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Full text of "Über niederösterreichishe Dialectliteratur, mit besonderer Berücksichtigung ..."

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JAHRES-BERICHT 



über das 



i t Mseiasii in VI Bezirke Vieis 



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INHALT: 

1. Über iiiederösterreichische Dialectliteratur, mit besonderer Berücksichtigung 

der Dichtungen Misson's und StrobTs, v.Karl Landsteiner. 

2. Schulnacbrichten vom Director Johann Czermak. 




WIEN, 1880. 



Selbstverlag de» k k. Staatsgymnablum s im VIII. Bezirke. 



Druck von J. B. Walliahaiisser. 



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I 



über 

niederösterreichische Dialectliteratnr, 

mit besonderer Berücksichtigung der Dichtungen 

Mi88on*8 und Strobl's 

von 



» W •• V» M»«- « •Mt* ' ^'» • 



XJjs ist eme nun allgefnein anerkannte Thatsache^ dass Sage 
und Lied — analog dem gewaltigen^ heimatlichen Strome — in 
keinem deutschen Lande seit ältester Zeit bis gegen den Beginn 
der Neuzeit hin so mächtig sich ergoss, als in unserem schönen 
Österreich. Die Ufer der Donau widerhallten von Gesängen, 
welche die Thaten alter Volkshelden verherrlichten, deren Ursprung 
im Nebel indischer Mythen verschwimmt. 

Bei dem regen Verkehr, welcher das Donauland belebte, 
war fortwährend fruchtbringende Anregung zum poetischen Schaffen 
vorhanden und der fahrende Rhapsode fand bei der leichtlebigen, 
kunstliebenden und wohlhabenden Bevölkerung stets freundliche 
Aufnahme. 

Der steigende Reichthum, sowohl der materielle als der 
geistige, welcher in den österreichischen Klöstern sich geltend 
machte, war ebenfalls der Entwickelung der schönen Kunst 
günstig und die Geschichte weist bedeutende Namen von Männern 
der Kirche auf, die neben ihren geistlichen Funktionen als Dichter 
und Schriftsteller thätig waren. 

Dazu kam noch, dass sich auch die Fürsten, die mitunter 
selbst als Minnesänger auftraten, dem Helden- und Minnesang 
freundlich zuneigten und in der glänzendsten Zeit des Mittelalters, 
in der Zeit der Blüthe der deutschen Literatur leuchtete der 
„wonnigliche" Wiener-Hof als einer der ersten Musenhöfe Deutsch- 
lands hervor; der grösste Dichter des Mittelalters, Walther von 
der Vogelweide, nach heutigem Begriffe selbst zweifellos ein 



— 4 — 

Österreicher, lernte in Wien von Reimar dem Alten „singen 
unde sagen." 

Wenn ferner der Streit über den Verfasser des Nibelungen- 
liedes auch noch nicht ausgekämpft ist — so viel steht fest, — 
ein Österreicher war es, der „die deutsche Ilias" in jene Form 
brachte, in welcher wir diese grossartige Manifestation deutschen 
Geistes kennen. 

Auch der Dichter des von Primisser entdeckten Gudrunliedes 
ist höchst wahrscheinlich ein Sohn unseres österreichischen Alpen- 
landes. Und neben diesen grossen Sängern wanderten noch gar 
viele, wenn auch minder bedeutende Musensöhne in österreichi- 
schen Landen umher, uralt heilige Heldensagen oder vielsUsse 
Minnelieder im ritterlichen Schlosse oder in der traulichen Halle 
des Freisassen, auch in der Stube des Bürgers vortragend. 

Aber nicht blos das Mittelalter bekundet des Oesterreichers 
Vorliebe und Begabung flir die Poösie, auch die späteren Jahr- 
hunderte bis in unsere Tage erweckten fortwährend Dichter und 
Schriftsteller, die den Vergleich mit den ausserösterreichischen 
nicht zu scheuen hatten. Ein Volksstamm, der auf einen Sealsfield 
und Stifter, einen Lenau und Grün, einen Halm und Grillparzer 
und viele andere hervorragende Dichter hinweisen kann, hat ein 
Recht, gegen die Äusserung eines sonst sehr achtenswerthen Ge- 
lehrten zu protestiren, welcher behauptete, Österreichs Geistes- 
bltithe sei mit Walther begraben worden ! 

