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Full text of "Berliner entomologische Zeitschrift"

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Berliner 

Entomologische  Zeitschrift 

(1875     1880:  Deutsche  Entomologische  Zeitschrift.) 


Herausgegeben 
von  dem 

Berliner  Entomologischen  Verein 

^  gegründet  1856,  E.  V.,  ^ 

unter  Redaktion  von  H.  Stichel. 


Siebenundfünfzigster  (57.)  Band  (1912): 

Mit  1  Portrait  in  Lichtdruck,  3  Tafeln  und  3  Textfiguren. 

(Ausgabedaten  umseitig.) 


Berlin  1913. 
In  Kommission  bei  R.  Friedländer  &  Sohn,  Karlstr.  11. 


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Ausgabedaten. 
1.  u.  2.  Heft:  Seite  (1)— (51),  I,  1-112  mit  Tafel  MI.    Mitte  November  1912. 
3.  u.  4.  Heft:  Seite  (I),  II-III,  113—192  mit  Tafel  III.     Mitte  Mai  1913. 


Für  den  Inhalt  der  Abhandlungen,  Mitteilungen  und  Sitzungsberichte  sind 
die  Herren  Autoren  bezw.  Referenten  allein  verantwortlich. 


Inhalt  des  57.  Bandes  (1912)  der  Berliner 
Entomologischen  Zeitschrift. 

Seife 

Vereinsangelegenheiten I,  II,  III 

Sitzungsberichte  für  1911.    Mit  2  Textfiguren (1)-(51) 

Abhandlungen. 

Dziurzynski,  K.,  Bupalus  piniarius  L.  (Lep.  Geom.)    Mit  Taf.  I,  II        1  — 13 
Heikertinger,  Franz,  lieber  dunkle  Extremitätenfärbungen  bei 

asiatischen  Formen  derHalticinengattungChalcoidesFoudr.     103 — 106 
Kleine,  R.,  Die  geographische  Verbreitung  der  Ipiden-Genera  orbis 

terrarum.     (Col.) 155—192 

Landrock,   Karl,  Zur  Monographie  der  Gattung  Bilitophila  Meig. 

Mit  2  Texttafeln 33—51 

L  e  n  g  e  r  k  e  n,    H.  v.,  Cicindela  hybrida  L.  und  Cic.  maritima  Latr. 

Mit  3  Figurenzusammenstellungen 19—26 

—  —    Melasoma  lapponicum  L.  und  seine  Formen.    Mit  Text- 

tafel (Fig.  1—20) 123—130 

M  a  r  s  c  h  n  e  r,  H.,  Beitrag  zur  Kenntnis  von  Erebia  euryale  Esp. 
und  E.  ligea  L.  und  synoptische  Behandlung  der  euro- 
päischen Formen 144—154 

Schulz,  W.  A.,   Aelteste   und   alte   Hymenopteren  skandinavischer 

Autoren 52  —  102 

Schulze,  Dr.  P.,    Drepana   lacertinaria  L.  und  ihre  Formen.    Mit 

Tafel  III,  Fig.  1  —  12 113—120 

—  —    Zwei   interessante   Formen   von   Papilio    podalirius    L. 

und  machaon  L.    Mit  Tafel  III,  Fig.  13,  14       .     .    .    .     121—122 

—  —    Berichtigung  (Lycaena-Namen) (I) 

Schumacher,  F.,  Die  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg. 

III.  Fam.  Lygaeidae,  Pyrrhocoridae 27—32 

—  —    IV.  Fam.  Berytidae  (Neididae) 131  —  132 

—  —      V.   Fam.    Piesmidae,  Tingitidae,  Aradidae,   Dysodiidae, 

Reduviidae,  Nabidae,  Hebridae,  Mesoveliidae,  Cimicidae, 

Anthocoridae,  Microphysidae        133—143 

Werner,  Fr.,  Nachtrag  zur  Mantodeenfauna  Nordostafrikas   .    .    .       14—18 

Totenschau. 

S  t  ü  1  e  r,  H.:  W.  Dönitz  t 107—109 

H  e  i  n  r  i  c  h,  R.:  H.  Bischoff  t HO 

Literatur. 

Heinrich,  R.,  Kleines  Schmetterlingsbuch 111 

Schulze,  P.,  H.  Günther  und  Dr.  G.  Stehli,  Wörterbuch  zur  Mi- 
kroskopie                112 

—  —    A.  Berlese,  Gli  Insetti,  vol.  II (I) 

W  a  n  a  c  h,  B.,  Prof.  Dr.  Gräfin  v.  Linden,  Die  Assimilationsfähigkeit 

bei  Schmetterlingspuppen 112 

—    —      Dr.  P.  Sack,  Aus  dem  Leben  unserer  Stechmücken  .    .         112 


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(I)  [Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.] 


Literatur. 


Berlese  A.      Qli  Insetti,  loro  organizzazione,  svillupo,  abitudine  e 
rapporti  coH'uonio.     Vol.  II  (Fase.  1—3,  4—6)   1912,  1913. 

Von  dem  groß  angelegten  Insektenwerke  Berlese's,  dessen  erster 
Band  an  dieser  Stelle  schon  eine  eingehende  Würdigung  (54,  p.  236)  er- 
fahren hat,  Jiegen  die  ersten  6  Fascikel,  zu  je  2  Lieferungen  ä  3  Bände 
zusammengeheftet,  vor.  Auf  151  Seiten  werden  die  Verwandten  der 
Insekten  besprochen.  Wenn  auch  der  Inhalt  dieser  Kapitel  bei  weitem 
über  das  hinausgeht,  was  man  in  einem  Insektenlehrbuche  sucht  und  ver- 
langt, so  kann  man  sich  besonders  die  .Abschnitte  über  die  Milben  von 
einem  so  hervorragenden  Kenner  dieser  Tiergruppe  wie  Berlese  mit 
Freuden  gefallen  lassen,  vor  allem,  da  ein  zusammenfassendes  Werk  in 
dieser  Hinsicht  bisher  fehlte.  Der  Schluß  der  zweiten  Lieferung  bringt 
dann  den  Anfang  des  Kapitels  über  die  Vorfahren  der  Insekten.  Die 
Abbildungen  sind  mustergültig  und  der  Preis  von  3  Lire  für  ein  Heft  in 
Qroßoktav  von  96  Seiten  mit  so  zahlreichen  Abbildungen  kann  als  mäßig 
bezeichnet  werden. 

P.  Schulze. 


Berichtigung. 


Die  in  der  Sitzung  vom  12.  10.  1911  von  mir  über  die  Ungültigkeit 
der  Bergsträsserschen  Bläulingsnamen  gemachten  Angaben  sind  hinfällig, 
(cfr.  Courvoisier  Intern,  entom.  Zeitschr.,  VII.,  p.  11,  u.  P.  Schulze. 
1.  c,  VIII.,  p.  11). 

Dr.  P.  Schulze. 


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[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.] 


Sitzungsberichte  für  1911. 

Mit  2  Textfiguren. 


Sitzung  vom  5.  Januar. 

Herr  Wanach  zeigt  einige  Potsdamer  Eichengallen  und  Qall= 

Wespen.  In  der  vortrefflichen,  vom  Deutschen  Lehrerverein  für  Natur- 
iiunde  herausgegebenen  Monographie  von  Max  Riedel:  Gallen  und 
Gallwespen,  II.  Aufl.  1910,  ist  Potsdam  ausdrücklich  nur  für  Andricns 
fecandafor  Htg.  und  Aiilax  /i/erac/i  Bouch^  als  Fundort  angegeben;  außer 
jenen  Gallen,  die  nach  Riedel  in  ganz  Deutschland  vorkommen,  und 
solchen,  die  aus  anderen  Orten  der  Mark  Brandenburg  bekannt  geworden 
sind,  trat  in  den  letzten  Jahren  bei  Potsdam  Cynips  kollari  Htg.  sehr 
häufig  auf,  1909  und  1910  auch  Cynips  lignicola  Htg.,  während  Cynips 
conglonierata  Gir.  spärlicher  vorkam  und  von  C.  conuptrix  Schlecht,  nur 
einige  schon  leere  Gallen  gefunden  wurden.  Alle  4  Arten  sind  Riedel 
nicht  aus  der  Mark  bekannt  geworden.  Von  den  Wespen  selbst  gibt 
Riedel  an,  daß  C  conuptrix,  lignicola  und  kollari  voneinander  nicht 
zu  unterscheiden  seien,  obwohl  ihre  Gallen  außerordentlich  verschieden 
sind.  Dagegen  ist  C.  conglonierata,  deren  Galle  sich  von  der  von  C. 
kollari  fast  nur  durch  die  durchschnittlich  geringere  Größe  unterscheidet, 
während  sehr  große  Gallen  der  ersteren  und  sehr  kleine  der  letzteren 
kaum  auseinanderzuhalten  sind,  sehr  deutlich  verschieden  von  C.  kollari 
usw.  Einen  Unterschied  zwischen  Cynips  kollari  und  lignicola,  der  auch 
in  der  neuen  Monographie  von  K  i  e  f  f  e  r  und  Dalla  Torre  nicht  an- 
geführt ist,  meint  Herr  W.  gefunden  zu  haben;  das  erste  Abdominalsegment 
ist  bei  C  kollari  sehr  viel  stärker  an  den  Seiten  mit  feinen,  anliegenden 
Härchen  bekleidet  als  bei  C.  lignicola.  Ob  dieses  Unterscheidungsmerkmal 
in  allen  Fällen  zutrifft,  wird  vielleicht  noch  durch  weitere  Zuchten  nach- 
geprüft werden  müssen;  es  stimmt  aber  auch  bei  allen  von  Herrn  Q  u  i  e  1 
gezogenen  Stücken  dieser  Arten.  Die  Anzahl  der  Fühlerglieder  wird  bis- 
her überall  für  C.  kollari,  lignicola  und  corraptrix  zu  1."^  angegeben,  mit 
dem  Zusatz,  daß  zuweilen  das  12.  mit  dem  13.  Glied  mehr  oder  weniger 
verschmolzen  ist,  so  daß  die  Fühler  auch  scheinbar  12-gliedrig  sein  können. 
Herr  W.  konnte  aber  von  C  kollari  ein  Stück  mit  links  13-,  rechts 
aber  deutlich  14-gliedrigem,  und  ein  anderes  mit  beiderseits  14-gliedrigen 
Fühlern  vorweisen,  und  von  C.  lignicola  gar  5  Stücke  mit  beiderseits  14- 
gliedrigen  Fühlern,  eins  mit  normalem  13-gliedrigem  linkem  Fühler,  wäh- 
rend am  rechten  das  13.  Glied  zur  Hälfte  (auf  der  Oberseite)  eingeschnürt 
ist,  was  bei  einem  weiteren  Stück  ganz  symmetrisch  an  beiden  Fühlern 
stattfindet;  endlich  ist  bei  einem  Stück  das  letzte  Glied  sowohl  des  linkes 
13-gliedrigen  als  auch  des  rechten,  schon  an  und  für  sich  14-gliedrigen 
Fühlers  nochmals  in  der  Mitte  halb  abgeschnürt,  so  daß  man  den  linken 
Fühler  gewissermaßen  als  13V2-  i-ind  den  rechten  als  14V2-gliedrig  be- 
zeichnen könnte.  Interessant  ist  eine  Galle  von  Andricus  solitarius  Fonscol., 
in  die  eine  andere  Cynipide  ihren  Legestachel  eingebohrt  hatte,  so 
daß  sie  in  situ  getötet  und  präpariert  werden  konnte;  es  scheint  ein  Synergus 
zu  sein,  von  welcher  Gattung  drei  Arten  als  „Einmietler"  von  A.  solitarius 
bekannt  sind.    Das  Objekt  wurde  am  21.  Juni  1908  gefunden. 


(2)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologisclien  Vereins 

Herr  Bischoff  legt  eine  Pilzkultur  in  Petrischale  vor,  die  sich  aus 
an  Ameisen  gewachsenen  Pilzen  entwickelt  hatte.  Zwei  Nester  von 
Forniica  rufa,  deren  Bewohner  mit  diesem  Pilz  behaftet  waren,  hatte  Herr 
Quiel  bei  Potsdam  gefunden  (vergl.  Berl.  Ent.  Zeitsch.  Bd.  LH).  Die 
Ameisen  wurden  durch  die  hauptsächlich  am  Thorax,  aber  auch  an  anderen 
Körperteilen,  sogar  am  Fühlerschaft  wachsenden  Pilze,  die  etwa  Stecknadel- 
kopfgröße erreichen,  keineswegs  behindert.  Wie  die  Reinkulturen  ergaben, 
handelt  es  sich  dabei  nicht  um  einen  einzelnen  Pilz,  sondern  um  ver- 
schiedene gleichzeitig  auftretende  Formen.  Nachgewiesen  wurde  ein 
Mucor  spec  (.sp///w/067/5-Gruppe),  ein  Peniciilium,  sowie  eine  Hefe  mit 
geschlechtlich  er  Fortpflanzung.  Eigentümliche  braune  Hyphen, 
die  in  den  Pilzklümpchen  zu  konstatieren  waren,  wurden  in  den  Kulturen 
nicht  gefunden. 

Sitzung  vom  12.  Januar. 

Herr  Heinrich  hat  den  Bestand  seiner  Sammlung  an  Lycaena 
argyrognomon  Bergstr.  (30  ^f  c/,  23   $   ?)    ""^    Lycaena   argus  L. 

(19  ö'  ö'\  14  9  9 )  mitgebracht,  für  welche  Arten  Courvoisier  neuer- 
dings die  Namen  argus  Schiff,  und  aegon  Schiff,  vorgeschlagen  hat,  eine 
Umtaufung,  die  zwar  dem  Vortragenden  sympathisch  ist,  die  aber  wohl 
nicht  unbestritten  bleiben  wird  und  deshalb  nachstehend  nicht  zur  An- 
wendung kommt.  Die  argyrognomon  stammen  aus  dem  Oberengadin 
(insbesondere  Pontresina),  Zermatt,  Reichenhall,  Airolo,  Digne,  Lugano, 
aus  Lychen  in  der  Mark  Brandenburg  und  aus  Südschweden.  Die  Stücke 
aus  Digne  stimmen  mit  der  von  Staudinger  in  der  3.  Auflage  seines 
Kataloges  gegebenen  Beschreibung  der  calliopis  Boisd.  (pallidior,  V  caeru- 
lescens)  mit  der  Einschränkung  überein,  daß  außer  3  blau  angeflogenen 
9  9  auch  ein  typisches  $  von  bleicherem  Braun  daselbst  gefangen  wurde. 
Der  Name  calliopis  ist  von  Staudinger  mit  Recht  als  synonym  mit  argyrog- 
nomon Bergstr.  behandelt  worden.  Denn  wie  Courvoisier  in  seinem 
äußerst  fesselnden  und  wertvollen  Aufsatz :  Entdeckungsreisen 
und  kritische  Spaziergänge  in's  Gebiet  der  Lycaeniden 
(Stuttgarter  Entomologische  Zeitschrift  XXIV.  Jahrgang  1910,  Nr.  12  ff.) 
nachweist,  hat  B  o  i  s  d  u  v  a  1  damit  nicht  eine  besondere  Form,  sondern 
nur  den  Typus  bezeichnet,  weil  er  den  damals  dafür  gebräuchlichen  Namen 
argus  L.  als  Gattungsnamen  verwendete.  Für  die  um  Digne  fliegenden 
Stücke  eine  besondere  Lokalrasse  aufzustellen,  scheint  auch  dem  Vor- 
tragenden nicht  im  Bedürfnis  zu  liegen,  zumal  der  blaue  Anflug  der  o  9. 
wie  aus  den  vorgezeigten  Stücken  erhellt,  keineswegs  allen  dortigen  9  9 
eigentümlich  ist  und  zudem  auch  bei  9  ?  'ins  anderen  Fanggebieten  vor- 
kommt, z.  B.  bei  dem  von  der  Halbinsel  KuUen  in  Südschweden  stam- 
menden Stück.  Für  derartig  blau  übergossene  9  ?  besteht  zudem  bereits 
die  Bezeichnung  callarga  Stand.  In  6  Stücken  (4  (/  q^-  2  9  9)  vertreten 
ist  die  im  Fextal  bei  Sils  erbeutete  Form  argulus  Frey,  nach  Cour- 
voisier eine  Zwergform  von  argyrognomon,  die  im  Staudingerkatalog 
zu  Unrecht  als  mit  aegidion  Meissner  synonym  bezeichnet  wird.  Der 
Augenschein  zeigt,  das  diese  kleinen  Falterchen  mit  argus  L.  aegon 
Schiff,  nichts  zu  tun  haben.  Das  entgegengesetzte  Extrem  wird  durch 
die  von  Courvoisier  neu  aufgestellte  1  ligurica,  von  der  2  o  o' 
und  29?  ans  Lugano  vorgezeigt  werden,  dargestellt.  Es  sind  dies 
Falter  von  30  mm  Flügelspannung  mit  weißlichem  Anflug  auf  der  Unter- 
seite. Courvoisier  beschränkt  den  beträchtlichen  Größenunterschied 
zwar  nur  auf  die  cf  o\  dies  aber  mit  Unrecht,  da  dies  Merkmal  auf  die  vom 


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für  das  Jahr  1911.  (3) 

Vortragenden  erbeuteten  beiden  $  2  ebenfalls  zutrifft.  Auch  erwähnt 
er  den  weißlichen  Anflug  der  Unterseite  nicht  besonders.  Eine  eigenartige 
Rasse  stellen  die  9  c/'  cf  und  1 1  $  5  aus  Lychen  dar.  Das  dem  5^/«/- 
arirus  Rott.  ähnliche  Dunkelblau  und  die  schwarze  Aderbestäubung  der 
Oberseite  der  c/'o',  ^"-ich  die  stark  gerundete  Flügelform  sprechen  mehr 
für  die  Zuweisung  zu  argus  L.,  doch  wird  man  nach  dem  schmalen 
schwarzen  Rand  auf  der  Oberseite  der  o^  cf  ""d  nach  der  bräunlichen, 
kaum  weiß  angeflogenen  Grundfarbe  der  Unterseite  ebenso  gut  an  argyro- 
gnomon  Bergstr.  denken  können.  Die  Spannweite  der  Tiere  differiert  bei 
den  cT'd'  von  22  bis  27,  bei  den  Q'^  von  24  bis  30  mm.  Die  $$  haben 
alle  ziemlich  deutlich  gezeichnete  gelbe  Randmonde,  die  sich  bei  einigen 
sogar  lebhaft  auf  die  Vorderflügel  fortsetzen.  Die  cSö^  haben  unterseits 
alle  eine  deutliche,  wenn  auch  nicht  sehr  ausgedehnte  Blaufärbung  der 
Flügelwurzel,  den  y  v  fehlt  solche  gänzlich.  Die  Rasse  steht  der  Form 
Ugurica  Courv.  sehr  nahe,  mit  der  sie  auch  die  schwarze  Aderbestäubung 
der  cfcT  auf  der  Oberseite  und  die  bei  verschiedenen  Stücken  be- 
deutendere Größe  gemein  hat;  doch  ist  sie  von  Ugurica  durch  den  Mangel 
des  bei  dieser  Form  sehr  deutlichen  weißen  Anfluges  der  Unterseite  in 
beiden  Geschlechtern  scharf  geschieden.  Einige  der  von  Prof.  Hering 
(Stettiner  Entom.  Zeitung,  42.  Jahrg.  1881,  S.  135)  als  für  die  f.  dubia 
Schulz  charakteristisch  angegebenen  Merkmale  sind  bei  der  Lychener  Form 
vorhanden,  z.  B.  die  bedeutende  Größe,  wenn  auch  nicht  durchgängig, 
so  doch  bei  mehreren,  namentlich  weiblichen  Stücken.  Vortragender  ist 
der  Ansicht,  daß  es  sich  bei  den  Lychener  Stücken  sehr  wohl  um  diese 
Form  handeln  kann,  da  die  Fundorte  beider,  Lychen  und  Garz  an  der 
Oder,  benachbart  sind.  Schulz  und  Hering  haben  dubia  als  besondere 
Art  aufgestellt.  Deren  Berechtigung  hat  S  t  a  u  d  i  n  g  e  r  (Stett.  Ent.  Zeitung, 
Jahrg.  42,  S.  261)  bestritten,  hat  vielmehr  dubia  in  seinem  Katalog  (1901) 
als  Form  von  argyrognoinoii  Bergstr.  aufgeführt.  Vortragender  hält  die 
Sache  noch  nicht  für  hinreichend  geklärt.  Nach  seiner  Ansicht  ist  nicht 
ausgeschlossen,  daß  es  sich  bei  dubia  um  eine  Form  von  argus  L.  = 
aegon  Schiff,  oder  um  eine  Kreuzung  von  argus  und  argyrognomori 
handeln  kann.  Die  Lychener  Rasse  will  Vortragender  im  Jahre  1911  an 
Ort  und  Stelle  näher  untersuchen ;  die  vorgezeigten  Stücke  sind  ihm  von 
einer  dort  in  der  Sommerfrische  gewesenen  Familie  mitgebracht  worden. 
Sie  eignen  sich  zu  exakten  Schlußfolgerungen  um  deswillen  nicht,  weil 
sie  ohne  sachverständige  Auswahl  gesammelt  und  die  cTcT  sehr  abge- 
flogen sind. 

Von  argus  L.  ( ^  aegon  Schiff.)  zeigt  Vortragender  Stücke  aus  Berlin, 
Rheinland,  Marienbad,  Stolp  i.  P.,  Zermatt  und  Airolo.  Die  meisten  Stücke 
haben  25—26  mm  Spannweite,  die  pommerschen  Stücke  bis  zu  30  mm, 
die  Zermatter  nur  22—23  mm.  Die  Stücke  aus  Airolo  gehören  alle  zu 
der  von  Courvoisier  neu  aufgestellten  f.  alpina  mit  stark  verbreiter- 
tem schwarzen  Rand  der  o(^',  wodurch  diese  Tiere  flüchtig  betrachtet, 
eine  in  die  Augen  springende  Aehnlichkeit  mit  der  weiblichen  f.  callarga 
Stand,  von  argyrognonion  erhalten.  Die  Zermatter  Stücke,  die  sich  außer 
durch  ihre  Kleinheit  durch  schwächer  markierte  Zeichnung  auf  der  Unter- 
seite und  starkes  Zurücktreten  der  Metallpunkte  daselbst  auszeichnen, 
möchte  Vortragender  nach  C  o  u  r  v  i  s  i  e  r's  Aufsatz  als  zur  f.  aegidion 
Meissner  gehörig  ansehen.  Unter  den  Marienbader  Stücken  ist  ein 
o^,  das  die  Merkmale  der  f.  brunnea  Courv.  und  caeruleocuneata  E  b  e  r  t 
in  sich  vereinigt. 

Mit  Bezug  auf  den  früheren  Vortrag  des  Mitgliedes  Herrn  D  a  d  d 
über  denselben  Gegenstand  zieht  Vortragender  aus  der  heutigen  Demon- 

a* 


(4)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entoniologisclien  Vereins 

stration  den  Schluß,  daß  die  Unterscheidung  zwischen  argus  L.  und 
argyrognonion  Bergstr.  i<eineswegs  immer  so  einfach  sei,  wie  Herr  D  a  d  d 
meine.  Die  Flügelspannung  variiere  bei  beiden  Arten  sehr  und  könne 
daher  kein  geeignetes  Unterscheidungsmerkmal  abgeben.  Auch  der  blaue 
Farbenton  der  ^f  q"  sei  hierzu  nicht  geeignet,  da  argyrognonion  zwar  auch 
in  hellblauen,  ebenso  häufig  aber  oder  noch  häufiger  auch  in  rotblauen 
Stücken  vom  Farbenton  des  argus  vorkomme.  Am  beständigsten  sei  ja 
allerdings  der  Farbenton  der  Unterseite.  Aber  in  beiden  Arten  seien 
Formen  benannt,  bei  denen  als  Charakteristikum  die  weißliche  Unterseite 
angeführt  sei  [hypochiona  Rbr.  und  nivea  Courv.),  so  daß  man  also  hierin 
auch  keinen  zuverlässigen  Anhalt  habe.  Der  schwarze  Rand  auf  der 
Oberseite  der  q^o''  sei  bei  argus  L.  in  der  Regel  zweifellos  breiter  ais 
bei  argyrognonion  Bergstr.,  indessen  seien  unter  den  vorgezeigten  Stücken 
auch  hier  erhebliche  Schwankungen  bemerkbar.  So  hätten  z.  B.  die  Zer- 
matter argyrognonion  ziemlich  breiten,  die  Marienbader  argus  ziemlich 
schmalen  Rand.  Ob  das  Unterscheidungsmerkmal  der  Hornklaue,  das 
neuerdings  z.  B.  bei  Berge -Rebel  in  den  Vordergrund  gerückt  werde, 
konstant  sei,  kann  Vortragender  nicht  beurteilen,  doch  komme  dies  Merk- 
mal für  die  Praxis  kaum  in  Betracht,  da  eine  die  der  gewöhnlichen  Lupen 
überschreitende  Vergrößerung  erforderlich  sei,  um  diesen  Unterschied  klar 
zu  sehen.  Jedenfalls  sei  es  ihm  mit  seinen  Lupen  nicht  gelungen,  die 
Hornklaue  zu  sehen. 

An  weiteren  Bläulingsarten  werden  noch  vorgezeigt  1  O  von  senii- 
argus  Rott.  und  2  $  O  von  ainandus  Sehn.,  die  oben  die  Flügelwurzel 
blau  bestäubt  zeigen,  eine  bei  diesen  Arten  seltene  Erscheinung. 

Hierzu  bemerkt  Herr  D  a  d  d,  er  halte  nach  wie  vor  die  Färbung 
der  Unterseite  für  ein  zuverlässiges  Trennungsmerkmal  und  würde  die  von 
Herrn  Heinrich  zu  L.  argyrognoinon  gerechneten  Stücke  aus  Lychen 
zu  L.  argus  stellen.  Auch  seien  die  von  Herrn  Heinrich  als  f.  aegidion 
Meisn.  bezeichneten  Tiere  seiner  Ansicht  nach  keine  echten  aegidion, 
sondern  gehörten  zu  einer  vielfach  irrtümlich  dafür  gehaltenen  Form  von 
L.  argus. 

Herr  Wanach  zeigt  einen  Selatosomus  (Ludius)  cruciatus  L., 
der  von  ihm  am  6.  Januar  bei  Potsdam  gefangen  wurde  und  obwohl 
schon  seit  mehreren  Tagen  Schnee  lag,  auf  der  frisch  hinzugekommenen 
Schneedecke  verhältnismäßig  munter  dahinkroch.  Im  Zimmer  gehalten, 
saugt  der  Käfer  jeden  Abend  an  einem  dargereichten  Tropfen  Wasser, 
verschmäht  aber  Rosenblätter,  Apfelschalen  und  andere  ihm  angebotene 
Vegetabilien. 

Sitzung  vom  19.  Januar. 

Herr  Ziegler  zeigte  Argynnis  pandora  Schiff.  (J'  und  9  und 
deren  Lokalrasse  dacica  9  Hormuzaki  aus  Rumänien,  die  sich  durch 
dunkelgrüne  Färbung  der  Oberseite  und  hellgelbe  Streifchen  an  der  Sub- 
costalis  auszeichnet.  Der  Zusatz  im  Staudinger'schen  Katalog  „an  specim. 
detritis  descripta"  ist  in  den  gleichzeitig  zitierten  Entom.  Nachrichten  1892, 1, 
durch  die  Bemerkung  Hormuzakis,  daß  er  die  schöne  Abänderung  in 
Dulcesti  in  großer  Auswahl  angetroffen  habe,  entschieden  widerlegt. 
Ferner  zeigte  Herr  Ziegler  von  Hesperia  proto  Esp.  vom  Parnass  in 
Griechenland,  die  sich  durch  eine  Reihe  größerer  Randpunkte  von 
der  typischen  Unterart  unterscheidet;  alsdann  von  Colias  liyale  L.  die 
gelbe  dimorphe  Form  des  O  inversa  Alpheraky  (früher  //ürra-Type  Husz.), 
die   er  bei  Champferi  im  Kanton  Wallis  fing,  und    von  Colias  'palaeno  L., 


für  das  Jahr  1911.  (5) 

die  analoge  dimorphe  Form  lierrichi  Stand.,  die  er  am  Cavlocciosee  bei 
Maloja  im  Oberengadin  erbeutete;  er  legte  auch  ein  von  ihm  nach  der 
Natur  gefertigtes  Aquarelibild  dieses  prächtigen  Fundorts  vor. 

Herr  Wichgraf  legt  noch  einmal  eine  kürzlich  mitgebrachte  ab- 
weichende Form  von  Melanoceni  meiiippe  vor,  die  er  geglaubt  hatte  als 
siiffeiti  ansprechen  zu  sollen,  da  ihm  zum  Vergleich  mit  der  letzten  Spezies 
nur  das  sehr  beschädigte  Exemplar  des  Berliner  Museums  zur  Verfügung 
stand.  Kürzlich  dagegen  hat  die  Firma  Rolle  eine  Anzahl  typischer  suf/erti 
beider  Geschlechter  erhalten,  aus  denen  zweifellos  hervorgeht,  daß  das 
vorliegende  Exemplar  trotz  seiner  großen  äußeren  Aehnlichkeit  keine 
sufferti,  sondern  eine  sehr  interessante  Uebergangsform  von  Mela= 
nocera  menippe  zu  sufferti  ist,  aus  demselben  Gelege  mit  einer  großen 
Anzahl  typischer  menippe  stammend.  Es  unterscheidet  sich  von  sufferti 
durch  die  länglichere  Flügelform,  die  Linienführung  der  Discalbinde  und 
den  weißen  Halskragen,  der  bei  sufferti  fehlt.  Gemeinsam  hat  es  die 
gesamte  Färbung,  die  beginnende  Verkleinerung  des  Auges  der  Hinter- 
flügel, das  Fehlen  der  weißen  Binde  auf  den  Hinterflügeln.  Dahingestellt 
muß  bleiben,  ob  diese  Erscheinungsform  auf  einem  Atavismus  bei  gemein- 
samen Stammeltern  oder  auf  einer  Abwandlung  durch  lokale  Einflüsse 
beruht,  in  welch  letzterem  Falle  vielleicht  sufferti  als  eine  allmählich 
herausgebildete  selbständige  Form  von  menippe  sich  abgezweigt  hätte. 

Herr  Schmack  hebt  hervor,  daß  bei  sufferti  der  Rand  beim  $ 
stärker  gewellt  ist  als  beim  o';  Herr  Wichgraf  weist  darauf  hin,  daß 
es  sich  ähnlich  auch  bei  menippe  verhält,  nur  nicht  so  auffällig  auftritt, 
weil  die  Fransen  die  Deutlichkeit  der  Erscheinung  beeinträchtigen. 

Herr  Schmack  legt  ferner  zwei  seltenere  Arten  der  Gattung 
Charaxes  vor,  und  zwar  nobilis  Druce  und  imperialis  Murray,  beide  aus 
Kamerun. 

Herr  Auel  zeigt  eine  sehr  blasse  Coenonympha  pamphilus  L., 
die  in  sehr  trockener,  sonniger  Zeit  gefangen  wurde,  woraus  vielleicht 
auf  einen  Einfluß  der  Witterung  auf  die  Farbe  geschlossen  werden  könnte. 

Sitzung  vom  26.  Januar. 

Herr  Ziegler  teilt  mit,  daß  er  nach  Einsicht  der  Herrich-Schäffer- 
schen  Kupfertafel  34  Nr.  154/155  seine  früher  im  Verein  ausgesprochene 
Annahme,  daß  die  Argynnis  mit  einer  Mittelbinde  in  Zickzackform  eine 
Lokalrasse  von  selene  Schiff,  sei,  dahin  berichtige,  daß  es  eine  gute  Art 
sei,  nämlich  Argynnis  selenis  Eversm.  Er  fing  sie  in  zwei  Exemplaren 
bei  Bucharzewo  in  der  Provinz  Posen.  Im  Staudinger'schen  Katalog  und 
in  Bramson,  Die  Tagfalter  Europas,  S.  78,  sind  als  Vaterland  Mittel-  und 
Südural,  auch  Nordkaukasus  angegeben.  Vortragender  hebt  ferner  her- 
vor, daß  wohl  bei  keiner  Spannerart  eine  solche  Asymmetrie  der  Vorder= 
flügelzeichnung  auftritt,  wie  bei  Abraxes  grossulariata  und  legt  sechs 
Exemplare  vor,  bei  denen  die  Zeichnung  des  rechten  Vorderflügels  von 
der  des  linken  mehr  oder  weniger  stark  abweicht. 

Herr  D  a  d  d  erwähnt,  daß  Argynnis  selene  in  Ostpreußen  in  einer 
auffallend  dunklen  Form  mit  sehr  starken  schwarzen  Binden  vorherrscht, 
zweifelt  aber  sehr  daran,  daß  es  Arg.  selenis  sein  könnte,  hält  sie  viel- 
mehr für  eine  Lokalrasse  von  selene.  Ferner  macht  er  auf  eine  Arbeit 
von  Chapman  in  den  Transact.  Lond.  Entom.  Soc.  aufmerksam,  worin 
die  Unterschiede  zwischen  Calloplirys  rubi  und  spanisch-südfranzösischen 
Call,  avis  sehr  ausführlich  besprochen  und  mit  zahlreichen  Abbildungen 
auf  mehr  als  30  Tafeln  illustriert  werden. 


(6)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

Herr  Rangnow   bemerkt,    daß   über    die    Ueberwinterung    von 

Plusia  gamma  in  der  Literatur  keine  Klarheit  zu  herrschen  scheine;  sein 
Sohn  habe  Anfang  Januar  2  Puppen  gefunden,  er  selbst  früher  eiimial 
im  Winter  in  einem  Eichenbusch  einen  Falter,  und  so  sei  es  wahrschein- 
lich, daß  sowohl  der  Falter  als  auch  Puppen  und  Eier  dieser  Art  über- 
wintern. 

Sitzung  vom  2.  Februar. 

Herr  Schirmer  zeigt  eine  Melitaea  athaUa  f.  corythalia  Hb.  aus 

Buckow,  mit  breiter  dunkler  Binde  auf  den  Vorderflügeln,  und  ein  eben- 
falls bei  Buckow  gefangenes  Exemplar  der  im  Berliner  Gebiet  sehr  selten 
beobachteten  Pararge  maera. 

Herr  Wichgraf  zeigt  im  Anschluß  an  einen  Aufsatz  in  den  „Proc. 
Ent.  Soc."  biologisch  höchst  interessante  südafrikanische  Vertreter  des 
Genus  Hypolymnas,  die  zum  Subgenus  Euralia  gehören,  das  sich  von 
Diüdeina  durch  schmäleren  Kopf,  erheblich  längere  Fühler,  die  zum  Kolben 
hin  allmählich  verdickt  sind,  durch  offene  Discoidalzelle  der  Hinterflügel 
und  beim  (J'  mehr  hervortretenden  Analwinkel  unterscheidet.  Die  süd- 
afrikanischen Arten  deceptor,  wahlbergi  und  niinia  entsprechen  den  west- 
afrikanischen deceptor,  anthedon  und  dubia,  erstere  „imitieren"  Äniauris 
ochlea,  doniinicanus,  albitnaculata,  seltener  echeria,  letztere  Am.  ochlca, 
niavius,  egialea,  psyttalea,  hecata,  tartarea.  Schon  1873  waren  wahlbergi 
und  mima  in  Copula  beobachtet  worden,  und  es  lag  der  Verdacht  nahe, 
daß  deceptor  keine  selbständige  Art  wäre,  sondern  daß  alle  drei  nur 
verschiedene  Formen  derselben  Art  seien;  doch  gelang  es  M.  A.  D.  Miliar 
am  21.  März  1909  in  Mount  Edgecumbe,  zwei  Q  $  von  deceptor  bei  der 
Eiablage  zu  fangen,  die  am  24.  und  25.  März  an  Brennesseln  noch  139 
Eier  ablegten,  aus  denen  er  127  h-nagines  erhielt;  die  Raupen  schlüpften 
am  29.  März  und  verpuppten  sich  am  19.  April.  Da  alle  Falter  zu  deceptor 
gehörten,  war  hierdurch  die  Verschiedenheit  von  wahlbergi  und  mima 
bewiesen.  Merkwürdig  ist  die  große  Anzahl  der  erhaltenen  Falter;  denn 
deceptor  ist  so  selten,  daß  Miliar  in  35  Jahren  noch  kein  volles  Dutzend 
erbeutet  hatte;  wahrscheinlich  wird  der  Falter  in  hohem  Maße  durch 
Feinde  vernichtet.  Am  selben  Tage  (21.  März)  wurde  auch  ein  9  von 
wahlbergi  bei  der  Eiablage  an  Fleurya  beobachtet;  von  10  Eiern,  aus 
denen  die  Raupen  am  25.  März  schlüpften  und  sich  am  14. — 17.  April 
verpuppten,  wurden  vom  24.-29.  April  9  Imagines  erhalten,  und  zwar 
4  wahlbergi  und  5  mima.  Später  erhielt  er  von  einem  mima  $  33  nur 
zu  mima  gehörige  Nachkommen,  in  einem  weiteren  Falle  aber  von  einem 
anderen  mima  2  8  mima  und  3  wahlbergi.  Schon  in  der  Mite  der  70er 
Jahre  wäre  die  Entdeckung  dieser  Zusammengehörigkeit  beider  Formen 
Mr.  Gooch  beinahe  geglückt.  Aehnlich  liegt  die  Sache  nach  Marshall, 
Poulton  und  Jordan  auch  bei  Charaxes  neanthes  und  zoolina.  Von  den 
4  Copulationsmöglichkeiten  sind  schon  alle  beobachtet  worden  und  zwar 

1)  wahlbergi  q"  X  wahlbergi  $  von  Mr.  Leigh  im  Dez.  1904  und  Jan.  1905, 

2)  mima  cf  X  mima  $   von  Col.  Bowker  1887  und  Leigh  im  Jan.  1905, 

3)  wahlbergi  (f  X  n/ima  5  von  Mr.  Spiller,  und  endlich 

4)  /iiima  q^  X  wahlbergi  2  von  Capt.  Herford  und  Mr.  Miillar. 
Merkwürdig  ist  die  Seltenheit  von  Uebergangsformen  zwischen  beiden  im 
Gegensatz  zu  cenea,  wo  in  einem  Gelege  alle  denkbaren  Uebergangsformen 
aufzutreten  pflegen.  Uebergangsformen  von  Amauris  anthedon  zu  dubia 
sind  nach  Poulton  (Oxford)  in  3  Fällen  vom  Niger,  aus  Gabon  und  Kamerun 
bekannt  geworden. 


für  das  Jahr  1911.  (7) 

Herr  Ziegler  hält  die  Annahme  des  Herrn  D  a  d  d,  daß  die  von 
ihm  bei  Bucharzewo  in  der  Provinz  Posen  erbeutete  Argynnis  (vergl.  den 
vorigen  Sitzungsbericht)  eine  abweichende  Form  von  selene  und  nicht 
die  selbständige  Art  selenis  Eversm.  sei,  nicht  für  zutreffend,  und  glaubt 
die  Identität  des  Falters  mit  selenis  durch  nochmalige  Vorlegung  der 
Herrich-Schäffer'schen  Abbildung  nachgewiesen  zu  haben.  Die  anwesenden 
Vereinsmitglieder  halten  in  der  Mehrzahl  die  streitige  Argynnis  für  sehr 
ähnlich  mit  der  Herrich-Schäffer'schen  Abbildung  der  selenis.  Ferner 
zeigt  Herr  Z.  von  Zygaena  transalpina  Bsp.  die  Lokalform  ziclierti  Hoffm. 
mit  gelben  Flecken  auf  den  Vorderflügeln  vom  Monte  Gennaro  in  den 
Sabiner  Gebirgen. 

Sitzung  vom  9.  Februar. 

Herr  Ziegler  kommt  nochmals  auf  seine  von  H.  Stichel  erhaltene, 
vom  Parnass  herstammende  Hesperia  zurück,  die  er  für  H.  proto  Bsp. 
f.  niohanunedi  Oberthür  hält,  während  Herr  Stichel  den  Falter  vermöge 
der  von  proto  deutlich  verschiedenen  Zeichnung  des  Vorderflügels  für 
eine  vom  Typus  kaum  abweichende  Form  von  phlomidis  erklärt. 
Ferner  legt  Herr  Stichel  eine  Lieferung  der  „Rhopalocera  palae- 
arctica"  von  Verity  vor,  mit  schwarzen  Tafeln,  die  wesentlich  besser 
sind  als  die  gebräuchlichen  bunten,  namentlich  für  Parnassier 
und  Papilioniden;  der  Verf.  hat  sämtliche  ihm  zugänglichen  Typen 
photographisch  reproduziert,  was  angesichts  der  oft  unzureichenden 
und  dadurch  irreführenden  Beschreibung  äußerst  wichtig  ist.  Verf.  macht 
auch  einen  interessanten  Versuch,  den  Stammbaum  der  Parnassier  auf- 
zustellen, wobei  er  nivatus  als  Ausgangsform  betrachtet.  Herr  St.  betont, 
daß  die  sogenannten  Stammformen  im  allgemeinen  durchaus  nicht  als 
wirkliche  Stammformen  anzusehen  sind,  von  denen  die  „Varietäten"  ab- 
stammten, sondern  daß  sie  nomenklatorisch  den  Varietäten  durchaus  koordi- 
niert sind,  indem  sie  alle,  die  sogenannte  Stammform  und  die 
Varietäten  zusammengefaßt  den  Kollektivbegriff  der  Species  ergeben  und 
von  einer  gemeinsamen,  uns  unbekannten  Art  aus  früheren  geologischen 
Epochen  abstammen  dürften.  Er  erhielt  ferner  von  Herrn  P  ü  n  g  e  1  e  r 
einige  Parnassier  zur  Ansicht  zugesandt,  die  er  vorzeigt,  darunter 
P.  rückbeili  Deckert  M  aus  Ost- Turkestan,  mit  P.  p/ioebus  F.  nahe 
verwandt,  und  eine  neue  interessante  Form,  die  ein  Bindeglied  zwischen 
Parnassius  eversmanni  und  felderi  vom  Amur  vorstellt  und  damit 
den  Zusannnenhang  dieser  beiden,  bisher  als  „Arten"  angesehene  Formen 
(Unterarten)  wahrscheinlich  macht.  -) 

Sitzung  vom  2.  März. 

Herr  Heinrich  zeigt  seine  vorjährige  Ausbeute  von  Parnassius 
apollo  L.  und  P.  phoebus  sacerdos  Stich.;  erstere  sind  größtenteils 
bei  Airolo  gefangen,  drei  Stücke  in  Bergell  bei  Chiavenna.  Die  P.  p.  sa- 
cerdos stammen  zum  größten  Teil  aus  dem  Fextal,  einige  aus  Pontresina. 

Herr  Stichel  berichtigt  eine  versehentliche  Bezeichnung  der  von 
ihm  sacerdos  benannten  Form  als  Unterabteilung  von  delius  dahin,  daß 
sacerdos  nichts  weiter  ist  als  ein  Ersatzname  für  den  zu  kassierenden 
Subspeciesnamen  de/ins  Esp.,  womit  die  europäische  Form  von  Pani. 
plioebus  F.  bezeichnet  wurde,  dessen  typische  Rasse  in  Asien  heimisch  ist. 

Auch  Herr  Stichel  legt  zwei  Stücke  von  P.  apollo  vor,  einen 
finnischen  aus   dem  Ladogagebiet,  der  an  anderer  Stelle  noch  näher  be- 

1)  Bull.  Soc.  ent.  Fr.  1909,  p.  108. 

-)  Der  Bericht  über  diese  Demonstration  in  Int.  Ent.  Zeit.  Guben 
v.  5,  p.  46,  1911,  ist  nicht  zutreffend  und  wird  hierdurch  berichtigt. 


(8)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologisclien  Vereins 

schrieben  werden  soll,  und  einen  Herrn  N  i  e  p  e  1 1  gehörenden  alten  echten 
schlesischen  opollo,  der  dem  typischen  apollo  aus  Schweden  außerordent- 
lich ähnlich  ist;  ob  es  berechtigt  ist,  die  Tiere  aus  Schlesien  und  dem 
mährischen  Gesenke,  denen  auch  die  aus  den  Karpaten  sehr  ähnlich  sind, 
als  verschiedene  Rassen   zu  betrachten,   erscheint  ihm  etwas  zweifelhaft. 

Herr  Huwe  erklärt  sich  damit  nicht  einverstanden;  besonders  die 
mährischen  Stücke  seien  gut  unterschieden,  wie  er  denuiächst  an  größerem 
Material  nachweisen  wolle.  Die  von  Herrn  Heinrich  mitgebrachten, 
ziemlich  kleinen  Tiere  erinnern  ihn  sehr  an  die  Form  aus  der  Hohen 
Tatra.  Unter  den  sacerdos  fallen  ihm  besonders  2  9  ^  auf,  die  zur  ab. 
herriciti  gehören,  und  ein  ganz  abnormes  Q  mit  sehr  großem,  rot  gekernten 
Hinterrandfleck  auf  den  Vorderflügeln.  Ein  cf  erinnert  sehr  an  die  asia- 
tische typische  Form  P.  plioebus  plioebus  und  durcli  die  fast  schwarze 
kleine  Ozelle  der  Hinterflügel  an  die  nordamerikanische  sedakovii.  Ferner 
legt  er  eine  Arbeit  von  W  a  t  s  o  n  über  indische  Saturniden  vor  und  be- 
merkt zu  der  Angabe  des  Verf.,  daß  ihm  die  Zucht  von  Attacus  ed= 
wardsi  nicht  geglückt  sei,  er  hätte  im  vergangenen  Jahre  sehr  gute  Erfolge 
erzielt;  namentlich  habe  er  auch  zahlreiche  9  Q  erzogen,  die  Staudin- 
gers  Preisverzeichnis  auch  jetzt  noch  gar  nicht  aufführt.  Niclit  gelungen 
ist  ihm  aber  die  Zucht  von  Hybriden  von  atlus  und  edwardsi;  die  Raupen 
hätten  es  zwar  in  mehreren  Exemplaren  bis  zum  Kokonspinnen  gebracht, 
ohne  sich  jedoch  zu  verpuppen.  Als  brauchbares  Raupenfutter  für  atlas 
gibt  er  auch  Linde  und  Weide  an. 

Herr  S  c  h  m  a  c  k  erwähnt  im  Anschluß  an  eine  von  Watson  ge- 
gebene Abbildung  von  Hemileuca  burnsi,  er  habe  kürzlich  an  den  von 
ihm  vor  zwei  Jahren  (vergl.  Sitzungsber.  v.  II.  Februar  1909)  vorgelegten 
Stücken  von  Heni.  electra  noch  immer  deutlich  den  an  Apfeläther  erin- 
nernden Duft  wahrgenommen. 

Sitzung  vom  9.  März. 

Herr  Bornemann  legt  eine  größere  Anzahl  Parnassius  apollo 
aus  Kosiena,  Vran  Planina  und  Borstnica  Planina  im  nordwestlichen 
Bosnien  vor;  die  Tiere  variieren  stark  und  nur  in  der  Umgebung  von 
Sarajewo  ist  die  Variabilität  gering,  wodurch  offenbar  die  irrtümliche 
Angabe  entstanden  ist,  daß  der  bosnische  apollo  wenig  variiert.  Auch 
eine  Fruhstorfer'sche  neue  Form  ottoniensis  aus  der  Nähe  von  Triest  ist 
in  einigen  Exemplaren  vertreten,  die  außer  etwas  geringerer  Größe  keine 
wesentlichen  Unterschiede  von  den  übrigen  Tieren  des  Bosnisch-Kroatischen 
Gebiets  aufweisen. 

Herr  Dadd  zeigt  von  Herrn  Zobel  aus  Osterode  (Ost=Pr.)  er= 
haltene  Stücke  von  Acronycta  strigosa  und  Abraxas  melanaria. 

Herr  Bornemann  zeigt  ein  im  Oktober  an  der  NO-Küste  des 
Schwarzen  Meeres  geködertes  9  von  Luperina  zollikoferi. 

Herr  Bischoff  legt  einige  Exemplare  von  Sphex  canthocerus 
var.  maxillaris  Pal.  Beauv.  vor,  für  die  er  irrtümlich  in  der  „Bearbeitung 
der  Hymenoptera  fossoria  etc.  der  Deutschen  Zentralafrika-Expedition 
1906/07"  als  Autor  Kohl  angegeben  hatte.  Kohl  hat  nur  die  Zugehörig- 
keit der  var.  maxillaiis  Pal.  Beauv.  zu  xanthocerus  111.  erkannt,  ist  aber 
nicht  Autor  des  Namens.  —  Außerdem  zeigt  Herr  B.  ein  c/  und  2  v  9 
des  winzigen  Mymar  pulchellus  Forst,  nebst  einer  stark  vergrößerten 
Zeichnung,  die  die  merkwürdigen  langgestielten  und  lang  bewimperten 
Vorder-  und  rudimentären  borstenförmigen  Hinterflügel  zeigt.  Die  Tiere 
sind  bei  Berlin  gefangen.  —  Endlich  legt  er  nochmals  das  asymme= 
trische  links  normal,  rechts  dunkel  gefärbte  Lymantria  monacha 


für  das  Jahr  1911.  (9) 

(9)  vor,  das  er  schon  am  15.  September  1910  gezeigt  hatte.  Herr  P. 
Schulze  hält  das  Tier  für  einen  Zwitter,  da  der  rechte  Flügel  männ- 
lichen Schnitt  zu  haben  scheint;  das  würde  auch  mit  der  Regel  stimmen, 
daß  die  cf  cf  häufiger  die  phylogenetisch  jüngere  Form  aufweisen  als 
die  weniger  fortschrittHchen  y  V.  denn  die  Form  ereniita  kann  wohl  sicher 
als  die  jüngere,  der  Typus  als  die  phylogenetisch  ältere  Form  von  L. 
monaclia  gelten.    Damit  wäre  dieses  das  dritte  bekannte  derartige  Stück. 

Herr  Stichel  bemerkt  zu  den  bosnischen  Apollos,  sie  stimmten 
völlig  mit  der  Form  libiiniicns  überein,  die  durch  Verminderung  der 
schwarzen  Zeichnung,  sonst  aber  durch  kein  haltbares  Merkmal  charakte- 
risiert sei.  Es  ist  daher  durchaus  unberechtigt,  die  kroatisch-bosnischen 
Tiere  noch  in  weitere  Subspecies  zu  spalten,  da  es  sich  nicht  um  konstant 
erbliche,  sondern  nur  zufällige  Färbungs-  und  Zeichnungsunterschiede 
handelt. 

Herr  Petersdorff  liest  aus  der  Zeitschrift  „Aus  Natur"  aus- 
zugsweise einen  Aufsatz  über  phosphoreszierende  Schmetterlinge  vor; 
phosphoreszenzartiges  Leuchten  ist  mehrfach  an  Faltern  und  Raupen  beob- 
achtet worden,  besonders  häufig  an  Myriopoden,  und  in  einem  solchen 
Falle  hat  Prof.  Ludwig  nachgewiesen,  daß  der  Tausendfuß  nicht  primiär 
leuchtete,  sondern  infolge  der  Berührung  mit  einem  Leuchtpilz;  er  über- 
trug das  Leuchten  auch  auf  Gegenstände,  die  er  berührte.  In  derselben 
Zeitschrift  findet  sich  auch  ein  hübscher  Aufsatz  über  die  Entwicklung 
des  Binsenzünslers  Scirpopliaga  praekita. 

Herr  Auel  berichtet,  "daß  er  das  seltene  Glück  gehabt  hat,  nach 
mehrjähriger  Zucht  von  Dixippus  morosus,  der  sich  fast  ausschließlich 
parthenogenetisch  fortpflanzt,  jetzt  auch  ein  o'  erhalten  haben.  Die  Eier, 
aus  denen  die  Vorfahren  der  von  ihm  gezogenen  Tiere  gezogen  wurden, 
sind  vor  15  Jahren  aus  Indien  importiert  worden,  und  es  sollen  bereits 
damals  auch  einige  q^o^  geschlüpft  sein,  doch  scheint  über  ihren  Verbleib 
nichts  bekannt  geworden  zu  sein.  Das  jetzt  erhaltene  cf  ist  ca.  1  cm 
kleiner  als  die  9  9,  sehr  viel  schlanker,  das  2.  Abdominalsegment  nur 
2  mm  breit,  die  Hinterbeine  ragen  beträchtlich  über  das  Ende  des  Ab- 
domens hinaus,  das  Tier  ist  viel  lebhafter  als  die  $$,  unterscheidet  sich 
auch  in  der  Skulptur  des  Thorax,  der  an  der  Unterseite  eine  ausgedehnte 
rote  Zeichnung  trägt.  Eine  Copula  ist  noch  nicht  beobachtet  worden, 
dürfte  aber  nachts  wohl  schon  stattgefunden  haben. 

Sitzung  vom  16.  März. 

Herr  Schirmer  legt  einen  Kasten  aus  seiner  Dipterensammlung 
vor,  enthaltend  sämtliche  deutschen  und  überhaupt  fast  alle  europäischen 
Arten  der  alten  Meigen'schen  Gattung  Anthrax,  nach  ihrer  düsteren  meist 
auch  auf  die  Flügel  ausgedehnten  schwarzen  Färbung  „Trauerschweber" 
genant.  Im  Gegensatz  zu  ihrer  düsteren  Tracht  sind  diese  Fliegen  echte 
Kinder  der  Sonne  und  fallen  dem  Wanderer  im  Hochsommer  namentlich 
am  Rande  größerer  Kiefernwälder  und  Schonungen  auf  hellsandigen  Wegen 
auf,  wo  nur  halb  verdorrtes  Gras  und  hin  und  wieder  gelbe  Hieracium- 
ulüten  und  kleine  Oasen  von  Thymus  serpyllum  aus  dem  Sande  hervor- 
ragen. Gleich  flatternden  Schatten  schweben  da  die  Fliegen  einher,  hin 
bnd  wieder  an  einer  Stelle  rüttelnd,  um  sich  alsbald  zu  setzen.  Die  Larven 
leben  parasitisch  in  Raupen  und  Puppen  von  Schmetterlingen  und  Hyme- 
nopteren.  Nur  einmal  ist  es  Herrn  Seh.  bisher  gelungen,  im  Zuchtkasten 
unsere  gewöhnlichste  Art,  Heiiiipcntltcs  iiiorio,  ausgeschlüpft  zu  finden, 
ohne  jedoch  genau  feststellen  zu  können,  aus  was  für  einer  Puppe  die 
Fliege  herstammte. 


(10)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entonwlogisclien  Vereins 

Herr  Belling  legt  eine  in  der  Färbung,  namentlich  im  männlichen 
Geschlecht,  stark  variierende  Reihe  von  Colias  phicomone  vor;  die 
Tiere  sind  bei  Middenwald  gefangen,  wo  sie  sehr  lokal  begrenzt  vorkamen, 
nämlich  nur  auf  zwei  mit  Abies  bestandenen  Wiesen,  während  die  Art 
auf  mehreren  benachbarten  Wiesen  fehlte.  Daselbst  erbeutete  er  auch  ein 
cf  von  Eucliloe  cardamines  und  zwar  noch  am  25.  Juli. 

Herr  Bornemann  zeigt  eine  zahlreiche  Reihe  von  Parnassius 
apollo,  an  der  er  die  zwar  geringen,  aber  doch  wie  es  scheint  nicht  ganz 
illusorischen  Unterschiede  zwischen  P.  a.  liburnicus  aus  dem  Velebit 
und  dem  bosnischen  Apollo  nachweist;  von  P.  a.  bosniensis  unterscheidet 
sich  liburnicus  durch  die  kreideweiße  Farbe,  den  schmalen,  nur  bis  zur 
Flügelmitte  reichenden  Glassaum,  die  schwache,  nur  ebenso  lange  Staub- 
binde und  die  verhältnismäßige  Kleinheit  aller  schwarzen  Flecke.  Ueber- 
gänge  zwischen  beiden  Formen  fliegen  südöstlich  vom  Velebit,  in  Vran 
Planina  usw.  P.  a.  bosniensis  hat  einen  viel  breiteren,  dunkleren  Glassaum, 
der  den  Hinterrand  des  Vorderflügels  erreicht,  breitere  und  fast  ebenso 
weit  reichende  Staubbinde,  durchweg  gelblichere  Farbe,  ausgeprägtere 
schwarze  Flecke.  Dabei  sind  die  Tiere  von  Trebevic  heller  als  die  von 
Prenj  und  der  Kara-Musta,  die  auch  mehr  zur  Rotbildung  neigen.  P.  a. 
bosniensis  und  liburnicus  stehen  dem  P.  a.  carpathicus  nahe,  der  aber  noch 
größer  ist  und  sich  durch  sehr  stark  entwickelte  schwarze  Flecke  in  den 
Vorderflügeln  auszeichnet.  Aehnlichkeiten  bestehen  mit  dem  Tiroler  Apollo, 
der  aber  besonders  in  der  hochalpinen  Region  kleiner  und  mehr  grauweiß 
gefärbt  ist;  das  $  ist  düsterer  und  neigt  stark  zur  Bildung  von  Rot  in 
den  Flecken  am  Analwinkel  der  Hinterflügel.  Am  nächsten  steht  dem 
liburnicus  der  Apollo  aus  Griechenland  und  P.  a.  hesebolus  aus  Kleinasien, 
dem  Taurus  und  Zentralasien.  Freilich  fliegen  unter  den  liburnicus  und 
bosniensis  auch  vom  Typus  abweichende  Tiere,  jedoch  finden  sich  die 
oben  angeführten  Charaktere  bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Tiere 
sehr  deutlich,  so  daß  eine  Trennung  der  Tiroler,  bosnischen  und  Velebit- 
Rasse  gerechtfertigt  erscheint. 

Herr  Heinrich  zeigt  einige  Falter  aus  Marokko  (Tanger)  und 
zum  Vergleich  die  gleichen  Arten  vom  Nordrande  des  Mittelmeeres;  ver- 
treten sind:  Pieris  brassicae,  P.  rapae.  Eucliloe  eupheno  nebst  der  euro- 
päischen entsprechenden  Art  euplienoides,  Pararge  egeria,  Coscinu  cribruni 
f.  cluysocepliala  nebst  den  kontinentalen  Formen  punctigcra  Frr.,  Candida 
Hb.  und  der  typischen  Form.  Im  allgemeinen  weisen  die  Marokkaner, 
abgesehen  von  eupheno  und  chrysocephala,  gegenüber  den  europäischen 
Formen  keine  wesentlichen  Unterschiede  auf. 

Herr  Schmack  berichtigt  die  Bezeichnung  des  Kohlweißlings  als 
„Allerweltstier"  dahin,  daß  er  nur  noch  in  Asien  und  Nordafrika  heimisch 
ist,  während  Pieris  rapae  zwar  auch  in  Nordamerika  vorkommt,  dorthin 
aber  erst  aus  Europa  eingeschleppt  wurde.  Ferner  legt  er  aus  den  Be- 
ständen des  naturhistorischen  Instituts  „Kosmos"  eine  Anzahl  Vertreter 
der  Gattung  Copaxa  Walk,  vor  und  berichtet  dabei  über  ein  interessantes 
Zuchtresultat.  Ein  befreundeter  Sammler  der  Firma  züchtete  in  Süd- 
Brasilien  Copaxa  canelia  Walk,  in  Anzahl  und  es  gelang  ihm  schließlich, 
ein  fast  gelbes  c^  durch  wiederholte  Kreuzungen  zu  erzielen.  Dieses 
paarte  er  wieder  mit  einem  normalem  Q  und  das  nunmehrige  Resultat 
ergab  eine  Art,  die  bisher  unter  dem  Namen  Copaxa  lavendera  Westw. 
bekannt  war.  Es  ist  daher  anzunehmen,  daß  uns  durch  derartige  Kreu- 
zungen, speziell  von  Saturniiden,  noch  weitere  Ueberraschungen  bevor- 
stehen. Zum  Vergleich  legte  Herr  Schm.  ferner  ein  Paar  Copaxa  niulti- 
fenestra  H.-S.  aus   Mexiko,   sowie   mehrere  cf  cT    von    Copaxa   chapata 


1 


für  das  Jahr  1911.  (11) 

Westw.,  auch  aus  Mexiko,  vor.     Auch  diese  zeichnen  sich  durch  große 
Variabilität  der  Färbung  aus. 

Sitzung  vom  23.  März. 

Herr  Wichgraf  ist  in  der  Lage,  eine  interessante  Berichtigung  zu 
einer  unlängst  erfolgten  Neubeschreibung  zu  liefern.  In  seiner  Bearbei- 
tung der  auf  den  Sesse-Inseln  durch  Exe.  Koch  gesammelten  Lepidopteren 
hat  Herr  Dr.  Grünberg  eine  neue  Planema  als  vendita  0  beschrieben 
(sehr  ähnlich  der  forniosa  und  poggei)  und  diesem  q^  analog  der  Er- 
scheinung bei  fonnosa  ein  Q  beigefügt,  das  nur  Schwarz  und  Weiß  als 
Färbung  aufweist,  während  das  rj'  auf  den  Vorderflügeln  eine  schcne 
dottergelbe  Farbe  zeigt.  In  einer  soeben  erhaltenen  Sendung  vom  Süd- 
ende des  Victoriasees  nun  fand  Herr  Wichgraf  uwitx poggei-^  '^  eines, 
das  zweifellos  nach  der  Begrenzung  des  schwarzen  Basalflecks  das 
richtige  Q  zu  dem  beschriebenen  Planema  vendita  cf  darstellt. 
Dieser  Fleck  wird  fast  rechtwinklig  zum  Hinterrande  abgeschnitten. 

Herr  Dadd  hatte  am  8.  Juli  1906  bei  Spandau  in  sumpfigem  Ge- 
biet, wo  nur  ausgesprochene  Sumpf-  und  Wasserpflanzen  wachsen, 
Accidalia  iinmutata  L.  gefangen,  und  war  erstaunt  gewesen,  nicht  weit 
davon  auf  reinem  Heidegebiet  anscheinend  dieselbe  Art  zu  erbeuten. 
Auch  1910  fing  er  bei  Strausberg,  ebenfalls  auf  Heideland,  wieder  ein  5. 
Als  ihm  kürzlich  Herr  R  a  n  g  n  0  w  mitteilte,  er  hätte  Raupen  einer 
Acidalia  auf  Heidelbeere  gefunden  und  aus  ihnen  Falter  gezogen,  die  der 
Ac.  iinmutata  sehr  ähnlich  seien,  die  er  aber  nicht  bestimmen  könne, 
revidierte  Herr  D.  seine  Exemplare  nochmals  und  fand  dabei  auch  eins 
aus  Bernau;  dabei  kam  er  zur  Ueberzeugung,  daß  es  sich  hierbei  um 
eine  neue  Art  handeln  müsse.  Die  Tiere  zeigen  ein  reineres  Weiß, 
tragen  aut  den  Vorderflügeln  nur  3  (statt  5)  und  auf  den  Hinterflügeln 
ebenfalls  nur  3  (statt  4)  Wellenbinden;  der  Punkt  auf  den  Vorderflügeln 
ist  sehr  klein,  der  auf  den  Vorderflügeln  steht  nicht  in,  sondern  neben 
der  proximalen  Binde,  der  Flügelschnitt  ist  weniger  abgerundet,  die 
Fransen  sind  nicht  gelblicher,  sondern  ganz  ebenso  gefärbt  wie  die 
Flügelfläche.  Es  kann  sich  auch  nicht  um  die  ähnlichen  Arten  Acidalia 
punctata  Scop.,  caricaria  Reutti,  corrivalaria  Kretschm.  handeln,  wie  Herr 
D.  durch  Vorlage  von  Vertretern  dieser  Arten  zeigt;  er  schlägt  für  die 
neue  Art  den  Namen  Acydalia  myrtillata  vor. 

Herr  Heinrich  hat  ebenfalls  anscheinend  Ac.  iniinutata  aus 
Bernauer  Raupen  erhalten,  die  Calluna  vulgaris  fraßen. 

Herr  Bisch  off  legt  einen  merkwürdigen  mexikanischen  Käfer 
aus  der  Familie  der  Meloidae  vor,  Neniognatha  lutea,  ausgezeichnet  durch 
eine  Umbildung  der  äußeren  Maxillarladen  zu  einem  langen  schlanken 
Rüssel,  der  auch  einrollbar  ist,  genau  wie  ein  Schmetterlingsrüssel;  bei 
einer  brasilianischen  Art  dieser  Gattung  ist  der  Rüssel  noch  länger,  un- 
gefähr 11/0  mal  so  lang  wie  der  Körper,  während  bei  der  südfranzösischen 
Nem.  chrysoinelina  diese  auffällige  Bildung  nur  andeutungsweise  vor- 
handen ist. 

Herr  Stüler  zeigt  einige  von  Herrn  von  Bodemeyer  bezogene  zum 
Teil  von  den  Gebrüdern  Rangnow  in  Persien  gesammelte  Ceramby= 
ciden,  von  denen  sich  Parandra  caspica  durch  verblüffende  habituelle, 
Aehnlichkeit' mit  den  Lucanidcn,  Polyartliron  koinarovi  durch  lang  ge- 
blätterte Fühler,  ähnlich  denen  von  Polyphylla  auszeichnet.  Ferner  ist 
vorhanden:  Mallosia  ganulbaueri  und  eine  Reihe  von  Arten  der  Gattung 
Dorcadion,  unter  denen  die  Arten  plasoni,  crux  und  brunneicolle  durch 
bedeutenden  Geschlechtsdimorphismus  auffallen. 


(12)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

Sitzung  vom  30.  März. 

Herr  Heinrich  bespricht  die  f.  bryoniae  Ochs,  von  Pieris  napi  L. 

Berge-Rebel  beschreibt  die  Form  wie  folgt;  „Sie  ist  die  cinbrütige  Form 
der  höheren  Gebirge  und  des  hohen  Nordens,  sie  hat  die  gestreckte  FUigel- 
form  von  napi,  der  das  q"  auch  sehr  gleicht,  es  fehlt  jedoch  stets 
der  Discalfleck  der  Vfl.,  dagegen  ist  die  Spitze  tiefer  schwarz  und 
die  Adern  sind  gegen  den  Saum  zu,  auch  auf  den  Hfl.,  schwarz  angelegt. 
Die  Unterseite  ist  bleich  weißgrau;  das  gelbgraue  J  hat  auf  der  Ober- 
und  Unterseite  ausnehmend  breit  angelegte  Flügeladern  und  zeigt  den 
Apicalteil  der  Vorderflügelunterseite  meist  weißgrau,  selten  gelblich". 
Herr  Heinrich  zeigt  die  selbst  erbeuteten  Stücke  seiner  Sammlung 
vor,  359  äiJS  Airolo,  1  cf  und  1  Q  aus  Berchtesgaden,  1  cf  aus  Zermatt 
und  1  (^  aus  dem  Oberengadin.  Die  9  $  und  das  (^  aus  Zermatt  ent- 
sprechen der  Berge-Rebel'schen  Beschreibung  völlig,  die  (J'cj  aus  Berchtes- 
gaden und  dem  Oberengadin  dagegen  haben  beide  einen  deutlichen  Discal- 
fleck auf  der  Oberseite  der  Vorderflügel,  weisen  aber  im  übrigen  alle  an- 
gegebenen Merkmale  der  f.  bryoniae  auf.  Es  ergibt  sich  daraus,  daß  das 
Fehlen  des  Discalflecks  nicht  als  ein  der  f.  bryoniae  Ochs,  eigentümliches 
Merkmal  angesehen  werden  kann,  hiteressant  ist,  daß  in  der  nächsten 
Nachbarschaft  von  Berchtesgaden,  nämlich  in  Reichenhall,  bereits  ein  nor- 
males o^  der  2.  Generation  f.  napaeae  Bsp.  erbeutet  wurde,  das  Herr  H. 
gleichfalls  vorzeigt.  Es  scheinen  sich  also  die  Fluggebiete  der  typischen 
und  der  f.  bryoniae  dort  zu  berühren. 

Anknüpfend  an  die  vor  einiger  Zeit  (vgl.  Sitzungsbericht  vom  20. 
Oktober  1910)  von  Herrn  Glaser  vorgezeigten  Färbungsabweichungen 
von  Melitaea  aurinia  Rott.,  die  durch  Frostexperimente  erzielt  waren, 
behauptet  Herr  Heinrich,  daß  viel  abweichendere  Formen  als  die  da- 
mals vorgezeigten  im  Berliner  Gebiet  frei  fliegend  gefunden  würden.  Zum 
Beweise  dessen  zeigt  er  in  Finkenkrug  gefangene  Stücke  vor,  von  denen 
ein  9  nach  Größe  (25  mm  Vorderrandslänge)  und  Färbung,  insbesondere 
durch  sehr  ausgeprägte  weiße  Randmonde,  sehr  stark  an  die  f.  provin- 
cialis  B.  erinnert,  1  q^  die  f.  nigrolintbata  Schultz  mit  breitem  schwarzem 
Saum  und  fast  verschwundenen  Randmonden  darstellt,  und  3  o^c?  nach 
Kleinheit  (16--18  mm  Vorderrandslänge  der  Vorderflügel),  verdüsterter 
Färbung  und  verändeter  Zeichnung  (insbesondere  Auflösung  der  Hinter- 
flügelbinde in  einzelne  punktierte  Flecke)  fast  der  alpinen  f.  inerope  Prun. 
gleichkommen.  Weiter  zeigt  Herr  H.  ein  melanotisches  q^  von  Mel. 
athalia  Rott.  aus  Honnef  am  Rhein,  das  oberseits  dem  kürzlich  von  Herrn 
S  c  h  i  r  m  e  r  vorgezeigten  Stück  und  der  in  der  Internationalen  Entomo- 
logischen Zeitschrift,  Guben,  Nr.  41  vom  7.  Januar  1911,  Seite  219  ab- 
gebildeten Form  sehr  ähnelt,  unterseits  aber  von  der  typischen  Zeichnung 
nur  wenig  abweicht. 

Herr  P.  Schulze  legte  eine  von  Herrn  Hamann  Ende  Februar 
in  der  Königsheide  gefundene  Raupe  von  Dendrolinms  pini  vor,  aus  der 
sich  jetzt  eine  große  Anzahl  von  Fruchtträgern  eines  Schmarotzerpilzes 
entwickelt  haben,  und  zwar  von  der  unter  dem  Namen  Isaria  farinosa 
Fries  bekannte  Conidienform  eines  Cordiccps,  die  schon  öfter  anf  Raupen 
und  Puppen  des  Kiefernspinners  beobachtet  wurde.  Die  erste  Nachricht 
über  Insektenpilze  überhaupt  stammt  von  dem  spanischen  Mönch  Torrubia, 
der  1754  in  seiner  Naturgeschichte  von  Spanien  einen  Cordiceps  aus  einer 
von  den  Antillen  stammenden  Wespe  unter  dem  Namen  Mnsca  vegitabilis 
beschrieb.  Nach  Cohn  werden  in  China  Raupen,  aus  denen  nach  ihrem 
Tode    ein    anderer  Keulenpilz  [Torrubia  sinensis)  hervorgesproßt    ist,    zu 


I 


für  das  Jahr  1911.  (13) 

kleinen  Bündeln  vereinigt  unter  dem  Namen  „Sommerraupe-Winterpflanze" 
(Hiao-tsao-ton-tschoung)  als  Universalheilmittel  verkauft  und  als  Verwand- 
lungen von  Tieren  in  Pilze  angestaunt. 

Ferner  weist  Herr  Schulze  auf  eine  Arbeit  von  Punnet  hin 
(Mimicry  in  Ceylon  Butterfließ,  with  a  Suggestion  as  to  the  nature  of 
polymorphism.  Spolia  Zeylanica  Vol.  Vll  Part  XXV,  Sept.  1910.  S.  auch 
American  Naturalist  March  1911),  in  der  ein  Paradebeispiel  für  die  Er- 
klärung des  Polymorphismus  der  Papilioniden  mit  Hilfe  der  Mimicrytheorie 
als  gänzlich  verfehlt  nachgewiesen  wird.  Von  Papilio  polytes  L.  existieren 
auf  Ceylon  3  Formen  des  5,  eine,  die  dem  q'  gleicht  und  ebenso  wie 
dieses  ungeschützt  sein  soll,  und  2  weitere,  die  da,  wo  die  „geschützten" 
und  häufigen  Modelle  Pap.  hector  und  Pap.  aristolocliiae  vorkommen,  diese 
„nachahmen"  sollen.  Punnet  dagegen  stellte  durch  eingehende  Unter- 
suchungen fest,  daß  die  polytcs-Poxm  des  <,'  im  Niederland  mindestens 
ebenso  häufig  vorkommt,  wie  die  beiden  anderen,  bisweilen  sogar  die 
häufigste  ist,  und  daß  ferner  die  a/isto/ocli/ae-Fonn  im  Nordosten  der  Insel, 
im  Gebiet  des  Pap.  hector,  wo  Pap.  aristolochiue  außerordentlich  selten  ist, 
fast  ebenso  häufig  ist  wie  die  hector-Porm ;  endlich,  daß  im  hochgelegenen  Teil 
der  Insel,  wo  Pap.  hector  selten  ist  oder  fehlt,  und  wo  Pap.  aristolochiae 
gemein    ist,  die  hector-Porm  sogar  häufiger  ist  als  die  aristo/ochiae-Form. 

Herr  Heinrich  erinnert  daran,  daß  man  aus  nur  einmaliger 
Beobachtung  der  Häufigkeitsverhältnisse  keine  zuverlässigen  Schlüsse  auf 
das  Vorkommen  der  verschiedenen  Formen  überhaupt  ziehen  dürfe;  er 
hätte  vor  einigen  Jahren  an  einer  Stelle  zwischen  Pontresina  und  St. 
Moritz  sehr  zahlreiche  Färbungsaberrationen  von  Puraseiiüa  plantaginis 
beobachtet,  im  vorigen  Jahr  an  derselben  Stelle  trotz  eifrigen  Suchens 
nur  die  normale  Form. 

Zur  Frage  nach  dem  tatsächlichen  Wert  der  „Schutzfärbungen" 
erwähnt  Herr  Rangnow,  daß  das  Schneehuhn  in  Lappland  auch  im 
Sommer  zur  Brutzeit  weiß  bleibt,  höchstens  einige  braune  kleine  Flecke 
auf  dem  Rücken  zeigt.  Sodann  berichtet  er,  daß  er  aus  einer  lappländischen 
Raupe  von  Brephos  parthenias,  die  sich  frei  verpuppt  hatte,  erst  jüngst 
nach  dreimaliger  Ueberwinterung  der  Puppe  den  Falter  erhielt;  auch 
von  hiesigen  Brephos  nothiim  hätten  mehrere  Puppen  zweimal  überwintert. 

Herr  Blume  spricht  die  Ueberzeugung  aus,  daß  die  in  der  Jung- 
fernheide und  bei  Finkenkrug  heimische  Form  von  Endroiiiis  versicolor 
nicht  die  typische  sei,  sondern  viel  heller;  als  typisch  könnten  die  dunk- 
len Tiere  aus  Schmöckwitz  und  Qosen  gelten. 

Sitzung  vom  6.  April. 

Herr  P.  Schulze  zeigt  eine  von  ihm  angefertigte  Stereoskop- 
aufnahme des  in  der  vorigen  Sitzung  vorgelegten  Cordiceps,  sowie  eine 
bei  1200-maligcr  Vergrößerung  erlangte  Mikrostereoskopphotographie  von 
Trypanosonia  briicei  Plim.  and  Bredf. 

Herr  Wanach  legt  ein  von  Anobium  striatum  Ol.  total  zer= 
fressenes  Stuhlbein  aus  einem  Potsdamer  Konzertsaal  vor,  von  dem  ein 
Stück  beim  Rücken  des  Stuhls  abgebrochen  war.  Die  polierte  Oberfläche 
ist  noch  verhältnismäßig  wenig  angegriffen  (ca.  2—3  Schlupflöcher  auf 
den  Quadratzentimeter)  und  ebenso  die  Flächen,  mit  denen  das  Bein  an 
den  Sitz  geleimt  war;  das  Innere  dagegen  ist  von  den  Larven  und  Käfern 
zu  einem  mit  Bohrmehl  gefüllten  schwanmiartigen  Gebilde  mit  papier- 
dünnen Wänden  umgewandelt  worden,  so  daß  man  durch  ein  abgesägtes 
und  durch  Ausklopfen  vom  Bohrmehl  entleertes  Stück  von  3  cm  Länge 
in  gerader  und  schräger  Richtung  einen  siebartigen  Durchblick  hat. 


(14)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Eiitomologisclien  Vereins 

Sitzung  vom  13.  Aprii. 

Herr  Wichgraf  legt  3  Exemplare  von  Acherontia  atropos  vom 

Tanganjikasee  vor,  von  denen  ein  cj'  durch  sehr  dunklen  Kopf,  ein  Q 
dagegen  durch  recht  helle  Färbung  auffällt;  ferner  ein  sehr  interessantes 
$  von  Stugeta  bowkeri  vom  Victoria  Niansa=See,  in  1600  m  Meeres- 
höhe gefangen,  das  sich  auffallend  von  der  typischen  Form  unterscheidet, 
die  gleichzeitig  in  3  Exemplaren  (2  o^o  .  1  i>  vorliegt.  Abgesehen  von 
der  lebhafteren  Färbung  ufid  abweichenden  Zeichnung  unterscheidet  sich 
das  V  namentlich  auch  durch  ausgesprochene  maskuline  Tendenz  in  der 
Struktur,  nämlich  durch  die  an  der  3.  Rippe  vorspringende  Analpartie  des 
Hinterflügels,  die  sich  bedeutend  stärker  markiert  als  bei  dem  normalen  -'. 
Trimen  erwähnt  2  abweichende  Stücke  (1  5  im  South  Africa  Museum 
in  Capstadt,  aus  Namaqualand,  und  1  $  im  Oxford  Museum,  aus  Bet- 
schuanaland),  die,  soweit  sich  nach  der  Beschreibung  beurteilen  läßt,  nur 
Uebergänge  zu  der  vorliegenden,  schön  gefärbten  Form  darstellen.  Ob 
mit  dieser  eine  Lokalvarietät  oder  gar  eine  neue  Species  vorliegt,  muß 
erst  genauerer  Untersuchung  vorbehalten  bleiben. 

Herr  Schmack  zeigt  einige  Kostbarkeiten  aus  den  Beständen  der 
Firma  Rolle:  Arctia  latreillei  cj''  und  9  ^"s  Oporto,  Pygaera  titnon  1  $ 
aus  Olmütz  und  eins  aus  Ussuri,  Himeropteryx  miraculosa  cf  und  $  aus 
Ussuri,  Argynnis  penelope  rj',  Spliecodina  caudata,  Aplectoides  caliginea, 
ebenfalls  alle  aus  Ussuri,  Pliragniatobia  pndens  aus  Süd-Spanien,  Par- 
nassius  f.  coeca  aus  Samarkant,  denigrata  aus  Turkistan,  und  endlich 
ein  Berliner  Pärchen  von  Clirysophanus  dispar  rutiliis  mit  lang  radial 
ausgezogenen  schwarzen  Marginalflecken  auf  der  Unterseite  der  Flügel. 
Die  Argynnis  penelope,  wovon  die  Staudinger'sche  Sammlung  nur  ein 
recht  schlecht  erhaltenes  Exemplar  enthält,  steht  der  Arg.  cliildreni  aus 
Nord-Indien  nahe. 

Herr  Heinrich  legt  einige  albinotisch  verfärbte  Stücke  von 
Erebia  epiphron  f.  nelamus,  mnestra  und  lappona  vor.  Sie  sind 
alle  nur  partiell  albinotisch;  bei  einem  Stück  von  nelannis  ist  ein  Hinter- 
flügel weiß,  bei  mnestra  zeigt  der  rechte  Vorderflügel  einen  auf  der 
Ober-  und  Unterseite  albinotischen  Fleck.  Ein  zweites  Stück  von  nelamus 
ist  auf  beiden  linken  Flügeln  albinotisch  gesprenkelt,  die  lappona  auf 
allen  Flügeln  oben  und  unten  symmetrisch  verfärbt.  Die  Tiere  sind 
alle  am  29.  und  30.  Juli  im  Fextal  bei  Sils  gefangen,  und  Herr  H.  ist 
der  Ansicht,  daß  im  vorliegenden  Falle  der  am  23.  Juli  dort  eingetretene 
Wettersturz  die  Ursache  für  die  Erscheinung  gewesen  sei.  An  diesem 
Tage  trat  nämlich,  während  bis  dahin  recht  warmes  Wetter  geherrscht 
hatte,  ein  plötzlicher  gewaltiger  Schneefall'  ein,  derart,  daß  in  den  Tälern 
1  Fuß  hoher  Schnee  lag,  der  etwa  4—5  Tage  liegen  blieb.  Der  partielle 
Albinismus  würde  wohl  dadurch  zu  erklären  sein,  daß  die  Puppen  im 
Stadium  der  Farbenbildung  teilweise  vom  Schnee  getroffen  bezw.  bedeckt 
gewesen  sind.  Die  Temperatur  allein  kann  für  den  Albinismus  schwer- 
lich verantwortlich  gemacht  werden,  weil  er  eben  nur  partiell  auftrat. 

Herr  Pete  rsdorff  zeigt  die  sehr  seltene  Schweizer  Lycaena 
zephyrus  lycidas  Trapp.,  die  nach  Thurau  nur  in  einem  einzigen  Tal  im 
Wallis  vorkommen  soll;  Herr  Dadd  ist  dagegen  der  Ansicht,  daß  die 
Form  zwar  selten  aber  in  einem  etwas  ausgedehnteren  Gebiet  anzu- 
treffen sei. 

Herr  Dadd  hat  aus  Rußland  Süßholzwurzeln  als  Futter  K\x  Cata- 
cola  neonympha  erhalten,  die  der  Sammler  unter  Lebensgefahr  von  einer 
Insel  im  eisführenden  Don  geholt  hat,  wie  er  in  anschaulicher  Schilderung 


für  das  Jahr  IQIL  (15) 

berichtet.  Ferner  teilt  Herr  D.  mit,  daß  ihm  bei  der  Zucht  der  verschie- 
denen Arten  der  Gattung  Polia  aufgefallen  ist,  daß  einerseits  die  Raupen 
von  Polia  rufocincta  sich  kaum  merklich  von  denen  von  P.  philippsi 
unterscheiden,  die  er  durch  Herrn  Rangnow  aus  Persien  erhielt;  ebenso 
gleichen  sich  die  Raupen  von  P.  xanthomista  und  chi  außerordentlich, 
sind  aber  von  denen  der  ersten  Gruppe  auffällig  unterschieden  durch  viel 
längere,  gestrecktere  Figur,  ganz  andere  Zeichnung  usw.,  so  daß  seiner 
Ansicht  nach  die  Gattung  aufgeteilt  werden  müßte. 

Sitzung  vom  20.  April. 

Herr  P.  Schulze  hält  einen  ausführlichen  Vortrag  über  Albinis= 
mus  und  Melanismus  im  Tierreich.  Es  sei  hiervon  einiges  wieder- 
gegeben. Ueberall  wo  Färbungen  durch  echte  Pigmente  verursacht  werden, 
kann  als  Ausnahmeerscheinung  Melanismus  oder  Nigrinismus  auftreten 
(der  oft  fälschlich  dafür  gebrauchte  Ausdruck  Melanose  sollte  nur  für 
pathologische  Erscheinungen  beim  Menschen  benutzt  werden!).  Während 
der  Melanismus  im  allgemeinen  keine  krankhafte  Erscheinung  ist,  stellt 
der  Albinismus  ein  Stehenbleiben  auf  einem  unreifen  Entwicklungsstadium 
dar.  Das  Melanin,  der  schwarze,  die  Färbung  verursachende,  stickstoff- 
haltige Farbstoff,  erscheint  meist  nur  oberflächlich,  selten  in  tieferen 
Schichten  des  Körpers,  und  zwar  meist  in  Form  kleiner  Körnchen,  die 
fast  niemals  bei  den  Insekten  (sie  sind  z.  B.  für  einige  Arwpheles-LixrvQn 
nachgewiesen),  oft  dagegen  bei  höheren  Tieren  an  besondere  Zellen, 
Chromatophoren  genannt,  gebunden  sind.  Die  chemische  Natur  des 
Melanins  ist  noch  recht  unbekannt,  wahrscheinlich  handelt  es  sich  in 
verschiedenen  Fällen  überhaupt  um  chemisch  durchaus  verschiedene 
Stoffe,  die  aber  mit  den  Eiweißstoffen,  speziell  den  Blutfarbstoffen  in 
engem  Zusammenhang  zu  stehen  scheinen.  Sie  sind  höchstwahrscheinlich 
nur  Nebenprodukte  beim  Stoffwechsel  und  stellen  also  eine  Art  Schlacken 
dar,  etwa  wie  die  Harnsäure.  Und  in  der  Tat  hat  Hopkins  nachgewiesen, 
daß  die  Pigmente  der  Pieriden  entweder  Harnsäure  (in  den  weißen 
Schuppen)  oder  Derivate  derselben  (in  den  gelben,  roten  Schuppen 
usw.)  sind. 

Eine  Art  Albinismus  findet  sich  schon  bei  den  niedersten  Organis- 
men; der  bekannte,  die  von  ihm  befallenen  Stoffe  scheinbar  blutig  färbende 
Bacillus  prodigiosiis  zeigt  deutlich  die  Abhängigkeit  der  Pigmentbildung 
von  der  Ernährung,  indem  er  auf  gewissen  Nährböden  farblos  wird,  wobei 
das  Merkwürdigste  ist,  daß  er  in  normale  Bedingungen  zurückgebracht, 
sich  auch  fernerhin  in  der  weißen  Form  fortpflanzt.  In  diesem  Falle  ist 
also  der  Albinismus  erblich  geworden.  Ein  solcher  erblicher  Albinisnuis 
soll  auch  in  besonders  auffälligem  Maße  in  einem  polnischen  See  beob- 
achtet worden  sein,  wo  es  eine  Rasse  weißer  Flußkrebse  gab,  bevor  der 
ganze  Ktebsbestand  durch  die  Krebspest  vernichtet  wurde.  Die  Höhlen- 
tiere sind  in  der  Regel  Albinos,  wenn  es  auch  einerseits  manche  pigmen- 
tierte Höhlentiere,  und  andererseits  auch  oberirdisch  lebende  Albinos  gibt. 
Besonders  interessant  ist  die  oft  nachweisbare  Abhängigkeit  der  Pigment- 
bildung von  der  Farbe  der  Umgebung  eines  Tieres;  allbekannt  ist  in  dieser 
Beziehung  das  Chamäleon;  ein  solcher  schneller  Wechsel  der  Färbung  ist 
natürlich  bei  den  Insekten,  die  keine  dehnbaren  Pigmentzellen  wie  jenes 
besitzen,  ausgeschlossen,  aber  man  hat  in  vielen  Fällen  beobachtet,  daß 
ein  Tier,  in  eine  abweichend  gefärbte  Umgebung  gebracht,  bei  der  nächsten 
Häutung  seine  Farbe  bis  zu  gewissem  Grade  der  neuen  Umgebung  anpaßt, 
wie  z.  B.   Oedipoda  coeriilesccns,   die  normalerweise  grau,  aber  auf  sehr 


(16)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

dunklem  Boden  oft  schwarz,  in  rötlicher  Umgebung  rotbraun  gefärbt  auf- 
tritt. Daß  die  Ausbildung  der  Pigmente  in  den  meisten  Fällen  durch 
Wirkung  des  Lichts  nicht  nur  gefördert  wird,  sondern  im  Dunkeln  in  der 
Regel  gar  nicht  zu  Stande  kommt,  ist  bekannt;  ähnlich  mag  es  sich  aber 
auch  mit  der  Anpassung  der  Färbung  an  die  Umgebung  verhalten,  zu 
deren  Erklärung  man  ja  meist  die  dadurch  erzielte  Schutzwirkung  heran- 
zieht; eine  Anpassung  der  Eigenfarbe  an  die  Färbung  der  Beleuchtung 
kommt  ja  auch  bei  anorganischen  Stoffen  vor,  wie  schon  Seebeck  1810 
am  Silberchlorid  beobachtet  hat,  das  bei  Belichtung  mit  farbigem  Licht 
nahezu  dieselbe  Färbung  annimmt  wie  die  Lichtquelle.  Eine  einfache 
Erklärung  für  diese  Erscheinung  gab  Wiener:  durch  Belichtung  entständen 
alle  möglichen  verschieden  gefärbten  Modifikationen  des  Chlorsilbers ;  wie 
es  aber  eine  Menge  organischer  lichtunechter  Farbstoffe  gibt,  die  durch 
Licht  gebleicht  werden  und  nur  durch  solches  Licht  nicht  verändert  v.'erden, 
das  sie  nicht  absorbieren,  sondern  reflektieren,  so  ist  auch  von  dem  Sub- 
chloriden  des  Silbers  anzunehmen,  daß  z.  B.  im  roten  Licht  nur  das  rote 
Photochlorid  beständig  ist,  während  die  anderen  zerstört  werden.  Durch 
eine  ähnliche  Auslese  mag  auch  die  Anpassung  Zustandekommen,  die 
man  bei  manchen  Schmetterlingspuppen  und  Raupen  beobachtet,  deren 
Färbung  mehr  oder  weniger  mit  jener  ihrer  Unterlage  oder  Umgebung 
übereinstimmt  und  von  ihr  abhängt;  das  ist  um  so  wahrscheinlicher,  als 
nach  Standfuß  eine  gewisse  Temperaturgrenze  besteht,  unter  der  eine 
solche  Beeinflussung  der  Färbung  nicht  erzielt  werden  kann. 

Daß  solche  durch  äußere  Einflüsse  entstandene  Abänderungen  der 
Farbe  zuweilen  auch  erblich  geworden  sind,  ist  bei  vielen  Insekten 
sehr  wahrscheinlich.  Was  speziell  den  Melanismus  anbetrifft,  so  scheint 
er  in  hohem  Maße  durch  Feuchtigkeit  begünstigt  zu  werden;  es  dürften 
aber  noch  viele  andere  Ursachen  in  ähnlichem  Sinne  wirken,  die  uns  aber 
noch  durchaus  unbekannt  sind,  wie  z.  B.  die  eigentliche  Ursache  des 
bekannten  „Industriemelanismus."  Um  zu  prüfen,  ob  tatsächlich  die 
Rußniederschläge  auf  dem  Raupenfutter  Melanismus  erzeugen  können,  hat 
Herr  P.  Schulze  Raupen  von  Lym.  dispar  mit  durch  Xylolruß  auf 
beiden  Seiten  völlig  geschwärzten  Blättern  gefüttert,  die  aber  vor  der 
Verfütterung  zur  Auffrischung  erst  wieder  in  Wasser  gestellt  wurden  Von 
etwa  150  jungen  Raupen  gelangten  nur  4  zur  Verpuppung.  Sie  ergaben 
3  cfcf  und  1  2.  Zwei  in  der  Größe  normale  Exemplare  weisen  einen 
eigenartigen  bleigrauen  Ton  auf,  während  ein  etwas  kleineres  o^  auf  den 
Vorderflügeln  fast  völlig  schwarz  ist.  Das  y  ist  von  normaler  Farbe, 
schwach  gezeichnet  und  hat  nur  33  mm  Flügelspannung.  Der  Einfluß 
der  Rußfütterung  ist  offenbar  ein  indirekter.  Daß  der  in  nordischen 
Klimaten  und  im  Hochgebirge  oft  auftretende  Melanismus  der  Insekten 
zum  Zweck  des  Wärmeschutzes  erworben  sei,  wie  vielfach  angenommen 
wird,  muß  stark  bezweifelt  werden ;  im  Tierreich  sind  viel  wirksamere 
Wärmeschutzmittel  verbreitet,  z.  B.  das  lebhafte  Schwirren  der  Nacht- 
falter, deren  Temperatur  durch  die  Flugbewegungen  viel  energischer 
erhöht  wird,  als  es  bei  den  leicht  flatternden  Tagfaltern  der  Fall  ist. 
Daß  Standfuß  zwischen  totalem  echten  und  totalem  scheinbaren,  nur 
durch  Verbreiterung  schon  vorhandener  schwarzer  Zeichnungselemente 
entstandenem  Melanismus  einen  fundamentalen  Unterschied  machen  will, 
und^  ebenso  zwischen  typischem  und  partiellem  Albinismus,  hält  Herr 
P.  Seh.  für  unberechtigt.  In  der  ersten  Zeit  nach  der  Verpuppung  ist 
die  Zeichnung  des  Falters,  später,  wenn  das  Muster  der  Anlage  nach 
schon  vorhanden  ist,  die  Färbung  des  Tieres  durch  äußere  Faktoren  zu 
beeinflussen.    Setzen   diese   in    der   ersten  Periode   ein,   so   können    die 


////-  das  Jahr  1911.  (17) 

schwarzen  Zeichnungselemente  zum  Verbreitern  und  schließlich  zum 
Zusammenfließen  gebracht  werden,  setzt  der  Reiz  aber  einige  Tage  vor 
dem  Schlüpfen  des  Falters  ein,  so  können  die  Schuppen  der  Grundfarbe 
einen  schwärzlichen  Ton  annehmen.  In  beiden  Fällen  kann  das  Resultat 
dasselbe  sein,  nämlich  eine  vollständig  melanistische  Form.  Bei  einer 
solchen  wird  es  sich  oft  schwer  unterscheiden  lassen,  ob  das  eine  oder 
das  andere  vorliegt.  Bei  Aniphid.  betularius  unterscheiden  sich  die 
weißen  und  die  schwarzen  Schuppen  der  Oberseite  nur  durch  die  Pig- 
mentierung, nicht  aber  durch  die  Form  von  einander.  Die  Form  doiible- 
dayaria,  bei  der  alle  Schuppen  gleich  geformt  und  pigmentiert  und  die 
Zeichnungselemente  daher  nicht  mehr  zu  erkennen  sind,  wäre  also  nach 
Standfuß  nicht  echt  melanotisch.  Urech  erklärt  den  Melanismus,  der 
durch  Kälteexperimente  erzeugt  wird,  dadurch,  daß  der  Körper  auf  die 
Abkühlung  durch  erhöhte  physiologische  Verbrennung  zum  Zweck  ver- 
mehrter Wärmeerzeugung  reagiert ,  und  daß  die  hierbei  entstehenden 
kohlenstoffreichen  Kondensations-  und  Reduktionsprodukte  eben  die 
Dunkelfärbung  bedingen ;  andererseits  kann  die  gesteigerte  Wärmezufuhr 
in  der  Puppe  durch  stärkere  Atmung  und  Oxydation  dunkle  Pigmente 
hervorbringen.  Ferner  erzielte  er  durch  Abschnüren  der  Puppen  mittels  eines 
Fadens  Falter,  bei  denen  das  Schwarz  jenseits  der  Abschnürungszone 
normal  war,  während  andere  Pigmente  zurückgehalten  wurden.  Das 
schwarze  Pigment  ist  also  wahrscheinlich  feinkörniger  als  die  anders  ge- 
färbten Pigmente,  so  daß  es  durch  verengte  Kapillaren,  die  jene  größeren 
Pigmentkörper  nicht  passieren  lassen,  noch  durchdringen  kann.  Alle 
Schmetterlingspigmente  sind  außerdem  außerordentlich  unrein.  Nach 
Mayer  enthält  das  weiße  Pigment  von  Pieris  brassicae  17%  Schwarz, 
13%  Smaragdgrün.  10%  Zitronengelb  und  60%  Weiß.  Bei  geringen 
Verschiebungen  in  der  Zusammensetzung  zugunsten  von  Schwarz  wird 
dieses  dem  Gesamtfarbeneindruck  nach  sehr  bald  das  Uebergewicht  über 
die  anderen  Farben  erreichen.  Daß  der  Albinismus,  der  ja  eine  Ver- 
kümmerungserscheinung darstellt,  viel  seltener  auftritt,  ist  sehr  erklärlich; 
bei  der  starken  Entwicklungshemmung,  die  bei  seinem  Entstehen  not- 
wendig ist,  gehen  die  meisten  Individuen  zu  Grunde  und  nur  wenige 
überstehen  die  Schädigung  und  liefern  dann  noch  meist  kränkliche  und 
hinfällige  Geschöpfe.  Der  häufige  partielle  Albinismus  bei  vielen  Nym- 
phaliden  mag  mit  der  Art  ihrer  Verpuppung  an  Steinen,  an  der  Erde  etc. 
zusammenhängen.  Durch  halbseitige  Abkühlung  erhielt  Kathreiner  aus 
Puppen  von  Vanessa  iirticae  einseitige  Albinos,  und  zwar  kommt  es  nach 
ihm  weniger  auf  absolut  tiefe  Temperatur  an,  als  auf  möglichst  große 
Temperaturdifferenz  zwischen  der  gekühlten  und  der  besonnten  Seite; 
beim  Schlüpfen  des  Falters  war  die  eine  Seite  normal  entwickelt,  während 
die  andere  sich  noch  auf  einem  früheren  Entwicklungszustand  befand. 
Kontrollversuche  zeigten  dann,  daß  nicht  etwa  der  Druck  für  den  Albi- 
nismus verantwortlich  zu  machen  war. 

Herr  Dadd  führt  als  Beispiele  für  Farbenanpassung  an  die  Uni= 

gebung  die  Raupen  von  Oonodontis  bidentata  Cl.  an,  die  ihre  Farbe 
wechseln,  wenn  man  ihr  Futter  wechselt.  Auch  die  Raupen  von  Catocala 
proinissu  Esp.,  die  bei  der  Zucht  im  Zimmer  grau  sind,  findet  man  im  Freien 
nur  zum  Teil  ebenso  gefärbt,  an  Eichen  aber,  deren  Stämme  mit  grünen 
Flechten  bewachsen  sind,  ist  die  Grundfarbe  der  Raupen  grün,  was  Herr 
Rangnow  auch  für  die  hiesigen  Tiere  bestätigt.  Daß  der  in  England 
ganz  besonders  häufig  bei  Spannern,  aber  auch  bei  einigen  Eulen  usw. 
auftretende  Melanismus  erst  in  neuerer  Zeit  entstanden  und  nicht   bisher 

b 


(18)  Sitzungshericlite  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

übersehen  ist,  hält  Herr  D.  für  ganz  sicher,  da  das  Land  schon  längst 
viel  zu  genau  zoologisch  durchforscht  war,  als  daß  ein  solches  Ueber- 
sehen  denkbar  wäre.  Daß  aber  nicht  dem  Klima  die  Entstehung  des 
Melanismus  zugeschrieben  werden  darf,  dafür  spricht  die  Charakterisierung 
des  englischen  Klimas  durch  Tacitus,  aus  der  hervorgeht,  daß  schon  zu 
dessen  Zeiten  die  berüchtigten  Nebel  und  der  Mangel  eines  richtigen 
Winters  dieselbe  Rolle  gespielt  haben  wie  heute.  Andererseits  ist  die 
nielanistische  Form  von  Cyniatoplwra  or  nicht  in  England,  sondern  bis- 
her nur  bei  Hamburg  aufgetreten.  Für  die  Erblichkeit  des  Melanismus 
sprechen  Zuchtversuche  von  Baker  mit  Lym.  nionaclia,  die  in  England 
nur  in  der  typischen  hellen  Form  vorkommt ;  durch  fortgesetzte  Kreuzung 
immer  der  dunkelsten  Tiere  wurden  schließlich  ziemlich  dunkle  Nach- 
kommen erzielt,  die  allerdings  noch  lange  nicht  an  die  Form  cremita 
heranreichten.  Auch  von  Spilosoma  urticae  wurden  auf  solche  Weise 
Stücke  erzielt,  die  Sp.  mentliastri  sehr  nahe  kamen.  Herr  D.  tritt  leb- 
haft für  die  Erklärung  der  Anpassungsfarben  als  durch  Selektion  er- 
worbener Schutzfarben  ein,  weist  auf  die  helle  Färbung  der  Polartiere 
hin,  die  er  nicht  für  Albinisnius  im  eigentlichen  Sinne  hält,  während  Herr 
P.  Schulze  die  Wirksamkeit  der  Selektion,  mindestens  aber  die  Not 
wendigkeit  ihrer  Annahme  zur  Erklärung  der  beobachteten  Tatsachen 
leugnet.  Herr  Walter  hebt  hervor,  daß  nur  sehr  wenige  Polartiere  rein 
weiß  sind,  der  Eisbär  z.  B.  gelb,  der  Lemning  gelb  und  braun,  der 
Moschusochs  sogar  braunschwarz.  Herr  Wanach  dagegen  ist  der  Mei- 
nung, daß  man  eine  Selektionswirkung  schon  rein  priori  annehmen  müsse, 
sobald  aus  irgend  welchen  Ursachen  Variabilität  auftritt;  haben  verschie- 
dene Individuen  verschiedene  Eigenschaften,  die  auf  die  Nachkommen 
vererbt  werden,  so  müssen  nach  rein  mathematischen  Wahrscheinlich- 
keitsgesetzen die  mit  in  irgend  einer  Beziehung  günstigeren  Eigenschaften 
behafteten  Formen  im  Laufe  der  Generationen  häufiger,  die  mit  ungünsti- 
geren seltener  werden. 

Herr  Bischoff  stellt  die  Frage  auf,  ob  z.  B.  die  dunkle  Färbung 
mancher  Chrysididen  als  Melanismus  bezeichnet  werden  solle.  Eine 
in  Afrika  metallisch  grün  gefärbte  Art  mit  blauen  Flecken,  die  in  Süd- 
Asien  verschwinden,  sei  auf  den  Philippinen  ganz  schwarz  ohne  Metall- 
glanz, auf  Neuguinea  violett,  auch  in  Australien  ganz  einfarbig  violett; 
auf  den  Philippinen  seien  überhaupt  die  Chrysididen  vorwiegend  sehr 
dunkel  gefärbt.  Gegen  die  Bezeichnung  der  metallisch  glänzenden  Farben 
als  Interferenzfarben  macht  Herr  Wanach  geltend,  daß  der  Hamburger 
Physiker  B.  Walter  durch  eingehende  optische  Untersuchungen  zu  der 
Ansicht  gelangt  sei,  daß  die  Schillerfarben  der  Insekten  so  gut  wie  ohne 
Ausnahme  reine  Oberflächenfarben  nach  Art  des  grünen  Schillers  der 
Fuchsinkristalle  etc.  seien ;  auch  sehr  konzentrierte  Lösungen  von  Fluores- 
zein  zeigen  eine  solche  Oberflächenfarbe,  und  bei  einer  Lösung,  also  einer 
Flüssigkeit  könne  doch  von  Interferenzfarben  keine  Rede  sein.  Freilich 
sei  der  Jenaer  Physiologe  Biedermann  ebenfalls  durch  optische  Unter- 
suchungen zu  der  abweichenden  Ansicht  gelangt,  es  handle  sich  im 
Wesentlichen  bei  den  Schillerfarben  der  Insekten  um  Farben  dünner 
Blättchen;  jedenfalls  sei  die  Natur  der  Schillerfarben  noch  lange  nicht 
definitiv  erklärt,  und  man  könne  vielleicht  annehmen,  daß  in  verschiedenen 
Fällen  ganz  verschiedene  optische  Ursachen  zusammenwirken;  am  besten 
wäre  es  jedenfalls,  einstweilen  bei  dem  Ausdruck  „Schillerfarben"  zu 
bleiben,  von  Strukturfarben  oder  Interferenzfarben  aber  nicht  eher  zu 
sprechen,  als  bis  ein  einwandfreier  Beweis  für  eine  derartige  Natur  der 
Farben  erbracht  sei,-  besonders  verfehlt  ist  der  Ausdruck  „optische  Farben", 
denn  auf  optischen  Ursachen  beruhen  ja  alle  Farben  ohne  Ausnahme. 


I 


////-  das  Jahr  1011.  (19) 

Herr  Petersdorff  machtauf  das  ganz  eng  lokal  begrenzte  Vor- 
kommen der  schwarzen  Form  von  Aglia  tau  L.  bei  Mühlhausen  in  Thüringen 
aufmerksam,  dessen  Ursache  sehr  rätselhaft  ist,  da  man  doch  kaum  an- 
nehmen könne,  daß  die  Lebensbedingungen  im  unmittelbar  benachbarten 
Gebiet,  wo  nur  normale  Tiere  vorkommen,  andere  seien.  Jedenfalls  komme 
man  mit  einer  einzigen  Ursache  zur  Erklärung  des  Melanismus  nicht  aus. 
Die  früher  verbreitete  Ansicht,  daß  bei  Arctia  caja  L.  Verdunkelung  durch 
Fütterung  der  Raupen  mit  Nußblättern  erzielt  werden  könne,  habe  sich 
durchaus  nicht  bestätigt.  Herrn  P.  Schulze  sind  Fälle  bekannt,  wo 
die  Fütterung  mit  Nußblättern  stark  aberrative  Falter  lieferte,  in  anderen 
Fällen  war  sie  ganz  ohne  Einfluß.  Herr  D  a  d  d  kann  sich  über  diese 
Frage  kein  Urteil  bilden,  hält  aber  die  Futterpflanze  für  die  wahrschein- 
liche Ursache  der  dunklen  Färbung  der  Hinterflügel  aller  jener  nord- 
amerikanischen Catocalen,  die  Nuß  fressen. 

Sitzung  vom  27.  April. 

Herr  Ramme  zeigt  ein  im  März  bei  Hermsdorf  gefangenes  c/  von 
Biston  stratarius  L.  von  sehr  heller  Färbung;  besonders  auffällig  ist 
der  rostrote  basale  Teil  des  Abdomens.  Ferner  legt  er  ebenfalls  sehr 
sehr  helle  Pergesa  porcellus  L.  mit  ganz  verwaschener  Zeichnung,  sowie  ein 
9  von  Syntomis  phegea  L.  mit  stark  vergrößerten  und  überzähligen 
weißen  Flecken  aus  Döbeln  in  Sachsen  vor.*) 

Herr  Heinrich  zeigt  einen  Teil  seiner  im  vorigen  Juli  im  Bergeil 
und  Engadin  erzielten  Falterausbeute,  darunter;  Pieris  rapae  L., 
/-*.  callidice  Esp.,  Colias  edusa  F.,  palaeno  L.  f.  europomene  O.,  phicomone 
Esp.,  hyale  L.,  Melitaea  didyina  O.  mit  der  f.  alpina  Stand.,  maturna  L. 
f.  wolfensbergeri  Frey,  cyntliia  Hb.,  dictynna  Esp.,  athalia  Rott.,  f.  merope 
Prun.,  f.  varia  Meyer-Dür  und  asteria  Frr.  Von  Argynnis  pales  Schiff, 
wird  an  einer  größeren  Reihe  von  Stücken  die  Variabilität  dieses  Falters 
gezeigt.  In  tieferen  Lagen  fliegt  eine  Form  von  ca.  36  mm  Flügelspannung, 
während  die  höheren  Berge  eine  kleinere  Form  von  nur  30—32  mm  be- 
völkert. Letztere  zeigt  besonders  scharf  am  Außenrand  geeckte,  am  Innen- 
rand stark  einspringende  Hinterfiügel,  während  die  größere  Art  diese 
Merkmale  weniger  ausgeprägt,  oft  sogar  —  namentlich  beim  9  —  völlig 
nach  Art  der  anderen  Argynnis- kx{e.n  gerundete  Hinterflügel,  aufweist. 
Unter  der  größeren  Form  fand  sich  verhältnismäßig  häufig  die  f.  napaea  Hb., 
welche  unter  der  kleinen  Form  nicht  entdeckt  wurde.  Bei  beiden  Formen 
kamen  Stücke  vor,  welche  die  schwarzen  Zeichnungscharaktere  der 
Vorder-  und  Hinterflügel  oder  auch  nur  der  letzteren  weniger  ausgeprägt 
aufwiesen,  während  (f  o  riiit  stärker  ausgeprägter  schwarzer  Zeichnung 
nach  Art  der  Flachlandsform  arsilache  Esp.  nur  bei  der  kleineren  Form 
vorkamen.  Bei  einem  Stück  ist  diese  Variationsrichtung  nur  auf  den 
Vorderflügeln  ausgeprägt,  während  die  Punktreihe  der  Hinterflügel  die 
Neigung  zum  Verschwinden  zeigt;  der  oberste  Punkt  fehlt  ganz,  die  übrigen 
sind  sehr  klein.  Mit  arsilache  Esp.  sind  diese  Stücke  jedoch  keineswegs 
identisch,  unterscheiden  sich  vielmehr  von  dieser  Form  außer  durch 
geringere  Größe  auch  durch  die  weniger  gestreckte  Flügelform,  durch 
den  Mangel  jeglicher  schwarzen  Zeichnung  auf  der  Unterseite  der  Vorder- 
flügel u.  a.  Vertreten  ist  ferner  die  f.  hilliasi  Rühl  und  thales  Schultz, 
sowie  die  f.  conducta  Schultz  (E.  Z.  22.  Jahrgang  Nr.  10),  diese  in 
1   9  und  1   c/. 

*)  Diese  Form  wurde  in  der  Intern,  entom.  Zeitschrift  V,  Nr.  15  als 
n.  \.  fenestrata  Ramme  beschrieben  und  in  Nr.  18  naturgetreu  abgebildet. 

b* 


(20)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

Sitzung  vom  4.  Mai. 

Herr  Walter  fragt  inbetreff  der  Schlupfzeit  von  Papilio=Arten 

an,  ob  auch  andere  Züchter  die  merkwürdige  Erfahrung  gemacht  hätten, 
daß  exotische  Vertreter  der  Gattung  Papih'o  hier  zu  allen  möglichen  Tages- 
zeiten, oft  nach  Mitternacht,  aus  der  Puppe  schlüpfen,  was  doch  sicher 
nicht  als  normal  gelten  kann.  Herr  S  c  h  m  a  c  k  hat  beobachtet,  daß  das 
Schlüpfen  vorzugsweise  morgens  geschieht,  und  daß  man  schon  einige 
Stunden  vorher  durch  das  veränderte  Aussehen  der  Puppen  auf  den  bald 
zu  erwartenden  Vorgang  aufmerksam  gemacht  wird.  Herr  D  a  d  d  hat 
bei  Pap.  alexanor  Bsp.  das  Schlüpfen  ebenfalls  teils  vor-,  teils  nachmittags 
beobachtet,  während  alle  Arten  der  Gattung  Catocala  sehr  pünktlich  gegen 
10  Uhr  abends,  spätestens  um  Mitternacht  schlüpfen.  Sonst  schlüpfen 
bei  Zimmerzucht  auch  manche  hiesige  Falter,  die  im  Freien  bestimmte 
Zeiten  innehalten,  teils  vor-,  teils  nachmittags.  Auch  Papilion  inachaon 
und  podaliriiis  L.  schlüpft  nach  den  Erfahrungen  des  Herrn  P.  Schulze 
im  Gegensatz  zu  den  fremden  Arten  ziemlich  regelmäßig  vormittags. 

Herr  Stichel  hat  Puppen  von  Dendrolimiis  pini  montanus  Stgr. 
aus  Krain  erhalten,  aus  denen  die  Falter  schon  jetzt  schlüpften,  so  daß 
es  sich  anscheinend  um  eine  zweite  Generation  handelt. 

Herr  Blume  hat  vom  Gardasee  mehrere  Falter  erhalten,  unter 
denen  ein  sehr  dunkler  Pap.  niachaon,  ganz  grau  gefärbte  Stücke  von 
Pterostoma  palpina  L.  und  ein  (f  von  Eiichloe  cardimines  L.  ohne  den 
schwarzen  Fleck  auf  den  Vorderflügeln  auffallen. 

Herr  P.  Schulze  hat  von  dem  kürzlich  von  Herrn  Bisch  off  vorge- 
zeigten Mymar  piilcheUus  Foerst.  ein  Mikrostereogramm  angefertigt,  das  er 
nebst  mehreren  anderen  Mikrophotogrammen  zeigt,  die  sich  auf  die  rote 
und  gelbe  Färbung  der  Coccinelliden,  Chrysomeliden  etc.  beziehen,  die 
nicht  durch  Pigmente  verursacht  wird,  sondern  durch  in  den  Flügeldecken 
abgelagerte  Fettröpfchen,  die  die  Rolle  des  Farbstoffträgers  spielen. 
Näheres  wird  an  anderer  Stelle  veröffentlicht  werden. 

Herrn  Petersdorff  fällt  bei  einer  Pararge  egeria,  die  Herr 
Blume  aus  Gordone  erhielt,  die  Größe  der  hellen  Flecke  auf,  die  bei 
den  Schweizer  Tieren  viel  geringer  ist.  Herr  Heinrich  weist  darauf 
hin,  daß  die  Anzahl  und  Größe  der  Flecke  bei  der  hiesigen  Form  egerides 
stark  variiert,  namentlich  haben  die  •}  $  meist  mehr  Flecke  als  die  (fcf. 

Herr  Dadd  erklärt  im  Anschluß  an  die  Vorlage  des  Herrn  Heinrich 
vom  20.  April,  er  halte  satyrion  Esp.  nicht  für  eine  Lokalform 
von  Coen.  arcania  L.,  sondern  sie  scheine  ihm  der  Coen.  iphis  Schiff, 
näher  zu  stehen.  Zwar  zeige  darwiniana  Staud.  auf  der  Oberseite  schein- 
bar einen  direkten  Uebergang  von  arcania  zu  satyrion,  aber  die  Unter- 
seite sei  doch  wesentlich  verschieden;  die  Frage  bedürfe  jedenfalls  noch 
weiterer  Nachprüfung. 

Herr  Heinrich  bringt  den  Rest  seiner  vorjährigen  Tagfalteraus= 
beute  aus  dem  Engadin  zur  Anschauung,  darunter  Erebia  oenie  Hb.  vom 
Albula,  E.  evias  God.  aus  dem  Bergeil,  E.  euryphyle  Frr.  aus  dem  Fextal, 
E.  melainpus  Fuessl.,  E.  f.  nelamus  B.,  E.  plidrte  Hb.,  E.  mnestra  Hb. 
aus  dem  Fextal,  E.  ceto  Hb.  mit  f.  obscura  Ratz,  aus  Airolo  und  aus 
dem  Bergell,  E.  goante  Esp.  aus  Silvaplana,  E.  gorge  Esp.  von  der  Dia- 
volezza  mit  v.  triopes  Spr.  und  erinnys  Esp.,  E.  qiacialis  Frr.  mit  v.  pluto 
Esp.  vom  Schafberg  bei  Pontresina  und  vom  Albulapaß,  E.  tyndariis  Esp., 
E.  lappona  Esp.  und  E.  f.  adyte  Hb.  von  Pontresina.  Von  Bläulingen 
wurden  vorgezeigt:  Lycaena  pheretes  Hb.,  f.  nialoyensis  Rühl.  ab.  allous 
Hb.    von    L.  ctstrarche  Bergst.,  donzelli  Bergstr.,    hellargiis  Rott.  mit   f. 


für  das  Jahr  1911.  (21) 

ceronus  Esp.,  alcon  Fab.,  f.  inontana  Meyer-Dür  von  semiargus  Rott.  und 
die  f.  parvipuncta  Fuchs  von  Cyaniris  argiolus  L.  An  Hesperiiden  war 
eine  Art  vertreten,  die  der  Vortr.  für  androinedae  Wallgr.  halten  möchte. 
Bemerkenswert  ist  ein  lappona  cf  von  der  Diavolezza,  das  auf  der  Ober- 
seite der  Hinterflügel  eine  dem  Distalrand  parallel  laufende  Kette  rotbrauner, 
schwarzgekernter  Augenpunkte  aufweist.  Die  aus  dem  Bergeil  stammenden 
Stücke  von  ceto  und  evias  sind  erheblich  kleiner  als  die  in  Airolo  fliegenden 
Formen.  Herr  H.  weist  noch  darauf  hin,  daß  man  bei  melampus  zwei 
Formen  unterscheiden  könne,  eine  größere  Form  mit  stark  ausgeprägter 
rotbrauner  Binde  und  eine  erheblich  kleinere  Form,  bei  der  die  rotbraune 
Binde  meist  sehr  reduziert,  auf  den  Hinterflügeln  mitunter  kaum  noch 
angedeutet  ist.  Unter  den  ar/j'/^-Stücken  befinden  sich  ebenfalls  solche 
mit  wenig  entwickelter,  auf  den  Hinterflügeln  verschwindender  Flecken- 
binde. 

Sitzung  vom  11.  Mai. 

Herr  Ziegler  legt  mit  einem  Hinweis  auf  die  Abhandlung  von 
Clemens  Dziurzynski  über  die  paläarktischen  Arten  der  Gattung  Zygaena  F. 
im  53.  Band  der  Vereinszeitschrift  folgende  von  ihm  erbeutete  neue 
Zygaenenform  vor: 

1 )  von  Zygaena  purpunilis  Brünnich  eine  Form  mit  fleischfarbenen 
Flecken  der  Vorderflügel  aus  Landeck  in  Schlesien,  die  er  forma  carni= 
fera  nennt, 

2)  von  Z  trifolii  Esp.  cf  eine  Form  aus  Südtirol  mit  orangegelben 
Hinterflügeln,  die  er  forma  flavescens  nennt, 

3)  von  Z.  filipendulae  L.  eine  Form  mit  schieferblauer  Grundfarbe 
der  Vorderflügel  und  hellgelben,  im  Proximalfeld  rot  beschuppten  Hinter- 
flügeln aus  Höhenschwand  im  Schwarzwald,  die  er  forma  rubescens 
nennt, 

41  von  Z.  transalpina  Esp.  cf  eine  Form  aus  Tarasp  mit  blaßroten 
Flecken  der  Vorderflügel  und  zinnoberroten  Hinterflügeln,  die  er  forma 
pallens  nennt, 

5)  von  Z.  peiidani  Esp.  (f  eine  Form  aus  Kosen,  deren  vierter 
Punkt  des  Vorderflügels  halb  rot  und  halb  weiß  ist,  und  deren  Hinter- 
flügel sehr  breite,  nach  der  Mitte  erweiterte  schwarze  Randbinden  haben; 
er  nennt  diese  forma  semipuncta  s.  Intern,  entom.  Zeitschrift  Guben 
V,  19  p.  139  vom  5./8.   1911. 

Herr  W  i  c  h  g  r  a  f  legt  eine  Anzahl  Vertreter  der  Bombyciden- 
gattung  Pliiala  vor,  die  er  in  Pretoria  gesammelt  und  von  denen  er  einen 
Teil  jetzt  bei  der  Bearbeitung  dieser  Gruppe  durch  Herrn  Embrik  Strand 
hat  mit  bestimmen  lassen;  es  sind:  Pliiala  dasypoda,  P.  airecta,  P.  polita, 
P.  pretoriana  W^ichgr.,  P.  tanganyikae  Strand  (Type),  P.  costipuncta 
niveociliata  Strand,  P.  costipuncta  wichgrafi  Strand  (Type). 

Herr  Petersdorf  legt  eine  von  ihm  am  24.  März  1908  bei 
Finkenkrug  erbeutete  Eule  vor,  die  er  für  neu  hält,  während  Herr  Dadd 
sie  für  eine  zwar  sehr  abweichende  schöne  aberrative  Form  von  Taenio- 
canipu  sta/ji/is  Viev.  hält.  (Es  ist  wie  Herr  P.  Schulze  nachträglich 
feststellt,  f.  pa/iida  Tutt). 

Herr  Blume  berichtet  über  die  nach  seinen  Erfahrungen  günstigste 
Methode,  Stauropus  fagi  zu  fangen,  die  sich  auch  jetzt  wieder  aufs 
beste  bewährt  hat:  man  suche  die  Bäume  am  Waldrande  ab,  auch  am 
Rande  breiter  V/aldwege;  weiter  im  Innern  des  Waldes  aber  hat  das 
Suchen  keinen  Zweck,  da  schon  wenige  Schritt  waldeinwärts  kaum  mehr 
ein  Falter  zu  finden  ist. 


(22)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entoniologischen  Vereins 

Sitzung  vom  18.  Mai. 

Herr  Bisch  off  jun.  hält  seinen  angekündigten  Vortrag  über 
„fleischfressende  Pflanzen".  Nachdem  zuerst  die  allgemeinen  Ernährungs- 
bedingungen der  Pflanzen  geschildert  worden  waren,  wurde  auf  die 
fleischfressenden  Pflanzen  und  ihre  Besonderheiten  in  der  Ernährungs- 
weise eingegangen.  Verschiedene  Drüsentypen  wurden  näher  besprochen. 
Danach  ging  der  Vortragende  zu  einigen  charakteristischen  Fangmethoden, 
deren  sich  die  fleischfressenden  Pflanzen  zum  Festhalten  ihrer  Beute  be- 
dienen, über,  und  einige  spezielle  Fälle  wurden  weiter  ausgeführt,  unter 
besonderer  Berücksichtigung  tropischer  Formen.  Stark  vergrößerte  Zeich- 
nungen an  der  Wand  dienten  zur  Erläuterung.  —  Vorgezeigt  wurden  von 
lebendem  Material :  Drosera  rotundifolia,  Pinguicula  vulgaris,  Utricularia 
minor,  sowie  ein  Blatt  von  Dionaea  muscipula.  —  Auf  Einzelheiten  des 
Vortrages  hier  näher  einzugehen,  würde  zu  weit  führen. 

Herr  v.  Chappuis  fragt,  ob  zu  den  insektenfressenden  Pflanzen 
auch  die  Weberkarde  (Dipsacus)  gehört,  in  deren  durch  Verwachsen  der 
Basis  der  Blätter  gebildeten  Wasserbecken  sich  oft  Insekten  fangen.  Herr 
Bisch  off  erklärt  es  für  fraglich,  ob  in  diesem  Falle  die  Insekten  auch 
verdaut  werden;  wahrscheinlich  ist  die  Karde  nur  zu  jenen  Pflanzen  zu 
rechnen,  an  denen  Insekten  zwar  durch  Klebenbleiben  oder  dergl.  gefangen 
werden,  so  daß  sie  als  Fliegenfänger  benutzt  werden,  ohne  daß  aber  die 
Pflanze  irgend  einen  Gebrauch  von  den  Opfern  macht.  Herr  D  a  d  d  weist 
auf  das  Klebvermögen  der  Pechnelke  hin,  das  der  Pflanze  nur  denselben 
Dienst  leistet,  wie  die  Leimringe  an  Obstbäumen,  wie  Herr  B.  hervorhebt; 
die  Insekten  werden  dadurch  verhindert,  von  unten  her  an  die  Blüten  zu 
gelangen,  müssen  vielmehr  von  oben  her  in  die  Blüten  eindringen  und 
dabei  die  Befruchtung  vermitteln.  Herr  D  a  d  d  weist  ferner  darauf  hin, 
daß  Nepenthes  nicht  jede  Eiweißnahrung  verträgt,  durch  Fütterung  mit 
Käse  Krankheitserscheinungen  zeigt;  sodann  daß  es  Raupen  gibt,  denen 
die  insektenfressende  Drosera  rotundifolia  zur  Nahrung  dient;  es  ist  die 
Raupe  von  Tricfioptilus  palucluni  Z. 

Herr  Blume  legt  eine  Reihe  diesjähriger  hiesiger  Stücke  von  Euch= 
loe  cardamines  L.  vor,  die  sich  durch  besondere  Größe  auszeichnen,  sowie 
ein  cf  aus  Gardone  ohne  schwarzen  Fleck  auf  den  Vorderflügeln;  bei 
einem  hiesigen  cf  steht  der  Fleck  abnormerweise  genau  auf  der  Grenze 
des  roten  Apikaifeldes. 

Herr  H  u  w  e  hat  in  letzter  Zeit  mit  sehr  gutem  Erfolge  Hybridi- 
sationen von  Amorplia  populi  L.  X  Spliinx  ocellata  L.  und  umgekehrt 
erzielt  und  vermutet,  daß  die  häufige  Gewitterschwüle  die  Falter  stark 
angeregt  habe. 

Herr  Stüler  zeigt  eine  Reihe  von  Cicinclela  regalis  Dej.  aus  Ost- 
afrika, an  deren  4.  Fühlerglied  ein  keulenförmiges,  senkrecht  abstehendes 
Gebilde  auffällt,  das  Herr  B  i  s  c  h  o  f  f  für  ein  vorstülpbares,  aus  einem 
Spalt  hervortretendes  Organ  hält. 

Sitzung  vom  1.  Juni. 

Herr  P.  Schulze  teilt  eine  Berichtigung   mit  zu   Reitter   Fauna 

germanica,  Bd.  II,  Tafel  62:  die  Nummern  4  und  5  b  sind  vertauscht  und 
5  a  stellt  die  Larve  von  Necrodes  littoralis  L.  dar,  sollte  also  richtiger 
mit  2  a  bezeichnet  werden,  während  im  Text  (S.  242)  auf  die  gar  nicht 
existierende  Figurennummer  4  a  verwiesen  ist. 

Auch  Herr  Wanach  bringt  eine  Berichtigung  in  betreff  der  Dauer 
der  Entwickelung    bei    Pamphilus    (Neuroterus)   flaviventris  Ratz. 


für  das  Jahr  191 1.  (23) 

Victor  Ferrant  (Die  schädlichen  Insekten  der  Land-  und  Forstwirtschaft, 
Luxemburg  1908—1911)  sagt  auf  S.  263  von  den  Larven  dieser  Art: 
„Anfang  August  sind  sie  erwachsen  und  begeben  sich  in  den  Boden,  wo 
sie  sich  aber  erst  nach  zweimaliger  Ueberwinterung  verpuppen  —  — . 
Die  Generation  ist  mithin  eine  zweijährige".  Das  mag  zwar  die  Regel 
sein,  jedoch  erhielt  Herr  W.  bereits  am  8.  Mai  3  c/c/  und  vom  6—8. 
Mai  8  9?  aus  Larven,  die  er  im  Juli  1910  an  Crataegus  gefunden 
und  in  einem  Freien  gehaltenen  Zuchtkasten  erzogen  hatte.  Da  das  Nest 
eine  viel  größere  Anzahl  Larven  enthielt,  ist  anzunehmen,  daß  die  Mehr- 
zahl erst  im  nächsten  Jahre  nachfolgen  wird.  —  Mitte  Mai  schlüpften  in 
demselben  Kasten  zahlreiche  c/c/  und  Q  Q  (aber  nicht  die  (fcf  zuerst, 
sondern  beide  Geschlechter  regellos  durcheinander)  von  tiylotoma  {Arge) 
pagana  Panz.,  deren  Larven  im  September  1910  einen  wilden  Rosenstrauch 
total  kahlgefressen  hatten. 

Herr  Walter  macht  auf  den  in  diesem  Jahre  ganz  auffallend  ge- 
ringen Erfolg  des  Köderfanges  aufmerksam.  Herr  Blume  hält  die  Frost- 
nächte im  Mai  für  die  Hauptursache;  es  war  zu  Eisbildung  auf  Pfützen 
gekommen  und  fast  alles  Laub  wurde  nachher  schwarz,  so  daß  die  Mehr- 
zahl der  Raupen  verhungert  sein  dürfte.  Auch  Herr  C 1  o  s  s,  der  im 
vorigen  Jahre  bei  Finkenkrug  sehr  zahlreiche  Haernorrhagia  tityus  beob- 
achtet hatte,  hat  jetzt  bei  zweimaligem  Besuch  nicht  ein  einziges  Stück 
erblickt. 

Herr  Rangnow  hat  eine  Argynnis  dia  L.  ohne  Kopf  im  Fluge  ge- 
fangen und  ist  überzeugt,  daß  das  Tier  den  Kopf  nicht  erst  durch  den 
Schlag  mit  dem  Netz  verloren  hat;  es  war  ihm  schon  durch  die  unstetige 
Flugweise  aufgefallen,  und  in  der  Giftflasche  blieb  es  noch  ungewöhnlich 
lange  am  Leben.  Als  Grund  dafür,  daß  es  nicht  unmöglich  wäre,  daß 
das  Tier  tatsächlich  ohne  Kopf  gelebt  haben  mag,  führt  Herr  Walter 
die  Beobachtung  an,  daß  die  großen  Schmeißfliegen  noch  ziemlich  lange 
am  Leben  bleiben  und,  wenn  auch  ziellos,  umherfliegen,  wenn  man  sie 
vorsichtig  geköpft  hat. 

Herr  P.  Schulze  legt  eine  Arbeit  von  R.  S  t  o  b  b  e  vor  betitelt: 
Ueber  das  abdominale  Sinnesorgan  und  über  den  Gehörsinn  der  Lepi- 
dopteren  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Noctuiden  (Sitzungsbericht 
d.  Ges.  naturforsch.  Freunde,  Berlin  1911  Nr.  2).  Verf.  hat  das  von 
Deegener  zuerst  bei  Pseudopliia  studierte  abdominale  Sinnesorgan  bei  einer 
Anzahl  anderer  Gattungen  untersucht.  Der  verbreiteste  Typ  ist  der  von 
Leucania.  Bei  Catocala  weicht  das  Organ  von  promissa  von  allen  anderen 
Gattungsgenossen  ab,  und  nähert  sich  dem  der  Gattung  Agrotis.  Bei 
Erastria  iinculael  und  deceptoria  Sc.  ist  das  Organ  ganz  rudimentär.  Das  der 
Arctiiden  steht  Scoliopteryx  nahe.  Nach  einem  ganz  anderen  Bauplan  ist 
dagegen  das  der  Cymatophoripen  gebaut.  Stobbe  stellt  ferner  Versuche  über 
das  Gehör  der  Schmetterlinge  an,  besonders  mit  Pseudopliia  lunaris.  Schiff. 
Die  Tiere  reagierten  sofort  und  deutlich,  wenn  man  mit  einem  Korken 
auf  einer  Flaschen  einen  hohen  quietschenden  Ton,  ähnlich  dem  Schrei 
der  Fledermäuse  hervorbrachte,  nicht  aber  auf  Klopfen,  Pfeifen,  Klatschen 
und  andere  Töne  und  Geräusche.  Das  Deegener'sche  Organ  ist  aber 
nicht  als  Gehörorgan  anzusprechen,  denn  die  Reaktion  tritt  noch  deutlich 
ein,  wenn  die  Organe  mit  leicht  erwärmter  Butter  völlig  verschmiert 
wurden,  ebenso  aber  auch  nach  Beschmieren  der  Fühler  und  Abschneiden 
der  Flügel.  Dem  Gleichgewichtssinn  scheinen  die  abdominalen  Sinnes- 
organe ebensowenig  zu  dienen,  da  Pseudopliia  auch  nach  dem  Verschließen 
der  Oeffnungen  noch  gut  und  sicher  fliegt. 


