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BERLINER ARCHITEKTURWELT
BERLINER
ARCHITEKTURVELT
ZEITSCHRIFT
FÜR
BAUKUNST, MALEREI, PLASTIK UND KUNSTGEWERBE DER GEGENWART
UNTER LEITUNG DER ARCHITEKTEN
ADOLF HÄRTUNG ERNST SPINDLER BRUNO MÖHRING
UND UNTER MITWIRKUNG
DER VEREINIGUNG BERLINER ARCHITEKTEN
ACHTER JAHRGANG
VERLAG VON ERNST WASMUTH A.-G., ARCHITEKTUR-BUCHHANDLUNG
BERLIN W.
MARKGRAFENSTRASSE 35
1906.
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Gcdnickt bei Julius Sitlenfeld in Berlin W.
JuIiuiS«nft.
ENTWURF ZU EINER DECKE FÜR EIN WARENHAUS ORANIENSTR. 52-55,
ARCHITEKT: ALFRED MESSEL. a a MALEREI: M. J, BCDENSTEIN.
Q«<lTuckt und verlegt bei Enut Waamuth A.-G., Beilin.
BERLIN
ALS ARCHITEKTURDENKMAL.
EIN PROGRAMM FÜR DIE ZUKUNFT.
Von ERNST SCHUR.
Berlin ist nicht nur Residenzstadt, Berlin ist auBerdem noch eibe Stadt
des Handels, der Arbeit, des Fleißes in Jeder Beziehung.
Die brennendsten sozialen Fragen werden hier besprochen. Neuerungen
werden hier erprobt. Versuche hier angebahnt. Kräfte, die sonst an anderen
Orten aus Mangel an tatkräftiger Unterstützung aufgerieben werden, die nutz-
los verpuffen und untergehen müssen, da sie an ganz falscher Stelle isoliert
wirken, strömen hier zusammen, und in geeintem Streben finden sie neue
Sammlung und Mut zum Widerstand und Vorwärtsdringen.
Berlin ist eine Stadt, die über den Organismus „Staat" hinaus zur
„Welt" strebt. Es soll eintreten in die Reihe der Weltstädte, die, über-
greifend über trennende Schranken, die Welt verbinden, Mittelpunkte größerer,
umfassenderer Kreise.
Berlin muß zeigen, daß es gerüstet ist, diese Aufgabe bewußt zu über-
nehmen. Und wenn wir von höherem Standpunkte aus das Leben und
Treiben dieses gewaltigen Zentrums betrachten, dieses flutende Hin und Her
der Kräfte, die gegeneinander streben, sich verbinden, sich trennen und in
diesem Hin- und Widerspiel immer wieder neue Möglichkeiten auslosen,
dämmert uns das Bild einer neuen Kultur. Diese wird und muß von hier
ihren Ausgeuig nehmen. Mag sie aussehen, wie sie will, sie muß hier hin-
durch. Mag sie alte Anregungen wieder aufnehmen, mag sie sich in manchen
Punkten selbst wieder korrigieren und freundwillig an kleinere Beistände,
die es leichter haben als diese tumultuarisch brodelnde Stadt, anschließen —
Berlin ist die äußerste Etappe auf dem Weg gemeindlicher Entwicklung.
Die, die hier stehen, müssen ein wachsames Auge haben, sie stehen auf dem
am weitesten vorgeschobenen Posten, allseitig befeindet, allseitig ermahnt,
aller Augen sind auf sie gerichtet; sie sind nicht mehr bloß Person, Einzel-
person, sondern Vertreter eines Willens, eines Gesamtwillens.
E^ wird uns schwer, uns von der sentimentalen Auffassung frei zu
machen, als könnten wir hier als Einzelpersönlichkelten unabhängig die
Geschicke lenken. Ein solcher Organismus wie Berlin — soll er überhaupt
lebensfähig sein — entwickelt sich aus sich und wählt die aus, die äugen-
blicklich seinem Willen dienen. Fallen sie, so treten andere an ihre Stelle.
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Das ist gerade das Großartige und Impo-
nierende, daß sich in einem solchen Zen-
trum latente Krtöe entwickeln, die unter-
irdisch wirken. Wo diese Krähe jederzeit
tatwillige Organe sich schaffen und finden,
da reden wir von einem gesunden Gemein-
wesen. Wo diese Punktion stockt, da ist
Aufstauung, Unmut, Zwietracht und über-
flüssiges Hin- und Herreden die Folge.
Das architektonische Bild einer Stadt ist
die sichtbarliche Darstellung der in dem
Gemeinwesen wirksamen Kräfte. Man darf
diese Symbolik natürlich nicht zu weit
treiben wollen. In einer Zeit, die die
architektonische und innendekorative Aus-
gestaltung außer acht läßt, braucht des-
wegen noch kein Stillstand der Kräfte zu
herrschen. In einem Heim, das jede
energische Durchgestaltung nach einheitlich
dekorativen Grundsätzen vermissen läßt,
ja» das uns geschmacklos zusammen-
gewürfelt erscheint, kann dennoch ein
tüchtiger Mensch wirken. So lange wenig-
stens, wie der Geist der Zeit noch nicht
einen Stil gebildet und Grundsätze der
Innengestaltung festgelegt hat Der Einzelne
hängt von dem Allgemeinen ab.
Sobald aber neue Anschauungen sich
regen, die darauf ausgehen, die Wohn-
verhältnisse geschmackvoll zu gestalten,
erwacht auch in den vom Künstler ab-
hängigen Bevölkerungsschichten — ab-
hängig insofern, als der Künstler Einfluß
gewinnt auf die Massenproduktion der
Fabriken, deren Erzeugnisse dem Volke
zur Auswahl geboten sind — der Sinn für
ein dem Zei^eist entsprechendes Heim.
Es ist dies ein Zwang, den die jeweilige
Kulturhöhe ausübt. Und man kann sagen,
sobald alle die Organe, die sich berufs-
mäßig mit Kunst beschäftigen, nur gute
Kunst leisten, werden die Bevölkerungs-
schichten sich dieser anbequemen, und der
Gedanke, daß jemand durchaus darauf be-
stehen wird, ein geschmackloses Ding sein
Eigen nennen zu dürfen, ist zu absurd, als
daß er ernsthaft gedacht werden kann.
Selbstverständlich wird die Gewohnheit
sich gegen Neuerungen anstemmen. Aber
die Gewohnheit altert und stirbt, und ein
neuer Geist tritt an ihre Stelle, der nun
wieder Gewohnheit wird.
Je mehr sich ein Stadtbild expansiv ent-
wickelt, desto schwerer wird es der Mitwelt
sein, ein architektonisch charakteristisches
Gepräge des Ganzen jederzeit zu erkennen.
Alles befindet sich in fortwährendem Fluß.
Das Alte fällt. Neues tritt an seine Stelle.
In diesem Neuen lebt nun entweder wirk-
lich moderne Gestaltung oder das Alte er-
steht wieder auf. Ersteht, sklavisch nach-
geahmt, zu einem schattenhaften Schein-
leben oder erfährt in Einzelheiten charak-
teristische Um- und Weiterbildung. So
wechselt fortwährend das Bild. Kleinere
Städte haben da einen Vorzug. Die Kon-
trolle ist leichter. Der Zusanmienschluß
der maßgebenden Organe, der Verwaltung
und der Künstler ist eine engere, und die
Reaktion auf ändernde Vorschläge kann
schneller erfolgen.
Wo aber das expansive Drängen alle
Kräfte losläßt, verwischt sich das Gesamt-
bild leicht. Hier wird der im Anfang er-
wähnte Vorzug der großen Stadt — die
Vielfältigkeit aller Regungen, die alle Mög-
lichkeiten probieren will — scheinbar zum
Nachteil. Es beginnt ein maßloses Ober-
fluten. Und die energisch aufstrebende
Entwicklungslinie scheint immer wieder
unterbrochen. Inmier vorwärtsstrebend,
wird die Kraft auch wiederum durch Rück-
schläge als natürliche Reaktion abgelenkt,
zurückgedrängt. Diese Zickzacklinie er-
scheint dann oft nur als zielloses Hin- und
Herpendeln und die Sehnsucht, die in jedem
gegenwärtigen Augenblick ein ganzes Bild
sehen will, ist leicht zu pessimistischen Auf-
fassungen und Darstellungen geneigt. Aber
diese Zweifel lösen sich in der Entwicklung
des Ganzen, das ein stufenweises Hinauf,
langsam und allmählich, darstellt
Wir müssen immer mehr dahin streben,
die Gebäude in den Vordergrund treten zu
lassen, die die ernste, suchende Arbeit des
Bürgers, den Fleiß des Arbeiters, die for-
schende Tätigkeit des Gelehrten, das freu-
dige Schaffen des Künstlers, die geniale
Kraft der Ingenieure darstellen, um so von
innen heraus das Stadtbild zu erneuern und
ihm das Gepräge zu verleihen, das seinem
Geist und seinem Willen entspricht«
Auf diesem Wege muß sich nach und
nach der Wandel anbahnen, zu dem wir
hinstreben, wenn wir Berlin zu einem archi-
tektonischen Gesamtbild formen wollen, das
im Ganzen umfassend und groß, im Ein-
zelnen vielfältig sein soll, um so den Inhalt
an Kräften, über den diese Stadt gebietet,
in bleibende Form zu bringen, ein Bild in
Stein. — So wird in diesem Stil, der sich
aus mannigfaltigen Einzelerscheinungen zu-
sammensetzt, der Weg angedeutet, der uns
weiterführen wird. Der von ihm ausgehende
Zwang wird die Kraft anspornen und die
Phantasie, die unter der Fülle der Vorbilder
leidet, reinigen und stärken. Natürliche
Entwicklungslinien werden angebahnt wer-
den, und die damit eintretende Ruhe gibt
die Gewähr der zukünftigen Größe.
Wohl haben wir Bauten, die von Grund
aus in eigenem Geist erdacht und geschaffen
sind, die uns neues sagen. Doch diese
müssen notwendigerweise unter dem Wust
des Schlechten, bloß Nachahmenden leiden.
Die Masse unterdrückt das Einzelne.
Berlin hat einen viel schwereren Stand
in dieser Frage als die kleineren Städte.
Es ist natürlich, daß in einem kleineren
Gemeinwesen Reformen viel leichter durch-
ftihrbar sind. Wenn solche Fragen erst
einmal zur Erörterung gekommen sind,
wird es nicht lange dauern, so wird man
zur Verwirklichung schreiten. Der Ein-
zelne besitzt hier viel mehr Macht, und da
der Einzelne schneller das Richtige er-
kennt, so ist hier der Weg von der Einsicht
bis zur praktischen Durchführung nicht so
langwierig, nicht so schwierig; es liegen
hier nicht soviel Hemmnisse.
In einer immer mächtiger aufstrebenden
Großstadt liegen die Verhältnisse anders.
Da ist die Verständigung — wenn solche
überhaupt möglich ist — überaus er-
schwert. Die Macht der Notwendigkeit
übt hier einen stärkeren Druck aus. Die
ästhetischen Fragen treten in den Hinter-
grund, das harte Muß diktiert Gesetze.
Aber wer diesen Charakter unserer Stadt
erst begriffen hat, der fühlt auch hier die
Zukunft und das Schöpferische dieser
Mächte. Und dann schärft sich der Blick
für das Neue, das geleistet wurde und wir
sehen Etappen auf dem Wege.
Die aufstrebende Großstadt! Hier strebt
alles viel eher zur Dissolution. Und die-
jenigen Architekten, die neues erstreben,
sehen sich viel mehr als anderswo einer
Macht gegenüber, gegen die sie vergeblich
anzukämpfen streben: Die Macht der Ver-
hältnisse. Das ist eben im Charakter der
Großstadt begründet. Der Einzelne wird
hier nicht mehr so hoch gewertet. Er kann
nicht mehr so ausschlaggebend seine Tat-
kraft in die Wagschale legen. Der beste
Wille erlahmt oft unter der Wucht dieser
Faktoren, die wirkend werden, ohne daß
ein höherer Sinn sie lenkt. Sie entstehen
als Begleiterscheinung der in Tätigkeit
tretenden Masse, wie Berlin sie darstellt.
Die kleineren Städte haben den Vorteil,
daß das Gute, Neue schneller sichtbar wird,
daher auch leichter in der Öffentlichkeit
Anerkennung und Nachahmung findet. Es
ist vielleicht nötig, diese Anmerkung hier
zu machen, um nicht den Anschein zu er-
wecken, als hätte Berlin weniger an hofif-
nungsvoller Architektur aufzuweisen als
andere Städte. Wäre das der Fall, dann
läge keine^ Veranlassung vor, schon jetzt
von einer Änderung zu reden. Denn Archi-
tektur machen die Architekten, und alles
Reden ist gerade bei dieser praktischen
Kunst, die immer mit den jeweiligen Ver-
hältnissen rechnet und rechnen muß, vom
Obel. Wer ein aufmerksames Ohr für die
ersten Regungen einer neu erwachenden
Zukunft hat, spürt auch hier, daß im
Stillen allenthalben neue Kräfte ruhig und
stetig an der Arbeit sind, und diese Er-
scheinung gibt Mut und Berechtigung, nun
auch von einem höheren, freieren Stand-
punkt davon zu reden. Wer tagtäglich im
Kampf steht, verliert leicht den Oberblick,
den der Fernerstehende dank diesen gün-
stigeren Umständen sich bewahrt, der ihm
erlaubt, in prägnanter Fassung zu einen,
wofür zerstreute Kräfte hier und da
arbeiten.
Das Gute ist auch hier vorhanden, nur
verschwindet es mehr.
Man möchte dem Gros der Architekten
ein wenig Unsicherheit wünschen und ihnen
anraten, in ihrer Arbeit die Art des tastenden
Suchens mehr zu pflegen.
Es überwiegen so die Werke, die einen
durch nichts begründeten Triumph über-
laut ausposaunen. Das Maßhalten fehlt.
Die Bescheidenheit. Die künstlerische
Weisheit.
Viel tüchtige Kräfte gehen damit der
guten Sache verloren. Naturgemäß ist es
leichter, die Formen der Vergangenheit zu
benutzen und so auf sicheren Bahnen immer
zu bleiben. Aber diese Bahnen sind nun
einmal ausgetreten und es ist bedauerlich,
Künstler, die in ihrer Art wohl Tüchtiges
leisten, immer wieder diesen gleichen Weg
wandeln zu sehen. Bequemer ist dies Ver-
halten. Wer so handelt, braucht nicht zu
fürchten, daß er straucheln könne. Gewiß.
Aber ehrenvoller ist es nicht. Und immer
gilt es als ehrenvoll, sich auf nicht all-
seitig geschützte Posten vorzuwagen und
mit Einsetzen der eigenen ganzen Per-
sönlichkeit neues Gebiet zu erringen zu
trachten.
Damit ist nicht gesagt, daß nun absolut
und krampfhaft Neues geschaffen werden
soll und muß, das Alte beiseite ge-
schoben und der augenblicklichen Laune
Tür und Tor geöffnet wird. Wir hoffen und
wünschen den ruhigen Weg. Leider haben
auch die wenigen, vorwärts strebenden
Elemente schon ihre Pseudo-Nachahmer,
die das Gute und Berechtigte an der
modernen Bewegung nur diskreditieren. Sie
bringen das Wort — modern — in Verruf.
Denn für die, die nicht den Oberblick und
die Einsicht haben, gelten schließlich wohl
ihre Werke als Typus und ihre entartete
Pseudokunst als Vorbild.
Eine Bewegung, die von einem einzelnen
oder der jeweiligen Gegenwart schon kri-
tisiert werden könnte, wäre gerichtet. Hier
gilt es immer, Spielraum zu lassen, Kräfte
zu wecken, vorhandene, schon wirkende
zu ermutigen, darauf kommt es an. Die
Nachwelt wird dann entscheiden, was das
Richtige war, wird wählen und scheiden
und sie erst ist imstande, uns unsere Ge-
schichte zu schreiben.
Suchen wir, unsere Aufgaben, die uns
VQr^Qtxiedenfach gestellt werden» tüchtig
und ernst, nach unserer innersten Ober-
Zeugung zu lösen. Das ist das beste und
sicherste Mittel.
Dann wird die nachfolgende Zeit ent-
scheiden, was gut und was schlecht an
unserer Arbeit war. Sie kann es, denn sie
sieht einen Oberblick!
Nur eins müssen wir fernhalten: die
nachahmende, bequeme Leichtfertigkeit,
die Scheu, zu bekennen, was wir wollen
und wonach wir streben.
III.
Unsere öffentlichen Gebäude z. B. haben
oft etwas Protziges, Steifes. Nichts Freu-
diges, Großes, Liebevolles ist an ihnen.
Ein solches Gebäude ist eine Rechnung,
keine Schöpfung. Sie zeigen an: hier
drinnen sitzen Menschen, die täglich ohne
- viel Freude hier hineingehen, ihre Zeit hier
verbringen und eine Arbeit verrichten, die
ihnen nichts gibt und der sie nicht viel
geben. Warum ist das so? Läfit sich nicht
denken, daß jede Arbeit, in rechtem Sinne
aufgefaßt, freudig und ehrenvoll ist? Unsere
Volksschulen z. B. — weshalb werden sie
zum größten Teile so kasemenmäßig ge-
baut mit so trauriger, niederdrückender
Physiognomie? Ist es nicht ein schöner,
lichter Gedanke: hier gehen täglich und
Jahr auf Jahr Kinder hinein, lernen und
wachsen und nehmen zu an geistigem
Horizont, sehen von Tag zu Tag die Erde
schöner und hoffnungsvoller, die Kinder
eines ganzen Volkes! Nun wohl — ließe
sich dieser Gedanke nicht architektonisch
verwerten, so daß schon das Gebäude an
sich licht und jubelnd, in schönen Farben
sich aufbaue? Geben nicht Hbfmanns
Volksschulen ein nachahmenswertes Bei-
spiel?
Natürlich liegt der Einwand nahe, daß
an diesen Verhältnissen nicht die Architek-
ten die Schuld tragen. Das mag sein. An-
zunehmen ist, daß sie lieber ein schönes
Gebäude, denn einen traurigen Kasten hin-
setzen. Aber es kommt hier nicht so sehr
auf die Ergründung der Fragen an, wes-
halb die Verhältnisse so liegen und wer
daran die Schuld trägt, sondern vielmehr
darauf, positive Forderungen möglichst
präzis zu formulieren.
Wo sehen wir in der Front unserer
, öffentlichen Gebäude jene hohe Symbolik,
die über das kleine, feilschende Alltagsleben
hinaushebt? Wo ist da der Jubel? Der
Jubel, daß wir gerade in dieser Zeit leben,
die uns umfängt? Wo ist da die Brüder-
lichkeit des Mitempfindens, die Zeugnis ab-
legen soll von dem echten Geist, der un-
sere Zeit trägt, den die Besten von uns
zeigen?
Denkt nur einen Augenblick an die alten,
griechischen Gebäude, die hoch droben
auf Felsen in der Sonne thronen!
Nicht protzige Triumphe gilt es zu feiern,
sondern eingedenk zu sein: wir haben eine
Verpflichtung.
Unsere architektonische Kunst muß erst
werden, was sie uns sein kann, sie muß
streben, dieser Geist muß ihr aufgeprägt
sein. Nicht Bequemlichkeit sei ihre Devise
und ein Gehen in alten Geleisen ihr Sinn.
Dann wird sie von selbst echte Würde und
echten Stolz zeigen. Es wird als Resultat des
Strebens von selbst nachfolgen. Die äußere
Gebärde des Triumphes, der Oberlegenheit
verrät nur zu sehr die Anlehnung. Der
schreit am lautesten, der sich in sicherer
Hut weiß und den Schritt ins Freie scheut.
Und diese hohle Herrlichkeit sinkt bald
zusammen. Sie imponiert nur Uneinge-
weihten.
Im günstigsten Falle können wir solcher
Arbeit das Zugeständnis machen, sie sei
in handwerklichem Sinne tüchtig. Doch
daneben — neben dieser praktischen Seite
— will doch die Architektur auch als
Kunst gewertet sein. Kunst nicht als
Stilkünstelei aufgefaßt, sondern als Abbild
der jeweiligen Kultur! Und da versagen
sie.
Denn es gilt, den Stil zu suchen, der der
Stadt Berlin entspricht, einer Stadt, die über
einige Millionen Einwohner verfügt und
neben den großen Weltstädten rangiert.
Staats- und Stadtgebäude, Bahnhöfe und
Geschäftshäuser, Fabriken und öffentliche
Bäder, das sind die Architekturdenkmäler,
die, in rechtem Sinne aufgeführt, einer
Weltstadt würdig sind. Die gilt es zu er-
richten. Vor allem: Wohnhäuser.
Natürlich -— wir leiden nicht Mangel an
solchen Gebäuden, wenn wir nur die
Zweckbestimmung meinen, der sie dienen.
Aber spricht die Architektur dieser Ge-
bäude von dem Geist, der uns beseelen
soll? In wie wenigen Fällen!
Die Millionenzahl der Einwohner, an de-
ren Spitze ein freier und mutiger Magistrat
stehen müßte, errichte die Stadt der bür-
gerlichen Arbeit, die Stadt des Fleißes,
die Stadt des innerlich modernen Strebens.
Versieht der Magistrat diese Aufgabe?
Dann muß es die Bürgerschaft selbst
tun, repräsentiert durch die maßgebenden
Organe, d. h. die fortschrittlich gesinnten
und in diesem Zielstreben einigen Archi-
tekten.
Jeder weiß, daß ihr Weg nicht leicht ist.
Um so rückhaltloser gebührt ihnen Dank,
und ihre Arbeit, zu so und so vielen Malen
an der Mißgunst der Verhältnisse, an der
Torheit und Borniertheit der Auftraggeber
und an dem harten Muß gescheitert, dem
sie sich zu beugen genötigt sind, wird doch
einmal siegreich sich behaupten, und dieses
eine Mal wird vorbildlich wirken und unter
den Jüngeren gleiches Streben wecken, die
dann ihrerseits wieder fortschreiten können»
so daß sich aus diesen zeitweiligen Vor-
stößen eine Entwicklung ergibt, die sich
in den Werken der Tüchtigen dem nach-
folgenden Geschlecht markiert.
IV.
Es gilt, den Nachkommen ein Bild unserer
Arbeit in Stein zu hinterlassen.
Die Stadt, die der Welt angehört, muß
anders aussehen, als sie jetzt aussieht. Sie
sei ein Hort für alle! Als Ganzes ein
Denkmal.
Natürlich darf sie sich in ihrer Anlage
S'cht die Städte der Vergangenheit zum
uster nehmen. Es ist ihre Aufgabe, ein
anderes, ein neues zu sein. Wir können
nicht bauen, wie Jahrhunderte vor uns
bauten. Wir müssen diesen neuen Cha-
rakter suchen, dann werden wir ihn finden.
Wir dürfen nicht glauben, daß wir ihn
schon kennen. Berlin sei die Stadt der
ernsten Größe, nicht des leichtsinnigen
Prahlens.
Natürlich darf Berlin nicht danach stre-
ben, ein baukünstlerisches Schatzkästlein zu
werden. Die Linien sind ihm vorgezogen.
Sie sind groß, natürlich, umfassend und
von allem Kleinlichen befreit.
Von den alten Städten können wir diesen
Sinn lernen: sie entzücken uns, weil sie
nicht alte, überkommene architektonische
Redeweise nachplappern und in eklektischer
Vemünftelei hier und da sich allerlei aus-
wählen und zusammentragen, sie sind
groß, weil sie in kräftigem Drange neue
Schöpfungen in die Welt setzten, die aus
jungen Augen frisch in die Gegenwart
sahen.
Berlin hat die freien und großen Linien
der Weltstadt zu entwickeln. Es muß sich
von allem Kleinlichen frei machen. Es
werde der T^pus der Weltstadt. Groß,
wo weite Linien geboten sind. Intim, wo
der einzelne in Betracht kommt. Wech-
selnd und vielseitig, wie ein solcher Kom-
plex innerlich wechselnd und vielseitig ist.
Es sei ein Zeugnis all der sozialen, geisti-
gen, künstlerischen Willensrichtungen, die
m ihm leben.
Geht in all die Versammlungen, die tag-
täglich hier stattfinden — und ihr werdet
Leben finden und Vorbilder. Hier ist
manches, was früher und anderswo nicht
zu finden war.
In den kleineren Städten, die anfangen,
architektonisch zu streben (Darmstadt z.B.),
steht alles auf einem Stand, dem Stand der
Reichbegüterten, und Luxus ersetzt hier
Ziel3icherheit. Die werde hier gesucht!
Nicht Ständeprivilegien, nicht Klassenkunst,
Weltkunst, alle nehmen dareoi teil.
Es gilt, die Gemeinsamkeiten, die Zu-
sammenhänge herauszuspüren, die in sol-
chen Komplexen schlummernd ruhen — !
Setzt sie in Stein um. Hier ist ein unge-
heures Föld von neuen Aufgaben für Gene-
rationen.
Denn nicht zu kurzsichtig gilt es zu sein,
sondern langspürig, geduldig, weitsichtig
und wartend.
Infolgedessen kann und soll hier nicht
im einzelnen angedeutet werden, wie
der Weg gehen muß. Früher verfiel inmier
der, der einen neuen Weg vorschlug, in
diesen Fehler. Das ist nicht Sache des
einzelnen. Von Fall zu Fall muß hier ge-
sucht, geprüft, entschieden werden. Ge-
rade das ist das Bezeichnende, das die
Gesamtheit hier den tönenden Untergrund
bilden muß.
Vermeidet die kurzsichtige Monotonie,
die eurem gegenwärtigen Gleichgewichts-
gefühl vielleicht schmeichelt! Vermeidet
die Symmetrie und die Vollständigkeit, be-
freit euch von der Sucht, daß a^es nach
eurem Kopfe stimme. Seht die alten Städte
an — da steht ein Stilgemisch nebeneinan-
der, und doch fühlt ihr die Einheit. Schafft
etwas, was — in diesem großen Sinne, der
mit langwidrigen zeitlichen Entwicklungen
rechnet und darauf Bedacht nimmt — ein-
mal „nicht stimmt'M
Die Architektur ist eine Gesamtäußerung,
stammt nicht von einem Einzelnen. Sie
dient einer Gesamtheit. Das will heißen:
wohl schafft der Einzelne das Werk. Je-
doch darf er — namentlich in einer Groß-
stadt nicht — nicht nach seinem persön-
lichen Gefallen nur schafTen, sondern viel-
mehr der wird am weitesten Vorsprung
haben auf der Bahn der Entwicklung, der
die feinen Anregungen aufnimmt, die die
Kultur, die Gesamtkultur seiner Zeit ihm
bietet, der seine Zeit in ihrem innersten
Werdedrang, der ihr als einer für sich
stehenden Besonderheit eigentümlich ist,
eindringlich behorcht. Wer die feinsten
Ohren hierfür hat, dem wird es gelingen,
diesem Drang in' Stein Form zu verschaSen.
Wenn wir durch eine alte Stadt hindurch-
gehen, so spüren wir, wenn anders wir
Empfindung haben ftir künstlerische Ober-
tragung, den Geist, die Kultur einer Epoche
schon aus den Bauten, denen wir begegnen.
So ist es gemeint. Das Architekturbild
einer Stadt ist Zeugnis für den Geist, der
in ihr herrscht. Aus einem italienischen
Renaissancepalast spricht deutlich der
machtvolle Geist und Wille jener Zeiten.
Ein griechischer Tempel spricht direkt
durch seine Formen zu uns von der be-
freiten Klarheit griechischen Geistes. Und
Nürnberg erzählt uns durch das Bild sei-
ner Straßen mehr von der kulturellen
Veranlagung seiner Bewohner als lange
historische Untersuchungen. So ist der
Einzelne immer ein Organ der Gesamtheit
und je tiefer er zu horchen versteht, um
so mehr holt er herauf. In diesem Sinn
ist Architektur, wie überhaupt letzten Gra-
des jede Kunst, eine Gesamtäußerung.
Das Technische ist Mittel, wie die Buch-
Stäben Teile des Wortes sind. Was das
Wort aber sagen soll, wie wir es bilden
sollen und weiter, welcher Satz sich zu-
sammenfügen soll, das ergibt erst den
Sinn. Wir schätzen an jedem Kunstwerk
nicht die gekünstelte Formensprache, son-
dern ihren Kulturwert. Durch den Ein-
zelnen gewinnt der Wille der Gesamtheit
Möglichkeit, zu reden. An diese Gesamt-
heit schließt er sich willig an, in diesem
Anschluß eine Kraft und Schwere der Be-
deutung erlangend, die ihm allein nicht
vergönnt ist.
Diese Gesamtheit sei euch also auch
Maßstab. Aus persönlicher Kraft und all-
gemeinem Willen schafft Bauwerke, die
Denkmäler unserer Zeit sind, weil sie
energisch, ernst und groß und voll leben-
digen Strebens sind. Dokumente! Nicht
blasse Schemen, Abbilder einer vergange-
nen Zeit.
Entwickelt das in euch, was eure Stadt
groß macht vor den anderen Städten. Sie
ist es wert. Und wenn es euch jetzt nicht
also scheint, so wird sie es sein, wenn ihr
immer mehr ihr das gebt, was das Beste
an eurer Arbeit ist. Sie ist Hauptstadt einer
großen Gesamtheit. Nur wenige gibt es
ihresgleichen. Und sie muß ihre Ehre
darin suchen, dieser Aufgabe würdig zu
sem.
V.
Zu einer architektonisch herrlichen Stadt
gehört nicht als Vorbedingung eine blen-
dende Landschaft.
Liegt Nürnberg nicht in der Ebene? Weit
weg von den ragenden Kuppen eines Ge-
birges? Im Sumpfland. Ohne Wälder.
Gerade da entstand bezeichnenderweise
diese herrliche Stadt. Herrlich — weil sie
den nachkommenden Zeiten in Stein hinter-
ließ, was hinreichend ist, um ohne jede
Vermittlung des Worts umfassend von der
Kraft und dem Selbstbewußtsein der da-
maligen Zeit zu zeugen. Gerade in dieser
Landschalt wuchs der Wille. Weshalb?
Weil arbeitsame, betriebsame, ernste,
mutige Männer da lebten, die durchsetzten,
was sie wollten, und Künstler sich fanden,
die dieser Geist befähigte, den innewoh-
nenden Willen der Bürgerschaft zu blei-
benden Dokumenten zu formen.
(Zudem — Berlin hat eine Landschaft,
die so geartet ist, wie sie zu dieser Stadt
paßt. Weit. StiU. Unendlich. Träume-
risch).
Ich sehe im Geiste die Stadt erstehen,
die dieser Landschaft entspricht. Weit.
Groß. Unendlich. Ernst und freudig-
träumerisch. Platz ist da fllr jeden, der
ernst ringt und sucht. Es ist die Stadt, die
der Welt gehört, dem Universum ein-
gegliedert ist.
Ja, Berlin hat gerade den Boden, den es
braucht.
Es ist alles angelegt auf große Flächen-
wirkung und so vorgesehen, daß prinzipiell
die einheitlich weite Gestaltung sich aus-
lebt, möge sie im einzelnen werden, wie
sie wolle. Füllt sie aus, diese Flächen!
Hier und da arbeiten die Pioniere. Folgt
ihnen und arbeitet in ihrem Geiste. Es
ist schwer ftir sie, immer wieder anzu-
kämpfen gegen die allmächtige Gewohnheit,
die ihnen immer wieder in den Arm fällt.
Stärkt ihre Reihen! Tüchtig in der Arbeit,
ehrlich in der Gesinnung und hoffnungs-
froh in der Zuversicht, daß das Gute siegt.
Und vor allem frei von jeder sklavischen
Nachahmung, die das Neue, Persönliche
scheut, weil es bequemer ist, schon einmal
Gefügtes noch einmal zusanmienzufügen.
Es müßten sich die, die solchem Vor-
haben zustimmen, zusammenschließen.
Diejenige Gruppe von Architekten, die —
jeder an seinem Teile — gewillt sein
muß, für die zukünftige, immer offen-
barer werdende Schönheit unserer Stadt
einzutreten. Ks werde ein ständiges Zen-
trum gebildet, das alle Bestrebungen über-
wacht, die darauf hinzielen, das Bild un-
serer Stadt auszugestadten, das Vorschläge
zu Neuerungen, Beseitigungen und Neu-
schöpfungen vorlegt, kurz — : gewillt ist,
im ganzen Umfange das Programm durch-
zuführen, das in vorigem entwickelt wurde :
Berlin vor der zunehmenden Verhäßlichung
zu schützen, die Stadt täglich schön und
schöner zu gestalten und in unermüdlichem
Arbeiten, Suchen und Probieren, immer
im engen Zusammenhang mit den jeweils
vorliegenden praktischen Aufgaben, den Weg
zu einer neuen, weltstädtischen Architektur
zu finden. Dieser Weg heißt: Befreiung
von allem Unechten, bequem Obemomme-
nem, energisches Eintreten ftir die Ziele,
die uns die Architekten geben, auf die
wir deuten, wenn wir von guten, vorbild-
lichen Berliner Bauten sprechen. Möge ihre
Zahl sich mehren und ihre Werke den Geist
wecken, der sich angespornt fühlt zu eige-
nen Taten.
Dann wird auch das Gefühl der Zusam-
mengehörigkeit, das Geftihl des gemein-
samen Eintretens für ein hohes Endziel
von selbst sich einstellen. Der Einzelne
wird fühlen, daß er mitarbeitet an einer
großen Aufgabe, der architektonischen
Gestaltung der Stadt! Der Zufall waltet
nicht mehr, nicht mehr der bloße Einzel-
wille.
Der Architekt, der es übernimmt, ein
Haus zu bauen, wird einsehen, daß das
nicht ein Einzelfall ist, der zur Erledigung
in seine Hände gelegt ist. Er übersieht die
ganze Tragweite seines Unternehmens. Er
besitzt das Gefühl der Verantwortlichkeit.
Er wird nicht schlecht und recht einen
Bau hinsetzen, der in Monotonie und
Schablone wiederholt, was entweder tau-
send andere schon sagten, oder was eine
eklektische Zusammenstellung von Motiven
architektonisch begabterer Zeiten darstellt.
Und wenn die Stadt selbst es übernimmt,
ein Bauwerk zu errichten, so wird die
Baubehörde in diesem Einzelfall ein höhe-
res Problem sehen. Sie wird sich bewußt
sein, dafi sie hier ein Bekenntnis ihrer
Befähigung und hohen Auffassung abzu-
legen hat. Und dieses PflichtgeHihl muß
sich ausprägen in dem Werk.
Alle diese Fragen müssen in großem Sinne
angefaßt und rücksichtslos gelöst werden. Es
gilt die Beziehungen zu der über den ein-
zelnen stehenden Allgemeinheit aufzuspüren
und diese in den Vordergrund zu stellen.
Die Architekten sind hier die Berufenen.
Sie sollen nachdrücklich und immer wieder
ihre Stimme erheben. Die Architekten,
die weiter wollen, die ein Ziel in der Ge-
samtheit dämmern sehen — die sollen sich
zusammenschließen.
Wir haben Vereine zur Erhaltung von
Denkmälern und Bauten vergangener Zei-
ten. Für die Vergangenheit ist also wie
überall auch hier ausgiebig gesorgt.
Wo aber bleibt die Zukunft?
Studiert immerhin die hervorragenden
Plätze der Architektur, studiert vor allem
dann auch die märkischen Städte und
Dörfer und die Landschaft der Mark, sucht
und forscht nach den kleinen Zufälligkeiten,
die euch Anregung sein können, seht euch
die Bäume, die Sträucher und die Gräser
an und vergeßt nicht die Tierwelt, und
wenn ihr dann im Einklang mit all dem
etwas hinsetzt, einen Bau irgend welcher
Art, — vielleicht wird sich da einmal ein
Stil anbahnen. Geht über die weiten Ebe-
nen und Städtchen der Mark, laßt euch
von dem unendlichen Horizont umfangen,
macht euch empfänglich ftir die hohe
Stille, die abends über den einsamen
Ackern liegt und spürt dem Gesumme und
dem Geschwirre nach, das über einer
sommerlichen Wiese webt!
Aber studiert nur, um euch frei zu machen
von jeglichem Ballast! Sucht nicht Vor-
bilder! Sucht Anregung! Gerade, was
nicht Vorbild'') hat, nie und nirgends —
das gebt! Doch muß es von eurem inner-
lichsten Willen getragen sein. Nur eine
freudige Begeisterung für eure Taten zu
schöpfen, darum geht aus und sucht. Lernt
den Mut besitzen, den die alten Baukünst-
ler hatten, xnit dem sie „Schöpfungen'^ in
die Welt zu setzen wagten. Diese Ober-
zeugungskraft und dieses Verantwortlich-
keitsgeftihl, das müßt ihr lernen — und
dann geht tapfer und rücksichtslos euren
Weg.
Dieser Weg ist unbezeichnet, geht im
Zickzack und verliert sich manchmal spur-
los — wir wissen es. Darum sollt ihr
mutig sein, sollt Künstler sein: Schaf-
fende!
Oberlegt euch — es ist eine Aufgabe,
herrlich und ausreichend für Jahrhunderte.
Wenn ihr sie richtig auffaßt, in immer
ehrlichem Geiste durchführt, als Männer,
die wissen einer Zeit anzugehören, die der
Arbeit in jeder Art sich widmet, die schöp-
ferisch zu sein strebt, wie ihr schöpferisch
zu sein streben sollt, dann wird dieser
neue und beschwerliche Weg euch täglich
neue Schönheiten enthüllen.
Merkt ihr es nicht, die Luft ist angefüllt
von tausend ungeborenen Leben, von un-
zähligen Willen, die hineinstreben ins Sein,
Form anzunehmen.
Ihr seid Bürger der Welt, noch mehr
Bürger des Universums! Handelt danach.
Haltet diese Gesichtspunkte bei eurem
Tun fest! Handelt im Hinblick darauf,
unbeirrt durch kleinliche Gesetze, Vorbilder
und Rücksichten, die euch alle Augen-
blicke abhalten wollen, eurem Selbst un-
bedingt zu folgen, wex^ ein für alle Mal
all das Kleinliche, das uns immerfort lau-
ernd umgibt, fort — und ihr werdet eure
Stadt anfüllen mit Tempeln der Arbeit, der
Freude und der Kraft!
*) Äußeres Vorbild, das nun sklavisch benutzt
wird, ist hier gemeint. Vom Standpunkt der Ent-
wicldung hat alles Vorbild, aus dem abwandelnd das
Neue sich entwickelt. Diese organische Vorbild-
lichkeit wird hier nicht berührt.
BSB WOHNHAUS M. FRANKEL, MAASSENSTRASSE 36, BERLIN, eb
ARCHITEKT UND KÜNSTLERISCHER LEITER; ALF. J. BALCKE, BERLIN.
B» AUSFOHRUNQ: BAUSESCHÄFT JOSEF FRÄNKEL, BERLIN, am
B B B WOHNHAUS MAASSENSTRASSE 36, BERLIN, ebb
B a m m m ARCHITEKT: ALF. J. BALOKE. b b b b b
MODELLE DER BILDHAUERARBEITEN; ROBERT SOHIRMER, BERLIN.
B. A.wvnt 1
m m WOHNHAUS MAASSENSTRASSE 36. « m
ARCHITEKT DER GRUNDRISSE: MAX FRÄNKEL, BERLIN.
WOHNHAUS ULMENSTRASSE 3, BERLIN.
ARCHITEKTEN: HART 8. LESSER, BERLIN.
WARENHAUS BRUNNENSTRASSE, ECKE VETERANENSTRASSE, BERLIN.
s a a ARCHITEKTEN: LACHMANN 8, ZAUBER, BERLIN, ebb
MATERIAL DER FASSADEN: MUSCHELKALK, IN DEN OBEREN GESCHOSSEN WEIBERNER TUFFSTEIN.
WARENHAUS BRUNNENSTRASSE, ECKE VETERANENSTRASSE, BERLIN,
ffl SS is ARCHITEKTEN: LACHMANN & ZAUBER, a is s
SCHULGEBÄUDE SREIFENHABENERSTR. 78, BERLIN.
S3 ARCHITEKT: LUDWIG HOFFMANN, BERLIN. SB
BAUKOSTEN: 698 000 MARK, EINSCHL TURNMALLE.
ERLÄUTERUNQ;
1. DURCHFAHRT.
2. AMTSZIMMER.
3. KLASSE,
4. SCHULOIENERWOMNUNG,
5. LEHRERINNEN.
5. UTENSILIEN.
7. KINDERHORT.
8. KNABENABORTE.
9. AULA,
10. MÄDCHEN ABORTE.
?,H,fHi.r-?^
Ätttt
r ' i rr
SCMULGEBAUDE aREIFENHABENERSTR, 78.
a ARCHITEKT; LUDWIG MOFFMANN. m
KAISER FRIEDRICH-MUSEUM, BERLIN.
^ ARCHITEKT: E. IHNE, BERLIN, ©
e m BAUKOSTEN: CIRCA 5 500 000 MARK. g3 m
MATERIAL: WARTMAUER UND RACKWITZER SANDSTEIN.
S3 B KAISER FRIEDRICH-MUSEUM, BERLIN. »' m
B B a ARCHITEKT: E, IHNE. b b a
TECHNISCHER LEITER DER AUSFÜHRUNG: M. HASAK.
WOHNHAUS KURFURSTENDAMM37, BERLIN.
m ARCHITEKT: KURT BERNDT, BERLIN, m
WOHNHAUS KURFURSTENDAMM 37.
is ARCHITEKT: KURT BERNOT, m
WOHNHAUS KURFURSTENDAMN 37.
a ARCHITEKT: KURT BERNOT b
ALFRED WOLF, BERLIN.
TEPPICH-ENTWURF. »
PANNEAUX VON H. DAHMEN.
Die im vorliegenden Heft der „Berliner
Architekturwelt" in einem Farbenblatt und
in zwei Autotypien wiedergegebenen, als
Wandfüllungen gedachten Panneaux von
Heinrich Dahmen machen die Leser
mit einem auf der Unterrichtsanstalt des
Berliner Kunstgewerbe - Museums ausge-
bildeten Künstler bekannt, der von Entwürfen
für die Textilindustrie seinen Ausgang
nahm, um dann mehr und mehr die ver-
schiedensten Aufgaben der Plächendeko-
ration in das Bereich seines Schaffens zu
ziehen. Eigenartig erfunden und in Linie
und Farbe mit feinem Geschmack auf-
gebaut und durchgeführt, sind die drei
Kompositionen reizvolle Ausgestaltungen
von Motiven des uns unmittelbar umgebenden
Lebens, dessen reiche künstlerische Werte
bisher noch immer nur sehr wenigen Augen
sich zu erschließen scheinen. Am Kanal
zwischen Möckernbrücke und Hafenplatz,
wo Eisenbahn, Hochbahn und Straßenbahn
sich über- und durcheinander schieben und
die Fahrzeuge auf dem Wasser das Bild
noch belebter machen, auf der Charlotten-
burger Chaussee mit den sie durcheilenden
elektrischen Straßenwagen und mit dem
Blick auf den Großen Stern und die in den
RegenpfQtzen sich spiegelnden Laternen,
auf der mit Fähnchen ausgeputzten Eisbahn
an der Rousseau-Insel hat der Künstler
die gegenständlichen Vorwürfe gefunden,
die er behandelt, in den Stimmungen des
Abends, des Sonnenuntergangs, des leise
verschleiernden Nebels, in ihnen die male-
rische Schönheit entdeckt, an der die Menge
achtlos vorübergeht. Was diese Alltäg-
lichkeit des Lebens und Treibens der Groß-
stadt an künstlerisch entzückenden Motiven
in sich schließt, hat uns mancher unserer
modernen Meister bereits sehen und fühlen
gelehrt. Aber Pahmen geht einen Schritt
weiter, für den ihm besonders zu danken
ist. Der Frische einer schnell erfaßten
malerischen Impression, dem Blick für den
pikantesten Reiz von Form und Farbe
gesellt er die Fähigkeit, die Fülle des Details
dekorativ zu bändigen, die wogende Unruhe
der Wirklichkeit in ihren poetisch abge-
klärten Widerschein zu wandeln, den
empfangenen Eindruck dadurch zu ideali-
sieren, daß er ihn zum vereinfachten, durch
wirkungsvoll zusammengestimmte, fein ab-
gewogene Töne sprechenden Ornament
macht, das doch wieder durch seinen
lebensvollen Inhedt die Phantasie nachhaltig
anregt und zum Weiterschweifen aufruft.
Auf die nur selten erst erfaßte Aufgabe
dekorativer Malerei, statt aus den längst
verbrauchten Quellen aus einem völlig
modernen Milieu zu schöpfen, weisen die
Panneaux von Dahmen eindringlich hin, und
sie bieten zugleich so erfreuliche Lösungen
einer solchen Aufgabe, daß man ihnen und
dem Künstler, der sie schuf, teilnehmendste
Beachtung wünschen darf. Fd.
PANIM)
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die Fahrzeu*:e auf dem Wasser dah liild
noch belebter Piiariicn auf der Charlotten-
burger Chaussee mit deu sie durcheilendt:n
oiektrischen StraKenwa^'-n und mit dem
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iuf der mit Fähnchen ausgeputzten Eisbahn
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DECORRTIl/E-mfiLEREI
HEINRICH DAHMEN, BERLIN.
DEKORATIVE MALEREI, a
HEINRICH DAHMEN, BERLIN.
a DEKORATIVE MALEREI, o
[^ DIE AUSSTELLUNG 91
l^ VON MODERNEN ZIMMER- Wj
Alfred Orenander.
B.A.W. VULi.
26
Schon jetzt lassen sich bei diesen Arbei-
ten gewisse neue künstlerische Intentionen
der gewerblichen Bewegung nach den
kurzen Jahren der Entwicklung mit voller
Klarheit übersehen.
Mehr und mehr scheint sich eine neue
Art des Sehens der Dinge im Räume und
ihrer Verbindung untereinander heranzu-
bilden. Der künstlerisch durchlebte Raum
in der größeren Architektur sowohl wie im
Hause wird zur idealen Sphäre, deren Leben
die Wände und die im Räume verteilten
Arbeiten des Kunstgewerbes ausstrahlen.
Während vordem die Wand nur dazu
diente, möglichst viele Dinge daran anzu-
bringen, scheint sie jetzt wieder befreit und
in ihrer Flächenwirkung rehabilitiert.
So empfangt uns der Vorraum Prof.
Grenanders in lichter festlicher Helligkeit.
An den Wänden ein hellbrauner, weiß or-
namentierter Bezug und weiß lackiertes
Elsenholz. Die Decke hell mit leichten
japanisierenden Motiven. Nur wenige japa-
nische Farbholzschnitte fangen an den
Wänden diese ganze Helligkeit des Lichts
in feinsten Nuancen auf.
Jedes dieser Kunstwerke, auch das un-
scheinbarste, das man hier und in den
anderen Räumen verteilt sieht, muß be-
stimmte Eigenschalten haben, wenn die
räumliche Harmonie nicht zerrissen oder
völlig zerstört werden soll. Dies zu ver-
meiden und den räumlichen Einklang
zu wahren, ist die schwierige Arbeit des
Raumkünstlers, der gleichsam mit allen
Vibern seines Organismus den Raum zu
beleben und zu durchdringen f^hig sein
muß. Der Raum wird so zu einem weite-
ren Ausbau der künstlerischen Vorstellung,
zu einem neuen Organismus, den der Künstler
projiziert. Und der Beschauer selbst tritt
nun an die Stelle des Künstlers, wo der
Raum in die eigene Vorstellung und das
Empfinden zurückströmt, um mit all den
größeren Mitteln oder den feineren Nu-
ancen einer intimeren Stimmung zu wir-
ken. Unsinnig ist es daher bei Be-
sichtigung dieser Ausstellungsräume, wie
es das Publikum zu tun pflegt, links in der
Ecke mit dem ersten besten Stück anzu-
fangen und nur an den Wänden herumzu-
gehen. Man muß den Raum als Ganzes
auf sich wirken lassen, denn nur im Zu-
sammenhange empfängt das Einzelne Sinn
und Bedeutung.
Hier ist es wieder Prof. Olbrich mit
einem Speisezimmer, welches in künst-
lerischer Beziehung zu interessanten Er-
örterungen Veranlassung geben kann. An
anderer Stelle habe ich bereits den Versuch
gemacht, der Eigenart dieses Künstlers ge-
recht zu werden. Die Veranlagung Ol-
brichs schien im einzelnen mehr auf dem Ge-
biete malerischer Empfindsamkeit zu liegen,
während der Gesamteindruck seiner Schöp-
fungen sich weniger von vornherein architek-
tonisch festgelegt und zergliedert darstellte.
Olbrich ist häufig von einzelnen Stinmiungs-
momenten abhängig, wobei seine Vorliebe
für farbige Einzelheiten bisweilen den
räumlichen Zusammenhang außeracht ließ.
Von dieser Eigenschaft, die bei früheren
Arbeiten Olbrichs sehr stark hervortrat,
ist der Künstler hier zu einer starken räum-
lichen Orientierung geschritten. Weiß
lackiertes Mahagomholz gibt die Grund-
stimmung des einheitlichen Raumes, der nur
durch die Kontraste der Möbel in Chokola-
denfarbenem Tone aufs feinsinnigste belebt
wird. Den Boden bedeckt ein Teppich von
hellerem Braun mit großen dunkleren
Ovalen, die mit ähnlich geformten licht-
spendenden Gebilden der Decke korre-
spondieren. In künstlerischem Sinne sollte
durch diese Beziehung zwischen Fußboden
und Decke ein Zusanmienhang des Raumes
erreicht werden. Dieses an sich feinsinnige
Mittel scheint jedoch nicht recht geglückt,
weil die häufige stark ins Auge fallende
Wiederholung der großen Ovale am Boden
uns allzusehr an das Organische darge-
stellter Augen erinnert. Ein ovales oder
lanzettförmiges Motiv kehrt überall wieder,
sogar auf den Seitenteilen der Stühle und
den geschliffenen Scheiben der Wand-
schränke. In ähnlicher Beziehung ist die
künstlerische Disposition dieses Raumes so
interessant, daß noch einige andere Mo-
mente Erwähnung finden mögen. Für den
eintretenden Beschauer sind zur Rechten und
Linken und an der gegenüberliegenden Seite
die braunen Möbel gleichwertig im Räume
verteilt. Weil hierbei jedoch der braune Ge-
samtkörper der kastenförmigen Schränke
auf der weißen Wand zu stark gewirkt haben
würde, ist durch einen vorspringendenEinbau
in weiß der konstruktive Aufbau völlig
durchbrochen. Beim dritten Möbel, einer
Art Truhe, stellte Olbrich, um das Gleich-
gewicht des Raumes zu wahren und gleich-
zeitig die Maße zu heben, die Lade auf ein
hochbeiniges Tischchen. Doch wirkt diese
Zusammenstellung vielleicht zu willkürlich,
etwa wie wenn man in der Eile eines Um-
zuges eine Truhe auf einen Tisch stellt.
Von ganz ausgezeichneter Form sind in
diesem Räume die Stühle.
Neben Olbrich hat Leopold Bauer
einen seiner bekannten kostbaren Salons
ausgestellt, die schon in St. Louis durch
einen orientalisch anmutenden Luxus be-
stachen. Die Wände sind hier mit Kirsch-
baumholz, dessen herrliche Maserung be-
sonders ins Auge fällt, bekleidet. Oberhaupt
hat man neuerdings mehr und mehr auf
das Material und die Verwertung seiner
schon von Natur vorhandenen Eigenschaf-
ten achten gelernt. So beruht auch im
Schlafzimmer von Paul Ludwig Troost
der wesentliche Eindruck der einfachen
Möbel in der natürlichen Wirkung des
Sapeli-Mahagoniholzes. In diesem Auf-
merksamwerden auf die Qualitäten des
Materiales liegt für die Weiterentwicklung
27
der modernen Innenkunst einer der frucht-
barsten Momente. Hiebe! kommt es jedoch
nicht so sehr auf die Kostbarkeit des
Materials wie auf seine natürlichen künst-
lerischen Eigenschaften an, die naturgemäß
auch in minderwertigem Materiale vor-
handen sind. In dieser Richtung können
wir noch vieles von England lernen. So
hat der Schotte Ch. R. Mackinstosh die
Wände seines englischen Speisezimmers
statt mit kostspieligen Hölzern mit grauem
englischen Packpapier bekleidet. Dem so
erreichten einfachen, jedoch gediegenen
Grundtone entspricht eine ähnliche Durch-
führung der grau gebeizten Eichenmöbel,
die in einfacher ruhiger Verteilung nirgend-
wo den Raum beengen.
Die Kredenz besteht aus einfachen Bord-
brettern, die zwischen schmalen Schränken
der Wand eingefügt sind. Alles trägt einen
fast derben, bäuerlichen Charakter, nur die
wenigen Farben sind von höchstem Raffine-
ment. Die dunkel grauen Stühle wurden
mit grünem Leder bespannt, hier und da
leuchtet dann noch ein lichtes Lila her-
vor, wie in den Vorhängen des Fensters
oder in dem beliebten Quadratmuster,
welches auch hier als Belebung der Tür-
umrahmung verwendet ist. In diesen weni-
gen Farben des vorwiegend dunkelgrauen
Raumes, der mit der lichten Decke kon-
trastiert, liegt das Geheimnis seiner guten
Wirkung.
Die derbe und einfache Behandlung des
Materials finden wir auch bei G. Walton,
London, hier jedoch mit allerlei Schnitze-
reien und mehr in Anlehnung an ältere
Stilarten, besonders den in Amerika be-
liebten Kolonialstil. In seiner Gestaltung
als niederes, schiffskabinenartiges Wohn-
zimmer aus Nußbaumholz mit Bücher-
schränken, einer langen Bank an der
Fensterwand, kleinen leichten verstellbaren
Tischchen und ebensolchen rechteckigen
Bänken, gehorcht dieser Raum der stark
entwickelten englischen Geselligkeitskultur
und ermöglicht aufs leichteste eine unge-
zwungene Bewegung oder zwanglose Un-
terhaltung.
Ein Frühstückszimmer von C. West-
mann, Stockholm, in hellgebeiztem
Eichenholz bedeutet für den Eindruck
weiter nichts neues. Der schablonierte
bunte Ornamentstreifen der Wand paßt
sogar in diese Ausstellung nicht mehr hin-
ein.
Neben diesen einfachen Räumen for-
dern ein Musik- und ein Herrenzimmer
von Prof. Grenander in der Kostbarkeit
der Durchführung zu allgemeiner Bewun-
derung heraus. Beide Zimmer sind in
Mahagoni mit Paduk-, Zinn-, Elfenbein-
und Ebenholzintarsien mit unübertrefflicher
Präzision der Arbeit ausgeführt. Das hier
ausgestellte Herrenzimmer ist von St. Louis
her rühmlichst bekannt. Der Künstler
wurde dafür mit der goldenen Medaille
ausgezeichnet. Das Gemeinsame der Möbel
im einzelnen ist die schmiegsame ein-
ladende Rundung, die in geschwungener
Linie das Eckige und Kantige tunlichst
vermeidet. Daneben kommt in einer kost-
bar ausgestatteten Kaminnische mit runden,
in rotem Steinmosaik ausgeführten Säulen
und wuchtigen Sesseln eine starre Ruhe
zu trefflichem Ausdruck. Im einzelnen
erfordert das organische Gefüge der Möbel,
die Feinheit der Rundung oder der ge-
schweiften Linie vor allem in den Ansatzteilen
eine genaue Betrachtung. Besonders versteht
es Grenander, das komplizierte Werk der In-
tarsien in der Fläche festzuhalten. Dagegen
hat Prof. Billing -Karlsruhe in einem
farbig gut gestimmten Bibliothekszimmer
aus Withe-wood mit Stechpalmen-Intarsien
bei diesen ein Schwarz so unmittelbar
neben einen lichten Ton auf hellem Grunde
angebracht, daß die Intarsien aus der
Fläche herausgetrieben werden.
Für das Berliner Kunstgewerbe ist es
von großer Bedeutung, daß Grenander
einen Kreis von Schülern um sich ver-
sammelt hat. In einem räumlich ausge-
zeichnet disponierten Empfangssaal, dessen
Möbel vorwiegend in Nußbaumholz mit
Intarsien ausgeführt sind, haben H. Brandt,
A. Fehse, M. Philipp, A. Schmidt, E.
Schneckenberg einzelne sehr talentvolle
Arbeiten ausgestellt. Wenn auch ein Zu-
sammenhang vorerst natürlich scheint, so
ist durchgehends eine einfache klare
Grundanschauung für die erwachende
Selbständigkeit das beste Leitmotiv. E.
Schneckenberg hat in einem Schreib-
tisch mit Stuhl bereits eine ausgezeichnete
Arbeit geschafTen, die in künstlerischer
Geschlossenheit und praktischer Verwen-
dung gleich wertvoll scheint. In gleicher
Weise wäre ein Salon in Nußbaum- und
Padukholz von Arthur Schmidt hervorzu-
heben. Bei einem Klavier ist hier eine
äußerst praktische Beleuchtung angebracht,
die das Licht von oben wirft, während die
Lichtquelle hinter einer Krampe zum Schutze
der Augen verborgen bleibt.
Von dem Künstlerehepaar Rudolf und
Fia Wille ist ein sehr ansprechendes Da-
mensctüafzimmer, die Möbel aus unga-
rischem Eschenholz mit Perlmutterintarsien,
ausgestellt. Die Maserung des Holzes
leuchtet hier in wunderbarer Stärke. Doch
scheint auf diesem Grunde eine so zarte
Linienintarsia wie beim Schlüsselloch des
Schrankes unwirksam und überflüssig.
Erich Kleinhempel-Dresden hat einen
Damensalon aus Mahagoniholz mit Birn-
baumintarsien ausgestellt, wenig neu im
Eindruck und unruhig in der dekorativen
Behandlung der Wände. Dieser Umstand
ließe sich jedoch leicht heben, wenn man
die wenigstens an dieser Stelle wenig an-
sprechenden Bilder wegnähme. Wie denn
im Anbringen von dekorativen Werken an
der Waqd überhaupt vielfach eine gewisse
28
Willkür herrscht. Nur der Empfangsraum
Grenanders und dasMackintoshzimmer sind
in dieser Beziehung musterhaft.
Bei den Stühlen von Kleinhempel liegt
ein Drittel der geschwungenen seitlichen
Lehnen unmittelbar auf dem Polster, so
daß noch ein Teil des Sitzes nach beiden
Seiten außerhalb der Lehne vortritt. Wer
sich also, ohne hinzusehen, setzt, kommt
mit dieser in unliebsame Berührung.
Als ganzes bedeutet diese Ausstellung
nach der Entwicklung der letzten Jahre
vor allem in der Verwendung des Materials
und der vertieften Kenntnis seiner Eigen-
schaften wieder einen bedeutenden Fort-
schritt.
Es kann nicht genug hervorgehoben
werden, daß eine Firma wie Ball hier
Künstler ersten Ranges herangezogen hat.
Wenn andere Firmen folgen, so wird Berlin
bei der bekannten Vorzüglichkeit der hier
üblichen technischen Ausfiihrung in erfolg-
reiche Konkurrenz besonders mit eng-
lischen Fabrikaten treten können. Noch
immer jedoch sind die meisten der ausge-
stellten Arbeiten zu kostbar. Noch fehlt
uns das in den heutigen sozialen Verhält-
nissen, besonders der Großstadt, wichtigste :
das gute und billige Bürgermöbel. So
lange wir noch diese Möbel mit der un-
mittelbaren trivialen Vorstellung des Kosten-
standpunktes anstaunen und in Versuchung
kommen, Kostbarkeit des Materials mit
ästhetischer Wertschätzung zu verwech-
seln, kann von einer allgemeinen allen
Forderungen gehorchenden künstlerischen
Kultur noch nicht die Rede sein.
Gegenüber allem jedoch, was wir bisher
in Berlin an Ausstellungen von Innenräu-
men zu sehen gewohnt waren, wirkt diese
Ausstellung in der Fülle und Mannigfaltig-
keit des wechselnden Eindruckes verblüf-
fend. Die Differenzierung des verschiede-
nen Strebens, die wechselnde Art des ein-
geschlagenen Weges erklären den Reiz,
den diese Ausstellung besonders durch ihre
Frische im Wachsen und Werden ausübt.
Und wie der eigentliche Reiz im Streben
nach einem Ziele nicht im erreichten Ziele
selbst ruht, so wird auch hier, wo das
Gewünschte zum Teil noch nicht erreicht
Ist, das Interesse umso lebendiger, weil
überall ein Kern guten WoUens durch-
dringt.
Man würde einzelnen Künstlern einen
schlechten Dienst erweisen, wenn man
diesen Umstand unerwähnt ließe. Im
Wechsel der Jahrhunderte läßt sich der
Wandel des Stiles selten in einer Zeit von
dreißig Jahren meistens erst im Verlaufe
eines halben Jahrhunderts feststellen. Trotz
des schnellen Fortschrittes unserer Ent-
wicklung ist es also aus zeitlichen Rück-
sichten unmöglich den in jeder Beziehung
vollendeten Ausdruck schon heute erreicht
zu haben.
ALFRED SRENANDER, BERLIN. VORRAUM.
m AUSSTELLUNfl A. S. BALL, BERLIN, b
J. M. OLBRICH, DARMSTADT. SPEISEZIMMER.
s B AUSSTELLUNG A. S. BALL, m a
ALFRED 6RENAN0ER, BERLIN. MUSIKZIMMER.
B B AUSSTELLUNa A. S. BALL, b b
PALL
I POTSCflMER STdfBSE 27? |
IflUSTlLUJNCMOI^tRNERl
|ZIMflCRBNRICfflUNqEN I
V "nO Ci) tiO 00 G„0
00 00 00 00 0,0
■UMTER LErruNqvoNl
ALrRED SRENANDER, BERLIN. HERRENZIMMER.
ia a B AUSSTELLUNG A. S. BALL, a b b
6E0R6E WALTON, LONDON. WOHNZIMMER.
a m AUSSTELLUNG A. S. BALL, «s ss
CH. R. MACKINTOSH, SLAS60W. SPEISEZIMMER.
e B B AUSSTELLUNG A. S. BALL, e e B
HEINRICH BRANDT, BERLIN. VITRINE UND EINZELMÖBEL
BSE AUSSTELLUNG A. S. BALL, b b is
EINSANSSTÜR MAASSENSTRASSE 36, BERLIN.
m e ARCHITEKT: ALF. J. BALCKE. ■ ss
TREIBARBEITEN VON SCHULZ & HOLDEFLEISS.
DURCHFAHRTSTOR MAASSENSTRASSE 36, BERLIN.
B B ARCHITEKT: ALF. J. BALCKE. b b
TREIBARBEITEN VON SCHULZ & HOLOEFLEISS.
FENSTER6ITTER AM HAUSE MOMMSENSTR, 6, CHARLOnENBURG.
e B B S3 ARCHITEKT: ALBERT QESSNER. a b b bd
B AUSFÜHRUNS: SCHLOSSERMEISTER EMIL NACHTISALL. a
K Der VtRBtand des Emsl-LndwlK-Vereiiu, hesal'
•chen ZentialveTBini für Eirichtung bülifcr WobminKen,
■chreibt einen Wettbewerb zur Erlangung muateigült^ei
Entwürfe fUi Arbeiteiwobnungen unter den in Deutsch-
land aniÜBslgen Architekten aua. Ea Bind drei PreiBe
cu looo, 600 und 40a BAark au^^esetzt; der Ankauf
einer Anzahl weiterer Entwürfe bleibt voibehahen.
Die Entwürfe sind bia zum i. Mai einmreicben. Die
Unterlagen liefert die VereinB-GeschUtMteUe, Wilhel-
minenatraSe No, 3 in Darmetadt, gegen Binaendung
von 0,55 Matk (nicht in Marken).
Realachnldiiektor Dr. MOUer In Eialeben, Stadtbaurat
Karl Rehont in Halle a. d. Saale, KSnIgl. Bergrat
Schrader, KttnigL Baurat Vetter, Zimmenndster C Voigt
und BUrgerfueister Welker in Eisleben. Die Ent-
würfe sind bis cnm 30. M^ 1905, abends 6 Uhr, mit
der Au&chiift „Wettbewerb Realschule" bei dem
Magistrate von Eideben einsuielchen oder bis zu dem
genannten Zeltpunkt einer deutschen Postanstolt lui
Weiterbeförderung ni Qbergeben, Die Bedingungen
kOnnen vom Magistrat gegen Einsendung von a Mark
betten werden.
K Bei der diesjUirigen Bewertmng um den
SchinkelpreiB gingen 34 EntwUrfe zu einem Museum
für Architektur und AtchilekturpUstik in Berlin ein.
Den Staatspreis und ala Vereinsandenken die Plakette
mit dem BSdnisae Schinkels erhielt Regieningsbau-
fflluer Al&ed Boebden in Berlin, den Entwürfen der
RegterungsbaufUhrer Wilhelm Bohnsack in Charlotten-
bnrg, Alex Baerwald in Berlin, Walter Koeppen in
Cbarlottenbu^ und Paul Michel in Chailottenburg
wurde die Schinkelplokette zuerkannt. Das KOnig.-
liche Technische Obeiprüfiingsamt hat diese fünf Ent-
würfe, sowie die Entwürfe der Regierungsbauführer
Arthur HShlmann In Berlin, Wilhelm Preise in Berlin,
Louis SchmUlling in Beriin, Franz Bergboff in Berlin,
Einst Stlebler in Cbarlottenbui^, Rudolf Balhom in
Bonn-Poppetsdorf tmd Karl JÜsgen in Aachen als
blusliche Probearbeiten fUr die «weite Hauptpiüfung
im Bau&ch angenommen.
U Zur Erlangung von Vorentiviltfen zum Neubau
eines Realschulgebaudes nebst Turnhalle und Direktor-
wohnimg In Eisleben wird ein allgemeiner Wettbewerb
unter den Architekten Deutschlands ertlfihet. Es sind
ein erster Preis von 1500 Mark, ein zweiter Preis von
1000 Mark und ein dritter Preis von joo Mark aus-
gesetzt. Die Gesamtsumme der Preise kann auch auf
einstimmigen Beschluß des Prei^eiichts anderweitig
verteüt werden. Dos Preisgericht haben Übernommen ;
Idaureimeister P. Fiedler und Medidnolrat Dr. Hauch
in Eisleben, Stadtbaurat Ludwig Hoflmann in Berlin,
± Im Kunstgewerbemuseum finden zur Zeit zwei
sehr lehrreiche Ausstellungen japanischer Kunst statt.
Im SchlUlerzlmmer hat Herr Oustav Jacobjr seine
hervorragende anmmlnng Japanischer Lackarbeiten,
Töpferwaren, Schmuckxlerrate u. a. ausgestellt. Im
Lichthofe hat eine umfangreiche Ausstellung japanischer
Farbdrucke Platz gefunden, die *um grOBten Teil dem
Besitze von Privatsammlem imd answKrtlgen Museen
entstammen. Es bietet sich somit eine seltene Oe-
legenhelt, die Kunst Japans in ihren besten Erzei^-
nissen kennen zu lernen.
4^ Die Nationalgalerie bereitet eine groOe Aus-
stellung von Werken Adolf Menzels vor.
Der Firma QUmhcr Wagner, Fabriken für KUnstler-
farben und flüssige Tuschen, Hannover und Wien,
wurde auf der Weltausstellung St. Louis 1904 die
Goldene Medaille verliehen.
Bin Anastigmat ist bekanntlich das qualitativ am
höchsten stehende Objektiv, der allgemeinen Ver-
wendung stand bisher nur der hohe Preis hindernd
im Wege. Seit kurzem werden jedoch die bekannten
Union-Kameras der Firma StBddg & Co. ausschliefilich
mit Anastigniaten ausgerüstet, und da diese Apparate
unter erleichterten Bedingungen erbiUtlich sind, dürfte
sehr bald manches minderwertige Objektiv verdrüngt
sein. Im übrigen verweisen wir auf die Beilage in
heutigen Blatte.
40
Neu erschienene Fachliteratur.
Zu beziehen durch Ernst Waemutfa A.-G., Berlin W. 8,
Markgrafenstraße 35.
Beton und Eisen (Internationales Organ für Betonbau).
IV. Jahrgang 1905 M. z6, —
Details, Charakteristische, von ausgefUhiten Bauwerken.
Mit besonderer Berücksichtigung der von Hugo
Licht herausgegebenen „Architektur des ao. Jahr-
hunderts". Jährlich erscheinen zoo Tafeln im Format
33X46 cm , in 5 Lieferungen von je ao Tafeln Lichtdruck.
Preis des kompletten Jahrgangs • . M. 30, —
Ausland „ 36, —
3 JahrgSnge sind abgeschlossen.
Jahrgang IV, Lieferung z ist soeben erschienen.
Haase, H., Medizinalrat, Gesundheitswidrige Woh-
nungen und deren Begutachtung . • . M. z,6o
Koenen, GnmdzUge für die statische Berechnung der
Beton- tmd Betoneisenbauten. Zweite durchgesehene
Auflage . • M. z,2o
Lippmann, Moderne Schriften- Vorlagen • M. 0,15
LUer, H. und M. Creutz, Geschichte der Metallkunst,
a Bünde. Band I : Kunstgeschichte der unedlen Me-
talle M. aS,—
Mutfaesius, Hermann, Das englische Haus. Band I:
Entwicklung- des. englischen Hauses. Band II: Be-
dingungen, Azilage und Aufbau. Band III: Der
Innenraum des englischen Hauses. Jeder Band
enthUt 30 bis 35 Bogen Text im Format 22x32 cm
mit aoo bis 300 Abbildungen und kostet für Abnehmer
aller 3 Bünde broschiert M. »5, — , gebunden M. 30, — ,
bei Einzelbezug broschiert M. 30, — , gebund. M. 35, —
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2 Serien nunmehr voUstündig vorliegen:
Serie I: zoo Tafeln in Mappe M. 62,50
„ II: 65 „ in Mappe „ 4Z,50
Beide Serien zusammen bezogen M. zoo, —
Perder, L. und Fontaine, P. F. L., Innendekorationen,
Möbel und Geräte im Empire-Stil. Neue Ausgabe.
72 Tafeln Folio. In Pergamentband . • M. 30,—
Da der „En^ire-Stil<<- zur Zeit wieder sehr in
Auftiahme gekommen ist, wird diese getreue Nach-
bildung des im Jahre z8z2 zu Paris erschienenen
Vorbilderwerkes vielen willkommen sein. Der fran-
zösische Neo-Klassizismus findet hierin seinen reinsten
und edelsten Ausdruck.
Neue Auflage soeben erschienen.
Propper, Die Bauschule am Technikum in Biel. 2g Ta-
feln Lichtdruck. Format 30x40 cm in Mappe M. z6, —
Schmid, Heinrich, Die natürlichen Bau- und Deko-
rationsgesteine. II. erweiterte Auflage . . M. 2,30
Inserenten -Tafel.
Otto Baumgürtel, Verlag fUr Kunstgewerbe und Archi-
tektur, Berlin W. g.
Bautechn. Privatschule, Architekt Spenger, München.
Karl Bartsch, Weriotitte fUr Wohnungseinrichtung,
München«
Otto Bielefeld, Zeichengestell mit Requisitenbrett, Ber-
lin N., MUUerstr. 177.
R. Blume, Kunst- und Bauschlosserei, Charlottenburg 4.
Carl Bracke, Haustelegraphen, Telephone, Berlin 8W.,
Puttkamerstr. Z4.
Deutsche Glasmosaik-Gesellschaft Puhl ft Wagner,
Hoflieferanten, Rizdorf-Berlin.
Dicker ft Wemeburg, Fabrik - für Centralheizungs- und
Lüftungsanlagen, Halle a. S.— Berlin-Schöneberg.
Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst, Dresden,
Blasewitzerstr. Z7.
Eisenwerk Joly, Spec: Treppen, Wittenberg.
Carl Flohr, Personen- und Laste^uMlge, Berlin N.
Tobias Forster & Co., Selbstspülende Closets „Isaria",
München — Berlin.
Golde ft Rachel, Kunstschmiede, Berlin-Halensee.
J. P. GroOmann, Gartenanlagen, Leipzig, Elslerstiaße.
Georg GÜUand, Gartenanlagen, Berlin O., Frankfurter
Allee Z4/Z5.
Richard Herrmann, Messing- und Bleiverglasung,
Berlin N., Rhelnsbergerstr. 65.
Bruno Heßling, G. m. b. H., Architektur- und Kunst-
verlag, Berlin SW., Anhaltstr. z6/z7.
Jahreis ft HOnig, Spezialkunststeinfabrik, Helmbrechts
(Bayern).
Lion Kiefiling, Wohnungseinrichtungen, Berlin SO.
Klemm ft Beckmann, Kunstverlag, Stuttgart.
Heinrich Kunitz, OAiamente in Kupfer und Bronze,
Berlin SO, Mariannenplatz Z2.
Lehner ft Steinisch, Kunstwerkstätten, Wilmersdorf,
Holsteinischestr. 3 z.
Gustav Lind Nflg., Metallbildhauerei, Berlin W., Gen-
thinerstr. 3.
C. Rob. Lohmaim G. m. b. H., Lichtpauspapiere, West-
hofen (Westf.).
S. A. Loevy, moderne Beschläge, Berlin N., Garten-
straße 96.
Marienberger Mosaikplattenfabrik, Marienberg i. S.
A. Müller, Kupferdeckung, Bauomamente, Berlin-
Schöneberg, Groß-GOrschenstr. 35.
Johann Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W., Pots-
damerstraße zo/zz.
Otto Polig, Atelier für dekorative Plastik, Friedenau-
Berlin.
Bd. Puls, Eisenkonstruktions- und Kunstschmiedewerk-
statt, Berlin-Tempelhof.
Joseph Scherer, Glasmalerei, Berlin W. Z5, Kaiser-
allee 204.
J. Schmidt, Kunst- und Bauglaserei, Berlin W. 35.
Schwartze & Gaedecke, Kunsttöpferei, Berlin N. 24.
E. Schwenk, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Spinn & Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.,
Leipzigerstr. 83.
H.Stroucken, Möbelfabrik u. Dekorationsgeschäft, Krefeld.
Verlag von Seemann ft Co., Leipzig.
Günther Wagner, Flüssige Tuschen, Hannover.
Franz Zeller, Steinmetzgeschäft, Miltenberg a. Main.
Zierhut & Krieger, Kimstgewerbl. Werkstätte, München.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Adolf BrUning, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
Markgrafenstr. 35. — Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W., Mauerstr. 43. 44 — Klischees von Carl Schütte, BerlinW.