Nein — und abermals nein! Das alte Österreich lebt noch 
und trotz aller hämischen und nörgelnden Kritik, die es sich nur 
zu oft gefallen lassen muss, hört es nicht auf, rüstig mitzubauen 
an dem herrlichen Tempel deutscher Geistescultur. 

Von jeher haben zwar die auf dem Wartthurme ästhetischer 
Kritik stehenden Herren „draussen im Reich" sehr gezögert, in 
die Lobesposaune zu stossen, wenn ein Musensohn aus Öster- 
reich nahte, während sie weniger ängstlich waren, wenn es sich 
um einen norddeutschen Sänger handelte. Nicht nur dass Öster- 
reichs Antheil an der deutschen Literatur in neuer und neuester 
Zeit immer noch nicht erschöpfend und im Zusammenhang dar- 
gesteUt ist — welcher Vorwurf am Ende uns selber trifft — so 
ist auch die Beurtheilung unserer hervorragenden Schriftsteller 
vielfältig eine übelwollende, mindestens einseitige. Ich erinnere 
nur an Abraham a Sota. Clara's Misshandlung durch Ger- 
vinus, an die unerträgliche, immer wieder auftauchende ganz 



- 5 -- 

unrichtige Darstellung der dramatischen Leistungen G r illp ar z er's 
als eines Dichters von Schicksalstragödien. ^) 

Es ist ein eigenthtimlich Ding um unser Verhältnis zu den 
ausserösterreichischen Deutschen. Man preist — zwar mitunter 
ein bischen ironisch — unsere Gutmttthigkeit, unsere Offenheit 
und Lebensfreudigkeit; man ergötzt sich an unserem „gemüthlichen 
Dialecte," den man freilich selten recht versteht ; man hört Musik 
und Gesang, wenn man an Osterreich denkt — aber in Bezug 
auf strenges, ernstes, wissenschaftliches und künstlerisches Schaffen 
mag man uns nicht als ebenbürtig anerkennen. 

Wir aber lassen uns dadurch nicht beirren. Wir wollen es 
machen wie die Böotier im alten Hellas, die so lange von ihren 
Nachbarn geschmäht und über die Achsel angesehen wurden, bis 
sie zum Erstaunen von ganz Griechenland die Ersten waren. 

Hat doch Osterreich schon in so Manchem bewiesen^ dass 
es unübertreffliches zu leisten vermag; in einem oder dem anderen 
Zweige der Wissenschaft, in einigen Künsten, vor Allem in der Musik, 
hat es bereits den ersten Preis errungen. Wie sollt' es — seines 
alten Ruhmes uneingedenk — nicht auch in der Literatur die Höhe 
der Classicität erreichen können? Man hat dem deutschen Geistes- 
leben eine dritte Blüthezeit profezeit. Wenn nicht alle Zeichen 
trügen, so wird Österreich der Boden sein, auf dem sie sich 
entwickelt. Unser Volksstamm trägt die politische Trennung von 
dem deutschen Reiche leicht, da er mit dem habsburgischen 
Kaiserhause in unwandelbarer Treue und unbeirrter Liebe ver- 
bunden ist; aber diese Trennung löst unser Geistesleben von dem 
Deutschlands nicht los — im Gegentheile, dieses findet hier neue 
Wurzeln seiner Kraft. Oesterreich ist ein Jungbrunnen für Deutsch- 
land; in seinem, in frischer Ursprünglichkeit sich entwickelnden 
Volksleben, in seinem Kampfe selbst mit emporstrebenden, nach 
gleicher Culturhöhe ringenden, nicht deutschen Nationalitäten, die 
ein gemeinsames Staatswesen einschliesst, in seinen mannigfaltigen 
Dialecten, die noch wenig oder gar nicht wissenschaftlich und 
künstlerisch ausgebeutet sind — in dem Allen liegt die Gewähr 
einer Grosses schaffenden Zukunft. 



*) Vgl. Vilmar Lit. G. p. 350. Nicht einmal über seinem Grabe ruht der 
unerquickliche Streit, so dass sich neuestens selbst Goedeke „Grundriss z. G. 
d. d. D. III. p. 817" veranlasst gesehen hat, ein männliches Wort der Ent- 
rüstung gegen die „kenntnislose Absprecherei** über Grillparzers Dichter- 
werth zu sagen. 