(24)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entoniologischen  Vereins 

Sitzung  vom  8.  Juni. 

Herr  P.  Schulze  legt  seltene,  aus  mehreren  Tausend  Käfern  aus- 
gesuchte  Aberrationen    von   Melasoma   vigintipunctatum  Scop.  aus 

Finkenkrug  vor,  die  extremsten,  die  bisher  von  dieser  Art  bekannt  wurden. 
Er  benennt  sie  folgendermaßen : 

forma  quadripunctata:  in  der  hellen  Grundfarbe  finden  sich  nur 
die  beiden  schwarzen  Mittelflecke  beiderseits  (3  OQ); 

forma  Deegeneri  (diese  schöne  Form  ist  Herrn  Privatdozent  Prof. 
Dr.  Deegener  zu  Ehren  benannt):  alle  Flecke  stark  vergrößert,  Naht- 
streif stark  verbreitert.  Fleck  1 — 5  untereinander  verschmolzen,  ebenso 
10,  7,  8  9  und  dieser  mit  der  Naht.  Der  Mittelfleck  mit  der  Naht  ver- 
schmolzen. Die  Grundfarbe  bleibt  als  feine  Linie  zwischen  den  Zeich- 
nungen erhalten.     (2  9$,  1  (J'); 

forma  extrema  Exemplare,  die  einfarbig  oder  fast  einfarbig  schwarze 
Flügeldecken  zeigen.  (1  2.)  Die  Flügeldecken  sind  völlig  schwarz  bis 
auf  einen  kleinen  Fleck  an  der  Basis  und  einen  kleinen  ringförmigen, 
gelben  Fleck  am  Apex,  in  dem  die  schwarze  Makel  10  liegt. 

forma  melaina  Grundfarbe  zwischen  den  Flecken  verdunkelt,  Hals- 
schild und  Beine  völlig  schwarz.  Sehr  bemerkenswert  sind  diese  Formen, 
bei  denen  zwischen  den  meist  unverschmolzenen  Punkten,  die  in  ver- 
schiedener Anordnung  vorhanden  sein  können,  braunschwarzes  Pigment 
auftritt.  Fast  regelmäßig  auch  die  Beine  und  das  Halsschild  völlig 
schwarz. 

Außerdem  ist  noch  forma  pustulata  Weise  benannt.  In  der  ganz 
unbestimmt  gehaltenen  Beschreibung  heißt  es:  „Flecke  mehr  oder  weniger 
verschmolzen";  als  Beispiel  wird  dann  angeführt:  Fleck  1—4  oder  7—10 
verschmolzen,  (s.  Intern,  entom.  Zeitschrift  Guben  V,  21.  p.  153  vom 
19./8.  1911.) 

Herr  Schirmer  zeigt  eine  Auswahl  interessanter  Hymenopteren 
und  Dipteren  aus  Buckow  vom  Mai  d.  J.,  darunter:  Andrenu  nasuta 
c/  9  (gefangen  auf  Anchusa),  Andr.  ciirvunciila  (Campaluna),  Andr.  lubiatu 
(Fragaria  vesca),  Eucera  interrupta  (Anchusa)  Bonibus  pomorum  (Anchusai 
und  von  Dipteren :  Epliippium  tfioracicuni,  Conops  vesicularis  etc.  etc. 

Herr  D  a  d  d  hat  eine  prächtige  Form  von  Polia  cid  aus  einer 
englischen  Puppe  gezogen;  es  ist  die  von  Stephens  als  var.  olivaceu  aus 
Schottland  beschriebene  Form. 

Herr  R  a  n  g  n  o  w  hat  an  Heidekraut  ungemein  zahlreiche  Eier 
von  Macrotliylacia  rubi  L.  beobachtet,  was  ihm  auffällig  erscheint,  da  der 
Falter  in  den  letzten  Jahren  keineswegs  besonders  häufig  war. 

Herr  Wanach  zeigt  eine  an  Fenstern  häufig  zu  findende  Fliege ; 
Scenopinus  fenestralis  L.,  die  ihm  durch  ihr  an  gewisse  Staphyliniden 
erinnerndes  Benehmen  aufgefallen  ist;  aufgestört  lassen  sie  sich  fallen 
und  bewegen  den  in  die  Höhe  gekrümmten  Hinterleib  hin  und  her,  ganz 
wie  die  Staphyliniden  bei  der  Vorbereitung  zum  Fluge.  Da  sie  außerdem 
ein  ziemlich  tief  geringeltes  Abdomen,  ähnlich  Steniis,  und  bronceschwarzen 
Thorax,  wie  manche  Philontlius-Arten,  bei  sonst  neutralschwarzer  Färbung 
besitzen  und  die  Flügel  ganz  schmal  und  flach  zurückgelegt  tragen,  können 
sie  leicht  bei  flüchtigem  Hinsehen  für  Staphyliniden  gehalten  werden,  die 
ihre  Flügel  nach  Beendigung  eines  Fluges  noch  nicht  zusammengefaltet 
und  unter  die  Flügeldecken  geschoben  haben. 

Sitzung  vom  15.  Juni. 

Herr  Schirmer  zeigt  die  Mutillen  („Spinnenameisen" I  seiner 
Sammlung  und  bemerkt  dazu  folgendes:  In  Mitteleuropa  sind  nur  wenige 


für  das  Jahr  1911.  (25) 

Arten  vorhanden  und  auch  die  spärlichen  deutschen  Species  sind  meist 
seltene  Tiere.  Sie  gleichen,  wie  der  Vulgärname  andeutet,  manchen 
Spinnen;  namentlich  Mutilla  maiira  F.  ist  im  weiblichen  Geschlecht  einer 
Wolfsspinne  nicht  unähnlich.  Reich  an  Arten  sind  die  tropischen  Gegenden, 
besonders  Südamerika.  Die  in  Mitteleuropa  vorkommenden  Arten  sind 
im  männlichen  Geschlecht  geflügelt,  im  weiblichen  ungeflügelt.  Diese 
Tiere  sind  wohl  durchweg  Schmarotzer,  aber  ihre  Biologie  ist  noch  sehr 
wenig  bekannt ;  Mutilla  europaea  L.  lebt  in  Hummelnestern  und  wurde 
namentlich  durch  den  vorzüglichen  Hummelkenner  Prof.  Hoffer  in  zahl- 
reichen Stöcken  gezogen.  Methoca  ichneumonides  Latr,  ist  als  Parasit 
der  Cicindela  hybrida  bekannt  und  auch  von  Herrn  Schirmer  bei  Buckow 
öfters  in  den  Röhren  dieses  Käfers  beobachtet  worden.  Trotz  ihres  auf- 
fallenden Aeußeren  machen  sich  diese  Tiere  im  Freien  wenig  bemerkbar. 
An  Waldrändern,  auf  sonnigen  Halden  trifft  man  die  cfcf  auf  Dolden, 
die  Q  Q.  hurtig  am  Boden  laufend,  und  leicht  zwischen  den  kurzen 
Gräsern  verschwindend.  Der  Stich  des  Q,  namentlich  der  größeren 
Arten,  ist  recht  schmerzhaft,  hinterläßt  jedoch  keine  Nachwirkung.  — 
Ferner  zeigt  Herr  Schirmer  ein  von  seinem  Vater  in  den  40er  Jahren 
hergestelltes  Raupenbüchlein,  bestehend  aus  Aquarellkopien  nach  ver- 
schiedenen Quellen. 

Herr  Ramme  führt  3  o  (/  "nd  1  Q  von  Diestrammena  marmo= 
rata  Br.,  einer  japanischen  Locustide,  lebend  vor;  sie  findet  sich  ein- 
geschleppt in  manchen  Gewächshäusern  in  großer  Anzahl,  frißt  außer 
Pflanzen  auch  Speck  und  dergi.  und  zeichnet  sich  durch  das  Fehlen  des 
sogenannten  Gehörorgans  aus.  Die  vorgelegten  Tiere  stammen  aus 
einem  Gewächshaus  in  Naumburg. 

Sitzung  vom  7.  September. 

Herr  Petersdorff  berichtet,  daß  Hadena  gemineaTx.  noch  vor 
kurzem  gefangen  worden  ist,  im  Gegensatz  zu  einer  kürzlich  aufgestellten 
Behauptung,  daß  die  Flugzeit  schon  Mitte  August  aufhöre. 

Herr  Ramme  legt  ein  Pärchen  von  Amphidasis  betularia  vor, 
das  (f  gehört  zur  typischen,  das  Q  zur  f.  doubledayaria.  Er  hat  die 
Tiere  auf  seinem  Balkon  in  Charlottenburg  in  Kopula  gefangen. 

Herr  Heinrich  hat  auf  seinem  Balkon  Jaspidea  celsia  L.  gezüchtet 
und  aus  ca.  20  Eiern  4  Puppen  erhalten.*) 

Herr  Diesterweg  berichtet  zur  Illustration  der  Wirkung  des 
abnorm  heißen  Sommers,  der  ein  ungewöhnlich  frühes  Erscheinen 
zahlreicher  Raupen  und  Falter  zur  Folge  gehabt  hat,  über  eine  Zucht  von 
Catephia  alcli  yinista  Schiff.  Die  Raupen  verließen  das  Ei  am  28. 6.,  verpuppten 
sich  am  20.  7.'  und  ergaben  vom  3.  8.  an  Falter.  Die  ganze  Entwicklung  hat 
also  wenig  mehr  als  einen  Monat  gedauert.  Auch  Herr  Closs  hat  schon 
Mitte  August  zwei  Falter  von  Aclierontia  atropos  erhalten,  und  zwar  ein 
sehr  kleines  cf  und  ein  sehr  großes  ?  aus  zwei  Raupen,  die  sich  in 
keiner  Beziehung  merklich  unterschieden  und  auch  ganz  gleich  große 
Puppen  ergeben  hatten ;  das   O   ist  dagegen  um  Va  größer  als  das  o'.. 

Herr  Heinrich  bringt  den  noch  nicht  vorgezeigten  Teil  seiner  im 
Juh  1910  im  Bergell  und  Ober=Engadin  gefangenen  Schmetterlinge 
(Eulen  und  Spanner,  sonstige  Heterocera  und  die  Kleinfalten  zur  An- 
schauung. Erwähnenswert  sind:  Agrotis  liicernea  L.,  Hadena  iiiaillardi 
H.  G.,  H.  mbrirena  Tr.,  Plasia  liociieinmrthi  Hoch.,  Heniiinia  tenturiiktria 
modestUis    Heyd.,      Acidalia    riisticata     F.,     Larentia     cambrica     Curt., 

*)  s.  Berl.  Ent.  Zeitschr.,  v.  56,  p.  125. 


(26)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

L.  nobiliaria  H.-S.,  Qnophos  serotinaria  Hb.,  Qn.  sordaria  mendicaria 
H.-S.,  Pygmaena  fusca  Thunb.  (rectius  Sebaldt!),  Cleogone  lutearia  F., 
Endroso  aurita  v.  ramosa  F.  in  dunkelgelber  Form  aus  dem  Bergell  und 
bleicher  gelb  gefärbten  Stücken  aus  dem  Engadin,  Anthrocera  (Zygaena) 
lonicerae  Esp.,  An.  filipendulae  f.  octisenlieimeri  Z.,  An.  transalpinu  Esp., 
An.  exulans  Hoch,  Procris  (Ino)  geryon  Hb.;  Vortr.  weist  auf  die  außer- 
ordentliche Uebereinstimmung  der  Zeichnung  von  Hadena  maillardi  und 
rubrirena  hin  und  würde  sich  nicht  wundern,  wenn  sich  herausstellen 
sollte,  daß  rubrirena  nur  eine  rotbraune  Form  von  nieillardi  sei,  mit  der 
sie  an  den  gleichen  Fundorten  vorkommt.  Plusia  hocke nwartlii  war  im 
Jahre  1910  auffallend  häufig  bei  Sils,  während  im  Allgemeinen  zu  be- 
merken war,  daß  sonst  recht  häufige  Arten  1910  nur  in  geringer  Indivi- 
duenzahl vertreten  waren.  Dies  zeigte  sich  z.  B.  bei  Larentia  aptata  Hb., 
L.  salicata  Hb.,  L.  incultaria  H-S.,  Qnophos  glaucinaria  Hb.,  besonders 
aber  bei  Gn.  obfuscaria  Hb.,  von  welcher  Art  nur  ein  Pärchen  erbeutet 
wurde,  während  in  früheren  Jahren  das  o"  ei"  sehr  häufiger  Gast  abends 
am  Licht  war  und  auch  das  2  nicht  selten  am  Tage  auf  Wiesen  und 
Matten  aufgescheucht  wurde.  Häufiger  als  in  früheren  Jahren  wurden 
2  $  von  Cleogene  lutearia  F.  erbeutet,  obwohl  noch  immer  in  der  Zahl 
der  männlichen  und  weiblichen  Tiere  ein  großes  Plus  zu  Gunsten  der 
ersteren  zu  beobachten  war.  Vortragender  macht  darauf  aufmerksam, 
daß  die  Hochgebirgsformen  von  Henninia  tentacularia  und  von  Minoa 
murinata  Sc,  nämlich  die  Formen  H.  modestalis  und  M.  cinerearia  Stand, 
ein  gleichartiges  Verhalten  zeigen,  indem  bei  beiden  die  im  Flachlande 
lehmgelbe  Färbung  durch  aschgraue  ersetzt  ist. 

Ein  aus  einer  Engadiner  Raupe  gezogenes  cj'  von  Lasiocanipu  quer- 
cus  L.  bestätigt  wieder  die  vom  Vortragenden  und  Herrn  Helling  bei 
Zuchten  gemachte  Beobachtung,  daß  die  hier  zur  Entwicklung  gelangen- 
den Puppen  dieser  Art  nicht  die  charakteristische  schwarzbraune  Färbung 
der  im  Hochgebirge  fliegenden  c^  o  der  f.  alpina  Frey  ergeben.  Im 
übrigen  war  die  Zugehörigkeit  des  Stückes  zu  alpina  nicht  zweifelhaft; 
eine  besondere  Eigentümlichkeit  des  Stückes  ist,  daß  die  weißen  Punkte 
im  Mittelfelde  der  Vorderflügel  vollständig  braun  überschattet  sind.  Eine 
der  Anthr.  purpuralis  Brunn,  nahestehende  Anthrocera  mit  zottigem  Leibe 
und  sehr  kurzen,  nur  wenig  über  die  Hälfte  des  Vorderrandes  reichenden, 
stark  verdickten  Fühlern,  bei  welcher  auch  die  rote  Zeichnung  der  Vorder- 
flügel vermindert  ist,  wird  zur  Form  nubigena  Ld.  zu  rechnen  sein.  Nicht 
zu  bestimmen  war  eine  Eule,  die  der  Zeichnung  nach  mit  Agrotis  corticea 
Hb.  Aehnlichkeit  hat,  deren  Flügelschnitt  aber  an  /[ietopocerus  felicina 
Donz.  erinnert.  Im  Anschluß  an  vorgezeigte  Flachlands-  und  alpine 
Stücke  von  Larentia  suffumata  Hb.  und  L.  galiata  Hb.  vertritt  Vortragender 
die  Ansicht,  daß  der  "in  Bd.  56  Heft  l/ll  Tafel  III  Fig.  13  abgebildete 
arktische  Spanner  der  in  dem  Stichel'schen  Aufsatz  „Zweiter  Beitrag  zur 
nordischen  Schmetterlingsfauna"  unter  Nr.  74  (S.  87)  zu  Larentia  suffu= 
mata  gerechnet  und  als  f.  defumata  Stichel  beschrieben  wird,  mit 
suffumata  nichts  zu  tun  habe,  sondern  in  Größe  und  Zeichnung  der  in 
Norddeutschland  heimischen  Form  von  L.  galiata  derart  nahe  stehe,  daß 
er  zu  galiata  zu  zählen  sei.  Dieser  Auffassung  kann  sich  Herr  Stichel 
nicht  anschießen,  aber  auch  Herr  Heinrich  bleibt  bei  der  seinigen. 

Sitzung  von  H.  September. 

Herr  Petersdorff  legt  eine  größere  Anzahl  o"  o^'  und  $  x  von 
Agrotis  dahlii  Hb.  vor,  die  er  bei  Hohen  =Lychen  geködert  hat, 
und  zeigt  zwei  durch  Tausch  erworbene  schöne  Stücke  von  Vanessa 
antiopa  f.  hygiaea  und   V.  polychloros  f.  testudo. 


für  das  Jahr  1911.  (27) 

Herr  Dr.  B  o  rn  e  m  a  n  n  zeigt  eine  Reihe  finnländischer  Parti, 
apollo  und  zur  Vergleichung  daneben  ap.  Sibiriens. 

Herr  S  c  h  m  a  c  k  läßt  das  neue,  mit  größter  Sorgfalt  bearbeitete 
Preisverzeichnis  exotischer  Falter  der  Firma  Rolle  zirkulieren,  worin  er 
der  modernsten  Systematik  Rechnung  getragen  hat. 

Herr  Raue  zeigt  ein  im  Juni  gefangenes  aberratives  Stück  von 
Ar.  levana  mit  großen  weißen  Flecke  auf  der  Unterseite  und  auf  der 
Oberseite  fast  ganz  schwarzen  Hinterflügeln,  die  nur  noch  einen  ganz 
schmalen  rotbraunen  Randsaum  zeigen,  während  die  Vorderflügel  in  der 
proximalen  Hälfte  ebenfalls  schwarz,  in  der  distalen  fast  zeichnungslos 
rot  sind;  nur  die  Vorderflügelspitze  trägt  schwarze  Flecke. 

Herr  Rangnow  legt  einige  aus  lappländischen  Raupen  gezogene 
Lasiocampa  quercus  L.  vor;  vor  einigen  Jahren  war  ihm  die  Zucht  miß- 
glückt, indem  alle  Raupen  nur  Schlupfwespen  lieferten;  von  den  Puppen 
der  letzten  Zucht  ergaben  nur  %  schon  nach  einmaliger  Ueberwinterung 
die  Falter,  während  die  übrigen  anscheinend  noch  ein  zweites  Mal  über- 
wintern werden.  Auch  ist  Herr  R.  der  Ansicht,  daß  die  Raupen  eben- 
falls zweimal  überwintern,  da  er  in  einem  Jahre  nur  ganz  kleine,  im  da- 
rauf folgenden  nur  fast  erwachsene  Raupen  am  selben  Platze  gefunden  hat. 

Herr  flannemann  zeigt  ein  am  7.  Juli  in  Strausberg  an  einem 
Kiefernstamm  in  Kopula  erbeutetes  Pärchen  von  Qnophos  ambiguata; 
das  cf  gehört  zu  der  hier  allgemein  vorkommenden  amb.  vepretaria,  Spr. 
das  9  dagegen  ist  ganz  abnorm  verdunkelt  und  sehr  viel  kleiner. 

Sitzung  vom  21.  September. 

Die  Ansicht  des  Herrn  Rangnow,  daß,  die  Raupen  von  Las. 
quercus  in  Lappland  zwei  Ueberwinterungen  durchmachen,  die  sich  nur 
auf  die  Beobachtung  gründet,  daß  er  in  einem  Jahre  nur  kleine  Raupen, 
im  folgenden  an  derselben  Stelle  nur  große  gefunden  hatte,  wird  von 
mehreren  Seiten  als  zwar  durchaus  plausibel,  aber  keineswegs  sicher  er- 
wiesen bezeichnet.  Bewiesen  werden  könnte  die  zweimalige  Ueber- 
winterung nur  durch  direkte  Beobachtung  an  Ort  und  Stelle,  da  selbst 
Zuchtversuche  nicht  sicher  entscheiden  können,  wie  der  Verlauf  der 
Entwicklung  im  Freien  vor  sich  geht.  Bei  Hauszucht  sind  z.  B.  von 
Oastr.  populifolia,  Arctia  caja  u.  a.  3  Generationen  erzielt  worden.  Herr 
B  e  1 1  i  n  g  hat  einen  sehr  lehrreichen  Fall  bei  der  Zucht  von  Las.  quercus 
alpina  Fr.  erlebt;  Raupen  aus  demselben  Gelege  entwickelten  sich  bei  ihm 
viel  langsamer  als  bei  einem  Bekannten,  der  sie  in  einem  wärmeren 
Räume  hielt,  und  als  Herr  B.  einen  Teil  seiner  zurückgebliebenen  Räiipchen 
jenem  Herrn  übergeben  hatte,  holten  sie  ihre  Geschwister  sehr  bald  voll- 
ständig ein.  Es  ist  daher  sehr  wahrscheinlich,  daß  bei  der  kurzen  Dauer 
des  nordischen  Sommers  ein  Jahr  auch  zur  Entwicklung  der  Raupen  von 
Las.  quercus  nicht  ausreicht,  so  daß  sie  noch  im  folgenden  Jahre  fressen 
müssen,  um  zur  vollen  Entwicklung  zu  gelangen,  wie  das  z.  B.  für 
Arctia  quenselii  Payk.  sicher  erwiesen  ist.  Auch  Erebia  clisu  Beckl.  (falso 
Thbg.)  soll  nach^Angabe  des  Herrn  Rangnow  zweijährig  sein. 

In  der  Gegend  von  Haparanda  beobachtete  Herr  R.  auf  einem 
Kohlfeld  eine  erstaunliche  große  Menge  von  Pieris  napi  L.,  wovon  er  einige 
ziemlich  stark  von  einander  abweichende  Stücke  vorlegt;  namentlich  ist 
eines  darunter  sehr  dunkel,  ein  anderes  stark  gelblich  gefärbt. 

Herr  Heinrich  berichtet  über  einen  Fall  von  ungewöhnlicher 
Fruchtbarkeit  bei  Agrotis  fimbria  L.  Ein  .,  dieser  Art,  das  er  aus 
Schwanenkrug  mitgebracht  hatte,  legte  die  enorme  Anzahl  von  1 125  Eiern, 
die  offenbar  alle  befruchtet  waren,  da  aus  allen  Raupen  geschlüpft  sind; 


(28)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

nach  10  Tagen  ging  das  $  ein,  aber  es  schien  noch  keineswegs  alle 
Eier  abgelegt  zu  haben.  Ferner  legt  Herr  H.  einige  interessante  Objekte 
vor;  eine  aus  Marokko  erhaltene  Raupenhaut,  an  einem  Blatt  festge- 
sponnen, die  siebartig  durchlöchert  ist,  aus  der  also  augenschelniich 
Schmarotzer  geschlüpft  sind;  sehr  auffallend  ist  dabei  die  absolut  regel- 
mäßige Anordnung  der  Schlupflöcher  in  Form  von  Eckpunkten  eines 
Netzes  von  gleichseitigen  Dreiecken.  Ferner  zeigt  er  einen  Hyloicus 
pinastri,  dessen  Rüssel  dick  mit  Pollen  beklebt  ist.  so  daß  er  einen  ganz 
monströsen  Eindruck  macht;  sodann  ein  Eigelege  von  Chariptera  viri= 
dana,  Walch.  und  eine  Tachinide,  die  aus  einer  Raupe  dieser  Art  ge- 
schlüpft war,  die  im  Zuchtkasten  aus  dem  Ei  geschlüpft  und  nie  mit  der 
Außenwelt  in  Berührung  gekommen  war,  weil  die  Raupen  in  einem 
Müllergazekasten  gezogen  wurden,  der  in  einem  erheblich  größeren  Draht- 
gazekasten stand.  Von  anderer  Seite  wurde  darauf  hingewiesen,  daß 
die  Tachiniden  ihr  Opfer  nicht  wie  die  Ichneumoniden  anstechen,  sondern 
ihre  Eier  oberflächlich  deponieren.  Es  sei  daher  durchaus  möglich,  daß 
die  Fliege  ihr  Ei  durch  die  Maschen  der  Drahtgaze  auf  oder  sogar  in 
den  inneren  Zuchtbehälter  habe  fallen  lassen  und  erst  die  ausgekrochene 
Larve  mit  der  Raupe  in  Berührung  gekommen  sei. 

Herr  Petersdorf  hat  eine  Schildzecke,  Argas  reflexus,  aus  seinem 
Taubenschlag  mitgebracht;  das  Tier  läuft  sehr  lebhaft  in  seinem  Ge- 
fängnis herum. 

Herr  Rangnow  bringt  einen  interessanten  Beitrag  zur  Zählebig» 
keit  der  Raupe  von  Jaspidea  celsia  L.  Er  hatte  in  Schweden  an  einem 
mit  Sedum  und  nur  vereinzelten  Grashalmen  bestandenen  Felsen  ein 
IV2  cm  langes  Räupchen  von  Jaspidea  celsia  gefunden,  das  öfters  tage- 
lang gehungert  hat,  weil  vergessen  worden  war,  für  frisches  Futter  zu 
sorgen;  nach  Berlin  mitgenommen  und  hier  mit  Gras  gefüttert,  verpuppte 
sich  die  Raupe  schon  nach  einer  Woche  und  ergab  bereits  Mitte  August 
einen  durchaus  normalen  Falter,  der  sich  weder  in  der  Größe  noch  sonst- 
wie von  hiesigen  Tieren  unterscheidet. 

Sitzung  vom  28.  September. 

Herr  Dadd  macht  im  Anschluß  an  die  Verlesung  des  Protokolls  der 
vorigen  Sitzung  darauf  aufmerksam,  daß  die  Raupe  von  Lasiocanipa  quercus 
cullunae  Palm,  stets  zweimal  überwintert,  wodurch  die  Ansicht  des  Herrn 
Rangnow  eine  weitere  Stütze  erhält.  Herr  B  1  u  m  e  hat  im  Schwarzwald 
in  Erfahrung  gebracht,  daß  auch  dort  die  zweimalige  Ueberwinterung  der 
callunae-Rau^tn  eine  bekannte  Tatsache  ist.  Ferner  zeigt  Herr  Blume  ein 
o^  von  Chrys.  dispar  rutilus  Wernb.  aus  der  Dubrow,  das  sich  von  den  in 
Finkenkrug  vorkommenden  Tieren  sehr  wesentlich,  namentlich  durch 
helleres  Rot  und  dunkleres  Wurzelfeld  der  Hinterflügel  unterscheidet. 
Schwarzwälder  Stücke  von  Lyc.  arion  L.  zeichnen  sich  vor  den  hiesigen 
durch  deutliche  Verdunklung  aus. 

Herr  Heinrich  zeigt  einige  abweichende  Falterformen,  und 
zwar:  1  cT  von  Hyloicus  pinastri  L.  von  lebhaft  aschgrauer  Färbung 
der  Vorderflügel,  bei  dem  die  dunkle  Schattierung  auf  diesen  zu  einer 
ausgeprägten  Binde  entwickelt  ist.  Diese  geht  aus  von  der  Flügelwurzel 
und  teilt  sich  in  der  Höhe  der  schwarzen  Striche  in  einen  über  diese  nach 
dem  Vorderrand  verlaufenden  vorderen  und  einen  in  der  Mitte  zwischen 
den  Strichen  und  dem  Apex  in  den  Vorderrand  mündenden  hinteren  Ast. 
Der  an  der  äußersten  Spitze  des  vordersten  Keilflccks  sitzende  weiße 
Punkt   ist   sehr   scharf  entwickelt.     Es  handelt  sich  um  die  Form  typica- 


////-  (las  Jahr  1911.  (29) 

virguta  Tutt.  Bei  einem  $  von  Melanargia  galatea  L.  fehlt  der  bei 
normalen  Stücken  vom  Vorderrand  bis  zur  Ader  III  2  (nach  Spuler)  auf 
der  Oberseite  der  Hinterflügel  sich  hinziehende  schwarze  Fleck  im  Saum- 
felde, so  daß  das  weiße  Mittelfeld  hier  durch  eine  dem  Saum  parallel 
laufende  Bogenlinie  begrenzt  wird.  In  der  hierdurch  gewonnenen  Ver- 
breiterung des  weißen  Feldes  schlagen  die  schwarzen  Kerne  der  Ozellen 
der  Unterseite  nach  oben  durch.  Im  übrigen  ist  das  Stück  normal.  Zu 
Ehren  des  um  die  Erforschung  der  Berliner  Schmetterlingsfauna  sehr  ver- 
dienten Herrn  Ernst  Zobel,  jetzt,  in  Osterode  in  Ostpr.,  wird  diese  Form 
Melanargia  galatea  f.  zobeli  Heinrich  (s.  Intern,  entom.  Zeitschr.  Guben 
V,  31  p.  221  vom  28.10.  1911)  benannt.  —  Ein  9  von  Clnysoplmnus 
rutilus  Wernb.  zeigt  insofern  eine  Abweichung  vom  Typus,  als  auf  der 
Oberseite  der  Vorderflügel  in  der  Zelle  a/IV  2  (nach  Spuler)  von  der 
Flügelwurzel  ein  schwarzer,  etwa  1  Vo  mm  langer  Strich,  dem  nach  einer 
Unterbrechung  von  etwa  1  mm  ein  schwarzer  Punkt  folgt,  saumwärts 
verläuft.  Diese  Zeichnung  schlägt  nach  einer  Unterseite  durch.  —  Schließ- 
lich wird  noch  ein  $  von  Larentia  truncata  Hufn.  vorgezeigt,  bei  dem 
der  linke  Hinterflügel  nnr  V;!  der  normalen  Größe  erreicht  hat.  Im  übrigen 
ist  das  Stück  normal.  Alle  vorgelegten  Stücke  stammen  aus  der  Um- 
gebung Berlins. 

Herr  Schirmer  zeigt  einen  Zwerg  von  Pieris  rapae  L.  mit  nur 
30  mm  Spannweite,  und  ferner  eine  Anzahl  o'o^  von  Forficula  auricu= 
laria  L.,  die  ihm  durch  ihre  verhältnismäßig  langen  Zangen  auf= 
fallen ;  er  fand  sie  im  Grunewald  unter  der  Rinde  von  Kiefernstubben. 
In  Buckow  sind  die  Zangen  der  o'ö'  stets  viel  kürzer;  sie  bilden  fast 
einen  Kreis,  während  im  Potsdamer  Gebiet,  wie  Herr  W  a  n  a  c  h  berichtet, 
gerade  die  Tiere  mit  langen  Zangen  die  Regel  bilden  und  die  kurzzangigen 
eine  seltene  Erscheinung  sind. 

Herr  Dadd  legt  von  ihm  gezogene  fremdländische  Catocalen 
vor,  und  zwar  C.  beila  serenides  vom  Amur,  und  die  amerikanische  C. 
ilia  nebst  ihrer  Subspecies  osculata.  Ferner  spricht  er  über  das  Ueber= 
liegen  von  Puppen.  Von  Codonia  oendularia  Cl.  sind  ihm  aus  120  Puppen 
bisher  nur  ca.  90  Falter  geschlüpft,  während  die  übrigen  Puppen  offen- 
bar überwintern  werden.  Es  scheint  demnach,  daß  mindestens  ein  Teil 
der  sogenannten  I.  Generation  dieser  Art  aus  Nachkommen  nicht  der 
vorjährigen  II.,  sondern  der  I.  Generation  besteht.  Das  unter  dem  Namen 
„Ueberliegen"  bekannte  zwei-  oder  mehrmalige  Ueberwintern  von  Puppen, 
die  normalerweise  nur  einmal  überwintern,  hat  ganz  denselben  Erfolg, 
nämlich  daß  Nachkommen  zeitlich  aufeinanderfolgender  Generationen 
gleichzeitig  in's  Leben  treten.  Herr  Dadd  vermutet  nun,  daß  ein  solches 
Ueberliegen  öfter  vorkommt,  als  man  nach  den  bisherigen  Kenntnissen 
annimmt,  und  daß  das  zeitweilige  Massenauftreten  von  Arten,  die  sonst 
spärlich  oder  fast  gar  nicht  zu  finden  sind,  dadurch  zu  erklären  wäre, 
daß  die  Puppen  verschiedener  Generationen  mit  wenigen  oder  keinen 
Ausnahmen  Jahr  für  Jahr  überliegen,  bis  besonders  günstige  äußere  Um- 
stände sie  in  einem  Jahre  veranlassen,  nun  alle  gleichzeitig  zu  schlüpfen. 
Auch  bei  Sora  leucograplia  Tr.  hat  er  Ueberliegen  der  Puppen  erlebt,  und 
er  bittet,  ihm  ähnliche  Erfahrungen  zum  Zweck  einer  umfassenden  Be- 
arbeitung bekannt  zu  geben. 

Im  Anschluß  daran  berichtet  Herr  Dadd,  daß  er  die  wie  es  scheint  un- 
bekannte Raupe  von  Acidalia  nemoraria  Hb.  gezogen  habe ;  schon  Anfang 
August  wollten  die  Raupen  nicht  mehr  recht  fressen,  aber  nur  drei  haben 
sich  verpuppt  und  bereits  Falter  ergeben,  während  die  übrigen  sich  an- 
scheinend zur  Ueberwinterunor  anschicken. 


(30)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entoniologischen  Vereins 

Herr  Petersdorff  berichtet  über  lladena  gemmea,  deren  sehr 
wechsehide  Häufigkeit  im  Berliner  Gebiet  Herr  D.  ebenfalls  auf  Ueber- 
liegen  der  Puppen  zurückzuführen  geneigt  ist,  daß  die  Art  in  diesem 
Sommer  in  Finkenkrug  nicht  selten  gewesen  sei;  Herr  Gaul  hat  Ende 
August  im  Grunewald  4  Stücke  in  seinem  Garten  und  4  am  Licht  ge- 
fangen, was  ebenfalls  für  eine  verhältnismäßige  Häufigkeit  spricht,  da  er 
nicht  besonders  darauf  gefahndet  hat.  Auch  Herr  R  a  n  g  n  o  w  hat  8 
Stücke  gefangen,  nicht  etwa  am  Köder;  er  ist  der  Ansicht,  daß  ein 
Ueberliegen  nur  bei  solchen  Puppen  vorkomme,  die  normalerweise  über- 
wintern, während  bei  Puppen,  die  normalerweise  schon  im  Jahre  der 
Verpuppung  den  Falter  liefern,  ein  mehrmBüges  Ueberwintern  ausge- 
schlossen sein  dürfte.  Ferner  berichtet  er,  daß  seine  Erwartung  eines 
diesjährigen  Massenauftretens  von  Macr.  riibi  nicht  erfüllt  ist,  weil  die 
in  großer  Anzahl  beobachteten  Eier  fast  ohne  Ausnahme  von  Ichneumoniden 
angestochen  waren. 

Herr  H  u  w  e  bemerkt,  daß  von  importierten  Eiern  von  Caligula 
japonica  Btlr.  etwa  ^/^  keine  Raupen  ergeben  hätten,  sondern  ebenfalls 
angestochen  waren,  und  Herr  P.  Schulze  macht  darauf  aufmerksam,  daß 
von  gewissen  Eischmarotzern,  speziell  von  der  Gattung  Teleas  Latr.,  nach- 
gewiesen ist,  daß  das  9  nur  ein  Ei  in  das  angestochene  Schmetterlingsei 
legt,  daß  sich  aber  aus  diesem  einen  Ei  durch  Teilung  des  Keimes  mehrere 
Embryonen  entwickeln. 

Sitzung  vom  5.  Oktober. 

Herr  Closs  legt  eine  Reihe  auserlesener  Seltenheiten  aus  seiner 
Sphingidensammlung  vor: 

1.  Meganotum  rafescens  severinum  Miskin  ^f  aus  Queens- 
land, vom  typischen  M.  r.  rufescens  Butl.  hauptsächlich  durch  den  gelblich 
weißen  Rand  der  tegulae  unterschieden.  (Ueber  Af.  r.  rufescens  Butl. 
vergl.  Sitzungsbericht  vom  11.  Nov.   1009). 

2.  Batocnema  coquereli  Boisd.  o'"  von  Madagascar. 

3.  Plaiysphinx  constrigilis  Walk,  c^  von  Dahomey. 

4.  Polyptychus  fumosus  R.  u.  J.  '2  aus  Entebbe  (Uganda).  Das  o^ 
wurde  von  Rotsch. -Jordan  beschrieben  und  abgebildet  (Rev.  of.  Sph.  Vol. 
1  p.  259),  das  Q  wird  dort  als  unbekannt  bezeichnet.  Das  vorliegende 
■Stück  stimmt  in  der  Zeichnung  und  den  sonstigen  Merkmalen  mit  der 
erwähnten  Abbildung  genau  überein,  zeigt  jedoch  die  gestrecktere  Flügel- 
form der  meisten  Ambulucidenweibchen. 

5.  Polyptychus  niartha  Closs  (f  Type  aus  Deutsch-Ost-Afrike. 

6.  Polyptyclms  mutatus  Walk,  cf  von  Durban  (Natal).  Das  spinner- 
ähnliche Aussehen  des  Falters  verleitete  den  Entdecker,  ihn  unter  das 
Genus  Lyniantria  Hb.  einzureihen.  Er  teilt  dieses  Aeußere  mit  noch  einigen 
anderen  Species  des  Genus  Polyptychus  Hübn. 

7.  Purum  colligatuni  Walk,  cf  aus  Kanton  (China),  verwandt  mit 
Minias  tiliae  L.  und  zur  paläarktisehen  Fauna  gehörig. 

8.  Cypü  decolor  Walk,  (f  von  Sikkim,  ein  kleiner,  unscheinbarer 
Falter,  der' seinen  Namen  mit  Recht  führt. 

9.  Sataspes  ribbei  Röber  q  Type  von  Bonthain,  S.  Celebes,  von 
dem  bekannteren  6\  infernalis  Westw.  durch  nur  einen  gelben  Hinterleibs- 
ring (gegen  zwei  bei  infernalis]  und  zwei  auf  der  Unterseite  weißliche 
unterschieden.  Die  Type,  die  aus  der  Ribbe'schen  Sammlung  stammt  und 
lange  als  verloren  galt,  gelangte  aus  den  Beständen  der  Herren  Zobrys 
und  Wolter  in  den  Besitz  des  Vorzeigenden. 


i 


für  das  fahr  IQll.  (31) 

10.  Nephele  discifera  Karsch  $  von  Entebbe  (Uganda),  kenntlich 
an  dem  runden  gelben  Fleck  am  Hinterrand  der  Vorderflügel.  Die  Art 
wurde  von  Prof.  Karsch.  1891  als  aberrative  Form  von  Nephele  petieus 
Cram.  beschrieben,  ist  aber  seither  als  eigene  Species  festgestellt. 

11.  Teiimora  uureata  Karsch  cf  aus  Buvva  (Usambara),  charak- 
terisiert durch  die  kurzen  Flügel  und  den  goldglänzenden  Fleck  zu  beiden 
Seiten  des  Hinterleibsendes;  bisher  nur  aus  Kamerun  und  Sansibar  bekannt. 

12.  Xyloplianes  nifescens  Rothschild  von  Matto  grosso. 

13.  Hippotion  hrennus  Stoll  o'  aus  Queensland. 

14.  Rluigastis  gloriosa  Butl.  q    und 

15.  Rli.  alboitiurginatus  Rothschild,  beide  aus  Sikkim,  letzterer  be- 
merkenswert als  Bindeglied  zwischen  den  Gattungen  Rluigastis  R.  u.  J. 
und  Ceclienea  R.  u.  J. 

Außerdem  zeigt  Herr  C  1  o  s  s  zwei  Herrn  Gaul  gehörige  Sphin- 
giden;  die  habituell  an  die  Lasiocampiden  erinnernde  Philosphingia  dissi- 
milis  Brem.  u.  Gray  und  Pergesa  hybr.  Iiiciani  Denso  P.  elpenor  (f  X 
P.  porcellus  9- 

Herr  Blume  zeigt  eine  schöne  biologische  Zusammenstellung  von 
Lasiocaiiipaquerciis  L.  aus  Finkenkrug  nebst  qu.  callunae  aus  Pforzheim,  und 
eine  größere  Anzahl  o'o"  i^'nd  'J9  von  Lucanus  cervus  qu.  aus  der  Duberow. 

Herr  Ramme  legt  einige  Dermapteren  und  Orthopteren  vor: 

1.  Forficula  auriculara  L.  ^  cT'  in  der  f.  typica  und  der  auch  bei 
Berlin  häufigen  f.  macrolubia  Brunn.  Im  Riesengebirge  (Krummhübel) 
fand  er  außer  diesen  beiden  Formen  eine  andere,  deren  kurze,  gedrungene 
Zangen  so  stark  ausgebogen  sind,  daß  sie  zusammen  einen  Kreis  bilden. 

2.  Anecliura  bipunctatu  Fabr.  aus  Askabat  (Turkestan),  die  er  der 
Freundlichkeit  des  Dipterologen  Herrn  Lichtwardt  verdankt. 

3.  Clielidura  acanthopygia  Gen.,  die  er  selbst  in  diesem  Frühjahr 
im  Harz  erbeutete. 

4.  Qomphocerus  antennatus  Fieb.  aus  Oberweiden  bei  Wien. 

5.  Epacrotnia  tlialassina  F.  aus  Süd-Tirol  (Waidbruck). 

6.  Acrotylus  insubricus  Scop.  aus  Attika. 

7.  Bryodeina  tuberculüta  Fabr.  von  einem  neuen  märkischen  Fund- 
ort im  Kreise  Teltow. 

8.  Oedipoda  miniata  Pall.  aus  Klausen  in  Süd-Tirol,  und 

9.  Psophus  stridulus  L.  aus  Hermsdorf  i.  M.  und  aus  dem  Riesen- 
gebirge. Angesichts  des  gewaltigen  Unterschiede  ist  es  unverständlich,  wie 
diese  beiden  Arten  mit  einander  verwechselt  werden  können,  umso  mehr 
als  Oed.  miniata  niemab'  schnarrt  1 

10.  Paracaloptenus  brunneri  Stal.,  von  Brunner  bei  Serajewo  ge- 
sammelt. 

11.  Locusta  caudata  Charp.  aus  Klausen  in  Süd-Tirol. 

12.  Platycleis  bracliypterus  L.,  die  im  Riesengebirge  ungemein  häufig 
ist  und  vereinzelt  auch  in  brauner  Färbung  auftritt. 

Schließlich  zeigt  Herr  Ramme  noch  ein  hervorragend  melanistisches 
Stück  von  Aporica  crataegi  f.  koyi  Aign.,  gefangen  bei  Reichenhall  im 
Juni  d.  J.  von  Herrn  Obersekretär  Fleck  aus  Naumburg;  Notonecta  lutea 
Müll,  aus  Krummhübel  und  Harpactor  sanguinens,  gefangen  in  Digne  von 
Herrn  Heinrich. 

Herr  Stichel  hat  in  der  Sitzung  vom  10.  November  1910  (vergl. 
Intern.  Zeitschr.,  Guben,  V.  5  p.  7  und  Berl.  E.  Z.  Bd.  46  p.  (41)  eine 
aberrative  Form  von  Parnassius  apollo  aus  Hettingen  (HohenzoUern) 
demonstriert,  bei  der  sich  die  weiße  Beschuppung  bis  zum  Rand  des 
Vorderflügels   ausdehnt,    bei    der   also  der  „Qlassaum"   fehlt,   und  hatte 


(32)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

hierfür  den  Namen  f.  niphetodis  vorgeschlagen.  Die  Annahme,  daß  es 
sich  um  keine  i<onstante  Bildung,  die  eine  Subspecies  begründen  könnte, 
handelt,  scheint  sich  bestätigt  zu  haben,  wenigstens  ist  diese  Form  auch 
an  anderen  Orten  beobachtet  worden:  Vergl.  Fritsch  in  der  Intern.  Ent. 
Z.  V.  5  p.  55.  Sogar  die  Qiltigkeit  der  Benennung  ist  in  Frage  gestellt, 
denn  Verity  hat  bereits  1907  in  „Rhop.  Palaearct."  p.  102  eine  Reihe  von 
Namen  für  wiederkehrende  Aberrationen  im  Genus  Parnassius  vorge- 
schlagen, darunter  eniarginata  mit  der  Diagnose:  „bände  marginale  dia- 
phane  absente".  Es  fragt  sich,  ob  Verity  mit  der  „Randbinde"  den 
glasigen  Saum  meint,  oder  ob  man  darunter  vielleicht  die  nahe  dem 
Rande  gelegene  sogenannte  Kappenbinde  zu  verstehen  hat,  und  weiterhin 
fragt  es  sich,  ob  eine  solche  Diagnose  eines  abstrakten  Körpers  überhaupt 
anzuerkennen  ist.  Einer  Beschreibung  sollte  doch  stets  ein  konkreter 
Fall  zu  Grunde  liegen.  Immerhin  ist  Herr  St.  ganz  damit  einverstanden, 
daß  niphetodis  durch  emarginata  ersetzt  wird,  sofern  das  Merkmal  über- 
einstimmt. 

Ferner  legt  Herr  Stichel  eine  Serie  von  Pieris  daplidice  L.  vor, 
die  eine  bemerkenswerte  Konstanz  dieser  Art  in  den  entferntesten 
Fundorten  zeigt;  im  Folgenden  sind  Variationsbreiten  der  Vorderflügel- 
länge für  jeden  Fundort  zusammengestellt:  China  (Tsintau)  o'  19-27  mm, 
9  25—26  mm;  Griechenland  (Chelmos  und  Porös)  cf  19—23,  2  21 
bis  25  mm;  Tempelhof  (Berlin)  (f  20—23,  9  21—25  mm,  aber  auch  ein 
(f  mit  14  mm  (also  kleiner  als  Lycaena  icarus!]  und  ein  Q  mit  16  mm 
(von  der  Größe  von  L.  semiargus]. 

Herr  P.  Schulze  bemerkt  zum  Melanismus  der  Nonne,  daß 
schon  im  Jahre  1785  ein  Dr.  D  .  .  .  s.  Florenz,  in  einer  Arbeit,  betitelt 
„Bemerk.,  Berichtig,  und  Zus.  zu  dem  Wiener  syst.  Verz.  der  Schmetterl." 
in  Fueßli's  Neuem  Magazin  Bd.  II  p.  375  von  Lyniantria  monaclia  berichtet: 
„Von  dieser  Phaläne  kenne  ich  ungemein  viele  Abänderungen,  einige, 
besonders  Männchen,  die  ich  auf  Tannen  und  Fichten  fand,  sind  rußfarbig, 
sodaß  man  die  schwarze  wellenförmige  Zeichnung  der  Oberflügel  kaum 
von  der  Grundfarbe  unterscheiden  kann".  Doch  gehörten  diese  dunklen 
Formen  damals  offenbar  zu  den  Seltenheiten,  denn  Ratzeburg  (Forst- 
insekten p.  91)  sind  1840  die  ganz  schwarzen  Formen  noch  unbekannt; 
er  sagt:  „Es  kommen  zwar  unendlich  viele  Varietäten  vor,  unter  denen 
besonders  einige  mit  breiteren  und  schwärzeren  Flügel  binden,  ja  fast  so- 
gar fast  ganz  schwarze,  nur  hier  und  da  noch  durch  ein  helleres  Fleck- 
chen sich  auszeichnende,  allein  die  normalen  behalten  doch  bei  Weitem 
die  Oberhand".  In  der  oben  angeführten  Abhandlung  des  Dr.  D  .  .  ..  s 
findet  sich  ferner  über  die  Raupe  von  Deilephila  nerii  folgende 
interessante  Angabe:  „Es  ist  merkwürdig,  daß  unter  den  Raupen  sich 
einige  bloß  von  den  Blüten  dieses  Baumes  (Nerium)  nähren;  die  die 
roten  Blumen  zu  ihrer  Nahrung  wählten,  hatten  durchaus  eine  rote  Farbe, 
sogar  ihr  Kot  war  hochrot.  Hierher  kann  man  die  Abänderung  in  der 
Farbe,  welche  man  bei  denen  von  Rösel  abgebildeten  drei  Raupen 
bemerkt,  rechnen". 

Ferner  teilt  Herr  P.  Seh.  mit,  daß  in  der  Gegend  von  Ebers- 
walde die  Raupen  von  Celerio  euphorbiae  ,,Dauadern"  genannt 
würden.  Er  fragt  an,  ob  diese  merkwürdige  Bezeichnung  auch  ander- 
wärts vorkommt  und  ob  jemand  etwas  über  die  Bedeutung  des  Wortes 
wüßte.  Herrn  Huwe  ist  dieser  Ausdruck  aus  der  Zehlendorfer  Gegend 
ebenfalls  bekannt;  die  Bärenraupen  heißen  daselbst  „Hundespur".  Herr 
Petersdorff  vermutet,  daß  es  richtiger  „Dauadder"  heißen  müßte, 
daß  vielleicht  dem  Namen  die  Vorstellung  zu  Grunde  liege,  diese  „Addern" 


für  das  Jahr  191 1.  (53) 

(Schlangen)  entstünden  aus  dem  Tau.  Das  a  aber  wird  bei  Zehlendorf 
entschieden  lang  ausgesprochen,  wie  Herr  Huwe  feststellt.  Herr 
Hamann  berichtet,  daß  die  eiiphorlnae-Raupen,  aber  nicht  etwa  auch 
die  übrigen  Schwärmerraupen,  in  Schlesien  und  Sachsen  den  Namen 
„Hornickel"  tragen. 

Herr  Huwe  erwähnt,  daß  er  Pergesa  hybr.  luciani  aus  dem 
Ei  gezogen  habe;  die  Raupen  hatten  sich  sehr  schnell  entwickelt  und 
schon  nach  4  Wochen  verpuppt.  Wie  es  überhaupt  bei  den  Hybriden  die 
Regel  sei,  wurden  auch  bei  diesen  die  c/cc'  stets  beträchtlich  größer 
als  die  QQ. 

Herr  Closs  bemerkt  |zu  der  Rotfärbung  der  Oleanderschwärmer- 
raupe, daß  die  von  Herrn  P.  Schulze  erwähnte  Bemerkung  schon  von  Tutt 
zitiert  sei,  und  schließt  daran  eine  kurze  Besprechung  des  Tutt'schen 
Werkes,  das  trotz  der  mangelhaften  Statistik  und  der  allzu  reichlichen 
Neubenennungen  von  Aberrationen  durch  die  außerordentlich  wertvollen 
biologischen  Notizen,  die  nicht  nur  eigene  Beobachtungen,  sondern  auch 
in  großer  Vollständigkeit  die  ältere  Literatur  berücksichtigen,  zu  einem 
klassischen  Werk  ersten  Ranges  gestempelt  wird;  es  sei  nur  zu  bedauern, 
daß  es  dem  deutschen  Publikum  nicht  durch  eine  Uebersetzung  zugäng- 
licher gemacht  worden  sei. 

Herr  liannemann  hat  rötliche  Raupen  von  liaemorrhagia 
tityus  L.  (Hemaris  scabiosae)  gefunden;  Herrn  Dr.  Denso,  dem  er  sie 
geschickt,    seien    sie    in    dieser   Färbung    noch    nicht    bekannt   gewesen. 

Herr  Hamann  hat  euphorbiae=Raupen  mit  scliwarzen  statt 
gelben  Rückenfiecken  gefunden  und  will  sehen,  ob  sich  die  daraus  ent- 
wickelnden Falter  auch  Abweichungen  zeigen  werden.  Er  fragt  an,  ob 
derartige  Beobachtungen  schon  bekannt  wären. 

Herr  P.Schulze  erklärt,  daß  im  allgemeinen  keine  abweichende 
Färbung  der  Falter  mit  abnormer  Raupenfärbung  zusammenhänge,  mit 
Ausnahme  ausgesprochen  melanistischer  Raupen,  die  in  der  Regel  auch 
melanistische  Falter  ergeben,  und  analogem  Zusammenhang  zwischen  dem 
Albinismus  von  Bärenraupen  und  -Faltern. 

Herr  Rangnow  hat  aus  dunklen  eup/wrbiae-Raupen  durchaus 
normale  Falter  erhalten,  weist  aber  auf  die  dunklen  Raupen  von  Las. 
qnercus  hin,  die  auch  dunkle  Falter  liefern. 

Herr  Ramme  berichtet  über  einen  überaus  merkwürdigen  Krank- 
heitsfall, der  kürzlich  vorgekommen  sei ;  als  einem  an  fürchterlichen 
Kopfschmerzen  leidenden  Patienten,  der  schon  fast  irrsinnig  vor  Schmerzen 
geworden  war,  die  Stirnhöhlen  operativ  geöffnet  wurden,  fand  sich  darin 
ein  Q  der  Bettwanze  mit  Jungen!!  Nach  ihrer  Entfernung  waren  alle 
Krankheitserscheinungen  geschwunden. 

Herr  Blume  berichtet  über  eine  lehrreiche  Ködererfahrung  vom 
letzten  Montag:  trotz  ununterbrochenen  strömenden  Regens  hätte 
er  mit  Herrn  Heinrich  bei  Friedrichshagen  doch  einen  Köderversuch 
gemacht,  und  es  sei  ein  enormer  Anflug  gewesen  gewesen,  fast  an 
jedem  Baum  l—Zjasp.  celsia  und  andere  Falter  in  Mengen. 

Herr  Petersdorf  erinnert  sich  eines  ähnlichen  Erlebnisses  bei 
Mühlhausen  i.  Th.,  wo  er  ebenfalls  in  strömendem  Dauerregen  eine 
riesige  Menge  Catocalen,  Eulen  etc.  am  Köder  fing. 

Endlich  bringt  noch  Herr  P.  Schulze  einen  Nachtrag  zu  der 
„Kritischen  Sichtung  der  Variationsstufen  von  Pieris  napi  L."  von  Herrn 
Stichel  in  Bd.  55  (1910)  der  Berl.  Ent.  Zeitschrift,  p.  233,  betreffend 
forma  nelo  Bergstr.,  einer  Form  ohne  schwarzen  Apikalfleck;  unter 
dem  Apex  findet  sich  ein  1  cm  langer  schräger  Strich.     Die  betreffende 


(34)  Sitziiiigsbericlite  des  Berliner  Entoinologisclien  Vereins 

Stelle  in  Bergsträßer,  Nomenclatur  und  Beschreibung  der  Insekten", 
1778,  Schmetterlinge  p.  47,  wozu  Fig.  2  auf  Taf.  32  gehört,  lautet: 
„Papilio  Nelo  P.  D.  C.  alis  integerrimis  rotundatis  albis;  macula  ex 
apicum  parte  transversa,  duobusque  nigris  in  superioribus  alis  punctis. 
Das  merkwürdige  in  seiner  Bildung  ist  dieses,  das  die  Spitzen  seiner 
Vorderflügel    nicht   wie   bei   anderen  Weißlingen   schwarz  gefärbt  sind". 

Sitzung  vom  12.  Oktober. 

Herr  Stichel  demonstriert  ein  Kästchen  mit  Arten  der  Gattung 
Nahida  Kirb.  und  Ithomeis  Bates,  um  zu  erläutern,  daß  die  jüngst 
von  Strand  in  der  Entom.  Rundschau,  v.  28,  p.  150  beschriebene  Itlio- 
nieis  eciiadorica  aus  Macas,  deren  Original  mit  vorliegt,  nicht  zu  dieser 
Gattung,  sondern  zu  Nahida  gehört.  Die  bei  der  Beschreibung  in  Ver- 
gleich gezogene  Ithomeis  astrea  Feld.,  gleichfalls  in  der  kleinen  Kollektion 
enthalten,  ist  auch  habituell  weniger  ähnlich  als  die  seltene  A^".  coenoides 
Hew.  Diese  und  A^.  ecuadorica  lassen  im  allgemeinen  Eindruck  und  im 
Besonderen  wegen  der  charakteristischen  weißen  Fleckenbildung  im 
schwarzen  Distalfeld  des  Vorderflügels  eine  nahe  Verwandschaft  erkennen. 
Morphologisch  sind  die  beiden  Gattungen  sehr  ähnlich,  nur  die  Gabelung 
der  Subcostaläste  3  und  4  ist  bei  Nahida  kürzer  und  breiter  als  bei 
Itlionieis.  Auch  dies  trifft  hier  zu.  Bei  der  Unbeständigkeit  der  Lage 
der  Subcostaläste,  die  sogar  bei  ein  und  derselben  Art  schwankt,  wäre 
vielleicht  die  Aufstellung  einer  Sondergattung  für  die  coenoides-RQxhQ 
entbehrlich  gewesen,  bei  Untersuchung  der  Palpen  gelegentlich  der 
Revision  der  „Riodinidae"  für  Wytsman,  „Genera  Insectorum"  hat  sich 
aber  noch  ein  weiterer  kleiner  Unterschied  ergeben,  der  ausschlaggebend 
war,  um  dem  bisherigen  Gebrauch  zu  folgen.  Von  Nahida  sind  nun- 
mehr 4  Arten  bekannt,  die  beiden  hier  erwähnten,  eine  dritte,  N.  coenoides 
fast  gleiche  Art  mit  rostrotem  Hinterrandfeld  des  Hinterflügels  und  eine 
vierte,  die  wegen  ihrer  ockerbraunen  Grundfarbe  im  Proximalfeld  beider 
Flügel  von  den  grauglasigen  Verwandten  auffällig  abweicht,  im  Habitus, 
der  sonstigen  Zeichnung  und  Morphologie  aber  unverkennbare  Ueberein- 
stimmung  zeigt;  es  ist  dies  N.serena  Stich.  Gen.  Ins.  Fase.  112  A.  p.  123. 
Zu  den  Vergleichsstücken  von  Ithomeis  gehört  auch  /.  aerella  Gr.  Smith, 
die  von  Schaus  als  lauronia  wiederbeschrieben  und  unter  dem  Katalog- 
namen wanda  Staud.  im  Verkehr  ist. 

Herr  Walter  zeigt  einige  im  Habitus  stark  an  Danaiden  erinnernde 
Arten  der  Gattung  Papilo  L.  aus  dem  indo-australischen  Faunengebiet: 
P.  slateri  (j^  aus  Darjeeling,  leucotlioe  cf'  aus  Padang,  P.  panope  v.  lankes- 
wara  o'  von  Süd-Ceylon,  P.  panope  typ.  q"  imd  $  ^us  Sikkim  und  ein 
cf  der  Gebirgsform,  P.  agestor  q"  ?  aus  Assam,  und  Zwergexemplare 
von  P.  macareas  und  xenocles. 

Herr  Hamann  stellt  folgende  Frage:  „Wie  weit  kann  eine 
Raupe  oder  Puppe  von  Schmarotzern  aufgezehrt  sein,  bis  sie  den 
letzten  Rest  von  Leben  einbüßt."  Daß  die  Grenze  sehr  weit  gesteckt  ist, 
hat  er  in  vielen  Fällen  erfahren.  Während  man  meist  die  Angabe  findet, 
daß  die  Schmarotzer  zuerst  den  Fettkörper  der  Raupen  verzehren  (Lam- 
pert.  Spuler  usw.),  hat  er  an  anderer  Stelle  gelesen,  daß  sie  an  den  für 
das  Leben  der  Raupe  „so  wichtigen  Fettkörper  zuletzt"  gehen.  Wie 
wenig  oft  vom  Raupenkörper  übrigbleiben  kann,  geht  schon  daraus 
hervor,  daß  {nach  Lampert)  Giard  fast  3000  Schlupfwespen  aus  einer 
Raupe  von  Plasia  gamma,   und  Howard    aus  einer  Raupe  von  Mamestra 


für  das  Jahr  1911.  (35) 

brassicae   2500  Parasiten   gezogen    hat.     Einige  Präparate,    die   Herr  H. 
vorlegt,    hat    er    im    Anschkiß    an    folgende    Beobachtungen    angefertigt: 

1.  Eine  Raupe  von  Malacosoiiia  iieustriuin  L.  wird  von  einer 
Schlupfwespe  angestochen.  Die  Wespe  flog  plötzlich,  stoßweise  auf  ihr 
zu,  saß  einige  Augenblicke  auf  ihr  und  flog  dann  sofort  wieder  ab, 
wurde  aber  gleich  gefangen.  Die  Raupe  hatte  sich  bei  dem  Angriff  nur 
etwas    nach    oben    gekrümmt,    gleichsam    einen    Katzenbuckel    gemacht. 

2.  Nach  einer  Beobachtung  in  der  Königsheide:  Angriff  einer 
Schlupfwespe  auf  eine  Raupe  von  Lymantria  dispar  L.,  die  in  der 
Häutung  begriffen  still  am  Stamm  saß.  In  dem  Augenblick,  wo  sie  die 
Wespe  gewahr  wird,  krümmt  sich  die  Raupe  mit  Kopf-  und  Afterende 
nach  oben,  wodurch  sich  ein  Wall  von  Haaren  um  sie  bildet;  sie  scheint 
also  die  Haare  als  Abwehrmittel  zu  gebrauchen.  Die  Wespe  flog  sofort 
näher,  stieß  plötzlich  nach  dem  Kopfende  der  Raupe  und  versuchte, 
sich  zwischen  den  Vorderbeinen  festzusetzen,  was  die  Raupe  mit  plötz- 
lichem üeradestrecken  beantwortete,  den  Angriff  dadurch  vereitelnd. 
Bald  krümmte  sich  die  Raupe  wie  anfangs  und  führte  drehende  Be- 
wegungen aus,  ähnlich  wie  kurz  nach  einer  Häutung  zwecks  Aufrichtens 
der  noch  zusammengeklebten  Haare.  Die  Wespe  schwebte  noch  einige 
Sekunden  über  der  Raupe,  verschwand  dann  aber. 

3.  Von  Aphidius  angestochene  Blattläuse:  die  Schmarotzer  sind 
im  Verhältnis  zum  Wirt  auffallend  groß.  (Präparat  von  Herrn  Dr. 
H.  Bischoff  jun.,  vergl.  Sitzungsber.  vom  19.  November  1908). 

4.  Eine  Puppe  von  Pieris  brassicae  L.  mit  daneben  steckenden 
Larven  von  Microgaster  glomeratus.  Herr  H.  öffnete  die  Puppe,  die 
noch  schwache  Bewegungen  mit  dem  Hinterleib  machte,  und  fand  sie 
bis  auf  eine  undefinierbare,  scheinbar  strukturlose  braune  schmierige 
Masse  angefüllt  mit  den  Larven;  von  Muskeln  war  nichts  zu  finden,  so 
daß  es  rätselhaft  erscheint,   wie  die  Puppe   sich   noch   bewegen   konnte. 

5.  Eine  Raupe  von  Pieris  brassicae  mit  einem  Klumpen  der  bekannten 
Puppen  von  Migrogaster.  Sehr  oft  hat  Herr  H.  solche  Raupen  gefunden, 
die  noch  munter  umherkrochen,  am  folgenden  Morgen  aber  schon  von 
den  verpuppten  Schmarotzern  verlassen  waren;  es  ist  schwer  verständlich, 
wie  die  Raupe  trotz  des  enormen  Volumens  der  Schmarotzer  noch  bis 
zuletzt  so  bewegungsfähig  bleiben  kann. 

6.  Einige  Schmarotzerwespen  nebst  Kokons  aus  einer  Agrotis- 
Raupe,  die  ebenfalls  noch  Lebenszeichen  von  sich  gab,  bis  aus  ihr  95 
Larven  schlüpften,  die  sich  alle  verpuppten;  die  95  Kokons  nehmen  mehr 
Raum  ein  als  das  Volumen  der  Raupe  beträgt.  Auch  kurz  nach  dem 
Schlüpfen  der  Schmarotzer  zeigte  die  Raupe  noch  schwache  Lebens- 
zeichen. 

7.  Eine  halb  erwachsene  Raupe  von  Hiiproctis  clirysorrlioea  L., 
aus  der  4  Schlupfwespenlarven  kamen;  die  eine  ist  präpariert  der  Raupe 
beigefügt.  Daneben  stecken  6  Fliegenkokons  aus  einer  gleichfalls  halb 
erwachsenen  clirvsorrlwea-Rau^t,  die  ebenfalls  noch  nach  dem  Schlüpfen 
der  Schmarotzer  schwache  Lebenszeichen  gab. 

8.  Eine  Puppe  von  Papilio  iiiachaoii  L.,  aus  der  2  Dinotomus  aus 
einem  Schlupfloch  schlüpften. 

9.  Ebenfalls  2  Exemplare  des  kolossalen  Tragus  exaltatorius,  die 
aus  einer  Puppe  von  Hyloicus  ligustri  hervorgingen. 

10.  Eine  Raupe  von  Lasiocampa  querciis,  aus  der  26  Fliegenlarven 
schlüpften,  deren  Kokons  dem  Präparat  beiliegen.  Die  Raupe  war  noch 
nicht  ganz  erwachsen,  kroch  eines  Abends  noch  umher,  und  am  nächsten 
Morgen  lagen  die  26  Kokons  neben  der  durchlöcherten  Haut.    Derartige 


(36)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

durchlöcherte  Raupenbälge  findet  man  öfters  auch  im  Freien,  über 
Zweige  gehängt,  gleichsam  als  ob  Wäsche  zum  Trocknen  gehängt  wäre. 
Es  scheint  sich  um  dieselbe  Fliegenart  zu  handeln,  wie  die  unter  7 
erwähnte. 

11.  Der  Kokon  einer  Schlupfwespe  aus  Cncullia  arteniisiae,  die 
Larve  aus  einem  solchen  Kokon,  ein  Exemplar  der  Schlupfwespe  selbst 
und  zum  Vergleich  der  Größenverhältnisse  eine  Puppe  von  Ciic.  arteniisiae. 
Der  Kokon  der  Schlupfwespe  ist  ebenso  groß  wie  die  Puppe;  von  der 
Raupe  läßt  der  Schmarotzer  nur  ein  kleines  Klümpchen  eingeschrumpfte 
Haut  übrig. 

12.  Die  Puppe  eines  amerikanischen  Spinners  nebst  dem  darin 
gefundenen  Kokon  einer  Schlupfwespe,  der  den  Spinnerkokon  lückenlos 
ausfüllte.     Die  Wespe  hat  sich  leider  nicht  entwickelt. 

13.  Schlupfwespenkokon  aus  der  Raupe  von  Plialera  bucephala. 
Sechs  etwas  verspätete  erwachsene  Raupen,  denen  nichts  Ungewöhnliches 
anzumerken  war,  wurden  abends  in  den  Zuchtkasten  getan  und  krochen 
ziemlich  schnell  umher.  Am  nächsten  Morgen  war  von  jeder  Raupe 
nur  noch  ein  Hautfetzen  übrig,  während  6  große  schwarze  Wespenkokons 
dalagen.  Staunenerregend  ist  in  diesem  Falle  1)  die  enorme  Größe  der 
Wespenkokons  im  Verhältnis  der  Raupe,  2)  die  Tatsache,  daß  die  Raupe 
mit  einem  so  ungeheuer  großen  Schmarotzer  im  Leibe  noch  kriechen 
kann,  also  jedenfalls  noch  Muskeln  besitzt,  3)  daß  der  Schmarotzer  in 
einer  einzigen  Nacht  die  letzten  Muskelreste  der  Raupe  verzehrt  und 
das  große,  dicke  Gespinst  seines  Kokons  fertigstellt,  4)  endlich  der 
geradezu  künstlerische  Aufbau  dieses  Kokons.  Dieser  besteht  nämlich 
zunächst  aus  einigen  ungleich  dicken  Fäden,  unter  denen  als  äußerere 
Kokonhülle  eine  große  Anzahl  sich  gegenseitig  einhüllender,  feinster 
durchsichtiger  Häutchen  liegt.  Weiter  nach  innen  werden  diese  Häutchen 
fester,  zuletzt  glänzend,  pergamentartig.  Die  ganze  Hülle  ist  äußerst 
widerstandsfähig  und  elastisch.  Die  letzte  Hülle  der  bräunlichen  Larve 
selbst  ist  ein  feines,  glänzendes  Häutchen.  Sämtliche  Häute  des  Kokons 
sind  schwarz.  Geschlüpft  ist  keine  von  diesen  Schlupfwespen,  doch 
fand  sich  in  einem  Kokon  die  daneben  steckende,  im  letzten  Stadium 
vor  dem  Schlüpfen  eingegangene  Wespe. 

14.  Eine  Schmarotzerfliege  aus  Lyniantria  clispar,  ein  auffallend 
großes,  schwarz  und  grau  gestreiftes  Tier.  Zwecks  Eiablage  schleicht 
sie  sich  vorsichtig  schon  an  die  kleinsten  Räupchen  so  nahe  heran,  wie 
es  ihr  möglich  ist,  ohne  die  langen  Haare  der  Raupe  zu  berühren,  und 
springt  dann  ganz  plötzlich  auf  die  Raupe.  Mit  den  Beinen  hält  sie  sich 
am  Baume  fest,  und  die  zwischen  ihren  Beinen  sitzende  Raupe  ist  somit 
gefangen;  sie  kommt  auch  nicht  frei,  wenn  sie  sich  mit  aller  Gewalt  mit 
dem  Rücken  nach  oben  krümmt.  Im  Moment,  wo  das  geschieht,  klebt 
die  Fliege  ein  Ei  an  die  Raupe,  springt  ab  und  putzt  sich  die  Füße, 
während  die  Raupe,  wenn  sie  nicht  gleich  vom  Baume  fällt,  minuten- 
lang bewegungslos  bleibt.  Zw^ei  Präparate  veranschaulichen  das  Ver- 
halten der  Raupe  bei  solchem  Ueberfall.  Die  Fliegenlarve  erreicht  eine 
im  Verhältnis  zur  Raupe  enorme  Größe,  und  Herr  H.  fand  einmal  sogar 
zwei  Larven  in  einer  erwachsenen  Raupe,  die  noch  fraß;  die  Anwesenheit 
der  Larven  verriet  sich  durch  ihre  Bewegungen  in  dem  Körper  der 
Raupe.  Diese  wurde  mitgenommen,  und  am  nächsten  Morgen  lagen  die 
beiden  Fliegenkokons  neben  der  noch  schwache  Bewegungen  machenden 
Raupe.  Ein  weiteres  Präparat  zeigt  die  Fliegenlarve  in  der  seitlich 
geöffneten  Raupe,  und  schließlich  sind  die  Larven  in  verschiedenen 
Größenstadien,  die  Kokons,  eben  geschlüpfte  und  fertig  entwickelte 
Fliegen  präpariert. 


////•  das  Jahr  1911.  (37) 

Ein  weiteres  Beispiel  von  Lebenszähigi<eil  zeigte  eine  Raupe  von 
Dicrannra  vinula,  die  V:i  der  vollen  Größe  erreicht  hatte;  sie  war  voll- 
ständig bedeckt  mit  den  Kokons  eines  Migrogaster,  schlug  aber  trotzdem 
bei  der  leisesten  Berührung  heftig  mit  der  Schwanzgabel  nach  oben, 
kroch  tiotz  ihrer  Last  in  der  Schachtel,  in  die  sie  mit  dem  Zweige  ge- 
steckt wurde,  zwar  etwas  schwerfällig  umher,  lebte  aber  noch  volle 
8  Tage.  Aehnliche  Beispiele  ließen  sich  noch  in  Menge  anführen.  Das 
Erstaunlichste  aber  bleibt  die  Bewegungsfähigkeit  der  Raupen  und  Puppen 
noch  in  einem  Stadium  des  Aufgezehrtsein,  in  dem  man  es  gar  nicht 
mehr  für  möglich  halten  sollte. 

Herr  Heinrich  führt  als  Beispiel  für  die  Lebenszähigkeit,  die 
auch  bei  den  Imagines  erstaunlich  ist,  einen  Maikäfer  an,  der  ganz  ohne 
Abdomen,  das  ihm  von  einem  Vogel  geraubt  sein  mag,  munter  umher- 
krabbelte, Herr  Wan  ach  einen  ähnlichen,  von  ihm  in  Band  50  der  Berl. 
Ent.  Zeitschr.,  S.  235,  beschriebenen  Fall  bei  Cambus  glabraliis.  Herr 
C 1 0  s  s  erwähnt  das  außerordentlich  reichhaltige  Material  zur  Schmarotzer- 
frage, das  sich  bei  Tutt  gesammelt  findet. 

Herr  Heinrich  zeigt  von  seiner  Sommerreise  aus  Digne  mit= 
gebrachte  Falter  vor,  nämlich  die  am  Licht  erbeuteten  Regmatophila 
alpina  Beil.,  Agrotis  birivia  Hb.,  Luperina  dunietorum  H.  Q.,  Hadena 
adiista  anilis  B.,  Dianthoecia  liisteago  Hb.  in  dunklen,  der  f.  argillacea 
Hb.  zuzuweisen,  und  in  sehr  hellen,  verschwommene  Zeichnung  auf- 
weisenden, wohl  zur  f.  olbiena  H.  G.  zu  rechnenden  Stücken,  ferner 
am  Köder  gefangene  Stücke  von  Cymatopliora  octogesima  Hb.  und  eine 
am  Weißdorn  sitzend  gefundene  Chariptea  viridana.  Walch.,  die  trotz  ihres 
gänzlich  reinen,  selbst  die  Fransen  unverletzt  aufweisenden  Zustandes 
befruchtete  Eier  abgelegt  hat,  die  zur  Zucht  verwendet  wurden.  Hadena 
anilis  B.  galt  früher  als  gute  Art  (vergl.  Stand.  Catal.  187 II,  ist  aber  von 
Rebel  (Berge)  aus  der  Reihe  der  Arten  verwiesen  und  in  einer  An- 
merkung als  eine  Form  von  H.  platinea  Tr.  oder  als  eine  auffallend 
lichtgraue  Lokalform  von  H.  adnsta  Bsp.  erklärt  worden.  Spuler  führt 
zwar  im  Text  anilis  noch  als  gute  Art  an,  stellt  sie  aber  in  den  Nach- 
trägen (S.  357  des  1.  Bandes  unter  adnsta  und  anilis)  gleichfalls  als 
Lokalform  zu  adusta.  Herr  H.  schließt  sich  dieser  Auffassung  an.  Zu 
bemerken  ist  noch,  daß  die  Form  von  den  Digner  Sammlern  als  sylvatica 
bezeichnet  wird,  unter  welchem  Namen  nach  dem  Staud.  Cat.  und  nach 
Spuler  eine  korsische  Form  zu  verstehen  hätte,  während  Rebel  erwähnt, 
daß  die  Form  auch  bei  Digne  gefunden  werde.  Ob  beide  Formen  neben 
einander  aufrechtzuerhalten  sind  —  insbesondere  beide  mit  demselben 
Fundort  Digne  — ,  ist  dem  Vortragenden  sehr  zweifelhaft,  obwohl  Spuler 
dies  versucht,  indem  er  in  den  Nachträgen  anilis  als  das  Extrem  der  bei 
var.  sylvatica  vorhandenen  weißgrauen  Aufhellung  bezeichnet.  Hiernach 
würden  alle  von  Herrn  H.  in  Digne  bei  Sammlern  gesehenen  und 
während  seines  dortigen  Aufenthalts  im  Juni  v.  J.  erbeuteten  Stücke  der 
f.  anilis  angehören,  obwohl  sie  dort  anders  bezeichnet  werden.  Sie 
stimmen  mit  der  Abbildung  im  Spuler  Taf.  30  Fig.  4  gut  überein.  Ob 
die  daselbst  Taf.  40  Fig.  9  gegebene,  als  Kopie  bezeichnete  Abbildung 
von  sylvatica  Bell,  für  die  korsische  Form  zutrifft,  kann  Vortragender 
mangels  Materials  nicht  beurteilen;  mit  der  Digner  Form  hat  sie  keine 
Aehnlichkeit. 

Herr  Ramme  zeigt  einen  Lucanus  cervus  f.  capreolus  aus  Klausen 
Südtirol)  von  35  mm  Länge  und  mit  7  mm  langen  Mandibeln,  und 
ferner  den  als  „bunte  Stinkschrecke"  bekannten  Kolonialschädling  Zono= 
cerus  elegans  Thunb.  aus  Usambara,   ausgezeichnet   durch   eine   Stink- 


(38)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entoniologischen  Vereins 

drüse  zwischen  dem  2.  und  3.  Abdominalsegment,  aus  der  das  Tier  in 
Gefahr  die  stinkende  Flüssiglteit,  die  Flügel  ausbreitend,  nach  vorn 
spritzt.  Die  Art  tritt  jährlich  im  Oktober  in  den  Kaffeeplantagen  und 
Gärten  von  Ost-Usambara  als  Schädling  auf.  Vosseier  empfiehlt  im 
„Pflanzer"  von  1906  (S.  65—68)  als  Schutzmaßregel  das  Absuchen 
und  Vernichten  der  erwachsenen  Tiere,  die  ein  gutes  Düngemittel 
darstellen. 

Herr    P.   Schulze   demonstriert   eine  Anzahl  Trichius    fasciatus 

L.  aus  verschiedenen  Gegenden  zum  Beweise  einer  schon  in  der  Berl. 
Entom.  Zeitschr.  55  p.  1  geäußerten  Ansicht,  daß  bei  dieser  Art,  wo 
normalerweise  das  5  sich  neben  anderen  Merkmalen  durch  seinen 
Habitus  (breiter  gebaut  als  das  0',  Halsschild  breiter  als  lang)  vom  q' 
unterscheidet,  —  ein  Teil  der  $  §  sich  den  c/c/  nähere,  die  Q  $  also 
dimorph  seien.  Am  breitesten  von  den  vorgelegten  sind  die  9  5  aus 
Khaa  (Böhmen),  dann  folgen  die  aus  Krummhübel  (Riesengebirge),  Alten- 
brak (Harz)  und  Klausen  (Südtirol).  Eins  von  den  dort  von  Herrn 
Ramme  gesammelten  Exemplaren  stellt  das  Extrem  dar.  Es  unter- 
scheidet sich  in  Größe  und  Habitus  in  nichts  von  den  ^'o'-  Das  Hals- 
schild ist  so  breit  wie  lang,  besitzt  aber  noch  die  beiden  Kreideflecke 
am  Halsschild.  Ebenso  ist  die  Skulptur  der  Bauchsternite  rein  weiblich.  Die 
Behaarung  des  Halsschildes  und  des'  Pygidiums  ist  viel  intensiver  braun- 
resp.  goldgelb  als  bei  den  zugehörigen  oV-  Bemerkenswert  sind  auch 
die  Tiere  aus  Schwed. -Lappland.  Im  allgemeinen  nähern  sich  beide  Ge- 
schlechter sehr,  es  kommen  daneben  aber  auch  besonders  breite  Q  Q 
vor.  Ein  weiteres  Exemplar  der  Q  f.  Rangnowi  P.  Seh.,  die  nicht  nur 
männhchen  Habitus,  sondern  auch  veränderte  Bauchskulptur  besitzt,  ist 
Vortr.  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Merkwürdigerweise  zeigt  ein  lapp- 
ländisches cf  durchaus  weiblichen^  Habitus  auch  im  Halsschildbau.  Drei 
Stücken,  dem  eben  erwähnten  n  und  einem  weiteren  Pärchen,  fehlen 
die  Mondflecke  auf  dem  Pygidium  völlig  (f.  illunaris  n  f.).  Recht  häufig 
scheint  in  diesem  Jahr  f.  pseudosibiricu  P.  Seh.  gewesen  zu  sein.  Es 
liegen  Stücke  vor  aus  Klausen  (dabei  ein  Exemplar  mit  gelben  Schuppen- 
flecken), Krummhübel,  Altenbrak,  ferner  ein  im  vorigen  Jahr  in  Elbing 
gefangenes.  Unter  der  Ausbeute  des  Herrn  Ramme  befindet  sich  auch 
cf  f.  Noui  Pellet.  Zur  Bibliographie  ist  nachzutragen:  f.  bimaciilata 
Gebier  (in  Ledebour  Reise  Altaigeb.  11  p.  111.  1830),  die  häufige  Form 
des  9  mit  zwei  Flecken  am  Halsschildrande,  (s.  Intern,  entom.  Zeitschr. 
Guben  V,  43  p.  309  vom  20.  1.  1912). 

Ferner  macht  Herr  P.  Seh.  darauf  aufmerksam,  daß  die  von 
Bergsträßer  in  „Nomenklatur  und  Beschreibung  der  Insekten  in  der 
Grafschaft  Hanau-Münsterberg"  1778—1780  gegebenen  Bläulingsnamen 
nach  den  Nomenklaturregeln  offenbar  ungültig  seien,  da  der  Autor 
hier  nicht  der  binären  Nomenklatur  folge.  Die  anderen  in  dem  Werk 
enthaltenden  Insekten  werden  fast  durchgängig  mit  deutschen  Vulgär- 
namen bezeichnet,  bei  den  Bläulingen  stehe,  vermutlich  um  nicht  immer 
etwa  „hellblauer,  dunkelblauer  Falter"  usw.  zu  sagen,  ein  griechischer 
Name;  "So  tauft  er  z.  B.  ein  q  Nausitlioiis,  das  9  Nausithoe.  —  Lycaena 
argyrognomon  Bergstr.  erlangt  Gültigkeit  durch  die  Publikation  von  Bork- 
hausen: Europ.  Schmett.  1  p.  152,  1788;  er  wäre  dann  als  Autor  für 
diese  Art  anzusehen.  Für  Lycaena  baton  ist  wahrscheinlich  cunpliion 
Esp.,  für  astrarclie  Bergstr.  medon  Esp.,  und  für  Lyc.  argiades  gen.  vern. 
polysperclion  Bergstr.  tiresias  Hb.  zu  setzen.  Hesperia  malvcie  f.  taras 
Bergstr.    könnte   wohl   erhalten    bleiben,   da  Formennamen    nicht    unter 


für  das  Jahr  1911.  (39) 

das  Nomenklaturgesetz  fallen ;  der  Name  erlangt  überdies  Gültigkeit  durch 
die  Publikation  von  Meigen,  Europ.  Schmett.  I,  1829. 

Endlich  legt  Herr  P.  Seh.  eine  Schwärmerpuppe  vor,  über  deren 
Herkunft  er  in  der  Intern.  Ent.  Ztschr.  Guben  III  p.  114  berichtet  hatte.  Die 
Raupe,  die  jung  an  Wolfsmilch  gefunden  wurde,  glich  durchaus  der  von 
Cel.  euphorbiae,  sie  wurde  mit  Salix  babylonica  L.  (nicht  viminalis,  wie 
es  in  dem  zitierten  Artikel  irrtümlich  heißt)  großgezogen  und  war  zu- 
letzt von  einer  C  ^«///-Raupe  nicht  zu  unterscheiden.  Die  Puppe  hat 
leider  keinen  Falter  ergeben,  sondern  ist  eingetrocknet.  Ebenso  ist  die 
Puppe  von  Macrotliylacia  rubi,  die  sich  bereits  am  28.  Oktober  verpuppt 
hatte  (vergl.  Berl.  Ent.  Ztschr.  54  p.  [38]),  ebenfalls  abgestorben. 

Hierzu  bemerkt  Herr  Closs,  daß  wahrscheinlich  das  veränderte 
Futter  die  Ursache  der  veränderten  Färbung  der  Raupe  gewesen  sei,  da 
es  bekannt  ist,  daß  Raupen  von  Celerio  euphorbiae,  die  nicht  an  Eu- 
phorbia leben,  abweichend  gefärbt  sind. 

Herr  Rangnow  berichtet,  daß  Herr  Thurau  Raupen  von  C.  eu- 
phorbiae an  Spitzwegerich  gefunden  und  damit  aufgezogen  habe;  sie 
hätten  aberrante  Falter  ergeben. 

Sitzung  vom  19.  Oktober. 

Herr  Esselbach  zeigt  ein  bei  Saas-Fee  (Wallis)  in  1800  m  Höhe 
gefangenes  $  von  Sirex  (sp.?),  eine  Schlupfwespe  aus  Pergesa  elpenor, 
bei  dessen  Zucht  man  nur  selten  Schmarotzer  erhält,  und  eine  noch  nicht 
bestimmte  Art  von  Onophos  aus  San  Martino  di  Castrozza  (14— 1500  m); 
Herr  Heinrich  hält  sie  für  Qn.  serotinaria  Hb.,  und  legt  seinerseits  zwei 
charakteristische  Falter  aus  Digne  vor:  Leucanitis  cailino  Lei,  die  er 
vergeblich  auf  Schutthalden,  dem  angeblichen  Hauptaufenthalt  der  Art, 
gesucht,  hingegen  öfters  am  Licht  gefangen  hat,  sowie  Cleophana  yvani 
Dup.,  gleichfalls  am  Licht  erbeutet. 

Herr  Rangnow  hat  Kokons  von  Eriogaster  lanestris  L. 
gründlich  gereinigt  und  dabei  bemerkt,  daß  jeder  Kokon  eine  kleine 
beulenförmige  Erhöhung  mit  einem  Luftloch  auf  dem  Gipfel  trägt. 
Dieselbe  Erscheinung  hat  auch  Herr  P.  Schulze  bei  der  Mehrzahl  der 
von  Herrn  Heinrich  aus  der  Schweiz  erhaltenen  Puppen  festgestellt; 
bei  einer  fand  er  zwei  Luftlöcher.  Herr  Rangnow  zeigt  ferner  noch 
einen  Stein,  der  das  Aussehen  eines  Gespinstes  von  Saturnia  spini 
Schiff,  trägt,  und  den  er  auch  für  ein  solches  von  Kalksinter  durchsetztes 
Gespinst  hält;  seine  Söhne  haben  es  aus  der  Kirgisensteppe  mitgebracht. 

Herr  P.  Schulze  legt  ein  $  des  seltenen  Spinners  Laella  coenosa 
Hb.  vor,  das  er  im  August  1908  auf  seinem  an  Carex  angesponnenen 
weißlichen  Kokon  am  Ufer  des  Britzer  Sees  bei  Eberswalde  fand.  Es 
ist  dies  ein  neuer  Fundort  für  die  Mark  Brandenburg.  Ferner  macht  er 
darauf  aufmerksam,  daß  die  Angabe  im  Calver-Schaufuß  p.  533  „Viele 
Coccinelliden  schwitzen  als  Verteidigungsmittel  aus  dem  Kniegelenk  einen 
gelbrötlichen,  scharf  riechenden,  in  Wasser  löslichen  Saft,  das  Sekret  ge- 
wisser Drüsen  im  Netzwerk  der  Eingeweide"  insofern  unrichtig  ist,  als 
die  abgesonderte  Flüssigkeit  nicht  Sekret  sondern  Blut  ist,  dessen  gelbe 
Farbe  durch  Granulation  in  den  Blutzellen  bedingt  wird,  wie  Izquierdo 
(Act.  de  la  soc.  scient.  du  Chili  V,  4  p.  257,  1895  (96)  mit  Sicherheit 
nachgewiesen  hat.  Es  handelt  sich  um  denselben  Farbstoff,  der  auch  in 
den  Flügeldecken  enthalten  ist;  so  ist  die  Ausschwitzung  auch  bei  Novius 
craentafas  entsprechend  karminrot. 


(40) 


Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 


Sitzung  vom  26.  Oktober. 

Herr  Dadd  zeigt  eine  Reilie  bemerkenswerter  Falter  aus  seiner 

Sammlung:  Aniphipyra  livida  F.  aus  Digne  (ex  ovo  gezogen),  ein  rotes 
Stück  von  Agrotis  angur  F.  aus  Zehlendorf,  ein  schönes  dunkles  Stück 
von  Agr.  xantographa  f.  cohaesa  HS.  (Zehlendorf),  eine  lange  Reihe  sehr 
variabler  Stücke  von  Dyschorista  fissipuncta  H\v.  iZehlendorf  geködert), 
Polia  Chi  v.  olivacea  Steph.  aus  England,  ex  ovo  gezogen,  darunter  ein 
typisches  Stück;  Plastenis  retusa  L.,  aus  Zehlendorf,  gezogen  aus  Raupen, 
die  an  jungen  Trieben  der  Salweide  zwischen  zusammengesponnenen 
Blättern  leben;  ein  merkwürdig  helles  o''  "von  Agrotis  vestigialis  Rott., 
in  Zehlendorf  am  Tage  fliegend  gefanden,  und  daneben  zum  Vergleich 
3  helle  cC^cT  aus  dem  Berliner  Gebiet  und  die  4  hellsten  Stücke,  die 
Herr  D.  aus  England  besitzt;  Orthosia  litura  meridionalis  Stand,  aus 
Digne  (ex  ovo)  nebst  einem  hiesigen  typischen  Stück;  Orth.  laevis  Hb., 
in  Zehlendorf  geködert;  Ciicullia  absinthii  L.,  gezogen  aus  einer  bei 
Zehlendorf  auf  Artemisia  vulgaris  gefundenen  Raupe;  Ciic.  tanaceti  Schiff. 
(Zehlendorf)  aus  Raupen  von  Millefolium  gezogen;  davon  schlüpften 
3  ö^cT  und  4  9  9  im  Juni,  ein  c/  Ende  August;  Agrotis  Jinibriola  Bsp. 
aus  dem  Engadin  (von  Herrn  Arno  Wagner  erhalten);  desgleichen:  Agr. 
signifera  F.  aus  Waidbruck  in  Südtirol;  Miseiia  bimaculosa  L.,  in  Waid- 
bruck  geködert;  Larentia  sociata  Bkh.,  verdunkeltes  Stück  aus  Zehlen- 
dorf; Simyra  nervosa  F.,  gezogen  aus  einer  bei  Zehlendorf  auf  Rumex  sp. 
gefundenen  Raupe. 

Herr  Heinrich  legt  2  Parnassius  apollo  aus  Digne  vor,  die 
einen  Uebergang  zur  Form  provincialis  Kheil  darzustellen  scheinen. 

Herr  P.  Schulze  macht  auf  einen  Zeichnungsunterschied 
zwischen  Cicindela  hybrida  L.  und  maritima  Labs,  aufmerksam,  der  zwar 
kein  absolut  zuverlässiges,  aber  ein  sehr  bequemes  und  in  den  meisten 
Fällen  zutreffendes  Unterscheidungsmerkmal  dieser  beiden  sehr  nahe 
verwandten  Formen  darstellt:  bei  liybr.  endet  die  Mittelbinde  der  Flügel- 
decken am  Außenrande  in  einen  ziemlich  weit  nach  vorn  und  hinten 
auslaufenden  weißen  Randstreifen,  der  bei  niarit.  nur  in  seltenen  Fällen 
angedeutet  ist,  namentlich  der  hintere  Teil  dieses  Streifens  ist  nur  bei 
einem  unter  mehr  als  100  von  Herrn  Wanach  mitgebrachten  Stücken 
dieser  Form  voll  ausgebildet,  bei  etwa  20  allerdings  als  ganz  kurze  feine 
Linie  angedeutet;  andererseits  zeigt  auch  ein  Potsdamer  2  von  hybr. 
abnormerweise  nur  eine  Spur  des  hinteren  und  gar  keine  des  vorderen 
Teils  dieses  Randstreifs.  In  der  Regel  ist  die  Mittelbinde  bei  hybr.  nahe 
dem  Rande  etwas  eingeschnürt,  bei  niarit.  dagegen  nicht. 


a)  maritima 
(Zinnowitz.) 


Die  beigefügten  Figuren  stellen 
besonders  charakterisch  gezeich- 
nete Stücke  beider  Formen  dar; 
auch  der  in  der  Regel  recht  aus- 
geprägte Unterschied  der  Körper- 
form kommt  darin  zum  Ausdruck. 


b)  hybrida 
(Finkenkrug. 


für  das  Jahr  1911.  ("41) 

Herr  H.  Bischoff  jun.  hat  im  letzten  Sommer  bei  Misdroy  auf 
einem  feuchten  Sandstreifen  an  der  Steilltüste  neben  17  Stüclcen  von 
Cic.  hybrida  nur  3  von  maritiina  gefangen;  auch  bei  Warnemünde  sind 
nach  Angabe  des  Herrn  P.  Schulze  im  Sommer  1910  bei  einem 
zweitägigem  Aufenthalt  am  Strande  keine  maritima,  sondern  nur  hybrida 
gefangen  worden. 

Herr  Walter  legt  eine  alte  Beschreibung  Lapplands  vom 
Jahre  1675  von  Johannes  Scheffer  von  Straßburg  vor,  die  zwar  nach 
Angabe  des  Titelblatts  auch  die  Zoologie  Lapplands  berücksichtigen  soll, 
aber  garnichts  über  Käfer  oder  Schmetterlinge  berichtet;  nur  über  die 
„schädlichen"  Mücken,  die  dort  eine  arge  Plage  bilden,  und  über  die 
Renntierbremsen,  die  Verf.  aber  für  Wespen  hält,  finden  sich  Angaben, 
während  die  ganze  übrige  Entomologie  leer  ausgeht. 

Herr  Rangnow  zeigt  eine  Reihe  meist  sehr  verdunkelter  Stücke 
verschiedener  Arten  der  Gattung  Argynnis  aus  Nordschweden,  namentlich 
Haparanda;  ferner  Arg.  ino  Esp.  aus  Ingermannland;  die  Stücke 
unterscheiden  sich  von  hiesigen  namentlich  durch  blasser  gezeichnete 
Unterseite. 

Sitzung  vom  2.  November. 

Bezugnehmend  auf  einen  in  Entomologenkreisen  noch  immer  weit 
verbreiteten  Irrtum  weist  Herr  P.Schulze  darauf  hin,  daß,  wenn  eine 
Art  aus  einem  Genus  in  ein  anderes  gestellt  wird,  nötigenfalls  die  Adjek- 
tivendung des  Speciesnamens  zu  ändern  ist.  Bedauerlich  ist  es,  daß 
selbst  die  Redaktionen  mancher  entomologischen  Zeitschriften  und  die 
Herausgeber  zusammenfassender  Werke  über  die  internationalen  Nomen- 
klaturregeln nicht  orientiert  sind.  So  antwortete  z.  B.  die  Redaktion  der 
Gubener  Entomologischen  Zeitschrift  auf  eine  Briefkastenfrage  iBd.  IV 
p.  267),  warum  z.  B.  aus  Papilio  minimus  Fueßlei  nicht  Lycaena  minima 
würde:  die  Beibehaltung  des  Namens  erfolge  nach  Artikel  19  der  Nomen- 
klaturregeln, der  laute:  „die  ursprüngliche  Schreibung  eines  Namens  ist 
beizubehalten,  falls  nicht  ein  Schreib-  oder  Druckfehler  oder  ein  Fehler 
der  Umschreibung  nachzuweisen  ist".  Dieser  Paragraph  ist  völlig  miß- 
verstanden worden,  da  er  sich  nicht  auf  die  Endung,  sondern  auf  die 
Orthographie,  also  etwa  y  statt  i  etc.  bezieht.  In  Art.  14  a  heißt  es  aus- 
drücklich: Artnamen  sind  a)  Eigenschaftswörter,  die  im  Geschlecht  mit 
dem  Namen  der  Gattung  übereinstimmen.  Beispiel  Felis  marmorata. 
Und  im  Art.  23,  in  dem  die  Rede  davon  ist,  daß  der  Autorname  in 
Klammern  zu  setzen  ist,  wenn  die  Art  nicht  mehr  der  Gattung  zugehört, 
in  die  sie  der  Autor  stellte,  wird  als  Beispiel  angeführt:  Taenia  lata  L. 
und  Dibothrioceplialus  latus  (L.),  ferner  Fasciola  hepatica  L.  und  Distoma 
hepaticum  (L.).  Die  Internationale  Entomologische  Zeitschrift  Guben  z.  B. 
würde  sich  ein  großes  Verdienst  erwerben,  wenn  sie  die  15  Quartseiten 
der  internationalen  Nomenklatur  als  besondere  Beilage  abdrucken  würde. 

Ferner  zeigt  Herr  P.  Schulze  zwei  aberrierende  Formen  von 
Anthrocera  trifolii  Esp.  aus  Eberswalde:  f.  minoidcs  Selys,  bei  der 
alle  Flecke  der  Länge  nach  zusammengeflossen  sind  und  f.  basalis  Selys, 
bei  der  die  Miltelflecke  unter  sich  und  mit  den  Wurzelflecken  ver- 
schmolzen sind,  während  Fleck  5  einzeln  steht.  Von  der  ersten  Form 
sagt  Dziurzynski  in  seiner  Monopraphie  der  Gattung  Zygaena  (Berl.  Ent. 
Zeitschr.  53  [1908]  p.  24):  „Mehr  in  Südeuropa,  besonders  in  Frankreich 
und  Spanien";    in  Eberswalde  war  die  Form  1909  sehr  häufig,   dagegen 


42)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

wurde  die  f.  basalis,  von  der  Dz.  (1.  c.)  als  Fundort  „Frankreich,  Spanien" 
angibt,  nur  in  einem  Exemplar  gefangen. 

Herr  Heinrich  zeigt  aus  seiner  diesjährigen,  im  Juni  in  Digne 
erzielten  Ausbeute  folgende  Falter:  Maniestra  calbcrlcii  Stand.,  Mani. 
aliena  Hb.,  Dyschorista  fissipuncta  Hw.,  Qranunodes  algiia  L.,  Cleophana 
antirrhini  Hb.,  Eutelia  adulatrix  Hb.,  Metoptria  monogranvna  Hb.,  Micra 
purpurina  Hb.,  von  denen  M.  calberlai  und  D.  fissipuncta  am  Köder,  die 
übrigen  am  Licht  erbeutet  wurden,  außer  Gr.  atgira,  die  am  Tage  ge- 
fangen wurde. 

Herr  Wichgraf  berichtet,  von  Herrn  Heinrich  auf  einen  Artikel  im 
Report  des  New  Yersey  Agric.  Coli,  für  1910  aufmerksam  gemacht,  über 
die  Einschleppung  von  Dasychira  pudibunda  nach  Amerika;  im 
Winter  1909/10  wäre  an  einer  aus  Frankreich  eingeführten  Pflanze  ein 
Kokon  dieser  Art  gefunden  worden  und  hätte  ein  '2  ergeben,  das  unbe- 
fruchtete Eier  abgelegt  hat.  Die  kurze  Zeit  vorher  in  derselben  Gegend 
aufgetretenen    Tiere    hätten    daher    wahrscheinlich    denselben    Ursprung. 

Herr  Blume  zeigt  einige  Raupen  und  vollständige  biologische 
Zusammenstellungen  von  Aclierontia  atropos,  Marumbu  quercus,  Amorpha 
populi,  Sphinix  ocellata,  sowie  von  der  Gattung  Vanessa.  Er  bemerkt 
dazu,  daI3  er  bei  der  Präparation  der  Raupen  von  A.  atropos  auf 
die  größten  Schwierigkeiten  gestoßen  sei;  die  Färbung  verschwindet 
beim  Ausblasen  vollkommen,  und  nur  durch  mühsame  Farbenretusche 
erzielte  er  ein  einigermaßen  erträgliches  Präparat.  Während  der  Falter 
in  der  Ruhe  die  Fühler  seitlich  angelegt  zu  halten  pflegt,  hat  er  ein  Stück 
im  Puppenkasten  mit  vergestreckten  Fühlern  sitzend  gefunden  und  es  in 
dieser  Stellung  präpariert. 

Die  Raupe  von  Vanessa  xanthomelas  unterscheidet  sich  von  den 
Raupen  aller  anderen  Arten  der  Gattung,  die  stark  verzweigte  Dornen 
tragen,  durch  glatte  Dornen.  Von  V.  antiopa  ist  ein  Stück  mit  normalen 
Vorderflügeln  vorhanden,  dessen  Hinterflügel  die  Zeichnung  der  ab.  hygiaea 
(fehlende  blaue  Flecke  und  stark  verbreiteter  gelber  Saum)  zeigen.  Drei 
ähnliche,  wenn  auch  nicht  so  stark  ausgeprägte  Stücke  legt  auch  Herr 
St i ch el  aus  seiner  Sammlung  vor;  bei  keinem  zeigt  sich  ein  allmählicher 
Uebergang  vom  Vorder-  zum  Hinterende  des  Saumes  der  einzelnen  Flügel, 
sondern  jeder  Flügel  für  sich  ist  vollkommen  einheitlich  gezeichnet,  wenn 
Vorder-  und  Hinterflügel  auch  noch  so  verschieden  sind. 

Sitzung  vom  9.  November. 

Bezugnehmend  auf  die  Sitzung  vom  19.  Oktober  d.  J.  gemachte 
Mitteilung  über  das  Loch  im  Kqkon  von  Eriogaster  lanestris  L.  teilt  Herr 
P.  Schulze  mit,  daß  schon  1840  Ratzeburg  in  seinen  „Forstinsekten"  II 
p.  134  von  dem  Kokon  dieser  Art  sagt:  „auf  der  einen  Seite  in  der  Mitte 
mit  einem  von  wulstigen  Rändern  umgebenen  Löchelchen";  und  wie 
Vortragender  gehört  habe,  bestimmen  die  Forstentomologen  das  Puppen- 
gehäuse von  E.  tun.  nach  dem  Vorhandensein  der  betreffenden  Oeffnung; 
ebenso  erwähnt  sie  Spuler.  Herr  P.  Seh.  zeigt  dann  ferner  oo  und  $5 
der  merkwürdigen  Holzwespe  Xiphydria  canielus  L.  die  in  der  Jungfern- 
heide im  weiblichen  Geschlecht  recht  häufig  ist;  die  o^O'  die  in  der 
Größe  sehr  variieren,  sind  viel  seltener.  Gleichzeitig  findet  sich  immer 
ein  Parasit  von  Xiphydria,  eine  Rhyssa- Art  (nicht  persuasoria  L.l  mit  ein- 
farbigem Leib  und  gelbroten  Beinen.  Herr  P.  Seh.  machte  eine  sehr 
interesaante  Beobachtung  an  dieser  Rhyssa.  Während  man  auch  von 
dieser   Specics   die   (^q    selten    antrifft,    sah    er  einmal  auf  einem  Erlen- 


////-  das  Jahr  1911.  (43) 

stamm,  der  als  obere  Bedeckung  eines  Schonungszaunes  diente,  einen 
dicken  Knäuel  von  Insekten,  die  sich  hin-  und  herstießen.  Bei  näherem 
Hinsehen  erwiesen  sie  sich  als  etwa  12  Rhyssa-cJo',  die  sich  alle  um  ein 
Schlupfloch  drängten.  Entweder  war  nun  hier  ein  $  geschlüpft  und  der 
Geruch  haftete  noch  an  der  Stelle,  oder  aber,  was  wahrscheinlicher  scheint, 
das  Schlupfloch  stand  in  Verbindung  mit  einem  Gang,  der  eine  weibliche 
/?Äj;s5a-Puppe  enthielt.  Ueber  einen  ähnlich  liegenden  Fall  berichtet  W. 
Wagner  in  der  Zeitschrift  f.  wiss.  Insektenbiologie  4,  1909  p.  245.  Auf 
einem  Gespinst  von  Malacosoma  neustrium  L.  [neustria  von  Neustrien  = 
West-Franken,  der  Name  ist  offenbar  adjektivisch  gebraucht,  daher  in 
neustrium  zu  ändern)  saß  eine  Anzahl  ofcf  von  Pimpla  Inquisitor  Scop., 
die  versuchten,  in  das  Gespinst  einzudringen.  Auch  beim  Transport  ver- 
ließen sie  es  nicht.  Am  andern  Tage  schlüpften  aus  den  Puppen  17  55 
des  Schmarotzers.  Auch  in  diesem  Falle  hatten  die  noch  in  der  Puppen- 
hülle verborgenen  9  9  10  d'd'  ihrer  Art  offenbar  durch  den  Geschlechts- 
duft angelockt. 

Herr  Dadd  legt  die  bei  einem  eintägigen  Aufenthalt  in  Wien  am 
1.  6.   11   erbeuteten  Falter  vor: 

Erebia  niedusa  F.  in  zwei  Formen :  4  Stücke  von  einer  Waldlichtung 
sind  rötlich  und  haben  auf  den  Vorderflügeln  5,  auf  den  Hinterflügeln  4 
Augen;  3  Exemplare  von  den  Kalkbergen  zeigen  gelbliche  Augen,  und 
zwar  4  auf  den  Vorder-  und  3  auf  den  Hinterflügeln. 

Nemeobius  lucina  L.  sehr  häufig,  aber  bereits  abgeflogen ;  Herr  D. 
hat  eine  Anzahl  davon  in  Zehlendorf  ausgesetzt. 

Gallo plirys  rubi  L. 

Lycaena  baton  Bergstr.  und 

L.  minima  Fuessl.,  beide  häufig  auf  den  Kalkbergen. 

Syrichthus  cartliami  Hb.,  1  Stück. 

5.  sao  Hb.,  häufig. 

Drepanu  liarpagula  Bsp.,  2  Stücke,  von  Linde  geklopft.  Es  wurden 
von  diesen  leider  nur  6  Eier  erhalten  und  daraus  nur  1  Falter  der  zweiten 
Generation,  der  kleiner  und  dunkler  als  die  Tiere  der  ersten  ist. 

D.  binaria  Hufn. 

Euciidia  triquetra  F. 

Acidalia  trigeminata  Hw.,  incanata  L.,  remutaria  Hb. 

Larentia  nebulata  Tr.,  galiata  Hb.,  berberata  Schiff,  und  riguata  Hb. 

Ortholitha  coarctata  F.  und  plumbaria  F. 

Phibalapteryx  tersata  Hb.  Von  dieser  Art  wurden  Eier  erhalten 
und  eine  zweite  Generation  erzogen. 

P.  corticata  Tr.,  1  Stück. 

Thamnonoma  wauaria  L. 

Abraxea  adustata  Schiff. 

Phasiane  glarearia  Brahm. 

Scoria  lineata  Sc. 

Eupitliecia  spec. 

Eudrosa  roscida  Esp. 

Procris  geryon  Hb.,  cTq   häufig,  ?  sehr  selten. 
Außerdem    sind    einige    Microlepidopteren    in    der    Ausbeute    vertreten. 
Ferner   zeigt  Herr  Dadd  eine  Reihe  aus  Eiern  eines  Zehlendorfer   y   ge- 
zogener Zonosoma  pendularia  Cl. 

Herr  Belling  legt  seine  diesjährige  Ausbeute  an  Parnassius 
apollo  L.  vor.  Wie  schon  Kitt  (Intern.  Ent.  Z.  Guben  4,  Nr.  29)  angibt, 
sind  die  Tiere  des  Oetztals  klein,  z.  B.  die  aus  Längenfeld  (1179  m)  und 
Zwieselstein  (1740  m),  dagegen  waren  die  aus  Sölden  (1354  m)  größer. 
Aus  Trafoi  liegen  sehr  scharf  gezeichnete  9  9  vor,  aus  St.  Gertrud  (1854  m) 


(44)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Hntomologisciien  Vereins 

ein  cf  ohne  weiße  Kerne  in  den  Augenflecken.  Im  Schnalsertal  fand  sich 
häufig  f.  decora  Schultz;  im  Suldental  wurden  2  Exemplare  von  P.  plwebiis 
sacerdos  Stich,  zusammen  mit  apollo  gefangen.  Die  Tiere  aus  Klausen 
sind  groß  und  kräftig  gezeichnet,  viele  darunter  f.  decora.  1  cT  f-  pseiido- 
nonüon  Christ.     Ebenso  wurde  ein  cf  f-  decora  bei  Gries  (1254  m)  erbeutet. 

Sitzung  vom  16.  November. 

Herr  H.  Bischoff  jun.  bemerkt  im  Anschluß  an  das  Protokoll 
der  vorigen^  Sitzung,  daß  auch  er  einmal  eine  Ansammlung  von  6—7 
Pimpla-  cfö  bei  Misdroy  auf  einem  von  der  Sonne  beschienenen  Buchen- 
blatt beobachtet  habe,  ohne  freiUch  feststellen  zu  können,  was  der  Anlaß 
zu  dieser  Versammlung  gewesen  sein  mag. 

Herr  Blume  legt  wieder  zwei  Kästen  seiner  biologischen  Sammlung 
vor,  enthaltend  Raupen,  Gespinste  und  Falter  von  Saturnia  pavonia,  spini, 
Aglia  tau,  Selenepliera  lunigera,  Epicnaptera  ilicifolia.  Odonestis  pruni, 
Qastropacha  populifolia,  quercifolia  mit  f.  alnifolia. 

Herr  Ramme  zeigt  einen  von  der  Firma  E.  A.  Böttcher  erworbenen, 
Herrn  Philipps  in  Köln  gehörigen  prächtigen  bilateralen  Zwitter  von 
Daritis  sacifica  Hb.  aus  Santa  Catarina  (Brasilien),  dessen  rechte  Hälfte 
in  jeder  Beziehung  männlich,  die  linke  weiblich  ist;  auch  der  männliche 
Afterbusch  ist  rechts,  und  auch  nur  hier  vorhanden. 

Herr  H.  Bischoff  jun.  legt  eine  von  Herrn  Apfelbeck  erhaltene 
Sammlung  von  Höhlenkäfern  vor,  enthaltend  4  Arten  der  Gattung 
Anoplithalnius,  ferner  Leptoderinen  und  Bathysciinen,  die  alle  durch  blaß- 
gelbe Farbe,  lange  Fühler.  Fehlen  der  Augen,  zum  Teil  auch  durch  sehr 
lange  Beine  und  blasenartig  gewölbte,  halbdurchsichtige  Flügeldecken 
ausgezeichnet  sind.  Die  Tiere  stammen  aus  den  Höhlen  Kärntens,  Krains, 
der  Herzegowina  usw. 

Sitzung  vom  23.  November. 

Herr  Schmack  zeigt  einige  ausnehmend  bunte  südamerikanische 
Riodiniden  aus  der  Sectio  Taeniophorei  Stich.  Ancyluri%  formissiina  Hew., 
tnira  Hew.  =  regia  Stndf.  in  coli.,  cacica  latifasciata  Lathy),  sowie  eine 
Sesiide. 

Herr  Wichgraf  legt  .eine  Blüte  vor,  in  deren  Kelch  der  Rüssel 
eines  Celerio  lineata  livornica  Esp.  stecken  geblieben  ist,  so  daß 
der  Falter,  der  sich  nicht  mehr  befreien  konnte,  gefesselt  seinen  Tod 
fand.  Ein  Zweck  solcher  Fangmethode  seitens  der  Pflanze  ist  nicht 
ersichtlich,  ebensowenig  wie  bei  einer  brasilianischen  Pflanze,  in  deren 
Blüten  sich  Schmetterlinge  fangen  sollen,  die  aber  nicht,  wie  bei  den 
insektenfressenden  Pflanzen  verdaut  werden,  sondern  durch  ihre  ver- 
geblichen Befreiungsversuche  auch  die  Blüte  zum  Absterben  bringen 
sollen,  wie  eine  Zeitungsnotiz  berichtet.  In  Natal  soll  ferner  eine  Pflanze 
wachsen,  deren  große  Glockenblüten  sogar  Vögeln  verderblich  werden, 
die  sich  darin  fangen  und  verdaut  werden. 

Herr  Heinrich  zeigt  Melanargia  galathea  L.  aus  Caen  in  Frank- 
reich vor.  Ein  q'  stimmt  mit  den  Berliner  Stücken  überein,  2  o'^V  da- 
gegen weichen  ab,  indem  die  schwarzen  Zeichnungscharaktere  stark 
zurücktreten.  Eins  dieser  Stücke  erweckt  fast  den  Eindruck  von  M.  syllius 
Hbst.  Die  schwarze  Randzeichnung  auf  allen  Flügeln  ist  sehr  schmal 
und    stark    mit   hellen  Flecken    durchsetzt;    die   hellen  Binden  sind  stark 


////-  das  fahr  1911.  (45) 

verbreitert.  Die  schwarze  Brücke,  die  das  Weiß  in  Zelle  IV  1/lV  2  der 
Vorderflügel  in  einen  distalen  und  einen  proximalen  Fleck  teilt,  ist 
völlig  geschwunden.  Zum  Vergleich  waren  eine  Reihe  Stücke  der 
typischen  Form  sowie  die  Unterarten  procida  übst,  und  turcica  B.  bei- 
gefügt. —  Ferner  zeigt  Vortragender  ein  in  Vichy  in  Frankreich  er« 
beutetes  q'  von  Mimas  tiliae  f.  centripuncta  Clark  sowie  eine 
Reihe  der  Spilosoma=Arten  luteum  Hufn.  (  ^  lubricipeduin  Bsp.),  lubri- 
cipeduiii  L.  (  =;  mentliastri  Esp.),  iirticae  Bsp.  und  mendicutn  Cl.  $.  Die 
Einführung  der  Endung  um  statt  a  durch  Spuler  kann  im  Hinblick  auf 
das  Geschlecht  des  grichischen  Wortes  soma  nur  begrüßt  werden,  doch 
scheint  es  dem  Vortragenden  folgerichtig,  auch  m  e  n  d  i  c  u  m  statt  m  e  n  - 
dica  zu  sagen,  was  Spuler  noch  beibehält.  Unter  den  Stücken  von 
luteum  ist  auch  die  von  Fritz  Hoffmann  (Krieglach)  neu  aufgestellte  Form 
pauperu  (ohne  jeden  schwarzen  Punkt  auf  der  Oberseite  der  Hinterflügel 
—  vergl.  Intern.  Ent.  Zeitschr.  1911  S.  227)  vertreten.  Sprachlich  ist 
die  Form  paupera  unhaltbar,  da  pauper  (nach  der  3.  Deklination)  ohne 
besondere  Endung  für  das  femininum  und  neutrum  ist;  der  neue  Name 
muß  also  pauper  heißen.  Herr  Hoffmann  hat  sich  offenbar  nach 
schlechten  Vorbildern  gerichtet,  denn  Staudingers  Katalog  (3.  Aufl.  1901) 
führt  den  Namen  paupera  im  Index  des  1.  Teils  nicht  weniger  als  4  mal 
auf,  einen  davon  sogar  als  von  ihm  selbst  verliehen.  Indes  kann  dies 
den  Hoffmannschen  Namen  nicht  stützen,  da  jene  Namen  als  sprachlich 
unrichtig  gebildet  ebenfalls  in  pauper  umzuändern  sind.  Das  Material 
des  Vortragenden  beweist,  daß  Hinterflügel  ohne  jedes  Schwarz  auch 
bei  den  anderen  vorgezeigten  Arten  vorkommen;  bei  urticae  bilden  sie 
sogar  die  Regel.  Es  wäre  also  folgerichtig,  diese  Formen  (nach  Cour- 
voisiers  Lycaeniden-Bezeichnungen  „verarmte"  =  privatae)  ebenfalls  zu 
benennen.  Vortragender  kann  sich  zu  dieser  Namenvermehrung  jedoch 
nicht  entschließen. 

Herr  P.  Schulze  zeigt  ein  von  Frau  Prof.  Dr.  Deegener  auf  der 
Regensburger  Hütte  in  den  Dolomiten  im  August  d.  J.  gefangenes  o"^ 
von  Cicindela  campestris  f.  funebris  Strm.,  die  einzige  dort  gesehene 
Cicindele;  die  Ober-  und  Unterseite,  sowie  Fühler  und  Beine  sind 
schwarz,  die  Oberlippe  gelb,  die  Apikallunula  ist  vollständig. 

Herr  Dadd  zeigt  eine  bei  Finkenkrug  gefangene  Limenitis  populi 
mit  einem   merkwürdigen  schwarzen  Streif  an  der  Unterseite  des 

einen  Hinterflügels,  sowie  einige  auf  der  letzten  Börse  erstandenen 
Stücke  von  Vanessa  antiopa  f.  hygiaea  mit  z.  T.  dunkelbraunen  statt 
gelbem  Randsaum. 

Herr  Ziegler  legt  einige  von  Herrn  v.  Chappuis  erbeutete 
märkische  Falter  vor:  Satyrns  dryas  Sc.  aus  Tornow  in  der  Neu- 
mark, Pararge  achine  Sc.  aus  Küstrin,  ein  Zwergexemglar  von  Leucania 
pallens  L.,  eine  noch  nicht  sicher  bestimmte,  von  Herrn  Heinrich  für 
M/ana  hicoloria  f.  rufuncula  Hb.  gehaltene  Eule,  und  eine  Tapinostola 
aus  Finkenkrug,  die  er  für  extrema  Hb.  hält,  während  Herr  v.  Chappuis 
selbst  zweifelt,  ob  es  nicht  eher  T.  hellmanni  Ev.  ist,  wofür  sie  die 
Herren  Dadd,  Heinrich  und  Rangnow  halten.  Herr  v.  Chappius  hat  das 
Stück  mit  dem  Vorrat  von  hellmanni  bei  der  Firma  Böttcher  verglichen, 
wo  aber  alle  Stücke  viel  stärker  bräunlich  bestäubt  waren. 

Herr  Schirmer  hält  einen  stimmungsvoll  gehaltenen  Vortrag  über 
das  Leben  und  Treiben  der  Hummeln.     Im  ersten  Frühjahr  erscheinen 

überwinterte  befruchtete  O  Q  von  Bombus  terrestris  L.,  hypnorum  L., 
pratorum  L.    mit   f.  jonelles   Kb.,    später,    oft    erst    im    Mai,    kommen    B. 


(46)  Sitzungsberichte  des  Berliner  Entonioloffisclien  Vereins 

upidarins  L.  und  confusus  Schenk  hinzu,  beide  schwarz  mit  rot  be- 
haarten Endsegmenten.  Sie  legen  ihr  Nest  teils  in  Erdhöhlen,  ver- 
lassenen Maulwurfsgängen,  teils  in  flachen  Mulden,  alten  Bienenstöcken, 
Vogelnestern,  zuweilen  auch  in  fortgeworfenen  menschlichen  Gebrauchs-, 
gegenständen,  wie  alten  zerfressenen  Pelzmützen,  an ;  bald,  oft  schon 
nach  einer  Woche,  erscheinen  die  ersten  kleinen  Arbeiterinnen,  unter 
deren  Mithülfe  das  Nest  erweitert  wird.  Später,  erst  im  Sommer,  er- 
scheinen die  von  den  9  9  ""d  ^  ^  oft  recht  stark  abweichenden  c/c/, 
die  meist  das  Nest  dauernd  verlassen,  und  die  jungen  $9-  Diese 
suchen  nach  der  Befruchtung  ein  Ueberwinterungsquartier  in  der  Erde, 
in  hohlen  Bäumen  oder  dergl.  auf,  kommen  aber  zuweilen  vorüber- 
gehend an  schönen  Herbsttagen  zum  Vorschein;  so  fand  Herr  Seh.  Ende 
September  1909  frische  9  9  von  B.  terrestris,  lapidarius,  und  vom 
unserer  seltensten  Hummel,  B.  pomorum  Pz.  typ.,  auf  einem  Felde  mit 
blühender  Phazelia,  jener  der  Bienen  wegen  angebauten  Pflanze,  die 
ihnen  noch  im  Herbst  Gelegenheit  zum  Einsammeln  von  Honig  gibt. 
Außer  den  schon  genannten  Formen  kommen  zuweilen  noch  sogenannte 
kleine  9  5  vor,  die  eine  Zwischenstufe  zwischen  den  großen  $  9  und 
P  "Q  darstellen,  in  ihren  Funktionen  aber  den  letzteren  gleichen. 

Sitzung  vom  30.  November. 

Herr  Dadd  zeigt  3,  wie  gewöhnlich  bei  dieser  äußerst  schwer 
ganz  intakt  zu  erbeutenden  Art,  etwas  abgeflogene  Stücke  von  Tapi- 
nostolu  liellmanni,  die  dem  in  der  vorigen  Sitzung  vorgelegten  Stück  des 
Herr  v.  Chappuis  sehr  ähnlich  sind,  sowie  eine  Abbildung  von  T.  extrenia 
f.  concolor  Gn.,  die  der  typischen  Form  sehr  ähnlich  sein  soll,  um  zu 
zeigen,  daß  es  sehr  unwahrscheinlich  ist,  daß  das  Stück  des  Herrn 
v.  Chappuis  zu  dieser  Art  gehört.  Außerdem  legt  Herr  D.  noch  eine 
Tapinostola  vor,  die  zu  fulva  f.  fluxa  Tr.  zu  gehören  scheint,  sowie 
eine  Lycaenu  argyrognonion  f.  aegidion  Meisn.  aus  Oberstdorf  im  Allgäu. 

Herr  Stichel  liest  aus  einem  zur  Rezension  eingesandten  Reise- 
werk über  Kaiser  Wilhelms- Land  einige  lebhafte  Schilderungen  über 
Pflanzen  vor,  die  besondere  Anlockungsmittel  für  Falter  (weiß  leuchtende 
Kelchblätter  an  unscheinbaren  Blüten  etc.l  ausbilden.  Ein  Baum  soll 
derart  von  Ornithopteren  umschwärmt  werden,  daß  die  eingeborenen 
Fänger  ihn  auf  Leitern  ersteigen,  um  Massenfang  auszuüben.  An  die 
Schilderung  der  augenförmigen  „Schreckzeichnung"  von  Taenariden 
schließt  sich  eine  lebhafte  und  lange  Diskussion  über  Schutz-,  Schreck-, 
Lockfarben  usw.,  die  gewohntermaßen  zu  keiner  Einigung  zwischen  den 
extrem  auseinandergehenden  Meinungen  über  dieses  Thema  führt.  Die 
Mehrzahl  neigt  zu  der  modernen  Skepsis. 

Herr  Auel  zeigt  ein  reichlich  40  Jahre  altes,  daher  seiner  Meinung 
nach  schwerlich  gefälschtes  Stück  einer  Colias,  die  ihm  als  Colias  fieldi 
Men.  bezeichnet  worden  ist,  die  aber  dunkel  braun  statt  rot  gefärbt  ist, 
ganz  wie  neuerdings  mehrfach  in  den  Verkehr  gelangte  mit  Tabaksrauch 
gefärbte  Stücke  von  C.  edusa;  von  dieser  ist  das  Stück  aber  auf  der 
Unterseite  verschieden.  Ferner  zeigt  er  ein  extrem  helles  Stück  von 
Lym.  tnonacha,  den  von  ihm  in  der  Zeitschr.  f.  wiss.  Ins. -Biologie  be- 
schriebenen Pseudohermaphroditen  von  Malacosoma  castrense,  und 
endlich  das  kürzlich  von  ihm  in  der  D.  Ent.  Nat.-Bibl.  beschriebene  (f 
von  Dixippus  morosus  Br. ;  bisher  haben  die  durch  dieses  c-^  be- 
fruchteten Eier  nur  0  9  ergeben.  Ein  von  Herrn  Meißner  ganz  im 
Dunkeln   gezogenes   9   dieser  Art  ist   fast  schwarz;   jedoch  erhielt  Herr 


///'/■  das  fahr  IQII.  (47) 

Wanach  solche,  und  zwar  mir  solche  ganz  dunkel  bräunlich  schwarze 
Tiere  durch  Zucht  in  einem  im  Freien  hängenden  Kasten. 

Herr  Stichel  zeigt  2  Acherontia  atropos  mit  bei  einem  Stück 
auf  beiden,  bei  dem  anderen  auf  einer  Seite  fehlender  Medianbinde 
der  Hinterfiügel. 

Herr  Blume  fand  Anfang  Juli  eine  Raupe  von  Limenitis  populi, 
die  sich  bald  verpuppte  und  ein  außerordentliches  kleines  ,'  von  nur 
58  mm  Spannweite  ergab. 

Herr  P.  Schulze  erhielt  im  August  aus  Eberswalde  Kartoffeln  mit 
Raupen  von  Agrotis  segetum  Schiff.,  von  denen  sich  einige  schon 
jetzt    verpuppt    haben,    während    die    Raupen    hier    sonst    überwintern. 

Herr  H.  v.  Lengerken  berichtet,  daß  in  seiner  kürzlich 
erschienenen  Arbeit  „Carabus  arvensis  Herbst  und  seine  Rassen" 
(Deutsche  Ent.  Zeitschr.  1911)  pg.  693,  Zeile  3  für  „Pommern"  zu  setzen 
ist:  „nördl.  und  westl.  Pommern";  auf  derselben  Seite,  Zeile  3  von 
unten  muß  es  statt  „Pommern"  heißen:    südl.  Pommern". 

Sitzung  vom  7.  Dezember. 

Herr  Dadd  hat  unter  seinen  Doubletten  gelegentlich  eines  Besuchs 
von  Herrn  Dr.  Reif  eine  Boarmia  crepuscularia  Schiff,  gefunden,  die 
er  ursprünglich  für  teilweise  verkrüppelt  gehalten  hatte;  die  rechten 
Flügel  sind  kleiner  und  verwaschener  gezeichnet  als  die  linken,  und  er 
hält  jetzt  in  Uebereinstimmung  mit  Herrn  Dr.  Reif  das  Tier,  das  sonst 
männlichen  Charakter  zeigt,  für  einen  Pseudohermaproditen.  Herr 
P.  Schulze  macht  jedoch  darauf  aufmerksam,  daß  beide  Vorderflügel  auf 
der  Unterseite  an  der  Wurzel  der  Ader  a  den  kahlen  Basalfleck  zeigen, 
der  für  die  rfcf  vieler  Boanniinae  charakteristisch  ist;  er  schließt  daraus, 
daß  es  sich  um  keinen  Pseudohermaphroditen,  sondern  in  der  Tat  nur 
um  ein  teilweise  verkrüppeltes  Stück  handelt.  Ferner  legt  Herr  Dadd 
die  kleine,  prächtig  gezeichnete  Borkhausenia  schaefferella  L.  vor, 
deren  Raupe  sehr  polyphag  zu  sein  scheint;  Spuler  gibt  an,  sie  komme 
unter  Eichen-  und  Kiefernrinde  vor,  Sorhagen  fand  sie  in  dem  faulen 
Holz  einer  alten  Weide,  gibt  nach  A.  Schmidt  noch  Eichen-,  Buchen- 
und  Apfelstämme  an,  und  Herr  Dadd  hat  beobachtet,  daß  sie  junge 
Eichenknospen  auffrißt  und  sich  dann  weiter  in  den  Zweig  einbohrt. 
Endlich  hat  er  im  Machnower  Sumpf  Tephroclysta  pygmaeata  Hb. 
gefangen.  Diese  Art  hat  Herr  Heinrich  bei  Schwanenkrug  und  oft 
bei  Fürstenwalde  erbeutet,  Herr  Hannemann  bei  Strausberg. 

Herr  Wichgraf  zeigt  eine  neue,  kürzlich  von  Niepelt  (Iris  1911, 
Heft  10/11)  beschriebene  Lokalform  kassaiensis  von  Kailima  rumia 
vom  Congo,  nebst  c/  und  5  der  typischen  Form,  sowie  K-  cyinodoce. 
Ferner  zeigt  er  noch  eine  Lokalform  von  Amauris  echeria  vom  Vict. 
Nyansasee;  sie  unterscheidet  sich  von  der  /.  albimaculuta  durch  die 
gleichmäßige  Entfernung  und  Größe  der  3  Subapikalflecke. 

Herr  Walter  berichtet  über  die  peinlichen  Abenteuer  eines 
Apothekers  in  Konstantinopel  beim  Sammeln  von  /^m/-Raupen,  das  zwar 
sehr  ertragreich  war  (bis  zu  fast  400  Stück  an  einem  Abend),  aber  zwei- 
mal zu  Verhaftungen,  sogar  mit  Fesselung  führte.  Die  Fütterung  war 
dadurch  recht  schwierig,  daß  die  Raupen  nur  die  Blüten  des  Oleanders 
fressen  wollten;  bemerkenswwert  ist  noch,  daß  die  in  Konstantinopel  ge- 
schlüpften Falter  viel  farbenprächtiger  sind  als  die  aus  nach  Europa 
geschickten  Raupen  erzogenen.  Herr  Hannemann  macht  darauf  auf- 
merksam, daß  die  Raupen  hier  häufig  mit  Immergrün  gefüttert  werden, 


(48)  Situngsberichte  des  Berliner  Entomologischen  Vereins. 

daß  man  dabei  meist  recht  Itleine,  aber  in  der  Färbung  durchaus  normale 
Tiere  enthält. 

Herr  Heinrich  hat  im  Anschluß  an  die  in  voriger  Sitzung  geschehene 
Erörterung  der  Frage,  inwieweit  Falter  den  Angriffen  von  Vögeln 
und  anderen  Tieren  ausgesetzt  seien,  ein  in  Digne  im  Juni  d.  J. 
lebend  erbeutetes  Q  von  Lycaena  argyrognomon  Bergstr.  f.  callurga  Stand, 
mitgebracht,  dessen  4  Flügel  eine  auf  beiden  Seiten  symmetrisch  verlau- 
fende Beschädigung  aufweisen,  die  mit  Sicherheit  auf  einen  in  der  Ruhe- 
stellung der  Flügel  erfolgten  Angriff  schließen  läßt.  Die  Beschädigung 
beginnt  etwa  5  mm  hinter  dem  Apex  der  Vorderflügel  und  verläuft  gerad- 
linig nach  dem  Analwinkel  der  Hinterflügel  derart,  daß  das  Saumfeld  bis 
V:j  der  Flügelbreite  beseitigt  ist.  Der  Körper  hat  nur  die  Fühler  eingebüßt. 
Vortragender  ist  mehr  geneigt,  die  als  gefährlicher  Räuber  bekannte 
Mantis  religiosa  als  einen  Vogel  für  die  Tat  verantwortlich  zu  machen, 
da  Vögel  in  Digne  nur  selten  beobachtet  wurden,  während  Mantis  häufig 
und  auch  mit  erbeuteten  Faltern  beschäftigt  angetroffen  wurde. 