ENTWURF ZU EINER DECKE FÜR EIN WARENHAUS ORANIENSTR. 52-55
ARCHITEKT: ALFRED MESSEL, & ö MALEREI: M. J, BOOENSTEIN
B.A.W. VIII. 9
Qednickl und verlegt bei Em« Wasmutta A.-G.. Berlin.
DER WETTBEWERB
UM EIN GESCHÄFTSHAUS FÜR DIE
ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-GESELL-
SCHAFT IN BERLIN.
Anfangs dieses Jahres spielte sich in Berlin
ein bedeutsamer allgemeiner Wettbewerb
ab. Das Ergebnis war außergewöhnlich
und höchst überraschend; es wurde nicht
nur kein erster Preis, sondern überhaupt
kein Preis erteilt. Das Preisgericht kam
zu der Ansicht, daß von allen 104 rechtzeitig
eingegangenen Entwürfen kein einziger in
vollem Umfange die baupolizeilichen Be-
dingungen erfülle; daß ferner keiner durch-
schlagende Vorzüge der Grundrißlösung mit
hohen Ansprüchen genügender künstleri-
scher Gestaltung des Äußern unci Innern
vereinige; daß dagegen die auf die engere
Wahl gesetzten 13 Entwürfe doch so bemer-
kenswert seien, daß man sie als die relativ
besten bezeichnen könne. Ergebnis: Man be-
schloß, für die zur Verfügung gestellte Hono-
rarsumme diese 13 Entwürfe anzukaufen.
Damit hat also das Preisgericht jeden bis-
herigen Rekord geschlagen. Es liegt mir
nichts ferner als eine Kritik dieses Preis-
richterspruches; man muß sich im Gegenteil
freuen, daß dem in den letzten Jahren so
vielfach geübten Brauche — Mißbrauche — ,
keinen ersten Preis zu verteilen, auf diese
Art die Krone aufgesetzt wurde. Es gewinnt
dadurch die Hoffnung Raum, daß die Preis-
richter sich demnächst wieder auf eine
programmäßige Verteilung der Preise be-
sinnen werden. Hat doch die Vereinigung
Berliner Architekten bei ihrem neuesten
W^ettbewerb die einsichtsvolle Bestimmung
aufgenommen, daß ein erster Preis unter
allen Umständen verteilt werden muß. Das
wird zur Nachahmung empfohlen!
Wie aber ist es möglich, daß sich unter
104 Entwürfen nicht so viele finden, die der
6 ausgesetzten Preise wert erscheinen, zu-
mal wenn der Durchschnitt ein guter ist?
Und daß er das war, bestätigten nicht nur
einzelne Preisrichter, das sah auch jeder
unbefangene Beschauer der ausgestellten
Arbeiten. Der Grund dafür liegt lediglich
in der allzu knapp bemessenen Arbeitsfrist
von noch, nicht 3 Monaten. Wie sollen
praktisch erfahrene und zur Lösung der-
artiger Aufgaben geeignete Künstler — und
solche will man doch zur Mitarbeit heran-
ziehen — neben ihren vielen laufenden
Arbeiten in so kurzer Zeit noch Muße finden,
dieselben künstlerisch befriedigend zu be-
wältigen? — Darin liegt das ganze Geheim-
nis so vieler ergebnislos verlaufener Wett-
bewerbe der letzten Jahre. Also : gebt mehr
Zeit! —
Die Entwürfe selbst — wir bringen nach-
stehend die 13 angekauften — unterscheiden
sich wesentlich nach 2 Gesichtspunkten:
erstens, ob sie die Vorderfront ganz oder
nur teilweise bebauen. Der Bauplatz liegt
am Friedrich -Karlufer in Berlin, links
vom vollbebauten Grundstücke des Nieder-
barnimer Kreishauses, rechts vom Gelände
des Lessingtheaters begrenzt. Das Theater
steht bekanntlich ringsum frei. Rechnet
man nun mit diesem Zustande, und daß
derselbe vorläufig bestehen bleibt, so liegt
4i
es nahe, die dem Theater zugekehrte Seite
des neuen Geschäftshauses ebenfalls als
Schauseite auszubilden. Man kann damit für
den von rechts kommenden Beschauer ein
interessantes Architekturbild schaffen, aber
nur dann, wenn man die Vorderfront nicht
ganz bebaut, d. h. von der Nachbargrenze
ab bleibt. Diese Gedanken zeigen z. B. die
Entwürfe von Heidenreich, Kraaz, Jennen
etc. ; der Entwurf von Kuhn gehört ebenfalls
hierher, wenn er auch den niedrigeren
Saalbau an die Nachbargrenze heranrückt.
Andere Entwürfe wie z. B. von Seeling,
Martens, Hagberg etc., welche die Vorder-
front total bebauen, folgen der Ober-
legung, daß das Lessingtheater doch einmal
fallen und das wertvolle Gelände anders
bebaut werden wird. Das Gebäude der
Elektr. Gesellschaft würde auf diese Art
von beiden Seiten eingebaut. Diese Vor-
aussetzung mag vielleicht allzu prosaisch
erscheinen, findet aber in der baulichen
Entwicklung der Großstadt Berlin ihre
wohlbegründete Erklärung. Die Folge sind
fensterlose Giebel nach dem Lessingtheater
hin, die man mit mehr oder minder Ge-
schick zu gestalten versucht hat. Nicht
unerwähnt soll bleiben, daß die weit über-
wiegende Mehrzahl der Entwürfe von
dem Standpunkte dieser praktischen Er-
wägungen ausging. Im Preisgericht sind
die Ansichten darüber anscheinend sehr
geteilt gewesen. Die erstgenannte Be-
bauungsart hat aber entschieden male-
rischen Vorzug, und das Kuhn'sche Projekt
nützt durch seinen Vierungsturm die ge-
gebenen Möglichkeiten trefüich aus.
Sehr verschieden sind zweitens die Ent-
würfe durch die Anlage der Korridore und
Flure. Das Programm forderte Flure, die
„geräumig und hell und so angelegt sind,
daß sie in allen Stockwerken als Warte-
räume und Kleiderablagen für Besucher
zu benutzen sind'^ Die Mehrzahl der Wett-
bewerber hatte eine Anlage von Korridoren
gewählt, welche Licht und Luft von kleine-
ren Lichthöfen oder Nebenhöfen erhalten,
und ist dabei der zentral gelegene Lichthof
mit Korridoren zu beiden Seiten bevorzugt.
Andere Entwürfe legen die Flure an
weite Haupthöfe, wodurch wohl eine reich-
lichere Belichtung, aber eine weniger günstige
Zusammenlegung der Bureaux erzielt wird.
Wieder andere Entwürfe zeigen einen
stattlichen Hauptverkehrsflur, von dem sich
dann die kleineren Korridore abzweigen.
Dieser Gedanke ist in dem Projekte von
Heidenreich und Michel soweit getrieben,
daß der Hauptflur eine große Üppigkeit zeigt
gegenüber einer unzulässigen Enge und
Dunkelheit in den eigentlichen Bureau-
korridoren. Und gerade die letzteren sollen
doch erst recht zum Aufenthalte der Be-
sucher dienen. Wartet doch jedermann
am liebsten und sichersten unmittelbar bei
dem Geschäftsraum, in welchem er zu tun
hat. Korridore aber, die ihr Licht nur in-
direkt durch Glastüren etc. erhalten, wie
sie z. B. der vorgenannte Entwurf zeigt,
entsprechen dem Sinne des Programms
keinesfalls. Das ist ein Fehler, der sich
mehrfach findet. Und wie ist es mit
dem Verkehrsgeräusch auf diesen beider-
seitig von Arbeitsräumen umschlossenen
Fluren? Ich kann mir derartige Räume
nur als geräuschvoll und zum ruhigen
Arbeiten höchst ungeeignet vorstellen.
Für den Zugang zu dem Gebäude ver-
langte das Programm den Eingang für die
Direktion möglichst getrenntvon demjenigen
für die Beamten, beide aber übersehbar
von einer Portierloge.
Diejenigen Autoren, welche die Front in
ihrer ganzen Ausdehnung bebauen, sind
meistens darauf gekommen, einen Mittel-
eingang anzuordnen, der in mehr oder
minder glücklicher Trennungsweise den
Verkehr der Direktion und der Beamten
gleichzeitig vermittelt. Auch in diesem
Punkte hat sich die oben genannte
„malerischem^ Anordnung bewährt. Sie
schafft die Möglichkeit, die verschiedenen
Zwecken dienenden Eingänge erfolgreich
zu trennen.
Man vergleiche hierzu die Entwürfe von
Kuhn, Heidenreich und Michel. Betreffs der
Anordnung des Kassenraumes und des Vor-
tragssaales — deren Unterbringung in dem
Bureaugebäude schwierig war — sei auf
die Grundrisse selbst verwiesen.
Nicht unterlassen aber darf ich den Hin-
weis auf den Grundriß von Seeling und Sehl,
der eine monumentale Raumfolge im Erd-
geschoß anstrebt, wie sie kein anderer
Entwurf zeigt, sowie auf das Projekt von
Martens, Bielenberg und Moser, das in der
zweckmäßigen Ausnützung des Bauplatzes
bei gedrängter Grundrißanordnung wohl
am meisten leistet.
Berlin, im April 1905. Emst Spindler.
Illllllllll — t-
WEHBEWERB: ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-aESELLSCHAFT, BERLIN.
m B a EMIL HA6BER6, ARCHITEKT, STEGLITZ, m a a
44
ABB. 40.
ABB. 41,
WETTBEWERB: ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-GESELLSCHAFT. BERLIN.
© © © EMIL HAGBERG, ARCHITEKT, STEGLITZ. © © ©
WETTBEWERB: ALLSEMEINE ELEKTRIZITATS-aESELLSCHAFT, BERLIN.
m ts n. SEEUNQ fr R. SEEL, ARCHITEKTEN, BERLIN, a e
WETTBEWERB: ALLSEMEINE ELEKTRIZITÄTS-aESELLSCHAFT, BERLIN.
ES B H. SEELINS 8. R, SEEL, ARCHITEKTEN, BERLIN, e a
WETTBEWERB; ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAFT. BERLIN,
e e e FRANZ KUHN, ARCHITEKT, HEI0ELBER6. a a e
WETTBEWERB: ALL6EMEINE ELEKTRIZITÄTS-6ESELLS0HAFT, BERLIN.
ABB. 48. FRANZ KUHN, ARCHITEKT, HEIDELBERQ. ss b
ABB. 49. HERM. JENNEN, ARCHITEKT, CHARLOTTENBURS.
WEnBEWERB; ÄLLSEMEINE ELEKTRlZITÄTS-aESELLSCHAFT, BERLIN,
ta s HERM. JENNEN, ARCHITEKT, CHARLOnENBURG. s a
50
ABB. 52.
ABB. 53.
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WEHBEWERB: ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-GESELLSCHAFT, BERLIN,
e GIESECKE & WENZKE, ARCHITEKTEN, CHARLGHENBURG. a
— iMiiiiiiiir f 1= —
WETTBEWERB: ALLQEMEINE ELEKTRIZITÄTS-GESELLSCHAFT, BERLIN.
ABB. 54. aiESECKE 8, WENZKE, ARCHITEKTEN, BERLIN.
ABB. 55. BERIT EMMINSMAN, ARCHITEKT, BERLIN, aa
52
WEHBEWERB: ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAPT, BERLIN.
OS© GERIT EMMINGMAN, ARCHITEKT, BERLIN. @ © a
B WETTBEWERB: ALLSEMEINE ELEKTRIZITATS-QESELLSCHAFT, BERLIN, a
CONRAD HEIDENREICH 8. PAUL MICHEL, ARCHITEKTEN, CHARLOnENBURQ,
WETTBEWERB; ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-SESELLSCHAFT, BERLIN.
ABB. 60. CONRAD HEIDENREICH a PAUL MICHEL, ARCHITEKTEN, CHARLOnENBURS.
ABB. 61, M. MARTENS, R. BIELENBERG, R. MOSER, ARCHITEKTEN, BERLIN, bs e
WETTBEWERB: ALLSEMEINE ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAFT, BERLIN.
M. MARTENS, R. BIELENBERQ; R. MOSER, ARCHITEKTEN, BERLIN.
WETTBEWERB: ALLSEMEINE ELEKTRIZITÄTS-eESELLSCHAFT, BERLIN,
is B B JOH. KRAAZ, ARCHITEKT, SCHÖNEBER6. » e as
WETTBEWERB: ALLGEMEINE ELECTRIZITÄTS-QESELLSCHAFT, BERLIN
BS SS KRAMER & HEROLD, ARCHITEKTEN, DÜSSELDORF. « e
58
ABB. 68.
ABB. 69.
WETTBEWERB: ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAFT, BERLIN.
JÖRQENSEN & BACHMANN, ARCHITEKTEN, CHARL0TTENBUR6. e
WETTBEWERB: ALLGEMEINE ELEKTRIZITÄTS-6ESELLS0MAFT, BERLIN.
BEBRÜDER MAUDRIOH, ARCHITEKTEN, GHARLOTTENBURQ, as a
WETTBEWERB: ALL8EMEINE ELEKTRIZITÄTS-QESELLSCHAFT, BERLIN.
s a a OnO KUHLMANN, ARCHITEKT, BERLIN, a is b
Kopfleitte von KUngner.
DER NEUBAU „HAUS TRARBACH«
BEHRENSTRASSE 47.
Wieder ist eine der alten Berliner Firmen
dem Zuge einer neuen Zeit gefolgt. Die
Weinhandlung Trarbach hat in Jahresfrist
ein Bauwerk vollendet, daS neben den zahl-
losen Berliner Neubauten von besonderem
Interesse wird, weil hier zum ersten Male
in großem Umfange für unsere Hotels,
Kaffees und Restaurants Beispiel und Mög-
lichkeit einer neuen Anschauung und Aus-
gestaltung gegeben wurde. Die architek-
tonische und dekorative Entwicklung seit
den letzten dreißig Jahren ist auf diesem
Gebiete so leicht zu übersehen, daß hier
die unmittelbare Anschauung den Fort-
schritt lehrt. Das Neue liegt in der völligen
Einfachheit der architektonischen Behand-
lung und einer dekorativen Ausgestaltung,
die trotz des überaus kostbaren Materialauf-
wandes keinen falschen Prunk vortäuscht,
sondern überall volle Ehrlichkeit anstrebt.
Wenn man aus dem so geschaffenen Neu-
eindrucke die Folgerungen zieht, wird auch
für unsere großen Etablissements, in ähn-
licher ^Veise wie ^Vertheim schon heute
als anregendes Vorbild für das neue Ge-
schäftshaus gilt, ein Loskommen von dem
alten Schema einer hohlen Prunkarchitek-
tur und damit eine einfachere und doch
vornehme Art des Zusammenseins zu er-
möglichen sein. Gerade die Öffentlichen
Lokale können unter Umständen, auf Grund
einer bekannten nationalen Eigenart, zur
Neubildung einer ehrlichen Anschauung auf
ihre Art mehr beitragen, wie Museen und
öffentliche Kunstpflege.
Der Grundriß des Gebäudes stammt von
den Architekten Richard Walter, Friedenau
und C. Hüller, Berlin. Die ganze Anlage
ist mehr für den Sommer wie für den Win-
ter gedacht. Die einzelnen Säle und Zim-
mer gruppieren sich nämlich um einen
großen Hof, der als Garten zum Wein-
restaurant hinzugezogen und mit diesem
durch hydraulisch versenkbare Fenster ver-
bunden werden kann. Die Gestaltung des
viereckigen Grundrisses hat dagegen für
die kältere Jahreszeit ihre Licht- und
Schattenseiten. Für den Hereinkommenden
ist es angenehm im ganzen Lokal herum-
gehen zu können, während andrerseits lUr
den Sitzenden ein beständiges Vorübergehen
gerade nicht erfreulich sein kann. Die
romanisierende Architektur wurde von
Richard Walter, Friedenau in Anlehnung
an die alte Architektur Südfrankreichs ent-
worfen. Nur im Erdgeschoß des Gebäudes
liegen die Weinstuben, während in den
oberen Stockwerken Bureauräume unter-
gebracht sind. Bei der Fassade wurde
das Erdgeschoß aus poliertem Labrador,
die oberen Stockwerke in bayrischem
Muschelkalkstein hergestellt, ein Material-
unterschied, dessen organischem Gefüge
man keinen rechten Glauben schenken
kann. Die Ansätze der großen Pilaster
charakterisieren 2,50 m hohe, von Otto
Stichling modellierte Figuren. Liebestrunk
und Labetrank, die Traube, die Blume des
Weines, der Wein, der fertige Trank, der
Tanz als Wirkung des Weines bezeichnen
sehr glücklich die verschiedenen Phasen
des weinseligen Zustandes und mischen
stark sinnliche Momente in die künstlerische
Durchbildung. Der Eingang ist mit einem
Tonnengewölbe überspannt und durch Mar-
mor und Bronze als Überleitung von der
Straße in ruhiger Stimmung gehalten. Erst
am Ende des Ganges werden in einem Mo-
saikbild und Glasfenster, beide nach Ent-
würfen vom Maler Becker, farbige Noten
angeschleigen, die dann in den einzelnen
Sälen zu höctütem Glänze gesteigertwerden.
Am Ende des Einganges liegt die monu-
mentale Marmortreppe. Daneben glänzt
das Metallwerk des großen Personenauf-
zuges, der in diese romanisierende Archi-
tektur im Grunde nicht recht hineinpaSt.
Man betritt dann die niedrigen Gardero-
benräume, die rechts und links mit den
Toilettenräumen (Architekt: R. Walter) ver-
bunden sind. Zu den eigentlichen Räumen
kann man dann, unbehindert durch die be-
kannten Garderobeopyramiden oder be-
hängte Wände, den vollen Raumeindruck
freier Wände auf sich wirken lassen.
Die gesamte ktlnstlerische Innenaus-
stattung ist nach Zeichnungen R. Riemer-
schmids ausgeftlhrt und trägt in mancher
Beziehung einen durchaus süddeutschen
Charakter. Besonders die Holzvertäfelung
der Wände besitzt in der hier ausgeführten
Form Vieles von derber volkstümlicher Art,
die auch der MObelkunst Riemerschmids
eigen ist. Die gute alte Art der getäfelten
altdeutschen Trinkstube wurde in lichte,
farbenfrohe Vornehmheit übertragen.
Durch den großen Vorsaal, dessen Wände
in Eichenholz getäfelt sind, gelangt man
nach rechts in den Kaisersaal mit einem
Gemälde Sr. Maj. des Kaisers von H. von
Oehlschläger. Die sich hier anschließende
Flucht von Räumen ist farbig überaus
glücklich zusammen gehalten. Aus dem
in Hellbraun gehaltenen Kaiserzimmer sieht
man nach der Straße hin durch einen nie-
deren mit Kacheln bekleideten Raum in
Grünblau in den sogenannten Spiegelsaal,
dessen Wände wieder in lichtem Braun
mit hohen, aus Redwood und Eichenholz
hergestellten Paneelen verkleidet sind. Um-
gekehrt korrespondiert mit dem grünblauen
GewOlberaum wieder der prächtige Onyx-
saal im Schmelze seines grüngelblichen
Materials.
Im Spiegelsaal an der Straße ist die Decke
in ihrer ganzen Ausdehnung mit Messing-
blech beschlagen, eine byzantinische Prunk-
entfaltung , die allerdings sehr geeignet
scheint, die Besucher von der Straße herein-
zulock«n. Schmale Spiegel an den Wänden
spiegeln den Lichterglanz der Decke wieder
und geben dem Räume atmendes Leben.
An den Wänden ziehen sich dünne grüne
Guirlanden hin, die zum ständigen Inventar
des Raumes zu gehören scheinen, jedoch
allzu spielerisch wirken. Riemer schmid
empfindet überhaupt mehr als Maler, und
mancher Architekt wird mit einigen seiner
Lösungen nicht ganz einverstanden sein.
Die fast verschwenderische Pracht des
ganz mit brasilianischem Onyx bekleideten
Saales wäre mit größerer Zurückhaltung
dem tektonischen Charakter des Materiales
vielleicht gerechter geworden. Der Glanz
des Onyx spiegelt den Luftraum so stark
wieder, daß jede tektonische Anforderung
illusorisch wird. Die Decke dieses Saales
ist als Kappengewölbe ausgebildet. An den
Schmalwändeo sind zwei dekorativ bedeu-
tende Bilder von Albert Klingner, Berlin,
Noahs W^einprobe und die Emtefreude, so-
wohl wegen der Lebendigkeit der Dar-
stellung wie der eigenartigen dunklen
Farbengebung, die mit der exotischen Pracht
des Onyx wundervoll zusammenklingt, be-
sonders hervorzuheben.
Dem Onyxsaal entsprechend liegt auf der
Gegenseite der Rosensaal, der sich links
vom Vorsaal an den in Eichenholz gehalte-
nen Buffetraum anschließt.
In diesem Saale ist alles prickelnde
Lebendigkeit. Von der Decke fließt ein
Regen dünner LichtkOrper. An den
lichten Wänden sieht man über grauem
Ahompaneel Rundbilder von Fritz Erler,
Mosel-, Rhein-, Bordeauxwein und Cham-
pagner in Gestalt lustiger Frauengestalten.
Ein Ornament stilisierter roter Rosen steigert
diese ganze Lebendigkeit bis zur Aus-
gelassenheit.
Aus diesem Räume führt eine Treppe nach
den imZwischengeschoB gelegenen drei klei-
neren Räumen, dem blauen Zimmer, dessen
Wände und Decken mit gescheuertem und
dunkel gebeiztem Redwood bekleidet sind,
einem Vorzimmer, dessenDecke mitMessing
beschlagen, dessen Wände mit hellgehal-
tener und geschnitzter Redwoodpaneele,
B B B HAUS TRARBACH. s b ss
ARCHITEKT: RICHARD WALTER, FRIEDENAU.
B B is HAUS TRARBACH. b b b
RESTAURATIONSHOF, RICHARD WALTER,
B B ARCHITEKT IN FRIEDENAU, a m
65
und in das Hohenzollernzimmer, dessen
Wände mit Ahornpaneel bekleidet sind.
In diesem Zimmer hängen eine Anzahl von
Stichen aus der HohenzoUerngeschichte, die
nicht zuletzt durch ihren einfachen Rahmen
an dieser Stelle einen vortrefflichen Wand-
schmuck abgeben. In diesen drei oberen
Räumen scheint überhaupt fllr ein zwang-
loses Zusammensein ein mustergültiges
Vorbild geschaffen.
Von anderen kleineren Räumen liegen
unter diesen im Erdgeschoß das Ahom-
zimmer, dann das weiße Zimmer, wegen
seiner Möbel und der dunkellila Farben-
stimmung wohl der wirkungsvollste Raum,
und das Cypressenzimmer. Auch in diesen
Räumen ist alles ruhig und sachlich, still
und einfach.
Zwischen all diesen Räumen liegt der
große prächtige Hof, der in seiner Abge-
schlossenheit, an die Höfe maurischer
Paläste und ihre stille Zurückgezogenheit
erinnert. Die in bayrischem Muschelkalk
ausgeführten Fassaden des Hofes sind in
modern romanischem Stil gehalten. Ober den
Rundbögen zieht sich ein etwas allzu bunter
von Maler Karl Kappstein, Berlin entworfe-
ner und von Professor Schirm in Email-
technik auf Kupferplatten ausgeführter Fries
mit Darstellungen der vier Jahreszeiten hin.
In ähnlichem Umfange sind Arbeiten dieser
Art bisher nicht ausgeführt. Unzweifelhaft
fügt sich dagegen ein von R. Walter ent-
worfener Monumentalbrunnen mit seinem
in graublau gehaltenen Mosaik (Puhl &
Wagner), Regen und Wolken, der Archi-
tektur viel organischer ein. Die Bronze-
figur des Brunnens stammt von Otto Stich-
ling.
An den Wänden des Hofes wachsen breite
Laubgewinde in sorglicher Ausführung zur
Höhe empor. Aus Blatt- und Rankenwerk
löst sich allerlei Getier in lustigem Wirr-
warr. Das Alles wird fQr manch stillen
Zecher zu sinniger Anregung.
M. Creutz.
ABB. 78.
ABB. 79.
ERD6ESCH0SS.
0BER6ESCH0SS.
HAUS TRARBACH.
B. A.\V. VIII.2.
HAUS TRARBACH. FASSADENOETAIL.
ARCHITEKT: R. WALTER, FRIEDENAU.
HAUS TRARBACH. ECKE IM RESTAURATIONSHOF.
B B ARCHITEKT: R. WALTER, FRIEDENAU. s b
HAUS TRARBACH. BRUNNEN \ti HOF.
ARCHITEKT: R, WALTER, FRIEOENAU.
HAUS TRÄRBACH. OBERE HOFFASSADE.
ARCHITEKT: R. WALTER, FRIEDENAU. s
-A.3 TRAÜSiCH i--> F^l=-ALLE.
HAUS TRARBACH. TREPPENHALLE.
ARCHITEKT: R. WALTER, FRIEDENAU.
MAUS TRARBACM. b> e QRÜNER SAAL.
ARCHITEKTi R. RIEMERSCMMID, MÜNCHEN.
s HAUS TRARBACH. BRONZE-SAAL, s
ARCHITEKT; R, RIEMERSOHMID, MÜNCHEN.
SB HAUS TRARBACH, ONYX-SAAL Ofs
ARCHITEKT: R. RIEMERSCHMID, MÜNCHEN.
m HAUS TRARBAOH. KNEIPZIMMER, b
ARCHITEKT: R. RIEMERSCHMID, MÜNCHEN.
B s HAUS TRARBACH. sa s»
ABB. 91. DETAIL AUS DEM EINGANa.
ABB. 92. HEIZKÖRPERVERKLEIDUNQ.
Zu den Unterschriften der Abb. 35 und 36, Heft i
dea laufenden Jab^anges ist xa berichtigen, daB die
Tieibarbeitcn nicht von Schulz & Holdefleiß, sondern
von der Firma Max BitscbkuB in Charlottenburg
ausgefUbrt worden sind. Red. .
± Am 33. Mün starb der vortragende Rat im
Ministerium der öffentlichen Arbeiten Geheimer Ober-
bautat Paul Kieschke. Nach seinem Entwürfe und
unter seiner Oberleitung sind unter anderem die Oe-
«chaftsgebKude für das Staatsministerium und die
Seehandlung, der Erweiterungsbau de« Kultusmini-
steriums und das Wobngebitude fllr den KandeU-
ministef erbaut worden. LSngere Zeit leitete er als
Vorsitzender den Verein fUr deutsches Kunstgewerbe.
=^ Infolge der Durchlegung der Xaiser-Friedrich-
straße ist das nach einem Entwürfe Schinkels im
Jahre 1833 fUi den Banlcheim Behrend erbaute L.and-
haus Wartenberg am Luisenplatz in Chulottenburg
^gebrachen worden. Den Entwurf nebst Schaubild
hat Schinkel in der Sammlung seiner «rcbitektonischen
Entwürfe veiSfrentlicbt.
X PUr den Anfang des Jahres 1906 wird in der
Natianalgalerie eine deutsche Jahrhundert-Ausstellung
vorbereitet, welche im wesentlichen Werke der Malerei
aus der Zeit von 1775 — 1S7J enthalten soll. Eine AuB~
Stellung von Landschaften des 19. Jahrhimderts ist für
die groQe Kunstausstellung dieses Jahres vorgesehen.
J DemArcbitekten Friedrich Thelemann ist auf Grund
des im Wettbewerb errungenen eisten Preises von der
Qemeinde Klein-Zabrcze die weitere zeichnerische Be-
arbeitung und Oberleitung des dortigen Töchterschul-
neubaues übertragen worden.
K In dem Wettbewerb für den Neubau eines
HVuserblocks am Kaiser ^Vilhelmplatz in Bremen ist
der erste Preis dem Entwurf „Tugend in Gefahr" des
Architekten Rud. Jacobs in Bremen, der zweite Preis
dem Entwurf „Kaiser WilhelmsplaB" des Baumeister
Pritsche in Bremen und der dritte Preis dem Entwurf
„Bürgerhaus" des Architekten Otto Kohiz m M^de-
burg und Regieningsbaumeisters J. Ph. Hamacher in
Bcrlin-Friedenau, in Firma E. Schütze, zugesprochen
worden. Zum Ankauf empfohlen wurden die Ent-
würfe „Bitte schSn" des Baumeisters Pritsche in
Bremen, „Wenn Ihr'H nicht fühlt, Ihr werdet's nicht
erjagen" des Architekten Otto Schwartz in München
und „Kaiser Wilhelm" des Architekten Herm. Deetjen,
in Firma Franziua ft Deetjen in Bremen.
li In dem Wettbewerb über die Bearbeitung der
Fassadenentwürfe eu einem neuen Aufaahm^ebltude
nebst einem VerwaltungsgebSude im künftigen Haupt-
babnbof Karlsruhe erhielt den ersten Preis unter 79 Ar-
beiten der Entwurf ,, Lokomotive" des Professors Her-
mann Billing und Architekten ^Vilhelm Vittali in Karls-
ruhe, den zweiten Preis der Entwurf „Hohes Seitenlicht"
der Architekten Reinhardt ft SUsscnguth in Charlotten-
burg, die beiden dritten Preise der Entwurf „Karlsruhe
1750 — iSoo" des Professors StUrzenacker in Karlsruhe
und der Entwurf „Residenz" des Architekten P, Berger
in Steglitz-Berlin, Angekauft wurde der Entwurf „Platz-
karte 3043" des Professors H. Billing in Karlsruhe.
Ist ein pholographischer Apparat oder ein Musik-
Instrument lehrreich und unterhaltend, so ist ein Opern-
gucker oder Feldstecher ein nützlicher Begleiter auf
der Krise oder im Theater. Für Liebhaber von einem
dieser GegenstSnde wird es von Interesse sein zu er-
fahren, daß das altrenommiertit Veraandhaus Eugen
Loeber, Dresden-N., RitterstraQe 13, photographiache
Apparate i^licher Konstruktion, Musik- Instrumente
aller Art und Opemglüser %Mm einfachsten bis zum
modernsten Prismen-Femrohr zu ganz kleinen monat-
lichen Tsilzahlungen abgibt. Durch diese Ratenzahlun-
gen tritt eine Preiserhöhung der Originalpreise abso-
lut nicht ein und sendet genannte Firma ihre reich
illustrierte Preisliste jedermann auf Verlangen gratis
und frsnko zu. Reflektanten verweisen wir auf heutige
Beilage, aus welcher alles Nähere ersichtlich ist.
78
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Verantwortlich für die Schriftleitung : Dr. Adolf Brüning, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
Markgrafenstr.35. — Gedruckt beiJuliusSittenfeld,BerlinW.,Mauerstr.43.44. —Klischees von Carl Schütte, BerlinW.
DIE GROSSE
BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG,
Von ERNST SCHUR.
Bei der diesjährigen Gestaltung der Aus-
stellung ist das Prinzip herrschend ge-
wesen, unter der Fülle des Gebotenen die
Obersichtlichkeit nicht leiden zu lassen.
Durch die stärkere Inanspruchnahme des
Kunstgewerbes, durch Kollektiwertretun-
gen, durch die Separatausstellungen der
Illustratoren und der Schwarz-Weiß-Kunst
sind gleichsam Halte- und Ausruhepunkte
geschaffen worden und es ist durch diese
Abwechslung dafür gesorgt, daß das Auge
nicht so leicht ermüdet. Obersichtlich
gliedert sich das Ganze, das künftig noch
durch die wichtige Ausstellung der deutschen
Landschafter des XIX. Jahrhunderts berei-
chert werden wird. Als Neuerung, die zum
intimen Genuß der Kunstwerke beiträgt, ist
die Teilung einiger seitlicher Säle in je vier
kleine Kabinette zu erwähnen, die sich um
eine mittlere Achse gruppieren. Hier ist
mit Glück sparsam gehängt worden. Teil-
weise sind die Kabinette der Kleinplastik
reserviert, die sich hier gut präsentiert. In
den mit unauffälligem Stoff verkleideten,
niedrigen Räumen heben sich die Arbeiten
gut ab.
Auch sonst ist man bemüht, neuere
Lehren der Raumgestaltung sich zu Nutze
zu machen. Wand- und Bodenbekleidung
stimmen in ihrer Wirkung zu einander.
Die Wände sind durch einfaches Gebälk,
das zuweilen eine neue, neutrale Farbe er-
hielt, geteilt und gegliedert.
Eine weitere Neuerung sind die in diesem
Jahre ausgiebiger zur Verfügung gestellten
Räume für Kunstgewerbe, die nicht einfach
so belassen wurden, wie sie waren, sondern
dem Zweck entsprechend umgebaut und
als kleine Kojen eingefügt wurden. Eine
Reihe fertiger Innenräume gruppieren sich
um einen Gartenhof. Dann folgt die von
Prof. Grenander geschaffene Kojenabteilung,
in der kunstgewerbliche Einzelarbeiten
untergebracht sind. Der Werkring stellt
zum ersten Mal aus und hat sich durch
Endeil eine eigene Anlage schaffen lassen.
Auch der sich anschließende Raum, der die
dekorativen Malereien enthält, gehört noch
hierher. Und so läßt sich wohl sagen, daß
sich nach und nach am Lehrter Bahnhof
eine Umwandlung vollzieht, die allmählich
dem Ganzen zu statten kommt. Der An-
fang war seinerzeit mit der Schaffung des
Architektursaales gemacht worden, in dem
die Arbeiten gut und übersichtlich hängen,
ohne durch ein Zuviel zu verwirren.
Um den kurzen Oberblick zu vervoll-
ständigen, sei noch erwähnt, daß in diesem
Jahre folgende Künstler kollektiv vertreten
sind: Hamacher, Hermann, Skarbina, Jakob,
Prell, Altf, Volkmann, Kampmann. Mün-
chen ist durch die Luitpoldgruppe, durch
die Künstlergenossenschaft, durch den Ver-
ein Münchener Aquarellisten vertreten.
Düsseldorf erhielt zwei Säle, Dresden (die
Elbier) einen Saal.
Die Architektur.
Die Grundrisse fehlen in der Ausstellung.
Das ist wohl mit Rücksicht auf das Publi-
kum geschehen, das solche fachmännische
Detaillierung nicht liebt. Es liegt dem aber
auch die richtige Überlegung zu Grunde,
daß diese verstandesmäßige Gliederung und
Ausnutzung des Raumes innerhalb des
Baues ausschließlich Sache des Architekten
ist, der die Wünsche des Erbauers tunlichst
berücksichtigt. Nach außen aber wendet
sich das Frontalbild an eine größere All-
gemeinheit und für dies künstlerische
Gesamtbild, das sich den Blicken der Vor-
übergehenden darbietet, das mithilft, das
Straßenbild, das Stadtbild schließlich zu
schaffen, wollen die Architekten das Publi-
kum interessieren, ihm Einblick geben in
die verschiedenen Probleme und Möglich-
keiten, in die Versuche, diese Probleme zu
lösen, wollen es einführen in ein Gebiet,
das ihm bisher fern lag, das aber für die
Allgemeinheit so wichtig und notwendig ist,
und wollen es so dazu erziehen, hier wieder
Forderungen zu stellen, Schönheiten zu
suchen. Die Architektur ist eine not-
wendige Kunst, die organisch aus den Be-
dürfnissen des Zusammenwohnens sich
ergibt und daher gebührt ihr immer weiter-
8o
gehende Berücksichtigung, so daß vielleicht
einmal die Tatsache möglich wird, daß sie
nicht mehr bloß als Annex der Bilderaus-
stellungen erscheint. So wie die Entwick^
lung jetzt fortschreitet, erobert sie sich
schon Gebiet um Gebiet, und wenn die
Allgemeinheit sich erst klar darüber ist,
welche Verantwortlichkeit die Architekten
übernehmen, wieviel Freude sie aus einem
schönen Straßenbild entnehmen kann, das
eine immerwährende künstlerische Tat dair-
stellt, deren Genuß jedem freisteht, der die
Augen erheben will, dann wird die Zeit
auch nicht mehr fern sein, wo die organische
Reihenfolge der Künste wiederhergestellt
wird. In der stärkeren Berücksichtigung
des Kunstgewerbes sehen wir da einen
weiteren Faktor, der diese Annahme be-
stätigt. Diese Reihenfolge ist: Baukunst,
Kunstgewerbe (das das Haus innen aus-
stattet und wohnlich macht) und dann erst
die reine Kunst, die sich dem Ganzen or-
ganisch und dienend einfügen muß. Und
dieser Reihenfolge entsprechend werden
späterhin unsere Ausstellungen sich ge-
stalten. Und wenn man bedenkt, daß ge-
rade im Ausstellungswesen sich eine an-
dauernde Unsicherheit bemerkbar macht,
allerlei Versuche den Grundfehler verdecken
sollen und der Zufall die größte Rolle
spielt, dann ergibt sich Hir den aufmerken-
den Beobachter aus diesem angedeuteten
Prinzip ein Fingerzeig, wie aus diesem
Wirrsal herauszukommen ist und wie eine
Ausstellung geschaffen werden muß, um
allen Anforderungen zu entsprechen. Auch
die Anlage einer Ausstellung müßte einem
Architekten, einem dekorativen Künsüer
übertragen werden, der die Räume im
ganzen zueinander ins richtige Verhältnis
stellt. Das stärkere Geltendmachen deko-
rativer Prinzipien wird auch hier eine
Neuerung bringen, die dem Ganzen zu Gute
kommen wird. Und wenn schon jetzt ein
Architekt die Anlage und Anordnung der
ausgestellten Zimmer und des Gartenhofs
einheitiich bestimmt, um wie viel mehr
tut eine solche Einheitlichkeit einem viel-
gliedrigen Ganzen not, das ein Ausstellungs-
palast mit über 60 Sälen darstellt?
In der Ausstellung wechseln alte Bilder,
Reiseskizzen, die der Architekt von alten
Bauten herstellte, Abbildungen nach Ent-
würfen und schon fertig gestellten Plänen.
Im Ganzen ein reizvolles Bild, und da
außerdem noch eine Reihe plastischer Nach-
bildungen vorhanden sind, so ist es den
Veranstaltern gelungen, ihre Werke in einer
dem breiteren Publikum entgegenkommen-
deren Weise als bisher zu vereinen.
Die plastischen Nachbildungen zeigen
einen Situationsplan der Akropolis von
Athen von Walger, das Wirtschaftsgebäude
vom Knappschaftslazarett in Zabrze von
Hart mann, das in Holz nachgebildet, mit
seinem hochragenden Mittelturm einen im-
posanten Eindruck macht. Fein wirkt die
dritte Arbeit, das „Kunsthaus Zürich^^
von Rud. Rutsch i, eine Reihe Einzel-
häuser im Grünen, rings von Anlagen um-
geben, ein ebenso genaues wie schönes
Bild. Auch das „gelbe Haus" (in Char-
lottenburg, Nonnenstraße 6) macht einen
guten Eindruck wegen seiner ungesuchten,
großflächigen Wirkung, während derselbe
Architekt Geßner in dem „Haus Hermann"
(Niebuhrstraße) eine wohnlichere Wirkung
anstrebt, er schafft Winkel und Ein-
buchtungen, Loggien und einen vorsprin-
genden Seitenflügel, wodurch das Ganze
besonders heimlich wirkt, trotzdem wir es
mit einem vierstöckigen Mietshaus zu tun
haben.
Unter den Arbeiten, die in Skizzen und
Entwürfen vorhanden sind, ist manche
tüchtige Arbeit. So erfreut das „Kreishaus
Anklam'' von Dinklage und Paulus,
Berlin, durch die Einfachheit seines Auf-
baues und der frontalen Wirkung. Das
„Stadttheater in Dortmund" von Dülfer,
München, macht einen ernsten, geschlosse-
nen Eindruck, der durch die hochstrebende
Wirkung der nicht mit Schmuck über-
ladenen Mauern vornehmes Gepräge erhält.
Es ist überhaupt ein gesunder Zug in der
Architektur zu bemerken, was speziell der
Berliner Baukunst zu gute kommt. Man
legt nicht mehr so viel Wert auf Neben-
sachen, ein Bau braucht nicht mehr über-
laden zu sein, um prächtig zu wirken.
Man sieht mehr aufs Ganze, man will den
architektonischen Gesamteindruck , nicht
den ornamentalen Einzelschmuck, man
kommt also mehr auf das Wesen dieser
Kunst zurück. So wirkt das Haus „Bendler-
straße 38'' von Hart & Lesser, Berlin,
durch die klare Betonung und Gliederung,
die alle Einzelheiten maßvoll und sinn-
gemäß verteilt. Auch die „Villa im Grune-
wald" erfreut durch den ruhigen Gesamt-
eindruck. Dem „Theater Kattowitz" und
„Theater Düren" von Moritz (Cöln) ist
dies nicht in gleichem Maße nachzurühmen.
Diese Entwürfe leben von der Vergangen-
heit, während doch gerade das moderne
Theater dem Architekten der Gegenwart
neue Aufgaben stellt. In dieser Beziehung
bietet das „Volkstheater Charlottenburg" von
Reinhardt & Süßenguth (Charlottenburg)
mehr, es ist kräftig in der Gesamtwirkung
herausgebracht und macht einen monumen-
talen Eindruck.
Oberhaupt kommt immer mehr das Be-
streben zum Ausdruck, den Bau aus sich
herauswachsen zu lassen, seinem inneren
Gedanken, seiner Zweckbestimmung zu
folgen und nicht äußerlich eine Fassade
anzukleben. In dieser Beziehung sind zwei
Entwürfe für Synagogen in Frankfurt a. M.
interessant, von von Tettau, Berlin, und
von Reuters & Friedenthal, Berlin. Beide
zeigen einen strengen Aufbau, namentlich
der Tettausche Entwurf hat eine eindring-
liche Wirkung, die hochragenden Eckpfeiler,
® es „AM QUELL" es g^
VON ARTHUR LEWIN - FUNCKE,
BILDHAUER, CHARLOTTENBURa.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
BRUNNEN. VON ARTHUR LEWIN-FUNCKE,
e BILDHAUER, CHARLOTTENBURG, a
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
die viereckig abgescbnitten sind, erhöhen
diesen Eindruck. Dennoch muB gesagt
werden, dafi dieae Art der beinahe cyklopi-
sehen Bauweise noch allzusehr nur Massea-
wirkung ist und nicht in dem Auf und Ab
der Verhältnisse, in der lebendigen Gliede-
rung, in dem Künstlerischen seine Autgabe
sucht. Das Material wirkt noch allzusehr
in seiner Masse, diese ist nicht belebt,
sondern gerade die tote Rübe gibt die
Wirkung her. Es ist eine Monumentalität,
die, allzu oft angewandt, plump und auf-
dringlich wirken kann. Als eigenartiger
Versuch ist der Entwurf für eine Luther-
kirche von Otto Kobtz (Berlin) zu er-
wähnen, der dem sonstigen Schema des Kir-
ABB. 94.
cbenbaus ausweicht,
ohne aber einen neuen,
überzeugenden Aus-
druck zu finden.
Daß man auch all-
mählich anfängt, die
Umgebung mit ins ar-
chitektonische Geftlge
berechnend einzuzie-
hen, daß man beginnt,
den heimischen Cha-
rakter aus den primitiv
vorhandenen Resten
alter bäurischer' Bau-
weise zu entwickeln ,
dafür legen einige Villen
und Landhäuser Zeug-
nis ab. Meyer & Bre-
d o w , StegUtz , stellen
Landhäuser aus , die
tief im Grünen liegen
und daraus hervor-
sehen, als hätte der,
der sie baute , diese
Wirkung berechnet;
denn auch die Dächer,
die Giebel, die Tore
passen sich diesem
Gesamteindruck an.
Desgleichen geben
die Landhäuser von
Schütte und Vollmer,
Berlin, einen ruhigen,
großen Eindruck, die
Linien sind sanft ge-
schwungen, dieFlächen
sind breit und nicht
unterbrochen. So ist
hier der Beweis ge-
liefert, daß ein gemüt-
liches, trauliches Aus-
sehen auch zu erreichen
ist ohne die Verschach-
telung der Giebel, Ge-
simse und Balkons, die
sonst bei Landhäusern
übUch ist.
Zum Schluß ist noch
die Reiseskizze , .Italie-
nische Burg" von Bodo
Ebhardt zu erwähnen,
die in eindringlicher 'Weise zeigt, wie ein
Bau herauswächst aus seiner Umgebung,
wie hier das Kastelt aus dem Felsen, es
ist ein einheitlicher Eindruck des Ganzen,
ein Zusanmienfluß natürlicher Linien.
Bruno Mfihrlng zieht in seine Entwürfe
die Farbe stark mit herein. Sein „Grab-
denkmal", seine „Villa und Garten", sein
„Jagdhauschen" zeigen die Vorliebe ftlr
den dekorativen Wert der Farbe.
So ist in dieser Auswahl Reichliches mit
Umsicht geboten. Theater, Landhäuser,
Synagogen, Mietshäuser stellen dem Archi-
tekten verschiedene Aufgaben, über die dem
Laien eine Obersicht gegeben wird, der an
dieser Fülle der Losungen die Ifaonig-
faltigkeit des künst-
lerischen Schaffens er-
niiBt. Es ergibt sich
wie von selbst die
SchluBbemerkung, daß
die Zukunft uns, was
die Architektur anlangt,
immer freier zu einer
starken, eigenwilligen
Selbständigkeit führen
wird.
Das Kunstgewerbe.
Das Kunstgewerbe ist
in vier Abteilungen ver-
treten: Innenräume um
einen Gartenhof grup-
piert. Die Kojenabtei-
lURg. Der Werkring.
Die dekorativen Male-
reien.
Die Anlage der fünf
Zinuner, die einen Gar-
tenhof einschlieBen, ord-
nete der Architekt Albert
Geßner an, der auch
die neugeschaffenen
Gruppierungen des Gar-
tenkomplexes vor dem
Ausstellungsgebäude
schuf, ein gutes Zeichen
dafür, daß die berech-
tigten Forderungen der
Gegenurart, wozu auch
die architektonische
Gartenkunst gehört, be-
rücksichtigt werden.
Das Zimmer eines Land-
hauses von Arthur Bi-
berfeld, dem ein Brun-
nenhof sich anschließt,
empfiehlt sich durch die
geschmackvolle Wahl
der Farben. Es domi-
niert ein blasses Blau-
grau. Nur wirkt die
bunte Bemalung der
Stuhllehnen in diesem
einfachen , gemütlichen
Ensemble zu prätentiös
und überüüssigund auch
der Beleuchtungskörper läßt Einfachheit
und Sinngemäßheit vermissen. In dem
Bruanenhof ist eine in Formen und Farbe
(mattgrün) gefällige Bank aufgestellt.
Bei dem „Wintergarten" denkt man —
und darin liegt schon ein Urteil — daran,
daß solche Räume oft gar zu sehr zum
eigenen Schaden zu Ausstellungszwecken
gearbeitet werden. So wohlgeordnet und
gut verfertigt, wirken sie vielleicht auf den
Besucher, der nur kurze Zeit sich darin
aufhält. Die Farbe wirkt angenehm. Aber
ob sie der Dauer standhält? Ob dieses tiefe
Lackrot der Korbmöbel nicht allzu auf-
dringlich wirken wird? Darum muß man
bei dem Urteil immer vorsichtig ' '
BRUNNEN. VON ARTHUR LEWIN-FUNCKE,
& BILDHAUER, CHARLOTTEN BURG, e
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
berücksichtigen, daß die Probe erst zu
machen wäre, daß sich die Stücke in langem
Gebrauch erst bewähren müssen. Schon
jetzt gesteht man sich, daß das helle Rot
im Verein mit dem Grün der Blattpflanzen
und dem Gelb des Korbgeflechts vielleicht
anspricht; wenn aber die Unordnung, die
schließlich immer ein Bewohnen zur Folge
hat, hinzutritt, wird da nicht im Verein mit
den Dingen, die der Bewohner hineinbringt,
ein Kunterbunt der Farben entstehen? Schon
jetzt kann meui sagen, daß der Tisch mit
seinen tief heninterreichenden Seitenleisten
und den vorspringenden Ecken schwerlich
gestatten wird, sich bequem heranzusetzen.
i und Dagegen wirkt das Wohn- und Speise-
VOR OEM BADE. VON MARTIN GOTZe,
@ @ BILOHALtER, BERLIN. & @
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
Zimmer von Altherr, das ohne bestimmte
StilnachahmunginfreierWeise den Gesichts-
punkt des gemtltlichen Wohnens festhält,
durchaus ansprechend und man kann wohl
voraussfigeo, daß dieser Eindruck ein
dauernder sein wird. Auch die kleinen
Bilder, die in dergleichenHolzfarbe gerahmt
sind, sind so geschickt verteilt, wie man sie
wohl selbst hängen würde. Es ist nichts
Aufdringliches in dem Raum. Die Wand-
bekleidung ist stumpfgrün. Ebenso der
Bodenbelag. Die Farbe der Stühle, des
Tisches, der Bank ist ein tiefes sattes Braun.
Die Form der MObel ist bestimmt und ein-
fach, ohne SchnOrkel, ohne Extravaganzen,
die dem Bewohner üble Konsequenzen auf-
erlegen und ihm sein Heim unwohnlich
machen. Eine einfache Solidität herrscht
vor. Der Künstler schuf aus den Bedürf-
nissen heraus, das merkt man, und nicht
bloB aus dem Vergnügen am Spiel der eige-
nen Laune, was dem Wesen der Zweck-
kunst entspricht. Auch das ruhige Orange
der Kissen auf den Stühlen und dem Sofa
ABB. 96.
fügt sich gut dem warmen
Gesamtton ein. Gerade heut-
zutage, wo die Laune der
Künstler in stilgerechten In-
terieurs Orgien feiert, be-
rührt dieses Gestalten aus
dem Zweck und der Bestim-
mung heraus, dieses maB-
voUe Beschränken wohl-
tuend.
Es folgt ein Jagdzlmmer
von Hornstein-Grünin-
geo, ein Eßzimmer von
Rud, und Fia Wille, die
ebenso wie die Gesamtaus-
stellUDg des Werkringes,
der neuen Vereinigung für
Haus- und Wohnungskunst,
über deren Ziele der Archi-
tekt Endell vor kurzem
einen Vortrag hielt, noch
nicht fertig sind.
DieArchitektur des Saales,
die Anordnung, geschieht
durch Endell. Es wird also
gegebenen Falles nach Fer-
tigstellung der Räume dar-
über zu berichten sein. Die
Verzögerung rechtfertigt
sich durch den Umstand,
dafi die Vereinigung vor
kurzer Zeit erst zustande
kam. Man kann einige
Hoffaungen an sie knüpfen.
Denn die Grundsätze, die
Endell vor einigen Wochen
zur Erläuterung der Ziele
vortrug, zeugten von Ein-
sicht und klarem Willen,
den Sinn und die Notwen-
digkeit der Formgebung zu
betonen und den Haupt-
wert darauf zu legen, daS
in den zu schaffenden Räumen „gewohnt"
werden soll und kann. Die Kojen-
abteilung ist von Prof. Grenander ent-
worfen und eingerichtet. Um einen Mittel-
gang liegen sechs kleinere Räume, deren
Gliederung durch weiBe Holzpfeiler, die
zugleich als Ständer für kleinere plastische
Arbeiten dienen, gegeben ist. Die räum-
liche Wirkung ist eine intime, die Farben-
wahl der W and b ekle i düng geschmackvoll,
die Beleuchtung gut. Hier stellen einige
Künstler kollektiv aus, kunstgewerbliche
Arbeiten alles. Da ist der Maler Max
Fleischer, der seine sc hOnen Batik -Stoffe
zeigt. Die Farben sind meist düster, wie
es primitive Völker, denen die Technik ent-
nommen ist, lieben. Die Formen sind
ornamental verwandte Blumenmuster oder
geometrische Figuren, denen die Brand-
stellen des abgeschmolzenen Wachses einen
feinen, reizvollen Hintergrund geben, der
aussieht, wie das krakelierte Muster auf
chinesischem Porzellan. Namentlich ein
grauschwarzes Tuch, ein grünlichbrauner
ABB. 97.
Vorhang, dann wieder ein
blauer Stoff mit breitblätt-
rigen Mustern zeigen ge-
dämpfte , schone Farben.
Arthur Diener gibt in sei-
nem Kabinett Aufnäharbeiten
und Intarsien. Auf groben
Rupfen näht er ausgeschnit-
tene Stücke weißen oder
schwarzen Tuches auf und
erreicht so dekorative Wir-
kung. VO^el , die fliegen,
Fichten, die schlank zum
Himmel ragen — immer ist
es ein abgeschlossener und
wegen der Einfachheit der
kontrastierenden Farben er-
freulicher Eindruck. Auch
die Intarsien sind fein durch
den zarten Ton der gewähl-
ten Hölzer. Ein Schiff auf
dem Wasser, zwei kämpfen-
de Stiere, ein landschaftliches
Bild, das sind die Motive. —
Handstickereien stellt Flo-
rence Hösel aus. Auch hier
wird erfreulicherweise der
dekorative Eindruck betont.
Großzügige Landschaften,
auch phantastische Entwürfe
(z. B. silberne, leuchtende
Pfauen zwischen exotischen
Blumen) sind hier mit der
Nadel gestaltet. Das Material
prunkt etwas zu sehr. Das
Künstlerische könnte mehr
vorherrschen. Ganz kleine
Stickereien namentlich zei-
gen öfter kleinliche und auch
nicht genaue Arbeit, so daß
man es loben muß, daß bei
ganz ausführlichen Arbeiten
der große Fläch eneindruck
meist gewahrt ist. Die Künstlerin hat ein
Gefühl für dekorative Werte, das zeigen
ihre schwarzen Vorhänge, auf denen nur
hin und urieder ein Rot auftaucht. — Die
Kunststickereien von Math, und Bisa Huber
zeigen mehr omamentalen Charakter. Die
Komposition richtet sich nicht auf natura-
listische Wiedergabe, die dekorativ stärker
betont wäre. Die Blumenwelt gibt ihnen
die Unterlage zu aparten Mustern. Nament-
lich die Kissen sind mit sicherer und feiner
Haterialempflndung gearbeitet, wenn auch
die Ornamentik selbst nicht originell zu
nennen ist, sondern sich geschickt an
Muster anlehnt, die die moderne Kunst auf
diesem Gebiet erprobt.
Unter den in der letzten Koje ausgestellten
Einzelarbeiten sind die leuchtenden Emaillen
Frida Bastaniers nach Botticelli zu er-
wähnen, denen ein besonderer Wert jedoch
abgeht. Eine schöne Pelikangruppe von
G au 1 führte Randhahn (Bunzlau) aus, deren
breite Wirkung in dem stumpfen Weiß des
Materials gut herauskommt. Die Majo-
a m BLONDINE, m s
VON MAX FABIAN, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905,
liken von LuiseHoffmann-Fallersleben
sind farbig wohl vollwertig, aber dekorativ
dennoch zu unentschieden in der Wirkung.
Die Schreibzeug- Garnitur von A. Müller
empfiehlt sich durch die flächige Wirkung
des schwarzen, glattenMaterials.Plessners
keramische Arbeiten — sitzender Junge, ein
Bär, zwei Frauen und einige einfache Re-
liefs — erheben sich nicht über den guten
Durchschnitt, sie haften zu sehr an dem
gegebenen Vorwurf, ohne einen besondem
Stil zu suchen. Schön ist die farbige
Wirkung. Das Formale geht den Werken
noch ab.
Den dekorativen Malereien, die in dem
anschließenden Saal untergebracht sind und
die ungezwungen den Übergang zu der
Gemäldeausstellung vermitteln, fehlt leider
oft der ruhige, dekorative Gesamteindruck.
Die Wirkung ist überladen und zu bunt.
Das Gegenständliche drängt sich vor und
der architektonische Wert leidet unter dem
erstrebten Eindruck des bildartigen Er-
zählen wollen s. Am ehesten ist noch eine
m m TOILETTE, m m
VON MAX FABIAN, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
persönliche Gestaltungskraft bei Klingner
zu merken, der Sinn für Farbe hat und
die Freude daran nicht verbirgt. Er ver-
dirbt sich auch nicht die Wirkung durch
kleinliche Tifteleien, Wenn einmal figür-
liche Gegenständlichkeit gegeben werden
soll, so muß alles klar, groß und einfach
sein und sofort sich einprägen. Diese Regel
befolgt er. Besonders gut ist in dieser Be-
ziehung die schwarze Tigerkatze, die aus
roter Schale trinkt. Die Arbeiten sind für
Trarbachs neues Weinhaus bestimmt.
Oberaus lustig und frisch wirkt der Pries
für ein Kinderzimmer von Wolff. Auf ein-
facher, grauer Pappe ist mit weißer Farbe
der Umriß silhouettenartig ausgespart.
Eindringlich heben sich die Darstellungen
ab, man sieht die Kinder auf dem Felde
sitzen, sie lassen den Drachen steigen, sie
plantschen am Brunnen, stehen unter dem
Weihnachtsbaum, drücken sich um einen
Schutzmann herum, laufen einer Droschke
nach, sehen zu, wie die Soldaten exerzieren
und lauschen, was Großvater erzählt, die
Mädchen sorgen für ihre Puppen und
kochen in i^er Küche. Es ist eine
originelle, unterhaltende Idee, die gleich
eine charakteristische Prägung erhalten
hat und auch künstlerisch be&iedigt.
Die Plastik.
Auch die Plastik hat alsRaumkunst ihre
wesentliche Bedeutung. Sie ist ruhende
Erscheinung der Formen, täuscht nicht
Bildhaftigkeit vor, sondern ist. Und das
Licht kommt zu ihr und gleitet hin Über
die Flächen. Die Form baut sich den
Augen auf und das Leben ist in Stein
lebendig gebannt. Die Linien des Raums
zieht die Plastik auf sich. Selbst niit-
wirkend und ausfüllend , lebt sie im
Raum ihr eigentümliches, geheimnis-
volles Leben.
Neben guten Arbeiten von Schmidt-
Kestner, BCJres, Darsow, Lepcke
ist besonders die Halbflgur einer alten
Frau von Splieth zu erwähnen, deren
grauweiße Tönung, deren ernste, sach-
liche Fassung erfreut. Ein Kugelspieler
von Epler zeigt leichte Linien in den
Konturen. Eine sitzende Brahmsstatuette
von Felderhoff gefällt um ihrer
Schlichtheit willen. Auch die Knaben-
gruppe von Götze „Vor dem Bade" ist
wohl ab gewogen in den Verhältnissen.
Der eine Junge schreitet vorsichtig ins
Wasser, der andere sitzt und schaut zu.
Das Spiel der sich überschneidenden
Linien ist reizvoll. Von der soliden
Genrekunst Maisons geben die hiesigen
Proben keine rechte Vorstellung.
Höchstens der Neger, die Negerin, ein
Faun mit Gans wären zu nennen.
Einige Kinderbüsten sind noch zu er-
wähnen. Hier hält der Stoff den Bildner
beim einfach-schlichten Ausdruck und
am ehesten gelingt hier einem technisch
soliden Durchschnitt ein gutes Werk. Eine
Dreikindergruppe von Pageis, eine Büste
von Mißfeldt und ein gelblich getöntes
Bildnis von S c h au B gehören hier zu-
sammen.
Am meisten Befriedigung gewährt hier
Lewin -Funcke. Er hat Gefühl für Linien
und Formen. Sein „Am Quell" hebt den
Körper rein und plastisch von dem glatten
Hintergrund ab und es ergibt sich ein an-
genehmes Spiel von Licht und Schatten.
Auch die „Tänzerin" (Bronze) hat diese
leichte, graziöse Art. Apart wirkt die kleine
Statuette einer Reifenspielerin. Ein eigen-
artiges Brunnenmodell fesselt die Auf-
merksamkeit. Auf einem viereckigen Block
von gelblicher Färbung, dem das Wasser
entströmt, kniet ein nackter Knabe und
langt hinunter nach dem als Ausfluß die-
nenden Faunskopf. Nur muß sich Lewin-
Funcke davor hüten, süßlich zu werden.
In dem Bestreben, wohlabgewogene Ver-
hältnisse in zierlicher Bändigung zu geben,
kommt er manchmal dicht an die Grenze.
Die Malerei.
Unter den zahlreich vertretenen
Kollektivausstellungen sind einige, die
architektur - malerisch interessieren.
Rudolf von Alt t(Wien) malt mit Vor-
liebe das Innere alter Dome. Das
Licht ist sonnig. Das Steinwerk er-
scheint fein wie Filigran. Alt vereinigt
malerisches Sehen und plastische Deut-
lichkeit, Eine kleine Bleistiftzeichnung
gibt so subtil die zierliche Ornamentik
der höchsten Spitze der Stephanskirche
wieder, daß ein Menzel daran Freude
gehabt hätte. Und auch das ist her-
vorzuheben, daß diese Arbeiten selten
kleinlich wirken. Das Streben nach
malerischer Auflassung, nach künst-
lerischer Durchbildung tritt immer
klar zu Tage.
Nach Alt - Berlin führt uns Julius
Jakob, Seine Note geht mehr auf
genaue, zeichnerische Durchbildung,
Plätze, Straßen, alte Gebäude, die viel-
leicht jetzt gar nicht mehr vorhanden
sind. Diese lokale, kulturhistorische
Bedeutung gibt den Bildern den Wert.
Und ein gut Stück Berliner Malerei ist
hier aufbewahrt. Das „Innere einer
Gerberei" ist luftig und breit gemalt,
ein „Blick über alte Dächer" zeigt das
Rot der Dächer von dunstiger Luft und
Rauch umkleidet, ein „Blick auf die
Nikolaikirche" im Schnee erfreut durch
die großflächige Behandlung.
Auch Skarbina steuert hierzu bei,
aber sein Berlin ist großstädtischer
geworden. Er hat eine ganze Reihe
solcher der Wirklichkeit abgelauschter
Momentbildchen hier, 23 Olstudien
Berliner Straßen. Hans Hermann
führt uns in seinen bekannten Bildern
nach Holland, wo ihn die Blumen-
und Fischmärkte besonders reizen.
Aber auch er geht zuweilen dem malerischen
Reiz alter Bauten nach. Er gibt die kom-
pakte Wucht des „Doms von Veere", und
„St. Marien" in Wismar gibt ihm Gelegen-
heit, die hohe Räumlichkeit gotischer Kir-
chengewölbe malerisch zu gestalten.
Hamachers Art ist bekannt. Seine Deu*-
stellung widmet sich dem Meere, dessen
grünliche Luft ihn fesselt. Kamp mann
(Karlsruhe) gibt dekorative Landschaften,
besonders Schilderungen der Industrie-
gegenden, denen neben dem Reichtum und
der Energie der Arbeit noch eine schöne
Natur eigen ist, Prof. Volkmann entnimmt
der Antike die Anregung zu seinem Schaffen,
Auch die Umgebung, in der er lebt, Rom,
beeinflußt ihn. Seine Statuen sind getönt.
Seine Bilder zeigen die monumentale Ruhe
plastischer Arbeiten. Prelis Skizzen haben
den Wert schnell hingesetzter, oft farbig
reizvoller Impressionen.
Neben diesen Kollektivausstellungen, die
im wesentlichen nichts Neues geben, son-
dern die schon bekannten Künstler in einer
@ e @ @ BILDNIS, m m & m
VON HANNS ANKER, GROSS-LICHTERFELDE.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
diese ehrenden Repräsentation zeigen, geht
die große Masse der Bilder einher, deren
Maler im Einzelnen nicht berücksichtigt
werden können. Es kann nur bemerkt
werden, daß die Landschaft eine Reihe
guter Vertreter hat: Türcke, Engel, Dett-
mann, Kayser-Eichberg, Feldmann, Jülich,
Matthies-Masuren, Oesteritzf, daß das Por-
trät in Cornelia Paczka, MüUer-Schönfeld,
Heichert und Anker verständnisvolle Bear-
beiter gefunden hat. Ein kräftiges Stillehen
rührt von Bandeil her, es erinnert in seiner
wuchtigen Art derFarbengebung an Trübner.
Brandis malt feine Interieurs. Leipolt
weiß aus dem Gegensatz farbiger Segel und
der grauen Wasserfläche eine feine male-
rische Stimmung herauszuholen.
Dresden zeigt ein beachtenswertes All-
gemeinniveau. Bendrat, Müller- Breslau,
Besig, Beckert, Dorsch, Ufer, Friederici,
Wilcfcens, Pepino vertreten die Kunst der
Elbier. — Die Münchener Luitpoldgruppe
und die Künstlergenossenschafl weisen
manche guten Arbeiten, namentlich Land-
schaffen und Porträts auf. Unter den
Künstlern der letzteren Gruppe fällt Frobe-
nius auf, der bestrebt ist, seiner Arbeit
einen starken, nachhaltigen farbigen Bild-
eindruck zu geben. Viel frische Talente
weist der „Verein MUnchener Aquarellisten"
auf, namentlich: Hellingrath, Glese, Leu-
teritz, Reinicke, Itschner. Düsseldorf ist
nicht zum Besten vertreten. Der Hollan-
der Mesda^, der Spanier Sorolla y Bastida,
der Amerikaner Melchers, der Belgier
Leemputten repräsentieren mit der Art nach
bekannten Bildern das Ausland.
Die besondere Ausstellung des„Verbandes
der Ulustratoren" vereinigt eine OberfUlle
von Namen. Wie immer, ist diese Veran-
staltung interessant und gibt manche neue
Anregung. Im wesentlichen sehen wir hier
die Originale der Zeichnungen für unsere
Witzblätter, die sich durch Frische und
Augenblicklichkeit auszeichnen. Die „deut-
sche Schwarz-Weifi-Ausstellung", die unter
Leitung der , .Freien Vereinigung der Gra-
phiker" (Berlin) stattfindet, ist gleichfalls so
reich beschickt, daß auf Einzelheiten nictit
eingegangen werden kann. Es kann nur
anerkannt werden, daB selten wohl eine
so beinahe vollständige Sammlung all der
in den verschiedensten Techniken aus-
geführten Arbeiten der Schwarz - WeiB-
Kunst zusammengekommen ist; die ge-
schmackvolle Gruppierung macht das
Verweilen in diesen Räumen angenehm
und lohnend.
@ @ @ SONNTAG. @ e 0
VON HANS LICHT, CHaRLOTTENBURG.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
BERLIN ALS ARCHITEKTURDENKMAL.
EINE ENTGEGNUNG von MAX OHLE.
Seit längerer Zeit können wir beobachten,
wie sich eine größere Anzahl von Theore-
tikern und Praktikern damit abmüht, die
gegenwärtigen künstlerischen Verhältnisse,
deren Tiefstand durch die soziale Entwick-
lung unseres Volkes herbeigeführt ist, durch
kritische Untersuchungen und Vorschläge
in die Bahnen zu lenken, welche der Höhe
unserer sonstigen Kultur entsprechen. Und
wenn ich in den folgenden Blättern den-
selben Weg beschreite, so geschieht dies
weniger deshalb, weil ich ihn Hir einzig
richtig halte, sondern vielmehr um einem
Aufsatze von Ernst Schur entgegen zu treten,
der in dem vorletzten Hefte dieser Zeitschrift
der Öffentlichkeit übergeben worden ist.
Der Verfasser des Aufsatzes
,, Berlin als Architekturdenkmal.
Bin Programm für die Zukunft*«
hat die Absicht, positive Forderungen
möglichst präzis zu formulieren; und
zweifellos ist dieser Gedanke wert, in
einem größeren Aufsatze eingehend behan-
delt zu werden, wenn sich auch niemand
verhehlen wird, daß durch diese Forde-
rungen nur wenig erreicht werden kann,
zumal wenn sie selbst dem Verfasser nur
dunkel vorschweben. Bezeichnend ist es,
daß Schur es absichtlich vermeidet, den
^Yeg anzugeben, auf dem er zu seinem
Ziele kommen will. Jene Forderungen
sind nun derartig, daß sie jeden zum
Widerspruche reizen müssen, dem an der
Gesundung unserer traurigen Architektur-
verhältnisse gelegen ist. Im Übrigen fdhlt
der Verfasser jenes Aufsatzes schließlich
doch den Drang, in sonderbarer Folge-
richtigkeit einen Weg zur Besserung an-
zugeben, nämlich den großartigen Gedanken
einer Zentrale für die „immer offenbarer
werdende Schönheit der Stadt Berlin".
Es liegt in dem Wesen jeglicher künst-
lerischer Entwicklung, daß ihr natürlicher
Weg hinauf und hinab führt, und daß von
Ruhe niemals die Rede sein kann ; seit dem
ersten AufQackern einer Kunstregung ist
deren Entwicklung nicht wieder unter-
brochen worden, und die von Schur er-
sehnte Ruhe kann uns niemals die Gewähr
einer Besserung geben.
Der künstlerisch Gebildete weiß aus dem
Erscheinungsbilde einer jeden Stadt wie
aus einer zu Stein gewordenen Chronik
von dem Geiste der vergangenen Geschlech-
ter und von der Kulturhöhe der noch leben-
den Bevölkerung zu lesen. Jede Straße,
jeder Platz und jedes Winkelchen sprechen
zu ihm die Sprache derer, die sie geschaffen
haben. Wenn dies richtig ist, und daran
ist wohl nicht zu zweifeln, so müßten wir
in dem größten Gemeinwesen Deutschlands,
Berlin, am ausgeprägtesten den Geist unserer
Zeit und gleichzeitig die Zukunft aller deut-
schen Großstädte und jener, die im Begriffe
stehen, sich zu solchen zu entwickeln,
sehen. Die Verhältnisse in den kleinen
Städten sind ja ganz ähnlicher Natur, nur
ist dort alles in das Kleinliche übersetzt.
Zwar ist in der Kleinstadt jedes Werk
augenfälliger, aber beschränktere Mittel, der
Zwang und der Klatsch der Gesellschaft,
Eifersüchtelei und Familienzusammenhang
lassen hier noch weniger als in der
Großstadt eine Besserung eintreten. Die
Großstadt bietet eben so viele Vorteile,
daß unsere besten Kräfte stets dort tätig
sein und das Schwergewicht jeglicher kul-
turellen Entwicklung immer dorthin ver-
legen werden. Alle großen Errungen-
schaften, welche die Welt um einen Schritt
vorwärts brachten, wurden zu allen Zeiten
in den Großstädten geboren und nahmen
von dort ihren Zug durch das Land. Es
wird deshalb hier nur von Berlin die Rede
sein, da dort die Entwicklung am weitesten
fortgeschritten ist, (!) und sich in allen deut-
schen Städten wohl ganz ähnliche Verhält-
nisse einmal ergeben werden, wie sie jetzt
schon in Berlin herrschen.
Da müssen wir nun leider erkennen, daß
es mit unserer Kultur nicht so gut bestellt
ist, wie wir wohl annehmen möchten.
Unsere Zeit ist so stolz auf ihre jüngsten
kulturellen Großtaten, daß sie die Achtung
vor dem Alten beinahe ganz verloren hat;
rücksichtslos wird dieses dem Untergange
geweiht, um neuen, häßlicheren Gebilden
Platz zu machen; und diese Mißachtung
und Verständnislosigkeit läßt uns auch vieles
verstehen, was uns bei der Höhe unserer
Kultur eigentlich unerklärlich erscheinen
90
möchte. Berlin mit seinen trostlosen Straßen-
zügen im Osten und Westen, eine Miets-
kaserne neben der anderen, die eine mit
mehr, die andere mit weniger Gips beklebt,
zeigt uns das Bild, wie es das soziale
Elend einerseits und die Prunksucht der
Besitzenden andererseit im Verein mit un-
sinniger Bodenspekulation, verkörpertdurch
die Schöpfung eines Künstlers, nämlich des
Architekten, ergeben hat.
Um nun das Stadtbild zu schaffen, wie
es die besten unter uns wohl wünschen
möchten, ist es nötig, auf den Urgrund der
gegenwärtigen Mißstände, die wohl kaum
jemand leugnen wird, einzugehen.
Was heute der Allgemeinheit noch gefällt,
das ist der alte Stil um seiner Alltäglichkeit
willen, die eben keine besonderen Forde-
rungen an das Verständnis stellt. Aber weder»
der griechische Tempel, noch der mittel-
alterliche Dom oder der Renaissancepalast
kann uns als Ideal der modernen Architek-
tur gelten, und außerdem sind auch diese
Bauten durchaus nicht so vollkommen, wie
man im allgemeinen anzunehmen geneigt
ist. Bei allen diesen alten Bauten sehen
wir, allerdings in höchster Ausbildung, das
Schema und die Formel, fremden Einfluß
und Nachahmung als die Grundlagen, auf
denen sich die Gebäude aufbauen. Es
widerstrebt nun dem Geist der Moderne,
dies in gleicher Weise zu tun. Es soll
aber damit nicht gesagt sein, daß nunmehr
jeder Künstler von vom anfangen müsse,
nein, edle Kunst ist Entwicklung. Wir
müssen aber am Alten studieren und lernen,
um die Wirkungen der Verhältnisse und
Zahlen werte erkennen zu können; keine
moderne Stadt vermag uns das zu lehren.
Deshalb müssen wir uns die alten Städte
zum Muster nehmen; und wenn uns Schur
in. seinem Aufsatze davor dringend warnt,
so möchte ich wissen, nach welchen Grund-
zügen wir dann eigentlich bauen sollen.
Denn gerade bei den Städten der Vergan-
genheit können wir in Anlage, AusfEihning
und Wirkung bewundern, was unseren
neuen Stadtvierteln so ganz fehlt: nämlich
die Geschlossenheit und Einheit der Er-
scheinung. Das Wehen dieses Geistes fühlt
sogar Schur schließlich in den alten Städten
der Mark, und er gestattet uns sogar,
„immerhin** diese Zeugen einer ehrlichen
Vergangenheit zu studieren]*
Der Geist der Zeit hat immer Stil und
das Alte wird und kann nie wieder auf-
erstehen. Die Entwicklung geht nicht stu-
fenweise hinauf und hinab, sie bleibt immer
in gleicher Weise ein Ausdruck der je-
weiligen höheren oder tieferen Kultur.
Die Renaissance in Italien ist ein Produkt
der bewußten Anlehnung an die Antike
und doch stellt sie eine eigene Kunst
dar, die vom Vorbild himmelweit ver-
schieden ist. Jede Zeit, jedes Land, jede
Stadt hat den Stil, den seine Bevölkerung
verdient.
