen nach Bedarf wiederholt 
Das Juckgefühl läßt bereits 2 Tage nach der Ölanwendung 
erheblich nach. Etwa 5 oder 6 Tage nach der ersten Ein¬ 
reibung folgt die zweite, ohne daß die erste durch Ab¬ 
waschungen entfernt worden ist Nach weiteren 7 bis 8 Tagen 
kann eine dritte Öleinreibung stattfinden. Damit pflegt auch 
die Kur beendet zu sein. — Statt Kreolin oder Lysol kann der 
Praktiker auch ein anderes wirksames Zusatzmittel wählen. 

Die Desinfektion des Stalles muß zweimal geschehen, und 
zwar das erstemal etwa 4 Tage nach der ersten Einreibung 
und das zweitemal etwa 8 Tage nach der zweiten Einreibung. 

Rdr. 

Behandlung der Räude mit Formalin. 

Von Veterinärrat Kleinpaul, Johannisburg. 

(D. t. W., 1916, Nr. 18.) 

Zur Behandlung der Pferderäude empfiehlt K1 e i n p a u 1 
sehr warm folgendes Mittel: 

1 Kilogramm Tabak wird mit 15 Liter Wasser X Stunde 
lang gekocht, so daß man 10 Liter Tabakbrühe' erhält, die man 
in einen Eimer gießt. Dann kocht man 1 Kilogramm grüne 
Seife ebenfalls in 10 Liter Wasser. Diesen beiden Flüssig¬ 
keiten, die also 20 Liter ausmachen, gießt man ein Kilogramm 
Formalin zu. (35 proz. wässerige Lösung des (gasförmigen 
Ameisensäurealdehyds.) Mit dieser Mischung reibt man das 
ganze Pferd ein und zwar auf einmal. Die Einreibung wieder¬ 
holt man nach 8 Tagen, meistens ist dann die Räude abgeheilt 
Zur Sicherheit kann nach abermals 8 Tagen eine dritte Ein¬ 
reibung gemacht werden. Es sollen nicht zu viel eingeriebene 
Pferde in einem Stalle stehen, weil die Formalindämpfe außer¬ 
ordentlich Stark reizen: Nach der Einreibung werden die 
Pferde sehr unruhig, aber Schaden leiden sie nicht. Ein Auf¬ 


511 


weichen der Schorfe auf der verhärteten und verkrusteten Haut 
ist nicht nötig. Als Vorbereitung ist nur Scheren zu empfehlen. 

Rdr. 

Behandlung der Pferderäude im Felde. Rohölbehandlung. 

Von Militärtierarzt Dr. Josef Babor. 

(Tieriiml. Zcutr&lbl. 1916, S. 189.) 

Die Räudebehandlung mit Wiener Teerliniment hat be¬ 
sonders bei kurzgeschorenen Pferden den Nachteil, daß nach 
mehrmaliger Schmierkur sich festsitzende Krusten auf der 
Haut bilden, die der Haut ein baumrindenähnliches Aussehen 
verleihen. Trotz wochenlanger fleißiger Hautpflege gelten 
dann solche Pferde in Laienaugen immer noch als räudig. 
B. verließ deshalb diese Behandlungsmethode und wendete das 
Roh-Vaselinöl an. Wird das Rohöl unverdünnt eingerieben, 
dann treten leicht umfangreiche Schwellungen, besonders an 
den Gliedmaßen, an der Unterbrust und am Unterbauch, ein. 
Überdies kommt es zum Haarausfall und zu starker Ab¬ 
schuppung der Oberhaut. Deshalb verwendete B. das Rohöl- 
Kalkwasserliniment, welches aus gleichen Teilen hergestellt 
wird und die Haut viel weniger reizt. Das Kalkwasser wird 
jedesmal frisch hergestellt, indem 1 kg Kalk in 15 Liter Wasser 
verrührt, dann 6—10 Stunden lang stehen gelassen und dann 
das Kalkwasser abgegossen und innig mit gleicher Menge 
Rohöl in einer Kanne durchgeschüttelt wird. Das Schütteln 
muß vor jedesmaligem Gebrauche wiederholt werden. Die 
Pferde werden zuerst geschoren und dann sogleich ohne Vor¬ 
behandlung am ganzen Körper mittels einer Seegrasbürste ein¬ 
gerieben, wobei besonders die verdickten und mit Schorfen 
und Borken besetzten Stellen energisch zu bearbeiten sind. 
Am 2. Tage wird mit einem Lappen nachgerieben und am 

3. Tage beginnt eine nachhaltige Hautpflege mit weichen 
Strohwischen oder Wollappen. Die 2. Schmierkur wird am 

4. oder 5. Tage durchgeführt. Die weiteren Schmierkuren 

werden dann bei den einzelnen Fällen individuell appliziert. 
Waschungen können bei dieser sehr erfolgreichen Behand¬ 
lungsmethode ganz wegbleiben. Rdr. 

Badeapparat für räudekranke Pferde. 

Von Stabsveterinär Ammelounz. 

(Z. f. Veter.-Kunde 1916, Heft 6/6, S. 138) 

Das notwendige Waschen räudekranker Pferde zur Ent¬ 
fernung von Borken und der gebrauchten Arzneimittel 
erfordert viel Zeit, viel Arbeitskräfte und große Mengen Seife. 
Ehe es zum Ziele führt, sind in hochgradigen Räudefällen 
schon viele Pferde durch die zulange bestehende Schädigung 
der Haut verloren. 

In der ungarischen Armee sind Bäder für räudekranke 
Pferde im Gebrauch. Sie bestehen aus betonierten Gräben 
mit abfallendem Zugang und Ausgang, es haften ihnen viele 
Mängel an. 

Verfasser ließ sich im Pferdelazarett Brandenburg a. H. 
durch zur Verfügung stehende Handwerker eine (durch drei 
Abbildungen verdeutlichte) Badeeinrichtung erbauen. Sie 
besteht aus einer betonierten Grube, die 2,80 m lang, 1 m 
breit und 2 m tief ist. Darüber steht ein Fahrstuhl, ähnlich 
dem in Kliniken gebrauchten, beweglichen Operationsstuhl. 
In diesen wird das Pferd gestellt, gefesselt und befestigt und 
vermittelst einer Winde in die Badegrube hinabgelassen. Das 
Badewasser steht in der oben etwas erweiterten Grube etwa 
1,70 m hoch, besteht aus etwa 1 Proz. Sodawasser, 50 kg Soda 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 




512 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 43. 


auf etwa 4800 Liter Wasser, und ist durch eingeleiteten 
Dampf auf etwa 30 Grad Celsius erwärmt. 

Die Pferde werden vor Beginn und nach Abschluß der 
Behandlung gebadet. Die erweichten Borken werden mit 
einem messerförmigen Holzstück abgekratzt. Das Bad ist 
nach Bedarf zu wiederholen. 

Für ein Bad ist mit Hinein- und Herausbringen eine halbe 
Stunde zu rechnen. 25 bis 30 Pferde können in derselben 
Flüssigkeit gebadet werden. Dabei kostet ein Bad nur 
50 Pf. und man spart noch Seife. 

Der Apparat arbeitete bisher bei 400 Pferden ohne Unfall 
und in jeder Beziehung günstig. Seine Kosten betrugen aus¬ 
schließlich Arbeitslohn 570 Mark. Als Dampfkessel kann jede 
Lokomobile benutzt werden. 

Namentlich wegen der mit längerer Kriegsdauer gebo¬ 
tenen Sparsamkeit mit Seife dürfte sich die Anlage eines 
Bades in Räudelazaretten lohnen. Ob Bäder mit warmen, 
desinfizierenden Flüssigkeiten allein schon auch zur Behand¬ 
lung der leichteren Räudefälle genügen, soll durch weitere 
Versuche festgestellt werden. B. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Das AhsoMachten der Milohkühe. 

Die Besorgnisse, es würden bei der Beschaffung des Fleisch¬ 
bedarfs zu viele Milchkühe abgeschlachtet werden, sind noch immer 
groß. Man befürchtet davon eine große Beeinträchtigung der Milch- 
und Fettversorgung. Diese Besorgnisse sind, wie das Kriegsernäh¬ 
rungsamt mitteilt, stark übertrieben und jedenfalls zurzeit nicht 
mehr berechtigt. 

Es hat sich zweifellos der Bestand an Milchkühen in Deutsch¬ 
land verringert. Es ist das in erster Linie dort der Fall, wo in 
Friedenszeiten die Milchtiere in sehr starkem Maße nicht aus dem 
Futter der eigenen Wirtschaft, sondern mit Zukauffutter, vor allem 
auch mit aus dem Auslande eingeführten Kraftfuttermitteln, 
leistungsfähig erhalten wurden. Es handelt sich dabei in erster 
Linie um die Gebiete mit den sogenannten Abmelkwirtschaften. Da 
solche Futtermittel nicht mehr zugänglich sind, war es naturgemäß 
unmöglich, in den betreffenden Gebieten den Milchviehbestand in alter 
Höhe aufrecht zu erhalten. Hierin liegt also der Grund, warum 
in manchen Gegenden die Zahl der Milchkühe eine geringere ge¬ 
worden ist. Es ist selbstverständlich zweckmäßiger, eine geringere 
Anzahl Kühe zu halten, die man auch füttern und leistungsfähig 
halten kann, als bei der früher gewohnten Ziffer zu bleiben, wenn¬ 
gleich dabei die Leistung aller gehaltenen Tiere dauernd leidet. 
Eine erhebliche Rolle hat dabei freilich auch der bedauerlich geringe 
Ausfall der vorjährigen Futtervorräte gespielt, dessen Nachwir¬ 
kung in der Tierhaltung sich noch besonders stark im Frühjahr 
dieses Jahres und noch bis in den Sommer hinein bemerkbar mach¬ 
ten. Mit den Ablieferungen zur Fleischversorgung hat das an sich 
wenig zu tun. Es ist vielmehr in § 1 der Verordnung vom 8. Juni 
1916, die die Fettversorgung regelt, verfügt worden: „Bei Auf¬ 
bringung des Fleischbedarfs ist Vorsorge zu treffen, daß die 
Kühe, die vorzugsweise zur Milcherzeugung geeignet sind, nicht 
zur Schlachtung kommen.“ Demgemäß wird auch von den zustän¬ 
digen Behörden verfahren. 

Es kann dabei natürlich nach wie vor Vorkommen, daß Kühe 
zur Schlachtbank wandern, die ehedem der MUchversorgung gedient 
haben. Soweit es sich nicht um gesundheitliche Schädigungen, z. B. 
beim Kalben oder andere den Milchertrag stark beeinträchtigende 
Vorgänge handelt, muß auch berücksichtigt werden, daß die Zeit 
der Hochleistung für die Milchkühe nur eine verhältnismäßig be¬ 
schränkte ist. Geht der Milchertrag der Kuh zu stark zurück, so 
muß sie abgestoßen und durch „frischmelkende“ ersetzt werden. 
Auch in den letzten Friedensjahren stellten die Kühe einen recht 
beträchtlichen Teil der Schlachtungen. Gegenwärtig bleiben in 


Preußen die Schlachtungen von Kühen hinter dem Durchschnitt 
der letzten Friedensjahre zurück. 

Es konnten allerdings bei der ersten Verteilung der Abliefe¬ 
rungszahlen der Schlachtrinder auf die einzelnen Provinzen die 
Unterschiede in der Zusammensetzung der Rinderbestände nicht so 
sehr berücksichtigt werden. Mangels genauerer Unterlagen mußte 
zunächst nach einem allgemein ziemlich gleichartig an zu wendenden 
Ablieferungsschlüssel vorgegangen werden. Das ist aber späterhin 
dahin abgeändert worden, daß den mehr mit Mast- und Weidevieh 
besetzten Gebieten erhöhte Lieferungsziffern zugeteilt wurden, 
indes diejenigen Bezirke, deren Rinderbestand einen starken Anteil 
von Milchtieren aufweist, bedeutend entlastet sind. Es wird dem¬ 
nach alles darangesetzt, den Milchviehbestand pfleglich zu behan¬ 
deln. Auch findet eine fortlaufende Kontrolle durch den Zentral¬ 
viehhandelsverband statt. 


— Ober die Mllchproduktlon während der Krieoszelt führt der 
bekannte Milchwirtschaftler M e i n e r t in den „Mitt. des Zentral¬ 
vereins der Milchproduzenten für Hamburg und Nachbarstädte“ 
folgendes aus: 

„Die Milcharmut unserer Kühe im verflossenen Jahre mußte 
mit ihrer Zunahme zu allerlei Einschränkungen im Verbrauch, ja 
zu gewissen Zwangsmaßregeln gegenüber den Verbrauchern führen 
— wollte man in erster Linie Kindern, Kranken und Leidenden ihr 
notwendiges Teil sichern. 

So wurde denn auch den Kaffeehäusern und Restaurants in 


Hamburg untersagt, für ihren Betrieb heimische Milch zu be¬ 
nutzen, wenngleich die hier in Betracht kommende Menge nur etwa 
1500 Liter täglich beträgt. — Ein Hinweis auf die Abnahme der 
Milchproduktion in den einzelnen Monaten — namentlich dem Ende 
der Laktationsperiode zu — gegenüber der Abnahme in normalen 
Jahren zeigt, wie notwendig fürsorgliche Sparsamkeit mit dem edlen 
Naß wirklich gewesen ist. Es wurden von 1 Kuh im Jahre 1915/16 
gegen 1913/14 täglich weniger gemolken: 

‘ insgesamt = 153 700 Liter 

(für di« za = H6 600 „ 

Hamburg« _ 04 o/v, 

Versorgung ?rr » 

benötigten — 79 öOO „ 
53000 Kffhe) =, 79 500 „ 

täglich = 63 600 „ 

„ = 143100 , 

* =185500 jf 

* = 164300 „ 

ff = 180 200 „ 

n = 185 500 „ 

. = 180 200 „ 

Dieser Milchausfall würde gegenüber dem Tagesbedarf für Ham¬ 
burg von 0,38 Liter pro Kopf oder rund 380 000 Liter täglich wirk¬ 
lich unerträglich gewesen sein, wäre er wirklich nach seinem Vor¬ 
handensein für den direkten Verbrauch in die Erscheinung getreten. 
Dies war nicht der Fall. Wir hatten vielmehr in normalen Zeiten 


im Mai 

2,9 Liter 

= 33% 

99 

Juni 

2,2 

99 

= 24% 

99 

Juli 

1,6 

99 

= 21% 

99 

August 

1,5 

99 

= 19% 

99 

September 1,5 


= 19% 

99 

Oktober 

1,2 

99 

= 18% 

9 

November 2,7 

99 

= 40% 

99 

Dezember 

3,5 

99 

= 49% 

99 

Januar 

3,1 

99 

= 43% 

99 

Februar 

3,4 

99 

= 46% 

99 

März 

3,5 

99 

= 48% 

9 

April 

3,4 

99 

= 38% 


eine Überproduktion an Milch durch die benötigte Kuhzahl zur 
Verfügung, welche in den einzelnen Monaten zwischen 12 und 27 
Proz. schwankte. Durch sie konnte jederzeit der städtische Bedarf 
befriedigt werden. Im übrigen wurde diese Milch durch Verarbeitung 
auf Butter und Käse in Meiereien verwertet. 


Diese Verwertungsart kam natürlich in Wegfall im Jahre 
1915/16. Der frühere Milchtiberschuß — auch erheblich zurück¬ 


gegangen mit der Verringerung des Gesamtgemelkes — ward dem 
direkten Verbrauch zugeführt und damit das Defizit in der Milch¬ 
zufuhr verringert. — Daß auf anderer Seite hierdurch die Her¬ 
stellung von Butter und Käse geschmälert wurde, liegt in der Natur 
der Sache. 


Um die Milderung des Ausfalles für den Verbrauch gegenüber 
den Zahlen der vorstehenden Tabelle zu kennzeichnen, seien nur 


einige Monate in dieser Wirkung dargestellt. 

Es betrug von 53 000 Kühen (welche für Hamburg zur Milch¬ 


erzeugung benötigt sind) die 

tägliche Milcherzeugung 
von 1 Kuh insgesamt 
Liter 

Mai 1913 : 8,7 461 100 

Juni 1913: 9 477 000 

Juli 1913: 7,6 402 800 


Überschuß 
über den 
Tagesbedarf 
Liter 
81100 
97 000 
22 800 


Nach Anrechnung 
des Überschusses 
Fehlbetrag 1916 

Liter *.o 

72600 19 

19600 5 

62000 16 


U 8 W. 





26. Oktober 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


513 


Es schwinden demnach die täglichen Fehlbeträge an Milch für 
den Verbrauch in Hamburg 1915 im 

Mai 1915 von 33% auf 19% 

Juni 1915 „ 21% „ 5% 

Juli 1915 „ 21% „ 16% usw. 

Ganz wesentlich veränderte sich das Bild mit dem Beginn der 
Weideperiode im Frühjahr 1916. 

Dieselbe setzte an sich früher ein als gewöhnlich. Ein kräf¬ 
tiger Graswuchs bei günstigen Witterungsverhältnissen zeitigte 
denkbar günstige Ernährungsbedingungen für die aus magerer Stall¬ 
kost kommenden Kühe, so daß sich die Milchergiebigkeit in er¬ 
staunlicher Weise hob. 

Im Anfang Mai war die tägliche Milcherzeugung von 1 Kuh 
noch 5,4 Liter. 

Es wurden sonach von den pp. 53 000 Kühen 286 200 Liter 
Milch und also 93 800 Liter oder rund 25 Proz. weniger erzeugt, als 
dem täglichen Bedarf (380 000 Liter) entsprach. 

Ende Mai war die Produktionsziffer auf 9,00 Liter für die Kuh 
gestiegen. Dies ergab eine Gesamterzeugung von täglich 477 000 
Litern oder 97 000 Liter = 25 Proz. über den Bedarf des Konsums, 
so daß Butter- und Käseproduktion wieder in erheblichem Mfiße 
an der Verarbeitung der erzeugten Milch beteiligt werden konnten. 

Die Milcherzeugung ist seitdem in einem geringen Umfange und 
je nach Lage der Örtlichkeit vorübergehend noch weiter gestiegen. 

Sie hat sich aber im allgemeinen auf der Höhe von 9 Liter 
täglich von 1 Kuh bis Mitte Juli erhalten, wogegen in normalen Ver¬ 
hältnissen in diesem Zeitraum ein Rückgang um 1H Liter zu ver¬ 
zeichnen ist. Das bedeutet für uns aber in Zeiten schwieriger Er¬ 
nährungmöglichkeit eine hoch einzuschätzende Gelegenheit der Ge¬ 
winnung von Fettstoffen außer der benötigten Milchmenge. 

Nach Änderung der Witterung — einem Umschlag des feuchten 
in trockenes, vielfach heißes Wetter — ist jetzt allerdings ein rapides 
Nachlassen der Milchergiebigkeit der Kühe zu bemerken. Wir dürften 
erleben, daß die kommende Zeit nunmehr umgekehrt, gegenüber 
der Frühjahrserscheinung, ein schnelleres Versiegen des Milchstromes 
im Gefolge hat, als dies in normaler Zeit statt hatte. Wir müssen 
uns damit alrfinden, und unsere Sorge muß es sein, einem Abflauen 
der Produktion gegenüber den Bedarfsforderungen in Herbst und 
Winter nach Möglichkeit dadurch vorzubeugen, daß wir auf das 
Einbringen der in der Wirtschaft erzeugten Futtermittel an Rauh¬ 
futter und Rüben die größte Sorgfalt verwenden. Hoffentlich ge¬ 
lingt es auch den berufeneren Stellen der städtischen Verwaltung, 
für die Zwecke der Milchproduktion einigermaßen hinreichende 
Mengen von Kraftfutter zu sichern und den Milchproduzenten zu 
angemessenen Preisen zur Verfügung zu stellen, andernfalls muß 
mit einer noch geringeren Milchzufuhr nach Hamburg als im ver¬ 
flossenen im kommenden Winter gerechnet werden, und dies um 
so mehr, als die Kuhhaltungen leider eine auf gut 3 Proz. zu ver¬ 
anschlagende Minderung erfahren haben, was für den, für Hamburg 
in Betracht zu ziehenden Raum der Milcherzeugung einen Ausfall 
von rund 1700 Kühen bedeutet.“ 

Dm Wachstum des Viehbestandes Im Deutschen Reiche. 

Nachdem schon kürzlich einige Zahlen aus der preußischen 
Statistik über Viehbestand und Schlachtungen bekannt wurden, die 
geeignet waren, unbegründete und übermäßige' Befürchtungen für 
unsere Fleischversorgung zu beheben, sind jetzt die Zahlen für das 
Reich zusammengestellt, die den erfreulichen Eindruck der ersten 
Veröffentlichung nachdrücklich verstärken. Ein bedeutsames An¬ 
wachsen der wichtigsten Viehgattungen läßt sich durch alle Zahlen 
verfolgen. Mit besonderer Genugtuung kann die überraschend 
schnelle Auffüllung unseres Schweinebestandes festgestellt werden. 
Die Gesamtzahl der Schweine im Deutschen Reiche hat vom 
15. April 1916 bis zum 1. September 1916 um nicht weniger als 
3 923 906 oder 29,4 Proz. zugenommen. Im einzelnen setzt sich 
diese Zahl wie folgt zusammen: 


Schweine unter >/, Jahr I5 A P ril , Se P tember abs ' reL 

alt. 9 055 382 11204 976 +2149 594 +23,7 

Schweine */a his 1 Jahr 

alt. 2 857 041 4 230 890 +1373 849 +48,1 

Schweine über 1 Jahr 

alt. . . 1424 779 1 825 242 + 400 463 +28,1 


Schweine insgesamt 13337 202 17 261X08 +3 923 905 +29,4 


Zum Vergleiche sei eine der letzten Zahlen aus der Friedenszeit 
angeführt. Am 2. Juni 1913 betrug die Zahl der Schweine im 
Deutschen Reiche 21821000. Der Unterschied zwischen dieser 
Zahl und der jetzigen ist auch nicht viel größer, als der zwischen der 
letzteren und der vom 15. April d. J. Freilich ist bei dieser 
Rechnung nicht zu vergessen, daß die Zahl der älteren, bald 
schlachtreif werdenden Schweine heute sehr viel geringer ist als 
im Jahre 1913, so daß eine erheblich bessere Versorgung mit 
Schweinefleisch und Schweinefett zunächst trotz der Vermehrung 
der Gesamtzahl nich zu erwarten ist. 

Unser Rindviehbestand weist gleichfalls ein Wachstum auf und 
läßt nach Überwindung der schweren Folgen der vorjährigen Mi߬ 
ernte eine allmähliche Weiterentwicklung erhoffen. Der Rindvieh¬ 
bestand des Deutschen Reiches belief sich am 1. September 1916 auf 
insgesamt 20 338 950 gegenüber 19 922 183 am 15. April. Die Zu¬ 
nahme betrug demnach 416 767 oder 2,1 Proz. Beachtenswert ist 
dabei, daß auch die Zahl der Kälber unter drei Monaten zuge¬ 
nommen hat, 1 982 891 gegen 1 974 434 am 15. April, trotzdem im 
allgemeinen wegen der üblichen Kalbezeit der Bestand an Kälbern 
im September geringer ist als im April. Gegenüber der Vieh¬ 
zählung am 1. Dezember 1913, die eine Gesamtzahl des Rindviehes 
von 20 994 000 ergab, beträgt die Abnahme nur 3,1 Proz. Daß in 
dem überaus futterarmen Winter 1915/16 der Rindviehbestand so 
gut durchgehalten werden konnte, ist ein hohes Verdienst der 
deutschen Landwirte. Nicht zu vergessen ist aber, daß ein solches 
„Durchhungern“ die Leistungsfähigkeit des Viehes an Milch und 
Fleisch dauernd beeinträchtigt, daß also, zumal bei dem überaus 
knappen Kraftfutter die Verbraucher sich auch weiterhin auf 
Knappheit an Milch, Butter und Fleisch gefaßt machen müssen. 
Denn eine Vermehrung der Schlachtungen jetzt, wo der Vieh¬ 
bestand eben erst anfängt sich zu erholen, würde die verhängnis¬ 
vollsten Folgen haben. 

Die Einzelzahlen stellen sich wie folgt: 


Kälber unter 3 Monate April 1. September abs. rel. 

alt. 1974 434 1982 891 + 8 457 +0,4 

Jungrinder big zu zwei 

Jahren. 6 029 718 6 307 504 +277 786 +4,6 

Bullen und Ochsen über 

2 Jahre alt .... 1365 877 1 451 122 + 85245 +6,2 

Kühe und Färsen über 

2 Jahre alt . . . . 10 552 154 10 597 433 4- 45 279 +0,4 


Rindvieh insgesamt 19922 183 20 33«95u +416 767 +2,1 

Auch in den Einzelheiten ist also das gegenwärtige Bild unseres 
Rindviehbestandes durchaus vertrauenerweckend. 

— Manuel an Milchkühen. — Erzeugung von Fett. — Zug- und 
Nutztiere. Wirtschaftliche Fragen von hoher Bedeutung wurden 
im sächsischen Landtage erörtert und gaben dem 
Minister des Innern Grafen Vitzthum Veranlassung zu ein¬ 
gehender Erklärung. Von konservativer Seite waren folgende Inter¬ 
pellationen gestellt worden: 1. Was gedenkt die Kgl. Sächs. Staats¬ 
regierung zu tun, um dem drohenden Mangel an. Milchkühen zu 
begegnen und die Erzeugung von Fett aller Art zu fördern. 2. Ist 
die Kgl. Sächs. Staatsregierung in der Lage und bereit, die zurzeit 
für Landwirtschaft und Industrie bestehenden großen Schwierig¬ 
keiten und Übelstände bei der Beschaffung der zur Aufrechter¬ 
haltung der Betriebe und Sicherstellung der Volksernährung erfor¬ 
derlichen Zug,- und Nutztiere nach Möglichkeit zu beseitigen? — 
Bei Begründung dieser Interpellationen wurde darauf hingewiesen, 
daß dem kleinen Landwirt der Ankauf von Milchkühen erleichtert 
werden müsse. Alles sei daran zu setzen, die Fetterzeugung zu 
heben, und der Hauptfetträger sei immer noch das Schwein. — 
Hierzu führte Staatsminister Graf Vitzthum folgendes aus: Ich 
glaube, daß man eigentlich kaum von einem Mangel an Milchkühen 
sprechen kann. Der Bestand ist nach der Zählung vom 1. Sept. 1916 
nur ein Kleinigkeit geringer als im Jahre 1912 und am 
1. Dezember 1915, und der Rückgang seit Kriegsbeginn hat keinen 
größeren Umfang, als zuweilen die Schwankungen im Frieden 
betragen haben. Wohl aber ist die Milchergiebigkeit des Viehes 
empfindlich zurückgegangen. Der Grund hierfür liegt, wie bekannt, 
in der Schwierigkeit der Futterbeschaffung, der ungewöhnlich 
schlechten Rauhfutteremte des Jahres 1915 und dem Mangel an 
Kraftfuttermitteln. Wir sind nunmehr lediglich auf die inländische 
Futtererzeugung angewiesen; was aus ihr zur Verfügung steht, kommt 
restlos und gleichmäßig zur Verteilung. Die gute Rauhfutterernte 
dieses Jahres wird es ermöglichen, die noch vorhandenen Kraft¬ 
futtermittel so gut wie ausschließlich in den Dienst der Produktion 
zu stellen. Zwar fehlt die Einfuhr an rumänischer Kleie; doch 
kann mit einem größeren Anfall inländischer Kleie gerechnet 










r,i4 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 43. 


werden, die im neuen Wirtschaftsjahr verteilt werden wird. Die 
Erschließung neuer Futtermittel auf technischem Wege macht 
Fotschritte, und die restlose Verwendung aller Küchenabfälle ist 
den Gemeinden des Landes nachdrücklich zur Pflicht gemacht.. Die 
Zahl der Milchkühe zu vermehren, begegnet großen Schwierig¬ 
keiten, da auch in anderen Teilen Deutschlands Milchkühe nur 
schwer und zu außerordentlichen Preisen zu erlangen sind. Da¬ 
gegen ist die Regierung mit Erfolg um Einfuhr aus dem Auslande 
bemüht prewesen: insbesondere hat es sich da um die Einfuhr von 
jungen Bullen gehandelt. Es ist gelungen, hiervon etwa 200 Stück 
einzuführen. Die Tiere werden, sowie sie zuchttauglich sind, an 
Einzelzüchter verkauft und an Zuchtvereinigungen zu einem 
mäßigen Preise abgegeben, soweit sie nicht zuchttauglich sind, als 
Zugtiere verwendet. Die Regierung tut alles, um die Ab¬ 
schlachtung noch brauchbaren Milchviehs zu vermeiden. Das 
erforderliche Schlachtvieh hat in Sachsen bisher immer noch durch 
den Viehhandelsverband freihändig aufgekauft werden können, 
während in den meisten Bundesstaaten die Aufbringung im Wege 
der Zwangsumlage erfolgt ist. Daran wird die Regierung, solange 
es irgend möglich ist, festhalten. — Hinsichtlich der Förderung der 
Fetterzeugung ist die dritte Quelle die S c h w e i n e m a s t. Was 
geschehen kann, geschieht. Bedeutende Mengen Gerste werden zur 
Verteilung gebracht werden, teils durch den Landeskulturrat gegen 
Mastverträge, die insbesondere den Städten und Industrie orten zu 
gute kommen sollen, teils .durch die Kommunalverbände an Klein- 
mäster. So wird eine Vermehrung der Fetterzeugung, die sich 
freilich nicht sofort fühlbar machen kann, stattfinden, besonders 
da für sämtliche Tiere Mindestgewichte von 220 Pfund Lebendgewicht 
festgesetzt sind. Da die Zahl der Schweine nach der Zählung vom 
15. April 1916 um 10 Proz. zugenommen hat, so sind die Aussichten 
für die Schweineaufzucht im nächsten Winter als gebessert zu 
bezeichnen. Es kann damit gerechnet werden, daß der Tiefstand 
der Ernährung auf diesem Gebiete bereits überschritten ist. — 
Die schwierige Frage der Vieh- und Fleischpreise ist geregelt 
worden; sie bleibt Gegenstand weiterer Aufmerksamkeit der Re¬ 
gierung. — Die Staatsregierung verkennt nicht die großen 
Schwierigkeiten, welche ebenso der Landwirtschaft wie der Industrie 
aus dem starken Mangel an Zug- und Nutztieren zurzeit erwachsen. 
Eine Abhilfe ist aber bei den bestehenden Verhältnissen nur schwer 
und in beschränktem Umfange möglich. — Der Mangel an Pferden 
rührt, aus den starken Einziehungen zu Heereszwecken her und 
wird sich während der Dauer des Krieges nicht beheben lassen. 
Für die Abgabe der beim Heer entbehrlichen Pferde ist in weit¬ 
gehender Weise Sorge getragen. Trotzdem wird der Ersatz der 
Zugpferde durch Ochsen in vielen Fällen die einzige Möglichkeit 
bleiben. Die Zahl der in Sachsen vorhandenen Bullen, Stiere und 
Ochsen im Alter von über 2 Jahren hat sich bedeutend vermehrt, 
von 30 000 im Jahre 1912 auf 49 000 am 2. Juni 1914 und 55 000 
am 1. September 1916. Wieviel von diesen Zahlen auf die Zug¬ 
ochsen entfallen, ist einstweilen nicht bekannt, soll aber ermittelt 
werden, damit die Aufzucht von Zugochsen unter Umständen noch 
mehr gefördert werden kann. Trotzdem ist nicht zu verkennen, 
daß noch immer ein bedeutender Mangel an Zugochsen herrscht. 
Die Beschaffung solcher Tiere aus anderen Teilen Deutschlands 
stößt auf Schwierigkeiten, weil dort der gleiche Mangel und das 
gleiche gesteigerte Bedürfnis empfunden wird. Die Einfuhr aus 
dem Auslande ist nur in beschränktem Umfange möglich. In dieser 
Hinsicht haben aber neuerdings Bestrebungen eingesetzt, welche 
von der Staatsregierung nach Möglichkeit gefördert und unterstützt 
worden sind. Es steht zu hoffen, daß dem dringendsten Mangel 
in den nächsten Wochen und Monaten auf diesem Wege abgeholfen 
werden kann, sk. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland s.tarben: 
Vizefeldwebel stud. med. vet. Karl Brunner (Studierender 
der Tierärztl. Fakultät der Universität München). 
Feldunterveterinär Robert Kielhorn. 

Vermi ßt: 

Veterinär Willy Esch (Tierarzt in Kamin, Westpr.). 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Hauptmann Dr. Paulus Röpke (Kreistierarzt in Wollstein). 
Korpsveterinär Dr. P ö 11 i n g (Oberstabsveterinär in Braun¬ 
schweig). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Karl Dorer (Tierarzt in Allenstein). 

Veterinär Willi Kothe (Tierarzt aus Bettrum). 

Veterinär Ludwig Notz (Tierarzt aus Garmisch). 


Stabsveterinär Arno Wagner (Veterinärrat, Kreistierarzt 
in Hohensalza) f. 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Willibald Stephan 
aus Paulushofen (Studierender der TierärztL Fakultät 
der Universität München). 

Korpstabsveterinär Dr. Max v. Sußdorf (Professor in 
Stuttgart). 

Feldhilfsveterinär Hans Zimmermann aus Thannhausen 
(Studierender der Universität München). 

Einhandertnndsechzehnte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 15.Oktober, bis Sonnabend, den 21.Oktober 1916. 

An der Westfront erneuerten sich die Angriffe der Feinde 
im Kampfgebiet der Somme mit besonderer Hartnäckigkeit. 
Außer geringen örtlichen Vorteilen, die durch unsere alsbaldigen 
Gegenangriffe durchweg wieder aufgehoben worden sind, haben 
sie dem Feind nur sehr schwere Verluste gebracht. Besonders 
der 18. Oktober war für unsere Truppen ein erfolgreicher Gro߬ 
kampftag. Der an diesem Tage zwischen Le Sars und Morval 
von den Engländern unternommene neue Durchbruchsversucb 
scheiterte an dem wackeren Standhalten unserer kampferprobten 
Truppen. Die Engländer hatten sich bei diesem Durchbruchs¬ 
versuch besonders einiger der von ihnen so gerühmten Panzer¬ 
kraftwagen (Tanks) bedient, 3 davon wurden durch unser 
Artilleriefeuer zerstört. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz kam es besonders an 
der Narajowka und am Stochod zu heftigen russischen An¬ 
griffen; sie wurden unter durchweg sehr schweren Verlusten 
für die Russen zurückgewiesen. Dem an der Narajowka zurück¬ 
weichenden Feind nahmen Gardefüsiliere und Pommersche Gre¬ 
nadiere die vorderen Gräben in 2 km Breite fort und brachten 
36 Offiziere, 1900 Mann als Gefangene und 10 Maschinengewehre 
als Beute ein. Ebenfalls stürmten südwestlich von Herbuto auf 
dem westliclienNarajowka-Ufernach ausgiebigerArtilleriewirkung 
bayerische Bataillone einen russischen Stützpunkt und brachten 
2 Offiziere, 350 Mann und 12 Maschinengewehre, eia.,, Anf.dem 
Westufer des Stochod wurden nördlich von Siniawka feindliche 
Gräben genommen. Südwestlich von Swistelnikf auf dem Nara¬ 
jowka-Westufer stürmten deutsche Bataillone eine wichtige 
russische Höhenstellung und ihre Anschlußlinien und schlugen 
Wiedereroberungsversuche blutig ab. Der Gegner ließ hier 
wiederum 14 Offiziere, 2050 Mann und 11 Maschinengewehre 
in unserer Hand. Wiederholt bemühten sich die Russen in 
heftigem, fruchtlosem Ansturm uns die gewonnenen Vorteile 
wieder zu entreißen. Sie hatten aber nirgends Erfolg. 

In den Karpathen südwestlich von Dorna Watra drängten 
die verbündeten Truppen den Gegner über das Neagratal zu¬ 
rück und südlich von Dorna Watra gewannen unsere Truppen 
die Höhen östlich des Neagrabaches. Im Südteile der ver¬ 
schneiten Waldkarpäthen wurde der Feind vom: Gipfel des 

Mt. Rusului geworfen. . * 

In den Paßstraßen auf der Ostfront des Kriegsschauplatzes 
in Siebenbürgen leisteten die Rnmänen Widerstand. Bei Schnee¬ 
fall nnd Frost dauerten hier für uns erfolgreiche Wald- und 
Gebirgskämpfe an. Die Rumänen haben dabei schwere Ver¬ 
luste erlitten. 

In der Dobrudscha haben sich die Kämpfe zu unseren 
Gunsten entwickelt. Die verbündeten deutschen, bulgarischen 
und türkischen Truppen drangen an verschiedenen Punkten in 
die feindliche Haupt Stellung der Linie südlich von Barsowa 
(an der Donan)—Ageralar—Tuzla ein und nahmen Tuzla, die 
Höhen nordöstlich von Töpraisa, nördlich von Cocargia und 
nordwestlich von Mulniova nach heftigem Kampf. Es wurden 
dabei etwa 3000 Russen, darunter ein Regimentskommandeur, 
auch einige 100 Rumänen zu Gefangenen gemacht und 
22 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer erbeutet. Deutsche 
Flugzeaggeschwader beteiligten sich erfolgreich aus den Lüften 
an dem Kampf. 

Im Cernabogen entwickelten sich heftige nieue Kämpfe. 
Nach anfänglichem Erfolg wurden die Angriffe der. Serben dort- 
selbst aber zum Stehen gebracht. N e v. 








Oktober I9it). 


BERLINER TIERÄRZTUCHE WOCHENSCHRIFT. 


516 


Arno Wagnor f. 

Am 5. Oktober d. J. verstarb infolge einer im Felde erworbenen 
Kra nkh eit der Kreistierarzt des Kreises Hohensalza und Oberstabs¬ 
veterinär d. Lw., Herr Veterinärrat Arno Wagner, Inhaber des 
Eisernen Kreuzes 2. Klasse und der Landwehr-Dienstauszeichnung 
1. Klasse. 

Der Verblichene war geboren zu Saalfeld im Jahre 1868 als 
Sohn des Landwirtes Albert Wagner. Bis zum Jahre 1886 besuchte 
er das Realgymnasium in Saalfeld und studierte hierauf bis 18UU 
Veterinärmedizin in Berlin. Nach Erlangung der Approbation wurde 
er zunächst Assistent des Kreistierarztes des Kreises Wanzleben, 
diente alsdann als Einj.-Freiwilliger im Feld-Art.-Regt. Nr. 3 und 
wurde später Assistent des Kreistierarztes des Kreises West- 
priegnitz. Vom April 1892 bis Oktober 1893 war er Assistent an 
der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. Nachdem er im Jahre 1893 
das Befähigungszeugnis für die Anstellung als beamteter Tierarzt 
erworben hatte, wurde ihm im folgenden Jahre die Verwaltung der 
Kreistierarztstelle Sehwetz übertragen. Im Jahre 1900 wurde er in 
die Kreistierarztstelle des Kreises Hohensalza versetzt. Bei Aus¬ 
bruch des Krieges zog er froh, mittun zu dürfen, als Stabsveterinär 
d. Lw. ins Feld. Als solcher wurde er mit dem Eisernen Kreuz 
ausgezeichnet und später zum Oberstabsveterinär d. Lw. befördert. 
Krank aus dem Felde zurückgekehrt, hat er nun seine Liebe zum 
Vaterlande und seine Treue zu seinem Kaiser mit dem Tode 
besiegelt. 

Wagner war als Beamter zuverlässig und pflichttreu, als 
Kollege immer hilfsbereit und liebenswürdig, als Mann einfach und 
bescheiden. Seine Gesinnung war vornehm, sein Charakter lauter. 
Daher war der allzufrüh Entschlafene sehr geschätzt und beliebt, 
nicht nur von seinen Vorgesetzten, sondern auch von allen, die 
Gelegenheit hatten, ihm näher zu treten. „Ehre seinem Andenken! 44 

Fred rieh, Bromberg. 

Bedeutung des Kohabitationstermines für die Befruchtungs¬ 
fähigkeit der Frau und für die Geschlechtsbildung des Kindes. 

Von Dr. P. W. Siegel, Assistent, Uhivers.-Frauenklinik, 
Freiburg i. Br. 

Der Krieg versetzt die Medizin in die Lage, die Frage 
des Empfängniszeitpunktes, über die noch eine weitgehende 
Unklarheit herrschte, näher zu klären unter Betrachtung der 
Fälle, in denen Kohabitationen während eines kurzen Urlaubes 
des im Felde stehenden Mannes zur Zeugung eines Kindes 
führen. Je kürzer ein Urlaub war, desto wertvoller ist die 
Beweiskraft des Falles. Bei den Untersuchungen Siegels 
ist jeder Tag der Anwesenheit des Mannes als für die 
Kohabitation in Betracht kommend angenommen worden. 

Die Volksmeinung, die Sitten mancher Völker und einige 
frühere wissenschaftliche Untersuchungen nahmen bereite die 
Tage unmittelbar nach der Menstruation als besonders ge¬ 
eignet für das Eintreten der Empfängnis an. Die Fest¬ 
stellungen Siegels an bis jetzt 220 Fällen bestätigen dies 
aufs neue. Er teilt ein 1.—4. Tag: Menstruation, 5.—9. Tag: 
Postmenstruum, 10.—22. Tag: Intermenstruum, 23.—28. Tag: 
Prämenstruum; den Follikelsprung (Ovulation) rechnet er nach 
dem heutigen Stande unseres Wissens zwischen dem 11. bis 
15. Tag nach Menstruationsbeginn. 

Die häufigsten Fälle von Empfängnis entfallen. auf das 
Post- und auf das Intermenstruum in den ersten Tagen des 
letzteren. Genauer: die Empfängnisfähigkeit der Frau be¬ 
steht während der Menstruation, steigt unmittelbar danach, 
erreicht am 6. Tage nach Menstruationsbeginn die größte Höhe 
mit 52 Proz. der Empfängnisfälle, hält sich bis zum 12. oder 
13. Tage auf etwa gleicher Höhe, fällt dann sehr schnell ab 
bis zum 22. Tage, um im Prämenstruum fast absoluter 


Sterilität Platz zu machen. Vielleicht tritt diese zeitige 
Sterilität noch eher ein, jedoch mußten bei Urlaub in der 
Zeit des Intermenstruums der Konsequenz halber alle Tage 
als für die Befruchtung in Betracht kommend gerechnet 
werden.. Für diese Sterilitätszeit der Frau muß die Erklärung 
in der Behinderung der Einwanderung durch Tubenverschluß 
infolge prämenstrueller Schwellung gesucht werden. 

Siegels Erhebungen haben aber noch eine weitere 
große Bedeutung, insofern er beachtet hat, ob der Zeitpunkt 
der befruchtenden Kohabitation in einer Beziehung zu dem 
Geschlecht des kommenden Kindes steht. 

Frühere Beobachtungen und Versuche an Tieren, nament¬ 
lich an Fröschen, haben schon gelehrt, daß der Reifezustand 
des Eies hier eine Rolle spielt, und daß aus lange im Uterus 
gehaltenen, also alten, reifen Eiern auffallend häufig männ¬ 
liche Individuen entstehen. 

Der Follikelsprung, die Ausstoßung des jungen Eies, liegt 
bei der Frau etwa in der Mitte des Menstruationsintervalls, 
etwa zwischen dem 11. und 15. Tage nach Menstruations- 
beginn. Zur vergleichenden Beobachtung teilt Siegel das 
Menstruationsintervall (einschließlich der Menstruationstage) in 
drei Teile ein. Erster Teil: 1.—9. Tag nach Menstruations- 
beginn, zweiter Teil: 10.—14. Tag, dritter Teil: 15.—22. Tag; 
den 23.—28. Tag läßt er außer Betracht wegen der hierhin 
fallenden zeitlichen Sterilität der Frau. Von seinen 220 Fällen 
blieben Siegel 80 übrig, bei denen die ausschlaggebende 
Kohabitation in einen dieser drei Zeiträume fiel 

Bei Kohabitation im ersten Teil (1.—9. Tag) waren von 
44 Geburten 37 Knaben und 7 Mädchen; im zweiten Teil 
(10.—14. Tag) von 13 Geburten 4 Knaben und 9 Mädchen; 
im dritten Teil (15.—22. Tag) von 23 Geburten 3 Knaben 
und 20 Mädchen. 

Die Zahl der Knabengeburten und der Mädchengeburten 
überwog mithin im ersten und dritten Teil mit je 86 Proz., 
der mittlere Teil des Intervalls ist eine Übergangszeit. 

Noch deutlicher wird das Bild, wenn nur die Fälle ehe¬ 
licher Geburt betrachtet werden. Bei unverehelichten Müttern 
muß mit Fehlangaben über den Termin der Menstruation ge¬ 
rechnet werden, w f eil diese argwöhnen, die Frage des Arztes 
habe etwas mit ihrem außerehelichen Verkehr und mit Ali¬ 
mentationsfragen zu tun. Für Siegels Fälle nur ehelicher 
Geburten stellt sich bei obiger Betrachtung bis jetzt ein Über¬ 
wiegen der Knabengeburten im ersten Abschnitt (1.—9. Tag) 
und ein Überwiegen der Mädchengeburten im dritten Abschnitt 
(15.—22. Tag) mit je 95 Proz. heraus. 

Siegel nennt sein Material noch klein und gibt es mit 
aller Reserve wieder. Es ist klar, daß solche Untersuchungen 
eine hohe medizinische und vor allem volkswirtschaftliche Be¬ 
deutung haben. Auf die Richtigkeit ihrer Resultate können 
sie auch in der Weise nachgeprüft werden, daß sie in Fcällen. 
in denen den Eltern die Geburt eines Knaben oder eines 
Mädchens erwünscht ist, beachtet werden. 

Sollten weitere Beobachtungen Siegels Resultate in 
der Hauptsache bestätigen, so wäre ein Weg gegeben, den 
großen Verlust an männlicher Bevölkerung im Kriege und den 
sozialen Mißstand eines allzugroßen Frauenüberschusses aus¬ 
zugleichen. 

(Diese Untersuchungen verdienen bei ihrer großen Be¬ 
deutung und bei der jetzt einzig dastehenden, einmal aber 


516 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. .43. 


vorübergehenden Gelegenheit des Weltkrieges die Unter¬ 
stützung aller Gebildeten durch Zuleitung genauen Materials 
an den Autor. D. Ref.) B. 

Bargeldloser Verkehr. 

Im Interesse unseres Wirtschaftslebens wie unserer Kriegs¬ 
führung erscheint es dringend geboten, den Metallbestand der 
Reichsbank zu vermehren und den Notenumlauf zu vermindern oder 
wenigstens dessen weiterem Anwachsen entgegen zu wirken. Am 
letzten Quartalschlusse war nach dem Ausweis der Reichsbank die 
gesetzlich vorgeschriebene Dritteldeckung der Noten nur knapp 
mehr gegeben. Der Ernst der dadurch gekennzeichneten Lage 
wird vielfach übersehen. Die Zurückhaltung von Gold- und anderen 
Münzen erscheint den meisten als Unrecht. Daß aber auch der¬ 
jenige sein Vaterland schädigt, der die Bestrebungen zur Förderung 
des bargeldlosen Zahlungsverkehrs unterstützen könnte, dies aber 
unterläßt, kommt noch den wenigsten zum Bewußtsein. 

Von den Berufsgenossen unterhalten wohl viele ein Scheck¬ 
konto bei einer Bank, einer Sparkasse oder bei der Post, dessen 
Ausnützung aber noch zu wünschen übrig läßt. Denn tatsächlich 
ist oft der Fehler festzustellen, daß die Kollegen bei Erteilung ihrer 
Liquidationen es unterlassen, auf diesen die Nummer ihres Post¬ 
scheckkontos oder den Namen ihrer Bank anzugeben. Wir emp¬ 
fehlen darum dringend, daß dies künftig allgemein geschieht, 
damit Zuweisungen auf das Konto erfolgen können. 

Dabei hat der Tierarzt den Vorteil, daß seine Außenstände 
schneller eingehen, und nützt gleichzeitig dem Vaterlande. 


Bücherbesprechungen. 

— Pfeiffer, W., Geh. Med.-Rat, Prof. Dr., o. Prof, der Vet.-Chirurgie 
an der Universität Gießen. Operationskursus für Tierärzte und Studie¬ 
rende. 6. Auflage 1916. Verlag von Richard Schoetz, Berlin, 
YVilheimstr. 10. 

Nachdem ein gesteigertes Interesse an chirurgischer Tätigkeit infolge 
des Weltkrieges zu einem schnelleren Verbrauch der 5. Auflage des be¬ 
kannten Operationskursus geführt hat, erscheint jetzt die sechste in einer 
Zeit, wo sie auch noch sehr willkommen geheißen werden wird, indem 
bei der voraussichtlichen Kriegsdauer sowohl als im kommenden Frieden 
die Chirurgie ihr breites Feld behaupten wird, und indem viele Tierärzte, 
die wegen früher mangelnder Gelegenheit oder infolge Abkürzung ihres 
Hochschulstudiums jetzt Autodidakten auf chirurgischem Gebiete sind, 
nach einem Buche ausschauen, das ihnen hierbei ein so guter Leitfaden 
sein kann, wie der Pfeiffer sehe Operationskureus. Das kleine 
Werk hat sich schon bei seiner ersten Herausgabe gedrängte Kürze zur 
Aufgabe gemacht, sein entsprechendes Format macht es für den Gebrauch 
im Felde angenehm. Die neue Auflage ist in einigen Kapiteln bereichert 
und umgearbeitet, besonders bei den Operationen am Kehlkopf, an der 
Nase und am Abdomen. 

Diese Hinweise werden genügen, um die Aufmerksamkeit auf die neue 
Auflage des Buches zu lenken, welches bei seinen Eigenschaften und bei 
seiner festen Einführung einer Empfehlung nicht mehr bedarf. 

Dr. B a c h. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayerische 
Militärverdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Stabsveterinär 
z. D. Georg Costa , den Veterinären d. Res. Ludtvig Lutz (II München), 
Heinrich Schmetter (Kempten), Dr. Ignatx Stockt (Rosenheim), Heinrich 
Weyland (Kaiserslautern). — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern 
dps Königl. Sächs. Albrechtsordens: dem Veterinär Willy Kothe. — 
Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Bad. Ordens vom Zäh¬ 
ringer Löwen: dem Tierarzt Dr. Albrccht Kollo fr ath in Kappel. — 
Das Königl. Sächs. Kriegsverdienstkreuz: dem Bezirkstierarzt, 
Oberveterinärrat Bruno Robert in Annaberg. —• Das Lübecksche 
Hanseatenkreuz: dem Veterinär Wilhelm Jacobi aus Bergedorf. — Das 
Badische Kriegsverdienstkreuz: dem Oberregierungsrat Dr. Franz 
Hafner in Karlsruhe (Baden), dem Regierungsrat August Fehsenmaier 
in Karlsruhe (Baden), dem o. Professor Dr. Matthias Schlegel , Vor¬ 
stand des tierhvgien. Instituts der Univers. Freiburg (Breisgau), 
den Bezirkstierärzten, Veterinärräten Johann Kramer in Triberg, 
Oskar Pfanz-Sponagel in Villingen (Baden), Fritz Ringwald in Kehl, 
Lukas Spaeth in Achern; den Großh. Zuchtinspektoren, Veteiinär- 
räten Otto Hock in Heidelberg, Wilhelm Müller in Radolfzell, z. Zt 
bei der Fleisch versorgungsstelle in Karlsruhe (Baden), den Bezirks¬ 
tierärzten Otto Bauer in Pfullendorf, Dr. Stefan Becker in Ueber- 
lingen, Dr. Alois Hanger in Täuberbischofsheim, Heinrich Kioner 
in Schopfheim, Dr. Julius Krug in Bonndorf (Schwarzwald), Karl 
Meitzer in Donaueschingen, Rigobert Metzger in Säckingen, Karl 


Römer in Sinsheim (Elsenz), Otto Schropp in Wertheim, Karl Selten- 
reich in Waldkirch (Breisgau), Dr. Karl Winterer in Waldshut, dem 
Oberstabsveterinär a. D. Ferdinand Bergemann in Freiburg (Breisgau), 
dem Stabsveterinär a. D. Wilhelm Kraemer in Karlsruhe (Baden), 
dem Schlachthofobertierarzt Wilhelm Müller in Mannheim, den 
Tierärzten Dr. Wilhelm lJietrieh in Neustadt (Schwarzwald), Adam 
Kling in Ladenburg, Siegmund Scherzinger in Kirchzarten. — Der 
Preuß. Rote Adlerorden 4. Kl.: dem Direktor a. D. der städt. 
Fleischbeschau Erhardt Reißmanti in Berlin-Friedrichsfelde. 

Verzogen: Stabsveterinär a. D. Friedrich Bleyl von Stendal nach 
Budwethen (Kr. Ragnit, Ostpr.); Tierarzt Wilhelm Hufnagel von 
Hanau nach Sarstedt (Hann.). 

Promotion: In Berlin: Veterinär Bösch aus Sprenge-BUlkau. 
In Gießen: Schlachthoftierarzt Heinrich Nesbach in Trier. 

In der Armee: Preußen: Befördert: zu Veterinären: 
die Unterveterinäre: Petitmangin der Landw. 1. Aufgeb. (Metz) beim 
Landw.-Feldart.-Regt. Nr. 3, Hoff mann (Johann ) der Res. (Crefeld) 
beim Feldart.-Regt. Nr. 58, dieser vorläufig ohne Patent. — Für die 
Dauer ihrer Verwendung im Kriegsveterinärdienst zu Feldhilfs¬ 
veterinären ernannt: die nicht approbierten Unterveterinäre (Feld¬ 
unterveterinäre): Scnftlebn bei der Leichten Prov.-Kol. 6 derLandw.- 
Div. Bredow (Nr. 18), Wittmann bei derRes.-Fuhrp.-Kol.67 der Etapp.- 
Insp. 5, Schlemm beim Res.-Ulan.-Regt. Nr. 5, Zech beim Feldart.-Regt 
Nr. 79, Schipper beim Feldart.-Regt. Nr. 40, Bublitz bei der Schweren 
15-cm-Kan.-Battr. 9 des XVI. A.-K., Kurth bei der Fuhrp.-KoL 5 
des IX. A.-K., Otto bei der Art.-Mun.-Kol. 2 der 30. Res.-Div., 
Peetx bei der 1. Landst.-Esk. des XI. A.-K. beim Gen.-Gouv. Belgien, 
Iffert bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 9 der 4. Armee, Ficbig beim 
Fußart-Bat 35, Mönkemeyer beim Etapp.-Pferdedepot 1 der 7. Armee, 
Dr. Schröder beim Feldart.-Regt. Nr. 87, Sichert bei der 2. Landw.- 
Esk. des XVIII. A.-K., Sellke beim Pferde-Laz. Riesenburg, Noltxe 
bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 151 der Armee-Abt A. Die auf Kriegs¬ 
dauer angestellten Veterinäroffiziere, und zwar: Bergfeld , Stabs¬ 
veterinär bei der Ers.-Esk. Drag.-Regts. Nr. 5, Schröter , Ober¬ 
veterinär bei der Ers.-Esk. Hus.-Regts. Nr. 14, Angerstein, Veterinär 
(Wismar), — aus diesem Verhältnis wieder ausgeschieden. — 
Remontedepot: Oberveterinär Walther beim Remontedepot 
Berthclsdorf zum Stabsveterinär ernannt. — Für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellt unter Beförderung zu Veterinär¬ 
offizieren: Erber (Cosel), Oberstabsveterinär a. D. beim Stellv. Gen.- 
Komdo. Königsberg, zum Korpsstabsveterinär, Dr. Massig (Erfurt), 
charakt. Stabsveterinär a. D. (Beamter) bei der Ers.-Esk. Jäg.-Begts. 
zu Pf. Nr. 6, zum Stabsveterinär, Krause (Burg), Uni erveterinär 
«uD. beim Gouv. Lüttich, zum Veterinär, Gerhardt (Eisleben)^ Ober- 
veterinär der Landw. a: D. bei der Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 4, 
zum Stabsveterinär ohne Patent. — Für die Dauer des mobilen 
Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Ober¬ 
stabsveterinären: die Stabsveterinäre: Prof. Dr. Qmelin (V Berlin) 
bei der Etapp.-Insp. der 10. Armee, Beckmann (Metz) beim Gouv. 
Metz, Hertel (V Berlin), Veterinär beim Zentral-Pferdedepot Lands¬ 
berg a. W., zum Oberveterinär; zu Stabsveterinären ohne Patent: 
die Oberveterinäre: Freitag (Richard) (Aschersleben) beim Ers.-B. 
Fußart.-Regt8. Nr. 4, Krüger (Jauer) beim Ers.-B. Fußart.-Regts. 
Nr. 5. — Als Veterinäroffizier für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses angestellt: Lieber (Graudenz), Tierarzt bei der Prov.- 
Kol. 1 der lu5. Inf.-Div., als Veterinär. — Für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu 
Stabsveterinären: die Oberveterinäre: Qrosch (Aurich) bei der 
Etapp.-Fuhrp.-Kol. 2 der 4. Armee, Dr. Neumark (V Berlin) bei der 
Blutuntersuchungsstelle Grodno, Dr. Dobers (V Berlin) beim Pferde¬ 
depot 109 der 109. Inf.-Div., Dr. Schubtnann (II Braunschweig) beim 
Etapp.-Pferdedepot 10 der Etapp.-Insp. der 12. Armee, Klein 
(Friedrich) (Coblenz) b. Ers.-B. Fußart.-Regts. Nr. 9, Dr. Piltz 
(Cüstrin) beim Feldart.-Regt. Nr. 18, Dicckerhoff (II Dortmund) bei 
der Fuhrp.-Kol. 2 des Garde-Res.-Korps, Kühne (Flensburg) beim 
Staffelstabe 155 der 54. Inf.-Div., Bear (Freiburg) beim Etapp.- 
Pferde-Laz. Armee-Abt. A, Peters (Hermann) (Hameln) beim Feldart- 
Regt. Nr. 95, Pitt (Königsberg) beim Fußart.-Regt. Nr. 12, Jüterbock 
(Lauban) beim Ers.-Feldart-Regt. Jüterbog, Dr. Müller (Lötzen) 
beim 1. Garde-Res.-Fußart.-Regt., Schaumann (Lübeck) beim Korps- 
Pferde-Laz. des IV. Res.-Korps, Fastrich (Mühlheim a. d. Ruhr) bei 
der Res.-Ers.-E8k. des VII. A.-K., Koch (Erich) (Neuhaldensleben) 
bei der Stabswache des XXXX. Res.-Korps, Jungmann (Oels) bei 
der Mag.-Fuhrp.-Kol. 18 der Etapp.-Insp. Armee-Abt. Woyrsch, 
Zilluff (Rastatt) bei der Geb.-Kan.-Batt 9, Dr. Johann (Stargard) 
bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 1/XH der 3. Armee, Blume (Striegau) 
bei der Mag-Fuhrp.-KoL 6 des Landw.-Korps, Weißheimer (Worms) 
bei den Mun.-Kol. und Trains des XVHI. A.-K. 


Vakanzen. 

SoMaohthefatelle : Nikolai (Kt. Pleß): Tierarzt Gehalt 
2400 M. und freie Wohnung. Privatpraxis gestattet. Bewerb, 
baldigst a. d. Magistrat. 


Verantwortlich fflr den Inhalt (exkl. Inseratenteil): I. V. Prof. Olage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin. — 

Druck von W. BQxenatein, Berlin. 




DU .^UriUm Tj^UtUebe Woebantehrlft* mm Mm 
w6cheotilch to von RUhard Sehoatc la 

Barlla BYT. 48, Vfuhulmttr. 10. Dareh jedM deutsche 
Poetemt wird dieselbe «um Preise von U. 6,— rlertel* 
Jihrlieh (eauehlleBUeh Bestellgeld) geliefert (öster* 
reiehlsehs Post-Zeltuags-Preisliste Nr. 674. Uogsrlsehe 
Nr. 86b) Einseinammern 60 Pt 


Berliner 


Orlgtaalbeltrige werden mit 60 Mlc„ ln Petltsnts mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte^ 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
su senden an Professor Glage, Hamburg, Osterstr.SS; 
Korrekturen, Resenslons*Exemplare und Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung ron 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Hanoke Schlachth.-Otr. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Oberreglerungsrat Dr. Nevermann 

Bamboig. Referent L Relehs-KoL-Amt ln Berlin. In Mfllhaasen LE. ln 06La. Vortrag. Rat im Min. L Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Sohlegel 

Landest!erant für Hamburg. ln Wiesbaden. Bromberg Professor ln Dresden. Professor in Dre deu. Professor in Prelborg. 

Oher-Med.-Rat Dr.J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vegel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Oamama, D.S.W.-A. Stadt-Tlerarst m Hamborg. Professor in MOnohen. MltgL d. GesundheltsamU in Berlin. 

Dr. A. Zimmennann Regierungsrat ZQndel 

Professor ln Budapest. Landestlerarmt von Elsafl-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jtyg 44 . Ausgegeben am 2 . November. 


Inhalt: Glage: Aus der Gerichtspraxis bei Fleischvergiftungen. — Referate: Schreiber: Über den Einfluß der 
Kastration auf den Larynx der großen Haussäugetiere. — Staataveterlnftrwesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — 
Tierhaltung und Tierzucht: Lehmann: Die Sterilisierung des Probierhengstes im lateinischen Amerika. — Gramme: Ab¬ 
hängigkeit des Fortpflanzungsvermögens vom Eiweißgehalt der Nahrung. — Verschiedenes. — Tageegeeohlchte: Ehrentafel der 
Veterinäre. — Einhundertundsiebzehnte Kriegswoche. — Neuwahlen zu den Tierärztekammern. — Train: Zur Gründung eines 
Reichsverbandes der praktischen Tierärzte. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Aus der Gerichtspraxis bei Fleischvergiftungen. 

Von Professor 6lag8 in Hamburg. 

Die Ministerialverfügung vom 25. Februar 1914 (vgl. 
B. T. W. 1914; S. 354), nach der bei Fleischvergiftungen 
eine Prüfung auf vorschriftsmäßige Ausführung der Fleisch¬ 
beschau durch die beamteten Tierärzte erfolgen soll, der an¬ 
läßlich der nachstehend vorwiegend berücksichtigten Massen¬ 
erkrankung gegebene Hinweis des Regierungspräsidenten 
zu Düsseldorf, daß ein Tierarzt als Gutachter heran¬ 
zuziehen sei, da dem Arzte die Vorschriften des Fleisch¬ 
beschaugesetzes nicht genügend bekannt sein dürften, und 
endlich die Erklärung des Direktors der Veterinärabteilung 
des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, daß bei den Fragen der 
Fleischbeschau und Tierkrankheiten nur die Tierärzte als 
Sachverständige in Betracht kommen können (vgl. B. T. W. 
1914, S. 687), zwingt, der Gutachtertätigkeit bei Fleischver¬ 
giftungen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, ln dieser 
Hinsicht ist noch kein rechter Grund gelegt worden, wenn 
man die spärlichen Äußerungen hierzu in Vergleich stellt zu 
der Fülle der Literatur über die Begutachtung der Haupt¬ 
mängel u. dgl. m. Ich bin schon oft Gutachter bei Fleisch¬ 
vergiftungen gewesen, auch bei mehreren Massenerkran¬ 
kungen, so daß ich glaube, das Thema behandeln zu können. 
Schon früher habe ich einen Artikel über Fleischvergif¬ 
tungen veröffentlicht (vgL B. T. W. 1913, S. 612), dieser 
behandelt aber nur die Frage, weshalb bei Fleischvergiftungen 
noch nie ein Tierarzt verurteilt sei, betrifft also den Tierarzt 
als Angeklagten, während die heutige Besprechung den Tier¬ 
arzt als Sachverständigen berührt. 

Es dürfte zweckmäßig sein, die Fragen an Hand eines 
Beispieles aus der Praxis zu erörtern, und hierzu kann eine 
Fleischvergiftung passend sein, die sich Ende März 1913 er¬ 
eignete, da sie viele Rechtsfragen aufrollte. So mannigfaltig 
bei Fleischvergiftungen die Objekte für die Begutachtung sind, 


in den Hauptpunkten spielt sich die Gutachtertätigkeit, 
da es sich mehr oder minder um dieselben Paragraphen han¬ 
delt, dennoch schematisch ah. Zur Ergänzung werde ich 
aber auch teilweise andere Fleischvergiftungen heranziehen, 
mit denen ich mich in der Praxis habe beschäftigen müssen. 

Bei der erwähnten Massenerkrankung drehte es sich um ein 
notgeschlachtetes Pferd. Der Schlachter H. hatte das Tier An¬ 
fang März 1913 billig auf dem Markte zu F. zum Schlachten er¬ 
worben, gab es aber an den Landwirt B. weiter. Das Pferd hatte 
Rehhufe und konnte nach Ansicht des Schlachters noch auf weichem 
Boden arbeiten. Bei dem neuen Besitzer erkrankte das Tier später. 
Ein zugezogener Tierarzt stellte eine fieberhafte Krankheit des 
Darmes mit Durchfall und der Atemwege fest, ferner Rötung der 
Schleimhäute der Augen und Nase. Eine Lungenentzündung lag 
nicht vor. Der Besitzer ließ sich auf eine Kur nicht ein, sondern 
ersuchte den Pferdeschlaehter, das Tier zurückzunehmen. Die 
übrigen Pferde des Landwirtes erkrankten bald nachher unter 
ähnlichen Erscheinungen, wobei u. a. auch Schwellungen der Ge¬ 
schlechtsteile bemerkt wurden. Der Tierarzt hatte bei seiner ein¬ 
maligen, am Abend bei künstlichem Lichte ausgeführten Unter¬ 
suchung die Krankheit als Folge von Erkältung gedeutet. 

Am 25. März wurde das Pferd abgeholt und sollte den mehr¬ 
stündigen Weg bis zum Schlachthause geführt werden. Nach 
Dreiviertelstunden schon kam das Tier nicht mehr ordentlich vor¬ 
wärts und wurde deshalb seitwärts auf das Feld geführt, betäubt 
und abgestochen, wobei sich viel Blut entleerte. Der Tierkörper 
wurde, nachdem ein Schnitt in die Bauchhöhle gemacht worden 
war, um den Luftzutritt zu den Eingeweiden zu ermöglichen, un- 
ausgeweidet auf einem Wagen nach dem Schlachthause trans¬ 
portiert und dort sofort nach Ankunft, um 6% Uhr abends, aus¬ 
geschlachtet. Das Fleisch sah nach Ansicht der Gesellen sehr 
gut aus. . h 

Am 26. März wurde das Pferd zur Beschau angemeldet und an 
demselben Tage, vormittags, von dem Kreistierarzt Dr. A. unter¬ 
sucht und ebenso wie 4 andere Pferde, die noch geschlachtet waren, 
als tauglich freigegeben. Beanstandet wurde nur die Lunge wegen 
Ödems und die Leber wegen trüben Aussehens des Überzuges. 

Das Fleisch der 5 Tiere gelangte dann in das ordnungsmäßig 
eingerichtete Kühlhaus des Schlachters H. Von dem notgeschlach¬ 
teten Pferde wurde am 27. März Fleisch in Stücken als Koch- und 






518 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 44. 


Bratfleisch verkauft, ohne daß über schädliche Wirkungen nach dem 
Genüsse etwas verlautbarte. Ferner diente das Fleisch aller Tiere 
in den nächsten Tagen zur Herstellung von Fleischwaren, Hack¬ 
fleisch, Würsten, Schwartenmagen u. dgl., und diese wurden in 
dem Laden, in mehreren Filialen in Nachbarorten und auf Märk¬ 
ten verkauft. Nach dem Genüsse erkrankten 392 Personen, von 
denen 2 starben. Die meisten hatten rohes Hackfleisch verzehrt, 
eine Anzahl auch gebratenes, andere gekochte Würste oder 
Schwartenmagen. Ohne Fleisch genossen zu haben, erkrankte nur 
eine Person in gleicher Weise. 

Ärztlicherseits wurde die Massenerkrankung als Fleischver¬ 
giftung gedeutet. In 4 Proben Hackfleisch, die von den Kranken 
eingeliefert waren, und der einen Leiche sowie dem Stuhle des 
anderen, später verstorbenen Patienten fanden sich Paratyphus- 
B-Bazillen mit Übereinstimmendem agglutinatorischen Verhalten. 
Zahlreiche der Kranken erklärten, das Fleisch habe ein gutes Aus¬ 
sehen gehabt, und hielten es nicht für verdorben. Konservierungs¬ 
mittel ließen sich in dem Fleische nicht nachweisen. 

Zur kritischen Zeit litt die Frau des Pferdeschlachters an Ver¬ 
stopfung u. dgl., ohne daß sie von dem Fleische genossen hatte. 
In den Stuhlproben der Gesellen, des Schlachters und seiner Frau 
waren Paratyphusbazillen bei einmaliger, mehrere Wochen oder 
Monate nach der Fleischvergiftung ausgeführten Untersuchung 
nicht zu ermitteln gewesen. 

Bei der Revision des Ladens, die der Nahrungsmittelchemiker, 
Kreisarzt, Kreistierarzt und ein Polizeibeamter gemeinsam Vor¬ 
nahmen, erwies sich der Betrieb als sauber; es wurde gerade Hack¬ 
fleisch von der Tochter des Pferdeschlachters verkauft. 

Auf Grund der Feststellungen, wie sie vorstehend skizziert 
sind, kam der Gutachter, Geheimer Medizinalrat Dr. W., zu dem 
Schlüsse, daß der Kreistierarzt die gesundheitsschädliche Beschaf¬ 
fenheit des Fleisches des notgeschlachteten Pferdes hätte voraus¬ 
sehen müssen und das Tier nicht freigeben durfte. Im einzelnen 
wurden die Verstöße gegen das Fleischbeschaugesetz näher zusam¬ 
mengestellt. Auch dem Schlachter wurden Fahrlässigkeiten vorge¬ 
worfen, so daß die Staatsanwaltschaft gegen beide Anklage wegen 
fahrlässiger Tötung und Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz 
erhob. 

Vor der Entscheidung befragte der Richter in bezug auf den 
Kreistierarzt die zuständige Regierung, ob sie den Konflikt erhebe. 
Das wurde verneint, weil die Fleischbeschau nicht zu den amtlichen 
Aufgaben des Kreistierarztes gehöre, aber die Zuziehung eines 
Tierarztes als Gutachter angeregt 

Das geforderte, von mir erstattete „Obergutachten zu der 
ganzen Sachlage 14 gab ich dahin ab: 

1. „Eine Verletzung^er Fleischbeschau-Vor¬ 
schriften, die direkt oder indirekt die Er¬ 
krankungen zu veranlassen geeignet war, 
ist nicht nachgewiesen. 

2. Der Pferdemetzger H. hat am 31. März fahr¬ 
lässig ein gesundheitsschädliches Nah¬ 
rungsmittel hergestellt und feilgehalten; 
die amtliche Nahrungsmittelkontrolle in V. 
hat das nicht verhindert.“ 

Das Verfahren gegen die Beschuldigten ist eingestellt worden. 

Die Gründe, die mich leiteten, das Gutachten, wie vorstehend, 
zu erstatten, waren die folgenden: 

In bezug auf den Kreistierarzt: 

a) Es lag zwar eine Notschlachtung im Sinne des Fleisch¬ 
beschaugesetzes vor, indessen sprach viel dafür, daß diese 
nicht durch die Schwere der Erkrankung, sondern durch 
die eigentümlichen Begleitumstände veranlaßt worden war. 

b) Der Pferdestaupe, die ich nach den Beschreibungen der 
Zeugen und des Tierarztes als vorliegend erachtete, werden 
besondere Beziehungen zu Fleischvergiftungen nicht nach¬ 
gesagt. 

c) Paratyphus B-Bazillen sind nicht Erreger der Pferdestaupe. 

d) Septikämien werden bei Pferden nicht durch Paratyphus¬ 
bazillen, sondern Kugelbakterien veranlaßt. 

e) Die Fleischbeschau war, soweit sich feststellen ließ, gesetz¬ 
mäßig ausgeführt worden. 


f) Fleisch in Stücken wurde ohne Nachteile genossen. 

g) Die Erkrankungen betrafen nur Personen, die fein zerklei¬ 
nertes Fleisch verzehrt hatten. 

h) Paratyphus B-Bazillen gelten vornehmlich als postmortale 
Ansiedler auf Fleisch. 

i) Zur kritischen Zeit war eine darmkranke Person in dem Be¬ 
triebe tätig. 

k) Die Untersuchung durch die Ärzte war unvollständig ge¬ 
wesen. 

l) Es war nicht nachgewiesen, daß das die Erkrankung veran¬ 
lassende Fleisch von dem notgeschlachteten Pferde stammte. 

In bezug auf den Schlachter: 

a) Dieser hatte Hackfleisch weiter bereitet und feilgehalten, 
als er schon erfahren, daß zahlreiche Personen erkrankt 
waren. 

b) Nachweisbar erkrankte eine Familie, von der das Fleisch 
gerade zu der Zeit erworben war, als der Laden revidiert 
wurde. 

c) Das Versehen des Schlachters mußte als sehr geringfügig 
gelten, weil er sich darauf berufen konnte, daß die Beamten 
keinen Anlaß genommen hatten, den Verkauf zu verbieten. 

.* 

Die Begutachtung muß natürlich in der Hauptsache die 
Prüfung darstellen, ob das Fleischschaugesetz verschrifts- 
gemäß durchgeführt worden ist, ebensowohl von dem Tier¬ 
ärzte, wie von dem Schlachter. Die Bezugnahme auf das 
Gesetz gibt bei der Erstattung des Gutachtens Richtlinien. 
Das Gutachten darf nicht ein rein medizinisch-wissenschaft¬ 
liches sein, sondern nur ein medizinisch-juristisches, d. h. dem 
Fleischschaugesetze unter Angabe der veterinärmedizinischen 
Gründe angepaßtes. Dem Richter sind derartige Gutachten 
besonders beachtlich, und mit größtem Nutzen hinsichtlich der 
Klarstellung der Lage habe ich diese „halb-juristischen“ Gut¬ 
achten abgegeben: 

„Die Pflichten, welche dem beschuldigten Tierarzte in vor¬ 
stehender Sache oblagen, sind zu ersehen aus den gesetzlichen Be¬ 
stimmungen. In der Zeit von der Schlachtung bis zur Freigabe des 
Tieres, deren äußeres Zeichen die Abstempelung des Fleisches war, 
erwuchsen ihm Verpflichtungen aus dem Reichsfleischbeschau¬ 
gesetze, und zwar nach den Vorschriften, die die Schlachtungen im 
Inlande betreffen. Weitere Forderungen in dem Gutachten des 
N. N. würden nicht zu berücksichtigen sein; die Zweckmäßigkeit 
der gesetzlichen Vorschriften kann nicht zur Erörterung stehen. 

Diese Einleitung führt sofort die Tendenz des Gutachtens, 
Prüfung der Erfüllung des Gesetzes, vor. Dabei kommt es nur 
auf die „Pflichten“ an, ein Mehr darf nicht gefordert werden. 
Eine Kritik des Gesetzes ist zwecklos. Wir sind es gewöhnt, 
täglich Tiere zu beanstanden oder freizugeben, nach Paragraph 
so und so; diese Tätigkeit ist auch vor Gericht zur Geltung 
zu bringen. Zu verlangen ist die Erfüllung des Gesetzes bis 
zum Tüpfel auf dem i. Daß tatsächlich eine so strenge 
Durchführung oft nicht möglich ist, hat in meinen Augen den 
Wert des Fleischbeschaugesetzes, trotz Anerkennung aller Vor¬ 
züge, herabgesetzt. Denn in ein starres Paragraphen- 
Schema lassen sich die Fleischschaubefunde überhaupt nicht 
hineinzwängen, ohne daß an einer Ecke die Vorschriften un¬ 
natürlich enge sind, an einer anderen weiten Spielraum lassen. 
Beispiele habe ich schon in dem früheren Artikel über Fleisch¬ 
vergiftungen genannt, um weitere wäre ich nicht verlegen. 

Ferner müssen wir uns freimachen von den üblichen Gut¬ 
achtennethoden in den Privatklagesachen, z. B. den Vieh- 
währschaftsprozessen. Die Kaiserliche Verordnung über die 
Hauptmängel, das Prinzip der Gewährsfristen, verleitet leicht 
dazu, etwas zu „vermuten“, da man dort mit „gesetzlichen 




Ö. November 1916 . 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Vermutungen“ arbeitet. In Strafprozessen ist im allgemeinen 
überhaupt nichts zu vermuten oder anzunehmen, sondern alles 
zu beweisen, d. h. sich möglichst schlüssig zu äußern. Ist der 
Beweis lückenlos oder nicht erbracht? 

Ebenso darf das Gutachten nicht belastet werden mit 
ungebührlicher Berufung auf allgemeine Lehren. Diese sollen 
natürlich nicht ausgeschaltet werden, sie sind aber nur als 
Regeln zu betrachten, und es ist zu prüfen, ob diese Regel in 
dem vorliegenden Einzelfalle einer Abänderung bedarf. Es 
ist z. B. in Hamburg nicht selten, daß von dem Lehrsätze: 
„Faules Fleisch ist gesundheitsschädlich“, abgewichen wird. 

Die Prüfung der Akte muß eine vollständige sein. Genaues 
Durchlesen aller Zeilen ist selbstverständlich, trotzdem die 
Mitteilungen bei Massenerkrankungen, die Protokolle über die 
Vernehmung der einzelnen Familien, von erschreckender Ein¬ 
tönigkeit sein können. Bei dieser Durchsicht wird man die 
Tendenz der Akte zu ermitteln suchen. Daß das Material, 
das den Beschuldigten belastet, hervorgehoben ist, z. B. durch 
Unterstreichen, ist erklärlich, besonders ergründe man aber: 
Von welchem Zeitpunkte an wird der schließlich Beschuldigte 
als verdächtig angesehen? Erst zum Schlüsse, als das Material 
nach allen Richtungen erschöpfend zusammengetragen war, 
oder schon vorher? Hat man im letzteren Falle nur noch nach 
Belastungsmaterial gesucht und alle anderen Erhebungen ver¬ 
nachlässigt? Daraus ergibt sich der Grad der Objektivität 
oder der Voreingenommenheit In letzterem Falle ist festzu¬ 
stellen, was noch hätte geschehen müssen, um die Unter¬ 
suchung zu vervollständigen, d. h. die Akte ist nach der 
negativen Seite hin zu prüfen. Ohne spezielle Beispiele zu 
nennen, möchte ich versichern, daß das Wort „Notschlachtung“ 
den Akten eine besondere Richtung geschilderter Art zu 
geben pflegt. 

Fehler, die bei der. Fleischbeschau gemacht sind, müssen 
natürlich angegeben werden. Dabei hat sich eine Erörterung 
anzuschließen, ob das Versehen ursächlich in Beziehungen 
stand zu den Fleischvergiftungen oder nicht. In der Regel 
wird das nicht der Fall sein; nebensächliche Versehen sind 
nicht gerade selten. 

Oberste Regel sei: Gründlichkeit! 

Die Prüfung und gutachtliche Darstellung erstreckt sich 
zweckmäßig der Reihe nach auf alle Handlungen von der 
Schlachtung bis zur Abstempelung und fortfahrend bis zum 
Konsum, auch wenn offenkundig das Schwergewicht vor¬ 
wiegend an einzelnen Fragen haftet. Das bei den Erhebungen 
zusammengetragene Material ist immer lückenhaft. Deshalb 
können zwar Fehler ermittelt werden, aber es kann niemals 
gesagt werden, daß der Beklagte alle Vorschriften beachtet 
hat, d. h. gegebenenfalls nur, ihm sei kein Verstoß nach¬ 
gewiesen worden. 

Um die geschilderte Fleischvergiftung zu analysieren, so 
trug die Schlachtung den Charakter der Notschlach¬ 
tung nach § 2 B. B. A, Ziffer 1, Absatz 1, weil eine Ver¬ 
schlechterung der Fleischqualität bei Ausführung des mehr¬ 
stündigen Fußtransportes des Pferdes zu erwarten stand. Bei 
einer anderen Massenerkrankung erklärte der Besitzer, ge¬ 
fürchtet zu haben, das Rind werde vor Ankunft des Beschauers 
verenden. Den guten Glauben darf man ohne triftige Gründe 
nicht bezweifeln. Deshalb ist aber doch auf Scheinnotschlach¬ 
tungen zu achten. In einem anderen Falle wurde das Ab¬ 


51 fl 


schlachten eines Schweinebestandes zum Zwecke der Seuchen¬ 
tilgung, natürlich zu Unrecht, mit „Notschlachtungen“ be¬ 
zeichnet. Die „Qualität“ der Notschlachtung ist stets zu 
berücksichtigen. Pferdestaupe macht Notschlachtungen in der 
Regel nicht notwendig. 

Eine Furcht des Besitzers, daß das Tier verende, beweist 
nicht, daß das Tier tatsächlich im Verenden getötet 
wurde. Nach § 29 B. B. A ist die Ansicht des Besitzers bei 
der Beschau vielmehr nachzuprüfen. 

Ein Transport nicht ausgeweideter not 
g e s c h 1 a c h teter Tiere ist nicht verboten, der Besitzer 
läuft dabei nur Gefahr, daß wegen Fäulnis eine teilweise oder 
ganze Beanstandung des Tierkörpers oder der Organe not¬ 
wendig wird. 

Von den Notschlachtungen sind die in § 2 B. B. A, Ziffer 1, 
Absatz 2, genannten plötzlichen Todesfälle infolge 
einer äußeren Einwirkung zu trennen. Sie unterscheiden sich 
dadurch, daß der Tod nicht durch eine absichtlich herbei¬ 
geführte Blutentziehung, einen Schlachtakt, erfolgt, sondern 
es kommt überhaupt nicht zur Entleerung des Blutes oder, 
bei Verblutungen infolge eines Unglücksfalles, nicht zur Ent¬ 
leerung durch eine Schlachtwunde. Ferner ist keine Krank¬ 
heit vorangegangen. Die Vorschrift in § 33, Abs. 2 B. B. A 
auf Untauglichkeit im Falle nicht unmittelbaren Ausweidens 
nach dem Tode bezieht sich ausdrücklich nur auf diese plötz¬ 
lichen Todesfälle, nicht auf Notschlachtungen. Bei letzteren 
gelten hinsichtlich der Fleischbeurteilung die allgemeinen Vor¬ 
schriften nach Maßgabe der Vorgefundenen Veränderungen. 

Ein SchnittindieBauch höhle ist zulässig, üblich 
und sachgemäß, um den Zutritt der Luft zu den Eingeweiden 
des notgeschlachteten Tieres zu ermöglichen. Eine unzulässige 
Zerlegung im Sinne des § 17, Ziffer 2 B. B. A bedeutet der 
stets in der Mittellinie geführte Schnitt nicht, da vor der 
Beschau das Tier in der Längsrichtung zerteilt werden darf. 

Die Frage, ob die Beschau am Orte der Not¬ 
schlachtung oder dem Wohnorte des Schlachters vor¬ 
zunehmen ist, hat die Gerichte beschäftigt, aber noch nicht 
anläßlich Fleischvergiftungen. 

Erörtert ist das Wort „sofort“ in § 2 B. B. A bei der 
Verpflichtung zur Anmeldung zur Beschau worden. 
Die Anmeldung muß möglich sein — auf freiem Felde war 
das nicht der Fall —, ferner darf der Schlachtende m. E. 
warten, bis das Tier ausgeschlachtet ist, weil die Fleisch¬ 
beschau früher nicht stattfinden kann. Bei der vorliegenden 
Fleischvergiftung konnte in der Tat ein Verstoß darin gesehen 
werden, daß der Schlachter die Anmeldung nicht am Abend 
des 25. März vornahm, sondern erst am 26. März. Die Über¬ 
tretung blieb indessen ohne nachteilige Folgen; denn die Aus¬ 
schlachtung des Pferdes muß, da erst um 6K angefangen 
wurde, bis gegen 7 Uhr gedauert haben, und am 25. März ging 
die Sonne bereits um 6,40 Uhr unter. Da nach § 23, Abs. 2 der 
preußischen Ausführungsbestimmungen vom 20. März 1903 die 
Untersuchung bei Tageslicht auszuführen ist, brauchte der 
Kreistierarzt am Abend des 25. März die Beschau nicht mehr 
vorzunehmen. Er hatte das Tier tunlichst 6 Stunden nach der 
Anmeldung zu untersuchen, d. h. weil er nach § 23 die Stunden 
von abends 7 Uhr bis morgens 8 Uhr nicht mitzurechnen 
hatte, selbst bei Anmeldung am 25. März, erst am 26. März, 
möglichst bis 2 Uhr. Die Beschau erfolgte am Vormittage. 







52Ö 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 44. 


Bei tatsächlich verzögerter Untersuchung wären weitere Prü¬ 
fungen auf einen ursächlichen Einfluß zu den Fleischvergif¬ 
tungen erforderlich geworden. 

Erkundigungen über die Krankheit bei dem 
Tierarzte, der das Pferd untersucht hatte, und dem Schlachter 
waren nicht notwendig. Der Kreistierarzt hatte sich nach 
dem Befunde zu richten. Erkundigungen sind auch nicht 
üblich und nicht ratsam, letzteres, weil absichtliche Irre¬ 
führungen des Untersuchers möglich sind. Vorgeschrieben 
sind Erkundigungen nach § 18 B. B. A nur für den Fall, daß 
eine „unzulässige Zerlegung“ stattgefunden hat oder ein¬ 
zelne „für die Beurteilung wichtige“ Körperteile entfernt oder 
„unzulässig behandelt“ worden sind. Durch den Schnitt in die 
Bauchhöhle sollten keine Eingeweide entfernt werden. 

Der Schlachter war zu Mitteilungen an den Kreis¬ 
tierarzt nicht verpflichtet. 

Zur Prüfung, ob die Untersuchung vorschriftsgemäß 
im Sinne des § 22 B. B. A nach den Grundsätzen in §§ 23 
und 26 B. B. A vorgenommen worden war, fehlten die Unter¬ 
lagen. Das wird meist der Fall sein, es sei denn, daß ein Tier¬ 
arzt die Beschauvornahme nachzuprüfen Gelegenheit hat. In 
diesem Falle wäre auf Vorhandensein der vorgeschriebenen 
Schnitte u. dgl. zu achten. 

Die besondere Sorgfalt der Untersuchung bei Not¬ 
schlachtungen erstreckt sich nach § 29 B. B. A in erster 
Linie auf Vorliegen einer ordnungsmäßigen Schlachtung oder 
einer Tötung im Verenden und einer scheinbaren Schlachtung. 

Das Vorliegen einer scheinbaren Schlachtung 
ist bei Schilderung des Schlachtaktes durch Zeugen 
ausgeschlossen. 

Nachgeprüft kann in allen Fällen werden, ob eine T ö - 
tungim Verenden vorliegt, und zwar durch Betrachtung 
des Blutgehaltes (B. B. C, Abschn. II, Ziff. 37). Man berück¬ 
sichtigt die Zeugenaussagen über den Schlachtakt, das Ver¬ 
halten des Tieres beim Schlachten, das Aussehen des ganzen 
geschlachteten Tierkörpers und die Beschaffenheit der ver¬ 
kauften Eleischstücke, immer in bezug auf „hohen Blutreich¬ 
tum“, „dunkelrote Färbung sämtlicher Körperteile“ und 
„strotzende“ Blutfülle der Gefäße. Eine mäßige Blutfülle 
würde nicht ausreichen, sondern nach § 40 B. B. A nur 

Minderwertigkeit bedeuten. Das Pferd war nicht im Verenden 
getötet, weil beim Schlachten eine sehr große Blutlache ent¬ 
stand, sich also viel Blut entleerte, ein im Verenden befind¬ 
liches Tier nicht abseits apf einen günstigen Schlachtplatz 
geführt werden kann und die Gesellen das gute Aussehen des 
Fleisches ebenso betonten wie fast alle Konsumenten. Immer 
beobachtet man, daß bei Massenerkrankungen einzelne der 
Fleischesser eine Abnormität an dem Fleische bemerkt haben 
wollen, der eine diese, der andere jene, vielfach wider¬ 
sprechende. Vereinzelte Aussagen, selbst über Vorliegen 

großer Blutfülle, beweisen nichts, da die Blutfülle dem ganzen 
Tierkörper und den Organen anhaften muß, ferner aber 
auch Blutreichtum bei einzelnen Proben durch Mitbe¬ 

nutzung des blutigen Fleisches vom Halse oder der Nach¬ 
barschaft des Bruststiches, durch Quetschung von Teilen bei 
Transporten zu Lebzeiten u. dgl. oder ungleiche Fleisch¬ 
mischung leicht erklärt werden kann. Ein Nachweis einer 
Tötung im Verenden ist tatsächlich in der Praxis deshalb 
nie zu erbringen, weil jeder Schlachter sich hüten wird, 


von Blut strotzendes Fleisch zu verkaufen — er wird 
cs einfach nicht los. Solche Tiere werden gegebenenfalls ander¬ 
weitig verwertet-, um das schlechte Aussehen zu verdecken. 

Demgegenüber ist meist der Gegenbeweis, daß das Tier 
nicht im Verenden getötet ist, leicht zu führen. Es 
genügen .gewöhnlich schon die Aussagen der Konsumenten 
und die Beschaffenheit der amtlich untersuchten Proben, denn 
die strotzende Blutfülle müßte auffallen. Diese setzt auch vor¬ 
aus, daß die Herztätigkeit bei der Schlachtung fast völlig 
eingestellt ist, d. h. das Tier sich in extremis befindet. Klinisch 
ist dieser Zustand, allgemein wenigstens, soweit zu kenn¬ 
zeichnen, daß man Tiere, die noch lebhafte Bewegungen 
machen oder, wie das Pferd, geführt werden können, nie als 
im Verenden befindlich ansehen kann. Bemerkt sei, daß bei 
ganz gesunden Tieren, speziell älteren Schweinen, die Leber 
oft außerordentlich blutreich bleibt. Eine Blutfülle der Leber 
allein kann eine Tötung im Verenden niemals beweisen. Bei 
den in § 2, Ziffer 1, Abs. 2 aufgezählten plötzlichen Todes¬ 
fällen sieht das Fleisch auch aus wie bei im Verenden ge¬ 
töteten Tieren; hier ist also die Todesursache mit zu berück¬ 
sichtigen, da eine Verwertung des Fleisches beim Ausweirlen 
unmittelbar nach dem Tode erlaubt ist. 

Die strotzende Blutfülle kann bei der Beschau durch 
Besichtigung festgestellt werden. Besonderer feinerer Unter¬ 
suchungen bedarf es somit nicht. Das gleiche gilt von Fest¬ 
stellung der scheinbaren Schlachtung. Solange der Gesetz¬ 
geber deshalb in bezug auf diese Ermittelungen sagt: „Na¬ 
mentlich“ ist festzustellen . . ., kann der Untersucher die 
Hauptpunkte bei der „besonderen Sorgfalt“ beachtet haben, 
selbst wenn er keine weitergehenden Untersuchungen an¬ 
stellte oder herbeiführte. 

Eine Prüfung auf besondere Sorgfalt hat sonst 
noch hinzuzielen darauf, ob bei der gewöhnlichen Beschau 
nicht übliche Untersuchungen vorgenommen sind. Ein Tier¬ 
arzt erklärte, er habe geachtet auf Blutpunkte, trübe Schwel¬ 
lung usw. und hatte offenbar sehr genau die Schilderung der 
jauchigen Blutvergiftung in B. B. C beherrscht. Eine Wider¬ 
legung war nicht möglich. Gewichtiger war, daß in einem 
anderen Falle der Darm aufgeschnitten wurde, zweifellos ein 
Akt besonderer Sorgfalt. Ebenso ist zu beurteilen das An- 
schneidcn der Körperlymplidrüsen, die Entnahme von Proben 
zum Kochen auf üblen Geruch oder gar zur mikroskopischen 
Untersuchung zu Hause und endlich die Herbeiführung der 
bakteriologischen Fleischbeschau. 

Die Frage, ob bei einem notgeschlachteten Tiere der Darm 
aufgeschnitten werden muß, ist nicht allgemein zu be¬ 
jahen, sondern von Fall zu Fall zu entscheiden. Es kommt 
auf die Ursache der Notschlachtung an (Knochenbruch, Ente¬ 
ritis.) Bei dem Pferde kam das Aufschneiden zweifellos in 
Betracht. Bemerkt sei dabei, daß man beim Aufschneiden 
keine Paratyphus beweisende Abweichung finden kann und 
auch Durchfall infolge einfachen Darmkatarrhs bei der Ge¬ 
ringgradigkeit der Veränderungen nicht oder nicht leicht zu 
diagnostizieren ist Durchfall wird besser an der dünnen 
Konsistenz des Kotes in den hinteren Darmabschnitten er¬ 
kannt. Bei Pferden wird das Aufschneiden der dicken Därme 
vom Schlachter ohnehin besorgt, um sie zu entleeren. Ob bei 
dem Pferde noch zur Zeit des Schlachten» Durchfall bestanden 
hatte oder nur früher, war nicht ermittelt worden. 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


2. Novem ber 1916. 

Bei Prüfung auf Blutvergiftung kommt nach dem 
Gesetze der klinische und anatomische Befund in Betracht, 
bei Notschlachtungen nur der letztere, eventuell ergänzt durch 
bakteriologische Untersuchungen im Sinne der „besonderen 
Sorgfalt“. Die Zeugenaussagen ergeben über den klinischen 
Verlauf oft einen Anhalt. Eine sich über längere Zeit hin¬ 
ziehende Krankheit spricht gegen Blutvergiftung, bei dem 
Pferde war hiernach nicht auf Sepsis zu erkennen. Bei einem 
Rinde war durch tägliche Temperaturmessungen fast eine 
Woche lang durch das Stallpersonal festgelegt, daß bei der 
Krankheit bis kurz vor der Schlachtung nur an einem Tage 
die Innenwärme 40 Grad Celsius erreicht hatte. Erhebungen 
über den anatomischen Befund führen nachträglich selten zu 
entscheidenden Ergebnissen, da die Organe nicht mehr zur 
Verfügung zu stehen pflegen. Aus dem Umfange der Bean¬ 
standungen der Organe, den Angaben im Beschaubuche, den 
Beschreibungen durch Schlachter als Zeugen über den 
Befund, Äußerungen des Tierarztes bei der Beschau dem 
Schlachter gegenüber ist gelegentlich etwas, im allgemeinen 
aber nicht viel zu entnehmen. Dann läßt sich aber eine Be¬ 
hauptung, es wären keine Zeichen der Blutvergiftung vor¬ 
handen gewesen, nicht widerlegen. Nur eine tierärztliche 
Nachprüfung großer Fleischstücke könnte daran etwas 
ändern. Angaben des Schlachters, die Leber sei gelb ge¬ 
wesen, die Milz geschwollen, der Darm rot u. dgl., sind natürlich 
kein ernster Beweis. Gelb ist eine Fettleber, grau fast jede 
Schweinsniere, Blutpunkte in den Nieren, ebenso im Herz¬ 
fleische hat man auch bei fetten Tieren u. dgl. mehr. Ge¬ 
wisse Darmrötungen sind bei Schweinen und Kälbern am 
Dünndarm schon physiologisch vorhanden. 

Der Fund von Paratyphusbazillen im Fleische ist noch 
kein Beweis für das Vorhandensein einer Blutvergiftung. Ich 
habe das wiederholt energisch betont und auf die Möglich¬ 
keiten sekundärer Invasionen dieser Bazillen bei sonst neben¬ 
sächlichen Krankheiten und auf die Gefährdung des Fleisches 
notgeschlachteter Tiere durch Beschmutzung mit Darm¬ 
inhalt, Spülwasser u. dgl. bei dem Ausschlachten unter 
primitiven Verhältnissen und die sonstigen Infektions- 
gelegenheiten verwiesen (vgl. den ersten Artikel über 
Fleischvergiftungen, B. T. W. 1913, S. 612). Neuerdings hat 
Edelmann dem klar zugestimmt. In W e y 1 s „Handbuch 
der Hygiene“ sagt er beim Kapitel Fleischbeschau (Ergän¬ 
zungsband, 1. Abteil., S. 202) wörtlich: „Indessen braucht 
ihre Anwesenheit im Blut und Fleisch der Schlachttiere nicht 
immer gleichbedeutend mit einer septischen Erkrankung zu 
sein, worauf namentlich auch von G1 a g e hingewiesen wird.“ 

Notschlachtungen bilden keine Handhabe, yon diesem 
Grundsatz durch ein verschärftes Urteil abzugehen, und auch 
die Deutungen in der Verfügung über die bakteriologische 
Fleischbeschau nicht. Denn diese dürfen nach der ausdrück¬ 
lichen Erklärung von v. Ostertags, die wörtlich in der 
B. T. W. 1914, S. 687, wiedergegeben ist, weil nur für die 
Fleischbeschau erlassen, bei Begutachtungen von Fleisch 
nach Beendigung der Fleischbeschau, d. h. bei den Fleisch¬ 
vergiftungsprozessen, nicht als Richtschnur genommen werden, 
um so weniger, als bei dem stürmischen Wachstum der Para¬ 
typhusbazillen umfangreiche postmortale Besiedelungen und 
Durchwucherungen des Fleisches, besonders auch bei notge- 
schlachteten Tieren, schnell entstehen können. Zweifel, die 


521 


bestehen konnten, und die ich sofort nach Erlaß der Ver¬ 
fügung über die bakteriologische Fleischbeschau zur Sprache 
gebracht habe, sind durch die Erklärung v. Oster tags 
beseitigt worden. 

Die Einreihung der notgeschlachteten Tierkörper als 
minderwertige oder taugliche ist z. T. abhängig von 
dem Blutgehalt. Da der untersuchende Tierarzt sein Urteil 
auf die Begutachtung des ganzen Tieres stützt, ein späterer 
Gutachter in der Regel auf einzelne Teile, so wird letzterer 
kaum berechtigten Anhalt haben, das Urteil des ersteren an- 
zutasten, schon deshalb nicht, weil schließlich die Grenze 
zwischen genügender und unvollständiger Ausblutung bis zu 
einem gewissen Grade Ansichtssache ist. Bei mäßigen Ab¬ 
weichungen in bezug auf Geruch und Geschmack ist zu 
berücksichtigen, daß Geruchswahrnehmungen von Zufällig¬ 
keiten abhängig sind, vielfach kein Verdacht darauf besteht 
und das Schmecken nicht vorgeschrieben ist und gefährlich 
sein kann. Die Feststellung einer mäßig abweichenden Halt¬ 
barkeit endlich setzt eine ordnungsmäßige Aufbewahrung 
und Behandlung voraus, woran es beim Transport not¬ 
geschlachteter Tiere fehlt. Die Erörterung dieser Fragen ist 
aber meist von untergeordneter Bedeutung. Besser paßt bei 
notgeschlachteten Tieren im allgemeinen das Urteil auf 
Minderwertigkeit. 

Die Durchführung der das Fleischschaugesetz ergänzenden 
Verfügungen nachzuweisen, ist bei Fleischvergiftungen 
empfehlenswert, um nichts zu versäumen. Ob ihre Nichtbeach¬ 
tung gerichtliche oder nur disziplinarische Strafe bedingt oder 
erstere verschärft, das zu entscheiden ist Sache des Richters. 
Diese Verfügungen müssen dem Personal bekannt ein. 

Die preußische Ministerialverfügung vom 
24. März 1905, die Ratschläge zur richtigen Vornahme der 
Beschau bei notgeschlachteten Tieren enthält, sieht Erkun¬ 
digungen und eine bakteriologische Fleischbeschau nicht vor, 
sondern nur die besprochene Untersuchung auf Tötung im 
Verenden usw. Hingewiesen wird auf die Feststellung der 
Art der Krankheit und die Wiederholung der Untersuchung, 
wenn bei der ersten Zweifel übrig bleiben, besonders bei sep¬ 
tischen und toxischen Erkrankungen, weil bei diesen im 
Fleische gewisse Veränderungen in Farbe und Geruch auf- 
treten können, also später besser zu erkennen sind. Die 
zweite Untersuchung hat der ersten möglichst bald, jedenfalls 
spätestens in 24 Stunden, zu folgen, um die Verwertbarkeit 
des Fleisches nicht in Frage zu stellen. 

Die Feststellung einer Krankheit wird meist 
erfolgt sein; ihre Art ist aus dem Tagebuche zu ersehen. Bei 
dem Pferde lag hiernach Lungenödem vor und der Verpflich¬ 
tung nach dem Erlasse war dem Namen nach genügt. Dieser 
besagt nicht, daß die Krankheit richtig festzustellen ist, er¬ 
wartet das aber natürlich. Ich habe zwar zugegeben, daß 
Lungenödem als Krankheit bei Pferden vorkommt, aber erklärt, 
in diesem Falle dürfte das Lungenödem nur eine Teil¬ 
erscheinung der Pferdestaupe gewesen sein — ein gering¬ 
gradiges Lungenödem tritt auch bei ganz gesunden Schlacht¬ 
tieren erst beim Sterben ein. Jedenfalls ergab sich die Not¬ 
wendigkeit, zu erörtern, ob der Kreistierarzt bei dem notge¬ 
schlachteten Pferde die Pferdestaupe bei der erforderlichen 
Aufmerksamkeit hätte erkennen müssen. Ich habe 

das verneint. 




522 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 44. 


Das Ficisehschaugesetz erwartet natürlich ebenfalls die 
richtige Feststellung der Krankheit Da Erkundigungen über 
die Krankheit auch bei Notschlachtungen nicht vorgesehen 
sind, sobald man alle Organe zur Hand hat, so können ohne 
Pflichtwidrigkeit alle Krankheiten übersehen oder falsch ge¬ 
deutet werden, die keinen charakteristischen Sektionsbefund 
aufweisen, das heißt z. B. die Pferdestaupe oder der Starrkrampf, 
die Tollwut, eine Anzahl Vergiftungen u. dgl. Ich will damit 
nicht sagen, daß bei Notschlachtungen Erkundigungen immer 
Abhilfe bringen würden; im vorliegenden Falle z. B. hätte der 
untersuchende Tierarzt unrichtige Auskunft gegeben, weil er 
die Krankheit als Erkältung, also selbst falsch deutete. 

Deshalb fiel auch jede Verantwortung des Kreistierarztes 
dafür fort, daß die Pferdestaupe nicht im Sinne des Erlasses 
des Reichskanzlers vom 29. Juli 1908 zur veterinärpolizei¬ 
lichen Bekämpfung angezeigt worden war. Im übrigen 
brauchte in diese Prüfung, da sie nicht die Fleischvergiftungen 
berührte, auch nicht eingetreten zu werden. 

Abgesehen von diesen Irrtümern, die sich auch bei 
Erfüllung des Gesetzes ergeben können, ist ein Fehler bei 
Feststellung der Krankheit auch sonst möglich. Ist eine neben¬ 
sächliche Krankheit festgestellt, während eine strenger zu 
beurteilende vorliegt, so ist *a erörtern, ob der Tierarzt bei 
seinen Fachkenntnissen und der gehörigen Aufmerksamkeit 
bei Durchführung des Gesetzes das Versehen vermeiden mußte 
oder konnte. Diese Frage ist von Fall zu Fall zu prüfen und 
kann bei ihrer Verschiedenheit hier nicht summarisch ab¬ 
gehandelt werden. 

Eine Wiederholung der Untersuchung war 
unterlassen worden. Da die erste Beschau schon etwa zwanzig 
Stunden nach der Notschlachtung stattfand, also ziemlich 
spät, war schon dieserhalb mit dem Eintreten von Fleischver¬ 
änderungen kaum noch zu rechnen. Die Beschaffenheit des 
Fleisches war selbst später noch beim Verkaufe den Zeugen 
einwandfrei erschienen. Hierdurch, war die Vornahme einer 
nochmaligen Untersuchung am besten als überflüssig dargetan. 

Zur bakteriologischen Fleischbeschau war 
der Kreistierarzt nicht verpflichtet, weder nach dem Fleisch¬ 
schaugesetze, das eine solche Beschau nicht kennt, noch aus 
demselben Grunde nach der Ministerialverfügung vom 24. März. 
1905. Die neue preußische Verfügung über eine derartige 
Erweiterung der Beschau vom 20. April 1914 fällt in eine 
spätere Zeit. 

Eine bakteriologische Fleischbeschau ist von den Beschau¬ 
tierärzten nicht zu fordern, da deren Durchführung besondere 
Laboratoriumseinrichtungen mit bakteriologisch spezialistisch 
geschultem Personal voraussetzt. Auch die Untersuchungen der 
Stuhlproben und Leichenteile überläßt der Kreisarzt den In¬ 
stituten. Für den Beschautierarzt kommt nur die Probeent¬ 
nahme zur bakteriologischen Beschau in Frage, d. h. die Zu¬ 
weisung von Proben an die tierärztlichen Institute. 

Der Kreistierarzt hatte eine solche Untersuchung in Er¬ 
weiterung der gesetzlichen Beschau nicht für nötig erachtet, 
wobei ihm sein Befund maßgebend war. Er hatte keinen Ver¬ 
dacht auf septische Erkrankung gehabt. Seine Schilderung 
des Befundes sprach tatsächlich für das Fehlen von Merk¬ 
malen, die auf Blutvergiftung hindeuten. Ob diese Mitteilungen 
den Charakter einer Schutzbehauptung hatten, wurde, soweit 


möglich, nachgeprüft. Für seiue Darstellung zeugten Verlauf 
und Art der Krankheit, gegen dieselbe nichts. 

Die Neigung, sofort Krankheit oder gar Notschlachtung 
bei einem Tiere als Ursache bei Fleischvergiftungen anzu¬ 
sehen, läßt bei diesem Punkte in jedem Falle den Hinweis 
Tätlich erscheinen, daß das Fleischschaugesetz Krankheiten 
tabellenweise aufführt, bei denen das Fleisch in den Verkehr 
gegeben werden muß, und daß auch eine Notschlachtung an 
sich keineswegs eine bakteriologische Fleischbeschau erfordert, 
vielmehr der Tierarzt die ihm geeignet erscheinenden Fälle 
aussucht, und das kann er besser, wie irgendein anderer 
späterer Gutachter, da er den Gesamtbefund zur Verfügung 
hat. Durch Zahlen belegt, ergibt sich beispielsweise, daß 1911 
in Deutschland nach der amtlichen Statistik 6676 Pferde, 
4366 Ochsen, 2360 Bullen, 56 378 Kühe, 11934 Jungrinder, 
34 900 Kälber, 81149 Schweine, 6353 Schafe und 3292 Ziegen, 
d. h. zusammen über 200 000 Schlachttiere, notgeschlachtet 
wurden, wobei nur ein kleiner Bruchteil der bakteriologischen 
Beschau unterlegen hat. Die Freigabe eines notgeschlach¬ 
teten Tieres ohne bakteriologische Untersuchung bildet somit, 
rein juristisch betrachtet, kein besonders gewichtiges Moment 
und ist auch wissenschaftlich auf den richtigen Verdachtsgrad 
zurückzuführen. 

Nach der Einrichtung der bakteriologischen Fleisch¬ 
beschau im Sinne der Verfügung vom 20. April 1914 dürfte 
die Lage wenig anders geworden sein, wenn ich auch diese 
Verfügung in gerichtlichen Fleischvergiftungssachen noch nicht 
praktisch habe bewerten können. Jedenfalls befiehlt die Ver¬ 
fügung nicht diese Art der Beschau, sondern* sie empfiehlt sie 
nur, ein großer Unterschied. (Vgl. die Verfügung B. T. W. 
1914, S. 387 und S. 276.) Sie sagt ausdrücklich: „Beim Ver¬ 
dachte des Vorfiegens einer eitrigen oder jauchigen Blutver¬ 
giftung, namentlich bei Notschlachtungen (§ 1, Abs. 3 des 
Gesetzes, betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau vom 
3. Juni 1900) infolge von akuten Entzündungskrankheiten, 
empfiehlt es sich, eine bakteriologische Untersuchung des 
Fleisches auszuführen.“ 

Nach wie vor hat der Beschautierarzt die Entscheidung 
zu treffen, d. h. nach wie vor wird, um bei dem Beispiel zu 
bleiben, von den über 200 000 notgeschlachteten Tieren nur 
ein Bruchteil bakteriologisch untersucht werden. Der Be¬ 
schau tierarzt hat aber die Verantwortung für die Herbei¬ 
führung der bakteriologischen Beschau in den geeigneten 
Fällen, es wird nachgeprüft werden, ob er nach Lage 
des Befundes diese in Betätigung einer besonderen Sorg¬ 
falt heranziehen mußte. Der Beweis einer schuldhaften Unter¬ 
lassung dürfte freilich sehr schwer sein, es sei denn, daß eine 
Nachprüfung des anatomischen Befundes durch einen Tier¬ 
arzt oder Handlungen oder Zeugenaussagen über Äußerungen 
des Beschautierarztes bei der Beschau vorliegen, aus denen 
sich ergibt, daß in ihm ein Verdacht auf Blutvergiftung auf¬ 
gestiegen war; dann würde eine Unterlassung der bakterio¬ 
logischen Fleischbeschau natürlich zu rügen und nächstdem 
zu prüfen sein, ob diese Unterlassung daB Entstehen der 
Fleischvergiftungen verschuldet hat oder nebensächlich ge¬ 
wesen sein kann. 

In der Verfügung über die bakteriologische Fleischbeschau 
sind besonders die akuten Entzündungskrankheiten genannt. 
Nicht dazu zu rechnen sind alle im Gesetze besonders namhaft 


2. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


523 


gemachten Krankheiten, das heißt z. B. der Rotz, die Lungen¬ 
seuche usw., obwohl diese teils mit Entzündungen, z. B. einer 
Lungenentzündung einhergehen. 

Immer wird ein Hinweis erforderlich, daß das Fleisch¬ 
beschaugesetz einen Paratyphus nicht kennt und derartige 
Bakterien bei verschiedenartigen Krankheitsformen bei Tieren 
gefunden sind, mit der Maßgabe, daß das Vorkommen eines 
Paratyphus, identisch mit dem Menschen-Paratyphus, z. B. 
bei Pferden und auch bei anderen Tieren nicht bewiesen ist, 
also weder klinisch noch anatomisch festgestellt werden kann. 
Selbst die anerkanntesten tierärztlichen Lehrbücher beschrei¬ 
ben noch keine derartige Krankheit. Pferdetyphus endlich 
hat trotz der Ähnlichkeit der Namen mit Paratyphus nichts 
gemein. 

Bei der Nachprüfung des End Urteils schalteten die 
Rehhufe aus, da Hufe nicht Fleisch im Sinne des § 4 des 
Fleischschaugesetzes sind. Die Tauglichkeit des Tierkörpers 
hatte der Kreistierarzt aus § 35, Ziffer 15, geschlossen, 
weil er Lungenödem als vorliegend hielt. Bei höhergradigem 
Lungenödem ist das Lungengewebe wässerig durchtränkt, 
sonst hat dabei der Tierkörper als tauglich zu gelten. Die 
Leber war wegen oberflächlicher Fäulnis aus § 35, Ziffer 16, 
beanstandet. 

Da Lungenödem nicht als Krankheit, sondern höchstens als 
Teilerscheinung der Pferdestaupe gelten konnte, war zu er¬ 
örtern, ob bei der richtigen Krankheitsfeststellung sich eine 
Änderung ergeben hätte. Da keine Tötung im Verenden 
(§ 33, Abs. 2) und keine Blutvergiftung (§ 33, Ziffer 7) vor¬ 
lag, war nach § 40 B. B. A das Fleisch als tauglich zu er¬ 
klären, weil die Pferdestaupe in den §§ 33—37 nicht unter 
den Krankheiten genannt ist, die Beanstandungen erfordern. 
Freilich waren etwa veränderte Organe, also die wässerig 
durch tränkte Lunge, noch besonders zu maßregeln, d. h. sie 
war, wie geschehen, nach § 35, Ziffer 15, zu beseitigen. Die 
falsche Diagnose hatte mithin keinen Einfluß auf die Fleisch¬ 
beurteilung und damit die event. Verhütung der Fleischver¬ 
giftung gehabt. 

Bei der gesamten Prüfung waren somit zwar einige Be¬ 
anstandungen erforderlich, aber es ergab sich kein Anhalt 
dafür, daß die Art der Fleischbeschau die Fleischvergiftungen 
direkt oder indirekt herbeigeführt hatte. 

Für Anhänger der Lehre von Beziehungen zwi¬ 
schen Fleischvergiftungen und Notschlach¬ 
tungen kann die geschilderte Fleischvergiftung als muster¬ 
haftes Beweisstück für die Richtigkeit gelten. In der Zeit vor 
Entdeckung der Paratyphusbazillen hätte man sie wohl als 
klassisches Beispiel in die Lehrbücher übernommen. Denn 
wissenschaftlich feststehender sind alle dort aufgeführten Bei¬ 
spiele auch nicht. Man denke: Notschlachtung; 
Durchfall zu Lebzeiten! 

Selbstverständlich hatte ich die postmortalen In¬ 
fektionsgelegenheiten ebenfalls zu prüfen. Man 
beachte das Ergebnis: Hackfleischvergiftung; 
darmkranke Person im Betriebe! 

Der Schwerpunkt bei dem Gutachten ist sicherlich auf 
die letztere Feststellung zu legen. Die hier besprochene Fleisch¬ 
vergiftung ist daher ein Musterbeispiel dafür, wie wenig be¬ 
rechtigt es ist, Erkrankungen des Menschen sofort mit einer 
vorliegenden Notschlachtung in Zusammenhang zu bringen, 


sondern daß stets alle Infektionsmöglichkeiten von Fleisch 
mit Paratyphusbazillen gründlich geprüft werden müssen; 
ferner kann diese Sachlage mahnen, mit den Lehren 
von Beziehungen von Notschlachtungen zu Fleischver¬ 
giftungen zurückzuhalten und die angeblichen Beweis¬ 
stücke noch einmal zu kontrollieren. Eine Anklage, 
Tod oder Krankheit bei 400 Personen veranlaßt zu 
haben, kann, wenn sie aus einer unbewiesenen Lehre ent¬ 
springt, eine ernste Kritik Pflicht werden lassen. 

(Schluß folgt.) 


Referate. 

Uber den Einfluß der Kastration auf den Larynx der 
großen Haussäugetiere. 

Von Dr. Joseph Schreiber. 

(Anatom. Anzeiger. 49. Bd., 1916, 8. 129.) 

Ausgehend von den Untersuchungsergebnissen, die sich 
bei menschlichen Kastraten und Eunuchoiden hinsichtlich der 
anatomischen Veränderungen des Kehlkopfes ergaben, und in 
Erwägung des Umstandes, daß auch bei unseren großen 
Haustieren sich Unterschiede in Stärke, Höhe und Klangfarbe 
der Stimmen von männlichen und kastrierten Tieren finden, 
hat Schreiber den Larynx von Pferd und Rind bei beiden 
Geschlechtern sowie den Einfluß der Kastration auf denselben 
untersucht und kommt zu folgenden interessanten Ergebnissen: 

Ähnlich wie beim Menschen ist bei den Tierarten ein 
sexueller Dimorphismus am Larynx festzustellen. 

Beim Pferd ist der Larynx des männlichen Tieres im 
ganzen höher und schmaler als der des weiblichen. Im 
einzelnen weist der Schildknorpel des männlichen Tieres ein 
kräftiges Tuberculum thyreoideum (infer. homin.) unter der 
Mitte des aboralen Randes, eine undeutliche Erhöhung 
(Tuberculum thyreoideum Bup. homin.) in der Nähe des 
oralen Randes auf. Ein flacher, in der Mitte etwas ein¬ 
gesunkener Kamm, der beide Punkte verbindet, teilt den 
Knorpel in einen grubig vertieften, viereckigen, dorsalen 
(Fossa thyreoidea) und einen rechteckigen, ebenen, ventralen 
Abschnitt. Beide Abschnitte bilden durch stumpfwinkliges 
Zusammenstößen die Konvexität des Schildknorpels beim 
Hengst. Bei der Stute dagegen ist die grubige Vertiefung 
des oberen Anteils nur gering oder garnicht ausgeprägt, bis¬ 
weilen sogar deutlich konvex nach außen, sodaß in diesem 
Falle der Knorpel gleichmäßig nach außen gekrümmt ist und 
der allgemeinen Jugendform gleicht. Der Winkel endlich, in 
dem die beiden Laminae mit ihren oralen Rändern zueinander 
geneigt sind, ist bei dem Hengst spitzer als bei der Stute. 

Der Ringknorpel zeigt Geschlechtsunterschiede in der 
ganzen Form des Bogens, der beim Hengst vertikal oval, bei 
der Stute mehr kreisförmig ist. 

Schließlich sind auch, analog den menschlichen Ver¬ 
hältnissen, die Ligamenta vocalia beim Hengst beträchtlich 
länger als bei der Stute. 

Der Einfluß der Kastration macht sich nun beim Pferde 
in der Weise geltend, daß beim S p ä t kastraten der Typus 
des Larynx dem des Hengstes ähnlich ist (deutliches 
Tuberculum thyreoideum inf. homin., deutliche fossa thyreoidea, 
beide aber schwächer als beim Hengst), beim F r ü h kastraten 
aber sich dem der Stute annähert (schwächeres Tuberculum, 
gleichmäßigere Wölbung des Knorpels). Die Stellung der 


524 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 44. 


beiden Laminae thyreoideae zueinander ist bei den Kastraten 
nicht so spitzwinklig wie beim Hengst, der Bogen der Cartilago 
cricoidea ist etwa kreisförmig wie bei der Stute. Die Länge 
der Stimmbänder des Kastraten steht etwa in der Mitte 
zwischen männlichem und weiblichem Tier. 

Beim Rinde ist der sexuelle Dimorphismus des Kehlkopfes 
an sich schon stärker ausgeprägt als beim Pferde. Da weiter 
auch die Kastration beim Rinde in früherem Alter, meist 
schon praepuberal, ausgeführt wird, drückt sich auch dieser 
Vorgang in den Formen des Kehlkopfes deutlicher aus als 
beim Pferd. Ganz allgemein betrachtet gleicht der Kehlkopf 
eines 5 jährigen Kastraten etwa dem eines VA jährigen 
Bullen. Alle Ausmaße sind am männlichen Larynx erheblich 
größer als am weiblichen und Kastratentyp. Letztere beide 
unterscheiden sich in ihren Maßen kaum voneinander. 
Dabei ist die Form des Ochsenlarynx im geometrischen Sinne 
ähnlich dem des Bullenlarynx. Der männliche Larynx ist 
höher als breit, der weibliche etwa ebenso hoch wie breit, 
der asexuelle breiter als hoch. 

Schild- und Ringknorpel sihd in allen ihren Maßen beim 
Stier größer als bei der Kuh und beim Ochsen, die Maße des 
Kastratentypus denen des weiblichen angenähert. Am 
Schildknorpel des geschlechtslosen Tieres fehlt der Hervor- 
ragung am ventralen Rande (Eminentia thyreoid. hom.) die 
spitze Kuppe. 

Cartilago arytaenoidea und corniculata, Epiglottis und 
Ligamenta vocalia nehmen in ihren Ausmaßen bzw. Längen¬ 
verhältnissen beim Kastraten eine Mittelstellung zwischen 
männlichem und weiblichem Tier ein. T h. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 15. Oktober 191G. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern - 
bei jedem Kreis vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i. Pr. Stadt 
1 Gemeinde, 1 Gehöft (davon neu 1 Gern., 1 Geh.), Wehlau 

1, 1 (1, 1), Heiligenbeil 1, 1, Heilsberg 1, 1. Reg.-Bez. Gum¬ 
binnen: Gumbinnen 1. 1, Insterburg 2, 2, Angerburg 2, 2 (1, 1), 
Goldap 5, 5 (1, 1). Reg.-Bez. Allenstein: Lyck 2, 2, Nei- 
denburg 1. 1. Reg.-Bez. Danzig: Pr. Stargard 1, 1, Karthaus 

2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Marienwerder: Löbau 1, 1, Stras¬ 
burg i. Westpr. 8, 3, Graudenz 1, 1. Reg.-Bez. Köslin: Rum¬ 
melsburg 1, 1, Stolp 1, 1. Reg.-Bez. Posen: Jarotschin 3, 3, 
Meseritz 1, 1, Neutomischel 1, 1. Reg.-Bez. Bromberg: Won- 
growitz 1, 1. Reg.-Bez. Liegnitz: Glogau 2, 2 (2, 2). Reg.-Bez. 
Oppeln: Kreuzburg 1. 1. Reg.-Bez. Schleswig: Stonnarn 
1, 1 (1, 1), Pinneberg 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Lüneburg: Isen¬ 
hagen 2, 2, Lüchow 1 . 1. Hamburg: Hamburg Stadt 1, 3 (— , 2), 
Marschlande 1, 1 (1, 1). Insgesamt: 29 Kreise, 43 Gemeinden, 
45 Gehöfte; davon neu: 10 Gemeinden, 12 Gehöfte. 

Lungenseuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jericho II 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Wanzleben 1, 1. 

Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei. 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (einsohl. Schweinepest). 



Maul- und 

i 

Sohweineseuche 

Regierungs- usw. Bezirke 

Klauenseuche 

elnachl. Schweinepest 

bzw. Bundesstaaten 

Kreise 

Ge- 

Ge- 

Kreise 

Ge- 

Ge- 


usw. 

melnden 

höfte 

usw. 

meindeu 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

_ 

— 

— 

6 

13 

21 

Gumbinnen. 

1 

1 

1 

6 

24 

25 

Allenstein. 

— 

— 

— 

5 

19 

21 

Danzig. 

— 

— 

— 

3 

6 

6 

Marienw r erder. 

— 

— 

— 

4 

16 

18 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

10 

Potsdam. 

4 

8 

9 

14 

33 

40 

Frankfurt. 

1 

1 

1 

9 

18 

19 

Stettin. 

4 

5 

5 

5 

30 

96 

Köslin. 

— 

— 

— 

6 

9 

10 

Stralsund. 

2 

8 

10 

5 

10 

13 

Posen . 

3 

4 

4 

12 

30 

39 

Bromberg. 

Breslau.. 

3 

9 

33 

4 

18 

10 

53 

10 

59 

Liegnitz. 

— 

— 

— 

15 

51 

59 

Oppeln. 

1 

1 

1 

12 

26 

31 

Magdeburg . 

— 

— 

— 

8 

12 

12 

Merseburg. 

1 

1 

1 

8 

20 

25 

Erfurt. 

— 

— 

— 

5 

17 

21 

Schleswig. 

— 

— 

— 

11 

16 

18 

Hannover. 

— 

— 

— 

5 

6 

8 

Hildesheim. 


— 

— 

3 

4 

4 

Lüneburg . 


— 

— 

2 

7 

7 

Stade. 


— 

— 

— 

— 

— 

Osnabrück . 


— 

— 

2 

2 

3 

Aurich. 


— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 


— 

— 

5 

9 

11 

Minden . 


— 

— 

1 

1 

2 

Arnsberg. 


— 

— 

9 

24 

26 

Kassel. 

- 

— 

— 

10 

37 

66 

Wiesbaden. 


— 

— 

7 

13 

18 

Koblenz. 

— 

— 

— 

6 

11 

11 

Düsseldorf. 

1 

1 

1 

8 

9 

14 

Köln. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Trier. 

— 

— 

— 

4 

7 

9 

Aachen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sigmaringen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bavern: Oberbayern . . . 

9 

28 

91 

3 

9 

13 

Niederbayern . 

— 

— 

— 

3 

4 

5 

Pfalz. 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

Oberpfalz.. . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Oberfranken. 

2 

6 

8 

— 

— 

— 

Mittel franken. 

1 

2 

2 

3 

3 

3 

Unterfranken. 

4 

23 

93 

— 

— 

— 

Schwaben. 

10 

47 

164 

1 

1 

7 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Chemnitz. 

— 

— 

— 

3 

6 

8 

Dresden . 

— 

— 

— 

2 

0 

2 

Leipzig. 

1 

1 

1 

2 

5 

5 

Zwickau. 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Württemberg: Neckarkreis . 

4 

4 

10 

4 

4 

4 

Schwarzwaldkreis . . . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

2 

5 

45 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

5 

17 

56 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Freiburg. 

— 

— 

— 

3 

6 

9 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

3 

5 

9 

Mannheim. 

3 

3 

13 

8 

50 

328 

Hessen. 

1 

1 

1 

2 

6 

10 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

7 

41 

87 

3 

3 

3 

Sachsen-Weimar. 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

1 

1 

10 

2 

8 

10 

Oldenburg . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Braunschw-eig. 

1 

1 

1 

6 

21 

31 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Sachsen-Altenburg .... 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Anhalt. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

3 

3 

4 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

2 

4 

4 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Hamburg. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Elsaß-Loth ringen. 

2 

3 

7 

6 

11 

23 

Deutsches Reich 

75 

1 223 

1 656 

290 

710 

1228 

Davon in Preußen 

21 

39 

| 66 

219 

544 

732 






































































BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


525 


2. November 1916. 

Tierhaltung und Tierzucht. 

Die Sterilisierung des Probierhengstes im lateinischen Amerika. 

Von Robert Lehmann, Nitsche. 

(Archiv f. wies. u. prakL Tierbeilk , 1916, Bd. 42, 11. 4/5, S. 223.) 

In den Ländern des lateinischen Amerika wurden oder 
werden noch Hengste auf eigentümliche Arten hergerichtet, 
um sie zur Begattung oder zu Begattungsversuchen fähig zu 
erhalten, zur Befruchtung jedoch unfähig zu machen. Meistens 
geschieht dies unter Schonung der Keimdrüsen und Samen¬ 
leiter durch Verstümmelung des Penis. Der Verfasser hat in 
den verschiedenen, Ländern etwa dreißig verschiedene, oft 
raffinierte und quälerische Arten der Verstümmelung fest¬ 
gestellt, die auf Amputation des Penis, Inzision der Harnröhre, 
Infibulation, Umstecken und Umlenken des Penis oder der 
Harnröhre in den allerverschiedensten Varianten hinauslaufen. 

Die einzige humane, wissenschaftliche und dabei sehr 
zweckdienliche Methode ist eine Operation, welche, in der An¬ 
legung einer Hamröhrenfistel im Bereiche des Perinäums be¬ 
steht. Durch diese Fistel werden Samen und Harn nach außen 
entleert. 

Die Bewohner jener Länder bedienen sich solcher Hengste 
in der Maultierzucht auf Steppen bei freier Zuchtwahl, um 
die Stuten erotisch zu erregen und sie danach für den Esel¬ 
hengst willfähriger zu machen, den sie sonst nicht gern an¬ 
nehmen, oder auch in der Pferdezucht unter gleichen Ver¬ 
hältnissen zur Hebung der Eifersucht und Geschlechtslust des 
eigentlichen Zuchthengstes bei der Herde. 

Die Sitte war früher viel verbreitet und soll unter den 
geschilderten Verhältnissen von züchterischem Nutzen sein. 
Vielfach ist sie nur noch in der Erinnerung und in Sprich¬ 
wörtern und Redensarten lebendig. Sie verschwindet, wo von 
der freien Zucht auf der Steppe zur rationellen Zucht in enger 
Koppel übergegangen wird. B. 

Abhängigkeit des Fortpflanzungsvermögens vom Eiweiß- 
gehalt der Nahrung. 

Von Dr. Gramme. 

(M. m. w. 191«, Nr. 34, S. 1223-1224.) 

Bei ungenügender Eiweißzufuhr in der Nahrung wird die 
Fortpflanzungsfähigkeit hochgradig herabgesetzt und beinahe 
aufgehoben. 

• Gramme hat die Erfahrung gemacht, daß in mehreren 
Fällen beim Ausbrütenlassen von Gänseeiern nur wenige 
Gänse ausschlüpften. Beim Nachforschen stellte sich heraus, 
daß die Eier aus Gehöften stammten, in denen die Gänse nur 
Kartoffeln und Grünes erhielten. Waren dagegen die Gänse 
resp. Ganter noch mit Körnerfutter oder Kleie gefüttert wor¬ 
den, wie auf anderen Gehöften festgestellt wurde, so waren 
fast alle Eier fruchtbar. Die Eiweißarmut des reinen Kartoffel- 
futters hatte also die Ganter nahezu unfruchtbar gemacht. 

Gutsche. 

— Schlachthofabffille als Viehfutter. Es ist wiederholt auf 
die großen Werte hingewiesen worden, die wir in den Schlacht¬ 
hofabfällen als Viehfutter besitzen. In seinem letzten Vortrage 
in der letzten Sitzung des Landwirtschaftlichen Vereins zu 
Breslau hat Professor Schulze auch in der Beurteilung der ver¬ 
schiedenen Ersatzfuttermittel, welche die Kriegszeit teils neu ge¬ 
schaffen, teils wieder mehr in den Vordergrund gerückt hat, in 
die erste Reihe diejenigen Futtermittel gestellt, welche aus 
Schlachthofabfällen gewonnen werden. Es liegt daher im allge¬ 


meinen wirtschaftlichen Interesse, daß die Schlachthofabfälle rest¬ 
los ihre Verarbeitung und Verwertung finden. Von den Regierungs¬ 
stellen ist auch immer wieder darauf hingewiesen worden. Während 
in den großen Schlachthäusern in der Regel eine zweckmäßige 
Verarbeitung der Abfälle stattfindet, stößt das bei den kleineren 
Mengen der Schlachthäuser der kleineren Gemeinden 
auf große Schwierigkeiten. In der Mehrzahl dieser Schlacht¬ 
häuser wird fast durchweg eine ausreichende, nutzbringende 
Verwendung der Schlachtabfälle vermißt. Wo keine eigene Ver¬ 
arbeitung stattfindet, steht noch die Möglichkeit offen, die Abfälle 
zu sammeln und einer auswärtigen Verwertungsan- 
1 a g e zu übersenden. Aber auch dieser Weg wird von den be¬ 
treffenden Schlachthofverwaltungen vielfach weder für nutzbringend 
noch für durchführbar gehalten. Wenn auch keineswegs die 
Schwierigkeiten zu verkennen sind, welche mit einer Versendung 
der Abfälle verbunden sind, und wenn es auch zutreffen mag, 
daß diese für die meisten kleinen Schlachthofbetriebe nicht beson¬ 
ders lohnend sein \rird, so erfordern die Verhältnisse doch un¬ 
bedingt die Ausnutzung auch der geringsten Abfälle. Von der 
behördlich angeregten Versendung kann daher nur Abstand ge¬ 
nommen werden, wenn eine anderweitige zweckdienliche Ver¬ 
wendung herbeigeführt wird. Eine solche besteht in der direkten 
Verbitterung der gut durchgekochten Abfälle nach Vermengung mit 
anderen Futterstoffen an Schweine, welche zu diesem Zwecke 
in den Schlachthöfen seihst aufgestellt werden. 
Diese Einrichtung ist verschiedentlich bereits mit Erfolg durch¬ 
geführt worden. Es steht zu erwarten, daß von der Schweine¬ 
aufstellung in den kleinen Schlachthäusern in entsprechendem 
Umfange Gebrauch gemacht werden wird. Das wäre auch in¬ 
sofern sehr erwünscht, als dadurch mit dazu beigetragen würde, 
der Knappheit an Schweinefleisch zu begegnen. 

Teiohpflanzen als Viehfutter. 

