Skip to main content

Full text of "Berliner architekturwelt;"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


(- 


.• 


■  T 


^      « 


m 


-  * 


'       ■ 


^  * 


r\i 


0 


« 
1 


C 


*  * 


.^ 


-.  « 


•  '  I 

c 


1 


/  ■  ■ 


.^ 


»  «• 


FIWE  ARTS  LIBRARY  - 


,^ 


-**    I 


n^..  * 


ri\a,(c^ 


HARVARD  COLLEGE 
LIBRARY 


FROM  THE  BEQUBST  OF 

CHARLES  SUMNER 

GlASS  OF  1830 

Senator  fram  Massachusetts 

fOR  BOOKS  BELATING  TO 
POUnCS  AND  HNB  ABTS 


» 
% 


9' 

^ 
/ 


t- 


< 
1 

V 

m       " 

t 

» 

■^ 

• 

* 

»• 

1    « 

■    . 

1     • 

> 

* 

• 

V' 

.    i 

* 

I- 

••'                  ' 

• 

k- 

«     - 

• 

m 

r 

■ 

.  ^ 

« 

# 

* 

^  ■■ 

„   t- 


r-^      • 


1 
1 

< 


1 


1 


< 

i 


1 
« 


'4 

i 


1 


4. 


^        t 


-  * 


«       it 


JS    ^  ^ 


S    . 


.1 


.'        « 


-^ 


,• 


,    * 


/» 
^      % 


7 


-      A 


*A 


-    « 


«  4 


) 


1 


X 


•     -     ■    •  «    '' 


i 


■»  C       fi^>  C  ^  -.^  u;    .:  .*v  « ^  .  -^ 


1 


% 


i.--        ":",    *■     .♦_     . »  /.  r }'    ;•       -'  -^  :  ■» 


i'^  *\*».        ■.<•".•<-•        .1     '.■',^,*'k  *  i^fi.      ^  '        .-1.  »    '2»«M>  /    t. 


^    *         ^    m  _    w'  «• 


•it,.     n^r     --^^^  ■     '   '*Ki^v       *v 


—  •  *•'        '  '         v^        •*'.,'•         *         ■-'       .-'■''1 


.  •   4"". 


1 


r' 


\ 


-■n    • 


C 


c 


iC-   " 


.     « 


.•  -^  .    ' 


■* 


%5*  t- 


-u   «.        •    *- 


\ 


BERLINER  ARCHITEKTURWELT 


BERLINER 
ARCHITEKTURVELT 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BAUKUNST,  MALEREI,  PLASTIK  UND  KUNSTGEWERBE  DER  GEGENWART 

UNTER    LEITUNG    DER    ARCHITEKTEN 
ADOLF  HÄRTUNG    ERNST  SPINDLER     BRUNO  MÖHRING 


UND  UNTER   MITWIRKUNG 


DER   VEREINIGUNG   BERLINER   ARCHITEKTEN 


ACHTER  JAHRGANG 


VERLAG  VON  ERNST  WASMUTH  A.-G.,  ARCHITEKTUR-BUCHHANDLUNG 
BERLIN  W. 

MARKGRAFENSTRASSE  35 

1906. 


\   ^  / 


V 


n 


HARVARD 

UNIVcRGlTY 

LIBRARY 


V'  c 


' 


N«« 


Gcdnickt  bei  Julius  Sitlenfeld  in  Berlin  W. 


JuIiuiS«nft. 

ENTWURF  ZU  EINER  DECKE  FÜR  EIN  WARENHAUS  ORANIENSTR.  52-55, 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL.      a      a       MALEREI:  M.  J,  BCDENSTEIN. 


Q«<lTuckt  und  verlegt  bei  Enut  Waamuth  A.-G.,  Beilin. 


BERLIN 
ALS  ARCHITEKTURDENKMAL. 

EIN  PROGRAMM  FÜR  DIE  ZUKUNFT. 

Von  ERNST  SCHUR. 


Berlin  ist  nicht  nur  Residenzstadt,  Berlin  ist  auBerdem  noch  eibe  Stadt 
des  Handels,  der  Arbeit,  des  Fleißes  in  Jeder  Beziehung. 

Die  brennendsten  sozialen  Fragen  werden  hier  besprochen.  Neuerungen 
werden  hier  erprobt.  Versuche  hier  angebahnt.  Kräfte,  die  sonst  an  anderen 
Orten  aus  Mangel  an  tatkräftiger  Unterstützung  aufgerieben  werden,  die  nutz- 
los verpuffen  und  untergehen  müssen,  da  sie  an  ganz  falscher  Stelle  isoliert 
wirken,  strömen  hier  zusammen,  und  in  geeintem  Streben  finden  sie  neue 
Sammlung  und  Mut  zum  Widerstand  und  Vorwärtsdringen. 

Berlin  ist  eine  Stadt,  die  über  den  Organismus  „Staat"  hinaus  zur 
„Welt"  strebt.  Es  soll  eintreten  in  die  Reihe  der  Weltstädte,  die,  über- 
greifend über  trennende  Schranken,  die  Welt  verbinden,  Mittelpunkte  größerer, 
umfassenderer  Kreise. 

Berlin  muß  zeigen,  daß  es  gerüstet  ist,  diese  Aufgabe  bewußt  zu  über- 
nehmen. Und  wenn  wir  von  höherem  Standpunkte  aus  das  Leben  und 
Treiben  dieses  gewaltigen  Zentrums  betrachten,  dieses  flutende  Hin  und  Her 
der  Kräfte,  die  gegeneinander  streben,  sich  verbinden,  sich  trennen  und  in 
diesem  Hin-  und  Widerspiel  immer  wieder  neue  Möglichkeiten  auslosen, 
dämmert  uns  das  Bild  einer  neuen  Kultur.  Diese  wird  und  muß  von  hier 
ihren  Ausgeuig  nehmen.  Mag  sie  aussehen,  wie  sie  will,  sie  muß  hier  hin- 
durch. Mag  sie  alte  Anregungen  wieder  aufnehmen,  mag  sie  sich  in  manchen 
Punkten  selbst  wieder  korrigieren  und  freundwillig  an  kleinere  Beistände, 
die  es  leichter  haben  als  diese  tumultuarisch  brodelnde  Stadt,  anschließen  — 
Berlin  ist  die  äußerste  Etappe  auf  dem  Weg  gemeindlicher  Entwicklung. 
Die,  die  hier  stehen,  müssen  ein  wachsames  Auge  haben,  sie  stehen  auf  dem 
am  weitesten  vorgeschobenen  Posten,  allseitig  befeindet,  allseitig  ermahnt, 
aller  Augen  sind  auf  sie  gerichtet;  sie  sind  nicht  mehr  bloß  Person,  Einzel- 
person, sondern  Vertreter  eines  Willens,  eines  Gesamtwillens. 

E^  wird  uns  schwer,  uns  von  der  sentimentalen  Auffassung  frei  zu 
machen,  als  könnten  wir  hier  als  Einzelpersönlichkelten  unabhängig  die 
Geschicke  lenken.  Ein  solcher  Organismus  wie  Berlin  —  soll  er  überhaupt 
lebensfähig  sein  —  entwickelt  sich  aus  sich  und  wählt  die  aus,  die  äugen- 
blicklich  seinem  Willen  dienen.     Fallen  sie,  so  treten  andere  an  ihre  Stelle. 


a  A.  w.  vm.  1 


Das  ist  gerade  das  Großartige  und  Impo- 
nierende, daß  sich  in  einem  solchen  Zen- 
trum latente  Krtöe  entwickeln,  die  unter- 
irdisch wirken.  Wo  diese  Krähe  jederzeit 
tatwillige  Organe  sich  schaffen  und  finden, 
da  reden  wir  von  einem  gesunden  Gemein- 
wesen. Wo  diese  Punktion  stockt,  da  ist 
Aufstauung,  Unmut,  Zwietracht  und  über- 
flüssiges Hin-  und  Herreden  die  Folge. 


Das  architektonische  Bild  einer  Stadt  ist 
die  sichtbarliche  Darstellung  der  in  dem 
Gemeinwesen  wirksamen  Kräfte.  Man  darf 
diese  Symbolik  natürlich  nicht  zu  weit 
treiben  wollen.  In  einer  Zeit,  die  die 
architektonische  und  innendekorative  Aus- 
gestaltung außer  acht  läßt,  braucht  des- 
wegen noch  kein  Stillstand  der  Kräfte  zu 
herrschen.  In  einem  Heim,  das  jede 
energische  Durchgestaltung  nach  einheitlich 
dekorativen  Grundsätzen  vermissen  läßt, 
ja»  das  uns  geschmacklos  zusammen- 
gewürfelt erscheint,  kann  dennoch  ein 
tüchtiger  Mensch  wirken.  So  lange  wenig- 
stens, wie  der  Geist  der  Zeit  noch  nicht 
einen  Stil  gebildet  und  Grundsätze  der 
Innengestaltung  festgelegt  hat  Der  Einzelne 
hängt  von  dem  Allgemeinen  ab. 

Sobald  aber  neue  Anschauungen  sich 
regen,  die  darauf  ausgehen,  die  Wohn- 
verhältnisse geschmackvoll  zu  gestalten, 
erwacht  auch  in  den  vom  Künstler  ab- 
hängigen Bevölkerungsschichten  —  ab- 
hängig insofern,  als  der  Künstler  Einfluß 
gewinnt  auf  die  Massenproduktion  der 
Fabriken,  deren  Erzeugnisse  dem  Volke 
zur  Auswahl  geboten  sind  —  der  Sinn  für 
ein  dem  Zei^eist  entsprechendes  Heim. 
Es  ist  dies  ein  Zwang,  den  die  jeweilige 
Kulturhöhe  ausübt.  Und  man  kann  sagen, 
sobald  alle  die  Organe,  die  sich  berufs- 
mäßig mit  Kunst  beschäftigen,  nur  gute 
Kunst  leisten,  werden  die  Bevölkerungs- 
schichten sich  dieser  anbequemen,  und  der 
Gedanke,  daß  jemand  durchaus  darauf  be- 
stehen wird,  ein  geschmackloses  Ding  sein 
Eigen  nennen  zu  dürfen,  ist  zu  absurd,  als 
daß  er  ernsthaft  gedacht  werden  kann. 
Selbstverständlich  wird  die  Gewohnheit 
sich  gegen  Neuerungen  anstemmen.  Aber 
die  Gewohnheit  altert  und  stirbt,  und  ein 
neuer  Geist  tritt  an  ihre  Stelle,  der  nun 
wieder  Gewohnheit  wird. 


Je  mehr  sich  ein  Stadtbild  expansiv  ent- 
wickelt, desto  schwerer  wird  es  der  Mitwelt 
sein,  ein  architektonisch  charakteristisches 
Gepräge  des  Ganzen  jederzeit  zu  erkennen. 
Alles  befindet  sich  in  fortwährendem  Fluß. 
Das  Alte  fällt.  Neues  tritt  an  seine  Stelle. 
In  diesem  Neuen  lebt  nun  entweder  wirk- 
lich moderne  Gestaltung  oder  das  Alte  er- 
steht wieder  auf.  Ersteht,  sklavisch  nach- 
geahmt, zu  einem  schattenhaften  Schein- 
leben oder  erfährt  in  Einzelheiten  charak- 


teristische Um-  und  Weiterbildung.  So 
wechselt  fortwährend  das  Bild.  Kleinere 
Städte  haben  da  einen  Vorzug.  Die  Kon- 
trolle ist  leichter.  Der  Zusanmienschluß 
der  maßgebenden  Organe,  der  Verwaltung 
und  der  Künstler  ist  eine  engere,  und  die 
Reaktion  auf  ändernde  Vorschläge  kann 
schneller  erfolgen. 

Wo  aber  das  expansive  Drängen  alle 
Kräfte  losläßt,  verwischt  sich  das  Gesamt- 
bild leicht.  Hier  wird  der  im  Anfang  er- 
wähnte Vorzug  der  großen  Stadt  —  die 
Vielfältigkeit  aller  Regungen,  die  alle  Mög- 
lichkeiten probieren  will  —  scheinbar  zum 
Nachteil.  Es  beginnt  ein  maßloses  Ober- 
fluten. Und  die  energisch  aufstrebende 
Entwicklungslinie  scheint  immer  wieder 
unterbrochen.  Inmier  vorwärtsstrebend, 
wird  die  Kraft  auch  wiederum  durch  Rück- 
schläge als  natürliche  Reaktion  abgelenkt, 
zurückgedrängt.  Diese  Zickzacklinie  er- 
scheint dann  oft  nur  als  zielloses  Hin-  und 
Herpendeln  und  die  Sehnsucht,  die  in  jedem 
gegenwärtigen  Augenblick  ein  ganzes  Bild 
sehen  will,  ist  leicht  zu  pessimistischen  Auf- 
fassungen und  Darstellungen  geneigt.  Aber 
diese  Zweifel  lösen  sich  in  der  Entwicklung 
des  Ganzen,  das  ein  stufenweises  Hinauf, 
langsam  und  allmählich,  darstellt 

Wir  müssen  immer  mehr  dahin  streben, 
die  Gebäude  in  den  Vordergrund  treten  zu 
lassen,  die  die  ernste,  suchende  Arbeit  des 
Bürgers,  den  Fleiß  des  Arbeiters,  die  for- 
schende Tätigkeit  des  Gelehrten,  das  freu- 
dige Schaffen  des  Künstlers,  die  geniale 
Kraft  der  Ingenieure  darstellen,  um  so  von 
innen  heraus  das  Stadtbild  zu  erneuern  und 
ihm  das  Gepräge  zu  verleihen,  das  seinem 
Geist  und  seinem  Willen  entspricht« 

Auf  diesem  Wege  muß  sich  nach  und 
nach  der  Wandel  anbahnen,  zu  dem  wir 
hinstreben,  wenn  wir  Berlin  zu  einem  archi- 
tektonischen Gesamtbild  formen  wollen,  das 
im  Ganzen  umfassend  und  groß,  im  Ein- 
zelnen vielfältig  sein  soll,  um  so  den  Inhalt 
an  Kräften,  über  den  diese  Stadt  gebietet, 
in  bleibende  Form  zu  bringen,  ein  Bild  in 
Stein.  —  So  wird  in  diesem  Stil,  der  sich 
aus  mannigfaltigen  Einzelerscheinungen  zu- 
sammensetzt, der  Weg  angedeutet,  der  uns 
weiterführen  wird.  Der  von  ihm  ausgehende 
Zwang  wird  die  Kraft  anspornen  und  die 
Phantasie,  die  unter  der  Fülle  der  Vorbilder 
leidet,  reinigen  und  stärken.  Natürliche 
Entwicklungslinien  werden  angebahnt  wer- 
den, und  die  damit  eintretende  Ruhe  gibt 
die  Gewähr  der  zukünftigen  Größe. 


Wohl  haben  wir  Bauten,  die  von  Grund 
aus  in  eigenem  Geist  erdacht  und  geschaffen 
sind,  die  uns  neues  sagen.  Doch  diese 
müssen  notwendigerweise  unter  dem  Wust 
des  Schlechten,  bloß  Nachahmenden  leiden. 
Die  Masse  unterdrückt  das  Einzelne. 


Berlin  hat  einen  viel  schwereren  Stand 
in  dieser  Frage  als  die  kleineren  Städte. 

Es  ist  natürlich,  daß  in  einem  kleineren 
Gemeinwesen  Reformen  viel  leichter  durch- 
ftihrbar  sind.  Wenn  solche  Fragen  erst 
einmal  zur  Erörterung  gekommen  sind, 
wird  es  nicht  lange  dauern,  so  wird  man 
zur  Verwirklichung  schreiten.  Der  Ein- 
zelne besitzt  hier  viel  mehr  Macht,  und  da 
der  Einzelne  schneller  das  Richtige  er- 
kennt, so  ist  hier  der  Weg  von  der  Einsicht 
bis  zur  praktischen  Durchführung  nicht  so 
langwierig,  nicht  so  schwierig;  es  liegen 
hier  nicht  soviel  Hemmnisse. 

In  einer  immer  mächtiger  aufstrebenden 
Großstadt  liegen  die  Verhältnisse  anders. 
Da  ist  die  Verständigung  —  wenn  solche 
überhaupt  möglich  ist  —  überaus  er- 
schwert. Die  Macht  der  Notwendigkeit 
übt  hier  einen  stärkeren  Druck  aus.  Die 
ästhetischen  Fragen  treten  in  den  Hinter- 
grund, das  harte  Muß  diktiert  Gesetze. 
Aber  wer  diesen  Charakter  unserer  Stadt 
erst  begriffen  hat,  der  fühlt  auch  hier  die 
Zukunft  und  das  Schöpferische  dieser 
Mächte.  Und  dann  schärft  sich  der  Blick 
für  das  Neue,  das  geleistet  wurde  und  wir 
sehen  Etappen  auf  dem  Wege. 


Die  aufstrebende  Großstadt!  Hier  strebt 
alles  viel  eher  zur  Dissolution.  Und  die- 
jenigen Architekten,  die  neues  erstreben, 
sehen  sich  viel  mehr  als  anderswo  einer 
Macht  gegenüber,  gegen  die  sie  vergeblich 
anzukämpfen  streben:  Die  Macht  der  Ver- 
hältnisse. Das  ist  eben  im  Charakter  der 
Großstadt  begründet.  Der  Einzelne  wird 
hier  nicht  mehr  so  hoch  gewertet.  Er  kann 
nicht  mehr  so  ausschlaggebend  seine  Tat- 
kraft in  die  Wagschale  legen.  Der  beste 
Wille  erlahmt  oft  unter  der  Wucht  dieser 
Faktoren,  die  wirkend  werden,  ohne  daß 
ein  höherer  Sinn  sie  lenkt.  Sie  entstehen 
als  Begleiterscheinung  der  in  Tätigkeit 
tretenden  Masse,  wie  Berlin  sie  darstellt. 
Die  kleineren  Städte  haben  den  Vorteil, 
daß  das  Gute,  Neue  schneller  sichtbar  wird, 
daher  auch  leichter  in  der  Öffentlichkeit 
Anerkennung  und  Nachahmung  findet.  Es 
ist  vielleicht  nötig,  diese  Anmerkung  hier 
zu  machen,  um  nicht  den  Anschein  zu  er- 
wecken, als  hätte  Berlin  weniger  an  hofif- 
nungsvoller  Architektur  aufzuweisen  als 
andere  Städte.  Wäre  das  der  Fall,  dann 
läge  keine^  Veranlassung  vor,  schon  jetzt 
von  einer  Änderung  zu  reden.  Denn  Archi- 
tektur machen  die  Architekten,  und  alles 
Reden  ist  gerade  bei  dieser  praktischen 
Kunst,  die  immer  mit  den  jeweiligen  Ver- 
hältnissen rechnet  und  rechnen  muß,  vom 
Obel.  Wer  ein  aufmerksames  Ohr  für  die 
ersten  Regungen  einer  neu  erwachenden 
Zukunft  hat,  spürt  auch  hier,  daß  im 
Stillen  allenthalben  neue  Kräfte  ruhig  und 
stetig  an  der  Arbeit  sind,  und  diese  Er- 
scheinung gibt  Mut  und  Berechtigung,  nun 


auch  von  einem  höheren,  freieren  Stand- 
punkt davon  zu  reden.  Wer  tagtäglich  im 
Kampf  steht,  verliert  leicht  den  Oberblick, 
den  der  Fernerstehende  dank  diesen  gün- 
stigeren Umständen  sich  bewahrt,  der  ihm 
erlaubt,  in  prägnanter  Fassung  zu  einen, 
wofür  zerstreute  Kräfte  hier  und  da 
arbeiten. 

Das  Gute  ist  auch  hier  vorhanden,    nur 
verschwindet  es  mehr. 


Man  möchte  dem  Gros  der  Architekten 
ein  wenig  Unsicherheit  wünschen  und  ihnen 
anraten,  in  ihrer  Arbeit  die  Art  des  tastenden 
Suchens  mehr  zu  pflegen. 

Es  überwiegen  so  die  Werke,  die  einen 
durch  nichts  begründeten  Triumph  über- 
laut ausposaunen.  Das  Maßhalten  fehlt. 
Die  Bescheidenheit.  Die  künstlerische 
Weisheit. 

Viel  tüchtige  Kräfte  gehen  damit  der 
guten  Sache  verloren.  Naturgemäß  ist  es 
leichter,  die  Formen  der  Vergangenheit  zu 
benutzen  und  so  auf  sicheren  Bahnen  immer 
zu  bleiben.  Aber  diese  Bahnen  sind  nun 
einmal  ausgetreten  und  es  ist  bedauerlich, 
Künstler,  die  in  ihrer  Art  wohl  Tüchtiges 
leisten,  immer  wieder  diesen  gleichen  Weg 
wandeln  zu  sehen.  Bequemer  ist  dies  Ver- 
halten. Wer  so  handelt,  braucht  nicht  zu 
fürchten,  daß  er  straucheln  könne.  Gewiß. 
Aber  ehrenvoller  ist  es  nicht.  Und  immer 
gilt  es  als  ehrenvoll,  sich  auf  nicht  all- 
seitig geschützte  Posten  vorzuwagen  und 
mit  Einsetzen  der  eigenen  ganzen  Per- 
sönlichkeit neues  Gebiet  zu  erringen  zu 
trachten. 

Damit  ist  nicht  gesagt,  daß  nun  absolut 
und  krampfhaft  Neues  geschaffen  werden 
soll  und  muß,  das  Alte  beiseite  ge- 
schoben und  der  augenblicklichen  Laune 
Tür  und  Tor  geöffnet  wird.  Wir  hoffen  und 
wünschen  den  ruhigen  Weg.  Leider  haben 
auch  die  wenigen,  vorwärts  strebenden 
Elemente  schon  ihre  Pseudo-Nachahmer, 
die  das  Gute  und  Berechtigte  an  der 
modernen  Bewegung  nur  diskreditieren.  Sie 
bringen  das  Wort  —  modern  —  in  Verruf. 
Denn  für  die,  die  nicht  den  Oberblick  und 
die  Einsicht  haben,  gelten  schließlich  wohl 
ihre  Werke  als  Typus  und  ihre  entartete 
Pseudokunst  als  Vorbild. 


Eine  Bewegung,  die  von  einem  einzelnen 
oder  der  jeweiligen  Gegenwart  schon  kri- 
tisiert werden  könnte,  wäre  gerichtet.  Hier 
gilt  es  immer,  Spielraum  zu  lassen,  Kräfte 
zu  wecken,  vorhandene,  schon  wirkende 
zu  ermutigen,  darauf  kommt  es  an.  Die 
Nachwelt  wird  dann  entscheiden,  was  das 
Richtige  war,  wird  wählen  und  scheiden 
und  sie  erst  ist  imstande,  uns  unsere  Ge- 
schichte zu  schreiben. 

Suchen  wir,  unsere  Aufgaben,  die  uns 
VQr^Qtxiedenfach    gestellt   werden»    tüchtig 


und  ernst,  nach  unserer  innersten  Ober- 
Zeugung  zu  lösen.  Das  ist  das  beste  und 
sicherste  Mittel. 

Dann  wird  die  nachfolgende  Zeit  ent- 
scheiden, was  gut  und  was  schlecht  an 
unserer  Arbeit  war.  Sie  kann  es,  denn  sie 
sieht  einen  Oberblick! 

Nur  eins  müssen  wir  fernhalten:  die 
nachahmende,  bequeme  Leichtfertigkeit, 
die  Scheu,  zu  bekennen,  was  wir  wollen 
und  wonach  wir  streben. 

III. 
Unsere  öffentlichen  Gebäude  z.  B.  haben 
oft  etwas  Protziges,  Steifes.  Nichts  Freu- 
diges, Großes,  Liebevolles  ist  an  ihnen. 
Ein  solches  Gebäude  ist  eine  Rechnung, 
keine  Schöpfung.  Sie  zeigen  an:  hier 
drinnen  sitzen  Menschen,  die  täglich  ohne 
-  viel  Freude  hier  hineingehen,  ihre  Zeit  hier 
verbringen  und  eine  Arbeit  verrichten,  die 
ihnen  nichts  gibt  und  der  sie  nicht  viel 
geben.  Warum  ist  das  so?  Läfit  sich  nicht 
denken,  daß  jede  Arbeit,  in  rechtem  Sinne 
aufgefaßt,  freudig  und  ehrenvoll  ist?  Unsere 
Volksschulen  z.  B.  —  weshalb  werden  sie 
zum  größten  Teile  so  kasemenmäßig  ge- 
baut mit  so  trauriger,  niederdrückender 
Physiognomie?  Ist  es  nicht  ein  schöner, 
lichter  Gedanke:  hier  gehen  täglich  und 
Jahr  auf  Jahr  Kinder  hinein,  lernen  und 
wachsen  und  nehmen  zu  an  geistigem 
Horizont,  sehen  von  Tag  zu  Tag  die  Erde 
schöner  und  hoffnungsvoller,  die  Kinder 
eines  ganzen  Volkes!  Nun  wohl  —  ließe 
sich  dieser  Gedanke  nicht  architektonisch 
verwerten,  so  daß  schon  das  Gebäude  an 
sich  licht  und  jubelnd,  in  schönen  Farben 
sich  aufbaue?  Geben  nicht  Hbfmanns 
Volksschulen  ein  nachahmenswertes  Bei- 
spiel? 


Natürlich  liegt  der  Einwand  nahe,  daß 
an  diesen  Verhältnissen  nicht  die  Architek- 
ten die  Schuld  tragen.  Das  mag  sein.  An- 
zunehmen ist,  daß  sie  lieber  ein  schönes 
Gebäude,  denn  einen  traurigen  Kasten  hin- 
setzen. Aber  es  kommt  hier  nicht  so  sehr 
auf  die  Ergründung  der  Fragen  an,  wes- 
halb die  Verhältnisse  so  liegen  und  wer 
daran  die  Schuld  trägt,  sondern  vielmehr 
darauf,  positive  Forderungen  möglichst 
präzis  zu  formulieren. 

Wo  sehen  wir  in  der  Front  unserer 
,  öffentlichen  Gebäude  jene  hohe  Symbolik, 
die  über  das  kleine,  feilschende  Alltagsleben 
hinaushebt?  Wo  ist  da  der  Jubel?  Der 
Jubel,  daß  wir  gerade  in  dieser  Zeit  leben, 
die  uns  umfängt?  Wo  ist  da  die  Brüder- 
lichkeit des  Mitempfindens,  die  Zeugnis  ab- 
legen soll  von  dem  echten  Geist,  der  un- 
sere Zeit  trägt,  den  die  Besten  von  uns 
zeigen? 

Denkt  nur  einen  Augenblick  an  die  alten, 
griechischen  Gebäude,  die  hoch  droben 
auf  Felsen  in  der  Sonne  thronen! 


Nicht  protzige  Triumphe  gilt  es  zu  feiern, 
sondern  eingedenk  zu  sein:  wir  haben  eine 
Verpflichtung. 

Unsere  architektonische  Kunst  muß  erst 
werden,  was  sie  uns  sein  kann,  sie  muß 
streben,  dieser  Geist  muß  ihr  aufgeprägt 
sein.  Nicht  Bequemlichkeit  sei  ihre  Devise 
und  ein  Gehen  in  alten  Geleisen  ihr  Sinn. 
Dann  wird  sie  von  selbst  echte  Würde  und 
echten  Stolz  zeigen.  Es  wird  als  Resultat  des 
Strebens  von  selbst  nachfolgen.  Die  äußere 
Gebärde  des  Triumphes,  der  Oberlegenheit 
verrät  nur  zu  sehr  die  Anlehnung.  Der 
schreit  am  lautesten,  der  sich  in  sicherer 
Hut  weiß  und  den  Schritt  ins  Freie  scheut. 
Und  diese  hohle  Herrlichkeit  sinkt  bald 
zusammen.  Sie  imponiert  nur  Uneinge- 
weihten. 

Im  günstigsten  Falle  können  wir  solcher 
Arbeit  das  Zugeständnis  machen,  sie  sei 
in  handwerklichem  Sinne  tüchtig.  Doch 
daneben  —  neben  dieser  praktischen  Seite 
—  will  doch  die  Architektur  auch  als 
Kunst  gewertet  sein.  Kunst  nicht  als 
Stilkünstelei  aufgefaßt,  sondern  als  Abbild 
der  jeweiligen  Kultur!  Und  da  versagen 
sie. 


Denn  es  gilt,  den  Stil  zu  suchen,  der  der 
Stadt  Berlin  entspricht,  einer  Stadt,  die  über 
einige  Millionen  Einwohner  verfügt  und 
neben  den  großen  Weltstädten  rangiert. 

Staats-  und  Stadtgebäude,  Bahnhöfe  und 
Geschäftshäuser,  Fabriken  und  öffentliche 
Bäder,  das  sind  die  Architekturdenkmäler, 
die,  in  rechtem  Sinne  aufgeführt,  einer 
Weltstadt  würdig  sind.  Die  gilt  es  zu  er- 
richten.   Vor  allem:  Wohnhäuser. 

Natürlich  -—  wir  leiden  nicht  Mangel  an 
solchen  Gebäuden,  wenn  wir  nur  die 
Zweckbestimmung  meinen,  der  sie  dienen. 
Aber  spricht  die  Architektur  dieser  Ge- 
bäude von  dem  Geist,  der  uns  beseelen 
soll?    In  wie  wenigen  Fällen! 

Die  Millionenzahl  der  Einwohner,  an  de- 
ren Spitze  ein  freier  und  mutiger  Magistrat 
stehen  müßte,  errichte  die  Stadt  der  bür- 
gerlichen Arbeit,  die  Stadt  des  Fleißes, 
die  Stadt  des  innerlich  modernen  Strebens. 

Versieht  der  Magistrat  diese  Aufgabe? 

Dann  muß  es  die  Bürgerschaft  selbst 
tun,  repräsentiert  durch  die  maßgebenden 
Organe,  d.  h.  die  fortschrittlich  gesinnten 
und  in  diesem  Zielstreben  einigen  Archi- 
tekten. 

Jeder  weiß,  daß  ihr  Weg  nicht  leicht  ist. 
Um  so  rückhaltloser  gebührt  ihnen  Dank, 
und  ihre  Arbeit,  zu  so  und  so  vielen  Malen 
an  der  Mißgunst  der  Verhältnisse,  an  der 
Torheit  und  Borniertheit  der  Auftraggeber 
und  an  dem  harten  Muß  gescheitert,  dem 
sie  sich  zu  beugen  genötigt  sind,  wird  doch 
einmal  siegreich  sich  behaupten,  und  dieses 
eine  Mal  wird  vorbildlich  wirken  und  unter 
den  Jüngeren  gleiches  Streben  wecken,  die 
dann  ihrerseits  wieder  fortschreiten  können» 


so  daß  sich  aus  diesen  zeitweiligen  Vor- 
stößen eine  Entwicklung  ergibt,  die  sich 
in  den  Werken  der  Tüchtigen  dem  nach- 
folgenden Geschlecht  markiert. 

IV. 

Es  gilt,  den  Nachkommen  ein  Bild  unserer 
Arbeit  in  Stein  zu  hinterlassen. 

Die  Stadt,  die  der  Welt  angehört,  muß 
anders  aussehen,  als  sie  jetzt  aussieht.  Sie 
sei  ein  Hort  für  alle!  Als  Ganzes  ein 
Denkmal. 

Natürlich   darf  sie  sich  in  ihrer  Anlage 

S'cht  die  Städte  der  Vergangenheit  zum 
uster  nehmen.  Es  ist  ihre  Aufgabe,  ein 
anderes,  ein  neues  zu  sein.  Wir  können 
nicht  bauen,  wie  Jahrhunderte  vor  uns 
bauten.  Wir  müssen  diesen  neuen  Cha- 
rakter suchen,  dann  werden  wir  ihn  finden. 
Wir  dürfen  nicht  glauben,  daß  wir  ihn 
schon  kennen.  Berlin  sei  die  Stadt  der 
ernsten  Größe,  nicht  des  leichtsinnigen 
Prahlens. 

Natürlich  darf  Berlin  nicht  danach  stre- 
ben, ein  baukünstlerisches  Schatzkästlein  zu 
werden.  Die  Linien  sind  ihm  vorgezogen. 
Sie  sind  groß,  natürlich,  umfassend  und 
von  allem  Kleinlichen  befreit. 

Von  den  alten  Städten  können  wir  diesen 
Sinn  lernen:  sie  entzücken  uns,  weil  sie 
nicht  alte,  überkommene  architektonische 
Redeweise  nachplappern  und  in  eklektischer 
Vemünftelei  hier  und  da  sich  allerlei  aus- 
wählen und  zusammentragen,  sie  sind 
groß,  weil  sie  in  kräftigem  Drange  neue 
Schöpfungen  in  die  Welt  setzten,  die  aus 
jungen  Augen  frisch  in  die  Gegenwart 
sahen. 

Berlin  hat  die  freien  und  großen  Linien 
der  Weltstadt  zu  entwickeln.  Es  muß  sich 
von  allem  Kleinlichen  frei  machen.  Es 
werde  der  T^pus  der  Weltstadt.  Groß, 
wo  weite  Linien  geboten  sind.  Intim,  wo 
der  einzelne  in  Betracht  kommt.  Wech- 
selnd und  vielseitig,  wie  ein  solcher  Kom- 
plex innerlich  wechselnd  und  vielseitig  ist. 
Es  sei  ein  Zeugnis  all  der  sozialen,  geisti- 
gen, künstlerischen  Willensrichtungen,  die 
m  ihm  leben. 

Geht  in  all  die  Versammlungen,  die  tag- 
täglich hier  stattfinden  —  und  ihr  werdet 
Leben  finden  und  Vorbilder.  Hier  ist 
manches,  was  früher  und  anderswo  nicht 
zu  finden  war. 

In  den  kleineren  Städten,  die  anfangen, 
architektonisch  zu  streben  (Darmstadt  z.B.), 
steht  alles  auf  einem  Stand,  dem  Stand  der 
Reichbegüterten,  und  Luxus  ersetzt  hier 
Ziel3icherheit.  Die  werde  hier  gesucht! 
Nicht  Ständeprivilegien,  nicht  Klassenkunst, 
Weltkunst,  alle  nehmen  dareoi  teil. 

Es  gilt,  die  Gemeinsamkeiten,  die  Zu- 
sammenhänge herauszuspüren,  die  in  sol- 
chen Komplexen  schlummernd  ruhen  — ! 
Setzt  sie  in  Stein  um.  Hier  ist  ein  unge- 
heures Föld  von  neuen  Aufgaben  für  Gene- 
rationen. 


Denn  nicht  zu  kurzsichtig  gilt  es  zu  sein, 
sondern  langspürig,  geduldig,  weitsichtig 
und  wartend. 


Infolgedessen  kann  und  soll  hier  nicht 
im  einzelnen  angedeutet  werden,  wie 
der  Weg  gehen  muß.  Früher  verfiel  inmier 
der,  der  einen  neuen  Weg  vorschlug,  in 
diesen  Fehler.  Das  ist  nicht  Sache  des 
einzelnen.  Von  Fall  zu  Fall  muß  hier  ge- 
sucht, geprüft,  entschieden  werden.  Ge- 
rade das  ist  das  Bezeichnende,  das  die 
Gesamtheit  hier  den  tönenden  Untergrund 
bilden  muß. 

Vermeidet  die  kurzsichtige  Monotonie, 
die  eurem  gegenwärtigen  Gleichgewichts- 
gefühl vielleicht  schmeichelt!  Vermeidet 
die  Symmetrie  und  die  Vollständigkeit,  be- 
freit euch  von  der  Sucht,  daß  a^es  nach 
eurem  Kopfe  stimme.  Seht  die  alten  Städte 
an  —  da  steht  ein  Stilgemisch  nebeneinan- 
der, und  doch  fühlt  ihr  die  Einheit.  Schafft 
etwas,  was  —  in  diesem  großen  Sinne,  der 
mit  langwidrigen  zeitlichen  Entwicklungen 
rechnet  und  darauf  Bedacht  nimmt  —  ein- 
mal „nicht  stimmt'M 

Die  Architektur  ist  eine  Gesamtäußerung, 
stammt  nicht  von  einem  Einzelnen.  Sie 
dient  einer  Gesamtheit.  Das  will  heißen: 
wohl  schafft  der  Einzelne  das  Werk.  Je- 
doch darf  er  —  namentlich  in  einer  Groß- 
stadt nicht  —  nicht  nach  seinem  persön- 
lichen Gefallen  nur  schafTen,  sondern  viel- 
mehr der  wird  am  weitesten  Vorsprung 
haben  auf  der  Bahn  der  Entwicklung,  der 
die  feinen  Anregungen  aufnimmt,  die  die 
Kultur,  die  Gesamtkultur  seiner  Zeit  ihm 
bietet,  der  seine  Zeit  in  ihrem  innersten 
Werdedrang,  der  ihr  als  einer  für  sich 
stehenden  Besonderheit  eigentümlich  ist, 
eindringlich  behorcht.  Wer  die  feinsten 
Ohren  hierfür  hat,  dem  wird  es  gelingen, 
diesem  Drang  in' Stein  Form  zu  verschaSen. 
Wenn  wir  durch  eine  alte  Stadt  hindurch- 
gehen, so  spüren  wir,  wenn  anders  wir 
Empfindung  haben  ftir  künstlerische  Ober- 
tragung,  den  Geist,  die  Kultur  einer  Epoche 
schon  aus  den  Bauten,  denen  wir  begegnen. 
So  ist  es  gemeint.  Das  Architekturbild 
einer  Stadt  ist  Zeugnis  für  den  Geist,  der 
in  ihr  herrscht.  Aus  einem  italienischen 
Renaissancepalast  spricht  deutlich  der 
machtvolle  Geist  und  Wille  jener  Zeiten. 
Ein  griechischer  Tempel  spricht  direkt 
durch  seine  Formen  zu  uns  von  der  be- 
freiten Klarheit  griechischen  Geistes.  Und 
Nürnberg  erzählt  uns  durch  das  Bild  sei- 
ner Straßen  mehr  von  der  kulturellen 
Veranlagung  seiner  Bewohner  als  lange 
historische  Untersuchungen.  So  ist  der 
Einzelne  immer  ein  Organ  der  Gesamtheit 
und  je  tiefer  er  zu  horchen  versteht,  um 
so  mehr  holt  er  herauf.  In  diesem  Sinn 
ist  Architektur,  wie  überhaupt  letzten  Gra- 
des jede  Kunst,  eine  Gesamtäußerung. 
Das  Technische  ist  Mittel,  wie  die  Buch- 


Stäben  Teile  des  Wortes  sind.  Was  das 
Wort  aber  sagen  soll,  wie  wir  es  bilden 
sollen  und  weiter,  welcher  Satz  sich  zu- 
sammenfügen soll,  das  ergibt  erst  den 
Sinn.  Wir  schätzen  an  jedem  Kunstwerk 
nicht  die  gekünstelte  Formensprache,  son- 
dern ihren  Kulturwert.  Durch  den  Ein- 
zelnen gewinnt  der  Wille  der  Gesamtheit 
Möglichkeit,  zu  reden.  An  diese  Gesamt- 
heit schließt  er  sich  willig  an,  in  diesem 
Anschluß  eine  Kraft  und  Schwere  der  Be- 
deutung erlangend,  die  ihm  allein  nicht 
vergönnt  ist. 

Diese  Gesamtheit  sei  euch  also  auch 
Maßstab.  Aus  persönlicher  Kraft  und  all- 
gemeinem Willen  schafft  Bauwerke,  die 
Denkmäler  unserer  Zeit  sind,  weil  sie 
energisch,  ernst  und  groß  und  voll  leben- 
digen Strebens  sind.  Dokumente!  Nicht 
blasse  Schemen,  Abbilder  einer  vergange- 
nen Zeit. 

Entwickelt  das  in  euch,  was  eure  Stadt 
groß  macht  vor  den  anderen  Städten.  Sie 
ist  es  wert.  Und  wenn  es  euch  jetzt  nicht 
also  scheint,  so  wird  sie  es  sein,  wenn  ihr 
immer  mehr  ihr  das  gebt,  was  das  Beste 
an  eurer  Arbeit  ist.  Sie  ist  Hauptstadt  einer 
großen  Gesamtheit.  Nur  wenige  gibt  es 
ihresgleichen.  Und  sie  muß  ihre  Ehre 
darin  suchen,   dieser  Aufgabe  würdig  zu 


sem. 


V. 


Zu  einer  architektonisch  herrlichen  Stadt 
gehört  nicht  als  Vorbedingung  eine  blen- 
dende Landschaft. 

Liegt  Nürnberg  nicht  in  der  Ebene?  Weit 
weg  von  den  ragenden  Kuppen  eines  Ge- 
birges? Im  Sumpfland.    Ohne  Wälder. 

Gerade  da  entstand  bezeichnenderweise 
diese  herrliche  Stadt.  Herrlich  —  weil  sie 
den  nachkommenden  Zeiten  in  Stein  hinter- 
ließ, was  hinreichend  ist,  um  ohne  jede 
Vermittlung  des  Worts  umfassend  von  der 
Kraft  und  dem  Selbstbewußtsein  der  da- 
maligen Zeit  zu  zeugen.  Gerade  in  dieser 
Landschalt  wuchs  der  Wille.  Weshalb? 
Weil  arbeitsame,  betriebsame,  ernste, 
mutige  Männer  da  lebten,  die  durchsetzten, 
was  sie  wollten,  und  Künstler  sich  fanden, 
die  dieser  Geist  befähigte,  den  innewoh- 
nenden Willen  der  Bürgerschaft  zu  blei- 
benden Dokumenten  zu  formen. 

(Zudem  —  Berlin  hat  eine  Landschaft, 
die  so  geartet  ist,  wie  sie  zu  dieser  Stadt 
paßt.  Weit.  StiU.  Unendlich.  Träume- 
risch). 

Ich  sehe  im  Geiste  die  Stadt  erstehen, 
die  dieser  Landschaft  entspricht.  Weit. 
Groß.  Unendlich.  Ernst  und  freudig- 
träumerisch. Platz  ist  da  fllr  jeden,  der 
ernst  ringt  und  sucht.  Es  ist  die  Stadt,  die 
der  Welt  gehört,  dem  Universum  ein- 
gegliedert ist. 

Ja,  Berlin  hat  gerade  den  Boden,  den  es 
braucht. 

Es  ist  alles  angelegt  auf  große  Flächen- 
wirkung und  so  vorgesehen,  daß  prinzipiell 


die  einheitlich  weite  Gestaltung  sich  aus- 
lebt, möge  sie  im  einzelnen  werden,  wie 
sie  wolle.  Füllt  sie  aus,  diese  Flächen! 
Hier  und  da  arbeiten  die  Pioniere.  Folgt 
ihnen  und  arbeitet  in  ihrem  Geiste.  Es 
ist  schwer  ftir  sie,  immer  wieder  anzu- 
kämpfen gegen  die  allmächtige  Gewohnheit, 
die  ihnen  immer  wieder  in  den  Arm  fällt. 
Stärkt  ihre  Reihen!  Tüchtig  in  der  Arbeit, 
ehrlich  in  der  Gesinnung  und  hoffnungs- 
froh  in  der  Zuversicht,  daß  das  Gute  siegt. 
Und  vor  allem  frei  von  jeder  sklavischen 
Nachahmung,  die  das  Neue,  Persönliche 
scheut,  weil  es  bequemer  ist,  schon  einmal 
Gefügtes   noch  einmal  zusanmienzufügen. 


Es  müßten  sich  die,  die  solchem  Vor- 
haben zustimmen,  zusammenschließen. 
Diejenige  Gruppe  von  Architekten,  die  — 
jeder  an  seinem  Teile  —  gewillt  sein 
muß,  für  die  zukünftige,  immer  offen- 
barer werdende  Schönheit  unserer  Stadt 
einzutreten.  Ks  werde  ein  ständiges  Zen- 
trum gebildet,  das  alle  Bestrebungen  über- 
wacht, die  darauf  hinzielen,  das  Bild  un- 
serer Stadt  auszugestadten,  das  Vorschläge 
zu  Neuerungen,  Beseitigungen  und  Neu- 
schöpfungen vorlegt,  kurz  — :  gewillt  ist, 
im  ganzen  Umfange  das  Programm  durch- 
zuführen, das  in  vorigem  entwickelt  wurde : 
Berlin  vor  der  zunehmenden  Verhäßlichung 
zu  schützen,  die  Stadt  täglich  schön  und 
schöner  zu  gestalten  und  in  unermüdlichem 
Arbeiten,  Suchen  und  Probieren,  immer 
im  engen  Zusammenhang  mit  den  jeweils 
vorliegenden  praktischen  Aufgaben,  den  Weg 
zu  einer  neuen,  weltstädtischen  Architektur 
zu  finden.  Dieser  Weg  heißt:  Befreiung 
von  allem  Unechten,  bequem  Obemomme- 
nem,  energisches  Eintreten  ftir  die  Ziele, 
die  uns  die  Architekten  geben,  auf  die 
wir  deuten,  wenn  wir  von  guten,  vorbild- 
lichen Berliner  Bauten  sprechen.  Möge  ihre 
Zahl  sich  mehren  und  ihre  Werke  den  Geist 
wecken,  der  sich  angespornt  fühlt  zu  eige- 
nen Taten. 

Dann  wird  auch  das  Gefühl  der  Zusam- 
mengehörigkeit, das  Geftihl  des  gemein- 
samen Eintretens  für  ein  hohes  Endziel 
von  selbst  sich  einstellen.  Der  Einzelne 
wird  fühlen,  daß  er  mitarbeitet  an  einer 
großen  Aufgabe,  der  architektonischen 
Gestaltung  der  Stadt!  Der  Zufall  waltet 
nicht  mehr,  nicht  mehr  der  bloße  Einzel- 
wille. 

Der  Architekt,  der  es  übernimmt,  ein 
Haus  zu  bauen,  wird  einsehen,  daß  das 
nicht  ein  Einzelfall  ist,  der  zur  Erledigung 
in  seine  Hände  gelegt  ist.  Er  übersieht  die 
ganze  Tragweite  seines  Unternehmens.  Er 
besitzt  das  Gefühl  der  Verantwortlichkeit. 

Er  wird  nicht  schlecht  und  recht  einen 
Bau  hinsetzen,  der  in  Monotonie  und 
Schablone  wiederholt,  was  entweder  tau- 
send andere  schon  sagten,  oder  was  eine 
eklektische  Zusammenstellung  von  Motiven 


architektonisch  begabterer  Zeiten  darstellt. 
Und  wenn  die  Stadt  selbst  es  übernimmt, 
ein  Bauwerk  zu  errichten,  so  wird  die 
Baubehörde  in  diesem  Einzelfall  ein  höhe- 
res Problem  sehen.  Sie  wird  sich  bewußt 
sein,  dafi  sie  hier  ein  Bekenntnis  ihrer 
Befähigung  und  hohen  Auffassung  abzu- 
legen hat.  Und  dieses  PflichtgeHihl  muß 
sich  ausprägen  in  dem  Werk. 


Alle  diese  Fragen  müssen  in  großem  Sinne 
angefaßt  und  rücksichtslos  gelöst  werden.  Es 
gilt  die  Beziehungen  zu  der  über  den  ein- 
zelnen stehenden  Allgemeinheit  aufzuspüren 
und  diese  in   den  Vordergrund  zu  stellen. 

Die  Architekten  sind  hier  die  Berufenen. 
Sie  sollen  nachdrücklich  und  immer  wieder 
ihre  Stimme  erheben.  Die  Architekten, 
die  weiter  wollen,  die  ein  Ziel  in  der  Ge- 
samtheit dämmern  sehen  —  die  sollen  sich 
zusammenschließen. 

Wir  haben  Vereine  zur  Erhaltung  von 
Denkmälern  und  Bauten  vergangener  Zei- 
ten. Für  die  Vergangenheit  ist  also  wie 
überall  auch  hier  ausgiebig  gesorgt. 

Wo  aber  bleibt  die  Zukunft? 


Studiert  immerhin  die  hervorragenden 
Plätze  der  Architektur,  studiert  vor  allem 
dann  auch  die  märkischen  Städte  und 
Dörfer  und  die  Landschaft  der  Mark,  sucht 
und  forscht  nach  den  kleinen  Zufälligkeiten, 
die  euch  Anregung  sein  können,  seht  euch 
die  Bäume,  die  Sträucher  und  die  Gräser 
an  und  vergeßt  nicht  die  Tierwelt,  und 
wenn  ihr  dann  im  Einklang  mit  all  dem 
etwas  hinsetzt,  einen  Bau  irgend  welcher 
Art,  —  vielleicht  wird  sich  da  einmal  ein 
Stil  anbahnen.  Geht  über  die  weiten  Ebe- 
nen und  Städtchen  der  Mark,  laßt  euch 
von  dem  unendlichen  Horizont  umfangen, 
macht  euch  empfänglich  ftir  die  hohe 
Stille,  die  abends  über  den  einsamen 
Ackern  liegt  und  spürt  dem  Gesumme  und 
dem  Geschwirre  nach,  das  über  einer 
sommerlichen  Wiese  webt! 

Aber  studiert  nur,  um  euch  frei  zu  machen 
von  jeglichem  Ballast!     Sucht  nicht  Vor- 


bilder! Sucht  Anregung!  Gerade,  was 
nicht  Vorbild'')  hat,  nie  und  nirgends  — 
das  gebt!  Doch  muß  es  von  eurem  inner- 
lichsten Willen  getragen  sein.  Nur  eine 
freudige  Begeisterung  für  eure  Taten  zu 
schöpfen,  darum  geht  aus  und  sucht.  Lernt 
den  Mut  besitzen,  den  die  alten  Baukünst- 
ler hatten,  xnit  dem  sie  „Schöpfungen'^  in 
die  Welt  zu  setzen  wagten.  Diese  Ober- 
zeugungskraft und  dieses  Verantwortlich- 
keitsgeftihl,  das  müßt  ihr  lernen  —  und 
dann  geht  tapfer  und  rücksichtslos  euren 
Weg. 

Dieser  Weg  ist  unbezeichnet,  geht  im 
Zickzack  und  verliert  sich  manchmal  spur- 
los —  wir  wissen  es.  Darum  sollt  ihr 
mutig  sein,  sollt  Künstler  sein:  Schaf- 
fende! 

Oberlegt  euch  —  es  ist  eine  Aufgabe, 
herrlich  und  ausreichend  für  Jahrhunderte. 
Wenn  ihr  sie  richtig  auffaßt,  in  immer 
ehrlichem  Geiste  durchführt,  als  Männer, 
die  wissen  einer  Zeit  anzugehören,  die  der 
Arbeit  in  jeder  Art  sich  widmet,  die  schöp- 
ferisch zu  sein  strebt,  wie  ihr  schöpferisch 
zu  sein  streben  sollt,  dann  wird  dieser 
neue  und  beschwerliche  Weg  euch  täglich 
neue  Schönheiten  enthüllen. 

Merkt  ihr  es  nicht,  die  Luft  ist  angefüllt 
von  tausend  ungeborenen  Leben,  von  un- 
zähligen Willen,  die  hineinstreben  ins  Sein, 
Form  anzunehmen. 

Ihr  seid  Bürger  der  Welt,  noch  mehr 
Bürger  des  Universums!     Handelt  danach. 

Haltet  diese  Gesichtspunkte  bei  eurem 
Tun  fest!  Handelt  im  Hinblick  darauf, 
unbeirrt  durch  kleinliche  Gesetze,  Vorbilder 
und  Rücksichten,  die  euch  alle  Augen- 
blicke abhalten  wollen,  eurem  Selbst  un- 
bedingt zu  folgen,  wex^  ein  für  alle  Mal 
all  das  Kleinliche,  das  uns  immerfort  lau- 
ernd umgibt,  fort  —  und  ihr  werdet  eure 
Stadt  anfüllen  mit  Tempeln  der  Arbeit,  der 
Freude  und  der  Kraft! 


*)  Äußeres  Vorbild,  das  nun  sklavisch  benutzt 
wird,  ist  hier  gemeint.  Vom  Standpunkt  der  Ent- 
wicldung  hat  alles  Vorbild,  aus  dem  abwandelnd  das 
Neue  sich  entwickelt.  Diese  organische  Vorbild- 
lichkeit wird  hier  nicht  berührt. 


BSB  WOHNHAUS  M.  FRANKEL,  MAASSENSTRASSE  36,  BERLIN,  eb 
ARCHITEKT  UND  KÜNSTLERISCHER  LEITER;  ALF.  J.  BALCKE,  BERLIN. 
B»     AUSFOHRUNQ:  BAUSESCHÄFT  JOSEF  FRÄNKEL,  BERLIN,    am 


B  B  B  WOHNHAUS  MAASSENSTRASSE  36,  BERLIN,  ebb 
B  a  m  m  m  ARCHITEKT:  ALF.  J.  BALOKE.  b  b  b  b  b 
MODELLE  DER  BILDHAUERARBEITEN;  ROBERT SOHIRMER,  BERLIN. 


B.  A.wvnt  1 


m     m    WOHNHAUS  MAASSENSTRASSE  36.    «     m 
ARCHITEKT  DER  GRUNDRISSE:  MAX  FRÄNKEL,  BERLIN. 


WOHNHAUS  ULMENSTRASSE  3,  BERLIN. 
ARCHITEKTEN:  HART  8.  LESSER,  BERLIN. 


WARENHAUS  BRUNNENSTRASSE,  ECKE  VETERANENSTRASSE,  BERLIN. 
s    a    a  ARCHITEKTEN:  LACHMANN  8,  ZAUBER,  BERLIN,   ebb 

MATERIAL  DER  FASSADEN:  MUSCHELKALK,  IN  DEN  OBEREN  GESCHOSSEN  WEIBERNER  TUFFSTEIN. 


WARENHAUS  BRUNNENSTRASSE,  ECKE  VETERANENSTRASSE,  BERLIN, 
ffl     SS     is     ARCHITEKTEN:  LACHMANN  &  ZAUBER,     a      is     s 


SCHULGEBÄUDE  SREIFENHABENERSTR.  78,   BERLIN. 
S3     ARCHITEKT:   LUDWIG  HOFFMANN,   BERLIN.     SB 

BAUKOSTEN:  698  000  MARK,  EINSCHL  TURNMALLE. 


ERLÄUTERUNQ; 


1.  DURCHFAHRT. 

2.  AMTSZIMMER. 

3.  KLASSE, 

4.  SCHULOIENERWOMNUNG, 

5.  LEHRERINNEN. 


5.  UTENSILIEN. 

7.  KINDERHORT. 

8.  KNABENABORTE. 

9.  AULA, 

10.  MÄDCHEN  ABORTE. 


?,H,fHi.r-?^ 


Ätttt 


r    '   i  rr 


SCMULGEBAUDE  aREIFENHABENERSTR,  78. 
a     ARCHITEKT;  LUDWIG  MOFFMANN.     m 


KAISER  FRIEDRICH-MUSEUM,  BERLIN. 
^    ARCHITEKT:   E.  IHNE,   BERLIN,    © 


e      m     BAUKOSTEN:   CIRCA  5  500  000  MARK.     g3      m 
MATERIAL:  WARTMAUER  UND  RACKWITZER  SANDSTEIN. 


S3  B  KAISER  FRIEDRICH-MUSEUM,  BERLIN.  »'  m 
B  B  a  ARCHITEKT:  E,  IHNE.  b  b  a 
TECHNISCHER  LEITER  DER  AUSFÜHRUNG:  M.  HASAK. 


WOHNHAUS  KURFURSTENDAMM37,  BERLIN. 
m    ARCHITEKT:  KURT  BERNDT,  BERLIN,    m 


WOHNHAUS  KURFURSTENDAMM  37. 
is    ARCHITEKT:   KURT  BERNOT,     m 


WOHNHAUS  KURFURSTENDAMN  37. 
a    ARCHITEKT:  KURT  BERNOT    b 


ALFRED  WOLF,  BERLIN. 
TEPPICH-ENTWURF.    » 


PANNEAUX  VON  H.  DAHMEN. 


Die  im  vorliegenden  Heft  der  „Berliner 
Architekturwelt"  in  einem  Farbenblatt  und 
in  zwei  Autotypien  wiedergegebenen,  als 
Wandfüllungen  gedachten  Panneaux  von 
Heinrich  Dahmen  machen  die  Leser 
mit  einem  auf  der  Unterrichtsanstalt  des 
Berliner  Kunstgewerbe  -  Museums  ausge- 
bildeten Künstler  bekannt,  der  von  Entwürfen 
für  die  Textilindustrie  seinen  Ausgang 
nahm,  um  dann  mehr  und  mehr  die  ver- 
schiedensten Aufgaben  der  Plächendeko- 
ration  in  das  Bereich  seines  Schaffens  zu 
ziehen.  Eigenartig  erfunden  und  in  Linie 
und  Farbe  mit  feinem  Geschmack  auf- 
gebaut und  durchgeführt,  sind  die  drei 
Kompositionen  reizvolle  Ausgestaltungen 
von  Motiven  des  uns  unmittelbar  umgebenden 
Lebens,  dessen  reiche  künstlerische  Werte 
bisher  noch  immer  nur  sehr  wenigen  Augen 
sich  zu  erschließen  scheinen.  Am  Kanal 
zwischen  Möckernbrücke  und  Hafenplatz, 
wo  Eisenbahn,  Hochbahn  und  Straßenbahn 
sich  über-  und  durcheinander  schieben  und 
die  Fahrzeuge  auf  dem  Wasser  das  Bild 
noch  belebter  machen,  auf  der  Charlotten- 
burger Chaussee  mit  den  sie  durcheilenden 
elektrischen  Straßenwagen  und  mit  dem 
Blick  auf  den  Großen  Stern  und  die  in  den 
RegenpfQtzen  sich  spiegelnden  Laternen, 
auf  der  mit  Fähnchen  ausgeputzten  Eisbahn 
an  der  Rousseau-Insel  hat  der  Künstler 
die  gegenständlichen  Vorwürfe  gefunden, 
die  er  behandelt,  in  den  Stimmungen  des 


Abends,  des  Sonnenuntergangs,  des  leise 
verschleiernden  Nebels,  in  ihnen  die  male- 
rische Schönheit  entdeckt,  an  der  die  Menge 
achtlos  vorübergeht.  Was  diese  Alltäg- 
lichkeit des  Lebens  und  Treibens  der  Groß- 
stadt an  künstlerisch  entzückenden  Motiven 
in  sich  schließt,  hat  uns  mancher  unserer 
modernen  Meister  bereits  sehen  und  fühlen 
gelehrt.  Aber  Pahmen  geht  einen  Schritt 
weiter,  für  den  ihm  besonders  zu  danken 
ist.  Der  Frische  einer  schnell  erfaßten 
malerischen  Impression,  dem  Blick  für  den 
pikantesten  Reiz  von  Form  und  Farbe 
gesellt  er  die  Fähigkeit,  die  Fülle  des  Details 
dekorativ  zu  bändigen,  die  wogende  Unruhe 
der  Wirklichkeit  in  ihren  poetisch  abge- 
klärten Widerschein  zu  wandeln,  den 
empfangenen  Eindruck  dadurch  zu  ideali- 
sieren, daß  er  ihn  zum  vereinfachten,  durch 
wirkungsvoll  zusammengestimmte,  fein  ab- 
gewogene Töne  sprechenden  Ornament 
macht,  das  doch  wieder  durch  seinen 
lebensvollen  Inhedt  die  Phantasie  nachhaltig 
anregt  und  zum  Weiterschweifen  aufruft. 
Auf  die  nur  selten  erst  erfaßte  Aufgabe 
dekorativer  Malerei,  statt  aus  den  längst 
verbrauchten  Quellen  aus  einem  völlig 
modernen  Milieu  zu  schöpfen,  weisen  die 
Panneaux  von  Dahmen  eindringlich  hin,  und 
sie  bieten  zugleich  so  erfreuliche  Lösungen 
einer  solchen  Aufgabe,  daß  man  ihnen  und 
dem  Künstler,  der  sie  schuf,  teilnehmendste 
Beachtung  wünschen  darf.  Fd. 


PANIM) 


-•-*■• 


VON  H.  da;::-^ 


\  . 


1  • 


n 


1- 


*  ii 


♦  I' 


Die  im  vorlic.4rr.'..  i  » 
Architekturwolf*  in  c  i.m 
in  2\Vei  Aut'^tvi.i^n  vv;«*  :  •  •  , 
Wandfüllurikier»  t;.-'i'v.  ii^» "i  f.. 
Heinrich  Dahrr  p'i  n.  ic: 
mit  einem  auf  der  Unr^^rr.r*-. 
Berliner  Kunstiic vvei  bt  -  M  j- 
bildeten  Künstler  t-ekarmt,  dci  v. 
für  die  Textilinaustrie 
nahm,  um  dann  mcbr  u!>r!  •^.^  *i 
schiedensten  Aufj^aben  det  V' *- 
ration  in  das  Bereich  s  ^:ne.s  ^  iv.,  ^  -  -  - 
ziehen.  Eigenartig  ctunden  lip.i  m  *_.'l 
und  Farbe  mit  feinem  Go:£«..'rn  'k  a-' 
aebaut  und  durchgeführt,  sirii  Je  rt--'' 
Kompositionen  reizvolle  Ausi^  ^ta^ti..  ;  c: 
V  )n Motiven  desunsunmlttelbarumr^'*tu  'Kirn 
Lebens,  dessen  reiche  künstlerische  WimI*^ 
bisher  noch  immer  nur  sehr  wenigen  Au^cn 
•ich  zu  erschließen  scbeinen.  Am  Kanal 
T'.vischen  Möckernbrücke  und  Hafcnplatz, 
•AO  Eisenbahn,  Hochbahn  und  Stralicnbahn 
'iich  über-  und  durcheinander  scliieben  und 
die  Fahrzeu*:e  auf  dem  Wasser  dah  liild 
noch  belebter  Piiariicn  auf  der  Charlotten- 
burger Chaussee  mit  deu  sie  durcheilendt:n 
oiektrischen  StraKenwa^'-n  und  mit  dem 
Miick  auf  den  Großen  Stern  und  die  in  d^^n 
Regenpfützen  sich  spiegelnden  Laternen, 
iuf  der  mit  Fähnchen  ausgeputzten  Eisbahn 
t'.n  der  Rou  cau-Insel  hat  der  Künstler 
'Me  gegenstandlicnen  Vorwürfe  gefunden, 
die  er  behandelt,  in  den  Stimmungen  des 


;  •■-^'    «Ifif rn>ii  n  '^• 
:.:  •:!!'"  ^'s  hi;nheJ  ^ 
-4   'i!  '.     "'MS bei  <f.  1* 
iit   ,''  oi:  <.'  •  Lebf  n  ■ 

ot  >:•  an  k  ir  .riw^r'      *■ 

^    i    i  r.     ..   ►■•   ;■'.  •*." 


l. 


I  . 


:.'  -» 


iJ":    -r  t 


Ci  •: :      v\ 


!'    iL"   I 


sieren,  •Jiii<  •     ihn  zl"- 

V  lrkun::'^vci:    Msanin.nf 

srewo'^ene     TOrir     s'^rec  .•  • 

macht,     dis     d    >  i*.     «\  .  ':-•! 

Icuensv'^llt ::  '    ■      :      • 

anie^J     .»;•'*    /  .  :.     .* 

rVijf     n«    n 

ne.k.'.J  ai"''r-    M    '.*'  .v 


moi: 


I   .  n 


^  • 


'  ^i.-'i    '.!    :   ! 


sie  bieten  7\h  ^  !.  ii    .  »  *•  i. 
einer  solchei»  A:J'.-.t.v,  il 
dem  Kurisller.  der  s*c  c«  ''. 
Beachtung  wünschen  o  • 


Heinrich  ■  CiRHmEN  ■ 

DECORRTIl/E-mfiLEREI 


HEINRICH  DAHMEN,   BERLIN. 
DEKORATIVE   MALEREI,     a 


HEINRICH  DAHMEN,  BERLIN. 
a  DEKORATIVE  MALEREI,  o 


[^  DIE  AUSSTELLUNG  91 

l^  VON  MODERNEN  ZIMMER-         Wj 


Alfred  Orenander. 


B.A.W.  VULi. 


26 


Schon  jetzt  lassen  sich  bei  diesen  Arbei- 
ten gewisse  neue  künstlerische  Intentionen 
der  gewerblichen  Bewegung  nach  den 
kurzen  Jahren  der  Entwicklung  mit  voller 
Klarheit  übersehen. 

Mehr  und  mehr  scheint  sich  eine  neue 
Art  des  Sehens  der  Dinge  im  Räume  und 
ihrer  Verbindung  untereinander  heranzu- 
bilden. Der  künstlerisch  durchlebte  Raum 
in  der  größeren  Architektur  sowohl  wie  im 
Hause  wird  zur  idealen  Sphäre,  deren  Leben 
die  Wände  und  die  im  Räume  verteilten 
Arbeiten  des  Kunstgewerbes  ausstrahlen. 
Während  vordem  die  Wand  nur  dazu 
diente,  möglichst  viele  Dinge  daran  anzu- 
bringen, scheint  sie  jetzt  wieder  befreit  und 
in  ihrer  Flächenwirkung  rehabilitiert. 

So  empfangt  uns  der  Vorraum  Prof. 
Grenanders  in  lichter  festlicher  Helligkeit. 
An  den  Wänden  ein  hellbrauner,  weiß  or- 
namentierter Bezug  und  weiß  lackiertes 
Elsenholz.  Die  Decke  hell  mit  leichten 
japanisierenden  Motiven.  Nur  wenige  japa- 
nische Farbholzschnitte  fangen  an  den 
Wänden  diese  ganze  Helligkeit  des  Lichts 
in  feinsten  Nuancen  auf. 

Jedes  dieser  Kunstwerke,  auch  das  un- 
scheinbarste, das  man  hier  und  in  den 
anderen  Räumen  verteilt  sieht,  muß  be- 
stimmte Eigenschalten  haben,  wenn  die 
räumliche  Harmonie  nicht  zerrissen  oder 
völlig  zerstört  werden  soll.  Dies  zu  ver- 
meiden und  den  räumlichen  Einklang 
zu  wahren,  ist  die  schwierige  Arbeit  des 
Raumkünstlers,  der  gleichsam  mit  allen 
Vibern  seines  Organismus  den  Raum  zu 
beleben  und  zu  durchdringen  f^hig  sein 
muß.  Der  Raum  wird  so  zu  einem  weite- 
ren Ausbau  der  künstlerischen  Vorstellung, 
zu  einem  neuen  Organismus,  den  der  Künstler 
projiziert.  Und  der  Beschauer  selbst  tritt 
nun  an  die  Stelle  des  Künstlers,  wo  der 
Raum  in  die  eigene  Vorstellung  und  das 
Empfinden  zurückströmt,  um  mit  all  den 
größeren  Mitteln  oder  den  feineren  Nu- 
ancen einer  intimeren  Stimmung  zu  wir- 
ken. Unsinnig  ist  es  daher  bei  Be- 
sichtigung dieser  Ausstellungsräume,  wie 
es  das  Publikum  zu  tun  pflegt,  links  in  der 
Ecke  mit  dem  ersten  besten  Stück  anzu- 
fangen und  nur  an  den  Wänden  herumzu- 
gehen. Man  muß  den  Raum  als  Ganzes 
auf  sich  wirken  lassen,  denn  nur  im  Zu- 
sammenhange empfängt  das  Einzelne  Sinn 
und  Bedeutung. 

Hier  ist  es  wieder  Prof.  Olbrich  mit 
einem  Speisezimmer,  welches  in  künst- 
lerischer Beziehung  zu  interessanten  Er- 
örterungen Veranlassung  geben  kann.  An 
anderer  Stelle  habe  ich  bereits  den  Versuch 
gemacht,  der  Eigenart  dieses  Künstlers  ge- 
recht zu  werden.  Die  Veranlagung  Ol- 
brichs  schien  im  einzelnen  mehr  auf  dem  Ge- 
biete malerischer  Empfindsamkeit  zu  liegen, 
während  der  Gesamteindruck  seiner  Schöp- 
fungen sich  weniger  von  vornherein  architek- 
tonisch festgelegt  und  zergliedert  darstellte. 


Olbrich  ist  häufig  von  einzelnen  Stinmiungs- 
momenten  abhängig,  wobei  seine  Vorliebe 
für  farbige  Einzelheiten  bisweilen  den 
räumlichen  Zusammenhang  außeracht  ließ. 
Von  dieser  Eigenschaft,  die  bei  früheren 
Arbeiten  Olbrichs  sehr  stark  hervortrat, 
ist  der  Künstler  hier  zu  einer  starken  räum- 
lichen Orientierung  geschritten.  Weiß 
lackiertes  Mahagomholz  gibt  die  Grund- 
stimmung des  einheitlichen  Raumes,  der  nur 
durch  die  Kontraste  der  Möbel  in  Chokola- 
denfarbenem  Tone  aufs  feinsinnigste  belebt 
wird.  Den  Boden  bedeckt  ein  Teppich  von 
hellerem  Braun  mit  großen  dunkleren 
Ovalen,  die  mit  ähnlich  geformten  licht- 
spendenden Gebilden  der  Decke  korre- 
spondieren. In  künstlerischem  Sinne  sollte 
durch  diese  Beziehung  zwischen  Fußboden 
und  Decke  ein  Zusanmienhang  des  Raumes 
erreicht  werden.  Dieses  an  sich  feinsinnige 
Mittel  scheint  jedoch  nicht  recht  geglückt, 
weil  die  häufige  stark  ins  Auge  fallende 
Wiederholung  der  großen  Ovale  am  Boden 
uns  allzusehr  an  das  Organische  darge- 
stellter Augen  erinnert.  Ein  ovales  oder 
lanzettförmiges  Motiv  kehrt  überall  wieder, 
sogar  auf  den  Seitenteilen  der  Stühle  und 
den  geschliffenen  Scheiben  der  Wand- 
schränke. In  ähnlicher  Beziehung  ist  die 
künstlerische  Disposition  dieses  Raumes  so 
interessant,  daß  noch  einige  andere  Mo- 
mente Erwähnung  finden  mögen.  Für  den 
eintretenden  Beschauer  sind  zur  Rechten  und 
Linken  und  an  der  gegenüberliegenden  Seite 
die  braunen  Möbel  gleichwertig  im  Räume 
verteilt.  Weil  hierbei  jedoch  der  braune  Ge- 
samtkörper der  kastenförmigen  Schränke 
auf  der  weißen  Wand  zu  stark  gewirkt  haben 
würde,  ist  durch  einen  vorspringendenEinbau 
in  weiß  der  konstruktive  Aufbau  völlig 
durchbrochen.  Beim  dritten  Möbel,  einer 
Art  Truhe,  stellte  Olbrich,  um  das  Gleich- 
gewicht des  Raumes  zu  wahren  und  gleich- 
zeitig die  Maße  zu  heben,  die  Lade  auf  ein 
hochbeiniges  Tischchen.  Doch  wirkt  diese 
Zusammenstellung  vielleicht  zu  willkürlich, 
etwa  wie  wenn  man  in  der  Eile  eines  Um- 
zuges eine  Truhe  auf  einen  Tisch  stellt. 

Von  ganz  ausgezeichneter  Form  sind  in 
diesem  Räume  die  Stühle. 

Neben  Olbrich  hat  Leopold  Bauer 
einen  seiner  bekannten  kostbaren  Salons 
ausgestellt,  die  schon  in  St.  Louis  durch 
einen  orientalisch  anmutenden  Luxus  be- 
stachen. Die  Wände  sind  hier  mit  Kirsch- 
baumholz, dessen  herrliche  Maserung  be- 
sonders ins  Auge  fällt,  bekleidet.  Oberhaupt 
hat  man  neuerdings  mehr  und  mehr  auf 
das  Material  und  die  Verwertung  seiner 
schon  von  Natur  vorhandenen  Eigenschaf- 
ten achten  gelernt.  So  beruht  auch  im 
Schlafzimmer  von  Paul  Ludwig  Troost 
der  wesentliche  Eindruck  der  einfachen 
Möbel  in  der  natürlichen  Wirkung  des 
Sapeli-Mahagoniholzes.  In  diesem  Auf- 
merksamwerden auf  die  Qualitäten  des 
Materiales  liegt  für  die  Weiterentwicklung 


27 


der  modernen  Innenkunst  einer  der  frucht- 
barsten Momente.  Hiebe!  kommt  es  jedoch 
nicht  so  sehr  auf  die  Kostbarkeit  des 
Materials  wie  auf  seine  natürlichen  künst- 
lerischen Eigenschaften  an,  die  naturgemäß 
auch  in  minderwertigem  Materiale  vor- 
handen sind.  In  dieser  Richtung  können 
wir  noch  vieles  von  England  lernen.  So 
hat  der  Schotte  Ch.  R.  Mackinstosh  die 
Wände  seines  englischen  Speisezimmers 
statt  mit  kostspieligen  Hölzern  mit  grauem 
englischen  Packpapier  bekleidet.  Dem  so 
erreichten  einfachen,  jedoch  gediegenen 
Grundtone  entspricht  eine  ähnliche  Durch- 
führung der  grau  gebeizten  Eichenmöbel, 
die  in  einfacher  ruhiger  Verteilung  nirgend- 
wo den  Raum  beengen. 

Die  Kredenz  besteht  aus  einfachen  Bord- 
brettern, die  zwischen  schmalen  Schränken 
der  Wand  eingefügt  sind.  Alles  trägt  einen 
fast  derben,  bäuerlichen  Charakter,  nur  die 
wenigen  Farben  sind  von  höchstem  Raffine- 
ment. Die  dunkel  grauen  Stühle  wurden 
mit  grünem  Leder  bespannt,  hier  und  da 
leuchtet  dann  noch  ein  lichtes  Lila  her- 
vor, wie  in  den  Vorhängen  des  Fensters 
oder  in  dem  beliebten  Quadratmuster, 
welches  auch  hier  als  Belebung  der  Tür- 
umrahmung verwendet  ist.  In  diesen  weni- 
gen Farben  des  vorwiegend  dunkelgrauen 
Raumes,  der  mit  der  lichten  Decke  kon- 
trastiert, liegt  das  Geheimnis  seiner  guten 
Wirkung. 

Die  derbe  und  einfache  Behandlung  des 
Materials  finden  wir  auch  bei  G.  Walton, 
London,  hier  jedoch  mit  allerlei  Schnitze- 
reien und  mehr  in  Anlehnung  an  ältere 
Stilarten,  besonders  den  in  Amerika  be- 
liebten Kolonialstil.  In  seiner  Gestaltung 
als  niederes,  schiffskabinenartiges  Wohn- 
zimmer aus  Nußbaumholz  mit  Bücher- 
schränken, einer  langen  Bank  an  der 
Fensterwand,  kleinen  leichten  verstellbaren 
Tischchen  und  ebensolchen  rechteckigen 
Bänken,  gehorcht  dieser  Raum  der  stark 
entwickelten  englischen  Geselligkeitskultur 
und  ermöglicht  aufs  leichteste  eine  unge- 
zwungene Bewegung  oder  zwanglose  Un- 
terhaltung. 

Ein  Frühstückszimmer  von  C.  West- 
mann, Stockholm,  in  hellgebeiztem 
Eichenholz  bedeutet  für  den  Eindruck 
weiter  nichts  neues.  Der  schablonierte 
bunte  Ornamentstreifen  der  Wand  paßt 
sogar  in  diese  Ausstellung  nicht  mehr  hin- 
ein. 

Neben  diesen  einfachen  Räumen  for- 
dern ein  Musik-  und  ein  Herrenzimmer 
von  Prof.  Grenander  in  der  Kostbarkeit 
der  Durchführung  zu  allgemeiner  Bewun- 
derung heraus.  Beide  Zimmer  sind  in 
Mahagoni  mit  Paduk-,  Zinn-,  Elfenbein- 
und  Ebenholzintarsien  mit  unübertrefflicher 
Präzision  der  Arbeit  ausgeführt.  Das  hier 
ausgestellte  Herrenzimmer  ist  von  St.  Louis 
her  rühmlichst  bekannt.  Der  Künstler 
wurde   dafür    mit    der    goldenen    Medaille 


ausgezeichnet.  Das  Gemeinsame  der  Möbel 
im  einzelnen  ist  die  schmiegsame  ein- 
ladende Rundung,  die  in  geschwungener 
Linie  das  Eckige  und  Kantige  tunlichst 
vermeidet.  Daneben  kommt  in  einer  kost- 
bar ausgestatteten  Kaminnische  mit  runden, 
in  rotem  Steinmosaik  ausgeführten  Säulen 
und  wuchtigen  Sesseln  eine  starre  Ruhe 
zu  trefflichem  Ausdruck.  Im  einzelnen 
erfordert  das  organische  Gefüge  der  Möbel, 
die  Feinheit  der  Rundung  oder  der  ge- 
schweiften Linie  vor  allem  in  den  Ansatzteilen 
eine  genaue  Betrachtung.  Besonders  versteht 
es  Grenander,  das  komplizierte  Werk  der  In- 
tarsien in  der  Fläche  festzuhalten.  Dagegen 
hat  Prof.  Billing -Karlsruhe  in  einem 
farbig  gut  gestimmten  Bibliothekszimmer 
aus  Withe-wood  mit  Stechpalmen-Intarsien 
bei  diesen  ein  Schwarz  so  unmittelbar 
neben  einen  lichten  Ton  auf  hellem  Grunde 
angebracht,  daß  die  Intarsien  aus  der 
Fläche  herausgetrieben  werden. 

Für  das  Berliner  Kunstgewerbe  ist  es 
von  großer  Bedeutung,  daß  Grenander 
einen  Kreis  von  Schülern  um  sich  ver- 
sammelt hat.  In  einem  räumlich  ausge- 
zeichnet disponierten  Empfangssaal,  dessen 
Möbel  vorwiegend  in  Nußbaumholz  mit 
Intarsien  ausgeführt  sind,  haben  H.  Brandt, 
A.  Fehse,  M.  Philipp,  A.  Schmidt,  E. 
Schneckenberg  einzelne  sehr  talentvolle 
Arbeiten  ausgestellt.  Wenn  auch  ein  Zu- 
sammenhang vorerst  natürlich  scheint,  so 
ist  durchgehends  eine  einfache  klare 
Grundanschauung  für  die  erwachende 
Selbständigkeit  das  beste  Leitmotiv.  E. 
Schneckenberg  hat  in  einem  Schreib- 
tisch mit  Stuhl  bereits  eine  ausgezeichnete 
Arbeit  geschafTen,  die  in  künstlerischer 
Geschlossenheit  und  praktischer  Verwen- 
dung gleich  wertvoll  scheint.  In  gleicher 
Weise  wäre  ein  Salon  in  Nußbaum-  und 
Padukholz  von  Arthur  Schmidt  hervorzu- 
heben. Bei  einem  Klavier  ist  hier  eine 
äußerst  praktische  Beleuchtung  angebracht, 
die  das  Licht  von  oben  wirft,  während  die 
Lichtquelle  hinter  einer  Krampe  zum  Schutze 
der  Augen  verborgen  bleibt. 

Von  dem  Künstlerehepaar  Rudolf  und 
Fia  Wille  ist  ein  sehr  ansprechendes  Da- 
mensctüafzimmer,  die  Möbel  aus  unga- 
rischem Eschenholz  mit  Perlmutterintarsien, 
ausgestellt.  Die  Maserung  des  Holzes 
leuchtet  hier  in  wunderbarer  Stärke.  Doch 
scheint  auf  diesem  Grunde  eine  so  zarte 
Linienintarsia  wie  beim  Schlüsselloch  des 
Schrankes  unwirksam  und  überflüssig. 

Erich  Kleinhempel-Dresden  hat  einen 
Damensalon  aus  Mahagoniholz  mit  Birn- 
baumintarsien ausgestellt,  wenig  neu  im 
Eindruck  und  unruhig  in  der  dekorativen 
Behandlung  der  Wände.  Dieser  Umstand 
ließe  sich  jedoch  leicht  heben,  wenn  man 
die  wenigstens  an  dieser  Stelle  wenig  an- 
sprechenden Bilder  wegnähme.  Wie  denn 
im  Anbringen  von  dekorativen  Werken  an 
der  Waqd  überhaupt  vielfach  eine  gewisse 


28 


Willkür  herrscht.  Nur  der  Empfangsraum 
Grenanders  und  dasMackintoshzimmer  sind 
in  dieser  Beziehung  musterhaft. 

Bei  den  Stühlen  von  Kleinhempel  liegt 
ein  Drittel  der  geschwungenen  seitlichen 
Lehnen  unmittelbar  auf  dem  Polster,  so 
daß  noch  ein  Teil  des  Sitzes  nach  beiden 
Seiten  außerhalb  der  Lehne  vortritt.  Wer 
sich  also,  ohne  hinzusehen,  setzt,  kommt 
mit  dieser  in  unliebsame  Berührung. 

Als  ganzes  bedeutet  diese  Ausstellung 
nach  der  Entwicklung  der  letzten  Jahre 
vor  allem  in  der  Verwendung  des  Materials 
und  der  vertieften  Kenntnis  seiner  Eigen- 
schaften wieder  einen  bedeutenden  Fort- 
schritt. 

Es  kann  nicht  genug  hervorgehoben 
werden,  daß  eine  Firma  wie  Ball  hier 
Künstler  ersten  Ranges  herangezogen  hat. 
Wenn  andere  Firmen  folgen,  so  wird  Berlin 
bei  der  bekannten  Vorzüglichkeit  der  hier 
üblichen  technischen  Ausfiihrung  in  erfolg- 
reiche Konkurrenz  besonders  mit  eng- 
lischen Fabrikaten  treten  können.  Noch 
immer  jedoch  sind  die  meisten  der  ausge- 
stellten Arbeiten  zu  kostbar.  Noch  fehlt 
uns  das  in  den  heutigen  sozialen  Verhält- 
nissen, besonders  der  Großstadt,  wichtigste : 
das  gute  und  billige  Bürgermöbel.  So 
lange  wir  noch  diese  Möbel  mit  der  un- 
mittelbaren trivialen  Vorstellung  des  Kosten- 
standpunktes anstaunen  und  in  Versuchung 
kommen,    Kostbarkeit    des    Materials    mit 


ästhetischer  Wertschätzung  zu  verwech- 
seln, kann  von  einer  allgemeinen  allen 
Forderungen  gehorchenden  künstlerischen 
Kultur  noch  nicht  die  Rede  sein. 

Gegenüber  allem  jedoch,  was  wir  bisher 
in  Berlin  an  Ausstellungen  von  Innenräu- 
men zu  sehen  gewohnt  waren,  wirkt  diese 
Ausstellung  in  der  Fülle  und  Mannigfaltig- 
keit des  wechselnden  Eindruckes  verblüf- 
fend. Die  Differenzierung  des  verschiede- 
nen Strebens,  die  wechselnde  Art  des  ein- 
geschlagenen Weges  erklären  den  Reiz, 
den  diese  Ausstellung  besonders  durch  ihre 
Frische  im  Wachsen  und  Werden  ausübt. 
Und  wie  der  eigentliche  Reiz  im  Streben 
nach  einem  Ziele  nicht  im  erreichten  Ziele 
selbst  ruht,  so  wird  auch  hier,  wo  das 
Gewünschte  zum  Teil  noch  nicht  erreicht 
Ist,  das  Interesse  umso  lebendiger,  weil 
überall  ein  Kern  guten  WoUens  durch- 
dringt. 

Man  würde  einzelnen  Künstlern  einen 
schlechten  Dienst  erweisen,  wenn  man 
diesen  Umstand  unerwähnt  ließe.  Im 
Wechsel  der  Jahrhunderte  läßt  sich  der 
Wandel  des  Stiles  selten  in  einer  Zeit  von 
dreißig  Jahren  meistens  erst  im  Verlaufe 
eines  halben  Jahrhunderts  feststellen.  Trotz 
des  schnellen  Fortschrittes  unserer  Ent- 
wicklung ist  es  also  aus  zeitlichen  Rück- 
sichten unmöglich  den  in  jeder  Beziehung 
vollendeten  Ausdruck  schon  heute  erreicht 
zu  haben. 


ALFRED  SRENANDER,  BERLIN.     VORRAUM. 
m   AUSSTELLUNfl  A.  S.  BALL,  BERLIN,   b 


J.  M.  OLBRICH,   DARMSTADT.    SPEISEZIMMER. 
s     B     AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,     m    a 


ALFRED  6RENAN0ER,  BERLIN.    MUSIKZIMMER. 
B     B     AUSSTELLUNa  A.  S.  BALL,     b     b 


PALL 

I  POTSCflMER  STdfBSE  27?  | 
IflUSTlLUJNCMOI^tRNERl 
|ZIMflCRBNRICfflUNqEN  I 

V     "nO     Ci)     tiO     00     G„0 


00     00     00     00     0,0 


■UMTER  LErruNqvoNl 


ALrRED  SRENANDER,   BERLIN.    HERRENZIMMER. 
ia    a    B  AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,  a    b    b 


6E0R6E  WALTON,  LONDON.    WOHNZIMMER. 
a    m    AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,    «s    ss 


CH.  R.  MACKINTOSH,  SLAS60W.     SPEISEZIMMER. 
e    B    B  AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,   e    e    B 


HEINRICH  BRANDT,  BERLIN.    VITRINE  UND  EINZELMÖBEL 
BSE     AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,     b      b      is 


EINSANSSTÜR  MAASSENSTRASSE  36,  BERLIN. 
m  e  ARCHITEKT:  ALF.  J.  BALCKE.  ■  ss 
TREIBARBEITEN  VON  SCHULZ  &  HOLDEFLEISS. 


DURCHFAHRTSTOR  MAASSENSTRASSE  36,  BERLIN. 
B  B  ARCHITEKT:  ALF.  J.  BALCKE.  b  b 
TREIBARBEITEN    VON    SCHULZ  &   HOLOEFLEISS. 


FENSTER6ITTER  AM  HAUSE  MOMMSENSTR,  6,  CHARLOnENBURG. 
e  B  B  S3  ARCHITEKT:  ALBERT  QESSNER.  a  b  b  bd 
B     AUSFÜHRUNS:  SCHLOSSERMEISTER  EMIL  NACHTISALL.    a 


K  Der  VtRBtand  des  Emsl-LndwlK-Vereiiu,  hesal' 
•chen  ZentialveTBini  für  Eirichtung  bülifcr WobminKen, 
■chreibt  einen  Wettbewerb  zur  Erlangung  muateigült^ei 
Entwürfe  fUi  Arbeiteiwobnungen  unter  den  in  Deutsch- 
land aniÜBslgen  Architekten  aua.  Ea  Bind  drei  PreiBe 
cu  looo,  600  und  40a  BAark  au^^esetzt;  der  Ankauf 
einer  Anzahl  weiterer  Entwürfe  bleibt  voibehahen. 
Die  Entwürfe  sind  bia  zum  i.  Mai  einmreicben.  Die 
Unterlagen  liefert  die  VereinB-GeschUtMteUe,  Wilhel- 
minenatraSe  No,  3  in  Darmetadt,  gegen  Binaendung 
von  0,55  Matk  (nicht  in  Marken). 


Realachnldiiektor  Dr.  MOUer  In  Eialeben,  Stadtbaurat 
Karl  Rehont  in  Halle  a.  d.  Saale,  KSnIgl.  Bergrat 
Schrader,  KttnigL  Baurat  Vetter,  Zimmenndster  C  Voigt 
und  BUrgerfueister  Welker  in  Eisleben.  Die  Ent- 
würfe sind  bis  cnm  30.  M^  1905,  abends  6  Uhr,  mit 
der  Au&chiift  „Wettbewerb  Realschule"  bei  dem 
Magistrate  von  Eideben  einsuielchen  oder  bis  zu  dem 
genannten  Zeltpunkt  einer  deutschen  Postanstolt  lui 
Weiterbeförderung  ni  Qbergeben,  Die  Bedingungen 
kOnnen  vom  Magistrat  gegen  Einsendung  von  a  Mark 
betten  werden. 


K  Bei  der  diesjUirigen  Bewertmng  um  den 
SchinkelpreiB  gingen  34  EntwUrfe  zu  einem  Museum 
für  Architektur  und  AtchilekturpUstik  in  Berlin  ein. 
Den  Staatspreis  und  ala  Vereinsandenken  die  Plakette 
mit  dem  BSdnisae  Schinkels  erhielt  Regieningsbau- 
fflluer  Al&ed  Boebden  in  Berlin,  den  Entwürfen  der 
RegterungsbaufUhrer  Wilhelm  Bohnsack  in  Charlotten- 
bnrg,  Alex  Baerwald  in  Berlin,  Walter  Koeppen  in 
Cbarlottenbu^  und  Paul  Michel  in  Chailottenburg 
wurde  die  Schinkelplokette  zuerkannt.  Das  KOnig.- 
liche  Technische  Obeiprüfiingsamt  hat  diese  fünf  Ent- 
würfe, sowie  die  Entwürfe  der  Regierungsbauführer 
Arthur  HShlmann  In  Berlin,  Wilhelm  Preise  in  Berlin, 
Louis  SchmUlling  in  Beriin,  Franz  Bergboff  in  Berlin, 
Einst  Stlebler  in  Cbarlottenbui^,  Rudolf  Balhom  in 
Bonn-Poppetsdorf  tmd  Karl  JÜsgen  in  Aachen  als 
blusliche  Probearbeiten  fUr  die  «weite  Hauptpiüfung 
im  Bau&ch  angenommen. 

U  Zur  Erlangung  von  Vorentiviltfen  zum  Neubau 
eines  Realschulgebaudes  nebst  Turnhalle  und  Direktor- 
wohnimg  In  Eisleben  wird  ein  allgemeiner  Wettbewerb 
unter  den  Architekten  Deutschlands  ertlfihet.  Es  sind 
ein  erster  Preis  von  1500  Mark,  ein  zweiter  Preis  von 
1000  Mark  und  ein  dritter  Preis  von  joo  Mark  aus- 
gesetzt. Die  Gesamtsumme  der  Preise  kann  auch  auf 
einstimmigen  Beschluß  des  Prei^eiichts  anderweitig 
verteüt  werden.  Dos  Preisgericht  haben  Übernommen ; 
Idaureimeister  P.  Fiedler  und  Medidnolrat  Dr.  Hauch 
in  Eisleben,    Stadtbaurat  Ludwig  Hoflmann  in  Berlin, 


±  Im  Kunstgewerbemuseum  finden  zur  Zeit  zwei 
sehr  lehrreiche  Ausstellungen  japanischer  Kunst  statt. 
Im  SchlUlerzlmmer  hat  Herr  Oustav  Jacobjr  seine 
hervorragende  anmmlnng  Japanischer  Lackarbeiten, 
Töpferwaren,  Schmuckxlerrate  u.  a.  ausgestellt.  Im 
Lichthofe  hat  eine  umfangreiche  Ausstellung  japanischer 
Farbdrucke  Platz  gefunden,  die  *um  grOBten  Teil  dem 
Besitze  von  Privatsammlem  imd  answKrtlgen  Museen 
entstammen.  Es  bietet  sich  somit  eine  seltene  Oe- 
legenhelt,  die  Kunst  Japans  in  ihren  besten  Erzei^- 
nissen  kennen  zu  lernen. 

4^  Die  Nationalgalerie  bereitet  eine  groOe  Aus- 
stellung von  Werken  Adolf  Menzels  vor. 

Der  Firma  QUmhcr  Wagner,  Fabriken  für  KUnstler- 
farben  und  flüssige  Tuschen,  Hannover  und  Wien, 
wurde  auf  der  Weltausstellung  St.  Louis  1904  die 
Goldene  Medaille  verliehen. 

Bin  Anastigmat  ist  bekanntlich  das  qualitativ  am 
höchsten  stehende  Objektiv,  der  allgemeinen  Ver- 
wendung stand  bisher  nur  der  hohe  Preis  hindernd 
im  Wege.  Seit  kurzem  werden  jedoch  die  bekannten 
Union-Kameras  der  Firma  StBddg  &  Co.  ausschliefilich 
mit  Anastigniaten  ausgerüstet,  und  da  diese  Apparate 
unter  erleichterten  Bedingungen  erbiUtlich  sind,  dürfte 
sehr  bald  manches  minderwertige  Objektiv  verdrüngt 
sein.  Im  übrigen  verweisen  wir  auf  die  Beilage  in 
heutigen  Blatte. 


40 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  beziehen  durch  Ernst  Waemutfa  A.-G.,  Berlin  W.  8, 

Markgrafenstraße  35. 

Beton  und  Eisen  (Internationales  Organ  für  Betonbau). 
IV.  Jahrgang  1905 M.  z6, — 

Details,  Charakteristische,  von  ausgefUhiten  Bauwerken. 
Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  von  Hugo 
Licht  herausgegebenen  „Architektur  des  ao.  Jahr- 
hunderts". Jährlich  erscheinen  zoo  Tafeln  im  Format 
33X46  cm ,  in  5  Lieferungen  von  je  ao  Tafeln  Lichtdruck. 
Preis  des  kompletten  Jahrgangs       •     .     M.  30, — 

Ausland „  36, — 

3  JahrgSnge  sind  abgeschlossen. 
Jahrgang  IV,  Lieferung  z  ist  soeben  erschienen. 

Haase,  H.,  Medizinalrat,  Gesundheitswidrige  Woh- 
nungen und  deren  Begutachtung    .    •    .    M.    z,6o 

Koenen,  GnmdzUge  für  die  statische  Berechnung  der 
Beton-  tmd  Betoneisenbauten.  Zweite  durchgesehene 
Auflage  .     • M.    z,2o 

Lippmann,  Moderne  Schriften- Vorlagen       •    M.    0,15 

LUer,  H.  und  M.  Creutz,  Geschichte  der  Metallkunst, 
a  Bünde.  Band  I :  Kunstgeschichte  der  unedlen  Me- 
talle     M.  aS,— 

Mutfaesius,  Hermann,  Das  englische  Haus.  Band  I: 
Entwicklung- des.  englischen  Hauses.  Band  II:  Be- 
dingungen, Azilage  und  Aufbau.  Band  III:  Der 
Innenraum  des  englischen  Hauses.  Jeder  Band 
enthUt  30  bis  35  Bogen  Text  im  Format  22x32  cm 
mit  aoo  bis  300  Abbildungen  und  kostet  für  Abnehmer 
aller  3  Bünde  broschiert  M.  »5, — ,  gebunden  M.  30, — , 
bei  Einzelbezug  broschiert  M.  30, — ,  gebund.  M.  35, — 

Neubauten    in   Nordamerika*      Schlußheft    z6,    womit 
2  Serien  nunmehr  voUstündig  vorliegen: 
Serie   I:  zoo  Tafeln  in  Mappe  M.  62,50 
„     II:     65        „      in  Mappe    „  4Z,50 
Beide  Serien  zusammen  bezogen  M.  zoo, — 

Perder,  L.  und  Fontaine,  P.  F.  L.,  Innendekorationen, 
Möbel  und  Geräte  im  Empire-Stil.  Neue  Ausgabe. 
72  Tafeln  Folio.  In  Pergamentband  .  •  M.  30,— 
Da  der  „En^ire-Stil<<-  zur  Zeit  wieder  sehr  in 
Auftiahme  gekommen  ist,  wird  diese  getreue  Nach- 
bildung des  im  Jahre  z8z2  zu  Paris  erschienenen 
Vorbilderwerkes  vielen  willkommen  sein.  Der  fran- 
zösische Neo-Klassizismus  findet  hierin  seinen  reinsten 
und  edelsten  Ausdruck. 

Neue  Auflage  soeben  erschienen. 

Propper,  Die  Bauschule  am  Technikum  in  Biel.  2g  Ta- 
feln Lichtdruck.  Format  30x40  cm  in  Mappe  M.  z6, — 

Schmid,  Heinrich,  Die  natürlichen  Bau-  und  Deko- 
rationsgesteine.    II.  erweiterte  Auflage  .     .    M.  2,30 


Inserenten  -Tafel. 

Otto  Baumgürtel,  Verlag  fUr  Kunstgewerbe  und  Archi- 
tektur, Berlin  W.  g. 
Bautechn.  Privatschule,    Architekt  Spenger,    München. 


Karl  Bartsch,  Weriotitte  fUr  Wohnungseinrichtung, 
München« 

Otto  Bielefeld,  Zeichengestell  mit  Requisitenbrett,  Ber- 
lin N.,  MUUerstr.  177. 

R.  Blume,  Kunst-  und  Bauschlosserei,  Charlottenburg  4. 

Carl  Bracke,  Haustelegraphen,  Telephone,  Berlin  8W., 
Puttkamerstr.  Z4. 

Deutsche  Glasmosaik-Gesellschaft  Puhl  ft  Wagner, 
Hoflieferanten,  Rizdorf-Berlin. 

Dicker  ft  Wemeburg,  Fabrik  -  für  Centralheizungs-  und 
Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.— Berlin-Schöneberg. 

Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden, 
Blasewitzerstr.  Z7. 

Eisenwerk  Joly,  Spec:  Treppen,  Wittenberg. 

Carl  Flohr,    Personen-   und  Laste^uMlge,    Berlin  N. 

Tobias  Forster  &  Co.,  Selbstspülende  Closets  „Isaria", 
München — Berlin. 

Golde  ft  Rachel,  Kunstschmiede,  Berlin-Halensee. 

J.  P.  GroOmann,  Gartenanlagen,  Leipzig,  Elslerstiaße. 

Georg  GÜUand,  Gartenanlagen,  Berlin  O.,  Frankfurter 
Allee  Z4/Z5. 

Richard  Herrmann,  Messing-  und  Bleiverglasung, 
Berlin  N.,  Rhelnsbergerstr.  65. 

Bruno  Heßling,  G.  m.  b.  H.,  Architektur-  und  Kunst- 
verlag, Berlin  SW.,  Anhaltstr.  z6/z7. 

Jahreis  ft  HOnig,  Spezialkunststeinfabrik,  Helmbrechts 
(Bayern). 

Lion  Kiefiling,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

Klemm  ft  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

Heinrich  Kunitz,  OAiamente  in  Kupfer  und  Bronze, 
Berlin  SO,  Mariannenplatz  Z2. 

Lehner  ft  Steinisch,  Kunstwerkstätten,  Wilmersdorf, 
Holsteinischestr.  3  z. 

Gustav  Lind  Nflg.,  Metallbildhauerei,  Berlin  W.,  Gen- 
thinerstr.  3. 

C.  Rob.  Lohmaim  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 
hofen  (Westf.). 

S.  A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Garten- 
straße 96. 

Marienberger  Mosaikplattenfabrik,  Marienberg  i.  S. 

A.  Müller,  Kupferdeckung,  Bauomamente,  Berlin- 
Schöneberg,  Groß-GOrschenstr.  35. 

Johann  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Pots- 
damerstraße zo/zz. 

Otto  Polig,  Atelier  für  dekorative  Plastik,  Friedenau- 
Berlin. 

Bd.  Puls,  Eisenkonstruktions-  und  Kunstschmiedewerk- 
statt,  Berlin-Tempelhof. 

Joseph  Scherer,  Glasmalerei,  Berlin  W.  Z5,  Kaiser- 
allee 204. 

J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W.  35. 

Schwartze  &  Gaedecke,  Kunsttöpferei,  Berlin  N.  24. 

E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Spinn  &  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W., 
Leipzigerstr.  83. 

H.Stroucken,  Möbelfabrik  u.  Dekorationsgeschäft,  Krefeld. 

Verlag  von  Seemann  ft  Co.,  Leipzig. 

Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Hannover. 

Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Miltenberg  a.  Main. 

Zierhut  &  Krieger,  Kimstgewerbl.  Werkstätte,  München. 


Verantwortlich  für  die  Schriftleitung:  Dr.  Adolf  BrUning,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  Berlin  W.,  Mauerstr.  43. 44  —  Klischees  von  Carl  Schütte,  BerlinW. 