Ferner  zeigte  Vortragender  je  eine  Reihe  im  Juni  d.  J.  in  Digne 
erbeuteter  Thecla  iiicis  f.  cerri  Hb.  q'  und  $  und  Chrysophanus 
allciphron  gordius  Sulz.  </  und  O  vor.  Der  letzteren  Reihe  ist  zum 
Vergleich  ein  cf  aus  dem  Berliner  Faunengebiet  beigegeben,  das  im 
Zurücktreten  des  blauen  Anfluges  und  dem  Hervortreten  der  Punkt- 
zeichnung den  gordius  (j'  q  sehr  nahe  steht,  wenngleich  die  Stärke  der 
Punkte  hinter  der  echten  gordius  zurücksteht.  Zu  der  f.  cerri  berichtet 
Vortragender,  daß  typische  iiicis  in  Digne  nicht  beobachtet  wurden.  Alle 
cfcf  hatten  auf  den  Vorderflügeln  den  typischen  rotgelben  Fleck,  der 
hinsichtlich  der  Größe  sehr  variiert,  während  er  bei  den  in  viel  geringerer 
Anzahl  gefundenen  $  9  stets  eine  sehr  beträchtliche  Ausdehnung  erreichte. 
Es  trifft  jedoch  keineswegs  zu,  daß  die  Flecke  bei  den  ö^ö^  stets  an 
Umfang  hinter  denen  der  5$  zurückstehen.  Wie  das  Material  des  Vor- 
tragenden ersehen  läßt,  erreicht  die  Fleckgröße  auch  bei  den  c"o'^  nicht 
selten  das  bei  den  Q'2  typische  Maß. 

Herr  P.  Schulze  hat,  ähnlich  wie  Norton  (Canadian  Entomologist, 
Vol.  48  p.  385),  bei  Doryphora  decemlineata  das  Auffressen  der  Eier 
der  eignen  Art  bei  Melasoma  20  punctatum  Scop.  beobachtet. 

Sitzung  vom  14.  Dezember. 

Lieber  die  Artberechtigung  von  Larentia  ferrugata  Cl.,  spadice= 
aria  Bkh.  und  unidentaria  Hw.  entspinnt  sich  eine  längere  Diskussion 
zwischen  Herrn  Dadd,  der  die  Ansicht  von  Prout  vertritt,  daß  die  beiden  letzten 
nur  Formen  einer  Art  sind,  und  Herrn  Heinrich,  dem  die  Zuchtergeb- 
nisse von  Fritz  Hoffmann-Krieglach  (Intern.  Ent.  Z.  Guben,  V.  Jahrg.  S. 
246)  einen  Gegenbeweis  zu  liefern  scheinen;  Herr  P.  Schulze  erklärt 
diese  Zuchtversuche  für  unzureichend,  um  gegenteiligen  Zuchtergebnissen 
gegenüber  beweiskräftig  zu  sein. 

Bezugnehmend  anf  eine  Notiz  von  Hering  |Z.  f.  w.  1.  1911,  p.  360), 
in  der  berichtet  wird,  daß  eine  Raupe  von  Lasiocanipa  quercus  L.  einen 
weißbraunen  Kokon  an  der  weißen  Gazedecke  des  Raupenglases  ange- 
fertigt habe,  bemerkt  Herr  P.  Schulze,  daß  nach  den  eben  erschienenen 
Untersuchungen  von  Dewitz  (Archiv  f.  Entw.  Mech.  31,4  p.  617-36  1911) 
die  Braunfärbung  des  Spinndrüsensekrets  bedingt  wird  durch  die 
Einwirkung  von  Luft  und  Feuchtigkeit.  Die  Feuchtigkeit  wird  entweder 
dem  umgebenden  Medium  entnommen  oder  sie  wird  als  alkalische 
Flüssigkeit  aus  dem  Darm  entleert,  wie  z.  B.  bei  Saturnia.    So  bleibt  bei 


für  das  Jahr  1911.  (49) 

Eriogaster  lanestris  die  Kokonschale  weiß,  wenn  die  Umgebung  zu  trocken 
ist,  ganz  gleich,  ob  sich  der  Kokon  im  Hellen  oder  Dunkeln  befindet. 

Die  Vermutung,  daß  die  Raupe  die  helle  Farbe  der  Spinnfäden 
wahrgenommen  und  sich  infolgedessen  an  der  weißen  Gaze  verpuppt 
habe,  ist  daher  wohl  hinfällig.  Verhindert  man  Raupen  von  Saturnia 
pavonia  daran,  genügend  Flüssigkeit  aus  dem  Darm  zu  entleeren  (durch 
Unterbinden  des  Darms),  so  fertigen  sie  weiße  Kokons  an;  dagegen 
hindert  nach  den  Versuchen  von  Dewitz  weder  grelles  Licht  noch  Dunkel- 
heit den  Verfärbungsprozeß. 

Ferner  zeigt  Herr  P.  Schulze  einen  Papilio  inachaon,  dessen 
rechte  Flügel  wesentlich  kleiner  sind  als  die  linken,  ganz  entsprechend 
der  in  der  vorigen  Sitzung  von  Herrn  Dadd  vorgelegten  Boannia  crepns- 
calaria;  der  Leib  aber  ist  vollkommen  weiblich,  und  es  ist  fraglich,  ob 
man  das  Stück  als  Pseudohermaphroditen  betrachten  darf.  Bei  dieser 
Gelegenheit  macht  er  auf  einen  von  Eimer  angegebenen,  merkwürdiger- 
weiße aber  wenig  bekannten  Qeschlechtsunterschied  bei  P.  machaon 
aufmerksam:  beim  9  bindet  sich  stets  in  des  Mitte  der  gelben  Seiten  des 
Hinterleibes  je  ein  schwarzer  Längsstreif,  der  beim  o^  nur  teilweise  vor- 
handen ist,  nie  bis  zum  After  reicht  und  auch  ganz  fehlen  kann,  während 
sich  diese  Streifen  beim  Q  immer  unter  dem  After  mit  einander  ver- 
einigen. Unterhalb  dieser  Seitenstreifen  finden  sich  noch  jederseits  von 
der  Mitte  zwei  ähnliche  Längsstreifen,  die  sich  beim  cj'  kurz  vor  dem 
Hinterende  des  Hinterleibes  zu  einer  einzigen  Längsmittellinie  vereinigen, 
beim  9  ^ber  zuweilen  kaum  angedeutet  sind. 

Herr  Wichgraf  legt  eine  neue  Euphaedra  vor,  wahrscheinlich  eine 
neue  Form  von  luperca  Hew.,  von  der  sie  sich  aber  namentlich  auf  der 
Oberseite  durch  Aehnlichkeit  mit  medon  L.  unterscheidet;  sie  stellt  einen 
Uebergang  dar  zu  Euryphene  rubrocostata  Auriv.  und  wird  von  Herrn  W. 
als  Euph.  luperca  f.  medonoides  n.  f.  bezeichnet.  Weiter  zeigt  er 
eine  schöne  Arctiide  aus  Madagaskar,  deren  Vorderflügel  auf  der  Ober- 
seite lebhaft  an  die  Zeichnung  der  f.  ereinita  von  Lym.  monaclia  erinnern. 
Sodann  konstatiert  Herr  W.  an  einer  Reihe  von  Pieris  zoclialia  Boisd., 
die  er  in  Johannesburg  gefangen,  daß  die  dort  fliegende  Form  einen 
bedeutenden  feststehenden  Unterschied  von  der  in  der  Capkolonie  vor- 
kommenden typischen  Form  aufweist.  Die  Zeichnung  der  Hinterflügel 
verschwindet  oben,  besonders  aber  auf  der  Unterseite  zum  Teil  zu  bloßen 
Andeutungen,  zum  Teil  auch  völlig,  und  würde  somit  den  Namen  Z. 
Immaculata  rechtfertigen. 

Herr  Wanach  legte  ein  Gläschen  vor,  in  das  er  vor  einem  Jahre 
Eier  von  Bacillus  rossius  getan  hatte,  die  er  beim  Präparieren  getöteter 
5  9  den  Eierstöcken  entnommen  hatte;  als  ihm  das  in  Vergessenheit 
geratene  Glas  jüngst  in  die  Hände  kam,  fanden  sich  darin  ein  Dutzend 
ausgeschlüpfte,  vertrocknete  junge  Tiere.  Im  vorigen  Jahre  hatten  sich 
5  ebenfalls  aus  „ungelegten  Eiern"  geschlijpfte  B.  rossius  durchaus 
normal  entwickelt.  Herr  P.  Schulze  berichtet,  daß  Aehnliches  schon  bei 
Parn.  apollo,  Co/Zösarten  etc.  beobachtet  sei,  ja  daß  sich  sogar  Raupen 
von  Cossus  aus  dem  trocknen  Hinterleibe  gespannter  o  o   befreit  hätten. 

Sitzung  vom  21.  Dezember. 

Herr  Dadd  berichtet  ausführlich  über  die  Untersuchung  von  Prout 
über  Larentia  ferrugata,  spadicearia  und  unidentaria  in  den  Transact. 
Ent.  Soc.  London,  1906,  p.  525—531.  L.  ferrugata  Cl.  ist  oft  mit  der 
nahe  verwandten  L.  spadicearia  (Schiff.)  Bkh.  =  ferrugata  Hw.  verwechselt 
worden.    Die  Typen   von  spadicearia  sowohl  von   Clerk  als  auch   von 


(50)  Sitzungsbericlite  des  Berliner  Entomologischen  Vereins 

Linne  haben  rote  Binden  gehabt,  und  die  Form  mit  schwarzer  Binde  ist 
unidentaria  Hw. ;  diese  herrscht  in  Groß-Britanien  vor.  Prout  hat  vielfach 
Zuchten  von  im  Freien  gefangenen  unidentaria  durchgeführt,  teilweise  bis 
zur  zweiten  oder  dritten  Generation,  und  stets  nur  unidentaria  erzogen, 
und  ebenso  ist  es  auch  anderen  Züchtern  ergangen,  insbesondere  auch 
Fuchs,  der  die  Form  deswegen  als  gute  Art  betrachten  und  exiniiata  be- 
nennen wollte  (nach  Püngelen.  Die  rote  Form  spadicearia  Cl.  kommt  an 
keinem  Prout  bekannt  gewordenen  Fundort  für  sich  allein  vor,  sondern 
immer  gleichzeitig  mit  der  schwarzen  unidentaria,  und  auf  der  Insel  Man 
herrscht  ausnahmsweise  die  rote  Form  vor.  Das  Material  für  seine  Ver- 
suche, die  wegen  der  großen  Empfindlichkeit  der  Art  gegen  Inzucht 
schwierig  sind,  hatte  Prout  von  der  Insel  Wight  erhalten.  Die  wesent- 
lichsten Resultate  seiner  Zuchten  sind  folgende:  die  Kopula  schwarzer 
o^o"   r"it  schwarzen  9  2   ergab   in  5  Zuchten,  gleichviel  ob  das  c'  oder 

9  oder  beide  von  einer  roten  Mutter  (der  Vater  war  unbekannt)  stammte, 
85  schwarze  Tiere  und  nur  eine  einzige  Zwischenform.  Eine  Kopula 
eines  schwarzen  q"  "i't  rotem  5  ergab  42  schwarze  und  27  rote  Nach- 
kommen und  4  Zwischenformen,  wobei  sich  wieder  kein  wesentlicher 
Unterschied  nach  der  Färbung  der  Großmütter  zeigte.  Die  Kopula  roter 
Ö^O^  r"i^  roten  VV  ergab  in  6  Zuchten  zusammen  137  rote,  58  schwarze 
Nachkommen  und  2  Zwischenformen;  in  einer  dieser  Zuchten,  wo  auch 
beide  Großmütter  rot  waren,  herrschte  sogar  die  schwarze  Form  f  11  gegen 
6  vor.  Zwischenformen  waren  selten;  Prout  erhielt  nur  10  Stück  unter 
mehr  als  1000  Exemplaren.  Hiernach  sind  im  Gegensatz  zu  Spuler  und 
Rebel  (Berge)  die  spadicearia  als  Form  von  ferrugata  zu  betrachten,  ferru- 
gata  und  unidentaria  als  Formen  einer  Art  aufzufassen,  wahrend  Prout 
spadicearia  als  gute  Art  ansieht. 

Herr  Heinrich  betont,  daß  die  Hoffmann'schen  Zuchtergebnisse 
(vergl.  vorigen  Sitzungsbericht)  hiernach  in  keinerlei  Widerspruch  zu  denen 
Prouts  stehen,  der  ja  spadicearia  selbst  für  eine  gute  Art  hält  und  von 
unidentaria  auch  nur  schwarze  Nachkommen  erzielt  hat;  Herr  Dadd  hält 
seinen  Vorwurf  gegen  Hoffmann  aber  aufrecht,  weil  dieser  auch  ferrugata 
für  eine  selbständige  Art  erklärt,  obwohl  er  sie  garnicht  gezogen  hat,  und 
Prouts  Arbeit  überhaupt  nicht  berücksichtigt. 

Herr  Wanach  legt  ein  $  von  Papilio  machaon  vor,  bei  dem 
die  beiden  Bauchstreifen  (vergl.  den  vorigen  Sitzungsbericht)  ganz  blaß 
kaum  mehr  zu  erkennen  sind;  außerdem  ein  anscheinend  männliches  Exem- 
plar, bei  dem  die  Eimer'schen  Unterscheidungsmerkmale  versagen;  die 
Seiten-  und  Bauchstreifen  sind  gleich  kräftig  schwarz,  hören  aber  alle  4 
weit  vor  dem  Analsegment  auf,  ohne  sich  zu  vereinigen  und  auch  ohne 
daß  etwa  eine  von  den  Bauchstreifen  durch  eine  Unterbrechung  getrennte 
mittlere  Endbinde  angedeutet  wäre.  Ferner  spricht  er  sein  lebhaftes  Be- 
dauern darüber  aus,  daß  eine  Zeitschrift  vom  Range  der  Frankfurter 
„Entomologischen  Zeitschrift"  so  unvorsichtig  ist,  sich  durch  kritiklosen 
Abdruck  von  Zeitungsartikeln  derartige  Blößen  zu  geben,  wie  es  in  No. 

10  der  „Fauna  exotica"  vom  16.  Dez.  1911  geschieht,  wo  unserem  Nas- 
hornkäfer nachgesagt  wird,  er  fresse  auf  Samoa  die  Blätter  von  Kokos- 
palmen! Obendrein  ist  der  Name  zweimal,  also  wohl  ohne  Schuld  des 
Setzers,  Oryctes  „nasicornus"  gedruckt.  Auf  derselben  Seite  wird  vorher 
von  „Myrniecocistas  niexicanus''  (ebenfalls  zweimal  gedruckt!)  die  altbe- 
kannte Erscheinung  der  Honigaufspeicherung  als  ganz  neue  und  die  Honig- 
bienen in  ihrer  Existenz  womöglich  gefährdende  Tatsache  aufgetischt; 
dabei  werden  die  drei  Arbeiterformen  als  drei  „Arten"  bezeichnet.  Dem 
„Berliner  Börsen-Courier",  dem  dieser  Bericht  entnommen  ist,  kann  man 
solche  Ignoranz  ja  verzeihen,  nicht  aber  einer  entomologischen  Zeitschrift. 


für  das  Jahr  I'JI  1.  (51) 

Herr  Heinrich  zeigt  im  Juni  d.  J.  in  Digne  erbeutete  Pieriden 

vor,  nämlich  Aporia  crataegi  L.  cf  »"d  $ ,  Pieris  iiapi  L.  f.  meridionalis 
Heyne  cf',  P.  rapae  L.  in  der  f.  inimacalata  Cock.  (f  und  einer  P. 
manni  Mayer  nahestehenden  weiblichen  Form,  P.  daplidice  L.  (/  und  $, 
Euchloe  belia  Cr.  $ ,  E.  euphenoides  (f  und  9 ,  Leptidiu  sinapis  f.  lathyr) 
Hb.  o"'  und  y ,  L.  duponcheli  Stand,  c/  und  ^  .  Die  9  +  von  Ap.  crataegi 
unterscheiden  sich  von  mitteleuropäischen  sehr  erheblich  dadurch,  daß 
die  Hinterflügel  auf  der  Unterseite  über  die  ganze  von  Spuler  Spreiten- 
teil genannte  Fläche  sehr  lebhaft  schmutzig  safranfarbig  bestäubt  sind, 
während  der  Faltenteil  weiß  geblieben  ist.  Der  Apex  der  Vorderflügel 
zeigt  unterseits  die  gleiche  safrangelbe  Bestäubung.  Die  q'q"  und  $  $ 
von  L.  sinapis  zeigen  unterseits  alle  kräftig  entwickelte  Bindenzeichnung, 
während  die  Sommerform  bekanntlich  die  zeichnungslose  f.  diniensis  b' 
darstellt.  Die  Stücke  von  Euclü.  euplienoides  sind  vom  15.— 19.  Juni 
gefangen,  zu  welcher  Zeit  die  Q  Q  alle  bereits  stark  abgeflogen,  die  5  5 
dagegen  noch  frisch  waren.  Die  am  11.  Jnni  gefangenen  acf  und  $5 
von  P.  daplidice  gehören  bereits  der  Sommerform  an. 

Sitzung  vom  28.  Dezember. 

Herr  Wichgraf  legt  aus  seiner  Sammlung  eine  seltene  Hespe= 
riidenspecies  aus  Mashonaland  fSalisbury)  vor,  die  auf  der  Oberseite 
so  aussieht  wie  die  verwandten  Species  auf  der  Unterseite.  Es  ist 
Ancyloxipiiar  Jamesoni  E.  Sh.  mit  mattbräunlichem  Grundton  und  breiter 
weißer  Mittelbinde  auf  den  Hinterflügeln,  während  die  nächstverwandte 
Form  Pterygospidca  pliylloplida  Trim.  auf  der  Oberseite  fast  einfarbig 
rauchschwärzlich  ist  und  die  Hinterflügel  nur  auf  der  Unterseite  Weiß 
als  Grundfarbe  zeigen. 

Herr  Heinrich  hat  seine  diesjährige  Digner  Melitaeenausbeute 
mitgebracht.  Die  Stücke  sind  alle  im  Juni  gefangen.  Vertreten  sind: 
Melitaea  cinxia  L.  g"  und  2  in  hellen,  eigentümlich  lehmgelben  Stücken, 
phoebe  Knoch.  aurinia  Rott.  f.  provincialis  B.  (j'  und  O,  dydima  O.  cT 
und  $,  atlialia  Rott.,  partlienie  Bkh.  und  dejoiie  HG.  (/  und  Q.  Die 
dydima  scheinen  eine  Zwischenform  zwischen  der  f.  alpina  Stand,  und 
occidentalis  Staud.  zu  bilden;  es  kommen  $  $  mit  hellroten  und  solche 
mit  grünlich  verdunkelten  Vorderflügeln  und  Zwischenformen  vor.  Die 
(fcf  sind  sehr  variabel.  Es  kommen  Stücke  vor  mit  stark  ausgeprägter 
Mittelbinde  (fasciata  Skala),  daneben  Stücke,  bei  denen  die  schwarzen 
Submarginalmonde  sehr  kräftig  entwickelt  sind,  während  das  Schwarz 
der  Mittelbinde  der  Vorderflügel  sehr  reduziert  ist  und  die  Hinterflügel 
zwischen  den  Submarginalmonden  und  der  Basalbestäubung  gar  kein 
Schwarz  zeigen.  Die  aurinia  zeigen  zwar  keine  auffallende  Größe,  auch 
keine  besonders  hervortretenden  hellen  Randmonde  an  den  Hinterflügeln, 
doch  kennzeichnen  sie  sich  durch  ihr  mehr  einfarbig  rotes  Aussehen] 
das  durch  Zurücktreten  der  hellgelben  Farbe  bewirkt  wird,  als  zur 
provincia/is-Rasse  gehörig.  Besonders  bemerkenswert  ist  ein  9  von 
durchweg  rotbrauner  Farbe,  bei  dem  auf  der  Vorderflügeloberseite  die 
schwarzen  Zeichnungscharaktere  stark  verringert  sind  und  die  Mittel- 
binde gänzlich  fehlt. 

Herr  D  a  d  d  bemerkt  zu  der  Vorlage  von  M.  didy/na,  daß  ihm  vor 
2  Jahren  aufgefallen  sei,  daß  f.  aipina  vorwiegend  an  höher  gelegenen 
Plätzen  anzutreffen  war  als  die  gleichzeitig  nur  in  tieferen  Regionen 
fliegende  f.  meridionalis. 


Vereinsangelegenheiten  I. 

Als  Mitglieder  wurden  aufgenommen : 
Herr  Diplomingenieur  Haase,  Steglitz,  Ahornstr.  1. 
Ä.  Luscher,  Berlin  W.  57,  Göbenstr.  12. 
„      E.  Le  Moult,  Paris  V.,  4  Rue  des  Puits  de  l'Ermite. 

Fregattenkapitän  F.  Schultz,  Zehlendorf,  Hohenzollernstr.  18. 
„     J.  Fässig,  Rentier,  Charlottenburg,  Leibnitzstr.  25. 

Ausgetreten  sind  die  Herren: 
Du  Bois  Reymond    (Königsberg);   Dr.  Hemmerling   (Aachen):  Kühl  (Berlin) 
Jürgens  (Lübeck)  und  Entom.  Verein  Ohiigs. 

Zum  korresp.  Mitglied  ernannt  wurde  Herr  Hache  (Berlin.) 


Adressenveränderungen: 
Herr  A.  Cioß,  jetzt  Friedenau,  Fregestr.  39. 

M.  Esselbach,  jetzt  Charlottenburg,  Carmerstr.  5. 
R.  Heinrich,  jetzt  Charlottenburg,  Windscheidtstr.  23. 
„     Dr.  W.  Stendeli,  jetzt  Frankfurt  a.  M.,  Neurolog.  Institut. 


An  Stelle  des  verstorbenen  Herrn  Dr.  P.  Bischoff  wurden  gewählt: 
In  den  Schriftleitungsausschuß  Herr  Dr.  P.  Schulze. 

In  den  Ausschuß  zur  Ernennung  von  Ehrenmitgliedern  Herr  Geh.  Postrat 
Belling. 


Vereinsangelegenheiten  11. 


Zum  Ehrenmitgliede  ernannt  wurde: 
Herr  H.  Stichel.  Berlin-Schöneberg. 

Zu  korrespondierenden  Mitgliedern  wurden  ernannt: 
Herr  Bernh.  Hache,  Berlin. 
„      Camiüo  Schaufuß,  Meißen. 

Als  Mitglieder  wurden  aufgenommen  : 
Herr  F.  Schultz,  Fregattenkapitän,  Zehlendorf,  HohenzoUernstr.  18. 
J.  Fässig,  Charlottenburg,  Leibnizstr.  25. 

H.  Mettke,  Verwaltungsdirektor,  Berlin,  Landsberger  Allee  159. 
Edm.  Sporreiter,  Berlin,  Elsenstr.  99/100. 
W.  R.  Wiatca,  Butirscaja,  Haus  Puschkaren. 
F.  Bäuerlein,  Assuncion,  Paraguay. 
W.  Hoppe,  Redakteur,  Charlottenburg,  Fritschestr.  70. 

Als  Hospitant  wurde  aufgenommen : 
Herr  cand.  Kernewitz. 

Adressenveränderungen : 

Herr  Architekt  Eberhardt  wohnt  jetzt  Berlin-Friedenau,  Rubensstr.  32. 
J.  Stephan  „  „     Friedrichsberg  b.  Reinerz. 

H.  Stichel  „         „     Berlin-Schöneberg,  Albertstr.  11. 

Durch  den  Tod  verlor  der  Verein : 
Herrn  Dr.  med.  Joh.  Schnabl. 
„      G.  Meyer-Darcis. 

Aus  der  Mitgliederliste  gestrichen  wurden  die  Herren: 
Du  Bois  Reymond  (für  die  Zeit  seiner  Abwesenheit  aus  Berlin),  Hemmerling, 
Kühl,  Kieffer,  Jürgens,  Will.  Entomolog.  Verein  Ohiigs,  Depoli,  Spatzier,  Walter, 
Luscher,  Thier. 

In  der  Generalversammlung  vom  6.  Februar  191.^  wurden  gewählt: 
Zum  Vorsitzenden  Herr  Kunstmaler  F.  Wichgraf. 

stellvertretenden  Vorsitzenden         „      Baumeister  H.  Stüler. 
„      Schriftführer  „      Dr.  phil.  H.  Bischoff. 

Rechnungsführer  „      Direktor  E.  M.  Dadd. 

Bücherwart  „      Lehrer  L.  QuetJenfeld. 

ersten  Beisitzer  „      Prof.  B.  Wanach. 

„      zweiten  Beisitzer  „  Geh.  Sanitätsrat  Dr.  Diesterweg. 

Zum  Schriftleiter  wurde  Herr  Dr.  P.  Schulze,  in  den  Schrift= 
leitungsausschuß  Herr  H.  Stichel,  in  den  Ausschuß  zur  Ernennung 
von  Ehrenmitgliedern  Herr  Geh. -Rat  Belling  (letztere  beide  an  Stelle 
des  verstorbenen  Herrn  Dr.  C.  Bischoff)  gewählt. 


III 

Aus  Anlaß  des  Ablebens  Sr.  Königlichen  Hoheit  des  Prinz= 
regenten  Luitpold  von  Bayern  sprach  der  Verein  seinem  Ehrenmitgliede, 
Ihrer  Königlichen  Hoheit  der  Prinzessin  Therese  von  Bayern  seine 
Teilnahme  aus  durch  nachfolgendes  Telegramm : 

Prinzessin  Therese  von  Bayern,  Königl.  Hoheit, 

München. 

Eurer  Königlichen  Hoheit,  seinem  hochverehrten  Ehren- 
mitgliede, bittet  der  unterzeichnete  Verein  zu  dem  unersetz- 
lichen Verluste  Höchstihres  von  ganz  Deutschland  verehrten 
und  geliebten  Herrn  Vaters  seine  aufrichtige  Teilnahme 
ehrerbietigst  aussprechen  zu  dürfen. 

Berliner  Entomologlscher  Verein. 

Ihre  Königliche  Hoheit  hatte  die  Gewogenheit,  darauf  wie  folgt 
telegraphisch  zu  erwidern : 

Berliner  Entomologischer  Verein 
Berlin. 

Ihre   Königliche    Hoheit    Prinzessin    Therese    danken 
gerührt  für  so  warm  ausgesprochene  Teilnahme. 

Baronin  Malsen. 


Nachschrift  des  Schriftleiters. 

Mit  der  Veröffentlichung  dieses  Bandes  der  Berl.  Ent.  Zeitschr. 
beschließe  ich  meine  seit  1899  ausgeübte  Tätigkeit  als  Redakteur  derselben, 
weil  andere  Pflichten  auf  literarischem  Gebiet,  namentlich  die  Uebernahme 
der  Herausgabe  der  „Zeitschr.  für  wissenschaftl.  Insektenbiologie",  meine 
verfügbaren  Arbeitskräfte  in  Anspruch  nehmen.  Es  ist  mir  ein  Bedürfnis, 
allen  meinen  Herren  Mitarbeitern,  deren  tatkräftiger  Hilfe  es  zu  verdanken 
ist,  daß  die  Zeitschrift  ihren  traditionellen  wissenschaftlichen  Wert  behauptet 
hat,  meinen  verbindlichsten  Dank  abzustatten.  Es  war  mir  eine  Freude,  an 
dem  Ausbau  der  Zeitschrift  mit  Erfolg  arbeiten  zu  können  und  diese  Freude 
an  dem  Erfolge  meiner  Arbeit  ließ  mich  auch  eine  mitunter  herbe  Kritik 
meiner  Amtsführung  überwinden  und  verschmerzen.  Ich  scheide  aus 
meinem  Amt  mit  der  Bitte  um  ein  freundliches  Gedenken. 

H.  Stichel. 


jm- 


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Berliner 

Entomologische  Zeitschrift 

(1875 — 1880:  Deutsche  Entomologische  Zeitschrift.) 


Herausgegeben 
von  dem 

Berliner  Entomologischen  Verein 

^  gegründet  1856,  E.  V.,^^= 
unter  Redaktion  von  H.  Stichel. 


Siebenundfünfzigster  (57.)  Band  (1912): 

Erstes  und  zweites  (1.  und  2.)  Heft:  Seite  (1)— (51),  I,  1—112 

Mit  1  Portrait  in  LicJitdruck,  2  kol.  Tafein,  2  Texttafeln 
und  13  Textfiguren. 

Beilagen:   Kauf=  und  Tausch=Anzeiger,  Inserate. 

□  D  n  D 

Ausgegeben:  Mitte  November  1912. 

P   D   D   D 


Preis  für  Nichtmitglieder  16  Mai*^0U\3n  Insf/j^^, 


"    JAH    4  \^\\ 


Berlin  1912. 
In  Kommission  bei  R.  Friedländer  &  Sohn,  Karlstr.  11 


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1^        Alle  die  Zeitschrift  betreffenden  Briefe,  Manuskripte  Anzeigen  usw.        )U 
y  wolle  man  richten  an:  ^ 

lyl  Herrn  li.  Stichel,  Schöneberg-Berlin,  Neue  Culmstraße  3. 


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^m 


Inhalt  des  ersten  und  zweiten  Heftes 
^benundfünfzigsten  (57.)  Bandes  (1912)  der  Berliner 
Entomologischen  Zeitschrift. 

Seite 

gsberichte  für  1911.    Mit  2  Textfiguren Il)-(51) 

sangelegenheiten  I I 


Abhandlungen. 

y  n  s  k  i,  K.,  Bupalus  piniarius  L.  (Lep.  Geom.)    Mit  Taf.  I,  II  1  —  13 
tinger,  Franz,  Ueber  dunkle  Extremitätenfärbungen  bei 

asiatischen  Formen  derHalticinengattungChalcoidesFoudr.  103 — 106 
<  c  k,    Karl,  Zur  Monographie  der  Gattung  Bilitophila  Meig. 

Mit  2  Texttafeln 33—51 

jken,    H.  v.,    Cicindela  hybrida  L.  und  Cic.  maritima  Latr. 

!      Mit  3  Figurenzusammenstellungen 19—26 

W.  A.,    Aelteste   und   alte   Hymenopteren   skandinavischer 

Autoren      .     .     .     .     , 52—102 

1  c  h  e  r.  F.,  Die  Rynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg. 

III.  Farn.  Lygaeidae,  Pyrrhocoridae 27—32 

,  Fr.,  Nachtrag  zur  Mantodeenfauna  Nordostafrikas   .     .    .  14 — 18 


Totenschau. 

H.:  W.  Dönitz  f 107—109 

;h,  R:  H.  Bischoff  f 110 


Literatur. 

c  h,  R.,  Kleines  Schmetterlingsbuch    ...         111 

^v.w...„e,   P.,    H.  Günther  und  Dr.  G.  Stehli,    Wörterbuch  zur  Mi- 
kroskopie         112 

W  a  n  a  c  h,  B.,  Prof.  Dr.  Gräfin  v.  Linden,  Die  Assimilationsfähigkeit 

bei  Schmetterlingspuppen 112 

—    —      Dr.  P.  Sack,  Aus  dem  Leben  unserer  Stechmücken  .     .  112 


Für  die  Mitarbeit! 

Die  Herren  Mitarbeiter  erhalten  von  den  Abhandlungen  30  Sonder- 
abzüge, besonders  broschiert,  unentgeltlich.  Es  wird  höflichst  gebeten,  in 
den  Beiträgen  in  nomenklatorischer  Hinsicht  die  „Internationalen  Regeln  der 
Zoologischen  Nomenklatur",  Paris-Berlin  1905,  deren  unbedingte  Befolgung 
Grundsatz  der  Schriftleitung  ist,  als  Richtschnur  anzunehmen. 


Adressen  der  Vorstandsmitglieder  der  Berliner  Entomolog.  Vereins. 

Vorsitzendor:  Herr  R.  Heinrich,  Rechnungsrat,  Charlottenbg.,  Windscheidstr.  23. 
Stellvertreter:     „      H.  Stüler,  Baumeister,    Berlin  W.  35,   Derfflinger  Str.  26,  III. 
Schriftführer:      „      P.  Schulze,  Dr.  phil.,  Charlottenburg,  Schiller-Str.  80. 
Rechnungsführer:  Herr  J.  M.  Dadd,  Zehlendorf  b.  Berlin,  Hohenzollernstr.  18. 
Bücherwart:    Herr  L.  Quedenfeld,  Lehrer,  Gr. -Lichterfelde  b.  Berlin,  Ringstr.  54. 
B  •  ••  i  Herr  B.  Wanach,  Prof.,  Potsdam,  Luckenwalder  Str.  5. 

\      „      F.  Wichgraf,  Portraitmaler,  Berlin  W.  30,  Motzstr.  73. 

Statuten-Auszug  auf  der  3.  Seite  des  Umschlages 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.] 


Bupalus  piniarius  L.  (Lep.  Geom.) 

Formen  der  europäischen  Fauna. 
Von  Klemens  Dziurzynski,  Wien. 


Mit  Tafel  I,  II. 


Allgemeines. 

Dieser  Spanner  ist  mehr  oder  weniger  häufig  in  ganz  Europa, 
namenthch  aber  in  Mitteleuropa  überall  dort,  wo  Nadelwaldungen  vor- 
kommen, insbesondere  wo  die  Föhre  oder  gemeine  Kiefer,  Pinus  silvestris  L, 
wächst,  seltener  aber  in  Fichtenwaldungen  anzutreffen.  Die  Raupe  ist 
auch  an  der  Knieholzkiefer,  Pinus  mughus  Scop.  (pumilio  Haenke, 
montana  Mill.),  an  der  Meerstrandkiefer  (Pinus  maritima  Mill.),  an  der 
Zirbelkiefer  (Pinus  cembra  L.)  usw.,  in  der  Schweiz  an  der  Weymouths- 
kiefer (Pinus  strobus  L.),  selten  wohl  an  der  Weißtanne  (P.  picea  L.) 
beobachtet.  Die  im  Hochgebirge  an  der  Knieholzkiefer  oder  Legföhre 
(s.  vor.)  vorkommende  alpine  Form  ist  nach  dieser  „var."  mughusaria 
benannt  worden. 

Daß  die  Raupe  ein  Waldschädling  sei,  kann  nicht  bestätigt  werden, 
denn  sie  kommt  nur  in  manchen  Gegenden  und  nur  in  manchen  Jahren 
in  größerer  Menge  vor,  jedoch  nie  in  solchen  Massen,  daß  sie  den 
Waldbeständen  gefährlich  werden  könnte.  Ausnahmsweise  trat  wohl  die 
Raupe,  z.  B.  in  den  Jahren  1894  und  1898  in  Mähren  (Oesterreich),  in 
der  Umgebung  von  Olmütz,  in  solcher  Menge  auf,  daß  sie  einen  Kahlfraß 
der  Kiefer  verursachte;  in  manchen  Jahren  erschien  die  Raupe  auch  in 
Galizien,  z.  B.  in  der  Umgebung  von  Lemberg,  in  stärkerer  Zahl. 

In  Nieder-  und  Ober-Oesterreich,  wo  dieser  Schmetterling  in  den 
Kronländern  am  häufigsten  vorkommt,  ist  die  Raupe  wohl  niemals  dem 
Waldbestande  gefährlich  geworden. 

1 


2  Riemens  Dziurzynski: 

In  Europa  hat  dieser  Spanner  annähernd  folgende  Verbreitung: 

Belgien:  Mir  unbekannt. 

Bulgarien:  Sehr  selten.  Siehe  Lepidopteren-Fauna  von  Bulgarien, 
Periodische  Zeitschrift  Sofia  1900,  Heft  LXXI,  pag.  556. 

Dänemark:  Wo  die  Föhre  wächst,  ziemlich  häufig. 

Deutschland:  Ueberall  in  Nadelwaldungen  ziemlich  häufig,  z.  B.  in 
Bayern  auf  Pinus  silvestris  verbreitet,  auf  Krummholz  kleinere 
dunkle  Form.  Gera  (Reuß)  sehr  gemein  (Fauna  der  Qroß- 
Schmetterlinge  des  Vereins  Lepidoptera  Gera  1906),  bei 
Dresden.     Siehe  Iris  Band  XVIIl  Heft  1,  Seite  201. 

Frankreich:  Epinal  (Vosges),  an  den  Berglehnen  der  Pyrenäen  ziemlich 
häufig;  an  der  Riviera  kleinere  Form. 

Großbritanien:  In  Schottland,  besonders  im  Hochgebirge  dunkle 
Formen;  in  Irland  ganz  braune  Formen;  dort  variieren  die 
Falter  sehr. 

Griechenland:  Mir  unbekannt.  Hier  kommt  der  Falter  wahrscheinlich 
nicht  vor. 

Niederlande:  Häufig  und  verbreitet.  Umgebung  von  Utrecht,  dann  Breda. 

Italien:  Angeblich  sehr  selten.     Siehe  Bull.  Soc.  Ent.  Ital.   1878. 

Norwegen:  Bis  Nord-Norwegen,  doch  nicht  häufig. 

Oesterreich:  Ueberall  wo  Föhrenwaldungen  vorkommen.  Nieder- 
Oesterreich  :  Im  Süden  sehr  häufig,  besonders  in  der  Um- 
gebung von  Wien,  und  zwar  bei  Mauer,  Rodann,  Perchtolds- 
dorf,  Mödling  bis  Baden;  im  ganzen  Wienerwald,  auch  im 
Schneeberg-  und  Raxgebiete ;  in  Steiermark  in  manchen 
Gegenden  fehlend ;  in  Salzburg  in  manchen  Gegenden 
häufig;  in  Nord-Böhmen  manches  Jahr  massenhaft;  in  Galizien 
in  manchen  Gegenden  sehr  häufig,  z.  B.  in  der  Umgebung 
von  Lemberg,  Trzebinia,  Brzuchowice,  Holosko,  Janow  usw. 
Siehe  Lepidopteren-Fauna  Galiziens,  Sitzungsbericht  der 
kais.  Akademie  der  Wissenschaften,  Abteilung  1.  Wien  1892.  — 
Bukowina  selten  (siehe  Nachtr.  zur  Lepidopteren-Fauna  von 
Bukowina,  Freiherr  v.  Hormuzaki  1894). 

Portugal:  Mir  unbekannt. 

Rußland:  In  Finnland  überall,  aber  nicht  häufig,  eine  lichte  Form. 
In  der  Nähe  von  St.  Petersburg  ist  der  Falter  nicht  selten. 
Im  östHchen  Rußland,  z.  B.  im  Gouvernement  Kasan,  tritt 
die  Raupe  in  manchen  Jahren  massenhaft  auf,  ebenso  in 
der  Gegend  von  Reval;  auch  Kiew  (dunkle  Form);  in  der 
Umgebung  von  Warschau,  Moskau,  Tambow  usw.,  in  Ost- 
Sibirien  (Gouv.  Irkutsk)  bis  zum  66.  nördlichen  Breitegrad. 
Im  Süden  wird  der  Falter  seltener.  Sehr  selten  im  Kaukasus. 
Herr  E.  Koenig  schreibt  mir,  er  habe  dort  noch  nie  Biipahis 


Bupalus  pi/iianus  L.  3 

piniarius  gefangen;  von  Neuschild  erhielt  ich   sehr   lichte 
Formen  von  dort. 
Schweden:  Ueberall  wohl  der  häufigste  Schmetterling. 
S  p  a  n  i  e  n :  Es  sind  mir  nur  Falter  aus  den  Pyrenäen  bekannt  (kleinere  Form). 
Serbien :  Sehr  selten. 

Schweiz:  In    manchen    Gegenden   fehlend,    z.  B.    Kanton   Uri,    Kanton 
Bern,  dort  wächst  Pinus  silvestris  häufig,  der  Falter  ist  dort 
gemein.  Die  Raupe  wurde  auch  angeblich  an  der  Weymouths- 
kiefer   beobachtet.     In    der  Umgebung   von    Genf    an    der 
Weißtanne. 
Türkei:  Mir  unbekannt;  in  Klein-Asien  sehr  vereinzelt  in  einer  lichten  Form. 
Ungarn:  An    den   Berglehnen    der  Karpathen,   selten    in  Siebenbürgen. 
Ferner:  Malaczka,    Budapest,   Isaszev,  P6cs,   Szaär,  Tarcsa, 
T6lsolövö,  Pozsony,  Naggy-L6värd,  Tavarnok,  Kis-Tapolczäny, 
Verebely,  Trencsen,  Rozsnyo,  Selmeczbanya,  Tatra,  Epryes, 
Maramaros,  Elöpatak,  Nagyag,  Herkulesfürdö. 
Das  Hauptfluggebiet  des  Falters  ist  also  Mitteleuropa.    Im  Norden, 
wo  er  seltener  wird,  kommt  er  bis  No  rd- Norwegen  vor.    Im    Süden, 
wie  in  Italien,  den  Balkanstaaten,  im  Kaukasus  und  Klein-Asien 
wird  er  sehr   selten.    Die   schönsten  Falter,    die  sich   durch  Größe  aus- 
zeichnen, kommen   in  Oesterreich  vor.     In  der  Umgebung  von  Wien 
liefert,   wie   oben    ersichtlich,    die  südliche  Gegend    das  meiste  Material. 
Am  Hochschwab   fliegt   z.  B.   forma   hirschkei,   eine   sehr   lichte   Form. 
Im  Hochgebirge    kommt   auch   die    kleinere   forma   tnughusaria   auf   der 
Legföhre  (Pinus  mughus)  vor,  die  auch  in  Bayern  verbreitet  ist.     Auch 
aus  Norwegen   erhielt   ich   eine   solche   Form.    Ich    bin    der  Ansicht, 
daß  dieselbe   auch   in    der  niederen   Waldregion    vorkommt.      Die   sehr 
interessante    kleine    forma    nana    cf   findet   sich    in    Südfrankreich, 
und  merkwürdigerweise  fing  ich    bei  Perchtoldsdorf  bei  Wien  ein    ganz 
ähnliches  Stück.     Aus   England    erhielt   ich   gewiß    die   interessantesten 
Stücke,   z.  B.  ein   auf  Ober-   und  Unterseite    einfarbig   braunes  (f   ohne 
jede  Zeichnung.     Ein  solches  Stück   besitzt  auch   Dr.  Carl  Schawerda 
in  Wien;  ferner   u.  a.   ein   braunes  (/   mit  je   einem  weißen   Längsstrich 
auf  dem  Vorder-    und  Hinterflügel.     Aus  Irland    erhielt  ich  ein    kleines 
braunes   $   ohne  jede  Zeichnung,  annähernd  also  forma  fuscantaria. 

Die  Art  ist  sehr  veränderlich,  und  es  finden  sich  zwischen  den 
aberrativen  Formen  stets  Uebergänge.  Ich  behandle  also  nur  die 
konstant  vorkommenden  Abarten.  Meine  Sammlung  enthält  sowohl  ver- 
schiedene Zustandsformen,  als  auch  Formen  verschiedener  Länder,  wie 
Norwegen,  Schweden,  Großbritanien;  Spanien,  Frankreich,  Schweiz, 
Deutschland,  Oesterreich,  Rußland,  Balkanstaaten,  Klein-Asien  u.  m.  a. 
Da  manche  Formen  beständig  wiederkehren,  sehe  ich  mich  ver- 
anlaßt, diese  zu  benennen  und  mit  Abbildungen  zu  belegen.  Sämtliche 
Abbildungen    sind     nach    den    Originalen     aus    meiner    Sammlung    von 

1* 


4  Kleniens  Dziurzynski: 

Heinrich  Koller,  Maler  in  Wien  und  Mitglied  des  Wiener  entomologischen 
Vereins,  gemalt. 

Bupalus  piniarius  fliegt  am  häufigsten  in  jüngeren  lichten  Kiefer- 
wäldern (Pinus  silvestris),  wurde  aber,  wie  schon  erwähnt,  an  anderen 
Nadelholzgattungen  beobachtet.  Trockener  Boden  wird  bevorzugt.  Das 
(f  fliegt  an  sonnigen,  warmen  Tagen  in  Mitteleuropa  von  Ende  April 
bis  Ende  Juni.  Da  der  Falter  sehr  rasch  fliegt,  ist  es  am  lohnendsten, 
denselben  nach  Sonnenuntergang  oder  bei  kühlerem  Wetter  zu  fangen, 
er  fliegt  dann  träge  auf  und  ist  leichter  zu  bekommen.  Die  9  9  müssen 
nur  geklopft  werden,  denn  sie  fliegen  nur  auf,  um  sich  sofort  an  einem 
anderen  Ast  niederzulassen. 

Die  Raupen  klopft  man  am  besten  im  Herbst  (Oktober)  ab.  Man 
sucht  am  Rande  eines  jüngeren  Föhrenwaldes  nach  abgenagten  Nadeln, 
breitet  unter  den  Ästen  ein  größeres  Stück  Leinen  aus  und  klopft  die 
Äste  ab,  worauf  die  erwachsenen  Raupen  leicht  abfallen. 

Die  Zucht  ist  eine  leichte,  denn  die  Futterpflanze  hält  sich  sehr 
lange,  und  die  Raupe  braucht  keine  besondere  Pflege.  Sowohl  die  Raupe 
als  auch  die  Puppe  dürfen  nicht  zu  naß  gehalten  werden. 

Die  Zucht  ist  schon  deshalb  von  Interesse,  als  man  dadurch  einer- 
seits schöne  Exemplare  erzielt,  und  andererseits  der  Falter  viel  früher, 
also  schon  gegen  Mitte  Februar,  schlüpft. 

Das  Verfahren  ist  folgendes :  Die  Raupen,  die  sich  im  Herbst  ver- 
puppen, läßt  man  bis  gegen  Mitte  Dezember  im  Freien;  erst  dann  nimmt 
man  den  Puppenkasten  in  ein  mäßig  gewärmtes  Zimmer,  bespritzt  — 
nicht  allzu  reichlich  —  die  im  Moos  liegenden  Puppen  jede  Woche  mit 
abgestandenem,  nicht  zu  kaltem  Wasser.  Dadurch  erhielt  ich  Falter 
schon  nach  der  Mitte  Februar. 

Da  ich  eine  Abneigung  habe,  sogenannte  Kunstprodukte,  d.  h.  die 
in  künstlicher  Wärme  oder  Kälte  gezüchteten  Aberrationen  zu  sammeln, 
habe  ich  solche  Versuche  nicht  gemacht,  bin  jedoch  der  Ansicht,  daß 
sich  hier  ganz  interessante  Resultate  erzielen  ließen. 

Der  weibliche  Falter  legt  im  Mai,  Juni  seine  bläulichgrünen  Eier 
in  die  Rinne  der  Föhrennadeln  (Taf.  I,  Fig.  B.)  selten  nur  einige  wenige, 
meist  in  Anzahl  reihenweise,   manchmal  bis  zu  30  Stück  an  eine  Nadel. 

Nach  etwa  12  bis  15  Tagen  schlüpft  das  Räupchen  aus  und  ernährt 
sich  von  den  betreffenden  Nadeln,  indem  sie  ihre  Ränder  abnagt.  Im 
Herbst  (Oktober,  November)  sind  die  Räupchen  erwachsen.  Sie  gehen 
in  die  Erde,  wo  sie  sich  lose  verpuppen,  um  im  Frühjahre,  von  Ende 
April  an,  als  Falter  zu  erscheinen.  Doch  nicht  alle  Raupen  verpuppen 
sich  im  Herbst.  Ich  habe  die  Beobachtung  gemacht,  daß  sich  erwachsene 
Raupen  im  Herbst  an  einen  von  ihrem  After  (?  Red.)  ausgehenden  Faden 
vom  Baume  auf  die  Erde  herunterlassen,  sich  dann  zwischen  dem  dürren 
Laube  verkriechen,  hier  ihren  Winterschlaf  halten  und  sich  erst  im  Früh- 


Bupalus  piniarius  L.  5 

jähre  verpuppen,  um  jedoch  schon  in  kurzer  Zeit  als  Falter  zu  erscheinen. 
Die  Raupe  (Taf.  I,  Fig.  C.)    ist  grasgrün,  mit  weißen  Längsstreifen. 

Literatur. 

Abbildungen  in  neueren  Werken  sind: 

A.  Spul  er,  Schmetterlinge  Europas,  Stuttgart  1910,  Tafel  64, 
Figur  2a,  2b.  Raupe:  Nachtragtafel  VIII,  Fig.  30,  H.  Rebel,  Berge's 
Schmetterlingsbuch,  9.  Aufl.  Stuttgart  1910,  Taf.  46,  Fig.  26a,  26b. 

Urbeschreibung:  1758,  Plialaena  (Geometra)  piniaria  Linne.  Syst. 
Nat.  ed.  10  pag.  520.  „P.  G.  pectinicornis,  alis  Omnibus  fuscis:  disco 
bimaculato-albo  subtus  nebuloso-subfasciatis.  Fn.  suec.  839.  Habitat 
in  Pinu." 

Zitate  nach  Staudinger  u.  Rebel,  Catal.  Lepid.  pal.,  Berlin  1901, 
No.  4001.  1759  Clerck,  Icon.  Ins.  v.  1,  t.  10  (c/).  1777  Esper,  Schmett. 
t.  21,  f.  1  —  8.  1797—1818  Hübner,  Sammlung  europ.  Schmett.,  Qeom. 
Fig.  119,  120,  469.  470.  1827  Treitschke,  Schmett.  Eur.  VI,  1  p.  274. 
1829  Duponchel,  Hist.  Nat.  Lep.  France,  v.  VII,  t.  165,1  1,2.  1833—39 
Wood,  Ind.  Entom.  f.  453.  1857  Guenfee,  Spec.  gen.  Lep.  Phalen.  p.  156. 
1895  Judeich  u.  Nitsche,  Lehrb.  Forstinsekt,  v.  2,  p.  960,  t.  4,  f.  4. 
1899—1900  Barret,  Lep.  Brit.  Isl.,  v.  6,  t.  282,  f.  2a-g  ab.  flavescens 
Buch.-White? 

a.  ab.  (f  nigricarius,  Backhaus,  Entom.  Nachr.;  1881  p.  277. 
Ab.  tristis  Th.  Mieg.  Natural.  1884,  p.  437  (alis  fore  totis 
infuscatis.) 

b.  V.  (f  mugliusaria  Gumppenberg,  Syst.  Geometr.,  (Nova  Acta 
K.  Leop.  Car.  Ak.  Halle,  1887—96),  Separ.  p.  385  (minor, 
dilutior,  fusco,  nee  badio,  irrorata). 

Da  einige  Urbeschreibungen  der  benannten  Formen  zu  kurz  und 
undeutlich  abgefaßt  sind,  und  auch  nie  die  Unterseite  der  Flügel  be- 
schrieben wurde,  was  hei  manchen  Formen  von  Wichtigkeit  ist,  ergänze  ich 
dies  bei  meinen  Beschreibungen.  Gleichzeitig  erwähne  ich,  daß  in  den 
neueren  Werken  bei  Anführung  der  aberrativen  Formen  Mißdeutungen 
Platz  gegriffen  haben,  und  oft  die  Abbildungen  nicht  richtig  sind.  Durch 
meine  Beschreibungen  und  Abbildungen  glaube  ich  somit  zur  richtigen 
Auffassung  der  Aberrationsstufen  beitragen  zu  können. 

Besonderes. 

Uebersicht  der  Formen. 

Bupalus  piniarius    o"    L.,    Typus    (Taf.  I,   Fig.  1  und  Titelbild), 

Kieferspanner  (auch  Föhrenspanner)  hat  etwa  35  mm  Spannweite.  Die  Fühler 
sind  kammförmig,  der  Leib  verhältnismäßig  schlank,  die  Flügel  haben  weiße 
Grundfarbe.  Das  Apicalfeld  des  Vorderflügels  bis  gegen  seine  Mitte  ist 
bräunhch-schwarz.    Der  Distalrand  ist  breit,   der  Hinterrand   schmal;   in 


6  Kletnens  Dziarzynski : 

derselben  Farbe  gesäumt.  An  der  Mediana  des  Vorderflügels  zieht,  von  der 
Wurzel  aus,  ein  länglicher  schwarzer  Fleck  entlang,  der  für  diese  Gattung 
charakteristisch  ist.  Der  Hinterflügel  ist  weiß,  sein  Vorderrand  weist 
bis  an  die  Spitze  einen  breiten  schwarzen  Saum  auf.  In  der  Mitte  des 
Flügels  liegen  zwei  ungerade,  parallel  laufende  Striche. 

Die  Unterseite  des  Vorderflügels  ist  in  der  Mitte  weiß.  Die 
auf  der  Oberseite  ersichtliche  Zeichnung  erscheint  hier  rostbraun.  Die 
Unterseite  des  Hinterflügels  ist  weiß,  rostbraun  betupft.  Von  der  Wurzel 
aus  zieht  sich  durch  die  Mitte  des  Flügels  ein  weißer  Streifen,  in  dem 
die  zwei  parallel  laufenden  Längsstreifen  intensiver  braun  erscheinen. 

Die  Fransen  der  Flügel  sind  bräunlich-schwarz  und  weiß  gescheckt. 

Es  sei  hier  besonders  bemerkt,  daß  das  abgebildete  c/  österreichischer 
Herkunft  ist,  denn  sowohl  die  in  Nord-Europa  (Norwegen,  Schweden, 
Finnland)  als  auch  die  südländischen  Formen,  ebenso  die  großbritanischen, 
sind  stets  kleiner. 

9  (Taf.  I,  Flg.  2),  Spannweite  ungefähr  3,5  cm.  Grundfarbe 
lebhaft  rotgelb,  oft  sehr  hell.  Die  Fühler  sind  fadenförmig.  Apicalfeld 
des  Vorderflügels  und  der  Distalsaum  bis  zum  Hinterwinkel  sind  dunkler. 
Über  die  Mitte  und  im  Distaifeld  des  Flügels  sind  oft  zwei  parallel 
laufende  Querstriche  angedeutet,  manchmal  stark  ausgeprägt;  namentlich 
der  erstere,  der  charakteristische  Mittelzellfleck  ist  vorhanden. 

Hinterflügel  wie  der  Vorderflügel  rostgelb,  die  zwei  quer- 
ziehenden parallelen  Striche  sind  ziemlich  deutlich  sichtbar,  Distalsaum 
dunkler. 

Die  Unterseite  des  Vorderflügels  ist  wie  die  Oberseite  gezeichnet. 
Die  Spitzen  sind  weiß  betupft.  Die  Hinterflügel  sind  weiß,  rotbraun 
betupft.  Über  die  Mitte  des  Hinterflügels  zieht  von  der  Wurzel  aus  ein 
weißer  Streifen.  Die  zwei  parallel  laufenden  Längsstriche  sind  braun. 
Die  Fransen  sind  weiß  und  braun  gefärbt. 

Die  Q  5  variieren  insofern,  als  man  ganz  lichte  Stücke  beobachten 
kann,  ich  fing  beispielsweise  solche,  die  oben  einfarbig  rostgelb,  ohne 
jede  Zeichnung  gefärbt  waren.  In  manchen  Ländern  sind  die  typischen 
$2  sehr  lebhaft  gefärbt.  Orangegelbe  Formen  kommen  nicht  vor, 
ebenso  sind  weiße  9  9  noch  niemals  beobachtet  worden. 

In  manchen  Gegenden  der  Schweiz  sind  die  $  Q  schmutzig  weiß 
oder  weißlich  gelb,  blasser  als  die  Taf.  I,  Fig.  2  abgebildete  Form 
gefärbt;  dagegen  zeigen  die  aus  manchen  anderen  Ländern  stammenden 
Exemplare  wieder  lebhaft  feurige,  bis  dunkelrotgelbe  Färbung.  Aus 
Bayern  erhielt  ich  einige  $Q,  deren  Farbe  rötlich  rostgelb  ist.  Die- 
jenigen aus  der  Schweiz  (Seealpen)  weisen  lebhafteres  Gelb  auf,  als  die 
in  Flg.  2  dargestellte  Form.  Einige  sind  bräunlich  gelb  gefärbt;  andere 
nähern  sich  in  ihrer  Färbung  schon  den  dunkelbraunen  Formen.  Sie 
sind  lichtbraun    und  bilden    daher  den  Uebergang   zu   forma  fuscantaria. 


Bupalus  piniarius  L.  7 

I.     Forma  fuscantaria  Q,  Krul,  (Taf.  I,  Fig.  3). 

B.  pinurius  L.  ab.  Q,  fuscanturia,  Krulikowski,  Soc.  entom., 
V.  23  p.   12,   1908. 

Grundfarbe  braun.  Das  Apicalfeld  des  Vorderflügels,  sowie  der 
Distalsaum  des  Hinterflügels  sind  bräunlich-schwarz.  Der  charakteristische, 
längliche  schwarze  Fleck  an  der  Mittelzelle  ist  vorhanden.  Auf  den 
Hinterflügeln  sind  zuweilen  zwei  schwarze  parallellaufende  Längsstreifen 
sichtbar,  die  Fransen  sind  weiß  und  braunschwarz.  Die  Unterseite 
ist  wie  beim  typischen   Q,  jedoch  viel  dunkler  gezeichnet. 

Krulikowski  beschreibt  eine  Form  wie  folgt: 

„Die  gewöhnliche  rotbraune  (bis  orangegelbe)  Grundfarbe  der 
Flügel  ist  durch  eine  mehr  oder  minder  dunkel-bräunliche  oder  seltener 
schwärzliche  ersetzt,  in  gewissen  Jahren  nicht  selten." 

Der  Autor  hat  sich  sehr  kurz  gefaßt.  Daher  habe  ich  mich  ver- 
anlaßt gesehen,  mich  schriftlich  an  ihn  mit  dem  Ersuchen  zu  wenden, 
er  möge  mir  eine  Type  oder  deren  genauere  Beschreibung  zukommen 
lassen;  ich  erhielt  aber  leider  keine  Antwort.  Ich  bin  der  Meinung,  daß 
nur  die  hier  aufgeführte  Abart  gemeint  sein  kann  und  schließe  dies  aus 
dem  Umstände,  daß  ich  aus  Rußland,  und  zwar  aus  den  verschiedensten 
Gegenden,  diese  dunkle  weibliche  Form  erhielt.  Sie  kommt  auch  in 
Oesterreich,  besonders  in  der  südlichen  Umgebung  von  Wien,  häufig  vor. 

Auch  will  ich  bemerken,  daß  ich  einige  Q.  $  von  dunkler  oder 
lichtbrauner  Farbe  mit  der  Etikettierung  „anomalarius"  erhielt.  Diese 
Bestimmung  ist  nicht  richtig,  denn  Huene  erwähnt  in  seiner  Beschreibung 
nichts  von  einem  anotnalarius  Q,  das  im  Norden  gewiß  sehr  selten  vor- 
kommt; es  ist  auch  nur  das  (f  beschrieben  und  abgebildet.  Krulikowski 
hingegen  erwähnt  nur  eine  weibliche  Form.  Diese  Form  variiert  aber 
in  der  Färbung  nicht  unbedeutend.  In  meiner  Sammlung  befinden  sich  z.  B. 
Formen  von  lichtbrauner  bis  dunkelbrauner  Färbung.  Einige  alpine 
Formen  sind  schmutzig  lehmgelb  und  haben  die  Größe  von  mughusaria. 
Das  abgebildete  Q -Stück  ist  aus  der  Umgebung  von  Mödling  (Oesterreich). 
Alle  hier  gefangene  Stücke  sind  sehr  groß,  manche  dunkelaschgrau  ge- 
färbt; an  ihnen  sind  die  schwarzen,  bezw.  dunkelbraunen  Längsstriche 
auf  den  Vorderflügeln  deutlich  zu  sehen. 

2.     Forma  fulvaria  m.  9  (Taf.  I,  Fig.  4). 

Grundfarbe  dunkel-rostgelb,  also  dunkler  als  bei  der  typischen 
Form.  Das  Apicalfeld  des  Vorderflügels,  bis  gegen  die  Hälfte  des 
Flügels,  ist  bräunlich-schwarz.  Die  Hinterflügel  zeigen  ebenso  ge- 
färbten breiten  Distalrand.  Die  Unterseite  ist  wie  beim  typischen  $, 
jedoch  dunkler  gefärbt;  im  allgemeinen  also  eine  dunkle  weibliche  Form. 
Auch  fehlen  derselben  die  dunklen  Querstriche  auf  den  Vorderflügeln 
ganz,  oder  sind  nur  schwach  angedeutet. 


8  Klemens  Dziurzynski : 

Gewöhnlich  sind  diese  $  $  sehr  groß.  In  den  Gegenden  südlich 
von  Wien  sind  sie  nicht  sehr  selten ;  auch  in  Ober-Oesterreich  sind 
sie  heimisch. 

3.  Forma  unicolora  Q.  Strand. 

B.  piniarius  ab.  unicolora  9,  Strand,  Schriften  Naturf.  Ges.,  Danzig, 

Neue  Folge,  Bd.  10,  Heft  2-3,  1901. 
Einfarbig  tief  ockergelb.    Weder   mit    nigricaria  Backh.  noch    mit 
mughusaria  Gumppbg.  identisch.     Aus  Norwegen. 

4.  Forma  strigata  m.   9   (Taf.  I,  Fig.  5), 

Wie  forma  fulvaria,  jedoch  mit  einem  schwarzen,  ununterbrochenen 
Querstreifen  auf  den  Vorderflügel.  Oft  ist  auch  ein  zweiter  solcher 
Streifen  stark  angedeutet,  der  mit  dem  ersten  parallel  läuft.  Die  Unter- 
seite ist  braun,  scharf  gezeichnet;  Oesterreich.  Wohl  viel  seltener  als 
f.  fulvaria. 

5.  Forma  flavescens  cf,  B.  White  (Taf.  I,  Fig.  6). 

Wie  die  typische  Form,  nur  mit  gelber  Grundfarbe.  Die  Färbung 
kann  von  blaß-  bis  dunkelgelb  variieren.  Diese  Aberration  kommt  in 
manchen  Gegenden  sehr  häufig  vor.  Besonders  schöne  Exemplare  fing 
ich  in  Niederösterreich  bei  Wien,  Rodann,  Perchtoldsdorf,  Mödling, 
Gumpoldskirchen,  Baden,  Wiener  Neustadt  u.  s.  f.  In  Norddeutschland 
sehr  häufig,  aber  dunkler.  Die  englischen  Stücke  sind  feuriger,  aber 
kleiner  als  das  abgebildete  Stück,  welches  aus  Perchtoldsdorf  stammt. 

Hermaphrodit  (Taf.  I,  Fig.  7). 

Denselben  fing  ich  Ende  Mai  1909  in  der  Wiener  Gegend  bei 
Perchtoldsdorf  (Parapluiberg).  Die  rechte  Seite  zeigt  forma  flavescens  cf , 
die  linke  dagegen  forma  strigata  $. 

6.  Forma  koUeri,  m.  $  (Taf.  II,  Fig.  9). 

Der  typischen  (/-Form  ganz  ähnlich ;  nur  zieht  sich  hier  ein 
schwarzer  ununterbrochener  Querstreifen  durch  den  Vorderflügel,  der  oft  zu 
einem  schwarzbraunen  Band  wird.  Ziemlich  selten  unter  der  typischen  Form. 
Benennung  zu  Ehren  des  Herrn  Heinrich  Koller,  Wien. 

7.  Forma  dziurzynskii,  Koller  (f  (Taf.  II,  Fig.  10). 

B.  p.  ab.  dziurzynskii,  Koller,  Int.  ent.  Zeitschr.  Guben,  v.  5, 
p.  341,  1912.  Forma  flavescens  mit  einem  schwarzen,  nicht  unter- 
brochenen Querstrich  auf  dem  Vorderflügel.  Unterseite  wie  bei  cf, 
typische  Form,  jedoch  mit  gelber  Grundfarbe. 

Wo  forma  flavescens  vorkommt,  trifft  man  oft  diese  Aberration. 
Schöne  große  Exemplare  fing  ich  in  der  Umgebung  von  Mödling 
(Oesterreich)  in  Anzahl. 


Bupalus  piniarius  L.  9 

8.  Forma  nana,  m.  </  (Taf.  I,  Fig.  8). 

Eine  Zwergform  von  flavescens  von  kaum  30  mm  Spannweite. 
Ich  erhielt  diese  Itleine  Form  aus  Südfrankreich  mit  dem  Bemerken,  daß 
dort  nur  diese  Form  vorkommt.  Leider  konnte  ich  kein  $  bekommen, 
bin  jedoch  der  Meinung,  daß  dasselbe  wie  das  typische  $,  nur  kleiner 
sei.  Am  25.  Mai  1911  fing  ich  bei  Perchtoldsdorf  (Umgebung  von  Wien) 
ein  ganz  gleiches  Stück,  womit  der  Beweis  erbracht  ist,  daß  diese  kleine 
Form  auch  andern  Ortes  unter  der  flavescens-Voxm  vorkommen  kann. 

9.  Forma  tristis,  m.  cf  (Taf.  II,  Fig.  17). 

Eine  dunkle  Form,  ohne  Veränderung  der  Grundfarbe  des 
typischen  c/,  und  zwar  kommen  hier  Stücke  vor,  bei  welchen  beide 
Flügel  beinahe  ganz  schwarz  sind,  nur  in  der  Mitte  ist  die  weiße  Grund- 
farbe erhalten.  Hierher  gehören  auch  solche  Formen,  bei  welchen  die 
Vorderflügel  nur  etwas  dunkler,  die  Hinterflügel  jedoch  ganz  schwarz 
sind.  Zuweilen  ist  die  schwarze  Beschuppung  der  Hinterflügel  mit  Weiß 
untermischt.  Die  Unterseite  ist  jedoch  wie  bei  der  typischen  Form,  nur 
dunkler  rostbraun.    Sehr  selten  in  Niederösterreich  (Baden). 

10.  Forma  nigricans,  m.  c/  (Taf.  II,  Fig.  11). 

Eine  dunkle  Form  mit  dem  Charakter  von  flavescens.  Die  Grund- 
farbe wird  also  von  der  schwarzen  Zeichnung  ganz  oder  so  weit  ver- 
drängt, daß  auf  dem  Vorderflügel  oft  die  gelbe  Grundfarbe  nur  noch 
durchblickt,  ebenso  auf  dem  Hinterflügel.  Oft  ist  die  Grundfarbe  nur  in 
der  Mitte  des  Flügels  mehr  oder  weniger  sichtbar.  Die  Unterseite  ist 
jedoch  wie  bei  dem  typischen  cf,  nur  gelb  und  dunkler.  Die  Zeichnung 
ist  hier  vorhanden,  was  bei  forma  nigricaria  Backhaus  nicht  der  Fall  ist. 
Diese  Aberration  kommt  neben  flavescens  nicht  selten  vor.  Sie  hat  auch 
dieselbe  Größe  wie  diese.  Ich  fing  u.  a.  ein  Exemplar  bei  Perchtoldsdorf 
mit  schwarzen  (schwarzbraunen)  Hinterflügeln;  die  Vorderflügel  hatten 
gelbe  Färbung,  der  Querstrich  ist  vorhanden.  Aus  dem  südlichen  Teil 
des  Wiener  Waldes  (Oesterreich). 

11.  Forma  nigricaria,  Bachhaus  cf  (Taf.  II,  Fig.  13). 

Die  Färbung  ist  oben  und  unten  eintönig  braun.  Die  Unterseite 
ist  etwas  lichter  und  ohne  jede  Zeichnung.  Die  Fransen  sind  weiß  und 
braun.  Im  allgemeinen  sind  die  Stücke  etwas  kleiner  als  die  Type  cf. 
Dr.  Carl  Schawerda,  Wien,  besitzt  ein  Stück  aus  Oesterreich.  Meine 
Exemplare  sind  aus  England  und  Böhmen  (Oesterreich). 

12.  Forma  anomalaria,  Huene  cf  (Taf.  II,  Fig.  12). 

B.  piniarius  ah.  anomalarius,  Huene,  Berlin,  ent.  Z.,  v.  47,  p.  317, 
1901.  (Taf.  4,  Fig.  5.)  Grundfarbe  beider  Flügel  'schm'utzig-lichtbraun, 
Apicalfeld  des  Vorderflügels  sowie  der  Distalsaum  des  Hinterflügels  ist 
etwas  dunkler,  die  Unterseite  lichtgelb.  Auf  der  Unterseite  der  Hinter- 
flügel ist  der  weiße  Querstrich  vorhanden.  Die  Beschreibung  von  Huene 
lautet  wörtlich: 


10  Klemens  Dziurzynski : 

„Bupalus  piniarius  L.  ab.  cf  anoinalarius  mihi.  Die  Grundfarbe 
des  (f  bei  allen  hiesigen  Stücken,  die  mir  zu  Gesichte  kamen,  ist  weiß 
und  nicht  „gelblich,  oder  ganz  gelb",  wie  Treitschke  1.  c,  oder  weiß- 
gelb bezw.  ledergelb,  wie  Heinemann  I.e.  angaben.  Gelbe  Grundfarbe 
hat  hier  nur  das  $  allein.  Es  kamen  aber  wohl  cfi^f  vor,  bei  welchen 
die  weiße  Grundfarbe  durch  dunklen  Staub  mehr  oder  weniger  verdüstert 
wird,  wie  das  auch  schon  Treitschke  aufgefallen  ist,  der  sich  Bd.  I, 
pag.  276  hierüber  wie  folgt  vernehmen  läßt:  „Oft  sind  diese  Flecke  mit 
dichtem  Staub  bestreut  und  fast  verloschen."  Bei  solchen  Stücken  sind 
dann  auch  die  fast  schwarzbraunen  Zeichnungen  an  den  Spitzen  und 
Säumen  der  Flügel  mehr  oder  weniger  verblaßt.  Auch  die  Unterseite 
derselben  erscheint  weniger  bunt  und  ist  etwas  bleicher  als  bei  den 
normalen  Exemplaren.  Diese  Aberration  habe  ich  in  Analogie  zur 
holländischen  Bezeichnung  „De  Vlinder  an o malus  ab.  anomalaria" 
genannt. 

Die  Abbildung  in  der  Berlin,  entom.  Zeitschr.  1.  c.  (Taf.  4,  Fig.  5)  zeigt 
ein  schwarzes  Exemplar.  Huene  erwähnt  also  nichts  von  einem  Weibchen. 
Somit  ist  es  gewiß  unrecht,  eine  weibliche  Form  mit  diesem  Namen  zu 
belegen,  denn  das  dunkelbraune  Q  benennt  Krulikowski  ab.  fuscantaria; 
dieselbe  kommt,  wie  erwähnt,  überall  unter  der  typischen  Form  vor  und 
ist  nicht  selten. 

Es  ist  auch  von  Wichtigkeit,  zu  erwähnen,  daß  f.  anoinalaria  unten 
lichtgelb  ist,  die  Streifen  sind  braun.  Diese  Form  ist  kleiner  als  die 
Stücke  der  typischen  Form.  Aus  der  Abbildung  ist  leicht  zu  erkennen, 
daß  die  Type  eine  kleinere  dunkle  Form  in  dem  Charakter  von //ai^f'.sr^«5 
ist,  bei  der  aber  die  gelbe  Grundfarbe  nicht  durch  die  schwarzbraune 
verdrängt  wird,  sondern  die  ganze  Beschuppung  gelblich  graubraun 
verändert  ist.  Ähnliche  Stücke  erhielt  ich  aus  Rußland,  die  jedoch  als 
Übergänge  zu  bezeichnen  sind. 

13.  Forma  albopuncta  m.  o    (Taf.  II,  Fig.  14). 

Diese  Form  ist  oben  und  unten  einfarbig  braun,  an  der  Wurzel 
etwas  lichter  und  ohne  jede  Zeichnung.  Nur  am  hinteren  Teil  des 
Vorderfiügels  ist  ein  rundlicher  weißer  oder  gelblicher  Fleck  zu  erkennen, 
der  sich  auch  auf  der  Unterseite  zeigt.  Der  Distalsaum  ist  weiß  und 
braun  befranzt.  Diese  Form  ist  etwas  kleiner  und  f.  nigricaria  sehr 
ähnlich.   Aus  Oesterreich.   Siehe  Iris  XVlll,  Heft  1,  Seite  201    (Taf.  2,  Fig.  7). 

14.  Forma  albomacula,  m.  cf  (Taf.  II,  Fig.  15). 

Eine  oben  dunkel-,  unten  lichtbraune  Abart,  bei  welcher  oben  auf 
dem  Vorderflügel  ein  weißer  Fleck  und  darunter  ein  weißer  Streifen 
zu  bemerken  ist.  Der  Hinterflügel  weist  einen  weißen  Längsfleck  auf. 
Diese  weiße  Zeichnung  ist  auf  der  Unterseite  scharf  ausgeprägt.  Die 
Fransen  sind  weiß  und  braun.  Mir  sind  nur  Exemplare  aus  England 
(Surreyj  bekannt. 


Bupalus  piniarius  L.  11 

15.  Forma  hirschkei,  m.  cf  (Taf.  II,  Fig.  16). 

Wohl  eine  der  interessantesten  Formen.  Die  Grundfarbe  ist 
gelblicli-weiß.  Die  braune  Zeichnung  zieht  sich  von  der  Spitze  des 
Vorderflügels  längs  des  Distalsaumes  herunter.  Die  Spitze  ist  nicht 
schwarz  oder  braun,  wie  bei  der  typischen  Form.  Die  beiden  Querstreifen 
auf  dem  Vorderflügel  gleichen  einem  Doppelbeistrich,  reichen  jedoch  nicht 
bis  an  den  hinteren  Saum.  Die  Unterseite  des  Flügels  ist  wie  oben  ge- 
zeichnet, jedoch  lichter.  Die  Stücke  sind  im  allgemeinen  kleiner  als  die 
typischen  und  haben  annähernd  die  Größe  von  mugliiisaria.  Benannt 
zu  Ehren  des  Entdeckers,  Herrn  Hans  Hirschke,  Wien,  der  einige  solche 
Stücke  am  Hochschwab  im  Juli  fing,  leider  aber  nur  ac:f-  Dr.  Hasebroeck 
fing  solche  Formen  in  Tirol,  Juli  1905. 

16.  Forma  mughusaria  q"'»  Gumppbg. 

Eine  kleinere  alpine  Form  von  30  mm  Spannweite,  die  wohl  Unterart- 
rechte hat.  von  etwas  düsterer  Zeichnung.  Diese  ist  bräunlich-schwarz 
und  mehr  ausgedehnt.  Die  Unterseite  ist  bei  den  meisten  Stücken  weiß. 
Diese  alpine  Form  ist  am  häufigsten  in  Bayern;  in  den  österreichischen 
Alpen  ist  sie  ebenfalls  nicht  selten.  Ich  erhielt  //uig/iiisan'a-Formen  aus 
Norwegen;  sie  ähneln  sehr  den  österreichischen  Stücken.  Ich  bin  auch, 
wie  erwähnt,  der  Ansicht,  daß  diese  Form  nicht  nur  als  eine  hochalpine 
anzusehen  ist,  sondern  wahrscheinlich  auch  im  Hügellande  vorkommt. 
Q  Q.  gleicher  Bildung  konnte  ich  nicht  bekommen.  Die  mir  aus  Bayern 
gesandten  $  $  sind  von  der  Größe  der  mughusaria  o'o"-  Die  Färbung  ist 
viel  intensiver  (dunkler)  rot,  als  die  der  typischen  Form. 

Hier  will  ich  bemerken,  daß  ich  große  Reihen  von  Bupalus 
piniarius  aus  Bayern,  Böhmen,  England,  Rußland,  Norwegen  besitze, 
die  der  Type  von  mughusaria  sehr  ähnlich,  nur  etwas  kleiner  sind,  und 
deren  Grundfarbe  weiß  (typisch)  oder  gelb  ist.  Stücke  mit  gelber  Grund- 
farbe mögen  forma  flavotnughusaria  genannt  werden. 

17.  Forma  nivalis  m.,  cf  (Taf.  II,  Fig.  19). 

Eine  lichte  Form,  deren  Grundfarbe  rein  weiß  erscheint,  und  bei 
der  sowohl  der  schwarze  Wurzelfleck  als  auch  die  zwei  schwarzen 
Längsstreifen  der  Hinterflügel  durch  weiße  Schuppen  überdeckt  erscheinen. 
Die  Unterseite  ist  besonders  schön  weiß,  also  weit  lichter  als  bei  der 
typischen  Form.  —  Alpine  Form  aus  Oesterreich  (Wiener  Wald). 

18.  Forma  immacula  m.,  cf  (Taf.  II,  Fig.  18). 

Bei  dieser  Form  fehlt  der  bei  allen  anderen  vorkommende 
charakteristische  Wurzelfleck,  wodurch  sie  leicht  von  der  Type  zu  unter- 
scheiden ist.  Das  Fehlen  dieses  Wurzelfleckes  verleiht  dem  Tiere  ein 
merkwürdiges  Aussehen.  Die  Hinterflügel  sind  wie  beim  typischen  cf, 
können  aber  auch  viel  düsterer  erscheinen,  wie  die  Originalabbildung  zeigt. 


12  Kiernens  Dziurzynski: 

Diese  Aberration  ist  österreichischer  Herkunft,  ein  ähnliches,  jedoch 
kleineres  Stück  habe  ich  aus  dem  Kaukasus. 

19.  Forma  albidaria  m.,  cf  (Taf.  11,  Fig.  20). 

Wohl  die  hellste  Form  überhaupt.  Die  schwarzbraune  Zeichnung 
wird  ganz  an  die  Ränder  der  Flügel  hinausgedrängt.  Die  weiße  Grund- 
farbe ist  gelb  angehaucht.  Die  Unterseite  ist  ganz  weiß;  die  Fransen 
sind  weiß  und  braun.  Die  Größe  ist  die  des  typischen  c/.  Die  Unterseite 
ist  sehr  licht  (weiß),  es  ist  also  die  Zeichnung  der  typischen  Form  vor- 
handen, nur  bedeutend  reduziert.  —  Oesterreich  (Wiener  Wald). 

Indem  ich  diese  Abhandlung  der  Öffentlichkeit  übergebe,  bleibt 
mir  die  angenehme  Pflicht,  allen  jenen  Herren,  welche  die  Liebens- 
würdigkeit hatten,  mich  mit  Material  und  einschlägigen  Literaturangaben 
zu  unterstützen,  meinen  verbindlichsten  Dank  auszusprechen.  Endlich 
ist  es  uns  ein  dringendes  Bedürfnis,  dem  Herrn  Heinrich  Koller,  Maler 
in  Wien  und  Mitglied  des  Wiener  entomologischen  Vereins,  für  die 
sorgfältige,  naturgetreue  und  künstlerische  Wiedergabe  der  Abbildungen 
meinen  herzlichsten  Dank  auszusprechen. 

Erklärung  der  Tafeln. 

Tafel  I. 

Seite 

Fig.    A.    Bupalus  piniarius  $,  sitzend,  Eier  legend 4 

B.  Eiergelege  in  der  Rinne  einer  Kiefernadel 4 

C.  Zwei    erwachsene    Raupen  an  einer  Kiefernadel  nagend    .  5 
„        1.     Bupalus    piniarius    o  >     forma    typica,    Grundfarbe    weiß, 

Zeichnung  bräunlichschwarz 5 

„       2.    Bupalus  piniarius  $,  forma  typica,  Grundfarbe  rostgelb     .  6 

„       3.    iorma.  fuscantaria   $,  Kr.,  braune  Abart 7 

4.  iorma  fulmria  9.-^-  "ov.,  dunkelrostgelb 7 

5.  forma  strigata  $,         „  „  mit    schwarzem 

Längsstrich  am  Vorderflügel 8 

6.  forma  flavescens  cf  W.,  gelbe  Abart 8 

„       7.     Hermaphrodit 8 

„       8.    forma  nana  (f,  f.  nov.,  kleine  gelbe  Form 9 

„       9.    forma  kolleri  (f,  f.  nov.,  Grundfarbe  weiß,  mit  schwarzem 

Querstrich        8 

„      10.    forma  dziurzynskii  cf ,  KoU.,  Grundfarbe  gelb,  mit  schwarzem 

Querstrich        8 

„      11.     forma  nigricans  o',   f-  nov.  m.,    dunkle   Form,  von    gelber 

Grundfarbe,  mit  beinahe  oder  ganz  schwarzen  Hinterflügeln  9 
12.    forma    anomalaria    c/'    H-.    mit    verloschener    gelblicher 

Grundfarbe 9 


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15 


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Bupalus  piniurius  L.  13 

Seite 
Fig.   13.     forma  nigricaria  cf  B.,  oben  und  unten  einfarbig  braun     .     10 

14.  forma    albopuncta  cf,    f.   nov.,    braun,    mit   weißen     oder 

gelblichen  Fleci<en  auf  dem  Vorderflügel 10 

15.  forma  alhotnucula  d\  f.  nov.,  braun,  mit  weißen  Längstreifen     11 
„      16.    forma  hirschkei  ^ ,  f.  nov.,  mit  weißlicher  Grundfarbe  und 

brauner  Zeichnung 11 

17.  forma  tristis  cf,  f.  nov.  m.,    dunkle  Form,    mit    schwarzen 

Hinterflügeln 11 

18.  iorma  ü/i/iiarii/a  cf,  f.  nov.    m.,  ohne  Fleck  an  der  Mediana     11 

19.  forma  nivalis  cf,  f.  nov.,  weiße  Abart       

„     20.     forma  ulbidaria  q\  f.  nov.,  ganz  lichte,  gelblich  angehauchte 

Form       . 12 


14  [Berl.  Entom.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.] 


Nachtrag  zur  Mantodeenfauna  Nordostafrikas. 

Von  Dr.  F.  Werner. 


Im  Nachstehenden  bringe  ich  einige  Ergänzungen  zu  den  Verzeichnissen 
nordostafril^anischer  Mantodeen,  die  ich  in  meinen  beiden  Arbeiten  über 
die  Mantodeen  des  ägyptischen  Sudan  und  Nord-Ugandas  (S.-B.  Atcad. 
Wiss.  Wien,  Bd.  CXVI  1907,  p.  165—266,  Taf.  I-IIIi,  und  Abessyniens 
(Annuaire  Mus.  Zool.  Acad.  Imp.  Sei.  St.  Petersburg,  Bd.  XIII  1908, 
p.  108  —  128)  gegeben  habe  und  zwar  zum  Teile  neue  Fundorte  in 
Abessynien,  Erythraea  und  dem  nördlich  vom  Aequator  gelegenen  Teil 
von  Uganda,  teils  aber  auch  eine  Anzahl  für  das  Gebiet  neuer  Arten.  Diese 
sind  entweder  den  wichtigen  Arbeiten  von  Giglio-Tos  (Mantidi  esotici  I-IV) 
entnommen  oder  aber  nach  dem  Material  meiner  eigenen  Sammlung 
verzeichnet  (10  Arten);  diese  letzteren,  obwohl  gering  an  der  Zahl,  lassen  den 
aethiopischen  Charakter  der  Mantodeenfauna  dieses  Gebietes  noch  deutlicher 
hervortreten,  als  zuvor.  Zwei  Arten  konnten  als  neu  beschrieben  werden. 
Die  bereits  von  mir  in  einer  der  beiden  oben  genannten  Arbeiten  für 
Nordost  -  Afrika  angegebenen  Gattungen  und  Arten  sind  mit  einem 
Sternchen  *  versehen. 

Orthoderidae. 

*  Elaea  Stal. 

*  E.  niai'chali     (Reiche    &    Fairm.).       Massaua,    Cheren,    Addi  -  Ugri 
(Erythraea);     Harrar,    Dire-Daua    (Abessynien),    Entebbe  (Uganda). 
Dieses  ist  eine  der   häufigsten  Mantodeen    von  Nordostafrika,    dabei 
in  allen  Merkmalen  überaus  constant. 

*  Qalepsus  Stal. 

ü.  (//versus  Giglio-Tos.  Bull.  Soc.  Ent.  Ital.  XLII  1910  (1911),  p.  156. 
Gondokoro  (Uganda)  ^  G.  cap/tatus  Wern. ;  Cheren,  Erythraea. 
Die  Punktierung  des  Trochanters  und  Femurs  der  Vorderbeine  ist 
sehr  variabel  und  kaum  als  Unterscheidungsmerkmal  innerhalb 
dieser,  in  allen  übrigen  Merkmalen  sehr  einheitlichen  Art  verwertbar. 

Q.  erytliraeus  Giglio-Tos,  1.  c.  p.  158.  Harrar  (Abessynien);  Adi-Ugri 
(Erythraea). 

Q.  in/niitus  Giglio-Tos  1.  c,  p.  166.  Harrar  u.  zwischen  Sancurar  u.  Amarr 
(Abessynien);  Adi-Ugri  (Erythraea). 

Q.  gestn  Giglio-Tos  1.  c,  p.  168.     Jambo,  Abessynien. 
Dieses  ist  die  einzige  der  vier  hier  verzeichneten  Giglio-Tos'schen 
Arten,  die  ich  aufrechterhalten  wissen  möchte;  die  übrigen  sind  unmöglich 


Dr.  F.   Werner:  Mantodeenfaiina  Nordostafrikas.  15 

von  0.  capitatus  Sauss  zu  unterscheiden,  und  wenn  der  Autor  bei 
G.  miniitus  sagt:  „Questa  specie  6  tanto  somigliante  O.  capitatus,  clie 
la  distinzione  fra  le  due  specie  e  difficilissinia  senza  un  materiale  di 
confronto",  so  ist  das  ein- Beweis,  daß  er  selbst  nicht  genug  Material 
gehabt  hat,  um  die  Übergänge  zu  erl^ennen. 

*  Tarachodes  Burm. 

T.  dives  Sauss.  (Saiissurei,  Giglio-Tos  1.  c,  p.  119).    Ghinda  u.  Cheren 

(Erythraea,  Coli.  Werner). 
Es  ist  mir  nicht  ganz  klar,  warum  Qiglio-Tos  den  Speciesnamen 
„dives''  dieser  Art  entzieht,  und  sie  neu  benennt,  obwohl  sie  von  Saussure 
1869  nach  dem  cf  beschrieben  wurde,  das  auch  mir  vorlag  und  sich  im 
Wiener  naturhistorischen  Hofmuseum  befindet,  während  das  (worin  ich 
Giglio-Tos  zustimme)  nicht  dazugehörige  $  erst  1871  beschrieben 
wurde.  Es  müßte  also  dieses  neu  benannt  werden. 
T.  taramassi  Qiglio-Tos  1.  c,  p.   121. 

*  T.  karschii  Wern.    Asmara,  Erythraea;  Dir6  Daua,  Abessynien  (Coli. 

Werner).    Das  Pronotum  ist  viel  heller  als  bei  dives. 
T.  ugandensis  n.  sp.,   Q   von  Entebbe,  Uganda. 
T.  okaliandyano  affinis,  statura  minore,  pronoti  marginibus  lateralibus 
dense  et  grosse   denticulatis,   femoribus  anticis   extus  concoloribus 
(ochraceo-fulvis)   punctis  ventralibus    nullis  valde   distincta.     Long, 
tot.  28  mm,  pronoti  7,5  mm,  elytrorum  7  mm. 
Dieses   $   hat  einige  Ähnlichkeit  mit  dem  von  T.  obtusiceps,  ist  aber 
durch  das  Fehlen  der  dunklen  Querbinden   auf  der  Stirn  und  durch  die 
beiden  Vertex-Höcker  leicht  zu  ^unterscheiden.     Die  spitzen  Zähnchen  am 
Pronotum-Seitenrand  sind  abwechselnd  hell  und  dunkel  gefärbt  und  zwar 
folgt  im  hinteren  Teile   auf  2  oder  3  helle  Zähnchen    ein  ebenso  großes 
dunkles;    nach  vorne    werden    die    hellen  Zähnchen    immer    kleiner    und 
schließlich  sind    die    dunklen    bloß   durch    einen    größeren,     ungezähnten 
Zwischenraum  getrennt. 

Mantidae. 

Tropidomantis  Stal. 

T.  africana  Werner.     Jahresb.   Württemberg,   Ver.   f.    Naturk.    1906, 
p.  362  ;  Cheren  (Erythraea). 

*  Polyspilota  Burm. 

*  7".  aeruginosa  Goeze.     Giglio-Tos,  Boll.  Soc.  Ent.  Ital.  XLII    1910 

(1911)  p.  22.  Entebbe  (Uganda).  Nördlich  vom  Aequator  ist  diese 
sonst  im  tropischen  Afrika  weit  verbreitete  und  häufige  Art  im 
Osten  des  Erdteiles  anscheinend  ziemlich  selten.  Das  Exemplar 
aus  Entebbe  ist  das  kleinste  meiner  Sammlung. 


16  Dr.  F.  Werner: 

*  Sphodromantis  Stal. 

5.  muta  Wood-Mason,  Werner,  Ber.  Senckenberg.  Ges.  1908,  p.  36, 
Entebbe  (Uganda)  1    $. 

*S.  lineola  Burm.,  Handb.  Entomol.  II,  p.  537.  Ghinda  und  Cheren, 
Erythraea;  Dir6  Dana,  Abessynien;  Entebbe,  Uganda. 
Als  Sph.  gastrica  Stal.  von  mir  aus  dem  Sudan  und  Abessynien 
bereits  genannt.  Von  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  aus  Dir6  Dana 
sind  zwei  d'd'  auffällig  klein  und  gehören  der  var.  gastrica  mit  großem, 
etwa  dreieckigem  Stigma  der  Elytren  an;  die  Adern  der  Elytren  sind 
dunkel,  diese  selbst  stark  glänzend.  Das  cf  aus  Cheren  könnte  allenfalls 
noch  zu  gastrica  gerechnet  werden,  ebenso  ein  Q  von  Ghinda;  das  0" 
und  ein  $  aus  Ghinda,  sowie  das  Pärchen  aus  Dire  Daua  sind  eher  zu 
lineola  zu  ziehen,  das  q^  von  Entebbe  ausgesprochen  lineola.  Jedenfalls 
ist  eine  sichere  Unterscheidung  beider  Formen  ganz  unmöglich  und  bei 
ihrem  Zusamnienvorkommen  auch  ohne  Bedeutung.  Die  Länge  des 
Pronotums  schwankt  sehr,  ebenso  wie  die  absolute  Länge,  die  diese  Art 
erreicht;  doch  ist  ein  Zusammenhang  mit  der  geographischen  Verbreitung 
bisher  nicht  erkennbar. 

*  Oythespis  Sauss. 

*  O.  sehegalensis  Sauss.    Cheren,  Asmara,  (Erythraea). 

*  Hoplocorypha  Stal. 

* H.  galeata  (Gerst.)  Ghinda,  Erythraea;  Dir6  Daua,  Abessynien; 
Entebbe,  Uganda. 

*  Calidomantis  Rehn. 

C.  pellucida  Sauss.  Giglio-Tos,  Bull.  Soc.  Ent.  Ital.  LI,  1909  (1911) 
p.  163.  Adi  Cai6,  Adi  Ugri,  Erythraea  (Giglio-Tos);  Harrar, 
Abessynien  (Coli.  Werner,  (/). 

C.  montana  Giglio-Tos,  i.e.,  p.  169.     Entebbe,  Uganda  (Giglio-Tos). 

C  mombasica  Giglio-Tos,  1.  c,  p.  173.  Harrar,  Abessynien  (Coli. 
Werner,  cf').  Das  Exemplar  mißt  39  mm,  die  größeren  inneren 
Femoraldornen  sind  ganz  schwarz;  die  Innenkante  der  Coxen  ist 
mit  feinen,  ziemlich  getrennt  stehenden  Dörnchen  besetzt. 

C.  lacualis  Giglio-Tos,  1.  c,  p.  175.    Harrar,  Abessynien  (Giglio-Tos). 

C.  abyssinica  Giglio-Tos,  1.  c.  p.  176.  Mission  von  Bonchamps,  Abessynien. 

*  C.  fenestrata  Fabr.    Cheren,  Asmara,  Ghinda,  (Erythraea).    Die  c/cf' 

haben  nur  2  Punkte  oder  nur  1  an  der  Innenseite  der  vorderen 
Femora,  die  Vorderbeine  sonst  vollkommen  einfarbig  grün.  Eine 
Unterscheidung  von  C.  montana  Giglio-Tos  ist  kaum  möglich. 

*  Parasphendale  Schulth.  (Carvilia  Stal.). 

*  P.  vincta    (Gerst.).      Dir6    Daua,    Abessynien    (cr9'-      Anscheinend 

etwas  kleiner  als  Exemplare  aus  Deutsch-Ostafrika. 


Mantocleenfatina  Nordostafrikas.  17 

*  Ischnomantis  Stal. 

*/.  attarensis  Wern.  Asmara,  Erythraea  (9  Larve).  War  erst  von 
Khor  Attar  im  ägyptischen  Sudan  beltannt.  Femora  der  Vorder- 
beine vor  dem  Apex  unterseits  mit  einem  dunklen  Fleck.  Coxen 
der  Vorderbeine  mit  8  größeren  Dornen.  Abdomen  oberseits  mit  wenig 
dunkleren  Längslinien.  Vordere  Femoral-  und  Tibialdornen  schwarz. 
Sonst  ganz  typisch. 

/.  gigas  Sauss.  M61.  Orthopt.  III,  1870  p.  431,  IV  1872  p.  58;  Taf.  VIII, 
Fig.  12  (Fischeria);  Bull.  ent.  Suisse  III  1870,  p.  240.  Roseires, 
Blauer  Nil  (leg.  Flower,  Sept.  1907).  Ein  leider  beschädigtes  cT; 
Pronotum  34,  Elytren  74  mm  lang.  Neu  für  den  ägyptischen 
Sudan. 

*  Eremoplana  Stal. 

*  E.  guerini  (Reiche  &  Fairm).    Entebbe,  Uganda  ((/). 

Harpagidae. 

*  Oxypila  Serv. 

*  O.  annulata   Serv.     Cheren,  Adua  (Erythraea),  cf.     Die  beiden  mir 

vorliegenden  Exemplare  sind  die  größten  meiner  Sammlung. 
1.  Long.  tot.  20,  long,  elytr.  22  mm;  2.  Long.  tot.  21,  long,  elytr. 
26,5  mm. 

*  Pseudocreobotra  Sauss. 

*  P.  wahlbergi  Stal.     Entebbe,  Uganda. 

*  Pseudoharpax  Sauss. 

*P.  virescens  (Sev.j.    Adi  Ugri,  Cheren  (Erythraea);  Entebbe  (Uganda). 

Sibylla  Stal. 

5.  pretiosa  Stal.  Kirby,  Cat.  Orthopt.  1  1904,  pg.  286.  Harrar, 
Abessynien  (q").  Kleiner  als  südlichere  Exemplare  (Natal),  nur 
36  mm  lang;  nördlichster  mir  bekannter  Fundort  dieser  Art.  Die 
westafrikanische  Form  (S.  pannulata  Karsch)  scheint  mir  nicht 
artlich  verschieden  zu  sein,  ist  aber  die  größte  der  Gattung,  wie 
meine  Kameruner  Exemplare  erweisen. 

Phyllocrania  Burm. 

P.  paradoxa  Burm.  Kirby,  Cat.  Orthopt.  I  1904,  p.  290.  Cheren, 
Erythraea.  Auch  diese  Art  ist  meines  Wissens  nach  niemals  so 
weit  nördlich  gefunden  worden. 

*  Oxypiloidea  Schulth. 

O.  margarethae  n.  sp.    Type.-  cf  aus  Dire  Dana,  Abessyinien. 
Differt  ab  O.  lobata  Schulth.  verticis  processu  apicem  versus  angustato, 
cornibus  approximatis,  oculis  valde   prominentibus,   semiglobosis,    clypeo 
faciali  trituberculato;    pronoto  ante    sulcum  transversum  distincte  quadri- 

2 


18  Dr.  F.  Werner:  Mantodeenfaiina  Nordostafrikas. 

tuberculato,  pone  sulcum  valde  bituberculato  margine  posteriore  elevato 
tribus  tuberculis.  aequidistantibus;  femoribus  intermediis  margine  postico 
continuo  distincte  qiiadri-  aiit  quinqiielobato  lobis  diiabus  niaioribiis; 
femoribus  posticis  minus  distincte  trilobatis;  tibiis  intermediis  et  posticis 
margine  externo  leviter  undulato. 

Long.  tot.  21.7,  pronoti  5,  latitudo  pronoti  1.8,  elytr.  18, 
coxarum  ant.  5  mm. 

Fuscogrisea,  pedibus  intermediis  et  posticis  nigroannulatis,  elytris 
et  alis  hyalinis,  nitidis,  parum  infuscatus  venis  longitudinilibus  nigrescentibus 
illis  basi  obscurioribus,  apice  haud  nigromaculatis. 

Hinzuzufügen  wäre  noch,  daß  die  Antennen  länger  sind  als  Kopf  und 
Pronotum  zusammen,  daß  das  Pronotum  zwischen  den  drei  Tuberkel- 
paaren eine  mediane  Längsfurche,  dahinter  einen  schmalen  Kiel  aufweist. 
Die  vorderen  Femora  sind  breit,  außen  flach,  mit  einem  unterbrochenen, 
stumpfen  Längskiel,  dem  kleine,  getrennt  stehende  spitze  Tuberkelchen 
aufsitzen.  Das  erste  Tarsenglied  der  Vorderbeine  ist  so  lang  wie  übrigen 
zusammen.  Die  Occipitalgegend  trägt  jederseits  drei  Höcker  oder  Lappen 
(bei  lobata  nur  zwei). 

Ein  zweites  (/,  von  Cheren,  Erythraea  unterscheidet  sich  von  der 
Type  durch  den  am  Ende  abgestutzten,  nicht  zweizipfligen  Vertex-Fortsatz, 
die  schwächere  Ausbildung  der  drei  Lappen  am  Hinterrande  der  mittleren 
Femora,  die  keinen  zusammenhängenden  Saum  bilden  und  dadurch,  daß 
das  Stirnschild  nicht  drei  Höcker  sondern  drei  stumpfe  Längskiele  trägt. 
Dieses  Exemplar  ist  etwas  größer  (24  mm  lang). 

Vatidae. 

*  Popa  Stal. 

* P.  spiirca  Stal.     Ghinda,  Erythraea;  Dirfe-Daua,  Abessynien. 

*  Danuria  Stal. 

*  D.  tliiinbergi  Stal.      Entebbe,   Uganda    ((/).      Anscheinend    neu   für 

Nordost-Afrika. 

Empusidae. 

*  Empusa  lllig. 

*  E.  capensis  Burm.  (fronticornis  Stoll/    Ghinda  (Erythraea). 


[Berl.  Entom.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]  19 


Cicindela  hybrida  L.  und  Cic.  maritima  Latr. 

Von  Hanns  von  Lengerken,  Berlin. 


Mit  3  Textfiguren. 


hl  der  Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Bd.  LIV,  Jahrg.  1909,  p.  215 
legt  Herr  Prof.  W  a  n  a  c  h  das  Resultat  seiner  Beobachtungen  über  Cicin- 
dela L.  und  maritiniü  Latr.  nieder,  wobei  auch  die  Ergebnisse  meiner 
Mitteilung  über  maritima  Latr.  (Entomol.  Blätter  1906,  p.  186)  be- 
sprochen werden. 

Ich  habe  am  Strande  bei  Danzig  (Gdingen,  Adlershorst,  Zoppot,  Heia), 
ferner  am  Strande  in  der  Nähe  von  Steegen  (Kreis  Danziger  Niederung) 
eine  große  Zahl  von  Cicindelen  gesammelt,  auf  welche  weder  die  Be- 
schreibung von  C.  maritima  Latr.  noch  die  von  C.  hybrida  L.  paßte.  Ein 
beträchtlicher  Teil  meiner  Ausbeute  in  den  Jahren  1908—1909  bestand 
aus  solchen  Tieren,  die  rein  äußerlich  unter  Heranziehung  der  bisher 
bekannten  und  angegebenen  Merkmale  betrachtet,  ein  Mittelding  zwischen 
den  Subspecies  liybrida  und  maritima  waren. 

Neben  der  gut  ausgeprägten  maritima  Latr.  findet  man  an  den  Stellen 
der  Küste,  wo  das  flache  Land  mit  Waldungen  direkt  in  den  Strand 
übergeht,  die  typische  liybrida  L.  Sie  bildet  an  manchen  Orten,  z.  B.  an 
der  Küste  zwischen  Adlershorst,  Zoppot,  Gletkau  den  größten  Teil  der 
am  Strande  lebenden  Cicindelen.  Eines  Tages  hatte  ich  maritima  Latr. 
und  liybrida  L.  in  Copula  angetroffen.  (Es  waren  2  Paare).  Aus  dieser 
Tatsache  folgerte  ich,  daß  die  auf  diese  Weise  entstehenden  Bastarde 
eben  die  Tiere  wären,  auf  welche  die  Determinationen  von  liybrida  und 
maritima  nicht  paßten. 

Andrerseits  fand  ich  Itylvida  untereinander  in  Copula.  Da  nun  am 
Strande  Formen  der  liybrida  vorkommen,  welche  sonst  alle  Merkmale  der 
typischen  hybrida  aufweisen  und  nur  in  der  Mittelbindenzeichnung  sich 
der  maritima  nähern  (außerdem  weisen  solche  Exemplare  oft  die  bräun- 
liche Färbung  ohne  grünlichen  Schimmer  der  Elytren  auf),  so  glaubte  ich 
annehmen  zu  dürfen,  daß  die  von  den  an  den  Strand  verschlagenen  und 
dort  zur  Fortpflanzung  gelangten  Tieren  abstammenden  hybrida  das  Be- 
streben hätten,  sich  zu  maritima  zu  entwickeln. 

Es  könnte  also  maritima  eine  sich  ständig  neubildende  Subspecies 
sein,  die  sich  sowohl  aus  den  Nachkommen  der  hybrida,  als  auch  aus 
den  Bastarden  von  liybrida  und  maritima  rekrutierte.  Es  wäre  dadurch 
das  häufige  Auftreten  von  Zwischenformen,  wie  Wanach  bemerkt, 
leicht  erklärt. 

2* 


20  Hanns  von  Lengerken: 

Es  ist  nun  allerdings  sehr  fraglich,  ob  die  Bastarde  fortpflanzungsfähig 
sind,  oder  ob  es  überhaupt  zur  Bastardierung  kommt.  Außerdem  treten 
im  Binnenlande  Zwischenformen  auf  (Wanach  führt  das  Potsdamer 
Gebiet  an),  welche  die  Zeichnung  von  maritima  tragen.  Hier  versagt  die 
Hypothese. 

Die  Zwischenform  habe  ich  Cic.  intermedia  genannt  und  sie  als  Sub- 
species  zu  hybrida  aufgefaßt.     Die  Definition  lautete: 

„Oberseite  braun  wie  bei  maritima,  der  grünlich  schmutzige  Schim- 
mer von  hybrida  fehlt.  Die  Mittelbinde  ist  mehr  oder  weniger  hakig. 
Der  Haken  erreicht  nicht  die  Länge  und  Ausbildung  von  maritima,  ist 
aber  länger  als  bei  hybrida.  Die  Behaarung  zwischen  den  Augen  ist 
dünn,  also  annähernd  an  maritima.  Die  Unterseite  ist  mehr  oder  weniger 
grünlich  violett,  doch  herrscht  das  Violett  meist  vor.  Die  Tiere  haben 
häufig  eine  dunkle,  fast  schwarze  Oberlippe." 

Der  Satz:  „Die  Tiere  haben  häufig  eine  dunkle,  fast  schwarze  Ober- 
lippe" ist  nur  eine  Beobachtungstatsache,  wie  ich  das  in  den  Entomol. 
Blatt.  1911,  Heft  10/11,  p.  205  bereits  hervorgehoben  habe. 

Wanach  führt  nach  Ganglbauer  (Käf.  v.  Mitteleuropa)  an,  daß 
die  Hintertarsen  wesentlich  kürzer  seien,  als  die  Hinterschienen.  Da  ich 
dies  letzte  Merkmal  garnicht  benutzt  habe,  so  hat  Wanach  angenommen, 
daß  es  mir  unbekannt  gewesen  sei,  zumal  Reitter  in  Fauna  Germanica 
T.  1  auch  nichts  davon  erwähnt.  Es  war  mir  aber  aus  Hörn,  Monogr. 
d.  paläarkt.  Cicindlen,  bekannt.  Es  heißt  in  dem  obengenannten  Werke 
p.  37 :  „Beine  schwach,  Hintertarsen  kürzer  als  die  Schienen."  Ich  wußte 
jedoch  nichts  damit  anzufangen,  da  dieses  Characteristicum  gerade  in  den 
zweifehaftesten  Fällen  versagt. 

Es  hat  sich  im  Laufe  der  Untersuchungen  herausgestellt,  daß  die 
bisherigen  Merkmale,  auf  denen  die  Definitionen  beruhen,  nicht  durch- 
greifend sind.  Hierher  gehört:  die  Färbung  der  Ober-  und  Bauchseite, 
die  Behaarung  zwischen  den  Augen  und  die  Zeichnung  der  Mittelbinde. 
Einen  etwas  brauchbareren  Anhaltspunkt  liefert  das  Verhältnis  von  Tibia 
zu  Tarsus. 

In  den  Werken  wird  fast  durchweg  angegeben,  daß  die  Oberseite 
braun  sei.  Wanach  äußert  sich  über  diesen  Punkt  folgendermaßen: 
„bei  meinem  Material  aber  finden  sich  alle  Abstufungen  der  Oberseite  von 
dunkel  schokoladenbraun,  ohne  Spur  von  metallischem  Schimmer,  bis  hell 
kupferrot,  mit  (bei  stärkerer  Vergrößerung  sichtbaren)  prachtvoll  grünen 
Grübchen  auf  den  Flügeldecken,  deren  Boden  violett  leuchtet.  So  extreme 
Färbungen  finde  ich  bei  hybrida  viel  seltener  und  auch  der  stark  erzgrüne 
Schimmer  der  Oberseite,  der  bei  hybrida  häufig,  wenn  auch  keineswegs 
immer  vorkommt,  ist  zuweilen,  wenn  auch  viel  seltener  bei  maritima 
sichtbar,  wenigstens  bei  streifender  Beleuchtung. "  (B  e  r  1.  E  n  t  o  m.  Z  e  i  t  s  c h  r. 
1909,  p.  216). 


Cicindela  hybrida  L.  und  Cic.  maritima  Latr.  21 

Hörn  sagt:  „Oberseite  ktipfrig-erzfarben  oder  ganz  einfarbig  dunkel- 
braun." (Hörn  u.  Roeschke,  Monogr.  d.  pal.  Cicind.  1891).  In  einer 
Anmerkung  führen  die  Autoren  an,  daß  die  dunkelbraunen  Exemplare 
forma  obscura  Schilsky  sei. 

Reitter  (Faun.  Germ.  Bd.  I,  p.  69)  bezieht  forma  obscura  auf  schwarze 
Stücke.  Zwei  solcher  Stücke,  die  dunkel  schwarz-braun  sind,  erbeutete 
ich  an  der  Küste  von  Brösen.  Dort  fing  ich  auch  ein  grünlich-schwarzes 
Exemplar,     (v.   L.    Cicind.  maritima  Latr.,  Entomol.  Bl.   1909,  p.  188.) 

In  einer  neueren  Arbeit  von  Fr.  Schilder  (Entomol.  Blätter, 
1911,  p.  161)  „Ueber  neue  und  alte  Varietäten  paläarktischer  Cicindelen" 
wird  angegeben:  „Maritima  Latr.  ist  meist  schwärzlich  kupferbraun,  doch 
kommen  auch  rein  kupfrige  Exemplare  vor.  Ein  of  ist  auf  dem  Kopfe 
und  dem  Halsschilde  grün  (Sulci  blau),  die  Flügeldecken  sind  leuchtend 
kupferrot,  fast  rot,  etwas  grün  schillernd;  am  lebenden  Tiere  waren  die 
Farben  noch  viel  leuchtender,  so  daß  man  das  Stück  uach  dem  Habitus 
für  eine  kleine  mitida  Leicht.  {-=  tricolor  Ad.)  hätte  halten  können.  Zwei 
(^cf  sind  ähnlich,  aber  am  Halsschilde  weniger  grün  als  rot  und  auf  den 
Flügeldecken  weniger  leuchtend.  Ein  §  ist  der  oben  erwähnten  Varietät 
ähnlich,  nur  sind  die  Flügeldecken,  das  Halsschild  und  der  Kopf  mehr 
grün  als  rot."  Ferner:  „sind  von  den  von  mir  auf  Usedom  gesammelten 
maritima  Latr.  fast  30%  die  schwarze  Aberration,  10%  sind  fast  schwarz, 
45%  schwärzlich  kupfrig,  nur  10%  rein  kupfrig,  5%  entfallen  auf  die 
anderen  Farbenvarietäten.  Ein  $  ist  schwarz  mit  sehr  starkem  grünen 
Schiller,  eine  Varietät,  die  auch  Herrn  von  Lengerken  bekannt  war. 
Uebergänge  mit  weniger  Grün  sind  häufiger.  Ein  $  ist  schwarz  mit  etwas 
blauviolettem  und  ein  (j^  zwei  5  $  mit  starkem  rotviolettem  Schiller,  eine 
Varietät,  die  ich  auch  bei  hybrida  L.  und  trisignata  Latr.  beobachtet  habe". 

In  betreff  der  Färbung  der  Elytren  bei  maritima  Latr.  kann  man  nur 
sagen,  daß  im  allgemeinen  das  Braun  heller  und  durchsichtiger  ist,  als 
bei  hybrida.  Die  Flügeldecke  ist  bei  maritima  Latr.  in  durchfallendem 
Lichte  stets  hell  durchsichtig.  Das  ist  bei  hybrida  nie  der  Fall.  Es  beruht 
diese  Erscheinung  darauf,  daß  das  Chitin  im  ersten  Falle  dünner  ist,  als 
im  zweiten.  Ebenso  ist  bei  maritima  die  Chinitisierung  der  Tibien  reduziert, 
was  sie  am  Rande  durchscheinend  macht.  Die  Struktur  der  Elytren  ist 
nach  der  Untersuchung  von  Dr.  Paul  Schulze  bei  beiden  Subspecies 
etwas  verschieden. 

Die  Bauchseite  soll  nach  Reitter  (Faun.  Germ.  Bd.  I.)  bei  maritima 
Latr.  violett  sein. 

Hörn  und  Roeschke  äußern  sich  (in  dem  oben  zitierten  Werk) 
über  diesen  Punkt  folgendermaßen:  „Abdomen  grün  bis  blauviolett  ab- 
ändernd vom  Norden  bis  nach  Süden". 

Wanach  bemerkt  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  1909,  p.  216):  „In 
der  Färbung  des  Bauches  aber  finde  ich  ebensowenig  einen  zuverlässigen 
Unterschied;  wie  bei  allen  Schillerfarben  ähnlichen  Charakters,  hängt  der 


22 


Hanns  von  Lengerken: 


Farbenton  stark  vom  Beleuchtungswinkel  ab;  bei  streifender  Beleuchtung 
wird  auch  bei  liybn'da  der  Bauch  in  der  Regel  violett  und  bei  senkrechter 
Beleuchtung  ist  er  auch  bei  maritima  fast  immer  grün,  und  nur  im  Durch- 
schnitt ist  der  Beleuchtungswinkel,  bei  dem  das  Grün  durch  Blau  in  Violett 
übergeht,  bei  maritima  spitzer  als  bei  hybrida". 

Ich  selber  habe  bei  maritima  Latr.  die  Beobachtung  gemacht,  daß  die 
Blaufärbung  des  Abdomens  zwar  nicht  konstant  ist,  daß  aber  in  vielen 
Fällen  auch  bei  senkrechter  Beleuchtung  das  Blau  auf  allen  Abdominal- 
segmenten ganz  deutlich  hervortritt.  Bei  hybrida  L.  dagegen  pflegen  die 
mittleren  Segmente  ventral  bei  jeder  Beleuchtung  grün  zu  sein.  Die 
Behaarung  zwischen  den  Augen  ist  überhaupt  nicht  maßgebend.  Es 
kommen  in  beiden  Subspecies  mehr  oder  weniger  dicht  behaarte  Stücke  vor. 

Ueber  die  Form  und  Zeichnung  der  Mittelbinde  ist  das  Folgende 
anzuführen.  In  Hörn  und  Roeschke  (Mon.  d.  pal.  Cicind  p.  44)  findet 
sich  folgende  Notiz:  „Mittelbinde  gerandet,  fast  oder  ganz  rechtwinklig 
gebrochen;  zwischen  dem  Seitenteil  und  dem  Endfleck  liegt  fast  durch- 
gehends  eine  verhältnismäßig  sehr  schmale  Stelle."  p.  44  ebendort  heißt 
es:  „Der  Haken  der  Mittelbinde  ist  sehr  variabel  in  Länge  und  Richtung; 
entweder  sehr  lang,  schmal  und  dann  meist  rechtwinklig,  oder  kurz,  nicht 
sehr  schmal  und  dann  meist  stumpfwinklig  zum  Seitenteil.  Selten  erlischt 
der  Endpunkt,  und  es  bleibt  nur  der  absteigende  Ast,  spitz  auslaufend, 
übrig".     (Von  der  letzteren  Abnormität  besitze  ich  2  Exemplare.     D.  V.) 

Ganglbauer  (Käf.  v.  Mitteleuropa)  sagt:  „Bei  C.  maritima  ist  die 
Mittelbinde  stärker  rechtwinklig  nach  hinten  gezogen."  —  Reitter  (Faun. 
Germ.  Bd.  I,  p.  69)  führt  an:  „die  quere  Mittelbinde  jederseits  plötzlich 
hakenförmig  herabgebogen".  Nach  der  Form  der  Mittelbinde  kann  man 
also  nur  im  allgemeinen  die  Subspecies  unterscheiden. 

Ueber  das  Längenverhältnis  von  Tibia  zu  Tarsus  hat 
Wanach  Berechnungen  aufgestellt.  Inder  Berl.  Entom.  Zeitschr., 
1909,  p.  217  heißt  es:  „In  der  folgenden  Tabelle  sind  für  jede  Gruppe 
die  Mittelwerte  für  die  Länge  der  Hintertibien  („Tib.")  und  Hintertarsen 
(„Tars.")  in  Millimetern,  und  dasVerhältnis  Tib. :  Tarse  zusammengestellt". 


61   Cic. 

maritima  (^(f 

Tib. 

Tars. 

Verh. 

4.64 

3.96 

1.17 

CO  5 

109     „ 

?? 

4.62 

3.81 

1.21 

cd 
O 

14     „ 

„       [hybr.Z.]!) 

4.72 

3.68 

1.19 

9  Cic. 

hybrida     cfcf 

4.76 

4.66 

1.02 

5     „ 

9? 

4.63 
4.76 

4.40 
4.71 

1.05 
1.01 

E 

28     „ 

c/c/ 

3  "O 

29     „ 
15     „ 

?? 

[mar.  Z.]  2) 

4.46 
4.83 

4.47 
4.59 

1.07 
1.05 

N  E. 


NN 


2  2-5    |.§ 


":  « 
-^  S 

Sc 


Cicindela  liybrida  L.  und  Cic.  maritima  Latr.  23 

Aus  dieser  Tabelle  geht  hervor,  daß  die  $9  beider  Formen  durch- 
schnittlich etwas  kürzere  Hintertarsen  haben  als  die  cf cf.  Während  ferner 
im  Durchschnitt  für  eine  größere  Anzahl  das  Verhältnis  Tib.  :  Tars.  für 
die  beiden  Formen  sehr  wesentlich  verschieden  ist,  gibt  es  freilich  extreme 
Individuen,  die  bei  alleiniger  Berücksichtigung  dieses  Längenverhältnisses 
ebenso  falsch  bestimmt  werden  könnten,  wie  bei  alleiniger  Berücksichtigung 
der  Form  der  Mittelbinde.  Ich  habe  ebenfalls  nach  der  Methode  W an  ach 
Messungen  vorgenommen,  ohne  in  den  Tabellen  die  extremen  Formen, 
wie  Wanach  es  tut,  auszuschalten  und  habe  dabei  für  die  Mittelwerte 
beider  Subspecies  in  den  Geschlechtern  beinahe  gleiche  Größen  erhalten. 
Auch  konnte  ich  feststellen,  daß  die  $$  in  beiden  Subspecies  kürzere 
Hintertarsen  haben.  Als  Kriterium  zur  Bestimmung  reicht  das  Verhältnis 
von  Tibea  :  Tarsus  auch  nicht  aus.  Ich  füge  meine  Rechnungen  nicht  bei, 
weil  sie  zu  den  Aufstellungen  nicht  Neues  hinzubringen  würden. 

Ferner  gibt  Wanach  an:  „Auf  ein,  wie  mir  scheint,  sehr  zuver- 
lässiges Merkmal  hat  mich  Dr.  H.  Bisch  off  jun.  aufmerksam  gemacht: 
Das  Flügelgeäder  ist  bei  maritima  viel  blasser  als  bei  fiybrida;  namentlich 
die  Cubitaladern  sind  bei  liybrida  viel  schärfer  ausgeprägt,  bei  maritima 
sehr  blaß,  schätzungsweise  etwa  3  mal  durchsichtiger.  .  .  .  (ich  habe) 
die  angegebene  Charakteristik  aber  durchweg  bestätigt  gefunden,  selbst 
bei  solchen  Potsdamer  Stücken  von  hybrida,  die  nach  der  Flügeldecken- 
zeichnung allein  unfehlbar  für  maritima  gehalten  werden  würden". 

Auf  die  Alae  hin  wurden  von  mir  ca.  200  Stück  maritima  Latr.  und 
hybrida  L.  untersucht.  Es  stellte  sich  stets  heraus,  daß  das  von  B  i  s  c  h  o  f  f 
angegebene  Merkmal  das  einzige  ist,  nach  dem  die  Bestimmung  unbedingt 
erfolgen  kann.  Ich  habe  Stichproben  aus  meinem  Material  von  schätzungs- 
weise 600  Cicindelen  gemacht  und  den  auffallenden  Unterschied  in  Bezug 
auf  das  Chitin  der  Alae  stets  feststellen  können. 

Es  hat  den  Anschein,  als  wenn  die  Aufhellung  des  Chitins  bei  maritima 
ein  Zeichen  von  Degeneration  ist.  Dafür  spricht  die  leichte  Zerbrechlich- 
keit der  Beine  und  Elytren,  sowie  die  eigentümliche  Zerknitterung  der 
Alae.  Die  letzteren  sind  auch  viel  weicher  als  bei  liybrida  L.  und  zer- 
reißen infolgedessen  sehr  leicht. 

Es  sei  mir  gestattet,  jetzt  auf  intermedia  Lengkn.  zurückzukommen. 
Die  Untersuchung  dieser  Stücke  hat  ergeben,  daß  die  Alae  genau  so  wie 
bei  maritima  Latr.  beschaffen  sind.  Demnach  ist  intermedia  keine  Sub- 
species von  hybrida  L.,  wie  ich  bisher  annehmen  mußte,  sondern  eine 
forma  zu  maritima  Latr.  Es  ist  also  die  Ansicht  Schilders  richtig, 
der  in  der  bereits  genannten  Arbeit  „Ueber  alte  und  neue  Varietäten 
paläarktischer  Cicindelen"  (Entomol.  BI.  1911,  p.  160)  intermedia 
Lengkn.  als  „aberratio"  von  maritima  Latr.  auffaßt.  Es  gehören  also  zu 
forma  intermedia  Lengkn.  alle  Stücke  der  Subspecies  maritima  Latr., 
welche  in  ihrem  Habitus  nnd  besonders  in  der  Zeichnung  der  Mittelbinde 
mit  liybrida  L.  übereinstimmen. 


24 


Hanns  von  Lenserken. 


Die  Zeichnungen  Flg.  2.  sind  für  intermedia  Lengl<n.  charakteristisch. 
Ueber  diese  Form  äußert  sich  Schilder  folgendermaßen :  „Die  Aberration 
intermedia  Lengkn.  ist  meist  kupferbraun  ohne  grünlichen  Schiller,  mehrere 
Exemplare  haben  jedoch  letzteren.  Ein  cf  hat  einen  grauschwarzen  Kopf  und 
einen  grauschwarzen  Halsschild  (am  Rande  rötlich)  mit  blauen  Sulci  und  grau- 
grüne Flügeldecken  mit  rotem  Nahtstreifen.  Zwei  c/cf  sind  matt  schwarz, 
am  Halsschild  (besonders  an  den  Rändern)  kupfrig.  Einige  Exemplare 
zeigen  eine  grünliche  Färbung;  ihr  Habitus  ist  dann  ähnlich  dem  von 
hybrida  riparia  Latr.  Ein  cf  von  zuletzt  erwähnter  Farbe  zeigte  die 
humeralis-Form  (Humeralmakeln  unterbrochen).  Erwähnenswert  ist  noch 
ein  $:  kupfrig,    etwas  grünlich,   die  zweite  Humeralmakel   nach  hinten 

verlängert,  der  Quer- 


£. 


n 


n 


astder  Mittelbindesehr 
stark  halbmondförmig 
nach  vorn  gebogen, 
der  schräge  Teil  der- 
selben erst  kurz  und 
sehr  dünn,  dann  aber 
plötzlich  in  einen  herz- 
förmigen (Spitze  nach 
hinten;  wie  die  Hume- 
ralmakeln!) Knopf  en- 
dend. Dies  ist  zweifel- 
los ein  Uebergang  zur  semicircumflexa-Form  für  die  Humeralmakel  auf 
der  Scheibe  der  Flügeldecken,  einer  Form,  die  bei  maritima  Latr.  schon 
beobachtet  wurde  (W.  Hörn,  Mon.  pal.  Cic.  18Q1,  p.  45)". 

In  einer  Arbeit  „Biologische  Notizen  zu  unseren  Cicindelen" 
(Entomol.  Blätter  1912,  Heft  1,  p.  16)  gibt  Fr.  Schilder  für 
intermedia  Lengk.  folgende  Patria-Angaben: 

1.  Zinnowitz  auf  Usedom  (Pommern).  Meeresstrand  teils  mit  Strand- 
hafer bewachsen,  dahinter  Kiefernwälder;  zugleich  mit  hybrida  Lin., 
Iiybrida  maritima  Latr.  et  aber,  und  ihren  eigenen  aber. 

2.  Philippshagen  bei  Qöhren  (Rügen).  Großer,  sandiger  Platz  beim 
Bahnhof,  ringsum  Kiefernwälder,  über  V2  km  vom  Strande  entfernt 
(ein  Exemplar). 

Um  Irrtümer  zu  vermeiden  und  der  Kürze  wegen,  ist  es  angebracht 
die  Form  von  Iiybrida  L.  mit  wa/vy/wa-Zeichnung  zu  benennen.  Sie 
heiße  pseudomaritima. 

Die  Zeichnungen  Fig.  3.  mögen  diese  Form  illustrieren. 
Hörn  erwähnt  derartig  gezeichnete  Tiere  in  seiner  Monographie,  p.  39,  wo  er 
schreibt:  „Geht  die  Mittelbinde  ähnlich  Aqx  maritima  mehr  oder  weniger  recht- 
winklig vom  Seitenteil  ab,  so  zeigt  letzterer  innen  im  Norden  meist  eine 
kleine,  nach  vorn  gerichtete  Spitze,  welche  bei  maritima  wohl  selten  und 


Cicindela  hybricla  L.  und  Cic.  maritima  Latr. 


25 


nie  so  stark  ausgeprägt  ist.  Im  Süden,  wo  die  geknickte  Form  der 
Binde  fast  stets  vorhanden  zu  sein  scheint,  fehlt  diese  Spitze  meist; 
dagegen  sind  die  Exemplare  größtenteils  stärker  gerandet". 

In   Bezug  auf  hybrida   L.  möchte   ich   noch   erwähnen,   daß   Dr.  P. 
Schulze  mich  darauf  aufmerksam  gemacht  hat,  daß  in  Warnemünde  1910 
verhältnismäßig  viele  Exemplare  vorkamen,  deren  Mittelbinde  fast  wage- 
recht ist,  mit  sehr  dün-  ^ 
nem  absteigendem  Ast. 

In  Westpreußen 
(Danzig)  ist  diese  Zeich- 
nungprozentual bedeu- 
tend seltener,  ebenso 
in  der  Mark  Branden- 
burg (Finkenkrug). 
Im  Sitzungsbericht  des 
Berl  iner  Entom  o- 
logischen  Vereins 
vom  26.  Oktober  1911 
(Beilage  zur  Internationalen  Entomologischen  Zeitschrift,  3.  Febr.  1912, 
p.  323)  findet  sich  folgende  Notiz :  „Herr  Dr.  Schulze  macht  auf  einen 
Zeichnungsunterschied  zwischen  Cicindela  hybrida  und  maritima  auf- 
merksam, der  zwar  kein  absolut  zuverlässiges,  aber  ein  sehr  bequemes 
und  in  den  meisten  Fällen  zutreffendes  Unterscheidungsmerkmal  dieser 
beiden  sehr  nahe  verwandten  Formen  darstellt;  bei  hybrida  endet  die 
Mittelbinde  der  Flügeldecken  am  Außenrande  in  einen  ziemlich  weit  nach 
vorn  und  hinten  auslaufenden  weißen  Randstreifen,  der  bei  maritima  nur  in 
seltenen  Fällen  angedeutet  ist,  namentlich  der 
hintere  Teil  dieses  Streifens  ist  nur  bei  einem  unter 
mehr  als  100  von  Herrn  Wanach  mitgebrachten 
Stücken  dieser  Form  voll  ausgebildet,  bei  etwa  20 
allerdings  als  ganz  kurze  feine  Linie  angedeutet ; 
andrerseits  zeigt  auch  ein  Potsdamer  2  von  liybrida 
abnormerweise  nur  eine  Spur  des  hinteren  und 
gar  keine  des  vorderen  Teils  dieses  Randstreifs. 
In  der  Regel  ist  die  Mittelbinde  bei  hybrida  nahe 
dem  Rande  etwas  eingeschnürt,  bei  maritima 
dagegen  nicht." 

Die  Zeichnungen  Fig.  1.  mögen  die  Angabe 
'^^'-  ^'y""'-      illustrieren. 

In  demselben  Bericht  ist  angegeben:  „Herr  Dr.  Bischoff  jun.  hat 
im  letzten  Sommer  bei  Misdroy  auf  einem  feuchten  Strandstreifen  an  der 
Steilküste  neben  17  Stücken  von  Cic.  hybrida  nur  3  von  maritima  gefangen,- 
auch  bei  Warnemünde  sind  nach  Angabe  von  Herrn  Dr.  Schulze  nur 
hybrida  gefangen  worden".   (Wie  mir  Dr.  Schulze  mitteilte,  bezieht  sich 


1. 


26    Hanns  von  Lengerken:  Cicindela  hybrida  i.  und  Ci'c.  niaritima  Latr. 

diese  Angabe  nur  auf  das  Fangergebnis  eines  zweitätigen  Aufenthaltes, 
bei  dem  allerdings  eine  ziemliche  Anzahl  Tiere  erbeutet  wurden.) 

Im  Sitzungsbericht  vom  24.  Februar  1910  (Berliner  entonio- 
logische  Zeitschrift,  1911,  1.  u.  2.  Heft)  wird  mitgeteilt,  daß:  [Prof. 
W an  ach]  „Herr  Ren6  Oberthür  laut  brieflicher  Mitteilung  an  der 
Küste  der  Bretagne  Cicindela  hybrida  und  maritima  dicht  bei  einander 
beobachtet  habe,  aber  insofern  dennoch  scharf  geschieden,  als  C.  maritima 
sich  nur  auf  dem  feuchten,  vom  Wellenschlag  bespülten  Sande  aufhalte, 
während  sich  C.  Iiybrida  nur  auf  dem  trockenen  Dünensande  niederlasse, 
der  nur  sehr  selten  höchstens  von  den  Springfluten  benetzt  wird.  Auch 
in  der  Flugweise  unterscheiden  sich  beide  Formen  nach  den  Beobachtungen 
Oberthür's,  und  beim  Niedersetzen  berühre  C  maritima  den  Boden 
stets  mit  dem  stark  behaarten  Hinterleib,  während  C.  Iiybrida  durchaus 
hochbeinig  stehe  und  laufe". 

Daß  maritima  Latr.  sich  auf  feuchten  Saude  aufhalte  oder  diesen 
auch  nur  bevorzuge,  habe  ich  nicht  beobachten  können.  In  der  Umgebung 
Danzigs  findet  sich  maritima  Latr.  ebenso  zahlreich  auf  trockenen  Dünen, 
wie  an  feuchten  Strandteilen.  Daß  sie  den  Boden  beim  Niedersetzen  mit 
dem  Hinterleibe  berührt,  ist  unbedingt  richtig. 

Zu  erwähnen  wäre  noch,  daß  meine  Größenangabe  für  maritima  Latr. 
7^10  mm  richtig  ist.  Das  gilt  für  die  Tiere  der  Umgebung  von  Danzig. 
Die  Exemplare  Wanachs  sind  allerdings  11  —  14  mm  groß. 

Tabelle. 

1.  Flügelgeäder   dunkel,   nicht   durchscheinend.     Cubitaladern  scharf  aus- 
prägt, dunkelbraun,     Alae  nicht  zerknittert. 

a.  Mittelbinde  hakig.    Der  absteigende  Ast  kurz  oder  fast  wagerecht 

C.  hybrida  hybrida  L. 

b.  Mittelbinde  maritimaähnlich    .     forma:  pseudomaritima  Lengkn. 

2.  Flügelgeäder  hell,  durchscheinend.    Cubitaladern  nicht  scharf  ausgeprägt, 
durchscheinend.     Alae  zerknittert,  dünn  und  leicht  zerreißbar. 

a.  Mittelbinde  hakig,  fast  rechtwinklig  geknickt 

C  Iiybrida  maritima  Latr. 

b.  Mittelbinde  hybridaähnlich     .     .     .    forma:  intermedia  Lengkn. 