Da gegenwärtig jedes Gebiet, das zur Erleichterung der Er¬ 
nährungsfrage beizutragen vermag, die aufmerksamste Beachtung 
verdient, erscheint auch die Bedeutung der Teiche als 
Nahrungsquellen für unsere Tiere ‘von erhöhtem 
Interesse. Die bisher über die Nahrungsaufnahme der Wasser¬ 
pflanzen angestellten Versuche ergaben, daß die im Boden wur¬ 
zelnden Teichpflanzen ihre Nahrung aus dem Boden entnehmen, 
die schwimmenden Wasserpflanzen jedoch aus dem Wasser, also 
auch aus der gelösten anorganischen und organischen Substanz. 
Daher liegt der Gedanke nahe, zur Pflege der als Viehfutter ver¬ 
wendbaren Teichpflanzen das Wasser zu düngen, wozu sich am 
besten die Züchtung von Stickstoff-Bakterien auf zellulosehaltigen 
Teichpflanzen emptiehlt. Die Bedeutung der Teichpfhuizen als 
Viehfutter ist nach den beachtenswerten Ausführungen des 
Fischerei-Direktors H e y 1 i n g in der „Deutschen Landwirtschaft¬ 
lichen Presse“ von nicht zu unterschätzendem Wert. So lassen 
sich Schweine ausschließlich mit Blättern der Wasserrose ernähren, 
wobei man ihnen allabendlich Vk Pfund Kraftfutter auf den Zent¬ 
ner Lebendgewicht gibt. Die fleischigen Blätter der Seerosen 
wimmeln an der Unterseite von mit der Lupe sichtbaren kleinen 
Lebewesen, die den Schweinen außerordentlich munden. Fast alle 
Wasserpflanzen, die genügend weich sind und untergetaucht oder 
halbuntergetaucht wachsen, werden von den Schweinen in rohem 
Zustand gefressen. Auch die sogenannte harte Teichflora läßt sich 
als Schweinefutter verwenden, nur muß sie den Tieren gehäckselt 
und gedämpft vorgelegt werden. Milchkühe wurden mit Er¬ 
folg auf Teichweiden getrieben, wobei sich empfiehlt, durch Zu¬ 
gabe von Leinkuchen den Fettgehalt der Milch zu erhöhen. Neuer¬ 
dings wurde in Böhmen Schilfrohr und Teichgras an Jungvieh 
verfüttert, und der Erfolg war durchaus befriedigend. Anfangs 
wollten die Tiere die ihnen mit Spreu-, Heu- und Strohhäcksel 
dargereichte Teichflora wegen des Teich- und Schlammgeruches 
nicht aufnehmen, doeh gewöhnten sie sich bald an diese Nahrung, 
so daß sie ihnen später auch ohne Rauhfutter gegeben werden 
konnte. Auch in getrocknetem Zustand lassen sich Teichschilf und 
Teichgräser vorteilhaft verfüttern. Sehr gerne wird von Rindvieh 
der in den Teichen häufig vorkommende Sumpfschachtelhalm 
gefressen, der sich besonders für Milchkühe empfiehlt. Zur Fütte¬ 
rung von Pferden und Fohlen kann man Rohrhäcksel verwenden, 
da das junge Rohr an Nährwert nicht dem Hafer nachsteht. Diese 
Art der Pferdefütterung ist schon lange in Schweden üblich, und 
zwar in einem solchen Maße, daß dort das Teichrohr einen wich¬ 
tigen Verkaufsartikel bildet. Doch je später es geerntet wird, desto 
geringer ist auch sein Futter wert. Schafe und Ziegen lassen sich 
mit getrocknetem Teichgras, dem sogenannten Teichheu, gut durch¬ 
füttern. Vorzüglich als Entenfutter, Überhaupt als Geflügelfutter 
ist die Wasserlinse oder Teichlinse, die sehr einfach mit lang¬ 
stieligen Rechen an Land gezogen und zum Zweck der Geflügel- 






526 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 44. 


fütterung mit etwas Kleie oder Schrot gemischt wird. Demnach 
erweist sich der Teich unter den gegenwärtig durch den Krieg 
geschaffenen besonderen Verhältnissen als eine außerordentlich er¬ 
giebige Nahrungsquelle für unsere Haustiere. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod fürs Vaterland starben: 
Oberveterinär Johannes Ziegert (Tierarzt in Hagenau). 
Oberveterinär Hans Worm (Tierarzt in Rehhof). 

Mit dem Eisernen Kreuz H. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär HansWedig (Tierarzt aus Fittigsdorf, Kr. Allen¬ 
stein). 

Stabsveterinär Dr. Hans Schmitt (Bezirkstierarzt in Wolf¬ 
ratshausen). • 

Oberveterinär Johannes Ziegert (Tierarzt in Hagenau) f. 
Oberveterinär Hans Worm (Tierarzt in Rehhof) f. 
Oberveterinär Dr. Otto Zirker (Tierarzt in Kandel). 
Veterinär Josef Lecheier (Tierarzt in Neuburg). 
Stabsveterinär Dr. W i 11 y P i 11 (Städt. Tierarzt i. Königsberg). 
Veterinär Karl Olt (Tierarzt aus Michelstadt). 

Veterinär Wilhelm Pospiech (Tierarzt ans Ansbach). 
Veterinär Franz Förster (Tierarzt in Au bei Freising). 
Veterinär Benno Ruhdorfer (Tierarzt aus Holzhausen). 
Veterinär Dr. Michael Steiger (Distriktstierarzt in 
Lauterecken). 

Einhundertundsiebzelmte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 22. Oktober 1916, bis Sonnabend, 
den 28. Oktober 1916. 

Die Sommeschlacht wurde mit Erbitterung fortgesetzt; 
unter den rücksichtslosestem Menscheneinsatz entsprechenden 
Opfern gelang es den Engländern, in Richtung Grandcourt- 
Pys Boden zu gewinnen und den Franzosen, nordwestlich von 
Sailly in einen schmalen Grabenrest unserer vordersten Linie 
einzudringen. Im übrigen holten sich unsere Gegner, die 
besonders am 23. Oktober mit höchster Kraftentfaltung um 
jeden Preis durchzubrechen versuchten, trotz ihres Massen¬ 
einsatzes an Menschenmaterial nördlich der Somme eine 
schwere, blutige Niederlage. Südlich der Somme brachte ein 
Gegenangriff uns in den Besitz einer Anzahl kürzlich verlorener 
Gräben zwischen Biaches und La Maisonette. Wir nahmen 
den Franzosen hier 3 Offiziere, 172 Mann und 5 Maschinen¬ 
gewehre ab. Seine Angriffe an der Somme wollte der Gegner 
durch Angriffe bei Verdun unterstützen. Nach heftigster 
Artillerievorbereitung drang er hier, durch nebliges Wetter 
begünstigt, über die zerschossenen Gräben bis Fort und Dorf 
Douaumont vor. Unsere Truppen hatten zum großen Teil erst 
auf ausdrücklichen Befehl und mit Widerstreben die nördlich 
gelegenen vorbereiteten Stellungen eingenommen. Von ihnen 
aus wurden alle weiteren französischen Angriffe abgeschlagen. 

Unter Führung des Generals der Infanterie von Gerok 
haben deutsche Truppen in einheitlichem Angriff zwischen 
Swistelniki und Skomorochy-Now r e den Feind erneut geworfen 
und darauf das Westufer der Narajowka vollständig gesäubert. 
Wir machten 8 Offiziere und 7-15 Mann zu Gefangenen. Ver¬ 
schiedene Gegenangriffe der Russen blieben ohne Erfolg. 

Trotz zäher Verteidigung der Zugänge ihres Landes sind 
rumänische Truppen an mehreren Stellen geworfen w r orden. 
Am Predealpaß machten wir 560 Rumänen, dabei 6 Offiziere 
zu Gefangenen. Predeal selbst wurde nach erbittertem Kampfe 
von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen ein¬ 
genommen. Auch hierbei wurden 600 Gefangene eingebracht. 
Am Südausgang des Roten Turmpasses wurde starker 
rumänischer Widerstand gebrochen. Der Vulkanpaß wurde 
von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen 
gestürmt. 

In der Dobrudscha wurde der russisch-rumänische Gegner 
nach schweren Verlusten auf der ganzen Front aus seinen 


schon im Frieden ausgebauten Stellungen geworfen. Die 
starken Stützpunkte Tropaisa und Cabadinu wurden ge¬ 
nommen. Constantza fiel genau 8 Wochen nach der Kriegs¬ 
erklärung Rumäniens deutschen und bulgarischen Angriffen 
zum Opfer; Metgidia und Rasowa wurden nach heftigem 
Kampf genommen. Die Gesamtbeute einschließlich der am 
21. Oktober gemeldeten beträgt 75 Offiziere, 6693 Mann, 
1 Fahne, 52 Maschinengewehre, 12 Geschütze und 1 Minen¬ 
werfer. Auch Cernavoda wurde eingenommen und damit der 
in der Dobrudscha operierenden rumänisch-russischen Armee 
ihre letzte Bahnlinie geraubt Der Feind wich auf der ganzen 
Linie eiligst zurück und leistete hierbei nur wenig Wider¬ 
stand. 500 Versprengte wurden bei der Verfolgung gefangen 
genommen, einige Munitionskolonnen und Bagage erbeutet 
Welchen Umfang die Rumänen ihrer Niederlage beimessen, 
geht daraus hervor, daß sie die große Donaubrücke bei Cerna¬ 
voda gesprengt haben. 

Im Cernabogen ist durch Angriffe von deutschen und 
bulgarischen Truppen der Feind an der mazedonischen Front 
in die Verteidigung gedrängt worden. N e v. 

Neuwahlen zu den Tierärztekammern. 

Der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und 
Forsten, Freiherr von Schorlemer-Lieser hat mir eine 
Abschrift der Königlichen Verordnung vom 5. d. M. über die 
Wahlen zu den Tierärztekammern zugehen lassen, die fol¬ 
genden Wortlaut hat: 

Wir Wilhelm 

von Gottes Gnaden König von Preußen usw., 
verordnen auf Antrag des Staatsministeriums, was folgt: 

Die Amtsdauer der Tierärztekammern, deren Wahlzeit 
nach der Verordnung vom 19. Juli 1915 (Gesetzsamml S. 123) 
mit Ende des Jahres 1916 abläuft, wird bis Ende des Jahres 
1917 verlängert. Die Neuwahlen zu den Tierärztekammern 
haben demnach erst im November 1917 stattzufinden. 

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift 
und beigedrucktem Insiegel. 

Gegeben Großes Hauptquartier, den 5. Oktober 1916. 

(Siegel) gez. W i 1 h e 1 m R. 

ggez. v. Breitenbach, Beseler, Sydow, v. Trott zu Solz, Freiherr 
v. Schorlemer, Lentze, v. Loebell, Helfferich. 

Diese Königliche Verordnung bringe ich hiermit zur 
Kenntnis der Preußischen Tierärzte. 

Göttingen, den 20. Oktober 1916. 

Dr. Esser, 

Vorsitzender des Ausschusses der Preuß. Tierärztekammem. 

Zur Gründung eines Reichsyerbandes der praktischen 
Tierärzte. 

Von prakt. Tierarzt F. Train, Baruth (Mark). 

Im Jahre 1906, das heißt vor 10 Jahren, schrieb ein 
Kollege: „Wir wissen, daß bei dem fortdauernden Andrange 
zum tierärztlichen Fachstudium schließlich die Überfüllung 
die praktischen Tierärzte zum Zusammenschluß nötigen wird, 
wenn sie nicht verhungern wollen.“ In den 10 Jahren ist 
dieser Zusammenschluß nicht erfolgt! Hat etwa der Schreiber 
jenes Satzes zu schwarz in die Zukunft gesehen? Nein, in 
allen tierärztlichen Zeitschriften kehren regelmäßig die Klagen 
über die schlechte wirtschaftliche Lage der praktischen Tier¬ 
ärzte wieder. „So wie jetzt die Dinge stehen, kann es nicht 
weiter gehen. Das Mißtrauen, die Verbitterung, die bei dent 
Praktikern herrscht, wird, wenn die Standesüberfüllung in 
wenigen Jahren den Kampf um die Praxis in ein akutes 
Stadium rückt, die unangenehmsten, dem Stand nachteiligsten 
Folgen haben müssen.“ In einer Tageszeitung des Jahres 1914 
finden wir den Satz: „Kurz und gut: die gegenwärtigen Ver¬ 
hältnisse sind schon schlecht genug, um sie noch schlechter 
ertragen zu können.“ (Gemeint ist die Lage der praktischen 
Tierärzte!) Wo hat uns Hilfe gewinkt? Nirgends! Sind wir 







2. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


527 


denn so unnütze Menschen, daß wir ein besseres Schicksal 
nicht verdienten 1 Hohe Schule bis zum Abschluß, langwierige 
Studien, Staatsexamen (und ein nicht leichtes!), und der 
praktische Tierarzt ist fertig! Jetzt fängt der Kampf um das 
Dasein an. In Dörfern, in kleinen und kleinsten Städten, 
weit entfernt von den Stätten der Kunst, der Wissenschaft, 
der Erholung des Geistes findet der praktische Tierarzt seine 
Niederlassung. In Wind und Wetter, bei Nacht und Nebel, bei 
Regen und Schnee, bei glühender Sonnenhitze und schneidender 
Kälte führt er seine Tätigkeit aus, um kranken Tieren zu 
helfen, um, dem Nationalvermögen das Möglichste zu retten; 
täglich, fast stündlich setzt er seinen Körper den größten Ge¬ 
fahren aus. Unter den allerungünstigsten und schwierigsten Ver¬ 
hältnissen widmete er sich der Fleischbeschau, um seine Mit¬ 
menschen vor etwaigen Erkrankungen zu schützen. Und sein 
Lohn? Kärglich, häufig nicht erwähnenswert, nicht reichlich 
genug, um ihm die Sorgen um seine Existenz und um die 
Zukunft seiner Familie zu nehmen. 

So muß die Arbeitsfreudigkeit bald schwinden, sie wird 
zur bitteren Pflicht. Unzufriedenheit stellt sich ein, Grübeln 
und Murren sind ihr Gefolge. Immer häufiger stellt man sich 
die Frage: Warum geht es gerade dem praktischen Tierarzt 
so schlecht? Warum findet gerade seine Tätigkeit so geringen 
Lohn? Warum erhält er z. B. bei der Fleischbeschau für ein 
Rind, das wegen bestehender Tuberkulose ihm größere Arbeit 
und damit verbundenen größeren Zeitverlust verursacht, dessen 
Beurteilung von ihm streng wissenschaftliche Überlegung 
fordert, über das er zu Hause genau Buch in mehreren Spalten 
zu führen hat, über dessen Verwendung er der Polizei schrift¬ 
liche Vorschläge machen muß, und das ihm sogar noch nach 
einem Jahre bei der Jahresstatistik Kopfschmerzen macht, 
warum erhält er für diese Fahrt ganze 9,40 M. einschl. Wege¬ 
gebühren (ein Glück, daß dieser Ort nicht Bahnverbindung 
hat, sonst könnte die Einnahme bei vielleicht noch größerem 
Zeitverlust auf ganze 4,12 M. sinken!), während der Arzt für 
dieselbe Fahrt, obgleich das Verschreiben des Rezeptes mit 
Untersuchung nur einen Bruchteil der von dem Tierärzte ver¬ 
langten Zeit beträgt, sogar von der Krankenkasse über 
18,00 M. erhält? Wie recht hat der Kollege, welcher schrieb: 
„Die Beteiligung des praktischen Tierarztes bei der Fleisch¬ 
beschau findet eine so niedrige Entlohnung, daß viele Tier¬ 
ärzte nur mit Unlust sich dazu verstehen, in der Fleischbeschau 
tätig zu sein. Wir Tierärzte wollen gewiß nicht aus segens¬ 
reichen hygienischen Maßnahmen pekuniäre Vorteile schöpfen; 
aber bei der Beteiligung an derselben wirtschaftlich zugrunde 
gehen, bedeutet doch von dem praktischen Tierarzt zu viel 
verlangt. In vielen Gegenden stellen die Entschädigungen für 
die Ergänzungsbeschau nicht nur keine nennenswerte Be¬ 
zahlung für Arbeit und Zeitaufwand dar, sondern die im Ge¬ 
bührentarif zur allgemeinen Kenntnis gebrachte behördliche 
Auffassung über den Wert einer tierärztlichen Leistung ist 
geeignet, den Erwerb aus tierärztlicher Heilkunst auf das 
schwerste zu schädigen!“ Andauernd klingt der Ruf nach 
angemessenen Gebühren; so laut er aber auch erklang, nirgends 
Gewährung. Die jetzige Regelung der Fleischversorgung ver¬ 
teuert das Fleisch durchschnittlich um 7 %>; in den Friedens¬ 
zeiten, als das Fleisch selbst bedeutend billiger war, da wurde 
gegen unser Verlangen nach höheren Beschaugebühren 
energisch Front gemacht, weil durch die Erhöhung der Ge¬ 
bühren das Fleisch um %— 1 % verteuert worden wäre. Ohne 
Erfolg verklang unser Ruf; wir waren nicht imstande, ihm 
Gehör zu verschaffen, weil der einzelne nie etwas schafft, weil 
ein achtunggebietender Verband uns fehlte! 

Als am Anfang des.Krieges die Pferdeaushebungen statt¬ 
fanden, übernahmen wir praktischen Tierärzte gerne die Unter¬ 
suchungen, zu denen wir uns schon in Friedenszeiten bereit- 
erklärt hatten; die uns damals zugestandenen Gebühren waren 
angemessene. Unsere Tätigkeit bei den Aushebungen ist 
lobend anerkannt worden — aber nicht gebührend entlohnt 
worden; denn als es an das Bezahlen ging, da erhielten wir 
fast nur die Hälfte der uns seinerzeit schriftlich zugesprochenen 
Gebühren; durch einen Ministerialerlaß im September wurden 
die Gebühren für unsere im August geleistete Arbeit herab¬ 
gesetzt. Wir konnten dagegen nichts ausrichten. Ob der¬ 
artiges auch den Ärzten in einem ähnlichen Falle zugemutet 
worden wäre, hinter denen der Leipziger Verband steht, dessen 
Ansehen stark genug ist, um das Wohl der Ärzte zu schützen? 
Diese wenigen Beispiele, denen noch viele hinzugefügt werden 
könnten, beweisen, daß die Bezahlung der praktischen Tier¬ 


ärzte von seiten der Behörden meist eine unzureichende, häufig 
unangemessene ist, daß eine Besserung aber nicht zu erzielen 
war, weil die praktischen Tierärzte keine .Gesamtvertretung 
besitzen. 

Daß der Stand der praktischen Tierärzte an diesem Mangel 
krankt, weiß jeder von uns, und in den letzten 10 Jahren ertönt 
der Schrei nach einem Zusammenschluß: „Tun wir uns zu¬ 
sammen!“ „Schließen wir uns fest zusammen!“ Halten wir 
zusammen bis auf den letzten Mann; so kann es nicht weiter 
gehen!“ „Sogleich müssen wir uns zusammenschließen. Wenn 
es die Ärzte fertig gebracht haben, im Leipziger Verband, der 
heute dasteht wie ein rocher de bronze, über 30 000 Mitglieder 
unter einen Hut zu vereinigen, dann werden nach diesem 
unübertrefflichen Vorbild sich doch wohl die 6000 deutschen 
Tierärzte um einen Mittelpunkt scharen können.“ „SchÜeßen 
sich doch die praktischen Tierärzte zu einer wirklich straffen 
Organisation zusammen. Die wirklich straffe Einheit kann 
alles. Praktische Tierärzte: Alle Mann an Deck!“ „Nicht¬ 
beamtete Tierärzte Deutschlands organisiert Euch, schafft Euch 
einen Verband ä la Leipziger Ärzte-Verband!“ — So tönt und 
schallt es ermunternd und mahnend. 

Wo ist der so heiß ersehnte Verband? — Nicht einmal 
ein schüchterner Anfang ist öffentlich gemacht worden! Sollten 
wirklich die praktischen Tierärzte von einem Verband nichts 
erhoffen? Mögen sie auf die Erfolge des Leipziger Ärzte- 
Verbandes, auf die Macht, die der Zusammenschluß der Volks¬ 
schullehrer zum Besten des Lehrerstandes ausübt, blicken; sie 
mögen daran denken, daß die Innungen, daß die Fleischer, die 
Viehhändler sich zu achtunggebietenden, ihren Willen durch¬ 
setzenden Verbänden zusammengeschlossen haben, daß unsere 
Schlachthofkollegen schon Verbesserung ihrer Lage ihrem 
Reichsverbande, von dem ich einst erträumte, daß er zu einem 
Reichsverbande aller Tierärzte auswachsen würde, zu ver¬ 
danken haben! 

Sollten die praktischen Tierärzte wirklich ein „zu zahmes 
Geschlecht“ sein? Nun, dann wird es höchste Zeit, daß sie 
es „gewesen“ sind. Beseelt von glühendster Vaterlandsliebe 
haben Tausende von praktischen Tierärzten ohne Murren ihre 
Praxis im Stich gelassen, um in diesem treulosesten aller 
Kriege, der ihr Vaterland vernichten sollte, des Deutschen 
höchste Güter zu schützen, ihr Hab und Gut, Leben und Blut 
zur Rettung des geliebten Vaterlandes opfernd! Ihrer Arbeit 
im Kriege haben unsere höchsten Kriegsherrn in den wärmsten 
Worten Dank und Anerkennung gezollt. Unsere Kollegen 
haben ihren Erwerb zuhause im Stich gelassen, aber die bange 
Sorge um die Zukunft, die konnten sie nicht zuhause lassen. 
Ungünstig war die Gegenwart, geradezu trostlos erscheint die 
Zukunft. Wenn der Krieg beendet ist, wenn unsere Kollegen 
in die Heimat zurückkehren, dann heißt es für viele: von vorn 
anfangen, von vorn unter besonders ungünstigen Verhältnissen! 
Was sie in jahrelanger harter Arbeit sich gebaut, es ist zu¬ 
sammengerissen, es ist zusammengefallen! Einen großen Teil 
ihrer Praxis haben Pfuscher an sich gerissen. Jahrelang haben 
wir dafür gekämpft, daß die Impfungen als reine tierärztliche 
Tätigkeit den Tierärzten Vorbehalten bleibe. Was müssen 
wir in einer Tageszeitung lesen?! In einem Notschrei über das 
verstärkte Auftreten des Rotlaufs heißt es: „Noch in diesem 
Frühjahr ist ein intelligente r Fleischbeschauer 
in der Impfung unterwiesen worden, er hat dann die Impfungen 
erfolgreich ausgeführt.“ Was während des Krieges der 
Not gehorchend geschah, wie leicht kann es nach dem Kriege 
als dauernde Einrichtung verlangt und durchgesetzt werden! 
Alte, frühere, durch unsere Tätigkeit verdrängte Pfuscher sind 
infolge der Abwesenheit vieler Kollegen wieder groß geworden, 
und : .noeh schlimmer: neue Pfuscher werden nach dem Kriege 
sich breit machen, Pfuscher, „die im Kriege selbst durch 
Kollegen ausgebildet, großgezogen worden sind“; ein schwerer 
Vorwurf für Kollegen, ein Vorwurf, der sich aber — leider! — 
durch Tatsachen belegen läßt. Kurz, die zurückkehrenden 
Kollegen haben öden, mit „Unkraut“ aller Art besetzten Acker 
neu zu bearbeiten. Und die Fleischbeschau? Sie kann in 
den ersten Jahren nach dem Kriege keinen Ausfall decken, 
denn unser Viehbestand kann sich nicht von heute auf morgen 
zur alten Höhe erheben. Noch lange Zeit nach dem Kriege 
werden Beschränkungen nötig sein, Beschränkungen, die wir 
an unserem Einkommen schmerzlich empfinden werden. 

Ist es da nicht „hohe Zeit“, daß wir uns endlich zusammen- 
sammenschließen? Jetzt, wo die größte Zahl der Kollegen 
noch draußen steht, mag der Augenblick schlecht gewählt 






528 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 44. 


erscheinen; die höchste Zeit ist es aber sicherlich, mit den 
Vorarbeiten zu beginnen. Herzlichst bitte ich deshalb alle 
praktischen Tierärzte, mir Zustimmungen und Vorschläge zur 
Gründung eines Reichsverbandes aller deutschen praktischen 
Tierärzte zu geben. Mit Hilfe von Kollegen, denen das Wohl 
unseres Standes schon seit langer Zeit bange Sorgen macht, 
wollen wir gerne die Vorbereitungen, die Vorarbeiten betreiben. 
Nach dem Kriege werden wir dann gerne unser vorbereitetes 
imd vorbereitendes Material in die Hände Berufener legen, 
damit sie, wenn ganz Deutschland jubelt über den errungenen, 
gerechten Sieg, wenn von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf 
unser stolzes Lied „Deutschland, Deutschland über alles 44 in 
neuer Kraft ertönt, damit sie dann auch unserem Stand der 
praktischen Tierärzte den Siegesruf verkünden können: Einig¬ 
keit und Recht und Freiheit für uns praktische Tierärzte! 

Wohlan, ein jeder, jeder helfe! Der Stand der praktischen 
Tierärzte bildet einen Körper, der einzelne bildet nur ein 
Glied des Körpers; aber nur wenn jedes Glied für den Körper 
arbeitet, wenn alle Glieder einig sind, dann erst kann der 
Körper leben und bestehen, dann erst kann er jedem Glied 
geben, was des Gliedes ist Wie schön schildert Rabelais 
den gesunden Körper: Stellt Euch nur den Mikrokosmos, d. h. 
die Welt im kleinen, vor, den Menschen mit seinen Dienste 
leistenden, Dienste heischenden, gegenseitig sich fördernden 
Gliedmaßen. Der Zweck, den der Schöpfer dieses Mikro¬ 
kosmos hatte, ist der, die Seele zu erhalten, die er ihm als Gast 
gab, und das Leben. Das Leben existiert im Blute, das ist 
der Sitz der Seele. Deshalb ist es die einzige Arbeit dieser 
kleinen Welt, immer neues Blut zu erzeugen. An dieser Er¬ 
zeugung beteiligen sich alle Glieder, und ihre Stellung zu¬ 
einander ist so, daß immer eins von dem andern nimmt, immer 
eins dem andern leiht, eins dem andern etwas zu verdanken 
hat — Und dagegen wie traurig das Bild des kranken Körpers: 
Da leiht der Kopf die Sehkraft seiner Augen nicht um Hände 
und Füße zu leiten; die Füße wollen nicht mithelfen, den 
Kopf zu tragen, die Hände nicht für ihn arbeiten; das Herz 
weigert sich, sich um der Glieder willen müde zu schlagen, 
und leiht ihnen die Pulsschläge nicht; die Lunge gibt ihre 
Atemzüge nicht her, die Leber spendet kein Blut zur Ent¬ 
wicklung der Gliedmaßen; die Blase verschmäht es, den Nieren 
etwas zu schulden, und der Urin stockt. Infolge solcher Un¬ 
natur versinkt das Gehirn in Dumpfheit und regt die Nerven 
nicht mehr zum Fühlen, die Muskeln nicht mehr zur Bewegung 
an. Kurz: diese aus allen Fugen gegangene Welt muß zu¬ 
grunde gehen, kein Arzt kann ihr mehr helfen! — 

Um vor solchem Schicksal unseren gemeinsamen Körper, 
„den Stand der praktischen Tierärzte 44 , zu bewahren, helfe ein 
jedes Glied: Einer für alle, alle für einen! 


Bücherbesprechungen. 

— Das Gewicht der als -„Fleisch“ verwertbaren Organteile und des 
Eingeweidefettes der schlachtbaren Haustiere; ein Beitrag zur Berechnung 
des Fleischkonsums. Von Dr. Emil Grams, Tierarzt in Neukölln. Berlin 
1910. Zu beziehen durch Buchhandlung von Richard Sch'oetz, Berlin. 

Die Arbeit von Grams, die 1909 als Dissertation der veterinär¬ 
medizinischen Fakultät in Bern vorgelegt wurde, hat gegenwärtig, da 
die Frage der Fleischversorgung eine so schwierige geworden ist, noch 
an Bedeutung gewonnen. Der Verfasser geht von der Tatsache aus, 
daß den bisherigen statistischen Berechnungen und Angaben über den 
Fleischkonsum nur das Fleischgewicht der Schlachttiere zugrunde ge¬ 
legt, aber das Gewicht der als menschliches Nahrungsmittel verwert¬ 
baren Organe und des Eingeweidefettes ganz außer Anrechnung ge¬ 
blieben ist. Nach den eingehenden Untersuchungen von Grams müssen 
bei Berechnung des Fleischkonsums folgende Gewichtsmengen für die 
Organteile und das Eingeweidefett hmzugerechnet werden: 1. bei 
Rindern 21,96 kg (auf 100 kg Fleischgewicht), 2. bei Kälbern 82,31 kg, 
8. bei Schafen 26,88 kg, 4. bei Schweinen 20,89 kg und 5. bei Pferden 
10,56 kg. Zur Ermittelung dieser Zahlen hat Grams umfangreiche 
Wägungen der als „Fleisch“ in Betracht kommenden Organe bei den 
einzelnen Schlachttiergattungen vorgenommen. Die Ergebnisse dieser 
Wägungen sind insofern recht wertvoll, alB die Gewichtsangaben sich 
auf das Schlachtgewicht beziehen, während die Gewichtsfeststellungen 
anderer Autoren auf das Lebendgewicht Rücksicht nehmen. An der 
Hand der vom Verfasser gemachten Angaben iBt in bezug auf jede 
Schlachttiergattung entsprechend Geschlecht, Alter, Gewicht und Nähr¬ 
zustand eine Gewichtsberechnung der einzelnen als Fleisch verwerteten 
Organe ermöglicht, ohne daß man den umständlichen Weg der Um¬ 
rechnung des Lebendgewichtes in das Schlachtgewicht wählen muß. 

Die sehr fleißige Arbeit von Grams bietet dem Fachmann eine 
interessante Lektüre, sie kann auch den Behörden, denen die Regelung 
der Fleischverteilung obliegt, zum Studium bestens empfohlen werden. 

Goldstein, Berlin. 


— Vorschriften Ober Vieh- und Fleischversorgung. Sammlung 
der r e i c h s r e c h 11 i c h e n und bayerischen Vor¬ 
schriften über den Verkehr mit Vieh und Fleisch. 
Mit kurzen Anmerkungen und ausführlichem Register, herausgegeben 
von Dr. Otto Woerner, K. Bezirksamtsassessor in Fürstenfeldbruck. 
München 1916, Bayer. Kommunalschriften-Veriag, München, Arcisstr. 47. 
Preis geb. 2,50 M. 

Die außerordentlich große -Zahl der Vorschriften über den Verkehr 
mit Vieh, Fleisch und Fleischwaren erschwert einen Überblick .über die 
geltenden Bestimmungen. Die vorliegende Schrift stellt alle bestehenden 
Vorschriften in ihrer jetzigen Fassung zusammen und erläutert sie kurz, 
den Tierärzten, besonders den bayerischen, wird das Buch ein schätzens¬ 
wertes Hüfsmittel sein. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär 
Verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Oberveterinär Ludwig 
Fürst, dem Oberveterinär der Res. Leopold Loeb und dem Veterinär 
der Res. Oskar Schiller. — Das Militärverdienstkreuz I. Kl. mit 
Schwertern: dem Feldhilfsveterinär Oskar Wältner, — Das Königl. 
Sächsische Kriegsverdienstkreuz: dem Bezirkstierarzt Oberveterinär¬ 
rat Rost in Pirna, den Regierungsveterinärräten Kunxe in Chemnitz, 
Dr. Fambach in Rochlitz, Freytag in Plauen, Dr. Otto in Dresden, 
den Bezirkstierärzten Dr. Pclx in Stolberg, Dr. Heinrich in Marien¬ 
berg, sowie dem Tierarzt Glöckner in Königstein, dem Oberstabs¬ 
veterinär a. D. Schade in Dresden, dem Veterinärrat Heinrich Hengst, 
Schlachthofinspektor in Leipzig u. dem Tierarzt Wilh. Wagner aus 
Dresden-Plauen. — Der Königl. Preuß. Kronenorden 3. Kl.: dem 
Kreistierarzt Veterinärrat Woldt in Gummersbach. — Die Rote- 
Kreuzmedaille 3. Kl.: dem Kreistierarzt Veterinärrat Ernst Pitx 
in Eltville. 

Versetzt: Stabsveterinär Dr. Zalewsky als Veterinär-Dezernent 
zur Deutschen Verwaltung von Kurland nach Mitau. 

Ruhestandsversetzung: Kreistierarzt Veterinärrat Woldt in 
Gummersbach. 

In der Armee: Preußen: Für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses angestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Ober- 
veterinären: die Veterinäre: Dr. Schutxer (V Berlin) bei der Fußart- 
Batt. 128 der 10. Armee, Ruthenberg (V Berlin) bei der 1. Landst-Esk. 
III. A.-K. beim Gouv. Kowno, Bämnler (V Berlin) beim Feldart- 
Regt. Nr. 248 der 84. Inf.-Div., Schmidt (Paul) (V Berlin) beim Res.- 
Fußart.-Regt. Nr. 15, Kamp (Bielefeld) bei der Pferde-Ers.-Abt des 
VII. A.-K., Pilgram (Bonn) bei den Etapp.-Trains der Armee-Abt 
Scholtz, Augat (Braunsberg) beim Ers.-Pferdedepot des I. A.-K, 
- Siebke (I Bremen) bei'der Armee-Schlächterei Libau, Dr. Eichacker 
(Bruchsal) beim Inf.-Regt. Nr. 146, Roll (Burg) beim Gouv. Libau, 
Schnitxler (Celle) bei der deutschen Verw. Kurland, Etapp.-Insp. 
der 8. Armee, Golsch (Cosel) bei der Geb.-Kan.-Batt 18, Meyer 
( Friedrich ) (Dessau) beim Staffelstabe 120 der 119. Inf.-Div., Greife 
(Detmold) bei der Verw. Grodno, Etapp.-Insp. der 12. Armee, 
Aschoff (Göttingen) beim Pferde-Laz. 202 der 103. Inf.-Div., Gundel 
(Hagenau) bei der Train-Ers.-Abt. Nr. 21, Schuttes (Hanau) bei der 
M.-W.-Komp. 225, Meder (Hannover) beim Pferde-Laz. 196 der 
78. Res.-Div., Iieiske (Liegnitz) beim Feldart.-Regt. Nr. 89, 
ran Bentheim (Siegen) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. l/II der 9. Armee, 
Rohde (Lübeck) beim Res.-Hus.-Regt. Nr. 7, Lifka (Marienburg) bei 
der Fuhrp.-Kol. 276 des XVII. Res.-Korps, Ganter (Mosbach) beim 
Re8.-Feldart.-Regt. Nr. 19, Hüttemann (I Mühlhausen) bei der 
n. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 71, Dr. Brohl (Mülheim a. d. Ruhr) 
beim Feldart.-Regt. Nr. 209, Tast (Münster) bei der Pferde-Ers.-Abt 
VH. A.-K., Schwermann (Münster) bei der Ers.-Esk. Hus.-Regts. 
Nr. 11, Böpermann (Münster) bei der Res.-Fuhrp.-Kol. 21 des 
VIL Res.-Korps, Stimming (Perleberg) beim Ers.-Feldart-Regt 
Jüterbog, Dr. Sieg (Rendsburg) beim Res.-Feldart-Regt Nr. 35, 
Dr. Stueben (Rendsburg) bei der Mag.-Fuhrp.-Kol. 11/VH der 7. Armee, 
Lehmann (Rostock) beim Etapp.-Pferde-Laz. der 7. Armee, Büge 
(Rostock) bei der Prov.-Kol. 5 des Gardekorps, Tanck (Stendal) 
beim Ers.-Depot Hus.-Regts. Nr. 16, Mack (Stockach) beim Feldart- 
Regt. Nr. 76, Bartx (Stralsund) beim Fußart.-Regt Nr. 15, MoreÜ 
(Wiesbaden) beim Ers.-Pferdedepot Wiesbaden. — Als Veterinär¬ 
offiziere für die Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt unter 
Beförderung zu Veterinären: die Unterveterinäre: Dr. Gminder 
(V Berlin) bei der Etapp.-Fuhrp.-Kol. 455 der 8. Armee, Schincke 
(Bemburg) beim Res.-Feldart-Regt. Nr. 48, Sachweh (Bochum) beim 
Landw.-Feldart-Regt Nr. 12, Schroeder (Ludwig) (n Braunschweig) 
bei der Ers.-Abt Train-Abt. Nr. 10, Nitschke (Hermann) (Cosel) beim 
Res.-Pferde-Laz. 35 des XXXXI. Res.-Korps, Dr. Seitx (II Frank¬ 
furt a. M.) beim Res.-Pferdedepot 2 des XVIH. A.-K., Fröhlich 
(Gießen) b. Ers.-B. Fußart-Regts. Nr. 5, Ulrich (Gießen) bei der 
Ü. Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 68, Schneider (Gießen) bei der 
Fernspr.-Ers.-Abt. 3, Marten (Gnesen) beim Feldart-Regt. Nr. 96. 

Todesfälle: Landestierarzt a. D. Geheimer Regierungsrat Georg 
Feist in München, Oberveterinär Peter Kreuder in Hilders, Ober- 
veterinär der Res. Hans Worrn in Rehhof, Oberveterinär Johannes 
Ziegert im 1. Garde-Füßart.-Regt. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Olage, Hambarg. — Verlag and Eigentum der Verlagsbachhandlung von Richard Schoetx in Berlin. — 

Druck von W. Büxensteln, Berlin. 



Die ^erltaet Tlerftntllebe Wochenschrift* enehdttt 
w&ehentlieh iBQ Verlage tod Richard 8ehoeta In 
Berlin 6W. 18, Wllhelmilr. 10. Dareh jedes deaUehe 
Postamt wird dieselbe tun Preise too M. 6, — viertel* 
jährlich (aawehlieOlleb Bestellgeld) geliefert (Öster* 
releblscbe Post-Zeltunjrs- Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 8&.J Einzelnummern 60 PL 


Berliner 


ÖHgtnalbeitrfge werden mit 66 Blk„ ln PetlUat* mit 
60 Hk. fttr den Bogen honoriert Alle Manaskrlpt% 
Mittellangen and redaktionellen Anfragen beliebe man 
an senden an Professor Ql age. Hamburg, Osterstr. St; 
Korrektoren, Reseaslona-Exemplare and Annoncen 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Sehmaltz-Berlio 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Hanoke 8chlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Yet-Rat Dr. Lothee Geh. Oberregierungsrat Dr. Neveraann 

Hamborg. Referent t Reichs-Kol.-Amt in Berlin. ln Mülhausen UHL ln Odin. Vortrag. Rat tm t Landw. ln Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- n. Geh. V et.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Landsstierarst fUr Hamborg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor in Dre don. Professor in Proiburg. 

Ober-Med. Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vagei Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor ln Dresden. Vorst d. Kais. BakL Inst, Gamama, D.8.W.-A. 8Udt*Tierarat in Hamburg. Professor ln München. MltgL d. QesundbelUamta to Berlin. 

Dr. A. ZlmmermanB Regierungsrat ZDndel 

Professor ln Budapest Landestlararxt von Elsafi-Lothrlngen. 

_Verantwortlicher Schriftleiter; t V. Prof. Glage_ 

XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 45 . Ausgegeben am 9. November. 


Inhalt: Fechter: Über Anwendung des Digitalispräparates „Digipuratum“ beim Pferd. — Glage: Aus der 
Gerichtspraxis bei Fleischvergiftungen (Fortsetzung und Schluß). — Referate: Löb und Löwe: Die 
örtliche Reizwirkung der zur Injektionsbehandlung empfohlenen Digitalispräparate. — Hu 11gren:’Zur therapeutischen An¬ 
wendung des Digitotals, eines neuen Digitalispräparates. — Lehmann: Zur Kenntnis des Paratyphus A. — Bieling: 
Zur Yerbreitungsweise und bakteriologischen Diagnostik des Paratyphus A-Bazillus. — Schmitz: Ein neuer Elektivnährboden 
für Typhusbazillen. — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: Schlegel: Bakteriologische Fleischbeschau. — Ickert: Über 
eine Fleischvergiftungsepidemie durch Bazillen der Gärtner-Gruppe (Rattenschädlinge).—Verschiedenes.— Tierhaltung und Tierzucht: 
vonBarnekow: Die Zukunft der Traberzucht in Deutschland. — Tagesgeaohlchte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundert- 
undachtzehnte Kriegswoche. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. — Personalien. 


Über Anwendung des Digitalispräparates 
„Digipuratum“ beim Pferd. 

Von Veterinärarzt Dr. Fechter, Darmstadt. 

Einer jeden Therapie mit Folia digitalis haftet der Nach¬ 
teil an, der durch die inkonstante Zusammensetzung der 
Digitalisblätter bedingt ist. Dieser Umstand führt von selbst 
dazu, die künstliche Herstellung der in den Blättern enthaltenen 
Arzneistoffe zu versuchen. Das Streben, die Glykoside der 
Folia digitalis in ihrer Gesamtheit und ihrer natürlichen Form 
und frei von schädlichen oder überflüssigen Stoffen zu 
gewinnen und zur therapeutischen Anwendung' zu bringen, 
blieb längere Zeit erfolglos; und doch sind die Gebrechen der 
bisher üblichen Behandlung mit Folia digitalis nicht so leichter 
Natur. Vor allem muß dabei die lästige Nebenwirkung auf 
den Magen und Darmtractus im Auge behalten werden. Um 
so erfreulicher ist es, daß jetzt ein künstliches Digitalis- 
Präparat hergestellt wird, das wohl vor allem wegen seiner 
günstigen Wirkung sehr rasch in der Humanmedizin sich ein¬ 
gebürgert hat; es handelt sich um das „Digipuratum“ der 
Firma Kno 11 & Co., Ludwigshafen. 

In der Tierheilkunde wurde das Mittel bisher an kleinen 
Haustieren, so von Franzen 1 ) und von Schüttler 2 ) 
versucht. Dagegen sind die Erfahrungen an Pferden nicht 
allzu umfangreich. Als Normaldosis wird bei diesen Haus- 

J ) Franzen, Physiol. Institut der Kgl. Tierärztl. Hochschule, 
Hannover. „Untersuchungen über die Wirkungen von Digipuratum- 
Knoll und seine Verwendbarkeit in der Veterinärmedizin.“ 
Dissertation, Bern 1910. 

2 ) Schüttler, Pharm. Institut der Kgl. Tierärztl. Hochschule, 
Berlin. „Versuche über die Wirkung des Extractum digitalis 
depuratum — Digipuratum — bei Tieren.“ Dissertation, 
Gießen 1909. 


tieren von der Firma täglich 10 ccm der schwach soda¬ 
alkalischen, wässerigen Lösung der „Glyko-Digi-Tannoiden“ 
zur subkutanen und intramuskulären Injektion angegeben, 
intravenös 15—20 ccm. Der Preis stellt sich auf M. 5.— für 
5 Digipuratum-Ampullen zu 10 ccm pro us. veterinär. 

Die Indikation des Mittels ist die nämliche wie die der 
Folia digitalis. Es kommt also vor allem bei unregelmäßiger, 
schwacher oder beschleunigter Herztätigkeit namentlich infolge 
Infektionen in Frage, ist jedoch auch als Diureticum zu 
benutzen. Eine Kumulation tritt angeblich nicht ein. Es sollen 
nun in folgenden Zeilen ganz kurz einige Auszüge aus Krank¬ 
heitsgeschichten gegeben werden, die zum Nachweis der 
Wirkung beim Pferde angefertigt wurden. 

Fall 1. Brauner Esel, Wallach, 12 Jahre alt. Patient wurde 
mit Erscheinungen einer Lungenentzündung eingeliefert. Die Be¬ 
handlung bestand in Einreibung der Brustwand mit Senfspiritus 
und Brustumschlägen. Pulsfrequenz etwa 6—8 Schläge Über der 
Norm. Am 6. Oktober 1915 um 9% Uhr intravenöse Injektion von 
0,5 Digipuratum. Infolge der Behandlung wird der Puls kräftiger 
und die Frequenz vermindert sich um einige Schläge. Diese 
Wirkung des Arzneimittels hält bis abends an. Am 7. Oktober 1915 
morgens 6 Uhr zeigt Patient wieder 58 Pulsschläge. 

Fall 2. Rotschimmel, Stute, 6 Jahre alt. Patient wurde mit 
Erscheinungen einer Lungenentzündung eingeliefert. Die Be¬ 
handlung bestand in Prießnitz um die Brust Das Pferd befindet 
sich in moribundem Zustande. Es kann nicht mehr aufstehen 
und schlägt von Zeit zu Zeit mit den Beinen um sich. Am 
6. Oktober 1915 um 10 Uhr wird ihm versuchsweise 1,0 Digipuratum 
in die Halsvene injiziert. 

Der Eingriff verursacht keinerlei toxische Erscheinung, son¬ 
dern die Pulsfrequenz wird um etwa 10 Schläge herabgesetzt. 
Es wird auch die Qualität des Pulses beeinflußt. Der Füllungs¬ 
grad der Arterie nimmt zu. Dauer der Digipuratumwirkung etwa 
2 Stunden bis 12 Uhr, nach welcher Zeit die Zahl der Pulsschläge 
allmählich steigt. 






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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 45. 


. Fall 3. Rappstute, Tjährig. Patient wurde mit 40,6 Fieber 
und Erscheinungen einer Lungenentzündung eingeliefert. Am dritten 
Krankheitstage ging die Temperatur bis fast an die Fiebergrenze 
herunter, wurde aber dann dauernd wieder hochfieberhaft. 

Behandlung: Einreibung der Brust wand mit Senf-Spiritus 
Brustumschläge, Halsumschläge, Coffein 5,0. 

Status praesens. Patient befindet sich in mäßigen 
Nährzustand. Er macht einen schwer kranken Eindruck. Der 
Blick ist trübe, matt. Die Lidbindehäute hoch gerötet. Aus der 
Nasenöffnung wenig seröser Ausfluß. Atmung sehr angestrengt, 
jedoch ist die Frequenz nicht wesentlich erhöht. Die Unter¬ 
suchung der Lunge ergibt beiderseitige Dämpfung mit tympani- 
tischer Randzone, trockene und feuchte Rasselgeräusche. Patient 
hat fast nichts gefressen. Er zittert und schwankt in der Nach¬ 
hand. Am 8. Oktober 1915 um 10,45 Uhr erfolgt 
intravenöse Injektion von 1,0 Digipuratum. 

Oktober 9. Vk Stunde nach der Injektion ist die Pulsfrequenz 
auf 90 Schläge gestiegen, sie geht dann später auf ihre frühere 
Zahl, 86, zurück und wird durch die Behandlung in diesem Falle 
nicht herabgemindert. Die Arterie fühlt sich jedoch gleich nach 
der Injektion prall an. Es werden leichte Unruhe-Erscheinungen 
sowie häufiger Kot- und Harnabsatz beobachtet. Der Schweiß 
des Tieres hat einen eigenartigen Geruch. 

r Fall 4. Braune Stute, 6 Jahre alt. Patient wurde mit 40,7 
Temperatur eingeliefert. Infolge einer dreimaligen Gabe von 
35 g Aeetanilid ging das Fieber zurück. Es wurden außerdem 
Einreibungen der Brustwand mit Senf-Spiritus und Brustumschläge 
angewandt. Am 10. Oktober 1915 ging die Körpertemperatur 
wieder in die Höhe und blieb bis heute hoch fieberhaft. 

Status praesens. Patient ist ein schweres Landpferd 
von kräftigem Körperbau und gutem Nährzustand. Das Verhalten 
des Tieres ist munter. Das Haarkleid ist glänzend. Die Lidbinde¬ 
häute blaß, leichter Stich ins Gelbliche. Nasenschleimhaut rosa¬ 
rot. Wenig seröse Flüssigkeit in der Nasenöffnung. Atmung 
leicht angestrengt, sehr beschleunigt (42 Atemzüge). Vorwiegend 
abdominaler Atmungstypus. Bei jedem Atemzuge werden die 
Nüstern mitbewegt. Die Perkussion der Lunge ergibt: Beider¬ 
seitige Dämpfung im untersten Drittel des Perkussionsfeldes. 
Rauhes Vesikulär-Atmen. Puls schwach, 72 Schläge in der Minute. 
Arterie mäßig gefüllt. Herztöne in regelmäßigen Intervallen 
hörbar und rein. Körpertemperatur mittelgradiges Fieber. 
Futteraufnahme gut. Um 3,3 0 Uhr erfolgt intravenöse 
Injektion von 1,0 Digipuratum. Der Puls wird zu¬ 
nächst unregelmäßig, die Herztätigkeit aufgeregt, dann sinkt 
die Frequenz um etwa 6 Schläge. Der Ftillungsgrad der Atterie 
nimmt stark zu. Der Puls wird sehr kräftig. Die Frequenz 
des Pulses wird jedoch im weiteren Verlauf nicht erheblich be¬ 
einflußt, auch die Körpertemperatur bleibt auf derselben Höhe. 

Oktober 15. Puls auf 62 Schläge zurückgegangen, ebenso 
die Körpertemperatur auf 39,2. Ftillungsgrad der Arterie ein sehr 
guter. Futteraufnahme durch das Arzneimittel nicht beeinträchtigt. 

Oktober 16. Die Pulszahl ist auf 64 Schläge geblieben. Die 
Arterie ziemlich gut gefüllt. 

Fall 5. Dunkelbrauner Wallach, 4 Jahre alt. Patient wurde 
mit 39,7 Temperatur und Erscheinungen einer Lungenentzündung 
eingeliefert. Behandelt wurde mit Senf - Einreibungen. Brust- 
Umschlägen, Aeetanilid, Coffein. Die Temperatur blieb bis zum 
7. Oktober 1915 hoch fieberhaft, dann war das Pferd bis zum 
10. Oktober fieberfrei; an diesem Tage trat wieder Fieber ein, 
das auch am folgenden Tage bestehen blieb. Am 13. Oktober war 
das Pferd wieder fieberfrei bis zum 16. Oktober und hatte am 
17. Oktober 40,0 Fieber. 

Status praesens. Patient ist ein mittelschweres Zugpferd 
von kräftigem Körperbau und mäßigem Nährzustande. Haarkleid 
stumpf. Allgemeinbefinden matt. Lidbindehäute stark ramiform 
und diffus gerötet. Körpertemperatur 39,7. Aus der Nasenöffnung 
reichlicher schleimiger Ausfluß. Haarausfall an den Stellen, die 
von dem Schleimstrom dauernd berührt werden. Kurzer, schmerz¬ 
hafter Husten. Kehlgang rein. Frequenz der Atmung: 26 an¬ 
gestrengte Atemzüge in der Minute, vorwiegend abdominaler 
Typus. Perkussion der Lunge zur Zeit negativ. Auskultation 


leicht verstärktes Vesikulär-Atmen, trockene Rasselgeräusche. 
67 schwache, aber regelmäßige Pulse. Füllungsgrad der Arterie 
mäßig. Herzton rein. Um 10,15 Uhr intravenö s-e I n - 
j e k t i o n von 1, Ö Digipuratum. Es erfolgt hierauf zu¬ 
nächst eine Steigerung der Pulsfrequenz, um durchschnittlich 
5—7 Schläge, die bis 11 Uhr andauert. Gleichzeitig^ nimmt der 
Füllungsgrad der Arterie zü. Um 10,45 Uhr geht die Zahl der Pulse 
auf 68 Schläge, nachmittags bis auf 64 Schläge zurück. Die 
Arterie füllt sich prall an. Dauer der Wirkung des Mittels etwa 
bis gegen 6 Uhr. 

Oktober 19. Heute 74 Pulsschläge. Füllungsgrad der Arterie 
mäßig. Patient wird wegen unheilbarer Krankheit getötet. 

Fall <». Rotschimmel, Stute, 5 Jahre alt. Patient wurde mit 
40,3 Fieber und Erscheinungen einer Lungenentzündung einge¬ 
liefert. Die Körpertemperatur blieb 8 Tage lang hoch fieberhaft. 
Behandlung bestand in Brust-Umschlägen, Einreiben der Brustwaml 
mit Senf-Spiritus und 2 mal Coffein 5,0. 

Status praesens. Oktober 25. Patient ist eine mittel- 
schwere belg. Stute von kräftigem Körperbau und mäßigem 
Nährzustande. Das Tier macht einen matten Eindruck. Lid¬ 
bindehäute ramiform höher gerötet. Aus beiden Nasenöffnungen 
schleimig eitriger Ausfluß. Kehlgang rein. Perkussion der 
Lunge ergibt linkerseits im oberen Drittel des Perkussionsfeldes 
überlauten Schall, im mittleren und unteren Drittel Dämpfung, 
rechterseits vollen Schall. Auskultation der Lunge links unter¬ 
drücktes bzw. fehlendes Atmungsgeräusch. Die Atmung selbst 
ist leicht angestrengt, erfolgt in etwa 20 Zügen in der Minute. 
Futteraufnahme schlecht. Herztöne rein. Puls regelmäßig, 
schwach, beschleunigt (etwa 35 Schläge in der Minute). Um 
9 X A Uhr morgens intravenöse Injektion von 
0,5 Digipuratum, die ohne wesentliche Einwirkung bleibt. 
Nachmittags nochmalige Injektion von 0,5 Di¬ 
gipuratum. Der Puls wird hierauf wesentlich kräftiger. Der 
Füllungsgrad der Arterie nimmt zu. Die Pulsfrequenz wird nicht 
beeinflußt. 

Fall 7. Schwarzbrauner Wallach, 6 Jahre alt. Patient wurde 
mit hohem Fieber und Erscheinungen einer Lungenentzündung ein¬ 
geliefert. Die Körpertemperatur war zwei Tage hoch fieberhaft, 
am dritten ging sie zurück auf 38,5, stieg dann am vierten Tage 
wieder hoch an und schwankte zwischen 39,5 und 40,3. Die 
Behandlung bestand in Brust-Umschlägen, Einreiben der Brust¬ 
wand mit Senf-Spiritus und zweimal Coffein 5,0. 

Status praesens. Oktober 25. Schweres Zugpferd, von 
kräftigem Körperbau und mäßigem Nährzustand. Sonstiges Ver¬ 
halten matt. Lidbindehäute diffus und ramiform höher gerötet. 
Schleimiger Ausfluß aus beiden Nasenöffnungen. Zuweilen kurzer, 
trockener, schmerzhafter Husten. Atmung beschleunigt (26 Atem¬ 
züge), etwas angestrengt. Perkussion der Lunge beiderseits 
Dämpfung im unteren Drittel des Perkussionsfeldes, die rechter¬ 
seits bis ins mittlere Drittel heraufreicht. Auskultation: verstärktes 
Vesikulär-Atmen bzw. fehlendes Atmungsgeräusch und Rassel¬ 
geräusche. Futteraufnahme schlecht. Herztöne rein. Puls regel¬ 
mäßig, aber sehr schwach und beschleunigt. Um 9 % Uhr 
intravenöse Injektion von 0,5 Digipuratu in. 
Infolgedessen sinkt die Pulsfrequenz um etwa 10 Schläge. Füllungs- 
grad der Arterie nimmt zu. Die einzelnen Schläge geschehen in rhyth¬ 
mischer Folge. Nachmittags wird nochmals 0,5 Digi¬ 
puratum injiziert. Hierauf nimmt der Ftillungsgrad der 
Arterie noch wesentlich zu. Die Arzneiwirkung datiert bis 
abends an. 

Fall 8. Fuchs, Wallach, 4 Jahre alt. Patient wurde mit der 
Diagnose „Brustseuehe“ eingeliefert und erhielt Salvarsan. 
Kleien-Tränke. 

Status praesens. Dezember 15. Es handelt sich um 
ein mittelkräftiges Zugpferd von ungar. Herkunft, Es hat guten 
Körperbau, ist gut genährt. Das Tier macht einen matten Eindruck 
und läßt den Kopf hängen. Futteraufnahme ziemlich gut, Augen¬ 
lider leicht glasig geschwollen, nur halb geöffnet. Lidbindehaut 
diffus höher gerötet, gelblich verfärbt. Etwas schleimiger Nasen¬ 
ausfluß. Kehlgang rein. Des öfteren kurzer, feuchter Husten, der 
Schmerzen auslöst. Atmung leicht angestrengt, vorwiegend ab- 







S. November 1916. 


berliner tierärztliche Wochenschrift. 


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domin aler Typus. Durchschnittlich 18 Atemzüge in der Minute. 
Auskultation der Lunge ergibt verstärktes Vesikulär-Atmen. Per¬ 
kussion der Lunge beiderseits im unteren Drittel tympanitischen 
Anklang. Körpertemperatur 39,6. Pulsfrequenz wesentlich erhöht, 
64 Schläge. Füllungsgrad der Arterie sehr mäßig. U m 10,20 Uhr 
intravenöse Injektion von 1,0 Digipuratum. Die 
Pulsqualität bessert sich hierauf. Der Puls wird kräftiger. Der 
Füllungsgrad der Arterie nimmt zu. Die Puls-Frequenz dagegen 
wird anscheinend nicht beeinflußt Abends 5 Uhr 70 Pulse. 
Es muß jedoch hierbei die Schwere der Krankheit mit berück¬ 
sichtigt werden. Der Zustand des Pferdes hat sich gegen Abend 
wesentlich verschlechtert und ist fast bedenklich geworden. 
Körpertemperatur abends 40,2. 

Dezember 16. Patient wesentlich besser. Verhalten bedeutend 
munterer. Augen klar. Futteraufnahme gut Nasenausfluß, der 
gestern abend stärker gewesen, hat nachgelassen. Schmerzhafter 
Husten wird häufig. gehört Der tympanitische Ton im Gebiete 
des unteren Drittels der Lunge in Dämpfung übergegangen. 
22 angestrengte Atemzüge. After offen. Körpertemperatur 
zurückgegangen auf 39,0. 62 schwache Pulse. Arterie nur 

mäßig gefüllt. Um 9 X Uhr erneute intravenöse 
Injektion von 1,0 Digipuratum. Der Puls wird hierauf 
kräftiger, kann an der Arteria maxillaris abgenommen werden, 
was vorher nur schwer der Fall war, da die Arterie schlechten 
Füllungsgrad zeigte. Puls-Frequenz geht von 62 auf 54 Schläge 
herab. Dauer dieser Einwirkung bis nachmittags 3 Uhr, später 
geht der Puls wieder auf 64 Schläge in der Minute in die Höhe. 

Dezember 17. Allgemeinbefinden des Tieres wesentlich ge¬ 
bessert. Nur geringer Nasenausfluß. Augenlider noch hoch gerötet. 
18 Atemzüge in der Minute. Atmung leicht angestrengt. Futter- 
Aufnahme mäßig, jedoch nicht schlechter als früher. Der Puls 
ist auch heute an der Arteria maxillaris deutlich zu fühlen. 
58 Schläge in der Minute. 

Fall 9. Fuchs-Stute, sechsjährig. Patient wurde mit der 
Diagnose „Brustseuche“ und 39,7 Fieber eingeliefert. Er erhielt 
Salvarsan. Die Körpertemperatur ging infolgedessen am nächsten 
Tage auf 38,7 zurück, stieg am dritten Tage jedoch wieder auf 
39,6 und blieb bis heute fieberhaft. Er erhielt unterdessen einmal 
Coffein 5,0. 

Status praesens. Dezember 17. Es handelt sich um 
ein mittelschweres Zugpferd von Ungar. Brand, von gutem Nähr¬ 
zustand und Körperbau. Allgemeinverhalten ziemlich munter. 
Futter-Aufnahme gut Lidbindehäute höher gerötet, gelb verfärbt. 
Aus beiden Nasenöffnungen etwas schleimiger Ausfluß. Im Kehl¬ 
gang keine Veränderung. Ab und zu kräftiger, feuchter Husten. 
Atmung angestrengt, vorwiegend abdominaler Typus. 20—26 Atem¬ 
züge. Perkussion der Lunge ohne wesentliches Ergebnis. Aus¬ 
kultation leicht verstärktes Vesikulär-Atmen. Hinterbeine etwas 
angelaufen. Puls an der Arteria maxillaris kaum zu zählen. 62 bis 
64 Pulsschläge in der Minute. Herztöne rein. Es erfolgt um 
10 Uhr intravenöse Injektion von 1,0 Digipuratum. 
Hierauf wird nach etwa 15 Minuten der Puls an der Arterie leicht 
abnehmbar, die Puls-Frequenz geht auf 60, nachmittags 4 Uhr auf 
58 Schläge zurück. 

Dezember 18. Befinden des Patienten wesentlich gebessert. 
Körpertemperatur an der Fiebergrenze. Um 10,45 Uhr 46 Pulse. 

Fall 10. Brauner Wallach, 4 Jahre alt. Patient wurde mit 
mittel-hochgradigem Fieber eingeliefert, welches nicht zurückging. 
Nur am 5. Dezember 1915 ging die Temperatur auf 38,4 zurück. 
Die schwere Lungenentzündung wurde mit BrustUmschlägen und 
Einreibung mit Senf-Spiritus behandelt. Einmal erhielt das Pferd 
5,0 Coffein, im übrigen wurde strenge Diät (Kleientränke, ge¬ 
quetschter Hafer) eingehalten. 

Status praesens. Dezember 18. Es handelt sich um 
ein schweres, belg. Zugpferd von kräftigem Körperbau. Sein 
Nährzustand ist infolge der langen Krankheits-Dauer und des 
hohen Fiebers nur mäßig. Das Pferd ist matt und frißt nur sehr 
wenig. Augen nur halb geöffnet Lidbindehäute diffus höher 
gerötet. Starker eitrig schleimiger Nasenausfluß. Kehlgang- 
lymphdrüsen erbsengroß. Kurzer, schmerzhafter Husten. Per¬ 
kussion der Lunge ergibt: Dämpfung beiderseits hinaufreichend 


bis ins mittlere Drittel, linkerseits weiter ausgedehnt wie rechter- 
seits. An genannten Stellen fehlendes Atmungsgeräusch. In den 
unteren Lungenpartien rauhes Vesikulär-Atmen, rechterseits außer¬ 
dem teils giemende, teils katzenschnurrende Rasselgeräusche. 
Körpertemperatur 39,8. 72 schwache Pulse an der Arterie kaum 

aufzunehmen. Des öfteren Aussetzen des Pulses. Es erfolgt 
um 10 Uhr intravenöse Injektion von 1,0 Digi¬ 
puratum. Hierauf nach einigen Minuten noch Steigerung der 
Pulsfrequenz tun einige Schläge, dann Sinken um 10X Uhr auf 
60 Schläge, die jetzt sehr deutlich zu fühlen sind, nachmittags 
wieder langsames Ansteigen auf 68 bzw. 72 Schläge. 

Dezember 19. Verhalten des Tieres nicht wesentlich geändert. 
Futter-Aufnahme noch mäßig. Körpertemperatur gesunken auf 
38,9. Puls-Frequenz dagegen befindet sich noch auf 70 Schläge. 
Füllungsgrad der Arterie doch besser als gestern. Um 10,40 Uhr 
nochmalige intravenöse Injektion von 1,0 Digi¬ 
puratum. Der Puls wird hierauf kräftiger, seine Frequenz 
jedoch nicht wesentlich verändert. 

Dezember 20. Futter-Aufnahme mäßig. Körpertemperatur 
heruntergegangen auf 38,3, Puls-Frequenz auf 56 Schläge. Patient 
hat Schmerzen in der Brust, beißt sich des öfteren in die Haut 
der Seitenbrust. Erhält Brust-Umschläge und Kleientränke. 

Dezember 21. Befinden des Patienten nicht wesentlich ver¬ 
ändert. Körpertemperatur 39,2. 64 Pulse. Um 11X Uhr 

intravenöse Injektion von 1,0 Digipuratum. 
Puls geht zurück auf 62, steigt aber abends 5 Uhr wieder auf 
68 Schläge. 

Fall 11. Brauner Wallach, 4 Jahre alt. Patient wurde mit 
Erscheinungen einer schweren Schlundkopfentzündung einge- 
iiefert und erhielt seit dieser Zeit täglich Hals-Umschläge, Kleien- 
Tränke. Die Körpertemperatur hoch fieberhaft, schwankte zwischen 
39,8 und 40,2. 

Status praesens. Januar 6. Es handelt sich um ein 
mittelschweres Zugpferd der Kreuzungsrasse, von mittelmäßigem 
Körperbau und ziemlich schlechtem Nährzustand. Haarkleid 
stumpf, trocken. Allgemeines Verhalten ruhig, jedoch auf seine 
Umgebung achtend. Lidbindehäute etwas diffus und ramiform 
höher gerötet. Reichlicher gelbgrünlicher Nasenausfluß. Im 
Kehlgang eine Lymphdrtise, die reichlich taubeneigroß ist, deutlich 
lühlbar. Kehlkopfsgegend heiß und sehr schmerzhaft für die 
Palpation. Häutiger, kurzer, schmerzhafter Husten. 23 regel¬ 
mäßig leicht angestrengte Atemzüge. Perkussion beiderseits leicht 
überlauten Schall. Vesikuläres Atmungsgeräusch. Futter-Auf¬ 
nahme erschwert, beim Tränken läuft das Wasser aus der Nase. 
An den Mundwinkeln etwas zäher, klebriger Speichel. Puls 
regelmäßig, ziemlich kräftig, jedoch sehr beschleunigt. Durch¬ 
schnittlich 66 bis 68 Pulse. Herztöne rein. Um 11 Uhr 1,0 Digi¬ 
puratum subkutan. Hals-Umschläge. Nach etwa 10 Minuten 
wird der Puls wesentlich ruhiger und sind in der nächsten Zeit nur 
durchschnittlich 54—58 Pulse zu zählen. Dauer der Digitalis- 
Wirkung bis nachmittags 4 Uhr, danach allmähliches Ansteigen. 
Futter-Aufnahme wurde nicht beeinflußt. 

Dezember 7. Futter-Aufnahme auch heute nicht beeinflußt, 
jedoch erschwert. Das Wasser kommt beim Tränken aus der 
Nase. Allgemein-Verhalten nicht verändert. Patient macht 
einen müden Eindruck. Körpertemperatur auf 40,0 gestiegen. 
Durchschnittlich 80 bis 82 Pulse. Hals-Umschläge. Um 10X Uhr 
nochmalige subkutane Injektion von 1,0 Digi¬ 
puratum. Hierauf tritt schon nach wenigen Sekunden ein 
Sinken • der Puls-Frequenz auf durchschnittlich 56 Schläge ein. 
Nachmittags Ansteigen der Pulsfrequenz auf 72 bis 74 Scliläge. 

Dezember 8. Futter-Aufnahme durch Arzneimittel nicht 
beeinträchtigt, aber durch die schmerzhafte Schlundkopf-Ent¬ 
zündung erschwert Kehlgangslymphdrüse noch etwa taubenei¬ 
groß, reichlicher Nasenausfluß. 

Januar 8. Kehlkopf sehr schmerzhaft. Körpertemperatur 
hoch fieberhaft. Hals-Umschlag. Um 10 Uhr intravenöse Injektion 
von 10,0 Druse-Lymphe Dr. Schreiber. 

Januar 9. Körpertemperatur hochfieberhaft geblieben. Puls 
wieder auf 70 Schläge gestiegen. Hals-Umschläge. 




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BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 45. 


Januar 10. Nährzustand des Patienten infolge der erschwerten 
Futter-Aufnahme verschlechtert. Noch immer starker Nasen-Aus¬ 
fluß. Schlundkopf sehr schmerzhaft. Patient setzt den Kopf häufig 
auf die Krippe auf. Atmung leicht angestrengt.. Durchschnittlich 
04 regelmäßige, aber schwache Pulse. Um 11 Uhr 1,0 Digi- 
puratum subkutan. Darauf hat sich die Qualität des Pulses 
gebessert. Frequenz nicht wesentlich beeinflußt. 

Auf Grund obiger Schilderungen läßt sich wohl mit Recht 
das Urteil fällen, daß namentlich die Pulsfrequenz, aber auch 
die Qualität des Pulses durch das Digipuratum wesentlich 
beeinflußt ward und daß das Präparat als ein wesentliches 
Heilmittel zur symptomatischen Behandlung der Herzschwäche 
im Anschluß an Lungenentzündung (Brustseuche) und auch 
sonstiger organischer Erkrankungen des Herzens betrachtet 
werden muß. 

Am Schluß dürfte es vielleicht noch interessieren, daß 
neuerdings von der Finna Knoll eine einheitliche Digipuratum- 
Lösung hergestellt wird, die sowohl für die Darreichung per 
os wie auch für Injektionszwecke gedacht ist und demnächst 
in den Handel gebracht wird. Da Digipuratum die gesamten 
Wirkstoffe der Fol. digital, in ihrer natürlichen Form als 
Tannoide enthält, die wie alle Gerbsäureverbindungen leicht 
schimmeln, so wurde ein Zusatz von Kampfer und Glycerin 
als Konservierungsmittel gewählt, um diese neue Lösung 
dauernd keimfrei zu erhalten. I ie Digipuratum- 
Glyzerin-Kampfer-Lösung wurde bereits in der 
Humanpraxis einer eingehenden Prüfung unterworfen, die 
ergab, daß das Präparat sowohl für die interne Darreichung 
wie auch für subkutane, intramuskuläre und intravenöse In¬ 
jektionen gleich gut geeignet ist. Ohne Zweifel ist diese 
Lösung auch für die Veterinärpraxis sehr wertvoll. 1 ccm 
davon entspricht 0,1 Digitalisblättern bzw\ 0,1 g Digipuratum. 
Als Normaldosis bei Pferden zur subkutanen Injektion kommen 
täglich 10 ccm, bei der intravenösen 15—20 ccm in Betracht. 


Aus der Gerichtspraxis bei Fleischvergiftungen. 

Von Professor Glage in Hamburg. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Im einzelnen prüfte ich zunächst, ob überhaupt eine 
F 1 e i s c h v e r g i f t u n g o der s e u c h e n h a f t e r P a r a- 
t y p h u s vorlag. Die Entscheidung ergibt sich stets 
aus dem Verhältnis der Zahl der nach Fleischgenuß 
Erkrankten zu den ohne diesen Genuß krank gewordenen 
Personen. Da von den 302 Patienten 301 Fleisch aus einer 
Schlachterei genossen hatten und zudem nach ärztlichem Ur¬ 
teil Auftreten und Verlauf der Erkrankung derart waren wie 
bei Fleischvergiftungen sonst, konnte nur das Fleisch 
Träger des Ansteckungsstoffes gewesen sein. Mithin handelte 
cs sich um Fleischvergiftungen. Alle Begleitspeisen schal¬ 
teten als Ursache aus, weil die Erkrankten in verschiedenen 
Orten und Städten wohnten. Die Schädlichkeit mußte schon 
in der Schlachterei dem Fleische angehaftet haben. 

Der Fund von Paratyphus B-Bazillcn in ein paar 
— schon faulen — Hackfleischproben allein wäre ohne die 
genauen Erhebungen über die Abhängigkeit der Krank¬ 
heitsfälle von den Fleischspeisen trotz des gleichen 
agglutinatorischen Verhaltens bedeutungslos gewesen, wogen 
der vielen VerwcchshingMiiögliclikeiten mit harmlosen gleich¬ 


artigen Bakterien. In diesem Falle bildete der Fund jedoch 
ein die Diagnose Fleischvergiftung bestätigendes Moment. 

Es erschien somit auch gerechtfertigt, die Paratyphus¬ 
bazillen auf Grund der besonderen Sachlage, und zwar 
der menschenpathogenen Eigenschaften wegen, „Fleisch¬ 
vergifter” zu nennen. In der Regel darf man diesen Name« 
nicht verwenden, ebensowenig wie man alle säurefeste« 
Stäbchen „Tuberkelbazillen“ nennen wird, der Fund 
bei kranken Tieren deutet zunächst stets nur auf tier 
pathogene Stämme. Die Verfügung über die bakteriologische 
Fleischbeschau kann daran nichts ändern, da selbst v. Oster¬ 
tag die verschiedene Pathogenität zur Unterscheidung der 
einzelnen Paratyphus-Typen hervorgehoben hat. Es kann 
bei folgenschweren Gutachten sogar notwendig sein, die vom 
Arzte gezüchteten Kulturen einzufordern, um die Patho¬ 
genität der Stämme aus dem Menschen versuchsweise zu 
prüfen und die betreffende Tierkrankheit zu erzeugen, um 
Verwechselungen mit den saprophytischen oder nur tier¬ 
pathogenen Stämmen zu vermeiden. Auf die Kosten der Ver¬ 
suche kann es in derartigen Gerichtssachen nicht ankommen. 
Gesichtspunkte zur Prüfung der* Berechtigung, die nach¬ 
gewiesenen Paratyphus-Typen mit der Fleischvergiftung in 
Verbindung zu bringen, habe ich außerdem schon früher ein¬ 
gehend angegeben (vgl. B. T. W. 1913, S. 612, und B. T. W. 
1914, S. 277 und 430). 

Für die nun folgende Festlegung des Zeitpunktesdes 
Eindringens der Paratyphus B-Bazillen war von entschei 
dender Bedeutung, daß alle Personen, die ganze Stücke Koch¬ 
oder Bratfleisch von dem notgeschlachteten Pferde verzehrt 
hatten, sich nicht krank meldeten, dagegen alle oder fast alle, 
die fein zerkleinertes Fleisch, Hackfleisch, Würste, Schwarten 
niagen, genossen. Die Erhitzung konnte die Schädlichkeit 
nicht beseitigt haben, weil auch nicht wenige Personen er¬ 
krankt waren, die das Hackfleisch oder die Würste gekocht 
oder gebraten aufgenommen hatten. Diese Sachlage sprach 
für Eindringen der Keime bei Herstellung dieser Fleisch¬ 
waren. Paratyphus B-Bazillen sind zudem auch 
meist Ansiedler auf Fleischzubereitungen; den En¬ 
teritis-Bazillen sagt man schon eher Beziehungen zu 
intravitalen Einwanderungen nach. Die Tatsache, daß zur 
kritischen Zeit eine Person mit nicht näher geklärter Darm 
krankheit in dem Geschäfte tätig war, erschien deshalb von 
größter Wichtigkeit zur Erklärung der Massenerkrankung. 
Wurde die Hackmaschine bei der erstmaligen Zubereitung in¬ 
fiziert, so übertrug sieh später die Infektion auf die täglich 
neu hergestellten Waren. 

Eine oberflächliche Infektion des Fleisches 
hätte an sich natürlich zu jeder Zeit, schon bald nach dem 
Schlachten oder im Laden oder im Kühlhause geschehen kön¬ 
nen. Selbst, wenn einzelne Keime schon beim Schlachten auf 
das notgeschlachtete Pferd gelangt wären, hätte der Kreis¬ 
tierarzt dieses weder bemerken müssen, noch hätte eine bak¬ 
teriologische Untersuchung das Unheil zuverlässig abwenden 
können, da die Methoden zum Nachweis, wenn nur 
einzelne Teile beschmutzt oder die Keime sehr spär¬ 
lich zugegen sind, unsicher bleiben. Es war zudem nur wahr¬ 
scheinlich, aber nicht bewiesen, daß das verkaufte schädliche 
Hackfleisch teilweise von dem notgeschlachteten Tiere her¬ 
ste imnte; die Beschmutzung mit den Paratyphusbazillen kan« 






9. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


533 


natürlich auch eins der vier bei der Fleischbeschau gesund 
befundenen Pferde betroffen haben. Das Fleisch des noU 
geschlachteten Tieres erschien sogar am wenigsten verdächtig, 
weil die Abgabe der erwähnten Stücke Kochfleisch keinen 
Schaden gezeitigt hatte. 

Nach Würdigung des positiven Materials ist die Prüfung 
nach der eingangs erwähnten negativen Seite, d. h. der Unter¬ 
lassung von Erhebungen und der Vollständig¬ 
keit der Untersuchungen vorzunehmen. Natur¬ 
gemäß liegt darin eine Kritik, die aber ein Obergutachter 
nicht umgehen darf und schon jeder Gutachter zirüben ver¬ 
pflichtet ist Ohne hierbei Einzelheiten wiedergeben zu wollen, 
sei nur die Methodik besprochen. Die Stellungnahme zu den 
ärztlichen Gutachten muß natürlich eine zurückhaltende und 
wie jedem Gutachter gegenüber eine äußerlich angemessene 
sein. Vor allen Dingen darf der tierärztliche Gutachter nicht in 
denselben Fehler verfallen, den man leider an den ärztlichen 
Gutachten bei den Fleischvergiftungen zu bedauern manchmal 
Anlaß hat, er darf sich nicht auf das fremde Gebiet begeben 
wollen. 

Soweit zunächst die Richtigstellung von falschen An¬ 
sichten über die Technik und Beurteilung nach dem Fleisch¬ 
schaugesetz in Betracht kommt, kann man, unter Berufung auf 
das Gesetz, alle abweichenden Darstellungen als Privatan- 
sichten betrachten und bezeichnen und eine Erörterung dar¬ 
über für nicht notwendig erklären. Soweit wissenschaftlich¬ 
veterinärmedizinische Fragen angeschnitten werden, muß man 
seine bessere Sachkenntnis zum Ausdruck bringen. 

Hinsichtlich der bakteriologischen Feststellungen an den 
Patienten und den Fleischproben wird man sich darauf be¬ 
schränken müssen, um Ergänzungen oder Aufklärung zu 
bitten, sofern Lücken bestehen. Das ist ein Recht nicht nur 
des Tierarztes als Angeklagten, sondern auch Pflicht des 
Tierarztes als Gutachter. Man stelle Fragen und rege bei dem 
Gerichte an, durch eine ärztliche Autorität in Fleischvergif¬ 
tungsfragen begutachten zu lassen, ob die Untersuchungen 
genügen konnten, unter Hinweis auf die große Wichtigkeit 
der sicheren Ausschaltung der postmortalen Infektion zw 
gutachtlichen Stellungnahme in bezug auf die intravitale 
Infektion. 

Zweckmäßig beschränkt man sich hierbei, soweit mög¬ 
lich, auf Fragen, deren Bedeutung jeder Richter übersehen 
kann. Beispiele: Weshalb wurden die Stuhlproben nicht so¬ 
fort, sondern erst nach Wochen oder Monaten entnommen? 
Weshalb ist hierbei N. N. nicht berücksichtigt, da sie zur kri¬ 
tischen Zeit Fleisch verkaufte? Kommen keine anderen Per¬ 
sonen in Frage, da täglich Käufer das Geschäft betreten? Ge¬ 
nügt eine einmalige Untersuchung des Stuhles, um die Ab¬ 
wesenheit von Paratyphusbazillen darzutun? Weshalb ist die 
Darmkrankheit bei N. N. nicht näher aufgeklärt worden? Bürgt 
die Entnahme der Proben durch einen Schutzmann für die 
sachgemäße Ausführung? Andere Beispiele: Weshalb ist das 
Eis im Kühlhause nicht bakteriologisch untersucht worden? 
Weshalb sind bei der Revision des Geschäftes keine Fleisch¬ 
proben zur bakteriologischen Verarbeitung entnommen? Ge¬ 
nügt die Besichtigung auf Sauberkeit im Geschäfte, um die 
Abwesenheit von Paratyphusbazillen zu beweisen, da diese 
im Gegensätze zu Fäulnisbakterien Fleisch nicht sichtbar ver¬ 
ändern? 


Vorstehende Fragen sollen nur als Beispiele dienen, 
weitere können bei der Mannigfaltigkeit der Gelegenheit zur 
postmortalen Infektion von Fleisch fast in jedem Falle in 
größerer Zahl in Betracht kommen. Man vergleiche diese In- 
fektionsgelegenheiten z. B. in dem Artikel in der B. T. W. 
1913, S. 612. 

Eine andere Gruppe Fragen würde sich aus der rein 
wissenschaftlichen Aussprache ergeben, die sich vor Gericht 
oder in den schriftlichen Gutachten zwischen einem Vertreter 
der Anschauung von der postmortalen Infektion als der allei¬ 
nigen oder Hauptquelle und einem der intravitalen als Haupt¬ 
ursache der Fleischvergiftungen entwickeln müßte. Nach 
meinen Erfahrungen schaffen die Fragen der ersten Gruppe 
schon einen Überblick, der Richter kann eine wissenschaft¬ 
liche Besprechung über feinere Dinge der Bakteriologie auch 
nicht genügend würdigen. 

Die nach dem Fleischbeschaugesetz zu vertretenden 
Handlungen finden zeitlich ihren Abschluß mit der Freigabe 
des Tieres, d. h. der Abstempelung des Fleisches. Später 
dreht es sich um die Nahrungsmittelkontrolle. Deshalb ist 
bei der Fortführung der Begutachtung von der Abstempelung 
an auf Vergehen gegen das Nahrungsmittelgesetz 
zu prüfen. 

Schon hinsichtlich der Personen kommt die veränderte 
Sachlage zum Ausdruck. Der Kreistierarzt hatte Fleisch nicht 
verkauft oder feilgehalten oder selbst in den Verkehr gebracht. 
Eine mittelbare Täterschaft beim Inverkehrbringen des ge¬ 
sundheitsschädlichen Fleisches wäre in bezug auf ihn dann 
gegeben, wenn er bei der Beschau Verstöße begangen hätte, 
die die Fleischvergiftung herbeiführen mußten. Da das nicht 
der Fall war, schied er als Verantwortlicher für Verstöße 
nach der Abstempelung aus. Anders wäre es nur gewesen, 
wenn er in dem Orte die Nahrungsmittelkontrolle zu leiten 
oder auszuüben hatte. Aus der Tatsache allein, daß 
er das Tier beschaut hatte, erwuchsen ihm keine weiteren 
neuen Verpflichtungen nach dem Nahrungsmittelgesetz. 

Von der Freigabe des Tieres an kommen bei Verstößen 
als Täter die Polizeibeamten in Betracht, da die Polizeibehörde 
das Nahrungsmittelgesetz durchführt, daneben deren Sachver¬ 
ständige, d. h. der Leiter der Nahrungsmittelkontrolle, in 
diesem Falle ein Nahrungsmittelchemiker. Die Verantwort¬ 
lichkeit des Schlachters setzt sich natürlich nach der Ab¬ 
stempelung des Fleisches fort. Bei der Revision des Ladens 
mußte in erster Linie das schädliche Fleisch beschlagnahmt 
worden. Jeder Polizeibeamte und jeder Nahrungsmittel¬ 
chemiker muß das wissen und ist dafür haftbar; es bedarf 
dazu keiner besonderen Unterweisung. Nächstdem war der 
Arzt verantwortlich, da es sich um Verhütung der Verbreitung 
von Krankheiten des Menschen handelte, der Kreistierarzt, 
wenn überhaupt, in letzter Linie, obwohl es nichts ge¬ 
schadet hätte, wenn ein Hinweis auf die Notwendigkeit der 
Beschlagnahme von ihm ausgegangen wäre. Trotzdem 
das während der Ladenrevision verkaufte Fleisch nachweis¬ 
bar gesundheitsschädlich wirkte, erschien das Versehen des 
Schlachters gering, weil er sich darauf berufen konnte, daß 
die Abgabe des Fleisches in Gegenwart der Beamten erfolgt 
war. Schließlich wurden somit nicht dem Schlachter und 
Kreistierarzt die schwersten Versehen nachgewiesen, sondern 
dem Nahrungsmittelchemiker und Arzte, und die Rollen der 



534 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 45. 


Angeklagten und Belastungszeugen wurden gewissermaßen 
vertauscht. 

Bei der gerichtlichen Prüfung der Schuld bei Fleisch¬ 
vergiftungen muß vor allen Dingen Gründlichkeit 
walten. Die zu beachtenden Gesichtspunkte dürften 
sich aus den vorstehenden Ausführungen ergeben. Es 
würde sehr erwünscht sein, noch einige Fleischvergiftungen 
nach der gerichtlichen Seite hin in ähnlicher Weise zu analy¬ 
sieren; daran haben wir alle ein Interesse. Zunächst ist die 
Gerichtspraxis der schärfste Prüfstein auf die Zweckmäßig¬ 
keit und Stichhaltigkeit von gesetzlichen Vorschriften, weiter¬ 
hin wird sich daraus eine Anregung ergeben, daß Tierärzte 
und Ärzte die Prüfung erschöpfend gestalten. 

Bei den hiesigen Erhebungen und Untersuchungen daran 
gewöhnt, daß den Infektionsgelegenheiten von Fleisch mit 
Paratyphusbazillen sachgemäß nachgegangen wird, fällt es 
mir an Hand der Literatur, gemachter Mitteilungen über die 
Aktenlagen usw. auf, daß nicht überall die notwendige Ge¬ 
nauigkeit geübt wird. In dieser Hinsicht kann die geschil¬ 
derte Fleischvergiftung ebenfalls lehrreich sein. Man ver¬ 
gleiche auch die Notiz über die jüngste Fleischvergiftung in 
Oschatz (Seite 536) und die Lücken bei der dortigen ärztlichen 
Untersuchung. Durch die gebotene Sorgfalt aber würden die 
Infektionsgelegenheiten von Fleisch weiter geklärt werden, 
und die wissenschaftliche Forschung erfährt Förderung. 


Referate. 

Die örtliche Reizwirkung der zur Injektionsbehandlung 
empfohlenen Digitalispräparate. 

Von Prof. Dr. L ö b und Löwe. 

(Ther. Mh. 1916. H. 2, •». 71- 81 and H. 6. S. 220-230.) 

Die beiden Autoren haben umfangreiche Versuche hin¬ 
sichtlich der örtlichen Reizwirkung der zur Injektionsbehand¬ 
lung empfohlenen Digitalispräparate unternommen und dabei 
sowohl subkutane als auch intrakutane Experimente zur Aus¬ 
führung gebracht. Das Ergebnis der beiden Mitteilungen wird 
wie folgt zusammengefaßt. 

Die örtliche Reizwirkung der Digitalispräparate wurde mit 
neuen Methoden der Prüfung an der Schweinehaut untersucht, 
die Vorzüge vor den bisherigen Prüfungsmethoden aufwiesen. 
Für die Praxis der Injektionsbehandlung mit den üblichen 
Digitalispräparaten ergab sich mit diesen Methoden — teils in 
Bestätigung, teils in Ergänzung älterer Untersucher: Das noch 
immer zu Injektionszwecken gebräuchlichste Digalen zeigt, 
nächst dem wegen seiner hohen Reizwirkung allgemein als un¬ 
brauchbar anerkannten Digitoxin, die höchste Stufe örtlicher 
Heizung. Es übertrifft darin sogar einen 10 proz. Digitalisinfus. 
Als praktisch reizlos ist vor allem das Digifolin zu betrachten, 
ihm steht an Reizlosigkeit sehr nahe das Digitalis-Dialysat, 
eis drittes folgt mit etwas ausgeprägterer Reizwirkung Digita- 
Ivsatum; diesem wieder schließt sich das Digipuratum an, das 
nun aber bereits dem 10 proz. Digitalisinfus an Reizwirkung 
nicht mehr sehr fernsteht. Dem Infus in erster Annäherung 
gleichzustellen sind die beiden Strophanthuspräparate, das 
k-Strophanthin und das kristallisierte g-Strophanthin. Selbst¬ 
verständlich gilt diese Reihenfolge der Bewertung nur unter 
»lern Gesichtspunkte der örtlichen Reizwirkung. Die Frage, 
welche Präparate für die Praxis der subkutanen bzw. intra¬ 


muskulären Behandlung zu empfehlen oder zu verwerfen sind, 
beantwortet sich, wenn man die Ergebnisse der Prüfung auf 
Wertigkeit, Konstanz und Haltbarkeit mit den Ergebnissen der 
vorliegenden Arbeit kombiniert. Es kommen dabei aber wohl 
nur bei wenigen gebräuchlichen Präparaten Abweichungen von 
der hier aufgestellten Reihenfolge zustande. 

Sustmann. 

Zur therapeutischen Anwendung des Dlgitotals, eines neuen 
Digitalispräparates. 

Von E. 0. Hultgren in Stockholm. 

" (Ther. Mh. 1915, 11, 8 . 611-614) 

Seit einiger Zeit führt die chemische Fabrik 
Astra, Stockholm ein neues Herztonikum — däsDigi- 
total — in den Handel, bei dessen Darstellung ein neues für 
die Digitalistherapie interessantes Prinzip zur An¬ 
wendung gekommen ist. Danach soll man eine Kontrolle da¬ 
rüber haben, daß das Präparat alle in den Digitalisblättern 
vorkommenden Aktivsubstanzen enthält. Das Digitotal kommt 
in den Handel teils in Glyzerin und verdünntem Alkohol ge¬ 
löst, teils in Ampullen in physiologischer Kochsalzlösung ge¬ 
löst, ferner als Tabletten und schließlich auch in der Form von 
Pulvern in einer Mischung mit Milchzucker. 

Seine Ergebnisse, die der Autor mit dem Digitotal erhalten 
hat, faßt er wie folgt zusammen: Meine bisherigen Erfahrungen 
mit dem neuen schwedischen Präparat Digitotal gehen also da¬ 
hin, daß es, per os gegeben, in Dosen von 1 ccm 2—3 mal tät¬ 
lich (während nur 2—3 Tage) ein außerordentlich prompt wir¬ 
kendes und keine unangenehmen Nebenwirkungen hervor¬ 
rufendes Herztonikum ist. • Sustmann. 

Zur Kenntnis des Paratyphus A. 

I. Geographische Verbreitung und Epidemio¬ 
logie des Paratyphus A. 

Von Professor Dr. Ernst Lehmann. 

(Zbl. f. Bakt, I Abt, Orig. 78, 2, 1916, S. 49.) 

In der menschlichen Medizin macht sich, und mit Recht, 
mehr und mehr das Streben geltend, klinisch bisher unter den¬ 
selben Gesichtspunkten betrachtete Krankheiten nach ätio¬ 
logischen Gesichtspunkten zu trennen. Die außerordentlich 
lesenswerte Arbeit von Lehmann bringt wertvolle Finger¬ 
zeige in dieser Beziehung. Er betont, wie scharf die Para¬ 
typhus A-Bazillen von Paratyphus B-Bafcillen zu trennen sind. 
Vor allen Dingen bringt er den in epidemiologischer Beziehung 
interessanten Nachweis, daß die früher nur vereinzelt beob¬ 
achteten Fälle von Paratyphus A infolge der Kriegslage Ver¬ 
anlassung zu epidemisch auftretenden Erkrankungen gegeben 
haben. Pfeiler. 

Zur Verbreitungsweise und bakteriologischen Diagnostik des 
Paratyphus A-Bazlllus. 

Von Dr. Richard Bieling. 

(D m. W. 1916, 42, 18, 8. 681.) 

Dem Paratyphus A-Bazillus wurde bisher eine dem 
Typhus- bzw. Paratyphus B-Erreger analoge epidemiologische 
Bedeutung abgesprochen. B i e 1 i n g hat nun innerhalb eines 
Truppenverbandes das gehäufte Auftreten von Paratyphus 
A-Fällen festgestellt, ein Umstand, dessen Kenntnis auch für 
die Tierheilkunde nicht ohne Wichtigkeit ist B i e 1 i n g hat 
47 solcher Krankheitsfälle beobachtet. 

Auf Grund eingehend dargestellter Untersuchungen emp¬ 
fiehlt B i e 1 i n g für die Reinzücbtung und Differenzierung 







9. November 1916. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 535 


von Paratyphus A-Bazillen den Galaktose-Endoagar, da hier 
die Unterscheidung von den übrigen pathogenen Dannkeimen 
(Paratyphusbazillen, Choleravibrionen sowie Kolibakterien) 
auf einer Platte gelingt. Gegebenenfalls kann auch Xylose- 
Endo-Agar oder Xylose-Lackmus-Agar nach Art des D r i - 
galski-Conradi sehen Nährbodens Verwendung finden. 
Zur weiteren Charakterisierung und Abgrenzung der Reinkultur 
gegenüber Paratyphus B- und Typhusbazillen empfiehlt es sich, 
neben der makroskopischen Agglutination Kulturen in Galak- 
toseinilch sowie in Neutralrotgelatine und Neutralrotagar anzu¬ 
legen, in denen der Paratyphus A-Bazillus charakteristisches 
Wachstum zeigt. Pfeiler. 

Ein neuer Elektivnährboden für Typhusbazillen. 

Von K. E. F. Schmitz. 

(Zbl. f. Bakt., I. Abt , Orig. 70, 4, 1016, E. SCO.) 

Die Schmitz sehen Untersuchungen können für tier¬ 
ärztliche Laboratorien, in denen Prüfungen auf Bakterien der 
Koli-Typhus-Gruppe (Paratyphus, Gärtner, Koli usw.) vorge¬ 
nommen werden, von Bedeutung werden. Sie seien daher 
hierunter wiedergegeben. 

Schlecht wachsende Typhusbazillen sind auf Kongorot- 
Agar, dem zirka 20 Proz. Serum zugesetzt werden, zu üppig¬ 
stem Wachstum zu bringen. Auch sonst guj; wachsende 
Typhusstämme zeigen auf den Serumnährböden ein wesentlich 
Üppigeres Wachstum. Durch Verwendung des Serumagars zur 
Bereitung des Kongorot-Nährbodens ließen sich die Typhus¬ 
bazillen noch in tausendfach stärkerer Verdünnung nach weisen 
als mit dem gewöhnlichen Kongorot-Nährboden. 

Pie anreichernde Kraft des Serum-Kongorot-Nährbodens 
für Typhusbazillen ist so stark, daß sie aus einem Gemisch von 
Typhus- und Kolibazillen, in dem sich diese im Verhältnis wie 
l : 10 000 000 befanden, noch mühelos herausgezüchtet werden 
konnten, während der gewöhnliche KongoroLNährboden das¬ 
selbe nur bis zum Verhältnis 1:10 000 zuwege brachte. Durch 
Zusatz von 0,6 Proz. Koffein zu dein Seruin-Kongorot-Nähr¬ 
boden läßt sich eine absolute Hemmung der Kolibazillen er¬ 
reichen, während die Typhusbazillen noch gutes Wachstum 
zeigen. Auch dieser Koffein-Nährboden wies die Typhus¬ 
bazillen innerhalb 24 Stunden in dem Gemisch 1 Typhusbazillus 
auf 10 000 000 Kolibazillen nach. Auch der Drigalski-Conradi- 
Nährboden wirkt durch Zusatz von Koffein absolut hemmend 
für Kolibazillen, jedoch zeigen auch Typhuskolonien eine zeit¬ 
liche Hemmung, da sie erst nach 48 Stunden erscheinen. An 
der Hand der experimentellen Nachprüfung hat sich in Über¬ 
einstimmung mit den Ergebnissen bei der praktischen Typhus¬ 
diagnose ergeben, daß der Kongorot-Nährboden dem Drigalski- 
Oonradi-Nährboden überlegen ist. Es liegt dies hauptsächlich 
an dem zu leichten Umschlag des Lackmusfarbstoffes, denn 
wenn die Entwicklung des Kolibazillus durch Koffein hintan¬ 
gehalten wird, so gibt der Nährboden dieselben Resultate, wenn 
auch zeitlich verschieden, wie der Kongorot-Nährboden. Die 
Verzögerung ist wohl durch das Kristallviolett verursacht. Der 
beschriebene Serum-Koffein-Nährboden besitzt außer den ge¬ 
schilderten Vorzügen noch den Vorteil großer Billigkeit, da 
das teure Rindfleisch durch den äußerst billigen Blutkuchen 
ersetzt wird. Pfeiler. 


Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau. 

Bakteriologische Fleischbeschau. 

(Aus dem von Prof. Dr. Schlegel erstatteten Bericht über die 
Tätigkeit des tierhygienischen Instituts der Universität Freiburg 
i. Br. im Jahre 1915.) 

(Mittcil. tl Vor. bud. Tierärxle, 1916, N* - . 7.) 

Im Jahre 1915 wurden in dem Freiburger Institut Proben 
von 33 Schlachtrindem wegen Verdachts der Blutvergiftung der 
bakteriologischen Fleischbeschau unterworfen, und zw T ar in 16 
Fällen bei Metritis septica, in 2 Fällen bei Metritis und Peri¬ 
tonitis, in 2 Fällen bei Fremdkörper-Peritonitis, in 3 Fällen 
bei Mastitis septica und in 10 Fällen bei anderweitigen Krank¬ 
heiten. Den häufigsten Anlaß boten alte Kühe; denn die 
Proben stammten von 27 Kühen, 4 Rindern, 1 Farren und 
1 Ochsen. Das Fleisch von 19 Rindern erwies sich als bak¬ 
terienfrei und von 10 Rindern als mit vereinzelten Bakterien 
(ohne FleisQhvergifter) behaftet, während nur im Fleisch von 
4 Rindern zahlreiche Bakterien (ohne Fleischvergifter) infolge 
eingetretener Fäulnis festgestellt wurden. Fleischvergifter 
fanden sich nicht vor. Daher wurde das Fleisch von 29 Rin¬ 
dern zum menschlichen Genüsse zugelassen, wodurch dem 
Nationalvermögen der bedeutsame Fleischwert von 29 Rindern 
erhalten werden konnte. Untauglich waren eine Kuh mit 
Scheidenriß, Beckenbindegewebsentzündung und septikämi- 
schen Veränderungen, eine Kuh, die wegen Hitzschlags im 
Verenden abgestochen war, eine Kalbin mit Abortus infolge 
Sturzes sowie ein Rind, da das Fleisch schon innerhalb zwei 
Tagen mit zahlreichen Bakterien durchsetzt war. Bei einem 
notgeschlachteten Ochsen fand sich umfangreiche tief¬ 
greifende Nekrose und eitrige Infiltration des Schlauches und 
der Eichelspitze. In den nekrotisch-eitrigen Massen wurde bak- 
terioskopisch ein reiches Bakteriengemisch festgestellt, aber es 
lag nach der kulturellen Prüfung des Fleisches, der Fleiscli- 
lymphdrüsen, der Milz und Leber lediglich ein Lokalleiden vor. 
Eine ältere gut genährte Kuh erkrankte bei 40° CT. und hohem 
Puls an Euterentzündung und mußte am dritten Tage not 
geschlachtet werden. Mikroskopisch wurde nur in nekrotischem 
Gewebe des Euters massenhaft wie in einer Reinkultur und 
häufig in Leukozyten phagozytiert Bact. coli nachgewiesen. 
Mithin handelte es sich um eine lokale parenchymatöse nekro¬ 
tisierende Mastitis. Eine Kuh mit Abortus wies im Uterus¬ 
exsudat spomlierende Ödembazillen, Bac. und Strept. pyo¬ 
genes, Bact. coli auf. Das genußtaugliche Fleisch und die 
Fleischlymphdrüsen hingegen waren völlig steril; Milz, Leber 
und Nieren lieferten nur vereinzelte saprophytische Kolonien. 
Bei einer w r egen Gebärmutterentzündung notgeschlachteten 
Kuh fanden sich mikroskopisch im Uterussekret und im Ab¬ 
strich der Schleimhaut Strept. pyogenes, Bact. coli und Bac. 
subtilis massenhaft. Alle Nährböden, beschickt mit Fleisch 
und Organteilen, blieben steril. Der Mäusefütterungsversuch 
mit rohem und gekochtem Fleisch schloß Saprämie aus, 
weshalb das Fleisch genußtauglich war. Gl. 

Uber eine Fleischvergiftungsepidemie durch Bazillen der 
Gärtner-Gruppe (Rattenschädlinge). 

Von Fr. Ickert. 

(Zbl. f. Bakt , 1. Abt, Orig., Bd. 77, H. 2, 1915, S. 142 > 

Verfasser berichtet über eine Massenerkrankung von 
20 Soldaten, die im Anschluß an ein gemeinsames Mittagessen 
auftrat. 








536 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 45. 


Die bakteriologische und serologische Untersuchung des 
Stuhls und Urins der Erkrankten ergab als Krankheitsursache 
Bakterien aus der Paratyphus-Gärtner-Gruppe. 

Das in Frage kommende Mittagessen bestand aus Bohnen, 
Kartoffeln und Fleisch. Die Bohnen und Kartoffeln erwiesen 
sich bei der Untersuchung als frei von verdächtigen Keimen. 
Dagegen wurden in den zufällig noch vorhandenen Fleisch¬ 
resten Bakterien gefunden, die zunächst sich nur kulturell als 
zur Gärtner-Gruppe gehörig erwiesen, mit Hilfe des Komple¬ 
mentbindungsversuches konnte jedoch ihre genauere Identifi¬ 
zierung erfolgen. Das Fleisch w r ar nach stattgefundener Unter¬ 
suchung in einem Raume aufgehängt worden, in dem nach¬ 
gewiesenermaßen viele Ratten vorkamen, bei denen diese Art 
von Bakterien gefunden wurde. 

Auf Grund dieser Tatsachen spricht Verfasser mit Recht 
von einer Massenerkrankung, die in Form einer toxischen 
Gastritis und Gastroenteritis auftrat und auf eine Infektion mit 
einer durch Fleischpassage menschenpathogen gewordenen 
Rattenschädlingsgruppe zurückzuführen ist. G u t s c h e. 

Beschäftigung der Fleischbeschauer und Triohinenschauer. 

Allgemeine Verfügung Nr. 1. 771916. 

Ministerium für Landwirtsclaft, Domänen und Forsten. 

Berlin, den 13. September 1916. 

An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und defi Herrn 
Polizeipräsidenten hier. 

Infolge der Abnahme der Schlachtungen sind die Einnahmen 
zahlreicher Fleischbeschauer und Trichinenschauer, soweit sie 
nicht gegen feste Bezüge beschäftigt werden, erheblich zurück¬ 
gegangen. Dadurch sind manche Beschauer, die in der Fleisch¬ 
beschau und Trichinenschau ihre Haupteinnahmequellen hatten, 
in Not geraten. Die dauernde Erhaltung tüchtiger Fleischbeschau¬ 
kräfte liegt im allgemeinen Interesse. Es erscheint daher dringend 
erwünscht, solchen Beschauern, die ihren Lebensunterhalt nicht in 
einem anderen Berufe finden können, soweit irgend angängig. 
Nebenbeschäftigung zuzuweisen, die ihnen das Durchhalten in 
ihrer Stellung ermöglichen. Gelegenheit dazu werden in vielen 
Gemeinden die Kriegsmaßnahmen bieten, die eine Heranziehung 
weiterer Arbeitskräfte erforderlich machen. Bei den Beschauern 
könnte eine Verwendung bei den Viehbestandsaufnahmen, der 
Enteignung von Schlachtvieh und ähnlichen Aufgaben in Betracht 
kommen. Auch eine vorübergehende Beschäftigung im Gemeinde¬ 
dienste in solchen Stellen, deren Inhaber zum Militärdienst ein¬ 
gezogen sind, bliebe, soweit sich Beschauer dazu eignen, zu er¬ 
wägen. 

Wir ersuchen die Anstellungsbehörden hierauf hinzuweisen 
und ihnen die mögliche Förderung der Angelegenheit nahezu¬ 
legen. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

I. A.: Neverman n. 

Der Minister des Innern. 

I. V.: Drews. 

— Die Oschatzer Pferdefleischvergiftungen. In Ose! atz und 
Umgehung hatten sich Anfang August d. Js. Fleischvergiftungen er¬ 
eignet. Es waren gegen 120 Personen nach dem Genüsse von 
Pferdefleisch erkrankt, das von einem tierärztlich untersuchten und 
tauglich abgestempelten Tiere herstammte. Die nunmehr abge¬ 
schlossenen gerichtlichen Untersuchungen haben nichts Belastendes 
iiir den Pferdeschlächter, der das Fleisch in den Verkehr brachte, 
und den Tierarzt ergeben, so daß das Verfahren eingestellt wurde. 
Obwohl Paratyphus-B-Bazillen als Ursache der Vergiftungen nach¬ 
gewiesen wurden und angeblich auch in dem Pferdetleische selbst 
aufzufinden waren, ist es doch höchstwahrscheinlich, daß es sich 
um eine postmortale Infektion des Fleisches gehandelt hat. Und 
zwar dürfte diese mit einer ruhrartigen Erkrankung des 
Pferdeschlachters und seiner Ehefrau in der kriti¬ 
schen Zeit zu8ammengehangen haben. Dieser Erkrankung ist nicht 


gebührend nachgegangen worden; auch hat man nicht den Stuhl 
der beiden Eheleute oder deren Blut in bezug auf Zusammenhang 
mit den Paratyphus-B-Bazillen im Pferdefleische untersucht, obwohl 
dies tierärztlicherseits angeregt worden war. (Sächs. Korresp.) 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Die Zukunft der Traberzncht in Deutschland. 

Von Freiherr Hans von Barnekow. 

Während ich in einer früheren Erörterung dieser Frage (B. T. 
W. 1916, 38, S. 452) Voraussetzungen besprochen und Vergleiche 
herangezogen habe, will ich dieses Mal bestimmte Pläne und Aus¬ 
sichten, Tatsachen zu Worte kommen lassen.. 

Wie nun, da wir nach dem Kriege in absehbarer Zeit in pferde- 
ziichterischen Dingen vornehmlich, vermutlich ganz und gar auf 
eigenen Füßen stehen müssen, wird die Erzeugung eines guten, 
deutschen Trabers vor sich gehen, in welcher bestimmten Richtung 
wird sich die Traberzucht in Deutschland entwickeln? 

Es muß nachdrücklich und wiederholt betont werden, daß wir 
auch mit Bezug auf Traberbeschäler zunächst gänzlich uns auf den 
im Lande befindlichen Hengstebestand verlassen müssen, und daß 
wir uns namentlich auch vor gewagten Hoffnungen über Zufuhr 
aus den besetzten feindlichen Gebieten hüten sollen. Und da 
möchte ich ohne weiteres feststellen, daß die Lage durchaus nicht 
so entmutigend, nicht so hoffnungslos ist, wie so viele an der 
Trabersache — unmittelbar und mittelbar — Beteiligte in ihrer 
Schwarzseherei es glauben machen möchten. Denn auf dem am 
13. Dezember 1913, also nur 7 Monate vor Ausbruch des Krieges, 
in Berlin eröffneten sechsten deutschen Trabertage wurde fest¬ 
gestellt, daß unter den in die Decklisten eingetragenen 87 Traber¬ 
hengsten in Deutschland die deutschen bereits an erster Stelle 
standen, denn die Hengste teilten sich in 35 deutsche, 31 amerika¬ 
nische und 10 französische ein, während der Rest aus Hengsten 
verschiedener, nicht namhaft gemachter Länder stammte. 

Auch hinsichtlich der Traber-Mutterstuten ist die La#e durch¬ 
aus nicht verzweifelt und hat sich in den letzten Jahren vor dem 
Kriege selbst erheblich gebessert. Der siebente Band des deutschen 
Trabergestütbuches weist die Zahl von 1125 Mutterstuten auf. 
Während im Jahre 1910 die Anzahl deutscher Stuten sieh auf nur 
268 belief, war sie bis zum Jahre 1913 auf 487 gestiegen. Deutsch¬ 
land stand also an der Spitze der in der obigen Ziffer vertretenen 
Staaten. — „Ein Punkt, eine Zahl“, so bemerkte auf dem Eröffnungs¬ 
tage des sechsten deutschen Trabertages der Berichterstatter, Herr 
Rittmeiser a. D. von Westernhagen, ,,im Gestütbuch muß 
auffallen. Unter diesen 1125 Stuten befinden sich 300 Stuten mit 
unbekannter Abstammung. Diese Stuten sind Stuten, die dm 
Bauern von Händlern gekauft haben, die sich im Gebrauch und 
durch ihr Gangwerk ausgezeichnet haben und nun von den Be¬ 
sitzern der Zucht derselben zugeführt wrurden. Die Zahl wechselte, 
ist aber allmählich auf die stattliche Zahl von 300 angewachsen.“ 
Der Berichterstatter schloß daraus auf die allgemeine Beliebtheit 
der Traberzucht bei den kleinen Züchtern, und daß diese gern ihre 
Stuten dem Traberhengst übergeben, weil sie dann ein flottgängige* 
Wagenpferd erwarten. Herr von Westernhagen ließ dieser 
Feststellung dann die folgenden Ausführungen folgen, die auf die 
Stimmung amtlicher Kreise in Deutschland der Traberzucht gegen¬ 
über ein eigenartiges Licht werfen: „Es hat auch nicht gefehlt an 
Versuchen der Traberzüchter, den Traberhengst in der allgemeinen 
Landespferdezucht zu verwenden. Man kann sagen, daß in den 
verschiedenartigsten Provinzen nicht die schlechtesten und unbe¬ 
deutendsten Züchter sich dieser Richtung zugewandt haben. Ver¬ 
schiedene davon haben bereits an die Kommission der Trabrennen 
berichtet, daß sie gute Erzeugnisse bekommen haben, daß sie 
Pferde der Kommission zum Ankauf von Remonten vorgestellt 
haben, daß dieselben gekauft worden sind, aber natürlich 
die Traberabstammung mußte man verleugnen, 
weil es leider dem allgemeinen Vorurteil, das gegen den Traber 
zu sprechen scheint, gelungen ist, die allgemeine Stimmung gegen 
diese Pferderasse in Deutschland so zu verbreiten, daß sie sich in 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


537 


9. Kovg^er 1916. 

alle Teile des Volkslebens erstreckt, insbesondere natür¬ 
lich auf die Organe der Militärverwaltung, die 
im Lande die Remonten ankauft.“ Das ist ein anscheinend uner¬ 
hörter Zustand, der naturgemäß vielfach ernste Bedenken gegen 
eine Beteiligung an der Traberzucht hervorrufen muß, dieses leider 
auch getan hat, ohne weitblickende und zielbewußte Züchter von 
ihrer Absicht, von ihrer Überzeugung abbringen zu können. 

Die Gerechtigkeit aber, — was zur Klärung der Lage durchaus 
erforderlich ist —, gebietet zuzugeben, daß sich in die für jede Pferde¬ 
zucht unentbehrlichen Prüfungen, also in den Rennbetrieb auf 
dem Trabergebiete so schreiende Mißstände 
eingeschlichen haben, daß ein weit verbreiteter Unwille, 
ja eine Abneigung gegen den gesamten Traberbetrieb wohl er¬ 
klärlich wird. Das darf bei den sonst berechtigt scheinenden 
Klagen gegen die geringe Beteiligung, Berücksichtigung und Unter¬ 
stützung der Traberzucht in Deutschland nicht vergessen werden. 
Unbegreiflichkeiten, der Volksmund nennt sie Schiebungen, kom¬ 
men auf allen Rennbahnen vor, weshalb aber sind sie gerade auf 
den Trabrennbahnen so ungemein häufig und 
dann so besonders peinlich und widerwärtig? 
Warum sind die „Drei Galoppsprünge“ auf unseren Trabbahnen 
zu einer ewig sprudelnden Quelle von Vermutungen, Kombinatio¬ 
nen, Suggestionen und Rätseln geworden? Die Preisfrage, wie 
diese drei Sprünge zustande kommen und ob — ganz nach Bedarf 
— es 1 oder 13 Sprünge waren, hat ihren Löser noch nicht ge¬ 
funden. Wie man an berufener Stelle die Zustände im deutschen 
Trabrennsport in einer für diesen höchst bedeutenden Zeit beur¬ 
teilte und wie kräftig man sich gegen die haarsträubenden Mißstände 
zu schützen suchte, geht aus folgender wichtigen amtlichen Kund¬ 
gebung hervor: 

Als im Jahre 1892 die Technische Kommission für Trabrennen 
gegründet wurde durch eine Allerhöchste Kabinettsorder, gegen¬ 
gezeichnet von dem Minister für Landwirtschaft, Domänen und 
Forsten, erfolgte die Ernennung des Vorsitzenden der Kommission 
für Trabrennen, die früher Technische Kommission hieß, seitens des 
Union-Clubs, wie dies im Reglement vorgeschrieben ist. Damals 
wurden dem ernannten Vorsitzenden, dem Grafen Bismarck, 
die nachstehenden Richtlinien für den Aufbau der deutschen Tra¬ 
berzucht und den Ausbau der Rennen gegeben: 

1. Die Schiebungen und Mißstände, unter denen der Trabrenn- 
^port in Weißensee gelitten hat, und die großen Unzuträglichkeiten, 
die sich beim Import gezeigt haben, müssen verschwinden. 

2. Der Trab-Rennsport, anstatt lediglich eine Gelegenheit zuin 
Spielen für die großstädtische Bevölkerung darzubieten, sollte eine 
breitere Basis und Anschluß an die züchterischen Kreise zu gewin¬ 
nen suchen, insbesondere wurde eine Eingliederung in die Landes- 
Pferdezucht verlangt. 

3. Dafür Sorge zu tragen, daß die dem Trabrennsport zur Ver¬ 
fügung stehenden Mittel möglichst im Lande bleiben sollen. 

Nach diesem notwendigen Hinweise auf die unbedingt erforder¬ 
liche Ausrottung des Grundübels des Trabrennsports, dessen Be¬ 
seitigung die vornehmste Bedingung für eine gedeihliche, zukünf¬ 
tige Traberzucht in Deutschland ist, will ich auf die erwünschten 
Möglichkeiten und Versuche von Kreuzungen zur Schaffung eines 
in jeder Richtung guten deutschen Trabers übergehen. 

Als das deutsche Haupttrabergestüt gegründet wurde, also in 
seinen Kinderschuhen stand, stellten die vereinigten Renn-Vereinc 
den Züchtern, die auch Rennstallbesitzer waren, genügend junges 
Material zur Ausnützung auf der Rennbahn zur Verfügung. Erst 
durch die Einführung des Reglements im Jahre 1892 wurde diese 
Gestütsgründung unter dem Namen: Das deutsche Haupttraber¬ 
gestüt unter die Verwaltung der Kommission für Trabrennen ge¬ 
stellt. Im Jahre 1913, also zur Zeit der Tagung des sechsten 
Deutschen Trabertages, standen 22 Stuten in der genannten Zucht¬ 
stätte. Die verschiedensten Zuchtversuche sind im Laufe der 
Zeit dort gemacht worden, immer mit der Absicht, einen Traber zu 
bringen, der sowohl auf der Rennbahn ein ausgezeichnetes Produkt 
ist, wie auch in seinem Gebäude so dasteht, daß er mit Aussicht auf 
guten Erfolg in der Halbblutzucht verwendet werden kann. Dem 
Vollblute wurde des öfteren eine namhafte Tätigkeit eingeräumt, 
meiner Ansicht nach eine zu weite Betätigung und Bevorzugung. 


So wurde z. B. noch im Jahre 1912 eine Stute, die ein Traberzüchter 
kaum genommen hätte, in die Stutenherde das Haupttrabergestüts 
gereiht, lediglich, weil sie in erster Generation auf Vollblut zurück¬ 
gehe. Unter den Jährlingen die im Jahre 1913 in Ruhleben unter 
lebhafter Beteiligung zur Versteigerung kamen, erzielten einige von 
Vollblutstuten stammende außergewöhnlich hohe Preise. Ein Mit¬ 
glied der Kommission geriet über einen dieser Jüngster, der ein 
regelrechter „Blender“ war, derartig in Begeisterung, daß er ihn 
in seinen Rennstall aufnahm, in der Absicht, ihn später in Halbblut- 
rennen laufen zu lassen. Ferner hatte ein anderer Traberzüchter 
aus der Nähe von Hamburg im Jahre 1912 eine erstklassige Voll¬ 
blutstute, die er aus dem Lot der nach Deutschland aus Amerika 
eingeführten Stuten erworben hatte, durch einen Traberhengst 
decken, und hat das Produkt zur Eintragung in die Listen des 
Union-Club anmelden lassen. Es herrschte also eine starke Strö¬ 
mung zugunsten des englischen Vollblüters in deutschen Traber¬ 
zuchtkreisen. Die Ergebnisse aus diesen Kreuzungen sind nun 
durchaus nicht so glänzende gewesen, wie von gewisser Seite ge¬ 
hofft wurde, und nachdem man alle Umstände und Möglichkeiten 
in Betracht gezogen hat, kann man in Deutschland mit Ruhe und 
Vertrauen auf das Ausbleiben englischen Vollblutes und auf die Er¬ 
gebnisse einer zielbewußten Inzucht in unserer zukünftigen Traber¬ 
zucht blicken. Daß man auch schon vor dem Kriege, leider nur 
ln recht bescheidenem Maße, an die Unabhängigkeit vom Auslande 
dachte und darauf hinarbeitete, geht z. B. daraus hervor, daß selbst 
in kleinen Orten Traberprüfungen mit dem ausgesprochenen Zwecke 
abgehalten wurden, zum Ausbau der Landespferdezucht beizu¬ 
tragen. Diese Trabrennen erhielten dadurch Bedeutung, daß sie 
gewissermaßen den Grundstock zur Entwicklung des deutschen 
Rennsports bildeten in einer Weise, daß sie wirklich für die deutsche 
Pferdezucht nutzbar gemacht wurden, und „daß wir“, wie ein be¬ 
kannter Züchter sich ausdrtickte, „nicht mehr zu unserem Kummer 
zusehen müssen, wie ausländische Pferde ausländischer Provenienz 
auf unseren Rennbahnen ein gewinnreiches Betätigungsfeld finden“. 

Auch hier sind einmal wieder die Kleinen vom Lande den 
Großen in den Städten mit gutem Beispiele vorangegangen. 

Die höchsten amtlichen Stellen erwiesen den Bestrebungen zur 
Hebung der deutschen Traberzucht nur wenig Entgegenkommen, 
und müssen dafür wohl ihre Gründe gehabt haben, die sich mm 
infolge der allgemein anerkannten Leistungen der Traber im Felde 
wohl zum großen Teile verflüchtigt haben dürften. 

Auf die Denkschrift der Kommission für Trabrennen um 
größere Unterstützung seitens der Regierung sowohl für Renn- 
als für Zuchtzwecke, antwortete der Landwirtschaftsminister am 
31. März 1913 u. a.: „Den Ausführungen ln der Denk¬ 
schrift über die gegenwärtige Bedeutung der 
Traberzucht Deutschlands bedaure ich, mich 
nicht anschließen zu können. Ich leugne nicht, daß die 
Traber als Halbblutpferde eine, wenn auch zahlenmäßig kaum ins 
Gewdcht fallende, so doch immerhin wünschenswerte Ergänzung 
des Bestandes ah kriegsbrauchbaren Pferden darstellen. Dieser 
Umstand kann aber nicht dazu veranlassen, die Verbreitung des 
Traberblutes in der allgemeinen Landespferdezucht mehr wie bis : 
her zu begünstigen. Wenn auch theoretische Erwägungen dafür 
sprechen mögen, daß zur Verbesserung der Wagenpferdezuchten 
der Traberhengst vor dem Vollbluthengst der Vorzug zu geben 
ist, so verbietet doch einerseits die von Jahr zu Jahr zurückgellende 
Nachfrage nach Wagenpferden, andererseits die anerkannte Mangel¬ 
haftigkeit des Exterieurs der Traberhengste deren vermehrte Ver¬ 
wendung in der Landespferdezucht. Ich werde sogar eine all¬ 
mähliche Verringerung der Zahl der im westfälischen Landgesttit 
Warendorf gegenwärtig aufgestellten Traberhengste vomehjmen, 
nachdem sich eine vor kurzem einberufene Kommission von Pferde¬ 
sachverständigen der Provinz Westfalen dahin ausgesprochen hat, 
daß die weitere Zufuhr von Traberblut in die westfälische Halbblut¬ 
zucht nicht erwünscht sei. Auch für die Provinz Schlesien, auf die 
in der Denkschrift besonders hingewiesen wurde, kann ein Be¬ 
dürfnis für die Einführung von Traberblut in die Halbblutzucht 
nicht angenommen werden, da die dortige Landwirtschaftskammer 
erst vor kurzem wesentlich andere Richtlinien für ihre pferdezüchte¬ 
rischen Maßnahmen beschlossen hat. 




53b 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 45. 


Bei dieser Sachlage werde ich mich für meine Entscheidung 
über alle mit der Traberzucht in Verbindung stehenden Fragen 
vondem6rundsatzeleitenlas8en,daßdieTraber- 
zucht Deutschlands einstweilen eine Spezial¬ 
zucht ohne nennenswerte Verbindung mit der 
allgemeinen Landespferdezucht ist. Ich werde daher 
alle Anträge auf Vermehrung der Zahl der Trabrenntage mit Totali¬ 
satorlizenz für Provinzbahnen im Interesse einer stetigen Entwick¬ 
lung der Halbblutzuchten ablehnen.“ 

Nachdem der Minister dann betont hat, auch eine zukünf¬ 
tige Vermehrung der staatlichen Unterstützung kaum in Aussicht 
stellen zu können, macht er mit Rücksicht auf die Verwendung 
von inländischem und ausländischem Zuchtmaterial folgende be¬ 
zeichnende Auslassungen: 

„Zu den Ausführungen über die zur Verbesserung der deut¬ 
schen Traberzucht zu ergreifenden Maßnahmen habe ich folgendes 
zu bemerken: 

Die zur Verwaltung des Traberzuchtfonds von mir berufene 
Kommission, der auch der Vorsitzende der Kommission für Trab¬ 
rennen und zwei von ihr bezeichnete Mitglieder angehören, hat sich 
bei der Beratung der Richtlinien für die Verwendung des oben 
genannten Fonds dahin ausgesprochen, daß die verfügbaren Mittel 
in erster Linie zum Ankauf inländischen Zuchtmaterials für deutsche 
Züchter verwendet, daß aber die Unterstützung der Einführung von 
Zuchtmaterial aus dem Auslande nicht ausgeschlossen werden 
möchte. Ich empfehle der Kommission für Trabrennen, sich diesei 
Ansicht, die auch von der Gestüts Verwaltung geteilt wird, anzu- 
schließen, zumal der erste Versuch eines Ankaufs inländischer 
Stuten durch die Traberzuchtkommission dafür zu sprechen scheint, 
daß im Inlande sehr wenig verkäufliches Mate¬ 
rial vorhanden ist, das den zu stellenden 
strengen Anforderungen in Exterieur, Abstam¬ 
mung und Leistung entspricht.“ 

Der Minister spricht dann von der Tätigkeit des deutschen 
Haupttrabergestüts Lilienhof und hält es für nützlich, daß dieses 
als Zuchtstätte zur Erprobung und Pflege der für die inländische 
Traberzucht besonders wertvollen Blutlinien so lange erhalten 
bleibe, bis es durch sachdienliche Maßnahmen der Kommission für 
Trabrennen und der Gestütsverwaltung gelungen sein wird, die 
Privatzucht soweit zu fördern, daß die Unterhaltung des Traber¬ 
gestüts Lilienhof überflüssig geworden sei. 

Ich habe diese Kundgebungen der höchsten Instanz im König¬ 
reich Preußen in pferdezüchterischen Fragen deshalb hier wieder¬ 
gegeben, weil sie einen namhaften Teil der in Betracht kommenden 
Punkte aufklären und nicht allein die Ansicht des Ministers, sondern 
vieler beteiligten und berufenen Kreise in der Traberzuchtfrage 
wiedergeben. 

Das unmittelbare und vornehmste Gebot für eine gedeihliche 
zukünftige Entwicklung der Traberzucht in Deutschland werden 
vielfache Kreuzungsversuche mit dem im Inlande befindlichen 
Traberblute und anderen heimischen Pferdeschlägen sein, wo dann 
die bereits gemachten Erfahrungen gründlich zu Rate gezogen und 
in der Praxis befolgt werden müssen. 

Zu diesem Behufe ist eine möglichst umfassende öffentliche 
Aussprache schon während des Krieges in hohem Maße erwünscht 
und erforderlich, und alle — unmittelbar und mittelbar — be¬ 
teiligten Kreise — Vereine sowohl wie Personen — sollten im all¬ 
gemeinen und im eigenen Dienste und Interesse ihre Meinungen, 
vor allem ihre auf praktischen Erfahrungen fußenden Kenntnisse 
/tun öffentlichen Ausdruck bringen, wodurch eine der allgemeinen 
Sache höchst dienliche Aussprache erfolgen würde. Dann würde 
auch mancher infolge der Abhängigkeit vom Auslände bisher 
wenig oder gar nicht beachtete Pferdetyp zu größerer Würdigung, 
zu seinem Rechte gelangen. Alle irgendwie in Betracht kommenden 
Kreise würden gehört werden und könnten sich geltend machen. 

Mit dieser allgemeinen Aussprache darf nicht gezögert werden, 
sie muß im Interesse einer baldigst einzusetzenden höheren Ent¬ 
wicklung der Traberzucht in Deutschland umgehend vonstatten 
gehen. Vor allem müssen die im Felde gemachten 
Erfahrungen mitsprechen und entscheidend 
wirken. Nennenswerte Ergebnisse stehen mir auf diesem 


Felde bereits zu Gebote, die sämtlich heute zu bringen der Raum 
verbietet; auch müssen Ergänzungen abgewartet werden, um dann, 
da die gemachten Erfahrungen weit auseinander gehen, ein über¬ 
sichtliches Bild geben zu können. 

Alle diese Feststellungen aber müssen einzig 
und allein von dem Standpunkte ausgehen, jeder 
Plan und Vorschlag muß von dem Gedanken be¬ 
gleitet sein — und das kann nicht oft und nach¬ 
drücklich genug betont und wiederholt werden, 
daß wir uns in Zukunft ganz und gar auf eigenes, 
inländisches Blut verlassen müssen! 

Sollte aber etwa doch auf ausländisches Traberblut zurück¬ 
gegriffen werden, so käme, da das vorzügliche französische und 
das weniger empfehlenswerte russische in absehbarer Zeit aus¬ 
geschlossen sein dürften, in erster Reihe amerikanisches Blut in 
Frage, dessen hervorragende Rennbähnleistung in Deutschland 
allgemein, dessen Wert als ungemein nützliches, williges Gebrauchs¬ 
pferd viel zu wenig bekannt ist. Seine züchterischen Vorzüge, das 
brauche ich kaum hervorzuheben, haben die Ergebnisse in unseren 
Traberzuchtstätten, namentlich in Lilienhof reichlich erwiesen. Et¬ 
waige durch Erscheinungen und ■ Kundgebungen während des 
Krieges hervorgerufene Mißstimmungen müssen da schweigen, 
namentlich mit Rücksicht auf die Tatsache, daß eine stattliche An¬ 
zahl der in Amerika Traberzucht treibenden Landwirte Deutsche 
sind, Deutsche, die, zum Unterschiede manch’ trauriger Beispiele, 
deutsche Sprache, Gebräuche und Gesinnung hochhalten und durch¬ 
führen; diesen deutschen Züchtern in Amerika sollten etwaige Be¬ 
dürfnisse an amerikanischen Trabern unsererseits zugute kommen. 

Indessen unsere Holsteiner, Oldenburger und 
Mecklenburger, -unsere vortrefflichen Traberschläge in 
Süddeutschland, besonders in Bayern, sowie alles im Lande 
anwesende Voll-, Halb- und Kaltblut werden im gegebenen Falle 
vollkommen imstande sein, die Zukunft der Traberzucht 
in Deutschland nicht allein sicher zu stellen, 
sondern zu einer glänzenden zu gestalten. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Heldentod f ü r s V a t e r 1 a n d st a r b: 
Oberveterinär PeterKr ender (Tierarzt in Hilders). Dnrch 
Sturz mit dem Pferde. 

Verwundet: 

Oberveterinär G i f f h o r n (Tierarzt in Tostedt). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Giffhorn (Tierarzt in Tostedt). 
Oberveterinär Bruno Eigner (Tierarzt in Thorn). 
Veterinär Walther Berger (Tierarzt aus Dresden). 
Stabsveterinär Ernst Kaussel (Tierarzt in Hehlingen). 
Veterinär Dr. Karl Krim m e 1 (Tierarzt in Schotten). 
Vizefeldwebel stud. med. vet. Robert Richter aas 
Hannover (Studierender der Tierärztlichen Hochschule in 
Hannover). 

Feldhilfsveterinär cand. med. vet. Otto West hoff gen. 
Schulte aus Osthenne (Studierender der Tierärztl. 
Hochschule in Bbrlin). 

Einhandertundachtzehnte Kriegswoche* 

Vom Sonntag, den 29. Oktober bis Sonnabend, 
den 4. November 1916. 

Die Kampftätigkeit an der Somme hatte in der letzten 
Woche viel unter ungünstigem Wetter zu leiden, östlich von 
Lesboeufs gelang es zw r ei feindlichen Kompagnien Engländer, 
in unsere vordersten Gräben einzudringen und im Abschnitt 
Lesboeufs-Rancourt erreichten die Franzosen durch ihre An¬ 
griffe kleine Vorteile nordöstlich von Morval und am Nord¬ 
westrande des St. Pierre-Vaast-Waldes. Im übrigen wurden 
alle feindlichen Angriffe hlutig abgewiesen. Auf dem Südufer 




9. November 19145 . 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


539 


der Somme wurde das Gehöft La Maisonnette und die sich von 
dort nacli Biaches hinziehende französische Stellung durch das 
aus Berlinern und Brandenburgern bestehende Infanterie-Re¬ 
giment Nr. 359 gestürmt, dem die durch die Beobachtungs¬ 
flieger vortrefflich unterstützte Artillerie wirkungsvoll vorge¬ 
arbeitet hatte. 412 Gefangene, darunter 15 Offiziere, wurden 
eingebracht. Gegenangriffe der Franzosen scheiterten und 
ebenso mißlangen die feindlichen Versuche, mit Handgranaten 
in unsere neuen Gräben von Biaches einzudringen. Unsere 
Truppen drangen gegenüber hartnäckigem französischen 
Widerstand in den Nordteil von Sailly vor, mußten denselben 
aber am folgenden Tage wieder räumen. Am Ostufer der 
Maas erreichte der Artilleriekampf zeitweilig eine beträchtliche 
Stärke. Insbesondere richteten die Franzosen schweres Zer- 
störungsfeuer gegen die bereits in der Nacht zum 2. November 
von unseren Truppen befehlsmäßig und ohne feindliche Stö¬ 
rung geräumte Feste Vaux, auf der wir zuvor wichtige Teile 
gesprengt hatten. Feindliche Vorstöße zwischen Douaumont 
und Vaux blieben erfolglos. 

Lie Russen hielten fast die ganze Stochodlinie unter leb¬ 
haftem Feuer. Ein russischer Massenansturm, durch stärksten 
Munitionseinsatz vorbereitet, brach westlich von Hutomyty 
und bald darauf auch östlich von Szelwow gegen unsere Stel¬ 
lungen vor. Beide Angriffe scheiterten unter blutigen Ver¬ 
lusten. Ebenfalls wurden Angriffe gegen unsere Schtschara- 
stellung bei Kra-schm blutig abgewiesen. Auf dem Ostufer der 
Narajowka nahmen ottomanische Truppen im Sturm mehrere 
Stellungen des Feindes, nordwestlich von Mlochowo; weiter 
südlich bemächtigten sich deutsche Regimenter wichtiger Hö- 
henstellungen westlich von Folw, Krasnolesie und wiesen hef¬ 
tige Gegenangriffe der Russen ab. Diese Gegenangriffe, die 
bis zu siebenmal wiederholt wurden, brachten den Russen 
außergewöhnlich hohe Verluste. Es wurden 4 Offiziere, 170 
Mann, 9 Maschinengewehre eingebracht. Bei der Heeresgruppe 
des Generals von Linsingen stürmten westfälische und ostfrie¬ 
sische Truppen unter Führung des Generalmajors von Ditfurth 
die bei und südlich von Witoniez auf das linke Stoehodufer 
vorgeschobenen russischen Stellungen. Neben blutigen Ver¬ 
lusten büßte der Feind an Gefangenen 22 Offiziere, 1508 Mann 
ein und ließ 10 Maschinengewehre, 3 Minenwerfer in unserer 
Hand. 

In Siebenbürgen wurde südlich des Tömöserpasses Azuga 
erreicht und auf Oampolung und noch weiter w r estlieh trotz 
zähen feindlichen Widerstandes vorgerückt. Südöstlich des 
Roten Turmpasses wurden Erfolge Hannoverscher und Meck¬ 
lenburgischer Jäger vom Vortage erweitert, andere zäh ver¬ 
teidigte Höhenstellungen im Sturm genommen. Aus dem letzten 
Kampf in dieser Gegend sind 18 Offiziere und über 700 Mann 
Gefangene zurtickgeführt worden. Seit dem 10. Oktober hat 
die Armee des Generals der Infanterie von Falckenhayn 151 
Offiziere, 9920 Mann zu Gefangenen gemacht und außer vielem 
anderen Kriegsgerät den Rumänen an Beute 37 Geschütze, 47 
Maschinengewehre und 1 Fahne abgenommen. Einen wich¬ 
tigen Erfolg errangen westlich der Predealstraße österreichisch- 
ungarische Regimenter, die in die rumänischen Stellungen ein¬ 
brachen und 10 Infanteriegeschütze und 17 Maschinengewehre 
erbeuteten. Die Höhe Roskar südöstlich des Altenschanzpasses 
wurde vom Gegner besetzt. Im übrigen wurden alle Gegen¬ 
angriffe der Rumänen blutig abgewiesen. 