ENTWURF  ZU  EINER  DECKE  FÜR  EIN  WARENHAUS  ORANIENSTR.  52-55 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL,       &       ö       MALEREI:  M.  J,  BOOENSTEIN 


B.A.W. VIII.  9 


Qednickl  und  verlegt  bei  Em«  Wasmutta  A.-G..  Berlin. 


DER  WETTBEWERB 
UM    EIN    GESCHÄFTSHAUS    FÜR   DIE 
ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-GESELL- 
SCHAFT IN  BERLIN. 


Anfangs  dieses  Jahres  spielte  sich  in  Berlin 
ein  bedeutsamer  allgemeiner  Wettbewerb 
ab.  Das  Ergebnis  war  außergewöhnlich 
und  höchst  überraschend;  es  wurde  nicht 
nur  kein  erster  Preis,  sondern  überhaupt 
kein  Preis  erteilt.  Das  Preisgericht  kam 
zu  der  Ansicht,  daß  von  allen  104  rechtzeitig 
eingegangenen  Entwürfen  kein  einziger  in 
vollem  Umfange  die  baupolizeilichen  Be- 
dingungen erfülle;  daß  ferner  keiner  durch- 
schlagende Vorzüge  der  Grundrißlösung  mit 
hohen  Ansprüchen  genügender  künstleri- 
scher Gestaltung  des  Äußern  unci  Innern 
vereinige;  daß  dagegen  die  auf  die  engere 
Wahl  gesetzten  13  Entwürfe  doch  so  bemer- 
kenswert seien,  daß  man  sie  als  die  relativ 
besten  bezeichnen  könne.  Ergebnis:  Man  be- 
schloß, für  die  zur  Verfügung  gestellte  Hono- 
rarsumme diese  13  Entwürfe  anzukaufen. 
Damit  hat  also  das  Preisgericht  jeden  bis- 
herigen Rekord  geschlagen.  Es  liegt  mir 
nichts  ferner  als  eine  Kritik  dieses  Preis- 
richterspruches; man  muß  sich  im  Gegenteil 
freuen,  daß  dem  in  den  letzten  Jahren  so 
vielfach  geübten  Brauche  —  Mißbrauche  — , 
keinen  ersten  Preis  zu  verteilen,  auf  diese 
Art  die  Krone  aufgesetzt  wurde.  Es  gewinnt 
dadurch  die  Hoffnung  Raum,  daß  die  Preis- 
richter sich  demnächst  wieder  auf  eine 
programmäßige  Verteilung  der  Preise  be- 
sinnen werden.  Hat  doch  die  Vereinigung 
Berliner  Architekten  bei  ihrem  neuesten 
W^ettbewerb  die  einsichtsvolle  Bestimmung 
aufgenommen,    daß  ein   erster  Preis  unter 


allen  Umständen  verteilt  werden  muß.  Das 
wird  zur  Nachahmung  empfohlen! 

Wie  aber  ist  es  möglich,  daß  sich  unter 
104  Entwürfen  nicht  so  viele  finden,  die  der 
6  ausgesetzten  Preise  wert  erscheinen,  zu- 
mal wenn  der  Durchschnitt  ein  guter  ist? 
Und  daß  er  das  war,  bestätigten  nicht  nur 
einzelne  Preisrichter,  das  sah  auch  jeder 
unbefangene  Beschauer  der  ausgestellten 
Arbeiten.  Der  Grund  dafür  liegt  lediglich 
in  der  allzu  knapp  bemessenen  Arbeitsfrist 
von  noch,  nicht  3  Monaten.  Wie  sollen 
praktisch  erfahrene  und  zur  Lösung  der- 
artiger Aufgaben  geeignete  Künstler  —  und 
solche  will  man  doch  zur  Mitarbeit  heran- 
ziehen —  neben  ihren  vielen  laufenden 
Arbeiten  in  so  kurzer  Zeit  noch  Muße  finden, 
dieselben  künstlerisch  befriedigend  zu  be- 
wältigen? —  Darin  liegt  das  ganze  Geheim- 
nis so  vieler  ergebnislos  verlaufener  Wett- 
bewerbe der  letzten  Jahre.  Also :  gebt  mehr 
Zeit!  — 

Die  Entwürfe  selbst  —  wir  bringen  nach- 
stehend die  13  angekauften  —  unterscheiden 
sich  wesentlich  nach  2  Gesichtspunkten: 
erstens,  ob  sie  die  Vorderfront  ganz  oder 
nur  teilweise  bebauen.  Der  Bauplatz  liegt 
am  Friedrich -Karlufer  in  Berlin,  links 
vom  vollbebauten  Grundstücke  des  Nieder- 
barnimer  Kreishauses,  rechts  vom  Gelände 
des  Lessingtheaters  begrenzt.  Das  Theater 
steht  bekanntlich  ringsum  frei.  Rechnet 
man  nun  mit  diesem  Zustande,  und  daß 
derselbe  vorläufig  bestehen  bleibt,  so  liegt 


4i 


es  nahe,  die  dem  Theater  zugekehrte  Seite 
des  neuen  Geschäftshauses  ebenfalls  als 
Schauseite  auszubilden.  Man  kann  damit  für 
den  von  rechts  kommenden  Beschauer  ein 
interessantes  Architekturbild  schaffen,  aber 
nur  dann,  wenn  man  die  Vorderfront  nicht 
ganz  bebaut,  d.  h.  von  der  Nachbargrenze 
ab  bleibt.  Diese  Gedanken  zeigen  z.  B.  die 
Entwürfe  von  Heidenreich,  Kraaz,  Jennen 
etc. ;  der  Entwurf  von  Kuhn  gehört  ebenfalls 
hierher,  wenn  er  auch  den  niedrigeren 
Saalbau  an  die  Nachbargrenze  heranrückt. 

Andere  Entwürfe  wie  z.  B.  von  Seeling, 
Martens,  Hagberg  etc.,  welche  die  Vorder- 
front total  bebauen,  folgen  der  Ober- 
legung,  daß  das  Lessingtheater  doch  einmal 
fallen  und  das  wertvolle  Gelände  anders 
bebaut  werden  wird.  Das  Gebäude  der 
Elektr.  Gesellschaft  würde  auf  diese  Art 
von  beiden  Seiten  eingebaut.  Diese  Vor- 
aussetzung mag  vielleicht  allzu  prosaisch 
erscheinen,  findet  aber  in  der  baulichen 
Entwicklung  der  Großstadt  Berlin  ihre 
wohlbegründete  Erklärung.  Die  Folge  sind 
fensterlose  Giebel  nach  dem  Lessingtheater 
hin,  die  man  mit  mehr  oder  minder  Ge- 
schick zu  gestalten  versucht  hat.  Nicht 
unerwähnt  soll  bleiben,  daß  die  weit  über- 
wiegende Mehrzahl  der  Entwürfe  von 
dem  Standpunkte  dieser  praktischen  Er- 
wägungen ausging.  Im  Preisgericht  sind 
die  Ansichten  darüber  anscheinend  sehr 
geteilt  gewesen.  Die  erstgenannte  Be- 
bauungsart hat  aber  entschieden  male- 
rischen Vorzug,  und  das  Kuhn'sche  Projekt 
nützt  durch  seinen  Vierungsturm  die  ge- 
gebenen Möglichkeiten  trefüich  aus. 

Sehr  verschieden  sind  zweitens  die  Ent- 
würfe durch  die  Anlage  der  Korridore  und 
Flure.  Das  Programm  forderte  Flure,  die 
„geräumig  und  hell  und  so  angelegt  sind, 
daß  sie  in  allen  Stockwerken  als  Warte- 
räume und  Kleiderablagen  für  Besucher 
zu  benutzen  sind'^  Die  Mehrzahl  der  Wett- 
bewerber hatte  eine  Anlage  von  Korridoren 
gewählt,  welche  Licht  und  Luft  von  kleine- 
ren Lichthöfen  oder  Nebenhöfen  erhalten, 
und  ist  dabei  der  zentral  gelegene  Lichthof 
mit  Korridoren  zu  beiden  Seiten  bevorzugt. 

Andere  Entwürfe  legen  die  Flure  an 
weite  Haupthöfe,  wodurch  wohl  eine  reich- 
lichere Belichtung,  aber  eine  weniger  günstige 
Zusammenlegung  der  Bureaux  erzielt  wird. 

Wieder  andere  Entwürfe  zeigen  einen 
stattlichen  Hauptverkehrsflur,  von  dem  sich 


dann  die  kleineren  Korridore  abzweigen. 
Dieser  Gedanke  ist  in  dem  Projekte  von 
Heidenreich  und  Michel  soweit  getrieben, 
daß  der  Hauptflur  eine  große  Üppigkeit  zeigt 
gegenüber  einer  unzulässigen  Enge  und 
Dunkelheit  in  den  eigentlichen  Bureau- 
korridoren. Und  gerade  die  letzteren  sollen 
doch  erst  recht  zum  Aufenthalte  der  Be- 
sucher dienen.  Wartet  doch  jedermann 
am  liebsten  und  sichersten  unmittelbar  bei 
dem  Geschäftsraum,  in  welchem  er  zu  tun 
hat.  Korridore  aber,  die  ihr  Licht  nur  in- 
direkt durch  Glastüren  etc.  erhalten,  wie 
sie  z.  B.  der  vorgenannte  Entwurf  zeigt, 
entsprechen  dem  Sinne  des  Programms 
keinesfalls.  Das  ist  ein  Fehler,  der  sich 
mehrfach  findet.  Und  wie  ist  es  mit 
dem  Verkehrsgeräusch  auf  diesen  beider- 
seitig von  Arbeitsräumen  umschlossenen 
Fluren?  Ich  kann  mir  derartige  Räume 
nur  als  geräuschvoll  und  zum  ruhigen 
Arbeiten  höchst  ungeeignet  vorstellen. 

Für  den  Zugang  zu  dem  Gebäude  ver- 
langte das  Programm  den  Eingang  für  die 
Direktion  möglichst  getrenntvon  demjenigen 
für  die  Beamten,  beide  aber  übersehbar 
von  einer  Portierloge. 

Diejenigen  Autoren,  welche  die  Front  in 
ihrer  ganzen  Ausdehnung  bebauen,  sind 
meistens  darauf  gekommen,  einen  Mittel- 
eingang anzuordnen,  der  in  mehr  oder 
minder  glücklicher  Trennungsweise  den 
Verkehr  der  Direktion  und  der  Beamten 
gleichzeitig  vermittelt.  Auch  in  diesem 
Punkte  hat  sich  die  oben  genannte 
„malerischem^  Anordnung  bewährt.  Sie 
schafft  die  Möglichkeit,  die  verschiedenen 
Zwecken  dienenden  Eingänge  erfolgreich 
zu  trennen. 

Man  vergleiche  hierzu  die  Entwürfe  von 
Kuhn,  Heidenreich  und  Michel.  Betreffs  der 
Anordnung  des  Kassenraumes  und  des  Vor- 
tragssaales —  deren  Unterbringung  in  dem 
Bureaugebäude  schwierig  war  —  sei  auf 
die  Grundrisse  selbst  verwiesen. 

Nicht  unterlassen  aber  darf  ich  den  Hin- 
weis auf  den  Grundriß  von  Seeling  und  Sehl, 
der  eine  monumentale  Raumfolge  im  Erd- 
geschoß anstrebt,  wie  sie  kein  anderer 
Entwurf  zeigt,  sowie  auf  das  Projekt  von 
Martens,  Bielenberg  und  Moser,  das  in  der 
zweckmäßigen  Ausnützung  des  Bauplatzes 
bei  gedrängter  Grundrißanordnung  wohl 
am  meisten  leistet. 

Berlin,  im  April  1905.     Emst  Spindler. 


Illllllllll — t- 


WEHBEWERB:  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-aESELLSCHAFT,  BERLIN. 
m     B     a      EMIL  HA6BER6,  ARCHITEKT,  STEGLITZ,      m     a     a 


44 


ABB.  40. 


ABB.  41, 


WETTBEWERB:  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-GESELLSCHAFT.  BERLIN. 
©     ©     ©      EMIL  HAGBERG,  ARCHITEKT,  STEGLITZ.      ©     ©     © 


WETTBEWERB:  ALLSEMEINE  ELEKTRIZITATS-aESELLSCHAFT,  BERLIN. 
m      ts      n.  SEEUNQ  fr  R.  SEEL,  ARCHITEKTEN,  BERLIN,      a      e 


WETTBEWERB:  ALLSEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-aESELLSCHAFT,  BERLIN. 
ES      B      H.  SEELINS  8.  R,  SEEL,  ARCHITEKTEN,  BERLIN,      e      a 


WETTBEWERB;  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAFT.  BERLIN, 
e     e     e     FRANZ  KUHN,  ARCHITEKT,  HEI0ELBER6.     a     a     e 


WETTBEWERB:  ALL6EMEINE  ELEKTRIZITÄTS-6ESELLS0HAFT,  BERLIN. 
ABB.  48.    FRANZ  KUHN,  ARCHITEKT,  HEIDELBERQ.    ss    b 
ABB.  49.    HERM.  JENNEN,  ARCHITEKT,  CHARLOTTENBURS. 


WEnBEWERB;  ÄLLSEMEINE  ELEKTRlZITÄTS-aESELLSCHAFT,  BERLIN, 
ta      s      HERM.  JENNEN,  ARCHITEKT,  CHARLOnENBURG.      s      a 


50 


ABB.  52. 


ABB.  53. 


i 

» 

'■ri 


t    m 


WEHBEWERB:  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-GESELLSCHAFT,  BERLIN, 
e      GIESECKE  &  WENZKE,  ARCHITEKTEN,  CHARLGHENBURG.      a 


—  iMiiiiiiiir f 1= — 

WETTBEWERB:  ALLQEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-GESELLSCHAFT,  BERLIN. 
ABB.  54.    aiESECKE  8,  WENZKE,  ARCHITEKTEN,  BERLIN. 
ABB.  55.    BERIT  EMMINSMAN,  ARCHITEKT,  BERLIN,   aa 


52 


WEHBEWERB:  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAPT,  BERLIN. 
OS©      GERIT  EMMINGMAN,  ARCHITEKT,  BERLIN.      @      ©      a 


B  WETTBEWERB:  ALLSEMEINE  ELEKTRIZITATS-QESELLSCHAFT,  BERLIN,   a 
CONRAD  HEIDENREICH  8.  PAUL  MICHEL,  ARCHITEKTEN,  CHARLOnENBURQ, 


WETTBEWERB;  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-SESELLSCHAFT,  BERLIN. 
ABB.  60.    CONRAD  HEIDENREICH  a  PAUL  MICHEL,  ARCHITEKTEN,  CHARLOnENBURS. 
ABB.  61,     M.  MARTENS,  R.  BIELENBERG,  R.  MOSER,  ARCHITEKTEN,  BERLIN,    bs    e 


WETTBEWERB:  ALLSEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAFT,  BERLIN. 
M.  MARTENS,   R.  BIELENBERQ;  R.  MOSER,   ARCHITEKTEN,    BERLIN. 


WETTBEWERB:  ALLSEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-eESELLSCHAFT,  BERLIN, 
is     B     B    JOH.  KRAAZ,   ARCHITEKT,   SCHÖNEBER6.    »     e     as 


WETTBEWERB:  ALLGEMEINE  ELECTRIZITÄTS-QESELLSCHAFT,  BERLIN 
BS    SS    KRAMER    &    HEROLD,    ARCHITEKTEN,    DÜSSELDORF.    «    e 


58 


ABB.  68. 


ABB.  69. 


WETTBEWERB:  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-6ESELLSCHAFT,  BERLIN. 
JÖRQENSEN    &   BACHMANN,   ARCHITEKTEN,    CHARL0TTENBUR6.    e 


WETTBEWERB:  ALLGEMEINE  ELEKTRIZITÄTS-6ESELLS0MAFT,  BERLIN. 
BEBRÜDER  MAUDRIOH,    ARCHITEKTEN,    GHARLOTTENBURQ,     as     a 


WETTBEWERB:  ALL8EMEINE  ELEKTRIZITÄTS-QESELLSCHAFT,  BERLIN. 
s    a    a      OnO   KUHLMANN,    ARCHITEKT,    BERLIN,      a    is    b 


Kopfleitte  von  KUngner. 


DER  NEUBAU  „HAUS  TRARBACH« 

BEHRENSTRASSE  47. 


Wieder  ist  eine  der  alten  Berliner  Firmen 
dem  Zuge  einer  neuen  Zeit  gefolgt.  Die 
Weinhandlung  Trarbach  hat  in  Jahresfrist 
ein  Bauwerk  vollendet,  daS  neben  den  zahl- 
losen Berliner  Neubauten  von  besonderem 
Interesse  wird,  weil  hier  zum  ersten  Male 
in  großem  Umfange  für  unsere  Hotels, 
Kaffees  und  Restaurants  Beispiel  und  Mög- 
lichkeit einer  neuen  Anschauung  und  Aus- 
gestaltung gegeben  wurde.  Die  architek- 
tonische und  dekorative  Entwicklung  seit 
den  letzten  dreißig  Jahren  ist  auf  diesem 
Gebiete  so  leicht  zu  übersehen,  daß  hier 
die  unmittelbare  Anschauung  den  Fort- 
schritt lehrt.  Das  Neue  liegt  in  der  völligen 
Einfachheit  der  architektonischen  Behand- 
lung und  einer  dekorativen  Ausgestaltung, 
die  trotz  des  überaus  kostbaren  Materialauf- 
wandes keinen  falschen  Prunk  vortäuscht, 
sondern  überall  volle  Ehrlichkeit  anstrebt. 
Wenn  man  aus  dem  so  geschaffenen  Neu- 
eindrucke die  Folgerungen  zieht,  wird  auch 
für  unsere  großen  Etablissements,  in  ähn- 
licher ^Veise  wie  ^Vertheim  schon  heute 
als  anregendes  Vorbild  für  das  neue  Ge- 
schäftshaus gilt,  ein  Loskommen  von  dem 
alten  Schema  einer  hohlen  Prunkarchitek- 
tur und  damit  eine  einfachere  und  doch 
vornehme  Art  des  Zusammenseins  zu  er- 
möglichen sein.  Gerade  die  Öffentlichen 
Lokale  können  unter  Umständen,  auf  Grund 
einer  bekannten  nationalen  Eigenart,  zur 
Neubildung  einer  ehrlichen  Anschauung  auf 
ihre  Art  mehr  beitragen,  wie  Museen  und 
öffentliche  Kunstpflege. 

Der  Grundriß  des  Gebäudes  stammt  von 
den  Architekten  Richard  Walter,  Friedenau 
und  C.  Hüller,  Berlin.  Die  ganze  Anlage 
ist  mehr  für  den  Sommer  wie  für  den  Win- 
ter gedacht.    Die  einzelnen  Säle  und  Zim- 


mer gruppieren  sich  nämlich  um  einen 
großen  Hof,  der  als  Garten  zum  Wein- 
restaurant hinzugezogen  und  mit  diesem 
durch  hydraulisch  versenkbare  Fenster  ver- 
bunden werden  kann.  Die  Gestaltung  des 
viereckigen  Grundrisses  hat  dagegen  für 
die  kältere  Jahreszeit  ihre  Licht-  und 
Schattenseiten.  Für  den  Hereinkommenden 
ist  es  angenehm  im  ganzen  Lokal  herum- 
gehen zu  können,  während  andrerseits  lUr 
den  Sitzenden  ein  beständiges  Vorübergehen 
gerade  nicht  erfreulich  sein  kann.  Die 
romanisierende  Architektur  wurde  von 
Richard  Walter,  Friedenau  in  Anlehnung 
an  die  alte  Architektur  Südfrankreichs  ent- 
worfen. Nur  im  Erdgeschoß  des  Gebäudes 
liegen  die  Weinstuben,  während  in  den 
oberen  Stockwerken  Bureauräume  unter- 
gebracht sind.  Bei  der  Fassade  wurde 
das  Erdgeschoß  aus  poliertem  Labrador, 
die  oberen  Stockwerke  in  bayrischem 
Muschelkalkstein  hergestellt,  ein  Material- 
unterschied, dessen  organischem  Gefüge 
man  keinen  rechten  Glauben  schenken 
kann.  Die  Ansätze  der  großen  Pilaster 
charakterisieren  2,50  m  hohe,  von  Otto 
Stichling  modellierte  Figuren.  Liebestrunk 
und  Labetrank,  die  Traube,  die  Blume  des 
Weines,  der  Wein,  der  fertige  Trank,  der 
Tanz  als  Wirkung  des  Weines  bezeichnen 
sehr  glücklich  die  verschiedenen  Phasen 
des  weinseligen  Zustandes  und  mischen 
stark  sinnliche  Momente  in  die  künstlerische 
Durchbildung.  Der  Eingang  ist  mit  einem 
Tonnengewölbe  überspannt  und  durch  Mar- 
mor und  Bronze  als  Überleitung  von  der 
Straße  in  ruhiger  Stimmung  gehalten.  Erst 
am  Ende  des  Ganges  werden  in  einem  Mo- 
saikbild und  Glasfenster,  beide  nach  Ent- 
würfen vom  Maler  Becker,  farbige  Noten 


angeschleigen,  die  dann  in  den  einzelnen 
Sälen  zu  höctütem  Glänze  gesteigertwerden. 

Am  Ende  des  Einganges  liegt  die  monu- 
mentale Marmortreppe.  Daneben  glänzt 
das  Metallwerk  des  großen  Personenauf- 
zuges,  der  in  diese  romanisierende  Archi- 
tektur  im  Grunde    nicht   recht  hineinpaSt. 

Man  betritt  dann  die  niedrigen  Gardero- 
benräume, die  rechts  und  links  mit  den 
Toilettenräumen  (Architekt:  R.  Walter)  ver- 
bunden sind.  Zu  den  eigentlichen  Räumen 
kann  man  dann,  unbehindert  durch  die  be- 
kannten Garderobeopyramiden  oder  be- 
hängte Wände,  den  vollen  Raumeindruck 
freier  Wände  auf  sich  wirken  lassen. 

Die  gesamte  ktlnstlerische  Innenaus- 
stattung ist  nach  Zeichnungen  R.  Riemer- 
schmids  ausgeftlhrt  und  trägt  in  mancher 
Beziehung  einen  durchaus  süddeutschen 
Charakter.  Besonders  die  Holzvertäfelung 
der  Wände  besitzt  in  der  hier  ausgeführten 
Form  Vieles  von  derber  volkstümlicher  Art, 
die  auch  der  MObelkunst  Riemerschmids 
eigen  ist.  Die  gute  alte  Art  der  getäfelten 
altdeutschen  Trinkstube  wurde  in  lichte, 
farbenfrohe  Vornehmheit  übertragen. 

Durch  den  großen  Vorsaal,  dessen  Wände 
in  Eichenholz  getäfelt  sind,  gelangt  man 
nach  rechts  in  den  Kaisersaal  mit  einem 
Gemälde  Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  H.  von 
Oehlschläger.  Die  sich  hier  anschließende 
Flucht  von  Räumen  ist  farbig  überaus 
glücklich  zusammen  gehalten.  Aus  dem 
in  Hellbraun  gehaltenen  Kaiserzimmer  sieht 
man  nach  der  Straße  hin  durch  einen  nie- 
deren mit  Kacheln  bekleideten  Raum  in 
Grünblau  in  den  sogenannten  Spiegelsaal, 
dessen  Wände  wieder  in  lichtem  Braun 
mit  hohen,  aus  Redwood  und  Eichenholz 
hergestellten  Paneelen  verkleidet  sind.  Um- 
gekehrt korrespondiert  mit  dem  grünblauen 
GewOlberaum  wieder  der  prächtige  Onyx- 
saal im  Schmelze  seines  grüngelblichen 
Materials. 

Im  Spiegelsaal  an  der  Straße  ist  die  Decke 
in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  mit  Messing- 
blech beschlagen,  eine  byzantinische  Prunk- 
entfaltung ,  die  allerdings  sehr  geeignet 
scheint,  die  Besucher  von  der  Straße  herein- 


zulock«n.  Schmale  Spiegel  an  den  Wänden 
spiegeln  den  Lichterglanz  der  Decke  wieder 
und  geben    dem  Räume   atmendes  Leben. 

An  den  Wänden  ziehen  sich  dünne  grüne 
Guirlanden  hin,  die  zum  ständigen  Inventar 
des  Raumes  zu  gehören  scheinen,  jedoch 
allzu  spielerisch  wirken.  Riemer schmid 
empfindet  überhaupt  mehr  als  Maler,  und 
mancher  Architekt  wird  mit  einigen  seiner 
Lösungen   nicht   ganz    einverstanden  sein. 

Die  fast  verschwenderische  Pracht  des 
ganz  mit  brasilianischem  Onyx  bekleideten 
Saales  wäre  mit  größerer  Zurückhaltung 
dem  tektonischen  Charakter  des  Materiales 
vielleicht  gerechter  geworden.  Der  Glanz 
des  Onyx  spiegelt  den  Luftraum  so  stark 
wieder,  daß  jede  tektonische  Anforderung 
illusorisch  wird.  Die  Decke  dieses  Saales 
ist  als  Kappengewölbe  ausgebildet.  An  den 
Schmalwändeo  sind  zwei  dekorativ  bedeu- 
tende Bilder  von  Albert  Klingner,  Berlin, 
Noahs  W^einprobe  und  die  Emtefreude,  so- 
wohl wegen  der  Lebendigkeit  der  Dar- 
stellung wie  der  eigenartigen  dunklen 
Farbengebung,  die  mit  der  exotischen  Pracht 
des  Onyx  wundervoll  zusammenklingt,  be- 
sonders hervorzuheben. 

Dem  Onyxsaal  entsprechend  liegt  auf  der 
Gegenseite  der  Rosensaal,  der  sich  links 
vom  Vorsaal  an  den  in  Eichenholz  gehalte- 
nen Buffetraum  anschließt. 

In  diesem  Saale  ist  alles  prickelnde 
Lebendigkeit.  Von  der  Decke  fließt  ein 
Regen  dünner  LichtkOrper.  An  den 
lichten  Wänden  sieht  man  über  grauem 
Ahompaneel  Rundbilder  von  Fritz  Erler, 
Mosel-,  Rhein-,  Bordeauxwein  und  Cham- 
pagner in  Gestalt  lustiger  Frauengestalten. 
Ein  Ornament  stilisierter  roter  Rosen  steigert 
diese  ganze  Lebendigkeit  bis  zur  Aus- 
gelassenheit. 

Aus  diesem  Räume  führt  eine  Treppe  nach 
den  imZwischengeschoB  gelegenen  drei  klei- 
neren Räumen,  dem  blauen  Zimmer,  dessen 
Wände  und  Decken  mit  gescheuertem  und 
dunkel  gebeiztem  Redwood  bekleidet  sind, 
einem  Vorzimmer,  dessenDecke  mitMessing 
beschlagen,  dessen  Wände  mit  hellgehal- 
tener   und    geschnitzter    Redwoodpaneele, 


B    B    B      HAUS  TRARBACH.     s    b    ss 
ARCHITEKT:  RICHARD  WALTER,  FRIEDENAU. 


B  B  is  HAUS  TRARBACH.  b  b  b 
RESTAURATIONSHOF,  RICHARD  WALTER, 
B  B    ARCHITEKT  IN  FRIEDENAU,    a  m 


65 


und  in  das  Hohenzollernzimmer,  dessen 
Wände  mit  Ahornpaneel  bekleidet  sind. 
In  diesem  Zimmer  hängen  eine  Anzahl  von 
Stichen  aus  der  HohenzoUerngeschichte,  die 
nicht  zuletzt  durch  ihren  einfachen  Rahmen 
an  dieser  Stelle  einen  vortrefflichen  Wand- 
schmuck abgeben.  In  diesen  drei  oberen 
Räumen  scheint  überhaupt  fllr  ein  zwang- 
loses Zusammensein  ein  mustergültiges 
Vorbild  geschaffen. 

Von  anderen  kleineren  Räumen  liegen 
unter  diesen  im  Erdgeschoß  das  Ahom- 
zimmer,  dann  das  weiße  Zimmer,  wegen 
seiner  Möbel  und  der  dunkellila  Farben- 
stimmung wohl  der  wirkungsvollste  Raum, 
und  das  Cypressenzimmer.  Auch  in  diesen 
Räumen  ist  alles  ruhig  und  sachlich,  still 
und  einfach. 

Zwischen  all  diesen  Räumen  liegt  der 
große  prächtige  Hof,  der  in  seiner  Abge- 
schlossenheit, an  die  Höfe  maurischer 
Paläste  und  ihre  stille  Zurückgezogenheit 
erinnert.    Die  in  bayrischem  Muschelkalk 


ausgeführten  Fassaden  des  Hofes  sind  in 
modern  romanischem  Stil  gehalten.  Ober  den 
Rundbögen  zieht  sich  ein  etwas  allzu  bunter 
von  Maler  Karl  Kappstein,  Berlin  entworfe- 
ner und  von  Professor  Schirm  in  Email- 
technik auf  Kupferplatten  ausgeführter  Fries 
mit  Darstellungen  der  vier  Jahreszeiten  hin. 
In  ähnlichem  Umfange  sind  Arbeiten  dieser 
Art  bisher  nicht  ausgeführt.  Unzweifelhaft 
fügt  sich  dagegen  ein  von  R.  Walter  ent- 
worfener Monumentalbrunnen  mit  seinem 
in  graublau  gehaltenen  Mosaik  (Puhl  & 
Wagner),  Regen  und  Wolken,  der  Archi- 
tektur viel  organischer  ein.  Die  Bronze- 
figur des  Brunnens  stammt  von  Otto  Stich- 
ling. 

An  den  Wänden  des  Hofes  wachsen  breite 
Laubgewinde  in  sorglicher  Ausführung  zur 
Höhe  empor.  Aus  Blatt-  und  Rankenwerk 
löst  sich  allerlei  Getier  in  lustigem  Wirr- 
warr. Das  Alles  wird  fQr  manch  stillen 
Zecher  zu  sinniger  Anregung. 

M.  Creutz. 


ABB.  78. 


ABB.  79. 


ERD6ESCH0SS. 


0BER6ESCH0SS. 


HAUS  TRARBACH. 


B.  A.\V.  VIII.2. 


HAUS  TRARBACH.    FASSADENOETAIL. 
ARCHITEKT:  R.  WALTER,  FRIEDENAU. 


HAUS  TRARBACH.    ECKE  IM  RESTAURATIONSHOF. 
B  B  ARCHITEKT:  R.  WALTER,  FRIEDENAU.  s  b 


HAUS  TRARBACH.    BRUNNEN  \ti  HOF. 
ARCHITEKT:  R,  WALTER,  FRIEOENAU. 


HAUS  TRÄRBACH.    OBERE  HOFFASSADE. 
ARCHITEKT:  R.  WALTER,  FRIEDENAU.  s 


-A.3  TRAÜSiCH     i-->     F^l=-ALLE. 


HAUS   TRARBACH.     TREPPENHALLE. 
ARCHITEKT:  R.  WALTER,  FRIEDENAU. 


MAUS  TRARBACM.    b>     e    QRÜNER  SAAL. 
ARCHITEKTi  R.  RIEMERSCMMID,  MÜNCHEN. 


s     HAUS  TRARBACH.     BRONZE-SAAL,    s 
ARCHITEKT;  R,  RIEMERSOHMID,  MÜNCHEN. 


SB    HAUS  TRARBACH,     ONYX-SAAL    Ofs 
ARCHITEKT:  R.  RIEMERSCHMID,  MÜNCHEN. 


m    HAUS  TRARBAOH.      KNEIPZIMMER,    b 
ARCHITEKT:  R.  RIEMERSCHMID,  MÜNCHEN. 


B  s  HAUS  TRARBACH.  sa  s» 
ABB.  91.  DETAIL  AUS  DEM  EINGANa. 
ABB.  92.    HEIZKÖRPERVERKLEIDUNQ. 


Zu  den  Unterschriften  der  Abb.  35  und  36,  Heft  i 
dea  laufenden  Jab^anges  ist  xa  berichtigen,  daB  die 
Tieibarbeitcn  nicht  von  Schulz  &  Holdefleiß,  sondern 
von  der  Firma  Max  BitscbkuB  in  Charlottenburg 
ausgefUbrt  worden  sind.  Red.    . 

±  Am  33.  Mün  starb  der  vortragende  Rat  im 
Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten  Geheimer  Ober- 
bautat  Paul  Kieschke.  Nach  seinem  Entwürfe  und 
unter  seiner  Oberleitung  sind  unter  anderem  die  Oe- 
«chaftsgebKude  für  das  Staatsministerium  und  die 
Seehandlung,  der  Erweiterungsbau  de«  Kultusmini- 
steriums und  das  Wobngebitude  fllr  den  KandeU- 
ministef  erbaut  worden.  LSngere  Zeit  leitete  er  als 
Vorsitzender  den  Verein   fUr   deutsches  Kunstgewerbe. 

=^  Infolge  der  Durchlegung  der  Xaiser-Friedrich- 
straße  ist  das  nach  einem  Entwürfe  Schinkels  im 
Jahre  1833  fUi  den  Banlcheim  Behrend  erbaute  L.and- 
haus  Wartenberg  am  Luisenplatz  in  Chulottenburg 
^gebrachen  worden.  Den  Entwurf  nebst  Schaubild 
hat  Schinkel  in  der  Sammlung  seiner  «rcbitektonischen 
Entwürfe  veiSfrentlicbt. 

X  PUr  den  Anfang  des  Jahres  1906  wird  in  der 
Natianalgalerie  eine  deutsche  Jahrhundert-Ausstellung 
vorbereitet,  welche  im  wesentlichen  Werke  der  Malerei 
aus  der  Zeit  von  1775 — 1S7J  enthalten  soll.  Eine  AuB~ 
Stellung  von  Landschaften  des  19.  Jahrhimderts  ist  für 
die  groQe  Kunstausstellung  dieses  Jahres  vorgesehen. 

J  DemArcbitekten  Friedrich  Thelemann  ist  auf  Grund 
des  im  Wettbewerb  errungenen  eisten  Preises  von  der 
Qemeinde  Klein-Zabrcze  die  weitere  zeichnerische  Be- 
arbeitung und  Oberleitung  des  dortigen  Töchterschul- 
neubaues übertragen  worden. 

K  In  dem  Wettbewerb  für  den  Neubau  eines 
HVuserblocks  am  Kaiser  ^Vilhelmplatz  in  Bremen  ist 
der  erste  Preis  dem  Entwurf  „Tugend  in  Gefahr"  des 
Architekten  Rud.  Jacobs  in  Bremen,   der  zweite  Preis 


dem  Entwurf  „Kaiser  WilhelmsplaB"  des  Baumeister 
Pritsche  in  Bremen  und  der  dritte  Preis  dem  Entwurf 
„Bürgerhaus"  des  Architekten  Otto  Kohiz  m  M^de- 
burg  und  Regieningsbaumeisters  J.  Ph.  Hamacher  in 
Bcrlin-Friedenau,  in  Firma  E.  Schütze,  zugesprochen 
worden.  Zum  Ankauf  empfohlen  wurden  die  Ent- 
würfe „Bitte  schSn"  des  Baumeisters  Pritsche  in 
Bremen,  „Wenn  Ihr'H  nicht  fühlt,  Ihr  werdet's  nicht 
erjagen"  des  Architekten  Otto  Schwartz  in  München 
und  „Kaiser  Wilhelm"  des  Architekten  Herm.  Deetjen, 
in  Firma  Franziua  ft  Deetjen  in  Bremen. 

li  In  dem  Wettbewerb  über  die  Bearbeitung  der 
Fassadenentwürfe  eu  einem  neuen  Aufaahm^ebltude 
nebst  einem  VerwaltungsgebSude  im  künftigen  Haupt- 
babnbof  Karlsruhe  erhielt  den  ersten  Preis  unter  79  Ar- 
beiten der  Entwurf  ,, Lokomotive"  des  Professors  Her- 
mann Billing  und  Architekten  ^Vilhelm  Vittali  in  Karls- 
ruhe, den  zweiten  Preis  der  Entwurf  „Hohes  Seitenlicht" 
der  Architekten  Reinhardt  ft  SUsscnguth  in  Charlotten- 
burg,  die  beiden  dritten  Preise  der  Entwurf  „Karlsruhe 
1750 — iSoo"  des  Professors  StUrzenacker  in  Karlsruhe 
und  der  Entwurf  „Residenz"  des  Architekten  P,  Berger 
in  Steglitz-Berlin,  Angekauft  wurde  der  Entwurf  „Platz- 
karte 3043"  des  Professors  H.  Billing  in  Karlsruhe. 

Ist  ein  pholographischer  Apparat  oder  ein  Musik- 
Instrument  lehrreich  und  unterhaltend,  so  ist  ein  Opern- 
gucker oder  Feldstecher  ein  nützlicher  Begleiter  auf 
der  Krise  oder  im  Theater.  Für  Liebhaber  von  einem 
dieser  GegenstSnde  wird  es  von  Interesse  sein  zu  er- 
fahren, daß  das  altrenommiertit  Veraandhaus  Eugen 
Loeber,  Dresden-N.,  RitterstraQe  13,  photographiache 
Apparate  i^licher  Konstruktion,  Musik- Instrumente 
aller  Art  und  Opemglüser  %Mm  einfachsten  bis  zum 
modernsten  Prismen-Femrohr  zu  ganz  kleinen  monat- 
lichen Tsilzahlungen  abgibt.  Durch  diese  Ratenzahlun- 
gen tritt  eine  Preiserhöhung  der  Originalpreise  abso- 
lut nicht  ein  und  sendet  genannte  Firma  ihre  reich 
illustrierte  Preisliste  jedermann  auf  Verlangen  gratis 
und  frsnko  zu.  Reflektanten  verweisen  wir  auf  heutige 
Beilage,  aus  welcher  alles  Nähere  ersichtlich  ist. 


78 


Neu  erschienene  Fachliteratur.  1    y                                 n^    r   1 

Zu  beziehen  durch  Ernst  Waemuth  A.-G.,  Berlin  W.  8,  |      XIlSCl  dl  tCll  **  X  oXGL. 

MarkgraütostraOe  35* 

Bautechn.  Privatschule,    Architekt  Spenger,    Mihichen. 

Banter,  Gustov,  Dr.,    Die  Industrie   der  Silikate,    der  k^H  Bertsch,    Werkstätte  für   Wohnungseinrichtung, 

künstlichen  Bausteine  und  des  Mörtels.     Band  I,  II.  München. 

Mit  je  la  Tafeln  (Sammlung  Göschen  No.  233  und  otto  Bielefeld,  Zeichengestell  mit  Requisitenbrett,  Ber- 

234)  in  ^H*  Lwbd.      ......      k  M.     0,80  ü^  n,^  MüUerstr.  177. 

Berliner   Baujahrbuch   für  Veranschlagung   und  Ver-  r,  Blamt,  Kunst-  und  Bauachlosserei,  Charlottenburg  4. 

dingung,     Herausgegeben  vom  Kgl.  Reg.-Baumeister  carl  Bracke,  Haustelegraphen,  Telephone,  Berlin  SW., 

Lang,    Jahrgang   1905.      Ein   starker    Band,     groß  Puttkamerstr.  14. 

Quart,    mit  250  fllustrationdn.     Elegant   gebunden.  Deutsche    Glasmosaik-Gesellschaft    Puhl    &    Wagner, 

Preis M.     5,—  HofHeferanten,  Rixdorf-Bcrlin. 

Details,  Charakteristische,  von  ausgeführten  Bauwerken.  Dicker  &  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizungs-  und 

Mit    besonderer    Berücksichtigung    der    von    Hugo  Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.-Berlin-Schöneberg. 

Licht   herausgegebenen    „Architektur  des  20.  Jahr-  Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden, 

hunderte".  Jährlich  erscheinen  z  00  Tafeln  imFonnat  Blasewitzerstr.  17. 

32X46cm,in5Lieferungenvonje2oTafelnLichtdruck.  Carl  Flohr,    Personen-   und  Lastenaufzüge,    Berlin  N. 

Preis  des  kompletten  Jahrgangs       .     .     M.  30,—  Tobias  Forster  &  Co.,    Selbstspülende  Closets  „Isaria", 

Ausland.     ...........      „36,—  München -Berlin. 

3  Jahrgänge  sind  abgeschlossen.  August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  ReHefs,  Köhi  a.  Rh.  77. 

Jahrgang  IV,  Lieferung  i  ist  soeben  erschienen.  Qolde  &  Raebel,  Kunstschmiede,  Berlin-Halensee. 

Haase,    H.,    Medianalrat,    Gesundheitswidrige    Woh-  j,  p.  Großmann,  Gartenanlagen,  Leipzig,  Elsterstraßc. 

nungen  und  deren  Begutachtung    ...     M.    1,60  q^q^  Gülland,  Gartenanlagen,  Beriin  O.,  Frankfurter 

Hildebrandt,  Ad.  M.,    Wappenfibel.     Mit  28  lUustra-  ^Uee  14/15. 

tionen   und  4  Tafeln.      Sechste  durchgesehene  und  Richard    Herrmann,     Messing-    und    Bleiverglasung, 

vermehrte  Auflage.     8°.    geheftet  ...    M.     1,50  Berlin  N.,  Rheinsbergerstr.  65. 

Koenen,  Grundzüge  für   die  statische  Berechnung  der  jahreis  ft  Honig,  Spezialkunststeinfabrik,  Helmbrechts 

Beton-  und  Betoneisenbauten.  Zweite  durchgesehene  (Bayern). 

Auflage M.    1,20  Uon  Kießling,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

Lippmann,  Moderne  Schriften-Vorlagen       .    M.    0,25  Klemm  ft  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

Lüer,  H.  und  M.  Creutz,  Geschichte  der  Metallkunst.  Heinrich  Kunitz,   Ornamente   in  Kupfer    und  Bronze, 

2  Bände.   Band  I:  Kunstgeschichte  der  unedlen  Me-  Berlin  SO,  Mariannenplatz  Z2. 

t«U« M«  *®»—  Lehner   ft   Steinisch,    Kunstwerkstätten,  Wilmersdorf, 

Mohrmann,  Karl,  Prof.  und  Eichwede,  Ferd.,  Dr.  Ing.,  Holsteinischestr.  3z. 

Germanische  Frühkunst.  120  Folio-Tafeln  (33  x46  cm)  Gustav  Lind  Nflg.,  Metallbüdhauerei,  Berlin  W.,  Gen- 
in  Lichtdruck   mit   erläuterndem   Text.      12  Liefe-  thinerstr.  3. 

rungcn  zu  je  M.  6,—.    Lfrg.  x  ist  soeben  erschienen.  c.  Rob.  Lohmann  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 
Neubauten    in   Nordamerika.     Schlußheft    z6,    womit  hofen  (Westf.). 

2  Serien  nunmehr  vollständig  vorliegen:  S.  A.  Loevy, moderne  Beschläge, Berlin  N.,Gartenstr. 96. 

Serie   I:  100  TJafeln  in  Mappe  M.  62,50  a.  Müller,    Kupferdeckung,     Bauomamente,     Berlin- 

„     II:     65        „     in  Mappe    „  41,50  Schöneberg,  Groß-Görschenstr.  35. 

Beide  Serien  zusammen  bezogen  M.  100,—  Johann  Odorico,  Glas-Mosaik-AteUer,  Berlin  W.,  Pots- 

Propper,  Die  Bauschule  am  Technikum  in  Biel.     2g  Ta-  damerstraße  lo/zi. 

fein  Lichtdruck.  Format  30x40  cm  in  Mappe  M.  z  6,  —  Otto  Pobig,  Atelier  f.  dekorative  Plastik,  Friedenau-Berlin. 
Reinberg,  A.,  Architekt.      Das  zweite  Stadttheater   in  Ed.  Puls,  Eisezikonstruktions-  und  Kunstschmiedewerk- 
Riga       M.     9, —  statt,  Berlin-Tempelhof. 

Schadow,  Dr.,  Gottfried,  Polyclet  oder  von  den  Massen  Joseph  Scherer,  Glasmalerei,  Berlin  W.   Z5,    Kaiser- 

des  Menschen,     z  Atlas  von  30  Tafeln  Folio  nebst  allee  204. 

Text    und   einer   Tafel    mit   dem    Proportinalgesetz  J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W.  35. 

vom  goldenen  Schnitt.     Zehnte  Auflage  mit  einem  E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Vorwort  von  Prof.  Maximilian  Schäfer.     Neue  Aus-  Spinn  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W., 

gäbe! M.  20,—  Leipzigerstr.  83. 

Sohnrey,   Heinrich,    Kunst   auf   dem   Lande,      gr.  8^  Stein-Industrie    Haiger  G.  m.   b.  H.,   Terrazzokömer, 

mit    Z74   Aabildungen    und     zo  farbigen    Beilagen*  Mosaikwürfel,  Steinmehle,  Langenaubach  (Dillkreis). 

Kleg.  cart. M.     7, —  H.Stroucken,  Möbelfabrik  u.  Dekorationsgeschäft,  Krefeld. 

In  eleg.  Hlbfrzbd M.     8,50  Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Haimover. 

Westdeutsche   Taschenkalender    für    Architekten    und  Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Mütenberg  a.  Main. 

Ingenieure.    Jahrgang  Z905 M.     z,—  Zierhut  &  Krieger,  Kunstgewerbl.  Werkstätte,  München. 

Verantwortlich  für  die  Schriftleitung :   Dr.  Adolf  Brüning,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.35. —  Gedruckt  beiJuliusSittenfeld,BerlinW.,Mauerstr.43.44.  —Klischees  von  Carl  Schütte,  BerlinW. 


DIE  GROSSE 
BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG, 


Von  ERNST  SCHUR. 


Bei  der  diesjährigen  Gestaltung  der  Aus- 
stellung ist  das  Prinzip  herrschend  ge- 
wesen, unter  der  Fülle  des  Gebotenen  die 
Obersichtlichkeit  nicht  leiden  zu  lassen. 
Durch  die  stärkere  Inanspruchnahme  des 
Kunstgewerbes,  durch  Kollektiwertretun- 
gen,  durch  die  Separatausstellungen  der 
Illustratoren  und  der  Schwarz-Weiß-Kunst 
sind  gleichsam  Halte-  und  Ausruhepunkte 
geschaffen  worden  und  es  ist  durch  diese 
Abwechslung  dafür  gesorgt,  daß  das  Auge 
nicht  so  leicht  ermüdet.  Obersichtlich 
gliedert  sich  das  Ganze,  das  künftig  noch 
durch  die  wichtige  Ausstellung  der  deutschen 
Landschafter  des  XIX.  Jahrhunderts  berei- 
chert werden  wird.  Als  Neuerung,  die  zum 
intimen  Genuß  der  Kunstwerke  beiträgt,  ist 
die  Teilung  einiger  seitlicher  Säle  in  je  vier 
kleine  Kabinette  zu  erwähnen,  die  sich  um 
eine  mittlere  Achse  gruppieren.  Hier  ist 
mit  Glück  sparsam  gehängt  worden.  Teil- 
weise sind  die  Kabinette  der  Kleinplastik 
reserviert,  die  sich  hier  gut  präsentiert.  In 
den  mit  unauffälligem  Stoff  verkleideten, 
niedrigen  Räumen  heben  sich  die  Arbeiten 
gut  ab. 

Auch  sonst  ist  man  bemüht,  neuere 
Lehren  der  Raumgestaltung  sich  zu  Nutze 
zu  machen.  Wand-  und  Bodenbekleidung 
stimmen  in  ihrer  Wirkung  zu  einander. 
Die  Wände  sind  durch  einfaches  Gebälk, 
das  zuweilen  eine  neue,  neutrale  Farbe  er- 
hielt, geteilt  und  gegliedert. 

Eine  weitere  Neuerung  sind  die  in  diesem 
Jahre  ausgiebiger  zur  Verfügung  gestellten 
Räume  für  Kunstgewerbe,  die  nicht  einfach 
so  belassen  wurden,  wie  sie  waren,  sondern 
dem  Zweck  entsprechend  umgebaut  und 
als  kleine  Kojen  eingefügt  wurden.  Eine 
Reihe  fertiger  Innenräume  gruppieren  sich 
um  einen  Gartenhof.  Dann  folgt  die  von 
Prof.  Grenander  geschaffene  Kojenabteilung, 
in  der  kunstgewerbliche  Einzelarbeiten 
untergebracht  sind.  Der  Werkring  stellt 
zum  ersten  Mal  aus  und  hat  sich  durch 
Endeil  eine  eigene  Anlage  schaffen  lassen. 
Auch  der  sich  anschließende  Raum,  der  die 
dekorativen  Malereien  enthält,  gehört  noch 


hierher.  Und  so  läßt  sich  wohl  sagen,  daß 
sich  nach  und  nach  am  Lehrter  Bahnhof 
eine  Umwandlung  vollzieht,  die  allmählich 
dem  Ganzen  zu  statten  kommt.  Der  An- 
fang war  seinerzeit  mit  der  Schaffung  des 
Architektursaales  gemacht  worden,  in  dem 
die  Arbeiten  gut  und  übersichtlich  hängen, 
ohne  durch  ein  Zuviel  zu  verwirren. 

Um  den  kurzen  Oberblick  zu  vervoll- 
ständigen, sei  noch  erwähnt,  daß  in  diesem 
Jahre  folgende  Künstler  kollektiv  vertreten 
sind:  Hamacher,  Hermann, Skarbina, Jakob, 
Prell,  Altf,  Volkmann,  Kampmann.  Mün- 
chen ist  durch  die  Luitpoldgruppe,  durch 
die  Künstlergenossenschaft,  durch  den  Ver- 
ein Münchener  Aquarellisten  vertreten. 
Düsseldorf  erhielt  zwei  Säle,  Dresden  (die 
Elbier)  einen  Saal. 

Die  Architektur. 
Die  Grundrisse  fehlen  in  der  Ausstellung. 
Das  ist  wohl  mit  Rücksicht  auf  das  Publi- 
kum geschehen,  das  solche  fachmännische 
Detaillierung  nicht  liebt.  Es  liegt  dem  aber 
auch  die  richtige  Überlegung  zu  Grunde, 
daß  diese  verstandesmäßige  Gliederung  und 
Ausnutzung  des  Raumes  innerhalb  des 
Baues  ausschließlich  Sache  des  Architekten 
ist,  der  die  Wünsche  des  Erbauers  tunlichst 
berücksichtigt.  Nach  außen  aber  wendet 
sich  das  Frontalbild  an  eine  größere  All- 
gemeinheit und  für  dies  künstlerische 
Gesamtbild,  das  sich  den  Blicken  der  Vor- 
übergehenden darbietet,  das  mithilft,  das 
Straßenbild,  das  Stadtbild  schließlich  zu 
schaffen,  wollen  die  Architekten  das  Publi- 
kum interessieren,  ihm  Einblick  geben  in 
die  verschiedenen  Probleme  und  Möglich- 
keiten, in  die  Versuche,  diese  Probleme  zu 
lösen,  wollen  es  einführen  in  ein  Gebiet, 
das  ihm  bisher  fern  lag,  das  aber  für  die 
Allgemeinheit  so  wichtig  und  notwendig  ist, 
und  wollen  es  so  dazu  erziehen,  hier  wieder 
Forderungen  zu  stellen,  Schönheiten  zu 
suchen.  Die  Architektur  ist  eine  not- 
wendige Kunst,  die  organisch  aus  den  Be- 
dürfnissen des  Zusammenwohnens  sich 
ergibt  und  daher  gebührt  ihr  immer  weiter- 


8o 


gehende  Berücksichtigung,  so  daß  vielleicht 
einmal  die  Tatsache  möglich  wird,  daß  sie 
nicht  mehr  bloß  als  Annex  der  Bilderaus- 
stellungen erscheint.  So  wie  die  Entwick^ 
lung  jetzt  fortschreitet,  erobert  sie  sich 
schon  Gebiet  um  Gebiet,  und  wenn  die 
Allgemeinheit  sich  erst  klar  darüber  ist, 
welche  Verantwortlichkeit  die  Architekten 
übernehmen,  wieviel  Freude  sie  aus  einem 
schönen  Straßenbild  entnehmen  kann,  das 
eine  immerwährende  künstlerische  Tat  dair- 
stellt,  deren  Genuß  jedem  freisteht,  der  die 
Augen  erheben  will,  dann  wird  die  Zeit 
auch  nicht  mehr  fern  sein,  wo  die  organische 
Reihenfolge  der  Künste  wiederhergestellt 
wird.  In  der  stärkeren  Berücksichtigung 
des  Kunstgewerbes  sehen  wir  da  einen 
weiteren  Faktor,  der  diese  Annahme  be- 
stätigt. Diese  Reihenfolge  ist:  Baukunst, 
Kunstgewerbe  (das  das  Haus  innen  aus- 
stattet und  wohnlich  macht)  und  dann  erst 
die  reine  Kunst,  die  sich  dem  Ganzen  or- 
ganisch und  dienend  einfügen  muß.  Und 
dieser  Reihenfolge  entsprechend  werden 
späterhin  unsere  Ausstellungen  sich  ge- 
stalten. Und  wenn  man  bedenkt,  daß  ge- 
rade im  Ausstellungswesen  sich  eine  an- 
dauernde Unsicherheit  bemerkbar  macht, 
allerlei  Versuche  den  Grundfehler  verdecken 
sollen  und  der  Zufall  die  größte  Rolle 
spielt,  dann  ergibt  sich  Hir  den  aufmerken- 
den Beobachter  aus  diesem  angedeuteten 
Prinzip  ein  Fingerzeig,  wie  aus  diesem 
Wirrsal  herauszukommen  ist  und  wie  eine 
Ausstellung  geschaffen  werden  muß,  um 
allen  Anforderungen  zu  entsprechen.  Auch 
die  Anlage  einer  Ausstellung  müßte  einem 
Architekten,  einem  dekorativen  Künsüer 
übertragen  werden,  der  die  Räume  im 
ganzen  zueinander  ins  richtige  Verhältnis 
stellt.  Das  stärkere  Geltendmachen  deko- 
rativer Prinzipien  wird  auch  hier  eine 
Neuerung  bringen,  die  dem  Ganzen  zu  Gute 
kommen  wird.  Und  wenn  schon  jetzt  ein 
Architekt  die  Anlage  und  Anordnung  der 
ausgestellten  Zimmer  und  des  Gartenhofs 
einheitiich  bestimmt,  um  wie  viel  mehr 
tut  eine  solche  Einheitlichkeit  einem  viel- 
gliedrigen  Ganzen  not,  das  ein  Ausstellungs- 
palast mit  über  60  Sälen  darstellt? 

In  der  Ausstellung  wechseln  alte  Bilder, 
Reiseskizzen,  die  der  Architekt  von  alten 
Bauten  herstellte,  Abbildungen  nach  Ent- 
würfen und  schon  fertig  gestellten  Plänen. 
Im  Ganzen  ein  reizvolles  Bild,  und  da 
außerdem  noch  eine  Reihe  plastischer  Nach- 
bildungen vorhanden  sind,  so  ist  es  den 
Veranstaltern  gelungen,  ihre  Werke  in  einer 
dem  breiteren  Publikum  entgegenkommen- 
deren Weise  als  bisher  zu  vereinen. 

Die  plastischen  Nachbildungen  zeigen 
einen  Situationsplan  der  Akropolis  von 
Athen  von  Walger,  das  Wirtschaftsgebäude 
vom  Knappschaftslazarett  in  Zabrze  von 
Hart  mann,  das  in  Holz  nachgebildet,  mit 
seinem  hochragenden  Mittelturm  einen  im- 
posanten Eindruck  macht.    Fein  wirkt  die 


dritte  Arbeit,  das  „Kunsthaus  Zürich^^ 
von  Rud.  Rutsch i,  eine  Reihe  Einzel- 
häuser im  Grünen,  rings  von  Anlagen  um- 
geben, ein  ebenso  genaues  wie  schönes 
Bild.  Auch  das  „gelbe  Haus"  (in  Char- 
lottenburg, Nonnenstraße  6)  macht  einen 
guten  Eindruck  wegen  seiner  ungesuchten, 
großflächigen  Wirkung,  während  derselbe 
Architekt  Geßner  in  dem  „Haus  Hermann" 
(Niebuhrstraße)  eine  wohnlichere  Wirkung 
anstrebt,  er  schafft  Winkel  und  Ein- 
buchtungen, Loggien  und  einen  vorsprin- 
genden Seitenflügel,  wodurch  das  Ganze 
besonders  heimlich  wirkt,  trotzdem  wir  es 
mit  einem  vierstöckigen  Mietshaus  zu  tun 
haben. 

Unter  den  Arbeiten,  die  in  Skizzen  und 
Entwürfen  vorhanden  sind,  ist  manche 
tüchtige  Arbeit.  So  erfreut  das  „Kreishaus 
Anklam''  von  Dinklage  und  Paulus, 
Berlin,  durch  die  Einfachheit  seines  Auf- 
baues und  der  frontalen  Wirkung.  Das 
„Stadttheater  in  Dortmund"  von  Dülfer, 
München,  macht  einen  ernsten,  geschlosse- 
nen Eindruck,  der  durch  die  hochstrebende 
Wirkung  der  nicht  mit  Schmuck  über- 
ladenen Mauern  vornehmes  Gepräge  erhält. 

Es  ist  überhaupt  ein  gesunder  Zug  in  der 
Architektur  zu  bemerken,  was  speziell  der 
Berliner  Baukunst  zu  gute  kommt.  Man 
legt  nicht  mehr  so  viel  Wert  auf  Neben- 
sachen, ein  Bau  braucht  nicht  mehr  über- 
laden zu  sein,  um  prächtig  zu  wirken. 
Man  sieht  mehr  aufs  Ganze,  man  will  den 
architektonischen  Gesamteindruck ,  nicht 
den  ornamentalen  Einzelschmuck,  man 
kommt  also  mehr  auf  das  Wesen  dieser 
Kunst  zurück.  So  wirkt  das  Haus  „Bendler- 
straße  38''  von  Hart  &  Lesser,  Berlin, 
durch  die  klare  Betonung  und  Gliederung, 
die  alle  Einzelheiten  maßvoll  und  sinn- 
gemäß verteilt.  Auch  die  „Villa  im  Grune- 
wald" erfreut  durch  den  ruhigen  Gesamt- 
eindruck. Dem  „Theater  Kattowitz"  und 
„Theater  Düren"  von  Moritz  (Cöln)  ist 
dies  nicht  in  gleichem  Maße  nachzurühmen. 
Diese  Entwürfe  leben  von  der  Vergangen- 
heit, während  doch  gerade  das  moderne 
Theater  dem  Architekten  der  Gegenwart 
neue  Aufgaben  stellt.  In  dieser  Beziehung 
bietet  das  „Volkstheater  Charlottenburg"  von 
Reinhardt  &  Süßenguth  (Charlottenburg) 
mehr,  es  ist  kräftig  in  der  Gesamtwirkung 
herausgebracht  und  macht  einen  monumen- 
talen Eindruck. 

Oberhaupt  kommt  immer  mehr  das  Be- 
streben zum  Ausdruck,  den  Bau  aus  sich 
herauswachsen  zu  lassen,  seinem  inneren 
Gedanken,  seiner  Zweckbestimmung  zu 
folgen  und  nicht  äußerlich  eine  Fassade 
anzukleben.  In  dieser  Beziehung  sind  zwei 
Entwürfe  für  Synagogen  in  Frankfurt  a.  M. 
interessant,  von  von  Tettau,  Berlin,  und 
von  Reuters  &  Friedenthal,  Berlin.  Beide 
zeigen  einen  strengen  Aufbau,  namentlich 
der  Tettausche  Entwurf  hat  eine  eindring- 
liche Wirkung,  die  hochragenden  Eckpfeiler, 


®  es  „AM  QUELL"  es  g^ 
VON  ARTHUR  LEWIN  -  FUNCKE, 
BILDHAUER,  CHARLOTTENBURa. 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


BRUNNEN.  VON  ARTHUR  LEWIN-FUNCKE, 

e     BILDHAUER,  CHARLOTTENBURG,    a 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


die  viereckig  abgescbnitten  sind,  erhöhen 
diesen  Eindruck.  Dennoch  muB  gesagt 
werden,  dafi  dieae  Art  der  beinahe  cyklopi- 
sehen  Bauweise  noch  allzusehr  nur  Massea- 
wirkung  ist  und  nicht  in  dem  Auf  und  Ab 
der  Verhältnisse,  in  der  lebendigen  Gliede- 
rung, in  dem  Künstlerischen  seine  Autgabe 
sucht.  Das  Material  wirkt  noch  allzusehr 
in  seiner  Masse,  diese  ist  nicht  belebt, 
sondern  gerade  die  tote  Rübe  gibt  die 
Wirkung  her.  Es  ist  eine  Monumentalität, 
die,  allzu  oft  angewandt,  plump  und  auf- 
dringlich wirken  kann.  Als  eigenartiger 
Versuch  ist  der  Entwurf  für  eine  Luther- 
kirche von  Otto  Kobtz  (Berlin)  zu  er- 
wähnen, der  dem  sonstigen  Schema  des  Kir- 


ABB.  94. 

cbenbaus  ausweicht, 
ohne  aber  einen  neuen, 
überzeugenden  Aus- 
druck zu  finden. 

Daß  man  auch  all- 
mählich anfängt,  die 
Umgebung  mit  ins  ar- 
chitektonische Geftlge 
berechnend  einzuzie- 
hen, daß  man  beginnt, 
den  heimischen  Cha- 
rakter aus  den  primitiv 
vorhandenen  Resten 
alter  bäurischer'  Bau- 
weise zu  entwickeln , 
dafür  legen  einige  Villen 
und  Landhäuser  Zeug- 
nis ab.  Meyer  &  Bre- 
d  o  w ,  StegUtz ,  stellen 
Landhäuser  aus ,  die 
tief  im  Grünen  liegen 
und  daraus  hervor- 
sehen, als  hätte  der, 
der  sie  baute ,  diese 
Wirkung  berechnet; 
denn  auch  die  Dächer, 
die  Giebel,  die  Tore 
passen  sich  diesem 
Gesamteindruck  an. 
Desgleichen  geben 

die  Landhäuser  von 
Schütte  und  Vollmer, 
Berlin,  einen  ruhigen, 
großen  Eindruck,  die 
Linien  sind  sanft  ge- 
schwungen, dieFlächen 
sind  breit  und  nicht 
unterbrochen.  So  ist 
hier  der  Beweis  ge- 
liefert, daß  ein  gemüt- 
liches, trauliches  Aus- 
sehen auch  zu  erreichen 
ist  ohne  die  Verschach- 
telung  der  Giebel,  Ge- 
simse und  Balkons,  die 
sonst  bei  Landhäusern 
übUch  ist. 

Zum  Schluß  ist  noch 
die  Reiseskizze  , .Italie- 
nische Burg"  von  Bodo 
Ebhardt  zu  erwähnen, 
die  in  eindringlicher  'Weise  zeigt,  wie  ein 
Bau  herauswächst  aus  seiner  Umgebung, 
wie  hier  das  Kastelt  aus  dem  Felsen,  es 
ist  ein  einheitlicher  Eindruck  des  Ganzen, 
ein  Zusanmienfluß  natürlicher  Linien. 
Bruno  Mfihrlng  zieht  in  seine  Entwürfe 
die  Farbe  stark  mit  herein.  Sein  „Grab- 
denkmal", seine  „Villa  und  Garten",  sein 
„Jagdhauschen"  zeigen  die  Vorliebe  ftlr 
den  dekorativen  Wert  der  Farbe. 

So  ist  in  dieser  Auswahl  Reichliches  mit 
Umsicht  geboten.  Theater,  Landhäuser, 
Synagogen,  Mietshäuser  stellen  dem  Archi- 
tekten verschiedene  Aufgaben,  über  die  dem 
Laien  eine  Obersicht  gegeben  wird,  der  an 
dieser   Fülle    der    Losungen    die    Ifaonig- 


faltigkeit  des  künst- 
lerischen Schaffens  er- 
niiBt.  Es  ergibt  sich 
wie  von  selbst  die 
SchluBbemerkung,  daß 
die  Zukunft  uns,  was 
die  Architektur  anlangt, 
immer  freier  zu  einer 
starken,  eigenwilligen 
Selbständigkeit  führen 
wird. 

Das  Kunstgewerbe. 

Das  Kunstgewerbe  ist 
in  vier  Abteilungen  ver- 
treten: Innenräume  um 
einen  Gartenhof  grup- 
piert. Die  Kojenabtei- 
lURg.  Der  Werkring. 
Die  dekorativen  Male- 
reien. 

Die  Anlage  der  fünf 
Zinuner,  die  einen  Gar- 
tenhof einschlieBen,  ord- 
nete der  Architekt  Albert 
Geßner   an,    der   auch 

die    neugeschaffenen 
Gruppierungen  des  Gar- 
tenkomplexes  vor  dem 

Ausstellungsgebäude 
schuf,  ein  gutes  Zeichen 
dafür,   daß  die   berech- 
tigten Forderungen  der 
Gegenurart,  wozu  auch 

die  architektonische 
Gartenkunst  gehört,  be- 
rücksichtigt werden. 
Das  Zimmer  eines  Land- 
hauses von  Arthur  Bi- 
berfeld, dem  ein  Brun- 
nenhof sich  anschließt, 
empfiehlt  sich  durch  die 
geschmackvolle  Wahl 
der  Farben.  Es  domi- 
niert ein  blasses  Blau- 
grau. Nur  wirkt  die 
bunte  Bemalung  der 
Stuhllehnen  in  diesem 
einfachen ,  gemütlichen 
Ensemble  zu  prätentiös 
und  überüüssigund  auch 
der  Beleuchtungskörper  läßt  Einfachheit 
und  Sinngemäßheit  vermissen.  In  dem 
Bruanenhof  ist  eine  in  Formen  und  Farbe 
(mattgrün)  gefällige  Bank  aufgestellt. 

Bei  dem  „Wintergarten"  denkt  man  — 
und  darin  liegt  schon  ein  Urteil  —  daran, 
daß  solche  Räume  oft  gar  zu  sehr  zum 
eigenen  Schaden  zu  Ausstellungszwecken 
gearbeitet  werden.  So  wohlgeordnet  und 
gut  verfertigt,  wirken  sie  vielleicht  auf  den 
Besucher,  der  nur  kurze  Zeit  sich  darin 
aufhält.  Die  Farbe  wirkt  angenehm.  Aber 
ob  sie  der  Dauer  standhält?  Ob  dieses  tiefe 
Lackrot  der  Korbmöbel  nicht  allzu  auf- 
dringlich wirken  wird?  Darum  muß  man 
bei  dem  Urteil  immer  vorsichtig      '         ' 


BRUNNEN.  VON  ARTHUR  LEWIN-FUNCKE, 

&    BILDHAUER,   CHARLOTTEN  BURG,    e 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


berücksichtigen,  daß  die  Probe  erst  zu 
machen  wäre,  daß  sich  die  Stücke  in  langem 
Gebrauch  erst  bewähren  müssen.  Schon 
jetzt  gesteht  man  sich,  daß  das  helle  Rot 
im  Verein  mit  dem  Grün  der  Blattpflanzen 
und  dem  Gelb  des  Korbgeflechts  vielleicht 
anspricht;  wenn  aber  die  Unordnung,  die 
schließlich  immer  ein  Bewohnen  zur  Folge 
hat,  hinzutritt,  wird  da  nicht  im  Verein  mit 
den  Dingen,  die  der  Bewohner  hineinbringt, 
ein  Kunterbunt  der  Farben  entstehen?  Schon 
jetzt  kann  meui  sagen,  daß  der  Tisch  mit 
seinen  tief  heninterreichenden  Seitenleisten 
und  den  vorspringenden  Ecken  schwerlich 
gestatten  wird,  sich  bequem  heranzusetzen. 
i  und     Dagegen    wirkt   das  Wohn-   und  Speise- 


VOR  OEM  BADE.    VON  MARTIN  GOTZe, 

@    @     BILOHALtER,  BERLIN.    &    @ 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


Zimmer  von  Altherr,  das  ohne  bestimmte 
StilnachahmunginfreierWeise  den  Gesichts- 
punkt des  gemtltlichen  Wohnens  festhält, 
durchaus  ansprechend  und  man  kann  wohl 
voraussfigeo,  daß  dieser  Eindruck  ein 
dauernder  sein  wird.  Auch  die  kleinen 
Bilder,  die  in  dergleichenHolzfarbe  gerahmt 
sind,  sind  so  geschickt  verteilt,  wie  man  sie 
wohl  selbst  hängen  würde.  Es  ist  nichts 
Aufdringliches  in  dem  Raum.  Die  Wand- 
bekleidung ist  stumpfgrün.  Ebenso  der 
Bodenbelag.  Die  Farbe  der  Stühle,  des 
Tisches,  der  Bank  ist  ein  tiefes  sattes  Braun. 
Die  Form  der  MObel  ist  bestimmt  und  ein- 
fach, ohne  SchnOrkel,  ohne  Extravaganzen, 
die  dem  Bewohner  üble  Konsequenzen  auf- 
erlegen und  ihm  sein  Heim  unwohnlich 
machen.  Eine  einfache  Solidität  herrscht 
vor.  Der  Künstler  schuf  aus  den  Bedürf- 
nissen heraus,  das  merkt  man,  und  nicht 
bloB  aus  dem  Vergnügen  am  Spiel  der  eige- 
nen Laune,  was  dem  Wesen  der  Zweck- 
kunst entspricht.  Auch  das  ruhige  Orange 
der  Kissen  auf  den  Stühlen  und  dem  Sofa 


ABB.  96. 

fügt  sich  gut  dem  warmen 
Gesamtton  ein.  Gerade  heut- 
zutage, wo  die  Laune  der 
Künstler  in  stilgerechten  In- 
terieurs Orgien  feiert,  be- 
rührt dieses  Gestalten  aus 
dem  Zweck  und  der  Bestim- 
mung heraus,  dieses  maB- 
voUe  Beschränken  wohl- 
tuend. 

Es  folgt  ein  Jagdzlmmer 
von  Hornstein-Grünin- 
geo,  ein  Eßzimmer  von 
Rud,  und  Fia  Wille,  die 
ebenso  wie  die  Gesamtaus- 
stellUDg  des  Werkringes, 
der  neuen  Vereinigung  für 
Haus-  und  Wohnungskunst, 
über  deren  Ziele  der  Archi- 
tekt Endell  vor  kurzem 
einen  Vortrag  hielt,  noch 
nicht  fertig  sind. 

DieArchitektur  des  Saales, 
die  Anordnung,  geschieht 
durch  Endell.  Es  wird  also 
gegebenen  Falles  nach  Fer- 
tigstellung der  Räume  dar- 
über zu  berichten  sein.  Die 
Verzögerung  rechtfertigt 
sich  durch  den  Umstand, 
dafi  die  Vereinigung  vor 
kurzer  Zeit  erst  zustande 
kam.  Man  kann  einige 
Hoffaungen  an  sie  knüpfen. 
Denn  die  Grundsätze,  die 
Endell  vor  einigen  Wochen 
zur  Erläuterung  der  Ziele 
vortrug,  zeugten  von  Ein- 
sicht und  klarem  Willen, 
den  Sinn  und  die  Notwen- 
digkeit der  Formgebung  zu 
betonen  und  den  Haupt- 
wert darauf  zu  legen,  daS 
in  den  zu  schaffenden  Räumen  „gewohnt" 
werden  soll  und  kann.  Die  Kojen- 
abteilung ist  von  Prof.  Grenander  ent- 
worfen und  eingerichtet.  Um  einen  Mittel- 
gang liegen  sechs  kleinere  Räume,  deren 
Gliederung  durch  weiBe  Holzpfeiler,  die 
zugleich  als  Ständer  für  kleinere  plastische 
Arbeiten  dienen,  gegeben  ist.  Die  räum- 
liche Wirkung  ist  eine  intime,  die  Farben- 
wahl der  W and b ekle i düng  geschmackvoll, 
die  Beleuchtung  gut.  Hier  stellen  einige 
Künstler  kollektiv  aus,  kunstgewerbliche 
Arbeiten  alles.  Da  ist  der  Maler  Max 
Fleischer,  der  seine  sc  hOnen  Batik -Stoffe 
zeigt.  Die  Farben  sind  meist  düster,  wie 
es  primitive  Völker,  denen  die  Technik  ent- 
nommen ist,  lieben.  Die  Formen  sind 
ornamental  verwandte  Blumenmuster  oder 
geometrische  Figuren,  denen  die  Brand- 
stellen des  abgeschmolzenen  Wachses  einen 
feinen,  reizvollen  Hintergrund  geben,  der 
aussieht,  wie  das  krakelierte  Muster  auf 
chinesischem  Porzellan.  Namentlich  ein 
grauschwarzes  Tuch,  ein  grünlichbrauner 


ABB.  97. 
Vorhang,  dann  wieder  ein 
blauer  Stoff  mit  breitblätt- 
rigen  Mustern  zeigen  ge- 
dämpfte ,  schone  Farben. 
Arthur  Diener  gibt  in  sei- 
nem Kabinett  Aufnäharbeiten 
und  Intarsien.  Auf  groben 
Rupfen  näht  er  ausgeschnit- 
tene Stücke  weißen  oder 
schwarzen  Tuches  auf  und 
erreicht  so  dekorative  Wir- 
kung. VO^el ,  die  fliegen, 
Fichten,  die  schlank  zum 
Himmel  ragen  —  immer  ist 
es  ein  abgeschlossener  und 
wegen  der  Einfachheit  der 
kontrastierenden  Farben  er- 
freulicher Eindruck.  Auch 
die  Intarsien  sind  fein  durch 
den  zarten  Ton  der  gewähl- 
ten Hölzer.  Ein  Schiff  auf 
dem  Wasser,  zwei  kämpfen- 
de  Stiere,  ein  landschaftliches 
Bild,  das  sind  die  Motive.  — 
Handstickereien  stellt  Flo- 
rence  Hösel  aus.  Auch  hier 
wird  erfreulicherweise  der 
dekorative  Eindruck  betont. 
Großzügige  Landschaften, 
auch  phantastische  Entwürfe 
(z.  B.  silberne,  leuchtende 
Pfauen  zwischen  exotischen 
Blumen)  sind  hier  mit  der 
Nadel  gestaltet.  Das  Material 
prunkt  etwas  zu  sehr.  Das 
Künstlerische  könnte  mehr 
vorherrschen.  Ganz  kleine 
Stickereien  namentlich  zei- 
gen öfter  kleinliche  und  auch 
nicht  genaue  Arbeit,  so  daß 
man  es  loben  muß,  daß  bei 
ganz  ausführlichen  Arbeiten 
der  große  Fläch  eneindruck 
meist  gewahrt  ist.  Die  Künstlerin  hat  ein 
Gefühl  für  dekorative  Werte,  das  zeigen 
ihre  schwarzen  Vorhänge,  auf  denen  nur 
hin  und  urieder  ein  Rot  auftaucht.  —  Die 
Kunststickereien  von  Math,  und  Bisa  Huber 
zeigen  mehr  omamentalen  Charakter.  Die 
Komposition  richtet  sich  nicht  auf  natura- 
listische Wiedergabe,  die  dekorativ  stärker 
betont  wäre.  Die  Blumenwelt  gibt  ihnen 
die  Unterlage  zu  aparten  Mustern.  Nament- 
lich die  Kissen  sind  mit  sicherer  und  feiner 
Haterialempflndung  gearbeitet,  wenn  auch 
die  Ornamentik  selbst  nicht  originell  zu 
nennen  ist,  sondern  sich  geschickt  an 
Muster  anlehnt,  die  die  moderne  Kunst  auf 
diesem  Gebiet  erprobt. 

Unter  den  in  der  letzten  Koje  ausgestellten 
Einzelarbeiten  sind  die  leuchtenden  Emaillen 
Frida  Bastaniers  nach  Botticelli  zu  er- 
wähnen, denen  ein  besonderer  Wert  jedoch 
abgeht.  Eine  schöne  Pelikangruppe  von 
G au  1  führte  Randhahn  (Bunzlau)  aus,  deren 
breite  Wirkung  in  dem  stumpfen  Weiß  des 
Materials    gut  herauskommt.     Die    Majo- 


a  m   BLONDINE,   m  s 

VON  MAX  FABIAN,  BERLIN. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905, 


liken  von  LuiseHoffmann-Fallersleben 
sind  farbig  wohl  vollwertig,  aber  dekorativ 
dennoch  zu  unentschieden  in  der  Wirkung. 
Die  Schreibzeug- Garnitur  von  A.  Müller 
empfiehlt  sich  durch  die  flächige  Wirkung 
des  schwarzen,  glattenMaterials.Plessners 
keramische  Arbeiten  —  sitzender  Junge,  ein 
Bär,  zwei  Frauen  und  einige  einfache  Re- 
liefs —  erheben  sich  nicht  über  den  guten 
Durchschnitt,  sie  haften  zu  sehr  an  dem 
gegebenen  Vorwurf,  ohne  einen  besondem 
Stil  zu  suchen.  Schön  ist  die  farbige 
Wirkung.  Das  Formale  geht  den  Werken 
noch  ab. 

Den  dekorativen  Malereien,  die  in  dem 
anschließenden  Saal  untergebracht  sind  und 
die  ungezwungen  den  Übergang  zu  der 
Gemäldeausstellung  vermitteln,  fehlt  leider 
oft  der  ruhige,  dekorative  Gesamteindruck. 
Die  Wirkung  ist  überladen  und  zu  bunt. 
Das  Gegenständliche  drängt  sich  vor  und 
der  architektonische  Wert  leidet  unter  dem 
erstrebten  Eindruck  des  bildartigen  Er- 
zählen wollen s.     Am  ehesten  ist  noch  eine 


m  m  TOILETTE,   m  m 

VON  MAX  FABIAN,  BERLIN. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


persönliche  Gestaltungskraft  bei  Klingner 
zu  merken,  der  Sinn  für  Farbe  hat  und 
die  Freude  daran  nicht  verbirgt.  Er  ver- 
dirbt sich  auch  nicht  die  Wirkung  durch 
kleinliche  Tifteleien,  Wenn  einmal  figür- 
liche Gegenständlichkeit  gegeben  werden 
soll,  so  muß  alles  klar,  groß  und  einfach 
sein  und  sofort  sich  einprägen.  Diese  Regel 
befolgt  er.  Besonders  gut  ist  in  dieser  Be- 
ziehung die  schwarze  Tigerkatze,  die  aus 
roter  Schale  trinkt.  Die  Arbeiten  sind  für 
Trarbachs  neues  Weinhaus  bestimmt. 

Oberaus  lustig  und  frisch  wirkt  der  Pries 
für  ein  Kinderzimmer  von  Wolff.  Auf  ein- 
facher, grauer  Pappe  ist  mit  weißer  Farbe 
der  Umriß  silhouettenartig  ausgespart. 
Eindringlich  heben  sich  die  Darstellungen 
ab,  man  sieht  die  Kinder  auf  dem  Felde 
sitzen,  sie  lassen  den  Drachen  steigen,  sie 
plantschen  am  Brunnen,  stehen  unter  dem 
Weihnachtsbaum,  drücken  sich  um  einen 
Schutzmann  herum,  laufen  einer  Droschke 
nach,  sehen  zu,  wie  die  Soldaten  exerzieren 
und  lauschen,  was  Großvater  erzählt,   die 


Mädchen  sorgen  für  ihre  Puppen  und 
kochen  in  i^er  Küche.  Es  ist  eine 
originelle,  unterhaltende  Idee,  die  gleich 
eine  charakteristische  Prägung  erhalten 
hat  und  auch  künstlerisch  be&iedigt. 

Die  Plastik. 
Auch  die  Plastik  hat  alsRaumkunst  ihre 
wesentliche  Bedeutung.  Sie  ist  ruhende 
Erscheinung  der  Formen,  täuscht  nicht 
Bildhaftigkeit  vor,  sondern  ist.  Und  das 
Licht  kommt  zu  ihr  und  gleitet  hin  Über 
die  Flächen.  Die  Form  baut  sich  den 
Augen  auf  und  das  Leben  ist  in  Stein 
lebendig  gebannt.  Die  Linien  des  Raums 
zieht  die  Plastik  auf  sich.  Selbst  niit- 
wirkend  und  ausfüllend ,  lebt  sie  im 
Raum  ihr  eigentümliches,  geheimnis- 
volles Leben. 

Neben  guten  Arbeiten  von  Schmidt- 
Kestner,  BCJres,  Darsow,  Lepcke 
ist  besonders  die  Halbflgur  einer  alten 
Frau  von  Splieth  zu  erwähnen,  deren 
grauweiße  Tönung,  deren  ernste,  sach- 
liche Fassung  erfreut.  Ein  Kugelspieler 
von  Epler  zeigt  leichte  Linien  in  den 
Konturen.  Eine  sitzende  Brahmsstatuette 
von  Felderhoff  gefällt  um  ihrer 
Schlichtheit  willen.  Auch  die  Knaben- 
gruppe von  Götze  „Vor  dem  Bade"  ist 
wohl  ab  gewogen  in  den  Verhältnissen. 
Der  eine  Junge  schreitet  vorsichtig  ins 
Wasser,  der  andere  sitzt  und  schaut  zu. 
Das  Spiel  der  sich  überschneidenden 
Linien  ist  reizvoll.  Von  der  soliden 
Genrekunst  Maisons  geben  die  hiesigen 
Proben  keine  rechte  Vorstellung. 
Höchstens  der  Neger,  die  Negerin,  ein 
Faun  mit  Gans  wären  zu  nennen. 

Einige  Kinderbüsten  sind  noch  zu  er- 
wähnen.   Hier  hält  der  Stoff  den  Bildner 
beim   einfach-schlichten  Ausdruck   und 
am  ehesten  gelingt  hier  einem  technisch 
soliden  Durchschnitt  ein  gutes  Werk.   Eine 
Dreikindergruppe  von  Pageis,  eine  Büste 
von  Mißfeldt  und   ein    gelblich  getöntes 
Bildnis    von    S  c  h  au  B    gehören    hier    zu- 
sammen. 

Am  meisten  Befriedigung  gewährt  hier 
Lewin -Funcke.  Er  hat  Gefühl  für  Linien 
und  Formen.  Sein  „Am  Quell"  hebt  den 
Körper  rein  und  plastisch  von  dem  glatten 
Hintergrund  ab  und  es  ergibt  sich  ein  an- 
genehmes Spiel  von  Licht  und  Schatten. 
Auch  die  „Tänzerin"  (Bronze)  hat  diese 
leichte,  graziöse  Art.  Apart  wirkt  die  kleine 
Statuette  einer  Reifenspielerin.  Ein  eigen- 
artiges Brunnenmodell  fesselt  die  Auf- 
merksamkeit. Auf  einem  viereckigen  Block 
von  gelblicher  Färbung,  dem  das  Wasser 
entströmt,  kniet  ein  nackter  Knabe  und 
langt  hinunter  nach  dem  als  Ausfluß  die- 
nenden Faunskopf.  Nur  muß  sich  Lewin- 
Funcke  davor  hüten,  süßlich  zu  werden. 
In  dem  Bestreben,  wohlabgewogene  Ver- 
hältnisse in  zierlicher  Bändigung  zu  geben, 
kommt  er  manchmal  dicht  an  die  Grenze. 


Die  Malerei. 

Unter  den  zahlreich  vertretenen 
Kollektivausstellungen  sind  einige,  die 
architektur  -  malerisch  interessieren. 
Rudolf  von  Alt  t(Wien)  malt  mit  Vor- 
liebe das  Innere  alter  Dome.  Das 
Licht  ist  sonnig.  Das  Steinwerk  er- 
scheint fein  wie  Filigran.  Alt  vereinigt 
malerisches  Sehen  und  plastische  Deut- 
lichkeit, Eine  kleine  Bleistiftzeichnung 
gibt  so  subtil  die  zierliche  Ornamentik 
der  höchsten  Spitze  der  Stephanskirche 
wieder,  daß  ein  Menzel  daran  Freude 
gehabt  hätte.  Und  auch  das  ist  her- 
vorzuheben, daß  diese  Arbeiten  selten 
kleinlich  wirken.  Das  Streben  nach 
malerischer  Auflassung,  nach  künst- 
lerischer Durchbildung  tritt  immer 
klar  zu  Tage. 

Nach  Alt  -  Berlin  führt  uns  Julius 
Jakob,  Seine  Note  geht  mehr  auf 
genaue,  zeichnerische  Durchbildung, 
Plätze,  Straßen,  alte  Gebäude,  die  viel- 
leicht jetzt  gar  nicht  mehr  vorhanden 
sind.  Diese  lokale,  kulturhistorische 
Bedeutung  gibt  den  Bildern  den  Wert. 
Und  ein  gut  Stück  Berliner  Malerei  ist 
hier  aufbewahrt.  Das  „Innere  einer 
Gerberei"  ist  luftig  und  breit  gemalt, 
ein  „Blick  über  alte  Dächer"  zeigt  das 
Rot  der  Dächer  von  dunstiger  Luft  und 
Rauch  umkleidet,  ein  „Blick  auf  die 
Nikolaikirche"  im  Schnee  erfreut  durch 
die  großflächige  Behandlung. 

Auch  Skarbina   steuert  hierzu  bei, 
aber    sein    Berlin    ist    großstädtischer 
geworden.     Er   hat   eine    ganze   Reihe 
solcher  der  Wirklichkeit  abgelauschter 
Momentbildchen     hier,     23     Olstudien 
Berliner    Straßen.       Hans     Hermann 
führt  uns  in  seinen  bekannten  Bildern 
nach  Holland,    wo    ihn  die   Blumen- 
und    Fischmärkte    besonders    reizen. 
Aber  auch  er  geht  zuweilen  dem  malerischen 
Reiz  alter  Bauten  nach.    Er  gibt  die  kom- 
pakte Wucht  des  „Doms  von  Veere",  und 
„St.  Marien"  in  Wismar  gibt  ihm  Gelegen- 
heit, die  hohe  Räumlichkeit  gotischer  Kir- 
chengewölbe malerisch  zu  gestalten. 

Hamachers  Art  ist  bekannt.  Seine  Deu*- 
stellung  widmet  sich  dem  Meere,  dessen 
grünliche  Luft  ihn  fesselt.  Kamp  mann 
(Karlsruhe)  gibt  dekorative  Landschaften, 
besonders  Schilderungen  der  Industrie- 
gegenden,  denen  neben  dem  Reichtum  und 
der  Energie  der  Arbeit  noch  eine  schöne 
Natur  eigen  ist,  Prof.  Volkmann  entnimmt 
der  Antike  die  Anregung  zu  seinem  Schaffen, 
Auch  die  Umgebung,  in  der  er  lebt,  Rom, 
beeinflußt  ihn.  Seine  Statuen  sind  getönt. 
Seine  Bilder  zeigen  die  monumentale  Ruhe 
plastischer  Arbeiten.  Prelis  Skizzen  haben 
den  Wert  schnell  hingesetzter,  oft  farbig 
reizvoller  Impressionen. 

Neben  diesen  Kollektivausstellungen,  die 
im  wesentlichen  nichts  Neues  geben,  son- 
dern die  schon  bekannten  Künstler  in  einer 


@   e   @   @     BILDNIS,     m   m   &   m 

VON    HANNS    ANKER,    GROSS-LICHTERFELDE. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


diese  ehrenden  Repräsentation  zeigen,  geht 
die  große  Masse  der  Bilder  einher,  deren 
Maler  im  Einzelnen  nicht  berücksichtigt 
werden  können.  Es  kann  nur  bemerkt 
werden,  daß  die  Landschaft  eine  Reihe 
guter  Vertreter  hat:  Türcke,  Engel,  Dett- 
mann,  Kayser-Eichberg,  Feldmann,  Jülich, 
Matthies-Masuren,  Oesteritzf,  daß  das  Por- 
trät in  Cornelia  Paczka,  MüUer-Schönfeld, 
Heichert  und  Anker  verständnisvolle  Bear- 
beiter gefunden  hat.  Ein  kräftiges  Stillehen 
rührt  von  Bandeil  her,  es  erinnert  in  seiner 
wuchtigen  Art  derFarbengebung  an  Trübner. 
Brandis  malt  feine  Interieurs.  Leipolt 
weiß  aus  dem  Gegensatz  farbiger  Segel  und 
der  grauen  Wasserfläche  eine  feine  male- 
rische Stimmung  herauszuholen. 

Dresden  zeigt  ein  beachtenswertes  All- 
gemeinniveau. Bendrat,  Müller- Breslau, 
Besig,  Beckert,  Dorsch,  Ufer,  Friederici, 
Wilcfcens,  Pepino  vertreten  die  Kunst  der 
Elbier.  —  Die  Münchener  Luitpoldgruppe 
und  die  Künstlergenossenschafl  weisen 
manche  guten  Arbeiten,  namentlich  Land- 


schaffen  und  Porträts  auf.  Unter  den 
Künstlern  der  letzteren  Gruppe  fällt  Frobe- 
nius  auf,  der  bestrebt  ist,  seiner  Arbeit 
einen  starken,  nachhaltigen  farbigen  Bild- 
eindruck zu  geben.  Viel  frische  Talente 
weist  der  „Verein  MUnchener  Aquarellisten" 
auf,  namentlich:  Hellingrath,  Glese,  Leu- 
teritz,  Reinicke,  Itschner.  Düsseldorf  ist 
nicht  zum  Besten  vertreten.  Der  Hollan- 
der Mesda^,  der  Spanier  Sorolla  y  Bastida, 
der  Amerikaner  Melchers,  der  Belgier 
Leemputten  repräsentieren  mit  der  Art  nach 
bekannten  Bildern  das  Ausland. 

Die  besondere  Ausstellung  des„Verbandes 
der  Ulustratoren"  vereinigt  eine  OberfUlle 
von  Namen.  Wie  immer,  ist  diese  Veran- 
staltung interessant  und  gibt  manche  neue 


Anregung.  Im  wesentlichen  sehen  wir  hier 
die  Originale  der  Zeichnungen  für  unsere 
Witzblätter,  die  sich  durch  Frische  und 
Augenblicklichkeit  auszeichnen.  Die  „deut- 
sche Schwarz-Weifi-Ausstellung",  die  unter 
Leitung  der  , .Freien  Vereinigung  der  Gra- 
phiker" (Berlin)  stattfindet,  ist  gleichfalls  so 
reich  beschickt,  daß  auf  Einzelheiten  nictit 
eingegangen  werden  kann.  Es  kann  nur 
anerkannt  werden,  daB  selten  wohl  eine 
so  beinahe  vollständige  Sammlung  all  der 
in  den  verschiedensten  Techniken  aus- 
geführten Arbeiten  der  Schwarz  -  WeiB- 
Kunst  zusammengekommen  ist;  die  ge- 
schmackvolle Gruppierung  macht  das 
Verweilen  in  diesen  Räumen  angenehm 
und  lohnend. 


@    @    @    SONNTAG.    @    e    0 
VON  HANS  LICHT,  CHaRLOTTENBURG. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


BERLIN  ALS  ARCHITEKTURDENKMAL. 


EINE  ENTGEGNUNG  von  MAX  OHLE. 


Seit  längerer  Zeit  können  wir  beobachten, 
wie  sich  eine  größere  Anzahl  von  Theore- 
tikern und  Praktikern  damit  abmüht,  die 
gegenwärtigen  künstlerischen  Verhältnisse, 
deren  Tiefstand  durch  die  soziale  Entwick- 
lung unseres  Volkes  herbeigeführt  ist,  durch 
kritische  Untersuchungen  und  Vorschläge 
in  die  Bahnen  zu  lenken,  welche  der  Höhe 
unserer  sonstigen  Kultur  entsprechen.  Und 
wenn  ich  in  den  folgenden  Blättern  den- 
selben Weg  beschreite,  so  geschieht  dies 
weniger  deshalb,  weil  ich  ihn  Hir  einzig 
richtig  halte,  sondern  vielmehr  um  einem 
Aufsatze  von  Ernst  Schur  entgegen  zu  treten, 
der  in  dem  vorletzten  Hefte  dieser  Zeitschrift 
der  Öffentlichkeit   übergeben    worden  ist. 

Der  Verfasser  des  Aufsatzes 

,, Berlin  als  Architekturdenkmal. 
Bin  Programm   für  die  Zukunft*« 

hat  die  Absicht,  positive  Forderungen 
möglichst  präzis  zu  formulieren;  und 
zweifellos  ist  dieser  Gedanke  wert,  in 
einem  größeren  Aufsatze  eingehend  behan- 
delt zu  werden,  wenn  sich  auch  niemand 
verhehlen  wird,  daß  durch  diese  Forde- 
rungen nur  wenig  erreicht  werden  kann, 
zumal  wenn  sie  selbst  dem  Verfasser  nur 
dunkel  vorschweben.  Bezeichnend  ist  es, 
daß  Schur  es  absichtlich  vermeidet,  den 
^Yeg  anzugeben,  auf  dem  er  zu  seinem 
Ziele  kommen  will.  Jene  Forderungen 
sind  nun  derartig,  daß  sie  jeden  zum 
Widerspruche  reizen  müssen,  dem  an  der 
Gesundung  unserer  traurigen  Architektur- 
verhältnisse gelegen  ist.  Im  Übrigen  fdhlt 
der  Verfasser  jenes  Aufsatzes  schließlich 
doch  den  Drang,  in  sonderbarer  Folge- 
richtigkeit einen  Weg  zur  Besserung  an- 
zugeben, nämlich  den  großartigen  Gedanken 
einer  Zentrale  für  die  „immer  offenbarer 
werdende  Schönheit  der  Stadt  Berlin". 

Es  liegt  in  dem  Wesen  jeglicher  künst- 
lerischer Entwicklung,  daß  ihr  natürlicher 
Weg  hinauf  und  hinab  führt,  und  daß  von 
Ruhe  niemals  die  Rede  sein  kann ;  seit  dem 
ersten  AufQackern  einer  Kunstregung  ist 
deren  Entwicklung  nicht  wieder  unter- 
brochen worden,  und  die  von  Schur  er- 
sehnte Ruhe  kann  uns  niemals  die  Gewähr 
einer  Besserung  geben. 


Der  künstlerisch  Gebildete  weiß  aus  dem 
Erscheinungsbilde  einer  jeden  Stadt  wie 
aus  einer  zu  Stein  gewordenen  Chronik 
von  dem  Geiste  der  vergangenen  Geschlech- 
ter und  von  der  Kulturhöhe  der  noch  leben- 
den Bevölkerung  zu  lesen.  Jede  Straße, 
jeder  Platz  und  jedes  Winkelchen  sprechen 
zu  ihm  die  Sprache  derer,  die  sie  geschaffen 
haben.  Wenn  dies  richtig  ist,  und  daran 
ist  wohl  nicht  zu  zweifeln,  so  müßten  wir 
in  dem  größten  Gemeinwesen  Deutschlands, 
Berlin,  am  ausgeprägtesten  den  Geist  unserer 
Zeit  und  gleichzeitig  die  Zukunft  aller  deut- 
schen Großstädte  und  jener,  die  im  Begriffe 
stehen,  sich  zu  solchen  zu  entwickeln, 
sehen.  Die  Verhältnisse  in  den  kleinen 
Städten  sind  ja  ganz  ähnlicher  Natur,  nur 
ist  dort  alles  in  das  Kleinliche  übersetzt. 
Zwar  ist  in  der  Kleinstadt  jedes  Werk 
augenfälliger,  aber  beschränktere  Mittel,  der 
Zwang  und  der  Klatsch  der  Gesellschaft, 
Eifersüchtelei  und  Familienzusammenhang 
lassen  hier  noch  weniger  als  in  der 
Großstadt  eine  Besserung  eintreten.  Die 
Großstadt  bietet  eben  so  viele  Vorteile, 
daß  unsere  besten  Kräfte  stets  dort  tätig 
sein  und  das  Schwergewicht  jeglicher  kul- 
turellen Entwicklung  immer  dorthin  ver- 
legen werden.  Alle  großen  Errungen- 
schaften, welche  die  Welt  um  einen  Schritt 
vorwärts  brachten,  wurden  zu  allen  Zeiten 
in  den  Großstädten  geboren  und  nahmen 
von  dort  ihren  Zug  durch  das  Land.  Es 
wird  deshalb  hier  nur  von  Berlin  die  Rede 
sein,  da  dort  die  Entwicklung  am  weitesten 
fortgeschritten  ist,  (!)  und  sich  in  allen  deut- 
schen Städten  wohl  ganz  ähnliche  Verhält- 
nisse einmal  ergeben  werden,  wie  sie  jetzt 
schon  in  Berlin  herrschen. 

Da  müssen  wir  nun  leider  erkennen,  daß 
es  mit  unserer  Kultur  nicht  so  gut  bestellt 
ist,  wie  wir  wohl  annehmen  möchten. 
Unsere  Zeit  ist  so  stolz  auf  ihre  jüngsten 
kulturellen  Großtaten,  daß  sie  die  Achtung 
vor  dem  Alten  beinahe  ganz  verloren  hat; 
rücksichtslos  wird  dieses  dem  Untergange 
geweiht,  um  neuen,  häßlicheren  Gebilden 
Platz  zu  machen;  und  diese  Mißachtung 
und  Verständnislosigkeit  läßt  uns  auch  vieles 
verstehen,  was  uns  bei  der  Höhe  unserer 
Kultur    eigentlich   unerklärlich   erscheinen 


90 


möchte.  Berlin  mit  seinen  trostlosen  Straßen- 
zügen im  Osten  und  Westen,  eine  Miets- 
kaserne neben  der  anderen,  die  eine  mit 
mehr,  die  andere  mit  weniger  Gips  beklebt, 
zeigt  uns  das  Bild,  wie  es  das  soziale 
Elend  einerseits  und  die  Prunksucht  der 
Besitzenden  andererseit  im  Verein  mit  un- 
sinniger Bodenspekulation,  verkörpertdurch 
die  Schöpfung  eines  Künstlers,  nämlich  des 
Architekten,  ergeben  hat. 

Um  nun  das  Stadtbild  zu  schaffen,  wie 
es  die  besten  unter  uns  wohl  wünschen 
möchten,  ist  es  nötig,  auf  den  Urgrund  der 
gegenwärtigen  Mißstände,  die  wohl  kaum 
jemand  leugnen  wird,  einzugehen. 

Was  heute  der  Allgemeinheit  noch  gefällt, 
das  ist  der  alte  Stil  um  seiner  Alltäglichkeit 
willen,  die  eben  keine  besonderen  Forde- 
rungen an  das  Verständnis  stellt.  Aber  weder» 
der  griechische  Tempel,  noch  der  mittel- 
alterliche Dom  oder  der  Renaissancepalast 
kann  uns  als  Ideal  der  modernen  Architek- 
tur gelten,  und  außerdem  sind  auch  diese 
Bauten  durchaus  nicht  so  vollkommen,  wie 
man  im  allgemeinen  anzunehmen  geneigt 
ist.  Bei  allen  diesen  alten  Bauten  sehen 
wir,  allerdings  in  höchster  Ausbildung,  das 
Schema  und  die  Formel,  fremden  Einfluß 
und  Nachahmung  als  die  Grundlagen,  auf 
denen  sich  die  Gebäude  aufbauen.  Es 
widerstrebt  nun  dem  Geist  der  Moderne, 
dies  in  gleicher  Weise  zu  tun.  Es  soll 
aber  damit  nicht  gesagt  sein,  daß  nunmehr 
jeder  Künstler  von  vom  anfangen  müsse, 
nein,  edle  Kunst  ist  Entwicklung.  Wir 
müssen  aber  am  Alten  studieren  und  lernen, 
um  die  Wirkungen  der  Verhältnisse  und 
Zahlen  werte  erkennen  zu  können;  keine 
moderne  Stadt  vermag  uns  das  zu  lehren. 
Deshalb  müssen  wir  uns  die  alten  Städte 
zum  Muster  nehmen;  und  wenn  uns  Schur 
in.  seinem  Aufsatze  davor  dringend  warnt, 
so  möchte  ich  wissen,  nach  welchen  Grund- 
zügen wir  dann  eigentlich  bauen  sollen. 
Denn  gerade  bei  den  Städten  der  Vergan- 
genheit können  wir  in  Anlage,  AusfEihning 
und  Wirkung  bewundern,  was  unseren 
neuen  Stadtvierteln  so  ganz  fehlt:  nämlich 
die  Geschlossenheit  und  Einheit  der  Er- 
scheinung. Das  Wehen  dieses  Geistes  fühlt 
sogar  Schur  schließlich  in  den  alten  Städten 
der  Mark,  und  er  gestattet  uns  sogar, 
„immerhin**  diese  Zeugen  einer  ehrlichen 
Vergangenheit  zu  studieren]* 

Der  Geist  der  Zeit  hat  immer  Stil  und 
das  Alte  wird  und  kann  nie  wieder  auf- 
erstehen. Die  Entwicklung  geht  nicht  stu- 
fenweise hinauf  und  hinab,  sie  bleibt  immer 
in  gleicher  Weise  ein  Ausdruck  der  je- 
weiligen höheren  oder  tieferen  Kultur. 
Die  Renaissance  in  Italien  ist  ein  Produkt 
der  bewußten  Anlehnung  an  die  Antike 
und  doch  stellt  sie  eine  eigene  Kunst 
dar,  die  vom  Vorbild  himmelweit  ver- 
schieden ist.  Jede  Zeit,  jedes  Land,  jede 
Stadt  hat  den  Stil,  den  seine  Bevölkerung 
verdient. 