Der schaffende Architekt ist das Werk-
zeug, durch welches die Masse des Volkes
unbewußt ihre Anschauungen sichtbar
werden läßt; es herrscht auch hier das
Gesetz der natürlichen Auslese; denn nur
der Architekt wird Aufträge erhalten, der
sich allen Forderungen der Gesellschaft
unterwirft, mögen diese auch noch so ver-
werflich und häßlich sein. Zwar hängt der
Einzelne in künstlerischen Dingen durch-
aus nicht von der Allgemeinheit ab, aber
der Architekt ist stets das Kind seiner
Zeit; mag er das Alte nachahmen oder ganz
neu schalen wollen, immer wird der Zeit-
geist in seinen Werken herrschen. Der
Zwang der Verhältnisse rechnet aber nur
in den seltensten Fällen mit deni Können
und Wollen, mit den innersten Überzeu-
gungen des Schaffenden. Auch die Schöp-
flingen der Architektur regeln sich nach
dem Gesetz der Nachfrage und des Ange-
botes; es werden nur Dinge verlangt werden,
die dem Geschmack der Masse entsprechen.
Die verschiedenen Bevölkerungsschichten
werden sich niemals bewogen ftihlen, sich
nur mit wahrhaft künstlerischen Gebrauchs-
gegenständen zu umgeben, mag der Künst-
ler auch noch so Gutes schaffen, sondern
sie geben ihr Geld nur dafür aus, was ihrem
Geschmacke entspricht. Der Fabrikant
kennt den Geschmack des Käufers aus
seiner Erfahrung her ganz genau, und er
wird sich hüten, Gegenstände als Massen-
produktion herzustellen, die stark indivi-
duell sind. Die Erzeugnisse der Fabriken
müssen eben charakterlos sein, da sie einer
Masse verschiedener Charaktere sich em-
pfehlen wollen. Das Massenfabrikat ist
deshalb der Tod jeder wahren Kunst, da
ihm alles fehlt, was das Kunstwerk zu
einem solchen macht. Darum ist die An-
sicht Schurs ganz unhaltbar, daß die vom
Künstler beeinflußten Massenfabrikate den
Geschmack der Masse heben werden. Und
wenn einmal eine Zeit kommen sollte, in
der nur wahre Kunst auf allen Gebieten
geschaffen wird, was aber niemals eintreten
wird, so ist durchaus nicht anzunehmen,
daß einem jeden nun diese beste Kunst
gefallen wird. Was mir nicht gefällt, das
kaufe ich nicht; und aus diesem Grunde
wird tatsächlich ein ungebildeter Geschmack
darauf verzichten, sich mit guter Kunst in
seinem Heime zu umgeben, und er wird
sich sicherlich bald diejenigen schaffen,
welche ihm die ihm zusagenden Gegen-
stände anbieten.
Und daher sind viele Künstler gezwungen,
des Verdienstes wegen ihr besseres Können
zu opfern.
So ist das Bild unseres heutigen Berlins
ein beredter Zeuge des herrschenden Gei-
stes der Bevölkerung und wahrlich ein
trauriger. Da liegt nun der Gedanke nahe,
daß unseren Architekten der größte Teil
der Schuld zuzuschreiben ist. Wo und
wie werden nun unsere Architekten aus-
91
gebildet, daß sie derartige Machwerke der
öfTentiichkeit anzubieten wagen? Sie, die
berufenen Werkzeuge unserer Kultur,
müssen uns doch wohl als die Verantwort-
lichen erscheinen, wenn dies auch nur in
bedingter Weise der Fall ist.
Gewifi erhalten sie auf den Hochschulen
eine Erziehung, aber wie ist diese be-
schaffen! Im ödesten Formalismus bewe-
gen sich dort die maßgebenden Kreise, vom
Beginn der künstlerischen Erziehung an
wird alles getan, um ein Herauswachsen
aus den augenblicklichen Verhältnissen
unmöglich zu machen. Und wehe dem,
der sich der herrschenden Richtung ent-
gegen zu stellen wagt! Das Examens-
gespenst schreckt alle oft unbewußt Wider-
strebenden in die vorgeschriebenen Schran-
ken zurück. Wer als Studierender diesen
Kampf durchgekämpft hat, der wird wissen,
warum die Architektur auf dem Standpunkte
angelangt ist, den sie jetzt' einnimmt; bei
alledem ist es noch verwunderlich, daß ver-
hältnißmäßig so viel gutes geschaffen wird.
Wird nun schon bei der Ausbildung der
später einmal zu leitenden Stellungen Be-
rufenen so gesündigt, daß erst Generationen
aussterben müssen, ehe an' eine vollkom-
mene Besserung zu denken ist, so ist die
Erziehung der jungen Baubeflissenen auf
den Bauschulen und technischen Mittel-
schulen als das schlimmste Übel anzusehen.
Auf dieses Gebiet soll hier nicht näher ein-
gegangen werden, da es an anderer Stelle
ausführlich besprochen werden soll. Es
möge hier nur angedeutet werden, daß dort
der Hauptfehler der Ausbildung darin liegt,
den Schülern möglichst genau dasselbe vor-
zutragen wie auf den Hochschulen den
Studierenden, obwohl doch das Menschen-
material in Erziehung und Vorbildung
durchaus verschieden ist; und dabei wiU
man gute Resultate in kürzerer Zeit als
dort erreichen. Es ist nun überhaupt un-
möglich, von Lehrern, die an den Bau-
schulen erzieherisch tätig sind, viel zu ver-
langen, da deren eigene Vorbildung an der
Hochschule häufig derartig war, daß sie
zu allem anderen eher benign sind, cds zur
Erziehung des technischen Nachwuchses.
So sehen wir denn den verderblichen
Kreislauf geschlossen: dem ungebildeten
Volke werden jämmerliche Gebilde falsch
geschulter Architekten vorgesetzt, die Tech-
niker, denen meist die geringe Ahnung von
mißverstandener Kunstgeschichte und For-
menentwicklung zu Kopf gestiegen ist,
suchen sich gegenseitig durch möglichst
falsch angebrachte Architekturformen zu
überbieten, und das Volk rächt sich durch
seine Teilnahmlosigkeit, indem es alles Ge-
botene kritiklos hinnimmt, das Schlechte
und leider auch das wenige Gute.
Kein Programm für die Zukunft wird die
Entwicklung der Architektur bestimmen,
der Geist der Zeit, der uns alle beherrscht,
der uns hindert, alte Stile wieder aufleben
zu lassen und sprungweise vorwärts zu
streben, dieser rücksichtslose Geist schafft
die Werke, welche dem innersten Empfin-
den der Allgemeinheit entsprechen. Wir
brauchen kein Programm für die Zukunft,
wir haben ein Programm für die Gegen-
wart viel nötiger.
Nach den obigen Ausführungen ist uns
der einzige Weg zur Hebung der gegen-
wärtigen Zustände klar vorgezeichnet. Wir
müssen die Bildung der Gesamtmasse
desVolkes mit allen Kräften erstreben,
damit dieses aus der teilnahmlosen Stumpf-
heit herausgerissen werde und sich die
Kulturwerte schaffe, welche seinem höheren
Geiste entsprechen. Da jeder Architekt
inuner von der Allgemeinheit abhängig ist,
und das Verhältnis zwischen Bauherrn
und Baumeister dauernd bestimmend sein
wird, so ergibt sich eben die Notwendig-
keit einer Erziehung des Volkes zu gesun-
den Anschauungen. Tüchtige Architekten
hat es zu allen Zeiten gegeben, und die ge-
bildete Öffentlichkeit wird sicherlich dem
Unfähigen keine Aufträge mehr zukommen
lassen. So wird sich einst eine höher
stehende spätere Zeit ein würdigeres Archi-
tekturdenkmal setzen, als unsere Zeit es
für sich vermocht hat.
Es gilt also, alle Bestrebungen zu unter-
stützen, die darauf hinzielen, eine Besse-
rung unserer gesamten sozialen Lage her-
beizuführen, deren ganzes Elend in der
Großstadt Berlin am deutlichsten zu Tage
tritt. Und mit dieser Besserung Hand in
Hand muß die künstlerische Erziehung des
Volkes von Jugend an gehen. Damit soll
aber nicht gesagt sein, daß das gesamte Volk
aus einem Proletariat von Künstlern, Kunst-
historikern und Kunstkritikern bestehen
müsse; dem Volke sollen nur die Augen
geöffnet werden, damit es künstlerisch sehen
und verstehen, damit es Kunst von After-
kunst unterscheiden lerne. Gewiß herrscht
unter uns Jungen schon ein anderer Geist
als jene starre Formel der Hochschule,
und die Blätter dieser Zeitschrift geben
hiervon ein beredtes Zeugnis. Aber die
Masse des Volkes ist vom wahrhaft neuen
Geiste noch unberührt, denn verständnislos
steht es dem Neuen gegenüber und weiß
nicht, was es von seinen Architekten ver-
langen kann.
Die Grundforderungen aller Wohnhäuser
sind überall gleich, sowohl für den Künstler,
Gelehrten, Kaufmann wie für den gewöhn-
lichen Arbeiter: gesund, ruhig und behag-
lich. Das Wohnhaus soll einem jeden ein
liebes Heim bieten, in dem sich ein jeder
wohl fühlt, aus dem ihn kein Bierpalast
im modernen romanischen oder barocken
Stile herauslockt, das jeder nach kräfti-
gendem Verweilen in Gottes freier Natur
freudig aufsucht. Daher muß es unserem
Empfinden entsprechen und darf nicht
irgend welchen Weltideen huldigen. Ein
höher stehendes Volk soll sich aus dem
92
Völkerchaos hervorheben, nicht in ihm
verschwinden; es soll seinen Charakter
individuell zur Schau tragen, sein Volkstum,
seine Kraft, seine Ideale und Wünsche
zeigen. Es entspricht nicht dem Gefühl
des denkenden und aufgeklärten Städters,
sein Leben hinter Mauern zu verbringen,
an deren Straßenseiten gipserne Ornamente
aus allen Ländern und Stilrichtungen an-
geklebt sind. Gerade weil dies in den alten
Städten nicht der Fall ist, weil das gesamte
Stadtbild dort den Stempel der Überein-
stimmung mit dem Charakter der Bevöl-
kerung trägt, darum fühlen wir uns in den
malerischen und winkligen Gäßchen so
wohl.
Auch aus diesem Grunde muß uns die
Anlage der Städte der Vergangenheit vor-
bildlich sein, eine Forderung, die der
Schur'sche Aufsatz so heftig bekämpft, die
uns aber faßbare Anhalte gibt, welche uns
kein Träumen in der Mark verschafft. So
ist es deshalb auf das lebhafteste zu be-
dauern, daß in Berlin die Bebauungspläne
von der Tietbaudeputation bearbeitet wer-
den, während dies doch gerade das Gebiet
bezeichnet, das für den Architekten von
außerordentlicher Wichtigkeit ist; denn
nur auf günstig gestaltetem Bebauungs-
gelände kann er seine Häuser wirkungsvoll
errichten. Die langweilige Reißbrettarbeit
des Bauingenieurs wird niemals das Stadt-
bild zulassen, welches selbst der befähigteste
Architekt mit den reichsten Mitteln schön
und abwechselungsreich gestalten könnte.
Im Großen groß, im Kleinen klein : nach
diesem Satze sollte der Architekt schaffen
und nicht an das bürgerliche Mietshaus
höfische Prachtfassaden anheften, deren
Vergänglichkeit der nächste Regen offen-
bart. Dann werden auch endlich in unseren
Vororten jene Landhäuser verschwinden,
welche den unsinnigen Wunsch zu haben
scheinen, eine möglichst vollständige Muster-
karte sämtlicher Stilarten von der Antike
über das Schweizerhaus bis zur modern-
sten Moderne darzubieten. Das Bürger-
haus braucht nicht ernste Größe zu atmen,
wie Schur es verlangt, sondern Behaglich-
keit und Zufriedenheit.
Und wenn es scheinen mag, als ob unsere
modernen öffentlichen Bauten nichts liebe-
volles an sich haben, so liegt das in dem
Wesen ihrer Bestimmung begründet und
entspricht der Bedeutung des Staates. Man
sehe sich die Bauten des Mittelalters und
der Renaissance darauthin an, und wir
werden von ihnen dasselbe sagen müssen.
Dies ist jedoch durchaus kein Vorwurf,
denn das Erhabene, Reiche und Steife er-
zeugt eben den Eindruck der Monumen-
talität. Daß sie groß und eindrucksvoll
sind, wird wohl niemand leugnen. Der
neue Geist hat längst begonnen, sich auch
bei den öffentlichen Bauten zu regen; ich
erinnere hier nur an die neuen Gerichts-
gebäude, die zweifellos einen Geist atmen,
dem niemand Freudigkeit und Größe, In-
dividualität und Nationalbewußtsein ab-
sprechen kann.
Und wenn Herr Schur sich gestattet, von
denen zu sprechen, die in unseren öffent-
lichen Bauten für den Staat treu ihren
Dienst erfüllen, wenn er diesen vorwirft,
daß sie dort freudlos ihre Arbeit verrichten,
so kann ich dies nur ganz entschieden
zurückweisen; er scheint nicht zu wissen,
daß auch dort ein Geist herrscht, der sich
seiner Arbeit durchaus nicht schämt, son-
dern stolz auf diese mit der Zeit fortschreitet
und vom wahrhaft modernen Geiste und
dessen Forderungen durchdrungen ist.
So müssen wir denn zu der Einsicht
kommen, daß es für Berlin eine Ehrenpflicht
ist, sich auf sich selbst zu besinnen und
damit den anderen Städten Deutschlands
das beste Beispiel zu geben. Es soll nicht
über seinen Organismus hinaus zum Staat
oder unsinnigerweise gar zur Welt streben.
Glücklicherweise ist Deutschland und Berlin
zu gut in der Welt gehaßt, als daß es dem
Weltstil ein Vorbild sein könnte. Berlin
sei der Ausdruck seiner Zeit und seiner
Bevölkerung, genau wie München der Aus-
druck der Münchener oder Darmstadt
jener der Darmstädter sein soll. Zur Erzie-
hung des Volkes, besonders unserer Jugend
und unseres künstlerischen Nachwuchses
müssen die Allertüchtigsten durch Wort,
Schrift und Tat wirken, dann wird Berlin
auch einmal ein würdiges Denkmal dieser
gewaltigen Epoche sein können und ein
großartigeres Stadtbild bieten als das alte
Nürnberg, Halberstadt oder Tangermünde,
und unsere Enkel werden sich alsdann
dieser neuen Zeit nicht zu schämen brauchen.
Aber kein Programm für die Zukunft
wird uns diesem Ziele näher bringen; kein
eingefleischter Vertreter des einzigen Welt-
stils vermag das baukünstlerische Schaffen
der Vorburg Deutschlands in andere Bah-
nen zu lenken, sondern einzig und allein
der Wille einer gebildeten und nationalen
Bevölkerung.
LANDESVERSICHERUNGSANSTALT BERLIN.
ARCHITEKT: ALFRED MESSEL, BERLIN, s
ERBAUT APRIL 1903 BIS OKTOBER 1904. BAUKOSTEN 1,200 000 M.
m FASSADE: VERBLENOUNG MIT HARDTMEIMER KALKSTEIN, m
LANDESVERSICHERUN6SANSTALT BERLIN.
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UNDESVERSIOHERUNGSANSTALT BERLIN.
ARCHITEKT; ALFRED MESSEL, BERLIN, s
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LANDESVERSICHERUNaSANSTALT BERLIN.
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98
M. 1 ; 750.
ABB. 106.
0 b 10 T) 2CfT.
m f-i H f-i f i —
I. STOCKWERK.
M. 1 : 750.
ABB. 107.
ERLÄUTERUNG :
1. WARTEZIMMER.
2. VORSITZENDER.
3. DEZERNENTEN.
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STEHER.
5. BIBLIOTHEK.
6. REGISTRATUR.
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ZIMMER.
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SCHREIBER.
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10. HANDSCHREIBER.
11. MATERIALIEN.
12. RESERVE.
13. KANZLEI.
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RAUM FÜR DAS
PUBLIKUM.
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17. SITZUNGSSAAL.
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REAU.
19. DIENER.
20. WOHNUNG DES
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21. ARBEITSRAUM.
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23. GARDEROBE.
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BEIRAT.
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GRUNDRISS VOM 1. UND 3. STOCKWERK.
STEPHANUS-KIRCHE, PRINZEN-ALLEE. B
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BAUKOSTEN 430 000 M.
STEPHANUS-KIRCHE, PRINZEN-ALLEE, a
ARCHITEKT; ADOLF BORCKNER, BERLIN.
BAUKOSTEN DES WOHNHAUSES 94 000 M.
STEPHANUS-KIRCHE, PRINZEN-ALLEE, m
ARCHITEKT: ADOLF BORCKNER, BERLIN.
STEPHANUS-KIRCHE, PRINZEN-ALLEE, m
ARCHITEKT; ADOLF BÜRCKNER, BERLIN.
ABB. 111. KRONLEUCHTER. AUSFÜHRUNa; PAUL
60LDE, KUNSTSCHLOSSEREI, WILMERSDORF. »
ABB. 112. SRUNORISS UNTER DEN EMPOREN, m
ABB. 113. TEILBRUNORISS ÜBER DEN EMPOREN.
SS m FRIEDRIOHSTRASSE 167. b a
ARCHITEKT: BRUNO SCHMITZ, BERLIN.
BAUKOSTEN 180000 M.
B e FRIEORICHSTRASSE 167, a s
ARCHITEKT; BRUNO SCHMITZ, BERLIN.
B fs FRIEDRIOHSTRASSE 167. a a
ARCHITEKT: BRUNO SCHMITZ, BERLIN.
ERDGESCMOSS.
-^^=mz^
FT
? , I ,
OBERGESCHOSS.
B a FRIEORICHSTRASSE 167. b b
ARCHITEKT; BRUNO SCHMITZ, BERLIN.
s S! s WOHNHAUS KURFURSTENDAMM 37, BERLIN, e « s
BAUMEISTER KURT BERNDT UND ARCHITEKT A. F. M. UN6E, BERLIN.
s B iB TRAUERDEKORATION AM GRABE ADOLF VON MENZELS, b a as
AUSflEFÜHRT IM AUFTRASE DES VORSTANDES DES VEREINS BERLINER KÜNSTLER
VON DEM VEREINSMITGLIED ALFRED J. BALCKE, ARCHITEKT IN BERLIN, e «
B B DAHLEM. VILLA DU. DECKERT. o b
ARCHITEKT: LUDWI6 OTTE, SROSS-LICHTERFELDE.
B AUFSANS ZUR AUSSTELLUNG A. S. BALL, BERLIN, a
B B ARCHITEKT: ALFRED GRENANOER, BERLIN, a b
AUSGEFÜHRT IN DER KUNSTMÖBELFABRIK A. S. BALL, BERLIN.
a es a AUSSTELLUNß A. S. BALL, BERLIN. B B a
iü ia B A. SCHMIDT, BERLIN. WOHNZIMMER, s b a
AUSGEFÜHRT IN DER KUNSTMÖBELFABRIK A. S. BALL, BERLIN.
B ia B AUSSTELLUNS A. S. BALL, BERLIN. SB b b
L. BAUER, WIEN. DAMENSALON MIT BLICK INS SPEISEZIMMER.
AUSQEFÜHRT IN DER KUNSTMÖBELFABRIK A. S. BALL, BERLIN.
e e 0 a AUSSTELLUNG A. S. BALL, BERLIN, e b a e
ABB. 129. ALFRED GRENANDER, BERLIN. KAMIN IM MUSIKZIMMER, ata
ABB. 130. HERMANN BILLING, KARLSRUHE. DECKE IM BIBLIOTHEKSZIMMER,
a AUSGEFÜHRT IN DER KUNSTMOBELFABRIK A. S. BALL, BERLIN, a
B a s a AUSSTELLUNa A. S. BALL, BERLIN, es b b a
ABB. 131 JOSEPH M. OLBRICH, DARMSTADT. DECKE IM SPEISEZIMMER.
ABB. 132. ALFRED QRENANDER, BERLIN. DECKE IM VORRAUM. ■
AUS6EFÜHRT IN DER KUNSTMÖBELFABRIK A. S. BALL, BERLIN, b
BERICHTIOUNS: DIE IN HEFTI, ABB. 35 UND 36 GEBRACHTEN TREIBARBEITEN
SIND NICHT VON SCHULZ & HOLDEFLEISS, SONDERN VON DER FIRMA MAX BITSCHKUS
IN CHARLOTTENBURa AUSGEFÜHRT.
BBS AUSSTELLUNG A, S. BALL, BERLIN, m s a
e ABB. 133. QEORGE WALTON, DECKE IM WOHNZIMMER, a
ABB. 134. ALFRED SRENANDER, BERLIN. DECKE IM MUSIKZIMMER.
AUSaEFÜHRT IN DER KUNSTHÖBELFABRIK A. S. BALL, BERLIN.
Der Bildbauer Professor Adolf BrQtt «hielt
n Ruf nach Weimar. Er wiid seine L^hrtltt^eit
im Oktober beginnen.
HS Zur Erlangung von Entwürfen fUr Bauemhauaer
und einfache BUrgerhHuaer im Regierungsbezirk Minden
und im Füistentuni Schaumbuif[-Lippe wird unter
deutschen Architekten ein Wettbewerb eröffnet. Es
kommen f^lnf Preise zu 600, 500, 40O1 300 und 300 Mark
lur Verteilung, Der Regienrngspiüaident hat die Be-
fugnis, Zeichntingen nach freier Wahl zu einem von
den Preisrichtern als angemessen bezeichneten Preite
uuukatifen. Preisrichter sind: der Kgt. Regierungs-
prtaident Dr. Kruse in Minden und in dessen Stell-
vertretunc ^^ Staatsminister Freiherr von Feilitzsch in
BUckeburg. Regierungs- und Baurat Harn in Minden,
Baurat Blichliag in Bielefeld, Rentner Hugues in Min-
den, Landrat Freiherr von Ledebur in Lübbecke,
Architekt LUtkemeyer in Bietefeld, Bankdirektor Osthoft
in Bielefeld, Zimmermeister SchOtte in Minden und
Baurat Wunderlich in BUckeburg. Die Entwürfe sind
spitesteits zum i. Oktober tgos, mittags la Uhr, post-
frei an daa Botenmeisteromt der Kgl. Regierung in
Minden «inzusenden. Die nSheten Bedingungen
künnen bei dem Botermieisteramt gegen Einsendui^
von 70 Pfg. in Bile&narken bezogen weiden.
g In dem Wettbewerb zur Erlangung von Bau-
■Uzzen für die Gestaltung der Bauten am Burgtor-
zingel in Lübeck ist der erste Preis dem Entwurf „t 905"
des Landbaninapektor« Eiicb Blunck in Nikolassee bei
Poladam und awet tweite Preise dem Entwurf „R",
der Architekten Ologner und Vermehren in Lübeck und
dem Entwurf „Stadtmauer" des Regierungabauführers
Bggeling in Charlottenburg zuerkannt worden.
Q In dem Wettbewerb um Entwürfe zu dem
Aachingerhotel am Potsdam eiplatz in Berlin erhielten
unter 57 Entwürfen den ersten Preis die Architekten
Bielenberg ft Moser in Berlin, den zweiten Preis die
Architekten Reimer & KÖite in Berlin, den dritten
Preis Architekt Kopp in der Firma Bömstein & Kopp
in Friedenau, den vierten Preis Architekt Schlüter in
Or. Lichterfelde und den fünften Preis Arcbitekt O. Kuhl-
mann in Charlottenburg. Die Veröffentlichung dieses
Wettbewerbes erfolgt in Heft 4.
A Der deutsche Künatlerbund hat die Villa Romana
in Florenz, die etwa 10 Minuten vor der Porta Romana
liegt, erworben. Es sollen in derselben Ateliers er-
richtet und diese statt der üblichen Medaillen auf den
Ausstellungen des Bundes an jüngere wie Bltere Künstler
auf eine bestimmte Zeit hin verteilt werden.
t; Um die Vei«ti[ndigung zwischen dem Architekten
und Bdoler bezüglich der bei einem Bau antuwenden-
den Farben zu erleichtem, hat die Firma Paul Bau-
mann, Aue i Bxzgeb., Farbeokartonkarten mit 360
nnmmcrierten ForbtBnen hergestellt. Die „Baumaim-
achen Farbenkartoitkarten" sollen dazu dienen, schnell
und bequem Jeden gewünschten Farbton anzugeben,
sodaB das übliche Probeatreichen erspart wird, AuBer-
dem kann vermittels derselben die O^enwirkung
der Farben unter sich geprUft werden. In einer
beigegebenen Skala ist für jeden Farbenton genau
bemerkt, aus welcher Mischung die betreuende
Farbe besteht.
Ein stiller Wunsch so manches Amateur -Photo-
graphen ist der Besitz einer Kamera mit gutsm An-
aatigmat, insbesondere eines Goerz-Objektives, Wer
bisher vor der einmaligen hohen Barausgabe zurück-
schreckte, beachte den unserem heutigen Hefte bei-
liegenden Prospekt der Firma StOddg ft Co., Dresden,
Bodenbach, Zürich. Die von dieser Firma in Handel
gebrachten Union-Kameras werden jetzt ausschlieSIlcb
mit Anastigmaten der bekannten optischen Anstalten
Goen, Berlin und Meyer, OOrlitz ausgerüstet.
ii8
Neu erschienene Fachliteratur.
Zu beziehen durch Ernst Wasmutfa A.-G., Berlin W. 8,
Marlcgrafenstraße 35.
Berliner Baujahrbuch für Veranschlagung und Ver-
dingung. Herausgegeben vom Kgl. Reg.-Baumeister
Lang, Jahrgang 1905. Ein starker Band, grofi
Quart, mit 250 Illustrationen. Elegant gebunden.
Preis M. 5,—
Blumentritt, G., Das ehemalige Benediktinerkloster
Rott am Inn und seine Stütsldrche. Mit 37 Abbil-
dungen und 5 Tafeln M. 8, —
Haase, H., Medizinalrat, Gesundheitswidrige Woh-
nung^ und deren Begutachtung . . . M. z,6o
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Beton- und Betoneisenbauten. Zweite durchgesehene
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LÜer, H., und M. Creutz, Geschichte der Metallkunst.
2 Bände. Band I : Kunstgeschichte der unedlen Me-
talle M. 28, —
Mohrmann, Karl, Prof., und Eichwede, Ferd., Dr. Ing.,
Germanische FrUhkunst. 120 Folio-Tafeln (33x46 cm)
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rungen zu je M. 6, — . Lfrg. x ist soeben erschienen.
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Lauben, Pavillons, Veranden, Baikonen, Gartenbän-
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Schadow, Dr., Gottfiried, Polyclet oder von den Maßen
des Menschen, z Atlas von 39 Tafeln Folio nebst
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Vorwort von Prof. Maximilian Schäfer. Neue Aus-
gabe M. 20, —
Schmid, Carl, Baurat, Technische Studienheite. Heft 5.
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Seder, Anton, Professor und Direktor der Kunsthand-
werkerschule in Straßbu^, Moderne Malereien.
Lfrg. 3 ist soeben erschienen.
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Ganzleinen gebunden M. 60, —
I Inserenten -Tafel. |
Bautechn. Privatschule, Architekt Spenger, München.
Karl Bertsch, Werkstätte f.Wohnungseinricht., BAÜnchen.
R. Blume, Kunst- und Bauschlosserei, Charlottenburg 4.
Deutsche Glasmosaik -Gesellschaft Puhl & Wagner,
Hoflieferanten, Rixdorf-Berlin.
Dicker ft Wemeburg, Fabrik für Centralheizuzigs- und
Lüihmgsanlagen, Halle a. S.— Berlin-Schöneberg.
Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst, Dresden,
Blasewitzerstr. Z7.
Johaimes Eichardt, Buchbinderei für Architektur,
Berlin SW., Dessauerstr. zo.
Blbinger Maschinenfabrik F. Komnick, Elbing W.-P.,
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik.
Carl Flohr, Personen- und Lasteziaufeüge, Berlin N.
Tobias Forster ft Co., SelbstspOlende Closets „Isaria",
1 München— Berlin.
August Gerber, Statuen, Büsten, Reliefe, Köln a. Rh. 77.
Golde ft Raebel, Kunstschmiede, Berlin-Halensee.
J. P. Großmaim, Garteziazilagen, Leipzig, Elsterstraße.
Georg GÜUazid, Gartenazilagen, Berlin O., Frankfiirter
AUee Z4/Z5.
Richard Herrmazm, Messizig- und Bleiverglasuzig,
Berlin N«, Rheizisbergerstr. 65.
Gebrüder Hildebrazidt, Berlin, Charlottenstr. 59 I.
Jahreis ft Honig, Spezialkxmststeizifabrik, Helznbrechts
(Bayern).
Lion Kießlizig, Wohnungseinrichtupgen, Berlin SO.
Klemm ft Beckmazm, Kunstverlag, Stuttgart.
Heizirich Kunitz, Orziamente in Kupfer und Bronze,
Berlin SO, Mariazmenplatz za.
Lehner ft Steinisch, Kunstwerkstätten, Wilxnersdori',
Holsteiziischestr. 3 z.
Gustav Lind Nflg., Metallbildhauerei, Berlin W«, Gen-
thinerstr. 3.
C. Roh. Lohmazm G. m. b. H«, Lichtpauspapiere, West-
hofen (Westf.).
S. A. Loevy, moderne Beschläge, Beriin N., Gartenstr. 96.
A. Müller, Kupfeideckung, Bauomamente, Berlin-
Schöneberg, Groß-Görschenstr. 35.
Johaxm Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin TV., Pots-
damerstraße zo/zz.
Ed. Puls, Eisenkonstruktions- und Kunstschmiedewerk-
statt, Berlin-Tempelhof.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
Joseph Scherer, Glasmalerei, Berlin W. z 5, Kaiserallee 204.
J. Schmidt, Kunst- und Bauglaserei, Berlin W. 35.
Carl Schütte, Graph. Kuzistanstalt, Berlin, Leipzigerstr. Z3.
E. Schwenk, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Spinn ft Mencke, HofUeferanten, Möbelfabrik, Berlin W.,
Leipzigerstr. 83.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Werk,
Haiger-Langenaubach
H.Stroucken, Möbelfabrik u. Dekorationsgeschäft, Krefeld.
Günther Wagner, Flüssige Tuschen, Haimover.
Franz Zeller, Steinmetzgeschäft, Miltenberg a. Main.
Zierhut ft Krieger, Kunstgewerbl. Werkstätte, München.
Verantwortlich für die Schriftleitung : Dr. Adolf Brüning, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
Markgrafenstr. 35. — Gedruckt bei Julius Sittenfeld, BerlinW., Mauerstr. 43. 44. — Klischees von Carl Schütte, Berlin W.
120
die langgestreckte Form des Grundstückes
zur Anlage eines Hotelgrundrisses mög-
lichst ungünstig. Sahen sich auf die Weise
die Wettbewerber einer Häufung von
Schwierigkeiten gegenüber, so stand ihnen
zum Oberfluß auch noch eine viel zu knapp
und unzureichend bemessene Zeit für die
Lösung der Aufgabe zur Verfügung. Und
so ist es denn gekommen, daß trotz vieler
tüchtiger und trefflicher Grundrißlösungen
keine einzige zu Tage getreten ist, die
einen wirklich großen Zug verrät — und
das muß für ein Haus an dieser Stelle sehr
bedauert werden.
Nirgendwo genügend gelöst ist die Ver-
bindung des Hoteleinganges und der Haupt-
treppe mit den an der spitzen Ecke des
Grundstückes liegenden Gastzimmern; der
Weg zu denselben ist meistens sehr weit
und unübersichtlich; das ist ein um so
empfindlicherer Mangel, als gerade die
Logierzimmer an dieser Stelle die wert-
vollsten des ganzen Hauses sind. Mehrfach
ist versucht worden, dem abzuhelfen durch
Anordnung von hellen Hauptfluren, die ihr
Licht von großen Höfen erhalten, eine An-
lage, die, wenn sie auch eigentlich als
selbstverständlich gelten sollte, gelobt werden
•
muß; haben es doch viele Wettbewerber
fertig gebracht, die Flure als dunkle Mittel-
flure mit beiderseitigen Zimmerreihen zu
gestalten. Es ist heute doch wohl nicht
mehr cuigängig, bei einem so großen Hotel
die Korridore an den Kreuzungspunk-
ten notdürftig durch kleine Schächte zu
lüften und mit einem Dämmerschein von
Licht auszustatten und im übrigen der
elektrischen Beleuchtung — auch bei
Tage — aUes zu überlassen. Mit Recht
rühmt daher das Preisgericht an dem erst-
prämiierten Entwürfe die helle und gute
Beleuchtung der Korridore. Umsomehr
erstaunt man, daß dasselbe Preisgericht
2 Entwürfe ausgezeichnet hat, die hierin das
gerade Gegenteil leisten. Mit dieser Korri-
dorfrage eng zusammen hängt auch die An-
lage der Zugangstreppen. Während von dem
Preisgerichte bei dem Kuhlmann'schen Ent-
würfe gerade die Anlage nur einer Haupt-
treppe hervorgehoben wird, — eine Anord-
nung, die auch vielfach bei nichtprämiierten
Arbeiten vorkommt — zeigen die 3 erst-
prämiierten Entwürfe 2 Haupttreppen ent-
sprechend den beiden Hoteleingängen an der
Königgrätzerstraße und am Leipzigerplatz.
Ist letzteres Motiv auch weniger schön
und erschwert es die Übersichtlichkeit, so
vermittelt es doch anderseits gerade bei
dieser Grundstücksform den Verkehr nach
den Logierzimmern in bequemerer Weise.
Auffällig ist bei manchen Entwürfen
die scheinbare Unkenntnis der Bedürf-
nisse eines großen Hotel- und Restau-
rationsbetriebes; dieselbe äußert sich teils
in unzureichenden Küchen, teils in dem
Mangel der notwendigsten Wirtschafls-
räume, teils in der fehlerhaften Anordnung
des Gepäckverkehrs beim Hoteleingang,
und was derartige Dinge noch mehr sind.
Von solchen Mängeln ist der an erster
Stelle ausgezeichnete Entwurf nicht ganz
frei, wie er auch eine andere schwierige
Forderung des Programms unbekümmert
vernachlässigt hat, nämlich die Anordnung
der Badezimmer.
Verlangt war eine größere Anzahl von
Bädern in direkter Verbindung mit den
Wohnräumen. Während es doch wohl
ganz selbstverständlich erscheint, die Bade-
zimmer als wertvolles Anhängsel den wert-
vollsten Logierzimmem — den Front-
zimmern — beizugeben, statten Bielen-
berg & Moser nur einige hofwärts gele-
gene Zimmer mit Baderäumen aus, wo
es gerade paßt. Demgegenüber zeigt der
Entwurf von Reimer & Körte eine auch
von dem Preisgericht als lobenswert an-
erkannte Anlage der Badezimmer, welche
je nach Wunsch bald dem einen, bald
dem anderen Wohnräume zugeteilt werden
können. Sodann ist der erstprämiierte
Entwurf in der Anordnung des Wein- und
Bierrestaurants nicht glücklich. Zwar
steht letzteres in schöner Verbindung mit
zwei großen Höfen, welche für Berliner
Verhältnisse als Restaurationshöfe bedeu-
tenden Wert haben, jedoch liegt an dem
größeren Hofe leider die Kochküche und
drückt den Wert desselben wieder herab;
die Küche liegt am äußersten Ende des
Restaurants sehr ungünstig, ist über-
haupt unzureichend und ermangelt der
Nebenräume ; schließlich entspricht der Zu-
gang vom Hotel zum Restaurant durch das
Schreibzimmer hindurch wohl kaum billi-
gen Anforderungen. Trug trotzdem der
Entwurf von Bielenberg & Moser den ersten
Preis davon, so liegt das an der Überlegen-
heit seiner Gesamtdisposition über alle
übrigen Vorschläge, und mit Recht wird
121
derselbe vom Preisgericht als „entwicke-
lungsfähig^* gerühmt, ein Vorzug, den mit
ihm keine andere Arbeit in gleichem
Mafie teilt. Das ist denn auch der Grund
gewesen, den Verfassern die Aufstellung
des Ausführungsentwurfes zu übertragen.
Aufier den fünf prämiierten Entwürfen
bringen wir noch einige andere, die uns
bemerkenswert genug erscheinen, unseren
Lesern bekannt gegeben zu werden. Zu-
nächst der Entwurf von Solf & Wichards,
Berlin. Derselbe ist hinreichend charak-
terisiert und erklärt durch sein Kennwort:
„Einfahrt". Dieses Einfahrts-Motiv verwer-
ten mehrere der eingelieferten Vorschläge,
so z. B. auch der Möhringsche. Letzterer
zeigt als einziger die Anlage eines größeren
Hotel-Gartens auf dem Dache an der spitzen
Ecke des Grundstücks. Es ist auffällig,
daß man diesem Motiv, welches sich in
der Architektur gerade an dieser Stelle
vortrefflich hätte verwerten lassen, sonst
in keinem Entwürfe mehr begegnet. Man
sollte meinen, gerade diese Baustelle mit
ihrer freien Lage und vortrefflichen Aus-
sicht hätte zur Anlage eines solchen Hotel-
gartens reizen müssen. Damit wäre man
denn bei der Frage des äußeren architek-
tonischen Aufbaues angekommen. Unter
den prämiierten Entwürfen genügt nur die
an fünfter Stelle ausgezeichnete Kuhl-
mannsche Arbeit höheren architektonischen
Ansprüchen, und das Preisgericht hat auch
ausdrücklich ausgesprochen, daß dieselbe
ihre Rangstellung dem künstlerischen Auf-
bau verdankt. Kuhlmann hat nachstehende
zwei Lrösungen des Eckaufbaues versucht.
Die Lösung ohne Turm hält sich im Rah-
men der zwei Hotel-Neubauten, die bereits
am Potsdamer Platze teshen. Bekanntlich
wenden die Grundstücke am Potsdamer
Platz diesem ihre kurze Front zu, so daß
die Bauten alle hoch und schmal aussehen;
das gibt in Verbindung mit den vielen
Straßendurchbrüchen kein befriedigendes
Bild. Umsomehr erscheint der zweite
Kuhlmannsche Vorschlag, den Beginn der
Königgrätzerstraße durch einen höheren
Aufbau zu kennzeichen und dadurch dem
Platze etwas von seiner Uferlosigkeit zu
nehmen, beachtenswert. Ob hier der vor-
geschlagene Turm oder ein anderer massi-
ger Aufbau angebrachter ist, mag dahin-
gestellt bleiben.
Außer diesen Kuhlmann'schen Vorschlä-
gen erscheinen noch die Passaden von Möh-
ring und von Reinhard & Süssenguth beach-
tenswert, weshalb sie den Lesern dieses
Blattes nicht vorenthalten werden sollen.
Ein dritter eigenartiger Entwurf mit dem
Motto: „res severa'* kann gemäß Wunsch
des Verfassers leider nicht veröffentlicht
werden. Im Übrigen bewegte sich die
architektonische Erfindung in ziemlich aus-
gefahrenen Geleisen; das ist aber, wie
schon oben erwähnt, der kurz bemessenen
Zeit zuzuschreiben, welche man mit Recht
vor allem der Grundrißlösung gewidmet hat.
Möge ein guter Stern über dem Bauvor-
haben der Aschinger-Gesellschaft walten
und sich am Potsdamer Platz ein Archi-
tekturstück erheben, das demselben zur
beherrschenden Zierde gereicht
Ernst Spindler.
s a WETTBEWERB: HOTEL ASCHINBER, BERLIN es s
ARCHITEKTEN; R. BIELENBERB & J. MOSER, BERLIN, i PREIS
123
ABB. 138.
M. 1 : 750.
ERDGESCH0S8.
© © WEHBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN,
ARCHITEKTEN: R. BIELENBER6 & J. MOSER, BERLIN. I. PREIS.
II. OBERGESCHOSS.
a B WETTBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN, b m
ARCHITEKTEN: R. BIELENBERS & J. MOSER, BERLIN. I. PREIS.
fz WEHBEWERB: HOTEL ASCHIN6Efl, BERLIN, b
ARCHITEKTEN: REIMER 8, KÖRTE, BERLIN. II. PREIS.
1. OBERGESCHOSS.
II. OBERGESCHOSS.
e WETTBEWERB: HOTEL ASCHINGER, BERLIN, s
ARCHITEKTEN: REIMER & KÖRTE, BERLIN II. PREIS.
127
ABB. 144.
M. 1 : 750.
ERDGESCHOSS.
WEHBEWERB: HOTEL ASCHINQER, BERLIN. @ @ ©
ARCHITEKT: EMIL KOPP, I. F. BÖRNSTEIN & KOPP. FRIEDENAU. III. PREIS.
B.A.W.Vm.4,
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128
M. 1 : 1000.
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ABB. 145.
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ARCHITEKT: EMIL KOPP, I. F. BÖRNSTEIN & KOPP, FRIEDENAU. III. PREIS.
ERDGESCHOSS
B s WEHBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN, b a
ARCHITEKT; EMIL SCHLÜTER, 6R-LICHTERFELDE. IV. PREIS.
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II. OBERGESCMOSS.
s s WETTBEWERB: HOTEL ASCHINGER, BERLIN. e s
ARCHITEKT: EMIL SCHLÜTER, 6R.-LICHTERFELDE. IV. PREIS,
s e WEHBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN, e e
ARCHITEKT: OTTO KUHLMANN, CHARLOnENBURQ. V. PREIS,
B B WEnBEWERB; HOTEL ASCHINQER, BERLIN, b e
ARCHITEKT; OHO KUHLMANN, CHARLOnENBURB. V. PREIS.
. OBERGESCHOSS.
e a WETTBEWERB: HOTEL ASCHIN8ER, BERLIN, a b
ARCHITEKT: OTTO KUHLMANN, CHARL0TTENBUR6. V. PREIS.
134
M. 1 : 750.
ABB. 155.
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ERDQESCHOSS
@ © WEHBEWERB: HOTEL ASCHINGER, BERLIN.
ARCHITEKTEN: REINHARDT & SOSSENGUTH. CHARLOHENBURQ.
m m WEHBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN, s b
ARCHITEKTEN: REINHARDT 8. SOSSENGUTH, CHARLOTTENBURa.
136
WEHBEWERB: HOTH. ASCMINQER, BERLIN.
ra ARCHITEKT: H. SCHWEITZER, BERLIN, a
WETTBEWERB; HOTEL ASCHINQER, BERLIN.
ARCHITEKTEN: SOLF S WICHARDS, BERLIN.
WEnBEWERB; MOTEL ASCHINBER, BERLIN.
m ARCHITEKT: BRUNO MÖHRINO. BERLIN, a
139
ABB. 161.
M. 1 : 750.
ERD6ESCH0SS.
WETTBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN.
© ARCHITEKT: BRUNO MÖHRIN6, BERLIN. ©
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNQ 1905.
a> B B KREISHAUS IN ANKLAM. b m b
ARCHITEKTEN: DINKLAQE 8, PAULUS, BERLIN.
6B0SSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
B B B KREISHAUS IN ANKLAM. b a b
DINKLAQE & PAULUS, ARCHITEKTEN, BERLIN.
142
DEKORATIVE MALEREI.
Von DK. MAX CREUTZ.
Inhalt und Gegenständlichkeit von Kunst-
werken finden in der fleißigen Feder der
Kunstschriftsteller häufig eine Erklärung,
an die der schaffende Künstler gewöhnlich
nicht im entferntesten gedacht hat. Am
meisten haben in dieser Beziehung die
Werke Arnold Böcklins über sich ergehen
lassen. Die Fremdartigkeit des Stofflichen
wurde in der Fau-benpracht der Darstellung
für den Feuilletonisten zu einer unerschöpf-
lichen Quelle. Demgegenüber hat der
Künstler selbst sich meistens sehr stumm
verhalten, und wenn er mit einer Erklärung
herausrückte, fiel sie völlig anders aus,
wie der Frager erwarten konnte. So äußerte
sich Böcklin über die Gefilde der Seligen,
die bekanntlich die meist geheimnisvollen
Deutungen erfahren haben: „Ich bezweckte
nichts anders, wie daß der Beschauer den
Raum fiihlen soll.'' Diese von allem in-
haltlichen Interesse freie, rein ästhetische
Auslegung ist nur verständlich, wenn man
das künstlerische Wollen auch anderer
Werke dieser reifen Zeit zu Rate zieht.
Es verbirgt sich dahinter eine stark deko-
rative Tendenz, im Sinne des Räum-
lichen im Bilde sowohl, wie in der Wirkung
des Bildes auf Raum und Beschauer. Die
Gefilde der Seligen sind zur Hälfte in einen
blauen Schattenton gehüllt, der, in starkem
Gegensatze zum sonnigen Hintergrunde,
den Beschauer unmittelbar über die Räum-
lichkeit orientiert. Bei anderen Werken
der Reifezeit ist es gewöhnlich eine dunkle,
fast schwarze Laubwand, deren harmo-
nische Verteilung den duftigen Femgrund
zurücktreibt und auch für entfernt stehende
Beschauer einen auf große dekorative
Werte hinzielenden Eindruck macht.
Hauptsächlich in diesen Wirkungsfaktoren
liegen in den Werken Böcklins die deko-
rativen Elemente. Er war ein dekorativer
Künstler in idealstem Sinne, wenn in seinem
Lebenswerke diese Seite seines Künstler-
tums auch nicht betont zu werden pflegt.
Ganz abgesehen von seinen dekorativen
Arbeiten im Museum zu Basel, den Arbeiten
für Konsul Wedekind, jetzt in Berlin, und
den leider nicht zur Ausführung gelangten
fUr das Breslauer Museum bestimmten
Fresken. Böcklin selbst sagte einmsd, jedes
Bild müsse etwas Dekoratives haben. Da-
mit trifft der Künstler das Wesentliche der
Malerei im Gegensatz zur Mappenkunst.
Dekorative Malerei als etwas ftir sich be-
stehendes oder gar minderwertiges existiert
nicht. Jedes Bild ist ftlr den Raumschmuck
bestimmt und sollte daher über gewisse
künstlerische im Raum wirksame Faktoren
verftigen. Beim Fresko und den Wand-
malereien ist dies ganz selbstverständlich.
Nur in enger Anlehnung an die architek-
tonische Umgebung der Wandfläche und
in Rücksicht auf die Größe des Raumes
und den wechselnden Standpunkt des Be-
schauers ist ein Wandbild denkbar. So
selbstverständlich diese Dinge uns heute
scheinen, so hat der enge Zusammenhang
mit der Raumarchitektur, das Heraus-
wachsen des Bildes aus dem architekto-
nischen Gerippe in vollem Bewußtsein doch
erst mit dem Anfang des 15. Jahrhunderts
in Italien angefangen. Die Bilderreihen
des Mittelalters zeigten ein mehr willkür-
liches Nebeneinander; man mußte an ihnen
vorüberschreiten, man mußte sie gleichsam
ablesen, wie man die Seiten mittelalter-
licher Handschriften und Miniaturen um-
blättert. Der Umschwung in der Renaissance
war naturgemäß eine Folge der starken
psychologischen Vertiefung des Persön-
lichen. Man war aufmerksam geworden
auf den Menschen, als etwas bewußt Be-
grenztes, das als Organismus jetzt eine
bestimmte Position im Räume und eine
räumliche Distance den Dingen gegenüber
einnahm. Der Raum wurde zu einem
weiteren Ausbau der menschlichen Vor-
stellung, und damit mußten sich alle Einzel-
heiten dem Gesamteindruck unterordnen, sie
mußten bestimmte Qualitäten haben, wenn
sie an einer bestimmten Stelle angebracht
werden sollten. Diese Eigenschaften, die im
übrigen auf alle Dinge unserer Umgebung
zutreffen sollten, nennen wir beim Bilde
dekorativ. Aufbau der Komposition, Farbe,
Beleuchtung, Rahmen, Umgebung, Raum-
weite wollen berücksichtigt werden. Im
Gegensatz zu Arnold Böcklin ist die Kunst
Adolph Menzels und ihre feine Detail-
malerei nicht in diesem Sinne dekorativ. Die
Kunst Menzels im eigentlichen Sinne ist
Mappenkunst. Selbst seine großen Bilder
sind klein gesehen, sie sind wie ihr Meister
kleine Größen, Vignetten, die durch das
Skioptikon an die Wand geworfen werden.
An ein Bild Menzels muß man nahe heran-
treten, man muß sich in diese tausend
Feinheiten lange vertiefen, in all diese Lichter
und Einzelheiten, die man nur mit der
Lupe recht betrachten kann. Der große
Gesamteindruck des Bildes jedoch geht
darüber verloren. Rein physische Eigen-
schaften des berühmten Kleinmeisters, vor
allem seine Kurzsichtigkeit erklären in
dieser Beziehung seine Schöpfungen.
Der dekorative Künstler muß über ein
starkes architektonisches Empfinden ver-
fügen. Man denke hier an Michelangelo,
Lionardo und Raphael, die großen Archi-
tekten und größten dekorativen Künstler
aller Zeiten. Aufbau der Massen und ihre
Verteilung, Hervorhebung des dargestellten
Vorganges und seine Betonung durch land-
schaftliche und architektonische Elemente
desJHintergrundes, alles im Hinblick auf die
143
architektonische Umgebung und die oben
genannten Faktoren sind Aufgaben für ein
architektonisches Empfinden. Für den
Maler bleibt die Durchführung im Einzel-
nen, die farbige Belebung und die Gestal-
tung des Rahmenwerkes. Mehr und mehr
hat auch die moderne Kunst auf diese
Momente wieder achten gelernt. Künstler
wie Ludwig v. Hofmann und andere führen
bisweilen das Rahmenwerk selbst aus, da-
mit die im Bilde behandelte stärkere Realität
und Gegenständlichkeit nach außenhin ein-
heitlich in ornamentalen Rythmen und ab-
strakten Elementen verklinge. Für den Ge-
samteindruck werden diese Dinge von großer
Wichtigkeit, denn das moderne Kunstem-
pfinden läßt den Raum wieder als Ganzes
auf sich wirken, und hier spielt auch neben
dem Bildeindruck, wenn auch unbewußt und
gleichsam außerhalb des Gesichtswinkels lie-
gend, die omamentale Fassung und ihreFar-
bengebung als gewichtiger Faktor mithinein.
In letzter Zeit wurde die dekorative
Malerei in monumentalem Sinne stark in
den Hintergrund gedrängt. Man hört wenig
mehr von ihr. Während die Malerei im
Anfang des 19. Jahrhunderts dekorativ im
eigentlichen Sinne des Wortes ohne archi-
tektonischen Halt nicht denkbar war, steht
die moderne Kunst außer allem räumlichen
Zusammenhang. Die Kunstausstellungen
sind angefüllt mit Bildern in goldenem
Rahmenwerk, die unmöglich zu der Wand,
wohin ein zufälliges Geschick sie ver-
schlägt, in irgend einem Verhältnis stehen
können.
Vollends in den modernen Innendekora-
tionen mit ihren Holzvertäfelungen, der
Bespannung mit feingemusterten Geweben
oder Matten sind schwere Goldrahmen
ganz unmöglich. So werden sich für den
dekorativen Zusammenhang zwischen Raum
und Bild völlig neue Gesichtspunkte heran-
bilden müssen. Es ist ein ^utes Zeichen
unserer Zeit, daß auch auf diesem Gebiete
neue Kräfte tätig sind. Der Berliner Künstler-
Bund versucht, die zahlreichen künstleri-
schen Faktoren, die in langer hier nur kurz
angedeuteter Entwicklungsreihe von Wer-
ken der dekorativen Malerei verborgen
liegen, in neuem Schaffen wieder lebendig
zu machen. Der Ausstellung, die vom
Künstlerbunde im Künstlerhause veran-
staltet wurde, fehlten naturgemäß die
nötigen Vorbedingungen. Wie bei jeder
Bilderausstellung mußten die Arbeiten ohne
Rücksicht auf den räumlichen Zusammen-
hang und die Beleuchtung, für die sie be-
stimmt waren, ausgestellt werden. So war
es für den Beschauer, zumal für den un-
geübten, schwierig, in diesen Einzelwerken
„den Raum zu fllhlen^S Dazu kam, daß
nach landläufiger Meinung ein Künstler,
der sich mit dekorativer Malerei abgibt,
erst in zweiter Linie in Betracht kommt.
Heute, wo man bis zum Überdruß in
Zeitschriften von einer Durchdringung des
Raumes mit künstlerischen Elementen liest,
bedarf es keines Scharfblickes, um einzu-
sehen, daß ein Bild nur als Glied einer
einheitlich künstlerischen Raumvorstellung
seine Berechtigung hat, und daß jeder
Künstler auf die Schmuckwerte und die
im Räume linear und farbig wirksamen
Elemente seiner Schöpfung achten sollte.
In der Praxis besitzt die dekorative
Malerei noch keine rechte Lebensfähigkeit.
Die Architekten begnügen sich heute mit
weißen farblosen Wänden. Jeder Sinn fUr
Farbe scheint verloren. Allenfalls versteigt
man sich zu einigen bescheidenen orna-
mentalen Versuchen, von einer starken
malerischen Leistung jedoch ist kaum die
Rede. Und doch können wir in der farb-
losen nordischen Natur etwas von der farben-
freudigen Lebendigkeit des Südens ge-
brauchen. Wie die Fresken in den Bau-
werken der Renaissance selbstverständlich
und unentbehrlich mit der Architektur ver-
knüpft waren, so mögen auch unsere Bau-
meister für den Maler von vornherein
einiges erübrigen und unter seiner Mit-
arbeit die farbige Vorstellung des Raumes
und die Eingliederung dekorativer Zutaten
bis in alle Einzelheiten ausbilden. Es ist
einleuchtend, daß im architektonischen Ge-
rippe zunächst nur rein künstlerische Er-
örterungen, vor allem der Farbe in Betracht
kommen. Gleichsam das Gebiet der reinen
Kunst, wie es in einigen Kunstübungen,
so bei den Mosaiken, der Glasmalerei, der
Webekunst in befreiterer Gegenständlich-
keit und reiner Farbenwirkung zum Aus-
druck kommt. Es ist charakteristisch, daß
die Mitglieder des Künstlerbundes aus na-
türlichem künstlerischen Empfinden heraus
sich gerade auf diesen Gebieten betätigen.
Das Inhaltliche und Gegenständliche deko-
rativer Malerei kommt dann schließlich vor-
wiegend in der Bildmalerei zum Ausdruck,
und auch hier kann für die Raumwirkung
durch innere Beziehung zwischen den dar-
gestellten Figuren die stärkste Illusion des
Räumlichen erzielt werden. So hat es
wieder keiner wie Böcklin, der auch in
dieser Beziehung räumlich dekorativ im
höchsten Grade wirkt, verstanden, durch
einen Ausdruck in Blick und Miene die
Phantasie des Beschauers in bestimmter
Richtung zu zwingen. So bei der Nixe der
Meeresbrandung, die auf das Brausen der
Wogen hinaushorcht, oder beim Odysseus,
der sehnsuchtsvoll zum fernen Meeres-
horizont hinüberschaut. Besonders die
Beziehung zur räumlichen Weite erscheint
bei Böcklin aufs feinste durchdacht und
verkörpert. Bei der Nereide, die weit
draußen im Meere ruht, halten Seevögel
Siesta, um nach kurzer Rast ihren Flug
fortzusetzen in die endlose Weite. In ähn-
licher Intimität ist häufig am fernen Hori-
zonte ein Segelschiff angebracht, das die
Vorstellung unbemerkt fortzieht zu fernen
Küsten und Gestaden.
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M. 1 : 750.
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ERDOESCnoSS.
WETTBEWERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN.
m ARCHITEKT: H. SCHWEITZER, BERLIN, m
WETTBEWERB; HOTEL ASOHINQER, BERLIN.
ARCHITEKTEN: SOLF 8, WICHARDS, BERLIN.
138
WETTBEWERB; HOTEL ASOHINBER, BERLIN,
e ARCHITEKT; BRUNO MÖHRIN6, BERLIN.»
139
ABB. 161.
M. 1 : 750.
ERDGESCHOSS.
WETTBEVVERB: HOTEL ASCHIN6ER, BERLIN.
© ARCHITEKT: BRUNO MÖHRIN6, BERLIN. ©
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNÖ 1905.
a B B KREISHAUS IN ANKLAM. beb
ARCHITEKTEN; DINKLAGE & PAULUS, BERLIN.
QROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNB 1905.
BEB KREISHAUS IN ANKUM. » a «
OINKLAGE 8, PAULUS, ARCHITEKTEN, BERLIN.
s B AUGUST UNSER, BERLIN, b m
ENTWURF ZU EINEM DECKENGEMÄLDE
FÜR DIE VILLA STOLLWERCK IN OÖLN.
a e AUQUST UNQER, BERLIN, e e
ENTWURF ZU EINEM SLASFENSTER IN DER
DIELE DER VILLA STOLLWERCK IN CÖLN.
B m AU6UST UNQER, BERLIN, b b
ENTWURF ZU EINEM QLASFENSTER IM MUSIK-
SAAL DER VILLA STOLLWERCK IN CÖLN. m
B B RICHARD BÖHUND, BERLIN, s a
INNERES DER ST. AEBIDIENKIRCHE IN LÜBECK.
RICHARD BÖMLAND, BERLIN,
a MARIENBILD. STUDIE, e
RICHARD BÖHUND, BERLIN, b
KIRCHEN-INNERES AUS LÜBECK.
■5«
RICHARD BÖHUND, BERLIN.
B, MUSIZIERENDE ENQEL a
0 Im Ljcbtbofe des KSnigUcben Kunatgewerbe-
mnwunia wurde eine Ausatellung ornamentaler und
dekorativer Zeichnungen von Adolph ScbrVdter veran-
«altet, bemerkenswert wegen dea ornamentalen Ge-
■chmackea der dr«iBiger und vierslger Jahre, einer
Zeit, die man jetzt wegen ihres charakteristischen Zu-
■anunenhaiiges Kwischen Ornament mid figürlichen
PQllBtOcken wieder zu würdigen beginnt.
a Die neue elekttische Lichtanlage auf dem Pots-
damer Platz. Die achwierige Au^be, den Potsdamer
Platz, diesen wichtigen, aber auch überlaateten Knoten-
foakt dea Bffsntlichen Verkehrs, richti; zu beleuchten,
at vor koizem vollendet worden. Eingehende, die
Uictaen VeihiltniBae dea Platiea und seine Frequenz
betS^Bichticende Vorstudien lieBen es zweckmäßig
■tteheinen, die erförderlichen Lichtquellen auf nur
iwei, aber hoch gelegene Punkte zu konzentrieren und
Matt des gewohnlichen, seit iSSa hier brennenden
Bogenlichtes Intenaivflammenbogenlampen zu verwen-
den, deren charakteristische Merkmale die nebenein-
ander stellenden Kohlen und eine hierdurch vorwief end
nach unten gerichtete Idcfatausstrahlung sind. In Ver-
folg diese« ProBrammes wurden auf den beiden Insel-
pettons des Platzes zwei at m hohe Maate errichtet,
deren jeder 4 aolcher Lampen trügt. Letztere haben
bei einer StromstXrke von ao Ampire je ca. 4000 NK
UchlBÜbke, BodaB also beide Kandelaber zusammen
einen Effekt von 33000 Kerzen ergeben. Der Ucht-
ponkt liegt hierbei in einer HBhe von 18 m. Damit
ist eine Intensitit der Beleuchtung erreicht, welche die
bia jetzt vorhandenen ii Bof^enlampen vonje 13 Atnpire
eafl>ebrlich macht und die fUr den Ptihrwerksverkehr
•o wicht^ Oberslcbtllchkeit des Platzes ganz erheb-
lich steigert. Da die Maate gleichzeitig zur Befestigung
der an ihnen vorbeifQhrenden StraBenbahnleimngen
dienen, konnttn nach ihrer Aufstellung zu Gunsten
des Strafienbildes auch noch 4 Bahnmasie entfernt
werden. Die Ausstattung der Maate wurde von Herrn
DCtektor EmB HOgg, Bremen entworfen und geleitet.
In ihr ist In konsequenter Weise der Versuch durch-
S*nilirt, die in diesem Falle nicht leichten, technischen
Anforderui^^en in der Tektonik des Ganzen und in
Linie und Form zweckmBDig zu einem Ausdruck zu
bringen, wie er sich aus der zweifachen Bestimmung
des BAastes, einmal die 4 Bogenlampen, dann aber
auch noch in G m Höhe eine beiderseits 4,5 m aus-
ladende Pübrung für die elektrischen Bahnleitungen zu
tragen, entwickeln muBte. Die Dimensionen der
konisch geachwelBten, dreiteiligen, ca. 25 m langen
Rohre beider Masten wtlrden von Herrn Baurat Crame
berechnet. Aus den WerkatXtten der Allgemeinenr
BlektricitBts-GeseUscliaft sind die Bogenlampen hervor-
gegangen, wShrend die Firma Schulz Sc HoldefleiB,
Berlin die gesamten Schmiedearbeiten lieferte. Mit
der elektrischen Installation und der BanfUhrung waren
die Berliner ElektricitXt« -Werke betraut.
A Einen Wettbewerb für Sldzzen zu einem Hallen-
schwimmbad in Iserlohn schreibt der dortige Magistrat
mit Frist zum i. September d. J. aus und aetzt dafUr
drei Preise von 1500, 1000 und 50a Mark aus. Preis-
richter sind die StadtbaurKte Kullrich in Dortmund,
Bluth in Bochum und Falkenroth in Iserlohn, Bade-
inspektor Bloch in Elberfeld, Btlrgermeister HSlzerkopf
und die Stadtverordneten Dr. med. Becker sowie Bau-
unternehmer O. Schmidt in Iserlohn. Die Unteriagen
sind fUr 3 Mark erhUtlich.
T; Ein Wettbewerb um Skizzen fUr ein Waisenhaus
In StraBbu^ i, E. wird mit Frist bis zum 31. August
unter den Architekten deutscher ReichssngehSiigkeit
ausgeachrieben. Drei Preise von 3500, 1500 und 1000
Mark Bind ausgesetit und zum Ankauf von drei
weiteren EntwUrfen 1000 Mark bereitgestellt. Das
Preisgericht besteht aus den Heuen Profeaaorv.Thiersch
und Stadtbaurat GtBssel, beide in München, Waisen-
hausdireklor Petersen in Hamburg, VizeprKaident de::
Verwaltungarats der Zivilhoapizien Jehl, Baumeister
Waltz, Stadtbaurat Ott und Architekt Eissen, sKmtlich
in Straßburg. Die Unterlagen werden vom Stadibau-
amte in Straßbu^ i. E. verabfolgt.
158
Neu erschienene Fachliteratur. i ^ a ^T^ r 1 I
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Lang, Jahrgang Z905. Ein starker Band, groß Johannes Bichardt, Buchbinderei fOr Architektur,
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düngen und 5 Tafeln M. 8, — München— Berlin.
Das Einfamilienhaus des Kunstgewerbevereins für August Gerber, Statuen, Büsten, Reliefs, Köln a. Rh. 77.
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Lambert ft Stahl, Die Architektur von Z750 — Z850. Er- Jahreis ft HÖnig, Spezialkunststeinfabrik, HelmbrechtB
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SEZESSION.
Von MAX CREUTZ.
Den größten GenuB gewährt mir in jedem
Jahre die Ausstellung der Sezession, wenn
ich aus den Bildersälen mit ihrer toten
Kunst wieder hinaustrete in das Leben der
Straße und das bunte Treiben des Alltags,
wenn ich auf die Menschen schaue, auf
den sonnendurchglühten Asphalt, auf die
Sonnenflecke im Schatten der Bäume und
weiterhin auf denTurm der Kaiser Wilhelm-
Gedächtniskirche, der vom Dunste eines
heißen Sommertages umflossen ist. Dieser
Genuß, nichts weiter wie eine Fortset-
zung des vorhergegangenen künstlerischen
Sehens, ist die beste Gewähr fQr die Güte
der Ausstellung. Denn nur gute Kunst
vermag in jene Stimmung zu versetzen, die
ein altgewohntes Straßenbild mit ganz neuen
Augen ansehen läßt. Mit einem Male ent-
deckt das neugeschulte Auge, noch von
Farbe gesättigt, in der Natur neue Werte
und Schönheiten. Man sieht die Natur mit
den Augen des Künstlers. Man sieht in der
Natur das Bild und damit das Wesentliche
der Natur. Man sieht, so ähnlich sagte
einmal einer der Goncourts, die in ihrer
Ästhetik ein bewundernswertes Selbstbe-
wußtsein entwickelten, im Bilde das, was
die Natur aus eigener Kraft niemals zu
geben imstande ist.
Die Persönlichkeit muß eben dazu kom-
men, das beweist eine Fülle guter Werke
auf dieser Ausstellung zur Genüge.
Aus einer Ausstellung der Berliner Se-
zession wurde in diesem Jahre die zweite
Ausstellung des neubegründeten Deutschen
Künstlerbundes. Das bedeutet größeren
Spielraum in der Heranziehung künstle-
rischer Kräfte. Ein Neubau unter Vermeh-
rung der Ausstellungsräume kommt hierbei
der quantitativen Forderung entgegen. So
konnte in diesem Jahre eine bedeutendere
Ausstellung ermöglicht werden. Freilich
sind auch Bilder ausgestellt, deren Dasein
überhaupt und auf einer Sezession man
nicht recht versteht.
In erster Linie muß man sich auf dieser
Ausstellung mit den auswärtigen Künstlern
abfinden, um über den Fortschritt der Se-
zession im engeren Sinne Klarheit zu ge-
winnen.
Den größten Anspruch auf Beachtung
haben hier Gustav Klimt und Ferdinand
Ho die r, der Wiener und Genfer, beide
wegen ihrer Eigenart am meisten verlacht,
und schon deshalb ist es nötig, sich mit
ihnen auseinanderzusetzen. Die Werke
beider Künstler füllen, jeder für sich, zwei
umfangreiche Säle. Das ist in weiser Ab-
sicht geschehen. Denn neben diesen Ar-
beiten sind andere Kunstwerke ganz unmög-
lich. Sie müssen für sich sein, in einem
eigenen Räume, schon aus dekorativen
Rücksichten. Mit dem gewohnten Wiener
Raffinement hat man für Klimt einen Saal
in Weiß gehalten, nur mit einem schwarz-
goldenen Schachbrettmuster in der Um-
rahmung. In den abgeschrägten Ecken
vier Damen-Porträts, daizwischen Bilder
wie die Lebensalter, die Hoffnung, das
Leben im Kampf, Salome, das bleiche
Gesicht. Also ein gewisses modernes
Raffinement in der Auswahl der Motive.
Aber diese waren für den Künstler nicht
das Wesentliche. Der Inhalt seiner
Schöpfungen wächst bei Klimt heran aus
dem bunten Farbenzauber seiner Künstler-
natur. Man denkt an die Farbenpracht
mittelalterlicher Goldemails. Nur duftiger,
zarter und leichter ist der Eindruck. Eine
Kunst, die ornamental-dekorativ im eigent-
lichen Sinne des Wortes scheint. Da-
zwischen Wellenlinien und Spiralen, Kugeln
und Dreiecke, verwebt zu eigenartiger, nicht
immer glücklicher Symbolik. Klimt ist
der Maler des Duftes und der Zartheit vor
allem in seinen Frauenporträts. Dann
wieder malt er einen Reiter in goldener
Rüstung auf schwarzem Rosse in blumigem
Grunde, ein Eindruck, wie man ihn bei
den blumigen und goldüberladenen Werken
der frühen Künstler des Quattrocento
wiederfindet. Daneben wirkt Hodler in der
härteren Art eines Signorelli, groß und
überwältigend. Man sieht an den Wänden
eine Reihe Gestalten in gezierter Bewegung.
Die Titel der Werke sind abstrakt und
wenig glücklich: Empfindung I, eine Reihe
von Mädchen hintereinander in Tanzschritt-
bewegung in grüner oder blauer Gewan-
dung vor einem mit roten Blumen übersäten
Hintergrunde, oder die Wahrheit, ein
nacktes Weib zwischen lamentierenden
Männern, deren Köpfe und Arme unter
schwarzen Tüchern verhüllt sind, dann
» A ••• ..
i6o
der f^Blick ins Unendliche^^ ein nackter
Jüngling auf einer Felsspitze hoch über
den Wolken; „der Auserwählte" inmitten
einer Reihe schwebender Engel, die im
Halbkreise auf den knieenden Knaben
niederblicken, der in kleinem Steingehege
ein dürres Reis gepflanzt hat. Das alles
ist völlig neu im Eindruck und mit indi-
vidueller Frische gesehen. Die Werke
Hodlers fallen so vollständig aus dem Kreise
der übrigen Arbeiten heraus, daß man hier
von einer neuen vollständigen Künstler-
persönlichkeit im monumentalen Sinne
sprechen kann. Von besonderer Schönheit
ist die Landschaft auf dem „Weib in Be-
wunderung", ein nacktes Felsgeröll mit
rieselndem Bergwasser, darüber ein grüner
Hang und die Berge, erfrischend und klar
wie Höhenluft. Freilich mancher wird sich
die Freude an diesen Arbeiten aus anderen
Gründen verderben lassen. In der Zeit
des modernen Impressionismus hielt es
^schwer, ähnliche dekorative Schöpfungen,
die eine Art von Wiedergeburt der Wand-
malerei großen Stiles bedeuten, zu finden.
Der Münchener Fritz Erler mit seinen
Wandmalereien für eine Breslauer Villa
könnte hier genannt werden. Auf der Aus-
stellung befindet sich von ihm ein großes
Triptychon „Johannisnacht". Im Mittel-
bilde buntgekleidete Gestalten im Nachen
auf nächtlichem See. Das Dunkelgrün
der nächtlichen Stimmung wird hier
durch die schmaden Seitenflügel mit sprü-
henden Johannisfeuern und tanzenden Ge-
stalten aufs glücklichste verstärkt. Von
Carl Strathmann ist die bekannte Salome
zwischen groß-figurigen bunten Gestalten,
umsponnen vom Netzwerk detaillierter
Filigranarbeit, ausgestellt. Größer in der
Auffassung ist der „Volksauflauf desselben
Künstlers, ein Gewirr komisch karrikierter
Köpfe, etwa in der Art Daumiers. Von
Thomas Theodor Heine ist eine ältere
vorzügliche Arbeit von 1887 „die Stöhr-
näherin" ausgestellt. Breit und flächig nur
mit der Spachtel gemalt, hat dieses Bild-
chen eine frische Wirkung der Ölfarben,
die sonst vom Pinsel häufig vernichtet
wird. Ein anderes Bild „Schäfchen" zeigt
hüpfende kleine Mädchen und Lämmlein
auf blumigem Abhang in der härteren Art
unserer älteren, deutschen Meister aus der
Mitte des 19. Jahrhunderts. Einen ähnlichen
Eklekticismus findet man bei Karl Haider
in seinen stillen Gebirgslandschaften, seinen
Waldseen und waldigen Höhenzügen.
Spitzpinselig durchgeführt in der gesunden
Art der alten deutschen Meister. Oberhaupt
ist ein natürliches Empfinden für die Reize
der Landschaft bei den süddeutschen Künst-
lern ungleich weiter ausgebildet. So ein
Frühling in Grünwald von Richard
Pietzsch, der sich zu unseren feinsinnig-
sten Landschaftern zu entwickeln scheint.
Ein grüner Hang mit Laubbäumen eröffnet
zwischen Birken den Ausblick auf einen
sandigen weißen Abhang. Das Ganze ist
von einer Einheit der Durchführung und
einer so bescheidenen Art, daß man sich
unwillkürlich angezogen fühlt. Ähnliche
Feinheiten gibt Christian Landenberger
in seinen Knaben am Boot in grauer
Stinunung und am Abend. In diesen Zu-
sammenhang gehören auch die Arbeiten
von Ludwig Dill „Birken und Föhren
am Moor" und „Abend im Moor" in der
duftigen Weise einer älteren Art. Von Toni
Star 1er ist eine weite Ebene mit braun-
roten Herbstbäumen von ähnlich intimer
Stimmung. Von größeren figürlichen Ar-
beiten bietet Fritz vonUhde in seinen
„Schularbeiten" und „In der Laube" nichts
wesentlich Neues. Julius Ext er zeigt ein
Porträt von Strauß im Radfahranzug vor
moosbedeckten Buchen auf einer Anhöhe,
das Ganze in exzentrischen Farben, jedoch
gut gemalt. Weniger glücklich scheinen
in diesem Jahre die Arbeiten des Tiermalers
H. Zügel, die einen verschwommenen
Ausdruck angenommen haben und Werke
älteren Ursprungs zu sein scheinen. Außer-
halb Münchens fallen besonders ins Gewicht
die Arbeiten des Grafen L. v. Kaikreuth,
eine schwarzgekleidete Dame in dreifacher
Wiederholung als Porträt von vorzüglicher
Charakteristik und die „Kostümprobe",
eine junge Dame in Velazqueztracht, aller-
dings darf man hierbei nicht an die
berühmten Madrider Vorbilder denken.
Wilhelm Trübner hat hauptsächlich zwei
wuchtige Militärreiterbilder des Großherzogs
von Hessen und des Großherzogs von Baden
ausgestellt. Beide in der bekannten Frische
der Auftassung, die besonders den Reiter-
bildnissen des Künstlers eigen ist.
Franz Stuck hat durch eine ganze Reihe
von Arbeiten zum Teil aus Privatbesitz und
aus der Bremer Kunsthalle seinen ins Wan-
ken geratenen Ruf wieder befestigt, ohne
freilich einen Anhalt ftir eine neue Ent-
wicklung geben zu können.
Von Hans Thoma ist ein Selbstporträt
mit dem Tod ausgestellt. Bunt leuchtend
in den Farben. Vor duftig blauer Land-
schaft. In zögernder Zurückhaltung horcht
der Künstler auf den Tod, der mit plumper
Rücksichtslosigkeit herangetreten ist. Man
denkt an Arnold Böcklins Selbstporträt mit
dem geigenden Tod. Die unangenehme
Empfindung, die man haben kann, wenn
man einen Menschen neben einem Toten-
gerippe sieht, ist bei Böcklin aufs feinsin-
nigste durch die künstlerische Fassung
überwunden. Der Tod spielt auf der letzten
Seite einer Geige dem Künstler sein Me-
mento auf. Das Zusammensein von Tod
und Leben wird so in eine idealisierte
Sphäre erhoben. Die sichtbare Kunst
klingt aber wie eine leise Melodie, und
versetzt die Seele in Schwingung. Neben
der Arbeit Thomas wird diese Steigerung
in der Kunst Arnold Böcklins um so leben-
diger. Weiterhin ist von Thoma ein Bild
i6i
mit einem derben Pärchen zwischen Blumen
ausgestellt, „das Sommerglück*^ Zur Seite
liegt rechts in duftiger Ferne eine Hütte in
Grün verborgen. Es ist die gute alte
deutsche Art, das alte Lied von Blumen-
duft und Liebesglück.