— 6 -^ 

Dass u. A. die österreichisch-deutschen Dialecte bedeutsamen 
Einfluss auf die Fortentwicklung der Sprache und in Folge dessen 
auch auf die Literatur üben werden, zum Theile jetzt schon übeU; 
wird manchem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen. Wie 
von jeher die Schriftsprache im Dialecte sich verjüngte, so wird 
es auch jetzt der Fall sein. Zwar soll nicht geleugnet werden, 
dass im gegenwärtigen Augenblicke der deutsche Norden eine fast 
unbestrittene Herrschaft auf dem Gebiete der Schriftsprache übt; 
was aber Norddeutschland an Dialecten besitzt, kann — vermöge 
der dem Hochdeutschen entgegengesetzten Natur derselben — 
niemals die Grundlage einer neuen Schriftsprache sein; die 
Sprache eines Claus Groth und des — neidlos sei es anerkannt, 
unvergleichlichen Fritz Reuter — wird nie die Elemente ftlr 
jene zu liefern vermögen. Die österreichischen Dialecte aber ver- 
mögen es. 

Allerdings muss denselben — auch von uns selbst — eine 
grössere Beachtung geschenkt werden, als diess bisher der Fall 
war. Es fehlt nicht an guten österreichischen Dialectdichtern, 
wohl aber an einer allgemeinen Verbreitung ihrer Werke und an 
einer gründlichen und ausreichenden wissenschaftlichen Verwerthung 
derselben, an jenen Hilfsmitteln, die es jedem Deutschen möglich 
und wünschenswerth machen, sich mit dem Studium derselben 
zu befassen. Wollen wir in Osterreich Hebel oder Reuter 
studieren, so kommen wir nicht in jene Verlegenheit, wie etwa 
ein Norddeutscher , welcher sich ein eingehendes Verständnis 
Stelzhamers oder Missons vermitteln wollte. 

Zwar ist in dieser Hinsicht schon Manches, vielleicht mehr 
geschehen, als man im Allgemeinen annimmt, aber nicht nur, dass 
man nicht überall genügend Notiz davon nimmt, es ist auch nicht 
erschöpfend. 

Haben wir doch nicht einmial noch ein vollständiges, den 
Forderungen der philologischen Wissenschaft entsprechendes 
Idioticon ! ^) 



2) Abgesehen von den Glossaren, die als Anhang den verschiedenen 
mundartlichen Gedichtsammlnngen, z. B. G. SeidTs, Oastelli^s lu A. beige- 
geben sind und daher schon aus diesem Grunde nicht erschöpfend sein können, 
genügt auch das sonst in dieser Hinsicht Geleistete nach einer oder der anderen 
Bichtung nicht vollkommen. Ich weise hin auf: „Mundart der Österreicher 
oder Kern echt österreichischer Phrasen und Redensarten I. Aufl. 1811, 
II. Aufl. 1824. Mit besonderer Bücksicht auf Wien.** „Einiges über die Mund- 
art der Wiener und das Alter derselben in Hormajrs Archiv 1825'' ei-wähne 



— 7 — 

Doch sei — um gerecht zu sein — dankbar dessen gedacht^ 
was bereits geleistet wurde. Es ist wenigstens beachtenswiirdiges 
Materiale fUr einen österreichischen Schmeller der Zukunft. ') 
Ohnediess wäre ein solches Idioticon im Grunde genommen nur 
eine mehr minder specielle Ergänzung der Arbeit Schmellers 
etwa wie Schopfs ^tirolisches Idioticon^, — denn die meisten 
österreichischen Dialecte gehören dem grossen baierischen Haupt- 
dialecte an. Diese Mundart wird gesprochen von den Öster- 
reichern ob und unter der Enns, den Salzburgem^ Tirolern^ den 
Deutschen in der Steiermark; Eämthen und Erain sowie in den 
Strichen an der Thaya und der ungarischen Grenze. *) Es gibt 
allerdings einzelne Gegenden und Sprachinseln (wie z. B. das 
Gottscheerlandy ^) wo auch andere deutsche Mundarten herrschen^ 
aber im Grossen und Ganzen trägt die Volkssprache in den 
deutschen Theilen Cisleithaniens baierisches Gepräge. 