Der  schaffende  Architekt  ist  das  Werk- 
zeug, durch  welches  die  Masse  des  Volkes 
unbewußt     ihre     Anschauungen     sichtbar 
werden   läßt;   es   herrscht   auch   hier   das 
Gesetz  der  natürlichen  Auslese;  denn  nur 
der  Architekt  wird  Aufträge  erhalten,  der 
sich    allen  Forderungen    der   Gesellschaft 
unterwirft,  mögen  diese  auch  noch  so  ver- 
werflich und  häßlich  sein.    Zwar  hängt  der 
Einzelne  in  künstlerischen  Dingen  durch- 
aus nicht  von  der  Allgemeinheit  ab,  aber 
der  Architekt  ist  stets   das   Kind   seiner 
Zeit;  mag  er  das  Alte  nachahmen  oder  ganz 
neu  schalen  wollen,  immer  wird  der  Zeit- 
geist  in    seinen   Werken   herrschen.    Der 
Zwang  der  Verhältnisse  rechnet  aber  nur 
in  den  seltensten  Fällen  mit  deni  Können 
und  Wollen,  mit   den  innersten  Überzeu- 
gungen des  Schaffenden.    Auch  die  Schöp- 
flingen   der  Architektur   regeln   sich   nach 
dem  Gesetz  der  Nachfrage  und  des  Ange- 
botes; es  werden  nur  Dinge  verlangt  werden, 
die  dem  Geschmack  der  Masse  entsprechen. 
Die   verschiedenen  Bevölkerungsschichten 
werden  sich  niemals  bewogen  ftihlen,  sich 
nur  mit  wahrhaft  künstlerischen  Gebrauchs- 
gegenständen zu  umgeben,  mag  der  Künst- 
ler auch  noch  so  Gutes  schaffen,  sondern 
sie  geben  ihr  Geld  nur  dafür  aus,  was  ihrem 
Geschmacke    entspricht.     Der    Fabrikant 
kennt    den    Geschmack    des    Käufers    aus 
seiner  Erfahrung  her  ganz  genau,  und  er 
wird  sich  hüten,  Gegenstände  als  Massen- 
produktion herzustellen,    die  stark  indivi- 
duell sind.    Die  Erzeugnisse  der  Fabriken 
müssen  eben  charakterlos  sein,  da  sie  einer 
Masse  verschiedener  Charaktere  sich  em- 
pfehlen   wollen.     Das    Massenfabrikat    ist 
deshalb  der  Tod  jeder  wahren  Kunst,   da 
ihm    alles    fehlt,    was   das   Kunstwerk   zu 
einem  solchen  macht.    Darum  ist  die  An- 
sicht Schurs  ganz  unhaltbar,  daß  die  vom 
Künstler  beeinflußten  Massenfabrikate  den 
Geschmack  der  Masse  heben  werden.    Und 
wenn  einmal  eine  Zeit  kommen  sollte,  in 
der   nur   wahre  Kunst  auf  allen  Gebieten 
geschaffen  wird,  was  aber  niemals  eintreten 
wird,  so  ist  durchaus  nicht  anzunehmen, 
daß    einem  jeden   nun   diese   beste   Kunst 
gefallen  wird.    Was  mir  nicht  gefällt,  das 
kaufe  ich  nicht;   und  aus  diesem  Grunde 
wird  tatsächlich  ein  ungebildeter  Geschmack 
darauf  verzichten,  sich  mit  guter  Kunst  in 
seinem  Heime   zu  umgeben,   und  er  wird 
sich    sicherlich    bald    diejenigen   schaffen, 
welche   ihm   die   ihm  zusagenden  Gegen- 
stände anbieten. 

Und  daher  sind  viele  Künstler  gezwungen, 
des  Verdienstes  wegen  ihr  besseres  Können 
zu  opfern. 

So  ist  das  Bild  unseres  heutigen  Berlins 
ein  beredter  Zeuge  des  herrschenden  Gei- 
stes der  Bevölkerung  und  wahrlich  ein 
trauriger.  Da  liegt  nun  der  Gedanke  nahe, 
daß  unseren  Architekten  der  größte  Teil 
der  Schuld  zuzuschreiben  ist.  Wo  und 
wie  werden   nun  unsere  Architekten   aus- 


91 


gebildet,  daß  sie  derartige  Machwerke  der 
öfTentiichkeit  anzubieten  wagen?  Sie,  die 
berufenen  Werkzeuge  unserer  Kultur, 
müssen  uns  doch  wohl  als  die  Verantwort- 
lichen erscheinen,  wenn  dies  auch  nur  in 
bedingter  Weise  der  Fall  ist. 

Gewifi  erhalten  sie  auf  den  Hochschulen 
eine  Erziehung,  aber  wie  ist  diese  be- 
schaffen! Im  ödesten  Formalismus  bewe- 
gen sich  dort  die  maßgebenden  Kreise,  vom 
Beginn  der  künstlerischen  Erziehung  an 
wird  alles  getan,  um  ein  Herauswachsen 
aus  den  augenblicklichen  Verhältnissen 
unmöglich  zu  machen.  Und  wehe  dem, 
der  sich  der  herrschenden  Richtung  ent- 
gegen zu  stellen  wagt!  Das  Examens- 
gespenst schreckt  alle  oft  unbewußt  Wider- 
strebenden in  die  vorgeschriebenen  Schran- 
ken zurück.  Wer  als  Studierender  diesen 
Kampf  durchgekämpft  hat,  der  wird  wissen, 
warum  die  Architektur  auf  dem  Standpunkte 
angelangt  ist,  den  sie  jetzt'  einnimmt;  bei 
alledem  ist  es  noch  verwunderlich,  daß  ver- 
hältnißmäßig  so  viel  gutes  geschaffen  wird. 

Wird  nun  schon  bei  der  Ausbildung  der 
später  einmal  zu  leitenden  Stellungen  Be- 
rufenen so  gesündigt,  daß  erst  Generationen 
aussterben  müssen,  ehe  an' eine  vollkom- 
mene Besserung  zu  denken  ist,  so  ist  die 
Erziehung  der  jungen  Baubeflissenen  auf 
den  Bauschulen  und  technischen  Mittel- 
schulen als  das  schlimmste  Übel  anzusehen. 
Auf  dieses  Gebiet  soll  hier  nicht  näher  ein- 
gegangen werden,  da  es  an  anderer  Stelle 
ausführlich  besprochen  werden  soll.  Es 
möge  hier  nur  angedeutet  werden,  daß  dort 
der  Hauptfehler  der  Ausbildung  darin  liegt, 
den  Schülern  möglichst  genau  dasselbe  vor- 
zutragen wie  auf  den  Hochschulen  den 
Studierenden,  obwohl  doch  das  Menschen- 
material in  Erziehung  und  Vorbildung 
durchaus  verschieden  ist;  und  dabei  wiU 
man  gute  Resultate  in  kürzerer  Zeit  als 
dort  erreichen.  Es  ist  nun  überhaupt  un- 
möglich, von  Lehrern,  die  an  den  Bau- 
schulen erzieherisch  tätig  sind,  viel  zu  ver- 
langen, da  deren  eigene  Vorbildung  an  der 
Hochschule  häufig  derartig  war,  daß  sie 
zu  allem  anderen  eher  benign  sind,  cds  zur 
Erziehung   des   technischen  Nachwuchses. 

So  sehen  wir  denn  den  verderblichen 
Kreislauf  geschlossen:  dem  ungebildeten 
Volke  werden  jämmerliche  Gebilde  falsch 
geschulter  Architekten  vorgesetzt,  die  Tech- 
niker, denen  meist  die  geringe  Ahnung  von 
mißverstandener  Kunstgeschichte  und  For- 
menentwicklung zu  Kopf  gestiegen  ist, 
suchen  sich  gegenseitig  durch  möglichst 
falsch  angebrachte  Architekturformen  zu 
überbieten,  und  das  Volk  rächt  sich  durch 
seine  Teilnahmlosigkeit,  indem  es  alles  Ge- 
botene kritiklos  hinnimmt,  das  Schlechte 
und  leider  auch  das  wenige  Gute. 

Kein  Programm  für  die  Zukunft  wird  die 
Entwicklung  der  Architektur  bestimmen, 
der  Geist  der  Zeit,  der  uns  alle  beherrscht, 
der  uns  hindert,  alte  Stile  wieder  aufleben 


zu  lassen  und  sprungweise  vorwärts  zu 
streben,  dieser  rücksichtslose  Geist  schafft 
die  Werke,  welche  dem  innersten  Empfin- 
den der  Allgemeinheit  entsprechen.  Wir 
brauchen  kein  Programm  für  die  Zukunft, 
wir  haben  ein  Programm  für  die  Gegen- 
wart viel  nötiger. 

Nach  den  obigen  Ausführungen  ist  uns 
der  einzige  Weg  zur  Hebung  der  gegen- 
wärtigen Zustände  klar  vorgezeichnet.  Wir 
müssen  die  Bildung  der  Gesamtmasse 
desVolkes  mit  allen  Kräften  erstreben, 
damit  dieses  aus  der  teilnahmlosen  Stumpf- 
heit herausgerissen  werde  und  sich  die 
Kulturwerte  schaffe,  welche  seinem  höheren 
Geiste  entsprechen.  Da  jeder  Architekt 
inuner  von  der  Allgemeinheit  abhängig  ist, 
und  das  Verhältnis  zwischen  Bauherrn 
und  Baumeister  dauernd  bestimmend  sein 
wird,  so  ergibt  sich  eben  die  Notwendig- 
keit einer  Erziehung  des  Volkes  zu  gesun- 
den Anschauungen.  Tüchtige  Architekten 
hat  es  zu  allen  Zeiten  gegeben,  und  die  ge- 
bildete Öffentlichkeit  wird  sicherlich  dem 
Unfähigen  keine  Aufträge  mehr  zukommen 
lassen.  So  wird  sich  einst  eine  höher 
stehende  spätere  Zeit  ein  würdigeres  Archi- 
tekturdenkmal setzen,  als  unsere  Zeit  es 
für  sich  vermocht  hat. 

Es  gilt  also,  alle  Bestrebungen  zu  unter- 
stützen, die  darauf  hinzielen,  eine  Besse- 
rung unserer  gesamten  sozialen  Lage  her- 
beizuführen, deren  ganzes  Elend  in  der 
Großstadt  Berlin  am  deutlichsten  zu  Tage 
tritt.  Und  mit  dieser  Besserung  Hand  in 
Hand  muß  die  künstlerische  Erziehung  des 
Volkes  von  Jugend  an  gehen.  Damit  soll 
aber  nicht  gesagt  sein,  daß  das  gesamte  Volk 
aus  einem  Proletariat  von  Künstlern,  Kunst- 
historikern und  Kunstkritikern  bestehen 
müsse;  dem  Volke  sollen  nur  die  Augen 
geöffnet  werden,  damit  es  künstlerisch  sehen 
und  verstehen,  damit  es  Kunst  von  After- 
kunst unterscheiden  lerne.  Gewiß  herrscht 
unter  uns  Jungen  schon  ein  anderer  Geist 
als  jene  starre  Formel  der  Hochschule, 
und  die  Blätter  dieser  Zeitschrift  geben 
hiervon  ein  beredtes  Zeugnis.  Aber  die 
Masse  des  Volkes  ist  vom  wahrhaft  neuen 
Geiste  noch  unberührt,  denn  verständnislos 
steht  es  dem  Neuen  gegenüber  und  weiß 
nicht,  was  es  von  seinen  Architekten  ver- 
langen kann. 

Die  Grundforderungen  aller  Wohnhäuser 
sind  überall  gleich,  sowohl  für  den  Künstler, 
Gelehrten,  Kaufmann  wie  für  den  gewöhn- 
lichen Arbeiter:  gesund,  ruhig  und  behag- 
lich. Das  Wohnhaus  soll  einem  jeden  ein 
liebes  Heim  bieten,  in  dem  sich  ein  jeder 
wohl  fühlt,  aus  dem  ihn  kein  Bierpalast 
im  modernen  romanischen  oder  barocken 
Stile  herauslockt,  das  jeder  nach  kräfti- 
gendem Verweilen  in  Gottes  freier  Natur 
freudig  aufsucht.  Daher  muß  es  unserem 
Empfinden  entsprechen  und  darf  nicht 
irgend  welchen  Weltideen  huldigen.  Ein 
höher   stehendes  Volk   soll   sich  aus  dem 


92 


Völkerchaos  hervorheben,  nicht  in  ihm 
verschwinden;  es  soll  seinen  Charakter 
individuell  zur  Schau  tragen,  sein  Volkstum, 
seine  Kraft,  seine  Ideale  und  Wünsche 
zeigen.  Es  entspricht  nicht  dem  Gefühl 
des  denkenden  und  aufgeklärten  Städters, 
sein  Leben  hinter  Mauern  zu  verbringen, 
an  deren  Straßenseiten  gipserne  Ornamente 
aus  allen  Ländern  und  Stilrichtungen  an- 
geklebt sind.  Gerade  weil  dies  in  den  alten 
Städten  nicht  der  Fall  ist,  weil  das  gesamte 
Stadtbild  dort  den  Stempel  der  Überein- 
stimmung mit  dem  Charakter  der  Bevöl- 
kerung trägt,  darum  fühlen  wir  uns  in  den 
malerischen  und  winkligen  Gäßchen  so 
wohl. 

Auch  aus  diesem  Grunde  muß  uns  die 
Anlage  der  Städte  der  Vergangenheit  vor- 
bildlich sein,  eine  Forderung,  die  der 
Schur'sche  Aufsatz  so  heftig  bekämpft,  die 
uns  aber  faßbare  Anhalte  gibt,  welche  uns 
kein  Träumen  in  der  Mark  verschafft.  So 
ist  es  deshalb  auf  das  lebhafteste  zu  be- 
dauern, daß  in  Berlin  die  Bebauungspläne 
von  der  Tietbaudeputation  bearbeitet  wer- 
den, während  dies  doch  gerade  das  Gebiet 
bezeichnet,  das  für  den  Architekten  von 
außerordentlicher  Wichtigkeit  ist;  denn 
nur  auf  günstig  gestaltetem  Bebauungs- 
gelände kann  er  seine  Häuser  wirkungsvoll 
errichten.  Die  langweilige  Reißbrettarbeit 
des  Bauingenieurs  wird  niemals  das  Stadt- 
bild zulassen,  welches  selbst  der  befähigteste 
Architekt  mit  den  reichsten  Mitteln  schön 
und  abwechselungsreich  gestalten  könnte. 

Im  Großen  groß,  im  Kleinen  klein :  nach 
diesem  Satze  sollte  der  Architekt  schaffen 
und  nicht  an  das  bürgerliche  Mietshaus 
höfische  Prachtfassaden  anheften,  deren 
Vergänglichkeit  der  nächste  Regen  offen- 
bart. Dann  werden  auch  endlich  in  unseren 
Vororten  jene  Landhäuser  verschwinden, 
welche  den  unsinnigen  Wunsch  zu  haben 
scheinen,  eine  möglichst  vollständige  Muster- 
karte sämtlicher  Stilarten  von  der  Antike 
über  das  Schweizerhaus  bis  zur  modern- 
sten Moderne  darzubieten.  Das  Bürger- 
haus braucht  nicht  ernste  Größe  zu  atmen, 
wie  Schur  es  verlangt,  sondern  Behaglich- 
keit und  Zufriedenheit. 

Und  wenn  es  scheinen  mag,  als  ob  unsere 
modernen  öffentlichen  Bauten  nichts  liebe- 
volles an  sich  haben,  so  liegt  das  in  dem 
Wesen  ihrer  Bestimmung  begründet  und 
entspricht  der  Bedeutung  des  Staates.  Man 
sehe  sich  die  Bauten  des  Mittelalters  und 
der  Renaissance    darauthin    an,    und    wir 


werden  von  ihnen  dasselbe  sagen  müssen. 
Dies  ist  jedoch  durchaus  kein  Vorwurf, 
denn  das  Erhabene,  Reiche  und  Steife  er- 
zeugt eben  den  Eindruck  der  Monumen- 
talität. Daß  sie  groß  und  eindrucksvoll 
sind,  wird  wohl  niemand  leugnen.  Der 
neue  Geist  hat  längst  begonnen,  sich  auch 
bei  den  öffentlichen  Bauten  zu  regen;  ich 
erinnere  hier  nur  an  die  neuen  Gerichts- 
gebäude, die  zweifellos  einen  Geist  atmen, 
dem  niemand  Freudigkeit  und  Größe,  In- 
dividualität und  Nationalbewußtsein  ab- 
sprechen kann. 

Und  wenn  Herr  Schur  sich  gestattet,  von 
denen  zu  sprechen,  die  in  unseren  öffent- 
lichen Bauten  für  den  Staat  treu  ihren 
Dienst  erfüllen,  wenn  er  diesen  vorwirft, 
daß  sie  dort  freudlos  ihre  Arbeit  verrichten, 
so  kann  ich  dies  nur  ganz  entschieden 
zurückweisen;  er  scheint  nicht  zu  wissen, 
daß  auch  dort  ein  Geist  herrscht,  der  sich 
seiner  Arbeit  durchaus  nicht  schämt,  son- 
dern stolz  auf  diese  mit  der  Zeit  fortschreitet 
und  vom  wahrhaft  modernen  Geiste  und 
dessen  Forderungen  durchdrungen  ist. 

So  müssen  wir  denn  zu  der  Einsicht 
kommen,  daß  es  für  Berlin  eine  Ehrenpflicht 
ist,  sich  auf  sich  selbst  zu  besinnen  und 
damit  den  anderen  Städten  Deutschlands 
das  beste  Beispiel  zu  geben.  Es  soll  nicht 
über  seinen  Organismus  hinaus  zum  Staat 
oder  unsinnigerweise  gar  zur  Welt  streben. 
Glücklicherweise  ist  Deutschland  und  Berlin 
zu  gut  in  der  Welt  gehaßt,  als  daß  es  dem 
Weltstil  ein  Vorbild  sein  könnte.  Berlin 
sei  der  Ausdruck  seiner  Zeit  und  seiner 
Bevölkerung,  genau  wie  München  der  Aus- 
druck der  Münchener  oder  Darmstadt 
jener  der  Darmstädter  sein  soll.  Zur  Erzie- 
hung des  Volkes,  besonders  unserer  Jugend 
und  unseres  künstlerischen  Nachwuchses 
müssen  die  Allertüchtigsten  durch  Wort, 
Schrift  und  Tat  wirken,  dann  wird  Berlin 
auch  einmal  ein  würdiges  Denkmal  dieser 
gewaltigen  Epoche  sein  können  und  ein 
großartigeres  Stadtbild  bieten  als  das  alte 
Nürnberg,  Halberstadt  oder  Tangermünde, 
und  unsere  Enkel  werden  sich  alsdann 
dieser  neuen  Zeit  nicht  zu  schämen  brauchen. 

Aber  kein  Programm  für  die  Zukunft 
wird  uns  diesem  Ziele  näher  bringen;  kein 
eingefleischter  Vertreter  des  einzigen  Welt- 
stils vermag  das  baukünstlerische  Schaffen 
der  Vorburg  Deutschlands  in  andere  Bah- 
nen zu  lenken,  sondern  einzig  und  allein 
der  Wille  einer  gebildeten  und  nationalen 
Bevölkerung. 


LANDESVERSICHERUNGSANSTALT  BERLIN. 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL,  BERLIN,  s 

ERBAUT  APRIL  1903  BIS  OKTOBER  1904.     BAUKOSTEN  1,200  000  M. 
m      FASSADE:  VERBLENOUNG  MIT  HARDTMEIMER  KALKSTEIN,     m 


LANDESVERSICHERUN6SANSTALT  BERLIN. 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL,  BERLIN,  b 


UNDESVERSIOHERUNGSANSTALT  BERLIN. 
ARCHITEKT;  ALFRED  MESSEL,  BERLIN,  s 


LANDESVERSICHERUN6SANSTALT  BERLIN, 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL,  BERLIN,  b 


LANDESVERSICHERUNaSANSTALT  BERLIN. 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL,  BERLIN,  m 


98 


M.  1  ;  750. 


ABB.  106. 


0  b  10  T)  2CfT. 

m  f-i  H  f-i  f  i  — 


I.  STOCKWERK. 


M.  1 :  750. 


ABB.  107. 


ERLÄUTERUNG : 

1.  WARTEZIMMER. 

2.  VORSITZENDER. 

3.  DEZERNENTEN. 

4.  BUREAUVOR- 

STEHER. 

5.  BIBLIOTHEK. 

6.  REGISTRATUR. 

7.  VERNEHMUNGS- 

ZIMMER. 

8    MASCHINEN- 
SCHREIBER. 

9.  AUFSICHT. 

10.  HANDSCHREIBER. 

11.  MATERIALIEN. 

12.  RESERVE. 

13.  KANZLEI. 
U.  EXPEDITION. 

15.  ABFERTIGUNGS- 

RAUM   FÜR  DAS 
PUBLIKUM. 

16.  BERATUNGSZIM- 

MER. 

17.  SITZUNGSSAAL. 

18.  AUSKUNFTSBU- 

REAU. 

19.  DIENER. 

20.  WOHNUNG    DES 

VORSITZENDEN. 

21.  ARBEITSRAUM. 

22.  ARCHITEKTEN. 

23.  GARDEROBE. 

24.  TECHNISCHER 

BEIRAT. 


Hl.  STOCKWERK. 


LANDESVERSICHERUNGSANSTALT  BERLIN. 
ARCHITEKT:  ALFRED  MESSEL,  BERLIN. 


GRUNDRISS  VOM  1.  UND  3.  STOCKWERK. 


STEPHANUS-KIRCHE,  PRINZEN-ALLEE.    B 
ARCHITEKT:  ADOLF  BORCKNER,  BERLIN. 


BAUKOSTEN  430  000  M. 


STEPHANUS-KIRCHE,  PRINZEN-ALLEE,    a 
ARCHITEKT;  ADOLF  BORCKNER,  BERLIN. 

BAUKOSTEN  DES  WOHNHAUSES  94  000  M. 


STEPHANUS-KIRCHE,  PRINZEN-ALLEE,    m 
ARCHITEKT:  ADOLF  BORCKNER,  BERLIN. 


STEPHANUS-KIRCHE,  PRINZEN-ALLEE,    m 
ARCHITEKT;  ADOLF  BÜRCKNER,  BERLIN. 
ABB.  111.    KRONLEUCHTER.    AUSFÜHRUNa;  PAUL 
60LDE,  KUNSTSCHLOSSEREI,  WILMERSDORF.    » 
ABB.  112.     SRUNORISS  UNTER  DEN  EMPOREN,    m 
ABB.  113.    TEILBRUNORISS  ÜBER   DEN   EMPOREN. 


SS    m    FRIEDRIOHSTRASSE 167.  b    a 
ARCHITEKT:  BRUNO  SCHMITZ,  BERLIN. 

BAUKOSTEN  180000  M. 


B    e   FRIEORICHSTRASSE 167,   a    s 
ARCHITEKT;  BRUNO  SCHMITZ,  BERLIN. 


B    fs    FRIEDRIOHSTRASSE 167.   a    a 
ARCHITEKT:  BRUNO  SCHMITZ,  BERLIN. 


ERDGESCMOSS. 


-^^=mz^ 


FT 


? ,  I , 


OBERGESCHOSS. 


B    a   FRIEORICHSTRASSE 167.  b    b 
ARCHITEKT;  BRUNO  SCHMITZ,  BERLIN. 


s    S!    s      WOHNHAUS  KURFURSTENDAMM  37,  BERLIN,      e    «    s 
BAUMEISTER  KURT  BERNDT  UND  ARCHITEKT  A.  F.  M.  UN6E,  BERLIN. 


s  B  iB  TRAUERDEKORATION  AM  GRABE  ADOLF  VON  MENZELS,  b  a  as 
AUSflEFÜHRT  IM  AUFTRASE  DES  VORSTANDES  DES  VEREINS  BERLINER  KÜNSTLER 
VON  DEM  VEREINSMITGLIED  ALFRED  J.  BALCKE,  ARCHITEKT  IN  BERLIN,   e   « 


B      B    DAHLEM.    VILLA  DU.  DECKERT.    o      b 
ARCHITEKT:  LUDWI6  OTTE,  SROSS-LICHTERFELDE. 


B  AUFSANS  ZUR  AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,  BERLIN,  a 
B  B  ARCHITEKT:  ALFRED  GRENANOER,  BERLIN,  a  b 
AUSGEFÜHRT  IN  DER  KUNSTMÖBELFABRIK  A.  S.  BALL,  BERLIN. 


a  es  a  AUSSTELLUNß  A.  S.  BALL,  BERLIN.  B  B  a 
iü  ia  B  A.  SCHMIDT,  BERLIN.  WOHNZIMMER,  s  b  a 
AUSGEFÜHRT  IN  DER  KUNSTMÖBELFABRIK  A.  S.  BALL,  BERLIN. 


B  ia  B  AUSSTELLUNS  A.  S.  BALL,  BERLIN.  SB  b  b 
L.  BAUER,  WIEN.  DAMENSALON  MIT  BLICK  INS  SPEISEZIMMER. 
AUSQEFÜHRT  IN  DER  KUNSTMÖBELFABRIK  A.  S.  BALL,  BERLIN. 


e  e  0  a  AUSSTELLUNG  A.  S.  BALL,  BERLIN,  e  b  a  e 
ABB.  129.  ALFRED  GRENANDER,  BERLIN.  KAMIN  IM  MUSIKZIMMER,  ata 
ABB.  130.  HERMANN  BILLING,  KARLSRUHE.  DECKE  IM  BIBLIOTHEKSZIMMER, 
a     AUSGEFÜHRT  IN  DER  KUNSTMOBELFABRIK  A.  S.  BALL,  BERLIN,     a 


B  a  s  a  AUSSTELLUNa  A.  S.  BALL,  BERLIN,  es  b  b  a 
ABB.  131  JOSEPH  M.  OLBRICH,  DARMSTADT.  DECKE  IM  SPEISEZIMMER. 
ABB.  132.  ALFRED  QRENANDER,  BERLIN.  DECKE  IM  VORRAUM.  ■ 
AUS6EFÜHRT  IN  DER  KUNSTMÖBELFABRIK  A.  S.  BALL,  BERLIN,    b 


BERICHTIOUNS:  DIE  IN  HEFTI,  ABB.  35  UND  36  GEBRACHTEN  TREIBARBEITEN 
SIND  NICHT  VON  SCHULZ  &  HOLDEFLEISS,  SONDERN  VON  DER  FIRMA  MAX  BITSCHKUS 
IN  CHARLOTTENBURa  AUSGEFÜHRT. 


BBS  AUSSTELLUNG  A,  S.  BALL,  BERLIN,  m  s  a 
e  ABB.  133.  QEORGE  WALTON,  DECKE  IM  WOHNZIMMER,  a 
ABB.  134.  ALFRED  SRENANDER,  BERLIN.  DECKE  IM  MUSIKZIMMER. 
AUSaEFÜHRT  IN  DER  KUNSTHÖBELFABRIK  A.  S.  BALL,  BERLIN. 


Der  Bildbauer  Professor  Adolf  BrQtt  «hielt 
n  Ruf  nach  Weimar.  Er  wiid  seine  L^hrtltt^eit 
im  Oktober  beginnen. 


HS  Zur  Erlangung  von  Entwürfen  fUr  Bauemhauaer 
und  einfache  BUrgerhHuaer  im  Regierungsbezirk  Minden 
und  im  Füistentuni  Schaumbuif[-Lippe  wird  unter 
deutschen  Architekten  ein  Wettbewerb  eröffnet.  Es 
kommen  f^lnf  Preise  zu  600,  500,  40O1  300  und  300  Mark 
lur  Verteilung,  Der  Regienrngspiüaident  hat  die  Be- 
fugnis, Zeichntingen  nach  freier  Wahl  zu  einem  von 
den  Preisrichtern  als  angemessen  bezeichneten  Preite 
uuukatifen.  Preisrichter  sind:  der  Kgt.  Regierungs- 
prtaident  Dr.  Kruse  in  Minden  und  in  dessen  Stell- 
vertretunc  ^^  Staatsminister  Freiherr  von  Feilitzsch  in 
BUckeburg.  Regierungs-  und  Baurat  Harn  in  Minden, 
Baurat  Blichliag  in  Bielefeld,  Rentner  Hugues  in  Min- 
den, Landrat  Freiherr  von  Ledebur  in  Lübbecke, 
Architekt  LUtkemeyer  in  Bietefeld,  Bankdirektor  Osthoft 
in  Bielefeld,  Zimmermeister  SchOtte  in  Minden  und 
Baurat  Wunderlich  in  BUckeburg.  Die  Entwürfe  sind 
spitesteits  zum  i.  Oktober  tgos,  mittags  la  Uhr,  post- 
frei an  daa  Botenmeisteromt  der  Kgl.  Regierung  in 
Minden  «inzusenden.  Die  nSheten  Bedingungen 
künnen  bei  dem  Botermieisteramt  gegen  Einsendui^ 
von  70  Pfg.  in  Bile&narken  bezogen  weiden. 


g  In  dem  Wettbewerb  zur  Erlangung  von  Bau- 
■Uzzen  für  die  Gestaltung  der  Bauten  am  Burgtor- 
zingel  in  Lübeck  ist  der  erste  Preis  dem  Entwurf  „t  905" 
des  Landbaninapektor«  Eiicb  Blunck  in  Nikolassee  bei 
Poladam  und  awet  tweite  Preise  dem  Entwurf  „R", 
der  Architekten  Ologner  und  Vermehren  in  Lübeck  und 
dem  Entwurf  „Stadtmauer"  des  Regierungabauführers 
Bggeling  in  Charlottenburg  zuerkannt  worden. 


Q  In  dem  Wettbewerb  um  Entwürfe  zu  dem 
Aachingerhotel  am  Potsdam  eiplatz  in  Berlin  erhielten 
unter  57  Entwürfen   den   ersten  Preis   die  Architekten 


Bielenberg  ft  Moser  in  Berlin,  den  zweiten  Preis  die 
Architekten  Reimer  &  KÖite  in  Berlin,  den  dritten 
Preis  Architekt  Kopp  in  der  Firma  Bömstein  &  Kopp 
in  Friedenau,  den  vierten  Preis  Architekt  Schlüter  in 
Or.  Lichterfelde  und  den  fünften  Preis  Arcbitekt  O.  Kuhl- 
mann in  Charlottenburg.  Die  Veröffentlichung  dieses 
Wettbewerbes  erfolgt  in  Heft  4. 


A  Der  deutsche  Künatlerbund  hat  die  Villa  Romana 
in  Florenz,  die  etwa  10  Minuten  vor  der  Porta  Romana 
liegt,  erworben.  Es  sollen  in  derselben  Ateliers  er- 
richtet und  diese  statt  der  üblichen  Medaillen  auf  den 
Ausstellungen  des  Bundes  an  jüngere  wie  Bltere  Künstler 
auf  eine  bestimmte  Zeit  hin  verteilt  werden. 


t;  Um  die  Vei«ti[ndigung  zwischen  dem  Architekten 
und  Bdoler  bezüglich  der  bei  einem  Bau  antuwenden- 
den  Farben  zu  erleichtem,  hat  die  Firma  Paul  Bau- 
mann,  Aue  i  Bxzgeb.,  Farbeokartonkarten  mit  360 
nnmmcrierten  ForbtBnen  hergestellt.  Die  „Baumaim- 
achen Farbenkartoitkarten"  sollen  dazu  dienen,  schnell 
und  bequem  Jeden  gewünschten  Farbton  anzugeben, 
sodaB  das  übliche  Probeatreichen  erspart  wird,  AuBer- 
dem  kann  vermittels  derselben  die  O^enwirkung 
der  Farben  unter  sich  geprUft  werden.  In  einer 
beigegebenen  Skala  ist  für  jeden  Farbenton  genau 
bemerkt,  aus  welcher  Mischung  die  betreuende 
Farbe  besteht. 


Ein  stiller  Wunsch  so  manches  Amateur -Photo- 
graphen ist  der  Besitz  einer  Kamera  mit  gutsm  An- 
aatigmat,  insbesondere  eines  Goerz-Objektives,  Wer 
bisher  vor  der  einmaligen  hohen  Barausgabe  zurück- 
schreckte, beachte  den  unserem  heutigen  Hefte  bei- 
liegenden Prospekt  der  Firma  StOddg  ft  Co.,  Dresden, 
Bodenbach,  Zürich.  Die  von  dieser  Firma  in  Handel 
gebrachten  Union-Kameras  werden  jetzt  ausschlieSIlcb 
mit  Anastigmaten  der  bekannten  optischen  Anstalten 
Goen,  Berlin  und  Meyer,  OOrlitz  ausgerüstet. 


ii8 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  beziehen  durch  Ernst  Wasmutfa  A.-G.,  Berlin  W.  8, 

Marlcgrafenstraße  35. 

Berliner  Baujahrbuch  für  Veranschlagung  und  Ver- 
dingung. Herausgegeben  vom  Kgl.  Reg.-Baumeister 
Lang,  Jahrgang  1905.  Ein  starker  Band,  grofi 
Quart,  mit  250  Illustrationen.  Elegant  gebunden. 
Preis M.  5,— 

Blumentritt,  G.,  Das  ehemalige  Benediktinerkloster 
Rott  am  Inn  und  seine  Stütsldrche.  Mit  37  Abbil- 
dungen und  5  Tafeln M.  8, — 

Haase,  H.,  Medizinalrat,  Gesundheitswidrige  Woh- 
nung^ und  deren  Begutachtung      .     .     .     M.  z,6o 

Koenen,  GrundzUge  für  die  statische  Berechnung  der 
Beton-  und  Betoneisenbauten.  Zweite  durchgesehene 
Auflage M.  1,20 

LÜer,  H.,  und  M.  Creutz,  Geschichte  der  Metallkunst. 
2  Bände.  Band  I :  Kunstgeschichte  der  unedlen  Me- 
talle     M.  28, — 

Mohrmann,  Karl,  Prof.,  und  Eichwede,  Ferd.,  Dr.  Ing., 
Germanische  FrUhkunst.  120  Folio-Tafeln  (33x46  cm) 
in  Lichtdruck  mit  erlSutamdem  Text.  12  Liefe- 
rungen zu  je  M.  6, — .     Lfrg.  x  ist  soeben  erschienen. 

Propper,  Die  Bauschule  am  Technikum  in  Blei.  29  Ta- 
feln Lichtdruck.  Format  30x40  cm  in  Mappe  M.  z6, — 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  Entwürfe  von  Gebäuden, 
Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  Gartenbän- 
ken, Zäunen,  Giebeln,  Loggien,  Gebäudeteilen  usw. 
Soeben  erschien  Lieferung  I.     zo  Tafeln   .     M.  8, — 

Schadow,  Dr.,  Gottfiried,  Polyclet  oder  von  den  Maßen 
des  Menschen,  z  Atlas  von  39  Tafeln  Folio  nebst 
Text  und  einer  Tafel  mit  dem  Proportionalgesetz 
vom  goldenen  Schnitt.  Zehnte  Auflage  mit  einem 
Vorwort  von  Prof.  Maximilian  Schäfer.  Neue  Aus- 
gabe   M.  20, — 

Schmid,  Carl,  Baurat,  Technische  Studienheite.  Heft  5. 
Asphalt,  Teer,  öl  im  Straßenbau.  Mit  Z2  Ab- 
bildungen im  Text  und  4  Tafeln      .     .     .     M.  5, — 

Seder,  Anton,  Professor  und  Direktor  der  Kunsthand- 
werkerschule in  Straßbu^,  Moderne  Malereien. 
Lfrg.  3  ist  soeben  erschienen. 

Sohnrey,  Heiiuich,  Kunst  auf  dem  Lande,  gr.  8« 
mit    Z74  Abbildungen     und     zo   farbigen  Beilagen. 

Eleg.  kart. M.  7,— 

In  eleg.  Hlbfrzbd M.  8,50 

Städtebilder,  Historische.  Herausgegeben  von  Cornelius 
Gurlitt.  Serie  II  Band  II.  Cambridge  .  M.  35>— 
Preis  einer  Serie  aus  5  Bänden  bestehend     M.  Z25, — 

\Ve8tdeutscher  Taschenkalender  lUr  Architekten  und 
Ingenieure.     Jahrgang  Z905 M.  z, — 

Wien  am  Anfang  des  XX.  Jahrhunderts.  Herausge- 
geben vom  österreichischen  Ingenieur-  und  Archi- 
tekten-Verein. Redigiert  von  Ingenieur  Paul  Kortz, 
Stadtbaurat.  I.  Band:  Charakteristik  der  Stadt;  In- 
genieurbauten, ca.  400  Seiten  4°  mit  z7  Farbentafeln 
und  397  Textabbildungen.  II.  Band:  Hochbauten; 
Architektur  und  Plastik.  Preis  fUr  beide  Bände  in 
Ganzleinen  gebunden M.  60, — 


I  Inserenten -Tafel.  | 

Bautechn.  Privatschule,    Architekt  Spenger,    München. 

Karl  Bertsch, Werkstätte  f.Wohnungseinricht.,  BAÜnchen. 

R.  Blume,  Kunst-  und  Bauschlosserei,  Charlottenburg  4. 

Deutsche  Glasmosaik -Gesellschaft  Puhl  &  Wagner, 
Hoflieferanten,  Rixdorf-Berlin. 

Dicker  ft  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizuzigs-  und 
Lüihmgsanlagen,  Halle  a.  S.— Berlin-Schöneberg. 

Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden, 
Blasewitzerstr.  Z7. 

Johaimes  Eichardt,  Buchbinderei  für  Architektur, 
Berlin  SW.,  Dessauerstr.  zo. 

Blbinger  Maschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbing  W.-P., 
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 

Carl  Flohr,    Personen-   und  Lasteziaufeüge,    Berlin  N. 

Tobias  Forster  ft  Co.,    SelbstspOlende  Closets  „Isaria", 

1   München— Berlin. 

August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefe,  Köln  a.  Rh.  77. 

Golde  ft  Raebel,  Kunstschmiede,  Berlin-Halensee. 

J.  P.  Großmaim,   Garteziazilagen,  Leipzig,  Elsterstraße. 

Georg  GÜUazid,  Gartenazilagen,  Berlin  O.,  Frankfiirter 
AUee  Z4/Z5. 

Richard  Herrmazm,  Messizig-  und  Bleiverglasuzig, 
Berlin  N«,  Rheizisbergerstr.  65. 

Gebrüder  Hildebrazidt,  Berlin,  Charlottenstr.  59  I. 

Jahreis  ft  Honig,  Spezialkxmststeizifabrik,  Helznbrechts 
(Bayern). 

Lion  Kießlizig,  Wohnungseinrichtupgen,  Berlin  SO. 

Klemm  ft  Beckmazm,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

Heizirich  Kunitz,  Orziamente  in  Kupfer  und  Bronze, 
Berlin  SO,  Mariazmenplatz  za. 

Lehner  ft  Steinisch,  Kunstwerkstätten,  Wilxnersdori', 
Holsteiziischestr.  3  z. 

Gustav  Lind  Nflg.,  Metallbildhauerei,  Berlin  W«,  Gen- 
thinerstr.  3. 

C.  Roh.  Lohmazm  G.  m.  b.  H«,  Lichtpauspapiere,  West- 
hofen  (Westf.). 

S.  A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Beriin  N.,  Gartenstr.  96. 

A.  Müller,  Kupfeideckung,  Bauomamente,  Berlin- 
Schöneberg,  Groß-Görschenstr.  35. 

Johaxm  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  TV.,  Pots- 
damerstraße zo/zz. 

Ed.  Puls,  Eisenkonstruktions-  und  Kunstschmiedewerk- 
statt, Berlin-Tempelhof. 

Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 

Joseph  Scherer,  Glasmalerei,  Berlin W.  z  5,  Kaiserallee  204. 

J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W.  35. 

Carl  Schütte,  Graph.  Kuzistanstalt,  Berlin,  Leipzigerstr.  Z3. 

E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Spinn  ft  Mencke,  HofUeferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W., 
Leipzigerstr.  83. 

Stein-Industrie  Haiger  G.  m.  b.  H.,  Terrazzo -Werk, 
Haiger-Langenaubach 

H.Stroucken,  Möbelfabrik  u.  Dekorationsgeschäft,  Krefeld. 

Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Haimover. 

Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Miltenberg  a.  Main. 

Zierhut  ft  Krieger,  Kunstgewerbl.  Werkstätte,  München. 


Verantwortlich  für  die  Schriftleitung :  Dr.  Adolf  Brüning,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  BerlinW.,  Mauerstr.  43. 44.  —  Klischees  von  Carl  Schütte,  Berlin W. 


120 


die  langgestreckte  Form  des  Grundstückes 
zur  Anlage  eines  Hotelgrundrisses  mög- 
lichst ungünstig.  Sahen  sich  auf  die  Weise 
die  Wettbewerber  einer  Häufung  von 
Schwierigkeiten  gegenüber,  so  stand  ihnen 
zum  Oberfluß  auch  noch  eine  viel  zu  knapp 
und  unzureichend  bemessene  Zeit  für  die 
Lösung  der  Aufgabe  zur  Verfügung.  Und 
so  ist  es  denn  gekommen,  daß  trotz  vieler 
tüchtiger  und  trefflicher  Grundrißlösungen 
keine  einzige  zu  Tage  getreten  ist,  die 
einen  wirklich  großen  Zug  verrät  —  und 
das  muß  für  ein  Haus  an  dieser  Stelle  sehr 
bedauert  werden. 

Nirgendwo  genügend  gelöst  ist  die  Ver- 
bindung des  Hoteleinganges  und  der  Haupt- 
treppe mit  den  an  der  spitzen  Ecke  des 
Grundstückes  liegenden  Gastzimmern;  der 
Weg  zu  denselben  ist  meistens  sehr  weit 
und  unübersichtlich;  das  ist  ein  um  so 
empfindlicherer  Mangel,  als  gerade  die 
Logierzimmer  an  dieser  Stelle  die  wert- 
vollsten des  ganzen  Hauses  sind.  Mehrfach 
ist  versucht  worden,  dem  abzuhelfen  durch 
Anordnung  von  hellen  Hauptfluren,  die  ihr 
Licht  von  großen  Höfen  erhalten,  eine  An- 
lage, die,  wenn  sie  auch  eigentlich  als 
selbstverständlich  gelten  sollte,  gelobt  werden 

• 

muß;  haben  es  doch  viele  Wettbewerber 
fertig  gebracht,  die  Flure  als  dunkle  Mittel- 
flure mit  beiderseitigen  Zimmerreihen  zu 
gestalten.  Es  ist  heute  doch  wohl  nicht 
mehr  cuigängig,  bei  einem  so  großen  Hotel 
die  Korridore  an  den  Kreuzungspunk- 
ten notdürftig  durch  kleine  Schächte  zu 
lüften  und  mit  einem  Dämmerschein  von 
Licht  auszustatten  und  im  übrigen  der 
elektrischen  Beleuchtung  —  auch  bei 
Tage  —  aUes  zu  überlassen.  Mit  Recht 
rühmt  daher  das  Preisgericht  an  dem  erst- 
prämiierten Entwürfe  die  helle  und  gute 
Beleuchtung  der  Korridore.  Umsomehr 
erstaunt  man,  daß  dasselbe  Preisgericht 
2  Entwürfe  ausgezeichnet  hat,  die  hierin  das 
gerade  Gegenteil  leisten.  Mit  dieser  Korri- 
dorfrage eng  zusammen  hängt  auch  die  An- 
lage der  Zugangstreppen.  Während  von  dem 
Preisgerichte  bei  dem  Kuhlmann'schen  Ent- 
würfe gerade  die  Anlage  nur  einer  Haupt- 
treppe hervorgehoben  wird,  —  eine  Anord- 
nung, die  auch  vielfach  bei  nichtprämiierten 
Arbeiten  vorkommt  —  zeigen  die  3  erst- 
prämiierten Entwürfe  2  Haupttreppen  ent- 
sprechend den  beiden  Hoteleingängen  an  der 
Königgrätzerstraße  und  am  Leipzigerplatz. 


Ist  letzteres  Motiv  auch  weniger  schön 
und  erschwert  es  die  Übersichtlichkeit,  so 
vermittelt  es  doch  anderseits  gerade  bei 
dieser  Grundstücksform  den  Verkehr  nach 
den  Logierzimmern  in  bequemerer  Weise. 

Auffällig  ist  bei  manchen  Entwürfen 
die  scheinbare  Unkenntnis  der  Bedürf- 
nisse eines  großen  Hotel-  und  Restau- 
rationsbetriebes; dieselbe  äußert  sich  teils 
in  unzureichenden  Küchen,  teils  in  dem 
Mangel  der  notwendigsten  Wirtschafls- 
räume,  teils  in  der  fehlerhaften  Anordnung 
des  Gepäckverkehrs  beim  Hoteleingang, 
und  was  derartige  Dinge  noch  mehr  sind. 

Von  solchen  Mängeln  ist  der  an  erster 
Stelle  ausgezeichnete  Entwurf  nicht  ganz 
frei,  wie  er  auch  eine  andere  schwierige 
Forderung  des  Programms  unbekümmert 
vernachlässigt  hat,  nämlich  die  Anordnung 
der  Badezimmer. 

Verlangt  war  eine  größere  Anzahl  von 
Bädern  in  direkter  Verbindung  mit  den 
Wohnräumen.  Während  es  doch  wohl 
ganz  selbstverständlich  erscheint,  die  Bade- 
zimmer als  wertvolles  Anhängsel  den  wert- 
vollsten Logierzimmem  —  den  Front- 
zimmern —  beizugeben,  statten  Bielen- 
berg  &  Moser  nur  einige  hofwärts  gele- 
gene Zimmer  mit  Baderäumen  aus,  wo 
es  gerade  paßt.  Demgegenüber  zeigt  der 
Entwurf  von  Reimer  &  Körte  eine  auch 
von  dem  Preisgericht  als  lobenswert  an- 
erkannte Anlage  der  Badezimmer,  welche 
je  nach  Wunsch  bald  dem  einen,  bald 
dem  anderen  Wohnräume  zugeteilt  werden 
können.  Sodann  ist  der  erstprämiierte 
Entwurf  in  der  Anordnung  des  Wein-  und 
Bierrestaurants  nicht  glücklich.  Zwar 
steht  letzteres  in  schöner  Verbindung  mit 
zwei  großen  Höfen,  welche  für  Berliner 
Verhältnisse  als  Restaurationshöfe  bedeu- 
tenden Wert  haben,  jedoch  liegt  an  dem 
größeren  Hofe  leider  die  Kochküche  und 
drückt  den  Wert  desselben  wieder  herab; 
die  Küche  liegt  am  äußersten  Ende  des 
Restaurants  sehr  ungünstig,  ist  über- 
haupt unzureichend  und  ermangelt  der 
Nebenräume ;  schließlich  entspricht  der  Zu- 
gang vom  Hotel  zum  Restaurant  durch  das 
Schreibzimmer  hindurch  wohl  kaum  billi- 
gen Anforderungen.  Trug  trotzdem  der 
Entwurf  von  Bielenberg  &  Moser  den  ersten 
Preis  davon,  so  liegt  das  an  der  Überlegen- 
heit seiner  Gesamtdisposition  über  alle 
übrigen  Vorschläge,   und   mit  Recht   wird 


121 


derselbe  vom  Preisgericht  als  „entwicke- 
lungsfähig^*  gerühmt,  ein  Vorzug,  den  mit 
ihm  keine  andere  Arbeit  in  gleichem 
Mafie  teilt.  Das  ist  denn  auch  der  Grund 
gewesen,  den  Verfassern  die  Aufstellung 
des  Ausführungsentwurfes  zu  übertragen. 
Aufier  den  fünf  prämiierten  Entwürfen 
bringen  wir  noch  einige  andere,  die  uns 
bemerkenswert  genug  erscheinen,  unseren 
Lesern  bekannt  gegeben  zu  werden.  Zu- 
nächst der  Entwurf  von  Solf  &  Wichards, 
Berlin.  Derselbe  ist  hinreichend  charak- 
terisiert und  erklärt  durch  sein  Kennwort: 
„Einfahrt".  Dieses  Einfahrts-Motiv  verwer- 
ten mehrere  der  eingelieferten  Vorschläge, 
so  z.  B.  auch  der  Möhringsche.  Letzterer 
zeigt  als  einziger  die  Anlage  eines  größeren 
Hotel-Gartens  auf  dem  Dache  an  der  spitzen 
Ecke  des  Grundstücks.  Es  ist  auffällig, 
daß  man  diesem  Motiv,  welches  sich  in 
der  Architektur  gerade  an  dieser  Stelle 
vortrefflich  hätte  verwerten  lassen,  sonst 
in  keinem  Entwürfe  mehr  begegnet.  Man 
sollte  meinen,  gerade  diese  Baustelle  mit 
ihrer  freien  Lage  und  vortrefflichen  Aus- 
sicht hätte  zur  Anlage  eines  solchen  Hotel- 
gartens reizen  müssen.  Damit  wäre  man 
denn  bei  der  Frage  des  äußeren  architek- 
tonischen Aufbaues  angekommen.  Unter 
den  prämiierten  Entwürfen  genügt  nur  die 
an  fünfter  Stelle  ausgezeichnete  Kuhl- 
mannsche  Arbeit  höheren  architektonischen 
Ansprüchen,  und  das  Preisgericht  hat  auch 
ausdrücklich  ausgesprochen,  daß  dieselbe 
ihre  Rangstellung  dem  künstlerischen  Auf- 
bau verdankt.  Kuhlmann  hat  nachstehende 
zwei  Lrösungen  des  Eckaufbaues  versucht. 


Die  Lösung  ohne  Turm  hält  sich  im  Rah- 
men der  zwei  Hotel-Neubauten,  die  bereits 
am  Potsdamer  Platze  teshen.  Bekanntlich 
wenden  die  Grundstücke  am  Potsdamer 
Platz  diesem  ihre  kurze  Front  zu,  so  daß 
die  Bauten  alle  hoch  und  schmal  aussehen; 
das  gibt  in  Verbindung  mit  den  vielen 
Straßendurchbrüchen  kein  befriedigendes 
Bild.  Umsomehr  erscheint  der  zweite 
Kuhlmannsche  Vorschlag,  den  Beginn  der 
Königgrätzerstraße  durch  einen  höheren 
Aufbau  zu  kennzeichen  und  dadurch  dem 
Platze  etwas  von  seiner  Uferlosigkeit  zu 
nehmen,  beachtenswert.  Ob  hier  der  vor- 
geschlagene Turm  oder  ein  anderer  massi- 
ger Aufbau  angebrachter  ist,  mag  dahin- 
gestellt bleiben. 

Außer  diesen  Kuhlmann'schen  Vorschlä- 
gen erscheinen  noch  die  Passaden  von  Möh- 
ring  und  von  Reinhard  &  Süssenguth  beach- 
tenswert, weshalb  sie  den  Lesern  dieses 
Blattes   nicht  vorenthalten  werden  sollen. 

Ein  dritter  eigenartiger  Entwurf  mit  dem 
Motto:  „res  severa'*  kann  gemäß  Wunsch 
des  Verfassers  leider  nicht  veröffentlicht 
werden.  Im  Übrigen  bewegte  sich  die 
architektonische  Erfindung  in  ziemlich  aus- 
gefahrenen Geleisen;  das  ist  aber,  wie 
schon  oben  erwähnt,  der  kurz  bemessenen 
Zeit  zuzuschreiben,  welche  man  mit  Recht 
vor  allem  der  Grundrißlösung  gewidmet  hat. 

Möge  ein  guter  Stern  über  dem  Bauvor- 
haben der  Aschinger-Gesellschaft  walten 
und  sich  am  Potsdamer  Platz  ein  Archi- 
tekturstück erheben,  das  demselben  zur 
beherrschenden  Zierde  gereicht 

Ernst  Spindler. 


s    a    WETTBEWERB:   HOTEL  ASCHINBER,  BERLIN     es    s 
ARCHITEKTEN;  R.  BIELENBERB  &  J.  MOSER,  BERLIN,    i  PREIS 


123 


ABB.  138. 


M.  1  : 750. 


ERDGESCH0S8. 


©    ©    WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN, 
ARCHITEKTEN:  R.  BIELENBER6  &  J.  MOSER,  BERLIN.    I.  PREIS. 


II.  OBERGESCHOSS. 


a      B     WETTBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN,     b      m 
ARCHITEKTEN:  R.  BIELENBERS  &  J.  MOSER,  BERLIN.    I.  PREIS. 


fz    WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6Efl,  BERLIN,    b 
ARCHITEKTEN:  REIMER  8,  KÖRTE,  BERLIN.    II.  PREIS. 


1.  OBERGESCHOSS. 


II.  OBERGESCHOSS. 


e    WETTBEWERB:  HOTEL  ASCHINGER,  BERLIN,    s 
ARCHITEKTEN:  REIMER  &  KÖRTE,  BERLIN    II.  PREIS. 


127 


ABB.  144. 


M.  1  :  750. 


ERDGESCHOSS. 


WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHINQER,  BERLIN.    @     @     © 
ARCHITEKT:  EMIL  KOPP,  I.  F.  BÖRNSTEIN  &  KOPP.  FRIEDENAU.    III.  PREIS. 


B.A.W.Vm.4, 


If 


128 


M.  1  :  1000. 


/ 


ABB.  145. 


ite« 


s^ 


I    OBERGESCHOSS. 


M.  1  :1000 


ABB.  146. 


Üi 


*j£Mmdm\\i\i  I  1 


Jpl  i  I  l  I  IM    ili  I  I  i  I 


II.  OBERGESCHOSS. 


©    ©    ®    ©    WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHINGER,  BERLIN. 

ARCHITEKT:    EMIL  KOPP,   I.  F.  BÖRNSTEIN  &  KOPP,  FRIEDENAU.     III.  PREIS. 


ERDGESCHOSS 


B    s   WEHBEWERB:   HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN,    b    a 
ARCHITEKT;  EMIL  SCHLÜTER,  6R-LICHTERFELDE.    IV.  PREIS. 


.  OßER6ESCH0SS. 


II.  OBERGESCMOSS. 


s    s       WETTBEWERB:  HOTEL  ASCHINGER,  BERLIN.       e    s 
ARCHITEKT:  EMIL  SCHLÜTER,  6R.-LICHTERFELDE.     IV.  PREIS, 


s    e    WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN,    e    e 
ARCHITEKT:  OTTO  KUHLMANN,  CHARLOnENBURQ.    V.  PREIS, 


B    B    WEnBEWERB;  HOTEL  ASCHINQER,  BERLIN,    b    e 
ARCHITEKT;  OHO  KUHLMANN,  CHARLOnENBURB.    V.  PREIS. 


.  OBERGESCHOSS. 


e    a     WETTBEWERB:  HOTEL  ASCHIN8ER,  BERLIN,     a    b 
ARCHITEKT:  OTTO  KUHLMANN,  CHARL0TTENBUR6.    V.  PREIS. 


134 


M.  1  :  750. 


ABB.  155. 


c?^ 


ERDQESCHOSS 


@      ©     WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHINGER,  BERLIN. 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SOSSENGUTH.  CHARLOHENBURQ. 


m     m     WEHBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN,      s      b 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  8.  SOSSENGUTH,  CHARLOTTENBURa. 


136 


WEHBEWERB:  HOTH.  ASCMINQER,  BERLIN. 
ra    ARCHITEKT:  H.  SCHWEITZER,  BERLIN,    a 


WETTBEWERB;  HOTEL  ASCHINQER,  BERLIN. 
ARCHITEKTEN:  SOLF  S  WICHARDS,  BERLIN. 


WEnBEWERB;  MOTEL  ASCHINBER,  BERLIN. 
m  ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRINO.  BERLIN,  a 


139 


ABB.  161. 


M.  1  :  750. 


ERD6ESCH0SS. 


WETTBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN. 
©  ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRIN6,  BERLIN.  © 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNQ  1905. 

a>   B   B    KREISHAUS  IN  ANKLAM.    b   m   b 
ARCHITEKTEN:  DINKLAQE  8,  PAULUS,  BERLIN. 


6B0SSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 

B   B   B    KREISHAUS  IN  ANKLAM.    b   a   b 
DINKLAQE  &  PAULUS,  ARCHITEKTEN,  BERLIN. 


142 


DEKORATIVE  MALEREI. 


Von  DK.  MAX  CREUTZ. 


Inhalt  und  Gegenständlichkeit  von  Kunst- 
werken finden  in  der  fleißigen  Feder  der 
Kunstschriftsteller  häufig  eine  Erklärung, 
an  die  der  schaffende  Künstler  gewöhnlich 
nicht  im  entferntesten  gedacht  hat.  Am 
meisten  haben  in  dieser  Beziehung  die 
Werke  Arnold  Böcklins  über  sich  ergehen 
lassen.  Die  Fremdartigkeit  des  Stofflichen 
wurde  in  der  Fau-benpracht  der  Darstellung 
für  den  Feuilletonisten  zu  einer  unerschöpf- 
lichen Quelle.  Demgegenüber  hat  der 
Künstler  selbst  sich  meistens  sehr  stumm 
verhalten,  und  wenn  er  mit  einer  Erklärung 
herausrückte,  fiel  sie  völlig  anders  aus, 
wie  der  Frager  erwarten  konnte.  So  äußerte 
sich  Böcklin  über  die  Gefilde  der  Seligen, 
die  bekanntlich  die  meist  geheimnisvollen 
Deutungen  erfahren  haben:  „Ich  bezweckte 
nichts  anders,  wie  daß  der  Beschauer  den 
Raum  fiihlen  soll.''  Diese  von  allem  in- 
haltlichen Interesse  freie,  rein  ästhetische 
Auslegung  ist  nur  verständlich,  wenn  man 
das  künstlerische  Wollen  auch  anderer 
Werke  dieser  reifen  Zeit  zu  Rate  zieht. 
Es  verbirgt  sich  dahinter  eine  stark  deko- 
rative Tendenz,  im  Sinne  des  Räum- 
lichen im  Bilde  sowohl,  wie  in  der  Wirkung 
des  Bildes  auf  Raum  und  Beschauer.  Die 
Gefilde  der  Seligen  sind  zur  Hälfte  in  einen 
blauen  Schattenton  gehüllt,  der,  in  starkem 
Gegensatze  zum  sonnigen  Hintergrunde, 
den  Beschauer  unmittelbar  über  die  Räum- 
lichkeit orientiert.  Bei  anderen  Werken 
der  Reifezeit  ist  es  gewöhnlich  eine  dunkle, 
fast  schwarze  Laubwand,  deren  harmo- 
nische Verteilung  den  duftigen  Femgrund 
zurücktreibt  und  auch  für  entfernt  stehende 
Beschauer  einen  auf  große  dekorative 
Werte  hinzielenden  Eindruck  macht. 
Hauptsächlich  in  diesen  Wirkungsfaktoren 
liegen  in  den  Werken  Böcklins  die  deko- 
rativen Elemente.  Er  war  ein  dekorativer 
Künstler  in  idealstem  Sinne,  wenn  in  seinem 
Lebenswerke  diese  Seite  seines  Künstler- 
tums  auch  nicht  betont  zu  werden  pflegt. 
Ganz  abgesehen  von  seinen  dekorativen 
Arbeiten  im  Museum  zu  Basel,  den  Arbeiten 
für  Konsul  Wedekind,  jetzt  in  Berlin,  und 
den  leider  nicht  zur  Ausführung  gelangten 
fUr  das  Breslauer  Museum  bestimmten 
Fresken.  Böcklin  selbst  sagte  einmsd,  jedes 
Bild  müsse  etwas  Dekoratives  haben.  Da- 
mit trifft  der  Künstler  das  Wesentliche  der 
Malerei  im  Gegensatz  zur  Mappenkunst. 
Dekorative  Malerei  als  etwas  ftir  sich  be- 
stehendes oder  gar  minderwertiges  existiert 
nicht.  Jedes  Bild  ist  ftlr  den  Raumschmuck 
bestimmt  und  sollte  daher  über  gewisse 
künstlerische  im  Raum  wirksame  Faktoren 
verftigen.  Beim  Fresko  und  den  Wand- 
malereien ist  dies  ganz  selbstverständlich. 
Nur  in  enger  Anlehnung  an  die  architek- 
tonische  Umgebung   der  Wandfläche   und 


in  Rücksicht  auf  die  Größe  des  Raumes 
und  den  wechselnden  Standpunkt  des  Be- 
schauers ist  ein  Wandbild  denkbar.  So 
selbstverständlich  diese  Dinge  uns  heute 
scheinen,  so  hat  der  enge  Zusammenhang 
mit  der  Raumarchitektur,  das  Heraus- 
wachsen des  Bildes  aus  dem  architekto- 
nischen Gerippe  in  vollem  Bewußtsein  doch 
erst  mit  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts 
in  Italien  angefangen.  Die  Bilderreihen 
des  Mittelalters  zeigten  ein  mehr  willkür- 
liches Nebeneinander;  man  mußte  an  ihnen 
vorüberschreiten,  man  mußte  sie  gleichsam 
ablesen,  wie  man  die  Seiten  mittelalter- 
licher Handschriften  und  Miniaturen  um- 
blättert. Der  Umschwung  in  der  Renaissance 
war  naturgemäß  eine  Folge  der  starken 
psychologischen  Vertiefung  des  Persön- 
lichen. Man  war  aufmerksam  geworden 
auf  den  Menschen,  als  etwas  bewußt  Be- 
grenztes, das  als  Organismus  jetzt  eine 
bestimmte  Position  im  Räume  und  eine 
räumliche  Distance  den  Dingen  gegenüber 
einnahm.  Der  Raum  wurde  zu  einem 
weiteren  Ausbau  der  menschlichen  Vor- 
stellung, und  damit  mußten  sich  alle  Einzel- 
heiten dem  Gesamteindruck  unterordnen,  sie 
mußten  bestimmte  Qualitäten  haben,  wenn 
sie  an  einer  bestimmten  Stelle  angebracht 
werden  sollten.  Diese  Eigenschaften,  die  im 
übrigen  auf  alle  Dinge  unserer  Umgebung 
zutreffen  sollten,  nennen  wir  beim  Bilde 
dekorativ.  Aufbau  der  Komposition,  Farbe, 
Beleuchtung,  Rahmen,  Umgebung,  Raum- 
weite wollen  berücksichtigt  werden.  Im 
Gegensatz  zu  Arnold  Böcklin  ist  die  Kunst 
Adolph  Menzels  und  ihre  feine  Detail- 
malerei nicht  in  diesem  Sinne  dekorativ.  Die 
Kunst  Menzels  im  eigentlichen  Sinne  ist 
Mappenkunst.  Selbst  seine  großen  Bilder 
sind  klein  gesehen,  sie  sind  wie  ihr  Meister 
kleine  Größen,  Vignetten,  die  durch  das 
Skioptikon  an  die  Wand  geworfen  werden. 
An  ein  Bild  Menzels  muß  man  nahe  heran- 
treten, man  muß  sich  in  diese  tausend 
Feinheiten  lange  vertiefen,  in  all  diese  Lichter 
und  Einzelheiten,  die  man  nur  mit  der 
Lupe  recht  betrachten  kann.  Der  große 
Gesamteindruck  des  Bildes  jedoch  geht 
darüber  verloren.  Rein  physische  Eigen- 
schaften des  berühmten  Kleinmeisters,  vor 
allem  seine  Kurzsichtigkeit  erklären  in 
dieser  Beziehung  seine  Schöpfungen. 

Der  dekorative  Künstler  muß  über  ein 
starkes  architektonisches  Empfinden  ver- 
fügen. Man  denke  hier  an  Michelangelo, 
Lionardo  und  Raphael,  die  großen  Archi- 
tekten und  größten  dekorativen  Künstler 
aller  Zeiten.  Aufbau  der  Massen  und  ihre 
Verteilung,  Hervorhebung  des  dargestellten 
Vorganges  und  seine  Betonung  durch  land- 
schaftliche und  architektonische  Elemente 
desJHintergrundes,  alles  im  Hinblick  auf  die 


143 


architektonische  Umgebung  und  die  oben 
genannten  Faktoren  sind  Aufgaben  für  ein 
architektonisches  Empfinden.  Für  den 
Maler  bleibt  die  Durchführung  im  Einzel- 
nen,  die  farbige  Belebung  und  die  Gestal- 
tung des  Rahmenwerkes.  Mehr  und  mehr 
hat  auch  die  moderne  Kunst  auf  diese 
Momente  wieder  achten  gelernt.  Künstler 
wie  Ludwig  v.  Hofmann  und  andere  führen 
bisweilen  das  Rahmenwerk  selbst  aus,  da- 
mit die  im  Bilde  behandelte  stärkere  Realität 
und  Gegenständlichkeit  nach  außenhin  ein- 
heitlich in  ornamentalen  Rythmen  und  ab- 
strakten Elementen  verklinge.  Für  den  Ge- 
samteindruck werden  diese  Dinge  von  großer 
Wichtigkeit,  denn  das  moderne  Kunstem- 
pfinden läßt  den  Raum  wieder  als  Ganzes 
auf  sich  wirken,  und  hier  spielt  auch  neben 
dem  Bildeindruck,  wenn  auch  unbewußt  und 
gleichsam  außerhalb  des  Gesichtswinkels  lie- 
gend, die  omamentale  Fassung  und  ihreFar- 
bengebung  als  gewichtiger  Faktor  mithinein. 

In  letzter  Zeit  wurde  die  dekorative 
Malerei  in  monumentalem  Sinne  stark  in 
den  Hintergrund  gedrängt.  Man  hört  wenig 
mehr  von  ihr.  Während  die  Malerei  im 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  dekorativ  im 
eigentlichen  Sinne  des  Wortes  ohne  archi- 
tektonischen Halt  nicht  denkbar  war,  steht 
die  moderne  Kunst  außer  allem  räumlichen 
Zusammenhang.  Die  Kunstausstellungen 
sind  angefüllt  mit  Bildern  in  goldenem 
Rahmenwerk,  die  unmöglich  zu  der  Wand, 
wohin  ein  zufälliges  Geschick  sie  ver- 
schlägt, in  irgend  einem  Verhältnis  stehen 
können. 

Vollends  in  den  modernen  Innendekora- 
tionen mit  ihren  Holzvertäfelungen,  der 
Bespannung  mit  feingemusterten  Geweben 
oder  Matten  sind  schwere  Goldrahmen 
ganz  unmöglich.  So  werden  sich  für  den 
dekorativen  Zusammenhang  zwischen  Raum 
und  Bild  völlig  neue  Gesichtspunkte  heran- 
bilden müssen.  Es  ist  ein  ^utes  Zeichen 
unserer  Zeit,  daß  auch  auf  diesem  Gebiete 
neue  Kräfte  tätig  sind.  Der  Berliner  Künstler- 
Bund  versucht,  die  zahlreichen  künstleri- 
schen Faktoren,  die  in  langer  hier  nur  kurz 
angedeuteter  Entwicklungsreihe  von  Wer- 
ken der  dekorativen  Malerei  verborgen 
liegen,  in  neuem  Schaffen  wieder  lebendig 
zu  machen.  Der  Ausstellung,  die  vom 
Künstlerbunde  im  Künstlerhause  veran- 
staltet wurde,  fehlten  naturgemäß  die 
nötigen  Vorbedingungen.  Wie  bei  jeder 
Bilderausstellung  mußten  die  Arbeiten  ohne 
Rücksicht  auf  den  räumlichen  Zusammen- 
hang und  die  Beleuchtung,  für  die  sie  be- 
stimmt waren,  ausgestellt  werden.  So  war 
es  für  den  Beschauer,  zumal  für  den  un- 
geübten, schwierig,  in  diesen  Einzelwerken 
„den  Raum  zu  fllhlen^S  Dazu  kam,  daß 
nach  landläufiger  Meinung  ein  Künstler, 
der  sich  mit  dekorativer  Malerei  abgibt, 
erst  in  zweiter  Linie  in  Betracht  kommt. 

Heute,  wo  man  bis  zum  Überdruß  in 
Zeitschriften  von  einer  Durchdringung  des 


Raumes  mit  künstlerischen  Elementen  liest, 
bedarf  es  keines  Scharfblickes,  um  einzu- 
sehen, daß  ein  Bild  nur  als  Glied  einer 
einheitlich  künstlerischen  Raumvorstellung 
seine  Berechtigung  hat,  und  daß  jeder 
Künstler  auf  die  Schmuckwerte  und  die 
im  Räume  linear  und  farbig  wirksamen 
Elemente   seiner  Schöpfung   achten  sollte. 

In  der  Praxis  besitzt  die  dekorative 
Malerei  noch  keine  rechte  Lebensfähigkeit. 
Die  Architekten  begnügen  sich  heute  mit 
weißen  farblosen  Wänden.  Jeder  Sinn  fUr 
Farbe  scheint  verloren.  Allenfalls  versteigt 
man  sich  zu  einigen  bescheidenen  orna- 
mentalen Versuchen,  von  einer  starken 
malerischen  Leistung  jedoch  ist  kaum  die 
Rede.  Und  doch  können  wir  in  der  farb- 
losen nordischen  Natur  etwas  von  der  farben- 
freudigen Lebendigkeit  des  Südens  ge- 
brauchen. Wie  die  Fresken  in  den  Bau- 
werken der  Renaissance  selbstverständlich 
und  unentbehrlich  mit  der  Architektur  ver- 
knüpft waren,  so  mögen  auch  unsere  Bau- 
meister für  den  Maler  von  vornherein 
einiges  erübrigen  und  unter  seiner  Mit- 
arbeit die  farbige  Vorstellung  des  Raumes 
und  die  Eingliederung  dekorativer  Zutaten 
bis  in  alle  Einzelheiten  ausbilden.  Es  ist 
einleuchtend,  daß  im  architektonischen  Ge- 
rippe zunächst  nur  rein  künstlerische  Er- 
örterungen, vor  allem  der  Farbe  in  Betracht 
kommen.  Gleichsam  das  Gebiet  der  reinen 
Kunst,  wie  es  in  einigen  Kunstübungen, 
so  bei  den  Mosaiken,  der  Glasmalerei,  der 
Webekunst  in  befreiterer  Gegenständlich- 
keit und  reiner  Farbenwirkung  zum  Aus- 
druck kommt.  Es  ist  charakteristisch,  daß 
die  Mitglieder  des  Künstlerbundes  aus  na- 
türlichem künstlerischen  Empfinden  heraus 
sich  gerade  auf  diesen  Gebieten  betätigen. 

Das  Inhaltliche  und  Gegenständliche  deko- 
rativer Malerei  kommt  dann  schließlich  vor- 
wiegend in  der  Bildmalerei  zum  Ausdruck, 
und  auch  hier  kann  für  die  Raumwirkung 
durch  innere  Beziehung  zwischen  den  dar- 
gestellten Figuren  die  stärkste  Illusion  des 
Räumlichen  erzielt  werden.  So  hat  es 
wieder  keiner  wie  Böcklin,  der  auch  in 
dieser  Beziehung  räumlich  dekorativ  im 
höchsten  Grade  wirkt,  verstanden,  durch 
einen  Ausdruck  in  Blick  und  Miene  die 
Phantasie  des  Beschauers  in  bestimmter 
Richtung  zu  zwingen.  So  bei  der  Nixe  der 
Meeresbrandung,  die  auf  das  Brausen  der 
Wogen  hinaushorcht,  oder  beim  Odysseus, 
der  sehnsuchtsvoll  zum  fernen  Meeres- 
horizont hinüberschaut.  Besonders  die 
Beziehung  zur  räumlichen  Weite  erscheint 
bei  Böcklin  aufs  feinste  durchdacht  und 
verkörpert.  Bei  der  Nereide,  die  weit 
draußen  im  Meere  ruht,  halten  Seevögel 
Siesta,  um  nach  kurzer  Rast  ihren  Flug 
fortzusetzen  in  die  endlose  Weite.  In  ähn- 
licher Intimität  ist  häufig  am  fernen  Hori- 
zonte ein  Segelschiff  angebracht,  das  die 
Vorstellung  unbemerkt  fortzieht  zu  fernen 
Küsten  und  Gestaden. 


D      A 


IV    *«*w 


M.  1  :  750. 

ABB.  )58. 

' 

fj 

t 

n 

1 

f-J 

1 

/ 

^-J!.._/ 

y 

ERDOESCnoSS. 

WETTBEWERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN. 
m    ARCHITEKT:  H.  SCHWEITZER,  BERLIN,    m 


WETTBEWERB;  HOTEL  ASOHINQER,  BERLIN. 
ARCHITEKTEN:  SOLF  8,  WICHARDS,  BERLIN. 


138 


WETTBEWERB;  HOTEL  ASOHINBER,  BERLIN, 
e ARCHITEKT;  BRUNO  MÖHRIN6,  BERLIN.» 


139 


ABB.  161. 


M.  1  :  750. 


ERDGESCHOSS. 


WETTBEVVERB:  HOTEL  ASCHIN6ER,  BERLIN. 
©  ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRIN6,  BERLIN.  © 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNÖ  1905. 

a   B   B    KREISHAUS  IN  ANKLAM.    beb 
ARCHITEKTEN;   DINKLAGE  &  PAULUS,  BERLIN. 


QROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNB  1905. 

BEB    KREISHAUS  IN  ANKUM.    »   a   « 
OINKLAGE  8,  PAULUS,  ARCHITEKTEN,  BERLIN. 


s  B  AUGUST  UNSER,  BERLIN,  b  m 
ENTWURF  ZU  EINEM  DECKENGEMÄLDE 
FÜR  DIE  VILLA  STOLLWERCK  IN  OÖLN. 


a  e  AUQUST  UNQER,  BERLIN,  e  e 
ENTWURF  ZU  EINEM  SLASFENSTER  IN  DER 
DIELE    DER  VILLA  STOLLWERCK   IN  CÖLN. 


B  m  AU6UST  UNQER,  BERLIN,  b  b 
ENTWURF  ZU  EINEM  QLASFENSTER  IM  MUSIK- 
SAAL DER  VILLA  STOLLWERCK  IN  CÖLN.  m 


B     B    RICHARD  BÖHUND,  BERLIN,    s     a 
INNERES  DER  ST.  AEBIDIENKIRCHE  IN  LÜBECK. 


RICHARD  BÖMLAND,  BERLIN, 
a  MARIENBILD.    STUDIE,  e 


RICHARD  BÖHUND,  BERLIN,    b 
KIRCHEN-INNERES  AUS  LÜBECK. 


■5« 


RICHARD  BÖHUND,  BERLIN. 
B,  MUSIZIERENDE  ENQEL  a 


0  Im  Ljcbtbofe  des  KSnigUcben  Kunatgewerbe- 
mnwunia  wurde  eine  Ausatellung  ornamentaler  und 
dekorativer  Zeichnungen  von  Adolph  ScbrVdter  veran- 
«altet,  bemerkenswert  wegen  dea  ornamentalen  Ge- 
■chmackea  der  dr«iBiger  und  vierslger  Jahre,  einer 
Zeit,  die  man  jetzt  wegen  ihres  charakteristischen  Zu- 
■anunenhaiiges  Kwischen  Ornament  mid  figürlichen 
PQllBtOcken  wieder  zu  würdigen  beginnt. 


a  Die  neue  elekttische  Lichtanlage  auf  dem  Pots- 
damer Platz.  Die  achwierige  Au^be,  den  Potsdamer 
Platz,  diesen  wichtigen,  aber  auch  überlaateten  Knoten- 
foakt  dea  Bffsntlichen  Verkehrs,  richti;  zu  beleuchten, 
at  vor  koizem  vollendet  worden.  Eingehende,  die 
Uictaen  VeihiltniBae  dea  Platiea  und  seine  Frequenz 
betS^Bichticende  Vorstudien  lieBen  es  zweckmäßig 
■tteheinen,  die  erförderlichen  Lichtquellen  auf  nur 
iwei,  aber  hoch  gelegene  Punkte  zu  konzentrieren  und 
Matt  des  gewohnlichen,  seit  iSSa  hier  brennenden 
Bogenlichtes  Intenaivflammenbogenlampen  zu  verwen- 
den, deren  charakteristische  Merkmale  die  nebenein- 
ander stellenden  Kohlen  und  eine  hierdurch  vorwief  end 
nach  unten  gerichtete  Idcfatausstrahlung  sind.  In  Ver- 
folg diese«  ProBrammes  wurden  auf  den  beiden  Insel- 
pettons  des  Platzes  zwei  at  m  hohe  Maate  errichtet, 
deren  jeder  4  aolcher  Lampen  trügt.  Letztere  haben 
bei  einer  StromstXrke  von  ao  Ampire  je  ca.  4000  NK 
UchlBÜbke,  BodaB  also  beide  Kandelaber  zusammen 
einen  Effekt  von  33000  Kerzen  ergeben.  Der  Ucht- 
ponkt  liegt  hierbei  in  einer  HBhe  von  18  m.  Damit 
ist  eine  Intensitit  der  Beleuchtung  erreicht,  welche  die 
bia  jetzt  vorhandenen  ii  Bof^enlampen  vonje  13  Atnpire 
eafl>ebrlich  macht  und  die  fUr  den  Ptihrwerksverkehr 
•o  wicht^  Oberslcbtllchkeit  des  Platzes  ganz  erheb- 
lich steigert.  Da  die  Maate  gleichzeitig  zur  Befestigung 
der  an  ihnen  vorbeifQhrenden  StraBenbahnleimngen 
dienen,  konnttn  nach  ihrer  Aufstellung  zu  Gunsten 
des  Strafienbildes  auch  noch  4  Bahnmasie  entfernt 
werden.  Die  Ausstattung  der  Maate  wurde  von  Herrn 
DCtektor  EmB  HOgg,  Bremen  entworfen  und  geleitet. 
In  ihr  ist  In  konsequenter  Weise  der  Versuch  durch- 
S*nilirt,  die  in  diesem  Falle  nicht  leichten,  technischen 


Anforderui^^en  in  der  Tektonik  des  Ganzen  und  in 
Linie  und  Form  zweckmBDig  zu  einem  Ausdruck  zu 
bringen,  wie  er  sich  aus  der  zweifachen  Bestimmung 
des  BAastes,  einmal  die  4  Bogenlampen,  dann  aber 
auch  noch  in  G  m  Höhe  eine  beiderseits  4,5  m  aus- 
ladende Pübrung  für  die  elektrischen  Bahnleitungen  zu 
tragen,  entwickeln  muBte.  Die  Dimensionen  der 
konisch  geachwelBten,  dreiteiligen,  ca.  25  m  langen 
Rohre  beider  Masten  wtlrden  von  Herrn  Baurat  Crame 
berechnet.  Aus  den  WerkatXtten  der  Allgemeinenr 
BlektricitBts-GeseUscliaft  sind  die  Bogenlampen  hervor- 
gegangen, wShrend  die  Firma  Schulz  Sc  HoldefleiB, 
Berlin  die  gesamten  Schmiedearbeiten  lieferte.  Mit 
der  elektrischen  Installation  und  der  BanfUhrung  waren 
die  Berliner  ElektricitXt« -Werke  betraut. 


A  Einen  Wettbewerb  für  Sldzzen  zu  einem  Hallen- 
schwimmbad in  Iserlohn  schreibt  der  dortige  Magistrat 
mit  Frist  zum  i.  September  d.  J.  aus  und  aetzt  dafUr 
drei  Preise  von  1500,  1000  und  50a  Mark  aus.  Preis- 
richter sind  die  StadtbaurKte  Kullrich  in  Dortmund, 
Bluth  in  Bochum  und  Falkenroth  in  Iserlohn,  Bade- 
inspektor Bloch  in  Elberfeld,  Btlrgermeister  HSlzerkopf 
und  die  Stadtverordneten  Dr.  med.  Becker  sowie  Bau- 
unternehmer O.  Schmidt  in  Iserlohn.  Die  Unteriagen 
sind  fUr  3  Mark  erhUtlich. 


T;  Ein  Wettbewerb  um  Skizzen  fUr  ein  Waisenhaus 
In  StraBbu^  i,  E.  wird  mit  Frist  bis  zum  31.  August 
unter  den  Architekten  deutscher  ReichssngehSiigkeit 
ausgeachrieben.  Drei  Preise  von  3500,  1500  und  1000 
Mark  Bind  ausgesetit  und  zum  Ankauf  von  drei 
weiteren  EntwUrfen  1000  Mark  bereitgestellt.  Das 
Preisgericht  besteht  aus  den  Heuen  Profeaaorv.Thiersch 
und  Stadtbaurat  GtBssel,  beide  in  München,  Waisen- 
hausdireklor  Petersen  in  Hamburg,  VizeprKaident  de:: 
Verwaltungarats  der  Zivilhoapizien  Jehl,  Baumeister 
Waltz,  Stadtbaurat  Ott  und  Architekt  Eissen,  sKmtlich 
in  Straßburg.  Die  Unterlagen  werden  vom  Stadibau- 
amte in  Straßbu^  i.  E.  verabfolgt. 


158 


Neu  erschienene  Fachliteratur.  i    ^                     a           ^T^    r   1     I 

Zu  beriehen  durch  Emrt  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W.  8,  |      J^HSCl  CIl  LCll  "  L  aiCl«     | 

Maikgrafenstraße  35. 

Bautechn.  Privatachule,   Architekt  Spenger,   BffOnchen. 

Adreßbuch  der  deutschen  Möbelindustrie.     Dritte  Auf-  Karl  Bert8ch,Werk8tXtte  f. Wohnungseinricht.,  BAÜnchen. 

läge.     8  o,  ca.  500  Seiten  gebunden  .     .     .     M.  8, —  R.  Blume,  Kunst-  und  Bauschlosserei,  Charlottenburg  4. 

Anderson-Spieis,  Die  Architektur  von  Griechenland  und  Deutsche    Qlasmoaaik -  Gesellschaft    Puhl    ft   Wagner, 

Rom,  Lieferung  z,  vollständig  in  5  Lieferungen  cum  Hoflieferanten,  Rizdorf-Berlin« 

Preise  von  je M.  3, —  Dicker  ft  Wemeburg,  Fabrik  fUr  Centralheisungs-  und 

Berliner   Baujahrbuch   für  Veranschlagung   und  Ver-  Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.— Berlin-Schöneberg. 

dingung.    Herausgegeben  vom  Kgl.  Reg.-Baumeister  Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden. 

Lang,    Jahrgang   Z905.      Ein   starker   Band,     groß  Johannes    Bichardt,     Buchbinderei     fOr    Architektur, 

Quart,    mit  250  Illustrationen.      Elegant   gebunden.  Berlin  SW.,  Dessauerstr.  zo. 

Preis M.  5,—  Blbinger  BAaschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbing  W.-P., 

Blumentritt,    G.,    Das    ehemalige    Benediktinerkloster  Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 

Rott  am  Inn  und  seine  Stiftskirche.    Mit  37  Abbil-  Tobias  Forster  ft  Co.,   SelbstspOlende  Closets  „Isaria*S 

düngen  und  5  Tafeln M.  8, —  München— Berlin. 

Das    Einfamilienhaus    des    Kunstgewerbevereins    für  August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefs,  Köln  a.  Rh.  77. 

Breslau  und  die  Provinz  Schlesien  auf  der  Ausstel-  Golde  ft  Raebel,  Kimstschmiede,  Berlin-Halensee. 

lung  für  Handwerk  und  Kunstgewerbe  in  Breslau  Z904  J.  P.  Großmann,  Gartenanlagen,  Leipzig,  Elsteistraße. 

brochiert M.  5,50  Georg  Gülland,  Gartenanlagen,  Berlin  O.,  Frankfurter 

Die  Neubauten  der  Kgl.  Sächsischen  Technischen  Hoch-  Allee  Z4/Z5. 

schule  zu  Dresden M.  3, —  Gebrüder  HUdebrandt,  Berlin,  Charlottenstr.  59  L 

Lambert  ft  Stahl,  Die  Architektur  von  Z750 — Z850.    Er-  Jahreis  ft  HÖnig,  Spezialkunststeinfabrik,  HelmbrechtB 

scheint  in  a  Serien  k  zoo  Tafeln  im  Formate  32x48  cm  (Bayern). 

in  Fart>endruck  nach  Originalaquarellen  und  Kunst-  Lion  Kießling,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

drucken  nach  Naturaufnahmen.    Jede  Serie  erscheint  Klemm  ft  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

In  5  Lieferungen  von  je  20  Tafeln  (4  Fatben-  und  Heinrich  Kuziitz,    Ornamente   in  Kupier   und  Bronze« 

z6  Kunstdrucktafeln).    Preis  jeder  Lieferung  M.  30, —  Berlin  SO,  Mariannenplatz  Z2. 

Lieferung  4  ist  soeben  erschienen.  Lehner   ft   Steinisch,    KunstwerkstXtten,  Wilmersdorf, 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  Entwürfe  von  Gebäuden,  Holsteizuschestr.  3z. 

Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  GartenbXn-  Gustav  Lind  Nflg.,  Metallbildhauerei,  Berltzz  W.,  Qen- 

ken.  Zäunen,   Giebeln,  Loggien,  Gebäudeteilen  usw.  thinerstr.  3. 

Soeben  erschien  Lieferung  z.     zo  Tafeln  .    BA.  8,—  C.  Rob.  Lohmann  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 

Schmld,  Carl,  Baurat,  Technische  Studienhefte.   Heft  5.  hofen  (Westf.). 

Asphalt,    Teer,    öl   im    Straßenbau.      Mit    Z2  Ab-  S.  A«  Loevy, moderne  Beschläge, Berlin  N.,Qartenstr. 96. 

büdungen  im  Text  und  4  Tafeln     .     .     .    M.  5, —  Marienberger  Mosaikplattenfabrik,  G.  m.  b.  H  Marien- 
Seder,  Anton,  Professor  und  Direktor  der  Kunsthand-  berg  IX,  Sachsen. 

werkerschule    in    Straßburg,    Moderne    BAalereien.  A.  Müller,    Kupferdeckung,    Bauomamente,    Berlin- 

Lfrg.  3  ist  erschienen.  Schöneberg,  Groß-Görschenstr.  35. 

Seeßelberg,  Friedrich,  Professor  Dr.,  Privatdozent  an  Johann  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Poti- 

der  KgL  Technischen  Hochschule  zu  Berlin.     Helm  damerstraße  zo/zz. 

und  Mitra.     Studien  und  Entwürfe  in  mittelalterlicher  Otto  Pobig,  Atelier   für   dekorative  Kunst,  Friedenau. 

Kunst.     65  Tafeln  in  Mappe      .     .     .     .     M.  40, —  Ed.  Puls,  Eisenkonstruktiozis-  und  Kunstschmiedewerk- 

Sohnrey,    Heinrich,    Kunst   auf   dem   Lande,      gr.  8»  statt,  Berlin-Tempelhof. 

mit    Z74  Abbildungen    und     zo   farbigen  Beilagen.  Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 

Eleg.  kart. M.  7, —  Joseph  Scherer,  Glasmalerei,  BerlinW.z  5,  Kaiaeralleeao4. 

In  eleg.  Hlbfrzbd M.  8,50  J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W.  35. 

Städtebilder,  Historische.    Herausgegeben  von  Cornelius  Carl  Schütte,  Graph.  Kunstanstalt,  Berlin,  Leipzigerstr.  1 3« 

GurlitL    Serie  II  Band  II.    Cambridge    •     M.    35,—  E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Preis  einer  Serie  aus  5  Bänden  bestehend    M.  Z25, —  Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin« 

Wien  am  Anfang  des  XX.  Jahrhunderts.    Herausge-  Spinn  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 

geben  vom  österreichischen  Ingenieur-  und  Archi-  Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H.,   Terrazzo -Werk, 

tektn -Verein.    Redigiert  von  Ingenieur  Paul  Kortz,  Haiger-Langenaubach. 

Stadtbaurat.     I.  Band:   Charakteristik  der  Stadt;  In-  H.Stroucken,MöbeUabriku.Dekoration8geschäit, Krefeld. 

genieurbauten,  ca.  400  Seiten  40  mit  Z7  Farbentafeln  Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Hazmover. 

und  397  TeztabbUdungen.    II.  Band:    Hochbauten;  Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenao. 

Architektur  und  Plastik.     Preis  für  beide  Bände  in  Fraziz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  MUtenberg  a.  Main. 

Ganzleinen  gebunden M.  60, —  Zierhut  &  Krieger,  Kunstgewerbl.  Werkstätte,  München. 

Verantwortlich  für  die  Schriftleitung :  Dr.  Adolf  Brüning,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W^ 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  Berlin  W.,  Mauerstr.  43. 44. — KUschees  von  Carl  Schutts,  BerlinW. 


RiCHPiRD' BÖHLhNCl     BERLIN 

Entujurf-  Zu  EiNEm  ■  SmYRNPiTEPPiiH 


Gedruckt  und  verlegt  bei  Eiutt  Waetnutb  A.-O.,  BetUn 


SEZESSION. 


Von  MAX  CREUTZ. 


Den  größten  GenuB  gewährt  mir  in  jedem 
Jahre  die  Ausstellung  der  Sezession,  wenn 
ich  aus  den  Bildersälen  mit  ihrer  toten 
Kunst  wieder  hinaustrete  in  das  Leben  der 
Straße  und  das  bunte  Treiben  des  Alltags, 
wenn  ich  auf  die  Menschen  schaue,  auf 
den  sonnendurchglühten  Asphalt,  auf  die 
Sonnenflecke  im  Schatten  der  Bäume  und 
weiterhin  auf  denTurm  der  Kaiser  Wilhelm- 
Gedächtniskirche,  der  vom  Dunste  eines 
heißen  Sommertages  umflossen  ist.  Dieser 
Genuß,  nichts  weiter  wie  eine  Fortset- 
zung des  vorhergegangenen  künstlerischen 
Sehens,  ist  die  beste  Gewähr  fQr  die  Güte 
der  Ausstellung.  Denn  nur  gute  Kunst 
vermag  in  jene  Stimmung  zu  versetzen,  die 
ein  altgewohntes  Straßenbild  mit  ganz  neuen 
Augen  ansehen  läßt.  Mit  einem  Male  ent- 
deckt das  neugeschulte  Auge,  noch  von 
Farbe  gesättigt,  in  der  Natur  neue  Werte 
und  Schönheiten.  Man  sieht  die  Natur  mit 
den  Augen  des  Künstlers.  Man  sieht  in  der 
Natur  das  Bild  und  damit  das  Wesentliche 
der  Natur.  Man  sieht,  so  ähnlich  sagte 
einmal  einer  der  Goncourts,  die  in  ihrer 
Ästhetik  ein  bewundernswertes  Selbstbe- 
wußtsein entwickelten,  im  Bilde  das,  was 
die  Natur  aus  eigener  Kraft  niemals  zu 
geben  imstande  ist. 

Die  Persönlichkeit  muß  eben  dazu  kom- 
men, das  beweist  eine  Fülle  guter  Werke 
auf  dieser  Ausstellung  zur  Genüge. 

Aus  einer  Ausstellung  der  Berliner  Se- 
zession wurde  in  diesem  Jahre  die  zweite 
Ausstellung  des  neubegründeten  Deutschen 
Künstlerbundes.  Das  bedeutet  größeren 
Spielraum  in  der  Heranziehung  künstle- 
rischer Kräfte.  Ein  Neubau  unter  Vermeh- 
rung der  Ausstellungsräume  kommt  hierbei 
der  quantitativen  Forderung  entgegen.  So 
konnte  in  diesem  Jahre  eine  bedeutendere 
Ausstellung  ermöglicht  werden.  Freilich 
sind  auch  Bilder  ausgestellt,  deren  Dasein 
überhaupt  und  auf  einer  Sezession  man 
nicht  recht  versteht. 

In  erster  Linie  muß  man  sich  auf  dieser 
Ausstellung  mit  den  auswärtigen  Künstlern 
abfinden,  um  über  den  Fortschritt  der  Se- 
zession im  engeren  Sinne  Klarheit  zu  ge- 
winnen. 

Den  größten  Anspruch  auf  Beachtung 
haben  hier  Gustav  Klimt  und  Ferdinand 


Ho  die r,  der  Wiener  und  Genfer,  beide 
wegen  ihrer  Eigenart  am  meisten  verlacht, 
und  schon  deshalb  ist  es  nötig,  sich  mit 
ihnen  auseinanderzusetzen.  Die  Werke 
beider  Künstler  füllen,  jeder  für  sich,  zwei 
umfangreiche  Säle.  Das  ist  in  weiser  Ab- 
sicht geschehen.  Denn  neben  diesen  Ar- 
beiten sind  andere  Kunstwerke  ganz  unmög- 
lich. Sie  müssen  für  sich  sein,  in  einem 
eigenen  Räume,  schon  aus  dekorativen 
Rücksichten.  Mit  dem  gewohnten  Wiener 
Raffinement  hat  man  für  Klimt  einen  Saal 
in  Weiß  gehalten,  nur  mit  einem  schwarz- 
goldenen Schachbrettmuster  in  der  Um- 
rahmung. In  den  abgeschrägten  Ecken 
vier  Damen-Porträts,  daizwischen  Bilder 
wie  die  Lebensalter,  die  Hoffnung,  das 
Leben  im  Kampf,  Salome,  das  bleiche 
Gesicht.  Also  ein  gewisses  modernes 
Raffinement  in  der  Auswahl  der  Motive. 
Aber  diese  waren  für  den  Künstler  nicht 
das  Wesentliche.  Der  Inhalt  seiner 
Schöpfungen  wächst  bei  Klimt  heran  aus 
dem  bunten  Farbenzauber  seiner  Künstler- 
natur. Man  denkt  an  die  Farbenpracht 
mittelalterlicher  Goldemails.  Nur  duftiger, 
zarter  und  leichter  ist  der  Eindruck.  Eine 
Kunst,  die  ornamental-dekorativ  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes  scheint.  Da- 
zwischen Wellenlinien  und  Spiralen,  Kugeln 
und  Dreiecke,  verwebt  zu  eigenartiger,  nicht 
immer  glücklicher  Symbolik.  Klimt  ist 
der  Maler  des  Duftes  und  der  Zartheit  vor 
allem  in  seinen  Frauenporträts.  Dann 
wieder  malt  er  einen  Reiter  in  goldener 
Rüstung  auf  schwarzem  Rosse  in  blumigem 
Grunde,  ein  Eindruck,  wie  man  ihn  bei 
den  blumigen  und  goldüberladenen  Werken 
der  frühen  Künstler  des  Quattrocento 
wiederfindet.  Daneben  wirkt  Hodler  in  der 
härteren  Art  eines  Signorelli,  groß  und 
überwältigend.  Man  sieht  an  den  Wänden 
eine  Reihe  Gestalten  in  gezierter  Bewegung. 
Die  Titel  der  Werke  sind  abstrakt  und 
wenig  glücklich:  Empfindung  I,  eine  Reihe 
von  Mädchen  hintereinander  in  Tanzschritt- 
bewegung in  grüner  oder  blauer  Gewan- 
dung vor  einem  mit  roten  Blumen  übersäten 
Hintergrunde,  oder  die  Wahrheit,  ein 
nacktes  Weib  zwischen  lamentierenden 
Männern,  deren  Köpfe  und  Arme  unter 
schwarzen    Tüchern   verhüllt    sind,    dann 


»       A     •••    .. 


i6o 


der  f^Blick  ins  Unendliche^^  ein  nackter 
Jüngling  auf  einer  Felsspitze  hoch  über 
den  Wolken;  „der  Auserwählte"  inmitten 
einer  Reihe  schwebender  Engel,  die  im 
Halbkreise  auf  den  knieenden  Knaben 
niederblicken,  der  in  kleinem  Steingehege 
ein  dürres  Reis  gepflanzt  hat.  Das  alles 
ist  völlig  neu  im  Eindruck  und  mit  indi- 
vidueller Frische  gesehen.  Die  Werke 
Hodlers  fallen  so  vollständig  aus  dem  Kreise 
der  übrigen  Arbeiten  heraus,  daß  man  hier 
von  einer  neuen  vollständigen  Künstler- 
persönlichkeit im  monumentalen  Sinne 
sprechen  kann.  Von  besonderer  Schönheit 
ist  die  Landschaft  auf  dem  „Weib  in  Be- 
wunderung", ein  nacktes  Felsgeröll  mit 
rieselndem  Bergwasser,  darüber  ein  grüner 
Hang  und  die  Berge,  erfrischend  und  klar 
wie  Höhenluft.  Freilich  mancher  wird  sich 
die  Freude  an  diesen  Arbeiten  aus  anderen 
Gründen  verderben  lassen.  In  der  Zeit 
des  modernen  Impressionismus  hielt  es 
^schwer,  ähnliche  dekorative  Schöpfungen, 
die  eine  Art  von  Wiedergeburt  der  Wand- 
malerei großen  Stiles  bedeuten,  zu  finden. 
Der  Münchener  Fritz  Erler  mit  seinen 
Wandmalereien  für  eine  Breslauer  Villa 
könnte  hier  genannt  werden.  Auf  der  Aus- 
stellung befindet  sich  von  ihm  ein  großes 
Triptychon  „Johannisnacht".  Im  Mittel- 
bilde buntgekleidete  Gestalten  im  Nachen 
auf  nächtlichem  See.  Das  Dunkelgrün 
der  nächtlichen  Stimmung  wird  hier 
durch  die  schmaden  Seitenflügel  mit  sprü- 
henden Johannisfeuern  und  tanzenden  Ge- 
stalten aufs  glücklichste  verstärkt.  Von 
Carl  Strathmann  ist  die  bekannte  Salome 
zwischen  groß-figurigen  bunten  Gestalten, 
umsponnen  vom  Netzwerk  detaillierter 
Filigranarbeit,  ausgestellt.  Größer  in  der 
Auffassung  ist  der  „Volksauflauf  desselben 
Künstlers,  ein  Gewirr  komisch  karrikierter 
Köpfe,  etwa  in  der  Art  Daumiers.  Von 
Thomas  Theodor  Heine  ist  eine  ältere 
vorzügliche  Arbeit  von  1887  „die  Stöhr- 
näherin"  ausgestellt.  Breit  und  flächig  nur 
mit  der  Spachtel  gemalt,  hat  dieses  Bild- 
chen eine  frische  Wirkung  der  Ölfarben, 
die  sonst  vom  Pinsel  häufig  vernichtet 
wird.  Ein  anderes  Bild  „Schäfchen"  zeigt 
hüpfende  kleine  Mädchen  und  Lämmlein 
auf  blumigem  Abhang  in  der  härteren  Art 
unserer  älteren,  deutschen  Meister  aus  der 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts.  Einen  ähnlichen 
Eklekticismus  findet  man  bei  Karl  Haider 
in  seinen  stillen  Gebirgslandschaften,  seinen 
Waldseen  und  waldigen  Höhenzügen. 
Spitzpinselig  durchgeführt  in  der  gesunden 
Art  der  alten  deutschen  Meister.  Oberhaupt 
ist  ein  natürliches  Empfinden  für  die  Reize 
der  Landschaft  bei  den  süddeutschen  Künst- 
lern ungleich  weiter  ausgebildet.  So  ein 
Frühling  in  Grünwald  von  Richard 
Pietzsch,  der  sich  zu  unseren  feinsinnig- 
sten Landschaftern  zu  entwickeln  scheint. 
Ein  grüner  Hang  mit  Laubbäumen  eröffnet 
zwischen  Birken   den  Ausblick   auf  einen 


sandigen  weißen  Abhang.  Das  Ganze  ist 
von  einer  Einheit  der  Durchführung  und 
einer  so  bescheidenen  Art,  daß  man  sich 
unwillkürlich  angezogen  fühlt.  Ähnliche 
Feinheiten  gibt  Christian  Landenberger 
in  seinen  Knaben  am  Boot  in  grauer 
Stinunung  und  am  Abend.  In  diesen  Zu- 
sammenhang gehören  auch  die  Arbeiten 
von  Ludwig  Dill  „Birken  und  Föhren 
am  Moor"  und  „Abend  im  Moor"  in  der 
duftigen  Weise  einer  älteren  Art.  Von  Toni 
Star  1er  ist  eine  weite  Ebene  mit  braun- 
roten Herbstbäumen  von  ähnlich  intimer 
Stimmung.  Von  größeren  figürlichen  Ar- 
beiten bietet  Fritz  vonUhde  in  seinen 
„Schularbeiten"  und  „In  der  Laube"  nichts 
wesentlich  Neues.  Julius  Ext  er  zeigt  ein 
Porträt  von  Strauß  im  Radfahranzug  vor 
moosbedeckten  Buchen  auf  einer  Anhöhe, 
das  Ganze  in  exzentrischen  Farben,  jedoch 
gut  gemalt.  Weniger  glücklich  scheinen 
in  diesem  Jahre  die  Arbeiten  des  Tiermalers 
H.  Zügel,  die  einen  verschwommenen 
Ausdruck  angenommen  haben  und  Werke 
älteren  Ursprungs  zu  sein  scheinen.  Außer- 
halb Münchens  fallen  besonders  ins  Gewicht 
die  Arbeiten  des  Grafen  L.  v.  Kaikreuth, 
eine  schwarzgekleidete  Dame  in  dreifacher 
Wiederholung  als  Porträt  von  vorzüglicher 
Charakteristik  und  die  „Kostümprobe", 
eine  junge  Dame  in  Velazqueztracht,  aller- 
dings darf  man  hierbei  nicht  an  die 
berühmten  Madrider  Vorbilder  denken. 
Wilhelm  Trübner  hat  hauptsächlich  zwei 
wuchtige  Militärreiterbilder  des  Großherzogs 
von  Hessen  und  des  Großherzogs  von  Baden 
ausgestellt.  Beide  in  der  bekannten  Frische 
der  Auftassung,  die  besonders  den  Reiter- 
bildnissen des  Künstlers  eigen  ist. 