Neben Thoma berührt in diesem Jahre
Ludwig von Hofmann sehr wohltuend
durch die gesunde Art seiner frischen Auf-
fassung. Der Künstler ist von Berlin nach
Weimar übergesiedelt Dieser Aufenthalt
in einer Landschaft, die für den Künstler
wie geschaffen scheint, hat auf seine Kunst
überraschend eingewirkt. Seine Arbeiten
scheinen wie in goldige Lichtfülle getaucht.
Und wohl selten wird die Vorstellung, die
man mit den Beischriflen von Bildern ver-
knüpft, einen so glücklichen malerischen
Ausdruck finden wie in diesen Werken.
„Traumland" und „Blühende Ufer", „Früh-
ling", „Morgensonne" und „Reigen" sind die
Titel seiner Schöpfungen, die immer das
gleiche Thema von Frohsinn und sonniger
Heiterkeit variieren. Von den übrigen Künst-
lern, die mit lyrischen Associationen ar-
beiten, sind einige Arbeiten der Worpsweder
Künstier, „Ein Frühlingstag" von Fritz
Overbeck und „Der Säemann" von Fritz
Mackensen zu nennen, freilich ohne daß
bei diesen Arbeiten sonderlich Neues her-
vorzuheben wäre. Hans von Volkmann
hat ein Kornfeld ausgestellt, bemerkenswert
durch den eigenen Kontrast, der durch die
gelbe Fläche zum dunkelgrünen Hinter-
grunde erzielt wurde. Von großer Freiheit
und Feinheit der Auffassung zugleich sind
Arbeiten des verstorbenen Fritz Herzog,
so ein Sommermorgen mit einem Blick über
eine Veranda in eine Landschaft von grie-
chischer Klarheit und ein sonniges Wald-
tal. Von großer Frische ist hier auch eine
kleine Arbeit von Marie Slavona, Paris,
eine Landschaft an der Pise und von dem
Leipziger Kurt Tuch ein Sonntag an der
Marne, frisch und neu in einer Art der Auf-
fassung, die auch für unser Berliner Weich-
bild in hohem Grade geeignet schiene.
Es ist von hohem Interesse in diesen
Arbeiten, neben der engeren Sezession aus
allen Teilen Deutschlands Künstler mit der
eigenen individuellen Charakteristik ein-
zelner Landstriche beisammen zu sehen.
Süddeutschland besitzt hier unstreitig den
eigenartigsten Charakter. Dort spielt noch
die ganze Skala menschlicher Sentimente
mit hinein. Man hat dort Gemüt, während
man in Berlin Verstand oder Witz zu
haben scheint.
Trotzdem hat Berlin ein entschiedenes
Obergewicht. Nicht so sehr weil hier
überwiegende künstlerische Interessen ,
gleichgültig aus welchen Gründen, mit-
sprechen, sondern weil ein stärker pulsieren-
des Leben der Großstadt die Entwicklung
und die Herausbildung neuer Gesichtspunkte
schneller von statten gehen läßt und natur-
gemäß vieles Interessante im Gefolge hat.
Der große Aufschwung, den Berlin in
den letzten Jahrzehnten genommen hat,
wird sich allmählich auch als neue An-
schauung in der Kunst, als Darstellerin des
Lebens, äußern müssen. Für Paris ist in
der Malerei und Literatur bereits eine neue
Art Weltstadtromantik geschaffen. Man
lese Zolas „L*oeuvre" und man wird eine
neue Anschauung von dem Riesenlebe-
wesen Paris bekommen. Für Berlin be-
sitzen wir eine Schilderung von Johannes
Schlaf von hoher malerischer Schönheit,
die eine Fülle neuer Eindrücke vom Ber-
liner Stadtbilde auslöst. So bei einer
Schilderung vom Kreuzberge beim Anblick
des gewaltigen Panoramas von Berlin:
„Nicht gewaltiger war jener Blick gewesen,
den er vor einigen Jahren von der Höhe
des Kap Arkona genossen, wo die stahl-
blaue Ostsee tief unten gegen den Fuß der
Kreidefelsen dröhnte. Bis dicht zu der
Sohle des Parkes drängt die Riesenstadt
heran, endlos weit in alle Breite, in impo-
santer majestätischer Starrheit mit der stei-
len Wand ihrer Häuserreihen, wie ein gi-
gantischer, grauerstarrter Lavastrom. Und
in alle Breite und Ferne hinein, mit der
tosenden Brandung seiner zahllosen Laute,
von Dünsten verschleiert, unter dem sonnig
blitzenden Ätherblau des Frühlingshimmels,
dieser ungeheure Riesenkörper. Aus weiter
Ferne blinkt links, mit mattem Glanz, die
vergoldete Riesenkuppel des neuen Reichs-
tagsgebäudes herüber, ragt die Spitze der
Kaiser Wilhelm - Gedächtniskirche durch
die weiten, farbigen Dunstmassen, die über
den zahllosen Zinnen lagern, in die Klar-
heit des Himmels hinein, die Domkuppel,
der rote Rathausturm, die vielen Kirchen.
Weite Sonnenlichter, gleißend wie mattes
Gold durch blaugraue und violette Dünste,
Farben weckend und Lichter, lassen Fen-
ster aufblitzen mit gleißendem Goldglanz,
fern und nah; funkeln auf metallnen
Dächern upd Kuppeln. Und nichts, nichts
als dies riesige Wesen, nichts in aller Nähe
und Ferne, in Breite und Weite hinein als
dieser ungeheure starre Körper!"
In der Malerei sind diese und ähnliche
Anschauungen bis jetzt noch wenig ver-
wertet worden. Aber die Vorbedingungen
scheinen vorhanden. Die Schwierigkeiten
lagen vor allem in der Wiedergabe at-
mosphärischer Erscheinungen. Und dar-
über kann kein Zweifel sein, daß diese
Kunst die Kunst der Zukunft ist, daß sie
einer neuen Welt gerecht wird, die Er-
rungenschaften kennen lernte, wie kein
Volk und keine Zeit vordem. Daß diese neue
Welt auch die künstlerische Anschauung
in ganz anderer Weise differenzieren muß,
darüber wird wohl nicht zu streiten sein.
Eine junge Künstlergruppe berechtigt in
Berlin in dieser Beziehung zu großen Hoff-
nungen. Hans Baluschek, der im Vor-
jahre seinen trefflichen Bahnhof ausgestellt
hat, bringt in diesem Jaihre Spiritisten, die
l62
in einer Vorstadtmansarde unter Kerzen-
beleuchtung und dem Dämmerlicht eines
Winterabends sich mit Tischklopfen ab-
mühen. Die schwierige Mischung der Be-
leuchtung ist trefflich gelöst, vorausgesetzt,
daß man überhaupt bei derartigen Pro-
blemen eine Lösung für möglich hält. Vor-
züglich ist auch das Porträt des Schrift-
stellers £. Mühsam V. Frh. Leo v. König.
In graues Elend getaucht steht der Dar-
gestellte neben einem eisernen Ofen mit
weißer emaillierter Wasserkanne, nur der
rote Bart und die dunkelgrüne Krawatte
bringt in das Ganze farbige Lebendigkeit.
Von Robert Breyer ist wieder ein Por-
trät einer Dame als lichtumflossene Er-
scheinung von allgemeiner Bedeutung. Als
wirkungsvoller Maler der sonnenbeleuch-
teten Landschaft ist Ulrich Hübner be-
kannt, der in diesem Jahre in seiner Ufer-
landschaft mit ausfahrendem Dampfer und
der „Heiligen Geistkirche in Potsdam" treff-
liche Proben seines Könnens ablegt. Von
Heinrich Hübner ist besonders ein In-
terieur mit lesender Dame zwischen licht-
durchfluteten Penstern ein koloristisches
Meisterstück klarer Lichtwirkung. Philipp
Franks Palmsonntag gibt die märkische
Luft in feiner Beobachtung durch derbe
Pinselstriche.
Theodor Hummel hat in seinem Ber-
liner Hafenplatz mit Spreekähnen bereits
den Weg betreten, der fllr Berlin eine Ent-
deckung neuer malerischer Schönheiten
bedeutet. Von den älteren Berliner Künst-
lern ist Leistikow mit seinem Sommer-
morgen und Thüringer Wald gerade nicht
sehr glücklich in der Zusammenstellung der
Farben, besser dagegen sind zwei Gouache-
arbeiten: Schnee im Riesengebirge. Vom
Künstlerehepaar Lepsius ist die Reihe von
Porträts in bekannter Weise vermehrt
worden. Linde-Walther hat in diesem
Jahre leider nur ein Bild „Großvater und
Enkelkind" ausgestellt, das seine Eigenart
nicht so stark wie in früheren Jahren er-
kennen läßt. Von Bruno Marquardt ist
eine märkische Landschaft, von Dora Hitz
eine impressionistische Kirschenernte noch
zu erwähnen. Eugen Spiro erreicht bei
einer lachenden Dame mit Hund durch
eine eigenartige bewegliche Ornamentik
auf dem Kleide der Dame eine sprühende
Lebendigkeit. Louis Corinth hat auch
in diesem Jahre nicht versucht, seine Be-
urteilung im Sinne des üblichen Ge-
schmackes aufzubessern. Das ist ein
Zeichen von künstlerischer Konsequenz,
die man schon um ihrer selbst willen
achten sollte. Man hat dem Künstler die
Verherrlichung sinnlicher oder gar brutaler
Vorgänge vorgeworfen. Dagegen sagt schon
Goethe, daß die Kunst die Schilderung
dieser Seite des menschlichen Daseins
nicht entraten kann. Auch darf man nicht
vergessen, daß diese Dinge gemalt sind,
mit der Realität also nichts mehr zu tun
haben, und auch nicht mit der gewöhn-
lichen Art der Wirklichkeit betrachtet
werden dürfen. Corinth hat in diesem
Jahre drei Bilder ausgestellt, die „Frauen-
räuber", von großer Lebendigkeit in der
koloristischen Darstellung und feiner
psychologischer Charakterisierung , das
„Leben", eine Reihe von Aktgestalten vor
grauer Wand, mit zum Teil versteckter
Symbolik, und „Mutter und Kind" in gerade
nicht schmeichelhafter Auffassung. Irgend-
wo hörte ich jemand sagen, daß man in
diesem Jahre die Arbeiten Corinths wenig-
stens ansehen könne. Neben Corinth tritt
MaxSlevogt in diesem Jahre mit einem
vom Rücken gesehenen Akt und dem aller-
dings vorzüglichen Porträt des Direktors
Dernburg nicht so schlagend wie in den
Vorjahren auf.
Max Liebermann hat unter anderem
in diesem Jahre zwei seiner besten Bilder
ausgestellt. Den Biergarten aus älterer
Zeit und die „Polospieler", letzteres aus
dem Besitze der Hamburger Kunsthalle,
gleichzeitig als zwei interessante Studien
seiner künstlerischen Entwicklung. Der
„Biergairten" zeigt das Problem der Licht-
malerei noch unter Beibehaltung der plasti-
schen Erscheinung. Sogar eine Art genre-
hafter Auffassung ist nicht zu verkennen.
Kindermädchen und spielende Kinder, pen-
sionierte Beamte, alte Tanten mit resignier-
tem Ausdruck, kurz das Phlegma und Leben
eines heißen Sommertages in summen-
dem Wirrwarr. Schon die Verschieden-
heit der einzelnen Gruppen ist für die ältere
Auffassung charakteristisch. Später kon-
zentriert sich Liebermann nur mehr auf eine
Gruppe oder einige Gestalten, wie bei den
Polospielem oder der Seilerbahn. Bei
einer frischeren Auflage des Biergartens an
der Elbe, im Besitze der Hamburger Kunst-
halle, hat der Künstler an einigen Tischen
hintereinander nur wenige Gestalten grup-
piert. Rechts und links schieben sich
Baumreihen nach dem Hintergrunde, die
zur Seite den Blick auf die Elbe umrahmen.
Alles ist hier unter der Flut des Lichtes
aufgelöst. Man beobachte, wie dem
Künstler die Vertiefung des Raumes ge-
lungen ist, im Gegensatze zur älteren Fas-
sung des oben genannten Biergartens,
dessen letzte Figuren im Hintergrunde un-
verhältnismäßig klein sind und doch ganz
nahe scheinen. Im letzten Grunde ist es
hier das Raumproblem, der licht- und luft-
durchflossene Raum, auf den die moderne
Freilichtmalerei in Liebermann hinaus will.
Merkwürdigerweise das gleiche Problem,
das sich Arnold Böcklin gestellt hatte.
Auch nach ihm „sollte der Beschauer
den Raum fühlen". Auch er erreichte dies
durch Lichtkontraste und Baumreihen, im
wesentlichen die gleiche Art wie bei Lieber-
mann, nur in grundverschiedener Form. Es
scheint nötig, diesen Umstand hier zu be-
tonen. Denn neuerdings hat es Alfred
i63
Julius Meier-Gräfe in einem Angriffe gegen
Böcklin, der ein ebenso umfangreiches wie
unverständliches Buch füllt, fertig gebracht,
unkünstlerische Associationen in Böcklin
hineinzugeheimnissen, die vor Meier-Gräfe
kein Mensch gesehen hat. Von den künst-
lerischen Problemen Böcklins ist nirgends
die Rede. Freilich scheint es nicht so ein-
fach darüber ähnlich dicke Bücher zu
schreiben. Immerhin ist es das Zunächst-
liegende in der Kunst Böcklins, daß
die beiden Empfindungsreihen rein künst-
lerischen und gegenständlichen Charakters
bei ihm aufs feinsinnigste ineinanderklingen
und sich gegenseitig verstärken. Böcklin
ist stets vom malerischen abstrakten Ein-
druck ausgegangen. Erst allmählich wächst
der Inhalt seiner Werke aus den einzelnen
Farbentönen heran, bis er schließlich wie
selbstverständlich körperliche Gestalt an-
nimmt und eins zu sein scheint mit der
Stimmung der Töne, die ihn geboren. —
Eine kleine jedoch auserlesene Schwarz-
Weißausstellung ist mit der Gemäldeaus-
stellung verbunden. Darunter Arbeiten
von Max Klinger und vorzügliche Radie-
rungen und Pastelle von Käthe Kollwitz.
Von Max Klinger ist eine überwältigende
Reihe von Plastiken zusammengebracht,
vor allem die Marmorbüsten von Nietzsche,
Liszt und Brandes. In feinsinnigster Cha-
rakterisierung behandelt hier der Plastiker
den Philosophen, den Musiker, den Lite-
raten. Nietzsches Büste wächst wie eine
Herme aus hohem Marmorsockel. So
wirkt die gewölbte Stirn noch thronender,
das Auge noch drohender. Der Mund liegt
im Schatten des überhängenden Schnurr-
bartes verborgen, auch die Augen liegen
völlig unter dem Dunkel der Brauen in
tiefen Höhlen. Diese beiden tiefen Schatten
geben die charakteristischen Akzente.
Der Kopf des Liszt zeigt die seherische
Haltung des Tonkünstlers. Die Backen-
knochen treten leicht hervor. Vom Munde
laufen nach unten scharfe Falten, die sich
bandartig um das Kinn ziehen. Die Unter-
lippe ist vorgeschoben wie bei Dorfgeist-
lichen oder erfahrenen alten Leuten. Der
Kopf von Brandes entbehrt daneben nicht
einer etwas unfreiwilligen Komik. Mit dem
Schnurrbart eines alten Obersten und der
fett gepolsterten ungewölbten Stirn, die im
Kampfe mit einigen Falten liegt, trägt dieser
Kopf durchaus den Charakter der Re-
zeptivität. Schon die Augen, die hier durch
Kreise angedeutet und ausgefüllt sind,
deuten auf realere Neigungen. Bei den
Augen des Liszt war die Pupille nur
halbmondförmig gelassen, um des sehe-
rischen Ausdruckes willen, während bei
Nietzsche die Pupille, als unerschöpfliche
dunkle Tiefe im Marmor völlig ausgelassen
wurde. Von Klinger sind weiter als vor-
zügliche Arbeiten die Schlafende und
die Badende ausgestellt. An hervorragen-
den plastischen Arbeiten ist die Aus-
stellung überhaupt in diesem Jahre be-
sonders reich. So der gewaltige Bronze-
löwe und Adler von August Gaul, von
Tuaillon ein Modell für ein Marmorrelief
„Herkules und Eurystheus", ein vorzüg-
licher Bronzeteufel von Th. Th. Heine
und andere trefflich durchgearbeitete Ar-
beiten von Adolf Hildebrandt und Fr.
K 1 i m s c h. Von kunstgewerblichen Arbeiten
seien schließlich noch erwähnt eine farbig
ausgezeichnete Applikationsstickerei von
Fritz Rentsch und die von Hirschwald
her bekannten kunstgewerblichen Gegen-
stände in Gold, Silber, Leder etc. nach
Entwürfen von Josef Ho ff mann und
Koloman Moser.
Nach dem Vorworte des Kataloges will
der Deutsche Künstlerbund in der Künstler-
kolonie Villa Romana in Florenz eine
Stätte fflr freie Künstler gründen. Dort
soll talentvollen Künstlern Gelegenheit ge-
geben werden, in Verbindung mit dem
Studium der alten Meister eine Zeitlang
an ruhigem Orte arbeiten zu können. So
glücklich dieser Gedanke an sich sein
mag, so erinnert er doch allzusehr an alt-
hergebrachte Traditionen heute in einer
Zeit, wo unsere künstlerischen Ideale
wesentlich andere geworden sind.
i64
DORFKIRCHE. ARCHITEKT: JOS. REUTERS, WILMERSDORF.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905,
•65
LANDHAUS. ARCHITEKT; JOS. REUTERS, WILMERSDORF.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
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GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
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ARCHITEKTEN: JOS. REUTERS UND 0. FRIEDENTHAL, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
KONKURRENZ; SYNASOGE IN FRANKFURT A. M.
ARCHITEKT: OTTO KUHLMANN, CHARLOnENBURG.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
169
STUDIEN VON PETER BIRKENHOLZ, ARCHITEKT, MÜNCHEN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
B ABB. 190. STUDIE VON PETER BIRKENHOLZ, MONCMEN. b
ABB. 191. LANDHAUS. ARCHITEKT: H. BOERKE IN DÜSSELDORF.
OROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
LANDHAUS IN TRABEN AN DER MOSEL.
ARCHITEKT: BRUNO MÖHRINS, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
UNDHAUS. ARCHITEKT: KARL ED. BANGERT, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
MIETSHAUS. ARCHITEKT: ALB. 6ESSNER, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
MIETSHAUS IN CHARLOnENBURG, NIEBUHRSTRASSE 78.
B B ARCHITEKT: ALBERT 6ESSNER, BERLIN, a e,
ERBAUT 1904-1905. FRONT IN GELBEM RAUHMORTELPUTZ.
HAUSTÜR IN CHARLOnENBURS, NIEBUHRSTRASSE 78.
B sa ARCHITEKT: ALBERT 6ESSNER, BERLIN, b b
176
M. 1 : 500.
ABB. 197.
ERDGESCHOSS.
M. 1 : 500.
ABB. 198.
I
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II. STOCKWERK.
MIETSHAUS IN CHARLOnENBURG, NIEBUHRSTRASSE 78.
© © ARCHITEKT: ALBERT 6ESSNER, BERLIN.
LANDHAUS HAGENSTRASSE 9 IM BRUNEWALD.
ARCHITEKT: KARL ED. BANSERT, BERLIN, a
ERBAUT 1903-1904.
VEREINSHAUS DES BERLINER SEGLERKLUB IN GRÜNAU,
a s e ARCHITEKT: EMIL FREY, BERLIN © b m
ERBAUT 1904-1905. FRONTEN IN GELBLICHEM RAUH-
MORTELPUTZ, ZIEGEL ROT, HOLZWERK LEBHAFT BLAU.
VEREINSHAUS DES BERLINER
SEBLERKLUB IN GRONAU, m
ARCHITEKT; EMIL FREY IN
a B BERLIN. B m
VEREINSHAUS DES BERLINER SEGLERKLUB IN aRÜNAU.
B ■ ARCHITEKT: EMIL FREY IN BERLIN, a a
i. 210,
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UNDHAUS RIBBECK IN LANKWITZ, CORNELIUSSTRASSE 7.
B ARCHITEKT: JOH. KRAAZ, SCHÖNEBERQ-BERLIN. m
UNDHAUS RIBBECK IN LANKWITZ, CORNELIUSSTRASSE 7.
s ARCHITEKT; JOH. KRAAZ, SCHÖNEBERC-BERLIN. »
aas PORTRÄT-BÜSTE. e e b
VON FRin KLIMSCH, BILDHAUER, OHARLOnENBURO.
II AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES.
BOCCIASPIELER. VON A. KRAUS, BILDHAUER, GRUNEWALD.
6R0SSVATER UND ENKELKIND. VON LINDE-WALTHER, MALER, BERLIN.
II. AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES.
185
DAME MIT HUNO. VON EUGEN SPIRO, MALER, HALENSEE.
II. AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KLINSTLERBUNDES.
QRABMAL AUF DEM MAnHAIKIRCHHOF IN BERLIN.
»a ARCHITEKT: FRIEDR. BUU, BERLIN, es
PLENARSAAL IM LAND- UND AMTSGERICHT I BERLIN.
B B MALER: HANS SEUQER, BERLIN, b a
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
WT ■ 'PBBWK-'R^Bi'^
VILLA HÜSQEN IN TRABEN. ARCHITEKT: BRUNO MÖHRING, BERLIN.
B m WANDFRIESE. VON MALER ADOLF ECKHARDT, BERLIN. » e
DIELENRAUM. AROH,; GUSTAV GOERKE S JOS. HERLITZIUS, BERLIN,
SPEISEZIMMER. ARCHITEKT: GUSTAV 60ERKE, BERLIN.
DIELENRAUM. ARCH.; GUSTAV 60ERKE & JOS. HERLITZIUS, BERLIN.
SCHLAFZIMMER IN NATURPOLIERTEM PAPPELHOLZ.
ARCHITEKT: FRIEDRICH HECHT, CHARLOTTENBURC.
El AUSFÜHRUNS: A. ELZE 8, SOHN, DESSAU. B
PORTAL IN QROSS-UCHTERFELDE, DRAKESTRASSE 70.
Bö ARCHITEKT: ARNOLD KUTHE, BERLIN. Be
BS AUSFOHRUNO: PAUL WILLERT, BERLIN, ae
V0R8ARTENaiTTER MAASSENSTRASSE 36, BERLIN.
B ARCHITEKT! ALFRED J, BALOKE, BERLIN a
AUSFÜHRUNS; SCHULZ 8, HOLDEFLEISS, BERLIN.
VORBARTENTÜR MMSSENSTRASSE 36, BERLIN.
a ARCHITEKT: AUFRED J. BALCKE, BERLIN, a
AUSFÜMRUNS; SCHULZ 8 HOLDEFLEISS, BERLIN.
HEIZVERKLEIDUNS MAASSENSTRASSE36, BERLIN.
m ARCHITEKT: ALFRED J. BALOKE, BERLIN, a
AUSFÜHRUNG: M. BITSCHKUS, CHARLOTTENBURa.
'97
I
± Die dieajShrige AbgeordnetenveiBaniinluDK dea
Verbände« deutBctaer Architekten- und Ingcnieurvereine
findet am Preit«g den a;. und Sonnrnbend den 36. Au-
[uit d. J. in Meilbionn statt
4: Der deutsche KUnstlerbund hat die aieben Ate-
lien in der Villa Rotnana bei Floieni an folgende
KÜDBtler vei^ben : Fritz Erler, Thomaa Theodor Heine,
Ulrich HObncT, Guatav Klimt, Qeotg Kolbe, H. Tuch
und Heniy van der Velde.
!1 Zur Erlangung von Entwürfen fEir ein neues
WoisenhauB in Colmar wird ein ^Vettbewerb iiuieT
den in Deutschland anaBsaigen Aichitelcten ausge-
schiiet>en. Eb kommen ein erster Preis von aooo Mark,
ein zweiter Preis von 1 000 Mark und ein dritter Preis
von s<x> Mark zur Verteilung. Dem PreiBKericht ge-
hören an: der Bilrgermeiater von Colmar, Professor
POtzer in Daimatadt, Stadtbaurat Thoma in Freiburg
L B., Waisenhausdirektor Mllller in Frankfurt a. M.,
Landgerichtsrat Diefenbacb, Bildbauer TheophU Klem
und Geheimer Baurat Walloth in Colmar. Die Bau-
kosten einachüeQUch Bauleitung, Heizungsanlage usw.,
aber auaschlieBlIch Grundstück, Inventar, Oartenanlagen,
landwirtschaftlichen NebengebSuden und Einfriedi-
gung dürfen 350000 Mark nicht Dberschreiten. Die
Entwitafe sind bis spBtestens zum 15, Oktober 1905
abends 6 Ubr beim Verwaltungsrate des BUrgerspitala
in Colmar im EUsasa gegen Bescheinigung abzugeben
oder ausweialich des Poststempels am genannten Tage
der Post sur BefSrderung zu übergeben. Die Bedin-
gungen werden auf Verlangen zugesandt.
X In dem Wettlwwerb um das OeachSflshaus
fOr die Schlesische Gesellschaft fUr vaterlündische
Kultur wurde der erste Preis in zwei gleiche
Teile geteilt und den Architekten Bmmingmann und
Becker in Berlin und Klein und Wolff in Bres-
lau zuerkannt. Einen dritten Preis erhielt der Archi-
tekt Rudolf Zahn In Berlin.
K Bei dem Wettbewerb zur Erlangung v«n Vor-
entwQrfen fUr den Neubau eines Hallenschwimm-
bades zu Darmstadt wurde durch den ersten Preis
auageieicbnet der Entwurf des Architekten Thyriot
in Groß-Lichterfelde, durch den zweiten Preis der
Entwurf des Prof. Friedrich PUtzer in Darmstadt
und dtirch den dritten Preis der Entwurf des Archi-
tekten Menzel l
X Zur Erlangung von VorentwUrfen für ein Real-
a3rmnasiHlgebäude in Lankwitz bei Berlin wird unter
den in Berlin und im Umkreise von 30 Kilomeier von
Berlin wohnenden reichsd zutschen Architekten ein
Wettbewerb ausgeschrieben. Es sind drei Preise, von
3000, aooo und 1000 Mark, ausgesetzt. ^Veitere Ent-
würfe kSnnen fUr 750 Mark angekauft werden. Preis-
richter sind: Stadtbaurat Karl Rehorst in Halle a. S.,
Geheimer Baurat Schwechten und Stadtbaurat Ludwig
Hofftnann inBerUn, sowie Regierungsbaumeister Richard
DUme, Gemeindevorsteher Dillges, Geheimer Regie-
Tungsrat Brucbwitz >md Anstaltsleiter Dr. Doehler in
Lankwitz. DieEntwUrfe sind bis zum 16, Oktober 1905,
nachmittags 3 Uhr, an den Gemeindevorsteher zu
Lankwitz postftei einzusenden. Die Unterlagen werden
gegen Einsendung von 3,50 Mark, eventuell gegen
Nachnahme, die bei Einlieferung eines Entwurfs
(urllckerstattet werden, zugeaandt.
4^ Aus einem engeren Vfettbewerbe um Entwürfe
für ein Kruppdenkmal in Essen ging der Bildhauer
Hugo Lederer in Berlin als Sieger hervor.
C4 Eine neue RUstkette wird von der ^rma
H. Wilhelmi G.m.b.H. MUhlheim a. d. Ruhr auf den
Markt gebracht. Dieselbe hat gegenUber den Üblichen
GerUststricken den Vorteil, dsB sie nicht gewaltsam
zerscbnitten oder beschtidigt werden kann, außerdem
eine viel Ungere Lebensdauer und Gebrau chsfühigkeit
besitzt. Durch eine eigenartige Konstruktion ist es
unmöglich, daB die Kette bei Belastung mit der Hand
geläst werden kann. Das LSscn derselben kann nur
durch Anheben des Querbaums erfolgen. Sie bietet
somit die grBQte Sicherheit. Außerdem aber läßt sich
mit diesen Ketten das Rüsten bedeutend schneller
bewerkstelligen als mit Stricken.
198
Neu erschienene Fachliteratur. 1 y — ^ p -
Zu beliehen durch Emat Waamuth A.-G., Berlin W, 8» | XlloCrCll LCll " X €XL\ZL.
Markgrafenstrafie 35«
Bautechn. Privatachule, Architekt Spenger, Mtbichen.
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lung für Handwerk und Kunstgewerbe in Breslau zgo4 München— Berlin.
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Genewein, Anton, Kgl. Prof., Vom Romanischen bis Golde ft Raebel, Kuzistschmiede, Berlin-Halensee.
zum Empire. TeU z, Romanischer StU und Gotik, J. P. Großmaim, Gartenanlagen, Leipzig, Elsterstraße.
kart M. 2, Georg Gülland, Garteiumlagen, Berlin O., Prazikfurter
Koch, Alex., u. Vict. Zobel, Darmstadt, eine Stätte AUee Z4/Z5.
moderner Kunstbestrebungen. Mit Text-Beiträgen Gebrüder HÜdebrandt, Berlin, Charlottenstr. 59 L
von K. und Z., nebst 88 Abbildungen Darmstädter Jahreis ft HÖnig, Spezialkunststeinfabrik, Helmbrechts
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Lambert ft Stahl, Die Architektur von Z750 — Z850. Er- Lion Kießlizig, Wohnungseiiuichtungen, Berlin SO.
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Lieferung z — 4 ist erschienen. Gustav Lind Nflg., Metallbildhauerei, Berlin W., Gen-
Lessing, Vorbilderhefte aus dem KgL Kunstgewerbe- tfainerstr. 3.
Museum, Berlin. Heft 32 — Stuehle, XVI^XVIII. C. Roh. Lohmann G. m. b. H., Lichtpauspapiere, West-
Jahrhundert M. zo,— hofen (Westf.).
Heft 33 — Stuehle — vom. XIX. Jahrhundert. S.A. Loevy, moderne Beschläge, Berlin N., Gartenstr. 96.
M. zo,— Marienberger Mosaikplattenfabrik, G. m. b. H Marien-
Reichert, Wüh., Architekt, Wohlfeile Ein- imd Zwei- berg IX, Sachsen.
familienhäuser und Landhäuser in modemer Bauart. A. MÜUer, Kupferdeckuzig, Bauomamente, Berlin-
87 Tafeln in Mappe M. 2z,— Schöneberg, Groß-Görschenstr. 35.
Sauvage, F., Holz-Architektur. Entwürfe von Gebäuden, Johaim Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W^., Pots-
Lauben, Pavillons, Veranden, Baikonen, Gartenbau- damerstraße zo/zz.
ken. Zäunen, Giebeln, Loggien, Gebäudeteüen usw. „Phos'*, Lichtpauspapierfabriken, Detmold 62.
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Seeßelberg, Friedrich, Professor Dr., Privatdozent an Ed. Puls, Eisenkonstraktions- und Kunstschmiedewerk-
der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Helm statt, Berlin-Tempelhof.
und Mitra. Studien und Entwürfe in mittelalterlicher Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
Kunst. 65 Tafeln in Mappe . . . . M. 40,— Joseph Scherer, Glasmalerei, BerlinW.z 5, Kaiserallee 204.
Vogel, Dr. E., Taschenbuch der praktischen Photo- J. Schmidt, Kunst- und Bauglaserei, Berlin W. 35.
graphie. Z3. u. Z4. Aufl. (43.— 50. Tausend). Mit CarlSchütte, Graph. Kunstanstalt, Berlin, Leipzigerstr. 13.
Z22 Abbildungen, Z4 Tafeln und 20 BUdvorlagen. In E. Schwenk, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Leinenband M. 2,50 Franz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlin.
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts. Herausge- Spinn & Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.
geben vom österreichischen Ingenieur- und Archi- Stein-Industrie Haiger G. m. b. H«, Terrazzo -Werk,
tekten -Verein. Redigiert von Ingeziieur Paul Kortz, Haig^r-Lang^naubach.
Stadtbaurat. I. Band: Charakteristik der Sudt; In- H.Stroucken, Möbelfabrik u. Dekorationsgeschäft, Krefeld.
genieurbauten, ca. 400 Seiten 4° mit Z7 Farbentafeln Günther Wagner, Flüssige Tuschen, Hannover.
und 397 Textabbildungen. II. Band: Hochbauten; Wichulla, Ingenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenaa.
Architektur und Plastüc. Preis für beide Bände in Franz Zeller, Steiimietzgeschäft, Mütent>erg a. Main.
Ganzleinen gebunden M. 60, — Zierhut ft Krieger, KunstgewerbL Werkstätte, München.
Verantwortlich für die Schriftleitung : Dr. Adolf Brüziing, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-Q., Berlin W.,
Markgrafenstr. 35. — Gedmckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W., Mauerstr. 43. 44. — Klischees von Carl Schütte, Berlin W.
i
Hermann A. Krause, Arch.
HERMANN AUGUST KRAUSE t
Am 20. Juli 1905 starb in Berlin nach
langem Leiden im Alter von noch nicht
48 Jahren der BaukQnstler H. A. Krause,
in dem die Architektenschaft nicht nur
einen hochbegabten Kollegen von künstle-
rischer Eigenart verlor, sondern auch einen
allzeit eifrigen Vertreter ihrer idealen Inter-
essen. Er wurde geboren am 7. September
1857 zu Königsberg in Pr. und erhielt da-
selbst auch seine Schulbildung. Zu seiner
künstlerischen Ausbildung ging er frühzeitig
nach Berlin und Straßburg, wo er teils auf
der Hochschule, teils in Ateliers Kenntnisse
sammelte. Jedoch lieB ein sein ganzes
Wesen beherrschender Drang nach Frei-
heit, Unabhängigkeit und selbständiger
Willensäußerung ihn nicht lange die heute
leider immer noch beliebte Ausbildungs-
art unserer jungen BaukUnstler ertragen,
welche denselben die Steine der Schulweis-
heit aufpackt, statt ihnen das Brot der le-
bensvollen Kunst zu reichen. Krause
machte sich daher sehr früh selbständig,
nachdem er als künstlerischer Hitarbeiter
der Firma Alterthum & Zadeck durch Bau-
ten wie das Kaufhaus am sogenannten
Bullenwinkel und das jetzige Kaufhaus
Jandorf am Spittelmarkt in Berlin erfolg-
reich in den Wettkampf künstlerischer
Leistungen eingetreten war. Er erhielt
bald eine Reihe von Ausfuhrungsaufträgen,
von denen das Kaufhaus Löweuberg in
der LeipzigerstraBe, das Haus Jockey-Klub
In der Französischen Straße, das Haus
Hattschaß in Charlottenburg sowie der
Pavillon für Loeser & Wolf nebst dem Au-
tomatenrestaurant auf der Berliner Aus-
stellung von 1896 hervorgehoben werden
sollen. Mit Erfolg beteiligte er sich auch an
Wettbewerben, bei denen er zumal mit
seinem Entwürfe für das Haus der „Wasser-
freunde" in der Kommandantenstraße einen
unbestrittenen künstlerischen Sieg davon-
trug. Leider blieb ihm die Ausführung
dieses schönen Planes versagt, wie auch
viele seiner größeren Aufträge nur Entwürfe
geblieben sind. Hierher gehören seine Mu-
sikhalle für Görlitz, ein Holtkedenkmal für
Berlin, ein Herrschaflssitz in Französiscb-
Buchholz sowie größere Geschäftshäuser
200
in der Königstraße und am Weidendamm.
Für die Stadt Berlin arbeitete er an der
architektonischen Gestaltung von Brücken.
Krause war ein unabhängiger und geist-
reicher Autodidakt, und so schlug er schon
in seinen allerersten Werken einen freien,
selbständigen Ton an, abweichend von der
Schablone der historischen Stile, welche
damals der Mehrzahl der Architekten noch
als „allein seligmachend*' galt. Er war ein
Künstler, der Eigenes zu geben hatte und
dies mit Oberzeugung gab, dabei stets maß-
voll und ernsthaft. Auf diese Weise hat er
als ein im besten Sinne modemer Künstler
mitgeholfen an der Fortentwicklung unserer
hehren Kunst, deren neues Aufblühen auch
er kommen sah. Allerdings glaubte er nicht
daran, daß uns, wie so mancher meint, eine
neue Architektur erstehen könne aus den
Kleinigkeiten des Kunstgewerbes , dessen
vielen, aufdringlichen Ruhmredereien er
schroff abweisend gegenüberstand. Pflegte
er doch häufig zu spotten, daß man über
einen neu entworfenen Kleiderhaken ein
Geschrei zu erheben beliebe, als sei „der
Kleiderhaken des Jahrhunderts'* erfunden
worden.
Es hieße nun. Krauses eigenartiger Per-
sönlichkeit nur teilweise gerecht werden,
wollte man nicht auch seiner unbestreit-
baren Verdienste Erwähnung tun, die er
sich um die Interessen der Architektenschaft
erworben hat. In frischer, zielbewußter
Haltung, die ihn selbst während seiner
langen Krankheit nicht verließ, trat er, unter
Zurücksetzung seiner eigensten Interessen
und gelegentlich auch ohne Rücksicht auf
seine Freunde, stets kampfbereit für das
ein, was er einmal als richtig und erstrebens-
wert erkannt zu haben glaubte. Er hatte
den Kampf gegen jegliches Philistertum und
„moUuskenhafte** Wesen in Kunst und Ge-
sinnung auf seine Fahne geschrieben. Wohl
hat er sich durch seine ungebundene und
autodidaktische Art manchen Feind ge-
schaffen, aber jeder, der sehen konnte und
sehen wollte und nicht den philiströsen
Maßstab der Schulweisheit an ihn anlegte,
der wird eingestehen, daß man sich bei
H. A. Krause einer überzeugungstreuen,
redlichen und unzweifelhaft ernst streben-
den Künstlernatur gegenüber sah, deren
frühzeitigen Heimgang man betrauern
muß.
B KAUFHAUS AM SPinELMARKT. e
VON HERMANN A KRAUSE, ARCHITEKT.
ENTWURF ZU EINEM MOLTKE-DENKMAL FÜR BERLIN.
B e VON HERMANN A. KRAUSE, ARCHITEKT, b s
ENTWURF ZU EINEM MOLTKE-OENKMAL FÜR BERLIN.
B ■ VON HERMANN A. KRAUSE, ARCHITEKT. B s
ENTWURF ZU EINEM MOLTKE-DENKMAL FÜR BERLIN,
a a a HERMANN A. KRAUSE, aas
KUNST UND HANDWERK
Von ADOLF BRÜNING
Von Kunst und Handwerk als zwei be-
sonderen, in gewissem Sinne sich aus-
schliefienden Begriffen kann man erst seit
der Renaissance sprechen. Im Mittelalter
gab es eigentlich nur ein Handwerk, das
allerdings in seinen Äufierungen sich in
künstlerischen Formen betätigte. Die Er-
bauer der gotischen Kathedralen sowie die
Verfertiger der dieselben schmückenden
Skulpturen waren Steinmetzen, und die
Maler des Wandschmucks der romani-
schen Dome waren ebenfalls nur einfache
Handwerker. Es machte weder fülr die
Wahl des darzustellenden Stoffes noch flir
die Art seiner Formgebung einen Unter-
schied, ob die Bilder die Wände einer
&che oder die Seiten eines Mefibuches
zieren, ob dieselben in Temperafarben auf
Holz oder in Email auf Kupfer ausgeführt
werden sollten. Dasselbe „dekorative Prin-
zip*' beherrschte die Werke der Maler,
wie etwa die der Goldschmiede.
Das, was man künstlerische Erfindung
nennt, gab es im eigentlichen Sinne im
Mittelalter nicht. Die dargestellten Vor-
gänge waren in ihrer Form traditionell fest-
gelegt: in demselben Kompositionsschema
werden durch Jahrhunderte hindurch die
Szenen aus der Bibel ohne wesentliche
Veränderungen wiederholt. Eine schöpfe-
rische Betätigung des Einzelnen findet nur
in beschränktem Maße statt; eine leichte
Variation des überlieferten Themas oder
die bessere Zeichnung verrät eine aus der
großen Menge herausragende Persönlich-
keit Aber immer erscheint dieselbe, auch
wenn wir sie mit Namen nennen können,
nur als der erste Repräsentant einer Kunst-
gemeinschaft, nicht als Künstler von sub-
jektiver Eigenart.
Eine Folge dieser Verhältnisse ist der
geringe Wechsel der Gestaltungen. E^ gibt
nur wenige Grundformen (Typen), die
immer wieder mit verhältnismäßig geringen
Veränderungen wiederholt werden. So gibt
es z. B. an gotischem Trinkgerät in Silber
für profane Zwecke eigentflch nur zwei
Formen: den zylindrischen Becher und
den Buckelpokal. Während bei jenem die
Grundform noch eine mannigfaltige orna-
mentale Ausbildung erfahren konnte, war
dagegen der Buckelpokal, da er auf oma-
mentalen Schmuck fast ganz verzichtete,
in seiner Formgebung im wesentlichen
fast immer derselbe.
Für die Oberlieferung der Formen sorgte
anfangs die Klostergemeinschaft, später der
Zunftverband. Diese Genossenschaften,
nicht Einzelpersönlichkeiten sind die Träger
der Kunst, oder vielmehr des künstlerisch
veredelten Handwerks im Mittelalter.
Erst zur Zeit der Renaissance tritt zu-
gleich mit der Entwicklung des Menschen
zu einem geistigen Individuum der Begriff
„Kunst'^ ein, als der Ausdruck der subjek-
tiven Gestaltungskraft einer Künstlerper-
sönlichkeit. Aber nur langsam vollzieht
sich die Ausscheidung der „Künstler^' aus
dem Kreise des Handwerks heraus. Die
großen Maler und Bildhauer der Renais-
sance wurden noch als Handwerker, zu-
meist als Goldschmiede, erzogen. Und
noch lange blieben die Künstler mit den
Handwerkern wenigstens in zünftischer Ge-
meinschaft. So umfaßte die 1611 begrün-
dete und erst 1853 aufgelöste St. Lukasgilde
in Delft außer den Malern und Bildhauern
die Glasmaler, Fayencetöpfer, Teppich-
wirker, Etuimacher, Kunstdrucker und
Buchhändler, Kupferstich- und Bilderhänd-
ler. Nur derjenige, der der Gilde angehörte,
durfte seine Kunst ausüben. Es ist na-
türlich, daß schon dieses genossenschaft-
liche Zusammenleben der Künstler und
Handwerker einen wohltätigen Einfluß auf
die Schöpfungen beider, besonders der
Handwerker, ausübte. Andererseits ringen
sich Maler wie Tizian und Rubens zu einer
ftirstengleichen Stellung empor und heben
so die Künstler allmählich auch gesell-
schaftlich aus dem Kreise ihrer alten Hand-
werksgenossen heraus.
Zugleich mit der allmählichen Scheidung
zwischen Kunst und Handwerk tritt auch
2o6
die Trennung zwischen dem Erfinder des
Entwurfs und dem Ausführenden ein. In
besonderen Fällen wird vom Künstler di-
rekt der Entwurf für einen bestimmten
Gegenstsind geliefert und vom Handwerker
ausgeführt. So stellte z. B. der Maler Paul
Trabel die Zeichnung zu dem schönen
Gitter her, das das Grabmal Maximilians I.
in der Hofkirche in Innsbruck umschließt;
der Prager Büchsenmeister und Schlosser
Jörg Schmidhammer führte es um 1570 aus.
Ein besonders lehrreiches Beispiel des Zu-
sanmienarbeitens der Künstler und Hand-
werker zu Anfang des 17. Jahrhunderts
bietet das Rathaus zu Augsburg. Den Bau
führte Elias HoU aus, dagegen wurde die
Innendekoration und Einrichtung von den
Tischlern, Schlossern, Hafnern usw. nach
den Entwürfen des Stadtmalers Matthias
Kager hergestellt.
Für den gewöhnlichen Bedarf aber be-
dienten sich die Handwerker der Vorlagen,
die von Achitekten und Malern, in seltenen
Fällen auch von ihren eigenen Handwerks-
genossen, zum allgemeinen Gebrauch her-
gestellt worden waren. Diese Vorlagen
wurden in einer Technik veröffentlicht, die,
in der Goldschmiedewerkstatt geboren, zu
derselben Zeit ans Licht trat, als eben jene
erwähnte Scheidung von Kunst und Hand-
werk begann, nämlich im Kupferstich.
Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
wurde in sog. Omamentstich eine uner-
schöpfliche Fülle von Entwürfen aller Art
geschaffen, sowohl von vollständigen Ge-
genständen, Geräten usw., wie auch von
Teilen derselben, omamentalen Einzelheiten
und freieren Vorwürfen zu beliebigem Ge-
brauch. Auch die im Kupferstich verviel-
fältigten Gemälde der großen Maler wurden
in gleicher Weise von den Handwerkern
zur Ausschmückung ihrer Werke ver-
wandt. Den Begriff „geistiges Eigentum^^
kannte man flir alle diese den Handwer-
kern dargebotenen künstlerischen Schöp-
fungen nicht. Es war Gemeingut aller,
das man frei benutzen konnte. Auch für
Reliefschmuck gab es plastische Vorbilder,
die man unmittelbar gebrauchen konnte,
die sog. Plaketten aus Blei. Ihre Ent-
stehung ist ebenfalls in der Goldschmiede-
werkstatt zu suchen. Von den Reliefs,
mit denen der Goldschmied etwa eine
Kassette schmückte, nahm er Abdrücke,
um die Komposition später wieder benutzen
zu können, ebenso wie er von seinen Gra-
vierungen Abdrücke nahm, ein Verfahren,
das zur Entstehung des Kupferstichs führte.
Wie man hierbei eine Kupferplatte her-
stellte, um davon nach Belieben verkäuf-
liche Abzüge herzustellen, ebenso stellte
man in Speckstein Reliefs her, nach denen
man Bleiabgüsse anfertigte, die dann ver-
kauft wurden, wie die Ornamentstiche.
Künstler, wie Peter Flötner, bedienten sich
im sechzehnten Jahrhundert dieser Form,
um den Goldschmieden, Messing- und Zinn-
giefiem, Holzschnitzern, Töpfern u. a. ge-
eignete Vorbilder zu liefern, die zumeist ein-
fach unmittelbar nachgegossen und nachge-
formt wurden. Die Fälle, in denen der
Handwerker selbst den Entwurf flir einen
Gegenstand herstellte, sind seltene Aus-
nahmen. Die Regel ist die Entlehnung
einer gegebenen Vorlage.
Trotzdem der Handwerker also nur der
Ausflihrende, nicht der Erfinder der Form'
und Ornamentik seiner Werke war, so zeigte
er dennoch in früherer Zeit in der Art und
Weise, wie er das Vorbild benutzte und
wie er es in dem ihm zustehenden Material
>zum Ausdruck brachte, ein gewisses Quan-
tum künstlerischer Betätigung, das in
unserer Zeit fast ganz verloren gegangen
zu sein scheint. Wenn z. B. der Porzellan-
maler des 18. Jahrhunderts einen Stich nach
einem Gemälde von Watteau zur Deko-
ration einer Kaffeekanne benutzte, so ist
er weit davon entfernt, denselben einfach
abzuschreiben, der kleine ihm zur Verfü-
gung stehende Raum würde auch zur Auf-
nahme eines solchen figurenreichen Stiches
nicht ausreichen. Er greift nur eine kleine
Gruppe von Personen nebst dem dieselben
umgebenden Stück Park heraus. Schon
in der Auswahl dieser Gruppe zeigt sich
zumeist ein gutes künstlerisches Gefühl
für Geschlossenheit der Komposition und
ein sicherer Raumsinn. Besonders beach-
tenswert ist es jedoch, wie er die Land-
schaft verändert. Während dieselbe auf
dem Stich unten gerade abgeschnitten ist,
löst er sie auf der Kanne ringsum in un-
regelmäßiges zierliches Zweigwerk auf,
das sich allmählich im Grund verläuft, so
daß das Bild sich natürlich der Fläche
anschmiegt.
Selbst fllr Porzellanfiguren und Gruppen
benutzte man Stiche nach Boucher, Char-
din, Grenze u. a. Hier galt es, in der
Fläche dargestellte Dinge zu einem Rund-
bild zusammenzufasssen, also auch eine
Art schöpferischer Tat, bei der nicht nur
handwerkliche Routine, sondern auch künst-
lerisches Feingefühl von nöten war.
Ähnlich wie bei diesen angeführten Bei-
spielen beschränkte sich auch sonst die künst-
lerische Betätigung des Handwerkers in der
Regel auf einen gewissen Geschmack in
der Auswahl und Verwertung des ihm dar-
gebotenen Vorbildermaterials und einer ge-
wandten Übertragung desselben in den
Stoff, den er zu bearbeiten hatte. Man kann
diese Tätigkeit des Handwerkers etwa mit
der eines feinsinnigen und geschmackvollen
Obersetzers vergleichen, der das in einem
fremden Idiom geschaffene Werk in seine
Muttersprache umformt.
Freilich beherrschte der Handwerker
der früheren Zeit sein Material. Er ver-
stand alle seine Eigenarten und Schönheiten
herauszulocken. Außerdem aber war der
Formenschatz, den er verarbeitete, ihm zu-
meist längst gewohnt und bekannt. So wur^
207
den z.B. die Ornamentformen, dieBerain um
1700 geschaffen und Daniel Marot in zahl-
reichen Stichen für die verschiedenen Ge-
werbe umbildete, etwa vierzig Jahre lang
immerfort in unermüdlicher Wiederholung
auf allen Gebieten angewandt, so dal
schließlich die vollkommene Beherrschung
dieser Motive, des sog. Laub- und Bandel-
werkes, nicht zu verwundem ist. Dieses
lange Fortleben derselben Formen erklärt
auch zum großen Teil die manuelle Tüch-
tigkeit der alten Handwerker und die Güte
und Vortrefüichkeit ihrer Leistungen. Denn
was vom Ornament gilt, gilt in noch weit
höherem Mafie von den Grundformen
ihrer Erzeugnisse. So übernahm die Re-
naissance vielfach die Möbelformen der
Gotik unverändert und fügte ihrem Orga-
nismus nur äußerlich neue Ornamente
an. Noch in dem letzten Ausläufer der
historischen Stile, der sog. Biedermeier-
kunst, beruht die heutzutage so geschätzte
Qualität der Möbel jener Zeit zunächst
auf ihrer guten und soliden Arbeit —
es sind Stücke gearbeitet von einer Dauer-
haftigkeit und Eleganz, wie kaum jemals
vorher — sodann aber auch auf ilire ge-
sunden Formen. Man darf dabei aber
nicht vergessen, daß der Formenkreis sehr
beschränkt ist, so findet sich z. B. die
damals so beliebte Form des Schreib-
schrankes mit niederklappbarer Schreib-
platte in fast genau derselben Bildung in
tausenden von Exemplaren wiederholt.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte
dann jener bekannte Bankerott des Hand-
werks, dessen Gründe anzuführen hier nicht
der Platz ist. Ebenso bekannt sind die Mittel,
die man anwandte, um das Verlorene in
der Folgezeit wiederzugewinnen. Man
glaubte aus dem Kreise des Handwerks
heraus eine Neubelebung bewirken zu
können, indem man Schulen und Museen
zu seiner künstlerischen Erziehung begrün-
dete. In dieser Zeit werden auch die
Worte „Kunsthandwerk*^ und „Kunstge-
werbe'* geprägt, Begriffe, die aus derselben
falschen Voraussetzung geboren sind, nach
der man die Handwerker zu Künstlern er-
ziehen zu können glaubte. Statt gelehrte
Thesen über den Begriff „Kunstgewerbe"
aufzustellen, sollte man denselben lieber
fallen lassen.
Die Bestrebungen des letzten Jahrzehntes
haben denn auch in der richtigen Erkennt-
nis des falschen Weges, den man einge-
schlagen, die Künstler wieder zu Führern
des Handwerks gemacht. Wie jede Reak-
tion, ist aber auch diese über das Ziel
geschossen, als sie nunmehr jedem einzelnen
handwerklichen Erzeugnis den Stempel
einer ganz bestimmten, scharf ausgeprägten
Künstlerpersönlichkeit aufzuprägen suchte.
Mag im einzelnen in dieser Zeit vieles ge-
schaffen worden sein, was gerade durch
diese individuelle Bildung von besonderem
Reiz ist, die große Masse der handwerk-
lichen und gewerblichen Erzeugnisse hat
davon nur wenig Nutzen gehabt.
Zugleich ist auch aus dieser individuellen
Gestaltung des Hausrats die Vorstellung er-
wachsen, es müßten diese KünsÜerprodukte
durch besondere gesetzliche Vorschriften vor
der Nachbildung geschützt werden. Es ist
schon von K. SchefQer in unserer Zeitschrift
(Jahrg. VI, S. 109) auf das Bedenkliche
dieser Bestrebungen hingewiesen, und an-
dererseits auch von verschiedenen Seiten
die Notwendigkeit betont worden, statt
nach besonderem individuellen Ausdruck
mehr nach allgemein brauchbaren Formen
zu suchen. Vielfach aber ist man über
die zukünftige Entwicklung des Handwerks
noch ganz im Unklaren, da man über die Be-
dingungen des Handwerks in den früheren,
als vorbildlich geltenden Jahrhunderten
keine richtige Vorstellung hat. Wenn
einer unserer hervorragendsten Vorkämpfer
fUr die Gesundung unserer Hauskunst
schreibt: „Die Hoffnung wird möglich, daß
wir wieder ein Allgemeingewerbe haben
werden, das ebensowenig und ebensosehr
künstierisch ist, als das Gewerbe der alten
Zeit war. . Entwerfer und AusHlhrer, Künst-
ler und Handwerker verschmelzen wieder
in eine Person: dem Gewerbe ist die ver-
loren gewesene Kunst zurückzugeben^' ~
so dürile doch eine Rückkehr zu mittel-
alterlichen Zuständen, als Künstier und
Handwerker gewissermaßen noch in einer
Person verschmolzen waren, kaum mög-
lich sein. Es ist nicht anzunehmen, daß
unsere Kunstverhältnisse sich viel anders
gestalten werden, als sie seit der Renais-
sance sich entwickelt haben, daß wir aut
der einen Seite KünsÜer von schöpferischer
Erfindungsgabe, auf der anderen Seite
Handwerker haben werden. Daß jemals
unsere Tischler und Schlosser ein größeres
künstlerisches Vermögen erlangen werden,
als die Handwerker des 16. oder 18. Jahr-
hunderts besaßen, ist sehr zu bezweifeln.
Wir können, glaube ich, zufrieden sein,
wenn sie in der Beherrschung ihres Ma-
terials und in jener mehr als Geschmack
und Feingefühl, denn als Kunst zu bezeich-
nenden Fähigkeit, die von den Künsüern
dargebotenen Erfindungen zu benutzen,
jenen wieder gleichkommen. Es bleibt nur
die Frage zu lösen, in welcher Form die
Befruchtung des Handwerks durch die
Kunst geschehen kann. Vielleicht bieten
Verfahren, dem Omamentstich und der
Plakette ähnlich, noch immer die beste
Vermittiung. Es müßten die Künstier den
Handwerkern in ähnlicher Weise die Schöp-
fungen ihrer Phantasie zur freien Verftigung
stellen. Freilich müßten die Künstier auf
irgend eine Weise ihre Rechnung dabei
finden.
WOHN- UND ATELIERHAUS ERNST WENCK, GRUNE-
WALD, PARKSTR. 20. ARCHITEKT: HANS QRUBE.
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WOHN- UNO ATELIERHAUS ERNST WENCK, SRUNE-
WALD, PARKSTR. 20. ARCHITEKT: HANS 6RUBE.
WOHN- UND ATELIERHAUS ERNST WENCK, GRUNE-
WALD, PARKSTR. 20. ARCHITEKT: HANS 8RUBE.
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WALD, f ABKSTR. 20. ARCHITEKT: .HANS MUßE.
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VILLA LEO, GRUNEWALD-DAHLEM, PARKSTR. 26. ARCHITEKT:
KARL ED. BANSERT. AUSFÜHRUNG: R. KLEINAU, ZEHLENDORF.
WERKRING-AUSSTELLUNG.
Es geht immer so. Wenn irgend eine
neue Idee allgemeine Beachtung erringt,
dann heften alle, die sich mit der Welt-
verbesserung abgeben, ihre menschheit-
erlösenden Gedanken an diese Idee, ob sie
damit etwas zu tun haben oder nicht, ist
ihnen gleichgültig. Dabei wird das Frem-
deste, das Widersprechendste mit einander
verquickt. Als die kunstgewerbliche Be-
wegung einsetzte, ging es gerade so. Kaum
sahen die Reformer ^ler Richtungen, daß
diese Bewegung Staunen und Widerhall
allenthalben erregte, so verknüpften sie
schleunigst mit den Ideen der Künstler
soziale, religiöse, wirtschaftliche, politische,
philosophische Reformen wild durchein-
ander: Volksbeglückung, Rettung des Hand-
werks, Kindererziehung, Frauenemanzipa-
tion, Monismus, Verbesserung der geselligen
Sitten und vieles andere. Aber zum Glück
verlief sich die Flut, die die junge Kunst
zu ersticken drohte, ebenso rasch, als sie
gekommen war. Als die Weltverbesserer
sahen, daß der Himmel auf Erden sich bei
dieser Gelegenheit sowenig einstellen wollte,
als bei irgend einer anderen, und obendrein
das Pubhkum, wirr gemacht und gelang-
weilt durch das Getöse, seine Gunst der
neuen Bewegung bald wieder entzog, ver-
ließen sie grollend und enttäuscht das Feld.
Die Künstler durften aufatmen. Aber leider
hatte diese Hochflut wie jede andere auf
unserem Arbeitsfeld unfruchtbaren Schlick
und nutzlose Steine zurückgelassen : törichte
Schlagworte und noch bösere Theorien,
die uns das Wesen unserer Kunst lehren
sollten. An Ratschlägen, Rezepten und
Wegweisungen hatte es ja nicht gefehlt
Nur schade, daß die meisten dieser Hülf-
reichen von den tatsächlichen Verhältnissen
wenig Ahnung hatten. Und so hatten wir
Künstler denn das Vergnügen, uns mit die-
sen traurigen Überbleibseln der allgemeinen
Begeisterung herum zu schlagen. Oben-
drein glaubte man zuerst in diesen Theo-
rien nützliche und fruchttragende Dinge
zu besitzen. Und erst böse Erfahrung
mußte lehren, daß im Grunde genommen
nur Verwirrung, Unklarheit und Halbwahr-
heiten geschaffen worden waren. Manche
theoretische Torheit wurde durch die Praxis
bald bloßgestellt. Bei der Arbeit sah man
bald ein, daß Konstruktion nicht von selber
zur Kunstform wird; daß es echte oder
unechte Materiale streng genommen gar
nicht gibt und eine Form dadurch nicht
besser wird, daß man sie in Marmor an-
statt in Gips ausführt; und daß die dürftige
Form, zu der das kostbare Material und
seine kostspielige Bearbeitung vielleicht
zwingen, noch lange keine Kunstform ist.
Diese Erkenntnis und manche andere kam
ganz von selbst. Viel schwieriger aber
war es zu erkennen, daß in der ganzen
Bev^egung zwei ganz verschiedene Strö-
mungen verschmolzen waren, einmal eine
rein künstlerische und daneben eine, deren
Ziel eine Änderung unserer Wohnsitten war;
zwei Strömungen, die sich vielfach berühr-
ten, aber keineswegs identisch waren.
Die Künstler kämpften gegen den Eklekti-
zismus der „historischen" Periode, gegen
die sinnlose Nachahmung des Alten, such-
ten Wege flir selbständiges Schaffen. Und
schon die ersten Versuche fanden zu ihrer
nicht geringen Überraschung lautesten Bei-
fall. Das lag aber zum guten Teil daran,
daß diese künstlerische Bewegung eine
ganz andere Bestrebung auslöste oder viel-
mehr dem großen Publikum zum Bewußt-
sein brachte, die Bestrebung, unsere W^ohn-
sitten, die im wesentlichen noch die unserer
Großväter geblieben waren, der ganz und
gar veränderten Zeit anzupassen. Die rasche
Zunahme der Bevölkerung, die außer-
ordentlich schnelle Entwicklung zum In-
dustriestaat, der Untergang des Handwerks,
das ungeahnte Wachstum der großen Städte,
die Herausbildung ganz neuer Arbeits- und
Geschäflsformen mußte notwendig auch
eine Änderung der Lebenssitten, der Ge-
selligkeit, der Art des Wohnens nach sich
ziehen. Freilich hielten die gewohnten
Formen diesem Andrang lange Stand. Man
suchte sich zu behelfen, so gut es ging.
Aber auf die Dauer war das unmöglich.
Und all dieses lang zurückgehaltene Streben
wurde durch die kunstgewerbliche Be-
wegung gewissermaßen entfesselt. Man sah
nicht so sehr das Künstlerische darin, als
die Möglichkeit den ganzen Stil des Lebens
zu ändern, den neuen Bedürfnissen ent-
sprechender zu gestalten, als die väterliche
Sitte es gestattete. Und darum war es kein
Wunder, daß in den vielen Schriften, die
damals über die neue Bewegung erschienen,
sehr wenig von Kunst die Rede war, da-
gegen sehr viel davon, wie man wohnen
und leben müsse. Da empfahl man eng-
lische Tischzeit^ Verminderung der Zahl
der Tischgäste und ähnliches mehr. Man
bekämpfte die „gute Stube'S die Flügeltür
und die schmalen Fenster. Zu alledem
war begreiflicherweise englische Sitte ein
Vorbild, denn die Engländer hatten die-
selbe wirtschaftliche Entwicklung schon
vorher durchgemacht und daraus ihren
Lebenszuschnitt entwickelt. Darum wur-
215
den englische Stoffe und Farben bei uns
eingeführt. Man kämpfte gegen die trüben
Farben der RenaissancemObelzeit, gegen
das Verhängen der Fenster mit schweren
Stoffen. Man kämpfte für bequeme Stühle
und Klubsessel. Aber wunderlicherweise
alles im Namen der Schönheit. Hartnäckig
erklärte man Schönheit und Zweckmäßig-
keit, Bequemlichkeit für ein und dasselbe.
Und merkte gar nicht, daß all diese Er-
wägungen mit Kunst nicht das geringste
zu tun haben. Die gute Stube mag heute
unpraktisch sein, in der Zeit unserer Väter
hatte sie einen sehr guten Sinn. Künst-
lerisch genommen aber ist diese Frage ab-
solut belanglos. Eine gute Stube kann
wunderschön sein, ein modernes Boudoir
sehr scheußlich. Ob jemand dunkle Zimmer
liebt oder helle, ist seine Privatangelegen-
heit, beides kann schön und häßlich ge-
macht sein. Stumpfe Farben, lebhafte
Farben, breite Fenster, schmale Fenster,
Flügeltür, schmale Tür, Einfachheit, Kom-
pliziertheit, all das sagt für den Kunst-
wert zunächst gar nichts. Das sind alles
Fragen des Lebenszuschnittes, der Sitte,
der Gewohnheit, der Bedürfnisse. Künstle-
risch lösen läßt sich diese und jene Art.
Mit alledem ist erst die künstlerische Auf-
gabe gestellt, aber noch keineswegs ge-
löst. Das wurde vollkommen übersehen.
Man war selig, nun einen bequemen Weg
zur Schönheit zu haben. Es erschienen
direkt Bücher mit Anweisungen und Re-
zepten, wie man seine Wohnung einzu-
richten habe, wollte man als geschmack-
voller, modemer Mensch gelten. Natürlich
schössen die Reformeiferer dabei weit
übers Ziel. Man übertrug sinnlos englische
Dinge auf unsere ganz anders gearteten
Verhältnisse. Die Fragen der Bequem-
lichkeit wurden ungeheuer aufgebauscht.
Da behauptete jemand, Stühle müßten auf
den Millimeter genau ausprobiert werden
und vergaß, daß die Werkzeuge, die den
Menschen zum Sitzen verliehen sind, um
viele Zentimeter differieren. Daß der alte
Lehnstuhl genau den Bequemlichkeitsan-
sprüchen seiner Zeit entsprach, wurde im
Entdeckungseifer übersehen, und man tat,
als ob die Menschheit bis dahin noch nie
auf den Gedanken gekommen wäre, für
ihre Bequemlichkeit zu sorgen. Daß man
dabei aus Mangel an Erfahrung oft sehr
unpraktische Dinge zu Tage förderte, sei
nur nebenbei erwähnt. £rger war, daß
man aU diese ungeheuerliche Weisheit für
Kunstoffenbarung ausgab, Schönheit mit
Zweckmäßigkeit gleichsetzte, allen Schmuck
fdr überflüssig und barbarisch erklärte, ja
wie Adolf Loos direkt die Theorie ent-
wickelte, Abnahme des Schmuckes ent-
spräche Zunahme der Kultur. Es bildete
sich die Institution der Wohnungseinrichter,
die geschmackvoll zusammenstellen, wenig
oder gar nicht zeichnen können. Gewisser-
maßen konstitutionell gebundene Künstler,
die nur ein Vetorecht haben, aber selber
nichts schaffen dürfen. Das gerade Gegen-
teil des Künstlers. Und grade das schien
vernünftig. Wozu überhaupt Künstler?
Schon der Name war verdächtig, klang
nach gänzlich überflüssiger Genialität, nach
hochmütiger Oberhebung. Man beschul-
digte die Künstler, sie dünkten sich zu gut,
Handwerker zu sein, sie bezeichneten sich
nur aus Vornehmtuerei als Künstler und
schreckten gerade damit das Publikum ab.
Was man brauche, sei gar nicht Kunst,
sondern nur etwas, was ein vernünftiger,
praktischer und geschmackvoller Mensch
auch leisten könne.
Nun ist es immer bedenklich, eine sach-
liche Frage auf das moralische Gebiet hin-
überzuspielen, und es ist recht billig, je-
mand, dessen Treiben man nicht versteht,
eitle und törichte Motive unterzuschieben.
Wir nennen uns nicht Handwerker, weil
wir keine sind, weil wir weder tapezieren
noch tischlern können, wohl aber flir die
verschiedenen Techniken entwerfen. Und
wir wollen nicht Handwerker spielen, da
ohnehin die alte handwerksmäßige Betriebs-
form — die mit Handarbeit nicht identisch
ist — im Aussterben begriffen ist trotz aller
„Mittelstandsrettung'S ^^^ durch den Groß-
betrieb ersetzt wird. Außerdem aber ver-
mögen weder praktischer Sinn noch Ge-
schmack das zu leisten, was wir wollen.
Denn Geschmack ist noch lange nicht
Kunst. Eine neue Wohnsitte bedarf der
Gestaltung, der Formung, und das kann
nur durch den Künstler geschehen, der es
eben versteht, dem neuen Schönheits- Be-
dürfnis eine greifbare Form zu geben.
Zusammenstellen allein tut es nicht. Denn
irgendwoher muß das, was manzusammen-
stellt, doch kommen. Und so läuft diese
ganze Weisheit auf weiter nichts hinaus,
als einen mehr oder weniger geschmack-
vollen Eklektizismus, der nun aber im Be-
wußtsein seiner Un^higkeit zu gestalten,
sich möglichst an dürftige „einfache*^
Formen hält und darum sich charakteri-
stischer Weise in der Zeit des glänzendsten
Aufschwungs die Zeit größter Dürftigkeit
zum Vorbilde nimmt: die Biedermeierzeit.
Aber der Reiz der Dürftigkeit hält nicht
lange vor. Und Schönheit ist uns gerade
so Lebensbedürfnis, wie irgend etwas an-
deres, zumal in einer Zeit, wo die Verhält-
nisse Entfaltung von Prunk und Reichtum
gestatten. Das hatte der Eklektizismus der
70 er und 80 er Jahre schon begriffen. Der
wollte Schönheit, Prachtentfaltung. Nur ver-
griff er sich in den Mitteln, konnte sich auch
nicht schnell genug von den hergebrachten
Wohnsitten losmachen. Darum erlag er
dem Ansturm der Reformer. Aber diese
hatten Unrecht, wenn sie nicht nur eklek-
tische, historische, sondern alle Gestaltung
überhaupt verwarfen. Denn dabei kann
nur Langweile im günstigsten Fall öder
Chic zustande kommen. Die Sehnsucht
A «•• «1
2l6
nach Schönheit kann so nie befriedigt
werden. Gerade der Wohnungseinrichter
ist eine betrübende Erscheinung, die den
Fortschritt nur hemmen kann und oben-
drein die ganze Angelegenheit verwirrt
Man kann niemand eine Wohnung ein-
richten. Wohnlichkeit ist etwas absolut
Persönliches, das von Herkunft, Bildungs-
gang, Charakter und Liebhabereien ab-
hängt. Und es ist etwas Sinnloses, sich
von einem Fremden eine Wohnung wohn-
lich machen zu lassen. Nur der Par^enu,
der sich unsicher ftthlt, der mehr scheinen
möchte als er ist, wird dergleichen unter-
nehmen. Jeder andere aber wird sich da
nicht dreinreden lassen, sondern seinen
persönlichen Geschmack zum Ausdrucke
bringen. Was aber auch der geschmack-
vollste Laie nicht leisten kann, das ist die
Formgebung der Möbel, der Stoffe usw. Und
hier liegt das eigentliche Tätigkeitsfeld des
Künstlers. Zusammenstellen, wohnlich
machen, das kann nur jeder ftir sich selbst
tun. Aber Formen und Farben schafifen,
dazu gehört mehr wie Geschmack, das ist
Kunst. Leider ist die Trennung dieser bei-
den Gebiete nie scharf vorgenommen worden.
Auch die Künstler haben die beiden Strö-
mungen oft miteinander verquickt. Am
meisten trat dies bei den Ausstellungen zu
Tage. Man richtete Zimmer, ja ganze
Wohnungen her, vollkommen so, wie wenn
sie bewohnt wären. Auf diese Weise aber
wird leicht die Aufmerksamkeit vom we-
sentlichen abgelenkt. Der Eindruck wird
immer ein irreführender sein. Selten er-
lauben die verftigbaren Räume, die wirk-
lichen Verhältnisse in Bezug auf Beleuch-
tung, Größe und Aneinanderreihung nach-
zumachen. Die Zimmer werden meist zu
klein, sind obendrein Durchgangsräume ftir
das betrachtende Publikum. Immer sind
viel mehr Menschen darin, als in Wirklich-
keit darin sein würden, und das allein schon
verändert das Aussehen ganz und gar.
Dazu kommt, daß man alles nur stehend
sieht, nie vom Sitz aus, der Augenpunkt
also viel höher liegt als gewöhnlich, die
Möbel mithin gar nicht richtig zur Geltung
kommen können. Schlimmer aber ist, dafi
die wohnliche Zusammenstellung die Auf-
merksamkeit nur auf den Gesamteindruck,
nicht auf das einzelne hinlenkt. In solcher
•Ausstellung wirkt meist nur das Aller-
gröbste, die Hauptfarben, die auffallendsten
Linien. Alles Detail aber, das im täglichen
Wohnen die Hauptrolle spielt, das zur
Geltung kommt, wenn man irgendwo be-
haglich sitzt, bleibt ganz unbeachtet. In
alledem liegt die Verführung, einen Raum
ausschließlich auf die Gesamtwirkung zu
komponieren, die Einzelheiten zu vernach-
lässigen. Nun wird sich aber gerade der
Gesamteindruck vollkommen ändern, wenn
die Möbel aus der Ausstellung in ein
Zimmer von ganz anderer Form und Be-
leuchtung verbracht werden. Auch wird
man den Gesamteindruck Überraschend
schnell müde. Und die verlockendste
Farbenzusanmienstelluns, die auf der Aus-
stellung verblüffte, verliert nur allzubald
jede Wirkung, das Zinmier erscheint kahl
und langweihg, wenn nicht im Detail nun
bis dahin übersehene Wirkungen zur Gel-
tung kommen. Darum wird solche Zimmer-
ausstellung leicht zur Täuschung für den
Käufer. Und ihre Wirkung beruht nur
zum größten Teil nicht auf künstlerischer
Leistung, sondern auf dem Geschmack des
Arrangements. Das Publikum bekommt
dadurch das Geftihl, bevormundet zu wer-
den. Und die künstlerische Arbeit kommt
nicht gebührend zur Geltung. Dem Künstler
aber muß daran liegen, Verständnis und
Aufmerksamkeit für seine Arbeit zu finden.
Nur wenn das Publikum anfängt, die
Künstlerarbeit als solche zu betrachten —
ganz abgesehen von aller künstlichen Wohn-
lichkeit — wird es auch allmählich einen
Wertmaßstab für die Kunstleistung bekom-
men, und so einen heilsam regulierenden
Einfluß auf die Produktion ausüben, deneben
nur der verstehende Käufer ausüben kann.
Diese Erwägungen führen dazu, einmal
mit der herkömmlichen Ausstellungsweise
zu brechen, und den Versuch zu maclien,
einzelne Stücke auszustellen. Und so ge-
wissermaßen direkt zur Einzelbetrachtung
aufzufordern. So hatte Stoeving bei Wert-
heim eine Diele mit Möbeln verschiedener
Künstler angeordnet. Und von diesem Ge-
sichtspunkt will auch unsere diesjährige
gemeinsame Ausstellung in der großen
Kunstausstellung betrachtet sein.
Der gegebene Raum ca. 8 x 12 m mit
Eingängen auf den Schmsdseiten und Ober-
licht mußte unseren Zwecken entsprechend
umgestaltet werden. Da Möbel Seitenlicht
brauchen, wurde der Raum abgedeckt und
in der Mitte ein offener Hof angeordnet.
Da in der Mitte der einen Längswand eine
Mauer in den Raum hineinragt, wurde der
Hof nicht als Kreis, sondern als Dreieck
mit konvexen Seiten und ausgerundeten
Ecken gebildet. Die Ecken durch Pfeiler
betont, zwischen Pfeilern je zwei Säulen
gestellt. Gesims und Pfeiler grau gestrichen,
teilweise vergoldet, die Säulen dunkelbraun
mit darüber gelegtem hellgrünen Struktur-
ornament. Die Wände in einem leuchten-
den, etwas grünem Blau gestrichen, das
den verschiedensten Möbelfarben als Hin-
tergrund dienen konnte.
Leider gelang es erst spät, den Raum
zu vollenden; die Bestimmungen der großen
Ausstellung sind in erster Linie auf Bilder
und Plastik zugeschnitten, die Zuteilung
der Räume erfolgt daher immer sehr spät,
und so muß die kunstgewerbliche Ausstel-
lung überhastet werden, zu einer gründ-
lichen Vorbereitung fehlt regelmäßig die
Zeit. Es wäre lebhaft zu wünschen, daß
hier eine Änderung einträte.
August Endeil.