Anmerkung:  Herr  F.  Schilder  teilt  mir  mit,  daß  bereits  für  die 
Species  Chaudoir's  (Bull.  Mose.  p.  6  1852)  der  Name  intermedia  vergeben 
sei.  Da  intermedia  Lengkn.  eine  Forma  ist,  und  diese  Einheit  der  Forma 
dem  Nomenklaturgesetz  nicht  untersteht,  so  lasse  ich  die  intermedia  Lengkn. 
bestehen.  Wenn  nicht  schon  mehrere  Arbeiten  erschienen  wären,  die 
diesen  Namen  angeführt  haben,  so  würde  ich  es  allerdings  trotzdem 
vorziehen,  das  Tier  umzutaufen. 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII.  Jahrgang  1912.]  27 


Die  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg. 

Von  F.  Schumacher. 

in.  *) 

Farn.  Lygaeidae.     Pyrrhocoridae. 


Ergänzungen  und  Berichtigungen  zum  1.  Teil. 
(62.)  Sehirus  dubius  Scop.  ist  wieder  zu  streichen,  da  ich  in  Erfahrung 
gebracht  habe,  daß  mit  der  Fundortsbezeichnung  „Flaue"  Flaue  in 
Thüringen  gemeint  ist  (und  nicht  Flaue  an  der  Havel). 
62.  Carpocoris  fuscispinus  Boh.  betrachte  ich  nunmehr  als  besondere  Art 
und  von  C.  purpnreipennis  Geer  verschieden.  Sie  ist  zwischen  35  u.  36 
einzureihen. 

Verzeichnis  der  Lygaeiden. 

88.  Lygaeus  equestris  L. 

89.  Arocatus  nielanocephalus  F. 

90.  Arocatus  roeseli  Schumm. 

91.  Nysius  jacobaeae  Schill. 

92.  Nysius  thymi  Wlff. 

93.  Nysius  ericae  Schill. 

94.  Nysius  senecionis  Schill. 

95.  Nysius  lineatus  Costa. 

96.  Nysius  punctipennis  H.-Sch. 

97.  Cymus  glandicolor  Hhn. 

98.  Cymus  obliquus  Horv. 

99.  Cymus  claviculus  Fall. 

100.  Isclinorhynchus  resedae  Fz. 

101.  Isclinodemus  sabuleti  Fall. 

102.  Hencstaris  halopfiilus  Burm. 

103.  Qeocoris  grylloides  L. 

104.  Qeocoris  dispar  Waga. 

105.  Geocoris  ater  L. 

106.  Chilacis  typhae  Ferr. 

107.  Heterogastcr  artemisiae  Schill. 

108.  Heterogastcr  urticae  F. 

109.  Platypiax  salviae  Schill. 


)  I.  Siehe  Zoolog.  Anz.  Bd.  XXXVII,  1911.  Nr.  6-7.  p.   129—136. 
II.  Siehe  Berl.  Ent.  Zeitschr.  LVI.  1911,  p.  128—132. 


28  F.  Schuhmacher: 

110.  Cainptotelus  lineolatus  Schill. 

111.  Oxycarenus  modestus  Fall. 

112.  Macroplax  preyssleri  Fieb. 

113.  Pamera  fracticoUis  Schill. 

114.  Pamera  lurida  Hhn. 

115.  Rhyparochromus  antennatus  Schill. 

116.  Rhyporochromiis  praetextatus  H.-Sch. 

117.  Rhyparochromus  chiragra  F. 

118.  Tropistethus  holosericeus  Sz. 

119.  Pterotmetus  staphylinoides  Burm. 

120.  Ischnocoris  hemipterus  Schill. 

121.  Macrodema  micropterum  Curt. 

122.  Pionosomus  varius  Wlff. 

123.  Plinthisus  pusillus  Sz. 

124.  Plinthisus  brevipennis  Latr. 

125.  Lasiosomus  enervis  H.-Sch. 

126.  Acompus  rufipes  Wlff. 

127.  Stygnocoris  rusticus  Fall. 

128.  Stygnocoris  pedestris  Fall. 

129.  Stygnocoris  fuligineus  Fourcr. 

130.  Stygnocoris  pygmaeus  F. 

131.  Peritrechus  angusticollis  Sahlb. 

132.  Peritrechus  geniculatus  Hhn. 

133.  Peritrechus  nubilus  Fall. 

134.  Peritrechus  sylvestris  F. 

135.  Microtoma  atrata  Gze. 

136.  Trapezonotus  anorus  Flor. 

137.  Trapezonotus  arenarius  L. 

138.  Sphragisticus  nebulosus  Fall. 

139.  Calyptonotus  rolandri  L. 

140.  Aphanus  lynceus  F. 

141.  Aphanus  quadratus  F. 

142.  Aphanus  vulgaris  Schill. 

143.  Aphanus  pini  L. 

144.  Beosus  maritimus  Scop. 

145.  Emblethis  verbasci  F. 

146.  Oonianotus  niarginepunctatus  Wlff. 

147.  Eremocoris  plebejus  Fall. 

148.  Eremocoris  podagricus  F. 

149.  Eremocoris  erraticus  F. 

150.  Drynius  sylvaticus  F. 

151.  Drymus  brunneus  Sahlb. 

152.  Scolopostethus  pictus  Schill. 

153.  Scolopostethus  affinis  Schill. 


Rhynclwten-Faitna  der  Mark  Brandenburg.  29 

154.  Scolopostetlius  thomsoni  Reut. 

155.  Scolopostethus  decoratiis  Hhn. 

156.  Gastrodes  ferrugineus  L. 

Fam.  Py  rrhocorid  ae. 

157.  Pyrrhocoris  apterus  L. 

Fundorte  seltener  und   bemerkenswerter   Arten. 

88.  Lygaeus  equestris  L. 

Häufig  im  südlichen  und  mittleren  Deutschland,  ziemlich  selten  und  sehr 
vereinzelt  im  Norddeutschen  Flachland,  aber  an  den  Orten  seines 
Vorkommens  gewöhnlich  gesellig,  bis  zu  den  Küsten  der  Nord-  und 
Ostsee  verbreitet  (Oldenburg,  Mus.  Oldenburg!;  Insel  Rügen:  Göhren, 
31.8.01,  Enderlein!;  Misdroy,  Stein!).  Fundorte  in  Branden- 
burg: Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Müggelberge, 
24.  Vlll.  Schirm  er!  Kommt  auch  in  unseren  Nachbarprovinzen  vor: 
Prov.  Sachsen:  Halle,  v.  Baerensprung!;  Prov.  Posen:  Nakel, 
T  0  r  k  a !  (auf  Nigella  sativa). 

89.  Arocatus  meianocephalus  F. 

Selten  in  Brandenburg,  bisher  nur  Pfaueninsel  bei  Potsdam,  V.  05, 
Ude!  Die  Art  lebt  hier  am  Fuße  alter  Eichen,  auch  in  alten  Gängen 
von  Ceranibyx  cerdo.  Als  ein  solches  zerfressenes  Stammstück  im 
Kgl.  Zool.  Museum  in  Berlin  aufgestellt  werden  sollte,  kam  eine  größere 
Zahl  dieser  Lygacide  zum  Vorschein. 

90.  Arocatus  roeseli  Schumm. 

Ziemlich   selten    in    Brandenburg:    Umgebung    Berlins,    Erichson! 
V.  Baerensprung!,  Stein! 

91.  Nysius  jacobaeae  Schill. 

Häufig  auf  den  Kämmen  der  deutschen  Mittelgebirge,  z.  B.  Riesengebirge, 
Thüringerwald!,  Schwarzwald!,  Vogeseii!,  selten  im  Norddeutschen 
Flachland.  Die  Art  wurde  vor  Jahren  von  v.  Baerensp  r  u  ng!  bei 
Berlin  gefangen.    Der  Fund  bedarf  der  Bestätigung. 

98.  Cymus  obliquus  Horv. 
Brandenburg:  (nicht  selten);   Müggelsee-Ufer,   Obst!;  Teufelssee  bei 
Freienwalde,  16.  V.  10!!     Ich  habe   dies   Tier   auch    aus  Westpreußen, 
Schlesien,  Sachsen,  Hessen-Nassau  und  vom  Isergebirge  gesehen. 

101.  Ichnodemus  sabuleti  Fall. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Bredow  b.  Nauen,  7.  VII.  07 ! !  Macroptere  Stücke  kommen  auch  bei 
uns  vor  und  sind  von  v.  Baerensprung  und  von  Stein  mehrfach 
gesammelt  worden.  Das  Tier  geht  auch  bis  zur  Ostseeküste  und  ist 
z.  B.  bei  Stralsund  von  Ha  bei  mann!  gefunden  worden. 


30  F.  Schumacher : 

102.  Henestaris  halophilus  Burm. 

Kommt  nur  an  Salzstellen  vor  und  ist  z.  B.  bei  Magdeburg  (Sülldorf  etc.), 
am  Salzsee  bei  Mansfeld  häufig.  In  der  Koll.  v.  Baerensprung 
habe  ich  1  Exemplar  aus  der  .Umgebung  Berlins  gesehen.  Da  das 
Tier  nur  an  salzhaltigen  Stellen  vorkommt,  so  könnte  es  nur  von 
einer  der  wenigen  bei  uns  vorhandenen  Salzstellen  herstammen, 
vielleicht  aus  dem  Havelland.  Das  Wiederauffinden  des  interessanten 
Tieres  wäre  sehr  erwünscht. 

103.  Qeocoris  grylloides  L. 

An  sandigen  und  sonnigen  Orten,  besonders  in  Heidegegenden  nicht 
selten,  aber  nur  stellenweise,  daselbst  öfters  in  kleinen  Gesellschaften: 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!, 
Schirm  er!;  ferner  Spreeheide  und  Rehberge  b.  Baumschulenweg, 
8.  IX.  05,    21.  IX.  05,    18.  VII.  06,    4.  X.  08  ! ! ;    Wuhlheide  b.  Coepenick, 

8.  VII.  061!;  Seegefeld  bei  Spandau,  19.  VII.  07!!;  Kagel  b.  Strausberg. 

14.  VI.  10!!;   Wilhelmshagen,   26.  VII.  06!!;    Spitzmühle   b.  Strausberg, 

15.  VII.  06!!;    Grünau -Schulzendorf,    29.  VII.  06  ! ! ;    um    Oranienburg, 

9.  VIII.  06,  12.  VIII.  06,  16.  VI  07,  27.  VI.  07,  29.  VI.  07  ! !;  Birkenwerder, 
1.IX.06!!;  Buckow,  Schirmer!;  Bredower  Forst  b.  Nauen,  7.  VII. 
07!!;  Plagefenn  b.  Chorin  (Naturreservat)  Dahl.  Makroptere  Exemplare 
sind  nicht  selten,  v.  Baerensprung  und  Stein  haben  sie  schon 
bei  Berlin  beoabachtet  und  ich  habe  sie  auch  mehrfach  gefunden  (bei 
Oranienburg,  Rehberge  b.  Baumschulenweg,  Wilhelmshagen,  Seegefeld, 
Grünau-Schulzendorf). 

104.  Qeocoris  dispar  Waga. 

Selten  in  Brandenburg:  Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!, 
bei  Oranienburg!!;  Briesetal  b.  Birkenwerder,  l.IX.  06!!;  Rehberge  b. 
Baumschulenweg,  28.7.06!!;  Buckow,  Schirmer!  Ein  makropteres 
Exemplar  hat  Tetens  am  20.  VII.  91  bei  Berlin  gefunden. 

105.  Qeocoris  ater  L. 

Bei  uns  in  sandigen  Gegenden  auf  Binnendünen,  Brachen,  Abhängen 
nicht  selten,  gesellig,  aber  nicht  überall:  Umgebung  Berlins,  v.  Baeren- 
sprung!, Stein!;  Rehberge  b.  Baumschulenweg,  18.  VII.  06,  28.  VII. 
06,  1.  VIII.  06,  2.  Vlll.  06,  12.  VIII.  06,  12.  X.  06,  2.  IV.  07!!;  Spreeheide 
b.  Baumschulenweg,  23.  IX.  08!!;  Kagel  bei  Strausberg,   14.  VI.  10!! 

106.  Chilacis  typhae  Perr. 

Bisher  in  Deutschland  wenig  beobachtet,  wurde  gefunden  in  Thüringen, 
ferner  bei  Halle  (v.  Baerensprung!),  Magdeburg  (Breddin).  In 
der  Provinz  Brandenburg  ist  sie  bei  Chariottenburg  (22.  II.  85)  von 
Breddin  gefunden  worden. 


Rliynchoten-Faiina  der  Mark  Brandenburg.  31 

107.  Heterogaster  artemisiae  Schill. 
Selten  in  Brandenburg:  Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprungl  häufiger 
in   Schlesien,   Prov.  Sachsen    (Halle),    Thüringen    und    dem    südlichen 
Deutschland. 

109.  Platyplax  salviae  Schill. 

Ziemlich  selten  in  Brandenburg,  fehlt  vielen  Orten.  Umgebung  Berlins, 
Burmeister!,  V.  Baerensprungl,  Stein!  BeiWriezenü  Häu- 
figer in  Mittel-  und  Süd-Deutschland,  auch  noch  bei  Halle  (Stein!) 
Magdeburg  (Breddin),  Aachen  (Koll.  Luchs). 

110.  Camptotelus  lineolatus  Schill. M 

Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!;  frühere  Hasenheide  b. 
Berlin  (nach  Fieber,  1851). 

111.  Oxycarenus  modestus  Fall.\) 
Umgebung  Berlins,  Stein! 

112.  Marcroplax  preyssleri  Fieb.i) 

Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Reinickendorf  b.  Berlin 
24.  IV.  07,  Spaneyl. 

116.  Rhyparochromus  praetextatus  H.-Sch. 
Selten  bei   Berlin    (v.    Baerensprung!),    schon    häufiger    bei    Halle, 
(v.  Baerensprungl),  und  im  südlichen  Deutschland. 

119.  Pterotmetus  staphyllnoides  Burm. 
Selten  in  Brandenburg;  Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  ferner 
Freienwalde,  Erichson!     Ist  häufiger  im  südlichen  Deutschland.    Ich 
habe   auch   Stücke   gesehen    aus    Schlesien     (Stein!)    und    Sachsen 
(v.  Baerensprung!). 

123.  Plinthisus  pusillus  Sz. 

Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprungl,  Stein! 

Plinthisus  brevipennis  Latr. 
Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprungl,  Stein!,  Schirmer!  Oranien- 
burg, 8.  V.  07,  27.  VI.  07  !  I ;  Spreeheide  b.  Baumschulenweg,  2.  VI.  07  1 1 ; 
Bredower  Forst   b.  Nauen,   5.   VI.   06 1 1 ;   Plagefenn  b.  Chorin  (Natur- 
reservat) D  a  h  1. 

135.  Microtoma  atrata  Gze. 
Die  Art  ist  in  der  Umgebung  Berlins  bisher  nur  einmal  von  v.  Baeren- 
sprung   beobachtet    worden.      Aus   den    Nachbargebieten    habe    ich 
einige  Exemplare  gesehen  (Sachsen,  v.  Baerensprungl;  Thüringen, 
Staudinger I),  häufiger  im  wärmeren  Deutschland. 


1)  Vgl.  meinen  Aufsatz  über  die  deutschen  Arten  der  Unterfamilie 
Oxycareninae.     (Deutsch.  Ent.  Zeitschrift,  1911,  S.  213-215. 


32         F.  Scluimacher :  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg. 

139.  Calyptonotus  rolandri  L. 

Selten  in  Brandenburg.  Ich  habe  bisher  nur  2  Exemplare  aus  unsrer 
Provinz  gesehen,  eins  aus  der  Umgebung  Berlins  in  der  Koll.  v.  Baeren- 
sprung,  das  andere  von  Steglitz  b.  Berlin  in  der  Koll.  Stein.  Auch 
bei  Halle  ist  die  Art  v.  Bae  rensprung!  gefunden  worden,  häufiger 
ist  sie  in  Thüringen  (Staudingerj  und  im  südUchen  Deutschland. 

140.  Aphanus  lynceus  F. 

Umgebung  Berlins,  v.  Baer  e  nsprun  gl,  Stein!,  Schirmerl;  Spree- 
heide b.  Baumschulenweg,  23.  IX.  05,  5.  X.  05,  23.  IX.  08!!;  Rehberge 
b.  Baumschulenweg,  28.  VII.  06!!;  Müncheberger  Heide,  8.  VI.  10! !; 
Rüdersdorfer  Kalkberge,  11.  VIII.  10!!;  Treptow,  26.  IX.  05!!;  Oranien- 
burg, 5.  V.  07 ! ! .    Ist  über  ganz  Deutschland  verbreitet. 

141.  Aphanus  quadratus  F. 

Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprungi,  Stein!,  Schirmer!;  Kagel  b. 
Strausberg,  26.  IV.  09,  14.  VI.  10!!:  Eggersdorf  b.  Strausberg,  15.  VII. 
06 !! ;  Grünau-Schulzendorf,  24.  IX. 05 ! ! ;  Niederschöneweide-Spindlersfeld, 
4.  X.  05!!;  Oranienburg,  12.  VI.  07!!;  Plagefenn  bei  Chorin  (Natur- 
reservat) Dahl. 

144.  Beosus  maritimus  Scop. 

Umgebung  Berlins,  Baerensprung!,  Stein!,  Schirmer!;  Spreeheide  b. 
Baumschulenweg,  29.  IX.  05!!;  Grünau-Schulzendorf,  24.  IX.  05!!; 
Niederschöneweide-Spindlersfeld,  8.  X.  05!!;  11.  X.  05!!;  Lehnin, 
Schilsky. 

145.  Emblethis  verbasci  F. 

Nicht  häufig,  nur  stellenweise  auf  sehr  sandigen  Stellen.  Umgebung 
Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Rehberge  b.  Baumschulenweg, 
28.  VII.  06.  Geht  nördlich  bis  zur  Ostseeküste  (z.  B.  Wollin,  Habel- 
mann  !) 

146.  Gonianotus  marginepunctatus  Wlff. 

Etwas  häufiger  als  vorige  Art,  an  ähnlichen  Orten.  Umgebung  Berlins, 
v.  Baerensprung!,  Stein!:  Kagel  b.  Strausberg,  2.  IV.  10!!. 
Geht  ebenfalls  bis  zur  Ostseeküste  (z.  B.  Wohin,  v.  Baerensprung!) 

156.  Gastrodes  ferrugineus  L. 

Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Finkenkrug,  Schir- 
mer! (als  abietis  L.  aufgeführt). 


|Berl.  Entom.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.  |  33 


Zur  Monographie  der  Gattung  Bolitophila  Meig. 

Von  Karl  Land  rock  in  Briinn. 


Mit  Figuren-Tafehi  auf  Seite  38  und  41. 


Vorwort. 

Bei  Durchsicht  meiner  im  vorigen  Jahre  gefangenen  Bolitopliila- 
Arten  stiegen  mir  besonders  bezüglich  der  Arten  disjunctu  Loew  und 
tenclla  Winn.  Zweifel  auf,  ob  diese  als  selbständige  Species  Berechtigung 
besitzen,  oder  bloß,  wie  mehrfach  behauptet  wurde,  nur  als  Varietäten  zu 
behandeln  seien.  Auch  die  Grenze  zwischen  bimaculata  Zett.  und  hybrida 
Meig.  scliien  mir  (wenigstens  bei  einzelnen  Stücken)  nicht  scharf  genug  ge- 
zogen zu  sein. 

Ich  half  mir,  indem  ich  die  Hypopygien  respektive  die  Legeröhren 
nach  der  bekannten  Methode  Dr.  H.  Dziedzicki's  (W.  E.  Z.  1886,  25) 
untersuchte,  wobei  ich  nicht  bloß  die  genannten,  sondern  alle  mir  zu- 
gänglichen Bolitopliila-kricn  berücksichtigte.  Das  Ergebnis  dieser  Unter- 
suchungen habe  ich  in  nachstehenden  Zeilen  niedergelegt. 

Außer  den  zahlreichen  Exemplaren  meiner  Sammlung  konnte  ich 
noch  mitbenutzen:. 

Die  Sammlung  des  Kollegen  Karl  Czizek  in  Brunn,  die  Sammlung 
des  Herrn  Dr.  H.  Dziedzicki  in  Vv^arschau  und  die  Sammlung  des  königl. 
ung.  National-Museunis  in  Budapest. 

Die  Sammlung  des  Herrn  Dr.  H.  Dziedzicki  enthielt  außer 
mehreren  interessanten  Stücken  auch  die  sehr  seltene  glabrata  Loew, 
die  Bo/itop/i/7a-Arten  des  königl.  ung.  National-Museums  waren  insofern 
ganz  besonders  von  hiteresse  für  mich,  als  alle  Stücke  bereits  von 
Professor  Karl  Lund  ström  in  Helsingfors  bestimmt  waren.  Ich  konnte 
daher  meine  Wahrnehmungen  mit  den  Ansichten  eines  erfahrenen  Kenners 
der  Pilzmücken  vergleichen. 

Ich  erlaube  mir  an  dieser  Stelle  nochmals  den  Herren  Dr. 
H.  Dziedzicki,  Dr.  Kolomann  Kertesz  und  Kollegen  Karl  Czizek 
für  ihr  freundliches  Entgegenkommen  meinen  besten  Dank  zum  Ausdrucke 
zu  bringen. 

Ebenso  danke  ich  den  Herren  Oberstudienrat  Dr.  Lampert  in 
Stuttgart  und  W.  M.  Schoyen  in  Christiania,  welche  mir  unzugängliche 
Werke  freundlichst   überließen   oder  Abschriften   aus  solchen   besorgten. 


34  -  Karl  Landrock: 

Die  Fungivoriden- Gattung  Rolitopfrila  (Meigen,  System.  Beschr. 
Bd.  I,  220,  1818)  gehört  nach  der  Winnertz'schen  Griippeneinteilung 
(Beitrag  zu  einer  Monographie  der  Pilzmücken,  Verh.  d.  zool.  bot.  Ges. 
Wien,  1863,  p.  656)  zur  Gruppe  I  und  ist  eine  der  Gattungen  der  Unter- 
familie Bolitopliilimie.  *) 

Soviel  mir  bekannt,  sind  zwölf  Beschreibungen  von  europäischen 
ßolifop/i IIa- Arten  veröffentlicht  worden  und  Dr.  K.  Kertfesz  führt  in 
seinem  Katalog  der  paläarktischen  Dipteren,  Bd.  1  1903,  p.  23,  alle 
zwölf  Namen  an. 

Chronologisch  geordnet  sind  dies : 

ßo/.  Iiybrida  Meig.  —  Klass.  I,  47,  3,   1804  (Macrocera). 
cinerea  Meig.  —  System.  Besch.  I,  221,  1,  1818. 
„     fusca  Meig.  —  System.  Besch.  I,  221,  2,  1818. 
„      maculipennis  Walk.  ^  Ent.  Mag.  III,  179,   1836. 
„      Saundersi  Curt.  —  Brit.  Ent.  581,  1836  (Messala). 
„      bimaculata  Zett.  —  Ins.  Läpp.  854,  1,   1838. 

biniaculata    v.    Ros.    —    Landw.    Korresp.-Bl.    Württemb. 
Ver.  I,  51,  1840. 

biniaculata  Scholz.    —    Uebers.  d.  Arb.  u.  Veränd.  schles. 
Ges.  f.  vaterl.  Kult.   166,  2,  1846. 
„      dubia  Siebke.  —  Nyt.  Mag.  Naturvid.  XII,   185,  1861. 
tenella  Winn.   —   Verh.   zool.   bot.   Ges.,  Wien  XIII,   674, 
4,   1863. 
„      disjuncta  Lw.  —  Beschr.  eur.  Dipt.  I,  19,   17,  1869. 
„     glabrata  Lw.  —  Beschr.  eur.  Dipt.  1,  19,  18,  1869. 
Von  diesen  Beschreibungen    ist  folgendes   zu  sagen:   Bol.  Iiybrida 
Meig.  ist  synonym   mit  Bol.  fusca  Meig.;    wie  schon  Meigen    selbst    im 
ersten  Bande  der  System.    Beschr.  p.  221    angibt    und   auch  Kert^sz  in 
seinem  Kataloge  anführt,  doch  ist  Iiybrida  der  ältere  Name. 

Bol.  cinerea  Meig.  nwA  fusca  Meig.  werden  von  Meigen  als  die 
zwei  einzigen  zu  dieser  Gattung  gehörigen  Arten  angeführt,  sind  wohl 
die  häufigsten  und  werden  in  den  meisten  seither  erschienenen  Faunen 
und  Verzeichnissen  fast  überall  aufgezählt.  Hybrida  //wsra^  ist  bestimmt  eine 
von  cinerea  Meig.  verschiedene  Art  und  nicht  wie  Sintenis  (Sitzgber.  d. 
Nat.  Forsch. -Ges.,  Dorpat  1887)  angibt,  nur  Varietät  derselben,  doch  sind 
nicht  alle  Stücke,  auf  welche  die  Meigen'sche  Beschreibung  der  fusca 
paßt,  als  zu  dieser  Art  gehörig  anzusehen,  wie  die  Untersuchung  der 
präparierten  Hypopygien  zeigte.  Bol.  maculipennis  Walk,  und  Saundersi 
Curt.  sind  Synonyma  zu  Iiybrida  (fusca)  (Kert^sz  Katalog). 

Bol.  biniaculata  Zett.  ist  eine  gute,  auffallende  und  leicht  kenntliche 
Art,  doch  können  lichter  gefärbte  Stücke,  bei  denen  der  Zentralfieck  der 
Flügel  blaß  und  verwaschen  erscheint,  mit  Exemplaren  der  Iiybrida  Meig. 

*)     Johannsen  zählt  hierher  die  Gattungen  Hesperiniis  Walk.  (-^  Spodius 
Loew.)  und  Mycetopitaetus  Scudd. 


Rolitophila  Meig.  35 

verwechselt  werden;  in  diesem  Falle  bildet  die  zweispitzige  Haltzange 
des  /;/warü/o'/r/-Männchens  ein  vortreffliches  Unterscheidungsmerkmal, 
während  sich  die  Weibchen  fast  immer  durch  ihre  Größe  kenntlich  machen. 

Bol.  biinaculata  v.  Ros.  kann  aus  der  äußerst  knappen,  nur  aus 
drei  Worten  („a/is  fusco  biinaciilatis")  bestehenden  Beschreibung  mit 
Sicherheit  nicht  wieder  erkannt  werden.  Sie  wird  höchstwahrscheinlich 
mit  der  Zetterstedt'schen  biinaculata  zusammenfallen,  weil  gerade 
diese  Art  durch  die  zwei  Flügelflecken  charakterisiert  wird.  Immerhin 
ist  dieser  Schluß  gewagt  und  kann  nur  die  Untersuchung  der  Roser'schen 
Type  in  Stuttgart  Klarheit  darüber  bringen.  Leider  waren  meine  Be- 
mühungen, diese  Type  zu  erhalten,  resultatlos. 

Bol.  biinaculata  Scholtz  ist  nach  der  ausführlichen,  aber  einseitigen, 
nur  die  Körperfärbung  berücksichtigenden  Beschreibung  (das  so  wichtige 
Flügelgeäder  wird  gar  nicht  erwähnt)  wohl  auch  nichts  anderes  als  die 
Zetterstedt'sche  Art  gleichen  Namens.  Wenigstens  enthält  diese  Be- 
schreibung nichts  spezifisch  Wichtiges,  das  auf  biniaculata  Zett.  nicht 
passen  würde.  Die  Angabe:  „Am  Hinterleibe  das  erste  und  zweite  Glied 
zusammengedrückt,  oben  gekielt"  kann  leicht  auf  eine  durch  das  Ein- 
trocknen des  Körpers  entstandene  Umbildung  der  genannten  Abdominal- 
ringe zurückgeführt  werden.  Ich  glaube  daher  nicht  fehl  zu  gehen, 
wenn  ich  auch  diesen  Namen  unter  die  Synonyma  von  biinaculata  Zett.  stelle. 

Die  nordische  Bol.  dubia  Siebke  ist  in  Größe  und  Flügelgeäder 
vollständig  mit  hybrida  übereinstimmend  und  nur  durch  gewisse  Färbungs- 
differenzen (die  drei  ersten  Fühlerglieder,  das  Basalglied  der  Taster  und 
die  Brustseiten  gelb)  von  ihr  verschieden.  Ob  diese  Merkmale  hinreichend 
sind,  um  die  Art  von  hybrida  zu  trennen,  will  ich  nicht  entscheiden,  da 
ich  die  Art  nicht  kenne.  Hervorheben  möchte  ich  nur,  daß  die  Färbung 
der  Brustseiten  und  der  Taster  bei  hybrida  nicht  immer  braun  ist;  Exemplare 
der  hybrida,  bei  denen  die  drei  ersten  Fühlerglieder  gelb  erscheinen,  habe 
ich  allerdings  nicht  gefunden.  Bol.  dubia  Siebke  ist  nur  im  Cat.  Dipt. 
Norw.  1878  angeführt,  fehlt  aber  sonst,  so  weit  mir  bekannt,  in  allen 
seither  erschienenen  Verzeichnissen. 

Bol.  tenella  Winn.  ist  eine  gute  Art,  die  sich  außer  durch  den  von 
Winnertz  angeführten  Unterschied  im  Flügelgeäder  noch  durch  die 
breit  abgerundeten,  fast  kolbigen  Haltzangenarme  des  Männchens  sowie 
durch  den  Bau  der  weiblichen  Legeröhre  von  allen  anderen  Arten  mit 
Sicherheit  unterscheiden  läßt.  Professor  K.  Lundström  spricht  in 
Act.  Soc.  p.  Faun,  et  Flor.  Fenn.,  32,  p.  4,  1906,  die  Vermutung  aus,  daß 
tenella  keine  besondere  Art  sei,  sondern  daß  der  abweichende  Ader- 
verlauf der  oberen  Zinke  der  Untergabel  nur  als  eine  zufällige,  auch  bei 
anderen  Arten  vorkonmiende  Variation  des  Flügelgeäders  angesehen 
werden  müsse.  Wenn  es  auch  sicher  ist,  daß  Abweichungen  im  Flügel- 
geäder bei  der  Gattung  Bolitophila  vorkommen,  wenn  auch  zugegeben 
werden  muß,  daß   die  Ursprungsstelle   der  oberen  Zinke  der  Untergabel 


36  Karl  Landrock: 

bei  hybrida  und  cinerea  nicht  immer  konstant  erscheint,  genannte  Ader 
sich  oft  wirklich  eine  sehr  kurze  Strecke  an  die  DiscoidaHs  anlehnt,  ist 
die  von  Professor  K.  Lundström  ausgesprochene  Vermutung  dennoch 
nicht  zutreffend.  Kommt  bei  hybrida  oder  cinerea  eine  Verschmelzung  der 
in  Betracht  kommenden  Adern  vor,  dann  ist  sie  niemals  so  deutlich  und 
auffallend  wie  bei  der  echten  tenella;  auch  ist  der  vordere  Winkel  an 
dem  queren  Basalteile  genannter  Längsader  bei  tenella  immer  flach  ab- 
gerundet, der  Basalteil  selbst  daher  viel  schiefer  liegend  als  bei  den 
zwei  verwandten  Arten.  Uebrigens  hat  Herr  Professor  Lundström 
höchstwahrscheinlich  nur  eine  Varietät  von  hybrida  vor  sich  gehabt,  da 
bei  seiner  Art  die  Radialis  (Brachialader)  in  die  Costa  mündet  und  es 
scheint  mir  daher  das  Fragezeichen,  das  genannter  Autor  hinter  den 
Namen  tenella  stellt,  volle  Berechtigung  zu  haben.  Sollten  die  angege- 
benen Unterschiede  im  Flügelgeäder  nicht  konstant  sein,  was  ich  an  den 
von  mir  untersuchten  Stücken  nicht  beobachtet  habe,  dann  ist  es  ganz 
bestimmt  der  Bau  der  Geschlechtsorgane,  der  diese  Art  in  beiden 
Geschlechtern  zweifellos  von  den  anderen  trennt. 

Auch  bei  der  Loew'schen  Bol.  disjuncta  wurde  das  Artenrecht 
angezweifelt  (Strobl,  Dipt.  Steierm.  III  1894,  139  und  Jahrb.  d.  nat. 
Land. -Mus.,  Kämt.  1900,  182)  und  diese  Art  als  Varietät  zu  fusca  gestellt, 
doch  ist  auch  in  diesem  Falle  das  Hypopygium  von  dem  der  genannten 
Art  bestimmt  verschieden,  so  daß  disjuncta  Loew  als  Art  volle  Berechtigung 
besitzt. 

Bol.  glabrata  Loew  fand  ich  in  drei  männlichen  Stücken  in  der 
Sammlung  des  Herrn  Dr.  H.  Dziedzicki  vor.  Der  glänzend  schwarz- 
braune Thoraxrücken,  das  Flügelgeäder  und  der  Bau  des  Hypopygiums 
charakterisieren  diese  Art  sehr  gut.  Sie  gehört  entschieden  zu  den 
seltensten  Arten  der  Gattung  Bolitophila,  wofür  auch  der  Umstand  spricht, 
daß  sie  seit  Loew  in  keinem  Verzeichnisse  angeführt  wird.  Ich  selbst 
habe  sie  im  Freien  noch  nie  beobachtet.  Loew  beschreibt  nur  das 
Weibchen;  ich  kenne  nur  das  Männchen. 

Es  können  daher  mit  Sicherheit  sechs  und  wenn  man  Bol.  dubia 
Siebke  mitrechnet,  sieben  Arten  der  Gattung  Bolitophila  angeführt  werden; 
dazu  kommen  noch  drei  nov.  spec,  deren  Beschreibung  ich  weiter  unten 
gebe,  so  daß  diese  Gattung  im  ganzen  zehn  europäische  Arten  aufweist. 

Die  drei  neuen  Arten  sind: 

1,  Bol.  pseudohybrida  nov.  spec,  eine  im  Kolorit  und  Flügelgeäder  der 

hybrida  vollständig  gleichende  Art,  deren  Hypopygium  aber  einen 
anderen  Bau  zeigt. 

2.  Bol.  nigrolineata  nov.  spec,  ebenfalls  eine  Art  mit  hybrida-Qeäder, 

die  sich  aber  durch   ihre  tiefschwaren,   samtartigen  Längsstriemen 
des  Thoraxrückens  auf  den    ersten  Blick  von  allen   anderen  Arten 


Holitophila  Meig.  37 

trennen  läßt.  Ich  kenne  von  dieser  Art  nur  das  Weibchen  und 
weiß  wohl,  daß  es  sehr  gewagt  erscheint,  ohne  das  Männchen  zu 
Itennen,  eine  neue  Art  zu  begründen,  allein  die  beiden  hier  in 
Betracht  kommenden  weiblichen  Exemplare  (eines  in  der  Sammlung 
Dr.  H.  Dziedzicki  aus  Pyro,  das  andere  in  der  Sammlung  des 
königl.  ung.  National-Museums  aus  Jasenak,  leg.  Kertösz)  zeigen 
übereinstimmend  einen  von  allen  anderen  Arten  abweichenden 
Bau  der  Legeröhre,  so  daß  ich  überzeugt  bin,  daß  diese  Weibchen 
zu  keiner  der  bekannten  Arten  gestellt  werden  können. 

3,  Bol.  rossica  nov.  spec.  gleicht  ebenfalls  der  liybrida  fast  vollständig; 
die  Radialis  ist  aber  länger,  schiefer  liegend  und  mündet  weiter 
hinter  der  Spitze  der  Subcosta  in  die  Randader,  sodaß  sie  hierin 
mehr  an  bimuciilata  erinnert.  Der  Bau  der  Haltzangen  ist  aber 
von  beiden  genannten  Arten  verschieden. 

Die  vorher  besprochene  nigrolineata  könnte  vielleicht  als 
Weibchen  zu  dieser  Art  gehören,  doch  sprechen  folgende  Umstände 
dagegen.  Bol.  nigrolineata  hat  schwarze,  rossica  graubraune 
Thoraxstriemen ;  die  Radialis  ist  bei  der  ersten  kurz  und  steil, 
bei  letzterer  schiefliegend  und  länger;  außerdem  stanmien  beide 
Tiere  von  verschiedenen  Standorten. 

Charakteristik  der  Gattung  Bolitophila  Meig. 

Meig.,  System.  Beschr.  I,  220,  1818;  Messala  Curt.,  Brit.  Ent.  581, 
1836;  Leptocera  Meig.  in  litt.  (vid.  Meig.  S.  B.  I,  221). 

Kopf  rundlich,  vorn  flach  gedrückt;  Netzaugen  länglichrund,  in 
beiden  Geschlechtern  durch  die  breite  Stirne  getrennt.  Auf  der  Stirne 
drei  deutliche,  in  einer  krunmien  Querlinie  stehende  Punktaugen.  Rüssel 
kurz;  Taster  viergliederig,  das  Basalglied  klein,  die  beiden  folgenden 
fast  gleichlang,  das  Endglied  am  längsten. 

Fühler  2-[-15  gliederig,  borstenartig,  beim  Männchen  so  lang  wie 
der -Leib,  beim  Weibchen  etwas  kürzer.  Die  beiden  Wurzelglieder  deutich 
abgesetzt,  das  erste  becher-,  das  zweite  napfförmig;  die  Geißelglieder 
zylindrisch,  in  beiden  Geschlechtern  mit  kurzen  Härchen  besetzt,  doch 
ist  die  Behaarung  im  männlichen  Geschlecht   dichter  als  beim  Weibchen. 

Rückenschild  hochgewölbt.  Schildchen  klein,  rundlich ;  Hinterrücken 
kräftig  entwickelt.    Schwinger  langgestielt. 

Beine  lang  und  schlank.  Hüften  kräftig,  stark  verlängert,  Schenkel 
nicht  verbreitert;  Schienen  mit  sehr  kurzen  Spornen  und  schwachen 
Seitendörnchen  versehen.  Tarsenglieder  des  Männchens  einfach,  beim 
Weibchen  einzelne  Glieder  unterse'ts  polsterartig  erweitert. 

Flügel  ziemlich  groß,  mikroskopisch  behaart,  im  Ruhestand  dem 
Leibe  parallel  aufliegend.    Costa*)   etwas  über  die  Mündung  des  Cubitus 

*)  Bezeichnung  des  Flügelgeäders  nach  Prof.  E.  Girschner,  siehe  Er- 
klärung zu  Fig.  \. 


38 


Karl  Landrock: 


Bolitophila  Meig.  39 

hinausragend.  Mediastinaiis  lang,  immer  vollständig,  etwas  vor  der 
Flügelmitte  in  die  Randader  mündend  und  stets  durch  eine  kurze  Quer- 
ader mit  der  Subcosta  verbunden.  Cubitalis  etwas  vor  der  Flügelmitte 
aus  der  Subcosta  entspringend,  gegen  die  Spitze  nach  abwärts  gebogen. 
Radialis  (Brachialis,  obere  Zinke  der  dritten  Längsaden  kurz  und  steil 
oder  sanft  S-förmig  geschwungen,  entweder  in  die  Costa  oder  in  die 
Subcosta  mündend.  Discoidalis  etwa  im  ersten  Viertel  der  Flügelfläche 
aus  der  Posticalis  entspringend,  vorn  in  eine  langgestreckte  Gabel  aus- 
gehend; das  äußerste,  querliegende  Basalstück  der  Discoidalis  ist  an 
seinem  oberen  Winkel  mit  der  Flügelbasis  durch  einen  zarten  blassen 
Aderfortsatz  verbunden,*)  Posticalis  gegabelt;  die  obere  Zinke  an  der 
Stelle  entspringend,  wo  die  Discoidalis  abzweigt  und  eine  Strecke  mit 
dem  Basalstück  der  letzteren  verschmolzen,  so  daß  es  den  Anschein 
erweckt,  als  käme  diese  Zinke  aus  dem  queren  Basalteile  der  Discoidalis; 
oft  löst  sich  genannte  Gabelzinke  erst  in  dem  oberen  Winkel,  den  dieses 
quere  Basalstück  bildet,  los  und  bleibt  sogar  manchmal  über  diesen  hinaus 
mit  der  Discoidalis  verschmolzen.  Die  untere  Zinke  der  Posticalgabel 
an  der  Spitze  stark  gebogen.  Analis  vollständig,  den  Flügelhinterrand 
immer  erreichend.     Axillaris  fehlend. 

Hinterleib  lang  und  schlank,  seitlich  etwas  zusammengedrückt, 
beim  Männchen  acht-,  beim  Weibchen  neunringelig. 

Das  Hypopygium  der  Männchen  besteht  zum  größten  Teile  aus 
der  lamina  basalis  (Dzied.),  welche  eine  oben  offene,  unten  geschlossene 
Kapsel  bildet  und  im  Innern  verschiedene  kleinere  Anhänge  umschließt; 
die  obere  Oeffnung  ist  von  den  laminae  superae  (Dzied.)  bedeckt.  Die 
beiden  eigentlichen  Haltzangenarme  sind  in  der  lamina  basalis  eingelenkt, 
in  ihre  Form  verschieden  gebaut  und  meist  mit  längeren  oder  kürzeren 
Borstenhaaren  versehen. 

Weniger  charakteristisch  und  vielfach  einander  ähnlich  sind  die 
Legeröhren  der  Weibchen.  Die  Pars  basalis  infera  ist  bei  allen  mir 
bekannten  Arten  dieser  Gattung  tief  gespalten,  die  beiden  Spitzen  sind 
mehr  oder  weniger  abgerundet  und  mit  Borsten  bedeckt.  Die  lamellae 
posteriores  sind  rundlich  und  zart  behaart,  oder  mit  an  der  Spitze  ge- 
krümmten Borstenhaaren  bedeckt. 

Ueber  die  ersten  Stände  der  Bolitophila- kxitn  ist  nicht  viel  bekannt. 

Bol.  fusca  Meig.  zog.  L.  Dufour  aus  Larven,  welche  gesellig  in 
Agaricus  sulphureus  lebten.     (Ann.  d.  sc.  nat.   1839,  20). 

Bol.  tenella  Win.  wurde  von  Osten -Sacken  aus  Larven  gezogen, 
welche  in  Pilzen  lebten.     (Winnertz,  Monogr.  1863,  675). 

Schiner  gibt  im  zweiten  Bande  seiner  Fauna,  429  an:  Die  Larven 
leben  gesellig  in  Pilzen. 

Mir  ist  es  noch  nicht  gelungen,  eine  Art  dieser  Gattung  zu  züchten. 

*)  Nach  Johannsen  Basis  der  Discoidalis. 


40  Kcirl  Landrock: 

Die  entwickelten  Mücken  trifft  man  an  Baumwurzeln,  unter  über- 
hängendem Erdreiche  an  Waldbächen,  an  moosigen  Felsenspalten  und 
ähnlichen  Orten  oft  in  großer  Menge,  ganz  besonders  im  ersten  Frühlinge 
und  dann  wieder  im  Herbst. 


Erklärung  der  Figuren. 

Fig.  1.  Flügel  von  Bol.  Iiybrida  Meig.  1.  Costa,  2.  Mediastinaiis,  3.  vena 
transv.  mediast.,  4.  Subcosta,  5.  Cubitalis,  6.  Radialis,  7.  vena 
transv.  discoid.,  8.  Discoidalis,  9.  Posticalis,  10.  Analis. 

Fig.  2.    Randmal  von  Bol.  biinuculatu  Zett. 

Fig.  3.    Randmal  von  Bol.  cinerea  Meig. 

Fig.  4.    Flügelteil  von  Bol.  glabrata  Loew. 

Fig.  5.     Flügelteil  von  Bol.  disjuncta  Loew. 

Fig.  6.     Flügelteil  von  Bol.  tenella  Winn. 

Fig.  7.     Vordertarsen  \2.  u.  3.  Glied)  von  Bol.  nigrolineuta  nov.  spec.  -:. 

Fig.  8.     Hypopygium  von  Bol.  biniaculata  Zett.  (v.  oben). 

Fig.  9.     Hypopygium  von  Bol.  hybrida  Meig.  |v.  oben). 

Fig.  10.  Hypopygium  von  Bol.  cinerea  Meig.  (v.  oben). 

Fig.  11.  Hypopygium  von  Bol.  disjuncta  Loew  (v.  oben). 

Fig.  12.  Hypopygium  von  Bol.  glabrata  Loew  (v.  oben). 

Fig.  13.  Hypopygium  von  Bol.  tenella  Winn.  (v.  oben). 

Fig.   14.  Haltzangen  von  Bol.  tenella  Winn.  iv.  unten). 

Fig.   15.  Hypopygium  von  Bol.  psendohybrida  nov.  spec.  (v.  oben). 

Fig.  16.  Hypopygium  von  Bol.  rossica  nov.  spec.  (v.  oben). 

Fig.  17.  Legeröhre  von  Bol.  psendohybrida  nov.  spec. 

Fig.  18.  Legeröhre  von  Bol.  hybrida  Meig. 

Fig.  19.  Legeröhre  von  Bol.  biniaculata  Zett. 

Fig.  20.  Legeröhre  von  Bol.  nigrolineata  nov.  spec. 

Fig.  21.  Legeröhre  von  Bol.  cinerea  Meig. 

Fig.  22.  Legeröhre  von  Bol.  disjuncta  Loew. 

Fig.  23.  Legeröhre  von  Bol.  tenella  Winn. 


42  Karl  Landrock: 

Tabelle  zum  Bestimmen  der  Arten: 

1.  Radialis  in  die  Costa  mündend  (Fig.  1) 2 

Radialis  in  die  Subcosta  mündend  (Fig.  3)  .     .     .     .  8 

2.  Obere  Zinke  der  Posticalgabel  im  Basalteile  verblaßt, 

meist  gänzlich  fehlend  (Fig.  5) disjuncta  Loew 

Alle  Adern  vollständig 3 

3.  Thoraxrücken   gestriemt,   oder  fast   einfarbig,   immer 

aber  matt 4 

Thorax  mit  drei  ganz  zusammengeflossenen,  Axhwarz- 

braunen,  deutlich  glänzenden  Striemen glabrata  Loew 

4.  Flügel  mit  großem,  dunkel  gefärbten  Randmale  (Fig.  2) 
und  deutlichem  Zentralfleck  auf  der  Discoidalquerader; 

größere  Art himaculata  Zett. 

Flügel  nur  mit  einem  Randmale,  das  überdies  noch 
oft  sehr  blaß  und  unscheinbar  erscheint.  Zentralfleck 
auf  der  Querader  fehlend,  oder  nur  als  blasser  Wisch 
vorhanden ;  ist  er  intensiver,  dann  sind  die  Thorax- 
striemen schwarz 5 

5.  Die  ersten  drei  Fühlerglieder  gelb dubia  Siebke 

Die    beiden  Wurzelglieder    schwarzbraun,   höchstens 

das  zweite  ganz,  oder  teilweise  gelb 6 

6.  Thoraxstriemen  tiefschwarz,  samtartig nigroLineata  n.  sp. 

Thorax  undeutlich  gestriemt,  oder  mit  dunklen,  aber 

nie  tiefschwarzen  Längsstriemen 7 

7.  Hypopygium  (Fig.  9);  Legeröhre  (Flg.  18)  ....  Iiybrida  Meig. 
Hypopygium  (Fig.  15);  Legeröhre  (Fig.  17)  .  pseudobyb/ ida  n.sp. 
Hypopygium  (Fig.  16) rossica  n.  sp. 

8.  Obere  Zinke  der  Posticalgabel  aus  dem  queren  Basal- 
teile der  Discoidalis  (wie  bei  Fig.  1)  höchstens  aus  dem 
oberen  Winkel  entspringend;  Haltzangen  länglich,  mit 

stumpfer  Spitze cinerea  Meig. 

Obere  Zinke  der  Untergabel  sich  deutlich  an  die  Dis- 
coidalis anlehnend  und  mit  dieser  verschmolzen 
(Fig.  6)  ein  Stück  horizontallaufend ;  Haltzangenarme 
breit,  fast  kolbig tenella  Winn. 


Anmerkung:  Die  drei  Arten /n'Z>/7V/ft  N[e\g., pseudo/iybrida  nov.  spec. 
und  rossica  nov.  spec.  habe  ich  in  der  Tabelle  nur  auf  Grund  der  Ver- 
schiedenheit im  Baue  der  Geschlechtsorgane  auseinandergehalten.  Es 
kommen  wohl  auch  kleine  Differenzierungen  im  Flügelgeäder  und  in 
der  Körperfärbung  vor,  allein  diese  scheinen  mir  nicht  genug  charak- 
teristisch zu  sein.  Uebrigens  wird  man  mit  der  gegebenen  Tabelle 
auch  bei  den  anderen  Arten  einwandfreie  Determinationen  nur  dann 
erzielen  können,  wenn  gleichzeitig  die  Geschlechtsorgane  untersucht  und 
mitberücksichtigt  werden. 


Bolitophüa  Meig.  43 

1.     Bolitophüa  bimaculata  Zett. 

Ins.  Läpp.  854,  1,  1838;  bimaculata  v.  Ros.  —  Württemb.  Korresp.-Bl. 
I,  51,  1840;  bimaculata  Scholtz  —  Uebers.  u.  Veränderg.  schles. 
Qesellsch.  f.  vaterl.  Kult.   166,  1846. 

cj' :  Kopf  schwarzbraun,  Untergesicht  und  Stirne  grau  schimmernd. 
Taster  schwarzbraun,  bei  helleren  Stücken  gelb-bräunlich.  Fühler  schwarz- 
braun, zweites  Basalglied  an  der  Spitze  gelblich,  auch  die  Basis  des 
ersten  Geißelgliedes  gelb.  Fühlergeißelglieder  ziemlich  dicht  mit  kurzen 
Härchen  besetzt. 

Thoraxrücken  gelbbräunlich,  grau  schimmernd,  mit  drei  schwarz- 
braunen, meist  deutlich  getrennten  Längstriemen,  die  mittlere  vorn  ver- 
breitert und  gewöhnlich,  aber  nicht  immer  deutlich,  durch  eine  feine 
gelbe  Linie  geteilt.  Brustseiten  und  Hinterrücken  schwarzbraun,  erstere 
grauschimmernd,  letzterer  bei  lichter  gefärbten  Stücken  gelbbräunlich, 
braun  gefleckt.  Schildchen  gelbbraun.  Thoraxrücken  kurz  und  anliegend 
behaart,  an  der  Flügelwurzel  einige  längere  Haare;  im  ganzen  erscheint 
der  Thoraxrücken  ziemlich  kahl,  auch  der  Schildchenrand  trägt  keine 
längeren  Borstenhaare.  Schwinger  sehr  lang  gestielt  mit  braunem  Knopfe 
und  gelblichem  Stiele. 

Hüften  und  Schenkel  gelb.  Schienen  mehr  bräunlich,  Tarsen  fast 
schwarzbraun.  Schenkelringe  meist  mit  dunklem  Punkt  an  der  Spitze. 
Schienensporne  sehr  klein,  Schienendörnchen  sehr  zart  und  kurz,  sich 
von  der  übrigen  Behaarung  kaum  unterscheidend;  die  Beine  erscheinen 
daher  fast  kahl. 

Flügel  fast  so  lang  wie  der  Hinterleib,  etwas  graulich  getrübt. 
Mediastinaiis  lang,  vor  ihrer  Mitte  durch  eine  Querader  mit  der  Subcosta 
verbunden.  An  der  Spitze  der  Unterrandsader  mit  großem,  dunkelge- 
färbten Randmale  (Fig.  2) ;  außerdem  liegt  auch  auf  der  Discoidalquer- 
ader  ein  dunkler,  nach  außen  hin  etwas  verwaschener  Zentralfleck,  der 
niemals  fehlt.  Die  Radialis  verhältnismäßig  lang,  sanft  S-förmig  geschwungen 
und  unweit  der  Mündung   der  Subcosta  in  die  Costa  mündend   (Fig.  2). 

Hinterleib  schwarzbraun,  bei  lichter  gefärbten  Stücken  gelbbraun; 
oft  sind  die  Hinterränder  der  einzelnen  Ringe  lichter,  fast  gelblich.  Hypo- 
pygium  gelbbraun  (Fig.  8). 

2 :  In  der  Gestalt  und  Färbung  dem  Männchen  vollständig  gleichend, 
meist  jedoch  größer,  der  Hinterleib  plumper,  die  Fühler  weniger 
dicht  behaart.  Die  Beine  sind  oft  etwas  dunkler  gefärbt,  das  zweite  und 
dritte  Tarsenglied  unterseits  mäßig  polsterartig  erweitert,  ersteres  etwas 
länger  als  das  letztere.  Auch  das  vierte  Tarsenglied  zeigt  eine  schwache 
Spur  einer  Erweiterung.     Legeröhre  gelblich  (Fig.  19). 

Größe:  5— 67^  mm.  Vorkommen:  An  Waldbächen  und  Baum- 
wurzeln nicht  selten,  Mittel-  und  Nord-Europa.  Rußland  1  c/\  2  $2; 
Laponia  7.  X.  1  9 ;  Gräfenberg  1  $  (Sammig.  Dzied.).  —  Napolw  1  cf , 
1  ?,    2.  V.    Preszäka    (leg.  Csiki)  1  $;    Reckawinkel    (leg.  Pok.)    2  $$ 


44  K^ati  Land  rock: 

(Mus.  Hungj.  —  Ullersdorf  o'  (Sammig.  Czizek).  —  Czernowitz  b.  Brunn 
cf  9,  15.  IV;  Mähr.  Schweiz  c/ ?,  IV— VI;  Obratal  2  28.  IV.  (in  meiner 
Sammlung). 

Außerdem  wird  die  Art  angeführt: 
Staeg.,  Natur.  Tidsk.  1840,  Dänemark.  —  Winn.,  Verh.  d.  zool. 
bot.  Ges.  1863,  Rußland.  —  Qrzeg.,  Verh.  d.  zool.  bot.  Ges.  1873,  Galizien 
(Sandeczer  Gegend i.  —  StrobI,  Dipt.  Steierm.  III,  Mit.  d.  nat.  Ver.  Graz, 
1894,  Steiermark.  —  StrobI,  Siebenb.  Dipt.  Hermannst.  1896,  Siebenbürgen. 
—  Thalh.  Fauna  reg.  hang.  1899,  Ungarn.  —  Lundst.,  Act.  soc.  p.  faun. 
et  flor.  fen.  1906,  Finnland. 

2.  Bolitophila  hybrida  Meig. 

Klass.  1,  47,  1804  (Macrocera); /wscfl  Meig.,  System.  Beschr.  1,  221, 
1818.  t.  VIII,  f.  3-4;  inaculipennis  Walk.,  Ent.  Mg.  111,  179,  1836; 
Saundersi  Curt.,  Brit.  Ent.  581,  1836. 

(/:  Untergesicht,  Stirne  und  Scheitel  schwarzbraun,  grauschillernd. 
Taster  braun  oder  auch  lichter,  gelblich.  Fühler  schwarzbraun,  zweites 
Basalglied  im  Spitzenteile,  erstes  Geißelglied  an  der  Wurzel  gelb;  nur 
selten  erscheint  das  ganze  zweite  Basalglied  gelb.  Fühlergeißelglieder 
kurz  und  dicht  behaart. 

Thoraxrücken  entweder  einfarbig  graubraun,  oder  gelb,  hellgrau 
schimmernd,  mit  drei  schwarzbraunen,  meist  deutlich  getrennten  Längs- 
striemen. Schildchen  gelb,  mehr  oder  weniger  verdunkelt.  Brustseiten 
hellbraun,  grau  schimmernd,  oft  sehr  stark  verdunkelt,  schwarzbraun. 
Hinterrücken  braun.  Schwinger  langgestielt,  der  Knopf  schwarzbraun, 
der  Stiel-  gelb. 

Hüften  und  Schenkel  gelb.  Schienen  bräunlich,  Tarsen  schwarz- 
braun. Schenkelringe  mit  verdunkelter  Spitze.  Sporne  und  Seitendörnchen 
der  Schienen  sehr  kurz. 

Flügel  hell-graulich  getrübt,  das  Randmal  kleiner  als  bei  der 
vorigen  Art,  länglich  und  immer  sehr  blaß,  oft  sich  kaum  von  der  Flügel- 
fläche abhebend.  Der  Zentralfleck  auf  der  Discoidalquerader  niemals 
deutlich  und  meist  nur  als  kaum  bemerkbare  Umsäumung  genannter 
Ader  vorhanden.  Die  Radialis  kurz  und  steil,  in  ihrem  Spitzenteile  oft 
sehr  verblassend  imd  undeutlich,  in  die  Costa  mündend.  Obere  Zinke 
der  Posticalgabel  meist  deutlich  aus  dem  queren  Basalstücke  der  Discoi- 
dalis  entspringend.     (Fig.  1). 

Hinterleib  einfarbig  schwarzbraun,  bei  heller  gefärbten  Stücken 
mehr  gelbbräunlich.     Hypopygium  gelbbraun.     (Fig.  9). 

9:  Das  meist  etwas  größere  Weibchen  gleicht  dem  Männchen 
vollständig,  nur  sind  die  Fühler  etwas  kahler;  die  Sohle  des  zweiten  und 
dritten  Gliedes  der  Vordertarsen  deutlich,  die  des  vierten  kaum  etwas 
bogenartig  erweitert. 

Größe:  3—472  mm. 


Bolitopliila  Meio\  45 

Vorkommen:  An  Waldbächen  im  Frühling  nicht  selten.  Rußland  q'  9- 
iSammlg.   Dzied.i.    —   Steiermark  cf  $    (leg.  Strobl);    Deutschland  1  cf 
(leg.    Kert.    Mus.    Hung.l.    —    Schreibwald    bei    Brunn  (/,    21.  IV;    Mähr. 
Schweiz,  c/   Q,  V.  (in  meiner  Sammlung). 
Die  Art  wird  ferner  angeführt: 

Macq.,  Suit.  ä  Buff.  I,  126,  1834,  Frankreich.  —  Staeg.,  Nat.  Tidsk. 
III,  228,  1840,  Dänemark.  —  Zett,  Dipt.  Scand.  X,  4056,  1851,  Skandinavien. 
—  Walk.,  Ins.  Brit.  III,  72,  1856,  England.  —  Winn.,  Verh.  d.  zool.  bot. 
Ges.,  673,  1863,  Deutschland.  —  Schin.,  Faun.  aust.  II,  430,  1864, 
Oesterreich.  —  Grzeg.,  Verh.  d.  zool.  bot.  Ges.,  1873,  26,  Galizien 
(Sandeczer  Gegend).  -  Strobl.,  Dipt.  Steierm.  III,  Mit.  d.  nat.  Ver.  Graz, 
1894,  Steiermark.  —  Wulp,  Dipt.  Neerl.  I,  181,  1877  und  Wulp  u.  Meijere, 
Nieuw.  naaml.  v.  Ned.,  Dipt.  Tijdsch.  v.  Ent.  1898,  Niederland.  —  Lundst., 
Act.  soc.  p.  faun.  et  flor.  fen.  1906  und  Suppl.  1909,  Finnland.  —  Czerny 
Strobl,  Span.  Dipt.  III,  W.  E.  Z.   1908,  Spanien. 

Inwiefern  sich  diese  Angaben  mit  Bol.  hybrida  meiner  Auffassung 
decken,  läßt  sich  allerdings  nicht  ohne  weiteres  feststellen. 

3.     Bolitophila  pseudohybrida  nov.  spec. 

Bolitopliilae  liybridae  similis,  differt  hypopygio.  —  Long.  corp.3-5mm. 

Im  Habitus  und  in  der  Färbung  des  Körpers  der  vorigen  Art 
gleichend,  durch  den  Bau  des  Hypopygiums  aber  bestimmt  von  ihr 
verschieden. 

Außerdem  entspringt  bei  beiden  Geschlechtern  die  obere  Zinke 
der  Untergabel  aus  dem  oberen  Winkel  an  dem  queren  Basalstücke  der 
Discoidalis,  oder  sogar  jenseits  desselben,  ähnlich  wie  bei  der  weiter 
unten  beschriebenen  Bol.  tenella  Winn.,  jedoch  niemals  so  auffallend  wie 
bei  dieser  Art. 

Bei  dem  Weibchen  ist  das  zweite  und  dritte  Glied  der  Vordertarsen 
unterseits  polstcrartig  erweitert,  das  vierte  fast  normal. 

Hypopygium  braun  (Fig.  15).  —  Legeröhre  gelb;  Pacs  bas.  inf. 
spitziger  und  dichter  geborstet  als  bei  der  vorigen  Art,  die  lam.  post. 
länglich,  mit  an  der  Spitze  hackig  gebogenen  Borstenharen  besetzt.  (Fig.  17). 

Vorkommen:  q'  5  ^^^^  Strzygi,  Polen  IX.  (Sammig.  Dzied.);  — 
Stadlau  (leg.  Pok.)  1  o",  23.  X.  iMus.  Hung.);  —  Steiermark  1  o'  (in 
meiner  Sammlung). 

4.     Bolitophila  rossica  nov.  spec. 

Bol.  liybridae  similis,  differt  hypopygio.  —  Long.  corp.  4V'2  mni. 

Im  Habitus  und  in  der  Körperfärbung  der  hybrida  fast  vollständig 
gleichend,  durch  den  Bau  des  Hypopygiums  aber  von  ihr  verschieden. 
Auch  im  Flügelgeäder  ist  insofern  ein  Unterschied  bemerkbar,  als  die 
Radialis  länger,  schiefliegend'er  ist  und  weiter  hinter  der  Spitze  der  Sub- 
costalis  in  die  Randader   mündet.      Hierdurch  erinnert   die  Art  etwas   an 


46  Karl  Landrock: 

bimaculata,  ist  aber  kleiner,  das  Randmal  nur  blaß  und  der  Zentralfleck 
fehlt  fast  vollständig;  die  obere  Zinke  der  Posticalgabel  ist  gegen  die 
Spitze  hin  stärker  gebogen,  fast  wie  bei  glabrata  L\v.  ivergl.  Fig.  4). 
—  Hypopygium  braun.     (Fig.  16). 

Vorkommen:   I   o'  aus  Strzygi,  Polen.  IX.  (Sammig.  Dzied.). 

5.     Bolitophila  dubia  Siebke. 

Nyt.  Mag.  Naturv.  XII,   185,   1861. 

o'  r :  Kopf  schwarzbraun,  grauschimmernd.  Taster  braun,  das 
Wurzelglied  gelb.  Fühler  beim  Männchen  beinahe  so  lang  als  der 
Leib,  beim  Weibchen  etwa  ein  Viertel  kürzer,  die  drei  ersten  Glieder 
(die  beiden  Basalglieder  und  das  erste  Geißelglied)  gelb,  die  übrigen 
schwarzbraun. 

Thoraxrücken  gelbbraun,  mit  drei  schwarzbraunen  Längsstriemen. 
Brustseiten  beim  Weibchen  grau  schimmernd.  Schwinger  mit  gelbem 
Stiele  und  braunem  Knopfe. 

Hüften  und  Schenkel  gelb,  Schienen,  besonders  gegen  die  Spitze 
verdunkelt,  Tarsen  schwarzbraun.  Schenkelringe  mit  schwarzem  Punkt 
an  der  Spitze.  Ueber  die  Vordertarsen  des  Weibchens  erwähnt  Siebke 
in  seiner  Beschreibung  nichts. 

Flügel  fast  glashell,  mit  licht-bräunlichem  Randmale.  Radialis  kurz 
hinter  der  Spitze  der  Subcostalis  in  die  Randader  mündend.  Auch  die 
übrigen  Adern  wie  bei  Bol.  hybrida  Meig.  Von  dem  Verlauf  der  oberen 
Zinke  der  Posticalgabel  wird  nichts  gesagt. 

Hinterleib  einfarbig  graubraun.  Hypopygium  braun.  Die  Farbe 
der  Legeröhre  wird  nicht  angegeben. 

Bol.  dubia  Siebke  ist  von  den  hier  angeführten  Arten  die  einzige, 
die  ich  nicht  kenne,  und  wurden  deshalb  nur  die  in  der  Beschreibung 
enthaltenen  Daten  wiedergegeben. 

Größe:   3 — 4  mm. 

Vorkommen:  Nord-Europa.  --  Siebke  gibt  an:  Beide  Geschlechter 
an  einer  Felsenwand  in  einem  Birkengehölz  nördlich  von  Drivstuekloven, 
17,  VIII.  —  Außerdem  ist  die  Art  angeführt  in  Cat.  Dipt.  Norw.,  242,  1878. 

6.     Bolitoptiila  nigrolineata  nov.  spec. 

$:  Fusca;  palpis  flavis,  articulo  ultimo  fusco;  antennis  fuscis, 
secundo  articulo  basali  et  primo  flagelli  basi  flavis;  thoracis  dorso  sordide 
ferrugineo,  vittis  tribus  nigris;  pleuris  et  metanoto  fuscis,  coxis  et  femo- 
ribus  flavis,  tibiis  luteo-fuscis,  tarsis  fuscis;  alis  grisescentibus,  macula 
stigmaticalidilute  fusca;  nervis  ut  in  /zi'/wr^/ Meig.;  abdomine  fusco.  Long, 
corp.  S'/j  mm. 

5 :  Untergesicht  grau,  auf  dem  Mundrande  mit  schwarzen  Borsten 
besetzt.  Taster  gelb,  das  Endglied  braun.  Rüssel  glänzend  gelbbraun. 
Fühler  schwarzbraun,  zweites  Basalglied  ufid  erstes  Geißelglied  an  der 
Basis  gelb. 


Bolitophila  Meig.  47 

Thoraxrücken  hell  rostgelb,  mit  drei  tiefschwarzen,  samtartigen, 
deutlich  getrennten  Längsstriemen,  von  denen  die  mittlere  durch  eine 
feine  gelbe  Linie  gespalten  ist.  Thoraxseiten  und  Schildchen  rostgelb. 
Brustseiten  braun,  über  den  Hüften  stark  verdunkelt,  Hinterrücken 
schwarzbraun.  Die  langgestielten  Schwinger  mit  braunem  Knopfe  und 
gelbem  Stiele. 

Hüften  und  Schenkel  gelb.  Schienen  gelbbräunlich,  Tarsen  schwarz- 
braun. Schienensporne  sehr  klein.  An  den  Vorderbeinen  ist  das  zweite 
Tarsenglied  doppelt  so  lang  als  das  dritte  und  nur  im  Spitzenteile  unter- 
seits  bogenförmig  erweitert  (Fig.  7);  drittes  Glied  unterseits  etwas  ge- 
polstert. 

Flügel  etwas  graulich  getrübt,  mit  großem,  aber  sehr  verblaßten 
Randmale.  Die  kurze  und  steile  Radialis  mündet  fast  unmittelbar  hinter 
der  Spitze  der  Subcosta  in  die  Randader.  Auf  der  Discoidalquerader 
und  auf  dem  Stiele  der  Spitzengabel  ein  blasser,  verwaschener  Zentral- 
fleck angedeutet.  Die  obere  Zinke  der  Posticalgabel  entspringt  aus  dem 
queren  Basalteile  der  Discoidalis. 

Hinterleib  schwarzbraun.  Legeröhre  gelb.  (Fig.  20).  Die  pars 
bas.  inf.  sind  sehr  spitz  und  dicht  beborstet.  Die  lam.  anter.  sind  unge- 
wöhnlich groß  entwickelt  und  verleihen  dem  ganzen  Legeapparat  eine 
schon  mit  freiem  Auge  sichtbare,  auffallende  Breite;  lam.  post.  klein,  rundlich. 

Vorkommen:  1  $  aus  Pyro.  V.  (Sammig.  Dzied.).  —  1  9  Jasenak 
(leg.  Kertfesz,  Mus.  Hung.). 

Die  beiden  untersuchten  Weibchen  stimmen  in  der  auffallenden 
Bauart  der  Legeröhre  vollständig  überein,  zeigen  aber  doch  gewisse 
Färbungsdifferenzen. 

Die  Thoraxstriemen  des  ungarischen  Stückes  sind  schwarz,  ent- 
schieden deutlich  dunkler  als  bei  allen  anderen  Arten,  aber  doch  nicht 
so  tiefschwarz  und  samtartig  wie  bei  dem  russischen  Exemplare;  dieses 
zeigt  auch  auf  dem  braunen  Hinterleibe  deutliche,  gelbe  Hinterrandssäume 
auf  den  einzelnen  Ringen,  welche  dem  ungarischen  Stücke  aber  fast 
gänzlich  fehlen. 

7.     Bolitophila  disjuncta  Loew. 

Beschr.  europ.  Dipt.  I,  19,   1869. 

o" :  Untergesicht  gelbgrau,  Stirne  und  Hinlerkopf  grauschwarz. 
Taster  gelb.  Fühler  so  lang  wie  der  Leib,  die  beiden  Basalglieder  und 
der  größte  Teil  des  ersten  Geißelgliedes  gelb;  die  übrigen  bräunlich, 
gegen  die  Spitze  dunkler  werdend. 

Thoraxrücken  gelb,  etwas  grauschimmernd,  mit  drei  braunen  Längs- 
striemen, die  bei  dunkleren  Stücken  ganz  zusammengeflossen  sind,  so 
daß  die  ganze  Rückenfläche  mehr  oder  weniger  verdunkelt  erscheint. 
Brustseiten  und  Hinterrücken  gelb,  oft  verdunkelt,  braun,  erstere  grau- 
schimmernd. Schildchen  gelb  bis  gelbbräunlich.  Schwinger  langgestielt, 
mit  braunem  Knopfe  und  gelbem  Stiele. 


48  Karl  Land  rock: 

Hüften  und  Schenkel  gelb,  Schienen,  namentlich  gegen  die  Spitze 
hin  verdunkelt,  Tarsen  braun.     Schienensporne  klein. 

Flügel  fast  glashell,  irisierend.  Randmal  sehr  blaßbräunlich,  länglich. 
Radialis  kurz  und  steil,  unweit  der  Spitze  der  Subcostalis  in  die 
Randader  mündend.  Obere  Zinke  der  Untergabel  im  Basalteile  blaß  und 
unscheinbar,  meist  vollständig  fehlend.     (Fig.  5). 

Hinterleib  hellbraun,  bei  dunkler  gefärbten  Stücken  schwarzbraun, 
nur  an  der  Seitennaht  und  auf  dem  Bauche  heller.  Hypopygium  gelb- 
braun.    (Fig.  II). 

9:  Körperfärbung  und  Flügelgeäder  wie  bei  dem  Männchen. 
Zweites  und  drittes  Glied  der  Vordertarsen  unterseits  schwach  bogen- 
förmig erweitert,  viertes  kaum  stärker,  fast  normal.  Das  zweite  Tarsen- 
glied  länger  als  das  dritte.  Legeröhre  gelb.  (Fig.  22).  —  Größe:  472—6  mm. 

Vorkommen:  Mittel-Europa  nicht  selten.   Mehrere  $$  aus  Suliszen, 

Polen.  V;  1  cf,   Ural.  VIII.  1909    (Sammig.  Dzied.).    —    Steiermark   (leg. 

Strobl)  Q;   Schlesien,   c/ 2  (leg.  Kertesz);   Napohv,  Landsk.  4.  V.  (Mus. 

Hung.)  —  Bilowitz  (Mähren)  4.  V.  und  Steiermark  cf  2  in  meiner  Sammlung. 

Außerdem  wird  die  Art  angeführt: 

Loew,  Beschr.  europ.  Dipteren  I,  1869,  19.  Mittel-  und  Süd- 
Deutschland.  —  Strobl,  Dipt.  Steiermarks  III,  Mit.  d.  Ver.  f.  Nat.  Graz,  1894. 

Anmerkung:  Diese  Art  steht  infolge  der  vorherrschend  gelben 
Färbung  der  Taster,  der  drei  ersten  Fühlerglieder  und  der  Brustseiten 
(wenigstens  bei  lichteren  Stücken)  der  nordischen  Bol.  dubia  Siebke  sehr 
nahe.  Auch  im  Flügelgeäder  gleicht  sie  wie  diese  der  hybrida  Meig.,  nur 
ist  die  obere  Zinke  der  Posticalgabel  im  Basalteile  sehr  verblaßt  oder 
fehlt  gänzlich.  Siebke  erwähnt  in  seiner  Beschreibung  über  den 
Verlauf  dieser  Ader  nichts,  sondern  sagt  nur  Qeäder  wie  bei  fiisca  Meig. 

8.     Bolitophila  glabrata  Loew. 

Beschr.  europ.  Dipt.  I,  19,  1869. 

(/:  Kopf  schwarzbraun.  Taster  braun.  Fühler  braun,  erstes  Geißel- 
glied größtenteils  gelb. 

Thoraxrücken  gelb,  mit  drei  vollständig  zusammengeflosssenen, 
schwarzbraunen,  deutlich  glänzenden  Längstriemen,  so  daß  die  Rücken- 
fläche ganz  glänzend  schwarzbraun  erscheint  und  von  der  gelben  Grund- 
farbe nur  jederseits  ein  größerer  Schulterfleck  übrig  bleibt.  Schildchen 
gelb  bis  braun.  Brustseiten  gelb,  über  den  Hüften  meist  stark  verdunkelt. 
Hinterrücken  schwarzbraun,  bei  heller  gefärbten  Exemplaren  gelblich. 
Schwinger  mit  langem,  gelblichen  Stiele  und  bräunlichem  Knopfe. 

Hüften,  Schenkel  und  Schienen  gelb,  die  letzteren  gegen  die  Spitze 
etwas  verdunkelt;  Schenkelringe  mit  kleinem,  dunklen  Punkte  an  der 
Spitze,  Tarsen  braun.     Schienendörnchen  und  Sporne  äußerst  klein. 

Flügel  irisierend,  kaum  etwas  graulich  getrübt.  Das  blaßbräunliche 
Randmal  klein,  oft  sehr   undeutlich.    Mediastinaiis   deutlich  und   ziemlich 


Bolitopliila  Mei<r.  49 

weit  vor  der  Basis  der  Cubitalis  in  die  Randader  mündend.  Radialis 
etwas  sctiiefer  liegend  und  weiter  hinter  der  Spitze  der  Subcosta  in  die 
Randader  einlenkend,  als  dies  etwa  bei  der  vorangehenden  Art  der  Fall 
ist.  Die  obere  Zinke  der  Untergabel  nicht  aus  dem  queren  Basalteile 
der  Discoidalis  entspringend,  sondern  sich  deutlich  an  dem  horizontal- 
laufenden Teil  derselben  anlehnend  und  erst  nach  kurzer  Strecke  sich 
von  diesem  ablösend.  (Alle  drei  Männchen,  die  ich  untersucht  habe, 
stimmen  in  diesem  eigentümlichen  Aderverlauf  überein;  L. oew,  der  nur 
das  Weibchen  beschreibt,  erwähnt  hierüber  nichts).  Im  Spitzenteile  ist 
diese  Zinke  stark  gebogen,  stärker  als  bei  allen  anderen  mir  bekannten 
Arten,  so  daß  ihre  größte  Krümmung  weiter  nach  außen  reicht,  als  die 
Stelle  der  Einmündung  in  den  Flügelhinterrand.     (Fig.  4). 

Hinterleib  einfarbig  dunkelbraun,  nur  an  der  Seitennaht  und  auf 
dem  Bauche  heller.     Hypopygium  gelbbraun.     (Fig.  12). 

Q:  In  Größe  und  Körperfärbung  vollständig  mit  dem  Männchen 
übereinstimmend;  auch  das  Flügelgeäder  bis  auf  den  angegebenen  Unter- 
schied wie  beim  Männchen.  Von  den  Vordertarsengliedern  sagt  Loew 
in  seiner  Beschreibung:  „Die  vier  letzten  G[ieder  der  Vorderfüße  von 
nur  wenig  abnehmender  Länge,  namentlich  das  auf  seiner  Unterseite  stark 
gepolsterte  zweite  Glied  kaum  länger  als  das  dritte."  -    Größe:  4 — 4V2  mm- 

Vorkommen  :  Schlesien  (Loew).  —  3  o'o'^^  aus  Strzygi,  Polen.  IX. 
(Sammlung  Dziedzickii.  ~  Die  Art  ist  jedenfalls  sehr  selten. 

9.     Boiitophila  cinerea  Meig. 

System.  Beschr.  1,  221,   1818;  t.  Vlll,  f.   1—2. 

(f:  Untergesicht,  Stirne  und  Scheitel  braun,  grauschimmernd.  Taster 
gelb  oder  gelbbräunlich.  Fühler  braun,  an  der  Basis  gelb.  In  der  Regel 
ist  nur  das  zweite  Wurzelglied  und  die  Basis  des  ersten  Geißelgliedes 
gelb,  bei  helleren  Stücken  erscheinen  aber  beide  Wurzelglieder  von 
dieser  Färbung. 

Thoraxrücken  meist  gelbgrau,  mit  drei  braunen  Längsstriemen, 
die  jedoch  nicht  immer  deutlich  von  einander  getrennt  sind;  in  diesem 
Falle  erscheint  die  Rückenfläche  des  Mittelleibes  einfarbig  graubrau,  mit 
mehr  oder  weniger  deutlichen  gelben  Schulterflecken.  Brustseiten, 
Schildchen  und  Hinterrücken  heller  oder  dunkler  braun,  erstere  mit 
grauem  Schiller.  Die  langstieligen  Schwinger  mit  braunem  Knopfe  und 
gelbem  Stiele. 

Hüften  und  Schenkel  gelb,  Schienen  bräunlich,  Tarsen  braun.  Oft 
sind  die  Beine  mehr  verdunkelt  und  auch  die  Schenkel  mehr  oder  weniger 
gelbbräunlich  gefärbt.     Schienendörnchen  und  Sporne  klein. 

Flügel  lichtgraulich  getrübt,  mit  sehr  verblaßtem,  bei  vielen  Stücken 
ganz  undeutlichem  Randmale.  Radialis  kurz  und  steil,  im  Randmale  in 
die   Subcostalis   einmündend.     (Fig.  3).     Obere   Zinke   der   Posticalgabel 

4 


50  Karl  Landrock: 

aus  dem  queren  Basalteile  der  Discoidalis  entspringend,  oft  ist  diese  Ur- 
sprungsstelle bis  in  den  oberen  Winkel  an  diesem  Basalteile  hinaufgerückt. 

Hinterleib  heller  oder  dunkler  braun,  einfarbig.  Hypopygium 
braun.     (Fig.  lOi. 

Q :  Mit  dem  Männchen  vollständig  übereinstimmend,  meist  jedoch 
größer  als  dieses.  Zweites  und  drittes  Vordertarsenglied  unterseits  etwas 
bogig  erweitert,  viertes  fast  normal.  Das  zweite  Glied  nur  wenig  länger 
als  das  dritte.     Legeröhre  gelblich.     (Fig.  21).     Größe:  4~6V2  mm. 

Vorkommen :  Wohl  die  gemeinste  Bolitophilu-kxi,  die  überall  an 
Waldbächen,  besonders  im  Frühlinge  häufig  zu  finden  ist. 

0-' 9  äus  Rußland  (Sammlung  Dzied.l;  cf  $  aus  Ungarn,  Schlesien, 
Deutschland  (Mus.  Hung.);  (/  Q  in  zahlreichen  Stücken  aus  Mähren. 
III.— X.  (Sammlung  Czizek  und  in  meiner  Sammlung). 

Außerdem  wird  die  Art  angeführt: 
Macq.,  Recueil  soc.  sc.  agr.  Lille,  111,  1826  und  Suit.  ä  Buff.  1, 
126,  1834,  Frankreich.  —  Zett,  Ins.  Läpp.  854,  1838.  —  Staeg.,  Natur- 
Tidsskr.  III,  229,  1840,  Dänemark.  -  Zett,  Dipt.  Scand.  X,  4057,  1851, 
Skandinavien.  —  Walk.,  Ins.  Brit.  III,  72,  1856,  England.  —  Winn.,  Verh. 
d.  zool.  bot.  Ges.  674,  1863,  Deutschland.  -  Schin.,  Faun.  aust.  II,  430, 
1864,  Oesterreich.  —  Grzg.,  Verh.  d.  zool,  bot.  Ges.  1873,  26,  Galizien 
(Sandeczer  Gegend).  —  Kow.,  Verh.  d.  zool.  bot.  Ges.  1873,  454,  Ungarn. 

—  Wulp,  Dipt.  Neerl.  I,  181,  1877,  Niederlande.  —  Mik,  Dipt.  Hernstein 
52,  1885,  Nieder-Oesterreich.  —  Theob.  An.  acc.  brit.  fl.  I,  146,  18Q2, 
England.  —  Strobl,  Dipt.  Steierm.  III,  18Q4,  Steiermark.  —  Strobl,  Siebg. 
Dipt.  Hermannst.  15,  1896,  Siebenbürgen.  —  Wulp  und  Meijere,  Nieuw. 
naaml.  v.  Ned.  Dipt.  Tijds.  v.  Ent.  1898,  Niederlande.  —  Thalh.,  Faun, 
reg.  hung.  1899,  Ungarn.  —  Strobl,  Span.  Dipt.  X,  W.  E.  Z.,  98,  1900, 
Spanien.  —  Lundst.,  Act.  soc.  p.  faun.  et  flor.  fen.  1906  und  Suppl.  1909, 
Finnland.  —  Land.,  Beitrag  z.  Dipt.-Faun.  Mälirens,  Zeitschr.  d.  mähr. 
Land. -Mus.   1908. 

Die  Art  wurde  auch  in  Höhleneingängen  und  Grotten  beobachtet; 
als  echte  „Höhlenfliege"  kann  ich  sie  nicht  ansehen.  Diesbezügliche 
Daten  sind : 

Bezzi,  Ale.  not.  sui  ditt.  cavern.  —  Riv.  ital.  d.  Speleologia  vol. 
I,  p.  10,  1903,  Grotte  von  Paiolive,  Frankreich.  —  Bezzi,  Ulter.  not.  sulla 
Ditterofauna  d.  caverne.  ~  Atti  soc.  ital.  sei.  nat.  vol.  XLVI,   1907,  p.  179. 

—  Bochova-dira  und  in  einer  kleinen  Grotte  des  Punkvatales  in  Mähren. 

—  Ghidini,  Not.  spelevl.  I.  Dieci  caverne  del  bacino  del  Ceresio,  Bibl., 
descr.,  fauna.  -—  Boll.  soc.  tic.  sei.  nat.  vol.  III,  1906,  p.  22  (erschienen 
1907).  —  Höhle  V.  Mago,  Schweiz.  --  Schmitz,  d.  Insektenfauna  d.  Höhlen 
v.  Maastricht  und  Umgegend.    Unter  besonderer  Berücksichtigung  d.  Dipt. 

—  Tijdschr.  v.  Ent.  vol.  LH,  p.  75.  —  In  mehreren  Grotten  v.  Maastricht. 


Bolitophila  Meig.  51 

10.     Bolitophila  tenella  Winn. 

Verh.  d.  zool.  bot.  Ges.  674,  1863. 

(f :  Untergesicht  braun,  grauschinimernd.  Stirne  und  Hinterkopf 
braun.  Taster  gelbbräunlicii  an  der  Basis  heller.  Fühler  braun,  die 
beiden  Basalglieder  und  der  größte  Teil  des    ersten  Qeißelgliedes   gelb. 

Thoraxrücken  hell  rostgelb  mit  drei  nicht  immer  deutlich  getrennten 
braunen  Längsstriemen.  Schildchen  gelb  bis  gelbbraun.  Brustseiten 
gelb,  diese  Färbung  durch  einen  grauen  Reif  etwas  verdeckt;  oft  sind  die 
Brustseiten,  namentlich  über  den  Hüften,  verdunkelt,  braun.  Hinterrücken 
gelblich  bis  braun.    Schwingerknopf  braun,  der  lange  Stiel  gelb. 

Hüften  und  Schenkel  gelb,  Schienen  licht  bräunlich,  Tarsen,  be- 
sonders gegen  die  Spitze  zu,  stark  verdunkelt. 

Flügel  gleichmäßig,  aber  nur  schwach  graulich  getrübt,  mit  läng- 
lichem, sehr  blassen,  vielfach  kaum  wahrnehmbarem  Randmale.  Die 
Radialis  im  Randmale  in  die  Subcosta  einmündend.  Obere  Zinke  der 
Untergabel  nicht  aus  dem  queren  Basalteile  der  Discoidalader  entspringend, 
sondern  deutlich  und  weit  jenseits  des  oberen  Winkels  sich  erst  von  der 
Discoidalis  loslösend.  Das  bei  allen  andern  Arten  ziemlich  steile  Basal- 
stück  der  Discoidalis  ist  hier  sehr  schiefliegend,  der  obere  Winkel  sehr 
gestreckt,  so  daß  genannte  Ader  allmählich  zur  Posticalis  hinneigt  und 
nicht  eigentUch  winkelig  gebrochen  erscheint.     (Fig.  6). 

Hinterleib  hellbraun,  auf  der  Bauchseite  gelblich.  Hypopygium 
braun.     (Fig.  13  u.  14). 

Q  :  Meist  größer  als  das  Männchen,  ihm  jedoch  sonst  in  Kolorit 
und  Flügelgeäder  vollständig  gleichend.  An  den  Vordertarsen  ist  das 
zweite  Glied  nur  wenig  länger  als  das  dritte,  beide  unterseits  deutlich 
bogenförmig  erweitert;  viertes  Glied  kaum  gepolstert,  fast  normal.  Lege- 
röhre gelblich.     (Fig.  23).  —  Größe:  5—6  mm. 

Vorkommen :  An  Waldbächen  nicht  selten.     1  (/  Rußland  (Sammig. 
Dzied.);  —  1  Q  Steiermark  (leg.  StrobI).  —  2  9$  Schlesien  (leg.  Kertösz, 
Mus.  Hung.)  —  cf' ?  Mähr.  Schweiz,  IV— VI;  c/ 5  Steiermark  (in  meiner 
Sammlung).  —   1  ^  Ullersdorf  (Mähren).  Vill.  leg.  Czizek). 
Außerdem  wird  die  Art  angeführt: 

Grzgr.,  d.  Pilzm.  d.  Sandeczer  Gegend.  —  Verh.  d.  zool.  bot.  Ges. 
1873,  26,  Galizien.  —  Lundst.,  Beitr.  z.  Dipt.-Faun.  Finnl.  Suppl.  1909, 
Finnland. 


52  [Berlin.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVll,  Jahrgang  1912.] 


Aelteste  und  alte 
Hymenopteren  skandinavischer  Autoren. 

Von  W.  A.  Schulz,  Villefranche-sur-Saöne. 


Laissez  hurler  les  chiens,  pendant  ce  temps  la  caravane  passe 
(Victor  Cherbuliez).  Und  wirklich:  in  unserer  Zeit  der  Wertung- 
philosophie erkennen  wir  es  mehr  und  mehr,  daß  uns  die  Feinde  not- 
wendig sind,  so  notwendig  wie  das  tägliche  Brot,  zu  unserer  Läuterung 
und  Selbstkontrolle;  wer  keinen  Feind  hat,  taugt  nichts;  nur  vollständige 
Nullen  haben  keine  Feinde. 

Im  Verlaufe  meiner  systematisch-hymenopterologischen  Tätigkeit 
habe  ich,  ohne  darauf  etwa  besonders  auszugehen,  hier  und  da  auch 
lebende  Autoren  verbessern  müssen,  was  nicht  alle  mit  Gleichmut  hinge- 
nommen haben;  manche  sind  vielmehr  darob  zu  Feindschaft  überge- 
gangen, die  sich  in  Verleumdungen  und  offenen  oder  versteckten  An- 
griffen gegen  mich  äußerte.  Kurz,  es  sind  mir  nicht  wenig  Feinde  er- 
standen, und  des  bin  ich  froh ;  aber  manchmal  kommt  es  einem  hoch, 
und  man  möchte  murren:   Herrgott,  zuviel  Feindesegen,  Feinde  ringsum. 

Wer  nach  dem  Erscheinen  der  vorliegenden  Blätter,  auf  denen 
wiederum  zahlreiche  Synonyme  festgestellt  werden,  im  Schrifttume  Aus- 
fällen auf  meine  Person  begegnet,  weiß  dann  wenigstens,  woran  er  sich 
zu  halten  hat,  und  wird  nicht  länger  darüber  im  Unklaren  sein,  wie  er 
solche  Aeußerungen  bewerten  soll. 

Soviel  zur  persönlichen  Rechtfertigung,  die  schließlich  jedem  ge- 
stattet sein  muß,  und  jetzt  zur  Sache  selbst. 

Um  aus  dem  Wirrsale  der  Synonyme,  die  zum  mindesten  in  der 
Hautflüglerkunde  eine  ernste  Weiterarbeit  nicht  bloß  auf  systematischem, 
sondern  damit  eigentlich  fast  ebenso  sehr  auch  auf  ethologischem  (bio- 
nomischem)  und  biogeographischem  Gebiete  nachgerade  zur  Unmöglich- 
keit machen,  den  einzigen  gangbaren  Ausweg  zu  bahnen,  beschloß  ich 
zu    den    Urquellen    aller    Beschreiberei    hinabzusteigen,     das    heißt,    die 


IV.  A.  Sclialz:  Hyiiieiioptereii  skaiulinavisclier  Autoren.  53 

Typen  der  alten  Skandinavier,  soweit  sie  noch  vorhanden  sein  mochten 
kritisch  zu  untersuchen.  Ich  ließ  demnach,  sobald  das  nur  irgend  anging, 
alles  stehen  und  liegen  und  machte  mich  (im  September  1909)  nach  den 
Museen  des  Nordens  auf,  brennend  vor  Begierde  zu  sehen,  was  für 
Hymenopteren  die  Erzväter  der  Entomologie  eigentlich  beschrieben 
haben  mögen.  Die  Ergebnisse  meiner  Nachforschungen  finden  sich  unten 
mitgeteilt;  sie  sind,  wie  übrigens  von  vornherein  zu  erwarten  gewesen 
ist,  zumteil    derart,    daß  Kenner   darüber    in    Erstaunen   geraten  werden- 

Johann  Christian  Fabricius  —  es  ist  nötig,  seine  Vornamen 
mitaufzuführen,  denn  es  gibt  in  der  Tiersystematik  noch  den  Eskimo- 
missionar Otto  Fabricius,  der  u.  a.  ein  Werk  über  die  grönländische 
Fauna  hinterlassen  hat  —  wurde  schon  von  seinen  Zeitgenossen  ver- 
schieden beurteilt.  Während  die  einen  ihn  als  höchste  „Autorität"  auf 
dem  Gebiete  der  beschreibenden  Insektenkunde  betrachteten  und  der 
in  seinen  vielbändigen,  von  staunenswertem  Fleiße  zeugenden  Werken 
getroffenen  Anordnung  blindlings  folgten,  selbst  dann,  wenn  sie  mit  seiner 
einseitigen  Klassifikation  dieser  Tiere  nach  den  Mundteilen  nicht  einver- 
standen waren,  und  auch  dann  noch,  wenn  sie  viele  Einzelfehler  bei  den 
Species  entdeckt  hatten,  gab  es  bald  Entomologen  (mit  am  frühesten 
Mauduyt),  die  gegen  seine  Häufung  neuer  Gattungen  und  Arten  auftraten 
und  ihn  darob  verhöhnten. 

Wenn  wir  jetzt  nach  mehr  als  hundert  Jahren  in  diesem  Wider- 
streite der  Meinungen  für  oder  gegen  Partei  ergreifen  und  uns  über  die 
entomologische  Wirksamkeit  des  alten  Autors  ein  Urteil  bilden  wollen, 
müssen  wir  gerechterweise  die  Forschungrichtung  der  damaligen  Zeit 
in  Anschlag  bringen.  Durch  Linn6  war  die  Bewegung  eingeleitet  worden, 
alle  Lebewesen,  deren  man  habhaft  werden  konnte,  durch  einen  binären 
lateinischen  Namen  zu  belegen  und  diese  Benennungen  durch  eine  bei- 
gefügte knappe  („konzise")  Beschreibung  zu  rechtfertigen.  Ja,  die 
konzisen  Tierbeschreibungen!  Wie  sind  sie  ehedem  bewundert  worden, 
und  wieviel  Unheil  haben  sie  angerichtet!  Wir  sind  uns  dessen  so 
recht  eigentlich  erst  in  jüngster  Zeit  bewußt  geworden.  Versucht  haben 
es  Linnes  Schüler  da  und  dort  wohl,  die  Unmasse  der  von  ihnen  ge- 
schaffenen „neuen  Arten"  in  ein  System  zu  bringen,  um  deren  Wieder- 
erkennung zu  erleichtern,  aber  solche  Versuche  hielten  sich  an  der 
Oberfläche  und  blieben  fruchtlos.  Kein  Wunder,  daß  sich  gegen  diese 
öde,  trostlose  Behandlung  der  herrlichen  und  vielseitigen  lebenden 
Schöpfung  früh  die  Reaktion  erhob.  Sie  ging  von  den  Universitätzoologen 
und  Universitätbotanikern  aus,  die  bald  nach  dem  Anfange  des  neun- 
zehnten Jahrhunderts  mit  Recht  wieder  der  Anatomie  und  Physiologie 
größere  Pflege  zuwandten.  Leider  verfielen  auch  sie  dann  ihrerseits  in 
Einseitigkeit,   die   sich   noch  verschärfte,   als    die  Universitätbiologie   sich 


54  IV.  A.  Sc/m/z: 

von  dem  früheren  niederen  Zustande  eines  Anhängsels  der  Menschenheil- 
technik  („Medizin")  zur  Selbständigl^eit  emporrang,  und  seitdem  vollends 
nach  der  Neubelebung  des  Evolutiongedankens  durch  Charles  Darwin 
Entwicklunggeschichte  aufgekommen  ist,  werden  die  anderen, 
natürlich  ebenso  wichtigen  und  interessanten  Forschungrichtungen 
nunmehr  allesamt  im  Bausch  und  Bogen  als  „unwissenschaftlich" 
verschrien. 

Erst  unserem,  dem  zwanzigsten  Jahrhundert  fällt  die  große  Aufgabe 
zu,  die  Naturliebhaberei,  die  so  lange  in  dem  Errichten  von  soge- 
nannten neuen  Tier-  und  Pflanzenformen  Genüge  fand,  mit  der  Natur- 
geleh  rsamk  eit,  wie  sie  an  den  Universitäten  betrieben  wird,  zu  einem 
harmonischem  Ganzen  zu  verschmelzen  und  beide  vereint  zur  höchsten 
Stufe  der  einen,  wahren  Naturforschung  zu  erheben. 

Fabricius  wirkte  also  zur  Zeit  der  Massenaufstellung  neuer  Arten 
oder  vielmehr  er  ist  einer  der  Haupturheber  dieser  noch  heute  unheilvoll 
nachwirkenden  und  noch  immer  nicht  auf  das  gebührende  Maß  zurück- 
geführten Richtung  gewesen.  Wir  wollen  ihn  darum  nicht  schmähen  und 
schließlich  denn  doch  auch  seine  Persönlichkeit  mit  in  Rechnung  bringen. 
Da  nimmt  uns  zunächst  sein  Mut  für  ihn  ein:  in  seinen  heute  längst 
vergessenen  politischen  Streitschriften  trat  er  furchtlos  gegen  Schäden 
im  Staat-,  Stadt-  und  Universitätleben  seiner  Zeit  auf  und  schuf  sich 
dadurch  mächtige  Feinde,  die  ihm  in  seiner  Laufbahn  schadeten  und  ver- 
hinderten, daß  er  seines  Lebens  eigentlich  je  recht  froh  geworden  ist; 
in  dem  einen  oder  andern  Stücke  mag  er  immerhin  Unrecht  gehabt 
haben;  seine  Charakterfehler  —  er  war  z.  B.  dänischer  Chauvinist  — 
sollen  ihm  nachgesehen  werden.  Und  dann  als  Entomolog  —  niemand 
mehr  nach  ihm  hat  sich  eifriger  um  die  Kenntnis  unserer  kleinen  Lieblinge 
bemüht;  ruhelos  ist  er  durch  die  Länder  Europas  gezogen,  von  Museum 
zu  Museum,  von  Sammlung  zu  Sammlung,  auf  der  beständigen  Jagd 
nach  ihm  unbekannten  Insekten;  an  deren  Ermittlung  und  Bekannt- 
machung hat  er  Hab  und  Gut  und  die  treue  Hingabe  seines  ganzen 
Lebens  gewandt;  seine  „Professur"  diente  ihm  dabei  als  Aushängeschild, 
und  so  war  es  recht.  Er,  der  größte  Entomolog  vor  Latreille,  hat 
durch  seine  Werke,  wie  man  über  deren  Inhalt  auch  immer  urteilen  mag, 
das  Interesse  an  der  Insektenwelt  unter  seinen  Zeitgenossen  mächtig 
geweckt  und  sich  dadurch  unvergänglichen  Ruhm  geschaffen,  der  freilich 
im  verflossenen  Jahrhundert  noch  verdunkelt  geblieben  ist;  aber  wartet 
nur,  einst  wird  er  hell  erstrahlen,  wenn  erst  Geschichte  der  Ento- 
mologie getrieben  werden  wird,  und  die  Zeit  dafür  kann  nicht  mehr 
fern  sein.  Dann  könnte  es  sich  auch  fügen,  daß  um  den  Besitz  seiner 
heute  bereits  muffig  riechenden  Bücher  Kampf  entbrennt;  manche  davon 
sind  jetzt  schon  recht  selten,  und  dermaleinst  könnten  sie  noch  mit 
Silber  oder  Gold  aufgewogen  werden.    Um  mit  dieser  Auseinandersetzung 


Hyinenopteren  skandinavischer  Autoren.  55 

zum  Schlüsse  zu  eilen:  Fabricius,  sag,  ist  dir  nie  der  Gedanke  ge- 
kommen, daß  es  in  der  weiten  Welt  mehr,  viel  mehr  Insekten 
geben  könnte,  als  dir  erreichbar  waren,  und  daß,  damit  die,  die 
nach  dir  kommen,  diese  Zukunft-Kerfe  von  den  deinigen  ausein- 
anderzuhalten vermögen,  du  in  deinen  Beschreibungen  trachten 
müßtest,  so  viele  und  so  treffende  Merkmale  wie  möglich  anzugeben, 
die  zur  späteren  Unterscheidung  dienen  könnten?  Sieh,  in  deiner 
später  von  Hope  veröffentlichten  Autobiographie  hast  du  uns  doch  selber 
die  interessante  Tatsache  mitgeteilt,  daß  dein  Lehrer  Linnfe  sich  der 
Beschreibung  von  Insekten  in  größerem  Umfange  absichtlich  enthalten 
habe,  weil  er  der  Ueberzeugung  gewesen  sei,  daß  sein  System  durch 
eine  Häufung  von  Arten  an  Uebersichtlichkeit  verlieren  würde.  Dies 
hätte  dich  doch  von  vornherein  ein  wenig  stutzig  machen  sollen;  und 
dann  war  doch  damals  auch  die  Zeit,  wo  die  größeren  europäischen 
Staaten,  u.  a.  auch  Schweden,  ihre  „ostindische  Kompagnie"  hatten, 
durch  deren  überseeischen  Verkehr  ununterbrochen  neue  Zufuhren 
exotischer  Naturkörper  einliefen. 

I.  Carl  von  Linne. 

Ueber  die  Schicksale  der  von  Linnö  in  Schweden  übriggebliebenen 
Insekten-Typen  lese  man  in  Chr.  Aurivillius' Arbeit:  „Revisio  critica 
Lepidopterorum  Musei  Ludovicae  Ulricae"  (Kongl.  Svenska  Vetenskaps- 
Akademiens  Handlingar,  Band  19,  No.  5,  1882,  [Separatum]  p.  4)  nach. 
Daraus  ergibt  sich,  daß  diese  Typen  nach  langer  Verwahrlosung  im 
schwedischen  Königschlosse  Drottningholm  im  Jahre  1803,  soweit  sie 
damals  überhaupt  noch  vorhanden  waren,  von  Gustav  IV.  Adolph 
der  Wissenschaftakademie  zu  Uppsala  geschenkt  wurden,  wo  sie  Linn^s 
Schüler  und  Nachfolger  Thunberg  aufstellen  ließ  und  eigenhändig  jedes 
Stück  mit  Artnamen  versah. 

Von  L  i  n  n  es  H  y  m  e  n  o  p  t  e  r  e  ntypen  und  -Originalexemplaren 
befinden  sich  im  zoologischen  Universitätmuseum  zu  Uppsala  nurmehr 
zwei  Holzschachteln  voll,  deren  jede  34,5  cm  in  der  Länge,  24,7  cm  in 
der  Breite  und  6  cm  in  der  Höhe  mißt  und  ungestrichen,  unpoliert  und 
am  Boden  innen  mit  Wachs  ausgelegt  ist.  Die  Originaletiketten  tragen 
alle  von  Thunbergs  Hand,  außer  dem  Artnamen  die  Angabe:  „Mus. 
Gust.  Ad."  Jede  Species  ist  nur  in  einem  leidlich  gut  erhaltenen  Stücke 
vertreten;  höchstens  könnte  man  sich  über  den  Schimmel  beschweren, 
der  sich  wahrscheinlich  daraus  erklärt,  daß  der  betreffende  Schrank  im 
Keller  aufgestellt  ist. 

„Museum  S:aeR:aeM:  tis  Ludovicae  Ulricae  Reginae  Sve- 
corum,  Gothorum,  Vandalorumque  &c.  &c.  In  quo  animalia  rariora,  exotica, 
Imprimis    Insecta   &   Conchilia    describuntur    &    determinantur    Prodromi 


56  W.  A.  Schulz: 

instar  editum.  A.  Carolo  v.  Linnfe  Equite  aurato.  Holmiae,  I.iteris  & 
impensis  Direct.  Laur.  Salvii,  1764".  8.  (VIII  +)  720  (+  II)  Seiten. 
Wer  sich  noch  rechtzeitig  ein  Exemplar  dieser  alten  Schwarte  hat  ver- 
schaffen können,  findet,  daß  von  den  darin  beschriebenen  Hymenopteren- 
arten  folgende  jetzt  schon  in  Uppsala  fehlen :  Cyriips  Syconiori  L.,  Sphex 
asiatica  L.,  Vespa  emarginata  L.,  Vespa  helvola  L.,  Apis  obscura  L.,  Formica 
Pharaonis  L.  und  Formica  Salonionis  L. 

Vorhanden  sind  dort  noch: 

1 .  Aegyptius  [Sphex  aegyptia  L.,  Mus.  L  u  d  o  v.  U  1  r  i  c,  1 764  p.  406) 
ist  das  gewöhnliche  Sceliphrum  spirifex  (L.,  1758)  und  nicht  eine  besondere 
„Varietät"  davon,  wie  Gmelin  1790  vermutete  und  Dalla  Torre  1897 
mit  Bestimmtheit  ausgab.  Letzter  Autor  verbesserte  überdies  den  Namen 
in  aegyptiacum.  Da  aegyptiacum  von  Linne  eine  Seite  (vier  Nummern) 
früher  als  spirifex  errichtet  wurde,  gewinnt  es  als  Artbezeichnung  vor 
spirifex  den  Vorrang. 

2.  Fervens  (Sphex  fervens  L.,  ebenda  p.  406).  Diese  so  lange 
apokryph  gewesene,  angeblich  aus  „Indien"  stammende  Species  ist  nach 
der  Type  ein  9  des  südamerikanischen  6/?// ^.v  \Harpactopus)  striatus 
(F.  Sm.,   1856). 

3.  Capensis  [Sphex  capensis  L.,  ebenda  p.  407)  ist  Cryptochilus 
(Mygnimia)  $  ;  ich  habe  übrigens  im  Mus.  Lund  auch  D  a  h  1  b  o  m  s 
Originalexemplar  von  „//ie/n//7£'/75/s  ca/^fn^/'s"  gesehen.  Linnes  Stück  mißt 
24  mm  Körperlänge. 

4.  Indostana  (Sphex  indostana  L.,  ebenda  p.  407)  ist  nach  der  Type 
keine  Scolia,  wie  im  DallaTorr  eschen  Kataloge  gedeutet  steht,  sondern 
ein  großer,  schwarzer,  afrikanisch  er  5/?//^.r  {Harpactopiis]  9:  32  mm 
lang,  Flügel  schwarzbraun  mit  lichtem  Außenrande  beider  Paare.  Kopf- 
schild vorn  in  der  Mitte  etwas  ausgerandet.  Hintere  Nebenaugen  von- 
einander eher  weiter  als  von  den  Netzaugen  entfernt.  Metatarsus  I  außen 
mit  15  langen,  dünnen  Dornen.  Genau  bezeichnet  ist  es  Sphex  Englbegi 
H.  Brauns  (Annal.  naturh.  Hof mus.  Wien  XIII  p.  392,  1899,  $  cf)  von 
Südafrika.  Da  nun  aber  indostana  nur  einen  jüngeren  Namen  für  inda  L. 
(1758)  darstellt  —  die  Type  von  inda  ist  zugleich  das  Originalexemplar 
von  W(7'o5/'firffa— ,soheißtdiese  Art  hinfort, nach Einbeziehungder  H.  Brauns- 
schen  Bezeichnung  als  Synonym,  richtig  Sphex  (Harpactopus)  inda  L. 

5.  Indica  (Sphex  indica  L.,  ebenda  p.  408)  ist  ein  jedenfalls  afri- 
kanischer Cryptochilus  {Mygnimia)  Q  von  30  mm  Körperlänge:  ähnlich 
contumax  (Gerst.i  nach  R.  Lucas  (1898),  aber  2.  Discoidalquerader  der 
Vorderflügel  in  der  Mitte  nach  außen  gekniet.  Kopfschild  vorn  gestutzt. 
Hintere  Nebenaugen  voneinander  fast  ebenso  weit  wie  von  den  Netzaugen 
entfernt.  Mittelsegment  fein  quergerieft.  Kopf  einschließlich  der  Fühler 
und  Beine  von  den  Knien  an  rotbraun. 


Hynienopteren  skandiiiavisclier  Autoren.  57 

6.  Tropica  {Sphex  tropica  L.,  ebenda  p.  408)  ist  nach  der  Type 
gleich  Vespa  cinctaF.  (1775)  O  aus  Indien,  mit  nur  am  2.  Ringe  rotem 
Hinterleibe.  Dahlboms  (1843)  Deutung  der  Li  nn  feschen  Art  aui  Porripilus 
tropicus  F.  war  somit  ganz  irrig.  Vespa  tropica  (L.)  verschlingt  nunmehr 
V.  cincta  F.  als  Synonym. 

7.  Cornuta  {Vespa  cornuta  L.,  ebenda  p.  4091  ist  diese  Synagris,  und 
zwar  ist  die  Type,  an  der  schon  der  Kopf  fehlt,  ein  r".  Hinterleibsternite 
unbewehrt. 

8.  Signata  (Vespa  signata  L.,  ebenda  p.  4\0)=Monedula  sigriata  (L.). 

9.  Canadensis  {Vespa  canadensis  L.,  ebenda  p.  411)  stellt  diesen 
amerikanischen  Polistes  vor:  I.  Hinterleibring  ganz  braun.  Dieses 
letzte  Merkmal  sei  mit  Bezug  auf  meine  Ausführungen  in  dieser  Zeitschrift, 
XLVIII  (1903)  S.  255—256,  1904  hervorgehoben. 

10.  Dentata  (Apis  dentata  L.,  ebenda  p.  413)  Exaereta 
dentata  (L.). 

11.  Cordata  (Apis  cordata  L.,  ebenda  p.  414)  ist  diese  Euglossa. 

12.  Violacea  (Apis  violacea  L.,  ebenda  p.  415)  entpuppt  sich  richtig 
als  ein  y  einer  europäischen  großen,  schwarzen  Xylocopa:  Wangen 
etwas  länger  als  das  3.  Fühlergeißelglied;  Qeißelglied  1  kürzer  als  das  3., 
Geißelglied  2  gleich  lang  den  drei  folgenden  Gliedern 
zusammen,  das  3.  Geißelglied  kaum  kürzer  als  das  4.  Es  ist  also 
wirklich  die  Xylocopa  violacea  (L.)  in  Gerstäckers  Auffassung  und 
nicht  etwa  dessen  X.  valga,  womit  dem  Zweifel  dieses  Autors  in  Stettin, 
entom.  Zeitg.  XXXIIl,  1872  S.  278—279  der  Boden  entzogen  wird. 

13.  Aestuans  (Apis  acstiians  L.,  ebenda  p.  416)  ist  diese  Xylocopa, 
5,  ausnahmsweise  auch  noch  in  einem  zweiten  ?  aus  „Mus.  Thunb". 
vertreten. 

14.  Tropica  (Apis  tropica  L.,  ebenda  p.  416):  die  Type  stellt  niciit, 
wie  .1.  C.  Fabricius  (Syst.  Piez.  1804  p.  351)  meinte,  einen  Boinbus, 
sondern  Euglossa  (Euleina]  smaragdina  (Perty,  1833)  $  vor,  laut  Duck  es 
Euglossa-l2ihQ[\Q.  in  Boletim  do  Museu  Paraense,  vol.  III,  (Separ.)  p.  8  &  13, 
1902  (oder  1903?).  Sie  ist  19  mm  lang,  schwarz,  mit  vom  2.  Ringe  an 
kupferrotem,  goldgelb  behaartem  Hinterleibe ;  Kopfschild  lang,  metallisch- 
grün, grob  punktiert,  mit  Längskiel  in  der  Mitte ;  Oberlippe  weit  hervor- 
ragend, anscheinend  ebenfalls  mit  mittlerem  Längskiel  am  Grunde. 

15.  Affinis  (Apis  affinis  L.,  ebenda  p.  417)  ist  nach  der  Type  die 
Abart  der  indischen  Vespa  tropica  (L.,  1758  =  cincta  F.  [1775])  mit  rot- 
gefärbten beiden  ersten  Hinterleibringen.  Vespa  affinis  F.  (1787),  die 
zufällig  dieselbe  Abart  bezeichnet,  wird  damit  zum  Synonym  der  Li  nn  fe- 
schen Form. 

16.  Indica  (Mutilla  indicu  L.,  ebenda  p.  419)  bezeichnet,  wie  auch 
schon  stets  angenommen  wurde,  die  zentral-  und  südamerikanische 
Traumatoniutilla  indica  (L.)  $. 


58  W.  A.  Schulz: 

Sonst  bergen  die  weiter  oben  erwähnten  beiden  Holzschachteln  mit 
Li  im  6  sehen  Schätzen  noch  folgende  Hymen  opteren: 

1 7.  Flavicomis,  auf  dem  Originaletikett,  wie  immer,  ohne  vorgesetzten 
Qattungnamen,  eine  in  Linn  es  Werken  anscheinend  fehlende  Art,  ist  ein 
sammetig  schwarzer,  wohl  afrikanischer  CryptocIiUus  (Cliyphononyx) 

$  von  17,5  mm  Körperlänge  mit  einschließlich  der  Fühler  rotbraunem 
Kopf  (außer  einem  schwarzen  Scheitelquerstreif i,  rotbraunen  Flügelschuppen 
und  von  den  Knien  an  rotbraunen  Beinen.  Flügel  schwarzbraun  mit 
mattem  violettem  Glanz.  Hintere  Nebenaugen  enger  aneinander  gerückt, 
als  ihre  Entfernung  von  den  Netzaugen  beträgt.  Mittelsegment  quergerieft. 
Sollte  dies  vielleicht  „Pepsis"  flavicornis  F.  (1781  bezw.  1804)  sein? 

18.  Grandis  —  fehlt,  wie  es  scheint,  ebenfalls  bei  Linne  —  be- 
zeichnet den  neotropischen  Sphex  caliginosus  Er.  (1848),  $;  Kopf 
bereits  verloren  gegangen. 

19.  Olivacea,  eine  Species,  die  man  ebensowenig  bei  Linne  be- 
handelt findet,  ist  in  zwei  Stücken  {^f  und  9j  ^  PoUstes  liebraeus  F. 
oder  ähnl.  Letztes  Abdominalsternit  beim  o''  am  Ende  ausgerandet, 
beiderseits  dort  in  einen  stumpfen  Zapfen  vorspringend. 

20.  Caffer  {Apis  caffra  L.,  Syst.  nat.  Ed.  12a,  j.  2.  1767  p.  9591 
ist  diese  Xylocopa,   Q. 

21.  Cincta  ist  wohl  nur  ein  Schreibfehler  Thun  bergs  auf  der 
Etikette  an  der  Type  von  Apis  zoncita  L.  (Mus.  Ludov.  ülric,  1764 
p.  415),  die  den  mittelgroßen,  indisch-australischen  Podalirius  zonatus 
(L.,  1758)  mit  grün  glitzernden  Querbinden  am  Hinterleibe  vorstellt.  Ein 
Podalirius  cinctus,  ebenfalls  aus  Indien,  existiert  durch  Fabricius  (1781); 
ob  er  bloß  eine  Unterform  vom  Linneschen  zonatus  ist,  wie  Dours 
(1869)  meinte,  bleibt  noch  zu  bestätigen. 

II.  Carl  De  Qeer. 

Um  über  die  in  letzter  Zeit  mehrfach  erörterte  Frage  der  Autor- 
bezeichnung Geer  oder  De  Geer  endlich  ins  Reine  zu  kommen,  haben 
wir  ein  ebenso  einfaches  wie  unfehlbares  Mittel  an  der  Hand,  das  darin 
besteht,  uns  nach  den  Familienverhältnissen  dieses  Zeitgenossen  von 
Linnfe  zu  erkundigen.  De  Geer  gehörte  einer  sehr  begüterten  und 
noch  heutigentages  mächtigen  Familie  an,  die  nach  Hoefers  „Nouvelle 
Biographie  Generale",  Paris,  tome  19^,  1858  p.  807—808  zum  Stamm- 
vater in  Schweden  einen  Louis  De  Qeer  hat.  Louis  De  Geer  wäre 
um  1600  aus  Holland  in  Schweden  eingewandert,  wo  er  sich  der 
Waffenfabrikation  und  dem  Bergbau  gewidmet,  ein  großes  Vermögen 
erworben  und  den  Adel  verliehen  bekommen  hätte.  Damit  geben  sich 
denn  die  De  Geers,  wenn  sie  auch  nunmehr  bereits  über  300  Jahre 
in  dem  nordischen  Lande  ansässig  sind,  als  holländischen  Ursprungs 
zu  erkeimen,  und  das  „De"  vor  ihrem  Namen  ist  nichts  anderes  als  der 
bestimmte  Artikel,  der  in   der  niederländischen  Mundart  vor  Eigennamen 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  59 

mit  großem  Anfangbuchstaben  geschrieben  wird.  Diesen  Artikel  haben 
wir  aber,  wie  von  mir  schon  in  Entomologisk  Tidskrift  (Stockholm),  1910 
p.  107  auseinandergesetzt  worden  ist,  keine  Veranlassimg  bei  der  Autor- 
bezeichnung bezw.  -Abkürzung  nach  lateinischen  Insektennamen  mit- 
aufzuführen. 

Beiläufig  darf  ich  wohl  zu  Herrn  Prof.  Y.  Sjöstedts  Anmerkung 
(am  zuletzt  genannten  Orte  p.  108)  kurz  berichtigend  erklären,  daß  er 
mir  während  meiner  Anwesenheit  in  Stockholm  nicht  gesagt  hat,  daß 
die  Schreibweise  „Geer"  unzulässig  sei,  sondern  lediglich,  daß  das  vor- 
gesetzte De  die  Adelpartikel  darstellen  dürfte.  Herrn  Universitätrektor 
Baron  Prof.  G.  De  Geers  daselbst  mitgeteilter  Aeußerung  über  die 
gleiche  Frage  können  wir  deshalb  keine  Folge  geben,  weil  dabei  jede 
Begründung  fehlt.  Uebrigens  hätte  seine  Begründung  auch  nicht  anders 
lauten  können,  als  sich  aus  dem  oben  über  den  Ursprung  des  „De"  aus 
dem  Holländischen  Vorgetragenen  ergibt,  und  dergestalt  müssen  wir  sie, 
wohlverstanden  immer  nur,  soweit  es  sich  um  die  Abkürzung  der 
Autorbezeichnung  handelt,  ablehnen. 

Wenn  dann  schließlich  noch,  was  sich  unserer  Kenntnis  entzieht, 
das  ursprünglich  den  Artikel  vorstellende  „De"  etwa  bei  der  Nobilitierung 
in  Schweden  als  Adelpartikel  zugelassen  worden  sein  sollte,  so  wäre 
es  in  dem  Falle  für  die  Autorangabe  erst  recht  zu  verwerfen. 

Carl  De  Geer  wird  als  ein  Wohltäter  geschildert,  der  von  den 
ihm  zugefallenen  reichen  irdischen  Gütern  einen  edlen  Gebrauch 
gemacht  habe. 

Die  Hymenopte rentypen  dieses  alten  Entomologen  werden  im 
naturhistorischen  Reichmuseum  zu  Stockholm  gesondert  in  zwei  größeren, 
modernen  Glaskästen  aufbewahrt.  Fast  alle  befinden  sich  in  einem  für 
ihr  hohes  Alter  merkwürdig  guten  Erhaltungzustande. 

22.  Apis  vespifonnis  Geer  (Mem.  bist.  Insect.  III,  1773  p.  570, 
pl.  28,  f.  3,  4)  von  Surinam.  Hiervon  ist  leider  kein  typisches  Stück 
mehr  vorhanden;  indessen  handelt  es  sich  wohl  um  eine  von  Duckes 
R/iathynuis-Arien,  die  noch  gedeutet  werden  dürfte. 

23.  Apis  aeneipennis  Geer  (ebenda  p.  573,  pl.  28,  fig.  8).  Die 
Type  ist  ein  Xylocopa  Q.  von   19  mm  Körperlänge. 

24.  Apis  griseocolUs  Geer  (ebenda  p.  576,  pl.  28,  fig.  13,  14i  aus 
Pennsylvania.  Die  Type  stellt  einen  Bonibus  9  von  16  mm  Länge  vor: 
schwarz,  schwarz  behaart,  nur  Thorax,  Mittelsegment  und  die  zwei  ersten 
Hinterleibtergite  mit  kurzer,  wie  geschorener,  grau  gelber  Behaarung.  Flügel 
braun  getrübt.  Wangen  von  der  Länge  des  2.  Fühlergeißelgliedes,  dieses 
wenig  kürzer  als  das  3.  -j-  4.,  3.  Geißelglied  etwas  kürzer  als  das  4.  — 
Es  mag  sein,  daß  dieser  Bonibus  von  späteren  Autoren  unter  neuem 
Namen  veröffentlicht  wurde,  unter  den  von  Anton    Handlirsch   1888 


60  W.  A.  Schulz:  . 

im  III.  Bande  der  Annalen  des  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseiims  iWien) 
behandelten  Arten  der  genannten  Gattung  hat  er  sich  aber  nicht  ermitteln 
lassen. 

25.  Vespu  maxillosa  Geer  (ebenda  p.  577,  pl.  2Q,  fig.  1,  2)  aus 
Afrika  ist  gleich  der  Deutung  der  Autoren  als  Euinenes  maxillosa  (Geer 
=  tinctrix  [Christ,  1791]). 

26.  Vespa  recurviwstni  Geer  (ebenda  p.  579,  pl.  29,  fig.  4 — 6): 
die  Type,  ein  c/  von  24  mm  Körperlänge,  mit  einem  großen,  abstehenden, 
etwas  gekrümmten  Zapfen  auf  jeder  Seite  des  6.  Hinterleibsternits,  ist 
identisch  mit  Zetlius  mejicunus  (L.,  1767)  in  der  Auffassung  Henri  de 
Saussures  (1856  und  1875). 

27.  Vespa  fulvofasciata  Geer  (ebenda  p.  581,  pl.  29,  fig.  8),  ein 
altes  Desiderat,  deckt  sich  nach  dem  typischen  Exemplare,  einem  recht 
gut  erhaltenen  $  oder  9.  mit  Rlwpalidia  vulgaris  (Ducke,  1905  [„1904"]), 
die  damit  zum  Synonym  von  Rhopalidia  fulvofasciata  (Geeri  wird. 
Rlwpalidia  Lep.  (Hist.  nat.  Insect.  Hymön.  I.  1836  p.  538)  ist  dabei  als 
gleichbedeutend  mit  Stelopolybia  Ducke  (Ann.  Mus.  Nation.  Hungar.  VIll 
p.  464,  465  &  517,  1910)  aufgefaßt,  was  nach  meiner  Ansicht  das  Richtige 
ist.  Lepeletier  begründete  seine  Gattung  auf  zwei  von  ihm  gleichzeitig 
als  neu  beschriebene  Arten:  R.  ntfithorax  und  R.  pallens.  Hiervon  ist 
die  zuerst  genannte  längst  als  identisch  mit  Polybia  sericeu  (G.  A.  Oliv., 
1791)  erkannt  worden.  Nach  der  üblichen  Behandlung  solcher  Fragen 
bleibt  als  einzige  Vertreterin  des  Genus  Rhopalidia  Lep.  pallens  Lep. 
übrig,  deren  Type  in  der  mit  Spinolas  Sammlung  vereinigten  coli. 
Serville  heute  im  Turiner  zoologischen  Museum  steckt  und  von  Ducke 
selber  (am  zuletzt  angegebenen  Orte  p.  542)  als  gleich  der  Stelopolybia- 
Art  infernalis  Sauss.  (1853)  erklärt  wird,  womit  auch  die  Urbeschreibung 
von  R.  pallens  Lep.  übereinstimmt.  Abweichende  Deutungen  dieser 
Species  durch  andere  Autoren  verdienen  keinen  Glauben,  weil  sie  nicht 
auf  Typenkenntnis  beruhen.  Danach  fällt  denn  zunächst  Polybia  infernalis 
Sauss.  mit  Rhopalidia  pallens  Lep.  und  weiterhin  Stelopolybia  Ducke 
mit  Rhopalidia  Lep.  glatt  in  Synonymie. 

Freilich  gibt  es  noch  eine  davon  verschiedene  zweite  Gattung 
Rhopalidia,  durch  Guerin,  mit  Icaria  Sauss.  (1853)  als  Synonym,  in- 
dessen, da  das  Werk,  in  dem  sie  errichtet  wurde  (Duperrey,  Voyage 
Coquille,  Zoologie,  II,  2)  tatsächlich  erst  1839  erschien  und  nicht  bereits 
1830,  wie  man  früher  angenommen  hatte,  so  wirft  sie  das  drei  Jahre  ältere 
Lepeletiersche  Homonym  nicht  um,  wohl  aber  tritt  sie  jetzt  ihrerseits, 
was  bei  dieser  Gelegenheit  hervorgehoben  sei,  der  jüngeren  Bezeichnung 
Icaria  endgültig  den  Rang  ab. 

28.  Vespa  olivacea  Geer  (ebenda  p.  582,  pl.  29,  fig.  9),  ebenfalls 
bisher  eine  apokryphe  Art,  kommt  nach  der  Type,  einem  V  von  21  mm 
Körperlänge,  bei  dem  die  Wangen  so  lang  wie  das  3.  Fühlergeißelglied 
sind,  mit  Polistes  hebraeus  F.  (1787)  überein,   wie  H.  de  Saussure  in 


Hyiiieiioptenii  skciiiclinavisclwr  Autoren.  61 

seiner  „Monographie  des  Guepes  Sociales"  p.  102  richtig  vermutet  hatte. 
Die  ältere  Artbezeichnung  De  Qeers  würde  sonach  die  jüngere 
Fabriciussche  als  Synonym  verschlingen. 

29.  Sphex  auripennis  Geer  (ebenda  p.  583,  pl.  30,  fig.  1)  be- 
zeichnet keine  Pepsis,  wie  Dahlbom  irrtümlich  gedeutet  hatte,  sondern 
einen  Cryptockilus  (Prionocnemis) :  das  typische  Stück,  ein  5  von  ca. 
26  mm  Körperlänge,  hat  am  Vorderkörper  grüne,  am  Hinterleibe  violette 
Tomentierung  und    trägt   am  2.  Abdominalsternite  zwei   stumpfe  Höcker. 

30.  Sp/iex  diinidiata  Geer  (ebenda  p.  587,  pl.  30,  fig.  5)  aus 
Pennsylvania,  bisher  rätselhaft,  stellt  nach  der  Type,  einem  voll- 
ständig reinen  cf  von  19  mm  Länge,  Sphex  (Palmodes)  abdominalis  Cress. 
sen.  (1872)  dar,  wie  sich  durch  genauen  Vergleich  mit  Hen  ry  T.  Fernaids 
Arbeit:  „The  Digger  Wasps  of  North  America  and  the  West  Indies 
belonging  to  the  subfamily  Chlorioninae"  (Proceedings  of  the  United 
States  National  Museum,  vol.  XXXI,  1906)  ergab. 

31.  Sp/iex  depressa  Geer  (ebenda  p.  590,  pl.  30,  fig.  7-9)  5^////- 
nota  depressa  (Geer),  wie  von  mir  früher  richtig  gedeutet  war.  Die 
Type  dieser  Trigonaloide  hat  bereits  den  Hinterleib  eingebüßt,  wes- 
wegen sich  ihr  Geschlecht  nicht  mehr  bestimmen  läßt. 

32.  Apis  ferruginea  Geer  (ebenda  p.  595,  pl.  28,  fig.  11)  von 
Surinam  ist  nach  dem  typischen  Exemplare,  das  17  mm  Länge  mißt, 
und  bei  dem  die  Flügel  mäßig  verdunkelt  sind,  ein  Xylocopa  cf. 

33.  Sphex  rngosus  Geer  (ebenda  p.  597,  pl.  30,  fig.  18,  19).  Die 
Type,  als  Ichneumon  rugosus  bezettelt,  ist  ausnahmsweise  schon  schadhaft. 
Es  handelt  sich  um  ein  Q  von  17,5  mm  Körperlänge,  dessen  Legebohrer 
die  Hinterleibspitze  um  12  mm  überragt.  Kopf,  Thorax,  Mittelsegment 
sowie  Vorder-  und  Mittelbeine  rotbraun;  Hinterbeine,  Flügel  und  Abdomen 
einschließlich  Legebohrers  und  dessen  Scheiden,  schwarz.  Kopf  und  Brust- 
stück glatt,  Mittelsegment  an  der  Hinterfläche  mit  einigen  Punkten, 
Hinterleib  oben  gedrängt  und  ziemlich  grob  runzlig  punktiert.  Tergit 
2  bis  6  mit  je  einem  Doppelquereindruck,  der  beiderseits  zusammenfließt. 
Vorderflügel  mit  schiefrhombischer  Spiegelzelle ;  Nervellus  unter  der  Mitte 
gebrochen. 

Graven hörst  hatte  diese  Art  1829  für  einen  Ephialtes  aus- 
gegeben; in  Wirklichkeit  war  es  nicht  schwer,  darin  m€\\\^  Erythropimpla 
Fruhstorferi  (1906J  wiederzuerkennen,  und  da  Erytiu-opimpla  von  mir  in 
„Zoologische  Annalen",  IV.  Band  p.  27,  1911  als  Synonym  der  älteren 
Gattung  Hemipinipla  nachgewiesen  worden  ist,  gilt  für  obige  Schlupf- 
wespe, die  noch  ein  anderes  Synonym  in  Trichiotliecus  ruficeps  Cam. 
(1903)  besitzt,  hinfort  die  Bezeichnung  Hemipinipla  riigosa  (Geer). 

34.  kpis  ftavicollis  Geer  (ebenda  Vll,  1778    p.  606,  pl.  45,  fig.  2) 
und  35.  Apis  citronella  Geer  (ebenda  VII,   1778  p.  606,  pl.  45,  fig.  3) 

sind   gleich  Xylocopa  divisa   Klug   (1807)   Q    bezw.    c)  .      I^s  ist  je  eine 


62  W.  A.  Schulz: 

saubere  Type  vorhanden,  die  beide  Male  15  mm  Körperlänge  mißt.  Xylocopa 
flavicollis  (Geeri  verdrängt  nunmehr  als  älteste  Artbezeichnung  die  beiden 
anderen  jüngeren. 

36.  Apis  fiilvociiicta  Geer  (ebenda  VII,  1778  p.  607,  pl.  45,  fig.  4): 
Type,  1  ','  Apis  Adansoni  Latr.  (1804),  verglichen  mit  4  9  9  dieser 
Form  im  Stockholmer  Museum,  die  von  Sjöstedt  am  Kilimandscharo 
gesammelt  und  von  Friese  als  Adansoni  benannt  worden  sind.  Geers 
Speciesname  gewinnt  wiederum  vor  dem  jüngeren  Lat rei lleschen  den 
Vorrang. 

37.  Apis  alboinaciilata  Geer  (ebenda  Vll,  1778  p.  607,  pl.  45,  fig. 
5,  6) :  Type  1  rj ■  Diese  Art  wurde  bereits  von  Friese,  Verhandlungen 
der  k.  k.  zoologisch-botanischen  Gesellschaft  in  Wien,  LV.  Band,  3.-4.  Heft 
(15.  April  1905)  S.  173,  174  und  176  richtig  als  Crocisa  alhomaciilata 
(Geer)  gedeutet. 

38.  Apis fusiformis  Geer  (ebenda  VII,  p  608,  pl.  45,  fig.  7),  bisher 
gänzlich  rätselhaft,  war  von  Saussure  &  Sichel,  Catalogue  des  esp&ces 
de  l'ancien  genre  Scolia,  etc.,  1864  p.  253  fälschlich  als  Scolia-  oder  y^V/ls- 
o'  angesprochen  worden.  Die  Type  stellt  nun  in  Wirklichkeit  ein  Myzina-a 
vor,  das  sich  aber  auf  keine  der  anderen,  mir  bekannten  südafrikanischen 
Arten  dieser  Gattung  beziehen  läßt.  Es  ist  16  mm  lang,  schwarz  mit 
mäßig  breiten,  doppelt  ausgerandeten,  sattgelben  Endrandbinden  an  den 
sechs  ersten  Hinterleibtergiten  und  je  einem  länglichen,  gelben  Seitenfleck 
am  Ende  des  letzten  Tergits.  Gelb  sind  außerdem:  die  Oberkiefer  (außer 
am  schwarzbraunen  Ende) ;  der  Vorderrand  des  Kopfschildes ;  der  Hinter- 
rand des  Pronotums;  die  Flügelschuppen;  die  Flügelbasis;  alle  Beintarsen; 
die  Vorder-  und  Mittelschienen;  die  Hinterschienen  hinten;  alle  Schenkel 
mehr  oder  weniger  am  Ende;  eine  große,  viereckige  Makel  an  den  Meso- 
pleuren  und  doppelt  ausgerandete  Hinterrandbinden  der  Abdominalsternite 
2—6.  Fühler  schwarz.  Flügel  glashell,  Stigma  rotgelb,  meiste  übrige 
Adern  dunkelbraun.  Körperbehaarung  mäßig  lang  und  dicht,  weißlich.  — 
1.  Fühlergeißelglied  kürzer  als  das  2.,  dieses  ungefähr  gleichlang  dem  3. 
Kopf  oben  dicht  punktiert,  Thorax  und  Hinterleib  oben  mit  weitläufigerer, 
ziemlich  grober  Punktierung.  Endtergit  hinten  beiderseits  in  einen  kurzen, 
abgestutzten  Zapfen  auslaufend.  3.-6.  Sternit  mit  Quereindruck.  7.  Sternit 
hinten  ausgeschnitten  und  klappend,  Sternit  8  mit  drei  Längskielen. 