Franz  Stuck  hat  durch  eine  ganze  Reihe 
von  Arbeiten  zum  Teil  aus  Privatbesitz  und 
aus  der  Bremer  Kunsthalle  seinen  ins  Wan- 
ken geratenen  Ruf  wieder  befestigt,  ohne 
freilich  einen  Anhalt  ftir  eine  neue  Ent- 
wicklung geben  zu  können. 

Von  Hans  Thoma  ist  ein  Selbstporträt 
mit  dem  Tod  ausgestellt.  Bunt  leuchtend 
in  den  Farben.  Vor  duftig  blauer  Land- 
schaft. In  zögernder  Zurückhaltung  horcht 
der  Künstler  auf  den  Tod,  der  mit  plumper 
Rücksichtslosigkeit  herangetreten  ist.  Man 
denkt  an  Arnold  Böcklins  Selbstporträt  mit 
dem  geigenden  Tod.  Die  unangenehme 
Empfindung,  die  man  haben  kann,  wenn 
man  einen  Menschen  neben  einem  Toten- 
gerippe sieht,  ist  bei  Böcklin  aufs  feinsin- 
nigste durch  die  künstlerische  Fassung 
überwunden.  Der  Tod  spielt  auf  der  letzten 
Seite  einer  Geige  dem  Künstler  sein  Me- 
mento  auf.  Das  Zusammensein  von  Tod 
und  Leben  wird  so  in  eine  idealisierte 
Sphäre  erhoben.  Die  sichtbare  Kunst 
klingt  aber  wie  eine  leise  Melodie,  und 
versetzt  die  Seele  in  Schwingung.  Neben 
der  Arbeit  Thomas  wird  diese  Steigerung 
in  der  Kunst  Arnold  Böcklins  um  so  leben- 
diger.   Weiterhin  ist  von  Thoma  ein  Bild 


i6i 


mit  einem  derben  Pärchen  zwischen  Blumen 
ausgestellt,  „das  Sommerglück*^  Zur  Seite 
liegt  rechts  in  duftiger  Ferne  eine  Hütte  in 
Grün  verborgen.  Es  ist  die  gute  alte 
deutsche  Art,  das  alte  Lied  von  Blumen- 
duft und  Liebesglück. 

Neben  Thoma  berührt  in  diesem  Jahre 
Ludwig  von  Hofmann  sehr  wohltuend 
durch  die  gesunde  Art  seiner  frischen  Auf- 
fassung. Der  Künstler  ist  von  Berlin  nach 
Weimar  übergesiedelt  Dieser  Aufenthalt 
in  einer  Landschaft,  die  für  den  Künstler 
wie  geschaffen  scheint,  hat  auf  seine  Kunst 
überraschend  eingewirkt.  Seine  Arbeiten 
scheinen  wie  in  goldige  Lichtfülle  getaucht. 
Und  wohl  selten  wird  die  Vorstellung,  die 
man  mit  den  Beischriflen  von  Bildern  ver- 
knüpft, einen  so  glücklichen  malerischen 
Ausdruck  finden  wie  in  diesen  Werken. 
„Traumland"  und  „Blühende  Ufer",  „Früh- 
ling", „Morgensonne"  und  „Reigen"  sind  die 
Titel  seiner  Schöpfungen,  die  immer  das 
gleiche  Thema  von  Frohsinn  und  sonniger 
Heiterkeit  variieren.  Von  den  übrigen  Künst- 
lern, die  mit  lyrischen  Associationen  ar- 
beiten, sind  einige  Arbeiten  der  Worpsweder 
Künstier,  „Ein  Frühlingstag"  von  Fritz 
Overbeck  und  „Der  Säemann"  von  Fritz 
Mackensen  zu  nennen,  freilich  ohne  daß 
bei  diesen  Arbeiten  sonderlich  Neues  her- 
vorzuheben wäre.  Hans  von  Volkmann 
hat  ein  Kornfeld  ausgestellt,  bemerkenswert 
durch  den  eigenen  Kontrast,  der  durch  die 
gelbe  Fläche  zum  dunkelgrünen  Hinter- 
grunde erzielt  wurde.  Von  großer  Freiheit 
und  Feinheit  der  Auffassung  zugleich  sind 
Arbeiten  des  verstorbenen  Fritz  Herzog, 
so  ein  Sommermorgen  mit  einem  Blick  über 
eine  Veranda  in  eine  Landschaft  von  grie- 
chischer Klarheit  und  ein  sonniges  Wald- 
tal. Von  großer  Frische  ist  hier  auch  eine 
kleine  Arbeit  von  Marie  Slavona,  Paris, 
eine  Landschaft  an  der  Pise  und  von  dem 
Leipziger  Kurt  Tuch  ein  Sonntag  an  der 
Marne,  frisch  und  neu  in  einer  Art  der  Auf- 
fassung, die  auch  für  unser  Berliner  Weich- 
bild in  hohem  Grade  geeignet  schiene. 

Es  ist  von  hohem  Interesse  in  diesen 
Arbeiten,  neben  der  engeren  Sezession  aus 
allen  Teilen  Deutschlands  Künstler  mit  der 
eigenen  individuellen  Charakteristik  ein- 
zelner Landstriche  beisammen  zu  sehen. 
Süddeutschland  besitzt  hier  unstreitig  den 
eigenartigsten  Charakter.  Dort  spielt  noch 
die  ganze  Skala  menschlicher  Sentimente 
mit  hinein.  Man  hat  dort  Gemüt,  während 
man  in  Berlin  Verstand  oder  Witz  zu 
haben  scheint. 

Trotzdem  hat  Berlin  ein  entschiedenes 
Obergewicht.  Nicht  so  sehr  weil  hier 
überwiegende  künstlerische  Interessen , 
gleichgültig  aus  welchen  Gründen,  mit- 
sprechen, sondern  weil  ein  stärker  pulsieren- 
des Leben  der  Großstadt  die  Entwicklung 
und  die  Herausbildung  neuer  Gesichtspunkte 
schneller  von  statten  gehen  läßt  und  natur- 
gemäß vieles  Interessante  im  Gefolge  hat. 


Der  große  Aufschwung,  den  Berlin  in 
den  letzten  Jahrzehnten  genommen  hat, 
wird  sich  allmählich  auch  als  neue  An- 
schauung in  der  Kunst,  als  Darstellerin  des 
Lebens,  äußern  müssen.  Für  Paris  ist  in 
der  Malerei  und  Literatur  bereits  eine  neue 
Art  Weltstadtromantik  geschaffen.  Man 
lese  Zolas  „L*oeuvre"  und  man  wird  eine 
neue  Anschauung  von  dem  Riesenlebe- 
wesen Paris  bekommen.  Für  Berlin  be- 
sitzen wir  eine  Schilderung  von  Johannes 
Schlaf  von  hoher  malerischer  Schönheit, 
die  eine  Fülle  neuer  Eindrücke  vom  Ber- 
liner Stadtbilde  auslöst.  So  bei  einer 
Schilderung  vom  Kreuzberge  beim  Anblick 
des  gewaltigen  Panoramas  von  Berlin: 
„Nicht  gewaltiger  war  jener  Blick  gewesen, 
den  er  vor  einigen  Jahren  von  der  Höhe 
des  Kap  Arkona  genossen,  wo  die  stahl- 
blaue Ostsee  tief  unten  gegen  den  Fuß  der 
Kreidefelsen  dröhnte.  Bis  dicht  zu  der 
Sohle  des  Parkes  drängt  die  Riesenstadt 
heran,  endlos  weit  in  alle  Breite,  in  impo- 
santer majestätischer  Starrheit  mit  der  stei- 
len Wand  ihrer  Häuserreihen,  wie  ein  gi- 
gantischer, grauerstarrter  Lavastrom.  Und 
in  alle  Breite  und  Ferne  hinein,  mit  der 
tosenden  Brandung  seiner  zahllosen  Laute, 
von  Dünsten  verschleiert,  unter  dem  sonnig 
blitzenden  Ätherblau  des  Frühlingshimmels, 
dieser  ungeheure  Riesenkörper.  Aus  weiter 
Ferne  blinkt  links,  mit  mattem  Glanz,  die 
vergoldete  Riesenkuppel  des  neuen  Reichs- 
tagsgebäudes herüber,  ragt  die  Spitze  der 
Kaiser  Wilhelm  -  Gedächtniskirche  durch 
die  weiten,  farbigen  Dunstmassen,  die  über 
den  zahllosen  Zinnen  lagern,  in  die  Klar- 
heit des  Himmels  hinein,  die  Domkuppel, 
der  rote  Rathausturm,  die  vielen  Kirchen. 
Weite  Sonnenlichter,  gleißend  wie  mattes 
Gold  durch  blaugraue  und  violette  Dünste, 
Farben  weckend  und  Lichter,  lassen  Fen- 
ster aufblitzen  mit  gleißendem  Goldglanz, 
fern  und  nah;  funkeln  auf  metallnen 
Dächern  upd  Kuppeln.  Und  nichts,  nichts 
als  dies  riesige  Wesen,  nichts  in  aller  Nähe 
und  Ferne,  in  Breite  und  Weite  hinein  als 
dieser  ungeheure  starre  Körper!" 

In  der  Malerei  sind  diese  und  ähnliche 
Anschauungen  bis  jetzt  noch  wenig  ver- 
wertet worden.  Aber  die  Vorbedingungen 
scheinen  vorhanden.  Die  Schwierigkeiten 
lagen  vor  allem  in  der  Wiedergabe  at- 
mosphärischer Erscheinungen.  Und  dar- 
über kann  kein  Zweifel  sein,  daß  diese 
Kunst  die  Kunst  der  Zukunft  ist,  daß  sie 
einer  neuen  Welt  gerecht  wird,  die  Er- 
rungenschaften kennen  lernte,  wie  kein 
Volk  und  keine  Zeit  vordem.  Daß  diese  neue 
Welt  auch  die  künstlerische  Anschauung 
in  ganz  anderer  Weise  differenzieren  muß, 
darüber  wird  wohl  nicht  zu  streiten  sein. 

Eine  junge  Künstlergruppe  berechtigt  in 
Berlin  in  dieser  Beziehung  zu  großen  Hoff- 
nungen. Hans  Baluschek,  der  im  Vor- 
jahre seinen  trefflichen  Bahnhof  ausgestellt 
hat,  bringt  in  diesem  Jaihre  Spiritisten,  die 


l62 


in  einer  Vorstadtmansarde  unter  Kerzen- 
beleuchtung und  dem  Dämmerlicht  eines 
Winterabends  sich  mit  Tischklopfen  ab- 
mühen. Die  schwierige  Mischung  der  Be- 
leuchtung ist  trefflich  gelöst,  vorausgesetzt, 
daß  man  überhaupt  bei  derartigen  Pro- 
blemen eine  Lösung  für  möglich  hält.  Vor- 
züglich ist  auch  das  Porträt  des  Schrift- 
stellers £.  Mühsam  V.  Frh.  Leo  v.  König. 
In  graues  Elend  getaucht  steht  der  Dar- 
gestellte neben  einem  eisernen  Ofen  mit 
weißer  emaillierter  Wasserkanne,  nur  der 
rote  Bart  und  die  dunkelgrüne  Krawatte 
bringt  in  das  Ganze  farbige  Lebendigkeit. 
Von  Robert  Breyer  ist  wieder  ein  Por- 
trät einer  Dame  als  lichtumflossene  Er- 
scheinung von  allgemeiner  Bedeutung.  Als 
wirkungsvoller  Maler  der  sonnenbeleuch- 
teten Landschaft  ist  Ulrich  Hübner  be- 
kannt, der  in  diesem  Jahre  in  seiner  Ufer- 
landschaft mit  ausfahrendem  Dampfer  und 
der  „Heiligen  Geistkirche  in  Potsdam"  treff- 
liche Proben  seines  Könnens  ablegt.  Von 
Heinrich  Hübner  ist  besonders  ein  In- 
terieur mit  lesender  Dame  zwischen  licht- 
durchfluteten Penstern  ein  koloristisches 
Meisterstück  klarer  Lichtwirkung.  Philipp 
Franks  Palmsonntag  gibt  die  märkische 
Luft  in  feiner  Beobachtung  durch  derbe 
Pinselstriche. 

Theodor  Hummel  hat  in  seinem  Ber- 
liner Hafenplatz  mit  Spreekähnen  bereits 
den  Weg  betreten,  der  fllr  Berlin  eine  Ent- 
deckung neuer  malerischer  Schönheiten 
bedeutet.  Von  den  älteren  Berliner  Künst- 
lern ist  Leistikow  mit  seinem  Sommer- 
morgen und  Thüringer  Wald  gerade  nicht 
sehr  glücklich  in  der  Zusammenstellung  der 
Farben,  besser  dagegen  sind  zwei  Gouache- 
arbeiten: Schnee  im  Riesengebirge.  Vom 
Künstlerehepaar  Lepsius  ist  die  Reihe  von 
Porträts  in  bekannter  Weise  vermehrt 
worden.  Linde-Walther  hat  in  diesem 
Jahre  leider  nur  ein  Bild  „Großvater  und 
Enkelkind"  ausgestellt,  das  seine  Eigenart 
nicht  so  stark  wie  in  früheren  Jahren  er- 
kennen läßt.  Von  Bruno  Marquardt  ist 
eine  märkische  Landschaft,  von  Dora  Hitz 
eine  impressionistische  Kirschenernte  noch 
zu  erwähnen.  Eugen  Spiro  erreicht  bei 
einer  lachenden  Dame  mit  Hund  durch 
eine  eigenartige  bewegliche  Ornamentik 
auf  dem  Kleide  der  Dame  eine  sprühende 
Lebendigkeit.  Louis  Corinth  hat  auch 
in  diesem  Jahre  nicht  versucht,  seine  Be- 
urteilung im  Sinne  des  üblichen  Ge- 
schmackes aufzubessern.  Das  ist  ein 
Zeichen  von  künstlerischer  Konsequenz, 
die  man  schon  um  ihrer  selbst  willen 
achten  sollte.  Man  hat  dem  Künstler  die 
Verherrlichung  sinnlicher  oder  gar  brutaler 
Vorgänge  vorgeworfen.  Dagegen  sagt  schon 
Goethe,  daß  die  Kunst  die  Schilderung 
dieser  Seite  des  menschlichen  Daseins 
nicht  entraten  kann.  Auch  darf  man  nicht 
vergessen,  daß  diese  Dinge  gemalt  sind, 
mit  der  Realität   also   nichts   mehr  zu  tun 


haben,  und  auch  nicht  mit  der  gewöhn- 
lichen Art  der  Wirklichkeit  betrachtet 
werden  dürfen.  Corinth  hat  in  diesem 
Jahre  drei  Bilder  ausgestellt,  die  „Frauen- 
räuber", von  großer  Lebendigkeit  in  der 
koloristischen  Darstellung  und  feiner 
psychologischer  Charakterisierung ,  das 
„Leben",  eine  Reihe  von  Aktgestalten  vor 
grauer  Wand,  mit  zum  Teil  versteckter 
Symbolik,  und  „Mutter  und  Kind"  in  gerade 
nicht  schmeichelhafter  Auffassung.  Irgend- 
wo hörte  ich  jemand  sagen,  daß  man  in 
diesem  Jahre  die  Arbeiten  Corinths  wenig- 
stens ansehen  könne.  Neben  Corinth  tritt 
MaxSlevogt  in  diesem  Jahre  mit  einem 
vom  Rücken  gesehenen  Akt  und  dem  aller- 
dings vorzüglichen  Porträt  des  Direktors 
Dernburg  nicht  so  schlagend  wie  in  den 
Vorjahren  auf. 

Max  Liebermann  hat  unter  anderem 
in  diesem  Jahre  zwei  seiner  besten  Bilder 
ausgestellt.  Den  Biergarten  aus  älterer 
Zeit  und  die  „Polospieler",  letzteres  aus 
dem  Besitze  der  Hamburger  Kunsthalle, 
gleichzeitig  als  zwei  interessante  Studien 
seiner  künstlerischen  Entwicklung.  Der 
„Biergairten"  zeigt  das  Problem  der  Licht- 
malerei noch  unter  Beibehaltung  der  plasti- 
schen Erscheinung.  Sogar  eine  Art  genre- 
hafter Auffassung  ist  nicht  zu  verkennen. 
Kindermädchen  und  spielende  Kinder,  pen- 
sionierte Beamte,  alte  Tanten  mit  resignier- 
tem Ausdruck,  kurz  das  Phlegma  und  Leben 
eines  heißen  Sommertages  in  summen- 
dem Wirrwarr.  Schon  die  Verschieden- 
heit der  einzelnen  Gruppen  ist  für  die  ältere 
Auffassung  charakteristisch.  Später  kon- 
zentriert sich  Liebermann  nur  mehr  auf  eine 
Gruppe  oder  einige  Gestalten,  wie  bei  den 
Polospielem  oder  der  Seilerbahn.  Bei 
einer  frischeren  Auflage  des  Biergartens  an 
der  Elbe,  im  Besitze  der  Hamburger  Kunst- 
halle, hat  der  Künstler  an  einigen  Tischen 
hintereinander  nur  wenige  Gestalten  grup- 
piert. Rechts  und  links  schieben  sich 
Baumreihen  nach  dem  Hintergrunde,  die 
zur  Seite  den  Blick  auf  die  Elbe  umrahmen. 
Alles  ist  hier  unter  der  Flut  des  Lichtes 
aufgelöst.  Man  beobachte,  wie  dem 
Künstler  die  Vertiefung  des  Raumes  ge- 
lungen ist,  im  Gegensatze  zur  älteren  Fas- 
sung des  oben  genannten  Biergartens, 
dessen  letzte  Figuren  im  Hintergrunde  un- 
verhältnismäßig klein  sind  und  doch  ganz 
nahe  scheinen.  Im  letzten  Grunde  ist  es 
hier  das  Raumproblem,  der  licht-  und  luft- 
durchflossene  Raum,  auf  den  die  moderne 
Freilichtmalerei  in  Liebermann  hinaus  will. 
Merkwürdigerweise  das  gleiche  Problem, 
das  sich  Arnold  Böcklin  gestellt  hatte. 
Auch  nach  ihm  „sollte  der  Beschauer 
den  Raum  fühlen".  Auch  er  erreichte  dies 
durch  Lichtkontraste  und  Baumreihen,  im 
wesentlichen  die  gleiche  Art  wie  bei  Lieber- 
mann, nur  in  grundverschiedener  Form.  Es 
scheint  nötig,  diesen  Umstand  hier  zu  be- 
tonen.     Denn    neuerdings    hat   es    Alfred 


i63 


Julius  Meier-Gräfe  in  einem  Angriffe  gegen 
Böcklin,  der  ein  ebenso  umfangreiches  wie 
unverständliches  Buch  füllt,  fertig  gebracht, 
unkünstlerische  Associationen  in  Böcklin 
hineinzugeheimnissen,  die  vor  Meier-Gräfe 
kein  Mensch  gesehen  hat.  Von  den  künst- 
lerischen Problemen  Böcklins  ist  nirgends 
die  Rede.  Freilich  scheint  es  nicht  so  ein- 
fach darüber  ähnlich  dicke  Bücher  zu 
schreiben.  Immerhin  ist  es  das  Zunächst- 
liegende in  der  Kunst  Böcklins,  daß 
die  beiden  Empfindungsreihen  rein  künst- 
lerischen und  gegenständlichen  Charakters 
bei  ihm  aufs  feinsinnigste  ineinanderklingen 
und  sich  gegenseitig  verstärken.  Böcklin 
ist  stets  vom  malerischen  abstrakten  Ein- 
druck ausgegangen.  Erst  allmählich  wächst 
der  Inhalt  seiner  Werke  aus  den  einzelnen 
Farbentönen  heran,  bis  er  schließlich  wie 
selbstverständlich  körperliche  Gestalt  an- 
nimmt und  eins  zu  sein  scheint  mit  der 
Stimmung  der  Töne,  die  ihn  geboren.  — 

Eine  kleine  jedoch  auserlesene  Schwarz- 
Weißausstellung  ist  mit  der  Gemäldeaus- 
stellung verbunden.  Darunter  Arbeiten 
von  Max  Klinger  und  vorzügliche  Radie- 
rungen und  Pastelle  von  Käthe  Kollwitz. 
Von  Max  Klinger  ist  eine  überwältigende 
Reihe  von  Plastiken  zusammengebracht, 
vor  allem  die  Marmorbüsten  von  Nietzsche, 
Liszt  und  Brandes.  In  feinsinnigster  Cha- 
rakterisierung behandelt  hier  der  Plastiker 
den  Philosophen,  den  Musiker,  den  Lite- 
raten. Nietzsches  Büste  wächst  wie  eine 
Herme  aus  hohem  Marmorsockel.  So 
wirkt  die  gewölbte  Stirn  noch  thronender, 
das  Auge  noch  drohender.  Der  Mund  liegt 
im  Schatten  des  überhängenden  Schnurr- 
bartes verborgen,  auch  die  Augen  liegen 
völlig  unter  dem  Dunkel  der  Brauen  in 
tiefen  Höhlen.  Diese  beiden  tiefen  Schatten 
geben  die  charakteristischen  Akzente. 

Der  Kopf  des  Liszt  zeigt  die  seherische 
Haltung  des  Tonkünstlers.  Die  Backen- 
knochen treten  leicht  hervor.  Vom  Munde 
laufen  nach  unten  scharfe  Falten,  die  sich 
bandartig  um  das  Kinn  ziehen.  Die  Unter- 
lippe ist  vorgeschoben   wie  bei  Dorfgeist- 


lichen oder  erfahrenen  alten  Leuten.  Der 
Kopf  von  Brandes  entbehrt  daneben  nicht 
einer  etwas  unfreiwilligen  Komik.  Mit  dem 
Schnurrbart  eines  alten  Obersten  und  der 
fett  gepolsterten  ungewölbten  Stirn,  die  im 
Kampfe  mit  einigen  Falten  liegt,  trägt  dieser 
Kopf  durchaus  den  Charakter  der  Re- 
zeptivität.  Schon  die  Augen,  die  hier  durch 
Kreise  angedeutet  und  ausgefüllt  sind, 
deuten  auf  realere  Neigungen.  Bei  den 
Augen  des  Liszt  war  die  Pupille  nur 
halbmondförmig  gelassen,  um  des  sehe- 
rischen Ausdruckes  willen,  während  bei 
Nietzsche  die  Pupille,  als  unerschöpfliche 
dunkle  Tiefe  im  Marmor  völlig  ausgelassen 
wurde.  Von  Klinger  sind  weiter  als  vor- 
zügliche Arbeiten  die  Schlafende  und 
die  Badende  ausgestellt.  An  hervorragen- 
den plastischen  Arbeiten  ist  die  Aus- 
stellung überhaupt  in  diesem  Jahre  be- 
sonders reich.  So  der  gewaltige  Bronze- 
löwe und  Adler  von  August  Gaul,  von 
Tuaillon  ein  Modell  für  ein  Marmorrelief 
„Herkules  und  Eurystheus",  ein  vorzüg- 
licher Bronzeteufel  von  Th.  Th.  Heine 
und  andere  trefflich  durchgearbeitete  Ar- 
beiten von  Adolf  Hildebrandt  und  Fr. 
K 1  i  m  s  c  h.  Von  kunstgewerblichen  Arbeiten 
seien  schließlich  noch  erwähnt  eine  farbig 
ausgezeichnete  Applikationsstickerei  von 
Fritz  Rentsch  und  die  von  Hirschwald 
her  bekannten  kunstgewerblichen  Gegen- 
stände in  Gold,  Silber,  Leder  etc.  nach 
Entwürfen  von  Josef  Ho  ff  mann  und 
Koloman  Moser. 

Nach  dem  Vorworte  des  Kataloges  will 
der  Deutsche  Künstlerbund  in  der  Künstler- 
kolonie Villa  Romana  in  Florenz  eine 
Stätte  fflr  freie  Künstler  gründen.  Dort 
soll  talentvollen  Künstlern  Gelegenheit  ge- 
geben werden,  in  Verbindung  mit  dem 
Studium  der  alten  Meister  eine  Zeitlang 
an  ruhigem  Orte  arbeiten  zu  können.  So 
glücklich  dieser  Gedanke  an  sich  sein 
mag,  so  erinnert  er  doch  allzusehr  an  alt- 
hergebrachte Traditionen  heute  in  einer 
Zeit,  wo  unsere  künstlerischen  Ideale 
wesentlich  andere  geworden  sind. 


i64 


DORFKIRCHE.    ARCHITEKT:  JOS.  REUTERS,  WILMERSDORF. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905, 


•65 


LANDHAUS.    ARCHITEKT;  JOS.  REUTERS,  WILMERSDORF. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


STUDIE.    ARCHITEKT;  JOS.  REUTERS,  WILMERSDORF 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


l67 


KONKURRENZ;  SYNAQOaE  IN  FRANKPURT  A.  M.    I.  PREIS. 
ARCHITEKTEN:  JOS.  REUTERS  UND  0.  FRIEDENTHAL,  BERLIN. 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


KONKURRENZ;    SYNASOGE    IN   FRANKFURT  A.  M. 
ARCHITEKT:  OTTO  KUHLMANN,  CHARLOnENBURG. 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


169 


STUDIEN  VON  PETER  BIRKENHOLZ,  ARCHITEKT,  MÜNCHEN. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


B     ABB.  190.    STUDIE  VON  PETER  BIRKENHOLZ,  MONCMEN.     b 
ABB.  191.    LANDHAUS.    ARCHITEKT:  H.  BOERKE  IN  DÜSSELDORF. 


OROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


LANDHAUS  IN  TRABEN  AN  DER  MOSEL. 
ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRINS,  BERLIN. 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


UNDHAUS.    ARCHITEKT:  KARL  ED.  BANGERT,  BERLIN. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


MIETSHAUS.    ARCHITEKT:  ALB.  6ESSNER,  BERLIN. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


MIETSHAUS  IN  CHARLOnENBURG,  NIEBUHRSTRASSE  78. 
B    B    ARCHITEKT:  ALBERT  6ESSNER,  BERLIN,    a    e, 

ERBAUT  1904-1905.    FRONT  IN  GELBEM  RAUHMORTELPUTZ. 


HAUSTÜR  IN  CHARLOnENBURS,  NIEBUHRSTRASSE  78. 
B  sa    ARCHITEKT:  ALBERT  6ESSNER,  BERLIN,    b  b 


176 


M.  1  :  500. 


ABB.  197. 


ERDGESCHOSS. 


M.  1  :  500. 


ABB.  198. 


I 


•o- 


II.  STOCKWERK. 


MIETSHAUS  IN  CHARLOnENBURG,  NIEBUHRSTRASSE  78. 
©    ©     ARCHITEKT:  ALBERT  6ESSNER,  BERLIN. 


LANDHAUS  HAGENSTRASSE  9  IM  BRUNEWALD. 
ARCHITEKT:  KARL  ED.  BANSERT,  BERLIN,    a 

ERBAUT  1903-1904. 


VEREINSHAUS  DES  BERLINER  SEGLERKLUB  IN  GRÜNAU, 
a    s    e  ARCHITEKT:  EMIL  FREY,  BERLIN  ©    b    m 

ERBAUT  1904-1905.     FRONTEN  IN  GELBLICHEM  RAUH- 
MORTELPUTZ,  ZIEGEL  ROT,  HOLZWERK  LEBHAFT  BLAU. 


VEREINSHAUS  DES  BERLINER 
SEBLERKLUB  IN  GRONAU,  m 
ARCHITEKT;  EMIL  FREY  IN 
a       B      BERLIN.      B       m 


VEREINSHAUS  DES  BERLINER  SEGLERKLUB  IN  aRÜNAU. 
B      ■    ARCHITEKT:  EMIL  FREY  IN  BERLIN,    a      a 


i.  210, 

1 

— 

p. 

.,.,. 

i 

^ 



")it-i 

o.„     H          fl 

•    .     . 

"-fl«.Jl  '■"• 

J 

m 

1     /immer 

...., 

r" 

\r 

ri 

H 

B    Zmm^.             1 

UNDHAUS  RIBBECK  IN  LANKWITZ,  CORNELIUSSTRASSE  7. 
B    ARCHITEKT:  JOH.  KRAAZ,  SCHÖNEBERQ-BERLIN.     m 


UNDHAUS  RIBBECK  IN  LANKWITZ,  CORNELIUSSTRASSE  7. 
s     ARCHITEKT;  JOH.  KRAAZ,  SCHÖNEBERC-BERLIN.      » 


aas       PORTRÄT-BÜSTE.       e       e       b 
VON  FRin  KLIMSCH,  BILDHAUER,  OHARLOnENBURO. 

II  AUSSTELLUNG  DES  DEUTSCHEN  KÜNSTLERBUNDES. 


BOCCIASPIELER.  VON  A.  KRAUS,  BILDHAUER,  GRUNEWALD. 


6R0SSVATER  UND  ENKELKIND.  VON  LINDE-WALTHER,  MALER,  BERLIN. 
II.  AUSSTELLUNG  DES  DEUTSCHEN  KÜNSTLERBUNDES. 


185 


DAME  MIT  HUNO.    VON  EUGEN  SPIRO,  MALER,  HALENSEE. 
II.  AUSSTELLUNG  DES  DEUTSCHEN  KLINSTLERBUNDES. 


QRABMAL  AUF  DEM  MAnHAIKIRCHHOF  IN  BERLIN. 
»a    ARCHITEKT:  FRIEDR.  BUU,  BERLIN,     es 


PLENARSAAL  IM  LAND-  UND  AMTSGERICHT  I  BERLIN. 
B      B      MALER:  HANS  SEUQER,  BERLIN,     b      a 

GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


WT  ■  'PBBWK-'R^Bi'^ 


VILLA  HÜSQEN  IN  TRABEN.    ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRING,  BERLIN. 
B  m  WANDFRIESE.    VON  MALER  ADOLF  ECKHARDT,  BERLIN.  »  e 


DIELENRAUM.    AROH,;  GUSTAV  GOERKE  S  JOS.  HERLITZIUS,  BERLIN, 


SPEISEZIMMER.    ARCHITEKT:  GUSTAV  60ERKE,  BERLIN. 


DIELENRAUM.    ARCH.;  GUSTAV  60ERKE  &  JOS.  HERLITZIUS,  BERLIN. 


SCHLAFZIMMER  IN  NATURPOLIERTEM  PAPPELHOLZ. 
ARCHITEKT:  FRIEDRICH  HECHT,  CHARLOTTENBURC. 
El      AUSFÜHRUNS:  A.  ELZE  8,  SOHN,  DESSAU.      B 


PORTAL  IN  QROSS-UCHTERFELDE,  DRAKESTRASSE  70. 
Bö  ARCHITEKT:  ARNOLD  KUTHE,  BERLIN.  Be 
BS      AUSFOHRUNO:  PAUL  WILLERT,  BERLIN,      ae 


V0R8ARTENaiTTER  MAASSENSTRASSE  36,  BERLIN. 
B  ARCHITEKT!  ALFRED  J,  BALOKE,  BERLIN  a 
AUSFÜHRUNS;  SCHULZ  8,  HOLDEFLEISS,  BERLIN. 


VORBARTENTÜR  MMSSENSTRASSE  36,  BERLIN. 
a  ARCHITEKT:  AUFRED  J.  BALCKE,  BERLIN,  a 
AUSFÜMRUNS;  SCHULZ  8  HOLDEFLEISS,  BERLIN. 


HEIZVERKLEIDUNS  MAASSENSTRASSE36,  BERLIN. 
m  ARCHITEKT:  ALFRED  J.  BALOKE,  BERLIN,  a 
AUSFÜHRUNG:  M.  BITSCHKUS,  CHARLOTTENBURa. 


'97 

I 


±  Die  dieajShrige  AbgeordnetenveiBaniinluDK  dea 
Verbände«  deutBctaer  Architekten-  und  Ingcnieurvereine 
findet  am  Preit«g  den  a;.  und  Sonnrnbend  den  36.  Au- 
[uit  d.  J.  in  Meilbionn  statt 

4:  Der  deutsche  KUnstlerbund  hat  die  aieben  Ate- 
lien  in  der  Villa  Rotnana  bei  Floieni  an  folgende 
KÜDBtler  vei^ben :  Fritz  Erler,  Thomaa  Theodor  Heine, 
Ulrich  HObncT,  Guatav  Klimt,  Qeotg  Kolbe,  H.  Tuch 
und  Heniy  van  der  Velde. 

!1  Zur  Erlangung  von  Entwürfen  fEir  ein  neues 
WoisenhauB  in  Colmar  wird  ein  ^Vettbewerb  iiuieT 
den  in  Deutschland  anaBsaigen  Aichitelcten  ausge- 
schiiet>en.  Eb  kommen  ein  erster  Preis  von  aooo  Mark, 
ein  zweiter  Preis  von  1 000  Mark  und  ein  dritter  Preis 
von  s<x>  Mark  zur  Verteilung.  Dem  PreiBKericht  ge- 
hören an:  der  Bilrgermeiater  von  Colmar,  Professor 
POtzer  in  Daimatadt,  Stadtbaurat  Thoma  in  Freiburg 
L  B.,  Waisenhausdirektor  Mllller  in  Frankfurt  a.  M., 
Landgerichtsrat  Diefenbacb,  Bildbauer  TheophU  Klem 
und  Geheimer  Baurat  Walloth  in  Colmar.  Die  Bau- 
kosten einachüeQUch  Bauleitung,  Heizungsanlage  usw., 
aber  auaschlieBlIch  Grundstück,  Inventar,  Oartenanlagen, 
landwirtschaftlichen  NebengebSuden  und  Einfriedi- 
gung dürfen  350000  Mark  nicht  Dberschreiten.  Die 
Entwitafe  sind  bis  spBtestens  zum  15,  Oktober  1905 
abends  6  Ubr  beim  Verwaltungsrate  des  BUrgerspitala 
in  Colmar  im  EUsasa  gegen  Bescheinigung  abzugeben 
oder  ausweialich  des  Poststempels  am  genannten  Tage 
der  Post  sur  BefSrderung  zu  übergeben.  Die  Bedin- 
gungen werden  auf  Verlangen  zugesandt. 

X  In  dem  Wettlwwerb  um  das  OeachSflshaus 
fOr  die  Schlesische  Gesellschaft  fUr  vaterlündische 
Kultur  wurde  der  erste  Preis  in  zwei  gleiche 
Teile  geteilt  und  den  Architekten  Bmmingmann  und 
Becker  in  Berlin  und  Klein  und  Wolff  in  Bres- 
lau zuerkannt.  Einen  dritten  Preis  erhielt  der  Archi- 
tekt Rudolf  Zahn  In  Berlin. 

K  Bei  dem  Wettbewerb  zur  Erlangung  v«n  Vor- 
entwQrfen    fUr     den    Neubau    eines    Hallenschwimm- 


bades zu  Darmstadt  wurde  durch  den  ersten  Preis 
auageieicbnet  der  Entwurf  des  Architekten  Thyriot 
in  Groß-Lichterfelde,  durch  den  zweiten  Preis  der 
Entwurf  des  Prof.  Friedrich  PUtzer  in  Darmstadt 
und  dtirch  den  dritten  Preis  der  Entwurf  des  Archi- 
tekten Menzel  l 


X  Zur  Erlangung  von  VorentwUrfen  für  ein  Real- 
a3rmnasiHlgebäude  in  Lankwitz  bei  Berlin  wird  unter 
den  in  Berlin  und  im  Umkreise  von  30  Kilomeier  von 
Berlin  wohnenden  reichsd  zutschen  Architekten  ein 
Wettbewerb  ausgeschrieben.  Es  sind  drei  Preise,  von 
3000,  aooo  und  1000  Mark,  ausgesetzt.  ^Veitere  Ent- 
würfe kSnnen  fUr  750  Mark  angekauft  werden.  Preis- 
richter sind:  Stadtbaurat  Karl  Rehorst  in  Halle  a.  S., 
Geheimer  Baurat  Schwechten  und  Stadtbaurat  Ludwig 
Hofftnann  inBerUn,  sowie  Regierungsbaumeister  Richard 
DUme,  Gemeindevorsteher  Dillges,  Geheimer  Regie- 
Tungsrat  Brucbwitz  >md  Anstaltsleiter  Dr.  Doehler  in 
Lankwitz.  DieEntwUrfe  sind  bis  zum  16,  Oktober  1905, 
nachmittags  3  Uhr,  an  den  Gemeindevorsteher  zu 
Lankwitz  postftei  einzusenden.  Die  Unterlagen  werden 
gegen  Einsendung  von  3,50  Mark,  eventuell  gegen 
Nachnahme,  die  bei  Einlieferung  eines  Entwurfs 
(urllckerstattet  werden,  zugeaandt. 

4^  Aus  einem  engeren  Vfettbewerbe  um  Entwürfe 
für  ein  Kruppdenkmal  in  Essen  ging  der  Bildhauer 
Hugo  Lederer  in  Berlin  als  Sieger  hervor. 

C4  Eine  neue  RUstkette  wird  von  der  ^rma 
H.  Wilhelmi  G.m.b.H.  MUhlheim  a.  d.  Ruhr  auf  den 
Markt  gebracht.  Dieselbe  hat  gegenUber  den  Üblichen 
GerUststricken  den  Vorteil,  dsB  sie  nicht  gewaltsam 
zerscbnitten  oder  beschtidigt  werden  kann,  außerdem 
eine  viel  Ungere  Lebensdauer  und  Gebrau  chsfühigkeit 
besitzt.  Durch  eine  eigenartige  Konstruktion  ist  es 
unmöglich,  daB  die  Kette  bei  Belastung  mit  der  Hand 
geläst  werden  kann.  Das  LSscn  derselben  kann  nur 
durch  Anheben  des  Querbaums  erfolgen.  Sie  bietet 
somit  die  grBQte  Sicherheit.  Außerdem  aber  läßt  sich 
mit  diesen  Ketten  das  Rüsten  bedeutend  schneller 
bewerkstelligen  als  mit  Stricken. 


198 


Neu  erschienene  Fachliteratur.  1    y                                  — ^     p   - 

Zu  beliehen  durch  Emat  Waamuth  A.-G.,  Berlin  W,  8»  |      XlloCrCll  LCll  "  X  €XL\ZL. 

Markgrafenstrafie  35« 

Bautechn.  Privatachule,    Architekt  Spenger,   Mtbichen. 

Architektur  des  XX.  Jahrhunderts.    Jährlich  erscheinen  Franz  Bimstiel,  Coburg.     Garten-,  Veranda-Möbel. 

ZOO  Tafeln  im  Formate  48x32  cm,  in  4  Lieferungen  R.  Blume,  Kunst-  und  Bauschlosserei,  Charlottenburg  4. 

von  je    25  Tafeln  Lichtdruck  und  3  Bogen  illustr.  Deutsche    Glasmosaik -Gesellschaft    Puhl    ft  Wagner, 

Text.    Preis  des  kompleten  Jahrgangs    •     M.  40, —  Hoflieferanten,  Rixdorf-Berlin. 

Ausland M.  48,  -—  Dicker  ft  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizungs-  und 

Heft  3  des  V.  Jahrgangs  ist  soeben  erschienen.  Lüftungsanlagen,  Halle  a.  8.— Berlin-Schöneberg. 

Dehio,  Dr.  G.  und  v.  Bezold,   Dr.  G.,  Die  Denkmäler  Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden. 

der  deutschen  Bildhauerkunst.    Lieferung  z,  20  Tafeln  Joh.  Eichaidt,  Buchbinderei  f.  Architektur,  Berlin  SW. 

im  Formate  32x48  cm M.  20, —  Elbinger  Maschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbing  W.-P., 

Einfamilienhaus,  das,     des    Kunstg^werbevereins    für  Sandsteinziegel-Maschinenfabrik« 

Breslau  und  die  Provinz  Schlesien  auf  der  Ausstel-  Tobias  Forster  ft  Co.,   Selbstspülende  Closets  „Isaria", 

lung  für  Handwerk  und  Kunstgewerbe  in  Breslau  zgo4  München— Berlin. 

broschiert M.  5,50  August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefs,  Köln  a.  Rh.  77. 

Genewein,  Anton,  Kgl.  Prof.,  Vom   Romanischen   bis  Golde  ft  Raebel,  Kuzistschmiede,  Berlin-Halensee. 

zum  Empire.    TeU  z,  Romanischer  StU  und  Gotik,  J.  P.  Großmaim,  Gartenanlagen,  Leipzig,  Elsterstraße. 

kart M.  2,  Georg  Gülland,  Garteiumlagen,  Berlin  O.,  Prazikfurter 

Koch,  Alex.,    u.   Vict.  Zobel,    Darmstadt,    eine    Stätte  AUee  Z4/Z5. 

moderner    Kunstbestrebungen.     Mit    Text-Beiträgen  Gebrüder  HÜdebrandt,  Berlin,  Charlottenstr.  59  L 

von  K.  und  Z.,  nebst  88  Abbildungen  Darmstädter  Jahreis  ft  HÖnig,  Spezialkunststeinfabrik,  Helmbrechts 

Bauten.     Lex.  8«  gebunden M.  5,—  (Bayern). 

Lambert  ft  Stahl,  Die  Architektur  von  Z750 — Z850.    Er-  Lion  Kießlizig,  Wohnungseiiuichtungen,  Berlin  SO. 

scheint  in  2  Serien  ä  zoo  Tafeln  im  Formate  32x48  cm  Klemm  ft  Beckmazm,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

in  Farbendruck  nach  Origizialaquarellen  und  Kunst-  Heinrich  Kuziitz,   Ornamente   in  Kupfer   und  Bronze, 

drucken  nach  Naturauftiahmen.    Jede  Serie  erscheint  Berlin  SO,  Mariannenplatz  za. 

in  5  Lieferungen  von  je  20  Tafeln  (4  Farben-  und  Lehner   ft   Steinisch,    Kunstwerkstätten,  Wilmersdorf, 

z6  Kunstdrucktafeln).    Preis  jeder  Lieferung  M.  30, —  Holsteinischestr.  3z. 

Lieferung  z — 4  ist  erschienen.  Gustav  Lind  Nflg.,  Metallbildhauerei,  Berlin  W.,  Gen- 

Lessing,  Vorbilderhefte   aus  dem  KgL  Kunstgewerbe-  tfainerstr.  3. 

Museum,  Berlin.     Heft  32  —  Stuehle,  XVI^XVIII.  C.  Roh.  Lohmann  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 
Jahrhundert     M.  zo,—  hofen  (Westf.). 

Heft   33    —    Stuehle    —    vom.    XIX.   Jahrhundert.  S.A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Gartenstr.  96. 

M.  zo,—  Marienberger  Mosaikplattenfabrik,  G.  m.  b.  H  Marien- 

Reichert,  Wüh.,  Architekt,  Wohlfeile  Ein-  imd  Zwei-  berg  IX,  Sachsen. 

familienhäuser  und  Landhäuser  in  modemer  Bauart.  A.  MÜUer,    Kupferdeckuzig,     Bauomamente,     Berlin- 

87  Tafeln  in  Mappe M.  2z,—  Schöneberg,  Groß-Görschenstr.  35. 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  Entwürfe  von  Gebäuden,  Johaim  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W^.,  Pots- 

Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  Gartenbau-  damerstraße  zo/zz. 

ken.  Zäunen,  Giebeln,  Loggien,  Gebäudeteüen  usw.  „Phos'*,  Lichtpauspapierfabriken,  Detmold  62. 

Lieferung  z  ist  erschienen,     zo  Tafeln  .     .     M.  8,—  Otto  Pobig,  Atelier   für   dekorative  Kunst,  Friedenau. 

Seeßelberg,  Friedrich,  Professor  Dr.,  Privatdozent  an  Ed.  Puls,  Eisenkonstraktions-  und  Kunstschmiedewerk- 

der  Kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin.    Helm  statt,  Berlin-Tempelhof. 

und  Mitra.     Studien  und  Entwürfe  in  mittelalterlicher  Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 

Kunst.     65  Tafeln  in  Mappe      .     .     .     .     M.  40,—  Joseph  Scherer,  Glasmalerei,  BerlinW.z  5,  Kaiserallee  204. 

Vogel,  Dr.  E.,    Taschenbuch   der   praktischen    Photo-  J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W.  35. 

graphie.     Z3.  u.  Z4.  Aufl.  (43.— 50.  Tausend).     Mit  CarlSchütte, Graph. Kunstanstalt,  Berlin, Leipzigerstr.  13. 

Z22  Abbildungen,  Z4  Tafeln  und  20  BUdvorlagen.    In  E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Leinenband M.  2,50  Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin. 

Wien  am  Anfang  des  XX.  Jahrhunderts.    Herausge-  Spinn  &  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 

geben  vom  österreichischen  Ingenieur-  und  Archi-  Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H«,   Terrazzo -Werk, 

tekten -Verein.    Redigiert  von  Ingeziieur  Paul  Kortz,  Haig^r-Lang^naubach. 

Stadtbaurat.     I.  Band:  Charakteristik  der  Sudt;  In-  H.Stroucken, Möbelfabrik u. Dekorationsgeschäft, Krefeld. 

genieurbauten,  ca.  400  Seiten  4°  mit  Z7  Farbentafeln  Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Hannover. 

und  397  Textabbildungen.     II.  Band:    Hochbauten;  Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenaa. 

Architektur  und  Plastüc.     Preis  für  beide  Bände  in  Franz  Zeller,  Steiimietzgeschäft,  Mütent>erg  a.  Main. 

Ganzleinen  gebunden M.  60, —  Zierhut  ft  Krieger,  KunstgewerbL  Werkstätte,  München. 

Verantwortlich  für  die  Schriftleitung :  Dr.  Adolf  Brüziing,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-Q.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedmckt  bei  Julius  Sittenfeld,  Berlin W.,  Mauerstr.  43. 44.  —  Klischees  von  Carl  Schütte,  Berlin W. 


i 


Hermann  A.  Krause,  Arch. 


HERMANN  AUGUST  KRAUSE  t 


Am  20.  Juli  1905  starb  in  Berlin  nach 
langem  Leiden  im  Alter  von  noch  nicht 
48  Jahren  der  BaukQnstler  H.  A.  Krause, 
in  dem  die  Architektenschaft  nicht  nur 
einen  hochbegabten  Kollegen  von  künstle- 
rischer Eigenart  verlor,  sondern  auch  einen 
allzeit  eifrigen  Vertreter  ihrer  idealen  Inter- 
essen. Er  wurde  geboren  am  7.  September 
1857  zu  Königsberg  in  Pr.  und  erhielt  da- 
selbst auch  seine  Schulbildung.  Zu  seiner 
künstlerischen  Ausbildung  ging  er  frühzeitig 
nach  Berlin  und  Straßburg,  wo  er  teils  auf 
der  Hochschule,  teils  in  Ateliers  Kenntnisse 
sammelte.  Jedoch  lieB  ein  sein  ganzes 
Wesen  beherrschender  Drang  nach  Frei- 
heit, Unabhängigkeit  und  selbständiger 
Willensäußerung  ihn  nicht  lange  die  heute 
leider  immer  noch  beliebte  Ausbildungs- 
art unserer  jungen  BaukUnstler  ertragen, 
welche  denselben  die  Steine  der  Schulweis- 
heit aufpackt,  statt  ihnen  das  Brot  der  le- 
bensvollen Kunst  zu  reichen.  Krause 
machte  sich  daher  sehr  früh  selbständig, 
nachdem  er  als  künstlerischer  Hitarbeiter 
der  Firma  Alterthum  &  Zadeck  durch  Bau- 


ten wie  das  Kaufhaus  am  sogenannten 
Bullenwinkel  und  das  jetzige  Kaufhaus 
Jandorf  am  Spittelmarkt  in  Berlin  erfolg- 
reich in  den  Wettkampf  künstlerischer 
Leistungen  eingetreten  war.  Er  erhielt 
bald  eine  Reihe  von  Ausfuhrungsaufträgen, 
von  denen  das  Kaufhaus  Löweuberg  in 
der  LeipzigerstraBe,  das  Haus  Jockey-Klub 
In  der  Französischen  Straße,  das  Haus 
Hattschaß  in  Charlottenburg  sowie  der 
Pavillon  für  Loeser  &  Wolf  nebst  dem  Au- 
tomatenrestaurant auf  der  Berliner  Aus- 
stellung von  1896  hervorgehoben  werden 
sollen.  Mit  Erfolg  beteiligte  er  sich  auch  an 
Wettbewerben,  bei  denen  er  zumal  mit 
seinem  Entwürfe  für  das  Haus  der  „Wasser- 
freunde" in  der  Kommandantenstraße  einen 
unbestrittenen  künstlerischen  Sieg  davon- 
trug. Leider  blieb  ihm  die  Ausführung 
dieses  schönen  Planes  versagt,  wie  auch 
viele  seiner  größeren  Aufträge  nur  Entwürfe 
geblieben  sind.  Hierher  gehören  seine  Mu- 
sikhalle für  Görlitz,  ein  Holtkedenkmal  für 
Berlin,  ein  Herrschaflssitz  in  Französiscb- 
Buchholz  sowie   größere   Geschäftshäuser 


200 


in  der  Königstraße  und  am  Weidendamm. 
Für  die  Stadt  Berlin  arbeitete  er  an  der 
architektonischen  Gestaltung  von  Brücken. 
Krause  war  ein  unabhängiger  und  geist- 
reicher Autodidakt,  und  so  schlug  er  schon 
in  seinen  allerersten  Werken  einen  freien, 
selbständigen  Ton  an,  abweichend  von  der 
Schablone  der  historischen  Stile,  welche 
damals  der  Mehrzahl  der  Architekten  noch 
als  „allein  seligmachend*'  galt.  Er  war  ein 
Künstler,  der  Eigenes  zu  geben  hatte  und 
dies  mit  Oberzeugung  gab,  dabei  stets  maß- 
voll und  ernsthaft.  Auf  diese  Weise  hat  er 
als  ein  im  besten  Sinne  modemer  Künstler 
mitgeholfen  an  der  Fortentwicklung  unserer 
hehren  Kunst,  deren  neues  Aufblühen  auch 
er  kommen  sah.  Allerdings  glaubte  er  nicht 
daran,  daß  uns,  wie  so  mancher  meint,  eine 
neue  Architektur  erstehen  könne  aus  den 
Kleinigkeiten  des  Kunstgewerbes ,  dessen 
vielen,  aufdringlichen  Ruhmredereien  er 
schroff  abweisend  gegenüberstand.  Pflegte 
er  doch  häufig  zu  spotten,  daß  man  über 
einen  neu  entworfenen  Kleiderhaken  ein 
Geschrei  zu  erheben  beliebe,  als  sei  „der 
Kleiderhaken  des  Jahrhunderts'*  erfunden 
worden. 


Es  hieße  nun.  Krauses  eigenartiger  Per- 
sönlichkeit nur  teilweise  gerecht  werden, 
wollte  man  nicht  auch  seiner  unbestreit- 
baren Verdienste  Erwähnung  tun,  die  er 
sich  um  die  Interessen  der  Architektenschaft 
erworben  hat.  In  frischer,  zielbewußter 
Haltung,  die  ihn  selbst  während  seiner 
langen  Krankheit  nicht  verließ,  trat  er,  unter 
Zurücksetzung  seiner  eigensten  Interessen 
und  gelegentlich  auch  ohne  Rücksicht  auf 
seine  Freunde,  stets  kampfbereit  für  das 
ein,  was  er  einmal  als  richtig  und  erstrebens- 
wert erkannt  zu  haben  glaubte.  Er  hatte 
den  Kampf  gegen  jegliches  Philistertum  und 
„moUuskenhafte**  Wesen  in  Kunst  und  Ge- 
sinnung auf  seine  Fahne  geschrieben.  Wohl 
hat  er  sich  durch  seine  ungebundene  und 
autodidaktische  Art  manchen  Feind  ge- 
schaffen, aber  jeder,  der  sehen  konnte  und 
sehen  wollte  und  nicht  den  philiströsen 
Maßstab  der  Schulweisheit  an  ihn  anlegte, 
der  wird  eingestehen,  daß  man  sich  bei 
H.  A.  Krause  einer  überzeugungstreuen, 
redlichen  und  unzweifelhaft  ernst  streben- 
den Künstlernatur  gegenüber  sah,  deren 
frühzeitigen  Heimgang  man  betrauern 
muß. 


B    KAUFHAUS  AM  SPinELMARKT.    e 
VON  HERMANN  A  KRAUSE,  ARCHITEKT. 


ENTWURF  ZU  EINEM  MOLTKE-DENKMAL  FÜR  BERLIN. 
B   e  VON  HERMANN  A.  KRAUSE,  ARCHITEKT,  b   s 


ENTWURF  ZU  EINEM  MOLTKE-OENKMAL  FÜR  BERLIN. 
B    ■  VON  HERMANN  A.  KRAUSE,  ARCHITEKT.  B    s 


ENTWURF  ZU  EINEM  MOLTKE-DENKMAL  FÜR  BERLIN, 
a      a      a     HERMANN  A.  KRAUSE,      aas 


KUNST  UND  HANDWERK 


Von  ADOLF  BRÜNING 


Von  Kunst  und  Handwerk  als  zwei  be- 
sonderen, in  gewissem  Sinne  sich  aus- 
schliefienden  Begriffen  kann  man  erst  seit 
der  Renaissance  sprechen.  Im  Mittelalter 
gab  es  eigentlich  nur  ein  Handwerk,  das 
allerdings  in  seinen  Äufierungen  sich  in 
künstlerischen  Formen  betätigte.  Die  Er- 
bauer der  gotischen  Kathedralen  sowie  die 
Verfertiger  der  dieselben  schmückenden 
Skulpturen  waren  Steinmetzen,  und  die 
Maler  des  Wandschmucks  der  romani- 
schen Dome  waren  ebenfalls  nur  einfache 
Handwerker.  Es  machte  weder  fülr  die 
Wahl  des  darzustellenden  Stoffes  noch  flir 
die  Art  seiner  Formgebung  einen  Unter- 
schied, ob  die  Bilder  die  Wände  einer 
&che  oder  die  Seiten  eines  Mefibuches 
zieren,  ob  dieselben  in  Temperafarben  auf 
Holz  oder  in  Email  auf  Kupfer  ausgeführt 
werden  sollten.  Dasselbe  „dekorative  Prin- 
zip*' beherrschte  die  Werke  der  Maler, 
wie  etwa  die  der  Goldschmiede. 

Das,  was  man  künstlerische  Erfindung 
nennt,  gab  es  im  eigentlichen  Sinne  im 
Mittelalter  nicht.  Die  dargestellten  Vor- 
gänge waren  in  ihrer  Form  traditionell  fest- 
gelegt: in  demselben  Kompositionsschema 
werden  durch  Jahrhunderte  hindurch  die 
Szenen  aus  der  Bibel  ohne  wesentliche 
Veränderungen  wiederholt.  Eine  schöpfe- 
rische Betätigung  des  Einzelnen  findet  nur 
in  beschränktem  Maße  statt;  eine  leichte 
Variation  des  überlieferten  Themas  oder 
die  bessere  Zeichnung  verrät  eine  aus  der 
großen  Menge  herausragende  Persönlich- 
keit Aber  immer  erscheint  dieselbe,  auch 
wenn  wir  sie  mit  Namen  nennen  können, 
nur  als  der  erste  Repräsentant  einer  Kunst- 
gemeinschaft, nicht  als  Künstler  von  sub- 
jektiver Eigenart. 

Eine  Folge  dieser  Verhältnisse  ist  der 
geringe  Wechsel  der  Gestaltungen.  E^  gibt 
nur  wenige  Grundformen  (Typen),  die 
immer  wieder  mit  verhältnismäßig  geringen 
Veränderungen  wiederholt  werden.  So  gibt 
es  z.  B.  an  gotischem  Trinkgerät  in  Silber 
für  profane   Zwecke   eigentflch  nur  zwei 


Formen:  den  zylindrischen  Becher  und 
den  Buckelpokal.  Während  bei  jenem  die 
Grundform  noch  eine  mannigfaltige  orna- 
mentale Ausbildung  erfahren  konnte,  war 
dagegen  der  Buckelpokal,  da  er  auf  oma- 
mentalen Schmuck  fast  ganz  verzichtete, 
in  seiner  Formgebung  im  wesentlichen 
fast  immer  derselbe. 

Für  die  Oberlieferung  der  Formen  sorgte 
anfangs  die  Klostergemeinschaft,  später  der 
Zunftverband.  Diese  Genossenschaften, 
nicht  Einzelpersönlichkeiten  sind  die  Träger 
der  Kunst,  oder  vielmehr  des  künstlerisch 
veredelten  Handwerks  im  Mittelalter. 

Erst  zur  Zeit  der  Renaissance  tritt  zu- 
gleich mit  der  Entwicklung  des  Menschen 
zu  einem  geistigen  Individuum  der  Begriff 
„Kunst'^  ein,  als  der  Ausdruck  der  subjek- 
tiven Gestaltungskraft  einer  Künstlerper- 
sönlichkeit. Aber  nur  langsam  vollzieht 
sich  die  Ausscheidung  der  „Künstler^'  aus 
dem  Kreise  des  Handwerks  heraus.  Die 
großen  Maler  und  Bildhauer  der  Renais- 
sance wurden  noch  als  Handwerker,  zu- 
meist als  Goldschmiede,  erzogen.  Und 
noch  lange  blieben  die  Künstler  mit  den 
Handwerkern  wenigstens  in  zünftischer  Ge- 
meinschaft. So  umfaßte  die  1611  begrün- 
dete und  erst  1853  aufgelöste  St.  Lukasgilde 
in  Delft  außer  den  Malern  und  Bildhauern 
die  Glasmaler,  Fayencetöpfer,  Teppich- 
wirker, Etuimacher,  Kunstdrucker  und 
Buchhändler,  Kupferstich-  und  Bilderhänd- 
ler. Nur  derjenige,  der  der  Gilde  angehörte, 
durfte  seine  Kunst  ausüben.  Es  ist  na- 
türlich, daß  schon  dieses  genossenschaft- 
liche Zusammenleben  der  Künstler  und 
Handwerker  einen  wohltätigen  Einfluß  auf 
die  Schöpfungen  beider,  besonders  der 
Handwerker,  ausübte.  Andererseits  ringen 
sich  Maler  wie  Tizian  und  Rubens  zu  einer 
ftirstengleichen  Stellung  empor  und  heben 
so  die  Künstler  allmählich  auch  gesell- 
schaftlich aus  dem  Kreise  ihrer  alten  Hand- 
werksgenossen heraus. 

Zugleich  mit  der  allmählichen  Scheidung 
zwischen  Kunst  und  Handwerk  tritt  auch 


2o6 


die  Trennung  zwischen  dem  Erfinder  des 
Entwurfs  und  dem  Ausführenden  ein.  In 
besonderen  Fällen  wird  vom  Künstler  di- 
rekt der  Entwurf  für  einen  bestimmten 
Gegenstsind  geliefert  und  vom  Handwerker 
ausgeführt.  So  stellte  z.  B.  der  Maler  Paul 
Trabel  die  Zeichnung  zu  dem  schönen 
Gitter  her,  das  das  Grabmal  Maximilians  I. 
in  der  Hofkirche  in  Innsbruck  umschließt; 
der  Prager  Büchsenmeister  und  Schlosser 
Jörg  Schmidhammer  führte  es  um  1570  aus. 
Ein  besonders  lehrreiches  Beispiel  des  Zu- 
sanmienarbeitens  der  Künstler  und  Hand- 
werker zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts 
bietet  das  Rathaus  zu  Augsburg.  Den  Bau 
führte  Elias  HoU  aus,  dagegen  wurde  die 
Innendekoration  und  Einrichtung  von  den 
Tischlern,  Schlossern,  Hafnern  usw.  nach 
den  Entwürfen  des  Stadtmalers  Matthias 
Kager  hergestellt. 

Für  den  gewöhnlichen  Bedarf  aber  be- 
dienten sich  die  Handwerker  der  Vorlagen, 
die  von  Achitekten  und  Malern,  in  seltenen 
Fällen  auch  von  ihren  eigenen  Handwerks- 
genossen, zum  allgemeinen  Gebrauch  her- 
gestellt worden  waren.  Diese  Vorlagen 
wurden  in  einer  Technik  veröffentlicht,  die, 
in  der  Goldschmiedewerkstatt  geboren,  zu 
derselben  Zeit  ans  Licht  trat,  als  eben  jene 
erwähnte  Scheidung  von  Kunst  und  Hand- 
werk begann,  nämlich  im  Kupferstich. 
Seit  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts 
wurde  in  sog.  Omamentstich  eine  uner- 
schöpfliche Fülle  von  Entwürfen  aller  Art 
geschaffen,  sowohl  von  vollständigen  Ge- 
genständen, Geräten  usw.,  wie  auch  von 
Teilen  derselben,  omamentalen  Einzelheiten 
und  freieren  Vorwürfen  zu  beliebigem  Ge- 
brauch. Auch  die  im  Kupferstich  verviel- 
fältigten Gemälde  der  großen  Maler  wurden 
in  gleicher  Weise  von  den  Handwerkern 
zur  Ausschmückung  ihrer  Werke  ver- 
wandt. Den  Begriff  „geistiges  Eigentum^^ 
kannte  man  flir  alle  diese  den  Handwer- 
kern dargebotenen  künstlerischen  Schöp- 
fungen nicht.  Es  war  Gemeingut  aller, 
das  man  frei  benutzen  konnte.  Auch  für 
Reliefschmuck  gab  es  plastische  Vorbilder, 
die  man  unmittelbar  gebrauchen  konnte, 
die  sog.  Plaketten  aus  Blei.  Ihre  Ent- 
stehung ist  ebenfalls  in  der  Goldschmiede- 
werkstatt zu  suchen.  Von  den  Reliefs, 
mit  denen  der  Goldschmied  etwa  eine 
Kassette  schmückte,  nahm  er  Abdrücke, 
um  die  Komposition  später  wieder  benutzen 
zu  können,  ebenso  wie  er  von  seinen  Gra- 
vierungen Abdrücke  nahm,  ein  Verfahren, 
das  zur  Entstehung  des  Kupferstichs  führte. 
Wie  man  hierbei  eine  Kupferplatte  her- 
stellte, um  davon  nach  Belieben  verkäuf- 
liche Abzüge  herzustellen,  ebenso  stellte 
man  in  Speckstein  Reliefs  her,  nach  denen 
man  Bleiabgüsse  anfertigte,  die  dann  ver- 
kauft wurden,  wie  die  Ornamentstiche. 
Künstler,  wie  Peter  Flötner,  bedienten  sich 
im  sechzehnten  Jahrhundert  dieser  Form, 
um  den  Goldschmieden,  Messing-  und  Zinn- 


giefiem,  Holzschnitzern,  Töpfern  u.  a.  ge- 
eignete Vorbilder  zu  liefern,  die  zumeist  ein- 
fach unmittelbar  nachgegossen  und  nachge- 
formt wurden.  Die  Fälle,  in  denen  der 
Handwerker  selbst  den  Entwurf  flir  einen 
Gegenstand  herstellte,  sind  seltene  Aus- 
nahmen. Die  Regel  ist  die  Entlehnung 
einer  gegebenen  Vorlage. 

Trotzdem  der  Handwerker  also  nur  der 
Ausflihrende,  nicht  der  Erfinder  der  Form' 
und  Ornamentik  seiner  Werke  war,  so  zeigte 
er  dennoch  in  früherer  Zeit  in  der  Art  und 
Weise,  wie  er  das  Vorbild  benutzte  und 
wie  er  es  in  dem  ihm  zustehenden  Material 
>zum  Ausdruck  brachte,  ein  gewisses  Quan- 
tum künstlerischer  Betätigung,  das  in 
unserer  Zeit  fast  ganz  verloren  gegangen 
zu  sein  scheint.  Wenn  z.  B.  der  Porzellan- 
maler des  18.  Jahrhunderts  einen  Stich  nach 
einem  Gemälde  von  Watteau  zur  Deko- 
ration einer  Kaffeekanne  benutzte,  so  ist 
er  weit  davon  entfernt,  denselben  einfach 
abzuschreiben,  der  kleine  ihm  zur  Verfü- 
gung stehende  Raum  würde  auch  zur  Auf- 
nahme eines  solchen  figurenreichen  Stiches 
nicht  ausreichen.  Er  greift  nur  eine  kleine 
Gruppe  von  Personen  nebst  dem  dieselben 
umgebenden  Stück  Park  heraus.  Schon 
in  der  Auswahl  dieser  Gruppe  zeigt  sich 
zumeist  ein  gutes  künstlerisches  Gefühl 
für  Geschlossenheit  der  Komposition  und 
ein  sicherer  Raumsinn.  Besonders  beach- 
tenswert ist  es  jedoch,  wie  er  die  Land- 
schaft verändert.  Während  dieselbe  auf 
dem  Stich  unten  gerade  abgeschnitten  ist, 
löst  er  sie  auf  der  Kanne  ringsum  in  un- 
regelmäßiges zierliches  Zweigwerk  auf, 
das  sich  allmählich  im  Grund  verläuft,  so 
daß  das  Bild  sich  natürlich  der  Fläche 
anschmiegt. 

Selbst  fllr  Porzellanfiguren  und  Gruppen 
benutzte  man  Stiche  nach  Boucher,  Char- 
din,  Grenze  u.  a.  Hier  galt  es,  in  der 
Fläche  dargestellte  Dinge  zu  einem  Rund- 
bild zusammenzufasssen,  also  auch  eine 
Art  schöpferischer  Tat,  bei  der  nicht  nur 
handwerkliche  Routine,  sondern  auch  künst- 
lerisches Feingefühl  von  nöten  war. 

Ähnlich  wie  bei  diesen  angeführten  Bei- 
spielen beschränkte  sich  auch  sonst  die  künst- 
lerische Betätigung  des  Handwerkers  in  der 
Regel  auf  einen  gewissen  Geschmack  in 
der  Auswahl  und  Verwertung  des  ihm  dar- 
gebotenen Vorbildermaterials  und  einer  ge- 
wandten Übertragung  desselben  in  den 
Stoff,  den  er  zu  bearbeiten  hatte.  Man  kann 
diese  Tätigkeit  des  Handwerkers  etwa  mit 
der  eines  feinsinnigen  und  geschmackvollen 
Obersetzers  vergleichen,  der  das  in  einem 
fremden  Idiom  geschaffene  Werk  in  seine 
Muttersprache  umformt. 

Freilich  beherrschte  der  Handwerker 
der  früheren  Zeit  sein  Material.  Er  ver- 
stand alle  seine  Eigenarten  und  Schönheiten 
herauszulocken.  Außerdem  aber  war  der 
Formenschatz,  den  er  verarbeitete,  ihm  zu- 
meist längst  gewohnt  und  bekannt.  So  wur^ 


207 


den  z.B.  die  Ornamentformen,  dieBerain  um 
1700  geschaffen  und  Daniel  Marot  in  zahl- 
reichen Stichen  für  die  verschiedenen  Ge- 
werbe umbildete,  etwa  vierzig  Jahre  lang 
immerfort  in  unermüdlicher  Wiederholung 
auf  allen  Gebieten  angewandt,  so  dal 
schließlich  die  vollkommene  Beherrschung 
dieser  Motive,  des  sog.  Laub-  und  Bandel- 
werkes, nicht  zu  verwundem  ist.  Dieses 
lange  Fortleben  derselben  Formen  erklärt 
auch  zum  großen  Teil  die  manuelle  Tüch- 
tigkeit der  alten  Handwerker  und  die  Güte 
und  Vortrefüichkeit  ihrer  Leistungen.  Denn 
was  vom  Ornament  gilt,  gilt  in  noch  weit 
höherem  Mafie  von  den  Grundformen 
ihrer  Erzeugnisse.  So  übernahm  die  Re- 
naissance vielfach  die  Möbelformen  der 
Gotik  unverändert  und  fügte  ihrem  Orga- 
nismus nur  äußerlich  neue  Ornamente 
an.  Noch  in  dem  letzten  Ausläufer  der 
historischen  Stile,  der  sog.  Biedermeier- 
kunst, beruht  die  heutzutage  so  geschätzte 
Qualität  der  Möbel  jener  Zeit  zunächst 
auf  ihrer  guten  und  soliden  Arbeit  — 
es  sind  Stücke  gearbeitet  von  einer  Dauer- 
haftigkeit und  Eleganz,  wie  kaum  jemals 
vorher  —  sodann  aber  auch  auf  ilire  ge- 
sunden Formen.  Man  darf  dabei  aber 
nicht  vergessen,  daß  der  Formenkreis  sehr 
beschränkt  ist,  so  findet  sich  z.  B.  die 
damals  so  beliebte  Form  des  Schreib- 
schrankes  mit  niederklappbarer  Schreib- 
platte in  fast  genau  derselben  Bildung  in 
tausenden  von  Exemplaren  wiederholt. 

Um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  erfolgte 
dann  jener  bekannte  Bankerott  des  Hand- 
werks, dessen  Gründe  anzuführen  hier  nicht 
der  Platz  ist.  Ebenso  bekannt  sind  die  Mittel, 
die  man  anwandte,  um  das  Verlorene  in 
der  Folgezeit  wiederzugewinnen.  Man 
glaubte  aus  dem  Kreise  des  Handwerks 
heraus  eine  Neubelebung  bewirken  zu 
können,  indem  man  Schulen  und  Museen 
zu  seiner  künstlerischen  Erziehung  begrün- 
dete. In  dieser  Zeit  werden  auch  die 
Worte  „Kunsthandwerk*^  und  „Kunstge- 
werbe'*  geprägt,  Begriffe,  die  aus  derselben 
falschen  Voraussetzung  geboren  sind,  nach 
der  man  die  Handwerker  zu  Künstlern  er- 
ziehen zu  können  glaubte.  Statt  gelehrte 
Thesen  über  den  Begriff  „Kunstgewerbe" 
aufzustellen,  sollte  man  denselben  lieber 
fallen  lassen. 

Die  Bestrebungen  des  letzten  Jahrzehntes 
haben  denn  auch  in  der  richtigen  Erkennt- 
nis des  falschen  Weges,  den  man  einge- 
schlagen, die  Künstler  wieder  zu  Führern 
des  Handwerks  gemacht.  Wie  jede  Reak- 
tion, ist  aber  auch  diese  über  das  Ziel 
geschossen,  als  sie  nunmehr  jedem  einzelnen 
handwerklichen  Erzeugnis  den  Stempel 
einer  ganz  bestimmten,  scharf  ausgeprägten 
Künstlerpersönlichkeit  aufzuprägen  suchte. 
Mag  im  einzelnen  in  dieser  Zeit  vieles  ge- 
schaffen worden  sein,   was  gerade  durch 


diese  individuelle  Bildung  von  besonderem 
Reiz  ist,  die  große  Masse  der  handwerk- 
lichen und  gewerblichen  Erzeugnisse  hat 
davon  nur  wenig  Nutzen  gehabt. 

Zugleich  ist  auch  aus  dieser  individuellen 
Gestaltung  des  Hausrats  die  Vorstellung  er- 
wachsen, es  müßten  diese  KünsÜerprodukte 
durch  besondere  gesetzliche  Vorschriften  vor 
der  Nachbildung  geschützt  werden.  Es  ist 
schon  von  K.  SchefQer  in  unserer  Zeitschrift 
(Jahrg.  VI,  S.  109)  auf  das  Bedenkliche 
dieser  Bestrebungen  hingewiesen,  und  an- 
dererseits auch  von  verschiedenen  Seiten 
die  Notwendigkeit  betont  worden,  statt 
nach  besonderem  individuellen  Ausdruck 
mehr  nach  allgemein  brauchbaren  Formen 
zu  suchen.  Vielfach  aber  ist  man  über 
die  zukünftige  Entwicklung  des  Handwerks 
noch  ganz  im  Unklaren,  da  man  über  die  Be- 
dingungen des  Handwerks  in  den  früheren, 
als  vorbildlich  geltenden  Jahrhunderten 
keine  richtige  Vorstellung  hat.  Wenn 
einer  unserer  hervorragendsten  Vorkämpfer 
fUr  die  Gesundung  unserer  Hauskunst 
schreibt:  „Die  Hoffnung  wird  möglich,  daß 
wir  wieder  ein  Allgemeingewerbe  haben 
werden,  das  ebensowenig  und  ebensosehr 
künstierisch  ist,  als  das  Gewerbe  der  alten 
Zeit  war.  .  Entwerfer  und  AusHlhrer,  Künst- 
ler und  Handwerker  verschmelzen  wieder 
in  eine  Person:  dem  Gewerbe  ist  die  ver- 
loren gewesene  Kunst  zurückzugeben^'  ~ 
so  dürile  doch  eine  Rückkehr  zu  mittel- 
alterlichen Zuständen,  als  Künstier  und 
Handwerker  gewissermaßen  noch  in  einer 
Person  verschmolzen  waren,  kaum  mög- 
lich sein.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  daß 
unsere  Kunstverhältnisse  sich  viel  anders 
gestalten  werden,  als  sie  seit  der  Renais- 
sance sich  entwickelt  haben,  daß  wir  aut 
der  einen  Seite  KünsÜer  von  schöpferischer 
Erfindungsgabe,  auf  der  anderen  Seite 
Handwerker  haben  werden.  Daß  jemals 
unsere  Tischler  und  Schlosser  ein  größeres 
künstlerisches  Vermögen  erlangen  werden, 
als  die  Handwerker  des  16.  oder  18.  Jahr- 
hunderts besaßen,  ist  sehr  zu  bezweifeln. 
Wir  können,  glaube  ich,  zufrieden  sein, 
wenn  sie  in  der  Beherrschung  ihres  Ma- 
terials und  in  jener  mehr  als  Geschmack 
und  Feingefühl,  denn  als  Kunst  zu  bezeich- 
nenden Fähigkeit,  die  von  den  Künsüern 
dargebotenen  Erfindungen  zu  benutzen, 
jenen  wieder  gleichkommen.  Es  bleibt  nur 
die  Frage  zu  lösen,  in  welcher  Form  die 
Befruchtung  des  Handwerks  durch  die 
Kunst  geschehen  kann.  Vielleicht  bieten 
Verfahren,  dem  Omamentstich  und  der 
Plakette  ähnlich,  noch  immer  die  beste 
Vermittiung.  Es  müßten  die  Künstier  den 
Handwerkern  in  ähnlicher  Weise  die  Schöp- 
fungen ihrer  Phantasie  zur  freien  Verftigung 
stellen.  Freilich  müßten  die  Künstier  auf 
irgend  eine  Weise  ihre  Rechnung  dabei 
finden. 


WOHN-  UND  ATELIERHAUS  ERNST  WENCK,  GRUNE- 
WALD, PARKSTR.  20.     ARCHITEKT:    HANS  QRUBE. 

BAUKOSTEN  CA.  50  000  MARK. 


WOHN-  UNO  ATELIERHAUS  ERNST  WENCK,  SRUNE- 
WALD,  PARKSTR.  20.     ARCHITEKT:  HANS  6RUBE. 


WOHN-  UND  ATELIERHAUS  ERNST  WENCK,  GRUNE- 
WALD, PARKSTR.  20.     ARCHITEKT:  HANS  8RUBE. 


WOHN- UND  ATELIERHAUS  ERNST  WENCK,  GRUNE- 
WALD, f  ABKSTR.  20.    ARCHITEKT:  .HANS  MUßE. 


VILLA  LEO,  SRUNEWALO-DAHLEM,  PARKSTR.  26.    ARCNITEKT: 
KARL  ED.  BANGERT.    AUSfÜHRUNB:  R,.KLEINAU,  ZEHLENDORF. 


OBERGESCHOSS. 


WOHN-  UND  ÄTELIERHÄUS  ERNST  WENCK,  GRUNE- 
WALD,   PARKSTR.  20.     ARCHITEKT:    HANS  6RUBE. 


IM^ 


VILLA  LEO,  GRUNEWALD-DAHLEM,  PARKSTR.  26.    ARCHITEKT: 
KARL  ED.  BANSERT.    AUSFÜHRUNG:  R.  KLEINAU,  ZEHLENDORF. 


WERKRING-AUSSTELLUNG. 


Es  geht  immer  so.  Wenn  irgend  eine 
neue  Idee  allgemeine  Beachtung  erringt, 
dann  heften  alle,  die  sich  mit  der  Welt- 
verbesserung abgeben,  ihre  menschheit- 
erlösenden Gedanken  an  diese  Idee,  ob  sie 
damit  etwas  zu  tun  haben  oder  nicht,  ist 
ihnen  gleichgültig.  Dabei  wird  das  Frem- 
deste, das  Widersprechendste  mit  einander 
verquickt.  Als  die  kunstgewerbliche  Be- 
wegung einsetzte,  ging  es  gerade  so.  Kaum 
sahen  die  Reformer  ^ler  Richtungen,  daß 
diese  Bewegung  Staunen  und  Widerhall 
allenthalben  erregte,  so  verknüpften  sie 
schleunigst  mit  den  Ideen  der  Künstler 
soziale,  religiöse,  wirtschaftliche,  politische, 
philosophische  Reformen  wild  durchein- 
ander: Volksbeglückung,  Rettung  des  Hand- 
werks, Kindererziehung,  Frauenemanzipa- 
tion, Monismus,  Verbesserung  der  geselligen 
Sitten  und  vieles  andere.  Aber  zum  Glück 
verlief  sich  die  Flut,  die  die  junge  Kunst 
zu  ersticken  drohte,  ebenso  rasch,  als  sie 
gekommen  war.  Als  die  Weltverbesserer 
sahen,  daß  der  Himmel  auf  Erden  sich  bei 
dieser  Gelegenheit  sowenig  einstellen  wollte, 
als  bei  irgend  einer  anderen,  und  obendrein 
das  Pubhkum,  wirr  gemacht  und  gelang- 
weilt durch  das  Getöse,  seine  Gunst  der 
neuen  Bewegung  bald  wieder  entzog,  ver- 
ließen sie  grollend  und  enttäuscht  das  Feld. 
Die  Künstler  durften  aufatmen.  Aber  leider 
hatte  diese  Hochflut  wie  jede  andere  auf 
unserem  Arbeitsfeld  unfruchtbaren  Schlick 
und  nutzlose  Steine  zurückgelassen :  törichte 
Schlagworte  und  noch  bösere  Theorien, 
die  uns  das  Wesen  unserer  Kunst  lehren 
sollten.  An  Ratschlägen,  Rezepten  und 
Wegweisungen  hatte  es  ja  nicht  gefehlt 
Nur  schade,  daß  die  meisten  dieser  Hülf- 
reichen von  den  tatsächlichen  Verhältnissen 
wenig  Ahnung  hatten.  Und  so  hatten  wir 
Künstler  denn  das  Vergnügen,  uns  mit  die- 
sen traurigen  Überbleibseln  der  allgemeinen 
Begeisterung  herum  zu  schlagen.  Oben- 
drein glaubte  man  zuerst  in  diesen  Theo- 
rien nützliche  und  fruchttragende  Dinge 
zu  besitzen.  Und  erst  böse  Erfahrung 
mußte  lehren,  daß  im  Grunde  genommen 
nur  Verwirrung,  Unklarheit  und  Halbwahr- 
heiten geschaffen  worden  waren.  Manche 
theoretische  Torheit  wurde  durch  die  Praxis 
bald  bloßgestellt.  Bei  der  Arbeit  sah  man 
bald  ein,  daß  Konstruktion  nicht  von  selber 
zur  Kunstform  wird;  daß  es  echte  oder 
unechte  Materiale  streng  genommen  gar 
nicht  gibt  und  eine  Form  dadurch  nicht 
besser  wird,  daß  man  sie  in  Marmor  an- 
statt in  Gips  ausführt;  und  daß  die  dürftige 
Form,   zu    der  das  kostbare  Material  und 


seine  kostspielige  Bearbeitung  vielleicht 
zwingen,  noch  lange  keine  Kunstform  ist. 
Diese  Erkenntnis  und  manche  andere  kam 
ganz  von  selbst.  Viel  schwieriger  aber 
war  es  zu  erkennen,  daß  in  der  ganzen 
Bev^egung  zwei  ganz  verschiedene  Strö- 
mungen verschmolzen  waren,  einmal  eine 
rein  künstlerische  und  daneben  eine,  deren 
Ziel  eine  Änderung  unserer  Wohnsitten  war; 
zwei  Strömungen,  die  sich  vielfach  berühr- 
ten, aber  keineswegs  identisch  waren. 

Die  Künstler  kämpften  gegen  den  Eklekti- 
zismus der  „historischen"  Periode,  gegen 
die  sinnlose  Nachahmung  des  Alten,  such- 
ten Wege  flir  selbständiges  Schaffen.  Und 
schon  die  ersten  Versuche  fanden  zu  ihrer 
nicht  geringen  Überraschung  lautesten  Bei- 
fall. Das  lag  aber  zum  guten  Teil  daran, 
daß  diese  künstlerische  Bewegung  eine 
ganz  andere  Bestrebung  auslöste  oder  viel- 
mehr dem  großen  Publikum  zum  Bewußt- 
sein brachte,  die  Bestrebung,  unsere  W^ohn- 
sitten,  die  im  wesentlichen  noch  die  unserer 
Großväter  geblieben  waren,  der  ganz  und 
gar  veränderten  Zeit  anzupassen.  Die  rasche 
Zunahme  der  Bevölkerung,  die  außer- 
ordentlich schnelle  Entwicklung  zum  In- 
dustriestaat, der  Untergang  des  Handwerks, 
das  ungeahnte  Wachstum  der  großen  Städte, 
die  Herausbildung  ganz  neuer  Arbeits-  und 
Geschäflsformen  mußte  notwendig  auch 
eine  Änderung  der  Lebenssitten,  der  Ge- 
selligkeit, der  Art  des  Wohnens  nach  sich 
ziehen.  Freilich  hielten  die  gewohnten 
Formen  diesem  Andrang  lange  Stand.  Man 
suchte  sich  zu  behelfen,  so  gut  es  ging. 
Aber  auf  die  Dauer  war  das  unmöglich. 
Und  all  dieses  lang  zurückgehaltene  Streben 
wurde  durch  die  kunstgewerbliche  Be- 
wegung gewissermaßen  entfesselt.  Man  sah 
nicht  so  sehr  das  Künstlerische  darin,  als 
die  Möglichkeit  den  ganzen  Stil  des  Lebens 
zu  ändern,  den  neuen  Bedürfnissen  ent- 
sprechender zu  gestalten,  als  die  väterliche 
Sitte  es  gestattete.  Und  darum  war  es  kein 
Wunder,  daß  in  den  vielen  Schriften,  die 
damals  über  die  neue  Bewegung  erschienen, 
sehr  wenig  von  Kunst  die  Rede  war,  da- 
gegen sehr  viel  davon,  wie  man  wohnen 
und  leben  müsse.  Da  empfahl  man  eng- 
lische Tischzeit^  Verminderung  der  Zahl 
der  Tischgäste  und  ähnliches  mehr.  Man 
bekämpfte  die  „gute  Stube'S  die  Flügeltür 
und  die  schmalen  Fenster.  Zu  alledem 
war  begreiflicherweise  englische  Sitte  ein 
Vorbild,  denn  die  Engländer  hatten  die- 
selbe wirtschaftliche  Entwicklung  schon 
vorher  durchgemacht  und  daraus  ihren 
Lebenszuschnitt  entwickelt.     Darum  wur- 


215 


den  englische  Stoffe  und  Farben  bei  uns 
eingeführt.  Man  kämpfte  gegen  die  trüben 
Farben  der  RenaissancemObelzeit,  gegen 
das  Verhängen  der  Fenster  mit  schweren 
Stoffen.  Man  kämpfte  für  bequeme  Stühle 
und  Klubsessel.  Aber  wunderlicherweise 
alles  im  Namen  der  Schönheit.  Hartnäckig 
erklärte  man  Schönheit  und  Zweckmäßig- 
keit, Bequemlichkeit  für  ein  und  dasselbe. 
Und  merkte  gar  nicht,  daß  all  diese  Er- 
wägungen mit  Kunst  nicht  das  geringste 
zu  tun  haben.  Die  gute  Stube  mag  heute 
unpraktisch  sein,  in  der  Zeit  unserer  Väter 
hatte  sie  einen  sehr  guten  Sinn.  Künst- 
lerisch genommen  aber  ist  diese  Frage  ab- 
solut belanglos.  Eine  gute  Stube  kann 
wunderschön  sein,  ein  modernes  Boudoir 
sehr  scheußlich.  Ob  jemand  dunkle  Zimmer 
liebt  oder  helle,  ist  seine  Privatangelegen- 
heit, beides  kann  schön  und  häßlich  ge- 
macht sein.  Stumpfe  Farben,  lebhafte 
Farben,  breite  Fenster,  schmale  Fenster, 
Flügeltür,  schmale  Tür,  Einfachheit,  Kom- 
pliziertheit, all  das  sagt  für  den  Kunst- 
wert zunächst  gar  nichts.  Das  sind  alles 
Fragen  des  Lebenszuschnittes,  der  Sitte, 
der  Gewohnheit,  der  Bedürfnisse.  Künstle- 
risch lösen  läßt  sich  diese  und  jene  Art. 
Mit  alledem  ist  erst  die  künstlerische  Auf- 
gabe gestellt,  aber  noch  keineswegs  ge- 
löst. Das  wurde  vollkommen  übersehen. 
Man  war  selig,  nun  einen  bequemen  Weg 
zur  Schönheit  zu  haben.  Es  erschienen 
direkt  Bücher  mit  Anweisungen  und  Re- 
zepten, wie  man  seine  Wohnung  einzu- 
richten habe,  wollte  man  als  geschmack- 
voller, modemer  Mensch  gelten.  Natürlich 
schössen  die  Reformeiferer  dabei  weit 
übers  Ziel.  Man  übertrug  sinnlos  englische 
Dinge  auf  unsere  ganz  anders  gearteten 
Verhältnisse.  Die  Fragen  der  Bequem- 
lichkeit wurden  ungeheuer  aufgebauscht. 
Da  behauptete  jemand,  Stühle  müßten  auf 
den  Millimeter  genau  ausprobiert  werden 
und  vergaß,  daß  die  Werkzeuge,  die  den 
Menschen  zum  Sitzen  verliehen  sind,  um 
viele  Zentimeter  differieren.  Daß  der  alte 
Lehnstuhl  genau  den  Bequemlichkeitsan- 
sprüchen seiner  Zeit  entsprach,  wurde  im 
Entdeckungseifer  übersehen,  und  man  tat, 
als  ob  die  Menschheit  bis  dahin  noch  nie 
auf  den  Gedanken  gekommen  wäre,  für 
ihre  Bequemlichkeit  zu  sorgen.  Daß  man 
dabei  aus  Mangel  an  Erfahrung  oft  sehr 
unpraktische  Dinge  zu  Tage  förderte,  sei 
nur  nebenbei  erwähnt.  £rger  war,  daß 
man  aU  diese  ungeheuerliche  Weisheit  für 
Kunstoffenbarung  ausgab,  Schönheit  mit 
Zweckmäßigkeit  gleichsetzte,  allen  Schmuck 
fdr  überflüssig  und  barbarisch  erklärte,  ja 
wie  Adolf  Loos  direkt  die  Theorie  ent- 
wickelte, Abnahme  des  Schmuckes  ent- 
spräche Zunahme  der  Kultur.  Es  bildete 
sich  die  Institution  der  Wohnungseinrichter, 
die  geschmackvoll  zusammenstellen,  wenig 
oder  gar  nicht  zeichnen  können.  Gewisser- 
maßen konstitutionell  gebundene  Künstler, 


die  nur  ein  Vetorecht  haben,  aber  selber 
nichts  schaffen  dürfen.  Das  gerade  Gegen- 
teil des  Künstlers.  Und  grade  das  schien 
vernünftig.  Wozu  überhaupt  Künstler? 
Schon  der  Name  war  verdächtig,  klang 
nach  gänzlich  überflüssiger  Genialität,  nach 
hochmütiger  Oberhebung.  Man  beschul- 
digte die  Künstler,  sie  dünkten  sich  zu  gut, 
Handwerker  zu  sein,  sie  bezeichneten  sich 
nur  aus  Vornehmtuerei  als  Künstler  und 
schreckten  gerade  damit  das  Publikum  ab. 
Was  man  brauche,  sei  gar  nicht  Kunst, 
sondern  nur  etwas,  was  ein  vernünftiger, 
praktischer  und  geschmackvoller  Mensch 
auch  leisten  könne. 

Nun  ist  es  immer  bedenklich,  eine  sach- 
liche Frage  auf  das  moralische  Gebiet  hin- 
überzuspielen, und  es  ist  recht  billig,  je- 
mand, dessen  Treiben  man  nicht  versteht, 
eitle  und  törichte  Motive  unterzuschieben. 
Wir  nennen  uns  nicht  Handwerker,  weil 
wir  keine  sind,  weil  wir  weder  tapezieren 
noch  tischlern  können,  wohl  aber  flir  die 
verschiedenen  Techniken  entwerfen.  Und 
wir  wollen  nicht  Handwerker  spielen,  da 
ohnehin  die  alte  handwerksmäßige  Betriebs- 
form —  die  mit  Handarbeit  nicht  identisch 
ist  —  im  Aussterben  begriffen  ist  trotz  aller 

„Mittelstandsrettung'S  ^^^  durch  den  Groß- 
betrieb ersetzt  wird.  Außerdem  aber  ver- 
mögen weder  praktischer  Sinn  noch  Ge- 
schmack das  zu  leisten,  was  wir  wollen. 
Denn  Geschmack  ist  noch  lange  nicht 
Kunst.  Eine  neue  Wohnsitte  bedarf  der 
Gestaltung,  der  Formung,  und  das  kann 
nur  durch  den  Künstler  geschehen,  der  es 
eben  versteht,  dem  neuen  Schönheits- Be- 
dürfnis eine  greifbare  Form  zu  geben. 
Zusammenstellen  allein  tut  es  nicht.  Denn 
irgendwoher  muß  das,  was  manzusammen- 
stellt,  doch  kommen.  Und  so  läuft  diese 
ganze  Weisheit  auf  weiter  nichts  hinaus, 
als  einen  mehr  oder  weniger  geschmack- 
vollen Eklektizismus,  der  nun  aber  im  Be- 
wußtsein seiner  Un^higkeit  zu  gestalten, 
sich  möglichst  an  dürftige  „einfache*^ 
Formen  hält  und  darum  sich  charakteri- 
stischer Weise  in  der  Zeit  des  glänzendsten 
Aufschwungs  die  Zeit  größter  Dürftigkeit 
zum  Vorbilde  nimmt:  die  Biedermeierzeit. 
Aber  der  Reiz  der  Dürftigkeit  hält  nicht 
lange  vor.  Und  Schönheit  ist  uns  gerade 
so  Lebensbedürfnis,  wie  irgend  etwas  an- 
deres, zumal  in  einer  Zeit,  wo  die  Verhält- 
nisse Entfaltung  von  Prunk  und  Reichtum 
gestatten.  Das  hatte  der  Eklektizismus  der 
70  er  und  80  er  Jahre  schon  begriffen.  Der 
wollte  Schönheit,  Prachtentfaltung.  Nur  ver- 
griff er  sich  in  den  Mitteln,  konnte  sich  auch 
nicht  schnell  genug  von  den  hergebrachten 
Wohnsitten  losmachen.  Darum  erlag  er 
dem  Ansturm  der  Reformer.  Aber  diese 
hatten  Unrecht,  wenn  sie  nicht  nur  eklek- 
tische, historische,  sondern  alle  Gestaltung 
überhaupt  verwarfen.  Denn  dabei  kann 
nur  Langweile  im  günstigsten  Fall  öder 
Chic    zustande  kommen.     Die  Sehnsucht 


A    «••    «1 


2l6 


nach  Schönheit  kann  so  nie  befriedigt 
werden.  Gerade  der  Wohnungseinrichter 
ist  eine  betrübende  Erscheinung,  die  den 
Fortschritt  nur  hemmen  kann  und  oben- 
drein die  ganze  Angelegenheit  verwirrt 
Man  kann  niemand  eine  Wohnung  ein- 
richten. Wohnlichkeit  ist  etwas  absolut 
Persönliches,  das  von  Herkunft,  Bildungs- 
gang, Charakter  und  Liebhabereien  ab- 
hängt. Und  es  ist  etwas  Sinnloses,  sich 
von  einem  Fremden  eine  Wohnung  wohn- 
lich machen  zu  lassen.  Nur  der  Par^enu, 
der  sich  unsicher  ftthlt,  der  mehr  scheinen 
möchte  als  er  ist,  wird  dergleichen  unter- 
nehmen. Jeder  andere  aber  wird  sich  da 
nicht  dreinreden  lassen,  sondern  seinen 
persönlichen  Geschmack  zum  Ausdrucke 
bringen.  Was  aber  auch  der  geschmack- 
vollste Laie  nicht  leisten  kann,  das  ist  die 
Formgebung  der  Möbel,  der  Stoffe  usw.  Und 
hier  liegt  das  eigentliche  Tätigkeitsfeld  des 
Künstlers.  Zusammenstellen,  wohnlich 
machen,  das  kann  nur  jeder  ftir  sich  selbst 
tun.  Aber  Formen  und  Farben  schafifen, 
dazu  gehört  mehr  wie  Geschmack,  das  ist 
Kunst.  Leider  ist  die  Trennung  dieser  bei- 
den Gebiete  nie  scharf  vorgenommen  worden. 
Auch  die  Künstler  haben  die  beiden  Strö- 
mungen oft  miteinander  verquickt.  Am 
meisten  trat  dies  bei  den  Ausstellungen  zu 
Tage.  Man  richtete  Zimmer,  ja  ganze 
Wohnungen  her,  vollkommen  so,  wie  wenn 
sie  bewohnt  wären.  Auf  diese  Weise  aber 
wird  leicht  die  Aufmerksamkeit  vom  we- 
sentlichen abgelenkt.  Der  Eindruck  wird 
immer  ein  irreführender  sein.  Selten  er- 
lauben die  verftigbaren  Räume,  die  wirk- 
lichen Verhältnisse  in  Bezug  auf  Beleuch- 
tung, Größe  und  Aneinanderreihung  nach- 
zumachen. Die  Zimmer  werden  meist  zu 
klein,  sind  obendrein  Durchgangsräume  ftir 
das  betrachtende  Publikum.  Immer  sind 
viel  mehr  Menschen  darin,  als  in  Wirklich- 
keit darin  sein  würden,  und  das  allein  schon 
verändert  das  Aussehen  ganz  und  gar. 
Dazu  kommt,  daß  man  alles  nur  stehend 
sieht,  nie  vom  Sitz  aus,  der  Augenpunkt 
also  viel  höher  liegt  als  gewöhnlich,  die 
Möbel  mithin  gar  nicht  richtig  zur  Geltung 
kommen  können.  Schlimmer  aber  ist,  dafi 
die  wohnliche  Zusammenstellung  die  Auf- 
merksamkeit nur  auf  den  Gesamteindruck, 
nicht  auf  das  einzelne  hinlenkt.  In  solcher 
•Ausstellung  wirkt  meist  nur  das  Aller- 
gröbste, die  Hauptfarben,  die  auffallendsten 
Linien.  Alles  Detail  aber,  das  im  täglichen 
Wohnen  die  Hauptrolle  spielt,  das  zur 
Geltung  kommt,  wenn  man  irgendwo  be- 
haglich sitzt,  bleibt  ganz  unbeachtet.  In 
alledem  liegt  die  Verführung,  einen  Raum 
ausschließlich  auf  die  Gesamtwirkung  zu 
komponieren,  die  Einzelheiten  zu  vernach- 
lässigen. Nun  wird  sich  aber  gerade  der 
Gesamteindruck  vollkommen  ändern,  wenn 
die  Möbel  aus  der  Ausstellung  in  ein 
Zimmer  von  ganz  anderer  Form  und  Be- 
leuchtung verbracht  werden.     Auch  wird 


man  den  Gesamteindruck  Überraschend 
schnell  müde.  Und  die  verlockendste 
Farbenzusanmienstelluns,  die  auf  der  Aus- 
stellung verblüffte,  verliert  nur  allzubald 
jede  Wirkung,  das  Zinmier  erscheint  kahl 
und  langweihg,  wenn  nicht  im  Detail  nun 
bis  dahin  übersehene  Wirkungen  zur  Gel- 
tung kommen.  Darum  wird  solche  Zimmer- 
ausstellung leicht  zur  Täuschung  für  den 
Käufer.  Und  ihre  Wirkung  beruht  nur 
zum  größten  Teil  nicht  auf  künstlerischer 
Leistung,  sondern  auf  dem  Geschmack  des 
Arrangements.  Das  Publikum  bekommt 
dadurch  das  Geftihl,  bevormundet  zu  wer- 
den. Und  die  künstlerische  Arbeit  kommt 
nicht  gebührend  zur  Geltung.  Dem  Künstler 
aber  muß  daran  liegen,  Verständnis  und 
Aufmerksamkeit  für  seine  Arbeit  zu  finden. 
Nur  wenn  das  Publikum  anfängt,  die 
Künstlerarbeit  als  solche  zu  betrachten  — 
ganz  abgesehen  von  aller  künstlichen  Wohn- 
lichkeit  —  wird  es  auch  allmählich  einen 
Wertmaßstab  für  die  Kunstleistung  bekom- 
men, und  so  einen  heilsam  regulierenden 
Einfluß  auf  die  Produktion  ausüben,  deneben 
nur  der  verstehende  Käufer  ausüben  kann. 