AUSSTELLUNQSSAAL DES WERKRINQS IN DER GROSSEN BERLINER
KUNSTAUSSTELLUN6. ARCHITEKT; AUa. ENOELL. STUCKARBEI-
TEN VON ROBERT SCHIRMER. MALERARBEITEN VON L SOBOTTA,
DETAILS AUS DEM AUSSTELLUNSSSAAL DES WERKRIN6S AUF DER GROSSEN
BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG, ARCHITEKT; AUGUST ENDELL. STUCK-
ARBEITEN VON ROBERT SCMIRMER. MALERARBEITEN VON L. SOBOHA.
ZIERSCMRANKCHEN. ENTWORFEN VON ARCHITEKT
BRUNO MÖHRINa. AUSSEFOHRT VON W. KÜMMEL.
ABB. 250-51. SCHRANK UND STANDUHR.
em ARCHITEKT; GURT STOEVINQ. aa
B s WOHNZIMMERECKE NACH ENTWÜRFEN VON RUDOLF UND FIA WILLE, b b
MÖBEL: OSKAR LUTZE. GASKAMIN; IMPERIAL-KONTINENTAL-GAS-ASSOZIATION.
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ABB. 255. SCHLAFZIMMER. ARCHITEKT: ARNO KOERNIG.
ABB. 256 u. 258. SCHRANK,.STUHL UND NADHniSCH. ARCHITEKT: ARNO KOERNIG.
ABB 257. KANDELABER. ARCHITEKT: ARNO KOERNB. AUSBEFÜHRTVON DERAKT.-SES.
FÜR FABRIKATION VON BRONZEWAREN UND ZINK6USS VORMALS J. C. SPINN & SOHN.
AUSSTELLUNGSRAUM. ARCHITEKT; ALFRED SRENANDER.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
ee AUSSTELLUN3SRAUM. e>B
ARCHITEKT: ALFRED 6RENANDER.
SALONMÖBEL. ARCHITEKT: ALFRED QRENANDER.
«.:, e : AUSaEFÜHRT YONW. KÜMMEL: : « b
WOHNZIMMER. . ARCHITEKT: ANTON HUBER.
WOHNZIMMER. ARCHITEKT: ANTON HUBER.
SPEISEZIMMER NACH ENTWÜRFEN VON RUDOLF UND FIA WILLE, AUSGEFÜHRT
IN ROTEM BJÖRKHOLZ VON DEN BERLINER KUNSTBEWERBLICHEN WERKSTÄT-
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VEREINIGTE SMYRNA-TEPPICH-FABRIKEN. POLSTERWAREN: ERNST SEIDEL
SPEISEZIMMER NACH ENTWÜRFEN VON RUDOLF UND FIA WILLE, AUSBEFUHRT
IN ROTEM BJÖRKHOLZ VON DEN BERLINER KUNSTGEWERBLICHEN WERKSTÄT-
TEN BJÖRK. KAMIN: IMPERIAL-K0NTINENTAL-6AS-ASS0ZIATION. TEPPICH:
VEREINIGTE SMYRNA-TEPPICH-FABRIKEN. POLSTERWAREN: ERNST SEIDEL.
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STRASSE 7. ARCHITEKT: BRUNO MÖHRIN6.
SOMMERHAUS IN MARIENFELOE, PARALLEL-
STFIASSE 7. ARCHITEKT; BRUNO MÖHRINQ.
SOMMERHAUS IN MARIENFELDE, PARALLEL-
STRASSE 7. ARCHITEKTt BRUNO MÖHRINS.
SOMMERHAUS IN MARIENFELDE, PARALLEL-
STRASSE 7. ARCHITEKT! BRUNO MÖHRIN6.
SOMMERHAUS IN MARIENFELDE, PARALLEL-
STRASSE 7. ARCHITEKT: BRUNO MÖHRIN6.
SOMMERHAUS IN MARIENFELDE, PARALLEL-
STRASSE 7. ARCHITEKT: BRUNO MÖHRINQ.
ABB. 278. MODELL ZU EINEM JAQDhiAUSCHEN
IN DER EIFEL. ARCHITEKT: BRUNO MÖHRINB.
ABB. 279, VERKLEIDUNS EINES EISERNEN OFENS IM SOMMERHAUS
ZU MARIENFELDE, PARALLELSTR. 7. ARCHITEKT: BRUNO MÖHRINB.
Da Architekt dM im vorigen Hefte veröffentlichten
Pottala io QroB-LJchtetfelde, DiakestraOe 70. ist
Friedlich Blume, Priedenau, tmd nicht Arnold
Kutte, wie iirtUmlich vermerkt
^ Von der Technischen Mochschule in Charlotten-
burg vuido dem Geheimen Baurat Eduard Schmitt in
Dirmstadt ,ln Anerkennung seiner hervorr^enden
VerdienatB um das Hochbauweaen auf literarischem
Gebiete als Schriftleiter und Mitarbeiter des Hand-
bachea der Architektur" die WUrde eines Doktor-In-
Ecnietus ehrenhalber verliehen.
± Der Vorstand der Carnegie-Stiftung im Haag
Kbreibt einen Wettbewerb aus filr den Entwurf eines
Piiedenspalastes. An demselben können sich die Ar-
chitekten aller Lander beteiligen. Das Programm wird
■nf Anfrage von der Kanslei der Carnegie-Stiftung
Noordeinde 33, Haag, geschickt.
Die Versendung der nOheren Bedingungen erfolgt
kostenlos durch den Magistrat der Königlichen Haupt-
und Residenxsudt Kön^berg i. Pr., Abteilung VI.
(• Die „Deutsche Automatengeaellschaft Stollweik A
Co. erlBBt zum ly Oktober 1905 einen Wettbetrerb
zur Erlangung von Entwürfen fUr ein Automatenge-
hluse. Es sind vier Preise im Betrage von 300, aoo
und Ewelmal loo Mark au^cesetrt; außerdem künnen
sechs Entwürfe lum Preise von je jo Mark angekauft
werden. Die Entwürfe sollen auf der Kunstgewerbe-
1 Dresden igoC ausgestellt werden.
U Einen Wettbewerb um EntwUrfe filr
einrichtungen für die III. deutsche Kunstgewerbeaus-
«telhuig In Ereaden igoß schreibt die Stadt Känigs-
be^ L Pr. aus. QewUnscht werden PlBne fOr i. die
Diele eines bürgerlichen Landhauses für die Immo-
bilien- und Baugesellschal^ Amalienau zu KOnigs-
be^ L Pr. zum Preise von 8800 M. I. Preis goo M.,
Q, Preis aoo M., III. Preis 100 M.; 3. ein Lese-
linutier des stHdtiBchen Museums in Königsberg zum
Preise von 6000 M., I. Preis 600 M., IL Preis 300 M.,
in, Preis aoo M. ; 3. das Zimmer eines Kunst&eundea fUr
den Kuns^ewerbeverein in Königsberg lum Preise von
4500 H. L Preis 500 M., II. Preis aoo M., III. Preis
IM) H, ; 4, ein Arbeiter-Einfamilienhaus fUr die Landea-
veraicherungsattstalt OstpreuBen lum Preise von 4500
Hark L Preis 400 M., U. Preis aoo M., III. Preis
100 H.; 5. das Mobiliar einer Arbeiterwohnung fUr
die Stiftung ftlr gemeinnutzigen Wohnungsbau in
Königaberg zum Preise von 40a M. I. Preis 300 M.
Zu dem PreisriehterkoUegium gehören : Prof. L. Dett-
mann- Königsberg i, Pr., Prof. Orenander-Berlin, Prof.
C. Ourlitt- Dresden tmd Prof. W. Kreis-Dresden. Die
EntwQrfe sind bis nun i, November igos eiitcureicben.
Einen amerikanischen RöhrenschiebetUrbeschlag
bringt die Firma Friedr. Carl Bauer, Fabrik und kunst-
gewerbliche WerkstKtle der Baubeschllige-Brenche,
Stattgart unter dem Namen „Neverfailing'» auf den
Markt. Der Hauptvorteil besteht darin, daQ die mit
„NeverAüling" angeschlagenen TUren vollkommen
gerSuBchlos gehen, und daß beim Senken und Werfen
des Holzes keine großen Reparaturen notwendig sind.
Denn vermittelst eines Schraubenschlüssels ist die TUr
In wenigen Minuten wieder in die richtige Lage ge-
bracht. Auch der neue PasquilloberlichtverschluB
„Suevia" wird allseitig Interesse erregen. Nur fUr
zweiflügelige, vertikal aufgebende Oberlichtfensier ver-
wendbar, vermittelt er durch Vorreiter ein leichtes
OOnen und SchlieBen von unten aus, wodurch die
listige Benuttung einer Leiter in Fortfall kommt.
Wir verweisen unsere Leser auf den der heutigen
Nummer beillegenden Prospekt der Firma, der die
Interessenten auch zugleich mit einer praktischen Neue-
rung in TreppenlUufeiatangen im Bilde bekannt macht.
In den Steinbrüchen der „Granitwerke Steinerne
Renne" bei Wernigerode a. H. wird ein vorzüglicher
grüner Oranit gewonnen. Es ist das einzige grllne
Material und besitzt gegenüber dem schwedischen
grünen Oranit nicht zu imterachlttzende Vorteile. Wir
machen unsere Leser auf den der heutigen Au^fabe
unserer Zeitschrift beiliegenden Prospekt der „Granit-
werke Steinerne Renne, Aktiengesellschaft" auftnericsam.
238
Neu erschienene Fachliteratur.
Zu beziehen durch Ernst Wasmutfa A.-Q., Berlin W. 8,
Markgrafenstrafie 35.
Cornes, James. Modern Housing in town and coun-
try. A comprehensive and up-to-date review of the
Housing-question in England. 8 s 200 pages and
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der deutschen Bildhauerkunst. Lieferung z, ao Tafeln
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Kunst, herausgegeben von Dr. Karl Koetschau und
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Breslau und die Provinz Schlesien auf der Ausstel-
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Dr. ing. Paul Klopfer, Christian Traugott Weinlig
und die Anfänge des Klassizismus in Sachsen. 8a
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Museum, Berlin. Heft 32 — Stuehle, XVI— XVIII.
Jahrhundert M. zo,—
Heft 33 — Stuehle — vom. XIX. Jahrhundert.
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und Mitra. Studien und Entwürfe in mittelalterlicher
Kunst. 65 Tafeln in Mappe . . . . M. 40, —
I Inserenten -Tafel
Bautechn. Privatschule, Architekt Spenger, München.
Franz Bimstiel, Coburg. Garten-, Veranda-MObel.
R. Blume, Kuzsst- und Bauschlosserei, Charlottenburg 4.
Deutsche Glasmosaik - Gesellschaft Puhl & Wagner,
Hoflieferanten, Rizdorf-Berlin.
Dicker & Wemeburg, Fabrik für Centralheiznngs- und
Lüftungsanlagen, Halle a. S.— Berlin-SchÖneberg.
Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst, Dresden.
Job. Eichardt, Buchbinderei f. Architektur, Berlin SW.
Elbinger Maschinenfabrik F. Komnick, Elbing W.-P.,
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik.
Tobias Forster & Co., Selbstspülende Closets „Isaria",
München — Berlin.
August Gerber, Statuen, Büsten, ReUeis, KOln a. Rh. 77.
Gewert>e -Akademie Berlin für Ingenieure und Archi-
tekten.
Golde & Raebel, Kuzistschzziiede, Berlin-Halensee.
J. P. Großmaim, Garteziatilagen, Leipzig, Elsterstraße.
Georg GUlland, Gartenanlagen, Berlin O., Fnmkfuzter
Allee Z4/Z5.
Gebrüder Hildebrandt, Berlin, Charlottezistr. 5g I.
Jahreis ft Honig, Spezialkunststeizifabsik, HelmbrechtB
(Bayern).
Lion Kiefilizig, Wohnungseizirichtungen, Berlin SO.
Klemm ft Beckmazm, Kuzistverlag, Stuttgart.
Heizirich Kunitz, Orziamente in Kupfer und Bronze,
Berlin SO, Mariannenplatz Z2.
Lehner ft Steinisch, Kunstwerkstätten, 'Wilmersdorf,
Holsteiziischestr. 3z.
Gustav Lind Nflg., MetaUbildhauerei, Berlin W., Gen-
thinerstr. 3.
C. Rob. Lohmazm G. m. b. H., Lichtpauspapiere, West-
hofen (Westf.).
S. A. Loevy, moderne Beschläge, Berlin N., Gartenstr. 96.
A. Müller, Kupferdeckuzig, Bauomamente, Berlin-
Schöneberg, GroO-Görschenstr. 35.
Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Johann Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W., Pots-
damerstraße zo/zz.
Otto Pobig, Atelier für dekorative Kunst, Friedenau.
Ed. Puls, Eisenkonstruktions- und KxmstschmiedeweA-
atatt, Berlin-Tempelhof.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
Joseph Scherer, Glasmalerei , Berlin W. z 5, Kaiserallee 204.
J. Schmidt, Kunst- und Bauglaserei, Berlin W. 35.
Carl Schütte, Graph. Kunstanstalt, Berlin, Leipzigerstr. 13.
E. Schwenk, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Franz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlin.
Spinn & Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Werk,
Haiger-Langenaubach.
H.Stroucken, Möbelfabrik u. Dekorationsgeschäft, Krefeld.
Günther Wagner, Flüssige Tuschen, Haxmover.
Wichulla, Ingenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenau.
Franz Zeller, Steinmetzgeschäft, Mütenbeig a. AAain.
Zierhut ft Krieger, KunstgewerbL Werkstiitte, BAOnchen.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Adolf Brüning, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.»
MarkcrafenBtr.35.— Gedruckt bei Julius Sittenfeld, BerlinW^Mauerstr. 43.44*— Kluchees Ton Carl Schutts, BeriInW.
DAS CHARLOTTENBURGER RATHAUS.
Von MAX CREUTZ.
Für ein Gemeinwesen wie Charlottenburg
mit seiner rapiden Entwicklung, seiner ge-
fährlich glücklichen Lage, die alle Lebens-
kraft Berlins aufzusaugen droht, seiner in
jeder Beziehung fortschrittlichen Gesinnung
war der Bau eines neuen Rathauses eine
Frage, die an Intelligenz und Fähigkeit
der schöpferischen Kräfte die allerhöchsten
Anforderungen stellte. Denn es handelte
sich darum, das Netzwerk der komplizierten
und verschiedenartigen ÄuBerungen eines
modernen städtischen Organismus in einem
Punkte zusammenzufassen, gleichsam den
neuen einheitlichen Ausdruck des Werdens
und Wollens der bürgerlichen Gemeinschaft
aufzustellen. Der leitende Gedanke mußte
hier vor allem zu einer monumentalen
Kundgebung werden, zum Ausdruck einer
hohen Leistungskraft nach jeder Richtung.
Denn die Stadt ist eine Verbindung der ver-
schiedenartigsten Kräfte zwecks erhöhter
Lebensfähigkeit und ein Bauwerk, wel-
ches ihre mannigfachen Interessen in sich
vereinigt, wird zum lebendigen und
sprechenden Ausdruck ihres geistigen und
physischen Wollens.
Nach guter alter Bürgertradition ist im
Charlottenburger Rathause die materielle
Leistungsfähigkeit aufs allerstärkste betont.
Das Äufiere des gut disponierten Giebel-
baues, dessen Mitte von hohem Turme
überragt wird, ist ein Sieg des Materiales,
ein gewaltiger Komplex mächtiger Quadern
aus Wünschelburger Sandstein, im einzel-
nen von einer Größe der Messung und einer
Wucht der Behandlung, die im Norden
ihresgleichen kaum finden wird. Dieses
Oberwiegen des Materiales bedeutet in
unserer Zeit, wo man im Prahlen mit
künstlerischen oder gekünstelten Form-
elementen den Stoffcharakter des Materials
und seine natürliche Wirkungskraft meist
unberücksichtigt ließ, einen gewaltigen Fort-
schritt. Doch äußert sich naturgemäß auch
bei diesem Bauwerk wieder die moderne
Fähigkeit einer eminenten künstlerischen
Materialverarbeitung, die zum Teil getrennt
vom eigentlichen Bauorganismus arbeitet
und ihre Erzeugnisse später als etwas Frem-
des, Sekundäres dem Baue anfügt. Hierhin
gehören die zahlreichen Figuren der Fas-
sade, deren kleingesehene Silhouette in der
malerischen Unruhe des Sandsteinmateriales
zu keiner rechten Wirkung konmxt. Aber in
unserer Zeit, wo man sich nicht damit be-
gnügt oder vielmehr noch nicht fähig ist,
den reinen idealen Ausdruck einer archi-
tektonischen Form auf sich wirken zu
lassen, soll ein derartiges Bauwerk auch
etwas erzählen. Es wird allerlei Figuren-
werk in Szene gesetzt, das schließlich nur
für naive Gemüter noch einige Wirkung
hat. Damit soll keineswegs gesagt werden,
daß wir auf figürliche Elemente verzichten
sollen. Die Grundbedingung muß nur im
logischen Herauswachsen aus dem Orga-
nismus, also in einer künstlerischen Ur-
sache, nicht jedoch in Äußerlichkeiten ge-
sucht werden. Eine geniale Schöpfung ist
der Bau des Turmes, wenigstens in der ge-
schlossenen Silhouette der Gipfelung, der
fein abgewogenen und durchgearbeiteten
Zusammenstellung der Einzelteile , nicht
zuletzt in den oben angebrachten Fi-
guren, die aus der Enge der Stadt für die
Vorstellung Fernblick und Weite bedeuten.
Auch im Treppenhause sind einzelne
Durchblicke von überwältigender Größe.
In den Innenräumen war getragene schwere
Massigkeit, besonders in der Holzarchitek-
tur maßgebend. Auch die Ornamentik
redet die gleiche Sprache. Gewisse in der
historischen Entwicklung liegende Konse-
quenzen sind hier mit Berechtigung ge-
zogen, denn die Schicksale noch von Ge-
nerationen von Bewohnern sollen durch
dieses Bauwerk hindurchgehen. Nur ent-
steht hier die Frage, inwieweit die Schöpfer
des Bauwerkes, die Architekten Reinhardt
und Süßenguth, es verstanden haben, aus
dem wandelbaren Geiste unserer heutigen
begrenzten und zeitlich so beschränkten
^^6
künstlerischen Anschauung heraus einem
derartig bleibenden, man kann sagen
ewigen Monumente gegenüber ihre per-
sönliche Veranlagung zu allgemeiner und
bleibender Bedeutung zu erheben. Die
Beantwortung der Frage scheint nicht
schwer, denn schon Teilung der Arbeit
ist nicht jene Intuition, die nur durch die
Persönlichkeit zum einheitlichen Ausdruck
kommen kann. Und das Mehr oder
Weniger an dieser oder jener Stelle ist
die Last verdoppelter Schultern. Die
Leistung als solche ist mehr Massenkunst
wie Kunst einer Persönlichkeit. Das Haupt-
verdienst gebührt hierbei vor allem dem
eminenten technischen und handwerklichen
Können, das heute spielend die schwie-
rigsten Arbeiten in vollendeter Weise ge-
staltet.
Die Behandlung des Sandsteines stammt
von C. Schilling, Berlin. Die Modelle für
die Bildhauerarbeiten des Äußeren sind
von £. Westpfahl, einzelne Zierschilder
und sämtliche Bildhauermodelle für das
Innere von H. Giesecke. Die Portal-
figuren, „Gerechtigkeit*^ und „Weisheit"
stammen von Prof. Vogel, ein Figuren-
fries über den Festsaalfenstern „Handwerk"
und „Handel" von Drischler, „Kunst"
und „Wissenschaft" von Götz, „Religion"
und „Verwaltung" von Prof. Haver-
kamp, „Industrie" und „Ackerbau" von
Günther- Gera, die Turmfiguren von
Otto Stichling. Steinbildhauerarbeiten
des Äußern von Bildhauer Schwarz. Die
Turmfiguren in Kupfer getrieben von Knodt
(Frankfurt a. Main). Weiterhin sind im
Vorsaalportal des Obergeschosses trefflich
bewegte Beleuchtungsfiguren von O. Stich-
ling aufgestellt. Das Zimmer des Ober-
bürgermeisters als das am besten gelungene
Interieur ist in grau gebeiztem Eichenholz
mit blauen Intarsieen vorzüglich ausgeführt
durch die Firma Kimbel und Friedrichsen.
Beschläge und Bronzen-Treibarbeit stam-
men hier von Gust. Lind. Hervorzuheben
ist hier eine neue treffliche Behandlung
großer Wände, die bekanntlich selbst bei
Stoffverkleidung leicht tot und wirkungslos
bleiben, tn eine Art weicher Stuckmasse
werden Rillen eingekämmt, die Tiefen mit
Farbe eingerieben, die Höhen mit Gold-
bronze abgezogen, sodaß eine überaus
lebendige Flächenwirkung entsteht, die
durch eingepreßte Ornamente noch weiter
belebt werden kann. Die Ausführung
stammt hier von M. Kellner. Das Ober-
geschoß ist von großen Festsälen im Zu-
sammenhang durchzogen, deren Ausstat-
tung jedoch vorläufig nur provisorisch ge-
staltet werden konnte. Die Glasmalereien im
Treppenhause zum Stadtverordnetensaale,
die farbig fein gestimmt sind, stammen
von Eissing, andere linear vorzüglich durch-
geführte Glasfenster, von Guhr entworfen,
sind von Scheerer ausgeführt. Im übri-
gen ist die Ornamentik besonders im
Stadtverordnetensitzungssaale wieder ein
Beweis, daß eine festgewurzelte lokale
Eigentümlichkeit ' lange vorhält. Die
prickelnde malerische Auflösung des or-
ganischen Zusammenhanges vonOmament-
teilen ist die alte Tendenz, welche sich
schon lange im Berliner Architekturwesen
äußerte. Sie hat einem guten Teil der
Stadt das bekannte Aussehen verliehen.
Daß sie nicht nur eine vorübergehende
Laune ist, wie Optimisten annahmen,
sondern auf tiefergehende psychologische
Ursachen zurückgeht, ist leider wahr-
scheinlich. Ihnen nachzugehen wäre
Gegenstand einer längeren dazu heiklen
Erörterung. Vielleicht kann man sagen,
daß die Nervosität des Lebens einer Groß-
stadt einen schnelleren Pulsschlag bedingt,
jenen in künstlerischer Beziehung nicht
gerade fruchtbringenden Zustand, den man
mit dem Worte „zerrissen" trefflichst
kennzeichnet. Analoge Erscheinungen lehrt
im übrigen die Ästhetik der Entwicklung.
In Zeiten, wo große Ereignisse eine unge-
wohnte Erregung hervorrufen mußten, war
Neigung zu einer verwandten barock-
malerischen Richtung vorhanden. Daß
diese in unserer Zeit mit so ungewöhnlicher
Stärke in Erscheinung tritt, scheint in der
Intensität des modernen Lebens seine un-
definierbaren Ursachen zu haben.
RATHAUS IN CHARLOTTENBURa. HAUPTFRONT AN DERJBERLINER STRASSE.
SB ARCHITEKTEN; REINHARDT 8, SÜSSENQUTH, OHARLOnENBURQ es
RATHAUS IN CHARLOnENBURS. HAUPTFRONT AN DER BERLINER STRASSE,
■a ARCHITEKTEN; REINHARDT 8, SÜSSEN6UTH, OHARLOTTENBURS. »B
RATHAUS IN CHARL0nENBUR6. DETAIL DER HAUPTFRONT.
ARCHITEKTEN: REINHARDT & SÜSSEN6UTH, CHARLOTTENBURG,
B B E> BILDHAUER: E. WESTPPAHL, BERLIN, a sa a
RATHAUS IN CHARLOnENBURQ. DETAIL ;DEF1 HAUPTFRONT.
ARCHITEKTEN REINHARDT 8, SÜSSENSUTH, CHARLOnENBURQ.
B B BILDHAUER: H GIESEOKE, CHARLOTTENBURB. b a
BB RATHAUS IN CHARLOTTENBURQ. HAUPTEINSANS. »a
ARCHITEKTEN; REINHARDT 8, SÜSSENSUTH, CHARLOnENBURS.
BS KUNSTSCHMIEDEARBEITEN; A. M. KRAUSE, BERLIN, ae
es e> RATHAUS IN CHARLOHENBURS. EINBANGSHALLE. b b
ARCHITEKTEN: REINHARDT & SÜSSENSUTH, CHARLOnENBURQ.
s e BILDHAUER; H. SIESECKE, CHARLOHENBURa. b S
B m RATHAUS IN CHARLOHENeURG^ MAUPnREPPE. b rt
ARCHITEKTEN: REINHARDT 8, SÜSSENSUTH, CHARLOnENBURS.
s B BILDHAUER: H. 6IESECKE, CHARLOnENBURG. B a
24^
RATHAUS IN CHARLOTTENBURa. AUSTRITT DER HAUPTTREPPE.
ARCHITEKTEN: REINHARDT & SÜSSEN6UTH, CHARLOnENBURS.
BILDHAUER: H. 6IESECKE, 0. STI0HLIN6, CHARLOHENBURa
RATHAUS IN CHARLOnENBURa. SITZUNSSSAAL DER STADTVERORDNETEN.
BB ARCHITEKTEN: REINHARDT & SOSSENBUTH, CHARLOnENBURG. be
HOLZBILDHAUERARBEITEN: BILDHAUER PROFESSOR RIE6ELMANN, CHAR-
LOnENBURG. B B B B TISCHLERARBEITEN: 6. OLM, BERLIN.
RATHAUS IN CHARLOTTENBURS. PROVISORISCHE AUSSTAnuNG DES FESTSAALS,
a B ARCHITEKTEN: REINHARDT S, SÜSSENaUTH, CHARLOnENBURS. B a
B B MALERARBEITEN: MARNO KELLNER, CHARLOnENBURQ. b b
s RATHAUS IN CHARLOHENBURG. ZIMMER DES OBERBORQERMEISTERS. b
B e ARCHITEKTEN: REINHARDT 8, SÜSSENGUTH, CHARLOnENBURQ. a m
TISCHLER- UND HOLZBILDHAUERARBEITEN: KIMBEL & FRIEDRICHSEN, BERLIN.
B B ES RATHAUS IN OHARLOnENBURS. « » ra
e» B ABB. 291. ZIMMER DES OBERBÜRGERMEISTERS, b m
EBB ABB. 292. RATSSTUBE IM RATSKELLER, a b b
ARCHITEKTEN: REINHARDT 8, SÜSSENGUTH, CHARLOHENBURG.
m m MÖBEL DER RATSSTUBE: 0. PRÄCHTEL, BERLIN, s a
B B RATHAUS IN CHARLOTTENBURa. RATSKELLER. B s
ARCHITEKTEN: REINHARDT 8, SÜSSEN6UTH, CHARLOTTENBURG.
»TISCHLERARBEITEN; GEORG KUHNERT, CHARLOTTENBURG. s
. UNTERQESCHOSS.
ERDÖESCHOSS.
e e ra s RATHAUS IN CHARLOHENBURG. @ e a e
ARCHITEKTEN: REINHARDT & SÜSSEN6UTH, CHARL0TTENBUR6,
^55
ABB. 296.
M. 1 : 800. ABB. 297.
I. OBERGESCHOSS.
II. OBERGESCHOSS.
© © @ RATHAUS IN CHARLOHENBURG. © © ©
ARCHITEKTEN: REINHARDT & SOSSENGUTH, CHARLOTTENBURG.
25^
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Zj lU
5«€K:
GESCHÄFTSHAUS UNTER DEN LINDEN 10, BERLIN.
aS«
GESCHÄFTSHAUS BISTER, UNTER DEN LINDEN 64, BERLIN,
KURT BERNDT, BAUMEISTER, ARCHITEKT: A. F, M, LANGE,
GESCHÄFTSHAUS BISTER, UNTER DEN LINDEN 64, BERLIN.
KURT BERNDT, BAUMEISTER. ARCHITEKTi A. F. M. LAN6E.
VILLA DR. ANDRESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
»B ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN, bb
VILU DR. ANDRESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
B B ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN, b s
VILLA DR. ANDRESEN IN LUZERN, „DREILINOEN".
B OS ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN, a a
263
VILU DR. ANDRESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
B s> ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN, a b
264
VILLA OR. ANORESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
m B ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN, a ra
a65
VILLA DR. ANDRESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
B B ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN. B B
VILU DR. ANDRESEN IN LUZERN, „OREILINOEN".
B B ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN. B e
a67
VILLA DR. ANORESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
B B ARCHITEKT: SEPP KAISER, BERLIN. « b
OBERGESCNOSS
VILLA OR. ANDRESEN IN LUZERN, „DREILINDEN".
B B ARCHITEKTr SEPP KAISER, BERLIN. « s
@ GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905. m
ARTHUB DIENER, FÜRSTENBERG I. M. AUFNÄHARBEIT.
NEUE STICKEREIEN.
Die Lebensfähigkeit einer neuen An-
schauung ist nur dann gesichert, wenn
auch in den scheinbar gleichgültigeren
Dingen unserer Umgebung eine neue Art
der AufTassung lebendig scheint und in
jeder Beziehung ein Zusammenhang er-
läutert urird, der in letzter Hinsicht nattlr-
liehe Entwicklung und Anderswerden der
Menschen bedeutet. Um hierbei die Ptllle
der von Menschenhand geschaffenen Dinge
künstlerisch zu bewältigen, bedarf es
schließlich rein mechanischer oder hand-
werklicher Mittel zur indirekten Wieder-
gabe des Künstlerischen. Und alte selbst-
ständige künstlerische Bildung der heute
unbedingt nötigen ausführenden und repro-
duzierenden Organe hat nur insoweit Be-
deutung, als ein Eingehen auf die Inten-
tionen des organischen Zentrums, des
schaffenden Künstlers, notwendig ist.
Auf dem Gebiete des Hausfleifies, dessen
Erzeugnisse vorwiegend weiblich rezep-
tiven Ursprunges sind, liegen in gewissen
Ländern, in Skandinavien, den slavischen
Ländern, im Orient, die Verhältnisse in-
sofern anders, als eine uralte von Haus zu
Haus weitergegebene künstlerische Massen-
tradition ohne weiteres ein leichtes künst-
lerisches Ausleben, nach einem in Fleisch
und Blut übergegangenen eisernen Be-
stände ermöglicht. Dieser natürliche Zu-
sammenhang ist für uns im Wechsel der Zeit
verloren gegangen, er muS heute durch
besondere künstlerische Fähigkeit Einzel-
ner wieder geschaffen oder aufgenommen
and durch Massenwiedergabe lebensfähig
gemacht werden.
Ein Ankntlpfen an den älteren Motiven-
schatz ist hier vorerst nicht zu verwerfen.
denn wer den Reichtum der Vergangen-
heit übersieht, wird finden, daS alles schon
da vrar. Doch läßt die Art der Zusammen-
stellung und Anwendung noch tausend
Möglichkeiten offen, und alles, was heute
entsteht, wird so wie so die neue Dis-
position unseres Sehens in keiner Welse
verleugnen können. Diese neue Art wird
sich auf dem Gebiete der Stickerei vor
allem äuBern in einer mehr impressio-
nistischen, schneller zu erledigenden Art
der Technik. Denn die Frau von heute
hat noch andere Dinge zu tun, wie sich mit
langwierigen, mühseligen und schließlich
ausartenden Künsteleien abzugeben. Die
Kloster- und Burgfrauen des Mittelalters
mögen in der Beschränktheit Ihres In-
teressenkreises für solche Beschäftigung
Zeit genug gehabt haben. Und auch heute
noch mag es Frauen geben, deren sinnige
Beschaulichkeit in dieser Art Genügen
findet.
Im allgemeinen jedoch kann man an-
nehmen, daß heute einfache lineare Motive,
dann auch die schneller zu behandelnde
Applikation die meiste Aussicht auf Lebens-
fähigkeit besitzen. In der Großen Berliner
Kunstausstellung sind in diesem Jahre eine
Reihe mustergültiger Arbeiten von Arthur
Diener, von Mathilde und Elsa Huber
und vonFlorence Jessie Hösel zu sehen,
auf welche diese Forderungen zutreffen.
Das Wesentliche der Arbeiten Dieners
ist der starke Kontrast applizierter Sil-
houetten, die als landschaftliche Motive
oder Zierfriese eine unmittelbare und starke
Wirkung ausüben. Nicht immer günstig
scheint hier jedoch die stete Wiederholung
gleicher Tierfiguren. Das naturalistische
Motiv zieht im einzelnen den Blick allzu
stark an und erreicht niemals jenen leicht
beruhigenden Fluß, der im Wesen abstrakt
ornamentaler Gebilde beruht.
Die Kissenstickereien der Geschwister
Huber sind in mancher Beziehung geradezu
vollendet. Leichte lineare Muster wechseln
mit stilisierten feinfaserigen Naturmotiven,
wobei jedesmal der geschmackvoll ge-
wählte Kissenbezug als Hintergrund zu
entsprechender Wirkung kommt. Die Ar-
beiten von Florence Jessie Hösel sind zum
Teil in sehr wirkungsvollen kontrastreichen
Mustern, so bei Vorhängen in starkem Rot
auf Schwarz oder einfachen linearen
Schuppenmustern gehalten. Bei Wand-
bespannung und besonders bei Kissen wurde
dann weiterhin der Versuch gemacht,
Landschaften in neoimpressionistischer
Manier durch die reiche Skala der bunten
Fäden wiederzugeben, wobei die Nadel wie
ein Pinsel behandelt wird.
In der Tat ist hier in ähnlicher Weise
wie bei den Wirkarbeiten des Mittel-
alters durch die Lebendigkeit eines Jeden
Fadens in Licht und Schatten ein stark
vibrierender und lebenskräftiger Eindruck
erzielt. Die Ktlnstlerin ging von der An-
sicht aus, ,,daB die Stickerei die Schön-
heit der Natur ebenso wiederzugeben
vermag wie die Malerei, sogar noch ein-
drucksvoller durch den Reichtum ihres
Materials, durch Ihre starke Farbengebung
und durch die Möglichkeit, weit plastischer
zu wirken." Daß diese Ansicht ästhetisch
nicht ganz einwandfrei ist, scheint selbst-
verständlich.
Im gerahmten Bilde wird dieTrennung der
idealen Welt des Künstlers von der Wirk-
lichkeit scharf betont und die Bildsphäre
hat mit dem Lufträume nichts gemein.
Diese Scheidung ist in gestickten Darstel-
lungen, die schon aus stofflichen Rück-
sichten mit dem Lufträume stets eine Ver-
bindung eingehen, nicht denkbar und da-
her für die künstlerische Gestaltung des
Materials und seine begrenzten Möglich-
keiten ausschlaggebend.
Auch wird die Handhabung der Nadel der
künstlerischen Intention nie mit der Leich-
tigkeit der Pinselführung zu folgen ver-
mögen. Schon die Technik der Neoim-
pressionisten bleibt eine mühsame, schließ-
lich nur handwerkliche Tätigkeit und viele
Künstler sind davon abgekommen, schon
weil die nötige Stimmung nicht so lange
vorhielt.
Der schwerfällige Charakter des Materi-
ales der Stickeret ist in seinen vorzugs-
weise stilisierenden Möglichkeiten nur zur
Belebung von Gegenständen, die einem
Zwecke dienen, denkbar. Naturalistische
Landschaften auf Kissen, die im Gebrauch
die ideale Bildsphäre fortwährend vernich-
ten, sind ein Unding. Auch wird bei Wand-
behängen durch eine nach derTiefe hin stark
wirkende naturalistische Landschaft Zweck
und Charakter aufgehoben. M. Creutz.
a m GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905. ia m
FLORENCE JESSIE HÖSEL, GRUNEWALD. HANDSTICKEREIEN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNS 1905.
ARTHUR DIENER, FÜRSTENBERS I. M. AUFNÄHARBEITEN.
SROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNS 1905.
ABB. 319-20. ARTHUR DIENER, FÜRSTENBERQ I. M. AUFNÄHARBEITEN.
ABB. 321-22. FLORENCE JESSIE HÖSEL, BRUNEWALO. HANDSTICKEREIEN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
MATHILDE UND ELSA HUBER, CHARLOTTENBURQ UND MAINZ.
ia is B MODERNE MASCHINENSTICKEREIEN. B B B
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNB 1905.
MATHILDE UND ELSA HUBER, CHARLOHENBURG UND MAINZ,
a a B MODERNE MASCHINENSTICKEREIEN, a a a
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNS 1905.
aa ZIMMER IN EINEM UNDHAUSE. aa
ARCHITEKT: ARTHUR BIBERFELD, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUN6 1905.
BRUNNENHOF UNO ZIMMER IN EINEM UNDHAUSE.
me, ARCHITEKT: ARTHUR BIBERFELD, BERLIN. B<a
^ Eine AuaMellung der Denkmalpflege im Elsaß
wifd im Auftrage dea Ministeriums vom Kaiset-
lichen Denkmal-AictuT vom 14, September bia j. No-
vember in den RHumen dea alten Schlosses lu StroQ-
buTg i, B, veranttsltet. Ea handelt sich um wisaen-
schsMche HUUamittel der DenkmalpBege : Urlnindeit,
ilte PUne, Aufnahmen, Zeichnungen, Photographien,
Publikationen usw., ferner nm technische HUlfs-
mittel, Bearbeitung des Materials, Steinmetiarbeiten,
WiederheiBtellungen von Glasmalereien, Wandmale-
leien, Oobelins, HolzAguren usw. und um aus-
gerehrte und in der Ausführung begriffene Arbeiten
der Denkmalpflege. Damit verbunden werden: I. Vor-
trigt am as- September: „Wie man wiederherstellen
■oll": Herr Bodo EbhardI, Architekt der Hohkönigs-
baig. y Oktober: „Die Denkmalpflege in Elaaß-Loth-
lingen" : Herr Prof. Wolff, Konservator der geschicht-
lichen DenkmUer im ElaoB. la. Oktober: „Mittelalter-
liche Technik und moderne Restauration'*: HerrJ.Knauth,
Mnnaterbaumelster. ig. Oktober: „Rundgang durch
unsere Burgen in den Vogesen unter Berücksichtigung
der NaturdenkmüIeT" : Herr Prof. Dr. Lutbmer. 26. Ok-
tober: „Das Elsaß und seine Stellung in der kunst-
geschichtlichen Entwicklung" : Herr Prof. Dr. Polaczeck.
n. Soitderausstellui^en vom 24. September — S.Okto-
ber: AuagefUIute und in der Ausführung begriffene
Arbeiten der Denkmalpflege. B. Oktober — 11. Oktober :
Bauern- und Bllrgerbäuser. 13. Oktober - 18. Oktober:
Aulnahmen der Olasmalereien des MUnsters in StraB-
burg. ig. Oktober— 35. Oktober: Buig- und SchloB-
minen im ElaaB. 36. Oktober — 31. Oktober; Die be-
deutendsten Kunstdenkmiler im Elsaß, i. November —
3. November : Zeichnungen und Aufnahmen elsllssiscber
und italienischer Bauwerke von Ch. Fr. Perrin (SttaB-
bo^ iSii— 1S68).
CO OefVrbte HBlzsr. Seit einiger Zeit erinnert man
■ich wieder eine« Verfahrens, das man ehemals mit
Vorliebe anwandte: des Beizens. Man beizt nament-
lich Eichenholz in den seltsamsten Farben, und das
Verlangen nach immer neuen Farben scheint uner-
alttlich. Aber auch hier stellen Eich leider einige
MSngel heraus. Zunicbst iflt das Beizen eine sehr
schwierige und mühselige Arbeit, dann aber hat man
nie die Gewlitir, daB man den gewünschten Farben-
ton auch wirklich trifft. So ist es das Bestreben der
letzten Jahre gewesen, ein Verfahren zu erfinden, das
an Stelle des Beizens, welches nach Peitigstellung des
MObeli geBchi:ht, und, wie ges^, ziemlich mtlhevoll
und unsicher ist, das Holz vor der Verarbeitung zu
flirben gestattet. Man bat dieses bialang durch Kochen
dea Hobes in der Farbe zu erreichen versucht; erst
der neuesten Zeit blieb es vorbehalten, ein Verfahren
in grSQerem MaBstabe zur Anwendung zu bringen,
das man als geradezu vollendet bezeichnen muß.
Das Prinzip dieses Verfahrens ist der Ersatz des na-
tOrlichen Holzsaftes durch Farbstoff. Man bringt den
ganzen Stamm fiiach, wie er gefällt ist, in ein eisernes
GefÜD, preßt unter Anwendung hydraulischen Druckes
den Saft heraus und zwar derart, daß man an das
eine Stammende den hydrauhschen Druckapparat an-
setzt und in Wirkung bringt, so daß am anderen Ende
das Wasser in Strömen herauslluft. Nun bringt man
auf gleichem Wege die Farbe in den Stamm und sfit-
tigt mit ihr die Poren und Kanüle. Das auf diesem
Wege gewonnene Material zeigt nach dem Trocknen
eine schOne gleichmäßige Farbe. Die Vorteile dieses
Verfahrens hegen auf der Hand. Zunächst ist das
Holz durch und durch gefärbt, sodaß man Fourniere
tmd Bohlen daraua schneiden, es hobeln, schnitzen
und Überhaupt wie Nußbaum und Mahagoni behandeln
Icann ; immer wird ea von gleicher Färbung innen wie
außen sein. Ferner läßt es nicht nur die Struktur
klar und deutlich erkennen, sondern diese wird durch
das Verfahren sogar noch gehoben. Das am besten
für dieses Verfahren sich eignende Holz scheint die
schwedische Birke zu sein, die einerseita ein festes,
zähes Holz hat, andererseits aber doch porSs genug
ist, um die Farbe durchzulassen; im Übrigen ist aber
gerade die Birke von herrlicher Struktur und giebt
namentlich poliert, wunderbare, aeidenartige Wirkungen.
Das durchgefärbte Birkenholz kommt unter dem Namen
„BjÖrkholz'* in den Handel und beginnt bereits seiner
schönen Farben und seiner herrlichen Maserung wegen
sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Besondere Auf-
merksamkeit erregen zur Zeit einige in diesem Holz
in der „Großen Berliner Kunstausstellung" ausgestellte
Zimmer. Julius Philipp.
278
Neu erschienene Fachliteratur.
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Cornes, James. Modern Housing in town and coun-
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n.n. 18.— . — Heft ab. Dasselbe. II. Denkmäler
mit architektonischen oder vorwiegend architektoni-
schen Grundgedanken, mit 524 in den Text einge-
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teten Tafeln (VI, u. S. 301—824.) '06. 24.— ; gebun-
den in Halbfrz. n.n. 27. — .
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Museum, Berlin. Heft 32 — Stuehle, XVI— XVIII.
Jahrhundert M. 10, —
Heft 33 — Stuehle — vom. XIX. Jahrhundert.
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Seeßelberg, Friedrich, Professor Dr., Privatdozent an
der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Helm
und Mitra. Studien und Entwürfe in mittelalterlicher
Kunst« 65 Tafeln in Mappe . . . . M. 40, —
I Inserenten -TafeLl
Franz Bimstiel, Coburg. Garten-, Veranda-Möbel.
Deutsche Glasmosaik -Gesellschaft Puhl St Wagner,
Hoflieferanten, Rixdorf-Berlin.
Dicker ft Wemeburg, Fabrik für Centralheizungs- und
Lüftungsanlagen, Halle a. S. — Berlin-Schöneberg.
Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst, Dresden,
Blasewitzerstraße 17.
Job. Eichardt, Buchbinderei f. Architektur, BerUn SW.
Elbinger Maschinenfabrik F. Komnick, Elbing W.-P.,
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik.
August Gerber, Statuen, Büsten, Reliefe, Köln a. Rh. 77.
Golde ft Raebel, Kunstschmiede, Berlin-Halensee.
Granitwerke „Steinerne Renne A.-G.", Hasserode a. H.
Gretsch ft Co., Feuerbach-Stuttgart. Baubeschläge.
J. P. Großmann, Gartenanlagen, Leipzig, Elsterstraße.
Günther & Co., Kunststein-Fassaden, Auerbach i. V.
Jahreis ft Honig, SpezialkunststeinfabtHk, Helmbrechts
(Bayern).
Lion Kießling, Wohnungseinrichtungen, Berlin SO.
Klemm ft Beckmann, Kunstverlag, Stuttgart.
Heinrich Kunitz, Ornamente in Kupfer und Bronze,
Berlin SO, Mariannenplatz za.
Gustav Lind Nflg., MetallbUdhauerei, Berlin \V., Gen-
thinerstr. 3.
C. Roh. Lohmazm G. m. b. H., Lichtpauspapiere, West-
hofen (Westf.).
S. A. Loevy,modeme Beschläge, Berlin N., Gartenstr. 96.
Marienberger Mosaikplattenftibrik G. m. b. H., Marien-
berg IX, Sachsen.
A. MüUer, Kupferdednmg, Bauomamente, Berlin-
Schöneberg, Groß-Görschenstr. 35.
Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Johaim Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W., Pots-
damerstraße zo/zz.
Eugen de Price & Wilhelm Mauer, Dekoratiozismaler,
Berlin NW.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
Joseph Scherer, Kunstanstalt für Glasmalerei, Berlin W.,
Kaiserallee 204.
Carl Schütte, Graphische Kunstanstalt, Berlin W., Leip-
zigerstraße Z3.
Schwartze ft Gaedecke, Kunsttöpferei, Berlin N. 24.
E. Schwezik, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Fraziz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlin.
Spizm ft Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Weik,
Haiger-Lazigenaubach.
H. Stroucken, Möbellabrik und Dekorationsgeschäft,
Krefeld.
Studien-Ateliers für Malerei und Plastik, Lewin-Funcke,
Charlottenburg.
Günther Wagner, Flüssige Tuschen, Hazmover.
Wichulla, Ingenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenau.
Franz Zeller, Steinmetzgeschäft, Miltenberg a. Main.
Zierhut ft Krieger, KunstgewerbUche Werkstätte,
München.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Max Creutz, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
Mark^rafenstr. 35. — Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W., Mauerstr. 43. 44. - - Klischees von Carl Schütte, BerlinW.
FORDERUNGEN
UND ERGEBNISSE DER MODERNEN
ARCHITEKTONISCHEN ENTWICKLUNG.
Von MAX CREUTZ.
In einem willkürlichen Zeitausschnitte wie
er heute im Anfange des zwanzigsten Jahr-
hunderts vor uns liegt, von Ergebnissen
einer Entwicklung zu sprechen, scheint
sehr gewagt. Wir selbst stehen unserer
Zeit zu nahe, um dauüber urteilen zu kön-
nen und so reizvoll es sein mag, dem An-
derswerden und Fortschreiten der Ent-
wicklung in unmittelbarer Nähe gegenüber
zu stehen, es verknüpft sich damit die
ganze SchwerÜLlligkeit des realen Daseins.
Wenn nach allgemeiner Erfahrung der
Wechsel einer Anschauung im Verlaufe von
fünfzig, höchstens von dreißig Jahren er-
folgt, so ergibt sich die Beschränkung der
menschlichen Anschauung im Einzelnen,
zumal auf architektonischem Gebiete, wo
schon die Bewältigung des Materials ge-
raume Zeit in Anspruch nimmt.
Wenn dennoch der Versuch gemacht
wird von Ergebnissen zu sprechen, so soll
es sich an dieser Stelle nicht so sehr darum
handeln, wirklich Bedeutsames und Blei-
bendes hervorzuheben, sondern mehr um
die einzelnen Aufierungen als solche, wie
sie innerhalb des knappen Rahmens dieser
Zeitschrift den mannigfachsten Schwankun-
gen unterworfen waren und in jeder Be-
ziehung den schnellen Wechsel der künst-
lerischen Ausdrucksformen und der Ent-
wicklung wiedergeben. In jedem Falle
wird sich freilich das wirklich Wertvolle
schon von selbst herausheben.
Bereits 1898, als die Berliner Architektur-
welt mit demWertheimschen Kauf hause von
Alfred Messel in der Leipzigerstraße be-
gann, war der Bruch mit der alten Prunk-
fassade des gleichzeitigen Wohn- und Ge-
schäftshauses und der dadurch bedingten
Disharmonie der einzelnen Geschosse voll-
zogen. Der einheitlich durchgehende Pfeiler-
bau wurde hier wie in dem Messeischen Bau-
werke des alten Warenhauses von Wertheim
in der Rosenthalerstraße zum typischen Vor-
bilde und zur Anregung neuer Möglichkeiten
in den zahlreichen, fortab entstehenden
Warenhäusern. Vielleicht läßt sich die Be-
deutung dieses Typs noch von völlig anderer
Seite charakterisieren als eine Neugestal-
tung und Vertiefung des Reklamewesens.
Das Warenhaus wirkt nunmehr durch sich
selbst. Jeder grobe Eftekt ist vermieden,
der Name des Besitzers steht nur auf einer
kleinen Tafel des Eingangs, eine künstle-
rische Lösung also, wie man sie nicht besser
wünschen kann, und sicherlich wird auch
Wertheim mit seinem Messeischen Erfolge
in den einzelnen Kunstzeitschriften zufrieden
sein. Jedenfalls liegt hier ein Gesichtspunkt,
den unsere Auftraggeber bei der Wahl des
ausfahrenden Künstlers in erster Linie be-
rücksichtigen sollten.
Im Sinne der künstlerischen Entwicklung
haftet dem alten Warenhause der Leipziger-
straße noch ein gewisser Zusammenhang
mit historischen Stilformen an, der inzwi-
schen im neuen Eckbau völlig verschwun-
den ist.
Und man kann auch im allgemeinen den
Gang der Entwicklung kennzeichnen als
ein allmähliches Losringen von Assoziations-
wirkungen an die Pormenwelt der alten
Kulturen.
Die Entwicklung zum eigentlichen Zweck-
bau vollzog sich auch im Bauorganismus
selbst unter beständiger Anlehnung. Be-
sonders beliebt war die geschwungene goti-
sche Linie und der spätgotische Spitzbogen.
(Vergl. die ersten Jahrgänge dieser Zeit-
schrift, die auch weiterhin dieses Thema
.w.vra. 8.
36
28o
illustriert). Eine Anschauung, gegen die
zunächst nichts einzuwenden wäre. Aber
man übersah, daß hinter jeder Linienführung
ein bestimmt ausgesprochener Stilgedanke
schlummert, der in allen Bauteilen zum
Ausdruck kommen muß. So vermischte
man in völliger Harmlosigkeit mit goti-
schen, in den Luflraum hinauswachsenden
und durchbrochenen Bauformen ge-
schlossene Bauwirkungen der romanischen
Kunst oder der Renaissance, die völlig ent-
gegengesetzten Charakter tragen.
Besonders beliebt wurden Renaissance-
Giebel mit allerlei Figurenwerk, Gestalten,
die den Arm frei in. den Luftraum hinaus-
streckten. Eine Vermischung des realen
Luftraumes mit dem inimerhin idealen Kom-
plex des Baues, der an die gröbsten Pano-
ramawirkungen erinnert. Besonders ftlr
Rathäuser wurde diese Art in Verbindung
mit lang hinaus gezogenen stachlichten
Giebeln und Türmchen zu einem wenig
empfehlenswerten Typ. Die gleiche Neigung
zeigten in kunstgewerblichen dekorativen
Zutaten Schmiede- und Bronzearbeiten,
die, in völlig verwandter Art mit den Metall-
arbeiten des 16. Jahrhunderts, im Ober-
wuchern von Scheinelementen die künstliche
Materialbeherrschung darzutun suchten.
Eine gewisse gemütvolle Art in der Anbrin-
gung von dekorativen Jagdfriesen, Putten-
szenen, symbolischen Vorgängen, Guir-
landen und Eichenlaub kam hierbei der
deutschen Veranlagung entgegen.
Inzwischen ist man von dieser äußer-
lichen, auf Schein berechneten Art so ziem-
lich abgekommen. Der Unterschied zwi-
schen den beiden großen Ausstellungshallen
auf den Weltausstellungen von Paris und
St. Louis zeigt im Verlaufe von kaum vier
Jahren den allgemeinen Wechsel der An-
schauung. Völlig verschwunden ist die mo-
derne, stark bewegte und verschlungene
Linie, die als „lebendige Linie'^ schon eine
komische Rolle zu spielen begann.
Wer diesen Wechsel der Anschauung im
heutigen Berlin erleben will, kann an den
letzten Neubauten der Friedrichstraße einer-
seits eine vollendete künstlerische Material-
behandlung, anderseits die schlimmste Un-
kultur unmittelbar nebeneinander sehen«
Alles in allem würde es zu weit führen,
die ganze Regellosigkeit und überzeugungs-
lose Willkür der verschiedenen Kombina-
tionen aufzuführen. Selten nur hebt sich
aus dem allgemeinen Wust eine klare Auf-
fassung heraus und erst in den beiden letzten
Jahren kann man von einer wirklich
durchgebildeten künstlerischen Anschauung
reden.
Die ganze Verwirrung und Planlosigkeit
in der Anwendung der verschiedensten Bau-
formen ist als Zeichen unserer Zeit von
tiefgehender Bedeutung. Die Schnelligkeit
der Entwicklung und die Fülle verschieden-
artigster Forderungen mußten von vornher-
ein eine Nervosität heraufbeschwören, die
eine Vertiefung im Einzelnen zunächst
unmöglich machte. Allmählich jedoch sah
man soviele Renaissancegiebel, Säulenfas-
saden und Kombinationen überkommener
Motive mit nur unwesentlichen Varia-
tionen, daß man anfing, über den gleich-
gültigen Eindruck dieser Architekturen
nachzudenken. So kam ganz von selbst
eine gewisse Vertiefung und ein Eingehen
auf die Forderungen der heute lebenden
Menschheit. Wenn man noch vor kurzem
von Baumeistern sprach, die, als die besten
Kenner einer alten Stilart, Bauwerke einer
beliebigen Zeitepoche auf Bestellung liefer-
ten, so hat man inzwischen einsehen ge-
lernt, daß die Ausdrucksformen alter Kul-
turen untergegangen sind mit den Menschen,
die sie geschaffen, daß architektonische
Formen im letzten Grunde identisch sind mit
der Sprache lebendiger Menschen, die nur
selbst erlebte Empfindungen und Anschau-
ungen vermitteln können. Mit diesem
Gesichtspunkte mußte alle äußere Routine
in der Beherrschung alter Vorbilder und
alle Scheinarchitektur verschwinden.
Ein vorläufig theoretischer Umschwung
der Anschauung vollzog sich mit der Welt-
ausstellung in St. Louis, als ein größerer
Kreis mit den Zweckbauten auf amerika-
nischem Boden Fühlung gewann. Hier
boten sich für die Neugestaltung des öffent-
lichen Lebens völlig neue Gesichtspunkte.
Die Amerikaner besitzen vor allem Frei-
heit von der Formenwelt alter Kulturen,
eine Anschauung, die für uns erst unter
mancher Kraftvergeudung zu erreichen ist.
Als trefQiches Ergebnis der amerikanischen
Beziehungen ergab sich bei der Konkurrenz
zum neuen Hotel Aschinger am Potsdamer
Platz (vergl. Heft 4) für uns leider nur ein
ganz ausgezeichneter Entwurf, der bedauer-
licherweise nichtzur Durchfuhrung kommt.
Hier besaß man für einen derartigen Zweck-
28l
bau in der völligen Neuschöpfung der archi-
tektonischen Disposition und Gliederung,
nicht zuletzt in der Anlage eines größeren
Hotel-Gartens auf dem Dache, eine Auf-
fassung, die für Berlin an dieser Stelle die
größte Errungenschaft bedeutet hätte. Jeden-
falls wäre es von hohem Interesse gewesen,
einen derart neuzeitlichen Bau, mit seinen
weitausblickenden Neuerungen schon heute
zu erleben. Denn ohne Frage wird Berlin
in nicht allzulanger Zeit diesem oder einem
verwandten Wechsel der architektonischen
Gestaltung unterworfen werden. Mehr
und mehr scheint Berlin einer Trennung
des Arbeitszentrums von den Wohn- und
Landhäusern des Weichbildes und der
Vororte zuzustreben. Das Wohnen in der
eigentlichen Stadt wird aus allerlei äußeren
Gründen mehr und mehr zur Unmöglich-
keit. Dazu kommt für den Großstadt-
menschen eine gewisse Verfeinerung des
Naturempfindens. Das Verlangen, im Freien
zu wohnen, macht sich immer stärker
fühlbar. Und sobald wir über brauchbare
Verbindungen mit weiter abliegenden Vor-
orten verfügen, muß ein allgemeiner Um-
schwung auf architektonischem Gebiete ein-
treten.
Berlin selbst wird zu einer Zentrale der
Arbeit, Geschäftshäuser und öffentliche
Gebäude jeder Art werden seinen Charak-
ter bestimmen. Für die architektonische
Fassung ist Einfachheit und Klarheit der
Gliederung hier am meisten erstrebenswert.
Denn in allen Dingen kommt es darauf
an, mit möglichst geringem Aufwand von
Mühe das Gewollte tunlichst schnell zu er-
reichen. Die Begriffe Raum und Zeit sind
fQr die heutige Menschheit völlig andere
geworden. Keiner hat heute mehr Zeit.
Jeder beeilt sich, die nächste Elektrische
zu erreichen. Eine adlgemeine Unruhe und
geschäftige Hast hat die Menschheit er-
griffen. Dieser Umstand wird für archi-
tektonische Neuerungen von einiger Wich-
tigkeit.
Die allgemeine Eile und Nervosität des
Lebens in den Straßen bringt es mit sich,
daß wir wenigstens in der architektoni-
schen Umgebung alle beunruhigenden Fak-
toren tunlichst zu meiden wünschen. Wenn
es heute für das Auge wenig angenehm
scheint, im Gedränge die Leipziger- oder
Friedrichstraße zu passieren, so wird dieser
Eindruck durch die flinmiernde Unruhe
unserer Fassadenornamentik in keiner
Weise beruhigt. Noch weniger scheint es
angebracht, adlerlei Figurenwerk oder gar
Malereien an den Fassaden belebter Straßen
anzubringen. Selbst die Skulpturen des
Messeischen Warenhauses kann man nach
der Leipzigerstraße hin nur unter sehr un-
liebsamen Störungen betrachten. In derart
belebten Straßen wird das Durchfluten des
Verkehrs zu einem Faktor, mit welchem
wir heute unter allen Umständen zu rech-
nen haben. Man denke nur an den ufer-
losen Eindruck des Potsdamer Platzes,
der sehr wohl eine klare und einfache
Fassung vertragen könnte.
Skulpturen und ornamentale Bildungen
gehören an abgeschlossene Plätze, dorthin,
wo man sie in richtiger Distance wirklich
betrachten kann. Im Gedränge des Ver-
kehrs kann in Einzelheiten unmöglich eine
Stimmung vom Beschauer verlangt werden.
In erster Linie muß es sich also darum
handeln, die allgemeine triebhafte Geschäf-
tigkeit mit vernünftigen und zweckmäßigen
Formen zu umgeben.
Diese Kunst der Öffentlichkeit und ihre
abstrakten Bildungen stehen zu einer in-
timeren Art des Wohnens vor der Stadt
in starkem Gegensatze. Was drinnen in
Hast erworben wurde, soll draußen mit
Ruhe genossen werden. Hier handelt es
sich mehr um eine persönliche Art, die
auch für den Menschen einige Zeit erübrigt.
Im Zusammenhange mit Natur und Um-
gebung kommt dort die Stimmung wieder
zu ihrem Rechte.
Bis jetzt ist in dieser Trennung zwischen
öffentlichen und intimeren Kunstelementen
kaum etwas geschehen. Die meisten Villen
zeigen die gleiche Frostigkeit des Aus-
sehens wie Kasernen und öffentliche Ge-
bäude. Merkwürdige Vermischungen archi-
tektonischer Wirkungselemente kann man
allenthalben beobachten. In der Umgebung
Berlins gibt es Strafanstalten, die Restau-
rationen nicht unähnlich sehen. Das mag
weise Absicht sein und soll hier als freund-
liches Moment hervorgehoben werden,
aber nun wolle man auch versuchen
unseren Villen und Landhäusern, die wie
Gefängnisse aussehen, den frostigen und
unfreundlichen Eindruck zu nehmen. Neuer-
dings ist hier auf die alte Kultur der Bauern-
häuser und ihren Zusammenhang mit der
Umgebung hingewiesen worden. Und es
282
wird vielleicht, wenn auch in sehr beschränk-
tem Maße möglich sein, gewisse Wirkungs-
faktoren für moderne Neubauten zu über-
nehmen. Im allgemeinen jedoch sind die
Forderungen und Bedürfnisse des modernen
Menschen besonders nach Licht und Luft
derart andere, daß die alte Bauart mit
ihren primitiven Ansprüchen, kleinen Fen-
stern, niederer Decke usw., schwerlich damit
im Einklang steht. Auch würde hier der
gleiche Fehler wie mit der Herüber-
nahme alter Stilformen begangen werden.
Wenn Paul Schultze-Naumburg seine an-
mutigen Beispiele und Gegenbeispiele zu-
sammenstellt, so sieht er ungerechterweise
von den künstlerischen Qualitäten völlig
ab, um seinen guten Beispielen durch
Assoziationen des Alters, der Umgebung
und einer gewissen Romantik schon an
sich einen natürlichen, jedoch zufälligen
Vorzug einzuräumen.
In ganz anderer Weise können wir da-
gegen von der englischen Lebensgewohnheit
und ihrer architektonischen Fassung lernen.
Aus diesem Vorstellungskreise heraus hat
Hermann Muthesius in seinem Buche „Das
englische Haus'^ (Ernst Wasmuth A.-G.,
Berlin) und neuerdings in einem Vortrage
des Berliner Kunstgewerbevereins die Bedin-
gungen und die Anlage des modernen Land-
hauses im Zusammenhange mit den sozialen
und wirtschaftlichen Forderungen erörtert.
Vor allem handelt es sich darum, den
neuen Bedingungen des Wohnens auch
im Äußern Rechnung zu tragen. Für Berlin
zeigen besonders die villenb auenden Terrain-
gesellschaften, wie wenig heute künstlerische
Gesichtspunkte für den Hausbau für nötig
gehalten werden. Diese arbeiten meist
mit billigsten Kräften und setzen dann
Villen in die Welt, die an Geschmack-
losigkeit alles überbieten. Im allgemeinen
rechnet Muthesius allzustark mit den mehr
wie bemittelten Klassen. Heute wäre es
wichtig, derartige Unternehmungen, vor
allem für Villenkolonien mit kleineren
Häusern, für Menschen ins Leben zu rufen,
die nicht „nur über drei Dienstboten'^ ver-
fügen. Gerade der gesunde Mittelstand ist
heute dem ungebildeten Geschmack völlig
hülflos ausgesetzt. Wichtig wäre vor allem
auch die Anlage von Arbeiterkolonien und
von großen Aufenthaltshäusern mit Lese-,
Turn- und Baderäumen, wie dies in England
und in Amerika zum Beispiel in Buffalo
für die unbemittelten Klassen in erfreulich-
ster Weise geschehen ist.
Für die bürgerliche Wohnungskunst ist
heute so gut wie nichts geschehen. Vor
allem fehlt uns eine gesunde und ehrliche
Anschauung, die den Forderungen einer
größeren Mehrheit entgegenkommt. Wie
richte ich heute meine Wohnung billig
und doch geschmackvoll ein? Wie gestalte
ich die einfachsten Mittel zu einem künst-
lerischen Ganzen? Es gibt hier der
Möglichkeiten unendlich viele und doch
wurde bis jetzt kaum an einige gedacht.
Auf der vorletzten Düsseldorfer Ausstellung
boten einzelne von der Firma Krupp aus-
geführte Arbeiterwohnungen in vieler Be-
ziehung reiche Anregung. Die villenartigen
Gebäude entsprachen im allgemeinen einem
in Kolonie Alfredshof in Essen mehrfach
zur Ausführung gekommenen Wohnsystenoi.
Jedes Haus enthält zwei getrennte Wohnun-
gen von je vier Räumen mit allem Zubehör.
Die ganze Bauanlage war neben dem
anheimelnden Eindruck der roten Ziegel,
der weißen Wände und grünen Fensterläden
im höchsten Grade zweckentsprechend.
Die ausgestellten Wohnungseinrichtungen
waren musterhaft. Bei ihrer Auswahl ging
man von dem Gesichtspunkte aus, dem
Arbeiter eine Wohnung zu zeigen, die zum
gleichen Kostenpreise wie die sonst üblichen
Möbel ohne überflüssigen Zierat behaglich,
zweckmäßig und schön ist. Die Ausführung
mußte in echtem Material und einfacher
konstruktiver Form gehalten sein. In Ver-
bindung mit gut gewählten Farben ist so
ein Muster einfacher gediegener Innenräume
geschaffen worden. Besonders günstig
wirkten die in Dunkelgrün gehaltenen Möbel
des Tischlermeisters Schild, Berlin, aus-
geführt nach Entwürfen von Mieritz, Wil-
mersdorf. Interessant waren auch die
Wandbilder, die man billigen Zeitschriften
entnommen hatte. Der Preis eines Bildes
bis zur Größe von 50 cm schwankt zwischen
5 Pfg. und 2 M., was bei der heutigen
Leistungsfähigkeit der vervielfältigenden
Techniken erklärlich ist. Auch der Preis
der ganzen Wohnung und Einrichtung er-
scheint erstaunlich wohlfeil. Nach den
Ausführungen in Essen betragen die Bau-
kosten 9350 M. Die einzelnen Möbel sind
entsprechend billig.
Hier also wäre für neue Wohnungs-
kolonien ein Präzedenzfall geschaffen.
VILLA DR. VON HALLE. GRUNEWALD, ERBACHERSTR. 3a.
B P ARCHITEKT: FRITZ SCHUMACHER, DRESDEN, b b
SESCHÄnSHAUS BRUNO MÄDLER, BERLIN, KÖPENICKERSTR. 64.
m s ARCHITEKTEN: ALTSELT 8, SCHWEITZER, BERLIN, a a
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M. 1:400.
VILLA DR. VON HALLE. GRUNEWALD, ERBACHERSTR. 38.
aa ARCHITEKT: FRITZ SCHUMACHER, DRESDEN, aa
GESCHÄFTSHAUS BRUNO MÄDLER. BERLIN, KÖPENIOKERSTR. 64.
B B ARCHITEKTEN: ALTGELT 8, SCHWEITZER, BERLIN, a a
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ARCHITEKTEN : PAUL BRATRIN6 & RUDOLF WALTER, CHARLOHENBURG.
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B 6EMEINDE-D0PPELSCHULE IN CHARLOTTENBURG. PORTAL. B
ARCHITEKTEN: PAUL BRATRINQ 8, RUDOLF WALTER, CHARLOTTENBURG.
a a B B BILDHAUER; HANS LATT, BERLIN, b b a b
289
ABB. 3A0.
1:500.
ERDGESCHOSS.
LEGENDE:
1. EINGANG FÜR KNABEN.
1a. EINGANG FÜR MÄDCHEN.
2. REKTORZIMMER.
3. KLASSENZIMMER.
4. GALERIE.
5. TURNHALLE.
6. LEHRERZIMMER.
7. LEHRERINNENZIMMER.
8. ABORTE.
9. AULA.
10. ARZTZIMMER.
11. PODIUM.
12. AUFZUG.
ABB 3A1
1. OBERGESCHOSS.
@ @ 6EMEINDE-D0PPELSCHULE IN CHARLOHENBURG. @
ARCHITEKTEN: PAUL BRATRIN6 & RUDOLF WALTER, CHARLOTTENBURG.
M. 1 ; 500. ABB. 343.
VILLA BERNH. PERLS, GRUNEWALD, HOHENZOLLERNDAHM.
B B ARCHITEKT; JOH. KRAAZ, SCHÖNEBERB, b> b
r
QEFÄN8NIS IN PANKOW, BORKUMSTRASSE.
B ARCHITEKT: R. MÖNNIGH, STESLIH. e
6EFÄNaNIS IN PANKOW, BORKUMSTRASSE.
SS ARCHITEKT; R. MÖNNICH, STEGLITZ, b
aEFÄN6NIS IN PANKOW, BORKUMSTRASSE.
B ARCHITEKT: R. MÖNNICH, STEaUTZ. b
WOHNHAUS SCHUTZENSTRASSE 34, BERLIN. B
ARCHITEKT DER 8RUNDRISSE! PAULINI, BERLIN.
WOHNHAUS SCHOTZENSTRASSE 34, BERLIN,
e e ARCHITEKT: A. ZABEL, BERLIN. e> a
s e HAUS 6IRARDET ZU HONNEF A. RH. & @
ARCHITEKT: WILHELM FREIHERR VON TEHAU, BERLIN.
MATERIAL; ETTRINGER TUFFSTEIN, GROB SCHABHIEBT, MIT DERBEN PUTZ-
FLÄCHEN. DACH UND WÄNDE DES OBERGESCHOSSES VERSCHIEFEHT- m
ige
VARIANTE ZUM HAUS GIRARDET ZU HONNEF A. RH.
ARCHITEKT; WILHELM FREIHERR VON TEHAÜ, BERLIN,
SKIZZEN ZU INNENRÄUMEN IM HAUS 6IRARDET.
ARCHITEKT: WILHELM VON TETTAU, BERLIN.
298
SKIZZEN ZU INNENRAUMEN IM HAUS aiRARDET,
ARCHITEKT: WILHELM VON TETTAU, BERLIN.
ENTWURF ZU EINER SYNASOGE FÜR FRANKFURT A. M.
ARCHITEKT: WILHELM FREIHERR VON TETTAU, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
ABB. 356. ERNST GENTZEL, CHARLOnENBURQ. EIN AUSFLUGSORT
ABB. 357. PAUL LEIBKÜCHLER, BERLIN. „DIE KRAFT". BRONZE.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNS 1905,
ABB. 358. KÄTHE MÜNZER, BERLIN. AUS EINEM HOLLÄNDISCHEN FISCHERHAUSE.
ABB. 359. HANS HERRMANN, BERLIN. VOLENDAM 1890. a a b b b o
II AUSSTELLUNa DES DEUTSCHEN KUNSTLERBUNDES.
ABB 360. WILHELM GROSS, BERLIN. OEIER. bb
ABB 361 L. TUAILLON, CHARLOnENBURQ STIER.
WILLY 0. DRESSLER, BERLIN. DEKORATIVE MALEREI,
WILLY 0. DRESSLER, BERLIN. DEKORATIVE MALEREI
WILLY 0, DRESSLER, BERLIN. DEKORATIVE MALEREI;
306
MARNO KELLNER, CHARLOnENBURS. DECKE AUS DEM MUSIK
ZIMMER DER VILLA PIEPER, GRUNEWALD, WANQENHEIMERSTR. 47.
PLASTISCHE DEKORATION NACH EIGENEM VERFAHREN DES KÜNSTLERS.
MARNO KELLNER, OHARLOnENBURG, DECKE AUS DEM SALON
DER VILLA PIEPER, GRUNEWALD, WANSENHEIMERSTRASSE 47.
PUSTISCHE DEKORATION NACH EIGENEM VERFAHREN DES KÜNSTLERS.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
BALTHASAR FREIHERR VON HORNSTEIN-SRÜNINGEN, BERLIN,
es s HERRENZIMMER EINES JAGOFREUNDES. e ©
AUSGEFÜHRT VON DITTMAHS MÖBELFABRIK, BERLIN. MATERIAL: EICHENHOLZ, GEBEIZT
UND GEWACHST, MIT MAHAGONI. EBENHOLZ- UND HELL EICHEN-INTARSIEN. BESCHLÄGE
IN NEUSILBER, MIT DER HAND GETRIEBEN UND MATTIERT VON BILDHAUER VOIGT, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
BALTHASAR FREIHERR VON HORNSTEIN-ORONINOEN, BERLIN.
B H. HERRENZIMMER EINES JAQDFREUNDES. a a
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905.
BALTHASAR FREIHERR VON HORNSTEIN-GRÜNINSEN, BERLIN.
B B, HERRENZIMMER EINES JAGDFREUNDES, b e
BELEUCHTUNGSKÖRPER IN MESSING GETRIEBEN VON KUNSTSCHLOSSER KAHLENBERG, BERLIN.
GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNS 1905.
BALTHASAR i=REIHERR VON HORNSTEIN-aRÜNINGEN, BERLIN.
sd B HERRENZIMMER EINES JASOFREUNDES, B a
F. SAUVA6E, BERLIN. LESEZIMMER IN DER AUSSTELLUNG ZU LUHICH,
AUSGESTELLT VON DER FIRMA HEINRICH BRÜGeEMANN, DÜSSELDORF.
F. SAUVASE, BERLIN. TÜRWANO MIT ECKSOFA
FRIEDRICH BLUME, FRIEDENAU. EINFAHRTS- UND UMWAHRUNflSGITTER IN SROSS-
LICHTERFELDE, DRAKESTRASSE 70. AUSGEFÜHRT VON PAUL WILLERT, BERLIN.
KANDELABER VOR DEM BRANDEN- KANDELABER AUF DEM POTS-
fR^H?TfK^/^^?^w^^HnFFMA^■'^ ® D*MER PLATZ IN BERLIN. ^
ARCHITEKT: LUOWIQ HOFFMANN, arphitfkt ruh n/\rr qdf.jcw
BERLIN. BILDHAUER: AUGUST VO- ARCHITEKT: EMIL HÖ66, BREMEN.
GEL, BERLIN. AUSGEFÜHRT VON AUSGEFÜHRT VON SCHULZ UND
MARTIN & PILTZING, BERLIN, am m HOLDEFLEISS, BERLIN. &
3i6
± ProEeasoi Paul Victor Mohn wuids mm kom-
miaoamchen Direktor an der Untemchtsanstalt des
Königlichen Kuna^ewsibemuseums ernannt.
U Am 4. Oktober sprach Hermann Muthemua im
Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin Über die
Anlage des modernen Landhauaes und die Bedingungen,
die aus einer verfehlten AuffaMung lU neuen Möglich-
keiten führen : Die falsche Übertragung der Eigenheiten
der Mietsetage, GrundsKtzliche UnteiBChiede dea Land-
hanaea von der Etagenwohnung, Möglichkeit der An-
lage nach der Sonne, sowie der Entwicklung in hoii-
lontalem statt in vertikalem Sinne. Baupoliieiliches.
Beziehung des Landhauses nun Garten, individuelle
Anlage des Landhauses, Raumgestaltung, intime
Durchbildung der Eiiuelheiten. Damit verbunden war
eine Ausstellung von Abbildungen und Veröffent-
lichungen Über LandhHuaer, veranstaltet von der Bi-
bliothek des Königlichen Kuns^weibemuseunis und
den Herren Max Spielmeyer, Ernst Waamuth A.-G.,
Priedr. Wol&um u. a.