^Die Mundarten von Baiem^ Tirol, Salzburg, Osterreich, 
Kämthen und Steiermark bilden einen in sich einigen Dialect. 
Sie tragen dieselben Züge und unterscheiden sich mehr durch die 
Einzelnheiten der Laute, durch den verschiedenen Gebrauch der 
Sprachwerkzeuge, durch gewisse Worteigenheiten, als durch 
abweichende grammatische Erscheinungen," Schon Hugo von 
Trimberg charakterisiert diese Mundarten folgendermassen : 

„Die Beire (ir wort) zerzerrent, 
Egerland sin swenket, 
Osterrich siu schrenket, 



„iiiksL^a Proben in den Beiträgen für Landeskunde Österreichs u. d. E. 
(1832, 1833)** — ,,Loritza*s neues Idioticon Viennense, d. i. die Volkssprache 
der Wiener, ISi?,** — „Dr. Hügel*8 Lexikon der Wiener Volkssprache, Hart- 
leben*s Verl. 1873." Femer Prof. Hugo Mareta*s Proben eines Wörter- 
buches der nö. Spr., die in 2 Programmen des Schottengymnasiums mitgetheilt 
sind. Fortgesetzt wurde diese Arbeit bis jetzt leider nicht. Schröer^s vor- 
treffliche Studien über die deutschen Dialecte Ob. Ungarn 's und des Gottscheer- 
l&ndchens können hier nicht angezogen werden. Als Curiosum sei noch erwähnt, 
dass Nicolai schon in seiner endlosen und desshalb Ton Schiller verspotteten 
Beisebeschreibung den Versuch eines österr. Idioticons mittheilte. 

3) So enthält Dr. G. K. Fromm ann's verdienstvolle Zeitschrift „Die 
deutschen Mundarten** eine reiche Fülle von Mittheilungen auch über den 
österr. Dialect, allein das ist nur für Philologen vom Fach — nicht für die 
grosse Masse der Gebildeten. Ebenso sind die „Zeitschriften'' für deutsche Philologie 
sowie die „Germania'' eben auch Zeitschriften für gelehrte Germanisten. 
*) Weinhold. „Bair. Gramm. BerL 1867. (U. Th. pag. 6.)«» 
^) Vgl. Schröer Ausflug nach Gottschee. (Besp. in d. Zeitschr. t d. 
Phil, von K. Rückert.) 



— 8 — 

SÜrelant siu baz lenket, 
Kernten ein teil siu senket.** ^) 

„Auf die Gestaltung der Volkasprache wirken demnach eben- 
falls verschiedene Umstände ein^ abgelegene Landschaften halten 
an alterthümlichen Lauten und Worten ebenso gut wie an alten 
Sitten und Sagen fester, als die dem grossen Verkehr tibergebenen.') 
Die ärmeren Vororte und Bezirke grosser Städte sprechen einen 
verdorbenen Jargon, dessen Rohheiten nicht dem Dialekt zur Last 
fallen.^ Auch die Bodenverhältnisse wirken. In den ebenen Theilen 
werden die Vocale heller, die Consonanten schärfer ausgesprochen 
als in den gebirgigen. In diesen arbeitet mehr der Gaumen, 
dort mehr Zunge und Zähne.** *) Es wäre nicht uninteressant, 
diese Charakteristik in's Einzelne zu verfolgen, wenn uns das 
nicht zu weit von jenem Wege abflihren würde, den ich mit 
meinen geneigten Lesera zu wandeln gedenke. Ich habe eben 
ein bestimmtes Ziel, auf das ich lossteuere und das erst am 
Schlüsse der Arbeit deutlich hervortreten wird, daher ich den 
Excurs über die baierischen Mundarten überhaupt nicht zu sehr 
ausdehnen darf. Ich gehe desshalb zunächst zum österreichischen 
Dialecte im engeren Sinne über. 

Ein grosser Vorzug der österreichischen Mundart (wie der 
baierischen überhaupt) ist der reiche Vocalisraus gegenüber der 
vocalischen Armuth der Schriftsprache, wie denn an sich „das 
elementare Leben aller unserer Mundarten in ihrem Vocalismus 
pulsiert." Daher der musikalische Wohllaut der Mundart ^^) der 
seines Gleichen nur im Gothischen findet. 

Eingehendere Charakteristiken österreichischer Mundarten 
hat unter Anderen der verdienstvolle Schröer geliefert. Er hat 

®) Im „Renner." (Bamb. Druck p. 246.) 

7) Z. B. in Nieder-Österreich um den Schneeberg herum oder im Wald- 
yiertel. 