Bei einem Unternehmen österreichischer Monitore gegen 
eine Donauinsel südwestlich von Rustschuk wurden 2 Geschütze 
und 4 Minenwerfer erbeutet. 

Im Cernabogen blieben auch in der Berichtswoche die 
feindlichen Angriffe ohne Erfolg. 

Das deutsche Handelsunterseeboot „Deutschland 14 ist am 
1. November wohlbehalten in New London angekommen. 

Hauptmann Boelcke ist im Verlaufe eines Luftkampfes am 
28. Oktober mit einem anderen Flugzeug zusammengestoßen 
und bei der darauf erfolgten Landung hinter unseren Linien 
tödlich verunglückt, nachdem er tags zuvor erst sein 40. feind¬ 
liches Flugzeug abgeschossen hatte. N e v. 


Kriegsfürsorgeeinrichtung für die prenß. Tierärzte. 

XIII. Bericht. 

1. Eingänge September 1916. 

Memmen, Veterinärrat, Kreistierarzt, Neuruppin, Bez. 

Potsdam.. . 30,00 M 

Meyer,Ernst,prakt.Tierarzt,Jüterbog,Bez.Potsdam 10,00 „ 

B 0 s e, Oberstabsveterinär, Halle a. S , \ 3. Mts.- 1 

Fleischer, Oberstabsve^erinär, Halle a. S. j Beitrag J ’ ” 

Diedenhofen, prakt Tierarzt, Neuerburg, Bez. Trier, 

als Veterinär im Felde. 20,00 „ 

Dr. B1 e n d i n g e r, prakt. Tierarzt, Nennslingen, Bez. 

Mittelfranken, als Stabsveterinär im Felde ... 10,00 „ 

D e s e 1 e r, Oberstabsveterinär a* D., Nowawes, Bez. 

Potsdam.10,00 „ 

N e t h e, Kreistierarzt,Freienwalde, Bez. Potsdam, 2.Rate 20,00 „ 

Dr. E. Franke, Schlachthoftierarzt, Breslau, als Ober- 

veterinär im Felde. 20,00 „ 

E. Kauffmann, prakt. Tierarzt, Luckenwalde, Bez. 

Potsdam.10,00 „ 

Ebhardt, Kreistierarzt, Hadersleben, Bez. Schleswig, 

2. Rate. 75,00 „ 

S a h 1 i n g s e n., prakt Tierarzt, Harburg, Bez. Lüneburg 25,00 „ 

S a h 1 i n g j u n., prakt. Tierarzt, Harburg, Bez. Lüneburg 25,00 „ 

Nicol, Veterinärrat, Kreistierarzt a. D., Hannover, als 

Oberstabsveterinär im Heere. 20,00 „ 

A. Panske, Schlachthofinspeklor, Arys, Bez. Allen¬ 
stein, als Oberveterinär im Heere. 20,00 ,, 

(Kollege Panske ist durch den Russeneinfall selbst 
schwer geschädigt.) 

Hein r. Engel, Oberstabsveterinär a. D., Finsterwalde, 

Bez. Frankfurt a. O. (Rotlaufimpfgebühren für Not¬ 
impfungen', durch die Tierärztliche Rundschau 
übermittelt. 25,00 „ 

Durch den Chefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär L u d e w i g, Großes Hauptquartier: 

C 0 1 b e r g, Korpsstabsveterinär. 20,00 M. 

Schmidt, Veterinär.10,00 „ 

Karpe, Oberstabsveterinär.. . 10,00 „ 

Fehse, Stabsveterinär.10,00 „ 

Born, Stabsveterinär. 10,00 „ 

Dr. Hinz, Veterinär. 10,00 „ 

Ruess, Veterinär. 10,00 „ 

Behmer, Veterinär.10,00 „ 

L u k a 8, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Tonnemacher, Feldhilfsveterinär . . . 10,00 „ 

W i e m a n n, Veterinär.10,00 „ 

Dr. M e v e r, Oberveterinär.10,00 „ 

Mandelkow, Oberveterinär.10,00 „ 

Schäfer, Oberveterinär. 10,00 „ 

A 1 b r e c h t, Veterinär. 10,00 „ 

H o 1 s t e i n, Veterinär. 20,00 „ 

Kauffmann, Veterinär. 20,00 „ 

Mi lb ran dt, Veterinär. 20,00 „ 

S ch m an d e r, Feldunterveterinär .... 10,00 „ 

F r i e s i c k e, Oberveterinär.10,00 „ 

Wiegand, Veterinär. 10,00 „ 250,00 „ 

Durch den Chefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 

P e t s c h, Korpsstabsveterinär . 20,00 M. 

Bannasch, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Liebetanz, Unterveterinär. 20,00 „ 

Rie m e r, Veterinär. 5.00 „ 

Mrowka. Stabsvetererinär. 5,00 „ 

Lti h r s, Veterinär. 5,00 w 75,00 „ 

Perl, prakt. Tierarzt, Bordesholm, Bez. Schleswig, 

als Stabsveterinär im Heere.10,00 , 

Dr. Schröder, Stabsveterinär, im Felde bei einem 

Reserve-Armeekorps.10,00 r 

Nehrhaupt, prakt. Tierarzt, Köln, als Stabsveterinär 

im Heere. 20,00 , 

Dr. Wulff, Stabsveterinär, Zielum (Polen). 20,00 , 

Kranz, Kreistierarzt, Mayen, Bez. Koblenz .... 30,00 , 

Gottbrecht, prakt.Tierarzt, Schleswig, Bez 

Schleswig. 

Karstens, prakt. Tierarzt, Tweedt, Bez, 

Schleswig.. 

Dr. Runge, prakt. Tierarzt, Süderstapel, Bez. 

Schleswig... 

Bermbach, Regierungs- und Veterinärrat, Koblenz 

Durch Stabsveterinär Dr. S t u r h a u, bei einem Reserve- 
Armeekorps: 

Preularius, Veterinär. 

Müller, Unter veterinär. 

K a a k, Feldhilfsveterinär.10*00 

S c h a e p e, prakt. Tierarzt, Oels, Bez. Breslau . . . 30,00 


2. Rate 30,00 


30,00 


25,00 

10,00 

















































BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 45. 


540 


Durch den Chef veterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär L u d e w i g, Großes Hauptquartier: 

Wilden, Korpsstabsveterinär. 30,00 M. 

8 c h w e i t z e r, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Gräbenteich, Stabsveterinär.15,00 „ 

Melchert, Stabsveterinär.15,00 * 

S i e b e r t, Stabsveterinär.15,00 „ 

Dr. Heuner, Veterinär.15,00 „ 

Dr. Dröge, Stabsveterinär .10,00 w 

K1 a b e, Oberveterinär.10,00 „ 

Waldschütz, Veterinär.10,00 „ 

Kasten, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Freuden re i ch, Oberveterinär .... 5,00 „ 

G r i mm i g, Oberveterinär . !.5,00 „ 

Dr. Strauch, Veterinär.5,00 „ 

O m i e c z i n s k i, Feldhilfsveterinär . . . . 5,00 „ 

Reinstorf, Feldhilfsveterinär.5,00 „ 

G e r i s c h, Stabsveterinär. 3,00 „ 

Dr. Meyner, Kreistierarzt, Kyritz, Bez. Potsdam . 

Dr. Liebrecht, prakt.Tierarzt, Zörbig, Bez. Hallea/S. 
Seemann, Kreistierarzt, Zell a/Mosel, Bez. Koblenz 
Scharf, prakt. Tierarzt, Prenzlau, Bez. Potsdam . 
Wierzba, Kreistierarzt, Hindenburg, Bez. Oppeln . 

Dr. Isert, Kreistierarzt, Angermünde, Bez. Potsdam 
Dr. Leipziger, Kreistierarzt, Wehlau, Königsberg 
M a s c h , prakt. Tierarzt, Wilster, Bez. Schleswig . 

Dr. Zimmermann, Leiter der Ausl.-Fleischbeschau 
Stelle Bentheim, Bez. Osnabrück (aus dem für 
wohltätige Zwecke eingerichteten Verkauf von 

Trichinenbeschauproben;. 

Moricinski, Oberstabsveterinär a. D., Schlachthof¬ 
direktor, Frankfurt a/M., Bez. Wiesbaden . . . 
Durch Regierungs- und Veterinärrat 
Behren 8, Hildesheim, von: 
Oberbeck, prakt. Tierarzt, Vienenburg, 

Bez. Hildesheim. 25,00 „ 

Z w i t z k i, prakt. Tierarzt, Heilsberg, Bez. 

Königsberg. 10,00 „ 

M a 8 k e, Schlachthofdirektor, Königsberg . 50,00 „ 

Dr. Franke, prakt. Tierarzt, Bunzlau, Bez. 

Liegnitz. 50,00 „ 

Pilger, Kreistierarzt, Bad Kreuznach, Bez. 

Koblenz. 30,00 „ 

Durch den Chefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär L u d e w i g, Großes Hauptquartier: 
Beitragssammlung der Veterinärofffziere bei einem Ober¬ 
kommando auf dem Balkankriegsschauplatz: 

11 g n e r, Oberveterinär.5,00 M. 

Dr. Fritze, Veterinär.5,00 w 

S c h o b e r, Oberveterinär.5,00 „ 

Dr. Lentz, Veterinär.5,00 „ 

B e r c h o n, Etappenveterinär.5,00 „ 

Simon, Stabsveterinär.5,00 „ 

K e 11 e r, Oberveterinär. 20,00 r 

K ö n i g, Veterinär.10,00 „ 

E n g 1 e r, Veterinär. 20,00 „ 

Dumont, Stabsveterinär.5,00 „ 

W o 1 f f, Stabsveterinär.5,00 „ 

Roh de, Veterinär.10,00 „ 

S p ran de 1, Stabsveterinär.5,00 „ 

Etappenveterinäroffiziere: 

Dr. Schröder, Stabsveterinär. 50,00 „ 

Haferkrug, Stabsveterinär. 20,00 „ 

O 1 u f s, Feldhilfsveterinär.. . 20,00 „ 

195,00 M. 

Veterinäroffiziere A., Abt. A. 765,00 „ 

( Die Geberliste über vorstehende 765,00 M. wird nach 
Eingang derselben veröffentlicht.) 

Durch den Chefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 

Gesammelte Beiträge. 

(Die Geberliste über vorstehende 188,00 M. wird nach 
Eingang derselben veröffentlicht.) 
Ludewig, Korpsstabsveterinär, Chefveterinär beim 
Generalquartiermeister, Großes Hauptquartier. 
(Eigener Beitrag) 


178,00 M. 
50,00 . 
30,00 „ 
30,00 „ 
25,00 „ 
20,00 „ 
50,00 „ 
100,00 „ 
20,00 „ 


10,00 

20,05 


165,00 


960,00 „ 


188,00 „ 


140,00 „ 


Schlußsumme Monat September: 2876,05 M. 
2. Auszahlungen im Monat September: 

Laufende Beiträge: 11 mal 100 M. 


Einmalige Beiträge: 


4 mal 50 
1 mal 25 
1 mal 300 


1100,00 M. 
.... 200,00 „ 
.... 25,00 * 

, . . . 300,00 „ 
Summa: 1625,00 M. 


Zusammenstellung: 

Auszahlungen im Monat September . . . 1625,— M. 

Eingänge im Monat September .... 2976,05 M. 

Unser Guthaben bei der Kreissparkasse in Alfeld betrug am 
30. September 1916 41 251,96 Mk. 

Allen opferwilligen Kollegen, daheim oder im Felde, welche 
uns auch im vergangenen Monate mit Beiträgen bedachten, herz¬ 
lichen Dank! 

Ist auch die Endsumme der Einlagen für dieses Mal gegen¬ 
über den beiden vorhergegangenen Monaten fast um die Hälfte 
zurückgegangen, während sich die Ausgaben noch gesteigert 
haben, so dürfen wir doch wohl die Zuversicht hegen, daß die 
preußische Tierärzteschaft in ihrer kollegialen Wohltätigkeit nicht 
erlahmen und uns auch ferner mit Beiträgen unterstützen wird. 
Gleichwie es in dem großen Völkerringen, trotz der überlangen 
Dauer des Weltkrieges, für uns Deutsche und /msere Verbündeten 
kein „Zurück“ gibt, kann es auch für unser kollegiales Liebeswerk 
nur das eine Wort „Durchhalten“ geben. Wir müssen unter allen 
Umständen für die wirtschaftlichen Nöte der Praktiker und auch 
anderer Kollegen, wenn sie in hoffentlich nicht zu ferner Zeit 
siegesgekrönt in ihre heimatlichen Berufskreise zurtickkehren, noch 
während des Krieges einen ausreichenden Notgroschen 
sammeln, damit wir denselben zur Verfügung haben, wenn die Not 
am größten ist. Hierzu gehört aber, genau wie zum Kriegführen. 
Geld und nochmals Geld! Unser Fonds ist bei weitem noch nicht 
auf der Höhe, wie es erforderlich ist! Das mögen alle Kollegen, ob 
zu Hause oder im Heere, denen die Mittel hierzu zur Verfügung 
stehen, immer wieder bedenken! 

Schon heute sei bemerkt, daß am Sonntag, den 2 6. No¬ 
vember, in Hannover, Tierärztliche Hochschule, 
die 3. Generalversammlung unserer Kriegsfür¬ 
sorgeeinrichtung stattfinden wird, zu welcher jeder Kol¬ 
lege, der Beitrag an eine preußische Tierärztekammer entrichtet, 
freundlichst eingeladen ist, unter Zusicherung freier Kritik auf der 
Versammlung. 

Die Tagesordnung wird demnächst bekanntgegeben werden. 

Unsere Zentralkasse, Kreissparkasse des Kreises 
Alfeld in Alfeld a. L. nimmt Beiträge auf das Postscheck¬ 
konto Hannover Nr. 3042 entgegen. Auch der Unterzeichnete 
Kassenführer ist jederzeit zur Annahme von Spenden bereit. 

Hannover, den 25. Oktober 1916. 

Friese, Schrift- und Kassenführer. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär¬ 
verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Veterinär Dr. Karl 
Knorzer im 12. Bayer. Feldart.-Regt. — Das Bayer. König Ludwig 
kreuz: den Stabsveterinären Karl Brechtei und Hugo Heiß , dem 
Oberveterinär der Res. Eduard Denk, und den Veterinären der Res. 
Frit c Händel , Dr. Öcorg Held und Albert iÄijflcr . — Das Ritterkreuz 
2. Kl. mit Schwertern des Kgl. Sächs. Albreclitsordens: dem Ober- 
veterinär der Res. Eugen Rommel, Stadteierarzt in Chemnitz. — 
Das Kgl. Sächs. Kriegsverdienstkreuz: dem Amtstierarzt Dr. Georg 
Kling, Dozent an der Tierärztl. Hochschule in Dresden, und dem 
Veterinär der Res. Dr. Johannes iAmghof, Schlachthof-Assistenztier¬ 
arzt in Aue. — Das Offizkrs Ehrenzeichen vom Roten Kreuz in der 
österr.-un^ar. Monarchie mit der Kriegsdekoration: dem Direktor 
des Chemischen Instituts an der Tierärztl. Hochschule, Geheimen 
Regierungsrat Professor Dr. Arnold in Hannover. 

In der Armee: Preußen: Als Veterinäroffiziere für die 
Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt unter Beförderung zu 
Veterinären: die Unterveterinäre: Fraeftcl (Gotha) bei der II. Ers.- 
Abt. Feldart.-Regts. Nr. 47, Haarmann (I Hamburg) beim Pferde- 
Laz. Lockstedter Lager, Wilde (Neiße) bei der M.-W.-Komp. 38, 
Tauer (Neiße) bei der Korpsschlächterei des VI. Res.-Korps, Dr. 
Frösch (Rawitsch) beim Pferde-Laz. Bentschen, Krüger (Ham) 
(Schlawe) beim Fußart-Regt. Nr. 11, Koplinski (Schroda) bei der 
Ers.-Abt. Train-Abt. Nr. 5, Schnitki (Sondershausen) b. Ers.-B. 
Fußart.-Regt8. Nr. 18, Dr. Jungklane (Sprottau) bei der Ers.-Abt. 
Feldart.-Regts. Nr. 5, Raselow (Maximilian) (Stargard) bei der 
Res.-Fuhrp.-Kol. 110 des XXXXI. Res.-Korps, Wagner (Fram) 
(Stockach) bei der Komdtr. des Tr.-Üb.-Pl. Heuberg. 

Todesfall: Oberstabsveterinär a. D. Hermann Schröder in Berlin- 
Pankow. 


Verantwortlich fllr den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Qlage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoets in Berlin. — 

Druck von W. BOxenstein, Berlin. 











































DU ^•rlnillche WocUn»obHft* «rsebstni 

xrftehc&tilcb tf® tob Rlebsrd Schoa.s ia 

B »rlls 6^.4*' WUhelmitr. 10. Darob )edei deutsch* 
Pool amt wird dieselbe cum Piein von M. &— viertel* 
Jährlich (4ns» ehUeßllcb Bestellgeld) geliefert (Ösier- 
reichlich* Poit*2«|iuos»> Prolaliat* Nx 574 Ungarloch* 
Kr. &&.i KinxBlnununern 60 Pt» 


Berliner 


Ortglnalbeltrftg« werden mit 50 Mlc^ Io PeMtiatx mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskript* 
Mitteilungen nnd redaktionellen Anfragen beliebe man 
su senden an Professor Olage Hamburg Ostentr. 2f; 
Korrekturen, Resenslons Kxemplare und Annoaoen 
dagegen an die Ve rIn gsbuch h a n d I u n g ron 
Richard Sohoeta, Berlin SW. 4». Wilhelmatr. 10 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet. tu D. Haneke Sch lach th.-Dir. Helfer Reg.- n. Geh. Vet.-Rat Dr. Lethea Geh. Oberregierungsrat Dr. Nev ermann 

Bambotg. Referent U Kelchs-Kol.-Amt ln Berlin. ln Mulbau.en U DL In Oöln. Vortrag. Rat im Min. L Landw ln ^erlin. 

Proleesor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landeetlenmtt für Hamburg. in Wiesbaden. Bromberg Professor in Dresden. Professor in Dro den. Professor in Proiburg. 

Ober-Med. Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrle 

Prolouor in Dresden. Vorst d. KaJ*. Baku Inst, Gamama, D.S. W.-A Stadl-Tleram u» Hamburg. Professor ln Manchen. MitgL d. Kais. Gosundheiuamto ln Berlin. 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat Zünde! 

Professor ln Budapest. Landettlsrarat von Elsaß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 46. Ausgegeben am 16. November. 


Inhalt: Angleitner und Dar.$!<: Zur Serodiagnose der Beschälseuche der Pferde mit Hilfe der Komplement¬ 
ablenkungsmethode und der K. H.-Reaktion (Hämagglutination). — Becker: Über Impf-Miß- 
erfolge mit Rotlaufserum bei Schweinen. — Droö: Ein Fall von kompletter Luxation des 
Ellenboge.ngelenks bei einem Hunde. — Referate: v. K u b i n y i: Wassei Stoffsuperoxydeingießung in die Bauch¬ 
höhle bei verschmutzten Lapart tomien. — Grüter: Über Wärme-Applikation bei Krankheiten der Bauchorgane. — K1 o t z: 
Über Abortivbehandlung der Pneumonie. — Hecht: Händewaschen (Händedesinfektion) ohne Seife. — Offermann: Über 
die serologischen Untersuchungsmethoden als Hilfsmittel zum Nachweis der Trypanosomenkrankheiten, im besonderen der 
Beschälseuche. — Hesse: Die Pockenerkrankungen in Detmold im Frühjahr U»14. — Hins: Ein Beitrag zur Beurteilung 
der Dauer des Pockenimpfschutzes. — Staatsveterinärwesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. — Nevermann: Ober¬ 
gutachten des preußischen Landesveterinäramtes über Brüllerkrankheit. — Tagesgeschhhte: Ehrentafel der Veterinäre. — Ein- 
hundertundneunzehnte Kriegswoche. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. — Verschiedenes. — Personalien. 
— Vakanzen. 


(Aus dem Institut für spezielle Pathologie und Therapie der inneren 
Krankheiten der Haustiere sowie Seuchenlehre der k. und k. 
Tierärztlichen Hochschule in Wien [Vorstand: Prof. Dr. \V. Z w i c k]). 

Zur Serodiagnose der Beschälseuche der Pferde 
mit Hilfe der Komplementablenkungsmethode und 
der K. H.-Reaktion (Hämagglutination). 

Von Dr. Franz Angleitner, wissenschaftl. Hilfsarbeiter, und 
Dr. Stanislaus DanSk, Militär - Untertierarzt (zugeteilt zum 
Institut). 

Ausgehend von den Erfahrungen bei der Serodiagnose der 
Syphilis (Wassermannsehe Reaktion) wurde von verschie¬ 
denen Autoren die Diagnosestellung bei Trypanosomenkrank¬ 
heiten mit Hilfe der Komplementablenkung unter Verwendung 
von Extrakten aus normalen Organen, aus Blut von 
mit Trypanosomen infizierten Ratten, Meerschweinchen, Kanin 
eben und Pferden und aus getrockneten Trypano¬ 
somen versucht, aber mit nicht verwertbaren Ergebnissen. 
(Landsteiner, Müller, Pötzl, Levaditi- 
Yamuchi, S ch i 11 i n g-H ö s 1 e i n , Manteufel, 
Manteufel-Woithe, Zwick und Fischer, Levi 
de 11a Villa.) 

Auf Anregung von Zwick haben Winkler 
und Wysschelessky im Kaiserlichen Gesundheitsamte 
weitere serologische Untersuchungen zur Diagnose der Be¬ 
schälseuche des Pferdes mit Hilfe der Komplementablenkung 
angestellt. Als A n t i g e n verwendeten sie wäßrige Schüttel¬ 
extrakte aus gewaschenen Beschälseuche-Try¬ 
panosomen in der Verdünnung 1:10—1 : 20. Sie erhielten 
eindeutige Ergebnisse bei der Prüfung von 15 Sera be¬ 
schälseuchekranker Pferde. Sämtliche Sera lieferten eine kom¬ 
plette, selbst in der Menge von 0,02 ccm noch zum Teil starke 
Hemmung der Hämolyse, während die Hemmung bei der Ver¬ 
wendung von 25 Normaleren ausblieb. Dieses diagnostische 


Verfahren war also durchaus zuverlässig und bot berechtigte 
Aussicht auf seine erfolgreiche Verwendung in der Praxis, zu¬ 
mal da in den Versuchen von Winkler und Wyssche¬ 
lessky*) Sera von natürlich beschälseuche¬ 
kranken Pferden geprüft wurden neben solchen von 
künstlich infizierten. Die Ergebnisse waren übereinstimmende 
bei Anwendung der Agglutination, Präzipitation und Komple¬ 
mentbindung. Offermann konnte die von Winkler und 
Wysschelessky gewonnenen Ergebnisse bestätigen durch 
fortlaufende Untersuchungen der Sera von 12 mit Trypano¬ 
somen künstlich infizierten Kaninchen, bei denen die Krank- 
keit bekanntlich einen ähnlichen chronischen Verlauf nimmt 
wie beim Pferd. Er erhielt mit dem Serum von 10 mit Be¬ 
schälseuche infizierten Kaninchen positive Komplement¬ 
ablenkung, während die Sera von 2 Kaninchen keine ab¬ 
lenkenden Eigenschaften zeigten; diese beiden Tiere verendeten 
an Zufallskrankheiten. In Übereinstimmung mit Winkler 
und Wysscheleßsky stellte Offermann weiterhin 
fest, daß die von Lange empfohlene Agglutination 
weniger zuverlässige Ergebnisse liefert als die Komplement¬ 
bindung, da sie infolge der spontanen Sedimentierung der 
Trypanosomenemulsion große Täuschungen mit sich bringen 
kann. 

Nach W e h r b e i n gelang es W a t s o n , dem Leiter des 
staatlichen Veterinärlaboratoriums in Lethbridge (Alberta), das 

*) In der vor kurzem erschienenen Veröffentlichung von 
Mark off über „Piroplasmose und andere blutparasitäre Krank¬ 
heiten“ (Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene 1916) dürfte es 
sich um einen Irrtum handeln, wenn er schreibt, daß die serolo¬ 
gischen Methoden zur Beschälseuche-Diagnose nicht zuverlässig 
seien, da die Versuche von Winkler und Wysschelessky 
sowie von Offermann keine einheitlichen Ergebnisse geliefert 
hätten. 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 46. 


f>42 


fast ausschließlich der Beschälseuche-Diagnosestellung ge¬ 
widmet ist, gestützt auf die Arbeiten von Zwick und 
Fischer, Manteufel, Winkler u. a. die Diagnose der 
Beschälseuche auf serologischem Wege mit Hilfe der Komple¬ 
mentablenkung zu sichern. In Argentinien wird nach Wehr- 
b e i n diese Methode mit großem Erfolge zur Tilgung der 
Beschälseuche, die dort in größerem Umfange herrscht, her¬ 
angezogen. Als Antigen benützte W e h r b e i n die fein zer¬ 
riebene Milz von weißen Ratten, die einer Beschälseuche¬ 
infektfon erlegen waren. l ie genaue Herstellung des Antigens 
ist nicht mitgeteilt. Als Komplement diente frisches Meer¬ 
schweinchenserum. Als Serummenge wurde, um auch die 
Wirkung schwächerer Immunsera sichtbar zu machen, 0,2 ccm 
des verdächtigen Serums verwendet. Bei Eseln und Maul¬ 
tieren versagte nach W e h r b e i n das Verfahren infolge des 
Eigenhemmungsvermögens dieser Sera. 

Wir haben nun über die Verwendbarkeit der Komplement¬ 
ablenkungsmethode zur Diagnose der Beschälseuche Versuche 
angestellt und außerdem die von Schütz und W a 1 d m a n n 
angegebene abgeänderte Komplementablen¬ 
kungsmethode oder K. H.-R e a k t i o n nach Pfeiler 
und Scheffler vergleichsweise auf ihre Brauchbarkeit bei 
der Diagnosestellung der Beschälseuche geprüft. 

Als antikörperhaltiges Serum diente uns das Serum von 

4 Pferden, die zu Demonstrationszwecken für die Vorlesungen 
und Kurse der Militärtierärzte mit Beschälseuche-Trypanosomen 
künstlich infiziert worden waren und bei denen die Krankheit 
einen ausgesprochenen chronischen Verlauf nahm, sowie das 
Serum von zwei künstlich infizierten Kaninchen. Außerdem 
wurde das Serum von zwei in die Klinik eingestellten Pferden 
untersucht, die verdächtige Erscheinungen zeigten. 

Die Komplementablenkungsmethode haben wir anfänglich 
nach der von Offermann angegebenen Technik, und zwar 
unter Verwendung einer gesamten Flüssigkeitsmenge von 

5 ccm, durchgeführt, während wir später die einzelnen 
Reagentien zu je 0,5 ccm aufeinander wirken ließen. Die 
Ergebnisse der beiden Verfahren stimmten im großen und 
ganzen überein, jedoch war zu bemerken, daß die Reaktion bei 
Verwendung der geringeren Verdünnung deutlicher und 
rascher in die Erscheinung trat. Dies dürfte Hvohl darin 
seinen Grund haben, daß innerhalb einer bestimmten Versuchs¬ 
zeit in einer größeren Flüüssigkeitsmenge weniger Ambozep¬ 
toren von den Blutkörperchen gebunden werden als in einem 
kleinen Flüssigkeitsvolumen. Die Wirkung des Komplements 
erscheint nämlich weitgehend abhängig von dem Grade seiner 
Verdünnung. (Schlemmer, Scheller.) Als Antigen 
diente uns zunächst 30—60proz. Schüttelextrakt aus reinen 
Trypanosomen, die aus dem Blute von mit Beschälseuche- 
Trypanosomen infizierten Ratten gewannen wurden. Die 
Ratten waren auf der Höhe der Infektion durch Halsschnitt 
entblutet worden. Die Gewinnung der Trypanosomenemulsion 
wurde unter einigen Modifikationen nach der von Lange 
angegebenen und von Mattes abgeänderten Methode vor¬ 
genommen. 

Schütz und Wald mann sowie Pfeiler und Scheff- 
1 e r haben für die Zwecke der serologischen Rotzdiagnose ein 
abgeändertes Komplementbindungsverfahren ausgearbeitet, das 
wir auch für die Beschälseuche-Diagnose versuchten. 

Im Prinzip ist die Reaktion die gleiche wie bei der alten 
Komplementbindungsreaktion. Streng genommen ist ja die 


K. H.-Reaktion auch eine r e i n e Komplementablenkungsmethode. 
Sie unterscheidet sich nur durch die Anwendung anderer 
Reagentien. An Stelle des auf Schafblutkörperchen eingestellten 
spezifischen Ambozeptors (Kaiiincheuserum) wird nämlich ein be¬ 
liebiges Rinderserum verwendet; als Indikator dienen Meer¬ 
schweinchenblutkörperchen. 

Das Rinderserum hat die Eigenschaft — wie aus früheren 
literarischen Mitteilungen bekannt ist — allein Meerschweinchen¬ 
blutkörperchen zu lösen. Inaktiviert, verliert es diese Fähigkeit, 
die durch Zusatz eines neuen Komplementes wieder in die Er¬ 
scheinung tritt. Als Komplement wird frisches Pferdesennn 
verwendet. Das inaktivierte Rinderserum besitzt aber die Fähig¬ 
keit, die Meerschw r einchenblutkÖrperchen zusammenzuballen, zu 
agglutinieren. Wird nun im Versuche das Komplement außer 
Wirksamkeit gesetzt, also abgelenkt, so kommt es zur Zusammen¬ 
ballung der roten Meerschweinchenblutkörperchen, die dann am 
Boden des Reagenzröhrchen einen roten zackigen Schleier bilden. 
Im entgegengesetzten Falle tritt Hämolyse ein. 

Zur Durchführung der Reaktion ist die Einstellung der 
Reagentien von größter Bedeutung. Nach Einstellung des 
hämolytischen Systems wird das Antigen ausgewertet mit Serum 
von einem notorisch beschälseuchekranken Tiere bei gleichzeitiger 
Kontrolle mit Serum von einem nachweislich gesunden Tiere oder 
in unserem Falle mit Serum, das den Tieren vor der Infektion 
entnommen wurde. Die Versuchsanstellung ist dieselbe wie bei 
der komplementablenkungsmethode. Der Extrakt darf nur in 
einer Verdünnung verwendet werden, in der er allein nicht hemmt 
und auch nicht im Verein mit einem anderen Serum. Als ge¬ 
eignete Menge wurde gewöhnlich 1 ccm einer 30—00 proz. Trypa¬ 
nosomenextraktverdünnung gefunden. Der Trypanosomenextrakt 
ist bei Aufbewahrung im Eissehranke monatelang verw r endhar: 
ja wir konnten sogar beobachten, daß ältere Extrakte geringer»* 
Figenhemmungserscheinungen zeigen und mehr spezifisch wirken. 

Nach der Vorprüfung der einzelnen Reagentien wird der 
eigentliche Versuch in der Weise angestellt, daß 0,2 ccm des zu 
prüfenden Serums mit 0.8 ccm physiologischer Kochsalzlösung und 
je 1 ccm des ausgewerteten Antigens und der Komplement¬ 
verdünnung versetzt werden. Nach 20 Minuten langem Aufenthalte 
des Gemisches im Wasserbade von 40 0 C werden 1 ccm Rinder¬ 
serum in der austitrierten Verdünnung und 3 Tropfen einer 
2 proz. Meerschweinchenblutkörperchenauf8chwemmung zugesetzt. 
Nach neuerlichem 20 Minuten langem Erwärmen bei 40 0 C und 
V.i stündigem Stehen bei Zimmertemperatur wird das Reaktions¬ 
ergebnis abgelesen. Es ist als positiv anzusehen, wenn in dem 
Röhrchen mit dem spezifischen Serum die Flüssigkeit trüb ist und 
die Blutkörperchen sich in Form eines zackigen, roten Schleiers 
zu Boden gesetzt haben. In diesem Falle wurden zur Sicherung 
der spezifischen Reaktion noch weitere Serumverdünnungen (0.1, 
0,05) untersucht. 

Zur Kontrolle dienen außerdem Proben mit Serum von nach¬ 
weislich besehälseuchefreien Pferden, jedes Serum für sich ohne 
Autigenzusatz, Antigen allein. Ferner w r ird gleichzeitig die 
Richtigkeit des hämolytischen Systems geprüft. 

Wir hatten nun die Sera von 4 Pferden, die künstlich mit 
Trypanosomen infiziert worden w r aren, in der angegebenen 
Weise untersucht. Komplementablenkende 'Stoffe konnten 
wir bereits am 6. bis 8. Tage nach der Infektion-zum ersten 
Male nachweisen. Wenn sie einmal nachgew’ieseii' Werden 
konnten, stieg ihr Wert rasch, um dann auf der erreichten 
Höhe zu bleiben, zuweilen mit kleinen Schwankungen. Der 
Antikörpergehalt des Serums erreicht nicht bei allen Tieren 
die gleiche Höhe. Das Serum vom Pferd III zeigte gering- 
gradigere hemmende Eigenschaften als das der übrigen. Dazu 
sei bemerkt, daß dieses Tier durch eine überstandene Räude 
vor der Infektion stark herabgekommen war, während die 
anderen Pferde sehr gut genährt waren. Bemerkt sei übrigens, 
daß in allen diesen künstlich erzeugten Fällen vor dem Auf¬ 
treten der komplementbindendcn Substanzen im Blute die 






H>. ^ovctftber 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


543 


Trypanosomen mikroskopisch oder durch den Tierversuch 
nachgewiesen werden konnten. 

Die Sera der infizierten Pferde gaben in den Mengen von 
0,2, 0,1, teilweise sogar 0,05 ccm noch positive Komplement¬ 
ablenkung und Hämagglutination, während die Sera von 
gesunden Pferden (10), von rotz- (4) und brustseuchekranken 
(10) Pferden bei Verwendung von 0,2 ccm mit Trypanosomen¬ 
extrakt niemals eine positive Reaktion lieferten. 

Die Untersuchung der Sera (0,1) von zwei infizierten 
Kaninchen lieferte mit den von Off ermani berichteten 
Versuchen übereinstimmende Ergebnisse. 

Das Serum der eingangs erwähnten, wegen Beschäl¬ 
seucheverdachts untersuchten Pferden lieferte sowohl mit der 
Komplementbindungsmethode als mit der K. H.-Reaktion ein 
negatives Ergebnis. 

Bei dem beschränkten Umfange des Untersuchungs¬ 
materials ist eine besondere Wertung der einen oder 
anderen Methode nicht möglich. . Nach den von uns 
gemachten Erfahrungen dürften beide Verfahren gleich¬ 
wertig sein. Für Untersuchungen von Esel- und Maul¬ 
tierseren würde die K. H.-Reaktion den Vorzug verdienen, 
zumal da nach Mitteilungen von W e h r b e i n das von 
W a t s o n angegebene Komplementbindungsverfahren bei 
diesen Tieren versagt. Leider standen uns solche Tiere für 
unsere Versuche nicht zur Verfügung. 

Wir haben weiterhin als Antigen wäßrige und alkoholische 
sowie Kochextrakte aus den Organen von mit Trypano¬ 


somen infizierten Ratten versucht. • Die damit erzielten Er¬ 
gebnisse waren teils negativ, teils hemmten diese Extrakte 
die Hämolyse allein, andererseits konnten leichte spezifische 
Hemmungen beobachtet werden. Aber überraschend 
günstige Ergebnisse, die den aus reinem 
Trypanosomen material gewonnenen gleich- 
\v e r t i g waren, lieferten Kochextrakte aus dem 
Blute von mit Beschälseuche infizierten Ratten, 
die auf der Höhe der Infektion entblutet wurden. Zu diesem 
Zwecke ließen wir das Blut gerinnen, lösten hernach den 
Blutkuchen mit einer Platinöse von der Wand des Zentri¬ 
fugengläschens ab und zentrifugierten; das Serum wurde 
sodann entfernt. Zur Autolyse der Trypanosomen wurde 
das mit Seesand verriebene Zentrifugat (Blutkuchen) nach 
Zusatz eine 0,5 proz. Karbolkochsalzlösung (1 :5) über Nacht 
(etw r a 12—24 Stunden) in den Eisschrank gestellt. Sodann 
wurde diese Aufschwemmung unter zeitweisem Umschütteln 
etwa 20 Minuten lang im Wasserbade bei 100° C erwärmt. 
Hierauf stellten wir die Emulsion weitere 12—24 Stunden 
in den Eisschrank und zentrifugierten. Auf diese Weise er¬ 
hielten wir einen grauweißen, opalisierenden Extrakt. Die 
Extrakte wurden in einer Konzentration von etwa 1 :5 
hergestellt. Aus dem Blute einer Ratte konnten wir durch¬ 
schnittlich je nach der Größe 12—15 ccm Extrakt der 
angegebenen Konzentration gewinnen. Er lieferte sowohl 
bei der Komplementbindungsmethode wie bei der K. H.- 
Reaktion eindeutige Ergebnisse. Diese Extrakte haben 


Zusammenstellung der Versuohsergebnlsse der künstlich Infizierten Tiere. 


Versuchstier 


Tag der 
Infektion 


Infektions¬ 

modus 


Tag der 
Blut¬ 
entnahme 

Blut¬ 

befund 

Komplementablenkung mit Gesamtvolumen 


K. H.- 


(Trypano¬ 


5 ccm 



2,5 

ccm 



neaauon 

somen) 

0,2 

0,1 

0,05 | 0,2 

0,1 

0,05 | 

0,02 

0,2 

|0,t 

0,05 

17.11.1915 


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25.11.1915 

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18.12.1915 

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28.12.1915 

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7.1.1916 


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17.12.1915. 

slyse, bei Blutbefund 

' ; + j * 

= Trypanosomen. 


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1 


Pferd I. „Boy“ 


Pferd II. „Stute“ 


Pferd III. 


Pferd IV. „Pony“ 


18.11.1915 


18.11.1915 
und 

21.12.1915 


18. 2.1916 


30. 5.1916 


Kaninchen „gelb“ . . 
Kaninchen „aschgrau“ 


13. 11.1915 
13.11.1915 


intravenös 


intravaginal 


subkutan 


subkutan 


subkutan 

subkutan 


4 = unvollständige „ „ 

— — vollständige Hämolyse, bei Blutbefund = keine Trypanosomen. 















544 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 46. 


den großen Vorteil, daß einerseits die 
umständliche und zeitraubende Arbeit der 
Waschung der Trypanosomen in Wegfall 
kommt, andererseits wesentliche Erspar¬ 
nisse an V e r s u c h s r a 11 e n erzielt werden. 
Genauere Angaben über die Ausführung der Proben sollen 
in einer später erscheinenden Mitteilung erfolgen. 

Es braucht wohl kaum noch erwähnt werden, daß dieses 
Verfahren auch für die Diagnostik anderer Trypanosomen¬ 
krankheiten Verwendung finden kann. 

Wie aus den Ausführungen zu entnehmen 
ist, bildet die K o m p 1 e m e n t b i n d u r. g s m e t h o d e 
ein Hilfsmittel zur Diagnose der Beschäl¬ 
seuche. 

Die K. H. - R e a k t i o n liefert mit der Kom- 
plementablenkungsmethode übereinstim¬ 
mende Ergebnisse. Die K. H. - Reaktion dürfte 
zum Nachweis von Beschälseuche bei Eseln, 
Maultieren und Mauleseln ein brauchbares 
Verfahren bilden. 

Als Antigen dienen Schüttelextrakte aus 
gewaschenen Trypanosomen. Noch zweck¬ 
mäßiger für die Bedürfnisse der Praxis ist 
die Verwendung von Kochextrakten aus dem 
Blute von Ratten, die mit Beschälseuche- 
trypanosomen infiziert und auf der Höhe der 
Infektion getötet wurden. 


Über Impf-Mißerfolge mit Rotlaufserum bei 
Schweinen. 

Von Dr. Becker, Tierarzt in Bevensen (Hannover). 

Bekanntlich hat die Rotlaufseuche unter den Schweinen 
in diesem nassen Sommer eine große Ausbreitung in ganz 
Deutschland angenommen, und eine große Anzahl von 
Schweinen ist ihr zum Opfer gefallen, trotzdem wir der Mei¬ 
nung waren, daß wir mit Hilfe des Rotiaufserums die Seuche 
bestimmt und sicher bekämpfen könnten. Das scheint nach 
den neuesten Erfahrungen nicht mehr richtig zu sein. Denn 
von verschiedenen Seiten hört man darüber klagen, daß das 
Rotlaufserum*) die damit geimpften Tiere nicht allemal vor 
der Erkrankung an Rotlaufseuche schütze, und daß eine An¬ 
zahl der geimpften Schweine sowohl in Ställen, in denen der 
Rotlauf bereits abgebrochen ist, als auch in solchen Ställen, 
in denen keine Erkrankungen an Rotlauf vorgekommen waren, 
an Rotlaufseuche und Backsteinblattern erkrankten und auch, 
wenn sie nicht rechtzeitig geschlachtet wurden, daran zu¬ 
grunde gingen. 

Daher möchte ich auch meine Beobachtungen, die ich hier¬ 
über in diesem wie auch im vergangenen Jahre gemacht habe, 
zur allgemeinen Kenntnis bringen. 

Im Sommer des Jahres 1915 impfte ich auf einem Gehöft 
30 Schweine, unter denen Rotlaufseuche ausgebrochen war, mit Rot¬ 
laufserum ohne Reinkulturen. Am 9. Tage nach der Impfung er¬ 
krankte der 300 Pfund schwere Eber und ging innerhalb 24 Stunden 
ein, nachdem ich ihm vorher noch eine sogenannte Heildosis von 
Rotlaufserum injiziert hatte. Ich sandte die geforderten inneren 
Körperorgane an das Institut, von dem ich das Serum bezogen 
halte, und erhielt die Antwort, daß das Schwein an Rotlauf ein- 

*) Das Rotlaufscrum wurde aus 4 verschiedenen Instituten 
bezogen. 


gegangen wäre. Alle anderen Schweine dieses Gehöftes blieben 
gesund. — Kurze Zeit darauf impfte. ich mit Rotlaufserum 
18 Schweine auf einem isoliert liegenden Gehöfte, in dem noch nie¬ 
mals Rotlauf vorgekommen sein sollte. Der Besitzer wünschte 
lediglich, seine Schweine vor Erkrankungen an Rotlauf zu schützen. 
Am 8. Tage nach der Impfung erkrankte eine tragende Sau an 
Rotlauf und ging innerhalb 24 Stunden zugrunde, und am 10. Tage 
nach der Impfung erkrankte ein Läuferschwein, das gleichfalls 
einging. 

Häufiger waren die Erkrankungen an Rotlaufseuche und Back¬ 
steinblattern nach der Impfung nur mit Rotlaufserum in diesem 
Spätsommer (1916), und zwar kamen die Backsteinblattern häufiger 
vor als der allgemeine Rotlauf. Verschiedene Tiere, die geimpft 
waren auf solchen Gehöften, wo die Rotlaufseuche bereits aus¬ 
gebrochen war, sind 8—14 Tage, ja sogar 4 Wochen nach statt¬ 
gefundener Impfung mit Serum an Rotlaufseuche erkrankt und ein¬ 
gegangen bzw. notgeschlachtet worden. Auch mit Rotlaufserum 
geimpfte Schweine auf rotlaufseuchefreien Gehöften erkrankten 
4—6 Wochen hochgradig an Rotlauf und gingen daran ein. 
Einzelne geimpfte und nach Wochen hochgradig an Rotlauf er¬ 
krankte Schweine genasen, nachdem sic mehrere Tage lang schwer 
erkrankt waren. 

Die Zahl der nur mit Rotlaufserum von 
mir geimpften und nach 8—30—40 Tagen an 
Rotlauf erkrankten Tiere beläuft sich nach 
den mir bekannt gewordenen Fällen auf 
rund 5 Proz. — ausgenommen sind die innerhalb 3 Tagen 
nach der Impfung erkrankten Tiere aus den Gehöften, auf 
denen die Rotlaufseuche ausgebrochen war. 

In früheren Jahren, wo ich die Simultanimpfung stets 
vornahm, habe ich niemals nach der Impfung Rotlaufseuche 
bei den geimpften Tieren beobachtet. 


Ein Fall von kompletter Luxation des Ellenbogen¬ 
gelenks bei einem Hunde. 

Von Oberveterinär Dr. DroO. 

Ein brauner Jagdhund, weiße Flecke auf der Brust, 
6 Jahre alt, Rüde, wurde von einem Automobil angefahren. 
Patient mußte von der Unfallstelle fortgetragen werden, da 
es ihm unmöglich war, sich selbständig fortzubewegen. Er 
blieb etwa 2 Stunden auf seinem Lager traurig liegen unter 
den Anzeichen sehr großer Schmerzen. 

Als Patient dann zum Gehen gezwungen wurde, ging er auf 
drei Beinen unter Schonung der rechten Vordergliedmaße. Diese 
hängt vom Ellenbogengelenk abwärts pendelnd herab und befindet 
sich in Extensionsstellung. Der rechte Fuß erscheint verkürzt, 
das Ellenbogengelenk um das Doppelte angeschwollen; die Haut 
ist darüber gespannt und vermehrt warm. Die Weichteile (Haut. 
Unterhaut, Muskulatur) sind entzündlich geschwollen. Darunter ist 
eine knochenharte Geschwulst zu konstatieren, die das Gelenk um 
das Doppelte an Umfang vergrößert erscheinen läßt Die genauere 
Untersuchung des Gelenks durch Palpation ergab ferner, daß die 
das Ellenbogengelenk bildenden Knochenteile unversehrt waren. 
Es konnte festgestellt werden, daß die Knochenenden des Unterarms 
sich über diejenigen des Oberarms und zwar nach innen geschoben 
hatten. Sämtliche passiven Bewegungen sind behindert mit Aus¬ 
nahme der Abduktion, die in wesentlich erhöhtem Grade möglich 
ist, und zwar so, daß die Gliedmaße vom Ellenbogengelenk ab nach 
auswärts über den Hals des Tieres gelegt werden kann. Bei den 
passiven Bewegungen ist ein dumpfes, knarrendes Geräusch zu ver¬ 
nehmen, das aber keineswegs ein knisterndes ist. Die 
Palpation und vor allem die passiven Bewegungen verursachen un¬ 
geheure Schmerzen, die das Tier durch energische Abwehrbewe- 
gungen und fürchterliches Brüllen zu erkennen gibt. 

Die hochgradige Lahmheit, das schlotternde Herabhängen der 
Gliedmaße, die Verkürzung derselben, verbunden mit Verdickung 








1C>. November 1916. 


im Ellenbogengelenk, sowie der Befund bei der Palpation, die Ein¬ 
schränkung der passiven Beweglichkeit sichern die Diagnose einer 
Verrenkung des Ellenbogengelenks und zwar nach 
innen. Eine Fraktur ist auszuschließen, denn es fehlt die für 
dieselbe typische abnorme Beweglichkeit nach allen Richtungen, 
und die Krepitation. Das wahrnehmbare (dumpfe) Geräusch rührt 
von dem Reiben der Weichteile gegen Knochen her. 

In der Morphiumnarkose wird die Reposition vorgenommen. 
Indem die Gliedmaße oberhalb des Elenbogengelenks fixiert wird, 
wird der Unterarm nach unten gezogen, bis beide Gelenküächen 
sich nebeneinander befinden, und dann wird unter plötzlichem 
Übergang zur Flexion das Gelenk in seine ursprüngliche Lage 
gebracht. Unmittelbar darauf wird ein Retentions-Verband mit Hilfe 
von winkelig (dem Gelenk entsprechend) geschnitzten Zigarren¬ 
brettchen angelegt. Dieser Verband bleibt drei Tage liegen und 
wird dann durch einen Wasserglasverband, der nach drei Wochen 
entfernt wird, ersetzt. 

Der Hund wird während dieser Zeit täglich untersucht. Er 
bleibt still liegen und bewegt sich nur äußerst selten. 

Nach Abnahme des Verbandes lahmt Patient mittelgradig. Das 
Gelenk ist noch etwas verdickt. Das passive Beugen ist noch 
stark eingeschränkt, jedoch in höherem Grade möglich als anfangs. 
Patient wird weiter täglich untersucht. Die Behandlung besteht 
in täglicher Massage. Patient beginnt jetzt allmählich umherzu¬ 
gehen, die Lahmheit wird mit jedem Tage geringer. 

Nach weiteren vier Wochen ist die Lahmheit vollständig ge¬ 
schwunden. Es ist noch eine geringe Verdickung des erkrankten 
Gelenks nachzuweisen. Das passive Beugen kann jedoch in gleicher 
Weise wie am anderen Vorderbein geschehen. Nach Anstrengungen 
beginnt Patient wieder etwas zu lahmen und zeigt dann größeres 
Ruhebedürfnis. Diese Lahmheit schwindet aber, sobald das Tier 
die nötige Zeit zur Erholung hat. 

Nach einer Gesamtkrankheitsdauer von zehn Wochen wird der 
Hund wieder zur Jagd verwandt und füllt zur vollsten Zufrieden¬ 
heit seines Besitzers seinen Posten dabei aus. 

Das Bemerkenswerte und Erstaunliche an dem soeben be¬ 
schriebenen Fall ist, daß es bei der Dislokation des Unterarms 
zu keiner Fraktur gekommen ist. Dadurch, daß der Haken¬ 
fortsatz der ulna in die fossa olecrani des humerus fest ein¬ 
greift, und dadurch, daß die Gelenkenden beim Hunde noch 
durch Bänder, die anderen Tieren fehlen, besonders fest an¬ 
einander gehalten werden, erscheint eine Verrenkung des Ellen¬ 
bogengelenkes beim Hunde ohne Knochenbruch im Gelenk 
so gut wie ausgeschlossen. 

Selbstverständlich ist cs im vorliegenden Falle zur voll¬ 
kommenen Zerreißung im Bandapparat — wie bei jeder 
vollkommenen Luxation — gekommen. 


Referate. 

Wasserstoffsuperoxydeingießung in die Bauchhöhle 
bei verschmutzten Laparotomien. 

Von Dr. Paul v. Kubinyi, Budapest. 

(Med. Klinik, 1916, Nr. 36) 

Nach den Erfahrungen des Verfassers ist man imstande, 
durch richtige Anwendung von H* Oa die Zahl der post- 
operativen Peritonitiden erheblich herabzusetzen. Er betont aus¬ 
drücklich, daß er das Mittel nicht bei jeder Laparotomie in 
Anwendung bringt und bei reinen Fällen ausschließlich rein 
aseptisch vorgeht; die Eingießung von Hydrogenftyperoxyd 
wird bloß bei unreinen Fällen gebraucht. In solchen, also 
bei unreinen Laparotomien, ist das H*0* nach Ansicht von 
K. v. K u b i n y i ein wirksames, vom Bauchfell ohne jedwelche 
Reaktion vertragenes Schutzmittel gegen die Peritonitis. Wo 
schon eine septische Peritonitis besteht, da hilft auch das Ha 0* 


515 


nicht mehr. Wenn die Laparotomie noch bei gesundem Bauch¬ 
fell stattfindet, kann im Falle einer Verunreinigung nach der 
sofortigen Eingießung des Ha Os mit großer Wahrschein¬ 
lichkeit auf die Vorbeugung der Peritonitis gerechnet werden. 
Je mehr die Bauchfellfläche lädiert ist, wie nach Lösung 
breiter Verwachsungen, um so mehr wird das Resultat zweifel¬ 
haft. Der Verfasser w eist darauf hin, daß das Mittel auch bei 
Verunreinigung der Bauchdeckenwunde Vorzügliches 
leistet. G o 1 d s t e i n, Berlin. 

Uber Wärme-Applikation bei Krankheiten der Bauchorgane. 

Klinische Betrachtung. Von Dr. Fritz. Grüter, Tierarzt 
in Willisau. 

^Schweizer’Arch. f. Ticrl eilk., LVIII. Bd, H. 6.) 

Der Verfasser weist darauf hin, daß die Anwendung be¬ 
ständiger Wärme eine bedeutende Heilkraft ausübt bei 
Lähmungs- und Krampfzuständen des Darmkanales, bei Peri¬ 
tonitis und bei Krankheiten in den blutbildenden Organen. 
Er führt mehrere Fälle von Pansenparese des Rindes und von 
Verstopfungskolik beim Pferde an, bei welchen sich die Wärme- 
Applikation bestens bewährte. Als besten und billigsten 
Wärmebehälter empfiehlt Grüter den fast bis zum Siede¬ 
punkt erhitzten Heublumenabsud. Der heiße Brei wird in 
Säcken verteilt auf die kranken Körperstellen gelegt 

Auch in zwei Fällen von nachweisbarer Darmverlagerung 
wurde damit schnell wieder normale Darmlagerung bewirkt. 

Rdr. 

über Abortivbehandlung der Pneumonie. 

Von Dr. K. L. und Dr. R. Klotz. 

(M. in. W 1910, Nr 24. S. 856-857, 36. Jahrg.) 

In die tierärztliche Praxis wurde das lösliche, metallische 
Silber, das Argentum colloidale oder Collargol (Crede), zuerst 
von Dieckerhoff in Form der intravenösen Injektion ein¬ 
geführt, und zwar als Heilmittel bei Morbus maculosus des 
Pferdes. Daß es auch als Diagnostikum bei äußerlich nicht 
erkennbarem Rotz — die Krankheit sollte dadurch akut 
werden — empfohlen wurde, sei nur nebenbei erwähnt. In 
der Menschenheilkunde findet Argentum colloidale schon lange 
Anwendung, sowohl*äußerlich als Salbe als auch innerlich als 
Mittel gegen septische Wundinfektion und Phlegmone. Wäh¬ 
rend früher das Argentum colloidale nur auf chemischem 
Wege in Lösung übergeführt werden konnte, ist es jetzt nach 
den Angaben von K. und R. Klotz möglich, mittels der 
Elektrizität eine colloidale Metallösung herzustellen, wobei 
eine äußerst feine Zerteilung des Metalles stattfindet. Die 
Zerteilung ist derartig fein, daß die Teile nur mit dem Mikro¬ 
skop noch als kleine Partikelchen, als Granula, erkannt werden 
können. Infolge dieser feinen Zerteilung bringt das Kollargol 
ganz besonders seine seit langem erkannten Eigenschaften zur 
Geltung: Hervorrufen einer polynukleären Leukozytose, 

Bakterizidie und Katalyse. Genannte Autoren haben nun 
mehrfach Gelegenheit genommen, sich von der Wirksamkeit 
des Kollargols bei der Pneumonie zu überzeugen. Sie ver¬ 
wendeten es nur per elysma, und zw r ar am ersten Tage in einer 
Menge von 1,0 g, nach 12 Stunden die gleiche Mengo Und 
später täglich 2mal je % g bis zur- Entfieberung. Die Her¬ 
stellung der frischen Silbercolloidlösung ist sehr einfach, in¬ 
dem man die im Handel befindlichen 1-g-Röhrchen (1,0 g auf 
10,0 g Aqua destillata) (Herstellerin v. Heyden, Radebeul- 
Dresden) stets vorrätig halten kann. Gutsche. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 



546 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 46. 


Händewaschen (Händedesinfektion) ohne Seife. 

Von Prof. H o c h t. 

(D. m. W., 41, 1916.) 

Verfasser wendet schon jahrelang mit dem bestem Erfolg 
folgendes Verfahren an: 10 minutenlanges Waschen der Hände 
und Unterarme mit Wasser und „Blitzblankpulve r‘\ 
Abtupfen 3 Minuten lang mittels sterilen Tupfers mit einer 
Mischung von 70proz. Spiritus ( 8 /io), Glyzerin (*/ 1 0 ) und Paraf- 
finum liqu. ( l Uo\ die vor dem Gebrauch umgeschüttelt werden 
muß. Neuerdings verwendet H o c h t statt des „Blitzblank¬ 
pulvers“ feinstes Alabastergipspulver mit gutem 
Erfolg. B r t. 

über die serologischen Untersuchungsmethoden als Hilfs¬ 
mittel zum Nachweis der Trypanosomenkrankheiten, 
im besonderen der Beschälseuche. 

Von Offermann, Königl. Sächs. Stabsveterinär, kommandiert 
zum Kais. Gesundheitsamte. 

(Arb &. d. K&iserl. GesundheitsAmte, Bd. 50, H. 1, 1915, Sonderabdruck.) 

In kurzer Zusammenfassung sind die Ergebnisse der 
Untersuchungen folgende: 

1. Sera, die von gesunden Kaninchen gewonnen sind, be¬ 
sitzen vielfach eine die Hämolyse hemmende Wirkung. 

2. Eine Regelmäßigkeit im Auftreten der die Hemmung 
bewirkenden Körper läßt sich nicht feststellen. Während 
manche Sera sich als sehr stark hemmend erwiesen, ließen 
andere diese Fähigkeit vollständig oder fast vollständig ver¬ 
missen. 

3. Durch die angestellten Versuche konnte in keinem 
Falle bei Verwendung von 0,01 ccm oder einer geringeren 
Menge normalen Kaninchenserums eine Hemmung beobachtet 
werden. 

4. Bei Verwendung von Kaninchenseren zu Komplement¬ 
bindungsversuchen ist eine Prüfung des Serums vor der 
Infektion vorzunehmen. 

5. Agglutinine, die eine Agglutination von Trypanosomen 
der Beschälseuche bewirken, konnten in normalen Kaninchen¬ 
seren nicht nachgewiesen werden. 

6. Im Serum von Kaninchen, die mit Trypanosomen der 
Beschälseuche infiziert waren, ließen sich komplementbindende 
Antikörper und Agglutinine nachweisen. 

7. Die Antikörper traten nicht immer gleichzeitig auf. 
Im allgemeinen ließen sich komplementbindende Ambozeptoren 
früher nachweisen als Agglutinine. Während die ersteren 
durchschnittlich 8—9 Tage nach der künstlichen Infektion 
nachzuweisen waren, dauerte es bis zum Auftreten der 
letzteren 12—13 Tage. 

8. Die Antikörper traten später als die Trypanosomen im 
Blute auf. Die komplementbindenden Ambozeptoren wurden 
4—9 Tage und die Agglutinine 4—22 Tage später nach¬ 
gewiesen. 

9. Das Auftreten der Antikörper war zeitlich und in der 
Menge verschieden nach Individuen und Krankheitsverlauf. 
Die Antikörper gingen vielfach im Verlaufe der Krankheit 
zurück, um gegen das Ende hin wieder anzusteigen. Eine 
Regelmäßigkeit dieser Erscheinung konnte nicht festgestellt 
werden. In keinem Falle verschwanden sie ganz aus dem 
Blute. 

10. Bei steriler Aufbewahrung des Serums ließen sich die 
Antikörper noch nach vielen Monaten nachweisen. 


11. Zur Agglutination müssen frische Trypanosomen- 
aufschwemmungen verwandt werden, da ältere in ihrer Wir¬ 
kung nachlassen. 

12. Die Antigene aus Trypanosomenaufschwemmungen 
zur Komplementbindung behalten, im Eisschrank aufbewahrt, 
wochenlang ihre Wirkung. 

13. Komplementbindung und -Agglutination sind als 
diagnostische Hilfsmittel brauchbar, ebenso die Verimpfung 
von Blut an weiße Mäuse. 

14. Da die Komplementbindung bessere Ergebnisse 

liefert als die Agglutination, ist sie als Diagnostikum vor¬ 
zuziehen. G 1. 

Die Pockenerkraokungen in Detmold im Frühjahr 1914. 

Von E. Hesse. 

(D. m. W. 1915, 8. 1866.) 

Verfasser erwähnt Infektionen mit Pocken im Detmolder 
Krankenhause und bemerkt dabei, daß gleichzeitig Tiere er¬ 
krankten: eine Katze an Erbrechen und Durchfall und die mit 
den Abfällen des Krankenhauses ernährten Schweine der An¬ 
stalt an einem den Pocken ähnlichen Ausschlage. Die Mit¬ 
teilungen reichen zwar nicht hin, die Infektion der genannten 
Tiere mit Menschenpocken zu beweisen, der Hinweis kann 
aber zur weiteren Beobachtungen hierüber anregen. Gl. 

Ein Beitrag zur Beurteilung der Dauer des Pockenimpfschutzes. 

Von Dr. Hins. 

(D. m. W. 19:6, 38.) 

Wiederimpferfolge bei 1000 Erwachsenen führten zu folgenden 
Ergebnissen: 

Der durch Impfung und Wiederimpfung bei der preußischen 
Bevölkerung erzielte Pockenschutz ist bis zum 40. Lebensjahr 
wirksam; vom 30. Jahr an nimmt er ab. 

Jenseits des 40. Lebensjahres ist bei einem Drittel der Personen 
ein noch deutlicher Impfschutz anzunehmen. Eine Impfung um 
das 40. Lebensjahr erscheint geeignet, die Mehrzahl der Pockenfälle 
bei älteren Erwachsenen zu vermeiden. Brt. 


Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. November 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letstere in Klammern — 
bei Jedem Krela vermerkt.) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Königsberg i Pr. Stadt 
1 Gemeinde, 1 Gehöft, Wehlau 1, 1, Heiligenbeil 1, 1, Heilsberg 1, 
1. Reg.-Bez. Gumbinnen: Insterburg 2, 2, Angerburg 1, 1, 
Goldap 2, 2. Reg.-Bez. A11 e n s t e i n : Lyok 2, 2, Neiden- 
burg 1, 1, Sensburg 1, 1 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.). Reg.-Bez. 
Danzig: Pr. Stargard 1, 1, Karthaus 3, 3 (1, 1). Reg.-Bez. 
Marienwerder: Löbau 1, 1, Strasburg i. Westpr. 4, 4 (3, 3), 
Graudenz 2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Köslin: Rummelsburg 1, 1, 
Stolp 2, 2 (1, 1). Reg.-Bez. Posen: Posen Stadt 1, 1 (1, 1), 
Meseritz 1, 1, Neutomischel 1, 1. »Reg.-Bez. Bromberg: Brom¬ 
berg 1, 1, Strelno 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Breslau: Groß Warten- 
berg 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Liegnitz: Glogau 1, 1. Reg.-Bez. 
Oppeln: Kreuzburg 1, 1. Reg.-Bez. Merseburg: Merse¬ 
burg 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Schleswig: Stormam 1, 1. Reg.- 
Bez. Lüneburg: Lüchow 1, 1. Hessen: Reg.-Bez. Starken- 
bürg: Groß Gerau 2, 3 (2, 3). Hamburg: Hamburg Stadt 1, 4 
(—, 2), Marschland 1, 1 (1, 1). 

Insgesamt: 31 Kreise, 42 Gemeinden, 46 Gehöfte; davon 
neu: 14 Gemeinden, 17 Gehöfte. 

* Lunoensetiche. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jerichow II 1 Gemeinde, 

1 Gehöft, Wanzleben 1, 1, Wolmirstedt 2, 2 (davon neu 2 Gern., 

2 Geh.). 

Insgesamt: 3 Kreise, 4 Gemeinden, 4 Gehöfte; davon 
n e u : 2 Gemeinden, 2 Gehöfte. 

Pockonseuche, Beschälseuche. 

Frei. 


16. November 19 16. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


547 


Maul- und Klauenseuche und Sohweineseuche (einsohl. Schweinepest). 





■aal* und 

1 

Sohweiiteueuolie 

Regierungs- usw. Bezirke 

Klauenseuche | 

elnschl. Sonwelnepest 

bzw. Bundesstaaten 


Kreise 

Oe- 

Ge- 

Kreise 

Ge 

Ge- 



usw. 

metnden 

hafte 

USW 

melnden 

hrtfti* 

Preußen: Königsberg . 


_ 


_ 

7 

16 

23 

Gumbinnen .... 


1 

1 

1 

6 

24 

25 

Allenstein .... 


— 

— 

— 

6 

15 

16 

Danzig. 


— 

— 

- 

3 

5 

5 

Marienwerder . . . 


1 

1 

1 

6 

12 

14 

Berlin. 


— 

— 

— 

1 

1 

7 

Potsdam. 


4 

11 

9 

15 

32 . 

44 

Frankfurt .... 


1 

2 

2 

10 

16 . 

16 

Stettin. 


1 

2 

2 

5 

25 

101 

Köslin. 


— 

— 

— 

4 

6 

7 

Stralsund. 


3 

14 

16 

5 

8 

11 

Posen . 


4 

4 

4 

11 

33 

39 

Bromberg. 


— 

— 

— 

5 

11 

14 

Breslau. 


3 

8 

16 

17 

48 

53 

Liegnitz. 


— 

— 

— 

13 

47 

51 

Oppeln. 

Magdeburg .... 


— 

_ 

— 

10 

8 

26 

11 

32 

11 

Merseburg .... 


1 

1 

1 

7 

18 

20 

Erfurt . 


— 

— 

— 

6 

20 

35 

Schleswig. 


2 

2 

2 

8 

12 

14 

Hannover . 


— 

— 

— 

3 

4 

6 

Hildesheim .... 


— 

— 

— 

2 

2 

2 

Lüneburg . 


— 

— 

— 

3 

6 

6 

Stade . 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Osnabrück .... 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Aurich . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster . 


— 

— 

_ 

5 

9 

11 

Minden . 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Arnsberg . . . . . 


— 

— 

— 

9 

27 

29 

Kassel. 


— 

— 

— 

9 

33 

56 

Wiesbaden .... 


— 

— 

— 

9 

20 

36 

Koblenz. 


— 

— 

— 

6 

13 

15 

Düsseldorf .... 


1 

1 

1 

8 

11 

20 

Köln. 


— 

— 

- 

2 

2 

2 

Trier. 


— 

— 

_ 

4 

5 

7 

Aachen. 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Sigmaringen.... 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Bayern: Oberbayern . 


9 

32 

135 

5 

14 

18 

Niederbayern . . . 


— 

— 

— 

2 

5 

5 

Pfalz. 


1 

1 

1 

— 

— 

— 

Oberpfalz. 

Oberfranken.... 


3 

10 

36 

1 

1 

1 

Mittelfranken . . . 


1 

1 

3 

3 

4 

4 

Unterfranken . . . 


5 

29 

138 

— 

— 

— 

Schwaben .... 


11 

47 

140 

— 

— 

— 

Sachsen: Bautzen . . 


— 

— 

— 

1 

2 

2 

Chemnitz . 


— 

— 

— 

3 

7 

9 

Dresden . 


— 

— 

_ 

1 

1 

1 

Leipzig . 


— 

— 

— 

2 

5 

5 

Zwickau . 


— 1 

— 

— 

2 

2 

2 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

3 

10 

— 

— 

— 

Schwarzwaldkreis 


1 

1 

1 

— 

— 

— 

Jagstkreis .... 


2 

4 

33 

— 

— 

— 

Donaukreis .... 


6 

17 

87 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. . . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

Freiburg . 

Karlsruhe .... 


— 

— 

— 

2 

3 

3 

3 

5 

4 

Mannheim .... 


2 

2 

19 

9 

50 

261 

Hessen . 


1 

1 

1 

3 

5 

7 

Mecklenburg-Schwerin . 
Sachsen-Weimar . . . 


9 

31 

81 

3 

3 

3 


— 

— 

_ 

2 

3 

4 

Mecklenburg-Strelitz . 


1 

1 

9 

2 

6 

10 

Oldenburg . 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Braunschweig .... 


— 

— 

— 

5 

20 

30 

Sachsen-Meiningen . . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg . . 
Sachsen-Koburg-Gotha 


— 

— 

_ 

1 

1 

1 


— 

— 

— 

1 

1 

2 

Anhalt . 


— 

— 

— 

2 

2 

3 

Schwarzburg-Rudolstadt 


— 

— 

— 

— 1 

—- 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 


— 

— 

— 

2 

2 

2 

Reuß ältere Linie . . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie . . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe . . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

Lübeck . 


— 

— 

— 

— 

— 

_ • 

Bremen . 


— 

— 

_ 

1 

1 

1 

Mamburg . 


— 

— 

— 

1 

1 

3 

Elsaß-Lothringen . . . 


— 

- 

— 

5 

9 

23 

Deutsches Reich 

77 

227 

759 j 

282 

676 

1141 

Davon in Preußen 

22 

47 

65 1 

218 

523 

733 


Obergutachten des preußischen Landesyeterinäramtes 
über Brüllerkrankheit. 

Veröffentlicht vom Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann, Berlin. 

Das Königliche Landgericht zu N. hat das Unterzeichnete 
Landesveterinäramt durch Beschluß vom 3. November 1912 
unter Beifügung der Akten ersucht, in dem Rechtsstreite des 
Handelsmannes D. in D. gegen den Schmiedemeister L. in Sch. 
ein Gutachten darüber abzugeben, „ob die dem Kläger ge¬ 
lieferte Kuh bereits am 6. Januar 1910 mit der Brüllerkrank¬ 
heit behaftet war“. Wir kommen diesem Ersuchen in folgen¬ 
dem nach. 

Tatbestand. 

Aus den uns übersandten zwei Aktenstücken ist zu entnehmen, 
daß Kläger am 6. Dezember 1909 von dem Beklagten eine trächtige 
Kuh für den Preis von 301 M. kaufte, die dem Übereinkommen ent¬ 
sprechend nach dem Abkalben und mit dem Kalbe am 6. Januar 
1910 dem Kläger übergeben wurde. 

Nach der Klageschrift soll die Kuh schon bei der Übergabe 
an der Brüllerkrankheit und Stiersucht gelitten haben. 

Von den in der Sache vernommenen Zeugen und Sachverstän¬ 
digen bekunden nach dem Inhalt der Akten, soweit es sich' um 
den gerügten Fehler handelt: • 

1. Der Zeuge Tierarzt R. (Bl. 44 v. der Akt.): „Ich habe die 
fragliche Kuh dreimal untersucht, bei der ersten am 27. Januar 
und bei der zweiten am 8. Februar stattgefundenen Untersuchung 
war das Kreuzsitzbeinligament beiderseits stark eingefallen, was 
ein Hauptsymptom der Brüllerkrankheit ist. Während der zweiten 
Untersuchung bemerkte ich auch, daß das Tier auf eine andere 
Kuh aufspringen wollte und aufgeregte Augen hatte. Bei der 
dritten, gestern (8. März) vorgenommenen Untersuchung hat sich 
das Kreuzbeinligament wieder gehoben. Es kommt vor, daß sich 
im Anfangsstadium der Brüllerkrankheit das Kreuzbeinligament 
wieder hebt. Weitere Anzeichen der Brüllerkrankheit habe ich 
bei meinen Untersuchungen nicht festgestellt. 

.... Ich bin der Ansicht, daß nach meinen geschilderten 
Beobachtungen das Tier der Brüllerkrankheit verdächtig ist und 
bereits am 7. Januar verdächtig war....“ 

2. Der Tierarzt St. (Bl. 24 und 45 d. Akt.) hat die Kuh Anfang 
Februar untersucht und darüber eine Bescheinigung ausgestellt, 
in der er folgendes niederlegte: „Das Tier zeigt große Unruhe, hat 
einen stieren Blick und glänzendes Auge, ist schreckhaft, sucht 
sich den benachbarten Kühen zu nähern und stößt nach denselben. 
Beim Heranführen auf eine andere Kuh springt sie sofort auf die¬ 
selbe. Infolge Erschlaffung der Kreuzsitzbeinbänder ist das Tier 
zu beiden Seiten der Schwanzwurzel eingefallen. Die Schamlippen 
sind verdickt, in der Scheide befindet sich eine große Menge 
Schleim, der Gebärmuttermund ist nicht geschlossen, der Ernäh¬ 
rungszustand ist mittelmäßig. Nach dem Untersuchungsbefund zu 
schließen, leidet die Kuh an der Brüllerkrankheit.“ 

3. Der Sachverständige Kreistierarzt Z. (Bl. 55 d. Akt.) hat die 
Kuh am 15. und 18. März untersucht und dabei nachstehenden 
Befund festgestellt: * 

„Die fragliche Kuh .... stand .... ruhig zwischen zwei 
anderen Kühen. Sie zeigte sich an beiden Untersuchungstagen 
aufmerksam gegen ihre Umgebung, wendete den Kopf ruhig gegen 
nähertretende Personen und ließ sich von mir, ohne dabei abnorme 
Unruhe zu zeigen, am Kopfe berühren und streicheln. Der Blick 
der Kuh war aufmerksam, aber frei von Unruhe und dem abnormen 
Ausdruck, wie man ihn bei Kühen mit übermäßigem Geschlechtstrieb 
findet. 

Am 15. März wurde die Kuh von der rechts neben ihr stehen¬ 
den Kuh wiederholt durch Hornstöße bedroht; auch hiergegen 
zeigte sie sich völlig ruhig. Hierauf wurde sie ins Freie geführt 
und hinter eine andere Kuh gestellt. Hierbei zeigte sie nicht die 
geringste geschlechtliche Erregung; obwohl sie nur lose am Stricke 
geführt wurde, machte sie keinen Versuch, auf das andere Tier auf¬ 
zuspringen, und als sie hierzu besonders veranlaßt werden sollte, 
dadurch, daß ihre Nase an die Geschlechtsteile der anderen Kuh 
gebracht wurde, wandte sie ihren Kopf wieder, ohne jedes Auf- 



































































BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 46. 


r>48 


geregtsein, weg und dem Stalle zu. Der Untersuchung der Scheide 
und des Gebärmuttermundes setzte die Kuh keine größere und 
keine geringere Widersetzlichkeit entgegen, als es die Mehrzahl der 
Kühe zu tun pflegen. Der Muttermund erwies sich fest geschlossen 
und gab auch nicht nach, als mehrere Minuten lang ein fester 
Fingerdruck auf ihn ausgeübt wurde; bei dieser Manipulation ver¬ 
hielt sich die Kuh ruhig. Am Muttermund befand sich ein hell- 
glasiger Schleimpfropf ohne flockige Beimengung. Der Nähr¬ 
zustand war wenig gut % Seitlich der Schwanzwurzel befand sich 
jederscits eine leichte Vertiefung.“ 

Der Sachverständige kommt auf Grund seiner Untersuchung 
und des Aktenmaterials zu dem Schluß, daß die Kuh nicht mit der 
Brüllerkrankheit behaftet ist und auch am 6. Januar nicht damit 
behaftet war. 

4. Der Sachverständige Kreistierarzt H (Bl. 61 v. der Akt.): 

„Ich habe die streitige Kuh am 4. März 1910 im Aufträge des 

Amtsgerichts in D. untersucht und folgendes gefunden: 

.... Ihr Nährzustand ist mittelmäßig. Bei der näheren Un¬ 
tersuchung zeigte dieselbe ein lebhaftes Augenspiel und eine ge¬ 
wisse Unruhe. Die Scham ist vergrößert. Beim Eingehen mit dem 
Arm in die Scheide findet sich dort ein sehr fadenziehender gla¬ 
siger Schleim. Die Kreuzsitzbeinbänder sind erschlafft, infolge¬ 
dessen ist die Kuh, wie es der landläufige Ausdruck ist, einge¬ 
brochen. Nach meiner Ansicht ist die Kuh mit der sogenannten 
Brüllerkrankheit behaftet. Diese Krankheit möchte ich auf den 
Reizzustand in der Gebärmutter und in der Scheide, verbunden 
mit einer Erkrankung der Eierstöcke zurückftihren. Der Reiz¬ 
zustand in der Gebärmutter und der Scheide muß auf die letzte 
Geburt zurückgeführt werden, so daß auch das Entstehen der so¬ 
genannten Brüllerkrankheit auf die letzte Geburt zurückgeiührt 
werden muß. Erwähnen möchte ich noch, daß ich die Kuh schon 
etwa Mitte Januar 1910 untersucht und denselben Befund gehabt 
habe.“ 

5. Außer den vorerwähnten Tierärzten bekundet der Glaser 
und Ackerer A. (Bl. 54 v. der Akt.) als Zeuge: 

„Am 6. Januar sah ich, wie der Kläger verschiedene Kühe 
nach Hause führte. Darunter befand sich eine von gelber Farbe 
mit einem weißen Stern am Kopfe. Mir fiel an dem Tiere auf, 
daß die Vertiefungen an dem Schwanzeinsatz eingesunken waren; 
Ich sprach daraufhin dem Kläger gegenüber die Vermutung aus, 
die Kuh sei wohl auch nicht allzu teuer gewesen, sie scheine mir 
ein Brüller zu sein. 

.... Ich habe die Kuh öfters noch in dem Stalle des Klä¬ 
gers gesehen; etwa 14 Tage hielt sich der Zustand der Kuh ziem¬ 
lich unverändert. Dann besserte sich der Zustand der Kuh vorüber¬ 
gehend. Zum letzten Male habe ich die Kuh vor etwa acht Tagen 
gesehen. Es waren auch damals die Vertiefungen noch einge¬ 
sunken, wenn auch nicht so sehr als das erstemal. 

Bei meinen gelegentlichen Besuchen fiel mir auf, daß die Kuh 
ab und zu Unruhe zeigte, dadurch, daß sie nach den Nachbarkühen 
stieß. 

6. Auf Grund des bisher wtedergegebenen Tatbestandes hat 
der Professor Dr. M. zu H. ein Obergutachten erstattet (Bl. 103 f. 
der Akt.), in dem er zu folgendem Schlüsse kommt: 

„Aus den in den Akten enthaltenen Tatsachen ergibt sich 
nicht, daß die streitige Kuh an der Stiersucht leidet, noch viel 
weniger läßt sich die Annahme rechtfertigen, daß die Kuh vor dem 
6. Januar an Stiersucht gelitten hat.“ 

7. Der Kreistieraizt W. aus D. hat die Kuh am 9. Oktober 1910 
im Aufträge des Klägers untersucht und gibt in der Verhandlung 
vom 18. November nachstehenden Befund unter Eid zu Protokoll 
(Bl. 134 und 153 v. der Akt.): 

„Beim Herantreten und Berühren der streitigen Kuh war die¬ 
selbe unruhig, sprang hin und her und zeigte einen aufgeregten Blick. 
Die Kreuzsitzbeinbänder waren eingefallen, die Scheide etwas an¬ 
gelaufen. Beim Einführen der Hand in die Scheide der Kuh zeigte 
sich die Kuh ziemlich unruhig und mußte von zwei Mann ent¬ 
sprechend gehalten werden; in der Scheide fand sich ein zäher, 
glasiger, mit kleinsten Flöckchen vermischter Schleim vor. Der 
Muttermund erschien nicht vollständig geschlossen. Bei der Ab¬ 


tastung der Eierstöcke vom Mastdarm aus fand ich eine erheb¬ 
liche Vergrößerung (cystoide Degeneration) derselben vor. 

8 . Der Zeuge Sch. (Bl. 168 v. d. Akt.): „.Ich war bei 

der Überlieferung der Kuh in N. zugegen; damals war der Ge¬ 
schlechtsteil der Kuh nicht ganz geschlossen. Ich hielt die Kuh 
deshalb bereits damals für verdächtig der Brüllerkrankheit. . . . w 

9. Der Zeuge M. (Bl. 169 d. Akt.): „. . . . Ich habe im März 
d. J. (1910) gesehen, daß eine hellgelbe, mit weißem Stern auf 
der Stirn gezeichnete Kuh mit kurzen nach vorn gebogenen Hör¬ 
nern, die im Stalle des Klägers stand, hinten an der Schwanzwurz. l 
eingefallen war. . . .“ 

10. Unter Berücksichtigung der Feststellungen des Kreistier¬ 
arztes W. und der zu 8 und 9 angeführten Zeugenaussagen hat 
der Professor Dr. M. ein Nachtragsgutachten erstattet, das da¬ 
hin geht: 

1) Es ist anzunehmen, daß die streitige Kuh an der Stiersudit 
(Brüllerkrankheit) leidet, dagegen ist 

2) nicht erwiesen, daß die Kuh bereits am 6. Januar 1910 an 
dieser Krankheit gelitten hat. 

11. Zeuge P. (Bl. 200 v. d. Akt.): „.Schon in den ersten 

lägen machte sich bei dem Tiere eine Unruhe bemerkbar, die sich 
darin äußerte, daß die Kuh auf andere Tiere oder auf Menschen, 
die sich ihr näherten, aufzuspringen versuchte. Die Erscheinun¬ 
gen wiederholten sich öfter. Soviel ich weiß, werden die Kühe 
im allgemeinen etwa alle fünf Wochen ochsig, .... bei der er¬ 
wähnten Kuh machten sich die geschilderten Erscheinungen aber 
häufiger bemerkbar. Zu diesen Erscheinungen gehörte auch, da6 
die Kuh eingefallen war; daß sie während dieser Zeit gebrüllt hätte, 
habe ich nicht gehört. 

Durch Urteil vom 27. Juni 1911 hat dann das Königliche Amts¬ 
gericht zu D. die Klage abgewiesen. 

Das Urteil ist durch Berufung angefochten worden. 

Nach dem Beschluß des Königlichen Landgerichts zu N. vom 
3. November 1911 sollte durch Vernehmung des Zeugen E. Bewe : s 
darüber erhoben werden, welche Anzeichen der Brüllerkrankheit mV 
dem Kläger verkaufte Kuh unmittelbar nach der Übergabe auf¬ 
gewiesen hat. 

12. Zeuge E. bekundet (Bl. 232 v. der Akten): 

„Ich bin erst am 6. April in den Dienst des Klägers getreten 
und kann deshalb über das Verhalten der Kuh unmittelbar nach 
der Übergabe keine Auskunft geben. Nach meinem Eintritt habe 
ich die Kuh gepflegt und gemolken; mir fiel auf, daß sie häufte, 
namentlich wenn anderes Vieh in den Stall kam, unruhig war unö 
brüllte, und zwar war die Unruhe und das Brüllen so, daß es von 
dem Wesen der anderen Kühe abstach. Besondere Unruhe zeigte 
sie beim Melken, es kam öfters vor, daß sie den Milcheimer um¬ 
stieß; einmal hat sie mich zu Boden geworfen und ein anderes 
Mal, als ich sie melkte, hat sie sich mit den Hinterfüßen mir auf 
die Brust gestellt. 

Die Kuh war stets angebunden; ich habe deshalb nie beobach¬ 
tet, daß sie auf eine andere Kuh gesprungen ist, auch habe ich 
sie nie auf dem Felde gesehen. Daß ihr aus der Scheide eitrige 
Flüssigkeit gekommen ist, habe ich nicht währgenommen. Dagegen 
fiel mir auf, daß die Kuh häufiger, als es bei anderen Kühen vor¬ 
kommt, auf und zu war; ich meine damit das Dehnen und Sieh- 
zusammenziehen der Kreuzsitzbeinbänder. 

Ich weiß auch, daß die Kuh mit ihren Hörnern allmählich 
ein breites Loch durch die Stall wand, die etwa 10—15 cm dick war, 
durchgebohrt hat. Das Loch war noch nicht da, als ich beim Klä¬ 
ger eintrat. Ich habe wiederholt gesehen, wenn ich in den Stall 
kam, daß die Kuh auf den Knien lag und mit ihren Hörnern am 
Bohren war. 

.... Wenn ich in den Stall kam, um die Kuh zu füttern, ist 
es mehrmals vorgekommen, daß die Kuh, die an einer Kette lag, 
auf mich zu rannte und mich umzuwerfen suchte. Den Geschäfts¬ 
führer David K. hat sie einmal, als dieser die Krippe reinigte, in 
die Krippe geworfen; bei diesem Vorfall war ich zugegen. 

.... Das Loch, das die Kuh gebohrt hat, lag ungefähr 20 cm 

über der Krippe. Die Kuh gab im Anfang meines Dienstes 

3—4 Schoppen Milch täglich; später ließ der Milchertrag, der ziem¬ 
lich unregelmäßig war, nach. Daß die Milch mangelhaft war und 




IG. November 1916- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


549 


schlecht roch, weiß ich nicht.Als ich beim Kläger eintrai, 

befand sich die Kuh in gutem Nährzustande, cs ist mir nicht auf¬ 
gefallen, daß sie hiervon zurückgegangen ist.“ 

Schließlich hat noch der Kreistierarzt H. ein Gutachten er¬ 
stattet, worin er die nach dem Beweisbeschluß vom 3. November 
1911 gestellten Fragen wie folgt beantwortet: 

1. Die streitige Kuh ist mit der Brüllerkrankheit behaftet ge¬ 
wesen. 

2. Die Krankheit hat auch schon zur Zeit der Übergabe am 
(j. Januar 1910 bestanden. 

3. Die von mir am 11. Januar und am 4.-März 1910 beobach¬ 
teten Symptome sind Zeichen der Brüllerkrankhcit und nicht der 
gewöhnlichen Brunst gewesen. 

4. Die Tatsache, daß die Kuh heut noch lebt, ist von keinem 
Einfluß auf die Beurteilung der Fragen. 

5. Die streitige Kuh wird heute wahrscheinlich nicht mehr 
trächtig werden. Die Möglichkeit, daß sie empfangen kann, ist 
jedoch nicht ganz von der Hand zu weisen.“ 

Die Vertreter der Parteien haben noch Anträge auf die Ver¬ 
nehmung verschiedener Personen gestellt, die für den Kläger oder für 
den Beklagten aussagen würden. Das Prozeßgericht hat es uns frei- 
gestellt, die Vernehmung dieser Personen zu veranlassen, wenn 
es für erforderlich erachtet würde. 

Auf die Aussagen kann verzichtet werden. 

Gutachten. 

Das Wesen der sogenannten Brüllerkrankheit oder Stier¬ 
sucht besteht in einem übermäßigen Geschlechtstrieb. Dieser 
gibt sich dadurch zu erkennen, daß die Brunst häufiger und 
heftiger wie normal auftritt, und daß die mit dem Leiden be¬ 
hafteten Tiere trotz wiederholter Begattung nicht befruchtet 
werden. Die Stiersuelit beruht in den meisten Fällen auf 
krankhaften Veränderungen der Eierstöcke, der Eileiter oder 
der Gebärmutter. In nicht wenigen Fällen sind bei stiersüch¬ 
tigen Kühen aber überhaupt keine Abweichungen von der nor¬ 
malen Beschaffenheit der Geschlechtsorgane zu finden. 

Während die Brunst bei gesunden nicht tragenden Kühen 
etwa alle vier Wochen, ausnahmsweise alle drei Wochen 
w iederkehrt, nur zwei Tage andauert und mit mäßigen, oft nur 
wenig bemerkbaren Erscheinungen von Unruhe usw. verbunden 
ist, zeigt sich die Brunst bei stiersüchtigen Kühen alle 8 bis 
14 Tage durch hochgradige Erregung des Geschlechtstriebes, 
die in den meisten Fällen 5—6 Tage anhält. Im weiteren 
Verlaufe steigert sich das Leiden derart, daß die Tiere be¬ 
ständig unruhig und aufgeregt sind, auch einen andauernden 
Drang zur Befriedigung der Geschlechtslust äußern, indem sie 
sich an andere Tiere und Menschen drängen, sie zu bespringen 
suchen und das männliche Tier zu jeder Zeit annehmen. Unter 
solchem Verhalten leidet dann die Ernährung und Milch¬ 
ergiebigkeit der Kühe erheblich. Zu den Hauptmerkmalen der 
Brunst gehört endlich, wie aus der Definition des Mangels 
hervorgeht, das Ausbleiben der Befruchtung trotz wiederholter 
Begattung. Neben der Abnahme des Nährzustandes und der 
Milchmenge ist die Unfruchtbarkeit der stiersüchtigen Kühe 
der Hauptnachteil bei der wirtschaftlichen Ausnutzung solcher 
Tiere. 

Andere Begleiterscheinungen der Stiersucht, wie die Er¬ 
schlaffung der Kreuzdarmbeinbänder, Schreckhaftigkeit, stierer 
Blick, schleimiger Ausfluß aus den Geschlechtsteilen, Schwel¬ 
lung und Rötung der Scham oder Scheidenschleimhaut sind 
für die Feststellung des Fehlers von untergeordneter Bedeu¬ 
tung, w'eil sie nicht in allen Fällen der Krankheit und mich 


bei gesunden oder mit anderen Leiden behafteten Kühen Vor¬ 
kommen. 

Prüft man an der Hand dieser Ausführungen das Ergebnis 
der bisherigen Beweisaufnahme, so ergibt sich, daß durch die 
von den Sachverständigen und Zeugen über das Verhalten der 
streitigen Kuh gemachten Aussagen eine Erkrankung des 
Tieres an Stiersucht nicht bewiesen worden ist. 

Der Tierarzt R. hat die Kuh am 6. Januar, 8. Februar und 
8. März 1910 besichtigt und am erstgenannten Tage nur ein^ 
starke Erschlaffung des Kreuzsitzbeinligamentes, am 8. Fe¬ 
bruar neben dieser Erscheinung ein Symptom der Brunst fest¬ 
gestellt, das darin bestand, daß das Tier auf eine andere Kuh 
aufspringen wollte, auch „aufgeregte Augen“ hatte. Da die 
Kuh am 6. Januar dem Kläger mit einem Kalbe übergeben 
wurde und nach den Angaben des Beklagten am 27. Dezember 
gekalbt hatte, so ist es nicht auffällig, daß sie am 8. Februar 
brünstig war, denn der Erfahrung gemäß stellt sich die erste 
Brunst oft erst 5—0 Wochen nach dem Gebären der Kühe ein. 
Weitere Anzeichen der Brüllerkrankheit als die eingefallenen 
Kreuzsitzbeinligamente hat Tierarzt R. nicht beobachtet. Er 
hält mit Recht längere und wiederholte Untersuchungen zur 
Feststellung dieser Krankheit für erforderlich. 

Der Tierarzt St., der das Tier an dem gleichen Tage wie 
R., nämlich am 8. Februar 1910 (Bl. 24 d. Akt.), untersuchte, 
bemerkte an dem Tiere große Unruhe, stieren Blick, glän¬ 
zendes Auge und Aufspringen auf eine andere Kuh, verdickte 
Schamlippen, Ansammlung von Schleim in der Scheide und 
geöffneten Muttermund. Das sind Erscheinungen, die bei 
normal brünstigen Tieren beobachtet werden und die auch in 
Verbindung mit einer Erschlaffung der Kreuzsitzbeinbänder 
nicht beweisen, daß das Tier mit der Brüllerkrankheit behaftet 
w r ar. Denn zum Nachweise dieser Krankheit ist, wie vorstehend 
ausgeführt wurde, eine in kurzen Intervallen wiederkehrende 
und lange andauernde heftige Brunst erforderlich. 

Der Kreistierarzt H. hat bei den Untersuchungen am 
11. Januar und 4. März 1910 an der Kuh „lebhaftes Augen¬ 
spiel“ und eine gewisse Unruhe, ferner vergrößerte Scham, 
glasigen Schleim in der Scheide und Erschlaffung der Kreuz¬ 
sitzbeinbänder gefunden. Auch in diesen Angaben sind nicht 
die wesentlichen Symptome der sogenannten Brüllerkrankheit 
enthalten. Die Bekundungen weisen nur auf einen Katarrh 
der Scheidenschleimhaut hin, der oft unabhängig von der 
Stiersucht vorkommt. 

Von dem Kreistierarzt Dr. Z. sind 11 und 14 Tage später 
bei sachgemäßer Untersuchung keine Krankheitserscheinungen, 
insbesondere nicht die geringsten Anzeichen geschlechtlicher 
Erregung oder der Stiersucht w r ahrgenommen worden, mit 
Ausnahme einer leichten Vertiefung am Schwanzansatz, die, 
wie wir wiederholt hervorheben müssen, auch bei ganz ge¬ 
sunden Tieren vorkommt. 

Die bedeutsamste Angabe für die Beurteilung der Frage, 
ob die Kuh überhaupt an Stiersucht gelitten hat, ist von dem 
Kreistierarzt W. gemacht worden. Nach seinem Befunde sollen 
die Eierstöcke der streitigen Kuh erheblich vergrößert sein und 
eine cystoide Degeneration erlitten haben. Diese Veränderung 
kommt bei der Stiersucht der Rinder- vor und ist deren häu¬ 
figste Ursache. Trotzdem kann sie das Vorhandensein dieser 
Krankheit allein nicht beweisen, weil man sie auch bei der 
Zerlegung vieler Kühe findet, die im Leben nicht die geringsten 





5'>0 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 46. 


Erscheinungen der Stiersucht gezeigt haben. Auch W. hat die 
Hauptsymptome dieser Krankheit, aufgeregten Geschlechts¬ 
trieb, häufig wiederkehrende und lange dauernde Brunst an 
dem Tiere nicht beobachtet. Wenn, man, der Ansicht des Pro¬ 
fessors Dr. M. folgend, dem Befunde W. eine maßgebende Be¬ 
deutung für den Nachweis der in Rede stehenden Krankheit 
beimessen wollte, so würde, wie M. zutreffend angegeben hat, 
noch nicht gefolgert werden können, daß die Kuh schon am 
0. Januar 1910 mit der Brüllerkrankheit behaftet gewesen ist; 
denn in 9 Monaten kann die cystoide Degeneration der Eier¬ 
stöcke mit der Stiersucht entstehen. 

Endlich läßt sich die klägerische Behauptung über das 
V orhandensein der Krankheit zur Zeit der Übergabe auch nicht 
durch die Bekundungen der in der Sache vernommenen Zeugen 
beweisen. Die Aussagen der Zeugen A., Sch. und M. beziehen 
sich hauptsächlich auf die Vertiefungen am Schwanzansatz, 
über die bereits ausgeführt ist, daß sie für das in Rede 
stehende Leiden nicht bezeichnend sind. Sie kommen nicht 
selten unabhängig von der Stiersucht bei solchen Kühen vor, 
die einen hohen Schweifansatz und einen tiefliegenden After 
haben. „Nicht ganz geschlossene Geschlechtsteile“ (Sch.) 
werden bei Kühen, die vor kürzer Zeit geboren haben, öfter 
gesehen, und ein Stoßen nach den Nachbarkühen (A.) wird bei 
vielen gesunden Kühen, die ein lebhaftes Temperament haben, 
beobachtet. 

Die Aussagen des Zeugen P. über das Verhalten der Kuh 
in den ersten Tagen nach der Übergabe sind zu unbestimmt 
und unvollständig, als daß aus ihnen auf Stiersucht geschlossen 
werden könnte. Ein Aufspringen auf andere Kühe sieht man 
auch bei Tieren, deren Geschlechtsfunktionen normal sind. 
Die Ansicht des Zeugen P., daß die Brunst alle'fünf Wochen 
wiederkehre, ist unrichtig. Viele Kühe rindern alle drei bis 
vier Wochen. 

Die vom Zeugen E. bekundeten Beobachtungen beziehen 
sich auf die Zeit nach dem 6. April 1910 und kommen daher 
für die Beurteilung der Beweisfrage kaum in Betracht. Weder 
die von diesem Zeugen wahrgenommene Unruhe und das 
Brüllen der Kuh beim Zutrieb anderen Viehes in den Stall, 
noch das widersetzliche Verhalten beim Melken sind Krank- 
heitssymptome der Stiersucht. Das Bohren mit den Hörnern 
durch die Stallwand kann ebensowohl durch ein unruhiges 
Temperament des Tieres als durch eine Erregung des Ge¬ 
schlechtstriebes erklärt werden. 

Demnach ist aus der ganzen Beweisaufnahme nicht mit 
Sicherheit, auch nicht mit Wahrscheinlichkeit zu schließen, 
daß die Kuh überhaupt und insbesondere zur Zeit der Über¬ 
gabe an den Kläger mit der Brüllerkrankheit oder der Stier¬ 
sucht behaftet gewesen ist. Das Vorhandensein der Haupt¬ 
merkmale der Krankheit, die übermäßige, in kurzen Inter¬ 
vallen wiederkehrende, lange andauernde Brunst und das 
Nichteintreten der Befruchtung ist nicht erwiesen worden. Es 
wäre nötig gewesen, die Kuh von einem Sachverständigen be¬ 
obachten und in kurzen Zwischenräumen untersuchen zu lassen. 
Auch hätte die Kuh einem Bullen zugeführt werden müssen, 
um festzustellen, ob eine Befruchtung eintreten würde oder 
nicht. Schließlich darf nicht unbeachtet bleiben, daß die Kuh 
10 Tage vor der Ablieferung an den Kläger ein gesundes Kalb 
geboren hat. Während der Trächtigkeit entwickelt sich die 
Stiersucht in der Regel nicht. 


Hiernach geben wir das geforderte Gutachten dahin ab: 
Nach Lage der Akten ist nicht als erwiesen anzu¬ 
nehmen, daß die dem Kläger gelieferte Kuh bereits am 
6. Januar 1910 mit der Stiersucht (Brüllerkrankheit) be¬ 
haftet war. 

Berlin, den 18. Februar 1918. 

Königliches Landesveterinäramt.' 
(Unterschriften.) 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Feldnnterveterinär Waldemar Schwarz aus Fischhausen 
(Studierender der Mil.-Vet.-Akademie Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Kla s se wurden 
ausgezeichnet: 

Oberveterinär Dr. H a n c k e n (Tierarzt in Lamstedt). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. ErnstBretschneider 
ans Reinsdorf (Studierender der Tierärztl. Hochschule in 
Dresden). 

Feldhilfs veterinär cand. med. vet. Karl Schwarz auB Mainz 
(Studierender der Tierärztl. Fakultät der Universität Gießen). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. We rner Pollok aus 
Berlin (Studierender der Tierärztl. Hochschule in Berlin). 
Veterinär Johann Wedig (Tierarzt aus Tornienen). 
Feldhilfsveterinär cand. med. vet. AlfredWirth ans Brieg. 
Veterinär Dr. Philipp Blum (Schlachthofverwalter in 
Seligenstadt). 

Stabsveterinär Ernst Fischer (Sanitätstierarzt in Treuen). 
Feldhiifsveterinär cand. med. vet. Hugo Keller ans Dor¬ 
heim (Studierender der Tierärztl. Fakultät der Universität 
Gießen). 

Veterinär Dr. Ernst Lötsch (Gr.-T.-Ass., Amtstierarzt in 
Pirna). 

Einhnndertnndnennzehnte Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 5. November bis Sonnabend, 
den 11. November 1916. 

In der Dauerschlacht an der Somme war der 5. November 
wiederum ein Großkampftag erster Ordnung. Engländer und 
Franzosen haben mit sehr bedeutenden Kräften unter dein 
Einsatz der ganzen Feuerkraft ihrer Artillerie einen gewaltigen 
Stoß besonders gegen. die Front der Armee des Generals 
von Below geführt. Auf der ganzen fast 20 km breiton An¬ 
griffsfront von Le Sars bis Bouchavesnes haben die ver¬ 
bündeten Gegner größte blutige Verluste erlitten und abge¬ 
sehen von einem örtlichen Gewinn am Nordteil des St. Pierre- 
Vaastwaldes nichts erreicht. Wo sonst der Feind bis in unsere 
Linien Vordringen konnte, wurde er sofort wieder heraus- 
geworfen und ließ 10 Offiziere, 310 Mann und Beute in unserer 
Hanti. Gegenüber dieser großen Kampfhandlung traten die 
feindlichen Teilangriffe der nächstfolgenden Tage, die fast 
sämtlich abgewiesen wurden, zurück. Das Dorf Pressoire ging 
verloren, und den Engländern gelang es bei einem Nacht¬ 
angriff nordöstlich von Courcelette in geringer Breite in 
unseren vordersten Graben einzudringen. 

Ein deutsches Fliegergeschwader setzte durch nächtliche 
Bombenangriffe das große Munitionslager von Cerisy, südwest¬ 
lich von Brav, in Brand. Die langandauemden, mächtigen 
Detonationen waren bis nach St. Quentin fühlbar. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz setzte uns eine wohl 
vorbereitete kleinere Unternehmung fast ohne eigene Verluste 
in den Besitz des Dorfes Mosheiki (östlich von Goduzischki). 
Der Feind ließ über 60 Gefangene, mehrere Maschinengewehre 
und Minenwerfer in unserer Hand. Nordöstlich von Werchy 
nahmen wir ohne eigene Verluste einen kleinen russischen 
Brückenkopf auf dem linken Stochodufer und brachten eine. 




16. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


551 


Anzahl Gefangene ein. Unter Führung des Generalmajors 
von Woyna stürmten brandenburgische Truppen und das 
Infanterie-Regiment Nr. 401 in der Gegend von Skrobowa in 
etwa 4 km Breite mehrere russische Verteidigungslinien und 
warfen den Feind über den Skrobowabach zurück. Unseren 
geringen Verlusten stehen ungeheure blutige Opfer des Feindes 
und eine Einbuße an Gefangenen von 49 Offizieren, 3380 Mann 
gegenüber. Die Beute beträgt 27 Maschinengewehre und 
12 Minenwerfer. Heftige Gegenangriffe der Russen mit neu 
herangeführten Kräften brachen verlustreich zusammen. An 
der Narajowka drangen deutsche Truppen in die russische 
Hauptstellung südwestlich von Folw. Crasnolesie ein und 
wiesen nachts fünfmalige heftige Gegenstöße des Feindes ab. 

In Siebenbürgen wurde die Höhe Roska von uns ge¬ 
nommen. Die ganz besonders stark ausgebaute und mit 
Erbitterung verteidigte Clabucetustellung gelangte in unseren 
Besitz. Die verbündeten Truppen haben hier mit den am 
Vortage eingebrachten 14 Offizieren (darunter einen Regi¬ 
mentskommandeur) und 647 Mann im ganzen 1747 Rumänen 
gefangen genommen, 8 Geschütze und 12 Maschinengewehre 
erbeutet. Südwestlich von Predeal gewannen wir die Höhe 
La Omu und machten südöstlich des Roten Turmpasses 
weitere Fortschritte. Westlich der Bodzapaßstraße nahmen 
wir am Sirin verlorene Linien im Sturm zurück. Südöstlich 
des Roten Turmpasses schritt in der Gegend von Spini unser 
Angriff günstig vorwärts. Der Feind ließ 10 Offiziere, 
1000 Mann in unserer Hand. Der Erfolg in dieser Gegend 
konnte am nächstfolgenden Tage weiter ausgenutzt werden. 
Die Gefangenenzahl erhöhte sich. Südöstlich des Roten Turm¬ 
passes wurde in Fortsetzung unseres Angriffes der Baiesti- 
abschnitt überschritten und Sardoiu mit den beiderseits an¬ 
schließenden Höhenstellungen genommen. Wir ' haben etwa 
150 Gefangene gemacht und 2 Geschütze erbeutet. Rumä¬ 
nische Gegenangriffe hatten hier ebensowenig Erfolg wie im 
I^edealabsehnitt und im Vulkangebirge. Im Predealabschnitt 
wurden w T estlich von Azuga neue Fortschritte gemacht, 
188 Gefangene und 4 Maschinengewehre eingebracht. West¬ 
lich der Straße von Predeal auf Sinaia wurden mehrere ver¬ 
schanzte rumänische Linien im Sturm genommen und 160 Ge¬ 
fangene gemacht. 

An der Dobrudschafront keine Ereignisse von besonderer 
Bedeutung. 

Im östlichen Teil von Monastir und auf der Höhe nördlich 
der Cerna wurden von Franzosen und Serben mehrmals unter¬ 
nommene Angriffe verlustreich abgewiesen, nur südlich von 
Pölog hatte der Feind in die vorderste Stellung einzudringen 
vermocht. N e v. 

Kriegsffirsorgeeißrichtung für die preußischen 
Tierärzte. 

Einladung zu der am Sonntag, den 26. November 1916, mittags 
12 Uhr im Hörsaale des Anatomischen Instituts derTierärztlichen 
Hochschule zu Hannover stattfindenden 3. Generalversammlung. 

Tagesordnung: 

1. Eröffnung. 

2. Geschäfts- und Kassenbericht. 

3. Kassenprüfung und Entlastung des Kassenführers. 

4: Beratung und Beschlußfassung über die . Aufbringung 

weiterer Mittel. 

5. Verschiedenes. 

Jeder Kollege, der Beitrag an eine preußische Tierärzte¬ 
kammer entrichtet, ist freundlichst zur Teilnahme eingeladen 
und hat auf der Versammlung das Recht, Anträge zu stellen 
und freie Kritik zu üben. 

Nach Schluß der Versammlung findet ein gemeinschaft¬ 
liches Mittagessen im Hotel Amsterdam am Klagesmarkte 
statt. Mit kollegialer Begrüßung 

Dr. Esser, Heyne, Friese. I 


Verzeichnis der Vorlesungen und praktischen Übungen an der Königlichen 

Tierärztlichen Hochschule zu Berlin Im Wintersemester 1916/17. 

Dr. Schütz, Geh. Reg.-Rat, Prof.: Spezielle pathologische 
Anatomie, täglich von 10—11 (östündig). Sektionsübungfen, täglich 
von 11—1, in Gemeinschaft mit Dr. Weich ei t. — Dr. Egge- 
ling, Geh.Reg.-Rat, Prof.: Geburtshilfe und Übungen am Phantom, 
Mittwoch bis Sonnabend von 9—10 (4stündig). Ambulatorische 
Klinik, täglich. Bujatrische Klinik, Mittwoch von 3—5 (2 ständig). 
Allgemeine Tierzucht, Freitag und Sonnabend von 4—5. Spezielle 
Schweine-, Schaf- und Ziegenzucht, Freitag und Sonnabend von 
4—5 (2ständig). — Dr. Froh n er, Geh. Reg.-Rat, Prof.: Spezielle 
Pathologie und Therapie, Dienstag bis Sonnabend von 9—10 
(5 stündig). Klinik für große Haustiere, Abteilung für innere Krank¬ 
heiten und Gewährmängel, täglich von 11—1. Propädeutik der 
Medizinischen Klinik, vierrcud wöchentlich von 11—11 $4. — Dr. 
S c h m a 11 z, Geh. Reg.-Rat, Prof., im Felde; Vertreter: Abteilungs¬ 
vorsteher Dr. Thieke (siehe auch Nr. 16): Vergleichende Ana¬ 
tomie, Dienstag von 12—1, Mittwoch und Donnerstag von 1—2 
(3stündig). Anatomie des Pferdes. Montag, Mittwoch bis Freitag 
von 9—-10, Dienstag von 10—11, Sonnabend von 9—11 (7 stündig). 
Anatomische Präparierübungen, täglich von 1—2, Dr. Thieke. 
Exenterierübungen, Montag und Freitag von 5—7. — Dr. Eber¬ 
lein, Prof, (siehe auch Nr. 8): Spezielle Chirurgie einschließlich 
Augenheilkunde, täglich von 11—1 (6 stündig). Klinik für große 
Haustiere, Abteilung für äußere Krankheiten, täglich von 11—1. 
Operationsübungen, Montag und Freitag von 12—2, in Gemeinschaft 
mit Assistenten Dr. Meyer-Mejer. Propädeutik der Chirur¬ 
gischen Klinik, viermal wöchentlich von 11—1134. — Dr. Regen¬ 
bogen, Geh. Reg.-Rat, Prof.: Pharmakologie und Toxikologie, 
Montag, Dienstag und Mittwoch von 4—5 (3stündig). Klinik und 
Poliklinik für kleine Haustiere, täglich von 11—1. Geflügelzucht 
und Geflügelkrankheiten, Donnerstag von 4—5 (1 stündig). Propä¬ 
deutik der Klinik für kleine Haustiere, zweimal wöchentlich von 
12—12/4. Rezeptierkunde, Montag von 9—10 (1 stündig). — Dr. 
Frosch,#öeh. Med.-Rat, Prof., im Felde; Vertreter: Prof. 
Bongert (siehe auch Nr. 11): Allgemeine Seuchenlehre und Bak¬ 
teriologie, Donnerstag und Freitag von 1—2 (2 stündig). Bakterio¬ 
logische Übungen, Montag bis Freitag von 5/4—714, in Gemein¬ 
schaft mit Oberveterinär Dr. H e m p e 1. — Direktor der Poliklinik 
für große Haustiere: vakat; Vertreter: Prof. Dr. Eberlein 
(siehe auch Nr. 5): Krankheiten des Hufes, Sonnabend von 1—3- 
(2 stündig). Übungen am Hufe, Montag bis Freitag von 534—714. 
Poliklinik für große Haustiere, täglich von 11—1. — Dr. Schroeter, 
Prof.: Organische Chemie, Montag, Freitag und Sonnabend von 
1—2, Dienstag von 9—10, Mittwoch und Donnerstag von 12—1 
(6 stündig). Chemische Übungen, Montag bis Donnerstag von 334 
bis 634, vor Weihnachten. — Dr. Crem er, Prof.: Physikalische 
Physiologie, Dienstag von 1—2, Mittwoch bis Sonnabend von 9—10 
(östündig). Physiologisches Praktikum, Dienstag und Donnerstag 
von 4—6 (4 stündig). Leitung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem 
Gebiete der Biologie, täglich von 8—7. — Bongert, Prof, (siehe 
auch Nr. 7): Ordentliche Fleischbeschau und Fleischbeschaugesetz¬ 
gebung, Montag bis Mittwoch von 1—2 (3 stündig). Demon¬ 
strationen der Fleischbeschau in der Demonstrationshalle der Hoch¬ 
schule, Dienstag von 3—5 (2 stündig). Demonstrationen der außer¬ 
ordentlichen Fleischbeschau und animalischen Nahrungsmittelkunde 
sowie Schlachthauskunde, Montag und Donnerstag von 3—5 auf 
dem hiesigen Schlachthofe (4stündig). — Dr. Wittmack, Geh. 
Reg.-Rat, Prof.: Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Freitag 
von 4—6 (2 8tündig). Übungen in der Beurteilung der Futtermittel 
an noch zu bestimmenden Tagen. — Engelhardt, Assist, am 
Physikal. Institute der Landw. Hochschule: Physik, Dienstag, Mitt¬ 
woch und Donnerstag von 1—2 (3stündig). — Dr. Nevermann, 
Geh. Ober-Reg.-Rat und Vortragender Rat im Ministerium für Land¬ 
wirtschaft, Domänen und Forsten: Veterinärpolizei und Seuchen¬ 
gesetzgebung, Montag und Dienstag von 9—10 (2 stündig). — 
Dr. Knuth, Prof., Vorsteher der Tropenabteilung am Hygie-, 
nischen Institut: Übungen in der Protozoenkunde (sektionsweise), 
Montag bis Freitag von 514—714. Arbeiten im Laboratorium für 
Tropenhygiene (Spezialkurse, Kolloquium und Praktikiftn für 
außerordentliche Hörer nach Bedarf.) — Dr. Thieke, Abteilungs¬ 
vorsteher (siehe auch Nr. 4): Anatomische und Exenterierübungen. 
— Dr. Meyer-Mejer, Assist, der Chirurg. Klinik: Operations¬ 
übungen, Montag und Freitag von 12—2, in Gemeinschaft mit Prof. 
Dr. Eberlein. Übungen mit dem Augenspiegel. Kursus über 
Massage und Verbandlehre. — Dr. Weichelt, Wissenschaft!. 
Hilfsarb. des Patholog. Institutes: Sektionstibungen in Gemeinschaft 
mit Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Schütz. N. N., Assist, des Pharma¬ 
kologischen Institutes und der Klinik für kleine Haustiere: Prak¬ 
tischer Kursus der Harnuntersuchungen. Pharmakopiostische Re¬ 
petitorien. — Dr. Frese, Repetitor der Medizinischen Klinik: 
Kursus der Auskultation und Perkussion. — Dr. Seuffert, Re¬ 
petitor: Einführung in das physiologische Praktikum, Montag von 
4—5. Physiologisches Praktikum. — N. N., Repetitor des Chem. 
Institutes: Einführung in die Chemie, Montag, Mittwoch bis Freitag 
von 10—11, vor Weihnachten. Chemische Übungen, Montag bis 
Donnerstag von 334—634, vor Weihnachten, in Gemeinschaft mit 
Prof. Dr. Schroeter. Chemische Repetitorien. — Dr. Hempe 1, 



552 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 46 


Oberveterinär, Wissenschaft! Hilfsarb. des Hygienischen Institutes: 
Bakteriologische Übungen, Montag bis Freitag von 5 X A — VA. — 
Kiehn, Apotheker, im Felde; Vertreter: Apotheker Müller: 
Pharmazeutische Übungen, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 
abteilungsweise, von 12—1. Beginn: 23. Oktober 1916. 

— Die deutschen Hochsohüler unter den Waffen. Im ver¬ 
gangenen Sommersemester waren an den Universitäten und Hoch¬ 
schulen des Reiches insgesamt etwa 70 000 Studierende, darunter 
etwa 5600 Frauen und etwa 2000 Ausländer, eingeschrieben. 
Davon entfielen 56 900 (5460 Frauen) auf die 22 Universitäten, 
dann folgen die 11 Technischen Hochschulen mit etwa 10 200 
(100 Frauen), die sechs Handelshochschulen mit etwa 1200 Studieren¬ 
den; ihnen schließen sich an die zwei Tierärztlichen Hoch¬ 
schulen (Berlin und Hannover) mit etwa 600, die 
drei Landwirtschaftlichen (Berlin, Hohenheim und Weihenstephan) 
mit 500, die drei Bergakademien mit 400; die vier Forstakademien 
blieben geschlossen. Von diesen 70 000 Studenten waren aber 
nur etwa 20 600 in den Hochsclmlstädten anwesend, das heißt 
nicht im Militärdienste stehend, und davon waren wieder, wie 
erwähnt, 5600 weiblichen Geschlechts und 2000 Angehörige des 
befreundeten und neutralen Auslandes, so daß im letzten 
Sommer tatsächlich nur etwa 13000 reichs- 
angehörige männliche akademische Bürger 
wirklich studierten und — bei Zugrundelegung der Ziffer 
des letzten Friedenssemesters, wo etwa 66 000 männliche reichs- 
angehörige Studenten vorhanden waren — etwa 58500 im 
Felde oder in militärischer Verwendung standen, 
gleich etwa 88 Proz. gegenüber 81 Proz. im Sommer 1915. An 
den einzelnen Hochschulen befanden sich im letzten Sommer an 
reichsdeutschen Studenten: 11500 an den Universitären, 1000 an 
den Technischen Hochschulen, 100 an den Landwirtschaftlichen 
Hochschulen, 400 an den Handelshochschulen, 50 an den Berg¬ 
akademien. Dabei ist zu beachten, daß unter den anwesenden 
Studierenden immer noch mehrere Tausend vom Kriegsdienst 
Entlassener oder Beurlaubter sind, so daß die Zahl der studen¬ 
tischen Nichtkämpfer tatsächlich sehr klein ist, namentlich wenn 
noch berücksichtigt wird, daß manche darunter noch der Ein¬ 
berufung harren. H. 

— Rotlaufserumabgabe. Nach einer Bekanntmachung des Mini¬ 
steriums für Landwirtschaft vom 13.0ktober 1916 ist die Herstellung des 
Serums soweit gestiegen, daß jetzt wöchentlich mehr als 500 Liter 
Rotlaufserum zur Verfügung stehen. Hiernach erscheint cs mög¬ 
lich, von der einheitlichen Überweisung des Rotlaufserums abzu¬ 
sehen. Vom 21. Oktober d. J. ab sind daher Bestellungen auf 
Rotlaufserum wieder unmittelbar an die Serumanstalten zu richten. 


Biicherbesprechungen. 

— Bongert, Jakob, Professor, Direktor des Institutes für Nahrungs- 
mittelkunde der Tierärztl. Hochschule Berlin, Bakteriologische Diagnostik 
mit besonderer Berücksichtigung der experimentell-ätiologischen For¬ 
schung, Immunitätslehre und der Schutzimpfungen. Für Tierärzte und 
Studierende der Veterinärmedizin. 4. Auflage. 1916. Verlag von 
Richard Schoetz, Berlin SW. 48, Wilhelmstr. 10. 

Mit der raschen Entwicklung der. Bakteriologie gewachsen, ist die 
Bakteriologische Diagnostik von J. Bongert in ihrer 
soeben vorliegenden neuesten (vierten) Auflage heute ein Werk von über 
500 Seiten Text. Über den eigentlichen Haupttitel hinaus behandelt das 
Buch die gesamte Theorie und die praktischen Methoden der ätiologischen 
und der Immunitätsforschung in einer so eingehenden und so abwägenden 
Art, daß es aufs glücklichste die Ansprüche verbindet, die man an ein 
Nachschlagewerk, wie an ein Lehrbuch, wie an einen praktischen Leit¬ 
faden stellen möchte. Es gibt keine wichtige Frage der Bakteriologie, die 
man in dem Buche nicht erörtert fände. Erstaunlich ist die umfängliche 
und doch nicht überlastende Art der Literaturzitate im Text der einzelnen 
Kapitel; hierdurch vermittelt der Autor dem Leser ein Urteil über den 
Stand einzelner Fragen und begründet sein eigenes, das er zu solchen 
Fragen abgibt. Hierdurch sowie durch die auch nach jeder anderen 
Richtung hin vollkommene Beherrschung und Gliederung des Stoffes wird 
das Werk für mein Urteil in erster Linie zum Lehrbuch, zu einem Lehr¬ 
buch, das nie ermüdet und nirgends im Stiche läßt. Die Beziehungen der 
Bakteriologie zur tierärztlichen Praxis (Diagnostik) und zur Seuchen¬ 
bekämpfung (Veterinärpolizei) sind überall berücksichtigt, sogar aus den 
Grenzgebieten der Bakteriologie (Pathologie, pathologische Anatomie, 
Hygiene) werden die herüberspielenden Fragen meistens sogleich mit ab¬ 
gehandelt. An den allgemeinen und speziellen bakteriologischen Teil 
schließt sich noch ein Abschnitt über die tierpathogenen Protozoen. Die 
Belehrung in diesem Bpche ist also eine allseitige und ganz ausgezeichnete, 
es ist ein Vorbereitu^gsbuch für jedes Examen, wie man es nicht besser 
wünschen kann. Das Buch ist modern bis zu den letzten Ergebnissen 
im Feldzuge. 


Die Ausstattung des Werkes, das mit. der letzten Auflage aus seinem 
früheren Verlage in den Verlag von Richard Schoetz, Berlin, über¬ 
gegangen ist, ist trotz der Kriegszeit hervorragend; ein reiches Bilder- 
werk, ohne das nicht auszukommen wäre, gereicht ihm zum Schmucke. 

Es ist kein Zweifel, daß die neue Auflage dem Buche neue Freunde 
zuführen wird; ein voller Erfolg wäre ihr zu wünschen, wenn er ihr nicht 
schon sicher wäre. Dr. Bach. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär¬ 
verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Veterinär der Reserve 
Theodor Forsimaicr. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des 
Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Veterinär Albert Früh 
aus Sasbach und dem Stabsveterinär Adam Joachim in Rheinbischofs¬ 
heim. — Das Großh. Hessische Allgem. Ehrenzeichen für Kriegs¬ 
verdienste: dem Oberveterinär Dr. Hermann Fuchs (Aschaffenburg). 

— Das Großh. Hessische Kriegsverdienstkreuz: dem Veterinär Dr. 
Philipp Bl Um , Schlachthofsverwalter in Seligenstadt. 

Ernennungen: Dem Kreistierarzt Dr. Grebe in Bonn ist die komm. 
Verwaltung der Regierungs- und Veterinärratstelle in Aachen und 
die nebenamtliche Verwaltung der Kreistierarztstelle daselbst über¬ 
tragen worden, Kontroll- und Distrikstierarzt Maier in Oberammer¬ 
au zum Bezirkstierarzt in Wolfstein, Tierarzt Dünxler in Lands- 
ut zum Kontroll- und Distrikstierarzt in Oberammergau. 

Niederlassungen: Schlachthoftierarzt Adolf Fritte in Bromberg, 
daselbst; Tierarzt Hermann Jenson aus Stockum in Ostern bürg 
(Oldenburg [Großh.]). 

In der Armee: Preußen: Befördert: zu Oberstabs¬ 
veterinären: die Stabsveterinäre: Dr. Weüzig, im Frieden beim Drag.- 
Regt. Nr. 26, Volker , im Frieden beim Jäg.-Regt. z. Pf. Nr. 7, — 
ersterer mit Patent vom 27. Juli 1916, letzterer mit Patent vom 
27. September 1916; zu Stabsveterinären: die auf Kriegsdauer an- 
gestellten Oberveterinäre: Knoll (Biberach) beim Staffelstabe 
Nr. 191 Xm, Körner (Heilbronn) bei der Feldart.-Abt. Nr. 407/ 
XIII., Schircickcrt (Gmünd) beim Landw.-Feldart.-Regt. Nr. 2 XIIL; 
Solger (Eßlingen), auf Kriegsdauer angestellter Veterinär beim 
Landw.-Fe!dart.-Regt. Nr. i/XHI., zum Oberveterinär, KienxU 
(Paid) (Ludwigsburg), Unterveterinär beim Pferdedepot der 
2. Landw.-Div., zum Veterinär der Landw. 2. Aufgebots. Renk 
(AlbertI (RottweiD, nichtapprobierter Unterveterinär (Feldunter¬ 
veterinär) beim Pferde-Laz. Nr. 1 /XIII., für die.Dauer seiner Ver¬ 
wendung im Kriegs-Veter.-Dienst zum Feldhilfsveterinär ernannt 

— Befördert: zu Oberveterinären: die Veterinäre: Kamienski 
bei der Train-Abt. Nr. 2, Dr. Voß bei der Train-Abt. Nr. 14, Dr. 
Meyer beim Drag.-Regt. Nr. 2, Winkel beim Hus.-Regt. Nr. 7, Dr. 
Warkalla beim Leib-Garde-Hus.-Regt., Dr. Herbinger beim Drag.- 
Regt Nr. 19, Dr. Heitxenröder beim Jäg.-Regt zu Pferde Nr. 6, 
Kitsche bei der Train-Abt Nr. 5, Grössten beim Kür.-Regt Nr. 3, 
Reckeirell beim Feldart-Regt. Nr. 17. — Im Beurlaubten¬ 
stande. Befördert: zu Stabsveterinären ohne Patent die 
Oberveterinäre der Reserve: Schütte (Görlitz) beim Pferde-Laz. 
Militsch, Engelmann (Kreuznach) beim Staffelstabe 101 der XXI. 
A.-K., Obereigner ( Osterode) beim Pion.-Regt. Nr. 23; zu Ober- 
veterinären die Veterinäre der Reserve: Dr. Gantier (Cottbus) bei 
der Fuhrp.-Kol. 4 des III. A.-K., Dr. Kilst (Duisburg) beim Jäg.- 
Regt. zu Pferde Nr. 12, Dr. Ohlcnbusch (II Oldenburg) bei der 
6. Battr. Res.-Fußart.-Rogt Nr. 2; zu Veterinären der Reserve, 
vorläufig ohne Patent, die Feldhilfsveterinäre: Schmidt ( Ariccd] 
(Posen) bei der Mag.-Fuhrp.-Kol. 66 der Etapp.-Insp. der 12. Armee, 
Wirths (Otto) (Siegen) beim Pion.-Regt Nr. 25; zu Veterinären, 
vorläufig ohne Patent, die Unterveterinäre: Schmidt (Theodor) der 
Reserve (Recklinghausen) beim Feldart.-Regt. Nr. 93, Winter der 
Landw. 1. Aufgeb. (Lingen) bei der M.-W.-Komp. 250. — Für die 
Dauer ihrer Verwendung im Kriegsveterinärdienst zu Feldhilfs¬ 
veterinären ernannt: die nichtapprobierten Unter veterinäre (Feld¬ 
unterveterinäre): Wolters beim Res.-Feldart.-Regt. Nr. 9, Manteuffcl 
beim Pferde-Laz. 143 der 6. Kav.-Div., Drost bei der Mag.-Fuhrp.- 
Kol. 17 der Armee-Abt. Woyrsch, Haase bei der Mag.-Fuhrp.-Kol 
12/IV der 7. Armee, Taubner beim Feldart.-Regt Nr. 90, Koch 
(August) beim Mil.-Gouv. Lomza, Blörner beim Res.-Feldart.-Regt 
Nr. 45, Röder beim Pferde-Laz. der 4L Res.-Div., Dehus bei 1 der 
Fernspr.-Abt 33 d. Karpathenkorps, Mehl bei der Fernspr -Abt 34 
d. Marinekorps, Ax beim Hus.-Regt. Nr. 13, Becker (Otto) beim 
Fußart.-B. 46, Uffrecht bei der Fuhrp.-Kol. 3. des IV. A.-K. — Der 
Abschied mit der gesetzt Pension bewilligt: Kämpfe (I Oldenburg), 
Ob.-Veter. der Res. beim Ersatz-Bat. des Fußart.-Regt Nr. 10. — 
Aus dem Verhältnis als auf Kriegsdauer angestellte Veterinär¬ 
offiziere ausgeschieden: Büchner , St.-Veter. (Tilsit), Jetoasinski , Veter. 
bei dem Ers.-Esk. Drag.-Regt. Nr. 4. 

Todesfall: Kreistierarzt Veterinärrat Bernhard Stern in Brauns¬ 
berg (Ostpr.). _ 


Vakanzen. 

Bezirkstierarztstelle: Gerolzhofen. Bewerbungsgesuche sind 
bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung, 
Kammer des Innern, bis zum 30. November 1916 einzureichen. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung ron Richard Schoetx in Berlin. — 

Druck ron W. Büxenstein, Berlin. 





Dl* JbtTWvei # T^* r lmtHobe Woebenncbrift* erteil Mut 
wBehenlllcb tan T0D Rieberd Beboe.i ln 

Berlin feW.48-WHbelnintr. lOi Üureb Jede* deutsch* 
Postamt wird dieselbe «um Preise von M. 6,— Tiertel- 
jihrllch (eusichUeflllch Bestellgeld) geliefert. (Öster¬ 
reichische Post-Zeltungs- Preisliste Nr. 574. Ungarisch* 
Nr. 85.) Elntelnummern 60 PL 


Berliner 


OrlgfnalbeitrKge werden mit 50 Mk., In Petttsati mit 
60 Mk. fOr den Bogen honoriert AU* Manuskripte^ 
Mitteilungen nnd redaktionellen Anfragen beliebe man 
an senden an Professor Ginge. Hamburg, Osterstr. SS; 
Korrekturen, Reaensions-Exemplare and Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung ron 
Richard Sehoets, Berlin 8W.48, Wilhelmstr. 10. 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierangsrat Prot Br« Sehm&ltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof, läge Stabsvet. a. D. Hanoke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Vet.-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierangsrat Dr. Nevernann 

Hamborg. Referent L Relchs-KoL-Amt ln Berlin. in MQlhansen L BL in Odin. Vortrag. Rat im Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. Yet-Rat Petere Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geh. Med.-Rat Dr. Reeder Dr. Sohlegel 

Landestlerant für Hamburg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dre don. Prof***or ln Freibarg. 

Ober-Med.-Rat Dr. J.Schmldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierangsrat Wehrte 

Prnfeeaor in Dresden. Vorst d. Kala Bakt Inst, Gamama, D.& W.-A. Stadt-Tierant in Hamburg. Professor in -Manchen. MitgL d. Kmf*. Gesundheitsamts io Berlin. 

Dr. A. Zimmer mann Regierungsrat ZQndel 

Professor In Budapest Landestierant ron Eis aß-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: L V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. Jfä 47 . Ausgegeben am 23. November. 


Inhal t: Dalklewlcz: Ergebnisse der dreijährigen Versuche auf dem Gebiete der Bekämpfung des 
Ahortus epizooticus in Galizien. — Referate: Reuter: Gasbrand und Geburtsrauschbrand. — Fränke 1, 
Frankenthal und Königsfeld: Zur Ätiologie, Pathogenese und Prophylaxe des Gasödems. — Lorscheid: 
Malignes ödem und Gasbrand. — Tagesgitchlohte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertundzwanzigste Kriegswoche. — 
Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 
— Vakanzen. 


Ergebnisse der dreijährigen Versuche auf dem 
Gebiete der Bekämpfung des Abortus epizooticus 
in Galizien.*) 

Bericht von Dr. Mleclslaus Dalklewlcz, 
Veterinärreferenten des galizischen Landesausschusses in Lemberg 
und Dozenten an der Tierärztlichen Hochschule in Lemberg (Galizien), 
derzeitigem Cheftierarzte des k. u. k. stabilen Pferdespitals in Olmütz. 

Nicht unbedeutende wirtschaftliche Schädigungen, welche 
infolge des seuehenhaften Verkalbens der Kühe in den gali¬ 
zischen Rinderstammherden in den letzten Jahren beobachtet 
wurden, haben im Jahre 1911 den galizischen Landesaus¬ 
schuß veranlaßt, dieser Angelegenheit größere Aufmerksam¬ 
keit zu widmen und Probemaßnahmen zur zweckmäßigen Be¬ 
kämpfung dieser Seuche mit Landesmitteln in die Wege zu 
leiten. 

Die Leitung dieser Aktion w'urde seitens der obenerwähnten 
Behörde dem Berichterstatter anvertraut, und über die dies¬ 
bezüglich erzielten Resultate erlaube ich mir folgendes mit¬ 
zuteilen: 

Bei Einleitung der mir aufgetragenen Aktion habe ich die 
folgenden drei wichtigen Momente in Erwägung gezogen: 

1. Die Wechselbeziehung resp. das Verhältnis zwischen 
dem hierzulande stark verbreiteten infektiösen Scheidenkatarrh 
und Abortus epizooticus klarzustellen; 

2. Methoden zur schnellen und sicheren Feststellung dieser 
Seuche zu ermitteln; 

*) Zum Druck im Juli 1914 vorbereitet; inzwischen ist aber 
der Krieg ausgebrochen und das Referat in Lemberg geblieben. 
Da der im Felde tätige Verfasser erst jetzt Gelegenheit gehabt hat, 
Lemberg zu besuchen, ist die Einsendung des Berichtes um 2 Jahre 
verzögert worden. Bemerkt.sei, daß die meisten in dem Referate 
besprochenen Rinderstammherden bei der russischen Invasion in 
den Jahren 1914—15 zugrunde gingen. 


3. Zur Bekämpfung der Seuche möglichst billige, aber 
auch möglichst sichere Mittel, eventuell Maßnahmen in An¬ 
wendung zu bringen. 

In bezug auf das erste Moment wurden mehrere galizische 
Tierärzte beauftragt, gelegentlich ihrer Amtshandlungen und 
Privatpraxis zu ermitteln, ob und in welcher Verbreitung in 
den galizischen Stammherden Colpitis granularis infectiosa 
herrscht, und ob im Verlaufe dieser Seuche auch Fälle des 
Verkalbens vorzukommen pflegen. 

Aus den dem galizischen Landesausschusse vorgelegten 
Berichten hat sich ergeben, daß der infektiöse Scheidenkatarrh 
beinahe in allen galizischen Stammherden herrscht, daß aber 
das Vorhandensein dieser Seuche in den infizierten Stallungen 
nur ausnahmsweise den Viehbesitzem bekannt war, da sie sich 
über das Ausbleiben der Brunst, das öftere Umrindern der 
Kühe und Kalbinnen nicht beklagten. Dagegen ist zu be¬ 
merken, daß gerade in allen Stallungen, in welchen die vor¬ 
erwähnten Erscheinungen beobachtet wurden, die betreffenden 
Tiere außer dem infektiösen Scheidenkatarrh fast immer noch 
mit anderen Veränderungen der Geburtsorgane behaftet waren, 
die als eigentliche Ursache dieser Funktionsstörungen der Ge¬ 
schlechtsorgane betrachtet werden mußten. 

Es befinden sich bereits in den Händen des Bericht¬ 
erstatters eine nicht geringe Menge gesammelten eigenen 
Materials und Berichte anderer Mitarbeiter, aus welchen sich 
ergibt, daß der infektiöse Scheidenkatarrh in Galizien in der 
Regel gutartigen Charakter besitzt und eine geringe Rolle in 
den Funktionsstörungen der Geschlechtsorgane spielt. Eine 
genauere Besprechung dieser Angelegenheit liegt außerhalb 
des Rahmens dieses Referates, weshalb ich mir erlaube, nur 
auf einige mehr Interesse bietende Fälle näher einzugehen. 

1. In der Stammherde D., in welcher der infektiöse Scheiden¬ 
katarrh seit einigen Jahren herrscht, beklagte man sich über öfteres 








554 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 47. 