Diese  Erwägungen  führen  dazu,  einmal 
mit  der  herkömmlichen  Ausstellungsweise 
zu  brechen,  und  den  Versuch  zu  maclien, 
einzelne  Stücke  auszustellen.  Und  so  ge- 
wissermaßen direkt  zur  Einzelbetrachtung 
aufzufordern.  So  hatte  Stoeving  bei  Wert- 
heim eine  Diele  mit  Möbeln  verschiedener 
Künstler  angeordnet.  Und  von  diesem  Ge- 
sichtspunkt will  auch  unsere  diesjährige 
gemeinsame  Ausstellung  in  der  großen 
Kunstausstellung  betrachtet  sein. 

Der  gegebene  Raum  ca.  8  x  12  m  mit 
Eingängen  auf  den  Schmsdseiten  und  Ober- 
licht mußte  unseren  Zwecken  entsprechend 
umgestaltet  werden.  Da  Möbel  Seitenlicht 
brauchen,  wurde  der  Raum  abgedeckt  und 
in  der  Mitte  ein  offener  Hof  angeordnet. 
Da  in  der  Mitte  der  einen  Längswand  eine 
Mauer  in  den  Raum  hineinragt,  wurde  der 
Hof  nicht  als  Kreis,  sondern  als  Dreieck 
mit  konvexen  Seiten  und  ausgerundeten 
Ecken  gebildet.  Die  Ecken  durch  Pfeiler 
betont,  zwischen  Pfeilern  je  zwei  Säulen 
gestellt.  Gesims  und  Pfeiler  grau  gestrichen, 
teilweise  vergoldet,  die  Säulen  dunkelbraun 
mit  darüber  gelegtem  hellgrünen  Struktur- 
ornament. Die  Wände  in  einem  leuchten- 
den, etwas  grünem  Blau  gestrichen,  das 
den  verschiedensten  Möbelfarben  als  Hin- 
tergrund dienen  konnte. 

Leider  gelang  es  erst  spät,  den  Raum 
zu  vollenden;  die  Bestimmungen  der  großen 
Ausstellung  sind  in  erster  Linie  auf  Bilder 
und  Plastik  zugeschnitten,  die  Zuteilung 
der  Räume  erfolgt  daher  immer  sehr  spät, 
und  so  muß  die  kunstgewerbliche  Ausstel- 
lung überhastet  werden,  zu  einer  gründ- 
lichen Vorbereitung  fehlt  regelmäßig  die 
Zeit.  Es  wäre  lebhaft  zu  wünschen,  daß 
hier  eine  Änderung  einträte. 

August  Endeil. 


AUSSTELLUNQSSAAL  DES  WERKRINQS  IN  DER  GROSSEN  BERLINER 
KUNSTAUSSTELLUN6.  ARCHITEKT;  AUa.  ENOELL.  STUCKARBEI- 
TEN VON  ROBERT  SCHIRMER.    MALERARBEITEN  VON  L  SOBOTTA, 


DETAILS  AUS  DEM  AUSSTELLUNSSSAAL  DES  WERKRIN6S  AUF  DER  GROSSEN 
BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG,  ARCHITEKT;  AUGUST  ENDELL.  STUCK- 
ARBEITEN VON  ROBERT  SCMIRMER.     MALERARBEITEN  VON  L.  SOBOHA. 


ZIERSCMRANKCHEN.     ENTWORFEN  VON  ARCHITEKT 
BRUNO  MÖHRINa.     AUSSEFOHRT  VON  W.  KÜMMEL. 


ABB.  250-51.   SCHRANK  UND  STANDUHR. 
em    ARCHITEKT;  GURT  STOEVINQ.    aa 


B  s  WOHNZIMMERECKE  NACH  ENTWÜRFEN  VON  RUDOLF  UND  FIA  WILLE,  b  b 
MÖBEL:  OSKAR  LUTZE.  GASKAMIN;  IMPERIAL-KONTINENTAL-GAS-ASSOZIATION. 
TEPPICH :  VEREINIBTE  SMYRNA-TEPPICH-FABRIKEN.  POLSTERWAREN :  ERNST  SEIDEL. 


ABB.  254.   SALONTISCH  MIT  FAUTEUILS.    ARCHITEKT; 
SEPP  KAISER.     AUSGEFÜHRT   VON    C.  PRAEGHTEL. 

ABB.  255.    SCHLAFZIMMER.     ARCHITEKT:  ARNO  KOERNIG. 


ABB.  256  u.  258.   SCHRANK,.STUHL  UND  NADHniSCH.   ARCHITEKT:  ARNO  KOERNIG. 
ABB  257.    KANDELABER.   ARCHITEKT:  ARNO  KOERNB.    AUSBEFÜHRTVON  DERAKT.-SES. 
FÜR  FABRIKATION  VON  BRONZEWAREN  UND  ZINK6USS  VORMALS  J.  C.  SPINN  &  SOHN. 


AUSSTELLUNGSRAUM.    ARCHITEKT;  ALFRED  SRENANDER. 
GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 


ee    AUSSTELLUN3SRAUM.     e>B 
ARCHITEKT:  ALFRED  6RENANDER. 


SALONMÖBEL.    ARCHITEKT:  ALFRED  QRENANDER. 
«.:,  e   :  AUSaEFÜHRT  YONW.  KÜMMEL:  :  «    b 


WOHNZIMMER.  .  ARCHITEKT:  ANTON  HUBER. 


WOHNZIMMER.    ARCHITEKT:  ANTON  HUBER. 


SPEISEZIMMER  NACH  ENTWÜRFEN  VON  RUDOLF  UND  FIA  WILLE,  AUSGEFÜHRT 
IN  ROTEM  BJÖRKHOLZ  VON  DEN  BERLINER  KUNSTBEWERBLICHEN  WERKSTÄT- 
TEN BJÖRK.  KAMIN:  IMPERIAL-KONTINENTAL-BAS-ASSOZIATION.  TEPPICHE: 
VEREINIGTE   SMYRNA-TEPPICH-FABRIKEN.     POLSTERWAREN:    ERNST  SEIDEL 


SPEISEZIMMER  NACH  ENTWÜRFEN  VON  RUDOLF  UND  FIA  WILLE,  AUSBEFUHRT 
IN  ROTEM  BJÖRKHOLZ  VON  DEN  BERLINER  KUNSTGEWERBLICHEN  WERKSTÄT- 
TEN BJÖRK.  KAMIN:  IMPERIAL-K0NTINENTAL-6AS-ASS0ZIATION.  TEPPICH: 
VEREINIGTE   SMYRNA-TEPPICH-FABRIKEN.     POLSTERWAREN:    ERNST   SEIDEL. 


SOMMERHAUS  IN  MARIENFELDE,  PARALLEL- 
STRASSE 7.     ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRIN6. 


SOMMERHAUS  IN  MARIENFELOE,  PARALLEL- 
STFIASSE  7.     ARCHITEKT;  BRUNO  MÖHRINQ. 


SOMMERHAUS  IN  MARIENFELDE,  PARALLEL- 
STRASSE  7.     ARCHITEKTt  BRUNO  MÖHRINS. 


SOMMERHAUS  IN  MARIENFELDE,  PARALLEL- 
STRASSE 7.     ARCHITEKT!  BRUNO  MÖHRIN6. 


SOMMERHAUS  IN  MARIENFELDE,  PARALLEL- 
STRASSE 7.    ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRIN6. 


SOMMERHAUS  IN  MARIENFELDE,  PARALLEL- 
STRASSE 7.    ARCHITEKT:   BRUNO  MÖHRINQ. 


ABB.  278.    MODELL  ZU  EINEM  JAQDhiAUSCHEN 
IN   DER  EIFEL.     ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRINB. 

ABB.  279,    VERKLEIDUNS  EINES  EISERNEN  OFENS  IM  SOMMERHAUS 
ZU  MARIENFELDE,  PARALLELSTR.  7.    ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRINB. 


Da  Architekt  dM  im  vorigen  Hefte  veröffentlichten 
Pottala  io  QroB-LJchtetfelde,  DiakestraOe  70.  ist 
Friedlich  Blume,  Priedenau,  tmd  nicht  Arnold 
Kutte,  wie  iirtUmlich  vermerkt 

^  Von  der  Technischen  Mochschule  in  Charlotten- 
burg  vuido  dem  Geheimen  Baurat  Eduard  Schmitt  in 
Dirmstadt  ,ln  Anerkennung  seiner  hervorr^enden 
VerdienatB  um  das  Hochbauweaen  auf  literarischem 
Gebiete  als  Schriftleiter  und  Mitarbeiter  des  Hand- 
bachea  der  Architektur"  die  WUrde  eines  Doktor-In- 
Ecnietus  ehrenhalber  verliehen. 

±  Der  Vorstand  der  Carnegie-Stiftung  im  Haag 
Kbreibt  einen  Wettbewerb  aus  filr  den  Entwurf  eines 
Piiedenspalastes.  An  demselben  können  sich  die  Ar- 
chitekten aller  Lander  beteiligen.  Das  Programm  wird 
■nf  Anfrage  von  der  Kanslei  der  Carnegie-Stiftung 
Noordeinde   33,  Haag,  geschickt. 


Die  Versendung  der  nOheren  Bedingungen  erfolgt 
kostenlos  durch  den  Magistrat  der  Königlichen  Haupt- 
und  Residenxsudt  Kön^berg  i.  Pr.,  Abteilung  VI. 

(•  Die  „Deutsche  Automatengeaellschaft  Stollweik  A 
Co.  erlBBt  zum  ly  Oktober  1905  einen  Wettbetrerb 
zur  Erlangung  von  Entwürfen  fUr  ein  Automatenge- 
hluse.  Es  sind  vier  Preise  im  Betrage  von  300,  aoo 
und  Ewelmal  loo  Mark  au^cesetrt;  außerdem  künnen 
sechs  Entwürfe  lum  Preise  von  je  jo  Mark  angekauft 
werden.  Die  Entwürfe  sollen  auf  der  Kunstgewerbe- 
1  Dresden  igoC  ausgestellt  werden. 


U  Einen  Wettbewerb  um  EntwUrfe  filr 
einrichtungen  für  die  III.  deutsche  Kunstgewerbeaus- 
«telhuig  In  Ereaden  igoß  schreibt  die  Stadt  Känigs- 
be^  L  Pr.  aus.  QewUnscht  werden  PlBne  fOr  i.  die 
Diele  eines  bürgerlichen  Landhauses  für  die  Immo- 
bilien- und  Baugesellschal^  Amalienau  zu  KOnigs- 
be^  L  Pr.  zum  Preise  von  8800  M.  I.  Preis  goo  M., 
Q,  Preis  aoo  M.,  III.  Preis  100  M.;  3.  ein  Lese- 
linutier  des  stHdtiBchen  Museums  in  Königsberg  zum 
Preise  von  6000  M.,  I.  Preis  600  M.,  IL  Preis  300  M., 
in,  Preis  aoo  M. ;  3.  das  Zimmer  eines  Kunst&eundea  fUr 
den  Kuns^ewerbeverein  in  Königsberg  lum  Preise  von 
4500  H.  L  Preis  500  M.,  II.  Preis  aoo  M.,  III.  Preis 
IM)  H, ;  4,  ein  Arbeiter-Einfamilienhaus  fUr  die  Landea- 
veraicherungsattstalt  OstpreuBen  lum  Preise  von  4500 
Hark  L  Preis  400  M.,  U.  Preis  aoo  M.,  III.  Preis 
100  H.;  5.  das  Mobiliar  einer  Arbeiterwohnung  fUr 
die  Stiftung  ftlr  gemeinnutzigen  Wohnungsbau  in 
Königaberg  zum  Preise  von  40a  M.  I.  Preis  300  M. 
Zu  dem  PreisriehterkoUegium  gehören :  Prof.  L.  Dett- 
mann- Königsberg  i,  Pr.,  Prof.  Orenander-Berlin,  Prof. 
C.  Ourlitt- Dresden  tmd  Prof.  W.  Kreis-Dresden.  Die 
EntwQrfe  sind  bis  nun  i,  November  igos  eiitcureicben. 


Einen  amerikanischen  RöhrenschiebetUrbeschlag 
bringt  die  Firma  Friedr.  Carl  Bauer,  Fabrik  und  kunst- 
gewerbliche WerkstKtle  der  Baubeschllige-Brenche, 
Stattgart  unter  dem  Namen  „Neverfailing'»  auf  den 
Markt.  Der  Hauptvorteil  besteht  darin,  daQ  die  mit 
„NeverAüling"  angeschlagenen  TUren  vollkommen 
gerSuBchlos  gehen,  und  daß  beim  Senken  und  Werfen 
des  Holzes  keine  großen  Reparaturen  notwendig  sind. 
Denn  vermittelst  eines  Schraubenschlüssels  ist  die  TUr 
In  wenigen  Minuten  wieder  in  die  richtige  Lage  ge- 
bracht. Auch  der  neue  PasquilloberlichtverschluB 
„Suevia"  wird  allseitig  Interesse  erregen.  Nur  fUr 
zweiflügelige,  vertikal  aufgebende  Oberlichtfensier  ver- 
wendbar, vermittelt  er  durch  Vorreiter  ein  leichtes 
OOnen  und  SchlieBen  von  unten  aus,  wodurch  die 
listige  Benuttung  einer  Leiter  in  Fortfall  kommt. 
Wir  verweisen  unsere  Leser  auf  den  der  heutigen 
Nummer  beillegenden  Prospekt  der  Firma,  der  die 
Interessenten  auch  zugleich  mit  einer  praktischen  Neue- 
rung in  TreppenlUufeiatangen  im  Bilde  bekannt  macht. 

In  den  Steinbrüchen  der  „Granitwerke  Steinerne 
Renne"  bei  Wernigerode  a.  H.  wird  ein  vorzüglicher 
grüner  Oranit  gewonnen.  Es  ist  das  einzige  grllne 
Material  und  besitzt  gegenüber  dem  schwedischen 
grünen  Oranit  nicht  zu  imterachlttzende  Vorteile.  Wir 
machen  unsere  Leser  auf  den  der  heutigen  Au^fabe 
unserer  Zeitschrift  beiliegenden  Prospekt  der  „Granit- 
werke Steinerne  Renne,  Aktiengesellschaft"  auftnericsam. 


238 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  beziehen  durch  Ernst  Wasmutfa  A.-Q.,  Berlin  W.  8, 

Markgrafenstrafie  35. 

Cornes,  James.  Modern  Housing  in  town  and  coun- 
try.  A  comprehensive  and  up-to-date  review  of  the 
Housing-question  in  England.  8  s  200  pages  and 
over  150  illustrations M.  9, — 

Dehio,  Dr.  G.  und  v.  Bezold,  Dr.  G.,  Die  DenkmSler 
der  deutschen  Bildhauerkunst.  Lieferung  z,  ao  Tafeln 
im  Formate  32x48  cm M.  20, — 

Details,  Charakteristische^  von  ausgeführten  Bauwerken 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  von  Hugo  Licht 
herausgegebenen  „Architektur  des  20.  Jahrhunderts.« 
Jährlich  erscheinen  100  Tafeln  im  Format  32x46  cm, 
in  5  Lieferungen  von  je  20  Tafeln  Lichtdruck. 
Preis  des  kompletten  Jahrganges     .     .     M.  30. — 

Ausland „     36. — 

3  Jahrgänge  sind  abgeschlossen. 
Jahrgang  IV,  Lieferung  2  ist  soeben  erschienen. 

Dresdner  Jahrbuch  1905.  Beiträge  sur  büdenden 
Kunst,  herausgegeben  von  Dr.  Karl  Koetschau  und 
Dr.  Fortunat  von  Schubert  -  Soldem.  Mit  Licht- 
drucktafeln und  zahlreichen,  in  den  Text  gedruckten 
Abbildungen M.  12, — 

Eckhardt,  Ad.,  Verglasungen.  Lieferung  z.  zo  Tafeln 
in  Farbendruck  nach  Originalaquarellen      M.  Z5, — 

Einfamilienhaus,  das,  des  Kunstgewerbevereins  für 
Breslau  und  die  Provinz  Schlesien  auf  der  Ausstel- 
lung für  Handwerk  und  Kunstgewerbe  in  Breslau  Z904 
broschiert M.  5,50 

Gurlitt,  Cornelius,  Beiträge  zur  Bauwissenschaft.  Heft  5. 
Dr.  ing.  Paul  Klopfer,  Christian  Traugott  Weinlig 
und  die  Anfänge  des  Klassizismus  in  Sachsen.  8a 
Seiten  mit  37  Abbildungen M.  5, — 

Kolbe,  Ernst,  Die  wichtigsten  Decken  und  Wände  der 
Gegenwart.  Armierte  Decken,  Betondecken  etc. 
Gr.  40  mit  320  Seiten  und  über  600  im  Texte  unter- 
gebrachten Abbildungen,  gebunden .     .     .     M.  7,50 

Lessing,  Vorbilderhefte  aus  dem  Kgl.  Kunstgewerbe- 
Museum,  Berlin.     Heft  32  —  Stuehle,  XVI— XVIII. 

Jahrhundert M.  zo,— 

Heft   33    —    Stuehle    —    vom.    XIX.   Jahrhundert. 

M.  zo, — 

Mohrmaim,  Karl,  Prof.,  und  Eichwede,  Ferd.,  Dr.  Ing., 
Germanische  Frühkunst,  z  20  Folio-Tafeln  (33  X46  cm) 
in  Lichtdruck  mit  erläuterndem  Text.  Z2  Liefe- 
rungen zu  je  M.  6, — .    Lieferung  z— 3  ist  erschienen. 

Reichert,  Wilh.,  Architekt,  Wohlfeüe  Ein-  und  Zwei- 
familienhäuser und  Landhäuser  in  modemer  Bauart. 
87  Tafeln  in  Mappe M.  2Z, — 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  Entwürfe  von  Gebäuden, 
Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  Gartenbän- 
ken, Zäunen,  GiebelUi  Loggten,  Gebäudeteüen  usw. 
Lieferung  z  ist  erschienen,     zo  Tafeln  .     .     M.  8,— 

Seeßelberg,  Friedrich,  Professor  Dr.,  Privatdozent  an 
der  Kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin.  Helm 
und  Mitra.  Studien  und  Entwürfe  in  mittelalterlicher 
Kunst.     65  Tafeln  in  Mappe      .     .     .     .     M.  40, — 


I  Inserenten -Tafel 


Bautechn.  Privatschule,    Architekt  Spenger,   München. 
Franz  Bimstiel,  Coburg.     Garten-,  Veranda-MObel. 
R.  Blume,  Kuzsst-  und  Bauschlosserei,  Charlottenburg  4. 
Deutsche    Glasmosaik  -  Gesellschaft    Puhl    &  Wagner, 

Hoflieferanten,  Rizdorf-Berlin. 
Dicker  &  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheiznngs-  und 

Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.— Berlin-SchÖneberg. 
Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden. 
Job.  Eichardt,  Buchbinderei  f.  Architektur,  Berlin  SW. 
Elbinger  Maschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbing  W.-P., 

Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 
Tobias  Forster  &  Co.,    Selbstspülende  Closets  „Isaria", 

München  —  Berlin. 
August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  ReUeis,  KOln  a.  Rh.  77. 
Gewert>e -Akademie  Berlin  für  Ingenieure  und  Archi- 
tekten. 
Golde  &  Raebel,  Kuzistschzziiede,  Berlin-Halensee. 
J.  P.  Großmaim,  Garteziatilagen,  Leipzig,  Elsterstraße. 
Georg  GUlland,  Gartenanlagen,  Berlin  O.,  Fnmkfuzter 

Allee  Z4/Z5. 
Gebrüder  Hildebrandt,  Berlin,  Charlottezistr.  5g  I. 
Jahreis  ft  Honig,  Spezialkunststeizifabsik,  HelmbrechtB 

(Bayern). 
Lion  Kiefilizig,  Wohnungseizirichtungen,  Berlin  SO. 
Klemm  ft  Beckmazm,  Kuzistverlag,  Stuttgart. 
Heizirich  Kunitz,    Orziamente   in  Kupfer   und  Bronze, 

Berlin  SO,  Mariannenplatz  Z2. 
Lehner    ft   Steinisch,    Kunstwerkstätten,  'Wilmersdorf, 

Holsteiziischestr.  3z. 
Gustav  Lind  Nflg.,  MetaUbildhauerei,  Berlin  W.,  Gen- 

thinerstr.  3. 
C.  Rob.  Lohmazm  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 

hofen  (Westf.). 
S.  A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Gartenstr.  96. 
A.  Müller,     Kupferdeckuzig,     Bauomamente,     Berlin- 
Schöneberg,  GroO-Görschenstr.  35. 
Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 
Johann  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Pots- 

damerstraße  zo/zz. 
Otto  Pobig,  Atelier   für   dekorative  Kunst,  Friedenau. 
Ed.  Puls,  Eisenkonstruktions-  und  KxmstschmiedeweA- 

atatt,  Berlin-Tempelhof. 
Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 
Joseph  Scherer,  Glasmalerei ,  Berlin W.  z  5,  Kaiserallee  204. 
J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W.  35. 
Carl  Schütte,  Graph.  Kunstanstalt,  Berlin,  Leipzigerstr.  13. 
E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 
Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin. 
Spinn  &  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 
Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H.,    Terrazzo -Werk, 

Haiger-Langenaubach. 
H.Stroucken,  Möbelfabrik  u.  Dekorationsgeschäft,  Krefeld. 
Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Haxmover. 
Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenau. 
Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Mütenbeig  a.  AAain. 
Zierhut  ft  Krieger,  KunstgewerbL  Werkstiitte,  BAOnchen. 


Verantwortlich  für  die  Schriftleitung:  Dr.  Adolf  Brüning,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W.» 
MarkcrafenBtr.35.—  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  BerlinW^Mauerstr.  43.44*— Kluchees  Ton  Carl  Schutts,  BeriInW. 


DAS  CHARLOTTENBURGER  RATHAUS. 


Von  MAX  CREUTZ. 


Für  ein  Gemeinwesen  wie  Charlottenburg 
mit  seiner  rapiden  Entwicklung,  seiner  ge- 
fährlich glücklichen  Lage,  die  alle  Lebens- 
kraft Berlins  aufzusaugen  droht,  seiner  in 
jeder  Beziehung  fortschrittlichen  Gesinnung 
war  der  Bau  eines  neuen  Rathauses  eine 
Frage,  die  an  Intelligenz  und  Fähigkeit 
der  schöpferischen  Kräfte  die  allerhöchsten 
Anforderungen  stellte.  Denn  es  handelte 
sich  darum,  das  Netzwerk  der  komplizierten 
und  verschiedenartigen  ÄuBerungen  eines 
modernen  städtischen  Organismus  in  einem 
Punkte  zusammenzufassen,  gleichsam  den 
neuen  einheitlichen  Ausdruck  des  Werdens 
und  Wollens  der  bürgerlichen  Gemeinschaft 
aufzustellen.  Der  leitende  Gedanke  mußte 
hier  vor  allem  zu  einer  monumentalen 
Kundgebung  werden,  zum  Ausdruck  einer 
hohen  Leistungskraft  nach  jeder  Richtung. 
Denn  die  Stadt  ist  eine  Verbindung  der  ver- 
schiedenartigsten Kräfte  zwecks  erhöhter 
Lebensfähigkeit  und  ein  Bauwerk,  wel- 
ches ihre  mannigfachen  Interessen  in  sich 
vereinigt,  wird  zum  lebendigen  und 
sprechenden  Ausdruck  ihres  geistigen  und 
physischen  Wollens. 

Nach  guter  alter  Bürgertradition  ist  im 
Charlottenburger  Rathause  die  materielle 
Leistungsfähigkeit  aufs  allerstärkste  betont. 
Das  Äufiere  des  gut  disponierten  Giebel- 
baues, dessen  Mitte  von  hohem  Turme 
überragt  wird,  ist  ein  Sieg  des  Materiales, 
ein  gewaltiger  Komplex  mächtiger  Quadern 
aus  Wünschelburger  Sandstein,  im  einzel- 
nen von  einer  Größe  der  Messung  und  einer 
Wucht  der  Behandlung,  die  im  Norden 
ihresgleichen  kaum  finden  wird.  Dieses 
Oberwiegen  des  Materiales  bedeutet  in 
unserer  Zeit,  wo  man  im  Prahlen  mit 
künstlerischen  oder  gekünstelten  Form- 
elementen den  Stoffcharakter  des  Materials 
und  seine  natürliche  Wirkungskraft  meist 
unberücksichtigt  ließ,  einen  gewaltigen  Fort- 
schritt. Doch  äußert  sich  naturgemäß  auch 
bei  diesem  Bauwerk  wieder  die  moderne 
Fähigkeit   einer   eminenten  künstlerischen 


Materialverarbeitung,  die  zum  Teil  getrennt 
vom  eigentlichen  Bauorganismus  arbeitet 
und  ihre  Erzeugnisse  später  als  etwas  Frem- 
des, Sekundäres  dem  Baue  anfügt.  Hierhin 
gehören  die  zahlreichen  Figuren  der  Fas- 
sade, deren  kleingesehene  Silhouette  in  der 
malerischen  Unruhe  des  Sandsteinmateriales 
zu  keiner  rechten  Wirkung  konmxt.  Aber  in 
unserer  Zeit,  wo  man  sich  nicht  damit  be- 
gnügt oder  vielmehr  noch  nicht  fähig  ist, 
den  reinen  idealen  Ausdruck  einer  archi- 
tektonischen Form  auf  sich  wirken  zu 
lassen,  soll  ein  derartiges  Bauwerk  auch 
etwas  erzählen.  Es  wird  allerlei  Figuren- 
werk in  Szene  gesetzt,  das  schließlich  nur 
für  naive  Gemüter  noch  einige  Wirkung 
hat.  Damit  soll  keineswegs  gesagt  werden, 
daß  wir  auf  figürliche  Elemente  verzichten 
sollen.  Die  Grundbedingung  muß  nur  im 
logischen  Herauswachsen  aus  dem  Orga- 
nismus, also  in  einer  künstlerischen  Ur- 
sache, nicht  jedoch  in  Äußerlichkeiten  ge- 
sucht werden.  Eine  geniale  Schöpfung  ist 
der  Bau  des  Turmes,  wenigstens  in  der  ge- 
schlossenen Silhouette  der  Gipfelung,  der 
fein  abgewogenen  und  durchgearbeiteten 
Zusammenstellung  der  Einzelteile ,  nicht 
zuletzt  in  den  oben  angebrachten  Fi- 
guren, die  aus  der  Enge  der  Stadt  für  die 
Vorstellung  Fernblick  und  Weite  bedeuten. 
Auch  im  Treppenhause  sind  einzelne 
Durchblicke  von  überwältigender  Größe. 
In  den  Innenräumen  war  getragene  schwere 
Massigkeit,  besonders  in  der  Holzarchitek- 
tur maßgebend.  Auch  die  Ornamentik 
redet  die  gleiche  Sprache.  Gewisse  in  der 
historischen  Entwicklung  liegende  Konse- 
quenzen sind  hier  mit  Berechtigung  ge- 
zogen, denn  die  Schicksale  noch  von  Ge- 
nerationen von  Bewohnern  sollen  durch 
dieses  Bauwerk  hindurchgehen.  Nur  ent- 
steht hier  die  Frage,  inwieweit  die  Schöpfer 
des  Bauwerkes,  die  Architekten  Reinhardt 
und  Süßenguth,  es  verstanden  haben,  aus 
dem  wandelbaren  Geiste  unserer  heutigen 
begrenzten   und   zeitlich   so   beschränkten 


^^6 


künstlerischen  Anschauung  heraus  einem 
derartig  bleibenden,  man  kann  sagen 
ewigen  Monumente  gegenüber  ihre  per- 
sönliche Veranlagung  zu  allgemeiner  und 
bleibender  Bedeutung  zu  erheben.  Die 
Beantwortung  der  Frage  scheint  nicht 
schwer,  denn  schon  Teilung  der  Arbeit 
ist  nicht  jene  Intuition,  die  nur  durch  die 
Persönlichkeit  zum  einheitlichen  Ausdruck 
kommen  kann.  Und  das  Mehr  oder 
Weniger  an  dieser  oder  jener  Stelle  ist 
die  Last  verdoppelter  Schultern.  Die 
Leistung  als  solche  ist  mehr  Massenkunst 
wie  Kunst  einer  Persönlichkeit.  Das  Haupt- 
verdienst gebührt  hierbei  vor  allem  dem 
eminenten  technischen  und  handwerklichen 
Können,  das  heute  spielend  die  schwie- 
rigsten Arbeiten  in  vollendeter  Weise  ge- 
staltet. 

Die  Behandlung  des  Sandsteines  stammt 
von  C.  Schilling,  Berlin.  Die  Modelle  für 
die  Bildhauerarbeiten  des  Äußeren  sind 
von  £.  Westpfahl,  einzelne  Zierschilder 
und  sämtliche  Bildhauermodelle  für  das 
Innere  von  H.  Giesecke.  Die  Portal- 
figuren, „Gerechtigkeit*^  und  „Weisheit" 
stammen  von  Prof.  Vogel,  ein  Figuren- 
fries über  den  Festsaalfenstern  „Handwerk" 
und  „Handel"  von  Drischler,  „Kunst" 
und  „Wissenschaft"  von  Götz,  „Religion" 
und  „Verwaltung"  von  Prof.  Haver- 
kamp,  „Industrie"  und  „Ackerbau"  von 
Günther- Gera,  die  Turmfiguren  von 
Otto  Stichling.  Steinbildhauerarbeiten 
des  Äußern  von  Bildhauer  Schwarz.  Die 
Turmfiguren  in  Kupfer  getrieben  von  Knodt 
(Frankfurt  a.  Main).  Weiterhin  sind  im 
Vorsaalportal  des  Obergeschosses  trefflich 
bewegte  Beleuchtungsfiguren  von  O.  Stich- 
ling aufgestellt.  Das  Zimmer  des  Ober- 
bürgermeisters als  das  am  besten  gelungene 
Interieur  ist  in  grau  gebeiztem  Eichenholz 
mit  blauen  Intarsieen  vorzüglich  ausgeführt 
durch  die  Firma  Kimbel  und  Friedrichsen. 
Beschläge  und  Bronzen-Treibarbeit  stam- 
men hier  von  Gust.  Lind.  Hervorzuheben 
ist  hier  eine  neue  treffliche  Behandlung 
großer  Wände,  die  bekanntlich  selbst  bei 
Stoffverkleidung  leicht  tot  und  wirkungslos 


bleiben,  tn  eine  Art  weicher  Stuckmasse 
werden  Rillen  eingekämmt,  die  Tiefen  mit 
Farbe  eingerieben,  die  Höhen  mit  Gold- 
bronze abgezogen,  sodaß  eine  überaus 
lebendige  Flächenwirkung  entsteht,  die 
durch  eingepreßte  Ornamente  noch  weiter 
belebt  werden  kann.  Die  Ausführung 
stammt  hier  von  M.  Kellner.  Das  Ober- 
geschoß ist  von  großen  Festsälen  im  Zu- 
sammenhang durchzogen,  deren  Ausstat- 
tung jedoch  vorläufig  nur  provisorisch  ge- 
staltet werden  konnte.  Die  Glasmalereien  im 
Treppenhause  zum  Stadtverordnetensaale, 
die  farbig  fein  gestimmt  sind,  stammen 
von  Eissing,  andere  linear  vorzüglich  durch- 
geführte Glasfenster,  von  Guhr  entworfen, 
sind  von  Scheerer  ausgeführt.  Im  übri- 
gen ist  die  Ornamentik  besonders  im 
Stadtverordnetensitzungssaale  wieder  ein 
Beweis,  daß  eine  festgewurzelte  lokale 
Eigentümlichkeit  '  lange  vorhält.  Die 
prickelnde  malerische  Auflösung  des  or- 
ganischen Zusammenhanges  vonOmament- 
teilen  ist  die  alte  Tendenz,  welche  sich 
schon  lange  im  Berliner  Architekturwesen 
äußerte.  Sie  hat  einem  guten  Teil  der 
Stadt  das  bekannte  Aussehen  verliehen. 
Daß  sie  nicht  nur  eine  vorübergehende 
Laune  ist,  wie  Optimisten  annahmen, 
sondern  auf  tiefergehende  psychologische 
Ursachen  zurückgeht,  ist  leider  wahr- 
scheinlich. Ihnen  nachzugehen  wäre 
Gegenstand  einer  längeren  dazu  heiklen 
Erörterung.  Vielleicht  kann  man  sagen, 
daß  die  Nervosität  des  Lebens  einer  Groß- 
stadt einen  schnelleren  Pulsschlag  bedingt, 
jenen  in  künstlerischer  Beziehung  nicht 
gerade  fruchtbringenden  Zustand,  den  man 
mit  dem  Worte  „zerrissen"  trefflichst 
kennzeichnet.  Analoge  Erscheinungen  lehrt 
im  übrigen  die  Ästhetik  der  Entwicklung. 
In  Zeiten,  wo  große  Ereignisse  eine  unge- 
wohnte Erregung  hervorrufen  mußten,  war 
Neigung  zu  einer  verwandten  barock- 
malerischen Richtung  vorhanden.  Daß 
diese  in  unserer  Zeit  mit  so  ungewöhnlicher 
Stärke  in  Erscheinung  tritt,  scheint  in  der 
Intensität  des  modernen  Lebens  seine  un- 
definierbaren Ursachen  zu  haben. 


RATHAUS  IN  CHARLOTTENBURa.   HAUPTFRONT  AN  DERJBERLINER  STRASSE. 
SB  ARCHITEKTEN;  REINHARDT  8,  SÜSSENQUTH,  OHARLOnENBURQ    es 


RATHAUS  IN  CHARLOnENBURS.   HAUPTFRONT  AN  DER  BERLINER  STRASSE, 
■a  ARCHITEKTEN;  REINHARDT  8,  SÜSSEN6UTH,  OHARLOTTENBURS.  »B 


RATHAUS  IN  CHARL0nENBUR6.  DETAIL  DER  HAUPTFRONT. 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SÜSSEN6UTH,  CHARLOTTENBURG, 
B    B    E>    BILDHAUER:    E.  WESTPPAHL,    BERLIN,   a    sa    a 


RATHAUS  IN  CHARLOnENBURQ.  DETAIL  ;DEF1  HAUPTFRONT. 
ARCHITEKTEN  REINHARDT  8,  SÜSSENSUTH,  CHARLOnENBURQ. 
B    B    BILDHAUER:  H   GIESEOKE,  CHARLOTTENBURB.    b    a 


BB  RATHAUS  IN  CHARLOTTENBURQ.  HAUPTEINSANS.  »a 
ARCHITEKTEN;  REINHARDT  8,  SÜSSENSUTH,  CHARLOnENBURS. 
BS    KUNSTSCHMIEDEARBEITEN;  A.  M.  KRAUSE,  BERLIN,    ae 


es  e>  RATHAUS  IN  CHARLOHENBURS.  EINBANGSHALLE.  b  b 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SÜSSENSUTH,  CHARLOnENBURQ. 
s     e    BILDHAUER;  H.  SIESECKE,  CHARLOHENBURa.    b     S 


B  m  RATHAUS  IN  CHARLOHENeURG^  MAUPnREPPE.  b  rt 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  8,  SÜSSENSUTH,  CHARLOnENBURS. 
s    B      BILDHAUER:  H.  6IESECKE,  CHARLOnENBURG.      B    a 


24^ 


RATHAUS  IN  CHARLOTTENBURa.  AUSTRITT  DER  HAUPTTREPPE. 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SÜSSEN6UTH,  CHARLOnENBURS. 
BILDHAUER:    H.  6IESECKE,    0.  STI0HLIN6,   CHARLOHENBURa 


RATHAUS  IN  CHARLOnENBURa.  SITZUNSSSAAL  DER  STADTVERORDNETEN. 
BB  ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SOSSENBUTH,  CHARLOnENBURG.  be 
HOLZBILDHAUERARBEITEN:  BILDHAUER  PROFESSOR  RIE6ELMANN,  CHAR- 
LOnENBURG.      B     B     B     B     TISCHLERARBEITEN:    6.  OLM,   BERLIN. 


RATHAUS  IN  CHARLOTTENBURS.  PROVISORISCHE  AUSSTAnuNG  DES  FESTSAALS, 
a  B  ARCHITEKTEN:  REINHARDT  S,  SÜSSENaUTH,  CHARLOnENBURS.  B  a 
B      B      MALERARBEITEN:    MARNO  KELLNER,    CHARLOnENBURQ.      b      b 


s  RATHAUS  IN  CHARLOHENBURG.  ZIMMER  DES  OBERBORQERMEISTERS.  b 
B  e  ARCHITEKTEN:  REINHARDT  8,  SÜSSENGUTH,  CHARLOnENBURQ.  a  m 
TISCHLER-  UND  HOLZBILDHAUERARBEITEN:  KIMBEL  &  FRIEDRICHSEN,  BERLIN. 


B  B  ES  RATHAUS  IN  OHARLOnENBURS.  «  »  ra 
e»  B  ABB.  291.  ZIMMER  DES  OBERBÜRGERMEISTERS,  b  m 
EBB  ABB.  292.  RATSSTUBE  IM  RATSKELLER,  a  b  b 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  8,  SÜSSENGUTH,  CHARLOHENBURG. 
m   m    MÖBEL  DER  RATSSTUBE:  0.  PRÄCHTEL,  BERLIN,   s  a 


B  B  RATHAUS  IN  CHARLOTTENBURa.  RATSKELLER.  B  s 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  8,  SÜSSEN6UTH,  CHARLOTTENBURG. 
»TISCHLERARBEITEN;  GEORG  KUHNERT,  CHARLOTTENBURG. s 


.  UNTERQESCHOSS. 


ERDÖESCHOSS. 


e    e    ra  s    RATHAUS  IN  CHARLOHENBURG.    @    e    a    e 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SÜSSEN6UTH,  CHARL0TTENBUR6, 


^55 


ABB.  296. 


M.  1  :  800.         ABB.  297. 


I.  OBERGESCHOSS. 


II.  OBERGESCHOSS. 


©      ©      @      RATHAUS  IN  CHARLOHENBURG.     ©      ©      © 
ARCHITEKTEN:  REINHARDT  &  SOSSENGUTH,  CHARLOTTENBURG. 


25^ 


o  z 

Zj    lU 


5«€K: 


GESCHÄFTSHAUS  UNTER  DEN  LINDEN  10,  BERLIN. 


aS« 


GESCHÄFTSHAUS  BISTER,  UNTER  DEN  LINDEN  64,  BERLIN, 
KURT  BERNDT,  BAUMEISTER,    ARCHITEKT:  A.  F,  M,  LANGE, 


GESCHÄFTSHAUS  BISTER,  UNTER  DEN  LINDEN  64,  BERLIN. 
KURT  BERNDT,  BAUMEISTER.    ARCHITEKTi  A.  F.  M.  LAN6E. 


VILLA  DR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
»B    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN,    bb 


VILU  DR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
B  B    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN,    b  s 


VILLA  DR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „DREILINOEN". 
B  OS    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN,    a  a 


263 


VILU  DR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
B  s>    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN,    a  b 


264 


VILLA  OR.  ANORESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
m  B    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN,    a  ra 


a65 


VILLA  DR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
B  B    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN.    B  B 


VILU  DR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „OREILINOEN". 
B  B    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN.    B  e 


a67 


VILLA  DR.  ANORESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
B  B    ARCHITEKT:  SEPP  KAISER,  BERLIN.    «  b 


OBERGESCNOSS 


VILLA  OR.  ANDRESEN  IN  LUZERN,  „DREILINDEN". 
B   B  ARCHITEKTr  SEPP  KAISER,  BERLIN.  «   s 


@     GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905.    m 
ARTHUB  DIENER,  FÜRSTENBERG  I.  M.     AUFNÄHARBEIT. 


NEUE  STICKEREIEN. 


Die  Lebensfähigkeit  einer  neuen  An- 
schauung ist  nur  dann  gesichert,  wenn 
auch  in  den  scheinbar  gleichgültigeren 
Dingen  unserer  Umgebung  eine  neue  Art 
der  AufTassung  lebendig  scheint  und  in 
jeder  Beziehung  ein  Zusammenhang  er- 
läutert urird,  der  in  letzter  Hinsicht  nattlr- 
liehe  Entwicklung  und  Anderswerden  der 
Menschen  bedeutet.  Um  hierbei  die  Ptllle 
der  von  Menschenhand  geschaffenen  Dinge 
künstlerisch  zu  bewältigen,  bedarf  es 
schließlich  rein  mechanischer  oder  hand- 
werklicher Mittel  zur  indirekten  Wieder- 
gabe des  Künstlerischen.  Und  alte  selbst- 
ständige künstlerische  Bildung  der  heute 
unbedingt  nötigen  ausführenden  und  repro- 
duzierenden Organe  hat  nur  insoweit  Be- 
deutung, als  ein  Eingehen  auf  die  Inten- 
tionen des  organischen  Zentrums,  des 
schaffenden  Künstlers,  notwendig  ist. 

Auf  dem  Gebiete  des  Hausfleifies,  dessen 
Erzeugnisse  vorwiegend  weiblich  rezep- 
tiven Ursprunges  sind,  liegen  in  gewissen 
Ländern,  in  Skandinavien,  den  slavischen 
Ländern,  im  Orient,  die  Verhältnisse  in- 
sofern anders,  als  eine  uralte  von  Haus  zu 
Haus  weitergegebene  künstlerische  Massen- 
tradition ohne  weiteres  ein  leichtes  künst- 
lerisches Ausleben,  nach  einem  in  Fleisch 
und  Blut  übergegangenen  eisernen  Be- 
stände ermöglicht.  Dieser  natürliche  Zu- 
sammenhang ist  für  uns  im  Wechsel  der  Zeit 
verloren  gegangen,  er  muS  heute  durch 
besondere  künstlerische  Fähigkeit  Einzel- 
ner wieder  geschaffen  oder  aufgenommen 
and  durch  Massenwiedergabe  lebensfähig 
gemacht  werden. 

Ein  Ankntlpfen  an  den  älteren  Motiven- 
schatz ist  hier  vorerst  nicht  zu  verwerfen. 


denn  wer  den  Reichtum  der  Vergangen- 
heit übersieht,  wird  finden,  daS  alles  schon 
da  vrar.  Doch  läßt  die  Art  der  Zusammen- 
stellung und  Anwendung  noch  tausend 
Möglichkeiten  offen,  und  alles,  was  heute 
entsteht,  wird  so  wie  so  die  neue  Dis- 
position unseres  Sehens  in  keiner  Welse 
verleugnen  können.  Diese  neue  Art  wird 
sich  auf  dem  Gebiete  der  Stickerei  vor 
allem  äuBern  in  einer  mehr  impressio- 
nistischen, schneller  zu  erledigenden  Art 
der  Technik.  Denn  die  Frau  von  heute 
hat  noch  andere  Dinge  zu  tun,  wie  sich  mit 
langwierigen,  mühseligen  und  schließlich 
ausartenden  Künsteleien  abzugeben.  Die 
Kloster-  und  Burgfrauen  des  Mittelalters 
mögen  in  der  Beschränktheit  Ihres  In- 
teressenkreises für  solche  Beschäftigung 
Zeit  genug  gehabt  haben.  Und  auch  heute 
noch  mag  es  Frauen  geben,  deren  sinnige 
Beschaulichkeit  in  dieser  Art  Genügen 
findet. 

Im  allgemeinen  jedoch  kann  man  an- 
nehmen, daß  heute  einfache  lineare  Motive, 
dann  auch  die  schneller  zu  behandelnde 
Applikation  die  meiste  Aussicht  auf  Lebens- 
fähigkeit besitzen.  In  der  Großen  Berliner 
Kunstausstellung  sind  in  diesem  Jahre  eine 
Reihe  mustergültiger  Arbeiten  von  Arthur 
Diener,  von  Mathilde  und  Elsa  Huber 
und  vonFlorence  Jessie  Hösel  zu  sehen, 
auf  welche  diese  Forderungen  zutreffen. 
Das  Wesentliche  der  Arbeiten  Dieners 
ist  der  starke  Kontrast  applizierter  Sil- 
houetten, die  als  landschaftliche  Motive 
oder  Zierfriese  eine  unmittelbare  und  starke 
Wirkung  ausüben.  Nicht  immer  günstig 
scheint  hier  jedoch  die  stete  Wiederholung 
gleicher  Tierfiguren.     Das  naturalistische 


Motiv  zieht  im  einzelnen  den  Blick  allzu 
stark  an  und  erreicht  niemals  jenen  leicht 
beruhigenden  Fluß,  der  im  Wesen  abstrakt 
ornamentaler  Gebilde  beruht. 

Die  Kissenstickereien  der  Geschwister 
Huber  sind  in  mancher  Beziehung  geradezu 
vollendet.  Leichte  lineare  Muster  wechseln 
mit  stilisierten  feinfaserigen  Naturmotiven, 
wobei  jedesmal  der  geschmackvoll  ge- 
wählte Kissenbezug  als  Hintergrund  zu 
entsprechender  Wirkung  kommt.  Die  Ar- 
beiten von  Florence  Jessie  Hösel  sind  zum 
Teil  in  sehr  wirkungsvollen  kontrastreichen 
Mustern,  so  bei  Vorhängen  in  starkem  Rot 
auf  Schwarz  oder  einfachen  linearen 
Schuppenmustern  gehalten.  Bei  Wand- 
bespannung und  besonders  bei  Kissen  wurde 
dann  weiterhin  der  Versuch  gemacht, 
Landschaften  in  neoimpressionistischer 
Manier  durch  die  reiche  Skala  der  bunten 
Fäden  wiederzugeben,  wobei  die  Nadel  wie 
ein  Pinsel  behandelt  wird. 

In  der  Tat  ist  hier  in  ähnlicher  Weise 
wie  bei  den  Wirkarbeiten  des  Mittel- 
alters durch  die  Lebendigkeit  eines  Jeden 
Fadens  in  Licht  und  Schatten  ein  stark 
vibrierender  und  lebenskräftiger  Eindruck 
erzielt.  Die  Ktlnstlerin  ging  von  der  An- 
sicht aus,  ,,daB  die  Stickerei  die  Schön- 
heit der  Natur  ebenso  wiederzugeben 
vermag  wie  die  Malerei,  sogar  noch  ein- 
drucksvoller durch  den  Reichtum  ihres 
Materials,  durch  Ihre  starke  Farbengebung 
und  durch  die  Möglichkeit,  weit  plastischer 


zu  wirken."  Daß  diese  Ansicht  ästhetisch 
nicht  ganz  einwandfrei  ist,  scheint  selbst- 
verständlich. 

Im  gerahmten  Bilde  wird  dieTrennung  der 
idealen  Welt  des  Künstlers  von  der  Wirk- 
lichkeit scharf  betont  und  die  Bildsphäre 
hat  mit  dem  Lufträume  nichts  gemein. 
Diese  Scheidung  ist  in  gestickten  Darstel- 
lungen, die  schon  aus  stofflichen  Rück- 
sichten mit  dem  Lufträume  stets  eine  Ver- 
bindung eingehen,  nicht  denkbar  und  da- 
her für  die  künstlerische  Gestaltung  des 
Materials  und  seine  begrenzten  Möglich- 
keiten ausschlaggebend. 

Auch  wird  die  Handhabung  der  Nadel  der 
künstlerischen  Intention  nie  mit  der  Leich- 
tigkeit der  Pinselführung  zu  folgen  ver- 
mögen. Schon  die  Technik  der  Neoim- 
pressionisten  bleibt  eine  mühsame,  schließ- 
lich nur  handwerkliche  Tätigkeit  und  viele 
Künstler  sind  davon  abgekommen,  schon 
weil  die  nötige  Stimmung  nicht  so  lange 
vorhielt. 

Der  schwerfällige  Charakter  des  Materi- 
ales  der  Stickeret  ist  in  seinen  vorzugs- 
weise stilisierenden  Möglichkeiten  nur  zur 
Belebung  von  Gegenständen,  die  einem 
Zwecke  dienen,  denkbar.  Naturalistische 
Landschaften  auf  Kissen,  die  im  Gebrauch 
die  ideale  Bildsphäre  fortwährend  vernich- 
ten, sind  ein  Unding.  Auch  wird  bei  Wand- 
behängen durch  eine  nach  derTiefe  hin  stark 
wirkende  naturalistische  Landschaft  Zweck 
und  Charakter  aufgehoben.         M.  Creutz. 


a   m  GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905.  ia   m 
FLORENCE  JESSIE  HÖSEL,  GRUNEWALD.     HANDSTICKEREIEN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNS  1905. 
ARTHUR  DIENER,  FÜRSTENBERS  I.  M.    AUFNÄHARBEITEN. 


SROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNS  1905. 

ABB.  319-20.    ARTHUR  DIENER,  FÜRSTENBERQ  I.  M.    AUFNÄHARBEITEN. 
ABB.  321-22.  FLORENCE  JESSIE  HÖSEL,  BRUNEWALO.  HANDSTICKEREIEN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 

MATHILDE  UND  ELSA  HUBER,  CHARLOTTENBURQ  UND  MAINZ. 
ia    is    B      MODERNE  MASCHINENSTICKEREIEN.      B    B    B 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNB  1905. 

MATHILDE  UND  ELSA  HUBER,  CHARLOHENBURG  UND  MAINZ, 
a    a    B     MODERNE  MASCHINENSTICKEREIEN,     a    a    a 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNS  1905. 

aa  ZIMMER  IN  EINEM  UNDHAUSE.  aa 
ARCHITEKT:  ARTHUR  BIBERFELD,  BERLIN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUN6  1905. 

BRUNNENHOF  UNO  ZIMMER  IN  EINEM  UNDHAUSE. 
me,  ARCHITEKT:  ARTHUR  BIBERFELD,  BERLIN.  B<a 


^  Eine  AuaMellung  der  Denkmalpflege  im  Elsaß 
wifd  im  Auftrage  dea  Ministeriums  vom  Kaiset- 
lichen  Denkmal-AictuT  vom  14,  September  bia  j.  No- 
vember in  den  RHumen  dea  alten  Schlosses  lu  StroQ- 
buTg  i,  B,  veranttsltet.  Ea  handelt  sich  um  wisaen- 
schsMche  HUUamittel  der  DenkmalpBege :  Urlnindeit, 
ilte  PUne,  Aufnahmen,  Zeichnungen,  Photographien, 
Publikationen  usw.,  ferner  nm  technische  HUlfs- 
mittel,  Bearbeitung  des  Materials,  Steinmetiarbeiten, 
WiederheiBtellungen  von  Glasmalereien,  Wandmale- 
leien,  Oobelins,  HolzAguren  usw.  und  um  aus- 
gerehrte  und  in  der  Ausführung  begriffene  Arbeiten 
der  Denkmalpflege.  Damit  verbunden  werden:  I.  Vor- 
trigt  am  as-  September:  „Wie  man  wiederherstellen 
■oll":  Herr  Bodo  EbhardI,  Architekt  der  Hohkönigs- 
baig.  y  Oktober:  „Die  Denkmalpflege  in  Elaaß-Loth- 
lingen" :  Herr  Prof.  Wolff,  Konservator  der  geschicht- 
lichen DenkmUer  im  ElaoB.  la.  Oktober:  „Mittelalter- 
liche Technik  und  moderne  Restauration'*:  HerrJ.Knauth, 
Mnnaterbaumelster.  ig.  Oktober:  „Rundgang  durch 
unsere  Burgen  in  den  Vogesen  unter  Berücksichtigung 
der  NaturdenkmüIeT" :  Herr  Prof.  Dr.  Lutbmer.  26.  Ok- 
tober: „Das  Elsaß  und  seine  Stellung  in  der  kunst- 
geschichtlichen  Entwicklung" :  Herr  Prof.  Dr.  Polaczeck. 
n.  Soitderausstellui^en  vom  24.  September — S.Okto- 
ber: AuagefUIute  und  in  der  Ausführung  begriffene 
Arbeiten  der  Denkmalpflege.  B.  Oktober  — 11.  Oktober : 
Bauern-  und  Bllrgerbäuser.  13.  Oktober  -  18.  Oktober: 
Aulnahmen  der  Olasmalereien  des  MUnsters  in  StraB- 
burg.  ig.  Oktober— 35.  Oktober:  Buig-  und  SchloB- 
minen  im  ElaaB.  36.  Oktober  —  31.  Oktober;  Die  be- 
deutendsten Kunstdenkmiler  im  Elsaß,  i.  November  — 
3.  November :  Zeichnungen  und  Aufnahmen  elsllssiscber 
und  italienischer  Bauwerke  von  Ch.  Fr.  Perrin  (SttaB- 
bo^  iSii— 1S68). 

CO  OefVrbte  HBlzsr.  Seit  einiger  Zeit  erinnert  man 
■ich  wieder  eine«  Verfahrens,  das  man  ehemals  mit 
Vorliebe  anwandte:  des  Beizens.  Man  beizt  nament- 
lich Eichenholz  in  den  seltsamsten  Farben,  und  das 
Verlangen  nach  immer  neuen  Farben  scheint  uner- 
alttlich.  Aber  auch  hier  stellen  Eich  leider  einige 
MSngel  heraus.  Zunicbst  iflt  das  Beizen  eine  sehr 
schwierige  und  mühselige  Arbeit,  dann  aber  hat  man 


nie  die  Gewlitir,  daB  man  den  gewünschten  Farben- 
ton auch  wirklich  trifft.  So  ist  es  das  Bestreben  der 
letzten  Jahre  gewesen,  ein  Verfahren  zu  erfinden,  das 
an  Stelle  des  Beizens,  welches  nach  Peitigstellung  des 
MObeli  geBchi:ht,  und,  wie  ges^,  ziemlich  mtlhevoll 
und  unsicher  ist,  das  Holz  vor  der  Verarbeitung  zu 
flirben  gestattet.  Man  bat  dieses  bialang  durch  Kochen 
dea  Hobes  in  der  Farbe  zu  erreichen  versucht;  erst 
der  neuesten  Zeit  blieb  es  vorbehalten,  ein  Verfahren 
in  grSQerem  MaBstabe  zur  Anwendung  zu  bringen, 
das  man  als  geradezu  vollendet  bezeichnen  muß. 
Das  Prinzip  dieses  Verfahrens  ist  der  Ersatz  des  na- 
tOrlichen  Holzsaftes  durch  Farbstoff.  Man  bringt  den 
ganzen  Stamm  fiiach,  wie  er  gefällt  ist,  in  ein  eisernes 
GefÜD,  preßt  unter  Anwendung  hydraulischen  Druckes 
den  Saft  heraus  und  zwar  derart,  daß  man  an  das 
eine  Stammende  den  hydrauhschen  Druckapparat  an- 
setzt und  in  Wirkung  bringt,  so  daß  am  anderen  Ende 
das  Wasser  in  Strömen  herauslluft.  Nun  bringt  man 
auf  gleichem  Wege  die  Farbe  in  den  Stamm  und  sfit- 
tigt  mit  ihr  die  Poren  und  Kanüle.  Das  auf  diesem 
Wege  gewonnene  Material  zeigt  nach  dem  Trocknen 
eine  schOne  gleichmäßige  Farbe.  Die  Vorteile  dieses 
Verfahrens  hegen  auf  der  Hand.  Zunächst  ist  das 
Holz  durch  und  durch  gefärbt,  sodaß  man  Fourniere 
tmd  Bohlen  daraua  schneiden,  es  hobeln,  schnitzen 
und  Überhaupt  wie  Nußbaum  und  Mahagoni  behandeln 
Icann ;  immer  wird  ea  von  gleicher  Färbung  innen  wie 
außen  sein.  Ferner  läßt  es  nicht  nur  die  Struktur 
klar  und  deutlich  erkennen,  sondern  diese  wird  durch 
das  Verfahren  sogar  noch  gehoben.  Das  am  besten 
für  dieses  Verfahren  sich  eignende  Holz  scheint  die 
schwedische  Birke  zu  sein,  die  einerseita  ein  festes, 
zähes  Holz  hat,  andererseits  aber  doch  porSs  genug 
ist,  um  die  Farbe  durchzulassen;  im  Übrigen  ist  aber 
gerade  die  Birke  von  herrlicher  Struktur  und  giebt 
namentlich  poliert,  wunderbare,  aeidenartige  Wirkungen. 
Das  durchgefärbte  Birkenholz  kommt  unter  dem  Namen 
„BjÖrkholz'*  in  den  Handel  und  beginnt  bereits  seiner 
schönen  Farben  und  seiner  herrlichen  Maserung  wegen 
sich  großer  Beliebtheit  zu  erfreuen.  Besondere  Auf- 
merksamkeit erregen  zur  Zeit  einige  in  diesem  Holz 
in  der  „Großen  Berliner  Kunstausstellung"  ausgestellte 
Zimmer.  Julius  Philipp. 


278 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  beliehen  durch  Ernst  Wasmufh  A.-G.,  Berlin  W.  8, 

MarkgrafenstraOe  35. 

Cornes,  James.  Modern  Housing  in  town  and  coun- 
try.  A  comprehensive  and  up-to-date  review  of  the 
Heusing- question  in  England.  S»,  aoo  pages  and 
over  150  illustrations M.  9, — 

Dehio,  Georg,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenk- 
miUer.  Band  I:  Mitteldeutschland.  360  Seiten  im 
Format  13x18,5  cm  in  weichem  Leinenband  M.  4. — 

Dehio,  Dr.  G.  und  v.  Bezold,  Dr.  G.,  Die  Denkmäler 
der  deutschen  Bildhauerkunst.  Lieferung  i,  ao  Tafeln 
im  Formate  32x48  cm M.  20, — 

Details,  Charakteristische,  von  ausgeführten  Bauwerken 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  von  Hugo  Licht 
herausgegebenen  ,, Architektur  des  ao.  Jahrhunderts." 
JMhrlich  erscheinen  zoo  Tafeln  im  Format  32x46  cm, 
in  5  Lieferungen  von  je  ao  Tafeln  Lichtdruck. 
Preis  des  kompletten  Jahrganges     .     .     M.  30. — 

Ausland „     36. — 

3  Jahrgänge  sind  abgeschlossen. 
Jahrgang  IV,  Lieferung  2  ist  soeben  erschienen. 

Eckhardt,  Ad.,  Verglasungen.  Lieferung  i.  10  Tafeln 
in  Farbendruck  nach  Originalaquarellen      M.  15, — 

Einfamilienhaus,  das,  des  Kunstgewerbevereins  für 
Breslau  und  die  Provinz  Schlesien  auf  der  Ausstel- 
lung für  Handwerk  und  Kunstgewerbe  in  Breslau  1904 
broschiert M.  5,50 

Gurlitt,  Cornelius,  Beiträge  zur  Bauwissenschaft.  Heft  5. 
Dr.  ing.  Paul  Klopfer,  Christian  Traugott  Weinlig 
und  die  Anfänge  des  Klassisismus  in  Sachsen.  8a 
Seiten  mit  37  Abbildungen M.  5, — 

Handbuch  der  Architektur.  IV.  Teil.  8.  Halbband, 
Heft  2a :  Hoftnann,  Alb. :  Denkmäler.  I.  Geschichte 
des  Denkmales,  mit  24  in  den  Text  eingehefteten 
Tafeln  (XII,  300  S.)  '06.  15. — ;  gebunden  in  Halbfrz. 
n.n.  18.— .  —  Heft  ab.  Dasselbe.  II.  Denkmäler 
mit  architektonischen  oder  vorwiegend  architektoni- 
schen Grundgedanken,  mit  524  in  den  Text  einge- 
druckten Abbildungen  und  4  in  den  Text  eingehef- 
teten Tafeln  (VI,  u.  S.  301—824.)  '06.  24.—  ;  gebun- 
den in  Halbfrz.  n.n.  27.  — . 

Lessing,  Vorbilderhefte  aus  dem  Kgl.  Kunstgewerbe- 
Museum,  Berlin.     Heft  32  —  Stuehle,  XVI— XVIII. 

Jahrhundert M.  10, — 

Heft   33    —    Stuehle    —    vom.    XIX.   Jahrhundert. 

M.  10,— 

Reichert,  Wilh.,  Architekt,  Wohlfeile  Ein-  und  Zwei- 
familienhäuser und  Landhäuser  in  modemer  Bauart. 
87  Tafeln  in  Mappe M.  21,— 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  Entwürfe  von  Gebäuden, 
Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  Gartenbän- 
ken, Zäunen,  Giebeln,  Loggien,  Gebäudeteüen  usw. 
Lieferung  z  ist  erschienen,     zo  Tafeln  .     .     M.  8, — 

Seeßelberg,  Friedrich,  Professor  Dr.,  Privatdozent  an 
der  Kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin.  Helm 
und  Mitra.  Studien  und  Entwürfe  in  mittelalterlicher 
Kunst«     65  Tafeln  in  Mappe      .     .     .     .     M.  40, — 


I  Inserenten -TafeLl 

Franz  Bimstiel,  Coburg.     Garten-,  Veranda-Möbel. 

Deutsche  Glasmosaik -Gesellschaft  Puhl  St  Wagner, 
Hoflieferanten,  Rixdorf-Berlin. 

Dicker  ft  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizungs-  und 
Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.  —  Berlin-Schöneberg. 

Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden, 
Blasewitzerstraße  17. 

Job.  Eichardt,  Buchbinderei  f.  Architektur,  BerUn  SW. 

Elbinger  Maschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbing  W.-P., 
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 

August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefe,  Köln  a.  Rh.  77. 

Golde  ft  Raebel,  Kunstschmiede,  Berlin-Halensee. 

Granitwerke  „Steinerne  Renne  A.-G.",  Hasserode  a.  H. 

Gretsch  ft  Co.,  Feuerbach-Stuttgart.     Baubeschläge. 

J.  P.  Großmann,  Gartenanlagen,  Leipzig,  Elsterstraße. 

Günther  &  Co.,    Kunststein-Fassaden,    Auerbach  i.  V. 

Jahreis  ft  Honig,  SpezialkunststeinfabtHk,  Helmbrechts 
(Bayern). 

Lion  Kießling,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

Klemm  ft  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

Heinrich  Kunitz,  Ornamente  in  Kupfer  und  Bronze, 
Berlin  SO,  Mariannenplatz  za. 

Gustav  Lind  Nflg.,  MetallbUdhauerei,  Berlin  \V.,  Gen- 
thinerstr.  3. 

C.  Roh.  Lohmazm  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 
hofen  (Westf.). 

S.  A.  Loevy,modeme  Beschläge,  Berlin  N.,  Gartenstr.  96. 

Marienberger  Mosaikplattenftibrik  G.  m.  b.  H.,  Marien- 
berg IX,  Sachsen. 

A.  MüUer,  Kupferdednmg,  Bauomamente,  Berlin- 
Schöneberg,  Groß-Görschenstr.  35. 

Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 

Johaim  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Pots- 
damerstraße zo/zz. 

Eugen  de  Price  &  Wilhelm  Mauer,  Dekoratiozismaler, 
Berlin  NW. 

Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 

Joseph  Scherer,  Kunstanstalt  für  Glasmalerei,  Berlin  W., 
Kaiserallee  204. 

Carl  Schütte,  Graphische  Kunstanstalt,  Berlin  W.,  Leip- 
zigerstraße Z3. 

Schwartze  ft  Gaedecke,  Kunsttöpferei,  Berlin  N.  24. 

E.  Schwezik,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Fraziz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin. 

Spizm  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 

Stein-Industrie  Haiger  G.  m.  b.  H.,  Terrazzo -Weik, 
Haiger-Lazigenaubach. 

H.  Stroucken,  Möbellabrik  und  Dekorationsgeschäft, 
Krefeld. 

Studien-Ateliers  für  Malerei  und  Plastik,  Lewin-Funcke, 
Charlottenburg. 

Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Hazmover. 

Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenau. 

Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Miltenberg  a.  Main. 

Zierhut  ft  Krieger,  KunstgewerbUche  Werkstätte, 
München. 


Verantwortlich  für  die  Schriftleitung:   Dr.  Max  Creutz,  Berlin.  —   Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Mark^rafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  Berlin W.,  Mauerstr.  43. 44.  -  -  Klischees  von  Carl  Schütte,  BerlinW. 


FORDERUNGEN 

UND  ERGEBNISSE  DER  MODERNEN 

ARCHITEKTONISCHEN  ENTWICKLUNG. 


Von  MAX  CREUTZ. 


In  einem  willkürlichen  Zeitausschnitte  wie 
er  heute  im  Anfange  des  zwanzigsten  Jahr- 
hunderts vor  uns  liegt,  von  Ergebnissen 
einer  Entwicklung  zu  sprechen,  scheint 
sehr  gewagt.  Wir  selbst  stehen  unserer 
Zeit  zu  nahe,  um  dauüber  urteilen  zu  kön- 
nen und  so  reizvoll  es  sein  mag,  dem  An- 
derswerden und  Fortschreiten  der  Ent- 
wicklung in  unmittelbarer  Nähe  gegenüber 
zu  stehen,  es  verknüpft  sich  damit  die 
ganze  SchwerÜLlligkeit  des  realen  Daseins. 
Wenn  nach  allgemeiner  Erfahrung  der 
Wechsel  einer  Anschauung  im  Verlaufe  von 
fünfzig,  höchstens  von  dreißig  Jahren  er- 
folgt, so  ergibt  sich  die  Beschränkung  der 
menschlichen  Anschauung  im  Einzelnen, 
zumal  auf  architektonischem  Gebiete,  wo 
schon  die  Bewältigung  des  Materials  ge- 
raume Zeit  in  Anspruch  nimmt. 

Wenn  dennoch  der  Versuch  gemacht 
wird  von  Ergebnissen  zu  sprechen,  so  soll 
es  sich  an  dieser  Stelle  nicht  so  sehr  darum 
handeln,  wirklich  Bedeutsames  und  Blei- 
bendes hervorzuheben,  sondern  mehr  um 
die  einzelnen  Aufierungen  als  solche,  wie 
sie  innerhalb  des  knappen  Rahmens  dieser 
Zeitschrift  den  mannigfachsten  Schwankun- 
gen unterworfen  waren  und  in  jeder  Be- 
ziehung den  schnellen  Wechsel  der  künst- 
lerischen Ausdrucksformen  und  der  Ent- 
wicklung wiedergeben.  In  jedem  Falle 
wird  sich  freilich  das  wirklich  Wertvolle 
schon  von  selbst  herausheben. 

Bereits  1898,  als  die  Berliner  Architektur- 
welt mit  demWertheimschen  Kauf  hause  von 
Alfred  Messel  in  der  Leipzigerstraße  be- 
gann, war  der  Bruch  mit  der  alten  Prunk- 
fassade des  gleichzeitigen  Wohn-  und  Ge- 
schäftshauses und  der  dadurch  bedingten 
Disharmonie  der  einzelnen  Geschosse  voll- 


zogen. Der  einheitlich  durchgehende  Pfeiler- 
bau wurde  hier  wie  in  dem  Messeischen  Bau- 
werke des  alten  Warenhauses  von  Wertheim 
in  der  Rosenthalerstraße  zum  typischen  Vor- 
bilde und  zur  Anregung  neuer  Möglichkeiten 
in  den  zahlreichen,  fortab  entstehenden 
Warenhäusern.  Vielleicht  läßt  sich  die  Be- 
deutung dieses  Typs  noch  von  völlig  anderer 
Seite  charakterisieren  als  eine  Neugestal- 
tung und  Vertiefung  des  Reklamewesens. 
Das  Warenhaus  wirkt  nunmehr  durch  sich 
selbst.  Jeder  grobe  Eftekt  ist  vermieden, 
der  Name  des  Besitzers  steht  nur  auf  einer 
kleinen  Tafel  des  Eingangs,  eine  künstle- 
rische Lösung  also,  wie  man  sie  nicht  besser 
wünschen  kann,  und  sicherlich  wird  auch 
Wertheim  mit  seinem  Messeischen  Erfolge 
in  den  einzelnen  Kunstzeitschriften  zufrieden 
sein.  Jedenfalls  liegt  hier  ein  Gesichtspunkt, 
den  unsere  Auftraggeber  bei  der  Wahl  des 
ausfahrenden  Künstlers  in  erster  Linie  be- 
rücksichtigen sollten. 

Im  Sinne  der  künstlerischen  Entwicklung 
haftet  dem  alten  Warenhause  der  Leipziger- 
straße noch  ein  gewisser  Zusammenhang 
mit  historischen  Stilformen  an,  der  inzwi- 
schen im  neuen  Eckbau  völlig  verschwun- 
den ist. 

Und  man  kann  auch  im  allgemeinen  den 
Gang  der  Entwicklung  kennzeichnen  als 
ein  allmähliches  Losringen  von  Assoziations- 
wirkungen an  die  Pormenwelt  der  alten 
Kulturen. 

Die  Entwicklung  zum  eigentlichen  Zweck- 
bau vollzog  sich  auch  im  Bauorganismus 
selbst  unter  beständiger  Anlehnung.  Be- 
sonders beliebt  war  die  geschwungene  goti- 
sche Linie  und  der  spätgotische  Spitzbogen. 
(Vergl.  die  ersten  Jahrgänge  dieser  Zeit- 
schrift,  die   auch  weiterhin   dieses  Thema 


.w.vra.  8. 


36 


28o 


illustriert).  Eine  Anschauung,  gegen  die 
zunächst  nichts  einzuwenden  wäre.  Aber 
man  übersah,  daß  hinter  jeder  Linienführung 
ein  bestimmt  ausgesprochener  Stilgedanke 
schlummert,  der  in  allen  Bauteilen  zum 
Ausdruck  kommen  muß.  So  vermischte 
man  in  völliger  Harmlosigkeit  mit  goti- 
schen, in  den  Luflraum  hinauswachsenden 
und  durchbrochenen  Bauformen  ge- 
schlossene Bauwirkungen  der  romanischen 
Kunst  oder  der  Renaissance,  die  völlig  ent- 
gegengesetzten Charakter  tragen. 

Besonders  beliebt  wurden  Renaissance- 
Giebel  mit  allerlei  Figurenwerk,  Gestalten, 
die  den  Arm  frei  in.  den  Luftraum  hinaus- 
streckten. Eine  Vermischung  des  realen 
Luftraumes  mit  dem  inimerhin  idealen  Kom- 
plex des  Baues,  der  an  die  gröbsten  Pano- 
ramawirkungen erinnert.  Besonders  ftlr 
Rathäuser  wurde  diese  Art  in  Verbindung 
mit  lang  hinaus  gezogenen  stachlichten 
Giebeln  und  Türmchen  zu  einem  wenig 
empfehlenswerten  Typ.  Die  gleiche  Neigung 
zeigten  in  kunstgewerblichen  dekorativen 
Zutaten  Schmiede-  und  Bronzearbeiten, 
die,  in  völlig  verwandter  Art  mit  den  Metall- 
arbeiten des  16.  Jahrhunderts,  im  Ober- 
wuchern von  Scheinelementen  die  künstliche 
Materialbeherrschung  darzutun  suchten. 
Eine  gewisse  gemütvolle  Art  in  der  Anbrin- 
gung von  dekorativen  Jagdfriesen,  Putten- 
szenen, symbolischen  Vorgängen,  Guir- 
landen  und  Eichenlaub  kam  hierbei  der 
deutschen  Veranlagung  entgegen. 

Inzwischen  ist  man  von  dieser  äußer- 
lichen, auf  Schein  berechneten  Art  so  ziem- 
lich abgekommen.  Der  Unterschied  zwi- 
schen den  beiden  großen  Ausstellungshallen 
auf  den  Weltausstellungen  von  Paris  und 
St.  Louis  zeigt  im  Verlaufe  von  kaum  vier 
Jahren  den  allgemeinen  Wechsel  der  An- 
schauung. Völlig  verschwunden  ist  die  mo- 
derne, stark  bewegte  und  verschlungene 
Linie,  die  als  „lebendige  Linie'^  schon  eine 
komische  Rolle  zu  spielen  begann. 

Wer  diesen  Wechsel  der  Anschauung  im 
heutigen  Berlin  erleben  will,  kann  an  den 
letzten  Neubauten  der  Friedrichstraße  einer- 
seits eine  vollendete  künstlerische  Material- 
behandlung, anderseits  die  schlimmste  Un- 
kultur unmittelbar  nebeneinander  sehen« 

Alles  in  allem  würde  es  zu  weit  führen, 
die  ganze  Regellosigkeit  und  überzeugungs- 
lose Willkür  der  verschiedenen  Kombina- 
tionen  aufzuführen.    Selten  nur  hebt  sich 


aus  dem  allgemeinen  Wust  eine  klare  Auf- 
fassung heraus  und  erst  in  den  beiden  letzten 
Jahren  kann  man  von  einer  wirklich 
durchgebildeten  künstlerischen  Anschauung 
reden. 

Die  ganze  Verwirrung  und  Planlosigkeit 
in  der  Anwendung  der  verschiedensten  Bau- 
formen ist  als  Zeichen  unserer  Zeit  von 
tiefgehender  Bedeutung.  Die  Schnelligkeit 
der  Entwicklung  und  die  Fülle  verschieden- 
artigster Forderungen  mußten  von  vornher- 
ein eine  Nervosität  heraufbeschwören,  die 
eine  Vertiefung  im  Einzelnen  zunächst 
unmöglich  machte.  Allmählich  jedoch  sah 
man  soviele  Renaissancegiebel,  Säulenfas- 
saden und  Kombinationen  überkommener 
Motive  mit  nur  unwesentlichen  Varia- 
tionen, daß  man  anfing,  über  den  gleich- 
gültigen Eindruck  dieser  Architekturen 
nachzudenken.  So  kam  ganz  von  selbst 
eine  gewisse  Vertiefung  und  ein  Eingehen 
auf  die  Forderungen  der  heute  lebenden 
Menschheit.  Wenn  man  noch  vor  kurzem 
von  Baumeistern  sprach,  die,  als  die  besten 
Kenner  einer  alten  Stilart,  Bauwerke  einer 
beliebigen  Zeitepoche  auf  Bestellung  liefer- 
ten, so  hat  man  inzwischen  einsehen  ge- 
lernt, daß  die  Ausdrucksformen  alter  Kul- 
turen untergegangen  sind  mit  den  Menschen, 
die  sie  geschaffen,  daß  architektonische 
Formen  im  letzten  Grunde  identisch  sind  mit 
der  Sprache  lebendiger  Menschen,  die  nur 
selbst  erlebte  Empfindungen  und  Anschau- 
ungen vermitteln  können.  Mit  diesem 
Gesichtspunkte  mußte  alle  äußere  Routine 
in  der  Beherrschung  alter  Vorbilder  und 
alle  Scheinarchitektur  verschwinden. 

Ein  vorläufig  theoretischer  Umschwung 
der  Anschauung  vollzog  sich  mit  der  Welt- 
ausstellung  in  St.  Louis,    als   ein  größerer 
Kreis   mit  den  Zweckbauten  auf  amerika- 
nischem   Boden    Fühlung    gewann.     Hier 
boten  sich  für  die  Neugestaltung  des  öffent- 
lichen Lebens  völlig  neue  Gesichtspunkte. 
Die  Amerikaner   besitzen   vor  allem  Frei- 
heit von   der  Formenwelt   alter  Kulturen, 
eine  Anschauung,    die   für  uns   erst  unter 
mancher  Kraftvergeudung  zu  erreichen  ist. 
Als  trefQiches  Ergebnis  der  amerikanischen 
Beziehungen  ergab  sich  bei  der  Konkurrenz 
zum  neuen  Hotel  Aschinger  am  Potsdamer 
Platz  (vergl.  Heft  4)  für  uns  leider  nur  ein 
ganz  ausgezeichneter  Entwurf,  der  bedauer- 
licherweise nichtzur Durchfuhrung  kommt. 
Hier  besaß  man  für  einen  derartigen  Zweck- 


28l 


bau  in  der  völligen  Neuschöpfung  der  archi- 
tektonischen Disposition  und  Gliederung, 
nicht  zuletzt  in  der  Anlage  eines  größeren 
Hotel-Gartens  auf  dem  Dache,  eine  Auf- 
fassung, die  für  Berlin  an  dieser  Stelle  die 
größte  Errungenschaft  bedeutet  hätte.  Jeden- 
falls wäre  es  von  hohem  Interesse  gewesen, 
einen  derart  neuzeitlichen  Bau,  mit  seinen 
weitausblickenden  Neuerungen  schon  heute 
zu  erleben.  Denn  ohne  Frage  wird  Berlin 
in  nicht  allzulanger  Zeit  diesem  oder  einem 
verwandten  Wechsel  der  architektonischen 
Gestaltung  unterworfen  werden.  Mehr 
und  mehr  scheint  Berlin  einer  Trennung 
des  Arbeitszentrums  von  den  Wohn-  und 
Landhäusern  des  Weichbildes  und  der 
Vororte  zuzustreben.  Das  Wohnen  in  der 
eigentlichen  Stadt  wird  aus  allerlei  äußeren 
Gründen  mehr  und  mehr  zur  Unmöglich- 
keit. Dazu  kommt  für  den  Großstadt- 
menschen eine  gewisse  Verfeinerung  des 
Naturempfindens.  Das  Verlangen,  im  Freien 
zu  wohnen,  macht  sich  immer  stärker 
fühlbar.  Und  sobald  wir  über  brauchbare 
Verbindungen  mit  weiter  abliegenden  Vor- 
orten verfügen,  muß  ein  allgemeiner  Um- 
schwung auf  architektonischem  Gebiete  ein- 
treten. 

Berlin  selbst  wird  zu  einer  Zentrale  der 
Arbeit,  Geschäftshäuser  und  öffentliche 
Gebäude  jeder  Art  werden  seinen  Charak- 
ter bestimmen.  Für  die  architektonische 
Fassung  ist  Einfachheit  und  Klarheit  der 
Gliederung  hier  am  meisten  erstrebenswert. 
Denn  in  allen  Dingen  kommt  es  darauf 
an,  mit  möglichst  geringem  Aufwand  von 
Mühe  das  Gewollte  tunlichst  schnell  zu  er- 
reichen. Die  Begriffe  Raum  und  Zeit  sind 
fQr  die  heutige  Menschheit  völlig  andere 
geworden.  Keiner  hat  heute  mehr  Zeit. 
Jeder  beeilt  sich,  die  nächste  Elektrische 
zu  erreichen.  Eine  adlgemeine  Unruhe  und 
geschäftige  Hast  hat  die  Menschheit  er- 
griffen. Dieser  Umstand  wird  für  archi- 
tektonische Neuerungen  von  einiger  Wich- 
tigkeit. 

Die  allgemeine  Eile  und  Nervosität  des 
Lebens  in  den  Straßen  bringt  es  mit  sich, 
daß  wir  wenigstens  in  der  architektoni- 
schen Umgebung  alle  beunruhigenden  Fak- 
toren tunlichst  zu  meiden  wünschen.  Wenn 
es  heute  für  das  Auge  wenig  angenehm 
scheint,  im  Gedränge  die  Leipziger-  oder 
Friedrichstraße  zu  passieren,  so  wird  dieser 
Eindruck    durch    die   flinmiernde    Unruhe 


unserer  Fassadenornamentik  in  keiner 
Weise  beruhigt.  Noch  weniger  scheint  es 
angebracht,  adlerlei  Figurenwerk  oder  gar 
Malereien  an  den  Fassaden  belebter  Straßen 
anzubringen.  Selbst  die  Skulpturen  des 
Messeischen  Warenhauses  kann  man  nach 
der  Leipzigerstraße  hin  nur  unter  sehr  un- 
liebsamen Störungen  betrachten.  In  derart 
belebten  Straßen  wird  das  Durchfluten  des 
Verkehrs  zu  einem  Faktor,  mit  welchem 
wir  heute  unter  allen  Umständen  zu  rech- 
nen haben.  Man  denke  nur  an  den  ufer- 
losen Eindruck  des  Potsdamer  Platzes, 
der  sehr  wohl  eine  klare  und  einfache 
Fassung  vertragen  könnte. 

Skulpturen  und  ornamentale  Bildungen 
gehören  an  abgeschlossene  Plätze,  dorthin, 
wo  man  sie  in  richtiger  Distance  wirklich 
betrachten  kann.  Im  Gedränge  des  Ver- 
kehrs kann  in  Einzelheiten  unmöglich  eine 
Stimmung  vom  Beschauer  verlangt  werden. 
In  erster  Linie  muß  es  sich  also  darum 
handeln,  die  allgemeine  triebhafte  Geschäf- 
tigkeit mit  vernünftigen  und  zweckmäßigen 
Formen  zu  umgeben. 

Diese  Kunst  der  Öffentlichkeit  und  ihre 
abstrakten  Bildungen  stehen  zu  einer  in- 
timeren Art  des  Wohnens  vor  der  Stadt 
in  starkem  Gegensatze.  Was  drinnen  in 
Hast  erworben  wurde,  soll  draußen  mit 
Ruhe  genossen  werden.  Hier  handelt  es 
sich  mehr  um  eine  persönliche  Art,  die 
auch  für  den  Menschen  einige  Zeit  erübrigt. 
Im  Zusammenhange  mit  Natur  und  Um- 
gebung kommt  dort  die  Stimmung  wieder 
zu  ihrem  Rechte. 

Bis  jetzt  ist  in  dieser  Trennung  zwischen 
öffentlichen  und  intimeren  Kunstelementen 
kaum  etwas  geschehen.  Die  meisten  Villen 
zeigen  die  gleiche  Frostigkeit  des  Aus- 
sehens wie  Kasernen  und  öffentliche  Ge- 
bäude. Merkwürdige  Vermischungen  archi- 
tektonischer Wirkungselemente  kann  man 
allenthalben  beobachten.  In  der  Umgebung 
Berlins  gibt  es  Strafanstalten,  die  Restau- 
rationen nicht  unähnlich  sehen.  Das  mag 
weise  Absicht  sein  und  soll  hier  als  freund- 
liches Moment  hervorgehoben  werden, 
aber  nun  wolle  man  auch  versuchen 
unseren  Villen  und  Landhäusern,  die  wie 
Gefängnisse  aussehen,  den  frostigen  und 
unfreundlichen  Eindruck  zu  nehmen.  Neuer- 
dings ist  hier  auf  die  alte  Kultur  der  Bauern- 
häuser und  ihren  Zusammenhang  mit  der 
Umgebung  hingewiesen  worden.     Und  es 


282 


wird  vielleicht,  wenn  auch  in  sehr  beschränk- 
tem Maße  möglich  sein,  gewisse  Wirkungs- 
faktoren für  moderne  Neubauten  zu  über- 
nehmen. Im  allgemeinen  jedoch  sind  die 
Forderungen  und  Bedürfnisse  des  modernen 
Menschen  besonders  nach  Licht  und  Luft 
derart  andere,  daß  die  alte  Bauart  mit 
ihren  primitiven  Ansprüchen,  kleinen  Fen- 
stern, niederer  Decke  usw.,  schwerlich  damit 
im  Einklang  steht.  Auch  würde  hier  der 
gleiche  Fehler  wie  mit  der  Herüber- 
nahme alter  Stilformen  begangen  werden. 
Wenn  Paul  Schultze-Naumburg  seine  an- 
mutigen Beispiele  und  Gegenbeispiele  zu- 
sammenstellt, so  sieht  er  ungerechterweise 
von  den  künstlerischen  Qualitäten  völlig 
ab,  um  seinen  guten  Beispielen  durch 
Assoziationen  des  Alters,  der  Umgebung 
und  einer  gewissen  Romantik  schon  an 
sich  einen  natürlichen,  jedoch  zufälligen 
Vorzug  einzuräumen. 

In  ganz  anderer  Weise  können  wir  da- 
gegen von  der  englischen  Lebensgewohnheit 
und  ihrer  architektonischen  Fassung  lernen. 
Aus  diesem  Vorstellungskreise  heraus  hat 
Hermann  Muthesius  in  seinem  Buche  „Das 
englische  Haus'^  (Ernst  Wasmuth  A.-G., 
Berlin)  und  neuerdings  in  einem  Vortrage 
des  Berliner  Kunstgewerbevereins  die  Bedin- 
gungen und  die  Anlage  des  modernen  Land- 
hauses im  Zusammenhange  mit  den  sozialen 
und  wirtschaftlichen  Forderungen  erörtert. 

Vor  allem  handelt  es  sich  darum,  den 
neuen  Bedingungen  des  Wohnens  auch 
im  Äußern  Rechnung  zu  tragen.  Für  Berlin 
zeigen  besonders  die  villenb auenden  Terrain- 
gesellschaften, wie  wenig  heute  künstlerische 
Gesichtspunkte  für  den  Hausbau  für  nötig 
gehalten  werden.  Diese  arbeiten  meist 
mit  billigsten  Kräften  und  setzen  dann 
Villen  in  die  Welt,  die  an  Geschmack- 
losigkeit alles  überbieten.  Im  allgemeinen 
rechnet  Muthesius  allzustark  mit  den  mehr 
wie  bemittelten  Klassen.  Heute  wäre  es 
wichtig,  derartige  Unternehmungen,  vor 
allem  für  Villenkolonien  mit  kleineren 
Häusern,  für  Menschen  ins  Leben  zu  rufen, 
die  nicht  „nur  über  drei  Dienstboten'^  ver- 
fügen. Gerade  der  gesunde  Mittelstand  ist 
heute  dem  ungebildeten  Geschmack  völlig 
hülflos  ausgesetzt.  Wichtig  wäre  vor  allem 
auch  die  Anlage  von  Arbeiterkolonien  und 
von  großen  Aufenthaltshäusern  mit  Lese-, 
Turn-  und  Baderäumen,  wie  dies  in  England 
und   in  Amerika  zum  Beispiel   in  Buffalo 


für  die  unbemittelten  Klassen  in  erfreulich- 
ster Weise  geschehen  ist. 

Für  die  bürgerliche  Wohnungskunst  ist 
heute  so  gut  wie  nichts  geschehen.  Vor 
allem  fehlt  uns  eine  gesunde  und  ehrliche 
Anschauung,  die  den  Forderungen  einer 
größeren  Mehrheit  entgegenkommt.  Wie 
richte  ich  heute  meine  Wohnung  billig 
und  doch  geschmackvoll  ein?  Wie  gestalte 
ich  die  einfachsten  Mittel  zu  einem  künst- 
lerischen Ganzen?  Es  gibt  hier  der 
Möglichkeiten  unendlich  viele  und  doch 
wurde  bis  jetzt  kaum  an  einige  gedacht. 
Auf  der  vorletzten  Düsseldorfer  Ausstellung 
boten  einzelne  von  der  Firma  Krupp  aus- 
geführte Arbeiterwohnungen  in  vieler  Be- 
ziehung reiche  Anregung.  Die  villenartigen 
Gebäude  entsprachen  im  allgemeinen  einem 
in  Kolonie  Alfredshof  in  Essen  mehrfach 
zur  Ausführung  gekommenen  Wohnsystenoi. 
Jedes  Haus  enthält  zwei  getrennte  Wohnun- 
gen von  je  vier  Räumen  mit  allem  Zubehör. 

Die  ganze  Bauanlage  war  neben  dem 
anheimelnden  Eindruck  der  roten  Ziegel, 
der  weißen  Wände  und  grünen  Fensterläden 
im  höchsten  Grade  zweckentsprechend. 

Die  ausgestellten  Wohnungseinrichtungen 
waren  musterhaft.  Bei  ihrer  Auswahl  ging 
man  von  dem  Gesichtspunkte  aus,  dem 
Arbeiter  eine  Wohnung  zu  zeigen,  die  zum 
gleichen  Kostenpreise  wie  die  sonst  üblichen 
Möbel  ohne  überflüssigen  Zierat  behaglich, 
zweckmäßig  und  schön  ist.  Die  Ausführung 
mußte  in  echtem  Material  und  einfacher 
konstruktiver  Form  gehalten  sein.  In  Ver- 
bindung mit  gut  gewählten  Farben  ist  so 
ein  Muster  einfacher  gediegener  Innenräume 
geschaffen  worden.  Besonders  günstig 
wirkten  die  in  Dunkelgrün  gehaltenen  Möbel 
des  Tischlermeisters  Schild,  Berlin,  aus- 
geführt nach  Entwürfen  von  Mieritz,  Wil- 
mersdorf. Interessant  waren  auch  die 
Wandbilder,  die  man  billigen  Zeitschriften 
entnommen  hatte.  Der  Preis  eines  Bildes 
bis  zur  Größe  von  50  cm  schwankt  zwischen 
5  Pfg.  und  2  M.,  was  bei  der  heutigen 
Leistungsfähigkeit  der  vervielfältigenden 
Techniken  erklärlich  ist.  Auch  der  Preis 
der  ganzen  Wohnung  und  Einrichtung  er- 
scheint erstaunlich  wohlfeil.  Nach  den 
Ausführungen  in  Essen  betragen  die  Bau- 
kosten 9350  M.  Die  einzelnen  Möbel  sind 
entsprechend  billig. 

Hier    also    wäre    für    neue    Wohnungs- 
kolonien ein  Präzedenzfall  geschaffen. 


VILLA  DR.  VON  HALLE.    GRUNEWALD,  ERBACHERSTR.  3a. 
B    P  ARCHITEKT:  FRITZ  SCHUMACHER,  DRESDEN,  b    b 


SESCHÄnSHAUS  BRUNO  MÄDLER,    BERLIN,  KÖPENICKERSTR.  64. 
m    s   ARCHITEKTEN:  ALTSELT  8,  SCHWEITZER,  BERLIN,   a    a 


285 

M.  1:400. 


VILLA  DR.  VON  HALLE.    GRUNEWALD,  ERBACHERSTR.  38. 
aa     ARCHITEKT:  FRITZ  SCHUMACHER,  DRESDEN,     aa 


GESCHÄFTSHAUS  BRUNO  MÄDLER.     BERLIN,  KÖPENIOKERSTR.  64. 
B    B    ARCHITEKTEN:  ALTGELT  8,  SCHWEITZER,  BERLIN,    a    a 


GEMEINDE-DOPPELSCHULE  BEIM  LIETZENSEE  IN  CHARLOnENBURG. 
ARCHITEKTEN :  PAUL  BRATRIN6  &  RUDOLF  WALTER,  CHARLOHENBURG. 

©     ^    ©     et     ERBAUT  JUNI  1903  BIS  OKTOBER  1904.     @     e    e     B 
MATERIAL:   ZIEGEL,   DORLAER  MUSCHELKALK  UNO  COTTAER  SANDSTEIN. 


ä87 


8EMEINDE-D0PPELSCHULE  BEIM  LIETZENSEE  IN  CHARLOnENBURa.  HOFSEITE. 
B  ARCHITEKTEN:  PAUL  BRATRINfl  &  RUDOLF  WALTER,  CHARLOnENBURG.  s 

BAUKOSTEN  EINSCHL  INNERER  EINRICHTUNG,  HOF-  UND  GARTENANLAGEN;  580000  MARK. 


B  6EMEINDE-D0PPELSCHULE  IN  CHARLOTTENBURG.  PORTAL.  B 
ARCHITEKTEN:  PAUL  BRATRINQ  8,  RUDOLF  WALTER,  CHARLOTTENBURG. 
a    a    B    B      BILDHAUER;  HANS  LATT,  BERLIN,      b    b    a    b 


289 


ABB.  3A0. 


1:500. 


ERDGESCHOSS. 


LEGENDE: 


1.  EINGANG  FÜR  KNABEN. 
1a.  EINGANG  FÜR  MÄDCHEN. 

2.  REKTORZIMMER. 

3.  KLASSENZIMMER. 

4.  GALERIE. 

5.  TURNHALLE. 

6.  LEHRERZIMMER. 


7.  LEHRERINNENZIMMER. 

8.  ABORTE. 

9.  AULA. 

10.  ARZTZIMMER. 

11.  PODIUM. 

12.  AUFZUG. 


ABB  3A1 


1.  OBERGESCHOSS. 


@      @     6EMEINDE-D0PPELSCHULE  IN  CHARLOHENBURG.     @ 
ARCHITEKTEN:  PAUL  BRATRIN6  &  RUDOLF  WALTER,  CHARLOTTENBURG. 


M.  1 ;  500.  ABB.  343. 


VILLA  BERNH.  PERLS,  GRUNEWALD,  HOHENZOLLERNDAHM. 
B      B    ARCHITEKT;  JOH.  KRAAZ,  SCHÖNEBERB,    b>      b 


r 


QEFÄN8NIS  IN  PANKOW,  BORKUMSTRASSE. 
B    ARCHITEKT:  R.  MÖNNIGH,  STESLIH.    e 


6EFÄNaNIS  IN  PANKOW,  BORKUMSTRASSE. 
SS   ARCHITEKT;  R.  MÖNNICH,  STEGLITZ,   b 


aEFÄN6NIS  IN  PANKOW,  BORKUMSTRASSE. 
B  ARCHITEKT:  R.  MÖNNICH,  STEaUTZ.   b 


WOHNHAUS  SCHUTZENSTRASSE  34,  BERLIN.  B 
ARCHITEKT  DER  8RUNDRISSE!  PAULINI,  BERLIN. 


WOHNHAUS  SCHOTZENSTRASSE  34,  BERLIN, 
e   e  ARCHITEKT:  A.  ZABEL,  BERLIN.  e>   a 


s    e      HAUS  6IRARDET  ZU  HONNEF  A.  RH.      &     @ 
ARCHITEKT:  WILHELM  FREIHERR  VON  TEHAU,  BERLIN. 

MATERIAL;   ETTRINGER  TUFFSTEIN,   GROB  SCHABHIEBT,  MIT  DERBEN  PUTZ- 
FLÄCHEN.     DACH  UND  WÄNDE  DES  OBERGESCHOSSES  VERSCHIEFEHT-     m 


ige 


VARIANTE  ZUM  HAUS  GIRARDET  ZU  HONNEF  A.  RH. 
ARCHITEKT;  WILHELM  FREIHERR  VON  TEHAÜ,  BERLIN, 


SKIZZEN  ZU  INNENRÄUMEN  IM  HAUS  6IRARDET. 
ARCHITEKT:   WILHELM   VON   TETTAU,    BERLIN. 


298 


SKIZZEN  ZU  INNENRAUMEN  IM  HAUS  aiRARDET, 
ARCHITEKT:   WILHELM    VON   TETTAU,    BERLIN. 


ENTWURF  ZU  EINER  SYNASOGE  FÜR  FRANKFURT  A.  M. 
ARCHITEKT:  WILHELM  FREIHERR  VON  TETTAU,  BERLIN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 

ABB.  356.    ERNST  GENTZEL,  CHARLOnENBURQ.  EIN  AUSFLUGSORT 
ABB.  357.    PAUL  LEIBKÜCHLER,  BERLIN.    „DIE  KRAFT".    BRONZE. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNS  1905, 

ABB.  358.    KÄTHE  MÜNZER,  BERLIN.  AUS  EINEM  HOLLÄNDISCHEN  FISCHERHAUSE. 
ABB.  359.    HANS  HERRMANN,  BERLIN.    VOLENDAM  1890.    a    a    b    b    b    o 


II  AUSSTELLUNa  DES  DEUTSCHEN  KUNSTLERBUNDES. 

ABB  360.    WILHELM  GROSS,  BERLIN.    OEIER.    bb 
ABB  361     L.  TUAILLON,  CHARLOnENBURQ     STIER. 


WILLY  0.  DRESSLER,  BERLIN.     DEKORATIVE  MALEREI, 


WILLY  0.  DRESSLER,  BERLIN.    DEKORATIVE  MALEREI 


WILLY  0,  DRESSLER,  BERLIN.    DEKORATIVE  MALEREI; 


306 


MARNO  KELLNER,  CHARLOnENBURS.    DECKE  AUS  DEM  MUSIK 
ZIMMER  DER  VILLA  PIEPER,  GRUNEWALD,  WANQENHEIMERSTR.  47. 

PLASTISCHE  DEKORATION  NACH  EIGENEM  VERFAHREN  DES  KÜNSTLERS. 


MARNO  KELLNER,  OHARLOnENBURG,    DECKE  AUS  DEM  SALON 
DER  VILLA  PIEPER,  GRUNEWALD,  WANSENHEIMERSTRASSE  47. 

PUSTISCHE  DEKORATION  NACH  EIGENEM  VERFAHREN  DES  KÜNSTLERS. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 

BALTHASAR  FREIHERR  VON  HORNSTEIN-SRÜNINGEN,  BERLIN, 
es      s     HERRENZIMMER  EINES  JAGOFREUNDES.     e      © 

AUSGEFÜHRT  VON  DITTMAHS  MÖBELFABRIK,  BERLIN.  MATERIAL:  EICHENHOLZ,  GEBEIZT 
UND  GEWACHST,  MIT  MAHAGONI.  EBENHOLZ-  UND  HELL  EICHEN-INTARSIEN.  BESCHLÄGE 
IN  NEUSILBER,  MIT  DER  HAND  GETRIEBEN  UND   MATTIERT  VON  BILDHAUER  VOIGT,  BERLIN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 

BALTHASAR  FREIHERR  VON  HORNSTEIN-ORONINOEN,  BERLIN. 
B      H.      HERRENZIMMER  EINES  JAQDFREUNDES.     a      a 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNG  1905. 

BALTHASAR  FREIHERR  VON  HORNSTEIN-GRÜNINSEN,  BERLIN. 
B      B,     HERRENZIMMER  EINES  JAGDFREUNDES,     b      e 

BELEUCHTUNGSKÖRPER  IN  MESSING  GETRIEBEN  VON  KUNSTSCHLOSSER  KAHLENBERG,  BERLIN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNS  1905. 

BALTHASAR  i=REIHERR  VON  HORNSTEIN-aRÜNINGEN,  BERLIN. 
sd      B      HERRENZIMMER  EINES  JASOFREUNDES,      B      a 


F.  SAUVA6E,  BERLIN.     LESEZIMMER  IN  DER  AUSSTELLUNG  ZU  LUHICH, 
AUSGESTELLT  VON    DER  FIRMA  HEINRICH  BRÜGeEMANN,  DÜSSELDORF. 


F.  SAUVASE,  BERLIN.    TÜRWANO  MIT  ECKSOFA 


FRIEDRICH  BLUME,  FRIEDENAU.   EINFAHRTS-  UND  UMWAHRUNflSGITTER  IN  SROSS- 
LICHTERFELDE,  DRAKESTRASSE  70.    AUSGEFÜHRT  VON  PAUL  WILLERT,  BERLIN. 


KANDELABER  VOR  DEM  BRANDEN-  KANDELABER     AUF    DEM     POTS- 

fR^H?TfK^/^^?^w^^HnFFMA^■'^  ®  D*MER  PLATZ  IN  BERLIN.  ^ 

ARCHITEKT:     LUOWIQ    HOFFMANN,  arphitfkt    ruh   n/\rr    qdf.jcw 

BERLIN.     BILDHAUER:  AUGUST  VO-  ARCHITEKT:  EMIL  HÖ66,  BREMEN. 