+ Von Worms aus ergeht eine Aufforderung an
deutsche KUnstler cur Einsendung von Vorschlügen
zur Anlage eines Rosengartens su Worms. Für die
Honoriening der drei geeignetsten Vorscblilge werden
Betritge von soo, ajo und las Mark zur VeifUgung
gestellt. Zur Rosengartenanlage soll eine vorhandene,
mit „WUdcben" beicicbnete stBdtische Parkanlage
Benutzung finden. Dieselbe liegt außerhalb der Stadt und
hat eine Flüche von rund sB Hektar := aSoooo Quadrat-
meter, Der für den Rosengarten in Betracht zu siebende
Teil ist 14,; Hektar = 145,000 Quadratmeter groß und
im Lageplan umrSndert. Als Unterlagen zum Wett-
bewerb werden gegeben: „Der Rosengarten*', Reclam-
Ausgabe, Die Festschiirt zum 3. Roaenfest igo; ,,Der
Rosengarten". Ein Lageplan im Maßstab 1 ; 1000.
Photographische Au&iahmen der vorhandenen Anlage.
Gefordert werden : Ein Lageplan im Maßstab 1 : 500,
ein ErlButerungsbericht, ein Nachweis über die bei der
Ausführung entstehenden Kosten. Die Entwürfe sind
mit Kennwort zu versehen, aus welchem der Name
des Verfassers nicht zu ersehen ist. Ein verschlossener.
mit demselben Kennwort beschriebener Briefumschlag
soll den Namen des Verfasset« enthalten. Die Projekte
sind bis zum 1. Februar lgo6, abends 6 Uhr, mit nach-
stehender Adresse vergehen, einzusenden, re«p, zur
Post zu geben: RosengartenausschuB Worms, z. H,
des Heim Konrad Fischer, Worms, Schloßplatz 6.
X Der Verein fUr Deutsches Kunstgewerbe hat
weiterhin eine Anzahl interessanter Vonrltge in Aus-
sicht genommen. So spricht am ig. November Herr
Professor Dr. Pallat über „Kunst und Schule in Ame-
rika", am 13. Dezember Herr K. Schmidt, Inhaber der
Dresdner WerkstHtten für Handwerkskunst Über „Das
Kunstgewerbe im Zeitalter der Maschine", am 10, Ja-
nuar igo6 Herr Museurasdirektor Dr. Volbehr, Magde-
burg über „Farbenprobleme". Diesen folgt am 7. Fe-
bruar Professor Henry van der Vclde mit „Befürch-
tungen und HoRhungen für die Kunst unter Herrschaft
der Industrie", Professor Dr. Borrmann mit „Mittel-
alterlicher Portalplastik" und am 16. Mai Professor
Orlik mit „Persttnliches über Japan und seine Ktmsl".
In den „SchUlerwerkstStlen fUi Kleinplastik" findet
in diesem Jahre eine Atelier-AussteUung nicht statt.
anstatt dieser sollen jedoch im Laufis des Winters
einige populSre Vortragsabende veranstaltet werden.
Der Leiter der Schule, Bildhauer Albert Reimaim wird
über die Einführung in das VersOndnis kunsüiand-
werklichen Schaffen* sprechen, mit Vorführung von
Arbeiten in den verschiedenen Entstehungsstadien und
Diskussion über kunsttechnische Fragen. Einladungen
zu diesen Veranstaltungen versendet die Leitung W. 30,
Landshuterstr. 38. Die Vereinigung von praktischen
und künstlerischen Unterweisungen, wie sie in den
„SchUlerwerkatKtten für Kleinplastik" eingeführt ist, hat
sich als so erfolgreich und zweckmüßig bewiesen, daß
mit dem Beginn des Wintersemesters den schon be-
stehenden Fachkursen im Modellieren, Metalltreiben,
Ziselieren und Holzschnitzen auch noch ein solcher in
der Kunst der Holzintarsie hinzugefügt wird. Ein Akt-
imd Portrüt-Modellierkuiaus für Damen ist auch noch
zweimal wOchentUch nachmittags eingerichtet.
317
4^ Am a8. September wurde in Berlin der Grund-
stein für die Reformationskirche Beussel- Ecke Wiclef-
straBe gelegt. Der Bau wird unter Oberleitung und
nach Zeichnung der Architekten Dinklage und Paulus
ausgeführt, nachdem der Entwurf auf Grund vorhandener,
vom verstorbenen Baurat Schwartzkopf bereits aus-
geführter Fundamente von denselben Architekten neu
ausgearbeitet wurde.
• *
K In Barmen wurde am 30. September das neue
Stadttheater, welches mit einem Kostenaufwande von
rund I 500 000 Mark an Stelle des abgebrannten alten
Theaters nach einem Entwürfe des Regierungs-Bau-
meisters K. Moritz in Köln errichtet ist, festlich ein-
geweiht. Der Zuschauerraum enthält ca. xaoo Sitzplätze.
O Anlaßlich der Ausstellung in Mailand 1906 hat
der König von Italien für einen internationalen Wett-
bewerb einen Preis von zo 000 L. für die beste
Form einer dem Klima SUditaliens angemessenen Volks-
wobnung ausgesetzt.
•
CO Bei dem Wettbewerbe um Entwürfe für eine
höhere Mädchenschule in Perleberg erhielten den ersten
Preis im Betrage von 1200 Mark Architekt Otto Herold
in Düsseldorf (Mitarbeiter Architekt L. B. Muller), den
zweiten Preis von 750 Mark die Architekten E. Deneke
in Schöneberg und And. C. Laxmann in Charlotten-
burg, den dritten Preis von 500 Mark die Architekten
Fritz Beyer und K. A. Lehmann in Berlin-Schöneberg.
+ Zu dem vom Landratsamt in Züllichau zur Er-
langung von Entwürfen für ein herrschaftliches Wohn-
haus ausgeschriebenen Wettbewerb sind acht Entwürfe
eingegangen; von diesen hat der Entwurf der Architekten
Dinklage und Paulus in Berlin den Preis erhalten.
^ Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
würfen für eine Volksschule in Bensheim erläßt die
Bürgermeisterei für reichsdeutsche Architekten zum
15. Januar 1906. Dem Preisgericht gehören u. a. an
Stadtbaurat Frenay-Darmstadt, Bauunternehmer Stadt-
verordneter Haaf-Bensheim, Geh. Ober-Baurat K. Hof-
mann-Darmstadt, Ingenieur Hücker, Kreisbauinspektor
Kessel und Professor Metzendorf in Bensheim, sowie
Kreisbauinspektor Zimmermann in Heppenheim. In
Aussicht sind drei Preise von 1600, 1200 und 800 Mark,
außerdem 400 Mark für Ankäufe genommen. Die Unter-
lagen sind gegen 3 Mark, die zurückerstattet werden,
von der Bürgermeisterei in Bensheim zu erfordern.
*
X Bei dem Wettbewerbe für ein Rathaus zu Wahren
bei Leipzig erhielten nach Zusammenleg^ung des z.
und 2. Preises je einen z. Preis von 400 Mark die
Architekten Baurat G. Weidenbach und R« Tschammer
sowie F. Drechsler, und den 3. Preis von 200 Mark
Architekt G. Wommer, sämtlich in Leipzig. Ein Ent-
wurf des Architekten Lucht wurde zum Ankauf em-
pfohlen. Als Sachverständige gehörten dem Preis-
gericht Sudtbaurat Professor Dr. Licht, Stadtbaurat
Scharenberg und Professor Kayser in Leipzig an.
Verantwortlich für die Schriftleitung : Dr. Max Creutz, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
Markgrafenstr. 35. — Gedruckt bei Julius Sittenfeld, BerlinW., Mauerstr. 43. 44 — Klischees von Carl Schütte, Berlin W.
Abgesperrtes Holz.
Ein der heutigen Nummer dieses Blattes beiliegender
Prospekt der Koptoxylfabrik B. Harrass, G. m. b. H. in
Bohlen bietet uns willkommene Veranlassung, den unter
dem Namen „Koptoxyl« bekannten Fabrikaten dieser
Firma eine Besprechung zu widmen. Die Koptoxyl-
fabrik hat sich der dankenswertesten Aufgabe unter-
zogen, durch die Herstellung zuverlässig abgesperrter
Hölzer den Tischlereibetrieben eine wesentliche
Vereinfachung zuzuführen. Jeder Tischler weiß wie
störend und umständlich in den engen Werkstätten
die Verleimung und nachherige Pflege der Hölzer ist,
zumal wenn es sich um größere Flächen handelt.
Und nicht immer ist man sicher, eine wirklich gerade
Platte, eine tadellose Fläche zu erzielen. Es kann
daher als ein glücklicher Gedanke bezeichnet werden,
kreuzweise verleimte Hölzer in Spezialfabrikation her-
zustellen, ist es doch einleuchtend, daß mittelst solcher
gewonnene Erzeugnisse besser und billiger sein müssen
als einzeln hergestellte. Die Koptoxylfabrik liefert ihre
abgesperrten Hölzer in allen Stärken und Größen, bis
zu den Dimensionen von i'/s X 5 Metern. Natürlich
sind zur Erzielung guter Flächen und zuverlässiger
Verleimung bei solch riesenhaften Platten, wenn sie
gerade bleiben sollen, die in der Möbelfabrikation
üblichen Foumierpressen und das bekannte Naßleim-
verfahren nicht ausreichend und es erzielt die Koptoxyl-
fabrik ihr gutes Material durch ein eigenes geheim
gehaltenes Fabrikationsverfahren, indem sie sich dabei
großer hydraulischer Maschinen, wie uns gesagt wurde,
der größten hydraulichen Holzpressen der Welt bedient.
Wer den Platz hat, sich die abgesperrten Platten in
der ganzen Fabrikationsgröße von 5 X 'V* Metern
auf Lager zu legen, wird den geringsten Verschnitt
haben, es liefert die Fabrik aber auch kleine Platten
in allen Größen fertig zugeschnitten und auf Wunsch
auch gleich foumiert, ja sogar mit Intarsien, Flach-
relief u. dergl. dekoriert. Man kann also fertige Tisch-
blätter, Betthäupter, Möbelfronten- und -Seiten und
Füllungen ebensowohl erhalten, wie das abgesperrte
Rohholz dazu. Das Gleiche gilt von der Verwendung
für Bauarbeiten, Paneele, Holzdecken, Türen uöw.
Die glatten Koptoxyltüren sind völlig fugenlos und
haben den Vorteil, daß sie sich nicht ziehen. Durch
Aufleimen von Rahmenholzdichten kann man leicht
FUUungstüren aus denselben machen, ohne gestemmte
Rahmen mit in Falz liegenden Füllungen. In unserer
heutigen Zeit, wo die Flächenentwicklung in der Möbel-
und Bautischlerei eine so große Rolle spielt und wo die
geschäftliche Lage aus wirtschaftlichen und sozial-poli-
tischen Gründen jeden intelligenten Betriebsuntemehmer
zwingt auf Teilarbeit und Vereinfachung des Betriebes
den Schwerpunkt zu verlegen, erscheint das von der Firma
Harras Dargebotene von einschneidender Bedeutung.
318
Neu erschienene Fachliteratur. i y . /— p -
Zu beziehen durch Ernst Wasmutii A-Q., Berlin W. 8, j l'Ü^CI CIl LCIl - X «.ICl.
Markgrafenetraße 35.
Franz Bimstiel, Coburg^. Garten-, Veranda-MObel.
Anheiaser, Dr. R., Ornament und Buchschmuck 35 Tafeki Charlottenburger Centralheizungs-Gesellschaf t m. b. H.
in Mappen . . . . , M. 16,— Charlottenburg.
Christophe, Paul. Der Eisen- Beton und seine An- Deutsche Glasmosaik -Gesellschaft Puhl ft Wagner,
Wendung im Bauwesen. Obersetzung der zweiten Hoflieferanten, Rbcdorf-Berlin.
Auflage des Werkes „Leb^on arm6 et sesapplication<« Dicker A Wemeburg, Fabrik für Centralheizungs- und
575 Seiten und 9x6 Bilder gebunden . . M. 35, — Lüftungsanlagen, Halle a. S.— Berlin-Schöneberg.
Dehio, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenk- Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst, Dresden,
mlQer. Band I: Mitteldeutschland. 360 Seiten im Blasewitzerstraße 17.
Format x 3x1 8t 5 cm in weichem Leinenband M. 4. — Joh. Eichardt, Buchbinderei f. Architektur, Berlin SW.
Dresdner Jahrbuch X905. Beitrüge zur bildenden Elbinger Maschinenfabrik F. Komnick, Elbing W.-P.,
Kunst, herausgegeben von Dr. Karl Koetschau und Sandsteinziegel-Maschinenfabrik.
Dr. Fortunat von Schubert - Soldem. Mit Licht- Carl Flohr, Maschinenfabrik, Berlin N.
drucktafeln und zahlreichen, in den Text gedruckten August Gerber, Statuen, Büsten, Reliefs, Köln a. Rh. 77.
Abbildungen M. xa, — Golde & Raebel, Kunstschmiede, Berlin-Halensee.
Handbuch der Architektur. IV. Teil. 8. Halbband, J. P. Grofimaim, Gartenanlagen, Leipzig, Elsterstraße.
Heft aa: Hofmaim, Alb.: DenkmSler. L Geschichte Günther & Co., Kunststein-Fassaden, Auerbach i. V.
des Denkmales, mit 24 in den Text eingehefteten Jahreis & HOnig, Spezialkunststeinfabsik, Helmbrechts
Tafeln (Xn, 300 S.) '06. X5. — ; gebxmden in Halbfrz. (Bayern).
n.n. x8.— • — Heft ab. Dasselbe. IL Denkmäler Lion Kießlixig, Wohnungseinrichtungen, Berlin SO.
mit architektonischen oder vorwiegend architektoni- Klemm & Beckmann, Kunstverlag, Stuttgart.
sehen Grundgedanken, mit 524 in den Text einge- Heinrich Kunitz, Ornamente in Kupfer und Bronze,
druckten AbbUdungen und 4 in den Text eingehef- Berlin SO, Mariannenplatz X2.
teten Tafeln (VI, u. S. 30 x — 824.) '06. 24.—; gebun- C. Rob. Lohmaxm G. m. b. H., Lichtpauspapiere, West-
den in Halbfrz. n.n. 27. — • hofen (Westf.).
Dlsung, Franz. Ein einheitliches System für den S. A. Loevy, moderne Be8chllge,BeilinN.,Gartenstr. 96.
Verband von Ziegelmauerwerk. 2a x Figuren im Marienberger Mosaikplattenfebrik G.m.b.H., Marien-
Text — broschiert M, 3, — berg IX, Sachsen.
gebunden M. 3,60 A. Müller, Kupferdeckung, Bauomamente, Berlin-
Jochem, F. W., Das Haus des Bürgers. Fünf Projekte Schöneberg, Groß-GOrschenstr. 35.
für Einfamilien-Httuser. Mit 54 Federzeichnungen, Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Perspektiven, Grundrissen, Interieurs und erläuterten Johaim Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W., Pots-
Text , M. xo, — damerstraße xo/xx.
Körber'sches Strahlendiagramm zur vereinfachten Her- Otto Pobig, Atelier für dekorative Plastik, Friedenau.
Stellung perspektivischer Zeichnungen. In Rolle Eugen de Price & Wilhelm Mauer, Dekorationsmaler,
M. x,5o Berlin NW.
Lessing, Vorbüderhefte aus dem Kgl. Kunstgewerbe- H. Riediger, HolzbUdhauerei, Görlitz.
Museum, Berlin. Heft 32 — Stuehle, XVI— XVIII. Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
Jahrhundert M. 10,— Joseph Scherer, Kunstanstalt für Glasmalerei, Berlin W.,
Heft 33 — Stuehle — vom. XIX. Jahrhundert. Kaiserallee 204.
M. xo, — J. Schmidt, Kunst- und Bauglaserei, Berlin W.
Reichert, Wüh., Architekt, Wohlfeüe Ein- und Zwei- Carl Schütte, Graphische Kunstanstalt, Berlin W.
familienhäuser und Landhäuser in modemer Bauart. Schwartze ft Gaedecke, Kunsttöpferei, Berlin N. 24.
87 Tafeln in Mappe M. ax,— E. Schwenk, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Sauvage, F., Holz-Architektur. Entwürfe von Gebäuden, Franz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlixu
Lauben, Pavillons, Veranden, Baikonen, Gartenbau- Spixm ft Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.
ken. Zäunen, Giebeln, Loggien, Gebäudeteüen usw. Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Werk,
Lieferung x ist erschienen, xo Tafeln . . M. 8, — Haiger-Langenaubach.
Seeßelberg, Friedrich, Professor Dr., Privatdozent an H.Stroucken, Möbelfabnku.Dekorationsgeschäft, Krefeld.
der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Hehn Studien-Ateliers für Malerei und Plastik, Lewin-Funcke,
und Mitra. Studien und Entwürfe in mittelalterlicher Charlottenburg.
Kunst. 65 Tafeln in Mappe . . . . M. 40, — Günther Wagner, Flüssige Tuschen, Hannover.
Stiehl, O., Das deutsche Rathaus im Mittelalter. Mit Wichulla, Ingenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenau.
X87 AbbUdungen. 4°. Broschiert . . . M. 9, — Franz Zeller, Steinmetzgeschäft, Mütenberg a. Main.
Wiesinger und Winkler, Die Einführung in das Ent- Zierhut ft Krieger, Kunstgewerbliche Werkstätte,
werfen M. 4, — München.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Max Creutz» Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
Markgrafenstr.35. — Gedruckt bei Julius Sitteiifeld,BerlinW.,Mauer8tr. 43.44. ~ Klischees von Carl Schütte, BerlinW.
BERLINER PLATZE.
Von HAX OSBORN.
Die Berliner Arctiitektenschaft hat vor
einiger Zeit für ihre Jünger zum Wettbewerb
um den Schinkelpreis die Aufgabe ausge-
schrieben: einen Platz für eine deutsche
Stadt zu entwerfen. Es iat gewiB kein Zu-
fsill, daB man gerade auf dies Thema ver-
fiel. Denn je weiter und schneller unsere
Großstädte sich ausdehnen, um so unerträg-
licher wird der gott- und kunstverlassene
Schematismus, nach dem im allgemeinen
innerhalb der neu erstehenden StraSenzUge
die Platze angelegt werden. Und von der
Ratlosigkeit, mit der die Gegenwart diesem
Problem gegenübersteht, wendet sich der
Blick zu den älteren Plätzen unserer Städte
zurück, um in allerlei nachdenklichen Be-
trachtungen ihre ursprüngliche Gestalt und
ihre spatere Gestaltung gegen einander ab-
zuwägen.
Nirgends tritt der traurige Gegensatz zwi-
schen der reifen Städtekunst der Vergangen-
heit und dem geringen Talent unserer Zeit für
diese Kunst deutlicher hervor als bei solchen
,,Platzfragen", und nirgends wieder wird
diese Erkenntnis handgreiflicher als in der
Reinkultur aller modernen Architektur-
stlnden, ivelche die Hauptstadt des Reiches
darstellt. Berlin gleicht in dieser Hinsicht
dem berühmten kranken Kinde aus dem
Schaufenster der Geschäfte für Bandage-
artikel und chirurgische Instrumente; es
gibt kein Leiden, an dem es nicht krankt
oder wenigstens bis vor kurzem gekrankt
hat. Und das Kapitel von den Berliner
Platzen ist eins der lehrreichsten in dieser
Krankheitsgeschichte.
Bis der moderne „Aufschwung" einsetzte,
war Berlin wirklich eine schöne und reiz-
volle Stadt, und seine Plätze hatten an
diesem guten Eindruck keinen geringen
Anteil. Betrachten wir etwa die Rosen-
bergschen Kupfer, die um das Jahr 1780
entstanden, so erfreut sich unser Auge nicht
zuletzt an den prächtigen offenen Sälen, die
im fridericianiscben Berlin aus den Hauser-
massen der werdenden Großstadt auftauch-
ten. Und wieder fragen wir uns: welcher
Teufel hat uns im neunzehnten Jahrhundert
dazu verleitet, auch hier kostbares Besitz-
tum mutwillig zu gefährden oder gar zu
zerstören?
Was am meisten geschadet hat, ist die
Unsicherheit und die barbarische Ungenüg-
samkeit in der „Ausschmückung" der alten
Platze. Es ist und bleibt die erste Aufgabe
eines städtischen Platzes: eine freie, doch
in sich geschlossene Fläche zu sein und
sich als solche auch zu dokumentieren.
Das ergibt sich zunächst aus seiner prak-
tischen Zweckbestimmung, als Harkt und
als Sammelort der Bürger, in ältester Zeit
auch als Gerichtsstätte, überhaupt als Mittel-
punkt des öffentlichen Lebens, zu dienen.
Darin beruht aber auch sein ästhetischer
Reiz für das Auge, das nach der Einengung
des Gesichtskreises in den Straßen nun
den Blick ungehinderter entfalten will, nach
dem Zwang, sich gewissermaßen dauernd
320
in vertikaler Richtung zu betätigen, jetzt
freudig die Möglichkeit begrüßt, sich zur
Abwechslung und Erholung im Horizon-
talen ergehen zu können. Erst in zweiter
Linie kommt die Frage in Betracht, ob
und in welcher Weise der Schmuck des
Platzes nicht nur in der harmonischen Aus-
gestaltung seines Rsihmens, sondern auch
in einer besonderen Dekorierung der Fläche
selbst liegen soll. In Berlin hat man sich
während der jüngst vergangenen Jahrzehnte
in den meisten Fällen viel zu viel und ohne
genügende Diskretion mit dieser letzten
Frage abgegeben; so sehr, dafi man das
Wichtigste darüber vernachlässigte.
Gesündigt namentlich hat man in der
gärtnerischen Ausschmückung. Sie war
früher Sache der königlichen Tiergarten-
verwaltung, die sich aber seit 1875 auf den
Lustgarten, den Opernplatz und den Kö-
nigsplatz beschränkt und die Sorge für die
übrigen Plätze der städtischen Parkdepu-
tation überlassen hat. Die beiden Instanzen
dürfen sich also in die Vorwürfe teilen, die
man gegen diese Seite ihrer Tätigkeit er-
heben mufi. Die Plätze des fridericiani-
schen Berlin kennen keinen gärtnerischen
Schmuck. Selbst jene Zeit, die doch in der
Park- und Gartenkunst so Großes leistete
und auch bei uns, in Potsdam wie in Berlin,
außerordentliche Proben ihres Geschmacks
abgelegt hat — man denke an den Mon-
bijou-Garten oder an Tiergartenpartien, wie
die von Chodowiecki geschilderte Prome-
nade an den Zelten — , selbst jene Zeit
hat darauf verzichtet, den Saalcharakter
der Plätze durch botanische Anlagen zu
verwirren. Sie stimmte darin nur mit allen
den Epochen überein, denen die berühm-
testen Plätze der Welt ihre Entstehung
verdanken. Die Plätze an der Peterskirche
und an der Porta del Popolo in Rom, der
Markusplatz in Venedig, die Place de la
Concorde in Paris, der Rathausplatz in
Brüssel und die kostbaren „Grandes places'*
der anderen flandrischen Städte suchen ihre
Schönheit zunächst und vor allem in der
Harmonie ihrer Ausmessung wie der um-
gebenden Bauwerke, in den klug abge-
wogenen Verhältnissen, in denen diese,
Wohnhäuser wie monumentale Gebäude,
zu einander und zur Größe des Platzes
selbst stehen.
Von den Berliner Plätzen aus frideri-
cianischer Zeit sind nur wenige bis heute
ganz frei geblieben, darunter einige alte
Märkte, wie der Molkenmarkt, der Werder-
sche Markt und der Köllnische Fischmarkt,
die freilich so klein sind , daß wir sie heute
kaum mehr recht als Plätze empfinden,
sondern in ihnen mehr verbreiterte Straßen-
kreuzungen sehen. Der Molkenmarkt, der
älteste Berliner Platz, der darum auch in
den frühesten Urkunden, vom Ende des
13. Jahrhunderts an, als „der alte Markt^^
bezeichnet wird, ist gleichwohl heute noch
nicht ohne Reiz. Seine unregelmäßige drei-
eckige Gestalt hat eine Intimität und Ge-
schlossenheit, die noch von dem Behagen
mittelalterlicher Städtebilder Zeugnis ab-
leg. Auch er besaß einmal einen Schmuck,
wenn auch keinen gärtnerischen: in frühe-
ster Zeit stand hier wahrscheinlich die Ro-
landbildsäule, und im Jahre 1728 ließ Fried-
rich Wilhelm I. auf dem Molkenmarkt
die nach Schlüters Modell gegossene Bild-
säule seines Vaters aufstellen, die dem
Platz vorübergehend den niemals populär
gewordenen Namen Königsmarkt eintrug,
iedoch nach kurzer Zeit wieder fortgenom-
men und ins Zeughaus gebracht wurde.
Der Werdersche Markt, d. h. der Platz vor
dem 1672 von Simonetti erbauten, 1794
niedergebrannten Werderschen Rathause,
und der Köllnische Fischmarkt, der Mittel-
punkt der Schwesterstadt Berlins, wo einst
der alte Derfflinger wohnte, können in
ästhetischer Beziehung heute kaum mehr
mitsprechen, nachdem die schönen alten
Häuser, von denen sie ehemals umgeben
waren, längst vom Erdboden verschwun-
den sind, während die neuen auf alles
andere eher Rücksicht nahmen als auf die
künstlerische Wirkung der Plätze.
Ähnlich steht es mit dem Haakeschen
Markt, der erheblich später, 1751, bei der
Niederlegung der „Contrescarpe^S d. i. der
äußeren Böschung, vor dem alten Span-
dauer Tore, bebaut wurde, und an dem
Friedrich der Große wenige Jahre darauf
durch Unger acht dreistöckige Häuser er-
richten ließ, um die Anlage abzurunden.
Ähnlich auch mit den beiden Plätzen, die
aus den rechts und links von dem alten
Leipziger Tore gelegenen Bastionen der Be-
festigungswerke des Großen Kurfürsten
entstanden sind : mit dem Spittelmarkt und
dem Hausvoigteiplatz. VomHausvoigteiplatz
sagt noch Nicolai in der dritten Auflage seines
unschätzbaren Werkes über Berlin und
Potsdam (1786), er sei von „lauter ansehn-
lichen Häusern umgeben'^ Die großen Ge-
schäftsgebäude, die heute dort stehen, geben
keine Erinnerung mehr an dies alte Bild;
auch die Reichsbank kann nichts mehr
retten. Der Spittelmarkt ist vollends charak-
terlos und zerrissen geworden. Das uralte
Gertraudten- oder Spitalkirchlein, das zwar
oft restauriert worden war, aber in seinen
Grundmauern aus dem Anfang des ftinf-
zehnten Jahrhunderts stammte, ist 1881 ab-
gebrochen worden. Es bildete, da es gerade
der Mündung der Leipzigerstraße gegen-
über lag, einen ganz hübschen Abschluß
dieses langen Straßenzuges, der sich heute
in ein Nichts auflöst. Doch man darf hier,
wo der enorm gewachsene Verkehr sein
Recht verlangte, kaum eine Klage erheben,
ebensowenig wie über den Abbruch des
Gertraudtenhospitals, das den Spittelmarkt
nach Süden hin abschloß, aber 1872 bei der
Anlage der Beuthstraße schwinden mußte.
In allen diesen Fällen hat die Entwicklung
der inneren Stadt zu einer Geschäfts-City
321
im Londoner Sinne die alten Plätze um
ihre Wirkung gebracht. Schon durch die
Höhe der neuen Häuser, die natürlich in
gar keinem Verhältnis zu der Gröfie der
alten Platzfläche stehen, so dafi eben jener
Eindruck einer Strafienerweiterung entsteht.
Unter diesen Umständen kann auch das
gut gemeinte Granitbecken des Spittel-
brunnens nichts nützen. Steht seine Wasser-
kunst, so nimmt der Aufbau nur Raum fort.
Ist sie in Betrieb, so erhöht sie nur den
nervOsmachenden Lärm des Verkehrs, ohne
jemand zu erfrischen.
Eine wesentlich andere Entwicklung
haben die größeren Plätze der alten Zeit
genommen. Schon der „Neue Markt'S der
etwa in der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
hunderts angelegt wurde und seinen Namen
zum Unterschied von dem älteren Molken-
markt erhielt, hätte das Zeug gehabt, ein
schöner alter Stadtplatz zu bleiben. Er
hatte von Hause aus eine gute viereckige
Form, war ursprünglich nach Osten hin
noch weiter ausgedehnt als heute, und
stellte sich als ein geschlossener Saal dar,
wie er noch auf einem Rosenbergschen
Kupfer erscheint. Er ist heute beinahe
ruiniert, erstens durch die Verkleinerung,
zweitens aber durch die Aufstellung des
Lutherdenkmals, das, an sich eines der
erträglicheren Monumente Neu-Berlins, für
diesen Platz viel zu groß und zu massig
ist. Die Geschlossenheit der Form hat
auch durch den Abbruch der alten Häuser
gelitten, die Jahrhunderte hindurch die
Marienkirche dicht umgaben und in ähn-
licher Weise von dem zu ihr gehörigen
Markt separierten, wie die Nikolaikirche
heute noch vom Molkenmarkt getrennt ist.
Die alten Baumeister waren kluge Leute,
die wußten, daß eine Kirche zwischen
kleinen Häusern höher und ragender wirkt
als an einem freien Platze — eine Weis-
heit, die in unserm Zeitalter der ent-
setzlichen Freilegungsmanie verloren ge-
gangen ist. Sie wußten auch, daß man eine
Kirche vor allem neben einen Platz und
niemals auf ihn zu stellen hat — wie
das die Reisbrettkunst unserer Tage mit
der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche getan
hat, deren Aufstellung den Auguste Viktoria-
platz um jede Möglichkeit einer Wirkung
betrog. Am Neuen Markt hat man bei der
Freilegung der Kirche immerhin aus der
Untugend einen Effekt herausbekommen,
weil die Marienkirche dank ihrem ersten
Erbauer so himmlisch schief stand, daß
jeder Schematismus unmöglich wurde, und
weil sich das Niveau des Platzes und der
angrenzenden Straßen im Laufe der Zeit
so sehr gehoben hatte, daß man jetzt ein
wenig hinuntersteigen muß, wenn man die
Kirche betreten will, wodurch eine hübsche
Abwechslung und eine feine Erinnerung
an alte Zeiten hervorgerufen wird.
Von den großen Schmuckplätzen, die von
vornherein [;im Hinblick auf ästhetische
Wirkung angelegt wurden, ist der Lust-
garten der älteste. Er ist ursprünglich ein
Schloßgarten, nur zur persönlichen Be-
nutzung der fürstlichen Familie bestimmt;
zuerst ein Obst- und Küchengarten; dann,
seit dem Großen Kurfürsten, ein Schmuck-
garten mit Marmorstatuen, Brunnen, zier-
lichen Blumenbeeten und Hecken, von
Gartenhausanlagen umgeben. So sehen
wir ihn im Grundriß auf dem ältesten er-
haltenen Berliner Plan von J. Gr. Mem-
hardt (um 1650), so lernen wir ihn aus
deti Einblicken kennen, die mehrere Zeich-
nungen Stridbecks vom Ende des 17. Jahr-
hunderts in ihn gewähren. Friedrich Wil-
helm I. ließ dann all diesen Pomp vernichten
und machte aus dem Lustgarten ein Parade-
feld — und das bekam dem Platz ausge-
zeichnet. Denn als nun Friedrich der Große
an der Ostseite den Dom, später Friedrich
Wilhelm III. an der Nordseite das Alte Mu-
seum errichtete, ward es ein Platz, der
seinesgleichen in der Welt suchte. Nach
der Erbauung des Museums pflanzte man,
um 1830, in bescheidener Weise Rasen
an, und damals erlebte der Platz seine
glorreichste Zeit. Von allen Seiten schön
geschlossen, außer von den genannten Bau-
werken im Südosten von der Schloßapo-
theke, im Süden vom Schloß, im Westen
von dem Spreearm mit der breiten Schloß-
brücke und darüber hinaus vom Zeughaus
begrenzt, muß er in seiner stattlichen Aus-
dehnung herrlich gewirkt haben. Nun aber
ging man Schritt für Schritt daran, diese
Wirkung nach Möglichkeit zu beeinträch-
tigen. Vor das Schloß kam die unorganisch
angefügte Terrasse, die dem Plan des
Schlüterbaus entgegen ist. Auf dem Platz
selbst ward das Denkmal Friedrich Wil-
helms III. errichtet, das dem Museum einen
Schlag versetzt und das überdies noch mit
verkehrten Anlagen umgeben wurde. Die
Niederlegung der Schloßfreiheit (in deren
Nachbarschaft das Schloß ehemals durchden
Kontrast in gleicher Weise gehoben wurde
wie die alten Kirchen im Kranze der niedrigen
Häuser) schuf im Südwesten eine breite
Oeffnung des Rahmens, wodurch die Ge-
schlossenheit des Lustgartens eine schwere
Einbuße erlitt, indem die neugewonnene
freie Fläche als unorganischer Zipfel in ihn
überging. Und schließlich setzte man noch
an Stelle der feinen alten Domkirche die
ungeheure, rings alles niederdrückende Bau-
masse des neuen Doms, welche die Har-
monie der umgrenzenden Bauten aufhob.
Wenn dem Platze doch noch nicht jede
Schönheit geraubt ist, so liegt das wahrlich
nicht an der Neuzeit, die alles getan hat,
sie zu schädigen, sondern an seiner aus-
gezeichneten Grundanlage.
Besser ist es dem Schloßplatz ergangen,
der heute noch gute Figur macht. Frei-
lich, die schmale Terrasse mit den kon-
ventionellen Steinvasen auf dem miserablen
Säulengeländer beeinträchtigt auch hier
322
den alten Aspekt des Schlosses ein wenig.
Und den Begas-Brunnen hätte man viel-
leicht besser auf die östliche Hälfte des
Platzes gestellt, das Antlitz des Neptun
gegen Westen, als in die Reisbrettmitte,
wo er den freien Blick auf das Schloß be-
hindert. Aber das sind immerhin keine
Sünden wider den heiligen Geist des Platzes,
dessen Kraft und Stolz doch gewahrt blieben.
Die Niederlegung der alten Domkirche, die
bis 1747 auf der Westseite des Schloßplatzes
zwischen Brüder- und Breitenstraße stand,
mag man aus manchen Gründen bedauern;
dem Platz als solchem kam sie ebenso zu
gut wie die frühere Entfernung der Stech-
bahnanlage, der Krambuden und der
Neringschen steinernen Kaufläden.
Schlimmer ist es zwei Paradestücken
fridericianischer Städtekunst ergangen :
dem Opemplatz und dem Gensdarmen-
markt. Der Opemplatz ist eine unserer
herrlichsten Anlagen, ja eine der schönsten
Anlagen der Welt. Er ist ein veritabler
Saal, zu dessen verständiger Abrundung
sogar das neunzehnte Jahrhundert wider
seine Gewohnheit einen Beitrag lieferte:
das Gebäude der Dresdner Bank, archi-
tektonisch kein Ausbund an Schönheit (wenn
auch kein Verbrechen), schließt, nament-
lich durch seine richtig abgemessene Höhe,
die Südseite ohne Zweifel fester, man
möchte sagen „luftdichter'' ab als die an
sich gewiß reizvolleren alten Häuser an
dieser Stelle, die kleiner waren und eine
etwas zerklüftete Masse darstellten. In-
dessen die Neuzeit hat sich beeilt, diese
versehentliche Verbesserung schnell wieder
„auszugleichen'', indem sie durch Auf-
schüttung des kleinen Hügels fOr das Denk-
mal der Kaiserin Augusta und völlig un-
gehörigen „Gartenschmuck" die Wirkung
des Opernplatzes total annullierte. Wenn je
ein Berliner Platz sich dazu geeignet hätte,
einfach mit großen Steinquadern als reine,
keusche Fläche gehalten zu werden, dann
war es dieser verhältnismäßig kleine Raum,
an dem der große Strom des Verkehrs seit-
lich vorbeiflutet, und der selbst so wenig
in diesen hineingerissen wird, daß man
ihn auf seiner westlichen Seite bis heute
ohne ei^en Fahrdamm lassen konnte.
Die Ruinierung ist hier so voUkonmien ge-
glückt, daß selbst die traurigen Aussichten
auf den Abbruch des Knobelsdorffschen
Opernhauses und auf den zu erwartenden
Neubau des geplanten Riesentheaters, das
die umliegenden Gebäude um die Kleinig-
keit von 12 bis 15 Metern überragen und
damit die gesamte Harmonie dieser Haupt-
stelle des Linden-Trakts vernichten wird,
den Opemplatz als Platz nicht noch mehr
schädigen können. Nur die mit dem feinen
Effekt einer scheinbaren Willkür in die
Ecke gesetzte Hedwigskirche — wo wagt
man das heute? — wird dann noch we-
niger als Schlußstück eines freien Aspekts
gelten können denn heute.
So radikal konnte man dem Gens-
darmenmarkt seine Wirkuiig nicht rau-
ben. Seine Anlage hat eine innere Größe,
die sich durch alle Fährnisse hindurch
behauptet hat. Dennoch hat das letzte
Halbjahrhundert so viel getan ihn zu
narren, wie nur in seinen Kräften stand.
Hier gestattete die Größe des Platzes,
der ehemals eine Esplanade zwischen
dem Neustädtischen und Leipziger Tor
war, dann als „Lindenmarkt" und als
„Neuer Markt" figurierte, nach dem Ab-
bruch der Ställe und der Hauptwache des
Regiments Gensdarmes (1773 und 1782) eine
architektonische Besetzung großen Stils.
So nigte man an die bescheidenen älteren
Gebäude der Französischen und der Neuen
Kirche aus dem Anfang des achtzehnten
Jahrhunderts — die heute der Schablone
zu Liebe und aus Mangel an Gefühl fUr
den Reiz der Kontraste „würdigeren" Neu-
bauten gewichen sind — die unvergleich-
lichen Gontardschen Turmbauten. So er-
richtete Schinkel an der Stelle, wo schon
seit 1774 ein Gebäude für das französische
Schauspiel und seit 1801 Langhans' Hof-
und Nationaltheater stand, sein Schauspiel-
haus, in der Mitte des Platzes, aber mit
klugem Takt gegen die Kirchen etwas nach
hinten gerückt. Ringsum zogen sich und
ziehen sich im großen Ganzen noch heute
Häuserlinien, die, ein paar schrille Disso-
nanzen abgerechnet, eine gewisse Einheit
aufweisen. Falsch war es jedoch, in diese
imposante, stolze Pracht das Schillerdenk-
mal hineinzusetzen. Es verhindert den freien
Blick auf Schinkels schöne Freitreppe, die
auch jetzt, wo sie kaum mehr benutzt wird,
architektonisch noch als Treppe gelten
müßte. Daß man Schiller vor das Schau-
spielhaus setzte, war ein literarischer, aber
kein künstlerischer Gedanke. Man braucht
nicht die Denkmäler dort aufzustellen, wo
sich derartige innere Beziehungen ergeben,
wenn es künstlerisch zu schiefen Resul-
taten führt. In Brüssel hat man Egmont
und Hoorn nicht auf den Markt gestellt,
wo sie hingerichtet worden sind, sondern
auf den kleinen Zaavelplatz. Hätte man
den Gensdarmenmarkt mit zwei Stand-
bildern geschmückt, die etwa das Schau-
spielhaus flankiert hätten, so ließe sich
darüber reden. Aber eins in die Mitte vor
das Theater zu stellen, war ein Fehler.
Und nun die Gartenanlagen! Nirgends in
Berlin sind sie so verfehlt wie hier. So-
lange der Platz noch als Markt benutzt
wurde, sah er zehnfach besser aus. Ja,
es ergab sich durch das Gewimmel vor
der Schinkelschen Freitreppe und um das
Schillermonument ein recht malerisch be-
wegtes Bild. Jetzt hat man hier den freien
Zugang zu den breiten Treppen der Turm-
bauten versperrt und neben dem Theater
ganze botanische Gärten „aus dem Boden
gezaubertes die nicht frühzeitig genug wie-
der fortgeräumt werden können. Man sende
323
sie, wie ihren „großen Bnider'S schleunigst
nach Dahlem.
Die Ausschmückung der städtischen
Plätze mit Gartenanlagen kann nicht vor-
sichtig genug gehandhabt werden. Theo-
retisch ist sie wohl, wie schon angedeutet,
überhaupt abzulehnen, und die staatlichen
und städtischen Behörden, die darauf ver-
zichten, wissen schon, warum sie es tun.
Indessen wird man sich hier keinem dog-
matischen Puritanertum hingeben. Wenn
man darauf hinweist, dass wir in Deutsch-
land immerhin andere Neigungen haben
als die Romanen, daß die immer größer
werdende Stadt die Bewohner ihrer Innen-
viertel immer weiter von jeder Berührung
mit der Natur abgeschnitten hat und daß
darum ein Gruß von Baumgrün, Rasen und
Blumenbuntheit inmitten der Steinhaufen
angenehm und notwendig sei, so läßt sich
dagegen nicht viel einwenden, auch wenn
man feststellt, daß nur wenige Vorüber-
eilende sich wirklich die Muße nehmen,
einen raschen Blick auf diese Pflanzen-
welt zu werfen. Aber wenn man auf Grund
solcher Erwägungen zu Gartenanlagen
schreitet, so ist es doch unabweisbar, den
Charakter des Platzes dabei zu respek-
tieren. Rasen, Blumenbeete, niedrige
Sträucher, welche die Erscheinung der
Fläche nicht aufheben, sollen willkommen
sein. Auch Baumreihen, die am Rande die
Begrenzungslinien nachziehen und zugleich 1 T
im Sommer ein wenig Schatten spenden. ^
Aber zu vermeiden ist das hohe Strauch- i^l
und Buschwerk, das auf den Berliner Plätzen ,
eine leider so große Rolle spielt, zu ver-
meiden in der Regel auch Baumanpflanzun-
gen in der Mitte. Das alles zerreißt die
Fläche, indem es sie in Höhen und Tiefen
zerlegt. Auf dem Gensdarmenmarkt hat
man gegen diese Grundgesetze am auffallend-
sten gesündigt; doch auch an vielen anderen
Stellen ist es nicht geheuer. Ebenso ist
dort die Anlage der quer über den Platz
führenden Wege, die eine weitere Schwie-
rigkeit bei dieser Form der Platzaus-
schmückung darstellen, mißlungen. Jeder,
der es einmal unternommen hat, den
Schillerplatz diagonal zu überschreiten,
weiß davon ein Lied zu singen. Noch
üblere Erfahrungen macht man in dieser
Hinsicht bekanntlich auf dem Wilhelms-
platz, dessen gärtnerische Bepflanzung bis
auf das zu üppig emporgewucherte Ge-
sträuch in der Mitte hingehen mag, und
dessen Baumreihen Beifall verdienen. Der
Dönhoffsplatz, der sich in der Regulierung
der Wege dem Verkehr besser anschmiegt
(nur die runde Schale in der Mitte, die
man umwandern muß, stört), ist anderseits
durch die Bepflanzung wieder total um
seine Wirkung gebracht.
Wie sehr die schematische Reißbrettkunst
der Wegeanlagen, die sich im Grundriß
auf dem Papier so hübsch regelmäßig aus-
nehmen, den Fußgänger verdrießen kann,
erkennt man nicht minder auf manchen
neuen Plätzen. Der NoUendorfiTplatz (für
den freilich Charlottenburg verantwortlich
ist) hat ja seit der Erbauung des Bahn-
hofs der Hochbahn seinen Platzcharakter
halb aufgeben müssen. Um so ärgerlicher
ist die Führung der Wege. Man versuche
es einmal, etwa von der westlichen Motzstraße
her die Kasse der Hochbahn zu erreichen,
und man wird, namentlich wenn man eilig
ist, sein blaues Wunder erleben! Und wer
könnte auf Schöneberger Gebiet den Vik-
toria Luiseplatz überschreiten, ohne sich
über den mächtigen Kreis des Spring-
brunnens in der Mitte zu ärgern! Für
diesen Umweg kann auch der schillernde
Glanz der Fontaine lumineuse nicht ent-
schädigen, der an zwei Abenden der Woche
aus dem Becken aufsteigt. Natürlich hat
man auch hier üppig mit hohen Sträuchern
gewirtschaftet, die den Platz viel kleiner
erscheinen lassen, als er in Wirklichkeit
ist, und hat sogar, indem man „keine
Kosten scheute'', eine recht wenig impo-
sante „Kolonnade'' aufgerichtet, die minde-
stens überflüssig ist. Gerade im Berliner
und Vororts-Westen, wo der hohe Wert
des neu bebauten Grund und Bodens nur
wenig wirkliche Plätze gestattet, wäre es
nötig, für Flächen zu sorgen. Den Winter-
feldtplatz mit der ans Ende gerückten katho-
lischen Kirche und den Wittenbergplatz
hat wenigstens der Markt, der hier sein
Recht fordert, vor allzu aufdringlicher Aus-
schmückung bewahrt. Diese Plätze wären
ganz hübsch, wenn nur die umliegenden
Mietskasernen in ihrer Ode und Klebeoma-
mentik nicht aller Schönheit so frech ins
Gesicht schlagen würden.
Die Umrahmung ist dort draußen am
erträglichsten auf dem Lützowplatz, der
überdies einen Ehrentitel in der Tätigkeit
der städtischen Baudeputation darstellt.
Seine große Rasenfläche, über die sich an
Abenden feuchter Tage ein feiner Nebeldunst
wie ein zarter weißer Schleier niedersenkt,
ist endlich einmal ein glücklicher Wurf. Des
Gesträuchs ist freilich auch hier zu viel.
Und den Herkulesbrunnen, den man jetzt,
an windigen Tagen von freundlicher Douche
empfangen, im Bogen umkreisen muß,
hätte man besser dem (hier sonst ver-
ständig und ohne Schematismus regulierten)
Verkehr entzogen und mehr nach Süden
hin in den Fond des Platzes gerückt, wo
er auf alle Fälle auch besser gewirkt hätte.
Unter den älteren Plätzen spielen eine
wichtige Rolle noch diejenigen, die sich
an drei ältere, bis heute erhaltene Tore
anschließen: vor dem Brandenburger Tor
das „Quarre oder Viereck", heute der Pa-
riser Platz, vor dem Potsdamer Tor das
„Achteck", der Leipziger Platz, und vor
dem Halleschen Tor das „Rondeel", der
Belle-AUianceplatz. Der Pariser Platz ist
unser Stolz. Die Harmonie seiner meist
alten Häuser, seine vornehme Geschlossen-
324
heit, die vorbildliche gärtnerische Anlage
mit den einfachen Springbrunnen (die hier
ihre Berechtigung haben, im Gegensatz zu
ihren Kollegen auf dem Gensdarmenmarkt,
die man als ein Zuviel empfindet), die freie
Mittelfläche — das alles schließt sich zu
einem herrlichen Eindruck zusammen. Er
ist unser Stolz — heute noch! Wer weiß,
wie er aussehen wird, wenn das Redern-
sche Palais erst niedergerissen ist und dem
geftirchteten Hotelbau Platz gemacht hat,
oder wenn gar, was Gott verhüten möge,
das Brandenburger Tor einst „freigelegte^
ist — ein Plan, der die Kurzsichtigkeit und
empörende Geschmacklosigkeit unserer
Zeit so evident erweist, daß man noch nicht
an seine Ausführung glauben kann.
Ein ähnliches Projekt ist das des Ab-
bruchs der Schinkelschen Torhäuser am
Leipziger Platz. Er würde nur zur Folge
haben, daß dessen Schönheit in die uferlose
Häßlichkeit des Potsdamer Platzes aufgeht,
ohne dem Verkehr zu nützen, der sich
schließlich doch in die Enge der Leipziger-
straße zwängen muß. Der Leipziger Platz
teilt mit dem Pariser die Eigenschaft, daß
sich nur eine Straßenader mitten durch ihn
hinzieht, während rechts und links die
Häuser fest aneinandergeschlossen sind.
Er besitzt auch einen botanischen Schmuck,
der Beifall verdient. Die Rasenflächen und
die schönen, einzeln stehenden Bäume er-
geben einen wohltuenden Anblick, und man
braucht hier wahrlich keine „geschlängel-
ten Spazierwege^^ einzuführen. Eher könnte
man die allzu üppig gewordenen Flieder-
büsche, so schön sie im Frühling sind, ein
wenig reduzieren, das Gitter niedriger, we-
niger drohend gestalten und die alten Sand-
steinkandelaber von der ehemaligen Opern-
brücke sinnvoller anordnen. Daß die Har-
monie des Häuserrahmens sich langsam
auflöst, ist wohl an dieser Stelle das heftig-
sten Verkehrs kaum zu umgehen, erfüllt
jedoch mit Schmerz. Messeis Wertheimbau
trägt, namenüich durch seine Höhe, mit
dazu bei; doch wollen wir hier nicht
murren, da uns dafür einer der schönsten
modernen Bauten geschenkt worden ist, die
die Welt besitzt. Aber wie wird nun die
Entwicklung weiter gehen, nachdem schon
an anderen Stellen des Platzes ohne solche
Entschuldigungsmöglichkeit die alte Dach-
gesimslinie rücksichtslos durchbrochen ist?
Der Belle-Allianceplatz schließlich, ein
Altersgenosse des Pariser Platzes aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und
mit ihm um ein Menschenalter älter als
der Leipziger, ist weniger gut fortge-
kommen als jene beiden. Er ist ganz
schematisch zerlegt, ohne Rücksicht aut
Schönheit und auf die praktische Seite.
Wer vom Halleschen Tor nach der Linden-
straße oder Wilhelmstraße gehen will, dem
sei verraten, daß der nächste und am we-
nigsten ärgerliche Weg — um den Platz
herum führt! Es wäre tatsächlich der Er-
wägung wert, ob man nicht diesen großen
Platz in der Weise radikal umgestalten
sollte, daß man einen breiten Fahrweg in
die Mitte legte, der sich an der nördlichen
Seite in eine dreizackige Gabel spalten
müßte, um den Zugang zur Wilhelm-,
Friedrich- und Lindenstraße für den Wa-
genverkehr zu öffnen, während man die
dann nicht vollen Halbkreis-Fahrdämme
der Peripherie erheblich verengem könnte.
So würde die Karusselfahrerei um den
Platz herum ein Ende haben, und überdies
würden die Spaziergänger und Benutzer der
Bänke zur Rechten und zur Linken ein
wenig Ruhe finden können, während sie
jetzt überall von ohrenbetäubendem Lärm
umbraust sind.
Die übrigen Plätze der neuen Stadtteile
und auch der älteren, mit Ausnahme etwa
des ruhigen und angenehmen Michaelkirch-
platzes, können leider nicht viel Schönheit
aufbringen. Ihr Typus ist der Potsdamer
Platz, dies Schmerzenskind der Berliner
Stadtverwaltung. Wie er, sind sie alle weni-
ger Plätze als Straßenkreuzungspunkte, und
von dem, was Wesen und Wirkung eines
Städteplatzes ausmacht, ist nichts zu finden.
Auch der Alexanderplatz hat sich so ent-
wickelt; ursprünglich ein Paradeplatz mit
gutem Häuserrahmen, ist er jetzt nichts
als ein wüstes, unfreundliches, unorgani-
sches Terrain, das nur eben nicht bebaut
ist. Es würde den Rahmen dieses Auf-
satzes sprengen, wollte man die Möglich-
keiten seiner Umwandlung darlegen. Eben-
so muß dieser an Seufzern reiche Ober-
blick darauf verzichten, den Leser aus der
Stadt hinaus nach dem i^önigsplatz zu ge^
leiten, um an diesem Musterbeispiel die Ver-
kehrtheit einer nach der Zeichnung auf dem
Papier und nicht nach lebendig-künst-
lerischem Gefühl entworfenen Anlage im
einzelnen nachzuweisen.
An diesem Platz des kaiserlichen Berlin
ist es vielleicht auf lange Zeit hinaus oder
gar für immer schlechthin unmöglich, die
begangenen Fehler wieder gut zu machen.
An anderen Stellen freilich ließe sich dies
wohl erreichen, wenn — — ja wenn!
B KAISERLICHES PATENTAMT IN BERLIN. B
HAUPTFASSADE IN DER aiTSCHINER STRASSE.
mm ARCHITEKTEN; SOLF & WICHARDS. aa
KAISERLICHES PATENTAMT IN BERLIN. B
MinELBAU IN DER SITSCHINER STRASSE.
B ARCHITEKTEN: SOLE & WICHARDS. B
BB KAISERLICHES PATENTAMT IN BERLIN, es
SITZUNGSSAAL. ARCHITEKTEN : SOLF & WICHARDS.
328
B B B KAISERLICHES PATENTAMT IN BERLIN, b e b
TÜR ZUM SITZUNGSSAAL. ARCHITEKTEN: SOLF 8, WICHARDS
KAISERLICHES PATENTAMT IN BERLIN.
QRUNORISS DES ERDGESCHOSSES. e>
ARCHITEKTEN: SOLF & WICHARDS. b
KAISERLICHES PATENTAMT IN BERLIN,
e 6RUN0RISS DES I. STOCKWERKS, b
ARCHITEKTEN: SOLF 8, WICHARDS. (a
NEUE UNTERRIOHTSANSTALT DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS IN BERLIN.
B B B HAUPTFASSADE IN DER PRINZ ALBRECHTSTRASSE, aas
B B ENTWURF: MINISTERIUM DER ÖFFENTLICHEN ARBEITEN, b b
B B B B DURCHFÜHRUNSi SEORG BÜTTNER. e b ■ b
DURCHFAHRT AN DER NEUEN UNTERRICHTSANSTALT DES KUNSTaEWERBE-MÜSEUMS.
B B B ENTWURF; MINISTERIUM DER ÖFFENTLICHEN ARBEITEN, b b s
B is B B B DURCHFÜHRUNQ: GEORa BÜTTNER. b b a b a
HÖRSAAL DER NEUEN UNTERRICHTSANSTALT DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS.
a RS ENTWURF: MINISTERIUM DER ÖFFENTLICHEN ARBEITEN, s ss
» B B M DURCHFÜHRUNG: GEORG BÜTTNER. b b a s>
LESESAAL DER NEUEN UNTERRICMTSANSTALT DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS.
B e> ENTWURF: MINISTERIUM DER ÖFFENTLICHEN ARBEITEN, b «
B B B B DURCHFÜHRUNS: QE0R6 BÜHNER. b a b b
DETAIL DES LESESAALS DER NEUEN UNTERRICHTSANSTALT DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS.
s ra @ ENTWURF: MINISTERIUM DER ÖFFENTLICHEN ARBEITEN. aas
B a B, a B, DURCHFÜHRUNS: 6E0RQ BÜTTNER. b s fa o b
33«
NEUE UNTERRICHTSANSTALT DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS IN BERLIN.
ENTWURF; MINISTERIUM DER ÖFFENTLICHEN ARBEITEN. DURCHBILDUNS:
6E0RQ BÜTTNER. 6RUNDRISS DES I. STOCKWERKS b a a
.1:250. ABB. 391.
ERDGESCHOSS.
W I r r r r f f f M-
OBERSESCHOSS.
ARZTEHAUS IN GUTERGOTZ.')
Außer der Erricbtung neuer Heimstätten,
wie der kürzlich in Benutzung genommenen
Heimstätte zu Buch und der demnächst
zur Ausführung gelangenden Heimstätte in
Blankenburg, läQt die Verwaltung der Stadt
Berlin es sich angelegen sein, auch die älte-
ren städtischen Heimstätten zu erweitem und
dabei in ihren Einrichtungen zu verbessern.
Das städtische Gut Gütergotz liegt süd-
westlich von Berlin, nahe bei GroBbeeren.
Früher als Herrensitz benutzt, wurde das
Hauptgebäude schon vor einigen Jahren
2U einer Heimstätte für brustkranke Männer
eingerichtet, zwei Räume dienten dem un-
verheirateten Arzt als Wohnung.
Durch Aufstellung einer heizbaren Ba-
racke wurde später die Bettenzahl auf etwa
einhundert vermehrt. Der dadurch er-
weiterte Krankenbetrieb erforderte die Tätig-
keit zweier Arzte.
Für einen verheirateten und einen un-
verheirateten Assistenzarzt sollte nun nahe
der Heimstätte ein besonderes Gebäude
mit zwei getrennten Eingängen errichtet
werden. Seine Ausführung durfte den Be-
trag von 38000 Mark nicht übersteigen.
Diese verhältnismäSig geringe Bausumme
bedingte ein möglichstes Zusammenfassen
der verlangten Räume.
■) Mit Oenehmigung dea Herrn Stadtbkurat Ludwig
Hoffinann aemem demnficbat im Verlage von Ernst
Wacmulli A.-O. in Berlin erscheinenden 4. Bande
,J4eubauten der Stadt Berlin"
Man betritt die Wohnung des verheirateten
Arztes von der Ostseite des Gebäudes. An
einem kleinen Vorraum liegen die Küche und
die in mäßigen Dimensionen gehaltene Diele,
an welche die Wohnräume sich anschUeBen.
Aus der Diele führt eine in den Raum frei
angebaute Treppe zu dem im Dachgeschoß
angeordneten Schlaf- und Kinderzimmer.
Unter der Treppe gelangt man im Keller-
geschoß zu der Roll- und Flättstube mit der
anliegenden Waschküche. Ein direkter Zu-
gang von außen zu den Räumen des Keller-
geschosses beßndet sich an der Westseite
des Gebäudes. Hier ist auch der Zugang
zu der Wohnung des Assistenzarztes. Sie
besteht aus zwei im Dachgeschoß ge-
legenen und auf einer besonderen Treppe
zugänglichen Räumen.
Durch die Ausführung eines hohen
Daches, welches zu Wohnzwecken ein-
gerichtet wurde, war es mOglich, das nach
allen Seiten freiliegende Gebäude gegen die
Unbilden der Witterung gut zu schützen
und ihm zugleich einen ländlichen, behag-
lichen Charakter zu verleihen.
Als Gebäude der Stadt Berlin sollte das
im übrigen in einfachster Weise durch-
geführte Haus durch die inmitten der Haupt-
front angebrachte kleine Kartusche gekenn-
zeichnet werden.
Das Innere des Gebäudes entspricht in
seiner anspruchslosen Durchbildung der
überaus bescheidenen Behandlung des
Äußeren. C.
ÄRZTEHAUS IN QÜTERGOTZ. e
ARCHITEKT: LUDWIS HOFFMANN.
ÄRZTEHAUS IN GÜTERaOTZ. a
ARCHITEKT: LUDWIG HOFFMANN.
ÄRZTEHAUS IN GÜTERaOTZ. »
ARCHITEKT: LUDWIG HOFFMANN.
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ARCHITEKTEN: GEORB H. RATHENAU UND FRIEDR. AUQ. HARTMANN.
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DIE SIEBEN TAQE DER WOCHE. GLASMOSAIKEN. e
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X An der Bdliner Univenitllt liest Qwirg Swar-
ittwU Über „die Geachichte des Knos^Bwerbes". Ea
itt d«a MBiD Mal, doB an einer deutschen Umveraitlit
Ober KuDstgewerbe gelesen wird.
ti In ScbBtteberg soll die Enichtung e
gewerbeachnls bevoiMehen.
± Die Preihetrlicb von Lippetbeidescbe Kostüm-
Mbliothelc im EidgcBchoBae der Bibliothek dos KtSnigl.
KunstgeweibemuHtimB ist wochentags von lo — i Uhr
und Dienstags und Freitags von 6 — 8 geöilhet.
+ FUr d«s im Verlage von Ernst Wasmuth A.-G.
erschienene Handbuch der Kunstdenkmller Deutsch-
lands, dessen erster Band „Mitteldeutachland" soeben
lur Ausgabe gelangte, hat der Kaiser 50 000 Mark
bewüliEt.
= Willy O. DreBler gibt Anfang nüchaten Jahres ein
Nachschlagewerk für bildende und angewandte Kunst
X Vereinigung Berliner Architekten. Nach dem
Jahreabericbt »BhK der Verein i. Z. a Ehrenmi^lieder,
iSs ordentliche und a? auawltrtige Mitglieder. Im
Laufe des Jahres wurden 10 neue Mitglieder aufge-
nommen, I Ehrenmitglied ernannt. Ei fanden 7 or-
dentliche und I auBerordentliche Versammlung statt,
aufierdem 5 gesellige Zusammenkünfte. Im Sommer
fanden eine Reihe von Besichtigungen statt. Der
Mitgliederbeitrag [ist wieder auf 25 Mark festgesetzt.
In der Neuwahl des Vorstandes wurde der Gesamt-
vorstand wiedergewählt Von 31 abgegebenen Stimm-
zetteln lauteten 30 auf die Namen der bisherigen Vor-
standsmitglieder, einer war unbeschrieben. Der Vor-
stand setzt nch folgendermaBen zusammen; i. Vor-
sitzender Kayser, 3. Vorsitzender Reimer, Schrift-
führer BCthke ; fUr die VortrBge Ebbardt, fUr Literatur
MShring, für Begutachtungen usw. Bislicb, fUr Be-
sichtigtmgen Geyer. Ebenso wurde der Vertrauens-
AuBschuS, bestehend aus den Herren Ende, Koch, March,
Otzen, Schmieden, wiedergewShlt. In den Verbands-
AuaschuB lUr Wettbewerbe wurden schlieBlich anstelle
der au^eschiedenen Herren Vollmer und KUhn die
Herren Jansen und Scheurembrandt entsandt.
Je mehr sich ein Stadtbild expansiv entwickelt, desto
schwerar wird es der Mitwelt sein, ein architektoniscb
chaiakteriatiBches GepiSge des Ganzen jederzeit zu er-
kennen. Alles befindet sich in fortwihrendem Fluß.
Das Alte fUlt. Neues tritt an seine Stelle. In diesem
Neuen steht entweder das Alte wieder auf oder es erlebt
wirklich neue Gestaltung. Trotidem sind die auf dem
Gebiete der modernen Fassadengestaltung bisher er-
zielten Leistungen nur als die AnfUnge einer neuen
angewandten Kunst zu betrachten. Denn nur einige
unserer besten und besonders gut gelungenen Arbeiten
vermögen hier einen Vergleich mit den Slleren Kunst-
werken aueiuhalten. Vielfach herrscht noch ein Chaos,
denn man findet fUnf und mehr verschiedene Baustile
im buntesten Durcheinander in der Fassade eines
Bauwerkes vereinigt. Mit zu dem Besten, was bisher
in dieser Beziehung geleistet worden ist, zHhlen wohl
die mit den AusfElhningspreisen gekrönten Bauten des
Baumeisters Hermann MUller in Charlottenburg, der
durch seine NaturprofUe in der vornehmen Fassaden-
gestaltung unumwunden anerkannte Erfolge errungen
hat. Deshalb wird die VcrSffentlichung seiner drei
Serien charakteristischer Naturprofile im „Modernen
neuen Stil", im „Romanischen Baustil" und im „Gothi-
Bcben Baustil" allseitigem Interesse begegnen. Mit
der Herausgabe verfolgt er den doppelten Zweck, einer-
seits der Kunatwissenschafi, anderseits der Kunst-
ausUbung selbst zu dienen. Das Werk kann einet
warmen Aufnahme sicher sein, da es teils eine wirk-
same Hilfe beim raschen Entwerfen, dann aber auch
eine unerschöpfliche Quelle zum weiteren Vorwirts-
streben und Anregung zu neuem Schaffen bietet.
NBhere Angaben enthUt der heiligende Prospekt, auf
den wir unsere Letei besottders hinweisen.
358
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H. Geister, Bauomamente, Kupferarchitektur, BerlinW.,
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August Gerber, Statuen, Büsten, Reliefe, Köln a. Rh. 77.
Golde ft Rachel, Kunstschzniede, Berlin-Halensee.
J. P. Großmann, Qartenanlagen, Leipzig, Elsterstraße.
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Schöneberg, Groß-Görschenstr. 35.
Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Johann Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W.» Pots-
damerstraße zo/zz.
Phos, Lichtpauspapierfabriken, Detmold 2.
Otto Pobig, Atelier für dekorative Plastik, Friedenau.
Eugen de Price & Wilhelm Mauer, Dekoratiozismaler,
Berlin NW.
H. Riediger, Holzbüdhauerei, GörUtz.
Richard SchäfTer, Berlin SW. 4, Wandplatten, Mo-
saikfließen, Tonfließen.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüzizigen,
Joseph Scherer, Kunstanstalt für Glasmalerei, Berlin W.,
Kaiserallee 204.
Carl Schütte, Graphische Kunstazxstalt, Berlin W.
Schwartze & Gaedecke, Kunsttöpferei, Berlin N. 24.
E. Schwenk, Terrazzo- und Steinwerke, Ulm a. D.
Franz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlin.
Spiim ft Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Weric,
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H.Stroucken, Möbelfabrik u.Dekorationsgeschäft, Krefeld.
Studien-Ateliers für Malerei und Plastik, Lewin-Funcke,
Charlottenburg.
Wichulla, Ingeziieur für Gartenbau, Berlin-Friedenau.
Fraziz Zeller, Steinmetzgeschäft, Miltenberg a« Main.
Zierhut ft Krieger, Kunstgewerbliche Werkstätte,
München.
Verantwortlich für die Schriftleitung : Dr. Max Creutz, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W.,
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LEBERHARDT: REISESKIZZE
^
DIE AUSDRUCKSPRACHE IN DER
MODERNEN ANGEWANDTEN KUNST.
Von Dr. FELIX POPPENBERG.
„Mit einem Worte, die Form ist nichts
anders als ein bedeutsames Äußeres, die
sprechende, durch keine störenden Zufällig-
keiten entstellte Physiognomie jedes Dinges,
die von dessen verborgenem Wesen ein
wahrhaftes Zeugnis ablegt'* . . .
Dies fast hundert Jahre alte Wort A. W.
Schlegels aus seinen Shakespearevorlesun-
gen gibt eine frappante, unübertreffliche
Charakteristik für die Cestaltungs- und
Formulierungs-Tendenzen in der modernen
angewandten Kunst.
Ihr bedeutsamster Trieb ist, von der
äußerlichen, oft sinnlosen und das Wesent-
liche verwirrenden „Ausschmückung** zu
einer, von innen nach außen bildenden,
eigenschaftsbetonenden Ausdruckssprache
zu gelangen, statt entbehrlicher, zufällig-
wahlloser Zierate eine Omamentierung
durch Steigerungswerte und Betonung von
Material, Funktion und Zweck zu gewinnen.
Es läßt sich heute schon zu diesen ab-
strakt klingenden Definitionen eine reich-
liche Obersicht konkreter Beispiele geben.
Und solche Obersicht wird zu einer an-
regenden Schau lebendiger Kräfte und or-
ganisch-logisch sich vollziehender Prozesse.
Freilich, um mit demNegativen zu beginnen,
das Gegenbeispiel ist noch munter vorhan-
den und noch gar nicht überwunden. Man
trifft noch allzuhäufig, auch in Umgebungen,
die sonst Ehrgeiz zeigen, Gebrauchsgerät,
das nicht seinen Schmuck in der präzisen
Zweckausbildung sucht, sondern sich atrap-
penhaft vermummt und mit spieleriger
Nebenbedeutung billige Ergötzlichkeit er-
strebt: Langgestreckte Teckel als Messer-
bänke, hängende Trauben mit Blattwerk
als elektrische Klingeln, Sektflaschen als
Zigarrenabschneider, langwellige Schleppen
von Frauenfiguren als Aschbecher.
Das Wort „als** ist für die ganze Gattung
charakteristisch. Inihmliegtausgesprochen,
daß man den Reiz der Dinge nicht in ihrem
eigentlichen Wesen findet, sondern in dem,
was sie scheinen und vorspiegeln.
Wir aber wollen, daß sie sein sollen,
daß sie ihren Beruf energisch und über-
zeugend und damit auch befriedigend an
der Stirn tragen, daß sie durch ihre Gestalt,
durch die Führung ihrer Linie unzweideutig
zum Gebrauch einladen und unzweideutig
eine angenehme und erfolgreiche Hantie-
rung garantieren. Es ist eine ganz falsche
Annahme, daß eine solche Gestaltung
nur Nüchtemheitswirkung hervorbringen
könne. Im Gegenteil, der Eindruck des
organischen Gewachsenseins erweckt ent-
schieden Lustgefühl und der klar sich aus-
sprechende Zusammenhang zwischen For-
mulierung und Bestinmiung erregt eine
ästhetische Befriedigung. Exempla docent.
Einige Beispiele von Arbeiten der „Wie-
ner Werkstätte** zeigen sehr gelungen, wie
Gebrauchsgegenstände, an sich schmucklos,
durch die Benutzung eine gesteigerte und
somit geschmückte Physiognomie erlangen.
Von Koloman Moser gibt es einen Essig-
und Olständer, die Flaschen stecken zur
Hälfte in einer Silberfassung, diese hat eine
quadratische Ausschnittmusterung. Sind
nun dieFlaschengefOllt und tischfertig, dann
schimmert die farbige Flüssigkeit in diesen
Ausschnitten, ein natürliches translucides
Email.
Ähnliche Oberlegung, einen Gegenstand
durch Gebrauch und Benutzung schmuck-
haft zu steigern, war wirksam bei der Kom-
position der durchbrochenen Fruchtkörbe
mit ihrem viereckigen Maschengeflecht. Sie
erhalten ihr farbiges Gesicht, wenn die
bunten Früchte ihr koloristisches Spiel darin
treiben und mit ihren Flächen eine Füllung
der ausgesparten Musterung bilden.
Noch charakteristischer ist es, wenn die
notwendigen Gebrauchsfaktoren eines Ge-
rätes gleichzeitig sein eigentümlicher und
organischer Schmuck werden.
Vortreffliche Beispiele daftir sah man in
einer Ausstellung von Werken der Nürnber-
ger Handwerkskunst, vor allem von der Rie-
merschmid-Klasse im Albrecht Dürer-Haus.
Ein Musterexempel war die Theebüchse
aus Steingut mit Zinnbändern montiert.
Diese Zinnbänder waren keine zufällige
Hinzufügung, sie waren „in Schönheit** die-
nende Glieder. Aus der Fußplatte aufwach-
send, bildeten sie den notwendigen Schrau-
benhaisverschluß und der Schraubendeckel
dazu hatte in seinem Knaufgeflecht vier
36o
Eindrücke, die gleichzeitig bequeme Griff-
hantierung ermöglichen und eine hübsche
belebte FlächengUederung darstellen.
Ähnlich ist die schmuckhafte Zweckten-
denz in einer Messingklinke ausgesprochen.
Die schmale, lange Türplatte empfängt eine
Pointierung durch die SchraubenkOpfe, die
sie befestigen, sie ergeben in ihrer Anord-
nung ein einfach natürliches Ornament.
Und der Griff, der aus schmalem Ansatz
wächst, sich biegt und breit entwickelt,
hat durch diese schmiegsame, der Hand
eingepaßten Linie Zweckmäßigkeit und zu-
gleich — das Auge glaubt an seine Taug-
lichkeit und Gelungenheit — ästhetischen
Reiz.
Weiter lassen sich solche Beobachtungen
an Bilderrahmen machen. Hier ist ge-
wöhnlich die Anhängeöse der wunde Punkt.
Man verlegte sie gern an die unsichtbare
Stelle der Rückwand. Unsere angewandte
Kunst liebt aber das Versteckspielen nicht,
sondern das Bekennen, und gerade die Auf-
gabe reizt, aus all den Eigenschaften, die
in den Atrappenzeiten als Naturfunktionen
schamhaft verborgen wurden, jetzt charak-
teristisch betonte Wesenszüge zu machen,
aus der Not die Tugend.
So erhält die breite Holzleiste des Rahmens
einen diskret angepaßten Metallbeschlag,
und seine Bänder bilden in freier Entwick-
lung dann die Verschleifung, an der das
Bild aufgehängt wird.
Aus der Not eine Tugend machen, diese
zweckästhetische Tendenz kehrt oft variiert
wieder. Besonders ausgebildet hat sie
van de Velde. Was andere verstecken
und durch auffrisierten „Schmuck^* be-
mänteln, das rückt er gerade ins Licht, ja
es wird für ihn der Ausgangspunkt filr die
ausdrucksvolle Gestaltung.
In schlechten Zeiten geht man vom
Schmuckmotiv, vom Ornament aus, und
in das fertige Kostüm müssen sich die
Dinge hineinpassea lassen. Heute sieht
man sich voraussetzungslos die Aufgabe
auf ihre Eigenschaften, auf was es ankonmit,
an. Das wird ausdrucksvoll betont in der
Ausführung, so entsteht eine wahrhaft von
innen herausgebildete Form, eine Wesens-
physiognomie.
Als van de Velde die Inneneinrichtung
eines Friseurladens zu komponieren hatte,
da machte er aus den sonst verborgenen
Zuleitungsröhren für die Brennapparate
und flir die Spülbecken ein lebendiges
Linienspiel auf den Holzpaneelen, und
bei seinen letzten Arbeiten, den Fächern
der Friedmann - Weberschen Ausstellung,
ging sein Dekor darauf aus, auf dem Blatt
des Fächers, auf seiner Haut, seine Struktur,
seine Gliederung zu betonen. Die normale
durchschnittliche Fächerbehandlung ver-
leugnet meist das Skelett, das Stabwerk
und die Zusanmienfaltungsfunktion. Sie
behandelt das ausgespannte Blatthalbrund
als Einheitsfeld und bedeckt es mit Bild-
zierat, das beim Zusammenlegen des
Fächers dann zerdrückt und verschoben
wird. Van de Velde aber, seinem Kon-
struktionsgedanken getreu, behandelt nicht
die Blattfläche, sondern den Einzelstab.
Er entwarf ein Stickereimuster, das in
seiner Konturftihrung auf dem Seidenblatt
den Lauf des Stabes aus dem schmalen
Ansatz bis zum breiteren Abschluß betont
und sich von Stab zu Stab wiederholt. Hier
wird deutiich das Ornament zum Ausdruck
einer Wesenseigenschaft, und dies Beispiel
lehrt zugleich, wie solche tektonische,
konstruktive Behandlung durchaus nicht
nüchtern und puritanisch zu sein braucht
Denn die delikate Farbenstimmung, die
Abtönung dieser Liniengebilde zu dem Unter-
grunde, das ruhevolle Ensemble voll Ein-
heit und Gleichmaß, ganz in sich gesaimmelt
und stinmiend, ist von erlesenem Reiz.
Noch mancherlei gehört in dieses Kapitel.