Ausbleiben der Brunst resp. Umrindern der Kühe und Kalbinnen, 
weshalb zur Beseitigung dieses Übels mehrere Hundert Kronen 
für verschiedene Heilmittel verausgabt wurden. 

Bei der genauen Untersuchung aller weiblichen Tiere in der 
betreffenden Stallung hat der Berichterstatter im Jahre 1911 das 
Vorhandensein des infektiösen Scheidenkatarrhs bei sämtlichen 
Kühen, Kalbinnen und bei allen weiblichen, sogar acht¬ 
tägigen Kälbern konstatiert, jedoch konnte diese Krankheit 
nur bei drei Kalbinnen als eigentliche Ursache des Um¬ 
rind er n s festgestellt werden. 

Eine von den oben erwähnten Kalbinnen wurde nach dreimaliger 
Behandlung der Scheide mit einer aus Ta Jodi, Ta Aloes und 
Glyzerin bestehenden Mischung erfolgreich gedeckt und trächtig, 
bei zwei anderen Kalbinnen, die ebenfalls oft umrinderten und bei 
welchen Knötchen in der Schleimhaut der gänzen Vagina bis auf 
den äußeren Gebärmuttermund stark verbreitet waren, konnte man 
gelegentlich der im Lemberger Schlachthause kommissioneil durch¬ 
geführten Schlachtung normale Föten im Alter von 2—3 Monaten 
konstatieren, und deswegen mußten wir in diesen zwei Fällen das 
Vorhandensein des infektiösen Scheidenkatarrhs für unschädlich 
betrachten und das sonst unschädliche Umrindern bloß auf den 
durch die Gegenwart des infektiösen Scheiden¬ 
katarrhs aufgeregten Geschlechtstrieb beziehen. 

Bei allen anderen Kühen und Kalbinnen, welche öfters um¬ 
rinderten bzw. seit längerer Zeit nicht brünstig waren, wurden ver¬ 
schiedene andere Leiden der Geschlechtsorgane (Corpora lutea 
persistentia, Eierstockzysten, chronische Gebärmutterkatarrhe, 
Eileiterverkalkungen usw.) als Ursache dieser Funktionsanomalien 
erkannt. 

2. Aus einer Stammherde in Galizien wurden im Jahre 1913 
aeht junge, schön gebaute Zuchtkalbinnen Simmentaler Rasse 
wegen Vorhandenseins des infektiösen Scheidenkatarrhs und des 
sich jeden Monat wiederholenden Umrinderns nach erfolglosem Be¬ 
handeln eliminiert und für das Gut P. als Schlachtmaterial an¬ 
gekauft. Bei allen diesen Kalbinnen hat der Berichterstatter den 
infektiösen Scheidenkatarrh in verschiedenen Stadien und in Ver¬ 
schiedener Verbreitung vorgefunden, und nur in einem 
einzigen Falle konnte das erfolglose Umrindern dem infek¬ 
tiösen Scheidenkatarrh zugeschrieben werden, weil sich drei 
Kalbinnen bei der rektalen Untersuchung trächtig erwiesen haben, 
ferner bei vier weiteren Kalbinnen andere Abnormitäten der Ge¬ 
schlechtsorgane, die das Umrindern veranlaßten, vorhanden waren, 
nach deren Beseitigung die letztgenannten Tiere gedeckt und 
trächtig wurden. 

3. In den Stammherden Db. und Ra., in welchen der infektiöse 
Scheidenkatarrh angeblich seit einigen Jahren herrschte und wo 
zahlreiche Fälle des Umrinderns der Kühe und Kalbinnen beobach¬ 
tet wurden, hat der Berichterstatter im Jahre 1912, ohne den an¬ 
deren Ursachen dieses Übels absichtlich näher zu treten, die Be¬ 
handlung aller weiblichen Tiere anfangs mit Bazillolkapseln, dann 
mit Bissulin und endlich mit Colpitol (Gans) persönlich eingeleitet 
und durchgeführt. Die längere Zeit dauernde und sehr kostspielige 
Behandlung hat nur eine scheinbare Besserung gebracht, weil nach 
Anwendung sämtlicher genannten Mittel die Knötchen bloß für 
einige Zeit verschwanden, dann aber wieder zum Vorschein kamen, 
wobei zu bemerken ist, daß die eingeleitete Behandlung auf das 
Umrindern der Tiere ohne jedweden Einfluß blieb. 

Dieser negative Ausfall der Behandlung hat uns zur genaueren 
Untersuchung der Geschlechtsorgane sämtlicher weiblichen Tiere 
behufs Eruierung der Ursache dieser Funktionsanomalie gezwungen, 
und es hat sich dabei ergeben, daß alle sterilen Tiere außer dem 
der Behandlung trotzenden Scheidenkatarrh noch mit anderen 
Abnormitäten der Geschlechtsorgane und zwar mit abnormen 
Bildungen in den Eierstöcken, in einigen Fällen mit Mißbildungen 
der Eileiter, ferner mit chronischen Uteruskatarrhen usw. behaftet 
waren. 

In allen Fällen, mit Ausnahme von zwei Kalbinnen, bei denen 
faustgroße, verkalkte, wahrscheinlich tuberkulöse Mißbildungen der 
Eierstöcke resp. Eileiter vorgefunden und welche für Schlacht¬ 
zwecke verkauft wurden, haben die zweckmäßigen Eingriffe zur 
Behebung des Leidens der Eierstöcke, wie Zerdrücken der Zysten, 


Abdrücken der Corpora lutea persistentia bzw\ bei Behandlung des 
krankhaften Uterus das Albrechtsensche Verfahren die Restituie- 
rung der betreffenden Tiere bis zur vollkommenen züchterischen 
Brauchbarkeit zur Folge gehabt. 

In vielen Stammherden sowie in verschiedenen privaten Meier- 
höfen und Bauernstallungen Galiziens wmrde vom Berichterstattu 
persönlich bzw r . von anderen Mitarbeitern der infektiöse Scheiden¬ 
katarrh konstatiert, und trotzdem sind in diesen Stallungen keine 
schädlichen Nachteile für die mit dieser Krankheit behafteten Tiere 
beobachtet worden. 

Wir sind auf Grund vieler Beobachtungen bereits zu der 
Überzeugung gelangt, daß in bezug auf Galizien der infektiöse 
Seheidenkatarrh kein großes Malum zu sein scheint, und er 
dürfte nur in Ausnahmefällen Gegenstand der Behandlung sein, 
nämlich in jenen Fällen, in welchen das öftere Umrindern oder 
Ausbleiben der Brunst nicht als unmittelbare Folge einer 
anderen eventuellen Krankheit der Geschlechtsorgane zu er¬ 
achten ist, was jedoch nach unseren Beobachtungen nur 
selten vorzukommen pflegt. 

Was den Abortus anbelangt, welchen verschiedene Forscher 
im Verlaufe des infektiösen Scheidenkatarrhs beobachtet 
haben w r ollen, so kann ich auf Grund meiner zahlreichen Be¬ 
obachtungen und Untersuchungen konstatieren, daß in allen 
vorzitierten sowie in einer großen Reihe von anderen stark 
mit infektiösem Scheidenkatarrh verseuchten Stallungen in 
Galizien kein einziger Fall von Abortus festgestellt w r urde. 

Es darf nicht, unerwähnt bleiben, daß zwar in allen noch 
w eiter zur Sprache kommenden Stallungen,* in welchen Tiere 
mit dem seuchenhaften Verkalben beobachtet waren, gleich¬ 
zeitig auch der infektiöse Scheidenkatarrh bei mehreren weib¬ 
lichen Tieren konstatiert wurde, doch konnte in diesen Stallun¬ 
gen auf Grund der vorgenommenen bakteriologischen bzw. 
serologischen Untersuchung der Bang sehe Bazillus stets als 
Ursache der Abortusfälle nachgewiesen werden. 

Gestützt auf diese Untersuchungs- und Beobachtungs¬ 
ergebnisse sind auch wir geneigt, uns der schon von mehreren 
Forschern, wie Bang, A 1 b r e e h t s e n , • Z w r i c k , Ma- 
jewski, Holterbach, Reisinger usw\ geäußerten 
Ansicht anzuschließen, daß der infektiöse Scheiden¬ 
katarrh prinzipiell den Abortus nicht ver¬ 
ursacht und daß er auch beim gleichzeitigen 
Auftreten mit dem seuebenhaften Verkalben 
als Abortusagens keine Rolle spielt. 

Wenn wir auf das zweite Moment, und zwar auf die Er¬ 
mittelung einer Methode zur sclmellen und sicheren Feststellung 
des Abortus epizooticus, übergehen, so müssen wir schon 
eingangs bemerken, daß die Lösung dieses Problems uns des¬ 
halb von größerer Bedeutung erschien, als bekanntermaßen die 
genannte Seuche mit den gewöhnlichen klinischen Hilfsmitteln 
nur schwer und selten mit vollkommener Sicherheit festgestellt 
werden kann, was besonders dann zutrifft, wenn es sich um 
ganz frische und vereinzelt vorkommende Abortusfälle in einer 
bis dahin setichenfreien Stallung handelt. 

Der zu diesem Zwecke empfohlene bakteriologische Nach 
weis des Bangschen Bazillus in den Fruchthüllen, Frucht¬ 
wässern bzw. im Magen des abortierten Fötus hat uns nur in 
den Fällen der alsbald nach dem Abortus am frischen Material 
durchgeführten Untersuchung zum Ziele geführt. In den 
meisten Fällen waren aber die. mit seuchenhaftem Abortus be¬ 
hafteten Kühe erst in einigen Tagen nach dem stattgehabten 
Abortus Gegenstand unserer Untersuchung, und in der Zeit 






23. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


556 


war das abortierte Kalb samt Fruchhülien bereits in Fäulnis 
übergegangen und zu den Scheiden- bzw. Uterusausflüssen 
hatten sich verschiedene, sich leichter und schneller ent¬ 
wickelnde Mikroorganismen beigemischt, welche die Züchtung 
der Bangschen Bazillen sowie die mikroskopische Feststellung 
derselben hinderten. 

Für die Praxis mußte deshalb diese Methode als ein nur 
in den seltensten Fällen anwendbares Mittel verworfen werden. 

Da die Durchführung der Agglutinationsproben im 
Jahre 1911 noch auf unüberwindliche Hindernisse mangels 
geeignet eingerichteter Landeslaboratorien stieß, so waren wir 
zu jener Zeit genötigt, zu anderen diagnostischen Methoden zu 
greifen. 

Gestützt auf die Ergebnisse der englischen Kommission 
und der von Mc. Fadyean, Stockmann usw. durchge¬ 
führten Untersuchungen sowie auf die Publikationen der Ge¬ 
sellschaft für Seuchenbekämpfung in Frankfurt, haben wir als 
Diagnostikum probeweise das A b o r t i n (von dieser Gesell¬ 
schaft Amblosin genannt) in Anwendung gebracht. * 

Nach diesen Publikationen sollte nämlich das Amblosin, 
ähnlich wie das Tuberkulin bei der Tuberkulose, „nur an¬ 
scheinend mit noch größerer Sicherheit“: 

1. die Feststellung der Infektion mit dem Bangschen 
Bazillus in allen Fällen, in welchen die Diagnose zweifelhaft 
ist, sowie 

2. die Konstatierung der Anzahl der jeweils infizierten 
oder der nichtinfizierten Tiere gestatten bzw. das Fehlen oder 
Vorhandensein dieser Infektion sogar bei jedem neu einge¬ 
stellten Tiere nachweisen. 

Die oben besprochene Methode der diagnostischen 
Impfungen wurde mittels Amblosin und in einer Stallung 
mittels Abortin Dr. Schreiber (von Landsberg) mit fol¬ 
gendem Resultate angewendet: 

L Auf dem Gute B. haben im Verlaufe der Jahre 1910—1911 
fünfzehn Kühe zwischen dem 3.—7. Monate der Trächtigkeit ver¬ 
worfen. Bei allen Tieren, welche abortiert haben, hat der Orts¬ 
tierarzt den infektiösen Scheidenkatarrh konstatiert und denselben 
als Ursache der Abortusfälle erkannt. Auf Grund dieser Diagnose 
wurde unmittelbar nach dem Auftreten der drei ersten Abortuställe 
die Behandlung sämtlicher mit dem infektiösen Scheidenkatarrh 
behafteten Tiere mittels Bazillolkapseln eingeleitet. 

Trotzdem die Behandlung wochenlang gedauert hat und genau 
nach den Anordnungen des genannten Tierarztes durchgeführt 
wurde, haben in kurzer Zeit noch weitere 12 Kühe abortiert. 

Einige Wochen später wurden seitens der tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Lemberg in den Fruchthüllen von zwei abortierten 
Kälbern dem Bangschen Bazillus ähnliche Mikroorganismen mikro¬ 
skopisch nachgewiesen. — Die Kultivierung dieser Bakterien ist 
nicht gelungen, wahrscheinlich aus dem Grunde, w r eil das gelieferte 
Material in Fäulnis übergegangen war. 

Obwohl der ganze Verlauf der Seuche und das Ergebnis der 
mikroskopischen Untersuchungen zur Feststellung des seuchenhaften 
Abortus als für praktische Zwecke ausreichend betrachtet werden 
konnten, so haben wir außerdem probeweise auch diagnostische 
Impfungen mittels Amblosin durchgeführt. 

Zu diesem Zwecke wurden 20 Kühe und Kalbinnen ausgewählt, 
und zwar 15, die abortiert haben, und fünf normalträchtige, weib¬ 
liche Tiere, welche unmittelbar neben den ersten standen. Am Tage 
vor der Impfung wurde bei allen Tieren eine normale Temperatur 
ermittelt. Am nächsten Tage (10. September 1911) wurden alle 
Tiere um 6 Uhr früh mit 5 cm * Amblosin geimpft, und nach Ablauf 
von zwei Stunden, d. h. von 8 Uhr früh angefangen bis 6 Uhr abends, 
wurde alle zwei Stunden bei sämtlichen geimpften Tieren die innere 
Temperatur gemessen. 


Das Ergebnis ist unten in der Tabelle I dargestellt. 

U. Auf dem Gute R. herrschte die Seuche seit dem Jahre 1910, 
in welcher Zeit zusammen 8 Kühe verworfen haben. Die Fälle des 
Abortus wurden dem Vorhandensein des infektiösen Scheiden- 
katarrhs, welcher Jn genau derselben Weise wie sub I behandelt 
wurde, zugeschrieben. 

Am 30. August 1911 wurde in der Tierärztlichen Hochschule in 
Lemberg in den Fruchthüllen einer Kuh, die soeben verkalbt hatte, 
das Vorhandensein dem Bangschen Bazillus ähnlicher Mikro¬ 
organismen mikroskopisch nachgewiesen. Die Kultivierung der¬ 
selben ist nicht gelungen. Am 10. September 1911 wurden 20 Kühe 
und Kalbinnen ausgewählt und der diagnostischen Impfung mit 
Amblosin unterzogen. 

Bei der Auswahl der zu impfenden Tiere hat mau drei Kühe, 
die im Jahre 1910, ferner fünf weibliche Tiere, welche im Jahre 1911 
verkalbten, und außerdem 12 Tiere, welche nicht verworfen haben, 
aber unmittelbar neben den obenerwähnten Tieren standen, berück¬ 
sichtigt. 

Die Impfung wurde genau so wie sub 1 durchgeführt. (Siehe 
Tabelle H.) 

Hl. Gut W. Die Seuche herrscht seit dem Jahre 1910. ln der 
Zeit vom Jahre 1910 bis zum 28. November 1911 haben zusammen 
16 Kühe und Kalbinnen verworfen. Die Abortusfälle wurden dem 
infektiösen Scheidenkatarrh, der mit verschiedenen Mitteln be¬ 
handelt wurde, zugeschrieben. 

Der diagnostischen Impfung mit Amblosin wurden am 28. No¬ 
vember 1911 absichtlich nur 14 frischträchtige oder frischgedeckte 
Kalbinnen, die nicht abortiert hatten, aber zusammen rnii solchen 
Kühen standen, welche verworfen haben, unterzogen. 

Die Impfung wurde wie sub I durehgettihrt. (Siehe Tabelle 111.; 

IV. Gut L. Die Seuche ist in der Mitte des Jahres 1911 aus- 
gebrochen. 

Bis inklusive 11. Februar 1912 haben zusammen 7 Kühe abortiert. 
Außer der lokalen Behandlung der äußeren Geburtswege mittels 
desinfizierender und adstringierender Mittel wurden bis zu dieser 
Zeit keine Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Seuche eingeleitet. 

Am 12. April 1912 wurden 40 Kühe und Kalbinnen, darunter 
alle, die abortiert hatten, den diagnostischen Amblosinimpiungen 
unterzogen. 

Die Impfung wurde wie sub 1 durchgeiührt. (Siehe Tabelle IV.; 

V. Gut Z. Die Seuche ist mit Beginn des Jahres 1911 ausge¬ 
brochen; bis 1. April d. J. sind 7 Abortusfälle vorgekommen. Die 
Behandlung der betreffenden Tiere hat sich nur aut die sub IV ge¬ 
nannten Mittel beschränkt. 

Am 1. April 1912 wurden 19 weibliche Tiere und 1 Stier, dar¬ 
unter alle Kühe, die abortiert hatten, den diagnostischen Amblosin- 
implungen unterzogen. 

Die Impfung wurde wie sub I durchgeführt. (Siehe Tabelle V.; 

VI. Gut 1. Die Seuche herrschte schon seit dem Jahre 1911, 
und es kamen in diesem Jahre allein 15 Abortuställe vor. ln den 
ersten Monaten des Jahres 1912 abortierten noch 7 Kühe. Die be¬ 
treffenden Tiere wurden im Laufe dieser Zeit mit desinfizierenden 
und adstringierenden Mitteln lokal behandelt. 

Zu den diagnostischen Amblosinimpfungen hat man die letzten 
7 Kühe sowie ihre nächsten Nachbarinnen, von denen zwei im Jahre 
1911 verkalbten, und einen Stier gewählt 

Die Impfungen wurden am 22. April 1912 wie sub I durch¬ 
geführt. (Siehe Tabelle VL) 

VH. Gut St. In dieser Stallung herrschte seit einigen Jahren 
der seuchenhafte Abortus, welcher durch fortwährende Beseitigung 
der abortierenden Kühe und mehrmalige Desinfektion der Stallung 
bekämpft wurde. 

Im Jahre 1912 haben bis Ende Juli 12 Kühe verworfen. 

Es wurden am 20. August 1912 der diagnostischen Impfung, je¬ 
doch mit 5 cm 3 Abortin Dr. Schreiber, 10 weibliche Tiere unter¬ 
worfen. Von den zu dieser Impfung gewählten Kühen hatten zwei 
unmittelbar vor der Impfung, zwei andere ungefähr zwei Monate 
und weitere zwei ungefähr drei Monate vor der Impfung verworfen. 
Vier hatten nicht abortiert, standen aber während der ganzen Zeit 
in der nächsten Nachbarschaft der vorigen. 



556 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 47. 


Die Impfung wurde wie sub I durchgeführt. (Siehe Tabelle VII.) 

VIII. Gut D. Wie schon früher erwähnt, herrschte auf dem 
Gute unter den Rindern seit einigen Jahren der infektiöse Scheiden¬ 
katarrh, ohne jedoch Abortusfälle zu veranlassen. Die diagnosti¬ 
schen Impfungen mit Amblosin wurden in dieser Stallung probe¬ 
weise durchgeführt, behufs Feststellung, ob bei dieser Seuche eine 
Reaktion bei Anwendung dieses für den Abortus epizooticus spezifi¬ 
schen Mittels eintrat. (Siehe Tabelle VIII.) 

Aus der Tabelle I ergibt sich, daß von 20 geimpften 
Tieren sieben auf das Amblosin positiv reagiert haben, und 
daß bei einer Kuh die Reaktion zweifelhaft war. 


Von den positiv bzw. zweifelhaft reagierenden Tieren 
haben vor der Impfung 5 abortiert, 3, welche neben den 
ersteren gestanden haben, nicht abortiert. 

Von den ersteren 5 Tieren haben 4 Kühe im Jahre 1910 
und eine Kuh im Jahre 1911 abortiert. 

Es ist dabei hervorzuheben, daß nach der am 
10. September 1911 stattgefundenen Impfung am meisten jene 
Kühe reagierten, welche überhaupt nicht oder i m 
Jahre 1910 abortiert haben, und daß von den Kühen, die im 
Jahre 1911 abortierten, nur eine Kuh, welche am 29. Juli 1911 


Tabellarische Darstellung der Ergebnisse der diagnostischen Impfungen mit Abortin (Amblosin). 


T a b e 11 e I. (G u t B.) Amblosin. 


Nr. 

Datum des Verkalbens, 
der Deckung usw. 

Andere 

Anmerkungen 

Datum 

der 

Impfung 


Temperatur, gemessen 

um Uhr 


Reak- 

tions- 

er- 

gebnis 

H- ? 

An¬ 

merkung 

vor der Impfung 

nach der Impfung 

8 vm. 

12 m. 

6 Dm. 

8 vm. 10 vm. 12 m. 

2 nm. 4 nm. 

G nm. 

1 

Gedeckt 

am 

5.6.1911 .... 


10. 9.1911 

38,7 

38,6 

38,6 

38,4 38,7 38,6 

38,9 39,1 

39.8 

? 

Kuh 

2 



17.3.1911 .... 

Nachbarinnen der 

dgl. 

38,9 

39 

39,2 

38,8 38,7'38,9 

39,5 40.3 

40,3 

+ 

Kalbin 

3 



4. 4. 1911 .... 

| Kühe, die verkalbt 

dgl. 

38,8 

38,6 

38,8 

38,8 38,9 39,2 

40,1 41,3 

41,2 

+ 


4 



19.3.1911 .... 

haben 

dgl. 

38,7 

38,9 

38,9 

38,8 38,7 38,7 

39 39,3 

39,4 



5 



19.2.1911 .... 

) 

dgl. 

39,1 

39,3 

39,5 

38,9 38,8 38,8 

39,2 39,5 

39,4 

— 


6 

Verkalbt 


4. 9. 1910 .... 


dgl. 

38,7 

38,8 

38,9 

38,6 38,5 38,7 

38,8 39 

39,1 

— 

Kuh 

7 



13. 9. 1910 .... 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,8 

38,6 38,5 I 38,6 

38,7 39 

38,7 

—. 

11 

8 



3. 10. 1910.... 


dgl. 

38,7 

38,7 

38,9 

38,6 38,6 38,8 

38,8 39,2 

89,4 

— 

11 

9 



28. 6. 1910 .... 


dglr 

39 

38,9 

39,2 

39,2 38,9 38,9 

39,2 39,7 

40,5 

+ 

11 

10 



26. 7. 1910 .... 


dgl. 

38,7 

38,8 

39,2 

38,6 38,7 39.4 

40,2 41 

41 

+ 

11 

11 



16. 6. 1910 .... 


dgl. 

38,5 

38,5 

38,7 

38,5 38,6 1 38,7 

38,5 38,8 

38,9 


1) 

12 



5. 2. 1910 .... 


dgl. 

38,4 

38,5 

38,7 

38,6 38,6 40,1 

39,2 38,9 

38,9 

+ 

11 

13 



12. 8. 1910 .... 


dgl. 

38,7 

38,7 

38,8 

38,5 38,7 | 38,6 

38,4 38,7 

38,5 


11 

14 


” 

18. 9. 1910 .... 


dgl. 

38,9 

38,9 

38,6 

38,7 38,6 38,6 

38,7 38,6 

38,8 

— 

11 

15 



29. 5. 1910 .... 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,8 

38,7 38,7 38,8 

38,8 39,1 

39 

— 

11 

16 



24. 7. 1910 . 


dgl. 

38,6 

38,9 

39,4 

40,3 40,1 ! 40 

40,4 41,1 

41 

+ 

11 

17 



15. 7. 1911 d. 2. Mal 

TerLalbtd. erste Mal a. 1.6.1910 

dgl. 

38,6 

i 38,7 

38,7 

38,7 38,6 138,9 

38,7 38,9 

39,1 


11 

18 



11.8.1911 dgl. 

dgl. am 25. 7. 1910 

dgl. 

38,5 

38,6 

38,8 

38,7 , 38,5 38,8 

38,8 39,1 

39,1 

— 

11 

19 



29.7.1911 dgl. 

dgl. am 5. 8. 1910 

dgl. 

38,5 

38,5 

38,7 

38,5 38,6 ! 38,7 

38,8 39,1 

40 

+ 

” 

20 

»* • 

»» 

18.7. 1911 dgl. 1 

dgl. am 25. 1. 1910 

dgl. 

38,5 

38,7 

38,7 

38,7 | 38,5 i 38,7 

! 38,7 38,8 

38,9 




Tabelle!!. (G u t R.) Amblosin. 


1 

Gedeckt am 19. 5. 1911 .... 



10. 9.1911 

38,9 

39 

39,2 

39,1 

38,7 

38,6 

39 

39 

39,1 


Kalbin 

2 

„ „ 20. 1. 1911 .... 



dgl. 

39,4 

39,1 

39,6 

39,1 

38,8 

39,1 

39,6 

40,1 

40,2 

+ 

n 

3 

„ „ 27. 4. 1911 .... 



dgl. 

38,9 

38,7 

38,7 

38,1 

38,4 

38.3 

39 

40 

41,3 

+ 


4 

„ 13. 4. 1911 .... 


Nachbarinnen der 

dgl- 

38,7 

38,9 

39,1 

38,8 

38,7 

38,6 

39 

39 

39,2 


„ 

5 

„ „ 30.7.1911 .... 


Kühe, die verkalbt 

dgl. 

38,9 

38,7 

39,1 

38,9 

39,4 

39 

38,8 

39 

39 

— 


6 

„ „ 19.7.1911 .... 


haben 

dgl. 

38,9 

38,8 

39,2 

38,8 

38,7 

38,7 

38,8 

39,2 

39,2 

— 


7 

,. „ 8. 3. 1911 . . . . 



dgl. 

39,3 

39 

39,2 

39 

38,9 

39,2 

40 

40,5 

41,1 

+ 

„ 

8 

* „ 4. 6. 1911 .... 



dgl. 

38,9 

38,9 

39,5 

39,1 

38,9 

39,5 

39,7 

40,2 

40,7 

+ 


9 

■ „ 5.4.1911 .... 



dgl. 

38,9 

38,6 

38,9 

38,7 

38,7 

38,6 

39 

39,2 

39,6 

V 


10 

Normal abgekalbt am 19. 5. 1911 

nicht gedeckt 

dgl. 

39,3 

39,5 

39,5 

38,8 

39,1 

38,8 

38,9 

39 

39 

— 

Kuh 

11 

„ „ „ 20.3.1911 

gedeckt a. 11.6.1911 

dgl. 

39,4 

39,2 

39,5 

39 

38,6 

39 

39,1 

39,2 

39,3 

— 


12 

„ * „ 21.7.1910 

„ 23.2.1911 

dgl. 

39 

38,8 

38,8 

39,1 

39,2 

38,6 

39,1 

39,3 

39,6 

? 


13 

Verkalbt am 11.4. 1910. . . . 


dgl. 

39,1 

38,7 1 

39,2 

38,9 

38,7 

38,6 

39,5 

39,7 

40,1 

+ 


14 

„ „ 20. 4. 1910 .... 


dgl. 

39 

38,8 

38,9 

38,7 

38,7 

38,8 

39,3 

39,8 

40,5 

+ 


15 

„ „ 17.5.1910. . . . 


dgl. 

38,8 

38,7 

38,9 

38,9 

38,8 

39 

39,4 

39,9 

40;2 

+ 


16 

„ „ 30.7.1911. . . . 


dgl. 

39,3 

39,1; 

39,5 

39 

38,9 

39,3 

39,1 

39,4 

39,3 



17 

„ „ 5.8.1911. . . . 


dgl. 

38,9 

38,8 

39 

38,8 

38,5 

39,1 

39 

39,6 

39,3 

? 


18 

* „ 10.8.1911. . . . 


dgl. 

39,1 

38,9 

39,3 

39 

38,9 

39,1 

40,5 

40,7 

41 

4" 


19 

„ „ 3.8.1911. . . . 


dgl. 

39,1 

i 38,9 

39,2 

38,9 

39 

39 

39 

39,3 

39,8 

? 


20 

„ w 27. 8. 1911 .... 


dgl. 

39 

1 39,1 

39,1 

38,9, 

38,6 | 

| 38,9 

39,3 

39,6 

39,7 

? 

* 



Tabelle I] 

il. (Gut W 

0 A 

m b 1 

o s i r 










1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 
9 

10 

11 

12 

13 

14 


Gedeckt am 4. 8. 1911. 
„ „ 10.10.1911. 

„ „ 24. 7. 1911 . 

„ „ 28. 9. 1911 . 

„ „ 11. 8.1911. 

„ „ 14.10.1911. 

„ „ 16. 6. 1911. 

* * 24.10.1911. 

„ „ 2.11.1911. 

„ „ 19. 10. 1911. 

„ „ 19.11.1911. 

„ „ 27. 11. 1911 . 

r> „ 20.11.1911. 

* „ 20. 11. 1911 


Nachbarinnen der 
Kühe, die in den 
Jahren 1910 und 
1911 verkalbt 
haben 


28.11.1911 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 


38,7 

39,1 

38,8 

39,1 

39,6 

40,1 

40,1 

40,1 

40 

+ 

38,7 

38,9 

39,1 

38,8 

38,7 

38,6 

39 

39,2 

39,2 


38,9 

38,7 

39,1 

38,9 

39,4 

39 

38,8 

39 

39,1 

_ 

38,8 

38,8 

39,1 

38,7 

38,7 

38,7 

38,8 

39,1 

39 

_ 

39,2 

38,9 

39,1 

39 

38,9 

39,2 

40,1 

40,2 

40,1 

4- 

38,8 

38,6 

38,9 

38,7 

38,6 

38,6 

38.9 

39,1 

39,5 

. ? 

39,3 

39,1 

39,4 

39 

38,9 

39 

39,1 

39,2 

39,3 

_ 

39 

38.8 

38,9 

39,1 

39,2 

38,6 

39,1 

39 

39,1 

_ 

39,1 

38,7 

39,2 

38,9 

38,7 

38,6 

39,7 

40,1 

39,7 

+ 

38,9 

38,8 

39 

38,8 

38,5 

39,1 

39 

38,9 

38,8 


39,1 

38,8 

39,2 

39 

38,9 

39,2 

40,4 | 

40,8 

41 

+ 

39.1 

38,9 

39,2 

38,9 

39 

39 

39 

39,3 

39,2 


39,3, 

39,2 

39,4 

39 

38,9 | 

39,2 

39,1 

39,4 

39,4 

_ 

38,8 

38,7 

39 

38,7 

38,6! 

39,1 

39,6 

39,5 

39,3 

? 


Kalbin 
































23. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


557 


Tabelle IV (Gut L.) Amb 1 o 8in. 


Nr. 

Datum des Verkalbens, 
der Deckung usw. 

Andere 

Anmerkungen 

Datum 

der 

Impfung 

Temper 

vor der Impfung 

atur, 

gemessen 

nach der 

um Uhr 

Impfung 

Reak- 

tions- 

er- 

gebnis 

+ -r ? 

An¬ 

merkung 




8 vm. I 12 in. 6 nm. 

8 vm. 

10 vm. 

12 m. 

2 nm. 4 nm. 6 nm. 


1 

Frisch als trächtig gekauft . . 


12. 4.1912 

38,6 38,4 38,6 

38,6 

38,4 

38,5 

38,6 38,5 38,6 

_ 

Kuh 

2 

Verkalbt am 17.12.1911 . . . 


dgl. 

38,8138,8 38,9 

38,7 

38,9 

39,2 

89.5 1 39,5 t 39,5 

? 


3 

* * 7.12.1911 . . . 


dgl. 

38,7 38,8 38,7 

38,6 

38,5 

38,7 

38,8 39,6 1 40,1 

+ 


4 

Normal abgekalbt am 6.2.1912 . 

Metritis purulenta 

dgl. 

39,7 1 39,6 39,7 

39,7 

39,7 

39,9 

39,6 | 39,8 39,9 



5 

„ „ „ 6.2.1912. 

(Kalb tot) 

dgl. 

38,9 38,6 38,8 

38,8 

38,9 

39,4 

39,5 39,6 39,7 

9 


6 

Gedeckt „ „ 17. 12. 1911 


dgl. 

39,7 139,6 39,6 

39,4 

39,5 

40,5 

40.7 40,3 39,5 

4- 


7 

„ , „ 25. 12. 1911 


dgl. 

38,8,38,9 38,7 

38,7 

38,7 

38,7 

39 138,9 39,1 



8 

» 22. 10. 1911 


dgl. 

38,7 1 38,9 38,6 

38,5 

38,5 

38,5 

38,7 38,7 38,8 

— 


9 

„ 18. 12. 1911 


dgl. 

38,8 38,8 38,7 

38,6 

38,4 

38,4 

38,8 38,7 38,7 

— 

n 

10 

Verkalbt am 6. 10.1911 .... 


dgl. 

38,7 38,6 1 38,7 

38.7 

39 

38,8 

38,6 38,7 38,7 

_ 


11 

Gedeckt „ 18.10.1911 .... 


dgl. 

38,7 38,8 38,4 

38,4 

38,5 

38,6 

38,8 38,7 38,7 

— 


12 

Verkalbt „ 24.3.1912 .... 


dgl. 

38,7 1 38,6 ! 38.7 

38,6 

38,7 

38,9 

39,2 39,2 39,2 

_ 


13 

Normal abgekalbt am 5. 2. 1912 . 


dgl. 

38,6 I 38,8 38,7 

38,5 

38,6 

38,6 

39 38,8 ! 39 

_ 


14 

„ 6.3.1912. 


dgl. 

39 38,8 38,8 

38,6 

38,5 

38,9 

38,8 ! 38,8 ; 39 

— 


15 

„ 15. 11. 1911 


dgl. 

38,6 38,7 38.6 

38,5 

38,5 

38,9 

39,1 38,8 38,6 

— 


16 

„ 26.8. 1911 . 


dgl. 

38,7 38,4 38,4 

38,4 

38,4 

38,5 

38,7 89,6 38,7 

9 

v 

17 

„ „ „15.3.1912. 


dgl. 

38,9 38,8 38,5 

38,7 

38,5 

38,8 

38,9 38.7 38,5 

— 

yy 

18 

„ „ „ 27. 11. 1911 


dgl. 

38,7 38,7 38,4 

38,6 

38,5 

38,7 

38,7 38,7 38,7 

— 


19 

„ „ „14.3.1912. 


dgl. 

38,4 38,7 38,6 

38,6 

38,7 

39,2 

39,5 39,4 89,6 

+ 


20 

Frisch als trächtig gekauft . . 


dgl. 

38,9 38,6 38,6 

38,7 

38,7 

39,5 

39,5 39,5 j 39,2 

V 


21 

Normal abgekalbt am 28.10.1911 

(Kalb tot) 

dgl. 

38,6 38,5 38,5 

38,5 

38,7 

38,8 

39 39,3 I 40 

t 


22 

Gedeckt am 19.6.1911 .... 


dgl. 

39,2 39,1 38,9 

38,8 

38,8 

38,8 

39,6 40,2 39,6 

4- 


23 

* * 4.10.1911. . . . 


dgl. 

38,6 ! 38,7 38,4 

38,5 

38,3 

38,2 

38,7 38,7 40,1 

+ 

V 

24 

Normal abgekalbt am 22. 4. 1911 

öfteres Umrindern 

dgl. 

38,8 38,4 38,6 

38,4 

38,6 

38,9 

38,9 38,8 39,1 


V 

25 

Verkalbt am 13. 10. 1911 . . . 

nicht gedeckt 

dgl. 

38,7 38,7 38,8 

38,6 

38,5 

38,7 

39,3 40,1 41,5 

+ 

yy 

26 

Normal abgekalbt am 11. 3. 1911 

öfteres Umrindern 

dgl. 

38,8 38,4 38,7 

38,6 

38,7 

38,7 

39 38,9 40,0 

+ 


27 

„ „ „ 20.12.1911 

nicht gedeckt 1 

dgl. 

38,2 38,3 38,3 

38,3 

38,6 

38,5, 

38,9 38,6 38,6 


yy 

28 

Verkalbt am 2.10. 1911 . . . . 

gedeckt am 14.1.1912 

dgl. 

38,4 38,5 38,5 

38,3 

38,5 

38,8 

38,7 38,5 38,7 

— 

yy 

29 

Normal abgekalbt am 30.11.1911 

nicht gedeckt 

dgl. 

38,6 38,4 38,5 

38,4 ! 

38,5 

39,7 

39 39,5 38,7 

+ 


30 

Gedeckt am 16.7.1911 . . . . 


dgl. 

39,4 ! 39,2 | 39,1 

39,4i 

39,4 

38,7 

40,3 404) 40,5 

+ 

V 

31 

Verkalbt „ 28.11.1911. . . . 

nicht gedeckt 

dgl. 

38,7 : 38,5 38.7 

38,5 

38,5 

38,5 

88,7 89,1 40,8 

t 

V 

32 

Gedeckt „ 2.6.1911 ... . 


dgl. 

38,8 j 38,6 38,7 

38,6 

38,5 

38,7 

39,6 39,7 40,6 

4“ 

V 

33 

Frisch als trächtig gekauft . . 


dgl. 

38,7 38,7 38,6 

38,7 

38,6 

38,5 

39,3 39,4 39,3 

? 

Kalbiu 

34 

Gekauft (nicht trächtig).... 


dgl. 

38,7 38,4 38,5 

38,6 

38,8 

38,9 

39 • 38,8 | 38,8 

— 

Kuh 

35 

Normal abgekalbt am 26.11.1911 

gedeckt am 27.1.1912 

dgl. 

38,8 1 38,6 ! 38,4 

38,8 

38,7 

38,7 

39 38,8 38,6 

— 

» 

36 

Gedeckt am 1.1.1912 .... 


dgl. 

38,9 38,6 1 38,7 

38,7 

38,7 

39 

39,2 38,9 ; 38,7 

— 

V 

37 

Verkalbt „ 29. 1.1912 . . . . 

Metritis purulenta 

dgl. 

39,2 139,1 39,2 

39 

38,9 

39 

39,4 39,4 89,6 

? 

V 

38 

Nicht gedeckt . 

| Nachbarinnen", der 

dgl. 

38,7 ! 38,7 ! 38,7 

38,8 

38,7 

38,7 

38,6 38,7 38,7 

— 

Kalbin 

39 

ff v . 

Kühe, die verkalbt 

dgl. 

38,8 1 38,6 38,9 

38.8 

38,6 

1 38,8 

38,6 39 38,8 

— 

7J 

10 

n r . 

) haben 

dgl. 

38,9 1 38,7 38,8 

38,8 

38,7 

38,5 

1 39,1 38,8 | 38,8 

— 

yy 


T a b e 11 e V. (Gut Z.) A m b 1 o 8 i n. 


l 

Verkalbt am 1. 3. 1912 .... 


1. 4. 1912 

38,5 

38,5 

38,6 

38,8 39,1 

39,1 

2 

„ 10.5.1911. . . . 

gedeckt am 6.2.1912 

dgl. 

38,6 

38,4 

39 

38,7 38,9 

39 

3 

Gedeckt am 15..9. 1911 . . . . 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,6 

38,7 38,6 

39,1 

4 

Gekauft als hochträchtig . . . 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,8 

38,7 38,8 

38,9 

5 

Gedeckt am 15.8. 1911 . . . . 


dgl. 

38,5 

38,4 

38,8 

38,8 38,9 

39,1 

6 

Nicht gedeckt . 

Nachbarin der Nr. 1 

dgl. 

38,7 

38,6 

38,7 

38,6 38,9 

39.4 

7 

Verkalbt am 10. 1. 1912. . . . 


dgl. 

38,8 

38,6 

38,8 

38,8 38,7 

38,9 

8 

Gedeckt am 15. 12. 1911 . . . . 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,5 

38,7 38,9 

39,2 

9 

„ „ 14.12.1911. . . . 


dgl. 

38,5 

38,7 

38,8 

38,8 38,8 

39,1 

10 

„ „ 15. 8.1911. . . . 

nicht trächtig 

dgl. 

38,7 

38,6 

38,5 

38,7 39 

39,4 

11 

„ „ 1.12.1911. . . . 


dgl. 

38,5 

38,5 

38,6 

38,5 38,9 

39,1 

12 

Verkalbt am 10. 10. 1911 ... 

Öfteres Umrindern 

dgl. 

38,4 

38,5 

38,4 

38,7 38,6 

39,1 

13 

„ „ 5. 1. 1912 . . . 

nicht gedeckt 

dgl. 

38,9 

38,7 | 

38,8 

38,8 39,2 

38,7 

14 

„ „ 2. 9. 1911 . . . 

gedeckt am 9.11.1911 

dgl. 

39 

38,8 

38,9 

39 39,5 

39,4 

15 

* „ 9. 2.1912 . . . 

nicht gedeckt 

dgl. 

38,5 

38,8 

38,7 

38,7 39 

39,1 

16 

Gedeckt am 15. 12. 1911 . . . . 


dgl. 

38,5 

38,4 

! 38,5 

38,9 39,3 

39,2 

17 

„ „ 30. 1.1912. . . . 


dgl. 

38,5 

38,8 

38,7 

38,5 38,8 

39 

18 

„ „ 30.10.1911. . . . 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,7 

38,8 39 

39,3 

19 

„ „ 29.10.1911. . . . 


dgl. 

38,6 

38,5 

38,5 

38,9 38,6 

38,7 

20 

— 


dgl. 

38,5 

38,4 

38,6 

38,4 38,6 

38,4 


38.6 
39,2 
38,8 

38.8 

38.9 
39,4 
39 
38,8 

38.8 

39.4 

39.5 

39.4 

38.9 
39,8 

37.7 

39.8 
38,7 

39.5 

38.6 
38,5 


38.5 

39.1 
i 39,1 

38.7 
38,9 ' 
39,4 

38.9 

39.9 

38.6 
39,9 

39.8 

40.1 

39.8 

39.9 
38,8 

38.8 
1 38,9 

39.9 

38.6 

38.7 | 


38,5 

38.8 

39.4 
39,1 
38,7 
39,3 

38.9 
38,9 

38.7 

39.1 
39 
38,9 

39.2 

39.5 

38.8 
39 


+ 

+ 
+ • 
+ 

t 


Kuh 

» 

V 

n 

Kalbin 

Kuh 

D 

n 

n 

v 

n 

r 

v 

n 

v 


38,6 

39,3 

38,6 

38,5 


+ 


Kalbin 

Kuh 

Stier 


T a b e 11 e VI. (G u t T.) A m b 1 o s i n. 


1 

Verkalbt 

am 

2. 1. 1912 .... 


22. 4.1912 

39 

39,3 

38,9 

39,3 88,7 

39,2 

39,8 

39,9 39,8 

n 

Kuh 

2 



12. 1. 1912 .... 


dgl. 

39,1 

38,7 

38,5 

39,1 38.5 

38.6 

39 

39,1 39 


„ 

3 



8.1.1912. . . . 


dgl. 

39,3 

39,1 

39,3 

39,3 38,7 

39 

39,2 

39,5 38,9 


TT 

4 



3.2.1912. . . , 


dgl. 

38,8 

39 

39 

39 38,6 

38,7 

39,8 

89,9 39,4 

? 

TT 

5 



4. 2. 1912 .... 


dgl. 

39 

38,9 

39,1 

39,1 38,2 

38,6 

38,7 

39,3,39,2 

— 


6 



16. 3. 1912 .... 


dgl. 

38,5 

38,7 

39 

39 | 38,3 

38,5 

38,6 

39 :38,7 

— 

„ 

7 


n 

5. 4. 1912 .... 


dgl. 

38,8 i 

38,9 

39,1 

39,3 38,7 

38,7 , 

39.7 

39,7 39 

? 

TT 

8 

n 


20. 10. 1911 . . . 

ged. am 2. 2. 1912 

dgl. 

39 

39,2 

39,1 

89,9 39 

39,8 

39,7 

39,9 39,3 


TT 

:> 

v 


5.6.1911. . . . 

„ „17.10.1911 

dgl. 

39,1 I 

38,7 

38,6 

39 38,6 

38,6 

38,8 

39,2 38,2 


TT 

10 

Gedeckt 

am 

6. 2. 1912 .... 


dgl. 

38,7 

38,5 

38,2 

38,7 38,4 

38,5 

38,7 

38,9 | 38,8 


TT 

11 


. 

28. 12. 1911 .... 


dgl- 

38,7 

38,8 

38,6 

38,9 38,7' 

39,3 

39,8 

| 39,7 39,2 

? 

Kalbin 

12 



13. 12. 1911 .... 


dgl. 

38,7 

38,6 

38,3 

38,4 38,9 

38,7 

38,6 

38,5 38,4 

- 

TT 

13 

„ 

» 

11. 11. 1911 .... 


dgl. 

39,1 | 

38,8 

38,2 

39,2 | 39,1 j 

i 39,6 

39,9 

| 39,6 i 39,2 

u 

TJ 




































558 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 47. 


Datum des Verkalbens, 
der Deckung usw. 


14 Gedeckt am 2. 2. 1912 

15 „ „ 15.3. 1912 

16 „ „ 12. 2. 1912 

17 Nicht gedeckt . . . 

18 « * ... 

19 * ... 

20 - 


1 Verkalbt am 26. 7. 1912 . 

2 „ „ 15.7.1912. 

3 „ 19.6. 1912 . 

4 „ „ 15.6.1912. 

5 16.5. 1912 . 

6 „ 5. 5. 1912 . 

7 Gedeckt „ 2. 4. 1912 . 

8 „ 10.5.1912 . 

9 „ „ 17. 5. 1912 . 

10 Nicht gedeckt . . . . 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 
9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 


Alle mit dem infektiösen 
Scheidenkatarrh behaftet 


Tabelle VI. (Gut T.) Amblosin. (Fortsetzung.) 



20.11.1911 39 39, 38,5 38,8 * 38,3138,8! 39 39,1 88„» — Kuh 

dgl. 39,3 39,1 39,2 38,8 38,9 39,2 i 39,2 39,6 39, — 

dgl. 38,5 38,9 38,3 38,4 38,5 ! 38,9 i 38,9 39,1 3b ’ — 

dgl. 38,7 38.5 38,9 38,6 38,4 38,8 I 39 j 39,4 38 — 

dgl. 39,1 38,9 1 39 38,6,38,6 38,7 i 38,8 j 38,8 38 ’ — 

dgl. 39 38,2 39,2 38,7 ! 38,6 j 38,6 ! 3^8 39,2 39 — 

dgl. 38,9 39 39 38,4,38,5 ! 38,9 38,9 I 39,1 38 — 

dgl. 38,9 38,5 39 38,6 ' 38,7 39 ; 38,81 39,2 38 9 — 

dgl. 39,2 38,8 38,2 39,1 39,2 39,2 | 39,3 ! 39,3 39 2 — 

dgl. 39,1 38,7 38,8 38,7 38.9 | 38,7 | 39 ! 39,2 38 7 - Kalbin 

dgl. 38,7 38,5! 38,2 38,4 38,5 38,6 ! 38,7 ; 38,9 38 2 — Kuh 

dgl. 39 38,3 i 38,7 38,5'38,6 38,6 j 38,8 39,2 38 4 - 

dgl. 39,3 39,2| 39,4 38,6 38,9 i 39,2 39,3 39,3 39 2 — 

dgl. 38,9 39,3 39,1 38,7 38,7 38,9 I 38,9 i 39,3 38 8 - 

dgl. 38,7 38,5 j 39 38,3 ; 38,5,38,6 | 38,6,39 38 7 — 

dgl. 38,9 ■ 39 ! 39,1 38.2 ! 38,6 ‘ 38,6 i 38,6 39,2 38 9 — 

dgl. 39 138,8 39 38,4 38,38,5! 38.9.39 38,8 — 

dgl. 39,3 | 39J j 39,3 38,7,39 38,9 39i2 | 39,4 38,9 — 

dgl. 39,1 38,7 | 38,5 38,5 38,5 38,6 j 39 .38,9 38,9 — 

dgl. 39 | 39,3 ; 38,9 38,7 | 38,8 38,6 | 38,9 I 38,8 38,8 — 


verkalbte, reagiert hat. Dagegen war bei jenen Kühen, welche 
am 15. Juli—18. Juli und sogar 11. August 1911 verkalbt 
haben, keine Reaktion zu beobachten. 

Aus der Tabelle II ersieht man, daß unter 20 ge¬ 
impften Tieren 13 positiv oder zweifelhaft reagierten. Von 
diesen entfallen 9 Fälle der positiven Reaktionen auf die Tiere, 
die nicht verkalbt oder bereits im Jahre 1910 verkalbt 
haben. Dagegen reagierten von 7 Tieren, die im Jahre 1911 
abortierten, nur eins positiv, drei zweifelhaft. 

Tabelle III zeigt, daß von 14 geimpften Kalbinnen, die 
alle in der nächsten Nachbarschaft der Kühe, welche verkalbt 
haben, standen, nur 6 Stück positiv oder zweifelhaft reagierten. 

Aus der Tabelle IV ergibt sich, daß unter 40 ge¬ 
impften Tiere 19 reagiert haben. Bei der am 12. April 1912 
stattgefundenen Impfung haben zwar am meisten solche Tiere 
reagiert, die nicht lange vor der Impfung abortierten, es waren 
aber unter den geimpften Tieren auch solche, die fast in der¬ 
selben Zeitperiode ganz unmittelbar vor der 
Impfung, z. B. am 24. März 1912, verkalbten und die nicht 
reagiert habe n. 

Aus d e r T a b e 11 e V ist zu ersehen, daß unter 20 ge¬ 
impften Tieren 10 positiv oder zweifelhaft reagierten; es ergibt 
sieh aber zugleich aus dieser Tabelle, daß aus der Zahl der 
reagierenden Tiere nur drei Fälle auf solche Tiere sich be¬ 
ziehen, die am 10. Oktober, 2. November 1911 und 


5. Januar 1912 abortierten, daß dagegen Kühe, welche z. B. 
am 10. Januar, 9. Februar und sogar am 1. März 1912 abortiert 
haben, nicht reagierten. 

Aus der Tabelle VI ersieht man, daß unter 20 ge¬ 
impften Tieren nur eine Kuh, die nichtabortiert hat, 
positiv reagierte, und daß die weiteren Reaktionen zweifelhaft 
ausgefallen sind, ferner daß bei der am 22. April 1912 statt¬ 
gefundenen Impfung zweifelhafte oder ganz negative 
Reaktionen sogar bei solchen Tieren, die z. B. am 2. Januar, 
8. Januar, 12. Januar, 3. Februar, 4. Februar, 16. März und 
sogar 15. April 1912 abortierten, beobachtet wurden. 

Die Tabelle VH zeigt, daß unter 10 mit A b o r t i n 
Dr. Schreiber geimpften Tieren 5 positiv oder zweifelhaft 
reagierten, daß von 6 Kühen, die abortiert haben, die Reaktion 
nur bei 2 Tieren aufgetreten ist, dagegen bei solchen Kühen, 
die drei, zwei oder sogar einen Monat vor der Impfung 
verkalbt haben, die Reaktion nicht festgestellt werden konnte. 

Diese Tabelle zeigt auch, daß die Ergebnisse der dia¬ 
gnostischen Impfungen sowohl mittels Amblosin als auch 
mittels Abortin Dr. Schreiber als ganz gleichwertig zu er¬ 
achten sind. 

Aus der Tabelle VIII ergibt sich zuletzt, daß unter 
20 geimpften Viehstücken in dem Stalle, wo keine Abor- 
tusfälle vorgekommen sind, kein einziges auf 
das Amblosin reagierte. 






























23. November lim;. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


559 


Auf Grund der oben geschilderten Impfergebnisse könnte 
man folgendes feststellen: 

1. Die Reaktion nach der Impfung mittels Amblosin oder 
Abortin Dr. Schreiber ist unbestreitbar für das Bangsche 
seuchenhafte Verkalben spezifisch, da sie nur in solchen 
Stallungen vorkommt, in welchen diese 
Seuche tatsächlich herrscht. 

2. Der Reaktionsgrad in der verseuchten Stallung 
istunsicher. Die Ursache dieser Erscheinung läßt sich bis 
jetzt nicht eruieren, es ist aber Tatsache, daß sich die Reaktion 
in den mit dem Bangschen Bazillus infizierten Stallungen einer¬ 
seits oft bei solchen Tieren einstellt, die nicht 
abortiert haben, anderseits öfters bei solchen Tieren 
nicht vorkommt, die soeben vor der Impfung' 
verkalbt haben, welche daher unbedingt als mit 
dem Bang sehen Bazillus infiziert betrachtet 
werden müssen. Diese Erscheinung ist umsomehr auf¬ 
fallend, als die in dem Kaiserl. Gesundheitsamte in Berlin durch¬ 
geführten Untersuchungen — über die uns Z w i c k informiert 
— gezeigt haben, daß „der Gehalt des Blutes an spezifischen 
Antikörpern nach dem Abortus sich in der Regel noch 
monate- und bei manchen Tieren sogar' jahrelang hält.“ 

3. Die diagnostische Impfung mittels Amblosin gestattet 
zwar in den mit dem Bangschen Bazillus infizierten Stallungen 
im allgemeinen die Seuche festzustellen, aber sie gestattet 
a b’s o 1 u t nicht (wie das die genannte Gesellschaft für 
Seuchenbekämpfung behauptet): 

,,a) die Anzahl der infizierten und nicht infizierten Tiere, 

b) das Frei- oder Vorhandensein der Infektion bei jedem 
einzelnen Tiere zu ermitteln, 

c) ein jedes in die Stallung eingeführte Tier auf das Frei¬ 
oder Vorhandensein der Infektion zu prüfen“, da sich bei 
unseren Untersuchungen ergeben hat, daß in vielen Fällen, 
in welchen das Tier als absolut infiziert be¬ 
trachtet werden mußte, die Reaktion nicht auf¬ 
getreten ist. 

In Anbetracht dessen könnten wir uns eher der Behaup¬ 
tung des Bakteriologischen und Seruminstitutes Dr. Schreiber 
in Landsberg anschließen, daß „die diagnostische 
Impfung zur Erkennung, ob das Tier bereits 
infiziert ist oder war, unsicher ist, und daß 
die Diagnose viel besser und genauer mittels 
Agglutination usw. festgestellt werden kan n.“ 

4. Was den praktischen Wert dieser diagnostischen 
Methode anbelangt, so können wir behaupten, daß sie zwar 
in solchen Fällen, in welchen keine anderen diagnostischen. 
Mittel zur Verfügung stehen, angewendet werden könnte, daß 
sie aber allerdings nur dann am Platze ist, wenn in einer 
Stallung schon mehrere Fälle von Abortus epizootieus vorge¬ 
kommen sind, in welcher also eine größere Zahl der infizierton 
Tiere zur Impfung vorhanden ist. Dagegen kann sie als Mittel 
zur sicheren Konstatierung eines jeden vereinzelt vorkommen¬ 
den Abortusfalles sehr leicht täuschen und zu Irrtümern führen. 

Schließlich muß man gestehen, daß die diagnostischen 
Impfungen mit den erwähnten Mitteln zeitraubend und ver¬ 
hältnismäßig kostspielig sind. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Gasbrand und Geburtsrauschbrand. 

Von Bezirkstierarzt a. D. R e u t e r in Nürnberg. 

(D. t. W. 1916, Nr. 37, S 33G.) 

Die Schwierigkeiten bei der Klärung der Ätiologie von 
Anaerobeninfektionen haben sich in der neuesten Kriegs¬ 
medizin beim Gasbrand so gezeigt, wie es beim Geburtsrausch¬ 
brand schon lange bekannt ist. Infolgedessen und wegen der 
schwierigen Unterscheidung des Geburtsrauschbrandes vom 
echten (entschädigungspflichtigen) Rauschbrand hält Reuter 
die Ausdehnung der Entschädigungspflicht auf den Geburts¬ 
rauschbrand Jür gerechtfertigt. B. 

Zur Ätiologie, Pathogenese und Prophylaxe des Gasödems. 

Von Dr. Ernst Frankel, Dr. Ludwig Frankenthal und 
Dr. Harry Königsfeld, Freiburg i. Br. 

l.Med. Klinik, 1916, Nr. 2<i u. 27.) 

Die an ausgedehntem Material in mehr als einem halben 
Jahre angestellten Untersuchungen der Verfasser führten zu 
folgenden wichtigsten Ergebnissen: 

1. Es handelte sich bei den in Frage kommenden Erkran¬ 
kungen, die klinisch teils als malignes ödem, teils als Gas¬ 
phlegmone angesprochen wurden, um eine pathologisch-anato¬ 
misch, ätiologisch und biologisch einheitliche Erkrankungs¬ 
form. 

2. Die Erkrankung tritt meist auf im Anschlüsse an 
Granat- und Minenverletzungen, insbesondere bei stark zer¬ 
fetzten Wunden. Sie äußert sich lokal durch ödem- und Gas¬ 
bildung im subkutanen Gewebe und in der Muskulatur in der 
näheren und weiteren Umgebung der Wunde, in zundrigem 
Zerfalle und Degeneration der Muskulatur, sowie in serös¬ 
fibrinöser Exsudation im Zwischenmuskelgcw’ebe, allgemein in 
rasch fortschreitender Anämie. 

3. Verursacht wird die Erkrankung durch ein dem Erd¬ 
boden entstammendes und in die Wunden gelangendes 
anaerobes Bakterium, das w r ohl der Gruppe der Butter äure- 
bazillen angehört und dessen spezielle Eigenschaften von den 
Verfassern genauer beschrieben wurden. 

4*. Intra vitam finden sich die Bazillen in der Wunde und 
deren Umgebung, insbesondere in der Muskulatur. In die Blut¬ 
bahn gelangen sie anscheinend erst in der Agonie und post 
mortem, so daß der Tod wohl durch die Giftwirkung der 
Bazillen verursacht wird. *) 

5. Es gelang, durch aktive Immunisierung beim Pferde ein 
Serum zu gewinnen, welches eine Schutzwirkung gegen die 
Infektion mit den Gasödembazillen beim Meerschweinchen aus¬ 
übte. G o 1 d s t e i n, Berlin. 

Malignes ödem und Gasbrand. 

Von Kreistierarzt Dr. Lorscheid, z. Z. Stabsveterinär d. Res. 

(D. t. W r . 1916, Nr. 22, S 199.) 

Steinbrück hat in der M. m. W. vont 30. Nov. 1915 
auf die Ähnlichkeit des Gasbrandes des Menschen und des 
Rauschbrandes der Tiere hingewiesen. Ärzte eines Reserve¬ 
lazaretts haben in einem Pferdelazarett des. Westens Infek¬ 
tionsversuche bei Pferd und Rind mit Kulturen vorgenommen, 
die von Gasbrandfällen des Menschen genommen worden 
w r aren. Die Versuche ergaben beim Pferde das Bild des 
malignen Ödems, beim Rinde das des Rauschbrandes. 

*) Die Ähnlichkeit dieser Krankheit mit dem Rauschbrand des 
Rindes ist auffallend. Der Referent 






560 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 47. 


Da der Gasbrand im Tätigkeitsgebiete des Verfassers im 
Anschluß an Schußverletzungen häufiger auftrat, richtete 
Lorscheid seine Aufmerksamkeit auf ähnliche Fälle bei 
Pferden mit Schußverletzungen. Er beobachtete bisher zwei 
Fälle, in denen nach Granatsplitterwunden der Kruppe und 
des Oberschenkels beim Pferde malignes ödem mit Todeserfolg 
auftrat. Er beschreibt beide Fälle klinisch und pathologisch¬ 
anatomisch. 

Bakteriologisch wurden Anaerobier von Gestalt und 
Wachstum der Bakterien des malignen Ödems festgestellt, die 
den bei der Gasphlegmone des Menschen gefundenen Bazillen 
sehr ähneln. 

Beide Bakterienarten haften am Erdboden. Lorscheid 
hält es für möglich, daß die häufigere Infektion des Menschen 
mit Gasphlegmone durch die Beschmutzung der Kleidung mit 
Erde bedingt wird, während das Haarkleid der Tiere bei gutem 
Putz in höherem Grade von Erde freigehalten wird. B. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

FeldhilfBveterinär Jos. Weiß. 

Oberveterinär Wilhelm Sindt (Tierarzt in Steinrade). 

Einhandertundzwanzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 12. November 1916, bis Sonnabend, 
den 18. November 1916. 

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz wurden die heftigen 
Kämpfe zwischen Ancre und Somme fortgesetzt. Sie waren 
besonders beiderseits der Ancre sehr erbittert. Durch konzen¬ 
trisches Feuer schwersten Kalibers vorbereitet, erfolgten gegen 
unsere dort im Winkel nach Südwesten vorspringenden Stel¬ 
lungen starke Angriffe, bei denen es dem Gegner unter be¬ 
trächtlichen Opfern gelang, uns aus Beaumont-Hamel und 
St. Pierre-Divion mit den seitlichen Anschlußlinien in eine 
vorbereitete Riegelstellung zurückzudrücken. Zähe Ver¬ 
teidigung brachte auch uns erhebliche Opfer. An den anderen 
Stellen der Angriffsfront wurden die Engländer, wo sie ein¬ 
gedrungen waren, durch frische Gegenstöße unserer Infanterie 
hinausgeworfen. In der Hoffnung, den vorbezeichneten An¬ 
fangserfolg ausnutzen zu können, griffen die Engländer mit 
starken Massen erneut östlich der Ancre und mehrfach 
zwischen Le Sars und Gueudecourt an. Zwar gelang es ihnen, 
das Dorf Beaucourt zu nehmen, aber an allen anderen Punkten 
der breiten Angriffsfront brach die Wucht ihres Ansturms ver¬ 
lustreich vor unseren Stellungen zusammen. 

Den Franzosen entrissen wir den Ostteil von Saillisel in 
hartem Häuserkampf und behaupteten ihn gegen wiederholte 
heftige Gegenangriffe. Das Hannoversche Füsilier-Regiment 
Nr. 73 stürmte zäh verteidigte französische Gräben am Nord¬ 
rand des St. Pierre Vaast-Waldes. 8 Offiziere, 324 Mann und 
5 Maschinengewehre wurden dort eingebracht. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz scheiterten auf dem 
Ostufer der Narajowka wiederholt von den Russen gegen die 
von uns gewonnenen Stellungen geführte Angriffe. 

Im Gvörgyogebirge nahmen Deutsche und Österreicher 
den Biton-Arsurilor ein und drängten den Feind gegen die 
Grenze zurück. Die feindlichen Gegenangriffe blieben er¬ 
folglos. Am Monte Fruntu und am Monte Säte nahmen wir 
den angreifenden Rumänen 18 Offizere, über 1000 Mann und 
7 Geschütze ab. An der Predealstraße, am Szurdukpaß und 
bei Orsowa schoben wir unsere Vortruppen vor. Bei ihren 
starken Gegenangriffen büßten die Rumänen hier neben 
blutigen Verlusten über 4000 Gefangene ein und hatten keiner¬ 


lei Erfolg. Nordwestlich von Kampulung wurde Candesti ein¬ 
genommen. 

In den für uns erfolgreichen Wald- und Gebirgskämpfen 
längs der in die Walachei führenden Straßen büßten die 
Rumänen weiter an Gefangenen 23 Offiziere und 1800 Mann, 
an Beute 4 Geschütze und mehrere Maschinengewehre ein. An 
der Grenze östlich von Kezdivasarhely wurde der Gipfel de? 
Runculur im Sturm genommen und gegen starke Angriffe 
behauptet. 

Der Austritt aus den Gebirgsengen in die w’alachische 
Ebene ist trotz zähen Widerstandes der Rumänen von deut¬ 
schen und österreichisch - ungarischen Truppen erkämpft 
worden. Starke rumänische Kräfte sind zwischen Juil und 
Gilort in der Schlacht von Targu-Jiu durchbrochen und unter 
ungewöhnlich hohen blutigen Verlusten geschlagen worden. 
Versuche des Feindes, mit neu herangeführten Kräften uns 
von Osten zu umfassen, scheiterten. Im Nachdrängen haben 
unsere Truppen die Bahn Orsowa—Craiova erreicht. Südlich 
des Roten-Turmpasses ist der Weg Calimanesti-Suici über¬ 
schritten. 

Im Cernabogen wmrde wrieder heftig gekämpft. Es ge¬ 
lang dem Gegner einige Höhen zu nehmen. Um Flanken 
Wirkung gegen die Talstellung zu vermeiden, wuirden unsere 
Verteidigungslinien dort zurtickverlegt. Erbitterte Kämpfe 
spielten sich täglich um die Höhen nordöstlich von Cegel ab. 
Am 15. November w*ar einer der Gipfel von den Serben ge 
nominen w'orden. D$y Oberbefehlshaber General der Infanterie 
Otto von Below im Brennpunkte des Kampfes anwesend, nahm 
an der Spitze deutscher Jäger die verlorene Stellung im Sturm 
zurück. Nachdem es dem Gegner gelungen war, an der 
Höhe 1212 nordöstlich von Cegel Fortschritte zu machen, 
haben die deutsch-bulgarischen Truppen eine Stellung nördlich 
von Monastir eingenommen. Monastir ist damit aufgegeben 
worden. 

Im Monat Oktober haben wir 17, unsere Gegner dagegen 
insgesamt 104 Flugzeuge verloren. N e v. 


Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. 


Nachzutragen: XI. Bericht. 

1916. 8. Juli. Bock, prakt. Tierarzt, Hannover-Wülfel, 

als Stabsveterinär im Heere.50,— M. 

(Von der Kreissparkasse in Alfeld verspätet 
gemeldet.) 

Xm. Bericht. 

1916. 5. Sept. Dr. Kall mann, städt. Obertierarzt. 

Berlin ..25,— M. 

31. Sept. D o r m a n n . Veterinärrat. Kreistierarzt, 

Hameln, Bez. Hannover.50,— 

30. Sept. Bock, prakt. Tierarzt, Hannover-Wül¬ 
fel, als Stabsveterinär im Heere . . 50,— .. 

(Von der Kreissparkasse in Alfeld verspätet 
gemeldet.) 

XIV. Bericht. 


1. Eingänge. 

1916. Oktober. 

Wilkens, Feldhilfsveterinär bei einer Ers.-Eskadron 20,00 M. 
Dr. Meyer, Veterinärrat, Kreistierarzt, Neuenahr, Bez. 

Koblenz . . .. 30,00 „ 

*Dr. J e 1 k m a n n, prakt. Tierarzt, Frankfurt a. M., Bez. 

Wiesbaden. 40,00 .. 


Durch den Herrn Armeeveterinär der X. Armee, A.O. K.X. 

Korpsstabsveterinär Grüner: 

Schatz, Korpsstabsveterinär bei einem 

Gouvernement . 20,00 M. 

Schwerdt, Stabsveterinär bei einer Blut- 

untersuehungs-Station.10,00 ,, 

Z e m p e 11, Stabsveterinär bei einer Land- 

wehr-Divison. 20,00 ,, 

Kunzendorf, Oberveterinär bei einer 

Blutuntersuchungs-Station.5,00 ,, 

Dr. Kollmeyer, Veterinär bei einem Gou¬ 
vernement .10,00 ,, 

Ruthenherg, Veterinär bei einem Gou¬ 
vernement . 10,00 „ 

Dr. Christian Meyer, Veterinär 1). einem 

Mag. F. K. 10,00 „ 


N i e n 8, Schlachthofdirektor, Lehe, Bez. Stade . 


85,00 
20,00 „ 














23. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


561 


Durch den Verlag der Tierärztlichen 
Rundscha u: 

Train, prakfc. Tierarzt, Baruth, Bez. Potsdam, Schrift¬ 
stellerhonorar .13,15 M. 

Durch die Berliner Tierärztliche 
Wochenschrift: 

Prof. Dr. Jacob, Utrecht (Holland), Schriftstellerhon. 48,25 „ 
Durch den Chefveterinär beim üeneral- 
quartiermeister, Korpsstabsveterinär 
Ludewig, Großes Hauptquartier:^, 

Gesammelt von den Veterinäroffizieren des VI. Reserve- 

Korps . 90,00 „ 

(Geberliste noch nicht eingelaufen.) 

Durch den Armeeveterinär beim Oberkommando der 
XH. Armee, Herrn Korpsstabsveterinär Tennert: 

83. Infanterie-Division: 

K1 ü t z, Ober veterinär u. Di visions veterinär . 5,00 M. 

Dr. Gregor, Oberveterinär.5,00 „ 

Dr. Heinrich, Veterinär.10,00 „ 

Wohlgemuth, Veterinär.10,00 „ 

Dr. Feiger, Veterinär.10,00 „ 

W e n z, Veterinär.5,00 „ 

Dr. Weinkopf, Veterinär.5,00 „ 

Schulz, Veterinär.10,00,, 

Anger, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Dingenkohl, Feldhilfsveterinär .... 5,00 „ 

84. Infanterie-Division: 

Süssenbach, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Dr. A d 1 o f f, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Dr. Leber, V eterinär.5,00 „ 

Peters, V eterinär.10,00 „ 

Lange, V eterinär. . 20,00 „ 

Thalau, Veterinär.7,00 „ 

Brauns, Veterinär.10,00,, 

Etappen-lnspektion Xll: 

P i 11 e 1 e r, Stabs- und Etappen-Veterinär 20,00 „ 

van Bentheim, Veterinär. 20,00,, 

Enninga, Veterinär.10,00 „ 

Fischer, Felühilfsveterinär. 20,00 „ 

H e i n s c h , Stabsveterinär.10,00 „ 

Hart man n, Veterinär.10,00,, 

Hippen, Feldhilfsveterinär.15,00 „ 

H a s 1 e r, Feldhilisveterinär.10,00 „ 

Haneke, (Jberveterinär.5,00 „ 

Dr. J u n g h a n s , \ eterinär.10,00 „ 

Lappe, Veterinär.10,00 „ 

M r o z i k, Veterinär.15,00 „ 

Maack, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Uosenfeld, Oberveterinär.6,00 „ 

Sauer, Feldhilfsveterinär. 25,00 „ 

Schütt, Stabsveterinär .. 20,00 „ 

Schüller, Stabsveterinär. 50,00 „ 

Schüffler, Stabsveterinär. 25,00 „ 

P. Schmidt, Veterinär.10,00 „ 

Schober, Feldhilfsveterinär.15,00 „ 

Dr. Thiesen, Veterinär. 20,00 ,, 

Thomsen, Feld hilf s veterinär.10,00 „ 

W i 1 c z e k , Stabsveterinär.15,00 „ 

Willenberg, Stabsveterinär. 20,00,, 

Volk m a n n , Stabsveterinär. 50,00 „ 

Blutuntersuchungsstelle Grodno: 

E b e r z t, Oberstabsveterinär.15,00 „ 

Dr. Carl, Stabsveterinär.5,00 „ 

Dr. N eumark, Uberveterinär.10,00 „ 

I)r. Nehls, Stabsveterinär.15,00 „ 

Baumhöfener, Stabsveterinär .... 25,00 „ 

Dr. Poppe, Stabsveterinär. 25,00 „ 

Tennert, Korpsstabs- u. Armee-Veterinä r 50,00 „ 

zusammen 743,00 M. 

Abzüglich für Beratungs- und 
Fürsorgestelle der im Heere 
stehenden sächsischen Tier¬ 
ärzte, von Veterinär Wohlgemuth 5,00 „ 738,00 M. 

Durch den Armee veterinär beim Armee-Oberkommando 
der VHI. Armee, Korpsstabsveterinär Lewin: 

Breithar, Stabsveterinär, Blutuntersuch.- 

Station. 20,00 M. 

N u ß t a g, Veterinär, Blutuntersuchungs- 

Station.10,00 „ 

Becker, Stabsveterinär, Staffelstelle . . . 20,00 „ 

Dr. N i 18 c h e, Veterinär, Res.-Fußart.-Abt. 20,00 
Dr. P o s s e 11, Veterinär, Pferdelazarett . . 10,00 „ 

Just, Feldhilfsveterinär, Res.-Feldart.-Abt. 10,00 „ 

Dr. Hartmann, Fußart.-Batl.5,00 .. 

Sturzbecher, Stabsveterinär, leitender 

Veterinär einer Division.10,00 „ 


P r e c h t e 1, Korpsstabsveterinär, leitender 

Veterinär einer Gruppe ...... 20,00 1 

Bochberg, Stabsveterinär, leitender Vete¬ 
rinär eines Pferdclazaretts.10,00 . 

J a r i t z, Feldhilfsveterinär, Pferdelazarett . 10,00 
Weiffenbach, Veterinär, Feldart.-Regt. 20,00 , 
(außerdem vom 1. 10. 16 ab monatl. 7,50 M.) 

L e w i n , Armeeveterinär, leitender Veterinär 

einer Armee. 25,00 , 

Loewenthal, Stabsveterinär, Etappen- 

Pferdelazarett.15,00 , 

Friedrichs, Veterinär, Etappen-Fuhrpark- 

Kolonne. 30,00 . 

Mord, Unterveterinär, Etappen-Pferdedepot 20,00 , 
Pflanzelt, Veterinär, Etappen-Pferdedepot 15,00 . 
Dr. Flemming, Veterinär, Magazin-Fuhr- 

park-Kolonne.10,00 , 

Pohl, Stabsveterinär, Etappen-Pferdelazarett 20,00 , 
T o r n e r, Veterinär, Fuhrpark-Kolonne . . 20,00 . 
Dr. Knauer, Stabsveterinär, Etapp.-Pferde- 

lazarett. 50,00 . 

Fischer, Oberveterinär, Etappen-Pferdelaz. 10,00 
A1 b r e c h t, Feldhilfsveterinär, Etappen- 

Pferdelazarett .10,00 , 

H e y d r i c h , Feldhilfsveterinär, Etappep- 

Pferdelazarett.10,00 . 

L o 8 8 , Stabsveterinär, Staffelstelle .... 20,00 . 
Ohm, Stabs- u. Div.-Veterinär, Kav.-Div. . 15,00 
Müller, Stabsveterinär, Kav.-Regt. . . . 10,00 . 

Schulz, Stabsveterinär, Etappen-Pferdelaz. | 
Oberbeul, Feldhilfsveterinär, Etappen- > 10,00 , 

Pferdelazarett. J 

F u n c k, Stabsveterinär, Kav.-Regt. . . . 60,00 . 

S o f f n e r, Stabsveterinär, Kav.-Regt. . . . 10,00 . 

Schwinzer, Stabsveterinär, Kav.-Regt. . 15,00 . 
Möller, Oberveterinär, Kav.-Regt. . . . 10,00 . 

Scholz, Oberveterinär, Kav.-Regt. 5,00 . 

L i e b n i t z, Veterinär, Kav.-Regt. .... 10,00 , 
Dr. Waekalla, Veterinär, Kav.-Regt. . . 5,00 , 

Volmer, Veterinär, Kav.-Regt.10,00 , 

Dr. G r o 8 s i e n , Veterinär, Kav.-Regt. . . 20,00 , 
Achenbach, Veterinär, Kav.-Regt. . . . 20,00 , 

Dr. Bongardt, Veterinär, Kav.-Regt. . . 5,00 , 

Schulze, Veterinär, Kav.-Regt. . . - . 10,00, 

Durchholz, Oberveterinär, Feldart.-Regt. . 10,00 , 
Rust, Veterinär, Leichte Proviant-Kol. . . 10,00 , 
Sondermann, Veterinär, Leichte Prov.- 

Kolonne.10,00 , 

Dr. Stolz, Veterinär, Pferdelazarett . . . 10,00 

Görnemann, Feldhilfsveterinär, Pferdelaz. 10,00 
J e i t n e r, Feldhilfsveterinär, Kav.-Regt. . . 20,00 
Faulwetter, Feldhilfsveterinär, Kav.-Regt. 5,00 
Schmidt, Stabsveterinär, leitend. Veterinär 

einer Division. 20,00 , 

Herzberg, Uberveterinär, Pferdedepot . . 10,00 , 
Zech, Feldunterveterinär, Feldart.-Regt. . . 5,00 , 

Skierlo, Veterinär, Schwere Proviant-Kol. 20,00 , 
Schäfer, Oberveterinär, Feldart.-Regt. . . 10,00 . 
Dr. Koch, Veterinär, Feldart.-Regt. . . . 5,00, 

Grimm, Veterinär, Fußart.-Regt. 30,00, 

Tafelrunde, durch Veterinär Grimm . . . 45,00 , 

Dr. Hirsch, Oberveterinär, Fußart.-Regt. . 10,00 , 
Dr. L a n g k a u, Oberveterinär, Pferdelazarett 20,00 , 
Lutte-Kic-hter, Feldhilfsveter. Pferde¬ 
lazarett . 20,00 , 

Lücke, Oberveterinär, Kav.-Eska4ron . . 5,00 , 

Dr. Dihlmann, Veterinär, Fuhrpark-Kol. 10,UO , 
Berge, Feldhilfsveterinär, Feldart.-Regt. 10,00, 
Dr. Müller, Veterinär. Feldart.-Regt. . . 10,00 , 
Fölster, Veterinär, Feldart.-Regt. . . . 15,00, 
Weiffenbach, Veterinär, Feldart.-Regt. 

(für Oktober). • 7,50 , 

B i 11 e r b e c k, Oberveterinär, Feldart.-Regt. 20,00 . 
Blum, Veterinär, Pferdelazarett, Feldart.- 

Regiment.10,00 . 

Dr. Brocki, Veterinär, Fußart.-Batl. . . . 20,00 , 
Dr. Hering, Veterinär, Fußart.-Batl. . . . 10.00 , 
Jacubczyk, Feldhilfsveterinär, Feldart.- 

Abteilung.10,00 

Jürgens, Feldunterveterinär, Pferdelazarett 5,00 
Dr. Kahnert, Veterinär, Staffelstelle . . 5,00 

Kaffke, Veterinär, Korps-Brückentrain . 10,00 
K a s k e, Oberveterinär, Leiter eines Pferde¬ 
lazaretts .15,00 

Rath, Veterinär, Feldart.-Abt.10,00 

Dr. R e h b e r g, Oberveterinär, Fußart.-Batl. . 10,00 
Schroeder, Feldunterveterinär, Pferdelaz. 5,00 
Dr. Schüttler, Oberveterinär, Staffelstelle 10,00 










































































BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 4? 


£>62 


■ S c h w a n i t z, Feldhilfsveterinär, Pferdclaz. 10,00 M. 

S t a h n , Stabsveterinär, Kav.-Regt. . . . 0,00 „ 

Steiner, Stabs- und Divisions-Veterinär, 

Art.-Regt. 25,00 „ 

Thurmann, Veterinär, Feldart-Abt. . . 25,00 „ 1 108,50 M. 

Klei n*, Schlackthofleiter und prakt. Tierarzt, Ober- 
veterinär d. Res., Vallendar, Bez. Koblenz 

(1. Rate 1915 100,00 M., 2. Rate 30,00 „ 
Witt, Veterinärrat, Kreistierarzt, Calbe, Bez. Magdebg. 50,50 „ 
W i 11 r o c k, Veterinärrat, Kreistierarzt a. I)., Prenzlau, 

Bez. Potsdam. 50,00 „ 

Bose, Uberstabsveterinär, Haue a. S., * Monats- i ^(j oo 

Fleischer, Oberstabsveterinär, Halle a. S., Beitrag J ’ ” 

Baesler, Feldhilfsveterinär, mob. Landst.-Esk. i. \Y. 20,00 „ 

Durch Oberveterinär Kleine, Veterinär-ltef. und 
leitenden Veterinär der Verwaltung Littauen: 

Bartbelmes, Stabsveterinär. 20,00 „ 

Durch den Chef veterinär beim Oeneral- 
quartiermeister, Korpsveterinär Lud ewig, 

Großes Hauptquartier: 

L ü t j e, Oberstabsveterinär. 20,00 „ 

Z e m b a c h, Stabsveterinär.15,00 ,, 

Dr. Bach, Veterinär.10,00 „ 

Durch Regierungs- und Veterinärrat 
Lorenz, Marien werder: 

Tierärztekammer Westpreußen 4. Rate. 180,00 „ 

Durch den Armee veterinär beim Oberkommando des 
12. Armeekorps, Korpsstabsveterinär Tennert: 

17. Reservekorps: 

Rouge, Oberstabsveterinär.10,00 M. 

Dr. Pante, Stabsveterinär.10,00 „ 

Taube, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

S e m m r a u, I eidunterveterinär.iu,uu „ 

Schlaefer, Oberveterinär.10,00 „ 

Rosenthal, Veterinär.10,00 „ 

Grzyslak, Veterinär.10,00 „ 

Wende, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Grube, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Lange, Veterinär.10,00 „ 

Dahlenburg, Veterinär.10,00 „ 

Dr. L u n z e , Veterinär.10,00 „ 

W i 11 i g, V eterinär.10,00 „ 

Koch, Feldhilfsveterinär.10,00 „ 

Veitmann, Feldunterveterinär.10,00 „ 

Loer, Veterinär. 10,00 „ 160,00 „ 

Schulz, prakt. Tierarzt, Königsberg.10,00 „ 

Durch den Chef veterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär Lude wig, Großes Hauptquartier: 

Beitrag des Veterinär Mühlbach .10,00 „ 

Durch den Chefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär L u d e w i g, Großes Hauptquartier: 

Heydt, Stabsveterinär .10,00 M. 

T h e e 1, Stabsveterinär.10,00 „ 

B e b e r, Oberveterinär.10,00 „ 

Löscher, Veterinär. 20,00 „ 

Dr. Feldhus, Veterinär.10,00 „ 

Lieblich, Stabsveterinär.10,00 „ 

Wocken, Ober veterinär.10,00 „ 

Gräfe, Veterinär ,.5,00 „ 

Dr. Habe rer, Veterinär.2u,uO „ 

Kalus, Veterinär. 20,00 „ 125,00 „ 

N ehrhaupt, prakt. Tierarzt, Cöln, auch Stabsveteri¬ 
när im Heere, 2. Beitrag. 20,00 „ 

Durch die Kassenverwaltung des Kaiserl. Gouverne¬ 
ments Antwerpen: 

Skerlo, Kreistierarzt, Neumark, Bez. Breslau, auch 

Stabsveterinär im Heere. 40,00 „ 

Durch den ('liefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär Ludewig, Großes Hauptquartier: 

Beiträge der 4. Ersatz-Division: August Sept. 

Steffen, Stabsveterinär . . . 10,00 M. 10,00 M. 

Biesterfeld, Stabsveterinär . lu,uu „ —- „ 

T i e d e in a n n , Veterinär . . . 10,00 „ 10,00 „ 

Taubner, Feldunterveterinär . 5,00 „ e,OU r 

Tcubner, Feldunterveteriuär . 5,00 „ 5,00 „ 

Kerßten, Veterinär .... 5,00 „ 5,00 „ 

Dr. Scheel, Veterinär .... 5,00 „ 5,00 „ 

Soeffner, Stabsveterinär . . 10,00 „ 10,00 „ 

Dr. M e w e s, Veterinär .... 5,00 „ 5,00 „ 

Lehmann, Veterinär .... 5,00 „ 5,00 „ 

W e y 1, Feldhilfsveterinär . . . 5,00 „ 5,00 „ 

S a ß k y, Oberveterinär .... 5,00 „ 5,00 „ 

N e u m a n n , Feldhilfsveterinär . 5,00 „ 5,00 „ 

J e r k e , Veterinär. 5,00 ,, 5,00 „ 

85,00 M. 75,00 M. 100,00 M. 


Durch Stabsveterinär Achter borg i. V. des Armee¬ 
veterinärs der Armeeabteilung Seholtz: 
Dietrich, Oberstabsveterinär, Armeeveteri¬ 
när beim Oberkommando einer Armee- 

Abteilung . 30,00 M. 

Hein z e, Ober veterinär, Kav.-Stabswache 

einer Armeeabteilung.10,00 „ 

Dr. Turawski, Oberveterinär, Pfcrdelaz. . 5,00 „ 

Meyer, Feldhilfsveterinär.5,00 „ 

Paulack, Feldunterveteriuär, Feld-Art.-R. 5,DU „ 

B a u in a n n , Stabsveterinär, uiv.-Stab . . 25,00 „ 
Velmelage, Stabsveterinär, Feld-Art.-R. . 10,00 „ 

Dr. R e i c h e r t, Stabsveterinär, Ferasp.-Abt. 10,00 „ 
Dr. P o m in r i c h, Uberveterinär, Stanelst. . 5,00 „ 

Albrandt, \ eterinär, Kav.-Kegt. .... 5,00 „ 

Dr. Metzger, Veterinär, Pierdelaz. . . . 5,00 „ 

S c h e u d e 1, V eterinär, Pferdedepot . . . 5,00 „ 

Bunnenberg, Veterinär, runrp.-ivci. . . o,uu » 

Hollbeck, Veterinär, Fuhrpark-Kol. . . 5,00 „ 

Dr. Wiegmann, Veterinär, Feid-ArL-Kgt. 10,00 „ 
Kösner, Feldhilfsveterinär, Pferdelaz. . . 5,00 „ 

Moser, Feldhilfsveterinär, Fuhrpark-Kol. . 5,00 „ 

G r o t i a n, Feldhilfsveterinär, Führp.-Kol. . 5,00 ,, 

Dr. Schröder, Ieidunterveterinär, Artill.- 

Munitions-Kolonne.5,00 „ 

P i e 1 o c k, Feldunterveteriuär, Pfcrdelaz. . 5,00 ,, 

Müller, Oberstabsvetermär, Div.-Stab . . 20,00 „ 
Dr. Al brecht, Oberstabsveterinär, Feld- 

Artillerie-Kegiment.10,00 „ 

Dr. Pins, Ubervetermär, Feld-Art.-Regt. . .. 20,00 „ 
Schüler, 1 eldhiitsveterinär, Jb eld-Art.-Rgt. 10,00 „ 
Dr. Feldmann, Veterinär, leid-Art.-Regt. 10,00 „ 
Ungenannter Veterinär, Feld-Art.-Regt. . . . 5,00 „ 

Klothe, Veterinär, Fußart.-Batl.20,Uü „ 

Holle, Veterinär, Kav.-Abteilung .... 10,00 „ 
Dr. Berg, Oberveterinär, lulant.-Mun.-Kol. 20,OU „ 
Dr. Felten, Veterinär, Fuhrpark-Kol. . . 20,00 „ 
Kasboüm, F eluunterveiermär, Minen w.- 

Kompagnie .10,00 „ 

Dr. Schermer, \ eterinär, Pferdelaz. . . 10,00 „ 
von G i 1 s, Feldhilfsveterinär, Pferdelaz. . . 10,00 „ 
Dr. Bartsch, Oberveterinär, Pferdelaz. . . 10,00 „ 
P u s c n , Feidmiisveiennär, brerdeiaz. . . . io,uv „ 

Dr. Albert, Stabsveterinär, Div.-Stab . . 20,00 „ 
Grote, Stabsveterinär, Feid-Art.-Regt. . . 10,00 „ 
Matzei, Veterinär, Garde-FußarL-Kegt. . . 20,00 „ 
Dr. Block, Veterinär, Feldart.-Kegt. . . . 10,00 „ 

v. d. Broeck, Veterinär, Statfelstab . . . 5,00 „ 

Dr. Berg, Veterinär, Feldart.-Regt. . . . 10,00 „ 

Dr. Fromm, Veterinär, Kes.-F uhrp.-Kol. . 15,00 „ 
Streit, Feldhilfsveterinär, Eeldart.-Kegt. . 10,00 „ 
Mollenhauer, Veterinär, Kes.-f'ter uedep. 1 „ 

Dr. Hesse, Veterinär, Gefechtsstaffel . . 10,00 ,, 
Brohl, Stabsveterinär, Div.-Stab .... 10,00 „ 
F o k k e n , Stabsveterinär, Feldart-Regt. . . 10,00 „ 
Wal deck, Stabsveterinär, Fußart.-Regt. . 10,00 „ 
Winkler, Oberveterinär, Kav.-Kegt. . . . 10,00 „ 

Becker, Oberveterinär, Feldart.-itegt. . . 10,00 „ 

Bergelt, Oberveterinär, Pferdelaz. . . . 10,00 „ 

Fortinann, Überveterinär, Stalfelstab . . 10,00 „ 
.Niemeyer, Veterinär, FcldarL-Regt. . . 10,00,, 

H u s t i g, Veterinär, Feidart.-Regt.15,00 „ 

Jung, Veterinär, Fußart.-Regt.10,00 „ 

Lang, Veterinär, Feldart.-Regt..10,00 „ 

Neu mann, Veterinär, Art.-Mun.-Kol. . . 10,00,, 
Nockier, Veterinär, Fußart.-Regt. . . . 8,00 „ 

Kuropka, Feldhilfsveterinär, Führp.-Kol. 10,00 „ 
T h i e m e , F eldhilfsveterinär, Minenw.-Komp. 10,00 „ 
Proksch, Feldhilfsveterinär, Inf.-Regt. . . 20,00 „ 
Osterwald, Stabsveterinär, Div.-Stab . . 20,00 „ 
Gärtner, Stabsveterinär, Regiments-Stab, 

Kavallerie-Regt.10,00 „ 

Dr. E i c k m a n n , Oberveterinär, Art.-Abt. . 20,00 „ 

R o e m i s c h, Veterinär, Kav.-Kegt. . . . 15,00 „ 

Frörst er, Feldhilfsveterinär, Kav.-Regt. . 15,00 „ 
Dr. W iedemann, Oberveterinär, Kav.-Rgt. 10,00 „ 
Bahlke, Feldhilfsveterinär, Kav.-Regt. . . 5,00 „ 

Dr. Bahlke, Oberveterinär, Kav.-Regt. . . 5,00 „ 

D i e t z e, Oberveterinär, Kav.-Regt. . . . 5,00 „ 

S t a r c k, Veterinär, Mun.-Kol.10,00 „ 

Wesselmann, Feldhilfsveterinär, Nach¬ 
richten-Abteilung .10,00 „ 

Schneider, Oberveterinär, Kav.-Regt. . . 5,00 „ 

Dr. Dauers, Veterinär, Fuhrpark-Kol. . . 10,00 „ 
Tangermann, Feldhilfsveterinär, Feldluft- 

schiffer-Abteilung.10,00 „ 

Dr. W i e n d i e c k, Stabsveterinär, Div.-Stab 20,00 „ 
A c h t e r b e r g. Stabsveterinär, Div.-Stab . 20,00 „ 

















































23. 'KovfctftW 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


363 


Wickel, Stabsveterinär, Pferdelaz. . . . 
Becker, Stabsveterinär, Staffelstab . . . 
Di*. E i c h 1 e r, Stabsveterinär, Fußart.-Regt. 
K o w a 1 z i c k , Oberveterinär, Feldart.-Regt. 
l)r. Stietenroth, Überveterinär, Fußart.- 

Regiment. 

Henke, Oberveterinär, Feldart.-Regt. . . 
Davidsohn, Oberveterinär, Pferdedepot . 
Faßbender, Oberveterinär, Kav.-Regt. . 
Meents, Veterinär, Pferdelazarett . . . . 
Dr. Münzner, Veterinär, Staffelstab . . . 
Lessinski, Veterinär, Prov.-Kolonne . . 
Zieh me, Feldhilfsveterinär, Minenw.-Fornir 
Almes, Feldhilfsveterinär, Feldart.-Regt. . 
Koch, Feldhilfsveterinär, Pferdelazarett . . 
Schröder, Feldunterveterinär, Feldart.- 

Regiment. 

M i e t z n e r, Feldhilfsveterinär, Kav.-Regt. . 
S e e b a n d, Veterinär, lnfant.-Div., Monats¬ 
beitrag für Oktober.^ 


20,00 M. 
20,00 „ 
10,00 „ 
10,00 „ 


10,00 „ 
10,00 ,, 
20,00 ,, 
10,00 „ 
10,00 ., 
30,00 „ 
10,00 „ 
15,00 ,. 
15,00 „ 
10,00 „ 


10,00 „ 
5,00 ,, 


20,00 „ 1078,00 M 


Durch Stabs- und Divisions-Veterinär Dr. H e r b i g: 

Beiträge der Veterinäroffiziere der 111. Inf. -Division . 65,00 


Dr. Fuchs, Stabsveterinär, Pferdelazarett, 20. A.-K. 100,00 „ 
(Kr. u. Gr. T. T. A. i. Pr.-Holland i. üstpr.) 

Arnsdorf, Leiter der Ausland-Fleischbeschaustation 

Königsberg, als Oberveterinär im Heere .... 10,00 ,, 

Durch Armeeveterinär der 8. Armee, Korps¬ 
stabsveterinär L e w i n : 

Dr. Heide, Veterinär, Staffelstab .... 20,00 M. 

Dr. Meyer, Veterinär, Staffelstab .... 20,00 „ 

W urach, Feldhilfsveterinär, Pferdelazarett 30,00,, 

Otto, Veterinär, Fußart.-Batl. 50,00,, 

Dr. Burger, Veterinär, Feldart.-Regt. . . 100,00 „ 

Dr. D obers, Oberveterinär, Pferdedepot . 20,00 „ 

Jah, Unterveterinär, Kav.-Esk.3,00 „ 

Becker, Oberveterinär, Kav.-Regt. . . . 10,00 „ 

Dr. Fischer, Stabsveterinär, Kav.-Regt. . *5,00 „ 

Dr. Krieger, Veterinär, Kav.-Regt. . . . *5,00 „ 

Süppel, Veterinär, Kav.-Regt.*5,00 „ 

Dr. v. Müller, Oberveterinär, Kav.-Regt, . *10,00 „ 

Dr. Preisrich, Veterinär, Feldart.-Regt. . *10,00 „ 

Wolf, Stabsveterinär, Pferdelazarett . . . *10,00 „ 

Schulze, Oberstabsveterinär, Div.-V. . . *10,00 „ 

D e t h 1 e f s, Veterinär, Kav.-Regt.10,00 „ 

B o s m a n n , Stabsveterinär, Kav.-Regt. . . 10,00 „ 

Krause, Oberveterinär, Kav.-Regt. . . . 10,00 „ 

Dr. B r i c k e r t, Oberveterinär, Gr. Bagage 20,00 „ 

F o 11 r i c h s , Veterinär, Kav.-Regt. . . . 10,00 „ 

Thormählen, Feldhilfsveterinär, Kav.- 

Regiment.5,00 „ 

Hildebrandt, Veterinär, Et.-Fuhrp.-Kol. 10,00 „ 

Kegel, Stabsveterinär, Pferdedepot d. Et. | 

Haffmanns, Oberveterinär,Pfd.-Dep. d. Et. > 40,00,, 

Bogacki, Unter veterinär, Pferdedep. d. Et. ) 


Berndt, Feldhilfsveterinär, Magazin-Fuhr- 

park-Kolonne.10,00 ,, 

Dr. L i n d e ra a n n , Veterinär, Mag.-Fuhr- 

park-Kolonne. 25,00 „ 

Gräni hg, Stabsveteriniy*, Div.-Veterinär . 20,00 ,, 

Krause, Stabsveterinär, Leiter eines 

Pferdelazaretts. 20,00 „ 

Karstedt, Stabsveterinär, reitende Ab¬ 
teilung Feld-Art.-Regt.10,00 ,, 

Dr. v. Müller, Oberveterinär, Kav.-Regt. . 10,00 ,, 

Becker, Veterinär, reit. Abt. Feldart.-Regt. 15,00 „ 

W i r t h s, Veterinär, Prov.-Kol.. 10,00 ,, 

Dr. L o e w e , Oberveterinär, Kav.-Regt. . . 20,00 „ 

Seibert, Veterinär, Fußart.-Regt. . . . 15,00,, 

Dr. Müller, Veterinär, Kav.-Regt. 20,00 „ 

Dr. Münnich, Veterinär, Kav.-Regt. . . . 5,00 „ 

Dr. Fickert, Veterinär, Kav.-Regt. . . . 5,00 „ 

Weißgerber, Veterinär, Kav.-Regt. . . 5,00 „ 

Müller, Veterinär, Pferdelazarett .... 20,00 „ 
Thormählen, Feldhilfsveterinär, Kav.- 

Regiment.5,00 ,, 

S p i 11 e r, Feldhilfsveterinär, Nachr.-Abtlg. . 5,00 ., 

Knäfel, Feldunterveterinär, Pferdelazarett 10,00,, 

Frerichs, Veterinär, Kav.-Regt.10,00,, 

Klein, Stabsveterinär, Stabswache . . . 10,00 „ 673,00 „ 


Davon ab die mit * versehenen Beträge, die 
auf Wunsch an die Beratungs¬ 
und Fürsorgeste11e für die 
im Felde stehenden sächs. 

Tierärzte abgeftihrt wurden . . . 55,00 M. 618,C0 M. 


Engel, Stabsveterinär,' Monatsrate f. August tu Sept. 3Ö$0 M. 
Durch Stabsveterinär Engel, leit.• Veterinär d. V. . 

Ersatz-Division: ' \ \F; 

Kluge, Veterinär, Monatsrate für August ü. Sept. : . . 15,00 

Durcli Verlagsbuchhan dliing M. u. H, Schäfte- 
Hannover, S c h r i f t s t e (1 e r li o n öja fß : 
Oberschulte, Schlachthofdirektor, Lüdenscheid .V 10,50J,; r 
Ostermann, Veterinärrat, Kreistierarzt, Herford, 

Bezirk Minden . . . . . . . . . 2,50; ^ ’ 

K e in p a., Kreistierarzt, Habelschwerdt, Bez: ' Breslau,, , . 

2. Rate.‘ . &),00 

W i 1 h e 1 m s , Stabsveterinär bei einer Res. : FUhrp.-K.öl. 20,00.,, } 

Durch Stabsveterinär Achterb erg, im Verbände des '. . v 

Armee Veterinärs d. Armee- Abt. S c ho 1 t.z : t >: 

Nachträglich eingegangene' Beiträge:' 5 : - 

Kraus, Ober veterinär bei einem Räv.-Regt. : 15,00 \,I 

Seele, Veterinär bei einem' Art.-Regt. . . . . . ’.. 1 15,00 

Durch den Herrn Armee veterinär d. X. A r m e c, 

Korps Stabs veterinär Gr ü ne, r : 

F r e i g a n g, Stabsveterinär, Kav.-Stabsw< hui, einem ' 

Armee-Oberkommando fm Osten ...... 10,00 ,, 

Arndt, Oberveterinär bei einer Res.-Div. .... 30,00 ., 

B i e r b a u m, Stabsveterinär b. eihem'Etapp.-Pferdelai^ • ‘5,00 „ 
Durch Stabsveterinär Berger vöii l deii' VöferfnäreA ■ 1 

einer Landw.-Div. . . . ., ... i h 111,00; 

Christ, Oberstabsveterinär bei einem Feldart.-Regt... ^QCL., 

L ü li r s , Stabsveterinär bei einem Etappen-Pferdelaz . . 10,0Ö ,, 

Schlußsumme im Monat Oktober 5378,40 M. 

t . ! • 

2. Auszahlungen i m Mcnat 0 kt ober.:, 

Laufende Beträge 12 mal 100 M. — 1200,00 M. 

5 „ 50 „ = 280,00 „ 

1 „ 25 „ = 25,00 „ 

Einmalige Beträge 1 „ 400 „ = 400j00 „ 

1 200 ,, • =■ 200,0Q, „ 

Summa 2075,00 

ZusammensteUung: 

Eingänge im Monat Oktober 537,8,40 M. 

Ausgänge im Monat Oktober 2075,00 M. 

Unser Guthaben bei der Kreissparkasse in Alfeld betrug 
am 31. Oktober im Sparkassenbuch Serie 2 

Nr. 28 460 ...... .. 12572,79 M. 

im Konto-Gcgenbuchc, Konto Nr. H , > 7789 ,20 „ 

Zusammeir 20361,99nMj 
Zeichnung zur V. Kriegsanleihe . . . . . . , 25000^00 «MU 

Gesamtvermögen am 31. Oktober 1916 ‘ ; . . . . 45361,99 Mi ! 

Nachdem uns durch gütige Vermittlung des Herrn Korp&staUs- 
yeterinär Ludewig, Chefveterinär beim Generalquärtieriiieister 
im Großen Hauptquarier (Westen), vor! dem- genannten Herrn 
unterstellten Veterinäroffiziere» scliöft seit längerer'Zeit dFa B&? 
träge ansehnlicher Sammlungen zugegangen sind,; erscheinen in deip- 
vorliegenden Berichte erstmalig Sammlungsbeträge von den O s t,-! 
fronten, die wir der liebenswürdigen Mitwirkung des ChefvetWinäfs? 
beim Stabe des Oberbefehlshabers Ost, Herrn KorpsStäbswterih&P 
Grammlich, zu verdanken haben, der es uns ertoöglichte,.auch.', 
den im Osten stehenden Veterinäroffilieren unsere Aufklärungs¬ 
schriften zugänglich zu machen. Wie der heutige Bericht beweist,. 
ist der erste Erfolg auch aus dem Osten recht erfreulich. Es ’ 
ist mir deshalb heute eine besonders angenehme, Pflicht, den beiden 
Herren Chefveterinären Ludewig und Grammlich im Namen 
des Vorstandes auch an dieser Stelle besonderen Dank für ihre 
Mitarbeit auszusprechen. Herzlichen Dank aber "auch den Herren, 
Armeeveterinären sowie den übrigen leitenden Herren Veterinär- 
Offizieren, die sich bisher der Mühe der Sammlungen in Vorbild? 
lieber Weise unterzogen, und nicht zuletzt auch allen opferwillige» 
Kameraden an den beiden Fronten, welche durch oftmals beträcht¬ 
liche Spenden beweisen und hoffentlich auch ferner bezeugen wer- 
den, daß ihnen, obwolil seit langer Zeit der Heimat fern, trotzdem 
daran gelegen ist, die wirtschaftlichen Nöte der durch den Krieg- 
unverschuldet in Bedrängnis geratenen Kollegenfamilien in der 
Heimat mit lindern zu helfen. Wenn wir auch für die Zukunft ei»!; 
derart erfreuliches Zusammenarbeiten der Kollegen, in der Heimgt 
wie im Felde, erhoffen dürfen, werden wir auch voraussichtlich in ’ 
der Lage sein, am Ende des großen Völkerkrieges die in ihre 'alten 
Wirkungskreise zurückkehrenden Kollegen nicht allein mit Rat- 1 
Schlägen, sondern auch mit der Tat unterstützen und überall dort 
helfen zu können, wo sich ihnen besondere Schwierigkeiten beim 
Wiederaufbau ihrer beruflichen und wirtschaftlichen Verhältnisse;; 
entgegen stellen sollten. Dieser Hoffnungsgedanke wird zahlreichen:'! 
draußen stehenden Kollegen, die, wie viele an uns gelangende > 
Schriften beweisen, sich schon heute mit Recht Sorgen • där$beir v 
machen, wie sie ihre wirtschaftlichen Verhältnisse nach. dem löiege 
wieder rangieren sollen,* zur Beruhigung dienen. 



























564 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ho. 47. 


Die Preußische Tierärzteschaft beweist um 60 mehr den ihr 
innewohnenden Geist der Zusammengehörigkeit, wenn die ge¬ 
samte Kollegenschaft, ob beamtete oder nichtbeamtete 
Tierärzte, ob aktive oder Veterinäroffiziere des Beurlaubten¬ 
standes, sich ohne jeden Unterschied an der Bildung eines 
ausreichenden Fonds zur Steuerung der Notlage wirtschaftlich 
schwacher Kollegenfamilien beteiligt. Unterschiede und Gegensätze 
der einzelnen tierärztlichen Berufsgruppen darf es während eines 
derartigen Weltkrieges, in dem das gesamte deutsche Volk einmütig 
zusammenhält und auch nachher in der preußischen Tierärzte¬ 
schaft nicht geben! 

Auf die am Sonntag, den 26. November, mittags 12 Uhr, im 
Hörsaale des Anatomischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule 
zu Hannover stattfindende 3. Generalversammlung unserer Kriegs- 
.fürsorgeeinrichtung sei nochmals aufmerksam gemacht. 

Weitere Beiträge werden erbeten an unsere Zentralkasse, 
Kreissparkasse des Kreises Alfeld in Alfeld a, L., 
Postscheckkonto Hannover Nr. 3042. Auch der Unter¬ 
zeichnete Kassenführer ist jederzeit zur Annahme von Spenden 
bereit 

Hannover, im November 1916. 

Misburgerdamm 15. Friese, Stabsveterinär, 

/ * Schrift- und Kassenführer. 

KriegsfBrsorgeeliuiohtiing für die preußischen Tierärzte. 

Einladung zu der am Sonntag, den 26. November 1916, mittags 
12 Uhr, im Hörsaale des Anatomischen Instituts der Tierärztlichen 
Hochschule zu Hannover stattfindenden 3. Generalversammlung. 

Tagesordnung: 

1. Eröffnung. 

2. Geschäfts- und Kassenbericht 

3. Kassenprtifung und Entlastung des Kassenführers. 

4. Beratung und Beschlußfassung über die Aufbringung weiterer 
Mittel. 

5. Verschiedenes. 

Jeder Kollege, der Beitrag an eine preußische Tierärztekammer 
entrichtet, ist freundlichst zur Teilnahme eingeladen und hat auf 
der Versammlung das Recht, Anträge zu stellen und freie Kritik 
zu üben. 

Nach Schluß der Versammlung findet ein gemeinschaftliches 
Mittagessen im Hotel Amsterdam am Klagesmarkte statt. 

Mit kollegialer Begrüßung 

Dr. Esser, Heyne, Friese. 

— KrlegsfQrsorge de« Deutschen Veterlnärrates. Der Inhaber der 
Firma H. Hauptn er- Berlin, Herr Kommerzienrat Rudolf 
Hauptner, hat dem Präsidenten des Deutschen Veterinärrates 
in dankenswerter Weise weitere 10000 M. in 5proz. Deutscher 
Reichsauleihe für die Zwecke der tierärztlichen Kriegsftirsorge 
zur Verfügung gestellt 

— Tierärztliche Heobeohule Berlin. Die Zahl der im Wintersemester 
1916/17 immatrikulierten Studierenden beträgt 172, davon gehören 
27 zur Tierärztlichen Hochschule und 145 zur Militär*Veterinär- 
Akademie. Das erste Semester zählt 18, wovon 17 Studierende der 
Militär-Veterinär-Akademie angehören. Neu immatrikuliert von 
anderen Hochschulen: 3. Die Zahl der Ausländer betägt 3. 

Außerdem erledigt in diesem Semester 1 Kandidat sein Staats¬ 
examen. _ 


Bücherbesprechungen. 

— Tierärztlicher Taschenkalender für 1917. Bearbeitet und heraus¬ 
gegeben von Geh. Hofrat Dr. M. Albrecht, o. ö. Professor an der Tier¬ 
ärztlichen Fakultät der Universität München, und H. Bürchner, K. B. Be¬ 
zirkstierarzt a. D. in Utting a. Ammersee. 21. Jahrgang. Druck und Ver¬ 
tag von J. Gotteswinter, München, Theatinerstr. 18. 

Das frühe Erscheinen des 21. Jahrganges des Tierärztlichen Taschen¬ 
kalenders von Albrecht und Bürchner, der im Verlage von 
J. Gotteswinter in München gedruckt und verlegt wird, ist durch 
die Kriegsverhältnisse, insbesondere wohl durch die zu erwartenden 
Schwierigkeiten bei der Drucklegung veranlaßt worden. Trotz der er¬ 
schwerten Materialbeschaffung hat der Kalender seine geschmackvolle 
äußere Form behalten und ist in seinem Inhalt durch Aufnahme neuerer 
bayerischer Ministerialbekanntmachungen und Entschließungen auf den 
verschiedenen Gebieten, durch Ergänzung anderer Kapitel vervollständigt 
worden. Jedoch hat die herrschende Papierknappheit eine Beschränkung 
des Personalverzeichnisses auf das bayerische tierärztliche Personal not¬ 
wendig gemacht, eine Änderung, die zurzeit bei dem ständigen Wechsel 
der Personalien als unwesentlich angesehen werden kann. Wünschenswert 
wäre jedoch eine Durchsicht und Änderung der angegebenen Arzneimittel¬ 
preise, da die genannten Taxpreise (Arzneitaxe von 1911) zum Teil weit 
unter den Preisen der neuen Taxen stehen, eine wesentliche Ermäßigung 
dieser Preise aber selbst bei baldiger Kriegsbeendigung nicht zu er¬ 
warten ist. e. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Militär¬ 
verdienstorden 4. Kl. mit Schwertern: dem Oberveterinär v. Neger 
(II München) und dem Veterinär d.Res. Lothar Hofmiller (Weilheim).— 
Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern des Kgl. Sächs. Albrechts- 
ordens: dem Veterinär der Res. Willi Kolke aus Bettrum. — Das 
Großh. Badische Kriegsverdienstkreuz: dem Bezirkstierarzt Vete¬ 
rinärrat Gustav Gehri in Bruchsal 

Ernennungen: Tierarzt Dr. Koops in Kaltenkirchen ist in die 
Zivilverwaltung für Russ.-Polen berufen und zum Kreistierarzt des 
Kreises Wengow ernannt worden. 

Versetzt: Kreistierarzt Dr. Friedemann von Neüß nach Bonn. 

Ruhestandsversetzung: Bezirkstierarzt A. Viü in Gerolzhofen. 

Das Examen als beamteter Tierarzt hat bestanden: InMünchen: 
Oberveterinär Dr. Karl Schultz , Kantonaltierarzt in Delme. 

In der Armee: Preußen: Für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses angestellt unter Beförderung zu Veterinäroffizieren: 
zu Stabsveterinären ohne Patent: Loderhose (Höchst a. M.), Ober- 
veterinär d. L. a. D. bei der II. Ers.-Abt. Feldart.-Regts. Nr. 25, 
Günther (Weißenfels), Oberveterinär a. D. (Beamter) bei d. Ers.-Esk. 
Kür.-Regts. Nr. 7. — Für die Dauer des mobilen Verhältnisses an- 
gestellte Veterinäroffiziere befördert: zu Oberstabsveterinären: die 
Stabsveterinäre: Fleer (II Cöln) b. Fest-Fuhrpark Cöln, Fermer (Lü¬ 
beck) b. d. Ers.-Esk. Drag.-Regts. Nr. 18; Zamack (I Königsberg), 
Oberveterinär bei der Ers.-Abt. Train-Abt. 20, zum Stabsveterinär 
Hansen (Jens) (Flensburg), Oberveterinär b. Feldart-Regt Nr. 183, zum 
Stabsveterinär ohne Patent Als Veterinäroffiziere für die Dauer des 
mobilen Verhältnisses angestellt: als Stabsveterinäre: die Tierärzte: 
Casparius (Cüstrin) b. Etappen-Pferdelazarett 177 d. 10. Armee. 
Franxke (Muskau) bei d. Ers.-Esk. Ulan.-Regts. Nr. 1. — Für die 
Dauer des mobilen Verhältnisses angestellte Veterinäroffiziere be¬ 
fördert: zu Stabsveterinären: die Oberveterinäre: Dr. Martin (I Darm¬ 
stadt) bei d. Ers.-Esk. Drag.-Regts. Nr. 23, Schmidt (Jacob) (Flens¬ 
burg) b. Etappen-Pferdelazarett 154 d. 8. Armee, Scholtx (Glogau) 
bei der Etappen-Mun.-Kol. Abt 8 d. Armee-Abt Scholtz, Fortmann 
(Gnesen) b. Staffelstabe 148 d. 88. Inf.-Div., Baum (Kosten) b. Res.- 
Feldart.-Regt. Nr. 67, Schirop (Landsberg a. W.) b. Feldart-Regt 
Nr. 237, DoU (Lörrach) b. Fußart-Regt. Nr. 14, Steinmetz (Naum¬ 
burg) beim Feldart-Regt. Nr. 243, Brandt (Otto) (Neuhaidensleben) 
b. StaffelBtabe 111 d. 111. Inf.-Division, Scheel (Neütomischel) b. d. 
Fuhrp.-Kol. 6 d. Garde-Res.-Korps, Kurxidym (Ratibor) b. Pferde- 
Laz. Schweidnitz, Rönnefarth (Spandau) bei d. Mag.-Fuhrp.-KoL 385 
d. 8. Armee, Werner (Stargard) b. Gouv. Metz, Kröhn (Tilsit) bei d. 
II. Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 52, Maus (Wetzlar) b. Etapp.-Pferde- 
depot 1 d. Armee-Abt. Scholtz; zu Oberveterinären: die Veterinäre: 
Naumann (II Altona) b. Staffelstabe 12 d. IH. A.-K., Wilties (II Al¬ 
tona) b. Pferde-Laz. Mülhausen i. Eis., Wiegmann (Anklam) b. Feld- 
art.-Regt. Nr. 87, Breslauer (V Berlin) b. Ers.-Pferdedepot Berlin, 
Dr. Sen ft (V Berlin) b. Feldart-Regt Nr. 54, bieronymi (I Breslau) 
b. Ers.-Pferdedepot Breslau, Weis eher (I Dortmund) bei den Mag.- 
Kolonnen d. VH. A.-K., Dr. Lenzmann (II Dortmund) b. Pferde-Laz. 
Antwerpen, Dr. Christ (Erbach) b. Korps-Brücken-Train 58, Kalt 
(I Essen) bei der II. Ers.-Abt Feldart-Regts. Nr. 59, Völkel (Flens¬ 
burg) b. Res.-Pferdelaz. 24 d. 3. Garde-Inf.-Division, Speckt (Frank¬ 
furt a. 0.) b. Zentral-Pferdedepot 3 Potsdam, Schick (Geldern) bei 
d. Pferde-Ers.-Abt. Münster, Kubitxa (Gnesen) b. Ers.-Pferdedepot 
Altdamm, Schliecker (I Hamburg) b. Ers.-Depot Drag.-Regts. Nr. 16, 
Gerke (I Hamburg) b. Res. Feldart. Regt. Nr. 66, Weiffenbach (Lennep) 
b. Feldart-Regt. Nr. 219, Dr. Gerhardt (Lüneburg) b. IH. Bat Fuß- 
art-Regts. Nr. 9, Dr. Brehmer (Naumbunj a. S.) b. Feldart-Regt 
Nr. 31, Wientxek (Oppeln)* b. Pferdelazardit Neiße, Schröder (Franz) 
(Potsdam) b. d. H. Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 18, Bonatx (Stade) 
bei d. Etappen-Telegr.-Dir. 12, Dohms (Stargard) b. Res.-Feldart- 
Regt. Nr. 67, Lowasser (Thom) b. Pferdedepot 130 d. 1. Landwehr- 
Division. — Als Veterinäroffiziere für die Dauer des mobilen Ver¬ 
hältnisses angestellt unter Beförderung zu Veterinären: die Unter- 
veterinäre: Killig (Altenburg) b. Feldart-Regt Nr. 74, Dr. Türk 
(V Berlin) beim Feldart-Regt. Nr. 102, Laß (V Berlin) beim Staffel¬ 
Btabe 187 d. 187. Inf.-Div., Bartel (V Berlin) b. Ers.-Pferdedepot 
Spandau, Müller (Werner) (Frankfurt a. 0.) b. Res.-Feldart.-Regt 
Nr. 69, Liebetanx (Gnesen) b. Etappen-Pferdelazarett der Deutschen 
Südarmee, Jahn (Goldap) b. Drag.-Regt Nr. 10, Hönsch (I Hannover) 
bei der Fuhrp.-Kol. 3ü7 des Staffelstabes 273 d. XV. Res.-Korps, 
Friedheim (Hildesheim) bei der H. Ers.-Abt Feldart-Regts. Nr. 51, 
Stöicener (Hildesheim) b. Pferdedepot 4 der 4. Ers.-Division, Marquart 
(Karlsruhe) bei der II. Ers.-Abt. Feldart-Regts. Nr. 14. 

Todesfall: Tierarzt A. Bergsteiner in Zorneding. 


Vakanzen. 

Sohlachthofstelle: Frankfurt a. Oder:* Direktor zum 
1. April 1917. Anfangsgehalt 4000 M., steigend bis 5500 M., 
Dienstwohnung, Heizung usw. Bewerb, bis 10. Dezember 1916 an 
den Magistrat. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetx In Berlin. — 

Druck Ton W. Büxenatein, Berlin. 



DU IWrtntllek* WoebeoMbrlft* «nthsiu 

wöchentlich In verlege von Rieberd Behoets ln 
Berlin BW. 48« Wilhelmen*. 10. Doreb Jedes denteebe 
Postamt wird dieselbe cum Preise von M. 5.— viertel* 
Jfthrlleh (eusrehlleBlloh Bestellgeld) geliefert, (öster* 
reichliche Post-Zeitungs- Preisliste Nr. 674. Ungsrlsehe 
Nr. 86.; Einseinummern 60 P£. 


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Orlginelbeltrftge werden mit 50 Wk., in Petttssts mit 
60 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripte^ 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe man 
an senden an Professor Olage. Hamburg, Osterstr. XI) 
Korrekturen, Reseustons- Exemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Richard 8ohoeta, Berlin 8W.48, Wilhelmstr. IR 


Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Profi Dr. Schmaltz-Berlin 

nnter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke Schlachth.-Dlr. Halfer Heg.- n. Geh. Vet-Rat Dr. Lothe« Geh. Oberregiernngsrat Dr. Nevermann 

Hamburg. Referent L Reiche-Kol.-Amt in Berlin. in MOlhansen i. BL ln Odin. Vortrag. Rat im Min. t Landw. m Berlin. 

Professor Dr. Peter Heg.- n. Geh. Vet.-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Schlegel 

Landestierarmt für Hamborg. in Wiesbaden. Bromberg. Professor in Dresden. Professor in Dresden. Professor in Preibur* 

Ober-Med. Rat Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kala. Bakt Inst, Oamams, D.8.W.-A. SUdt-Tierarct in Hamborg. Professor in MOnohen. MltgL <L Kala. Gesundheitsamts ln Berlin. 

Dr. A. Zlmmermann Regierungsrat Zündet 

Professor in Budapest Landestierarst von Elaaö-Lothringcn. 

_ Verantwortlicher Schriftleiter; L V. Prof. Olage ___ 

XXXII. Jahrgang 1916. 48. Ausgegeben am 30. November. 


Inhalt: Dalkiewicz: Ergebnisse der dreijährigen Versuche auf dem Gebiete der Bekämpfung des 
Abortus epizooticus in G a 1 i z i e n. (Fortsetzung.; — Waldmann: Entgegnung auf die Ausführungen 
Dr. Pfeilers in dem Referat über die Arbeit von Froh n er: „Ergebnisse der im Aufträge des 
Preußischen Landwirtschafts-Ministeriums vorgenommenen vergleichenden Rotzunter¬ 
suchungen größerer Pferdebestände mit Mallein-Augen probe und B 1 u t p r o b e a . — Referate: 
Pollack: Narkophin als Ersatz für Morphium. — Fuchs: Zur Technik der intravenösen Neosalvarsaninjektion. — 
P o 11 a n d: Das Teerpräparat „Cadogel“. — Judassohn: Über die Behandlung einiger Hautkrankheiten mit Thorium-X- 
(Doromad-)Salben. — Staatsveterinfirwesen : Stand der Tierseuchen in Deutschland — Nahrungsmittelkunde und Fleischbeschau: 
P o s t o 1 k a: über bakterielle Infektion von Hühnereiern. — P o s t o 1 k a: über Eierfäulnis. — Verschiedenes. — Tages¬ 
geschichte: Ehrentafel der Veterinäre. — Einhunderteinundzwanzigste Kriegswoche. — Aus Österreich. — Wille: Tierärzt¬ 
liche Verbandspläne. — Verschiedenes. — Personalien. 


Ergebnisse der dreijährigen Versuche auf dem 
Gebiete der Bekämpfung des Abortus epizooticus 
in Galizien. 

Bericht von Dr. Miecislaus Dalkiewicz, 

Veterinärreferenten des galizischen LandeBausschusses in Lemberg 
und Dozenten an der Tierärztlichen Hochschule in Lemberg (Galizien), 
derzeitigem Cheftierarzte des k. u. k. stabilen Pferdespitals in Olmütz. 

(Fortsetzung.) 

Gestützt auf diese Untersuchungsergebnisse hat der gali- 
zische Landesausschuß die genannte Methode verworfen und, 
indem er mit Ende des Jahres 1912 zwei bakteriologische 
Landesinstitute (in Lemberg und Krakau) ins Leben ge¬ 
rufen hat, die Agglutination als Diagnosticum bei der be¬ 
sprochenen Seuche in Anwendung gebracht. Anlaß dazu 
gaben uns die von Mc. Fadyean und Stockmann, 
G r i n s t e d, H o 11 h und Wall, besonders aber von Zwick 
auf diesem Gebiete verlautbarten Arbeiten. Zwar haben die 
Ausführungen der genannten Forscher nachgewiesen, daß die 
positive Agglutinationsreäktion das Bestehen einer Abortus- 
infektion bei jedem einzelnen Tiere auch nicht erkennen läßt, 
sondern besagt, daß das serumliefernde und positiv reagierende 
Tier infiziert ist oder war, aber wir erstrebten nicht 
die Feststellung der Infektion bei einzelnen Stücken, sondern 
wir bezweckten die möglichst billige und schnellste Konsta¬ 
tierung der Gegenwart der Seuche in der in Betracht kommen¬ 
den Stallung im allgemeinen, da wir überzeugt sind, daß in 
einer solchen mit den Bangschen Bazillen bereits infizierten 
Stallung alle trächtigen Kühe und Kalbinnen ungeachtet 
dessen, ob sie reagieren oder nicht, verwerfen können und einer 
rationellen Pflege oder Behandlung bedürfen. Unserer Meinung 
nach war dieser Zweck durch die Agglutinationsprobe zu 
erreichen, was tatsächlich zugetroffen hat. 


Anfänglich waren wir der Meinung, aus jeder infizierten 
Stallung zu dem Agglutinationsverfahren Blutproben von einer 
größeren Anzahl der Tiere sammeln zu sollen; inzwischen ist 
uns aber der Bericht von Prof. Dr. Nowak aus Krakau 
über die Ergebnisse seiner Untersuchungen in dieser Beziehung 
zugegangen, welcher die gestellte Aufgabe erleichtert hat. 

Nowak hat nämlich aus einigen infizierten Stallungen 
massenhaft Blutproben zum Agglutinationsverfahren, sowohl 
von Tieren, die verworfen, wie auch von solchen, die nicht 
verworfen haben, entnommen und sich dabei die Überzeugung 
verschafft, daß sich zwar die Agglutinationswerte mit dem 
vorausgesetzten Grad der Infektion nicht deckten, da 
die frisch verkalbten Kühe einen geringeren Agglutinations- 
w r ert ergaben, als jene, die nicht abortiert oder die schon ein 
paar Monate früher abortiert haben, daß jedoch unter einer 
großen Zahl von Kühen, die verkalbt haben, das Agglutina¬ 
tionsphänomen nur ganz ausnahmsweise fehlte. 
Gleichzeitig haben die Untersuchungen Nowaks erwiesen, 
w r as auch unsererseits später bestätigt wurde, daß von den 
nicht infizierten Kühen stammende Sera 
niemals ein positives Ergebnis der Agglu¬ 
tinationsprobe geliefert haben, da Sera von 
solchen Tieren den Agglutinationsw r ert von i/ 10 o nie erreichten. 

Auf Grund der besprochenen Untersuchungsergebnisse 
sind wir zu der Ansicht gelangt, daß die Entnahme der Blut¬ 
proben von vielen Tieren aus einer Stallung für unsere Zwecke 
nicht notwendig erscheint, da es uns, wie gesagt, bloß auf die 
Feststellung der Gegenwart der Seuche ankommt, und dieses 
Ziel konnte durch Entnahme von 3—6 Blutproben vollkommen 
erreicht werden. 

Es wäre für diesen Bericht zu weitgehend, die Ergebnisse 
sämtlicher in unseren Instituten durchgeführter Agglutinations* 








566 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 48. 


proben tabellarisch zu schildern, was auch aus dem Grunde 
nicht notwendig erscheint, weil unsere diesbezüglich erzielten 
Resultate sich mit den Ergebnissen der Untersuchungen anderer 
Autoren decken. 

Es wäre nur angezeigt, die von uns zu Agglutinations¬ 
zwecken benützte Art der Blutprobenentnahme, sowie den 
Wert dieser diagnostischen Methode kurz zu besprechen. 

Wir haben bereits früher bemerkt, daß wir aus jeder 
abortusseucheverdächtigen Stallung 3—6 Blutproben zu dem 
besprochenen Verfahren entnommen haben. In Fällen, in wel¬ 
chen in einer Stallung nur ein einziger Abortusfall vorge¬ 
kommen ist, wurden nur drei Proben, und zwar von dem 
Tier, welches verworfen hat, sowie von den beiden nächsten 
Nachbarinnen entnommen; beim Vorkommen von zwei 
Abortusfällen in einer Stallung haben wir von den beiden 
Tieren, sowie von ihren nächsten Nachbarinnen, das sind zu¬ 
sammen 6 Proben gesammelt. Kamen aber in einer seuchen¬ 
verdächtigen Stallung mehrere Fälle von Abortus vor, so 
wurden in der Regel Blutproben entnommen von einer Kuh, 
die am spätesten verworfen hatte und den beiden Nach¬ 
barinnen, ferner von zwei Kühen, die unmittelbar vor der ersten 
abortiert haben, endlich von einer Nachbarin der letzterwähn¬ 
ten Kühe, was wieder zusammen 6 Proben ausmacht. Nur 
in Ausnahmefällen beschränkten wir uns auf die Entnahme der 
Blutproben von zwei Kühen, die abortiert hatten, und bloß von 
einer ihrer Nachbarinnen. 

Bei Anwendung des erwähnten Verfahrens gelang es uns 
immer, beim Vorhandensein des Abortus epizooticus diese 
Seuche in der betreffenden Stallung festzustellen; denn nach 
den Resultaten der bisherigen Beobachtungen hat bei jeder 
Untersuchung wenigstens ein von den entnommenen Blutproben 
stammendes Serum, in mehreren Fällen aber der größere Teil 
der Sera, ja sogar in einigen Fällen jedes Serum das Agglu¬ 
tinationsphänomen gezeigt. 

Es ist dabei ’zu bemerken, daß das bakteriologische In¬ 
stitut in Lemberg*) bei der Wertbestimmung des Agglu¬ 
tinationsphänomens erst den Agglutinationswert V«oo als ab¬ 
solut positive Reaktion betrachtet, dagegen alle niedrigeren 
Werte (Vioo —Vaoo) als zweifelhaft angenommen hat. Diese 
Wertbestimmung wurde vom Lemberger Institute aus dem 
Grunde angenommen, weil nach unseren Erfahrungen sowie 
den Ergebnissen anderer Fachinstitute (z. B. des Kais. 
Gesundheitsamtes in Berlin) das Serum der infizierten Kühe bei 
einer sehr hohen, sogar in die Tausende (Vioooo) gehenden Ver¬ 
dünnung noch eine Agglutinationsreaktion liefern kann. —- 
Würden wir daher in der Zahl der bei uns vorgenommenen 
Untersuchungen auch jene vom Lemberger Institute noch als 
zweifelhaft bezeichneten Reaktionen, welche jedoch nach An¬ 
nahme der meisten Forscher zu den positiven Ergebnissen ge¬ 
zählt werden müssen, berücksichtigen, dann hätte sich ergeben, 
daß von 99 in der oben beschriebenen Weise aus den ver¬ 
seuchten Stallungen entnommenen und untersuchten Blutproben 
72 positiv agglu linierten. 

Bemerkenswert ist dabei der Umstand, daß in einigen 
Fällen das Serum von Kühen, welche nicht abortiert haben, 
höher agglutinierte als jenes Serum, welches von Kühen 
stammte, die verkalbt haben, ferner, daß auch 3 Fälle vorge- 

*) Die Atrglutinationsprohen wurden teilweise im Lemberger 
und teilweise im Krakauer Institute durehgeführt. 


kommen sind, bei welchen Serum von Kühen stammend, die 
frisch abortierten, nicht agglutiniert hat. 

Auf Grund der bisherigen Ergebnisse der durchgeführten 
Untersuchungen können wir konstatieren; daß: 

1. das Agglutinationsphänomen beim Abortus 
epizooticus für die Seuche spezifisch ist, 

2. die Agglutinationsreaktion als ein viel sicheres 
D i a g n o s t i c u m als die diagnostischen Impfungen mit 
Abortin (Amblosin) zu betrachten ist, 

3. die positive Agglutinationsreaktion mit . aller Be¬ 
stimmtheit 

a) das Vorhandensein der Abortus seuche 
in der auf diese Weise untersuchten Stallung, sowie 

b) eine bestehende oder frühere Infektion 
des serumliefernden Tieres mit dem Bang- 
schen Bazillus beweist. 

4. die negative Agglutinationsreaktion uns 
nicht berechtigt, zu behaupten, daß das betreffende Tier mit 
dem Bangschen Bazillus nicht infiziert ist oder war. 
Daraus läßt sich folgern, daß in einzelnen Fällen von Abortus 
das negative Reaktionsergebnis in bezug auf die wissen¬ 
schaftlichen und forensischen Erforder¬ 
nisse keine Sicherheit bietet, daß das betreffende 
Tier von der fraglichen Seuche tatsächlich frei ist. 

5. Ferner ist die besprochene Methode für die sich mit 
dieser Krankheit befassenden Tierärzte einfach, wenig 
zeitraubend, bei Vorhandensein von öffentlichen Labo¬ 
ratorien verhältnismäßig billig und verdient für die prak¬ 
tischen Zwecke unbedingt den Vorzug vor den diagnostischen 
Abortin- (Amblosin-)Impfungen. 

Da wir in der Agglutination ein ganz ausgezeichnetes und 
zuverlässiges Mittel für unsere praktischen Zwecke zur Konsta¬ 
tierung der Seuche in einem seuchenverdächtigen Gehöfte 
besitzen und demzufolge kein Anlaß bestand, andere dia¬ 
gnostische Mittel auf ihre Verwendbarkeit in dieser Hinsicht 
zu prüfen, so haben wir auch von der Berücksichtigung der 
Komplementbindungsmethode Abstand genommen. 

Laut Angaben S. Belfanti's und Sv. Wa 1Ps soll 
zwar die Komplementbindungsmethode gegenüber der Agglu¬ 
tinationsmethode empfindlicher sein, sie soll aber beim Vor¬ 
kommen von Einzelfällen des Abortus auch kein sicheres Dia- 
gnostikum darstellen, und da die Durchführung dieser Methode 
mehr Schwierigkeiten als die Agglutination bietet, so sind wir 
der Meinung, daß die letztere Methode für die praktischen 
Zwecke empfehlenswerter erscheint. 

Nun bleibt noch die Bekämpfung der Abortus- 
seuche zu besprechen. 

Da die Erfolge der bis jetzt zur Anwendung gebrachten 
Bekämpfungsmaßnahmen hygienischer Art, wie Isolierung der 
Tiere und Desinfektion der mit Abortus epizooticus verseuchten 
Stallungen resp. Kuhbestände, nicht immer den gestellten 
Anforderungen entsprachen und außerdem kostspielig bzw. 
schwer durchführbar waren, so haben wir den Weg der 
Serumtherapie beschritten. Die von Sv. Wall und von 
anderen Forschern vertretene Idee, durch die Isolierung der 
Tiere, deren Serum positiv agglutiniert, die Seuche zu be¬ 
kämpfen, erschien uns prinzipiell aus dem Grunde nicht zu¬ 
treffend, 


30. Kovet^er 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


567 


1 . weil schon viele Forscher und wir selbst nachgewiesen 
haben, daß die negativen Agglutinationsreaktioneil das Fehlen 
einer Infektion bei jedem einzelnen Tiere nicht beweisen, 
weshalb das Urteil, ob dies oder jenes Tier schon infiziert ist, 
kein sicheres ist, 

2. weil die Möglichkeit einer neuen Infektion bei jedem 
einzelnen Tiere in einer schon verseuchten Stallung jeden Tag 
und sogar zu jeder Stunde besteht, d. h., daß ein Tier, welches 
heute nicht reagierte, schon morgen reagieren kann. Diese 
Tatsache müßte uns also zur Durchführung der öfteren, perio¬ 
dischen Blutuntersuchungen veranlassen, was wieder schwer 
durchführbar und kostspielig wäre. Daß unsere Voraussetzung 
zutreffend war, haben uns die Untersuchungen Nowaks aus 
Krakau gezeigt. Nowak hat nämlich diese Bekämpfungs¬ 
methode in einigen galizischen Stallungen probeweise ange¬ 
wandt, jedoch keine befriedigenden Resultate erhalten. Die 
Besitzer von zwei auf diese Weise behufs Tilgung des Abortus 
epizooticus behandelten Beständen haben sich über die Erfolg¬ 
losigkeit der Methode und die großen wirtschaftlichen Unan¬ 
nehmlichkeiten bei ihrer Anwendung beklagt. Dann seit Ein¬ 
führung der Maßnahmen, welche seitens der betreffenden Guts¬ 
verwaltungen genau durchgeführt waren, haben mehrere Kühe 
weiter verworfen, und außerdem verminderte sich ganz be¬ 
deutend der Milchertrag, weil durch mehrmalige Umstellungen 
der Kühe die individuelle bzw. Gruppen-Fütterung derselben 
gestört wurde und mit Schwierigkeiten verbunden war. Aus 
diesen Gründen haben wir die genannte Idee nicht verfolgt. 
Gestützt auf die Ergebnisse der von Bang sowie von der 
englischen Kommission und von anderen Forschern ange- 
stellten Versuche haben wir zu den Heil- resp. Schutzimpfungen 
mit den bekannten Impfstoffen gegriffen. 