39.  Vespa  petiolata  Geer  (ebenda  VII,  1778  p.  610,  pl.  45,  fig.  10) : 
die  Type,  ein  9,  war,  als  ich  sie  besichtigte,  bereits  in  Händen  von  Herrn 
R.  du  Buysso n,  Paris  gewesen  und  von  diesem  als  gleichbedeutend  mit 
Belonogaster  brachycera  Kohl  (1894)  bezeichnet  worden. 

40.  Sphex  rufipennis  Geer  (ebenda  VII,  1778  p.  611,  pl.  45,  fig.  11) 
stellt  nach  der  Type  ein  Cryptochilus  (Prionocnemis)  9  von  ca.  25  mm 
Körperlänge  dar,  dessen  2.  Hinterleibsternit  weder  Zähne  noch  Höcker  trägt. 


Hynieiioptereii  skandinavisclier  Autoren.  63 

III.  Carl  Peter  Thunberg. 

Thiinberg,  der  Nachfolger  Limits  in  der  Natiirgeschichtprofessiir 
in  Uppsala,  hat  seine  Sammlung  dem  zoologischen  Universitätmuseum 
dieser  Stadt  vermacht,  wo  sie  noch  heutigentages  verwahrt  wird.  Die 
nsekten  befinden  sich  größtenteils  noch  in  gutem  Erhaltungzustande.  Sie 
sind  im  Bibliotheksaal  des  genannten  Museums  aufgestellt,  und  zwar  hat  man 
sie  als  besondere  Sammlung  („Tiuinbe  rgska  Sämlingen")  in  den  Original- 
schränken und  -Kästen  des  alten  Autors  belassen,  eine  weise,  nicht  genug 
zu  preisende  Maßregel.  Die  bisher  kaum  von  irgend  einem  späteren  Schrift- 
steller nachgeprüften  H  yni  en  opte  rentypen  und  -Originalexemplare  um- 
fassen neun,  außen  dunkelgelb  gestrichene  Schränkchen  von  je  75  cm 
Höhe  und  45,5  cm  Breite,  .ledes  solcher  Schränkchen  enthält  zwei  Reihen 
mit  je  zwölf  ungestrichenen  und  unpolierten  Holzkästen  mit  Qlasdeckel.  Diese 
Kästen  messen  in  der  Länge  31,7  cm,  in  der  Breite  19,4  cm  und  in  der 
Höhe  5,4  cm.  —  Ich  traf  also  hier  völliges  synonymisches  Neuland  an, 
konnte  aber  auf  die  Untersuchung  der  Hymenopteren  aus  Zeitmangel 
leider  nur  einen  Tag  verwenden,  weshalb  im  folgenden  namentlich  von 
den  zahlreichen  Th  u  n  be  rgschen  „/c/inciinioir'-Arten  bloß  etliche  wenige, 
und  zwar  auch  nur  nach  ihrer  Familien-,  allenfalls  noch  näheren  Gruppen- 
zugehörigkeit gedeutet  werden,  der  größte  Teil  aber  unberücksichtigt 
bleiben  mußte. 

Ueber  Thunberg  haben  wir  das  unparteiische  Zeugnis  des  Italiäners 
Joseph  Acerbi,  der  1799  und  1800  in  Schweden  reiste  und  in  seinem 
„Voyage  au  Cap-Nord,  par  la  Suede,  la  Finlande  et  la  Laponie",  Paris, 
An  Xll.— 1804,  tome  premier,  p.  151  —  152  —  ich  zitiere  nach  der  mir  allein 
zugänglichen,  von  Joseph  Lavallee  verfaßten  französischen  Uebersetzung 
seines  Werkes,  dessen  englische  Originalausgabe  vom  Jahre  1802  stammt  — 
meldete,  daß  es  ein  persönlich  zuvorkommender  Mann  gewesen  wäre,  daß 
jedoch  seine  damaligen  Arbeiten  an  Wert  seinen  früheren  Werken  nach- 
ständen, wofür  als  Grund  angegeben  wurde,  daß  Thunberg  neben  seiner 
Eigenschaft  als  Universitätprofessor  noch  Qutbesitzer  gewesen  wäre  und 
sich  überdies  in  zu  vielen  und  zu  verschiedenen  Zweigen  der  Natur- 
geschichte betätigt  hätte.  Diese  Arbeitüberhäufung  und  Kraftzersplitterung 
verraten  auch  seine  hymenopterologischen  Leistungen,  die  flüchtig  und 
dürftig  genannt  werden  müssen. 

41.  Iclineiiinoa  desinatorius  Thunb.  (M6m.  acad.  sc.  St.-P6tersb.  IX, 
1824  p.  290).  In  der  Originalsammlung  als  „designatorius"'  bezeichnet: 
die  Typen  sind  2  cT  d'  eines  der  größeren  europäischen,  schwarzen 
Ichneumons  mit  weißer  Fleckenzeichnung. 

42.  Ichneumon  violator  Thunb.  (ebenda  p.  303)  vom  „Caput 
Africes  bonae  spei"  hat  sich  nach  der  Type  als  ein  $  von  Ospryn- 
chotus  capensis  Spin.  (1841)  mit  abweichend  schwarzer  Hinterleibspitze 
entpuppt.  Der  Legebohrer  ist  bei  diesem  $  wohl  länger  als  das  Abdomen. 
Auf  die  erwähnte  Abweichung  ist  kein  Gewicht  zu  legen,  da  sie  bloßen 


64  W.  A.  Schulz: 

aberrativen  Wert  besitzt  und  somit  weder  einen  spezifischen  noch  einen 
snbspezifischen  Unterschied  bedingt.  Auch  habe  ich  bereits  in  den  Zoo- 
logischen Annalen,  IV.  Band,  Doppelheft  1—2,  1911  p.  35—37  zu  O.  cape/is/s 
als  Synonyme  gezogen:  Osprynchotus  flavipes  Brülle  (1846),  Ospryn- 
chotus  herosSc\\\Qii.  (1891),  Distantella  trinotata  Sauss.  (1892),  Ospryn- 
chotus gigas  Kriechb.  (1894)  und  Osprynchotus  ruficeps  Cam.  (1906). 
Alle  diese  Namen  ordnen  sich  nunmehr  dem  ältesten  :  Osprynchotus  violator 
(Thunb.)  unter. 

43.  Ichneumon  ensatorT  hu  nh.  (ebenda  p.  306),  fraglich  aus  Süd- 
amerika stammend,  bezeichnet  ein  Cryptiden-P,  dessen  Legebohrer 
doppelt  so  lang  wie  der  Körper  ist. 

44.  Ichneumon  cte//catorT hu  nh.  (ebenda  p.  307,  „habitat  in  Insula 
Bartheiemi  Americes"):  die  Type  ist  eine  großenteils  schon  zerstörte, 
dünne  und  langgestreckte  Pimplide  (Lissonotin  e)  mit  großer,  sitzender 
Spiegelzelle  im  Vorderflügel,  zu  deren  näherer  Kennzeichnung  sonst  noch 
bemerkt  sei,  daß  ihre  einzelnen  Hinterleibringe  langgestreckt  sind. 

45.  Ichneumon  glabrator  Thunb.  (ebenda  p.  307)  von  Suder- 
mannia  Sveciae"  stellt  in  der  einzigen  vorhandenen  Type  eine  gelb- 
braune Try  phon  i  de  von  8  mm  Körperlänge,  mit  schiefer  Spiegelzelle, 
vor;  Schildchen  und  Hinterschildchen  gelb. 

46.  Ichneumon  fimbriator  Thunh.  (ebenda  p.  308,  mchi  fimbricator, 
wie  bei  Dalla  Torre  III  p.  908  steht)  von  „Caput  bonae  spei"  ist 
nach  dem  typischen  Exemplare,  einem  (f  von  8  mm  Körperlänge,  gleich 
Platylabus  oder  ähnl. 

47.  Ichneumon  luteator  Thunb.  (ebenda  p.  308)  von  „Suecia": 
die  einzige  (weibliche)  Type  ist  eine  9  mm  lange,  gelbbraune  Tryphonide 
mit  rhombischer,  gestielter  Spiegelzelle. 

48.  Ichneumon  paUidator  T  h  u  n  b.  (ebenda  p.  308,  „habitat  in 
Svecia,  Upsaliae  satis  vulgaris"):  die  vier  Belegexemplare  in  des 
Autors  Sammlung  gehören  einer  kleinen,  robusten,  gelbbraunen  Brazo- 
noide  mit  breit  sitzendem  Hinterleibe  an. 

49.  Die  Type  von  Iclineumon  costator  T  h  u  n  b.  (ebenda  p.  309, 
„habitat  in  capite  bonae  spei"),  ein  Q  von  5  mm  Körperlänge,  ist 
gleichfalls  eine  Brazonoide. 

50.  Ebenso  die  von  Ichneumon  rubig/nator  Thunh.  (ebenda  p.  309, 
von  derselben  Herkunft),  und  zwar  handelt  es  sich  hier,  näher  bezeichnet, 
um  eineAgathidide;  dem  betreffenden  Stücke  fehlt  bereits  der  Hinterleib, 
und  seine  Länge  beträgt  ohne  diesen  3,5  mm. 

51.  Auch  Ichneumon  gastritor  Thunb.  (ebenda  p.  309,  von 
Schweden)  stellt  nach  der  Type,  einem  kleinen,  gelbbraunen  Insekt,  eine 
Brazonoide,  und  zwar  von  derselben  Familie  wie  paUidator  Thun  b.,  vor. 


Hymeiwpferen  skandinavischer  Autoren.  65 

52.  Icinieumon  sanguinator  Thunh.  (ebenda  p.  310,  „habitat  in 
India  Orientali"):  die  Typen  bezeichnen  je  ein  $  von  zwei  ver- 
schiedenen, l<räftig  gebauten,  kurzen  und  dielten,  blutroten,  ca.  10  mm 
langen  Brazonoiden  (Ipliiaulax  oder  ähnl.). 

53.  Von /r/wi'/////cw  f//src/ö/' T  h  u  n  b.  (ebenda  p.  311,  aus  Guiana) 
ist  die  Type,  ein  (f  von  10  mm  Länge,  nochmals  eine  Brazonoide  in 
der  Nähe  von  Ipliiaulax. 

54.  Idineumon  gyrator  Thunb.  (ebenda  p.  311,  von  Schweden) 
hat  sich  nach  der  Type  als  ein  kleines  Brazonoiden-(/  mit  schmal 
sitzendem,  längsgestricheltem  1.  Hinterleibringe  und  glatten  folgenden 
Segmenten  entpuppt. 

55.  Der  wie  alle  vorhergehenden  Arten  bisher  ebenfalls  „nebelhaft" 
gewesene  Ichneumon  nebulator  Thunb.  (ebenda  p.  311,  Vaterländer: 
„Svecia  et  Anglia")  hat  sich  nach  dem  typischen  (/als  Tryphonide 
mit  gestielter,  schiefer  Spiegelzelle  ergeben;  Körperlänge  10  mm. 

56.  Bei  Ichneumon  stigmator  Thunb.  (ebenda  p.  311,  „prope 
Upsaliam  in  Svecia")  finden  sich  zwei  Typen  vor;  es  sind  kleine,  blasse 
Ichneumonoiden  mit  langen  Fühlern  und  großer,  schiefquadratischer 
Spiegelzelle  in  den  Vorderflügeln;  beide  haben  leider  schon  den  Hinterleib 
eingebüßt. 

57.  Der  apokryphe  Ichneumon  gestator  '\\\.\xn\i.  (ebenda  p.  312, 
„habitat  in  Indiis")  ist  in  der  Type  ein  Pi  m  pliden  -  (/,  das  am  Ende 
zur  Gattung  Theronia  gehört,  indessen  sitzt  bei  ihm  der  Hinterleib  breit  an, 
und  dessen  1.  Segment  ist  hinten  breit;  area  superomedia  segmenti  mediani 
postice  clausa,  areae  superoexternae  et  dentiparae  conjunctae.  Körper- 
länge 11,5  mm. 

58.  Von  dem  schwedischen  Ichneumon  vicinator  Thunb.  (ebenda 
p.  312,  aus  Upland)  liegen  noch  fünf  typische  Stücke  vor;  sie  messen 
etwa  9  mm  in  der  Länge  und  gehören  einer  durchweg  gelbbraun  ge- 
färbten Tryphoniden-Art  an. 

59.  Ichneumon  stemnuitor  Thunb.  (ebenda  p.  313,  aus  „China") 
=  Xanthopinipla  q',  bei  X.  Brüllt  Krieger.  Genau  läßt  sich  die 
Species  nicht  bestimmen,  weil  an  der  einzigen  vorhandenen  Type  bereits 
der  Kopf  und  die  Hinterbeine  fehlen.  Mesopleuren  fast  glatt,  mit  spärlichen, 
zarten  Pünktchen.     Länge  11,5  mm. 

60.  Ichneumon  unicinctor  Thunb.  (ebenda  p.  315,  „Svecia"):  die 
Type  erwies  sich  als  ein  geklebtes,  kleines  Exemplar  anscheinend  einer 
Cryptide  mit  großer,  schiefrhombischer  Spiegelzelle  und  mit  ganz  lichtem 
Flügelgeäder. 

61.  Als  einzige  Type  von  Ichneumon  gibberius  Thunb.  (ebenda 
p.  315,  „Anglia")  fand  sich  ein  Stück  einer  kleinen,  bunten  Tryphonide 
mit  großer,  schiefrhombischer,  kurz  gestielter  Spiegelzelle  vor,  dessen 
Hinterleib  schon  großenteils  von  Raubinsekten  zernagt  war. 

5 


66  W.  A.  Schulz: 

62.  Ichneumon  expulsorl \\unh.  (ebenda  p.  316)  aus  Schweden: 
die  Typen,  2  $  $  von  je  4,5  mm  Körperlänge,  sind  eine  Cryptiden-Art, 
bei  der  der  Legebohrer  so  lang  wie  der  Hinterleib  ist. 

63.  Der  schwedische  Ichneumon  nudator  Thunb.  (ebenda  p.  316) 
entpuppte  sich  in  der  Type  als  eine  kleine,  5,5  mm  lange,  schmächtige, 
gelbbraune  Brazonoide  n.it  langen  Fühlern. 

64.  Ichneumon  relator  Thunb.  (ebenda  p.  317),  ebenfalls  aus 
Schweden,  ist  in  des  Autors  Sammlung  in  drei  Exemplaren  vertreten, 
die  einer  kleineren  Tryphoniden-Art  angehören. 

65.  Ichneumon  guttulator  Thunb.  (ebenda  p.  318)  aus  dem  näm- 
lichen Lande  stellt  eine  kleinere  C  r  y  p  t  i  d  e  mit  nach  rückwärts  ge- 
krümmtem weiblichem  Legebohrer  vor. 

66.  Unter  dem  Namen  Ichneumon  rotundator  Thunb.  (ebenda 
p.  309,  „Svecia")  stecken  in  der  coli.  Thunberg  15  Exemplare  beiderlei 
Geschlechts,  wovon  13:  2 — 3  verschiedene  Arten  kleiner  ächter  Schlupf- 
wespen aus  der  Verwandtschaft  von  Angitia  oder  Limnerium  und  die 
beiden  übrigen  Stücke  eine  kleine  Pimplide  vorstellen. 

67.  Die  Type  von  Ichneumon  cognator  Thunb.  (ebenda  p.  344, 
„habitat  in  Svecia,  vulgaris")  erwies  sich  als  ein  Hphialtes  $  von 
14,5  mm  Körper-  und  ca.  27  mm  Legebohrerlänge. 

68.  Ichneumon  cingukitor  Thunb.  (ebenda  p.  348),  auch  von 
Schweden,  gehört  nach  den  5  (weiblichen)  Typen  2  oder  3  verschiedenen 
Pimpla- Arien  an. 

69.  Ichneumon  testatorius  T  h  u  n  b.  (ebenda  p.  349)  von  demselben 
Lande  hat  sich  nach  dem  typischen  9  als  eine  große  Tryphonide 
herausgestellt,  die  wohl  gleich  der  folgenden  Art  ist. 

70.  Ichneumon  binarius  Thunb.  (ebenda  p.  350,  „habitat  in  Svecia 
rarior"):  die  Type,  ein  schon  beschädigtes  Stück  von  18  mm  Länge,  reprä- 
sentiert anscheinend  eine  Tryphonide  mit  kleiner,  schiefer,  lang- 
gestielter Spiegelzelle  und  sitzendem  Hinterleibe. 

71.  Das  typische  Exemplar  von  Ichneumon  ax/l/atonus  Thunh. 
(ebenda  p.  350,  „habitat  in  Vestmannia  Sveciae  Dr.  Hall")  ist  ein 
kleines  Platylahus-(f  oder  eine  ähnliche  Ichneumonide. 

72.  Die  von  Ichneumon  decon'us  Thunb.  (ebenda  p.  350,  „habitat 
in  Vestmannia  Sveciae  et  Upsaliae")  vorhandenen  beiden  typischen 
Stücke  gehören  zu  einer  großen  Tryphonide,  die  wohl  gleich  Nr.  70  ist. 

73.  Ichneumon  maxillaruis  (nicht  maxillaris)  Thunb.  (ebenda  p.  351) 
aus  Schweden:  die  schon  fast  zerstörte  einzige  Type  ist  anscheinend 
eine  Cry ptide. 

74.  Ichneumon  frateniarius  Thunb.  (ebenda  p.  351)  vom  gleichen 
Lande  bezeichnet  nach  dem  typischen  Exemplare,  das  gut  10  mm  Länge 
mißt,  eine  T  r  y  p  h  o  n  i  d  e  mit  dreieckiger  Spiegelzelle. 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  67 

75.  Hingegen  stellt  Ichneumon  scriptorius  Thunb.  (ebenda  p.  352, 
„habitat  Upsaliae  in  Svecia")  in  der  Type,  einem  einzelnen  cT,  einen 
kleineren  Ichneumon  oder  Amblyteles  vor. 

76.  Die  Type  des  schwedischen  Ichneumon  duplicatorius  Thunb. 
(ebenda  p.  352),  ein  8  mm  langes  cT,  ist  eine  Tryphonide. 

77.  Ichneumon  labiatorius  Thunb.  (ebenda  p.  352,  nochmals  aus 
Schweden):  davon  sind  in  Uppsala  zwei  Exemplare  vorhanden,  ein  cT, 
das  einer  kleinen  Ichneumon- kxS.  angehört  und  ein   $   einer  ßassus- Art 

78.  Ichneumon  hgatorius  Thunb.  (ebenda  p.  353,  aus  dem  näm- 
lichen Lande)  hat  man  nach  der  einzigen  Type,  einem  </,  als  einen  größeren 
Ichneumon  oder  Amblyteles  aufzufassen. 

79.  Dasselbe  gilt  von  Ichneumon  limbatorius  Thunb.  (ebenda 
p.  353,  abermals  aus  Schwede  n),  wovon  ich  drei  typische  qT  cJ'  vor- 
gefunden habe. 

80.  Ichneumon  gemcllitorius  Thunb.  (ebenda  p.  354,  „habitat  prope 
Upsaliam  in  Svecia"):  die  beiden  Typen  (cf  cT)  bezeichnen  eine 
große  Ichneumon- kxi.  Die  Angabe  in  der  Urbeschreibung:  „Inter  minores" 
ist  geeignet  irrezuführen,  richtig  aber  sind  die  darauf  folgenden  Worte: 
„poUicem  longus,  crassus". 

81.  Ichneumon  sinuatorius  Thunb.  lebenda  p.  354,  „Svecia"): 
das  einzige  typische  Stück  ist  ein  mittelgroßes  (/  anscheinend  von  Exetastes 
oder  ähnl. ;  Hinterleib  sitzend  und  am  Ende  etwas  kompress. 

82.  Von  dem  schwedischen  Ichneumon  retusorius  Thunb. 
(ebenda  p.  355)  gibt  es  in  des  Autors  Sammlung  zwei  Exemplare,  die  einen 
kleinen,  schwarzen  Ichneumon  oder  Verwandten  vorstellen. 

83.  Ichneumon  umbratorius  Thunb.  (ebenda  p.  355,  „habitat  in 
Svecia,  circum  Upsaliam"):  die  Type  ist  ein  größeres  Ichneumon  cf. 

84.  Auch  von  Ichneumon  consignatorius  T  h  u  n  b.  (ebenda  p.  356, 
„habitat  Upsaliae  in  Svecia")  fand  sich  nur  ein  typisches  Exemplar 
vor,  das  ein  mittelgroßes  Ichneumon-  oder  Amblyteles-(^  darstellt. 

Das  Genus  Gelis  Thunb.  (Nov.  acta  soc.  sc.  Upsala  IX,  1827 
p.  199)  ist  fast  ganz  in  Vergessenheit  geraten.  Dalla  Torre  führt  es 
in  seinem  Hy menopterenkataloge  (III  p.  615)  als  Synonym  von 
Pezomachus  Gravenhorst  (1829)  an,  womit  es  auch  indertat  zusammen- 
fallen dürfte.  Allerdings  bezeichnet,  wie  sogleich  auseinandergesetzt 
werden  wird,  Qelis  clavipes  Thunb.  eine  Anteonide  („Dryinide") 
und  Qelis  frontalis  Thunb.  eine  Mutillide,  aber  man  könnte  hier  das 
Eliminationverfahren  platzgreifen  lassen,  und  die  übrigen  0^//5-Arten  in 
Thunbergs  nachgelassener  Sammlung,  nämlich  rufogaster  Thunb., 
ruficornis  T  h  u  n  b.,  acarorum[L.),  agilis  (F.),  cursitans  (F.),  fasciatus  (F.), 
forniicarius  (L.)  und  pedicularius  (F.),  sind  dann  alle  wirkliche  P  e  z  o- 
m  a  c  h  u  s  s  e.  Damit  würde  denn  Q  ravenho  rsts  Gattungname  durch 
den  älteren  Gelis  Thunb.  verdrängt. 

S* 


68  W.  A.  Schulz: 

85.  Gelis  clavipes  Thunb.  (ebenda  p.  202):  die  Type  stellt  ein 
flügelloses  9  einer  Anteonide  („D  ryi  nide")  mit  großem  Zangenapparat 
an  den  Vordertarsen  dar. 

86.  Qelis  rufoguster  Thunb.  (ebenda  p.  203)  ist  noch  in  zwei 
typischen  Stücken  vorhanden,  die  flügellose  $  $  einer  Pezomachiis-kxi  sind. 

87.  Die  Type  von  Qelis  frontalis  Thunb.  (ebenda  p.  204)  erwies 
sich  als  ein  Mutilliden-Q  von  4,5  mm  Körperlänge,  mit  schwarzem 
Kopfe,  doch  sind  an  diesem  die  Stirn,  die  Mandibeln  und  die  Basalhälfte 
der  Fühler,  wie  übrigens  auch  der  Mittelkörper  bis  zur  Basis  des  2. 
Hinterleibringes  und  die  Beine  rot.  Hinterleibende  schwarz.  Bruststück 
und  Mittelsegment  zusammen  oblong,  hinter  der  Mitte  leicht  eingeengt, 
am  Ende  abgestutzt  und  mit  drei  Zähnchen  besetzt.  Abdominalringe 
nicht  eingeschnürt.  —  Nachträglich  finde  ich  bei  Vergleich  mit  Er.  Andres 
„Species  des  Hymfenopteres  d'Europe  &  d'Algerie",  vol.  VIll,  daß  dieses 
Tier  Myrmosa  melanocepliala  (F.,  1793)  Q  sein  dürfte.  Allerdings  erwähnt 
der  genannte  Autor  dort  (p.  105,  1900)  keiner  Abänderung  mit  roter  Stirn, 
wie  sie  T  h  u  n  b  e  r  gs  Exemplar  aufweist. 

88.  Gelis  nificomis  Thunb.  (ebenda  p.  204)  hat  sich  nach  der 
einzigen  Type  als  ein  flügelloses  Pezo/nac/ias-9  ergeben:  Scutellum  und 
Querkiel  am  Mittelsegment  fehlen  bei  ihm;  Legebohrer  weit  länger  als 
der  1.  Hinterleibring,  dieser  nicht  längsgestrichelt. 

89.  Spliex  coronata  Thunb.  (ebenda,  IV,  1784  p.  25)  fehlt  bereits 
in  des  Autors  Sammlung,  wo  jedoch  ein  Zettel  mit  diesem  Artnamen 
unter  Philanthus  steckt.  Uebrigens  handelt  es  sich  hier  auch  offenbar 
nicht  um  eine  besondere,  apokryphe  Thunbergsche  Species,  wie  Dalla 
Torre  (Catal.  VIII  p.  4I9i  wähnte,  sondern  um  den  mediterranen  Philanthus 
coronatus  F.  (1790),  dem  man  künftighin  der  Priorität  halber  (Thunb.) 
statt  F.  als  Autorbezeichnung  anzufügen  haben  wird. 

90.  Auch  von  Philanthus  sexpunctatus  (F.)  Thunb.  (ebenda  VII, 
1815  p.  130  &  287)  fand  sich  in  der  coli.  Thunberg  kein  Beleg- 
exemplar vor. 

91.  Ebensowenig  von  Philanthus  quinqueniaculatus  (F.)  Thunb. 
(ebenda  p.  130  &  287). 

92.  Philanthus  bicolor  Thunb.  (ebenda  p.  131  &  289)  war  bisher 
gänzlich  sagenhaft  geblieben.  In  der  Urbeschreibung  findet  sich  dafür 
nicht  einmal  ein  Vaterland  angegeben.  Die  Type  in  Uppsala  stellt  ein 
kleineres,  ziemlich  schlankes  und  gestrecktes,  bunt  gefärbtes  und  gezeich- 
netes Maz aride n-cf  von  8,5  mm  Körperlänge  dar:  ürundfärbung  bis 
einschließlich  2.  Hinterleibring  schwarz.  Hinterleibende  rotbraun.  Gelb 
sind:  die  Oberkiefer  (außer  der  schwarzen  Spitze);  der  (vorn  gerade  ab- 
gestutzte, auf  der  Scheibe  etwas  längseingedrückte)  Kopfschild ;  ein  großer, 
quadratischer  Stirnfleck  zwischen  den  Fühlern;  diese  selbst  größtenteils 
(nur  oben  gebräunt);  innere  Netzaugenränder;  je  ein  Längsstreif  oben 
an  den  Schläfen,  hinter  den  Augen;  Vorder-  und  Hinterrand  des  Pronotums; 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  69 

am  Mittellappen  des  Dorsuliims  ein  schmaler  Längsfleck  hinten  und  je  ein 
keilförmiger  Fleck  vorn  an  den  Seiten;  Seitenränder  der  seitlichen  Lappen 
des  Dorsulums  hinten;  die  Flügelschuppen;  am  Schildchen  ein  Querfleck 
an  den  Seitenlappen  vorn  und  das  stumpfe  Hinterende  des  Mittelteils  so- 
wie der  schmale  Endrand  der  Seitenteile;  das  Hinterschildchen;  die  Beine; 
je  ein  großer  Keilfleck  in  den  Vorderecken  des  Mittelsegments;  eine  vorn 
mehrfach  zackig  ausgerandete,  mäßig  breite  Hinterrandbinde  der  fünf 
ersten  Abdominaltergite  und  die  Mitte  des  3.  Hinterleibsternits. 

Flügel  glashell,  mit  braunen  Adern  und  Stigma.  Zwei  geschlossene 
Cubitalzellen  im  Vorderflügel,  von  denen  die  2.  beide  rücklaufende  Adern 
aufnimmt. 

Kopfschild  glänzend,  dünn  und  sparsam  punktiert.  Stirn  und 
Scheitel  mit  gröberen  und  dichter  stehenden  Punkten  besetzt,  desgleichen 
die  Thoraxoberseite.  Hintere  Nebenaugen  voneinander  annähernd  ebenso 
weit  wie  von  den  Netzaugen  getrennt.  Schenkelring  2  des  vor- 
deren Beinpaars  am  Ende  unten  in  einen  langen  und  dünnen, 
an  der  Spitze  abgestutzten  Fortsatz  verlängert;  im  Zusammen- 
hange damit  sind  die  Vorderschenkel  am  Grunde  schräg  ge- 
stutzt. Mittelsegment  matt  infolge  sehr  feiner  und  dichter,  lederartiger 
Punktierung.  Abdomen  oben  fein  seicht  und  dicht  punktiert.  3.  Hinter- 
leibsternit  in  der  Mitte  mit  mäßig  hohem,  spitzem  Doppel- 
höcker; Sternit  7  dort  mit  weit  abstehendem,  kräftigerem 
Doppelhöcker. 

Wahrscheinlich  hatThunberg  diese  Species  seinerzeit  selbst  vom 
Kaplande  mitheimgebracht. 

Bei  der  Niederschrift  vorstehender  Kennzeichnung  in  Schweden 
war  es  mir  klar,  daß  mit  diesem  bicolor  eine  der  Mazariden-Arten 
neuerer  Autoren  zusanmienfallen  würde.  Und  richtig,  als  ich  nach 
meiner  Rückkunft  das  mir  früher  von  Dr.  H.  Brauns  in  Willowmore 
geschenkte  Kapland-Material  aus  dieser  Familie  durchmusterte,  wurde 
die  identische  Form  sogleich  in  Ceramius  karrooensis  H.  Brauns 
(Konows  Zeitschrift,  II,  1902  S.  282  [$]  und  373  [c^]]  entdeckt,  die 
damit  zum  Synonym  von  Ceramius  bicolor  (Thunb.)  wird.  Mir  liegen 
hiervon  4  2Q  und  1  cf  aus  Willowmore  vor,  wovon  das  cf  den 
F^ngtag  5.  XL  1904  und  1  $:  20.  XL  1904  bezeichnet  hat.  An  dem  (f 
ist  abweichend  von  Thunbergs  Type  auch  das  6.  Hinterleibtergit  am 
Ende  gelb  gesäumt. 

93.  Philanthus  tricinctus  Thunb.  (ebenda  p.  133  &  288,  ohne 
Heimatangabe):  die  Typen,  zwei   QQ,  gehören  einer  Cercer/s- Art  an. 

94.  Von  Pliilanthus  spiniger  Thunb.  (ebenda  p.  133  &  288,  ohne 
Vaterland)  findet  sich  in  des  Autors  hinterbliebener  Sammlung  kein 
Exemplar  mehr  vor. 


70  W.  A.  Schulz: 

95.  Die  einzige,  von  Philanthus  colon  Thunb.  (ebenda  p.  134  & 
288,  nochmals  ohne  Heimatbezeichnung)  vorhandene  Type  gab  sich  als 
ein  wohl  paläarktisches  Cerceris  cf  zu  erkennen. 

96.  Philanthus  indicus  Thunb.  (ebenda  p.  135  &  293,  „habitat  in 
India  Orientali"):  hiervon  stellt  die  Type  ein  Cerceris  $  mit  reicher 
goldgelber  Zeichnung  und  rotem  1.  Hinterleibring  dar;  welche  genaue 
Art  es  ist,  läßt  sich  nicht  feststellen,  da  der  Kopfschild  verklebt  ist. 

97.  Philanthus  trißdus  (F.)  Thunb.  (ebenda  p.  294,  nicht  293, 
auch  nicht  p.  135;  „habitat  in  Germania"):  kein  Originalexemplar  in 
Uppsala. 

98.  Philanthus  algiricus  Thunb.  (ebenda  p.  136  &  288,  „habitat 
in  Barbaria")  ist  in  der  mir  vorgelegenen  Type  ein  Cerceris  $  von 
9,5  mm  Körperlänge. 

99.  Die  Type  von  Philanthus  albofasciatus  Thunb.  (ebenda  p. 
137  &  289),  von  ungenannter  Herkunft,  bezeichnet  ein  12,5  mm  langes 
Q  einer  Cerceris-kxX. 

100.  Philanthus  lunulatus  Thunb.  (ebenda  p.  137  &  289,  ohne 
Provenienzangabe)  ist  nach  dem  typischen  Stücke  im  Universitätmuseum 
zu  Uppsala,  einem  $  von  10  mm  Körperlänge,  gleich  der  aus  Italien 
bekannten  Cerceris  lanünifera  A.  Costa  (1869),  aber  die  Zeichnung  ist 
an  ihm  gelb  statt  weißlich.  Cerceris  lunulata  (Thunb.)  verschlingt  nun- 
mehr die  jüngere  A.  Costasche  Speciesbezeichnung  als  Synonym,  es 
wäre  denn,  daß  der  noch  ältere,  aber  bisher  nicht  mit  Sicherheit  gedeutete 
Crabro  lunulatus  Rossi  (1792)  ebenfalls  eine  Cerceris  vorstellt,  wie 
vermutet  wird. 

101.  Von  Philanthus  clypeatus  Thunb.  (ebenda  p.  139  &  290, 
„habitat  in  Ba'rbaria  Africes")  entpuppte  sich  die  Type  als  ein  8  mm 
langes  Crabro  cT  niit  auch  am  Hinterleibe  dicht  punktiertem  Körper  aus 
der  Untergattung  Thyreus  mit  langem  Halse.  Der  Art  nach  ist  es 
Crabro  (Thyreus)  clypeatus  (L.,  1767)  und  nicht  C.  (T.)  canielus  Ev.  (1849), 
wie  ich  durch  genauen  Vergleich  mit  Kohls  (1888)  Neudeutung  herausfand. 

102.  Philanthus  abdominalis  F.,  Thunb.  (ebenda  p.  290,  aus 
Tanger  in  Marocco):  hiervon  hat  sich  ebenso  wenig  wie  von  den 
vier  folgenden  Arten  ein  Exemplar  in  Uppsala  vorfinden  lassen. 

103.  Philanthus  analis  F.,  Thunb.  (ebenda  p.  290,  gleichfalls  von 
Tanger). 

104.  Philanthus  dissectus  F.,  Thunb.  (ebenda  p.  291,  Italia, 
nicht  „India"). 

105.  Philanthus  niacula  F.,  Thunb.  (nicht  „niaculatus" ;  ebenda 
p.  293,  „habitat  in  Promontorio  bonae  spei  Africes"). 

106.  Philanthus  pygmaeus  THunb.  (ebenda  p.  296,  ohne  Provenienz- 
angabe). 


Hyinenopteren  skandinavischer  Autoren.  71 

IV.  Johann  Christian  Fabricius. 

Auch  von  den  in  den  zoologischen  Universitätmuseen  zu  Copen- 
hagen  und  Kiel  verwahrten  Hy in enopte rentypen  und  -Originalexeni- 
plaren  Fabricius'  habe  ich  nur  einen  Teil  zu  untersuchen  Zeit  gehabt. 
Ueberdies  befinden  sich  bekanntlich  nicht  alle  Typen  der  von  diesem 
Autor  beschriebenen  Insekten  in  den  genannten  beiden  Museen:  in 
Copenhagen  sind  es  die  Bestände  aus  den  Sammlungen  weiland 
V.  Sehestedts  und  Tönder  Lunds,  zweier  Schüler  und  Freunde 
Fabricius',  in  Kiel  dessen  eigene  hinterbliebene  Sammlung.  Sonst  hat 
der  alte  Kieler  Professor  noch  manche  Beschreibungen  von  Insekten 
aus  dem  Besitze  seiner  Zeitgenossen  Sir  Joseph  Banks  und  Bosc 
veröffentlicht,  wozu  die  Belegstücke  heutigentages  in  den  naturhistorischen 
Museen  zu  London  (British  M.j  bezw.  Paris  zu  suchen  wären. 

Die  Hymenopterentypen  der  Kieler  Sammlung  befinden  sich 
in  einem  traurigen  Erhaltungzustande,  ja  von  manchen  sind  bloß  noch 
dürftige  Bruchstücke  vorhanden.  In  schroffem  Gegensätze  dazu  stehen 
die  zahlreichen  Fab  r  i  c  i  usschen  Hautflügler  des  Copenhagener 
Museums;  ihnen  wird  ihr  überhundertjähriges  Alter  so  leicht  niemand 
ansehen,  vielmehr  kann  man  sich  des  Staunens  nicht  enthalten,  daß  sie 
fast  durchweg  so  rein  und  unversehrt  sind,  als  wären  sie  eben  erst  von 
frischer  Ausbeute  auf  Nadeln  gezogen  worden.  Es  scheint  freilich,  daß 
gegen  ihre  Authentizität  früher  von  Copenhagen  selbst  Zweifel  ausgegangen 
sind,  aber  hierzu  liegt  nach  meinen  Untersuchungen  kein  Anlaß  vor,  denn 
einmal  sind  die  betreffenden  Stücke  als  Typen  Fabricius'  alle  durch 
einen  kleinen,  quadratischen,  grünen  Zettel  an  der  Nadel  hinreichend  ge- 
kennzeichnet, und  sodann  stimmen  sie  mit  der  jeweiligen  Beschreibung 
dieses  Schriftstellers  überein,  wie  sie  auch  stets  die  von  ihm  angegebene 
Herkunft  mit  meist  ausführlicherer  Bezeichnung  des  Vaterlandes  tragen. 
Daß  hier  und  da  später  andere  Exemplare  daneben  gesteckt  worden  sind, 
beweist  nichts  gegen  die  Aechtheit  der  Fab  ri  ci  us  sehen  Typen,  denn 
diese  bilden  eben  den  Grundstock  der  Insektensammlung  des  zuletzt 
erwähnten  Museums. 

In  der  Folge  wird  allemal  das  jüngste  Zitat,  aus  dem  „Systema 
Piezatorum",  gegeben  werden  außer  in  den  wenigen  Fällen,  wo  eine 
früher  errichtete  Art  in  diesem  Werke  nicht  aufgeführt  steht. 

107.  Cryptus  (nicht  Ichneumon,  laut  D.  T.)  notulatorius  F.  (Syst. 
Piez.  1804  p.  77).  Die  beiden  im  Copenhagener  Museum  aufbewahrten 
(weiblichen)  Typen  (von  „Tran  quebaria.  Mus:  de  Sehestedt")  ver- 
weisen diese  Schlupfwespe  in  A\&  P'ww^WA&n-QdXiung  Echthroniorpha 
Holmgr.  und  innerhalb  deren  in  die  Nähe  von  E.  conlinua  (Brülle), 
nach  der  Deutung  dieser  Art  durch  Krieger  (1899),  von  der  E.  notu- 
latoria  (F.)  jedoch  durch  erheblichere  Größe  (Körperlänge  des  5  15  mm) 
und  andere  Merkmale  genugsam  unterschieden  ist. 


72  W.  A.  Schulz: 

108.  Nox\  Pinipla  notator  F.  (ebenda  p.  115,  „America  meridio- 
nalis")  befindet  sich  das  typische  Stück,  ein  $  von  9  mm  Körper-  und 
2,5  mm  Legebohrerlänge,  gleichfalls  in  Copenhagen.  Es  ist  eine  Pimplide 
zwischen  £/;///rt//ci"  Qrav.  und  Calliephialtes  Ashm.:  Nervellus  über  der 
Mitte  gebrochen,  Stigmen  des  Mittelsegments  rund.  Fühler  nicht  schwarz, 
wie  in  der  Urbeschreibung  steht,  sondern  rotbraun  gleich  dem  übrigen 
Körper.  Die  schwarzen  Seitenflecke  am  Abdomen  sind  in  den  Hinter- 
ecken der  Segmente. 

109.  Piinpla  necator  F.  (ebenda  p.  117,  nicht  118,  gemäß  D.  T. ; 
habitat  in  America  meridionali):  hiervon  sind  die  zvvei  typischen 
2  $,  im  Mus.  Copenhagen,  von  je  14  mm  Körper-  und  16  mm  Legebohrer- 
länge, ganz  rotbraun  gefärbt,  und  ihre  Flügel  sind  getrübt.  Es  handelt 
sich  um  eine  Brazonoiden-Art  aus  der  Familie  der  Spathiiden.  Die 
Gattung  habe  ich  bei  der  beschränkten,  mir  zugebote  gestandenen  Zeit  nicht 
feststellen  können,  doch  mag  es  zweckdienlich  sein  zu  bemerken,  daß  der 
Nervulus  von  necatar  postfurcal  steht  und  die  rücklaufende  Ader  im 
Hinterflügel  fehlt. 

110.  Pimpla  meliorator  F.  (ebenda  p.  118):  auch  diese  südameri- 
kanische Schlupfwespe  reiht  sich  nach  der  Type  in  Copenhagen, 
einem  einzelnen  9  von  13  mm  Körper-  und  derselben  Bohrerlänge,  bei 
den  Brazonoiden,  genauer  Spathiiden,  ein.  Der  Nervulus  ist  bei  ihr 
gleichfalls  postfurcal,  und  ihre  Hinterflügel  entbehren  einer  rücklaufenden 
Ader.    Flügel  gebräunt. 

111.  Von  Pimpla  punctata  F.  (ebenda  p.  119  [nicht  punctator,  wie 
D.  T.  zitiert  hat],  also  auch  von  Jchneumon"  punctatus  F.,  1793)  ent- 
sprechen zwei  im  Copenhagener  Museum  von  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Zeit  her  vor- 
handene $  5  aus  Tranquebar  der  Beschreibung,  die  Krieger  1899  von 
einem  Xantliopitnpla-Q  dieser  Art  aus  Nord-Celebes  lieferte,  nur  sind  die 
vorderindischen  Stücke  ein  wenig  kleiner  (bloß  9,5—10,5  mm  lang),  was 
aber  nichts  bedeuten  will.  Auch  wäre  zu  erwähnen,  daß  die  Ausdehnung 
der  schwarzen  Körperflecken  etwas  variiert. 

112.  Banchus  varius  F.  (Syst.  Piez.  1804  p.  129):  hiervon  fehlt 
ebenso  wie  von  den  folgenden  2  Arten  die  Type  im  zoologischen  Univer- 
sitätmuseum zu  Copenhagen. 

113.  Banchus  hastator  F.  (ebenda  p.  127). 

114.  Banchus  elator  F.  (ebenda  p.  128). 

115.  Banchus  variegator  F.  (ebenda  p.  128):  die  Type  habe  ich  im 
Mus.  Copenhagen  gesehen;  sie  ist  verschieden  von  dem  daselbst  befind- 
lichen typischen  Exemplare  von  Banchus  conipressus  F.,  was  deshalb  hier 
hervorgehoben  wird,  weil  bei  späteren  Autoren  beide  Species  als  vielleicht 
identisch  bezeichnet  stehen. 

116.  Banchus  acmninator  F.  (ebenda  p.   128). 

117.  Banchus  fulvus  F.  (ebenda  p.  129).  Weder  diese  noch  die 
vorhergehende  Art  sind  in  dem  zuletzt  genannten  Museum  vertreten. 


Hynienopteren  skandinavischer  Autoren.  73 

118.  Banchus  annulatiis  F.  (ebenda  p.  129;  „habitat  in  India 
orientali  Mus.  Dom.  Lund").  Diese  fabelliafte  Wespe  war  von 
Trentepol  1826  als  ein  Anomaluin  gedeutet  worden.  Weit  gefehlt!  Die 
Type  im  Copenhagener  Museum  stellt  überhaupt  keine  Schlupfwespe, 
sondern  das  o'  von  Pompilus  [Episyron]  niuUipictus  F.  S  m.  (1879)  dar, 
und  zwar  ist  es  die  Form,  von  der  Bingham  (1897)  sagte:  „A  variety 
has  the  yellow  markings  on  the  face  and  abdomen  more  or  less  ferru- 
ginous".  Damit  haben  wir  denn  miiltipictus  als  Synonym  von  dem  nun- 
mehr gültigen  N&men  Pompilus  {Episyron)  annulatus  (F.,  1793)  gewonnen. 

Die  Subgenitalplatte  ist  beim  o^  dieser  Art  in  der  Basalhälfte  stark 
kielartig  erhoben,  im  ganzen  von  halbelliptischer  Form,  am  Ende  schmal 
abgestutzt. 

Pompilus  [Episyron)  capensis\^ü.\\\h.  von  Südafrika  dürfte  mit 
P.  \E.)  annulatus  (F.)  eng  verwandt  sein. 

119.  Ophion  ferrugineus  F.  (ebenda  p.  131 1,  eine  bisher  unbekannt 
gebliebene  Species,  ist  nach  der  im  Mus.  Copenhagen  vorhandenen,  gut 
erhaltenen,  einzigen  (weiblichen)  Type  weiter  nichts  als  die  palä- 
ark tische  Megarhyssa  („Thalessa")  superba  (Schrk.,  1781).  Die  irre- 
führende Stelle  in  Fabricius'  Beschreibung:  „Abdomen  petiolatum"  er- 
klärt sich  einfach  daraus,  daß  das  1.  Hinterleibsegment  an  seinem  typischen 
Exemplare  schon  damals  von  R a u b i n s e k t e n  angenagt  war.  —  Schranks 
Artbezeichnung  bleibt  zu  Recht  bestehen,  weil  sie  älter  als  die  Fabricius- 
sche  ist. 

120.  Ophion  morio  F.  (ebenda  p.  132),  eine  Thyreoclon-Form,  deren 
Kenntnis  zu  wünschen  übrigläßt,  ist  unter  dem  Fab  ric  i  u  sschen  Typen- 
material in  Copenhagen  nicht  vertreten. 

121.  Auch  von  Foenus  jaculator  F.  (ebenda  p.  141)  findet  sich  dort 
kein  Belegexemplar  vor. 

122.  Dagegen  ist  im  Copenhagener  Museum  die  Type  von  Foenus 
husiator  F.  (ebenda  p.  142)  noch  wohl  verwahrt.  Es  ist  dies  ein  vor- 
züglich erhaltenes  2  mit  der  Bezeichnung:  „Algeria.  St  üb.  Mus.  de 
S  eheste  dt",  das  sich  bei  genauer  Untersuchung  gleich  Gastrhyptium 
rubricans  Gu6r.  (1845)  erwiesen  hat,  eine  Synonymie,  die  schon  Schlet- 
terer  vermutete.  Somit  tritt  Fabricius'  Name  in  seine  Prioritätrechte 
ein.  An  die  Angabe  des  Kieler  Autors:  „tibiis  posticis  .  .  .  atris"  braucht 
man  sich  nicht  zu  stoßen;  in  Wirklichkeit  sind  die  Hinterschienen  an  seinem 
typischen  Stücke  rotbraun,  höchstens  ein  wenig  gebräunt. 

123.  Diplolepis  chrysis  F.  (ebenda  p.  150;  „habitat  in  Barbari a") 
gehört  weder  zu  Tory/iius  crassipes  (Spin.)  noch  zur  Gattung  Perilainpus, 
wie  D.  T.  in  seinem  Kataloge,  vol.  V,  1898  p.  303  bezw.  p.  354  anführte, 
sondern  es  ist  dies  nach  der  mir  im  Mus.  Copenhagen  vorgelegenen,  als 
„Ichneumon  Chrysis''    bezeichneten   Type  Fabricius'    das   q^    von    der 


74  W.  A.  Schulz: 

Chryside  Cleptes  ignitus  F.  Dieselbe  Deutung  hatte  auch,  ebenfalls 
nach  der  Type,  bereits  Dahlbom  im  zweiten  Bande  seiner  „Hymenoptera 
europaea  praecipue  borealia",  1854  p.  18  geliefert. 

124.  Leiicospis  petiolata  F.  (ebenda  p.  169)  ist,  wie  das  noch  vor- 
züglich erhaltene  typische  2  (von  „Tranquebaria,  Vahl.  Mus:  S:&T: 
L.")  im  Copenhagener  Museum  ausweist,  richtig  nur  eine  Abänderung 
von  L.  guzeratensis  Westw.  (1839),  bei  der  die  Grundfärbung  der  zwei 
bis  drei  ersten  Hinterleibringe  sich  zu  rotbraun  aufgehellt  hat.  Fabricius' 
Artname  tritt  damit  in  die  Prioritätrechte  ein.  Auch  Schletterer  hatte 
diese  Synonymie  schon  angenommen.  Seine  Z.^üCös/-?/5-Mongraphie  enthält 
leider  gerade  bezüglich  der  vorliegenden  Species  verschiedene  Fehler  und 
verwirrende  Flüchtigkeiten.  Namentlich  paßt  dort  in  der  Bestimmung- 
tabelle der  Weibchen  auf  Seite  164  das  Distichon  5  nicht,  denn  bei  petiolata 
reicht  der  weibliche  Legebohrer  nicht  bis  zum  hinteren  Ende  des  1. 
Abdominaltergits  zurück,  ferner  sind  die  Fühlergeißelglieder  vom  5.  an 
nicht  länger  als  dick,  vielmehr  vom  8.  an  dicker  als  lang,  und  die  Be- 
zahnung  an  der  Unterkante  der  Hinterschenkel  ist  auch  nicht  ganz  richtig 
geschildert.  Immerhin  konnte  ich  durch  Gegenhalten  von  zwei  schwarzen 
Q.  Q  derselben  Art  aus  Tranquebar  im  gleichen  Museum  (West er- 
mann) die  Identität  nachweisen.  Danach  handelt  es  sich  bei  der  roten 
Form  auch  nicht  um  eine  Unterart,  weil  sie  am  selben  Orte  wie  die 
schwarze  fliegt.  Die  rote  ist  ebendort  (aus  weiland  Drewsens  Samm- 
lung) noch  durch  ein  Q  aus  Hongkong  vertreten.  L.  atra  F.  ist,  ob- 
wohl mir  davon  die  Type  noch  nicht  vorlag,  die  nämliche  Species. 

125.  Evania  coinpressa  F.  (ebenda  p.  178,  „habitat  in  America 
m  eridionali"):  die  Exemplare  dieses  Namens  in  Copenhagen,  2  Q  $ 
von  „Essequibo.  Smidt.  Mus:  T:  Lund",  gehören  zu  zwei  ver- 
schiedenen ächten  Eva nia- Arten  (im  Sinne  Enderleins  und  der  anderen 
neuesten  Autoren),  wovon  eine  (die  mit  dem  Zettel  versehene)  Evania 
areolata  Schlett.  nahesteht,  aber  sich  davon  unterscheidet  durch  längs- 
nadelrissigen  Hinterleibstiel,  länglichovale,  nicht  kreisförmige  eingedrückte 
glatte  Stellen  an  der  Hinterseite  des  Mittelsegments,  dicht  gerunzelte  (mit 
der  Neigung  zur  Querstreifung)  Hinterhüften,  weißliche  Basis  der  Schenkel- 
ringe und  ebenso  gefärbtes  Ende  des  Hinterleibstiels.  Sie  dürfte  also 
doch  wohl  von  areolata  spezifisch  verschieden  sein.  Die  daneben  stehende 
Art  ist  mit  der  soeben  besprochenen  eng  verwandt,  jedoch  besitzt  sie  ab- 
weichend davon  einen  rotbraunen  Mittelrücken  und  ebenso  gefärbtes 
Schildchen,  keine  eingedrückten  Stellen  an  der  (durchweg  netzartig  ge- 
gitterten und  überdies  weiß  behaarten)  Hinterseite  des  Mittelsegments  und 
zerstreut  und  grob,  aber  seicht  punktierten  Hinterleibstiel.  —  Da  in  der 
Urbeschreibung  von  coinpressa  ausdrücklich  angegeben  steht:  „Thorax  niger, 
immaculatus",  ist  es  klar,  daß  nur  die  zuerst  erörterte  Wespe  die  Type 
davon  vorstellen  kann,  hingegen  die  zuletzt  behandelte  offensichtlich  erst 
später  unbefugterweise  hinzugesteckt  worden  ist. 


Hynienopteren  skandinavischer  Autoren.  75 

126.  Evania  nigricornis  ¥ .  (ebenda  p.  179,  „America"):  die  Typen 
im  Mus.  Copenhagen,  2  cf  cf  von  „Essequibo.  Smidt.  Mus:  S:  &  T: 
L.",  dürften  das  rj  zu  der  letzterwähnten  der  beiden  Arten  unter  voriger 
Nr.  bezeiclinen.  Sie  haben  wie  diese  beiden  Species  vollständig  aus- 
gebildetes Flügelgeäder  und  sind  also  auch  ächte  Evanien.  Alle  diese 
drei  Typen  sind  noch  ziemlich  gut  erhalten. 

127.  Evania  petiolata  F.  (ebenda  p.  179)  ist  nach  den  typischen 
Stücken  im  Copenhagener  Museum,  zwei  noch  in  recht  gutem  Zustande 
befindlichen  Q  Q-  von  „Ins:  Amer:  Mus:  T:  Lund",  auf  keine  von 
Schletterers  Arten  zurückführbar.  Vielleicht  handelt  es  sich  hier  um 
das  9  zu  E.  {Hyptiä)  Poeyi  Qu6r.  (1843)  von  der  Insel  Cuba.  In  jedem 
Falle  ist  die  Verwandtschaft  mit  Evania  soror  Schlett.  von  Nord-  und 
Südamerika  groß,  sodaß  ich  mich  darauf  beschränken  kann,  für  petiolata  F. 
die  unterscheidenden  Merkmale  anzuführen  : 

Diese  Species  ist  im  Q  kleiner  als  die  Schletterersche  (nur  4  mm 
lang)  und  anscheinend  auch  in  reicherem  Masse  rotgelb  gefärbt.  Immer- 
hin sind  die  Fühler  nicht  schwarz,  wie  sie  Fabricius  beschrieb,  sondern 
ebenfalls  rot,  mit  schwarzbrauner  Verdunklung  am  Schaft,  am  1.  Qeißel- 
gliede  und  in  der  Endhälfte  der  Geißel.  Ferner  bleibt  vom  Hinterleibe 
der  Stiel  rotgelb,  während  sich  auf  der  anderen  Seite  schwarze  Färbung 
in  wechselnder  Ausdehnung  am  Mediansegmente  zeigt.  Sonst  ist  für 
petiolata  die  dichte  und  anliegende,  glänzend  goldgelbe  Be- 
haarung auf  Stirn,  Scheitel  und  Hinterhaupt  charakteristisch,  die 
die  Skulptur  dieser  Kopfteile  verdeckt.  Ähnliche,  aber  etwas  schüttere 
Pubescenz  findet  sich  an  der  Hinterseite  des  Mittelsegments. 

Gesicht  von  petiolata  $  abweichend  im  Grunde  mikroskopisch  fein 
und  dicht  punktiert,  mit  eingestreuten  vereinzelten  groben  Punkten. 
Wangen  nur  so  lang  wie  die  zwei  ersten  Fühlergeißelglieder  zusammen 
und  mit  sparsamen,  feinen  und  vereinzelten,  groben  Punkten  bestanden. 
Die  gleiche  Punktierung  zeigen  die  Schläfen.  Gegenseitige  Ent- 
fernung der  hinteren  Neben  äugen  sehr  groß,  gleich  der 
vereinigten  Länge  des  2.  und  3.  Geißelgliedes,  ihr  Ab- 
stand von  den  Netzaugen  dagegen  nur  so  groß,  wie  das 
1.  Geißelglied  lang  ist.  Fühlerbasis  von  der  quer  durch  die  Mitte 
der  Netzaugen  gezogenen  geraden  Linie  weit  entfernt,  nahe  dem  Unter- 
rande der  Netzaugen. 

Mittelbrustseiten  glänzend  glatt,  nur  hier  und  da  mit  einigen  Punkten. 
Hinterbrustseiten  in  der  oberen  Hälfte  poliert  glatt,  in  der  davon  scharf 
getrennten  unteren  spärlich  grob,  aber  seicht  stempelartig  punktiert,  in 
ihrer  ganzen  Länge  vom  Mittelsegmente  durch  einen  breiten,  glänzend 
glatten  Raum  sehr  deutlich  geschieden.  In  den  Vorderflügeln  ist  außer 
der  Costalzelle  nur  die  Mediallängsader  und  in  deren  Fortsetzung  die  die 
äußere  Submedialzelle  (theoretisch)  oben  begrenzende  Ader  vorhanden. 
Demnach  gehört  petiolata  F.  zu  Hyptia  III. 


76  W.  A.  Schulz: 

Hinterleibstiel  nahezu  doppelt  so  lang  wie  die  Entfernung  seines 
Ursprunges  vom  Schildchen,  ungefurcht,  wohl  aber  mit  groben,  narbigen 
Punkten  besetzt. 

Auf  eine  der  beiden  durch  Dewitz  von  Portorico  beschriebenen, 
noch  ungenügend  bekannten  Arten  Evaniu  ruficaput  und  Evania  rufipectus 
paßt  Hyptia petiolata  (F.)  nicht.  Dagegen  scheint  dieser  Hyptia  argenteiceps 
Kieff.  (Arkiv  för  Zoologi,  Band  1  p.  540,  1904,  cT)  von  unbekannter 
Heimat  nahezustehen. 

1 28.  Evania  nifipes  F.  (ebenda  p.  1 79,  „America  m e r i  d i o n a  1  i s" ), 
eine  bei  Seh  letterer  ausgelassene  Schlupfwespe,  ist  laut  den  beiden 
typischen  (J'  cT  von  „Essequibo.  Smidt.  Mus.  de  Sehestedt"  im 
Mus.  Copenhagen  gleichfalls  eine  Hyptia  und  gehört  in  die  nächste  Ver- 
wandtschaft von  H.  amazonica  (Schlett.),  deren  Artname,  beiläufig  be- 
merkt, unpassend  gewählt  wurde,  weil  das  typische  Stück  nicht  vom 
Amazonenstrome,  sondern  von  Säo  Paulo  in  Süd  -  Brasilien  stammt. 
Trotz  der  großen  Ähnlichkeit  mit  amazonica  finden  sich  indessen  bei  rufi- 
pes  gewisse  Unterschiede,  wie  die  geringere  Körpergröße,  andere  Skulptur 
der  Thoraxseiten,  abweichende  Länge  des  Hinterleibstiels  und  einige  andere, 
die  für  die  Speciesselbständigkeit  der  Fabri  eins  sehen  Form  zu  sprechen 
scheinen. 

Die,  wie  immer  bei  den  alten  Autoren,  ungenügende  Urbeschrei- 
bung  von  H.  mfipes  (F.j  sei  in  folgenden  Stücken  ergänzt: 

cf.  Körperlänge  5—5,75  mm.  Am  Rücken  sind  das  Dorsulum,  die 
Flügelschuppen  und  das  Schildchen  rot  gefärbt.  Mittelbeine  nicht  völlig 
rot,  sondern  ihre  Tarsen  schwarz,  hinwiederum  erscheinen  an  den  (schwar- 
zen) Hinterbeinen  die  Schenkelringe  rotbraun  aufgehellt. 

Fühler  und  Beine  auffallend  kurz  und  dick. 

Kopf  und  Thoraxoberseite,  auch  das  Schildchen 
überall  recht  dicht  und  sehr  grob  runzlig  punktiert. 
Wangen  etwa  so  lang  wie  das  2.  -f-  halbe  1.  Geißelglied.  Fühler  unter- 
halb der  Geraden,  die  man  sich  quer  durch  die  Mitte  der  Netz- 
augen gezogen  denken  kann;  Schaft  etwas  länger  als  das  1.  +  2., 
doch  kürzer  als  das  2.  -{-  3.  Geißelglied.  2.  Geißelglied  doppelt  so  lang 
wie  das  1.,  das  3.  gleichlang  dem  2.  Netzaugen-Innenränder  miteinander 
parallel.  Der  Abstand  der  hinteren  Nebenaugen  voneinander  ist  doppelt 
so  groß  wie  ihre  Entfernung  von  dem  jeweils  benachbarten  Facettauge 
und  beträgt  gut  die  Länge  des  1.  -|-  2.  Geißelgliedes. 

Schulterecken  in  stumpfen  Winkeln  vorspringend.  Parapsidenfurchen 
fehlen  auf  dem  Mittelrücken.  Mesopleuren  glänzend,  mit  feinen  Pünktchen 
ziemlich  dicht  besät.  Metapleuren  oben  poliert  glatt,  in  der  unteren  Hälfte 
dicht  und  sehr  grob  gitterig  punktiert,  im  ganzen  vom  Mittelsegmente 
durch  einen  breiten,  oben  quergerieften,  unten  glatten  Zwischenraum 
scharf  getrennt.  Hinterer  Metaster  nalfortsatz  mit  divergenten 
Gabelästen.    Vorderflügelgeäder  wie  bei  Hyptia  petiolata  (F.).    Hinter- 


Hyinenopteren  skandinavischer  Autoren.  77 

hüften  in  mäßiger  Dichte  und  Tiefe  ziemlich  grob  stempelartig  punktiert, 
oben  am  Grunde  poliert  glatt.  Schienen  und  Tarsen  der  Hinter- 
beine ohne  deutliche  Dornen.  Der  längere  Hinterschienensporn 
erreicht  nicht  ganz  die  halbe  Länge  des  1.  Hintertarsengliedes,  das  seiner- 
seits die  Gesamtlänge  der  vier  folgenden  Fußglieder  ein  wenig  übertrifft. 

Mittelsegment  oben  zwischen  der  Basis  des  Hinterleibstiels  und 
dem  Hinterrücken  gedrängt  und  grob,  aber  flach  stempelartig  punktiert, 
allerwärts  sonst  weitmaschig  gitterig  skulptiert,  ohne  besondere  Eindrücke 
an  der  Hinterseite.  H  i  n  t  e  r  1  e  i  b  s  t  i  e  1  a  n  d  e  r  t  h  a  1  b  m  a  1  solang 
wie  die  Strecke  von  seinem  Anfange  bis  zum  Metanotum, 
im  übrigen  recht  dicht  und  sehr  grob  längsrissig-runzlig  punktiert. 

Sehr  ähnlich,  wenn  nicht  gar  damit  identisch  dürfte  Hyptia  rufo- 
signata  Kieff.  (Arkiv  för  Zoologi,  Band  1  p.  542,  1904,  Q)  von  Buenos 
Aires  sein. 

129.  Evania  nijicornis  F.  (ebenda  p.  179,  gleichfalls  von  „S  ü  d- 
a  m  e  r  i  k  a") :  die  Typen,  zwei  gut  erhaltene  Q  y  in  Copenhagen,  stam- 
men wiederum  vom  Essequibo  („Smidt.  Mus:  T:  Lund")  und 
gehören  einer  kleineren  Art  an,  die  sich  nach  Schletterers  Tabelle 
nicht  ermitteln  läßt.  Man  kommt  damit  auf  E.  cariniilata  S  c  h  1  e  1 1.  von 
Georgetown  in  G  u  i  a  n  a,  der  Unterschiede  sind  aber  viele :  Gesicht 
nahezu  flach,  glänzend,  mäßig  grob  und  dicht  punktiert,  nach  unten  zu 
glatt  werdend.  Stirn  ebenfalls  flach,  aber  grob  punktiert,  die  Punkte 
oben  in  der  Mitte  weitläufig,  unten  und  an  den  Seiten  dichter  und  runzlig 
zusammenfließend.  Schläfen  zwar  nach  unten  verbreitert,  aber  (gleich  den 
Wangen)  glänzend,  mit  sparsamen  Punkten  bestanden.  Entfernung  der 
hinteren  Nebenaugen  voneinander  und  von  den  Netzaugen  ungefähr  gleich 
der  Länge  des  1.  Fühlergeißelgliedes.  Die  seitlichen  groben  Punkte  des 
Schildchens  sind  ebenso  wie  die  auf  dem  Mittelrücken  flach,  stempelartig. 
Der  längere  Hinterschienensporn  erreicht  die  Hälfte  der  Länge  des  1. 
Hinterfußgliedes,  das  seinerseits  kürzer  als  die  Gesamtheit  der  vier  folgen- 
den Tarsenglieder  ist.  Hinterleibstiel  fast  doppelt  so  lang  wie  die  Ent- 
fernung seines  Ursprunges  vom  Schildchen,  obenauf  mit  etlichen  groben 
Punkten.  Die  Fühlerenden  und  die  Hinterbeine  sind  nicht  schwarz,  wie 
F  a  b  r  i  c  i  u  s  sagte,  sondern  aus  dem  Roten  pechbraun  verdunkelt.  Vorder- 
flügelgeäder  bei  ruficornis  vollständig,  auch  die  äußere  Submedialzelle 
überall  geschlossen ;  also  ist  es  eine  wirkliche  Evania. 

130.  Die  Type  von  Evania  pygniaea  F.  (ebenda  p.  180,  „habitat  / 
in  America  meridi  o  n  a  li")  im  Copenhagener  Museum,  ein  einzelnes  K 
c/'  vom  Essequibo  („Smidt.  Mus:  de  Sehestedt"  heißt  es  noch- 
mals auf  der  angesteckten  Etikette)  ist  nicht  gleich  E.  ruficeps  S  h  u  c  k., 
wie  Schletterer  vernuitete,  sondern  steht  in  nächster  Nähe  von 
Rracljygaster  basalis  (Seh  lett.i  aus  Colombien.  Wie  bei  dieser,  sind 
auch  bei  ihr  im  Vorderflügel  nur  die  drei  Basalzellen  vollständig  abge- 
grenzt,   während    von    der   äußeren  Submedialzelle    nur   die    obere   Ader 


78  W.  A.  Schulz: 

vorhanden  ist.  Demnach  handelt  es  sich  bei  pygmaea  ebenfalls  um  eine 
Brachvgaster.  Indessen  weicht  Brac/iygaster  pygmaea  (F.)  von  B.  basalis 
(Schlett.)  in  folgendem  ab:  Fühlenirsprung  unterhalb  der  Geraden,  die 
man  sich  durch  die  Mitte  der  Netzaugen  gezogen  denkt;  Fühlergeißel 
fadenförmig,  nicht  gegen  das  Ende  hin  verdickt;  Schaft  kürzer  als  die 
drei  folgenden  Geißelglieder  zusammen,  wenig  länger  als  das  1.  +  2. 
Geißelglied;  2.  Geißelglied  doppelt  so  lang  wie  das  1.,  das  3.  ein  wenig 
länger  als  das  2.;  Abstand  der  hinteren  Nebenaugen  von  den  Facett- 
augen gleich  der  Länge  des  1.  Fühlergeißelgliedes,  ihre  gegenseitige  Ent- 
fernung etwas  größer;  Trennungnaht  zwischen  Metapleuren  und  Median- 
segnient  wenig  deutlich,  keinesfalls  eine  flache,  poliert  glatte  Rinne  bildend; 
Hinterleibstiel  durchaus  glatt;  Scheitel  und  das  ganze  Mittelsegment 
schwarz;  Fühler  nicht  schwarz,  wie  Fabricius  angab,  sondern  durch- 
weg braun;  Hinterleibstiel  schwarzbraun,  im  Enddrittel  rotgelb.  —  Die 
Skulptur  der  Basis  des  Mittelsegments  oben  ist  an  dem  typischen  Stücke 
von  B.  pygmaea  (F.)  nicht  mehr  erkennbar,  weil  dort  die  Nadel  durchge- 
zogen wurde.  Der  Hinterleib  vom  2.  Ringe  an,  die  Vorder-  und  Hinter- 
beine sowie  größtenteils  das  linke  Mittelbein  fehlen  bereits  an  der  Type, 
die  sich  jedoch  nach  den  Fühlern  als  cT  erkennen  ließ. 

131.  Podium  ruf ipesV.  (ebenda  p.  183):  die  beiden,  noch  recht  gut 
konservierten  typischen  0  V  (vom  „E  s  s  e  q  u  i  b  o.  S  m  i  d  t.  Mus:  de 
Sehestedt")  im  Mus.  Copenhagen  sind  richtig,  wie  Kohl  1902  mut- 
maßte, gleich  Podium  (Parapodium)  biguttatum  E.  T  a  s  c  h  b  g.  (1869), 
welch  letzter  Artname  damit  als  Synonym  der  so  viel  älteren  Fabricius- 
schen  Bezeichnung  hinfällt. 

132.  Von  Pompilus  morio  F.  (ebenda  p.  1871  aus  Australien 
fand  sich  in  der  nachgelassenen  Sammlung  des  Autors  im  Kieler  zoolo- 
gischen Universitätmuseum  ein  9  von  ca.  13  mm  Körperlänge  vor,  das 
wirklich  ein  Pompilus,  nach  der  heutigen  Auffassung  dieser  Gattung,  ist : 
hintere  Nebenaugen  voneinander  weiter  als  von  den  Netzaugen  getrennt; 
Metatarsus  I  mit  langem,  schwarzem  Dornenkamm;  3.  Cubitalzelle  der 
Vorderflügel  oben  beträchtlich  verengt;  Kopfschild  nur  an  den  Seiten 
weiß  befilzt,  mitten  schwarz;  Flügel  stark  getrübt. 

133.  Sphex  ussimilis  F.  (Mantissa  Insectorum,  tom.  I,  1787  p.  276) 
von  Tranquebar,  der  später  vom  Autor  nacheinander  als  „ Vespa" 
und  „Pompilus"  angesprochen  ward,  ist  nach  der  Type,  einem  cf  im 
Copenhagener  Museum,  gleich  Sfizus  calopteryx  H  a  n  d  1.  (1892).  Diese 
Namenausgrabung  kommt  deshalb  gelegen,  wqW  Stizus  fasciatus  (F.,  1798), 
ein  anderes  Synonym  dieser  Art,  durch  eine  gleichnamige,-  aber  davon 
verschiedene  Wespe  Fabricius'  (1781)  präokkupiert  war. 

134.  Sphex  Ursus  F.  (Entomologia  systematica  emendatä  et  aucta, 
tom.  II,  1793  p.  210)  ohne  Vaterlandangabe,  der,  von  F  a  b  r  i  c  i  u  s  später 
unter  „Pompilus"  gebracht,  bei  D.  T.  als  Synonym  von  Ferreola  [„Pom- 
pilus"]  coccineu  (F.)  steht,  wurde  von  J.  C.  Nielsen  in  dessen  dänisch 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  79 

geschriebenem  Werkchen:  „Danmarks  Fauna  2.  Gravehvepse  og  Gede- 
hamse",  Köbenhavn,  1907  S.  49,  Fußnote*  als  Mntilla  gedeutet.  Die  noch 
gut  erhaltene  Type  von  ursus  im  Copenhagener  zoologischen  Universität- 
museum ist  nun  wirklich  das  ,  '  einer  M  u  t  i  1 1  i  d  e,  die  mir  jetzt  nach 
meiner  Rückkehr,  wo  ich  ihre  generische  Stellung  ermittehi  wollte,  zu 
MynniLla  zu  gehören  scheint:  11  mm  lang,  schwarz  und  schwarz  (nirgends 
weiß)  behaart.  1.  Hinterleibring  rot,  desgleichen  der  2.  (mit  Ausnahme 
von  dessen  schwarzem  Endrandei;  2.  Hinterleibring  oben  goldgelb  be- 
haart, unten  mit  schwarzer  Behaarung.  Der  1.  nicht  gestielt,  sondern 
dreieckig  oder  glockenförmig,  unten  mit  einem  Längskiele.  Netzaugen 
am  Innenrande  nicht  ausgerandet.  —  In  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Sammlung 
im  Mus.  Kiel  stecken  ebenfalls  2  q  cT  von  ursus.  —  Ueber  die  Heimat 
dieser  Art  fehlt  mir  jeglicher  Anhaltpunkt;  in  E  rn.  A  n  d  r  6s  Bearbeitung 
der  paläarktischen  M  u  t  i  1 1  e  n  habe  ich  sie  ebensowenig  wie  in  der 
B  i  n  g  h  a  mschen  in  „Fauna  of  British  India"  auffinden  können. 

135.  Von  Pompilus  coccineus  (verdruckt  in  caccineus)  F.  (Syst. 
Piez.  1804  p.  191,  „Germania")  wurde  die  Type  in  Kiel,  ein  Q  von 
10,5  mm  Körperlänge,  untersucht  und  gleich  Ferreola  coccinea  (F.)  be- 
funden: 3.  Cubitalzelle  der  Vorderflügel  etwas  größer  als  die  2. 

136.  Pompilus  mixtus  F.  (ebenda  p.  192,  „habitat  in  Americae 
i  n  s  u  1  i  s").  Hiervon  befinden  sich  in  Copenhagen  2  5  9  i'nd  in  Kiel 
1  9-  Alle  drei  messen  übereinstimmend  10  mm  Körperlänge  und  be- 
zeichnen einen  wohl  später  durch  C  r  e  s  s  o  n  Vater  neubeschriebenen, 
gelbbunten  Pompilus.  Dessen  Flügel  sind  gelb  getrübt  und  weisen  nahe 
dem  Vorderrande  einen  braunen  Längswisch  auf.  2.  Cubitalzelle  der 
Vorderflügel  groß,  die  3.  oben  verengt. 

137.  Pompilus  auripennis  F.  (ebenda  p.  192,  „habitat  in  America 
m  e  r  i  d  i  0  n  a  1  i" ;  im  Text  fehlt  dieser  Artname,  der  erst  unter  den 
„Errata"  und  dann  im  Register  aufgeführt  steht):  die  Typen  im  Copen- 
hagener Museum,  2  $  $  von  je  19  mm  Körperlänge,  stellen  einen  größeren, 
schwarzen  Pompilus  vor  mit  hier  und  da  grauglänzender  Tomentierung 
(besonders  an  der  Basis  der  Hinterleibsegmente  beiderseits  in  den  Ecken) 
und  mit  goldgelben,  doppelt  dunkelbraun  quergebänderten  Vorderflügeln, 
die  auch  am  Außenrande  schmal  schwärzlich  gesäumt  sind.  —  Ob  W. 
J.  Fox  1897  in  „Proceedings  of  the  Academy  of  Natural  Sciences  of 
Philadelphia"  p.  258  mit  seiner  Deutung  dieser  Art  auf  ein  Stück  aus 
Santa  rem  an  der  Mündung  des  Tapajozinden  Amazonen- 
strom das  Richtige  getroffen  hat,  bleibe  dahingestellt,  denn  er  gibt  nichts 
über  die  körperlichen  Eigenschaften  der  betreffenden  Wespe  an. 

138.  Pompilus  teutonus  F.  (ebenda  p.  194)  ist  nach  dem  typischen 
Exemplare  im  Mus.  Kiel,  einem  y  von  19  mm  Länge,  weiter  nichts  als 
die  bekannte  paläarktische  Larra  anathema  (R  o  s  s  i,  1 790).  Diese 
Synonymie  hatte  übrigens  auch  bereits  E.  Taschen  berg  in  Zeitschr. 


80  W.  A.  Schulz: 

f.  d.  ges.  Naturw.  XXXVI,  1870  p.  5  angegeben,  was  jedoch  den  Schrift- 
stellern nach  ihm  entgangen  ist. 

139.  Pompilus  capensis  F.  (ebenda  p.  196):  die  Type  in  Copen- 
hagen,  ein  Q,  ist  richtig  ein  Cryptocliilus,  wie  schon  vorher  gedeutet 
worden  war,  und  zwar  genauer  eine  Mygnimia. 

140.  Pompilus  hirtus  F.  (ebenda  p.  197)  fällt  mit  Mutilla  indostana 
F.  S  m.  (1855)  rj'  zusammen.  Die  beiden  F  a  b  r  i  c  i  u  sschen  Typen  im 
Copenhagener  Museum  („ex  Ind:  or:  Daldo  rff")  messen  18  und  22  mm 
Körperlänge  und  weichen  von  Binghams  (1897)  Beschreibung  dieser 
Art  nur  dadurch  ab,  daß  bei  ihnen  auch  der  6.  Hinterleibring  rot  gefärbt 
und  die  Gesichtseiten  sowie  die  Basis  der  Oberkiefer  anliegend  silberweiß 
behaart  sind,  beides  Unterschiede,  auf  die  es  für  die  Speciesdeutung  sicher 
nicht  ankommt. 

141.  Dryinus  aeneiis  F.  (ebenda  p.  200):  die  Type,  ein  q"  von 
„Guinea  Meier"  im  Mus.  Copenhagen,  ist  gleich  Ampulex  Dalilboiiii 
Kohl  (1893).  Damit  erscheint  Tropisch-Afrika  als  Heimat  dieser 
Art  festgestellt,  und  aus  der  Gattung  Sphex,  wohin  es  bisher  fraglich 
gebracht  wurde,  scheidet  das  Tier  nunmehr  auch  aus. 

142.  Das  einzige  typische  $  von  Dryinus  auripennis  F.  (ebenda 
p.  200)  aus  „Südamerika"  im  gleichen  Museum  ist  eine  P  o  m  p  i  1  i  d  e 
der  Gattung  Planiceps,  und  es  mißt  10  mm  Länge.  Es  auf  eine  der 
später  beschriebenen  Planiceps- kri^n  zurückzuführen,  habe  ich  mich  bis 
heute  vergeblich  bemüht. 

143.  Auch  von  Dryinus  planifrons  F.  (ebenda  p.  201,  „habitat  in 
America  m  e  r  i  d  i  o  n  a  1  i")  ist  die  Type,  abermals  ein  $,  im  nämlichen 
Museum,  ein  Planiceps,  und  zwar,  wie  bei  ihr  angegeben  steht,  gleich 
Planiceps  Smidti  D  a  hl  b.,  welch  letzter  Name  sich  indessen  nirgends  ver- 
öffentlicht findet.  Es  handelt  sich  um  ein  kleineres  Tier,  von  dem  sich 
wohl  noch  einmal  Aporus  canescens  F.  Sm.  (1873)  als  Synonym  entpuppen 
dürfte,  wie  sich  aus  den  Angaben  William  J.  Fox'  folgern  läßt,  der 
diese  F.  Smith  sehe  Form  in  Proceedings  of  the  Academy  of  Natural 
Sciences  of  Philadelphia,  1897  p.  263  zu  Planiceps  gezogen  hat. 

144.  Dryinus  planiceps  F.  (ebenda  p.  201)  hingegen  stellt  nach  Aus- 
weis der  beiden  typischen  9  9  im  Copenhagener  Museum  eine  metallisch 
glänzende  B  e  t  h  y  1  i  d  e  von  ca.  6,5  mm  Körperlänge  vor. 

145.  Desgleichen  sind  die  zwei  ebendort  aufbewahrten  Typen  {$  9) 
von  Dryinus  explanatus  F.  (ebenda  p.  201)  die  einer  nur  etwas  kleineren 
B  e  t  h  y  1  i  d  e  n  -  Art,    also  keiner  P  o  m  p  i  1  i  d  e,  wie  D.  T.  gemeint  hat. 

Keine  einzige  von  den  soeben  behandelten  fünf  Arten,  auf  die  die 
Gattung  Dryinus  F.  (1804)  gegründet  ist,  reiht  sich  somit  bei  den  Dry- 
i  n  i  d  e  n  ein,  für  die  ich  1906  den  Namen  Anteoniden  vorgeschlagen 
habe,  weil  das  typische  Genus  Dryinus  L  a  t  r.  (1805)  von  dem  obigen 
älteren  Homonym  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  verschieden  ist.    Es  fragt  sich,  für  welche 


Hymenopteren  sluirulinavischer  Autoren.  81 

Gattung  Dryinus  F.,  welcher  Name  natürlich  nicht  verschwinden  kann, 
zu  nehmen  ist.  Mir  scheint,  entweder  für  Ampulex  J  u  r.  (1807)  oder  für 
die  Bethylide  Nr.  144,  deren  Genus  dann  noch  festzustellen  wäre. 

146.  Larra  nififrons  F.  (ebenda  p.  221)  stammt  gewiß  nicht  von 
„Indien",  wie  ihr  Autor  meinte,  sondern  ist  gleichbedeutend  mit  der  aus 
Sierra  Leone  beschriebenen  Meria  Spinolae  W  e  s  t  w.  (1835,  richtig 
Spinolai),  wie  schon  Guerin-Meneville  ermittelt  hatte.  F.  Smith 
hatte  in"  Catal.  Hymen.  Brit.  Mus.  III.  1855  p.  80  keinen  Grund,  die 
Richtigkeit  dieser  Synonyniie  in  Zweifel  zu  ziehen,  denn  einmal  schwankt 
die  Größe  bei  solchen  Tieren  etwas,  und  dann  steht  ja  aber  auch  in  der 
Urbeschreibung  von  Spinolai  die  Körperlänge  zu  7  V2  und  nicht  zu  10 
Linien  angegeben,  wie  der  genannte  Kritiker  glauben  machen  wollte.  Die 
(einzige)  weibliche  Type  von  rufifrons  in  Kiel  mißt  13  mm  Länge,  und 
sonst  sind  bei  ihr  beiläufig  die  Abdominaltergite  2—5  in  den  Hinterecken 
mit  je  einem  großen,  gelben  Seitenfleck  geziert.  Man  verlasse  sich  jedoch 
hierauf  etwa  nicht  für  die  Artdeutung,  da  diese  Flecken  bei  den  Meria- 
9  $  in  der  Größe,  der  Verteilung  auf  den  Tergiten  und  auch  wohl  im 
Farbenton  variieren.  —  Bei  D  a  1 1  a  T  0  r  r  e  findet  sich  der  Heimatvermerk 
für  M.  rufifrons  (F.)  in  Sierra  Nevada  verdruckt.  —  Mit  Meria  111. 
steht  der  im  gleichen  Jahre  1807  veröffentlichte  Taclius  J  u  r.  in 
Konkurrenz :  welcher  von  den  beiden  Gattungnamen  da  die  Priorität  hat, 
kann  nur  durch  subtile  bibliographische  Nachforschungen  festgestellt 
werden,  die  sich  jedoch  mit  einiger  Aussicht  auf  Erfolg  nur  an  den  größten 
Staatbibliotheken  betreiben  lassen,  und  dazu  fehlt  mir  zurzeit  Muße  und 
Gelegenheit. 

147.  Von  Tipliia  villosa  F.  (ebenda  p.  235,  „Hungaria")  stand 
es  bisher  nicht  fest,  ob  damit  Tiphia  niorio  F.  oder  Scolia  (Triselis)  quin- 
quecincta  F.  gemeint  ist.  Das  typische  Q.  von  Tiphia  villosa  im  zoologischen 
Universitätmuseum  zu  Kiel  stellt  nun  wirklich  eine  Tiphia  vor,  von  13 
mm  Körperlänge,  mit  drei  Längskielen  auf  der  Vorderhälfte  des  Mittel- 
segments. 

148.  Elis  cylinclrica  F.  (ebenda  p.  249,  „Italia")  ist  bei  D.  T. 
irrtümlicherweise  als  Sapyga  cylindrica  (F.)  aufgeführt  worden ;  aber 
Saussure  &  Sichel,  Catal.  spec.  gen.  Scolia,  1864  p.  255  hatten  sie 
für  das  cf  von  Meria  tripunctata  (Rossi)  erklärt.  Ein  typisches  Bruch- 
stück    von     cylindrica    in    Kiel     bezeichnet    tatsächlich     ein     Meria-t^. 

149.  Elis  cochleata  F.  (ebenda  p.  249,  „Gu  i  n  e  a"),  eine  sagenhafte 
Hymenoptere,  hat  man  schon  als  Podalirius  vividus  (F.  Sm.)  an- 
sprechen wollen,  und  Saussure  &  Sichel,  Catal.  spec.  gen.  Scolia, 
1864  p.  255,  vermuteten  darin  ebenfalls  eine  Biene.  Leider  habe  ich 
verabsäumt  nach  der  Type  von  Elis  cochleata  im  Copenhagener  Museum 
zu  forschen,  wo  sie  sich  befinden  muß,  da  diese  Art  aus  dem  „Mus. 
Dom.  de  Sehestedt"  beschrieben  wurde.  In  Kiel,  wo  ich  mich  ihrer 
zu  spät  erinnerte,  blieb  das  Suchen  nach  einem  cochleataSixxckQ  vergeblich. 

6 


82  W.  A.  Schulz: 

150.  Vespa  aiirata  F.  (ebenda  p.  259,  Sierra  Leo  na),  die 
S  a  u  s  s  u  r  e  in  seiner  „Monographie  des  Qu6pes  Solitaires,  ou  de  la  tribu 
des  Eum^niens",  p.  264  nicht  zu  deuten  vermocht  hat,  ist  nach  einem  9 
in  Copenhagen  ein  Odynems. 

151.  In  Vespa  atrata  F.  (ebenda  p.  2öü,  „habitat  in  Americae 
meridionalis  Insuli  s"),  einer  gleichfalls  apokryphen  Art,  hatte 
bereits  Saussure  in  seinem  soeben  zitierten  Werke  p.  264  einen  Ody- 
nerus  vermutet.  In  Copenhagen  habe  ich  mich  nun  zwar  nicht  nach  der 
Type  umgeschaut,  aber  in  Kiel  fanden  sich  3  als  Vespa  atrata  etikettierte 
Exemplare  vor,  2  $  9  i^'rid  1  q,  von  je  ca.  9—10  mm  Gesamtlänge,  die 
einen  Odynerus  oder  ein  Rhyncliiuin  vorstellen:  ganz  schwarz  gefärbt,  nur 
das  cf  mit  gelbem  Längsstreif  in  der  Mitte  des  Kopfschildes  und  mit 
gelbem  Fleck  an  der  Unterseite  des  Fühlerschafts.  1.  Hinterleibtergit 
durch  einen  mittleren  Querwulst  scharf  in  einen  vorderen  senkrechten  und 
einen  hinteren  wagerechten  Teil  geschieden.  Genaues  Vaterland  nach  der 
Angabe  auf  einer  der  Etiketten  die  Insel  St.  T  h  o  m  a  s. 

152.  Zwei  typische  9  ?  der  problematischen  Vespa  cinerascens  F. 
(ebenda  p.  260,  „America")  im  Mus.  Kiel  messen  je  ca.  10 — 11  mm 
Gesamtlänge  und  gehören  zur  Gattung  Rhynchium. 

153.  Vespa  flavescens  F.  (ebenda  p.  261,  „I  n  d  i  a  o  r  i  e  n  t  a  1  i  s") 
reiht  sich  nach  den  drei  Typen  in  des  Autors  Sammlung  (Kieler  Museum) 
bei  Odynerus  ein.  Diese  Stucke  sind  gelbbraun  gefärbt  und  vom  Kopf 
bis  zur  Hinterleibspitze  etwa  9  mm  lang.  Flügel  gelb  getrübt,  die  vorderen 
mit  schwarzbraunem  Fleck  gegen  das  Ende  der  Radialzelle.  Nach  B  i  n  g- 
hams  Tabelle  der  indischen  Odynerusse  (1897)  hat  sich  O.  flaves- 
cens (F.)  nicht  ermitteln  lassen;  Odynerus  punctum,  den  Saussure  in 
„Monographie  des  Guepes  Solitaires"  p.  265  darin  vermutete,  ist  es  also 
auch  nicht.  Odynerus  punctum  hat  übrigens  Saussure  zum  Autor  und 
nicht  F  a  b  r  i  c  i  u  s,  wie  B  i  n  g  h  a  m  zitiert,  denn  Polistes  punctum  F. 
stellt,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  wirklich  einen  Polistes  und  keinen 
Odynerus  dar,  welche  Tatsache  auch  schon  Saussure  seinerzeit  in 
Berichtigung  eines  früher  von  ihm  begangenen  Irrtums  hervorgehoben  hat. 

154.  Von  Vespa  gibbosa  F.  (ebenda  p.  261,  ,,America")  ist  die 
Type  in  Kiel,  ein  einzelnes  cT  von  9  mm  Körperlänge,  ein  Philanthus : 
Mittelsegment  dicht  und  mäßig  grob  körnig  punktiert,  Hinterleib 
außerordentlich  grob,  aber  sparsam  runzlig  punktiert. 

155.  Die  europäische  Vespa  biglumis  F.  (ebenda  p.  264)  fand  sich 
in  der  coli.  F  a  b  r  i  c  i  u  s  (Mus.  Kiel)  nur  in  weiblichen  Stücken  vertreten. 
Es  ließ  sich  daher  nicht  feststellen,  zu  welchem  Polistes  nach  Kohl 
diese  Art  gehört. 

156.  Vespa  2 notata  F.  (ebenda  p.  266,  „America  meridio- 
nalis"). Die  eigentliche  Type  hiervon,  ein  Odynerus-Q,  wurde  von  mir 
im  Copenhagener  Museum  besichtigt.  In  Kiel  habe  ich  dann  von  hinotata 
noch   ein  Bruchstück    kräftigen,    mittelgroßen  Wuchses    vorgefunden,  das 


Hyinenopteren  skandinavischer  Autoren.  83 

gleichfalls  zur  Gattung  Odynerus  gehört:  Thorax  und  Schildchen  mit 
groben  und  tiefen,  mäßig  dichten  Punkten  besetzt.  Saussure  hatte  in 
dieser  F  a  b  r  i  c  i  u  s  sehen  binotata  ebenfalls  bereits  einen  Odynerus  ver- 
mutet (Monogr.  Qudpes  Sollt,  p.  265). 

157.  Vespa  2 guttata  F.  (ebenda  p.  267,  China)  ist  seit  Fabri- 
cius  nicht  mehr  mit  Sicherheit  wiedererkannt  worden:  ich  sah  davon 
im  Copenhagener  Museum  zwei  Stücke  in  zwei  verschiedenen  Arten,  die 
jedoch  beide  zur  Gattung  Odynerus  gehören. 

158.  Polistes  fuscata  F.  (ebenda  p.  270,  „habitat  in  Americae 
m  e  r  i  d  i  0  n  a  1  i  s  1  n  s  u  1  i  s")  schien  noch  immer  nicht  einwandfrei  ge- 
deutet zu  sein;  ein  Exemplar  davon  in  der  F  a  b  r  i  c  i  u  s  sehen  Sammlung 
des  Mus.  Kiel  stellt  einen  kräftigen  Polistes  von  ca.  17  mm  Qesamtkörper- 
länge,  mit  gelber  Endrandbinde  am  1.  Hinterleibtergite  vor.  Mesopleuren 
mit  bogenförmiger  Furche  unter  den  Flügeln  sowie  mit  Längsfurche. 

159.  Polistes  liumilis  F.  (ebenda  p.  270,  „n  o  v  a  H  o  1 1  a  n  d  i  a") : 
es  wäre  nützlich  gewesen  sich  zu  vergewissern,  ob  Saussure  mit 
seiner  Deutung  dieser  Wespe  das  Richtige  getroffen  hat.  Die  Type  von 
liumilis  dürfte  aber  wohl  im  Britischen  Museum  stecken ;  ein  Polistes 
dieses  Namens  fand  sich  freilich  auch  in  Kiel  vor,  jedoch  als  unverwend- 
bares Trümmerstück,  indem  nurmehr  die  Thoraxoberseite  und  die  Flügel 
vorhanden  waren. 

160.  Exemplare  von  Polistes  gallica  F.  (ebenda  p.  271)  im  Kieler 
Museum  (coli.  Fabricius)  sind  leider  alle  weiblichen  Geschlechts,  so- 
daß  es  unmöglich  war,  darin  die  nur  auf  Männchen  gegründeten  kritischen 
paläarktischen  Polistes- Arten  Kohls  wiederzuerkennen. 

161.  Zwei  im  nämlichen  Museum  aufbewahrte  Bruchstücke  von 
Polistes  liliacea  F.  (ebenda  p.  271)  aus  des  Autors  Besitze  schienen  mir 
die  südamerikanische  Polybia  liliacea  (F.),  nach  deren  Auffassung 
vonseiten  der  neueren  Schriftsteller,  vorzustellen. 

162.  Polistes  striata  F.  (ebenda  p.  271,  Cajennae):  diese  bisher 
rätselhaft  gebliebene  Form  konnte  ich  in  dem  typischen  9  oder  9  't 
Mus.  Kiel  untersuchen,  und  obwohl  daran  schon  der  Hinterleib  vom  2. 
Ringe  ab  fehlte,  gab  sie  sich  doch  sofort  als  Polybia  liliacea  (F.)  aus, 
welch  letzter  Name  sich  nunmehr  dem  älteren:  Polybia  striata  (F.)  als 
Synonym  unterordnet. 

163.  Ein  weibliches  Individuum  von  Polistes  analis  F.  (ebenda  p.  272, 
Cajennae)  in  der  coli.  Fabricius  in  Kiel,  das  wohl  sicher  die  Type 
vorstellt,  ist  richtig  dieser  Polistes,  so  wie  ihn  die  Autoren  bisher  ge- 
deutet haben. 

164.  Polistes  punctum  F.  (ebenda  p.  273,  „habitat  in  nova  C  a  m- 
b  r  i  a"):  hiermit  hat  man  bis  auf  den  heutigen  Tag  nichts  anfangen  können. 
Die  einzige  Type   in  Kiel  ist  nun  leider  bloß  mehr  ein  Torso,  bestehend 

6* 


84  W.  A.  Schulz: 

aus  dem  Thorax  samt  Flügeln,  Mittel-  und  Hinterbeinen;  immerhin  ersieht 
man  daraus,  daß  es  sich  um  einen  ziemlich  kräftigen  Polistes  handelt, 
dessen  Thorax  dicht,  aber  flach  körnig  punktiert  ist. 

165.  Polistes  aumlenta  F.  (ebenda  p.  275):  die  zwei  Typen  (weib- 
lichen Geschlechts)  im  Copenhagener  Museum  decken  sich  mit  Polybia 
c/irysot/iorax  {'W  eb.,  1801)  in  Duckes  („1904",  richtig  1905)  Deutung. 

166.  Polistes  angulata  F.  (ebenda  p.  2751  stellt  nach  Ausweis  des 
einzigen  (weiblichen)  typischen  Exemplars  im  gleichen  Museum  diese 
Rhopalidia  in  der  Auffassung  der  Autoren  seit  S  a  u  s  s  u  r  e  dar. 

167.  Polistes  flavicans  F.  (ebenda  p.  276)  ist  nach  der  Type  (einem  i) 
im  Mus.  Copenhagen  keine  Polybia,  wie  früher  angenommen  wurde, 
sondern  gleich  Megaconthopus  Goeldii  Ducke  (1905) !  F  a  b  r  i  c  i  u  s' 
Kennzeichnung  deckt  sich  mit  seiner  Type  bis  auf  die  Bemerkung:  „Ab- 
dominis  petiolus  brevis",  die  aber  bloß  darauf  zurückzuführen  ist,  daß  an 
dem  betreffenden  Stücke,  das  beiläufig  22  mm  üesamtkörperlänge  mißt, 
die  Hinterflügel  dem  1.  Abdominalringe  aufliegen  und  diesen  teilweise 
verdecken.  Ein  daneben  gestecktes,  ebenso  großes  ^  derselben  Art  ist 
dort  wohl  erst  nachträglich  hingelangt,  weil  es  am  3.  Hinterleibtergite 
keinen  gelben  Endrand  hat,  wie  F  a  b  r  i  c  i  u  s  schilderte. 

168.  Polistes  testacea  F.  (ebenda  p.  276)  ist  nach  der  einzigen 
(weiblichen)  Type  im  Copenhagener  Museum  richtig  die  von  neueren 
Autoren  Polybia  flavicans  (nee  F.  =  Megacantliopus  Qoeldii  Ducke)  ge- 
nannte F  a  1 1  e  n  w  e  s  p  e,  für  die  man  von  jetzt  ab  die  Artbezeichnung 
Rhopalidia  testacea  (F.)  aufzunehmen  hat. 

169.  Polistes  pallens  F.  (ebenda  p.  276)  ist  nach  den  im  Mus. 
Copenhagen  von  mir  besichtigten  zwei  (weiblichen)  Typen  richtig  Apoeca 
(verbessert  aus  Apoica)  pallida  (G.  A.  Oliv.,  1791). 

170.  Polistes  irina  Spin.  (1853)  ist  vor  einiger  Zeit  von  R.  du 
Buysson  als  Synonym  zu  Synoeca  testacea  Sauss.  (1853)  gezogen 
worden.  Aber  jener  ist  auch  noch  nicht  der  älteste  Name  für  die  Species; 
dies  ist  in  Wirklichkeit  Polistes  virginea  F.  (ebenda  p.  277),  wie  die  hier- 
von im  Copenhagener  Museum  noch  vorhandenen,  gut  konservierten  zwei 
weiblichen  Typen  ausweisen.  Demnach  hat  man  hinfort  Synoeca  virginea 
(F.)  zu  schreiben  und  für  die  seit  Saussure  fälschlich  zur  Gattung 
^yoo^ca  geschlagene  Wespe  einen  anderen  gültigen  Artnamen  zu  suchen. 
Apoeca  lineolata  L  e  p.  Il836)  ginge,  indessen  gibt  es  dafür  noch  eine 
wesentlich  ältere  Bezeichnung  in  dem  bisher  fabelhaften  Polistes  albiniucula 
F.  (ebenda  p.  277),  von  dem  glücklicherweise  gleichfalls  noch  die  zwei 
Typen  (nochmals  weiblichen  Geschlechts)  in  dem  nämlichen  Museum 
vorgefunden  werden.  Durch  sie  wird  diese  Form  nun  als  Apoeca  fest- 
gestellt, und  gleichzeitig  zeigt  sich,  daß,  wo  in  Fabricius'  Urbeschreibung 
von  Apoeca  albiniacula  „niger"  steht,  dunkelbraun  gemeint  ist. 

171.  In  Polistes  bengalensis  F.  (ebenda  p.  277)  hatte  Saussure 
(Monographie  des  Guepes  Sociales  p.  41—42)  eine  Icaria  vernuitet.    Aller- 


Hyineiioptereii  skandinavischer  Autoren,  85 

dings  war  hier  schwer  raten.  Die  Type  von  bengalensis  im  Mus.  Copen- 
hagen,  ein  q"  von  ca.  14  mm  Körperlänge,  ist  eine  Pareumenes  und 
dürfte  auf  Pareumenes  brevirostrata  S  a  u  s  s.  (1856)  zu  beziehen  sein. 
Die  gelbe  Zeichnung  ist  freilich  an  ihr  etwas  reicher,  als  B  i  n  g  h  a  m 
(1897)  für  brevirostrata  schilderte  (Innenränder  der  Netzaugen,  Flügel- 
schuppen, Endzähne  des  Mittelsegments,  zwei  Flecken  am  Hinterschildchen 
und  unterbrochene  Binde  am  Endrande  des  Hinterleibstiels  ebenfalls  gelb), 
und  die  zerstreuten  Punkte  am  Kopfe  (hier  stehen  sie  auf  der  Stirn  recht 
dicht  und  fließen  runzlig  zusammen),  Mitteirücken  und  Abdomen  sind 
grob  zu  nennen.  Trotzdem  zweifle  ich  nicht  an  der  Richtigkeit  dieser 
Identifizierung.  Der  Vorderkörper  der  erwähnten  Type  ist  nicht  ganz 
schwarz,  wie  F  a  b  r  i  c  i  u  s  beschrieb,  sondern  geht  fleckenweis  in  Braun 
über. 

172.  Polistes  ferrnginea  F.  (ebenda  p.  277)  ist  wirklich  eine  Icaria 
und  läßt  sich  nach  den  zwei,  als  Vespa  ferruginea  bezeichneten  (weiblichen) 
Typen  in  Copenhagen  infolge  der  körnigen  Punktierung  auf  dem  Thorax- 
rücken und  der  ziemlich  schmalen,  gelben  Hinterrandbinde  des  2.  Ab- 
dominaltergits  besser  auf  Icaria  niarginata  (Lep.,  1836)  als  auf  Icaria 
ferruginea  (F.),  in  der  Deutung  dieser  Form  durch  die  Autoren  seit 
Saussure,  beziehen.  Ich  glaube  jedoch,  daß  beide  Formen  durch 
Übergänge  miteinander  verbunden  sind  und  daher  nur  eine  Art  aus- 
machen. 

173.  Polistes  tabicia  F.  (ebenda  p.  278):  ein  im  Copenhagener  Museum 
von  mir  vorgefundenes,  jedenfalls  F  a  b  r  i  c  i  u  s  unter  den  Händen  ge- 
wesenes, als  Vespa  tabicia  bezetteltes  weibliches  Exemplar  ist  gleich 
Polybia  tabicia  (F.)  in  der  Auffassung  dieser  Wespe  vonseiten  der 
Autoren  von  S  a  u  s  s  u  r  e  an. 

174.  Polistes  phthisica  F.  (ebenda  p.  278),  eine  bisher  mancherlei 
Deutungen  unterworfen  gewesene  Art,  gründet  sich  auf  ein  noch  fein 
säuberlich  im  Mus.  Copenhagen  erhaltenes,  als  Vespa  phthisica  etikettiertes 
Megacanthopus-P'&xc\\Q\-\,  das  ich  auf  keine  der  Duck  eschen  Falten- 
wespen-Beschreibungen  aus  Südamerika  deuten  konnte.  —  Gesamt- 
körperlänge 11,5  mm.  Statur  schlank.  Körper  überall  matt  infolge  dichter 
und  feiner  Punktierung.  Hintere  Nebenaugen  näher  aneinander  als  an 
die  Netzaugen  gerückt.  Pronotum  vorn  abgestutzt,  mit  deutlichen  Seiten- 
ecken. Mittelbrustseiten  in  Episternum  und  Epimerum  geschieden.  Mittel- 
schienen mit  zwei  Endsporen.  Hinterleibstiel  so  lang  wie  der  Thorax, 
hinten  doppelt  so  breit  wie  vorn,  an  den  Seiten  schwach  gehöckert.  — 
Nach  einem  §  von  Megacanthopus  phthisicus  (F.)  im  Kieler  Museum  (1836) 
kommt  diese  Art  auf  der   westindischen    Insel  St.  Thomas  vor. 

175.  Polistes  hectica  F.  (ebenda  p.  278)  von  „S  ü  d  a  m  e  r  i  k  a",  aber 
wohl  genauer  vom  E  s  s  e  q  u  i  b  o,  war  bislang  undeutbar  geblieben.  Zum 
Glück  sind  die  Typen,  zwei  ausnehmend  gut  konservierte  weibliche  Stücke, 


86  W.  A.  Schulz: 

im  Copenhagener  Museum  noch  vorhanden,  und  sie  sind  gleich  Rhopalidiu 
vulgaris  (Duck  e,  „1904",  richtig  1905  ^  Rhopalidia  fulvofasciata  [Q  e  e  r, 
1773]). 

176.  Polistes  caerulea  F.  (ebenda  p.  279)  und  Polistes  cyanea  F. 
(ebenda  p.  279)  gehören  nach  den  beiden  Typen  der  erstgenannten  Form 
und  nach  zwei  sicher  durch  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Hände  gegangenen,  als  Vespu 
cyanea  F.  bezeichneten  Exemplaren  der  letzterwähnten  im  Museum 
Copenhagen  zu  ein  und  derselben  Synoeca-hri. 

\11.  Polistes  varia  F.  (ebenda  p.  279,  China),  eine  so  lange 
problematisch  gewesene  Species,  stellt  keine  Euinenes  vor,  wie  Saus- 
sure in  seiner  „Monographie  des  Guepes  Solitaires"  p.  265  vermutet 
hat,  sondern  die  zwei  (weiblichen)  Exemplare  aus  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Material 
in  Copenhagen,  die  den  Namen  Vespa  varia  tragen,  fallen  mit  Polybia 
Orientalis  S  a  u  s  s.  (1853)  zusammen,  welch  letzte  Bezeichnung  jetzt  von 
der  so  viel  älteren:  Polybia  varia  (F.)  als  Synonym  verschlungen  wird. 
Die  beiden  Stücke  sind  bis  zum  Hinterleibende  15  und  18  mm  lang;  das 
kleinere  könnte  demnach  vielleicht  als  9  i-ind  das  größere  als  $  betrachtet 
werden.  Jenes  allein  scheint  mir  die  eigentliche  Type  zu  bilden,  da 
F  a  b  r  i  c  i  u  s  sie  in  seiner  Urbeschreibung  „parua"  nennt. 

178.  Mit  Duckes  Auffassung  als  Polybia  rejecta  (F.)  kommt  ein 
einzelnes,  weibliches,  als  Vespa  rejecta  F.  bezeichnetes  Individuum  von 
Polistes  rejecta  F.  (ebenda  p.  280)  im  Copenhagener  Museum  überein, 
wenn  auch  später  dort  der  ähnliche  Megacant/iopus  daneben  gesteckt 
worden  ist.  Daß  sich  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Urbeschreibung  indertat  nur  auf  die 
Polybia  bezieht,  folgt  aus  dem  Passus:  „Abdomen  .  .  .  petiolo  breui, 
clauato". 

179.  Damit  man  sich  nicht  länger  über  Polistes  atrophica  F.  (ebenda 
p.  280)  den  Kopf  zerbreche,  sei  gesagt,  daß  diese  Wespe  nach  der  vor- 
trefflich erhaltenen,  als  Vespa  atrophica  bezettelten  Type  im  Mus.  Copen- 
hagen das  $  von  Eunienes  architectus  F.  Sm.  (1859),  einer  von  T en as- 
ser i  m  und  C  e  1  e  b  e  s  bekannten  Art,  bezeichnet. 

180.  Zwei  (weibliche)  Stücke  von  Polistes  pygmaea  F.  (ebenda 
p.  280)  im  Copenhagener  Museum  („ex  Am:  mer:  S  ch  m  i  d"),  die  nach 
Lage  der  Dinge  F  a  b  r  i  c  i  u  s  unter  den  Händen  waren  —  sie  tragen  dessen 
ursprüngliche  Benennung  Vespa  pygmaea  —  oder  doch  aus  seiner  Epoche 
bis  zu  uns  herübergekommen  sind,  decken  sich  mit  Polybia  occidentalis 
(G.  A.  Oliv.,  1791),  laut  Duckes  Beschreibung  dieser  Art.  Dasselbe 
tun  die  beiden  (gleichfalls  weiblichen)  Typen  von  Polistes  bistriata  F. 
(ebenda  p.  281)  im  nämlichen  Museum,  die  die  gleiche  Species  in  brauner 
Grundfärbung  repräsentieren,  also  mit  der  Form  oecodoma  S  a  u  s  s.  (1853) 
übereinkommen.  Mit  derselben  Deutung  von  Polistes  bistriata  F.  hatte  ich 
demnach  in  den  Sitzungsberichten  der  mathematisch-physikalischen  Klasse 
der   kgl.    Bayerischen  Akademie   der  Wissenschaften   in  München   (1903) 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  87 

S.  799—800,  1904  recht  gehabt.  Sowohl  pygmaea  als  auch  bistriata 
ordnen  sich  jetzt  dem  ältesten  Namen:  Polybia  occidentalis  (G.  A.  Oliv.) 
als  Synonyme  unter. 

181.  Ein  weibliches  Stück  von  Polist  es  cajennensis  F.  (ebenda  p.  280) 
in  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  hinterlassener  Sammlung  (Mus.  Kiel)  ist  gleich  Polybia  ligni- 
fo/öD  u  cke  („1904",  1905).  D  u  c  k  e  selbst  hat  seither  (1910)  seine  Form 
als  identisch  mit  Rhopalidia  cajennensis  (F.)  erkannt. 

182.  Von  Polistes  parvula  F.  (ebenda  p.  280)  wurde  verabsäumt 
die  Type  oder  Typen  in  Copenhagen  zu  untersuchen.  Ein  5  dieses 
Namens  von  6,5  mm  Qesamtkörperlänge  im  Kieler  Museum  stellt  eine 
Eumenes  vor.  Demgemäß  hat  S  a  u  s  s  u  r  e  seinerzeit  mit  der  Deutung 
dieser  Wespe  auf  eine  mejikanische  Polybia  aus  der  coli.  S  p  i  n  o  1  a 
fehlgegriffen.  Nichtsdestoweniger  kann  die  Polybia  parvula  beibehalten 
werden,  da  sie  einer  ganz  anderen  Gattung,  ja  Unterfamilie  wie  die 
Eumenes  zugehört,  nur  hat  man  S  a  u  s  s.  statt  F.  als  Autor  dahinter  zu 
setzen.  Wir  haben  dann  ferner  eine  Eumenes  parvula  durch  Saussure, 
die  von  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  gleichnamiger  älterer  Art  offenbar  verschieden  ist. 
Trotzdem  zögere  ich  der  jüngeren  eine  neue  Bezeichnung  beizulegen,  weil 
die  Systematik  der  neotropischen  Eumenesse  vorderhand  noch 
wenig  geklärt  ist. 

183.  Polistes  dorsata  F.  (ebenda  p.  281)  von  „Südamerika", 
genau  wohl  E  s  s  e  q  u  i  b  o.  Die  einzige,  tadellos  erhaltene,  weibliche  Type 
hiervon  im  Copenhagener  Museum  mißt  6,5  mm  Gesamtkörperlänge  und 
ist  identisch  mit  Lipomeles  lamellaria  Möbius  (1856),  einer  durch  den 
robusten,  fast  Polistesartig  dreieckigen  Hinterleibstiel  und  die  nach  ein- 
wärts gekrümmte  Borste  vor  dem  Ende  der  Lippentaster  unverkennbaren 
Art. 

184.  Zethas  guineensis  F.  (ebenda  p.  283)  ist  keine  Belonogaster, 
wie  Saussure  angenommen  hatte,  sondern  nach  einem  Pärchen  im 
Mus.  Copenhagen  gleich  fü/z/fw^js  maxillosa  (Geer,  1773).  Beide  Exem- 
plare messen  je  28  mm  Gesamtlänge;  das  cf  hat  Gelb  zwischen  den 
Fühlern  und  in  der  Form  von  zwei  vorn  vereinigten  Längsstreifen  auf 
dem  Kopfschilde. 

185.  Von  dem  bis  heute  fragwürdig  erschienenen  Zethus  elongatus 
F.  (ebenda  p.  283)  ist  die  Type  noch  in  Copenhagen.  Sie  stellt  keine 
F  a  1 1  e  n  w  e  s  p  e,  sondern  ein  Philanthus-  ( Trachypus-)  (f,  von  1 1,5  mm 
Körperlänge,  vor.  In  der  Urbeschreibung  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  ist  die  Zeichnung 
des  Schildchens  so  zu  verstehen,  daß  dieses  und  das  Hinterschildchen  je 
zwei  gelbe  Querflecken  zieren.  Die  gelbe  Endrandbinde  des  Hinterleib- 
stiels ist  mitten  unterbrochen.  Nicht  nur  die  Vorder-,  sondern  auch  die 
Hinterflügel  haben  je  einen  schwarzbraunen  Spitzenfleck.  Stirn  dicht 
und  grob  längsrunzlig  punktiert.  —  Mit  Philanthus  ( Trachy- 
pus) elongatus  (F.)   dürfte  P.  [T.)  apicalis  F.  S  m.  (1856)  verwandt  sein. 


88  W.  A.  Schulz: 

186.  Von  Zethus  labiatus  F.  (ebenda  p.  284)  stellen  die  beiden 
Typen  im  Copenhagener  Museum  richtig  eine  Mischocittarus-kx\  vor,  wie 
Saussure  seinerzeit  gedeutet  hatte. 

187.  Die  apokryphe  Eumenes  pyrifonnis  F.  (ebenda  p.  286)  aus 
China,  die  bei  D.  T.  als  „Varietät"  der  gewöhnlichen  europäischen 
E.  pomiformis  F.  verzeichnet  steht,  ist  glücklicherweise  im  Mus.  Copen- 
hagen  in  einem  Pärchen  vorhanden,  das  die  große,  indisch-chinesische 
Eumenes  petiolata  F.,  und  zwar  die  Form  mit  schwarzer  Basis  und  eben- 
solcher breitec  Subapicalbinde  des  Hinterleibstiels  darstellt.  Von  Eumenes 
petiolata  F.  steckt  in  demselben  Museum  ein  wohl  als  paratypisch  aufzu- 
fassendes Pärchen  ohne  Herkunftbezeichnung,  bei  dem  die  Subapicalbinde 
am  Hinterleibstiel  fehlt  oder  (c/)  nur  eben  angedeutet  ist,  und  bei  dem 
Mesothorax,  Mittelsegment  sowie  1.  und  die  Basis  des  2.  Abdominal- 
segments fast  ganz  hellrotbraun  gefärbt  sind.  Der  Name  piriformis  F. 
(so  lautet  er  richtig)  verdrängt,  weil  älter,  petiolata. 

188.  Eumenes  atrata  F.  (ebenda  p.  287)  ist  nach  Ausweis  der  Type 
in  Copenhagen  eine  kleinere,  südamerikanische  Eumenes,  also 
keine  Montezumia,  wie  Saussure  vermutet  hatte.  Mit  der  indischen 
Eumenes  arcuata  F.,  wie  F  a  b  r  i  c  i  u  s  wähnte,  hat  sie  gleichfalls  nichts 
zu  schaffen. 

189.  Eumenes  cingulata  F.  (ebenda  p.  287)  ist  nach  den  vorzüglich 
erhaltenen  beiden  (weiblichen)  Typen  im  Copenhagener  Museum  keine 
Eumenes  [Omicron],  als  die  sie  S  a  u  s  s  u  r  e  im  111.  Bande  seiner  „Etudes 
sur  la  famille  des  Vespides",  p.  151  beschrieben  hat,  sondern  gleich  M^/a- 
polybia  pediculata  (S  a  u  s  s.,  1853). 

190.  Mit  Eumenes  formicaria  F.  (ebenda  p.  288)  ließ  sich  bisher 
nichts  anfangen.  Saussure  witterte  darin  (Synopsis  of  American  Waps, 
Appendix  [p.  379])  eine  Montezumia  oder  einen  Polistes.  Der  Grund  für 
diese  Unmöglichkeit  einer  Deutung  läßt  sich  leicht  durch  Einsicht  der 
zwei  Typen  (1  9  oder  Q.  und  1  cf}  im  Mus.  Copenhagen  erkennen. 
Erstens  ist  das  Fundland:  „America  meridionalis"  falsch;  die  Original- 
etikette nennt :  „Sumatra  Daldorff",  und  dann  handelt  es  sich  auch 
um  keine  Eumenes.  Kurzum,  die  beiden  Stücke  sind  Icaria  speciosa 
S  a  u  s  s.  (1855).  Bemerken  möchte  ich  noch  von  ihnen,  daß  ihr  2.  Abdo- 
minaltergit  am  Ende  zwar  keine  Dornen  trägt,  aber  dafür  am  ganzen 
niedergedrückten  Hinterrande  durch  Längsrieten  (-kiele)  ausgezeichnet  ist. 
Dem  typischen  cf  ging  schon  der  Kopf  verloren. 

191.  Eumenes  cyathiformis  F.  (ebenda  p.  289,  Type  im  Copen- 
hagener Museum:  1  9)  und  Eumenes  fasciata  F.  (ebenda  p.  290,  Typen 
im  gleichen  Museum:  2  q-'  cf),  beide  apokryph  und  von  Java  stammend, 
decken  sich  mit  Icaria  variegata  (F.  S  m.,  1852).  Die  Grundfärbung  des 
cf  neigt  also  zur  Verdunklung  in  Schwarz,  sonst  ist  dieses  Geschlecht 
vom  9  nicht  wesentlich  verschieden.  Es  gilt  der  Name  Icaria  cyathi- 
formis (F.),  dem  sich  die  beiden  anderen   Bezeichnungen  als  Synonyme 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  89 

unterordnen.  Die  Urbeschreibung  von  cyathiformis  ist  so  zu  verstehen, 
daß  das  2.  Hinterleibtergit  an  der  Basis  nur  zwei  gelbe  Fleclcen  trägt, 
während  sich  aus  seiner  Endrandbinde  zwei  weitere  solche  nach  vom 
abheben. 

192.  Die  fabelhafte  Eunienes  spinosa  F.  (ebenda  p.  290)  von 
Algerien  präsentierte  sich  nach  der  einzigen,  vortrefflich  erhaltenen 
Type  im  Mus.  Copenhagen  als  ein  Labus-^  von  14  mm  Gesamtkörper- 
länge, das  ich  mich  vergeblich  bemüht  habe,  auf  eine  der  von  den  neueren 
Autoren  innerhalb  dieser  letzten  Gattung  aufgestellten  Arten  zurückzu- 
führen. 

Die  unzureichende  Beschreibung  von  Labus  spinosus  (F.)  seitens 
seines  Autors  läßt  sich  nach  der  Type  folgendermaßen  ergänzen: 

$.  Kopf  dick  und  hinter  den  Augen  verlängert,  oben  stark  ge- 
wölbt, auf  der  Stirn  dicht,  am  Scheitel  etwas  weitläufiger  grob  punktiert. 
Kopfschild  breit,  grob  und  dicht  runzlig  punktiert,  vorn  breit  ausgerandet, 
in  der  Mitte  dieser  Ausrandung  vorn  mit  zwei  kleinen,  breiten  Zähnen, 
beiderseits  in  einen  dreieckigen  Lappen  vortretend. 

Thorax  grob  und  dicht  runzlig  punktiert.  2.  rücklaufende  Ader 
der  Vorderflügel  in  die  3.  Cubitalzelle  mündend. 

Mittelsegment  sparsam  kräftig  punktiert,  mit  tiefem  und  breitem 
Längskanal  in  der  Mitte.  Hinterleibstiel  ziemlich  grob,  aber  mäßig  dicht 
seicht  punktiert.  Rest  des  Abdomens  mit  weitläufigeren  und  feineren 
Punkten. 

Mittelsegment  glänzend  weiß  behaart.  Rot  sind  außer  den  von 
F  a  b  r  i  c  i  u  s  angegebenen  Stellen  noch :  ein  Doppelfleck  auf  der  Stirn  über 
den  Fühlern,  die  Schulterbeulen,  Flügelschuppen,  das  Hinterschildchen, 
zwei  Querflecken  vor  dem  Ende  des  Mittelsegments  und  der  Endrand 
des  2.  Hinterleibsternits.  Rote  Hinterrandbinde  des  2.  Abdominaltergits 
zweimal  tief  ausgerandet.  Flügel  gelb  getrübt,  am  Ende  dunkler  und  blau 
schillernd,  was  unseren  Autor  zu  seiner  Schilderung:  „Alae  cyaneae,  basi 
rufae"  veranlaßt  hat. 

193.  Emnenes  canipanulata  F.  (ebenda  p.  291,  „America  m  e  r  i- 
d  i  0  n  a  1  i  s")  ist  nach  dem  Ergebnis  des  Typenstudiums  im  Copenhagener 
Museum  eine  mittelgroße  Eunienes. 

194.  Eine  kleine  Art  dieser  selben  Gattung  stellt  laut  der  Type  im 
gleichen  Museum  Eunienes  niinuta  F.  (ebenda  p.  291,  nochmals  von 
„S  ü  d  a  m  e  r  i  k  a")  dar. 

195.  Philanthus  niacula  F.  (ebenda  p.  305).  Die  einzige  Type  im 
Mus.  Copenhagen,  bezeichnet  mit:  „Cap:  b:  sp:  Paykul",  ist  ein 
Cerceris-Q  von  7,5  mm  Länge,  mit  gedrängter,  grober  Runzelpunktierung 
am  ganzen  Körper.  Herzförmiger  Raum  des  Mediansegments  mitten  längs- 
eingedrückt und  beiderseits  davon  schmal  glatt,  an  den  Seiten  nach  außen 
zu  aber  dicht  und  sehr  grob  runzUg  punktiert.     Die  Schilderung  F  a  b  r  i- 


90  W.  A.  Schulz: 

eins'  von  der  gelben  Zeichnung  am  Thorax  ist  dahin  zu  berichtigen,  daß 
zwei  Seitenflecke  am  Hinterrande  des  Pronotums,  die  Flügelschuppen  und 
das  Hinterschildchen  hellgelb  sind. 

196.  Das  typische  Pärchen  von  Pliilanthus  interstinctus  F.  (ebenda 
p.  306),  aus  Tranquebar  in  Vorderindien,  im  Copenhagener 
Museum,  einer  schon  seit  D  a  h  1  b  o  m  unter  Cerceris  geführten  Art,  ließ 
mich  die  Übereinstimmung  mit  Cerceris  hutnbertiana  S  a  u  s  s.  (1867)  fest- 
stellen, eine  Synonymie,  die  bereits  Bingham  1897  vermutet  hatte. 

197.  Pliilanthus  clissectus  F.  (ebenda  p.  306)  ist  nicht,  wie  Bingham 
1897  mutmaßte,  Cerceris  pulchra  C  a  m.  (1890),  sondern  die  beiden  im 
Mus.  Copenhagen  vorhandenen  Typen  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  („e  Tranquebar. 
Daldorff"),  die  ein  Pärchen  bilden,  gehören  wohl  zu  Cerceris,  passen 
aber  so  recht  zu  keiner  der  von  Bingham  behandelten  vorderindischen 
Arten  dieser  Gattung.  Beide  Typen  haben  einen  vorn  gerade  abgestutzten 
Kopfschildmittelteil;  beim  2  endigt  dieser  dort  beiderseits  in  einen  Zahn, 
wenn  man  es  so  nennen  will.  Dieses  Geschlecht  hat  zudem  einen  glatten 
herzförmigen  Raum  am  Grunde  des  Mittelsegments,  während  derselbe 
herzförmige  Raum  beim  c^  einige  sehr  grobe  Punkte  aufweist. 

198.  Philanthus  abdominalis  F.  (ebenda  p.  306)  von  Tanger:  an 
der  einzigen  Type  im  Copenhagener  Museum  konnte  ich  eigentlich  gegen 
Cerceris  Haueri  Schlett.  (1887,  aus  Dalmatien)  keinen  weiteren 
Unterschied  entdecken,  als  daß  bei  jener  Form  der  Hinterleib  durchweg 
schön  rot  gefärbt  ist,  und  allenfalls  auch  noch,  daß  am  Hinterrande  des 
Pronotums  zwei  gelbe  Seitenflecken  stehen,  sowie  daß  der  Fühlerschaft 
bei  der  Marokkanerin  völlig  schwarz  bleibt.  Vielleicht  handelt  es  sich 
bei  Haueri  um  eine  Subspecies  von  abdominalis,  jedenfalls  ist  F  a  b  r  i- 
c  i  u  s'  Form  nicht  gleich  Cerceris  capito  L  e  p.,  wie  gedeutet  wurde.  — 
Die  von  Fabricius  erwähnte  „varietas  thorace  immaculato"  ist  eine 
von  abdominalis  gänzlich  verschiedene  Cerceris-Art 

199.  Philanthus  analis  F.  (ebenda  p.  307)  war  bislang  sagenhaft. 
Die  zwei  Typen  davon  im  Mus.  Copenhagen  (aus  „Tanger  Schousbo") 
sind  nun  weiter  nichts  als  die  Biene  Prosopis  variegata  (F.,  1798)  9$. 
Letzter  Name  gilt,  weil  er  der  ältere  ist. 

200.  Crabro  cornutus  F.  (ebenda  p.  308)  von  „O  s  t  i  n  d  i  e  n"  ist 
ein  altes  Desiderat.  Die  Type  im  Copenhagener  Museum,  an  der  der 
Hinterleib  vom  3.  Ringe  an  abgebrochen  ist,  stellt  das  $  einer  großen 
Cerceris-kxi  vor,  mit  der  man  nach  B  i  n  g  h  a  ms  Tabelle  (1897)  auf 
C.  Wroughtoni  C  a  m.  gebracht  wird.  Letzte  Art  ist  aber  kleiner  und  auch 
sonst  sehr  verschieden. 

Die  aufrecht  stehende  Gesicht  platte  von  Cerceris 
cornuta  (F.)  O,  die  zur  Artbenennung  Veranlassung  gegeben  hat, 
ist  breit  und  vorn  tief  (rechtwinklig)  ausgeschnitten. 
Kopfschildmittelteil  vorn  tief  bogig  ausgerandet, 
beiderseits  dort  in  einen  stumpfen  Zahn  vortretend. 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  91 

Körper  bis  einschließlich  1.  Hinterleibring  sehr  grob  und  dicht  runzlig 
punlttiert;  am  2.  Abdominalringe  stehen  die  Punkte  zerstreuter.  Flügel 
gelb  tingiert,  mit  rotgelben  Adern. 

Meine  Angabe  in  „Spolia  Hymenopterologica",  1906  S.  205,  daß 
diese  Species  in  DallaTorres  Hymenoptere  n-Kataloge  fehle,  ist 
nicht  stichhaltig;  sie  erscheint  dort  (vol.  VIII  p.  456)  nach  dem  Vorgange 
Dahlboms  richtig  unter  Cerceris  eingereiht. 

Da    F  a  b  r  i  c  i  u  s'  cornutus  nunmehr  endgiltig  als   Cerceris   nach- 
gewiesen   ist,    hat    man    auch    die  jüngere,    osteuropäische,    nach  -J-'^ 
Schletterer  valide  Cerceris  cornuta  E  v.  (1849)  in : 

Cerceris  Eversnianni  nom.  nov. 
umzutaufen. 

201.  Bonibus  tranquebariciis  F.  (ebenda  p.  343).  Ein  hiervon  in 
F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Sammlung  (Mus.  Kiel)  vorgefundenes,  schon  zerbrochenes 
Stück  ist  richtig  so,  wie  ich  diese  Art  in  Konows  Zeitschrift,  1901  S. 
273—274  gedeutet  habe,  gleich  Xyiocopa  rufescens  F.  S  m.  (1874). 

202.  In  Bombus  virginicus  F.  (ebenda  p.  346)  hatte  man  eine  Xyiocopa 
vermutet.  Ein  Originalexemplar  davon  im  Kieler  Museum  ist  jedoch 
wirklich  ein  Bombus. 

203.  Auch  bei  Bonibus  antiguensis  F.  (ebenda  p.  346)  war,  scheint 
es,  eine  falsche  Fährte  eingeschlagen  worden.  Nach  Lepeletier  & 
Serville  (Encycl.  mfethod.  Insect.  X,  1825  p.  792)  sollte  das  eine  Xyio- 
copa sein,  und  E  r  i  c  h  s  o  n  hat  gar  darauf  die  paläotropische  Xyiocopa 
aestuans  (L.)  bezogen  (Descriptiones  animalium,  quae  in  itinere  ad  maris 
australis  terras  per  annos  1772  1773  et  1774  suscepto  collegit  observavit 
et  delineavit  Joannes  Reinoldus  Forster,  etc.,  nunc  demum 
editae  auctoritate  et  impensis  Academiae  litterarum  Regiae  Berolinae  cu- 
rante  Henrico  Lichtenstein,  etc.  Berolini  1844,  p.  20,  Fußnote  |*]). 
Zwei  Stücke  von  Bombus  antiguensis  indessen  in  der  coli.  F  a  b  r  i  c  i  u  s 
(Mus.  Kiel)  gehören  tatsächlich  zur  Gattung  Bombus. 

204.  Euglossa  spinosa  F.  (ebenda  p.  362,  „America  m  e  r  i- 
d  i  0  n  a  1  i  s") :  die  Type  im  Mus.  Copenhagen,  ein  noch  in  vorzüglichem 
Zustande  befindliches  Q,  gehört  zur  Gattung  Melissa  F.  S  m.  oder  Thalestria 
F.  S  m.  Genau  habe  ich  das  nicht  feststellen  können,  weil  mir  damals 
die  Literatur  nicht  erschöpfend  zur  Hand  gewesen  ist.  Es  unterliegt  jedoch 
keinem  Zweifel,  daß  sich  spinosa  mit  irgend  einer  von  späteren  Autoren 
beschriebenen  B  i  e  n  e  n  art  deckt.  An  F  a  b  r  i  c  i  u  s'  Type  haben  zu- 
fällig die  Stachelscheiden  den  Hinterleib  durchbohrt,  daher  der  irreführende 
Speciesname ! 

Bei  dieser  Gelegenheit  mag  darauf  aufmerksam  gemacht  werden, 
daß  die  verwandte  Gattung  Ctenioschelus  Rom  and  (1841)  einen  älteren 
Namen  besitzt  in  Ischnocera  S  h  u  c  k.  (L  a  r  d  n  e  r,  The  Cabinet  Cyclo- 
paedia.  Natural  History.  On  the  history  and  natural  arrangement  of 
Insects.      London,    Longman,   Orme,   Brown,   Green,  &  Long- 


92  W.  A.  Schulz: 

m  a  n  s,  and  John  Taylor,  1840  p.  166)..  Die  Originalkennzeichnung 
von    Isclinocera:    „exceedingly    attenuated    and    nodose    antennae   in   the 

males conspicuous  for  the   structure  of  the  calcar  of  the  inter- 

mediate  legs,  which  are  furcated  towards  the  apex,  and  one  of  the  bran- 
ches  multidentate,  resembling  an  expanded  band  with  its  thumb  and 
fingers",  läßt  darüber  keinen  Zweifel  zu.  Zum  Überfluß  führt  jedoch  auch 
schon  F.  Smith,  der  mit  S  h  u  c  k  a  r  d  in  persönlichem  Verkehr  stand, 
1854  in  „Catalogue  of  Hymenopterous  Insects  in  the  collection  of  the 
British  Museum,  part  II.  Apidae",  p.  284  Ischnocera  als  Synonym  von 
Ctetiiosclielus  an,  was  bisher  nicht  beachtet  zu  sein  scheint.  Daß  schließlich 
der  Insektenband  von  L  a  r  d  n  e  rs  „Cyclopaedia"  wirklich  1840  er- 
schienen ist,  geht  daraus  hervor,  daß  ihn  Edward  Newman  bereits 
im  Januar  1841  in  „The  Entomologist",  No.  III  p.  38—41  kritisiert  hat. 
Auf  der  andern  Seite  kann  R  o  m  a  n  d  s  Aufsatz  mit  der  Neubeschreibung 
von  Ctetiiosclielus  x\\c\\i  vor  dem  6.  Juni  1841  veröffentlicht  worden  sein, 
denn  es  wird  darin  ein  Brief  dieses  Datums  angezogen. 