Die Tische der Wiener Werkstätte, deren
kräftiges Sockelfundament, mit gehänmier-
tem Messing beschlagen, dem Möbel ein
steigerndes Schmuclunotiv ist und den
Füßen dabei eine bequem zu benutzende
Stütze. Oberhaupt diese Wiener Mon-
tierungen, die den Unterbau der Schränke
schützend umkleiden und bei diesem Nütz-
lichkeitsdienst eine originell wirksame
Nuance in den Holzstil bringen, zumal wenn
auf der Breitfläche des Met^s ein schmaler
Linienausschnitt geftihrt wird, so daß das
gemaserte Holz als Füllung im Metall liegt.
Von den Benzonkronen muß hier auch
gesprochen werden, die zuerst aus der
Wesensart des elektrischen Lichtes die
formale Wirkung gewannen und die Leucht-
körper frei an Schnüren hängend vorfiihrten
als reizvoll pendelnde Lampignonspiele.
Das ist dann viel variiert worden. Riemer-
schmid wandte es u. a. im Trarbachhaus
an, und phantasievoll mit musikalischem
Rhythmus sind die Illuminationskünste
solcher schwebenden Lichterreigen bei den
Makintosh und den ihnen verwandten
Wienern.
Moderne Schx^nkgliederungen wären zu
erwähnen, die ihre Passade nach dem Ge-
setz der modernen Hausfassade zum deut-
lichen Abbild ihrer inneren Teilung machen
und durch die Kombination der Kasten-
und Türftillungen, der vertikalen und hori-
zontalen Fächerungen, durch die hellen
Akzente der Metallgriffe, Ringe und Schlösser
einen lediglich durch die Gebrauchsfaktoren
bewirkten lebendig angenehmen Augen-
eindruck machen. Die Freude am „ge-
ölten'' präzisen Funktionieren, an der fixen
Grififertigkeit spielt hier mit, die Befriedi-
gung am technisch Vollendeten, die wir
auch den modernen Maschinen gegenüber
haben.
Die Möbel, die den markantesten Aus-
druck des Maschinenzeitalters in ihrer Prä-
zision, in ihrem federnden Mechanismus
auf einem Griff darstellen, sind die ame-
361
rikanischen Bureauschränke und Schreib-
tische. Sie freilich haben, vor allem
durch ihre Farbe, etwas Kaltes, Nüchter-
nes, Geschäftsmäßiges.
Es war ein kluger Gedanke Friedmanns,
ihre Zweckkünste etwas artistischer aus-
zubilden. Edlere Hölzer, pikante Material-
wirkungen aus Verglasung, Metall, apart
geführtem Leistenwerk, schönen groß-
zügigen Beschlägen, japanischen Vergitte-
rungen sind die Mittel dabei und sie, ver-
bunden mit den Finessen einer fabelhaft
ausgebildeten Zweckmaschinerie, bei der
„man nur auf den Knopf zu drücken braucht",
stellen Muster moderner Ästhetik dar.
Ein Beispiel aus anderem Gebiet, aus der
Buchkunst, geben die Pergamentbände mit
Bindebändem. Die Bänder sind keine Fri-
sur, sondern Notwendigkeiten. Sie halten
die leicht verziehbaren und witterungsemp-
findlichen Pergamentdecken fest zusammen.
Diese Notwendigkeit wird aber zu einem
Zierat, wenn die Bänder in einer zum
Pergament besonders schön stimmenden
Farben -Nuance ausgewählt und, wie die
Wiener es lieben, in einer Vierecksaus-
schnitt-Musterung durch die Decken ge-
zogen werden.
In der Buchbindekunst ist übrigens solch
Dekor durch technische Konstruktionsmittel
gute Tradition. Die erhöhten Bünde, die
auf dem Rücken das feste Gefüge des Buch-
körpers betonen und dabei seine Fläche
energisch gliedern, gehören hierher.
Es geht aus diesen Ausftkhrungen hervor,
daß für unsere angewandte Kunst der Be-
griff des Dekors oder des Schmucks haupt-
sächlich im Betonen des Charakteristischen
liegt, darin jedem Dinge den sichtlichen
Ausdruck seines Wesens und seiner Eigen-
schaften zu gewinnen, also das, was Goethe
in der Dichtkunst die „innere Form" nannte.
Zum Ausdruck des Wesens und der Eigen-
schaften gesellt sich als nicht weniger wich-
tig der Ausdruck des Stoffes, aus dem ein
Ding gebildet. Daß dieser Stoff sich echt
und unverfälscht bekennt, ist gar nicht so
selbstverständlich; die Zeit der Surrogate,
da es nicht darauf ankam, woraus etwas
war, sondern wonach es aussah, scheint
noch nicht überwunden. Derselbe böse
Geist regiert dies Scheinwesen, der, wie wir
am Anfang des vorigen Kapitels sahen, die
Dinge nicht in der Bescheidenheit ihrer
natürlichen Bestimmung beläßt, sondern
ihnen schiefe doppeldeutige Mummenschanz-
rollen aufzwingt.
Die gesunden Tendenzen unserer Bewe-
gung streben aber sicher und bewußt nach
dem, was man den Materialstil nennen
könnte. Wiedererweckung des ästhetischen
Sinnes für das Schöne emes Materials in
seinem natürlichen oder, was durchaus le-
gitim, durch organische Mittel gesteigerten
Charakter.
Der Materialstil bildet ein grosses Kapitel
in unserem Kunstgewerbe.
Wenn man von ihm spricht, dann denkt
man vor allem an die reiche und vielsei-
tige Kultur des Holzes.
Statt der plastischen bildreichen Omamen-
tierung von Holzflächen, die schließlich etwas
Sekundäres ist, entspricht uns heut mehr der
reinere naturgemäßere Holzstil, der sich in der
Materialwirkung, in der Intarsia-Mischung
verschiedener Hölzer oder in dem Mase-
rungsspiel gewählter Schnitte ausspricht.
Und besonders spielt die Freude an
solcher Runen- und Omamentschrift der
Natur eine große Rolle.
Es gibt ein reiches Repertoire solcher
Holzmusterungen. Sie werden mit farbigen
Beizen behandelt, die ihre Eigenschaften
nicht übertünchend verfälschen, sondern
sie ausdrucksvoll betonen, ihnen eine Art
„Multiplication de rindividualit6*^ verleihen.
Mannigfache Temperamente finden sich.
Weiche kosige Nuancen hat das silber-
graue Ahorn; zu einem delikaten Capriccio
wird die Weise der tupfigen Vogelaugen-
spielart. Eiche und Erle zeigen markige
Keilschrift. Sehr pikant ist die Cypressen-
fläche. Sie reagiert eigener auf die Beize
als manche andere Hö^er. Die eigentiiche
Maserungsfaser nimmt nämlich die Beize
nicht an. Sie bleibt also in ihren natür-
lichen Farben, je nach dem Alter gelb bis
zum schildpattartigen Braun im graugrün
gebeiztem Untergrund stehen und zeichnet
darin labyrinthische Chsiraktere, Toorop-
sche Linienphantasien.
Ein derb-lustiges Holz, buntgesprenkelt,
ftir kräftig rustikale Wirkung ist Zirbel,
hell mit unregelmäßigen braunen, wie ein-
gebrannten Augenflecken. Blockhaus- und
Jägerstimmung hat dies Material. Und die
Süddeutschen, Pankok, Bruno Paul, Riemer-
schmid, verwenden es gem.
Neu entdeckt wurde die koloristische
Kraft der Birke mit ihrem leuchtenden hell-
gelben züngelnden Flammenspiel, und noch
üppiger gleißt und glänzt die schwedische
Birke, die in ihrem silbrigen Moireegeäder
an Onyxstruktur erinnert. Das Musik-
zimmer Stoevings bei Wertheim zeigte dies
kostbare Material in richtigem Licht.
Die Freude am Holz in spiner natür-
lichen Materialschönheit wurde froh und
kräftig auf der Pariser Weltausstellung
durch das Jagdzimmer der Münchener
Werkstätten verkündet. Sein Paneel, ohne
Schnitzerei, ohne alle sekundäre Zutat,
war ein tafelförmig gegliedertes Rahmen-
werk und in jedem Viereck saß als Füllung
eine lebhsift gemusterte Holzplatte.
Das war ftir diesen Raum sehr glücklich
gefunden. Eine Walcjstimmung kam von
diesen Wänden, eine Atmosphäre des Baum-
schlags, man blickte darauf mit ähnlicher
Freude, wie man'im Forst die aufgeschich-
teten „Meter^* der Baumstämme sieht, die
auch mit ihrer Fassade aus wechselnden
362
gefleckten und geäugten Schnittflächen ein
Beispiel von Materialästhetik geben.
Ähnlich verfuhr Riemerschmid bei dem
Paneel eines der kleineren Zimmer im
Trarbachhaus. Erteilte die Holzverkleidung
durch vertikale Leisten, und diese fassen
in ihren Zwischenräumen als naturalistische
Zierate, Rundschnitte mit dem Spiel der
Baumringe.
Die Freude am Holz als einem von der
Hand der Natur dekorierten Stoff erkennt
man übrigens nicht nur an den Möbeln,
auch am Spazierstock zeigt sie sich. Wäh-
rend die Zeiten des üppigeren Ausschmückens
die kostbaren Krücken und Knöpfe bevor-
zugten, und das Rohr daran, wenn es auch
wertvoll war, nur als Träger der luxuriösen
Objets d'art diente, ist heute der Stock aus
interessant gemustertem Holz die Haupt-
sache, und der geflochtene Ring, der Gold-
oder Silberbeschlag, der gern wie die
Sockelfassungen der Wiener Möbel durch
einen Ausschnitt das Holz hindurchschim-
mern läßt, ist, sei er auch noch so hoch-
wertig, nur ein akzentuierendes Mittel.
Steigerung der Holzwirkung sucht man
durch Mischen verschiedener Sorten. Die
Intarsia ward neu belebt. Aber nicht dar-
stellerisch bildlich. Sie soll nicht sekun-
dären Zwecken dienen, sondern auch
wieder möglichst materialgerecht wirken.
Einfach geometrische Muster, Quadrate,
Schachbrettmotive, der Queen Anne-Rosen-
holzstab, Kreise, Karos, nimmt man oder
man wählt z. B. cds Mittelfüllung einer
Tischplatte ein besonders apart gezeichnetes
Holzstück, wie Olbrichs Tisch in einer
Darmstädter Interieur- Ausstellung bei Keller
und Reiner zei^e, mit einer Platte aus
Wurzelmahagoni von einer irisierenden
Fülle des Geäders.
Neben der Intarsia erscheint als ein an-
derer Materialdekor die Technik des Aus-
schneidens und farbigen Hinterlegens. Die
Makintosh und die Wiener lieben sie, und
Riemerschmid wandte sie im Trarbachhaus
an; auch hier sind die Formen meist ein-
fach, Vierecke und Ellipsen, und es kommt
alles darauf an, die unterlegte Füllung in
der Farbe gut zu der rahmenden Fläche zu
stimmen.
Die materialästhetischen Tendenzen er-
zeugten neue ihren Absichten dienende
Techniken. Das Xylektypon gehört hier-
her. Eine gewisse Obersteigerung des durch
Beizen gewonnenen Maserungsbildes stellt
es dar. Was hier nur mcderisch sich aus-
spricht, wird dort zum Relief gezüchtet.
Mittels eines Sandstrahlgebläses wird das
Holz um die Maserungsfasern entfernt, so
daß nur ihre Spiralen und verstrickten
Windungen plastisch in dem Grund stehen
bleiben. Berlepsch verwendete Xylektyphon
gern als Füllung für Schränke.
Etwas Forciertes hat diese Technik für
mich, sie protzt mir etwas zu aufdringlich
mit ihrem Naturalismus. Aussichtsvoller
erscheint mir ein anderes neues Verfahren
dem ganzen Baumstamm, nachdem seine
Säfte ausgepumpt sind, mit Farbstoff einen
neuen Blutumlauf aufzufüllen, der sich
nun organisch in einem natürlichen Pro-
zesse dem Holz mitteilt. Doch ist diese
Technik noch vervollkommnungsbedürfdg.
Die ersten Versuche waren in dem Björk-
zimmer des Werkringes auf der Großen
Ausstellung zur Schau.
Wie das Holz, so wird auch Metall gern
auf den reinen Materialreiz behandelt. Neben
dem Silber bevorzugt man Eisen, Kupfer,
Messing.
Man liebt es nicht, die Wandungen der
Geräte als einen Grund für die Darstellungen
bildnerischer Szenen in Gravier- oderTreib-
arbeit zu benutzen, sondern wieder strebt
man durchaus danach, statt solcher sekun-
dären Wirkungen die unmittelbaren Reize
des Stoffes selbst zur Darstellung zu bringen.
Das geschieht teils durch die Bildung
großer schöngewölbter Flächen, z. B. bei
holländischen Teekesseln, die durch die
Linie ihres Körpers und die organisch ge-
wachsenen Gliedmaßen des Henkels und
des Ausgusses bestechen, teils durch die
Behandlung mit Hammerschlag. Solche
Hämmerung erzeugt vollendete Material-
schönheit. Die Metallfläche empfängt von
ihr eine bewegte vibrierende lebendige
Struktur. Man fühlt ihre Streckungen ; von
Nerven scheint sie durchzogen gleich einer
Haut, kein toter Punkt ist an ihr. Und
dazu kommt ein ihr Leben steigerndes
Lichter- und Schattenspiel, das über die
Fazetten streicht. Meister solcher Hämme-
rungskünste in allen Tonarten, zart hauchig
bis zum Wuchtigen, sind die englischen
Guilds.
Die Cymbric-Silbergefäße geben ein Bei-
spiel fllr die leise Behandlung, ihre Flächen
sind so nuanciert, fast nur gestreift vom
Hammerschlag, sie wirken, als vibrierten
sie unter karessanten Fingerspitzen. Und
fids Gegensatz Ashbees Kaminhelme und
die Kufen für Schirme und Stöcke mit ihrer
wuchtigen furchigen Narbenmusterung voll
Energie und Ausdruck.
Bei Ashbees Schalen und Kelchen finden
sich — die Wiener Gefäße nahmen das
gleichfalls auf — oft farbige Halbedelsteine
verwendet. Manchmal beschreiben sie auf
einer Fußplatte einen leuchtenden Kranz,
manchmal dient auch ein solcher Stein als
Knopf des Deckels. Das könnte beim ersten
Anblick nach Luxusdekoration aussehen.
Aber an die Wertsteigerung ist dabei sicher
am wenigsten gedacht, die Steine sind viel-
mehr auch nur dienende Glieder in der Kom-
position. Sie dienen als Erhöhungspointen
der Materialschönheit. Ihre Koloristik klingt
zusammen mit dem schimmernden Metallton,
diese Steine sind gewissermaßen die be-
lebenden Augen des silbernen Körpers.
363
In der Innenarchitektur bekommt das
Metall heut eine besondere Bedeutung in
der Verwendung als Heizverkleidung. Wie
solch mattschimmemdes Metallgitter im
flammigen Holzpaneel eine erlesene, rein
durch Metallreize bewirkte Schönheit hat,
sieht man jetzt in dem von Grenander kom-
ponierten Lesesaal des Kunstgewerbe-Mu-
seums.
Die gelungensten Beispiele solcher sach-
lichen Materialästhetik findet man übrigens
jetzt auf Schritt und Tritt in den Berliner
Straßen. Es sind die modernen Läden,
die buchtigen Glashäuser aus Metall und
Scheiben.
Man wird sich über ihre Eigenart klarer,
wenn man sich einen charakteristischen
Laden der Vergangenheit vorstellt. Und
wieder, in Parallele mit früheren AusJEÜh-
rungen, findet man, daß dieser Laden, um
aufzufallen und sich durch Schmuck her-
vorzutun, sich kostümierte. Er wollte in
erster Linie ein Ausstattungsstück sein,
dann erst ein Laden. Er nsäim so z. B.
die Tracht eines Rathaussaales an mit he-
raldisch geziertem Paneel, mit Maßwerk,
Zinnen und Türmchen. Das konnte sehr
gediegen und echt gearbeitet sein und hatte
doch in Zusammenhang mit den Verkaufs-
waren, die vielleicht aus Pralin6es und
Petit fours bestanden, etwas Unechtes.
Der moderne Laden schielt nicht nach
solchen Nebenbedeutungen. Seine Anlage
geht sicher und konsequent vom Begriff
des Ladens aus und versucht, wie wir es
bei allen hier erörterten Dingen sahen,
seinen Wesens- und Zweckbedingungen
einen material-schmuckhaflen Ausdruck zu
geben.
Das Wesen des Ladens ist Öffentlichkeit.
Er soll locken, sich hell und offen der
Straße präsentieren. So ergab sich als
ideale Form: der Laden als ein großer Glas-
schaukasten. Weiter kam es nun darauf
an, weil allzuweite Glasflächen leicht lang-
weilig und eintönig dreinschauen, eine Glie-
derung zu finden, die den Raumsinn er-
götzt, ohne sachlich zu verwirren und de-
plaziert zu sein. Statt sich mit dem ver-
glasten Wandausschnitt der Fassade zu be-
gnügen, baute man also eine gläserne Archi-
tektur, eine Breitfläche mit Seitenwänden
und einer schrägen Bedachung, alles in
blanke Metallbänder gefaßt, die gut zum
Glas stimmen. Und dann entwickelte man
organische Ensemble-Zusammenhänge. Das
Glasdach bekam abgeblendet Oberlicht-
funktionen, die inneren Seitenwände der
beiden Schaufenster halfen ein zierliches
Vestibül für die Eingangstür bilden. Und
sie wurde nun mit besonderer Liebe ausge-
staltet. Auch aus Glas und Metall, aber die
Scheiben der geteil^ten Fläche bekommen
— was auch ein reiner Materialstil ist —
Fazetten, eine Steigerung des schmuck-
blanken Eindrucks. Und der Hauptge-
brauchsfaktor der Tür, der Griff, wird in
großzügiger wuchtiger Linie aus dem breit
umschließenden Bandwerk herausgeführt«
Meisterleistungen solcher Inszenierungen
aus Holz, Metall und Glas sind die Kodak-
läden Waltons.
Das Stilgefühl für den organischen Zu-
sammenhang stößt sich daran, solche rein-
lichen Anlagen in die meist so falsch auf-
frisierten Wände der Berliner Häuser ein-
zubauen. Daher wurden, wenn nicht eben
komplette, einheitliche, in zweckkünst-
lerischem Geiste erbaute Warenhäuser zur
Verfügung stehen, wie sie Messel als erster
fand, doch wenigstens die nachbarlichen
Wände des Mietshauses mit in die Kom-
position bezogen. Und als Material erwies
sich die moderne Kachel außerordentlich
dankbar.
Auch sie wirkt mit ihren natürlich ge-
flossenen Glasuren in reiner Material-
schönheit und gibt mit Glas und Metall einen
hellen heiteren Dreiklang.
Ein schönes Beispiel ist der Laden des
Keramikers Mutz in der Potsdamerstraße,
bei dem nur die Fläche der wolkig über-
hauchten Fliesen durch die Einlagen mit
figürlichen Darstellungen in seiner Ausge-
glichenheit mr mein Gefühl beeinträchtigt
und verletzt wird.
Es war überhaupt ein glücklicher Ge-
danke, die Kachel für solche Kleinarchi-
tekturzwecke stärker heranzuziehen.
Aufgaben, wie die Kioske, die früher
entweder öde oder in jenem mißverstande-
nen, auf sinnlose Nebenbedeutungen aus-
gehenden Atrappenstil ausgeführt vrarden,
werden heut in der Kombination von
Kacheln, einem seine Funktionen klar und
anmutig aussprechenden Eisengerüst und
verglasten Fenstern hingestellt und geben
den erfreulichen Eindruck von l'Art dans
la rue. Grenanders Stationshäuschen der
Untergrundbahn auf dem Wittenberg-Platz
scheint mir musterhaft für solche Lösung.
Die Zeitungshalle am Leipziger Platz ge-
riet etwas unruhiger.
Spricht man von Materialschönheit aut
der Straße, so muß man auch den Auto-
mobiltypus erwähnen, den Wertheim zu-
erst anwendete. Die Grundform freilich
sieht noch zu sehr nach einem Wagen aus,
dem die Pferde ausgespannt sind. Aber
der Wagenkasten mit seiner schmalgefugten
rippenartig belebten Holzwandung, den
breiten Messingrahmenbändern, die sich zu
freiliegenden großausstrahlenden Türangeln
entwickeln, die Laternen, die in den Ecken
kräftig verglast und vergittert, gleich Schiffs-
lichtern und Kajütenfenstern, eingebaut sind,
wirken tektonisch überzeugend, in sich
stimmend. Ein Wesen gibt sich damit
ausdrucksvoll kund, und darin empfinden
wir heut etwas, was uns schön dünkt.
364
VOM HAUSE FRIEDRICHSTR. 167, BERLIN.
ARCHITEKT: BRUNO SCHMIH, BERLIN.
3S5
RESTAURANT „AUTOMAT", FRIEDRICHSTR. 167.
ca ARCHITEKT: BRUNO SCHMITZ, BERLIN, a
RESTAURANT „AUTOMAT", FRIEORICHSTR. 167.
s> ARCHITEKT: BRUNO SCHMITl, BERLIN, as
367
RESTAURANT „AUTOMAT", FRIEDRICHSTR. 167.
B ARCHITEKT: BRUNO SCHMITZ, BERLIN, e
SB»
VILLA DÜREN IN eODESBERQ.
B e ARCHITEKTEN: a b
ERDMANN & SPINDLER, BERLIN.
AUSFÜHRUNG: THEOD. WILH.
DÜREN, 60DESBER6. b b
MATERIAL: NATURFARBENER RAUH-MÖRTEL-
PUT2 HIT KRATZPUTZORNAMENTEN, BUNT-
ROTER PFÄLZER SANDSTEIN, SCHIEFER, m
369
"1
a e VILLA DÜREN IN BODESBERS. e b
ARCHITEKTEN: ERDMANN 8, «PINDLER, BERLIN.
AUSFÜHRUNG: THEOD.WILH. DÜREN, SODESBERG.
B s VILLA DÜREN IN QODESBERS. a b
ARCHITEKTEN: ERDMANN 8, SPINDLER, BERLIN.
aas VILU DÜREN IN aODESBERG. a a a
B ARCHITEKTEN: ERDMANN 8, SPINDLER, BERLIN, b
MALEREI; SICHTERMANN 8, EDELMANN, DÜSSELDORF.
EBB VILLA DÜREN IN GODESBERG. B a B
B ARCHITEKTEN: ERDMANN S, SPINOLER, BERLIN, b
MALEREI: SIOHTERMANN & EDELMANN, DÜSSELDORF.
QESAUTGRUNDRISS DES ERDGESCHOSSES.
TEILGRUNDRISS DES RECHTEN FLÜGELS DES ERDGESCHOSSES.
BEAMTENWOHNHAuSER in LICHTENBERG,
m FRANKFURTER CHAUSSEE 52—57. e
e ARCHITEKT: C. CORNELIUS, BERLIN, b
BAUKOSTEN: 380000 MARK.
BEAMTENWOHNHAUSER IN LICHTENBERG,
B FRANKFURTER CHAUSSEE 52-57. a
B ARCHITEKT; C. CORNELIUS, BERLIN, m
BEAMTENWOHNHAUSER IN LICMTENBERa,
a FRANKFURTER CHAUSSEE 52-57. b
B ARCHITEKT: C. CORNELIUS, BERLIN, a
376
WOHNHAUS NACHODSTR 6a, BERLIN-WILMERSDORF.
■ B ARCHITEKT: A. WAIDER, BERLIN, a b
WOHNHAUS KATZBACHSTR. 15, BERLIN, »
ARCHITEKT: GERRIT EMMIN6MANN, BERLIN,
87«
WOHNHAUS NACHODSTR. 6a, BERLIN-WILMERSDORF.
B B ARCHITEKT: A. WAIDER, BERLIN. « b
MONUMENTENSTRASSE.
WOHNHAUS KATZBAOHSTR. 15, BERLIN.
ARCHITEKT DER GRUNDRISSE; STRUCK,
H. EBERHAROT: REISESKIZZEN.
M. EBERHARD!: REISESKIZZEN.
381
H. EBERHARDT: REISESKIZZEN.
DIE THEMENWAHL DES KUNSTLERS.
Von Dr. HANS SCHHIDKUNZ (Berlin- Haiensee).
Vor kurzem brachten die Tagesblätter
Mitteilungen über ein Vorgehen der „Bild-
hauer-Vereinigung des Vereins Berliner
Künstler und der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft^S Sie ist seit Jahres-
frist am Werke, das bisherige Konkur-
renzenwesen durch ein besseres zu über-
winden. Statt dafi den Künstlern das Thema,
und zwar meistens sehr eingehend, vorge-
schrieben wird, sollen vielmehr umgekehrt
die Künstler durch die Konkurrenz die
Möglichkeit bekommen, die ihnen zusagen-
den Themen, die höchstens in der Richt-
ung eines ganz allgemeinen Zieles bestimmt
sein dürften, vorzuschlagen, eventuell aus-
zuführen.
Das Geschichtliche und Textliche an den
Bestrebungen der „Bildhauer- Vereinigung**
bedarf hier keiner näheren Auseinander-
setzung. Genug daran, daß die genannte
Vereinigung ihre Absichten in einem Pro-
grammentwurf formuliert, sie demnach dem
Senate der Akademie der Künste zu Berlin
vorgelegt, von diesem unter dem 24. Mai
1905 eine überaus freundliche Zustimmung
erfahren und schließlich die Angelegenheit
in einem Immediatgesuch an den Kaiser
und König vorgelegt hat. Dieses Gesuch
enthält den Kern der in Rede stehenden
Bestrebungen und verdient, daß wir hier
seinen Inhalt frei wiedergeben.
Das Gesuch ging von einer Betonung der
Tatsache aus, daß die Initiative von aller-
höchster Seite weite Kreise von behörd-
lichen Körperschaften und von privaten
Kunstfreunden dazu angeregt hat, deutschen
Bildhauern eine größere Zahl von Auf-
gaben auf dem Gebiete monumentaler Kunst
zu stellen. Diese Aufgaben haben Aussicht
auf Ruhm und auf materiellen Gewinn er-
öffnet und dadurch nicht nur zahlreiche
Künstler nach der Zentralstadt des Deutschen
Reiches gezogen, sondern auch eine stets
wachsende Zahl junger aufstrebender Ta-
lente, die sonst andere Wege eingeschlagen
haben würden, der plastischen Kunst zu-
geführt. Nun haftet aber gerade diesem
Gebiete der Monumentalkunst das Übel an,
daß auf ihm einer Betätigung der Leistungs-
fähigkeit verhältnismäßig enge Grenzen ge-
zogen sind. Die monumentalen Aufgaben
entsprangen vorerst ziemlich ungezwungen
dem großen nationalen Aufschwünge der
letzten Dezennien vom 19. Jahrhundert.
Allgemach jedoch müssen sich gerade diese
Aufgaben erschöpfen. Die Aufträge solcher
Art fließen spärlicher und spärlicher und
wenden sich naturgemäß in erster Linie
den älteren und bewährten Künstlern zu,
während die jüngeren Kräfte leer aus-
gehen. Überdies ist das Gebiet der mo-
numentalen Kunst doch immer nur ein
Teilgebiet der Plastik oder der Raumkünste
überhaupt. Ein großer Teil der Talente,
welche nach Betätigung ihres Könnens
ringen, ist jetzt wie auch in anderen Zeiten
überhaupt nicht auf das Monumentale ge-
richtet. Solche Talente — die es eben nur
sind, wenn sie ihrer Eigenart leben können
— sehen sich bei dieser Sachlage natur-
gemäß von Aufträgen jener Art und von
der größeren Einträglichkeit derartiger Auf-
träge ausgeschlossen.
Bereits ist die Erscheinung zu bemerken,
daß zahlreiche jüngere Kräfte trotz aller
Begabung durch den Mangel an Aussicht
auf Erfolg entmutigt werden. Ihr ideales
Streben erlahmt; und zwar insbesondere
deshalb, weil sie die Kosten der Arbeit
nicht mehr aufzuwenden wagen. Ihre
eigenen Mittel sind zu beschränkt, und der
Einsatz erscheint im Verhältnisse zu der
Möglichkeit einer Verwertung allzu hoch.
Handelt es sich doch immer um Arbeiten,
die ohne erhebliche Kosten, zumal für die
Herstellung einer größeren Studienarbeit,
nicht durchgeführt werden können ! Ledig-
lich bestimmte Aufträge würden hier helfen
können. Und die Bildhauer -Vereinigung
ist überzeugt, daß diese traurigen Verhält-
nisse im Interesse der Kunstjüngerschaft
wie auch der Kunst selber wesentlich ge-
mildert werden könnten, wenn von aller-
höchster Stelle eingegriffen würde.
Der Wunsch der Gesuchsteller ging da-
hin, daß die preußische Staatsregierung zur
Ausschreibung von Konkurrenzen im Sinne
der Gesuchsteller veranlaßt würde. In
Zeiträumen von ein bis zu zwei Jahren
sollte sie allgemeine Konkurrenzen plasti-
383
scher Entwürfe veranstalten, deren Thema
von den Künstlern frei zu wählen
wäre. Eine künstlerische Autorität oder
eine Jury, zusammengesetzt aus geeigneten
künstlerischen Persönlichkeiten, würde diese
Entwürfe zu begutachten haben. Der Be-
gutachtung hätte nun die Auswahl einer
Anzahl von Entwürfen zu folgen. Zur wei-
teren Ausführung dieser Entwürfe müßte
ihren Urhebern ein angemessener Zuschuß
aus öffentlichen Mitteln gewährt werden.
Zunächst würde es sich um die Herstellung
eines großen Gipsmodelles handeln. Diese
Gipsmodelle könnten den Künstlern bei
einer eigens veranstalteten öffentlichen Aus-
stellung Aufträge zur Ausführung in echtem
Materiale zuwenden. — Die näheren Einzel-
heiten hatten die Gesuchsteller ebenfalls
entworfen und beigefügt.
Das Gesuch wurde von allerhöchster
Stelle dem preußischen Ministerium der
geistlichen usw. Angelegenheiten hinüber-
gegeben. Von dieser Stelle erfolgte die
Antwort unter dem 30. September 1905, mit
dem Hauptinhalte, daß die Sache an die
Landes - Kunstkommission weitergegeben
werde. Dabei wurde auch die Andeutung
gemacht, daß eine energische Vertretung
der Angelegenheit in der Presse das Ent-
gegenkommen der Behörden gut unter-
stützen werde. Man sieht, die Behörden
wünschen selber eine Basis innerhalb der
öffentlichen Meinung, um für ihre V^er-
fügungen möglichst gerechtfertigt zu sein.
Inzwischen hat die Landes -Kunstkom-
mission durch ihre Tagung vom Januar
1906 Gelegenheit, sich mit der Sache näher
zu befassen, was je nach den verschiedenen
Standpunkten vorteilhaft und auch nach-
teilig sein kann. Vorteilhaft, weil dieses
preußische Institut über beinahe eine drittel
Million Mark jährlich zur Verausgabung
verfügt; nachteilig deshalb, weil solche In-
stitutionen nie ganz frei sind von jenen
Reibungen, welche die Gesuchsteller eben
überwinden wollen. Dazu kommt noch,
daß jene Kommission doch nur eine preu-
ßische Institution ist, während der Kern
der Angelegenheit keine ländlichen und
höchstens nationale Grenzen kennt. Ist
doch bereits die Gründung eines „Künstler-
verbandes deutscher Bildhauer^^ mit Zu-
ziehung der österreichischen Bildhauer im
Gang, und zwar gerade wieder durch die
Bemühungen der mehrgenannten „Bild-
hauer-Vereinigung" !
Uns interessiert die Sache nicht bloß im
Sinne dieser einzelnen Bestrebungen, son-
dern auch noch in einer weitergreifenden
Weise. Häufig hört man das Schelten
darauf, daß Aufträge in irgend einer Stadt
oder Landesgemeinschaft einem unfähigen
Protektionskind übertragen werden, und
den Vorwurf oder Rat, daß statt dessen
eine weitgreifende Konkurrenz ausge-
schrieben werden sollte. Das sei gut
demokratisch, das überwinde die persön-
lichen Abhängigkeiten, das stelle die Kunst
in völlig freie Verhältnisse. — So günstig
auch dieser Schein ist, so sehr ftihrt seine
Wirkung doch zum Gegenteil. Der nächst-
liegende Beweis dafür ist der bekannte Um-
stand, daß auch bei der Konkurrenz
schließlich unübersehbar viele äußerliche
Momente den Ausschlag geben, einschließ-
lich geheimer oder öffentlicher Protektionen.
Selbst ohne solche kommt es häufig dazu,
daß das künstlerisch Wertvollere hinter
dem künstlerisch Wertloseren zurücksteht,
weil dieses sich besser an die gegebenen
Verhältnisse der vorliegenden Wünsche
anpaßt. Noch gewichtiger aber ist folgen-
der, uns hier zu allererst interessierender
Umstand:
Ein wahrhaftiges Kunstwerk muß aus
dem Ureigensten des Künstlers kommen.
Alles Bestellen einer Arbeit so, wie sie ein
anderer haben möchte, ist geeignet, die
Ursprungskraft, die der Künstler seinem
Werke geben kann, zu brechen. Der an-
dere ist ja nicht der Künstler selber; er
kann nur bis zu einem gewissen Grade
sich in das hineinftihlen, was dem Künstler
zu eigen ist. Und selbst um diesen ge-
ringen Grad zu erreichen, bedarf es einer
näheren Kenntnis des Künstlers. Diese
jedoch kann nur dann entstehen, wenn
dem Künstler Gelegenheit gegeben worden
ist, so zu arbeiten, wie eben sein Innerstes
ihn zu arbeiten antreibt.
Machen wir gleich die Anwendung auf
unsere Kritik der gebräuchlichen Konkur-
renzen, so zeigt es sich, daß immer noch
Mittel übrig bleiben, um die anscheinend
demokratische Allgemeinheit der gebräuch-
lichen Konkurrenzen auf andere Weise zur
Geltung zu bringen. Wenn eine über ge-
nügend Mittel verfügende Körperschaft oder
Privatperson den toten Punkt überwinden
will, den irgend ein vorhandenes Protek-
tionskind odgl. bedeutet, so ist es für sie
doch nicht allzu umständlich, einen künst-
lerisch gebildeten Vertrauensmann in die
Ateliers von Künstlern zu entsenden und
dort die Künstler und ihre Arbeitsanläufe
gut kennen zu lernen. Dann kann da-
zwischen ausgewählt und schließlich der
Aufbrag gegeben werden. Solche Atelier-
reisen, wie sie sonst vorwiegend nur von
Kunstkritikern und von intimeren Kunst-
freunden unternommen werden, könnten
ganz wohl in das Arbeitsprogranun von
Kunstkommissionen udgl. aufgenommen
werden.
Wird nicht energisch in solchen Richt-
ungen vorwärts geschritten, so kommen
wir um die alte große Tragik nicht herum,
daß fortwährend das Angebot des Künst-
lers und die Nachfrage des Publikums oder
der Auftraggeber aneinander vorbeischießen.
Weniger bewanderte Leute haben davon
eben keine Ahnung und glauben entweder,
daß die Beteiligten gar nicht anders vor-
gehen als im Sinne der Künstler, oder sie
384
halten die Kunst für fähig, von Bestellungen
vorgeschriebener Arbeiten zu leben. Viel-
leicht heißt es, ein tüchtiger Künstler müsse
eben alles können und werde sich auch im
fremden Dienste bewähren. Tatsächlich
heißt dies, sich an verfehlten Bemühungen
verbluten. Die eigenste Kraft des Künst-
lers kann sich doch nur dort entfalten, wo
er sich selber die Aufgabe gestellt hat.
Dazu kommt noch eines. Wir leben
heute in einer Zeit, in welcher der Pro-
duzent dem Konsumenten nachläuft. Ober-
all drängt sich das Angebot an die Nach-
frage heran, sehr wenige Gebiete ausge-
nommen, in denen eine merkwürdige Um-
kehrung dieses Verhältnisses stattfindet. Nur
beziehen sich diese Ausnahmen am aller-
wenigsten auf die Gebiete höherer geistiger
Leistungen. Der. entgegengesetzte Zustand
würde ganz gut möglich sein: der nämlich,
daß der Konsument dem Produzenten nach-
liefe, daß also beispielsweise die Gemeinden
die Künstler flehentlich bäten, ihnen Themen
vorzuschlagen. Ob ein solcher Zustand
jemals auf Erden wahrscheinlich wäre,
müssen wir anderen Erwägungen über-
lassen. Allem Anscheine nach aber be-
stand dieser Zustand in früheren Zeiten
wenigstens zum Teil. In Zusammenhang
damit waren eben die Künstler nicht nur
geachteter und beschäftigter, sondern wohl
auch „gefragteres
An dem Rufe nach „Freiheit der Kunst^*
beteiligen sich gar Viele. Manche von
ihnen gehen auch mit Recht so weit, für
die Kunst eine analoge Freiheit zu ver-
langen, wie sie für die Wissenschaft be-
steht (worüber der Verfasser sich in den
„Monatsberichten über Kunst und Kunst-
wissenschaft", München in/3, März 1903,
näher ausgesprochen hat). Vielleicht aber
sehen auch Personen, die so weit mit dem
Künstler mitgehen, nicht ein, daß die Kunst
auch in Bezug auf ihre Themen in Sklaven-
ketten liegen kann. Das Thema, die Richt-
ungen und sonstigen Umstände seiner Aus-
führung sind ebenso ein innerstes des
Künsüers, wie das ausgeführte Werk im
ganzen ein solches Innerstes ist.
Erobern wir deshalb den Künstiem eine
möglichst weitgehende Verfügung über die
Themen zurück, deren Ausführung von
ihnen gewünscht wird, so tragen wir zu
ihrem Gedeihen weit mehr bei, als wir
glauben. Eine kurzsichtige Politik geht
nach dem unmittelbar nächsten Nutzen,
eine weitsichtige nach einem weitergreifen-
den. Die Gemeinde X nützt sich immer-
hin, wenn sie dasjenige von einem Künstler
bestellt, was sie gerade zu brauchen glaubt.
Sie schadet sich aber dadurch schließlich
ebenso, wie sich der Eigentümer einer
Waldung schadet, der zu seinem augen-
blicklichen Vorteile zu viel Holz schlägt.
Auch die Kunst ist sozusagen ein der
Nation gehörender Waldbestand, der da-
durch gepflegt und erhalten werden muß,
daß man nicht bloß den unmittelbar nächsten
eigenen Bedarf, sondern auch den Bedarf
des Waldes selber mit berücksichtigt.
*i
BRUNO KRUSE, BERLIN: PORTRATBUSTE.
eROSSMEflZOGIN KAROLINE VON SACHSEN -WEIMAR t-
FRANZ EISSINS, CHARLOTTENBURa.
ENTWURF ZU EINEM 6LASFENSTER.
FRANZ ElSSma, CHARL0TTENBUR6.
ENTWURF ZU EINEM 6USFENSTER.
FRANZ EISSIN6, CHARLOHENBURa,
ENTWURF ZU EINEM 6LASFENSTER.
3S9
FRANZ EISSINS, CHARLOnENBURG.
ENTWÜRFE ZU 6LASFENSTERN. e
VESTIBÜL IM HAUSE BOXHABENERSTR. 17 u. 18, BERLIN.
B ARCHITEKT: FRIEDRICH BLUME, FRIEDENAU. a
aeORS HONOLD, BERLIN; WOHNZIMMER-MÖBEL.
eUSTAV eOERKE, BERLIN: DAMENZIMMER-MÖBEL IN
DER WOHNUNa DES HERRN W, SCHOTT, BERLIN. »
GRAU AHORN MIT SILBERBESCHLÄGEN.
ABB. 453. 8USTAV 60ERKE, BERLIN; SCHLAFZIMMER-MÖBEL IN
DER WOHNUNa DES HERRN W. SCHÜn, BERLIN, ei
ABB. 454. LEO NACHTLICHT; EIN6ELE6TE TISCHPUTTE, b a
FRIEDRICH HECHT, CHARLOHENBURG: WOHNZIMMER-MÖBEL.
DUNKELBLAU GEBEIZTES KIEFERNHOLZ.
TUR DES HAUSES ULMENSTR. 3, BERLIN.
ARCHITEKTEN: HART S LESSER, BERLIN.
396
UMWAMRUNGSPORTAL ULMENSTR. 3, BERLIN.
ARCHITEKTeN: HART !. LESSER, BERLIN. BB
X In einer Sitzuni; dei Vereinigung lui Erhaltung
deolacher Burgen, die am 13. Dezember im Theater-
aaal der Akademie fOr Musik stattfand, sprach Herr
Arctutekt Bodo Ebhardt in Oegenwait des Kaisers über
„Buigen in Frankreich". Der Vortrag bildete dos Er-
gebnis einer Reise durch da« mittlere und aUdüche
Frankreich, die der Vortragende untemonunen hatte,
um von den dort erh«ltenen Burgen Material für die
V/iederheiBtellung jenei Teile der HohkUnigsburg EU
sammeln, deren e^entliche BestimmuDg jetzt nicht
mehr klar erkenntlich ist. Der Unterschied zwischen
den deutschen und den franzSsischen Burgen ist ein
betrSchtlicher. Da der kleine Adel in Frankreich von
den Kttnigen, Herzögen und Grafen abhingig war,
erbaute er nicht, wie der deutsche, eigene Burgen,
Bondem hauste In denen der groBen Machthaber.
Diese letzteren erbauten Burgen in solchen gewaltigen
Dimensionen, wie sie in Deutschland nicht zu finden
sind. Neben den weltlichen Burgen stehen dann die
geistlichen, die Burg der PSpste in Avignon, die be-
festigten Kloster und Kirchen. Das Charakteristikum
der ftanzitsischen Buigen bildete der maasige Dungeon
und die rund hetumgehenden kolossalen Mantelmauem,
die fut die HtSbe der TUrme erreichen. Interessant
an den wechselvoUen Schicksalen der französischen
Buigen ist die Tatsache, daß die Revolution nur zum
geiingaten Teil fUr ihre Zerstörung verantwortlich zu
machen ist und daB in seltsamem Gegensatz hierzu
gerade Ludwig XIII, und Richelieu in ihren KÜmpfen
mit dem Adel als die größten Burgenzerstörer zu be-
trachten sind. Der Vortragende eilüaterte hierauf an
Hand vorzüglicher Lichtbilder die von Ihm be-
suchten Burgen, ihre Bauart sowohl wie ihre Qe-
schichte. Ba befanden sich darunter Rou Loches,
Mont SL Michel, Pierrefonds, Carcassonne, Tarascou,
Beaucaire, Aignes Mortes und Chinon, berühmt durch
das Zusammentreffen Jeanne d'Arcs mit KSnig Karl.
= IHe BcbOpferiachen Antriebe der Denkmalpflege
bildeten den Gegenstand eines Vortrages, den Pro-
fessor Dr. Frle<]rich Seeaselberg, Privatdoient der Tech-
nischen Hochschule in Charlottenburg, am 4. Desember
im Architektenverein in Berlin hieh. Der Gedanken-
gang war etwa folgender: 2u den wichtigsten Auf-
gaben eines Kulturvolkes gehört die geordnete Pflege
seiner idealen Kulturgüter. In dem groBen Ringen der
Völker kann nur dasjenige — selbst nach vielen und
schweren Niederlagen — schlieSlich erfotgreich bleiben,
dos nicht nur die Waifen scharf und die matetiel^en
Quellen e^ebig erhielt, sondern das namenäicb seine
starke Seele und seinen nationalen Idealismus bewahrte.
Unter den Kulturgütern, die zur Wachhaltung des
Idealismus und des Nationalbewußtseins geeignet sind,
nehmen die DenkmUer einen bevorzugten Platz ein.
Aber die Denkmalpflege darf nicht nur konservativen
Charakter haben, sondern sie muß «Ich for^cesetzt in
Willen und künstlerischen Antrieb umsetzen. Denn
ein Volk, das immer nur das Alte flickt und stützt,
mElQte una anmuten wie ein Volk von Greisen, das
eigener SeelenstGrke und Scbafiensfrische nidit mehr
rahig ist und sozusagen seine Memoiren schreibt. Die
Denkmalpflege bat sich in der Auslösung von schöpfe-
rischen Antrieben auch bereits groBzUgig bewfihrt.
HoBfelds „Stadt- und Landkirchen" zeigt u. a., wie
getreu diese staattiehen Neubauten den innerlichen
Gehalt der Denkmüler widerspiegln, indem sie dem
Landachaftscharakter, den GauUberlieferungen und den
Bevölkerungsarten veratündnlsvoU angepaßt sind. Die
Seele der Kunst ist hier offenbar erster Grundsatz ge-
worden, und es wSre zu wünschen, daß dieser Nutzen
der Denkmalpflege sich auch umfassend auf die aka-
demischen EntnrurfsUbungen erstrecken möchte. Große
Aufgaben stehen der Denkmalpflege für die Volks-
erziehung noch bevor. Sie werden ihrer Erfüllung
en^egenreifen, wenn die Denkmüler in den ihrer
Pflege dienenden Zeitschriften weniger beschreibend
und geschichtlich, und mehr noch nach der Seite
ihrer Antriebskraft betrachtet werden. Das wird —
unter Einbeziehung in die Volkaachulung — nament-
lich der Fall sein, wenn man die körperlichen Denk-
mäler zu Sai^g, Sage, Sitte, klösterlicher und profaner
Poesie in ein noch weit engeres Wechselwirkungs-
verhSltnis setzte.
398
Neu erschienene Fachliteratur.
Zu besiehen durch Ernst Wasmutfa A.-G., Berlin W. 8,
Markgmfenstrafie 35.
Anheißer, Dr. R., Ornament und Buchschmuck.
35 Tafehi. In Mappe M. x6, —
Christophe, Paul, Der Eisen -Beton und seine An-
wendung im Bauwesen. Übersetzung der zweiten
Auflage des Werkes: „Le b^ton arm^ et ses
applications«. 575 Seiten und gx6 Bilder, gebunden
M. 35,—
Coli, Henry F., Moderne herrschaftliche Landhäuser.
Entwürfe, zo Tafeln mit Grundrissen und kurzem
Text. Polio im Umschlag, LUbeck . • . M. 6,—
Dehio, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenk-
miUer. Band I : Mitteldeutschland« 360 Seiten im
Format z3Xx8*5 cm in weichem Leinenband M. 4, —
Denkmäler der Baukunst, zusammengestellt, gezeichnet
und herausgegeben vom Zeichen - Ausschuß der
Studierenden der Kgl. Technischen Hochschule zu
Berlin. Lieferung XXXI. Deutscher Barok. za Tafeln.
gr. Fol. im Umschlag M. 5, —
Eisenbetonbau, Der, seine Theorie und Anwendung,
herausgegeben von V/aysB und Freytag A.-Q.,
Verl von Prof. E. MOrsch. 2. vermehrte und ver-
besserte Auflage mit 227 Textabbildungen und An-
hang. 80, geb. Stuttgart zgo6 . . . . M, 6,50
Jochem, F. W., Das Haus des Bürgers. Fünf Projekte
für Einfamilien-Häuser. Mit 54 Federzeichnungen,
Perspektiven, Grundrissen, Interieurs und erläutern-
dem Text M. zo, —
Koch-Grünberg, Dr. Th., Anfänge der Kunst im Ur-
wald. Indianer - Handzeichnungen, auf Reisen in
Brasilen gesammelt. 63 Tafeln, 94 Seiten Text
nebst zz Abbildungen nach Photographien des Ver-
fassers M. Z5,—
Mohrmann, Karl, Prof. und Eichwede, Ferd., Dr.-Ing.,
Germanische Frühkunst, z 20 Folio-Tafeln (33 : 46 cm)
in Lichtdruck mit erläuterndem Text, Z2 Lieferungen
zu je M. 6,^
Lieferungen z — 6 sind erschienen.
Neff, Georg. Neue bürgerliche Wohnhäuser. Ent-
würfe zu freistehenden bürgerlichen Einfamilien- und
Mietshäusern. 34 Tafeln, davon 4 in Farbendruck.
Folio, in Mappe • b M. 20, —
Olbrich, Neue Gärten. 43 meist ganzseitige Ab-
bUdungen. Naturaufnahmen unter persönl. Leitung
des Künstlers speziell für dieses Werk angefertigt
und Handzeichnungen des Künstlers, enthaltend die
Grundrisse, Schnitte und Einzelheiten der Gärten:
Eingänge, Bänke, Loggien, Zäune usw. 8 Bogen
im Format 2zX24cm, in farbigem Umschlag geheftet
M. zo, —
I Inserenten -TafeJTI
Actien-Gesellschaft für Fabrikation von Broncewaren
und Zinkguß, J. C. Spinn & Sohn, Berlin S. 42.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin.
Franz Bimstiel, Coburg. Garten-, Veranda-MSbeL
Carl Busch, Glasmalerei Berlin-Schöneberg.
Charlottenburger Centralheizungs-Gesellschaft m. b. H.
Charlottenburg.
Dicker A Wemeburg, Fabrik für Centralheizungs- und
Lüftungsanlagen, Halle a. S.— Beriin-Schttnebeig.
Elbinger BAaschinenfabrik F. Konmick, Elbizig W.-P.,
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik.
Herrmazm Fritzsche, Leipzig, Kuzistschmiedewerk.
H. Geister, Bauomamente, Kupferarchitektur, BertinW.,
Culmstraße.
August Gerber, Sutnen, Büsten, Reliefo, Köln a. Rh. 77.
Gewerbe -Akademie Berlin, Berlin SW.
Golde & Raebel, Kunstschzziiede, Berlin-Halensee.
J. P. GroOmazm, Gartenanlagen, Leipzig, ElsterstraOe.
Günther & Co., Kunststein-Fassaden, Auerbach i. V.
H. Hildebrandt, Glasmalerei und Kuzistglaserei, Ber-
lin W. 9.
Jahreis & HOnig, Spezialkunststeiiifabrik, Helmbrechti
(Bayern).
Llon Kießlizig, Wohnungseizirichtungen, Berlin SO.
Heinrich Kunitz, Ornamente in Kupfer und. Bronze,
Berlin SO, Mariazmenplatz Z2.
C. Rob. Lohmaim G. m. b. H«, Lichtpauspapiere, West-
hofen (Westf.).
S. A. Loevy, moderne Beschläge, Berlin N., Garten8tr.96.
Marienberger Mosaikplattenfisibrik G. m. b. H«, Marien-
berg IX, Sachsen.
A. Müller, Kupferdeckung, Bauomamente, Berlin-
SchOneberg, Groß-GOrschezistr. 35.
Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Johaim Odorico, Glaa-Mosaik-Atelier, Berlin W«, Pots-
damerstraße zo/zz.
Offenburger Glasmosaikwerke G. m. b. H., Offenburg i.B.
Phos, Lichtpauspapierfabriken, Detmold 2.
Eugen de Price, Dekorationsmaler, Berlin NW.
S. Th. Rauecker, Kgl. bayr. Hof-Mosaik-Kunstanstalt
München-Solln n.
Hugo Richter, Remscheid.
H. Riediger, Holzbildhauerei, Görlitz.
Richard SchäQer, Berlin SW. 4, Wandplatten, Mo-
saikfließen, Tonfließen.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
Carl Schütte, Graphische Kunstanstalt, Berlin W.
Siebert A Aschenbach, Werkstätten für Kunst-Möbel
und Holz-Architektur, Berlin SW.
Franz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlin.
Spiim ft Mencke, Hoflieferanten, Möbelfabrik, Berlin W.
J. Stärzl, Metallbüdhauer-Ziseleur, Berlin S.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Werk,
Haiger-Langenaubach.
H. Stroucken, Möbelfabrik und Dekorationageschäft,
Krefeld.
Studien-Ateliers für Malerei und Plastik, Lewin-Puncke,
Charlottenburg.
Twyfords -Werke Ratingen bei Düsseldorf.
Wichulla, Ingenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenao.
Franz Zeller, Steinmetzgeschäft, Mütenberg a. Main.
Zierhut ft Krieger, Kunstgewerbliche Werkstatt«,
München.
VerantwortUch für die Schriftleitung: Dr. Max Creutz, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmutfa A.-Q., Berlin W.»
Markgrafenstr.ss*— Osdnickt bei Julius Sittenfeld, BerlinW.,Mauerttr. 43. 44.— Kuschest von Carl S6hQtts,BsrlittW.
Maitin Thiele.*
DAS SCHICKSAL DES BERLINER
BOTANISCHEN GARTENS.
Es mag auf den ersten Blick befremden,
daB in einer Zeitschrift, die sich vorwiegend
an ausübende Architekten sendet, eine so-
zusagen wirtschaftliche, oder „bodenpoli-
tische" Frage zur Erörterung gelangt. Ich
hoffe aber, daB mir gerade an diesem Bei-
spiele ganz nebenher auch der Nachweis
gelingt, daB just der Architekt solchen
Fragen eine besondere Aufmerkeamkeit zu
schenken hat, wenn anders er innerhalb
des modernen Wirtschaftslebens nach er-
giebiger und fruchtbringender Betätigung
strebt.
Ich habe die Frage nach dem ferneren
Schicksal des alten Botanischen Gartens
bereits vor Monaten einmal in der „Täg-
lichen Rundschau" in eine besondere Be-
leuchtung zu rücken gesucht; trotz mancher
Zustimmung aber Ist die Sache in jener für
Laien zugeschnittenen Form nicht in wei-
tere Kreise gedrungen. Ich möchte hoffen,
dafi mir von den Facbgenossen ein nach-
drücklicheres Echo antworten werde, das
m2mcheSchlumniemdezu erwecken vermag.
Ich d^L^f als bekannt voraussetzen, daB
der Staat eineVeräufierung des alten, seinem
Zwecke schon entzogenen Gartens ins Auge
gefaSt hat, da es unwirtschaftlich wäre,
das dem Fiskus nutzlos gewordene Ge-
lände ohne weiteres den Annrohnern als
Park zu überlassen. Ebenso, dafi dieser
starren Rechtslage das begründete Bedauern
400
entgegensteht, dafi eine der so spärlichen
„Lungen'^ von Großberlin der Bauspeku-
lation überantwortet werden soll, wobei
nebenbei noch eine erhebliche Entwertung
des benachbarten Grundbesitzes dadurch
einträte, dafi eben durch die Bebauung des
Gartens seinen Umwohnern die Annehm-
lichkeit eines stillen grünen Erholungsortes
und eines Luftverbesserers ersten Ranges
verloren geht. Es scheint denn auch, dafi
diesen Billigkeitsrücksichten Rechnung ge-
tragen werden soll, denn die letzten un-
widersprochenenNachrichtenlauten,dafider
Stadt angesonnen wird, einen Teil des Parkes
als solchen anzukaufen, während ein an-
derer Teil als Bauland, also zu erheblich
höherem Preise, veräufiert werden soll.
Auf diesen Ausgang wird man sich jeden-
falls gefafit machen müssen. Wer aber
die nötige Phantasie aufbringen kann, zu
ermessen, was aus solcher Zerstückelung
unter der vereinigten Herrschaft der Reifi-
brettparzellierung und des Mammonismus
herauskommen kann, den mufi ein tiefes
Weh darüber erfüllen, welch eine neue
Barbarei Berlins Kunstruf belasten soll, zu-
mal hier eine Gelegenheit zu einer Kultur-
tat ersten Ranges vorbeigelassen würde.
Denn es ist mir ganz fraglos, dafi die Auf-
gabe, selbst beiinnehaltungdervorgenannten
materiellen Vorbedingungen, eine Lösung
zuläfit, die nicht allein ästhetisch zu be-
friedigen vermag, sondern auch geradezu
als Sehenswürdigkeit einen neuen geschäft-
lichen Schwerpunkt an jene Stelle der
Hauptstadt zu rücken vermöchte, sobald nur
einmal behördliche Schwerfälligkeit über-
wunden und der rechte Mann für den rechten
Platz gefunden wird. Um diese Aufgaben
würde sich aber bei einer lebhafteren Be-
sprechung der Angelegenheit in der Öffent-
lichkeit die Stadt Berlin nicht herumdrücken
können, denn ihr, nicht dem Staate, das
ist mir immer klarer geworden, fiele diese
ganz einzigartige Aufgabe einer weitblicken-
den Bodenpolitik zu. Ich habe das Ver-
ständnis für das zu Erstrebende in das
Schlagwort zusammenzufassen gesucht:
.,Einen Markusplatz für Berlin!'*.
Berlin hat keinen einzigen überwältigenden,
einheitlich architektonisch gestalteten, vom
Toben des Verkehrs freien Platz mehr.
Den Fachgenossen braucht das nicht erst
bewiesen werden. Alle Welt aber weifi,
welche Anziehung ein solcher Platz bietet.
Es mufi nicht der Markusplatz sein, der
doch nur für] Italien möglich ist; aber man
denke an den Garten des Pariser Palais
Royal oder an den noch näheren Münchener
Residenzgarten und stelle sich dann vor,
welche herrliche Anlage sich bei einer
einheitlichen Umbauung des botani-
schen Gartens schaffen liefie. Es wäre für
unser Klima nicht angebracht, den Baum-
wuchs zu entfernen; es würde sich auch
entsprechend dem deutschen Sinn für das
Malerische im Gegensatz zum streng Rhyth-
misch-Monumentalen nicht um eine gleich-
mäfiige, akademisch strenge Riesenhofan-
lage, sondern um eine lebhaft gruppierte
Architekturschöpfung handeln, bei der die
Erhaltung der schönsten Baumgruppen als
Programmbedingung eingeschlossen sein
könnte. Ja, es liefie sich vielleicht auch der
von Willy Pastor angeregte, mir erst nach
Abfassung des genannten Rundschau-Auf-
satzes bekanntgewordene treffliche Vor-
schlag der Anordnung eines „Freiluft- Archi-
tekturmuseums*' irgend wie mit der Aufgabe
verquicken. Diese letztere bliebe inmier
wieder nur die Herstellung einer einheit-
lichen, vom Verkehr abgetrennten, mit
reichen Läden, Gastwirtschaften, vielleicht
auch um ein Konzerthaus oder Theater er-
weiterten Platzanlage, die nicht von den
Zufallsausgeburten reklamesüchtiger Bau-
unternehmerphantasie umschlossen, son-
dern als ein Bild aus einer Hand möglichst
die ganze Höhe baukünstlerischer Fähig-
keit der Gegenwart verkündete. Der ästhe-
tische Teil dieser Aufgabe wäre der dank-
barste Gegenstand für einen Wettbewerb,
und es ist gar nicht daran zu zweifeln, daß
hierbei Lösungen zu Tage kommen könnten,
die Berlin um eine echt moderne Sehens-
würdigkeit ersten Ranges reicher machen
und dadurch den sprechendsten Beweis
dafQr liefern würden, dafi nur aus einer
großzügigen Vereinheitlichung ganzer Plätze
und Strafienzüge das Wesen aller Städte-
schönheit, das Strafienbild, nicht das auf-
fallende Einzelhaus, zu Tage kommen kann.
Aber der Weg vom Papier in die Wirk-
lichkeit ist freilich schwierig. Unter den
obwaltenden wirtschaftlichen Verhältnissen
ist nicht anzunehmen, dafi irgend ein grofies
Geldkonsortium „die Sache machen'* würde,
es sei denn, dafi eine Lotterie für den Aus-
fall aufkommt, der aus der Freilassung des
großen Mittelraumes entstehen muß. Selbst
401
wenn der Staat einen größeren Teil als
„Parkland*' billiger abließe, so würde doch
der alles beherrschende Drang nach mög-
lichster materieller Ausnutzung höchstens
zu einer „lockeren Bauweise*' führen; selbst
grundbuchliche Beschränkungen und Forde-
rungen nach einheitlicher Fassadenge-
staltung würden etwas ganz Großes schwer-
lich zustande kommen lassen. Die Stadt
Berlin aber kann sich den Billigkeitsforde-
rungen der Umwohner und einer große
Gesichtspunkte verfolgenden Politik nicht
wohl entziehen. Sie könnte das Werk sehr
wohl in die Hand nehmen, und sie müßte
es geradezu, weil nur sie unter den ge-
schilderten Voraussetzungen auch die wirt-
schaftlich günstigste Lösung zu erreichen
vermöchte. Hierfür den Nachweis zu er-
bringen, halte ich für den wichtigsten Punkt
meiner Auseinandersetzungen, und — ich
werde nicht zu widerlegen sein.
Gesetzt daß die Aufteilung im bureau-
kratisch bequemen Schema F erfolgt. Es
ist dabei gleichgültig, ob etwa nur ein Streifen
an der Potsdamerstraße oder auch noch zwei
weitere an beiden Seitenstraßen, oder ob eine
vollständige Umgrenzung des Gartens zur
Parzellierung verkauft oder ob gar, was
bei der Sucht nach Baublockteilungen gar
nicht ausgeschlossen, eine Zweiteilung mit
neuer Querstraße geplant und eine Hälfte
des Gartens als „Schmuckplatz** für Ab-
stellung „diverser** Denkmals„serien** in
bekannter Kunstverständnishöhe erhalten
bleibt. Jedenfalls würde, sagen wir, die
Hälfte des Bodens als freizulassende Park-
fläche billiger vom Staat abgegeben. Bliebe
dann die Hälfte der Aufteilung überant-
wortet. Jeder Baublock aber müßte als-
dann die der Polizei-Bauordnung ent-
sprechende freie Hoflläche erhalten müssen,
sagen wir kurz ein Drittel seiner Fläche,
d. h. also nach diesem Beispiele ein Sechstel
der Gesamtfläche. Bliebe aber diese in
einer Hand, würde der Park inmitten der
ganzen Anlage belassen, so würde dessen
Fläche als freie Hoflläche im Sinne der
Bauordnung für sämtliche Häuser in An-
rechnung kommen; die Rückseiten aller
vorausgesetzten Einzelhäuser würden keines
besonderen „polizeilichen Hofes** mehr be-
dürfen, sie würden unmittelbar an dem
Platze, der Wirkung nach als „Vorder-
häuser** liegen, bequemeren Zugang, bessere
Aussicht und Ausnutzbarkeit bieten und
also auch mehr Ertrag bringen. Die Grund-
rißanlagen aber würden, vom Fluche der
Parallelogrammschneiderei bei der Auf-
teilung befreit, so viel freiere Lösungen zu-
lassen, daß auch die Einzelwohnungen
wesentlich vorteilhafter gestaltet werden
könnten. Die Hauptsache aber bleibt, daß
ein guter Teil der polizeilichen „Mußhöfe**
entweder als Bauland verwertet oder aber
als Park freigehalten werden kann, so daß
in jedem Falle eine weit günstigere Aus-
nutzung als bei jeder Aufteilung heraus-
springt. Dazu kommt nun als Weiteres
der Fortfall des Zwischenhändlergewinnstes,
da kaum anzunehmen, daß Staat oder Stadt
die zur Bebauung bestimmten Parzellen
einzeln nur an Selbstbauende ablassen
werden, sondern daß wahrscheinlich irgend
eine gescheite Bank dem Beamtentum
diese Mühe abnehmen und dafür die Grund-
stückspreise möglichst ausgiebig erhöhen
würde. Dazu kommt endlich, daß bei einer
großen einheitlichen Unternehmung Mate-
rialienbeschaflung und Arbeitspreise sich
erheblich billiger stellen müssen als bei
Einzelunternehmungen, zumal doch wenig-
stens soviel erreicht werden müßte, daß
nicht die letzten Blüten des Unternehmer-
tumes unter gerissenstem Eiertanz um das
goldene Kalb die Gegend so verpatzen
wie das — - na, anderwärts Mode gewor-
den ist.
Wenn sonach meine Voraussetzungen des
Verkaufes des Gartens zu zweierlei Preisen
(als Park- und Bauland) von Staat an Stadt
zutreflen, so wäre es einfach frevelhaftes
laisser faire laisser aller, wenn die Stadt
nicht als Bauherrin selbst aufträte und die
hier wirklich auf der Straße liegenden
Millionen aufhöbe. Sie würde dadurch
gleichzeitig das erste glänzende Beispiel für
eigene Initiative in vernünftiger Bodenpolitik
geben. Die einzige Schwierigkeit ist der
Sprung in eine werteschaffende Gemeinde-
tätigkeit, zu dem Mut gehört und die Furcht
vor Mietsherrgeschäften. Aber wie bei der
künstlerischen Bewältigung der Aufgabe der
Wettbewerb einen sicher gangbaren Weg
bildet, so kann doch schließlich auch ein
tatkräftiger Baubeamter mit einem kleinen
Stabe bei nicht allzu schematisch gezogenen
Direktiven so viel leisten, wie das Gros
unserer Spekulationshausbesitzer ! Nicht
einmal die Furcht vor der „teureren Wirt-
schaft** hätte irgendwelche Begründung, da
402
ja bei Errichtung der Anlage ungemein ge- haltbaren, jedenfalls durchaus kulturfeind-
spart würde. Wohl aber würde sich zeigen, liehen Zuständen gefUhrt haben.
ob nicht ein nachdrücklicher Schritt in das Überdenkt man aber mit einiger Phantasie
Gebiet gesunder Bodenpolitik zu weiteren nur, welche großartige SchSpfung hier bei
Versuchen auf diesem Gebiete AnlaB geben gutem Willen und Verstände entstehen
müfite. Man braucht nicht Bodenreformer könnte, so wird man diese Anregungen
zu sein — ich bin selbst nicht Mitglied des nicht wohl unter den Tisch fallen lassen
betreffenden Vereines — um zu erkennen, können. Möge sich ihrer vielmehr eine
dafi unsere moderne Grundstückspekulation breitere Agitation bemächtigen!
und ihr Bauunternebmertum zu ganz un- Hans Schliepmann.
LEIPZIGERSTR. 40. FASSADE DES GESCHÄFTSHAUSES JACOB 8, JOSEF KÜHN,
AKTIEN-GESELLSCH. ZUR ERZEUGUNG VON MÖBELN AUS GEBOGENEM HOLZ,
a a ARCHITEKTEN: JOSEF HOFFMANN UND KOLO. MOSER, WIEN, b b
LEIPZIQERSTR. 40. FASSADE DES SESCHÄFTSHAUSES JACOB & JOSEF KOHN,
AKTIEN-aESELLSOM. ZUR ERZEUQUNfl VON MÖBELN AUS BEBOQENEM HOLZ.
B m ARCHITEKTEN; JOSEF MOFFMANN UND KOLO. MOSER, WIEN, s »
LEIPZIGERSTR 40. eESCHÄFTSHAUS VON JACOB S JOSEF KOHN, AKTIEN-GESELLSCH.
ZUR ERZEUGUNG VON MÖBELN AUS OEBOaENEM HOLZ, e ANSICHT DES LADENS.
B ta a ARCHITEKTEN: JOSEF HOFFMANN UND KOLO. MOSER, WIEN, b o b
DER NEUBAU DER „KOMISCHEN OPER."
Unter künstlerischer Mitarbeiterschaft des
Architekten Arthur Biberfeld wurde dieser
Bau in er. ii Monaten — Dezember 1904
bis November 1905 — von der Baufirma
Lachmann & Zauber ausgeführt. Obgleich
schon seit 16 Jahren eine Preußische Theater-
bau-Ordnung existiert, ist die „Komische
Oper" das erste große Theatergebäude auf
Berliner Terrain, welches auf Grund dieser
Bauordnung genehmigt wurde.
Das Theater faßt 1230 Sitzplätze, ferner
ein Orchester für 60 Musiker mit Stimm-
und Garderobenzimmer, eine ausreichend
geräumige Bühne mit seitlicher Hinterbühne,
25 Ankleideräume für Sänger und Sänge-
rinnen, die notwendigen Probesäle und den
Raum für Requisiten, Prospekte usw. Sech-
zehn Treppenhäuser vermitteln den Zugang
nach oben, und 6 von obigen vollständig
getrennte Kellertreppen den Zugang nach
dem Untererdgeschoß. Von ersteren dienen
dem Publikum 8 Treppen, den Künstlern 6,
den Bühnenarbeitern 2. Außer dem Theater
enthält das Gebäude noch zwei Eckläden.
Als besonders schwierig erwies sich die
Fundamentierung des Baues. Auf dem ge-
samten Grundstück mußte das Grundwasser
noch um 5 m tiefer als die Sohle der vor-
beifließenden Spree ausgepumpt werden,
um den untauglichen Baugrund beseitigen
und das Fundament errichten zu können.
Um möglichst Raum zu sparen, wurden
die massiven Mauern durch Eisenkonstruk-
tionen verstärkt und die tragenden Pfeiler
durch eiserne Stützen ersetzt; auch die
Ränge, obgleich sie bis 8 m ausladen, sind
vollständig treie Balkenkonstruktionen ohne
irgend welche Stützen.
Die Beheizung des Zuschauerraums er-
folgt durch Oifnungen in der Decke, denen
vermittelst regulierbaren Drucks die er-
wärmte Luft entströmt; entwertete kalte
Luft wird durch Öffnungen unter den ein-
zelnen Rängen abgeführt. Die herabströ-
mende Luftrichtung verhindert bei einem
etwaigen Brande auf der Bühne das Auf-
steigen der Rauchgase nach den Rängen,
eine Gefahr, welche Übrigens durch eine
in der Mitte der Prosceniumsdecke ange-
brachte Riesenöffhung, durch welche auf-
steigende Gase unmittelbar ins Freie be-
ft^rdert werden, fast vollständig beseitigt ist.
Im Falle eines Brandes wird die dünne
Schnur, welche diese Klappen schließt,
durch das Feuer zerstört, welches so das
Offnen der Klappen und gleichzeitig den
automatischen Schluß aller anderen Ab-
zugsöffnungen in der Decke des Zuschauer-
raumes bewirkt, sodaß die Rauchgase auch
auf die im III. Range befindlichen Zuschauer
nicht zuströmen können.
Zwei Feuermelder, der eine zur Benutzung
für das Publikum im Hauptvestibül, der
andere ftir die Künstler im Bühnenhause
angebracht, stehen mit der nächsten Feuer-
wache in direkter Verbindung, während im
Theater selbst durch 13 elektrische Feuer-
signalknöpfe die Meldung irgend welcher
Gefahr vollzogen werden kann. 150 Not-
lampen im Falle des völligen Versagens aller
elektrischen Flammen, die bekannte Regen-
vorrichtung, welche die Bühne unter Wasser
setzt, eine Anzahl Hydranten zum Anschluß
von Schläuchen usw. bilden einen Sicher-
heitsapparat, ftir dessen tadelloses Funktio-
nieren jede nur erdenkliche Vorsorge ge-
troffen ist. Das Dach des Bühnenhauses
ist derartig konstruiert, daß es leicht aus-
einandergleitet, und so bei einem Bühnen-
brande der Abzug des Feuers direkt in die
freie Luft ermöglicht ist; außerdem ist aber
dadurch, das sämtliche, um den Zuschauer-
raum führenden, mit Fenstern versehenen
Gänge direkt an der Straße liegen, dem
Publikum bei Feuersgefahr eine Möglich-
keit geboten, die von außen nahende Hilfe
in Ruhe abzuwarten, und damit die Gefahr
einer Panik vollständig beseitigt.
Die Hauptfassade ist nach der Friedrich-
straße gelegt, wohin sich fünf Eingänge ftir
Fußgänger öffnen; dem Wagenverkehr
dienen die nach dem Weidendamm und
der Privatstraße liegenden Seitenfronten,
wo sich auch die Ein- und Ausgänge be-
finden, welche zu den einzelnen Rängen,
sowie zu den Garderoben der Künstler und
dem Bühnenhause führen. Eine unterhalb
der Bühne gelegene Durchfahrt verbindet
407
Weidendamm und Privatstraße, sodaß man
frei das ganze Gebäude umfahren kann.
Das gesamte Erdgeschoß dient dem Verkehr
des Publikums, welcher sich im großen
Vestibül zentradisiert. Dort befinden sich
auch die Kassen, ein kleinerer Erfrischungs-
raum und die Garderobe fdr das Parkett.
Der Zuschauerraum mit tiefliegendem Or-
chester hat im Parkett 15 Reihen mit 464
Sitzen, welche ein freier Mittelgang trennt.
Der erste Rang weist außer den Proszeniums-
logen 6 Seitenlogen, 4 Reihen mit Balkon-
plätzen, 16 nach hinten gelegene Balkon-
logen, im ganzen 280 Plätze auf; in seinem
breiten, geräumigen Couloir haben Garde-
roben und hat auch ein Büfett Platz ge-
funden. Die übrigen beiden Ränge ent-
halten je 255 Plätze; die Ansteigung ihrer
hintereinander gelegenen Reihen ist eine
sehr hohe, damit von jedem Platze aus die
Bühne möglichst voll zu übersehen ist.
Auch in diesen oberen Rängen sind Gar-
deroben und Büfetts in die Wandelgänge
plaziert, die sich auf beiden Seiten bis zu
8 m Breite erweitern. Um akustischen
Zwecken zu dienen, wurden Proszeniums-
und Zuschauerraumdecken par abeiför-
mig zugewölbt. Jeder glatte Putz ist ver-
mieden ; die Wände des gesamten Zuschauer-
raums sind mit Stoff bespannt.
Die Proszeniums-Öffnung ist 9,20 m breit
und 8,80 m hoch. Die Bühne hat eine
Breite von 17 m bei einer Tiefe von 12 m
und einer Höhe von 40 m vom Bühnen-
keller bis zum Giebel. Es sind 3 Arbeits-
galerien, 1 Schnürboden, 3 Unterbühnen
vorhanden mit 5 elektrisch angetriebenen
Versenkungen. Die Bühnenmaschinerie er-
hielt alle Einrichtungen, die eine neuzeit-
liche Opernbühne braucht. Die Beleuchtung
der Bühne ist elektrisch im Vierfarben-
system.
Die Architektur im Barockcharakter war
zunächst durch die geschwungene Linie
des Grundrisses angedeutet. Dieses Grund-
motiv ist durch breite Bänder an Unter-
bau und Dachfirst, dann durch die Zargen
der Fenster bis zum starkgeschwungenea
Giebel derart beibehalten, daß die ganze
Architektur in gewisser Beziehung in
Schwingung gerät. Die in sich arbeiten-
den Linien sind nur eine Verkleidung des
Eisengerippes. Im allgemeinen lag es nahe,
im Bau einer „Komischen Oper*^ auch in
der Architektur der Komik gerecht zu
werden. Das vielfach geschwungene Linien-
werk erfährt eine novellistische Verdeut-
lichung. Pegasus zieht den Thespiskarren
über eine Bodenerhöhung, die durch eine
Fensterwölbung verkörpert wird. Kleinere
Plaketten stellen einzelne Momente aus der
Musikgeschichte dar: ein Hirt, der eine Pan-
pfeife bläst, Orpheus dem Hades zueilend,
die heilige Cäcilia an der Orgel, das Menuett
des Rokoko, die Kanmiermusik der Bieder-
meierzeit mit Harfe und Cello. Die Flächen
kontrastieren in verschiedener Materialbe-*
handlung, auch in der plastischen Durch-
bildung ist der Kontrast den ruhigen Flächen
gegenüber rein gedanklich festgehalten. In
den großen Fenstern ist nach außenhin die
Trennung zwischen Parkett und erstem
Rang durch kupferne Brüstungen betont.