Aus den Berichten der Gesellschaft für Seuchenbe¬ 
kämpfung in Frankfurt hat sich ergeben, daß viele praktische 
Tierärzte Deutschlands in dem Amblosin nicht nur ein Dia- 
gnostikum, sondern auch ein günstig wirkendes Heil- bzw. 
Schutzmittel gegen Abortus epizooticus sahen. 

Die Ergebnisse dieser Versuche haben uns zur Durch¬ 
führung eigener Untersuchungen mit dem genannten Mittel 
veranlaßt, und erlauben wir uns über die diesbezüglichen Re¬ 
sultate folgendes zu berichten: 

I. Oberwähntes Gut B. Die Seuche herrscht auf dem 
Gute seit dem Jahre 1910. Im Laufe der Jahre 1910 und 1911 haben 
zusammen 27 Rinder verworfen. 

Die am 10. September 1911 durchgeführte diagnostische Impfung 
mit Amblosin hat das Vorhandensein der Infektion des Stalles mit 
den Bang sehen Bazillen ergeben. (Siehe Tab. I.) 

Auf Grund dieser Diagnose wurden alle trächtigen Kühe und 
Kalbinnen, von ganz frisch belegten angefangen bis auf jene, welche 
über sechs Monate trächtig waren, genau nach der Vorschrift der 
Gesellschaft für Seuchenbekämpfung in Frankfurt den dreimaligen 
Heil- resp. Schutzimpfungen unterzogen. 

Seit dieser Zeit hat bis jetzt kein einziges Tier verworfen. 

Außer diesen Impfungen sowie einer einmaligen Desinfektion 
der Stallung nach der Impfung mit starker Kreolinlösung und 
individueller Behandlung der Tiere, welche abortiert hatten, sind 
weiter keine anderen Bekämpfungsmaßnahmen angewendet worden. 

Das Ergebnis der eingeleiteten und durchgeführten Seuchen¬ 
bekämpfungsaktion könnte man als günstig erachten, zugleich muß 
«aber erwähnt werden, daß ganz genau in derselben Zeit in dem 
oberwähnten G u t e R. (Nr. II), in welchem Abortus epizooticus eben 
auf Grund der positiven Amblosinreaktionsergebnisse konstatiert 
wurde (Siehe Tab. II), keine Heil- resp. Schutzimp¬ 
fungen, sondern nur die Isolierung der trächtigen Tiere und eine 


einmalige strenge Desinfektion der Stallung sowie ihrer Umgebung 
durchgeftihrt wurde und daß seit dieser Zeit auch' in dieser 
Stallung bis jetzt kein einziger Fall von Abortus vorge- 
kommen ist. — Es muß dabei hervorgehoben werden, daß in dieser 
letzten Stallung im Laufe der Jahre 1910 und 1911, d. i. vor der 
Einleitung der Bekämpfungsaktion, 8 Kühe abortierten. 

Könnten aus Einzelfällen Folgerungen gezogen werden, so 
dürfte man aus den Ergebnissen der in den beiden genannten 
Stallungen durchgeführten Bekämpfungsaktionen schließen, daß eine 
Überlegenheit der Impfungen im Vergleich zu der Isolierungsmethode 
unter allen Umständen sich nicht konstatieren läßt, da in zwei ver¬ 
schiedenen Stallungen beide oben erwähnten Methoden sich zweck¬ 
dienlich gezeigt haben. 

Das im Gute R. mit der Isolierungs- und Desinfektionsmethode 
erzielte günstige Resultat hat uns aber bewogen, diese Methode 
noch einigen weiteren Proben zu unterziehen. Wir haben dazu die 
obgenannten Güter W. (Nr. III), T. (Nr. VI) und St (Nr. VII) aus¬ 
gewählt, die Aktion ist aber mißlungen, da trotz großer Mühe und 
hoher Kosten die Tiere weiter abortierten. Wir haben also hier 
wieder zu den Heil- bzw. Schutzimpfungen gegriffen. 

H. In dem oberwähnten Gute W. (Tab. HI), in welchem 
mehrere Kühe verworfen haben, hat, wie gesagt, die Isolierungs¬ 
und Desinfektionsmethode keinen Erfolg gezeitigt. Das Vorhanden¬ 
sein des Abortus epizooticus wurde mittels diagnostischer Amblosin- 
impfungen festgestellt. 

Im Januar und Februar 1912 wurden alle trächtigen 
Kühe und hochträchtigen Kalbinnen isoliert, dagegen 
aber 14 frisch trächtige Kalbinnen mittels Amblosin 
schütz- bzw. heilgeimpft. Von den nichtgeimpften und 
isolierten Tieren haben zwei und von den geimpften Kal¬ 
binnen eine in dem sechsten und eine in dem achten Trächtigkeits¬ 
monate, zusammen ebenfalls zwei Stück, verworfen, — die 
anderen haben dagegen normal abgekalbt. 

Auf diese Fälle hat sich die Seuche beschränkt, und nach 
Durchführung einer genauen Desinfektion der betreffenden Stallung 
sind bis jetzt keine Abortusfälle mehr vorgekommen. Das Gesamt¬ 
ergebnis der Bekämpfungsaktion des Abortus epizooticus in dieser 
Stallung könnte zwar als befriedigend betrachtet werden, es hat sich 
aber zugleich ergeben, daß die Schutz- resp. Heilimpfungen in diesem 
Falle absolut nicht höher zu schätzen waren als die einfache Iso¬ 
lierungs- und Desinfektionsmethode. Da ferner die Kosten der 
Impfungen mit Amblosin ziemlich beträchtlich waren (der Impfstoff 
für jedes Stück kostet über 7 Kr. (Fr. oder 6,50 M.), so haben wir 
uns der billigeren und vielfach empfohlenen Abortus-Schutz- 
1 ymphe (Abortin) Dr. Schreiber (Landsberg) zugewendet. 

Die Ergebnisse dieser Impfungen stellen sich folgender¬ 
maßen dar: ^ ^ 

I. In dem obengenannten Gute L. (Tabelle Nr. IV) — 
nachdem im Jahre 1912 Abortus epizooticus mittels Amblosin- 
impfungen diagnostiziert worden war — wurden 22 trächtige Kühe 
und Kalbinnen mit Schreiber scher Lymphe zweimal vor¬ 
schriftsmäßig geimpft. 

Von diesen Tieren hat kein einziges'verkalbt. Es 
muß dabei hervorgehoben werden, daß in dieser Zeit zwei neu- 
eingeführte, nichtgeimpfte Kühe und eine Kuh, die aus 
Versehen auch nicht geimpft wurde, d. h. drei nichtge¬ 
impfte Tiere verkalbt haben. 

Angesichts dieser neuen Fälle von Verkalben bei den nicht¬ 
geimpften Tieren wurde im Februar des Jahres 1913 wieder die 
Impfung bei allen trächtigen Küken, jedoch mittels A b o r t i n 
Dr. Reisinger (Mödling) durchgeführt. 

Das Ergebnis war auch günstig, da von den geimpften Tieren 
nur eine einzige Kuh, welche aber absichtlich vorschrifts- 
w i d r i g in dem siebenten Trächtigkeitsmonate geimpft wurde, 
abortierte. Ende des Jahres 1913 wurden mehrere Kühe in diese 
Stallung neu eingestellt, von denen drei abortierten. Aus diesem 
Grunde wurden im Januar 1914 wieder alle trächtigen Kühe (16 Stück) 
den Schutzimpfungen mittels Abortin Schreiber unterzogen. 
Von den geimpften Tieren hat bis jetzt eine Kuh, die absichtlich 
vorschriftswidrig im siebenten Monate der Trächtigkeit geimpft 
wurde, aber auch eine regelrecht geimpfte ver- 



o6ö 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 48. 


kalbt. Die anderen haben entweder normal abgekalbt oder sind 
bis jetzt trächtig. In diesem Gute hat man außer den Impfungen 
und individueller Behandlung der Tiere, welche abortiert haben, 
absichtlich keine anderen Maßnahmen durchgefiihrt, um sich zu 
überzeugen, wie lange die Seuche bei solcher Bekämpfungsmethode 
dauern kann. 

2. In dem schon erwähnten Gute Z. (T abell e V), 
wo seit dem Jahre 1911 sieben Kühe abortiert haben, hat die 
diagnostische Impfung mittels Amblosin das Vorhandensein der 
Abortusseuche nachgewiesen. 

Die Kühe standen in einer Tiefstallung, wo bekanntermaßen 
die Desinfektion nur sehr schwer durchführbar ist. Es waren in den 
Monaten April, Mai, November und Dezember 1912 alle trächtigen 
Kühe (4G Stück) mit dem Abortin Schreiber schütz- resp. heil¬ 
geimpft. Von diesen Tieren hat nur eine einzige, in dem dritten 
Trächtigkeitsmonate geimpfte Kuh abortiert, sonst sind bis jetzt 
keine weiteren Fälle von Abortus vorgekommen, — obwohl keine 
anderen Maßnahmen, wie Isolierung, Desinfektion usw.. durchgeführt 
wurden. 

3. In dem o b ge n ann t e n Gute T. (Tabelle VI), in 
■welchem die Isolierungsmethode keinen Erfolg gebracht hat und 
wo das Vorhandensein des Abortus cpizooticus mittels Amblosin- 
impfungen fest-gestellt wurde, hat man im April und Juni 1912 alle 
trächtigen Kühe (23 Stück) mit Abortin Schreiber vor¬ 
schriftsmäßig geimpft. Von den geimpften Tieren hat kein einziges 
verworfen, dagegen haben verkalbt alle Kühe, die 
etwas später neu ein ge führt und nicht geimpft 
waren. Wegen dieser Verkalkungen wurden im November und 
Dezember 1912 wieder alle trächtigen Kühe (19 Stück) geimpft. 
Von diesen Tieren hat eine vorschriftsmäßi g g e - 
impfte Kuh verworfen. Außer dieser haben zwei K ü h e, 
welche wegen der hohen Trächtigkeit nicht geimpft werd en 
konnten, abortiert, sonst hat man bis jetzt auf dem Gute 
keine Abortusfälle mehr beobachtet. 

4. Indem Gute St. (Tabelle VII) wurden nach den positiven 
Ergebnissen der diagnostischen Impfungen (mittels Abortin 
Schreiber) und nach dem Mißerfolge der Isolierungs- und Des¬ 
infektionsmethode im Laufe des Jahres 1912 vorschriftsmäßig 2 1 
trächtige Kühe und Kalbinnen mit demselben Impfstoff heil- resp. 
schutzgeimpft. Von den geimpften Tieren hat nur eine Kalbin, 
die im 3. T r ä c h t i g k e i t s in o n a t, e geimpft wurde, 
verkalbt. Mit diesem Falle ist die Seuche vollkommen er¬ 
loschen. 

5. In dem Gute S. haben im Jahre 1912 mehrere Kühe 
abortiert. Abortus epizooticus wurde auf Grund der positiven 
Agglutinationsprobe nachgewiesen. Man hat im September 1912 
alle hochträchtigen Kühe in derselben Stallung nach Möglichkeit 
isoliert und alle Tiere (19 Stück), die sich in der Periode vom 4. y 
bis 6. Trächtigkeitsmonate befanden, den Heil- resp. Schutz¬ 
impfungen mit dem Abortin S c h r e i b c r unterzogen. Bis heute 
hat kein einziges Tier verworfen. 

6. Das (lut Bo. hat im Jahre 1912 aus der Schweiz einen 
Stier und 10 Kühe importiert. Von den importierten Kühen haben 
zw'ei in einigen Tagen nach dem Eintreffen in die Stallung ver¬ 
kalbt. Die Agglutinationsprobe hat den Bangsehen Bazillus als 
Ursache der Verkalkungen nachgewiesen. Es wurden sofort alle 
trächtigen Kühe in dieser Stallung (15 Stück) mit Abortin 
Schreiber durchgeimpft, und bis jetzt hat kein einziges Tier 
mehr verworfen. 

7. I n d e m G u t e Ro. haben im Laufe der Monate August. 
September und Oktober 1912 fünf Kühe verworfen. Abortus 
epizooticus wurde mittels Agglutinationsprobe konstatiert. Die 
Kühe, welche abortiert haben, wurden der entsprechenden Behand¬ 
lung unterzogen, sowie isoliert und die übrigen 9 trächtigen Kühe 
mit Abortin Schrei b e r schütz- resp. heilgeimpft. Bis jetzt hat 
kein einziges Tier mehr verworfen, und die Seuche kann als er¬ 
loschen betrachtet werden. 

8. In dem Gute K. haben im Jahre 1912 16 Kühe absortiert. 
Mittels Agglutinationsproben wuirde Abortus epizooticus konsta¬ 
tiert, Es wairden im Januar 1913 alle trächtigen Kühe (18 Stück) 
mit Abortin Schreiber heil- resp. schutzgeimpft, und es hat 


keine von ihnen verkalbt. Da sich im Laufe des Jahres 1913 noch 
ein Fall des Abortus bei einer nichtgeimpften Kuh einstellte, 
so hat man im Januar 1914 wieder alle trächtigen Kühe (14 Stück; 
mit demselben Impfstoff geimpft, und bis Juli haben wir keine 
Nachricht über weitere Abortusfälle erhalten.*) 

9. In dem Gute H. haben im Laufe der Jahre 1911, 1912 
und 1913 achtzehn Tiere verworfen. Die Agglutination hat den 
Bangsehen Bazillus als Ursache der Abortusfälle nachgewiesen. 
Die Kühe, welche abortiert haben, wurden einer entsprechenden 
Behandlung (Albrechtsensches Verfahren) unterzogen und isoliert, 
dagegen die übrigen trächtigen Kühe (9 Stück) im Monate Mai 1913 
mit Abortin Schreiber geimpft. Von den geimpften Tieren 
hat nur eine Kuh, die zu spät (im 6 'A Trächtigkeitsmonate) ge¬ 
impft wurde, verkalbt: bei zwei anderen Kühen hat sich eine 
schwere Geburt »‘ingestellt, sonst haben alle Tiere normal geboren, 
die Kälber sind alter meistens in den ersten Wochen nach der 
Geburt an Diarrhöe veremlet. 

10. In dem Gute Ks. hat man im Jahre 1912 dreizehn 
Abortusfälle beobachtet. Abortus epizooticus wurde mittels Agglu¬ 
tination konstatiert. Es w-urden im Monate Juni 1913 alle hoch- 
trächtigen Kühe isoliert und alle übrigen trächtigen Tiere (7 Stück i 
mit Abortin S c h r e i b e r geimpft. Bis jetzt hat kein einziges 
Tier verworfen. 

11. ln dem Gute M. haben von Januar bis August 191:1 
zw'ölf Kühe abortiert, Agglutinationsprobe auf das seuehenhaft.* 
Verwerfen ist positiv ausgefallen. Es wurden im November 1913 
alle hochträchtigen Kühe isoliert, dagegen alle zwischen dem 4. 
bis 6. Trächtigkeitsmonate sich befindenden Tiere (18 Stück) mit 
Abortin Schreiber geimpft. Von den geimpften Tieren haben 
eine Kuh nach dem ersten Impfen und drei T i e n* 
einige Monate später verkalbt, die übrigen die Gelmrt 
normal Überstunden. Dagegen haben 4 Stück von den aus dem 
zweiten Meierhof eingeführten und nichtgeimpften Tieren abortiert. 
Es muß dabei bemerkt werden, daß in dem Gute M. gleichzeitig 
unter den Kälbern Plcuropneumonia contagiosa. 
Arthritis epizootica und K ä 1 b e r r u h r s e u c lr« 
herrschten. 

12. In das Gut Wk. wurde im Jahre 1913 mit fremdem 
Vieh die Abortusseuche eingeschleppt und mittels Agglutiuations 
probe konstatiert. Vor der Einleitung der Bekämpfungsaktiou 
haben insgesamt 8 Kühe verworfen. Im Oktober 1913 wurden 
12 Kühe mit Abortin Schreiber dreimal geimpft. Von den 
geimpften Tieren haben 7 normal abgekalbt, dagegen eine Kuh 
nac h dem ersten Impfen, zwei Kühe nach dem 
zweiten und z w r e i Kühe nach dem dreimaligen Impfen 
verkalbt. Es muß aber in Betracht gezogen werden, daß von 
den verkalbten Kühen 4 Stück zu spät (im 7. TräehtigkeiG- 
monat) geimpft waren, und daß in dieser Stallung auch die 
s u b 11 genannten Kälberseuchen e piz o o t i s c h 
herrschten. 

13. In dem Gute Ph. ist im Jahre 1913 Abortusseuche aun¬ 
gebrochen. Die Agglutinationsprobe hat den Bang sehen Bazillu« 
als Ursache der Verkalbungen nachgewiesen. Es wurden alle hoch- 
trächtigen Kühe isoliert und alle übrigen trächtigen Kühe (16 Stück 1 
im August 1913 den Impfungen mit Abortin Schreiber unter¬ 
zogen. Von den geimpften Tieren haben elf verkalbt, di** 
übrigen glücklich die Geburt überstanden. 

Es muß wieder bemerkt werden, daß in dieser Stallung die 
Kälber massenhaft an Ruhr erkrankten. Die Stallung 
wurde im April 1914 neuerdings den Impfungen unterzogen, uni 
die Aktion wird noch weiter »lurchgeführt, aber über die weiteren 
Ergebnisse derselben kann selbstverständlich noch nicht berichtet 
werd»‘ii.**) 

14. In dem Gute Pr., in welchem im Jahre 1913 Abort-u« 
epizooticus ausgebroehen ist, wurden im November 1913 nach den 
positiven Ergebnissen der Agglutinationsprobe 11 Kühe den 

*) Das Gut samt Rinderstallung ist von den Russen zugrunde 
gerichtet worden. 

**) Die weiteren Versuche sind nicht, möglich, da die Rinder- 
stallung von den Russen zugrunde gerichtet w'orden ist. 







30. November 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


569 


Impfungen mit Abortin Schreiber unterzogen. Da in diesem 
Gute die Bücher über das Decken der Kühe nicht genau geführt 
sind, deshalb die Trächtigkeitsmonate der Kühe nicht näher bekannt 
waren, so wurden zur Impfung solche Tiere ausgewählt, welche 
nach Angabe des Schweizers zwischen dem 4.—6. Monate der Träch¬ 
tigkeit sich befanden. Es hat sich aber ergeben, daß manche Tiere 
höher trächtig waren, daß infolgedessen zwei Kühe bereits nach 
dem ersten Impfen ganz entwickelte Kälber abortierten, während 
zwei andere geimpfte Kühe inzwischen normal gekalbt haben. 
Die übrigen Tiere haben glücklich die Geburt, überstanden und es 
kamen keine Abortusfälle mehr vor. 

15. In dem Gute Bl. haben im Laufe des Jahres 1913 sicben- 
undzwanzig Tiere abortiert. Agglutinationsprobe positiv. Es wur¬ 
den im November 1913 alle nach Angaben des Schweizers 
zwischen dem 4.—6. Trachtigkeitsmonate sich befindenden Tiere 
(11 Stück) den Impfungen mittels Abortin S e h r e i b e r unterzogen. 
Außer einer Kuh, die zu hochträchtig war und infolgedessen ein 
ganz entwickeltes Kalb bereits nach dem ersten Impfen abortierte, 
haben alle übrigen Kühe normal abgekalbt. 

16. In dem Gute Pu. haben im Laufe des Jahres 1913 bis 
1914 vierzehn Tiere abortiert. Agglutinationsprobe ist für das Vor¬ 
handensein des Abortus epizooticus positiv ausgefallen. Es wurden 
im November des Jahres 1913 achtzehn, nach Angabe des Besitzers 
zwischen dem 4.—6. Monate der Trächtigkeit sich befindende Tiere 
mit Abortin Schreiber geimpft. Außer z w e i Kühen, welche 
gleich nach den vollendeten Impfungen ganz entwickelte Kälber 
abortierten, d. h. z u spät geimpft waren, hat kein einziges 
Tier mehr verworfen. 

17. Indem Gute Ko. ist Abortus epizooticus Ende des Jahres 
1913 ausgebrochen und mittels Agglutination konstatiert worden. Es 
wurden im Januar 1914 16 Kühe mit Abortin Schreiber geimpft. 
Von den geimpften Tieren haben zw ei zu spät geimpfte (im 
7. Trächtigkeitsmonate) abortiert, die übrigen geimpften Tiere da¬ 
gegen entweder normal abgekalbt oder sind bis jetzt trächtig. 

In der folgenden Tabelle werden die Ergebnisse der mit Abortin 
Schreiber durchgeführten Impfungen dargestellt: 


& 

d 

Bezeichnung 
des Gutes 

If 

Stück 

a £ 

® * 

- S 
s • 

Stück 

Anmerkungen 

1 

Gut L. . . 

38 

2 

Eine zu spät geimpft 

2 

Gut Z. . . 

46 

1 

Eine zu früh geimpft 

3 

Gut T. . . 

42 

1 

— 

4 

Gut St. . . 

21 

1 

Eine zu früh geimpft 

5 

Gut S. . . 

19 

— 

— 

6 

Gut Bo. . . 

15 

■ — 

_ 

7 

Gut Ro. . . 

9 

— 

— 

8 

Gut K. . . 

32 

— 

— 

9 

Gat H. . . 

9 

1 

Eine zu spät geimpft 

10 

Gut Ks. . ., 

7 

— 


11 

Gut M. . . 

18 

4 

Herrscht Kälberruhr 

12 

Gut Wk. . . 

12 

5 

Herrscht Kälberruhr 

13 

Gut Ph. . . 

16 

11 

Herrscht Kälberruhr 

14 

Gut Pr. . . 

11 

2 

Beide zu spät geimpft 

15 

Gut Bl. . . 

11 

1 

Eine zu spät geimpft 

16 

Gut Pu. . . 

18 

2 

Beide zu spät geimpft 

17 

Gut Ko. . . 

16 

2 

Beide zu spät geimpft 


Zusammen 


340 


33 


Elf zu spät oder zu früh geimpft. 
In 3 gleichzeitig mit Kälberruhr 
verseuchten Stallungen haben auf 
46 geimpfte Tiere 20 St. verworfen. 

Bevor wir an die Beurteilung der Resultate der oben dar¬ 
gestellten Impfungen herantreten, müssen wir zuerst die „An¬ 
merkungen“ der obigen Tabelle etwas näher erklären. 

Im Jahre 1912 hat J. Peka'i\*) bei seinen Studien auf 
dem Gebiete des seuchenhaften Verkalbens einen gewissen Zu¬ 
sammenhang des Abortus epizooticus mit den Seuchen der 
Kälber, w r ic Enteritis, Pneumonie und Arthritis 
e p i z o o t i c a , naelnveiscn w ollen. Zw^ar ist er, meiner An- 


*) „Studien auf dem Gebiete des seuchenhaften Verkalbens“. 
Berliner Tierärztl. Wochenschrift Nr. 3, 4, 5, 1912. 


sicht nach, etwas zu w r eitgegangen, da er im allgemeinen -die 
Bangschen Bazillen als unmittelbare Ursache der obenge¬ 
nannten Kälberseuehen betrachtet, was ihm schließlich von 
vielen Seiten vorgeworfen wurde, es scheint mir jedoch, daß 
ihm die Berechtigung dazu nicht abgesprochen werden kann, 
zu behaupten, daß in manchen Stallungen die Bangsehe 
Abortusseuche mit den oberwähnten Kälberseuchen kompliziert 
sein kann. 

Dieselben Anschauungen findet man in dem Berichte über 
die Tätigkeit des bakteriologischen Institutes zu Halle a. S. 
für das Jahr 1912, w r o behauptet wird, „daß bisweilen 
die Coli- und Paratyphusbakterien den 
Abortus epizooticus komplizieren können, 
so daß in diesen Fällen die Schreiber sehe 
Abortussthutzlymphe nicht selten im Stiche 
läßt.“ 

Zwar habe ich bis heute in dieser Hinsicht keine ein¬ 
gehenden Studien unternommen, es haben aber die fast aus¬ 
nahmslos nur in den gleichzeitig mit Kälber- 
ruhr verseuchten Stallungen (Gut M., Wk. und 
Ph.) erzielten ungünstigen Resultate der 
Abortusimpfungen meine Aufmerksamkeit darauf ge¬ 
lenkt und mich zur Aufstellung der Hypothese berechtigt, 
daß in den betreffenden Fällen die Möglichkeit einer Misch¬ 
infektion mit den anderen Mikroorganismen (z. B. Bact. Coli 
com., Paratyphus usw\) besteht, d. h„ daß die Abortusfälle in 
diesen Stallungen nicht nur durch die Bangschen Bazillen, 
sondern auch durch andere Mikroorganismen verursacht 
waren, w eshalb natürlich die Impflingen mittels A b o r t i n 
selbst in solchen Fällen erfolglos bleiben mu ß t e n.*) 

Wäre meine Hypothese über die Mischinfektion auf den 
Gütern M., Wk. und Ph. zutreffend, so w r ürde sich zugleich 
ergeben, daß wir in der Schreiber sehen Abortusschutz- 
lymphc ein brauchbares Mittel zur Bekämpfung der Abortus- 
seuehe besitzen. 

Es ergibt sich aus der Tabelle, daß insgesamt auf 340 
geimpfte Tiere 33 Stück abortierten, — wenn wir aber von 
dieser Zahl die drei liöchstw’ahrscheinlich mischinfizierten 
Stallungen mit 46 geimpften Tieren, in welchen die Impfungen 
aus dem Grunde erfolglos ausgefallen sind, abziehen, so 
könnten bei der Beurteilung der Impfergebnisse nur 294 ge¬ 
impfte Tiere in Betracht gezogen werden. 

Von diesen 294 Tieren haben zwar 13 Stück abortiert, 
von dieser Zahl aber entfallen 11 Abortusfälle auf solche Tiere, 
welche vorschriftswidrig geimpft waren. Nach der Gebrauchs¬ 
anweisung nämlich sollen die hochträchtigen Tiere nicht ge¬ 
impft werden; wir haben aber 9 Kühe absichtlich resp. einige 
von ihnen zufällig nach dem 6. Trächtigkeitsmonate geimpft, 
was nur den schnelleren Abortus verursachen konnte. In zwei 

*) Es wäre interessant und wichtig, in dieser Hinsicht ein¬ 
gehendere Untersuchungen einzuleiten, was ich indirekt in der 
Weise durchzuführen beabsichtige, daß in der nächsten Zeit auf 
dem Gute Ph. alle trächtigen Kühe zugleich mit dem Abortin und 
mit der „Schutzlymphe für Kühe gegen Kälberruhr (Dr. Schrei- 
b e r)“ geimpft werden, um festzustellen, ob die von mir voraus¬ 
gesetzte Mischinfektion mit dem Bact. Coli comm. in diesem Stalle 
besteht, und ob gegebenenfalls durch solche Mischimpfungen die 
Abortusfälle beschränkt werden dürften. Zu diesem Zwecke muß 
in Zukunft eine andere Stallung gewählt w r erden, da die genannte 
infolge der russische« Invasion nicht mehr besteht. 






570 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 48. 


Fällen haben wir wieder die ganz frisch trächtigen Tiere (im 
3. Monate der Trächtigkeit) den Impfungen unterzogen, und es 
hat sich bereits bei den Amblosin-Schutzimpfungen auf dem 
Gute W. ergeben, daß die zu frühzeitig durchge¬ 
führten Impfungen erfolglos sind, weil wahr¬ 
scheinlich die durch die Impfungen erworbene Immunität nur 
eine kurze Zeit (4—5 Monate) zu dauern scheint. — Wenn 
wir also hoch diese 11 vorschriftswidrig geimpften Tiere ab- 
ziehen, so ergibt sich, daß auf 283 mit Abortin 
Schreiber regelrecht geimpften Tiere nur zwei 
abortierten. Es ist eine so geringe Zahl, daß man die 
Ergebnisse dieser Impfungen, meiner Ansicht nach, als günstig 
betrachten kann, und daß dieselben eine Grundlage zu weiteren 
Versuchen bilden können. Es muß aber hinzugefügt werden, 
(laß die Impfungen mit dieser Lymphe auch etwas zu teuer 
ausfallen, da der Impfstoff selbst für ein jedes Stück ca. 
6 M. kostet. Obwohl wir also mit der Wirkung des 
Schreiber sehen Impfstoffes sehr zufrieden waren, so 
haben wir doch nach anderen billigeren Mitteln gesucht. 

(Schluß folgt.) 

Entgegnung auf die Ausführungen Dr. Pfeilers in dem 
Referat über die Arbeit von Fröhner: „Ergebnisse 
der im Aufträge des Preußischen Landwirtschafts- 
Ministeriums vorgenommenen vergleichenden Rotz¬ 
untersuchungen größererPferdebestände mit Mailein- 
Augenprobe und Blutprobe.“ 

Von Veterinär Dr. Otto Waldmann. 

In der Nummer 39 (XXXII. Jhrg. 1916 S. 463) der Berliner 
Tierärztlichen Wochenschrift hat Dr. Pfeiler ein Referat 
über eine Arbeit von Fröhner erstattet, die unter dem oben 
genannten Titel in den Monatsheften für praktische Tierheil¬ 
kunde, Heft 9/10, 1916, S. 416, erschienen ist Dem eigent¬ 
lichen Referat hat Dr. Pfeiler einige kritische Bemerkungen 
über die in den Tabellen der Fröhner sehen Arbeit nieder¬ 
gelegten Ergebnisse der Blutuntersuchung angeschlossen, die 
einer Berichtigung bedürfen. 

Die Berichtigung ist leider erst jetzt möglich, weil ich 
nicht früher in den Besitz der Orginalblutprobenlisten der in 
dem Fröhner sehen Berichte aufgeführten Pferdebestände 
gelangen konnte. 

Nach genauer Prüfung der amtlichen Listen ergibt sich 
folgende Sachlage: 

Bei der Untersuchung der Blutproben aus den beiden 
Pferdebeständen: 1. Ersatzabteilung des Feldartillerie-Regi- 
ments 3 in Brandenburg (Tabelle 1) und 2. Zentralorgan land- 
und forstwissenschaftlicher Vereine in Gera (Tabelle 2) ge¬ 
langte in allen Fällen die Agglutinations- und Komplement- 
ablenkungsmethode zur Anwendung. Die Konglutinations- 
methode wurde nur in einem Teil der Fälle angewandt, weil 
ich damals die serologischen Untersuchungen allein auszuführen 
hatte und mir die Anwendung dreier Methoden nicht immer 
möglich war. So wurde dem Ministerium für Landwirtschaft 
über das Ergebnis der Konglutinationsmethode nur in folgen¬ 
den Fällen berichtet: Tabelle 1: Nr. 48, 89, 99, 121, 35, 98, 133, 
102 und 126, sowie Tabelle 2: Nr. 3, 11, 17, 13, 16 und 23. 
In (len beiden letztgenannten Fällen wurde nur über das Er¬ 


gebnis der Konglutination bei der Untersuchung des kurz 
vor der Tötung entnommenen Blutes berichtet. In allen an¬ 
deren Fällen wurde die Konglutinationsmethode überhaupt 
nicht ausgeführt. Dementsprechend ist auch in den amtlichen 
Berichten bezw. Blutprobenverzeichnissen der Konglutinations¬ 
methode gar nicht Erwähnung getan. 

Das pathologische Institut hatte vor der Zusammen¬ 
stellung zugleich mit Herrn Geheimrat Fröhner Kenntnis 
erhalten. Wir haben bedauerlicherweise eine Richtigstellung 
unterlassen, da wir nicht wußten, daß die Veröffentlichung der 
Tabelle beabsichtigt war. 

Die durch diese Unterlassung veranlaßten kritischen Aus¬ 
führungen Dr. Pfeilers über unsere serologischen Unter¬ 
suchungsergebnisse treffen demnach nicht mehr zu. 

Ich darf an dieser Stelle darauf hinweisen, daß ich auf 
Grund meiner weiteren Untersuchungen über die Bedeutung 
der Konglutinationsmethode auch heute noch derselben An¬ 
sicht bin, die ich in meiner letzten Arbeit über diese Frage im 
Archiv für wissenschaftliche und praktische Tierheilkunde 
Bd. 42, H. 2 und 3, 1916, geäußert habe. 

Dr. Pfeiler hält bekanntlich die Komplementablenkung 
und die Konglutinationsmethode für zwei dem Wesen nach 
ganz verschiedene Reaktionen und trennt zwischen komple- 
mentablenkenden Reaktionskörpern und „Antikonglutininen“ 
im Blute rotzkranker Pferde. Er glaubt ferner den experimen¬ 
tellen Beweis dafür erbracht zu haben, daß die „Antikongluti- 
nine“ im Blute rotzkranker Pferde später auftreten und später 
verschwinden als die ablenkenden Substanzen. Dement¬ 
sprechend spricht Pfeiler der Konglutination für die Er¬ 
mittelung chronischer Rotzfälle eine große praktische Bedeu¬ 
tung zu. 

Zu diesen Pfeiler sehen Anschauungen über die Bedeu¬ 
tung der Konglutinationsmethode habe ich mit der erwähnten 
Arbeit Stellung genommen und zunächst ausgeführt, daß ich das 
von P f e i 1 e r für die Begründung seiner Theorien angeführte 
experimentelle Material nicht für beweiskräftig halte. Es er¬ 
scheint mir nicht angängig, das serologische Verhalten der 
mehrmals subkutan malleinisierten Pferde dem rotzkranker 
Pferde ohne weiteres gleichzustellen und daraus für beide Teile 
gültige Schlüsse zu ziehen. Wollte Pfeiler seine Ansichten 
über das zeitlich verschiedene Auftreten der „Antikonglutinine“ 
experimentell beweisen, so konnte er dies nur durch Versuche 
an rotzkranken Tieren tun. Meine eigenen Versuche an drei 
künstlich mit Rotz infizierten Tieren haben —- soweit das 
Auftreten der konglutinationshemmenden Substanzen in 
Frage kommt — keine Bestätigung der Pfeiler sehen An¬ 
schauungen gebracht. 

Schließlich gaben auch die bei der Erledigung des laufen¬ 
den Untersuchungsmaterials ermittelten Ergebnisse keinerlei 
Anhaltspunkte, die für die Richtigkeit der Behauptung P f e i - 
1 e r s sprächen. 

Ich stelle auch deshalb heute noch die besondere Eignung 
der Konglutinationsmethode für die Ermittelung chronischer 
Rotzfälle in Abrede; dabei darf ich hinzufügen, daß die gegen¬ 
teilige Ansicht Pfeilers eine Bestätigung von anderer Seite 
meines Wissens bis jetzt noch nicht erhalten hat. 





30. November 1916. BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. »71 


Referate. 

Narkophin als Ersatz für Morphium. 

Von San.-Rat Dr. P o 11 a c k. 

(I>. m. W. l'HC, 37.) 

Narkophin ist ein Doppelsalz aus mukonsaurem Morphin 
und Narkotin zu äquivalenten Mengen. Diese beiden Opiuin- 
hestandteile werden dureli die Mekonsüure derart vereinigt, 
da IS das Narkotin die Wirkung des Morphins erhöht, so daß 
man nur die Hälfte oder zwei Drittel der üblichen Dosis 
Morphium anzuwenden braucht. Verfasser wendet das Prä¬ 
parat, das geeignet ist, unsere Morphiumvorräte zu strecken, 
in allen Fällen zur größten Zufriedenheit an. Brt 

Zur Technik der intravenösen Neosalvarsaninjektion. 

Von Dr. Ferdinand Fuchs. 

(Fcldärztlicho Beilago zur M. in. W. 63, Jnhrg.- 31, 1316, S. 1251.) 

Der bekannte Kunstgriff bei der intravenösen Injektion, 
durch Aspiration zu beobachten, ob man sieh wirklich im 
Venenlumen befindet, hat Fuchs veranlaßt, eine Methode 
der intravenösen Neosalvarsaninjektion zur Anwendung zu 
bringen, die es ermöglicht, daß das Neosalvarsan in der denk¬ 
bar kleinsten Wassermenge (3—4 ccm) aufgelöst wird. 
F uchs aspiriert für diesen Zweck soviel Blut, bis die Spritze 
von 15 ccm Inhalt angefüllt ist. Die bisher nicht mit Unrecht 
gefürchtete Schädigung der Venenwand bei der Injektion einer 
hochprozentigen Neosalvarsanlösung ist auf diese Weise, nach¬ 
dem die ursprüngliche Lösung durch die 3—Ifache Blutmenge 
verdünnt worden ist, ausgeschaltet. F u c h s hat den Eindruck 
gewonnen, als ob die intravenösen Neosalvarsaninjektione» 
bei Anwendung dieser Methode ohne jegliche Reaktions¬ 
erscheinungen, die bisher ab und zu eintraten, verlaufen. 

(In der Veterinärmedizin wird im allgemeinen ein In¬ 
jektionsapparat für die Einverleibung des Salvarsans ge¬ 
braucht. Immerhin verdient die gegebene Anregung Be¬ 
achtung. D. Ref.) Pfeiler. 

Das Teerpräparat „Cadogel“. 

Von Prof. Dr. R. P o 11 a n d. 

(Mod. Klinik. 191G, Nr. 31.) 

P o 11 a n d berichtet über ein neues Teerpräparat, das er 
seit etwa 2 Jahren klinisch erprobt hat, und das auch in zahl¬ 
reichen Kliniken, besonders in Budapest, mit gutem Erfolge 
versucht worden ist Das Cadogel wird, nach den Angaben der 
es herstellenden Firma in Budapest, durch fraktionierte Destil¬ 
lation im Vakuum aus dem Teeröl Oleum eadinum bereitet 
und ist ein kolloidales gelatineartiges Präparat von gelb- 
bräunlicher Farbe, mit nicht unangenehmem, schwach aromati¬ 
schem Geruch, der sich leicht verflüchtigt. Reines Cadogel ist 
leicht löslich in Alkohol, Benzol, Äther und auch in den meisten 
gebräuchlichen organischen Lösungsmitteln. Es wird in Kon¬ 
zentrationen von 10 Proz., 33 Proz., 66 Proz. und 100 Proz. 
hergestellt und ist in Tuben zu 20 und 50 g, auch in billigerer 
Kassenpackung zu 20 und 250 g erhältlich. Der Preis ist etwas 
hoch, jedoch ist das Präparat sparsam im Gebrauche. Man 
streicht das Cadogel mit einem weichen Borstenpinsel oder 
Spatel oder mit dem Finger in dünner Schicht auf die Haut 
und legt darüber eine Lage trockenen Mull, der mit einem 
leichten Verbände befestigt wird. In leichten Fällen wird die 
Haut einfach mit Cadogel bestrichen und mit Talcum venetum 
bepudert. Man beginnt, wie bei jeder Teerbehandlung, mit 


der schwächsten Konzentration und steigt allmählich auf. 
1\ hat das Cadogel bei einer großen Anzahl subakuter und 
chronischer Ekzeme der verschiedensten Art und Provenienz, 
ferner bei Prurigo, Pruritus nervosus, Psoriasis, Trichophyton, 
Liehen ruber, Psorospermosis und anderen Affektionen an¬ 
gewendet und meistens sehr zufriedenstellende Erfolge erzielt. 
Auch bei ganz frischen Ekzemen läßt es sich oft 
mit Vorteil verwenden. Es wird auch -eine zurzeit wegen des 
Fett- und Seifenmangels sehr teuere Cadogelseife her¬ 
gestellt, die sich als vorzügliches Mittel gegen Scabies erwiesen 
hat. G o 1 d 81 e i n , Berlin. 

Uber die Behandlung einiger Hautkrankheiten mit Thorium-X- 
(Doromad-)Salben. 

Von J. Judassohn. 

(TIht. Mh. 1915, H. 10, S. 565-660.) 

Der Verfasser gibt in vorliegender Arbeit seine Erfah¬ 
rungen wieder, die er hinsichtlich der Thoriumbehand¬ 
lung bei einigen Hautkrankheiten verzeichnen 
konnte. Das Thorium wurde in Salbenform und zwar in der 
Weise verwendet, daß in einem Gramm der fertigen Salbe etwa 
800—1000 elektrostatische Einheiten Thorium-X vorhanden 
waren. Die Applikation der Salbe geschah in der Art, daß die¬ 
selbe etwa messerrückendick auf die kranke Stelle aufge¬ 
strichen und unmittelbar darüber ein Stück Mosetig-Batist ge¬ 
legt wurde. Die Fixation erfolgte je nach der Lokalisation mit 
Pflaster oder Binde. Was nun die Erfolge anbetraf, so 
waren zunächst wesentliche unangenehme Nebenwirkungen 
nicht erlebt worden. Selten wurde ein lebhafteres Brennen be¬ 
merkt; bei vielen Patienten führte die Reaktion jedoch zu 
einer kürzere oder längere Zeit bestehenden Pigmentierung. 
Die besten Erfolge wurden bei Lupus erythematodes, Psoriasis, 
chronischen Ekzemen, juvenilen Warzen usw. erzielt 

Sustmann. 

Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Dentschland 

am 15. November 1916. 

(Die Zahlen der betroffenen Gemeinden and Gehöfte sind — letztere in Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Labiau 1 Gemeinde, 1 Ge¬ 
höft (davon neu 1 Gern., 1 Geh.), Wehlau 1, 1, Heilsberg 2, 2 (1. 1). 
Mohrungen 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. G u m b i n n e n : Insterburg 2, 2, 
Angerburg 1,1, Goldap 3,3. Reg.-Bez. A11 e n s t e i n : Lyek 2, 2. 
Neidcnburg 1, 1, Sensburg 1, 1. Reg.-Bez. Danzig: Pr.-Stargard 
2, 2 (1, 1), Karthaus 3, 3. Reg-Bez. Marionwerder: Löbau 1, 1, 
Strasburg i. Westpr. 4, 4, Graudenz 2, 2. Stadtkreis Berlin: 
1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Köslin: Rummelsburg 1, 1, Stolp 2, 2. 
Reg.-Bez. Posen: Meseritz 1, 1, Neutomischel 1, 1. Reg.-Bez. 
Bromberg: Strelno 1, 1. Reg.-Bez. Breslau: Groß-Warten- 
berg 1, 1, Neumarkt 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Liegnitz: 
Glogau 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: Kreuzburg 1, 1. Reg.-Bez. 
Merseburg: Merseburg 1, 1. Reg.-Bez. Schleswig: Stor- 
marn 1, 1, Pinneberg 1, 1 (1, 1), Altona Stadt 1, 1 (1, 1). Hessen. 
Prov. Starkenburg: Groß Gerau 2, 2. Hamburg: Hamburg 
Stadt 1, 1, Marsehlande 1,1. Insgesamt: 32 Kreise, 46 Ge¬ 
meinden, 46 Gehöfte; davon neu: 14 Gemeinden, 8 Gehöfte. 

Lungenseuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jerichow II 1, 1, Wanz- 
leben 1, 1, Wolmirstedt 2, 2. Insgesamt: 3 Kreise, 4 Ge¬ 
meinden, 4 Gehöfte. 

Pockenseuche, Besohfilseuche. 

Frei. 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 48. 


r>72 


Maul- und Klauenseuohe und Schwelneaeuche (elnsohl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 
Klauenseuche 

Sohwefneseuohe 
elnschl. Schweinepest 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Kreise 

usw. 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

_ 

_ 

— 

7 

11 

16 

Gumbinnen . 

1 

1 

1 

7 

27 

31 

Allenstein . 

— 

— 

— 

0 

13 

14 

Danzig . 

— 

1 — 

— 

4 

7 

7 

Marienwerder . 

— 

— 

— 

6 

12 

13 

Berlin . 

— 

— 

- 

1 

1 

8 

Potsdam . 

2 

7 

15 

10 

28 

43 

Frankfurt . 

1 

1 

1 

11 

16 

17 

Stettin . 

6 

8 

8 

6 

29 

111 

Köslin .. 

1 

1 

1 

4 

5 

5 

Stralsund . 

4 

20 

22 

5 

9 

15 

Posen . 

4 

i 4 

4 

11 

34 

40 

Bromberg . 

— 

_ 

— 

2 

8 

8 

Breslau . 

3 


10 

17 

43 

48 

Liegnitz. 

— 


— 

14 

44 

43 

Oppeln. 

— 

— 

— 

12 

25 

27 

Magdeburg. 

1 

l 

1 

6 

9 

10 

Merseburg. 

o 

2 

-> 

11 

23 

28 

Erfurt. 

— 

— 

— 

6 

16 

33 

Schleswig. 

2 

2 

3 

9 

13 

15 

Hannover. 

— 

— ■ 

— 

1 

1 

1 

Hildesheim. 

— 

— 

— 

3 

4 

I 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

• > 

4 

4 

Stade . 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Osnabrück. 

_ 

— 

— 

— 

— 

— 

Aurich. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 

— 

3 

7 

8 

Minden . 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Arnsberg . 

— 

— 

— 

11 

22 

22 

Kassel . 

— 

— 

— 

10 

33 

54 

Wiesbaden . 

— 

— 

_ 

0 

12 

14 

Koblenz . 

— 

— 

— 

9 

12 

14 

Düsseldorf . 

4 

0 


8 

12 

26 

Köln . 

— 

— 


4 

4 

0 

Trier . 

— 

— 

— 

2 

2 

3 

Aachen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sigmaringen . 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Bayern: Oberbayern . . . 

9 

34 

171 

7 

16 

19 

Niederbayern. 

1 

1 

1 

3 

.) 

5 

Pfalz. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Oberpfalz. 

— 

— 

- 

2 

2 

2 

Oberfranken. 

5 

14 

31 

1 

1 

, 1 

Mittelfranken. 

1 

j 1 

4 

4 

i 4 

4 

Unterfranken. 

5 

30 

114 

— 


— 

Schwaben. 

14 

51 

153 

— 

1 - 

— 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Chemnitz. 

1 

1 

1 

o 

6 

7 

Dresden. 

1 

: 1 

1 

1 

1 

| 1 

Leipzig. 

— 

— 

— 

2 

4 

! 4 

Zwickau. 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Württemberg: Neckarkreis . 

4 

5 

10 

— 

— 

— 

Schwarz waldkreis . . . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Jagstkreis . 

3 

5 

10 

— ; 

— 

— 

Donaukreis . 

7 

22 

131 

— 

— 

— 

Baden : Konstanz . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Freiburg . 

— 

— 

— 

2 

3 

4 

Karlsruhe . 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Mannheim . 

1 

1 

27 

7 

41 

194 

Hessen . 

4' 

5 

5 

3 

5 

7 

Mecklenburg-Schwerin . . , 

8 

34 

48 

3 

3 

3 

Sachsen-Weimar . 

— 

— 

— 

2 

3 

4 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

2 

2 

3 

Oldenburg . 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Braunschweig. 

1 

1 

1 

4 

15 

21 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sachsen-Altenburg .... 

1 

2 

2 

— 

— 

— 

Sachsen-Koburg-Gotha . . 

2 

2 

o 

2 

2 

2 

Anhalt. 

— 

— 

— 

2 

2 

3 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Waldeck. 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— | 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lippe . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lübeck ... 

Bremen. 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

Hamburg. 

— 

— 

— 

1 

1 

6 

Elsaß-Lothringen. 

2 

r, 

3 

5 

3 

15 

Deutsches Reich 

104 

274 

798 

283 

627 

1014 

Davon in Preußen 

1 31 

58 

74 

220 

492 

698 


Nalmin gsmittclkunde und Fleischbeschau. 

Über bakterielle Infektion yon Hühnereiern. 

Von Prof. l)r. August P o s t o 1 k a. 

(\V. t M., III. Jalirjr, 1 lieft ) 

Die von P o s t ol k n vorgenommenen Untersuchungen erfolgten 
in ilttchstclicnd geschilderter Weise: die Eier wurden zumeist mit 
der Lampe auf Lichtdurchgängigkeit, Deutlichkeit und Beweglich¬ 
keit <les Dotterschattens* Adhärenz des Dotters. Größe und Regel¬ 
mäßigkeit oder Unregelmäßigkeit der Luftkammer, sowie even¬ 
tuelles Vorhandensein von Luftblasen geprüft, sodann die Festigkeit 
des Inhalts iSchwappen) durch leichtes Schütteln ermittelt. Hierauf 
wurden die Eier mit Bürste. Seife und Warmwasser gereinigt und 
auf einer Seite über dem Bunsenbrenner gut abgeflammt. Nach 
Anlegung einer Öffnung mit einer in der Flamme sterilisierten ent¬ 
sprechend dicken Stahlnadcl inmitten des nbgeflnnimten Teiles der 
Schale wurden die zur bakteriologischen Untersuchung notwendigen 
Proben mit der Platäuöx* entnommen und auf die in Betracht kom¬ 
menden Nährböden verimpft. Hierauf wurde jedes Ei küchen¬ 
mäßig eröffnet, der Inhalt grobsinnlich auf Genußtauglichkeit ge¬ 
prüft und, ohne das Ergebnis des Kulturverfahrens abzuwarten, 
als Nahrungsmittel gekocht verwertet. Im rohen Zustande wurde 
keines der Eier genossen. Irgend ein gesundheitlicher Nachteil 
ergab sich nicht. 

Die Probeentnahme aus verschiedenen Teilen des Eies ist nicht 
nötig gewesen, da der schwappende Inhalt durch seine leichte 
Beweglichkeit schon eine gleichmäßige Keimverteilung zur Folge 
hatte. Überdies mußten die Eier intakt gehalten werden beliuN 
ungehinderter Verwendungsmöglichkeit. Wo letztere Forderung 
nicht erhoben wird, empfiehlt P. zur Vermeidung von Außen¬ 
infektionen. das zu eröffnende Ei nach gründlicher Schalendesinfek¬ 
tion in eine sterile Gla.vseha.lc von solcher Höhe unter einmaligem 
energischen Aufschlagen auf deren Boden einzulegen, daß es heim 
sofort auszuführenden Andrücken des ebenfalls sterilen Glasdockcb 
zerquetscht wird. 

Die zur Untersuchung dienenden Eier entstammten der Markt¬ 
halle. verschiedenen Geschäften und dem Hausierhandel. Von 141 
geprüften Eiern erwiesen sieh 35 bakteriell infiziert. Aus dem 
Inhalt von 25 derselben wurden, obwohl grobsinnlich keine Er¬ 
scheinungen der Verderbnis konstatiert worden konnten, zehn¬ 
mal Bac. mcscntcricus vulgatus. fünfmal Staphyloc. pyogenes 
aureus, sechsmal Bac. subtilis. dreimal Bac. Megathericum. einmal 
Bac. subtilis und Staphyloc. pyogenes gezüchtet. Sechs andere 
Eier zeigten einen nicht ganz reinen, schwach muffigen oder 
fischigen Geruch. Erscheinungen, die man auch bei bakterienfreien 
Eiern findet, und welche im allgemeinen in so geringer Intensität 
auch vom Konsumenten nicht wahrgenommen werden, wenn er 
das Ei nicht gerade als Tunkei, sondern zum Kochen verwendet. 
Auch in ihnen fand sich teils Bacillus mcscntcricus. teils Staphyloc. 
pyog. aureus vor. Die Genußtauglichkeit aller dieser Eier wurde 
durch Verzehren bewiesen. Nur in einem Falle zeigte eine Eier¬ 
speise aus acht Ehern, unter denen sieh ein muffig riechendes 
befand, (‘inen für den Eingeweihten schwach wahrnehmbaren ab¬ 
normen (Jeruch. Gleichwohl ließen es sich dieselben Personen nicht 
m hnion. die Eierspeise zu verzehren. Die von diesen fünf Eiern 
angelegten Kulturplatten und Röhrchen sind steril geblieben. 
Ebenso wuchs auf dem aus dein Inhalte eines sehr unangenehm 
riechenden Eies (Geruch undefinierbar) beimpften Nährboden nichts, 
obzwar «las Eh wegen seines penetranten Geruches bei Abwesenheit 
sichtbarer Erscheinungen der 'Verderbnis; (nur der Dotter war zer¬ 
flossen) als genußuntauglich verworfen worden mußte. Ohne die 
Bedenklichkeit bakterieller Ehinfektion zu unterschätzen, glaubt V. 
aus seinen Versuchen schließen zu können, daß nicht (‘ine jede 
Infektion auch Genußuntaugliehkeit nach sich ziehen muß. 

J. S e h in i d t. 

Über Eierfäulnis. 

Von Prof. I )r. August P o s t o l k a, 

i\V. t M., Jahrs . 3. Heft.. 

Postolka beabsichtigt, durch genaue Beschreibung und ins¬ 
besondere auch bakterielle Untersuchung von ..faulen“ Eiern, ferner 
durch experimentelle Infektion von Eiern mit Bakterien, sowie 



























BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


30. NoveVhI>er_l916. 


573 


durch Feststellung der An- oder Abwesenheit von II,,S und NIL, 
endlich Ermittlung der Reaktion auf Lakmus einen Reitrag zur 
einschlägigen Kasuistik zu liefern. 

1. Versuchsreihe: 39 Kalkeier wurden in mittelgroße 
Gläser gelegt und mit Wasser Ubergossen. Auf dasselbe kam ein 
Gemenge vom Inhalt eines unverdorbenen Eies mit Wasser und 
Bouillon. Die Eier blieben zwischen den Scheiben eines Fensters 
offen und dem Einfluß von Sonne und Staub ausgesetzt stehen. 
Nach 32 Tagen erhob sich eines der Eier vom Glasboden. Nun¬ 
mehr setzte die Untersuchung ein, deren Resultate folgende waren: 
All 19 Eier sind genußuntauglich geworden. Sieben von ihnen 
schwappen nach der Herausnahme aus der Flüssigkeit. Zwei Eier 
waren nicht transparent. Alle übrigen zeigten eine höhere Trans¬ 
parenz, wobei sieh der stark bewegliche Dotterschatten durch seinen 
dunkeln bis schwarzen Farbenton auffällig vom hell durchscheinen¬ 
den Eiweiß abhob. Sechs Eier zeigten rote Dotterschatten. Nur 
zwei der höchst verdorbenen Eier schwammen im Wa>scr. VR-r 
Eier konnten nur des Geruches wegen für verdorben erklärt wer¬ 
den. Postolka ist der Ansicht, daß das intakte Ei sehr grobe 
Mißhandlungen erfahren kann, ohne zu verderben. 

Die bakteriologische Untersuchung ließ keine Gesetzmäßigkeit 
erkennen. Vier Eier zeigten Bacterium coli commune und Staphy- 
lococcus pyogenes aureus. Zwei derselben enthielten Ammoniak 
und Schwefelwasserstoff, Reaktion alkalisch. Das dritte ergab 
negativen Ausfall der Eberschen und der Bleiazetatprobe; Reaktion 
alkalisch. Das vierte Ei reagierte bei positivem Ausfall der beiden 
oben genannten Proben amphoter. 

Über den bei der Marktpolizei üblichen Ausdruck „Rotfäule“ 
spricht sich Verfasser dahin aus, daß es sieh in allen von ihm 
beobachteten Fällen um Eier ohne Sichtbarkeit des Dotters han¬ 
delte. Vor der Lampe boten sie stets eine gleichmäßig rote Fläche 
von verschiedener Farbintensität. Bei der näheren Untersuchung 
konnten 3 Kategorien festgestellt werden: 1. Eier mit Fäulnis und 
Mengung des Inhalts zu einer mehr oder minder gleichartig gelben 
Flüssigkeit unter Anwesenheit der bekannten (derverderbenden 
Bakterien. 2. Eier ohne Fäulniserscheinung mit Mengung des ver¬ 
flüssigten Inhalts, möglicherweise bedingt durch mechanische 
Insulte. 3. Vollkommen gesunde Eier mit dunkler Schalenfarbe 
und hellgelbem Dotter. Die Rotläule ist daher nur ein Verdachts¬ 
moment. 

2. Versuchsreihe: 18 Kalkeier vom Wiener Markt wurden 
zu je 2 Stück ohne besondere Kautelen der Infektion mit verschie¬ 
denen Bakterien (Sarcina flava, Bac. mesentericus, prodigiosus, sub- 
tiiis, pyocyaneus, Bacterium coli, fluorescens, Staphyloc. pyogenes 
aureus, Proteus vulgaris, Abortusbacillus) ausgesetzt. Aus dieser 
Versuchsreihe ergibt sich ein einziges gemeinsames Moment: die 
Zersetzung des Inhalts alter Eier. Lediglich eines der Eier zeigte 
kein Schwappen des Inhalts, doch läßt sich dieser Umstand an¬ 
gesichts der Tatsache, daß auch gänzlich unzersetzte Eier häufig 
schwappen, in keiner Weise systematisch verwerten. Dasselbe gilt 
von dem Ergebnis der Durchleuchtung, nach dem zehn der Eier 
gut bis sehr stark, fünf gar nicht und zwei derselben partiell und 
schwach transparent erschienen. Auch aus der Ermittelung der 
Reaktion ergeben sich keine Richtlinien, denn von jenen Eiern, 
deren Dotter nicht gerissen war, reagierte das Eiweiß sechsmal 
alkalisch und einmal amphoter, der Dotter fünfmal alkalisch, einmal 
sauer und einmal amphoter, während Eier mit zerrissenem Dotter 
^Gemenge von Dotter und Eiweiß) entweder sauere oder amphotere 
Reaktion erkennen ließen. Mit einer einzigen Ausnahme war NH. 3 
zugegen, während freier II 2 S in dreizehn Fällen fehlte. Dabei 
sanken trotz starker Zersetzung zwei Eier im Wasser zu Boden, 
während unter anderem ein Ei ohne NIL und H 2 S hoch im Wasser 
schwamm. Sonach ergibt sich aus den Versuchen Postolkas 
das Fehlen deutlicher spezifischer Gesetzmäßigkeit in der Wirkung 
der verwendeten und gefundenen Bakterien auf den Inhalt des Eies. 

J. S c h m i d t. 

Verordnung des Reichskanzlers über Eier. 

(Vom 12. August 1916. Reichs-Gesetzblatt S. 927). 

Auf Grund der Verordnung über Kriegsmaßnahnien zur Siche¬ 
rung der Volksernährung vom 22. Mai 1916 (Reichs-Gesetzblatt 
S. 401) wid verordnet: 


I. V c r t e i 1 u n g s s t e 11 e n. 

§ 1. Für jeden Bundesstaat oder für mehrere Bundesstaaten 
gemeinsam ist alsbald eine Landesverteilungsstelle für Eier zu 
errichten. 

Für das Reichsgebiet wird durch den Reichskanzler eine 
Reichsverteilungsstelle errichtet, die seiner Aufsicht untersteht. 

§ 2. Die Verteilungsstellen sind Behörden. 

Die Landesverteilungsstellen haben für die Verteilung der Eier 
in ihrem Gebiet zu sorgen, den Verbrauch zu überwachen und die 
sich ergebenden Überschußmengeu nach Weisung der Reichsver¬ 
teil un g ssteile abzuliefern. 

Die Reichsverteilungsstelle hat die nach Abs. 2 gelieferten 
und die aus dem Ausland eingeführten Eier zu verteilen. Der 
Reichskanzler bestimmt die Grundsätze, nach denen die Uberschu߬ 
mengen zu berechnen sind und die Verteilung der Eier vorzu- 
nehmeii ist. , 

§ 3. Die Landeszentralbehörden können für einzelne Teile 
ihres Gebiets Unterverteilungsstellen errichten und ihnen die Befug¬ 
nisse nach § 2 Abs. 2 Satz 1 für ihren Bezirk übertragen. 

§ 4. Die Landesverteilungsstehen können zur geschäftlichen 
Durchführung ihrer Aufgabe uie zum Eierbandel zugeiassenen Per¬ 
sonen ihres Gebiets 5; nach der Vorschrift im § lö b der Verord¬ 
nung zur Ergänzung der Bekanntmachung über tue Errichtung von 
ITeisprüiungsstellen und die Versorgungsregelung vom 4. Novem¬ 
ber 1915 Uuuchs-Uesetzbl. S. 726; zu einem Verbände zusammen- 
sehließen. 

II. V erkehrs- u n d Verbrauchsregelu n g. 

§ 5. Wer gewerbsmäßig Eier zur Weiter Veräußerung oder ge¬ 
werblichen V erarbeitung erw erben oder den Erwerb vermitteln will, 
bedarf dazu der besonuereii Erlaubnis der Landes- oder Unterver¬ 
teilungsstellen, in deren Bezirk er seine Tätigkeit ausüben will, 
oder uer von diesen bestimmten Stellen. Das i\ allere über die Zu¬ 
ständigkeit regeln die Landeszentralbehörden. 

Die Erlaubnis gilt für den Bezirk der die Erlaubnis erteilenden 
Stelle, solern die Erlaubnis nicht auf einen engeren Bezirk be¬ 
schränkt wird. 

Die Erteilung der Erlaubnis erfolgt durch Ausstellung einer 
Ausweiskarte. Angestellte bedürfen einer besonderen Ausweiskarte 
yNebenausw'eiskarte), die auf Antrag des Gesckäftsherrn ausgestellt 
wird. Die Ausweiskarte ist bei Ausübung des Geschäfts mitzu- 
f Uhren; sie ist auf Verlangen den Beamten der Polizei und den 
mit der Überwachung des Verkehrs mit Eiern beauftragten Per¬ 
sonen vorzuzeigen. Die Übertragung der Ausweiskarte an einen 
anderen und die Benutzung einer auf einen anderen ausgestellten 
Ausweiskarte ist verboten. 

§ 6. Handel- und Gewerbetreibende, die für Zwecke ihres 
Hanuels- oder Gewerbebetriebs Eier haltbar machen oder Eier- 
konserven herstellcii, bedürfen hierzu der Erlaubnis der zuständigen 
Behörde. 

Als Haltbarmachen im Sinne dieser Vorschrift ist jede Behand¬ 
lung der Eier anzusehen, die bezw’eckt, sie für einen längeren Zeit¬ 
raum genießbar zu erhalten, insbesondere das Einlegen der Eier in 
lvalk, Vv asserglas, die Behandlung mit chemischen Erzeugnissen, 
das Einbringen in Kühlanlagen, die Verwahrung in Papier, Asche, 
Spreu und dergleichen. 

§ 7. Die Erlaubnis nach den §§ 5, 6 soll nur insoweit erteilt 
werden, als sie im Interesse der Durchführung einer geregelten 
Eierversorgung gelegen ist. 

Die Erlaubnis kann von der sie erteilenden Stelle jederzeit 
widerrufen werden. Im Falle des Widerrufs sind die Ausweiskartell 
einzuziehen. 

Die Landeszentralbehörden können das Verfahren regeln und 
Beschwerde gegen die Entscheidungen zulassen. Soweit letzteres 
nicht geschient, sind die Entscheidungen endgültig. 

§ 8. Die in den §§ 5, 6 genannten Personen haben den Ver¬ 
teilungsstellen oder den von ihnen bestimmten Stellen auf Ver¬ 
langen Auskunft zu erteilen. Sie haben deren zur Durchführung 
dieser Verordnung ergehenden Anweisungen und Anordnungen, 
insbesondere über die Preise, Ankaufs- und Absatzgebiete, Absatz¬ 
stellen, Aufkaufs- und Absatzmeugen, den Weiterverkauf, die Buch¬ 
führung und Anzeigen über die abgeschlossenen Geschäfte und halt¬ 
bar gemachten Mengen Folge zu leisten. 

Der Reichskanzler oder die Reiehsverteilungsstelle kann Be¬ 
stimmungen über die oberen Grenzen erlassen, die bei den Preis- 
Anordnungen nach Abs. 1 sowie bei Festsetzungen von Höchst¬ 
preisen nicht überschritten werden dürfen. 

§ 9. Die Kommunalverbände haben den Verkehr und den Ver¬ 
brauch von Eiern in ihrem Bezirke zu regeln. Sie können insbeson¬ 
dere anordnen, daß Eier an Verbraucher nur gegen Eierkaxte ab¬ 
gegeben und vom Verbraucher nur gegen solche erworben werden 
dürfen. 

Die Regelung bezieht sich nicht auf den Verbrauch der Selbst¬ 
versorger; als Selbstversorger im Sinne dieser Vorschrift gelten die 
Geflügelhalter, die Angehörigen ihrer Wirtschaft einschließlich des 
Gesindes sowie ferner Naturalberechtigte, insbesondere Altenteiler 
und Arbeiter, sow-eit sie kraft ihrer Berechtigung oder als Lolin 
Eier zu beanspruchen haben. 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 48. 


574 


Die Kommunal verbände können den Gemeinden die Regelung 
für den Bezirk der Gemeinde übertragen. Gemeinden, die nach der 
letzten Volkszählung mehr als 10 000 Einwohner hatten, können 
die Übertragung verlangen. Der Reichskanzler, die Landeszentral¬ 
behörden oder die von ihnen bestimmten Stellen können die Kom¬ 
munalverbände und Gemeinden zur Regelung anhaltend sie können 
sie für die Zwecke der Regelung vereinigen. Sie können ferner die 
Regelung für ihren Bezirk oder Teile ihres Bezirks selbst vor¬ 
nehmen. Soweit nach diesen Vorschriften die Regelung für einen 
größeren Bezirk erfolgt, ruhen die Befugnisse der zu diesem Bezirke 
gehörenden Stellen. 

Der Reichskanzler oder die von ihm bestimmte Stelle kann 
Grundsätze aufstellen, nach denen die Regelung zu erfolgen hat. 
Soweit hiervon kein Gebrauch gemacht wird, haben die Landes¬ 
zentralbehörden die gleiche Befugnis. 

§ 10. Wer Eier mit der Eisenbahn oder Post versendet, hat die 
Sendung in deutlich sichtbarer Weise als Eiersendung zu kenn¬ 
zeichnen. 

§ 11. Eier dürfen zur Versendung mit der Eisenbahn oder Post 
nur aufgegeben werden, wenn der Versender sich durch seine Aus¬ 
weiskarte (§ 5) ausweist oder eine Bescheinigung der für den 
Versandort zuständigen Verteilungsstelle oder unteren Verwaltungs¬ 
behörde beifügt, daß die Beförderung gestattet ist. 

Die untere Verwaltungsbehörde (Abs. 1) darf die Bescheinigung 
nur ausstellen, wenn der Versand nachweislich an eine Person 
erfolgt, die sich im Besitz einer Ausweiskarte befindet, oder wenn 
die zuständige Behörde des Wohnorts des Empfängers bezeugt, 
daß dieser nach Maßgabe der für ihn gültigen Verbrauchsregelung 
zum Bezüge der Eier berechtigt ist. 

§ 12. Die Beamten der Polizei und die Beauftragten der mit 
der "Eierversorgung befaßten Stellen sind befugt, in die Räume, 
in denen Eier autbewahrt, feilgehalten oder verarbeitet werden, 
jederzeit einzutreten, daselbst Besichtigungen vorzunehmen und 
Geschäftsaufzoichnungen einzusehen. 

Sie sind vorbehaltlich der dienstlichen Berichterstattung und 
der Anzeige von Gesetzwidrigkeiten verpflichtet, über die Ein¬ 
richtungen und Geschäftsverhältnisse, die dabei zu ihrer Kenntnis 
kommen, Verschwiegenheit zu beobachten. 

§ 13. Die zuständige Behörde kann Betriebe schließen, deren 
Unternehmer oder Leiter sich in Befolgung der Pflichten, die ihnen 
durch diese Verordnung oder die dazu erlassenen Ausführungs- 
bestimmungen auf erlegt werden, unzuverlässig zeigten. Gegen die 
Verfügung ist Beschwerde zulässig. Über die Beschwerde entscheidet 
die höhere Verwaltungsbehörde endgültig. Die Beschwerde bewirkt 
keinen Aufschub. 

in. Schlußbestimmungen. 

§ 14. Die Landeszentralbehörden er hissen die Bestimmungen 
zur Ausführung dieser Verordnung. Sie können bestimmen, daß 
die den Kommunalverbänden übertragenen Anordnungen durch 
deren Vorstand erfolgen. Sie bestimmen insbesondere, wer als 
Kommunal verband, als deren Vorstand, als zuständige Behörde, 
als höhere und untere Verwaltungsbehörde im Sinne dieser Ver¬ 
ordnung anzusehen ist. 

Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten 
Stellen können ferner bestimmen, daß 

1. die Geflügelhalter die Eier, die sie zum Verkaufe bringen, 
nur an bestimmte Sammelstellen, Genossenschaften oder Händler 
oder nur an bestimmten Orten absetzen dürfen; 

2. nur bestimmte Personen zum Aufkauf der Eier bei den 
Geflügelhaltern befugt sind; 

3. die gewerbsmäßige Abgabe von Eiern in rohem oder zu¬ 
bereitetem Zustand der Erlaubnis der zuständigen Behörde bedarf. 

§ 15. Die Landeszentralbehörden können für den Verkehr 
mit Bruteiem besondere Bestimmungen erlassen. Der Reichskanzler 
kann Grundsätze für die Regelung aufstellen. 

§ 16. Der Reichskanzler und die von ihm bezeiclmeten Stellen 
können Ausnahmen von den Vorschriften dieser Verordnung zu¬ 
lassen. 

§ 17. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe 
bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft: 

1 . wer den Vorschriften in den §§ 5, 6 zuwider ohne Erlaubnis 
Eier erwirbt, den Erwerb vermittelt, Eier haltbar macht oder Eier¬ 
konserven herstellt; 

2. w r er den Vorschriften im § 5 Abs. 3, §§ 10, 11 zmviderhandelt; 

3. wer eine nach der Vorschrift im § 8 Abs. 1 Satz 1 erforderte 
Auskunft nicht erteilt oder wissentlich unvollständige oder un¬ 
richtige Angaben macht; 

4. wer den auf Grund der Vorschriften im § 8 Abs. 1 Satz 2, 
§§ 9, 14, 15 erlassenen Anordnungen und Bestimmungen zuwider¬ 
handelt. 

§ 18. Die Vorschriften dieser Verordnung beziehen sich auf 
Eier von Hühnern, Enten und Gänsen. Der Reichskanzler kann 
sie auf andere Eierarten ausdehnen. 

§ 19. Die Vorschriften dieser Verordnung treten mit dem 
Tage der Verkündung, die §$ 5, 6, 10 und 11 mit dem 1. September 
1916 in Kraft. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Oberveterinär Dr. Binz bei den Kämpfen iu Ost - Afrika i» 

englische Gefangenschaft geraten. 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Hans Bahmann (Tierarzt aus Oelsnitz). 
Veterinär Dr. Fritz H ä b e r e r (Tierarzt aus Neuendorfj. 
Stabsveterinär Dr. Ernst Haas (Schlachthofdirektor in 

Oflenburg). 

Einhundertundeinnndzwanzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 19. November, bis Sonnabend, den 
25. November 1916. 

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz beiderseits der 
Allere steigerten sich die Unternehmungen der Engländer am 
19. November wiederum zu einem neuen großen Durchbrucha- 
versuch; er endete in einer blutigen Schlappe für die Eng¬ 
länder. Nur südwestlich von Serre und an wenigen Punkten 
südlich des Dorfes Graudcourt wurden wir in eine vorbereitete 
Riegelstellung zurückgedrängt. Alle anderen Stellungen der 
wiederholt angegriffenen 12 km breiten Front wurden von 
unseren braven Truppen gehalten oder im Gegenstoß zurück¬ 
gewonnen. In den nachfolgenden Tagen kam es nur zu wieder¬ 
holten Teilangriffen seitens der Engländer und Franzosen. Sie 
wurden sämtlich abgewiesen. Wir führten mit Erfolg einige 
Patrouillenuiiterneliinungen aus. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz wurden wiederholte 
Angriffe seitens der Russen im Gyürgvogebirge und seitens 
der Rumänen nördlich von Campuiung von uns in Gemein¬ 
schaft mit unseren Verbündeten abgewiesen. 

Am Alt wurden den Rumänen einige wichtige Ortschaften 
und verschanzte Höhen im hartnäckigen Kampf entrissen. Die 
Stadt Craiova, der bisherige Sitz des Oberkommandos dei 
1. rumänischen Armee, w urde von uns genommen. Neben 
anderer Beute fielen liier 3C0 Eiseilbahnwaggons in unsere 
Hand. Mit dem Falle Craiovas wurde auch der feindliche 
Widerstand im Westzipfel Rumäniens gebrochen. Orsova 
und Turn-Severin wurden genommen. Südlich des Alt-Durch¬ 
bruchs durch die Transsylvaniselien Alpen entrissen trotz hart¬ 
näckiger Gegenwehr deutsche und österreichisch-ungarisch! 
Truppen den Rumänen mehrere Ortschaften und nahmen dabei 
3 Oftiziere und 800 Mann gefangen. Der Widerstand des Fein¬ 
des in der Niederung des unteren* Alt wurde gebrochen. Wir 
überschritten dort den Fluß. Im Alttal wurde Ramnicu Yalcea 
genommen. Im Gelände des unteren Alt wurde unter Führung 
des Generalleutnants von Schmettow durch deutsche Kavallerie 
eine sich zum Kampf stellende rumänische Kavallerie-Division 
geworfen und verfolgt. 

In der Dobrudscha haben Teile der Armee des General¬ 
feldmarschalls von Mackensen die Donau von Süden her über¬ 
schritten und auf rumänischem Boden Fuß gefaßt. Bei Über¬ 
windung des infolge eingetretenen Tauwetters hoch ange- 
sehwolleneii Stromes durch die Truppen wirkten in hervor¬ 
ragender Weise neben unseren braven Pionieren auch Teile 
des Kaiserlichen Motorbootskorps, der Kaiserlichen und König¬ 
lichen Donauflottille unter dem Kommando des LinienschifL- 
kapitäns Lucich und die österreichisch-ungarische Pionier¬ 
abteilung des Generalmajors von Gaugl mit. Die über die 
Donau gegangenen Truppenteile haben ihren Marsch auf 
rumänischem Boden fortgesetzt und stehen vor Alexandria. 

An der mazedonischen Front endeten Gefechte westlich 
des Oehridasces mit dem Rückzug des Gegners. An der deutsch- 
bulgarischen Front zwischen dem Prespasee und dem östlichen 
Cernalauf wurden mehrfache Teilvorstöße, an der Höhen* 
Stellung östlich von Paraiowa starke Angriffe des Feinde* 
zurückgeschlagen. Auch Teilvorstöße des Feindes nordwestlich 
von Monastir und bei Makovo sowie bei Gruniste scheiterten. 




30. Novellier 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


575 


Am 21. November 1916, abends 9 Uhr, ist im Schloß 
Schönbrunn Kaiser Franz Joseph I. sanft entschlafen. 

Im Monat Oktober sind 146 feindliche Handelsfahrzeuge 
mit insgesamt 306 500 Brutto-Register-Tonnen von Untersee¬ 
booten und Torpedobooten der Mittelmächte aufgebracht, ver¬ 
senkt oder durch Minen verloren gegangen. Ferner sind 72 
neutrale Handelsfahrzeuge mit insgesamt 87 000 Brutto- 
Register-Tonnen wegen Beförderung von Bannware zum 
Feinde versenkt worden. 

Seit Kriegsbeginn sind durch kriegerische Maßnahmen der 
Mittelmächte 3 322 000 Tonnen feindlichen Handelsschiffs¬ 
raumes verloren gegangen, davon sind 2 550 000 Tonnen 
englisch. N e v. 

Aus Österreich. 

(Militärische Anerkennung wegen erfolgreicher Rotz¬ 
bekämpfung.) 

Kommandierender General und Landeschef in Bosnien und 
Herzegovina. 

Befehl. Serajcvo am 23. Oktober 1916. 

Aus einer Meldung meines Veterinärreferenten geht her¬ 
vor, daß die unter den Pferdebeständen der Truppen und An¬ 
stalten in B. H.-D. herrschende Rotzseuche bereits vor sechs 
Wochen vollkommen erloschen ist. 

Die rasche Tilgung dieser gefährlichen Seuche ist haupt¬ 
sächlich der gewissenhaften und zielbewußten Tätigkeit der 
eingeteilten Veterinärorgane zu verdanken. 

Aus diesem Anlasse spreche ich im Namen des Aller 
höchsten Dienstes allen im Befehlsbereich eingeteilten Herren 
Veterinären für ihre vom besten Erfolge begleitete Seuchen¬ 
bekämpfung meine belobende Anerkennung aus. 

Dekrete folgen. S a r k o t i $ m. p., G. d. I. 

(Nach dem ..Tierärztl. Zentralblatt“.) 

Tierärztliche Verbandspläne. 

Von Rudolf Wille. 

Wenn man die Ausführungen des Herrn Kollegen Train 
in Nr. 44 dieser Zeitschrift liest, wird man in der Tat um zehn 
Jahre zurückversetzt. Während dieser Zeit ist — darin hat 
Herr Train recht — immer und immer wieder die Frage 
eines Zusammenschlusses aller deutschen praktischen (Privat-) 
Tierärzte diskutiert worden. Aber über die Diskussion — über 
Worte — ist man nie hinausgekommen. Uber Worte kommt 
auch Herr Train jetzt nicht hinaus. 

Herr Train ruft wie mit einem Verzweiflungsschrei den 
„Verband“ zur Hilfe. Er erblickt in ihm das alleinige Mittel 
zur Besserung der Lage der praktischen Tierärzte. Ja, er steht 
nicht an, zu behaupten: „eine wirklich straffe Organisation kann 
alles!“ Aber inwiefern ein Verband nützlich ist, wofür er 
notwendig ist, wie er arbeiten soll, — das vergißt Herr Train 
überzeugend darzulegen. 

Die leidigen Fleischbeschaugebühren und das Pfuseher- 
tum sind die einzigen realen Vorlagen, die Herr Train in den 
Rahmen seiner Betrachtung zieht. Gegen Pfuschertum 
hilft bekanntlich nur Leistung. Der etwas leistende, mit der 
Wissenschaft fortschreitende Tierarzt wird auch nach dem 
Kriege mit dem Pfuschertum fertig werden, zumal dann der 
Wert der landwirtschaftlichen Haustiere ein bedeutend höherer 
sein und wahrscheinlich bleiben wird als früher. In dieser 
Hinsicht eröffnet meines Erachtens, um nur ein Beispiel 
zu wählen, die Heliotherapie ebenso weite Perspektiven für 
den Praktiker, verspricht eine ebenso große, wenn nicht eine 
größere Bedeutung für ihn zu gewinnen als jeder neue Ver¬ 
band. Oder erhebt etwa eine Neuerrungenschaft wie die An¬ 
wendung ultravioletter Strahlen in der Veterinär¬ 
praxis und, wie ich nach meiner Erfahrung glaube hinzufügen 
zu können, auch die der Röntgenbestrahlung bei 
Widerristfisteln und Ekzemen (Fesselbeuge!), wo der Praktiker 
bisher oftmals machtlos dastand, — eröffnet eine solche Neue¬ 
rung dem Praktiker etwa nicht neue Erwerbsquellen und neues 
Ansehen? Und hebt • sie ihn nicht ganz von selbst über 


den Pfuscher? Nein, man bekämpft Pfuschertum durch 
Leistung, nicht durch einen Verband, daran wollen wir 
doch festhalten. 

Und was die Gebühren in der Ergänzungs¬ 
fleischbeschau betrifft, so glaube ich, daß nach dem 
Kriege in Anbetracht der veränderten Zeitverhältnisse eine Er¬ 
höhung dieser Gebühren in Preußen durch die Tierärztekammern, 
in den anderen Bundesstaaten durch die tierärztlichen Landes¬ 
verbände unschwer wird erreicht werden können. Denn daß 
sie abänderungsbedürftig sind, vor allem in den Sätzen für die 
Wegegebühren, der Überzeugung wird sich so leicht keine 
Stelle mehr verschließen können. Aber — ist dann der Prak¬ 
tiker gerettet? 

Nicht viel anders steht es mit der Vornahme der Rot- 
1 a u f i m p f u n g e n durch Fleischbeschauer. Diese Maßnahme 
ist ein Notbehelf des Krieges. Sie ist nicht erschreckend, und 
es wird nicht sclnver sein, der festen Überzeugung bin ich, sie 
nach dem Kriege, nach der Wiederkehr normaler Zustände 
durch einen entsprechenden Schritt wieder zu unterbinden. 

So führt Herr Train Gegenstände an, die m. E. nicht ge¬ 
eignet sind, von der Notwendigkeit der Begründung eines Ver¬ 
bandes zu überzeugen. Aber ich pflichte Herrn T r a i n in der 
Grundtendenz seiner Worte dennoch bei. Die Privattierärzte 
waren schon vor dem Kriege unzufrieden, — mit Recht! ihnen 
tut Hilfe not, — dringend not! Und deshalb ist es gut, das 
glimmende Fünkchen, das bereits vor dem Kriege ein wachsen¬ 
des Verständnis und Mitgefühl für die Lage der Privattierärzte 
wachgerufen hatte, zu schüren, damit es nicht erlösche. 

Ich stehe seit mehr als zw^ei Jahren außerhalb aller Standes¬ 
angelegenheiten, die ja auch bekanntlich zur Zeit ruhen. Aber 
wenn ich mich erinnere, so hatte vor dem Kriege eine Bewegung 
im gesamten tierärztlichen Stande eingesetzt, die von der 
Überzeugung getragen wurde, daß erstens die Privattierärzte, 
die ausschließlich Praktiker sind, sich in einem bedrängten 
Kampfe um ihr Dasein befinden, und daß zweitens für sie 
etwasj, geschehen muß und soll. Diese Erkenntnis, die unter 
den Privattierärzten natürlich allgemein herrschte, hatte mehr 
und mehr Raum gewonnen auch bereits in den besonnenen 
Kreisen der Veterinär b e a m t e n. Ich erinnere nur an das, 
was der leider zu früh verstorbene Reg.- und Vet.-Rat l)r. 
Arndt (Breslau) auf der letzten vor dem Kriege stattgefun¬ 
denen Versammlung des preußischen Vereins der beamteten 
Tierärzte aussprach. Mir steht der Bericht hier nicht zur Ver¬ 
fügung; Dr. Arndt verlangte aber unter dem Beifall der Ver- 
. Sammlung, daß die beamteten Tierärzte, wo sie nur könnten, sich 
für ihre nicht beamteten Kollegen einsetzen und ihnen ihre Lage 
zu bessern trachten sollten, und er führte zur Begründung seiner 
Forderung u. a. an, daß das Ansehen und die Stellung des G e- 
«a m t Standes durch die Stellung, welche die Privattierärzte 
einnähmen, wesentlich mitbestimmt wmrden. Ich glaube ferner,, 
keine Indiskretion zu begehen, wenn ich über eine von dem 
preußischen Ministerialdirektor Dr. Schroeter mir in meiner 
Eigenschaft als Geschäftsführer des Preußischen Tierärztekam¬ 
merausschusses kurz vor dem Kriege gewährte Aussprache, die 
in ihren Einzelheiten freilich vertraulich war, heute mitteile,, 
daß dieser für den tierärztlichen Stand so verdienst- und be¬ 
deutungsvolle Mann — nach anfänglich entgegengesetzter An¬ 
sicht — sich schließlich nicht mehr der Meinung verschloß, daß 
es um die privat tierärztlichen Existenzen nicht gut stehe 
und Anlaß zu einer Besorgnis vorhanden sei, die alle Aufmerk¬ 
samkeit verdiene. Ich denke, daß, w'enn auch dieser Ministerial¬ 
direktor nicht mehr unter den Lebenden weilt, man doch wird 
hoffen dürfen, daß seine Anschauung in diesem Punkte gleich¬ 
sam als Vermächtnis in der preußischen landwirtschaftlichen 
Verwaltung weiter leben, und diese aus ihr einmal die ent¬ 
sprechenden Folgerungen ziehen wird. Und schließlich, — es ist 
ja bekannt, daß jene auf eine Besserung der Lage der Privat¬ 
tierärzte gerichtete Bewegung in erster Linie von den preu¬ 
ßischen Tierärztekammern aufgenommen werden 
ist und ganz besonders von ihrem Ausschuß warm ver¬ 
treten wird. 

Sollte man da nicht meinen, vor einer Überstürzung, vor 
dem Betreten neuer Wege warnen zu müssen? Daß eine auf das 
Wohl der Privattierärzte zielende Bewegung nicht von heute 
auf morgen Früchte trägt, daß sie jetzt während des Krieges 
ins Stocken geraten ist, darf nicht verw-undem. Aber Früchte 
tragen wird sie! Geschehen wird etwas! Dafür bürgt schon der 
Geist dieser Zeit, die nicht, dulden wird, daß Kräfte un¬ 
gesammelt und ungefördert bleiben. 







BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 48. 


Vielleicht löst dieser Krieg manches Problem, vor dem wir 
einst ratlos standen. — Vielleicht sind Umwälzungen im Wer¬ 
den begriffen, von denen wir noch gar nichts ahnen. — Diesem 
großen, geheimnisvollen Werden und Entwickeln gegenüber 
wollen wir uns doch hüten, uns heute bei Kleinkrämerei auf¬ 
zuhalten. 

Wissen wir denn, wie die Verhältnisse im tierärztlichen Be¬ 
rufe nach dem Kriege beschaffen sein werden? Dieser Frage 
wird man doch seine Aufmerksamkeit zunächst und vor allem 
andern widmen müssen. Wissen wir, wie sich insbesondere 
die Lage der Privattierärzte gestalten wird? Auf diese Frage 
wird man doch sein Augenmerk richten müssen, bevor man an 
eine die Zersplitterung der tierärztlichen Interessen bedeutende 
Neugründling geht. Wer weiß, wie bitter not w ir die Einigkeit 
im tierärztlichen Lager noch einmal brauchenf 

Die Frage der Berufs ü b e r f ii 11 u n g , 0 * ist es nicht 
möglich, daß wir sie nach dem Kriege, in einem neuen Deutsch¬ 
land, anders beurteilen als vor dem Kriege? Die Frage des 
Mitratens und -tatens der Tierärzte in der Tierzucht, die 
Frage ihrer Stellung in der Fleischbeschau und in der 
N a h r u n g s m i 11 e 1 k o n t r o 11 e, und nicht zu vergessen 
vor allem unsere Seuchengesetzgebung, die tierärzt¬ 
liche Ausbildung, die vor dem Kriege, allerdings unter 
Hintansetzung der Interessen des auf die Praxis sich ein- 
stellenden Teiles des tierärztlichen Standes, der Erfordernisse 
des freien tierärztlichen Erwerbsstandes, allzusehr auf die 
Produktion von Veterinärbeamten zugeschnitten war, — kurz, 
jene ganze vor dem Kriege protegierte Richtung, die auf eine 
restlose Verpolizeilichung des ganzen Veterinärwesens hinaus¬ 
lief, nur einer beschränkten Anzahl von Tierärzten ein gutes, 
gesichertes Brot verschaffte, die weitüberwiegende Mehrheit 
derer aber, die da ehrlichen Fleißes dem freien Erwerb aus der 
Praxis nachgingen, in jeder, in materieller wie ideeller Hinsicht 
mehr oder weniger der Zurücksetzung anheimfallen ließ, 
wissen wir heute schon, in welchem Lichte alle diese Fragen 
nach dem Kriege uns erscheinen? Wissen wir, welche* neue 
Widerstände auf der einen, welche einsichtsvolle Förderer der 
Interessen der Praktiker auf der anderen Seite ihrer harren? 
Wissen wir etwas von all den Möglichkeiten? Nein, wir wissen 
nur, daß es so wie früher nach dem Kriege nicht w'eiter gehen 
darf und weiter gehen wird. Und im übrigen wissen wir herz¬ 
lich wenig. Darum also: Gewehr bei Fuß! — Auf der Wacht! 

Und doch will mir scheinen, man sollte auch diese Zeit 
nicht ungenützt vorübergehen lassen. Daß eine straffe Orga¬ 
nisation den Privattierärzten fehlt, daß sie nützen kann und 
kommen muß, soll ohne weiteres zugegeben werden. 

Herr Kollege L e e b erläßt in Nr. 41 der B. T. W. einen 
„Aufruf“ an alle nichtbeamteten bayerischen Tierärzte, 
„ihr Einverständnis zur Gründung eines bayerischen Landes¬ 
verbandes nichtbeamteter Tierärzte zu geben“. Herr L e e b 
beschreitet damit dankenswerterweise einen Weg, der m. E. 
längst hätte beschritten werden sollen. Wie soll ein Zusam¬ 
menschluß aller deutschen Privattierärzte zustande kommen 
können, wenn noch nicht einmal ein solcher in den einzelnen 
Bundesstaaten besteht! Dem Beispiele Bayerns sollten die 
übrigen Bundesstaaten folgen. Und in Preußen sollte 
man im Verbände der praktischen Tierärzte endlich sich be¬ 
sinnen auf das, was man gewollt hat, einst, da der 
Professor S c h m a 11 z noch im Fahrwasser der Inter¬ 
essen der praktischen Tierärzte sich befand und dem 
Verbände zum Leben verhalf. In den Provinzialgruppen 
dieses Verbandes, ebenso wie in den andern Landes¬ 
verbänden sollte freilich, je eher desto besser, die Arbeit 
zu neuem Leben geweckt werden. Denn die Landesverbände 
sind doch schließlich das Bindeglied zwischen den Tierärzten 
und ihren Landesbehörden, wobei in Preußen die Tierärzte 
überdies in der bevorzugten Lage sind, durch die Kammern ver¬ 
treten zu sein. Ein gut fundierter und geleiteter Landes¬ 
verband gewinnt stets Einfluß auf die Kammern und den 
Deutschen Veterinärrat wie auf die Landes- 
behördcn direkt. Und um diesen Einfluß handelt es sich 
doch letzten Endes! 

Zum Weihnachten im Felde 1916. 

Im harten Kampfe, im Feindesland naht unseren braven Truppen 
das dritte Weihnachtsfest. An diesem Abend soll jedem ein 
Zeichen des Dankes der Heimat zugehen. So mancher ist draußen, 
der niemanden hat, der für ihn sorgen kann. Auch diesen 


Alleinstehenden und Vergessenen wollen w f ir den 
Weihnachtstisch decken, eingedenk der Worte des Reichskanzlers: 
„Nur Dank, heißer Dank aus der Heimat, für die sie bluten, soll 
ihr Gefährte sein, wenn höllisches Trommelfeuer sie umdröhnt/’ 

Wer mithelfen will, den Kämpfern vor dem Feinde eine 
Weihnachtsfreude zu machen, der sende Liebesgaben — außer 
Lebensmitteln und Wollsaehen, für welche die Heeresverwaltung 
sorgt — oder Geldspenden, auch Kissen und Decken ein. 

I. Staatliche Abnahmestelle II beim Garde- 
korps. Berlin, Karlstraße 12. Postscheckkonto: Berlin 
Nr. 14 871. Bankkonto: Dresdner Bank Berlin, Depositenkasse Z; 
Bank für Handel und Industrie Berlin, Depositenkasse S. 

II. Für die märkischen Formationen werden Geldspenden auf 
das Postscheck-Konto Berlin Nr. 22 720 „Weihnachtssammelstelle 
beim Königl. Oberpräsidium Potsdam-Berlin“ erbeten. Weihnachts¬ 
gaben sind zu senden an das Lager der Staatlichen 
A b n a h m e s t e 11 e freiwilliger Gaben für das 

111. Armeekorps, Potsdam, König 1. Oberpräsidiu ni, 
bahn- oder postlagernd. 


Einladung zur 76. Generalversammlung (I. Kriegsversammlung) des Tier¬ 
ärztlichen Zentralvereins für die Provinz Sachsen, die Anhaltlschen und 
Thüringischen Staaten 

am Sonntag, den 10. Dezember 1916, mittags 12 */« Uhr, zu Magde¬ 
burg im Kaffeehaus „Hohenzollern“, Breite Weg 139/140. 
Tagesordnung: 

Begrüßungsansprache des Vorsitzenden. 

Vereins- und Kassenangelegenheiten. 

Herr L e i s t i k o w - Magdeburg: „Der Wiederausbruch der 
Lungenseuche der Rinder.“ 

Herr Gundelach - Magdeburg: „Demonstration lungen¬ 
seuchekranker Lungen.“ 

Z ,::; fe' e,lbei " • Wolmir-| >D|e RotIautiln p fuilgen unt , r 

Herr R a e b i g e r-Halle a. S.:l dem Einfluß des Krieges.“ 
Herr Witt-Calbe a/S.: „Die Unfruchtbarkeit in den Rind- 
viehbeständen unter Berücksichtigung des ansteckenden 
Scheidenkatarrhs.“ 

Herr R a utman n-Halle a. S.: „Störungen irn Geschlechts¬ 
leben der Rinder.“ 

9. Fragen aus der Praxis. 


1 . 

2 , 

3. ’ 

4. 


6 . 

7. 


8 . 


Gäste wällkommen! — Nach der Versammlung findet ein 
gemeinsames Mittagessen (trockenes Gedeck 5 Mark) statt. Die 
Anmeldungen zur Teilnahme an dem Essen sind bindend und 
werden an Herrn Gundelach- Magdeburg, Breite Weg 252, bis 
spätestens 7. Dezember ds. Js. erbeten. 

D i s s e 1 h o r s t, Vorsitzender. H. R a e b i g e r. Schriftführer. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Ritterkreuz 2. Kl. 
mit Schwertern des Königl. Sächs. Albrechtsordens: dem Ober- 
veterinär der Res. Kurt 0arten in Neuhausen, dem Oberveterinär 
d. L. Dr. Paul Pöntxsch im Feldart.-Regt. Nr. 28, dem Veterinär d. L. 
Karl Rudert und dem Oberveterinär d. R. Kurt Schumann , städt. 
Tierarzt in Leipzig. — Das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des 
Württ. Friedrichsordens: dem Stabsveterinär d. L. Dr. Karl Kiwi, 
Oberamtstierarzt in Hall. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Schwertern 
des Württ. Friedrichsordens: dem Oberveterinär d.L.Dr. Karl Brenner, 
Stadttierarzt in Eßlingen. — Das Großh. Hess. Kriegsehrenzeichen: 
dem Stabsveterinär d. R. Friedrich Klein , Schlachthofvorsteher in 
Vallendar. — Das Kriegsverdienstkreuz: dem Bezirkstierarzt 
Adolf Maier in Konstanz. — Das Hanseatenkreuz: dem Feldunter¬ 
veterinär Lund aus Lübeck. — Die silberne Landesmedaille fü 
Verdienste in der Geflügelzucht erhielt der Kgl. Bezirkstie rar 
Munter in Füssen. 

Approbiert: ln München: Otto Bretzlcr aus Schwäb.-Gmünd. 

Privatpraxis: Unis law, Kreis Culm (Westpr.): Niederlassung 
gewünscht. Bewerb, alsbald an den Vorsitzenden des Kreisaus¬ 
schusses in Culm (Westpr.). 

In der Armee: Preußen: Als Veterinäroffiziere für die 
Dauer des mobilen Verhältnisses angestellt unter Beförderung 
zu Veterinären: die Unterveterinäre: Krämer (Lörrach) beim 
Res. - Feldart. - Regt. Nr. 28, Sentkoicski (Osterode) bei der 
II. Ers.-Abt, Feldart.-Regts. Nr. 71 , Mord (Rastenburg) b. Etappen- 
Pferdedepot i2 d. Armee-Abt. Scholtz, Rogacki (Rastenburg) beim 
Etappcn-Pferdedepot 4 d. 8. Armee, Damm (Siegen) bei d. Fest.- 
Train-Abt. Straßburg, Bruchmann (Stettin) bei d. Fuhrp.-Kol. 4, 
Staffelstab 7 der 3. Inf.-Division, Dr. Hammerer (Straßburg) bei d. 
Etappen-Fuhrp.-Kol. 27 d. Bugarmee. 

Todesfälle: Oberamtstierarzt a. D. Zink in Geislingen. — Kgl. 
Kreistierarzt a. D. Wilhelm Scholtx in Reichenbach (Schles.). — 
Städt. Tierarzt Louis Ilcilcmann in Berlin. 


Verantwortlich für «len Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Olage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz in Berlin. — 

Druck von W. Büxenstein, Berlin. 




Ol« 4**r\ta«i Voebniekrlft* «n«h«lm 

w6eh entlieh ta V«*tag« von Riebnrd 8eho«.a In 
Berlin BW. 46, Wilb«bn«tr. 1®* Durch )«d«e deutsch« 
Postamt wird iitielb« «um PreU« von M. 5,— riertel- 
)Ahrlleh (ausrehlleftlloh Bestellgeld) geliefert, (öster* 
relehlseh« Post-Zeitungs>Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 84) Elnselnommem 60 PC 


Berliner 


Orlgtnalbeltrtge werden mtt 60 MV.. In Petltsatg, mit 
fO MV. IQr den Bogen honoriert Alle Manuskripts^ 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe tnaa 
su senden an Professor Olage. Hamburg» Osterstr. tf; 
Korrekturen, Resenslona-Exemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Richard Sohosts, Berlin 8W. 48, Wllhelmrtr. 10t 


Tierärztliche Wochenschrift 


Heransgeber: 

Geh. Regiernngsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Blage StabsveL a. D. Haneke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- u. Geh. Yet-Rat Dr. Letbes Geh. Oberregiernngsrat Dr. Neveraani 

Naahuig. Referent L Reiehs-KoL-Amt ln Berlin. ln Malhansen L JA In Odin. Vortrag. Rat tm Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- a. Geh. Yet-Rat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Rlohter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sohlegel 

Landest!erarnt für Hamburg. In Wiesbaden. Bromberg Professor ln Dresden. Professor in Dre den. Professor ln Freiburg 

Ober-Med.Rat Dr.J.Sohmldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geb. Hofrat Dr. Vogel Geh Regierangsrat Wehrle 

Prolossur in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Oamame, D.8. W.-A 8tadt*Tierarst « Hamburg. Professor in München. MltgLd. üaia OesundheiUamU lu Berlin. 

Dr. A. Zlmenzana Regiernngsrat Zindel 

Professor in Budapest. Landestlerarst von filaafl-Lothrlogen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. J|£ 49. Ausgegeben am 7. Dezember. 


Inhalt: Eber: Die Bedeutung der Schutzimpfung für die Bekämpfung der Rindert uberkul ose. — 
Dalklewicz: Ergebnisse der dreijährigen Versuche auf dem Gebiete der Bekämpfung des 
Abortus epizootlcus in Ga 1 izien. (Fortsetzung und Schluß.; — Becker: Über die Behandlung von an 
Hufrehe erkrankten Pferden. — Referate: Levens: Ein Fall von Blasenmole und Foetus papyraceus beim 
Rinde. — Mayer: Über therapeutische Erfahrungen mit „Perkaglyzerin Winkel". — Odstrcil: „Perkaglyzerin Winkel" 
als Glyzerinersatz in der Dermatologie. — Rudolph: über die Verwendung des Tumenols bei Ulzeration. — Tierhaltung 
und Tierzucht: Paechtner: Zeitgemäße Fütterungsfragen. Verschiedenes. — Tagesgeeehichte: — Ehrentafel der 
Veterinäre. — Einhundertzweiundzwanzigste Kriegswoche. — Aus Ungarn. — Hoffman n: Präparat Brunstin. — 
Verschiedenes. — Personalien. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. 


Die Bedeutung der Schutzimpfung für die Bekämpfung 
der Rindertuberkulose.*) 

Von Prof. Dr. A. Eber in Le'pzig. 

Im Frühjahr 1914 waren 10 Jahre verflossen, seitdem das 
Yelerinärinstitut begonnen hat, Schutzimpfungen zur 
Bekämpf ungderRinderWuberku losein großen 
landwirtschaftlichen Viehbeständen auszu¬ 
führen. Den Anlaß zu diesen umfassenden, auf zahlreichen 
Gütern durchgeführten Tuberkuloseschutzimpfungen gaben die 
in den Jahren 1902—1904 in den Versuchsstallungen des Yeteri- 
närinstituts auf unmittelbare Anregung v. Behrings vor¬ 
genommenen Untersuchungen über die W i d e r- 
Standsfähigkeit zweier in Marburg mit Tu- 
b o r k e 1 b a z i 11 e n verschiedener Herkunft v o r - 
behandelter Rinder gegen subkutane und 
intravenöse Infektion mit tuberkulösem, 
vom Rinde stammendem Virus, über die Verf. im 
Jahre 1905 einen ausführlichen Bericht (Zeitschr. f. Tier- 
med., Bd. 9, 1905, Heft 2 u. 3**) veröffentlicht hat. Da 
aus die.sen Versuchen hervorging, d a ß s i c h die b e i d e n 
in Marburg vorbehan (leiten Rinder wider¬ 
standsfähiger gegen künstliche (subkutane 
und intravenöse) Infektionen mit tuber¬ 
kulös e ni V i r u s v o m Rinde zeigten als die nicht 
vorbehandelten, so schien es gerechtfertigt, die Wirk¬ 

*) Auszugsweise Wiedergabe eines am 28. Oktober 1916 im 
Verein sächsischer Bezirkstierärzte in Leipzig gehaltenen Vor¬ 
trages. 

Die dem Vortrage zugrunde liegenden Protokolle sind ausführ¬ 
lich mitgeteilt im Zentralblatt für Bakteriologie. I. Abt. Orig. 
Bd. 78, H. 5. 

**) Auszugsweise abgedruekt in der Berl. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift 1904, Nr. 53. 


samkeit des inzwischen von v. Beb ring zur Verfügung ge¬ 
stellten Impfstoffes (B o v o v a k z i n) in di r Praxis selbst zu 
prüfen, wozu sich bereits im .Januar 1904 auf zwei größeren 
Gütern in der Altmark Gelegenheit bot. 

Seit Frühjahr 1905 sind dann auch mit dem nach «len An¬ 
gaben von K o c h , S e h ii t z , N e u f c 1 «1 und M i e ß n e r 
hergesteilten, von dem v. B e h r i n g sehen etwas abweichenden 
Impfstoffe T a u r u m a n praktische Impfversuche bei Rindern 
ausgeführt, denen sich von Frühjahr 1908 ab ebensolche mit 
A n t i p li y m a t o 1 (K 1 i m in e r) und von demselben Zeit¬ 
punkte ab auch *S c li u t z - u n d H e i 1 i m p f u n g e n n a c h 
der Met h o d e v o n P r o f. 1) r. H e v m a Ji s - Gent ange- 
schlos? eil haben. 

Die Gesamtzahl der in den verflossenen 10 Jahren 
vom Veterinärinstitut i m munisierten Rinder beläuft 
sich auf 797, denen noch 169 ungefähr gleichaltrige, unter den 
gleichen Verhältnissen gehaltene Kontrollrinder zuzu- 
zühh-n sind. Die Impflinge verteilen sich auf 12 in der Mehr¬ 
zahl in. Königreich S achs e n , zum Teil auch in Preußen 
und in Sachsen- Altenburg gelegene, die verschieden¬ 
artigsten Wirtschafts- und Aufzuchtsverhältnisse darbietende 
Güter. Die Impfungen erfolgten in der Regel kostenlos. Als 
Gegenleistung wurde lediglich eine möglichst umgehende Be¬ 
nachrichtigung verlangt, wenn eins der geimpften Tiere ver¬ 
endete oder zur Schlachtung kam. 

Auf eine gewissenhafte, für die Besitzer ebenfalls kosten¬ 
lose Kontrolle der Schlachtungen bzw. »Sek¬ 
tion e n wurde besonderer Wert gelegt. Die Gesa in t z a h 1 
der zu unserer Kenntnis gelangten Schlachtungen bzw. 
T o d e s f ä 11 e beträgt 258, von denen 210 auf i m m u n i - 
si«‘rte Rinder und 39 auf Kontrollrinder 
entfallen. Diese Schlachtungen bzw. Todesfälle sind nach Mög¬ 
lichkeit von uns selbst oder durch Privattierärzte kontrolliert, 







578 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ko. 49. 


denen zur Aufnahme des Obduktionsbefundes besondere For¬ 
mulare zur Verfügung standen. Endlich wurden nach Mög¬ 
lichkeit, sowohl vor Beginn der Schutzimpfung als auch später 
in gewissen Zwischenräumen subkutane Tuberkulin¬ 
proben (0,3 bzw. 0,5 ccm Rohtuberkulin eigener Herstellung 
in 10 proz. Lösung) bei den Impflingen und Kontrollieren 
ausgeführt. 

Wie aus diesen Vorbemerkungen hervorgeht, liegt der 
Wert der vom Veterinärinstitut durchgeführten praktischen 
Schutzimpfversuche weniger in der Zahl der überhaupt aus¬ 
geführten Impfungen, als vielmehr in der genauen Beob¬ 
achtung der Impflinge und in der gewissen¬ 
haften Kontrolle der Schlachtungen. 

Über die Ergebnisse der Schutzimpfungen mit Bovo- 
vakzin und Tauruman hat Verf. im Jahre 1907 (Cen- 
tralbl. f. Bakt., Abt. I Orig., Bd. 44, H. 5 u. 6) und 1909 (ebenda 
Bd. 52, H. 3) einen kurzen Bericht veröffentlicht. Seit 
dieser Zeit wurde noch eine Anzahl weiterer Schutzimpfungen 
mit diesen Impfstoffen ausgeführt und eine erhebliche Zahl 
von Schlachtungen kontrolliert, deren Ergebnisse erst in die¬ 
sem abschließenden Berichte verwertet werden können. Über 
die Tuberkuloseschutz- und -heilimpfung 
nach Prof. Dr. Heymans-Gent hat Verf. im Jahre 
1915 auf Grund von Erfahrungen, die bei der aus¬ 
schließlichen Ausübung des Verfahrens auf 
drei größeren Gütern und im Landwirtschaft¬ 
lichen Institut der Universität Leipzig ge¬ 
wonnen wurden, einen ausführlichen Bericht erstattet 
(Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haust, Bd. 17, H. 1/2 u. 3). 
Die auf den übrigen Gütern ausgeführten Schutzimpfungen 
nach der Heymans sehen Methode sind in dem erwähnten 
Berichte noch nicht besprochen. Auch wurde über die 
durch Antiphymatol-Schutzimpfungen in der 
Praxis erzielten Erfolge vom Veterinärinstitute bisher kein 
Bericht erstattet. 

Da die vom Veterinärinstitut in der Praxis eingeleiteten 
Schutzimpfungen zur Bekämpfung der Rindertuberkulose mit 
Kriegsausbruch, vorläufig ihr Ende erreicht haben, so soll 
dieser abschließende Bericht zugleich ein Urteil 
darüber ermöglichen, was die konsequente Durch¬ 
führung der genannten vier Schutzimpf¬ 
methoden für die Bekämpfung der Rinder¬ 
tuberkulose in der Praxis tatsächlich zu 
leisten vermag. 

1. Rinderschutzimpfungen mit Bovovakzin nach v. Behring. 

Diese Schutzimpfung besteht bekanntlich in der möglichst 
frühzeitigen, zweimal mit dreimonatiger Pause auszuführen¬ 
den, intravenösen Einspritzung einer ihrem Virulenzgrade 
nach genau bekannten Emulsion ursprünglich vom Menschen 
stammender Tuberkelbazillen. Insgesamt wurden auf 8ver- 
schiedenen Gütern 346 Rinder mit Bovovakzin 
immunisiert, von denen 64 zur Schlachtung oder 
S e k t i on gelangten. Hierzu kommen noch 59 ungefähr 
gleichaltrige, unter den gleichen Verhältnissen gehaltene, nicht 
immunisierte Kontrollrinder mit 10 Schlachtungen 
bzw. Sektionen. Zur Beurteilung des Wertes der Schutz¬ 
impfung für die Bekämpfung der Rindertuberkulose können 
nun einerseits die mit Hilfe des Tuberkulins am 


lebendenTierefestgestelltenReaktionen und 
andererseits die Obduktionsbefunde der ge¬ 
schlachteten oder gestorbenen Rinder dienen. 

Auf 7 Gütern konnten a bschließendeTuberkulin- 
proben bei den immunisierten Rindern ausgeführt werden. 
Es ergab sich hierbei, daß von 117 in der Jugend zweimal 
vorschriftsmäßig schutzgeimpften Rindern bei einer 
mindestens V* Jahr nach der Schutzimpfung vorgenommenen 
Tuberkulinprobe 51 = 34,6 %, also nahezu die Hälfte 
reagierend, d. h. mit Tuberkulose infiziert, 
befunden wurde. Auch wenn bei dieser Zusammenstellung 
nur diejenigen Rinder berücksichtigt werden, die vor Beginn 
der Schutzimpfung geprüft und nicht reagierend befunden 
worden sind, ergibt sich der gleiche Prozentsatz. Jeden¬ 
falls sprechen die mit Hilfe des Tuberkulins 
erlangten Ergebnisse nicht dafür, daß die 
bovovakzinierten Rinder der allgemeinen 
Tuberkuloseansteckung gegenüber günsti¬ 
ger gestellt sind als die nicht schutz¬ 
geimpften. 

Von den 52 zur Schlachtung bezw. Sektion ge¬ 
langten immunisierten Rindern, bei deren Tode 
mindestens 5—6 Monate nach Beendigung der Schutzimpfung 
verflossen waren, erwiesen sich 23 = 44,2 % mit Tuber¬ 
kulose behaftet. Von diesen waren 6 vor Beginn der 
Schutzimpfung mit Tuberkulin geprüft und nicht reagierend 
befunden. Von den 10 zur Schlachtung bezw. Sektion ge¬ 
langten Kontrollrindern waren 6 =60 %mitTuber- 
kulose behaftet. Aus dieser Zusammenstellung gebt 
hervor, daß auch die durch Schlachtung bezw. 
Sektion festgestellte Tuberkuloseverseu 
chung keinen wesentlichen Unterschied zwi¬ 
schen immunisierten und nicht immunisier¬ 
ten Rindern hervortreten läßt. Auch ist ein 
völliges Versagen der rechtzeitig und vor¬ 
schriftsmäßig angewandten Schutzimpfung 
in einer Anzahl von Fällen durch die Obduktion einwandfrei 
nachgewiesen. 

Die vom Veterinärinstitut in der Praxis ausgeführten 
Rinderimmunisierungen sprechen somit nicht dafür, daß es 
möglich ist, mit Hilfe des v. Behring sehen Tuberkulose 
Schutzimpfungsverfahrens allein die Ausbreitung der Tuber¬ 
kulose in stark verseuchten Rinderbeständen wirksam zu be¬ 
kämpfen. 

2. Rinderschutzimpfungen mit Tauruman nach R. Koch, Schütz, 
Neufeld und Mießner. 

Dieses Schutzimpf verfahren besteht bekanntlich in der 
einmaligen intravenösen Einspritzung viru¬ 
lenter Menschentuberkelbazillen. Insgesamt 
wurden auf 4 verschiedenen Gütern 50 Rinder 
mit Tauruman immunisiert, von denen 6 zur 
Schlachtung oder Sektion gelangten. Als Kontroll 
rinder kommen die gleichen Tiere in Betracht, die auch bei 
der Schutzimpfung mit Bovovakzin als Kontrolliere gedient 
haben. Wenn auch die verhältnismäßig kleine Zahl der mit 
Tauruman angestellten Versuche ein abschließendes Urteil über 
dieses Impfverfahren kaum gestattet, so zeigen die auf den 
vier Gütern gesammelten Beobachtungen doch, daß auch 
dieser Impfstoff den Rindern einen ausrei- 




7. l>ezerob l ‘ r 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


579 


c h e u (l e n Schutz gegenüber der n a t ü r 1 i c h e n 
Tuberkuloseanstock u n g n i e li t v e r 1 e i li t und 
sieh auch sonst wie der v. B e h r i n g sehe Impfstoff verhält. 
Es dürfte daher auch bezüglich dieser Schutzimpfung das über 
das v. R e li r i n g sehe Verfahren gefällte Urteil zutreffend sein. 
3. Rinderschutzimpfungen mit Antiphymatol nach Klimmer. 

Diese Schutzimpfung bestellt bekanntlich in der in regel¬ 
mäßigen Zwischenräumen (zunächst nach Ablauf 
von 3 Monaten nach der ersten Impfung und dann jährlich 
einmal) zu wiederholenden subkutanen Ein¬ 
spritzung a virulenter T u b e r k e 1 b a z i 11 e n (seit 
Sommer 1909 werden ausschließlich d u r c h wie d erholt e 
K a 11 b 1 ü t e r p a s s a g e a v i r u 1 e n t gemachte Tu¬ 
berkelbazillen benutzt). Die Schutzimpfung soll nach 
Klimmer stets mit strengen prophylaktisch-hygienischen* 
Maßnahmen im Sinne Bangs und Ostertags verbunden 
werden. 

In den Jahren 1911 und 1912 sind im Veterinärinstitut 
umfassende Versuche zur Nachprüfung der 
S c h u t z k r a f t des A n t i p h y m a t o 1 s ausgeführt, über 
die in der Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haust., 
Bd. 14, H. 4/5 ausführlich referiert ist. Es geht aus 
diesen Versuchen unzweifelhaft hervor, d a ß a u c h 
die w i ed e r h o 11 e S c h u t z i m p f u n g mit A n t i p h y- 
m a t o 1 nicht imstande ist, Rinder gegen die 
natürliche Ansteckung i m S ta 11 e zu s c h ü t z e n. 
selbst wenn aich dirse nur in mäßigen Grenzen 
hält. Der negative Ausfall dieser teils in den Instituts¬ 
stallungen, teils in der Praxis durchgeführten Versuche veran- 
laßte uns, die seit Mai 1908 zunächst nur auf einem Versuchs¬ 
gute, später auf drei Gütern eingeleiteten praktischen Tuber¬ 
kuloseschutzimpfungen nach Klimmer mit Ende des Jahres 
1912 wieder abzubrechen, so daß die G esamtzahl der 
von uns in der Praxis a u s g e f ii h r t e n Anliphy- 
matolimpfungen n u r e i n e v e r h ä 11 n i s m ä ß i g 
kleine geblieben ist. Es sei jedoch ausdrücklich be¬ 
merkt, daß wir, solange die Antiphymatolimpfungeii ausgeführt 
wurden, fortgesetzt bemüht waren, auch der Forderung 
K 1 i m m e r s hach A n w e n d u n g st r e n g e r p r o p h v - 
lak tisch-hygienisch er Maßnahmen in den 
geimpften Beständen nach Möglichkeit gerecht zu 
werden, obwohl es nicht immer leicht war, die Tierbesitzer zu 
überzeugen, daß es notwendig sei. neben der Schutzimpfung, 
die ihnen in zahlreichen landwirtschaftlichen Zeitschriften als 
wirksames Bekämpfungsmittel der Rindertuberkulose gerühmt 
war, noch weitere hygienische Maßnahmen in Anwendung zu 
bringen. 

Insgesamt wurden auf 3 vers c h i e d e n e n G ü t. e r n 
74 Rinder mit A n t i p h v m a t o 1 i m m u n i s i e r t, von 
denen 12 zur Schlachtung oder Sektion gelangten. 
Hierzu kommen noch 14 ungefähr gleichaltrige, unter den 
gleichen Verhältnissen gehaltene, nicht immunisierte Kon- 
t r o 11 r i n d e r mit 2 Schlachtungen. 14 schütz ge¬ 
impfte Rinder, die sämtlich vor Beginn der Schutz¬ 
impfung nicht reagierend befunden waren, wurden einer 
abschließenden T u b erkulin probe unterworfen. 
Von diesen reagierten 7 — 50%. Von den 10 zur S c h 1 a c h - 
tung bzw. Sektion gelangten immunisierten Bindern, bei 
deren Tode mindestens 5 -6 Monate nach Beendigung der 


Schutzimpfung verflossen waren, erwiesen sich 6 — 60 % mit 
T u b e r k u 1 o s e b e h a f t e t. Von diesen hatten 3 bei der 
vor Beginn der Schutzimpfung ausgeführten Tuberkulinprobe 
keine Reaktion gezeigt. Die zwei zur Schlachtung ge¬ 
langten K o n t r o.l Irin d e r waren beide m i t Tuber¬ 
kulose behaftet. 

W e d e r d i e m i t. H*i I f e des Tu b e rk ul i n s n o e h 
d i e d (t r e h S e h 1 a e h t u n g b z w. S e k t i o n e r 1 a n g - 
t e n E r g e b n i s s e s t ü t, z e n s o m i t di o A n n a h m (‘, 
d a ß d i e w i e d e r h o 1 t e v o r s c h r i f t s m ä ß i g e 
S e h u t z i m p f u n g m i t Anti p h y m a t o 1 Hin d e r g v - 
g e n d i e n a t. ü r 1 i c li e T u b e r k ii 1 o *s e a n s t e e k u n g 
im Stalle zu schützen vermöge. Es spricht nicht 
gegen diese Annahme, daß gelegentlich einmal mit der von 
K 1 i m m e r empfohlenen V e r e i n i g u n g r e g e 1 m ä ß i g e r 
Anti p h y m a t o 1 s e li u t z i m p f u n g e n in i t s t re n g e n 
h y g* i e n i s e li e n B c k ä m p f u n g s m a ß n a b m e n gute 
Erfolge erzielt werden können, denn diese finden in der günsti¬ 
gen Wirkung der zugleich mit der Antiphymatolschutzimpfung 
zur Anwendung kommenden, bereits von Bang und Oster- 
t a g empfohlenen hygienischen Tilgungsmaßnahmcn eine aus¬ 
reichende Erklärung. 

4. Die Tuberkuloseschutz- und Heilimpfung nach Heymans. 

Über dieses Impfverfahren bringt der vorliegende Bericht 
nur noch einige Nachträge von denjenigen Gütern, deren Er¬ 
gebnisse bei der Zusammenstellung des großen abschließenden 
Berichtes über diese Schutzimpfung (Zeitschrift f. Infektions¬ 
krankheiten d. Haustiere, Bd. 17, Heft 1—2 u. 3) noch nicht ab¬ 
geschlossen Vorlagen. Es handelt sieh in der Hauptsache um 
12 z u r S c h 1 a c h t u n g bezw. Sektion gelangte 
R i n d e r . von denen 7 —. 58,3 % m i t T u b e r k u 1 o s e b c- 
haftet befunden wurden: während von 7 zur Schlachtung 
gelangten K o n t r o 1 1 r i n d (‘ r n 6 — 85.7 % tuberkulöse 

V e r ä n d <* r u n g e n zeigten. Auch diese wenigen, bisher 
noch nicht verwerteten, in der Praxis gesammelten Beob¬ 
achtungen über die Tuberkiiloseschutz- und Heilimpfung nach 
H e y in a n s lehren somit, d a s die s es a 11 j ä h r 1 i c h 
z u w i e d e r h o 1 e n d e I m p f v e r f a h r e n n i c h t iin- 
stan d e ist., die I m p f 1 i n g e v o r d e n F o 1 g e n d e r 
n a t ü r 1 i c li e n T über k u 1 o s e a n s t e c k u n g z u b e - 
w a h r e n. g e s e h w e i g e d e n n b e r e i t s v o r li a n d c n e 
t u b e r k u 1 ö s e 11 erderk r a n k u n g eil s i c h e r z u r 
A b h c i 1 u n g zu b r i n g e n. 

Unser Gesamturteil ii b e r d i e p r a k t i s e h e B c - 
d c u tung der bisher zur B e k ä m p f u n g d er R i n - 
d e r t u b e r k u 1 o s e c m p f o h 1 e n e n S e h u t z i m p f u n - 
g c n fassen wir dahin zusammen, d a ß k eins dies e r 

V e r f a h r e n imstande ist, Ri n d e r n e i n e n a u s - 
r e i c h e n d e n S e li utz gegen die n a t ii r li e h e 
Tuberk u losean steck u n g zu verleihe n. Auch 
sprechen unsere in der Praxis gesammelten Erfahrungen nicht 
dafür, daß diese Verfahren in Verbindung mit strengen pro¬ 
phylaktisch-hygienischen Maßnahmen mehr zu leisten ver¬ 
mögen, als die konsequente Durchführung dieser Maßnahmen 
für sieh allein zu leisten vermag. 

Die Ausführung und Bearbeitung so zahlreicher eigener 
Versuche gab dem Yerf. Veranlassung, alle seit v. B e li r i n g s 
erster Mitteilung (Nobelvorlesung, Dezember 1901) veröffent- 





580 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 49. 


lichten x\rbeiten über Rinderschutzimpfungen kritisch zu 
sichten. Das Ergebnis dieser demnächst in der Zeitschrift 
für Tuberkulose, Bd. 27, erscheinenden Literaturstudien 
hat Verfasser in folgende Schlußsätze zusammengefaßt: 
Die Widerstandsfähigkeit junger Rinder gegenüber einer 
künstlichen Infektion mit virulenten Tuberkelbazillen 
kann durch Vorbehandlung mit Tuberkelbazillen der ver¬ 
schiedensten Herkunft und Virulenz vorübergehend* erhöht 
werden. Stärke und Dauer dieses künstlichen Impfschutzes 
sind außer von der individuellen Disposition des Impflings auch 
von der Beschaffenheit des Impfstoffes (vollviru¬ 
lente, abgeschwächtp bzw. avirulente Menschentuberkelbazillen, 
Rinder-, Vogel- oder Kaltblütertuberkelbazillen, andere 
säurefeste Bazillen, durch physikalische oder chemische Ein¬ 
wirkungen abgetötete oder in ihrer Zusammensetzung ver¬ 
änderte Tuberkelbazillen) und von der Art seiner /Anwen¬ 
dung (subkutane, intravenöse oder stomaehale Einverlei¬ 
bung) abhängig. Bei der Verwendung lebender Tuberkel¬ 
bazillen bleiben die schutzgeimpften Tiere eine mehr oder minder 
lange Zeit Träger der eingeimpften Tuberkelbazillen, über 
den Wert eines Schutzimpfverfahrens für die Bekämpfung der 
Rindertuberkulose kann nur die Praxis entscheiden, da es 
keine Methode der künstlichen Infektion gibt, die einen sicheren 
Rückschluß auf das Verhalten der Impflinge gegenüber der 
natürlichen enzootischen Tuberkuloseansteckung (Stall¬ 
infektion) gestattet. Der negative Ausfall der Tuber¬ 
kulinprobe ist bei schutzgeimpften Rindern kein Beweis 
für das Fehlen einer tuberkulösen Herderkrankung, einerlei, 
ob es sich um Tiere handelt, die von vornherein nicht auf 
Tuberkulin reagierten oder um solche, die erst im Anschluß an 
die Schutzimpfung zu reagieren aufgehört haben. Eher schon 
ist man berechtigt, die positive Tuberkulinreaktion als be¬ 
weisend für das Vorhandensein tuberkulöser Herderkrankungen 
anzusehen, vorausgesetzt, daß die Tuberkulinprobe erst eine 
gewisse Zeit (mindestens 7—8 Monate) nach der Schutzimpfung 
vorgenommen wird. Es gibt zurzeit kein Schutz- 
inipfverfahren^ welches imstande ist, Rin¬ 
dern einen ausreichenden Schutz gegen die 
natürliche Tuberkuloseansteckun g z u ver¬ 
leihe n. A u c h die bei der A n w e n d u n g ein¬ 
zelner Impfstoffe g e 1 e g e n 11 i c h z u beob¬ 
achtende Heil w i r k u n g auf bereits vorh a n - 
dene tuberkulöse Prozesse ist kein Faktor, 
mit de m b ei der B e k ä m p f u n g der Rinde r t u b e r- 
k u 1 o s e ernstlich gerechnet werden 'ka n n. 

Hiernach dürfte es auch für die Zukunft in hohem Grade 
unwahrscheinlich sein, daß die Schutzimpfung für die 
Bekämpfung der Rindertuberkulose jemals eine ausschlag¬ 
gebende Bedeutung gewinnen wird. Diese Erkenntnis legt 
uns die Verpflichtung auf, unsere ganze Energie der An- 
\\ endung solcher Bekämpfungsmaßnahmen zuzuwenden, von 
denen wir wissen, daß sie zwar nicht mit einem 
S e h 1 a g e zu einer Tilgung dieser tief eingewurzelten Seuche, 
wohl aber nach und nach zu einer Gesundung unserer Vieh¬ 
bestände führen können, nämlich den p r o p h y 1 a k t i s edi - 
h y g i e n i s c h <• n B e k ä m p f u n g s m a ß n a h in e n , für 
deren Anwendung das neue Reichsviehseuehengeset.z und 
seine Aiisführungsbestinimungon eine brauchbare Handhabe 
bieten. 


Ergebnisse der dreijährigen Versuche auf dem 
Gebiete der Bekämpfung des Abortus epizooticus 
in Galizien. 

Bericht von Dr. Miecislaus Dalkiewlcr, 
Veterinärreferenten des galizischen Landesausschusses in Lemberg 
und Dozenten an der Tierärztlichen Hochschule in Lemberg (Galizien), 
derzeitigem Cheftierarzte des k. u. k. stabilen Pferdespitals in Olmütz. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Wir haben daher auf folgenden Gütern den „Impf¬ 
stoff gegen infektiösen Abortus“ nach Dr. R ei¬ 
sin g e r (W i e n - M ö d 1 i n g) angewendet: 

1. Auf dem Gute Ur. haben im Verlaufe des Jahres 1913 
und anfangs des Jahres 1914 zusammen 13 weibliche Tiere ver¬ 
worfen. Mittels Agglutination wurde Abortus epizooticus kon¬ 
statiert. Es wurden im März 1914 18 trächtige Kühe (vom vierten 
Trächtigkeitsmonat angefangen) mit Abortin Dr. R e i s i n g e r heil- 
resp. schutzgeimpft. Nach der zweiten Impfung hat eine Kuh, die 
sich aber im 7 X A. Monate der Trächtigkeit befand, verworfen Von 
den übrigen haben einige Kühe normal abgekalbt und die anderen 
waren bis Juli 1914 trächtig. Der weitere Verlauf der Ab- resp. 
Verkalbungen ist mir nicht bekannt. 

2. Auf dem Gute Ow. wurde anfangs 1914 Abortus epi¬ 
zooticus mit neueingeführtem Vieh ein geschleppt und mitt els Agglu¬ 
tinationsprobe diagnostiziert. Es wuiden im Februar 1914 vier 
trächtige Kühe mit Abortin R e i s i n g e r vorschriftsmäßig ge¬ 
impft und waren bis Juli 1914 trächtig. Der w-eitere Verlauf ist 
nicht bekannt. 

3. Auf dem Gute Bz. haben seit November 1913 bis 20. März 
1914 8 Kühe verworfen. Abortus epizooticus mittels Agglutinations¬ 
probe konstatiert. Es wurden im März und April 1914 4 Kühe vor¬ 
schriftsmäßig mit Abortin R e i s i n g e r geimpft und haben normal 
abgekalbt. 

4. Auf dem Gute Pr. haben Ende des Jahres 1913 und 
anfangs des Jahres 1914 9 Kühe verworfen. Agglutinations¬ 
probe für die Bang sehe Seuche positiv ausgefallen. Es wurden 
23 weibliche Tiere im Januar und Februar 1914 heil- resp. schutz¬ 
geimpft. Von den geimpften Tieren haben nur zwei Kühe, 
welche von dem Gutsverwalter ohne nähere Angabe der Trächtig¬ 
keitsperiode angekauft waren und zu spät geimpft wur¬ 
den, nach der ersten resp. zweiten Impfung ganz entwickelte 
Kälber verworfen, die übrigen vorschriftsmäßig geimpften Tiere 
haben teilweise normal abgekalbt resp. über den Verlauf der 
weiteren Trächtigkeit kann ich leider infolge des Kriegszustandes 
nicht berichten. 

5. Auf drei Meie r h Öfen des Gutes Zc. haben im 
Laufe des Jahres 1913 neununddreißig Kühe und Kalbinnen ver¬ 
worfen. Die durch den Ortstierarzt eingeleitete gewöhnliche Des¬ 
infektions- und Isolierungsmethode sowie die Isolierung solcher 
Tiere, die auf Grund der positiven Agglutinationsergebnisse als 
mit dem Bang sehen Bazillus infiziert erkannt wurden, haben zu 
keinem günstigen Resultate geführt, da nach diesem Verfahren die 
Kühe weiter abortierten. Es wurden im März 1914 alle trächtigen 
Kühe (23 Stück) mit Abortin R e i s i n g e r vorschriftsmäßig ge¬ 
impft, und bis jetzt hat keine einzige verworfen. 

6 . Auf dem Gute Pt. haben Ende des Jahres 1913 und an¬ 
fangs des Jahres 1914 10 Rinder abortiert. Agglutinations¬ 
probe ist positiv ausgefallen. Es wurden im Monate März 1914 
neun trächtige Kühe mit Abortin Refsinger geimpft, und bis 
Juli hat keine einzige verworfen. 

Es wurden noch auf den Gütern K r z., li d., L., K o. und O. 
die Schutz- resp. Heilimpfungen mit Abortin R e i s i n g e r ange¬ 
wendet, da aber diese Impfungen erst im April und Mai 1914 durch- 
geführt waren und der Bericht anfangs Juli 1914 abgeschlossen 
wurde, so können sic natürlich bei Beurteilung der Impfungs¬ 
ergehnisse nicht berücksichtigt werden. 

Zwar können auch die sub 1, 2, 4 zitierten Versuche nicht als 
vollendet betrachtet werden, cs muß aber dabei bemerkt werden, 
daß schließlich die Seuche in allen diesen angeführten Fällen 
wenigstens beschrankt wurde, und daß nur solche Tiere 




7. I lezenibev 1010. 

nach Anwendung dieses Mittels verworfen haben, welelie vor¬ 
schriftswidrig zu spät geimpft waren. 

Diese Resultate decken sieh aber wenigstens mit »lern Ergebnisse 
des oben zitierten und im Oute L. im Jahre 1913 durchgeführten 
Impfungsversuches mit Abortin Re i singcr, wo nach An¬ 
wendung dieses Mittels nur eine Kuh, die zu spät (im siebenten 
Trächtigkeitsmonate) geimpft war, verworfen hat. 

Demnach scheint es, daß der R e i s i n g e r -1 m p f s t o f f 
als gleichwertig dem Schreiber sehen Aborlin betrachtet 
werden könnte, und sollte diese Anschauung zutreffend sein, 
so könnte sich das A b o r t i n R e i s i n g e r für die prak¬ 
tischen Zwecke noch brauchbarer erweisen, da 
die Kosten des Impfstoffes in Österreich bei 
dreimaliger Impfung im ganzen nur ca. 2 Kr. 
(Mark) pro Stück betragen. — 

Im allgemeinen kann man schon jetzt behaupten, daß 
w ir in den Heil- r e s p. Schutzimpfungen ein 
nützliches Hilfsmittel bei der Bekämpfung 
des A b o r t u s epizooticus im Falle, wo er nicht mit 
anderen Infektionsfaktoren kompliziert ist, gefunden 
haben, und daß die bis jetzt erzielten Impfresultate zur 
Durchführung weiterer Versuche auf diesem Gebiete anregen 
können. Es muß aber hinzugefügt werden, daß unserer 
Meinung nach die Impfungen, obwohl sie als gutes Hilfs¬ 
mittel betrachtet werden dürfen, zur Zeit das wichtigste 
Problem ■einer zweckmäßigen Bekämpfung des Abortus epizoo¬ 
ticus noch nicht ganz lös en können. 