205.  Dorylus  mediatus  F.  (ebenda  p.  428)  aus  Südamerika  ist 
schon  seit  langer  Zeit  als  Mutilla  gedeutet  worden,  ja  Burmeister 
hat  diese  Form  sogar  als  o''  zu  Mutilla  lineola  F.  (ebenda  p.  437  [nicht 
428])  gezogen.  Ein  c/  von  „Dorylus"  mediatus  in  der  coli.  Fabricius 
in  Kiel  ist  wirklich  eine  M  u  t  i  1 1  i  d  e. 

V.  Anders  Gustav  Dahlbom. 

Dies  ist  einer  der  Begründer  der  neuzeitlichen,  auf  plastischen 
Körpermerkmalen  fußenden  H  y  m  e  n  o  p  t  e  r  e  n  Systematik.  Seine 
Sammlung  steht,  von  dem  übrigen  Museum material  gesondert,  in  dem  von 
ihm  früher  geleiteten  entomologischen  Universitätmuseum  zu  Lund  in 
Schweden,  und  ich  habe  darin  mit  liebenswürdiger  Erlaubnis  des  jetzigen 
Conservators,  Herrn  Dr.  S.  B  e  n  g  t  s  s  o  n,  eine  Anzahl  Dahlbom  scher 
Grabwespe  n  typen  nachprüfen  können.  Leider  ist  der  Erhaltungzustand 
der  Stücke  öfter  schon  mäßig  gut,  teilweise  sogar  recht  schlecht  zu  nennen. 

206.  Von  Ctenocerus  Klugi  D  ah  1  b.  (Hymenoptera  Europaea  prae- 
cipue  Borealia;  etc.  Tomus  I  p.  456,  1845,  cT")  fehlt  die  Type  in  Lund. 

207.  Ampulex  compressa  D  a  h  1  b.  (ebenda  I  p.  29,  1843,  9,  p.  439, 
1845)  ist  nach  einem  $  aus  „I  n  d  i  a"  in  der  vom  Autor  hinterlassenen 
Sammlung  (Mus.  Lund)  richtig  A.  compressa  (F.)  in  Kohls  ( 1893)  Auffassung. 
Ein  (f  findet  sich  in  jener  Sammlung  nicht,  folglich  hat  Dahlbom  im 
oben  genannten  Werke  p.  439  dieses  Geschlecht  auch  nicht  miteinbe- 
griffen, wie  Kohl  und  D.  T.  annahmen. 

208.  Von  Ampulex  Qu^rini  D  a  h  1  b.  (ebenda  1  p.  29,  1843,  cf  9, 
p.  440,  1845),  ohne  Fundland,  ist  im  Museum  zu  Lund  nur  eine  Type, 
die  des  o',  vorhanden,  die  der  Autor  vom  dänischen  Sammlungbesitzer 
Westermann  erhalten  hatte,  und  die  deshalb  (Westermann 
war  im  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Capstadt  und  in  Indien  als 


Hyiiieiioptercn  slutiidiiiavischer  Autoren.  93 

Kaufmann  ansässig  und  sammelte  an  beiden  Stellen  Insekten)  wie  auch 
nach  ihren  plastischen  Charakteren  von  den  Ostkontinenten  stam- 
men dürfte.  A.  Gueriui  D  a  h  1  b.  o"  gehört  nun  nicht,  wie  Kohl  1893 
annahm,  zu  dessen  A.  Dahlbonü  als  Synonym,  sondern  bildet  eine  eigene, 
mit  keiner  der  vom  Wiener  Autor  damals  behandelten  Ampulexen 
übereinkommende  Art,  die  nach  seiner  Tabelle  auf  A.  gratiosa  K  o  h  1  (/ 
hinleitet,  nachdem  man  sich  allerdings  vorher  bei  Einteilunggrund  6  über 
eine  Schwierigkeit  hat  hinwegsetzen  müssen,  die  darin  besteht,  daß  bei 
D  a  h  1  b  0  ms  Type  die  inneren  Augenränder  nach  unten  divergieren. 
Die  Unterschiede  zwischen  gratiosa  q  und  Guerini  cT  sind:  1.  Cubital- 
querader  der  Vorderflügel  von  Guerini  q  durchgezogen,  nicht  erloschen. 
Stirnseitenkiele  (außer  oben)  parallel.  Collare  oben  querrunzlig,  mit  einigen 
groben  Punkten  zwischen  den  Runzeln;  der  Mittelhöcker  hinten  ist  scharf 
erhoben.  Dorsulum  und  Schildchen  sparsam  grob  punktiert,  desgleichen 
die  Mittelbrustseiten,  diese  nur  oben,  unter  den  Flügeln,  mit  dichterer, 
runzlig  zusammengeflossener  Punktierung.  Hinterleibtergit  3,  4  und  5 
grob  punktiert.  Hinterbeine  fehlen,  Skulptur  ihrer  Schienen  und  Struktur 
ihrer  Tarsen  daher  nicht  zu  ermitteln  gewesen.  Flügel  stark  braun 
getrübt,  aber  nicht  gerade  „nigrofuscae",  wie  sie  D  a  h  1  b  o  m  nannte, 
ohne  besondere  Querbinden.  Körperlänge  15  mm.  (Körper  metallisch 
veilchenblau,  bloß  Dorsulum  hinten.  Schildchen  und  Hinterschildchen 
[offenbar  nur  infolge  Verletzung  durch  das  Einstecken  der  Nadel]  grünlich). 

209.  Clilorion  cyaneuni  D  a  h  1  b.  (ebenda  I  p.  24,  1843,  (f,  p.  435, 
1845)  ist  nach  einem  in  dem  vorhin  genannten  Museum  in  des  Autors 
dort  gesondert  belassener  Hymenoptere  nsammlung  aufbewahrten, 
gut  konservierten  Typ-c/  von  M  e  j  i  c  o  gleich  Sphex  [Clüorium)  occultus 
Kohl  (1890),  einer  durch  die  grobe  Punktierung  auf  dem  Collare,  dem 
Dorsulum  und  an  den  Mittelbrustseiten  sowie  durch  die  kräftige  Quer- 
runzlung  auf  dem  Mediansegmente  ausgezeichneten  Art. 

210.  Enoclia  Sundewulli  D  a  h  1  b.  (ebenda  I  p.  439,  1845,  Port. 
Natal.,  ohne  Qeschlechtangabe).  Ein  noch  ungedeuteter  Sphex,  nach 
dessen  Type  ich  in  den  Museen  Lund  und  Berlin  vergebens  gefahndet 
habe;  vielleicht  steckt  sie  im  Stockholmer  Museum. 

211.  Sphex  opaca  Dahlb.  (ebenda  1  p.  437,  1845,  „Americ. 
merid.").  Die  einzige  Type  im  entomologischen  Museum  Lund,  ein  in 
Flüssigkeit  gelegen  gewesenes  (f  mit  infolgedessen  verklebter  Behaarung, 
entpuppte  sich  indertat  als  das,  als  was  es  Kohl  schon  vermutet  hatte, 
nämlich  als  S.  flavipes  F.  S  m.  (1856)  „var."  //leringi  Koh\  (1890).  Die 
Synonymie  der  einzelnen  Subspecies  dieser  Art  steht  nun  folgendermaßen : 

1)  Sphex  opacus  opacus  Dahlb.  (1845)  -  S.  flavipes  „var."  Ilieringi  Kohl. 

Bekannte  Verbreitung:  Argentinien  bis  Pernambuco 

2)  „  „     guatemalensis  C  a  m.  (1888):  Guatemala 

3)  „  „      hirsutus  S  a  u  s  s.  (1867):  Mejico 

4)  „  „     flavipes  F.  S  m.  (1856i:  Neu-Georgien. 


94  W.  A.  Schulz: 

212.  Sphex  fuliginosa  D  a  h  1  b.  (ebenda  I  p.  25,  1843,  Q,  „Brasi- 
lia e",  „T  r  an  q  u  eb  a  ri  a  e",  p.  436,  1845,  „Brasil.")-  Hiervon  war 
ungewiß  geblieben,  was  das  Stück  aus  Tranquebar  bezeichnet,  das  der 
Autor  von  Westermann  bekommen  hatte,  und  das  nach  Lage  der 
Dinge  nicht  mit  den  brasilianischen  Exemplaren  artgleich  sein  konnte. 
Das  betreffende  5  ist  allerdings  in  Lund  noch  vorhanden,  trotz  eingehender 
Untersuchung  bin  ich  mir  aber  nicht  darüber  klar  geworden,  welche 
Form  es  eigentlich  vorstellt,  vielleicht  Sphex  umbrosus  diabolicus  F.  S  m.  ( 1 858). 

213.  Mit  Sphex  subtruncata  D  a  h  1  b.  (ebenda  I  p.  25,  1843,  Q,  p. 
437,  1845)  war  bisher  nichts  anzufangen.  Gut,  daß  man  noch  in  Lund 
die  Type  davon  hat,  ein  $ ,  das  der  Autor  von  Westermann  aus 
„Af  rica"  erhielt,  und  das  sich  nun  als  die  Abänderung  la)  bei  Kohl 
von  dem  vielgestaltigen  Sphex  nigripes  F.  S  m.  (1856)  herausstellt.  Dahl- 
boms  Artname  verschlingt  jetzt  den  jüngeren  Smith  sehen  als  Synonym, 
was  deshalb  gelegen  kommt,  weil  der  letzte  in  den  meisten  Fällen  un- 
passend war.  Die  angegebene  Herkunftbezeichnung  ist  wahrscheinlich 
falsch,  und  Dahlbom  hat  später  selbst  neben  sein  typisches  Exemplar 
zwei  weitere  $   $  der  gleichen  Form  aus  China  (Staeger)  gesteckt. 

214.  Die  einzige  Type  von  Sphex  sordida  D  a  h  1  b.  (ebenda  I  p.  436, 
1845,  Rhodus,  ohne  Geschlechtangabe)  im  Mus.  Lund,  ein  noch  in  vor- 
züglichem Zustande  befindliches  </  mit  der  Bezeichnung:  „sordida  nova 
spec.  W.  Ac.  57"  stellt  wirklich  den  mediterranen  Sphex  tristisK.  ohl  (1885) 
dar,  wie  der  österreichische  Monograph  der  Sphexe  bereits  selbst  ver- 
mutet hatte.  Körperlänge  der  D  a  h  1  b  o  m  sehen  Type  nur  19  mm  und 
Trübung  ihrer  Flügel  ausnehmend  schwach. 

215.  Philanthus  capensis  Dahlb.  (ebenda  I  p.  495,  1845,  $)  wäre 
wünschenswert  gewesen,  auf  die  plastischen  Merkmale  hin  nachzuprüfen. 
Leider  blieb  das  typische  Exemplar  davon  in  Lund  unauffindbar. 

216.  Es  hat  mich  interessiert,  nach  der  Type  festzustellen,  ob 
Philanthus  Schönherri  Dahlb.  (ebenda  I  p.  496,  1845,  cf  9- ,  Cap.  B.  sp.) 
tatsächlich  mit  Philanthus  histrio  F.  (1804)  synonym  ist,  wie  man  ange- 
nommen hat.  In  seiner  Sammlung  hat  nun  Dahlbom  selbst  Schönherri 
laut  Vergleich  mit  der  Type  von  histrio  im  Copenhagener  Museum  als 
Synonym  hiervon  erklärt. 

217.  Bembex sulphurescens  Dahlb.  (ebenda  I  p.  180,  491,  1845,  cf): 
die  Type  im  Mus.  Lund  von  „Ost.  Ind."  deckt  sich  nicht  mit  B  i  n  g- 
hams  (1897)  Beschreibung  dieser  Art,  schon  allein,  weil  sie  auf  dem 
Dorsulum  keine  | [-förmige  gelbe  Zeichnung,  sondern  dort  nur  so  ge- 
färbte Seitenränder  besitzt,  aber  auch  aus  plastischen  Gründen  nicht.  Ferner 
ist  sie  nicht  B.  indica  H  a  n  d  1.  (1893)  noch  eine  andere  der  von  Anton 
Handlirsch  und  Bingham  behandelten  indischen  Arten.  Desgleichen 
habe  ich  unter  den  Bembexen  der  anderen  Erdregionen  vergebens 
nach  einem  Synonym  von  ihr  gesucht,  sodaß  sie  vorderhand  eine  besondere 
Species  repräsentieren  muß. 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  95 

D  a  h  1  b  0  m  s  Urbeschreibung  von  sulphurescens  ließe  sich  nach 
seinem  typischen  cf  nachtragen:  Körperlänge  18  mm.  Fühler  ganz  schwarz, 
ihr  Q.  Glied  unten  mit  einem  feinen  Zähnchen,  das  8.,  10.,  11.  und  12.  dort 
ausgehöhlt,  Endglied  schwach  gekrümmt  und  am  Ende  mäßig  stark  ab- 
gestutzt. Netzaugen  nach  unten  etwas  divergent.  Vordertarsen  normal, 
weder  erweitert  noch  schwarz  gelappt;  Metatarsus  1  außen  mit  6  Kamm- 
dornen. Schienen  und  Schenkel  I  und  II  normal,  weder  gezähnt  noch  in 
Spitzen  vorgezogen.  (Mitteltarsen  und  Hinterbeine  fehlen).  Flügel  glas- 
hell, Adern  hellbraun.  Endtergit  des  Hinterleibes  mit  gerundeter  Spitze, 
an  den  Seiten  weder  gezähnt  noch  ausgelappt,  sondern  nur  leicht  ge- 
schweift. 2.  Sternit  bloß  mit  hinten  in  einen  Zahn  endigendem  Längs- 
kiel, das  6.  mit  großem,  dreieckigem  Höcker,  7.  mit  einem  Mittellängskiel 
und  an  den  Außenecken  gelappt. 

218.  Zwei  als  Benibex  aniericana  bezettelte  Q  Q  in  der  coli.  Dahl- 
bom  (Mus.  Lund),  wovon  das  eine  die  Herkunft  St.  Thomas,  das  andere 
hinter  dem  Artnamen  die  Angabe:  „Fabr.  ent.  Er.  Nord  Am."  führt,  decken 
sich  mit  der  Beschreibung  dieses  schwedischen  Autors  in  seinen  „Hymen. 
Europ.",  I  p.  490  (1845)  und  haben  daher  als  seine  darauf  bezüglichen 
Originalstücke  zu  gelten.  Sie  sind  gleich  Bembex  muscicapa  Handl. 
(1893).  Da  jedoch  B.  aniericana  F.  (1793)  nach  Anton  Handlirsch 
von  B.  aniericana  Dahlb.  spezifisch  verschieden  ist,  so  bleibt  der  Name 
muscicapa  Handl.  für  die  Dahlbomsche  Art  bestehen,  nur  zieht 
diese  jetzt  B.  separanda  Handl.  (1893,  später  als  muscicapa  aufgestellt) 
als  Synonym  nach  sich. 

219.  Von  Nysson  quadriguttatus  Dahlb.  (ebenda  1  p.  172,  1843, 
Q  [nicht  cf]],  ungewisser  Synonymie,  fehlt  ein  Exemplar  im  Mus.  Lund. 
Ein  solches  ist  indessen  dort  auch  offenbar  nie  vorhanden  gewesen,  son- 
dern Dahlboms  Angaben  über  ^//afl'/7]g-ü/'/'a/üS' beschränken  sich  unzwei- 
deutig auf  einen  Wiederabdruck  der  ungenügenden  Beschreibung 
Spinolas,  G.  A.  Oliviers  und  van  der  Linde ns  von  dieser  Art 
mit  einem  fruchtlosen  Versuch,  sie  zu  deuten. 

220.  Eine  Type  von  Palanis  maculatus  Dahlb.  (ebenda  1  p.  468, 
1 845,  Q ),  vom  Cap  der  guten  Hoffnung,  hat  sich  in  Lund  nicht 
vorgefunden.  Eine  solche  ist  auch  vielmehr  im  Stockholmer  Museum  zu 
suchen,  da  sie  der  Autor  aus  P  a  y  k  u  1 1  s  Sammlung  beschrieben  haben 
will,  die  dort  aufbewahrt  wird. 

221.  Desgleichen  habe  ich  im  Lunder  Museum  vergebens  nach 
einem  Originalexemplare  von  Palarus  interruptus  Dahlb.  (ebenda  1  p.  468, 
1845,  $,  „Ind.  O  r  i  e  n  t")  gesucht, 

VI.  Carl  Stäl. 

Einige  im  naturhistorischen  Reichmuseum  zu  Stockholm  von  mir 
untersuchte  H  y  m  e  n  o  p  t  e  r  e  ntypen  dieses  Autors  befanden  sich  noch 
in  vorzüglichem  Zustande. 


96  W.  A.  Schulz: 

222.  Hemipepsis  iodoptera  Stäl  (öfvers.  Svensk  Vet.-Akad.  För- 
handl.  XIV,  1857  p.  64)  bezeichnet  den  häufigen  südafrikanischen 
Cryptochilus  \Mvgnimia)  Distanti  S  a  u  s  s.  (1892).  St  als  Type,  ein  $ 
von  20  mm  Körperlänge,  hat  die  beiden  letzten  Hinterleibtergite  gelb  ge- 
färbt. Der  Scheitel  trägt  bei  ihr  eine  schwarze  Querbinde,  und  ihre  hin- 
teren Nebenaugen  stehen  fast  ebenso  weit  voneinander  wie  von  den  Netz- 
augen entfernt. 

223.  Das  typische  Exemplar  von  Ampulex  ainoeno  Stäl  (ebenda 
p.  641  aus  China  ist  ein  prachtvoll  erhaltenes  $  von  Ampulex  (Rhinop- 
si's)  consimilis  Kohl  (1893).  Hierzu  könnte  am  Ende  A.  (R.)  Novarae 
Sau  SS.  (1867)  doch  als  Synonym  gehören:  die  von  Kohl  kenntlich  ge- 
machten Unterschiede  zwischen  beiden  Formen  sind  geringfügig  und 
dürften  an  einem  reichen  Materiale  ineinanderfließen. 

224.  Ampulex  venusta  Stäl  (ebenda  p.  64,  „C  a  f  f  r  a  r  i  a") :  die  Type 
ist  ein  10,5  mm  langes  cf  von  Ampulex  cribrata  Kohl  (1893)  in  vor- 
züglicher Erhaltung.  Es  zeigt  in  den  Vorderflügeln  Spuren  einer  dunklen 
Querbinde.  Natürlich  zieht  der  S  t  ä  Ische  Artname  wiederum  den  K  o  h  1- 
schen  als  Synonym  nach  sich.  Ampulex  pilipes  Kohl  (1893)  habe  ich  ihrer- 
seits im  Verdachte,  daß  sie  nur  eine  Form  von  A.  venusta  Stäl  bildet. 

225.  Mit  dem  australischen  Sphecius  lanio  S 1  ä  1  (ebenda 
p.  64)  war  bisher  rein  nichts  anzufangen.  Nach  Anton  Handlirsch 
sollte  das  vielleicht  nicht  einmal  ein  Sphecius,  sondern  Exirus  lateritius 
Shuck.  (1837)  sein.  Mein  Wunsch,  der  Sache  auf  den  Grund  zugehen, 
blieb  leider  unerfüllt,  denn  die  Type  von  lanio  Stäl  fand  sich  im  Stock- 
holmer Museum  nicht  vor. 


Uebersicht  der  ermittelten  Synonyme, 
in  der  Reilienfolge  der  voraufgehenden  Abhandlung. 

(Gültige  Namen  kursiv,  Synonyme  in  Antiqua.) 


Sphex    spirifex    L.    (1758)         Sphex    aegyptia    L.    (1758)    =    Sceliphrum 

aegyptiacum  (L.) 
Prionyx   striata   R    S  m.    (1856)    =   Sphex  fervens   L,    (1758)    =   Sphex 

(Harpactopus)  fervens  L. 
Sphex  capensis  L.  (1764)  ~-  Cryptochilus  (Mygnimia)  capensis  (L.) 
Sphex  Englbegi  H.  Brauns  (1899)  =  Sphex  indostana  L.  (1764)  -=  Sphex 

inda  L.  (1758)  ^  Sphex  (Harpactopus)  inda  L. 
Sphex  indica  L.  (1758)  =  Cryptochilus  {Mygnimia)  indicus  (L.) 
Vespa   cincta  F.  (1775)  =-  Sphex   tropica  L.    (1758)  ^-  Vespa  tropica    (L.) 
Vespa  cornuta  L.  (1758)  —  Synagris  cornuta  (L.) 


Hyiiienopteren  skandinavischer  Autoren.  97 

Vespa  signata  L.  (1758)  ^=  Monedula  signata  (L.) 

Vespa  canadensis  L.  (1758)  =-  Polistes  canadensis  (L.) 

Apis  dentata  L.  (1758)  =  Exaereta  dentata  (L.) 

Apis  cordata  L.  (1758)  =  Euglossa  cordata  (L.) 

Apis  violacea  L.  (1758)  ^  Xylocopa  violacea  (L.) 

Apis  aestuans  L.  (1758)    =  Xylocopa  aestuans  (L.) 

Centris  sniaragdina  Perty  (1833)  =  Apis  tropica  L.    (1758)  ^^  Euglossa 

(Eulema)  tropica  (L.) 
Kd'^/ya  ff#m/5  F.  (1787)  ^  K^5/7«  /"/'öp/c«  (L.,  1758)  aberr.  affinis  (L.,  1764) 
Mutilla  indica  L.  (1758)  =  Trauniatoniutilla  indica  (L.) 
Apis  cö//>'a  L.  (1767)  =  Xylocopa  caffra  (L.) 
Apis  zonata  L.  (1758)  =  Podalirius  zonatus  (L.l 
Apis  vespiformis  Geer  (1773)  =  Rhathynius  vespiformis  (Geer) 
Apis  aeneipennis  Geer  (1773)  =  Xylocopa  aeneipennis  (Geer) 
Apis  griseocollis  Geer  (1773)  =  Bombus  griseocollis  (Geer) 
Vespa  niaxillosa  Geer  (1773)  =  Eunienes  niaxillosa  (Geer) 
Vespa  reciirvirostra  Geer  (1773)  =  Zethus  mejicanus  (L.,  1767) 
Stelopolybia  vulgaris  D  u  c  Ic  e  (1905)  =  Polistes  hectica  F.  (1804)  ^  Vespa 

fulvofasciata  Geer  (1773)  =  Rhopalidia  fulvofasciata    (Geer) 
Stelopolybia  Ducke  (1910)  --  Rhopalidia  L  e  p.  (1836) 
Vespa   hebraea   F.    (1787)   =  Vespa   olivacea   Geer   (1773)   =   Polistes 

olivaceus  (G  e  e  r) 
Sphex    auripennis    Geer    (1773)    -^    Cryptochilus    [Prionocnetnis)    aurei- 

pennis  (Geer) 
Sphex  abdominalis  C  r  e  s  s.  s  e  n.  (1872)  =  Sphex  dimidiata  Geer  (1773) 

=  Sphex  (Palmode s\  diniidiatus  (Geer) 
Sphex  depressa  Geer  (1773)  --=  Seniinota  depressa  (Geer) 
Apis  ferruginea  Geer  (1773)  ^  Xylocopa  ferruginea  (Geer) 
Erythropimpla    Fruhstorferi    S  c  h  1  z.    (1906)     =    Trichiothecus    ruficeps 

Cani.  (1903)  ^  Sphex  rugosus  Geer    (1773)    =    Heinipimpla 

rugosa  (Geer) 
Xylocopa  divisa  Klug   (1807)  ==  Apis   citronella   Geer   (1778)  ^   Apis 

flavic Ollis  Geer  (1778)  ^-  Xylocopa  flavicollis  (Geer) 
Apis  Adansoni  L  a  t  r.  (1804)    -  Apis  fulvocincta  Geer  (1778) 
Apis  albomaculata  Geer  (1778)  =  Crocisa  alboniaculata  (Geer) 
Apis  fusifonnis  Geer  (1778)  =  Myzina  fusiforniis  (Geer) 
Belonogaster  brachycerus  Kohl  (1894)  ^--  Vespa  petiolata  Geer  (1778) 

=  Belonogaster  petiolata  (Geer) 
Sphex    rufipennis    Geer    (1778)    =     Cryptochilus    [Prionocnemis)    rufi- 

pennis  (Geer) 
Ichneumon  desinatorius  Thunb.  (1824)  =  Ichneumon  designatorius  T hu nh. 
Osprynchotus   capensis   Spin.    (1841)    =   Ichneumon    violator  Thunb. 

(1824)  =  Osprynchotus  violator  (Thunb.) 
Ichneumon  ensator  Thunb.  (1824)   =  Cryptide 

7, 


98  '  W.  A.  Schulz: 

Ichneumon  delicator  T  h  u  n  b.  (1824)    ^  P  i  m  p  1  i  d  e     (L  i  s  s  o  n  o  t  i  n  e) 

Ichneumon  glabmtor  T  h  u  n  b.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon ///«Z^/va/o/-  Thunb.  (1824)  =  Platylabiis  oder  ähnl. 

Ichneumon  luteator  T  h  u  n  b.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon  palUdator  Thunb.  (1824)  =  Brazonoide 

Ichneumon  costator  Thunb.  (1824)  =  Brazonoide 

Ichneumon  mbiginator  Thunb.  (1824)  =  Agathidide 

Ichneumon  gastritor  T  h  u  n  b.  (1824)   =  Brazonoide 

Ichneumon  sangiiinatoi-  T  h  u  n  b.  (1824)  ^-  2  Brazonoide  n 

Ichneumon-  discolor  Thunb.  (1824)  =^  Brazonoide 

Ichneumon  gyrator  Thunb.  (1824)  =  Brazonoide 

Ichneumon  nebiilator  Thunb.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon  stigiiiator  Thunb.  (1824)  —  Ichneumonoide 

Ichneumon  gestator  T  h  u  n  b.  (1824)  =  P  i  m  p  1  i  d  e 

Ichneumon  viciiiator  Thunb.  (1824)  ^  Tryphonide 

Ichneumon  steminator  Thunb.  (1824)  =  Xanthopimpla  stemmafrix  (Thunb.) 

Ichneumon  iinicinctor  T  h  u  n  b.  (1824)  =  Cryptide? 

Ichneumon  gibberius  Thunb.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon  expulsor  Thunb.  (1824)       Cryptide 

Ichneumon  nudator  Thunb.  (1824)  ^     Brazonoide 

Ichneumon  relator  Thunb.  (1824)  ^    Tryphonide 

Ichneumon  guttalator  Thunb.  (1824)  =  Cryptide 

Ichneumon  ra/H/zf/a/o/-   Thunb. =^2— 3  Ophioniden  -)-  1  Pimplide 

Ichneumon  cognator  Thunb.  (1824)  =  Ephialtes  cognator  (Thunb.) 

Ichneumon  cingiilator  Thunb.  (1824)  =  2—3  Piinpla  spec. 

Ichneumon  testatorius  Thunb.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon  binarius  Thunb.  (1824)  =  Tryphonide? 

Ichneumon  axillatorius  Thunb.  (1824)  =  Platylabus  oder  ähnl. 

Ichneumon  decoriiis  Thunb.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon  maxillarius  Thunb.  (1824)  =  Cryptide? 

Ichneumon  fraternarius  Thunb.  (1824)   -^  Tryphonide 

Ichneumon  scriptorius  Thunb.  (1824)  =  Ichneumon  oder  Amblyteles. 

Ichneumon  duplicatorius  Thunb.  (1824)  =  Tryphonide 

Ichneumon  labiaforius  Thunb.  (1824)  =  Ichneumon  +  Bassus 

Ichneumon  ligatorius  Thunb.    (1824)    =   Ichneumon    oder  Amblyteles  l. 

Ichneumon  limbatorius  Thunb.   (1824)        Ichneumon   oder  Amblyteles  l. 

Ichneumon  gemellitonus  Thunb.  (1824)  ^  Ichneumon  g. 

Ichneumon  sinuatorius  Thunb.  (1824)  =  Exetastes  oder  ähnl. 

Ichneumon  retusonus  Thunb.  (1824)  =  Ichneumon  oder  ähnl. 

Ichneumon  uml)ratonus  Thunb.  (1824)     -  Ichneumon  u. 

Ichneumon  consignatorius  T  h  u  n  b.  (1824)  -=  Ichneumon  oder  Amblyteles  c. 

Pezomachus  G  r  a  v.  (1829)  --  Oelis  Thunb.  (1827) 

Gelis  clavipes  T  h  u  n  b.  (1827)  =  Anteonide  („Dryinid  e") 

Qelis  nifogcister  Thunb.  (1827)  =  Oelis  r. 


Hyiiienopteren  skaiulinavisciier  Autoren.  Q9 

Gelis  frontalis  T  h  u  n  b.  (1827)  =  Mynnosa  melanocephala  (F.,  1793) 

Qelis  ruficorms  Thunb.  (1827)  =^  Gelis  r. 

Philanthus    coronatus    F.    (1790)    =    Sphex    coronata    Thunb.     (1784) 

~  Philanthus  coronatus  (T  h  u  n  b.) 
Ceramius  karrooensis  H.  Brauns  (1902)  =  Philanthus  ö/co/ö/-  Thunb. 

(1815)  -=  Ceramius  bicolor  (Thunb.) 
Philanthus  tricinctns  Thunb.  (1815)  =  Cerceris  tricincta  (Thunb.) 
Philanthus  colon  Thunb.  (1815)  =  Cerceris  colon  (Thunb.) 
Philanthus  indicus  Thunb.  (1815)  =  Cerceris  indica  (Thunb.) 
Philanthus  algiricus  Thunb.  (1815)  =  Cerceris  algirica  (Thunb.) 
Philanthus  albofasciatus  Thunb.  (1815)  =  Cerceris  alhofusciata  (T  h  u  n  b.) 
Cerceris  laminifera  A.  Costa    (1869)    --^  Philanthus  lunulatus   Thunb. 

(1815)  ^  Cerceris  lunulata  (Thunb.) 
Philanthus    clypeatus    Thunb.    (1815)    =    Crabro    {Thyreus)    clypeatus 

(L,  1767) 
Cryptus  notulatorius  F.  (1804)  ^^  Echthromorpha  notulatoria  (F.) 
Pimpla  notator  F.  (1804)  -=  Pimplide 
Pimpla  necator  F.  (1804)  =  Spathiide 
Pimpla  meliorator  F.  (1804)  ^=  Spathiide 
Ichneumon  punctatus  F.  (1781)  =  Xanthopiinpla  punctata  (F.) 
Banchus  variegator  F.  (1775)  =  Banchus  v. 
Ponipilus  multipictus   F.    S  m.    (1879)  =  Ichneumon    annulatus   F.  (1793) 

Pompilas  [Episyron)  annulatus  (F.) 
Ichneumon  ferrugineus  F.  (1794)  =  Megarhyssa  superba   (Schrk.,    1781) 
Qastrhyptium    rubricans    Q  u  6  r.  (1845)  =  Foenus    hastator  F.  (1804)  = 

Qastrhyptiuni  hastator  (F.) 
Ichneumon   Chrysis  F.  (1787)   =  Ichneumon  ignitus  F.  (1787)  =  Cleptes 

ignitus  F. 
Leucospis  guzeratensis  Westw.    (1839)  ^^  Leucospis   atra   F.  (1798)  = 

Leucospis  petiolata  F.  (1787) 
Evania  conipressa  F.  (1804)  =  Evania  c. 
Evania  nigricornis  F.  (1804)  =  Evania  n. 
Evania  petiolata  F.  (1798)  ^^  Hyptia  petiolata  (F.) 
Evania  rufipes  F.  (1804)  =  Hyptia  rufipes  (F.) 
Evania  ruficornis  F.  (1804)  =^^  Evania  r. 
Evania  pygniaea  F.  (1804)  =  Brachygaster  pygniaea  (F.) 
Parapodiuni  biguttatum  E.  T  a  s  c  h  b  g.  (1869)  =  Podium  rufipes  F.  (1804) 

=  Podium  {Parapodiuni}  rufipes  F. 
Sphex  morio  F.  (1775)  =  Ponipilus  niorio  F. 
Stizus  calopteryx    H  a  n  d  1.  (1892)  ^  Larra  fasciata  F.  (1798)  =  Sphex 

assiniilis  F.  (1787)  =  Stizus  assimilis  (F.) 
Sphex  Ursus  F.  (1793)  -=  Mutillide 
Pompilus  coccineus  F.  (1804)  =  Ferreola  coccinea  (F.) 
Pompilus  mixtus  F.  (1798)  =  Pompilus  m. 


100  W.  A.  Schulz: 

Pompilus  auripennis  F.  (1804)  =  Pompiliis  aureipennis  F. 
Pompilus  teutonus  F.  (1804)  =  Larra  anatliema  (R  o  s  s  i,  1790) 
Sphex  capensis  F.  (1775)  =  Cryptochilus  (Mygniinia)  cupensis  (F.) 
Mutilla  indostana  F.  S  m.  (1855)  =  Pompilus  liirtas  F.  (1798)  --  Mutilla 

hirta  (F.) 
Ampulex  Dahlbomi  Kohl  (1893)  ==  Dryinus  aeneus  F.  (1804)  =  Ampii- 

lex  aenea  (F.) 
Dryinus  auripennis  F.  (1804)  ^=  Planiceps  aureipennis  (F.) 
Dryinus  planifrons  F.  (1804)  =--  Planiceps  planifrons  (F.) 
X}xy\ni\s  planiceps  F.  (1804)  =  Bethylide 
Dryinus  explanatus  F.  (1804)  =  Bethylide 
Meria   Spinolai  Westw.    (1835)  =  Larra   rufifrons   F.    (1793)  =  Meria 

rufifrons  (F.) 
Sphex  villosa  F.  (1775)  =  Tiphia  villosa  F. 
Scolia  cylinclrica  F.  (1793)  =  Meria  cylindrica  (F.) 
Vespa  aurata  F.  (1787)  =  Odynerus  auratus  (F.) 
Vespa    atrata    F.    (1798)    -=    Odynerus    atraius    (F.)    oder    Rhynchium 

atratuni  (F.) 
Vespa  cinerascens  F.  (1775)  =  Rhynchium  cinerascens  (F.) 
Vespa.  flavescens  F.  (1775)  =  Odynerus  flavescens  (F.) 
Vespa  gibbosa  F.  (1775)  =  Philanthus  gibbosus  (F.) 
Vespa  bigluniis  F.  (1775)  =^  Polistes  biglunüs  (F.) 
Vespa  2  notata  F.  (1804)  =  Odynerus  binotatus  (F.) 
Vespa  2  guttata  F.  (1787)  =:  Odynerus  biguttatus  (F.) 
Yespa  fuscata  F.  (1793)  =  Polistes  fuscatus  F. 
Vespa  humilis  F.  (1781)  =  Polistes  humilis  F. 

Polistes  liliacea  F.  (1804)  =  Vespa  striata  F.  (1787)  --  Polybia  striata  (F.) 
Vespa  a«a//5  F.  (1798)  =  Polistes  analis  F. 
Polistes  punctum  F.  (1804)  =  Polistes  p. 

Polistes  aurulenta  F.  (1804)  =  Polybia  chrysothorax  (Web.,  1801) 
Polistes  angulata  F.  (1804)  =^  Rhopalidia  angulata  (F.) 
Megacanthopus   Qoeldii   Ducke   (1905)  ;=  Polistes  flavicans  F.    (1804) 

=  Megacanthopus  flavicans  (F.) 
Polistes  testacea  F.  (1804)  -=  Rhopalidia  testacea  (F.) 
Polistes  pallens  F.  (1804)  --  Apoeca  pallida  (G.  A.  Oliv.,  1791) 
Synoeca  testacea  S  a  u  s  s.  (1853)  =  Polistes  irina  Spin.  (1853)  =  Polistes 

virginea  F.  (1804)  =  Synoeca  virginea  (F.) 
Apoeca  lineolata  Lep.  (1836)  =  Polistes  albimacula  F.  (1804)  =  Apoeca 

albimacula  (F.) 
Pareumenes    brevirostrata    S  a  u  s  s.    (1856)    =    Polistes    bengalensis   F. 

(1804)  =  Pareumenes  bengalensis  (F.) 
Epipona  marginata  Lep.  (1836)  =  \espQ.  ferruginea  F.  (1793)  =  Icaria 

ferruginea  (F.) 
Vespa  tabida  F.  (1781)  =  Polybia  tabida  (F.) 


Hymenopteren  skandinavischer  Autoren.  101 

Vespa  phthisica  F.  (1793)  ^=  Megacanthopus  phthisicus  (F.) 

Polistes    coerulea    F.    (1804)   =  Vespa    cyanea    F.    (1775)   =  Synoeca 

cyanea  (F.) 
Polybia   orientalis  S  a  u  s  s.    (1853)      =  Vespa    varia    F.  (1787)  =  Polybia 

varia  (F.) 
Vespa  rejecta  F.  (1798)  =^  Polybia  rejecta  (F.) 
Eunienes   architectus   F.    S  m.    (1859)   =  Vespa  atropliica   F.    (1798)  = 

Eumenes  atrophica  (F.) 
Polistes    bistriata   F.   (1804)    =   Vespa   pygmaea   F.    (1793)    =    Polybia 

occidentalis  (G.  A.  Oliv.,  1791) 
Polybia   lignicola   Ducke    (1905)   ==   Vespa   cajennensis   F,    (1798)    ^= 

Rhopalidia  cajennensis  (F.) 
Polistes  parviila  F.  (1804)  -^  Eumenes  parvula  (F.) 
Liponieles  lamellaria  Möbius  (1856)  =  Polistes  dorsata  F.  (1804)    = 

Lipomeles  dorsata  (F.) 
Vespa  guineensis  F.  (1793)  =  Eunienes  niaxillosa  (Q  e  e  r,  1773) 
Zethus  elongatus  F.  (1804)  =  Philanthus  (Trachypus)  elongatus  (F.) 
Zethus  labiatus  F.  (1804)  =  Mischocittarus  labiatus  (F.) 
Vespa  petiolata  F.    (1781)  =  Vespa  pyriformis  F.    (1775)    =   Eunienes 

piriformis  (F.) 
Eumenes  atrata  F.  (1804)  =-=  Eumenes  a. 
Polybia  pediculata  S  a  u  s  s.   (1853)  =  Eumenes  cingulata  F.   (1804)  =^ 

Metapolybia  cingulata  (F.) 
Icaria   speciosa   S  a  u  s  s.    (1855)  =  Eumenes  formicaria   F.    (1804)   = 

Icaria  formicaria  (F.) 
Epipona   variegata   F.    Sm.    (1852)  --^=  Eumenes   fasciata   F.    (1804)   = 

Eumenes  cyathiformis  F.  (1804)  ^=  Icaria  cyatliiformis  (F.) 
Eumenes  spinosa  F.  (1804)  ■--=^-  Labus  spinosus  (F.) 
Eumenes  campanulata  F.  (1804)  =  Eumenes  c. 
Eunienes  minuta  F.  (1804)  =  Eumenes  m. 
Philanthus  macula  F.  (1804)  ^^  Cerceris  niacula  (F.) 
Cerceris  humbertiana  S  a  u  s  s.  (1867)  =  Philanthus  interstinctus  F.  (1798) 

^^  Cerceris  interstincta  (F.) 
Philanthus  dissectus  F.  (1798)  =  Cerceris  dissecta  (F.) 
Cerceris  Haueri  Schlett.  (1887)  =  Philanthus   abdominalis  F.    (1804) 

=^--  Cerceris  abdominalis  (F.) 
Philanthus  analis  F.  (1804)  =^  Mellinus  variegatus  F.  (1798)  ^=-  Prosopis 

variegata  F. 
Crabro  cornutus  F.  (1787)  ^=  Cerceris  cornuta  (F.) 
Cerceris  cornuta  Ev.  (1849)  =  Cerceris  Eversmanni  Schlz.  nom.   nov. 
Xylocopa   rufescens  F.  Sm.   (1874)  =  Bombus  tranquebaricus  F.   (1804) 

=  Xylocopa  tranquebarica  (F.) 
Apis  virginica  F.  (1775)  =-^  Bombus  virginicus  F. 
Apis  antiguensis  F.  (1775)   ^^=  Bombus  antiguensis  F. 


102  W.  A.  Schulz:  Hynienopteren  skandinavischer  Autoren. 

Euglossa    spinosa   F.    (1804)   =   Melissa   spinosa    (F.)    oder    Thalestria 

spinosa  (F.) 
Ctenioschelus  Rom.  (1841)  ^^==  Ischnocera  S  h  ii  c  k.  (1840) 
Dorylus  niediatus  F.  (1804)  =  M  u  t  ii  1  i  d  e 
Ampulex  compressa  Dahlb.  (1843)  =  Anipulex  conipressa  (F.) 
Ampulex  Qu^rini  Dahlb.  cf  (1843)  =  Anipulex  G. 
Sphex  (Chlorion)  occultus  Kohl   (1890)  ==  Chlorion   cyaneuin   Dahlb. 

(1843)  =^  Sphex  (Chlorium)  cyaneus  Dahlb. 
Sphex  flavipes  F.  Sm.  (1856)  „var."  Iheringi  Kohl  (1890)  =  Sphex  opaca 

Dahlb.  (1845)  ^^^  Sphex  opacus  opacus  Dahlb. 
Sphex  nigripes  F.  Sm.  (1856)  =  Sphex   subtruncata  Dahlb.  (1843)  --^ 

Sphex  subtruncatus  Dahlb. 
Sphex  tristis  Kohl  (1885)  =  Sphex  sordida   Dahlb.  (1845)   -^  Sphex 

sordidus  Dahlb. 
Philanthus   Schönherri    Dahlb.    {1845}  -^  Phi/anthus   histrio  F.    (1804) 
Bembex  sulphurescens  Dahlb.  (1845)  ==  Benibex  s. 
Beinbex    separanda    Handl.    (1893)    ==   Benibex    americana    Dahlb. 

(1845,  nee  F.)  =  Bembex  muscicapa  Handl.  (1893) 
Mygnimia  Distanti  S  a  u  s  s.  (1892)  =^=  Hemipepsis /oö'o/j/^/'ö  Stäl  (1857) 

^^^  Cryptochilus  (Mygnimia)  iodopterus  (Stäl) 
Ampulex    (Rhinopsis)    consimilis     Kohl    (1893)    =    Anipulex     ainoena 

Stäl  (1857) 
Ampulex  cribrata  Kohl  (1893)  =  Anipulex  venusta  Stäl  (1857). 


Verzeichnis  der  behandelten  Autoren. 


Seite 

CarlvonLinnfe 55 

CarlDeGeer 58 

CarlPeterThunberg • 63 

Johann    Christian    Fabricius 71 

Anders   GustavDahlbom 92 

Carl   Stäl 95 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]  103 


Lieber  dunkle  Extremitätenfärbungen 

bei  asiatischen  Formen 

der  Halticinengattung  Chalcoides  Foudr. 

Von  Franz  Heikertinger  in  Wien. 


Die  C/talcoides-Arten  Europas  und  Nord-Afril^as  besitzen  —  zu- 
mindest in  ihren  Normalfärbungen  —  ausnahmslos  einfarbig  rotgelbe  bis 
hell  rotbräunliche  Vorderbeine.  Die  Auffindung  von  dunkelbeinigen 
Chalcoides-Formen  m  asiatischem  Halticinen-Materiale  veranlaßte  mich, 
dieser  Erscheinung  nachzugehen  und  die  bis  jetzt  bekannten  Dunkelformen 
dieser  Gattung  kritisch  zusammenzustellen. 

Es  zeigte  sich  hierbei,  daß  die  Neigung  zur  Dunkelung  der  Extremi- 
täten gegen  Osten  bezw.  Nordosten  des  eurasiatischen  Kontinentes  hin 
zuzunehmen  scheint;  ich  sage  ausdrücklich  „scheint",  denn  das  vorliegende 
Material  ist  viel  zu  spärlich,  um  einen  anderen  Ausdruck  zuzulassen. 

Ungeachtet  des  Umstandes  nämlich,  daß  einzelne  Arten  dieser  Gattung 
zu  den  gemeinsten  Halticinen  Europas  zählen  —  (ich  nenne  nur  die  allent- 
halben auf  Weidenarten  anzutreffende  Clialc.  aurata  Marsh.,  die  stellen- 
weise in  der  Häufigkeit  von  Clialc.  fulviconüs  Fabr.  [Iielxines  Weise], 
abgelöst  wird,  weiter  die  speziell  auf  Zitterpappeln  nicht  seltene  Clialc. 
aurea  Geoff.  ap.  Fourcr.  [splendens  Weise],  allbekannte,  durch  ihre  lebhaft 
goldige,  kupfrige,  glänzend  grüne  oder  blaue  Körperfärbung  auffällige  Tiere) 
—  sind  dunkelbeinige  Formen  in  Europa  sehr  selten. 

Die  von  Weise  (Erichsons  Naturgesch.  d.  Insekten  Deutschlands, 
Band  VI,  S.  719)  aus  Europa  gemeldete  dunkelbeinige  Aberration  der 
Clialc.  fulutcornis  Fahr.  (ah.  piclcornis  Weise]  dürfte  wohl  zumeist  auf  eine 
erst  nach  dem  Tode  des  Tieres  eingetretene  Verfärbung  zurückzuführen 
sein ;  dem  gleichen  Umstände  glaube  ich,  in  vielen  Fällen  wenigstens,  die 
Extremitätendunkelung  bei  mitteleuropäischen  Stücken  der  Clialc.  aurata 
Marsh,  zuschreiben  zu  dürfen. 

Die  einzigen,  eine  ausgesprochene  natürliche  Extremitätendunkelung 
aufweisenden  eu  ropäischen  Chalcoides  {aurata  ab.),  sind  mir  bis  jetzt 
aus  Herkulesbad  (Süd-Ungarn,  leg.  Wingelmüller)  und  Uesküb  (Albanien, 
leg.  Apfelbeck)  bekannt  geworden. 

Dann  folgt  ostwärts  die  eigentliche  Clialc.  aurata  ab.  nigricoxis  All. 
im  Kaukasus,  weiter  Chalc.  aurea  ab.  obscuripes  m.  in  Zentral-  und  Ost- 
Sibirien,  dann  Chalc.  picipes  Weise  in  Ost-Sibirien  und  Chalc.  Plutus  ab. 
nigrofemorata  m.  in  Tibet. 

Nachstehend  eine  Charakteristik  dieser  Formen. 


104  Franz  Heikertinger: 

1.  Chalcoldes  aurea  Geoff.  ap.  Fourcr.  {splendens  Weise)  ab.  nov. 

obscuripes  Hktgr. 
Von  der  Normalform,  die  unreif  Fühler  und  Beine  einfarbig  rotgelb, 
ausgereift  die  Fühlerspitze  gebräunt  und  die  Hinterschenkel  mehr  oder 
weniger  vollständig  geschwärzt  zeigt,  nur  durch  die  auffällige  Dunkelung 
der  Extremitäten  verschieden.  Die  Fühler  sind  schon  vom  fünften  Gliede 
an  mehr  oder  minder  dunkel;  bei  dunklen  Stücken  nimmt  diese  Färbung 
so  rasch  zu,  daß  das  sechste  Glied  bereits  vollständig  pechschwarz  ist. 
An  den  Beinen  werden  zuerst  die  Vorderschenkel  und  Hinterschienen 
pechfarben,  vorwiegend  in  ihren  mittleren  Teilen;  bei  dunklen  Stücken 
erscheinen  alle  Schenkel  und  die  Hinterschienen  pechschwarz,  die  Gelenke, 
Vorderschienen  und  Tarsen  rostbraun,  die  Vorderschienen  in  ihren  mittleren 
Teilen  mehr  oder  weniger  pechfarben. 

Sibiria,  Jenisseisk,  Coli.  Hauser;  ein  korpulentes,  blaugrünes  9- 
Ussuri,  Kasakiewitsch,  1907  Korb,  Coli.  Wiener  Hofmuseum;  kleinere, 
blaugrüne  Stücke,  eins  davon  mit  kaum  dunkleren  Beinen  als  die  europäische 
Normalform  der  Art.    Ein  Stück  in  meiner  Sammlung. 

2.  Chalcoides   fulvicornis  Fabr.  [helxines  Weise)  ab.  picicornis 

Weise  (Erichs.  Nat.  Ins.  Deutschi.  VI,  p.  719). 

Von  dieser  Art,  die  normal  rotgelbe,  oft  nach  der  Spitze  hin  dunkler 
angelaufene  Fühler  und  —  mit  Ausnahme  einer  pechfarbigen  Makel  auf 
dem  Rücken  der  Hinterschenkel  —  einfarbig  rotgelbe  Beine  besitzt,  er- 
wähnt Weise  in  seinem  Werke  über  die  deutschen  Chrysomeliden  eine 
var.  picicornis   mit    „hell  oder   dunkelpechbraunen    Fühlern   und  Beinen". 

Mir  liegen  solche  Stücke  sowohl  aus  meiner  Sammlung  als  auch  aus 
der  Coli.  v.  Hey  den  (Germania,  Reitter)  vor. 

Ich  kann  aber  nicht  umhin,  mit  Bezug  auf  diese  Exemplare  auf  einen 
Umstand  aufmerksam  zu  machen,  auf  den  mir  auch  die  Stilisierung  der 
Angabe  Weise's  „hell  oder  dunkel  pechbraune  Fühler  und  Beine"  hin- 
zuweisen scheint.  Der  Wortlaut  dieser  Angabe  läßt  nämlich  schließen, 
daß  bei  den  von  Weise  erwähnten  Tieren  die  ganzen  Fühler  und  Beine 
—  also  Schenkel,  Schienen  und  Tarsen  gleichmäßig  —  dunkel 
geworden  sind.  Tatsächlich  ist  dies  nun  auch  bei  den  mir  vorliegenden 
Exemplaren  der  Fall :  die  Extremitäten  zeigen  in  ihrer  Gesamtheit  eine 
unbestimmt  pechbraune  Färbung,  so  zwar,  daß  die  Basis  der  Fühler  ebenso 
dunkel  wie  ihre  Spitze,  die  Schienen  und  Tarsen  ebenso  dunkel  wie  die 
Schenkel  sind. 

Eine  solche  Dunkelung  ist  aber  meines  Erachtens  nicht  ohne  weiteres 
mit  jener  zu  identifizieren,  die  wir  an  den  übrigen,  hier  besprochenen 
Chalcoides-P ovm&n  beobachten  können.  Bei  der  Extremitätendunkelung 
dieser  letzteren  behalten  Fühlerbasis,  Tarsen  und  teilweise  auch  Schienen 
und  Schenkel  ihre  normale  Hellfärbung  bei  —  bezw.  werden  nur  um 
weniges  dunkler,  wogegen  ein  pechschwarzer  Ton,  der  sich  sehr  deutlich 


Ueber  dunkle  Extremitätenfärbungen.  105 

von  der  lichteren  Färbung  der  übrigen  Beinteile  abhebt,  von  der  Basis 
der  Schenkel  her  allmählich  über  diese  und  die  Schienen  vorrückt. 

Ich  bin  der  Meinung,  daß  eine  gleichmäßige,  unbestimmte  Dunkelung 
der  Extremitäten,  wie  wir  sie  bei  Chalc.  fulvicornis  —  und  mehr  oder 
minder  ausgesprochen  bei  allen  gelbrotbeinigen  Halticinen  —  beobachten 
können,  in  den  meisten  Fällen  ihre  Hauptursache  in  irgendwelchen  (viel- 
leicht chemischen)  Veränderungen  des  Gewebes  im  Innern  der  diaphanen 
Extremitäten  (bezw.  in  anderen,  noch  nicht  näher  ergründeten  Verfärbungen 
am  toten  Tiere)  finden.  Wenigstens  scheint  solches  bei  den  mir  vorliegen- 
den Exemplaren  der  Fall  zu  sein. 

Chalc.  fulvicornis-Stücke  mit  klarer,  partieller  Beindunkelung  sind  mir 
noch  nicht  zu  Gesichte  gekommen;  womit  natürlich  in  keiner  Weise 
behauptet  sein  soll,  daß  es  solche  (selbst  in  Europa)  nicht  gebe. 

Erwähnt  sei,  daß  mir  vorliegende  fulvicornis  aus  Innerasien  (Kuldja, 
Mont.  bor.  und  Thian  Schan,  Tekestal;  Coli.  Hausen  eine  vollkommen 
normale,  sogar  sehr  helle  Extremitätenfärbung  zeigen. 

3.     Chalcoides  aurata  Marsh,  ab.  nigricoxis  All. 

Typus:  Die  vier  oder  fünf  ersten  Fühlerglieder  rotgelb,  die  übrigen 
ziemlich  rasch,  doch  nicht  unvermittelt,  angedunkelt,  oft  schwärzlich;  die 
Beine  mit  Ausnahme  der  schwarzen  Hinterschenkel  rotgelb. 

Hierzu  erwähnt  Weise  die  Aberration,  bei  der  „alle  Schenkel  pech= 
schwarz,  oft  auch  die  Schienen  angedunkelt,  wenigstens  nicht  immer  so 
hell  rot  wie  bei  der  „Normalform"  sind".  Diese  Aberration  gibt  er  als 
„seltener"  an. 

Mir  sind  europäische  Stücke  mit  klarer,  partieller  Beindunkelung  nur 
aus  dem  Südostteile  des  Kontinentes  bekannt  geworden:  von  Herkules- 
bad in  Südungarn  (Wingelmüller)  und  von  Orhanie  bei  Uesküb,  Albanien, 
(Apfelbeck).  Diese  Exemplare  besitzen  die  geläufige  Oberseitenfärbung 
der  aurata  (Halsschild  goldig  grün,  zuweilen  mit  leichtem  Kupferschimmer, 
Flügeldecken  grünlichblau  oder  metallgrün);  an  den  Fühlern  sind  die  ersten 
Glieder  gelbrot,  die  weiteren  (etwa  vom  fünften  an)  ziemlich  rasch,  aber 
nicht  unvermittelt,  geschwärzt;  an  den  Beinen  sind  alle  Schenkel  schwarz, 
die  Schienen  mit  Ausnahme  des  rötlich  gelbbraunen  Basalteiles  pechbraun, 
die  Tarsen  rötlich  gelbbraun,  hie  und  da  leicht  angedunkelt.  Vom  letzt- 
genannten Fundorte  liegen  übrigens  auch  normal  gefärbte  Stücke  vor. 

Die  Dunkelform  des  Kaukasus  (die  eigentliche  Chalc.  nigricoxis  All.) 
ist  in  der  Regel  oberseits  etwas  abweichend  gefärbt.*)  Auch  Weise 
(Wien.  Ent.  Zeitg.  1890,  p.  111)  erwähnt,  daß  Stücke  von  dort  auf  dem 
Halsschilde  höchst  selten  einen  kupferroten  Schimmer  zeigen.  Mir  vorliegende. 


*)  cf.  Allard,  in  Beitr.  z.  Kenntnis  der  kaukas.  Käferf.  von  Schneider 
und  Leder,  p.  340.  Allard  beschrieb  sie,  fast  ausschließlich  mit  Färbungs- 
angaben, als  besondere  Art  und  verglich  sie  nur  mit  chloris  Foudr. 
(Plutus  Latr.). 


106       Franz  Heikertinger:  Heber  dunkle  Extrenütätenfärbiingen. 

von  H.  Leder  bei  Helenendorf  im  Kaukasus  und  von  Dr.  O.  Schneider 
gleichfalls  im  Kaukasus  gesammelte  Stücke  sind  auf  Kopf  und  Halsschild 
glänzendgrün,  doch  ohne  jeden  Gold-  oder  Kupferschimmer;  die  Decken 
sind  dunkelveilchenblau.  Die  Fühler  sind  vom  fünften  Gliede  an 
stark  angedunkelt,  an  den  Beinen  sind  die  Schenkel  und  Hinterschienen 
schwarz,  bezw.  sehr  dunkel  pechbraun,  die  übrigen  Teile  rotbraun,  die 
Tarsen  etwas  heller. 

Die  Artzugehörigkeit  dieses  Tieres  zu  aurata  steht  außer  Zweifel. 

4.  Chalcoides  picipes  Weise  (Archiv  f.  Nat.  1887,  p.  192). 
Einer   oberseits   einfarbig    dunkel    grünblauen    oder    bläulichgrünen 

Chalc.  aurata  mit  dunklen  Beinen  äußerst  ähnlich;  von  aurea  durch  den 
tiefen  Halsschildquereindruck  genügend  zu  unterscheiden. 

Die  Fühler  sind  schwarz,  die  ersten  vier  Glieder  rotbraun,  die  Wurzel 
des  Basalgliedes  meist  dunkel;  Schenkel  schwarz,  Schienen  und  Tarsen 
rotbraun,  die  Basis  der  letzteren  oft  etwas  heller  (ex  Weise). 

Aus  der  Coli.  v.  Heyden  liegen  mir  Stücke  (Wladiwostok,  Koltze) 
vor,  bei  denen  das  vierte  Fühlerglied  bereits  sehr  dunkel  und  die  Schienen 
völlig  schwarz  sind. 

Chabarofka  und  Wladiwostok,  Koltze,  Coli.  Weise.  (Eine  mir  freund- 
licht von  Herrn  Weise  überlassene  Cotype  —  Wladiwostok  —  in  meiner 
Sammlung.) 

5.  Chalcoides  Plutus  Latr.  (chloris  Foudr.j  ab.  nov. 

nigrofemorata  Hktgr. 

An  den  Fühlern  der  Normalform  sind  die  ersten  vier  Glieder  gleich- 
mäßig rotgelb,  die  folgenden  unvermittelt  grell  abstechend  schwarz  ge- 
färbt; an  den  rotgelben  Beinen  zeigen  nur  die  Hinterschenkel  (und  mehr 
oder  weniger  das  Klauenglied)  eine  schwarze  Färbung,  erstere  auch 
metallisch  blauen  oder  grünen  Schimmer. 

Die  mir  vorliegende  Aberration  zeigt  in  den  helleren  Stücken  noch 
die  Fühlerfärbung  der  Normalfonn;  bei  dunklen  Stücken  zeigt  das  vierte 
Fühlerglied  eine  deutliche  Dunkelung  und  bildet  gewissermaßen  einen 
vermittelnden  Uebergang  von  den  hellen  Basal-  zu  den  tiefschwarzen 
Außengliedern.  An  den  Beinen  der  helleren  Exemplare  sind  die  vorderen 
Schenkelpaare  in  der  Basalhälfte  pechbraun,  die  Hinterschienen  leicht 
angedunkelt;  bei  dunkleren  Exemplaren  nimmt  diese  Färbung  zu,  so  daß 
die  ganzen  Vorderschenkel  und  die  Schienen  aller  Beine  mit  Ausnahme 
der  nahe  den  Gelenken  gelegenen  Teile  pechschwarz  werden. 

Die  Oberseitenfärbung  der  Stücke  ist  blaugrün  oder  metallgrün  mit 
leicht  goldigem  Schimmer. 

Thibet,  Kuku-Nor  3200  m,  Coli.  Hauser.  Ein  Exemplar  in  meiner 
Sammlung. 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]  107 


W.  Dönitz  f. 

Mit  dem  am  12.  März,  wenige  Tage  nach  einer  glücklich  ver- 
laufenen Operation  unerwartet  verschiedenen  Geheimen  Medizinalrat 
Prof.  Dr.  Wilhelm  Dönitz  hat  der  „Berliner  Entomologische  Verein" 
eins  seiner  tätigsten  und  verdientesten  Mitglieder  verloren,  dessen  Tod 
besonders  die  älteren  Mitglieder  mit  Schmerz  erfüllt  hat. 

Dönitz  ward  zu  Berlin  am  27.  Juni  1838  geboren.  In  der  Alten 
Leipziger  Straße  stand  sein  Vaterhaus,  eins  jener  ehrwürdigen  Zeugen 
soliden  Bürgertums  aus  der  Zeit  der  ersten  preußischen  Könige.  Mit 
drei  Schwestern  und  einem  jüngeren  Bruder  wuchs  er  auf  unter  der 
Obhut  prächtiger,  tüchtiger  Eltern,  denen  ein  hohes  Alter  vergönnt  war. 
Schon  früh  fing  er  an,  sich  mit  Entomologie  zu  beschäftigen,  und  zwar 
zunächst  mit  den  Käfern,  auf  deren  Fang  er  zusammen  mit  seinem  leider 
früh  verstorbenen  Bruder  Gustav  und  zwei  Mitschülern  auf  dem 
französischen  Gymnasium,  Ernst  von  Olfers  und  Arnold  Stüler, 
eifrigst  auszog.  Aber  es  war  nicht  kindisches  Sammeln,  was  er  betrieb. 
Ernst  von  Natur,  arbeitsam  und  überaus  gewissenhaft,  bemühte  er  sich 
schon  als  Knabe,  seine  Sammlung  wissenschaftlich  zu  gestalten,  und  zog 
zu  diesem  Zweck  auch  größere  Werke,  wie  Erichson,  Käfer  der  Mark, 
zu  Rate.  Auch  zeigte  er  damals  schon  eine  entschiedene  Begabung  und 
Neigung  zur  bildlichen  Darstellung  der  Organismen,  welche  sein  Interesse 
erregten,  ein  Talent,  das  er  später  zur  Meisterschaft  vervollkommnete, 
wie  noch  jüngst  die  in  der  Hygiene-Ausstellung  zu  Dresden  gezeigten 
Tafeln  mit  Darstellungen  von  Zecken  bewiesen  haben. 

Vielfache  Anregungen  zu  künstlerischer  Tätigkeit,  die  er  in  den 
Familien  seiner  oben  genannten  Freunde  erfuhr,  ließen  Dönitz  in  der 
Wahl  seines  Berufes  kurze  Zeit  schwanken.  Aber  die  Beschäftigung  mit 
der  lebenden  Natur  war  ihm  zu  sehr  Bedürfnis  geworden,  und  so  wandte 
er  sich,  da  ein  Spezialstudium  der  Naturwissenschaften  zu  geringe  Aus- 
sichten für  sein  Fortkommen  bot,  mit  Eifer  dem  ärztlichen  Beruf  zu.  Er 
studierte  zu  Berlin  und  ward  1866  Assistent  am  Anatomischen  Institut. 
Auf  seine  ärztliche  Laufbahn  näher  einzugehen  ist  hier  nicht  der  Ort. 
Nur  die  Hauptsachen  seien  erwähnt.  Neben  der  ärztlichen  Praxis  aber 
entfaltete  er  eine  so  bedeutende  Forscher-  und  Lehrtätigkeit,  daß  er  schon 
1873  den  Titel  Professor  erhielt.  In  demselben  Jahre  folgte  Dönitz 
einem  ehrenvollen  Rufe  an  die  neugegründete  Medizinschule  in  Tokio  als 
Lehrer  der  Anatomie.    Dieses  Gebiet  war  damals  dort  noch  ganz  unbekannt. 


108  Todtenschan. 

da  die  Berührung  von  Leichen  den  Japanern  als  verunreinigend  galt.  So 
trat  Dönitz  bahnbrechend  auf.  Doch  hatte  er  bald  die  Freude,  nicht 
nur  eifrige  Schüler  zu  finden,  sondern  auch  tüchtige  Nachfolger  in  seinem 
Lehramt  heranzubilden. 

Als  Berater  der  Regierung  in  allen  Zweigen  der  öffentlichen  Ge- 
sundheitspflege hatte  Dönitz  großen  Einfluß.  Ebenso  als  Leiter  ver- 
schiedener Krankenhäuser,  in  denen  er  die  europäischen  Heilmethoden 
einführte.  Besonders  zeichnete  er  sich  bei  der  Bekämpfung  mehrerer 
Cholera-  und  Typhus-Epidemien,  sowie  als  Chirurg  während  des  großen 
Bürgerkrieges  aus. 

So  dürfen  wir  in  dem  Verstorbenen  einen  der  Männer  ehren,  denen 
Japan  seinen  gewaltigen  kulturellen  Aufschwung  verdankt. 

Nach  13jähriger  Abwesenheit  in  die  Heimat  zurückgekehrt,  ließ 
sich  Dön  i  tz  1886  zunächst  in  Moabit  als  Arzt  nieder.  Die  Entdeckungen 
Robert  Koch's  fesselten  ihn  mächtig  und  bald  ward  er,  uneigennützig 
wie  er  war,  freiwilliger  Hilfsarbeiter  Koch's.  In  dieser  Zeit,  als  noch 
Stunden  für  eine  freie  Beschäftigung  übrig  waren,  nahm  er  auch  seine 
Sammeltätigkeit  wieder  auf  und  ward  (1887)  Mitglied  des  Berliner  Ento- 
mologischen Vereins.  Längst  hatte  sich,  durch  den  Aufenhalt  im  fernen 
Osten  und  mehrmaliges  Passieren  der  Tropen  angeregt,  sein  zuerst 
nur  den  Käfern  geltendes  Interesse  verallgemeinert  und  auch  anderen 
Insektenfamilien  zugewendet.  Er  hatte  in  Japan  eine  große  Spinnen- 
sammlung angelegt,  die  mit  seinen  Beschreibungen  und  mit  selbst- 
gefertigten farbigen  Abbildungen  von  höchster  Vollendung  durch  die 
Senckenberg'sche  Gesellschaft  veröffentlicht  ward.  Eine  ansehnliche 
Schmetterlingssammlung  brachte  er  mit,  die  er  später  wegen  seiner  vielen 
Beziehungen  zu  anderen  Gelehrten  noch  schön  erweitern  konnte.  Andere 
Sammelobjekte  überließ  er  gern  den  Königlichen  Museen. 

Als  nach  Honrath's  Tode  1893  der  „Berl.  Ent.  Verein"  in  die  Lage 
kam,  einen  neuen  Vorsitzenden  zu  wählen,  erschien  daher  niemand  zu  diesem 
Amt  geeigneter,  als  Dönitz,  dessen  umfangreiches  Wissen  alle  Insekten- 
familien umfaßte  und  der  auch  in  der  Literatur  gut  Bescheid  wußte;  be- 
herrschte er  doch  8  lebende  europäische  Sprachen  soweit,  daß  er  Veröffent- 
lichungen darin  mit  Leichtigkeit  las  und  gern  darüber  berichtete.  Als  dann 
Herr  Dr.  Karsch  zum  Januar  1895  die  Redaktion  der  „Berl.  Ent.  Zeitschr." 
niederlegte,  übernahm  Dönitz  auch  diese  Mühewaltung,  sowie  das  damit 
damals  noch  verbundene  Amt  der  Büchereiverwaltung.  So  darf  man 
wohl  sagen,  daß  in  jener  Zeit  unser  Verein  fa'st  ganz  auf  die  Tätigkeit 
von  Dönitz  gestellt  war.  Er  bezeugte  ihm  auch  seine  Dankbarkeit 
durch  die  Ernennung  zum  Ehrenvorsitzenden,  als  Dönitz  sich  1899 
gezwungen  sah,  seine  Vereinsämter  niederzulegen.  Dies  mußte  geschehen 
mit  Rücksicht  auf  die  inzwischen  von  ihm  übernommenen  Berufspflichten. 
Denn  daß  ein  so  rastlos  tätiger  Mann  von  solchem  Wissen  und  von 
solcher  Erfahrung  in  Berlin  nicht   lange    unbeachtet   bleiben    konnte,    ist 


Toiileiischuii.  1 09 

begreiflich.  In  der  Tat  sehen  wir  Dönitz  bald  in  amtlicher  Stellung 
am  Hygienischen  Institut  der  Universität  wirken,  1891  ebenso  am  Institut 
für  Infektionskrankheiten,  1893  ferner,  als  eine  Cholera-Epidemie  am  Rhein 
auszubrechen  drohte,  kurze  Zeit  als  Leiter  einer  bakteriologischen 
Cholerastation  in  Bonn,  1896  am  neugegründeten  Institut  für  Serum- 
forschung in  Steglitz  und  seit  1899  als  Abteilungsvorsteher  wiederum 
am  Institut  für  Infektionskrankheiten.  Als  solcher  hatte  er  Robert 
Koch,  den  jahrelange  Forschungsreisen  in  Indien  und  Afrika  fern 
hielten,  zu  vertreten,  so  daß  die  Leitung  des  Instituts  fast  ständig  in 
Dönitz'  Händen  lag. 

In  seinen  amtlichen  Stellungen  veröffentlichte  Dönitz  so  manche 
wertvolle  Arbeit  auf  ärztlichem  Gebiet.  Die  letzte  Stellung  führte  ihn 
aber  auch  der  Entomologie  wieder  zu,  indem  die  in  steter  Verbindung 
mit  Koch  betriebene  Erforschung  der  Tropenkrankheiten  ihn  zu  ein- 
gehenden Studien  über  diejenigen  Insekten  veranlaßte,  welche  als 
Krankheits-Erreger  oder  -Uebertrager  in  Betracht  kommen,  besonders 
aber  über  Zecken.  Wissenschaftlich  waren  die  Tiere  noch  wenig  be- 
arbeitet; so  galt  es  zunächst,  sie  nach  Gattungen  und  Arten  zu  unter- 
scheiden, festzustellen  nnd  zu  benennen,  danach  aber,  ihre  Lebensweise 
zu  ergründen.  Mehrere  Schriften  seien  hier  erwähnt: 
W.  Dönitz.     Die  wirtschaftlich  wichtigen  Zecken,  1897. 

ders.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Anopheles,    mit   2  Tafeln    (Zeit- 

schrift für  Hygiene  und  Infektionskrankheiten,    1902). 

ders.  Zecken  als  Krankheitsübertrager,   Senckenbergische  Natur- 

forschende Gesellschaft,  1906. 

ders.  Die  Zecken  Südafrikas,  mit  4  Tafeln,  1910. 

Später  hatte  Dönitz  ein  seiner  anspruchslosen  Art  entsprechendes, 
von  Gärten  umgebenes  Landhaus  in  Steglitz  erworben,  wo  er  mit  seiner 
ihm  schon  nach  Japan  gefolgten  Gattin,  geb.  von  Schirrmeister, 
sowie  mit  einer  Tochter  und  einem  Sohn,  der  in  des  Vaters  Spezialfach 
bald  auch  Tüchtiges  leistete,  ein  durch  freundschaftlichen  Verkehr  und 
durch  das  Verhältnis  seiner  Angehörigen  zu  Wissenschaften  und  Künsten 
vielseitig  angeregtes,  überaus  glückliches  Familienleben  führte. 

Im  höheren  Alter  zog  er  sich  mehr  und  mehr  aufs  Haus  zurück, 
und  ward  auch  in  unserm  Verein  leider  ein  seltener  Gast,  der  nur  immer 
nach  größeren  Zeitabschnitten  über  die  Ergebnisse  seiner  unermüdlichen, 
fruchtbaren  Arbeit  in  fesselnder  Weise  berichtete.  Den  Freunden  aber 
blieb  er  stets  ein  hülfreicher  Freund  und  treuer,  liebenswürdiger  Berater. 
Und  als  eines  solchen  wollen  wir  Entomologen  auch  des  Entschlafenen 
allzeit  ehrend  gedenken. 

H.  Stüler. 


1 10  Todtenschau. 


Karl  Bischoff  f- 

Einen  weiteren  schmerzlichen  Verlust  erlitt  der  Verein  durch  das 
im  März  1912  erfolgte  Ableben  seines  Mitgliedes,  des  vereideten  Gerichts- 
chemikers Herrn  Dr.  Karl  Bischoff.  Er  wandte  sein  Interesse  sämtlichen 
Insektengattungen  zu  und  beteiligte  sich  rege  an  den  Verhandlungen  des 
Vereins,  bis  ihn  zunehmende  Kränklichkeit  leider  von  den  Sitzungen  fern- 
hielt. Infolge  seiner  reichen  Kenntnisse  und  seines  liebenswürdigen 
Wesens  erfreute  er  sich  großen  Ansehens  und  allgemeiner  Beliebtheit  bei 
den  Vereinsgenossen,  was  auch  darin  zum  Ausdruck  kam,  daß  ihm  seit 
Jahren  deren  Vertrauen  in  den  Schriftleitungs- Ausschuß  für  die  Zeitschrift 
und  in  den  Ausschuß  zur  Ernennung  von  Ehrenmitgliedern  berief.  Zu 
dem  Inhalt  der  Vereinszeitschrift  hat  er  in  den  „Bücherbesprechungen" 
und  „Kleinen  Mitteilungen"  manchen  wertvollen  Beitrag  geliefert. 

R.  Heinrich. 


IBerl.  Kiitomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]  111 


Literatur. 


Kleines  Schmetterlingsbuch.  Bearbeitet  von  Oberstudienrat  Prof. 
Dr.  Kurt  Lampert,  Vorstand  der  Kgl.  Naturaliensamnilung  in  Stuttgart. 
212  Seiten  Text  und  28  Farbendruclctafeln  mit  429  Schmetterlings-  und 
Raupen-Abbildungen.  (Verlag  von  .1.  F.  Schreiber  in  Eßlingen  a.  N.  und 
München.)    Preis  gebunden  N\k.  4,50. 

Nach  dem  Itleinen  Berge-Rebel  im  vorigen  Jahre,  in  diesem  Jahre 
und  zwar  rechtzeitig  vor  Weihnachten  der  Itleine  Lampert.- 

Das  Buch  behandelt  in  einem  allgemeinen  Teil  auf  40  Seiten 
den  Bau  der  Insekten  im  allgemeinen,  den  Bau  der  Schmetterlinge  in 
den  verschiedenen  Entwicklungsstadien,  Zeichnung  der  Schmetterlinge, 
Raupen  und  Puppen,  Lebensweise  der  Schmetterlinge  und  Raupen, 
Puppenstadien,  Bedeutung  der  Schmetterlinge  in  ihren  verschiedenen 
Entwicklungsstadien  im  Haushalt  der  Natur,  Nutzen  und  Schaden,  Feinde 
und  Krankheiten,  Systematik,  Fang  und  Sammeltechnik,  Tausch  und 
Handel  mit  Schmetterlingen. 

hl  dem  darauf  folgenden  systematischen  Teil  werden  im  An- 
schluß an  den  Katalog  der  Lepidopteren  des  paläarktischen  Faunengebiets 
von  Staudinger  &  Rebel  Vertreter  von  31  Familien  der  mitteleuropäischen 
Großschmetterlinge  in  kurzer,  aber  für  die  Bestimmung  ausreichender 
Weise  als  Imago,  Raupe  und  Puppe  beschrieben.  Erscheinungszeit  des 
Falters  und  der  Raupen,  Futterpflanzen  (deutsch  und  lateinisch),  Ver- 
breitungsgebiet und  andere  Daten  aus  der  Biologie  der  einzelnen  Arten 
finden  sich  angegeben.  Wie  schon  das  im  gleichen  Verlage  erschienene 
größere  Werk  des  Verfassers  „Die  Großschmetterlinge  und  Raupen  Mittel- 
Europas"  zeichnet  sich  auch  die  vorliegende  Arbeit  durch  eine  große 
Anzahl  meist  gut  geratener  Abbildungen  von  Faltern  aus. 

Sowohl  bei  der  Textbeschreibung  als  bei  den  Abbildungen  konnte 
natürlich  in  einem  „kleinen  Schmetterlingsbuch"  nur  ein  Teil  der  mittel- 
europäischen Falter  Berücksichtigung  finden.  Bei  der  Auswahl  scheint 
Verfasser  neben  gewöhnlichen  auch  einige  seltenere  Arten  absichtlich  auf- 
genommen zu  haben.  Hiergegen  ist  im  allgemeinen  nichts  einzuwenden, 
weil  auch  der  jugendliche  Sammler  Seltenheiten  recht  bald  besonders 
schätzen  lernen  wird,  deren  Berücksichtigung  in  mäßigem  Umfange  also 
seinen  Sammeleifer  ganz  besonders  anspornen  wird.  Bis  zur  Berück- 
sichtigung solcher  ganz  außerordentlich  seltener  Arten  wie  Simyra 
buettneri  Hering  hätte  man  hierbei  indeß  nicht  zu  gehen  brauchen. 
Auch  wären  statt  solcher  südlicher  Arten  wie  Leucanitis  stolida  F.  und 
üranimodes  algira  L.  wohl  besser  einige  mitteleuropäische  Arten  mehr 
aufgenommen  worden.  Die  Betonungszeichen  der  lateinischen  Namen 
sind  lediglich  in  dem  am  Schlüsse  des  Buches  gegebenen  Verzeichnisse 
der  Familien-,  Gattungs-  und  Artennamen  angegeben.  Um  das  Erlernen 
der  richtigen  Betonung  zu  erleichtern,  sollten  sie  auch  in  dem  meist  be- 
nutzten systematischen  Teile  nicht  fehlen.  Doch  das  sind  geringfügige 
Ausstellungen,  welche  nur  die  Möglichkeit  bieten  sollen,  die  Mängel  bei 
einer  folgenden  Auflage  zu  beseitigen.  Das  Gesamturteil  kann  nur  dahin 
gehen,  daß  das  Werk  seinen  Zweck,  ein  Berater  der  Schmetterlinge 
sammelnden  Jugend  zu  sein,  durchaus  erfüllt  und  deshalb  als  nützliches 
Geschenk  für  unsere  jungen  Naturfreunde  aufrichtig  und  warm  empfohlen 
werden  kann.  R.  Heinrich. 


J12  Literatur. 

H.  Günther  und    Dr.  Q.  Stehli,  Wörterbuch    zur  Miskroskopie 

(Handbücher  für  die  praktische  naturwissenschaftHche  Arbeit,  Bd.  9), 
Stuttgart,  Franckh'sche  Verlagshandlung.  Preis  geh.  M.  2, — ,  geb.  M.  2,80. 
Das  kleine  96  Seiten  starke  Buch  enthält  eine  recht  brauchbare  Zu- 
sammenstellung und  Erklärung  derjenigen  Ausdrücke,  die  bei  miskros- 
kopischen  Arbeiten  in  Betracht  kommen.  Es  wäre  nur  manchmal  zu 
wünschen,  daß  die  Erläuterungen  präciser  und  umfassender  wären.  So 
wird  z.  B.  auf  Seite  60  der  Begriff  Metamorphose  folgendermaßen  er- 
klärt: =  Verwandlung,  die  gewisse  Insekten  nach  dem  Verlassen  des 
Eies  durchmachen  müssen,  bis  sie  zum  geschlechtsreifen  Tiere  (Imago) 
werden.  Dies  trifft  doch  ganz  und  gar  nicht  das  Wesentliche.  Auch  ist 
die  Metamorphose  doch  keine  Spezialität  der  Insekten,  sondern  kommt 
in  fast  sämtlichen  Stämmen  des  Tierreiches  vor.  Der  Begriff  wäre  etwa 
folgendermaßen  zu  umgrenzen.  Eine  Metamorphose  liegt  dann  vor, 
wenn  in  der  postembryonalen  Entwicklung  eines  Tieres  Jugendformen 
mit  provisorischen  Organen  auftreten.  Polische  Blasen  (p.  74) 
kommen  nicht  nur  bei  Seesternen  vor,  sondern  auch  z.  B.  bei  Holo- 
thurien.  Seit  wann  besteht  denn  ein  Pflasterepithel  aus  ku  gl  igen  Zellen, 
wie  p.  72  zu  lesen  ist?  P.  Schulze. 

Prof.  Dr.  Gräfin  von  Linden.  Die  Assimilationstätigkeit  bei 
Schmetterlingspuppen.     Leipzig,  Veit  &  Co.,  1912.     Preis  M.  4,50. 

Die  bekannte  Verfasserin  hat  hier  ihre  ausgedehnten  Untersuchungen 
über  Aufnahme  des  atmosphärischen  Stickstoffs  und  der  Kohlensäure  mit 
großem  Fleiß  zusammengestellt  und  gibt  die  Diskussion  der  Resultate  in 
größter  Ausführlichkeit  wieder.  Ihre  Folgerung,  daß  die  Puppen  des 
Segelfalters,  Wolfsmilchschwärmers  usw.  genau  wie  die  Pflanzen  unter 
Ausnützung  der  Energie  des  Sonnenlichts  Kohlensäure  assimilieren,  ja 
sogar  aus  dem  Stickstoff  der  Luft  organische  Stickstoffverbindungen 
bilden,  wird  zwar  von  den  meisten  Fachleuten  abgelehnt,  doch  ist  ein 
Studium  des  Werkes  schon  im  Interesse  der  beschriebenen  Versuche 
gewiß  sehr  wünschenswert.  B.  Wanach. 

Dr.  P.  Sack.  Aus  dem  Leben  unserer  Stechmücken.  II.  Aufl., 
Jena,  Gustav  Fischer,  1912.     Preis  M.  0,60. 

Die  anregend  geschriebene  Broschüre  verfolgt  den  Zweck,  die  ein- 
gehende Kenntnis  unserer  Culex-  und  Anopheles-Arten  und  ihrer  Lebens- 
weise zum  Zweck  einer  wirksamen  Bekämpfung  dieser  Plagegeister 
möglichst  zu  verbreiten.  Vorzügliche  Abbildungen  und  eine  bequem  zu 
benutzende  Bestimmungstabelle,  Beschreibung  des  typischen  Entwicklungs- 
ganges, Anleitung  zu  Zuchtversuchen  und  Angaben  über  die  praktischen 
Ergebnisse  verschiedener  Bekämpfungsmaßregeln  lassen  das  ausge- 
zeichnete Schriftchen  äußerst  empfehlenswert  erscheinen. 

B.  Wanach. 


Auszug  aus  den  Satzungen 
des  Berliner  Entomologischen  Vereins,  E.  V. 

Der  Berliner  Entomologische  Verein  hat  den  Zweck,  die  Kenntnis  der 
Entomologie  zu  fördern. 

Diesen  Zweck  sucht  er  zu  erreichen:  a)  durch  regelmäßige  Zusammenkünfte 
der  Mitglieder,  in  welchen  eigene  und  fremde  Beobachtungen  und  Arbeiten  mit- 
geteilt und  besprochen  werden,  auch  durch  gemeinsame  entomologische  Ausflüge; 
b)  durch  Unterhaltung  einer  Bücherei  der  entomologischen  Fachschriften;  c)  durch 
Herausgabe  einer  entomologischen  Zeitschrift. 

Aufnahme  Berliner  Mitglieder  iWohnsitz  Berlin  oder  Umgebung)  erfolgt  nach 
einmaliger  Teilnahme  an  einer  ordentlichen  Versammlung  in  den  Monatssitzungen. 
Bei  Auswärtigen,  welche  dem  Verein  beitreten  wollen,  wird  von  dem  Besuch 
einer  Versammlung  abgesehen. 

Der  Mitgliedsbeitrag  beträgt  10  Mk.  jährlich.  Lebenslängliche  Mitgliedschaft 
wird  durch  einmaligen  gßeitrag  von  150  Mk.  erworben.  Für  das  künstlerische 
Aufnahmediplom  werdeii  3  Mk.  erhoben. 

Vereinslokal: 

Berlin  SW.,  Königgrätzer  Straße  111,  Königgrätzer  Garten. 
Sitzungen:  Donnerstag  Abend  8V2  L'hr.     Gäste  willkommen. 


Die  umfangreiche  Bibliothek  des  Vereins  befindet  sich  unter  der  Verwaltung 
des  Herrn  L.  Quedenfeld,  Gr. -Lichterfelde,  Ringstr.  54. 

Das  Verzeichnis  der  Bücher  vom  Jahre  1884,  nebst  Nachtrag  von  1902 
und  Bedingungen  zur  Benutzung  der  Bücherei,  zusammen  85  Druckseiten,  ist 
gegen  Einsendung  von  55  Pf.  von  dem  Kassierer  (siehe  2.  Seite  des  Umschlages) 
zu  beziehen. 

Ältere  Jahrgänge  der  Berliner  Entomol.  Zeitschrift,  von  1857  an,  werden 
den  Mitgliedern  zu  besonders  ermäßigten  Preisen  überlassen. 

Von  den  auf  Seite  3  des  Umschlages  der  Zeitschrift  Jahrg.  1902  und  1908 
verzeichneten,  verkäuflichen  Separaten  etc.  ist  noch  ein  Vorrat  vorhanden; 
ferner  ist  abzugeben : 

Schulz,  W.  A.,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  papuanischen  Hymenopteren-  M 

Fauna.     30  Seiten  mit  2  Abbildungen       1,25 

—  —       Alte  Hymenopteren.      30  Seiten   mit  10  Textfiguren  ....  1,50 
Stichel    H.,    Ein    Beitrag   zur    nordischen    Schmetterlingsfauna    und    an- 
knüpfende Bemerkungen.    64  Seiten  und  1  Tafel  Schwarzdruck  3,- 

Thieme,  Prof.  Dr.  Otto,  Monographische  Bearbeitung  der  Gattungen  Lasio- 
phila  Felder,  Daedalma  Hew  Catargynnis  Röber,  Oxeoschistus 
Butl.,  Pronophila  Westw.,  Corades  Doubl.  Hew.  (Lepidoptera, 
Rhopalocera,  Satyridae).  Mit  Begründung  neuer  Gattungen  und 
einer  Anzahl  Neubeschreibungen,  134  S.  u.  3  Tafeln  Schwarz- 
druck     6,50 

—  —      Familiae  Lemoniidarum  supplementa  cum  notis,  \b  Seiten  und 

1   Tafel  in  Schwarzdruck 1,50 

Dziurzynski,   Clemens,    Die   paläarktischen    Arten   der  Gattung    Zy- 

gaena  F.    60  Seiten  nebst  1  Textdruck-  und  2  Buntdruck-Tafeln.      5. 
Grünberg,   Dr.    K.,   Neue   afrikanische    Heteroceren.     12   Seiten    und  6 

Textfiguren 1,~ 

Speiser,   Dr.  P.,   Dipteren  aus  Deutschlands  afrikanischen  Kolonien.     22 

Seiten  und  8  Textfiguren 1.25 

Fest-Sitzung  des  Berliner  Entoniologischen  Vereins  aus  Anlaß  des  50jähr. 

Jubiläums  am  9.  Oktober  1906.     9  Seiten —,50 

Lindinger,  Leonhard,  Nomenklaturbetrachtungen.     13  Seiten.     .     .     .    —,50 
Kolbe,   Prof.   H.,   Mitteilungen   über  die   Fauna  der  Coleopteren   in   den 

Landschaften  südlich  von  Tschadsee.     12  Seiten —,50 

Linstow,  Dr.   v..  Zur  Systematik  der  Macrolepidopteren.     10  Seiten  mit 

4  Abbildungen —,50 


^  ..  ^ 

R.  FRIEDLAPER  &  SOHPi.  BERLIN  M.  (> 

In  unserem  Verlage  ist  soeben  erschienen : 

Katalog  der  paläarktischen  Hemipteren 

(Heteroptera,  Homoptera-Auchenorhyncha  und  Psylloideae) 
Von  B.  Oshanin 

Ehrenmitglied  der  Russischen  Entomologischen  Gesellschaft. 
Ein  Band  Lexikon-Oktav  von  XVI  un"\  187  Seiten. 

Preis   12  Mark 

Schon  seit  langer  Zeit  hatte  sich  das  Bedürfnis  nach  einem,  dem 
gegenwärtigen  Stand  der  Wissenschaft  entsprechend  neu  redigierten 
Katalog  der  paläarktischen  Hemipteren  herausgestellt,  als  Ersatz  für  den 
von  Puton  herausgegebenen  „Catalogue  des  Hemipteres"  (letzte 
Ausgabe  1899).  Dieser  Puton'sche  Katalog  ist  seit  lange  vergriffen, 
eine  Neubearbeitung  ist  durch  Erblindung  des  Verfassers  unmöglich  gemacht. 

Inzwischen  ist  in  der  Klassifikation  der  Heteropteren  durch  Prof. 
O.  M.  Reuter  ein  großer  Fortschritt  gemacht  worden,  wodurch  der 
Verwirrung  in  der  Nomenklatur  Abhilfe  geschafft  werden  sollte.  Dieser 
Klassifikation  ist  B.  Oshanin  in  dem  vorliegenden  Katalog  gefolgt;  das 
gewaltige  Material  von  5476  Arten  ist  in  übersichtlicher  Weise  hierin 
vereinigt. 

Soeben  erschien  in  unserem  Kommissions-Verlage: 

Biologfie  der  Eupithecien 

von  Karl  Dietze 

Jugenheim  an  der  Bergstraße 

Erster  Teil:  Abbildungen. 

82  Tafeln  den  Originalen  des  Verfassers  in  Lichtdruck  nach- 
gebildet von  Martin  Rommel  &  Co.  in  Stuttgart. 
Ein  Band  in-folio,  in  solider  Stoff-Mappe. 

Preis  100  Mark. 

Dieser  Atlas  enthält  68  Raupen-  und  Puppen-Tafeln  (nebst  Futter- 
pflanzen) in  wundervoller  Reproduktion  durch  Farbenlichtdruck,  11 
Schmetterlingstafeln  (900  Individuen)  in  Lichtdruck  und  3  Eiertafeln 
(ebenfalls  in  Lichtdruck).     Dazu  eine  Tafelerklärung. 

Ein  beschreibender  Text  wird  später  ausgegeben  werden. 

Die  farbigen  Raupen-  und  Puppentafeln  sind  von  schönster  Aus- 
führung; jede  Farbenabstufung  der  vielfach  vergrößerten  Raupenbilder 
ist  auf  das  Sorgfältigste  wiedergegeben.  Das  gesamte  Abbildungs- 
Material  steht  auf  wahrhaft  künstlerischer  Höhe. 

Auf  Wunsch  wird  Probetafel  zur  Ansicht  gesandt. 


isj  y 

Berliner 

Entomologische  Zeitschrift 

(1875—1880:  Deutsche  Entomologische  Zeitschrift.) 


Herausgegeben 
von  dem 

Berliner  Entomologischen  Verein 

^  gegründet  1856,  E.  V.,  ^ 

unter  Redaktion  von  H.  Stichel. 


Siebenundfünfzigster  (57.)  Band  (1912): 

Drittes  und  viertes  (3.  und  4.)  Heft:  Seite  (I),  II— III,  113—192 

Mit  Tafel  111  und  1  Texttafel  (20  Fig.) 

Beilagen:  Bibliotheks=Zugänge, 
Kauf=  und  Tausch=Anzeiger,  Inserate. 

□  n  D  □ 

Ausgegeben:  Mitte  Mai  1913. 

a  a  a  a 

Preis  für  Nichttnitglieder  4,50  Mark.  _^ 

Berlin   1913. 
In  Kommission  bei  R.  Friedländer  &.  Sohn,  Karlstr.  11. 


B  E 

U]  Ö3 

a  Alle  die  Zeitschrift  betreffenden  Briefe,  Manuskripte,  Anzeigen  usw.       ^ 

t*  wolle  man  künftig  richten  an:                                         '-' 


i. 


Dr.  Paul  Schulze,  Zool.  Institut  d.  Univers.,  Berlin  N,  Invalidenstr.  43. 


i^L,  =^l^fBlSl 


Inhalt  des  dritten  und  vierten  Heftes 

des  siebenundfünfzigsten  (57.)  Bandes  (1912)  der  Berliner 

Entomologischen  Zeitschrift. 

Seite 

Vereinsangelegenheiten  II II,  III 

Abhandlungen. 

Kleine,  R.,  Die  geographische  Verbreitung  der  Ipiden-Genera  orbis 

terrarum.     (Col.1 155—192 

Lengerken,  H.  von,  Melasoma  lapponicum  L.  und  seine  Formen. 

Mit  Texttafel  (Fig.  1—20) 123—130 

M  a  r  s  c  h  n  e  r,  H.,  Beitrag  zur  Kenntnis  von  Erebia  euryale  Bsp. 
und  E.  ligea  L.  und  synoptische  Behandlung  der  euro- 
päischen Formen 144  —  154 

Schulze,  Dr.  P.,   Drepana  lacertinaria  L.  und   ihre  Formen.    Mit 

Tafel  III,  Fig.  1  —  12 113—120 

—  —        Zwei  interessante  Formen  von  Papilio  podalirius  L.  und 

machaon  L.     Mit  Tafel  III,  Fig.  13,  14 121  —  122 

—  —     Berichtigung (I) 

Schumacher,  F.,  Die  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Branden- 
burg.    IV,  V 131  —  143 

Literatur. 

Schulze,  P.  A.  Berlese,  Gli  Insetti (I) 


Für  die  Mitarbeit! 

Die  Herren  Mitarbeiter  erhalten  von  den  Abhandlungen  30  Sonder- 
abzüge, besonders  broschiert,  unentgeltlich.  Es  wird  höflichst  gebeten,  in 
den  Beiträgen  in  nomenklatorischer  Hinsicht  die  „Internationalen  Regeln  der 
Zoologischen  Nomenklatur",  Paris-Berlin  1905,  deren  unbedingte  Befolgung 
Grundsatz  der  Schriftleitung  ist,  als  Richtschnur  anzunehmen. 


Adressen  der  Vorstandsmitglieder  des  Berliner  Entomolog.  Vereins. 

Vorsitzender:  Herr  F.  Wichgraf,  Portraitmaler,  Berlin  W.  30,  Motzstr.  73. 
Stellvertreter:     „     H.  Stüler,  Baumeister,   Berlin  W.  35,   Derffhnger  Str.  26,  III. 
Schriftführer:      „     H.  Bischoff,  Dr.  phil.,  Berlin  NW.,  Werftstr.  20. 
Rechnungsführer:  Herr  J.  M.  Dadd,  Zehlendorf  b.  Berlin,  Hohenzollernstr.  18. 
Bücherwart:    Herr  L.  Quedenfeld,  Lehrer,  Gr.-Lichterfelde  b.  Berlin,  Ringstr.  54. 
B  ■  ..  /      „       B.  Wanach,  Prof.  Potsdam,  Luckenwalder  Str.  5. 

öeisiizer.     ^      ^        Diesterweg,  Geh.  Sanitätsrat  Dr.,  Berlin. 

Statuten-Auszug  auf  der  3.  Seite  des  Umschlages 


Vereinslokal: 

Berlin  SW.,  Königgrätzer  Straße  111,  Königgrätzer  Garten. 
Sitzungen:  Donnerstag  Abend  SVo  Uhr.     Gäste  willkommen. 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]  113 


Drepana  lacertinaria  L.  und  ihre  Formen. 

Von  Dr.  Paul  Schulze,  BerUn. 


Mit  Tafel  III,  Fig.  1  —  12. 


Wahre  Stiefkinder  der  Lepidopterologen  sind  heutzutage  die  Drepa- 
niden. Das  wurde  mir  so  recht  klar,  als  ich  versuchte,  mir  in  der  Lite- 
ratur über  die  Variabilität  von  Drepana  lacertinaria  L.  und  über  die 
Anwendbarkeit  schon  gegebener  Namen  auf  bestimmte  Formen  Klarheit 
zu  verschaffen.  Es  ist  dies  um  so  auffallender,  als  wir  es  mit  einer  weit 
verbreiteten  Art  zu  tun  haben,  die  an  den  meisten  Orten  ihres  Vorkommen 
auch  nicht  selten  ist.  Für  ihre  Verbreitung  gibt  Speyer  p.  418  an: 
„Allenthalben  wo  es  Birken  gibt  und  in  den  meisten  Gegenden  nicht  selten. 
Von  Lappland  bis  Mittelitalien,  von  England  bis  Kasan.  Nur  in  Holstein 
scheint  /.  noch  nicht  gefangen  zu  sein  (bei  Hamburg  kommt  sie  vor). 
Selten  ist  sie  vielleicht  mit  der  Birke  bei  Wismar,  Mühlhausen,  Trier,  im 
Elsaß,  in  Baden,  bei  Mainz,  Salzburg  und  in  Oberösterreich.  Lappland, 
Schweden  hier  und  da  nicht  häufig,  Petersburg,  Livland,  Wolgagebiet  (in 
der  Provinz  Kasan  selten).  Britannia  verbreitet  und  nicht  selten  auch  bei 
Edinburg,  Niederlande,  Belgien.  Departements  der  Maas  und  Mosel. 
Dep.  des  Doubs,  Savoyen,  Piemont  und  Sardinien  je  3,  Chamony,  Meer- 
alpen, Toscana."  Nach  Spuler  p.  106  kommt  die  Species  auch  bei  Cuma- 
nesti  in  Rumänien  und  östlich  bis  zum  Ural  und  im  östlichen  Asien  vor. 
In  Böhmen  scheint  sie  zu  fehlen,  im  Niederösterreichischen  Waldviertel 
ist  sie  nach  Galvagni  und  Preissecker  p.  166  selten,  nach  Kane  p.41. 
in  Irland  dagegen  häufig. 

Die  Originaldiagnose  Linnfes  für  unsere  Art  findet  sich  in  Syst. 
nat.  X.  p.  519  (1758)  und  lautet  folgendermaßen:  Lacertinaria  P.  Qeo- 
metra  pectinicornis  alis  erosis  lutescentibus  postice  saturatioribus,  lineis 
duabus  punctoque  fuscis.    Habitat  in  Quercu". 

In  der  Fauna  Suecia  p.  323  wird  diese  Diagnose  wieder  abge- 
druckt, er  fügt  aber  hinzu:  „Medio,  Alae  superiores  flavae  subnebulosae 
postice  obscuriores  margine  inaequaliter  dentato,  strigae  duae  ferrugineae 
obliquae  inter  quas  punctum  fuscum,  inter  dentes  marginis  postici  maculato 
albae.  Inferiores  supra  albicantes.  Subtus  omnes  flavae,  postice  sub- 
nebulosae puncto  fusco  in  medio". 

1 


114  Dr.  Paul  Schulze: 

Außerdem  ist  mir  noch  eine  zweite  Beschreibung  von  schwedischen 
Z,flc^r//Wa/7fl-Stücken  bekannt  geworden,  nämlich  die  von  Johannes  Borg- 
ström in  Thunberg's  Insecta  Sueciae  I,  p.  5,  1784.  Er  beschreibt  die 
Species  als  vermeintlich  neue  Art  unter  dem  neuen  Namen  Qeometra 
Dentaria  wie  folgt:  „Magnitudine  Q.  falcatariae  vel  paulo  minor, 
tota  pallide  lutea.  Antennae  pectinatae  Alae  anticae  falcatae  dentatae, 
dentibus  duobus  majoribus  fasciae  duae  ferrugineae,  tenues  in  medio 
anterior  obliqua,  posterior  undata.  Punctum  minutum  inter  fascias  versus 
exteriorem  marginem  margo  posticus  ferrugineus.  Posticae  supra  et  omnes 
subtus  pallidiores  puncto  fusco".  Trotz  größter  Bemühungen  ist  es  mir 
nicht  gelungen,  schwedische  Exemplare  zu  bekommen.  Wir  sind  also 
bei  der  Bestimmung  der  Nominatform  auf  die  obigen  Beschreibungen  ange- 
wiesen. Gleich  hier  sei  auf  die  Verschiedenheit  der  Farbenangabe  bei 
den  beiden  Autoren  hingewiesen.  Während  Linnö  seine  Tiere  dotter- 
gelblich (lutescens)  später  einfach  gelb  (flavus)  nennt,  hebt  Borgström 
ausdrücklich  bleichgelb  (pallide  Intens)  hervor.  Wir  kommen  hierauf  noch 
näher  zurück.  Die  Bezeichnung  Linnes,  „Habitat  in  Queren"  beruht 
wohl  auf  einen  Irrtum,  trotzdem  sie  auch  in  der  Fauna  Sueciae  wieder- 
kehrt; ich  finde  jedenfalls  in  der  Literatur  nirgends  Eiche  als  Futterpflanze, 
sondern  nur  Birke  und  Erle  angegeben. 

Drep.  lacertinaria  scincula  Hb.     (Taf.  III,  Fig.  1—6). 

Bei  der  Besprechung  der  Art  werde  ich  von  den  mir  am  besten  be- 
kannten Berliner  Stücken  ausgehen,  um  so  mehr,  als  sie  schon  im  Jahre 
1803  bei  Laspeyres  in  seiner  vorzüglichen  Monographie  als  Grundlage 
gedient  haben.  Bei  Berlin  fliegt  Drep.  lacertinaria  in  zwei  beträchtlich 
von  einander  abweichenden  Generationen,  von  Ende  April  bis  Juni  ziem- 
lich häufig  und  seltener  wieder  im  Juli  und  August. 

Ich  will  hier  zunächst  Laspeyres  ausführliche  und  treffende 
Beschreibung  der  beiden  Formen  hersetzen,  auch  aus  dem  Grunde,  weil 
ich  seine  treffliche  Arbeit  in  der  Literatur  an  keiner  Stelle  berücksichtigt 
gefunden  habe  und  der  von  ihm  für  die  Sommergeneration,  die  er  zu- 
nächst für  eine  besondere  Art  hielt,  gegebene  Name  erosula  nirgends 
angeführt  wird.  (Im  Kirby 'sehen  Catalog  wird  zwar  die  Arbeit  bei 
Drepana  zitiert  bei  lacertinaria  die  g.  aest.  erosula  aber  nicht 
erwähnt.)  Es  heißt  bei  Laspeyres  p.  27:  „Ich  hatte  mich  lange 
für  berechtigt  gehalten  annehmen  zu  dürfen,  daß  bei  den  Schriftstellern 
unter  dem  Namen  Lacertula  zwei  wirklich  verschiedene  Arten  vorkämen. 
Um  diese  Meinung  anzunehmen,  hatte  ich  weiter  keinen  Grund  als  den 
bedeutenden  Unterschied,  welchen  man  an  den  verschiedenen  Individuen 
dieser  Art  wahrnimmt.  Dieser  Unterschied  ist  sehr  in  die  Augen  fallend 
und  keineswegs  dem  einen  oder  dem  anderen  Geschlechte  ausschließend 
eigen,   da  c^''   und    2  vollkommen    gleich    sehen.     Diejenigen   Stücke, 


Drepana  lacertinaria  L.  115 

welche  ich  für  die  wahre  Lacerfu/ahlelt  (s.  Esper  t.  72fig.  3)sind  durchgehend 
l\Ieiner  als  diejenigen  welche  ich  zum  einstweiligen  Unterschiede  mit  dem 
Namen  Erosula  belegte,  (s.  Esper.  fig.  4)  *).  Die  Grundfarbe  der  Flügel 
jener  fällt  mehr  in's  Graue,  ganz  vorzüglich  beim  c/,  ist  bald  weitläufiger 
bald  dichter  mit  grauen  Atomen  belegt,  die  Adern  sind  dunkler,  die  Quer- 
linien gleichfalls  dunkler  nach  außen  blaß  begrenzt,  näher  aneinander  und 
weniger  einander  parallel  der  schwarze  Punkt  zwischen  ihnen  liegt  nicht 
in  der  Mitte  wie  bei  der  Erosula,  sondern  der  hinteren  Querlinie  näher, 
die  Gegend  des  Außenrandes  dunkler  als  der  Grund.  Die  Hinterflügel 
blasser  rötUch  grau  als  bei  der  Erosula  mit  einem  deutlicheren  schwarzen 
Punkte  in  der  Mitte,  am  Rande  aber  dunkler  bestäubt".  Hierzu  einige 
Erläuterungen  und  Zusätze.  Wenn  Laspeyres  sagt,  die  Geschlechter 
gleichen  sich  vollkommen,  so  trifft  dies  nur  für  die  Tiere  der  zweiten 
Generation  zu.  Für  die  Frühjahrsbrut  schränkt  er  ja  seine  Worte  selbst 
etwas  ein,  wenn  er  von  der  vornehmlich  den  cf  zukommenden  grauen 
Färbung  redet.  Hier  sind  nämlich  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der 
Fälle  die  Geschlechter  deutlich  voneinander  unterschieden. 

cf  cT  (Taf.  in,  Fig.  1)  Ich  möchte  nicht  die  graue  Bestäubung, 
sondern  das  auf  der  Oberseite  der  Vorderflügel  an  der  Basis  und  in  der 
helleren  Binde  am  Außenrande  zu  Tage  tretende  Beingelb  als  Grundfarbe 
bezeichnen.  Auf  dem  größten  Teil  der  Flügel  ist  sie  aber  verdeckt  durch 
dichte  graubraune  Bestäubung,  besonders  zwischen  den  beiden  Querlinien, 
sodaß  meist  eine  Art  Querbinde  zustande  kommt.  Die  beiden  rostfarbenen 
Querlinien  werden  außen  meist  eingefaßt  von  einer  gelben  bis  orangefarbenen 
Querlinie.  Fast  alle  Stücke  sind  überdies  deutlich  fein  braun  berieselt. 
Die  Hinterflügel  sind  ebenfalls  besonders  an  der  Basis  und  gegen  den 
Distalrand  hin,  seltener  der  ganze  Flügel  dunkel  bestäubt.  Auf  der  Unter- 
seite ist  besonders  der  Vorderrand  der  Vorderflügel  stark  bräunlich  ange- 
flogen.    Größe**)  16—18  mm. 

9  $.  (Taf.  III,  Fig.  2  u.  3).  Bei  diesen  stellt  die  Grundfarbe  ein 
bleiches  Gelb  dar;  ebenso  geht  die  dunklere  Bestäubung,  die  aber 
zwischen  den  Querlinien  und  auf  den  Hinterflügeln  meist  weit  schwächer 
ist,   mehr  in's   Gelbliche.    Die  Querstreifen   sind   viel  heller,  ebenso  die 


*)  Erosula  war  bis  dahin  offenbar  nur  ein  „in  litteris"  Name,  denn 
in  der  ebenfalls  1803  erschienenen  Krit.  Rev.  der  neuen  Ausg. 
des  syst.  Verz.  etc.  in  Mag.  f.  I  n  s  e  k  t  e  n  k.  2,  p.  74,  ist  bei 
lacertula  erosula  nicht  erwähnt,  Laspeyres  verweist  aber  auf  seine 
demnächst  erscheinende  Monographie. 

**)  Die  Maße  beziehen   sich  auf  die  Vorderrandslänge  eines  Flügels. 


116  Dr.  Paul  Schulze: 

Bestäubung   der   Adern.    Die   Unterseite    ist   schwächer   gezeichnet,    die 
Vorderrandbestäubung  fehlend  oder  i^aum  angedeutet.     17—19  mm. 

Da  wir  in  Anbetracht  der  sonst  sehr  genauen  Beschreibungen  bei 
Laspeyres  keinen  rechten  Grund  haben,  an  seinen  Angaben  über  das 
Aussehen  der  beiden  Geschlechter  zu  zweifeln,  so  ist  es  vielleicht  möglich, 
daß  sich  der  Farbendimorphismus  erst  allmählich  schärfer  ausgeprägt  hat, 
kommen  doch  auch  jetzt  noch  in  seltenen  Fällen  fast  weibchen-farbige  cfo^ 
der  ersten  Generation  vor.  Im  Freien  allerdings  sehr  selten,  bei  Zimmer- 
zucht nähern  sich  aber  die  Geschlechter,  besonders  zeigen  die  c/c/  fast 
nie  die  ausgeprägt  graubraune  sondern  mehr  Weibchenfarbe. 

Allerdings  sagt  der  Autor  zu  der  Abbildung  der  H  ü  b  n  e  r '  sehen 
scincula  (Hb.  50)  „ein  ganz  gewöhnliches  (nämlich  Berliner!  Seh.)  ^f 
dieser  Art".  Und  in  der  Tat  stimmt  das  Bild  von  Hübner  mit  unseren 
Frühjahrs-cfcf  überein. 

Im  Verzeichnis  der  Berliner- Großschmetterlinge  von  Bartel  und 
Herz,  Berlin  1902,  heißt  es  aber  p.  20  „diO.  scincula  Hb.  Ziemlich  selten 
unter  der  Stammform.  Grunewald,  Klein-Machnow" !  Ein  eklatantes  Bei- 
spiel dafür,  wie  gut  man  über  die  Drepaniden  Bescheid  weiß.  Besonders 
charakteristisch  für  die  FrUhjahrsform  ist  ein  kleiner  nach 
außen  gerichteter  Zahn  der  äußeren  Querbinde,  dessen  Spitze  in 
Zelle  M  3  liegt.  (Taf.  III,  Fig.  1—3).  Die  excentrische  Lage  des 
Vorderflügelpunktes  bei  der  ersten  Generation  ist  dagegen  nicht  konstant. 

Gen.  aest.  erosula  Lasp.  Die  Sommergeneration  ist  von 
ockergelblicher  distal  der  äußeren  Querbinde  gleichmäßig  schwach  grau 
bestäubter  Grundfarbe  ohne  Berieselung,  o^  cf  ""d  $  $  gleichen  sich. 
Die  Zeichnung  der  Unterseite  ist  bei  beiden  sehr  schwach  und  verloschen 
ockerbraungelblich.  Die  Vorderrandbestäubung  kaum  angedeutet.  Der 
Mittelpunkt  der  Hinterflügel  ist  bei  den  Stücken  der  ersten  Generation 
keineswegs  immer  stärker  entwickelt  als  bei  der  gen.  aest.  erosula,  bei 
vielen  ist  er  kaum  sichtbar,     (f^  17  mm  (Fig.  5),  $$19  mm  (Fig.  6). 

Es  kommen  nun  unter  der  ersten  Generation  sehr  interessante 
Übergangsstücke  zur  zweiten  vor,  von  denen  mir  ein  im  Mai  1912  in 
Finkenkrug  von  Herrn  Dominick  gefangenes  cf'  vorliegt  (Fig.  4).  Es 
macht  ganz  den  Eindruck,  als  wenn  die  Flügel  eines  Frühjahrstieres  auf 
ein  erosula  <^  abgeklatscht  wären.  Die  Grundfarbe  ist  das  Ockergelb  der 
zweiten  Generation,  aber  besonders  im  Distalteil  der  Vorderflügel  stark 
verdunkelt.  Aderbestäubung  und  Querlinien  von  der  Farbe  der  ersten 
Generation,  dagegen  fehlt  der  Zahn  in  Zelle  M3.  Die  Unterseite  ist  nur 
wenig  schwächer  gezeichnet  als  bei  den  Tieren  der  ersten  Generation,  die 


Deprana  lacertinaria  L.  117 

Bestäubung  des  Vorderrandes  vorhanden.  (16  mm).  Diese  interessante 
Zwischenform  führt  den  Namen  f.  interpres.  Type  in  der  Sammlung 
D  0  m  i  n  i  c  1<-Berlin. 

Da  in  vielen  Gegenden  Deutschlands  die  sogenannte  f.  scincula 
fehlt,  stellen  anscheinend  die  Berliner  lacertinaria  mit  dem  grauen  of  in 
der  ersten  Generation  eine  besondere  Unterart  dar,  für  welche  der  Name 
Drep.  lacertinaria  scincula  Hb.  in  Betracht  käme.  Jordan  (p.  97)  gibt 
sie  ferner  als  bei  Hamburg  vorkommend  an,  Schmidt  (p.  77)  für  Neu- 
Strelitz,  Raebel  (p.  221))  für  Zabrze  (Oberschlesien),  Sn  eilen  (p.  202) 
für  Holland.  Nun  fragt  es  sich,  hat  L  i  n  n  6  die  Art  nach  Tieren  der 
ersten  oder  zweiten  Generation  beschrieben?  Denn  daß  sie  in  Schweden 
noch  doppelbrütig  ist,  ist  wohl  anzunehmen).  Seine  Farbenangabe  paßt 
entschieden  besser  auf  die  zweite.  Ich  besitze  ein  lacertinaria  $  der 
Sommergeneration  leider  unbekannter  Herkunft,  das  man  wohl  dottergelb 
nennen  könnte.  Außerdem  erwähnt  er  nichts  von  der  Berieselung.  In 
der  Fauna  Suecica  druckt  L.  seine  erste  Diagnose  wieder  ab,  legt  aber 
der  nun  folgenden  ausführlicheren  Beschreibung  allen  Anscheins  nach 
Exemplare  der  ersten  Generation  unter,  da  er  die  Flügel  flavae  und  sub- 
nebulosae  nennt.  Wenn  bei  Wien  die  typische  Unterart  fliegen  sollte,  so 
wäre  der  von  Rebel  (p.  137)  für  die  Sommergeneration  gegebene  Name 
aestiva  als  Synonym  zur  Nominatform  zu  setzen;  er  spricht  aber  merk- 
würdigerweise von  einer  bleicheren  Sommerform.  Sicheres  wird  sich  in 
allen  diesen  Punkten  aber  erst  durch  Vergleich  mit  schwedischen  Stücken 
erzielen  lassen.  Die  von  Rebel  (1.  c.)  beschriebene  f.  conjuncta,  bei  der 
die  beiden  Querlinien  unterhalb  des  Punktes  zusammenfließen,  ist  mir  nicht 
zu  Gesicht  gekommen. 

Drep.  lacertinaria  brykaria  P.  Seh.  n.  subsp.  (Taf.  III,  Fig.  7 — 9). 

Durch  die  Freundlichkeit  von  Herrn  F.  B  r  y  k  bin  ich  in  die  Lage 
versetzt  worden,  2  lacertinaria-Pärchen  aus  Finnland  (Myllekylä)  unter- 
suchen zu  können.  Sie  stellen  eine  besondere  Unterart  dar,  die  ich  dem 
eifrigen  Erforscher  der  finnischen  Falterwelt  widme.  Es  handelt  sich 
offenbar  um  die  Form,  die  in  der  Literatur  als  die  „echte  var.  scincula" 
gilt,  und  von  der  zum  Beispiel  Spuler  sagt:  v.  scincula  Hb.  o^  und  $ 
(??  Seh.)  dunkel  graubraun,  fast  schwärzlich.  In  Nordfinnland  und  Lapp- 
land.   Übergänge  finden  sich  als  Aberrationen  auch  noch  in  Centraleuropa " 

Die  Unterart  ist  nur  einbrütig,  recht  selten  und  fliegt  von  Mai  bis 
Juli.  Bei  Zimmerzucht  schlüpfte  ein  $  schon  im  Januar.  Die  c/cf  sind 
stattliclier  (17—18  mm)  und  zeichnen  sich  durch  ihre  matte  eintönige 
graue  Färbung  aus,  sodaß  der  Raum  zwischen  den  hier  graubraunen 
Querlinien  nicht  bindenartig  abgesetzt  erscheint.  Die  Flügel  haben  einen 
Stich  in  olivfarbene  und  sind  dünner  beschuppt  als  bei  /.  scincula.  Vor  allen 


118  Dr.  Paul  Schulze: 

sind  die  bei  scincula  anf  den  Vorderflügeln  stark  entwickelten  Haar- 
schuppen sehr  reduziert.  Hinterflügel  heller  als  bei  scincula.  Unterseite 
mehr  in's  Weiße  gehend  und  schwächer  bestäubt  (Fig.  7  u.  8). 

Das  eine  vorhegende  $  mißt  nur  17  mm.  Es  ist  nicht  wesentlich 
dunkler  als  unsere  Tiere,  nur  tritt  das  Braun  etwas  mehr  hervor.  Bei 
beiden  Geschlechtern  ist  der  für  die  erste  Generation  (der  die  Tiere  ja 
entsprechen)  charakteristische  Zahn  deutlich  ausgeprägt.  Die  Kleinheit  der 
99  ist  vielleicht  für  die  Rasse  charakteristisch,  denn  T  e  n  gs  t  r  ö  m 
(p.  307)  benannte  ausdrücklich  ein  ihm  durch  seine  Größe  auffallendes 
sonst  nur  unbedeutend  abweichendes  $  als  f.  dimidiata.  Seine  Beschrei- 
bung lautet:  „Var.  ö'/m/o'/a/'a,  sohto  major,  alis  anticis  osseis,  pone  strigam 
posteriorum  subfuscis  linea  undulata  albida  hie  divisis.  $  e  Muonio  re- 
portavit  Pfaler".  Also  ein  helles  großes  Q.  mit  ausgeprägter  weißer 
Wellenlinie  am  Distalrand  und  dies  $  setzt  Staudinger  (p.  71)  zu 
dem  dunklen  scincula  (f  als  Synonym.  Das  zweite  von  Herrn  B  r  y  k 
gesandte  $  stimmt  nun  Punkt  für  Punkt  mit  dieser  Beschreibung  überein. 
(Fig.  9).  Die  Grundfarbe  ist  weißlich,  die  Bestäubung  graubraun,  die  weiße 
distale  Wellenlinie  sehr  ausgeprägt,  endlich  ist  es  mit  20  mm  das  statt- 
lichste der  mir  vorliegenden  D.  laceiiinaria  $  $ .  Vielleicht  fliegt  diese 
nordische  Unterart  auch  in  den  Hochalpen.  (Frey  (1)  p.  101  sagt  näm- 
lich von  der  Schweizer  lacertinaria  .  .  .  doch  überschreitet  sie  bei  Bergun 
in  der  nordischen  Frühlingsform  entsprechenden  Exemplaren  eine  Höhen- 
grenze von  4000  m.  Möglicherweise  sind  auch  die  sibirischen  Tiere  hierher 
zu  rechnen,  von  denen  Gräser  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  32,  1888,  p.  137) 
1  $  (ohne  nähere  Beschreibung)  bei  Nicolajefsk  fing. 
Typen:  1  cf  Myllykylä  Anf.  Juü  1911  in  Coli.  Bryk. 

(1  9  f.  dimidiata  T  e  n  g  s  t  r.  Juni  1911  Myllykylä,  in  Coli.  Bryk) 
1  cf  Helylä  29.  Mai  1912  um  11  Uhr  am  Licht  gefangen. 
1  $  Januar  e.  1.    Durch  die  Güte  des  Herrn  Bryk  in  meiner  Sammlung. 

Drep.  lacertinaria  tacoraria  P.  Seh.  n.  subsp.     (Taf.  III,  Fig.  10—12) 

(angelsächsisch  tacor  =  der  Schwager). 

England  beherbergt  eine  winzige  sehr  scharf  ausgeprägte  Lokalform, 
der  ich  den  obigen  Namen  beilege. 

Mir  liegen  3  cfc/»  2  $$  der  ersten  Generation*)  vor,  die  mir  Herr 
D  a  d  d  freundlichst  zur  Verfügung  stellte.  Die  cTc/"  sind  einfarbig  dunkel- 
ockergelblich  mit  grauem  Einschlag,  ähnlich  der  gen.  aest.  erosula  Lasp., 
kennzeichnen  sich  aber  durch  den  Zahn  in  M  3  als  zur  Frühjahrsgeneration 
gehörig.  Querlinien  schwärzlichbraun,  Berieselung  fehlt.  Die  helle  Wellen- 
linien am  Distalrande  der  Vorderflügel  kaum  sichtbar  (Fig.  10)  oder  wenig 
heller  als  die  Grundfarbe  (Fig.  11)  Unterseite  bräunlich  gelblich,  Vorder- 


Drepana  lacertinaria  L.  119 

randsschatten  fehlt,  ebenso  die  Zeichnung  bis  auf  die  ganz  verloschene 
Mittellinie  der  Hinterflügel  und  dem  undeutlichen  Mittelpunkt.  Die  Be- 
rieselung distal  dieser  Linie,  die  bei  den  anderen  Rassen  sich  in  verschieden 
starker  Ausbildung  findet,  fehlt  ganz.  13— 14  mm.  Die  $$  (15— 15V2  mm) 
gleichen  bis  auf  die  geringere  Größe,  sehr  manchen  Berliner  Stücken,  sie 
zeigen  aber  die  Berieselung  undeutlicher;  die  braune  Färbung  geht  mehr 
ins  Rotbraune  und  ist  auf  Flügelfläche  gleichmäßiger  verteilt  (Fig.  12). 
Hinterflügel  nach  Art  der  übrigen  9  $  schwach  gezeichnet.  Vorderrand- 
schatten und  die  Berieselung  der  Hinterflügelunterseite  angedeutet. 
Typen:  3  (/(/  West-Wickham   14.  5  1896. 

2   92  Darenth  Wood  (Kent)  17.5.  1896 
in  der  Sammlung  D  a  d  d,  Zehlendorf. 

Allen  Herren,  die  mich  freundlichst  mit  Material  unterstützten,  sei 
auch  an  dieser  Stelle  mein  herzlichster  Dank  ausgesprochen. 

Es  würde  mich  freuen,  wenn  die  vorliegenden  Zeilen  andere 
Entomologen  veranlaßten,  an  dieser  Stelle  Mitteilungen  über  die  in  ihrem 
Sammelgebiet  fliegenden  lacertinana-Formen  zu  machen,  damit  endlich 
einmal  über  einen  so  häufigen  und  weit  verbreiteten  Falter  Klarheit  ge- 
schaffen würde. 

Zu  den  Abbildungen  möchte  ich  noch  bemerken,  daß  bei  den  Fig. 
1  u.  8  die  graue  Bestäubung  der  Vorderflügel,  bei  1  auch  besonders  die 
der  Hinterflügel  nicht  deutlich  genug  hervortritt. 

Literaturverzeichnis. 

1)  Frey  H.,  Die  Lepidopteren  der  Schweiz,  1880. 

2)  Galvagni  E.  und  Preissecker  F.,  Die  Lepidopterol.  Verhältnisse  des 

Niederöster.  Waldviertels.      XXII.  Jahresbericht  des  Wiener  Ent. 
Vereins  1912. 

3)  Jordan   K.,    Die   Schmetterlingsfauna   Nordwestdeutschlands.     Zool. 

Jahrb.  Suppl.  I,  1886. 

4)  Kane  de  Vismes,  A  Catalogue  ot  the  Lepidoptera  of  Ireland.    Ento- 

mologist. 27,  1894. 

5)  Laspeyres  J.  H.,  Vorschlag  zu  einer  neuen  Gattung  Platypteryx  1803. 

6)  Raebel  H.,   Melanismus    im  oberschl.  Industriebezirk.   Intern,  entom. 

Zeitschrift  Guben  IV,  1910/11. 

7)  Rebel  H.,  In  Berges  Schmetterlingsbuch,  9.  Aufl.,  1910. 


*  Die  Unterart  fliegt  in  zweiter  Generation  auch  im  August  (s.  Ento- 
mologist 1913,  pg.  18). 


120  Dr.  Paul  Schulze:   Deprana  lacertinaria  L. 

8)  Schmidt  F.,  Übersicht  der  in  Mecklenburg  beobachteten  Macrolepi- 

dopteren.  Archiv  des  Vereins  f.  Freunde  der  Naturgesch.  in  Meclt- 
lenburg  33,  1880. 

9)  Snellen  P.  C.  T.,  De  Vlinders  van  Nederland  Macrolep,  1867. 

10)  Speyer,  Adolf  u.  August,    Die   geogr.    Verbreitung   der   Schmetterl. 

Deutschi,  und  der  Schweiz  I,  1858. 

11)  Spuler  A.,  Die  Schmetterlinge  Europas  I,  1908. 

12)  Staudinger  O.,  Catalog  der  Lep.  des  Europ.  Faunengebiets  1871. 

13)  Tengström  I.  M.  af.,  Lep.  Fauna  Fem.  ete  Notiser  Sällsk.  pro  Fauna 

et  Flora  Fennica  Förhandl.  X.,  1869. 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift.  LVII,  Jahrgang  1912.]  121 


Zwei  interessante  Formen 
von  Papilio  podalirius  L.  und  machaon  L. 

Von  Dr.  Paul  Schulze,  Berlin. 


Mit  Tafel  III,  Fig.  13—14. 


Die  besprochenen  Falter  befinden  sich  in  der  Sammlung  Schaufuß 
(Meißen),  jetzt  im  Berl.  Museum  für  Naturkunde  und  sind  leider  ohne 
nähere  Fundortsangaben. 

1.  Ein  Exemplar  von  P.  podalinus  L.  cf  mit  reduzierter  Binden- 
zeichnung. 2.  Querbinde  (von  der  Flügelwurzel  aus  gerechnet  =  IX  nach 
Eimer*)  verbreitert  hinter  der  Media  um  2/3  verschmälert  links  und  rechts 
leicht  verschieden.  Berandung  unscharf  zerstäubt.  Von  der  3.  Binde  ist 
nur  ein  Punkt  am  Vorderrand  der  Zelle  erhalten  (ab.  punctata  O.  Schultz 
Berl.  ent.  Z.  v.  47,  p.  127,  t.  2,  f.  2,  1902).  Die  Reduktion  gerade  dieser 
Binde  (VllI  nach  Eimer)  ist  um  so  bemerkenswerter,  weil  sie  bei  der 
vorliegenden  Art  sehr  konstant  und  gewöhnlich  scharf  umschrieben  ist. 
Eimer  (Artbild,  und  Verwandsch.  der  Schmetterl.  1  1889,  p.  78-79)  äußert 
sich  über  diesen  Punkt  folgendermaßen:  „Binde  VIll  ist  bei  podalirius  wie 
überhaupt  bei  den  von  mir  fürs  Erste  behandelten  Gruppen  von  Papilio- 
niden  mit  die  beständigste  und  die  am  schärfsten  umgrenzte.  Ihre  scharfe 
Begrenzung  fällt  besonders  bei  poda/irius  podalinus  gegenüber  allen  übrigen 
Binden  auf,  sie  ändert  aber  hier  dahin  ab,  daß  sie  zuweilen  ein  langge- 
zogenes Dreieck  mit  vorderer  Basis  bildet,  zuweilen  nach  hinten  nur  wenig 
verschmälert  und  breit  abgestutzt  ist".  Die  4.  Binde  (V-j-VI)  ist  in  zwei 
Teile  zerlegt.  Der  vordere  mit  nur  wenigen  gelben  Schuppen  im  Innern 
geht  über  die  Zelle  nicht  hinaus  und  wird  erst  bei  Ader  C 1  wieder  fort- 
gesetzt. Beachtlich  ist,  daß  die  hintere  Komponente  durch  schwarze  Be- 
stäubung nicht  mit  der  vorderen  sondern  mit  Querbinde  5  (IV)  verbunden 
ist.  Ein  in  der  Anlage  der  5.  u.  6.  Binde  ähnliches  Exemplar  demon- 
strierte Stichel  in  der  Sitzung  des  Berl.  Entom.  Ver.  v.  31.  Jan.  1901 
(B.  E.  Z.,  V.  47  p.  (4),  f.  4).  Binde  6  (11  + III)  weist  nur  am  Vorderrand 
einige  gelbe  Schuppen  auf,  als  letzte  Andeutung  ihrer  Verschmelzung  aus 
zwei  anfänglich  getrennten  Elementen.  Die  zweite  Binde  (IX)  setzt  sich 
wie  gewöhnlich  auf  die  Hinterflügel  fort.  Und  zwar  ist  sie  im  ersten 
Drittel  orangegelb  von  zwei  schwarzen  Linien  eingefaßt,  von  denen  sich 
die  proximale  unscharf  begrenzt  bis  zum  Prachtfleck  fortsetzt. 

Unterseits  sind  die  beiden  Bestandteile  der  4.  Binde  durch  schwarze 


*)  Die  römischen  Ziffern  geben  die  Bezeichnung  Eimers  für  die  betr. 
Binden  an. 


122  Paul  Schulze: 

Bestäubung  untereinander  und  nicht  wie  oberseits  der  hintere  Teil 
mit  Binde  5  (IV)  verbunden;  sie  setzt  sich  etwa  über  die  Hälfte  des 
Hinterflügels  fort.  Binde  2  (1)  ist  hier  breit  orangegelb  ausgefüllt  und 
tritt  nach  Aufhören  der  schwarzen  Einfassung  bei  M  2  durch  einen  oran- 
genen  Strich  mit  der  gleichen  Farbe  des  Prachtfleckes  in  Verbindung. 
Bei  einem  von  Stichel  in  der  Berl.  Entom.  Zeitschr.  53  1908,  p.  198 
abgebildeten  Exemplar  von  Pap.  agesilaus  Quer.,  einem  nahen  südameri- 
kanischen Verwandten  unseres  Segelfalters,  ist  ganz  ähnlich  wie  bei  dem 
vorliegenden  Stück,  die  3.  Binde  (Stichel  sagt  die  zweite  in  der  Zelle) 
ebenfalls  auf  einen  Punkt  reduziert,  der  hier  aber  unterhalb  der  Zelle  liegt. 

Bei  Pap.  agesilaus  Qu6r.  f.  septemlineata  Eimer  ist  dagegen  die 
5.  Binde  zu  einem  Punkt  am  Vorderrand  rückgebildet,  während  dieses 
Element  bei  dem  Stichel'schen  Tier  völlig  fehlt. 

2.  Papilio  niachaon  L.  cf .  Mit  sehr  intensiver  schwarzer  Zeichnung, 
weist  im  distalen  Ende  der  Hinterflügelzelle  ober-  und  unterseits  einen 
schwarzen  Querstrich  auf,  sodaß  an  Stelle  der  C-Zeichnung  ein  schwarz 
gerändertes  gelbes  Oval  entsteht,  oder  anders  erklärt,  der  gewöhnlich  auf 
der  Discocellularis  liegende  halbmondförmige  schwarze  Strichfleck  ist 
länglich  gelb  ausgefüllt  (ab.  dissoluta  O.  Schultz,  Soc.  ent.  v.  15  p.  58, 
1900,  =  \ .  fenestrella  Cuno.  Ent.  Zeit.  v.  22.  p.  133,  fig.  1,  1908).  Außer 
dem  abgebildeten  befinden  sich  noch  2  weitere  Exemplare  mit  analoger 
Bildung  in  der  Sammlung  Schaufuß;  merkwürdigerweise  zeigen  alle  3 
eine  leichte  Asymmetrie  der  rechten  und  linken  Flügelseite. 


Berl.  Entomol.  Zeitsclir.  Bd.  LVII  (1912). 


Taf.  III. 


Fig.  1 — 6.  Drep.  lacertinaria  scincula  Hb.,  Fig.  1  cf',  Fig.  2  u.  3  $  V  der  Frühjahrs- 
generation,  Fig.  4  0^  f.  interpres  P.  Seh.,  Fig.  5  1^',  Fig.  6  $  gen.  aest.  erosiila  Lasp 


Fig.  7—9.  Drep.  lacertinaria  brykaria  F.  ScIi.,  Fig.  7  u.  8  (fcj,  Fig.  9.  f.  <//////- 
diata  Tengstr. 