8) Z. B. das sogenannte Lerchenfelder- und Lichtenthaler - Deutsch in 
Wien. Was das Wiener-Deutsch überhaupt betrifft, so gibt es eigentlich Einen 
Wiener-Dialect gar nicht — zudem wimmelt das Wienerische von Fremd- 
wörtern. — Das sog. Wienerische, wie es im „Hans Jörgl** sich darstellen soll, 
ist kein Dialect, nicht einmal ein Jargon. Vgl. Dr. Hintner, Benrth. des 
Idioticons Viennense v. Dr. Hügel in der Zeitschr. f. d. Philologie V. p. 469 fF. 

9) Wein hold bair. Gramm, p. 13. Die allgemeine Charakteristik ist 
richtig; die angeführten Details vertragen jedoch nicht überall eine strenge Kritik. 

^0) Freilich ist auch da nicht immer Alles Gold, was glänzt. Das voll- 
tönende aber unrichtige ö in manchen Wörtern, z. Bi in ergötzen, löschen, Löffel, 
zwölf ist von der bairischen Mundart in das Hochdeutsche übergegangen. (Vgl. 
Ztschr. f. d. Phil. III. p. 173.) 



- 9 — 

auch -— wie ich glaube, bisher am besten — die Bedeutung und 
Verwerthung der Mundart für die Schule behandelt. ^*) Diess ist 
auch der Weg, den der NichtÖsterreicher, freilich umgekehrt, ein- 
zuschlagen hat , wenn er zum Verständnisse und zu einer richtigen 
Aussprache unserer Mundart gelangen will. Schröer weist unter 
Anderem darauf hin, dass die österreichische Mundart reines a nur 
dort spricht, wo die Schriftsprache ä hat z. B. wassern (wässern), 
Kds (Käse)^ anten (Ente) u. s. w. Ausserdem hat die Mundart 
noch reines a flir jenes ei der Schriftsprache, das mhä. schon ei 
war und flir das aus mhd, ou entstandene au z. B. säl (Seil) 
pdm (Baum), schdp (Schaub). Das d erscheint aber meist als oa 
z. B. zöadin (Zeichen), troad (Getreide). — Kurzes und langes 
a der Schriftsprache wird zu dem o sich nähernden dumpfen a 
z. B. gäns (Gans), Kränk, Säch Man sagt 's wäss&i* aber d\oasser] 
— ie, welches man im Hochdeutschen nicht hört, wird in der Mundart 
deutlich, ja wie ia gesprochen z. B. fliag'n, giass'n (fliegen, 
giessen), liacht (Licht). Auch klingt es wie ea z. B. deanst 
(Dienst). von A zu unterscheiden wird dem Österreicher 
schwer, daher oft komische Verwechslungen, wenn der minder 
Gebildete hochdeutsch reden will. ^^) Da leuchtet denn der Nutzen 
eingehender Vergleichung und eifrigen Studiums der Mundart 
sowie der herschenden Schriftsprache sehr ein ; auch der gelehrten 
Forschung fem er Stehende haben ein Interesse an diesen Studien. 
Jedes hämische Aburtheilen, jede hochmtithige Abwendung vom 
Volksthtimlichen ist da vom Übel. Freilich wenig gelobt von sich 
hochgebildet gebenden und scheinvornehmen Leuten wird unsere 
Volksmundart und schon im Mittelalter ward gar manches ab- 
trägliche Urtheil laut liber Sprache und Wesen des baierisch- 
österreichischen Volkes. ^^) Aber es ist ein lieblicher Kern in 
scheinbar rauher Hülle. Wer unseren Dialect so recht kennt, der 
wird ihn rühmen imd sich seiner herzlich freuen, wie man auch 
den Volkscharakter lieben lernt, wenn man ihn aufmerksam zu 



^^) Vgl. Unterrichtsfragen. „Unsere Mundart." p. 89 ff. Vgl. auch 
Hermann Wagner's Programm arbeit (C. Ob. R. S. im IX. Bz. in Wien 1873): 
^Der Unterricht im Deutschon mit Rücksicht auf die österr. Mundart." 

^2) Der Österreicher schlägt, wie man zu sagen pflegt, den Hochdeutsch 
Sprechenden oft in's Genick. So liört man „Sohne" statt Sonne, „Strasse" statt 
Strasze, ich „gebet" statt ich gäbe u. a. m. sehr häufig. 