Bei einer eingeleiteten Bekämpfungsaktion können nur 
dann günstige Resultate erhofft werden: 

1. wenn die Infektionsart in der betreffenden Stallung 
genau bekannt ist, d. h. wenn daselbst das Vorhandensein einer 
reinen Infektion mit den Bang’schen Bazillen absolut 
sicher konstatiert werden kann, und wenn die 
Impfungen nur in jenen Stallungen in Anwendung kommen, 
in welchen keine Mischinfektionen mit den anderen Mikro¬ 
organismen vorhanden sind; 

2. wenn die Schutz- resp. Heilimpfungen nur bei jenen 
Tieren angewendet werden, welche sich zwischen dem 
4. bis 6. Trächtigkeitsmonate befinden, ohne Rücksicht darauf, 
ob sie eventuell bereits infiziert oder nicht 
infiziert sind*); 

3. Wenn alle abortierten Föten zweckmäßig vernichtet 
und sämtliche hochträchtigen Tiere, die eben aus dem Grunde 
nicht geimpft werden können, nach einer genauen 
Desinfektion des ganzen Körpers isoliert 
werden; 

4. w^enn n a c h einem günstigen Impfungsergebnisse eine 
genaue Desinfektion der ganzen Stallung 
zur Verhütung einer Infektion der neueingefiihrten bzw'. neu- 
trächtigen Tiere durchgeführt wird, und schließlich, 

5. wenn alle Tiere, welche vor der Einleitung und während 
der eingeleiteten Bekämpfungsaktion verkalbt haben, einer 
individuellen Behandlung unterzogen werden. 


*) Ich bin demnach der Ansicht, daß die Bekämpfungsaktion 
keineswegs von der Konstatierung der Infektion bei jedem ein¬ 
zelnen Tiere «abhängig gemacht werden soll, und daß die Kon¬ 
statierung der Infektion in einer Stallung bei nur einigen 
Tieren die Anwendung der Impfungen bei all e n träch¬ 
tigen Tieren rechtfertigt. 


r.si 


Diese letzte Bedingung ist — meiner Ansicht nach — 
die wichtigste. Es ist nämlich Tatsache, daß ui jenen Stallun¬ 
gen, in welchen Abortus epizooticus ausgebrochen ist, fast 
immer mehrere Kühe sich befinden, die mit verschiedenen 
Leiden der Geschlechtsorgane behaftet sind. Die erste Auf¬ 
gabe des Tierarztes ist daher vor «allem, in der verseuchten 
Stallung sämtliche Kühe, die verworfen oder sogar normal 
abgekalbt haben, aber infiziert sein können, ferner alle Tiere, 
welche Funktionsstörungen der Geschlechtsorgane aufweisen, 
zu untersuchen und im Falle der Konstatierung eines Leidens 
einer entsprechenden Behandlung zu unterziehen. Bei allen 
Kühen, welche verkalbt, und sogar bei sämtlichen Kühen, die 
in einer verseuchten Stallung normal abge¬ 
kalbt haben, kann sich bekanntermaßen in dem Uterus- 
ausflusse eine ganze Menge von Bangschen Bezillen befinden. 
Es müssen daher alle Uteruskrankheiten sofort nach dem Ab- 
resp. Verkalben bis zur vollkommenen Genesung 
zweckmäßig behandelt werden. In dieser Hinsicht haben sich 
gleich nach dem Abortus bzw\ nach dem normalen Abkalben 
häufig tiefe Gebärmutterausspülungen mit 
Va proz. T h e r a p o g o n oder Lysoform und in den 
veralteten Fällen von Uteruskatarrhen oder Pyometra das 
Albrechtsen sehe Verfahren gut bew r ährt. In den 
Stallungen, wo das häufige Eingreifen des Tierarztes aus Ent- 
fernungs- und Kostenrücksichten nicht möglich w r ar, und wo 
die veralteten Gebärmutterleiden nicht dem Albrechtsen- 
schen Verfahren unterzogen werden konnten, haben wir in 
mehreren Fällen eine wiederholte, 24 Stunden dauernde, durch 
den Besitzer selbst oder seine Bedienung durchzuführende tiefe 
Anlegung von in die Troekenhefq „V i s i a“ eingetauchten 
Wattetampons angewendet. Zu bemerken wäre noch, 
daß diese Eingriffe jedesmal 2 bis 3 Tage unterbrochen, und 
daß vor und nach jeder Tamponade Scheideausspülungen mit 
V*—1 proz. Sodalösung vorgenommen wurden. Durch dieses 
Verfahren haben wir in einigen Fällen günstige Resultate er¬ 
zielt, da nach kurzer Zeit die mit Uteruskatarrhen behafteten 
Tiere erfolgreich gedeckt und trächtig wurden. Weitere Ver¬ 
suche in dieser Richtung werden noch durchgeführt. In fast 
allen Stallungen mit Abortusseuehe haben wir außer diesen 
Gebärmutterleiden noch andere Abnormitäten der Geschlechts¬ 
organe gefunden, wie Corpora lutea persistentia 
und Ovarialzysten, welche manuell per ree*um abge¬ 
drückt bzw\ zerdrückt werden mußten. In mehreren Fällen 
wurden Mißbildungen der Geschlechtsorgane, wie faustgroße 
verkalkte Eierstocktumoren, Eileiterverdickungen resp. Ver¬ 
kalkungen, die zur vollkommenen Unfruchtbarkeit der betref¬ 
fenden Kühe führten, konstatiert, und auf Grund dieser Diag¬ 
nose haben wir den Besitzern die Eliminierung solcher Tiere 
angeraten. 

Im allgemeinen waren wir immer bestrebt, nicht n u r 
die Seuche als solche zu b e k ä m p f e n , sondern 
auch ihre bösen Folgen zu beseitigen, d. h. das 
gesamte weibliche Zuchtmaterial in den verseuchten Stallungen 
zur vollkommenen züchterischen Brauchbarkeit zu bringen, 
da w T ir zu der Überzeugung gelangten, daß die d u r c h d i e 
Seuche verursachten Funktionsa b normi- 
täten der Geschlechtsorgane manchmal 
empfindlicher für die V i e h b e s i t z e r w aren als 
die Verkalbungen selbst. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 





BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 41*. 


U (* s u in c e. 

Auf Grund der (largestellten Ergebnisse unserer Unter¬ 
suchungen und Versuche gelangten wir zu nachstehenden 
Schlußfolgerungen: 

1. Was die Wechselbeziehung zwischen dem infek¬ 
tiösen Scheidenkatarrh und Abortus epizooticus anbelangt, 
haben unsere Beobachtungen und Versuche dargelegt, daß 
der infektiöse Scheidenkatarrh Abortus- 
fälle nicht verursacht, und daß die im Verlaufe 
dieser Seuche beobachteten Fälle von Abortus immer der 
gleichzeitigen Infektion der betreffenden Tiere mit dem B a n g- 
sohen Bazillus oder anderen Umständen, z. B. mechanischen 
Ursachen usw., zuzuschreiben sind, 

2. daß wir i n d e m A g g 1 u t i n a t i o n s v e r f a h r e n 
e in e i n f a c lies praktisches u nd verläßliches 
Mittel zur F e s t s t e 11 u n g d e s Abortus e p i z o o - 
t i c u s in einer verseuchten Stallung besitzen, 

3. daß die Heil- res p. S c h u t z i m p f u n g e n mit 
Abort in Dr. Schrei b e r r e s p. I)r. R e i s i n g e r bei ihrer 
vorschriftsmäßigen Anwendung und bei Ausschließung einer 
Mischinfektion mit anderen Mikroorganismen die Bang sehe 
Abortusseuchc wenigstens beschränken kön- 
n e n, und daß dieselben als brauchbares Hilfsmittel bei der 
Bekämpfung dieser Seuche zu erachten sind, 

4. daß die zweckmäßige Bekämpfung dieser Seuche außer 
den Impfungen noch eine individuelle Be h andl u n g 
der Tiere, welche abortiert bzw. in einer verseuchten 
Stallung n o r m a 1 abgekalbt haben, erheischt und ferner die 
Isolierung der hochträchtigen Tiere, die daher nicht ge¬ 
impft werden können, und die Durchführung einer 
genauen Desinfektion der verseuchten Stallung so¬ 
wie ihrer nächsten Umgebung nach den vollendeten Impfungen 
erforderlich macht. 

Über die Behandlung von an Hufrehe erkrankten 
Pferden. 

Von Dr. Becker, Tierarzt, Bevensen (Hannover). 

Die großen Anstrengungen, denen die Militärpferde be¬ 
sonders in den ersten Monaten des großen Krieges ausgesetzt 
waren, hatten zur Folge, daß ein verhältnismäßig recht hoher 
Prozentsatz der Pferde an Ilufrehe erkrankte, an der sie dann 
häutig zugrunde gingen, falls nicht schleunigst eine ent¬ 
sprechende energische Behandlung eingeleitet wurde. Als ich 
einige Wochen nach meiner Einberufung zu einer anderen 
Formation versetzt wurde, fand ich bei ihr eine Reihe reh- 
kranker Pferde vor. die größtenteils schon seit Wochen mehr 
oder weniger hochgradig erkrankt waren. Mein Bestreben 
ging dabin, zunächst die frisch erkrankten Pferde energisch zu 
behandeln und dann zu versuchen, von den bereits länger er¬ 
krankten bei gleicher Behandlung zu retten, was noch zu 
retten war. Und ich kann mir getrost das Zeugnis ausstellen, 
daß ich die frühzeitig behandelten rehkranken Pferde fast alle 
in kurzer Zeit völlig wiederherstellen konnte, ja, daß auch ein 
Teil von den Schon länger erkrankten Pferden ebenfalls wieder 
geMind wurde. Meine BeliniidlungMncthode war folgende: 

Das rehkr.-mke Pferd wurde zunächst in einen gut gestreuten 
Stall, wenn miiglicli in eine Boxe gestellt und wann eingedeckt. 
Sobald wie möglich wurden ihm TU4» Liter Blut entzogen durch 
Aderlaß, den allerdings verschiedene jüngere Kollegen für gänzlich 
veraltet erklärten, ebenso wie sie auch die Blutentziehung allemal 


für wertlos halten. Uh persönlich habe in langjähriger praktischer 
Tätigkeit sehr selten den Patienten Blut entzogen, bei der Hufrehe 
halte ich die ergiebige Blutentziehung aber für durchaus geboten. 

Unmittelbar nach dem Aderlaß injizierte ich dem rchkranken 
Pferde 0,1 Arecoiin, hydrobromie, und wiederholte diese Injektion 
nach 6--8 Stunden. An den drei folgenden Tagen wurde die 
Arekolininjektion morgens und abends wiederholt, und vom 5.-8. 
Tage nach dem Aderlaß wurde täglich nur einmal 0,1 Arecoiin 
hydrobromie injizi». L An den ersten drei Behandlungstagen er¬ 
hielten die Patienten weder Futter noch Wasser; ich legte auch 
hierauf viel Gewicht und verbot dem Stallwächter unter Androhung 
von strenger Bestrafung, den rehkranken Pferden Futter oder 
Wasser zu verabfolgen; und ich überzeugte mich persönlich wieder¬ 
holt davon, ob meine dicbczüglichen Anordnungen auch befolgt 
wurden. Nach der dreitägigen Futter- und Wasserentziehung be¬ 
kam der Patient morgens einen halben Eimer Wasser, etwa 
5 Liter, und 1 Kilogramm Heu und nach einigen Stunden dieselbe 
Menge Wasser und Heu. Zur Mittagszeit wurden dem Patienten 
wiederum 5 Liter Wasser und daneben ein wenig Hafer und 
1 Kilogramm Heu gereicht. Am Abend erhielt es an Wasser, Hafer 
und Heu die gleiche Menge wie am Mittage. Am folgenden Tage 
früh wurden dem Patienten 10 Liter Wasser, 1 Kilogramm Hafer 
und 1 Kilogramm Heu verabreicht, am Mittag und Abend die gleiche 
Menge. 

Darauf erhielt, der Patient wieder seine vorgeschriebene 
Ration. In den meisten Fällen waren die auf diese 
Weise behandelten rehkranken Pferde nach Ablauf von 
8 Tagen wieder als gesund zu bezeichnen, und nach einer 
Erholung von weiteren 8 Tagen konnten sie wieder ihre 
Arbeit verrichten. Der vorzügliche Erfolg dieser Behandlungs¬ 
methode bei rehkranken Pferden bereitet, dem behandelnden 
Tierarzte große Befriedigung, da der Erfolg ein schneller und 
offensichtlicher ist. Ein Versuch mit dieser Behandlung dürfte 
gegebenenfalls diesen oder jenen Kollegen von ihrer Trefflich¬ 
keit überzeugen. 

Referate. 

Ein Fall von Blasenmole und Foetus papyraceus beim Rinde. 

Von Dr. II. Levens, prakt. Tierarzt in Goch (Rheinland). 

(D. t. W., 1910, Xr. 23, S. 213.) 

Verfasser beschreibt einen Fall, in dem beide seltenen 
Mißbildungen gleichzeitig vorkamen. Bei der damit behafteten 
Kuh ließ die große Ausdehnung der Bauchwandungen eine 
Zwillingsträchtigkeit vermuten. Nach Sprengung der Amnion¬ 
blase entleerte sich jedoch eine selten große Menge Wasser, 
an 12 Eimer. Die Kuh verendete an Kollaps. 

Bei der Zerlegung ergab sieli eine enorme Ausdehnung des 
linken Utemshornes durch einen Fötus, während das rechte 
Horn so klein war, daß von einem Uterus bicornis kaum zu 
sprechen war. Nach Eröffnung des Uterus deuteten zwei 
Nabelschnüre auf das Vorhandensein zweier Föten hin, die 
eine Schnur war rudimentär und durch obliterierte Gefäße 
mit der anderen verbunden. Zwischen den beiden Blättern 
des Chorions befand sich eine blaßgelbliche, sulzige Masse, 
so daß sie leicht zu trennen waren. Das Exochorion war mit 
Molenblasen von Erbsen- bis Mannskopfgröße bedeckt, die 
Blasen waren gestielt, die kleinen langgestielt, die großen 
kurzgestielt. Durch Aufsitzen von Blasen auf Blasen waren 
Konvolute entstanden. Die Blasen enthielten klare, geruch¬ 
lose, etwas klebrige Flüssigkeit. Das Gewicht der Eihäute 
betrug etwa 35—40 Kilogramm. 

Bei weiterem Suchen fand sieh zwischen den Eihäuten 
ein kleines Knoehenplättchen in Form einer Fußsohle, das 



7. I >czr>uilu‘r 101(1. 


als Rudiment eines Fötus zu betrachten war. Seine Größen- 
maße waren: Länge 8 cm; größte Breite 3,5 cm; Breite am 
unteren Ende 2,5 cm; in der Mitte 1,75 cm; Dicke 3—4 mm. 
Es handelt sich um einen Foetus papyraceus. 

Der Foetus papyraceus (oder Sandale) ist schon den 
Talmudisten bekannt, die als seine Ursache Superfoetation, 
Abtötung und Abplattung des ersten Fötus durch den zweiten 
vermuten. Für die Haustiere trifft dies nicht immer zu, wie 
ein vom Verfasser beobachteter Fall lehrt. Sonst hat aber 
die Ansicht viel für sich, wofür auch dies häufigere Vor¬ 
kommen des Foetus papyraceus beim Menschen (Uterus Sim¬ 
plex) spricht, gegenüber dem selteneren Vorkommen im Uterus 
bicornis des Rindes, wo eine Schädigung des ersten Fötus nur 
eintritt, wenn beide Föten im gleichen Home liegen. 

Auch im vorliegenden Falle erklärt Verfasser die Ent¬ 
stehung des Foetus papyraceus durch Schädigung des einen 
Fötus durch den anderen im gleichen Horn. 

Ätiologisch kommt für die Molenbildung krankhaft** 
Keimanlage, Degeneration des normalen Eies im Uterus oder 
vielleicht auch krankhaftes Sperma in Betracht. 

Der zweite Fötus im linken Uterushorn bot das Bild des 
Speck- s. Mondkalbes, dessen Chorionblätter ebenfalls durch 
gelblich-sulzige Massen getrennt waren. Man kann schließen, 
daß in diesem Falle außer Molenbildung (und Foetus papyra¬ 
ceus) noch Eihautwassersucht durch Nabelstrangdrehung Vor¬ 
gelegen hat. B. 

Uber therapeutische Erfahrungen mit „Perkaglyzerin Winkel“. 

Von Dr. Paul Mayer, Karlsbad. 

(Med Klinik, 11)1G, Nr 34.) 

Mayer berichtet über seine therapeutischen Erfahrungen 
mit dem von der Chemischen Fabrik Winkel am Rhein in 
den Handel gebrachten Ersatzmittel des Glyzerins, dem Perka¬ 
glyzerin. Dasselbe ist ein neutraler organischer Körper der 
Fettreihe und stellt eine klare, sirupartige Flüssigkeit dar, 
welche äußerlich und in allen ihren physikalischen Eigen¬ 
schaften vollkommen dem Glyzerin gleicht. Ihre wasser¬ 
entziehende Wirkung ist noch etwas stärker als die des 
Glyzerins. Das Perkaglyzerin ist auch unlöslich in Äther und 
Chloroform, leicht löslich in Alkohol und mischt sich in jedem 
Verhältnis mit Wasser. Der- süße Geschmack fehlt ihm, viel¬ 
mehr hat es einen leicht bitteren Geschmack, der jedoch bei 
innerer Anwendung durch Zusatz von Geschmackskorrigentien 
beseitigt werden kann. Mayer hat das Perkaglyzerin in erster 
Linie alsrektalesAbführmittel angewandt. Die Wir¬ 
kung war eine ausgezeichnete und trat ohne Reizwirkung auf 
den Darm ein, wenn von der zur Hälfte mit Wasser verdünnten 
Perkaglyzerinlösung 10 bis 15 ccm (bei hartnäckiger Obsti¬ 
pation 20 bis 25 ccm) mittels der kleinen Darmspritze lang¬ 
sam injiziert wurden. Auch Klistiere mittels Irrigators, bei 
Zusatz von zwei Eßlöffeln Perkaglyzerin zu V* Liter lauwarmen 
Wassers, haben sich sehr gut bewährt. Bei innerlicher Ver¬ 
abreichung erwies sich die absolute Ungiftigkeit 
selbst sehr großer Dosen Perkaglyzerin und die diuretische, 
wie auch eine starke Alkaleszenz des Harns herbeiführende 
Wirkung dieses Präparats. Mayer empfiehlt deshalb 
Perka gl yzerin - Limonaden als Getränk für 
Kranke mit Uratdiathese oder harnsauren 
Konkrementen, vor allem aber zur Bekämp¬ 
fung der Azidosis bei schweren Diabetikern. 


f>s:i 


Da dem Verfasser nufgefalleu war. daß bei einigen Patienten 
nach kleinen Dosen der lOprozentigen Perkaglyzerinlösung 
(3 bis 5 Eßlöffel pro Tag) Verstopfung cintrat, wurde die¬ 
selbe auch bei Krank e n m i t c h r o n i s c h e n 
Diarrhöen angewandt, und zwar in der Weise, daß jeder 
Kranke von der Lösung Perkaglyzerin 10,0, Sirup, simpl. 20,0, 
Aqu. dest. 70,0 5 bis 5 Eßlöffel pro die erhielt. Der Erfolg 
war ein geradezu überraschender. $chon am ersten Tage 
wurde die Konsistenz der Stühle fester, und am dritten Bc- 
handlungstage war die Zahl der Stühle auf ein bis zwei zu¬ 
rückgegangen. Auch in der Otologie, bei Mittelohr¬ 
entzündungen und nach Radikaloperationen hat das Perka¬ 
glyzerin sich gut bewährt. Goldstein, Berlin. 

„Perkaglyzerin Winkel“ als Glyzerinersatz in der 
Dermatologie. 

Von Dozent Dr. J. O d s t r v i 1. 

(Med. Klinik, 1916, Nr. 35.) 

O d s t c i 1 bezeichnet auf Grund seiner Erfahrungen das 
Perkaglyzerin als ein ausgezeichnetes Ersatzmittel für 
Glyzerin, welches das echte Glyzerin in mancher Hinsicht an 
Wirksamkeit sogar übertrifft. Er hat das von C. N e u b e r g 
empfohlene Präparat als Gleitmittel für Katheter und Bougies, 
für kosmetische Zwecke und bei einer großen Zahl von Haut¬ 
affektionen angewandt. Irgendwelche Reizuqg der Schleim¬ 
haut hat er niemals wahrgenommen. Um jedes Brennen zu 
verhüten, verwende man entweder mit Wasser verdünntes 
Perkaglyzerin (zwei Teile Perkaglyzerin und einen Teil 
Wasser) oder die von Joseph angegebene Katheterpaste: 
Tragacanth. 3,0, Perkaglyzerin 20,0 Aqu. dest, ad. 100,0. 
Auch zum Konservieren von Kathetern und Gummischläuchen 
eignet sich das Perkaglyzerin vortrefflich. Instrumente lassen 
sich in einer wässerigen Perkaglyzerin-Lösung gut auskochen, 
ohne ihre Glätte und Weichheit einzubüßen. Bei Hautsprödig¬ 
keit, insbesondere bei aufgesprungenen Händen, wirkt das 
Perkaglyzerin genau wie Glyzerin. Bei den eigentlichen Haut¬ 
affektionen wird es in verschiedenen Formen und Kombi¬ 
nationen mit gutem Erfolge verwandt. Auch die mit Perka¬ 
glyzerin zubereiteten Zinkleimverbände nach Unna sind sehr 
zufriedenstellend. Der Verfasser hat von dem Perkaglyzerin 
ebenfalls bei blennorrhöischen # und anderen Katarrhen der 
Vagina Gebrauch gemacht, indem er mit Perkaglyzerin 
(2 :1 Wasser) getränkte Vaginaltampons in die Scheide ein¬ 
führte. Die Sekretion ließ auffallend rasch nach. 

G o 1 d 81 e i n , Berlin. 

Uber die Verwendung des Tumenols bei Ulzeration. 

Von San.-Rat Dr. Rudolph in Magdeburg. 

(Tber. Mh. 1910, H. 5, 8. 187—188.) 

Der Autor lobt das Tumenol in Pastenform bei allen 
oberflächlichen Geschwüren und hebt besondere hervor, daß 
dieses Mittel das wirksamste und zugleich schonendste und 
bequemste Verbandmaterial darstelle. Das letzte Epitheton 
verdiene es deshalb, weil eine besondere subtile Desinfektion 
der geschwürigen Stolle überflüssig sei und Inkrustationen sich 
von selber lösten. Da der Verband nicht festklebe, sei die 
Entfernung schmerzlos und die Verwendung der Paste gerade 
in der Kinderpraxis empfehlenswert. Infolge der entzündungs¬ 
widrigen und in hohem Maße epithelisierenden Eigenschaften 
des Tumenols vollende sich die Heilung schneller als unter 
anderen Verbänden. Dabei zeigten sich niemals irgendwelche 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 





No. 40. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


r>84 


Nebenwirkungen wie bei der Scharlachsalbe und deren Ver¬ 
besserung, dem Pellidol. Reizzustände der umgebenden ge¬ 
sunden Haut treten niemals auf, im Gegenteil, sie werde 
bestens konserviert. Bei Brandwunden I. und II. Grades könne 
die Verwendung des Tumenols nicht empfohlen werden. Die 
Zusammensetzung der Paste ist wie folgt: 

Tumenol von. 5,0 
Zinc. oxyd. 

*Amyl. tritiei 
Vaselin, flav. 

Lanolin na *5,0 

Unerläßliche Vorbedingung für prompte Wirkung der 
Paste sei die Herstellungsweise seitens der Apotheker. Der 
Apotheker dürfe auf keinen Fall zwischen den vier ver¬ 
schiedenen Tumenolprodukten, die im Handel existieren, ein 
beliebiges auswählen, wenn Turnen, von. aufgeschrieben 
worden sei. Sustma n n. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Zeitgemäße Fütterungsfragen. 

Von Prof. Dr. J. P a e c h t n e r. 

(D t W. 191«, Nr. 24 27, 8 . 225 ff.) 

Der Artikel bildet die Wiedergabe eines auf dem dritten 
Kriegs-Fortbildungskursus in Hannover gehaltenen Vortrages. 

Fütterung i.st eine zielbewußte Umwertung von Stoffen in 
tierische Leistung und, abgesehen von den wenigen Fällen, 
in denen Tiere lediglich erhalten werden sollen, ein pro¬ 
duktiver Vorgang, bei dem mit möglichst geringem Auf¬ 
wand möglichst viel erreicht werden soll. Fütterung ist an¬ 
gewandte Stoffwechselphysiologie. 

Die Fütterungstechnik auf wissenschaftlicher Grundlage 
arbeitet mit Zahlenwerten, welche den Nährstoff bedarf des 
Tieres, die hieraus mögliche Nutzung und die Menge der für 
Fütterung verfügbaren Stoffe zu erfassen suchen. Die Stoff- 
wechselförschung (Justus L i e b i g) bezeichnet das verdau¬ 
liche Eiw r eiß als das durch nichts ersetzliche Baumaterial des 
Körpers, die anderen verdaulichen organischen Substanzen als 
Betriebsmaterial, dessen Energiegehalt an der Verbrennungs¬ 
wärme gemessen werden kann. Eiweiß- und Kraftbedarf be¬ 
gründen Futternormen, Futterstoffe und Futtermittel haben be¬ 
stimmte Mittelwerte hinsichtlich ihres Futterwertes, die 
erforscht und in Tabellen zusammengetragen sind. Auf 
chemischer Analyse des Futters, auf Fütterungsnormen und 
Futterwej-tszahlen beruht die zeitgemäße Fütterungstechnik. 

Verf. erörtert eingehend das fütterungstechnische Rechnen 
auf Grund von Systemen, welche den Gehalt der Futtermittel 
an nutzbaren organischen Nährstoffen in eine bestimmte 
Größenordnung bringen. Die Systeme setzen die Zahlen für 
einen Nährstoff als Grundwert fest und bringen die Zahlen 
für die anderen Stoffe zu diesem Grundwert in rechnerische 
Beziehung. Die hierauf gegründeten Systeme und Begriffe 
(Stärkewert und verdauliches Eiweiß nach Kellner; Futter¬ 
mittelzahl, Eiweißzahl, Futterpreistafel nach Neubauer) 
werden eingehend erörtert. 

Die Ergebnisse dieses Forscherfleißes sind im täglichen 
Fütterungsbetriebe, in der Fütterungspaxris, nur sehr wenig 
zutage getreten, auch nicht in der großen Tierhaltung der 
Armee (im Frieden!). Man füttert nach dem Wort (Hafer, 
Heu, Stroh, Kartoffeln, Rüben), nicht nach dem Wert. Kon- j 
servativismus, Bequemlichkeit und übereiltes Urteil stehen der ' 


Anwendung der wissenschaftlichen Fütterungslehre entgegen, 
hierzu noch besonders der bisherige Mangel an Anregung und 
gemeinfaßlicher Belehrung der Tierhalter. 

Es ist eine Aufgabe der Tierärzteschaft, die lebendige 
Vermittlung zwischen Fütterungslehre und Fütterungspraxis zu 
bilden. In dieser Aufgabe liegt ein tierärztliches Eigen¬ 
interesse und ein Interesse der nationalen Wohlfahrt. 

Mit Tierfütterung, Tierhaltung sind ganz erhebliche Werte 
verbunden. Der Verkaufswert des deutschen Viehstapels be¬ 
trug 1914 10,77 Milliarden Mark, der Wert der jährlichen 
Schlachtungen etwa 4,5—5 Milliarden, der Wert der gesamten 
tierischen Erzeugung, einschl. Milch, Eier, Wolle usw., etwa 
7 Milliarden. Über dem Geldwert steht noch der Stoffwert. 
Die selbständige Erzeugung und Erhaltung dieser Tiere und 
Tierprodukte ist letzten Endes eine Frage unserer Existenz. 
Das hat der Krieg am harten Beispiel gelehrt. Mit der Erzeu¬ 
gung der Tiere wäre es auch nicht schlimm bestellt. Der 
Einfuhrüberschuß Deutschlands an Tieren und tierischen 
Produkten war in Friedenszeiten nicht allzubedeutend. Da¬ 
gegen w T ar Deutschland für die Erhaltung seines Viehstapels 
auf Einfuhr vom Auslande in weitem Maße angewiesen und 
zwar mit etwa 30 Prozent des gesamten Futterbedarfs an Ei¬ 
weiß und etwa 15 Prozent des Gesamtbedarfs an Stärkewert. 
Bei rationeller Fütterung sind also noch ganz gewaltige Geld¬ 
gewinne zu gewinnen. Ferner erhebt sich die Frage der 
Bedarfsdeckung an Futterstoffen aus eigener Produktion. 

Verf. erörtert einige Beispiele rationeller Verwertung der 
Kartoffel als Schwinefutter im Verein mit anderem Beifutter 
und zeigt an Beispielen, wie stark die Preiswmrdigkeit von Fut¬ 
termitteln unter Berücksichtigung ihres Nährstoffgehaltes uni 
der Marktlage beeinflußt werden kann und zu welchen 
Verdiensten die praktische Verwendung dieser Tatsachen 
geführt hat. 

Auf demselben Wege ist für unser Volksvermögen eine auf 
einige hundert Millionen zu berechnende Geldersparnis und eine 
im Grunde noch wichtigere Stoffersparnis möglich. 

Von einer gewissen Bedeutung ist noch die bessere Aus¬ 
nutzung der Nährstoffe durch die spezifische Wirkung gewisser 
Reizstoffe, die in manchen Futtermitteln enthalten sind (Würz¬ 
kräuter, Hafer, Kleie, Kartoffelschalen), deren chemische Na¬ 
tur aber noch unbekannt ist, und die verfütterbaren Mineralien 
(Kalksalze). 

Sehr viel bedeutungsvoller ist jedoch ein anzustrebender 
mittelbarer Futtergewinn durch methodisches Hantieren mit 
den Fütterungstoffen und eine andere Gewinnung der Nähr¬ 
stofferträge durch Änderung des Landbaues, letzteres nament¬ 
lich durch eine Begünstigung des Anbaues der Hackfrüchte. 

Neue Eiweißquellen hat die Kriegsnotlage bereits finden 
lassen in der besseren Verwertung der Abfälle (Blut, Konfis- 
kate, Speisereste), durch die künstliche Züchtung von Eiwei߬ 
trägern, z. B. der Hefe (Delbrück). Die Pflanzenzüchtung 
bringt uns eiweißreichere Kartoffelsorten, wir sind zu verbes¬ 
serten Ernteverfahren gelangt (künstliche Trocknung von Heu), 
verfütterte unorganische Ammonsalze können nach neueren 
Versuchen (Zuntz) im Verdauungswege zu eiweißhaltiger 
Leibessubstanz umgebaut werden. Hier liegt noch ein weites 
Zukunftsbild. 

Sache der Tierärzte ist es, sich mit diesen Dingen ein¬ 
gehend vertraut zu machen, die in das Lehr- und Prüfungs- 




7. Dezember 1910- 


BERLfNER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


585 


gebiet der Hochschulen gehören, und sich mit fütterungstech¬ 
nischer Arbeit in der Praxis zu beschäftigen. In der Produkti¬ 
vität der Tierhaltung liegt auch die mächtigste Entwicklungs¬ 
bedingung des tierärztlichen Berufes. B. 

Verwen Jung von Heu zur Schweinefütterung und Schweinemast. 

In den Mitteilungen der Rohmaterialstelle des preußischen 
Landwirtschaftsministeriiims vom 27. September d. Js. ist darauf 
hingewiesen worden, daß im kommenden Winter die Futterrüben 
(Runkeln, Wruken, Möhren usw.) an Stelle der Kartoffeln bei der 
Fütterung und Mast von Schweinen herangezogen werden müssen; 
daselbst sind auch die von Professor Franz Lehmann erprobten 
Normen für die Rübenfütterung von Schweinen imgegeben worden. 
Die Schweinemast ist bekanntlich nur erfolgreich, wenn neben den 
in den Rüben vorwiegend enthaltenen zucker- und stärkemehl- 
ähnlichen Stoffen die nötigen Mengen von eiweißhaltigem Futter 
verabreicht werden können. Die vorhandenen Vorräte von solchen 
eiweißhaltigen Futterstoffen (Ölkuchen, Fischmehl, Kadavermehl, 
Trockenhefe usw.) reichen aber zur Deckung des Bedarfs bei 
weitem nicht aus, es muß also auf andere Weise geholfen weiden. 
Dies ist möglich durch Verwendung des Heues zur Schweinemast. 
Nicht nur in Versuchsstationen, sondern auch in zahlreichen Gro߬ 
betrieben ist festgestellt worden, daß das Heu zur Schweinefütte¬ 
rung mit bestem Erfolg verwendbar ist. Der ganze Eiweißbedarf 
der Ration kann durch Heugaben nicht gedeckt werden, w r ohl aber 
ein großer Teil desselben. Es ist selbstverständlich, daß man zur 
Schweinemast nur die gehaltreichsten und besten Heuvorräte ver¬ 
wendet. Die besten Qualitäten von Wiesenheu und Grummet 
enthalten 7—8 Proz. verdauliches Protein, während der Gehalt der 
guten Qualitäten von Kleeheu (Rotklee, Luzerne, Esparsette, 
Serradella) auf 10 bis 12 Proz. steigt. Man wird deshalb in erster 
Linie die gut gewonnenen Kleeheubestände hierzu heranziehen. 

Das Schwein hat nicht die Fähigkeit, Rohfaser in nennens¬ 
wertem Umfange zu verdauen; man muß daher ein Produkt er¬ 
zielen, das möglichst arm an Rohfaser ist. Deshalb eignet sich 
von den Wiesenheuarten das Grummet besser, als das Heu vom 
ersten Schnitt. Besonders gute Erfolge sind erzielt worden, wenn 
die Blätter von Klee- und Luzerneheu durch Dreschen und Ab¬ 
sieben der Stengelteile für sich gewonnen wurden; sie haben bei 
der Schweinemast denselben Futterwert wie Kleie. Das Vermahlen 
der Kleeblätter zu feinem Mehl ist nach den in der Praxis ge¬ 
machten Erfahrungen zwecklos. Das Heu von Kleearten, die 
nur wenig verholzte Stengelteile enthalten, wie Rotklee, Espar¬ 
sette- und Serradellaheu im Gegensatz zu Luzemeheu, kann in 
geeigneten Mühlen auch ganz zu Schrot vermahlen werden. 
Das Vermahlen zu ganz feinem Mehl hat sich in der Praxis nicht 
als lohnend erwiesen. Zum Vermahlen von Heu geeignete 
Mühlen werden u. a. von K. und Th. Möller in Brackwede i. W., 

C. F. Griesbach in Leipzig geliefert. 

Es lassen sich also bezüglich der Vorbereitung des Heues 
zur Schweinefütterung folgende Anweisungen geben: Grummet 
wird einfach gehäekselt, von Kleeheu werden entweder durch 
Dreschen die Blätter für sich gewannen und die Stengel anderweit 
verwertet, dies ist besonders für Luzemeheu empfehlenswert, 
oder man häckselt das ganze Kleeheu und verarbeitet den Häcksel 
auf einer geeigneten Mühle zu Schrot; dies empfiehlt sich nament¬ 
lich bei Rotklee, Esparsette- und Serradellaheu. Wenn man den 
Häcksel künstlich vortrocknen kann, läßt er sich besser ver¬ 
mahlen. Der Grummethäcksel, die Kleeheublätter oder das Klce- 
schrot werden dann am besten mit den zerkleinerten Rüben ge¬ 
mischt und gemeinsam gedämpft, wobei das Dämpfwmsser sorg¬ 
sam gesammelt und mitverfüttert wird, weil es beim Kochen der 
Rüben gelösten Zucker *und andere; wertvolle Nährstoffe enthält. 
Da« Dämpfwasser von Kartoffeln muß man bekanntlich abfließen 
lassen. Wenn man also Kartoffeln mitverfüttert, so müssen diese 
für sich gedämpft werden. 

Der Zuchtdirektor Mommsen in Halle a. S. berichtet in Nr. 75 
der „Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung“ vom 16. September 
über die Mästung von Schweinen, die unter Verwendung von 
^Cleemehl von zur Horst in Großfeldhus, Oldenburg, ausgeführt 
wurden. Hierbei wurden in einem Kall neben dem Rüben- und 
Kartoffelfutter 4,3 Pfund Kleemehl, \4 Pfund Fischmehl und 
2 Pfund Eicheln und in einer späteren Periode 5,6 Pfund Klce- 
mehl, 14 Pfund Fischmehl und 2 Pfund Eicheln verabreicht. 
Es handelte sich um über 1 Jahr alte Sauen, die 3 Monate vorher 
abgeferkelt hatten und 270 bis 300 Pfund schwer w r aren. Der 
Zuwachs war durchaus zufriedenstellend. In zahlreichen Wirt¬ 
schaften einer Güterdirektion wurden an 80 Pfund schwere 
Läufer neben dem Rüben- bezw. Kartpffelfutter 14 Pfund Luzerne¬ 
blätter und 1 Pfimd Gerstenschrot, an Läufer bis 120 Pfund Ge¬ 
wicht 1% Pfund Gerste und 1% Pfund Luzerneblätter, an Mast¬ 
schweine bis 200 Pfund Gewicht 1 Pfund Luzerneblätter, 2 Pfund 
Gerste, 34 Pfund Fischmehl mit gutem Erfolg verabreicht. Hierbei 
wird besonders vermerkt, daß es zweckmäßig ist, die Tiere von 
•fugend auf an die Aufnahme von Luzerneblätter zu gewöhnen. 
Die letzteren werden daher zweckmäßig schon den Ferkeln trocken. 1 


mit ct-was Gerstenmehl und Fischmehl vermischt, vorgelegt. 
(Mitteilungen der Rohmaterialstelle des preußischen Landwirt¬ 
schaftsministeriums.) 


Tagesgeschichtc. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Den Helde ntod fürs Vaterland starben: 

Leutnant stud. med. vet. P a u 1 M ü 11 e r (Student der Tierärztl. 
Hochschule in Dresden). 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Karl Jäkel. 

Stabsveterinär L u d w i g B e y e (Tierarzt in Wittingen). 

Mit dem Eisernen Kreu z I, Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Armeeveterinär Job. Grüner (Korpsveterinär in München). 

Regierungsveterinär G u s t. Hofmeister (Ostafrika) aus 
Erfurt. 

Chefveterinär W i 1 li e 1 m L u d e w i g (Korpsveterinär in 
Altona). 

Korpsveterinär Ernst Krüge r (Techn. Vorstand d. Militär¬ 
lehrschmiede in Berlin). 

Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Stabs- und Gouvernementsveterinär FL Sahn er (Kreistier¬ 
arzt, Veterinärrat in Bad Homburg v. d. H.). 

Stabsveterinär Bruno L o e w e 1 (Stabsveterinär a. I). in 
Guben). 

Cand. med. vet. Y r i t z B i e d e r m a n n. 

Feldunterveterinär cand. med. vet. Wilhelm Bollert. 

Stabsveterinär Karl Heemsoth (1. Schlachthoftierarzt in 
Barmen). 

F'elclunterveterinär cand. med. vet. W i 1 h e 1 m M ü 11 e r. 

Unteroffizier stud. med. vet. Kurt N i e b u h r. 

Uberveterinär A 1 b i n S e h e 11 h o r n (San. - Tierarzt in 
Preetz). 

Kanonier stud. med. vet. G e o r g Ti m m e r b m a n v. 

l'eldhilfsveteriuär cand. med. vet. Gust a v W a g n e r. 

Oberveterinär Dr. Wilhelm M u g 1 e r (Leiter des FTeisch- 
besehauamtes in Lugau). 

Veterinär Dr. Max Eder (Assistent am Pathologischen 
Institut der Tierärztl. Hochschule in Dresden). 

Stabsveterinär Emil Sonntag (Tierarzt in Dresden). 

Oberstabsveterinär M a x Ru m m e 1 (Oberstabsveterinär in 
Straßburg). 

Korpsveterinär O s k a r II e n s e 1 (Oberstabsveterinär in 
Küstrin). 

Oberveterinär Albe r t W i c h e r a (Tierarzt in Pöstau). 

Korpsveterinär F r a n z S e ege r t (Oberstahsveterinär in 

Posen). _' .. . . . 

Körpsveterinär Hans K ü h n (Oberstabsveterinär in Han¬ 
nover). * . . 

Veterinär Dr. Oskar Kendel (Tierarzt aus Zirndorf). 

Armeeveterinär Theodor Hiscli er (Korpsstabsveterinär 
in Schwetzingen). 

Korpsveterinär Alfred Dietrich (Oberstabsveterinär in 
Schwerin). % 

Korpsveterinär Paul Christ ((Iberstabsveterinär in Oste¬ 
rode). 

Armeeveterinär Louis Tcnnert (Korpsstabsveterinär in 
Gumbinnen). 

Veterinär Hans Brei n b a u e r (Tierarzt in Passau). 

Oberstabsveterinär A 1 b e r t A r n d t (Oberstabsveterinär in 
Danzig). 

Stabsveterinär August Marks (Stabsveterinär in Saar¬ 
brücken). 

Korpsveterinär Her m a n n L a a b s (Oberstabsveterinär in 
Brandenburg a. H.). 

Stabsveterinär Otto Born (Stabsveterinär in (Diesen). 





58G 


No. 49. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Korpsveterinär A u g u s t Ronpe (Oberstabsvetermär in 
Insterburg). 

Stabsveterinär Arthur (Irükel (Stabsveterinär in Frank¬ 
furt a. 0.). 

Stabsveterinär Hugo Wiinseh (Stabsveterinär in Stettin). 
Kornsveterinär F r a n z K ö h 1 e r (Oberstabsveterinär in 
Militscli). 

Stabsveterinär Max R a t h j e (Stabsveterinär in Rastatt). 
Stabsveterinär Otto 0 e r d e 11 (Stabsveterinär in Cöln). 
Korpsveterinär Dr. J o e s e f Lud w i g (Ober&tabs veterinär 
in Mülhausen). 

Etappen - Veterinär H e i n r i c h I) r a e g e r t (Oberstabs¬ 
veterinär in Danzig). 

Stabsveterinär Dr. Johannes Beier (Stabsveterinär in 
Darmstadt). 

Stabsveterinär Paul 0 c r t h (Stabsveterinär in Ehrenbreit¬ 
stein). 

Stabsveterinär F ranz Kupfer (Stabsveterinär in Kassel). 
Stabsveterinär E r n s t V c n t z k i (Stabsveterinär in Pots¬ 
dam). 

Stabsveterinär Arthur Kownatzki (Stabsveterinär in 
Allenstein). 

Stabsveterinär Kurt Stahn (Stabsveterinär in Altdamm). 
Stabsveterinär Paul Gärtner (Stabsveterinär in Colmar). 
Stabsveterinär Dr. Adolf Goßmann (Stabsveterinär in 
Cassel). 

Stabsveterinär Josef S e h o 1 z (Stabsveterinär in Garde¬ 
legen). 

Stabsveterinär Ernst 0 ’ G i 1 v i e (Stabsveterinär in 
Hagenau). 

Feldunterveterinär 0. Becker (aus Berlin-Steglitz). 

Einhundertzweinndzwanzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 26. November, bis Sonnabend, 
den 2. Dezember 1916. 

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz kam es im Verlauf 
der vergangenen Woche, abgesehen von einzelnen Teilangriffen 
der Franzosen und Engländer östlich von St. Mihiel, am 
St. Pierre-Vaast-Wald, bei Givenchy, südwestlich von Lens, 
und im Ypern-Bogen, die sämtlich, an einzelnen Stellen im 
Nahkampf, blutig abgewiesen wurden, zu keinen größeren 
Kampfhandlungen. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz führten die Russen 
und Rumänen in den Waldkarpathen und den siebenbürgisehen 
Grenzgebirgen wiederholt erbitterte Entlastungsvorstöße gegen 
unsere und die österreichisch-ungarischen Linien aus, die durch¬ 
weg blutig abgewiesen wurden. Sie erreichten, trotz hohen 
Einsatzes von Blut und Munition, nur an einzelnen Stellen 
ganz geringfügige Vorteile. Vielfach gingen unsere Truppen 
zum Gegenangriff über und entrissen dem Feind Gelände, das 
er vorher erobert hatte, und nahmen ihm an Gefangenen dabei 
außer mehreren Offizieren über 1300 Mann und einige 
Maschinengewehre ab. 

Auf dem rumänischen Kriegsschauplatz warfen die 
beiderseits des Alt von Norden vordringenden deutschen und 
österreichisch-ungarischen Truppen den Feind hinter den To- 
bologu-Abschnitt. östlich von Tigveni durchbrach das Sächsische 
Infanterie-Regiment Nr. 182, vortrefflich unterstützt durch das 
zy schneller Wirkung dicht vor dem Feinde auffahrende Neu¬ 
märkische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 54, die feindlichen 
Linien. Pitesti und Campulung wurden genommen und dadurch 
der Weg über den Törzburgcr-Paß geöffnet. Der aus dem 
Gebirge, südöstlich von Campulung, heraustretende Armee- 
Hügel gewann in den Waldbergen zu beiden Seiten des 
Dainbovita-Abschnittes kämpfend Boden. Am Argesul, süd¬ 
östlich von Pitesti, wurde die sich zum Kampf stellende erste 
rumänische Armee von deutschen und österreichisch-ungari¬ 
schen Truppen nach zähem Ringen durchbrochen und ge¬ 
schlagen. Im Argesul-Tale drangen wir bis Gaesti vor, der 
Argesul wurde weiter stromabwärts überschritten. Von Tuiim 
Severin her drängten unsere Truppen den Rest der Orsova- 


Gruppe nach Südosten ab, wo ihm andere Kräfte den Weg 
verlegten. Der Vedea-Absclmtit wurde oberhalb und unter¬ 
halb Alexandria erreicht, die Stadt selbst genommen. Im 
Fortschreiten erkämpfte sich die Donauarmee den Übergang 
über die Reajlov-Niederung und erreichte den Unterlauf de- 
Argesul in der Richtung auf Bukarest. Seit dem Donauiiber- 
gang hat diese Armee dem Feinde 43 Offiziere, 2421 Manu. 

2 schwere und 36 Feldgeschütze, 7 kleine Kanonen und 
7 Maschinengewehre, sowie 32 Munitionsfahrzeuge abgenom- 
men. Die übrige Beute bei den Kampfhandlungen in Rumänien 
betrug im Verlauf der vergangenen Berichtewoche: 123 Offi¬ 
ziere, 12 975 Mann, 90 Kanonen, 17 Maschinengewehre, 

3 Mörser, 159 gefüllte Munitionswagen, 800 beladene Bagage¬ 
wagen, Kraftwagen und vieles mehr. Aus den Donauhäfen, 
zwischen Orsova und Rustschuk, gelangten bisher 6 Dampfer 
und 60 Schleppkähne, meist mit wertvoller Ladung, in unseren 
Besitz. 

In der Dobrudscha wurde Giurgiu eingenommen. Wieder¬ 
holte feindliche Angriffe wurden dort blutig abgewiesen. 

An der mazedonischen Front führten Russen, Italiener, 
Serben und Franzosen zwischen Prespa-See und Cerna äußerst 
heftige Angriffe gegen die deutsch-bulgarische Linie. Dieser 
große gemeinsame Angriff der Entente-Trunoen scheiterte 
völlig unter schwersten blutigen Verlusten für den Feind, er 
hatte nicht den geringsten Erfolg. Auch an den nächsten 
Tagen unternommene feindliche Teilangriffe nordwestlich von 
•Monastir und bei Gruniste blieben ohne jeglichen Erfolg. Vom 
Westhang des Ruiuenberges bei Gruniste wurden die Serben 
wieder vertrieben. N e v. 

Aus Ungarn. 

Im königl. ungar. Ackerbauministcrium wurde in der A b- 
teilung III für Veterinärwesen zum Leiter der 
3. Sektion (Veterinärangelegenheiten und Bekämpfung der Tier 
krankheiten) der königl. ungar. Veterinär-Oberinspektor La¬ 
dislaus Folänyi, Dozent an der königl. ungar. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule, ernannt. Chef der Abteilung IH ist 
Ministerialrat Eugen von Koos. 

Pr. Josef Marek, ord. öff. Professor der königl. ungar. 
Tierärztlichen Hochschule, wurde in Anerkennung seiner aus¬ 
gezeichneten Verdienste mit dem Offizierskreuz des Franz- 
Joseph-Ordens ausgezeichnet. Prof. Dr. Marek hat sich in 
neuerer Zeit besonders durch seinen erfolgreichen, schönen 
und großangelegten experimentellen Versuch über die Be¬ 
kämpfung und Therapie der Leberegelseuche ausgezeichnet, er 
hat dabei festgestellt, daß wir neben dem Kamala im Farn¬ 
kraut bzw. Fiiix-Stoffe höchst wirksame Mittel gegen die 
Leberegel besitzen. 

Zur Unterstützung der infolge des rifmänischen Einbruches 
geflüchteten Tierärzte hat der Landesverein der ungarischen 
Tierärzte bis zum 1. November nahezu 17 000 Kronen 
gesammelt. 

Die Zahl der Studierenden an der königl. ungar. 
Tierärztlichen Hochschule in Budapest ist im Studienjahre 1916 
bis 1917 auf 70 herabgesunken, darunter sind 42 Militärvete¬ 
rinärakademiker. Im Jahre 1915—16 waren 101, 1914—15 
155, 1913—14 226 Studierende inskribiert. 

In der Tierärztlichen Handbibliothek, die 
der Landesverein ungarischer Tierärzte seinen Mitgliedern 
neben der Wochenschrift „Allatorvosi Lapok“, der Monats¬ 
schrift „Husszemle“ (Fleischbeschau) und der Zeitschrift 
„Közlemenyele az összeawasonlitö elet-es katan köreböl“ (Mit¬ 
teilungen aus der vergleichenden Biologie und Pathologie) gibt, 
ist jüngstens E d e 1 in a n n s F 1 e i s c h h y g i e n e , ins Unga- 




BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


587 


7. Dezember 1916. 


rische übersetzt von den Budapcster Schlachthoftierärzten Br. 
Josef Frank und Max Graf, mit dem Original ver¬ 
glichen von Hofrat Prof. Dr. Stefan vun Ratz, getreten. 

Dr. Z. 

Die Aussichten unserer Fleischversoroung. 

Der Leiter der Reichsfleischstelle, Geh. Reg.-Rat Dr. v o n 
Ostertag, hat sich im Hauptausschuß des Reichstages aus 
führlich zur Frage unserer Fleischversorgung geäußert. Seine 
Darlegungen griffen zunächst auf die Maßnahmen zurück, die 
zu treffen waren, um unseren Viehbestand nicht nur vor weiterer 
Dezimierung zu bewahren, sondern auch wieder so zu kräftigen, 
daß die Versorgung mit Milch, Fleisch und Fett in gewissen 
Grenzen gesichert ist, mit der Aussicht allmählicher Besserung. 
Aus dem in der „Norddeutschen Allgemeinen Zei¬ 
tung“ wiedergegebenen Vortrag heben wir in folgendem das 
wichtigste hervor: 

„Unser Viehbestand hat nach den letzten Zählungsergebnissen 
eine der Zahl nach sehr erfreuliche Zunahme zu verzeichnen. Die 
Zählung vom 1. September d. J. zeigt gegen die vom 2. Juni 
zwar eine Verringerung der Kälber um 244 000 Stück oder 
11 Proz., dagegen hat der Bestand an Jungvieh von 3—24 Monaten 
um 450 000 Stück oder 7,7 Proz. zugenommen. Männliche Rinder 
über 2 Jahre haben um 450 000 Stück oder 2,9 Proz. zugenommen, 
weibliche des gleichen Alters um 22 000 Stück oder 0,2 Proz, ab- 
genommen. Schafe zeigen eine Abnahme um 599 000 Stück oder 
y,8 Proz., Schweine dagegen eine Zunahme um fast 3 Millionen 
Stück oder 20,2 Proz. Die Zunahme der Schweine beträgt 
1462 000 Stück oder 15 Proz. für solche unter l A Jahr, 1135 00Ü 
oder 36,7 Proz. für solche von Y% bis 1 Jahr und 304 000 oder 
20 Proz. für solche über 1 Jahr. Die Zunahme unseres Gesamt¬ 
viehbestandes bedeutet ein werbendes Kapital, das, wenn die 
Futterverhältnisse gut bleiben, regelmäßige Zinsen verspricht. 
Die gute Rauhfutteremte dieses Jahres läßt für Kinder gutes 
Durchhalten erhoffen; vor dem Abschlachten aus Furcht vor 
Futtermangel sei zu warnen. Die Aufbringung von Schlacht¬ 
rindern werde von Mitte Dezember bis Anfang oder Mitte Februar 
schwierig sein, aber nicht entfernt so wie im vergangenen Winter. 
Schwieriger liege die Sache bei den Schweinen. Zurzeit sei die 
Aufbringung von Fettschweinen noch erschwert; mit Beginn der 
Hausschlachtungen werde das für die Versorgung der Zivil¬ 
bevölkerung noch fühlbarer werden. Das Kartoffelverfütterungs- 
verbot werde bei der Schweinemast zunächst störend wirken. Als 
ein ausgezeichneter Ersatz für die Futterkartoffeln wird die 
R unk elrübe empfohlen, ln der Frage des Hausschlachtungs¬ 
schweines und seiner Freilassung bei Anrechnung auf die Reichs¬ 
fleischkarte dürfe nicht weiter gegangen werden. Auch für die 
Haltung der Pensionsschweine seien mit Rücksicht auf die Be¬ 
dürfnisse der Allgemeinheit enge Grenzen zu ziehen. 

Für die aufzubringende Fleischmenge gilt jetzt die Reichs¬ 
einheitsquote von 250 Gramm wöchentlich. Die Selbstversorger 
so wie ein Teilsatz desjenigen Durchschnitts, der nach den ge¬ 
machten Erfahrungen von der Reichsfleischkarte keinen Gebrauch 
macht, wird von der Gesamtkopfzahl der Bevölkerung in Abzug 
gebracht. Die Reichsfleischstelle hat weiter für die Ermittelung 
der erforderlichen Mengen die pflichtmäßige, restlose Verwertung 
der sogenannten Schlachtabfälle in Rechnung gestellt. Die am 
16. Oktober in Kraft getretene neue Umlageperiode hat für die 
erste Woche ergeben, daß 75 Proz. der Städte mit mehr als 
50 000 Einwohnern 200 bis 250 Gramm ausgeben konnten, in der 
zweiten Woche bereits 80 Proz. Es soll darauf hingewirkt wer¬ 
den, daß zunächst jedenfalls für die Industriebezirke und die 
Städte ohne eigene Land- und Gartenwirtschaft die Fleischkarte 
voll eingelöst wird. Die Heereslieferungen können, abgesehen von 
Schweinen, für -die der Satz noch nicht voll erreicht ist, zurzeit 
sogar über das Soll erfüllt werden. Hohe Anerkennung zollt 
v. Ostertag der Zivilbevölkerung, die sich im Fleischgenuß 
bewundernswerte Entsagung auferlegt habe. Auch die Heeres¬ 
verwaltung habe alles getan, die Aufbringung des Schlachtviehs 
zu erleichtern durch Herabsetzung unnötig hoher Fleischportionen, 
sorgsamste Verwertung der Abfälle und Einrichtung von Vieh¬ 
wirtschaft in den besetzten Gebieten und an der Front. 

Von weiteren Maßnahmen, die die Reichsfleischstelle beab¬ 
sichtigt, seien folgende hervorgehoben: Durchführung der Ge¬ 
wichtslieferung statt Stücklieferung. Da in den Viehaufbringungs¬ 
bezirken das durchschnittliche Lebendgewicht zwischen VA und 
11 Zentnern schwankt, wäre die Auferlegung einer gleichen Stück¬ 
zahl unbillig. Wegen des wesentlich rascheren Fleischzuwachses 
soll auf die Mast von Zuchtbullen, da sie in weniger als der Hälfte 
der Zeit schlachtreif zu machen sind als Ochsen, hingewirkt wer¬ 
den. Weiter wird die Anlegung erheblicher Gefrierfleischrück¬ 
lagen betrieben, sowie auf die restlose Verarbeitung der Schlacht¬ 
abfälle hingewirkt werden. Endlich soll im Interesse größerer 
Fettgewinnung auf eine andere Verwertung der den Kommunal¬ 


verbänden überwiesenen Schweine hingewirkt werden. Neben 
dem Fettbetrag der Reichsfleischkarte soll Fett von. Schweinen auf 
eine besondere Fettkarte ausgegeben werden. Als empfehlenswert 
wird bezeichnet, den Fettgehalt der Wurst auf 10 Proz. zu be¬ 
grenzen und möglichst viel Fett als Schmalz in den Verkehr zu 
bringen. Besondere Sorgfalt soll auch der Fettgewinnung aus 
Knochen zugewendet werden, die bis 15 Proz. tadelloses Speisefett 
enthalten, und von dem aber bisher nur 5 Proz. gewonnen wor¬ 
den sind.“ 

Zur besseren Regelung der Fleischpreise wird in der Reichs¬ 
fleischstelle eine besondere Abteilung eingerichtet werden mit der 
Aufgabe, die Spannung zwischen den Vieh- und Fleischpreisen im 
allgemeinen und für jeden einzelnen Ort zu prüfen und, wo es 
sich als notwendig erweist, auf ein richtiges Verhältnis hinzu¬ 
wirken. H. 

Präparat Rrunstin. 

Von dem Genitol-Laboratorium Berlin-Lichterfelde 70 
wird seit einiger Zeit ein Mittel „B r u n s t i n“ vertrieben, 
das als wirksamen Bestandteil Bibergeil enthält und bei 
mangelndem Geschlechtstrieb durch Bestreichen 
der äußeren Geschlechtsorgane der weiblichen und männ¬ 
lichen Tiere als Kraft- und Energiespender sich erweisen 
und „ein nie versagendes Hilfsmittel zur Steigerung des Er¬ 
trages aus der Viehhaltung bilden“ soll. 

Das „Brunstin“ wird in Fläschchen von 5 Kubik¬ 
zentimeter Inhalt zum Preise von 4 Mark verkauft; 1 Gramm 
Bibergeil kostet im Handel 45 Pfg.; der Herstellungspreis 
des „Brunstin“, das im Verhältnis von 1:10 hergestellt 
wird, würde demnach etwa 40 Pfg. betragen. 

Mit „Brunstin“ angestellte Versuche an Schafen, Ziegen 
und Kaninchen haben in keinem Falle brunstähn¬ 
liche Erscheinungen hervorgerufen, was sich dar¬ 
aus erklärt, daß Bibergeil, ein Erzeugnis aus den Geschlechts¬ 
drüsen des Bibers, Uie ihm nach alten Anschauungen zu¬ 
kommende erregende Wirkung auf das Nervensystem 
nicht besitzt. — Nach diesen 1 eststcllungen muß vor 
dem Bezüge des Mittels gewarnt werden. 

Soweit die Landwirtschaftliche Zeitschrift für die Rhein- 
provinz, Amtsblatt der rheinischen Landwirtschaftskammer, in 
ihrer Nr. 33 vom 18. August 1916. Auch Nr. 24 der All¬ 
gemeinen Schweizer-Zeitung vom 15. September hat vor 
diesem neuen Wundermittel gewarnt und hinzugefügt, daß 
demnach landwirtschaftliche Zeitungen auch keine Brunstin- 
Anzeigen aufnehmen dürfen. 

Von landwirtschaftlichen Zeitschriften ist die 
überall gleichlautende Ankündigung, in der der Erfolg nach* 
höchstens drei Tagen „garantiert“ wird, seit Mai u. a. zu fin¬ 
den in der Norddeutschen Landwirtschaftlichen Zeitung 
(Rostock), im Allgemeinen Landwirtschaftlichen Anzeiger 
(Neudamm), im Praktischen Landwirt (Magdeburg), im Schle¬ 
sischen Landwirt (Schweidnitz) und im Landboten (Prenzlau), 
der amtlichen (!) Zeitschrift der Landwirtschaftskammer für 
die Provinz Brandenburg. Mau sieht, das Geschäft muß 
blühen, und gewisse Leute müssen auch zu Kriegszeiten nicht 
alle werden, sonst würde für Brunstin die Reklametrommel 
nicht so laut und heftig gerührt. Die Zusatzbemerkung der 
Allgemeinen Schweizer-Zeitung ist also nicht überflüssig. 

Was soll man aber dazu sagen, wenn auch ein tier¬ 
ärztliches Fachblatt, bei dem ein Tierarzt gleich¬ 
zeitig Schriftleiter, Herausgeber und Verleger ist, zu unser 
aller Befremden und trotz der Warnungen aus Bonn und Plauen 
dieselbe Brunstin-Anzeige jetzt bereits ein Viertel¬ 
jahr lang ruhig weiter veröffentlicht? 

Dr. J. A. Hoffmann. 

Die dem Kriegeernfihrungeamt unterstellten Kriegsorganisationen. 

Die Anfragen nach den dem Kriegsernährungsamt untergeord¬ 
neten Kriegsgesellschaften und Kriegsstellen lassen die Veröffent¬ 
lichung einer Zusammenstellung dieser Kriegsorganisationen er¬ 
wünscht erscheinen, von denen zahlreiche auch für die Tierärzte 
besondere Bedeutung haben. Dem Kriegsernährungsamt sind 
unterstellt: 



586 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 49. 


1. Zentralstelle zur Beschaffung der Heeres Verpflegung, Berlin 
W66, Leipziger Straße 4. Amt Zentrum 12166/12171. 

2. Landwirtschaftliche Betriebsstelle für Kriegswirtschaft, Berlin 
W9, Leipziger Platz 7. Amt Zentrum 10907, 10 905. 

3. Reichsgetreidestelle, Berlin W50, Rankestr. 1. Amt Stein¬ 
platz 13170/13199. 

4. Reichsfuttermitteißtelle Berlin W 9, Königgrätzer Straße 19. 
Amt Lützow 2796/2797. 

5. Reichsfleischstelle, Berlin W 9, Köthener Straße 16. Amt 
Lützow 329/331. 

6. Reichsbranntweinstelle, Berlin W 9, Schellingstr. 14/15. Amt 
Kurfürst 6151 und 6152. 

7. Reichsstelle für Speisefette, Berlin W 8, Mohrenstr. 58/59. Amt 
Zentrum 11500/11509. 

8. Reichszuckerstelle, Berlin SW 19, Lindenstr. 51/52. Amt Zen¬ 
trum 4658. 

9. Verteilungsstelle für Rohzucker, Berlin W 9, Köthener Straße 38. 
Amt Nollendorf 626. 

10. Zucker-Zuteilungsstelle für das deutsche Süßigkeitengewerbe, 
Würzburg, Stephanstr. 8. Fernruf: Würzburg 2756. 

11. Stärke-Sirup-Zentrale für das deutsche Nahrungsmittelgewerbe, 
Würzburg, Stephanstr. 8. Fernruf: Würzburg 2756. 

12. Reichskartoffel stelle (Verwaltungsabteilung), Berlin W 9, Belle¬ 
vuestraße 6 a. Amt Lützow 4240—4242, 5221—5223. 

13. Kriegskartoffelgesellschaft Ost m. b. H., Berlin W 9, Schelling- 
straße 14/15. Amt Kurfürst 6038, 6039, 9973—9976. 

14. Trockenkartoffelverwertungsgesellschaft m. b. H., Berlin W 9, 
Köthener Straße 37. Amt Kurfürst 9973 und 9976. 

15. Reichsstelle für Gemüse urfd Obst, Berlin W 57, Potsdamer 
Straße 75. Amt Nollendorf 5843—5849. 

16. Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel G. m. 
b. H., Berlin W 9, Potsdamer Platz 3. Amt Lützow 6636 
bis 6639. 

17. Kriegskakao-Gesellschaft m. b. H., Hamburg 1, Mönckeberger 
Straße 31. Fernruf: Gruppe IV. Nr. 933, 934. 

18. Kriegsausschuß für Ersatzfutter G. m. b. H., Berlin W10, 
Mattnäikirchstr. 10. Amt Lützow 5333, 5334, 5149 und 6914. 

19. Reichsgerstengesellschaft m. b. H.. Berlin W 8, Wilhelmstr. 69 a. 
Amt Zentrum 10 442—10 451. 

20. Hafer-Einkaufsgesellschaft m. b. H., Berlin W 9, Linkstr. 25. 
Amt Lützow 2527 und 4454. 

21. Kriegs-Stroh- und Torfgesellschaft m. b. H., Berlin W 9, Link¬ 
straße 25. Amt Kurfürst 6001—6004. 

22. Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte G. m. b. H., Berlin 

W 35, Potsdamer Straße 30. Amt Nollendorf 120, 121, 834 
und 1947. •* ' 

23. Kriegsgesellschaft für Teichfischverwertung m. b. H., Berlin 
W 10, Königin-Augustastraße 21. Amt Lützow 3271. 

24. Reichshülsenfruchtstelle G. m. b. H., Berlin NW 7, Universi¬ 
tätsstraße 2/3a. Amt Zentrum 12 076. 

25. Reichsverteilungsstelle für Eier, Berlin W 8, Markgrafenstr. 21. 
Amt Zentrum 4481. 

.26. Kriegsgemüsebau- und Verwertungsgesellschaft m. b. H., Berlin 
W 9, Köthener Straße 28II. Amt Lützow 863. 

27. Ausschuß zur Festsetzung der Übernahmepreise für eingeftihrte 
Erzeugnisse der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelfabrikation, 
Berlin W 9, Köthener Straße 37. Amt Kurfürst 9973 und 9974. 

28. Ausschuß zur Festsetzung der Übernahmepreise für eingeftibrte 
Futtermittel, Hilfsstoffe und Kunstdünger, Berlin W 9, Leip¬ 
ziger Straße 2. Amt Zentrum 10 754—10 758. 

29. Ausschuß zur Festsetzung der Übernahmepreise für Rohfette, 
Berlin W 9, Leipziger Platz 6/10. Amt Zentrum 10 420—10 426. 

30. Schiedsgericht zur Entscheidung von Streitigkeiten über inlän¬ 
dische Butter, Berlin W 9, Voßstr. 4/5. Amt Zentrum 1589. 

31. Beschwerdeausschuß bei der Zucker-Zuteilungsstelle für das 
deutsche Süßigkeitengewerbe, Berlin W 8, Wilhelmstr. 74 Amt 
Zentrum 10 638—10 639. 

32. Ausschuß zur Entscheidung von Streitigkeiten bei der Einfuhr 
von Kartoffeln, Berlin W 66, Wilhelmstr. 60/61. Amt Zentrum 
10 660. 

— Königliche Tierärztl. Hochschule Berlin. Der Herr Minister für 
Landwirtschaft, Domänen und Forsten hat durch Erlaß vom 16. No¬ 
vember 1916 IA Ille 1980 genehmigt, daß im Felde stehende Kriegs¬ 
teilnehmer sowie deutsche Kriegsgefangene, die sich dem Studium 
der Veterinärmedizin widmen wollen, auf Antrag immatrikuliert 
werden können, vorausgesetzt, daß der vorgeschriebene Nachweis 
der Schulbildung geführt wird. 

— Dem Vernehmen nach soll als Nachfolger Ehrliche 
für die Leitung des Institutes für experimentelle Therapie und des 
6eorg Speyer-Hauses Prof. Kolle aus Bern berufen worden 
sein. Als Subdirektor soll für die Leitung des Institutes für 
experimentelle Therapie Ehrlichs langjähriger Mitarbeiter Prof. 
Sachs, für die Führung der Subdirektorialgeschäfte des Georg 
Speyer-Hauses Prof. Morgenroth, bisher Abteilungsvorsteher 
am Pathologischen Institut der Charitö-Berlin, herangezogen werden. 

P. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Militär¬ 
verdienstorden IV. Klasse mit Schwertern: denStabsveterinären 
Dr. Sigmund Eisenmann, Landw. 1. Aufg. (Augsburg), Georg Sauer 
(Zweibrücken), Heinrich Wöhner , August Zettl d. Res. (Mindelheim); 
den Oberveterinären Christian Ditthom d. Res. (Ansbach), Dr. Emil 
Klinge d. Landw. 1. Aufg. (Hof); den Veterinären Dr. Karl Hegeuxüd 
d. Res., Hermann Hoftrer (2. Armeekorps), Georg Knapp der Land¬ 
wehr 2. Aufg. (Landshut). — Der Bayer. Verdienstorden vom Heil. 
Michael 4. Kl. mit der Krone: dem Prof. Dr. Kronacher , Direktor 
des Instituts für Tierzucht an der Tierärztlichen Hochschule in 
Hannover. — Der Bayer. MilitäiVerdienstorden 4. Kl. m. Schwertern: 
dem Stabsveterinär d. Res. August Zettl } Distriktstierarzt in Weißen¬ 
horn. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit Eichenlaub und Schwertern des 
Ordens vom Zähringer Löwen: dem Stabsveterinär Dr. Carl. — 
Das Ritterkreuz 2. Kl. m. Schwertern des Württ. Friedrichsordens: 
dem Veterinär d. Res. Dr. Fritx Moser in der Kaiserl. Schutztruppe 
für Deutsch-Ostafrika. — Das Großh. Mecklenb. Kriegsverdienst¬ 
kreuz: dem Ober veterinär Dr. Ludw. Lüth, Schlachthofdirektor in 
Neuwied. — Das Kriegsverdienstkreuz: dem Stabsveterinär Stuck 
auf dem Remontedepot Obersohland. — Das Wilhelmskreuz: dem 
Oberamtstierarzt Hofstadt in Heilbronn. — Die Rumän. Militär¬ 
medaille in Gold: dem Stabsveterinär Leo Saar im Drag.-Regt. 15. — 
Den Charakter als Geheimer Medizinalrat erhielten: die o. Pro¬ 
fessoren der vet.-med. Fakultät der Universität Gießen: Dr. Paul 
Martin und Dr. Adam Olt . — Den Charakter als Professor erhielt 
Kreisveterinärarzt Dr. Wilhelm KnoU, Direktor der vet.-med. Poli¬ 
klinik der Universität Gießen. 

Promoviert: In Gießen: Tierarzt Oskar Scheiter in Köln- 
Lindenthal. — In Hannover: Tierarzt Wilhelm Koch in Rodenberg. 

Approbiert: In München: Wilhelm Keller aus Germersheim. 

In der Armee: Bayern: Befördert: zu Oberveterinären 
die Veterinäre der Res. Friedrich Pißl (Kempten), Karl Roth (Lands¬ 
berg), Andreas Saalbeck (Aschaffenburg). Zu Veterinären ohne Patent 
in d. Res. die Unterveterinäre Georg Seemann (Kitzingen), Dr. Mathäus 
Weithaus (Ingolstadt), Hans Staufert (Ansbach), Walter Schreiner 
(Deggendorf), Albert Hobxer (Landau), Johann Eichinger (Augsburg), 
Josef Zißler (Weiden) und Josef Brandstetter (Rosenheim). Zu Feld¬ 
hilfsveterinären ernannt die Feldunterveterinäre Karl Ried, Otto 
Eggenberger , August Graf, Heinr. Wich, Karl Huber, Wilh. Schmidt , Josef 
Schneeberger, Ludwig Birett, Eugen Kerber, Jos. Schuster,, Georg Hicreth, 
Wilh. Kastenmeyer, Friedrich Weber, Paul Schlumprccht und Otto 
Steidle. Der Abschied mit gesetzlicher Pension und der Erlaubnis 
zum Tragen der Uniform wurde bewilligt dem Stabsveterinär Dr. 
Pomayer der Reserve (Kempten). — Württemberg: Unter Be¬ 
förderung zu Veterinären auf Kriegsdauer bei den Veterinäroffizieren 
angestellt: die Unterveterinäre Riehlein (Ijeonhard) (Biberach) bei 
der II. Ers.-Abt Feldart.-Regts. Nr. 29, Dr. Schäfer (August ) (II. Stutt¬ 
gart) beim Pferdedepot Nr. 143/X1II. — Für die Dauer seiner Ver¬ 
wendung im Kriegsveterinärdienst zum Feldhilfsveterinär ernannt: 
Molfenter (Max) (Ulm), nichtapprobierter Unterveterinär (Feldunter¬ 
veterinär) beim Staffelstabe Nr. 506/XHI. 

Krlegsfürsorgeelnrichftung für die preuß. Tierärzte. 

Ein kriegsbeschädigter Kollege, 1908 approb., dem es infolge 
Funktionsunfähigkeit des linken Schultergelenkes (Oberarm ge¬ 
lähmt, Unterarm und Hand voll gebrauchsfähig) nicht möglich ist, 
seine frühere Tätigkeit aiB tierärztlicher Praktiker wieder aufzu¬ 
nehmen, möchte baldmöglichst an einem bakteriologischen Institute 
oder in der Serum-Industrie sich eine neue Existenz gründen. Re¬ 
flektant, Familienvater und deshalb auf frühzeitigen Verdienst an¬ 
gewiesen, steht dem bakteriologischen Gebiete nicht fern, da er vor 
einigen Jahren an dem bakteriologischen Institute einer Universität 
mehrere Monate tätig war. Es ist Ehrensache, dem im Dienste des 
Vaterlandes beschädigten Kollegen zu helfen. 

Angebote erbittet und vermittelt 

Hannover, Misburgerdamm 15, den 30. November 1916. 

Friese, Stabsveterinär, Schrift- und Kassenführei. 

* 

Krlegsfarsorgeelnrlchtung für die preuß. Titerärzte. 

Ein mir persönlich bekannter Kollege, Schlachthof-Tierarzt, in 
guten Verhältnissen lebend, z. Z. im Felde, möchte, da seine Ehe 
kinderlos geblieben, nach dem Kriege ein 1—Sjähriges Waisen¬ 
kind, am liebsten aus einer Kollegenfamilie, in Pflege nehmen, um 
dasselbe später event. zu adoptieren. 

Die Herren Kollegen bitte ich um weiteste Bekanntgabe und 
gegebenenfalls um Mitteilung. 

Hannover, Misburgerdamm 15, den 30. November 1916. 

Friese, Stabsveterinär, Schrift- und Kassenführer. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): 1. V. Prof. Ginge, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoeta ln Berlin. — 

Druck ven W, Bflxensteln, Berlin. 






Die Jäwita« *0* T *Tmtliebe Wochenschrift" ersehet nt 
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Bast amt wird dieselbe tum Preise ron M. 6,— viertel* 
jährlich (ausi eblieftiieh Bestellgeld} geliefert* (Oster- 
reicbiecbe Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr. 86.- Elnr.elnummern 60 Pf. 


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OriginalbcttrSge werden mit 50 Mk., la Petltsats mit 
60 Mk. Mir len Rogen honoriert Alle Manuskripte, 
Mitteilungen and redaktionellen Anfragen beliebe man 
au senden an Professor Glage. Hamburg, Osterstr. 88; 
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dagegen an die Verlagsbuchhandlung von 
Richard Schoets. Berlin SW. 48. Wilhelmstx. 10, 


Tierärztliche Wochenschrift 


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Geh* Regiernngsr$t Prot Dr. Schmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haaoke Schlachth.-Dir. Helfer Reg.- n. Qeh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregiernngsrat Dr. Nevermann 

Bambnig. Referent i. Relohs-KoL-Amt ln Berlin. ln MQlhausen 1. R. in Odin. Vortrag. Rat im Min. f. Landw in Berlin. 

Proiessor Dr. Peter Reg.- n. Geh. Vet-Rat Peter« Dr. W. Pfeiler Dr. Richter Geh. Med.-Rat Dr. Roeder Dr. Schlegel 

Landest!ararst dar Hamburg. ln Wiesbaden. Bromberg. Profeaaor in Dresden. Proiessor in Dresden. Proiessor in Freibnrg. 

Ober-Med.-Rat Dr.J.Sohmldt Dr. H. Sieber Dr. Stödter Geh. Hofrat Dr. Vogel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Proiessor in Dresden. Vorst, d. Kais. BakL In*L, Gamami, D.8. W.-A. Stadt-Tlerarmt >n Hamburg. Professor ln Manchen. MitgL d. Kala. Gesundheitsamts ln Berlin.' 

Dr. A. Zimmermann Regierungsrat ZUndel 

Professor in Budapest. Landentierarr.) von RlsaS-Lothringen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Glage 


XXXII. Jahrgang 1916. 50 . Ausgegeben am 14. Dezember. 


Inhalt: MarkofT: Die Pferdepiroplasmose. — Sokolowsky: Das Maultier und seine Zucht. — Stute: Die 
Behandlung der Enteritis paratuberculosa bovis specifica mit Methylenblau Hoechst - 
Referate: K ehe i: über Mondblindheit. — K o ll y: Bazillenträger, ihre Entstehung und Bekämpfung. — Mitkowski: 
Heilung eines von einer Schlange (Horn-Viper) am Kopf gebissenen Pferdes des 1. Bulgarischen Feldart.-Regts. durch 
Tracheotomie und subkutane Injektion von Kalihypermanganicum. — Oppenheim: über ein neuartiges, konstantes 
Mutterkornpräparat, zugleich ein Beitrag zur Stabilisierung arzneilicher Drogen. — v. Velasco: Hypamin bei ungenügenden 
Wehen. — Hirschberg: Coluitrin in der Geburtshilfe. — Staats veterinär wesen: Stand der Tierseuchen in Deutschland. —- 
Tierhaltung und Tierzucht: Schwyter: Elementares, betreffend den Saumdienst. — Koloniales Veterinftrwesen: Schellhase: 
Eine Beobachtung über das Vorkommen von Argasinen (Rückfallfieberzecken) auf dem afrikanischen Warzenschwein. — 
Tagesgeschichte: — Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertdreiundzwanzigste Kriegswoche. — Aus Deutsch-Ostafrika. — 
Train: Tierärztliche Verbandspläne. — Verschiedenes. — Personalien. 


Die Pferdepiroplasmose. 

Von Dr. Wl. N. MarkofT, . 

stellvertr. Leiter des königl. bulg. hyg. Institutes in Nisch. 

Die Pferdepiroplasmose, die an bestimmten Orten, nament¬ 
lich in feuchten Weide- und Waldgebieten, auf tritt, wurde von 
mir zum ersten Male in der Türkei, Mazedonien, Griechenland 
und Bulgarien während der Jahre 1912/13 festgestellt. 1 ) Nach 
der heutigen geographischen Verbreitung kommt also diese 
Krankheit nicht nur in Italien, Süd- und Zentralrußland 
vor, sondern auch auf der Balkanhalbinsel.*) Ich habe noch 
im Jahre 1914 darauf aufmerksam gemacht, daß wir die Seuche 
während des damaligen Balkankrieges empfindlich gespürt 
haben, da die Pferde bei anscheinend leichter Form von Piro¬ 
plasmose bei den angestrengten Märschen ernste Komplika¬ 
tionen aufwiesen. Nun ist meine s. Zt. ausgesprochene War¬ 
nung wegen der Verluste an Pferdematerial in Kriegszeiten 
durch die Nachprüfungen des wissenschaftlichen Hilfsarbeiters 
in dem „Veterinär-bakteriologischen Institute“, Djubelieff, 
vor einigen Monaten an der Küste des Ägäischen Meeres be¬ 
stätigt worden. Seine Beobachtungen sind neulich durch den 
Leiter desselben Institutes, A n g e 1 o f f , bestätigt worden. 
Djubelieff beobachtete etwa 70 kranke Pferde, die eine 
Mortalität von 7—8 Proz. aufwiesen. Jetzt erfahre ich durch 
persönlichen Briefwechsel mit den Herren Regimentstierärzten 
K i r j a k o f f und G u d j e f f, daß die Pferdepiroplasmose 
auch im westlichen Teile Mazedoniens bis an die Grenzen Alba¬ 
niens vorkommt. Drjanowsky teilte mir mit, daß er die 
Pferdepiroplasmose auch in Messernwrja (Hafenstadt am 

*) Markoff, Die Pferdepiroplasmose in Bulgarien. ,, Veteri- 
namo Delo“, Heft Nr. 8 und 9, 1914. (bulgar.) 

*) Markoff, Piroplasmose und andere blutparasitäre Krank¬ 
heiten der Haustiere am Balkan. Archiv für Schiffs- und Tropen¬ 
hygiene, Bd. 20, 1916. 


Schwarzen Meere) bei einem Pferde eines Infanterie-Regimentes 
festgestellt habe. Auch Prof. M ü li 1 e n s machte mir neuer¬ 
dings die Mitteilung, daß er die Krankheit in Süd-Mazedonien 
gesehen habe. 

Aus all dem Gesagten geht hervor, daß die Überträger der 
Pferdepiroplasmosc aif der Balkanhalbinsel überall verbreitet 
sind. Über die Art und Weise der Übertragung der Krankheit 
durch die Zecken sind bis jetzt noch keine Untersuchungen ge¬ 
macht worden. Meiner Ansicht nach kommt für die Ver¬ 
breitung der Pferdepiroplasmose auf dem Balkan kein anderer 
Parasit in Betracht als der in Südrußland vorkommende 
Dermatocentor retieulatus. 

Letzterer ist als Überträger der Krankheit durch die 
experimentellen Untersuchungen der russischen Tierärzte 
B i 1 i t. z e r und M a r c z y n o w s k v 3 ) 4 ) nachgewiesen worden. 
Meine Vermutung beruht darauf, daß ich in den Ländern, die 
an den Ufern des Schwarzen Meeres liegen, denselben Typus 
Pferdepiroplasmose, Typus bigeminum, festgestellt habe, 
welcher in Südrußland vorkommt. 

Die Blutausstriche von Pferden, die von infizierten Zecken 
gebissen worden sind, zeigen vom 5. Tage ab, spätestens bis 
zur 3. Woche, bei mikroskopischer Betrachtung einfach-paarige 
Formen, Typus bigeminum, birn- bzw r . kugelförmige Parasiten; 
ferner hatten diese ein elliptisches, ring- und spindelartiges 
Aussehen. Die li bis V* der Größe der roten Blutkörperchen 
messenden Parasiten enthalten in ihrem himmelblauen Plasma 
verschiedene Mengen und in verschiedener Form und Anord¬ 
nung purpurrotes Chromatin. Einen bestimmten Platz der 

*) Marezynowsky und Bilitzer. Piroplasmose des 
Pferdes. Zeitschrift für Hygiene, Bd. 63, 1908. 

4 ) Bilitzer und Marezynowsky. Untersuchungen 
über Pferdepiroplasmose im Jahre 1907 im Riasanschen Gouver¬ 
nement. Archiv Veterinarnioli Nauk (russ.) 1908/09. H. 2 u. 3. 







590 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 50. 


Parasiten in den Blutkörperchen konnte ich nicht feststellen. 
Manchmal fanden sich Parasiten, die frei im Blutplasma 
lugen. 

Diese Krankheit, die nicht schwer von anderen infek¬ 
tiösen Krankheiten zu unterscheiden ist, kann mit 1) Ver¬ 
giftungen verwechselt w r erden. Bei den letzteren fehlen 
allerdings die hohe Temperatur bis zu 40° C. und die Parasiten 
im Blutausstriche. 2) M i 1 z b r a n d unterscheidet sich durch 
den hohen Prozentsatz der Sterblichkeit, akuten Verlauf, das 
Fehlen von Ikterus und schließlich durch das Vorhandensein 
des Bacill. anthracis. 3. und 4. Pferdeinfluenza und 
Petechialfieber sind am leichtesten zu verwechseln. 
Auch hier sichern Verlauf, Sterblichkeit und die mikroskopische 
Untersuchung die Diagnose. 

Im allgemeinen kann man sagen: Die Pfcrdepiroplasmose 
ist eine blutparasitäre Erkrankung von akutem, selten chro¬ 
nischem oder rezidivem Charakter. Die Krankheit tritt meistens 
massenhaft im Frühjahr auf, besonders wenn die Tiere auf der 
Weide oder im Walde im Freien leben. Die erkrankten Pferde 
zeigen eine beträchtlich hohe Temperatur, Gelbfärbung der 
sichtbaren Schleimhäute, ferner Hämoglobinurie. Diese Merk¬ 
male $ind die sichersten zur Erkennung der Piroplasmose, be- 
?.oxiders aber dann, wenn bereits in der betreffenden Gegen¬ 
den die Blutparasiten im Ausstriche bei den kranken oder ver¬ 
dächtigen Tieren mikroskopisch nachgewiesen worden sind. Was 
die einzelnen Symptome der Krankheit betrifft, so sind folgende 
zu erwähnen: Ziemlich hohe Temperatur ohne charakteristische 
Fieberkurve. Im Anfang geht sie mit 2 ' bis 3 0 C. und darüber 
hinaus, dann geht sie allmählich zurück. Auffallend ist jedoch 
während der Fieberabfälle die abendliche Steigerung der Tem¬ 
peratur. Die Tiere zeigen während dieser Zeit Isieder- 
geschlagenheit, allgemeine Schwäche mit schwankendem Gange. 
Die Empfindlichkeit ist zum Teil schwach abgestumpft. Diese 
Periode fällt mit der Gelbfärbung der Conjunktiva, Maul- und 
Nasenschleimhaut usw. zusammen. Der Grad des Ikterus kann 
nach seiner Farbe nicht bestimmt werden. Gewöhnlich sind 
die Schleimhäute safrangelb mit Nuancen von hellerem und 
dunklerem Tone. Bei den schwereren Fällen kommt es fast 
regelmäßig zur Petechienbildung auf den Schleimhäuten. Ihre 
Größe und Form ist unbestimmt. Die Petechien seihst kon- 
fluieren zu großen Flecken oder sie verschwinden allmählich. 
Der Puls ist schwach und unregelmäßig, auch manchmal aus¬ 
setzend und erreicht 60- 100 in der Minute; hie und da ist er 
unfühlbar. Die Atmung ist schwach beschleunigt, 40—60, 
manchmal auch erschwert (bei Lungenkomplikatdonen). 
Schwere Komplikationen bei der Pferdepiroplasmose kommen 
meistens dann vor, wenn die Tiere bei strengem Winter Nah¬ 
rungsmangel, angestrengten Märschen, dauerndem Aufenthalte 
bei schlechtem Wetter im Freien ausgesetzt sind. In solchen 
Fällen konstatiert man oft Anschwellungen am Körper, die 
eine beträchtliche Breite von 30—50 cm und eine Länge von 
70—80 cm erreichen. Am häufigsten beobachtet man die 
letzteren beginnend von der vorderen Brustpartie bis zum 
Präputium, dann seitlich an der Brust, am Halse, Kopfe und 
schließlich an den Extremitäten. Diese Ansehwellungen be¬ 
sitzen keinen entzündlichen Charakter. Sie sind nicht schmerz¬ 
haft und kalt; beim Betasten fühlen sie sich teigig an. Beim 
Durchschneiden und Druck sondert sich ein gelbflüssiges 
Transsudat ah. das an der Luft leicht gerinnt. Eine Absze- 


dietung dieser Anschwellungen findet nicht statt, sondern sie 
resorbieren sich ganz allmählich. Die Darmstörungen sind ohne 
Bedeutung. Die Farbe des Harnes ist dunkelkastanienbraun 
bis rötlich; die Hämoglobinurie zeigt sich im Beginne bei dem 
akuten Anfalle der Krankheit. Nach Saiko witsch 5 ) ent¬ 
hält der Harn kein Blut; die Verfärbung soll nach ihm 
hämatogener Natur sein. Der Harn der schwerkranken Pferde 
ist albuminhaltig, ferner ist das spezifische Gewicht bedeutend 
niedriger. Die Diazoreaktion soll ausfallen. Saikowitsch®), 
der auch den Zustand des Blutes sorgfältig untersucht hatte, 
fand, daß der Hämoglobingebalt des Blutes zwischen 
20 -30 Proz., nach Beloglasoff 7 ) dagegen 30—40 Proz. 
schwankt (Skala Tallquist). Nach seinen Angaben nimmt die 
Alkalität zu. Das spezifische Gewicht ist im Gegensätze zum 
normalen von 1,050—1,062 nach der Methode Hammer- 
stein auf 1,027—1,041 abzulesen. Die Blutkörperchenzahl 
hei solchen Tieren geht zurück, die mononukleären Leukozyten 
dagegen nehmen zu. 

Die Krankheitsdauer beträgt, wenn sich keine Kompli¬ 
kationen anschließen, eine bis drei Wochen. Sind die Tiere 
aber während dieser Zeit nicht genügend geschont, so er¬ 
kranken sie ernsthafter. Die Prognose ist dann vorsichtig zu 
stellen. Die Sterblichkeit schwankt bei den erkrankten 
Tieren zwischen 5—12 Proz. 

Die pathologisch-anatomischen Veränderungen der einge- 
gangenen Tiere bestehen in allgemeiner Anämie, begleitet von 
Ikterus. Blut wässerig und schwer gerinnbar; Leber schwach 
vergrößert, mit gelblichem Farbenton; Milz stark vergrößert, 
beim Betasten ‘weich, Schnittfläche intensiv schwarzrot, 
breiige Konsistenz. Die Nieren zeigen ebenfalls eine dege- 
nerative Veränderung nebst einer Infiltration unter der Kapsel. 
Magen und Darm sind diffus gerötet oder auch blutig ent¬ 
zündet. Auch die Organe der Brusthöhle zeigen verschiedene 
stark ausgeprägte entzündliche Veränderungen, die hauptsäch¬ 
lich in einer mehr oder weniger vorgeschrittenen Lungen¬ 
entzündung bestehen. Im Blutausstriche lassen sich schwere 
Veränderungen der Erythrozyten beobachten, . Geldrollen¬ 
bildung, Erythrozyten mit Kern, Poikyloeytose usw. 

Was die prophylaktischen Maßnahmen betrifft, so sind 
dieselben wie bei der Rinderpiroplasmose zu erwähnen. Mehr 
Beachtung verdient die Frage der Immunität, besonders in 
Piroplasmosegegenden, für frisch eingeführte Pferde. Ich er¬ 
wähne hier nur die Erfahrungen von B i 1 i t z e r. Er wirft die 
Frage auf, ob es ratsam sei, die Tiere medikamentös zu be¬ 
handeln, wenn die Immunität der Tiere von der Virulenz des 
Pdutes abhängt.. Aus seinen Versuchen hatte er den Eindruck 
gewonnen, daß die meisten Medikamente, auch Chinin, bei der 
Pierdepiroplasmose versagen. Viel interessanter sind seine 
Trypanblauversuche. Er fand, daß die frisch infizierten Pferde, 
wenn sie mit Trypanblau behandelt waren, im Laufe der Zeit 
ihre normale Temperatur wieder erreichen, aber ihr Blut bleibt 

5 ) Saikowitsch, Der Zustand des Blutes bei an Piroplas¬ 
mose erkrankten Pferden. Veröffentlichungen, vorgetragen auf 
dem zweiten russ. tierärztlichen Kongreß in Warschau. 1910, 
Bd. 3 (russ.). 

°) Saikowitsch, Harnanalyse bei an Piroplasmose erkrank¬ 
ten Pferden. Ebenda (russ.). 

7 ) Beloglasoff, Epizootisches Auftreten der Pferdepiro¬ 
plasmose im Tobolsk-Gouvemement. Archiv Veter. Nauk, 1914. 
Heft 1 (russ.). 






14. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


591 


dennoch virulent; mithin ist das Blut solcher Tiere trotz zwei- 
bis dreimaliger Trypanblauinjektion nicht sterilisiert. Es kann 
also der Blutparasit mit dem Blute so behandelter Tiere noch 
auf gesunde übertragen werden, wo sich derselbe in allen For¬ 
men weiter entwickelt. „In diesem Falle erzielten wir Heilung 
und Immunität.“ (B i 1 i t z e r). Das beste Material für pro¬ 
phylaktische Zwecke liefert das piroplasmahaltige Blut junger, 
sonst gesunder Pferde. Die Impfdosis beträgt 0.25 bis 1.0 ccm. 
Junge Tiere vertragen die Impfung gut, alte und schwache 
nicht. Nach der Impfung sollen die Pferde längere Zeit voll¬ 
ständig geschont w'erden. 

B i 1 i t z e r empfiehlt die Schutzimpfung nur für den Fall 
der Infektionsgefahr. Was die Frage der Dauer der Immunität 
der geimpften Tiere betrifft^ so meint B i 1 i t z e r, daß sie vom 
theoretischen Standpunkte aus ein Jahr anhalten kann. Seiner 
Auffassung nach hängt die Immunität von dem Vorhandensein 
der Blutparasiten im Tiefkörper ab, „Labile Infektion“. Auf 
Grund dessen empfiehlt er nur einmalige Vakzination; die 
Eevakzination erfolgt auf natürlichem W T ege durch die Zecke. 
Die Landwirte sollen im Frühjahr die ein Jahr vorher prophy¬ 
laktisch behandelten Pferde in Zeckengegenden sich frisch in¬ 
fizieren lassen, wodurch der Zustand der „Labilen Infektion“ 
unterhalten wird. 

Behandlung: Möglichst die Pferde schonen; Medikamente 
sind zu vermeiden, in schweren Fällen Trypanblau-Injektionen 
bis zum Temperaturabfall. Bei Pferden, bei denen neuerliche 
Infektion nicht besteht, kann man zwei- bis dreimalige Ein¬ 
spritzungen einer 1—2 prozentigen Sublimatlösung in mehr 
tägigen Intervallen vornehmen. 

Das Maultier und seine Zucht. 

Von Dr. Alexander Sokolowsky in Hamburg. 

Auf die wirtschaftliche Bedeutung der Maultiere für 
unsere einheimischen Verhältnisse ist in den letzten Jahren 
wiederholt hingewiesen worden. Ich selbst habe mehrfach Ge¬ 
legenheit gehabt, die Maultierfrage in Wort und Schrift zu be¬ 
handeln. Dabei fußte ich auf Erfahrungen und Urteile, die ich 
mir in meiner Eigenschaft als Assistent des Herrn Carl 
flagenbeck in Stellingen holte. In den Tierpark ge¬ 
langten damals wiederholt aus Nordamerika stammende 
prachtvolle Maultiere, die während der Dauer ihres Aufent¬ 
haltes in Stellingen in Betrieb genommen wurden. Es bot sich 
daher für mich die gute Gelegenheit, eine Anzahl Maultiere 
in ihren Leistungen täglich beobachten zu können. Außerdem 
war mir dadurch die Möglichkeit gegeben, die Behandlungs¬ 
weise und Fütterung kennen zu lernen, die diesen wirtschaft¬ 
lich wichtigen Tieren zukommen muß, wenn sie in vorteil¬ 
haftester Weise als Wirtschaftetiere ausgenutzt werden sollen. 

Im folgenden will ich eine kurze Zusammenstellung meiner 
Eindrücke und Erfahrungen hierüber veröffentlichen: 

Der erste Eindruck, welchen diese allerdings ausgesucht 
großen und schönen Exemplare auf den Beschauer machten, 
war entschieden ein überraschender. Man stellte sich im all¬ 
gemeinen, der Eselnatur der Maultiere entsprechend, unter 
diesen Einhufern mittelgroße und unschöne Tiere vor, sah aber 
hier mächtige, bis zu 1,86 Meter hohe Geschöpfe vor sich, die 
durchaus keinen unästhetischen Anblick gewährten. Die Farbe 
der meisten Exemplare war ein sattes Dunkelbraun, doch be¬ 


fanden sich auch mehrere darunter, die heller gefärbt waren 
oder als „Apfelschimmel“ bezeichnet werden konnten, übrigens 
finden sich unter den Maultieren wie bei den Pferden die ver¬ 
schiedensten Farben. Landstallmeister Grabensee in 
Celle sah in St. Louis, daß auch Schimmel und Füchse 
in den verschiedensten Schattierungen darunter waren, und be¬ 
richtet, daß sogar scheckige Exemplare darunter Vorkommen 
sollen. Daß die letztere Behauptung auch zu Recht besteht, 
kann ich bestätigen, denn im Stellinger Tierpark befand sich 
ein Maultier, das, meines Wissens aus England stammend, grau 
und weiß gescheckt war. Auffallen mußte das gutmütige, 
ruhige, ich möchte sagen, leidenschaftslose Temperament der 
Maultiere. Das erleichterte außerordentlich die wirtschaftliche 
Ausnutzung derselben. Sie ließen sich ohne Mühe vor den 
Wagen spannen und zeichneten sich in ihrer Arbeitsleistung, 
ohne sichtlich zu ermüden, durch Gleichmäßigkeit aus. Hatten 
sie schwere Lasten zu ziehen, was für die Fortschaffung großer, 
mit schweren Tieren besetzter Transportkisten häufig der 
Fall war, so legten sie sich bei Anruf gleichmäßig und ruhig 
in das Geschirr und zogen ohne sichtbar großen Aufwand von 
Kraft die Last ruhig fort. Niemals habe ich gesehen, daß sie, 
wie lebhafte, namentlich warmblütige Pferde es häufig tun, 
beim Anziehen hin und her zogdh, ohne dabei mit der Last von 
der Stelle zu kommen. Sie sind daher als Zugtiere bei der 
Fortschaffung schwerer Lasten besser als Pferde zu ver¬ 
wenden. Ihre Arbeitsleistung war, verglichen mit derjenigen 
der Pferde, durchschnittlich eine solche, daß es nicht zu viel 
gesagt ist, wenn behauptet wird, ein Maultiergespann ist im¬ 
stande, so viel wie zwei Pferdegespanne zusammen zu leisten. 
Die Maultiere erdulden weit größere Strapazen als die 
Pferde. Schon bei ihrer Ankunft bekundeten 18 Stück, die 
direkt aus Amerika importiert wurden, eine außerordent¬ 
liche Widerstandskraft gegen Strapazen und klimatische Un¬ 
bilden. Dr. B ö d e k e r - Lehrte schreibt hierüber: „Nach 
längerem Marsche bei strömendem Regen sind die Maultiere 
in offene Eisenbahnwagen verladen, nachdem sie einfach in die 
ähnlich unseren Schaftransportwagen aus Latten zusammen¬ 
gesetzten Wagen hineingetrieben wurden, und zwar unange¬ 
bunden. Hierin haben die Maultiere über 24 Stunden, wieder¬ 
um bei Regenwetter, gestanden, ohne Futter und Wasser zu 
erhalten, und sind dann ohne Ruhepause am 5. Oktober in 
den Schiffsraum verladen. Am 23. Oktober war der Transport 
angekommen. Am 28. Oktober habe ich die Tiere besichtigt 
und nicht ein Tier darunter gefunden, welches hustete oder 
sonstwie Folgen dieser überaus anstrengenden Reise zeigte. 
Pferde, denen man derartige Anstrengungen zugemutet hätte, 
würden sicherlich wochenlang haben stehen müssen, che sie 
Interessenten hätten vorgeführt werden können.“ 

Die Maultiere sind in bezug auf das Futter qualitativ und 
quantitativ entschieden weit weniger anspruchsvoll als Pferde. 
Kann man es ihnen bieten,, so fressen natürlich diese großen 
und schweren Tiere eine gehörige Portion Futter auf, sie 
können aber, wenn es sein muß, mit einer weit geringeren 
Menge vorlieb nehmen, ohne dabei ihre Leistungsfähigkeit zu 
verlieren. Auch sind sie in bezug auf die Güte des Futters ent¬ 
schieden weniger wählerisch als Pferde, Eigenschaften, die sic 
in solchen Betrieben als besonders geeignet erscheinen lassen, 
in denen den Verhältnissen des Besitzers oder der Natur des 
Landes entsprechend den Tieren weder eine allzureichüche 





592 


No. f,0. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Futtermenge noch besondere Futterqualität geboten werden 
kann. . Sie sind also, mit anderen Worten gesagt, dort besonders 
am Platze, wo trotz hoher Anforderung an ihre Leistungsfähig¬ 
keit ihre Fütterung zu wünschen übrig läßt. Hinzu kommt 
noch, daß sie durch klimatische Einflüsse viel weniger als 
Pferde in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden. 
Sie können nicht nur Kälte, sondern auch große Hitze 
vertragen, ohne dabei wesentlich in ihre Arbeitsleistung 
beeinflußt zu werden. Auch plötzlicher Witterungs¬ 
wechsel hindert sie in ihrer Gebrauchsfähigkeit nicht. 
Während Pferde, die stundenlang auf sonniger Chaussee 
laufen müssen, bald ermüden und arbeitsunlustig werden, 
kümmert die Sonnenglut die Maultiere nicht. Hinzu 
kommt noch, daß sie Krankheiten weit weniger als Pferde 
unterworfen sind. Meine Schilderungen könnten den Eindruck 
erwecken, als ob es sich bei den Maultieren um ein Ideal- 
w irtschaftstier handelt, das in allen Lagen unserer Wirtschaft als 
Arbeitstier zu verwenden ist, so daß es geradezu als Ersatztier 
für das Pferd anzuempfehlen ist. Mit dieser Behauptung würde 
aber entschieden zu weit gegangen sein. Es ist nicht zu leug¬ 
nen. (hiß den Maultieren von ihrer Eselabstammung her Störrrig- 
keit innewohnt. Diese kommt dann zum Ausbruch, wenn die 
Tiere gequält und gepeinigt werden. Die Maidtiere müssen 
ihrer Eigenart entsprechend behandelt werden. Für die Pflege 
und Behandlung der Maultiere müssen dementsprechend geeig¬ 
nete Leute ausgesucht werden. Eine unverständige Behand¬ 
lung kann die Tiere vollständig verderben. Es sind daher im 
Interesse des Besitzers und nicht zum wenigsten im Interesse 
einer rationellen Arbeitsleistung der Maultiere Pfleger und 
Kutscher auszuwählen, die mit den Tieren sachgemäß umzu¬ 
gehen verstehen. Verfügen diese über die nötige Umsicht und 
Ruhe, so ist es ein leichtes, die Maultiere zur intensiven Aus¬ 
nutzung ihrer natürlichen Kräfte zu bringen. 

Es tritt nun die Frage an uns heran: Ist das Maultier für 
unsere deutschen Verhältnisse als Arbeitstier zu verwenden? 
Das ist entschieden nur bedingt der Fall. Es wäre eine völlig 
verkehrte Anschauung, trotz der vielen Vorzüge, die das Maul¬ 
tier dem Pferde gegenüber bietet, die Maultierhaltung und 
Maultierzucht für unsere deutschen Verhältnisse so intensiv zu 
treiben, daß sie die Pferdehaltung und Pferdezucht beein¬ 
flussen würde. Pas Maultier kann nie und nimmer be¬ 
rufen sein, einen integrierenden Bestandteil unserer Zugtiere 
auszumachen. Unsere wirtschaftlichen Verhältnisse liegen 
anders wie in den südlich gelegenen Ländern, in denen die 
Maultierzucht heimisch ist. Das Pferd ist im allgemeinen be¬ 
weglicher. temperamentvoller und für zahlreiche Bedürfnisse 
unseres Wirtschaftslebens anstelliger als das Maultier. Hinzu 
kommt noch, daß aus ästhetischen Gründen die Eselnatur des 
letzteren nicht jedem Fuhrhalter zusagt. Als Reittier kommt 
es für uns gar nicht in Frage, denn es könnte keinem 
Reiter zugemutet werden, den Rücken dieser esel- 
blütigen Geschöpfe zu besteigen. Selbst im spanischen 
S ii d a m e r i k a , in welchem sich die Maultierhaltung großer 
Beliebtheit erfreut, besteigt der Gutsherr, wenn er auf dem 
Maultierrücken seine Ländereien durchritten hat, sofern er 
nachher als Kavalier vor seinen Damen bestehen will, das Pferd 
als Reittier. Das schließt nun aber durchaus nicht aus, dem 
Maultier auch bei uns, wo es am Platze ist, seine Existenz ein¬ 
zuräumen. Es fragt sich nur, für welche wirtschaftliche 


Aufgaben w'äre seine Haltung auch in Deutschland zu 
empfehlen? 

Das wäre für solche landwirtschaftliche Betriebe der Fall, 
bei denen strapaziöse Anforderungen an die Zugtiere gestellt 
werden. Güter mit weit vom Gutsorte gelegener Milchlieferung, 
bei welchen ein weiter sonniger Weg das Gut mit der Eisen- 



Fig. 1. . 

NordamerikaniM-hes Maultier.'Mniportiert von Carl Ilagcnbcck in Stellingen. 


bahnstation verbindet und eine Fütterung und Tränkung unter¬ 
wegs Schwierigkeiten bietet, könnten sehr gut Maultiere als 
Zugtiere verwenden. Auch Brauereibesitzer, bei denen es gilt, 
schwere Lasten fortzubewegen und eine langausgedehnte 
Arbeitszeit ermüdend auf die Zugtiere ein wirkt, könnten die 



Fig. 2. * 

Nordamenkanischea Maultier, importiert von Carl Ilagcnbeck in Stellingen. 


Maultiere sehr gut verwenden. Überhaupt alle landwirtschaft¬ 
lichen und gewerblichen Betriebe, bei denen erschwerte An¬ 
forderungen an die Zugtiere gestellt werden, sollten auch bei 
uns der Maultierhaltung näher treten; Die vorstehend geschil¬ 
derte Eigenart der Tiere, ihre Arbeitsfähigkeit und Genügsam- 




14. Dezember 1016. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


503 


keit machen ihre Haltung dort zu. einer rationellen Forderung, 
wo sieh Umstände bieten, die der Natur der Maultiere ent¬ 
sprechen. Dabei bedarf es in manchen Fällen eines Versuchs, 
weil für Deutschland nur verhältnismäßig wenig Erfahrungen 
vorliegen. Meiner Ansicht nach ist aber das Risiko im Vergleich 



Fi(j. 

Italienischer Kselhengst zur Maulticrzucht. 2jährig, 117 cm Stockmaß, 
ca. C80 Pfund schwer. Aus dem II a g e n h e c k sehen Tierpark iu 
Stellingen. 

zu der Pferdehaltung in solchen Fällen kein großes, denn die 
Leistungsfähigkeit, Genügsamkeit, geringe Neigung zu Er¬ 
krankungen usw. bieten dem Fuhrherrn genug Vorteile, um 



Fig. 4. 

Italienischer Eselhengst zur Maultierzucht. 3 */a jälirig, 164 cm Stockmaß, 
ca. 800 Pfund schwer. Aus dem IT a g e n b e c k scheu Tierpark in 
Stellingen. 

die Verwendung der Maultiere in geeigneten Fällen zu recht¬ 
fertigen, Ein in der Gegenwart äußerst wichtiger Faktor 
darf aber nicht vergessen werden: Die Verwendung des Maul¬ 
tieres im Felde! Die Maultiere eignen sich vortrefflich zum 


Ziehen schwerer Fouragewagen, außerdem sind sic auch als 
Gespanne für Geschütze von außerordentlichem Werte. Gerade 
ihre Eigenart, indem sie ruhig anziehen und große Ausdauer 
in der Arbeitsleistung bekunden, macht sie als Zugtiere für die 
Artillerie besonders geeignet. Ihre Haltung und Zucht für 
Heereszwecke sollte daher in weit größerem Maße, als dies 
bisher der Fall war, berücksichtigt werden. 

Einzelne Fuhrhalter haben mit der Verwendung von Maul¬ 
tieren die besten Erfahrungen gemacht. Die Brauerei 
F. Happoldt in Berlin hat seit einer Reihe von Jahren 
große französische und kleine spanische Maultiere in Betrieb, 
die ihr ausgezeichnete Dienste leisteten. Mir sind auch vom 
Rheinland auf Gütern Fälle von der Verwendung der Maultiere 
im landwirtschaftlichen Betriebe bekannt. Im Straßenbild 
Hamburgs sind Maultiere auch keine allzuseltene Erscheinung. 
Ich habe sie wiederholt vor Petroleurmvagen als Zugtiere be¬ 
obachtet. Ihre Haltung ist aber namentlich in unseren Kolo¬ 
nien zu empfehlen, da sie vor allen Dingen den dortigen 
klimatischen Verhältnissen gewachsen sind und als Arbeits¬ 
tiere ausgezeichnete Dienste leisten. Im Landgestüt C e 11 e bei 
Hannover ist man der Maultierzucht durch Aufstellung eines 
Eselhengstes vom Staate aus nähergetreten. In Hannover 
sind übrigens in früheren Zeiten schon Maultiere für die 
Garten- und Küchenwagen des königlichen Marstalles gezogen 
worden. Nach Grabensee hat diese Zucht aber keine 
größere Ausdehnung gehabt. Hannoversche Landwirte haben 
solche Tiere nur wenig verwendet, vielleicht aus Rücksicht 
auf das Stallpersonal, welches im allgemeinen nicht gerne mit 
Maultieren umgeht. 

Einer erfolgreichen Haltung und Zucht dieser Zugtiere 
liegen Vorurteile entgegen; diese zu überwinden muß Aufgabe 
unterrichteter Kreise sein. Namentlich sollte an landwirtschaft¬ 
lichen Lehranstalten der Nutzen und die Verwendung der 
Maultiere den Schülern von rationellen Gesichtspunkten aus 
geschildert werden. 

Eine sehr ausgedehnte Verbreitung hat die Maultierzucht in 
A m e r i k a gefunden. Namentlich gilt das für Südame¬ 
rika, wo das Maultier in den Minendistrikten Verwendung 
findet. Auch in Mexiko und in den Südstaaten der 
Union wird das Maultier zahlreich gehalten. 

In Süd a m e r i k a breitet sich nach R o b e r t Mülle r 
die Maultierhaltung hauptsächlich über die dürre und heiße 
Hochebene am Fuße der Anden bis hinauf nach der argen¬ 
tinischen Provinz C a t a m arca aus. Auch in Brasilien 
ist das Maultier sehr geschätzt. Sehr wichtig ist das Maultier 
als Reisetier in den Gebirgsgegenden V e n e z u e 1 a s. 

In Europa wird die Maultierzucht am intensivsten in 
Südfrankrei c h betrieben. Man kann diese französischen 
Maultiere wohl als die schönsten und besten bezeichnen. Auch 
in Italien wird Maultierzucht betrieben, so namentlich in 
den A b r u z z e n und auf M a 1 1 a. Bedeutend ist dieselbe 
auch auf der iberischenHalbinsel. In S p a n i e n so¬ 
wohl wie in Portugal ist die Maultierzucht in voller Blüte. 

Besondere Erwähnung verdienen die Maultiere Ägyp¬ 
tens und Algiers. In Ägypten werden sie be¬ 
sonders als Reittiere benutzt, auch werden dort die Feld¬ 
batterien mit Maultieren bespannt, die meist aus Syrien ein¬ 
geführt sind. Auch die Galla züchten Maultiere, dagegen 
finden sie sich bei den S o m a 1 nicht. 








594 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 50. 


In den Tropen gedeiht das Maultier nicht, man findet 
es daher in Afrika erst im außertropischen Teile wieder. 

Besonderen Wert legt man auf die Maultiere als Reittiere 
in Abessinien. Kaiser Menelik hatte prachtvoll 
gezäumte Exemplare in seinem Besitz. 

Auch in Asien findet sich die Maultierzucht weit ver¬ 
breitet In Kleinasien, Syrien, auf Cypern, in 
Persien, im indischen Fand schab und namentlich 
im nördlichen China sind Maultiere als Reit- und Zugtiere 
in Gebrauch. 

Die zur Maultierzucht benutzten Esel sind zum Teil 
prächtige, große und schwere Tiere. Das gilt namentlich von 
den berühmten, besonders für diesen Zweck gezüchteten 
Eseln Südfrankreichs. Die beistehend abgebildeten, 
von CarlHagenbeck in Stellingen nach Deutsch¬ 
land eingeführten Exemplare stammen aus S ü d i t a 1 i e n. Es 
sind große, schwarzbraun gefärbte Tiere, die in ihrer ganzen 
Erscheinung einen ganz anderen Anblick gewähren, als die 
im Straßenbild unserer Großstädte ab und zu sichtbaren, ver¬ 
kümmerten kleinen Esel. 

Im Altertum (im 6. Jahrhundert v. Chr.) waren schon die 
Maultiere Kappadoziens und G a 1 a t i e n s berühmt. Nach 
K ronacher waren sie bei den Persern als Arbeitstier 
ebenso verbreitet und beliebt wie bei den ältesten Griechen, 
bei denen sie das gebräuchliche Last- und Arbeitstier für alle 
möglichen Verrichtungen darstellten, im Geschirr vor dem 
Wagen gingen und zum Reiten dienten. Auch bei den 
Römern waren sie geschätzte Arbeitstiere. Merkwürdig ist 
dagegen, daß den Juden die Zucht des Maultieres verboten 
war. In Deutschland war die Maultierzucht nach dem 
gleichen Autor in früheren Jahrhunderten nicht selten. Die 
Adeligen und Vermögenden verwendeten die Bauernstuten zur 
Maultierzucht, um ihre eigenen Stuten besser nutzen zu können. 
Nach dem Abfohlen kauften sie dem Bauern dann das Fohlen ab. 

Das Maultier ist bekanntlich das Ergebnis der Paarung 
von Eselhengst und Pferdestute (M u 1 u s). Das seltener vor¬ 
kommende Paarungsprodukt von Pferdehengst und Eselstute, 
der Maulesel (Hinnuß), war im Altertum als Last- und 
Arbeitstier nicht selten. Heute findet er sich in mehr oder 
minder großer Verbreitung in Ägypten, Abessinien, 
Nubien, Marokko, auf den Balearen, in Spanien, 
Sizilien, S ü d i t a 1 i e n und I s t r i e n. Der Maulesel 
soll angeblich mehr eselartig sein, doch finden sich nach 
Krona eher bei Vergleich zahlreicherer Exemplare von 
Maulesel und Maultier wenig kennzeichnende Unterschiede 
zwischen beiden. 

Es ist zu wünschen, daß das Maultier als Wirtschaftstier 
bei uns in Deutschland dort, wo es seiner Natur ent¬ 
sprechend am Platze ist, wieder mehr gezüchtet und in Ge¬ 
brauch genommen wird/ 


Die Behandlung der Enteritis paratubereuiosa bovis 
specifica mit Methylenblau Hoechst. 

Von Dr. Stute, Leiter der Tuberkulose-Abteilung am Bakterio¬ 
logischen Institut der Landwirtschaftskammer in Danzig. 

Auf einem Gute in Westpreußen, in der Nähe der Küste, 
wurde im September d. J. in einer etwa 40 Haupt zählenden 
Rinderherde von mir die Enteritis paratubereuiosa bovis spe¬ 


cifica festgestellt. Einige Tiere hatten geschlachtet werden 
müssen, da sie an unstillbarem Durchfall litten, ohne daß es 
gelungen war, die Natur des Leidens zu erkennen. 

In der Herde fand ich 3 Tiere erkrankt; sie waren hoch¬ 
gradig, bis zum Skelett abgemagert und litten seit längerer 
Zeit an heftigem, unstillbaren Durchfall. Eins der kranken 
Tiere ließ ich schlachten und fand bei der Sektion die Dfinn- 
mul Dickdarmwand teilweise erheblich verdickt; die Schleim¬ 
haut zeigte starke Falten- und Wulstbildungen und Abson¬ 
derung gelblich-grauen Schleimes. Stellenweise waren diese 
Falten diffus oder punktförmig gerötet. Die den erkrankten 
Darmabschnitten zugehörigen Mesenterialdrüsen waren mar¬ 
kig geschwollen. 

Durch den bakteriologischen Nachweis zahlreicher, meist 
in Nestern liegender säurefester Stäbchen, die sich in der 
Darmschleimhaut und den Mesenterialdrüsen fanden, wurde 
die pathologisch-anatomische Diagnose gesichert; sie lautete: 
Enteritis paratubereuiosa bovis specifica (Enteritis chronica 
pseudotuberculosa bovis, Bugge). 

Neben Absonderung der erkrankten Tiere und häufig zu 
wiederholenden Desinfektionen der Standplätze und des Stalle? 
verordnete ich den erkrankten Tieien versuchsweise Methylen¬ 
blau medicinale (Hoechst). Jedes der kranken Tiere erhielt 
täglich 2 g Methylenblau 5 Tage hintereinander in etwa einem 
viertel bis halben Liter lauwarmen Wassers gelöst; dann 
w urde eine Pause von 8 Tagen eingesetzt, und die Tiere er¬ 
hielten nochmals je dieselbe Dosis des Farbstoffes. Außerdem 
überließ ich dem Inspektor noch Farbstoff für weitere 3—4 
Tiere, da anzunehmen war, daß noch weitere Erkrankungen 
eintreten würden. 

Nach mündlichem Bericht hat der Durchfall der erkrank¬ 
ten Kühe nachgelassen, das Allgemeinbefinden der Tiere hat 
sich gebessert, und die kranken Tiere haben wieder zu¬ 
genommen. 

Meines Wissens ist die Krankheit bisher in Westpreußen 
noch nicht beobachtet worden. Vielleicht nehmen Kollegen, 
in deren Gebiet die Krankheit häufiger auftritt, durch diese 
Mitteilung Veranlassung, das Methylenblau, welches nach 
M a r t e n 8 - Sangerhausen gegen Schweinepest mit gutem 
Erfolge gegeben wird, bei dieser infektiösen Darmkrankheit 
der Rinder zu versuchen. 


Referate. 

Uber Mondblindheit. 

Von Militär-Obertierarzt Dr. Johann Keber. 

(Wiener Tierärztliche MonaUachrift, III. Jabr&, Heft 8.) 

Keber hatte Gelegenheit, Untersuchungen an 100 Augen 
erkrankter Pferde vorzunehmen und das gewonnene Material 
zu Impfungen zu verwenden. Nach den erzielten Resultaten 
glaubt er annehmen zu dürfen, daß zwar die inneren Teile des 
gesunden und kranken Auges und das Gewebe der Kornea mit 
Ausnahme deren Oberfläche steril sind, die Konjunktiva und 
die Sklera dagegen von verschiedenartigen Saprophyten, die 
entweder von außen oder auf Zirkulationswegen dorthin ge¬ 
langen, besiedelt sind. Wenn diese Bakterien gelegentlich in 
das Innere des Auges eindringen, erzeugen sie hier eine sub¬ 
akute oder mehr chronisch verlaufende Entzündung, die man 
auch als puriforme Entzündung bezeichnen könnte. Die ein* 
gedrungenen saprophytischen Bakterien werden ehestens von 






14. Dezember'|1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Leukozyten, d. h. der verhältnismäßig schwache Entzündungs¬ 
prozeß genügt, um in diesem zarten Organ dauernde Ver¬ 
änderungen zu hinterlassen. Die Entzündung ist namentlich 
im Ziliarkörper ausgeprägt, die Veränderungen in der vorderen 
Augenkammer sind periphere Erscheinungen. Jedenfalls 
scheint der Umstand, daß bei der Mondblindheit die geringen 
Entzündungserscheinungen oft ganz übersehen werden und 
erst gelegentlich einer Spiegeluntersuchung alte Verände¬ 
rungen entdeckt werden, bemerkenswert und die Annahme 
gerechtfertigt, daß wie beim Experiment auch in Wirklichkeit 
das Bild der mondblinden Augenentzündung sonst ganz un¬ 
schädliche Saprophyten erzeugen können. Namentlich möchte 
Keber auf die nie vorkommende Vereiterung des Augapfels 
hinweisen, die die Beteiligung von pyogenen Bakterien bei 
dieser Krankheit ausschließt. J. Schmidt. 

Bazillenträger, ihre Entstehung und Bekämpfung. 

Von Fr. Kolly. 

(M. in. W. 1916., Nr. 34, S. 1217-1219.) 

Bei der Verbreitung der Infektionskrankheiten spielen die 
sogenannten Bazillenträger eine große Rolle. Ihre Unschäd¬ 
lichmachung ist sehr schwierig, und alle Methoden, dieses Ziel 
zu erreichen, haben bisher zu keinem befriedigenden Resultate 
geführt. Den Grund hierfür glaubt Kolly durch seine Ver¬ 
suche bei Hunden und durch Anwendung seiner Behandlungs¬ 
art bei Patienten gefunden zu haben. Die Ursache des bis¬ 
herigen falschen Weges liegt daran, daß man darauf gerichtet 
war, die Bazillen selbst durch Chemikalien abzutöten, wäh¬ 
rend Kolly auf eine Einwirkung von Arzneimitteln auf die 
Schleimhaut selbst Bedacht nimmt, daß nämlich nur durch 
eine Entzündung der Schleimhaut eine lange dauernde Ver¬ 
drängung der auf ihr befindlichen Bakterien hervorgerufen 
werden kann. Er geht dabei von der Annahme aus, daß die 
Ursache der Nichterkrankung bei den Bazillenträgern nicht 
in einer allgemeinen, sondern höchstwahrscheinlich der Haupt- 
sache nach in einer lokalen (histogenen) Immunität bestehen 
dürfte. Mehrere Träger von Diphtheriebazillen sind so von 
Kolly von ihrem Zustand befreit worden. 

Guts c h e. 

Heilung eines von einer Schlange (Horn-Viper) am Kopf ge¬ 
bissenen Pferdes des 1. Bulgarischen Feldart.-Regts. durch 
Tracheotomie und subkutane Injektion von Kali- 
hypermanganicura. 

Von Dr. Mitkowski, Major und Militärtnrnrzt des 1. Bulg. 

Feld-Art.-Regts. 

(Z f. V« U r.-Kumlo, 1916, 10. H., S. 327.) 

Der Kopf des an der Nüster gebissenen Pferdes schwoll 
schnell derart an, daß die Atmung erschwert wurde. Zur 
Neutralisierung des Giftes wurden zehn Injektionen von je 
10 ccm 3 proz. Lösung von Kalihypermanganicum subkutan 
ausgeführt. Die Schwellung nahm jedoch noch bis zur Aus¬ 
bildung eines Nilpferdkopfes zu. Wegen Erstickungsgefahr 
wurde die Tracheotomie (Tubus) ausgeführt-, die Injektionen 
wurden am nächsten Tage wiederholt, heiße Umschläge auf den 
Kopf gemacht, das Pferd in der nächstfolgenden Zeit per 
aoum mit Mehlwasser ernährt. Nach zwölf Tagen konnte der 
Tracheotubus entfernt werden, nach fünf Wochen war das 
Pferd völlig genesen. B. 


v.»r> 


Uber ein neuartiges, konstantes Mutterkornpräparat, zugleich 
ein Beitrag zur Stabilisierung arzneilicher Drogen. 

Von Dr. Oppenheim, Steglitz. 

(D. m. W , 1916, 42.) 

Bei der bekannten Zersetzlichkeit der Mutter¬ 
kornpräparate ist das Sterilisationsverfahron nach W i n c k e 1 
der Drogen mit Alkoholdampf für Secale cormitum besonders 
angezeigt. Durch die auf Zerstörung der Enzyme beruhende 
Stabilisierung des Mutterkorns ist es gelungen, Secalepräpa- 
rate von zuverlässiger Wirkung und außerordentlicher Halt¬ 
barkeit herzustellen, die in Form von Tabletten (Tabl. Secalis 
„Coster“) und in Form eines Fluidextraktes (Ergotin „Coster“' 
gebrauchsfertig im Handel sind. B r t. 

Hypamin bei ungenügenden Wehen. 

Von Distriktstierarzt A. v. Velasco, Altomünster. 

(M. T. w. 1916, Nr. 11.) 

Verf. wandte bei 3 Rindern subkutane Injektionen (10 ccm) 
von Hypamin an und erzielte damit das schnelle Eintreten 
von Wehen. Er empfiehlt daher dieses leider teure Mittel 
zur Anwendung in der Geburtshilfe und zur Austreibung der 
Secundinae. J. S c h m i d t. 

Coluitrin in der Geburtshilfe. 

Von Dr. A. Hirsch borg. 

Klinik, 1916, Nr. U.) 

H i r s c h b e r g hatte Gelegenheit, die Wirkung des Co¬ 
luitrin, das aus den Hmterlappen der Hypophysis gewonnen 
wird und als 20%iger Extrakt in den Handel kommt, als 
wehenförderndes Mittel in der Austreibungsperiode an der 
Hand von zw r ölf eigenen Beobachtungen zu studieren. Er 
konnte feststellen, daß dieses Präparat dem Pituitrin an Wir¬ 
kung nicht nachsteht. Die Injektionen wurden subkutan ange¬ 
wandt. Eine schädliche Wirkung wurde nicht beobachtet, 
wieder auf die Mutter, noch auf das Kind. Bei mangelhafter 
Wehentätigkeit nach der ersten Einspritzung wurde die In¬ 
jektion wiederholt. Gold stein, Berlin. 

Staatsveterinärwesen. 

Bearbeitet von Nevermann. 

Stand der Tierseuchen in Deutschland 

am 1. Dezember 1916. 

Die Zahlen der betroffenen Gemeinden and Gehöfte sind — letatere in Klammern — 
bei jedem Kreis vermerkt) 

Rotz. 

Preußen. Reg.-Bez. Königsberg: Labiau 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Wehlau 1, 1, Ileilsbcrg 1, 1, Mehrungen 1, 1. Reg.-Bez. 
Gumbinnen: Insterburg 2, 2 (davon neu 1 Gern., 1 Geh.). 
Goldap 4, 4 (1, 1). Reg.-Bez. Allen stein: Lvck 2, 2. Neiden- 
burg 1, 1, Sensburg 1, 1. Reg.-Bez. Danzig: Pr. Stargard 1, 1. 
Karthaus 3, 3. Reg.-Bez. Marienwerder: Löbau t, 1 (1, 1), 
Strasburg i. Westpr. 3, 3 (1. 1), Graudenz 2, 2. Reg.-Bez. Kös¬ 
lin: Rummelsburg 1, 1, Stolp 2, 2. Reg.-Bez. Stralsund: 
Franzburg 1, 1 (1, 1). Reg.-Bez. Breslau: Neumarkt 1, 1. 
Reg.-Bez. L i e g n i t z : Glogau 1, 1. Reg.-Bez. Oppeln: Kreuz¬ 
burg 1, 1. Reg.-Bez. Schleswig: Segeberg 1, 1 (1, 1). Stor- 
mam 1, 1, Pinneberg 2, 2 (1. 1), Altona Stadt 1 , 1. Baden. L.-K.-B. 
Freiburg 1 , 1 (1, 1). Hamburg. Hamburg Stadt 1, 4. Ins¬ 
gesamt: 26 Kreise, 38 Gemeinden, 41 Gehöfte: davon neu: 
8 Gemeinden, 8 Gehöfte. 

Lungenseuche. 

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Jeriehow II 1 Gemeinde, 
1 Gehöft, Wanzleben 1, 1, Wolmirstcdt 1, 1. Insgesamt: 

3 Kreise, 3 Gemeinden, 3 Gehöfte. 

Pockenseuche, Beschälseuche. 

Frei. 



BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 50. 


5iu; 


Maul- und Klauenseuche und Schweineseuche (elnschl. Schweinepest). 


Regierungs- usw. Bezirke 
bzw. Bundesstaaten 

Maul- und 
Klauenseuche 

8ohwelneaeuohe 
elnaohl. Schweinepest 

Kreloe 
usw. | 

Ge¬ 

meinden 

Ge- 

hfifte 

EQZU 

Ge¬ 

meinden 

Ge¬ 

höfte 

Preußen: Königsberg . . . 

— 

— 

— 

7 

8 

13 

Gumbinnen. 

— 

— 

— 

8 

23 

25 

Allenstein. 

— 

— 

— 

6 

13 

14 

Danzig. 

— 

— 

— 

3 

5 

0 

Marienwerder . . . . . 

— 

— 

— 

6 

10 

11 

Berlin. 

— 

— 

— 

1 

1 

10 

Potsdam. 

2 

4 

10 

13 

36 

52 

Frankfurt. 

1 

l 

1 

11 

18 

21 

Stettin. 

8 

13 

14 

6 

27 

110 

Köslin. 

1 

1 

1 

3 

4 

4 

Stralsund. 

5 

20 

22 

4 

7 

9 

Posen . 

3 

4 

4 

12 

32 

38 

Bromberg. 

— 

— 

—- 

5 

14 

18 

Breslau. 

3 

4 

8 

17 

44 

47 

Liegnitz. 

— 

— 

— 

11 

38 

42 

Oppeln. 

— 

— 

— 

14 

28 

33 

Magdeburg . 

2 

2 

3 

7 

11 

14 

Merseburg. 

2 

2 

2 

11 

27 

30 

Erfurt. 

— 

—. 

— 

6 

15 

84 

. Schleswig. 

3 

3 

3 

7 

9 

11 

Hannover. 

2 

2 

4 

2 

2 

2 

Hildesheim. 

3 

9 

14 

2 

2 

2 

Lüneburg . 

— 

— 

— 

5 

;> 

5 

Stade . 

1 


1 

2 

2 

2 

Osnabrück. 

— 


— 

— 

— 

— 

Aurich.. • 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Münster. 

— 

— 

— 

3 

6 

7 

Minden. 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Arnsberg. 

— 

— 

— 

9 

18 

20 

Kassel. 

— 

— 

— 

12 

30 

42 

Wiesbaden. 

2 

2 

3 

7 

21 

44 

Koblenz. 

— 

— 

— 

8 

14 

17 

Düsseldorf. 

4 

6 

9 

9 

9 

15 

Köln. 

— 

— 

— 

5 

5 

6 

Trier. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

Aachen. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Sigmaringen. 

Bayern: Oberbayern . . . 

10 

41 

192 

6 

14 

16 

Niederbayern. 

1 

1 

1 

2 

3 

3 

Pfalz. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Oberpfalz .. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Oberfranken. 

4 

12 

24 

1 

1 

1 

Mittelfranken. 

2 

4 

9 

4 

4 

4 

Unterfranken. 

6 

27 

82 

1 

1 

1 

Schwaben. 

14 

48 

148 

— 

— 

— 

Sachsen: Bautzen .... 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

Chemnitz. 

1 

1 

1 

4 

8 

9 

Dresden. 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

Leipzig. 

— 

— 

— 

3 

5 

5 

Zwickau. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Württemberg: Neckarkreis . 

3 

3- 

3 

1 

1 

1 

Schwarzwaldkreis . . . 

2 

2 

3 

— 

— 

— 

Jagstkreis. 

2 

4 

17 

— 

— 

— 

Donaukreis. 

5 

23 

134 

— 

— 

— 

Baden: Konstanz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Frei bürg. 

— 

— 

— 

2 

3 

4 

Karlsruhe. 

— 

— 

— 

3 

3 

3 

Mannheim. 

1 

1 

26 

7 

43 

343 

Hessen. 

4 

5 

5 

2 

4 

7 

Mecklenburg-Schwerin . . . 

7 

28 

32 

2 

2 

2 

Sachsen-Weimar. 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

Mecklenburg-Strelitz . . . 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

Oldenburg . 

1 

2 

2 

— 

— 

— 

Braunschweig. 

2 

2 

2 

4 

15 

21 

Sachsen-Meiningen .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Saehsen-Altenburg .... 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Sachsen-Koburg-Gotlia . . 

2 

o 

2 

1 

1 

1 

Anhalt. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Rudolstadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwarzburg-Sondershausen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Wakleck. 

— 

— 

—. 

1 

3 

3 

Reuß ältere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Reuß jüngere Linie .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schaumburg-Lippe .... 
Lippe. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Lübeck . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Bremen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hamburg. 

1 

1 

1 

2 

2 

8 

Elsaß-Lotb ringen . . . _ 

2 

4 

5 

6 

10 

18 

Deutsches Reich 

116 

289 

792 

287 

621 

1168 

Davon in Preußen 

43 

75 

100 

226 

488 

707 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Elementares, betreffend den Saumdienst. 

Von Major Schwyter, Bern. 

(Schweizer Archiv f. Tierlieilk., 66. Band, 7. lieft.) 

In diesem vor dem Ausbruch des Krieges geschriebenen 
Aufsatz schildert der Verfasser eingehend den Dienst und die 
Pflege der Saumtiere, oder wie wir sie jetzt nennen: „Tragtiere“. 
Seine Ausführungen sind besonders interessant, da der Krieg 
in manchem Gebiet unserer zahlreichen Fronten die Bedeutung 
der Tragtiere recht deutlich zu erkennen gegeben hat. 