Fig.    10—12  Drep.  lacertinaria  tacoraria  P.  Seh.,  Fig.  lü  u.  11  qq,  Fig.  12 


Fig.  13.    Pap.    podalirius  forma 
punctata  O.  Schultz,     (s.  S.  121.) 


Fig.    14.     Pap.     m  a  c  h  a  0  n     forma 
dissoluta  0.  Schultz,     is.  S.   122.) 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]         123 


Melasoma  lapponicum  L.  und  seine  Formen. 

Von  Hanns  v.  Lengerice  n,  Berlin. 


Mit  Gruppenbild  von  20  Figuren. 


Von  H.  Bickhardt  eingeschickte  Exemplare  von  Melasoma  lap- 
ponicum L.  aus  der  Mongolei,  welche  mir  von  Dr.  Paul  Schulze  über- 
wiesen wurden,  waren  für  mich  die  Veranlassung,  mich  mit  dieser  Species 
eingehender  zu  beschäftigen. 

Es  ist  zunächst  von  Wert,  die  Art  und  ihre  Formen  kennen  zu 
lernen. 

Die  Nominatform. 

Linn6s  Diagnose  lautet:  „thorace  viridi,  elytris  rubris,  fascia  inter 
punktum  maculamque  lunatam  caerulea".  ♦ 

Im  folgenden  gebe  ich  die  Beschreibung  der  Art  nach  Weise  (in 
der  Naturgesch.  d.  Insekt.  Deutschi.,  Bd.  6,  p.  557)."  —  „Metallisch  dunkel- 
grün, etwas  glänzend,  unterseits  zuweilen  schwarzblau,  auch  rein  schwarz, 
die  ersten  sechs  Fühlerglieder,  Schienen  und  Seitenränder  des  letzten 
Bauchringes  mehr  oder  weniger  gelbbraun,  die  Flügeldecken  rötlich  gelb- 
braun, die  Naht,  eine  große  Makel  auf  der  Schulter,  die  sich  nach  innen 
gewöhnlich  verschmälert,  eine  breite,  etwas  wellige  Querbinde  in  der 
Mitte,  und  ein  nach  hinten  offener  Bogen  vor  der  Spitze,  letztere  beide 
mit  dem  Nahtsaume  verbunden,  metallisch  grün,  grünblau  oder  korn- 
blumenblau". 

In  Fig.  9  ist  die  Nominatform  dargestellt.  Derartig  gezeichnete 
Individuen,  wie  sie  in  Fig.  5,  6,  7,  8,  10,  II,  12,  13  und  14  abgebildet 
sind,  dürften  wohl  auch  ohne  weiteres  noch  als  zu  ihr  gehörig  angesehen 
werden.  Fig.  14  stellt  ein  in  sofern  abweichendes  Individium  dar,  als  die 
Makel  5  (Fig.  6)  fehlt.  Das  Stück  stammt  aus  Lappland  und  befindet 
sich  im  Berliner  Zool.  Museum. 

Nach  Weise  ist  die  Nominatform  im  Nord-  und  Mitteldeutschen 
Berglande  nicht  selten:  Pommern,  Harz,  Erz-,  Qlatzer-  und  Riesengebirge, 
Schwarzwald  (Simon),  Bayern,  Böhmen,  bei  Wien.  —  Weitere  Fundorte: 
Thüringen,  Thüringer  Wald,  Georgenthal,  Finsterbergen  u.  a.  Orten,  selten 


124  Hanns  v.  Lengerken: 

(Kellner).  —  Dresden  (Märkel).  —  Kassel  (Riehl).  —  Braunsberg, 
Königsberg,  (Ostpreußen),  (Lentz).  —  Aschaffenburg,  selten  (Fröhlich).  — 
Oldenburg,  Westfalen  (Everts).  —  Erlangen  (Marseul).  —  Neufahrwasser 
(Danzig),  Heiligenbeil,  Zoppot,  Oxhöft,  (Westpreußen)  (Lentz).  —  Schle- 
sien Schmiedeberger  Kamm;  Grafschaft  Glaz,  Hinterpommern,  Erlangen 
(Letzner).  —  Hirsau  (Schilsky,  Weise)  [Berl.  Zool.  Museum].  — 
Frankreich,  ohne  nähere  Angabe  (Weise,  Berl.  Zool.  Mus.).  —  Marseul 
führt  keine  Patria  aus  Frankreich  an.  —  Skandinavien,  Lappland,  Nor- 
wegen, Östergöthland,  (Thomson)  [Berl.  Zool.  Mus.].  —  Schweden 
(Gyllenhal).  —  Dänemark  (Müller).  —  Norwegen,  Nordmarken,  bei 
Christiania,  Losset,  Aamot,  Osterdaliae,  Lie,  Tofte,  Doore,  Hovringsfjeldet 
Laurgaard,  Gudbrandaliae,  Fladmark,  Romsdaliae,  Throndhjem  (Siebke). 
Im  Berlin.  Zool.  Mus.  befinden  sich  Stücke  mit  folgender  Patria:  Hammerfest, 
Lyngenfjord,  Tromsoe  (Weise).  —  In  den  deutschen  Ostseeprovinzen 
nicht  häufig  (Seidlitz).  —  In  England  scheint  die  Art  nicht  vorzukommen. 
Sie  wird  wenigstens  von  Johnsohn  nnd  Haibert  nicht  aufgeführt.  — 
Aus  den  Niederlanden  ist  das  Tier  nicht  bekannt.  Everts  gibt  an:  Niet 
inlandsch.  —  China  (Kraatz).  —  Mongolei.  —  Sibirien,  Werchojansk 
(Pf  itzenmayer),  (Weise,  Berl.  Zool.  Mus.).  —  Im  Berl.  Zool.  Mus.  be- 
findet sich  ein  unausgefärbtes  Exemplar  aus  Nordamerika  ohne  nähere 
Fundortsangabe. 

M.  lapponicum  forma  altaica  Weise. 
(Unicolor  Marseul,  L'abeille.     1888). 

Bei  dieser  Form  sind  die  Makeln  vollständig  verschwunden,  die 
Flügeldecken  weisen  nur  ein  einfarbiges  Gelbbraun  auf,  die  Naht  ist  fein 
schwärzlich  gesäumt.     (Weise,  Nat.  d.  Ins.  Deutschi.  Bd.  6,  pg.  558). 

Vertreter  der  Form  sind  im  Berl.   Zool.  Museum  vorhanden  aus: 

Nordamerika,  Suffr.  (3  Exempl.  mit  gelben  Tibien),  Sibirien,  Irkutsk 
(Menetries).  —  Ferner  Mongolei,  Kerulen,  Onon  (Bickhardt).  —  Weise 
gibt  an:  „In  den  sibirischen  Gebirgen,  in  denen  die  Art  weit  verbreitet  ist." 

Fig.  1. 

M.  lapponicum  forma  quadripunctata  Lengkn. 

Bei  dieser  Form  sind  nur  die  Flecke  3  und  4  (vergl.  Fig.  6)  auf 
jeder  Elytre  ausgebildet.  Diese  Zeichnungselemente  sind  demnach  beim 
Schwinden  der  Makeln  am  meisten  resistent.  Decken  sonst  ganz  gelb. 
Es  handelt  sich  nicht  etwa  um  unausgefärbte  Stücke,  sondern  um  ein 
constantes  Merkmal.  Die  Tibien  sind  bei  den  mir  vorliegenden  Stücken 
schwarz. 

Sibirien,  (Weise)  [Berl.  Zool.  Mus.).  —  China,  Mongolei,  Onon, 
Kerulen,  (Bickhardt). 

Fig.  3. 


Melasoina  lapponiciiin  L.  125 

M.  lapponicum  forma  litua  Marseul. 

In  L'abeille,  (Mon.  Chrys.  1888),  gibt  Marseul  von  dieser  Form 
folgende  Beschreibung: 

„Elytresä  fond  jaune  ornäes  de  dessins  d'un  noir  bleu,  suture  bordfee 
dans  toute  son  6tendue,  1°  une  grande  tache  geminee  sur  le  tubercule 
humeral,  isolee,  2°  une  autre  tache  de  mfime  forme,  vers  le  milieu  pres 
de  la  suture  et  remontant  avec  eile  vers  l'ecusson,  3°  une  3e  vers  le  dernier 
tiers  rejoignant  en  dedaus  la  suture  et  4°  une  espece  d'arc  adosse  au 
bord  externe  formant  avec  la  pr6cedente  un  cercle  presque  complet". 

Es  handelt  sich  bei  dieser  Diagnose  offensichtlich  um  eine  Form, 
wie  sie  in  Fig.  15  dargestellt  ist.  Die  Makeln  5,  6,  7  und  8  (vergl.  Fig.  6) 
sind  kreisförmig  ineinander  geflossen.  Auch  Stücke  wie  sie  Fig.  16  zeigt, 
würden  noch  zu  litua  Marseul  zu  stellen  sein. 

Die  Exemplare,  nach  welchen  die  Zeichnungen  (Fig.  15  und  16)  her- 
gestellt sind,  befinden  sich  im  Berl.  Zool.  Mus.     Linz,  Hirsau  (Schilsky). 

Fig.  15,  16. 

M.  lapponicum  forma  curvilineata  Deg. 

„Alle  drei  Zeichnungselemente  der  Flügeldecken  verschmolzen,  so 
daß  von  der  Grundfarbe  nur  ein  in  der  Mitte  verschmälerter  Längsstreifen 
auf  dem  ersten  Drittel  der  Flügeldecken,  ein  dreieckiger  Fleck  im  zweiten 
Drittel  und  eine  verschieden  geformte  Makel  vor  der  Spitze,  alle  drei 
nahe  der  Naht,  sowie  zwei  kleine,  nach  innen  gerichtete  Spitzen  am  gelben 
Seitenkiele,  die  eine  im  ersten,  die  andere  im  zweiten  Drittel  übrigbleibt." 
(Weise  1.  c.  pg.  558). 

Schweden  (Coli.  Schilsky),  Norwegen  Tromsoe  (Schilsky), 
Finnmarken,  Lyngenfjord,  70°  n.  B.  (Schilsky).  Alle  Stücke  im  Kgl. 
Zool.  Mus.  Berlin. 

Deg.  M6m.  Ins.  V.  302.  t.  9  f.  3. 

Oth.  Fr.  Müller,  erwähnt  in  Zoologiae  Danicae  Prodromus,  pg.  81, 
No.  877  eine  Chrys.  Iiaemorrlioidalis  mit  folgender  Diagnose:  ovata  violacea, 
punctata,  ano  rubro. 

Es  ist  möglich,  daß  dem  Autor  hier  die  forma  curvilineata  vorge- 
legen hat.  Wegen  der  unzulänglichen  Beschreibung  läßt  sich  diese  Frage 
nicht  sicher  entscheiden. 

Mel.  lapponicum  forma  bulgliarensis  Fabricius. 
{Mel.  caerulea  Gradl  Katter.  E.  IV.  1881,  pg.  306). 

Es  ist  die  am  meisten  verdunkelte  Form.  Die  Grundfarbe  ist  zu 
einigen  fast  undeutlichen  gelben  Punkten,  meist  an  der  Basis  der  Flügel- 
decken und  selten  auch  noch  am  Apex,  zusammengeschrumpft.  Auch 
diese  verschwinden  nach  und  nach,  sodaß  die  ganze  Oberseite  des  Käfers 
dann  schwarz,  grünlich  oder  ausgesprochen  blau  wird. 

Österreich,  Linz,  ohne  nähere  Patria  (Schilsky).  Ostpreußen, 
Königsberg,  Cranz  (Schilsky),  [Sämtliche  Stücke  im  Kgl. Zool.  Mus.  Beriin.J 


126  Hanns   v.   Lengerken: 

Westpreußen, Neufahrwasser  (Danzig),  Heiligenbeil, Zoppot,  Oxhöft  (Lentz). 
Harz  (Weise)  [Zool.  Mus.  Berl.].     Heidelberg  (Weise),  [Zool.  Mus.  Berl.]. 

Thüringen  selten,  (Kellner).  Sibirien,  Barnaul.  (Gebier)  |Zool. 
Mus.  Berl.J. 

Fabr.  Suppl.  Ent.  Syst.  1798,  88-Qyllh.  Ins.  Suec.  III.  463.  —   Küster. 
Käfer  Eur.  2.  85. 

Fig.  19  und  20. 

Entstehung  der  FlUgelzeichnung. 

Es  kann  alles  schwarze  Pigment  fehlen,  wie  es  bei  der  hellsten 
Form  altaica  Weise  der  Fall  ist.  Stücke  mit  verwaschener  Zeichnung, 
wie  sie  Fig.  2  zeigt,  sind  nur  unausgefärbte  Exemplare.  Wenn  die  Flecke 
1,  2,  5,  6,  7  und  8  fehlen,  entsteht  forma  quadripunctata,  die  ich 
wegen  ihrer  ausgeprägten  Zeichnung  und  analog  der  ebenso  gefleckten 
Mel.  vigintipunctatum  f.  quadripunctata  P.  Seh.  und  Mel.  Interrupt  um  f. 
quadripunctata  P.  Seh.,  so  benannt  habe.  Die  vierfleckigen  Formen 
stellen  innerhalb  der  Gattung  Melasoma  eine  stammesgeschichtlich 
wichtige  Form  dar.  Die  Zeichnungen  illustrieren  die  wesenthchen  Ver- 
schiedenheiten, die  innerhalb  der  Art  vorkommen. 

Weise  entwirft  von  der  Entstehung  der  Zeichnung  folgendes  Bild: 

„Von  den  drei  Stücken,  welche  die  Zeichnung  der  Flügeldecken 
bilden,  ist  jedes  aus  2  Teilen  zusammengesetzt.  Die  große  Basalmakel 
aus  einer  länglichen  Makel  auf  der  Schulterbeule  und  einer  kleineren, 
runden,  zwischen  Schulter  und  Naht;  die  Mittelbinde  aus  einem  eckigen 
Flecke  über  dem  Seitenkiele  und  einem  Querflecke,  der  an  der  Naht  in 
eine  allmählich  verschmälerte  Spitze  bis  zum  Schildchen  ausläuft;  der  Bogen 
vor  der  Spitze  endlich  aus  einem  kurzen,  nach  außen  leicht  gerundeten 
Längsbande  am  Seitenkiele  und  einem  freien  Querfleck  oder  einem  fast 
kommaförmigen,  der  Naht  stark  zugekrümmten  und  an  dieser  verschmälert 
bis  zur  Spitze  laufenden  Teile.  Exemplare,  bei  denen  alle  sechs  Makeln 
deutlich  getrennt  sind,  gehören  zu  den  Seltenheiten". 

Die  erste  und  zweite  Binde  entstehen  auf  die  von  Weise  ange- 
gebene Art.  Die  dritte  Makel  ist  jedoch  aus  vier  Zeichnungselementen 
hervorgegangen. 

In  Fig.  5,  8,  4  und  6  habe  ich,  der  Kürze  wegen  die  einzelnen 
Flecke  mit  Zahlen  versehen. 

Es  ist  demnach  die  Basalmakel  aus  den  Zeichnungselementen  1 
und  2  (Fig.  5  und  6),  die  Mittelbinde  aus  den  Flecken  3  und  4  (Fig.  4), 
die  dritte  Binde  aus  den  Stücken  5,  6,  7  sowie  dem  8.  accessorischen 
Fleck  an  der  schwarzen  Naht  entstanden.  Es  ist  von  Interesse,  festzu- 
stellen, daß  bei  dieser  Art  der  letztgenannte  Zeichnungsbestandteil  in  der- 
selben  Weise  auftritt,  wie  bei  Melasoma  vigintipunctatum  Scopoli,  wo  er 
von  P.  Schulze  zuerst  beobachtet  und  abgebildet  wurde.      (Fig.  6,  7j. 


Fig.  1:  Melas.  lappon.  forma  altaica  Weise.  Fig.  2:  Unausgefärbtes 
Exemplar.  Fig.  3  (4):  Melas.  läpp,  forma  quaclripunctata  Lengerkerr 
Fig.  5  bis  14:  Melas.  lapponiciitn  lapponicum  Lin.  Fig.  15,  16  und  17: 
Melas.  lappon.  forma  litua  Marseul.  Fig.  18:  Melas  läpp,  forma  curoilineata 
Deg.     Fig.  19  und  20:  Melas.  läpp,  forma  biilgliarensis  Fabricius. 


128  Hanns   v.   Lengerken: 

Es  pflegt  gewöhnlich  Fleck  6  und  7  zusammenzufließen.  Die  so 
neuentstandene  größere  Makel  vereinigt  sich  mit  dem  accessorischen 
Fleck  8.  Dann  erst  findet  ein  Zusammenschluß  der  Makeln  zu  einem 
meist  nicht  geschlossenen  Ringe  statt. 

Es  kann  Makel  5  sich  mit  der  schwarzen  Naht  vereinigen,  so  daß 
eine  Zeichnung  entsteht,  wie  sie  Fig.  13  zeigt.  Bisweilen  fehlt  Fleck  5 
auch  ganz,  was  zu  einer  in  Fig.  14  dargestellten  Zeichnung  führt. 

Wenn  die  Bestandteile  der  dritten  Hauptmakel  zu  einem  kreis- 
förmigen Gebilde  zusammentreten,  wie  bei  Fig.  15  und  16,  so  haben  wir 
die  von  Marseul  mit  litua  bezeichnete  Form  vor  uns. 

Zu  einer  völligen  Schwärzung  der  Flügeldecken  kommt  es  dadurch, 
daß  zunächst  der  bei  der  dritten  Binde  anfangs  gelbe  Hof  sich  mit  schwar- 
zem Pigment  füllt.  (Fig.  17).  Dann  treten  allgemeine  Verschmelzungen 
sämtlicher  drei  Hauptbinden  ein.  Es  ist  die  Forma  curvilineata  Deg.  ent- 
standen, die  nur  noch  wenige  gelbe  Flecke  zeigt  (Fig.  18).  Die  Grund- 
färbung verschwindet  mehr  und  mehr,  bis  nur  einige  meist  2  bis  3 
gelbliche  Zeichnungen  an  der  Basis  jeder  Elytre  übrigbleiben.  Derartige 
Stücke  hat  Fabricius  als  bulgharensis  beschrieben.  Das  Extrem 
führt  zur  völligen  Schwärzung  der  Flügeldecken  oder  zur  totalen 
metallischen  Blau-  und  Grünfärbung.  Die  aufgehellten  Formen  sind  nur 
aus  China,  Sibirien  und  Nordamerika  bekannt.  Die  verdunkelten  Stücke 
liegen  mit  Ausnahme  von  Amerika  und  China  aus  allen  Gegenden  vor,  in 
denen  die  Species  überhaupt  vorkommt. 

Allgemeines. 

Verdunkelungen  der  Flügeldecken  sind  bisher  bei  Melasoma  20- 
punctatuni,  lapponicuni  und  scriptum  bekannt.  Es  ist  interessant"  daß  die 
Entstehung  der  schwarzen  oder  f^st  schwarzen  Stücke  innerhalb  der  drei 
Species  in  fast  derselben  Art  und  Weise  vor  sich  geht.  Bei  20- piinctatnni 
sind  allerdings  ganz  dunkle  Exemplare  noch  nicht  aufgefunden.  Der  ac- 
cessorische  Fleck  an  der  schwarzen  Naht  ist  IQ-punctatuni  und  lapponicuni 
gemeinsam.  Total  schwarze  Individuen  von  scriptum  sind  von  Mc. 
Cracken  sowohl  in  freier  Natur,  in  der  Nähe  der  Stanford  Universität, 
Kalifornien,  erbeutet  als  auch  im  Zimmer  gezüchtet  worden.  Mc.  Cracken 
identifizierte  in  ihrer  ersten  Arbeit  \x\i^x  Melasoma  „A  Study  of  the  inheritance 
of  dichromatism  in  Lina  lapponica"  (Journ.  of.  Exp.  Zool.  Vol.  II.  1905,  p.l  19) 
scriptum  und  lapponicuni,  ein  Irrtum,  den  sie  in  ihrer  zweiten  Arbeit  über 
diese  Species  verbessert  hat.  Aus  den  Abbildungen,  die  die  Verfasserin 
gibt,  geht  zur  Evidenz  hervor,  daß  es  sich  um  zwei  durchaus  getrennte 
Arten  handelt.  Die  Fleckzeichnung  bei  lapponicuni  ist  ganz  anders  wie 
bei  scriptum.  Eine  Zeichnung  des  Halsschildes  mit  schwarzer  Area  und 
zwei  lateralen  Punkten,  die  mit  der  schwarzen  Area  verschmelzen  können, 
kommt  bei  lapponicuni  nicht  vor.  Der  Habitus  letztgenannter  Art  ist  viel 
gedrungener. 


Melasoina  lapponicum.  129 

Nach  einer  Angabe  Weise's  sind  in  Deutschland  Stücke  von 
lapponicum  mit  einfarbig  schwarzgrünen  Schienen  häufig.  Redtenbacher 
bemerkt,  daß  die  Schienen  öfter  gelbbraun  seien.  An  dem  mir  vorliegen- 
den Material  ist  festzustellen,  daß  bei  der  nigrotischen  bulgharensis  Fabr. 
durchweg  die  ganzen  Beine  ebenso  gefärbt  sind  wie  die  Elytren,  was  bei 
2Q-piinctatutn  nur  für  die  echt  melanotische  f.  melaina  P.  Seh.  zutrifft. 
Die  Verdunkelung  der  Flügeldecken  scheint  sich  demnach  auch  auf  die 
Beine  zu  erstrecken.  Die  Vertreter  der  forma  altaica  Weise  weisen  alle 
gelbe  Tibien  auf.  Die  Oberschenkel  sind  in  allen  Fällen  dunkel  metallisch. 
Typischer  Melanismus  ist  bei  lapponicum  bis  jetzt  nicht  festgestellt  worden. 

Märkel  meint  beobachtet  zu  haben,  daß  die  lappländischen  Stücke 
größer  seien,  als  die  Tiere  anderer  Herkunft.  Ihm  müssen  ausnahms- 
weise große  Individuen  vorgelegen  haben.  Stattliche  Exemplare  habe  ich 
aus  verschiedenen  Gegenden  gesehen  und  die  lappländischen  Individuen 
des  Berl.  Zool.  Mus.  unterscheiden  sich  durchaus  nicht  von  den  anderen. 

Vereinzelt  findet  man  Stücke,  die  schon  bei  Betrachtung  mit  bloßem 
Auge  eine  auffallend  gröbere  Skulptur  aufweisen.  (Z.  B.  1  Exemplar  aus 
China  im  B.  Z.  M.)  Kennzeichen  einer  Subspecies  sind  in  diesem  Umstand 
kaum  zu  suchen,  da  solche  rauher  skulpturierten  Individuen  in  verschie- 
denen Ländern  vorkommen.  Eine  mikroskopische  Untersuchung  der 
Elytren  auf  strukturelle  Verschiedenheiten  hin,  führte  zu  keinem  Erfolg. 

Die  Beobachtung  der  Wiener  Entomologen,  welche  Redtenbacher 
wiedergibt,  daß  nämlich  die  Männchen  stets  ohne  Zeichnung  (also  bulgha- 
rensis) wären,  ist  irrtümlich,  wie  ja  auch  schon  Zetterstedt  (Ins.  lapp. 
227,  7)  schreibt,  daß  die  Färbungsverschiedenheit  bei  beiden  Geschlechtern 
vorkomme.  Bei  Märkel  ergab  nur  etwa  der  vierte  Teil  der  von  ihm 
gefangenen  Larven  die  Nominatform.  Er  nimmt  an,  daß  einfarbige 
Männchen  vielleicht  häufiger  wären,  als  einfarbige  Weibchen. 

Es  wäre  noch  darauf  hinzuweisen,  daß  der  Bauch  manchmal  schmal 
gelblich  gesäumt  ist. 

Die  hohen  Kältegrade  Sibiriens  scheinen  auf  die  Färbung  und  die 
Skulptur  der  Elytren  keinerlei  Einfluß  zu  haben,  da  aus  Sibirien  alle  Formen 
in  gleichem  Verhältnis  vorliegen  wie  aus  anderen  Gegenden. 

Bezüglich  der  Futterpflanze  scheint  das  Tier  nicht  wählerisch 
zu  sein.  Bisher  wurde  es  an  folgenden  Pflanzen  beobachtet.  Weiden 
(Weise,  Siebke).  Salix  cinerea  (Letzner).  S.  glauca  (Marseul). 
S.  aurita  (Märkel).  Betula  alba  (Schmidt,  Letzner  Marseul). 
Alnus  glutinosa  (Weise,  Lentz,  Letzner,  Marseul,  Kellner) 
Populus  tremula  (Weise,  Letzner,  Marseul). 

Literatur. 

Linnes,  Syst.  nat.  10.  Ausg.  1788,  MDCCCXIV,  pg.  371 

Oth  F.  Müller,  Zoologiae  Danicae  prodromus  1776.  p.  XXXII.  u.  p.  282. 

Panzer,  Faun.  germ.   1793.  XXIII.   13. 

2 


130  Hanns  v.  Lengerken:  Malosonia  tapponicum  L. 

Fabricius,  Entom.  syst.  II.   1793,  p.  444. 

Derselbe,  Syst.  eleuth.  1801.  I,  p.  437. 
Schönherr,  Syn.  ins.  I.  1806,  p.  258. 
Ollvier,  Entom.  Coleopt.  V.  1807,  p.  92. 
Qyllenhall,  Ins.  Suec.  1813,  p.  463. 
Gebier,  M6m.  Mose.  1813,  p.  124. 
Suffriau,  Linnaea  entom.  V.  1851,  p.  196. 
Märkel,  Deutsch.  Naturhist.  Zeitung  (Isis).  1857,  p.  174. 
Thomson,  Skand.  Col.  VIII.   1866,  p.  254. 
Letzner,  Verz.  d.  Käf.  Schlesiens.  1871,  p.  293. 
Redtenbacher,  Faun,  austr.  II.  1874,  p.  479. 
Letzner,  Bericht.  Schles.  Gesells.  1875,  p.  168. 
Seidlltz,  Faun.  balt.  1875,  p.  485. 
Siebke,  Enumer.  insect.  Norveg.  1875,  p.  314. 
Weise,  Naturg.  d.  Ins.  Deutschi.  1884,  p.  558. 
Marseul,  L'abeille.  1888,  p.  12,  13. 
Mc.  Ism.  Cracken,  Journ.  of  Exp.  Zool.  Vol.  II.  1905,  p.  117. 

Dieselbe,  Journ.  of.  Exp.  Zool.  Vol.  IV.  1907,  p.  221. 
Schulze,  Paul,  Berl.  Entomol.  Zeitschr.  B.  LVI.  1911,  p.  139. 


[Berl.  Entom.  Zeitschrift,  Band  LVll,  Jahrgang  1912]  131 


Die  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg. 

Von  F.  Schumacher. 


IV.  Fam.  Berytidae  (Neididae).  *) 

Verzeichnis   der   im   Gebiet  vorkommenden   Arten. 

158.  Neides  tipularius  L. 

159.  Neides  favosus  Fieb. 

160.  Berytus  hirticomis  BruIIfe. 

161.  Berytus  davipes  F. 

162.  Berytus  minor  H.-Sch. 

163.  Berytus  montivagus  Mey. 

164.  Berytus  signoreti  Fieb. 

165.  Berytus  crassicornis  H.-Sch. 

166.  Metatropis  rufescens  H.-Sch. 

167.  Metacanthus  elegans  Curt. 

Fundorte  und  Bemerkungen. 
158.  Neides  tipularins  L. 
Ist  in  Brandenburg  die  häufigste  Berytide.  Mir  ist  das  Tier  von  folgen- 
den Fundorten  bekannt  geworden:  Umgebung  BerHns:  v.  Baeren- 
sprung!,  Stein!;  Buckow,  Schirmen ;  Rahnsdorf,  26.  7.  06,  10.9. 
08!!;  Wilhelmshagen,  26.  7.  06!!;  Friedrichshagen,  26.  7.  061!;  Spreeheide 
bei  Baumschulenweg,  8.  9.  05,  21.  9.  05,  29.  9.  05,  5.  10.  05,  30.  9.  06II; 
Rehberge  bei  Baumschulenweg,  18.  7.06,  28.  7.  06,  1.  8.  06,  2.  8.  06, 
2.  4.  07!!;  Grünau-Schulzendorf,  24.  9.  05!!;Niederschöneweide-Spindler3- 
feld,  4. 10.05,  8.  10. 05, 1 1.10.05!!;  Briesetalbei  Birkenwerder,  5.  11.  05,  1.  9. 
061!;  Umgebung  Oranienburgs,  7.  3.  06,  12.  8.  06,  19.  5.06,  4.  9.  06.  4.  3.07, 
6.  3.  07,  9.  4.07,  7.  5.  07,  14.  5.  07,  23.  5,  07,  16.  6.  07!!;  Lehnitz,  30. 
6.  0711;  Eggersdorf  bei  Strausberg,  15.  7.  06!! ;  Bredower  Forst  bei  Nauen, 

22.  7.  06,  7.  7.  07,  28.  7.  07 II;  Müncheberger  Heide,  30.    6.  10,  9.  8.  10, 

23.  5.   12,  24.  5.   12!!;  Kagel,  2.  2.   1011;  Dammheide  bei  Cöpenick,  20. 
9.  08!!';  Rüdersdorfer  Kalkberge,  11.  8.  10 11. 

Makroptere  Exemplare  sind  in  Brandenburg  viel  häufiger  als  brachyp- 
tere.  Mir  liegen  zur  Zeit  2  brachyptere  Exemplare  von  Wilhelmshagen 
(1905)  vor.  Puton  sagt,  daß  bei  der  brachypteren  Form  Unterflügel 
fehlen.  Bei  meinen  beiden  Exemplaren  sind  sie  in  Form  von  Flügel- 
stummeln vorhanden  und  bedecken  Vs  des  Abdomens. 

*)  I.  Zoolog.  Anz.  Bd.  XXXVII,  1911,  Nr.  6—7.  p.  129—136. 
II.  Berl.  Ent.  Ztschrft.  LVI,  1911,  p.  128—132. 
III.  Berl.  Ent.  Ztschrft.  LVII,  1912,  p.  27—32. 

2* 


132  F.  Schumacher: 

159.  Neides  favosus  Fieb. 

Ich  kenne  1  Exemplar,  welches  von  v.  Baerensprung  vor  langen 
Jahren  bei  Berlin  aufgefunden  worden  ist  und  welches  schon  von 
ihm  zu  favosus  gestellt  wurde. 

160.  Berytus  hirticornis  Brull6. 

Sehr  selten  in  Brandenburg.  Ich  kenne  einige  wenige  Exemplare  mit  der 
Bezeichnung  „Mark  Brandenburg"  und  aus  der  Umgebung  Berlins, 
sämtlich  von  v.  Baerensprung  gefunden.  Ist  auch  sonst  nur  ganz 
vereinzelt  in  Deutschland  gefunden  worden,  so  bei  Metz,  Straßburg,  Breslau. 

161.  Berytus  clavipes  F. 

Ist  in  Brandenburg  ziemlich  verbreitet:  Umgebung  Berlins,  v.  Baeren- 
sprung, Stein.  In  größerer  Zahl  fand  ich  das  Tier  an  Ononis 
in  der  Uckermarck  (z.  B.  um  Brodowin,  am  Paarsteinsee).  Ma- 
kroptere  Exemplare  sind  selten.  Ich  habe  ein  solches  am  11.  5.  07 
bei  Oranienburg  aufgefunden. 

162.  Berytus  minor  H.-Sch. 

Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!.  Oranienburg,  9.  6. 
07,  12.6.07!!;  Löcknitztal  bei  Kl.  Wall,  1.6.  12!!.—  Ein  makropteres 
Exemplar  wurde  von  v.  Baerensprung   bei  Berlin  gefunden. 

163.  Berytus  montivagus  Mey. 

Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Grünau-Schulzen- 
dorf, 24.  9.  05,  29.  7.  06!!;  Rehberge  bei  Baumschulenweg,  28.7.  06!!. 
Alle  Exemplare  sind  makropter.  Es  finden  sich  auch  Übergänge  zur 
var.  rotundatus  Flor. 

164.  Berytus  signoreti  Fieb. 

Ich  kenne  nur  2  Exemplare,  welche  Stein  bei  Berlin  gefangen  hat. 
Beide  sind  makropter. 

165.  Berytus  crassicornis  H.-Sch. 
Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,   Stein!. 

166.  Metatropis  rufescens  H.-Sch. 

Seltenes  Tier,  welches  von  R  u  t  h  e  in  der  Umgebung  Berlins  entdeckt 
wurde.  Da  hl  hat  das  Tier  auf  feuchtem  Waldboden  im  Plagefenn- 
Reservat  bei  Chorin  gefunden.  Ich  fand  daselbst  die  Larven  auf  dem 
Heidereuterwerder  und  ein  entwickeltes  Exemplar  am  Rosinfenn  un- 
weit der  Försterei  Liepe.  Außer  den  mir  aus  der  deutschen  Literatur 
bekannt  gewordenen  Fundorten,  kenne  ich  das  interessante  Tier  noch 
von  Aachen  (Förster,  Koll.  Luchs). 

167.  Metacanthus  elegans  Curt. 

Ist  in  Brandenburg  mit  seiner  Nahrungspflanze  Ononis  weit  verbreitet  und 
stellenweise  häufig;  Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung,  Stein, 
Eggersdorf  bei  Strausberg,  15.  7.  06 II;  Uckermarck,  bei  Brodowin  und 
am  Paarsteinsee  !1. 


Die  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg.  133 

V.) 

Piesmidae,  Tingitidae,  Aradidae,  Dysodüdae, 

Reduviidae,   Nabidae,   Hebridae,   Mesoveliidae,  Cimi- 

cidae,  Anthocoridae,  Microphysidae. 


Verzeichnis   der   Arten, 
(angeordnet  nach  dem  Katalog  von  Oshanin  1912). 

Farn.  Piesmidae. 

168.  Piesrna  capitata  Wlff. 

169.  Piesrna  maculata  Lap. 

170.  Piesrna  quadrata  Fieb. 

171.  Piesrna  variabilis  Fieb. 

Fatn.  Tingitidae. 

172.  Campylostira  verna  Fall. 

173.  Campylostira  sinuata  Fieb. 

174.  Acalypta  niusci  Schrk. 

175.  Acalypta  carinata  Pz. 

-|-  var.  angustula  Horv. 

176.  Acalypta  platychila  Fieb. 

177.  Acalypta  nigrina  Fall. 

178.  Acalypta  niarginata  Wlff. 

179.  Acalypta  gracilis  Fieb. 

180.  Acalypta  parvula  Fall. 

181.  Dictyonata  strichnocera  Fieb. 

182.  Dictyonata  tricornis  Schrk. 

183.  Dereptiysia  foliacea  Fall. 

184.  Qaleatus  spinifrons  Fall. 

185.  Qaleatus  maculatus  H.-Sch. 

186.  Lasiacantha  capucina  Germ. 

187.  Tingis  reticulata  H.-Sch. 

188.  Tingis  ampliata  H.-Sch. 

189.  Tingis  cardui  L. 

190.  Tingis  angustata  H.-Sch. 

191.  Tingis  pilosa  Humm. 

192.  Tingis  maculata  H.-Sch. 

193.  Catoplatus  Fabricii  Stäl. 

194.  Physatochila  dumetorum  H.-Sch. 

195.  Physatochila  quadrimaculata  Wlff. 

196.  Oncochila  simplex  H.-Sch. 

197.  Oncochila  scapularis  Fieb. 


134  F.  Schumacher: 

198.  Monanthia  nassata  Put. 

199.  Monanthia  symphyti  Vall. 

200.  Monanthia  humuli  F. 

201.  Monanthia  lupuli  H.-Sch. 

202.  Monanthia  echii  Schrk. 

203.  Serenthia  confusa  Put.  var.  fallax  Horv. 

var.  thoracica  Horv. 

204.  Serenthia  laeta  Fall. 

Farn.  Aradidae. 

205.  Aradus  cinnamomeus  Pz. 

206.  Aradus  depressus  F. 

207.  Aradus  corticalis  L. 

208.  Aradus  crenatus  Say  (dilatatus  Duf.) 

209.  Aradus  betulae  L. 

Farn.  Dysodiidae. 

210.  Mezira  tremulae  Germ. 

211.  Aneurus  laevis  F. 

Farn.  Reduviidae. 

212.  Ploiariola  vagabunda  L. 

213.  Ploiariola  culiciformis  Geer. 

214.  Ploiariola  baerensprungi  Dohrn. 

215.  Pygolampis  bidentata  Gze. 

216.  Reduvius  personatus  L. 

217.  Rhinocoris  annulatus  L. 

218.  Rhinocoris  iracundus  Poda. 

219.  Coranus  subapterus  Geer. 

Farn.  Nabidae. 

220.  Prosternma  guttula  F, 

221.  Nabis  apterus  F. 

222.  Nabis  lativentris  Boh. 

223.  Nabis  boops  Schdte. 

224.  Nabis  Umbatus  Dahlb. 

225.  Nabis  lineatus  Dahlb. 

226.  Nabis  flavomarginatus  Sz. 

227.  Nabis  ferus  L. 

228.  Nabis  rugosus  L. 

229.  Nabis  ericetorum  Sz. 

230.  Nabis  brevis  Sz. 

Fam.  Hebridae. 

231.  Hebrus  pusillus  Fall. 

232.  Hebrus  ruficeps  Thms. 


Die  Rliynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg.  135 

Fatn.  Mesoveliidae. 

233.  Mesovelia  furcata  Mls.  R. 

Farn.  Cimicidae. 

234.  Cimex  lectularius  L. 

235.  Cimex  columbarius  Jen. 

236.  Cimex  pipistrelli  Jen. 

237.  Oeciacus  hirundinis  Jen, 

Fam.  Anthocoridae. 

238.  Temnostethus  pusillus  H.-Sch. 

+  var.  gracilis  Horv. 

239.  Elathophilus  pini  Bär. 

240.  Anthocoris  confusus  Reut. 

241.  Anthocoris  nemoralis  F. 

242.  Anthocoris  sarothamni  Dgl.  Sc. 

243.  Anthocoris  minki  Dhrn. 

244.  Anthocoris  gallarum-ulmi  Geer. 

245.  Anthocoris  nemorum  L. 

246.  Anthocoris  linibatus  Fieb. 

247.  Tetraphleps  bicuspis  H.-Sch.  (vittatus  Fieb.) 

248.  Acompocoris  pygmaeus  Fall. 

249.  Triphleps  nigra  Wlff. 

250.  Triphleps  majuscula  Reut. 

251.  Triphleps  minuta  L. 

252.  Triphleps  agilis  Flor. 

253.  Lyctocoris  campestris  F. 

254.  Piezostethus  galactinus  Fieb. 

255.  Piezostethus  forniicetorum  Boh. 

256.  Piezostethus  cursitans  Fall. 

257.  Piezostethus  nigritulus  Reut. 

258.  Brachystelus  rufescens  Costa. 

259.  Brachysteles  parvicornis  Costa. 

260.  Xylocoris  ater  Duf: 

Fam.  Microphysidae. 

261.  Microphysa  pselaphiformis  Curt. 

262.  Microphysa  elegantula  Bär. 

263.  Myrmedobia  tenella  Zett. 

264.  Myrmedobia  coleoptrata  Fall. 
Fundorte    der   bemerkenswerten    Arten. 

170.  Piesma  quadrata  Fieb. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins;  v.  Baerensprungl,  Stein!;  Haien- 
see b.  B.:   13.  XI.  81,  Tetensl;  Spandau,   18.  Vlll.  Ol,   Enderleini; 
Buckow,  Schirmer! 


136  F.    Schumacher: 

172.  Campylostira  verna  Fall. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung! 

173.  Campylostria  sinuata  Fieb. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!  Ich  habe  1 
allerdings  nicht  ganz  typisches  Exemplar  gesehen. 

174.  Acalypta  musci  Schrk. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung,  Stein! 

175.  Acalypta  carinata  Pz. 

Brandenburg:  Umgebung   Berlins:  v.  Baerensprung;  Finkenkrug  b. 
Spandau;  26.  X.  02,  Dahl! 
var.  angustula  Horv. 
Brandenburg:  Dahme,  Dahl! 

176.  Acalypta  platychila  Fieb. 

Brandenburg;  Umgebung  Berlins;  Stein!;  Porstluch  b.  Kagel,  26.  V. 
12!!;  Plagefenn- Reservat  b.  Chorin!! 

177.  Acalypta  nigrina  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!;  Stein!;  Reh- 
berge b.  Baumschulenweg!! 

178.  Acalypta  marginata  Wlff. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Mewers!;  v.  Baerensprung!, 
Stein!;  Grünau,  Enderlein!:  Dubrow  b.  Wusterhausen,  Schilsky!; 
Brodowin  b.  Chorin,  17.  IV.  08,  2.  VII.  08,  3.  X.  08.  Dahl! 

179.  Acalypta  gracilis  Fieb. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein! 

180.  Acalypta  parvula  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Rehberge  b.  Baumschulenweg !!;  Plagefenn-Reservat  b.  Chorin:  20.  IX. 
08,  5.  X.  08,  Dahl.! 

181.  Dictyonota  strichnocera  Fieb. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!; 

Rehberge  b.  Baumschulenweg!!;  Grünau,  20.  VIII.  02,  Enderlein!; 
Müggelberge  b.  Cöpenick:  Schirm  er! 

182.  Dictyonota  tricornis  Schrk. 

Brandenburg:  Umgebung   Berlins;   v.  Baerensprung!,   Steini 

183.  Derephysia  foliacea  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!. 
Schirm  er!;  Wannsee  b.  Berlin:  VIII,  Verhoeff!;  Rehberge  b, 
Baumschulenweg:  18.  VII.  06!!;  Wuhlheide  b.  Sadowa:  8.  Vll.  06!!; 
Oranienburg:  28.  VI.  06!!;  Teerofen  b.  O.:  29.  VI.  07!!;  Grünau:  20. 
VIII.  02,  E  n  d  e  r  1  e  i  n  ! 

184.  Qaleatus  spinifrons  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Rehberge  b.  Baumschulenweg!!  Wilhelmshagen  b.  Erkner:  26.  VII.  06!; 


Die  Rhynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg.  137 

185.  Oaleatus  maculatus  H.-Sch. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!: 
Zossen,  Stein!;  Rahnsdorf  b.  Erkner:  20.  VI.  90,  Tetens!;  Kagel. 
b.  Herzfelde,  2.  II.   10,   14.  VI.   10!! 

186.  Lasiacantha  capucina  Germ. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung! 

187.  Tingis  reticulata  H.-Sch. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!, 
Luchs!,  Schirmer! 

188.  Tingis  ampliata  H.-Sch. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
24.  X.  89,  Tetens!;  Buckow,  Schirm  er!;  Plagefenn-Reservat  b. 
Chorin:  5.  X.  08,  Dahl! 

190.  Tingis  angustata  H.-Sch. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung! 

191.  Tingis  pilosa  Humm. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  M  e  w  e  r  s ! 

192.  Tingis  maculata  H.-Sch. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  KoU.  Luchs! 

193.  Catoplatus  Fabricii  Stäl. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!, 
Pankow  b.  B.:  17.  III.  12,  W.  Richter! 

194.  Physatochila  dumetorum  H.-Sch. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein! 

•  Franz.  Buchholz,  J.  Arendt!;  Möllensee  b.  Fangschleuse,  24.  IV.  09!!; 
Finkenkrug  b.  Spandau;  4!  V.  07,  La  Baume! 

195.  Physatochila  quadrimaculata  Wlff. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  cf.  Herrich-Schaeffer  (Wanz 

Ins.  Bd.  4.  1839,  S.  58),  v.  Baerensprung!.  Stein!,  Koll. 
Luchs!;  Jungfernheide  b,  B. :  7.  X.  03,  Enderlein!;  Spandau. 
Stadtpark:  16.  Vlll.  03,  Enderlein!;  Finkenkrug  b.  Sp.  13.  Vll.  02, 
Enderlein!;  Brieselang  b.  F.:  19.  X.  Ol,  Dahl!;  Bredower  Forst 
b.  F.:  5.  VI.  06!!;  Dammheide  b.  Cöpenick:  18.  IX.  05!!,-  Birkenwerder 
17.  Vlll.  02,  En  derlei  n!;  Rahnsdorf  b.  Erkner:  31.  VIII.  98,  K  u  h  1- 
gatz!;  Blumenthal  b.  Strausberg:  14.  V.  99,  Kuhlgatz!;  Freien- 
walde:  19.  Vlll.  00,  Enderlein! 

196.  Oncochila  simplex  H.-Sch. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins;  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Oranienburg,  Cords!;  Bredower  Forst  b.  Nauen:  7.  VII.  07  !1 

197.  Oncochila  scapularis  Fieb. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Stein!     Neu  für  Deutschland- 

198.  Monanthia  nassata  Put. 

Brandenburg:  Tegeler  See  b.  Berlin :  19.  VI.  03.  E  n  d  e  r  1  e  i  n  (30- 
Ber.  Westpr.  Bot.  Zool.  Ver.  1908,  S.  222). 


138  F.  Schumacher: 

199.  Monanthia  symphyti  Vall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  B  a  e  r  e  n  s  p  ru  n  g  !  Stein! 
Bucltow,  S  c  h  i  r  m  e  r! 

200.  Monanthia  humuli  F. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Bauernsee  b.  Kagel:  13.  VI.  10,  4.  Vlll.  10!! 

201.  Monanthia  lupuli  H.-Sch. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
KoU.  Luchs!,  Schirmer!;  Kaulsdorf  b.  B. :  20.  11.  10,  K  un  zen! 
Rahnsdorf  b.  Erkner:  0.  VI.  90,  Teten  s! 

203.  Serenthia  confusa  Put. 

Brandenburg:  Birkenwerder:  17.  VIII.  02,  Enderleini  Von  den 
in  großer  Zahl  gesammelten  Exemplaren  bildet  nur  1  Exemplar  einen 
Übergang  zu  var.  thoracica  Put.,  während  alle  übrigen  zu  var.  fallax 
Horv.  gehören. 

204.  Serenthia  laeta  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!, 
S  c  h  i  r  m  e  r ! ;  Rehberge  b.  Baumschulenweg !! ;  Finkenkrug  b.  Spandau ; 
1.  VII.  00,  2.  VII.  00,  Kuhlgatz!;  Oranienburg:  6.  V.  07,  7.  V.  071!: 
Porstluch  b.  Kagel:  26.  V.  12,  8.  VI.   12!! 

205.  Aradus  cinnamomeus  Pz. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Burm eisten  (s.  Handbuch  1835, 

5.  257),  Erichsonl,  v.  Baerensprung!,  Stein!,  Schirmer!! 
Tegel  b.  Berlin:  9.  IV.  Ol,  Enderleini;  Grunewald  b.  Berlin:  16.  X^ 
89,  31.  X.  89,  Tetens!:  Briesetal  b.  Birkenwerder:  1.  IX.  06!!;  Neu 
Rahnsdorf  b.  Erkner:  6.  III.  Ol,  D  ahll;  Kagel:   17.  IV.  09,  4.  VII.   lOii; 
Oranienburg:  1.  VII.  061! 

206.  Aradus  depressus  F. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!  Stein!; 
Finkenkrug  b.  Spandau:  Schilsky!,  Schirm  er!,  12.  V.  98,  Kuhl- 
gatz!;  U.V.  07,  La  Baume!;  Buckow,  S  c  h  i  r  m  e  r  1 ;  Oranienburg ; 

6.  VI.  07,  Umnusl;  Heidekrug  b.  Müncheberg:  3.  IV.  1011 

207.  Aradus  corticalis  L. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!;  Freien- 
walde: Erichsonl 

208.  Aradus  crenatus  Say. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Buckow,  Schirmer!;  Heidekrug  b.  Müncheberg:  23.  V.  12,  24.  V.  12!!; 
Baasee  b.  Freienwalde:  15.  V.  101! 

209.  Aradulus  betulae  L. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Burmeister  (nach  Flor: 
Rhynch.  Livlands  1861,  S.  384;  H  üeber;  Fauna  Germanica  III.  1893, 
S.  93),  V.  Baerensprung! 


Die  Rliynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg.  139 

210.  Mezira  tremulae  Germ. 

Brandenburg:  Blumenthal  b.  Strausberg:  Ha  bei  mann!  (Koll. 
V.  Baerensprung!,  Stein)  (s.  Baerensprung:  Berl.  Ent. 
Zeitg.   1858,  S.  81;  H  ü  e  b  e  r;  Fauna  Germanica  111.   1893,  S.  95). 

211.  Aneurus  laevls  P. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung! 
2  12.  Ploiarioia  vagabunda  L. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!: 
20.  Vlll.  91,  Tetensi;  Moabit  b.  B. :  20.  Vll.  89,  30.  Vll.  89,  Tetensl; 
Plötzensee  b.  B.:  16.  X.  89,  Tetens!;  Tegel  b.  B.:  2.  VIII.  03, 
E  n  d  e  r  1  e  i  n ! ;  Grunewald  b.  B. :  3.  IX.  99,  K  u  h  1  g  a  t  z ! ;  Dammheide 
b.  Cöpenick:  17.  IX.  051!;  Finkenkrug  b.  Spandau:  25.  X.  02,  Dahl!; 
Rüdersdorf:  VI.  99,  U  de!;  Freienwalde:  19.  Vlll.  00,  Enderlein! 

213.  Ploiarioia  culiciformis  Geer. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Kagel  b.  Herzfelde:   14.  V.  09,  26.  VIII.   10!! 

214.  Ploiarioia  baerensprung!  Dohrn. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Bae  rensp  ru  ng!  (S.  Dohrn: 

Linnaea   ent.   XV.   1863,  S.  60;  Hüeber:  Fauna  Germanica  III.   1893, 
S.  126). 

215.  Pygolampis  bidentata  Gze. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Burmeister!  (S.  Burmeister; 
Handbuch  1835,  S.  243;  Hüeber:  Fauna  Germanica  111.  1893,  S.  127), 
V.  Baerensprung!,  Stein!;  Röhrenlake  b.  Cöpenick :  30.  IX.  06 !! ; 
Müggelberge  b.  C. :  S  c  h  i  r  m  e  r! 

216.  Reduvius  personatus  L. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Buckow, 
Schirm  er!;  Rüdersdorf:  4.  Vlll.  07,  Kuhlgatz!;  Kagel  b.  Herz- 
felde:  25.   VI.   10,  4.  VII.   10!!;     Seilersberg  i.  Um.,  W.  Richter! 

217.  Rhinocoris  annulatus  L. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins,  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Finken- 
krug b.  Spandau,  Schirmer!;  Bredower  Forst  b.  F.:  5.  VI.  06!!; 
Birkenwerder:  24.  VI.  06!!;  Kremmen:  VII.  06,  Cords!;  Heidekrug  b. 
Müncheberg:  8.  VI.   10!!;  Buckow,  Schirm  er! 

218.  Rhinocoris  iracundus  Poda. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Schirmer!;  Eichwalde-Zeuthen:  VII.  02!!;  Kranichsberge  b.  Erkner! 
12.  VI.  10!!;  Heidekrug  b.  Müncheberg:  8.  VI.  10,  18.  VI.  10,  20.  VI. 
10!!;  Buckow,  Schirm  er! 

219.  Coranus  subapterus  Geer. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Rehberge  b.  Tegel:  1.  X.  10,  Ude!;  Teufelsfenn  im  Grunewald:  9.  IX. 
09,  La  Baume!;  Rehberge  b.  Baumschulenweg:  28.  VII.  06,  1.  VIII.  061; 


140  F.  Schumacher: 

Spreeheide  b.  Berlin:  8.  IX.  05,  21.  IX.  05.  30.  IX.  0611:  Niederschöne- 
weide-Spindlersfeld: 4.  X.  05!!;  Johannisthai- Adlershof :  14.  X.  05!!; 
Grünau-Schulzendorf:  29.  VII.  06!!;  Müggelberge  b.  Cöpenick, 
Schirmer!;  Heidekrug  b.  Müncheberg:  16.  VI.  10!!;  Wilhelmshagen 
b.  Erkner!!;  Kagel  b.  Herzfelde II;  Herrenberge  b.  Freienwalde:  16.  V. 
10!!  (Larve);  Oranienburg:  8.  III.  06  (f),  16.  VI.  07!!  (Larve);  Friesack: 
3.  X.  09,  La  Baumel;  Franz.  Buchholz,  J.  Arendt! 

220.  Prostemma  guttula  F. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!;  Stein!: 
(s.  Stein:  Berl.  Eni  Zeitg.  1857,  S.  86;  Hü  eher:  Fauna  Germanica, 
III.  1893,  S.  142),  P.  Schumacher!;  Rehberge  b.  Baumschulen  weg, 
28.  VII.  06!!  (Larve);  Finkenkrug  b.  Spandau,  Schirmer!;  Buckow. 
S  c  h  i  r  m  e  rl 

221.  Nabls  apterus  F. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins ;  v,  Baerensprung!  Stein!; 
Tiergarten  in  Berlin:  VIII.  88,  Tete  ns!;  Jungfernheide  b.  Berlin: 
U.X.  04,  Verhoeff!;  Grunewald  b.  Berlin;  7.  IX.  98,  Kuhlgatzl; 
Wuhlheide  b.  Cöpenick:  3.  X.  09!!;  Zeuthen,  Obst;  Rahnsdorf  b. 
Erkner!!;  Heidekrug  b.  Müncheberg!!;  Buckow,  Schirmer!;  Rüders- 
dorfer  Kalkberge:  27.  IX.  05!!;  Oranienburg:  9.  VIII.  06,  6.  VIII.  07, 
13.  VIII.  07!!;  Waidmannslust:  16.  IX.  98,  Kuhlgatz!;  Finkenkrug  b. 
Spandau:  28.  VIII.  98,  6.  XI.  98,  Kuhlgatz!!  19.  VII.  07!!;  Bredower 
Forst  b.  F.:  7.  VII.  07,  28.  VII.  07!! 

222.  Nabis  lativentris  Boh. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins;  v.  Baerensprung!,  Stein!: 
Buckow,  S  c  h  i  r  m  e  r! 

223.  Nabis  boops  Schdte. 

Brandenbu  rg:  Umgebung  Berlins:  V.  Baerensprung!  (s.  Hüeber: 
Fauna  Germanica  III.  1893,  S.  150). 

224.  Nabis  limbatus  Dahlb. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Jungfernheide  b.  Bedin:  25.  VII.  Ol,  Obst!;  Tegel  b.  Berlin:  2.  IX.  98, 
Kuhlgatz!;  Spreeheide  b.  Baumschulenweg:  21.  IX.  05!!;  Wuhlheide 
b.  Cöpenick:   19.  VII.  99,  12.  VII.  00,  Kuhlgatz!;  8.  VII.  06 II;  Heide- 
krug b.  Müncheberg:    16.  VI.  10,  30.  VI.  10!l;  Kagel  b.  Herzfelde:  22. 
VI.  10!!;  Buckow,  Schirm  er!;  Teerofen  b.  Oranienburg:  29.  VI.  07! 
Spandau,   Stadtpark:    16.  VIII.  03,  Enderleini;  Finkenkrug  b.  Sp 
8.  VIII.  98,  26.  VII.  98,  6.  XI.  98,  Kuhlgatzl;  29.  IX.  07,  Enderlein 
Teufelssee  b.  Freienwalde:  16.  V.  lOII 

225.  Nabis  lineatus  Dahlb. 

Brandenburg:  Tegel  b.  Berlin:  28.  VIII.  59,  Stein!;  Müggelsee  b. 
Cöpenick:  28.  VII.  03,  Verhoeff! 


Die  Rliynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg.  141 

226.  Nabis  flavomarginatus  Sz. 

Brandenburg;  Umgebung  Berlins:  v.  B  ae  r  e  n  s  p  r  u  n  gl.  Stein!, 
Rehberge  b.  Baumschulenweg:  28.  VII.  06!!;  Qrünau-Schulzendorf:  29. 
VII.  06!!;  Heidekrug  b.  Müncheberg:  10.  VI.  lOÜ;  Brieseta!  b.  Birken- 
werder: 25.  VIII.  07!!;  Teerofen  b.  Oranienburg:  29.  VI.  07!!;  Finken- 
krug b.  Spandau:  1.  VII.  00,  Kuhlgatz!;  Bredower  Forst  b.  F. 
7.  VII.  071! 

229.  Nabis  ericetorum  Sz. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  B  a  e  r  e  n  s  p  r  u  n  g!.  Stein!; 
Spreeheide  b.  Baumschulenweg:  8.  IX.  05,  21.  IX.  05,  29.  IX.  05,  30. 
IX. 05, 5.  X.  05,8. 1V.06,  12.X.06,  29.  III.  07,  23.  IX.  08,  4.X.08!!;  Nieder- 
schöneweide-Spindlersfeld: 4.  X.  05,  11.  X.  05!!;  Wuhlheide  b.  Cöpenick : 
9.  IX.  98,  18.  IX.  99,  Kuhlgatz!;  Müggelsee  b.  Cöpenick:  25.  VI. 
04,  Bergmann!;  Rahnsdorf  b.  Erkner:  31.  VIII.  98,  Kuhlgatz!; 
Wilhelmshagen  b.  Erkner:  10.  IX.  08!!:  Rüdersdorf:  11.  VIII.  10!! 

231.  Hebrus  pusillus  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  Burmeister!,  Bouchlife!, 
V.  B  ae  ren  sp  r  u  ng!.  Stein!,  Schirmer!,  Grunewaldsee  b.  B.: 
Burmeister!  (s.  Burmeister:  Handbuch  1835,  S.  214);  Buckow, 
S  c  h  i  r  m  e  r! 

232.  Hebrus  ruficeps  Thms. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  B  ae  r  e  n  s  p  r  u  n  g!.  Stein! 
(S.  Reuter:  Berl.  Ent.  Zeitg.  1881,  S.  195;  Hüeber:  Fauna  Ger- 
manica III.  1893,  S.  99);  Fenn  Jungfernheide  b.  Berlin:  2.  VI.  Ol,  DahlÜ 
Postfenn  im  Grunewald  b.  Berlin:  12.111.01,  4.  Vlll.  Ol,  Dahl!:  Havel- 
ufer am  G.:  3.  V.  03,  Dahl!;  Krummes  Fenn  im  G.  14.  IV.  Ol,  Dahl!; 
Rienmeister-Fenn  im  G.:  24.  III.  Ol,  Dahl!;  Paulsborn- Fenn  im  G.: 
14.  VI.  08,  Dahl!;  Hessenwinkel-Fenn  b.  Erkner:  9.  VI.  Ol,  Dahl!: 
Fenn  b.  Erkner:  9.  IV.  Ol,  Dahl!;  Kabelluch  b.  Fangschleuse!!;  Porst- 
luch b.  Kagelü;  Plagefenn-Reservat  b.  Chorin;  17.  IV.  08,  8.  VI.  08. 
9.  VI.  08,  Dahl. 

233.  Mesovelia  furcata  Mls    R. 

B  randenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Stein! 
(s.  Reuter:  Berl.  Ent.  Zeitg.  1881,  S.  195;  Hüeber:  Fauna  Ger- 
manica 111.  1893,  S.  101);  Buckower  See,  Schirm  er!;  Bauernsee  b. 
Kagelü;  Elsensee  b.  Kagel. !! 

235.  Cimex  columbarius  Jen. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:   v.  Baerensprung!,  Stein!; 

236.  Cimex  pipistrelli  Jen. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Stein! 

237.  Oeciacus  hirundinis  Jen. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins ;  v.  Baerensprung!,  Stein!; 
Rauen  b.  Fürstenwalde!! 


142  F.  Schumacher: 

238.  Temnostethus  pusillus  H.-Sch. 
Brandenburg:    Umgebung   Berlins :    (s.    H  e  r  r  i  c  h  -  S  c  h  a  e  f  f  e  r : 

Wanz.  Ins.  IX.  1853,  S.  226;  Hüeber:  Fauna  Germanica  III.  1892,  S. 
202),  V.  Baerensprung! 

var.  gnicilis  Horv. 
Brandenburg;  Plagefenn-Reservat  b.  Chorin !! 

239.  Elatophilus  pini  Baer. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!,  Type 
(s.  Baerensprung:  Berl.  Ent.  Zeitg.  1858,  S.  190  [Originalbeschreibg.]; 
Fieber:  Eur.  Hem.  1861,  S.  384;  Reuter:  Mon.  Anth.  1885,  S.  64; 
Hüeber:  Fauna  Germanica  III.   1893,  S.  204). 

240.  Anthocoris  confusus  Reut. 

Brandenburg:   Umgebung  Berlins:   Stein!;  17.  X.  07,  Heymonsl 

241.  Anthocoris  sarothamni  Dgl.  Sc. 
Brandenburg:  Dammheide  b.  Cöpenickü 

242.  Anthocoris  minki  Dohrn. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  E  r  i  c  h  s  o  n !,  'S  t  e  i  n  ! 

244.  Anthocoris  gallaruni=u!mi  Geer. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Stein!;  Haiensee  b.  Berlin:  13. 
VII.  09,  La  Baume!;  Hermsdorf:  27.  VII.  02,  Enderlein! 

246.  Anthocoris  limbatus  Fieb. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins;  Erichson!,  v.  Baerensprung! 

247.  Tetraphleps  bicuspis  H.-Sch. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!  Stein!. 

Finkenkrug  b.  Spandau;  25.  Vlll.  Ol,  8.  6.  02,   16.  VII.  03,  Enderlein! 

248.  Acompocoris  pygmaeus  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung!,  Stein! 

250.  Triphleps  majuscula  Reut. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  Stein!,  S  c  h  i  r  m  e  r  I ;  Jungfern- 
heide b.  Berlin:  1.  X.  05,  Bergmann! 
252.  Triphleps  agilis  Flor. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  Erichson!  (s.  Reuter:  Mon. 
Anth.    1885,  S.  111;    Hüeber:   Fauna   Germanica  III.  1883,  S.  126), 
V.  Baerensprung!  iReuter  det.) 

254.  Piezostethus  galactinus  Fieb. 

Brandenburg;  Umgebung  Berlins:  Mayer  (s.  v.  Baerensprung: 
Berl.  Ent.  Zeit.  1858,  S.  194;  Hüeber:  Fauna  Germanica  111  1893, 
S.  197),  V.  Baerensprung! 

255.  Piezostethus  formicetorum  Boh. 
Brandenburg:   Umgebung   Berlins:   v.   Baerensprung!  Typen. 

(Als  Xylocoris  coenomyces  Bär.,  S.  v.  Baerensprung:  Berl.  Ent. 
Zeit.  1858,  S.  195  [Originalbesch.];  Hüeber;  Fauna  Germanica  III. 
1893,  S.  198;  Reuter  rev.). 


Die  Rliynchoten-Fauna  der  Mark  Brandenburg.  143 

256.  Piezostethus  cursitans  Fall. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  v.  Baerensprung!  (S.  Baeren- 
srung:   Berl.   Ent.   Zeit.    1858,   S.    195),   SteinI;   Rehberge  b.  Baum- 
schulenvvegü;  Finkenkrug  b.  Spandau:  G.  Boettcher; 
257!  Piezostethus  nigritulus  Reut. 
Brandenburg:    Umgebung    Berlins:   v.  Baerensprungl,  Typen 
Reuters  (s.  Baerensprung:  Berl.  Ent.  Zeit.    1858,  S.  195;  (als 
fornücetorum   Boh.);    Reuter:    Mon.    Anth.  1885,   S.  47;  Hüeber: 
Fauna  Germanica  111.  1893.  S.  200). 

258.  Brachysteles  rufescens  Costa. 
Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprung. 

259.  Brachysteles  parvicornis  Costa. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Habelmann!,  v.  Baerensprung; 
Porstluch  b.  Kagell! 

260.  Xylocoris  ater  Duf. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins :  v.  Baerensprungl,  Stein; 

261.  MIcrophysa  pselaphiformis  Curt. 
Brandenburg:    Umgebung    Berlins:    Erichsonl    Typen    (s.     Bur- 
meister: als  pselaphoides  Burm.  Handb.  1835,  S.  287),  Burmeister! 
V.    Baerensprung!    (s.    v.     Baerensprung:    Berl.    Ent.  Zeit. 
1857,  S.   168;  Hüeber:  Fauna  Germanica  III.  1893,  S.  231),  Stein! 

262.  Microphysa  elegantula  Bär. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Erichs  on!  Typen  (s.  Baeren- 
sprung: Berl.  Ent.  Zeit.  1858,  S.  191:  Originalbeschreibung;  Reuter: 
Mon.  Anth.    1885.  S.  177;  Hüeber:   Fauna   Germanica  111.  1893,  S. 
233),  V.  Baerensprung!,  Stein! 
262.  Myrmedobia  tenella  Zett. 

Brandenbu  rg:  Umgebung  Berlins :  Stein!;  Postfenn  im  Grunewald : 
4.  VIII.  Ol,  Dahl! 

264.  Myrmedobia  coleoptrata  Fall. 

Brandenburg:  Umgebung  Berlins:  Tieffenbach!  (s.  Baeren- 
sprung: Berl.  Ent.  Zeit.  1857,  S.  164,  1861,  S.  197;  Hüeber:  Fauna 
Germanica  111.  1893,  S.  237),  v.  Baerensprung!,  Stein!;  Hunde- 
kehle b.  Berlin:  7.  VII.  98,  Kuhig  atz! 


Aus  Brandenburg  ist  noch  Tingis  rotundata  H.-Sch.  als  von  Schir- 
mer gefunden  angegeben.  Da  ich  augenblicklich  nicht  in  der  Lage  bin, 
die  Bestimmung  zu  revidieren,  so  kann  vorläufig  diese  Art  nicht  in  die 
Liste  der  märkischen  Hemipteren  aufgenommen  werden. 


144  [Berl.  Entom.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912. 


Beitrag  zur  Kenntnis 

von  Erebia  euryale  Bsp.  und  E.  ligea  L. 

und  synoptische  Behandlungder  europäischen  Formen. 

Von  H.  Marschner,  Hirschberg  in  Schlesien. 


Angeregt  durch  den  sehr  interessanten  Artikel  des  Herrn  Selzer 
in  Hamburg  (Internationale  Entomologische, Zeitschrift  Guben,  v.  5  p.  247 
1911),  über  die  Zucht  von  Erebia  ligea  ab.  adyte  Hb.  aus  Lappland,  nehme 
ich  Veranlassung,  einmal  die  typischen  Formen  Erebia  euryale  Esp. 
und  Erebia  ligea  L.  näher  zu  betrachten. 

Seit  Jahren  beschäftigte  ich  mich  im  besonderen  mit  der  Beobach- 
tung der  beiden  Erebien  im  Riesengebirge.  Ich  habe  dabei  gefunden,  daß 
die  Fluggebiete  beider  Tiere,  bezüglich  ihrer  Höhengrenzen  verschieden 
sind.  Während  Erebia  ligea  L.  in  einer  Höhe  von  600-700  m  vorwiegend 
anzutreffen  ist,  fängt  Erebia  euryale  Esp.  erst  in  einer  solchen  von  900  m 
zu  erscheinen  an  und  steigt  bis  1300  m  Höhe.  Hierbei  nehme  ich  Ver- 
anlassung festzustellen,  daß  in  Rühl,  Palaearktische  Großschmetterlinge  etc. 
p.  512  und  513  eine  Verwechslung  der  Fluggebiete  dieser  beiden  Erebien 
vorliegt,  denn  an  der  Schneekoppe  habe  ich  Erebia  ligea  L.  nicht  mehr 
gefunden,  dafür  aber  Erebia  euryale  Esp.,  und  zwar  in  so  wundervoll  aus- 
geprägten Stücken  wie  sie  selten  in  einem  anderen  Gebiete  vorzufinden 
sein  dürften.  Nun  mögen  ja  immerhin,  und  das  besonders  in  unseren 
schlesischen  Mittelgebirgen,  Stellen  zu  finden  sein,  an  denen  ein  Zusammen- 
treffen beider  Erebien  beobachtet  werden  kann,  und  es  ist  ja  natürlich,  daß  bei 
dem  weiten  Umherschweifen  einzelner  Individuen  sich  ein  Tier  gelegentlich 
höher  versteigt,  während  ein  anderes  sich  in  niedrigere  Regionen  ver- 
schlagen läßt,  wobei  allerdings  die  Verhältnisse  der  Pflanzenwelt  Einfluß 
zu  haben  scheinen. 

Die  beiden  Erebia-Arten  unterliegen  oft  starken  Verwechslungen, 
und  die  Formen  sind  manchmal  so  ähnlich,  daß  man  bei  Tieren  einzelner 
Gebietsteile  nicht  selten  in  Zweifel  gerät,  ob  man  die  eine  oder  die  andere 
Art  vor  sich  hat.  Die  Abbildungen  der  neuesten  Werke  lassen  in  ihrer 
Genauigkeit  viel  zu  wünschen  übrig,  sodaß  eine  Bestimmung  hiernach  fast 
unmöglich  ist.  In  dem  bereits  veralteten,  aus  dem  Jahre  1842  stammenden 
Werkchen:  „Abbildung  und  Beschreibung  der  Schmetter- 
linge Schlesiens"  von  A.  Neustadt  und  E.  von  Kornatzki 
finden  wir  dagegen   die  Handzeichnungen  in   einzelnen  Teilen  geradezu 


H.  Marschner:  Erebia  eiiryale  Esp.  und  E.  ligea  L. 


145 


musterhaft  der  Natur  nachgebildet,  wodurch  dem  Werkchen  ein  besonderer 
Wert  erhalten  bleibt.  Um  nun  die  Unterschiede  von  Erebia  eiiryale  Esp. 
und  Erebia  ligea  L.  festzulegen,  stelle  ich  ihre  genaue  Beschreibung  gegen- 
über und  folge  darauf  mit  der  synoptischen  Behandlung. 

Erebia  euryale  Esp.  Erebia  ligea  L. 

Größe: 
40—43  mm.  41—49  mm. 

Färbung: 
In   der  Färbung  nimmt   euryale  Im  ganzen  lichter  als  euryale. 

einen  dunkleren  Ton  an  als  ligea, 
was  sich  auch  auf  die  rotgelbe  Binde 
überträgt. 


Binde  des  Vo 
Sie  erreicht  auf  der  Oberseite 
fast  immer  den  Hinterrand  und  ist 
nach  der  Flügelmitte  zu,  also  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  wie  bei 
ligea,  in  den  Zellen  R\  M',  M\ 
zackig  ausgezogen.  Demnach  er- 
scheint der  Distalrand  der  Binde 
glatt,  der  Proxinialrand  gebuchtet, 
namentlich  in  Zelle  M-,  woselbst 
das  Bindenfeld  nach  dem  Flügel- 
rande zu  merklich  zurücktritt.  Die 
in  der  Binde  liegenden  Augenflecke 
sind  sehr  klein,  schwach  gekernt, 
der  weiße  Mittelpunkt  fehlt  oft  ganz. 
Bei  einzelnen  Stücken  tritt  in  der 
vorderen  distalen  Ecke  der  Binde, 
also  in  Zelle  R\  ein  weiterer 
schwarzer  Punkt  auf,  bei  anderen 
ist  auch  in  Zelle  Cu-,  ein  solcher 
vorhanden. 

Auf  der  Unterseite   ist  die 

Binde  heiler,  immerhin  aber  etwas 

dunkler  als    bei  ligea,  sie  verläuft 

schwach   mit  der  bräunlichen  Auf- 

'  hellung  des  Wurzelfeldes. 

Binde   desHi 
Sie   ist    auf   der   Oberseite 
weniger  zusammenhängend   als  bei 
ligea    und    an    den    Adern    unter- 


rderflügels. 

Von  rotgelber  Farbe,  sie  verläuft 
auf  der  Oberseite  vom  Radius 
bis  zur  Axillaris  in  fast  gleicher 
Breite  und  ist  nur  in  den  Zellen 
R5  und  M^  nach  dem  Distalrande 
des  Flügels  zu  etwas  verbreitert. 
In  diesen  beiden  Zellen  erscheint  je 
ein  tiefschwarzer,  weiß  oder  bläu- 
lichweiß gekernter  Augenfleck.  In 
Zelle  M^  steht  oft  außerhalb  der 
Reihe  d.  h.  nach  dem  Distalrande 
zu  vorgeschoben,  ein  dunkelbraunei 
Punkt,  die  distale  Begrenzung  ist 
hier  eingebuchtet.  In  Zelle  M^  wie 
auch  in  R^  und  M^  liegt  häufig  je 
ein  Augenfleck.  Die  Proximalgrenze 
ist  stets  glatt,  also  weder  einge- 
buchtet noch  in  einzelnen  Punkten 
zackig. 

Auf  der  Unterseite  ist  die 
Binde  heller,  sonst  in  Form  und 
Anlage  der  Flecke  wie  oben.  Das 
proximal  anschließende  Flügelfeld 
ist  bis  in  die  Zelle  hinein  etwas  röt- 
lichbraun bestäubt, 
n  t  e  r  f  1  ü  g  e  1  s; 

Sie  ist  auf  der  Oberseite 
zusammenhängend,  reicht  von  Zelle 
R-  bis  Cu-  und  endet  hier  wie  ab- 

3 


146 


H.  Marsch n  er: 


brochen,  so  daß  sie  in  schräg  lie- 
gende Flecke  aufgelöst  ist.  Die 
Augenflecke  sind  ganz  klein,  in  den 
Zellen  M^  und  M''  nur  als  Punkte 
erhalten  und  die  ganze  Reihe  er- 
scheint fast  gleichmäßig  in  der 
Größe. 


Auf  der  Unterseite  liegt 
selten  eine  undeutliche  weißgraue 
Binde,  die  die  Augenflecke  umge- 
benden gelbroten  Ringe  sind  nach 
der  Flügelwurzel  zu  strahlenförmig 
ausgezogen. 


geschnitten.  In  Zelle  M^  befindet 
sich  beim  cf  öfters  ein  schwarzer 
Punkt,  der  beim  $  etwas  vergrößert 
und  weiß  gekernt  ist.  hi  den  Zeilen 
M',  M'^  und  Cu^  liegen  gekernte 
Augenflecke.  An  der  Ader  M*  ist 
die  Binde  nach  dem  Discus  zu  spitz 
gezackt,  verbreitert  sich  etwas  nach 
hinten  und  verbleibt  in  dieser  Breite 
bis  zum  Ende.  Die  Farbe  ist  rot- 
gelb und  die  die  Binde  schneiden- 
den Adern  sind  fein  dunkelbraun 
bestäubt. 

Auf  der  Unterseite  liegt 
eine  Binde  aus  feinen  silbergrauen 
Schüppchen,  die  vom  Radius  bis  M- 
zu  einem  weißen  Fleck  verdichtet 
sind,  ein  weiterer  dreieckiger  weißer 
Fleck,  dessen  Spitze  nach  der  Zelle 
gerichtet  ist,  liegt  an  M-.  Die  Augen- 
flecke sind  beim  q"  "lit  je  einem 
rotbraunen,  beim  $  schmutzig  gelben 
Ring  umzogen.  In  der  Nähe  der 
Flügelwurzel  erscheint  selten  eine 
unvollkommene  zweite  silbergraue 
Binde. 
Fransen 


Sie  sind  weiß,  zu  beiden  Seiten 
der  Aderenden  dunkelbraun.  Man 
zählt  am  Vorderflügel  8,  im  Hinter- 
flügel 6  weiße  Stellen,  zwischen  den 
Adern  des  Hinterflügels  erscheint 
der  Saum  eingebuchtet. 


Sie  sind  am  Vorderflügel  stellen- 
weise schwach  weiß  gefärbt,  weniger 
deutlich  als  bei  ligea,  man  kann 
nur  6  aufgehellte  Stellen  erkennen, 
am  Rande  der  Zelle  Cu-  fehlt  die 
Aufhellung,  während  bei  ligea  dort 
2  dicht  hintereinander  stehende 
weiße  Fransenflecke  erscheinen. 
Am  H  i  n  t  e  r  f  1  ü  g  e  1  ist  die  weiß- 
liche Färbung  noch  geringer,  es  sind 
nur  5  aufgehellte  Fransenflecke  zu 
erkennen. 

Nachdem  ich  versucht  habe,  die  Unterschiede  der  beiden  Arten  in 
ihren  typischen  Formen  zu  erläutern,  gehe  ich  zu  den  Nebenformen  von 

Erebia  euryale  Bsp. 
über,  und  wende  mich  zunächst  der 

Forma  adyte  Hb.  zu,  die  bis  jetzt  ein  Streitobjekt  gewesen  ist,  da 


Erebia  euryale  Bsp.  und  E.  ligea  L.  147 

man  bezüglich  ihrer  Zugehörigkeit  verschiedener  Meinung  sein  kann.  Es 
ist  deshalb  von  Wichtigkeit,  daß  Herr  Sei  z er  einen  Unterschied  zwischen 
den  Raupen  von  Erebia  ligea  L.  und  derjenigen  seiner  aus  Lappland  stam- 
menden Stücke  von  adyte  ermittelt  hat;  nach  der  kurzen  Beschreibung 
stimmen  die  Raupen  letzterer  mit  solchen  von  euryale  überein. 

Strand  berichtet  in  seinem  zweiten  Beitrage  zur  Schmetterlings- 
fauna Norwegens,  Nyt  Magazin  f.  Naturvidenskab  B.  40  H.  2,  Kristiania  1902: 
Sparre-Schneider  habe  schon  vor  längerer  Zeit  nachgewiesen,  daß 
die  H  ü  b  n  e  r'sche  „Var."  adyte  als  eine  Form  von  euryale  und  nicht 
von  ligea  angesehen  werden  muß,  welche  Auffassung  von  Aurivillius 
(1)  ebenfalls  vertreten  worden  ist,  und  der  Staudinger  in  seiner 
neuesten  Katalogauflage  folgte.  Die  Auffassung  Schneiders,  an  der 
er  auch  in  seinen  neuesten  Arbeiten  festhält,  ist  besonders  durch  Unter- 
suchungen über  die  Duftschuppen  begründet  worden.  In  D  o  v  r  e  kommt 
bekanntlich  eine  eigentümliche  Erebia-Y^ovm  vor,  welche  mit  der  echten 
deutschen  v.  adyte  Hb.  die  größte  Ähnlichkeit  hat  und  bisher  auch  viel- 
fach mit  dieser  für  identisch  gehalten  worden  ist;  es  hat  dies  auch  dazu 
geführt,  daß  Erebia  euryale  als  Vertreter  der  norwegischen  Fauna  mitge- 
zählt worden  ist.  (Wocke  [55]  Lampa  [15]);  norwegisches  Bürger- 
recht gebührt  jedoch  diese  Art  garnicht.  In  der  letzten  Zeit  ist  die  Dovre- 
Form  gewöhnlich  als  Erebia  ligea  v.  adyte  bezeichnet  worden,  da  aber 
nach  Schneider  die  echte  adyte  nicht  zu  ligea  gehört,  kann  die  Dovre- 
Form  auch  nicht  mit  adyte  identisch  sein,  und  tatsächlich  lassen  sich  auch 
mehrere  deutliche  Unterschiede  bei  diesen  Formen  feststellen,  was  schon 
Frey  (7)  beiläufig  bemerkt.  So  ist  z.  B.  die  dritte  Ozelle  auf  den  Vorder- 
flügeln bei  der  norwegischen  Form  häufig  vorhanden,  während  adyte  nie 
damit  versehen  ist,  und  alle  Ozellen  sind  durchgehend  weniger  deutlich 
und  häufig  ohne  weiße  Pupillen  bei  den  Dovre-Exemplaren.  Außerdem 
ist  die  Binde  auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel  immer  sichtbar,  wenn 
auch  mehr  oder  weniger  reduziert,  während  sie  bei  adyte  immer  fehlt. 
Was  die  Zeichnung  der  Oberseite  betrifft,  so  ist  bei  typischen  Dovre-Exem- 
plaren die  rotgelbe  Binde  der  Vorderflügel  zum  Teil,  diejenige  der  Hinter- 
flügel ganz  in  runde  Flecken  aufgelöst;  auf  den  Vorderflügeln  erreicht  die 
rotgelbe  Farbe  in  diesem  Falle  den  Hinterrand  nicht. 

Die  mikroskopischen  Untersuchungen  der  Duftschuppen  bei  einer 
180-fachen  Vergrößerung  ergeben  einen  wesentlichen  Unterschied  zwischen 
denen  von  ligea  und  adyte.  Diejenigen  der  typischen  ligea  verlaufen  von 
ihrer  Wurzel  bis  zu  den  Duftbüscheln  rein  keilförmig,  mit  zwei  geringen 
Ausbuchtungen  an  den  Seiten.  Die  Duftschuppen  von  adyte  gleichen  in 
ihrer  Form  denjenigen  von  euryale;  sie  sind  von  der  Wurzel  bis  zu  ihrer 
Längshälfte  kolbenförmig,  von  da  an  werden  sie  um  -j^  plötzlich  ver- 
schmälert und  verlaufen  in  der  angenommenen  Stärke  linear  bis  zu  den 
Duftbüscheln. 

3* 


148  H.  Ma  r  s  c  h  n  e  r: 

Nach  meinen  Vergleichen  muß  ich  mich  mit  meiner  Ansicht  voll- 
kommen derjenigen  des  Herrn  Sparre-Schneider  anschließen  und 
adyte  Hb.  als  Form  von  Erebia  euryale  Bsp.  ansehen.  —  In  seiner  aus  dem 
Jahre  1911  stammenden  Arbeit  „Lepidotterie  del  Museo  Zoologico  della 
R.  Universita  di  Napoli"  hat  üraf  T  u  r  a  t  i,  Mailand,  „var."  adyte  Hb. 
ebenfalls  als  Form  an  euryale  angereiht,  allerdings  weiß  ich  nicht  aus 
welcher  Veranlassung. 

Forma  euryaloides  Tengstr. 

Vorderflügeloberseite  statt  der  Binde  nur  mit  einem  Paar  rostgelber, 
nicht  punktierter  Flecke.  Auf  der  Hinterflügelunterseite  verschwindet  die 
weißliche  Bestäubung  fast  ganz ;  die  braune  Binde  des  $  ist  daselbst  in 
lange  Lappen  ausgezogen. 

Fluggebiet:  Tyrol,  Stilfser  Joch,  Finnland  (?l. 

Forma  philoinela  Bsp. 

Ist  größer,  mit  gestreckteren  Vorderflügeln,  oberseits  meist  mit 
einer  schmalen,  trüben,  zerstückelten,  kaum  begrenzten  Binde;  (/  stets 
mit  blinden  Augen.  Das  0^  unten  mehr  der  adyte,  das  V  bald  der  schle- 
sischen  euryale,  bald  der  alpinen  adyte  ähnlich,  indem  bei  einzelnen 
Stücken  die  Hinterflügelunterseite  bald  eine  lehmgelbe,  bald  eine  weißge- 
zackte Binde  führt,  in  derselben  stehen  2  oder  aber  auch  4—5  Augen- 
Überhaupt  ist  philomela  ein  wahres  Mittelding  zwischen  euryale  und  adyte. 

Fluggebiet:  Gurnigel  (Canton  Bern  1600  m),  Rosenlaui  (in  Über- 
gangsformen). 

Forma  clanis  Frhst. 

(Intern.  Entomol.  Zeitschrift  Guben,  V.  3  p.  212,  1910),  ist  mindestens 
ein  Drittel  größer  als  die  adyte  aus  den  bayerischen  und  österreichischen 
Alpen.  Die  Submarginalbinde  ist  dunkler  rostbraun  und  die  weißen 
Augenkerne  der  Vorderflügel,  besonders  aber  die  für  adyte  so  charakte- 
ristischen weißen  Punkte  der  Hinterflügel  fehlen  völlig.  Die  Unterseite 
der  Hinterflügel  führt  dagegen  eine  Reihe  von  5  gelblichroten  Submarginal- 
punkten,  die  ziemlich  groß  schwarz  gekernt  erscheinen.  Weiß  punktierte 
Ozellen  der  Hinterflügel,  wie  sie  bei  adyte  auftreten,  fehlen. 

Fluggebiet:  Bayerische  Alpen,  Type  von  Gmain  bei  Reichenhall. 
Dachstein  in  Steiermark. 

Forma  isarica  Rühl. 

Beim  cj'  sind  die  Binden  aller  Flügel  beiderseits  gelbbraun,  nicht 
rotgelb  oder  rotbraun,  wie  bei  der  Hauptform.  Alle  Augenpunkte  sind 
klein  und  ungekernt.  Fransen  einfarbig  oder  nur  undeutlich  weißgrau 
unterbrochen. 

Fluggebiet:  Isargebirge. 

Forma  apenninicola,  Verity.  (E.  euryale  „race"  a..  Bull.  Soc.  ent. 
Fr.   1911,  p.  312).     Der  Originaltext  lautet: 

Cette  jolie  petite  race  de  l'ltalie  centrale  se  distingue  tres  nettement 
du  type  alpin  par  so  petite  taille  (35—38  mill.  au  lieu  de  38—44)  par  ses 


Erebia  eurvale  Bsp.  und  E.  ligea  L.  149 

alles  un  pleu  plus  6troites  et  allongöes,  par  la  marqueM  chez  le  cT"  des 
poils  blancs  dans  les  franges  gönöralement  si  caracteristiques  de  l'espfece, 
par  les  bandes  fauves  excessivement  reduites  ce  qui  fait  qu'elles  sont 
meme  assez  souvent  fractionnfees  sur  les  inferieurs,  par  les  ocelles  tr^s 
petits  et  au  nombre  de  trois  sur  les  anterieurs  dans  les  deux  sexes,  par 
les  bandes  du  revers  tendant  ä  6tre  peu  visibles  chez  les  (fcf,  e'les  sont 
gen6ralement  tout  ä  fait  oblit6r6es.     Apenins  Toscans  1000  m  alt. 

Forma  ocellaris  Stgr. 

Besitzt  beiderseits  eine  ziemlich  eintönige  Färbung,  die  Binde  ist 
auf  der  Oberseite  zu  einigen  rötlichen  kleinen  Flecken  reduziert,  in  deren 
Mitte  ein  schwarzer  Punkt  steht.  Die  Hinterflügel  entbehren  manchmal 
der  rötlichen  Flecke  ganz,  oder  aber  diese  sind  sehr  undeutlich  ausgeprägt. 
Die  Hinterflügelunterseite  ist  meistens  zeichnungslos,  selten  ist  die  graue 
Binde  schwach  angedeutet. 

Als  Fluggebiet  gibt  Rühl  Zitat  (Ruhl-Heyne  Tagfalter,  p.  513)  das 
Nebelhorn  (Algäu);  die  Alpen  der  Schweiz,  Kärntens  und  Steiermarks  (1200), 
ferner  Göllniczbanya  (Ungarn)  und  die  französischen  Westpyrenäen  an. 

Forma  extrema  Schawerda. 

Ist  eine  im  Qrödnertale  (Südtyrol  vorkommende),  ganz  dunkelbraune 
Form,  der  auch  die  Ozellen  fehlen. 

Forma  jeniseiensis    Tryborn. 

Welche  ursprünglich  Herz  mit  dem  Namen  a.velox  belegt  worden 
war,  stammt  aus  dem  Gebiete  des  Wilui  und  des  Witam. 

In  der  D.  Ent.  Zeit.  „Iris",  Band  XI  (1898  p.  246)  befindet  sich 
folgende  Diagnose  über  var.  velox  Herz.  „Die  cTcf  messen  33—35  mm, 
die  9  9  32  mm.  Die  Grundfarbe  der  Vorderflügel  ist  eintönig  schwarz- 
braun, weniger  rostbraun  und  lebhaft.  Die  rostbraune  hellere  Binde  auf 
den  Oberflügeln  ist  verschmälert,  oder  aber  sie  tritt  nur  fleckig  auf,  ohne 
daß  die  schwarzen,  mit  einem  roten  Saume  umgebenen  Punkte  einen 
weißen  Kern  zeigen.  Auf  der  Oberseite  der  Hinterflügel  verschwindet 
die  Binde  ganz,  es  bleiben  nur  2—4  schwarze,  rot  umsäumte  Flecken 
sichtbar.  Die  Fransen  sind  weniger  stark  gescheckt  als  bei  der  „Stamm- 
form" und  bei  /iqea.  Auf  der  Unterseite  kommt  die  Zeichnung  der  var. 
ujanensis  sehr  nahe,  doch  ist  die  weiße  Zackenbinde  auf  den  Hinterflügeln 
nie  so  reinweiß,  und  wurzelwärts  hat  sie  auch  noch  eine  zweite  verloschene 
weißliche  Binde.  Die  braune  Binde  tritt  auf  der  Unterseite  mehr  hervor, 
ist  aber  nicht  so  scharf  abgegrenzt,  wie  bei  ligea  oder  euryale,  sie  geht 
allmählich  und  ganz  unregelmäßig  in  den  dunklen  Qrundton  über". 

Forma  etobyma  Frhst. 

(Intern.  Entomol.  Zeitschrift  Guben,  v.  3  p.  134.  1909),  besitzt  eine 
unregelmäßige  und   dunkelbraune,    analwärts    stark   eingeschnürte    Sub- 


1)     Soll  wohl  „manque"  heißen. 


150  H.  Marse hne r: 

marginalbinde,  die  mit  sehr  großen,  deutlich  weiß  gekernten  Ozellen  be- 
setzt ist.  Hinterflügelunterseite  mit  unmerklichen  roten  und  schwarzen 
Punkten,  sie  steht  der  adyte-¥oxm  aus  dem  Wallis  nahe,  ist  aber  größer 
und  deutlicher  weiß  geäugt. 

Patria:  Alpes  maritimes,  Col  de  Tenda. 

Forma  syrmia  Frhst. 

(Intern.  Entomol.  Zeitschrift  Guben,  g.  3,  p.  134,  1909),  unterscheidet 
sich  von  der  vorigen  Form  durch  punktförmige  statt  ozellenartige  Subapical- 
fleckenanlage  aller  Flügel  und  die  quadratischen  und  gleichmäßigen  Sub- 
marginalmakeln,  besonders  der  Hinterflügel.  Auch  die  Hinterflügelunter- 
seite trägt  in  Gestalt  von  verhältnismäßig  großen,  hellrostroten,  schwarz 
gekernten  Augenflecken  ein  auffälliges  Merkmal. 

Patria:  Bosnien  Trebivic. 

Forma  bmtionim  Turati. 

(Annuar.  Mus.  Zool.  Univ.  Napoli  n.  ser.  v.  3  p.  16,  1911),  ist  eine 
am  Gran  Sasso  d'  Italia  gefangene,  kleinere  Form  von  34 — 36  mm  Größe, 
die  sich  durch  schmale,  zusammengezogene  gelbe  Makeln  charakterisiert. 
In  letzteren  stehen  drei  kleine  Ozellen,  die  beim  q"  mit  2—3  Pupillen 
versehen  sind,  während  diese  beim  $  fehlen.  Die  gelbe  Binde  der  Hinter- 
flügel besteht  aus  verloschenen  Flecken.  Auf  der  Unterseite  der  Hinter- 
flügel ist  die  Binde  mehr  gelb  als  braun.  Beim  $  sind  die  Fransen 
stärker  ausgebildet  als  beim  (/.  Die  Submarginalbinde  ist  bedeutend 
breiter  und  regulärer  geformt  und  in  ihrer  Färbung  heller  gelbweiß.  Die 
Form  ähnelt  der  E.  mnestra. 

Forma  kamensis  Krulikowski. 

(Revue  russe  d'Entomologie  1909  p.  298).  Der  Autor  gibt  folgende 
Diagnose:  „Größe  23 — 26  mm,  mit  breiter  roter  Binde,  die  auf  den  Hinter- 
flügeln häufig  in  den  Flecken  unterbrochen  ist,  mit  größeren  selten  blinden 
Augen  und  auffallend  weiß  gefärbten  Fransen.  Unterseite  der  Vorderflügel 
bei  den  c/  mit  wenig  (?)  selten  rotem  Discus  bedeckt.  Die  Binde  auf 
den  Hinterflügeln,  in  denen  die  Augen  liegen,  kaum,  wenn  überhaupt  er- 
kennbar. 

Fluggebiet:  Ostprovinzen  Rußlands,  Kasan,  Viatka,  Perm  etc. 

Bei  forma  subocellaris  Krulikowski. 

(Revue  russe  d'Entomologie  1909,  p.  298).  Unter  der  vorgenannten 
Form  kommen  selten  Stücke  vor,  bei  denen  die  Binde  auf  allen  Flügeln 
in  einzelne  Flecke  aufgelöst  ist. 

Forma  subeuiyaloides  Krulikowski. 

(Revue  russe  d'Entomolgie  1909.  p.  298),  aus  demselben  Faunen- 
gebiete der  beiden  vorigen  Formen.  Die  Binde  ist  gänzlich  verschwunden; 
nur  an  der  Spitze  der  Vorderflügel  sind  noch  ein  bis  zwei  Flecke  erkennbar. 


Erebia  eiioyale  Bsp.  und  E.  ligea  L.  151 

Forma  intermedia  Schawerda. 

(Verhandl.  zool.  botan.  Gesellsch.  Wien  1910,  p.  220).  Der  Autor 
schreibt:  „Ebenso  müssen  die  zahlreichen  Stüclte  von  Erebia  euryale  var. 
ocellaris  Stgr.,  die  auf  der  Oberseite  nur  Spuren  der  Oc^-Z/am-Zeichnung 
aufweisen  (in  Form  vereinzelter  roter  Flecke  oder  von  Augenresten),  von 
der  Form  extrema  Schaw.,  die  ich  vollständig  schwarzbraun  aufgefaßt 
meinen  will,  abgetrennt  werden.  Sie  sind  nicht  mehr  typische  ocellaris 
und  noch  nicht  extrema,  sondern  die  f.  intermedia.  Zu  ihnen  gehört  das 
Gros  meiner  Stüclte  aus  St.  Ulrich  in  Qröden". 

Forma  arctica  Poppius. 

(Acta  Societatis  pro  Fauna  et  Flora  fennica  28.  3)  ist  der  forma 
euryaloides  Tengstr.  sehr  ähnlich,  aber  viel  kleiner,  nur  34  mm  zwischen 
den  Vorderflügelspitzen.  Die  Zeichnung  der  Oberseite  wie  bei  der  eben 
erwähnten  Varietät,  die  roten  Flecke  sind  mehr  oder  weniger  reduziert, 
ohne  Augen.  Auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel  ist  beim  rj  die  weiße 
Zeichnung  innerhalb  der  kleinen  roten  Flecke  schwach  ausgebildet.  Beim 
9  ist  die  weiße  Zeichnung  zu  einer  ziemlich  breiten,  am  Proximalrand  scharf 
begrenzten  Querbinde  ausgedehnt;  auch  die  Flügelwurzel  ist  weiß  bestäubt, 
wodurch  die  dunkle  Mittelbinde  scharf  begrenzt  erscheint.  Die  zwei 
vorderen  Flecke  auf  der  Unterseite  der  Vorderflügel  mit  weißen,  scharf 
umrandeten  Augen.  —  Scheint  eine  nördliche  Zwergform  von  euryaloides 
zu  sein. 

Etwa  10  Exemplare,  darunter  zwei  9  9»  die  meistens  schon  abge- 
flogen, wurden  auf  wiesenartigen  Tundra-Böschungen  bei  Bugranitza  am 
1 1.  VIII.  erbeutet.  Da  sämtliche  dieser  Exemplare  dieselbe  Größe  besitzen, 
scheint  die  Form  hier  als  eine  besondere  „Varietät"  aufzutreten. 

Nachdem  ich  die  von  Erebia  euryale  Esp.  bekannten  Formen  be- 
handelt habe,  gehe  ich  zu  denjenigen  von 

Erebia  ligea  L. 
über.  Bei  genauer  Betrachtung  dieser  Tiere  finden  wir  im  südlichen 
Gebiete  weniger  abweichende  Zeichnungsunterschiede,  was  wohl  auf  ihre 
Verbreitung  in  gleichen  Höhenanlagen  und  Temperaturverhältnissen  zurück- 
zuführen sein  dürfte ;  nur  die  Tiere  des  Norden,  also  aus  Gegenden  zwischen 
dem  61  und  71°,  und  vor  allen  diejenigen  des  norwegischen  Faunenge= 
bietes,  lassen  ganz  besondere  Unterschiede  erkennen,  welche  sich  bis  in 
die  arktische  Zone  hinein  unverändert  erhalten.  Die  um  Dovre  (Norwegen 
von  Direktor  Spa  r  re-Sch  n  ei  d  e  r  entdeckte,  und  von  Embr.  Stran'd 
in  seinem  Beitrage  zur  Schmetterlingsfauna  Norwegens  p.  160  u.  f.  be- 
schriebene. 

Forma  dovrensis  hat  so  wesentliche  Zeichnungsunterschiede  aufzu- 
weisen, daß  man  sie  bei  flüchtiger  Betrachtung  sehr  leicht  der  v.  adyfe  Hb. 
nahe  stellen  könnte,  was  auch  nicht  selten  Anlaß  zur  Verwechselung  mit 
dieser  gegeben   hat.      Schon   Lampa  dürfte   mit  seiner  v.   adyte    Hb. 


152  H.  Mar  sehne  r 

(nördlichste  Formen)  aus  Helsingland  und  Jämland  die  v.  dovrensis  Strand 
meinen,  weil  diese  in  gleichen  Graden  eine  weite  Verbreitung  annimmt. 
Durch  die  Güte  des  Herrn  Selzer  in  Hamburg,  gelangte  ich  in  den  Besitz 
einiger,  bei  Abisko  (schwedisch  Lappland)  gefangener  Stücke,  in  welchen 
ich  ebenfalls  die  echte  v.  dovrensis  Strand  erkenne,  die  auch  von  Herrn 
Selzer  mit  der  v.  adyte  verwechselt  worden  ist.  Durch  angestellte 
Zuchtversuche  hat  Herr  Selzer  ermittelt,  daß  die  bei  Abisko  gefangenen 
Stücke  der  angeblichen  adyte,  bei  der  Nachzucht  wieder  die  Hauptform 
ligea  ergeben  haben.  Nach  diesen  Erwägungen  gelange  ich  zu  dem 
Schlüsse,  daß  in  den  Gebietsteilen  zwischen  dem  61—71°  die  typische  ligea 
durch  die  vorgenannte  Nebenform  dovrensis  ersetzt  wird,  die  sich  durch 
folgende  Unterschiede  kennzeichnet:  Die  Größe  des  Tieres  beträgt  wie 
bei  euryale  40  mm.  Die  Färbung  der  Binde  auf  der  Oberseite  beider  Flügel 
ist  eine  viel  dunklere,  als  bei  ligea,  sogar  noch  düsterer,  als  bei  euryale, 
auch  ist  sie  wesentlich  schmaler  als  diejenige  von  euryale.  Die  Ozellen 
in  der  Binde  der  Vorderflügel  sind  bedeutend  verkleinert  und  ihre  Kernung 
ist  sehr  schwach.  Im  Hinterflügel  wird  die  Binde  durch  die  Adern  in 
länglich  runde  Flecke  aufgelöst,  die  nach  dem  Discus  zn  verlaufen.  Auf 
der  Unterseite  der  Vorderflüget  ist  die  braune  Binde  nach  dem  Discus 
zu  scharf  begrenzt.  Die  weiße,  stark  reduzierte  Binde  der  Hinterflügel- 
unlerseite  ist  stets  angedeutet.  Die  darin  liegenden  schwarzen  Punkte 
sind  ohne  weiße  Kernung  und  mit  braunen  Ringen  umgeben. 

Weniger  häufig  dürfte  eine  von  Strand  in  der  bereits  angegebenen 
.  Faunenbeschreibung  angeführte,  aus  Nordreisen  (Norwegen)   stammende : 

Forma  ocellata  Strand  sein,  die  sich  durch  ungewöhnlich  große, 
stark  entwickelte  Ozellen  auszeichnet.  Diese  haben  tiefschwarze  Ringe, 
scharfe  Pupillen  und  auf  den  Vorderflügeln  sind  sie  alle  4  gleich  groß. 
Auch  die  Ozellen  der  Hinterflügeln  sind  ungewöhnlich  groß  und  scharf 
markiert.  Strand  stellt  die  Diagnose  nach  einem  einzigen  Stücke  auf, 
verschweigt  aber  dabei  ganz,  ob  es  sich  um  ein  cf  oder  $  handelt 
Ich  nehme  eher  an,  er  hat  ein  dem  Typus  ähnliches  Exemplar  vor  sich 
gehabt,  und  zweifle  sehr,  ob  diesem  einen  Stücke  das  Recht  eines  be- 
sonderen Namens  zusteht. 

Nach  gütiger  Mitteilung  meines  liebenswürdigen  Herrn  S  p  a  r  r  e- 
Schneider,  kommt  im  südlichen  Norwegen  (59°),  von  wo  auch  an- 
scheinend diese  Stücke  stammen  dürften,  die  Hauptform  ligea  gewöhnUch 
vor,  demnach  würde  auch  meine  Vermutung  begründet  sein,  daß  es  sich 
hier  um  ein  typisches  9  von  ligea  handelt. 

Ferner  hat  Strand,  wie  er  weiter  schreibt,  mehrere  Stücke  davon  im 
Christiania-Museum  vorgefunden,  ohne  aber  über  den  Fundort  etwas  zu  sagen. 

Forma  livonica  Teich,  wird  vom  Autor  wie  folgt  beschrieben: 

„Binde  der  Oberflügel  gleich  breit,  während  sie  von  ligea  nach  dem 
Hinterrande  zu  schmäler  wird  oder  aber  sich  in  Flecke  auflöst.  Farbe 
auf  der  Unterseite   nicht  ockergelb,  sondern   braun.     Bei  ligea   beginnt 


Erebia  euryale  Esp.  und  E.  ligea  L.  153 

ferner  die  Binde  der  Hinterflügel  am  Vorderrande,  während  sie  bei  livonica 
im  2.  Drittel  beginnt  und  nur  schwach  angedeutet  ist.  In  ihr  stehen  3 
schwarze,  weißgekernte  Augen  in  Ringen  von  der  Farbe  wie  die  Binde 
der  Oberflügel".  Von  Strand  wird  nun  die  Diagnose  weiter  vervoll- 
ständigt, indem  er  sagt:  „Der  Unterseite  der  Hinterflügel  fehlt  die  weiße 
Binde  ganz.  Ozellen  der  Vorderflügel  sind  undeutlich,  wenn  auch  nicht 
stark  entwickelt.  Die  rotgelbe  Binde  auf  der  Unterseite  der  Vorderflügel 
ist  an  der  Innenseite  (nb.  Proximalseite)  ziemlich  scharf  begrenzt,  ebenso 
findet  sicii  keine  hellet e  Querbinde  auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel, 
nur  umgeben  kleine  rote  Ringe  die  Ozellen".  Als  Vaterland  geben  Teich 
und  Schilde  Livland  und  Finnland  an,  Strand  dagegen  Nordreisen 
und  Sopnes  (Norwegen). 

Forma  ajanensis  Men. 

Nur  wenig  von  der  typischen  europäischen  ligea  verschieden,  be- 
sonders tritt  auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel  die  weiße  Binde  stets 
deutlicher  und  fast  vollständig  auf,  sowie  auch  meist  noch  eine  verlösche 
weißliche  Binde  in  der  Nähe  der  Flügelwurzel. 

Fluggebiet;  Suifun,  Nicolajefsk  (August),  Ajan  Bay  von  Hadshi 
(Mandschurei)  (Juli). 

Forma  subcaeca  Schultz. 

(Entomol.  Zeitschrift  v.  22.  p.  4,  1908).  Die  Vorderflügel  ober- 
und  unterseits  wie  bei  der  Hauptform  ligea  L.  Von  dieser  und  den  bis- 
her benannten  Formen  dadurch  unterschieden,  daß  auf  den  Hinterflügeln 
die  Augenflecke  völlig  fehlen  und  die  rostrote  Binde  fast  gänzlich  er- 
loschen ist. 

Forma  caeca  Kolisko. 

[Verhandl.  Zool.  botan.  Ges.  Wien,  1910  p.  (7)],  hat  vollständig 
ungekernte  Ozellen,  ist  sonst  wie  die  Hauptform. 

Fundort:  Weißensee  in  Kärnten  1000  m  hoch. 

Bis  jetzt  dürften  also  folgende  Formen  aufgestellt  sein: 

Erebia  euryale  Esp. 
f.  euryaloides  Tengstr.,  Tirol,  Stilfser  Joch,  Finnland, 
f.  philomela  Esp..  Qurnigel  (Canton  Bern  1600  m)  Rosenlaui. 
f.  clanis  Frhst..  Bayrische  Alpen,  Gmain  bei  Reichenhall,  Dachstein  in  der 

Steiermark, 
f.  isarica  Rühl,  Isargebirge. 
f.  ocellaris  Stgr.,  Nebelhorn   (Algäu)   Alpen   der  Schweiz,   Kärntens   und 

Steiermarks  (1200  m),  Qöllniczbanya  (Ungarn)  und  die  französischen 

Westpyrenäen, 
f.  extrcina  Schawerda,  Grödnertal  (Südtirol). 

f.  jeniseiensis  Tryborn,  Aus  dem  Gebiet  des  Wilui  und  des  Witam. 
f.  etobyina  Frhst.,  Alpes  maritimes,  Col  de  Tenda. 
f.  syrinia  Frhst.,  Bosnien,  Trebivic. 


154  H.  Marschner: 

f.  brutiorum  Turati,  Qran-Sasso  d'Italia. 

f.  kainensis  Krulikowski  1        ^  .  ^^  „,      ,     ,^ 

,,„.,,,.,        ■  .  Ostprovinzen  Rußlands,  Kasan 

f.  siiboccllaris  Krulikowski.  y  \r  fi^      d 

f.  subeuryaloides  Krulikowski  J 

f.  intermedia  Schawerda,  St.  Ulrich  Gröden. 

f.  arctica  Poppius,  Halbinsel  Kanin. 

f.  apenninicola  Verity,  Torkana 

Erebia  ligea  L. 

f.  dovrensis  Strand,  Norwegen.  Schwedisch  Lappland. 

f.  livonica  Teich.,  Livland  und  Finnland,  Nordreisen  und  Sopnes  (Norwegen). 

f.  ajanensis  M6n.,  Suifun,  Nicolajefsk,  Ajan  Bay  von  Hadshi  (Mandschurei). 

f.  subcaeca  Schultz,  Kärnten. 

f.  caeca  Kolisko,  Weißensee  in  Kärnten. 

Zum  Schluß  gestatte  ich  mir  allen  Herren,  die  mir  zu  dieser  Arbeit 
gütige  Unterstützung  zu  teil  werden  ließen,  herzlichst  zu  danken.  Ganz 
besonderen  Dank  spende  ich  meinen  beiden  liebenswürdigen  Gönnern, 
Herren  Direktor  Sparre-Schn eider  in  Tromsö,  dem  tüchtigsten  und 
kenntnisreichsten  Entomologen  seines  Vaterlandes,  sowie  Herrn  Selzer 
in  Hamburg. 


[Berl.  Entomol.  Zeitschrift,  Band  LVII,  Jahrgang  1912.]  155 


Die  geographische  Verbreitung 
der  Ipiden-Genera  orbis  terrarum.    (Col.) 


Von  R.  Kleine,  Stettin. 


Den  zoogeographischen  Studien  ist  in  den  letzten  Jahren  mehr 
Interesse  entgegengebracht.  Ich  habe  an  einer  anderen  Stelle  den  Versuch 
gemacht,  die  Faunengebiete  auf  ihren  Bestand  an  Ipiden  zu  untersuchen. 
Es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  eine  solche  Arbeit  immer  ein  phrag- 
mentarisches  Beginnen  bleiben  muß,  da  wir  über  den  Stand  einer  zu  unter- 
suchenden Tiergruppe  oder  Familie  ja  niemals  so  genau  informiert  sein 
können,  daß  wir  uns  ein  absolut  einwandfreies  Urteil  erlauben  könnten. 
Das  wird  nun  allerdings  auch  wohl  kaum  erwartet,  aber  die  Aufstellung  soll 
doch  so  lückenlos  sein,  als  es  nach  Lage  der  Dinge  nur  irgend  möglich 
ist.  Aus  diesem  Grunde  werde  ich  es  auch  füglich  unterlassen,  Schlüsse 
zu  ziehen  oder  zu  verallgemeinern,  da  hierdurch  die  an  sich  gewonnenen 
Resultate  unter  Umständen  illusorisch  gemacht  werden  können.  Ich  will 
mich  darauf  beschränken,  auf  Grund  der  de  facto  vorliegenden  Tatsachen 
die  Möglichkeiten  zu  erwägen,  die  nach  Lage  der  Sache  Anspruch  auf 
Wahrscheinlichkeit  besitzen. 

Die  erste  Voraussetzung  ist,  daß  eine  genügend  große  Menge  von 
Species  bekannt  ist,  um  überhaupt  eine  Aufarbeitung  zu  rechtfertigen. 
Das  trifft,  glaube  ich,  für  die  Ipiden  zu.  Wir  kennen  heute  gegen  1370 
Arten;  bedenkt  man,  daß  in  ganz  Europa,  das  mediterrane  Gebiet  nicht 
ausgeschlossen,  nur  gegen  160  Arten  bekannt  sind,  so  wird  man  es  nicht 
für  ein  zweckloses  Beginnen  halten,  die  Genera  unter  sich  zu  vergleichen. 

Die  Bearbeitung  der  Faunengebiete  hat  zu  interessanten  Ergebnissen 
geführt;  aber  sie  gestattet  doch  keinen  Einblick  in  diejenigen  Vorgänge, 
die  wir  uns  für  Entstehung  einer  Gattung,  ihres  Ursprungs  und  ihrer 
Verbreitung  verschaffen  müssen.  Wir  sehen  wohl  die  Familiengenossen 
in  ihrer  Gesamtheit,  den  Bedingungen  der  klimatischen-  etc.  Ernährungs- 
Verhältnissen  angepaßt,  aber  wir  lernen  den  zoogeographischen  Charakter 
der  Gattung  nicht  kennen.     Beides  gehört  aber  unbedingt  zusammen. 


156  R.  Kleine: 

Mehr  als  je  muß  ich  auf  die  Forschungen  unser  Systematiker  hier 
bauen.  Der  Artbegriff  ist  immer  mehr  oder  weniger  das  Substrat  persönhcher 
Anschauungen,  das  gilt  auch  für  die  Gattungen.  So  habe  ich  denn  das 
Material  verwandt,  wie  es  im  „Catalogus  Ipidarum"  und  in  der  „Genera 
Insectorum"  von  H  a  g  e  d  o  r  n  aufgestellt  ist,  unter  Hinzufügung  aller  nur 
erreichbaren  Neuerungen.  Die  systematischen  Abweichungen,  die  sich 
aus  Art-  und  Varietätsbegriff  ergeben,  sind  ja  in  den  meisten  Fällen  auch 
nicht  so  fundamentaler  Natur,  daß  dadurch  das  Gesamtbild  wesentlich 
verschoben  werden  könnte.  Wo  die  Abarten  einen  ganz  spezifischen 
Charakter  angenommen  haben,  soll  ihr  auch  die  nötige  Würdigung  zu  teil 
werden.  Die  strittigen  Species  werden  in  der  Regel  mit  ihren  Varietäten 
in  derselben  geographischen  Lokalität  zusammenwohnen  und  innerhalb 
des  Gebietes  entweder  untermischt,  oder  vikariirend  auftreten,  jedenfalls 
aber  keine  wesentlichen  Verschiebungen  im  Gesanitbilde  bedingen. 

Ich  füge  die  Gattungen  mit  ihren  Arten  namentlich  auf,  das  ist  ja 
im  Catal.  Ipid.  zwar  schon  geschehen,  aber  nur  wenigen,  direkt 
interessierten  Entomologen  wird  der  Catalogus  zur  Verfügung  stehen  und 
das  Gesamtbild  würde  darunter  leiden.  Vor  allem  würde  der  Biologe, 
und  für  ihn  ist  der  Aufsatz  in  erster  Linie  gedacht,  ohne  diese  Aufführung 
wenig  davon  profitieren. 

Pilidentatae. 

I.  Phloeotrupinae. 

1.  Dactylipalpus    Chap. 
canierunus  Haged.  Kamerun 

cicatricosus  Bldf.  Natal 

floccosiis  Haged.  Nordkamerun 

ürouvellei  Bldf.  Ashanti 

sitnilis  Haged.  Kamerun 

transversus  Chap.  Ternate,  Malacca,  Nicobaren, 

Celebes,  Philippinen. 
Diese  erste  Gattung  der  Phloeotrupinae  gibt  schon  ein  Bild  der 
Zerstreuung.  Trotzdem  wir  nur  wenige  Arten  kennen,  finden  wir  sie 
doch  auf  zwei,  räumUch  vollständig  getrennten  Verbreitungszentren  auf- 
treten. Das  eine  Hauptgebiet  liegt  in  Afrika;  an  der  Westküste  sehen  wir 
3  Species  in  Kamerun  und  eine  auf  der  etwas  nördlicheren  Goldküste  vor- 
kommen. Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  diese  Arten  sich  in  den  da- 
zwischen liegenden  Gebieten  einander  nähern  oder  noch  weitere  Vertreter 
erscheinen  lassen.  Jedenfalls  haben  wir  hier  die  meisten  bekannten  Arten 
beieinander.  Demgegenüber  ist  D.  cicatricosus  Bldf.  aus  Natal  sicher  von 
Bedeutung.  Es  zeigt  sich  hier,  daß  der  afrikanische  Kontinent  auch  auf 
der  Ostseite  besetzt  ist  und  es  bleibt  zu  erwarten,  daß  auch  hier  noch 
weitere  Funde  gemacht  werden. 


■  Ipiden-Qenera  orb/'s  teiranim.  157 

Demgegenüber  muß  das  plötzliche  Auftauchen  von  truiisversiis  Chap. 
an  den  Grenzgebieten  des  asiatisch-australischen  Gebietes  von  Interesse 
sein.  Der  Verbreitungskreis  dieser  Art  ist  auch  garnicht  klein.  Wir  sehen 
sie  zunächst  in  Malacca  noch  auf  dem  Festlande,  vermissen  sie  aber 
gänzlich  auf  den,  doch  am  nächsten  liegenden,  großen  Sundainseln  und 
finden  sie  erst  auf  Celebes  und  der  den  Gilolo-Inseln  westlich  vorgelagerten 
kleinen  Inseln  Ternate  wieder.  Auch  auf  den  Philippinen  kommt 
sie  vor.  Das  Verbreitungsgebiet  ist  also  recht  groß.  Zu  bemerken  ist, 
daß  die  Fundplätze  auf  dem  afrikanischen  Kontinent  wie  im  malayischen 
Archipel  sich  auf  denselben  Breitengraden,  0—20°  n.  B.  befinden,  die  in 
Natal  lebende  Art  aber  etwas  tiefer  geht  und  sich  damit  auch  vom  Äquator 
entfernt,  hier  sprechen  sicher  klimatische  Verhältnisse  mit.  Südlich  des 
Äquators  können  wir  bei  30'^  noch  immer  die  Einwirkungen  des  Tropen- 
klimas hoch  anschlagen,  daß  der  tropische  Charakter  der  Gattung  Dacty- 
lipalpas  dadurch  nicht  beeinträchtigt  wird. 

Noch  während  der  Aufarbeitung  ist  es  mir  gelungen,  neue  Schätze 
der  Gattung  Dactylipalpus  im  Stettiner  Museum  aufzufinden.  Sie  harren 
noch  der  Beschreibung,  doch  kann  ich  schon  soviel  sagen,  daß  sie  von 
den  Sundainseln  (Sumatra)  stammen.  Damit  ist  ein  mächtiger  Schritt  in 
der  Erkenntnis  über  die  Verbreitung  der  Gattung  nach  vorwärts  getan. 
Meine  Hoffnungen,  es  möchte  sich  von  Kamerun  bis  Ternate  und  den 
Philippinen  ein  kontinuirlicher  Zusammenhang  finden,  wird  damit  zur  Tat- 
sache. Vielleicht  finden  sich  auch  im  südlichen  Vorderindien  oder  Ceylon 
noch  Vertreter. 

Es  ist  ja  eine  bekannte  Tatsache,  daß  wir  einen  bestimmten  Ver- 
breitungsweg kennen,  der  über  Madagaskar  nach  Ceylon,  bezw.  den 
Sundainseln  hinüberreicht  und  von  hieraus  in  das  australische,  wie  ost- 
asiatische Inselgebiet  hin  ausstrahlt.  Gerade  transversus  Chap.  ist  hierfür 
ein  Beispiel,  denn  wir  sehen  sie  schon  auf  den  Nicobaren  erscheinen 
durch  Hinterindien  nach  den  Philippinen  und  vielleicht  von  hier  aus  auch 
in  das  austro-malayische  Gebiet  hinübergehen.  Sollten  sich  im  südlichen 
Vorderindien  noch  Dacty/ipa/pus-Arten  auffinden,  was  doch  nach  den 
sumatraischen  Funden  sehr  an  Wahrscheinlichkeit  gewonnen  hat,  so  wäre 
damit  eine  neue  Brücke  festgestellt  und  Vorderindien  möglicherweise  der- 
jenige Punkt,  von  welchem  sich  die  Gattung  verzweigt  hat. 

Afrika  5  Arten  nördlich  tropisch      4  Arten*) 

südl.        tropisch      1  Art 
Asien    1  Art  äquatorial  bis  nördl.  trop.  1  Art 


*)  Da   manche  Arten   in  mehreren  Zonen  vorkommen,  sind  sie  auch 
in  mehreren  aufgeführt. 


158 


R.  Kleine: 


aspericollis  Strohm. 
asper  Er. 
Belti  Bldf. 
elongatus  Chap. 
Qaiijonii  Fairm. 
granosus  Eichh. 
gross  US  Chap. 
iinbriconiis  Eichh. 
mamiäatus  Chap. 
intidicollis  Chap. 
ovatus  Chap. 


2.  Phloeoborus  Er. 

Ecuador  cristatiis  Chap. 


Brasiüen 

Nicaragua 

Brasilien 

Ecuador 

Brasilien 

Columbien 

Mexico 

Brasiüen 

Brasilien 

Cayenne 


/jw/zr/a/o-z-w^osüsChap.  Neu-Granada 


ellipücns  Chap. 
breviiisculus  Chap. 
nidulosus  Bldf. 

rafl'/5  Er. 
rugatus  Bldf. 

scaber  Er. 
signatus  Strohm. 
Sipolisü  Fairm. 
sulcifrons  Eichh. 


Bogota 

Brasilien 

Cayenne 

Ecuador 

Centr.  Amk. 

Brasilien 

Nicaragua 

Guyana 

Brasilien 

Brasilien 

Minas  Geraes 

Brasilien 


Ein  wesentlich  anderes  Bild  als  die  erste  Gattung  gewährt  die 
zweite  der  Pliloeotmpinae.  Die  bisher  bekannt  gewordenen  22  Arten  lassen 
schon  einen  einigermaßenen  Überblick  über  das  Verbreitungszentrum  dieser 
Gattung  gewinnen.  Wenngleich  die  Gebiete  des  Vorkommens  schon  recht 
weit  getrennt  sind,  so  ist  doch  eine  Zentralisierung,  ein  strahlenförmiges 
Ausbreiten,  offensichtlich  zu  erkennen.  Ich  möchte  die  Hauptmaße  der 
Arten  in  die  Nähe  des  Äquators  nach  Süden  zu  legen.  Elf  Arten  d.  h. 
50%  liegen  allein  in  Brasilien,  und  wenn  ich  auch  nicht  verkenne,  daß 
nördlich  des  Äquators  in  Brasilien  die  Gattung  Phloeoborus  zu  finden  ist, 
so  ist  doch  zu  bedenken,  daß  die  aus  Ecuador  bekannt  gewordenen  Spezies 
gleichfalls  hierher  zuzählen  sind  und  das  sind  auch  noch  3  an  Zahl. 

Die  südlichsten  Ausstrahlungen  bleiben  noch  im  echten  Tropenklima, 
bis  22°  s.  Br.  sind  mir  sichere  Fundorte  bekannt,  aber  gegen  Norden 
sehen  wir  Arten  höher  hinaufgehen:  Nicaragua  und  Mexiko,  letzeres  schon 
ins  subtropische  Gebiet  hinüberragend. 

Mit  den  Breitengraden  streichen  die  P/t/oeoborus-Arten  durcli  den 
ganzen  südamerikanischen  Kontinent  an  seiner  größten  Breitenausdehnung, 
Nach  Norden  und  Süden  sehen  wir,  daß  auch  hier  dieselben  Grenzen 
eingehalten  werden,  die  wir  schon  bei  der  ersten  Gattung  feststellen  konnten. 
So  scheint  es,  als  ob  Phloeoborus  in  Amerika,  im  Verein  mit  der  nächst- 
folgenden Gattung  hier  die  Plüoeolrupinaae  repräsentiert.  Wo  mag  der 
eigentliche  Kern  gelegen  haben?  Gewiß  ist,  daß  wir  auf  die  exklusive 
äquatoriale  Verbreitung  unser  hauptsächliches  Augenmerk  richten  müssen. 
Vielleicht  finden  sich  auch  auf  anderen  Inseln  des  Äquatorialgebietes  noch 
Angehörige  dieser  Gruppe,  die  einen  besseren  Überblick  und  damit  einen 
festeren  Zusammenhang  der  Gattungen  erklären. 

Amerika  22  Arten  Subtropisch  nördl.  1  Arten 

Tropisch  nördl.       9 

südl.        14       „ 


Ipiden-Genera  orbis  ierrarum. 


159 


Curventafel  der 
Phloeotrupinae.  * 


Afrika    Amerika  Australien 
(Asien) 


3.  Phloeotrupes  Er. 

caelafus  Blanch.  Bolivia 

grandis  Er.  Brasilien 

procerus  Er. 
Amerika  3  Arten  tropisch  südl.    3  Arten 

Für  Phloeotrupes  gilt  das  Gleiche,  was  für  Pliloeoborus  gesagt  ist ; 
die  Verbreitungsgrenzen  fallen  zusammen.  Die  beiden  Gattungen  scheinen 
auch  biologisch  zusammen  zu  gehören. 

So  sind  die  ganzen  Phloeotrupinae  fast  reine 
Tropentiere.  Es  ist  mir  leider  nicht  bekannt 
geworden,  von  welchen  Pflanzen  sich  diese 
Ipiden  ernähren,  ich  bedaure  das  umsomehr, 
als  sich  oft  schon  dadurch  die  Grundlagen  der 
Verbreitung  einer  Klärung  näherbringen  lassen. 
Aber  nicht  die  Nahrungsverhältnisse  allein  sind' 
es,  die  einen  so  exclusiv  tropischen  Charakter 
bedingen,  hier  spielt  auch  Klima,  Bodenerhebung 
usw.  mit.  Faktoren,  die  wir  in  ihrem  Zusammen- 
hang nur  verstehen,  wenn  wir  die  Einzelver- 
hältnisse, unter  denen  die  Tiere  leben,  auch 
recht  zu  würdigen  wissen.  Dazu  sind  die  vor- 
handenen Grundlagen  aber  noch  zu  dürftig.  Wir  haben  die  Arten  der 
Gattung  Dactylipalpus  von  Kamerun  bis  Ternate  und  den  Philippinen 
streifen  sehen.  Es  scheint,  als  ob  die  Amerikaner  der  beiden  letzten  Gattungen 
einigermaßen  isoliert  entanden  seien.  Das  ist  jedoch  keineswegs  der  Fall. 
Wenn  erst  einmal  Afrika,  namentlich  Kamerun  intensiver  erforscht  ist, 
werden  wir  noch  manches  klarer  sehen.  Aber  es  ist  doch  zu  bedenken, 
daß  nach  den  Interpretationen  von  Neymayr,  Lapparent  und  Arldt,  im  oberen 
Jura  nicht  nur  Afrika  mit  dem  heutigen  Vorderindien  und  Ceylon  und  mit 
ganz  geringer  Unterbrechung  auch  mit  dem  jetzigen  indo-australischem 
Gebiet  zusammenhing,  sondern,  daß  auch  Südamerika,  vor  allem  jene  Partie, 
die  Ecuador  usw.  umfaßt,  in  ihrem  ganzen  Umfange  Land  waren,  das  mit  dem 
heutigen  Afrika  fest  zusammenhing.  Selbst  im  Tertiär,  wo  sich  die  Verhältnisse 
schon  sehr  wesentlich  verschoben  hatten,  sehen  wir  die  heute  noch  be- 
setzten Gebiete  als  Landmassen.  So  ist  das  südliche  Amerika  im  Um- 
fange des  heutigen  Brasilien  nie  abgesunken,  auch  Ecuador  nicht.  Das 
Gleiche  gilt  von  Kamerun.     Zweifellos  sind  auch  die  nächstliegenden,  ab- 

*)  Die  punktierte  Linie  gibt  in  der  Curve  die  Zahl  der  im  Erdteil 
vorkommenden  Arten  an,  die  volle  Linie  die  Art  und  Weise  der  Ver- 
teilung auf  die  einzelnen  Zonengebiete.  Jeder  Erdteil  ist  in  10  Zonen 
zerlegt,  die  von  links  nach  rechts  bedeuten:  1.  nördl.  boreal,  2.  nördl. 
palaearktisch,  3.  mediterran,  4.  nördl.  subtropisch,  5.  nördl.  tropisch, 
6.  Äquatorial,  7.  südl.  tropisch,  8.  südl.  subtropisch,  9.  südl.  palaearktisch, 
10.  antarktisch.     Im  übrigen   cfr.  die  Fußnote  pag.  157. 


160 


R.  Kleine. 


gesunken  und  wieder  aufgetauchte  Gebiete  langsam  besetzt  worden.  Aber 
die  Hauptmasse  wird  sich  immer  auf  altem  Lande  finden.  Ich  vermute 
übrigens  auch  auf  Madagaskar,  das  im  älteren  Tertiär  noch  mit  dem  Fest- 
lande zusammenhing,  einige  Vertreter  der  Gruppe. 

Spinidentatae. 
II.  Diamerinae. 

4.  Bothryperus  Haged. 
psaltes  Haged.  Kamerun 

Afrika  1  Art  Tropisch  nördl.  1  Art 


ater  Haged. 
caesius  Haged. 
cinerascens  Fairm. 
c urvifer  Walk. 
clissimilis  Haged. 
ericius  Schauf. 
fici  Bldf. 
hispidus  Klug. 


Nilgiri  Hills 

Sumatra 

Madagaskar 

Ceylon 

Birma 

Natal 

Himalaya 

Madagaskar 


Diamerus.  Er. 

impar  Chap. 


luteus  Haged. 
pulvernlentus  Gerst 
Ritseniae  Eichh. 
spinipennis  Eichh. 
tuberculatus  Haged 


Guinea  Senegal 
Kamerun 
Sumatra 
Zansibar 
Sumatra 

Kamerun 


Unter  allen  Genera  dieser  kleinen  Gruppe  bietet  Diamerus  das  meiste 
Interesse.  Es  scheint  mir  vorteilhaft,  diese  Gattung  besonders  zu  behandeln 
Die  Verbreitunggebiete  lassen  sich  auch  hier  in  zwei  Centren  trennen ; 
eins  liegt  in  Afrika,  das  andere  in  Asien.  Das  afrikanische  Gebiet  zeichnet 
sich  wieder  durch  Zerstreuung  der  einzelnen  Arten  aus:  im  tropischen 
Westafrika  2  Arten,  ihnen  direkt  entgegengesetzt  in  Zansibar  eine  andere, 
dann  ein  Heruntersteigen  bis  Natal  und  Überspringen  nach  Madagaskar. 
Es  muß  sich  bei  Verteilung  auf  einen  so  großen  Raum  die  Vermutung 
aufdrängen,  daß  auch  in  den  Zwischengebieten  noch  Gattungsgenossen 
sich  finden  müssen. 

Bemerkenswert  ist  es,  daß  D.  impar  Chap.  in  seinem  eigenen 
Verbreitungsgebiet  auch  noch  eine  Varietät  gebildet  hat.  Es  ist  dies  die 
var.  uanus  Haged.  in  Togo.  An  sich  wäre  ja  das  Vorkommen  von  impar 
natürlich  nichts  abnormes,  aber  es  ist  die  Stammform,  wie  es  scheint,  bis- 
her in  Togo  noch  nicht  gefunden  und  die  var.  träte  dann  vikaiirend  auf, 
was  an  den  Grenzen  eines  Gebietes  ja  wenig  bemerkenswert  wäre,  wohl 
aber  innerhalb  desselben. 

In  ungefähr  gleicher  Zerstreuung  leben  die  Asiaten.  Am  weitesten 
nach  Westen  vorgeschoben  sind  curvifer  Walk,  von  Ceylon  und  ater  Haged. 
von  der  Malabarküste  (Nilgiri  Hills).  In  Hinterindien  finden  wir  den 
nächsten  Fundort  erst  in  Birma  und  am  Himalaya  wieder,  die  restlichen 
Arten  beschränken  sich  auf  Sumatra.     Es  ist  auffallend,  daß  wir  in  den- 


Ipiden-Qenera  orbis  t ernimm 


161 


jenigen  Gebieten,  in  denen  sich  Qattungsvertreter  finden,  immer  mehrere 
beieinander  sehen,  daß  sich  gewisse,  umschriebene  Centren  finden,  wo  die 
Fundorte  liegen  und  daß  dann  ein  größerer  Zwischenraum  die  Gebiete 
trennt.  In  Afrika:  Kamerun  —  Ostafrilca  —  Natal  und  Madagaskar;  in 
Asien,  südliches  Vorderindien  —  Sumatra  und  allerdings  etwas  ausein- 
andergezogen, Birma  und  Himalaya.     Alle  Arten  in  den  Tropen. 