13) Seh. Frank (Weltbuch 1534): „es ist auch nit seer ein höflich Volk, 
sunder grober sitten und sprach." (Über den Leumund d. Baiern und Öster- 
reicher im M. A. überhaupt vgl. Wackernagel in Haupt's Ztschr. 6, 265 f 
u. Karajan (Sitz. Berichte der Akad. d. W. XLH.) 



- 10 ~ 

beachten sich herablässt. Wenn Seb. Franck unsere Sprache 
„grob** nannte, so bewiesen die mundartlichen Dichter das Gegen- 
theil. Die echte Volkssprache ist weich, wohlklingend, voll Treu- 
herzigkeit und reich an uralten Formen; sie ist, wie B. Seng- 
schmitt schön sagt, ;,nicht zusammengewürfelt aus deutschen 
und fremdländischen Stoffen, sondern sie ruht auf festem, geschicht- 
lichen Grunde; denn sie ist nichts Anderes, als die mündliche 
Forterhaltung der hochdeutschen Schriftsprache des Mittelalters." ^*) 
Dass unsere Volksmundart besser ist als ihr Ruf, sahen schon 
Schottky und 2liska ein, die Altväter der österreichischen 
Dialectforschung. ^^) Schottky hat — obwohl er wie Ziska 
die Einwirkung des Slavischen auf die Mundart der Bewohner 
der böhmisch-mährischen Grenze nicht verkannte — dennoch 
es ausgesprochen, dass gerade in diesen Gegenden, namentlich 
aber um den Mannhartsberg herum die Mundart sich am 
reinsten erhalten habe. Er gibt an, dass daselbst noch Maid, 
dagen (für schweigen) gebräuchlich sei. Auch die Gegenden 
um den Schneeberg herum — worauf ich schon hingedeutet 
habe — lobt Schottky in dieser Hinsicht und sagt, dass 
z. B. die Häusernamen in der ehemaligen Grafschaft Guten- 
stein noch ganz altdeutsch lauten; so findet man daselbst Be- 
zeichnungen wie Eosengarten, Wurmhoff, Wurmgarten, am Venus- 
berg, an der Linde, am Kappenthal, der Edelstein, Falkenstein, 
Fiedelhof, bei der Thorsäule u. s. w. „Fast scheint es," meint 
Schottky „als hätte unser Heldenbuch dem Grundbuche seine 
Namen geliehen." So werden in dieser Gegend auch die Grund- 
holden entweder nach ihren Häusern, Grundstücken oder beson- 
ders nach den Vorfahren (Guck-Ahnl, Ahnl und Vater) ge- 
nannt, wodurch ein Bauer oft den ganzen Stammbaum im Namen 
trägt; es heisst z. B. ein. Landmann in Buchberg (am Schnee- 
berge) : „der Grazn — Simmerl — Tonnerl — Jörgl — Michel 
— Seppl." Noch hört man in der Nähe des Sohneeberges Worte 
wie: j^Weü&i^mäl^ für Regenbogen, j^wdhete und Tnannete Leut^ für 
Weiber und Männer, Ausrufe wie: „0 Mutter Gottes reinF Seit 
Schottky diess aufzeichnete, ist freilich ein halbes Jahrhundert 



1^) Sengschmitt: „Über den Zusammenhang der Ostern Volkssprache 
mit den drei älteren Mundarten . . . Programm des Schottengymnasiums in 
Wien, 1852. Der Schlusssatz des citirten Ausspruches hedarf allerdings einer 
sorgfältigen Begrenzung. 

^^) Bemerkungen über die Mundart des Volkes im Lande Oesterreich 
unter d. Enns. Beiträge zur Landeskunde N.-Österreichs« 1832. I. Bd. p. 74 ff. 



— 11 - 

vergangen und Fabriken und Eisenbahnen arbeiten auch in 
diesen Gegenden gewiss nicht vergebens, die Reste alter Sprache 
und Sitte verschwinden zu machen. 

Was von der Gegend um den Schneeberg und Mannharts- 
berg gesagt wurde^ gilt auch von jenem Theil des östen^eichischen 
Gebirgslandes, welchen Herr Hofrath Becker in ausgezeichneter 
Weise charakterisiert hat, nämlich vom Otschergebiet. (Ötscher- 
buch, 2 Bde.) Es kann sich, was alterthümliche Sitten und ehr- 
würdige Reste alter Sprache und Sage betrifft, kühn mit jedem 
deutschen Dialectgebiete messen. 