Als geeignet sind jene Tiere zu bezeichnen, die höchstens 
mittelgroß, tiefgewachsen und kräftig sind, gute Gliedmaßen, 
(inen ebensolchen Widerist und Rücken, gesunde Augen, 
normale Atmung und korrekten Gang besitzen. Sehr tempe¬ 
ramentvolle, leicht scheuende Tiere sind unbrauchbar. Wegen 
ihrer Genügsamkeit, Robustheit und großen Widerstands¬ 
fähigkeit gegen Krankheiten sind Maultiere den Pferden 
vorzuziehen. Die Angewöhnung an den Dienst erfordert 
mindestens vier Tage, sie verlangt Übung im Auf- und Ab¬ 
ladern Marsehübungen, Steigerung der Marschentfernungen 
und Traglasten. Das Kraftleistungsvermögen, der Ernährungs¬ 
zustand. die Kriegsbrauchbarkeit werden am besten erhalten 
durch: 

a) gewissenhafte Verabreichung genügend großer uni 
guter Heumengen, einwandfreien Hafers und reinen 
Trink wassers; 

b) möglichst regelmäßiges Füttern am Morgen, Mittag 
und Abend; 

c) Gewährung genügend langer Futterzeiten. 

Das Tränken im Gebirge muß besonders vorsichtig geschehen. 
Läßt sieh die Verabreichung von Schneewasser nicht ver¬ 
meiden, dann tränke man nicht direkt aus dem Bach, sondern 
nur aus dem Eimer und zwar während der Fütterung in 
kleinen Quantitäten. Umrühren des Wassers mit der Hand 
oder einer Rute bedingt durch Luftzutritt etwas Erwärmung. 
Je ermüdeter, erhitzter oder hungriger die Tiere sind, umso¬ 
mehr Vorsicht benötigt das Tränken derselben. 

Sorgsame Hautpflege ist nötig. Je größer die Last ist. 
um so gründlicher muß die Sattellage geputzt werden. Me¬ 
chanische Einwirkungen, die bei gutem Putzzustand höchstens 
einfache Hitzknötehen erzeugen, rufen bei verschmutzten 
Tieren meist eiternde Affektionen hervor. Der „Säumer 1 
(Führer) soll darum sein Pferd möglichst täglich zweimal 
putzen. 

Alle Saumtiere benötigen für das Begehen der Gebirgs- 
pfade « inen geschärften Beschlag mit festen oder auswechsel¬ 
baren Griffen und Stollen. Mit dem vorhandenen Eisenmaterial 
muß sparsam umgegangen werden, da pro Tragtier nur vier 
Hufeisen mit zugehörigen Nägeln und Steckstollen mit¬ 
genommen werden können. Stollen und Griffe sind rechtzeitig 
zu ersetzen, damit sich die Eisen wenig abnützen. 

Der Säumer muß sein Tier mit langen Zügeln führen. 
Volle Bewegungsfreiheit des Kopfes ist nötig. Vordrängende 
1 icre sind durch Vorhalten der Hand und beruhigendes Zu¬ 
reden, oder durch hemmendes Vorangehen, oder durch kurzes, 
ruckweise« Zügelnnziehen zurückzuhalten und an ruhiges 
Gehen zu gewöhnen. Beim Passieren der Berge soll der Führer 
vorangehen oder a u f der T a 1 s e i t e marschieren. Kopf- 
voran Übertritt kein Tragtier freiwillig den äußeren Wegrand. 










































































14. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Die meisten Abstürze ereignen sich beim Aufstieg infolge Aus- 
gleitens der Nachhand. Geht der Führer auf der Bergseite, 
so zieht er unbewußt den Kopf des Tieres zu sieh, und die 
Nachhand tritt diagonal nach dem Abgrund zu. Ängstlichen 
Tieren darf beim Bergabgehen niemals der Kopf hochgehalten 
werden, weil sie sonst den Weg nicht mehr besehen können und 
ins Leere hinaustreten. Steile Wegstellen sind im gleichmäßigen 
Tempo ohne Pausen zu begehen. An besonders schlimmen 
Stellen sind „S c h e i n - G e 1 ä n d e r“ (gespannte Stricke oder 
Äste) zu errichten. An die Spitze einer jeden Kolonne ist das 
zuverlässigste Tier und der beste Führer zu stellen. Jeder un¬ 
bekannte Saumpfad ist vor dem Begehen zu rekognoszieren. 
Überzählige Mannschaften sind mit Pionierwerkzeugen behufs 
Wegebesserung vorauszuschicken. 

Die Größe der zulässigen Totalbelastung schwankt nach 
der Kraft des Tragtieres, seinem Allgemeinzustand, seiner 
Traggewohnheit, Beschaffenheit und Länge des Weges, Jahres¬ 
zeit und Witterung. Im Mittel sollte die Ladung ohne Saum¬ 
tierausrüstung 80—120 kg betragen. Alle Traglasten müssen 
am Sattel solide befestigt, beide Seitenladungen gleich schwer 
und hoch und die überlasten so niedrig als nur möglich gehalten 
sein. Bei langen Ober- oder Seitenlasten ist darauf zu achten, 
daß dieselben während des Marsches das Tragtier weder 
scheuern poch auf dasselbe auf schlagen. J. S c h m i d t. 


Koloniales Veterinärwesen. 

Eine Beobachtung über das Vorkommen von Argasinen 
(Rückfallfieberzecken) auf dem afrikanischen Warzenschwein. 

Von Regierungstierarzt Dr. Schell ha se, Deutsch-Ostafrika. 

Veterinär d. L., z. Zt. im Felde. 

Die Kenntnis der Zecken ist für den Tropentierarzt von 
besonderer Wichtigkeit, da die Zecken Überträger wichtiger 
Tropenkrankheiten (Piroplasmosen, Anaplasmosen und Spi- 
rillosen) sind. 

Die Zecken (Ixodidae) teilt man ein in 2 Familien, 
in die I x o d i n e n und Argasine n. Die I x o d i - 
nen, zu welchem die unter dem Namen Holzbock 
in Deutschland bekannte und verbreitete Zecke (Genus Ixodes) 
gehört, schmarotzen fast ausschließlich auf Tieren. Nach 
eigenen Beobachtungen gehen die Larven von Ripicephalus 
pulchellus gerne an"'den Menschen. " Man findet diese sehr 
kleinen Parasiten häutig zu Hunderten an seinem eigenen 
Körper, wenn man durch wildreiche Steppen zur Zeit des Aus¬ 
kriechens der Larven gewandert ist. — Menschliche Krank¬ 
heiten werden durch diese Zecken nicht übertragen. 

Die Argasinen werden eingeteilt in die Genera 0 r- 
nithodorus und A r g a s. Das Genus A r g a s lebt haupt¬ 
sächlich auf Vögeln. Diese Zecken übertragen die Spiriilosen 
des Geflügels; sie gehen aber auch an den Menschen, und man 
beschuldigt sie, das Rückfallfieber des Menschen zu übertra¬ 
gen. Das Genus 0 r n i t h o d o r u s , von dem nachgewiesen 
ist, daß es das Rückfallfieber des Menschen überträgt, schma¬ 
rotzt am Menschen. Nur ein einziger Vertreter dieses Genus, 
Ornithodorus Megnini, die Ohrzecke, in Amerika heimisch, 
kommt an Pferd, Rind und Esel vor. 

Morphologisch sind die beiden Zeckenfamilien leicht zp 
unterscheiden. Auch in ihren Lebensgewohnheiten weisen sie 
recht charakteristische Unterschied«* auf. Während die Ixo- 


M>7 


dinen ständig (tage- und wochenlang) am Wirtstier loben, 
halten sich die Argasinen mir zeitweise auf dem Wirt auf. 
Tagsüber verstecken sie sich in Ritzen von Rasthäusern und 
Ställen, oder sie vergraben sich mehrere Zentimeter tief in der 
trockenen Erde der Eingeborenenhütten. Nachts überfallen si<* 
ähnlich wie die Wanzen ihren Wirt. — Die Angaben über die 
Zecken sind dem D o c n i t z sehen Lehrbuch: „Die wirtschaft¬ 
lich wichtigen Zecken“ entnommen. 

Während meines Aufenthaltes in Deutsch-Ostafrika hatte 
ich Gelegenheit, von einem in der Steppe erlegten Warzen¬ 
schwein Zecken abzulesen, die zur Familie der Argasinen ge¬ 
hörten. Die Zecken bewegten sich auf dem Uadaver lebhaft 
hin und her. Die platten, oval geformten, dunkelbraun ge¬ 
färbten Zecken sind ca. 2 bis 3 mm lang und ca. VA bU 2 mm 
breit; die 4 Beinpaare sind gelb gefärbt; die Mundteile liegen 
an der Bauchflächc; sie sind, wenn man die Zecken von der 
Rüekenfläclie betrachtet, nicht sichtbar. Bei schwacher Ver¬ 
größerung sieht man, daß die Rückenfläche mit zahlreichen 
Wärzchen bedeckt ist; sie weist ferner eine Anzahl sanft ge¬ 
schwungener, verschieden langer Längsfurchen auf. 

Die Parasiten zeigen aber alle Merkmale der zur Familie 
der Argasinen gehörigen Zecken. — Leider sind die Präparate 
verloren gegangen, so daß eine genaue Untersuchung und Be¬ 
stimmung derselben nicht erfolgen konnte. 

Wie ich oben angegeben habe, schmarotzen die Argasinen 
fast ausschließlich auf Vögeln und Menschen. Aus meiner Be¬ 
obachtung geht hervor, daß die Zecken dieser Gruppe auch 
auf Säugetieren leben können; es scheint, daß sie in diesem 
Falle ihre Lebensgewohnheiten gänzlich ändern: während sie 
sonst ihren Wirt nur zeitweilig aufsuchen, waren sie in dem 
von mir beobachteten Falle ständige Schmarotzer des Wirtes. 
Da das Wildschwein in der Steppe erlogt wurde und die 
Zecken unmittelbar nach dem Verenden desselben von ihm 
abgelesen wurden, ist es nicht wahrscheinlich, daß diese erst 
nachträglich auf das Wildschwein gelangt sind. 

Festzustellen wäre noch, ob etwa diese Zecken Spiriilosen 
beim Wildschwein übertragen. In Blutausstrichen von Wild¬ 
schweinen habe ich bisher keine Spirillen gefunden. Jedoch 
kommen nach Angaben von Europäern und Eingeborenen bei 
Wildschweinen seuehenhafte Erkrankungen vor. die ätiologisch 
noch nicht 'geklärt sind. 

Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

V e r w u n d e t: 

( iberveterinär Dr. Haneke n (Tierarzt in I.ain>tedt). . 

Mit dem Eisernen Kreuz II. K 1 a s s e w u r <1 e n 
ausgezeichnet: 

Stabsveterinär Karl Schon (Stabsveterinär am Militär- 
Reitinstitut in Hannover). 

Stabsveterinär Step b a n Z n i n i e w i e i (Stabsveterinär im 
Lehr-Regt. d. Feldart.-Schießschule in Jüterbog). 
Stabsveterinär Leo Saar (Stabsveterinär in Hagenau), 
Veterinär Gustav Höfels (Tierarzt in Viersen). 
Stabsveterinär Dr. Wilhelm Leon h a r d t (Stabsveterinär 
in Tarnowitz). 

Stabsveterinär G e <> r g M a 1 t hi e s e n f Stabsveterinär in 
Saarbrücken). 

Stabsveterinär Ernst K a r s t e d t (Stabsveterinär in Saar¬ 
louis). 





** 1 p w 


51*8 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 50. 


Stabsveterinär F e r <1 i n a n d P :i r s i e g 1 a (Stabsveterinär 
in Neubreisach). 

Regimentsveterinär Dr. Franz Berger (Stabsveterinär in 
Grottkau). 

Stabsveterinär F r i e <1 r i e ii B r i 11 i n g (Stabsveterinär in 
Neustettin). 

»Stabsveterinär W i 1 h e 1 in T a u b i t z (Stabsveterinär in 
Saarburg). 

Stabsveterinär P a u l W n u e k (Stabsveterinär in Berlin). 
Stabsveterinär L a d i s 1 a u s Wesolowski (Stabsveterinär 
in Forbach). 

Stabsveterinär Dr. W a 11 e r K r y n i t z (Stabsveterinär in 
St. Avold). 

Stabsveterinär F r i e d r i c h G a r 1 o f f (Stabsveterinär in 
Minden). 

Stabsveterinär E r n s t M e y e r (»Stabsveterinär in Köln-Deutz). 
Stabsveterinär o s k-a r G u m b o 1 d (Stabsveterinär in Riesen¬ 
burg). 

Stabsveterinär A 1 b <> r t Hei d enreic h (Stabsveterinär in 
Tarnowitz). 

Stabsveterinär R i e b a r d Bl u n k (Stabsveterinär in Stra߬ 
burg). 

Stabsveterinär Karl See b a c h (Stabsveterinär in Pasewalk). 
Stabsveterinär Dr. H e r m a n n Stur h a n (Stabsveterinär 
in Paderborn). 

Stabsveterinär W i 11 v Fischer (»Stabsveterinär in Lüben). 
Stabsveterinär Dr. Josef Hoch (»Stabsveterinär in Coblenz). 
Stabsveterinär M a x R i c h t e r (Stabsveterinär in Saarlouis). 
Stabsveterinär Dr. Her in a n n Köttner (»Stabsveterinär 
in Düsseldorf). 

Stabsveterinär M a x S c h w i n z e r (Stabsveterinär in Inster¬ 
burg). 

Veterinär II e r m a n n S c h w a n z e r (Tierarzt aus Weilheim). 
Stabsveterinär Heinrich Pa bst (Tierarzt in Külsheim). 
Oberveterinär Leopold Loeb (Tierarzt in Würzburg). 
Veterinär Lothar Hofmiller (Tierarzt in Weßling). 
Veterinär Karl Gutmann (Tierarzt aus Weißenbronn). 
Veterinär Friedrich R ii t g e r (Stadt. Amtstierarzt in- 
Nürnberg). 

Veterinär Hermann L e i m e n s t o 11 (Ass. d. Bez.-T. in 
Engen). 

Veterinär Dr. Joseph N o t h e 11 e (Vorsteher des Fleisch- 
besehauaints in Harsenwinkel). 

Einhundertdreinndzwanzigste Kriegswoche. 

Vom Sonntag, den 3. Dezember 1916, bis Sonnabend, den 
9. Dezember 1916. 

Im Westen an mehreren Stellen starkes Artilleriefeuer und 
einzelne Teilvorstöße der Engländer und Franzosen, die überall 
abgewiesen wurden. Westlich der Maas ist die Höhe 304, die 
!>chon in früheren Kämpfen eine erhebliche Rolle gespielt 
hat und von den Franzosen als äußerst wichtig bezeichnet 
worden ist. von uns genommen worden. 

Im Osten von der Ostsee bis zu den Karpathen nur Teil¬ 
angriffe der Russen, die erfolglos blieben. Sonst keine 
größeren Kampfhandlungen. Die russisch - rumänische Kar¬ 
pathenoffensive richtete sich hauptsächlich gegen die deut¬ 
schen Linien in den Westkarpathen. Am Gutin Tomnatek, am 
Smotrek, besonders heftig westlich der Baba-Ludowa und 
oft wiederholt an der Oetealahöhe stürmten die Russen immer 
vergeblich an. Auch östlich von Kirlibaba beiderseits des 
Trotosul- und Oito-Tales scheiterten starke Angriffe. 

Der Feldzug in Rumänien hat weiter einen glänzenden 
Verlauf für uns genommen. Am 3. Dezember konnte abends 
gemeldet werden, daß die »Schlacht ain Argesulfluß, nordwest¬ 
lich von Bukarest, von der 9. Armee gewonnen sei. Die Opera¬ 
tionen der Arme«- des Generals der Infanterie von Falken¬ 
hayn, Mitte November durch die siegreiche »Schlacht von Targu- 
Jiu begonnen, und der über das Nordufer der Donau gegange¬ 
nen deutschen, bulgarischen und türkischen Kräfte waren von 
vollem Erfolg»» gekrönt. Die unter Führung des Generals der In¬ 


fanterie Kosch kämpfende Donauarmee, die durch die westliche 
Walachei über Craiova vordringende Armeegruppe des Ge¬ 
neralleutnants Kuehre, die aus dem Gebirge heraustretende 
Gruppe des Generalleutnants Krafft von Delmensingen und 
die unter Befehl des Generalleutnants von Morgen über Karn- 
pulung vorbrechenden deutschen und österreichisch-ungari¬ 
schen Truppen hatten am 4. Dezember ihre Vereinigung 
zwischen Donau und Gebirge vollzogen. In den folgenden 
Tagen blieb der Kampf auf der ganzen Linie vom Gebirge bis 
zur Donau in östlicher Richtung im Vorschreiten; am 5. De¬ 
zember wurde die Bahnlinie Bukarest—Targoviste-Pietrosita 
ostwärts überschritten. Am 6. Dezember 1916 konnte Seine 
Majestät der Kaiser an Ihre Majestät die Kaiserin folgendes 
Telegramm richten: 

„Bukarest ist genommen. Welch herrlicher, durch Gottes 
Gnade erreichter Erfolg auf der Bahn zum vollen Siege! 
In raschen Schlägen haben unsere unvergleichlichen Truppen 
»Seite an Seite mit unseren tapferen Verbündeten den Feind 
geschlagen, wo er sich stellte; bewährte Führung wies ihnen 
den Weg. Gott helfe weiter.“ 

Auch Ploesti wurde am 6. Dezember 1916 genommen. Am 
7. Dezember konnte auch die Einnahme von Campina und 
Sinaia gemeldet werden. Damit war das wertvollste Petro¬ 
leumgebiet Rumäniens in unsere Hand gefallen. Der Vor¬ 
marsch über die Linie Bukarest—Ploesti erfolgte so rasch, daß 
die im Grenzgebirge, am Predeal- und Altschanzpaß stehenden 
Rumänen keine Möglichkeit fanden, rechtzeitig zurtickzu- 
gehen. Sie stießen auf ihrem Rückwege bereits auf deutsche 
und österreichisch-ungarische Truppen und wurden, von Nor¬ 
den gedrängt, größtenteils gefangen genommen. Auch die in 
der West-Walachei abgeschnittenen rumänischen Truppen 
haben sich am Altfluß ergeben müssen. 10 Bataillone, 1 Schwa¬ 
dron und 6 Batterien in Stärke von 8000 Mann streckten 
die Waffen, 26 Geschütze blieben in unserer Hand. Die 
Rumänen sind im eiligsten Abzüge nach Nord-Osten begriffen 
und werden von unseren Truppen heftig bedrängt. Seit dem 
1. Dezember hat der Rumäne an die beiden Armeen, soweit 
die zunächst flüchtige Aufräumung der Schlachtfelder um 
Bukarest ergeben hat, über 70 000 Mann, 184 Geschütze, 120 
Maschinengewehre verloren. Die Höhe der Zahl läßt einen 
klaren Rückschluß auf die Größe des Erfolges der verbündeten 
Truppen zu und zeigt einen Grad der Auflösung des rumä¬ 
nischen Heeres, dessen Verluste an Toten und Verwundeten 
zur Gefangenenzahl im Verhältnis stehen. Die Beute an Feld¬ 
gerät und Kriegsmaterial ist unübersehbar. 

Am 10. Dezember 1916 ist das Handels-U-Boot „Deutsch¬ 
land** vor der Wesermündung glücklich eingetroffen. 

N e v. 

Aus Deutsoh-Östafrika. 

Den nachstehenden Brief hat Herr Geheimrat S c h m a 11 z der 
B. T. W. zur Veröffentlichung überwiesen: 

Mbuyuni, den 27. August 1916. 

Kilimandscharo. 

Hochgeehrter Herr Geheimrat! 

In der Hoffnung, daß vorläufig diese Zeilen zu Ihnen nach 
Deutschland gelangen, erlaube ich mir, Ihnen e.n Lebenszeichen aus 
Afrika zu senden. Ich hoffe und wünsche, daß es Ihnen, allen 
Professoren und ganz Deutschland wohl ergehe. Wir hören in 
Deutsch-Ost täglich etwas von Nauen, zuweilen recht gut; doch 
kann Deutsch-Ost nichts für Nauen aufgeben. Die Kolonie ist seit 
1914 im Kriege mit England, Belgien und auch mit Portugal. Alle 
waffenfähigen Deutschen uijd viele Tausend Askari stehen auf 
verschiedenen Kriegsschauplätzen diesen Feinden gegenüber. Viele 
Deutsche haben in der Kolonie seit Kriegsbeginn den Tod gefunden, 
teils in den vielen Gefechten, teils aber auch durch tropische 
Krankheiten, besonders Schwarzwasser. 

Disziplin und Gesundheitszustand unserer Truppe sind trotz 
aller Strapazen und spezifisch afrikanischer Einflüsse gut Unsere 
Kollegen sind teils in der Front, teils an der Etappe. Bisher Wurden 
Dr. n u b e r und Dr. Moser verwundet, beide sind jetzt gesund 







14. D&iwöfofcJ* 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ich selbst kämpfte zuerst am Viktoria-See, wurde dann zu den 
berittenen Kompagnien auf einen anderen Kriegsschauplatz versetzt. 
Als gedienter Garde-Dragoner fühlte ich mich bei der afrikanischen 
Kavallerie recht wohl und ritt manche Patrouille durch Wildnis und 
Steppe. Leider wurde ich am 27. Juli d. J. in einem Patrouillen¬ 
gefecht von zwei Kugeln (linke Hand, linke Brust) schachmatt 
gesetzt. Da ich verwundet unter meinem erschossenen Pferde lag, 
fiel ich in engl. Gefangenschaft. Die gute Pflege im engl. Hospital, 
die aufmerksame Behandlung seitens der engl. Ärzte verdienen 
Dank und Anerkennung. Seit 2'/a Jahren bin ich persönlich ohne 
Post aus der Heimat. Als engl. Kriegsgefangener habe ich nun 
Aussicht, die Verbindung mit Deutschland zu erreichen. Wollen 
Sie, bitte, grüßen alle Professoren der Hochschule, ferner Herrn 
Geh. Rat v. Ostertag, Reg.-Rat Dr. Foth, Reg.-Rat Beh¬ 
rens, Hildesheim. Zum Schlüsse empfangen Sie, verehrter Herr 
Geheimrat, herzliche Grüße von Ihrem stets ergebenen 

Dr. Binz, Oberveterinär, Nairobi. British East Afrika. 

Tierärztliche Yerbandspläne. 

(Erwiderung auf den Artikel von Rudolf Wille. B. T. W. 48.) 

Von Fr. Train, ßaruth i. M. 

„Wenn man fürs Künftige was erbaut. 

Schief wird’s von vielen angeschaut.“ 

An dieses Wort Goethes dachten wir, d. h. mehrere prakt. 
Tierärzte, als wir den Entschluß faßten, noch einmal die 
Gründung eines Verbandes anzuregen. So ist mir denn der 
Artikel des Herrn Kollegen Wille nicht überraschend ge¬ 
kommen. Kollege Wille meint, ich käme über Worte nicht 
hinaus; ich will nicht gleiches mit gleichem vergelten, und 
ich will keine Retourkutschen fahren. So viel möchte ich 
aber Herrn Wille verraten, daß die Zustimmungen, die ich 
zu meinem Artikel erhielt, — Zuschriften von Kollegen, deren 
Namen bei uns prakt. Tierärzten einen guten Klang besitzen, 
von Kollegen, die infolge ihrer Stellung nicht den Schutz eines 
Verbandes nötig haben, die sich aber trotzdem-ein w armes Herz 
für die Nöten ihrer Kollegen bewahrt haben, — mir beweisen, 
daß, wer will, doch mehr als wie Worte aus meinem Artikel 
herauslesen kann. Ich behaupte durchaus nicht, eine straffe 
Organisation kann alles; dieser Satz stammt nicht von mir, 
wie die Anfühningsstriche doch wohl jedem Leser deuten 
müssen, sondern er ist einem Artikel eines Kollegen ent¬ 
nommen; soviel behaupte ich aber, und mit mir eine große 
Anzahl Kollegen, daß nur eine straffe Organisation uns nützen 
kann, daß sie kommen muß. Dasselbe behauptet Herr Wille, 
und trotzdem bekämpft er unsere Absicht, eine straffe 
Organisation anzuregen. 

Herr Wille bemängelt, daß ich nur die leidigen Fleisch¬ 
beschaugebühren und das Pfuschertum betrachtet habe (den 
Fall der uns nachträglich gekürzten Gebühren bei den Pferde¬ 
aushebungen erwähnt er nicht); er wird doch aber selbst 
wissen, wenn er auch schon seit mehr als zwei Jahren außer¬ 
halb der Standesangelegenheiten steht, daß die prakt. Tierärzte 
noch eine lange Reihe berechtigter, leider bisher unerfüllter 
Wünsche hegen. Diese alle in einem Aufruf zu betrachten, ist 
unmöglich, denn ein solcher Aufruf würde wegen seiner Länge 
von keiner Fachzeitschrift aufgenommen werden können. Von 
vornherein wußten wir, daß ein Kampf uns bevorstehen wird: 
wäre es da nicht außerdem von uns sehr unvorsichtig, wenn 
wir unsere Gegner vorzeitig in unsere Karten sehen ließen? 
Nur Geduld, wir werden zur rechten Zeit mit unseren 
Trümpfen herausrücken. 

Was empfiehlt Herr Wille uns im Kampf gegen das 
Pfuschertum? die Anwendung der Heliotherapie, der ultravio¬ 
letten Strahlen, der Röntgenbestrahlung in der Praxis! Leider 
verschafft Herr Wille uns nicht die notwendigen Einnahmen, 
damit w r ir Praktiker uns die immerhin doch kostspieligen Ein¬ 
richtungen beschaffen können; leider weist er uns nicht die 
Anzahl wohlhabender Kunden zu, um diese Einrichtungen für 
uns rentabel zu gestalten. Gewiß gegen Pfuschertum hilft 
Leistung, aber nicht nur Leistung. Wäre letzteres der Fall, 
w*arum müßten denn dann die deutschen Ärzte, deren 
Leistungen doch zu den höchsten der Welt zählen, einen 
erbitterten Kampf gegen das Pfuschertum führen, w*arum 
gebrauchten sie dann gesetzlichen Schutz gegen das Pfuscher¬ 
tum? Von den Gebühren in der Fleischbeschau glaubt 
Kollege Wille, daß sie nach dem Kriege höhere werden; 


599 


von der Vornahme der Rotlaufimpfung durch Fleischbeschauer 
ist er der festen Überzeugung, daß sie wieder abgeschafft wird. 
Herr Kollege Wille warnt vor dem Betreten neuer Wege, 
weil wir nicht wissen, wie die Lage der Privattierärzte sich 
gestalten wird, w*eil wir nicht wissen, in welchem Lichte alle 
Fragen nach dem Kriege uns erscheinen, kurz, w r eil wir herz¬ 
lich wenig von der Zukunft wissen. Das ist es ja eben, 
Herr Will e ! 

Weil wir nicht wissen, ob unsere Lage nach dem Kriege 
eine bessere wird (die größte Anzahl der Kollegen glaubt'nicht 
an eine Besserung!), darum wollen wir uns zusammenschließen, 
um vorbauen zu können, um uns nicht erst dann wehren zu 
müssen, wenn es zu spät ist. „Was man von der Minute aus¬ 
geschlagen, bringt keine Ewigkeit zurück!“ 

Herr Kollege Will e tröstet uns: vielleicht löst dieser 
Krieg manches Problem, vor dem wir einst ratlos standen. Viel¬ 
leicht sind Umwälzungen im Werden begriffen, von denen 
wir noch gar nichts ahnen. — Ja vielleicht, vielleicht! — Viel¬ 
leicht bleibt aber auch alles beim Alten! Und dann, Herr 
Kollege?! Dann sind wir nach 10 Jahren ebensoweit wie vor 
10 Jahren. Dann hat der Kollege noch recht, der mir heute auf! 
Ihren Artikel hin schreibt: „Der Weg, den Wille einschlägt, 
ist falsch. Wir Privattierärzte w r arten seit 30 Jahren ver¬ 
gebens; nach W i 11 e s Wunsch könnten wir weitere Ewig¬ 
keiten werten!“ Der Optimismus, um den ich Herrn Will e 
beneide, diese Hoffnung auf das Vielleicht, sind zum großen 
Teil schuld an unseren* schlechten Lage; ebenso schuld daran wie 
der Pessimismus, der einen Kollegen schreiben läßt: Es hat ja 
alles keinen Zweck mehr; ebenso schuld daran wie die Gleich¬ 
gültigkeit, die an Feigheit grenzt, der Kollegen, auf die das 
Wort Goethes paßt: „Wie konnte der denn das erlangen?“ 
Er ist auf Fingerehen gegangen (d. h. er hat in mühsamer und 
unnatürlicher Weise sich vor den Großen gedemütigt. Er¬ 
klärung von Ludwig Geiger.) — Herr Kollege Wille, wenn 
Sie einige der mir zugegangenen Briefe lesen würden, wenn Sie 
Kenntnis hätten von der Verbitterung, von der Mutlosigkeit, 
die in den Kreisen der prakt. Tierärzte herrschen, dann w r ürden 
Sie sich nicht mit der Hoffnung trösten: „Geschehen w r ird 
etwas“, nein, dann würden auch Sie mit uns rufen: Geschehen 
in u ß etwas, und Sie würden selbst für die straffe Organisation, 
die wir erstreben, und die auch nach Ihrer Ansicht „den Privat¬ 
tierärzten fehlt, die ihnen nützen kann und kommen muß“, 
mit uns kämpfen. 

Aus dem Artikel des Kollegen Wille klingt die leise 
Furcht heraus, daß der von uns erstrebte Verband eine Einigkeit 
im tierärztlichen Lager stören könne, daß er den schon bestehen¬ 
den Organisationen schaden könne. Nein, gerade das Gegen¬ 
teil soll der Fall sein! Der von uns erstrebte Verband soll kein 
Krachverein werden, kein Kampfverband gegen die bestehen¬ 
den Vereinigungen der beamteten Kollegen, gegen die Lokal- 
und Provinzialvereine, gegen die Kammern. Offen geben wir 
zu, daß nach unserer Ansicht diese Organisationen oft versagt 
haben, wenn es sich um das Wohl der prakt. Tierärzte han¬ 
delte; nach unserer Ansicht, w r eil sie sich nicht auf eine straffe 
Organisation stützen konnten. Wir gönnen jedem Kollegen 
das Beste; wir verlangen nur, weil wir es für unser Recht 
halten: gebt dem prakt. Tierarzt, was des prakt. Tierarztes ist. 
Was Kollege Jelkmann im Jahre 1903 ausgeführt hat, soll 
auch uns eine Richtschnur sein: 

„Alle Angehörigen des tierärztlichen Standes, welche Stel¬ 
lung sie auch einnehmen, und welchem Verbände sie auch an¬ 
gehören, dürfen sich die gegenseitige Achtung nie versagen, 
und haben stets zu berücksichtigen, daß jeder Verband ohne 
Ausnahme bei Vertretung seiner Spezialinteressen gewisse 
Schranken hat, wenn die verbrieften Rechte anderer darunter 
leiden. Nur auf diese Weise ist es möglich, friedlich und kolle¬ 
gial nebeneinander zu wirken und zu wohnen.“ 

Um Herrn Wille nicht wieder Gelegenheit zu geben, mir 
yorzuw*erfen, ich sei über Worte nicht hinausgekommen, so sei 
ihm zum Teil verraten, was die größte Anzahl der Kollegen von 
dem geplanten Verband erwartet. Als Vorbild schwebt uns der 
Leipziger Ärzteverband vor, und so soll dieser, sinngemäß ab¬ 
geändert, selbst sprechen. (Hinzufügen will ich, daß das Gene¬ 
ralsekretariat des Verbandes uns zu unserem Vorhaben, einen 
Verband der prakt. Tierärzte nach dem Vorbild des Leipziger 
Ärzteverbandes zu schaffen, die besten Wünsche auf Erfolg aus¬ 
gesprochen hat und sich gern bereiterklärt hat, uns etwa ge¬ 
wünschte Aufklärungen mündlich zu geben.) 




600 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Ho. 50. 


Der Zweck des Verbandes ist, die deutschen Tierärzte zur 
Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage zusaanmenzuschließen 
und insbesondere solche Kollegen zu unterstützen, die in Wah¬ 
rung der Standesinteressen materielle Einbuße erlitten haben 
oder zu erleiden befürchten müssen. In engster Fühlung mit 
den schon bestehenden Standesvereinen übt er seine Tätigkeit 
aus. Der Zweck soll erreicht werden durch Beitritt zu den 
bestehenden Unterstützungskassen, durch Errichtung eines 
Stellennachweises, durch agitatorische Verwertung von solchen, 
Vorkommnissen, die gegen das Interesse des tierärztlichen 
Standes sind, durch Aufklärung des großen Publikums über die 
Pflichten und Rechte des tierärztlichen Standes, durch Er¬ 
richtung einer Auskunftsstelle für tierärztliche und wirtschaft¬ 
liche Angelegenheiten. 

Die gewerkschaftlichen Arbeitsmethoden sollen in erster 
Linie das Koalitionsrecht und Vertragsverweigerung sein, Ma߬ 
nahmen, die sich durchaus auf dem Boden des natürlichen und 
des öffentlichen Rechtes bewegen, denn weder kann es ver¬ 
wehrt werden, daß ein Tierarzt (oder eine Vielheit von Tier¬ 
ärzten) lnteressenforderungen, wirtschaftliche Nöte und Kämpfe 
von Berufsgenossen zu den seinigen macht und durch Soli¬ 
darität für sie eintritt, noch kann er zu einem Vertragsabschluß 
gezwungen werden, von dem er eine Beeinträchtigung berech¬ 
tigter Interessen befürchten muß. Diese Maßnahmen verbür¬ 
gen den Erfolg ohne weiteres, wenn sie sich auf den geschlos¬ 
senen Willen der Gesamtheit stützen, wenn die standcstreuen 
Tierärzte die selbstverständliche Verpflichtung auf sich nehmen, 
daß sie den in Konflikten (mit Behörden, Versicherungsgesell¬ 
schaften z. B.) befindlichen Kollegen nicht in den Rücken fallen 
werden (Cavetetafel). Die Annahme einer gesperrten Stelle 
(Arbeit) gilt bei der Tierärzteschaft als standesunwürdig. War¬ 
nungen vor sachlich unberechtigten, aussichtslosen, meist ano¬ 
nymen Tierarztgesuchen unberufener Personen. Durch den Ver¬ 
band soll in der Tierärzteschaft das Verständnis für die kolle¬ 
giale Zusammengehörigkeit, das Pflichtgefühl gegenüber Stand 
und Beruf, sowie das Bewußtsein eigener Kraft und eigenen 
Wertes reifen. 

Möglichst durch friedliche Verhandlungen, wenn unbe¬ 
dingt nötig durch Kampf, sollen die unangemessenen Gebühren 
(Praxis, Fleischbeschau, Impfungen, amtliche Geschäfte uaw.) 
beseitigt werden, um den prakt. Tierärzten ein angemessenes 
Einkommen zu sichern, soll den prakt. Tierärtzen gegeben 
werden, was sie schon seit langer Zeit erstreben (so z. B. Be¬ 
schlüsse des Verbandes der prakt. Tierärzte in Preußen vom 
30. Januar 1903). 

Soviel über die Wirksamkeit des Verbandes, wie ich ihn 
erträume. Herrn Kollege Wille danke ich, daß er mir 
durch seinen Artikel Gelegenheit gegeben hat, noch einmal 
mich über unsere Absicht zu äußern. Die Kollegen bitte ich, 
zu überlegen, ob sie mit Herrn Will e auf das Vielleicht hoffen 
und warten wollen, oder ob sie mit uns streiten* wollen; ich 
wiederhole meine Bitte an die Kollegen, mir ihre Zustimmungen 
und Vorschläge geben zu wollen, damit wir recht bald an die 
Arbeit gehen können, denn für uns alle heißt es, wie auch Herr 
Wille uns zuruft, zu sein: Auf der Wacht! 

— Sammlung und Anbau von Arzneipflanzen in Sachsen. (Gründung 
eines Ausschusses zur Förderung dieser Sammlung.) Im sächsi¬ 
schen Ministerium des Innern wurde unter dem Vorsitz des 
Ministerialdirektors Wirklichen Geheimen Rates Exzellenz Dr. 
R o s eher eine Besprechung der Maßnahmen zur Einsamrnlung und 
zum Anbau von Arznei-, wirtschaftlich und technisch verwertbaren 
Pflanzen abgehalten. Veranlassung hierzu bot die Anregung einer 
Drogenfirma, das Sammeln und den Anhau von Arznei- und Gewürz¬ 
pflanzen staatlich zu fördern. Durch das Ausbleiben der Zufuhren von 
Ubersee, das Ausfuhrverbot für Kamille und sonstige Vegetahüien 
aus Österreich - Ungarn und das Zusammenschmelzen der Vorräte 
im Inlande werde die Frage dringender, den inländischen Bedarf 
selbst auf/übringen. Die eingehenden Beratungen führten zu dem 
folgenden Ergebnis: 1. Die baldige Anregung und Regelung des 
Sammelns und des Anbaues von Arzneipflanzen ist in Sachsen ein 
dringendes Bedürfnis. 2. Es sind Ankaufslisten der Vegetabilien- 
handlungen aufzustellen, die ergehen, welche Pflanzen sic ankeufen 
und zu welchen Preisen sie einkaufen können. !3. Es ist eine An¬ 
leitung zum Sammeln von Arznt iptlanzen an Sammler und an 


sonstige geeignete Stellen auszugeben. 4. Die Landesanstalten, 
Krankenhäuser und andere geeignet erscheinende Stellen sind zu 
veranlassen, einzelne Arzneipflanzen versuchsweise anzubauen. 
5. Beim Anbau ist nicht mit großen Elächen, sondern im kleinen 
anzufangen. 6. Die Weiterverfolgung der Angelegenheit ist einem 
Ausschuß zu übertragen. Der Ausschuß, der die Bezeichnung 
„Ausschuß zur Förderung der Sammlung und des 
Anbaues von Arznei-, wirtschaftlich und technisch 
verwertbaren Pflanzen“ führt, wird geleitet von Herrn 
Obermedizinalrat Professor Dr. Kunz-Krausein Dresden, sk. 

— Kriegsbeschädigte als Trlchinenschauer. Das sächsische 
Ministerium des Innern erläßt folgende Warnung: Es ist zu beob¬ 
achten, daß Kriegsbeschädigte sich zur Teilnahme an Lehrgängen 
für Fleisch- und Trichinenschau in einer Zahl melden, welche 
das vorhandene Bedürfnis weit übersteigt. Da die Aussichten auf 
Anstellung in einigermaßen auskömmlichen Stellungen sehr be¬ 
schränkt sind, muß vor diesem Andrange der Kriegsbeschädigten 
zu dem Fleisch- und Trichinenschauerberuf nachdrücklich ge¬ 
warnt werden. Es ist Aufgabe der mit der Berufsberatung Kriegs¬ 
beschädigter betrauten Stellen, den Kriegsbeschädigten, die noch 
keine sichere Aussicht auf Anstellung haben, von der Teilnahme 
an Lehrgängen zur Ausbildung von Fleisch- und Trichinen¬ 
schauern nachdrücklich abzuraten. sk. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Das Militär- 
verdienstkreuz II. Kl. mit Schwertern dem Unterveterinär Adam 
Winter. — Das Militärverdienstkreuz III. Kl. dem Oberveterinär 
Dr. Friedrich liuber (Angehöriger der Kaiserl. Schutztruppen für 
Deutsch-Ostafrika). — Das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des 
Sächs. Albrechtsordens: dem Stabsveterinär d. L. a. D. Dr. Gebauer, 
Bezirkstierarzt in Dippoldiswalde. — Das Ritterkreuz 2. Kl. mit 
Schwertern des Sächs. Albrechtsordens: dem Oberveterinär a. D. 
Arthur Mey in Lößnitz und dem Veterinär d. R. Paul Odschner aus 
Copitz. — Das Anhalt. Friedrichskreuz: dem Tierarzt Dr. Schwand 
aus Leau. — Das Großh. Hess. Kriegsehrenzeichen: dem Kreis¬ 
veterinärarzt a. D. Dr. Gottfried Schaefer in Berlin-Friedenau. 

In der Armee: Bayern: Befördert: zu Stabsveterinären 
die Oberveterinäre d. Res. Ph. Braun (Zweibrücken), F. Eder 
(Straubing); zum Oberveterinär der Veterinär d. Res. K. Korber 
(Ansbach); zu Veterinären ohne Patent i. d. Res. die Feldhilfs¬ 
veterinäre H. Wiek (II München), J. Wellenhöfcr (H München), 
M. Landgruber (Ingolstadt), Frx. X. Schuhbauer (II München), Pder 
Müller (Bayreuth); die Unterveterinäre A. Nehcr (Dillingen). 
O. Meckel (Ansbach), Karl Braun (Gunzenhausen), J. Reichenwaller 
(Gunzenhausen), R. Seidl (Regensburg), E. Haag, P. Karmann 
(II München), M. StuMenmüller (Augsburg) und Ludwig Adam 
(Kitzingen). Ernannt zu Feldhilfsveterinären die Feldunter¬ 
veterinäre K. PkUtner (Dillingen), F. Wey .Dillingen), O. Hanauer 
und K. Roidcr. 

Todesfälle: Stabsveterinär d. L. Ludwig Beye in Wittingen, 
Kreistierarzt Gustav Pilger in Kreuznach. 


Preiserhöhung. 

Nachdem wir bisher die erhebliche, noch anhaltende 
Steigerung der Herstellungskosten der „B. T. W.“ seit 
Kriegsausbruch allein getragen haben, läßt sich eine 
kleine Erhöhung des Bezugspreises jetzt leider nicht 
mehr umgehen. Der vierteljährliche Bezugspreis beträgt 
vom 1. Januar 1917 an 50 Pf. mehr, so daß sich der¬ 
selbe dann auf 5,50 M. stellt. 

Bestellungen nehmen sämtliche Postanstalten Deutsch¬ 
lands und Österreich-Ungarns sowie die Feldpostämter 
und die Buchhandlungen an. Die direkte Versendung 
der ,,B. T. W.“ ins Feld unter Streifband durch den Verlag 
erfolgt nach wie vor ohne Mehrkosten für die Bezieher, 
also ebenfalls zum Preise von 5,50 M. vierteljährlich. 

Verlagsbuchhandlung von Richard Schoelz 


Verantwortlich für den Inhalt (oxkl. Inseratenteil): i. V. Prof. (ilage, Hamburg. — Verlag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetx ln Berlin — 

Druck von W. Büienstoin, Berlin 




Die .Jtortta«* tlwtoilleh« Wochenschrift* erscheint 
«tehatlleh Up VarUge veo Richard Seboejs in 
Berlin BY?. 48. Vlftelinitr. 10. Dareb Jede« deutsch« 
Fea&SQt wird dieselb« cum Freie« ton H. 6 ,—visrtel- 
jthrlicb (ausrehlieBlieh Bestellgeld) geliefert. (Öster- 
reichliche Post-Zeitung»* Preisliste Nr. 674. Ungarische 
Nr, 86.1 Klntelmimmern 60 Pf. v 


Berliner 


Orlglnalbeltrftge werden mit 90 Mk., ln Petitsata mit 
60 ICk. für den Bogen honoriert Alle Itcbockripta, 
Mitteilungen and redaktionellen Anfragen beliebe man 
an «enden an Professor Ol age. Hamburg, Osterstr. tt; 
Korrektoren, ReaenaAons- Exemplare and Annoncen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung tob 
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Tierärztliche Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schmaltz-Berlin 
onter ständiger Mitarbeit von 

Prof. Glage Stabsvet a. D. Haneke ßch]achth.-Dlr. Helfer Reg.- u. Geh. Vet-Rat Dr. Lothes Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann 

Bambuic. Referent L Reiehs-KoL-Amt ln Berlin. ln MUlhausen L K in C 6 In. Vortrag. Bat im Min. L Landw. in Berlin. 

Professor Dr. Peter Reg.- u. Geh. VeL-Rat Peters Dr. W. Pfeiler Dr. RlQhter Geh. Med.-Rat Dr. Boeder Dr. Sehlegel 

Landestlararst Ar Hamborg. ln Wiesbaden. Bromberg. Professor ln Dresden. Professor in Dresden. Professor in Freiburg. 

Ober-Med.-RatDr.J.Schnldt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vagei Geh. Regierungsrat Wehrte 

Proloesor in Dresden. Vorst d. Kais. Bakt Inst, Gamama» D. 8 .W.-A. Stadt-Tierarat m Hamburg. Professor in München. MitgU d. Kala. Gesundheitsamts in BarLial 

Dr. A. Zlnmermaiui Regierungsrat ZQndel 

Professor ln Budapest Landestierarst von Blsafl-botbrlngen. 


Verant wortlicher Schriftleiter: t V. Prof. Glage _ 

xxxn. Jahrgang 1916. JXi 51. Ausgegeben am 21. Dezember. 


I n h a 11: Reinhardt: Mitteilungen aus dem Pferdelazarett Brüssel. — Stark: Störung des Allgemeinbe¬ 
findens bei einem Pferde infolge von Speichelsteinen. — Kloschke: Ein Fall von Zwerchfell¬ 
bruch beim Pferde. — Referate: Sirk: Beitrag zur Differential-Diagnose von Milzbrand- und Pseudomilzbrandbazillen 
mittels Hämolyse. — S z ä 8 z: Schutz- und Heilimpfung gegen Milzbrand der Schweine. — S z ä s z: Darf man zugleich gegen 
Milzbrand und Rauschbrand impfen? — Tierhaltung und Tierzucht: Krieg: Einiges über die Regeln der Vererbung. — Tages - 
geeehichte: — Ehrentafel der Veterinäre. — Einhundertvierundzwanzigste Kriegswoche. — Deutscher Veterinärrat. — 
Janzen: Goethe und das Veterinärinstitut in Jena. — Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. — Verschiedenes. — 
Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Mitteilungen aus dem Pferdelazarett Brüssel. 

Von Stabsveterinär Prof. Dr. R. Reinhardt. 

III. Zur Behandlung der Infektiösen Bronchopneumonie. 

Im Frühjahr 1915 wurde im hiesigen Pferdelazarett zum 
ersten Mal unter den Pferden eine katarrhalische Entzündung 
der oberen Luftwege, der sich sehr häufig eine Pneumonie an¬ 
schloß, in seuchenhafter Ausbreitung beobachtet. Seitdem ist 
die Seuche nie mehr ganz erloschen. Man hat die Krankheit 
zuerst als eine besondere Form der Druse, als bösartige Druse 
angesehen; allein die weiteren Beobachtungen ließen bald er¬ 
kennen, daß die Krankheit mit Druse nichts zu tun hat; denn 
umfangreichere Schwellungen und Abszedierungen der sublin¬ 
gualen und retropharyngealen Lymphdrüsen, wie sie für Druse 
so charakteristisch sind, wurden hier nur ganz ausnahmsweise 
angetroffen. Auch andern bisher bekannten seuchenhaften Er¬ 
krankungen der Luftwege gegenüber, wie der Brustseuche, der 
Rotlaufseuche, der Dieckerhoffsehen Skalma, dem in¬ 
fektiösen Luftröhrenkatarrh (Fröhner) gegenüber, wies die 
fragliche Krankheit ganz wesentliche Unterschiede auf und 
ließ sich daher mit diesen nicht identifizieren. Es handelt sich 
zweifellos um eine Infektionskrankheit eigener Art, die nach 
ihren hervorstechendsten Symptomen am besten als „infek¬ 
tiöse Bronchitis“ bezeichnet wird. 

W i r t h beschreibt in der Wiener tierärztlichen Monats¬ 
schrift, II. Jahrgang, Seite 411 eine ansteckende Erkrankung 
des Re8pirationsapparate8 bei Militärpferden; obwohl diese 
Krankheit im Symptomenkomplex in einigen, übrigens un¬ 
wesentlichen Punkten von dem hier beobachteten Rrankheits- 
bild Abweichungen aufweist, so ist doch anzunehmen, daß es 
sich dort um dieselbe Seuche wie hier gehandelt hat. 

Im hiesigen Pferdelazarett wurden vom Frühjahr 1915 
bis zum 1. Oktober 1916 gegen 500 mit der in Rede stehenden 
Krankheit behaftete Pferde behandelt. Außer hier wurde die 


Seuche auch in andern Pferdelazaretten, Pferdedepots und 
Truppenteilen, sowohl in Belgien, als auch anderwärts be¬ 
obachtet. Falls, nicht frühzeitig Absonderungs- und Desinfek¬ 
tionsmaßregeln ergriffen wurden, erkrankte die Mehrzahl des 
betreffenden Pferdebestandes. Vorzugsweise wurden Pferde 
im jugendlichen Alter (2—6 Jahre) von der Seuche ergriffen, 
doch blieben auch ältere Pferde nicht verschont. 

Die Erscheinungen der Krankheit bestehen im 
wesentlichen in folgendem: Fieber ist am Anfang stets vor¬ 
handen; die Körpertemperatur bewegt sich meist zwischen 
39,5 und 40,5° C; doch wurden zuweilen auch Temperaturen 
von 41,0 und darüber gemessen. Der Verlauf des Fiebers ist 
atypisch, wechselnd; nach längeren (2—3 Wochen) fieber¬ 
freien Pausen kann oft plötzlich wieder ein mehr oder weniger 
hoher Anstieg eintreten. Weiterhin fällt ein schleimiger oder 
schleimig-eitriger Nasenausfluß auf, der meist beiderseitig ist, 
in der Regel rein eitrig wird, in großen, gelben, oft klumpigen 
Massen sich ausscheidet und später nicht selten übelriechend 
wird. Dabei besteht ein häufiger, spontaner, schmerzhafter, 
anfangs kräftiger, später öfters matter, schwacher Husten. 
Die palpabeln Lymphdrüsen des Kopfes und Halses sind in der 
Regel nicht oder nur mäßig geschwollen; umfangreichere 
Schwellungen und Abszedierungen zählen zu den größten Sel¬ 
tenheiten. Die Schleimhäute des Kopfes sind meist höher ge¬ 
rötet, selten mit einem Stich ins Gelbliche; ausnahmsweise 
werden die Konjunktiven blaß-rosarot, anämisch gefunden; 
Schwellungen derselben oder seröser bzw. schleimiger Ausfluß 
aus dem Lidsack sind sehr selten. Die Puls- und Atemfrequenz 
ist erhöht Oft schon nach wenigen Tagen der Erkrankung 
lassen sich die Erscheinungen einer Bronchitis und Pneumonie 
feststellen. Das anfänglich verstärkt-vesikuläre Atmungs¬ 
geräusch macht stellenweise bronchialem Atmen und feuchten,, 
später trockenen (Giemen, Pfeifen, Brummen) Atmungsge- 




602 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No, 51. 


räuschen Platz. Die Perkussion der Brustwandung ist meist 
negativ; zuweilen lassen sich umschriebene, wenig umfang¬ 
reiche Dämpfungen in den untersten Teilen des Perkussions- 
feldes feststellen. Die Futter- und Getränkaufnahme pflegt 
anfangs gut zu sein; bei schwererer Erkrankung ist sie vermin¬ 
dert und verlangsamt oder selbst gänzlich aufgehoben. Zu¬ 
weilen kann vorübergehender, dünnbreiiger, übelriechender 
Durchfall auftreten. In einzelnen Fällen konnte anhaltender 
profuser Durchfall als Vorbote des letalen Endes beobachtet 
werden. Der Harnabsatz ist normal; Eiweiß oder Zucker 
konnten nicht aufgefunden werden. Die Psyche pflegt an¬ 
fangs nur wenig eingenommen zu sein; bei erheblicherer und 
länger anhaltender Erkrankung machen die Tiere einen müden, 
matten Eindruck. 

Bei günstigem Verlauf der Krankheit bilden sich die Er¬ 
scheinungen allmählich zurück. Die Symptome der Bronchitis 
und Pneumonie, sowie das Fieber lassen nach; der Nasenaus¬ 
fluß wird geringer, der Husten seltener; schließlich sistieren 
sie gänzlich. Auffallend ist jedoch, daß die gänzliche Heilung 
auch bei unkompliziertem Verlauf sehr lange Zeit in An¬ 
spruch nimmt; ein Rekonvaleszenzstadium von 6—8 und noch 
mehr Wochen ist die Regel. Die Fierberfreiheit beweist aber 
keineswegs die Abheilung der örtlichen Erkrankung; denn nicht 
selten setzen, nachdem das Fieber und die Lungenerscheinungen 
schon längere Zeit verschwunden waren, Rezidive ein; die 
Temperatur steigt wieder an, heftige Lungenerscheinungen mit 
starkem Auswurf treten wieder auf, die Exspirationsluft wird 
stinkend, die Tiere zeigen große Schwäche und Hinfälligkeit 
und verenden. Ein derartiger Ausgang kann noch bei Pferden 
eintreten, die schon wochenlang fieberfrei gewesen sind und 
für vollständig geheilt angesehen werden konnten. Dadurch 
erhält die Krankheit einen heimtückischen Charakter. 

Als Nachkrankheit wurde öfters Petechialfieber be¬ 
obachtet. Auch zur Ausbildung von Dämpfigkeit infolge chro¬ 
nischer Bronchitis, Kamifikation, Atelektase und Emphysen 
in den vorderen Lungenlappen kam es zuweilen. 

Anatomischer Befund: Die Schleimhäute der 
oberen Luftwege sind gerötet, geschwollen und mit einem 
schleimig-eitrigen Belag versehen. Die Bronchien enthalten 
rahmartigen Eiter oder eine krümelig-bröcklige, körnige gelbe 
Masse. Die Veränderungen in der Lunge sind verschieden, je 
nach dem Stadium, in dem die Patienten verendet bzw. ge¬ 
schlachtet worden sind. Die Spitzenlappen und der untere 
Teil der Mittellappen der Lunge sind hepatisiert, derb sich 
anfühlend, von braunroter Farbe, die Schnittfläche ist feucht¬ 
glänzend, graurot bis rötlich-braun (bei Pferden, die im ersten 
akuten Stadium tödlich geendet haben), öfters zeigen die hepa- 
tisierten bzw. kamifizierten Lungenteile auf dem Durchschnitt 
ein gekörntes Aussehen, hervorgerufen durch zahlreiche, in das 
Lungengewebe eingesprengte Eiterherdchen von Stecknadel¬ 
kopf- bis Erbsengröße, die von einer bindegewebigen Kapsel 
umschlossen sind. Vielfach erreichen einzelne Herde Hasel¬ 
nuß- bis Kartoffelgröße und enthalten gelben, rahmartigen 
Eiter; vereinzelt bildet das äußerste Ende des vorderen Lungen¬ 
lappens eine einzige Eiterhöhle (subakuter, schleppender Ver¬ 
lauf mit Abszeß- und Kavemenbildung, sowie Schwindsucht). 
Nicht selten werden in den veränderten Lungenpartien mit 
einer schmutzig-graugrünen, stinkenden, schmierigen Masse 
angefüllte Hohlräume angetroffen: in diesen Fällen ist auch 


regelmäßig eine Gelbgraufärbung und Konsistenzverminde¬ 
rung des Herzmuskels, sowie trübe Schwellung der Leber und 
der Nieren vorhanden (Lungengangrän mit Septikämie). 

Ätiologie. Wie schon oben kurz erwähnt worden ist, 
ist die Seuche u. a. besonders in Pferdedepots beobachtet 
worden, überhaupt an Stellen, wo eben Pferde aus den ver¬ 
schiedensten Gegenden, Formationen und Stallungen, ins- 
bsondere auch Händlerstallungen, zusammengebracht wurden. 
Einmal in größeren Pferdebeständen ausgebrochen, breitet sich 
die Seuche, sofern nicht rechtzeitig umfassende Bekämpfungs¬ 
maßnahmen getroffen werden, aus und kann allmählich bei¬ 
nahe restlos den ganzen Bestand ergreifen. Dabei scheinen 
hinsichtlich der Empfänglichkeit weder Alter noch Rasse, 
Geschlecht, Nährzustand oder dergl. einen wesentlichen Unter¬ 
schied zu machen. Die Erreger sind zweiffellos in den Nasen- 
dejekten enthalten und können nicht bloß von Tier zu Tier 
unmittelbar übertragen werden, sondern offenbar auch mittel¬ 
bar durch Personen und Gegenstände, wie das Pflegepersonal, 
Decken, Putzzeug und insbesondere Tränkeimer. Ob die Krank¬ 
heitserreger auch durch die Luft übertragbar sind, ist nicht mit 
Sicherheit festgestellt. 

In den Dejekten der kranken Pferde, im Absze߬ 
inhalt, in den veränderten Lungenpartien konnten neben an¬ 
deren Bakterien regelmäßig Streptokokken nachgewiesen 
werden. Ob diese Streptokokken — allein oder in Verbindung 
mit anderen Bakterien — als die Erreger der Seuche anzusehen 
sind, konnte jedoch nicht erwiesen werden, wie denn auch ein¬ 
gehendere ätiologische Untersuchungen und Versuche am hie¬ 
sigen Pferdelazarett nicht ausgeführt werden konnten. 

Dagegen bildete die Behandlung der Seuche den 
Gegenstand umfangreicher und über einen Zeitabschnitt von 
ein und einhalb Jahren sich ausdehnender Untersuchungen und 
Beobachtungen. 

Von welch hoher Bedeutung sowohl in volkswirtschaft¬ 
licher als in militärischer Hinsicht die Seuche ist, geht schon 
aus der außerordentlich hohen Mortalitätsziffer hervor. 
Die Mortalität betrug in den verschiedenen Zeiten und bei den 
verschiedenen Behandlungsmethoden zwischen 12 und über 
28 Proz. 

Was zunächst die Verhütung der Übertragung 
und Weiterausbreitung der Seuche anlangt, so ist es 
in erster Linie notwendig, die Gesunden von den Kranken zu 
trennen und die benutzten Standplätze bzw. Stallungen, sowie 
Gebrauchsgegenstände, wie Krippen, Halfter, Gurten, Decken, 
Putzzeuge, Tränkeimer usw. gründlich zu desinfizieren. Die 
Bereitstellung und Benutzung je eines besonderen Tränkeimers 
für jedes Pferd sind nicht nur im Hinblick auf die Bekämpfung 
des Rotzes, sondern auch der infektiösen Bronchopneumonie 
angezeigt. Bricht die Seuche in einem Pferdedepot aus, so 
empfiehlt es sich, die erkrankten Pferde sofort in ein Lazarett 
abzuschieben und eine umfassende Stalldesinfekion vorzuneh¬ 
men, um so das Depot seuchenfrei zu erhalten. Dabei hat sich 
bei drohender Seuchengefahr die Vornahme regelmäßiger 
täglicher Temperaturmessungen bei sämtlichen Pferden des 
Depots als sehr zweckmäßig erwiesen, da dadurch die ersten 
Seuchenausbrüche sofort erkannt wurden und so die Seuche 
auf einzelne Fälle beschränkt werden konnte. 

Die Behandlung der erkrankten Pferde besteht in sofortiger 
Außerdienststellung, in der Schaffung guter, hygienischer 


21. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


603 


Verhältnisse, in der Verabreichung von gutem, leicht verdau¬ 
lichen Futter, insbesondere auch Grünfutter. Ein wesentlicher 
Faktor bei der Behandlung ist der Aufenthalt in frischer Luft. 
Am besten ist es, die Pferde auf Weiden zu geben. Wo dies 
nicht möglich ist, muß man sich mit der Aufstallung in 
Baracken, Schuppen u. dergl. behelfen. Im hiesigen Pferde¬ 
lazarett wurde in einem an drei Seiten geschlossenen, an einer 
Seite offenen, mit einem Dach versehenen Schuppen ein Stall 
für 36 Pferde hergerichtet, in dem die Patienten während der 
günstigeren Jahreszeit Tag und Nacht verblieben; dieser stän¬ 
dige Aufenthalt in frischer Luft, diese „Freiluftbehandlung“, 
übte einen günstigen Einfluß auf die Kranken aus. Eine täg¬ 
liche eingehende Untersuchung der Pferde und eine öftere 
Feststellung der Körpertemperatur ist unerläßlich. Im übrigen 
war die Behandlung zunächst eine symptomatische; sie be¬ 
stand in Applizierung von Derivantien und Inhalationen, in 
der Verabreichung von Expektorantien, von Resolventien und, 
wenn die Herztätgkeit es erforderte, von Kardiaka. Über 
241 lediglich symptomatisch behandelte Pferde 
liegen nähere Aufzeichnungen vor. Darnach sind 168 = 69,7 
Proz. wieder vollständig genesen und wieder dienstbrauchbar 
geworden; 7 = 2,9 Proz. sind zwar genesen, blieben aber in 
mehr oder weniger starkem Grade dämpfig; 11 = 4, 6 Proz. 
sind verendet; 55 = 22,8 Proz. mußten geschlachtet werden; 
ich möchte hierzu bemerken, daß zur Schlachtung erst dann ge¬ 
schritten wurde, wenn jede Aussicht auf Heilung geschwunden 
war. Somit betrug die Gesamt-Mortalität 66 = 27,4 Proz. 

Bei dieser hohen Mortalität war es natürlich, daß man sich 
nach andern Behandlungsmethoden umsah. 

Da sich das Salvarsan bzw. das Neosalvarsan 
bei der Behandlung und Bekämpfung der Brustseuche so glän¬ 
zend bewährt hatte, lag der Gedanke nahe, das Mittel auch 
bei der in Rede stehenden infektiösen Erkrankung des Atmungs¬ 
apparates zu versuchen. So wurde im Frühjahr und wiederum 
im Herbst 1915 das Mittel in der bei der Brustseuche üblichen 
Dosis und Form an über 20 Pferden in den verschiedenen 
Stadien der Krankheit, meist schon gleich im Anfangsstadium, 
angewandt. Es hat sich aber weder das Fieber auch nur im 
geringsten dadurch herabsetzen lassen, noch war irgendwie 
eine günstige Beeinflussung der Krankheit zu bemerken. 
Salvarsan konnte dieser Seuche gegenüber keinerlei heilende 
Wirkung ausüben. Zu gleichem negativen Resultate führten 
Versuche mit A r s a 1 y t. 

Wie schon oben erwähnt, sprachen die Ergebnisse bakte¬ 
riologischer Untersuchungen dafür, daß bei der Krankheit 
Streptokokken als Erreger entweder allein oder in Verbindung 
mit änderen Bakterien in Betracht kommen können. So wurde 
Druseserum verschiedener Herkunft versuchsweise ange¬ 
wandt. Ich hatte schon im Frühjahr 1915 Druseserum in Dosen 
von 30—80 ccm teils subkutan, teils endovenös injiziert, ohne 
eine merkbare günstige Beeinflussung der Krankheit zu er¬ 
zielen. Später nahm ich die Versuche mit dem Mittel wieder 
auf, gab aber erheblich größere Dosen; ich begann mit 200 ccm 
und ließ nach je 24 Stunden ein oder mehreremal Gaben von 
100—150 ccm folgen. Das Serum wurde in dieser Weise bei 
52 Pferden angewandt. Hiervon haben 40 = 76,9 Proz. ihre 
volle Dienstbrauchbarkeit wiedererlangt; 2 — 3,85 Proz. sind 
zwar genesen, blieben aber dämpfig; 2 = 3,85 Proz. sind ver¬ 
endet und 8 = 15,4 Proz. mußten geschlachtet werden. Die 


Mortalität betrug demnach bei dieser Behandlung 19,25 Proz., 
also 8,15 Proz. weniger als bei der symptomatischen Be¬ 
handlung. Ich bin geneigt, dieses etwas günstigere Ergebnis 
der Wirkung des Serums zuzuschreiben, da bei diesen, wie 
auch bei allen andern Versuchen gleichzeitig andere, nur symp¬ 
tomatisch behandelte Pferde zum Vergleich beobachtet wurden 
und demnach der Rückgang der Mortalität nicht auf andere 
Umstände, wie Milderung des Seuchencharakters, Abschwäch¬ 
ung des Virus oder dergl. zurückgeführt werden konnte. An¬ 
fügen möchte ich noch, daß auch die mit Serum oder anderen 
Medikamenten behandelten Pferde im Bedarfsfälle Derivantien 
oder Kardiaka erhielten. 

Versuche mit endovenösen Injektionen von O p t o c h i - 
num hydrochloricum, einem Chininpräparat, die an 
3 Pferden vorgenommen wurden, schlugen fehl. 

Im April 1916 sind an 14 Patienten Versuche mit der in 
der Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1916, S. 41 von Krämer 
gegen septische Infektion empfohlenen Methylenblausil¬ 
berlösung angestellt worden. Jedem Pferd wurden an drei 
aufeinander folgenden Tagen je 100 ccm einer wässrigen 
Lösung 1:100 endovenös infundiert. Nachteilige Folgen der 
Behandlung konnten nicht beobachtet werden, aber auch keine 
heilende Wirkung; denn von den 14 so behandelten Pferden 
mußten 4 geschlachtet werden. Die Mortalität beträgt dem¬ 
nach also 28,57 Proz., entspricht also etwa der der symptoma¬ 
tisch behandelten Pferde. Trotz frühzeitiger Anwendung des 
Mittels konnte eine septische Erkrankung nicht verhindert 
werden. 

Infolge einer Literaturnotiz, in der M o r e 11 i (La Clinica 
vet. 1901, S. 560) die intravenöse Injektion von Sublimat 
gegen Druse empfohlen hat, wurde im hiesigen Pferdelazarett 
der Versuch gemacht, die infektiöse Bronchopneumonie mit en¬ 
dovenösen Infusionen einer wässrigen Sublimatlösung 1:1000 
zu behandeln. 

Im ganzen sind bis zum Abschluß dieser Veröffentlichung 
34 Pferde dieser Behandlungsmethode unterworfen worden. 
Wegen der Befürchtung, daß Sublimat Vergiftungen auf treten 
könnten, wurden zunächst nur 30 ccm der auf Bluttemperatur 
erwärmten Lösung eingespritzt, und man stieg in den folgenden 
3—4 Tagen um je 10 ccm. Später, als sich die Ungefährlich¬ 
keit dieser Behandlung gezeigt hatte, wurde gleich mit einer 
Dosis von 80 ccm begonnen; dieselbe Dosis wurde täglich wäh¬ 
rend der nächsten 3---4—5 Tage gegeben. Die Pferde ertrugen 
die Injektionen ohne nachteilige Reaktionen; nur bei wenigen 
wurden an der Injektionsstelle flache, weiche, in zwei bis drei 
Tagen ohne Behandlung verschwindende, ödematöse Anschwel¬ 
lungen beobachtet. Von den 34 mit Sublimat behandelten Pfer¬ 
den mußte eines am 19., ein zweites am 24. Erkrankungstage 
geschlachtet werden; bei beiden hatte aber erst mehrere Tage 
nach der Erkrankung die Sublimatbehandlung eingeleitet wer¬ 
den können; die Pferde hatten hohes Fieber und reichlichen 
chleimig-eitrigen Nasenausfluß gezeigt, und es war schon eine 
Affektion der Lungen klinisch festzustellen gewesen. Der Be¬ 
fund bei der Sektion ergab beiderseitige gangränöse Pneu¬ 
monie. Ein drittes Pferd erkrankte einige Wochen nach den 
Sublimatinfusionen an Petechialfieber, das allerdings nach 
mehreren Dosen von Petechialfieberserum (Schreiber- 
Landsberg) wieder verschwand; das Pferd mußte aber wegen 
einer plötzlich auftretenden, bedrohlichen Herzschwäche am 



(>()4 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 51. 


54. Tage seiner Erkrankung an Bronchopneumonie geschlachtet 
werden. Ein viertes Pferd wurde am 56. Erkrankungstage 
wegen Abmagerung .und allgemeiner Schwäche getötet; es 
fanden sich zahlreiche bis welschnußgroße Eiterherde in den 
Lungen. Die übrigen Pferde sind nach einer 20- bis 63 tägigen 
Behandlung geheilt. Danach ergibt sich bei der Sublimat¬ 
behandlung eine Mortalität von 11,76 Pro/.. 

Wenn auch die Zahl der behandelten Pferde zu gering ist, 
um ein abschließendes Urteil zu fällen, so muß doch hervor 
gehoben werden, daß bei den Versuchen die günstige Wirkung 
der Sublimatbehandlung unverkennbar war. Nicht nur sank 
die Mortalität auffallend, sondern auch die Dauer der not¬ 
wendigen Behandlung und Außerdienststellung der Pferde 
wurde gegenüber der Dauer bei andern Behandlungsmethoden 
nicht unwesentlich abgekürzt. Zu beachten ist, daß mit der 
Behandlung gleich im ersten Anfangsstadium der Erkrankung 
begonnen werden muß. 

Die 'Wirkung zeigt sich durch einen allmählichen Abfall 
des Fiebers. In der Regel bleibt nach 4—5 maliger Sublimat¬ 
infusion die Körpertemperatur normal; zuweilen werden noch 
vorübergehende, mäßige Temperaturanstiege beobachtet. 
Nasenausfluß und Husten lassen nur ganz allmählich nach, die 
Freßlust bessert sich. Ältere Fälle, in denen schon pneu¬ 
monische Erscheinungen vorhanden sind, werden durch die 
Sublimatbehandlung kaum beeinflußt. Die Behandlung hat 
daher möglichst frühzeitig einzusetzen. Aus diesem Grunde 
empfiehlt es sich, in Pferdebeständen, Pferdedepots usw., sowie 
beim Zugang von frischen Pferden zur Truppe, falls Gefahr 
des Ausbruchs der infektiösen Bronchopneumonie besteht, die 
Körpertemperatur bei sämtlichen Pferden desselben Stalles, 
Gehöftes, Kasernemonts zweimal täglich feststellen zu lassen 
und bei den geringsten verdächtigen Erscheinungen mit der 
Sublimatbehandlung zu beginnen; je früher sie einsetzt, um 
so sicherer kann man mit einem Erfolg rechnen. 

Veterinär Dr. Brücker am hiesigen Pferdelazarett 
konnte bei zwei Formationen ähnliche Beobachtungen über 
die günstige Wirkung der Sublimatbehandlung bei infek¬ 
tiöser Bronchopneumonie machen. Die beiden Fonnationen 
batten 15 bzw. 8 Ersatzpferde, die aus einem verseuchten* 
Bestände stammten, empfangen. Von diesen sind 11 bzw. 
7 Pferde mehr oder weniger kurze Zeit nach der Übernahme 
an der Seuche erkrankt; sie zeigten Husten, serösen Nasen- 
ausfluß, starke Rötung der Schleimhäute, vennehrte Puls- 
und Atemfrequenz, Körpertemperaturen bis 40,2° C. Die 
Freßlust war kaum gestört. Nach endovenösen Ein¬ 
spritzungen einer einpromilligen Sublimatlösung in der Menge 
\on 30, 40, 50 und 60 ccm an sich aufeinanderfolgenden 
Tagen fiel die Körpertemperatur und blieb dauernd normal; 
nur bei einem Pferde, bei dem die Temperatur nach vorüber¬ 
gehendem Sinken wieder angestiegen war, waren zur 
dauernden Herabsetzung derselben 6 Injektionen notwendig. 
Alle Pferde wurden geheilt; der Nasenfluß blieb in der 
Regel serös oder serös-schleimig, nur ganz selten wurde er 
eitrig. Auch Brücker ist der Ansicht, daß die Hauptsache 
bei dieser Behandlungsmethode deren frühzeitige An¬ 
wendung ist. 

Die vorstehend geschilderten günstigen Ergebnisse der 
Sublimatbehandlung sind so auffallend, daß sie zu weiterer 
Anwendung und Nachprüfung auffordern. Es ist nicht aus¬ 


geschlossen, daß durch eine frühzeitig einsetzende Sublimat¬ 
behandlung die verheerende Wirkung der Seuche ein¬ 
geschränkt und selbst der Ausbruch der Krankheit kupiert 
werden kann. (Fortsetzung folgt.) 

Störung des Allgemeinbefindens bei einem Pferde 
infolge von Speichelsteinen. 

Von Veterinär d. Res. Starck. 

Vor bericht: Vor kurzem wurde ich zu einem der mir 
zur Behandlung unterstellten Pferde gerufen. Der Bericht des? 
betreffenden Pferdepflegers lautete dahin, daß der Kopf des Tieres, 
eines französischen Beutepferdes, infolge eines Insektenstiches plötz¬ 
lich stark angeschwollen sei, und daß es mittags die Futterauf¬ 
nahme verweigert habe; es seien sofort kalte Waschungen gemacht, 
doch habe die Schwellung und Schmerzhaftigkeit noch zu¬ 
genommen. 

Befund: Das mir vorgeführte Pferd machte einen trüben 
Eindruck und kümmerte sich nicht um die Umgebung; auch vor¬ 
gehaltenes Grünfutter und Wasser ließ es unberührt Der Puls 
schlug 36 mal in der Minute, die Atmung erfolgte 16 ma). Die 
Innentemperatur betrug 38,9®. Der Patient zeigte eine auffallend 
steife Kopfhaltung und vermied jede Bewegung; jede passive Be¬ 
wegung des Kopfes schien ihm große Schmerzen zu verursachen. 
Aus dem Maule entströmte ein übler, süßlich-fader Geruch; bei 
Druck auf die regio buccalis dextra entleerte sich in die Maul¬ 
höhle eine schmutzig graurote, dünnflüssige Masse, die Ursache 
des üblen Geruches. Die Zusammensetzung des Sekretes fest¬ 
zustellen, war leider nicht möglich. Die Untersuchung der Maul¬ 
höhle verlief im übrigen negativ. Die regio buccalis dextra war 
bis zur Parotisgegend stark diffus geschwollen; die Anschwellung 
nahm Fingereindrücke nicht an, war vermehrt warm und schmerz¬ 
haft. Die Haut über der Anschwellung war mit der Unterlag«* 
nicht verwachsen, das Haarkleid über ihr glatt und anliegend. 
Exkoriationen waren nicht vorhanden. Beim Abtasten der An¬ 
schwellung fühlte ich auf der Höhe des Speichelganges, etwa da. 
wo die Öse des Paradehalfters sitzt, einen steinharten, gegen 
die Umgebung abgesetzten Körper, der auf der Unterlage ver¬ 
schiebbar war und dabei mit einem zweiten harten Körper, der 
jedoch durch Palpation nicht festgestellt werden konnte, zu¬ 
sammen traf, so daß ein Geräusch hörbar wurde, wie es beim Zu 
sammen&chlagen zweier Steinehen entsteht. Die Körper wurden als 
Speichelsteine diagnostiziert, die die phlegmonöse Schwellung 
der regio buccalis dextra und damit die Störung des Allgemein¬ 
befindens des Pferdes hervorgerufen hatten. 

B e Ir a n d 1 u n g : Bei dem . gebremsten Pferde machte Ich 
auf der Höhe des palpierten Speiehelsteines einen Einschnitt quer 
zum Verlauf des Speiehelganges, so daß dessen obere Wandung 
und die seitliche bis zur halben Tiefe geöffnet wurde. Aus dem 
eröffneten Gang entleerte sich dieselbe übelriechende Masse, di«' 
in der Maulhöhle festgestellt war. Ohne Schwierigkeit konnte ich 
dann dem Gang den palpierten Stein und unter ihm liegend einen 
zweiten kleineren entnehmen. Die Steine, die an den Berührungs¬ 
flächen glatte Sehliffläehen zeigten, w r aren von grauw r eißlicher Farbe 
und hatten ein Gewicht von etwa 70 g und 12 g. Das Lumen d<* 
Ganges w ar an der Lagerstelle derSteine etwa das des kleinen Fingers. 
Der Gang wurde mit Ha Os ausgespritzt, und die Operationswunde 
mit Jodoformgaze austamponiert, die durch eine Naht, befestigt 
wurde. Der Patient wurde allein gestellt und ihm das Futter zu¬ 
nächst entzogen. Schon am nächsten Tage war die Schwellung 
bedeutend zurückgegangen. Die Temperatur betrug 37,8°; die 
Kopfhaltung und Beweglichkeit w r ar wieder normal. Der Tampon 
wurde herausgenommen und der Gang nochmals mit Hs Os aus¬ 
gespritzt. Der neu hineingesteekte Tampon blieb 4 Tage liegen. 
Bei seiner Entfernung entleerte sich auf Druck nur eine geringe 
Menge klaren Speichels. Darauf wurden die Wundränder mit 
dem Höllensteinst-ift- angeätzt, so daß ein guter Ätzschorf ent¬ 
stand. Am 14. Tage war die Operationswmnde per primam inten- 
tioneni vollkommen vorheilt. 






21. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


605 


Ein Fall von Zwerchfellbruch beim Pferde. 

Von Veterinär Kieschke. 

Am 15. November wurde ich gegen 7 Uhr morgens zu einem 
Pferde meiner Kolonne gerufen, das offenbar im Laufe der Nacht 
erkrankt war und am Morgen bei Vorhandensein von Kolik¬ 
erscheinungen Futter- und Getränkaufnahme verweigert hatte. Auf 
meine Frage, ob der Patient schon öfter an Kolik gelitten habe, 
berichtete mir der Pfleger, daß das Pferd, ein Wallach, seit einigen 
Monaten Beschwerden beim Harnabsatz gezeigt habe, ernstlich 
krank aber bis heute nicht gewesen sei. Die klinische Unter¬ 
suchung ergab folgende Krankheitserscheinungen: 

Die sichtbaren Schleimhäute des wie in Schweiß gebadeten 
Pferdes stark gerötet, der Puls' an der Maxiliaris nicht fühlbar. 
82 Herzschläge in der Minute, die Atmung erfolgt stöhnend, ist 
äußerst angestrengt und beschleunigt. Darmgeräusche sind zeit¬ 
weilig vermindert und unterdrückt, zeitweilig fehlen sie gänzlich. 
Die der rektalen Untersuchung zugänglichen Darmteile sind weder 
übermäßig, noch mit harten Kotmassen gefüllt, auch nicht ver¬ 
lagert, insbesondere ist ein Verschluß der Harnblasenmündung 
durch vorgelagerte Darm teile nicht nachweisbar. Nach Verab¬ 
reichung von 0,05 Arekolin setzte das Pferd dreimal hintereinander 
geringe Mengen schlecht geballten, aber sonst normal beschaffenen 
Kotes ab. Trotz äußerst angestrengten Drängens wurde später¬ 
hin kein Kot mehr abgesetzt. Der Patient lag meist ruhig, bei 
plötzlich auftretenden Schmerzanfällen nahm er mit Vorliebe die 
völlige Rückenlage ein. So oft er aufstand. schickte er sich zum 
Harnlassen an. Nur einmal gelang es ihm unter offensichtlichen 
Schmerzen, etwa einen halben Liter gelbrot verfärbten Harnes zu 
entleeren. Das Pferd verendete nach einem vorangegangenen 
krampfartigen Anfall gegen 5 Uhr nachmittags. Wegen ein¬ 
brechender Dunkelheit konnte die Zerlegung erst am nächsten 
Morgen vorgenommen werden. Sie ergab die folgenden krankhaften 
Veränderungen: 

Außer einer etwa in der Mitte des Zwerchfelles senkrecht ver¬ 
laufenden, Vi m langen Ruptur befindet sich nahe dem rechten 
ventralen Winkel des Zwerchfelles, gleich weit, und zwar etwa 
10 cm vom rechten und ventralen Rande entfernt ein fast kreis¬ 
rundes, 4 cm im Durchmeser betragendes Loch mit völlig ausge¬ 
heiltem, abgerundeten Rande. Durch diese Pforte zieht sich die 
Schlinge eines etwa 1 m langen, dunkelrot verfärbten, kinderarm¬ 
starken Duodenumstückes in die Brusthöhle hinein. Nach dem 
Eröffnen derselben findet sich neben dieser Darmschlinge eine 
dunkelrote, faustgroße Masse, bestehend aus knäuelartig zusammen¬ 
geballten, regenwurmartigen, etwa bleistiftstarken, dunkel- bis 
schwarzrot gefärbten Strängen, die an schwarzrot durchscheinenden, 
abgerissenen Längsstrichen als Blutgefäße erkennbar und durch 
Bindgewebszüge untereinander verbunden sind. Auf Durchschnitten 
entleeren sich auf Druck aus dem kleinen Lumen einige Tropfen 
schwarzroten, dickflüssigen Cruors. Während sich die Dann¬ 
schlinge nach Voranschicken eines Teiles der gleichmäßig weichen 
Inhaltsmassen in den freien Raum der Bauchhöhle zurückziehen 
läßt, erweist sich die wurmartige Masse nach dem Zurückzichen 
in die Bauchhöhle als zum Netz gehörig und einerseits mit diesem, 
andererseits mit dem der Bauchhöhle zugekehrten, dorsalen Rande 
der Bruchpforte verwachsen. 

Da der Rand des Zwerchfelloches rundherum gleichmäßig aus¬ 
geheilt war, also keinesfalls frisch entstanden sein konnte, außer¬ 
dem die Weite des Lumens bei mäßig gefülltem Duodeum den 
Durch- und Rücktritt der Inhaltsmassen sehr wohl gestatten konnte, 
erhebt sich die Frage, ob der Zwerchfellbruch im Laufe der vor¬ 
letzten Nacht entstanden und dann eo ipso oder aber älteren 
Datums und dann nur infolge einer zufällig entstandenen Uber¬ 
füllung der Darmschlingen als Ursache für die plötzlich aufge¬ 
tretene Kolik, die naturgemäß letal enden mußte, anzusehen ist. Da 
sich bei der weiteren Zerlegung eine hochgradige, beiderseits be¬ 
stehende Nierenentzündung mit eitriger Ansammlung im Nieren¬ 
becken ergab, neige ich zu der Annahme, daß die Nierenentzündung 
und vor allem der seit Monaten beobachtete erschwerte Harnabsatz 
in ursächlichem Zusammenhänge mit dem Zwerchfellbruch steht, 
insofern, als bei jedem Anspannen des Zwerchfelles zum Zwecke 


des Harnlassens eine schmerzhafte Quetschung der Darmschlinge 
erfolgte und die Harnblase deshalb nur selten und unvollständig 
entleert wurde. Auch läßt sich meines Erachtens nur durch die 
Annahme, daß die Darmschlinge sich schon seit längerer Zeit in 
der Brusthöhle befindet, die eigentümliche, fast kreisrunde Be¬ 
schaffenheit der Bruchpforte erklären. Irgend ein Anhaltspunkt, 
der über die Entstehung der Bruchpforte hätte Aufschluß geben 
können, konnte nicht gefunden werden. 

Referate. 

(Aus dem bakteriologisch-hygienischen Institute der Tierärztlichen 
Hochschule in Wien.) 

Beitrag zur Differential-Diagnose von Milzbrand- und Pseudo¬ 
milzbrandbazillen mittels Hämolyse. 

Von Tierarzt Walter S i r k. 

(Wiener Tier&rztl. Monatnachr,, III. Jahrg-, 2. H« ft.) 

Die Unterscheidung der Milzbrandbazillen von Pseudo¬ 
milzbrandbazillen stößt mitunter auf große Schwierigkeiten, da 
namentlich die morphologischen und biologischen Merkipale 
nicht selten im Stiche lassen. Ferner gibt es avirulente Milz¬ 
brandbazillen und virulente Pseudo-Anthraxbazillen. Auch 
besitzen die Agarkulturen mancher anthrakoider Bakterien 
große Ähnlichkeit mit den echten Milzbrandbazillen. Die vor¬ 
liegende, mit einer Abbildung ausgestattete Arbeit bereichert 
die Diagnostik nicht unwesentlich. Sie lehrt zunächst, daß 

1. Milzbrand- und Pseudomilzbrandbazillen Lysine bilden, 
die ebenso wie die Lysine anderer Bakterien die Eigenschaft 
haben, rote Blutkörperchen aufzulösen. 

2. Die Hämolysine des M i 1 z b r a n d b a z i 11 u s 
sind thermolabil, werden bei 60° in 15 Min. zerstört und 
sind überhaupt in ihrer Wirkung schwach. Die H ä m o ly¬ 
sine derPseu dom ilzbrandbazillen sind t h e r m o- 
stabil und wirken bedeutend stärker hämolytisch. 

3. Als differential-diagnostisches Mittel kommen lOproz. 
Blutagarplatten, die mit Ziegen- oder Pferdeblut hergestellt 
wurden, in Betracht. Der Milzbrandbazillus ruft bei seinem 
Wachstum auf diesen Platten keine Veränderung hervor, 
während der Pseudomilzbrandbazillus spätestens nach 24 
Stunden einen deutlich durchsichtigen hämolytischen Hof um 
die Kultur erzeugt. 

4. In öproz. Aufschwemmung von gewaschenen Blut¬ 

körperchen in physiologischer Kochsalzlösung erzeugt der 
Milzbrandbazillus in den ersten 48 Stunden keine Hämolyse, 
während der Pseudomilzbrandbazillus dieselbe in 12 bis 24 
Stunden hervorruft. J. S .c h m i d t. 

Schutz- und Heilimpfung gegen Milzbrand der Schweine. 

Von kgl. Oberbakteriologen Privatdozenten Dr. Alfred Szäsz 
in Budapest. 

f Allatorvosi Lapok, 191(5, Nr. 36.) 

Seit man tierische Rohprodukte und Tierleiehen allgemein 
zur Schweinefütterung verwendet, hat sich der Milzbrand auch 
unter den Schweinen verbreitet. Die Behandlung und die 
Schutzimpfung mit Milzbrand-Serum ist beim Schwein von bei¬ 
nahe sicherem Erfolge begleitet. Die Heildosis beträgt 
30—60 ccm je nach dem Gewicht der Schweine; höhere Dosen 
beschleunigen und sichern noch mehr seine Heilwirkung. Zum 
präventiven Impfen genügen allgemein 10—20 ccm, bei stär¬ 
kerer Verbreitung ist es jedoch ratsam, den scheinbar gesunden 
Tieren etwas größere Mengen Serum einzuspritzeu. Die Tn- 






606 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 51. 


jektion geschieht an der Schenkelinnenfläche. Bei großer 
Kälte soll das Serum auf Körpertemperatur erhitzt werden. 
Da bei dieser Applikationsstelle gar oft die Anschwellung beim 
Gehen Schmerz verursacht und das Serum durch die anein¬ 
ander geschmiegten Schenkelflächen herausgedrückt werden 
kann, empfiehlt Verfasser die Injektion in die Inguinal¬ 
gegend oder hinter den Ohren. Das Serum ruft eine passive 
Immunität für 14—16 Tage hervor. Wenn aber die Milzbrand¬ 
erkrankungen öfters und in starker Verbreitung auf treten, so ist 
das aktive Immunisieren angezeigt; diese kann als simultane 
Impfung (nach der Serumbehandlung in 6—10 Tagen aktive 
Immunisierung) angewendet werden. Der vom kgl. ung. 
bakteriologischen Institute hergestellte Impfstoff gegen Milz¬ 
brand der Schweine hat sich in der Praxis während bereits 
dreier Jahre allgemein gut bewährt. Die Schweine bekommen 
durchweg 0,1 ccm subkutan; das Impfen wird in 11—13 Tagen 
wiederholt. Dr. Z. 

Darf man zugleich gegen Milzbrand und Rauschbrand impfen? 

Von kön. ung. Oberbakteriologen, Privatdozenten 
Dr. Alfred Szäsz. 

(Allatorvosi Lapok, 191»! Nr 29 30 ) 

Das simultane Impfen gegen Milzbrand und Rauschbrand 
erscheint öfters aus Zeitersparnis und anderen Ursachen 
erwünscht. Ähnlich geht man neuerer Zeit bei der Human- 
vaccination gegen Typhus und Cholera vor, bei der man aber 
abgestorbene Bakterien verwendet, während bei den Milzbrand- 
und Rauschbrandschutzimpfungen lebende, vermehrungs- und 
infektionsfähige Bakterien einverleibt werden. Bei den 
Typhus- und Choleraimpfungen ruft der eingeimpfte Stoff 
selbst die Immunität hervor, bei den Milzbrand- und Rausch¬ 
brandimpfungen hingegen müssen sich die eingeimpften ab¬ 
geschwächten Bakterien noch vorher vermehren. Die Impf¬ 
reaktion tritt bei den Milzbrandimpfungen am 2.—4. Tage, 
beim Rauschbrand später ein und zieht sich dann in die Länge; 
deshalb ist es ratsam, vorerst gegen Milzbrand und nachher in 
13—14 Tagen gegen Rauschbrand zu impfen, so daß beide 
Schutzimpfungen insgesamt 36 Tage in Anspruch nehmen und 
die volle Immunität erst in 48 Tagen erreicht wird. Während 
dieser Zeit lassen sich eventuelle Erkrankungen mit Immun¬ 
serum heilen, das engere Zusammenziehen beider Schutz¬ 
impfungen aber könnte schwere Reaktionen bei mehreren 
Tieren und dadurch größeren Schaden durch Impfverluste her- 
vorrufen. Dr. Z. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Einiges über die Regeln der Tererbnng. 

i^Von Hans Krieg, r z. Zt. im Felde. 

Die tendenziöse Verallgemeinerung eines wissenschaftlichen 
Erfolges gehört zu den gefährlichsten Hemmschuhen der ex¬ 
akten Forschung. Das haben wir auf biologischem, medizi¬ 
nischem, züchterischem Gebiete oft genug erfahren. Aber die 
kritische, versuchsweise Nutzanwendung einer wissenschaft¬ 
lichen Erkenntnis, welche an einer bestimmten Kategorie von 
Organismen experimentell erzielt worden ist, auf andere Orga¬ 
nismen, welche etwa dem Experiment nicht zugänglich sind, 
ist oft der einzige Weg zu neuen Arbeits-Hypothesen. Die 
meiste Berechtigung hat diese Nutzanwendung und probeweise 
Verallgemeinerung, wenn sie eine Erkenntnis betrifft, welche 
nicht an einer, sondern an vielen, nicht an untereinander ähn¬ 


lichen, sondern an voneinander möglichst verschiedenen 
Arten von Organismen experimentell erzielt worden ist 
Denn je mehr diese Voraussetzungen gelten, umso größer ist 
die Wahrscheinlichkeit, daß wir einem allgemein gültigen 
Gesetze auf der Spur sind. 

Es besteht die allergrößte Wahrscheinlichkeit, daß wir in 
den Regeln, welche der Augustinerpater Gregor Mendel 
aus seinen Bastardierungsversuchen mit Erbsenrassen gewon¬ 
nen und im Jahre 1865 veröffentlicht hat 1 ), prinzipielle Ver¬ 
erbungsgesetze zu sehen haben. Denn in einer Unzahl von 
Kontrollversuehen am verschiedenartigsten botanischen und 
zoologischen Material haben sich diese Regeln bestätigen 
lassen. Und in keinem der — allerdings nicht seltenen — 
Fälle, wo diese Übereinstimmung sich nicht ohne weiteres er¬ 
gab, läßt sich die Möglichkeit von der Hand weisen, daß die 
Regeln nur durch eine vorläufig unentwirrbare Zahl von Er¬ 
scheinungen verschleiert sind. 

Es soll im folgenden gezeigt werden, wie sich der Mende¬ 
lismus auch in komplizierteren Fällen zum mindesten als licht¬ 
spendende Arbeitshypothese erweist, und wie durch ihn be¬ 
sonders die Frage nach der Ursache von Rückschlägen der 
Bastarde auf ihre Stamm eitern geklärt werden kann. Vorerst 
wird es sich aber empfehlen, an die Grundlagen des Mendelis¬ 
mus zu erinnern. 

Angenommen, es kommen zwei genotypisch, daß heißt, 
in einer oder mehr Erbeinheiten irgendwie verschiedene Indi¬ 
viduen zur Fortpflanzung, und wir betrachten uns nun das 
Verhalten irgend eines Paares von sich gegenseitig entsprechen¬ 
den, aber voneinander verschiedenen Erbeigenschaften (z. B. 
verschiedene Haarfarbe, verschiedene Schwanzlänge) der 
Eltern bei dem entstehenden Bastard*). Dabei fällt uns auf, 
daß sich die beiderseitigen elterlichen Eigenschaften meist 
nicht vermischen, daß die Nachkommen sich in diesen Eigen¬ 
schaften nicht „intermediär“ verhalten. (Dies hindert natür¬ 
lich nicht, daß die Bastarde in gewissen Eigenschaften dem 
Vater, in anderen der Mutter nachschlagen, also in der 
Summe ihrer Eigenschaften gewissermaßen doch „intermediär“ 
sind.) Es läßt mit anderen Worten eine bestimmte väterliche 
Eigenschaft die entsprechende mütterliche nicht zur Geltung 
kommen oder umgekehrt. Die „durchschlagende“ Eigen¬ 
schaft nennt man dominant, die scheinbar verschwindende 
rezessiv. Daß diese rezessive Eigenschaft, wenn auch 
unsichtbar, im Bastard noch vorhanden ist, zeigt die nächste 
Generation. Bringt man nämlich zwei solcher Bastarde zu 
geschlechtlicher bzw. einen zu ungeschlechtlicher Fortpflan¬ 
zung 3 ), so taucht bei K der Nachkommen die verschwundene 
recessive Eigenschaft wieder auf, während X die dominante 
zeigen. Züchtet man die recessivmerkmaligen Individuen 
dieser neuen Generation in Inzucht oder, wenn möglich, in 
Jungfernzeugung weiter, so entstehen immer nur recessiv- 


*) Bekanntlich geriet diese Veröffentlichung Mendels in 
Vergessenheit. Erst 1900 kam man, besonders Correus und 
de Vries, wieder auf sie zurück. 

3 ) Die Vererbungswissenschaft bezeichnet als „Bastard“ jeden 
Nachkommen irgendwie verschiedener Eltern. Diese brauchen also 
nicht verschiedenen Arten oder Rassen anzugehören. Wie aus dem 
folgenden hervorgeht, können sogar die Resultate einer Ge- 
schwister-Befruehtung Bastarde sein. 

*) Ungeschlechtliche Fortpflanzung ist bekanntlich bei Pflanzen 
und niederen Tieren häufig. 




21. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


607 


merkmalige. Ein Drittel der dominantmerkmaligen, also ein 
zweites Viertel der ganzen Generation, ergibt ebenfalls gleich¬ 
artige, und zwar dominantmerkmalige Nachkommen. Auch 
diese züchten rein weiter. Es bleiben nun noch zwei Viertel 
der Generation übrig. Diese sind zwar äußerlich dominant¬ 
merkmalig, in Wahrheit aber Bastarde gleich ihren Eltern. 
Ihre Abkömmlinge spalten sich also weiter in Y\ recessiv- 
merkmalige, K dominantmerkmalige und *U ebenfalls domi¬ 
nantmerkmalige, aber in Wirklichkeit Bastarde, welche sich 
weiter spalten. Diese Bastarde nennt man Heterozygote, die 
rein dominanten und die rein recessiven Homozygote. Zu 
bemerken ist, daß die Dominanz durchaus nicht immer so voll¬ 
ständig ist, daß die Heterozygoten den Dominant-Homozygoten 
vollständig gleichen. 

Ehe wir auf irgendwelche Komplikationen eingehen, 
wollen wir uns klarzumachen suchen, auf welche Vorgänge in 
den Geschlechtszellen man die Mendelspaltung zurückführen 
kann. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, daß wir uns auf 
schwanken Boden begeben. Denn die Akten über dieses Ka¬ 
pitel sind noch lange nicht geschlossen. 

Die Verschiedenheit der Nachkommen von Bastarden muß 
logischerweise ihren Grund haben in den verschiedenen Kom¬ 
binations-Möglichkeiten der stammelterlichen Eigenschaften. 
Und die Tatsache, daß K der Nachkommen väterlich-homo¬ 
zygot, K mütterlich-homozygot und 7* wieder Bastarde sind, 
also heterozygot, diese Tatsache setzt voraus, daß auch die 
Kombinations-Möglichkeiten der Erblichkeitsfaktoren („Gene“) 
sich wie 1:1:2 verhalten. Dieser Gedanke findet seine ein¬ 
fachste Erklärung, wenn wir — vorläufig hypothetisch — an- 
nebmen, daß bei den Stammeltei.- ,ede Eigenschaft durch 
2 unter sich gleiche Faktoren bedingt war, etwa durch die 
Faktorenpaare aa (cO und bb (V). Die Kombinationsformel 
lautete also bei der Bastardierung: 

P rj Ti 

aa X bb — ab + ab + ab + ab. 

!__jj 

Alle Bastarde besitzen also die Kombination von a mit b. 

Bringen wir nun 2 solche Bastarde zur Fortpflanzung, so 
bestehen für deren Nachkommen 4 Kombinations-Möglich¬ 
keiten, nämlich: 

t=TI 

ab X ab = aa + ab + ba + bb. 

1=11 

Es besitzt also je ein Viertel der Generation nur das gro߬ 
väterliche und das großmütterliche Eigenschaften-Paar. Sie 
sind keine Bastarde mehr und züchten rein weiter. Die übrigen 
2 Viertel aber sind Bastarde wie ihre Eltern. Sie „mendeln“ 
also weiter. — Haben wir nun wirklich Grund zu der Voraus¬ 
setzung, daß jede Erbeigenschaft durch 2 Faktoren bedingt 
ist? Dies soll im folgenden betrachtet werden. 

Wir wissen mit voller Sicherheit, daß jedes Tier und jede 
Pflanze in den Kernen aller Zellen, aus welchen ihr Organis¬ 
mus besteht, kleine Körper enthält, die sogenannten Chromo¬ 
somen. Diese sind mikroskopisch leicht nachzuweisen. Die 
Zahl dieser Chromosomen ist in allen Körperzellen gleich groß 
und für die betreffende Art charakteristisch. Der Nacht¬ 
schatten zum Beispiel hat 72, der Pferdespulwurm hat 4, der 
Mensch 24 Chromosomen in jeder Zelle. Aus Gründen, deren 
Erörterung hier zu weit führen würde, sehen wir in den Chromo¬ 
somen die Träger der erblichen Eigenschaften. Damit soll aber 


nicht gesagt sein, daß jedes Chromosom etwa nur eine Eigen¬ 
schaft enthalte. Es hat sich feststellen lassen, daß von der 
Chromosomen-„Garnitur“ einer Zelle immer je 2 einander in 
Größe und Form ähnlich sind. Daß diese Ähnlichkeit nicht nur 
eine äußere ist, sondern daß diese Chromosomen gleichartige 
Eigenschaften enthalten, daß — mit anderen Worten — jede 
Eigenschaft doppelt vertreten ist, wird durch Beobachtungen 
an denjenigen Zellen wahrscheinlich gemacht, aus welchen 
durch Teilung (innerhalb des Eierstocks bzw. Hodens) die Ei¬ 
zellen und Samenzellen entstehen. 

Wir wollen auf diese Zellen näher eingehen. Ehe sich aus 
ihnen die Ei- oder Samenzellen bilden, machen sie eine merk¬ 
würdige Veränderung durch, welche man als „Synapsis“ be¬ 
zeichnet. Es vereinigen sich nämlich je 2 Chromosomen mit¬ 
einander, und zwar sind dies höchst wahrscheinlich immer die 
beiden einander ähnlichen. Die Zelle scheint also nach der 
Svnapsis nur noch die halbe Chromosomenzahl zu enthalten. 
Bei näherer Untersuchung läßt sich aber erkennen, daß die 
Chromosomenpaare nicht etwa je zu einem Chromosom ver¬ 
schmolzen sind, sondern daß sie sich nur innig aneinander ge¬ 
schmiegt haben, daß also nach wie vor die gleiche Chromo¬ 
som en-Zahl besteht. Wenn sich also zwei Keimzellen bei der 
Befruchtung vereinigen würden, welche beide nur die Synapsis 
durchgemacht hätten, so enthielte das befruchtete Ei nach Zahl 
und Masse die doppelte Portion der elterlichen Erbeinheiten; 
die entstehende Spulwurm-Generation zum Beispiel hätte in¬ 
folgedessen in jeder Zelle 8 Chromosomen statt 4, und diese 
Zahl würde sich mit jeder Generation verdoppeln. 

Zur Vermeidung dieser Kalamität machen die Keimzellen, 
ehe sie befruchtungsfähig werden, noch einen anderen Prozeß 
durch; sie teilen sich nämlich in zwei Zellen und zwar so, 
daß die Chromosomen-Paare, welche sich in der Synapsis an¬ 
einandergelegt haben, sich wieder trennen und je eines davon 
in eine der beiden Tochterzellen übernommen wird. Eine 
solche Tochterzelle enthält also nach Zahl und Masse nur die 
Hälfte der für die Art charakteristischen Chromosomen. Man 
bezeichnet diesen Vorgang deshalb als Reduktions¬ 
teilung. 

Jede der Tochterzellen macht nun noch eine zweit« Tei¬ 
lung durch, welche für unsere Gedankengänge ohne Belang 
ist. Sie besteht aus einer Längs-Spaltung jedes Chromosoms 
und einer getrennten Neugruppierung der Spaltprodukte in 
den zwei sich bildenden neuen Zellen. Die Zahl der Chromo¬ 
somen in jeder Zelle bleibt dieselbe, beträgt also die Hälfte der 
Normalzahl. 

Diese „reduzierten“ Zellen sind reif zur Befruchtung. 
Durch die Vereinigung einer reduzierten Samenzelle mit einer 
reduzierten Eizelle ergibt sich im befruchteten Ei die für die 
Art typische Chromosomenzahl. Dabei findet jedes „männ¬ 
liche“ Chromosom einen ihm entsprechenden, das heißt, die 
den seinigen entsprechenden Eigenschaften enthaltenden 
Partner unter den „weiblichen“. 

Ist nun irgend ein Chromosom in irgend einer der ihm 
innewohnenden Eigenschaften von seinem Partner verschieden, 
enthält etwa das eine den Erblichkeits-Faktor „weiß“ für die 
Haarfarbe, das andere den Faktor „schwär z“, so entsteht, 
was die Haarfarbe betrifft, ein Bastard, eine Heterozygote. 
Halten sich die beiden Faktoren annähernd die Wage — was 
selten vorkommt — so wird der Bastard grau. Meist ist einer 




6U8 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. :>i. 


über den andern dominant 4 ). Dieser andere kommt also 
äußerlich nicht oder kaum zur Geltung. 

Wir können jetzt daran gehen, nach einer Erklärung der 
Mendelschen Spaltung bei den Nachkommen dieser 
Bastarde zu suchen. Dies ist ganz einfach, wenn wir uns die 
Vorgänge bei der Reduktionsteilung vergegenwärtigen. Wir 
haben gesehen, daß die zu betrachtende Eigenschaft des 
Bastards zwar, wie bei dessen Eltern, durch zwei chromatische 
Einheiten vertreten ist, daß aber diese beiden Einheiten ver¬ 
schiedener Natur sind. Tritt nun bei den Keimzellen des 
Bastards die Reduktionsteilung ein, welche ja bei jeder Be¬ 
fruchtung vorangehen muß, so trennen sich die Chromosomen- 
Paare wieder. Ist der Bastard weiblich, so enthalten seine 
Eierstöcke, ist er männlich, so enthalten seine Hoden zwei 
verschiedene Klassen von Ei- bezw. Samenzellen. Die eine 
Klasse enthält — wenn wir das Beispiel der Haarfarbe an¬ 
wenden — den Vererbungsträger für „w e i ß“, die andere den 
für „schwarz“. Kommen nun zwei solcher Bastarde zur 
Fortpflanzung, so bestehen 4 Möglichkeiten der Eigenschaften- 
Kombination: schwarz (cf) mit schwarz (v) schwarz (V) mit 
weiß ( 9 ), weiß (d) mit schwarz (y), weiß (/) mit weiß (>'). 
Führen wir statt „schwarz“ und „weiß“ die Buchstaben a 
und b ein, so lautet die Kombinationsformel: 

aa+ab+ba+bb. 

Dies ist aber dieselbe Formel, wie wir sie oben auf speku¬ 
lativem Wege aufgestellt haben. Sie drückt die Wahrschein¬ 
lichkeit aus, daß % der Bastardnachkommen sich in der zu 
betrachtenden Eigenschaft rein wie ihr Großvater verhalten, 
J4 rein wie ihre Großmutter, und daß *U wieder Bastarde sind. 
Mendel hat dies Verhalten experimentell bestätigt. 

(Schluß folgt.) 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Verwundet: 

Stabsveterinär Dr. Jacob Trautmann (Schlachthof¬ 
direktor in Völklingen). 

Veterinär Dr. Hans Grimm (Oberamtstierarzt in Waldsee). 
Durch Sturz mit dem Pferde. 

Mit dem Eisernen Kreuz n. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Feldhilfsveterinär Fritzen. 

Oberveterinär Bronislaus Osinski (Oberveterinär in 
Fürstenwalde). 

Oberveterinär Franz Martin (Oberveterinär in Saarburg). 

Oberveterinär Alfred Kunke (Oberveterinär in Metz). 

Veterinär Erich Studzinski (Tierarzt aus Gnesen). 

Oberveterinär Erich Meiseh (Obervetorinär in Sprottau). 

Oberveterinär Dr. Maxvon Böhm (Ober veterinär in Ohlau). 

Veterinär Friedrich Schmidt (Veterinär aus Jersleben). 

Oberveterinär Dr. Friedrich Ferber (Oberveterinär in 
Saarlouis). 

Oberveterinär Dr. Friedrich Fried e 1 (Oberveterinär in 
Ludwigsburg). 

Oberveterinär Dr. Georg R o o s e (Oberveterinär in Gum¬ 
binnen). 

Oberveterinär Kurt Erbau (Oberveterinär in Dtsch.-Eylau). 

Oberveterinär Dr. Willy Becker (Oberveterinär in Inster¬ 
burg). 


Oberveterinär Dr. Wilhelm W e g e n e r (Oberveterinär in 
Allenstein). .. 

Oberveterinär Dr. Werner Buchal (Oberveterinär bei der 
Milit.-Vet.-Akademie in Berlin). 

Oberveterinär Dr. Hubert Foerster (Oberveterinär in 
Demmin). 

Veterinär Oskar Kammei (Veterinär aus Schrimm). 
Oberveterinär Dr. Rudolf Burghardt (Oberveterinär in 
Erfurt). 

Oberveterinär Dr. Wilhelm Klingemann (Oberveterinär 
in Rastatt). 

Oberveterinär Dr. Rudolf Neven (Oberveterinär in 
Schleswig). 

Oberveterinär Dr. James Sington (Oberveterinär in 
Güstrow). 

Oberveterinär HansHöher (Oberveterinär in Metz). 
Oberveterinär Hugo Goertz (Oberveterinär in Mülhausen). 
Oberveterinär Dr. Johannes Grimmig (Oberveterinär in 
Straßburg). 

Veterinär W i 1 h e 1 m Henninger (Tierarzt aus Karlsruhe >. 
Veterinär Heinrich Ludwig (Tierarzt aus Fulda). 
Oberveterinär Erich Zappe (Oberveterinär in Metz). 
Oberveterinär Erwin G ä 1 m (Oberveterinär in Ulm a. D.). 
Oberveterinär Dr. Karl Bonger (Oberveterinär in 
Rendsburg). 

Veterinär Robert Zimmer (Tierarzt aus Glauberg). 
Oberveterinär Dr. Julius Honigmund (Oberveterinär in 
Saarbrücken). 

Oberveterinär Kurt W T ilhelmy (Oberveterinär in Riesen¬ 
burg). 

Oberveterinär Paul Hahn (Oberveterinär in Potsdam). 
Veterinär Heinrich Rudolff gen. K ti h n 1 e i n (Tierarzt 
aus Röhrenfurth). 

Oberveterinär Dr. Erich Kunzendorf (Oberveterinär in 
Breslau). 

Oberveterinär Ludwig Viehmann (Oberveterinär iu 
Cassel). 

Veterinär Herbert Haß (Veterinär in Königsberg i. Pr.). 
Oberveterinär Dr. Franz N i e m e r g (Oberveterinär in 
Paderborn). 

Oberveterinär Kurt Haneke (Oberveterinär in Königsberg). 
Veterinär Gottfried Kahl (Veterinär in Königsberg i. Pr.). 
Oberveterinär Dr. Ewald B ü n t z e 1 (Oberveterinär in Lahr). 

Einh andertvierundzwanzigste Kriegswoche. 

Von Sonntag, den 10. Dezember, bis Sonnabend, den 
16. Dezember 1916. 

Die Offensive der Franzosen und Engländer an der Somme 
und Ancre ist offenbar zum Stehen gekommen. Größen 1 
Infanteriekämpfe haben nicht mehr stattgefunden, dagegen 
lebte das Artilleriefeuer fast an der ganzen Front zeitweise an 
einzelnen Stellen auf. Westlich der Maas haben die Franzosen 
versucht, die Höhe 304 wieder zu nehmen, was ihnen nicht 
gelungen ist. östlich der Maas haben sie in der Gegend von 
Hardoumont und Louvemont nach 70 ständiger Feuer¬ 
vorbereitung einen heftigen Vorstoß unternommen, bei dem sie 
etwas an Terrain gewonnen haben. Man geht kaum fehl in 
der Annahme, daß dieser Vorstoß eine mehr politische als mili¬ 
tärische Bedeutung hat. Französische Zeitungen bezeichnen 
ihn ausdrücklich als die Antwort auf den deutschen Friedens- 
Vorschlag. 

An der Ostfront vom Meere bis zu den Karpathen nur Teil¬ 
kämpfe der Russen. In den Karpathen rannten die Russen 
trotz schwerer Verluste wiederum erfolglos gegen unsere 
Stellungen an. In Rumänien sind unsere Truppen im Verein 
mit den Verbündeten weiter vorgedrungen, haben auch die 
große Walachei von den Feinden gesäubert, Buzau genommen 
und sind nach Nordosten im weiteren Vordringen. Pie 
Rumänen haben die Dobrudschastellung geräumt und ziehen 
sich nach Norden zurück. Nunmehr ist die Hälfte von ganz 
Rumänien in unserem Besitz. 


4 ) In unserem Falle der schwarze über den weißen. 




21. bezcu^r 1910. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


609 


An den übrigen Fronten nichts wesentlich Neues. 

Am 12. Dezember hat der Reichskanzler in einer sehr 
denkwürdigen Reichstagssitzung ein deutsches Friedens¬ 
angebot bekanntgegeben, das gleichzeitig auch von unseren 
Verbündeten in der gleichen Weise gestellt worden ist. Der 
Kaiser hat aus diesem Anlaß an Heer und Flotte einen Armee¬ 
befehl folgenden Wortlauts erlassen: 

„Soldaten! 

In dem Gefühl des Sieges, den Ihr durch Euere Tapferkeit 
errungen habt, haben Ich und die Herrscher der treu ver¬ 
bündeten Staaten dem Feinde ein Friedensangebot gemacht. 

Ob das damit verbundene Ziel erreicht wird, bleibt dahin¬ 
gestellt. 

Ihr habt weiterhin mit Gottes Hilfe dem Feinde stand¬ 
zuhalten und ihn zu schlagen. 

Großes Hauptquartier, 12. Dezember 1916.‘ 

Deutscher Veterinärrat. 

Nach zuverlässiger Erkundigung haben unsere Bemühungen 
umdie Anerkennung des vonimmaturen Tier- 
ärzteninderSchweizerworbenenDr. med. vet. 
insoweit Erfolg gehabt, als man auch in Preußen den früheren 
völlig ablehnenden Standpunkt aufgegeben hat. Es besteht 
Aussicht, daß hier und damit wohl auch bald in den übrigen 
mit der Lösung dieser vielumstrittenen Frage noch aus¬ 
stehenden Bundesstaaten die Anerkennung des tierärztlichen 
Schweizerdoktors wie beim Dr. phil. von einer Nachprüfung der 
Doktorarbeit abhängig gemacht wird. Über diese Arbeit holt 
bekanntlich das zuständige Ministerium das Gutachten eines 
Professors der philosophischen Fakultät ein. Bezeichnet dieser 
die Arbeit als so hervorragend, daß der Mangel der Uni¬ 
versitätsreife ausgeglichen erscheint, so erfolgt die An¬ 
erkennung des Dr. phil. Da die Arbeiten, auf Grund deren der 
Dr. med. vet. in der Schweiz erworben worden ist, in ihrer 
größten Mehrzahl rein fachwissenschaftliche Themen behandeln, 
so werden neben Professoren der Universität, wobei in erster 
Linie die Inhaber der tierärztlichen Lehrstühle in Betracht 
kommen dürften, auch solche unserer Hochschulen mit ihrer 
Begutachtung betraut werden. 

Wir empfehlen den beteiligten Kollegen schon jetzt ihre 
Doktorarbeiten mit einem Gesuch um Anerkennung des er¬ 
worbenen Titels beim zuständigen Ministerium ihres Bundes¬ 
staates — in Preußen beim Kultusministerium — einzureichen 
und halten es für ratsam, dem Gesuch neben den Schul- und Hoch¬ 
schulzeugnissen söwie dem Original-Doktordiplom einen kurzen 
Lebenslauf beizuftigen. . 

Cöln, den 18. Dezember 1916. Dr. L o t h e s. 

Nachruf. 

Am 13. November 1916 verschied Herr V e t e r i n ä r r a t 
Stern, Kreistierarzt des Kreises Braunsherg, im Alter von 66 
Jahren. 

Der wackere Mann und vornehme Kollege hat wohl keinen 
Feind zurück gelassen, aber viele Freunde. 

Als Mensch schlicht im Auftreten und von liebenswürdigem 
Wesen, war er als Beamter das Muster eines altpreußischen 
Staatsdieners in der Erfüllung seiner Pflichten. Obgleich ihn schon 
im Mai dieses Jahres die Fittiche des Todesengels leise gestreift 
hatten, meldete sich der vielgetreue Mann nach kaum überstan¬ 
dener Operation noch vor Ablauf seines Urlaubes sofort freiwillig 
wieder zum Dienst, weil er mißte, daß das Vaterland seine be¬ 
währte Berufserfahrung und in dieser ernsten Zeit jeden dienst¬ 
willigen Mann nötig brauchte. 

In zähem Kampfe mit den zunehmenden Beschwerden, die ihm 
sein oft schmerzhaftes Leiden verursachte, hat unser lieber „Vater 
Stern* 4 , der Senior der Veterinärbeamten des Regierungsbezirkes, 


bis wenige Tage vor seinem Heimgang in vorbildlicher Berufstreue 
seines mühevollen Amtes gewaltet; nahezu buchstäblich in den 
Sielen hat er sein Leben ausgehaucht. 

Aus dem äußeren Lebensgange des Verewigten sei hervorge¬ 
hoben, daß er im Pfarrhaus zu Neuhof im Kreise Lötzen das Licht 
der Welt erblickte. Nach beendigter Schulzeit studierte er in Berlin 
lind Hannover Tierheilkunde und war ein waffenfroher civis 
academicus. Die tierärztliche Praxis übte er mit gutem Erfolge in 
Höxter i. W. und in Oletzko, Ostpr. aus. Er wurde sodann als 
Grenztierarztassistent nach Stallupönen berufen. 

In dieser Zeit holte er sich auch seine treue Ehegefährtin heim, 
die fast vier Jahrzehnte Glück und Leid mit ihm geteilt hat. Das 
Leid, beide Kinder, einen heran wach senden Sohn und eine ver¬ 
mählte Tochter, verlieren zu müssen, hat einen Schatten auf das 
sonst so harmonisch abgeklärte Leben dieser beiden treuen Weg¬ 
genossen geworfen. An der Erziehung eines innig geliebten Enkel- 
töchterchens fand die fürsorgende Liebe der Großeltern Ersatz und 
Befriedigung. 

Im Jahre 1884 wurde dem Verstorbenen die Kreistierarztstelle 
in Mohrungen übertragen, die er später mit derjenigen in Brauns¬ 
berg vertauschte, überall genoß er die Anerkennung seiner Vor¬ 
gesetzten Behörde sowie das volle Vertrauen seiner Landräte und 
Mitbürger im Tätigkeitsbereich. Als wohlverdienten l,ohn der 
öffentlichen Wertschätzung trug er den Titel eines Veterinärrates 
und den Kgl. Pr. Roten Adlerorden IV. Kl. 

Dem lieben Kollegen und aufrechten Manne bewahren wir ein 
treues Gedenken! 

Im Namen der beamteten Tierärzte des Regierungs-Bezirkes 
Königsberg. T r a e g e r, Regierungs- und Veterinärrat. 

* 

Bernhard Stern f. 

Wiederum hat der Verein Ostpreußischer Tierärzte einen 
schweren Verlust zu beklagen. Am 13. November starb der König¬ 
liche Kreistierarzt des Kreises Braunsberg, Veterinärrat S t e r n , 
im Alter von 66 Jahren. Mit ihm ist das Zweitälteste ordentliche 
Mitglied des Vereins dahin gegangen, das dem Verein über 30 Jahre 
angehört hat. Ein Sohn Ostpreußens, hat Stern fast seine 
ganze Lebenstätigkeit seiner Heimatprovinz gewidmet. Für unseren 
Verein, wie überhaupt für alle Standesfragen, hatte er stets ein 
lebhaftes Interesse. Er war ein ständiger Besucher der Vereins¬ 
sitzungen, und seine überaus liebenswürdige sympathische Persönlich¬ 
keit war allen ostpreußischen Tierärzten wohlbekannt und vertraut. 
Sein Heimgang wird von uns allen tief bedauert; sein Gedächtnis 
wird bei uns als das eines vornehmen Menschen, eines lieben 
Kollegen fortieben. Dr. M a r k s, Allenstein.J ( 

Nachruf. 

Am 12. Dezember d. J. verstarb plötzlich an einem Herzschlage 
der städtische Obeftierafzt Johannes Schul12'e in*Tferms- 
dorf im 52. Lebensjahre. 

Die Tierärztliche Gesellschaft zu Berlin verliert in dem so frtih^ 
Dahingeschiedenen ein treuesnnd hochgeschätztes Mitglied; dem wir* 
allezeit ein ehrendes Andenken bewahren werden. 

Tierärztliche Gesellschaft zu Berlin. 

I. A.: K a 11 m a n n , Stellv. Vorsitzender. 

Goethe und das Yeterinärinstitnt in Jena. 

Einem jeden Tierarzt ist es bekannt, daß Goethe das 
Zwischenkieferbein des Menschen entdeckt hat. Doch soll 
hier nicht von der Bedeutung dieser Entdeckung, durch die 
dem Menschen, entwicklungsgeschichtlich gedacht, seine 
Sonderstellung unter den Säugetieren genommen wurde, die 
Rede sein, auch nicht von dem Streit Goethes mit der Zunft 
der Naturforscher und Mediziner, die erst nach ein paar Jahr¬ 
zehnten das os intermaxillare hominis in ihre Lehrbücher 
aufnahmen, vielmehr will ich nur an einige Zeilen in der Ver¬ 
öffentlichung: „Dem Menschen wie den Tieren ist ein 
Zwischenknochen der oberen Kinnlade zuzuschreiben' 4 
(1784/1820) erinnern, die Goethes besondere Freude an der 




610 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No 51. 


Gründung des Veterinärinstituts in Jena bekunden; in dieser 
sieht er die „angemessenste Belohnung“ für seine anatomi¬ 
schen Studien, wie sehr ihm auch in echt deutscher Sinnesart 
schon jedes „reine Bemühen“ ganz an sich ohne erkennbaren 
Nutzen genügt. Die Stelle lautet wörtlich (Cottasche Jubi¬ 
läumsausgabe, 39. Band, Seite 186, ab Zeile 16): 

„Die eigentliche Bestimmung aber der sowohl zu einem 
eigenen besonderen als zum öffentlichen und allgemeinen 
Zweck versammelten Gegenstände ward erst erfüllt, als nach 
allgemeinen Wünschen und längst tiefgefühltem Bedürfnis 
die Einrichtung einer Veterinärschule beliebt wurde. Herr 
Professor Ränner ward berufen und trat sein Amt an, 
ehe noch die nötige Einrichtung gemacht werden konnte, und 
nun sah ich mit Vergnügen meine sonstigen, bisher unter 
Staub und Moder beseitigten Präparate wieder lebendig 
und nützlich werden und meine Anfänge den Anfängen einer 
höchst bedeutsamen Anstalt zugute kommen. Eine obgleich 
unterbrochene, doch nie getilgte Tätigkeit fand hierin ihre 
angemessenste Belohnung. Denn bei jedem redlichen ernst¬ 
lichen Handeln, wenn auch anfangs Zweck und Beruf zweifel¬ 
haft scheinen sollten, finden sich beide zuletzt klar und 
erfüllt. 

Jedes reine Bemühen ist auch ein lebendiges, Zweck sein 
selbst, fördernd ohne Ziel, nützend, wie man es nicht voraus¬ 
sehen konnte. 

Und von diesen vielfachen und ineinandergreifenden 
Anstalten sei noch so viel gesagt: Für die Veterinärschule, 
für eine so weit aussehende Unternehmung, wurde ein hin¬ 
reichendes Lokal, der sogenannte Heinrichsberg, arurekauft, 
die nötigen Baulichkeiten besorgt, und da glücklicherweise, 
unter Anleitung des Herrn Hofrat Fuchs, sich ein junger 
Mann namens Schröter herangebildet hatte und sich im 
Besitz der nötigen Eigenschaften eines Prosektors befand, 
so ist, bei unermüdlicher Direktion des Vorstehers, schon 
jetzt auf dem Heinrichsberge gleichfalls ein zootomisches 
Kabinett der übrigen Systeme des Tierkörpers, in bezug auf 
jenes osteologische, im glücklichen Werden und Gedeihen; 
die Hauptpräparate zu didaktischen Zwecken sind, sorg¬ 
fältig ausgeführt, vorhanden.“ 

* 

Wer seinen tierärztlichen Beruf liebt und stolz auf ihn 
ist, wird gerne hören, daß auch auf die Anfänge der tierärzt¬ 
lichen Hochschulen „ein Strahl der Meistersonne Goethes“ 
fiel; wem jene Zeilen bereits bekannt waren, der mag sich 
nochmals im Vorübergehen an ihrer besonderen Herzlichkeit 
und Lebendigkeit erfreuen. Dr. J a n z e n, 


Oberveterinär d. R, im Felde. 


KrlegsfürSorgeoinriclituiig für die preuß. Tierärzte, 

XV. Bericht. 

.. .. 1, Eingänge November 1916. 

Durch Korpsstabsveterinär Lewin, Araeeveterinär b. A. 0. K. 8: 

Veterinär einer Division.5,u0 M. 

Dr. B e c k e r, Veterinär b. ein. Reg. Jäger z . Pf. 50,QQ „ 55,00 M. 

Durch Chefveterinär beim Generalquartiermeister, 
Korpsstabsveterinär L u d e w i g, Großes Hauptquartier: 

B rohmann, Oberstabsveterinär. In, u M. 

Dr. Giesen, Oberveterinär.10.00 „ 

ir. Wegener, Oberveterinär .... . . 5,oo 30,00 

Bose, Oberstabsveterinär, Halle a. S I Gemeinsamer 
Fleischer, Oberstabsveterinär | 5. Monatsbeitrag 20,05 „ 
Klinke, prakt, Tierarzt, Raudten, Bez. Breslau, als 
Stabsveterinär bei einer Etappen Inspektion Erlös 
aus Privatpraxis im Osten im Oktober iwiö . . in,00 „ 


Durch Reg.- und Veterinärrat Franke, Merseburg: 

Dr. Schmidt, Stadttiera zt, Eilenburg, Kr. Delitzsch 5 ,05 „ 
Ahm eis, städt. Tierarzt, Hildesheim .10,10 „ 


Durch Korpsstabsveterinär Grüner, Armeeveterinär 
der X. Armee: 

Ogilvie, Stabsveterinär b. ein. Pfordelazar. lo,00 M. 
Brühlmever, Stabsvet. b. e. Feldart. Regt. 1 ,n() „ 
K u s s k e , Stabsveterinär, Kavall.-Stabswactie 10,0 » „ 
Schütte, Obervetorinär, Dragonerregiment 5,o0 „ 
A1 b r e c h t, Oberveterinär, Feldartillerie-Rgt, 5,00 ,, 
K e r s t e n , Oberveterinär, Feldartillerie-Regt, 10,00 „ 


Martzloff, Veterinär, Fuhrparkkolonne . 20,00 M. 
Glander, Veterinär. Proviantkolonne. . . 10,00 „ 

Christian, Veterinär, Staffelst.10,00 „ 

Kühne, Veterinär, Staffelst.10,00 „ 

Malze, Veterinär, Feldartillerie-Regt. . . . 10,00 „ 
Mayr, Feldhilfsveterinär, Feldartillerie-Regt. lo,00 „ 
Schwarz, Feldhilfsveterinär, Pferdelaza rett 5,00 „ 

Weiffenbach, Veterin. b. ein. Feldart.-Rgt., 3. Rate 
Dr. Borchert, Vet., Kreistierarzt i. d. Verw. Litauen 

Ungenannt aus Neustadt a. d. Dosse. 

Durch Stabsveterinär Franzenburg, Altona: 
Sammlung der Velerinäroffiziere des stellvertretenden 
Gei eral-Kommando, IX. Armeekorps. . . . 
Durch Oberstabsveterinär Dr. Malkmus, Korps- 
veterinär der Armeegruppe Bemhardi: 

Krüger, Stabsveterinär . . *. 20,00 M. 

Schi ö t e r, Stabsveterinär.10,00 „ 

Dr. Blumenfeld, Veterinär.20,00 „ 

K r ü p e r, Oberveterinär. 20,00 „ 

Wegener, Oberveterinär.15,00 „ 

Derksen, Feldhilfsveterinär.15,« K) „ 

Hustede, Feldhilfsveterinär .... . , 15,op p 

Hennig, Kreistierarzt. Templin, Bez. Potsdam . . . 
Gottbrecht, prakt. Tierarzt, Schleswig, 

Bez. Schleswig 

Karstens, prakt. Tierarzt, Tweedt, 3. Monats- 
Bez. Schleswig Beitrag 

Dr. Runge, prakt. Tierarzt, Süderstapel, 

Bez. Schleswig 

Schaper, Reg.- und Veterinärrat, Stade. 

Liesenberg, Veterinärrat, Kreistierarzt, Zielenzig, 

Bez. Frankfurt a. O. 

N. N., Kreistierarzt. 

Dr. Estor, St. Goar, Bez. Koblenz.. 

Reimers, Kreistierarzt Freiburg, Elbe, Bz. Stade, 2 Rate 
Dr. G. H e ß 1 e r , Kaiserlicher Kreistierarzt, Wloc- 

laweck, Polen, 2. Rate. 

Haertel, Veterinärrat, Kreistierarzt, Ostrowo, Bz.Pos. 
Durch den Armeeveterinär der 8. Armee, Korpsstabs¬ 
veterinär Lewin: 

Lantzsch, Veterinär bei einem Kavallerieregiment . 


130,00 M. 

W „ 
10,00 „ 
10,00 „ 


Rudolf Müller, prakt. Tierarzt, Bergen bei Celle, 

Bez. Lüneburg. 75,00 „ 

Dr. Preller, städtischer Tierarzt, Hannover, Gebühr 

aus ambulat. Fleischbeschau.10,00 „ 


Auf der III. Generalversammlung in Hannover einge¬ 
gangen: 

B o e t h e r, Geh. Reg -Rat, Prof., Hannover 100,00 M. 

Friese, Stabsveterinär.5ü,00 „ 

Heyne, Reg.- und Geh. Veterinärrat, Posen 50,00 „ 

S c h u 11 z e, Korpsstabsveterinär, z. Z. Celle 30,«»0 „ 

Dr. D a h 1 g r ü n, prakt Tierarzt, Hannover 30,00 „ 

Bock, Stabsveterinär. 25.00 „ 

N a u m a n n, Oberstabsvetörinär, Halle . . 25,00 „ 310,00 „ 

Durch Reg.- und Geh. Veterinärrat Heyne, Posen, 
Sammlung der Tierärztekammer für die Prov. Posen: 

Dr. Witte, Kreistierarzt, Opalenitza, Bz. Pos. 100,00 M. 

B1 u d a u, Kreistierarzt, Mogilno, Bz. Bromberg 50,00 „ 

Dr. Hollandt, Kreistierarzt, Wongrowitz, 

Bez. Bromberg. 30,00 n 

Warnke, Veterinärrat, Kreistierarzt, Frau¬ 
stadt, Bez. Posen. 25,00 „ 

Sonnenberg, Schlachthofdirektor, Kosch- 

min, Bez. Posen. 20,00 „ 

Heyne, Reg.- und Geh. Veterinärrat, Posen 50,00 „ 275,00 „ 


Melde, Kreistierarzt Marburg, Bez. Cassel .... 20,00 M. 

Schützberger, Veterinärrat, Kreistie^arzt, Cassel 30,00 * 
Dr. Knauf, Veterinärrat, Kreistierarzt, Gelnhausen, 

Bez. Cassel. 50,00 „ 

Kobel, Veterinärrat, Kreistierarzt, Volkmarsen, Bez. 

Cassel.2 *,00 „ 

Haarstick, Dep. Tierarzt a. D., Hildesheim, 3. Rate 2O,i>0 „ 
T a a p, prakt Tierarzt, Czempin, Bez. Posen .... 10,00 „ 

Durch Korpsstabsveterinär Erber, Korpsveterinär b. 

stellvertretenden Generalkommando I. Königsberg: 

II. Sammlung der dortse'tigen Veterinäroffiziere . . . 30t»,00 „ 
Dr. Sturm, Kreistierarzt, Wilkowo, Bez. Bromberg . 40,wU B 


Durch Gencralveterinär S c h 1 a k e, Direktor der Mili¬ 
tär Veterinär-Akademie in Berlin: 

Sammlung der Veürinäroftiziere der Mil.-Vet.-Akad. und 
der Blutuntersuchungsstelle: 

S c h 1 a k e , General Veterinär, Militär-Veteri¬ 


när-Akademie . 30,00 M. 

Troester, Korpsstabsveterinär, Militär- 

Veterinär-Akademie .15,00 „ 

































21. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


611 


F r ä n z e 1, Korps veterinär, Militär-Veterinär- 

Akademie . 10,00 M. 

C h r i s t i a n i, Korpsveterinär, Militär-Veteri¬ 
när-Akademie . 10,00 „ 

Schüler, Oberstabsveterinär, Militär-Veteri¬ 
när-Akademie . 10,00 „ 

Dr. Maaß, Stabsveterinär, Militär-Veterinär- 

Akademie . . . ..5,00 „ 

E h r 1 e, Oberstabsveterinär, Militär-Veterinär- 

Akademie.10,00 „ 

Dr. R e i n i c k e, Stabsveterinär, Militär- 

Veterinär-Akademie .. . 10,00 „ 

Nickel, Oberveterinär, Militär-Veterinär- 

Akademie . 5,00 „ 

Dr. N e v e n, Oberveterinär, Militär-Veteri¬ 
när-Akademie .10,00 „ 

Dr. B a 1 z e r, Veterinär, Militär-Veterinär- 

Akademie .5,00 „ 

Dr. Zeller, Oberveterinär, Militär-Veterinär- 

Akademie ..5,00 „ 

Dr. Perkhuhn, Stabsveterinär, Blutunter- 

suchungsstelle.10,00 „ 

M o g w i t z, Stabsveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle .5.00 „ 

Fontaine, Stabsveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle .10,00 „ 

Dr. Lütje, Veterinär, Blutuntersuchungsstelle 5,00 „ 

Dr. Kranich, Stabsveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle . 40,00 „ 

Grosche, Stabsveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle .10,00 „ 

Prof. Dr. Müller, Stabsveterinär, Königs¬ 
berg, Blutuntersuchungsstelle .... 50,00 „ 

Dr. Tietze, Stabsveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle .10,00 „ 

B r o 11, Stabsveterinär, Blutuntersuchungs¬ 
stelle . ..10,00 „ 

Dr. Buß, Oberveterinär, Blutuntersuchungs¬ 
stelle .5,00 „ 

Dr. B u c h a 1, Oberveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle .5,00 „ 

Dr. S i n g t o n, Oberveterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle ..10,00 „ 

Dr. Hall, Oberveterinär, Blutuntersuchungs¬ 
stelle . 10.00 „ 

Dr. Löffler* . Ober veterinär, Blutunter¬ 
suchungsstelle .10,00 „ 

Dr. K1 i e ro , Veterinär, Blutuntersuchungs¬ 
stelle . 10,00 , 3*25,00 M. 

Nehrhaupt, prakt. Tierarzt, Köln, a. Stabsveterinär 

im Heere, 3. Rate. 20,00 * 

Thormählen, Feldhilfsveterinär im Felde . . . 5,00 „ 

Schlußsumme im Monat November 2689,75 M. 