GEL,    BERLIN.     AUSGEFÜHRT    VON  AUSGEFÜHRT  VON    SCHULZ   UND 

MARTIN  &  PILTZING,  BERLIN,  am  m      HOLDEFLEISS,  BERLIN.      & 


3i6 


±  ProEeasoi  Paul  Victor  Mohn  wuids  mm  kom- 
miaoamchen  Direktor  an  der  Untemchtsanstalt  des 
Königlichen  Kuna^ewsibemuseums  ernannt. 

U  Am  4.  Oktober  sprach  Hermann  Muthemua  im 
Verein  für  Deutsches  Kunstgewerbe  in  Berlin  Über  die 
Anlage  des  modernen  Landhauaes  und  die  Bedingungen, 
die  aus  einer  verfehlten  AuffaMung  lU  neuen  Möglich- 
keiten führen :  Die  falsche  Übertragung  der  Eigenheiten 
der  Mietsetage,  GrundsKtzliche  UnteiBChiede  dea  Land- 
hanaea  von  der  Etagenwohnung,  Möglichkeit  der  An- 
lage nach  der  Sonne,  sowie  der  Entwicklung  in  hoii- 
lontalem  statt  in  vertikalem  Sinne.  Baupoliieiliches. 
Beziehung  des  Landhauses  nun  Garten,  individuelle 
Anlage  des  Landhauses,  Raumgestaltung,  intime 
Durchbildung  der  Eiiuelheiten.  Damit  verbunden  war 
eine  Ausstellung  von  Abbildungen  und  Veröffent- 
lichungen Über  LandhHuaer,  veranstaltet  von  der  Bi- 
bliothek des  Königlichen  Kuns^weibemuseunis  und 
den  Herren  Max  Spielmeyer,  Ernst  Waamuth  A.-G., 
Priedr.  Wol&um  u.  a. 

+  Von  Worms  aus  ergeht  eine  Aufforderung  an 
deutsche  KUnstler  cur  Einsendung  von  Vorschlügen 
zur  Anlage  eines  Rosengartens  su  Worms.  Für  die 
Honoriening  der  drei  geeignetsten  Vorscblilge  werden 
Betritge  von  soo,  ajo  und  las  Mark  zur  VeifUgung 
gestellt.  Zur  Rosengartenanlage  soll  eine  vorhandene, 
mit  „WUdcben"  beicicbnete  stBdtische  Parkanlage 
Benutzung  finden.  Dieselbe  liegt  außerhalb  der  Stadt  und 
hat  eine  Flüche  von  rund  sB  Hektar  :=  aSoooo  Quadrat- 
meter, Der  für  den  Rosengarten  in  Betracht  zu  siebende 
Teil  ist  14,;  Hektar  =  145,000  Quadratmeter  groß  und 
im  Lageplan  umrSndert.  Als  Unterlagen  zum  Wett- 
bewerb werden  gegeben:  „Der  Rosengarten*',  Reclam- 
Ausgabe,  Die  Festschiirt  zum  3.  Roaenfest  igo;  ,,Der 
Rosengarten".  Ein  Lageplan  im  Maßstab  1 ;  1000. 
Photographische  Au&iahmen  der  vorhandenen  Anlage. 
Gefordert  werden :  Ein  Lageplan  im  Maßstab  1 :  500, 
ein  ErlButerungsbericht,  ein  Nachweis  über  die  bei  der 
Ausführung  entstehenden  Kosten.  Die  Entwürfe  sind 
mit  Kennwort  zu  versehen,  aus  welchem  der  Name 
des  Verfassers  nicht  zu  ersehen  ist.    Ein  verschlossener. 


mit  demselben  Kennwort  beschriebener  Briefumschlag 
soll  den  Namen  des  Verfasset«  enthalten.  Die  Projekte 
sind  bis  zum  1.  Februar  lgo6,  abends  6  Uhr,  mit  nach- 
stehender Adresse  vergehen,  einzusenden,  re«p,  zur 
Post  zu  geben:  RosengartenausschuB  Worms,  z.  H, 
des  Heim  Konrad  Fischer,  Worms,  Schloßplatz  6. 

X  Der  Verein  fUr  Deutsches  Kunstgewerbe  hat 
weiterhin  eine  Anzahl  interessanter  Vonrltge  in  Aus- 
sicht genommen.  So  spricht  am  ig.  November  Herr 
Professor  Dr.  Pallat  über  „Kunst  und  Schule  in  Ame- 
rika", am  13.  Dezember  Herr  K.  Schmidt,  Inhaber  der 
Dresdner  WerkstHtten  für  Handwerkskunst  Über  „Das 
Kunstgewerbe  im  Zeitalter  der  Maschine",  am  10,  Ja- 
nuar igo6  Herr  Museurasdirektor  Dr.  Volbehr,  Magde- 
burg über  „Farbenprobleme".  Diesen  folgt  am  7.  Fe- 
bruar Professor  Henry  van  der  Vclde  mit  „Befürch- 
tungen und  HoRhungen  für  die  Kunst  unter  Herrschaft 
der  Industrie",  Professor  Dr.  Borrmann  mit  „Mittel- 
alterlicher Portalplastik"  und  am  16.  Mai  Professor 
Orlik  mit  „Persttnliches  über  Japan  und  seine  Ktmsl". 

In  den  „SchUlerwerkstStlen  fUi  Kleinplastik"  findet 
in  diesem  Jahre  eine  Atelier-AussteUung  nicht  statt. 
anstatt  dieser  sollen  jedoch  im  Laufis  des  Winters 
einige  populSre  Vortragsabende  veranstaltet  werden. 
Der  Leiter  der  Schule,  Bildhauer  Albert  Reimaim  wird 
über  die  Einführung  in  das  VersOndnis  kunsüiand- 
werklichen  Schaffen*  sprechen,  mit  Vorführung  von 
Arbeiten  in  den  verschiedenen  Entstehungsstadien  und 
Diskussion  über  kunsttechnische  Fragen.  Einladungen 
zu  diesen  Veranstaltungen  versendet  die  Leitung  W.  30, 
Landshuterstr.  38.  Die  Vereinigung  von  praktischen 
und  künstlerischen  Unterweisungen,  wie  sie  in  den 
„SchUlerwerkatKtten  für  Kleinplastik"  eingeführt  ist,  hat 
sich  als  so  erfolgreich  und  zweckmüßig  bewiesen,  daß 
mit  dem  Beginn  des  Wintersemesters  den  schon  be- 
stehenden Fachkursen  im  Modellieren,  Metalltreiben, 
Ziselieren  und  Holzschnitzen  auch  noch  ein  solcher  in 
der  Kunst  der  Holzintarsie  hinzugefügt  wird.  Ein  Akt- 
imd  Portrüt-Modellierkuiaus  für  Damen  ist  auch  noch 
zweimal  wOchentUch  nachmittags  eingerichtet. 


317 


4^  Am  a8.  September  wurde  in  Berlin  der  Grund- 
stein für  die  Reformationskirche  Beussel-  Ecke  Wiclef- 
straBe  gelegt.  Der  Bau  wird  unter  Oberleitung  und 
nach  Zeichnung  der  Architekten  Dinklage  und  Paulus 
ausgeführt,  nachdem  der  Entwurf  auf  Grund  vorhandener, 
vom  verstorbenen  Baurat  Schwartzkopf  bereits  aus- 
geführter Fundamente  von  denselben  Architekten  neu 

ausgearbeitet  wurde. 

•  * 

K  In  Barmen  wurde  am  30.  September  das  neue 
Stadttheater,  welches  mit  einem  Kostenaufwande  von 
rund  I  500  000  Mark  an  Stelle  des  abgebrannten  alten 
Theaters  nach  einem  Entwürfe  des  Regierungs-Bau- 
meisters K.  Moritz  in  Köln  errichtet  ist,  festlich  ein- 
geweiht. Der  Zuschauerraum  enthält  ca.  xaoo  Sitzplätze. 

O  Anlaßlich  der  Ausstellung  in  Mailand  1906  hat 
der  König  von  Italien  für  einen  internationalen  Wett- 
bewerb einen  Preis  von  zo  000  L.  für  die  beste 
Form  einer  dem  Klima  SUditaliens  angemessenen  Volks- 
wobnung  ausgesetzt. 

• 
CO  Bei  dem   Wettbewerbe    um  Entwürfe    für    eine 

höhere  Mädchenschule  in  Perleberg  erhielten  den  ersten 
Preis  im  Betrage  von  1200  Mark  Architekt  Otto  Herold 
in  Düsseldorf  (Mitarbeiter  Architekt  L.  B.  Muller),  den 
zweiten  Preis  von  750  Mark  die  Architekten  E.  Deneke 
in  Schöneberg  und  And.  C.  Laxmann  in  Charlotten- 
burg, den  dritten  Preis  von  500  Mark  die  Architekten 
Fritz  Beyer  und  K.  A.  Lehmann  in  Berlin-Schöneberg. 


+  Zu  dem  vom  Landratsamt  in  Züllichau  zur  Er- 
langung von  Entwürfen  für  ein  herrschaftliches  Wohn- 
haus ausgeschriebenen  Wettbewerb  sind  acht  Entwürfe 
eingegangen;  von  diesen  hat  der  Entwurf  der  Architekten 
Dinklage  und  Paulus  in  Berlin  den  Preis  erhalten. 

^  Ein  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  eine  Volksschule  in  Bensheim  erläßt  die 
Bürgermeisterei  für  reichsdeutsche  Architekten  zum 
15.  Januar  1906.  Dem  Preisgericht  gehören  u.  a.  an 
Stadtbaurat  Frenay-Darmstadt,  Bauunternehmer  Stadt- 
verordneter Haaf-Bensheim,  Geh.  Ober-Baurat  K.  Hof- 
mann-Darmstadt, Ingenieur  Hücker,  Kreisbauinspektor 
Kessel  und  Professor  Metzendorf  in  Bensheim,  sowie 
Kreisbauinspektor  Zimmermann  in  Heppenheim.  In 
Aussicht  sind  drei  Preise  von  1600,  1200  und  800  Mark, 
außerdem  400  Mark  für  Ankäufe  genommen.  Die  Unter- 
lagen sind  gegen  3  Mark,  die  zurückerstattet  werden, 
von  der  Bürgermeisterei  in  Bensheim  zu  erfordern. 

* 
X  Bei  dem  Wettbewerbe  für  ein  Rathaus  zu  Wahren 

bei  Leipzig  erhielten  nach  Zusammenleg^ung  des  z. 
und  2.  Preises  je  einen  z.  Preis  von  400  Mark  die 
Architekten  Baurat  G.  Weidenbach  und  R«  Tschammer 
sowie  F.  Drechsler,  und  den  3.  Preis  von  200  Mark 
Architekt  G.  Wommer,  sämtlich  in  Leipzig.  Ein  Ent- 
wurf des  Architekten  Lucht  wurde  zum  Ankauf  em- 
pfohlen. Als  Sachverständige  gehörten  dem  Preis- 
gericht Sudtbaurat  Professor  Dr.  Licht,  Stadtbaurat 
Scharenberg  und  Professor  Kayser  in  Leipzig  an. 


Verantwortlich  für  die  Schriftleitung :    Dr.  Max  Creutz,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  BerlinW.,  Mauerstr.  43. 44  — Klischees  von  Carl  Schütte,  Berlin W. 


Abgesperrtes  Holz. 
Ein  der  heutigen  Nummer  dieses  Blattes  beiliegender 
Prospekt  der  Koptoxylfabrik  B.  Harrass,  G.  m.  b.  H.  in 
Bohlen  bietet  uns  willkommene  Veranlassung,  den  unter 
dem  Namen  „Koptoxyl«  bekannten  Fabrikaten  dieser 
Firma  eine  Besprechung  zu  widmen.  Die  Koptoxyl- 
fabrik hat  sich  der  dankenswertesten  Aufgabe  unter- 
zogen, durch  die  Herstellung  zuverlässig  abgesperrter 
Hölzer  den  Tischlereibetrieben  eine  wesentliche 
Vereinfachung  zuzuführen.  Jeder  Tischler  weiß  wie 
störend  und  umständlich  in  den  engen  Werkstätten 
die  Verleimung  und  nachherige  Pflege  der  Hölzer  ist, 
zumal  wenn  es  sich  um  größere  Flächen  handelt. 
Und  nicht  immer  ist  man  sicher,  eine  wirklich  gerade 
Platte,  eine  tadellose  Fläche  zu  erzielen.  Es  kann 
daher  als  ein  glücklicher  Gedanke  bezeichnet  werden, 
kreuzweise  verleimte  Hölzer  in  Spezialfabrikation  her- 
zustellen, ist  es  doch  einleuchtend,  daß  mittelst  solcher 
gewonnene  Erzeugnisse  besser  und  billiger  sein  müssen 
als  einzeln  hergestellte.  Die  Koptoxylfabrik  liefert  ihre 
abgesperrten  Hölzer  in  allen  Stärken  und  Größen,  bis 
zu  den  Dimensionen  von  i'/s  X  5  Metern.  Natürlich 
sind  zur  Erzielung  guter  Flächen  und  zuverlässiger 
Verleimung  bei  solch  riesenhaften  Platten,  wenn  sie 
gerade  bleiben  sollen,  die  in  der  Möbelfabrikation 
üblichen  Foumierpressen  und  das  bekannte  Naßleim- 
verfahren nicht  ausreichend  und  es  erzielt  die  Koptoxyl- 


fabrik ihr  gutes  Material  durch  ein  eigenes  geheim 
gehaltenes  Fabrikationsverfahren,  indem  sie  sich  dabei 
großer  hydraulischer  Maschinen,  wie  uns  gesagt  wurde, 
der  größten  hydraulichen  Holzpressen  der  Welt  bedient. 
Wer  den  Platz  hat,  sich  die  abgesperrten  Platten  in 
der  ganzen  Fabrikationsgröße  von  5  X  'V*  Metern 
auf  Lager  zu  legen,  wird  den  geringsten  Verschnitt 
haben,  es  liefert  die  Fabrik  aber  auch  kleine  Platten 
in  allen  Größen  fertig  zugeschnitten  und  auf  Wunsch 
auch  gleich  foumiert,  ja  sogar  mit  Intarsien,  Flach- 
relief u.  dergl.  dekoriert.  Man  kann  also  fertige  Tisch- 
blätter, Betthäupter,  Möbelfronten-  und  -Seiten  und 
Füllungen  ebensowohl  erhalten,  wie  das  abgesperrte 
Rohholz  dazu.  Das  Gleiche  gilt  von  der  Verwendung 
für  Bauarbeiten,  Paneele,  Holzdecken,  Türen  uöw. 
Die  glatten  Koptoxyltüren  sind  völlig  fugenlos  und 
haben  den  Vorteil,  daß  sie  sich  nicht  ziehen.  Durch 
Aufleimen  von  Rahmenholzdichten  kann  man  leicht 
FUUungstüren  aus  denselben  machen,  ohne  gestemmte 
Rahmen  mit  in  Falz  liegenden  Füllungen.  In  unserer 
heutigen  Zeit,  wo  die  Flächenentwicklung  in  der  Möbel- 
und  Bautischlerei  eine  so  große  Rolle  spielt  und  wo  die 
geschäftliche  Lage  aus  wirtschaftlichen  und  sozial-poli- 
tischen Gründen  jeden  intelligenten  Betriebsuntemehmer 
zwingt  auf  Teilarbeit  und  Vereinfachung  des  Betriebes 
den  Schwerpunkt  zu  verlegen,  erscheint  das  von  der  Firma 
Harras  Dargebotene  von  einschneidender  Bedeutung. 


318 


Neu  erschienene  Fachliteratur.  i    y                      .            /—     p  - 

Zu  beziehen  durch  Ernst  Wasmutii  A-Q.,  Berlin  W.  8,  j      l'Ü^CI  CIl  LCIl  -  X  «.ICl. 

Markgrafenetraße  35. 

Franz  Bimstiel,  Coburg^.     Garten-,  Veranda-MObel. 

Anheiaser,  Dr.  R.,  Ornament  und  Buchschmuck  35  Tafeki  Charlottenburger  Centralheizungs-Gesellschaf  t  m.  b.  H. 

in  Mappen      .     .     .     .     , M.  16,—  Charlottenburg. 

Christophe,  Paul.    Der   Eisen- Beton   und   seine  An-  Deutsche    Glasmosaik -Gesellschaft    Puhl    ft  Wagner, 

Wendung  im  Bauwesen.    Obersetzung   der  zweiten  Hoflieferanten,  Rbcdorf-Berlin. 

Auflage  des  Werkes  „Leb^on  arm6  et  sesapplication<«  Dicker  A  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizungs-  und 

575  Seiten  und  9x6  Bilder  gebunden  .     .     M.  35, —  Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.— Berlin-Schöneberg. 

Dehio,  Georg,    Handbuch    der   deutschen   Kunstdenk-  Dresdener  Werkstätten  für  Handwerkskunst,  Dresden, 

mlQer.     Band  I:  Mitteldeutschland.     360  Seiten  im  Blasewitzerstraße  17. 

Format  x  3x1 8t 5  cm  in  weichem  Leinenband  M.  4. —  Joh.  Eichardt,  Buchbinderei  f.  Architektur,  Berlin  SW. 

Dresdner    Jahrbuch    X905.       Beitrüge    zur    bildenden  Elbinger  Maschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbing  W.-P., 

Kunst,  herausgegeben  von  Dr.  Karl  Koetschau  und  Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 

Dr.   Fortunat    von  Schubert  -  Soldem.      Mit  Licht-  Carl  Flohr,  Maschinenfabrik,  Berlin  N. 

drucktafeln  und  zahlreichen,  in  den  Text  gedruckten  August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefs,  Köln  a.  Rh.  77. 

Abbildungen M.  xa, —  Golde  &  Raebel,  Kunstschmiede,  Berlin-Halensee. 

Handbuch    der    Architektur.    IV.  Teil.      8.  Halbband,  J.  P.  Grofimaim,  Gartenanlagen,  Leipzig,  Elsterstraße. 

Heft  aa:  Hofmaim,  Alb.:  DenkmSler.     L  Geschichte  Günther  &  Co.,    Kunststein-Fassaden,    Auerbach  i.  V. 

des  Denkmales,    mit  24  in   den  Text   eingehefteten  Jahreis  &  HOnig,  Spezialkunststeinfabsik,  Helmbrechts 

Tafeln  (Xn,  300  S.)  '06.  X5. — ;  gebxmden  in  Halbfrz.  (Bayern). 

n.n.  x8.— •     —     Heft  ab.  Dasselbe.     IL  Denkmäler  Lion  Kießlixig,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

mit  architektonischen  oder  vorwiegend  architektoni-  Klemm  &  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

sehen  Grundgedanken,    mit  524  in  den  Text  einge-  Heinrich  Kunitz,   Ornamente    in  Kupfer   und  Bronze, 

druckten  AbbUdungen  und  4  in  den  Text  eingehef-  Berlin  SO,  Mariannenplatz  X2. 

teten  Tafeln  (VI,  u.  S.  30 x — 824.)  '06.  24.—;  gebun-  C.  Rob.  Lohmaxm  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 

den  in  Halbfrz.  n.n.  27.  — •  hofen  (Westf.). 

Dlsung,    Franz.     Ein    einheitliches    System    für    den  S.  A.  Loevy,  moderne  Be8chllge,BeilinN.,Gartenstr.  96. 

Verband    von    Ziegelmauerwerk.     2a x   Figuren    im  Marienberger  Mosaikplattenfebrik  G.m.b.H.,  Marien- 
Text  —  broschiert M,  3, —  berg  IX,  Sachsen. 

gebunden M.  3,60  A.  Müller,    Kupferdeckung,     Bauomamente,     Berlin- 

Jochem,  F.  W.,  Das  Haus  des  Bürgers.    Fünf  Projekte  Schöneberg,  Groß-GOrschenstr.  35. 

für  Einfamilien-Httuser.     Mit  54  Federzeichnungen,  Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 

Perspektiven,  Grundrissen,  Interieurs  und  erläuterten  Johaim  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Pots- 

Text , M.  xo, —  damerstraße  xo/xx. 

Körber'sches  Strahlendiagramm  zur  vereinfachten  Her-  Otto  Pobig,  Atelier  für  dekorative  Plastik,  Friedenau. 

Stellung    perspektivischer    Zeichnungen.     In    Rolle  Eugen  de  Price  &  Wilhelm  Mauer,  Dekorationsmaler, 

M.  x,5o  Berlin  NW. 

Lessing,  Vorbüderhefte   aus  dem  Kgl.  Kunstgewerbe-  H.  Riediger,  HolzbUdhauerei,  Görlitz. 

Museum,  Berlin.    Heft  32  —  Stuehle,  XVI— XVIII.  Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 

Jahrhundert M.  10,—  Joseph  Scherer,  Kunstanstalt  für  Glasmalerei,  Berlin  W., 

Heft  33    —    Stuehle    —    vom.   XIX.  Jahrhundert.  Kaiserallee  204. 

M.  xo, —  J.  Schmidt,  Kunst-  und  Bauglaserei,  Berlin  W. 

Reichert,  Wüh.,  Architekt,  Wohlfeüe  Ein-  und  Zwei-  Carl  Schütte,  Graphische  Kunstanstalt,  Berlin  W. 

familienhäuser  und  Landhäuser  in  modemer  Bauart.  Schwartze  ft  Gaedecke,  Kunsttöpferei,  Berlin  N.  24. 

87  Tafeln  in  Mappe M.  ax,—  E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  Entwürfe  von  Gebäuden,  Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlixu 

Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  Gartenbau-  Spixm  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 

ken.  Zäunen,   Giebeln,  Loggien,  Gebäudeteüen  usw.  Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H.,   Terrazzo -Werk, 

Lieferung  x  ist  erschienen,     xo  Tafeln  .     .     M.  8, —  Haiger-Langenaubach. 

Seeßelberg,  Friedrich,  Professor  Dr.,  Privatdozent  an  H.Stroucken,  Möbelfabnku.Dekorationsgeschäft,  Krefeld. 

der  Kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin.    Hehn  Studien-Ateliers  für  Malerei  und  Plastik,  Lewin-Funcke, 

und  Mitra.     Studien  und  Entwürfe  in  mittelalterlicher  Charlottenburg. 

Kunst.     65  Tafeln  in  Mappe      .     .     .     .     M.  40, —  Günther  Wagner,  Flüssige  Tuschen,  Hannover. 

Stiehl,  O.,  Das  deutsche  Rathaus  im  Mittelalter.     Mit  Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenau. 

X87  AbbUdungen.     4°.     Broschiert  .     .     .    M.  9, —  Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Mütenberg  a.  Main. 

Wiesinger  und  Winkler,  Die  Einführung  in  das  Ent-  Zierhut    ft    Krieger,      Kunstgewerbliche     Werkstätte, 

werfen M.  4, —  München. 

Verantwortlich  für  die  Schriftleitung:  Dr.  Max  Creutz»  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.35. —  Gedruckt  bei  Julius  Sitteiifeld,BerlinW.,Mauer8tr.  43.44.  ~  Klischees  von  Carl  Schütte,  BerlinW. 


BERLINER  PLATZE. 

Von  HAX  OSBORN. 


Die  Berliner  Arctiitektenschaft  hat  vor 
einiger  Zeit  für  ihre  Jünger  zum  Wettbewerb 
um  den  Schinkelpreis  die  Aufgabe  ausge- 
schrieben:  einen  Platz  für  eine  deutsche 
Stadt  zu  entwerfen.  Es  iat  gewiB  kein  Zu- 
fsill,  daB  man  gerade  auf  dies  Thema  ver- 
fiel. Denn  je  weiter  und  schneller  unsere 
Großstädte  sich  ausdehnen,  um  so  unerträg- 
licher wird  der  gott-  und  kunstverlassene 
Schematismus,  nach  dem  im  allgemeinen 
innerhalb  der  neu  erstehenden  StraSenzUge 
die  Platze  angelegt  werden.  Und  von  der 
Ratlosigkeit,  mit  der  die  Gegenwart  diesem 
Problem  gegenübersteht,  wendet  sich  der 
Blick  zu  den  älteren  Plätzen  unserer  Städte 
zurück,  um  in  allerlei  nachdenklichen  Be- 
trachtungen ihre  ursprüngliche  Gestalt  und 
ihre  spatere  Gestaltung  gegen  einander  ab- 
zuwägen. 

Nirgends  tritt  der  traurige  Gegensatz  zwi- 
schen der  reifen  Städtekunst  der  Vergangen- 
heit und  dem  geringen  Talent  unserer  Zeit  für 
diese  Kunst  deutlicher  hervor  als  bei  solchen 
,,Platzfragen",  und  nirgends  wieder  wird 
diese  Erkenntnis  handgreiflicher  als  in  der 
Reinkultur  aller  modernen  Architektur- 
stlnden,  ivelche  die  Hauptstadt  des  Reiches 
darstellt.  Berlin  gleicht  in  dieser  Hinsicht 
dem  berühmten  kranken  Kinde  aus  dem 
Schaufenster  der  Geschäfte  für  Bandage- 
artikel und  chirurgische  Instrumente;  es 
gibt  kein  Leiden,  an  dem  es  nicht  krankt 
oder  wenigstens  bis  vor  kurzem  gekrankt 
hat.     Und  das  Kapitel    von  den  Berliner 


Platzen  ist  eins  der  lehrreichsten  in  dieser 
Krankheitsgeschichte. 

Bis  der  moderne  „Aufschwung"  einsetzte, 
war  Berlin  wirklich  eine  schöne  und  reiz- 
volle Stadt,  und  seine  Plätze  hatten  an 
diesem  guten  Eindruck  keinen  geringen 
Anteil.  Betrachten  wir  etwa  die  Rosen- 
bergschen  Kupfer,  die  um  das  Jahr  1780 
entstanden,  so  erfreut  sich  unser  Auge  nicht 
zuletzt  an  den  prächtigen  offenen  Sälen,  die 
im  fridericianiscben  Berlin  aus  den  Hauser- 
massen der  werdenden  Großstadt  auftauch- 
ten. Und  wieder  fragen  wir  uns:  welcher 
Teufel  hat  uns  im  neunzehnten  Jahrhundert 
dazu  verleitet,  auch  hier  kostbares  Besitz- 
tum mutwillig  zu  gefährden  oder  gar  zu 
zerstören? 

Was  am  meisten  geschadet  hat,  ist  die 
Unsicherheit  und  die  barbarische  Ungenüg- 
samkeit  in  der  „Ausschmückung"  der  alten 
Platze.  Es  ist  und  bleibt  die  erste  Aufgabe 
eines  städtischen  Platzes:  eine  freie,  doch 
in  sich  geschlossene  Fläche  zu  sein  und 
sich  als  solche  auch  zu  dokumentieren. 
Das  ergibt  sich  zunächst  aus  seiner  prak- 
tischen Zweckbestimmung,  als  Harkt  und 
als  Sammelort  der  Bürger,  in  ältester  Zeit 
auch  als  Gerichtsstätte,  überhaupt  als  Mittel- 
punkt des  öffentlichen  Lebens,  zu  dienen. 
Darin  beruht  aber  auch  sein  ästhetischer 
Reiz  für  das  Auge,  das  nach  der  Einengung 
des  Gesichtskreises  in  den  Straßen  nun 
den  Blick  ungehinderter  entfalten  will,  nach 
dem  Zwang,  sich  gewissermaßen  dauernd 


320 


in  vertikaler  Richtung  zu  betätigen,  jetzt 
freudig  die  Möglichkeit  begrüßt,  sich  zur 
Abwechslung  und  Erholung  im  Horizon- 
talen ergehen  zu  können.  Erst  in  zweiter 
Linie  kommt  die  Frage  in  Betracht,  ob 
und  in  welcher  Weise  der  Schmuck  des 
Platzes  nicht  nur  in  der  harmonischen  Aus- 
gestaltung seines  Rsihmens,  sondern  auch 
in  einer  besonderen  Dekorierung  der  Fläche 
selbst  liegen  soll.  In  Berlin  hat  man  sich 
während  der  jüngst  vergangenen  Jahrzehnte 
in  den  meisten  Fällen  viel  zu  viel  und  ohne 
genügende  Diskretion  mit  dieser  letzten 
Frage  abgegeben;  so  sehr,  dafi  man  das 
Wichtigste  darüber  vernachlässigte. 

Gesündigt  namentlich  hat  man  in  der 
gärtnerischen  Ausschmückung.  Sie  war 
früher  Sache  der  königlichen  Tiergarten- 
verwaltung, die  sich  aber  seit  1875  auf  den 
Lustgarten,  den  Opernplatz  und  den  Kö- 
nigsplatz beschränkt  und  die  Sorge  für  die 
übrigen  Plätze  der  städtischen  Parkdepu- 
tation überlassen  hat.  Die  beiden  Instanzen 
dürfen  sich  also  in  die  Vorwürfe  teilen,  die 
man  gegen  diese  Seite  ihrer  Tätigkeit  er- 
heben mufi.  Die  Plätze  des  fridericiani- 
schen  Berlin  kennen  keinen  gärtnerischen 
Schmuck.  Selbst  jene  Zeit,  die  doch  in  der 
Park-  und  Gartenkunst  so  Großes  leistete 
und  auch  bei  uns,  in  Potsdam  wie  in  Berlin, 
außerordentliche  Proben  ihres  Geschmacks 
abgelegt  hat  —  man  denke  an  den  Mon- 
bijou-Garten  oder  an  Tiergartenpartien,  wie 
die  von  Chodowiecki  geschilderte  Prome- 
nade an  den  Zelten  — ,  selbst  jene  Zeit 
hat  darauf  verzichtet,  den  Saalcharakter 
der  Plätze  durch  botanische  Anlagen  zu 
verwirren.  Sie  stimmte  darin  nur  mit  allen 
den  Epochen  überein,  denen  die  berühm- 
testen Plätze  der  Welt  ihre  Entstehung 
verdanken.  Die  Plätze  an  der  Peterskirche 
und  an  der  Porta  del  Popolo  in  Rom,  der 
Markusplatz  in  Venedig,  die  Place  de  la 
Concorde  in  Paris,  der  Rathausplatz  in 
Brüssel  und  die  kostbaren  „Grandes  places'* 
der  anderen  flandrischen  Städte  suchen  ihre 
Schönheit  zunächst  und  vor  allem  in  der 
Harmonie  ihrer  Ausmessung  wie  der  um- 
gebenden Bauwerke,  in  den  klug  abge- 
wogenen Verhältnissen,  in  denen  diese, 
Wohnhäuser  wie  monumentale  Gebäude, 
zu  einander  und  zur  Größe  des  Platzes 
selbst  stehen. 

Von  den  Berliner  Plätzen  aus  frideri- 
cianischer  Zeit  sind  nur  wenige  bis  heute 
ganz  frei  geblieben,  darunter  einige  alte 
Märkte,  wie  der  Molkenmarkt,  der  Werder- 
sche  Markt  und  der  Köllnische  Fischmarkt, 
die  freilich  so  klein  sind ,  daß  wir  sie  heute 
kaum  mehr  recht  als  Plätze  empfinden, 
sondern  in  ihnen  mehr  verbreiterte  Straßen- 
kreuzungen sehen.  Der  Molkenmarkt,  der 
älteste  Berliner  Platz,  der  darum  auch  in 
den  frühesten  Urkunden,  vom  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  an,  als  „der  alte  Markt^^ 
bezeichnet  wird,  ist  gleichwohl  heute  noch 
nicht  ohne  Reiz.   Seine  unregelmäßige  drei- 


eckige Gestalt  hat  eine  Intimität  und  Ge- 
schlossenheit, die  noch  von  dem  Behagen 
mittelalterlicher  Städtebilder  Zeugnis  ab- 
leg.  Auch  er  besaß  einmal  einen  Schmuck, 
wenn  auch  keinen  gärtnerischen:  in  frühe- 
ster Zeit  stand  hier  wahrscheinlich  die  Ro- 
landbildsäule, und  im  Jahre  1728  ließ  Fried- 
rich Wilhelm  I.  auf  dem  Molkenmarkt 
die  nach  Schlüters  Modell  gegossene  Bild- 
säule seines  Vaters  aufstellen,  die  dem 
Platz  vorübergehend  den  niemals  populär 
gewordenen  Namen  Königsmarkt  eintrug, 
iedoch  nach  kurzer  Zeit  wieder  fortgenom- 
men und  ins  Zeughaus  gebracht  wurde. 
Der  Werdersche  Markt,  d.  h.  der  Platz  vor 
dem  1672  von  Simonetti  erbauten,  1794 
niedergebrannten  Werderschen  Rathause, 
und  der  Köllnische  Fischmarkt,  der  Mittel- 
punkt der  Schwesterstadt  Berlins,  wo  einst 
der  alte  Derfflinger  wohnte,  können  in 
ästhetischer  Beziehung  heute  kaum  mehr 
mitsprechen,  nachdem  die  schönen  alten 
Häuser,  von  denen  sie  ehemals  umgeben 
waren,  längst  vom  Erdboden  verschwun- 
den sind,  während  die  neuen  auf  alles 
andere  eher  Rücksicht  nahmen  als  auf  die 
künstlerische  Wirkung  der  Plätze. 

Ähnlich  steht  es  mit  dem  Haakeschen 
Markt,  der  erheblich  später,  1751,  bei  der 
Niederlegung  der  „Contrescarpe^S  d.  i.  der 
äußeren  Böschung,  vor  dem  alten  Span- 
dauer Tore,  bebaut  wurde,  und  an  dem 
Friedrich  der  Große  wenige  Jahre  darauf 
durch  Unger  acht  dreistöckige  Häuser  er- 
richten ließ,  um  die  Anlage  abzurunden. 
Ähnlich  auch  mit  den  beiden  Plätzen,  die 
aus  den  rechts  und  links  von  dem  alten 
Leipziger  Tore  gelegenen  Bastionen  der  Be- 
festigungswerke des  Großen  Kurfürsten 
entstanden  sind :  mit  dem  Spittelmarkt  und 
dem  Hausvoigteiplatz.  VomHausvoigteiplatz 
sagt  noch  Nicolai  in  der  dritten  Auflage  seines 
unschätzbaren  Werkes  über  Berlin  und 
Potsdam  (1786),  er  sei  von  „lauter  ansehn- 
lichen Häusern  umgeben'^  Die  großen  Ge- 
schäftsgebäude, die  heute  dort  stehen,  geben 
keine  Erinnerung  mehr  an  dies  alte  Bild; 
auch  die  Reichsbank  kann  nichts  mehr 
retten.  Der  Spittelmarkt  ist  vollends  charak- 
terlos und  zerrissen  geworden.  Das  uralte 
Gertraudten-  oder  Spitalkirchlein,  das  zwar 
oft  restauriert  worden  war,  aber  in  seinen 
Grundmauern  aus  dem  Anfang  des  ftinf- 
zehnten  Jahrhunderts  stammte,  ist  1881  ab- 
gebrochen worden.  Es  bildete,  da  es  gerade 
der  Mündung  der  Leipzigerstraße  gegen- 
über lag,  einen  ganz  hübschen  Abschluß 
dieses  langen  Straßenzuges,  der  sich  heute 
in  ein  Nichts  auflöst.  Doch  man  darf  hier, 
wo  der  enorm  gewachsene  Verkehr  sein 
Recht  verlangte,  kaum  eine  Klage  erheben, 
ebensowenig  wie  über  den  Abbruch  des 
Gertraudtenhospitals,  das  den  Spittelmarkt 
nach  Süden  hin  abschloß,  aber  1872  bei  der 
Anlage  der  Beuthstraße  schwinden  mußte. 
In  allen  diesen  Fällen  hat  die  Entwicklung 
der  inneren  Stadt  zu  einer  Geschäfts-City 


321 


im  Londoner  Sinne  die  alten  Plätze  um 
ihre  Wirkung  gebracht.  Schon  durch  die 
Höhe  der  neuen  Häuser,  die  natürlich  in 
gar  keinem  Verhältnis  zu  der  Gröfie  der 
alten  Platzfläche  stehen,  so  dafi  eben  jener 
Eindruck  einer  Strafienerweiterung  entsteht. 
Unter  diesen  Umständen  kann  auch  das 
gut  gemeinte  Granitbecken  des  Spittel- 
brunnens  nichts  nützen.  Steht  seine  Wasser- 
kunst, so  nimmt  der  Aufbau  nur  Raum  fort. 
Ist  sie  in  Betrieb,  so  erhöht  sie  nur  den 
nervOsmachenden  Lärm  des  Verkehrs,  ohne 
jemand  zu  erfrischen. 

Eine  wesentlich  andere  Entwicklung 
haben  die  größeren  Plätze  der  alten  Zeit 
genommen.  Schon  der  „Neue  Markt'S  der 
etwa  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahr- 
hunderts angelegt  wurde  und  seinen  Namen 
zum  Unterschied  von  dem  älteren  Molken- 
markt erhielt,  hätte  das  Zeug  gehabt,  ein 
schöner  alter  Stadtplatz  zu  bleiben.  Er 
hatte  von  Hause  aus  eine  gute  viereckige 
Form,  war  ursprünglich  nach  Osten  hin 
noch  weiter  ausgedehnt  als  heute,  und 
stellte  sich  als  ein  geschlossener  Saal  dar, 
wie  er  noch  auf  einem  Rosenbergschen 
Kupfer  erscheint.  Er  ist  heute  beinahe 
ruiniert,  erstens  durch  die  Verkleinerung, 
zweitens  aber  durch  die  Aufstellung  des 
Lutherdenkmals,  das,  an  sich  eines  der 
erträglicheren  Monumente  Neu-Berlins,  für 
diesen  Platz  viel  zu  groß  und  zu  massig 
ist.  Die  Geschlossenheit  der  Form  hat 
auch  durch  den  Abbruch  der  alten  Häuser 
gelitten,  die  Jahrhunderte  hindurch  die 
Marienkirche  dicht  umgaben  und  in  ähn- 
licher Weise  von  dem  zu  ihr  gehörigen 
Markt  separierten,  wie  die  Nikolaikirche 
heute  noch  vom  Molkenmarkt  getrennt  ist. 
Die  alten  Baumeister  waren  kluge  Leute, 
die  wußten,  daß  eine  Kirche  zwischen 
kleinen  Häusern  höher  und  ragender  wirkt 
als  an  einem  freien  Platze  —  eine  Weis- 
heit, die  in  unserm  Zeitalter  der  ent- 
setzlichen Freilegungsmanie  verloren  ge- 
gangen ist.  Sie  wußten  auch,  daß  man  eine 
Kirche  vor  allem  neben  einen  Platz  und 
niemals  auf  ihn  zu  stellen  hat  —  wie 
das  die  Reisbrettkunst  unserer  Tage  mit 
der  Kaiser  Wilhelm-Gedächtniskirche  getan 
hat,  deren  Aufstellung  den  Auguste  Viktoria- 
platz um  jede  Möglichkeit  einer  Wirkung 
betrog.  Am  Neuen  Markt  hat  man  bei  der 
Freilegung  der  Kirche  immerhin  aus  der 
Untugend  einen  Effekt  herausbekommen, 
weil  die  Marienkirche  dank  ihrem  ersten 
Erbauer  so  himmlisch  schief  stand,  daß 
jeder  Schematismus  unmöglich  wurde,  und 
weil  sich  das  Niveau  des  Platzes  und  der 
angrenzenden  Straßen  im  Laufe  der  Zeit 
so  sehr  gehoben  hatte,  daß  man  jetzt  ein 
wenig  hinuntersteigen  muß,  wenn  man  die 
Kirche  betreten  will,  wodurch  eine  hübsche 
Abwechslung  und  eine  feine  Erinnerung 
an  alte  Zeiten  hervorgerufen  wird. 

Von  den  großen  Schmuckplätzen,  die  von 
vornherein  [;im   Hinblick    auf    ästhetische 


Wirkung  angelegt  wurden,  ist  der  Lust- 
garten der  älteste.  Er  ist  ursprünglich  ein 
Schloßgarten,  nur  zur  persönlichen  Be- 
nutzung der  fürstlichen  Familie  bestimmt; 
zuerst  ein  Obst-  und  Küchengarten;  dann, 
seit  dem  Großen  Kurfürsten,  ein  Schmuck- 
garten mit  Marmorstatuen,  Brunnen,  zier- 
lichen Blumenbeeten  und  Hecken,  von 
Gartenhausanlagen  umgeben.  So  sehen 
wir  ihn  im  Grundriß  auf  dem  ältesten  er- 
haltenen Berliner  Plan  von  J.  Gr.  Mem- 
hardt  (um  1650),  so  lernen  wir  ihn  aus 
deti  Einblicken  kennen,  die  mehrere  Zeich- 
nungen Stridbecks  vom  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts in  ihn  gewähren.  Friedrich  Wil- 
helm I.  ließ  dann  all  diesen  Pomp  vernichten 
und  machte  aus  dem  Lustgarten  ein  Parade- 
feld —  und  das  bekam  dem  Platz  ausge- 
zeichnet. Denn  als  nun  Friedrich  der  Große 
an  der  Ostseite  den  Dom,  später  Friedrich 
Wilhelm  III.  an  der  Nordseite  das  Alte  Mu- 
seum errichtete,  ward  es  ein  Platz,  der 
seinesgleichen  in  der  Welt  suchte.  Nach 
der  Erbauung  des  Museums  pflanzte  man, 
um  1830,  in  bescheidener  Weise  Rasen 
an,  und  damals  erlebte  der  Platz  seine 
glorreichste  Zeit.  Von  allen  Seiten  schön 
geschlossen,  außer  von  den  genannten  Bau- 
werken im  Südosten  von  der  Schloßapo- 
theke, im  Süden  vom  Schloß,  im  Westen 
von  dem  Spreearm  mit  der  breiten  Schloß- 
brücke und  darüber  hinaus  vom  Zeughaus 
begrenzt,  muß  er  in  seiner  stattlichen  Aus- 
dehnung herrlich  gewirkt  haben.  Nun  aber 
ging  man  Schritt  für  Schritt  daran,  diese 
Wirkung  nach  Möglichkeit  zu  beeinträch- 
tigen. Vor  das  Schloß  kam  die  unorganisch 
angefügte  Terrasse,  die  dem  Plan  des 
Schlüterbaus  entgegen  ist.  Auf  dem  Platz 
selbst  ward  das  Denkmal  Friedrich  Wil- 
helms III.  errichtet,  das  dem  Museum  einen 
Schlag  versetzt  und  das  überdies  noch  mit 
verkehrten  Anlagen  umgeben  wurde.  Die 
Niederlegung  der  Schloßfreiheit  (in  deren 
Nachbarschaft  das  Schloß  ehemals  durchden 
Kontrast  in  gleicher  Weise  gehoben  wurde 
wie  die  alten  Kirchen  im  Kranze  der  niedrigen 
Häuser)  schuf  im  Südwesten  eine  breite 
Oeffnung  des  Rahmens,  wodurch  die  Ge- 
schlossenheit des  Lustgartens  eine  schwere 
Einbuße  erlitt,  indem  die  neugewonnene 
freie  Fläche  als  unorganischer  Zipfel  in  ihn 
überging.  Und  schließlich  setzte  man  noch 
an  Stelle  der  feinen  alten  Domkirche  die 
ungeheure,  rings  alles  niederdrückende  Bau- 
masse des  neuen  Doms,  welche  die  Har- 
monie der  umgrenzenden  Bauten  aufhob. 
Wenn  dem  Platze  doch  noch  nicht  jede 
Schönheit  geraubt  ist,  so  liegt  das  wahrlich 
nicht  an  der  Neuzeit,  die  alles  getan  hat, 
sie  zu  schädigen,  sondern  an  seiner  aus- 
gezeichneten Grundanlage. 

Besser  ist  es  dem  Schloßplatz  ergangen, 
der  heute  noch  gute  Figur  macht.  Frei- 
lich, die  schmale  Terrasse  mit  den  kon- 
ventionellen Steinvasen  auf  dem  miserablen 
Säulengeländer    beeinträchtigt    auch    hier 


322 


den  alten  Aspekt  des  Schlosses  ein  wenig. 
Und  den  Begas-Brunnen  hätte  man  viel- 
leicht besser  auf  die  östliche  Hälfte  des 
Platzes  gestellt,  das  Antlitz  des  Neptun 
gegen  Westen,  als  in  die  Reisbrettmitte, 
wo  er  den  freien  Blick  auf  das  Schloß  be- 
hindert. Aber  das  sind  immerhin  keine 
Sünden  wider  den  heiligen  Geist  des  Platzes, 
dessen  Kraft  und  Stolz  doch  gewahrt  blieben. 
Die  Niederlegung  der  alten  Domkirche,  die 
bis  1747  auf  der  Westseite  des  Schloßplatzes 
zwischen  Brüder-  und  Breitenstraße  stand, 
mag  man  aus  manchen  Gründen  bedauern; 
dem  Platz  als  solchem  kam  sie  ebenso  zu 
gut  wie  die  frühere  Entfernung  der  Stech- 
bahnanlage, der  Krambuden  und  der 
Neringschen  steinernen  Kaufläden. 

Schlimmer  ist  es  zwei  Paradestücken 
fridericianischer  Städtekunst  ergangen : 
dem  Opemplatz  und  dem  Gensdarmen- 
markt.  Der  Opemplatz  ist  eine  unserer 
herrlichsten  Anlagen,  ja  eine  der  schönsten 
Anlagen  der  Welt.  Er  ist  ein  veritabler 
Saal,  zu  dessen  verständiger  Abrundung 
sogar  das  neunzehnte  Jahrhundert  wider 
seine  Gewohnheit  einen  Beitrag  lieferte: 
das  Gebäude  der  Dresdner  Bank,  archi- 
tektonisch kein  Ausbund  an  Schönheit  (wenn 
auch  kein  Verbrechen),  schließt,  nament- 
lich durch  seine  richtig  abgemessene  Höhe, 
die  Südseite  ohne  Zweifel  fester,  man 
möchte  sagen  „luftdichter''  ab  als  die  an 
sich  gewiß  reizvolleren  alten  Häuser  an 
dieser  Stelle,  die  kleiner  waren  und  eine 
etwas  zerklüftete  Masse  darstellten.  In- 
dessen die  Neuzeit  hat  sich  beeilt,  diese 
versehentliche  Verbesserung  schnell  wieder 
„auszugleichen'',  indem  sie  durch  Auf- 
schüttung des  kleinen  Hügels  fOr  das  Denk- 
mal der  Kaiserin  Augusta  und  völlig  un- 
gehörigen „Gartenschmuck"  die  Wirkung 
des  Opernplatzes  total  annullierte.  Wenn  je 
ein  Berliner  Platz  sich  dazu  geeignet  hätte, 
einfach  mit  großen  Steinquadern  als  reine, 
keusche  Fläche  gehalten  zu  werden,  dann 
war  es  dieser  verhältnismäßig  kleine  Raum, 
an  dem  der  große  Strom  des  Verkehrs  seit- 
lich vorbeiflutet,  und  der  selbst  so  wenig 
in  diesen  hineingerissen  wird,  daß  man 
ihn  auf  seiner  westlichen  Seite  bis  heute 
ohne  ei^en  Fahrdamm  lassen  konnte. 
Die  Ruinierung  ist  hier  so  voUkonmien  ge- 
glückt, daß  selbst  die  traurigen  Aussichten 
auf  den  Abbruch  des  Knobelsdorffschen 
Opernhauses  und  auf  den  zu  erwartenden 
Neubau  des  geplanten  Riesentheaters,  das 
die  umliegenden  Gebäude  um  die  Kleinig- 
keit von  12  bis  15  Metern  überragen  und 
damit  die  gesamte  Harmonie  dieser  Haupt- 
stelle des  Linden-Trakts  vernichten  wird, 
den  Opemplatz  als  Platz  nicht  noch  mehr 
schädigen  können.  Nur  die  mit  dem  feinen 
Effekt  einer  scheinbaren  Willkür  in  die 
Ecke  gesetzte  Hedwigskirche  —  wo  wagt 
man  das  heute?  —  wird  dann  noch  we- 
niger als  Schlußstück  eines  freien  Aspekts 
gelten  können  denn  heute. 


So  radikal  konnte  man  dem  Gens- 
darmenmarkt  seine  Wirkuiig  nicht  rau- 
ben. Seine  Anlage  hat  eine  innere  Größe, 
die  sich  durch  alle  Fährnisse  hindurch 
behauptet  hat.  Dennoch  hat  das  letzte 
Halbjahrhundert  so  viel  getan  ihn  zu 
narren,  wie  nur  in  seinen  Kräften  stand. 
Hier  gestattete  die  Größe  des  Platzes, 
der  ehemals  eine  Esplanade  zwischen 
dem  Neustädtischen  und  Leipziger  Tor 
war,  dann  als  „Lindenmarkt"  und  als 
„Neuer  Markt"  figurierte,  nach  dem  Ab- 
bruch der  Ställe  und  der  Hauptwache  des 
Regiments  Gensdarmes  (1773  und  1782)  eine 
architektonische  Besetzung  großen  Stils. 
So  nigte  man  an  die  bescheidenen  älteren 
Gebäude  der  Französischen  und  der  Neuen 
Kirche  aus  dem  Anfang  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  —  die  heute  der  Schablone 
zu  Liebe  und  aus  Mangel  an  Gefühl  fUr 
den  Reiz  der  Kontraste  „würdigeren"  Neu- 
bauten gewichen  sind  —  die  unvergleich- 
lichen Gontardschen  Turmbauten.  So  er- 
richtete Schinkel  an  der  Stelle,  wo  schon 
seit  1774  ein  Gebäude  für  das  französische 
Schauspiel  und  seit  1801  Langhans'  Hof- 
und  Nationaltheater  stand,  sein  Schauspiel- 
haus, in  der  Mitte  des  Platzes,  aber  mit 
klugem  Takt  gegen  die  Kirchen  etwas  nach 
hinten  gerückt.  Ringsum  zogen  sich  und 
ziehen  sich  im  großen  Ganzen  noch  heute 
Häuserlinien,  die,  ein  paar  schrille  Disso- 
nanzen abgerechnet,  eine  gewisse  Einheit 
aufweisen.  Falsch  war  es  jedoch,  in  diese 
imposante,  stolze  Pracht  das  Schillerdenk- 
mal hineinzusetzen.  Es  verhindert  den  freien 
Blick  auf  Schinkels  schöne  Freitreppe,  die 
auch  jetzt,  wo  sie  kaum  mehr  benutzt  wird, 
architektonisch  noch  als  Treppe  gelten 
müßte.  Daß  man  Schiller  vor  das  Schau- 
spielhaus setzte,  war  ein  literarischer,  aber 
kein  künstlerischer  Gedanke.  Man  braucht 
nicht  die  Denkmäler  dort  aufzustellen,  wo 
sich  derartige  innere  Beziehungen  ergeben, 
wenn  es  künstlerisch  zu  schiefen  Resul- 
taten führt.  In  Brüssel  hat  man  Egmont 
und  Hoorn  nicht  auf  den  Markt  gestellt, 
wo  sie  hingerichtet  worden  sind,  sondern 
auf  den  kleinen  Zaavelplatz.  Hätte  man 
den  Gensdarmenmarkt  mit  zwei  Stand- 
bildern geschmückt,  die  etwa  das  Schau- 
spielhaus flankiert  hätten,  so  ließe  sich 
darüber  reden.  Aber  eins  in  die  Mitte  vor 
das  Theater  zu  stellen,  war  ein  Fehler. 
Und  nun  die  Gartenanlagen!  Nirgends  in 
Berlin  sind  sie  so  verfehlt  wie  hier.  So- 
lange der  Platz  noch  als  Markt  benutzt 
wurde,  sah  er  zehnfach  besser  aus.  Ja, 
es  ergab  sich  durch  das  Gewimmel  vor 
der  Schinkelschen  Freitreppe  und  um  das 
Schillermonument  ein  recht  malerisch  be- 
wegtes Bild.  Jetzt  hat  man  hier  den  freien 
Zugang  zu  den  breiten  Treppen  der  Turm- 
bauten versperrt  und  neben  dem  Theater 
ganze  botanische  Gärten  „aus  dem  Boden 
gezaubertes  die  nicht  frühzeitig  genug  wie- 
der fortgeräumt  werden  können.  Man  sende 


323 


sie,  wie  ihren  „großen  Bnider'S  schleunigst 
nach  Dahlem. 

Die  Ausschmückung  der  städtischen 
Plätze  mit  Gartenanlagen  kann  nicht  vor- 
sichtig genug  gehandhabt  werden.  Theo- 
retisch ist  sie  wohl,  wie  schon  angedeutet, 
überhaupt  abzulehnen,  und  die  staatlichen 
und  städtischen  Behörden,  die  darauf  ver- 
zichten, wissen  schon,  warum  sie  es  tun. 
Indessen  wird  man  sich  hier  keinem  dog- 
matischen Puritanertum  hingeben.  Wenn 
man  darauf  hinweist,  dass  wir  in  Deutsch- 
land immerhin  andere  Neigungen  haben 
als  die  Romanen,  daß  die  immer  größer 
werdende  Stadt  die  Bewohner  ihrer  Innen- 
viertel immer  weiter  von  jeder  Berührung 
mit  der  Natur  abgeschnitten  hat  und  daß 
darum  ein  Gruß  von  Baumgrün,  Rasen  und 
Blumenbuntheit  inmitten  der  Steinhaufen 
angenehm  und  notwendig  sei,  so  läßt  sich 
dagegen  nicht  viel  einwenden,  auch  wenn 
man  feststellt,  daß  nur  wenige  Vorüber- 
eilende sich  wirklich  die  Muße  nehmen, 
einen  raschen  Blick  auf  diese  Pflanzen- 
welt zu  werfen.  Aber  wenn  man  auf  Grund 
solcher  Erwägungen  zu  Gartenanlagen 
schreitet,  so  ist  es  doch  unabweisbar,  den 
Charakter  des  Platzes  dabei  zu  respek- 
tieren. Rasen,  Blumenbeete,  niedrige 
Sträucher,  welche  die  Erscheinung  der 
Fläche  nicht  aufheben,  sollen  willkommen 
sein.  Auch  Baumreihen,  die  am  Rande  die 
Begrenzungslinien  nachziehen  und  zugleich  1 T 
im  Sommer  ein  wenig  Schatten  spenden.  ^ 
Aber  zu  vermeiden  ist  das  hohe  Strauch-  i^l 
und  Buschwerk,  das  auf  den  Berliner  Plätzen  , 
eine  leider  so  große  Rolle  spielt,  zu  ver- 
meiden in  der  Regel  auch  Baumanpflanzun- 
gen in  der  Mitte.  Das  alles  zerreißt  die 
Fläche,  indem  es  sie  in  Höhen  und  Tiefen 
zerlegt.  Auf  dem  Gensdarmenmarkt  hat 
man  gegen  diese  Grundgesetze  am  auffallend- 
sten gesündigt;  doch  auch  an  vielen  anderen 
Stellen  ist  es  nicht  geheuer.  Ebenso  ist 
dort  die  Anlage  der  quer  über  den  Platz 
führenden  Wege,  die  eine  weitere  Schwie- 
rigkeit bei  dieser  Form  der  Platzaus- 
schmückung darstellen,  mißlungen.  Jeder, 
der  es  einmal  unternommen  hat,  den 
Schillerplatz  diagonal  zu  überschreiten, 
weiß  davon  ein  Lied  zu  singen.  Noch 
üblere  Erfahrungen  macht  man  in  dieser 
Hinsicht  bekanntlich  auf  dem  Wilhelms- 
platz, dessen  gärtnerische  Bepflanzung  bis 
auf  das  zu  üppig  emporgewucherte  Ge- 
sträuch in  der  Mitte  hingehen  mag,  und 
dessen  Baumreihen  Beifall  verdienen.  Der 
Dönhoffsplatz,  der  sich  in  der  Regulierung 
der  Wege  dem  Verkehr  besser  anschmiegt 
(nur  die  runde  Schale  in  der  Mitte,  die 
man  umwandern  muß,  stört),  ist  anderseits 
durch  die  Bepflanzung  wieder  total  um 
seine  Wirkung  gebracht. 

Wie  sehr  die  schematische  Reißbrettkunst 
der  Wegeanlagen,  die  sich  im  Grundriß 
auf  dem  Papier  so  hübsch  regelmäßig  aus- 
nehmen,  den  Fußgänger  verdrießen  kann, 


erkennt  man  nicht  minder  auf  manchen 
neuen  Plätzen.  Der  NoUendorfiTplatz  (für 
den  freilich  Charlottenburg  verantwortlich 
ist)  hat  ja  seit  der  Erbauung  des  Bahn- 
hofs der  Hochbahn  seinen  Platzcharakter 
halb  aufgeben  müssen.  Um  so  ärgerlicher 
ist  die  Führung  der  Wege.  Man  versuche 
es  einmal,  etwa  von  der  westlichen  Motzstraße 
her  die  Kasse  der  Hochbahn  zu  erreichen, 
und  man  wird,  namentlich  wenn  man  eilig 
ist,  sein  blaues  Wunder  erleben!  Und  wer 
könnte  auf  Schöneberger  Gebiet  den  Vik- 
toria Luiseplatz  überschreiten,  ohne  sich 
über  den  mächtigen  Kreis  des  Spring- 
brunnens in  der  Mitte  zu  ärgern!  Für 
diesen  Umweg  kann  auch  der  schillernde 
Glanz  der  Fontaine  lumineuse  nicht  ent- 
schädigen, der  an  zwei  Abenden  der  Woche 
aus  dem  Becken  aufsteigt.  Natürlich  hat 
man  auch  hier  üppig  mit  hohen  Sträuchern 
gewirtschaftet,  die  den  Platz  viel  kleiner 
erscheinen  lassen,  als  er  in  Wirklichkeit 
ist,  und  hat  sogar,  indem  man  „keine 
Kosten  scheute'',  eine  recht  wenig  impo- 
sante „Kolonnade''  aufgerichtet,  die  minde- 
stens überflüssig  ist.  Gerade  im  Berliner 
und  Vororts-Westen,  wo  der  hohe  Wert 
des  neu  bebauten  Grund  und  Bodens  nur 
wenig  wirkliche  Plätze  gestattet,  wäre  es 
nötig,  für  Flächen  zu  sorgen.  Den  Winter- 
feldtplatz  mit  der  ans  Ende  gerückten  katho- 
lischen Kirche  und  den  Wittenbergplatz 
hat  wenigstens  der  Markt,  der  hier  sein 
Recht  fordert,  vor  allzu  aufdringlicher  Aus- 
schmückung bewahrt.  Diese  Plätze  wären 
ganz  hübsch,  wenn  nur  die  umliegenden 
Mietskasernen  in  ihrer  Ode  und  Klebeoma- 
mentik  nicht  aller  Schönheit  so  frech  ins 
Gesicht  schlagen  würden. 

Die  Umrahmung  ist  dort  draußen  am 
erträglichsten  auf  dem  Lützowplatz,  der 
überdies  einen  Ehrentitel  in  der  Tätigkeit 
der  städtischen  Baudeputation  darstellt. 
Seine  große  Rasenfläche,  über  die  sich  an 
Abenden  feuchter  Tage  ein  feiner  Nebeldunst 
wie  ein  zarter  weißer  Schleier  niedersenkt, 
ist  endlich  einmal  ein  glücklicher  Wurf.  Des 
Gesträuchs  ist  freilich  auch  hier  zu  viel. 
Und  den  Herkulesbrunnen,  den  man  jetzt, 
an  windigen  Tagen  von  freundlicher  Douche 
empfangen,  im  Bogen  umkreisen  muß, 
hätte  man  besser  dem  (hier  sonst  ver- 
ständig und  ohne  Schematismus  regulierten) 
Verkehr  entzogen  und  mehr  nach  Süden 
hin  in  den  Fond  des  Platzes  gerückt,  wo 
er  auf  alle  Fälle  auch  besser  gewirkt  hätte. 

Unter  den  älteren  Plätzen  spielen  eine 
wichtige  Rolle  noch  diejenigen,  die  sich 
an  drei  ältere,  bis  heute  erhaltene  Tore 
anschließen:  vor  dem  Brandenburger  Tor 
das  „Quarre  oder  Viereck",  heute  der  Pa- 
riser Platz,  vor  dem  Potsdamer  Tor  das 
„Achteck",  der  Leipziger  Platz,  und  vor 
dem  Halleschen  Tor  das  „Rondeel",  der 
Belle-AUianceplatz.  Der  Pariser  Platz  ist 
unser  Stolz.  Die  Harmonie  seiner  meist 
alten  Häuser,  seine  vornehme  Geschlossen- 


324 


heit,  die  vorbildliche  gärtnerische  Anlage 
mit  den  einfachen  Springbrunnen  (die  hier 
ihre  Berechtigung  haben,  im  Gegensatz  zu 
ihren  Kollegen  auf  dem  Gensdarmenmarkt, 
die  man  als  ein  Zuviel  empfindet),  die  freie 
Mittelfläche  —  das  alles  schließt  sich  zu 
einem  herrlichen  Eindruck  zusammen.  Er 
ist  unser  Stolz  —  heute  noch!  Wer  weiß, 
wie  er  aussehen  wird,  wenn  das  Redern- 
sche  Palais  erst  niedergerissen  ist  und  dem 
geftirchteten  Hotelbau  Platz  gemacht  hat, 
oder  wenn  gar,  was  Gott  verhüten  möge, 
das  Brandenburger  Tor  einst  „freigelegte^ 
ist  —  ein  Plan,  der  die  Kurzsichtigkeit  und 
empörende  Geschmacklosigkeit  unserer 
Zeit  so  evident  erweist,  daß  man  noch  nicht 
an  seine  Ausführung  glauben  kann. 

Ein  ähnliches  Projekt  ist  das  des  Ab- 
bruchs der  Schinkelschen  Torhäuser  am 
Leipziger  Platz.  Er  würde  nur  zur  Folge 
haben,  daß  dessen  Schönheit  in  die  uferlose 
Häßlichkeit  des  Potsdamer  Platzes  aufgeht, 
ohne  dem  Verkehr  zu  nützen,  der  sich 
schließlich  doch  in  die  Enge  der  Leipziger- 
straße zwängen  muß.  Der  Leipziger  Platz 
teilt  mit  dem  Pariser  die  Eigenschaft,  daß 
sich  nur  eine  Straßenader  mitten  durch  ihn 
hinzieht,  während  rechts  und  links  die 
Häuser  fest  aneinandergeschlossen  sind. 
Er  besitzt  auch  einen  botanischen  Schmuck, 
der  Beifall  verdient.  Die  Rasenflächen  und 
die  schönen,  einzeln  stehenden  Bäume  er- 
geben einen  wohltuenden  Anblick,  und  man 
braucht  hier  wahrlich  keine  „geschlängel- 
ten Spazierwege^^  einzuführen.  Eher  könnte 
man  die  allzu  üppig  gewordenen  Flieder- 
büsche, so  schön  sie  im  Frühling  sind,  ein 
wenig  reduzieren,  das  Gitter  niedriger,  we- 
niger drohend  gestalten  und  die  alten  Sand- 
steinkandelaber von  der  ehemaligen  Opern- 
brücke sinnvoller  anordnen.  Daß  die  Har- 
monie des  Häuserrahmens  sich  langsam 
auflöst,  ist  wohl  an  dieser  Stelle  das  heftig- 
sten Verkehrs  kaum  zu  umgehen,  erfüllt 
jedoch  mit  Schmerz.  Messeis  Wertheimbau 
trägt,  namenüich  durch  seine  Höhe,  mit 
dazu  bei;  doch  wollen  wir  hier  nicht 
murren,  da  uns  dafür  einer  der  schönsten 
modernen  Bauten  geschenkt  worden  ist,  die 
die  Welt  besitzt.  Aber  wie  wird  nun  die 
Entwicklung  weiter  gehen,  nachdem  schon 
an  anderen  Stellen  des  Platzes  ohne  solche 
Entschuldigungsmöglichkeit  die  alte  Dach- 
gesimslinie rücksichtslos  durchbrochen  ist? 

Der  Belle-Allianceplatz  schließlich,  ein 
Altersgenosse  des  Pariser  Platzes  aus  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  und 
mit   ihm   um   ein  Menschenalter   älter  als 


der  Leipziger,  ist  weniger  gut  fortge- 
kommen als  jene  beiden.  Er  ist  ganz 
schematisch  zerlegt,  ohne  Rücksicht  aut 
Schönheit  und  auf  die  praktische  Seite. 
Wer  vom  Halleschen  Tor  nach  der  Linden- 
straße oder  Wilhelmstraße  gehen  will,  dem 
sei  verraten,  daß  der  nächste  und  am  we- 
nigsten ärgerliche  Weg  —  um  den  Platz 
herum  führt!  Es  wäre  tatsächlich  der  Er- 
wägung wert,  ob  man  nicht  diesen  großen 
Platz  in  der  Weise  radikal  umgestalten 
sollte,  daß  man  einen  breiten  Fahrweg  in 
die  Mitte  legte,  der  sich  an  der  nördlichen 
Seite  in  eine  dreizackige  Gabel  spalten 
müßte,  um  den  Zugang  zur  Wilhelm-, 
Friedrich-  und  Lindenstraße  für  den  Wa- 
genverkehr zu  öffnen,  während  man  die 
dann  nicht  vollen  Halbkreis-Fahrdämme 
der  Peripherie  erheblich  verengem  könnte. 
So  würde  die  Karusselfahrerei  um  den 
Platz  herum  ein  Ende  haben,  und  überdies 
würden  die  Spaziergänger  und  Benutzer  der 
Bänke  zur  Rechten  und  zur  Linken  ein 
wenig  Ruhe  finden  können,  während  sie 
jetzt  überall  von  ohrenbetäubendem  Lärm 
umbraust  sind. 

Die  übrigen  Plätze  der  neuen  Stadtteile 
und  auch  der  älteren,  mit  Ausnahme  etwa 
des  ruhigen  und  angenehmen  Michaelkirch- 
platzes, können  leider  nicht  viel  Schönheit 
aufbringen.  Ihr  Typus  ist  der  Potsdamer 
Platz,  dies  Schmerzenskind  der  Berliner 
Stadtverwaltung.  Wie  er,  sind  sie  alle  weni- 
ger Plätze  als  Straßenkreuzungspunkte,  und 
von  dem,  was  Wesen  und  Wirkung  eines 
Städteplatzes  ausmacht,  ist  nichts  zu  finden. 
Auch  der  Alexanderplatz  hat  sich  so  ent- 
wickelt; ursprünglich  ein  Paradeplatz  mit 
gutem  Häuserrahmen,  ist  er  jetzt  nichts 
als  ein  wüstes,  unfreundliches,  unorgani- 
sches Terrain,  das  nur  eben  nicht  bebaut 
ist.  Es  würde  den  Rahmen  dieses  Auf- 
satzes sprengen,  wollte  man  die  Möglich- 
keiten seiner  Umwandlung  darlegen.  Eben- 
so muß  dieser  an  Seufzern  reiche  Ober- 
blick darauf  verzichten,  den  Leser  aus  der 
Stadt  hinaus  nach  dem  i^önigsplatz  zu  ge^ 
leiten,  um  an  diesem  Musterbeispiel  die  Ver- 
kehrtheit einer  nach  der  Zeichnung  auf  dem 
Papier  und  nicht  nach  lebendig-künst- 
lerischem Gefühl  entworfenen  Anlage  im 
einzelnen  nachzuweisen. 

An  diesem  Platz  des  kaiserlichen  Berlin 
ist  es  vielleicht  auf  lange  Zeit  hinaus  oder 
gar  für  immer  schlechthin  unmöglich,  die 
begangenen  Fehler  wieder  gut  zu  machen. 
An  anderen  Stellen  freilich  ließe  sich  dies 
wohl  erreichen,  wenn  —  —  ja  wenn! 


B  KAISERLICHES  PATENTAMT  IN  BERLIN.  B 
HAUPTFASSADE  IN  DER  aiTSCHINER  STRASSE. 
mm  ARCHITEKTEN;  SOLF  &  WICHARDS.  aa 


KAISERLICHES  PATENTAMT  IN  BERLIN.  B 
MinELBAU  IN  DER  SITSCHINER  STRASSE. 
B  ARCHITEKTEN:   SOLE  &  WICHARDS.  B 


BB    KAISERLICHES  PATENTAMT  IN  BERLIN,    es 
SITZUNGSSAAL.    ARCHITEKTEN :  SOLF  &  WICHARDS. 


328 


B    B    B     KAISERLICHES  PATENTAMT  IN  BERLIN,     b    e    b 
TÜR  ZUM  SITZUNGSSAAL.    ARCHITEKTEN:  SOLF  8,  WICHARDS 


KAISERLICHES  PATENTAMT  IN  BERLIN. 
QRUNORISS  DES  ERDGESCHOSSES.  e> 
ARCHITEKTEN:   SOLF  &  WICHARDS.  b 


KAISERLICHES  PATENTAMT  IN  BERLIN, 
e  6RUN0RISS  DES  I.  STOCKWERKS,  b 
ARCHITEKTEN:  SOLF  8,  WICHARDS.    (a 


NEUE  UNTERRIOHTSANSTALT  DES  KUNSTGEWERBE-MUSEUMS  IN  BERLIN. 
B  B  B  HAUPTFASSADE  IN  DER  PRINZ  ALBRECHTSTRASSE,  aas 
B  B  ENTWURF:  MINISTERIUM  DER  ÖFFENTLICHEN  ARBEITEN,  b  b 
B    B    B    B       DURCHFÜHRUNSi    SEORG    BÜTTNER.        e    b    ■    b 


DURCHFAHRT  AN  DER  NEUEN  UNTERRICHTSANSTALT  DES  KUNSTaEWERBE-MÜSEUMS. 
B  B  B  ENTWURF;  MINISTERIUM  DER  ÖFFENTLICHEN  ARBEITEN,  b  b  s 
B     is     B     B     B      DURCHFÜHRUNQ:  GEORa  BÜTTNER.       b     b     a     b     a 


HÖRSAAL  DER  NEUEN  UNTERRICHTSANSTALT  DES  KUNSTGEWERBE-MUSEUMS. 
a  RS  ENTWURF:  MINISTERIUM  DER  ÖFFENTLICHEN  ARBEITEN,  s  ss 
»      B      B      M       DURCHFÜHRUNG:    GEORG  BÜTTNER.       b      b      a      s> 


LESESAAL  DER  NEUEN  UNTERRICMTSANSTALT  DES  KUNSTGEWERBE-MUSEUMS. 
B  e>  ENTWURF:  MINISTERIUM  DER  ÖFFENTLICHEN  ARBEITEN,  b  « 
B      B      B      B       DURCHFÜHRUNS:    QE0R6   BÜHNER.       b      a      b      b 


DETAIL  DES  LESESAALS  DER  NEUEN  UNTERRICHTSANSTALT  DES  KUNSTGEWERBE-MUSEUMS. 
s  ra  @  ENTWURF:  MINISTERIUM  DER  ÖFFENTLICHEN  ARBEITEN.  aas 
B      a       B,      a      B,        DURCHFÜHRUNS:  6E0RQ  BÜTTNER.        b      s      fa      o      b 


33« 


NEUE  UNTERRICHTSANSTALT  DES  KUNSTGEWERBE-MUSEUMS  IN  BERLIN. 
ENTWURF;  MINISTERIUM  DER  ÖFFENTLICHEN  ARBEITEN.  DURCHBILDUNS: 
6E0RQ  BÜTTNER.     6RUNDRISS  DES  I.  STOCKWERKS        b        a        a 


.1:250.  ABB.  391. 


ERDGESCHOSS. 


W  I  r  r  r  r  f  f  f  M- 

OBERSESCHOSS. 


ARZTEHAUS  IN  GUTERGOTZ.') 


Außer  der  Erricbtung  neuer  Heimstätten, 
wie  der  kürzlich  in  Benutzung  genommenen 
Heimstätte  zu  Buch  und  der  demnächst 
zur  Ausführung  gelangenden  Heimstätte  in 
Blankenburg,  läQt  die  Verwaltung  der  Stadt 
Berlin  es  sich  angelegen  sein,  auch  die  älte- 
ren städtischen  Heimstätten  zu  erweitem  und 
dabei  in  ihren  Einrichtungen  zu  verbessern. 

Das  städtische  Gut  Gütergotz  liegt  süd- 
westlich von  Berlin,  nahe  bei  GroBbeeren. 
Früher  als  Herrensitz  benutzt,  wurde  das 
Hauptgebäude  schon  vor  einigen  Jahren 
2U  einer  Heimstätte  für  brustkranke  Männer 
eingerichtet,  zwei  Räume  dienten  dem  un- 
verheirateten Arzt  als  Wohnung. 

Durch  Aufstellung  einer  heizbaren  Ba- 
racke wurde  später  die  Bettenzahl  auf  etwa 
einhundert  vermehrt.  Der  dadurch  er- 
weiterte Krankenbetrieb  erforderte  die  Tätig- 
keit zweier  Arzte. 

Für  einen  verheirateten  und  einen  un- 
verheirateten Assistenzarzt  sollte  nun  nahe 
der  Heimstätte  ein  besonderes  Gebäude 
mit  zwei  getrennten  Eingängen  errichtet 
werden.  Seine  Ausführung  durfte  den  Be- 
trag von  38000  Mark  nicht  übersteigen. 

Diese  verhältnismäSig  geringe  Bausumme 
bedingte  ein  möglichstes  Zusammenfassen 
der  verlangten  Räume. 

■)  Mit  Oenehmigung  dea  Herrn  Stadtbkurat  Ludwig 
Hoffinann  aemem  demnficbat  im  Verlage  von  Ernst 
Wacmulli  A.-O.  in  Berlin  erscheinenden  4.  Bande 
,J4eubauten  der  Stadt  Berlin" 


Man  betritt  die  Wohnung  des  verheirateten 
Arztes  von  der  Ostseite  des  Gebäudes.  An 
einem  kleinen  Vorraum  liegen  die  Küche  und 
die  in  mäßigen  Dimensionen  gehaltene  Diele, 
an  welche  die  Wohnräume  sich  anschUeBen. 
Aus  der  Diele  führt  eine  in  den  Raum  frei 
angebaute  Treppe  zu  dem  im  Dachgeschoß 
angeordneten  Schlaf-  und  Kinderzimmer. 
Unter  der  Treppe  gelangt  man  im  Keller- 
geschoß zu  der  Roll- und  Flättstube  mit  der 
anliegenden  Waschküche.  Ein  direkter  Zu- 
gang von  außen  zu  den  Räumen  des  Keller- 
geschosses beßndet  sich  an  der  Westseite 
des  Gebäudes.  Hier  ist  auch  der  Zugang 
zu  der  Wohnung  des  Assistenzarztes.  Sie 
besteht  aus  zwei  im  Dachgeschoß  ge- 
legenen und  auf  einer  besonderen  Treppe 
zugänglichen  Räumen. 

Durch  die  Ausführung  eines  hohen 
Daches,  welches  zu  Wohnzwecken  ein- 
gerichtet wurde,  war  es  mOglich,  das  nach 
allen  Seiten  freiliegende  Gebäude  gegen  die 
Unbilden  der  Witterung  gut  zu  schützen 
und  ihm  zugleich  einen  ländlichen,  behag- 
lichen Charakter  zu  verleihen. 

Als  Gebäude  der  Stadt  Berlin  sollte  das 
im  übrigen  in  einfachster  Weise  durch- 
geführte Haus  durch  die  inmitten  der  Haupt- 
front angebrachte  kleine  Kartusche  gekenn- 
zeichnet werden. 

Das  Innere  des  Gebäudes  entspricht  in 
seiner  anspruchslosen  Durchbildung  der 
überaus  bescheidenen  Behandlung  des 
Äußeren.  C. 


ÄRZTEHAUS  IN  QÜTERGOTZ.      e 
ARCHITEKT:  LUDWIS  HOFFMANN. 


ÄRZTEHAUS  IN  GÜTERaOTZ.      a 
ARCHITEKT:  LUDWIG  HOFFMANN. 


ÄRZTEHAUS  IN  GÜTERaOTZ.      » 
ARCHITEKT:  LUDWIG  HOFFMANN. 


ARZTEHAUS  IN  GÜTERSOTZ.      * 
ARCHITEKT:  LUDWia  HOFFMANN. 


e  B  0  KAUFHAUS  F.  V.  GRUNFELD  IN  BERLIN,  a  a  b 
B  B  B  FASSADE  IN  DER  LEIPZIGER  STRASSE,  b  b  b 
ARCHITEKTEN;  GEORG  H.  RATHENAU  UNO  FRIEDR.  AUG.  HARTMANN. 

BAUKOSTEN  1,000  000  MARK 


B  «  B  KAUFHAUS  F,  V.  QRUNFELD  IN  BERLIN,  b  s  a 
B  e>  B  FASSADE  IN  DER  MAUERSTRASSE.  es  b  b 
ARCHITEKTEN:  SEORG  H.  RATHENAU  UND  FRIEDR.  AUQ.  HARTMANN. 


s  B  B  KAUFHAUS  F.  V.  GRÜNFELO  IN  BERLIN,  b  b  a 
ARCHITEKTEN:  QEORQ  H.  RATHENAU  UND  FRIEDR.  AUQ.  HARTMANN. 
BEB  HAUSTÜR  IN  DER  MAUERSTRASSE.         b     s     o 


a  B  B  KAUFHAUS  F.  V.  SRUNFELD  IN  BERLIN,  b  b  b 
B  EIN6ANQ  ZUM  BESOHÄFTSLOKAL  IN  DER  LEIPZISERSTRASSE,  B 
ARCHITEKTEN:  GEORB  H.  RATHENAU  UND  FRIEDR.  AUQ.  HARTMANN. 


34' 


B  s  s  KAUFHAUS  F.  V.  ßRUNFELD  IN  BERLIN,  b  b  b 
B  B  B  e  EINFAHRT  IN  DER  MAUERSTRASSE,  b  b  a  b 
ARCHITEKTEN;  GEORa  H.  RATHENAU  UND  FRIEDR.  AU6.  HARTMANN. 


III.  STOCKWERK. 


B  B  B  KAUFHAUS  F.  V.  QRUNFELD  IN  BERLIN,  m  a  s, 
B  GRUNDRISSE  DES  ERDGESCHOSSES  UND  III.  STOCKWERKES  s 
ARCHITEKTEN:    GEORG  H.  RATHENAU  UND  FRIEDR.  AUG.  HARTHANN. 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNQ  1905. 

ABB.  404.    VILLA  IN  NEUBABELSBERa.    VON  WALTER  LEISTIKOW,  MALER,  BERLIN. 
ABB  405.    S0NNENAUF6ANE.    VON  FRIEDRICH  KALLM0R6EN,  MALER,  BERLIN.   ■ 


GROSSE  BERLINER  KUNSTAUSSTELLUNS  1905. 

ABB.  406.  IM  DÜNENTAL.  VON  OTTO  HEINRICH  ENGEL,  MALER,  BERLIN,    s    s 
ABB.  407.  SONNTAGSMORGEN.  VON  R.  GROSSMANN,  MALER,  CHARLOnENBURG. 


6LASM0SAIK.    ENTWURF:  FR.  AD.  BECKER,  MALER,  SCHÖNEBER6. 


ft    «   a 

* 

Ü 

*     U 

*    * 

<i 

* 

)>       * 

Ä    e 

« 

* 

«       'J 

ö 

-S 

A 
Ä 

«    * 

*          ff 

e 

* 

«  ' 

I? 

*    A 

15 

ft 

It 

« 

6 

« 

ö 

9 

* 

Ö 

4i 

* 

iS 

^ 

ä    ü 

Ij 

» 

>;■ 

*■     ö 

Ö    ö 

BUCHSCHMUCK.  MALER,  6R0SS- 

HANNS   ANKER,  LICHTERFELDE. 


DIE  SIEBEN  TAQE  DER  WOCHE.     GLASMOSAIKEN.      e 
ENTWURF  VON  FR.  AD.  BECKER,  MALER,  SCHÖNEBERS. 


e  a  e  SWINEMUNOER  BRUCKEjIN  BERLIN,  rasa 
B  ARCHITEKTONISCHES  DETAIL.  INGENIEUR:  FR.  KRAUSE,  es 
ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHR1N6.    AUSFOHRUNQ:  OTTO  SCHULH. 


SWINEMUNDER  BRÜCKE  IN  BERLIN.  ARCHITEKTONISCHES  DETAIL. 
B  INSENIEUR:  FR.  KRAUSE.  ARCHITEKT:  BRUNO  MÖHRING. ,  'S 
B     a     0     s    AUSFÜHRUNS:  OTTO  SCHULTZ,    b     b     «     a 


SALONSCHRANK  IN  WEISS  POLIERTEM  AHORN  MIT  INTARSIEN. 
ENTWORFEN  VON  ARCHITEKT  LEO  NACHTLICHT,  BERLIN,  b 
AUSGEFÜHRT  VON  OTTO  SALZMANN  8,  SOHN,  BERLIN       b 


SALONMÖBEL  IN  WEISS  POLIERTEM  AHORN  MIT  INTARSIEN. 
ENTWORFEN  VON  ARCHITEKT  LEO  NACHTLICHT,  BERLIN. 
AUSGEFÜHRT  VON  OnO  SALZMANN  8,  SOHN,  BERLIN,  b 


SALONMÖBEL  IN  WEISS  POLIERTEM  AHORN  MIT  INTARSIEN. 
ENTWORFEN  VON  ARCHITEKT  LEO  NACHTLICHT,  BERLIN. 
AUSGEFÜHRT  VON  OTTO  SALZMANN  8,  SOHN,  BERLIN,  b 


X  An  der  Bdliner  Univenitllt  liest  Qwirg  Swar- 
ittwU  Über  „die  Geachichte  des  Knos^Bwerbes".  Ea 
itt  d«a  MBiD  Mal,  doB  an  einer  deutschen  Umveraitlit 
Ober  KuDstgewerbe  gelesen  wird. 


ti  In  ScbBtteberg  soll   die  Enichtung  e 
gewerbeachnls  bevoiMehen. 


±  Die  Preihetrlicb  von  Lippetbeidescbe  Kostüm- 
Mbliothelc  im  EidgcBchoBae  der  Bibliothek  dos  KtSnigl. 
KunstgeweibemuHtimB  ist  wochentags  von  lo — i  Uhr 
und  Dienstags  und  Freitags  von  6 — 8  geöilhet. 


+  FUr  d«s  im  Verlage  von  Ernst  Wasmuth  A.-G. 
erschienene  Handbuch  der  Kunstdenkmller  Deutsch- 
lands, dessen  erster  Band  „Mitteldeutachland"  soeben 
lur   Ausgabe    gelangte,    hat   der   Kaiser  50  000    Mark 

bewüliEt. 

=  Willy  O.  DreBler  gibt  Anfang  nüchaten  Jahres  ein 
Nachschlagewerk  für  bildende  und  angewandte  Kunst 

X  Vereinigung  Berliner  Architekten.  Nach  dem 
Jahreabericbt  »BhK  der  Verein  i.  Z.  a  Ehrenmi^lieder, 
iSs  ordentliche  und  a?  auawltrtige  Mitglieder.  Im 
Laufe  des  Jahres  wurden  10  neue  Mitglieder  aufge- 
nommen, I  Ehrenmitglied  ernannt.  Ei  fanden  7  or- 
dentliche und  I  auBerordentliche  Versammlung  statt, 
aufierdem  5  gesellige  Zusammenkünfte.  Im  Sommer 
fanden  eine  Reihe  von  Besichtigungen  statt.  Der 
Mitgliederbeitrag  [ist  wieder  auf  25  Mark  festgesetzt. 
In  der  Neuwahl  des  Vorstandes  wurde  der  Gesamt- 
vorstand wiedergewählt  Von  31  abgegebenen  Stimm- 
zetteln lauteten  30  auf  die  Namen  der  bisherigen  Vor- 
standsmitglieder, einer  war  unbeschrieben.  Der  Vor- 
stand setzt  nch  folgendermaBen  zusammen;  i.  Vor- 
sitzender Kayser,  3.  Vorsitzender  Reimer,  Schrift- 
führer BCthke ;  fUr  die  VortrBge  Ebbardt,  fUr  Literatur 


MShring,  für  Begutachtungen  usw.  Bislicb,  fUr  Be- 
sichtigtmgen  Geyer.  Ebenso  wurde  der  Vertrauens- 
AuBschuS,  bestehend  aus  den  Herren  Ende,  Koch,  March, 
Otzen,  Schmieden,  wiedergewShlt.  In  den  Verbands- 
AuaschuB  lUr  Wettbewerbe  wurden  schlieBlich  anstelle 
der  au^eschiedenen  Herren  Vollmer  und  KUhn  die 
Herren  Jansen  und  Scheurembrandt  entsandt. 


Je  mehr  sich  ein  Stadtbild  expansiv  entwickelt,  desto 
schwerar  wird  es  der  Mitwelt  sein,  ein  architektoniscb 
chaiakteriatiBches  GepiSge  des  Ganzen  jederzeit  zu  er- 
kennen. Alles  befindet  sich  in  fortwihrendem  Fluß. 
Das  Alte  fUlt.  Neues  tritt  an  seine  Stelle.  In  diesem 
Neuen  steht  entweder  das  Alte  wieder  auf  oder  es  erlebt 
wirklich  neue  Gestaltung.  Trotidem  sind  die  auf  dem 
Gebiete  der  modernen  Fassadengestaltung  bisher  er- 
zielten Leistungen  nur  als  die  AnfUnge  einer  neuen 
angewandten  Kunst  zu  betrachten.  Denn  nur  einige 
unserer  besten  und  besonders  gut  gelungenen  Arbeiten 
vermögen  hier  einen  Vergleich  mit  den  Slleren  Kunst- 
werken aueiuhalten.  Vielfach  herrscht  noch  ein  Chaos, 
denn  man  findet  fUnf  und  mehr  verschiedene  Baustile 
im  buntesten  Durcheinander  in  der  Fassade  eines 
Bauwerkes  vereinigt.  Mit  zu  dem  Besten,  was  bisher 
in  dieser  Beziehung  geleistet  worden  ist,  zHhlen  wohl 
die  mit  den  AusfElhningspreisen  gekrönten  Bauten  des 
Baumeisters  Hermann  MUller  in  Charlottenburg,  der 
durch  seine  NaturprofUe  in  der  vornehmen  Fassaden- 
gestaltung unumwunden  anerkannte  Erfolge  errungen 
hat.  Deshalb  wird  die  VcrSffentlichung  seiner  drei 
Serien  charakteristischer  Naturprofile  im  „Modernen 
neuen  Stil",  im  „Romanischen  Baustil"  und  im  „Gothi- 
Bcben  Baustil"  allseitigem  Interesse  begegnen.  Mit 
der  Herausgabe  verfolgt  er  den  doppelten  Zweck,  einer- 
seits der  Kunatwissenschafi,  anderseits  der  Kunst- 
ausUbung  selbst  zu  dienen.  Das  Werk  kann  einet 
warmen  Aufnahme  sicher  sein,  da  es  teils  eine  wirk- 
same Hilfe  beim  raschen  Entwerfen,  dann  aber  auch 
eine  unerschöpfliche  Quelle  zum  weiteren  Vorwirts- 
streben und  Anregung  zu  neuem  Schaffen  bietet. 
NBhere  Angaben  enthUt  der  heiligende  Prospekt,  auf 
den  wir  unsere  Letei  besottders  hinweisen. 


358 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  bedehen  durth  Ernst  Wasmuth  A.-Q.,  Berlin  W.  8, 

Markgrafenstraße  35. 

Cremer  &  WolfTenstein,  Der  innere  Ausbau.  Band  IV. 
Treppen,  Türen,  Decken,   Fenster,  WSnde  und  Ka- 
mine.     5  Lieferungen    von   je  ao  Tafeln.     Format 
32x48  cm.     Preis  pro  Lieferung .     .     .     M.  20,— 
Lieferung  i — 4  erschienen. 

Dehio,  Georg,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenk- 
mSler.  Band  I:  Mitteldeutschland.  360  Seiten  im 
Format  13x18,5  cm  in  weichem  Leinenband  M.  4,— 

Details,  Charakteristische,  von  ausgefllhrten  Bauwerken 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  von  Hugo  Licht 
herausgegebenen  „Architektur  des  ao.  Jahrhunderts**, 
jährlich  erscheinen  zoo  Tafeln  im  Format  32x46  cm, 
in  5  Lieferungen  von  je  20  Tafeln  Lichtdruck. 
Preis  des  kompletten  Jahrgangs  M.  30, — 


Ausland 


99 


36,- 


3  Jahrgänge  sind  abgeschlossen. 
Jahrgang  IV,  Lieferung  z — 3  erschienen. 

Handbuch  der  Architektur  I.  Teil,  3.  Band:  Pfeifer,  H., 
Die  Formenlehre  des  Ornaments.  Mit  266  Ab- 
bildungen im  Tesct  und  6  Tafehi.  Lex.  8«  M.  z6, — ; 
geb.  in  Halbf» M.  zg,— 

Olbrich,  Josef,  M.,  Prof.,  Architektur  Serie  II.  5  Doppel- 
lieferungen k  30  Tafeln  in  Kunst-  und  Farbendruck. 
Folio.     Preis  der  Doppellieferung  .     .     .     M.  40,— 
Lieferung  5/6  soeben  erschienen. 

Olbrich,  Neue  Gärten.  43  meist  ganzseitige  Ab- 
bildungen. Naturaufnahmen  unter  perstfnl.  Leitung 
des  Künstlers  speziell  für  dieses  Werk  angefertigt 
und  Handzeichnungen  des  KUnstlers,  enthaltend  die 
Grundrisse,  Schnitte  und  Einzelheiten  der  Gärten: 
Eingänge,  Bänke,  Loggien,  Zäune  usw.  8  Bogen 
im  Form.  2ZX24  cm  in  färb.  Umschlag  geheft.  M.  zo, — 

Sauvage,  F.,  Holz-Architektur.  EntwUrfe  von  Gebäuden, 
Lauben,  Pavillons,  Veranden,  Baikonen,  Qartenbän- 
ken,  Zäunen,   Giebeln,  Loggien,  Gebäudeteilen  usw. 

Preis  pro  Lieferung M.  8,— 

Lieferung  z — 2  erschienen. 

Schmiedearbeiten    aus    den    besten    Werkstätten    der 
Gegenwart,  Band  III.    80  Tafeln,  32X48  cm.    Licht- 
druck nach  Orig^al- Aufnahmen  in  Mappe  M.  64, — 
Soeben  abgeschlossen! 

Städtebau,  Der,  Monatsschrift  für  die  künstlerische 
Ausgestaltung  der  Städte  nach  ihren  wirtschaftlichen, 
gesundheitlichen  und  sozialen  Grundsätzen.  Jähr- 
lich Z2  Hefte  von  je  2  Bogen  illustriertem  Text  und 
8  Extrabeilagen.  Kl.  Fol.  Preis  pro  Jahrgang  In- 
land M.  20,  —  ,  Ausland M.  24, — 

Jahrgang  I  bis  II  sind  abgeschlossen. 


Inserenten  -TafeL| 


Bautechnische  Privatschule  A.  Spenger,   München  E. 
Bayer.  Metall-Industrie  Tobias  Forster  &  Cie.,  München- 
Berlin. 


Franz  Birzistiel,  Coburg.     Garten-,  Veranda-M6bel. 

Carl  Busch,  Glasmalerei  Berlin-Schöneberg. 

Charlottenburger  Centralheizungs-Gesellschaft  m.  b.  H. 
Charlottenburg. 

R.  Blume,  Kunstschmiede,  Berlin. 

Deutsche    Glasmosaik -Gesellschaft    Puhl    &  Wagner, 
Hoflieferanten,  Rixdorf-Berlin. 

Dicker  &  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizimgs-  und 
Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.— Berlin-Schöneberg. 

Dresdener  Werkstätten  für  Hazidwerkskuzist,  Dresden, 
Blasewitzerstraße  zy. 

Joh.  Eichardt,  Buchbinderei  f.  Architektur,  Berlin  SW. 

Elbinger  Maschinenfabrik  F.  Konmick,  Elbizig  W.-P., 
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 

H.  Geister,  Bauomamente,  Kupferarchitektur,  BerlinW., 
Culmstraße. 

August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefe,  Köln  a.  Rh.  77. 

Golde  ft  Rachel,  Kunstschzniede,  Berlin-Halensee. 

J.  P.  Großmann,  Qartenanlagen,  Leipzig,  Elsterstraße. 

Günther  &  Co.,    Kuziststein-Fassaden,   Auerbach  i.  V. 

Jahreis  ft  Honig,  Spezialkunststeiziiabnk,  Helmbrechts 
(Bayern). 

Lion  Kießlizig,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

Klemm  ft  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgart. 

Heizirich  Kuziitz,    Ornamente   in  Kupfer   und  Bronze, 
Berlin  SO,  Marianneziplatz  Z2. 

C.  Rob.  Lohmaim  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere,  West- 
hofen  (Westf.). 

S.  A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Garteii8tr.96. 

Marienberger  Mosaikplattenfabrik  G.  m.  b.  H.,  Marien- 
berg IX,  Sachsen. 

A.  Müller,    Kupferdeckung,     Bauomamente,     Berlin- 
Schöneberg,  Groß-Görschenstr.  35. 

Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 

Johann  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.»  Pots- 
damerstraße zo/zz. 

Phos,  Lichtpauspapierfabriken,  Detmold  2. 

Otto  Pobig,  Atelier  für  dekorative  Plastik,  Friedenau. 

Eugen  de  Price  &  Wilhelm  Mauer,   Dekoratiozismaler, 
Berlin  NW. 

H.  Riediger,  Holzbüdhauerei,  GörUtz. 

Richard  SchäfTer,  Berlin  SW.  4,      Wandplatten,    Mo- 
saikfließen, Tonfließen. 

Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüzizigen, 

Joseph  Scherer,  Kunstanstalt  für  Glasmalerei,  Berlin  W., 
Kaiserallee  204. 

Carl  Schütte,  Graphische  Kunstazxstalt,  Berlin  W. 

Schwartze  &  Gaedecke,  Kunsttöpferei,  Berlin  N.  24. 

E.  Schwenk,  Terrazzo-  und  Steinwerke,  Ulm  a.  D. 

Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin. 

Spiim  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 

Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H.,    Terrazzo -Weric, 
Haiger-Langeziaubach. 

H.Stroucken,  Möbelfabrik  u.Dekorationsgeschäft,  Krefeld. 

Studien-Ateliers  für  Malerei  und  Plastik,  Lewin-Funcke, 
Charlottenburg. 

Wichulla,  Ingeziieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenau. 

Fraziz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Miltenberg  a«  Main. 

Zierhut    ft    Krieger,       Kunstgewerbliche     Werkstätte, 
München. 


Verantwortlich  für  die  Schriftleitung :  Dr.  Max  Creutz,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W., 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  BerlinW.,  Mauerstr.  43. 44. — Klischees  von  Carl  Schütte,  BerlinW. 


LEBERHARDT:  REISESKIZZE 


^ 


DIE  AUSDRUCKSPRACHE  IN  DER 
MODERNEN  ANGEWANDTEN   KUNST. 


Von  Dr.  FELIX  POPPENBERG. 


„Mit  einem  Worte,  die  Form  ist  nichts 
anders  als  ein  bedeutsames  Äußeres,  die 
sprechende,  durch  keine  störenden  Zufällig- 
keiten entstellte  Physiognomie  jedes  Dinges, 
die  von  dessen  verborgenem  Wesen  ein 
wahrhaftes  Zeugnis  ablegt'*  .  .  . 

Dies  fast  hundert  Jahre  alte  Wort  A.  W. 
Schlegels  aus  seinen  Shakespearevorlesun- 
gen gibt  eine  frappante,  unübertreffliche 
Charakteristik  für  die  Cestaltungs-  und 
Formulierungs-Tendenzen  in  der  modernen 
angewandten  Kunst. 

Ihr  bedeutsamster  Trieb  ist,  von  der 
äußerlichen,  oft  sinnlosen  und  das  Wesent- 
liche verwirrenden  „Ausschmückung**  zu 
einer,  von  innen  nach  außen  bildenden, 
eigenschaftsbetonenden  Ausdruckssprache 
zu  gelangen,  statt  entbehrlicher,  zufällig- 
wahlloser Zierate  eine  Omamentierung 
durch  Steigerungswerte  und  Betonung  von 
Material,  Funktion  und  Zweck  zu  gewinnen. 

Es  läßt  sich  heute  schon  zu  diesen  ab- 
strakt klingenden  Definitionen  eine  reich- 
liche Obersicht  konkreter  Beispiele  geben. 
Und  solche  Obersicht  wird  zu  einer  an- 
regenden Schau  lebendiger  Kräfte  und  or- 
ganisch-logisch sich  vollziehender  Prozesse. 
Freilich,  um  mit  demNegativen  zu  beginnen, 
das  Gegenbeispiel  ist  noch  munter  vorhan- 
den und  noch  gar  nicht  überwunden.  Man 
trifft  noch  allzuhäufig,  auch  in  Umgebungen, 
die  sonst  Ehrgeiz  zeigen,  Gebrauchsgerät, 
das  nicht  seinen  Schmuck  in  der  präzisen 
Zweckausbildung  sucht,  sondern  sich  atrap- 
penhaft  vermummt  und  mit  spieleriger 
Nebenbedeutung  billige  Ergötzlichkeit  er- 
strebt: Langgestreckte  Teckel  als  Messer- 
bänke, hängende  Trauben  mit  Blattwerk 
als  elektrische  Klingeln,  Sektflaschen  als 
Zigarrenabschneider,  langwellige  Schleppen 
von  Frauenfiguren  als  Aschbecher. 

Das  Wort  „als**  ist  für  die  ganze  Gattung 
charakteristisch.  Inihmliegtausgesprochen, 
daß  man  den  Reiz  der  Dinge  nicht  in  ihrem 
eigentlichen  Wesen  findet,  sondern  in  dem, 
was  sie  scheinen  und  vorspiegeln. 

Wir  aber  wollen,  daß  sie  sein  sollen, 
daß  sie  ihren  Beruf  energisch  und  über- 
zeugend und  damit  auch  befriedigend  an 
der  Stirn  tragen,  daß  sie  durch  ihre  Gestalt, 


durch  die  Führung  ihrer  Linie  unzweideutig 
zum  Gebrauch  einladen  und  unzweideutig 
eine  angenehme  und  erfolgreiche  Hantie- 
rung garantieren.  Es  ist  eine  ganz  falsche 
Annahme,  daß  eine  solche  Gestaltung 
nur  Nüchtemheitswirkung  hervorbringen 
könne.  Im  Gegenteil,  der  Eindruck  des 
organischen  Gewachsenseins  erweckt  ent- 
schieden Lustgefühl  und  der  klar  sich  aus- 
sprechende Zusammenhang  zwischen  For- 
mulierung und  Bestinmiung  erregt  eine 
ästhetische  Befriedigung.    Exempla  docent. 

Einige  Beispiele  von  Arbeiten  der  „Wie- 
ner Werkstätte**  zeigen  sehr  gelungen,  wie 
Gebrauchsgegenstände,  an  sich  schmucklos, 
durch  die  Benutzung  eine  gesteigerte  und 
somit  geschmückte  Physiognomie  erlangen. 
Von  Koloman  Moser  gibt  es  einen  Essig- 
und  Olständer,  die  Flaschen  stecken  zur 
Hälfte  in  einer  Silberfassung,  diese  hat  eine 
quadratische  Ausschnittmusterung.  Sind 
nun  dieFlaschengefOllt  und  tischfertig,  dann 
schimmert  die  farbige  Flüssigkeit  in  diesen 
Ausschnitten,  ein  natürliches  translucides 
Email. 

Ähnliche  Oberlegung,  einen  Gegenstand 
durch  Gebrauch  und  Benutzung  schmuck- 
haft zu  steigern,  war  wirksam  bei  der  Kom- 
position der  durchbrochenen  Fruchtkörbe 
mit  ihrem  viereckigen  Maschengeflecht.  Sie 
erhalten  ihr  farbiges  Gesicht,  wenn  die 
bunten  Früchte  ihr  koloristisches  Spiel  darin 
treiben  und  mit  ihren  Flächen  eine  Füllung 
der  ausgesparten  Musterung  bilden. 