Afrika  6  Arten 


Asien  8  Arten 


nördl.  tropisch      2  Arten 
südl.        „             3 

südl.  subtropisch  1  Art 

nördl.  subtropisch  1  „ 

nördl.   tropisch     3  Arten 
äquatorial              4       „ 


6.  Rhopalopselion  Haged. 
bitiibercukitum  Haged.  Kamerun 


7.  Strombophorus  Haged. 

cameninus  Haged.  Kamerun 

cordatus  Haged.  „ 

crenatus  Haged.  „ 

Die   restlichen  Arten   lassen  sich   zusammenfassen,   da  sie  gemeinsames 
Vorkommen  haben. 

Afrika  4  Arten  nördl.  tropisch  4  Arten 

Gleich  den  Pilidentatae  ist  die  Diameriiiae -Gruppe  aus  den 
Spinidentatae   tropisch,  oder  in  geringerem  Maße  subtropisch.      Aber 
während  die  Hauptmasse  der  ersten  Gruppe  neotrop  war,  findet  sich  die 
zweite  nur  in  den  Tropen  und  Subtropen  der  alten  Welt.     Die  Berührungs- 
punkte in  Afrika  fordern    unsere   Aufmerksamkeit   heraus,  die  Verwand- 
schaftlichen  Beziehungen   beider  Gruppen  dürfen  wir  nicht  ganz  von  der 
Hand  weisen;  die  Standorte  fallen  zum  Teil  direkt  zusammen  oder  haben 
doch  manche  Ähnlichkeit.    So  vor  allem  das  zerstreute  Auftreten  in  Asien 
Curve   der      i"id  Afrika;  in  Asien  namentlich  das  insulare  Vorkommen 
Diatnerinae.    '"i    Südosten.     Die   Verbreitungsgebiete   sind,   als   die 
Configuration  der  Erdoberfläche  noch  eine  andere  war, 
auch   ganz   sicher  ausgebreiteter  gewesen,  wenigstens 
läßt  das  Auftreten  auf  Inseln,  die  dem  Kontinent  in  wohl 
allzugroßer  Entfernung  vorgelagert  sind,  daraufschließen. 
So     sehen     wir     diese    Gruppe    durch    manches    An- 
Asien     Afrika      klingende  mit  den  Pilidentaten  eng  verbunden,  und  ich 
schätze   es  gewiß   als  keinen  Zufall,    daß  sie    auch  im 
System  so    nahe  aneinanderliegen,   daß  sie   auch    nach   dieser  Seite   hin 
einen  gewissen  Grad  ihrer  Verwandschaft  dokumentieren. 

4 


1^--± 

IMlMt 

162 


R.  Kleine: 


III.  Hylesinitiae. 

8.  Coptonotus  Chap. 
cyclopus  Chap.  Neu-Qranada. 

Amerika  1  Art  nördl.  tropisch  1  Art 


9.  Craniodicticus  Bldfd. 

mucronatus  Bldfd.  Ceylon 

Asien  1  Art  nördl.  tropisch  1 


Art 


10.  liyorrhynchus  Bldfd. 

Lewisi  Bldfd.  Japan 

Asien  1  Art  nördl.  palaearktisch 


11.  Hylastes  Er. 

a.  Hylastes  i.  sp. 


ambiguus  Bldfd. 
angiistatus  Herbst. 


alni  Niis 
ater  Payk. 

atteniiatus  Er. 


batnensis  Bris. 
cristatus  Mann. 
cuniciilarius  Er. 
exilis  Chap. 

Oergeri  Egg. 

porcülus  Er 
■porosus  Lee. 
salebrosus  Eichh. 
scobinosus  Eichh. 


Japan 

Mittel-Europa 
Kaukasus 
Ostsibirien 
Schweden 
Japan 
Europ.  Kaukas. 
Sibirien 
Mittel-Europa 
Frankreich 
Kaukasus 
Japan 
Algier 
Alaska 
Europa 
Nord-Amerik. 
Florida 
Italien 
Ungarn 
Pennsylvania 
California 
Carolina 


gracilis  Lee. 
liorridus  Egg. 
Imitator  Reitt. 

lifuanus  Fauv. 

linearis  Er. 

var.  corticiperda  Er. 


forma  clavus  Woll. 
longipennis  Bldfd. 
longus  Lee. 
Lowei  Pawa 
macer  Lee. 
nigriniis  Mannh. 
opaciis  Er. 
palliatus  Gyll. 
parallelus  Chap. 
plumbeus  Bldfd. 
Schellwieni  Haged. 
tenuis  Eichh. 
vastans  Chap. 


Californien 
Ostindien 
Chaborowska 
Sibirien 
Lifu 

Mittel-Europa 
Algier,  Corsica, 
Südfrankreich 
Syrien 
Madera 
Mexico 
Colorado 
Cannar.  Ins. 
Nebraska 
Alaska 

Mittel-Europa 
Europa 
Japan 

Ostpreußen 
Texas  Georgien 
Mexico 
Guatemala 


Hagedorn  hat  im  Catalogus  Ipidarum  den  Gattungsbegriff  von 
Hylastes  ziemlich  weit  gefaßt  und  Hylastes,  Hylastinus.  Hylurgops  und 
Scierus  vereinigt,  bezw.  die  einzelnen  Gattungen  als  Subgenera  aufgefaßt. 


Ipiden-Oenera  orbis  tenamin  163 

Ich  möchte  aber,  zur  besseren  Orientierung  die  Subgenera  auseinander- 
halten und  einzehi  besprechen;  am  Schluß  läßt  sich  dann  eine  Zusammen- 
fassung geben. 

/iy/asfesi  sp.  Sehen  wir  uns  die  Verteilung  auf  die  einzelnen  Kontinente 
an,  so  finden  wir,  daß  mit  Ausnahme  Australiens,  alle  bewohnt  sind.  Die 
Verbreitung  ist  also  recht  universal.  In  Europa  sind  8  Arten  vorhanden. 
Alle  im  rein  palaearktischen  Gebiet  lebend,  nur  Gergeii  Egg.  ist  mehr 
südlicher  Provenienz.  Die  meisten  gehen  überhaupt  weit  nördlich  und  kom- 
men bis  Lappland  vor;  der  Charakter  in  Europa  ist  also  stark  boreal  ange- 
haucht. Auf  eine  interessante  Tatsache  muß  ich  hinweisen,  das  ist  die  Ver- 
breitung von  var.  corticiperda  Er.  Es  ist  gewiß  nicht  zu  leugnen,  daß  die 
Stammart  linearis  Er.  eine  von  denjenigen  ist,  die  am  wenigsten  nach 
Norden  vordringt;  sie  erreicht  an  der  deutschen  Nord-  und  Ostseeküste 
schon  die  Nordgrenze.  Aber  auch  nach  Süden  ist  kein  Übergreifen 
auf  das  mediterrane  Gebiet  zu  konstatieren,  so  daß  sie  faktisch  eine 
rein  mitteleuropäische  Art  ist.  Nun  finden  wir  im  ganzen  medi- 
terranen Gebiete  aber  var.  corticiperda  Er.  vor;  in  weiter  Verbreitung 
von  Portugal  bis  nach  Kleinasien,  auf  allen  Inseln  des  Mittel- 
meeres, auf  allen  Gestaden,  die  es  begrenzen,  mehr  oder  weniger  stark, 
selten  fehlend.  Sollten  wir  hier  wirklich  eine  Art  vor  uns  haben,  die  auf 
solch  großem  Gebiet,  so  scharf  von  einer  Varietät  vikariiert  wird?  Ich 
möchte  es  fast  kaum  glauben.  Auf  der  anderen  Seite  ist  aber  wohl 
zu  bedenken,  daß  die  veränderte  Lebensweise  in  diesen  Gegenden  sehr 
wohl  eine  Varietät  hervorbringen  konnte,  die  sich  nach  und  nach  in  ihrer 
Verbreitung  von  der  Stammart  so  scharf  trennte,  daß  heute  kein  Zu- 
sammenhang mehr  zu  konstatieren  und  keine  Verschmelzung  von 
Stammart  und  Varietät  in  merkbarem  Maße  zu  beobachten  ist.  Damit 
ist  aber  des  merkwürdigen  noch  nicht  genug.  W  o  1 1  a  s  t  o  n  hat  von 
Madera  einen  Hyl.  clavus  beschrieben,  der  nach  der  Auffassung  von 
Hagedorn  möglicherweise  auch  nur  eine  Var.  von  linearis  ist.  Nun 
sind  die  dem  afrikanischen  Kontinent  vorgelagerten  westlichen  Inseln 
aber  faunistisch  so  abweichend,  daß  nur  wenige  Arten  mit  dem  Festlande 
übereinstimmen.  Ist  clavus  Woll.  nun  eine  fest  umschriebene  Art,  so  wäre 
das  kaum  etwas  Abnormes,  ist  es  aber  eine  Var.  so  kann  sie  nur  zu 
linearis  gehören,  die  vom  Festlande  getrennt,  sich  unter  den  Einwirkungen 
eines  rein  ozeanischen  Klimas  und  der  damit  verbundenen  Änderung  der 
Lebensbedingungen,  auch  eine  morphologische  Umgestaltung  erfahren  hat. 
Hier  bleibt  es  der  persönlichen  Auffassung  anheimgestellt  sich  für  Art 
oder  Var.  zu  erklären. 

Nächst  dem  europäischen  Gebiet  ist  Hylastes  in  Amerika  noch  stark 
vertreten.  Im  höchsten  Norden  schon  tritt  uns  die  erste  Art  entgegen: 
In  Alaska  mit  H.  cristatus  Mannh.  und  nigrinus  Mannh.,  die  wenig  nach 

4* 


164  R.  Kleine: 

Süden  zu  gehen  scheinen.  [Nigrinus  findet  sich  noch  in  Oregon).  In 
den  Staaten  ist  die  Zahl  am  bedeutensten,  was  wohl  darin  seinen  Grund 
hat,  daß  hier  der  gemäßigte  Charakter  des  Verbreitungsgebietes  am 
besten  ausgeprägt  ist.  Die  Ausladung  nach  Süden  ist  nur  gering  und 
endigt  in  den  Subtropen  in  Mexico  und  Guatemala.  Die  Hauptmasse  liegt 
auch  hier  im  Palaearkticum;  9  von  13  Arten  sind  auf  die  „Staaten" 
beschränkt.  Die  Verteilung  auf  diesem  Gebiet  ist  aber  ziemlich  gleich- 
mäßig, sodaß  von  bevorzugten  Gegenden  nicht  zu  sprechen  ist. 

Am  nächsten  kommt  der  Zahl  nach  Asien.  Japan  stellt  eine  an- 
sehnliche Zahl  endenischer  Arten,  nämlich  4;  dazu  kommen  auch  noch 
einige  Europäer,  die  bis  hierher  vorgedrungen  sind,  dann  aber  die  Ost- 
grenze erreichen  und  das  amerikanische  Festland  nicht  mehr  bevölkern. 
In  Sibirien  finden  sich  naturgemäß  noch  eine  ganze  Anzahl  von  Europäer, 
aber  in  H.  iinitator  Reitt.  auch  eine  bis  Chaborowska  aufgefundene  Art. 
Die  Verbreitungsgrenzen  in  Asien  beschränken  sich  also  auch  auf  das 
palaearktische  Gebiet.  Erst  in  neuerer  Zeit  ist  der  von  Eggers  be- 
schriebene liorridus  als  einziger  Tropenbewohner  hinzugekommen. 
Afrika  weist  nur  eine  Art  in  Algier  auf.  Dagegen  finden  sich  auf 
den  vorgelagerten  Inseln  zwei  Vertreter  dieser  Gattung;  den  schon 
besprochenen  //.  clavus  Woll.,  den  Hagedorn  mit  Recht  mit 
einem  ?  hinter  der  Bezeichnung  Var.  widergibt  und  Lowei  Paiva. 
Ersteren  von  Madeira,  letztere  von  den  Canaren.  Ich  möchte  wohl  glauben, 
daß  diese  Inselgruppe,  die  in  der  Gestaltung  der  Ipidenfauna  kaum  ihres 
Gleichen  hat,  die  soviel  Anklingendes  besitzt,  auch  diese  beiden  Arten 
aus  einer  gemeinschaftlichen  erstehen  sah,  der  wahrscheinlich  auch  die 
var.  corticiperda  Er.  angehört.  Und  diese  ist  vielleicht  mit  linearis  Er. 
nicht  mehr  verwandt,  als  es  diese  4  Arten  bezw.  Subspecies  unter  sich  sind. 
Australien  besitzt  eine  Art  auf  der,  zu  den  Neu-Caledonen  gehörenden 
Insel  Lifu. 

So  ist  der  Charakter  dieses  Subgenus  wohl  ausgeprägt.  Man  kann 
sagen,  das  die  Nylastesa.Tten  Bewohner  der. gemäßigten  Klimaten  sind, 
vornehmlich  der  nördlichen  Hemisphäre,  aber,  wenn  auch  selten,  der  süd- 
lichen, daß  sie  mehr  nach  Norden  vordringen,  und  sehr  selten  bis  in  die 
subtropische  bzw.  tropische  Region  gehen,  //.  Scliellwieni  Haged.  fossil 
im  baltischen  Bernstein. 

Europa  8  Arten  nördl.  boreal  3  Arten 

palaearktisch  8  Arten, 
mediterran  6      „  (2  var.) 

Asien  9  Arten  nördl.  palaearktisch  8  Arten 

„     tropisch  1  Art 

Afrika  2     „  mediterran  2  Arten 


Ipiden-Genem  orbis  terraruin  165 

Amerika  13  Arten          nördl.  boreal  2      „ 

„    palaearktisch  12      „ 

„    subtropisch  3 

Australien  1  Art            siidl.  subtropisch  1  Art 

Insular  sind  7  Species  und  Subspecies.  Von  ihnen  zieht  H.  Ufaamis 
Fauv.  die  größte  Aufmerksamkeit  auf  sich,  da  sie  auf  gänzlich  exponierten 
Posten  steht  und  keinen  verwandschaftlichen  Vertreter  in  ihrer  Nähe  hat. 

b.  Hyalstinus  Bedel. 
achiüei  Reitt.  Algier 

contmctus  Chap.  Brasilien 

Fankhauseri  Reitt.  Schweiz 

tiliae  Semenow  Transkaukasien 

trifolii  Müll.  Deutschland    Oesterr.,  Frankr.,  Engl.,  Madeira, 

Kaukasus,  Nordamerika. 
Fiori  Eggers  Genua 

Über  den  Wert  der  hier  behandelten  Subgenera  als  solche  oder 
als  Genera  im  vollen  Sinne,  mag  gestritten  werden.  Hylastinus  scheint 
mir  aber  sicher  in  guter,  festumschriebener  Stellung  den  anderen  Subgenera 
gegenüber.  Zunächst  ist  darauf  hinzuweisen,  daß  im  Gegensatz  zu  allen 
anderen,  sich  die  Arten  dieses  Subgenus,  wenigstens  soweit  mir  die 
Nahrungspflanzen  bekannt  sind,  nicht  an  Coniferen  entwickeln,  was  aber 
für  Hylastes  im  weiteren  Sinne  doch  der  Fall  ist.  Hier  muß  ich  auf 
einen  ganz  merkwürdigen  Fall  aufmerksam  machen.  Nijsimai)  hat  einen 
Hylastes  alni  aus  Japan  beschrieben  mit  dem  Bemerken,  daß  diese  Art 
zwischen  glabratiis  Zett.  und  atteniiatus  Er.  gehört.  Nun  gehört  glabratus 
in  das  Subgenus  fiylurgops,  atteniiatus  zu  Hylastes  s.  str.  Das  sind  aber 
Coniferenbewohner  und  seinen  alni  will  er  an  einer  Erle  gefunden  haben. 
Es  bleibt  fraglich,  ob  wir  hier  einen  wirklichen  Hylastes  vor  uns  haben 
oder  ob  nicht  diese  Art  noch  zu  Hylastinus  zu  bringen  ist. 

Es  ist  eine  nicht  abzuleugnende  Tatsache,  daß  sich  innerhalb  der 
Subgenera  auch  biologische  Merkmale  ausgeprägt  finden,  und  ich  erwähne 
den  Fall  hier  nur,  um  auf  die  Schwierigkeiten  hinzuweisen,  die  sich  durch 
Auffassungen  über  die  systematische  Stellung  einer  Spezies  ergeben  können. 

Im  großen  und  ganzen  spielt  die  palaearktische  Region  auch  bei 
Hylastinus  eine  Rolle,  wenn  auch  durch  die  geringe  Zahl  der  Arten,  keine 
so  scharfe  Ausprägung  gegeben  ist,  wie  bei  Hylastes.  H.  trifolii  Müll,  ist  fast 
kosmopolitisch,  keine  andere  Art  hat  auch  nur  eine  angehend  so  große  Ver- 


1)  Nijsima.     Die  Scolytiden   Hokkaidos,   Journ.  of  the  Coli,  of  Agri- 
calture,  Sapporo,  1909  p.  137. 


166 


R.  Kleine: 


breitung  gefunden ;  vielleicht  spricht  hier  die  Nahrungspflanze,  die  ein  Kultur- 
gewächs ist,  sehr  wesentlich  mit.  Sonst  sind  die  Verbreitungsgebiete  aber 
sehr  beschränkt.  Fankhaiiseri  Re'itt  im  wesentlichen  nur  in  der  Schweiz. 
f/ori  Egg.  erst  in  neuerer  Zeit  in  Italien  entdeckt.  Über  die  Ausdehnung 
der  transkaukasischen  fi/kie  Sem.  läßt  sich  zu  wenig  sagen,  da  das  Ver- 
breitungsgebiet noch  nicht  genau  bekannt  ist.  Auffallend  ist  auch  das 
stärkere  Auftreten  im  Mediterrangebiet  und  vor  allem,  daß  wir  in  den 
Tropen  Brasiliens  eine  Art  finden,  meines  Wissens  nach  der  einzige  Fall, 
selbst  wenn  wir  die  Gattung  im  Sinne  Hagedorns  auffassen.  Also 
auch  nach  dieser  Seite  hin  findet  sich  eine  Abweichung,  die  unbedingt 
erwähnt  werden  muß. 


Europa  3  Arten 


Asien  1   Art 
Afrika  2  Arten 
Amerika  2  Arten 


Arten 


Bonvoaloiri  Chap. 
decnnianus  Er. 


glabratus  Zett. 
gramilatus  Lee. 

Immilis  Blanch. 
incomptus  Bldfd. 
interstitialis  Chap. 
longipiüus  Reitt. 


planirostris  Chap. 

nifipes  Eichh. 

rugipennis  Mannh. 
sei'iceus  Mannh. 


nördl.  palaearktisch 

mediterran 

nördl.  palaearktisch 

mediterran 

nördl.  palaearktisch 

südl.  tropisch 

c.  Hylurgops  Lee. 

Algier  peregrinus  Chap. 

Europa  pinifex  Fitch. 

Frankreich 

Oesterreich 

Sibirien 

Nord-Amer. 

Japan 

Lappland, 

Oregon 

Californien 

Chile 

Mexico 

Japan 

Chaborowska 

Sibirien 
Ein  selten  schönes  Bild  in  der  geographischen  Verbreitung  eines 
Subgenus  bietet  uns  Hylurgops.  Die  biologischen  Zustände  sind  ja  den 
Mylastes- Arten  sehr  nahe  und  das  gleiche  gilt  auch  von  der  Verbreitung 
innerhalb  der  Zonen.  Zunächst  ist  ein  hohes  Aufsteigen  nach  Norden  zu 
beobachten,  sowohl  in  Europa  wie  in  Amerika  und  Asien.  Lappland, 
Sibirien,  Alaska,  Sitka,  das  sind  die  nördlichen  Etappen,  soweit  können 
sich  eben  nur  Nadelholzbewohner  nach  Norden  wenden.  Die  Hauptmaße 
nämlich  10  Arten  sind  im  Palaearktikum  zu  finden,  wobei  aber  zu  berücksichti- 
gen ist,  daß  auch  hier,  wie  das  häufig  vorkommt,  einzelne  Arten  über  mehrere 
Gebiete  verbreitet  sind.     Als  vollständiger  Kosmopolit  ist  decuninanus  Er. 


Neu-Seeland 

Ohio 

Canada 

Mexico 

Guatemala 

Carolina 

Kentucky 

Sitka 

Alaska 

Californien 

Kenai 

subcostulatus  Mannh.  Oregon 
Mexico 

variegatus  Bldfd.         Panama 


Ipiden-Qenera  orbis  termnim 


167 


anzuspreclien,  er  ist  über  das  ganze  gemäßigte  Gebiet  der  alten  und  neuen 
Welt  verbreitet.  Von  den  Amerikanern  sind  5  Palaearkten,  wozu  noch 
der  in  Chile  vorkommende  Imiiiilis  Blanch  zu  zählen  ist;  4  sind  subtropisch 
davon  3  ausschließlich,  während  in  den  Tropen  keine  Art  vorkommt. 
Es  ist  gewiß  kein  Zufall,  daß  wir  die  Amerikaner  in  den  Subtropen  des 
Norden  enden  und  erst  wieder  im  südlichen  gemäßigten  Gebiet  auftauchen 
sehen. 

Erwähnenswert  ist  die  eine  afrikanische,  auch  noch  im  Mediterran- 
gebiet gelegene  Art,  und  H.  perigriiius  Chap.  aus  Neu-Seeland. 


Europa  2  Arten 

nördl.  boreal 

1  Art 

nördl.  palaearktisch 

2      „ 

Asien  3  Arten 

nördl.  palaearktisch 

3      „ 

Afrika  I  Art 

mediterran 

1       „ 

Amerika  11  Arten 

nördl.  boreal 

2       „ 

nördl.  palaearktisch 

ö       ., 

nördl.  subtropisch 

4       „ 

südl.  palaearktisch 

1       „ 

Australien  1  Art 

südl.  palaearktisch 

I       „ 

d.  Scienis 

Lee. 

annectens  Lee. 

Anticosti 
Vancouver 
Br.  Columbia 

Die  rein  boreale  Art  schließt  sich  der  vorigen  an. 

Amerika  1  Art  nördl.  boreal  1  Art 

Vergleichen   wir  nun   das   zusammengefaßte   Genus  Hylastes  so,  wie  es 
Hagedorn  im  Catal.  Ipid.  umschrieben  hat. 

Europa    Asien    Afrika    Atner.    Austr 


Europa 

13 

Arten 

nördl.  boreal 

4 

— 

— 

4       — 

Asien 

13 

„ 

nördl.  palaearkt. 

11 

12 

— 

15       — 

Afrika 

5 

» 

mediterran 
nördl.  tropisch 

6 

1 

— 

5 

—       — 

Amerika 

26 

„ 

nördl.  subtropisch 

— 

— 

— 

7        — 

Australien 

2 

„ 

südl.  subtropisch 

— 

— 

— 

1          1 

südl.  palaearkt. 

— 

— 

— 

1          1 

Die 

Gattung 

umfaßt  54  Arten  und  2 

Varietäten. 

Davon  kommen 

4  in   mehreren   Erdteilen   vor.     Den  Zonen   nach   war  die  Verbreitung 
folgendermaßen: 

Nördl.  boreal  8 

„      palaearktisch  38 

mediterran  12 


168  R.  Kleine: 

nördl.  subtropisch       7 

„       tropisch  1  ^ 

südl.  „  2 

„  palaearlctisch  2 
Damit  ist  der  Charakter  dieser  immerhin  schon  großen  Gattung 
so  ziemlich  sichergestellt;  auch  weitere  Funde  werden  das  Gesamtbild  kaum 
verschieben.  Hylastes  ist  eine  Gattung  der  gemäßigten  Breiten,  die,  als 
noch  die  Ländermassen  auf  der  südhchen  Hemisphäre  größer  waren,  auch 
hier  sicher  größere  Verbreitung  besessen  hat;  darauf  lassen  wenigstens 
die  Funde  aus  Chile  und  Australien  schließen.  Afrika,  mit  seiner  mehr  oder 
weniger  den  Tropen  zuneigenden  Vegetation  fehlt  gänzlich,  nur  der  Nord- 
rand bringt  noch  einige  Arten,  aber  auch  diese  müssen  sich  als  von 
nördlicher  Provenienz  erweisen,  allerdings  nicht  in  dem  Sinne,  daß  sie 
aus  dem  Norden  eingewandert  sein  müßten. 

Auf  der  nördlichen  Hemisphäre  kamen  vor        50  Arten. 
„     südlichen  „  „        „  4 

AusschließUch  insular  sind  8  Arten,  mehrere  kommen  außerdem  auch 
auf  dem  Festlande  vor.  Von  den  Gestadeinseln  hat  Madera  Endemismen 
aufzuweisen,  gänzlich  abseits  von  der  Hauptmasse  liegen  die  insular-aus- 
tralischen Arten. 

12.  Inosomus  Broun. 

mfopiceus  Broun.  Neu-Seeland 

Einzige  Art  dieser  Gattung,  und  vielleicht  mit  den  Hylastinen  aus 
einem  Stamm  und  durch  biologische  Verhältnisse  separiert. 

13.  Hylurgus  Latr. 
destmens  Woll.  Madera 

detenninans  Walk.  Ceylon 

ligniperda  F.  Mittel-Europa 

Frankreich 
Kaukasus 
St.  Helena 
longulus  Kolenati  Kaukasus 

Micklitzi  Wachtl.  Dalmatien 

Griechenland 
Kaukasus 

Die  Gattung  Hylurgus  bietet  einige  interessante  Momente.  Die 
Hauptmasse  bewegt  sich  auf  der  mediterranen  Linie  mit  geringer  Aus- 
ladung nach  Norden.  H.  longulus  Kolenati  ist  am  besten  ganz  außer 
Betracht  zu  lassen,  da  er  eine  Species  darstellt,  dessen  Deutung  bis  heute 
noch  nicht  einwandfrei  gelungen  ist. 


Ipiden-Oenera  orbis  tenamm  169 

H.  ligniperda  F.  auf  St.  Helena  kann  keinen  normalen  Zustand 
darstellen.  Wir  sehen  keine  andere  Art  auf  der  südlichen  Hemisphäre 
auftreten.  Das  wäre  ja  nun  kein  Grund,  um  das  Vorkommen  des  ligni- 
perda auf^t.  Helena  ad  absurdus  zu  führen,  aber  es  ist  zu  bedenken, 
daß  auf  der  Insel  fast  keine  ursprüngliche  Flora  mehr  vorhanden  ist,  daß 
heute  nur  noch  andere  Nutzhölzer  gebaut  werden  und  ich  glaube,  daß 
durch  diese  Verhältnisse  bedingt,  erst  eine  Entwicklung  des  wahrscheinlich 
eingeschleppten  Insektes  möglich  war;  daß  es  eine  endemische  Art  ist, 
möchte  ich  mehr  als  bezweifeln.  Die  einzige  Ausnahme  macht  H.  deter- 
ininans  Walk.,  der  nicht  mehr  in  der  gleichen  Höhe  der  mediterranen 
Gattungsgenossen  lebt,  sondern  ins  tropische  Gebiet  hinüberweicht.  Das 
darf  aber  andererseits  nicht  verwundern,  denn  entschieden  neigt  die  Gattung 
mehr  zur  Ausdehnung  nach  der  wärmeren  Zone  hin,  als  zur  borealen. 
Amerika  und  Australien  haben  keine  Vertreter,  auch  für  Afrika  kann  ich 
sie  nur  bedingt  anerkennen,  wenn  man  von  Madera  absieht.  2  Arten 
sind  insular  auf  Gestadeinseln ;  auf  dem  Festlande  sind  diese  Arten  noch 
nicht  aufgefunden.  Für  destruens  Woll.  dürfte  auch  wohl  keine  Hoffnung 
sein,  daß  das  noch  geschieht;  die  ceylonische  Art  ist  aber  noch  nicht 
genug  bekannt  um  ein  Urteil  zu  gestatten. 

Europa  2  Arten  nördl.  palaearktisch  1  Art 

mediterran  2     „ 

Asien  1  Art  nördl.  tropisch  1     „ 

Afrika  1  Art  mediterran  1     „ 

13a.  Cladoctonus  Strohm. 

affinis  Strohm.  Abessinien 

Neuerdings  bekannt  gewordene  Gattung  aus  dem  noch  wenig  erforschten 
Gebiete. 

Afrika  1  Art  nördl.  tropisch  1  Art 

14.  Renocis  Casey. 
Iieterodoxus  Casey  Californien 

Amerika  1  Art  nördl.  palaearktisch  1  Art 

15.  Myelophilus  Eichh. 

corsicus  Egg.  Corsica 

dubius  Haged.  Ostpreußen 

minor  Hart.  Europa 

Japan 

Sibirien 
piniperda  L.  Europa 

Ost-Asien 

Japan 
puellus  Reitt.  Sibirien 


170 


R.  Kleine: 


Die  Gattung  Myelophihis  ist  ausgesprochen  palaearktisch  mit  recht 
weiter  Verbreitung,  an  der  nur  puellus  Reitt.  keinen  Anteil  nimmt.  Zwar 
fallen  die  Gebiete  von  M.  minor  Hartg.  nicht  immer  mit  piniperda  L.  zu- 
sammen, aber  soweit  die  Kiefer,  Pinus  silvestris,  wächst,  dürften  auch  die 
Mye/op/iäas-ATten  vorkommen.  Erst  in  neuester  Zeit  ist  eine  weitere 
Art  aus  dem  Mediterrangebiet  hinzugekommen.  Wie  weit  das  Ver- 
breitungsgebiet liegt,  läßt  sich  momentan  nicht  sagen.  Auf  Europa  und 
Asien  beschränkt. 


Europa  3  Arten 


Asien  3  Arten 


nördl.  boreal          1  Arten 
„  palaearktisch  2 

mediterran       1  „ 

nördl.  palaearktisch  3  „ 


16.  Hyloscyllus  Schauf. 
exculptus  Schauf.  Madagaskar 

loricatus  Schauf.  „        „ 

radens  Schauf.  „        „     - 

Diese  Gattung  ist  bisher  nur  aus  Madagaskar  bekannt  geworden. 

Afrika  3  Arten  südl.  subtropisch  bis  tropisch  3  Arten 

16a.  Glochiphorus  Strohm. 
globosus  Strohm.  Madagaskar 

Afrika  1  Art  südl.  subtropisch  bis  tropisch 

16b.  Hapologenius  Haged. 
globosus  Haged.  Griqualand 

Afrika  1  Art  südl.  palearktisch 

Ich  füge  diese  beiden  neuen  Genera  hier  ein,  wohl  auch  im  Sinne 
der  Herren  Autoren.  Sie  stehen  mit  der  Gattung  Hyloscyllus  sicher  in 
enge  Verwandtschaft  und  wir  finden  nur  bei  sehr  wenigen  Hylesininiden, 
daß  sie  noch  auf  diesem  Teil  Afrikas  zu  suchen  sind. 

Die  neuen  Funde  scheinen  mir  aber  darauf  hinzudeuten,  daß  wir 
in  Madagaskar  und  dem  naheliegenden  Festland  noch  weitere  neue  Funde 
erwarten  dürfen,  die  schließlich  einen  festen  Verwandtschaftskomplex 
darstellen  könnten. 

17.  flylesinus  F. 
Hylesinus  i.  sp. 


aspericollis  Lee. 

CaUfornien 

electnnus  Germ. 

Ostpreußen 

atomarius  Chap. 

Brasilien 

elegans  Thoms. 

Gabun 

bicolor  Philipp! 

Chile 

extractus  Scudd. 

Colorado 

cingulatus  Bldfd. 

Japan 

facilis  Heer. 

Aix  in  der 

costatus  Bldfd. 

„ 

Provence 

crenatus  F. 

Europa 

fasciatus  Lee. 

Pennsylvania 

despectus  Walk. 

Ceylon 

fraxini  Panz. 

Europa 

droimscens  Scudd. 

Colorado 

Nord-Amer. 

fpiden-Oenera  orbis  teiraruin 


171 


fici  Lea. 

Sydney 

püula  Er. 

Peru 

imperialis  Eichh. 

Arizona 

porcatus  Chap. 

Australien 

Dakota 

pusilliis  Qerst. 

Mozambique 

indigeiuis  Woll. 

Insel  Ferro 

reticulatus  Chap. 

Bogota 

luticoüis  Bldfd. 

Japan 

sericeus  Motsch. 

Ceylon 

lineatus  Förster 

Elsaß 

trist is  Bldfd. 

Japan 

nobilis  Bldfd. 

Japan 

vicinus  Com. 

Mittel-  und 

oleiperda  F. 

Mittel-Europa 

Süd-Europa 

England 

Waclitli  Reitt. 

Südfrankreich 

orni  Fuchs. 

Kärnten,  Bayern 

lKf///flcr/  Bldfd. 

Mysol 

Nächst  der  Gattung  Hy  last  es  ist  Hylesinus  die  artenreichste  in  der 
Gruppe  der  Hylesininae.  Hagedorn  faßt  (Catal.  Ipid.)  Hylesinus  mit 
Pteleobius  zusammen;  bei  dieser  Betrachtung  möchte  ich  indessen  die 
Gattungen  zerlegen  und  dann  bei  der  Zusammenfassung  erst  vergleichen. 

Betrachten  wir  die  europäischen  Hylesinusarteu,  so  scheint  mit  den 
Hylastesarten  manche  nahe  Verwandschaft  zu  bestehen.  Das  ist  ja  auch 
in  der  Tat  der  Fall,  aber  in  Ansehung  der  Verbreitung  machen  sich  doch 
recht  abweichende  Verhältnisse  bemerkbar.  Das  hat  seinen  Grund  darin, 
daß  wir  Hylastes  im  weitesten  Sinne,  eigentlich  nur  Hylastinus  ausge- 
nommen, als  Nadelholzipiden  ansprechen  können,  während  die  Hylesinus- 
Arten  das  direkte  Gegenteil  dokumentieren;  es  sind,  soweit  ich  die  Nähr- 
pflanzen kenne,  alles  Bewohner  von  Laubhölzern.  In  diesem  Faktum  liegt 
auch  der  Grund  einer  weitgehenderen  Distribution,  denn  da  die  Nadel- 
hölzer mehr  den  gemäßigten  und  selbst  borealen  Zonen  eigen  sind,  finden 
wir  die  Laubhölzer  weniger  exklusiv;  sie  sind  über  den  ganzen  Erdball 
verteilt  und  ermöglichen  daher  auch  ein  ausgedehntes  Vorkommen. 

Die  Gattung  Hylesinus  enthält  auch  mehrere  fossile  Arten.  Daß 
ist  insofern  wichtig,  als  wir  damit  einen,  wenn  auch  nur  kleinen  Blick 
in  die  Verbreitung  früherer  Erdepochen  tun  können.  Die  Nadelholzhyle- 
siniden  sind  uns  ja  zahlreich  erhalten,  hauptsächlich  im  baltischen  Bern- 
stein, dem  Laubholzbewohner  war  zu  dauernder  Conservierung  weniger 
Gelegenheit  gegeben.  Die  Fundorte :  Ostpreußen,  Elsaß,  Aix  i.  d.  Provence, 
Colorado,  zeigen  aber,  daß  eine  weite  Verbreitung  auch  schon  in  früheren 
Zeiten  stattgefunden  hat. 

Die  Zahl  der  europäischen  Arten  ist  nur  gering,  es  sind  6,  von 
denen  H.  vicinus  Com.  eine  so  unsichere  ist,  daß  sie  von  den  meisten 
Bearbeitern  nicht  berücksichtigt  wird.  Von  den  restlichen  5  sind  crenatus 
F.  und  fraxini  Panz.  aber  über  ganz  Europa  verbreitet.  Ihnen  am  nächsten 
kommt  oleiperda  F.,  die  ein  viel  größeres  Gebiet  bewohnt  als  ursprünglich 
angenommen  wurde  und  die  absolut  keinen  mediterranen,  sondern  rein 
europäischen  Charakter  besitzt.  Sehr  eng  umschrieben  sind  die  Gebiete 
von  orni  Fuchs  und  Waclitli  Reitt.,  da  sie  mit  den  weitverbreiteten  Arten 
vermischt  vorkommen,  so  ist  kein  Vikariieren  anzunehmen.  Die  euro- 
päischen Hylesiniden  haben  also  rein  palaearktischen  Charakter. 


172  R.  Kleine: 

Asien  umfaßt  7  Spezies,  von  denen  5  auf  Japan  entfallen,  also  auch 
noch  im  Palaearkticum  liegen.  In  Japan  finden  sie  sich  alle  noch  auf 
Hokkaido,  sind  also  rein  gemäßigten  Charakters.  In  schroffem  Gegensatz 
hierzu  setzen  sich  die  2  Vertreter  aus  Ceylon,  indem  sie  in  den  Tropen 
vorkommen  und  damit  den  nördlichen  Charakter  der  ganzen  Gattung 
durchbrechen.  Daß  wir  es  in  diesem  Falle  mit  keiner  Ausnahme  zu  tun 
haben,  werden  wir  noch  sehen. 

Immerhin  ist  das  so  weit  getrennte  Vorkommen  der  Gattungsgenossen 
merkwürdig,  in  beiden  Fällen  sehen  wir  sie  auf  Gestadeinseln  und  jedes- 
mal fehlen  sie  auf  dem  Kontinent.  Solche  Zustände  reizen  zu  näherer 
Untersuchung. 

Afrika  ist  nur  schwach  mit  3  Arten  vertreten,  die  außerdem  auch 
ziemlich  weit  von  einander  liegen.     (Ferro,  Mozambique,  Gabun). 

Amerika  weist  7  Arten  in  sehr  ungleicher  Verteilung  auf.  Das 
nördlichste  Vorkommen  findet  sich  in  den  „Staaten",  in  den  nördlichen 
Teilen  derselben  fehlend,  sonst  aber  in  ostwestlicher  Verbreitung  ohne 
bestimmte  Normen.  In  den  Verbreitungsgebieten  der  rezenten  Arten  lag 
auch  schon  das  der  fossilen.  Im  zentralen  Amerika  fehlt  Hylesinus 
gänzlich,  erst  im  tropischen  Brasilien,  Columbien  und  Peru  finden  wir 
mehrere  Arten,  um  dann  in  Südamerika  noch  mehreren  zu  begegnen  (Chile). 
Also  auch  hier  sehen  wir  kein  Halt  vor  dem  Tropengürtel,  im  Gegenteil: 
die  Subtropen  beiderseits  des  Äquators  sind  übersprungen,  aus  dem  süd- 
lichen und  nördlichen  Palaearktikum  geht  es  direkt  in  die  heiße  Zone. 
Hierbei  möchte  ich  noch  hinzufügen,  daß  Zentral-Amerika  eines  der  best- 
durchforschten Gebiete  ist  und  daher  keine  großen  Lücken  im  Bestand  der 
Fauna  zu  erwarten  sind.  M 

Australien  hat  3  Arten  aufzuweisen,  von  denen  2  auf  dem  Festlande 
liegen,  eine  auf  der  Insel  Mysol. 

So  hat,  wenn  man  nur  die  europäischen  Arten  mit  Hylastes  ver- 
gleicht, die  Ähnlichkeit  beider  Genera  etwas  bestechendes  an  sich.  Lenkt 
man  den  Blick  aber  weiter  hinaus  und  läßt  auch  die  außereuropäischen 
Arten  an  sich  vorüberziehen,  so  tritt  doch  der  große  Unterschied  recht 
hervor.  Hylesinus  ist  in  der  geographischen  Verbreitung  nicht  so  ein- 
heitlich  als  Hylastes. 

Europa       6  Arten        nördl.  palaearktisch    5  Arten 

mediterran  2      „ 

Asien  7      „  „  „  5     „ 

tropisch  2      „ 

Afrika         3      „  mediterran  1  Art 

nördl.  tropisch  1    „ 

südl.         „  1    „ 


^)     Blandford.    Biologia  Centrali  Americana. 


Ipiden-Oenera  orbis  teiranim 


173 


nördl 

palaearktisch 

4  Arten 

„ 

tropisch 

1  Art 

siidl. 

„ 

2  Arten 

" 

palaearktisch 
tropisch 

1  Art 

2  Arten 
1  Art 

Amerika     8  Arten 


Australien  3  Arten 


b.  Pteleobius  Bedel. 
acuteatus  Say  Texas,  Kansas      vestitus  Miils.  et.  Rey  S.-Frankr. 

Kj-aatzi  Eichh.  Ung.  Deutschi.  Italien 

Frankreich  Dalmatien 

Spanien  Corsika 

Kaukasus  vittutus  F.  Kl.-Asien 

scutulatus  Bldfd.  Japan  Kaukasus 

England 
Das  kleine  Subgenus  ist  nicht  ohne  Interesse.  Die  drei  Arten  ver- 
teilen sich  auf  drei  Kontinente  und  liegen  räumlich  sehr  weit  getrennt: 
Kansas,  Mittelmeergebiet,  Japan.  Aber  es  ist  doch  gewiß  beachtens- 
wert, daß  sich  die  Verbreitung  um  den  Erdball  auf  einer  Linie  bewegt, 
die  den  40°  n.  Br.  zur  Mitte  hat.  Ferner  ist  zu  beachten,  daß  die  euro- 
päischen Arten  auch  eine  Tendenz  zur  seitlichen  Verbreitung  besitzen, 
die  stärker  als  die  Nord-Südverbreitung  ist.  Jedenfalls  darf  man  sagen, 
daß  Pteleobius  trotz  seiner  geringen  Artzahl  ein  abgeschlosseneres  Bild  gibt 
als  Hylesinus. 


Europa     3  Arten 


Asien       2  Arten 


Amerika  1  Art 


nördl.  palaearktisch 

mediterran 

nördl.  palaearktisch 

mediterran 


Arten 


Art 


Die  Gattung  im  Sinne  des  Catal.  Ipid.  umfaßt  36  Arten  von  denen 
fossil  sind.     Die  31   rezenten  sind  verteilt  wie  folgt: 


Europa 

Asien 

Europa 

9  Arten 

nördl.  palaearkt.  7 

6 

Asien 

9       „ 

mediterran            5 

1 

Afrika 

3       „ 

nördl.  tropisch     — 

2 

Amerika 

9       „ 

südl.          „           — 

— 

Australien 

3       „ 

„  palaearktisch   — 

— 

Afrika 


Amer. 

Austr. 

5 

—    = 

18 

— 

—   = 

7 

1 

—   = 

4 

2 

1    = 

4 

1 

2   = 

3 

Elf  Arten  kommen  auf  Inseln  vor,  davon  10  auf  Qestadeinseln,  von 
diesen  ist  nur  eine  Art  zu  nennen,   die  vom  Festlande  aus  eingewandert 
sein   könnte.     Alle   anderen  insularen  Arten  sind  Endemismen.     Auf  der 
nördlichen  Hemisphäre  kommen  25  Arten  vor, 
auf  der  südlichen    Hemisphäre        „  6      „      vor. 

Mehrere  Arten  leben  in  mehr  als  einem  Erdteil. 


174  R.  Kleine: 

18.  Dendrosinus  Chap. 

Bonnairei  Reitt.  Marseille 

globosus  Eichh.  Columbia 

Venezuela 

puncticollis  Bldfd.  Columbia 

transversalis  Bldfd.  Mexico 

vittifrons  Bldfd.  Brasilien 

Die  Gattung  ist  in  guter  Abrundung.  D.  Bonnairei  Reitt.  muß 
natürlich  aus  Europa  verschwinden  und  ich  zähle  sie  gleichfalls  provi- 
sorisch zu  den  Fundgebieten  der  anderen  Arten,  also  zum  tropischen  Süd- 
amerika. Es  ist  offenbar,  daß  wir  es  hier  mit  einer  eingeschleppten  Art 
zu  tun  haben.  Gerade  die  Hafenplätze  sind  nach  dieser  Seite  hin  ver- 
dächtig und  es  gibt  noch  mehr  analoge  Fälle. 

Amerika  5  Arten  nördl  subtropisch  1  Art 

tropisch  5  Arten 
südl.  „         1  Art 

Das  Zentrum  bleibt  also  das  nördliche  Tropengebiet,  von  hier  aus 
strahlen  die  Arten  z.  T.  nach  Nord  und  Süd  hin  aus. 

19.  Sphaerotrypes  Bldfd. 
barbatus  Haged.  Sumatra  pila  Bldfd.  Japan 

Kamerun  philippinensis  Strohm.     Philippinen 

coimbatorensis  Stebb.  Ostindien  siwalikensis  Stebb.      Ostindien 

Blandfordi  Schauf.      Birma  glabulus  Bldfd.  Ostindien 

tanganus  Schauf.         D.-Ostafrika 

Die  Gattung  Sphaerotrypes  läßt  darauf  schließen,  daß  noch  weitere 
Vertreter  unbekannt  sind.  Die  drei  Verbreitungszentren:  Afrika,  Ostindien, 
Japan  liegen  zu  weit  auseinander,  um  ohne  engeren  Zusammenhang  da- 
zustehn.*)  Zwar  sind  die  asiatischen  Arten  durch  die  Linie  Birma,  Sumatra 
etwas  näher  gerückt,  aber  die  afrikanischen  Arten  geben  doch  zu  denken. 
Zwischen  Sumatra  und  Kamerun  muß  barbatus  Haged.  sicher  noch  zu 
finden  sein,  umsomehr,  als  sein  Gattungsgenosse  tanganus  Schauf.  in 
Deutsch-Ostafrika  heimisch  ist.  Mit  Ausnahme  der  japanischen  Arten 
liegen  alle  im  tropischen  Gebiet  der  alten  Welt.  Das  Vordringen  von 
pila  Bldfd.  in  das  palaearktische  Gebiet  ist  nur  zu  verstehen,  wenn  wir 
den  Einfluß  des  ozeanischen  Klimas  in  Ansatz  bringen.  Ich  glaube,  daß 
die  nahe  Verwandschaft  mit  der  Gattung  Dendrosinus  auch  geographisch 
nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist.  So  kommt  dieser  Verwandtschaftskreis 
im  ganzen  Tropengürtel  vor,  wenn  auch  die  Zahl  der  Arten  nicht  groß  ist. 


*)  Die  neue  von  Stroh  meyer  beschriebene  Art  von  den  Philippinen 
bestätigt  meine  Vermutung. 


Ipiden-Qeiiera  orhis  terranim  175 

Asien     7  Arten  nördl.  subtropisch  1  Art 

„  tropisch  5  Arten 

äquatorial  1  Art 

Afrika    2  Arten  nördl.  tropisch  1    „ 

südl.    tropisch  1    „ 

20.  Chaetophloeus  Lee. 
hystrix  Lee.  Californien 

Amerika  1  Art  nördl.  palaearktisch  1  Art. 

21.  Chramesus  Lee. 

ucuteclavatus  Haged.  Argentinien  rotiinclatus  Chap.  Teapa 

Chapuisi  Lee.  Louisiana  tuberciilatas  Chap.  Neu -Granada 

globosus  Haged.  Argentinien  Guatemala 

icoriae  Lee.    N. -Amerika,  Guatemla      tumiduliis  Bldfd.  Panama 
piimilus  Chap.    N. -Amerika,  Mexico 

Diese  und  die  folgende  Gattung  gehören  auch  geographisch  zu 
einander.  Der  Anschluß  findet  in  der  tropischen  Region  statt,  wo  sich 
auch  noch  einige  C/iramesus-Arten  finden.  Es  läßt  sich  schwer  entscheiden, 
nach  welcher  Seite  hin  man  das  Schwergewicht  dieser  Gattung  legen 
soll.  In  den  nördlichen  Tropen  finden  sich  noch  einige  Spezies,  aber 
auch  sie  zeigen  die  Tendenz,  nach  Norden  hin  vorzudringen,  d.  h.  ins 
subtropische  Gebiet,  die  gleiche  Eigenschaft  macht  sich  bei  den  subtro- 
pischen Centralamerikanern  bemerkbar,  auch  sie  schieben  wieder  nach 
Norden,  bis  wir  in  Louisiana  eine  im  Norden  festsitzende  Art  vor  uns 
haben.  Allerdings  darf  man  dieser  Erscheinung  keinen  allzugroßen  Wert 
beilegen,  denn  Louisiana  liegt  eben  auch  noch  weit  südlich.  So  findet 
der  Übergang  nur  ganz  allmählich  statt  und  der  Einfluß  der  schmalen 
Länderbrücke,  welche  die  amerikanischen  Kontinente  verbindet,  macht 
sich  stark  bemerkbar.  Wir  dürfen  die  Gattung  Clinunesus  als  typischen 
Bewohner  der  tropischen  und  subtropischen  Region  auffassen.  Demgegen- 
über ist  aber  auch  auf  die  beiden  argentinischen  Arten  Rücksicht  zu 
nehmen.  Sie  passen  sich  aber  dem  Rahmen  des  Gattungscharakters  gut 
an,  denn  auch  sie  kommen  noch  in  Gebieten  vor,  die  denen  der  nördlich 
des  Äquators  lebenden  Arten  gleich  oder  doch  sehr  ähnlich  sind. 

Amerika  8  Arten  nördl.  subtropisch  3  Arten 

tropisch   5      „ 
südl.  subtropisch    2 

22.  Meringopalpus  Haged. 
fallax  Haged.  Venezuela 

Amerika  1  Art  nördl.  tropisch  1   Art 


176 

^.  a:/ 

eine: 

23.  Dendroctonus  Er. 

adjiinctiis  Bldfd. 

Guatemala 

borealis  Hopk. 

approxiinatus  Dietz 

Colorado 
Utah 
Arizona 
Neu-Mexico 

breviconiis  Lee. 

arizonicus  Hopk. 

Arizona 

Barben  Hopk. 

Arizona 
Neu-Mexico 
Colorado 
Utah 

convexifrons  Hopk. 

Texas 

pur aüeloc Ollis  Chap. 

Engelnianni  Hopk. 

Arizona 
Colorado 
Neu-Mexico 
Süd-Dakotah 

piceaperda  Hopk. 

1 

Utah 

ponderosae  Hopk. 

Wyoming 

frontalis  Zimm. 

Carolina 

Virginia 

Louisiana 

Arkansas 

Texas 

pseudotsugae  Hopk. 

Jeffreyi  Hopk. 

Californien 

mexicanus  Hopk. 

Mexico 

rnicans  Kugel 

Europa 

Sibirien 

punctatus  Lee. 

monticolae  Hopk. 

Californien 
Montana 

Oregon 

rufipennis  Kirby 

Washington 

Simplex  Lee. 

Wyoming 

miirrayanae  Hopk. 

Wyoming 
Colorado 

terebrans  Ol. 

obesus  Mannh. 

Oregon 

Washington 

Valens  Lee. 

Alaska 
Californien 
Montana 
Oregon 
Washington 
Idaho 
Arizona 
Colorado 
Neu-Mexico 
Utah 
Mexico 
Maine 
Michigan 
New-Hampshire 
Canada 
Arizona 
Colorado 
Californien 
Colorado 
Arizona 
Idaho 
Montana 
Oregon 
Utah 

Washington 
Virginia 
Pennsylvania 
New-York 
Michigan 
Canada 
Michigan 
Ver.  Staaten 
Ost-N.-Amer. 
Florida 
N. -Amerika 

Diese  Gattung  ist  eine  der  interessantesten ;  23  von  24  sind  auf 
Amerika  beschränkt,  nur  1  findet  sich  in  Europa  und  Asien  in  der  ge- 
waltigen Ausdehnung  von  Belgien  bis  zum  90°  östl.  Länge,  geht  nicht 
unter  den  50°  n.  Br.,  aber  hinauf  zu  64°  n.  Br. 

Die  U.  S.  Staaten  stellen  die  Heimat  der  meisten  Arten  dar,  wenige 
gehen  auch  südlicher  herunter  und  nur  eine  kommt  in  Guatemala  vor. 
Die  Verbreitungsgebiete   müssen   in   einer  so  großen   Gattung   natürlich 


Ipiden-Qenera  orbis  terraruin  177 

erheblich  ineinandergehen.  Es  ist  die  Gattung  Dendroctonus  aber  wie 
I<eine  andere  darauf  hin  untersucht,  (Hopkins  The  Genus  Dendroc- 
tonus) und  daher  wohl  am  Platze,  einige  nähere  Mitteilungen  darüber  zu 
machen. 

Norden-N. -Ost.  Bis  in  die  arktische  Region  dringt  borealis 
vor,  ist  überhaupt  ein  rein  nördliches  Tier,  Hauptverbreitungsbezirk  in 
Alaska,  südwestlich  in  das  britische  Nordamerika  reichend  und  nicht  unter 
55°  n.  Br.  herabgehend,  so  hoch  steigt  keine  andere  Art. 

NW.-SO.  D.  muirayanae.  In  gleicher  Richtung  liegt  der  Verbreitungs- 
bezirk dieser  Art,  aber  schon  ganz  erheblich  südlicher.  Die  Centren  liegen  in 
Wyoming  und  Colorado,  kommt  aber  sporadisch  bis  fast  an  die  Grenzen  Neu- 
Mexicos  vor,  geht  nördlich  durch  Montana  bis  ins  Britische.  Vergleichen  wir 
diese  Linien,  so  zeigt  sich,  daß  sie  genau  mit  dem  Felsengebirge  parallel  geht 
und  nachläßt,  wo  die  Erhebungen  geringer  werden.  Hier  tritt  klar  zu 
Tage,  daß  der  Verbreitungskreis  abhängt  einmal  von  den  Nahrungspflanzen, 
die  wohl  das  Gebirge  mehr  lieben  als  die  Ebene,  und  dann  der  Einfluß 
der  klimatischen  Verhältnisse. 

N.-O.  D.  Simplex.  Diese  in  gewaltiger  Ausdehnung  vorkommende  Art 
hat  ihre  größte  Verbreitung  in  Britisch  N. -Amerika.  Die  Verbreitungszentren 
in  U.  S.  Staaten  liegen  vor  allen  Dingen  im  Staate  Michigan  an  mehreren 
Stellen  und  diese  finden  sich  mit  einer  Ausnahme  in  nächster  Nähe  der 
großen  Seen.  In  deren  Umgebung  ist  das  Auftreten  auch  noch  am  dichtesten. 
Ein  weiteres  Zentrum  liegt  im  Staat  Maine,  ein  anderes  ganz  tief  südlicher 
in  West-Virginia.  In  den  Staaten  selbst  ist  Wiskonsin  ganz,  Minnesota 
zum  größten  Teil  und  Nord-Dakota  noch  etwas  besetzt  bis  zum  nördlichen 
West-Virginia  sind  alle  Staaten  eingenommen  und  wie  schon  gesagt,  das 
ganze  Britisch-Nord-Amerika  bis  nach  Labrador,  also  bis  zur  Baumgrenze 
Es  ist  also  ein  ausgesprochenes  Tier  des  Tieflandes. 

Mit  Simplex  untermischt,  aber  in  etwas  anderer  Verteilung  sehen 
wir  piceaperda.  Zwei  Hauptzentren  kommen  in  Frage,  das  erste  liegt 
wieder  an  manchen  Stellen  um  den  großen  „Oberen  See"  in  Minnesota 
und  Wiskonsin,  das  andere  in  Maine,  hier  ist  auch  die  dichteste  Verteilung. 
Nördlich  dürfte  sie  Simplex  kaum  nachstehen,  geht  aber  südlich  bis  Pennsyl- 
vania. Sowohl  die  Ebene  wie  das  Gebirge  werden  bewohnt,  und  die  An- 
passung an  3  Hauptnahrungspflanzen  macht  diese  Eigenschaft  möglich, 
selbst  wenn  unter  diesen  sich  ein  reiner  Gebirgsbewohner  finden  sollte. 
In  ganz  engen  Verbreitungsgrenzen  liegt  rufipennis.  Auch  hier  liegen  die 
Zentren  am  „Oberen  See"  in  Michigan;  überhaupt  erstreckt  sich  das 
Vorkommen  ausschUeßlich  auf  die  Landschaft  um  die  Seenplatte  fast  kreis- 
förmig in  engen  Grenzen  an  12  Längsgraden.  Es  ist  nur  eine  Nahrungs- 
pflanze angeführt,  die  Monophagie  bedingt  die  engen  Grenzen,  die  wohl 
von  der  Nahrungspflanze  sehr  abhängig  sein  müssen. 

Ein  andres  sehr  interessantes  Bild  gibt  punctatus.  Das  ist  die  öst- 
lichste  Art,   die   sich   von   Maine,   New-York  nach    Pennsylvania   zieht, 

5 


178  R.  Kleine: 

längs  des  nach  Norden  ziehenden  Aleghanygebirges  und  seiner  Ausläufer, 
aber  nach  der  H  o  p  k  i  n'schen  Karte  scheint  das  Gebirge  selbst  nicht  beliebt 
zu  sein,  sondern  im  wesentlichen  die  westlichen  Abhänge,  also  gemäßigte 
Bodenerhebungen.    Die  Verteilung  ist  ziemlich  gleichmäßig. 

N.-W.  Über  den  ganzen  NW.  bis  weit  nach  W  und  SW.  verbreitet 
ist  brevicoinis.  Die  Hauptzentren  liegen  in  Washington,  Oregon,  Montana, 
Idaho  und  Californien.  Es  ist  über  den  vertikalen  Verbreitungscharakter 
kein  ganz  klares  Bild  zu  erlangen.  In  der  Regel  sind  es  Bewohner  der 
höchsten  Gebirge.  In  Oregon,  vor  allem  aber  in  Idaho  sind  auch  höhere 
Flachlandsgebiete  angenommen.  In  Californien  ist  das  große  Tal  zwischen 
der  Sierra-Nevada  und  dem  Küstengebirge  nicht  besetzt.  Man  kann  also 
wohl  von  einem  Gebirgstier  sprechen. 

Eine  noch  schärfere  Ausprägung  der  vorstehend  aufgeführten  Ver- 
breitungselemente finden  wir  bei  monticolae.  Der  Name  besagt  eigentlich 
schon  alles.  So  finden  wir  denn  die  Verbreitungszentren  auch  nur  auf  den 
Hochgebirgen  des  Felsengebirges  der  Sierra-Nevada  und  des  Kaskaden- 
gebirges. Die  allgemeinere  Verbreitung  erstreckt  sich  von  Br.-N. -Amerika 
und  Washington  bis  Californien,  östlich  bis  Wyoming  und  da  auf  der  Sierra 
Nevada  die  stärkste  Besetzung  auf  der  Ostseite  liegt,  auch  bis  nach  Ne- 
braska. Wieweit  die  Nahrungspflanzen  hier  von  Einfluß  sind,  sei  dahin- 
gestellt, die  Verbreitungsbezirke  sind  so  charakteristisch  alpin,  daß  ich  in 
diesem  Falle  nicht  allein  den  Ausschlag  durch  sie  gegeben  sehen  möchte. 

N.W.-W.  Eng  an  die  pazifische  Küste  angelehnt,  in  der  alpinen 
und  montanen  Region  des  Kaskadengebirges  findet  sich  obesus,  in  seinen 
Hauptzentren.  Die  Gesamtverbreitung  erstreckt  sich  aber  in  gewaltiger 
Ausdehnung  über  ca.  20  Breitegrade  von  Alaska  bis  in  das  nördliche 
Californien  in  einem  ganzen  Gürtel.  Diese  eigentümliche  Verteilung  ist 
wohl  nur  unter  dem  Einfluß  der  Monophagie  zu  verstehen,  die  bei  obesus 
vorherrscht.  Vergleicht  man  den  Verlauf  der  geographischen  Verbreitung, 
so  finden  sich  auch  die  Orte  mit  weniger  dichter  Besiedelung  nur  im 
Zuge  der  Hochgebirge,  die  sich  an  der  pazifischen  Küste  entlang  ziehen, 
ein  so  charakteristisches  Verhältnis,  wie  es  bei  keiner  Art  wiederkehrt. 

NW.-W.-SWD.  Pseiidotsiigue.  In  dieser  Richtung  streichend  findet  sich 
nur  diese  eine  Art,  aber  wieder  in  so  charakteristischem  Gepräge,  daß  es 
lohnend  erscheint,  einen  Augenblick  dabei  zu  verweilen.  Das  Verbreitungs- 
gebiet umfaßt  auch  hier  wieder  20  Breitengrade,  verläuft  aber  durchaus  nicht 
eng  an  die  pazifischen  Gebirge  gelehnt,  sondern  erlangt  eine  Breite  von 
20  Längsgraden.  Die  am  stärksten  besetzten  Punkte  liegen  wieder  in  der 
alpinen  und  montanen  Region.  Deutlich  streichen  zwei  Linien  über  die 
großen  Gebirgszüge  Nordamerikas  hin.  An  der  Westküste  in  Britisch-N. 
Amerika  beginnend,  finden  sich  auf  dem  Kaskadengebirge  die  größten 
Zentren  in  Washington  und  Oregon,  um  dann  in  Californien  auf  der 
Sierra-Nevada  wieder  zu  erscheinen.  Der  zweite  Zug  geht  durch  Idaho 
und   Montana   auf  dem  Felsengebirge    entlang  durch  ganz  Colorado  hin- 


Ipiden-Genera  orbis  termnim  179 

durch  und  verläuft  sich  auf  dem  Hochplateau  Neu-Mexicos  allmählich. 
Zwischen  diesen  beiden  hohen  Gebirgszügen  liegt  ein  weiterer  eingelagert 
mit  etwas  geringen  Erhöhungen,  der  nur  an  einigen  Lokalitäten  in  Utah 
und  Neu-Mexiko  größere  Erhebungen  aufweist.  Diese  Erhebungen  sind 
der  Sitz  der  Verbreitungszentren,  so  daß  wir  die  Züge  durch  den  west- 
lichen bis  südwestlichen  Teil  deutlich  erkennen  können.  Mit  dem  Ab- 
flauen der  Erhöhungen  läßt  auch  die  Verbreitung  der  Art  nach  und  so 
sehen  wir  das  Hochplateau  Nevadas  und  das  Tiefland  Innerkaliforniens 
völlig  frei,  auf  den  Hochebenen  Nebraskas  und  Montanas  sich  nach  Osten 
zu  verlaufen. 

V/.  Rein  westlich  ist  Jeffreyi  und  auf  einem  ganz  engen  Verbreitungs- 
gebiete. Wie  alle  Arten  aus  dem  äußersten  Westen,  ist  auch  Jeffreyi 
ein  Bewohner  des  Hochgebirges.  Verbreitet  nur  in  Californien ;  mit  seiner 
Hauptmasse  im  Norden  auf  der  östlichen  Seite  der  Sierra-Nevada  und 
nur  im  äußersten  Süden,  wo  das  Californische  Tiefland  von  den  Berg- 
wällen umgeben  wird,  findet  sich  auch  ein  Zentrum  an  der  Westseite 
dieses  Gebirges.  Ganz  schwache,  sporadische  Ausstrahlungen  kommen  noch 
in  Nevada  und  Oregon  vor. 

Centrum  W.-S.  Zwei  Arten  finden  sich  in  diesem  Verbreitungs- 
gebiet die  fast  auf  den  gleichen  Lokalitäten  vorkommen  und  nur  geringe 
näher  zu  besprechende  Abweichungen  aufweisen.  Es  sind  dies  ponderosae 
und  engelinanni.  Die  Zentralpunkte  liegen  in  Colorado  auf  den  höchsten 
Erhöhungen  des  Felsengebirges  nach  Utah  hin  auf  das  Hochplateau  ausstrah- 
lend, nach  Osten  hingegen,  wo  das  Gebirge  steiler  abfällt,  auch  ohne  große 
Übergänge  verschwindend.  Auf  dem  Gebirgsrücken  von  Utah  aber  sind 
noch  einige  Zentren.  Diese  Besetzung  der  engelinanni- kxi  ist  bei  ponde- 
rosae noch  stärker,  daher  auch  in  Utah  ausgedehnter  und  über  das  ganze 
Gebirge  gehend.  Südlich  findet  dann  stärkere  Lokalisierung  in  Neu-Mexico 
statt,  in  der  Richtung  des  Gebirges.  Beide  Arten  haben  übrigens  auch 
in  Arizona  noch  Verbreitungszentren  und  strahlen  auf  dem  Hochgebirge 
weit  nach  Mexico  hin  aus,  während  ein  anderer  Seitenzweig  in  Neu- 
Mexico  stark  zur  Concentration  kommt  und  nach  Texas  bis  an  die  Grenzen 
der  Rio  Grande  del  Norte  ausstrahlt.  Die  Gebirgsnatur  dieser  Arten 
charakterisiert  sich  aber  vor  allem  dadurch,  daß  sich  in  Süd-Dakota  auf 
dem  bis  zu  2350  m  erhebenden  Gebirgskegel  beide  Arten  in  starker  Be- 
setzung sind,  ganz  lokal,  ohne  seitliche  Ausläufer  und  durch  das  Hoch- 
plateau mit  den  Coloradozentren  verbunden.  D.  ponderosae  hat  damit 
die  Nordgrenze  erreicht,  geht  aber  im  Westen  durch  Arizona  und  nur 
dessen  Tiefland  freilassend  durch  Californien  bis  an  den  Großen  Ozean. 
D.  engelnianni  läßt  die  Westausdehnung  und  steigt  noch  ganz  erheblich 
gegen  Norden,  bildet  im  Norden  Montanas  noch  ein  Zentrum  und  geht 
in  breiter  Ausdehnung,  Washingtons  streifend  und  fast  die  Hälfte  Dakotas 
einnehmend  nach  Britisch-N. -Amerika  wohl  30°  Breitengrade  bedeckend. 
Für  beide  Arten  kommen  auch  die  gleichen  wichtigsten  Nährpflanzen  in  Frage, 


180  R.  Kleine: 

deren  Verbreitung  also  auch  für  die  Käfer  nicht  ohne  Einfkiß  sein  wird. 
S.W.      Auf    den    südwestlichen    Teil    beschränken   sich   4   Arten. 
D.  Barben,  convexifrons.  arizonicus   und  approximatus.     Auch  hier  spielt 
das  Gebirge  wieder  eine  ganz  hervorragende  Rolle. 

1.  D.  barberi.  Verbreitungszentren:  Arizona,  Neu-Mexico,  Texas, 
Colorado,  Utah,  nördliches  Mexico.  Allgemeine  Verbreitung  über  diese 
ganzen  Staaten,  soweit  sie  noch  gebirgig  sind  daher  die  geringe  Aus- 
dehnungin Texas  und  das  Freibleiben  der  Niederung  in  Arizona,  südlich 
weite  Ausstrahlung  nach  Mexico. 

2.  D.  convexifrons.     Es  gilt  das  für  barberi  Gesagte. 

3.  D.  avizonicus.  Im  Großen  und  Ganzen  dasselbe  Ausdehnungsgebiet 
Hauptpunkt  aber  nur  in  Arizona. 

4.  D.  approximatus.  \m  Ganzen  dasselbe  Bild.  Aber  starkes  Zentrum 
in  Colorado. 

Die  fast  sich  wie  aufs  Haar  gleichenden  Verbreitungsgebiete  werden 
sofort  klar,  wenn  wir  die  Nahrungspflanzen  in  Betracht  ziehen ;  es  spielt 
dann  eigentlich  nur  Piniis  ponderosae  var.  scopulorum  eine  Rolle,  von  der 
alle  Arten  abhängen. 

5.  Drei  Arten  steigen  weit  nach  Süden  herunter  und  sind  auf 
verhältnismäßig  kleinen  Raum  verbreitet.  D.  mexicanus,  parallelocollis, 
adjunctus.  Die  Verbreitungszentren  der  ersten  Art  liegen  auf  den  Hoch- 
gebirgen Mexicos.  Dasselbe  gilt  von  der  zweiten  die  noch  engere  Grenzen 
hat;  adjunctus  aber  ist  in  Guatemala  zu  Hause  und  streicht  nur  wenig 
nach  Norden.  Die  Nahrungspflanzen  sind  für  die  ersten  Arten  gleich, 
von  adjunctus  nicht  bekannt.  Die  Umstände  lassen  aber  schließen,  daß 
ihr  Einfluß  auch  in  diesem  Falle  maßgeblich  ist. 

O.-SO.  D.  frontalis  und  trebrans  sind  zusammenzufassen  da  sich 
ihre  Verbreitungsgebiete  völlig  gleichen.  Das  Gebiet  geht  westlich  durch 
Texas,  Arkansas,  nördlich  durch  Illinois,  Ohio  nach  Pennsylvania  und 
streift  gegen  Nordost  bis  in  den  Staat  New-York.  Das  gilt  für  beide  Arten 
in  gleichem  Umfang.  Dabei  liegen  die  Verbreitungszentren  ganz  unab- 
hängig von  den  Bodenformationen  sowohl  im  Tieflande  Floridas  wie  auf 
den  Höhen  des  Aleghanygebirges.  Diese  Vielseitigkeit  ist  nur  zu  ver- 
verstehen, wenn  man  die  große  Zahl  der  Nahrungspflanzen  in  Rücksicht 
zieht,  andernfalls  ist  die  Anpassungsfähigkeit  aber  eine  ganz  enorme  und 
nur  die  noch  ausstehende  Art 

D.  Valens 
kann  sich  damit  messen.  Die  Ausdehnung  dieser  Art  ist  überhaupt  ohne 
Beispiel  für  einen  Ipiden.  Von  der  polaren  Region  Alaskas  erstreckt  sich 
das  Gebiet  bis  Guatemala  über  mindestens  50  Breitengrade.  Von  den 
Gestaden  des  steilen  Ozeans  bis  an  das  atlantische  Meer  über  fast  70 
Längsgrade.  Diese  ungeheure  Ausdehnung  zeigt  von  einer  ganz  hervor- 
ragenden Anpassung,  aber  auch  von  dem  Einfluß  der  vielen  bewohnten 
Nährpflanzen.     Die  Polyphagie   zeigt  sich  auch  hier  wieder  von  Nutzen 


Ipiden-Qenera  orbis  terrarutn 


181 


Die  inneren  Staaten  sind  durchweg  verschont,  die  West-  und  Ostseite 
aber  in  weiter  Ausdehnung  stark  besetzt,  nur  der  Südosten  ist  frei.  Nach 
Süden  streichen  die  Gebiete  über  das  Gebirge  Mexicos  auf  den  Gebirgs- 
ländern  bis  Guatemala  und  nur  die  Tiefländer,  so  die  Halbinsel  Yucatan 
freilassend.  Im  Norden  geht  die  Verbreitung  aber  ohne  Unterbrechung 
durch  das  ganze  kanadische  Tiefland,  von  einem  Ozean  zum  andern,  läuft 
in  Labrador  mit  der  Baumgrenze  und  dürfte  in  Alaska  nur  von  borealis 
übertroffen  werden;  im  Süden  aber  erreicht  sie  die  südlichste  Grenze,  die 
in  der  Gattung  Dendroctonus  überhaupt  vorkommt.  Auf  die  Angabe  der 
Verbreitungszentren  muß  ich  bei  dem  Umfang  der  Art  verzichten  und 
verweise  auf  die  Karte  von  Hopkins  1.  c.  p.  155. 


Europa      1  Art 
Asien         1     „ 
Amerika  23  Arten 


nördl.  palaearktisch  I  Art 

1  „ 

boreal               1  „ 

„      palaearktisch  19  Arten 

„      subtropisch        3  „ 


24.  Chortastus  Schauf. 


canierunus  Schauf. 
minimus  Haged. 
Sclienklingi  Haged. 
serrifer  Haged. 


West-Afrika 
Kamerun 
Kamerun 
Kamerun 


Zu  Chortastus  ist  wenig  hinzuzufügen;  die  Gattung  ist  zu  charak- 
eristisch,  um  einer  Erklärung  zu  bedürfen. 


Afrika  4  Arten 


nördl.  tropisch  4  Arten 


25.  Carphoborus  Eichh. 


bicristatus  Chap. 
bifurcus  Eichh. 
Bonnairei  Bris. 
Henscheli  Reitt. 
minimus  F. 


N. -Amerika 

N. -Amerika 

Algier 

Smyrna 

Mitteleuropa 

Oesterreich 


Perrisi  Chap. 
pini  Eichh. 

rossicus  Semen. 
Simplex  Lee. 


Corsica 

Südfrankreich 

Bosnien 

Jelabuga 

Californien 


Die  Gattung  Carphoborus  zwar  nur  gering  an  Artenzahl,  ist  den- 
noch über  ein  großes  Gebiet  verbreitet,  ohne  aber  irgendwie  ein  einheit- 
liches, harmonisches  Bild  zu  geben.  Am  besten  ist  noch  ein  Centrum  im 
Mediterrangebiet  erkennbar,  hier  sind  alle  anliegenden  Kontinente  beteiligt. 
Nur  minimus  F.  und  rossicus  Semen,  gehen  höher  ins  palaearktische  Gebiet. 
Über  die  amerikanischen  Arten  läßt  sich  wenig  sagen.  Sie  schließen  sich 
im  Großen  und  Ganzen  den  Europäern  an,  so  daß  man  Carplioborus  als 
eine  Gattung  der  nördlich  gemäßigten  Zone,  mit  Ausladung  in  die  ihnen 


182  R.  Kleine:    ' 

angrenzenden  wärmeren  Gegenden  bezeichnen  kann.  Die  mediterranen 
Arten  gelien  oft  durcheinander,  sind  also  keineswegs  auf  enge  Gebiete 
beschränkt. 

Europa      4  Arten  nördl.  palaearktisch  2  Arten 

mediterran  2 

Asien         1  Art  mediterran  1  Art 

Afrika        1    „  mediterran  I     „ 

Amerika    3  Arten  nördl.  palaearktisch  3  Arten 

26.  Kissophagus  Chap. 
hederae  Schmitt.  Mittel-Süd  Europa 

Transkaspien  (?) 
Novaki  Reitt,  Zara,  Dalmat. 

Südfrankreich 
Dep.  d.  Landes 
Transkaspien  (?) 
fasciatus  Haged.  Deutsch.-Ost-Afrika 

Obwohl  wir  nur  3  Arten  dieser  Gattung  kennen,  so  ist  ihr  Vor- 
kommen doch  nicht  ohne  Interesse.  Ehe  fasciatus  Haged.  aufgefunden 
wurde,  lagen  die  Fundorte  in  einem  recht  gut  umschriebenen  Verbreitungs- 
gebiet; die  neue  Art  aus  Deutsch-Ost-Afrika  hat  uns  aber  belehrt,  daß 
wir  aller  Wahrscheinlichkeit  nach,  überhaupt  nur  erst  einen  kleinen  Bruch- 
teil der  wirklich  existierenden  Arten  kennen.  Die  beiden  länger  bekannten 
Gattungsvertreter  sind  in  ihrer  Verbreitung  auch  einigermaßen  gut  bekannt_ 
Was  beide  in  gleicher  Weise  auszeichnet,  ist  einmal  das  immerhin  weite, 
für  das  zweite  aber  sporadische  Auftreten.  Ich  halte  dafür,  daß  hier  die 
Nährpflanzen  maßgebend  sind;  wenigstens  ist  das  für  hederae  Schmitt 
ganz  sicher.  Das  Vordringen  dieser  Art  nach  Transkaspien  ist  in  letzter 
Zeit  stark  angezweifelt  worden ;  es  liegt  vielleicht  eine  Verwechslung  mit 
novaki  Reitt.  vor.  Das  ist  auch  um  so  wahrscheinlicher,  als  diese  Art 
auf  der  mediterranen  Linie  sich  bewegt  und  demnach  mit  dem  trans- 
kaspischen Fundplatz  besser  in  Einklang  zu  bringen  wäre. 

Europa  2  Arten  nördl.  palaearktisch  1  Art 


mediterran 

1     „ 

Afrika     1  Art 

nördl.  tropisch 

1     „ 

27.  Hyle 

chinus  Chap. 

auceps  Haged.             Ostpreußen 

pilosus  Knoch. 

Nord-  und 

irrasus  Bldfd.               Panama 

Mittel-Europa 

fuliginosus  Bldfd.         Panama 

scabiosus  Bldfd. 

Panama 

mannomtus  Bldfd.       Guatemala 

tessellatus  Bldfd. 

Guatemala 

nigrosetosus  Haged.     Argentinien 

Die  Gattung  Xylechinus  ist  immerhin  merkwürdig,  trotz  der  geringen 
Zahl  ihrer  Artgenossen.  Die  Hauptmasse  ist  ja  auf  Amerika  beschränkt, 
eben   deshalb   muß  die   1    europäische  Art  aber  recht  überraschen.     Es 


Ipiden-Qenem  orbis  terranim 


183 


dürfte  m.  E.  X.  pilosiis  Knoch.  vielleicht  ein  Relikt  sein  nnd  ich  möchte 
meine  Ansicht  damit  begründen,  daß  im  baltischen  Bernstein  eine  Art 
anceps  Haged.  fossil  gefunden  worden  ist.  Wahrscheinlich  war  im  Dilu- 
vium die  Zahl  der  Xylechi/ius-Arten  in  Europa  größer.  Aber  auch  nach 
einer  anderen  Seite  hin  ist  die  Gattung  bemerkenswert:  nach  der  Art  und 
Weise  der  Zonenverteilung.  Die  europäische  Art  geht  bis  ins  arktische 
Gebiet  (Lappland),  südlich  aber  nicht  über  das  Palaearkticum  im  engeren 
Sinne  hinaus,  es  ist  also  zweifellos  eine  Art  nördlicher  Provenienz.  Die 
Amerikaner  meiden  aber  dieses  Zonengebiet  völlig  und  erreichen  in  Central- 
Amerika  bereits  die  Nordgrenze.  Die  schmale  Länderbrücke  beheimatet 
überhaupt  soviel  Arten,  daß  wir  ähnliche  Lebensverhältnisse  auch  für  die 
heute  nur  noch  fossil  in  Europa  vorkommenden  Vertreter  annehmen  dürften. 
Die  eiszeitlichen  Perioden,  die  veränderten  Klimaverhältnisse  in  den  Inter- 
glazialzeiten  und  die  heute  nur  noch  hypothetisch  zu  erklärenden  Ver- 
schiebungen in  den  Verbreitungsgebieten  der  Tierwelt,  die  damals  stattge- 
funden haben,  lassen  eine  solche  Vermutung  wohl  zu.  Wie  sich  auch 
sonst  unter  den  Organismen  manche  den  veränderten  Lebensbedingungen 
angepaßt  haben,  so  glaube  ich,  hat  sich  auch  pilosus  Knoch.  in  die  jüngste 
Zeit  der  Erdentvvicklung  herrübergerettet  als  Rest  einer  einstigen  größeren 
Vertreterzahl. 


El 

iropa       1  Art 

nördl.  boreal 

1  Art 

„      palaearktisch   1     „ 

At 

nerika    6  Arten 

tropisch 

5  Arten 

südl.    subtropisch 

1  Art 

28.  Phloesinus  Cap. 

annatus  Reitt. 

Syrien 

Lewisü  Chap. 

Japan 

Baunianni  Hopk. 

Mexico 

mimitiis  Bldfd. 

Japan 

Aubei  Perris 

Süd-Europa 

perlatiis  Chap. 

Japan 

Araxes 

pule  he  Uns  Bldfd. 

Japan 

Brunni  Haged. 

Ostpreußen 

punetatiis  Lee. 

N.-Amerika 

cedri  Bris. 

Algier 

regimontaniis  Haged, 

.  Ostpreußen 

concinnulus  Walk. 

Ceylon 

Relii  Haged. 

Ostpreußen 

coronatus  Chap. 

Yucatan 

rudis  Bldfd. 

Japan 

Mexico 

Californien 

cribratus  Bldfd. 

Sumatra 

sequoicie  Hopk. 

Washington 

cristatus  Lee. 

Californien 

seriatiis  Bldfd. 

Japan 

cupressi  Hopk. 

Californien 

squalidens  Scudd. 

Ontario 

dentatus  Say 

Canada 

squamulatus  Chap. 

Himalaya 

U.  S.  Amer. 

tacubayae  Hopk. 

Mexico 

detersus  Chap. 

Ceylon 

tliujae  Perr. 

Mittel-Europa 

diibiiis  Bldfd. 

Japan 

transcaspieus  Sem. 

Kopet-Dagh 

major  Stebb. 

Assam 

tureestanicus  Sem. 

Bukhara 

minor  Stebb. 

„ 

variegatus  Chap. 

Chile 

Henschi  Reitt. 

Herzegowina 

vilis  Bldfd. 

Sumatra 

184  R.  Kleine: 

Die  Gattung  Phloesinus  zeichnet  sich  wieder  dadurch  aus,  daß  sie 
4  fossile  Arten  aufweist  und  daß  die  Arten  nicht  alle  auf  einer  Lokahtät 
zusammentreffen.  Der  baltische  Bernstein,  der  uns  schon  viele  Ipiden 
geschenkt  hat,  hat  uns  auch  3  Vertreter  dieser  Gattung  konserviert.  Die 
4  Art  ist  in  Canada  gefunden,  also  was  die  Verbreitung  nach  Norden 
anbelangt,  ungefähr  auf  dem  gleichen  Breitengrade.  Im  übrigen  bietet 
die  Gattung  aber  kein  abgeschlossenes  Bild,  nichts  was  auf  völlige  har- 
monische Einheitlichkeit  schließen  ließe.  Gewiß  ist  auch  auf  kleineren 
Gebieten  ein  stärkeres  Auftreten  in  der  Artenzahl  zu  konstatieren,  aber 
weitentfernt,  um  sich  über  die  Art  des  Gattungscharakters  ein  klares  Bild 
machen  zu  können. 

Das  palaearktische  Gebiet  ist  in  Europa  sehr  spärlich  besetzt,  eigent- 
lich nur  mit  P/?. /"/zw/a^  Perr.  Die  Art  erreicht  auch  von  allen  Europäern  die 
weiteste  Verbreitung.  Mehr  mediterranen  Charakters  ist  Aubei  Perr.,  die 
noch  bis  Kleinasien  geht  und  sich  mit  tliujae  Perr.  nur  an  wenigen  Stellen 
vermischt.  Im  Mediterrangebiet  lebt  auch  Pli.  Iienschi  Reitt.,  aber  nur  auf 
dem  kleineren  Verbreitungsgebiet  der  Herzegowina. 

Reichlicher  als  Europa  ist  schon  Asien  bedacht.  Japan  besitzt 
allein  7  Arten,  die  zwar  noch  in  der  palaearktischen  Region  liegen,  aber 
doch  einen  so  stark  südlichen  Einschlag  haben,  daß  wir  sie  mit  unseren 
Mittelmeerbewohnern  gleichstellen  können.  Das  Mittelmeergebiet  führt 
uns  überhaupt  in  Ph.  armatus  Reitt.  aus  Syrien  einen  spezifischen  Vertreter 
vor,  so  daß  auch  in  Asien  die  nördlich  palaearktischen  Gegenden  nicht 
beliebt  sind,  ja  noch  mehr.  Es  sind  mehrere  Arten  rein  tropischen 
Charakters,  so  concinnulus  Walk,  von  Ceylon,  squanmlatus  Chap.  etwas 
höher  vom  Himalaya,  vor  allem  aber  die  beiden  äquatorialen  Spezies  aus 
Sumatra.  Auch  die  sonst  so  schwach  besetzten  Gegenden  am  kaspischen 
Meer,  mit  unserem  Mittelmeergebiet  auf  gleicher  Höhe  liegend,  führen  uns 
2  Arten  auf.  Also  in  Asien  gleichfalls  Bevorzugung  der  gemäßigt  warmen 
bis  tropischen  Zone. 

Der  afrikanische  Besatz  ist  nur  recht  spärlich  und  beschränkt  sich 
ausschließlich  auf  eine  Art  aus  Algier.  Bisher  noch  nicht  bestätigten 
Gerüchten  nach,  soll  sie  auch  auf  dem  Libanon  gefunden  sein. 

Stärker  besetzt  ist  Amerika.  Über  punctatus  Lee.  läßt  sich  nichts 
Genaueres  sagen,  nur  eine  Art  ist  aus  ziemlicher  Höhe  angegeben,  das 
ist  seriatiis  Bldfd.  aus  Washington.  Hier  haben  wir  es  wie  mit  tliujae  Perr. 
in  Europa,  mit  einem  weit  vorgeschobenen  Posten  zu  tun,  der  nicht  erst 
später  ins  Gebiet  eingerückt  ist,  sondern  sich  dortselbst  gehalten  hat.  Daß 
wir  selbst  in  Canada  noch  eine  Art  finden,  darf  nicht  sehr  überraschen; 
das  sind  eben  Ausnahmen.  (Fossile  Art  bei  Ontario).  Die  eigentliche 
Maße  treffen  wir  doch  erst  in  Californien,  d.  h.  mit  Zunahme  der  wärmeren 
Klimaten.  Wir  sehen  die  Gattung  über  Yucatan  und  Mexico  weiter  nach 
dem  Süden  gehen,  die  Tropen  überspringen,  um  dann  in  Chile  auf  einmal 


Ipiden-Qenera  orbis  t  er  rar  um 


185 


zu   erscheinen.     Australien   ist   nicht  vertreten. 
Verbreitungsgebiete  ist  demnach  folgende: 


Die  Verteilung  auf  die 


Europa     3  Arten 

nördl.  palaearktisch   1   Art 
mediterran                  2  Arten 

Asien      17 

nördl.  palaearktisch  7 
mediterran                 3 

Afrika       1  Art 

nördl.  subtropisch     I 
tropisch           4 
äquatorial                  2 
mediterran                  1  Art 

Amerika  9  Arten 
liegen  also  im  Palaearktikuni  13 

nördl.  palaearktisch  5  Arten 
subtropisch      3      „ 
tropisch            3 

südl.  subtropisch        1  Art 
Arten. 

mediterran  sind 

6  Arten 

subtropisch 
tropisch 
äquatorial 
Im  Großen  und  Ganzen   liegt 

5      „ 
7      » 
2      „ 
die  Gattung   also   doch   in   dei 

mäßigten  Zone,  wobei  allerdings  zu  beachten  ist,  daß  auch  hier  der  absolut 
wärmere  Teil  stark  bevorzugt  wird.  Palaearktisch  im  strengsten  Sinne 
möchte  ich  nur  4  rechnen,  denn  die  japanischen  Arten  drücken  die  Zahl 
sehr  hoch  hinauf  und  sind  doch  von  ganz  anderen  Gesichtspunkten  aus 
zu  beurteilen.     1 1  Arten  sind  insular,  größtenteils  auf  Gestadeinseln. 

29.  Dacryostactus  Schauf. 
kolbei  Schauf.  Süd-Afrika 

Afrika  1  Art  südl.  subtropisch  1  Art 


30.  Liparth 

rum  Woll. 

Ärnoldi  Semen. 

Tiflis 

St.  Georgi  Knot. 

Griechenland 

artemisiae  Woll. 

Madera 

Dalmatien 

Bartschi  Müll. 

Wien 

Kaukasus 

bicauclatum  Woll. 

Gomera 

Krim. 

bituberculatuin  Woll. 

Madera 

inarmatum  Woll. 

Teneriffa 

Colchicum  Semen. 

Kaukasus 

Loweanuui  Woll. 

Hesperiden 

corsicum  Eichh. 

Corsica 

Lowei  Woll. 

Teneriffa 

curtum  Woll. 

Madera 

mandibulae  Woll. 

Madera 

Teneriffa 

mori  Aub6 

Corsica 

genistae  Aube 

Süd-Frankr. 

Süd-Frankr. 

Italien 

Italien 

Pyrenäen 

Dalmatien 

Corsica 

nigrescens  Woll. 

Teneriffa 

186  R.  Kleine: 

Lipartliniiii  ist  eine  merkwürdige  Gattung  schon  durch  die  ver- 
schiedenen Nahrungspflanzen  auf  denen  die  Arten  vorlcommen.  Es  wäre 
anzunehmen,  daß  infolge  solch  weitgehender  Anpassung  sich  auch  das 
Verbreitungsgebiet  sehr  weit  erstrecken  müsse.  Das  ist  aber  durchaus 
nicht  der  Fall;  das  Gebiet  ist  vielmehr  eng  umschrieben.  Zunächst  sind 
das  die  Azoren,  Canaren  und  Madera,  die  allein  9  von  16  Arten  besitzen. 
Es  ist  also  eine  ähnliche,  nur  noch  nicht  so  ganz  ausgeprägte  Erscheinung, 
wie  wir  sie  noch  bei  Aphanarthnim  WoU.  werden  kennen  lernen,  5  sind 
europäisch  und  1  Art  lebt  auf  asiatischem  Boden  auch  an  den  Grenzen 
Europas.  Die  Verbreitungsgebiete  sind  meist  sehr  klein,  wenige  Arten 
dehnen  sich  aber  auch  mit  ganz  sporadischen  Standorten  weiter  aus. 
Am  weitesten  nach  Norden  dringt  L.  Bartschi  Müll,  vor,  nämlich 
bis  nach  Böhmen,  damit  ist  der  einzige  bisher  bekannt  gewordene  Fund- 
ort: Prater  zu  Wien,  um  einen  weiteren  vermehrt  und  der  Beleg  einer 
sicheren  Art  erbracht.  Die  anderen  Europäer  bleiben  im  Mittelmeergebiet. 
genistae  Aube  mehr  westlich,  corsicuin  Eichh.  auf  kleinerem  Räume,  niori 
Aube  schon  weit  nach  Osten  vordringend  um  dann  wieder  durch  St. 
Qeorgi  abgelöst  zu  werden.    Dem  Kaukasus  ist  1  Art  eigen. 

Asien  ist  mit  nur  1  Art  aus  Tiflis  vertreten,  auch  hart  an  der  Grenze 
des  kaukasisch-russischen  Gebietes  und  organisch  auch  damit  zusammen- 
hängend.    Charakter  der  Verbreitungszone  wie  in  Europa. 

Afrika  umfaßt,  wie  schon  am  Eingang  gesagt,  die  meisten  Arten. 
Alle  sind  auf  den  vorgelagerten  Inseln  zu  finden  und  es  ist  ein  sehr  be- 
achtenswerter Zustand,  daß  keine  Art  die  auf  diesen  Gestadeinseln 
vorkommt,  sich  auch  auf  dem  Festlande  wiederfindet.  Die  oft  aufgestellte 
Behauptung,  daß  Gestadeinseln  sich  faunistisch  wenig  vom  Festland  unter- 
scheiden, trifft  für  die  Ipiden  nur  in  sehr  beschränktem  Maße  zu.  Übrigens 
lieben  alle  Gattungsgenossen  mehr  oder  weniger  das  Gebirgsland,  im 
eigentlichen  Flachlande  kommt  keine  vor.  12  Arten  sind  insular,  finden 
sich  nur  3  auf  dem  Festlande,  eine  auf  beiden. 

Europa  7  Arten  nördl.  palaearktisch     1  Art 

mediterran  6  Arten 

Afrika    9  Arten  mediterran  9  Arten 

Grundcharakter  der  Gattung  also :  Verbreitung  im  Mittelmeergebiet, 
Vorliebe  für  Höhenlage  und  kleiner  Umfang  der  Wohngebiete. 

31.  Hypoborus   Er. 

cinereo-testaceus  Motsch.  Ceylon 

dorsalis  Motsch.  Ceylon 

ficiis  Er.  Süd-Europa 

Nord-Afrika 

Syrien 
nebulosus  Motsch.  Ostindien 


Ipiden-Oenera  orbis  tenamm  187 

Die  kleine  Gattung  ist  fast  rein  tropischen  Charal^ters.  Die  euro- 
päische Art  ist  so  recht  eigentlich  ein  Außenseiter,  der  aber  über  das 
Mediterrangebiet  auch  nicht  hinausgeht,  also  den  Grundcharakter  doch 
bewahrt  hat.  Die  restlichen  drei  Arten  sind  in  gutem  Anschluß.  Es 
ist  wertvoll,  daß  nicht  nur  das  dem  Ostindischen  Continent  vorgelagerte 
Ceylon  mehr  Vertreter  besitzt,  sondern  daß  sich  auch  auf  dem  Festlande 
selbst  wenn  auch  nur  1  Art  findet.  Das  ist  für  die  Stammesgeschichte 
sicher  von  Bedeutung, 

Europa  1  Art  mediterran  1  Art 

Asien      4  Arten  mediterran  1  Art 

nördl.  tropisch     3  Arten 
Afrika     1  Art  mediterran  1  Art 

Grundcharakter  also  tropisch ;  Beschränkung  auf  engem  Gebiet. 

32.  Styracopterus  Bldfd. 

murex  Bldfd.  Bechuanaland,  Südafrika 

Afrika  1  Art  südl.  tropisch  1  Art 

33,  Lissociastus  Schauf. 
pimeloides  Schauf.  Kamerun 

Afrika  1  Art  nördl.  tropisch  1  Art 

33  a.  Peronophorus  Strohm. 
brevicollis  Strohm.  Usambara 

Afrika  1  Art  südl.  tropisch 

Die  3  Genera,  von  denen  Peronophorus  Strohm.  erst  in  jüngster 
Zeit  beschrieben  ist,  gehören  nicht  nur  systematisch,  sondern  wie  die 
Fundorte  zeigen,  auch  geographisch  zusammen  und  zeigen  keine  Anklänge 
an  andere  Genera  dieser  Gruppe.  Es  wäre  also  nur  anzunehmen,  daß 
sie  aus  einer  großen  weitverbreitet  gewesenen  Verwandtschaftsgruppe 
entstanden  sind,  über  deren  Zentrum  wir  uns,  schon  durch  den  Mangel 
an  Arten,  keinen  rechten  Begriff  machen  können.  Es  ist  wichtig,  daß 
Systematik  und  Zoogeographen    zu  übereinstimmendem  Schluß  kommen. 

34.  Aricerus  Bldfd. 

Chapuisi  Bldfd.  Australien,  N.  S.  Wales 

Eichhoffi  Bldfd.  N.  S.  Wales 

Australien  2  Arten        südl.  subtropisch  —  palearktisch. 

Was  über  die  Verbreitung  der  vorigen  Gattungen  von  Afrika  gesagt 
ist,  gilt  auch  hier  für  Australien.  Aber  der  Verbreitungskreis  ist  kleiner 
und  es  fehlt  die  Hinneigung  nach  einer  anderen  Gattung. 

35.  Eulytocerus  Bldfd. 

Championi  [s)  Bldfd.  Panama 

Amerika  1  Art  nördl.  tropisch  1  Art 


R.  Kleine. 


36.  Dryotomus  Chap. 
piibenilus  Chap.  Cayenne. 

Amerika  1  Art  nördl.  tropisch  1 

37.  Phloeotribus  Latr. 


Art 


ainericanus  Deg. 
armatus  Bldfd. 
asperatus  Bldfd. 
biguttatus  Bldfd. 
caucasiiis  Reitt. 

collaris  Chap. 
contractus  Chap. 
demessus  Bldfd. 
discrepans  Bldfd. 
frontalis  Ol. 
fuscipennis  Chap. 
liniinaris  Harris 
niexicanus  Lacord 
niibilus  Bldfd. 
obesus  Kirsch. 


piceae  Swaine 
puberulus  Lee. 
puncticollis  Chap. 
/'üf//5  Eichh. 
sc  ab  rat  US  Bldfd. 


Canada 
Colorado 
Brasilien 
Brasilien 
Cayenne 
Centr.-Amer. 
scw/'aößw/rf^Ä  Bernard.  Süd-Europa 


setulosus  Eichh. 


Sclioenbaclii  Kirsch. 
sodalis  Bldfd. 
subovatns  Bldfd. 
subquadratus  Motsch 
sulcifrons  Chap. 
transversus  Chap. 
villosulus  Lacord. 


Guatemala 

Columbia 

Panama 

Bogota 

Centr.-Amer. 

Centr.-Amer. 

Ceylon 
Neu-Granada 
Columbia 
Cayenne 
liegen. 


N.-Amerika 
Centr.-Amer. 
Centr.-Amer. 
Centr.-Amer. 
Kaukasus 
Rußland 
Neu-Granada 
Brasilien 
Centr.-Amer. 
Centr.-Amer. 
Ver.-St.-Amer. 
Caffraria 
Ver.-St.-Amer. 
Mexico 
Centr.-Amer. 
Peru 
obliquus  Chap.  Mexico  Neu-Granada 

Europa  2  Arten,  welche  beide  im  Mediterrangebiet 
Asien  1  Art,  ganz  sporadisch  auf  Ceylon. 
Afrika  1  Art  in  Südafrika. 

Amerika  26  Arten  auf  dem  ganzen  Kontinent  verteilt.  Das  Vor- 
kommen im  nördlichen  Amerika  dürfte  allerdings  sehr  beschränkt  sein, 
in  neuerer  Zeit  ist  piceae  in  Canada  bekannt  geworden.  Damit  kennen 
wir  den  höchsten  beglaubigten  Fundort,  der  auch  den  europäischen,  was 
Vordringen  gegen  Norden  anlangt,  übertrifft.  Aber  gleich  wie  die  im 
Mediterrangebiet  lebenden  Arten  die  letzten  nach  Norden  vorgeschobenen 
Posten  darstellen,  so  ist  es  auch  hier.  Es  sind  nur  5,  die  in  Frage  kom- 
men, während  21  diese  hohen  Gebiete  meiden. 

In  Central-Amerika  wird  die  Zahl  aber  schnell  größer,  ja  hier  liegt 
überhaupt  die  Hauptmasse.  Namentlich  die  von  Blandford  beschriebenen 
Arten  finden  sich  alle  auf  der  schmalen  Brücke,  die  Nord-  und  Südamerika 
verbindet.  Weiter  nach  dem  Äquator  zu  noch  auf  der  Nordseite  desselben 
hält  sich  die  Zahl,  um  aber  dann  jenseits  des  Äquators  innerhalb  der 
heißen  Zone  abzufallen. 

So  ist  Phloeotribus  so  recht  eine  Gattung  der  Tropen  Amerikas 
und  das  Bild  wäre  einheitlich  und  schön  abgerundet,  wenn  wir  die  außer- 
amerikanischen Arten  nicht  dazwischen  fänden.  Ziehen  wir  zwischen  den 
Sporadismen  eine  Linie,  so  muß  man  sagen,  daß  sich  unsere  mediterranen 
Arten   mit  Amerikanern   aus  dem  nördlichen  Verbreitungsbezirk  auf  eine 


Ipiden-Genera  orbis  t  er  nimm  189 

Linie  bewegen.  Die  Ausstrahlung  nach  Norden  hat  also  schon  stattge- 
funden, als  die  Verteilung  von  Land  und  Wasser  noch  wesentlich  anders 
war.  Vielleicht  haben  auch  in  Asien  früher  ausgedehnte  Verbreitungs- 
bezirke bestanden.  Die  Hauptmasse,  die  sich  heute  auf  dem  äquatorialen 
Teil  Amerikas  findet,  hat  zwar  auf  dem  afrikanischen  Kontinent  keine 
Analogon.  Aber  wenn  wir  bedenken,  daß  die  so  nahe  verwandten  Genera 
wie  sie  Styracopterus  Bldfd.,  Lissoclastus  Schauf.  und  Pewnopliorus  Strohm. 
sind,  diese  Gebiete,  allerdings  nur  erst  in  wenig  bekannt  gewordenen 
Arten,  okkupieren,  endlich  aber  bedenken,  daß  in  Südafrika  noch  eine 
Art  vorkommt,  so  dürfen  wir  wohl  vermuten,  daß  hier  noch  eine  recht 
nahe  Verwandtschaft  besteht. 

Die  Verbindungslinie  ist  ja  auch  in  Afrika  noch  garnicht  völlig 
unterbrochen;  in  Ceylon  tritt  noch  einmal  ein  Vertreter  auf  und  mahnt 
uns  daran,  zu  bedenken,  daß  bis  mindestens  hierher  ein  Vorstoß  stattge- 
funden hat.  Wahrscheinlich  war  aber  die  Ausbreitung  nach  Osten  er- 
heblich größer,  aber  gerade  die  Ländermassen  um  den  Äquator  geben 
uns  keinen  Aufschluß,  es  müßte  denn  sein,  daß  auch  die  Sundainseln  noch 
einige  Arten  beherbergen.  So  sind  es  gerade  die  sporadischen  Arten,  die 
neue  Probleme  aufwerfen  und  zum  weiteren  Forschen  anregen. 

mediterran  2  Arten 

nördl.  tropisch  1  Art 

südl.  subtropisch       1  Art 
nördl.  palaearktisch  5  Arten 
subtropisch      1      „ 
„  tropisch    16      „ 

äquatorial  3      „ 

südl.  tropisch  1  Art 

Also  heute  ausgesprochen  amerikanische  Gattung  mit  überwiegend 
tropischen  Charakter  und  sehr  geringer  Zahl  an  Inselbewohnern. 

38.  Phloeophthorus  Woll. 
a.  {Pliloeophth.  i.  sp.) 


Europa 

2  Arten 

Asien 

1  Art 

Afrika 

1  Art 

Amerika 

26  Arten 

Abeillei  Guill. 

Corsica 

V.  Mayeti  Guill. 

Oran 

brevicolUs  Kol. 

Kaukasus 

V.  pubifrons  Guill. 

Algier 

cristatus  Fauv. 

Algier 

V.  Sharpi  Guill. 

Algier 

V.  corsicus  Guill. 

Frankreich 

maroccanus  Guill. 

Tanger 

Corsica 

nioriperda  Hopk. 

Mexico 

v.  helveticus  Guill. 

Schweiz 

rliododactylus  Marsh. 

Mittel-Europa 

V.  lineigera  Guill.- 

Dalmatien 

Vinogradowi  Semen. 

Transkaukas. 

Hagedorn  hat  im  Catal.  Ipid.  Phloeophthorus  und  Phtorophloeus 
mit  einander  vereinigt.  Wie  weit  das  morphologisch  richtig  ist,  kann 
natürlich  nur  der  Systematiker  entscheiden,  die  Verbreitungsgrenzen  liegen 
so  ineinander,  daß  sich  die  Zusammenfassung  nach  dieser  Seite  hin  wohl 
rechtfertigen  ließe.    Die  Gattung  ist  eigentlich  für  das  Mediterrangebiet 


190  R.  Kleine: 

typisch,  denn  nur  rliododactyliis  Marsch,  geht  weiter  nach  Norden,  aber 
auch  nicht  über  die  Grenzen  des  baltischen  Meeres  hinaus.  Auffallend  ist  aber 
die  starke  Neigung  zur  Varietätenbildung,  wie  wir  sie  bei  cristatus  Fauv. 
sehen.  Störend  wirkt  hier  nur  die  tnexicanische  Art;  und  doch  regt  sie 
an.  Wie  haben  wir  uns  die  Verteilung  in  früheren  Erdepochen  zu  denken, 
wie  mag  das  Verhältnis  zwischen  Phloeotribus  und  Phloeophthorus  ge- 
wesen sein.  Entweder  es  hat  eine  sehr  merkwürdige  Separierung  statt- 
gefunden, ein  Vorgang,  den  man  sich  nicht  recht  vorstellen  kann  oder 
es  sind  die  verschiedenen  Arten  derselben  Gattung  in  einer  Weise  diffe- 
rnnziert,  daß  wir  heute  keinen  klaren  Zusammenhang  mehr  feststellen 
können.  Auch  nach  dieser  Seite  hin  gibt  die  varietätenfreudige  Pli.  cris- 
tatus Fauv.  zu  denken. 

b.  Plitliorophloeus  Rey. 


1 


spinulosus  Rey. 

Mittel-Europa 

Europa        5  Arten 

nördl.  palaearktisch  1 

Art 

mediterran                 4 

Arten 

Asien           1  Art 

mediterran                 1 

Art 

Afrika          2  Arten 

mediterran                 2 

Arten 

Amerika       1  Art 

nördl.  subtropisch      1 

Art 

39.  Acranthus  Broun. 

mundulus  Broun.  Neu-Seeland 

Australien  1  Art  südl.  subtropisch 

40.  Dendrotrupes  Broun. 

costiceps  Broun  Neu-Seeland 

vestitus  Broun.  Neu-Seeland 

Australien  2  Arten        südl.  palaearkttisch  2  Arten 
Vielleicht  auch   in   einiger  Verwandtschaft  mit  den  Aricerus-kritn 
und  durch  die  räumliche  Trennung  abgeändert,  jedenfalls  gibt  die  nächste 
Lage  beider  Gattungen  zu  Vergleichen  Veranlassung. 
41.  Problechilus  Eichh. 
consociiis  Bldfd.  Guatemala 

minor  Bldfd.  Guatemala 

Reitteri  Eichh.  Guatemala 

zonatus  Eichh.  Mexico 

Columbia 
Zu  dieser  fest  umschriebenen  Gattung  ist  wenig  hinzuzufügen. 
Amerika  4  Arten  nördl.  subtropisch  1  Art 

„  tropisch  4  Arten 

Die  Gruppe  der  Hylesininae  umfaßt  41  Genera  mit  264  Species. 
Auf  die  einzelnen  Erdteile  ohne  Ansehen  der  Zonen  verteilt,  ergibt  sich 
folgendes  Bild: 

Europa  Asien  Afrika  Amerika  Australien 

Gattungen  17  17  21  21  7 

Arten  53  61  29  127  11 


Ipiden-Qenera  orbis  terninim.  191 

15  Arten  kommen  in  mehr  als  einem  Erdteil  vor;  von  den  41 
Gattungen  16,  d.  h.  alle  größeren.  Amerika  beherbergt  also  bald  soviel 
Hylesiniden  als  der  ganze  andere  Teil  des  Erdkreises  zusammen ;  dabei 
entfällt  auf  Süd-  und  Mittelamerika  der  größte  Anteil,  nämlich  über  70. 
Die  europäischen  Arten  sind  z.  T.  auch  über  das  sibirische  Waldgebiet 
verbreitet,  während  eine  zweite,  größere  Reihe  dem  Mediterrangebiet  an- 
gehören und  damit  die  europäische  Fauna  stark  bereichern.  Die  asiatischen 
Arten  verteilen  sich  ziemlich  gleichmäßig;  die  Wüstenflächen  spielen  im 
Vorder-  und  Centralasien  eine  bedeutende  Rolle  und  da  der  Orient  ohne- 
hin wenig  Waldbestand  hat,  so  fallen  große  Gebiete  aus,  die  sonst  viel- 
leicht eine  Fundgrube  neuer  Ipiden  -  Species  darstellen  würden.  Die 
afrikanischen  Arten  sind  vor  allen  Dingen  durch  das  nordwestliche  Insel- 
gebiet: Madera,  Azoren,  Canaren  sehr  reich.  Australien  stellt  den  Haupt- 
kontinent von  Neu-Seeland. 

Betrachten  wir  nur  die  Verteilung  auf  die  einzelnen  Zonen: 

Europa        Asien        Afrika        Amerika        Australien 


Polargebiet  nördlich 

6 

— 

— 

5 

— 

palaearktisch     nördlich 

31 

30 

— 

58 

— 

mediterran 

32 

8 

21 

— 

— 

subtropisch 

— 

3 

- 

20 

— 

tropisch 

— 

18 

9 

43 

— 

äquatorial 

— 

3 

— 

3 

— 

tropisch  südlich 

— 

— 

7 

5 

1 

subtropisch 

— 

— 

2 

4 

6 

palaearktisch 

— 

— 

— 

2 

8 

Die  Gebietsgrenzen  fallen  zuweilen  in  mehrere  Zonen,  dann  sind  auch 
mehrere  gerechnet,  zuweilen  ist  es  schwer  zu  sagen,  wohin  die  Art  am 
besten  zu  stellen  ist,  dann  habe  ich  die  Menge  der  Gattungsverwandten 
den  Ausschlag  geben  lassen.  Immerhin  ist  die  Zahl  zu  klein,  um  Einfluß 
zu  gewinnen. 

Die  Zonengebiete  sind  also  folgendermaßen  besetzt. 


nördlich  Polargebiet  1 1 

nördlich  palearkatisch  119 

mediterran  61 

nördlich  subtropisch  23 

nördlich        tropisch  70 

äquatorial  6 

südlich  tropisch  13 

südlich  subtropiseh  12 

südlich  palaearktisch  10 


Summa     Polar  1 1 

palaearktisch   129 

mediterran         61 

subtropisch        35 

tropisch  89 

Die  wärmeren  Gebietsteile  be- 
sitzen also  185  Arten,  die  gemäßigten 
bis  kalten  140  Arten. 


192 


R.  Kleine:    Ipiden-Qenera  orbis  tenanim. 


Curventafel  der  Hylesininae. 


Europa     Asien 


Afrika    Amerika  Australien 
(Asien) 


Nicht  ohne  Interesse  dürfte 
es  auch  sein,  einen  Blick  auf 
das  insulare  Vorkommen  zu 
werfen,  dann  ergibt  sich  fol- 
gendes: 

Qestadeinseln  70,  davon 
entfallen  auf  Europa  9,  Asien 
34,  Afrika  18,  Amerika  3, 
Australien  3;  ozeanische  Inseln: 
Australien  5.  Nur  40  Arten 
kommen  südlich  vom  Äquator 
vor. 

So  stehen  die  Hylisiniden 
als  eine  große  Gruppe  vor  uns. 
Aufgelöst  in  einer  Reihe  kleiner 
Genera,  geben  nur  die  wenigen 
großen  ein  besseres  Bild  der 
Vergleichung.  Aber  wir  dürfen 
doch  sagen,  daß  die  wärmeren 
Regionen  ihre  eigentliche  Hei- 
mat sind ;  aber  das  es  immer 
so  gewesen  ist,  läßt  sich  auf 
Grund  der  fossil  gefundenen 
nicht  erklären,  denn  die  Vege- 
tationsverhältnisse früherer 
Erdperioden  sprechen  hier  mit 
und  es  dürfte  nicht  leicht  sein, 
dieselben  restlos  aufzuklären. 

(Fortsetzung  folgt. 


ßibliotlieks-Ziigänge. 


I.  A.  59.  Schulze,  Franz  Eilhardt,  Nomenciator  animalium  generum  et 
subgenerum.  1.  Liste  der  anzuwendenden  Literatur- 
Kürzungen.     (Berlin  1912.) 

l  B.  9411-  Bartels,  C.  O.,  Auf  frischer  Tat.  Zweite  Sammlung.  (Stutt- 
gart 1911.) 

„    „    127.  Bücher-Verzeichnis  des  Ent.  Vereins  „Iris".    (Dresden  1912.) 

„  „  128.  Knortz,  Prof.  Karl,  Reptilien  und  Amphibien  in  Sage,  Sitte 
und  Literatur.     (Annaberg  1911.) 

„  „  133.  Sajö,  Prof.  Karl,  Eine  neue  Art  der  Verwendung  des  Kampfes 
ums  Dasein  in  der  Landwirtschaft.    (Prometheus,  Sept.  1912.) 

II.  B.  187.  Dampf,  Dr.  A.,  Neue  Funde  zur  ostpreußischen  Insektenfauna. 
(Schriften  d.  Phys.-ök.  Ges.  zu  Königsberg  1911.) 

„    „    188.  „Entomolog.  Kränzchen"  zu  Königsberg,  111.  Bericht  1910/1 1. 

„  „  189.  Janet,  Charles,  Constitution  morphologique  de  la  bouche  de 
l'insecte.     (Limoges  1911.) 

„  „  190.  Regen,  Dr.  Johann,  Untersuchungen  über  die  Atmung  von 
Insekten.     (Bonn  1911.) 

III.  B.  253.  Fuchs,  Dr.  Gilbert,   Morphologische   Studien   über   Borken- 

käfer.    I.  Die  Gattungen  Ips  De  Geer  und  Pityogenes  Bedel. 

(München  1911.) 
„    „   254.  Pierce,  W.  Dwight,  Systematic  notes  and  descriptions  of  some 

Weevils  of  economic  or  biological  importance.      (Proc.  U. 

S.  N.,  Mus.  vol.  42.  V/ash.   1912.) 
„     „   255.  Schneider,  J.  Sparre,  Maalselvens  Insektfauna.  I.  Coleoptera 

(„Aarshefter"  30.     Tromsö  1912.) 
„     „   256.  Schulze,   Dr.  P.,  Die   Lautapparate  der  Passaliden  Proculus 

und  Pentalobus  (Zool.  Anzeiger  1912.) 

IV.  A.   113.  Lampert,  Prof.  Dr.  K.,  Kleines  Schmetterlingsbuch.      (J.  J. 

Schreiber,  Eßlingen  und  München  1912.) 
„      „    114.  Linden,  Prof.  Dr.  Gräfin  von,  Die  Assimilationstätigkeit  bei 

Schmetterlings-Puppen.     (Leipzig  1912.) 
„      „    115.  Strand,  E.,  und  W.Ramme,  Lepidoptera  für  1908.     Publi- 
kationen und  Referate.     (Archiv  für  Naturgesch.   1909.) 

IV.  B.  313I-1I-    Bethune-Baker,  G.  T.,  Descriptions  of  new  African  Hete- 

rocera  (Ann.  &.  Mag.  of  Nat.  Hist.  1911.) 
„    314.  Dampf,  Dr.  A,,  Lepidopterologische  Mitteilungen.     (Sehr.  d. 

Phys.-ök.  Ges.  Königsberg  1911.) 
„      „    315.  Dyar,  Harrison  G.,  Descriptions  of  new  Species  and  Genera 

of  Lepidoptera,  chiefly  from  Mexico.     (Proc.  U.  S.  N.  Mus., 

vol.  42,  Wash.   1912.) 
„    316.  Hoff  mann,    Emil,    Ein    kleines    Sammelergebnis    aus    dem 

Tännengebirge  in    Salzburg.     (Ent.   Zeitschr.   Frankf.,   26. 

Jahrgang.) 
„      „    317.  Kheil,  Prof.  N.,    Los  Lepidöpteros  de  la  Sierra  de  Espuna. 

(Bol.  Soc.  Arag.  de  Cienc.  Nat.,  Zarag,  1910.) 
„      „    318.  Schulze,   Dr.  P.,   Die   Nackengabel   der  Papilionidenraupen. 

(Zool.  Jahrb.  1911.) 
„      „    316.     —  .  —  ,  Über  Versondrüsen  bei  Lepidopteren.     (Zool.  An- 
zeiger 1912.) 
„    320.  Stobbe,    R.,    Die   abdominalen    Duftorgane   der   männlichen 

Sphingiden  und  Noctuiden.     (In.  Diss.,  Berlin   1911.) 
„      „321.      —  ,  —  ,  Über  das   abdominale  Sinnesorgan    und  über  den 

Gehörsinn  der  Lepidopteren  mit  besonderer  Berücksichtigung 

der  Noctuiden.     (Sitzber.  Ges.  Naturf.  Freunde  Berlin  1911.) 

V.  A.  44.      Sadownikowa,  M.,  Stereoskopische  Bilder  aus   dem  Leben 

der  Ameisen.     (Moskau  1911.) 
V.   B.    204.  Beutenmüller,  W.,  The  North  American   Species   of  Dryo- 

phanta   and   their  Galls.     (Bull.    Am.   Mus.   of   Nat.    Hist., 

New  York  1911.) 
„     „     205.  Cockerel,  T.  D.  A.,  Names  applied  to  the  Eucerine  Bees  of 

North  America.     (Proc.  U.  S.  N.  Mus.,  vol.  43.  Wash.  1912.) 
„     „     206.     —  ,  —  ,  Names  applied  of  the  Genus  Osmia,  found  in  North 

America.     Iwie  oben.  vol.  42.  Wash.   1912.1 


V.  B.     193IV-V.   Crawford,    J.    C,    Descriptions    of    new    Hymenoptera 

No.  4  11.  5. 
„     „     207.  Fernald,  Henry  F.,  Descriptions  of  certain  Species  of  Wasps 

of  the  family  Sphecidae.     (Wie  oben,  vol.  42,  Wash.  1912). 
„     „     208.  Janet,  Charles,  Organes  sensitifs  de  la  mandibule  de  l'Abeille 

(Apis   mellifera  L.)   (Compt.   rend.   heb.  d.  S.  de  l'Ac.  des 

Sciences  T.   151.   1910.) 
„     „     209.     —  ,  —  ,  Sur  l'existence  d'un  organe  chordotonat  et  d'une 

vesicule  pulsatile  antennaires  chez  l'Abeille  et  sur  la  morpo- 

logie  de  la  tete  de  cette  espfece.     (Wie  oben,  T.  152  1911.) 
„     „    210.  Roubaud,  E.,  The  Natural  History  of  the  Solitary  Wasps  of 

the  Qenus  Synagris.     (Smith.  Rep.  for  1910.) 
„     „     211.    Rohwer,  S.  A.,   Descriptions   of  new  Species   of  Wasps  in 

the  collections  of  the  U.  S.  N.  Mus.  (Proc.  U.  S.  N.  Mus., 

vol.  41,  Wash.  1912.) 
„     „     212.    —  ,  —  ,  New  Sawflies   in  the  collections  of  the  U.  S.  N. 

Mus.     (Wie  oben,  vol.  41,  Wash.  1911.) 
„     „    213.    —  ,  —  ,  Studies  in  the  Woodswasp  superfamily  Oryssoidea, 

with   descriptions   of   new   Species.     (Wie   oben,   vol.   43, 

Wash.  1912.) 
„     „     214.    —  ,  —  ,  Notes   on  Sawflies,   with   descr.   of  new  Species 

(Wie  oben,  vol.  43,  Wash.  1912.) 
„     „     215.  Viereck,  H.  L.,  Descriptions  of  five  new  Genera  and  twenty- 

six  new  Species  of  Ichneumon-Flies.     (Wie  oben,  vol.  42, 

Wash.  1912.) 
„     „     216.     —  ,  —  ,  Contributions    to    our    knowledge    of    Bees    and 

Ichneumon-Flies,  including  the  descriptions  of  twenty-one 

new  Genera  and  fifty-seven  new   Species   of  Ichneumon- 
Flies.     (Wie  oben,  vol.  42,  1912.) 
„     „     217.     —  ,  —  ,  Descriptions   of  one   new   Genus  and   three  new 

Species  of  Ichneumon-Flies.   (Wie  oben,  vol.  41,  Wash.  1911.) 
„     „     218.  Vogt,   Heinrich,  Geometrie  und  Ökonomie  der  Bienenzelle. 

VI.  A.   34.    Beiträge  zur  Kenntnis  der  südamerikanischen  Dipterenfauna. 

I.   Fam.   Empididae  von  Prof.  M.  Bezzi=Turin.     II.  Fam. 

Asilidae  von  Prof.  Dr.  Hermann=ErIangen.     (Nova  Acta 

Bd.  91  No.  3  u.  Bd.  96  No.  1.  Halle.) 
„      „     35.    SchnabI,    Dr.    J.    und    Dr.    Dziedzicki,    Die    Anthomyiden. 

(Wie  oben,  Bd.  95.  No.  2.) 
VI.  B.  102.  Dampf,  Dr.  A.,  Zur  Kenntnis   der  Aphanipterenfauna  West- 
Deutschlands.     (Ber.  Bot.  u.  Zool.  Ver.  f.  Rheinland-Westf. 

Bonn  1912.) 
„      „     103.     —  ,  —  ,  Eine  neue  Palaeopsylla-Art   (Aphanipt.)   aus  Qst- 

preußen.     (Schrift.  Phys.-ök.  Ges.  Königsberg  1910.) 
„      „     104.     —  ,  —  ,  Palaeopsylla  klebsiana  n.  sp.,  ein  fossiler  Floh  aus 

dem  baltischen  Bernstein.     (Wie  oben,  1910). 

VI.  B.    105.    —  ,  —  ,  Eine  neue  Aphanipteren-Art  (Ischnopsyllus  dolosus 

sp.  n.)  aus  dem  Kaukasus.     (Revue  Russe  d'Ent.  XII.  1912.) 
„      „     105a.  —  ,  —  ,     Aphaniptera.      (Aus    „Avifauna    Spitzbergensis" 

Bono.  1911.) 
„      „     106.  Malloch,  J.  R.,    New   American    Dipterous    Insects    of    the 

family  Pipunculidae,  (Proc.  U.  S.  N.  Mus.,  vol.  43,  Wash.  1912.) 
„     107.  Sack,  Dr.  P.,  Aus  dem  Leben  unserer  Stechmücken  II.  Aufl. 

(Jena  1912.) 

VII.  A.  18I-H-   Holmgren.    Nils,    Termitenstudien.      (Kgl.    Svenska   Vet. 

Handl.  Bd.  46  u.  48,  1911/12.) 

VII.  B.  84.     Miyake,   T.,   The  Life-History  of  Panorpa  klugi  M'Lachlan. 

(J.  C.  Agr.  J.  U.  Tahgo  1912.) 
„    85.     Wilson,  Ch.  B.,  Dragon  Flies  of  the  Cumberland  Valley  in 
Kentucky    and  Tennessee  (Proc.  U.  S.  N.  Mus.,    vol.    43, 
Wash.  1912.) 

VIII.  B.  85.    Rehn,   J.  A.  G,   Notes  on  African  Orthoptera  of  the  Fam. 

Mantidae   and  Phasmidae  in  the  U.  S.  N.  Mus.,  (Proc.  U. 
S.  N.  Mus.,  vol.  42,  Wash.   1912.) 

IX.  A.  30.     Lindinger,  L.,  Die  Schildläuse  (Coccidae)  (Stuttgart  1912.) 

X.  B.  125.    Oetcke,    E.,   Histologische   Beiträge   zur  Kenntnis    der  Ver- 

dauungsvorgänge bei  den  Araneiden.     (In.-Diss.  Berlin  112.) 

XI.  h.  38.      Jahrbuch     1911/12     der     Entomologischen      Vereinigung 


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Auszug  aus  den  Satzungen 
des  Berliner  Entomologischen  Vereins,  E.  V. 

Der  Berliner  Entomologische  Verein  hat  den  Zweck,  die  Kenntnis  der 
Entomologie  zu  fördern. 

Diesen  Zweck  sucht  er  zu  erreichen:  a)  durch  regelmäßige  Zusammenkünfte 
der  Mitglieder,  in  welchen  eigene  und  fremde  Beobachtungen  und  Arbeiten  mit- 
geteilt und  besprochen  werden,  auch  durch  gemeinsame  entomologische  Ausflüge; 
b)  durch  Unterhaltung  einer  Bücherei  der  entomologischen  Fachschriften;  c)  durch 
Herausgabe  einer  entomologischen  Zeitschrift. 

Aufnahme  Berliner  Mitglieder  (Wohnsitz  Berlin  oder  Umgebungi  erfolgt  nach 
einmaliger  Teilnahme  an  einer  ordentlichen  Versammlung  in  den  Monatssitzungen. 
Bei  Auswärtigen,  welche  dem  Verein  beitreten  wollen,  wird  von  dem  Besuch 
einer  Versammlung  abgesehen. 

Der  Mitgliedsbeitrag  beträgt  10  Mk.  jährlich.  Lebenslängliche  Mitgliedschaft 
wird  durch  einmaligen  Beitrag  von  150  Mk.  erworben.  Für  das  künstlerische 
Aufnahmediplom  werden  3  Mk.  erhoben. 


Die  umfangreiche  Bibliothek  des  Vereins  befindet  sich  unter  der  Verwaltung 
des  Herrn  L.  Quedenfeld,  Gr.-Lichterfelde,  Ringstr.  54. 

Das  Verzeichnis  der  Bücher  vom  Jahre  1884,  nebst  Nachtrag  von  1902 
und  Bedingungen  zur  Benutzung  der  Bücherei,  zusammen  85  Druckseiten,  ist 
gegen  Einsendung  von  55  Pf.  von  dem  Kassierer  (siehe  2.  Seite  des  Umschlages) 
zu  beziehen. 

Ältere  Jahrgänge  der  Berliner  Entomol.  Zeitschrift,  von  1857  an,  werden 
den  Mitgliedern  zu  besonders  ermäßigten  Preisen  überlassen. 

Von  den  auf  Seite  3  des  Umschlages  der  Zeitschrift  Jahrg.  1902  und  1908 
verzeichneten,  verkäuflichen  Separaten  etc.  ist  noch  ein  Vorrat  vorhanden; 
ferner  ist  abzugeben: 

Schulz,  W.  A.,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  papuanischen  Hymenopteren-  M 

Fauna.     30  Seiten  mit  2  Abbildungen       1,25 

—  —       Alte  Hymenopteren.      30  Seiten   mit  10  Textfiguren  ....  1,50 
Stichel    H.,    Ein    Beitrag   zur    nordischen    Schmetterlingsfauna    und    an- 
knüpfende Bemerkungen.    64  Seiten  und  1  Tafel  Schwarzdruck  3,— 

Thieme,  Prof  Dr.  Otto,  Monographische  Bearbeitung  der  Gattungen  Lasio- 
phila  Felder,  Daedalma  Hew  Catargynnis  Röber,  Oxeoschistus 
Butl.,  Pronophila  Westw.,  Corades  Doubl.  Hew.  (Lepidoptera, 
Rhopalocera,  Satyridae).  Mit  Begründung  neuer  Gattungen  und 
einer  Anzahl  Neubeschreibungen,  134  S.  u.  3  Tafeln  Schwarz- 
druck     6,50 

—  —      Familiae  Lemoniidarum  supplementa  cum  notis,  16  Seiten  und 

1  Tafel  in  Schwarzdruck 1,50 

Dziurzynski,   Clemens,   Die   paläarktischen    Arten   der  Gattung    Zy- 

gaena  F.  60  Seiten  nebst  1  Textdruck-  und  2  Buntdruck-Tafeln.  5.— 
Grünberg,   Dr.    K.,   Neue   afrikanische    Heteroceren.     12   Seiten    und  6 

Textfiguren 1, — 

Speiser,  Dr.  P.,   Dipteren  aus  Deutschlands  afrikanischen  Kolonien.     22 

Seiten  und  8  Textfiguren 1.25 

Fest-Sitzung  des  Berliner  Entomologischen  Vereins  aus  Anlaß  des  50jähr. 

Jubiläums  am  9.  Oktober  1906.     9  Seiten .    — ,50 

Li n dinge r,  Leonhard,  Nomenklaturbetrachtungen.  13  Seiten.  .  .  .  —,50 
Kolbe,   Prof.   H.,  Mitteilungen   über  die   Fauna  der  Coleopteren   in   den 

Landschaften  südlich  von  Tschadsee.     12  Seiten —,50 

Li n stow,  Dr.  v..  Zur  Systematik  der  Macrolepidopteren.     10  Seiten  mit 

4  Abbildungen — ,50 


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R.  Friedländer  Sl  Sohn  in  Berlin  N.W.  6 

In  unserem  Verlage  ist  soeben  erschienen: 

Die  sanitarisch-pathologische  Bedeutung 
der  Insekten  und  verwandter  Gliedertiere 

namentlich  als  Krankheits-Erreger  und  Krankheits-Ueberträger. 

Zyklus  von  Vorlesungen  gehalten  an  der  Universität  Bern 

von 

Prof.  Dr.  Emil  A.  Göldi. 

Ein  Band  von   155  Seiten,  groß-8,  mit  178  Figuren. 

Preis  9  Mark. 

Inhalt:  Vorwort  —  Einleitung.  Kapitel  I:  Stechende,  beißende 
und  brennende  Insekten  und  Qliedertiere.  —  Kapitel  II:  Parasitische 
Insekten  und  Gliedertiere  [a)  gelegentliche  Blutsauger,  bi  professionelle 
Blutsauger  und  Gewebefresser].  —  Kapitel  III:  Insekten  und  andere 
Gliedertiere  als  Krankheitsüberträger.  —  Sachregister. 

Aus  der  Vorrede: 
Vorliegendes  Büchlein  ist  aus  der  Praxis  des  akademischen  Unter- 
richtes herausgewachsen.  Bei  dem  Vorlesungszyklus  „Ausgewählte 
Kapitel  aus  der  Bionomie  und  Biologie  der  Tiere",  welchen  ich  an  hiesiger 
Universität  seit  1907  abhalte,  habe  ich  bald  dasjenige  Kapitel,  in  welchem 
ich  „Die  pathologisch-sanitarische  Bedeutung  der  Insekten"  in  etwas  aus- 
führlicherer Art  und  Weise  darzustellen  versuchte,  als  ein  solches  kennen 
gelernt,  das  in  den  Kreisen  der  Studierenden  besonders  Anklang  fand. 
Auf  dem  Grenzgebiet  der  Zoologie  und  der  Medizin  liegend,  kam  es 
nämlich  beiden  Disziplinen  gleichzeitig  zu  statten,  indem  es  für  den 
normalerweise  schon  stark  belasteten  Lehrstoff  nach  beiden  Seiten  hin 
eine  willkommene  Entlastung  brachte.  Die  Entlastung  schien  mir  bei 
Lehrern  und  Hörern  um  so  angenehmer  empfunden  zu  werden,  als  dieses 
Gebiet  durch  gewisse,  früher  kaum  geahnte  Faktoren  innerhalb  der 
letzten  zwei  Dezennien  gewaltig  an  Umfang  und  Tiefe  gewachsen  ist 
und,  an  praktischer  Wichtigkeit  fortwährend  zunehmend,  Dimensionen 
eines  eigenen  Wissenszweiges  angenommen  hat,  dementsprechend  erheischt 
es  von  der  Lehrtätigkeit  ein  steigendes  Maß  von  Zeit  und  Aufmerksamkeit, 
ein  größeres,  als  es  von  dem  bisherigen  Rahmen  des  Studienprogrammes 
zoologischen  und  medizinischen  Unterrichtes  an  unseren  Hochschulen 
vorgesehen  war.  — 

Ueber  den  vorliegenden  Gegenstand  gab  es  bisher  keine  eigene 
Arbeit;  das  Göldi'sche  Buch  ist  daher  bestimmt,  eine  Lücke  in  der 
zoologischen  sowohl  als  in  der  medizinischen  Literatur  auszufüllen.  Die 
umfangreiche  Aufgabe  gebot  Kürze  der  Darstellung,  welche  durch  die 
große  Zahl  vortrefflicher  (meist  Original-)  Abbildungen  erheblich  an 
Klarheit  gewann. 

In  unserem  Verlage  ist  1901  erschienen: 

Catalog  der  Lepldoptereii  des  PalaearktisehCD  FanneDiieliletes 

von  Dr.  O.  Staudinger  und  Dr.  H.  Rebel. 

Dritte  Auflage  des  Cataloges  der  Lepidopteren  des  Europäischen 

Faunengebietes.    2  Teile  in  einem  Bande.     1901. 

XXXII,  411  und  368  Seiten,  groß-8,  mit  Staudinger's  Bildnis. 

Preis  in  Leinwand  gebunden:   16  Mark,  broschiert:   15  Mark. 


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