2. Auszahlungen. November 1916: 

Laufende Beträge 15 mal 100 M. = 1500,00 M. 

1 „ 75 „ = 75,00 „ 

5 „ 50 „ = 250,00 „ 

1 „ 25 „ = 25,00 , 

Summa 1850,00 M. 

Zusammenstellung: 

Eingänge im Monat November . . 2689,75 M. 

Auszahlungen im Monat November 1850,00 „ 

Allen opferwilligen Gebern herzlichen Dank! 

Weitere Beiträge werden erbeten an unsere Zentralkasse, 
Kreissparkasse des Kreises Alfeld in Alfeld a. L., 
Postscheckkonto Hannover Nr. 3042 oder an die 
Adresse des Unterzeichneten Kassenführers. 

Hannover, Misburgerdamm 15, im Dezember 1916. 

Friese, Stabsveterinär, Schrift- und Kassenftihrer. 

WirttchaflsoeiKMsetischaft 

Die Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte zu Hannover 
hielt am 10. d. M. in Berlin ihre 21. ord. Generalversammlung 
unter dem Vorsitz des Präsidenten des Aufsichtsrats, Herrn Prof. 
Dr. Ca.sper-Breslau, ab. Nach dem von dem geschäftsführenden 
Direktor M a r k s - Hannover erstatteten Jahresbericht für 1915/16 
betrug die Zahl der Genossen am 30. September d. J. 2184. Von 
den 31 im Laufe des Berichtsjahres ausgeschiedenen Genossen 
schieden 28 durch Tod aus. An die Hinterbliebenen dieser sind je 
430 Mark Sterbegeld gezahlt worden. Die Mittel hierzu werden 


ohne besonderen Beitrag der Mitglieder aus dem Gewinn der WDT. 
bestritten. Der Geschäftsgang war insofern ein günstiger, als die 
Generalversammlung wieder in der Lage war, neben den vorge¬ 
schriebenen und sonstigen Rücklagen den Genossen auf die Ge¬ 
schäftsanteile 10% Dividende zu geben und 5% als Warendividende 
für die Entnahme der Genossen bei Bengen und bei Schreiber. Der 
Geldstand ist ein recht guter insofern zu nennen, als die WDT. im 
ganzen % Millionen Mark in Reichskriegsanleihen angelegt hat 
Die Generalversammlung hatte bekanntlich 8. Z. dem Roten Kreuz 
10000 Mark bewilligt. Sie bewilligte dieses Mal 10 000 Mark dem 
Vaterländischen Frauenverein. 

Der Stipendienfonds wurde mit 3000 Mark bedacht. Dem 
Unterstützungsverein für Tierärzte wurden in derselben Höhe wie 
im Vorjahr 1500 Mark bewilligt, zur Unterstützung notleidender 
bayerischer Kollegen 500 Mark und für den tierärztlichen Verein in» 
Herzogtum Braunschweig 100 Mark. Der Stand der Genossen¬ 
schaft wird in Kürze veröffentlicht werden. 

Die satzungsgemäß ausscheidenden Mitglieder des Aufsichts- 
rats, Herr Prof. Dr. M a 1 k m u s - Hannover, Tierarzt Wigge- 
Düsseldorf und Kreistierarzt Bambauer -Schmiegel, wurden 
wiedergewählt, ebenso das satzungsgemäß ausscheidende Vorstands¬ 
mitglied, Herr Geh. Reg. Rat Prof. Dr. F r i c k - Hannover. In dem 
Geschäftsbetrieb der WDT. ist das verflossene Jahr ein recht 
schweres zu nennen. Die Herstellung und Lieferung von Medikamen¬ 
ten und Verbandstoffen, sowie von Impfstoffen durch die der WDT. 
gehörende Firma Bengen & Co. in Hannover hatte naturgemäß mit 
den Schwierigkeiten, die der Krieg mit sich bringt, zu kämpfen. 
Die Nachfrage konnte aber im großen und ganzen in anerkannter 
Güte voll befriedigt werden. Das war für die Gesunderhaltung 
und Heilung der jetzt so besonders wertvollen Haustiere nicht un¬ 
wesentlich. Mit ganz besonderen Schwierigkeiten hatte unser 
Seruminstitut in Landsberg zu kämpfen. Der Ankauf von Pferden 
und Futter war in außerordentlicher Weise erschwert und ver¬ 
teuert. Dazu kamen in Hannover sowohl als in Landsberg die 
schwierige Personalfrage. Der Mangel an Serumpferden bedingte 
vorübergehend Schwierigkeiten in der Lieferung von Rotlaufserum 
in der gewünschten Menge. Die Mängel wurden unter großen 
Schwierigkeiten und durch Opfer des Instituts behoben. Es ist 
Vorkehrung getroffen, daß für 1917 der Bedarf an allen Impfstoffen 
voll befriedigt werden kann, ohne daß die Zuverlässigkeit der Prä¬ 
parate leidet. Auch in Landsberg mußten mit der außerordent¬ 
lichen Verteuerung der Herstellung der Impfstoffe die Preise leider 
gesteigert werden. 

Die Abschaffung der Rotlaufentschädigungen, welche die vor¬ 
jährige Generalversammlung der WDT. gutgeheißen hatte, hat die 
Nachfrage nach unserm Rotlaufserum nicht beeinflußt; es war im 
Gegenteil eine recht starke Nachfrage jederzeit vorhanden. Mit 
dem Fortfall der Entschädigungsverpflichtüngen sind alle Beteilig¬ 
ten, insbesondere aber die Herren Praktiker, recht großer Unan¬ 
nehmlichkeiten enthoben. Die Ansicht hat sich ziemlich allgemein 
Bahn gebrochen, daß bei der Zuverlässigkeit unserer Impfstoffe 
sich die Entschädigungen wirklich erübrigen, vorausgesetzt, daß 
keine kranken Bestände geimpft werden. Dem Leiter des Instituts, 
Herrn Dr. Schreiber, gebührt ganz besonderer Dank, daß er 
der schwierigen Lage Herr geworden ist und sich neben den alten 
Aufgaben noch neuen erfolgreich widmen konnte, wie der Her¬ 
stellung von Rauschbrandimpfstoff, von J e n s e n schein Serum 
gegen das Petechialfieber und von Mallem. 

Die WDT. kann mit Befriedigung auf das abgeschlossene letzte 
Geschäftsjahr zurückblicken und hat nur den Wunsch, daß ihre im 
Felde stehenden Genossen baldigst in Frieden heimkehren möchten, 
und daß ihr die wohlverdiente Anerkennung zuteil wird. 

Marks, Hannover. 

— Die Hengstkörung und der große Hengotmarkt in Oldenburg L Gr., 
auf der die sämtlichen im Vorjahre angekörten älteren und die zum 
Verkauf stehenden jüngeren (3- bezw. 4 jährigen) Hengste des 
schweren eleganten oldenburgisehen Kutschpferdes zur Vorführung 
gelangen, darunter auch eine größere Anzahl Gebrauchspferde für 
schweren und leichten Zug, findet 1917 am 1., 2. und event. 3. Februar 
statt. 




























632 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No . 51. 


Bücherbesprechungen. 

— Allgemeine Tierzucht. Ein Lehr- und Handbuch für Studierende 
und Züchter. Von Dr. C. Kronacher, Professor der Tierzucht an der 
E. Bayer. Akademie für Landwirtschaft in Weihenstephan. Zweite 
Abteilung (Abschnitt III des Gesamtwerkes). Fortpflanzung — 
Variation und Selektion, — Vererbung. Mit 41 Text¬ 
abbildungen. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul P a r e y 1916. Preis 6 M. 

In Nr. 26 der B. T. W. 1916 habe ich berichtet, wie die Gesamt- 
gegtaltung von Kro.nachers „Allgemeine Tierzucht“ geplant ist und 
was die I. Abteilung dieses großzügig gedachten Lehr- und Handbuches 
bietet. Jetzt liegt bereits die II. Abteilung des Gesamtwerkes vor. Sie 
behandelt die Fortpflanzung, die Variation und Selektion und die Ver¬ 
erbung. 

In dem Kapitel Fortpflanzung sind die verschiedenen Arten der Fort¬ 
pflanzung, dann Herkunft, Bildung und Reifung der Fortpflanzungs¬ 
zellen der Tiere, Befruchtung und Entwicklung des befruchteten Eies 
kurz geschildert. 

Über Variation und Selektion unterrichtet das 2. Kapitel. Das Auf¬ 
treten von Unterschieden in der Gestaltung bestimmter Eigenschaften 
(Größe, Gewicht, Farbenverteilung, Fruchtbarkeit usw.) der Lebewesen 
wird hier nach seinem Wesen und seinen Ursachen sowie in seiner Be¬ 
deutung für die natürliche und künstliche Zuchtwahl erläutert und hin¬ 
sichtlich seiner Verwertung für die Tierzüchtung beurteilt. 

Den Hauptteil der H. Abteilung bildet das Kapitel „Vererbung.“ 
Nach einem Hinweis auf die Bedeutung der Vererbung für die Tier¬ 
züchtung und nach Darlegung der Allgemeinerscheinung der Vererbung 
vrird die Vererbungsforschung in ihren Hauplriehtungen beschrieben und 
gewürdigt. Wie umfangreich und vielgestaltig der behandelte Stoff ist, 
läßt sich einigermaßen schon aus den Inhaltsbezeichnungen der Haupt¬ 
abschnitte und einiger Unterabteilungen ersehen. Als solche seien ge¬ 
nannt: I. Mathematisch-biometrische und genealogische Methode der 

Vererbungsforschung. II. Keimzellenforschung. Kontinuität des Keim¬ 
plasmas. Chromosomenlehre. Weismanns Vererbungslehre. III. Experi¬ 
mentelle Vererbungslehre. Mutation. Vererbung erworbener Eigen¬ 
schaften. Dio Vererbung bei Kreuzung (Bastardierung). Mendelsche 
Vererbungsregeln. Die Geschlechtsvererbung und Geschlechtsbestimmung. 

Die eingehende Behandlung, die Kronach er den mannigfaltigen 
Richtungen und Ergebnissen der Vererbungsforschung angedeihen läßt, 
greift nach der wissenschaftlichen Seite hin weit aus, zieht aber auch 
jeweils bestimmte Schlußfolgerungen für die praktische Tierzüchtung. 
Zumal das letzte Unterkapitel „Die moderne Vererbungslehre, im be¬ 
sondere die Mendellehre, und ihre Bedeutung für die Tierzucht“ gibt 
eine zusammenfassende Darlegung darüber, wie der Verfasser die seit¬ 
herigen Ergebnisse der Vererbungsforschung in ihrer Nutzbarmachung 
für die praktische Tierzüchtung wertet. 

Auch die U. Abteilung von Kronachers „Allgemeine Tierzucht“ 
ist für Studierende der Tierheilkunde und für Tierärzte als Lehr-, Nach¬ 
schlage- und Fortbildungsbuch wertvoll und empfehlenswert. 

Dr. L. Vogel, München. 

— J. H. W. Th. Reimers, Die Bedeutung des Mendeiismus für die 
landwirtschaftliche Tierzucht. S’-Gravenhage, Verlag von Martinus 
N i j h o f f, 1916, 105 Seiten stark, Preis 2 Mark. 

Reimers will mit seinem Buche den Versuch unternehmen* zum 
Entwurf einer Züchtungslehre beizutragen, die sich auf die 
Theorien des Mendelismus gründet, obwohl er der Ansicht ist, daß eine 
strenge Anwendung der Theorien Mendels auf die Haustierzucht kaum 
möglich sein wird. Sein Büchlein kann vielleicht die Brücke bilden, 
die von der Theorie der Vererbungslehre zur prak¬ 
tischen Anwendung des Mendelismus führt. 

Die Theorien Mendels werden als bekannt vorausgesetzt, und 
nach einer allgemeinen Einleitung über die Bedeutung der Lehren 
Mendels für die Pflanzenztichtung und Beobachtungen über Mendel¬ 
faktoren bei Menschen und Haustieren wird davor gewarnt, daß sich 
Züchter, die mit den Schwierigkeiten der Anwendung mendelistischer Pro¬ 
bleme nicht genügend vertraut sind, zu gefährlichen und kostspieligen 
Experimenten in der Haustierzucht verleiten lassen. Nach der in dem 
Büchlein durch den Verfasser begründeten Anschauung wird es der 
Mendelismus niemals zu einer praktischen Züch¬ 
tungslehre für Haustiere bringen, eine Auffassung, über deren 
Berechtigung sich wohl erst nach langen Jahren das letzte Wort 
sprachen lassen wird. 

Bezeichnend für den heutigen Stand der Frage dürfte es sein, daß 
der Verfasser in dem zweiten Kapitel seines Büchleins, in dem der 
Mendeiismus in der Tierzucht abgehandelt wird, hauptsäch¬ 
lich mit Beispielen argumentiert, die der Pflanzenzucht entnommen sind. 
Für den praktischen Züchter sind die hier gemachten Darlegungen 
dennoch wertvoll. Er wird aber in dem dritten und vierten Kapitel des 
Bucheß, die die praktische Bedeutung des Mendeiismus 
bei der Züchtung unserer Haustiere bzw. dio Herd¬ 
buchführung, das Studium der Blutlinien, Inzuoh't 
und Zuchtwahl betreffen, weit mehr finden, was für ihn Bedeutung 
hat. Die hier entwickelten Prinzipien, beispielsweise Über die 
Zuchtwahl bei qualitativen und quantitativen 
Mendel-Faktoren verdienen Beachtung. Bezüglich der einzelnen 
vom Verfasser aufgestellten Thesen muß auf das besondere Studium des 
Buches verwiesen werden. Reimers ist Anhänger einer ausgesprochenen 
Leistungszüchtung. Er verurteilt diejenigen, die Anhänger der 
von der Regierung oder anderen Korporationen so oft angewandten Ma߬ 
regeln sind, welche sich auf Körung der Tiere nach ihrem Äußeren 
beschränken, ohne auf Abstammung oder Blutlinien, ja zuweilen ohne 
auf Leistungen Rücksicht zu nehmen. 

Einige markante Stellen aus dem Reime raschen Buche seien mit 
Rücksicht auf diesen Punkt hervorgehoben: Wo eine Unterstützung 
seitens der Regierung oder der Provinz lediglich auf einer 
Körung des Exterieurs beruht, werden prinzipielle Fehler be¬ 


gangen, und man kann die Zucht nur in so weit heben, als durch dies« 
Körungen eine allmähliche Auswahl der guten und ein Ausmerzen der 
schlechten Tiere stattfindet. Bei dieser Art des Vorgehens tritt in der 
Regel zuletzt ein Stadium ein, in dem trotz Aufwendung großer finan¬ 
zieller Opfer nur sehr wenig, vielleicht nichts mehr erreicht wird. Eia 
Zuchttier muß außer einem guten Äußern auch eine gute Abstammung 
oder, noch besser gesagt, gute Geschwister haben, wodurch di« 
Wahrscheinlichkeit einer guten Vererbung gegeben ist. Nur mit solchen 
Tieren lassen sich die Grundlagen zur Bildung einer Hoch¬ 
zucht legen. Erster Grundsatz jedes Hochzüchters muß es sein, daß 
ein Zuchttier nur dann von großem Zuchtwerte ist, 
wenn es eine gute uniforme Nachkommenschaft 
liefert. Pfeiler. 

Neue Einginge. 

— Doflein, Prof. Dr. F., Lehrbuch der Protozoenkunde. Vierte, 
stark vermehrte Auflage. Mit 1198 Abbildungen im Text (190 Seiten) 
1916. Preis: M. 85,50. 

— Asher, Dr. L., Praktische Übungen in der Physiologie. Eine An¬ 
leitung für Studierende. Mit 21 Textfiguren. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1916. Preis 6 M., geh. 6,80 M. 

— van Velzew, Dr. G. K. Thoden, Psychrencephaie Studien. 5. ver¬ 
mehrte Auflage 1916. 

— Stalfors, Harry, Lektor an der Tierärztl. Hochschule zu Stock¬ 
holm. Einige Untersuchungen Aber die sogenannte angeborene Rachitis, 
„fötale Rachitis“ („Rachitis congenita“) beim Rind. Separatabdruck aus 
Virchows Archiv f. pathol. Anat. u. Physiol. und f. klin. Mediz. 
222. Bd. 1916. Verlag Georg Reimer, Berlin. 

— L. van Es and A. P. Schalk, The Fate of the Mammalian Tuber¬ 
culosis Bacillus in Sparrows and Chickens. Reprinted from The Journal 
of Infectious DisCases. Vol. 19, No. 4, Oct. 1916, pp. 614—624. 

— Vieh- und Schlachthöfe im Jahre 1912. Von Dr. H. Riekes, Direktor 
des Statistischen Amts der Stadt Kassel. Sonderabdruck (Abschnitt 81) 
aus dem 21. Jahrgang des „Statistischen' Jahrbuchs deutscher Städte“. 
Verlag von Wilh. Gottl. Korn in Breslau. 

— Landvogt, R., Die Hygiene als Staatsmonopol. Eine Kritik und 
ein System als Grundlage für die Verstaatlichung des Ärzte-, Tierärzte-, 
Zahnärzte-, Apotheker- und Nahnmgsmittel-Chemiker-Berufes. München 
1916. In Kommissionsverlag bei G. JB i r k & Co. m. b. H. in München. 
Preis 1,20 M. 

— Porzig, M. in Quendorf. Die Vererbung in der Kaninchen-Zncbt; 
mit Anhang. Vererbungsfragen von K. Königs, Wander¬ 
lehre für Kaninchenzucht. 88. Flugschrift der Deutschen Gesellschaft für 
Züchtungskunde. Berlin 1916. Verlag der Deutschen Gesellschaft für 
Züchtungskunde. Preis 2 M. 

— Der Gea-Verlag G. m. b. H., Berlin W. 35, bringt einen Atlas unter 
dem Titel „Sonderkarten der Westfront“ heraus, der fünf Karten im Maß- 
stabe 1: 250 000 enthält. 

Die Blätter sind außergewöhnlich reich beschriftet,'klar gehalten Und 
zeigen in sinngemäßer Aufteilung das Gebiet von Ostende im Norden bis 
-zur Schweizer Grenze im Süden. Die Karten sind farbig gedruckt«riDer 
handlich gebundene Atlas wiegt nur 120 Gramm und kann bei dem billigen 
Preise von 1.— M. bestens empfohlen werden. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Es wurde verliehen: Der Bayer. Militär- 
Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern: dem Veterinär d. Res. 
Dr. Harry Euken in Wildshausen, dem Stabsveterinär d. Res. 
Hermann Hellmuth , Distriktstierarzt in Pappenheim, dem Ober¬ 
veterinär d. Res. Julius Kohl aus Ftirwied, dem Stabsveterinär d. 
Ldw. II. Fricdr. Löhe , Bezirkstierarzt in Naila und dem Veterinär 
d. Res. Fritx Sieger aus Landstuhl. — Das Ritterkreuz 1. Klasse 
des Sächs. Albrechtsordens: dem Stabsveterinär Dr. Zietxschmann. — 
Das Ritterkreuz 1. Klasse mit Schwertern des Sächs. Albrechts¬ 
ordens: dem Stabs- und Regimentsveterinär Dr. Jänicke. — Das 
Kgl. Sächs. Kriegs verdienstkreuz: dem Regierungs- und Veterinärrat 
Paul Dehne in Olsnitz und dem Veterinärrat Dr. Alfred Zschockc, 
Schlachthofdirektor in Plauen. — Das Ritterkreuz 2. Klasse mit 
Schwertern des Bad. Ordens vom Zähringer Löwen: dem Ober- 
veterinär Hans Höher und den Veterinären d. Res. August Lang 
aus Zell und Franx Leier aus Oberhausen. — Das Badische Kriegs¬ 
verdienstkreuz: dem Bezirkstierarzt Karl Schneider in Bretten. — 
Das Hess. Kriegsehrenzeichen: dem Direktor Dr. Johannes Modde in 
Gießen (Hessen). — Das Hamburg. Hanseatenkreuz: dem Polizei¬ 
tierarzt Dr. Bernhard Stolpe in Hamburg. — Das Ritterkreuz des 
österr. Franz-Josefs-Ordens am Bande des Militär-Verdienstkreuzes: 
dem Oberstabsveterinär Veterinärrat Max Bisehoff\ Kreistierarzt in 
Beuthen. 

Da« Examen als beamteter Tierarzt haben bestanden: In Berlin: 
Die Tierärzte Dr. Emil Klein aus Duisburg, Johannes Klütx aus 
Neidenburg, Wilhelm Keye aus Cöln, Karl Kempa aus Rothsürben, 
Dr. Max Kuschel aus Vetschau, Max Qchne aus Hannover, Dr. Richard 
Kutschbach aus Tilsit, Dr. Eduard Adolf Aschoff aus Königsberg. 
Dr. Paul Sachweh aus Bochum, Dr. Fritx Karsten aus Hannover und 
städt. Tierarzt Dr. Oswald Petxsche aus Tilsit 

Approbiert: In Berlin: Feldhilfsveterinär Otto Senftleben aus 
Gurkau. 

Todeefall: Kreistierarzt Gustav Pilger in Kreuznach. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil): i. V. Prof. Glage, Hamburg. — Vertag und Eigentum der Verlagsbuchhandlung von Riohard Schoeta bk Berlin. — 

Druok ron W. Bttxensteln, Berlin. 








Dl« «Berliner TUrlntllcbe Weebeneehrlft" enebelnt 
w Geh entlieh im Verlege tob Bleberd fiehoeti ln 
Berlin 8W. 48, WHbelmitr. 10. Durch Jede« denUohe 
Postamt wird dieeelbe cum Preise von M. 6,- rlertal« 
JAhrlieh (ausfehllefiliob Bestellgeld) geliefert (Öster¬ 
reichische Post-Zeituugs- Preisliste Nr. 674. Ungartsehe 
Nr. 86.1 Blocelnummern 80 PL 


Berliner 


Orlginalbeltrlge werden mit 80 Xk« ln Petltsntn soft 
00 Mk. für den Bogen honoriert Alle Manuskripts^ 
Mitteilungen und redaktionellen Anfragen beliebe mae 
an senden an Professor Olage, Hamburg, Osterstr. ff; 
Korrektoren, Resenslons-Bxemplare und Annonoen 
dagegen an die Verlagsbuchhandlung Ton 
Rlohard Sohoets, Berlin 8W.48, Wilbelmetr. 10. 


Tierärztlich© Wochenschrift 


Herausgeber: 

Geh. Regierangsrat Prof. Dr. Sehmaltz-Berlin 

unter ständiger Mitarbeit von 

Prof.6lag« Stalbayet. ».D. Hanoi» Schj«(*th.-Dlr. IWfer Reg.- u. Geh. Vet.-Bat Dr. Lothea Geh. Oberregierongsrat Dr. Novoraaoa 

Buobair. R elenrat L Reiolu-Kol.-Aiot ln Berlin. ln MdlhnoMn I.B. In Oöln. Vortrag- UM in Min. L Lnndw. In Berlin. 

Proteuor Dr. PetM- Reg.- u. Geh. Tet-Bst Peten Dr. W. Pfellor Dr. Rlohter Geh. Hed.-Bat Dr. RoedM- Dr. Sohlegel 

Underasrwit rer Hamburg. In Wiesbaden. Bromberg Professor ln Dresden. Professor in Dro-den. Professor in Prelburf. 

Ober-Med.-R&t Dr.J. Schmidt Dr. H. Sieber Dr. Städter Geh. Hofrat Dr. Vegel Geh. Regierungsrat Wehrte 

Professor in Dresden. Vorst d. Kala. Bakt InsL, Gamams, D.8. W.-A. Stadt-Tierarxt in Hambarg. Professor ln Mftnohen. MilgL d. Kala. Gesundheitsamts in Berlin: 

Dr. A. Zimraermann Begienmgsrat ZUndel 

Professor in Budapest Landestierant tob BUaS-Lothrtngen. 

Verantwortlicher Schriftleiter: i. V. Prof. Ginge 


XXXII. Jahrgang 1916. 


M 52 . 


Ausgegeben am 28. Dezember. 


Inhalt: Reinhardt: Mitteilungen aus dem Pferdelazarett Brüssel. (Fortsetzung und Schluß.) — Schmidt: Zur 
Behandlung der Räude der Pferde mit Rohöl (Ergänzungen zum Artikel in Nr. 36, 1916 
der B. T. W.). — Referate: Heß: Die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche. — Z a r u b a: Ein Beitrag zur Behandlung 
nässender Hautentzündungen beim Pferde. — Zo 11än: Zur Behandlung von eitrigen, jauchigen Wunden. — Sustmann: 
Ein Beitrag zur Diagnose von Darmkonkrementen bei Pferden. — Schlegel: Staphylomykosen bei Feldhasen. — Tier¬ 
haltung und Tierzucht: Krieg: Einiges über die Regeln der Vererbung. (Fortsetzung und Schluß.) — Tagesgeschichte: Ehren¬ 
tafel der Veterinäre. — Einhundertfünfundzwanzigste Kriegswoche. — Aufruf. — Hoffmann: Das Kupieren des Schweifes — 
eine Tierquälerei? — Verschiedenes. — Bücherbesprechungen. — Personalien. 


Mitteilungen aus dem Pferdelazarett Brüssel. 

Von Stabsveterinär Prof. Dr. R. Reinhardt. 

(Fortsetzung* und Schluß.) 

IV. Erfahrungen Über die Behandlung der Pferderäude. 

Während die Pferderäude in Friedenszeiten unter den 
Militärdienstpferden sowohl als unter den Pferden der Zivil¬ 
bevölkerung in Deutschland im’ 1 ’allgemeinen nur vereinzelt 
aufgetreten ist und nur ab und zu im Osten eine seuchen- 
hafte Verbreitung angenommen hat, ist sie jetzt im Kriege zu 
größerer Ausbreitung gelangt. Ihre Bedeutung in militärischer 
Hinsicht liegt weniger darin, daß sie vereinzelt Todesfälle bzw. 
Notschlachtungen verursacht und daß ihre Behandlung Mühe, 
Arbeit und Kosten erfordert, als vielmehr darin, daß die von ihr 
befallenen Pferde eine ständige Infektionsgefahr für andere 
Pferde bilden, daß sie infolge der notwendigen Separation und 
der langwierigen Behandlung und Beobachtungszeit für Mo¬ 
nate dem Heeresdienst entzogen werden, und daß der je nach 
dem Grade der Erkrankung mehr oder weniger erhebliche 
Rückgang im Nähr- und Kräftezustand eine entsprechende, 
meist recht lange Zeit erfordert, bis die Pferde wieder ihren 
ursprünglichen Nähr- und Kräftezustand erreicht haben und 
wieder kriegsdienstfähig geworden sind. Eine energische und 
wirksame Bekämpfung dieser Kriegsseuche ist daher dringend 
erforderlich. 

In Nachstehendem teile ich meine Erfahrungen mit den 
verschiedenen, am hiesigen Pferdelazarett zur Anwendung ge¬ 
kommenen Mittel und Verfahren zur Behandlung der Räude 
mit 

1. Vorbereitende Behandlung. Wenn irgend 
möglich, sind die zu behandelnden Pferde zu scheren. Nur 
bei ganz feinhaarigen Pferden oder bei solchen, wo die Räude 
noch ganz lokalisiert ist, kann von dem Scheren allenfalls Ab¬ 


stand genommen werden. Aber es ist oft schwer festzustellen, 
ob bei einem Pferde die Räude noch lokalisiert ist oder ob 
nicht außer den sichtbar erkennbaren Hautpartien nicht schon 
andere Stellen infiziert sind. Nach dem Scheren lassen sich 
regelmäßig zahlreiche weitere erkrankte, haarlose oder mit 
Borken besetzte Stellen auffinden, die vorher der Unter¬ 
suchung entgangen sind. Bei Pferden mit dichteren Haaren 
oder bei solchen mit Winterhaaren, die oft mit langen, ver¬ 
klebten und verfilzten Haaren eingeliefert werden, ist ein 
Scheren unerläßlich. Es ist sonst, auch bei sorgfältigem Ein¬ 
reiben der betreffenden Arzneimittel, unmöglich, letztere an 
den Ort, wo sie einwirken sollen, nämlich auf und in die Haut 
selbst gelangen zu lassen. Zweckmäßigerweise wird immer 
das ganze Pferd geschoren; dabei dürfen Schopf, Mähne und 
die Haare an der Schwanzwurzel nicht geschont werden. Das 
Scheren erfolgt in einem besonderen, leicht desinfizierbaren 
Raum, die Haare werden sorgfältig gesammelt und verbrannt, 
die Schere wird nach jedem Pferd durch Einlegen in Lysol¬ 
wasser oder dergl. desinfiziert. 

Nach dem Scheren wird das ganze Pferd mit grüner 
Seife eingerieben, die 24—48 Stunden lang liegen bleibt; dann 
wird mit lauwarmen Wasser unter Zuhilfenahme von Bürsten 
das Pferd durchgerieben und die Seife vollständig entfernt. 
Verbrauch an Seife etwa 0,5 kg pro Pferd. 

Bei eingetretener Seifenknappheit wurden an Stelle der 
Vorbehandlung mit grüner Seife Waschungen mit 0,5 prozen¬ 
tiger warmer Sodalösung vorgenommen. Diese Waschungen 
haben sich vorzüglich bewährt, so daß sie im hiesigen Pferde¬ 
lazarett allgemein angewandt werden. 

Neuerdings werden diese Sodawaschungen in Form von 
Bädern in einer 0,5prozentigen, auf 40—43° C erwärmten So- 
dalösung vorgenommen. Die Pferde werden in kurzen Inter- 



614 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 52. 


vallen dreimal durch das Bad getrieben; nach jedem einzelnen 
Bad werden die Pferde mit Bürsten gründlich durchgerieben. 
Die Bäder haben vor den Waschungen einmal den Vorzug, 
daß der ganze Körper mit der Flüssigkeit benetzt wird, und 
zum zweiten kann auf diese Weise innerhalb verhältnismäßig 
kurzer Zeit eine große Anzahl von Pferden gebadet 
werden; das Verfahren eignet sich demnach zu Massen¬ 
behandlungen (s. übrigens Nr. VI. der Mitteilungen). 

Das Abseifen und Waschen bezw. Baden hat nicht nur 
(‘ine ausgezeichnete reinigende Wirkung, sondern es werden 
dadurch auch alle Schuppen und Borken gut aufgeweicht und 
gelöst, Schmutz, lose Haare usw. werden entfernt und die 
Haut wird der Einwirkung des eigentlichen Heilmittels zu¬ 
gänglich gemacht 

Es ist kein Zweifel, daß diese vorbereitende Behandlung 
zweckmäßig und wichtig ist, denn die eigentliche medi¬ 
kamentöse Behandlung wird dadurch wesentlich unterstützt 
und dte ganze Behandlungsdauer wird abgekürzt. 

2. Eigentliche Behandlung mit antipara¬ 
sitären Mitteln. Die Behandlung erstreckte sich stets 
auf den ganzen Körper des betreffenden erkrankten Pferdes, 
da es sich im einzelnen Fall nie mit Sicherheit feststellen läßt, 
ob außer an den sichtbar erkrankten Stellen nicht auch schon 
an andern, anscheinend noch gesunden Körperpartien Räude- 
milben sich angesiedelt haben. Das Einreiben der Mittel er¬ 
folgte mit Bürsten, die mit dichten, nicht zu harten Haaren 
besetzt und mit einem Handgriff versehen sind. Beim Ein¬ 
reiben wurde besondere Sorgfalt auf die sichtbar erkrankten 
Stellen, sowie auf Ohren, Kehlgang, die Partien zwischen den 
Beinen und auf die Schwanzwnrzel verwandt. Eine peinlich 
genaue Durchführung des Verfahrens ist dringend erforderlich; 
die Mittel dürfen nicht bloß auf die Haut aufgetragen, sondern 
sie müssen in die Haut kräftig eingerieben werden. Die Pferde 
sind während der Behandlung gut zu füttern; stark herunter¬ 
gekommene Pferde müssen eine besondere Futterzulage be¬ 
kommen. Das Putzen der Pferde wurde während der Behand¬ 
lung unterlassen. 

a) Wiener T e v r 1 i n i m e n t wurde in der Zusammen¬ 
setzung Pix liquida, Sulfur depuratus aa 1,0 Spiritus und Sapo 
kalinus aä 2,0 angewandt. Nach der vorbereitenden Behänd 
lung wurde die eine Körperhälfte und nach zwei bw drei Tagen 
die andere Körperhälfte gründlich eingebürstet. Je nach dem 
Ernäbrung8- und Kräftezustand des betreffenden Pferdes wur¬ 
den die Einreibungen nach 5—8 weiteren Tagen wiederholt. 
Nach jeder vollständigen Durchbürstung wurde mit warmem 
Seifenwasser abgewaschen. Im ganzen wurden etwa 85 
Pferde mit Teerliniment behandelt. Bei vielen Pferden 
schwand der lästige Juckreiz schon nach der ersten vollstän¬ 
digen Einreibung, bei den meisten übrigen nach der zweiten 
Einreibung, und nur bei wenigen, sehr stark mit Räude be¬ 
hafteten Pferden bedurfte es einer dritten Einreibung. Die 
ganze Prozedur wurde so oft wiederholt, als es notwendig er¬ 
schien. Die meisten Fälle bedurften bis zur Heilung einer vier¬ 
maligen Ganzeinreibung, wenige waren schon nach dreimaliger 
Behandlung geheilt, und bei einer Anzahl sehr stark räudiger 
Pferde mußten selbst sechs Ganzeinreibungen angewandt wer¬ 
den. In einem Falle konnte trotz fortgesetzter Teerbehand¬ 
lung keine Heilung erzielt werden, fm ganzen genommen, sind 
die Erfolge der Teerlinimentbehandlung befriedigend; das 


Teerliniment darf als gutes Räudemittel bezeichnet wer¬ 
den. Es erfolgt starke Hautabschuppung, die Borken 
stoßen sich ab, die Hautfalteri verschwinden allmählich, 
und die vordem verdickte Haut wird wieder weich 
und geschmeidig und die haarlosen Stellen bedecken sich mit 
jungem Haar, öfters machten sich starke Hautreizungs¬ 
erscheinungen unangenehm bemerkbar; die Haut zeigte sich 
sehr empfindlich und bedeckte sich an einzelnen Stellen mit 
kleineren und größeren, dicken, festaufsitzenden Borken, und 
es dauerte oft wochenlang, bis diese sich losstießen und die 
Haut wieder glatt wurde. Vergiftungserscheinungen sind bei 
den zahlreichen behandelten Pferden nie beobachtet worden; 
das Mittel darf demnach im großen ganzen als ungefährlich 
bezeichnet werden. Dagegen greift es die Tiere immerhin an; 
Nähr- und Kräftezustand gingen bei einer großen Anzahl von 
Pferden zurück, bei einigen wenigen sogar in dem Maße, daß 
sie sich nicht mehr erheben konnten und geschlachtet werden 
mußten. 

b) Sublimat w'urde in Form einer einprozentigen 
spirituösen Lösung angewandt. Im ganzen sind mit dem 
Mittel über 80 Pferde behandelt worden. Die Lösung wurde 
unmittelbar im Anschluß an die vorbereitende Behandlung 
mittels Bürsten oder Lappen gründlich eingerieben, und zwar 
auf den ganzen Körper des Pferdes auf einmal. Die Behand¬ 
lung, der jeweils eine Einreibung mit grüner Seife und eine 
Abw r aschung vorausgingen, wurde so oft als nötig wieder¬ 
holt, und zwar in Intervallen von 5—8 Tagen. In der Regel 
hörte der Juckreiz schon nach der ersten, sicher nach der 
zweiten Durchreibung auf, die Pferde wurden ruhig und 
legten im Ernährungszustand zu. Die relativ hochprozentige 
Sublimatlösung wurde in allen Fällen gut ertragen; Ver¬ 
giftungserscheinungen oder sonstige unangenehme Folgen 
konnten nie beobachtet werden. Doch kam es nicht so selten 
vor, daß einzelne erkrankte Hautstellen, insbesondere am 
Halse und an der Schwanzwurzel, trotz sorgfältigen Einreibens 
und trotz mehrfacher Wiederholung der ganzen Seifen- und 
Sublimatspiritus-Behandlung wenig Heiltendenz zeigten, 
spröde, trocken und faltig blieben, und daß die Häare dort 
nur langsam nach wuchsen. In diesen Fällen ließ ich eine 
Nachbehandlung mit Wiener Teerliniment folgen, und letz¬ 
teres Mittel scheint hier — wohl wegen seiner länger anhal¬ 
tenden und seiner leicht reizenden und damit den Haarwuchs 
befördernden Wirkung dem Sublimatspiritus überlegen 
zu sein. 

Bei 32 Pferden wairde nach vorausgegangenem Scheren 
und Waschen mit 0,5 prozentiger warmer Sodalösung eine 
einprozentige wäßrige Sodalösung über den ganzen 
Körper auf einmal eingerieben und die ganze Prozedur nach 
5 Tagen wiederholt. Die Pferde ertrugen diese Behandlung 
gut und erwiesen sich geheilt. Hervorheben muß ich jedoch, 
daß diese Pferde nur in ganz geringem Grade räudig ge¬ 
wiesen sind. 

c) Zehnprozentiger Kresolseifenspiritus 
w r urde bei 25 Pferden angewandt Die Pferde waren schon 
einmal mit Wiener Teerliniment vorbehandelt, waren aber 
noch mittelgradig räudig; sie scheuerten sich noch und 
zeigten zahlreiche haarlose, ekzematöse Stellen. Die Pferde 
wurden nach der üblichen Vorbehandlung an zwei aufein¬ 
ander folgenden Tagen je halbseitig gründlich eingerieben. 





28. Dezember 19IG. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


Die Einreibungen wurden nach je 5 Tagen wiederholt. Nach 
2—3 maliger Einreibung war der Juckreiz verschwunden, und 
nach 5—6 Total-Einreibungen waren die Pferde geheilt. 
Öfters trat aber als unangenehme Nebenwirkung eine 
Rresolvergiftung auf. Zwar erholten sich die Pferde von dem 
akuten Anfall ziemlich rasch wieder, es schien aber doch, als 
ob Nähr- und Kräftezustand hierdurch ungünstig beeinflußt 
würden. Möglicherweise lassen sich durch Herabsetzung des 
Kresolgehalts diese Vergiftungen vermelden, ohne daß da¬ 
durch die Wirksamkeit des Mittels herabgesetzt wird, 

d) Roher Holzessig wurde bei 20, einmal mit 
Wiener Teerliniment vorbehandelten Räudepferden ver¬ 
suchsweise angewandt. Nach ein- bis zweimaliger Einreibung 
(an einem Tag die linke und am folgenden Tag die rechte 
Körperhälfte) hörte der Juckreiz auf. Im Laufe der weiteren 
Behandlung trat sehr lebhafte Abstoßung der Oberhaut teil¬ 
weise in ziemlich umfangreichen Fetzen auf; die Haut blieb 
aber vielfach rissig, spröde und faltig, so daß eine Nach¬ 
behandlung mit Vaselinöl folgen mußte, worauf die Pferde 
bald heilten und die Haut glatte, geschmeidige Beschaffenheit 
erhielt. Die Versuche werden bei geeigneter Gelegenheit fort¬ 
gesetzt werden. 

e) Mit W i b o r g schem Arsenikessig (Acid. 
arsenicos., Kal. carbonic aä 15,0, Aqua und Acetum aa 1500,0) 
wurde ein Heilversuch an fünf stark räudekranken Pferden 
gemacht. Der Arsenikessig wurde nach der vorbereitenden 
Behandlung gleichzeitig über den ganzen Körper gründlich 
eingerieben. Die Einreibung wurde im ganzen dreimal aus¬ 
geführt. Schon nach der ersten Einreibung hörte der vor¬ 
dem stark vorhandene Juckreiz nahezu vollständig auf. 
Irgend welche schädliche Einwirkungen des Mittels, Ver¬ 
giftungserscheinungen oder dergl. wurden nicht beobachtet; 
Es zeigte sich aber, daß die Haut ziemlich spröde blieb und 
die Hautfalten am Halse sich nicht zurückbildeten. Es wurde 
daher der ganze Körper mit Vaselin eingerieben, worauf die 
Haut sich lebhaft abschuppte und wieder weich und ge¬ 
schmeidig wurde. Heilung war bei den fünf Pferden ein- 
getreten. 

f) Mit V 1 ä m i n g x scher L ö sung (Calcium oxysul- 
fatum, von der Firma Merck in fertiger Lösung bezogen), 
die mit der gleichen Menge Wasser verdünnt worden war, wur¬ 
den 12 Pferde eingerieben. Von diesen waren 10 Pferde nur in 
leichtem Grade an Räude erkrankt, 2 in mittlerem Grade. 
Die ersteren waren nach 3—4 Ganzeinreibungen geheilt, 
während bei den beiden letzteren erst nach sechsmaliger Be¬ 
handlung Heilung erzielt werden konnte. 

g) Mit V a s e 1 i n ö 1 sind im ganzen über 70 Pferde be¬ 
handelt worden. Das Vaselinöl wurde teils rein ohne jeg¬ 
lichen Zusatz, teils nach Beifügung von 2 Proz. Liquor Cresoli 
saponatus eingerieben. Ein wesentlicher Unterschied in der 
Wirkung konnte nicht festgestellt werden. An dem einen 
Tag wurde die eine, am folgenden Tage die andere Körper¬ 
hälfte behandelt. Die Einreibungen w r urden in Pausen von 
5—8 Tagen vorgenommen. Die meisten Pferde waren nach 
der vierten Einreibung geheilt; bei einem Teil der Pferde, 
die in leichtem bis mittelschwerem Grade mit Räude behaftet 
gewesen sind, genügte eine dreimalige Durchbehandlung. Nur 
wenige Pferde bedurften einer mehr als viermaligen Ein¬ 
reibung bis zu ihrer vollständigen Heilung. Das Vaselinöl 


015 

hat sich als ein angenehmes, leicht und einfach zu appli¬ 
zierendes und wirksames Mittel gezeigt Auffallend ist seine 
gute erweichende und lösende Wirkung auf die Schuppen, 
Borken, Krusten usw., die sich zusammen mit einer Menge 
von Haaren schon nach der ersten Einreibung abstreifen 
lassen. Es will mir jedoch scheinen, daß kein anderes Mittel 
einen so starken Haarverlust nach sich zieht, wie gerade 
Vaselinöl. Verschiedene Pferde sind nach seiner Anwendung 
nahezu vollständig kahl geworden, was ich in dem Maße bei 
den anderen Mitteln nicht beobachtet habe, und der Ersatz der 
Haare hat ziemlich lange Zeit in Anspruch genommen. Zu 
rühmen ist, daß der Juckreiz schon wenige Tage nach der 
ersten Einreibung zu schwinden pflegt, daß die Haut w^eich 
und elastisch bleibt, und daß, w f o Hautverdickungen und 
Hautfalten sich gebildet haben, diese in verhältnismäßig 
kurzer Zeit sich zurückbilden und verschwinden. Das sind 
zweifellos große Vorzüge. Aber das Mittel ist durchaus nicht 
gianz harmlos, öfters konnte das Auftreten von leichten bn 
mäßigen Ödemen an Unterbrust und Bauch, sowie am 
Schlauch nach der Einreibung beobachtet werden, die indes 
durch regelmäßiges Bewegen der Pferde in kürzerer odei 
längerer Zeit ohne sonstige Behandlung sich zurückbildeten. 
Etwas ernster sind seine Einwirkungen auf den allgemeinen 
Nähr- und Kräftezustand der Pferde einzuschätzen. Es konnte 
bei mehr als der Hälfte der mit Vaselinöl behandelten Pferde 
festgestellt werden daß das Mittel nicht bloß stark herunter¬ 
gekommene, sondern auch noch in verhältnismäßig gutem 
Nährzustand befindliche Patienten stark angriff; sie nahmen 
im Nähr- und Kräftezustand ab und lagen viel; nicht selten 
konnten sie nur mit menschlicher Hilfe auf die Beine ge¬ 
bracht werden; bei einzelnen führte diese Schwäche, die sich 
insbesondere in der Nachhand geltend machte, zum Fest¬ 
liegen, so daß zur Schlachtung geschritten werden mußte. 
Diese unangenehmen Nebenwirkungen konnten auch nicht 
ganz dadurch ausgeschaltet werden, daß man zwischen den 
einzelnen Einreibungen größere Pausen (8—10 Tage) ein- 
treten ließ. Jedenfalls aber ist gerade bei stark räudigen 
und heruntergekommenen Pferden ein Forcieren der Behand¬ 
lung, etwa durch Einreiben in kürzeren Intervallen, kontra¬ 
indiziert. Die Schwächezustände und die lähmungsartigen 
Erscheinungen in der Nachhand sind wohl zweifellos durch 
die Unterdrückung der Perspiratio insensibilis und Kohlen¬ 
säureüberladung des Blutes zu erklären. Andere räudekranke 
Pferde, die mit anderen Mitteln behandelt und unter den 
gleichen Stall- und Fütterungsverhältnissen gehalten wurden, 
und mit denen die Vaselinöl-Pferde verglichen werden 
konnten, zeigten einen erheblich besseren Nährzustand und 
Festliegen und Notschlachtungen waren viel seltener. Be¬ 
merkenswert ist, daß die oben erwähnten schädlichen Ein¬ 
wirkungen auf den Organismus selbst dann noch sich geltend 
machen konnten, nachdem die Behandlung mit Vaselinöl 
schon einige Zeit eingestellt w*ar. Ein weiterer Nachteil ist, 
daß das Vaselinöl nicht konstant in seiner Zusammensetzung 
ist und unter Umständen reizende und giftig wirkende Sub¬ 
stanzen enthalten kann, so daß sich daraus die Notwendig¬ 
keit ergibt, jedes einzelne Faß Vaselinöl vor seiner all¬ 
gemeinen Anwendung an einigen wenigen Pferden zu er¬ 
proben. Obwohl diese Vorsichtsmaßregel im hiesigen Pferde¬ 
lazarett angewandt wurde, sind doch einige Fälle von Vor- 



616 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 52. 


giftungen aufgetreten, über die unter Nr. V der Mitteilungen 
besonders berichtet werden soll. 

3. Nachbehandlung. Nach dem Abschluß des 
Heilverfahrens müssen die angewendeten Mittel von der 
Haut und den Haaren wieder entfernt werden. Die restlose 
Entfernung der Teerbestandteile, öle, Fette, der Schuppen, 
Borken und losen Haare ist nicht ganz einfach, zumal wäh¬ 
rend der Behandlung eine Hautpflege durch regelmäßiges 
Putzen mit Kardätsche und Striegel wegen der Gefahr der 
Weiterverschleppung der Räudemilben auf dem Pferdekörper 
unterlassen werden mußte. Ich wandte ähnliche Mittel und 
Methoden an, wie bei der einleitenden Behandlung: anfangs 
grüne Seife und warmes Wasser, später eine halbprozentige 
warme Sodalösung und zuletzt Bäder in einer 0,6 proz. 
warmen Sodalösung je unter Zuhilfenahme von kräftigem 
Bürsten. Schließlich wurden die Pferde noch mit reinen 
Strohwischen trocken gerieben. Nachdem die Pferde voll¬ 
kommen trocken waren, wurde mit dem regelmäßigen Putzen 
wieder begonnen. Haarlose Stellen wurden mit verdünnter 
Jodtinktur oder mit Teerspiritus zur Beförderung des Haar¬ 
wuchses bepinselt. Ich habe schon oben erwähnt, daß den 
räudekranken Pferden während der Behandlung eine Futter¬ 
zulage zu geben ist. Auch jetzt darf gutes und reichliches 
Füttern der teils durch die Räudeerkrankung selbst, teils 
durch die angreifenden Mittel im Nährzustand herunter¬ 
gekommenen Pferde nicht unterlassen werden. 

Desinfektionsmaßnahmen. Gleichzeitig mit 
der Inangriffnahme der Behandlung hat eine umfassende Des¬ 
infektion sämtlicher Gegenstände, mit denen die räudekranken 
Pferde in Berührung gekommen sind, stattzufinden. Dabei 
kommen insbesondere in Betracht Halfter, Trensen, Reitzeug, 
Geschirre, Woilach, Gurten, Wagen, Anbindvorrichtungen, 
Krippen, Raufen, Wände, Latierbäume, Fußboden, Putzzeug, 
Streu, (am besten völlige Entfernung), Eimer und sonstige 
Stallutensilien. Die Desinfektion erfolgt teils durch stunden¬ 
langes Einlegen der Gegenstände in eine warme, dreiprozentige 
Kreolinlösung, teils durch Anstreichen mit Kalkmilch, der zwei 
Prozent Liquor Cresoli saponatus oder Kreolin zugesetzt sind. 
Anstatt des Anstreichens mit Pinsel kann die Kalkmilch 
mittels eines Zerstäubungsapparats (Baumspritze) auf die be¬ 
treffenden Gegenstände gebracht werden; auf diese Weise kann 
das Desinfektionsverfahren verhältnismäßig rasch und sicher 
durchgeführt werden. Auch während der Behandlung muß 
die Desinfektion der Standplätze, Gebrauchsgegenstände usw. 
vorgenommen und in geeigneten Zwischenräumen wiederholt 
werden. 

V. Vergiftungen durch Vaselinöleinreibung. 

Ich habe schon oben unter IV g erwähnt, daß bei Ein¬ 
reibungen von räudigen Pferden mit Vaselinöl öfters geringe 
bis mäßige Ödeme an Unterbrust, Bauch und Schlauch ent¬ 
standen sind, denen keine größere Bedeutung zukommt, und 
daß bei einem großen Teil der mit Vaselinöl behandelten 
Pferde eine ungünstige Beeinflussung des Nähr- und Kräftezu¬ 
standes beobachtet worden ist, die bei einzelnen selbst zum 
Festliegen und zur Schlachtung geführt hat. Die ersten Er¬ 
scheinungen sind wohl auf in dem Vaselinöl enthaltene reizende 
Stoffe zurückzuführen, die letzteren mit der durch die Ein¬ 


reibungen gewirkten Aufhebung der Perspiratio insensibilis zu 
erklären. 

Vergiftungserscheinungen etwas anderer Art konnte ich bei 
4 Pferden beobachten, die mit 22 weiteren Pferden gleichzeitig 
und in gleicher Weise mit Vaselinöl eingerieben worden waren. 
Etwa 12 Stunden nach der Einreibung waren folgende Krank¬ 
heitserscheinungen festzustellen: Erhöhung der Körpertempe¬ 
ratur bis 40,2° C., Schwellung, erhöhte Wärme und Empfind¬ 
lichkeit bis Schmerzhaftigkeit der Haut, insbesondere am Halse 
und an der Schulter, steife Haltung des Halses, heiße schmerz¬ 
hafte, ziemlich umfangreiche ödematöse Anschwellungen an der 
Vorder- und Unterbrust, am Bauch, am Schlauch, sowie an den 
Gliedmaßen, insbesondere an den Vordergliedmaßeil. Infolge 
der schmerzhaften Spannung der Haut bestand starkes Lahm¬ 
gehen; zwei von den Pferden waren kaum imstande, die Vorder¬ 
gliedmaßen nach vorwärts zu führen. Dabei bestand gering¬ 
gradige Störung des Allgemeinbefindens und verminderte 
Freßlust. Die Erscheinungen gingen allmählich ohne besondere 
Behandlung zum größten Teil innerhalb 3—5 Tagen zurück; 
nur bei zwei Pferden blieben die Ödeme an Unterbrust und 
Unterbauch noch einige Zeit bestehen. 

Die Erkrankungen waren um so auffallender, als sie nur 
bei 4 Pferden auftraten, die zudem wiederholt schon mit 
Vaselinöl ohne irgendwelche Schädigungen behandelt worden 
waren. Es ließ sich feststellen, daß zu der letzten Einreibung 
der Rest eines Fasses Vaselinöl benutzt werden war, nachdem 
der Inhalt vorher durch Abschöpfen aus dem auf den Kopf 
gestellten Faß entnommen war. Offenbar waren die 
schwereren und anscheinend giftigen Bestandteile des 
Vaselinöls auf dem Boden des Fasses zurückgeblieben. 
Diese Annahme wird unterstützt durch eine mir mündlich 
übermittelte Beobachtung von Stabsveterinär Dr. H e u ß. 
Dieser hatte durch einen Heber das Vaselinöl aus dem Fasse ent¬ 
nehmen lassen; dadurch kamen die untersten Schichten des 
Öles zuerst in Verwendung, und diese riefen bei den damit 
behandelten Pferden ähnliche Erscheinungen wie die oben be¬ 
schriebenen hervor, während der übrige Inhalt desselben Fasses, 
ohne zu Erkrankungen zu führen, verwendet w r orden ist. Im 
Hinblick auf die Verschiedenheit der Zusammensetzung des 
Öles empfiehlt es sich, nicht nur den Inhalt jedes 
einzelnen Fasses an 3—4 Pferden zu erproben, ehe er allge¬ 
mein angewandt wird, sondern auch durch Umrühren vor der 
Entnahme eine gleichmäßige Mischung des Öles zu bewirken. 

Das Vaselinöl wmrde größtenteils unter Zusatz von 2 Proz. 
Liquor Cresoli saponatus verwendet. Bei ruhigem Stehen 
sinkt der spezifisch schwerere Liquor Cresoli saponatus zu Bo¬ 
den, so daß zuletzt eine ziemlich konzentrierte Lysolmischung 
Zurückbleiben kann. Auf diese Weise ist wohl ein im hiesigen 
Pferdelazarett nach einer Vaselinöleinreibung vorgekom¬ 
mener Fall von Kresol-Vergiftung zu erklären, obwohl das 
Pflegepersonal wiederholt angewiesen war, das in einem Blech¬ 
eimer bereitgehaltene Medikament vor seiner Anwendung jedes¬ 
mal kräftig umzurühren. Das betreffende Pferd stürzte un¬ 
mittelbar nach dem Einreiben unter tonisch-klonischen 
Krämpfen zusammen und zeigte subnormale Temperatur 
(36,4° C.). Nach Abseifen und Abwaschen mit warmem Wasser 
und nach einer Kampferölinjektion trat Heilung in 3 Stunden 
ein. 


28. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


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Zur Behandlung der Räude der Pferde mit Rohöl 
(Ergänzungen zum Artikel in Nr. 36,1916 der B.T.W.). 

Von Oberveterinär d. Res. Dr. Julius Schmidt. 

Als ich im vergangenen Sommer meine kurze Abhandlung über 
die Behandlungsmethode des Rohöl-Kalkwasserliniments bei der 
Räude der Pferde und die dabei gemachten Erfahrungen schrieb, 
war bereits die schwierigste Zeit der Räudebehandlung im Felde, 
der vorjährige Herbst und der letzte Winter, verbunden mit 
den die Behandlung noch weiterhin erschwerenden Umständen, 
wie sie die starke dienstliche Inanspruchnahme der Pferde bei 
Futterknappheit und schlechten Unterkünften mit sich 
brachten, überstanden. Bevor es uns damals glückte, durch 
Vermittlung der mit uns im Armeeverbande kämpfenden 
österreichisch-ungarischep Truppen das Rohöl in ausreichender 
Menge zu erhalten, waren wir zuerst fast ausschließlich auf 
die Behandlung mit Wiener Teerliniment und Cresol-Seifen- 
liniment angewiesen. Wenn es uns auch hierbei glückte, in 
der kalten Jahreszeit die Zahl der Verluste auf ein geringstes 
Maß zu beschränken, so lag das daran, daß von der Truppe, 
als sie im November in den Stellungskrieg überging, Ma߬ 
nahmen getroffen wurden, die einmal das Mittel in seiner 
Wirksamkeit unterstützten, andererseits aber auch für den 
Patienten die angreifende Kur so erträglich als möglich ge¬ 
stalteten. Nach Einführung des Rohöls, dessen Vorzüge als 
Behandlungsmittel ich bereits angegeben habe, gelang es uns 
dann erst, Verluste während der Räudebehandlung ganz aus¬ 
zuschalten. Allgemeine Erfahrungen, die wir bereits bei der 
Räudebehandlung mit den alten Mitteln gemacht hatten, 
konnten da von vorneherein auf das neue Mittel mit an- 
gewendet und mit der Zeit weiter ausgebaut werden. 

Der Eintritt in die kältere Jahreszeit veranlaßt nun mich, 
auf einige wichtige Punkte, deren Befolgung ich bei der Be¬ 
handlung als unbedingt erforderlich erachte, erneut hinzu¬ 
weisen, damit nicht etw r a durch halbe oder verkehrte Ma߬ 
nahmen der Eindruck erweckt werde, als wäre das Mittel 
unzuverlässig und nicht geeignet, in kalter Jahreszeit die 
Räude zu tilgen. Folgendes, leider noch häufiger beobachtetes 
Bild einer Räudebehandlung mit dem bewährten Mittel steht 
mir da vor Augen: In einer hohen und nicht gegen Zugluft 
geschützten Scheune mit feuchtem Erdboden stehen die be¬ 
handelten Patienten. Das bereits geschorene lange Winter¬ 
haar ist infolge unrichtigen Einreibens mit dem Mittel voll¬ 
ständig verklebt; Hautschuppen, Schmutz, öl und Haare haben 
eine Filzschicht gebildet, durch die man die Haut nicht mehr 
hindurchfühlen kann. Die Tiere stehen mit untergestellten 
Beinen frierend da und machen den Eindruck hochgradigen 
Erschöpftseins. Futter, vor allem Rauhfutter, wird nur spär¬ 
lich gereicht und von den Pferden in gieriger Hast gefressen. 
Es wird gemeldet, daß bereits einige Pferde nach der zweiten 
und dritten Einreibung unteT den Anzeichen höchster Er¬ 
schöpfung gestorben wären. 

Obwohl es nun eine erwiesene Tatsache ist, daß das 
Rohöl-Kalkw{asserliniment bei sachgemäßer Anwendung die 
Tiere nur wenig angreift, so ist aber eine Schwächung des 
Patienten infolge der Kur, vor allem bei energischer Be¬ 
handlung einer "schweren Räudeform, nicht von der Hand zu 
weisen. Bevor man also an die Behandlung 
herangeht, muß dafür Sorge getragen 
werden, daß den Pferden, deren Freßlust 


durch die Kur kaum leidet, ein ausreichendes 
Futter gereicht wird, um dem Zustande einer 
gefahrbringenden Entkräftung vorzu¬ 
beugen. Der Winter 1915/16, der uns die größte Ein¬ 
schränkung im Futter auferlegte, hat uns gelehrt, daß eine 
Verringerung des Mindestmaßes von 3J4 kg Körnerfutter und 
5 kg Rauhfutter während der Behandlungszeit für ein mittel- 
schweres Pferd nicht eintreten darf. Ist es möglich, eine 
höhere Rauhfutterration zu bewilligen, so kann das Körner¬ 
futter entsprechend dem steigenden Nährwerte des Rauhfutters 
herabgesetzt werden. Auf jeden Fall sei man stets bestrebt, 
die Rauhfuttermenge nach Möglichkeit aus eigenen Mitteln, 
wie durch Beigaben von Laubheu, Schilf, selbst noch im Spät¬ 
herbst geschlagenen dürren Wiesengras, zu erhöhen. In 
schwierigen Zeiten hilft davon jeder Armvoll mit; vor allem 
wird dadurch das gefährliche Nagen von Holz und Fressen von 
Sand erheblich herabgesetzt. 

Neben der Sorge fürs ausreichende Futter ist die 
ständige Überwachung des Verdauungs¬ 
trakt u s jedes einzelnen Patienten nicht außer Acht zu 
lassen: Zahnraspel und Sal. Carolin, fact. haben dann oft 
mit dazu beigetragen, die Futteraufnahme zu regeln, ver¬ 
dorbenen Appetit wieder anzuregen und die Verdauung 
au fördern. 

Nach wie vor halte ich ferner das Scheren 
des langen struppigen Haarkleides, der 
Mähne und der Schweifwurzel auch im Winter 
für erforderlich, um eine Räudebehandlung 
erfolgreich und in kürzester Zeit zu Ende 
führenzu können. Nur bei ganz frischen Erkrankungen, 
wo zwar schon Juckreiz besteht, die Veränderungen der Haut 
aber erst wenig sichtbar und fühlbar sind, habe ich davon Ab¬ 
stand genommen und die Behandlungsmethode dement¬ 
sprechend eingerichtet. Man tut gut, die Grenze hier möglichst 
eng zu ziehen, w r eil sonst noch zu häufig die Fälle unterlaufen, 
bei denen schließlich, und dann unter weit größeren Schwierig¬ 
keiten, eine Schur dennoch erforderlich wird, um ein einwand¬ 
freies Endziel in der Behandlung zu erreichen. Die Schur hat, 
wenn es nicht möglich sein sollte, die Pferde während der Be¬ 
handlung in der kalten Jahreszeit dauernd im Stalle zu halten, 
die Haare mindestens so w r eit zu kürzen, daß man kurz vor 
der Einreibung bequem durch einen Putz die Haut von 
Schmutz und Schuppen befreien kann (Haare, Putzstaub ver¬ 
brennen; Putzzeug desinfizieren!), und bis man die Sicherheit 
hat, daß die einreibende Bürste oder Kardätsche auch wirk¬ 
lich die Haut erreicht, und nicht etwa ein filzartiges Verkleben 
der Haare hervorgerufen wird (Probeeinreiben einer kleinen 
Stelle). Die Konsistenz und die Dichte des Haarkleides 
werden dabei mit entscheidend sein. Da das Haar aber 
während der Behandlung nachwächst, darf über eine Länge 
von 1—2 cm nicht hinausgegangen werden; schwerere Fälle, 
bei denen man von vornherein eine längere Behandlungsdauer 
annimmt, müssen ohnehin kürzer geschoren werden. Es soll 
hier gleich bemerkt werden, daß eine Schur, die die Haare 
etwas länger stehen läßt, durchaus nicht leicht auszuführen ist! 

Was nun die häufige dienstliche Verwendung von ge¬ 
schorenen Pferden bei Kälte anbelangt, so fehlen mir da 
größere Erfahrungen. Eine Tatsache will ich jedoch nicht un¬ 
erwähnt lassen: Eine Batterie mußte zu einem unvorher- 



618 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 52- 


gesehenen Marsch von 24 Stunden Dauer ihre sämtlich kurz¬ 
geschorenen räudekranken Pferde miteinspannen; ein Teil der 
Pferde war erst vor wenigen Stunden behandelt worden. Die 
Tiere konnten nur mit Sommerdecken und Zeltbahnen, die mit 
dem Sattel aufgegurtet wurden, eingedeckt werden. Bei jedem 
längeren Halt während des Marsches wurden ihnen noch irgend¬ 
welche Decken übergeworfen. Die Temperatur ging in der 
Nacht auf —15 0 herunter. Die Tiere froren in den ersten 
Stunden ihres Aufenthaltes im Freien beträchtlich, die Empfind¬ 
lichkeit ließ späterhin aber nach; während des Marsches leisteten 
sie ihren vollen Dienst. Im alten Quartier wieder angekommen, 
wurden sie sogleich mit Strohwischen gründlich frottiert. Bei 
keinem der Tiere ist irgendeine Nachkrankheit aufgetreten! 

Bei den Fällen von Räude, wo die Krank¬ 
heit bereits in ihren ersten Stadien zur Be¬ 
handlung gelangte, habe ich zuweilen das 
Scheren der Pferde unterlassen. Das Rohöl-Kalk¬ 
wasserliniment. w ird hier in stärkeren Verdünnungen (1 :2 
oder 3) hergestellt und, wie immer bei kalter Witterung, sow p eit er¬ 
wärmt, daß die Temperatur beim Hineinfassen mit der Hand 
gerade noch ertragen wird. Das Mittel wird dann 
durch gründliches Massieren mit den Finger¬ 
kuppen auf der Haut vor allem gegen den 
Haarstrich ebenfalls über den ganzen Körper 
des Pferdes verteilt. Auch hier muß durch 
einen unmittelbar vorausgegangenen Putz der Haarboden ge¬ 
säubert sein. Tritt dann während der Behandlungszeit eine 
stärkere Abschuppung der Epidermis auf, die die Tätigkeit der 
Finger bei der Massage behindert, so sind diese Schuppen und 
Krusten stets vor einer neuen Einreibung, am besten mit lang- 
gefaserten Wurzelbürsten, zu entfernen. Bei guter Ausführung 
dieser Methode läßt sich so das Verkleben und Verfilzen des 
langen Haares vermeiden und meist schon nach der dritten Ein¬ 
reibung Heilung erzielen. Bei allen schon etwas länger be¬ 
stehenden Erkrankungen führt diese Behandlungsart jedoch 
nicht mehr zum Ziele. Die menschliche Fingerkuppe ist eben 
ein zu zartes Werkzeug, um damit auf der derben, krustigen 
und runzligen Haut eines Räudepatienten ein Mittel zu ver¬ 
reiben, das dann eine bereits in tieferen Hautschichten lebende 
Grabmilbe wirksam bekämpfen soll. Die Beurteilung 
der leichten Krankheitsfälle erfordert in¬ 
dessen auch eine gew isse Übung; wer diese 
noch nicht besitzt, lasse getrost auch diese 
Pferde scheren, er w- i r d dann vor Enttäu¬ 
schungen und doppelter Arbeit in der Be¬ 
handlung bewahrt bleiben. 

Ganz besonderer Wert ist schließlich auf 
einen bereits vor. Einsetzen derBehandlung 
eingerichteten Kranken st all zu legen. Schon 
das Gefühl des Mitleids muß einem da sagen, daß derartige 
Tiere, deren Empfindlichkeit noch durch die ganze Behandlung 
gesteigert wird, nur in den besthergerichteten Stallungen unter¬ 
gebracht werden dürfen. Selbst in dem ärmlichsten Dorfe läßt 
es sich da nun erreichen, daß in kürzester Zeit eine zugige und 
kalte Stallung durch von außen herangeworfene Erde, durch 
Hochschichten von Dünger, Kartoffelkraut und Waldstreu ab¬ 
gedichtet wird. Hohe und kalte Räume lassen sich durch An¬ 
bringen einer niedrigen Zwischendecke, die aus denselben 
primitiven Mitteln hergestellt werden kann, in warme ver¬ 


wandeln. Der Standboden ist durch Bohlenbelag, durch Roste 
aus aneinandergelegten armdicken Holzstäben oder auf- 
gespaltenen und beputzten stärkeren Stämmen trocken und 
höher zu legen. Auf Holzboden, der eine wär¬ 
mende Isolierschicht über der feuchten und 
k a 11 e n E r d e b i 1 d e t , legen u n d erholen sich die 
Pferde, selbst wenn größte Knappheit an 
Einstreu material besteht. Wenn damit zu rechnen 
ist, daß ein verräudeter Pferdebestand womöglich den ganzen 
Winter hindurch im selben Standort belassen w ird, so empfiehlt 
es sich, neben dem eigentlichen Krankenstall 
einen heizbaren S t a 11 r a u m einzurichten. Verlassene 
Häuser der Einw ohner, in denen sich bereits ein Kamin befindet, 
aber auch jeder andere Unterkunftsraum, in dem sich ein 
kleiner Ofen leicht einbauen läßt, können dazu hergerichtet 
werden. In solchen mäßig erwärmten Räumen, 
die Platz für 4 — 8 Pferde bieten, werden die 
Räudepatienten geschoren und ein gerieben; 
sie verbleiben auch noch 12 Stunden nach der 
Einreibung darin. Eine Stallwache hat für Erhaltung 
des Feuers (auch während der Nacht) zu sorgen. Erst vor dem 
Überführen in den eigentlichen Krankenstall, in dem die Pferde 
nicht zu weit stehen sollen, werden die Patienten leicht ein¬ 
gedeckt (Sommerdecken, Zeltbahnen, aufgetrennte Säcke). Da 
die Einreibung eines jeden Pferdes nur alle 3—4 Tage zu er¬ 
folgen hat, so kann der w^arme Einreiberaum der Reihe nach 
für eine entsprechende Anzahl Gruppen von räudekranken 
Pferden benutzt werden. Es liegt klar auf der Hand, daß in 
diesen erwärmten Räumen einerseits das Mittel eine erhöhte 
Wirkung entfalten kann, daß anderseits aber die Pferde die 
Eingriffe der Behandlung in möglichst abgeschwächter Form 
empfinden. Auf diese Weise ist es möglich, selbst 
die schwersten Räudefälle im Winter zur Ab¬ 
heilungzubringen. Wo Ort und Zeit es nur irgend ge¬ 
statten, denke man darum bei größeren Räudebeständen stets 
von vornherein auch an die Einrichtung eines solchen heizbaren 
Raumes, denn die damit verbundene geringe Mühe lohnt sich 
späterhin vielfach! 

Obwohl diese weiteren Anregungen aus Erfahrungen im 
Felde fürs Feld geschrieben sind, so hoffe ich doch, daß auch 
mancher Kollege in der Heimat diese oder jene nutzbringende 
Anwendung däraus entnehmen kann, um'dann der Rohöl-Kalk¬ 
wasserbehandlung der an Räude erkrankten Pferde, mit der 
ich bei mehr als 500, zum Teil ganz schweren Fällen die besten 
Erfolge erzielt habe, die wohlverdiente weitere Verbreitung zu 
verschaffen. 

Referate. 

Die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche. 

Von Prof. Dr. E. Heß, Bern. 

(Mitteil, des Vereins badischer Ticrür/te, 16. Jahrg, 3.-5. Heft.) 

Vorliegende Publikation enthält den Bericht, den Heß auf 
dem Londoner internationalen Tierärztlichen Kongreß erstatten 
wollte. Die am Schluß gegebenen Leitsätze sind folgende: 

Zu einer rationellen Bekämpfung der Maul- und Klauen¬ 
seuche gehören: 

1. Die strenge polizeiliche Überwachung des Personen¬ 
verkehrs (Hausbann). 




'28. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


2. Die Einführung des Nachbannes für verseucht gewesenes 
Rindvieh während 4—8 Wochen und entsprechende Markierung 
der an Maul- und Klauenseuche erkrankt gewesenen Tiere, weil 
dadurch Dauerausscheider, respektive Virusträger und später 
auftretende Seuchenherde mit Sicherheit bedeutend reduziert 
werden können. 

3. Erlaß von veterinärpolizeilichen Vorschriften über den 
„Nachbann“ und die „Desinfektion der Klauen“. 

4. Die staatliche Ausbildung von Desinfektoren für Tier¬ 
seuchen, speziell für Maul- und Klauenseuche. 

5. Die finanzielle staatliche Unterstützung der durch amt¬ 
liche Tierärzte oder durch hierzu beorderte sogenannte 
„Seuchentierärzte“ vorzunehmenden Behandlung der infolge 
Maul- und Klauenseuche entstandenen Euter- und Klauen- 
leiden usw. 

6. Eine noch bessere praktische Ausbildung der Studie¬ 
renden auf dem Gebiete der Bujatrik und speziell auf dem¬ 
jenigen der Klauenchirurgie. 

7. Die Tötung von Primärherden, sofern dadurch be¬ 
rechtigte Aussicht vorhanden ist, daß der Seuchenherd voll¬ 
ständig getilgt werden kann; dieses Mittel ist speziell dann in 
Anwendung zu bringen, wenn die Seuche in isolierten, kleineren 
Viehbeständen zum Ausbruch gekommen ist, und wenn es sich 
nicht um sehr wertvolle Zuchttiere oder um große Zuchtvieh¬ 
bestände mit wertvollen, rassenreinen Tieren handelt. 

8. Die Einführung der staatlichen Entschädigungspflicht 

bei Maul- und Klauenseuche. J. Schmidt. 

Ein Beitrag zur Behandlung nässender Hautentzündungen 
beim Pferde. 

Von Tierarzt Karl Zaruba. 

(Tierärztl. Zentralbl. 1916, Nr. 6.) 

Bei nässenden Hautentzündungen an den unteren Teilen 
der Gliedmaßen der Pferde, besonders bei Mauke, Raspe, 
Verbrennungen, Verätzungen, Erfrierungen, erzielte Zaruba 
sehr gute Erfolge durch Anwendung von Wiener Teerliniment, 
welches mit einer gleichen Menge einer 2 14 proz. wässerigen 
Pyoktaninlösung vermischt worden war. (Rp. Pyoktanin. 
15,0, Pic. liqu., Sulf. subl. aa 100,0, Sapon virid., Spir. denat. 
äa 210,0, Aqu. font. 600,0.). Nach gründlicher Reinigung der 
Wundfläche werden mit diesem Liniment getränkte Watte¬ 
bauschen aufgebunden und täglich erneuert. Bei nekrotischen 
Hautentzündungen setzte Zaruba an Stelle der wässerigen 
Pyoktaninlösung 2*/»—3 Pyoktanin, 25 denat. Spiritus und 
75 Wasseri Rdr. 

Zur Behandlung von eitrigen, jauchigen Wunden. 

Von Tierarzt Ernest Zoltän. 

(Allatorvosi Lapok, 191R, Nr. 37.) 

Verfasser hat während seiner Kriegsdienstzeit in einem 
Pferdespital besonders bei den vielen Widerrist- und Huf- 
knorpelfisteln die Erfahrung gemacht, daß der Erfolg der Be¬ 
handlung besonders von den entsprechend gemachten Gegen¬ 
öffnungen bedingt wird. Durch diese wird in die Wunden Gaze 
mit Jodtinktur gebracht und dieser Tampon B—4 Tage lang 
in der Wunde gelassen. Die Wunden sollen durchwegs 
trocken behandelt werden; vorerst mit Watte behutsam 
ahgetrocknet, mit Gaze (Jodtinktur, Silbernitrat) bedeckt, 
heilen sie am besten. Wenn zum Entfernen von Schmutz- 
krüsten, eingetrocknetem Sekret u. a. das Waschen unum¬ 
gänglich notwendig erscheint, soll man dazu reines unge- 


619 


kochtes Wasser ohne irgendeinen Zusatz gebrauchen. Huf- 
knorpelfistel können mit bestem Erfolg zur Zeit der Absze¬ 
dierung operiert werden, die bekannte Bayer sehe Operation 
hat sich auch hier gut bewährt. Nach Hufoperationen ist es 
nicht ratsam, die Pferde längere Zeit hindurch, 2—3 Monate 
läng ruhen zu lassen, denn das führt zu fehlerhafter, schlechter 
Homproduktion. Z. 

Ein Beitrag zur Diagnose von Darmkonkrementen bei Pferden. 

Von Amtstierarzt Dr. Sustmann in Dresden. 

(D. t. w., 1916, Nr. 44, S. 401.) 

Verfasser hält die Wahrscheinlichkeit eines Darmsteines 
oder Phytokonkrementee für gegeben, wenn bei kolikartigen 
Erscheinungen 

„1. der Appetit nicht ganz darniederliegt, 

2. die Earmgeräusche teils vollkommen, teils wechselseitig 
wieder auftreten, 

3. die Krankheit oft mehrere Tage lang unter ständiger 
Steigerung der Ersterscheinungen anhält, und 

4. in den späteren Stadien meist dünnbreiiger, übelriechen¬ 
der Kot abgesetzt wird.“ B. 

Staphylomykosen bei Feldhasen. 

(Ans dem Bericht ttber das tierbygienlsche Institut Freiburg, 1914.) 

In der Unterhaut von seuchenhaft verendeten Hasen fand 
Schlegel mehrere bohnen- bis haselnußgroße Abszesse mit 
rahmartigem, graugelben Eiter; auf der Muskulatur des rechten 
Hinterschenkels war bei einem Hasen ein gänseeigroßer Abszeß 
mit flockigem Eiter lokalisiert. Alle Lungenlappen der unter¬ 
suchten Tiere wiesen zahlreiche linsen- bis bohnengroße, gelbe 
Eiterherde auf. Die Pleura war mit diffusen, fibrinös-eitrigen 
Belägen bedeckt. Ebenso fanden sich auf dem Epikard 
2—3 mm dicke, granulöse und fibrös-eitrige Beläge. In dem 
Inhalt der Abszesse der Unterhaut und der Lungen ließ sich der 
Staphylococcus pyogenes aureus in zahlreichen Exemplaren 
nachweisen und reinzüchten. J. Schmidt. 


Tierhaltung und Tierzucht. 

Einiges über die Regeln der Vererbung. 

Von Hans Krieg, z. Zt. im Felde. 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Wir sind bisher von der Voraussetzung ausgegangen, daß 
die Stammeltern sich nur in einer einzigen Eigenschaft von¬ 
einander unterscheiden, daß die Nachkommen also sogenannte 
Mono- Hybride sind. Dies ist sehr selten der Fall. Fast, 
nie sind zwei Individuen, welche zur Befruchtung gelangen, 
nur in einer Eigenschaft verschieden; denken wir nur einmal 
an die Unzahl von Eigenschaften, in welchen sich jeder Mensch 
vom anderen unterscheidet 5 ). Außerdem ist das, was man 
gemeinhin als eine „Eigenschaft“ bezeichnet, in Wirklichkeit 
oft eine ganze Gruppe von Eigenschaften«). 

Wir wollen auf schwierigere Fragen hier nicht eingehen. 
Daß es nicht leicht ist, an den Nachkommen von Bastarden, 
deren Eltern nicht nur in einem, sondern in mehreren Erb¬ 
faktoren verschieden waren, diese Faktoren zu analysieren 

5 ) Annähernd gleich sind sich nur die „Eineizwillinge“. Jeder 
Mensch ist vom vererbungswissenschaftlichen Standpunkte aus ein 
Bastard. 

«) Beispiel: Die „Wildfarbe“ von Mäusen hat sich experimentell 
in eine ganzo Serie einzelner Erb-Eigenschaften zerlegen lassen. 




620 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


No. 52. 


und die Mendelsche Regel trotz der Fülle von Erscheinungen 
zu erkennen, das sehen wir schon am einfachsten Fall dieser 
Art, dem Di-Hybridismus, das heißt bei der Verschiedenheit 
von zwei elterlichen Eigenschafts-Paaren. 

Das Problem des Di-Hybridismus soll an einein Material 
betrachtet werden, mit welchem GregorMendel seihst seine 
bahnbrechenden Versuche gemacht hat. Er kreuzte zwei 
Erbsenrassen, welche sich in der Beschaffenheit ihrer Samen 
unterschieden. Bei der einen Rasse waren die Samen rund und 
gelb, bei der anderen kantig und grün. Die erste Bastard¬ 
generation besaß nur runde, gelbe Samen, w T oraus hervorging, 
daß „rund* 4 über „kantig“, „gelb“ über „grün“ dominant ist. 
Aus diesen zwei Eigenschafts-Paaren können sich 4 Kombi¬ 
nationen ergeben, und zwar rundgelb, rundgrün, kantiggelb 
und kantiggrün. Tatsächlich zeigte sich bei der ersten Gene¬ 
ration der Bastardnachkommen (bei Selbstbefruchtung, also 
extremer Inzucht!) die Kombination 

rundgelb 315 mal ( I. Gruppe), 

rundgrün 108 mal (II. Gruppe), 

kantiggelb 101 mal (IH. Gruppe), 

kantiggrün 32 mal (IV. Gruppe). 

Genaueren Aufschluß gibt uns die nächste Samen-Gene¬ 
ration. Die Pflanzen, welche aus den 315 rundgelben Samen 
(Gruppe 1) entstanden, entwickelten auch Samen mit den 
rezessiven Merkmalen „kantig“ und „grün“, und zwar ergaben 
38 Pflanzen rundgelbe, 65 rundgelbe und rundgrüne, 60 rund¬ 
gelbe und kantiggelbe, 138 rundgelbe, rundgrüne, kantiggelbe 
und kantiggrüne Samen. Wenn wir aus praktischen Gründen 
die dominante Eigenschaft „rund“ mit A, die rezessive Eigen¬ 
schaft ,kantig“ mit a bezeichnen und ebenso die dominante 
Eigenschaft „gelb“ mit B, die rezessive „grün“ mit b, so zeigt 
sich, daß 38 Pflanzen die Kombination AB enthalten, 65 ABb, 
60 AaB, 138 AaBb. 

Die zweit-e der obigen Gruppen (108 rundgrünt Samen) 
ergab 35 Pflanzen mit rundgrünen Samen (Kombination Ab) 
und 67 mit rundgrünen und kantiggrünen (Aab). 

Die dritte Gruppe (101 kantiggelbe Samen) zeitigte 23 
Pflanzen mit kantiggelben (aB), 68 Pflanzen mit kantiggelben 
und kantiggrünen Samen (aBb). 

Die letzte Gruppe (32 kantiggrüne Samen) ergab 30 Pflan¬ 
zen mit kantiggrünen Samen. 

Mit anderen Worten, die I. Gruppe vertritt jede Kombi¬ 
nation der Rezessiv-Faktoren mit beiden Dominant- 
Faktoren, die H. und III. Gruppe ihre Kombinationen mit je 
einem Dominant-Faktor (A oder B), die IV. Gruppe enthält 
nur die Rezessiv-Faktoren. Die Sache gewinnt an Klarheit 
durch die einfache Feststellung, daß die Kombinationen A B, 
Ab, aB, ab je (durchschnittlich) 33 mal vorhanden sind, die 
Kombinationen ABb, AaB, aBb, Aab je 65 mal, die Kombina¬ 
tion AaBb 138 mal. Das heißt, die Kombinationen von 2 bzw. 
3 bzw. 4 Faktoren verhalten sich wie 1:2:4. Die ganze 
Generation läßt sich aber ausdrücken in der Formel: 

AB+Ab-faB+ab+2 (ABb+aBb+AaB+Aab) +4 AaBb. 
Mendel definierte diese Formel als Kombinationsformel der 
Reihen 

A+2Aa+a 
und B+2Bb+B. 

Jede dieser Formeln drückt aber die Mendel sehe 
Grundregel aus, welche wir eben so eingehend betrachtet 


haben, also die Regel, daß bei Verfolgung eines Eigen- 
^haften-Paares sich l A der Bastardnachkommen als großväter¬ 
lich-homozygot, A als großmütterlich-homozygot und A als 
Heterozygote (Bastarde) erweisen. Die wichtige Folgerung 
aus der Di-Hybridismus-Regel lautet: Jede Eigenschaft 
„in endelt.“ getrenn t 7 ). Dies erklärt uns, warum von den 
Bastardnachkommen fast nie je A in allen Eigenschaften einem 
der Stammeltern gleicht. Denn ein Individuum, welches etwa 
in einer Eigenschaft x auf den Stammvater zurückschlägt, kann 
in der Eigenschaft y noch Bastard sein oder auf die Stamm¬ 
mutter Zurückschlagen. 

Zu genau denselben Schlüssen führt auch die Betrachtung 
der Kombinationen von 3 oder mehr Eigenschaften (Tri-, 
Poly-Hybridismus). 

Es mag manchem Leser gezwungen erscheinen, so weit¬ 
gehende Schlüsse zu ziehen aus einem Zahlenverhältnis, das 
möglicherweise nur zufällig zustande gekommen ist. Aber 
durch eine große Zahl von Kon troll versuchen hat sich erweisen 
lassen, daß ziemlich genau dasselbe Zahlenverhältnis sich 
immer wieder mit Sicherheit ergibt Zum mindesten ist es 
berechtigt, in diesem Zahlenverhältnis eine „Regel“ zu sehen. 
Es ist bemerkenswert, daß diese Regel sich gleichermaßen an 
Pflanzen und Tieren, für gewisse Eigenschaften auch am 
Menschen bestätigt haben. Man wird weiter einw^enden können, 
daß bei den oben entwickelten Gedankengängen immer vor¬ 
ausgesetzt war, daß die Nachkommen der Bastarde immer 
durch extreme Inzucht (Geschwister-Inzucht. oder Jungfern¬ 
zeugung) entstanden sind, und daß dies bei höheren Tieren 
selten oder nie vorkommt. Aber es ist für die Resultate ohne 
Bedeutung, ob die zur Weiterzüchtung verwandten beiden 
Bastarde von ein und demselben Elternpaar abstammen oder 
nicht, wenn sie sich nur in den zu untersuchenden Eigen¬ 
schaften geschwisterlich ähnlich, also mit gleicher Faktoren¬ 
kombination heterozygot verhalten. 

Es ist selbstverständlich, daß bei höheren Tieren nur 
Züchtung in größtem Maßstabe das Mendel sehe Zahlen¬ 
verhältnis ergeben kann. Denn wenn wir beispielsweise nur 
3 Bastardnachkommen erzielen, so fehlt ja schon mit Sicher¬ 
heit unter diesen der Vertreter einer der vier Kombinations- 
Möglichkeiten. Bei geringer Fortpflanzung kann durch mehrere 
Generationen das Auftreten von Homozygoten, also Rück¬ 
schlägen, ausbleiben. 

Bastardnachkommen, welche in allen Erbeigenschaften 
auf einen der Stammeltern Zurückschlagen, sind bekanntlich 
selten. Doch kommt es vor, daß nach einer sehr langen Reihe 
von Generationen ein solcher totaler Rückschlag erfolgt. Wir 
haben bei der Betrachtung des Di-Hybridismus gesehen, daß 
jede Eigenschaft unabhängig von den anderen mendelt 8 ). Da 

7 ) Es gibt allerdings auch Eigenschaften, welche nur gemein¬ 
sam mendeln. Man nimmt an, daß ihre Erbfaktoren mit einander 
„verkoppelt“ sind. 

Die Tatsache, daß der praktische Züchter durch Bastardierung 
eine relativ konstante Rasse züchten kann, welche günstige Eigen¬ 
schaften beider Stammeltern in sich vereinigt, beruht eben auf der 
Neukombination, der sich getrennt vererbenden Eigenschaften. 

®) Auf die Frage der Unfruchtbarkeit der Bastarde soll nicht 
näher eingegangen werden. Bekanntlich wird die Fruchtbarkeit der 
Bastarde um so schwächer, je geringer die stammesgeschichtliche 
Verwandtschaft der Bastardeltern war. Bei Artbastarden erlischt 
sie meistens ganz (Maultier!). In unserem Falle ist ja aber der Be¬ 
griff „Bastard“ ein viel allgemeinerer. 





*28. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


621 


kann es nun natürlich Vorkommen, daß bei gegenseitiger Be¬ 
fruchtung von Heterozygoten zufällig einmal alle stamm¬ 
väterlichen oder stammütterlichen Eigenschaften Zusammen¬ 
kommen. Meist wird zwar der Rückschlag nur ein scheinbar 
totaler sein und nur die Eigenschaften betreffen, welche das 
äußere Bild bestimmen. In Wirklichkeit wird das betreffende 
Individuum noch in vielen nicht ohne weiteres kontrollierbaren 
Eigenschaften ein richtiger Bastard sein. 

Noch eine Frage bleibt zu beantworten: Wie verhalten 
sich die Kreuzungsprodukte eines Bastards mit einer der 
Stammformen, also einer Heterozygote mit einer Homozygote? 
— Diese „Rückkreuzung“ ergibt zur einen Hälfte homozygote 
Nachkommen, zur anderen heterozygote. Wir haben gesehen, 
daß bei der Homozygote eine Eigenschaft durch zwei 
gleiche (etwa x x), bei der Heterozygote durch zwei ver¬ 
schiedene Faktoren (etwa x y) vertreten ist. Die Kombi¬ 
nationsformel bei der Rückkreuzung lautet also: 

xx X xy = xx -{- xy -f- xx -f xy. 

Das heißt aber, daß die eine Hälfte der Nachkommen der 
Stammform gleicht, mit welcher der Bastard gekreuzt wurde, 
die andere Hälfte wieder aus Bastarden besteht, welche „weiter- 
mendeln“. Ist min x dominant über v, so gleichen auch die 
Heterozygoten scheinbar der Stammform und zeigen ihren 
heterozygoten Charakter stets in ihren Kindern. 

Es muß noch hervorgehoben werden, daß die Verhält¬ 
nisse nicht immer so einfach liegen, wie sie hier geschildert 
worden sind; daß besonders die Alternative dominant-rezessiv 
oft sehr verwischt ist (etwa durch Variabilität des Dominant¬ 
faktors). Die Fülle von Einzelerscheinungen und die Schwie¬ 
rigkeiten einer Analyse der Erbfaktoren haben zur Ausbildung 
eines großen Sondergebietes der wissenschaftlichen Forschung 
geführt. Vor der Nutzanwendung der Mendel sehen Regeln 
scheut man in Züchterkreisen unbegreiflicherweise noch zu¬ 
rück, obwohl man durch ihre wohlüberlegte Verwertung viel 
Lehrgeld sparen könnte.. 


Tagesgeschichte. 

Ehrentafel der Veterinäre. 

Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurde 
ausgezeichnet: 

Korpsveterinär L e o H e p p (Oberstabsveterinär in Ulm a. D.). 
Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden 
ausgezeichnet: 

Veterinär Dr. Georg Münnich (Veterinär in Karlsruhe). 
Oberveterinär Dr. Paul Kawohl (Oberveterinär in Königs¬ 
berg i. Pr.). 

Veterinär Dr. Heinrich Geddert (Veterinär in Posen). 
Veterinär Erich Kamienski (Veterinär in Altdamm). 
Oberveterinär Dr. Erich Wehrwein (Oberveterinär in 
Saarlouis). 

Veterinär Dr. Walter Voß (Veterinär in Durlach). 
Veterinär Dr. Emil Meyer (Oberveterinär in Schwedt). 
Oberveterinär Karl Rau (Oberveterinär in Wesel). 
Oberveterinär Kilian Bayer (Oberveterinär in Trier). 
Oberveterinär Hermann von Müller (Oberveterinär in 
Diedenhofen). 

Oberveterinär Wilhelm Schaef er (Oberveterinär in 
Osterode). 

Oberveterinär Dr. R o b e r t Heise (Oberveterinär in Cöln). 
Veterinär Dr. August Lanz (Veterinär in Mainz). 
Oberveterinär Dr. Karl H a 11 i c h (Oberveterinär in Minden). 
Oberveterinär Dr. Paul Tetzner (Oberveterinär in Thorn). 


Oberveterinär Dr. Eugen Steinbeck (Oberveterinär in Berlin). 
Veterinär Karl Stosiek (Veterinär in Züllichau). 

Veterinär Ernst Griese (Veterinär in Hanau). 

Oberveterinär Lukas Schäfer (Oberveterinär in Gneseil). 
Oberveterinär Hans Caemmerer (Oberveterinär in Tarno- 
witz). 

Veterinär Karl Hinz (Veterinär in Gnesen). 

Veterinär Franz Daniels (Veterinär in Cöln-Deutz). 
Oberveterinär Rudolf Haase (Oberveterinär in Mainz), 
Oberveterinär Otto Schunk (Oberveterinär in Cassel). 
Veterinär Ludwig Pfeiffer (Veterinär in Hofgeismar). 

Veterinär Theodor Ulrich (Veterinär in Saarlouis). 
Oberveterinär Ernst Kürschner (Oberveterinär in Danzig). 
Oberveterinär Walter Liebnitz (Oberveterinär in Inster- 
bürg). 

Oberveterinär Dr. Wilhelm Bodenbeck (Oberveterinär 
in Pasewalk). 

Veterinär Josef Kobylinski (Veterinär in Hagenau). 
Oberveterinär Wilhelm A 1 b r e c h t (Oberveterinär in 
Forbach). 

Oberveterinär Heinrich Teipel (Oberveterinär in Münster). 
Oberveterinär Dr. Ernst Schütte (Oberveterinär in 
Saarlouis). 

Oberveterinär Dr. F r i e d e 1 Glamser (Oberveterinär in 
St. Avold). 

Veterinär Johann Kray (Veterinär in Langensalza). 
Oberveterinär Paul Piek (Oberveterinär in Salzwedel). 
Oberveterinär Dr. Paul G e i b e 1 (Oberveterinär in Koblenz). 
Oberveterinär Dr. Julius Droß (Oberveterinär in Kolmar). 
Oberveterinär WalterDietze (Oberveterinär in Lüneburg). 
Oberveterinär Dr. Heinrich Erb (Oberveterinär in Neiße). 
Oberveterinär Dr. P a u 1 B e h n (Oberveterinär in Schweidnitz). 
Veterinär Otto Moritz (Veterinär in Mülhausen). 
Oberveterinär F r i e d r. Scheele (Oberveterinär in Münster). 
Oberveterinär Otto P a h 1 e n (Oberveterinär in Glogau). 
Oberveterinär Wilhelm Bren decke (Oberveterinär in 
Straßburg). 

Oberveterinär Bernhard L e p i n s k i (Obervetermär in 
Jüterbog). 

Veterinär Dr. Her m a n n W ii s t e n b e r g (Veterinär in 
Wandsbek). 

Oberveterinär Heinrich Schn h m a n n (Oberveterinär in 
Diedenhofen). 

Oberveterinär Theodor Hoeneckc (Oberveterinär bei der 
Militüf-Lehrschmiede in Berlin). 

Einhundertfünfundzwanzigste Kriegswoche. 

Von Sonntag, den 17. Dezember 1916, bis Sonnabend, 
den 23. Dezember 1916. 

Auf dem Ostufer der Maas haben auch in der vergangenen 
Woche die Franzosen ihre Angriffe fortgesetzt. Nach hartem 
Kampfe ist ihnen Bezonvaux und der Wald westlich des Dorfes 
sowie Chambrettes-F6 verblieben. An allen anderen Stellen 
der Angriffsfront wurden sie abgewiesen. Im übrigen war die 
Kampftätigkeit auf dem westlichen Kriegsschauplatz wenig 
lebhaft. 

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz stürmten unsere 
Truppen nördlich der Bahn Kowel-Luck die russischen Stellun¬ 
gen in etwa 600 Meter Breite; 5 Offiziere, 300 Mann konnten 
gefangen genommen, mehrere Maschinengewehre und Minen¬ 
werfer erbeutet werden. Gegenangriffe blieben erfolglos. 
Ebenso wurden russische Angriffe bei Illuxt (nordwestlich von 
Dünaburg) südöstlich von Riga, bei Augustowka (südlich von 
Zborow), nordöstlich von Goduzischki und nördlich des 
Dryswjaty-Sees blutig abgewiesen. Nordwestlich von Zalosce 
drangen deutsche Stoßtrupps in die vorderen Stellungen* der 
Russen und in das Dorf Zwyzyn ein und kehrten nach Spren¬ 
gung von 4 Minenwerfern mit 34 Gefangenen und 2 Maschinen¬ 
gewehren zurück. 

In den Waldkarpathen mehrfach Patrouillenunternehmun- 
gen, bei denen Gefangene und Maschinengewehre eingebracht 





92 2 


wurden. In den Bergen und bei Mesteeanesci auf dem Ostufer 
der goldenen Bistritz seheiterten wiederholte Angriffe russischer 
Bataillone, ebenso blieben die russischen Angriffe am Gutin- 
Tomnotek, an der Valeputna-Straße, am Csuelemer (nördlich 
des Trotosul-Tales) ohne irgend welchen Erfolg. 

Auf dem rumänischen Kriegsschauplatz wurde der Buzaul- 
Abschnitt in breiter Front überschritten. Unseren Truppen 
fielen hier 2150 Gefangene, 19 Lokomotiven und etwa 400 zu¬ 
meist beladene Eisenbahnwagen sowie eine Unzahl von Fuhr¬ 
werken in die Hand. 

In der Dobrudscha führte die rasche Verfolgung des Fein¬ 
des zunächst bis dicht an das Waldgebiet im Nordteil des 
Landes. Aber auch hier wurde der feindliche Widerstand ge¬ 
brochen und sein Rückzug über zwei ausgebaute Stellungen 
hinaus nordwärts erzwungen. Tulcea an der unteren Donau 
wurde genommen. 1600 Gefangene und mehrere Maschinen¬ 
gewehre wurden dabei dem Feinde abgenommen. 

An der mazedonischen Front hielten deutsche Jäger die 
viel umkämpften Höhen östlich von Paralovo im Cernabogen 
gegen starke russische Angriffe. Im übrigen fanden dort keine 
größeren Gefechtshandlungen statt. 

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika 
hat sämtlichen kriegführenden Mächten eine Note zur An¬ 
regung des Friedens überreichen lassen. N e v. 

Ehrenpromotion de« Kronprinzen de« Deutschen Reiche« durch die 
Tierärztliche Hochschule in Berlin. 

Die Tierärztliche Hochschule in Berlin hat den Kron¬ 
prinzen des Deutschen Reiches, dessen Name in der Geschichte 
der Tierärztlichen Hochschule dadurch unvergänglich geworden 
ist, daß er ein warmes Interesse wiederholt, zuletzt durch den 
Armeebefehl vom 21. August 1915, für die veterinär-medizi¬ 
nischen Wissenschaften bekundet hat, die Würde eines doctor 
medicinae veterinariae ehrenhalber am 22. November d. J. ver¬ 
liehen. Der Kronprinz hat diese Würde mit besonderer Freude 
und Dank angenommen und dadurch den Tierärzten eine hohe 
Anerkennung für die freudige Arbeit in ihrem Berufe während 
des Krieges und den Studierenden der Tierärztlichen Hoch¬ 
schulen eine weitere Anregung für die Beschäftigung mit ihrer 
Wissenschaft, die die Zeit unablässig von ihnen fordert, ge¬ 
geben. 

6eneralfeldmar8cii«ll v. Hlndenburg Ehrendoktor der Veterlnlrmedizin. 

Das Professorenkollegium der Tierärztlichen Hochschule 
in Hannover hat dem Generalfeldmarschall v. Hin denburg 
die Würde eines Doktors der Veterinärmedizin ehrenhalber 
verliehen, um dadurch dem Danke Ausdruck zu geben, den der 
tierärztliche Beruf dem Generalfeldmarschall für seine An¬ 
erkennung und Förderung schuldet. Exzellenz v. Hinden- 
1) u r g hat den Titel angenommen. 

Anfruf. 

Kollegen! Zwei und ein halbes Jahr nahezu sind dahingegangen, 
seitdem sich eine Welt von Feinden gegen uns erhoben hat mit 
der Absicht, uns niederzuringen und zu zerschmettern. Aber dies 
soll und wird ihnen nicht gelingen. An unseres Volkes Kraft und 
Zähigkeit, an unserer Liebe zu Kaiser und Reich und nicht zuletzt 
an unserem festen, unbeugsamen Willen zum Biege, an alledem 
werden die Absichten unserer Feinde scheitern und zerschellen. 

Tausende und Abertausende unserer Familien trauern um ihre 
Väter oder ihre Söhne, die als Helden gefallen oder an Gesundheit 
und Lebenskraft schwer und dauernd geschädigt worden sind. 
Schwer betroffen sind auch viele Familien unserer Kollegen, die 
ins Feld gezogen sind, dadurch, daß sie großen wirtschaftlichen 
Sorgen und zuweilen auch bitterer Not ausgesetzt sind. Ihnen zu 
helfen, der Not dieser Familien mit allen uns zu Gebote stehenden 
Mitteln zu steuern, sind wir, die daheim gehlieben sind, verpflichtet. 
Unterstützen wir daher das im Jahre 1914 begonnene Hilfswerk 




auch weiterhin und erklären wir uns freudigen Herzens bereit, die 
Dankesschuld gegen unsere ins Feld gezogenen Kolleg :n dauernd 
mittragen zu helfen. Sammeln wir mit freudigem Opfersinn weiter 
für die Kriegsfürsorgeeinrichtüng preußischer Tierärzte, die sich 
bisher in so rühriger und erfolgreicher Weise betätigt hat, ein 
jeder nach seinem Können! Wenn Herzen und Hände sich öffnen, 
werden wir die Kriegszeit überstohen, so schlimm sie auch immer 
noch werden mag. Aber erinnern wir Uns dabei auch des Sprich¬ 
worts: „Bis dat, qui cito dat“. Den Hilfsbedürftigen erweisen wir 
eine doppelte und dreifache Wohltat, wenn wir schnell geben. 

Gaben zUr Weitersendung an die Kriegsfürsorgeeinrichtung 
preußischer Tierärzte nimmt der Unterzeichnete Vorsitzende gern 
entgegen. 

Letzter eröffnet hiermit die 2. Sammlung durch eir.e Geld¬ 
spende von 100 Mark. 

Posen, im Dezember 1916. 

Der Vorsitzende der Tierärztekammer der Provinz Posen. 

• Heyne, Regierungs- und Geheimer Veterinärrat. 

Das Kupieren des Schweifes — eine Tierquälerei? 

(An verschiedene Tierachutzvereine). 

In Nr. 4 der Schlesischen Ticrschutzzeitung vom August 
1916 wird in versteckter Weise ein Vorwurf gegen die Tier¬ 
ärzte vorgebracht, der, auch wenn er alt und abgeschmackt ist. 
nicht unwidersprochen bleiben kann. Der Verfasser, Mithin d 
des Schlesischen Zentral Vereins zum Schutze der Tiere in 
Breslau, schreibt in einem Eingesandt: 

„ . . . Die Annahme, daß zur Gründung des allerersten Vereins 
zum Schutze der Tiere das Pferd und der Hund, die treuesten aller 
Haustiere, den Anlaß gegeben haben mögen, gibt der Vermutung 
Raum, daß die Gemeinschaft der damaligen Tierärzte fast aus¬ 
schließlich allein den Anspruch auf das große Verdienst- der Grün¬ 
dung so vieler Vereine zum Schutz der Tiere für sich in Anspruch 
nehmen darf. Vor etwa 40 Jahren, soweit ich mich darauf 
zurückerinnere, stand mit wenigen Ausnahmen immer ein Tier¬ 
arzt an der Spitze der sogenannten Tierschutz¬ 
vereine. Auch heut noch liegt die Leitung der Geschäfte dieser 
Vereine da und dort in der Hand eines Veterinärbeamten! Im Hin¬ 
blick auf die Grausamkeit und Tierquälerei, welche sich 
in dem Abschlagen der Schwanzrute des Pferdes 
vollzieht und doch wohl ausschließlich nur von einem Veterinarius 
vollzogen werden kann, liegt die Frage doch wohl sehr nahe, oh 
die damaligen Berufskollegen, welche den ersten Verein zum Schutz 
der Tiere gegründet haben, diese Kunst mitgemocht oder sie auch 
nur gebilligt haben würden? Eine zweite Frage gleichen Sinnes 
hegt wohl ebenso nahe. Alle bereits entschlafenen Gönner und 
Förderer des Tierschutzes, welche einen 'Teil, oft auch 
ihr ganzes Vermögen in beträchtlichen Summen von 30—40000 M. 
dem örtlich zuständigen Tierschutzvereine letzt willig zugewandt 
haben, dürften und haben auch gewiß auf dankbare Verehrung ihrer 
Person ob ihres hochherzigen Gedankens auch fläch ihrem Tode 
gerechnet. Diese Voraussetzung trifft aber nicht zu, wenn Tier¬ 
ärzte, welche oft auch noch Mitglied eines T i e r - 
sohutzvereins sind, diese absolut unnötige Ope¬ 
ration, das Abschlagen der Schwanzrute des 
Pferdes, mit kaltem Blute vollziehen und voll¬ 
ziehen dürfen, ohne daß ein Tierschutz verein 
überdieseTierquälerei auch nurmiteincrWi mp e r 
zuckt?! Aus der Presse ist mir wenigstens kein Fall bekannt, 
daß ein Tierschutzverein gegen diese namenlose Tierquälerei, wozu 
das Abschlagen der Schwanzrute des Pferdes gerechnet werden 
muß, wirksam vorgegangen wäre.“ 

Hierzu ist gar mancherlei berichtigend zu bemerken: 

An sich ist es gewiß bedauerlich, daß heutzutage mir 
noch wenige Tierärzte sich der Leitung örtlicher Tierschutz- 
vereine widmen, wozu unstreitig gerade sie in erster Reihe 
berufen sind. Die Schuld daran liegt, jedoch nicht überall und 
nicht immer nur an ihnen. Die tierärztliche Wissenschaft lind. 
Tätigkeit hat sich in den letzten Jahrzehnten so unendlich 
fein verästelt und verzweigt, daß eigentlich nur noch die prak¬ 
tischen und beamteten Tierärzte die meiste Zeit, Gelegenheit 
und Veranlassung dazu finden, das Tierschutzvereinswesen 
durch Annahme eines Amtes im Vorsitz praktisch zu unter¬ 
stützen. Trotzdem sind genug geeignete Tierärzte im Lande 
vorhanden, die gute Leiter von Tierschutzvereinen abgeben 
würden. Nun ist es zwar menschlich’ und entschuldbar, aber 
nicht immer und nicht überall richtig und verständnisvoll, 
wenn in vielen Orten bei den Vorstandswahlen dieser Vereine 
oft Herren aus anderen Berufen und Ständen, die mit Tier- 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 





28. Dezember 1916. 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


623 


haltung und Landwirtschaft herzlich wenig in Beziehung 
stehen, sich derart geschickt vorzudrängen wissen, daß ein 
Tierarzt dabei nie bzw. nicht ernsthaft in Frage kommt. 
Daß der Vater eines Gedankens später von den Kindern, die 
seinen Gedanken aufgegriffen und vervollkommnet haben, 
mit Undank belohnt und vergessen wird, ist im Leben ja 
nichts Neues. Andererseits zwingt die Haltung und Stellung¬ 
nahme mancher Tierschutzvereine in gewiesen Fragen des 
Tier- und Menschenschutzes — erinnert sei nur an die 
Bewegung gegen den seuchenpolizeilichen Maulkorbzwang der 
Hunde bei herrschender Tollwut — die Tierärzte von vorn¬ 
herein zur strengsten Zurückhaltung. Welchem Tierarzt würde 
wohl die Leitung eines Tierschutzvereins, die richtig auf- 
gefaßt sehr viel Mühe und Arbeit macht, Lust und Freude 
bereiten, wenn in ihm seit Jahren die gefühlsduseligen Stimmen 
alter Jungfern und weibischer Männer mit überspannten und 
unerfüllbaren Ansichten, Vorschlägen und Forderungen das 
Oberwasser behalten? 

Wenn aber ein Tierarzt Vorsitzender oder Mitglied eines 
Tierschutzvereins ist kann er trotzdem und schon aus 
Gründen des lieben Mitbewerbes mit seinen Kollegen sehr 
leicht in die Lage kommen, z. B. einem Pferd die Schweifrübe 
durch Verkürzung „verschönern“ zu müssen. Von selbst 
und aus freien Stücken wird sich wohl keiner dazu erbieten, 
denn daß diese Operation ein Unfug ist und für das Tier 
recht unangenehme Folgeerscheinung hat bzw. haben kann, 
dürfte wohl auch unter Tierärzten, insbesondere den 
Veterinäroffizieren im Feldheere, eine ausgemachte Sache 
sein. Die Schlesische Tierschutzzeitung hat in Nr. 1 dieses 
Jahres einen klar und überzeugend geschriebenen Artikel 
gegen diese unsinnige Modeoperation gebracht, den alle Tier¬ 
ärzte unterschreiben werden. Bevor aber das gute Vorbild 
der deutschen Militärvenvaltung, des deutschen' Rennbahn¬ 
betriebes und des Kgl. Marstalles in Berlin, die kupierten 
Remonten, Vollblutrenner und Kutschpferde zurtickweisen, 
nicht weitere Kreise beeinflußt und zur Abschaffung des 
Kupierens in ganz Deutschland geführt hat, muß jeder 
Studierende der Veterinärmedizin diese Operation lernen, so 
widerwillig sie ihm persönlich auch sein mag. Die Prüfungs¬ 
vorschriften der Tierärztlichen Hochschulen und die An¬ 
forderungen ihrer Professoren verlangen es nun einmal. Über¬ 
dies gibt es dem Laien natürlich gänzlich unbekannte Krank¬ 
heiten der Schweif- und Schwanzrübe, bei denen eine Ver¬ 
kürzung zur Erhaltung des Tieres ohne weiteres vor¬ 
genommen werden m u ß. Auch sind manche Rassen von 
Jagdhunden für ihren eigentlichen Daseinszweck nur ver¬ 
wendungsfähig. wenn ihr Schwanz kupiert ist: mit dem 
Kupieren der Ohren bei diesen Tieren, gegen das man merk¬ 
würdiger Weise nicht eifert, steht es ähnlich. Das alles 
sind Gründe, aus denen das Erlernen der Ausführung dieser 
Operationen für jeden Tierarzt unbedingt geboten ist. Nach 
den Grundsätzen der neuzeitlichen Operationstechnik vor¬ 
genommen wird dieser operative Eingriff keinem Pferde 
oder Hunde nennenswerte Schmerzen verursachen, so daß von 
„Grausamkeit“ und „Tierquälerei“ beim Operieren selbst heut¬ 
zutage nicht mehr die Rede sein kann. Wer das Gegenteil 
behauptet, hat niemals mit eigenen Augen zugesehen, wie solch 
eine Operation nach den Regeln der Operationskunst vor sich 
geht, oder aber der Operierende war kein Tierarzt und hatte 
keine Ahnung von Chirurgie, örtlicher Schmerzbetäubung, 
Asepsis, Antisepsis und Desinfektion. 

Wie nun vollends ein Tierarzt, der — obwohl Mitglied 
eines Tierschutzvereins — das Kupieren ausführt, dabei der 
Person des ehrenwerten Herrn Schulze oder der lieben 
Frau Müller, die 30—40 000 M. dem Tierschutzverein hinter¬ 
lassen haben, verletzend nahetritt, ist unerfindlich und erscheint 
unbegreiflich. Höchstens könnte doch wohl nur die Sache 
des Vermächtnisses bzw. das Vermächtnis selbst „beleidigt“ 
werden, wenn die Schenkung z. B. ausgerechnet zur Be¬ 
kämpfung dieser tierzüchterischen Modetorheit, die bezeich¬ 
nenderweise aus England, dem gepriesenen Lande des Tier¬ 
schutzes stammt, dienen soll. In solch einem Gewissensstreit, 
wie ihn gerade der tierärztliche Beruf nicht selten aufwirft, 
wird jeder Tierarzt sich wohl selbst zu fragen und zu sagen 
wissen, was er in erster Linie ist und wie er handeln soll 
und darf. In die ordnungsgemäße Ausübung seiner Praxis 
wird er sich jedenfalls von keinem Tierechutzverein hinein- 
redeu' lassen. 


Mit dieser Richtigstellung entfällt dem auch anderweitig 
gegen die Tierärzte immer wieder erhobenen Vorwurf, daß 
sie es mit dem Tierschutz nicht ernst 
nähmen, jede Spitze, und obige Ausführungen in der 
Schlesischen Tierschutzzeitung erhalten damit die scharfe 
Zurückweisung, die sie verdienen. Im übrigen ist allen Lesern 
dieser tierschützlerischen Zeitung wohl bekannt, wie auf¬ 
opfernd gerade in Schlesien Tierärzte als Leiter von Tier¬ 
schutzvereinen auch heute noch tätig sind; es seien beispiels¬ 
weise hier nur erwähnt die Namen Becker- Breslau, 
Böhm- Wüstegiersdorf, Engel- Glogau und Römer- 
Glatz. Wozu also solche Angriffe? Und warum kommen 
sie gerade aus Schlesien? Dr. J. A. H o f f m a n n. 


Bücherbesprechungen. 

— Uber Polydactylie beim Menschen und bei Tieren. Rektoratsrede, 
gehalten an der 80. Stiftungsfeier der Universität Bern 28. November 
1914 von Prof. Dr. Th. Oscar Rubeli. Verlag der akad. Buch¬ 
handlung von Max Drechsel. Bern 1915. Ladenpreis 
1,20 Fr. gleich 1 M. 

R u b e 1 i s Rektoratsrede ist gewissermaßen ein eingehendes Sammel¬ 
referat über den derzeitigen Stand der Polvdactylie-Frage. 

Bekanntlich sind bei manchen Säugetieren (Springhase, Waschbär, 
Bär, Fischotter) an der Innenseite der Extremitäten gewisse knöcherne 
Elemente festgestellt worden, welche früher, insbesondere von Barde- 
leben, als Rudimente eines „Praepollex“ bzw. „Praehallux“ aufgefaßt 
worden sind. Aus den Untersuchungen von Emery und Tornicr 
hat sich ergeben, daß diese Annahme falsch war, daß diese Gebilde viel¬ 
mehr einer sekundären funktionellen Anpassung ihre Entstehung ver¬ 
danken. Auch Wiedersheim, der früher die Überfingerigkeit über 
die Fünfzahl hinaus (bzw. ihre scheinbare Andeutung) auf eine sechs- 
bis siebcnfingerige Grundform zurttekführte, hat sich zu dieser Auffassung 
bekehrt. O a r I b s o n hat eine weitgehende Übereinstimmung der Muskel-, 
Gefäß- und Nervenverhältnisse dieser fraglichen Gebilde mit normalen 
Fingern festgestellt und hält Bie für entstehende Finger- oder 
Zehenanlagen. Doch hat sich auch auf Grund histiogenetischer Unter¬ 
suchungen (T h i 1 e n i u s , Braus) diese Frage bis jetzt nicht end¬ 
gültig entscheiden lassen. 

Was die Hvperdactvlie beim Menschen betrifft,' deren Erblichkeit 
durch mehrere Generationen vielfach festgestellt wurde, so ist die von 
Darwin inaugurierte Erklärung als Rückschlag längst überwunden. 
Besonders die eingehenden anatomischen Arbeiten von B a 11 o w i t z 
haben damit aufgeräumt. Abgesehen davon, daß überhaupt nur rand¬ 
ständige überzählige Finger oder Zehen für eine stammesgeschicht¬ 
liche Deutung in Betracht kommen, müßte ja auch ein morphologisch 
einigermaßen konsequenter Bau derselben vorausgesetzt werden. Und 
ein solcher hat sich nicht feststellen lassen. ..Auch bei sehr vollkommener 
Polydactylie des Skelettes mit Verdoppelung der Mittelhand bzw\ Mittel¬ 
fußknochen trifft man nur Spaltungen und Vermehrungen der gewöhn¬ 
lichen, auch sonst dem Gliede zukommenden Sehnen und Muskeln an.“ 

Vom Standpunkte des Pathologen sind zwei Arten von Überfingerig- 
keit streng zu scheiden: erstens eine solche mit äußeren, sei undären 
Ursachen, wie Spaltung der Anlage durch Falten und Fäden des Am¬ 
nions (Ahlfeld, Zander, Barfuhrt) und Epiphysenabscherung 
(T o r n i e r). Solche Fälle von Überfingerigkeit mit ontogenetisch- 
mechanisehen Ursachen lassen sich oft unschwer diagnostizieren. Viel 
schwieriger ist dies bei der zweiten Kategorie von Fällen, wo eine 
innere Ursache vorliegt. Ein häufiges Charakteristikum dieser Fälle 
ist ihre Erblichkeit (sie verhalten sich wie Hypospadie, Brachvdactylie 
und manche Krankheitsanlagen, scheinbar als dominante“ Erbeigen¬ 
schaften [K r i e gl). Ob man die Hyperdactylie auf Keimesvariation, cx- 
zedierendes Wachstum oder einen embryonalen Bildungsreiz (?) zurück- 
ftihrt, oder ob man ihr die geistreiche Heidenhain sehe Hypothese 
der „Brosysteme“ zugrunde legt — es bleibt eben alles Hypothese und 
abstrakter Begriff. 

Das immerhin erfreulichste Kapitel in der Erforschung der Hyper¬ 
dactylie ist ihr Studium bei den Huftieren. Denn bei diesen, insbeson¬ 
dere beim Pferd, ist auf palaeontologischem Wege festgestellt worden, 
daß durch funktionelle Anpassung eine Verminderung der Zehen ein¬ 
getreten ist. Der Atavismusgedanke hat bei diesen also eine reelle Basis, 
und die mehrzelligen Vorfahren liegen nicht allzu weit zurück. Aber 
auch hier läßt sich oft erkennen, daß pathologische Komponenten mit- 
wirken*) oder gar allein in Betracht kommen. 

In einem Punkte kann ich mich den Ausführungen R u b e 1 i s nicht 
anschließen. Reinhardt hat in seiner Arbeit „Über Polydactylie beim 
Pferde“, Gießen 1907. die Ansicht ausgesprochen, daß es abenteuerlich 
sei, an einem und demselben Individuum, welches zwei (oder mehr) 
hyperdactyle Extremitäten besitzt, die eine als atavistisch, die andere 
als teratologisch aufzufassen. Rubeli meint hierzu, es sei „nicht ein¬ 
zusehen. warum die eine Art der Polydactylie die andere ausschließen 
sollte, da es sich doch in beiden Fällen um Abnormitäten handle und 
solche sehr oft an mehreren Organen gleichzeitig auftreten.“ Gewiß 
'kann eine atavistische Hyperdactylie mit teratologischen Erscheinungen 
Hand in Hand gehen. Aber daß eine solche teratologische Erscheinung 
gerade Überfingerigkeit heißen sollte, wäre ein eminenter Zufall: und 
nach dem jetzigen Stand der Vererbungslehre kann ein echter Rück¬ 
schlag kaum als Mißbildung bezeichnet werden. Krieg. 

— Berr, J., Das Rindvieh-Kontrollvereinigungswesen mit besonderer 
Berücksichtigung der bayerischen Verhältnisse. Regensburg 1916. Ver¬ 
lagsanstalt vorm. G. J. M a n z, Buch- und Kunstdruckerei A.-G., 
München-Regensburg. Preis 1,50 M., (mit Porto 1,60 M.), bei Bezug von 


*) Vergl. meinen Aufsatz „Zur Wertung der Hyperdactylie usw.“ 
im Jahrgang 1914, Nr. 22, dieser Zeitschrift. 




624 


BERLINER TIERÄRZTLICHE WOCHENSCHRIFT. 


mehreren Exemplaren direkt vom Verfasser Vorzugspreise. (Regensburg, 
Klarenanger 7, Ul). 

Es unterliegt keinem Zweifel, daß die bisherigen Einwirkungen des 
Krieges gerade auf dem Gebiete der Viehzucht und des Kontrollvereins- 
wesens künftighin Verhältnisse entstehen lassen werden, welche die 
von Berr behandelte Frage zu einem höchst wichtigen Zweige 
der modernen landwirtschaftlichen Rindviehhal¬ 
tung gestalten werden. Berr wendet sich auf Grund mehrjähriger 
Tätigkeit im norddeutschen, speziell ostpreußischen Kontrollvereinswesen 
hauptsächlich an die süddeutschen kleinbäuerlichen Besitzer, um auch 
in Süddeutschland die Leistungsfähigkeit zum 
Gemeingut aller Viehzüchter werden zu lassen. 

Beim Lesen des Berr sehen außerordentlich spannend und unter 
Verwertung großzügiger Gedanken geschriebenen Büchleins hat man un¬ 
willkürlich das Gefühl, daß der Verfasser aus dem Vollen schöpft. Aus 
dem Inhalt des Büchleins seien, als an anderen Stellen noch nicht in 
der gleichen Weise und Ausführlichkeit abgehandelt, besonders die 
Kapitel über die Fütterung in den Kontrollvereinen, 
Kälber- und Jungviohaufzucht, die volkswirt¬ 
schaftliche Bedeutung der Kontrollvereine und 
die züchterischen Maßnahmen auf Grund der Kon¬ 
trollergebnisse hervorgehoben. Das Berr sehe Büchlein ist eine 
Werbeschnft erster Güte für die Zwecke der Rindvieh-Kontrollvereine. 

Berr fordert nicht Zucht auf Leistung allein, sondern 
Zucht auf Form und Leistung. 

Auf Grund der Kontrollergebnisse ist heute als feststehend anzu¬ 
sehen, daß die Milchergiebigkeit sowohl als auch der 
Fettreichtum der Milch in erhöhtem Maße vom 
Vatertiere, weniger aber von der Mutter vererbt 
werden. Man soll daher danach streben, bei Zuchtbullen außer 
der Leistung seiner Mutter möglichst auch die¬ 
jenige seiner Großmutter väterlicherseits zu erfahren. 
Diese Kenntnis kann nur durch die Verwendung der in allemeuester 
Zeit in Schweden verwandten Auktionskataloge vermittelt 
werden. Die Ziele, die die Kontrollvereine durch Propagierung dieser 
und anderer Erkenntnisse anstreben, werden dazu beitragen, die be¬ 
deutungsvollen Aufgaben der deutschen Landwirtschaft zu vervoll¬ 
kommnen und die Ernährung des deutschen Volkes aus eigener Kraft 
vom Auslande immer mehr und mehr unabhängig machen. 

Pfeiler, Bromberg. 

— Karl Schultz, Kgl. ökonomierat, Prenzlau, Tierzucht- und Schaf¬ 
zuchtfragen. Mitteilungen aus 51 jähriger Tätigkeit als Berufsschaf¬ 
züchter. 87. Flugschrift der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde. 
Berlin 1916. Verlag der Gesellschaft. Preis 2 M. 

Das 38 Seiten starke Heftchen des als Schafzüchter rühmlichst be¬ 
kannten Verfassers will nichts Lehrhaftes über die Schafzucht bringen, 
sondern nur Beobachtungen mitteilen, die er während seiner 51 jährigen 
Tätigkeit als Berufsschafzüchter gesammelt hat. 

Aus den vorbemerkenden Worten des Verfassers sei mit Rücksicht 
auf die Art, wie an manchen Stellen noch Tierzucht gelehrt wird, der 
Ausspruch eines Mecklenburgers mitgeteilt, der sagte, „der Theoretiker 
ist ein Mensch, der etwas weiß, aber er kann nichts, und der Praktiker 
kann etwas, aber er weiß nichts“. Trotzdem Bich Schultz so als ein 
Anhänger der praktischen Züchtungskunde bekennt, gibt er dennoch 
seiner Überzeugung Ausdruck, daß es einem wissenschaftlich 
durchgebildeten Praktiker Vorbehalten bleiben wird, auf 
dem noch so wenig erforschten Gebiete der Tierzucht als Bahnbrecher 
hervorzutreten. 

Den Hauptinhalt der Niederschrift bildet die Darstellung der Boni- 
tur undKlasscneinteilung, wie sie die Gebrüder Kunit 
in ihrer Schafzucht aufgestellt haben. 

Im zweiten Teile seiner Schrift wendet sich Schultz der Er¬ 
örterung von Zeit- und Streitfragen zu, welche in den 
Jahren seiner Tätigkeit die Schafzüchter besonders interessiert haben, 
wie z. B. die Frage der Konstanz, der Individualpotenz, 
der Kreuzung oder Reinzucht, der Frühreife, der 
Disposition für Infektionskrankheiten usw. Die weitere 
Erörterung dieser Fragen, die zum Teil noch nicht geklärt sind, würde nach 
Schultz' Ansicht der Förderung der Schafzucht von großem Nutzen 
sein. 

Nach Schultz ist auch eine Bewegung notwendig, die sich darau\ 
richtet, eine einheitliche Einteilung von Züchtungs¬ 
klassen für das Schaf festzustellen, um einen gemeinsamen Boden 
für weitere Forschungen zu gewinnen. 

Die Mitteilungen Schultzes über die’ Bonitur und das 
Rasse Verhältnis im Sinne der Gebrüder Kunitz sind außer¬ 
ordentlich wertvoll, da sie die Wiedergabe bewährter Traditionen dar¬ 
stellen, deren Kenntnis keine weit verbreitete ist. Schultz hält es 
für verkehrt, daß in der Schafzucht auf dem Wege 
der Kreuzung die Schaffung besonderer Leistungen 
angestrebt wird. Nach seiner Ansicht können wir durch ziel- 
bewußte Züchtung unter Benutzung von Bonlturen 
auch beim Merinoschaf doppelte Nutzung von Wolle 
und Fleisch haben, so daß die Haltung der Schafe Mühe und Kosten 
bezahlt macht. Wir müssen nur anstreben, die noch vorhandenen 
reinblütigon Merinoschafe durch Zuchtwahl, reich¬ 
liche Ernährung und Pflege zu fleischreichen 
Tieren u m z u b i 1 d e n. In dieser Beziehung verweist er auf die 
Erfahrungen in der Rindvieh- und Pferdezucht, die sich die Schafzüchter 
zu Gemüte ziehen sollten. 

Der Züchter soll sich bei Auswahl seiner Tiere auf Auge und Hand 
verlassen, denn der stets mit Zollstock und Handmaß arbeitende Zoo¬ 
techniker wird schwerlich jemals über den Handwerker hinauswachsen. 
Bisher ist die Schafzucht aber wie überhaupt jede Tierzucht noch eine 
Kunst. Das Handwerk in der Schafzucht ist seit Verdrängung der „Woll- 
sortierer“ verschwunden und die Wissenschaft weiß noch nicht recht, 
wo sie einzusetzen hat, um sich Geltung zu verschaffen. Diese Worte 
S c h u 1 tz e s werden jedem praktischen Züchter aus der Seele ge¬ 
sprochen sein. 


Ein weiterer nicht unwesentlicher Teil der Schultz sehen Aus¬ 
führungen ist der Erörterung der Dispositionsanlage gegen¬ 
über Infektionskrankheiten, insbesondere der 
Tuberkulose, gewidmet. Schultz polemisiert hier besonders 
stark gegen das Bang sehe bzw. Ostertag sehe Verfahren zur Be¬ 
kämpfung der Tuberkulose. In den diesbezüglichen Ausführungen wird 
man Schultz meistens nicht zustimmen können. Schultz will, daß 
die Züchter Tiere schaffen sollen, deren Schleimhaut gegen das Ein¬ 
dringen von Organismen resistent ist. Es versteht sich, daß vom histo¬ 
logisch-physiologischen Standpunkte aus die Schaffung solcher Tiere un¬ 
möglich ist. Da verfeinerte Rassen tatsächlich eine höhere Disposition 
gegenüber den Erregern von Infektionskrankheiten zeigen, kann es nur 
begrüßt werden, wenn Schultz ganz allgemein zur Züchtung wider¬ 
standsfähiger Tiere anregt. Pfeiler -Bromberg. 

— Die Umschau. Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft 
und Technik. Herausgegeben von Prof. Dr. J. H. Bechhold, Frankfurt a. M.- 
Niederrad. Geschäftsstelle Frankfurt a. M.-Niederrad, Niederrader Land¬ 
straße 28. Preis vierteljährlich 4,60 M. Zu beziehen durch jede Buch¬ 
handlung wie auch durch Post und Feldpost (Ausgabestelle Leipzig). 

Mehr als irgend eine frühere Zeit hat uns der Krieg die Bedeutung 
von Wissenschaft und Technik schätzen gelehrt, mehr als je zuvor besteht 
ein Bedürfnis, an deren Fortschritten toilzunehmen. Die „Umschau“ 
(Frankfurt a. M.), erscheint ein hervorragend geeignetes Mittel zu sein, 
dieses Bedürfnis zu befriedigen. Aus der Fülle der Aufsätze, die jedes Heft 
wöchentlich bringt, mögen nur die folgenden Beispiele aus den letzten Num¬ 
mern genannt sein: Geh. Rat Prof. Dr. Z u n t z , von der Berliner Landwirt- 
schatlichen Hochschule, spricht über den „Einfluß der Kriegskost auf die 
Ernährung des Menschen“, Dr. da Rocha-Lima vom Institut für 
Tropenkrankheiten, über seine „Entdeckung des Fleckfiebererregers“, der 
Geschäftsführer des Frankfurter Konsumvereins, J. Liebmann, über die 
Lagerung von Lebens- und Genußmitteln, Geh. Rat. Prof. Dr. Wilh. Roux 
über die Entwickelungsmechanik, Dr. Chr. Ries über die Blindenlese¬ 
maschine von Finzenhagen und Ries, Prof. A. Johnsen über 
„Struktur der Kristalle“, Dr. Fournct behandelt die Theorie der Brot¬ 
bereitung, Prof. Dr. M o 11 i s o n „Die Stellung des Menschen in dem 
Tierreiche. 1 * Über „Experimentellen Typhus“ berichtet Dr. Alexander 
Marmorek und Geh. Rat Prof. Dr. Max Weinstein über „Moderne 
Anschauung von der Schwerkraft.“ 

Die „Umschau** beginnt mit dem 1. Januar ihren 21. Jahrgang. 

— Prof. Dr. Albert Ascoll, Grundriß der Serologie. Deutsche Aus¬ 
gabe von Dr. Rudolf Stephan Hoffmann, kais. Rat, Primararzt in Wien. 
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage mit 22 Figuren im Texte und 
8 farbigen Tafeln. Wien und Leipzig, Verlag von Josef Safar 1915. 
Preis broschiert 5 Mark, gebunden 6 Mark. 

Das italienische Original des Grundrisses hat alljährlich eine Neu¬ 
auflage erfahren. A s c o 1 i hat daher den Fortschritt der Wissenschaft 
von Jahr zu Jahr registrieren können. Die vorliegende zweite deutsche 
Auflage lehnt Bich an die letzte italienische aus dem Jahre 1914 an. Sie 
schildert vor allem die Technik und Methodik der serolo¬ 
gischen Forschung und Arbeit sowohl auf dem Gebiete der 
Human- als der Veterinärmedizin. Wie in fast allen einschlägigen Büchern 
kommen dabei in der Veterinärmedizin angewandten Methoden etwas 
kurz weg. 

Es ist das Bestreben Ascolis gewesen, alle nicht abgeschlossenen 
Probleme nur theoretisch zu erörtern, mit Ausnahme der phisikalisch- 
chemischen Reaktionen, welchen mit Rücksicht auf die heute im Vorder¬ 
gründe des Interesses stehende Serodiagnose der Schwanger¬ 
schaft und des Krebses ein besonderes, auch die Technik be¬ 
rücksichtigendes Kapitel gewidmet wurde. Unseres Erachtens nehmen 
diese Ausführungen im Rahmen des ganzen einen viel zu breiten Raum 
ein, da es sich hier um in der Entwicklung Begriffenes handelt, das nach 
den neueren und kritischen Forschungsergebnissen in diagnostischer Be¬ 
ziehung, wenigstens soweit es die Schwangerschaftsdiagnose anlangt, 
praktische Bedeutung nicht hat. Auch die Ascolischen eigenen Unter¬ 
suchungen beanspruchen einen verhältnismäßig zu breiten Raum. 

Pfeiler. 

Personalien. 

Aufzeichnungen: Es wurde verliehen: Das Eiserne Kreuz 
II. Kl. am weiß-schwarzen Bande: dem Regierungs- und Ge¬ 
heimen Veterinärrat Paul Heyne in Posen. — Das Ritterkreuz 
2. Klasse mit Schwertern des Königl. Sächs. Albrechtsordens: dem 
Veterinär d. Res. Oswin Franke aus Kolba. — Das Ritterkreuz 
2. Klasse mit Schwertern des Württemberg. Friedrichsordens: dem 
Stabsveterinär der Ldw. a. D. Karl Krafft, Landespferdezucht¬ 
inspektor in Ulm, und dem Oberveterinär d. Res. Dr. Christian 
Schlenker , Stadttierarzt in Schwenningen. — Das Mecklenburg. 
Verdienstkreuz: dem Oberveterinär der Res. Georg WoosU Tierarzt 
in Steinau a. 0. — Das Kriegs verdienstkreuz: dem Bezirkstierarzt 
Regierungs- und Veterinärrat Schaller in Zwickau. — Die Königl. 
Preuß. Rettungsmedaille am Bande: dem Veterinär d. R. Dr. Karl 
Ncuerburg in Bergedorf. — Der Königl. Preuß. Kronenorden 4. Kl: 
dem Tierarzt Jos. Möllmann in Ancum. 

Ernennungen: Dem Kreistierarztassistenten Dr. Zweiger in Sa߬ 
nitz Ist die kommissarische Verwaltung der Kreistierarztstelle in 
Kreuznach übertragen worden. 

Versetzt: Kreistierarzt Georg Bauer von Znin nach Hohensalza. 

Das Examen als beamteter Tierarzt hat bestanden: In Berlin: 
Tierarzt Dr. Oswald Petxschc aus Leipzig. 

Promoviert: In Mün’chen: Tierarzt Jos. Frommeid aus Back¬ 
nang. 

Approbiert: In Hannover: Otto Lämmel aus Dobrichau. 

Todesfall: Stabsveterinär a. D. E. Henneek in Namslau. 


Verantwortlich für den Inhalt (exkl. Inseratenteil); L V. Prof. Glage, Hamborg. — Verlag und Eigentum der Verlagebnohhandlung von Richard Schoeta in Berlin» — 

Druck ven W. Büxenstein, Berlin. 







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