Noch  charakteristischer  ist  es,  wenn  die 
notwendigen  Gebrauchsfaktoren  eines  Ge- 
rätes gleichzeitig  sein  eigentümlicher  und 
organischer  Schmuck  werden. 

Vortreffliche  Beispiele  daftir  sah  man  in 
einer  Ausstellung  von  Werken  der  Nürnber- 
ger Handwerkskunst,  vor  allem  von  der  Rie- 
merschmid-Klasse  im  Albrecht  Dürer-Haus. 
Ein  Musterexempel  war  die  Theebüchse 
aus  Steingut  mit  Zinnbändern  montiert. 

Diese  Zinnbänder  waren  keine  zufällige 
Hinzufügung,  sie  waren  „in  Schönheit**  die- 
nende Glieder.  Aus  der  Fußplatte  aufwach- 
send, bildeten  sie  den  notwendigen  Schrau- 
benhaisverschluß und  der  Schraubendeckel 
dazu    hatte   in   seinem   Knaufgeflecht  vier 


36o 


Eindrücke,  die  gleichzeitig  bequeme  Griff- 
hantierung ermöglichen  und  eine  hübsche 
belebte  FlächengUederung  darstellen. 

Ähnlich  ist  die  schmuckhafte  Zweckten- 
denz in  einer  Messingklinke  ausgesprochen. 
Die  schmale,  lange  Türplatte  empfängt  eine 
Pointierung  durch  die  SchraubenkOpfe,  die 
sie  befestigen,  sie  ergeben  in  ihrer  Anord- 
nung ein  einfach  natürliches  Ornament. 
Und  der  Griff,  der  aus  schmalem  Ansatz 
wächst,  sich  biegt  und  breit  entwickelt, 
hat  durch  diese  schmiegsame,  der  Hand 
eingepaßten  Linie  Zweckmäßigkeit  und  zu- 
gleich —  das  Auge  glaubt  an  seine  Taug- 
lichkeit und  Gelungenheit  —  ästhetischen 
Reiz. 

Weiter  lassen  sich  solche  Beobachtungen 
an  Bilderrahmen  machen.  Hier  ist  ge- 
wöhnlich die  Anhängeöse  der  wunde  Punkt. 
Man  verlegte  sie  gern  an  die  unsichtbare 
Stelle  der  Rückwand.  Unsere  angewandte 
Kunst  liebt  aber  das  Versteckspielen  nicht, 
sondern  das  Bekennen,  und  gerade  die  Auf- 
gabe reizt,  aus  all  den  Eigenschaften,  die 
in  den  Atrappenzeiten  als  Naturfunktionen 
schamhaft  verborgen  wurden,  jetzt  charak- 
teristisch betonte  Wesenszüge  zu  machen, 
aus  der  Not  die  Tugend. 

So  erhält  die  breite  Holzleiste  des  Rahmens 
einen  diskret  angepaßten  Metallbeschlag, 
und  seine  Bänder  bilden  in  freier  Entwick- 
lung dann  die  Verschleifung,  an  der  das 
Bild  aufgehängt  wird. 

Aus  der  Not  eine  Tugend  machen,  diese 
zweckästhetische  Tendenz  kehrt  oft  variiert 
wieder.  Besonders  ausgebildet  hat  sie 
van  de  Velde.  Was  andere  verstecken 
und  durch  auffrisierten  „Schmuck^*  be- 
mänteln, das  rückt  er  gerade  ins  Licht,  ja 
es  wird  für  ihn  der  Ausgangspunkt  filr  die 
ausdrucksvolle  Gestaltung. 

In  schlechten  Zeiten  geht  man  vom 
Schmuckmotiv,  vom  Ornament  aus,  und 
in  das  fertige  Kostüm  müssen  sich  die 
Dinge  hineinpassea  lassen.  Heute  sieht 
man  sich  voraussetzungslos  die  Aufgabe 
auf  ihre  Eigenschaften,  auf  was  es  ankonmit, 
an.  Das  wird  ausdrucksvoll  betont  in  der 
Ausführung,  so  entsteht  eine  wahrhaft  von 
innen  herausgebildete  Form,  eine  Wesens- 
physiognomie. 

Als  van  de  Velde  die  Inneneinrichtung 
eines  Friseurladens  zu  komponieren  hatte, 
da  machte  er  aus  den  sonst  verborgenen 
Zuleitungsröhren  für  die  Brennapparate 
und  flir  die  Spülbecken  ein  lebendiges 
Linienspiel  auf  den  Holzpaneelen,  und 
bei  seinen  letzten  Arbeiten,  den  Fächern 
der  Friedmann  - Weberschen  Ausstellung, 
ging  sein  Dekor  darauf  aus,  auf  dem  Blatt 
des  Fächers,  auf  seiner  Haut,  seine  Struktur, 
seine  Gliederung  zu  betonen.  Die  normale 
durchschnittliche  Fächerbehandlung  ver- 
leugnet meist  das  Skelett,  das  Stabwerk 
und  die  Zusanmienfaltungsfunktion.  Sie 
behandelt  das  ausgespannte  Blatthalbrund 
als  Einheitsfeld   und  bedeckt   es  mit  Bild- 


zierat, das  beim  Zusammenlegen  des 
Fächers  dann  zerdrückt  und  verschoben 
wird.  Van  de  Velde  aber,  seinem  Kon- 
struktionsgedanken getreu,  behandelt  nicht 
die  Blattfläche,  sondern  den  Einzelstab. 
Er  entwarf  ein  Stickereimuster,  das  in 
seiner  Konturftihrung  auf  dem  Seidenblatt 
den  Lauf  des  Stabes  aus  dem  schmalen 
Ansatz  bis  zum  breiteren  Abschluß  betont 
und  sich  von  Stab  zu  Stab  wiederholt.  Hier 
wird  deutiich  das  Ornament  zum  Ausdruck 
einer  Wesenseigenschaft,  und  dies  Beispiel 
lehrt  zugleich,  wie  solche  tektonische, 
konstruktive  Behandlung  durchaus  nicht 
nüchtern  und  puritanisch  zu  sein  braucht 
Denn  die  delikate  Farbenstimmung,  die 
Abtönung  dieser  Liniengebilde  zu  dem  Unter- 
grunde, das  ruhevolle  Ensemble  voll  Ein- 
heit und  Gleichmaß,  ganz  in  sich  gesaimmelt 
und  stinmiend,  ist  von  erlesenem  Reiz. 

Noch  mancherlei  gehört  in  dieses  Kapitel. 

Die  Tische  der  Wiener  Werkstätte,  deren 
kräftiges  Sockelfundament,  mit  gehänmier- 
tem  Messing  beschlagen,  dem  Möbel  ein 
steigerndes  Schmuclunotiv  ist  und  den 
Füßen  dabei  eine  bequem  zu  benutzende 
Stütze.  Oberhaupt  diese  Wiener  Mon- 
tierungen, die  den  Unterbau  der  Schränke 
schützend  umkleiden  und  bei  diesem  Nütz- 
lichkeitsdienst eine  originell  wirksame 
Nuance  in  den  Holzstil  bringen,  zumal  wenn 
auf  der  Breitfläche  des  Met^s  ein  schmaler 
Linienausschnitt  geftihrt  wird,  so  daß  das 
gemaserte  Holz  als  Füllung  im  Metall  liegt. 

Von  den  Benzonkronen  muß  hier  auch 
gesprochen  werden,  die  zuerst  aus  der 
Wesensart  des  elektrischen  Lichtes  die 
formale  Wirkung  gewannen  und  die  Leucht- 
körper frei  an  Schnüren  hängend  vorfiihrten 
als  reizvoll  pendelnde  Lampignonspiele. 
Das  ist  dann  viel  variiert  worden.  Riemer- 
schmid  wandte  es  u.  a.  im  Trarbachhaus 
an,  und  phantasievoll  mit  musikalischem 
Rhythmus  sind  die  Illuminationskünste 
solcher  schwebenden  Lichterreigen  bei  den 
Makintosh  und  den  ihnen  verwandten 
Wienern. 

Moderne  Schx^nkgliederungen  wären  zu 
erwähnen,  die  ihre  Passade  nach  dem  Ge- 
setz der  modernen  Hausfassade  zum  deut- 
lichen Abbild  ihrer  inneren  Teilung  machen 
und  durch  die  Kombination  der  Kasten- 
und  Türftillungen,  der  vertikalen  und  hori- 
zontalen Fächerungen,  durch  die  hellen 
Akzente  der  Metallgriffe,  Ringe  und  Schlösser 
einen  lediglich  durch  die  Gebrauchsfaktoren 
bewirkten  lebendig  angenehmen  Augen- 
eindruck machen.  Die  Freude  am  „ge- 
ölten'' präzisen  Funktionieren,  an  der  fixen 
Grififertigkeit  spielt  hier  mit,  die  Befriedi- 
gung am  technisch  Vollendeten,  die  wir 
auch  den  modernen  Maschinen  gegenüber 
haben. 

Die  Möbel,  die  den  markantesten  Aus- 
druck des  Maschinenzeitalters  in  ihrer  Prä- 
zision, in  ihrem  federnden  Mechanismus 
auf  einem  Griff  darstellen,   sind  die   ame- 


361 


rikanischen  Bureauschränke  und  Schreib- 
tische. Sie  freilich  haben,  vor  allem 
durch  ihre  Farbe,  etwas  Kaltes,  Nüchter- 
nes, Geschäftsmäßiges. 

Es  war  ein  kluger  Gedanke  Friedmanns, 
ihre  Zweckkünste  etwas  artistischer  aus- 
zubilden. Edlere  Hölzer,  pikante  Material- 
wirkungen aus  Verglasung,  Metall,  apart 
geführtem  Leistenwerk,  schönen  groß- 
zügigen Beschlägen,  japanischen  Vergitte- 
rungen sind  die  Mittel  dabei  und  sie,  ver- 
bunden mit  den  Finessen  einer  fabelhaft 
ausgebildeten  Zweckmaschinerie,  bei  der 
„man  nur  auf  den  Knopf  zu  drücken  braucht", 
stellen  Muster  moderner  Ästhetik  dar. 

Ein  Beispiel  aus  anderem  Gebiet,  aus  der 
Buchkunst,  geben  die  Pergamentbände  mit 
Bindebändem.  Die  Bänder  sind  keine  Fri- 
sur, sondern  Notwendigkeiten.  Sie  halten 
die  leicht  verziehbaren  und  witterungsemp- 
findlichen Pergamentdecken  fest  zusammen. 
Diese  Notwendigkeit  wird  aber  zu  einem 
Zierat,  wenn  die  Bänder  in  einer  zum 
Pergament  besonders  schön  stimmenden 
Farben -Nuance  ausgewählt  und,  wie  die 
Wiener  es  lieben,  in  einer  Vierecksaus- 
schnitt-Musterung durch  die  Decken  ge- 
zogen werden. 

In  der  Buchbindekunst  ist  übrigens  solch 
Dekor  durch  technische  Konstruktionsmittel 
gute  Tradition.  Die  erhöhten  Bünde,  die 
auf  dem  Rücken  das  feste  Gefüge  des  Buch- 
körpers betonen  und  dabei  seine  Fläche 
energisch  gliedern,  gehören  hierher. 


Es  geht  aus  diesen  Ausftkhrungen  hervor, 
daß  für  unsere  angewandte  Kunst  der  Be- 
griff des  Dekors  oder  des  Schmucks  haupt- 
sächlich im  Betonen  des  Charakteristischen 
liegt,  darin  jedem  Dinge  den  sichtlichen 
Ausdruck  seines  Wesens  und  seiner  Eigen- 
schaften zu  gewinnen,  also  das,  was  Goethe 
in  der  Dichtkunst  die  „innere  Form"  nannte. 

Zum  Ausdruck  des  Wesens  und  der  Eigen- 
schaften gesellt  sich  als  nicht  weniger  wich- 
tig der  Ausdruck  des  Stoffes,  aus  dem  ein 
Ding  gebildet.  Daß  dieser  Stoff  sich  echt 
und  unverfälscht  bekennt,  ist  gar  nicht  so 
selbstverständlich;  die  Zeit  der  Surrogate, 
da  es  nicht  darauf  ankam,  woraus  etwas 
war,  sondern  wonach  es  aussah,  scheint 
noch  nicht  überwunden.  Derselbe  böse 
Geist  regiert  dies  Scheinwesen,  der,  wie  wir 
am  Anfang  des  vorigen  Kapitels  sahen,  die 
Dinge  nicht  in  der  Bescheidenheit  ihrer 
natürlichen  Bestimmung  beläßt,  sondern 
ihnen  schiefe  doppeldeutige  Mummenschanz- 
rollen aufzwingt. 

Die  gesunden  Tendenzen  unserer  Bewe- 
gung streben  aber  sicher  und  bewußt  nach 
dem,  was  man  den  Materialstil  nennen 
könnte.  Wiedererweckung  des  ästhetischen 
Sinnes  für  das  Schöne  emes  Materials  in 
seinem  natürlichen  oder,  was  durchaus  le- 
gitim, durch  organische  Mittel  gesteigerten 
Charakter. 


Der  Materialstil  bildet  ein  grosses  Kapitel 
in  unserem  Kunstgewerbe. 

Wenn  man  von  ihm  spricht,  dann  denkt 
man  vor  allem  an  die  reiche  und  vielsei- 
tige Kultur  des  Holzes. 

Statt  der  plastischen  bildreichen  Omamen- 
tierung  von  Holzflächen,  die  schließlich  etwas 
Sekundäres  ist,  entspricht  uns  heut  mehr  der 
reinere  naturgemäßere  Holzstil,  der  sich  in  der 
Materialwirkung,  in  der  Intarsia-Mischung 
verschiedener  Hölzer  oder  in  dem  Mase- 
rungsspiel  gewählter  Schnitte    ausspricht. 

Und  besonders  spielt  die  Freude  an 
solcher  Runen-  und  Omamentschrift  der 
Natur  eine  große  Rolle. 

Es  gibt  ein  reiches  Repertoire  solcher 
Holzmusterungen.  Sie  werden  mit  farbigen 
Beizen  behandelt,  die  ihre  Eigenschaften 
nicht  übertünchend  verfälschen,  sondern 
sie  ausdrucksvoll  betonen,  ihnen  eine  Art 
„Multiplication  de  rindividualit6*^  verleihen. 
Mannigfache  Temperamente  finden  sich. 
Weiche  kosige  Nuancen  hat  das  silber- 
graue Ahorn;  zu  einem  delikaten  Capriccio 
wird  die  Weise  der  tupfigen  Vogelaugen- 
spielart. Eiche  und  Erle  zeigen  markige 
Keilschrift.  Sehr  pikant  ist  die  Cypressen- 
fläche.  Sie  reagiert  eigener  auf  die  Beize 
als  manche  andere  Hö^er.  Die  eigentiiche 
Maserungsfaser  nimmt  nämlich  die  Beize 
nicht  an.  Sie  bleibt  also  in  ihren  natür- 
lichen Farben,  je  nach  dem  Alter  gelb  bis 
zum  schildpattartigen  Braun  im  graugrün 
gebeiztem  Untergrund  stehen  und  zeichnet 
darin  labyrinthische  Chsiraktere,  Toorop- 
sche  Linienphantasien. 

Ein  derb-lustiges  Holz,  buntgesprenkelt, 
ftir  kräftig  rustikale  Wirkung  ist  Zirbel, 
hell  mit  unregelmäßigen  braunen,  wie  ein- 
gebrannten Augenflecken.  Blockhaus-  und 
Jägerstimmung  hat  dies  Material.  Und  die 
Süddeutschen,  Pankok,  Bruno  Paul,  Riemer- 
schmid,  verwenden  es  gem. 

Neu  entdeckt  wurde  die  koloristische 
Kraft  der  Birke  mit  ihrem  leuchtenden  hell- 
gelben züngelnden  Flammenspiel,  und  noch 
üppiger  gleißt  und  glänzt  die  schwedische 
Birke,  die  in  ihrem  silbrigen  Moireegeäder 
an  Onyxstruktur  erinnert.  Das  Musik- 
zimmer Stoevings  bei  Wertheim  zeigte  dies 
kostbare  Material  in  richtigem  Licht. 

Die  Freude  am  Holz  in  spiner  natür- 
lichen Materialschönheit  wurde  froh  und 
kräftig  auf  der  Pariser  Weltausstellung 
durch  das  Jagdzimmer  der  Münchener 
Werkstätten  verkündet.  Sein  Paneel,  ohne 
Schnitzerei,  ohne  alle  sekundäre  Zutat, 
war  ein  tafelförmig  gegliedertes  Rahmen- 
werk und  in  jedem  Viereck  saß  als  Füllung 
eine  lebhsift  gemusterte  Holzplatte. 

Das  war  ftir  diesen  Raum  sehr  glücklich 
gefunden.  Eine  Walcjstimmung  kam  von 
diesen  Wänden,  eine  Atmosphäre  des  Baum- 
schlags, man  blickte  darauf  mit  ähnlicher 
Freude,  wie  man'im  Forst  die  aufgeschich- 
teten „Meter^*  der  Baumstämme  sieht,  die 
auch  mit  ihrer  Fassade   aus  wechselnden 


362 


gefleckten  und  geäugten  Schnittflächen  ein 
Beispiel  von  Materialästhetik  geben. 

Ähnlich  verfuhr  Riemerschmid  bei  dem 
Paneel  eines  der  kleineren  Zimmer  im 
Trarbachhaus.  Erteilte  die  Holzverkleidung 
durch  vertikale  Leisten,  und  diese  fassen 
in  ihren  Zwischenräumen  als  naturalistische 
Zierate,  Rundschnitte  mit  dem  Spiel  der 
Baumringe. 

Die  Freude  am  Holz  als  einem  von  der 
Hand  der  Natur  dekorierten  Stoff  erkennt 
man  übrigens  nicht  nur  an  den  Möbeln, 
auch  am  Spazierstock  zeigt  sie  sich.  Wäh- 
rend die  Zeiten  des  üppigeren  Ausschmückens 
die  kostbaren  Krücken  und  Knöpfe  bevor- 
zugten, und  das  Rohr  daran,  wenn  es  auch 
wertvoll  war,  nur  als  Träger  der  luxuriösen 
Objets  d'art  diente,  ist  heute  der  Stock  aus 
interessant  gemustertem  Holz  die  Haupt- 
sache, und  der  geflochtene  Ring,  der  Gold- 
oder Silberbeschlag,  der  gern  wie  die 
Sockelfassungen  der  Wiener  Möbel  durch 
einen  Ausschnitt  das  Holz  hindurchschim- 
mern läßt,  ist,  sei  er  auch  noch  so  hoch- 
wertig, nur  ein  akzentuierendes  Mittel. 

Steigerung  der  Holzwirkung  sucht  man 
durch  Mischen  verschiedener  Sorten.  Die 
Intarsia  ward  neu  belebt.  Aber  nicht  dar- 
stellerisch bildlich.  Sie  soll  nicht  sekun- 
dären Zwecken  dienen,  sondern  auch 
wieder  möglichst  materialgerecht  wirken. 
Einfach  geometrische  Muster,  Quadrate, 
Schachbrettmotive,  der  Queen  Anne-Rosen- 
holzstab,  Kreise,  Karos,  nimmt  man  oder 
man  wählt  z.  B.  cds  Mittelfüllung  einer 
Tischplatte  ein  besonders  apart  gezeichnetes 
Holzstück,  wie  Olbrichs  Tisch  in  einer 
Darmstädter  Interieur- Ausstellung  bei  Keller 
und  Reiner  zei^e,  mit  einer  Platte  aus 
Wurzelmahagoni  von  einer  irisierenden 
Fülle  des  Geäders. 

Neben  der  Intarsia  erscheint  als  ein  an- 
derer Materialdekor  die  Technik  des  Aus- 
schneidens und  farbigen  Hinterlegens.  Die 
Makintosh  und  die  Wiener  lieben  sie,  und 
Riemerschmid  wandte  sie  im  Trarbachhaus 
an;  auch  hier  sind  die  Formen  meist  ein- 
fach, Vierecke  und  Ellipsen,  und  es  kommt 
alles  darauf  an,  die  unterlegte  Füllung  in 
der  Farbe  gut  zu  der  rahmenden  Fläche  zu 
stimmen. 

Die  materialästhetischen  Tendenzen  er- 
zeugten neue  ihren  Absichten  dienende 
Techniken.  Das  Xylektypon  gehört  hier- 
her. Eine  gewisse  Obersteigerung  des  durch 
Beizen  gewonnenen  Maserungsbildes  stellt 
es  dar.  Was  hier  nur  mcderisch  sich  aus- 
spricht, wird  dort  zum  Relief  gezüchtet. 
Mittels  eines  Sandstrahlgebläses  wird  das 
Holz  um  die  Maserungsfasern  entfernt,  so 
daß  nur  ihre  Spiralen  und  verstrickten 
Windungen  plastisch  in  dem  Grund  stehen 
bleiben.  Berlepsch  verwendete  Xylektyphon 
gern  als  Füllung  für  Schränke. 

Etwas  Forciertes  hat  diese  Technik  für 
mich,  sie  protzt  mir  etwas  zu  aufdringlich 
mit   ihrem   Naturalismus.    Aussichtsvoller 


erscheint  mir  ein  anderes  neues  Verfahren 
dem  ganzen  Baumstamm,  nachdem  seine 
Säfte  ausgepumpt  sind,  mit  Farbstoff  einen 
neuen  Blutumlauf  aufzufüllen,  der  sich 
nun  organisch  in  einem  natürlichen  Pro- 
zesse dem  Holz  mitteilt.  Doch  ist  diese 
Technik  noch  vervollkommnungsbedürfdg. 
Die  ersten  Versuche  waren  in  dem  Björk- 
zimmer  des  Werkringes  auf  der  Großen 
Ausstellung  zur  Schau. 


Wie  das  Holz,  so  wird  auch  Metall  gern 
auf  den  reinen  Materialreiz  behandelt.  Neben 
dem  Silber  bevorzugt  man  Eisen,  Kupfer, 
Messing. 

Man  liebt  es  nicht,  die  Wandungen  der 
Geräte  als  einen  Grund  für  die  Darstellungen 
bildnerischer  Szenen  in  Gravier-  oderTreib- 
arbeit  zu  benutzen,  sondern  wieder  strebt 
man  durchaus  danach,  statt  solcher  sekun- 
dären Wirkungen  die  unmittelbaren  Reize 
des  Stoffes  selbst  zur  Darstellung  zu  bringen. 
Das  geschieht  teils  durch  die  Bildung 
großer  schöngewölbter  Flächen,  z.  B.  bei 
holländischen  Teekesseln,  die  durch  die 
Linie  ihres  Körpers  und  die  organisch  ge- 
wachsenen Gliedmaßen  des  Henkels  und 
des  Ausgusses  bestechen,  teils  durch  die 
Behandlung  mit  Hammerschlag.  Solche 
Hämmerung  erzeugt  vollendete  Material- 
schönheit. Die  Metallfläche  empfängt  von 
ihr  eine  bewegte  vibrierende  lebendige 
Struktur.  Man  fühlt  ihre  Streckungen ;  von 
Nerven  scheint  sie  durchzogen  gleich  einer 
Haut,  kein  toter  Punkt  ist  an  ihr.  Und 
dazu  kommt  ein  ihr  Leben  steigerndes 
Lichter-  und  Schattenspiel,  das  über  die 
Fazetten  streicht.  Meister  solcher  Hämme- 
rungskünste in  allen  Tonarten,  zart  hauchig 
bis  zum  Wuchtigen,  sind  die  englischen 
Guilds. 

Die  Cymbric-Silbergefäße  geben  ein  Bei- 
spiel fllr  die  leise  Behandlung,  ihre  Flächen 
sind  so  nuanciert,  fast  nur  gestreift  vom 
Hammerschlag,  sie  wirken,  als  vibrierten 
sie  unter  karessanten  Fingerspitzen.  Und 
fids  Gegensatz  Ashbees  Kaminhelme  und 
die  Kufen  für  Schirme  und  Stöcke  mit  ihrer 
wuchtigen  furchigen  Narbenmusterung  voll 
Energie  und  Ausdruck. 

Bei  Ashbees  Schalen  und  Kelchen  finden 
sich  —  die  Wiener  Gefäße  nahmen  das 
gleichfalls  auf  —  oft  farbige  Halbedelsteine 
verwendet.  Manchmal  beschreiben  sie  auf 
einer  Fußplatte  einen  leuchtenden  Kranz, 
manchmal  dient  auch  ein  solcher  Stein  als 
Knopf  des  Deckels.  Das  könnte  beim  ersten 
Anblick  nach  Luxusdekoration  aussehen. 
Aber  an  die  Wertsteigerung  ist  dabei  sicher 
am  wenigsten  gedacht,  die  Steine  sind  viel- 
mehr auch  nur  dienende  Glieder  in  der  Kom- 
position. Sie  dienen  als  Erhöhungspointen 
der  Materialschönheit.  Ihre  Koloristik  klingt 
zusammen  mit  dem  schimmernden  Metallton, 
diese  Steine  sind  gewissermaßen  die  be- 
lebenden Augen  des  silbernen  Körpers. 


363 


In  der  Innenarchitektur  bekommt  das 
Metall  heut  eine  besondere  Bedeutung  in 
der  Verwendung  als  Heizverkleidung.  Wie 
solch  mattschimmemdes  Metallgitter  im 
flammigen  Holzpaneel  eine  erlesene,  rein 
durch  Metallreize  bewirkte  Schönheit  hat, 
sieht  man  jetzt  in  dem  von  Grenander  kom- 
ponierten Lesesaal  des  Kunstgewerbe-Mu- 
seums. 


Die  gelungensten  Beispiele  solcher  sach- 
lichen Materialästhetik  findet  man  übrigens 
jetzt  auf  Schritt  und  Tritt  in  den  Berliner 
Straßen.  Es  sind  die  modernen  Läden, 
die  buchtigen  Glashäuser  aus  Metall  und 
Scheiben. 

Man  wird  sich  über  ihre  Eigenart  klarer, 
wenn  man  sich  einen  charakteristischen 
Laden  der  Vergangenheit  vorstellt.  Und 
wieder,  in  Parallele  mit  früheren  AusJEÜh- 
rungen,  findet  man,  daß  dieser  Laden,  um 
aufzufallen  und  sich  durch  Schmuck  her- 
vorzutun, sich  kostümierte.  Er  wollte  in 
erster  Linie  ein  Ausstattungsstück  sein, 
dann  erst  ein  Laden.  Er  nsäim  so  z.  B. 
die  Tracht  eines  Rathaussaales  an  mit  he- 
raldisch geziertem  Paneel,  mit  Maßwerk, 
Zinnen  und  Türmchen.  Das  konnte  sehr 
gediegen  und  echt  gearbeitet  sein  und  hatte 
doch  in  Zusammenhang  mit  den  Verkaufs- 
waren, die  vielleicht  aus  Pralin6es  und 
Petit  fours  bestanden,  etwas  Unechtes. 

Der  moderne  Laden  schielt  nicht  nach 
solchen  Nebenbedeutungen.  Seine  Anlage 
geht  sicher  und  konsequent  vom  Begriff 
des  Ladens  aus  und  versucht,  wie  wir  es 
bei  allen  hier  erörterten  Dingen  sahen, 
seinen  Wesens-  und  Zweckbedingungen 
einen  material-schmuckhaflen  Ausdruck  zu 

geben. 

Das  Wesen  des  Ladens  ist  Öffentlichkeit. 
Er  soll  locken,  sich  hell  und  offen  der 
Straße  präsentieren.  So  ergab  sich  als 
ideale  Form:  der  Laden  als  ein  großer  Glas- 
schaukasten. Weiter  kam  es  nun  darauf 
an,  weil  allzuweite  Glasflächen  leicht  lang- 
weilig und  eintönig  dreinschauen,  eine  Glie- 
derung zu  finden,  die  den  Raumsinn  er- 
götzt, ohne  sachlich  zu  verwirren  und  de- 
plaziert zu  sein.  Statt  sich  mit  dem  ver- 
glasten Wandausschnitt  der  Fassade  zu  be- 
gnügen, baute  man  also  eine  gläserne  Archi- 
tektur, eine  Breitfläche  mit  Seitenwänden 
und  einer  schrägen  Bedachung,  alles  in 
blanke  Metallbänder  gefaßt,  die  gut  zum 
Glas  stimmen.  Und  dann  entwickelte  man 
organische  Ensemble-Zusammenhänge.  Das 
Glasdach  bekam  abgeblendet  Oberlicht- 
funktionen, die  inneren  Seitenwände  der 
beiden  Schaufenster  halfen  ein  zierliches 
Vestibül  für  die  Eingangstür  bilden.  Und 
sie  wurde  nun  mit  besonderer  Liebe  ausge- 
staltet. Auch  aus  Glas  und  Metall,  aber  die 
Scheiben  der  geteil^ten  Fläche  bekommen 
—  was  auch   ein  reiner  Materialstil  ist  — 


Fazetten,  eine  Steigerung  des  schmuck- 
blanken Eindrucks.  Und  der  Hauptge- 
brauchsfaktor der  Tür,  der  Griff,  wird  in 
großzügiger  wuchtiger  Linie  aus  dem  breit 
umschließenden  Bandwerk  herausgeführt« 

Meisterleistungen  solcher  Inszenierungen 
aus  Holz,  Metall  und  Glas  sind  die  Kodak- 
läden Waltons. 

Das  Stilgefühl  für  den  organischen  Zu- 
sammenhang stößt  sich  daran,  solche  rein- 
lichen Anlagen  in  die  meist  so  falsch  auf- 
frisierten Wände  der  Berliner  Häuser  ein- 
zubauen. Daher  wurden,  wenn  nicht  eben 
komplette,  einheitliche,  in  zweckkünst- 
lerischem Geiste  erbaute  Warenhäuser  zur 
Verfügung  stehen,  wie  sie  Messel  als  erster 
fand,  doch  wenigstens  die  nachbarlichen 
Wände  des  Mietshauses  mit  in  die  Kom- 
position bezogen.  Und  als  Material  erwies 
sich  die  moderne  Kachel  außerordentlich 
dankbar. 

Auch  sie  wirkt  mit  ihren  natürlich  ge- 
flossenen Glasuren  in  reiner  Material- 
schönheit und  gibt  mit  Glas  und  Metall  einen 
hellen  heiteren  Dreiklang. 

Ein  schönes  Beispiel  ist  der  Laden  des 
Keramikers  Mutz  in  der  Potsdamerstraße, 
bei  dem  nur  die  Fläche  der  wolkig  über- 
hauchten Fliesen  durch  die  Einlagen  mit 
figürlichen  Darstellungen  in  seiner  Ausge- 
glichenheit mr  mein  Gefühl  beeinträchtigt 
und  verletzt  wird. 

Es  war  überhaupt  ein  glücklicher  Ge- 
danke, die  Kachel  für  solche  Kleinarchi- 
tekturzwecke stärker  heranzuziehen. 

Aufgaben,  wie  die  Kioske,  die  früher 
entweder  öde  oder  in  jenem  mißverstande- 
nen, auf  sinnlose  Nebenbedeutungen  aus- 
gehenden Atrappenstil  ausgeführt  vrarden, 
werden  heut  in  der  Kombination  von 
Kacheln,  einem  seine  Funktionen  klar  und 
anmutig  aussprechenden  Eisengerüst  und 
verglasten  Fenstern  hingestellt  und  geben 
den  erfreulichen  Eindruck  von  l'Art  dans 
la  rue.  Grenanders  Stationshäuschen  der 
Untergrundbahn  auf  dem  Wittenberg-Platz 
scheint  mir  musterhaft  für  solche  Lösung. 
Die  Zeitungshalle  am  Leipziger  Platz  ge- 
riet etwas  unruhiger. 

Spricht  man  von  Materialschönheit  aut 
der  Straße,  so  muß  man  auch  den  Auto- 
mobiltypus erwähnen,  den  Wertheim  zu- 
erst anwendete.  Die  Grundform  freilich 
sieht  noch  zu  sehr  nach  einem  Wagen  aus, 
dem  die  Pferde  ausgespannt  sind.  Aber 
der  Wagenkasten  mit  seiner  schmalgefugten 
rippenartig  belebten  Holzwandung,  den 
breiten  Messingrahmenbändern,  die  sich  zu 
freiliegenden  großausstrahlenden  Türangeln 
entwickeln,  die  Laternen,  die  in  den  Ecken 
kräftig  verglast  und  vergittert,  gleich  Schiffs- 
lichtern und  Kajütenfenstern,  eingebaut  sind, 
wirken  tektonisch  überzeugend,  in  sich 
stimmend.  Ein  Wesen  gibt  sich  damit 
ausdrucksvoll  kund,  und  darin  empfinden 
wir  heut  etwas,  was  uns  schön  dünkt. 


364 


VOM  HAUSE  FRIEDRICHSTR.  167,  BERLIN. 
ARCHITEKT:    BRUNO    SCHMIH,    BERLIN. 


3S5 


RESTAURANT  „AUTOMAT",  FRIEDRICHSTR.  167. 
ca    ARCHITEKT:  BRUNO  SCHMITZ,  BERLIN,    a 


RESTAURANT  „AUTOMAT",  FRIEORICHSTR.  167. 
s>    ARCHITEKT:  BRUNO  SCHMITl,  BERLIN,    as 


367 


RESTAURANT  „AUTOMAT",   FRIEDRICHSTR.  167. 
B    ARCHITEKT:  BRUNO  SCHMITZ,  BERLIN,    e 


SB» 


VILLA  DÜREN  IN  eODESBERQ. 
B  e  ARCHITEKTEN:  a  b 
ERDMANN  &  SPINDLER,  BERLIN. 
AUSFÜHRUNG:  THEOD.  WILH. 
DÜREN,  60DESBER6.     b     b 

MATERIAL:  NATURFARBENER  RAUH-MÖRTEL- 
PUT2  HIT  KRATZPUTZORNAMENTEN,  BUNT- 
ROTER PFÄLZER  SANDSTEIN,  SCHIEFER,  m 


369 

"1 


a  e  VILLA  DÜREN  IN  BODESBERS.  e  b 
ARCHITEKTEN:  ERDMANN  8,  «PINDLER,  BERLIN. 
AUSFÜHRUNG:  THEOD.WILH.  DÜREN,  SODESBERG. 


B    s    VILLA  DÜREN  IN  QODESBERS.    a    b 
ARCHITEKTEN:  ERDMANN  8,  SPINDLER,  BERLIN. 


aas  VILU  DÜREN  IN  aODESBERG.  a  a  a 
B  ARCHITEKTEN:  ERDMANN  8,  SPINDLER,  BERLIN,  b 
MALEREI;  SICHTERMANN  8,  EDELMANN,   DÜSSELDORF. 


EBB  VILLA  DÜREN  IN  GODESBERG.  B  a  B 
B  ARCHITEKTEN:  ERDMANN  S,  SPINOLER,  BERLIN,  b 
MALEREI:  SIOHTERMANN  &  EDELMANN,  DÜSSELDORF. 


QESAUTGRUNDRISS  DES  ERDGESCHOSSES. 


TEILGRUNDRISS  DES  RECHTEN  FLÜGELS  DES  ERDGESCHOSSES. 

BEAMTENWOHNHAuSER  in  LICHTENBERG, 
m  FRANKFURTER  CHAUSSEE  52—57.  e 
e  ARCHITEKT:    C.  CORNELIUS,  BERLIN,  b 

BAUKOSTEN:  380000  MARK. 


BEAMTENWOHNHAUSER  IN  LICHTENBERG, 
B  FRANKFURTER  CHAUSSEE  52-57.  a 
B  ARCHITEKT;    C.  CORNELIUS,  BERLIN,  m 


BEAMTENWOHNHAUSER  IN  LICMTENBERa, 
a  FRANKFURTER  CHAUSSEE  52-57.  b 
B  ARCHITEKT:  C.  CORNELIUS,  BERLIN,  a 


376 


WOHNHAUS  NACHODSTR  6a,  BERLIN-WILMERSDORF. 
■      B     ARCHITEKT:  A.  WAIDER,  BERLIN,     a      b 


WOHNHAUS  KATZBACHSTR.  15,  BERLIN,   » 
ARCHITEKT:  GERRIT  EMMIN6MANN,  BERLIN, 


87« 


WOHNHAUS  NACHODSTR.  6a,  BERLIN-WILMERSDORF. 
B      B     ARCHITEKT:  A.  WAIDER,  BERLIN.     «      b 


MONUMENTENSTRASSE. 


WOHNHAUS  KATZBAOHSTR.  15,  BERLIN. 
ARCHITEKT  DER  GRUNDRISSE;  STRUCK, 


H.  EBERHAROT:  REISESKIZZEN. 


M.  EBERHARD!:  REISESKIZZEN. 


381 


H.  EBERHARDT:  REISESKIZZEN. 


DIE  THEMENWAHL  DES  KUNSTLERS. 

Von  Dr.  HANS  SCHHIDKUNZ  (Berlin- Haiensee). 


Vor  kurzem  brachten  die  Tagesblätter 
Mitteilungen  über  ein  Vorgehen  der  „Bild- 
hauer-Vereinigung des  Vereins  Berliner 
Künstler  und  der  Allgemeinen  Deutschen 
Kunstgenossenschaft^S  Sie  ist  seit  Jahres- 
frist am  Werke,  das  bisherige  Konkur- 
renzenwesen durch  ein  besseres  zu  über- 
winden. Statt  dafi  den  Künstlern  das  Thema, 
und  zwar  meistens  sehr  eingehend,  vorge- 
schrieben wird,  sollen  vielmehr  umgekehrt 
die  Künstler  durch  die  Konkurrenz  die 
Möglichkeit  bekommen,  die  ihnen  zusagen- 
den Themen,  die  höchstens  in  der  Richt- 
ung eines  ganz  allgemeinen  Zieles  bestimmt 
sein  dürften,  vorzuschlagen,  eventuell  aus- 
zuführen. 

Das  Geschichtliche  und  Textliche  an  den 
Bestrebungen  der  „Bildhauer- Vereinigung** 
bedarf  hier  keiner  näheren  Auseinander- 
setzung. Genug  daran,  daß  die  genannte 
Vereinigung  ihre  Absichten  in  einem  Pro- 
grammentwurf formuliert,  sie  demnach  dem 
Senate  der  Akademie  der  Künste  zu  Berlin 
vorgelegt,  von  diesem  unter  dem  24.  Mai 
1905  eine  überaus  freundliche  Zustimmung 
erfahren  und  schließlich  die  Angelegenheit 
in  einem  Immediatgesuch  an  den  Kaiser 
und  König  vorgelegt  hat.  Dieses  Gesuch 
enthält  den  Kern  der  in  Rede  stehenden 
Bestrebungen  und  verdient,  daß  wir  hier 
seinen  Inhalt  frei  wiedergeben. 

Das  Gesuch  ging  von  einer  Betonung  der 
Tatsache  aus,  daß  die  Initiative  von  aller- 
höchster Seite  weite  Kreise  von  behörd- 
lichen Körperschaften  und  von  privaten 
Kunstfreunden  dazu  angeregt  hat,  deutschen 
Bildhauern  eine  größere  Zahl  von  Auf- 
gaben auf  dem  Gebiete  monumentaler  Kunst 
zu  stellen.  Diese  Aufgaben  haben  Aussicht 
auf  Ruhm  und  auf  materiellen  Gewinn  er- 
öffnet und  dadurch  nicht  nur  zahlreiche 
Künstler  nach  der  Zentralstadt  des  Deutschen 
Reiches  gezogen,  sondern  auch  eine  stets 
wachsende  Zahl  junger  aufstrebender  Ta- 
lente, die  sonst  andere  Wege  eingeschlagen 
haben  würden,  der  plastischen  Kunst  zu- 
geführt. Nun  haftet  aber  gerade  diesem 
Gebiete  der  Monumentalkunst  das  Übel  an, 
daß  auf  ihm  einer  Betätigung  der  Leistungs- 
fähigkeit verhältnismäßig  enge  Grenzen  ge- 


zogen sind.  Die  monumentalen  Aufgaben 
entsprangen  vorerst  ziemlich  ungezwungen 
dem  großen  nationalen  Aufschwünge  der 
letzten  Dezennien  vom  19.  Jahrhundert. 
Allgemach  jedoch  müssen  sich  gerade  diese 
Aufgaben  erschöpfen.  Die  Aufträge  solcher 
Art  fließen  spärlicher  und  spärlicher  und 
wenden  sich  naturgemäß  in  erster  Linie 
den  älteren  und  bewährten  Künstlern  zu, 
während  die  jüngeren  Kräfte  leer  aus- 
gehen. Überdies  ist  das  Gebiet  der  mo- 
numentalen Kunst  doch  immer  nur  ein 
Teilgebiet  der  Plastik  oder  der  Raumkünste 
überhaupt.  Ein  großer  Teil  der  Talente, 
welche  nach  Betätigung  ihres  Könnens 
ringen,  ist  jetzt  wie  auch  in  anderen  Zeiten 
überhaupt  nicht  auf  das  Monumentale  ge- 
richtet. Solche  Talente  —  die  es  eben  nur 
sind,  wenn  sie  ihrer  Eigenart  leben  können 
—  sehen  sich  bei  dieser  Sachlage  natur- 
gemäß von  Aufträgen  jener  Art  und  von 
der  größeren  Einträglichkeit  derartiger  Auf- 
träge ausgeschlossen. 

Bereits  ist  die  Erscheinung  zu  bemerken, 
daß  zahlreiche  jüngere  Kräfte  trotz  aller 
Begabung  durch  den  Mangel  an  Aussicht 
auf  Erfolg  entmutigt  werden.  Ihr  ideales 
Streben  erlahmt;  und  zwar  insbesondere 
deshalb,  weil  sie  die  Kosten  der  Arbeit 
nicht  mehr  aufzuwenden  wagen.  Ihre 
eigenen  Mittel  sind  zu  beschränkt,  und  der 
Einsatz  erscheint  im  Verhältnisse  zu  der 
Möglichkeit  einer  Verwertung  allzu  hoch. 
Handelt  es  sich  doch  immer  um  Arbeiten, 
die  ohne  erhebliche  Kosten,  zumal  für  die 
Herstellung  einer  größeren  Studienarbeit, 
nicht  durchgeführt  werden  können !  Ledig- 
lich bestimmte  Aufträge  würden  hier  helfen 
können.  Und  die  Bildhauer -Vereinigung 
ist  überzeugt,  daß  diese  traurigen  Verhält- 
nisse im  Interesse  der  Kunstjüngerschaft 
wie  auch  der  Kunst  selber  wesentlich  ge- 
mildert werden  könnten,  wenn  von  aller- 
höchster Stelle  eingegriffen  würde. 

Der  Wunsch  der  Gesuchsteller  ging  da- 
hin, daß  die  preußische  Staatsregierung  zur 
Ausschreibung  von  Konkurrenzen  im  Sinne 
der  Gesuchsteller  veranlaßt  würde.  In 
Zeiträumen  von  ein  bis  zu  zwei  Jahren 
sollte  sie  allgemeine  Konkurrenzen  plasti- 


383 


scher  Entwürfe  veranstalten,  deren  Thema 
von  den  Künstlern  frei  zu  wählen 
wäre.  Eine  künstlerische  Autorität  oder 
eine  Jury,  zusammengesetzt  aus  geeigneten 
künstlerischen  Persönlichkeiten,  würde  diese 
Entwürfe  zu  begutachten  haben.  Der  Be- 
gutachtung hätte  nun  die  Auswahl  einer 
Anzahl  von  Entwürfen  zu  folgen.  Zur  wei- 
teren Ausführung  dieser  Entwürfe  müßte 
ihren  Urhebern  ein  angemessener  Zuschuß 
aus  öffentlichen  Mitteln  gewährt  werden. 
Zunächst  würde  es  sich  um  die  Herstellung 
eines  großen  Gipsmodelles  handeln.  Diese 
Gipsmodelle  könnten  den  Künstlern  bei 
einer  eigens  veranstalteten  öffentlichen  Aus- 
stellung Aufträge  zur  Ausführung  in  echtem 
Materiale  zuwenden.  —  Die  näheren  Einzel- 
heiten hatten  die  Gesuchsteller  ebenfalls 
entworfen  und  beigefügt. 

Das  Gesuch  wurde  von  allerhöchster 
Stelle  dem  preußischen  Ministerium  der 
geistlichen  usw.  Angelegenheiten  hinüber- 
gegeben. Von  dieser  Stelle  erfolgte  die 
Antwort  unter  dem  30.  September  1905,  mit 
dem  Hauptinhalte,  daß  die  Sache  an  die 
Landes  -  Kunstkommission  weitergegeben 
werde.  Dabei  wurde  auch  die  Andeutung 
gemacht,  daß  eine  energische  Vertretung 
der  Angelegenheit  in  der  Presse  das  Ent- 
gegenkommen der  Behörden  gut  unter- 
stützen werde.  Man  sieht,  die  Behörden 
wünschen  selber  eine  Basis  innerhalb  der 
öffentlichen  Meinung,  um  für  ihre  V^er- 
fügungen  möglichst  gerechtfertigt  zu  sein. 

Inzwischen  hat  die  Landes -Kunstkom- 
mission durch  ihre  Tagung  vom  Januar 
1906  Gelegenheit,  sich  mit  der  Sache  näher 
zu  befassen,  was  je  nach  den  verschiedenen 
Standpunkten  vorteilhaft  und  auch  nach- 
teilig sein  kann.  Vorteilhaft,  weil  dieses 
preußische  Institut  über  beinahe  eine  drittel 
Million  Mark  jährlich  zur  Verausgabung 
verfügt;  nachteilig  deshalb,  weil  solche  In- 
stitutionen nie  ganz  frei  sind  von  jenen 
Reibungen,  welche  die  Gesuchsteller  eben 
überwinden  wollen.  Dazu  kommt  noch, 
daß  jene  Kommission  doch  nur  eine  preu- 
ßische Institution  ist,  während  der  Kern 
der  Angelegenheit  keine  ländlichen  und 
höchstens  nationale  Grenzen  kennt.  Ist 
doch  bereits  die  Gründung  eines  „Künstler- 
verbandes deutscher  Bildhauer^^  mit  Zu- 
ziehung der  österreichischen  Bildhauer  im 
Gang,  und  zwar  gerade  wieder  durch  die 
Bemühungen  der  mehrgenannten  „Bild- 
hauer-Vereinigung" ! 

Uns  interessiert  die  Sache  nicht  bloß  im 
Sinne  dieser  einzelnen  Bestrebungen,  son- 
dern auch  noch  in  einer  weitergreifenden 
Weise.  Häufig  hört  man  das  Schelten 
darauf,  daß  Aufträge  in  irgend  einer  Stadt 
oder  Landesgemeinschaft  einem  unfähigen 
Protektionskind  übertragen  werden,  und 
den  Vorwurf  oder  Rat,  daß  statt  dessen 
eine  weitgreifende  Konkurrenz  ausge- 
schrieben werden  sollte.  Das  sei  gut 
demokratisch,   das  überwinde  die  persön- 


lichen Abhängigkeiten,  das  stelle  die  Kunst 
in  völlig  freie  Verhältnisse.  —  So  günstig 
auch  dieser  Schein  ist,  so  sehr  ftihrt  seine 
Wirkung  doch  zum  Gegenteil.  Der  nächst- 
liegende Beweis  dafür  ist  der  bekannte  Um- 
stand, daß  auch  bei  der  Konkurrenz 
schließlich  unübersehbar  viele  äußerliche 
Momente  den  Ausschlag  geben,  einschließ- 
lich geheimer  oder  öffentlicher  Protektionen. 
Selbst  ohne  solche  kommt  es  häufig  dazu, 
daß  das  künstlerisch  Wertvollere  hinter 
dem  künstlerisch  Wertloseren  zurücksteht, 
weil  dieses  sich  besser  an  die  gegebenen 
Verhältnisse  der  vorliegenden  Wünsche 
anpaßt.  Noch  gewichtiger  aber  ist  folgen- 
der, uns  hier  zu  allererst  interessierender 
Umstand: 

Ein  wahrhaftiges  Kunstwerk  muß  aus 
dem  Ureigensten  des  Künstlers  kommen. 
Alles  Bestellen  einer  Arbeit  so,  wie  sie  ein 
anderer  haben  möchte,  ist  geeignet,  die 
Ursprungskraft,  die  der  Künstler  seinem 
Werke  geben  kann,  zu  brechen.  Der  an- 
dere ist  ja  nicht  der  Künstler  selber;  er 
kann  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
sich  in  das  hineinftihlen,  was  dem  Künstler 
zu  eigen  ist.  Und  selbst  um  diesen  ge- 
ringen Grad  zu  erreichen,  bedarf  es  einer 
näheren  Kenntnis  des  Künstlers.  Diese 
jedoch  kann  nur  dann  entstehen,  wenn 
dem  Künstler  Gelegenheit  gegeben  worden 
ist,  so  zu  arbeiten,  wie  eben  sein  Innerstes 
ihn  zu  arbeiten  antreibt. 

Machen  wir  gleich  die  Anwendung  auf 
unsere  Kritik  der  gebräuchlichen  Konkur- 
renzen, so  zeigt  es  sich,  daß  immer  noch 
Mittel  übrig  bleiben,  um  die  anscheinend 
demokratische  Allgemeinheit  der  gebräuch- 
lichen Konkurrenzen  auf  andere  Weise  zur 
Geltung  zu  bringen.  Wenn  eine  über  ge- 
nügend Mittel  verfügende  Körperschaft  oder 
Privatperson  den  toten  Punkt  überwinden 
will,  den  irgend  ein  vorhandenes  Protek- 
tionskind odgl.  bedeutet,  so  ist  es  für  sie 
doch  nicht  allzu  umständlich,  einen  künst- 
lerisch gebildeten  Vertrauensmann  in  die 
Ateliers  von  Künstlern  zu  entsenden  und 
dort  die  Künstler  und  ihre  Arbeitsanläufe 
gut  kennen  zu  lernen.  Dann  kann  da- 
zwischen ausgewählt  und  schließlich  der 
Aufbrag  gegeben  werden.  Solche  Atelier- 
reisen, wie  sie  sonst  vorwiegend  nur  von 
Kunstkritikern  und  von  intimeren  Kunst- 
freunden unternommen  werden,  könnten 
ganz  wohl  in  das  Arbeitsprogranun  von 
Kunstkommissionen  udgl.  aufgenommen 
werden. 

Wird  nicht  energisch  in  solchen  Richt- 
ungen vorwärts  geschritten,  so  kommen 
wir  um  die  alte  große  Tragik  nicht  herum, 
daß  fortwährend  das  Angebot  des  Künst- 
lers und  die  Nachfrage  des  Publikums  oder 
der  Auftraggeber  aneinander  vorbeischießen. 
Weniger  bewanderte  Leute  haben  davon 
eben  keine  Ahnung  und  glauben  entweder, 
daß  die  Beteiligten  gar  nicht  anders  vor- 
gehen als  im  Sinne  der  Künstler,   oder  sie 


384 


halten  die  Kunst  für  fähig,  von  Bestellungen 
vorgeschriebener  Arbeiten  zu  leben.  Viel- 
leicht heißt  es,  ein  tüchtiger  Künstler  müsse 
eben  alles  können  und  werde  sich  auch  im 
fremden  Dienste  bewähren.  Tatsächlich 
heißt  dies,  sich  an  verfehlten  Bemühungen 
verbluten.  Die  eigenste  Kraft  des  Künst- 
lers kann  sich  doch  nur  dort  entfalten,  wo 
er  sich  selber  die  Aufgabe  gestellt  hat. 

Dazu  kommt  noch  eines.  Wir  leben 
heute  in  einer  Zeit,  in  welcher  der  Pro- 
duzent dem  Konsumenten  nachläuft.  Ober- 
all drängt  sich  das  Angebot  an  die  Nach- 
frage heran,  sehr  wenige  Gebiete  ausge- 
nommen, in  denen  eine  merkwürdige  Um- 
kehrung dieses  Verhältnisses  stattfindet.  Nur 
beziehen  sich  diese  Ausnahmen  am  aller- 
wenigsten auf  die  Gebiete  höherer  geistiger 
Leistungen.  Der.  entgegengesetzte  Zustand 
würde  ganz  gut  möglich  sein:  der  nämlich, 
daß  der  Konsument  dem  Produzenten  nach- 
liefe, daß  also  beispielsweise  die  Gemeinden 
die  Künstler  flehentlich  bäten,  ihnen  Themen 
vorzuschlagen.  Ob  ein  solcher  Zustand 
jemals  auf  Erden  wahrscheinlich  wäre, 
müssen  wir  anderen  Erwägungen  über- 
lassen. Allem  Anscheine  nach  aber  be- 
stand dieser  Zustand  in  früheren  Zeiten 
wenigstens  zum  Teil.  In  Zusammenhang 
damit  waren  eben  die  Künstler  nicht  nur 
geachteter  und  beschäftigter,  sondern  wohl 
auch  „gefragteres 

An  dem  Rufe  nach  „Freiheit  der  Kunst^* 
beteiligen  sich  gar  Viele.  Manche  von 
ihnen  gehen  auch  mit  Recht  so  weit,   für 


die  Kunst  eine  analoge  Freiheit  zu  ver- 
langen, wie  sie  für  die  Wissenschaft  be- 
steht (worüber  der  Verfasser  sich  in  den 
„Monatsberichten  über  Kunst  und  Kunst- 
wissenschaft", München  in/3,  März  1903, 
näher  ausgesprochen  hat).  Vielleicht  aber 
sehen  auch  Personen,  die  so  weit  mit  dem 
Künstler  mitgehen,  nicht  ein,  daß  die  Kunst 
auch  in  Bezug  auf  ihre  Themen  in  Sklaven- 
ketten liegen  kann.  Das  Thema,  die  Richt- 
ungen und  sonstigen  Umstände  seiner  Aus- 
führung sind  ebenso  ein  innerstes  des 
Künsüers,  wie  das  ausgeführte  Werk  im 
ganzen  ein  solches  Innerstes  ist. 

Erobern  wir  deshalb  den  Künstiem  eine 
möglichst  weitgehende  Verfügung  über  die 
Themen  zurück,  deren  Ausführung  von 
ihnen  gewünscht  wird,  so  tragen  wir  zu 
ihrem  Gedeihen  weit  mehr  bei,  als  wir 
glauben.  Eine  kurzsichtige  Politik  geht 
nach  dem  unmittelbar  nächsten  Nutzen, 
eine  weitsichtige  nach  einem  weitergreifen- 
den. Die  Gemeinde  X  nützt  sich  immer- 
hin, wenn  sie  dasjenige  von  einem  Künstler 
bestellt,  was  sie  gerade  zu  brauchen  glaubt. 
Sie  schadet  sich  aber  dadurch  schließlich 
ebenso,  wie  sich  der  Eigentümer  einer 
Waldung  schadet,  der  zu  seinem  augen- 
blicklichen Vorteile   zu  viel  Holz  schlägt. 

Auch  die  Kunst  ist  sozusagen  ein  der 
Nation  gehörender  Waldbestand,  der  da- 
durch gepflegt  und  erhalten  werden  muß, 
daß  man  nicht  bloß  den  unmittelbar  nächsten 
eigenen  Bedarf,  sondern  auch  den  Bedarf 
des  Waldes  selber  mit  berücksichtigt. 


*i 


BRUNO  KRUSE,  BERLIN:  PORTRATBUSTE. 
eROSSMEflZOGIN  KAROLINE  VON  SACHSEN -WEIMAR  t- 


FRANZ  EISSINS,  CHARLOTTENBURa. 
ENTWURF  ZU  EINEM  6LASFENSTER. 


FRANZ  ElSSma,  CHARL0TTENBUR6. 
ENTWURF  ZU  EINEM  6USFENSTER. 


FRANZ  EISSIN6,  CHARLOHENBURa, 
ENTWURF  ZU  EINEM  6LASFENSTER. 


3S9 


FRANZ  EISSINS,  CHARLOnENBURG. 
ENTWÜRFE  ZU  6LASFENSTERN.    e 


VESTIBÜL    IM  HAUSE  BOXHABENERSTR.  17  u.  18,  BERLIN. 
B      ARCHITEKT:  FRIEDRICH  BLUME,  FRIEDENAU.      a 


aeORS  HONOLD,  BERLIN;  WOHNZIMMER-MÖBEL. 


eUSTAV  eOERKE,  BERLIN:  DAMENZIMMER-MÖBEL  IN 

DER  WOHNUNa  DES  HERRN  W,  SCHOTT,  BERLIN.  » 

GRAU  AHORN  MIT  SILBERBESCHLÄGEN. 


ABB.  453.     8USTAV  60ERKE,  BERLIN;  SCHLAFZIMMER-MÖBEL  IN 

DER  WOHNUNa  DES  HERRN  W.  SCHÜn,  BERLIN,   ei 

ABB.  454.     LEO  NACHTLICHT;  EIN6ELE6TE  TISCHPUTTE,   b    a 


FRIEDRICH  HECHT,  CHARLOHENBURG:  WOHNZIMMER-MÖBEL. 

DUNKELBLAU  GEBEIZTES  KIEFERNHOLZ. 


TUR  DES  HAUSES  ULMENSTR.  3,  BERLIN. 
ARCHITEKTEN:  HART  S  LESSER,  BERLIN. 


396 


UMWAMRUNGSPORTAL  ULMENSTR.  3,  BERLIN. 
ARCHITEKTeN:  HART  !.  LESSER,  BERLIN.  BB 


X  In  einer  Sitzuni;  dei  Vereinigung  lui  Erhaltung 
deolacher  Burgen,  die  am  13.  Dezember  im  Theater- 
aaal  der  Akademie  fOr  Musik  stattfand,  sprach  Herr 
Arctutekt  Bodo  Ebhardt  in  Oegenwait  des  Kaisers  über 
„Buigen  in  Frankreich".  Der  Vortrag  bildete  dos  Er- 
gebnis einer  Reise  durch  da«  mittlere  und  aUdüche 
Frankreich,  die  der  Vortragende  untemonunen  hatte, 
um  von  den  dort  erh«ltenen  Burgen  Material  für  die 
V/iederheiBtellung  jenei  Teile  der  HohkUnigsburg  EU 
sammeln,  deren  e^entliche  BestimmuDg  jetzt  nicht 
mehr  klar  erkenntlich  ist.  Der  Unterschied  zwischen 
den  deutschen  und  den  franzSsischen  Burgen  ist  ein 
betrSchtlicher.  Da  der  kleine  Adel  in  Frankreich  von 
den  Kttnigen,  Herzögen  und  Grafen  abhingig  war, 
erbaute  er  nicht,  wie  der  deutsche,  eigene  Burgen, 
Bondem  hauste  In  denen  der  groBen  Machthaber. 
Diese  letzteren  erbauten  Burgen  in  solchen  gewaltigen 
Dimensionen,  wie  sie  in  Deutschland  nicht  zu  finden 
sind.  Neben  den  weltlichen  Burgen  stehen  dann  die 
geistlichen,  die  Burg  der  PSpste  in  Avignon,  die  be- 
festigten Kloster  und  Kirchen.  Das  Charakteristikum 
der  ftanzitsischen  Buigen  bildete  der  maasige  Dungeon 
und  die  rund  hetumgehenden  kolossalen  Mantelmauem, 
die  fut  die  HtSbe  der  TUrme  erreichen.  Interessant 
an  den  wechselvoUen  Schicksalen  der  französischen 
Buigen  ist  die  Tatsache,  daß  die  Revolution  nur  zum 
geiingaten  Teil  fUr  ihre  Zerstörung  verantwortlich  zu 
machen  ist  und  daB  in  seltsamem  Gegensatz  hierzu 
gerade  Ludwig  XIII,  und  Richelieu  in  ihren  KÜmpfen 
mit  dem  Adel  als  die  größten  Burgenzerstörer  zu  be- 
trachten sind.  Der  Vortragende  eilüaterte  hierauf  an 
Hand  vorzüglicher  Lichtbilder  die  von  Ihm  be- 
suchten Burgen,  ihre  Bauart  sowohl  wie  ihre  Qe- 
schichte.  Ba  befanden  sich  darunter  Rou  Loches, 
Mont  SL  Michel,  Pierrefonds,  Carcassonne,  Tarascou, 
Beaucaire,  Aignes  Mortes  und  Chinon,  berühmt  durch 
das  Zusammentreffen  Jeanne  d'Arcs   mit  KSnig  Karl. 


=  IHe  BcbOpferiachen  Antriebe    der  Denkmalpflege 
bildeten    den   Gegenstand    eines  Vortrages,    den    Pro- 


fessor Dr.  Frle<]rich  Seeaselberg,  Privatdoient  der  Tech- 
nischen Hochschule  in  Charlottenburg,  am  4.  Desember 
im  Architektenverein  in  Berlin  hieh.  Der  Gedanken- 
gang war  etwa  folgender:  2u  den  wichtigsten  Auf- 
gaben eines  Kulturvolkes  gehört  die  geordnete  Pflege 
seiner  idealen  Kulturgüter.  In  dem  groBen  Ringen  der 
Völker  kann  nur  dasjenige  —  selbst  nach  vielen  und 
schweren  Niederlagen  —  schlieSlich  erfotgreich  bleiben, 
dos  nicht  nur  die  Waifen  scharf  und  die  matetiel^en 
Quellen  e^ebig  erhielt,  sondern  das  namenäicb  seine 
starke  Seele  und  seinen  nationalen  Idealismus  bewahrte. 
Unter  den  Kulturgütern,  die  zur  Wachhaltung  des 
Idealismus  und  des  Nationalbewußtseins  geeignet  sind, 
nehmen  die  DenkmUer  einen  bevorzugten  Platz  ein. 
Aber  die  Denkmalpflege  darf  nicht  nur  konservativen 
Charakter  haben,  sondern  sie  muß  «Ich  for^cesetzt  in 
Willen  und  künstlerischen  Antrieb  umsetzen.  Denn 
ein  Volk,  das  immer  nur  das  Alte  flickt  und  stützt, 
mElQte  una  anmuten  wie  ein  Volk  von  Greisen,  das 
eigener  SeelenstGrke  und  Scbafiensfrische  nidit  mehr 
rahig  ist  und  sozusagen  seine  Memoiren  schreibt.  Die 
Denkmalpflege  bat  sich  in  der  Auslösung  von  schöpfe- 
rischen Antrieben  auch  bereits  groBzUgig  bewfihrt. 
HoBfelds  „Stadt-  und  Landkirchen"  zeigt  u.  a.,  wie 
getreu  diese  staattiehen  Neubauten  den  innerlichen 
Gehalt  der  Denkmüler  widerspiegln,  indem  sie  dem 
Landachaftscharakter,  den  GauUberlieferungen  und  den 
Bevölkerungsarten  veratündnlsvoU  angepaßt  sind.  Die 
Seele  der  Kunst  ist  hier  offenbar  erster  Grundsatz  ge- 
worden, und  es  wSre  zu  wünschen,  daß  dieser  Nutzen 
der  Denkmalpflege  sich  auch  umfassend  auf  die  aka- 
demischen EntnrurfsUbungen  erstrecken  möchte.  Große 
Aufgaben  stehen  der  Denkmalpflege  für  die  Volks- 
erziehung noch  bevor.  Sie  werden  ihrer  Erfüllung 
en^egenreifen,  wenn  die  Denkmüler  in  den  ihrer 
Pflege  dienenden  Zeitschriften  weniger  beschreibend 
und  geschichtlich,  und  mehr  noch  nach  der  Seite 
ihrer  Antriebskraft  betrachtet  werden.  Das  wird  — 
unter  Einbeziehung  in  die  Volkaachulung  —  nament- 
lich der  Fall  sein,  wenn  man  die  körperlichen  Denk- 
mäler zu  Sai^g,  Sage,  Sitte,  klösterlicher  und  profaner 
Poesie  in  ein  noch  weit  engeres  Wechselwirkungs- 
verhSltnis  setzte. 


398 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  besiehen  durch  Ernst  Wasmutfa  A.-G.,  Berlin  W.  8, 

Markgmfenstrafie  35. 

Anheißer,  Dr.  R.,  Ornament  und  Buchschmuck. 
35  Tafehi.     In  Mappe M.  x6, — 

Christophe,  Paul,  Der  Eisen -Beton  und  seine  An- 
wendung im  Bauwesen.  Übersetzung  der  zweiten 
Auflage  des  Werkes:  „Le  b^ton  arm^  et  ses 
applications«.    575  Seiten  und  gx6  Bilder,  gebunden 

M.  35,— 

Coli,  Henry  F.,  Moderne  herrschaftliche  Landhäuser. 
Entwürfe,  zo  Tafeln  mit  Grundrissen  und  kurzem 
Text.  Polio  im  Umschlag,  LUbeck  .     •     .    M.  6,— 

Dehio,  Georg,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenk- 
miUer.  Band  I :  Mitteldeutschland«  360  Seiten  im 
Format  z3Xx8*5  cm  in  weichem  Leinenband  M.  4, — 

Denkmäler  der  Baukunst,  zusammengestellt,  gezeichnet 
und  herausgegeben  vom  Zeichen  -  Ausschuß  der 
Studierenden  der  Kgl.  Technischen  Hochschule  zu 
Berlin.  Lieferung  XXXI.  Deutscher  Barok.  za  Tafeln. 
gr.  Fol.  im  Umschlag M.  5, — 

Eisenbetonbau,  Der,  seine  Theorie  und  Anwendung, 
herausgegeben  von  V/aysB  und  Freytag  A.-Q., 
Verl  von  Prof.  E.  MOrsch.  2.  vermehrte  und  ver- 
besserte Auflage  mit  227  Textabbildungen  und  An- 
hang.    80,  geb.  Stuttgart  zgo6    .     .     .     .     M,  6,50 

Jochem,  F.  W.,  Das  Haus  des  Bürgers.  Fünf  Projekte 
für  Einfamilien-Häuser.  Mit  54  Federzeichnungen, 
Perspektiven,  Grundrissen,  Interieurs  und  erläutern- 
dem Text M.  zo, — 

Koch-Grünberg,  Dr.  Th.,  Anfänge  der  Kunst  im  Ur- 
wald. Indianer  -  Handzeichnungen,  auf  Reisen  in 
Brasilen  gesammelt.  63  Tafeln,  94  Seiten  Text 
nebst  zz  Abbildungen  nach  Photographien  des  Ver- 
fassers     M.  Z5,— 

Mohrmann,  Karl,  Prof.  und  Eichwede,  Ferd.,  Dr.-Ing., 
Germanische  Frühkunst,  z  20  Folio-Tafeln  (33 :  46  cm) 
in  Lichtdruck  mit  erläuterndem  Text,  Z2  Lieferungen 

zu  je M.  6,^ 

Lieferungen  z — 6  sind  erschienen. 

Neff,  Georg.  Neue  bürgerliche  Wohnhäuser.  Ent- 
würfe zu  freistehenden  bürgerlichen  Einfamilien-  und 
Mietshäusern.  34  Tafeln,  davon  4  in  Farbendruck. 
Folio,  in  Mappe  •     b M.  20, — 

Olbrich,  Neue  Gärten.  43  meist  ganzseitige  Ab- 
bUdungen.  Naturaufnahmen  unter  persönl.  Leitung 
des  Künstlers  speziell  für  dieses  Werk  angefertigt 
und  Handzeichnungen  des  Künstlers,  enthaltend  die 
Grundrisse,  Schnitte  und  Einzelheiten  der  Gärten: 
Eingänge,  Bänke,  Loggien,  Zäune  usw.  8  Bogen 
im  Format  2zX24cm,  in  farbigem  Umschlag  geheftet 

M.  zo, — 

I  Inserenten -TafeJTI 

Actien-Gesellschaft   für  Fabrikation   von  Broncewaren 

und  Zinkguß,  J.  C.  Spinn  &  Sohn,  Berlin  S.  42. 
Allgemeine  Elektricitäts-Gesellschaft,  Berlin. 


Franz  Bimstiel,  Coburg.     Garten-,  Veranda-MSbeL 

Carl  Busch,  Glasmalerei  Berlin-Schöneberg. 

Charlottenburger  Centralheizungs-Gesellschaft  m.  b.  H. 
Charlottenburg. 

Dicker  A  Wemeburg,  Fabrik  für  Centralheizungs-  und 
Lüftungsanlagen,  Halle  a.  S.— Beriin-Schttnebeig. 

Elbinger  BAaschinenfabrik  F.  Konmick,  Elbizig  W.-P., 
Sandsteinziegel-Maschinenfabrik. 

Herrmazm  Fritzsche,  Leipzig,  Kuzistschmiedewerk. 

H.  Geister,  Bauomamente,  Kupferarchitektur,  BertinW., 
Culmstraße. 

August  Gerber,  Sutnen,  Büsten,  Reliefo,  Köln  a.  Rh.  77. 

Gewerbe -Akademie  Berlin,  Berlin  SW. 

Golde  &  Raebel,  Kunstschzziiede,  Berlin-Halensee. 

J.  P.  GroOmazm,  Gartenanlagen,  Leipzig,  ElsterstraOe. 

Günther  &  Co.,    Kunststein-Fassaden,   Auerbach  i.  V. 

H.  Hildebrandt,    Glasmalerei  und  Kuzistglaserei,   Ber- 
lin W.  9. 

Jahreis  &  HOnig,  Spezialkunststeiiifabrik,  Helmbrechti 
(Bayern). 

Llon  Kießlizig,  Wohnungseizirichtungen,  Berlin  SO. 

Heinrich  Kunitz,    Ornamente   in  Kupfer   und. Bronze, 
Berlin  SO,  Mariazmenplatz  Z2. 

C.  Rob.  Lohmaim  G.  m.  b.  H«,  Lichtpauspapiere,  West- 
hofen  (Westf.). 

S.  A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Garten8tr.96. 

Marienberger  Mosaikplattenfisibrik  G.  m.  b.  H«,  Marien- 
berg IX,  Sachsen. 

A.  Müller,    Kupferdeckung,     Bauomamente,     Berlin- 
SchOneberg,  Groß-GOrschezistr.  35. 

Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 

Johaim  Odorico,  Glaa-Mosaik-Atelier,  Berlin  W«,  Pots- 
damerstraße zo/zz. 

Offenburger  Glasmosaikwerke  G.  m.  b.  H.,  Offenburg  i.B. 

Phos,  Lichtpauspapierfabriken,  Detmold  2. 

Eugen  de  Price,  Dekorationsmaler,  Berlin  NW. 

S.  Th.  Rauecker,  Kgl.  bayr.  Hof-Mosaik-Kunstanstalt 
München-Solln  n. 

Hugo  Richter,  Remscheid. 

H.  Riediger,  Holzbildhauerei,  Görlitz. 

Richard  SchäQer,  Berlin  SW.  4,      Wandplatten,   Mo- 
saikfließen, Tonfließen. 

Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 

Carl  Schütte,  Graphische  Kunstanstalt,  Berlin  W. 

Siebert  A  Aschenbach,  Werkstätten  für  Kunst-Möbel 
und  Holz-Architektur,  Berlin  SW. 

Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin. 

Spiim  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 

J.  Stärzl,  Metallbüdhauer-Ziseleur,  Berlin  S. 

Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H.,   Terrazzo -Werk, 
Haiger-Langenaubach. 

H.  Stroucken,    Möbelfabrik    und    Dekorationageschäft, 
Krefeld. 

Studien-Ateliers  für  Malerei  und  Plastik,  Lewin-Puncke, 
Charlottenburg. 

Twyfords -Werke  Ratingen  bei  Düsseldorf. 

Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenao. 

Franz  Zeller,  Steinmetzgeschäft,  Mütenberg  a.  Main. 

Zierhut    ft    Krieger,      Kunstgewerbliche     Werkstatt«, 
München. 


VerantwortUch  für  die  Schriftleitung:  Dr.  Max  Creutz,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmutfa  A.-Q.,  Berlin  W.» 
Markgrafenstr.ss*—  Osdnickt  bei  Julius  Sittenfeld,  BerlinW.,Mauerttr.  43. 44.— Kuschest  von  Carl  S6hQtts,BsrlittW. 


Maitin  Thiele.* 


DAS  SCHICKSAL  DES  BERLINER 
BOTANISCHEN  GARTENS. 


Es  mag  auf  den  ersten  Blick  befremden, 
daB  in  einer  Zeitschrift,  die  sich  vorwiegend 
an  ausübende  Architekten  sendet,  eine  so- 
zusagen wirtschaftliche,  oder  „bodenpoli- 
tische" Frage  zur  Erörterung  gelangt.  Ich 
hoffe  aber,  daB  mir  gerade  an  diesem  Bei- 
spiele ganz  nebenher  auch  der  Nachweis 
gelingt,  daB  just  der  Architekt  solchen 
Fragen  eine  besondere  Aufmerkeamkeit  zu 
schenken  hat,  wenn  anders  er  innerhalb 
des  modernen  Wirtschaftslebens  nach  er- 
giebiger und  fruchtbringender  Betätigung 
strebt. 

Ich  habe  die  Frage  nach  dem  ferneren 
Schicksal  des  alten  Botanischen  Gartens 
bereits  vor  Monaten  einmal  in  der  „Täg- 


lichen Rundschau"  in  eine  besondere  Be- 
leuchtung zu  rücken  gesucht;  trotz  mancher 
Zustimmung  aber  Ist  die  Sache  in  jener  für 
Laien  zugeschnittenen  Form  nicht  in  wei- 
tere Kreise  gedrungen.  Ich  möchte  hoffen, 
dafi  mir  von  den  Facbgenossen  ein  nach- 
drücklicheres Echo  antworten  werde,  das 
m2mcheSchlumniemdezu  erwecken  vermag. 
Ich  d^L^f  als  bekannt  voraussetzen,  daB 
der  Staat  eineVeräufierung  des  alten,  seinem 
Zwecke  schon  entzogenen  Gartens  ins  Auge 
gefaSt  hat,  da  es  unwirtschaftlich  wäre, 
das  dem  Fiskus  nutzlos  gewordene  Ge- 
lände ohne  weiteres  den  Annrohnern  als 
Park  zu  überlassen.  Ebenso,  dafi  dieser 
starren  Rechtslage  das  begründete  Bedauern 


400 


entgegensteht,  dafi  eine  der  so  spärlichen 
„Lungen'^  von  Großberlin  der  Bauspeku- 
lation überantwortet  werden  soll,  wobei 
nebenbei  noch  eine  erhebliche  Entwertung 
des  benachbarten  Grundbesitzes  dadurch 
einträte,  dafi  eben  durch  die  Bebauung  des 
Gartens  seinen  Umwohnern  die  Annehm- 
lichkeit eines  stillen  grünen  Erholungsortes 
und  eines  Luftverbesserers  ersten  Ranges 
verloren  geht.  Es  scheint  denn  auch,  dafi 
diesen  Billigkeitsrücksichten  Rechnung  ge- 
tragen werden  soll,  denn  die  letzten  un- 
widersprochenenNachrichtenlauten,dafider 
Stadt  angesonnen  wird,  einen  Teil  des  Parkes 
als  solchen  anzukaufen,  während  ein  an- 
derer Teil  als  Bauland,  also  zu  erheblich 
höherem  Preise,  veräufiert  werden  soll. 
Auf  diesen  Ausgang  wird  man  sich  jeden- 
falls gefafit  machen  müssen.  Wer  aber 
die  nötige  Phantasie  aufbringen  kann,  zu 
ermessen,  was  aus  solcher  Zerstückelung 
unter  der  vereinigten  Herrschaft  der  Reifi- 
brettparzellierung  und  des  Mammonismus 
herauskommen  kann,  den  mufi  ein  tiefes 
Weh  darüber  erfüllen,  welch  eine  neue 
Barbarei  Berlins  Kunstruf  belasten  soll,  zu- 
mal hier  eine  Gelegenheit  zu  einer  Kultur- 
tat ersten  Ranges  vorbeigelassen  würde. 
Denn  es  ist  mir  ganz  fraglos,  dafi  die  Auf- 
gabe, selbst  beiinnehaltungdervorgenannten 
materiellen  Vorbedingungen,  eine  Lösung 
zuläfit,  die  nicht  allein  ästhetisch  zu  be- 
friedigen vermag,  sondern  auch  geradezu 
als  Sehenswürdigkeit  einen  neuen  geschäft- 
lichen Schwerpunkt  an  jene  Stelle  der 
Hauptstadt  zu  rücken  vermöchte,  sobald  nur 
einmal  behördliche  Schwerfälligkeit  über- 
wunden und  der  rechte  Mann  für  den  rechten 
Platz  gefunden  wird.  Um  diese  Aufgaben 
würde  sich  aber  bei  einer  lebhafteren  Be- 
sprechung der  Angelegenheit  in  der  Öffent- 
lichkeit die  Stadt  Berlin  nicht  herumdrücken 
können,  denn  ihr,  nicht  dem  Staate,  das 
ist  mir  immer  klarer  geworden,  fiele  diese 
ganz  einzigartige  Aufgabe  einer  weitblicken- 
den Bodenpolitik  zu.  Ich  habe  das  Ver- 
ständnis für  das  zu  Erstrebende  in  das 
Schlagwort  zusammenzufassen  gesucht: 
.,Einen  Markusplatz  für  Berlin!'*. 
Berlin  hat  keinen  einzigen  überwältigenden, 
einheitlich  architektonisch  gestalteten,  vom 
Toben  des  Verkehrs  freien  Platz  mehr. 
Den  Fachgenossen  braucht  das  nicht  erst 
bewiesen  werden.  Alle  Welt  aber  weifi, 
welche  Anziehung  ein  solcher  Platz  bietet. 


Es  mufi  nicht  der  Markusplatz  sein,  der 
doch  nur  für] Italien  möglich  ist;  aber  man 
denke  an  den  Garten  des  Pariser  Palais 
Royal  oder  an  den  noch  näheren  Münchener 
Residenzgarten  und  stelle  sich  dann  vor, 
welche  herrliche  Anlage  sich  bei  einer 
einheitlichen  Umbauung  des  botani- 
schen Gartens  schaffen  liefie.  Es  wäre  für 
unser  Klima  nicht  angebracht,  den  Baum- 
wuchs zu  entfernen;  es  würde  sich  auch 
entsprechend  dem  deutschen  Sinn  für  das 
Malerische  im  Gegensatz  zum  streng  Rhyth- 
misch-Monumentalen nicht  um  eine  gleich- 
mäfiige,  akademisch  strenge  Riesenhofan- 
lage,  sondern  um  eine  lebhaft  gruppierte 
Architekturschöpfung  handeln,  bei  der  die 
Erhaltung  der  schönsten  Baumgruppen  als 
Programmbedingung  eingeschlossen  sein 
könnte.  Ja,  es  liefie  sich  vielleicht  auch  der 
von  Willy  Pastor  angeregte,  mir  erst  nach 
Abfassung  des  genannten  Rundschau-Auf- 
satzes bekanntgewordene  treffliche  Vor- 
schlag der  Anordnung  eines  „Freiluft- Archi- 
tekturmuseums*' irgend  wie  mit  der  Aufgabe 
verquicken.  Diese  letztere  bliebe  inmier 
wieder  nur  die  Herstellung  einer  einheit- 
lichen, vom  Verkehr  abgetrennten,  mit 
reichen  Läden,  Gastwirtschaften,  vielleicht 
auch  um  ein  Konzerthaus  oder  Theater  er- 
weiterten Platzanlage,  die  nicht  von  den 
Zufallsausgeburten  reklamesüchtiger  Bau- 
unternehmerphantasie umschlossen,  son- 
dern als  ein  Bild  aus  einer  Hand  möglichst 
die  ganze  Höhe  baukünstlerischer  Fähig- 
keit der  Gegenwart  verkündete.  Der  ästhe- 
tische Teil  dieser  Aufgabe  wäre  der  dank- 
barste Gegenstand  für  einen  Wettbewerb, 
und  es  ist  gar  nicht  daran  zu  zweifeln,  daß 
hierbei  Lösungen  zu  Tage  kommen  könnten, 
die  Berlin  um  eine  echt  moderne  Sehens- 
würdigkeit ersten  Ranges  reicher  machen 
und  dadurch  den  sprechendsten  Beweis 
dafQr  liefern  würden,  dafi  nur  aus  einer 
großzügigen  Vereinheitlichung  ganzer  Plätze 
und  Strafienzüge  das  Wesen  aller  Städte- 
schönheit, das  Strafienbild,  nicht  das  auf- 
fallende Einzelhaus,  zu  Tage  kommen  kann. 
Aber  der  Weg  vom  Papier  in  die  Wirk- 
lichkeit ist  freilich  schwierig.  Unter  den 
obwaltenden  wirtschaftlichen  Verhältnissen 
ist  nicht  anzunehmen,  dafi  irgend  ein  grofies 
Geldkonsortium  „die  Sache  machen'*  würde, 
es  sei  denn,  dafi  eine  Lotterie  für  den  Aus- 
fall aufkommt,  der  aus  der  Freilassung  des 
großen  Mittelraumes  entstehen  muß.   Selbst 


401 


wenn  der  Staat  einen  größeren  Teil  als 
„Parkland*'  billiger  abließe,  so  würde  doch 
der  alles  beherrschende  Drang  nach  mög- 
lichster materieller  Ausnutzung  höchstens 
zu  einer  „lockeren  Bauweise*'  führen;  selbst 
grundbuchliche  Beschränkungen  und  Forde- 
rungen nach  einheitlicher  Fassadenge- 
staltung würden  etwas  ganz  Großes  schwer- 
lich zustande  kommen  lassen.  Die  Stadt 
Berlin  aber  kann  sich  den  Billigkeitsforde- 
rungen der  Umwohner  und  einer  große 
Gesichtspunkte  verfolgenden  Politik  nicht 
wohl  entziehen.  Sie  könnte  das  Werk  sehr 
wohl  in  die  Hand  nehmen,  und  sie  müßte 
es  geradezu,  weil  nur  sie  unter  den  ge- 
schilderten Voraussetzungen  auch  die  wirt- 
schaftlich günstigste  Lösung  zu  erreichen 
vermöchte.  Hierfür  den  Nachweis  zu  er- 
bringen, halte  ich  für  den  wichtigsten  Punkt 
meiner  Auseinandersetzungen,  und  —  ich 
werde  nicht  zu  widerlegen  sein. 

Gesetzt  daß  die  Aufteilung  im  bureau- 
kratisch  bequemen  Schema  F  erfolgt.  Es 
ist  dabei  gleichgültig,  ob  etwa  nur  ein  Streifen 
an  der  Potsdamerstraße  oder  auch  noch  zwei 
weitere  an  beiden  Seitenstraßen,  oder  ob  eine 
vollständige  Umgrenzung  des  Gartens  zur 
Parzellierung  verkauft  oder  ob  gar,  was 
bei  der  Sucht  nach  Baublockteilungen  gar 
nicht  ausgeschlossen,  eine  Zweiteilung  mit 
neuer  Querstraße  geplant  und  eine  Hälfte 
des  Gartens  als  „Schmuckplatz**  für  Ab- 
stellung „diverser**  Denkmals„serien**  in 
bekannter  Kunstverständnishöhe  erhalten 
bleibt.  Jedenfalls  würde,  sagen  wir,  die 
Hälfte  des  Bodens  als  freizulassende  Park- 
fläche billiger  vom  Staat  abgegeben.  Bliebe 
dann  die  Hälfte  der  Aufteilung  überant- 
wortet. Jeder  Baublock  aber  müßte  als- 
dann die  der  Polizei-Bauordnung  ent- 
sprechende freie  Hoflläche  erhalten  müssen, 
sagen  wir  kurz  ein  Drittel  seiner  Fläche, 
d.  h.  also  nach  diesem  Beispiele  ein  Sechstel 
der  Gesamtfläche.  Bliebe  aber  diese  in 
einer  Hand,  würde  der  Park  inmitten  der 
ganzen  Anlage  belassen,  so  würde  dessen 
Fläche  als  freie  Hoflläche  im  Sinne  der 
Bauordnung  für  sämtliche  Häuser  in  An- 
rechnung kommen;  die  Rückseiten  aller 
vorausgesetzten  Einzelhäuser  würden  keines 
besonderen  „polizeilichen  Hofes**  mehr  be- 
dürfen, sie  würden  unmittelbar  an  dem 
Platze,  der  Wirkung  nach  als  „Vorder- 
häuser** liegen,  bequemeren  Zugang,  bessere 
Aussicht   und   Ausnutzbarkeit  bieten    und 


also  auch  mehr  Ertrag  bringen.  Die  Grund- 
rißanlagen aber  würden,  vom  Fluche  der 
Parallelogrammschneiderei    bei    der   Auf- 
teilung befreit,  so  viel  freiere  Lösungen  zu- 
lassen,   daß    auch    die    Einzelwohnungen 
wesentlich    vorteilhafter    gestaltet  werden 
könnten.    Die  Hauptsache  aber  bleibt,  daß 
ein  guter  Teil  der  polizeilichen  „Mußhöfe** 
entweder  als  Bauland  verwertet  oder  aber 
als  Park  freigehalten  werden  kann,  so  daß 
in  jedem  Falle   eine  weit  günstigere  Aus- 
nutzung  als  bei  jeder  Aufteilung  heraus- 
springt.   Dazu   kommt    nun   als  Weiteres 
der  Fortfall  des  Zwischenhändlergewinnstes, 
da  kaum  anzunehmen,  daß  Staat  oder  Stadt 
die   zur  Bebauung    bestimmten   Parzellen 
einzeln    nur    an    Selbstbauende    ablassen 
werden,  sondern  daß  wahrscheinlich  irgend 
eine    gescheite    Bank     dem    Beamtentum 
diese  Mühe  abnehmen  und  dafür  die  Grund- 
stückspreise möglichst   ausgiebig   erhöhen 
würde.   Dazu  kommt  endlich,  daß  bei  einer 
großen  einheitlichen  Unternehmung  Mate- 
rialienbeschaflung   und   Arbeitspreise   sich 
erheblich  billiger   stellen   müssen   als   bei 
Einzelunternehmungen,  zumal  doch  wenig- 
stens  soviel   erreicht  werden   müßte,   daß 
nicht  die  letzten  Blüten  des  Unternehmer- 
tumes  unter  gerissenstem  Eiertanz  um  das 
goldene    Kalb    die    Gegend    so    verpatzen 
wie  das  — -  na,  anderwärts  Mode  gewor- 
den ist. 

Wenn  sonach  meine  Voraussetzungen  des 
Verkaufes  des  Gartens  zu  zweierlei  Preisen 
(als  Park-  und  Bauland)  von  Staat  an  Stadt 
zutreflen,  so  wäre  es  einfach  frevelhaftes 
laisser  faire  laisser  aller,  wenn  die  Stadt 
nicht  als  Bauherrin  selbst  aufträte  und  die 
hier  wirklich  auf  der  Straße  liegenden 
Millionen  aufhöbe.  Sie  würde  dadurch 
gleichzeitig  das  erste  glänzende  Beispiel  für 
eigene  Initiative  in  vernünftiger  Bodenpolitik 
geben.  Die  einzige  Schwierigkeit  ist  der 
Sprung  in  eine  werteschaffende  Gemeinde- 
tätigkeit, zu  dem  Mut  gehört  und  die  Furcht 
vor  Mietsherrgeschäften.  Aber  wie  bei  der 
künstlerischen  Bewältigung  der  Aufgabe  der 
Wettbewerb  einen  sicher  gangbaren  Weg 
bildet,  so  kann  doch  schließlich  auch  ein 
tatkräftiger  Baubeamter  mit  einem  kleinen 
Stabe  bei  nicht  allzu  schematisch  gezogenen 
Direktiven  so  viel  leisten,  wie  das  Gros 
unserer  Spekulationshausbesitzer !  Nicht 
einmal  die  Furcht  vor  der  „teureren  Wirt- 
schaft** hätte  irgendwelche  Begründung,  da 


402 

ja  bei  Errichtung  der  Anlage  ungemein  ge-  haltbaren,  jedenfalls  durchaus  kulturfeind- 

spart  würde.  Wohl  aber  würde  sich  zeigen,  liehen  Zuständen  gefUhrt  haben. 

ob  nicht  ein  nachdrücklicher  Schritt  in  das        Überdenkt  man  aber  mit  einiger  Phantasie 

Gebiet  gesunder  Bodenpolitik  zu  weiteren  nur,  welche  großartige  SchSpfung  hier  bei 

Versuchen  auf  diesem  Gebiete  AnlaB  geben  gutem   Willen    und    Verstände    entstehen 

müfite.    Man  braucht  nicht  Bodenreformer  könnte,    so    wird  man  diese  Anregungen 

zu  sein  —  ich  bin  selbst  nicht  Mitglied  des  nicht  wohl  unter  den  Tisch  fallen  lassen 

betreffenden  Vereines  —  um  zu  erkennen,  können.    Möge    sich   ihrer  vielmehr  eine 

dafi  unsere  moderne  Grundstückspekulation  breitere  Agitation  bemächtigen! 

und  ihr  Bauunternebmertum  zu  ganz  un-  Hans  Schliepmann. 


LEIPZIGERSTR.  40.  FASSADE  DES  GESCHÄFTSHAUSES  JACOB  8,  JOSEF  KÜHN, 
AKTIEN-GESELLSCH.  ZUR  ERZEUGUNG  VON  MÖBELN  AUS  GEBOGENEM  HOLZ, 
a     a    ARCHITEKTEN:  JOSEF  HOFFMANN  UND  KOLO.  MOSER,  WIEN,    b     b 


LEIPZIQERSTR.  40.  FASSADE  DES  SESCHÄFTSHAUSES  JACOB  &  JOSEF  KOHN, 
AKTIEN-aESELLSOM.  ZUR  ERZEUQUNfl  VON  MÖBELN  AUS  BEBOQENEM  HOLZ. 
B     m    ARCHITEKTEN;  JOSEF  MOFFMANN  UND  KOLO.  MOSER,  WIEN,    s     » 


LEIPZIGERSTR  40.  eESCHÄFTSHAUS  VON  JACOB  S  JOSEF  KOHN,  AKTIEN-GESELLSCH. 
ZUR  ERZEUGUNG  VON  MÖBELN  AUS  OEBOaENEM  HOLZ,  e  ANSICHT  DES  LADENS. 
B    ta    a     ARCHITEKTEN:  JOSEF  HOFFMANN  UND  KOLO.  MOSER,  WIEN,     b    o    b 


DER  NEUBAU  DER  „KOMISCHEN  OPER." 


Unter  künstlerischer  Mitarbeiterschaft  des 
Architekten  Arthur  Biberfeld  wurde  dieser 
Bau  in  er.  ii  Monaten  —  Dezember  1904 
bis  November  1905  —  von  der  Baufirma 
Lachmann  &  Zauber  ausgeführt.  Obgleich 
schon  seit  16  Jahren  eine  Preußische  Theater- 
bau-Ordnung existiert,  ist  die  „Komische 
Oper"  das  erste  große  Theatergebäude  auf 
Berliner  Terrain,  welches  auf  Grund  dieser 
Bauordnung  genehmigt  wurde. 

Das  Theater  faßt  1230  Sitzplätze,  ferner 
ein  Orchester  für  60  Musiker  mit  Stimm- 
und  Garderobenzimmer,  eine  ausreichend 
geräumige  Bühne  mit  seitlicher  Hinterbühne, 
25  Ankleideräume  für  Sänger  und  Sänge- 
rinnen, die  notwendigen  Probesäle  und  den 
Raum  für  Requisiten,  Prospekte  usw.  Sech- 
zehn Treppenhäuser  vermitteln  den  Zugang 
nach  oben,  und  6  von  obigen  vollständig 
getrennte  Kellertreppen  den  Zugang  nach 
dem  Untererdgeschoß.  Von  ersteren  dienen 
dem  Publikum  8  Treppen,  den  Künstlern  6, 
den  Bühnenarbeitern  2.  Außer  dem  Theater 
enthält  das  Gebäude  noch  zwei  Eckläden. 

Als  besonders  schwierig  erwies  sich  die 
Fundamentierung  des  Baues.  Auf  dem  ge- 
samten Grundstück  mußte  das  Grundwasser 
noch  um  5  m  tiefer  als  die  Sohle  der  vor- 
beifließenden Spree  ausgepumpt  werden, 
um  den  untauglichen  Baugrund  beseitigen 
und  das  Fundament  errichten  zu  können. 
Um  möglichst  Raum  zu  sparen,  wurden 
die  massiven  Mauern  durch  Eisenkonstruk- 
tionen verstärkt  und  die  tragenden  Pfeiler 
durch  eiserne  Stützen  ersetzt;  auch  die 
Ränge,  obgleich  sie  bis  8  m  ausladen,  sind 
vollständig  treie  Balkenkonstruktionen  ohne 
irgend  welche  Stützen. 

Die  Beheizung  des  Zuschauerraums  er- 
folgt durch  Oifnungen  in  der  Decke,  denen 
vermittelst  regulierbaren  Drucks  die  er- 
wärmte Luft  entströmt;  entwertete  kalte 
Luft  wird  durch  Öffnungen  unter  den  ein- 
zelnen Rängen  abgeführt.  Die  herabströ- 
mende Luftrichtung  verhindert  bei  einem 
etwaigen  Brande  auf  der  Bühne  das  Auf- 
steigen der  Rauchgase  nach  den  Rängen, 
eine  Gefahr,  welche  Übrigens  durch  eine 
in  der  Mitte  der  Prosceniumsdecke  ange- 


brachte Riesenöffhung,  durch  welche  auf- 
steigende Gase  unmittelbar  ins  Freie  be- 
ft^rdert  werden,  fast  vollständig  beseitigt  ist. 
Im  Falle  eines  Brandes  wird  die  dünne 
Schnur,  welche  diese  Klappen  schließt, 
durch  das  Feuer  zerstört,  welches  so  das 
Offnen  der  Klappen  und  gleichzeitig  den 
automatischen  Schluß  aller  anderen  Ab- 
zugsöffnungen in  der  Decke  des  Zuschauer- 
raumes bewirkt,  sodaß  die  Rauchgase  auch 
auf  die  im  III.  Range  befindlichen  Zuschauer 
nicht  zuströmen  können. 

Zwei  Feuermelder,  der  eine  zur  Benutzung 
für  das  Publikum  im  Hauptvestibül,  der 
andere  ftir  die  Künstler  im  Bühnenhause 
angebracht,  stehen  mit  der  nächsten  Feuer- 
wache in  direkter  Verbindung,  während  im 
Theater  selbst  durch  13  elektrische  Feuer- 
signalknöpfe die  Meldung  irgend  welcher 
Gefahr  vollzogen  werden  kann.  150  Not- 
lampen im  Falle  des  völligen  Versagens  aller 
elektrischen  Flammen,  die  bekannte  Regen- 
vorrichtung, welche  die  Bühne  unter  Wasser 
setzt,  eine  Anzahl  Hydranten  zum  Anschluß 
von  Schläuchen  usw.  bilden  einen  Sicher- 
heitsapparat, ftir  dessen  tadelloses  Funktio- 
nieren jede  nur  erdenkliche  Vorsorge  ge- 
troffen ist.  Das  Dach  des  Bühnenhauses 
ist  derartig  konstruiert,  daß  es  leicht  aus- 
einandergleitet, und  so  bei  einem  Bühnen- 
brande der  Abzug  des  Feuers  direkt  in  die 
freie  Luft  ermöglicht  ist;  außerdem  ist  aber 
dadurch,  das  sämtliche,  um  den  Zuschauer- 
raum führenden,  mit  Fenstern  versehenen 
Gänge  direkt  an  der  Straße  liegen,  dem 
Publikum  bei  Feuersgefahr  eine  Möglich- 
keit geboten,  die  von  außen  nahende  Hilfe 
in  Ruhe  abzuwarten,  und  damit  die  Gefahr 
einer  Panik  vollständig  beseitigt. 

Die  Hauptfassade  ist  nach  der  Friedrich- 
straße gelegt,  wohin  sich  fünf  Eingänge  ftir 
Fußgänger  öffnen;  dem  Wagenverkehr 
dienen  die  nach  dem  Weidendamm  und 
der  Privatstraße  liegenden  Seitenfronten, 
wo  sich  auch  die  Ein-  und  Ausgänge  be- 
finden, welche  zu  den  einzelnen  Rängen, 
sowie  zu  den  Garderoben  der  Künstler  und 
dem  Bühnenhause  führen.  Eine  unterhalb 
der  Bühne   gelegene  Durchfahrt  verbindet 


407 


Weidendamm  und  Privatstraße,  sodaß  man 
frei  das  ganze  Gebäude  umfahren  kann. 
Das  gesamte  Erdgeschoß  dient  dem  Verkehr 
des  Publikums,  welcher  sich  im  großen 
Vestibül  zentradisiert.  Dort  befinden  sich 
auch  die  Kassen,  ein  kleinerer  Erfrischungs- 
raum und  die  Garderobe  fdr  das  Parkett. 
Der  Zuschauerraum  mit  tiefliegendem  Or- 
chester hat  im  Parkett  15  Reihen  mit  464 
Sitzen,  welche  ein  freier  Mittelgang  trennt. 
Der  erste  Rang  weist  außer  den  Proszeniums- 
logen 6  Seitenlogen,  4  Reihen  mit  Balkon- 
plätzen, 16  nach  hinten  gelegene  Balkon- 
logen, im  ganzen  280  Plätze  auf;  in  seinem 
breiten,  geräumigen  Couloir  haben  Garde- 
roben und  hat  auch  ein  Büfett  Platz  ge- 
funden. Die  übrigen  beiden  Ränge  ent- 
halten je  255  Plätze;  die  Ansteigung  ihrer 
hintereinander  gelegenen  Reihen  ist  eine 
sehr  hohe,  damit  von  jedem  Platze  aus  die 
Bühne  möglichst  voll  zu  übersehen  ist. 
Auch  in  diesen  oberen  Rängen  sind  Gar- 
deroben und  Büfetts  in  die  Wandelgänge 
plaziert,  die  sich  auf  beiden  Seiten  bis  zu 
8  m  Breite  erweitern.  Um  akustischen 
Zwecken  zu  dienen,  wurden  Proszeniums- 
und Zuschauerraumdecken  par abeiför- 
mig zugewölbt.  Jeder  glatte  Putz  ist  ver- 
mieden ;  die  Wände  des  gesamten  Zuschauer- 
raums sind  mit  Stoff  bespannt. 

Die  Proszeniums-Öffnung  ist  9,20  m  breit 
und  8,80  m  hoch.  Die  Bühne  hat  eine 
Breite  von  17  m  bei  einer  Tiefe  von  12  m 
und  einer  Höhe  von  40  m  vom  Bühnen- 
keller bis  zum  Giebel.  Es  sind  3  Arbeits- 
galerien, 1  Schnürboden,  3  Unterbühnen 
vorhanden  mit  5  elektrisch  angetriebenen 
Versenkungen.  Die  Bühnenmaschinerie  er- 
hielt alle  Einrichtungen,  die  eine  neuzeit- 
liche Opernbühne  braucht.  Die  Beleuchtung 
der  Bühne  ist  elektrisch  im  Vierfarben- 
system. 