So verdient es denn die Sprache unserer Heimat, und zwar 
zunächst Niederösterreichs, auf dessen Grenzen wir uns unver- 
merkt, aber mit Absicht verengt haben, studiert zu werden und 
Männer, die hiezu angeregt, haben sich einer Dankes vollauf 
würdigen Arbeit unterzogen. 

Was auch schon früher für Sammlung von Sprach- und 
Sagendenkmälern geschah, von einer eigentlichen germanistischen 
Wissenschaft, sog. deutschen Philologie, kann vor dem Auftreten 
der Gebrüder Grimm kaum gesprochen werden. Freilich 
Herder muss als Vorläufer derselben, 'als anregender Geist, ge- 
nannt werden, aber die systematische Wissenschaft ist ein Kind 
unseres Jahrhunderts. Gleichwohl müssen wir eines bahnsuchenden, 
wenn schon nicht bahnbrechenden Pionniers dieser Wissenschaft 
noch vor Herder und zwar eines Österreichers dankbar 
gedenken. Es ist diess J. S. V. Po po witsch^ geboren 1705, 
unweit Studenitz im Cillierkreise in Unter-Steiermark, gestorben 
in Perchtholdsdorf bei Wien 1774.^^) Er war eine Zeitlang öffent- 
licher Lehrer der deutschen Sprache an der Savoyisch-Lichten- 
stein'schen Akademie und ein ausgezeichneter Gelehrter.^') Seine 
Lebens- und Leidensgeschichte ist ein Beweis, dass man auch als 
Sprachforscher in gewissen Zeiten ein Märtyrer sein kann und 
die Opposition, die seine Arbeiten selbst bei einem Gottsched 
fanden, zeigen, wie engherzig man damals in vieler Hinsicht noch war. 
Seine lexikah'schen Arbeiten, sowie die des verdienstvollen Ober- 
Österreichers Höfer^^) sind jetzt — seit Schmel 1 ers muster- 
giltigem Werk — freilich veraltet, aber es waren die Anfänge 



«) VgL W. Jahrb. d. Lit, 1818. Anzeigebl. p. 38 (Bd. 4.) — Wurzbach, 
biogr. Lex. d, K. Ost. 23. Bd. p. 108 ff. 

1"^) Er gab der deutschen Sprache einige ganz neue Worte, die allgemein 
Eingang fanden, z. B. den Ausdruck „ Stern vf arte.** 

W) Etym. Wörterb. 3. Th. Linz 1815. 



~ 12 ^ 

dieser Art. „Die Untersuch ungen am Meere" enthalten viel Idio- 
tismen und mundartliche Redensarten der Österreicher. Das was 
von ihm über die niederösterreichische Mundart geschi'ieben wurde, 
blieb lange Zeit das Einzige, bis auf Anregtmg Friedrich 
Schlegels Hofrath Fischer über die Elemente der öster- 
reichischen Volkssprache wieder Etwas in den „Friedensblättei'n" 
schrieb.*®) 

Nach Popo witsch's Tode erst erschien der „Versuch einer 
Vereinigung der Mundarten von Deutschland. ''2^) Ausser Popo- 
witsch machten sich von älteren Gelehrten, die bereits erwähnten 
Z i s k a und S c h o 1 1 ky um die österr. mundartliche Literatur 
verdient. 

Schottky war seiner Herkunft nach kein Österreicher; er 
war aus Preussisch-Schlesien (Kupp bei Oppeln), aber er ver- 
flocht durch seine Studien über die österreichischen Dialecte und 
seine im Vereine mit Ziska veranstaltete Ausgabe öster- 
reichischer Volkslieder seinen Namen mit der vaterländischen 
Geschichte.^*) Durch ihn wurde H. Heine auf unsere Volksweisen 
aufmerksam gemacht. ^2) 

Franz ^iskas Verdienste um die mundartliche Lite- 
ratur in Nieder-Oesterreich sind fast noch bedeutender, als die 



*5) „Von den poetischen Elementen der österr. Volkssprache." (Nr. 71, 72 flf.) 
2°) Ueber seine lit. Hinterlassenschaft schwebte ein eigenthümlicher Un- 
stern. Ein Theil derselben kam als Maculatur in eine Apotheke und wurde zu 
Pulver du ten verwendet; einen Theil erhielt d. Piarist Wasserthal im There- 
sianum, welcher sie veröflfentlichen sollte; indess erstand der gelehrte Bibliothekar 
van S wie ten dieselben für die Hofbibliothek, wo sich die Manuscripte noch 
jetzt befinden (Vgl. Schottky W. Jahrb. d. Lit. IV. (1818) p. 33 (Anm.) 