Eine besondere Bedeutung beansprucht die
Füllung des Giebels mit Genien des Ge-
sanges, des Saitenspiels, des Tanzes und
einem großen Lyramotiv, eine Komposition,
die in auseinander gezogener Symmetrie den
Giebel belebt, ohne die Vorstellung einer
Stütze zu erwecken.
Im Innern sind an der Decke verschiedene
„Druckfehler'^ mit untergelaufen, die bei
zweifacher Abrüstung hätten vermieden
werden können, wie denn überhaupt aus
finanziellen Gründen manches mit in Kauf
genommen werden mußte.
Zu den technischen Mitarbeitern zählen
Herr Ingenieur Kuhn, sowie die Bühnen-
techniker Herren Direktor Brandt, Carl
Beuster und Carl Schmitt, femer die Archi-
tekten Herren Clemens und Dommisch.
Die Bildhauerarbeit ist von Herrn Bild-
hauer Kretzschmar ausgeführt worden, das
Heizprojekt hat Herr Dr. Marx bearbeitet.
iB KOMISCHE OPER, BERLIN, QESAMTANSICHT. e
B ARCHITEKT DER FASSADE; ARTHUR BIBERFELD, b
ARCHITEKTEN DER GRUNDRISSE: LACHMANN 8, ZAUBER.
B B KOMISCHE OPER, BERLIN. MinELBAU. b b
■ ARCHITEKT DER FASSADE: ARTHUR BIBERFELO. b
ARCHITEKTEN DER QRUNDRISSE: LACHMANN 8, ZAUBER.
B B KOMISCHE OPER, BERLIN. TEILANSICHT, a b
B ARCHITEKT DER FASSADE: ARTHUR BIBERFELD. »
ARCHITEKTEN DER GRUNDRISSE: LACHMANN 8, ZAUBER.
B B KOMISCHE OPER, BERLIN. TEILANSIOHT. s> b
s ARCHITEKT DER FASSADE: ARTHUR BIBERFELD. b>
ARCHITEKTEN DER 6RJNDRISSE: UCHMANN S, ZAUBER.
B B KOMISCHE OPER, BERLIN. TEILANSICMT. s e
B ARCHITEKT DER FASSADE: ARTHUR BIBERFELD. B
ARCHITEKTEN DER GRUNDRISSE: LACHMANN & ZAUBER.
BERLIN-WILMERSDORF, NACHODSTR. 30.
B e HAUS „ZUM BIEDERMEIER", a b
B ARCHITEKT: ARTHUR BIBERFELD, s
BERLIN-WILMERSDORF, NACHODSTR. 30.
a B HAUS „ZUM BIEDERMEIER", b e
B ARCHITEKT: ARTHUR BIBERFELD. B
BERLIN-WILMERSDORF, NACHODSTR. 30. BB
ARCHITEKT DER QRUNDRISSE: PAUL SILBER.
GRUNDRISSE DES ERD- UND OBERGESCHOSSES.
CHARLOTTENBURQ, BISMARCKSTR. 2.
ARCHITEKTEN; HART S LESSER. b
GRUNDRISSE DES ERD- UND OBERGESCHOSSES.
4l6
CMARLOTTENBURQ, BISMARCKSTR. 2.
ARCHITEKTEN; HART & LESSER. sa
ALTE JACOBSTR. 91. UNTERSTATION DER BERLINER ELEKTRIZITATS-WERKE.
0 a © B s ARCHITEKT: F. SCHWECHTEN. ^ s. s s ©
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ARCHITEKT DER FASSADE: HANS LIEPE. ARCHITEKT DER BRUNDRISSE: A. BERSER.
ALTE JACOBSTR. 91. UNTERSTATION DER BERLINER ELEKTRIZITÄTS-WERKE,
a El 0 ARCHITEKT DER GRUNDRISSE: 0. SPRINGMANN, e a a
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FRANKFURTER ALLEE 185. FRANKENHOF.
B e ARCHITEKT: A. BERQER. a a
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ABB. 484. SCHÄFER. VON HEINRICH MISSFELDT, BILDHAUER, SCHMAR3END0RF.
ABB. 485. DAMENBILDNIS. VON KÄTHE MONZER, BERLIN, e a e
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B BÜFFET IN POLIERTEM BJORKHOLZ. m
ENTWORFEN VON ARCHITEKT MAX SALZMANN.
AUSaEFÜHRT VON OTTO SALZMANN 8, SOHN.
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ENTWORFEN VON OnO STICHLING.
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VERKLEIDUNG EINES HEIZSCHRÄNKCHENS MIT BELEUCHTUNS FÜR
DIE GARTENHALLE DER VILLA HUESQEN IN TRABEN A. D, MOSEL.
DER PLATZ UNTER DEM GEWÖLBE ERFORDERT DIE BIEGUNG DER SPITZE MIT DEN GLÜHLAMPEN.
ENTWORFEN VON ARCHITEKT BRUNO MÖHRIN6,
B» AUSGEFÜHRT VON VICTOR HILLMER. ea
436
— ,- „k.^ , k. ^ vi
I I I I I I I I I I I
B B TREPPENGELÄNDER, a a
ENTWORFEN VON ADOLF HÄRTUNG.
X Vemnigung BetUner Arcbitekten. In der
vorletzten VerBanunlui^ kam eine Frage «u Be-
aprechung, die fllr die künatleriache Anschauung unaerei
Zeit von weitgebendeter Bedeutung i«. Am Bau dee
Düneldorfer ScbanapielhauBea naimte sich auf einer
Inachiifttafel lediglich die ausfOhrende Untemebmer-
Grma ala Erbauerin, wUhrend derName dea anafUhrenden
Architekten unterdrückt wurde. Ba herrscht hier die
gleiche veraltete Anschauung, die ein Kunstwerk aus
Paktoren Material und Technik zu erklltren versucht.
Heute sind wir endlich dazu gelangt, Absicht und
Wollen dea Künstler« als den eisten und wesentlichen
Faktor hinzustellen, dem sich in zweiter Linie Material,
Technik, Untetnehmeitum unterordnen. Eine klare
und deutliche Scheidung ist hier im Interesse jeder
künstlerischen Arbeit Haupteifordemia. Eine einheit-
liche ScbSpfung kann nur von einem Auge gesehen
und von einer Hand im wesentlichen entworfen werden.
Die Vereinigung gelangte zu dem BeschtuB, dafi der
Künstlername in erster IJnie genannt werden milfite.
Da jedoch einer ala Hauptuntemehmeiin auftretenden
Firma ein gewisses Verdienst am Znstandekommen
das Werkes nicht abgesprochen werden kSnne, so dUrfe
der Name der Firma nicht ausgelassen .werden. Der
Text der im Vestibül des Düsseldorfer Schauspielhauses
neu anzubringenden Tafel sei also zu fassen : Architekt:
Bernhard Sehiing in Charlotteobu^. Ausführung:
Boswau und Knauer in Berlin. Diese Überaus wich-
tigen Fragen über das VerhSltnis zwischen Ktlnatler
und Unternehmertum und die Beziehungen zu den
wirtschaftlichen Fragen der Zeit bedllrfen einea gründ-
lichen Wandels. Die Veiaammlung kam hier zu dem
Entachluase, einen Ausschuß zu ernennen, der sich
mit der Frage zu beschlfdgen habe, durch welche
Mittel und ^Vegc die Stellung des Architekten ala
Künstler in der Öffentlichkeit gestSrkt und seilte Tätig-
keit der modernen wirtschaftlichen Bewegung angepaßt
weiden konnte. Der AuaachuB besteht aus den Herren :
Bangert, Boethke, Hehl, Alb. Hohnann, Möhring,
Scheurembiandt und Schilbach.
± Dr. Oeorg Swarzenski, Privatdozent an der
Berliner Univeisitilt wurde als Direktor der Sammlungen
des StHdelscben Kunstinstituts nach Frankfurt berufen.
Swartenski war vorher Assistent am Kunstbistorischen
Institut zu Florenz und zuletxt Direktorialassistent am
Königlichen Kunstgewerbemuseum. Qleichieitig mit der
Verwaltung des StSdelscben Institutes ist ihm die Leitung
der su gründenden StSdtischen Qaler
X Eine Ausstellung der neuesten Erfindungen in
Olmütz veranstaltet der Olmützer Gewerbeveiein im
Jahre 1907. GegenstMnde des Patent- und Gebrauchs-
musteiscbutzes sowie Neuheiten auf den verschiedenen
fach technischen Gebieten sollen dargeboten werden.
Die Ausstellung ist international. Anmeldungstermln
bis 15. Februar igo6. Drucksachen beim Olmützer
Gewerbeverein erhUltlich. Nachdem dieser Verein in
den Jahren iSga und igoa zwei glänzende Ausstellungen
durchgeführt hat, ist an dem Gelingen diese« höchst
eigenartigen Unte nehmens wohl nicht zu zweifeln.
i^ Verein beratender Ingenieure für Elektrotech-
nik. Die zweite Jabresversammltmg fand am 17. uitd
tS. November im Palast-Hötel in Berlin statt. Die
starke Beteiligung der Mitglieder förderte lebhafte Be-
spiechungen zu der umfassenden Tagesordmuig, EHs
in dei vorigen Jahresversammlung gewUblte Kommission
hat einen eingebenden Bericht über die Sicherheit
elektrischer Anlagen erstattet, welcher allgemeine An-
erkennung fand. Neue Anregungen wurden gegeben
und deren Ausarbeitung beschlossen. Eine weitere
Entwicklung des Vereins, sowie günstige Kassenver-
hUtnisse wurden konstatiert. Die wieder gewKblte
Vorstandscbaft setzt sich für das dritte Vereinsjahi
zusammen, aus dem Voisitzenden Dr. E. MUllendorff-
Berlin, dem stellvertretenden Vorsitzenden F. Tiechen-
dörfer-Berlin, dem Schatzmeister A. Boettcher-Magde-
buig, dem Schiiftführer O. Kirstein-Berlin und dem
Beisitzer B. Coate-DUsseldoif. Nach dem geschäftlichen
Teil der Tagesordnung wurden Vortt^lge gehalten von
Herrn Tischendörfer über Dampfturbine und Turbo-
dynamos , von Herrn Boettcher über neuere Betriebe-
maschinen und von Heim Kirstein über Sicherungen.
Die durch zahlreicbe Abbildungen und Modelle unter-
stützten Vortrüge wurden beifällig aufgenommen und in
der sich anschlieSenden Diskussion die Erfahrungen
über moderne Maschinen und Dynamos ausgetauscbt.
438
Neu erschienene Fachliteratur.
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G. Brazidenburg, Berlin, Baudrechslerei uzid Tischlerei.
Carl Busch, Glasmalerei Berlin-SchOneberg.
Charlottenburger Centralheizuzigs-Gesellschaft m.b.H.
Charlottenbuzg.
Elbiziger Maschinezifabrik F. Komziick, Elbizig W.-P.,
Sandsteindegel-Maschinenfabrik.
H. Geister, Bauomamente, Kupferarchitektur, BerlinW.,
Culmstraße.
August Gerber, Statuen, BQsten, ReliefB, Köln a. Rh. 77.
Gewerbe -Akademie Berlin, Berlin SW.
Paul Golde, Wilmersdorf, Kunstschmiede, Kunst-
schlosserei.
Golde ft Raebel, Kuzistschzniede, Berlin^Halensee.
J. P. Großmann, Gartenanlagen, Leipzig, ElsterstraBe.
Günther ft Co., Kunststein-Fassaden, Auerbach i. V.
H. Hfldebrandt, Glasmalerei und Kunstglaserei, Ber-
lin W. 9.
Jahreis ft HOnig, Spexialkunststetnfabrik* Heknbrechts
(Bayern).
Uon KiefiUng, Wohnungseinrichtuzigen, Berlin SO.
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Berlin SO, Mariazmenplatz Z2.
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hofen (Westf.).
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berg IX, Sachsen.
A. MUUer, Kupferdeckung, Bauomamente, Berlin-
SdiQneberg, Groß-GDrschenstr. 35.
Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Johann Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W., Poti-
damerstraße zo/zz.
Offenburger Glasmosaikwerke G. m. b. H., OITenburg i.B.
Phos, Lichtpauspapierfabriken, Detmold 2,
Eugen de Price, Dekorationsmaler, Berlin NW.
S. Th. Rauecker, Kgl. bayr. Hof-Mosaik-Kunstanstait
München-Solln II.
H. Riediger, HolzbUdhauerei, Görlitz.
Richard Schäfler, Berlin SW. 4, Wandplatten, Mo-
saikfließenf Tonfließen.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen,
E. Schwenk, Ulm a. D., Terrasxo- und Steinwerke.
Siebert & Aschenbach, Werkstätten für Kunst-MObd
und Holz-Architektur, Berlin SW.
Franz Spengler, Fabrik tüi Baubedarf, Berlin.
Spmn ft Mencke, Hoflieüeranten, Möbelfabrik, Berlin W.
J. Stitrzl, Metallbüdhauer-Ziseleur, Berlin S.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Werk,
Haiger-Langenaubach.
H. Stroucken, Möbelfabrik und Dekoralionsgeschäft,
Krefeld.
Studien- Ateliers für Malerei und Plastik, Lewin-Funcke,
Charlottenburg.
Twyfords -Werke Ratingen bei Düsseldorf.
Günther Wagner, Hannover, Flüssige Tuschezi.
Wichulla, Ingenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenau.
Fraziz Zeller, Steizmietzgeschäft, MUtenberg a. Main.
Zierhut ft Krieger, Kuzistgewerbliche Werkstätte,
München.
Verantwortlich für die Schriftieitung : Dr. Max Creutz, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., BerlinW.,
Markgrafenstr.35 Gedruckt bei JuUus Sittenfeld, BerlinW., Mauerstr. 43. 44 — Klischoes von Carl Schütte, Berlin W.
hAuSER in MILTENBERG A. MAIN.
OTTO KOHT2, ARCHITEKT, BERLIN.
• •
FORTSCHRITT UND RUCKSTAND.
Von MAX CREUTZ.
Die architektonische Entwicklung im nun-
mehr vollendeten VIII. Jahrgange der „Ber-
liner Architekturwelt'' schreitet mit gewisser
Notwendigkeit einem Endziele zu, wie es
naturgemäß durch die monumentale Ge-
staltung des Stadtzentrums und den leich-
teren landschaftlichen Obergang bedingt
wird. In der Fülle des veröffentlichten Ma-
terials überwiegt ganz entschieden die
Architektur der öffentlichen Gebäude und
die Vorliebe für kleinere Architekturen im
Stile des Landhauses. Nach diesen Seiten
geht die Entwicklung. Das Mietshaus
nimmt eine wenig glückliche Zwischen-
stellung ein. Unselbständig in jeder Be-
ziehung, eingeengt durch eine Anzahl von
Vorschriften, voller Rücksichtnahme auf
Umgebung und Lage, ist hier das archi-
tektonische Wollen am meisten beschränkt..
Einmal soll die Mietsfassade ein monu-
mental-repräsentatives Gepräge aufweisen,
auf der andern Seite versucht man gewisse
anheimelnde Momente der Landhausarchi-
tektur in die nüchterne Atmosphäre des
Mietshauses zu übertragen.
Beide Anschauungen haben die mannig-
fachsten Lösungen gefunden.
Von vornherein scheint es schwierig in
der Fülle dieser architektonischen Schöpf-
ungen Zusammenhang und einheitliche
Anschauung und eine Norm für das zu
finden, was man gemeinhin Stil zu nennen
pflegt. Von Voraussetzungen allgemeiner
Natur ausgehend, muß man für Berlin vor
allem mit jenen undefinierbaren Kräften
rechnen, die durch den Menschenstrom
der Großstadt in allen Zusammenhängen
bedingt werden. Diese Kraftäußerungen
haben bereits eine Spannung angenommen,
der man die größten Anforderungen zu-
muten kann. Es bedarf nur der rechten
Leitung, hier des Architekten in künst-
lerischem Sinne, des wahren „Deutschen
der Zukunft' S der all diese Kräfte wertet
und in bleibende Monumente unserer Zeit
verwandelt.
Mit zwingender Notwendigkeit kommen
wir zu einer gänzlichen Umänderung
unseres Stadtbildes. Die Verkehrsstraßen
deuten eine Anlage großen Stiles kaum
erst an. Die Größe ist nur ungewollt vor-
handen. Sie liegt in einer unendlichen
Reihung kleinlicher Faktoren. Größe und
Monumentalität müssen jetzt auch im ein-
zelnen zum Ausdruck kommen. Ein jedes
soll ein großer Teil des großen Ganzen
sein. Wird der Anfang des 20. Jahr-
hunderts hier ein historisches Monument
schaffen, stehen wir wirklich im Anfange
oder ist die Höhe schon überschritten?
Wird jener geheimnisvolle Strom sich
immer wieder erneuern oder im Wechsel
der Zeiten verschwinden?
Das, worauf es im wesentlichen ankommt,
istNeuheit und Knappheit des künstlerischen
Ausdruckes. Unterscheiden sich hier unsere
Architekturen wirklich von dem Vorhan-
denen, dem Bestehenden, lebt ein neuer
Sinn in alten Worten oder bewegen wir
uns im Konversationstone einer oberfläch-
lichen Geselligkeit. Unbillig wäre natur-
gemäß die radikale Forderung des absolut
Neuen, des gewollt Modernen. Wir zehren
tagtäglich von dem, was war. Material,
Handwerkszeug und Technik sind alte
Dinge. Nur die Anwendung ist verschieden.
440
Unsere Ausdrucksweise bleibt dem steten
Wechsel unterworfen. Wer wird heute
noch lange Worte machen. Nur das Kurze
und Knappe hat Geltung, der lapidare Stil
entscheidet.
AlfredMessel und Alfred Grenander
bestimmen im wesentlichen den künst-
lerischen Eindruck. Beide sich gewisser-
maßen ergänzend für architektonische
Außen gestaltung und Inneneinrichtung.
Grenander noch besonders veranlagt auf
omamentalem Gebiete. Für Berlin ist er
hier unser am stärksten modern empfin-
dender Künstler.
Das Messel-Sonderheft der Berliner Ar-
chitekturwelt brachte die interessante Ent-
wicklung des erstgenannten Künstlers. Aus
neubarockem Empfinden heraus zu neuer
Selbständigkeit. Neben unvergleichlicher
Gliederung besonders das Empfinden für
harmonische Farbenwirkung. Und mit
Messel als das Wesentliche die Entstehung
von Vorbildern, die für die handwerkliche
Veranlagung und für das Gesamtwerden
von weitgehendster Bedeutung sind. A. Gre-
nander hat bis jetzt nur an kleineren
Arbeiten sein starkes Wollen zum Aus-
druck bringen können. Aber selbst diese
zählen zum bedeutsamsten, was in diesem
Jahre ßlr Berlin geschaffen. In der Zimmer-
ausstellung bei Ball, den Zeitungskiosken
des Leipziger Platzes und einer Villa in Süd-
ende (das Äußere von Spalding) wird jener
Ausdruck lebendig, der dem Leben unserer
Zeit am meisten zu entsprechen scheint.
Besonders auf ornamentalem Gebiete ist
die vibrierende Geschäftigkeit unserer An-
schauung in eine vollendete abstrakte Form
gebunden.
Ornamentik ist der wesentlichste Aus-
druck einer Zeit. Die abstrakte Formel,
die unmittelbar orientiert, wie es in dieser
und jener Zeit aussah. Sie ist nichts Neben-
sächliches oder Gewerbliches. In ihr lebt
eigentlich erst die von aller Gegenständ-
lichkeit befreite künstlerische Äußerung.
Ineinandergereihte Motive und mannig-
fach variierte Kleinmuster geben jener auf
die Unendlichkeit gestimmten Anschauung
Ausdruck, die für die Vorstellung des
Zeit und Raum beherrschenden Menschen,
gleichsam zu einem zweiten Leben außer-
halb der eignen Körperlichkeit geworden ist.
E^ scheint schon viel gewonnen, wenn
man derart einen festeren Standpunkt und
Maßstäbe der künstlerischen Weiterentwick-
lung, für Rückstand und Fortschritt ge-
wonnen hat.
Wenn nicht äußerlich, so kann doch im
Wesen eine Annäherung an diese ange-
deuteten Anschauungen erwünscht scheinen.
Viele Worte nützen nichts. Es gilt das
Wesen der Zeit, l^ein geheimnisvolles un-
wägbares Etwas lebendig zu machen.
Von großen Warenhäusern ist besonders
der Bau von Lachmann und Zauber
hervorzuheben in seiner klaren und kor-
rekten Gliederung. Die guten Beispiele
tuen ihre Schuldigkeit. Wie zu allen Zeiten
werden die künstlerischen Entwürfe über-
nommen, variiert, in Einzelheiten mehr
oder weniger liebevoll erledigt. Aber ein
Kern des Guten bleibt. Das Kaufhaus
von Georg H. Rathenau und Friedr.
Aug. Heitmann zeigt eine starke Be-
tonung der auf den großen Glasscheiben
lastenden Horizontalen, ein Umstand, der,
wie ein bekanntes Beispiel gezeigt hat, nun
einmal nicht sehr wohltuend berührt.
Verwandte Faktoren sprechen mit bei
einem Geschäftshaus von Altgelt und
Schweitzer. Von Fassadenänderungen
für Warenhäuser sei ein Versuch von
Josef Hoffmann und Kolo. Moser ge-
nannt wegen seiner Eigenart, die mehr
malerisch wie tektonisch empfunden ist
Ein Schulgebäude von Ludwig Hoff-
mann ist ein erfreulicher Fortschritt auf
dem Gebiete dieser sonst so nüchternen
und trostlosen Architekturen und um so
mehr hervorzuheben, als hier so ziemlich
mit den gleichen Mitteln ein völlig anderer
freundlicher Eindruck erzielt wurde. Hier-
hin gehört auch die Gemeinde-Doppel-
schule beim Lietzensee in Charlottenburg
von Paul Bratring und Rudolf Walter.
Bei dem Neubau des Charlottenburger
Rathauses ist vor allem das Bestreben an-
zuerkennen, ftir ein Gemeinwesen eine seiner
Größe und Entwicklung entsprechende Mo-
numentalität zum Ausdruck, zu bringen.
Wenn auch weiterhin der Bau neuer Stadt-
viertel in die Hände bewährter Künstler
gelegt wird, wie dies neuerdings geschehen
soll, und das ist heute nicht mehr schwer.
441
werden wir für die Zukunft Charlottenburg
als Musterstadt anzusehen haben.
Zu einer monumentalen Bereicherung des
Stadtbildes trugen in diesem Jahre bei der
Neubau des Kaiser Friedrich-Museums von
E. Ihne und die Neue Unterrichtsanstalt
des Kunstgewerbe-Museums, Entwurf vom
Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
Durchführung von Georg Büttner. Be-
sonders lehrreich bei letzterem Bauwerk
ist die Art, wie auf der Rückseite die durch-
laufenden Geschosse der Magazinräume
in die Dachkonstruktion eingreifen. Der
charakteristische Eindruck des neuen
Kaiserlichen Patentamtes von Solf und
Wichards wird im wesentlichen bestimmt
durch die Reihung der Renaissancegiebel.
Sehr merkwürdig ist bei dieser Architektur
ein bandartiges Ornament in den Zwickeln
der Rundbögen unterhalb des Hauptgiebels.
Von großen Gebäuden ist noch zu nennen
der Bau der „Komischen Oper^^ von Ar-
thur Biberfeld.
Ganz ausgezeichnet ist die Unterstation
der Berliner Elektrizitäts -Werke von
F. Schwechten.
Interessant ist bei einer gotischen Back-
steinarchitektur, der Stephanuskirche von
Adolf Bürckner, wie fremd unserer Zeit
der gotische Stilgedanke naturgemäß wer-
den mußte. Wer bei einer gotischen
Monstranzarchitektur die zierlichen Spitz-
türmchen beobachtet hat, die wie in weiter
Ferne in den unendlichen Luftraum hin-
auswachsen und das Hinausstreben der
höchsten Spitze verstärken, der vergleiche
damit die neben der Apsis eingeklemmten
Türme dieser Kirche.
Die großen Wettbewerbe um ein Ge-
schäftshaus ftir die Allgemeine Elektrizitäts-
Gesellschaft in Berlin und um den Neubau
des Hotels Aschinger gehörten besonders
in der Grundrißlösung zu den anregendsten
und schwierigsten Aufgaben. Sie zeigen
gleichzeitig, daß ftir den Architekten wie
in keinem anderen Berufe vor allem die
Beobachtung des Lebens und das Ver-
traut sein mit allen uns denkbaren mensch-
lichen Gewohnheiten zum Haupterfordernis
wird.
Von großen Restaurants wird der Neu-
bau „Haus Trarbach^^ von Richard
Walter ftlr die sehr im argen liegende
Kultur unserer Hotels und Restaurants von
großer Wichtigkeit. Wie wenig anderseits
unser Publikum ftir eine derartige Um-
gebung wie die Riemerschmidsche ge-
schaffen ist, zeigt die eigenartige Orna-
mentik, die sich auf weißen Wänden hinter
den Köpfen der Gäste gebildet hat.
Für die Automatenrestaurants bedeutet
der Bau von Bruno Schmitz gegenüber
der früheren unmotivierten und wenig er-
freulichen Ausstattung dieser im modernen
Verkehrsleben wichtig gewordenen Institute
eine einwandfreie Lösung. Interessant ist
es hier im Innern die mechanischen Vor-
richtungen, überhaupt die Gesamtausstattung
mit der älteren zu vergleichen.
Bei den Wohnhäusern behält Alf. J.Balcke
(Baugesch. J. Fränkel) die Säulengliederung
der Fassade mit vorspringend einge-
schlossenem Mittelerker bei. Die Fenster-
durchbrechung spielt nur eine koordinierte
Rolle. In einem Wohnhaus von Kurt Berndt
(Kurfürstendanmi 35) werden dagegen die
Fenster und die vertieft eingebauten Erker
zu einem wesentlich mitsprechenden Fak-
tor. Man kommt überhaupt mehr und mehr
zu einer flächenartigen Behandlung der
Fassade und einer belebten Gliederung der
Fenster, während das Ganze durch kleine
Erker und Giebel eine mehr novellistische
Verbrämung erfährt (Mietshaus Niebuhr-
straße 78, Albert Geßner). Verwandten
Charakter zeigt ein Wohnhaus (Schützen-
straße 34 von A. Zabel). Diese Bauart
bedeutet eine Art von Kompromiß zwischen
städtischer Mietswohnung und Landhaus,
eine Verquickung rein praktischer Momente
mit einer freundlichen Verkleidung. In
ornamentaler Beziehung führt die Belebung
der Fassade zu mehr oder weniger ge-
glückten Versuchen, so bei einem Wohn-
haus (Katzbachstr. 15) von Gerrit Emming-
mann und von A. Waider (Wilmersdorf,
Nachodstr. 60).
Arthur Biberfeld gelang eine sehr weich
empfundene Fassade, die durch die un-
erträglich werdende Biedermeierei einen
naiven Beigeschmack erhält.
Interessant ist die Entwicklung der Archi-
tekten Hart undLesser von einem Wohn-
haus (Annenstr. 3) zu einem BAietshaus in
Charlottenburg, doch sind auch hier ge-
wisse Härten nicht vermieden.
Zu nennen ist hier noch der große
„Frankenhof^ von Hans Liepe und
A. Berger.
442
Ganz besonderes Interesse beanspruchen
durch die Zusammenfassung eines gröfieren
Komplexes zur Einheit die Beamtenhäuser
von C. Cornelius (Frankfurter Chaussee 52
bis 57).
Von den Landhäusern macht eine Grune-
waldvilla von Hans Grube einen über-
aus reizvollen Eindruck, allerdings mußte
der einheitliche Komplex des Ganzen durch
das Atelierhaus auseinandergerissen wer-
den. Verwandten Charakter zeigt eine
Villa von Karl Ed. Bangert. Landhäuser
dieser Art scheinen für das moderne Ein-
familienhaus am meisten zu entsprechen.
Hierhin gehören das Giebelhaus von Bruno
Möhring, eine Villa von Erdmann und
Spindler in Godesberg, eine Villa von
Sepp Kaiser in Luzem, welch letztere
der anderen landschaftlichen Umgebung
entsprechend völlig anderen Charakter
tragen. Eine Grunewaldvilla von Fritz
Schumacher ist bei dem geringen Gröfien-
verhältnis zu massig und burgmauerartig
ausgefallen. Ein Ärztehaus von Ludwig
Hoff mann sei für kleinere Ansprüche
erwähnt. Von Villen sind noch zu nennen
die Arbeiten von Ludwig Otte, Karl Ed.
Bangert, Emil Frey, Joh. Kraaz.
Ein Gefängnis in Pankow von R. Mön-
nich verdient hervorgehoben zu werden,
weil hier der Versuch gemacht wurde,
den trostlosen Aspekt dieser Institute durch
eine freundliche „villenartige'' Außenseite
zu heben.
Die erfreulichsten Fortschritte liegen auf
dem Gebiete der Innenausstattung. Die
Ausstellung A. S. Ball, die Ausstellung des
Werkrings boten eine Fülle guter Arbeiten.
Am wenigsten erfreulich sind die Arbeiten
des übrigen Kunsthandwerkes; nur auf
Gebieten, wo eine einfachere Ornamen-
tierung dem Materiale entspricht, beginnt
eine gewisse Sicherheit der künsüerischen
Durchführung zum Ausdruck zu kommen.
Für die Weiterentwicklung unserer An-
schauung, die auf Schritt und Tritt von
der Formenwelt unserer alten Kulturen
gefesselt aber auch beirrt wird, ist es
wichtig immer wieder zu betonen, daß
äußerliche Nachahmung alter Kulturformen
nichts weiter ist wie handwerksmäßige
Fertigkeit. Seit einigen Jahrzehnten war
diese Tätigkeit in so allgemeiner Obung,
daß selbst die Ästhetik versuchte, Kunst
aus Material und Technik zu erklären.
Heute, wo das allgemeine Bestreben auf
größte Vereinfachung und Zweckdienlich-
keit des Ausdruckes hindeutet, wo sich
eine größere Vertiefung und feinere Art,
die Dinge zu sehen, herausgebildet hat, ist
man wieder bemüht, über die einfachste
Tektonik auch der gleichgültigsten Formen
Klarheit zu gewinnen. Heute sieht die
Ästhetik das Wesenüiche des Künsüeri-
schen in einer freien schöpferischen Tätig-
keit, die erst in zweiter Linie Rohmaterial,
Technik, Unternehmertum, Zweckbestim-
mung ihrem Willen gefügig macht Neben
dieser theoretischen Aufstellung gewinnt
heute die praktische künstierische Tätig-
keit im Aufmerksamwerden auf die natür-
liche Schönheit des Materials und den Zu-
sammenhang der großen Natur und des
Menschen.
HAUS ERICH IN SOOENDE.
ARCHITEKT; OTTO SPALDINS,
ABB. 508. HAUS ERICH IN SODENDE.
ARCHITEKT; OTTO SPALDINQ. a e
ABB. 509. QRUNDRISS DES
ERDeESCHOSSES. e a e
ABB. 510. HAUS ERICH IN SÜDENDE.
ARCHITEKT OnO SPALDINQ a e
ABB. 511. 6RUNDRISS DES
OBERaESCHOSSES. b e
446
HAUS ERICH IN SODENDE.
ARCHITEKT: OnO SPALDIN6.
-4iN
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löüi löti! itrttii itmi
HAUS ERICH IN SUDENDE.
ARCHITEKT: OTTO SPALDINQ.
ABB. 513. OSTANSICHT. ABB. 514. NORDANSICHT.
HAUS ERICH IN SÜDENDE.
ARCHITEKT: OTTO SPALDINS.
TREPPE IN DER HALLE, a
HAUS ERICH IN SUDENDE.
ARCHITEKT: OnO SPALDINa.
ra ra HALLE. st st
HAUS ERICH IN SUDENDE.
ARCHITEKT: OTTO SPALDINS
B m HALLE, e b
B a ra HAUS ERICH IN SUDENDE, a n ■
SPEISEZIMMER. ARCHITEKT: ALFRED CRENANDER.
B B HAUS ERICH IN SUDENDE, b b
BÜFFET. ARCHITEKT: ALFRED GRENANDER.
B e HAUS ERICH IN SOOENDE, m a
ANRICHTE. ARCHITEKT: ALFRED SRENANDER.
B a a MAUS ERICH IN SÜDENDE, aas
MUSIKZIMMER. ARCHITEKT: ALFRED SRENANDER.
B e e e HAUS ERICH IN SÜDENDE, e e e e
KAMIN IM DAMENZIMMER. ARCHITEKT: ALFRED 6RENANDER.
45«
B HAUS ERICH IN SÜDENDE, a
ee ECKE IM TEEZIMMER, aa
ARCHITEKT: ALFRED SRENANDER.
a HAUS ERICH IN SÜDENDE, s
aa ECKE IM MUSIKZIMMER, am
ARCHITEKT; ALFRED BRENANDER.
458
s, HAUS ERICH IN SÜDENDE, a
ZIERSCHRANK IM MUSIKZIMMER.
ARCHITEKT: ALFRED BRENANOER.
B HAUS ERICH IN SUDENDE, a
ae TÜR IM DAMENZIMMER, ee
ARCHITEKT: ALFRED aRENANDER.
46o
MAUS ERICH IN SUDENDE.
ARCHITEKT: OnO SPALDIN6.
m TÜR ZUR aARDEROBE. a
B HAUS ERICH In SODENDE. a
HEIZKÖRPER IM MUSIKZIMMER.
ARCHITEKT! ALFRED CRENANDER.
HAUS ERICH IN SÜDENDE.
ARCHITEKT: OTTO SPALDIN6.
rara EINSANeSTÜREN. b0
HAUS ERICH IN SUDENDE.
ARCHITEKT: OTTO SPALOINQ.
B V0RTREPPEN6ITTER. a
WILHELM WANDSCHNEIDER, a
BILDHAUER, CHARLOnENBURS:
E> B SRABDENKMAL. ia b
465
WILHELM WANDSCMNEIOER, ffl
BILDHAUER, CHARL0nENBUR6;
0 e e BÜSTE, a e @
WILHELM WANDSOHNEIDER, B
BILDHAUER, CHARLOnENBURa;
B B CORIOLAN. a a
■'S"^E
OnO MARQUARDSEN, BERLIN.
B DEKORATIVE MALEREI, m
468
OTTO MARQUARDSEN, BERLIN.
B DEKORATIVE MALEREI, a
469
OTIO MARQUARDSEN, MALER.
B DEKORATIVE MALEREI. B
RUDOLF VON HEIDER: KERAMIK.
RUDOLF VON HEIDER: KERAMIK.
ZEITUHaSKIOSK AUF DEM LEIPZIGER PLATZ
s ARCHITEKT; ALFRED QRENANDER. B
oo Durch ein Versehen, dtis wir lebhaft bedauern,
ist bei dem von uns in Jahrgang VIII, Heft 8, auf
Seite 348 unter dem Titel: „Sonnenaufgang" wieder-
gegebenen Bilde von Professor F. Kallmoi^en die Notiz,
daß dasselbe aus dem Verlage der Photographi-
achen Oesellschaft, Berlin, stammt, unteibUeben,
wovon wir unseren Lesern hieimit Kenntnis geben.
= Eine umfai^reiche Ausstellung neuer Arbeiten
moderner Haus- und Wohnungskunst veranstaltet dei
Berliner Klub „Werkring-' im gioSen Saal des Rat-
hauses in Charlottenbuig vom ij. MÜiz bis lum
ij. Aprü. Dem „Wetkting", der schon in Turin,
in St L.ouis und auf der QroBen Berliner Kunst-
•ussteUung 1905 bedeutsam hervorgetreten ist, und
der sich für ein vereinigtes Auiteten in Dresden
rüstet, gehören an: August Bndell, Albert Gessner,
Alfred Grenander, Anton Huber, Sepp Kaiser, Arno
KSmig, Hugo I-ederer, Alfred Mohrbutter, Bruno
Mfibring, C. C. Schirm, Wslther Scbmarje. Theo
Schmut-Baudifl, Curt Stoeving, Qeorg Seppel, Rudolt
Wille. Eb muB anerkannt werden, d«B Charlottenburg
und sein kunstf ürdemdes Oberhaupt, Herr Oberbtli^er-
meister Schustehrui, so bereitwillig einen Saal lur
Vetfügui^ gestellt haben. Der Eintritt Ist frei.
4: Zur Silberhochzeit unseres Kaiserpaares gibt die
„Deutsche Tapezierer-Zeitung (Verlag Berg Sc Schoch,
Berlin SO, iG), am 1. Februar d. J. eine Pestnummer
heraus, welche durch Wort und Bild fUr alte vor-
kommenden Peatdekorationen des Innenraumes an-
regend und befruchtend wirken soll, was um so an-
erkennenswerter, als wir uns gerade jetzt in einer
Zeit wiedererwachender Pestkultur befinden. Die
künstlerische und redsktionelle Leitung dieser Pest-
nummer liegt in den Kunden des Berliner Maler-
Architekten Willy O. DreBIer, dem es gelungen ist,
für den literarischen Teil dieses Heftes hervorragende
Mitarbeiter tu gewinnen.
X Hin Preisausachreiben betreffend Entwtlrfe zu
Ehrenpreisen filr die Automobil-Herkomer-Konkurreni
igoB erliSt der Bayerische Kunstgewerbe -Verein in
München zum 5. Pebniar igoC. Es handelt sich um
Entwtlrfe für plastische Werke der Kunst und kunst-
gewerbliche Werke in Edelmetall, sowie für silberne
und bronzene Plaketten. Zur Beteiligung sind
deutsche und österreichische Künstler eingeladen.
Die Preise bestehen in dem Auftrag zur AusfUirung
des gewühlten Qegenstandes. Das Preisrichteramt
haben Ubemommen die Herren Bildhauer Professor
Jos, PIoQmann, Goldichmied Professor Fritz von
Miller, Maler Bruno Paul, Bildhauer Professor Ernst
Pfeifer, Bdaler Professor Franz v. Stuck und Architekt
Professor Friedrieb v. Tbiersch.
X Ein Wettbewerb um Entwurfskizzen fOr einen
Saalbau in MUlhauaen im EIsaB wird unter den im
Deutschen Reiche ansEssigen oder aus Elsaß-Lothringen
stammenden Architekten ausgeschrieben mit Frist bis
zum aj. Juni d, J. Drei Preise von 6000, 3500 und
1500 M. sind ausgeseut. Der Ankauf von zwei weiteren
E^ntwürfen für den Betrag von je 500 M. bleibt vor-
behalten. Das neungliedtige Preisgericht besteht u. a.
aus denHetren: Professor BluntschU in Zürich, Professor
"Hieodor Fischer in Stuttgart, Architekt tmd Bautmter-
nehmer A. Hltnsler in MUlhauaen, Qeheimer Oberbaurat
Professor Hofmann in Darmstadt, Professor Dr. F. v.
ThieiBch in München und Stadtbaurat Trumm in Mlll-
hausen. Die Unterlagen de« Wettbewerbs sind von dem
Bürgermeisteramt in Mülhausen im Elsaß zu beziehen.
+ Ein Wettbewerb um Entwurfskizzen in einer
evangelisch-lutherischen Kirche der Markusgemeinde
in Plauen LV. wird mit Frist bis 15. Mai igo6 unter
den deutschen Architekten evangelischen Bekennmisaca
ausgeschrieben. Die Unterlagen können gegen Er-
legung von 1 M. von dem Kirchenvorstand der Markus-
gemeinde betogen werden. Drei Preise von 1800, »00
und Soo M. sind ausgesetzt. Der Ankauf von drei
weiteren Plltnen fUr je 400 H, bleibt vorbehalten. Dos
Preisrichteramt haben u. a. übernommen: Geheimer
Regierungarat Professor Otzen in Berlin, Qeheimer Ho&at
Professor Dr. phil. Gurlitt in Dresden, Kttn^. Baurat
Hempel, Sudtbaurat Fleck, Baumeister Seifert, Bau-
meister Ulbricht und Architekt Auricb,«ImtUch in Plauen.
474
Neu erschienene Fachliteratur.
Zu bejdehen durcfa Ernst Wasmutfa A.-Q., Berlin W. 8,
MarkfrafenstrmBe 35.
Adler, Friedrich (WirU. Geh. Oberbaurat Prof. Dr. ing.),
Zur Kunstgeschichte. ' Vortrüge, Abhandlungen und
Pestreden zgo6. Brosch. M. 4, — gebd. . M. 5, —
Details, Charakteristiscbe, von ausgeführten Bauwerken
mit besonderer Berücksichtigung der von Hugo Licht
herausgegebenen „Architektur des 20. Jahrhunderts«'.
JShrlich erscheinen zoo Tafeln im Format 32X46 cm,
in 5 Lieferungen von je ao Tafeln Lichtdruck. Preis
des kompletten Jahrgangs M. 30,—
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4 Jahrgänge sind abgeschlossen.
Jahrgang V Heft z soeben erschienen.
Feller, Josef, Der moderne Kunstschlosser. Vorlagen
leicht ausführbar. Kunstschmiedearbeiten im neuen
Stil, nebst StVrke- und Gewichtsangaben, zoo Tafeln.
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Fischer, Oskar, Architekt, Hauseingänge, Dielen und
Vestibüle. Entwürfe, zo Tafeln mit kurzem Text
Fol. im Umschlag. Lübeck M. 6, —
Hartig, E. (Direktor der Kgl. Baugewerkschule zu
Aachen), Erziehung zur bürgerlichen^ Baukunst.
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bis 999 X 999 nebst einer Kreisberechnungstabelle.
a. Aufl. Preis gebd M. 6, —
Hoffmann, Ludwig, Stadtbaurat, Neubauten der Stadt
Berlin. Band IV 50 Tafeln im Form. 40X52 cm.
Lichtdruck und Lithographie nebst illu8tr.TeztM.50, —
Korn, Rieh., Kriegsbaumeister Qraf Rochus zu Linar,
sein Leben und Wirken. Broch. . . . M. 5, —
Muthesius, Hermann, Das englische Haus. 3 Bände
Jeder Band enthält 30 bis 33 Bogen Text mit
200 bis 300 Abbfldimgen. z. Band: Entwicklung
des englischen Hauses, a. Band : Bedingungen, An-
lage und Aufbau. 3. Band: Der Innenraum des
englischen Hauses. Preis brosch. M. 75, — und
gebd. M. 90, — • Einzelne Bände brosch. M. 30, —
und gebd M. 35,—
Rosenberg, A., Geschichte des Kostüms. Ausgabe I.
40 Lieferungen von je 5 Tafeln in reichem Farben-
druck und 5 Tafeln inSchwarsdruck. Form. a4X39cm
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Ausgabe 11. (Pracht-Ausgabe) 40 Lieferungen von
je 5 Tafeln in reichem Farbendruck und 5 Tafeln in
Schwarzdruck. Folio-Format 32X48 cm auf feinstem
Kupferdruckpapier mit Umrahm, in Chinaton. Preis
pro Lieferung M. zo, —
Lieferung z erschienen.
Inserenten -Tafel.
Actien-Gesellschalt für Fabrikation von Broncewaren
und Zinkguß, J. C. Spinn ft Sohn, Berlin S. 4a.
Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin.
Franz Bimstiel, Coburg. Garten-, Veranda-MObel.
Carl Busch, Glasmalerei
Charlottenburger Centralheizungs-Qesellscfaaft m.b.H.
Charlottenburg.
Dicker ft Werneburg, Centralheizungen, Halle a.S.
Joh. Eichardt, Buchbinderei für Architektur, Berlin SW.
Elbinger Maschinenfabrik F. Komnick, Elbizig W.-P.,
Sandsteinziegel-Maachinenfabrik.
Herrmann St Fritzsche, Kunstschmiede, Leipzig.
H. Geister, Bauomamente, Kupferarchitektur, Berlin W.
August Gerber, Statuen, Büsten, Reliefe, K81n a. Rh. 77.
Gewerbe -Akademie Berlin, Berlin SW.
Paul Golde, Wilmersdorf, Kuzistschmiede, Kunst-
schlosserei.
Golde ft Raebel, Kunstschmiede, Berlin-Halensee.
Günther ft Co., Kuziststein-Fassaden, Auerbach i. V.
H. Hüdebrandt, Glasmalerei und Kunsti^aserei, Ber-
Un W. 9.
Jahreiss ft H5nig, Spezialkunststeinfarbenfabrik, Helm-
brechts (Bayern).
Llon KießUzig, Wohnungseinrichtungen, Berlin SO.
Klemm ft Beckmann, Kunstverlag, Stuttgazt.
W. Kümmel, Kuzistmöbelfabrik, Berlin O.
Heinrich Kunitz, Ornamente in Kupfer und Bronze,
Berlin SO, Mariaimenplatz za.
C. Roh. Lohmann G. zn. b. H., Lichtpauspapicre, West^
hofen (Westf.).
S. A. Loevy, moderne Beschläge, Berlin N., Gaitensir. 96.
A. Müller, Kupferdeckung, Bauomamente, Berlin-
SchSneberg, Groß-GOrschenstr. 35.
Ferd. Müller, Glasmalerei, Quedlinburg.
Johazm Odorico, Glas-Mosaik-Atelier, Berlin W., Pots-
damerstraße zo/zz.
Offenburger Glasmosaikwerke G. m. b. H., OlTenburg i.B.
Eugen de Price, Dekorationsmaler, Berlin NW.
S. Th. Rauecker, Kgl. bayr. Hof-Mosaik-Kunstanstalt.
München-Solln 11.
Hugo Richter, Remscheid, Luftbefeuchter.
H. Riediger, Holzbüdhauerei, GörUtz.
E.de la Sauce ft Kloß, Eisenkonstruktionen, Lichtenberg-
Berlin.
Richard Schäffer, Berlin SW. 4, Wandplatten, Mo-
saikfließen, Tonfließen.
Carl Scheide, Grottenbau, Greußen in Thüringen.
Siebert ft Aschenbach, Werkstätten für Kunst-Möbel
und Holz-Architektur,' Berlin SW.
F. Soeimecken, Bureaueinrichtungen, Bonn.
Franz Spengler, Fabrik für Baubedarf, Berlin.
Spinn ft Mencke, Hoflieferanten, Möbelfebrik, Berlin W.
J. Stärzl, MetaUbUdhauer-Ziseleur, BerUn S.
Stein-Industrie Haiger G. m. b. H., Terrazzo -Werk,
Haiger-Langenaubach.
H. Stroucken, Möbelfabrik u. Dekorationsgeschäfk,Krefeld.
Studien-Ateliers für Malerei und Plastik, Lewin-Funcke,
Chsrlottenbiirg.
Paul Thom, Metall-Architektur, Schöneberg-Berlin.
Twyfords -Werke Ratingen bei Düsseldorf.
Günther Wagner, Hannover, Flüssige Tuschen.
Wichulla, Izigenieur für Gartenbau, Berlin-Friedenau.
Fnmz 2^eller, Steiimietsgeschäft, Mütenberg a. Main.
Zierhut ft Krieger, Kunstgewerbl. Werkstätte, München.
Verantwortlich für die Schrif tleituzig : Dr. Max Creutz, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W^
Markgrafenstr. 35. — Gedruckt bei Julius Sittenfeld, BerlinW.« Mauerstr. 43. 44. — Klischees von CarlSchlltts, BerlinW.
475
Inhalts -Verzeichnis.
Text-Beiträge. '"''
Aerztehaus in GUtergotz 337
Ausdrucksprache in der modernen angewandten
Kunst, von Dr. Felix Poppenberg . . . . 359
Ausstellung von modernen Zimmereinrichtungen
der Firma A. S. Ball, von Max Creutz . . 25
Berlin als Architekturdenkmal, von Ernst Schur x
Berlin als Architekturdenkmal. Eine Entgegnung,
von Max Ohle 89
Berliner Plätze von Max Osbom 3x9
Forderungen und Ergebnisse der modernen archi-
tektonischen Entwicklung, von M« Creutz • dyg
Fortschritt und Rückstand, von M. Creutz . . 439
Krause, Hermann August X99
Kunst und Handwerk, von Adolf Brlining . . 205
Kunstausstellung, die große Berliner 1905, von
Ernst Schur 79
Malerei, dekorative, von Max Creutz , . . . 142
Neubau Haus Trarbach, Behrenstraße 47, von
M. Creutz 6z
Neubau der «, Komischen Oper*' ...... 406
Rathaus, das Charlottenburger, von Max Creutz 23g
Schicksal, das — des Berliner Botanischen Gartens,
von Hans Schliepmann 399
Sezession, von Max Creutz ....... i59
Stickereien, neue, von M. Creutz 269
Themenwahl des Künstlers, von Dr. Hans Schmid-
kunz 383
Werkring- Ausstellung, von August Endell . . 2x4
Wettbewerb um ein Geschäftshaus für die All-
gemeine Elektricitäts- Gesellschaft in Berlin,
von Ernst Spindler 42
Wettbewerb „Hotel Aschinger ' * , von Ernst Spindler x x 9
Kleine Mitteilungen.
Abbruch des nach einem Entwurf Schinkels 1823
erbauten Landhauses Wartenberg .... 77
Abgeordnetenversammlung des Verbandes deut-
scher Architekten- und Ingenieurvereine . . X97
Anastigmat 39
Apparate, photographische 77
Ausstellung für Denkmalpflege im Elsaß . . . 277
— der neuesten Erfindungen in Olmütz . . . 437
— von Werken Adolf Menzels 39
— des „Werkring«« 473
Ausstellungen japanischer Kunst im Kunstge-
werbemuseum 39
Baumann'sche Farbenkartonkarten xx7
Berichtigungen 77, 237, 473
Brütt, Adolf, nach Weimar berufen . . . . xx7
Chronik aus allen Ländern 39, 77, 117, 157, 197, 237
«77» 316. 357, 397» 437, 474
Denkmalpflege, Vortrag von Prof. Dr. Friedr.
Seesselberg 397
Seite
Dreßler, Nachschlagewerk für bUdende und an-
gewandte Kunst 357
Festdekorationen zur SUberhochzeit des Kaiser-
paares 473
Goerz-Objektiv xx7
Granit, grihier, aus den „Granitwerken Steinerne
Renne" 237
Handbuch der Kunstdenkmäler 357
Holz, abgesperrtes 3x7
Hölzer, gefärbte 277
Jahrhundert-Ausstellung, deutsche 77
Kieschke, Paul, Geheimer Oberbaurat, vortragender
Rat im Ministerium der Öffentlichen Arbeiten (f ) 77
Kunstgewerbeschule in Schöneberg 357
Künstlerbund, der deutsche xx7, X97
Lichtanlage auf dem Potsdamer Platz . . . . 157
Lipperheidesche Kostümbibliothek 357
Mohn, Professor Paul Victor, Ernennung . . . 3x6
Muthesius, Herm., Vortrag im Verein für Deut-
sches Kunstgewerbe 3x6
Naturprofile 357
Reformationskirche in Berlin, Beussel-, Ecke
Wiclefstraße 3x7
Röhrenschiebetürbeschlag, amerikanischer . . 237
Rosengarten zu Worms 3x6
ROstkette, eine neue X97
Schmitt, Eduard, Verleihung der Würde eines
Dr.-Ing • . 237
Schrödter, Adolf, Ausstellung omamentaler und
dekorativer Zeichnungen X57
Schülerwerkstätten für Kleinplastik 316
Stadttheater in Barmen 3x7
Swarzenski, Dr. Georg, als Direktor nach Frank-
furt a. M. berufen 437
Töchterschulneubau in Klein-Zabrcze .... 77
Verein beratender Ingenieure für Elektrotechnik 437
— für Deutsches Kunstgewerbe 3x6
Vereinigung Berliner Architekten . . . 357, 437
— zur Erhaltung deutscher Burgen .... 397
Verleihung der Goldenen Medaille auf der Welt-
ausstellung St. Louis 1904 an die Firma
Günther Wagner 39
Vorlesung über Kunstgewerbegeschichte . . . 357
Preis-Ausschreiben.
Preis-Ausschreiben des Emst-Ludwig-Vereins in
Darmstadt zur Erlangung mustergültiger Ent-
würfe für Arbeiterwohnungen 39
— der Deutschen Automatengesellschaft StoU-
werck ft Co 237
— für die Automobil-Herkomer-Konkurrenz . . 473
— für Bauernhäuser und einfache Bürgerhäuser
im Reg. Bzk. Minden 1x7
— für einen Friedenspalast im Haag .... 237
476
Seite
Preisausschreiben fUr ein Hallenschwinimbad in
Iserlohn 157
— für eine evangelisch-lutheriBche Kirche der
Markusgemeinde in Plauen i. V 473
— für ein RealgymnasialgebSude in Lankwitz . 197
— für VorentwUrfe zum Neubau eines Real-
schulgebäudes in Eisleben 3g
— fUr einen Saalbau in Mülhausen i. E. . . 473
— zur Erlangung von Entwürfen für eine Volks-
schule in Bensheim 317
— , internationales, für die beste Volkswohnung
Süditaliens 3x7
— für ein neues Waisenhaus in Colmar . . . Z97
— fUr ein Waisenhaus in Straßburg i. E. . . 157
— um Entwürfe für Zimmereinrichtungen für die
III. Deutsche Kunstgewerbeausstellung in
Dresden 1906 237
Wettbewerbe.
Wettbewerb betr. Aschingerhotel am Potsdamer-
platz in Berlin Z17
Seite
Wettbewerb für Skizzen der Bauten am Burgtor-
zingel in Lübeck 117
— über die Beart>eitung der Fassadenentwürfe
zum Hauptbahnhof Karlsruhe 77
— um das Geschäftshaus für die Schlesische Ge-
sellschaft für vaterländische Kultur .... 197
— für Vorentwürfe zum Neubau eines Hallen-
schwimmbades zu Darmstadt 197
— für den Neubau eines Häuserblocks am Kaiser
Wilhelmplatz in Bremen 77
— um Entwürfe für ein Kruppdenkmal . . . 197
— um Entwürfe für eine höhere Mädchenschule
in Perleberg 3x7
— für ein Rathaus zu Wahren 3x7
— um den Schinkelpreis 39
— für Entwürfie zu einem herrschaftlichen Wohn-
haus in Züllichau 317
Bücherschau.
40, 78, 1X8, X58, 198, 238, 278, 3x8, 358, 398,
438» 474
Verzeichnis der Ulustrationen.
!• Farbige Vollbilder. Seite l^* Ausstelltmg des Deutschen Künstlerbundes. Qe-
Entwurf zu einer Decke für ein Warenhaus mälde S« 184, X85.
Oranienstr. 52—55. Architekt Alfred MesseL — Plastik S. X83, 184, 302.
Malerei M. J. Bodenstein x Werkring -Ausstellung in der Großen Berliner Kunst-
Dekorative Malerei von Heinrich Dahmen . . 22 ausstellung S. 2x7, 2x8, 2x9, 220, 221, 222, 223,
Entwurf zu einer Decke für ein Warenhaus 224, 225, 226, 227, 228, 229.
Oranienstr. 52—55. Architekt Alfred Messel. Ausstellung A. S. Ball, Berlin S. 29, 30, 3X, 32, 33,
Malerei M. J. Bodenstein 4X 34f 35> zxOf m> zx2, 1x3, xx4, xx5, xi6.
AussteUung A. S. Ball, Berlin. Kamin im Musik- WelUusstellung in Lüttich S. 3x2.
Zimmer. Architekt Alfred Grenander. Aus-
geführt in der Kunstmöbelfabrik A. S. Ball ^' Konkurrenzen.
in Berlin ixx Wettbewerb AUgemeine Elektricität-Gesellschaft S. 43,
Entwurf zu einem Smyma-Teppich von Richard 44» 45» 4Ö, 47» 48» 49» 50» 5^» 5«» 53» 54» 55» S^.
Böhland, Berlin . X59 57» 5«. 59. 60
Jagdschloss Grunewald von Rasche X99 Wettbewerb Hotel Aschinger S. 122, X23, X24, X25,
Rathaus in Charlottcnburg. Architekten Rein- "6, X27, X28, X29, X30, X3X, X32, X33, X34, 135,
hardt ft Süssenguth 239 136, X37, 138, 139
Skizze zu einem Entröe. Architekt Heinz Königs, Wettbewerb Synagoge in Frankfurt a. M. S. X67, x68,
Berlin 279 >99
Reiseskizze von H. Eberhard! 359 IV. Architektur.
Komische Oper, Berlin. Federzeichnuxig von Architekturbilder und Reiseskizzen S. 43, 45, 48, 51,
Arthur Biberfeld 399 54, 56, 63, 64, X22, X32, 133, 135, 138, X40, X4X,
Häuser in Miltenberg a. Main. Von Architekt 149, X53, X55, 164, X65, x66, X67, x68, X69, X70,
Otto Kohtz 439 X7X, X72, X73, X87, X99, 20X, 202, 203, 204, 279,
»95» 296» 297» 298, 299, 359, 379, 380, 381, 399, 439
II. Ausstellungen. Brücken S. 352, 353
Große Berliner Kunstausstellung. Architektur S. 140, Architektonische Details S. x, 9, 29, 30, 3X, 32, 33,
X4X, X64, X65, x66, X67, x68, 169, 170, X71, 172, 34, 35, 36, 37, 38, 4X, 66, 67, 68, 69, 70, 7x, 96,
173» 187» 236, 276. 97, xoo, xox, X02, X04, X05, X07, x66, X75, x8o,
— Gemälde S. 85, 86, 87, 88, 140, 14X9 300, 30X, x82, X89, X9X, X93, X94, X95, 2x1, 218, 230, 232,
348» 349* ^33» 236» 34X, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248,
— Bildhauerei und Plastik S. 8x, 82, 83, 84« 300. 263, 264, 265, 266, 267, 268, 276, 279, 286, 288,
--Dekoration und Kunstgewerbe S. 269, 270, 27X, 306, 307, 3x4, 326, 332, 333, 334, 34X, 344, 345,
272, 273, 274, 275, 276, 30a, 309, 3x0, 311. 346» 353. 364. 370, 371» 372» 374. 375» 39«. 395»
477
396, 404» 410, 4ii> 4Z2> 4i4» 436f 444» 445* 446>
448, 449, 450, 45Z> 46st, 463«
öffentliche OebSude, Fassaden« Innenansichten und
Details S. 14, z6, 93, 94, 95, 96, 97t 140, Z4Z>
öffentliche Gebäude, Fassaden, Innenansichten und
Details S. 187, 2x7, 218, 224, 225, 239, 241, 242,
243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 25z, 252,
353» 286, 287, 288, 29z, 292, 293, 335* 3^6, 327,
328, 33z, 332, 333, 334» 335» 338» 339» 340» 341
öffentliche Gebäude, Grundrisse S. Z5, Z7, 98, 254,
255* 256» 289, 3^9» 330, 336, 337
Geschäftshäuser und Fabriken, Fassaden, Innenansichten
und Details S. Z2, 43, 45, 48, 5z, 54, 56, 20z, 257,
258, 284, 294, 342, 343, 344, 345, 346» 403. 404»
405i 417
Geschäftshäuser und Fabriken, Grundrisse S. Z3, 44,
46» 47» 49. 50, 5«. 53. 55. 5^. 57. 5». 59. 60, 259,
285. 293. 347. 420
Hotels, Restaurants und Klubhäuser, Fassaden, Innen-
ansichten und Details S. 63, 64, 66, 67, 68, 69,
70, 7z, 72, 73, 74, 75. 76, Z03, Z04, Z05, ZZ9, Z22,
132. 133. 135. 138. 178, Z79, z8o, z8z, 364, 365,
366, 367
Hotels, Restaurants und Klubhäuser, Grundrisse S. 65,
ZO6, Z23, Z24, Z25, Z26, Z27, Z28, Z29, Z30, Z3Z,
13«. 133. 134. 135. 136, Z37, Z39, Z79, z8z
Kirchen und Kapellen, Fassaden und Innenräume S. 99,
ZOO, zoz, Z02, Z53, Z55, Z64, Z67, z68, 299
Kirchen und Kapellen, Grundrisse . . . . S. Z02
Theater und Konzerthäuser, Fassaden, Innenansichten
und Details . • S. 399, 408, 409, 4Z0, 4z z, 4Z2
Wohnhäuser, Villen und Nebengebäude, Fassaden,
Innenansichten und Details S. 8, 9, zz, z8, Z9,
29. 30, 31. 32, 33. 34. 35. 36, 37. 38, Z07, Z09,
zzo, zzz, ZZ2, ZZ3, ZZ4, ZZ5, zz6, Z65, Z69, Z70,
Z7Z, Z72, Z73, Z74. i75. i77. 182, Z89, Z90, Z9Z,
Z92, Z96, 208, 209, 2Z0, 2ZZ, 2Z2, 22z, 222, 226,
227, 228, 229, 230, 23z, 232, 233, 234, 235, 236,
260, 26z, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268, 275,
276, 279, 283, 290, 295, 296, 297, 308, 309, 3Z0,
3ZZ, 3Z2, 3Z3, 368, 369, 370, 37z, 373, 374. 375.
376, 377. 413. 4x4. 416, 4x8, 4Z9, 445, 446, 447,
448, 449, 450, 45z, 452, 453, 454, 455, 456, 457.
460, 462, 463
Wohnhäuser, Villen und Nebengebäude, Grundrisse
S. zo, zz, 20, Z09, Z76, Z77, 2Z3, 230, 268, 285,
«90, 373. 378, 4x5, 4ao, 444, 445
V. Plastik.
Denkmäler und Monumente S. z86, 202, 203, 204, 424
Grabmonumente S. zo8, z86, 424, 464
Skulpturen und Bildhauerarbeiten in Holz, Stein und
Metall S. 76, 8z, 82, 83, 84, Z75, Z83, Z84, z86,
236, 248, 300, 302, 385, 42z, 422, 423, 425, 426,
434. 435. 464. 465. 466, 470, 47z
VI. Malerei.
Dekorative Malereien S. z, 2z, 22, 23, 24, 4z, 6z, ^2,
Z44, Z45, Z46, Z47, Z48, Z49, Z50, Z5z, Z52, Z59,
Z87, z88, 303, 304. 305. 306, 307. 467. 468, 469
Gemälde, Porträts, Studien und Entwürfe S. 85, 86,
87, 88, Z40, Z4Z, Z53, Z54, Z55, Z56, Z64, Z65,
z66, Z67, z68, Z69, Z70, Z7Z, Z84, Z85, 202, 203,
204, 279, 296, 297, 298, 300, 30z, 348, 349, 350,
35X. 379. 380, 38z, 386, 387. 388, 389, 399, 423
VII. Kunstgewerbe.
Beleuchtungskörper S. 3z, 33, 34, 35, 70, 7z, 72, 73,
74. 75. X02, ZZ2, ZZ3, Z79, Z89, Z90, 222, 223,
224, 248, 252, 253, 3Z0, 327, 367, 426, 427, 435
45X
Brunnen S. 68, 82, 83, 426
Buchausstattung S. z, 25, 28, 32, 6z, 62, Z44, 3Z9,
350, 399. 40a
Decken S. z, 4z, zz4, ZZ5, zz6, Z50, Z87, 303, 304,
305. 306, 307, 390
Gewebe und Stickereien S. 30, 70, 22z, 228, 229, 269,
270, 27z, 272, 273, 274, 275. 429. 431. 432
Glasmalerei S. Z5z, Z52, 350, 35z, 386, 387, 388, 389
HeizkOrperverkleidungen . S. 76, Z96, 236, 435, 46z
Holzschnitzereien und Intarsien S. 2z 9, 276, 3z x, 328,
356, 39X. 393, 4»7. 430
Kissen S. 270, 272, 273, 274, 429
Möbel und Zimmereinrichtungen S. 29, 30, 3z, 32, 33,
34. 35. 70, 71. 7«. 73. 74. 75. xzo, zzz» zz2, ZZ3.
ZZ4, Z79, Z89, Z90, r9z, Z92, 2Z9, 220, 22z, 222,
223, 225, 226, 227, 228, 229, 234, 235, 25z, 252,
253. «75. 276, 297, 298, 308, 309, 3ZO, 3ZZ, 334,
335. 354. 355. 356, 365. 366, 367. 39i. 39«. 393,
394. 405. 427. 438, 430, 433. 449. 45x, 453, 453.
454. 455» 456. 457. 458. 459
Mosaiken S. 350, 35z
Schaufenstereinrichtungen und Ladeneingänge S. 345
364. 403. 404
Schlosser- und Schmiedearbeiten S. 36, 37, 38, 70,
71. 76, Z75. X93. X94, Z95, Z96, 22z, 230, 236,
3x4. 3x5. 333, 336, 352. 353. 395. 396, 403. 404.
434. 435. 436, 462, 463. 47a
Tapeten imd Teppiche S. 2z, 30, 70, zz3, Z59, z88,
Z89, 22z, 228, 229, 303, 304, 305
Türen, Gitter und Umwohrungen aus Holz, Stein und
Metall S. Z93, Z94, Z95, 230, 3Z4, 332, 344, 345,
346, 395. 396, 450. 453r 459. 460
Namenverzeichnis der Illustrationen.
(Die angeführten Zahlen bezeichnen die Seiten).
Akt.-Ges. für Fabrikation von Bronzewaren und Zink- Balcke, Alf. J. 8, 9. 36, 37, zo8, Z94, Z95, Z96. Ball,
guß vorm. J. C. Spinn & Sohn 223. Allwardt, E. A. S. 29, 30, 3z, 32, 33, 34, 35, zzo, zzz, zz2,
432. Altgelt ft Schweitzer 284, 285. Anker, zz3, ZZ4, zz5, zz6. Bangert, Karl Ed. Z72, Z77,
Hanns 87, 3Z9, 350. 2Z2, 2Z3. Bauer, L. zz3, Becker, Fr. Ad. 350,
478
351* Berger, A. 418, 4x9, 420. Berliner Kunst-
gewerbliche Werkstätten Björk 228. Bemdt, Kurt
z8, 19, 20, Z07, 258, 259« Biberfeld, Arthur 275,
276, 399> 408, 409, 4Z0, 4ZZ, 4Z2, 413, 414, 4x5.
Bielenberg, R. 54, 55, X22, 123, X24. Billing,
Hermaxm XX4. Birkenholz, Peter 169, 170.
Bitschkus, M. 1x5, 196. Blau, Friedrich x86.
Blume, Friedrich 3x4, 390. Bodenstein, M. J. x,
4X. Böhland, Richard X53, X54, X55, X56, X59.
Bömstein & Kopp 127, X28. Brandt, Heinrich
35, 430. Bratring, Paul 286, 287, 288, 289.
Brüggemann, Heinrich 3x2. BUrckner, Adolf 99,
xoo, xox, X02. Büttner, Georg 33X, 332, 333, 334,
335» 336.
Cornelius, C. 373, 374, 375.
Dahmen, Heinrich 22, 23, 24. Diener, Arthur 269,
27 X, 272» Dinklage & Paulus X40, X4X. Dittmar,
C. 308. Dressler, Willy O. 303, 304, 305. Düren,
Theod. Wilh. 368, 369, 370, 371.
Ebsrhardt, H. 359, 379, 380, 381. Eckhardt, Adolf
x88. Eissing, Franz 386, 387, 388, 389. Elze
& Sohn X92. Emmingmann, Gerrit 5X, 377.
Endell, Aug. 2x7, 2x8. Engel, Otto Heinrich 349.
Erdmann dt Spindler 368, 369, 370, 37 x, 372.
Fabian, Max 85, 86. Fiebert, Alb. 431, 432. Franke! ,
Josef 8. Fränkel, Max xo. Frey, Emil 178, X79,
x8o. Friedenthal, C. X67.
Gentzel, Ernst 300. Gessner, Alb» 38, X73, X74, 175,
X76. Giesecke, H. 244, 246, 247, 248. Giesecke
ft Wenzke 50, 51. Golde, Paul X02. Goerke,
Gustav X89, X90, Z9X, 392, 393. Goerke, H. 170.
Götze, Martin 84. Grenander, Alfred 25, 28, 29,
3X, 32, zxo, XX4, XX5, zx6, 224, 225, 451, 452,
453. 454» 455» 456, 457» 45»» 459» 461, 47«. Groß,
Wilhelm 302. Großmann, R. 349. Grube, Hans
208, 209, 2x0, 2XX, 2x3.
Hagberg, Emil 43, 44. Hart ft Lesser xz, 395, 396,
4x5, 4x6. Hartnumn, Friedr. Aug. 342, 343, 344,
345» 346f 347* Härtung A. z, 436. Hasak, M.
X7. Hecht, Friedrich X92, 394. Heider, Rudolf von
470, 47 X. Heidenreich, Conrad 53, 54. Herlitzius«
Jos. X89, X9X. Herrmazm, Hans 30 x. HiUmer,
Victor 434, 435. Hoffmann, Josef 403, 404, 405.
Hofimann, Ludwig, X4, X5, 3x5, 337, 338, 339, 340,
34 X. Högg, Emil 3x5* Honold, Georg 39 x* v.
Homstein-Grüningen 308, 309, 3x0, 3x1. Hösel,
Florence Jessie 270, 272. Huber, Anton 226, 227.
Huber, Mathilde und Elsa 273, 274.
Jennen, Hermann 49. Ihne, E. x6, X7. Imperial-Kon-
tinental-Gas-Assoziation 22 x, 228, 229. Jürgen-
sen & Bachmann 58.
Kahlenberg 3x0. Kaiser, Sepp 222, 260, 26 x, 262'
263, 264, 265, 266, 267, 268. Kalimorgen, Fried-
rich 348. Kellner, Mamo 250, 306, 307. Kimbel
& Friedrichsen 251. Kleinau, R. 2x2, 2x3. Klett,
Hans 422. Klimsch, Fritz X83, 423. Klingner,
Albert 6x, 62, X44, 145, X46. Königs, Heinz 279.
Koemig, Arno 222, 223. Kraaz, Joh. 56, x8x, X83,
290. Kramer & Herold 57. Kraus, A. X84.
Krause, A. M. 245. Krause, Fr. 352, 353. Krause,
Hermann A. Z99, 20z, 202, 203, 204. Kruse,
Bruno 385. Kuhlmann, Otto 60, Z3Zp 132, Z33,
z68. Kuhn, Franz 47, 48. Kuhnert, Georg 253.
Kümmel, W. 2Z9, 225. Kuthe, Arnold Z93.
Lachmann ft Zauber Z2, Z3, 408, 409, 4Z0, 4ZZ, 4Z2.
Lange, A. F. M. Z07, 258, 259. Latt, Hans 288.
Leibküchler, Paul 300. Leistikow, Walter 348.
Lewin-Funcke, Arthur 8z, 82, 83, 42z. Licht, Hans
88. Liepe, Hans 4Z8, 4Z9. Linde, Wahher Z84.
Lutze, Oskar 22z.
Mackintosh, Ch. R. 34. Marquardsen, Otto 467, 468,
469. Martens, M. 54, 55. Martin & Pützing 3x5.
Maudrich, Gebrüder 59. Messe!, Alfred x, 4X, 93, 94,
95» 96* 97, 98. Michel, Paul 53, 54, Mißfeldt,
Heinrich 422. Möhring, Bruno X38, X39, x7x, x88,
2x9, 230, 23X, 232, 233» 334» 335» 236, 352, 353,
435. Mönnich, R. 29z, 292, 293. Moser, J. 122,
X23, X24. Moser, Kolo. 403, 404, 405. Moser, R.
54, 55* Münzer, Käthe 30X, 423.
Nachtigall, Emü 38. Nachtlicht, Leo 354, 355, 356, 393.
Olbrich, Joseph M. 30, XX5. Olm, G. 249. Otte,
Ludwig X09.
Paulini, Fr. 293. Praechtel, C. 222, 252.
Rasche, J. X99. Rathenau, Georg H. 342, 343, 344,
345, 346» 347- Reimer ft Körte 125, X26.
Reinhardt ft Süsseng^uth X34, X35, 239, 24X, 242,
243, «44» 245» «46, «47, 248» 249» 250» 251» 25a,
253» *54, «55» «56« Reuters, Jos. X64, X65, x66,
X67. Riegelmann 249. Riemerschmied, R. 72, 73,
74, 75.
Salzmann, Max 433. Salzmann ft Sohn 354, 355,
356, 433* Sauvage, F. 312, 3x3. Schirmer,
Robert 9, 2x7, 2x8. Schlüter, Emil X29, Z30.
Schmidt, A. zz2. Schmitz, Bruno Z03, Z04, Z05,
Z06, 364, 365, 366, 367. Schultz, Otto 352, 353.
Schulz ft Holdefleiß 36, 37, I94, i95> 3i5« Schu-
macher, Fritz 283, 285. Schutt, W. 392, 393.
Schwechten, F. 4z 7. Schweitzer, H. Z36. Seeling
ft Seel 45, 46. Seidel, Ernst 22z, 228, 229. Seliger,
Hans Z87. Sichtermann ft Edelmaim 37z, 372.
Silber, Paul 4z 5. Sobotta, L. 2z 7, 2z8. Solf ft
Wichards Z37, 325, 326, 327, 328, 329, 330.
Spalding, Otto 443, 444, 445, 446, 447, 448, 449,
450, 460, 462, 463. Spiro, Eugen Z85. Spring-
mann, O. 420. Stichling, Otto 248, 424, 425, 426,
427, 428, 434. Stoeving, Curt 220. Struck 378.
Tettau, Wilhelm Frhr. von 295, 296, 297, 298, 299.
Thiele, Martin 399. Tuaillon, L. 302.
Unger, August Z49, Z50, Z5Z, 252.
Vereinigte Smyma- Teppich -Fabriken 22 z, 228, 229.
Vogel, August 3 z 5. Voigt, Wilhelm 308, 427, 428,
Voß, Julius Z47, Z48.
Waider, A. 376, 378. Walter, Richard 63, 64, 65, 66,
67, 68, 69, 70, 7z. Walter, Rudolf 286, 287, 288,
289. Walton, George 33, zz6. Wandschneider,
Wilhelm 464, 465, 466. Wenck, Ernst 208, 209,
2ZO, 2zz, 2Z3. Westpfahl, E. 243. Wille, Rudolf
ft Fia zzz, 221, 228, 229. Willert, Paul Z93, 3x4.
Wolf, Alfred 21, 429. Wolf, Emmy 429.
Zabel, A. 294.
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