Die  Architektur  im  Barockcharakter  war 
zunächst  durch  die  geschwungene  Linie 
des  Grundrisses  angedeutet.  Dieses  Grund- 
motiv ist  durch  breite  Bänder  an  Unter- 
bau und  Dachfirst,  dann  durch  die  Zargen 


der  Fenster  bis  zum  starkgeschwungenea 
Giebel  derart  beibehalten,  daß  die  ganze 
Architektur  in  gewisser  Beziehung  in 
Schwingung  gerät.  Die  in  sich  arbeiten- 
den Linien  sind  nur  eine  Verkleidung  des 
Eisengerippes.  Im  allgemeinen  lag  es  nahe, 
im  Bau  einer  „Komischen  Oper*^  auch  in 
der  Architektur  der  Komik  gerecht  zu 
werden.  Das  vielfach  geschwungene  Linien- 
werk erfährt  eine  novellistische  Verdeut- 
lichung. Pegasus  zieht  den  Thespiskarren 
über  eine  Bodenerhöhung,  die  durch  eine 
Fensterwölbung  verkörpert  wird.  Kleinere 
Plaketten  stellen  einzelne  Momente  aus  der 
Musikgeschichte  dar:  ein  Hirt,  der  eine  Pan- 
pfeife  bläst,  Orpheus  dem  Hades  zueilend, 
die  heilige  Cäcilia  an  der  Orgel,  das  Menuett 
des  Rokoko,  die  Kanmiermusik  der  Bieder- 
meierzeit mit  Harfe  und  Cello.  Die  Flächen 
kontrastieren  in  verschiedener  Materialbe-* 
handlung,  auch  in  der  plastischen  Durch- 
bildung ist  der  Kontrast  den  ruhigen  Flächen 
gegenüber  rein  gedanklich  festgehalten.  In 
den  großen  Fenstern  ist  nach  außenhin  die 
Trennung  zwischen  Parkett  und  erstem 
Rang  durch  kupferne  Brüstungen  betont. 
Eine  besondere  Bedeutung  beansprucht  die 
Füllung  des  Giebels  mit  Genien  des  Ge- 
sanges, des  Saitenspiels,  des  Tanzes  und 
einem  großen  Lyramotiv,  eine  Komposition, 
die  in  auseinander  gezogener  Symmetrie  den 
Giebel  belebt,  ohne  die  Vorstellung  einer 
Stütze  zu  erwecken. 

Im  Innern  sind  an  der  Decke  verschiedene 
„Druckfehler'^  mit  untergelaufen,  die  bei 
zweifacher  Abrüstung  hätten  vermieden 
werden  können,  wie  denn  überhaupt  aus 
finanziellen  Gründen  manches  mit  in  Kauf 
genommen  werden  mußte. 

Zu  den  technischen  Mitarbeitern  zählen 
Herr  Ingenieur  Kuhn,  sowie  die  Bühnen- 
techniker  Herren  Direktor  Brandt,  Carl 
Beuster  und  Carl  Schmitt,  femer  die  Archi- 
tekten Herren  Clemens  und  Dommisch. 
Die  Bildhauerarbeit  ist  von  Herrn  Bild- 
hauer Kretzschmar  ausgeführt  worden,  das 
Heizprojekt  hat  Herr  Dr.  Marx  bearbeitet. 


iB  KOMISCHE  OPER,  BERLIN,  QESAMTANSICHT.  e 
B  ARCHITEKT  DER  FASSADE;  ARTHUR  BIBERFELD,  b 
ARCHITEKTEN  DER  GRUNDRISSE:  LACHMANN  8,  ZAUBER. 


B  B  KOMISCHE  OPER,  BERLIN.  MinELBAU.  b  b 
■  ARCHITEKT  DER  FASSADE:  ARTHUR  BIBERFELO.  b 
ARCHITEKTEN  DER  QRUNDRISSE:  LACHMANN  8,  ZAUBER. 


B  B  KOMISCHE  OPER,  BERLIN.  TEILANSICHT,  a  b 
B  ARCHITEKT  DER  FASSADE:  ARTHUR  BIBERFELD.  » 
ARCHITEKTEN  DER  GRUNDRISSE:  LACHMANN  8,  ZAUBER. 


B  B  KOMISCHE  OPER,  BERLIN.  TEILANSIOHT.  s>  b 
s  ARCHITEKT  DER  FASSADE:  ARTHUR  BIBERFELD.  b> 
ARCHITEKTEN  DER  6RJNDRISSE:  UCHMANN  S,  ZAUBER. 


B  B  KOMISCHE  OPER,  BERLIN.  TEILANSICMT.  s  e 
B  ARCHITEKT  DER  FASSADE:  ARTHUR  BIBERFELD.  B 
ARCHITEKTEN  DER  GRUNDRISSE:  LACHMANN  &  ZAUBER. 


BERLIN-WILMERSDORF,  NACHODSTR.  30. 
B  e  HAUS  „ZUM  BIEDERMEIER",  a  b 
B    ARCHITEKT:  ARTHUR  BIBERFELD,    s 


BERLIN-WILMERSDORF,  NACHODSTR.  30. 
a  B  HAUS  „ZUM  BIEDERMEIER",  b  e 
B    ARCHITEKT:  ARTHUR  BIBERFELD.    B 


BERLIN-WILMERSDORF,  NACHODSTR.  30.   BB 

ARCHITEKT  DER  QRUNDRISSE:  PAUL  SILBER. 

GRUNDRISSE  DES  ERD-  UND  OBERGESCHOSSES. 


CHARLOTTENBURQ,  BISMARCKSTR.  2. 

ARCHITEKTEN;  HART  S  LESSER.    b 

GRUNDRISSE  DES  ERD-  UND  OBERGESCHOSSES. 


4l6 


CMARLOTTENBURQ,  BISMARCKSTR.  2. 
ARCHITEKTEN;  HART  &  LESSER.    sa 


ALTE  JACOBSTR.  91.     UNTERSTATION  DER  BERLINER  ELEKTRIZITATS-WERKE. 
0      a      ©      B      s     ARCHITEKT:   F.  SCHWECHTEN.     ^      s.      s      s      © 

MATERIALIEN:  BASALTLAVA  UND  RATHENOWER  HANDSTfllCH- 
STEINE  MIT  GLASURSTEINEN,    e     BAUKOSTEN  350000  MARK. 


s     a     B     e>     FRANKFURTER  ALLEE  185.    FRANKENHOF.     b     e     a     a 
ARCHITEKT  DER  FASSADE:  HANS  LIEFE.   ARCHITEKT  DER  GRUNDRISSE;  A.  BERQER. 


es     a     B     B      FRANKFURTER  ALLEE  185.    FRANKENHOF.     a     a     b     b 
ARCHITEKT  DER  FASSADE:  HANS  LIEPE.  ARCHITEKT  DER  BRUNDRISSE:  A.  BERSER. 


ALTE  JACOBSTR.  91.    UNTERSTATION  DER  BERLINER  ELEKTRIZITÄTS-WERKE, 
a     El     0    ARCHITEKT  DER  GRUNDRISSE:  0.  SPRINGMANN,    e     a     a 

GRUNDRISSE  DES  ERD-  UND  OBERGESCHOSSES. 


FRANKFURTER  ALLEE  185.    FRANKENHOF. 
B      e    ARCHITEKT:  A.  BERQER.    a      a 


GRUNDRISSE  DES  ERD-  UND  OBERGESCHOSSES. 


e       e       a       B      STUDIENKOPF,      a       e       e       e 
VON  ARTHUR  LEWIN-FUNCKE,  BILDHAUER,  CHARLOTTENBURQ. 


ABB.  483,    SPANISCHER  KAMPFSTIER.   VON  HANS  KLETT,  BILDHAUER,  FRIEOENAU. 
ABB.  484.    SCHÄFER.    VON  HEINRICH  MISSFELDT,  BILDHAUER,  SCHMAR3END0RF. 


ABB.  485.     DAMENBILDNIS.    VON  KÄTHE  MONZER,  BERLIN,    e    a    e 
ABB.  486.  BÜSTE  RUD.  MOSSE.  VON  FRITZ  KLIMSCH,  BILDHAUER,  BERLIN. 


aRABMAL  HAKE  -  WESTEND. 
a  ra    OTTO  STICHLINa.   B  a 


ABB.  488.  RATHAUS  CHARLOnENBURa.  TURMFI6UR  IN  KUPFER  GETRIEBEN. 
ABB.  489.  HAUS  TRARBACH.  DEKORATIVE  FIGUR  IN  KUNSTSTEIN.  m  e. 
a      E»      ra      s      B      e     OTTO  STICHLING.     a      ea      b      b      ra      a 


ABB.  490.  RATHAUS  CHARLOTTENBURa.  BELEUCHTUNGSKÖRPER  IN  BRONZE. 
ABB.  491.  HAUS  TRARBACH.  BRUNNENFIGUR  IN  BRONZE  MIT  VERSOLDUNS. 
s      68      a      s      0      B     OTTO  STICHLING.     e      a      e      s      s      e 


MÖBEL  FÜR  EIN  SCHLAFZIMMER.  ALT-MAHAQONI  MIT  IN- 
TARSIEN IN  SILBER,  PERLMUTTER  UND  HELL-MAHA60NI. 
ENTWURF:  OTTO  STICHLINa.  AUSFÜHRUNG:  WILHELM  VOIGT. 


SCHLAFZIMMERSCHRANK  IN  ALT-MAHASONI  MIT  INTARSIEN  AUS  SILBER, 
PERLMUnER  UNO  HELL-MAHA60NI.  ENTWURF:  OHO  STICHLIN6.  BB 
a    e    B    e    e    AUSFÜHRUN6:   WILHELM  VOIGT,    b    a    a    e    a 


aae    KISSEN  IN  LEINEWAND,  MIT  SEIDE  GESTICKT,    b  b  es 
ENTWORFEN  VON  ALFRED  WOLF.    AUSGEFÜHRT  VON  EMMY  WOLF. 


F^si^sg 


r^r: 


BÜFFET  UNO  ANRICHTE   IN  EICHENHOLZ  MIT  EINU8EN. 
s,    m    B,     ARCHITEKT:  HEINRICH  BRANDT,     ebb 


VORHANG-  UND  OEKORATIONS-STOFFE  IN  BEDRUCKTEM  LEINEN. 
B      B      e      B    ENTWURF:  ALB.  FICHERT.    a      B      s>      B 


e,    TISCHDECKE  IN  BEDRUCKTEM  LEINEN.    B 
ENTWURF!  E.  ALLWARDT    ATELIER  FICHERT 


B  BÜFFET  IN  POLIERTEM  BJORKHOLZ.  m 
ENTWORFEN  VON  ARCHITEKT  MAX  SALZMANN. 
AUSaEFÜHRT  VON  OTTO  SALZMANN  8,  SOHN. 


a  a  a  BESCHLAG,  a  a  a 
ENTWORFEN  VON  OnO  STICHLING. 
AUSGEFÜHRT  VON  VICTOR  MILLHER. 


VERKLEIDUNG  EINES  HEIZSCHRÄNKCHENS  MIT  BELEUCHTUNS    FÜR 

DIE  GARTENHALLE  DER  VILLA  HUESQEN  IN  TRABEN  A.  D,  MOSEL. 

DER  PLATZ  UNTER  DEM  GEWÖLBE  ERFORDERT  DIE  BIEGUNG  DER  SPITZE  MIT  DEN  GLÜHLAMPEN. 

ENTWORFEN  VON  ARCHITEKT  BRUNO  MÖHRIN6, 

B»    AUSGEFÜHRT  VON  VICTOR  HILLMER.    ea 


436 
—    ,-       „k.^ , k.    ^  vi 


I      I      I      I      I      I     I      I     I      I      I 


B    B    TREPPENGELÄNDER,   a    a 
ENTWORFEN  VON  ADOLF  HÄRTUNG. 


X  Vemnigung  BetUner  Arcbitekten.  In  der 
vorletzten  VerBanunlui^  kam  eine  Frage  «u  Be- 
aprechung,  die  fllr  die  künatleriache  Anschauung  unaerei 
Zeit  von  weitgebendeter  Bedeutung  i«.  Am  Bau  dee 
Düneldorfer  ScbanapielhauBea  naimte  sich  auf  einer 
Inachiifttafel  lediglich  die  ausfOhrende  Untemebmer- 
Grma  ala  Erbauerin,  wUhrend  derName  dea  anafUhrenden 
Architekten  unterdrückt  wurde.  Ba  herrscht  hier  die 
gleiche  veraltete  Anschauung,  die  ein  Kunstwerk  aus 
Paktoren  Material  und  Technik  zu  erklltren  versucht. 
Heute  sind  wir  endlich  dazu  gelangt,  Absicht  und 
Wollen  dea  Künstler«  als  den  eisten  und  wesentlichen 
Faktor  hinzustellen,  dem  sich  in  zweiter  Linie  Material, 
Technik,  Untetnehmeitum  unterordnen.  Eine  klare 
und  deutliche  Scheidung  ist  hier  im  Interesse  jeder 
künstlerischen  Arbeit  Haupteifordemia.  Eine  einheit- 
liche ScbSpfung  kann  nur  von  einem  Auge  gesehen 
und  von  einer  Hand  im  wesentlichen  entworfen  werden. 
Die  Vereinigung  gelangte  zu  dem  BeschtuB,  dafi  der 
Künstlername  in  erster  IJnie  genannt  werden  milfite. 
Da  jedoch  einer  ala  Hauptuntemehmeiin  auftretenden 
Firma  ein  gewisses  Verdienst  am  Znstandekommen 
das  Werkes  nicht  abgesprochen  werden  kSnne,  so  dUrfe 
der  Name  der  Firma  nicht  ausgelassen  .werden.  Der 
Text  der  im  Vestibül  des  Düsseldorfer  Schauspielhauses 
neu  anzubringenden  Tafel  sei  also  zu  fassen :  Architekt: 
Bernhard  Sehiing  in  Charlotteobu^.  Ausführung: 
Boswau  und  Knauer  in  Berlin.  Diese  Überaus  wich- 
tigen Fragen  über  das  VerhSltnis  zwischen  Ktlnatler 
und  Unternehmertum  und  die  Beziehungen  zu  den 
wirtschaftlichen  Fragen  der  Zeit  bedllrfen  einea  gründ- 
lichen Wandels.  Die  Veiaammlung  kam  hier  zu  dem 
Entachluase,  einen  Ausschuß  zu  ernennen,  der  sich 
mit  der  Frage  zu  beschlfdgen  habe,  durch  welche 
Mittel  und  ^Vegc  die  Stellung  des  Architekten  ala 
Künstler  in  der  Öffentlichkeit  gestSrkt  und  seilte  Tätig- 
keit der  modernen  wirtschaftlichen  Bewegung  angepaßt 
weiden  konnte.  Der  AuaachuB  besteht  aus  den  Herren : 
Bangert,  Boethke,  Hehl,  Alb.  Hohnann,  Möhring, 
Scheurembiandt  und  Schilbach. 

±  Dr.  Oeorg  Swarzenski,  Privatdozent  an  der 
Berliner  Univeisitilt  wurde  als  Direktor  der  Sammlungen 
des  StHdelscben  Kunstinstituts  nach  Frankfurt  berufen. 


Swartenski  war  vorher  Assistent  am  Kunstbistorischen 
Institut  zu  Florenz  und  zuletxt  Direktorialassistent  am 
Königlichen  Kunstgewerbemuseum.  Qleichieitig  mit  der 
Verwaltung  des  StSdelscben  Institutes  ist  ihm  die  Leitung 

der  su  gründenden  StSdtischen  Qaler 


X  Eine  Ausstellung  der  neuesten  Erfindungen  in 
Olmütz  veranstaltet  der  Olmützer  Gewerbeveiein  im 
Jahre  1907.  GegenstMnde  des  Patent-  und  Gebrauchs- 
musteiscbutzes  sowie  Neuheiten  auf  den  verschiedenen 
fach  technischen  Gebieten  sollen  dargeboten  werden. 
Die  Ausstellung  ist  international.  Anmeldungstermln 
bis  15.  Februar  igo6.  Drucksachen  beim  Olmützer 
Gewerbeverein  erhUltlich.  Nachdem  dieser  Verein  in 
den  Jahren  iSga  und  igoa  zwei  glänzende  Ausstellungen 
durchgeführt  hat,  ist  an  dem  Gelingen  diese«  höchst 
eigenartigen  Unte  nehmens  wohl  nicht  zu  zweifeln. 

i^  Verein  beratender  Ingenieure  für  Elektrotech- 
nik. Die  zweite  Jabresversammltmg  fand  am  17.  uitd 
tS.  November  im  Palast-Hötel  in  Berlin  statt.  Die 
starke  Beteiligung  der  Mitglieder  förderte  lebhafte  Be- 
spiechungen  zu  der  umfassenden  Tagesordmuig,  EHs 
in  dei  vorigen  Jahresversammlung  gewUblte  Kommission 
hat  einen  eingebenden  Bericht  über  die  Sicherheit 
elektrischer  Anlagen  erstattet,  welcher  allgemeine  An- 
erkennung fand.  Neue  Anregungen  wurden  gegeben 
und  deren  Ausarbeitung  beschlossen.  Eine  weitere 
Entwicklung  des  Vereins,  sowie  günstige  Kassenver- 
hUtnisse  wurden  konstatiert.  Die  wieder  gewKblte 
Vorstandscbaft  setzt  sich  für  das  dritte  Vereinsjahi 
zusammen,  aus  dem  Voisitzenden  Dr.  E.  MUllendorff- 
Berlin,  dem  stellvertretenden  Vorsitzenden  F.  Tiechen- 
dörfer-Berlin,  dem  Schatzmeister  A.  Boettcher-Magde- 
buig,  dem  Schiiftführer  O.  Kirstein-Berlin  und  dem 
Beisitzer  B.  Coate-DUsseldoif.  Nach  dem  geschäftlichen 
Teil  der  Tagesordnung  wurden  Vortt^lge  gehalten  von 
Herrn  Tischendörfer  über  Dampfturbine  und  Turbo- 
dynamos ,  von  Herrn  Boettcher  über  neuere  Betriebe- 
maschinen und  von  Heim  Kirstein  über  Sicherungen. 
Die  durch  zahlreicbe  Abbildungen  und  Modelle  unter- 
stützten Vortrüge  wurden  beifällig  aufgenommen  und  in 
der  sich  anschlieSenden  Diskussion  die  Erfahrungen 
über  moderne  Maschinen  und  Dynamos  ausgetauscbt. 


438 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  beziehen  durch  Brost  Wasmutfa  A.-Q.,  Berlin  W.  8, 

BAarkgrafenstraße  35* 

Architektur  des  XX.  Jahrhunderte.  Jithrlich  erscheinen 
ZOO  Tafehi  im  Formate  48X32  cm,  in  4  Lieferungen 
von  je  25  Tafehi  Lichtdruck  und  3  Bogen  iUustr. 
Text.     Preis  des  kompletten  Jahrgangs  .     M.  40,— 

Ausland M.  48,— 

Heft  z  des  VI.  Jahrgangs  ist  erschienen. 

Borrmann,  Rieh.,  Prof.  Aufoahmen  mittelalterlicher 
Wand-  und  Deckezunalereien  in  Deutschland  her- 
ausgeg.  unter  Mitwirk,  von  Prof.  H.  Kolb  und  Prof. 
O.  Vorlttnder.  Band  II  Liefirg.  z  enthaltend  8  Tafeln 
und  Text  ist  erschienen.     Preis      .     .     .     M.  ao,— 

Bbhardt,  Bodo,  Architekt.  Die  deutschen  Burgen. 
Hefts M.  Z2,50 

Hofimann,  Ludwig,  Stadtbaurat,  Neubauten  der  Stadt 
Berlin.  Band  IV  50  Tafeln  im  Form.  40X52  cm. 
Lichtdruck    und    Lithographie    nebst    ülustr.    Text 

M;  50,— 

Muthesius,    Hermann,    Das    englische   Haus.  3  BSnde 
Jeder    Band    enth&lt    30    bis    35   Bogen    Text    mit 
200   bis  300  Abbildungen,     z.  Band:    Entwickelung 
des  englischen  Hauses.    2.  Band :  Bedinguzigen,  An- 
lage   und    Aufbau.     3.  Band:    Der    Iimenraum    des 
englischen   Hauses.    Preis    brosch.    M.  75,  ~    und 
gebd.  M.  go, — .     Einzelne  Bünde  brosch.  M.  30, — 
und  gebd.  ...........     M.  35, — 

Mit  dem  soeben  erschienenen  3.  Band  wurde  das  Werk 

abgeschlossen. 

Rosenberg,  A.,  Geschichte  des  KostUms.  Ausgabe  I. 
40  Lieferungen  von  je  5  Tafeln  in  reichem  Farben- 
druck und  5  Tafeln  in  Schwandruck.  Form.  24  X  3^  cm 

Preis  pro  Lieferung M.  6, — 

Ausgabe  II.  (Pracht-Ausgabe)  40  Lieferungen  von 
je  5  Tafeln  in  reichem  Farbendruck  und  5  Tafeln  in 
Schwarzdruck.  Folio-Format  32X48  cm  auf  feinstem 
Kupferdruckpapier  mit  Umrahm,  in  Chinaton.    Preis 

pro  Liefenmg M.  zo, — 

Lieferung  z  erschienen. 

Städtebilder,  Historische.  Herrausgegeben  von  Cornelius 
Gurlitt  Serie  11,  Band  III  Breslau  .  .  M.  35,— 
Preis  einer  Serie  aus  5  Bänden  bestehend  M.  Z25,— 

Uhde,  Constantin,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Die  Konstruktionen 
und  die  Kunstformen  der  Architektur,  ihre  Entstehung 
und  geschichtliche  Entwickelung  bei  den  verschiedenen 
Völkern.  In  4  Bänden.  Soeben  erschien  Band  IV, 
z.  Halbbd.  Der  Steinbau  in  künstl.  Stein.  Back- 
steinbauten,    zo  Bogen  mit  9z    Abbildungen  Preis 

brosch M.  7,50 

gebd .     .^^    .     .     .     M.  9,50 


I  Inserenten -TafeL 

Actien-Gesellschaft   für  Fabrikation   von  Broncewaren 

und  Zinkguß,  J.  C.  Spinn  &  Sohn,  Berlin  S.  42. 
Bautechnische  Privatschule  A.  Spenger,  München  E. 


Frazu  Bimstiel,  Coburg.    Garten-»  Veranda-MObeL 

G.  Brazidenburg,  Berlin,  Baudrechslerei  uzid  Tischlerei. 

Carl  Busch,  Glasmalerei  Berlin-SchOneberg. 

Charlottenburger  Centralheizuzigs-Gesellschaft  m.b.H. 
Charlottenbuzg. 

Elbiziger  Maschinezifabrik  F.  Komziick,  Elbizig  W.-P., 
Sandsteindegel-Maschinenfabrik. 

H.  Geister,  Bauomamente,  Kupferarchitektur,  BerlinW., 
Culmstraße. 

August  Gerber,  Statuen,  BQsten,  ReliefB,  Köln  a.  Rh.  77. 

Gewerbe -Akademie  Berlin,  Berlin  SW. 

Paul    Golde,    Wilmersdorf,     Kunstschmiede,    Kunst- 
schlosserei. 

Golde  ft  Raebel,  Kuzistschzniede,  Berlin^Halensee. 

J.  P.  Großmann,  Gartenanlagen,  Leipzig,  ElsterstraBe. 

Günther  ft  Co.,   Kunststein-Fassaden,   Auerbach  i.  V. 

H.  Hfldebrandt,   Glasmalerei  und  Kunstglaserei,   Ber- 
lin W.  9. 

Jahreis  ft  HOnig,  Spexialkunststetnfabrik*  Heknbrechts 

(Bayern). 
Uon  KiefiUng,  Wohnungseinrichtuzigen,  Berlin  SO. 
Heizirich  Kunlts,   Ornamente   in  Kupfer   und  Bronse, 

Berlin  SO,  Mariazmenplatz  Z2. 
C.  Hob.  Lohmaim  G.  m.  b.  H.,  Lichtpauspapiere«  West- 

hofen  (Westf.). 
S.  A«  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Gaxtenstr.96. 
Marienberger  Mosaikplattenfitbrik  G.  m.  b.  H.,  Marien- 
berg IX,  Sachsen. 
A.  MUUer,    Kupferdeckung,    Bauomamente,    Berlin- 

SdiQneberg,  Groß-GDrschenstr.  35. 
Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 
Johann  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Poti- 

damerstraße  zo/zz. 
Offenburger  Glasmosaikwerke  G.  m.  b.  H.,  OITenburg  i.B. 
Phos,  Lichtpauspapierfabriken,  Detmold  2, 
Eugen  de  Price,  Dekorationsmaler,  Berlin  NW. 
S.  Th.  Rauecker,  Kgl.  bayr.  Hof-Mosaik-Kunstanstait 

München-Solln  II. 
H.  Riediger,  HolzbUdhauerei,  Görlitz. 
Richard  Schäfler,  Berlin  SW.  4,      Wandplatten,    Mo- 

saikfließenf  Tonfließen. 
Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen, 
E.  Schwenk,  Ulm  a.  D.,  Terrasxo-  und  Steinwerke. 
Siebert  &  Aschenbach,  Werkstätten  für  Kunst-MObd 

und  Holz-Architektur,  Berlin  SW. 
Franz  Spengler,  Fabrik  tüi  Baubedarf,  Berlin. 
Spmn  ft  Mencke,  Hoflieüeranten,  Möbelfabrik,  Berlin  W. 
J.  Stitrzl,  Metallbüdhauer-Ziseleur,  Berlin  S. 
Stein-Industrie   Haiger  G.  m.  b.  H.,   Terrazzo -Werk, 

Haiger-Langenaubach. 
H.  Stroucken,    Möbelfabrik    und    Dekoralionsgeschäft, 

Krefeld. 
Studien- Ateliers  für  Malerei  und  Plastik,  Lewin-Funcke, 

Charlottenburg. 
Twyfords -Werke  Ratingen  bei  Düsseldorf. 
Günther  Wagner,  Hannover,  Flüssige  Tuschezi. 
Wichulla,  Ingenieur  für  Gartenbau,   Berlin-Friedenau. 
Fraziz  Zeller,  Steizmietzgeschäft,  MUtenberg  a.  Main. 
Zierhut    ft    Krieger,      Kuzistgewerbliche     Werkstätte, 

München. 


Verantwortlich  für  die  Schriftieitung :  Dr.  Max  Creutz,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  BerlinW., 
Markgrafenstr.35 Gedruckt  bei  JuUus  Sittenfeld,  BerlinW.,  Mauerstr.  43. 44 — Klischoes  von  Carl  Schütte,  Berlin W. 


hAuSER  in  MILTENBERG  A.  MAIN. 
OTTO  KOHT2,  ARCHITEKT,  BERLIN. 


•  • 


FORTSCHRITT  UND  RUCKSTAND. 


Von  MAX  CREUTZ. 


Die  architektonische  Entwicklung  im  nun- 
mehr vollendeten  VIII.  Jahrgange  der  „Ber- 
liner Architekturwelt''  schreitet  mit  gewisser 
Notwendigkeit  einem  Endziele  zu,  wie  es 
naturgemäß  durch  die  monumentale  Ge- 
staltung des  Stadtzentrums  und  den  leich- 
teren landschaftlichen  Obergang  bedingt 
wird.  In  der  Fülle  des  veröffentlichten  Ma- 
terials überwiegt  ganz  entschieden  die 
Architektur  der  öffentlichen  Gebäude  und 
die  Vorliebe  für  kleinere  Architekturen  im 
Stile  des  Landhauses.  Nach  diesen  Seiten 
geht  die  Entwicklung.  Das  Mietshaus 
nimmt  eine  wenig  glückliche  Zwischen- 
stellung ein.  Unselbständig  in  jeder  Be- 
ziehung, eingeengt  durch  eine  Anzahl  von 
Vorschriften,  voller  Rücksichtnahme  auf 
Umgebung  und  Lage,  ist  hier  das  archi- 
tektonische Wollen  am  meisten  beschränkt.. 
Einmal  soll  die  Mietsfassade  ein  monu- 
mental-repräsentatives Gepräge  aufweisen, 
auf  der  andern  Seite  versucht  man  gewisse 
anheimelnde  Momente  der  Landhausarchi- 
tektur in  die  nüchterne  Atmosphäre  des 
Mietshauses  zu  übertragen. 

Beide  Anschauungen  haben  die  mannig- 
fachsten Lösungen  gefunden. 


Von  vornherein  scheint  es  schwierig  in 
der  Fülle  dieser  architektonischen  Schöpf- 
ungen Zusammenhang  und  einheitliche 
Anschauung  und  eine  Norm  für  das  zu 
finden,  was  man  gemeinhin  Stil  zu  nennen 
pflegt.  Von  Voraussetzungen  allgemeiner 
Natur  ausgehend,  muß  man  für  Berlin  vor 
allem  mit  jenen  undefinierbaren  Kräften 
rechnen,  die  durch  den  Menschenstrom 
der  Großstadt  in   allen  Zusammenhängen 


bedingt  werden.  Diese  Kraftäußerungen 
haben  bereits  eine  Spannung  angenommen, 
der  man  die  größten  Anforderungen  zu- 
muten kann.  Es  bedarf  nur  der  rechten 
Leitung,  hier  des  Architekten  in  künst- 
lerischem Sinne,  des  wahren  „Deutschen 
der  Zukunft' S  der  all  diese  Kräfte  wertet 
und  in  bleibende  Monumente  unserer  Zeit 
verwandelt. 

Mit  zwingender  Notwendigkeit  kommen 
wir  zu  einer  gänzlichen  Umänderung 
unseres  Stadtbildes.  Die  Verkehrsstraßen 
deuten  eine  Anlage  großen  Stiles  kaum 
erst  an.  Die  Größe  ist  nur  ungewollt  vor- 
handen. Sie  liegt  in  einer  unendlichen 
Reihung  kleinlicher  Faktoren.  Größe  und 
Monumentalität  müssen  jetzt  auch  im  ein- 
zelnen zum  Ausdruck  kommen.  Ein  jedes 
soll  ein  großer  Teil  des  großen  Ganzen 
sein.  Wird  der  Anfang  des  20.  Jahr- 
hunderts hier  ein  historisches  Monument 
schaffen,  stehen  wir  wirklich  im  Anfange 
oder  ist  die  Höhe  schon  überschritten? 
Wird  jener  geheimnisvolle  Strom  sich 
immer  wieder  erneuern  oder  im  Wechsel 
der  Zeiten  verschwinden? 

Das,  worauf  es  im  wesentlichen  ankommt, 
istNeuheit  und  Knappheit  des  künstlerischen 
Ausdruckes.  Unterscheiden  sich  hier  unsere 
Architekturen  wirklich  von  dem  Vorhan- 
denen, dem  Bestehenden,  lebt  ein  neuer 
Sinn  in  alten  Worten  oder  bewegen  wir 
uns  im  Konversationstone  einer  oberfläch- 
lichen Geselligkeit.  Unbillig  wäre  natur- 
gemäß die  radikale  Forderung  des  absolut 
Neuen,  des  gewollt  Modernen.  Wir  zehren 
tagtäglich  von  dem,  was  war.  Material, 
Handwerkszeug  und  Technik  sind  alte 
Dinge.   Nur  die  Anwendung  ist  verschieden. 


440 


Unsere  Ausdrucksweise  bleibt  dem  steten 
Wechsel  unterworfen.  Wer  wird  heute 
noch  lange  Worte  machen.  Nur  das  Kurze 
und  Knappe  hat  Geltung,  der  lapidare  Stil 
entscheidet. 


AlfredMessel  und  Alfred  Grenander 
bestimmen  im  wesentlichen  den  künst- 
lerischen Eindruck.  Beide  sich  gewisser- 
maßen ergänzend  für  architektonische 
Außen  gestaltung  und  Inneneinrichtung. 
Grenander  noch  besonders  veranlagt  auf 
omamentalem  Gebiete.  Für  Berlin  ist  er 
hier  unser  am  stärksten  modern  empfin- 
dender Künstler. 

Das  Messel-Sonderheft  der  Berliner  Ar- 
chitekturwelt brachte  die  interessante  Ent- 
wicklung des  erstgenannten  Künstlers.  Aus 
neubarockem  Empfinden  heraus  zu  neuer 
Selbständigkeit.  Neben  unvergleichlicher 
Gliederung  besonders  das  Empfinden  für 
harmonische  Farbenwirkung.  Und  mit 
Messel  als  das  Wesentliche  die  Entstehung 
von  Vorbildern,  die  für  die  handwerkliche 
Veranlagung  und  für  das  Gesamtwerden 
von  weitgehendster  Bedeutung  sind.  A.  Gre- 
nander hat  bis  jetzt  nur  an  kleineren 
Arbeiten  sein  starkes  Wollen  zum  Aus- 
druck bringen  können.  Aber  selbst  diese 
zählen  zum  bedeutsamsten,  was  in  diesem 
Jahre  ßlr  Berlin  geschaffen.  In  der  Zimmer- 
ausstellung bei  Ball,  den  Zeitungskiosken 
des  Leipziger  Platzes  und  einer  Villa  in  Süd- 
ende (das  Äußere  von  Spalding)  wird  jener 
Ausdruck  lebendig,  der  dem  Leben  unserer 
Zeit  am  meisten  zu  entsprechen  scheint. 
Besonders  auf  ornamentalem  Gebiete  ist 
die  vibrierende  Geschäftigkeit  unserer  An- 
schauung in  eine  vollendete  abstrakte  Form 
gebunden. 

Ornamentik  ist  der  wesentlichste  Aus- 
druck einer  Zeit.  Die  abstrakte  Formel, 
die  unmittelbar  orientiert,  wie  es  in  dieser 
und  jener  Zeit  aussah.  Sie  ist  nichts  Neben- 
sächliches oder  Gewerbliches.  In  ihr  lebt 
eigentlich  erst  die  von  aller  Gegenständ- 
lichkeit   befreite    künstlerische    Äußerung. 

Ineinandergereihte  Motive  und  mannig- 
fach variierte  Kleinmuster  geben  jener  auf 
die  Unendlichkeit  gestimmten  Anschauung 
Ausdruck,  die  für  die  Vorstellung  des 
Zeit  und  Raum  beherrschenden  Menschen, 
gleichsam  zu  einem  zweiten  Leben  außer- 
halb der  eignen  Körperlichkeit  geworden  ist. 


E^  scheint  schon  viel  gewonnen,  wenn 
man  derart  einen  festeren  Standpunkt  und 
Maßstäbe  der  künstlerischen  Weiterentwick- 
lung, für  Rückstand  und  Fortschritt  ge- 
wonnen hat. 

Wenn  nicht  äußerlich,  so  kann  doch  im 
Wesen  eine  Annäherung  an  diese  ange- 
deuteten Anschauungen  erwünscht  scheinen. 
Viele  Worte  nützen  nichts.  Es  gilt  das 
Wesen  der  Zeit,  l^ein  geheimnisvolles  un- 
wägbares Etwas  lebendig  zu  machen. 


Von  großen  Warenhäusern  ist  besonders 
der  Bau  von  Lachmann  und  Zauber 
hervorzuheben  in  seiner  klaren  und  kor- 
rekten Gliederung.  Die  guten  Beispiele 
tuen  ihre  Schuldigkeit.  Wie  zu  allen  Zeiten 
werden  die  künstlerischen  Entwürfe  über- 
nommen, variiert,  in  Einzelheiten  mehr 
oder  weniger  liebevoll  erledigt.  Aber  ein 
Kern  des  Guten  bleibt.  Das  Kaufhaus 
von  Georg  H.  Rathenau  und  Friedr. 
Aug.  Heitmann  zeigt  eine  starke  Be- 
tonung der  auf  den  großen  Glasscheiben 
lastenden  Horizontalen,  ein  Umstand,  der, 
wie  ein  bekanntes  Beispiel  gezeigt  hat,  nun 
einmal  nicht  sehr  wohltuend  berührt. 
Verwandte  Faktoren  sprechen  mit  bei 
einem  Geschäftshaus  von  Altgelt  und 
Schweitzer.  Von  Fassadenänderungen 
für  Warenhäuser  sei  ein  Versuch  von 
Josef  Hoffmann  und  Kolo.  Moser  ge- 
nannt wegen  seiner  Eigenart,  die  mehr 
malerisch  wie  tektonisch  empfunden  ist 
Ein  Schulgebäude  von  Ludwig  Hoff- 
mann ist  ein  erfreulicher  Fortschritt  auf 
dem  Gebiete  dieser  sonst  so  nüchternen 
und  trostlosen  Architekturen  und  um  so 
mehr  hervorzuheben,  als  hier  so  ziemlich 
mit  den  gleichen  Mitteln  ein  völlig  anderer 
freundlicher  Eindruck  erzielt  wurde.  Hier- 
hin gehört  auch  die  Gemeinde-Doppel- 
schule beim  Lietzensee  in  Charlottenburg 
von  Paul  Bratring  und  Rudolf  Walter. 

Bei  dem  Neubau  des  Charlottenburger 
Rathauses  ist  vor  allem  das  Bestreben  an- 
zuerkennen, ftir  ein  Gemeinwesen  eine  seiner 
Größe  und  Entwicklung  entsprechende  Mo- 
numentalität zum  Ausdruck,  zu  bringen. 
Wenn  auch  weiterhin  der  Bau  neuer  Stadt- 
viertel in  die  Hände  bewährter  Künstler 
gelegt  wird,  wie  dies  neuerdings  geschehen 
soll,  und  das  ist  heute  nicht  mehr  schwer. 


441 


werden  wir  für  die  Zukunft  Charlottenburg 
als  Musterstadt  anzusehen  haben. 

Zu  einer  monumentalen  Bereicherung  des 
Stadtbildes  trugen  in  diesem  Jahre  bei  der 
Neubau  des  Kaiser  Friedrich-Museums  von 
E.  Ihne  und  die  Neue  Unterrichtsanstalt 
des  Kunstgewerbe-Museums,  Entwurf  vom 
Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten, 
Durchführung  von  Georg  Büttner.  Be- 
sonders lehrreich  bei  letzterem  Bauwerk 
ist  die  Art,  wie  auf  der  Rückseite  die  durch- 
laufenden Geschosse  der  Magazinräume 
in  die  Dachkonstruktion  eingreifen.  Der 
charakteristische  Eindruck  des  neuen 
Kaiserlichen  Patentamtes  von  Solf  und 
Wichards  wird  im  wesentlichen  bestimmt 
durch  die  Reihung  der  Renaissancegiebel. 
Sehr  merkwürdig  ist  bei  dieser  Architektur 
ein  bandartiges  Ornament  in  den  Zwickeln 
der  Rundbögen  unterhalb  des  Hauptgiebels. 
Von  großen  Gebäuden  ist  noch  zu  nennen 
der  Bau  der  „Komischen  Oper^^  von  Ar- 
thur Biberfeld. 

Ganz  ausgezeichnet  ist  die  Unterstation 
der  Berliner  Elektrizitäts -Werke  von 
F.  Schwechten. 

Interessant  ist  bei  einer  gotischen  Back- 
steinarchitektur, der  Stephanuskirche  von 
Adolf  Bürckner,  wie  fremd  unserer  Zeit 
der  gotische  Stilgedanke  naturgemäß  wer- 
den mußte.  Wer  bei  einer  gotischen 
Monstranzarchitektur  die  zierlichen  Spitz- 
türmchen  beobachtet  hat,  die  wie  in  weiter 
Ferne  in  den  unendlichen  Luftraum  hin- 
auswachsen und  das  Hinausstreben  der 
höchsten  Spitze  verstärken,  der  vergleiche 
damit  die  neben  der  Apsis  eingeklemmten 
Türme  dieser  Kirche. 

Die  großen  Wettbewerbe  um  ein  Ge- 
schäftshaus ftir  die  Allgemeine  Elektrizitäts- 
Gesellschaft  in  Berlin  und  um  den  Neubau 
des  Hotels  Aschinger  gehörten  besonders 
in  der  Grundrißlösung  zu  den  anregendsten 
und  schwierigsten  Aufgaben.  Sie  zeigen 
gleichzeitig,  daß  ftir  den  Architekten  wie 
in  keinem  anderen  Berufe  vor  allem  die 
Beobachtung  des  Lebens  und  das  Ver- 
traut sein  mit  allen  uns  denkbaren  mensch- 
lichen Gewohnheiten  zum  Haupterfordernis 
wird. 

Von  großen  Restaurants  wird  der  Neu- 
bau „Haus  Trarbach^^  von  Richard 
Walter  ftlr  die  sehr  im  argen  liegende 
Kultur  unserer  Hotels  und  Restaurants  von 
großer  Wichtigkeit.    Wie  wenig  anderseits 


unser  Publikum  ftir  eine  derartige  Um- 
gebung wie  die  Riemerschmidsche  ge- 
schaffen ist,  zeigt  die  eigenartige  Orna- 
mentik, die  sich  auf  weißen  Wänden  hinter 
den  Köpfen  der  Gäste  gebildet  hat. 

Für  die  Automatenrestaurants  bedeutet 
der  Bau  von  Bruno  Schmitz  gegenüber 
der  früheren  unmotivierten  und  wenig  er- 
freulichen Ausstattung  dieser  im  modernen 
Verkehrsleben  wichtig  gewordenen  Institute 
eine  einwandfreie  Lösung.  Interessant  ist 
es  hier  im  Innern  die  mechanischen  Vor- 
richtungen, überhaupt  die  Gesamtausstattung 
mit  der  älteren  zu  vergleichen. 

Bei  den  Wohnhäusern  behält  Alf.  J.Balcke 
(Baugesch.  J.  Fränkel)  die  Säulengliederung 
der    Fassade     mit     vorspringend     einge- 
schlossenem Mittelerker  bei.    Die  Fenster- 
durchbrechung spielt  nur  eine  koordinierte 
Rolle.   In  einem  Wohnhaus  von  Kurt  Berndt 
(Kurfürstendanmi  35)   werden  dagegen  die 
Fenster  und  die  vertieft  eingebauten  Erker 
zu  einem  wesentlich  mitsprechenden  Fak- 
tor.  Man  kommt  überhaupt  mehr  und  mehr 
zu    einer   flächenartigen    Behandlung    der 
Fassade  und  einer  belebten  Gliederung  der 
Fenster,  während  das  Ganze  durch  kleine 
Erker  und  Giebel  eine  mehr  novellistische 
Verbrämung   erfährt   (Mietshaus  Niebuhr- 
straße    78,    Albert    Geßner).     Verwandten 
Charakter  zeigt  ein  Wohnhaus  (Schützen- 
straße   34   von   A.   Zabel).     Diese    Bauart 
bedeutet  eine  Art  von  Kompromiß  zwischen 
städtischer  Mietswohnung  und   Landhaus, 
eine  Verquickung  rein  praktischer  Momente 
mit   einer    freundlichen  Verkleidung.     In 
ornamentaler  Beziehung  führt  die  Belebung 
der  Fassade   zu   mehr   oder   weniger   ge- 
glückten Versuchen,  so  bei  einem  Wohn- 
haus (Katzbachstr.  15)  von  Gerrit  Emming- 
mann   und   von  A.  Waider  (Wilmersdorf, 
Nachodstr.  60). 

Arthur  Biberfeld  gelang  eine  sehr  weich 
empfundene  Fassade,  die  durch  die  un- 
erträglich werdende  Biedermeierei  einen 
naiven  Beigeschmack  erhält. 

Interessant  ist  die  Entwicklung  der  Archi- 
tekten Hart  undLesser  von  einem  Wohn- 
haus (Annenstr.  3)  zu  einem  BAietshaus  in 
Charlottenburg,  doch  sind  auch  hier  ge- 
wisse Härten  nicht  vermieden. 

Zu  nennen  ist  hier  noch  der  große 
„Frankenhof^  von  Hans  Liepe  und 
A.  Berger. 


442 


Ganz  besonderes  Interesse  beanspruchen 
durch  die  Zusammenfassung  eines  gröfieren 
Komplexes  zur  Einheit  die  Beamtenhäuser 
von  C.  Cornelius  (Frankfurter  Chaussee  52 
bis  57). 

Von  den  Landhäusern  macht  eine  Grune- 
waldvilla von  Hans  Grube  einen  über- 
aus reizvollen  Eindruck,  allerdings  mußte 
der  einheitliche  Komplex  des  Ganzen  durch 
das  Atelierhaus  auseinandergerissen  wer- 
den. Verwandten  Charakter  zeigt  eine 
Villa  von  Karl  Ed.  Bangert.  Landhäuser 
dieser  Art  scheinen  für  das  moderne  Ein- 
familienhaus am  meisten  zu  entsprechen. 
Hierhin  gehören  das  Giebelhaus  von  Bruno 
Möhring,  eine  Villa  von  Erdmann  und 
Spindler  in  Godesberg,  eine  Villa  von 
Sepp  Kaiser  in  Luzem,  welch  letztere 
der  anderen  landschaftlichen  Umgebung 
entsprechend  völlig  anderen  Charakter 
tragen.  Eine  Grunewaldvilla  von  Fritz 
Schumacher  ist  bei  dem  geringen  Gröfien- 
verhältnis  zu  massig  und  burgmauerartig 
ausgefallen.  Ein  Ärztehaus  von  Ludwig 
Hoff  mann  sei  für  kleinere  Ansprüche 
erwähnt.  Von  Villen  sind  noch  zu  nennen 
die  Arbeiten  von  Ludwig  Otte,  Karl  Ed. 
Bangert,  Emil  Frey,  Joh.  Kraaz. 

Ein  Gefängnis  in  Pankow  von  R.  Mön- 
nich  verdient  hervorgehoben  zu  werden, 
weil  hier  der  Versuch  gemacht  wurde, 
den  trostlosen  Aspekt  dieser  Institute  durch 
eine  freundliche  „villenartige''  Außenseite 
zu  heben. 

Die  erfreulichsten  Fortschritte  liegen  auf 
dem  Gebiete  der  Innenausstattung.  Die 
Ausstellung  A.  S.  Ball,  die  Ausstellung  des 


Werkrings  boten  eine  Fülle  guter  Arbeiten. 
Am  wenigsten  erfreulich  sind  die  Arbeiten 
des  übrigen  Kunsthandwerkes;  nur  auf 
Gebieten,  wo  eine  einfachere  Ornamen- 
tierung dem  Materiale  entspricht,  beginnt 
eine  gewisse  Sicherheit  der  künsüerischen 
Durchführung  zum  Ausdruck  zu  kommen. 


Für  die  Weiterentwicklung  unserer  An- 
schauung, die  auf  Schritt  und  Tritt  von 
der  Formenwelt  unserer  alten  Kulturen 
gefesselt  aber  auch  beirrt  wird,  ist  es 
wichtig  immer  wieder  zu  betonen,  daß 
äußerliche  Nachahmung  alter  Kulturformen 
nichts  weiter  ist  wie  handwerksmäßige 
Fertigkeit.  Seit  einigen  Jahrzehnten  war 
diese  Tätigkeit  in  so  allgemeiner  Obung, 
daß  selbst  die  Ästhetik  versuchte,  Kunst 
aus  Material  und  Technik  zu  erklären. 
Heute,  wo  das  allgemeine  Bestreben  auf 
größte  Vereinfachung  und  Zweckdienlich- 
keit des  Ausdruckes  hindeutet,  wo  sich 
eine  größere  Vertiefung  und  feinere  Art, 
die  Dinge  zu  sehen,  herausgebildet  hat,  ist 
man  wieder  bemüht,  über  die  einfachste 
Tektonik  auch  der  gleichgültigsten  Formen 
Klarheit  zu  gewinnen.  Heute  sieht  die 
Ästhetik  das  Wesenüiche  des  Künsüeri- 
schen in  einer  freien  schöpferischen  Tätig- 
keit, die  erst  in  zweiter  Linie  Rohmaterial, 
Technik,  Unternehmertum,  Zweckbestim- 
mung ihrem  Willen  gefügig  macht  Neben 
dieser  theoretischen  Aufstellung  gewinnt 
heute  die  praktische  künstierische  Tätig- 
keit im  Aufmerksamwerden  auf  die  natür- 
liche Schönheit  des  Materials  und  den  Zu- 
sammenhang der  großen  Natur  und  des 
Menschen. 


HAUS    ERICH    IN   SOOENDE. 
ARCHITEKT;  OTTO  SPALDINS, 


ABB.  508.    HAUS  ERICH   IN  SODENDE. 

ARCHITEKT;   OTTO  SPALDINQ.     a    e 
ABB.  509.    QRUNDRISS   DES 
ERDeESCHOSSES.    e  a  e 


ABB.  510.    HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE. 

ARCHITEKT    OnO  SPALDINQ     a    e 
ABB.  511.     6RUNDRISS  DES 
OBERaESCHOSSES.    b    e 


446 


HAUS    ERICH    IN    SODENDE. 
ARCHITEKT:  OnO  SPALDIN6. 


-4iN 


r 


löüi   löti!   itrttii   itmi 


HAUS    ERICH    IN    SUDENDE. 

ARCHITEKT:  OTTO  SPALDINQ. 

ABB.  513.    OSTANSICHT.     ABB.  514.    NORDANSICHT. 


HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE. 
ARCHITEKT:  OTTO  SPALDINS. 
TREPPE  IN  DER  HALLE,    a 


HAUS  ERICH  IN  SUDENDE. 
ARCHITEKT:  OnO  SPALDINa. 
ra      ra      HALLE.      st      st 


HAUS  ERICH  IN  SUDENDE. 
ARCHITEKT:  OTTO  SPALDINS 
B      m       HALLE,      e      b 


B    a    ra    HAUS  ERICH  IN  SUDENDE,    a    n    ■ 
SPEISEZIMMER.    ARCHITEKT:  ALFRED  CRENANDER. 


B      B    HAUS  ERICH  IN  SUDENDE,    b      b 
BÜFFET.    ARCHITEKT:  ALFRED  GRENANDER. 


B      e      HAUS  ERICH  IN  SOOENDE,     m      a 
ANRICHTE.    ARCHITEKT:  ALFRED  SRENANDER. 


B    a    a    MAUS  ERICH  IN  SÜDENDE,    aas 
MUSIKZIMMER.    ARCHITEKT:  ALFRED  SRENANDER. 


B    e    e    e    HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE,    e    e    e    e 
KAMIN  IM  DAMENZIMMER.  ARCHITEKT:  ALFRED  6RENANDER. 


45« 


B  HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE,  a 
ee  ECKE  IM  TEEZIMMER,  aa 
ARCHITEKT:  ALFRED  SRENANDER. 


a  HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE,  s 
aa  ECKE  IM  MUSIKZIMMER,  am 
ARCHITEKT;  ALFRED  BRENANDER. 


458 


s,  HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE,  a 
ZIERSCHRANK  IM  MUSIKZIMMER. 
ARCHITEKT:  ALFRED  BRENANOER. 


B  HAUS  ERICH  IN  SUDENDE,  a 
ae  TÜR  IM  DAMENZIMMER,  ee 
ARCHITEKT:  ALFRED  aRENANDER. 


46o 


MAUS  ERICH  IN  SUDENDE. 
ARCHITEKT:  OnO  SPALDIN6. 
m  TÜR  ZUR  aARDEROBE.  a 


B  HAUS  ERICH  In  SODENDE.  a 
HEIZKÖRPER  IM  MUSIKZIMMER. 
ARCHITEKT!  ALFRED  CRENANDER. 


HAUS  ERICH  IN  SÜDENDE. 
ARCHITEKT:  OTTO  SPALDIN6. 
rara    EINSANeSTÜREN.    b0 


HAUS  ERICH  IN  SUDENDE. 
ARCHITEKT:  OTTO  SPALOINQ. 
B    V0RTREPPEN6ITTER.     a 


WILHELM  WANDSCHNEIDER,  a 
BILDHAUER,  CHARLOnENBURS: 
E>    B    SRABDENKMAL.    ia    b 


465 


WILHELM  WANDSCMNEIOER,  ffl 
BILDHAUER,  CHARL0nENBUR6; 
0    e    e     BÜSTE,    a    e    @ 


WILHELM  WANDSOHNEIDER,  B 
BILDHAUER,  CHARLOnENBURa; 
B      B       CORIOLAN.       a      a 


■'S"^E 


OnO  MARQUARDSEN,  BERLIN. 
B    DEKORATIVE  MALEREI,   m 


468 


OTTO  MARQUARDSEN,  BERLIN. 
B    DEKORATIVE  MALEREI,    a 


469 


OTIO  MARQUARDSEN,  MALER. 
B    DEKORATIVE  MALEREI.    B 


RUDOLF  VON  HEIDER:  KERAMIK. 


RUDOLF  VON  HEIDER:  KERAMIK. 


ZEITUHaSKIOSK  AUF  DEM  LEIPZIGER  PLATZ 
s     ARCHITEKT;  ALFRED  QRENANDER.     B 


oo  Durch  ein  Versehen,  dtis  wir  lebhaft  bedauern, 
ist  bei  dem  von  uns  in  Jahrgang  VIII,  Heft  8,  auf 
Seite  348  unter  dem  Titel:  „Sonnenaufgang"  wieder- 
gegebenen  Bilde  von  Professor  F.  Kallmoi^en  die  Notiz, 
daß  dasselbe  aus  dem  Verlage  der  Photographi- 
achen  Oesellschaft,  Berlin,  stammt,  unteibUeben, 
wovon  wir  unseren  Lesern   hieimit    Kenntnis    geben. 


=  Eine  umfai^reiche  Ausstellung  neuer  Arbeiten 
moderner  Haus-  und  Wohnungskunst  veranstaltet  dei 
Berliner  Klub  „Werkring-'  im  gioSen  Saal  des  Rat- 
hauses in  Charlottenbuig  vom  ij.  MÜiz  bis  lum 
ij.  Aprü.  Dem  „Wetkting",  der  schon  in  Turin, 
in  St  L.ouis  und  auf  der  QroBen  Berliner  Kunst- 
•ussteUung  1905  bedeutsam  hervorgetreten  ist,  und 
der  sich  für  ein  vereinigtes  Auiteten  in  Dresden 
rüstet,  gehören  an:  August  Bndell,  Albert  Gessner, 
Alfred  Grenander,  Anton  Huber,  Sepp  Kaiser,  Arno 
KSmig,  Hugo  I-ederer,  Alfred  Mohrbutter,  Bruno 
Mfibring,  C.  C.  Schirm,  Wslther  Scbmarje.  Theo 
Schmut-Baudifl,  Curt  Stoeving,  Qeorg  Seppel,  Rudolt 
Wille.  Eb  muB  anerkannt  werden,  d«B  Charlottenburg 
und  sein  kunstf ürdemdes  Oberhaupt,  Herr  Oberbtli^er- 
meister  Schustehrui,  so  bereitwillig  einen  Saal  lur 
Vetfügui^  gestellt  haben.     Der  Eintritt  Ist  frei. 

4:  Zur  Silberhochzeit  unseres  Kaiserpaares  gibt  die 
„Deutsche  Tapezierer-Zeitung  (Verlag  Berg  Sc  Schoch, 
Berlin  SO,  iG),  am  1.  Februar  d.  J.  eine  Pestnummer 
heraus,  welche  durch  Wort  und  Bild  fUr  alte  vor- 
kommenden Peatdekorationen  des  Innenraumes  an- 
regend und  befruchtend  wirken  soll,  was  um  so  an- 
erkennenswerter, als  wir  uns  gerade  jetzt  in  einer 
Zeit  wiedererwachender  Pestkultur  befinden.  Die 
künstlerische  und  redsktionelle  Leitung  dieser  Pest- 
nummer  liegt  in  den  Kunden  des  Berliner  Maler- 
Architekten  Willy  O.  DreBIer,  dem  es  gelungen  ist, 
für  den  literarischen  Teil  dieses  Heftes  hervorragende 
Mitarbeiter  tu  gewinnen. 

X  Hin  Preisausachreiben  betreffend  Entwtlrfe  zu 
Ehrenpreisen  filr  die  Automobil-Herkomer-Konkurreni 
igoB    erliSt   der   Bayerische  Kunstgewerbe -Verein    in 


München  zum  5.  Pebniar  igoC.  Es  handelt  sich  um 
Entwtlrfe  für  plastische  Werke  der  Kunst  und  kunst- 
gewerbliche Werke  in  Edelmetall,  sowie  für  silberne 
und  bronzene  Plaketten.  Zur  Beteiligung  sind 
deutsche  und  österreichische  Künstler  eingeladen. 
Die  Preise  bestehen  in  dem  Auftrag  zur  AusfUirung 
des  gewühlten  Qegenstandes.  Das  Preisrichteramt 
haben  Ubemommen  die  Herren  Bildhauer  Professor 
Jos,  PIoQmann,  Goldichmied  Professor  Fritz  von 
Miller,  Maler  Bruno  Paul,  Bildhauer  Professor  Ernst 
Pfeifer,  Bdaler  Professor  Franz  v.  Stuck  und  Architekt 
Professor  Friedrieb  v.  Tbiersch. 

X  Ein  Wettbewerb  um  Entwurfskizzen  fOr  einen 
Saalbau  in  MUlhauaen  im  EIsaB  wird  unter  den  im 
Deutschen  Reiche  ansEssigen  oder  aus  Elsaß-Lothringen 
stammenden  Architekten  ausgeschrieben  mit  Frist  bis 
zum  aj.  Juni  d,  J.  Drei  Preise  von  6000,  3500  und 
1500  M.  sind  ausgeseut.  Der  Ankauf  von  zwei  weiteren 
E^ntwürfen  für  den  Betrag  von  je  500  M.  bleibt  vor- 
behalten. Das  neungliedtige  Preisgericht  besteht  u.  a. 
aus  denHetren:  Professor  BluntschU  in  Zürich,  Professor 
"Hieodor  Fischer  in  Stuttgart,  Architekt  tmd  Bautmter- 
nehmer  A.  Hltnsler  in  MUlhauaen,  Qeheimer  Oberbaurat 
Professor  Hofmann  in  Darmstadt,  Professor  Dr.  F.  v. 
ThieiBch  in  München  und  Stadtbaurat  Trumm  in  Mlll- 
hausen.  Die  Unterlagen  de«  Wettbewerbs  sind  von  dem 
Bürgermeisteramt  in  Mülhausen  im  Elsaß  zu  beziehen. 

+  Ein  Wettbewerb  um  Entwurfskizzen  in  einer 
evangelisch-lutherischen  Kirche  der  Markusgemeinde 
in  Plauen  LV.  wird  mit  Frist  bis  15.  Mai  igo6  unter 
den  deutschen  Architekten  evangelischen  Bekennmisaca 
ausgeschrieben.  Die  Unterlagen  können  gegen  Er- 
legung von  1  M.  von  dem  Kirchenvorstand  der  Markus- 
gemeinde betogen  werden.  Drei  Preise  von  1800,  »00 
und  Soo  M.  sind  ausgesetzt.  Der  Ankauf  von  drei 
weiteren  Plltnen  fUr  je  400  H,  bleibt  vorbehalten.  Dos 
Preisrichteramt  haben  u.  a.  übernommen:  Geheimer 
Regierungarat  Professor  Otzen  in  Berlin,  Qeheimer  Ho&at 
Professor  Dr.  phil.  Gurlitt  in  Dresden,  Kttn^.  Baurat 
Hempel,  Sudtbaurat  Fleck,  Baumeister  Seifert,  Bau- 
meister Ulbricht  und  Architekt  Auricb,«ImtUch  in  Plauen. 


474 


Neu  erschienene  Fachliteratur. 

Zu  bejdehen  durcfa  Ernst  Wasmutfa  A.-Q.,  Berlin  W.  8, 

MarkfrafenstrmBe  35. 

Adler,  Friedrich  (WirU.  Geh.  Oberbaurat  Prof.  Dr.  ing.), 
Zur  Kunstgeschichte.  '  Vortrüge,  Abhandlungen  und 
Pestreden  zgo6.  Brosch.  M.  4, —  gebd.  .  M.  5, — 
Details,  Charakteristiscbe,  von  ausgeführten  Bauwerken 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  von  Hugo  Licht 
herausgegebenen  „Architektur  des  20.  Jahrhunderts«'. 
JShrlich  erscheinen  zoo  Tafeln  im  Format  32X46  cm, 
in  5  Lieferungen  von  je  ao  Tafeln  Lichtdruck.    Preis 

des  kompletten  Jahrgangs M.  30,— 

Ausland M.  36, — 

4  Jahrgänge  sind  abgeschlossen. 
Jahrgang  V  Heft  z  soeben  erschienen. 
Feller,  Josef,  Der  moderne  Kunstschlosser.    Vorlagen 
leicht  ausführbar.  Kunstschmiedearbeiten  im  neuen 
Stil,  nebst  StVrke-  und  Gewichtsangaben,  zoo  Tafeln. 

Preis  in  BAappe M.  z2,5o 

Fischer,  Oskar,   Architekt,  Hauseingänge,    Dielen  und 
Vestibüle.    Entwürfe,      zo  Tafeln  mit  kurzem  Text 

Fol.  im  Umschlag.     Lübeck M.  6, — 

Hartig,    E.    (Direktor    der    Kgl.  Baugewerkschule    zu 
Aachen),     Erziehung    zur     bürgerlichen^  Baukunst. 

Preis M.  0,60 

HenseUn's     RechentafeL       Das     große     Einmaleins 
bis  999  X  999   nebst  einer  Kreisberechnungstabelle. 

a.  Aufl.     Preis  gebd M.  6, — 

Hoffmann,  Ludwig,  Stadtbaurat,  Neubauten  der  Stadt 
Berlin.  Band  IV  50  Tafeln  im  Form.  40X52  cm. 
Lichtdruck  und  Lithographie  nebst  illu8tr.TeztM.50, — 
Korn,  Rieh.,  Kriegsbaumeister  Qraf  Rochus  zu  Linar, 
sein  Leben  und  Wirken.  Broch.  .  .  .  M.  5, — 
Muthesius,  Hermann,  Das  englische  Haus.  3  Bände 
Jeder  Band  enthält  30  bis  33  Bogen  Text  mit 
200  bis  300  Abbfldimgen.  z.  Band:  Entwicklung 
des  englischen  Hauses,  a.  Band :  Bedingungen,  An- 
lage und  Aufbau.  3.  Band:  Der  Innenraum  des 
englischen  Hauses.  Preis  brosch.  M.  75, —  und 
gebd.  M.  90, — •    Einzelne  Bände  brosch.  M.  30, — 

und  gebd M.  35,— 

Rosenberg,  A.,  Geschichte  des  Kostüms.  Ausgabe  I. 
40  Lieferungen  von  je  5  Tafeln  in  reichem  Farben- 
druck und  5  Tafeln  inSchwarsdruck.  Form.  a4X39cm 

Preis  pro  Lieferung M.  6, — 

Ausgabe  11.  (Pracht-Ausgabe)  40  Lieferungen  von 
je  5  Tafeln  in  reichem  Farbendruck  und  5  Tafeln  in 
Schwarzdruck.  Folio-Format  32X48  cm  auf  feinstem 
Kupferdruckpapier  mit  Umrahm,  in  Chinaton.    Preis 

pro  Lieferung M.  zo, — 

Lieferung  z  erschienen. 

Inserenten  -Tafel. 

Actien-Gesellschalt   für  Fabrikation   von  Broncewaren 

und  Zinkguß,  J.  C.  Spinn  ft  Sohn,  Berlin  S.  4a. 
Allgemeine  Elektrizitäts-Gesellschaft,  Berlin. 
Franz  Bimstiel,  Coburg.     Garten-,  Veranda-MObel. 


Carl  Busch,  Glasmalerei 

Charlottenburger  Centralheizungs-Qesellscfaaft  m.b.H. 

Charlottenburg. 

Dicker  ft  Werneburg,  Centralheizungen,  Halle  a.S. 

Joh.  Eichardt,  Buchbinderei  für  Architektur,  Berlin  SW. 

Elbinger  Maschinenfabrik  F.  Komnick,  Elbizig  W.-P., 
Sandsteinziegel-Maachinenfabrik. 

Herrmann  St  Fritzsche,  Kunstschmiede,  Leipzig. 

H.  Geister,  Bauomamente,  Kupferarchitektur,  Berlin  W. 

August  Gerber,  Statuen,  Büsten,  Reliefe,  K81n  a.  Rh.  77. 

Gewerbe -Akademie  Berlin,  Berlin  SW. 

Paul  Golde,  Wilmersdorf,  Kuzistschmiede,  Kunst- 
schlosserei. 

Golde  ft  Raebel,  Kunstschmiede,  Berlin-Halensee. 

Günther  ft  Co.,   Kuziststein-Fassaden,    Auerbach  i.  V. 

H.  Hüdebrandt,    Glasmalerei  und  Kunsti^aserei,    Ber- 

Un  W.  9. 

Jahreiss  ft  H5nig,  Spezialkunststeinfarbenfabrik,  Helm- 
brechts (Bayern). 

Llon  KießUzig,  Wohnungseinrichtungen,  Berlin  SO. 

Klemm  ft  Beckmann,  Kunstverlag,  Stuttgazt. 

W.  Kümmel,  Kuzistmöbelfabrik,  Berlin  O. 

Heinrich  Kunitz,  Ornamente  in  Kupfer  und  Bronze, 
Berlin  SO,  Mariaimenplatz  za. 

C.  Roh.  Lohmann  G.  zn.  b.  H.,  Lichtpauspapicre,  West^ 

hofen  (Westf.). 

S.  A.  Loevy,  moderne  Beschläge,  Berlin  N.,  Gaitensir.  96. 

A.  Müller,  Kupferdeckung,  Bauomamente,  Berlin- 
SchSneberg,  Groß-GOrschenstr.  35. 

Ferd.  Müller,  Glasmalerei,  Quedlinburg. 

Johazm  Odorico,  Glas-Mosaik-Atelier,  Berlin  W.,  Pots- 
damerstraße zo/zz. 

Offenburger  Glasmosaikwerke  G.  m.  b.  H.,  OlTenburg  i.B. 

Eugen  de  Price,  Dekorationsmaler,  Berlin  NW. 

S.  Th.  Rauecker,  Kgl.  bayr.  Hof-Mosaik-Kunstanstalt. 
München-Solln  11. 

Hugo  Richter,  Remscheid,  Luftbefeuchter. 

H.  Riediger,  Holzbüdhauerei,  GörUtz. 

E.de  la  Sauce  ft  Kloß,  Eisenkonstruktionen,  Lichtenberg- 
Berlin. 

Richard  Schäffer,  Berlin  SW.  4,  Wandplatten,  Mo- 
saikfließen, Tonfließen. 

Carl  Scheide,  Grottenbau,  Greußen  in  Thüringen. 

Siebert  ft  Aschenbach,  Werkstätten  für  Kunst-Möbel 
und  Holz-Architektur,'  Berlin  SW. 

F.  Soeimecken,  Bureaueinrichtungen,  Bonn. 

Franz  Spengler,  Fabrik  für  Baubedarf,  Berlin. 

Spinn  ft  Mencke,  Hoflieferanten,  Möbelfebrik,  Berlin  W. 

J.  Stärzl,  MetaUbUdhauer-Ziseleur,  BerUn  S. 

Stein-Industrie  Haiger  G.  m.  b.  H.,  Terrazzo -Werk, 
Haiger-Langenaubach. 

H.  Stroucken,  Möbelfabrik  u.  Dekorationsgeschäfk,Krefeld. 

Studien-Ateliers  für  Malerei  und  Plastik,  Lewin-Funcke, 
Chsrlottenbiirg. 

Paul  Thom,  Metall-Architektur,  Schöneberg-Berlin. 

Twyfords -Werke  Ratingen  bei  Düsseldorf. 

Günther  Wagner,  Hannover,  Flüssige  Tuschen. 

Wichulla,  Izigenieur  für  Gartenbau,    Berlin-Friedenau. 

Fnmz  2^eller,  Steiimietsgeschäft,  Mütenberg  a.  Main. 

Zierhut  ft  Krieger,  Kunstgewerbl.  Werkstätte,  München. 


Verantwortlich  für  die  Schrif tleituzig :  Dr.  Max  Creutz,  Berlin.  —  Verlag  von  Ernst  Wasmuth  A.-G.,  Berlin  W^ 
Markgrafenstr.  35.  —  Gedruckt  bei  Julius  Sittenfeld,  BerlinW.«  Mauerstr.  43. 44.  —  Klischees  von  CarlSchlltts,  BerlinW. 


475 


Inhalts  -Verzeichnis. 


Text-Beiträge.  '"'' 

Aerztehaus  in  GUtergotz 337 

Ausdrucksprache  in  der  modernen  angewandten 

Kunst,  von  Dr.  Felix  Poppenberg     .     .     .     .  359 
Ausstellung  von  modernen  Zimmereinrichtungen 

der  Firma  A.  S.  Ball,  von  Max  Creutz     .     .  25 

Berlin  als  Architekturdenkmal,   von  Ernst  Schur  x 
Berlin  als  Architekturdenkmal.  Eine  Entgegnung, 

von  Max  Ohle 89 

Berliner  Plätze  von  Max  Osbom 3x9 

Forderungen  und  Ergebnisse  der  modernen  archi- 
tektonischen Entwicklung,  von  M«  Creutz      •  dyg 
Fortschritt  und  Rückstand,  von  M.  Creutz      .     .  439 

Krause,  Hermann  August X99 

Kunst  und  Handwerk,  von  Adolf  Brlining      .     .  205 
Kunstausstellung,  die  große  Berliner  1905,    von 

Ernst  Schur 79 

Malerei,  dekorative,  von  Max  Creutz     ,     .     .     .  142 
Neubau  Haus  Trarbach,    Behrenstraße  47,    von 

M.  Creutz 6z 

Neubau  der  «, Komischen  Oper*'    ......  406 

Rathaus,  das  Charlottenburger,   von  Max  Creutz  23g 
Schicksal,  das  —  des  Berliner  Botanischen  Gartens, 

von  Hans  Schliepmann 399 

Sezession,  von  Max  Creutz       .......  i59 

Stickereien,  neue,  von  M.  Creutz 269 

Themenwahl  des  Künstlers,  von  Dr.  Hans  Schmid- 

kunz 383 

Werkring- Ausstellung,  von  August  Endell      .     .  2x4 
Wettbewerb  um  ein  Geschäftshaus  für  die  All- 
gemeine Elektricitäts- Gesellschaft   in  Berlin, 

von  Ernst  Spindler 42 

Wettbewerb  „Hotel  Aschinger '  * ,  von  Ernst  Spindler  x  x  9 

Kleine  Mitteilungen. 

Abbruch  des  nach  einem  Entwurf  Schinkels  1823 

erbauten  Landhauses  Wartenberg     ....  77 
Abgeordnetenversammlung  des  Verbandes  deut- 
scher Architekten-  und  Ingenieurvereine   .     .  X97 

Anastigmat 39 

Apparate,  photographische 77 

Ausstellung  für  Denkmalpflege  im  Elsaß   .     .     .  277 

—  der  neuesten  Erfindungen  in  Olmütz     .     .     .  437 

—  von  Werken  Adolf  Menzels 39 

—  des  „Werkring«« 473 

Ausstellungen    japanischer    Kunst    im    Kunstge- 
werbemuseum      39 

Baumann'sche  Farbenkartonkarten xx7 

Berichtigungen 77,  237,  473 

Brütt,  Adolf,  nach  Weimar  berufen        .     .     .     .  xx7 
Chronik  aus  allen  Ländern  39,  77,  117,  157,  197,  237 

«77»  316.  357,  397»  437,  474 
Denkmalpflege,    Vortrag    von    Prof.    Dr.    Friedr. 

Seesselberg 397 


Seite 
Dreßler,   Nachschlagewerk  für  bUdende  und  an- 
gewandte Kunst 357 

Festdekorationen  zur  SUberhochzeit  des  Kaiser- 
paares         473 

Goerz-Objektiv xx7 

Granit,  grihier,  aus  den  „Granitwerken  Steinerne 

Renne" 237 

Handbuch  der  Kunstdenkmäler 357 

Holz,  abgesperrtes 3x7 

Hölzer,  gefärbte 277 

Jahrhundert-Ausstellung,  deutsche 77 

Kieschke,  Paul,  Geheimer  Oberbaurat,  vortragender 

Rat  im  Ministerium  der  Öffentlichen  Arbeiten  (f )  77 

Kunstgewerbeschule  in  Schöneberg 357 

Künstlerbund,  der  deutsche xx7,  X97 

Lichtanlage  auf  dem  Potsdamer  Platz   .     .     .     .  157 

Lipperheidesche  Kostümbibliothek 357 

Mohn,  Professor  Paul  Victor,  Ernennung  .     .     .  3x6 
Muthesius,  Herm.,  Vortrag  im  Verein  für  Deut- 
sches Kunstgewerbe 3x6 

Naturprofile 357 

Reformationskirche    in    Berlin,     Beussel-,    Ecke 

Wiclefstraße 3x7 

Röhrenschiebetürbeschlag,   amerikanischer       .     .  237 

Rosengarten  zu  Worms 3x6 

ROstkette,  eine  neue X97 

Schmitt,    Eduard,   Verleihung    der  Würde    eines 

Dr.-Ing •     .  237 

Schrödter,   Adolf,   Ausstellung  omamentaler  und 

dekorativer  Zeichnungen X57 

Schülerwerkstätten  für  Kleinplastik 316 

Stadttheater  in  Barmen 3x7 

Swarzenski,  Dr.  Georg,  als  Direktor  nach  Frank- 
furt a.  M.  berufen 437 

Töchterschulneubau  in  Klein-Zabrcze     ....  77 

Verein  beratender  Ingenieure  für  Elektrotechnik  437 

—  für  Deutsches  Kunstgewerbe 3x6 

Vereinigung  Berliner  Architekten       .     .     .      357,  437 

—  zur  Erhaltung  deutscher  Burgen       ....  397 
Verleihung  der  Goldenen  Medaille  auf  der  Welt- 
ausstellung   St.    Louis    1904    an    die    Firma 
Günther  Wagner 39 

Vorlesung  über  Kunstgewerbegeschichte     .     .     .  357 

Preis-Ausschreiben. 

Preis-Ausschreiben  des  Emst-Ludwig-Vereins  in 
Darmstadt  zur  Erlangung  mustergültiger  Ent- 
würfe für  Arbeiterwohnungen 39 

—  der  Deutschen  Automatengesellschaft  StoU- 
werck  ft  Co 237 

—  für  die  Automobil-Herkomer-Konkurrenz  .     .  473 

—  für  Bauernhäuser  und  einfache  Bürgerhäuser 

im  Reg.  Bzk.  Minden 1x7 

—  für  einen  Friedenspalast  im  Haag    ....  237 


476 


Seite 
Preisausschreiben  fUr  ein  Hallenschwinimbad  in 

Iserlohn 157 

—  für  eine  evangelisch-lutheriBche  Kirche  der 
Markusgemeinde  in  Plauen  i.  V 473 

—  für  ein  RealgymnasialgebSude  in  Lankwitz    .  197 

—  für  VorentwUrfe  zum  Neubau  eines  Real- 
schulgebäudes in  Eisleben 3g 

—  fUr  einen  Saalbau  in  Mülhausen  i.  E.        .     .  473 

—  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  eine  Volks- 
schule in  Bensheim 317 

— ,  internationales,  für  die   beste  Volkswohnung 

Süditaliens 3x7 

—  für  ein  neues  Waisenhaus  in  Colmar  .     .     .     Z97 

—  fUr  ein  Waisenhaus  in  Straßburg  i.  E.     .     .     157 

—  um  Entwürfe  für  Zimmereinrichtungen  für  die 
III.  Deutsche  Kunstgewerbeausstellung  in 
Dresden  1906 237 

Wettbewerbe. 

Wettbewerb  betr.  Aschingerhotel  am  Potsdamer- 
platz in  Berlin Z17 


Seite 
Wettbewerb  für  Skizzen  der  Bauten  am  Burgtor- 

zingel  in  Lübeck 117 

—  über  die  Beart>eitung    der    Fassadenentwürfe 
zum  Hauptbahnhof  Karlsruhe 77 

—  um  das  Geschäftshaus  für  die  Schlesische  Ge- 
sellschaft für  vaterländische  Kultur  ....     197 

—  für  Vorentwürfe  zum  Neubau  eines  Hallen- 
schwimmbades zu  Darmstadt 197 

—  für  den  Neubau  eines  Häuserblocks  am  Kaiser 
Wilhelmplatz  in  Bremen 77 

—  um  Entwürfe  für  ein  Kruppdenkmal     .     .     .     197 

—  um  Entwürfe  für  eine  höhere  Mädchenschule 

in  Perleberg 3x7 

—  für  ein  Rathaus  zu  Wahren 3x7 

—  um  den  Schinkelpreis 39 

—  für  Entwürfie  zu  einem  herrschaftlichen  Wohn- 
haus in  Züllichau 317 

Bücherschau. 

40,    78,    1X8,    X58,    198,    238,    278,    3x8,    358,    398, 

438»  474 


Verzeichnis  der  Ulustrationen. 

!•  Farbige  Vollbilder.                  Seite  l^*  Ausstelltmg   des  Deutschen  Künstlerbundes.      Qe- 

Entwurf   zu    einer    Decke    für    ein    Warenhaus  mälde  S«  184,  X85. 

Oranienstr.  52—55.    Architekt  Alfred  MesseL  —  Plastik  S.  X83,  184,  302. 

Malerei  M.  J.  Bodenstein x  Werkring -Ausstellung  in  der  Großen  Berliner  Kunst- 
Dekorative  Malerei  von  Heinrich  Dahmen  .  .  22  ausstellung  S.  2x7,  2x8,  2x9,  220,  221,  222,  223, 
Entwurf    zu    einer    Decke    für    ein    Warenhaus  224,  225,  226,  227,  228,  229. 

Oranienstr.  52—55.    Architekt  Alfred  Messel.  Ausstellung  A.  S.  Ball,   Berlin  S.  29,  30,  3X,  32,  33, 

Malerei  M.  J.  Bodenstein 4X  34f  35>  zxOf  m>  zx2,  1x3,  xx4,  xx5,  xi6. 

AussteUung  A.  S.  Ball,  Berlin.    Kamin  im  Musik-  WelUusstellung  in  Lüttich  S.  3x2. 

Zimmer.     Architekt  Alfred  Grenander.     Aus- 
geführt   in    der  Kunstmöbelfabrik  A.  S.  Ball  ^'    Konkurrenzen. 

in  Berlin ixx  Wettbewerb  AUgemeine  Elektricität-Gesellschaft  S.  43, 

Entwurf  zu  einem  Smyma-Teppich  von  Richard  44»  45»  4Ö,  47»  48»  49»  50»  5^»  5«»  53»  54»  55»  S^. 

Böhland,  Berlin     . X59  57»  5«.  59.  60 

Jagdschloss  Grunewald  von  Rasche X99  Wettbewerb    Hotel   Aschinger   S.  122,  X23,  X24,  X25, 

Rathaus    in    Charlottcnburg.     Architekten  Rein-  "6,  X27,  X28,  X29,  X30,  X3X,  X32,  X33,  X34,   135, 

hardt  ft  Süssenguth 239  136,  X37,  138,  139 

Skizze  zu  einem  Entröe.    Architekt  Heinz  Königs,  Wettbewerb  Synagoge  in  Frankfurt  a.  M.  S.  X67,  x68, 

Berlin 279  >99 

Reiseskizze  von  H.  Eberhard! 359  IV.  Architektur. 

Komische    Oper,    Berlin.      Federzeichnuxig   von  Architekturbilder  und  Reiseskizzen   S.  43,  45,  48,  51, 

Arthur  Biberfeld 399  54,  56,  63,  64,  X22,  X32,  133,  135,  138,  X40,  X4X, 

Häuser    in  Miltenberg    a.  Main.     Von  Architekt  149,  X53,  X55,  164,  X65,  x66,  X67,  x68,  X69,  X70, 

Otto  Kohtz 439  X7X,  X72,  X73,  X87,  X99,  20X,  202,  203,  204,  279, 

»95»  296»  297»  298,  299,  359,  379,  380,  381,  399,  439 

II.    Ausstellungen.  Brücken S.  352,  353 

Große  Berliner  Kunstausstellung.     Architektur  S.  140,  Architektonische    Details    S.  x,  9,  29,  30,  3X,  32,  33, 

X4X,  X64,   X65,   x66,   X67,   x68,   169,   170,  X71,  172,  34,  35,  36,  37,  38,  4X,  66,  67,  68,  69,  70,  7x,  96, 

173»  187»  236,  276.  97,  xoo,  xox,  X02,  X04,   X05,    X07,    x66,    X75,    x8o, 

—  Gemälde   S.  85,   86,   87,    88,    140,    14X9  300,   30X,  x82,    X89,  X9X,  X93,  X94,  X95,  2x1,  218,  230,  232, 

348»  349*  ^33»  236»  34X,  242,  243,  244,  245,  246,  247,  248, 

—  Bildhauerei  und  Plastik  S.  8x,    82,    83,    84«   300.  263,  264,  265,  266,  267,  268,  276,  279,  286,  288, 
--Dekoration   und  Kunstgewerbe  S.  269,    270,    27X,  306,  307,  3x4,  326,  332,  333,  334,  34X,  344,  345, 

272,  273,  274,  275,  276,  30a,  309,  3x0,  311.  346»  353.  364.  370,  371»  372»  374.  375»  39«.  395» 


477 


396,  404»  410,  4ii>  4Z2>  4i4»  436f  444»  445*  446> 
448,  449,  450,  45Z>  46st,  463« 

öffentliche  OebSude,  Fassaden«  Innenansichten  und 
Details    S.  14,  z6,  93,   94,  95,   96,   97t    140,   Z4Z> 

öffentliche  Gebäude,  Fassaden,  Innenansichten  und 
Details  S.  187,  2x7,  218,  224,  225,  239,  241,  242, 
243,  244,  245,  246,  247,  248,  249,  250,  25z,  252, 
353»  286,  287,  288,  29z,  292,  293,  335*  3^6,  327, 
328,  33z,  332,  333,  334»  335»  338»  339»  340»  341 

öffentliche    Gebäude,   Grundrisse   S.  Z5,  Z7,  98,   254, 

255*  256»  289,  3^9»  330,  336,  337 

Geschäftshäuser  und  Fabriken,  Fassaden,  Innenansichten 
und  Details  S.  Z2,  43,  45,  48,  5z,  54,  56,  20z,  257, 
258,  284,  294,  342,  343,  344,  345,  346»  403.  404» 

405i  417 

Geschäftshäuser  und  Fabriken,   Grundrisse   S.  Z3,  44, 

46»  47»  49.  50,  5«.  53.  55.  5^.  57.  5».  59.  60,  259, 

285.  293.  347.  420 
Hotels,  Restaurants  und  Klubhäuser,  Fassaden,  Innen- 
ansichten   und    Details    S.  63,  64,  66,  67,  68,   69, 
70,  7z,  72,  73,  74,  75.  76,  Z03,  Z04,  Z05,  ZZ9,  Z22, 
132.  133.  135.  138.  178,  Z79,  z8o,  z8z,  364,  365, 

366,  367 
Hotels,  Restaurants  und  Klubhäuser,  Grundrisse  S.  65, 

ZO6,    Z23,    Z24,    Z25,    Z26,    Z27,    Z28,    Z29,    Z30,    Z3Z, 

13«.  133.  134.   135.   136,  Z37,  Z39,  Z79,  z8z 

Kirchen  und  Kapellen,  Fassaden  und  Innenräume  S.  99, 

ZOO,  zoz,  Z02,  Z53,  Z55,  Z64,  Z67,  z68,  299 

Kirchen  und  Kapellen,  Grundrisse     .     .     .     .     S.  Z02 

Theater  und  Konzerthäuser,  Fassaden,  Innenansichten 

und  Details  .     •    S.  399,  408,  409,  4Z0,  4z z,  4Z2 

Wohnhäuser,    Villen    und    Nebengebäude,    Fassaden, 

Innenansichten   und    Details   S.  8,  9,   zz,   z8,    Z9, 

29.  30,  31.  32,  33.  34.  35.  36,   37.   38,    Z07,    Z09, 

zzo,  zzz,  ZZ2,  ZZ3,  ZZ4,  ZZ5,  zz6,  Z65,  Z69,   Z70, 

Z7Z,  Z72,  Z73,  Z74.  i75.  i77.  182,  Z89,  Z90,   Z9Z, 

Z92,  Z96,  208,  209,  2Z0,  2ZZ,  2Z2,  22z,  222,  226, 
227,  228,  229,  230,  23z,  232,  233,  234,  235,  236, 
260,    26z,    262,    263,    264,    265,    266,    267,    268,    275, 

276,  279,  283,  290,  295,  296,  297,  308,  309,  3Z0, 
3ZZ,  3Z2,  3Z3,  368,  369,  370,  37z,  373,  374.  375. 
376,  377.  413.  4x4.  416,  4x8,  4Z9,  445,  446,  447, 
448,  449,  450,  45z,  452,  453,  454,  455,  456,   457. 

460,  462,  463 

Wohnhäuser,    Villen   und    Nebengebäude,    Grundrisse 

S.  zo,  zz,  20,  Z09,  Z76,  Z77,  2Z3,  230,  268,   285, 

«90,  373.  378,  4x5,  4ao,  444,  445 

V.  Plastik. 

Denkmäler  und  Monumente  S.  z86,  202,  203,  204,  424 
Grabmonumente S.  zo8,  z86,  424,  464 


Skulpturen  und  Bildhauerarbeiten  in  Holz,  Stein  und 
Metall  S.  76,  8z,  82,  83,  84,  Z75,  Z83,  Z84,  z86, 
236,   248,  300,  302,  385,  42z,  422,  423,  425,  426, 

434.  435.  464.  465.  466,  470,  47z 

VI.    Malerei. 

Dekorative  Malereien  S.  z,  2z,  22,  23,  24,  4z,  6z,  ^2, 
Z44,  Z45,  Z46,  Z47,  Z48,  Z49,  Z50,  Z5z,  Z52,  Z59, 
Z87,  z88,  303,  304.  305.  306,   307.  467.   468,   469 

Gemälde,  Porträts,  Studien  und  Entwürfe  S.  85,  86, 
87,  88,  Z40,  Z4Z,  Z53,  Z54,  Z55,  Z56,  Z64,  Z65, 
z66,  Z67,  z68,  Z69,  Z70,  Z7Z,  Z84,  Z85,  202,  203, 
204,  279,  296,  297,  298,  300,  30z,  348,  349,  350, 
35X.   379.    380,   38z,  386,  387.  388,  389,  399,  423 

VII.    Kunstgewerbe. 

Beleuchtungskörper  S.  3z,  33,  34,  35,  70,  7z,  72,  73, 
74.  75.  X02,  ZZ2,  ZZ3,  Z79,  Z89,  Z90,  222,  223, 
224,   248,   252,   253,  3Z0,  327,  367,  426,  427,  435 

45X 

Brunnen S.  68,  82,  83,  426 

Buchausstattung    S.  z,   25,   28,  32,  6z,  62,  Z44,  3Z9, 

350,  399.  40a 
Decken     S.  z,  4z,  zz4,  ZZ5,  zz6,  Z50,  Z87,  303,  304, 

305.  306,  307,  390 
Gewebe  und  Stickereien  S.  30,  70,  22z,  228,  229,  269, 
270,  27z,  272,  273,  274,  275.  429.  431.  432 
Glasmalerei  S.  Z5z,  Z52,  350,  35z,  386,  387,  388,  389 
HeizkOrperverkleidungen  .  S.  76,  Z96,  236,  435,  46z 
Holzschnitzereien  und  Intarsien  S.  2z 9,  276,  3z x,  328, 

356,  39X.  393,  4»7.  430 

Kissen S.  270,  272,  273,  274,  429 

Möbel  und  Zimmereinrichtungen  S.  29,  30,  3z,  32,  33, 
34.  35.  70,  71.  7«.  73.  74.  75.  xzo,  zzz»  zz2,  ZZ3. 
ZZ4,  Z79,  Z89,  Z90,  r9z,  Z92,  2Z9,  220,  22z,  222, 
223,  225,  226,  227,  228,  229,  234,  235,  25z,  252, 
253.  «75.  276,  297,  298,  308,  309,  3ZO,  3ZZ,  334, 
335.  354.  355.  356,  365.  366,  367.  39i.  39«.  393, 
394.  405.  427.  438,  430,  433.  449.  45x,  453,  453. 

454.  455»  456.  457.  458.  459 

Mosaiken S.  350,  35z 

Schaufenstereinrichtungen  und  Ladeneingänge    S.  345 

364.  403.  404 

Schlosser-   und  Schmiedearbeiten    S.  36,  37,    38,  70, 

71.   76,    Z75.    X93.    X94,    Z95,    Z96,   22z,   230,   236, 

3x4.    3x5.  333,  336,  352.  353.  395.  396,  403.  404. 

434.  435.  436,  462,  463.  47a 
Tapeten  imd  Teppiche     S.  2z,  30,  70,  zz3,  Z59,  z88, 

Z89,  22z,  228,  229,  303,  304,  305 

Türen,  Gitter  und  Umwohrungen  aus  Holz,  Stein  und 

Metall    S.  Z93,  Z94,  Z95,  230,  3Z4,  332,  344,  345, 

346,  395.  396,  450.  453r  459.  460 


Namenverzeichnis  der  Illustrationen. 

(Die  angeführten  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten). 

Akt.-Ges.  für  Fabrikation  von  Bronzewaren  und  Zink-  Balcke,  Alf.  J.  8,  9.  36,  37,  zo8,  Z94,  Z95,  Z96.    Ball, 

guß  vorm.  J.  C.  Spinn  &  Sohn  223.    Allwardt,  E.  A.  S.  29,   30,   3z,    32,   33,  34,  35,  zzo,  zzz,  zz2, 

432.      Altgelt    ft    Schweitzer    284,     285.      Anker,  zz3,    ZZ4,   zz5,  zz6.     Bangert,  Karl  Ed.  Z72,  Z77, 

Hanns  87,  3Z9,  350.  2Z2,   2Z3.     Bauer,  L.    zz3,    Becker,  Fr.  Ad.  350, 


478 


351*  Berger,  A.  418,  4x9,  420.  Berliner  Kunst- 
gewerbliche Werkstätten  Björk  228.  Bemdt,  Kurt 
z8,  19,  20,  Z07,  258,  259«  Biberfeld,  Arthur  275, 
276,  399>  408,  409,  4Z0,  4ZZ,  4Z2,  413,  414,  4x5. 
Bielenberg,  R.  54,  55,  X22,  123,  X24.  Billing, 
Hermaxm  XX4.  Birkenholz,  Peter  169,  170. 
Bitschkus,  M.  1x5,  196.  Blau,  Friedrich  x86. 
Blume,  Friedrich  3x4,  390.  Bodenstein,  M.  J.  x, 
4X.  Böhland,  Richard  X53,  X54,  X55,  X56,  X59. 
Bömstein  &  Kopp  127,  X28.  Brandt,  Heinrich 
35,  430.  Bratring,  Paul  286,  287,  288,  289. 
Brüggemann,  Heinrich  3x2.  BUrckner,  Adolf  99, 
xoo,  xox,  X02.    Büttner,  Georg  33X,  332,  333,  334, 

335»  336. 
Cornelius,  C.  373,  374,  375. 

Dahmen,  Heinrich  22,  23,  24.  Diener,  Arthur  269, 
27 X,  272»  Dinklage  &  Paulus  X40,  X4X.  Dittmar, 
C.  308.  Dressler,  Willy  O.  303,  304,  305.  Düren, 
Theod.  Wilh.  368,  369,  370,  371. 

Ebsrhardt,  H.  359,  379,  380,  381.  Eckhardt,  Adolf 
x88.  Eissing,  Franz  386,  387,  388,  389.  Elze 
&  Sohn  X92.  Emmingmann,  Gerrit  5X,  377. 
Endell,  Aug.  2x7,  2x8.  Engel,  Otto  Heinrich  349. 
Erdmann  dt  Spindler  368,  369,  370,  37 x,  372. 

Fabian,  Max  85,  86.  Fiebert,  Alb.  431,  432.  Franke! , 
Josef  8.  Fränkel,  Max  xo.  Frey,  Emil  178,  X79, 
x8o.     Friedenthal,  C.  X67. 

Gentzel,  Ernst  300.  Gessner,  Alb»  38,  X73,  X74,  175, 
X76.  Giesecke,  H.  244,  246,  247,  248.  Giesecke 
ft  Wenzke  50,  51.  Golde,  Paul  X02.  Goerke, 
Gustav  X89,  X90,  Z9X,  392,  393.  Goerke,  H.  170. 
Götze,  Martin  84.  Grenander,  Alfred  25,  28,  29, 
3X,  32,    zxo,    XX4,    XX5,    zx6,   224,   225,   451,   452, 

453.  454»  455»  456,  457»  45»»  459»  461,  47«.  Groß, 

Wilhelm  302.     Großmann,  R.  349.     Grube,  Hans 

208,  209,  2x0,  2XX,  2x3. 

Hagberg,  Emil  43,  44.     Hart  ft  Lesser  xz,  395,  396, 

4x5,  4x6.    Hartnumn,  Friedr.  Aug.  342,  343,  344, 

345»    346f    347*     Härtung  A.  z,    436.     Hasak,   M. 

X7.    Hecht,  Friedrich  X92,  394.    Heider,  Rudolf  von 

470,  47 X.    Heidenreich,  Conrad  53,  54.    Herlitzius« 

Jos.    X89,    X9X.     Herrmazm,    Hans    30 x.     HiUmer, 

Victor  434,  435.    Hoffmann,  Josef  403,  404,  405. 

Hofimann,  Ludwig,  X4,  X5,  3x5,  337,  338,  339,  340, 

34 X.    Högg,  Emil    3x5*    Honold,   Georg  39  x*     v. 

Homstein-Grüningen  308,  309,   3x0,    3x1.     Hösel, 

Florence  Jessie  270,  272.     Huber,  Anton  226,  227. 

Huber,  Mathilde  und  Elsa  273,  274. 

Jennen,  Hermann  49.  Ihne,  E.  x6,  X7.  Imperial-Kon- 
tinental-Gas-Assoziation  22 x,  228,  229.  Jürgen- 
sen  &  Bachmann  58. 

Kahlenberg  3x0.  Kaiser,  Sepp  222,  260,  26  x,  262' 
263,  264,  265,  266,  267,  268.  Kalimorgen,  Fried- 
rich 348.  Kellner,  Mamo  250,  306,  307.  Kimbel 
&  Friedrichsen  251.  Kleinau,  R.  2x2,  2x3.  Klett, 
Hans  422.  Klimsch,  Fritz  X83,  423.  Klingner, 
Albert  6x,  62,  X44,  145,  X46.  Königs,  Heinz  279. 
Koemig,  Arno  222,  223.  Kraaz,  Joh.  56,  x8x,  X83, 
290.  Kramer  &  Herold  57.  Kraus,  A.  X84. 
Krause,  A.  M.  245.    Krause,  Fr.  352,  353.     Krause, 


Hermann  A.  Z99,  20z,  202,  203,  204.  Kruse, 
Bruno  385.  Kuhlmann,  Otto  60,  Z3Zp  132,  Z33, 
z68.  Kuhn,  Franz  47,  48.  Kuhnert,  Georg  253. 
Kümmel,  W.  2Z9,  225.    Kuthe,  Arnold  Z93. 

Lachmann  ft  Zauber  Z2,  Z3,  408,  409,  4Z0,  4ZZ,  4Z2. 
Lange,  A.  F.  M.  Z07,  258,  259.  Latt,  Hans  288. 
Leibküchler,  Paul  300.  Leistikow,  Walter  348. 
Lewin-Funcke,  Arthur  8z,  82,  83,  42z.  Licht,  Hans 
88.  Liepe,  Hans  4Z8,  4Z9.  Linde,  Wahher  Z84. 
Lutze,  Oskar  22z. 

Mackintosh,  Ch.  R.  34.  Marquardsen,  Otto  467,  468, 
469.  Martens,  M.  54,  55.  Martin  &  Pützing  3x5. 
Maudrich,  Gebrüder  59.  Messe!,  Alfred  x,  4X,  93,  94, 
95»  96*  97,  98.  Michel,  Paul  53,  54,  Mißfeldt, 
Heinrich  422.  Möhring,  Bruno  X38,  X39,  x7x,  x88, 
2x9,  230,  23X,  232,  233»  334»  335»  236,  352,  353, 
435.  Mönnich,  R.  29z,  292,  293.  Moser,  J.  122, 
X23,  X24.  Moser,  Kolo.  403,  404,  405.  Moser,  R. 
54,  55*     Münzer,  Käthe  30X,  423. 

Nachtigall,  Emü  38.  Nachtlicht,  Leo  354,  355,  356,  393. 

Olbrich,  Joseph  M.  30,  XX5.  Olm,  G.  249.  Otte, 
Ludwig  X09. 

Paulini,  Fr.  293.     Praechtel,  C.  222,  252. 

Rasche,  J.  X99.  Rathenau,  Georg  H.  342,  343,  344, 
345,  346»  347-  Reimer  ft  Körte  125,  X26. 
Reinhardt  ft  Süsseng^uth  X34,   X35,   239,   24X,   242, 

243,  «44»  245»  «46,  «47,  248»  249»  250»  251»  25a, 
253»  *54,  «55»  «56«  Reuters,  Jos.  X64,  X65,  x66, 
X67.    Riegelmann  249.    Riemerschmied,  R.  72,  73, 

74,  75. 
Salzmann,    Max  433.     Salzmann    ft   Sohn    354,    355, 

356,  433*  Sauvage,  F.  312,  3x3.  Schirmer, 
Robert  9,  2x7,  2x8.  Schlüter,  Emil  X29,  Z30. 
Schmidt,  A.  zz2.  Schmitz,  Bruno  Z03,  Z04,  Z05, 
Z06,  364,  365,  366,  367.  Schultz,  Otto  352,  353. 
Schulz  ft  Holdefleiß  36,  37,  I94,  i95>  3i5«  Schu- 
macher, Fritz  283,  285.  Schutt,  W.  392,  393. 
Schwechten,  F.  4z 7.  Schweitzer,  H.  Z36.  Seeling 
ft  Seel  45,  46.  Seidel,  Ernst  22z,  228,  229.  Seliger, 
Hans  Z87.  Sichtermann  ft  Edelmaim  37z,  372. 
Silber,  Paul  4z 5.  Sobotta,  L.  2z 7,  2z8.  Solf  ft 
Wichards  Z37,  325,  326,  327,  328,  329,  330. 
Spalding,  Otto  443,  444,  445,  446,  447,  448,  449, 
450,  460,  462,  463.  Spiro,  Eugen  Z85.  Spring- 
mann, O.  420.  Stichling,  Otto  248,  424,  425,  426, 
427,  428,  434.  Stoeving,  Curt  220.  Struck  378. 
Tettau,  Wilhelm  Frhr.  von  295,  296,  297,  298,  299. 
Thiele,  Martin  399.     Tuaillon,  L.  302. 

Unger,  August  Z49,  Z50,  Z5Z,  252. 

Vereinigte  Smyma- Teppich -Fabriken  22  z,  228,  229. 
Vogel,  August  3  z  5.  Voigt,  Wilhelm  308,  427,  428, 
Voß,  Julius  Z47,  Z48. 

Waider,  A.  376,  378.  Walter,  Richard  63,  64,  65,  66, 
67,  68,  69,  70,  7z.  Walter,  Rudolf  286,  287,  288, 
289.  Walton,  George  33,  zz6.  Wandschneider, 
Wilhelm  464,  465,  466.  Wenck,  Ernst  208,  209, 
2ZO,  2zz,  2Z3.  Westpfahl,  E.  243.  Wille,  Rudolf 
ft  Fia  zzz,  221,  228,  229.  Willert,  Paul  Z93,  3x4. 
Wolf,  Alfred  21,  429.     Wolf,  Emmy  429. 

Zabel,  A.  294. 


1'  k  .  ^ 


.      -' 


/•• 


V 


«  » 


K 


•  • 


:i 


c» 


Jl  ■ 


./" 


r. "         '  ■ 


k,  • 


*• 


r 


^■f 


«^  ^        > 


.-  • 


"    •    •    "  -:. :  ^sÄcÄcÄsfl 


'»,»» 


'*  ^o 


♦  « 


.-• 


/" 


1^- 


u  AV*.  .^k>.  i?f    .'*.  ittV;-  .^IkA.  Jfit^  «.— -  J»'    V  ^.  -    .X-  r      k  »■   'S 


yMmsmmm 


.'S; 


■:/ 


/"