21) Die von ZiSka und Schottky herausgegebenen österr. Volkslieder 
öffneten den ausserösterreichischen Deutschen überhaupt erst die Augen über 
den Reichthum heimischer Volkspo^sie und regten auch die inländischen Dichter 
nicht wenig an. Hofrath Kind in Dresden versuchte gar, diese Volkslieder 
in's Hochdeutsche zu übertragen, was noch ärger ist, als wenn man urwüchsige 
„Weaner-Gsang'ln" in's Berlinerische übersetzt, wo dann aus dem „Kletzen- 
sepperl" ein „gedörrter Bimenjosef" wird. 

22) In einem Briefe an Schottky vom 4. Mai 1823 (Heine's Briefe I. 
61 f.) sagt Heine, idass bei den kleinen Liedern im „lyrischen Intermezzo** 
die kurzen österr, Tanzreime („Schnaderhüpfel") wie er sie aus der Zi8ka- 
Schottky'schen Sammlung kennen gelernt, ihm oft vorschwebten. — Über 
Schottky s. Lit. Conv. Lex. Blatt 4. Juli 1822 Nr. 133. G raffe r's österr. 
National encyklop. 4, p. 585. Der Mann starb zu Trier im J. 1849 in ziemlich 
üblem Gerüche, worüber Hoff mann v. F. in „M. Leben" 3, 87 einige Andeu- 
tungen gibt. Auch K. Gutzkow schrieb über ihn: J. M Schottky, Professor. 
Eine Skizze in d. Zeit. f. d. eleg. W. 1834. 



— 13 — 

Schottky's. Feil bezeichnet sein Wirken auf dem Gebiete der 
Volksmundart in Österreich als ein bahnbrechendes, nennt 
ihn den „Ahnherrn" eines produktiven vaterländischen Literatur- 
zweiges, der in Castelli's, SeidTs, Baumann's, Elesheim's 
gemüthlichen Singweisen in österreichischer Mundart mit entschie- 
denem Erfolge ebenbürtige Vertretung fand, wie flir's Land ob 
der Enns in des alten Maurus Lindermaier, (auf den sich 
neuerdings jetzt die Aufmerksamkeit der Freunde der Dialect- 
poesie lenkt), dann in Stelzhammer's und des gemüthlichen 
Kaltenbrunner's und Kogelgrubers Dichtungen. 2iSka 
hat in seinen, in österreichischer Mundart abgefassten Volks- 
märchen den Anstoss gegeben zu der seit dem allgemein üblichen 
Nacherzählung der Sagen und Märchen in der Mundart des 
Volkes, wie sie in Österreich ausser ihm noch A. Schumacher, 
Vernaleken und Wurth^^) mit Glück versuchten. Man geht 
hiebei von der ganz richtigen Ansicht aus, dass „ein buchstäblich 
genaues Aufzeichnen des Erzählten von grösster Bedeutung, von 
doppeltem Interesse sei." 2^) 

Ehrenvolle Erwähnung verdient auch Kaltenbäk, dann 
ausser den bereits genannten Vernaleken, Wurth, Schröer, 
noch J. M. Wagner, zu früh der Wissenschaft entrissen, ferner 
Branky, Diemer, Gräffer, Karajan, Silberstein u. A. 

Wenn wir nun fragen, in welchem Umfange diese 
Sprache zu dichterischen Erzeugnissen benützt wurde, so ist die 
Antwort: Nicht unbedeutend ist die Literatur der österreichischen 
Mundart. Schon in nicht wenigen älteren literarischen Werken, 
GedicbteU; Chroniken und Urkunden finden sich zahlreiche Idio- 
tismen, wie die Handschriften des Mittelalters überhaupt, wenn 



23) Bezugs Wurth's sei es mir erlaubt, auf meine Pro grammarbeit : „Ein 
Österreichischer Schulmeister" (1872) hinzuweisen, in welcher ich mich bemühte, 
ein Bild der umfassenden Thätigkeit dieses Hannes zu geben. In dankbarer 
Gesinnung sei ausdrücklich hier konstatiert, dass diese Würdigung der Verdienste 
Wurth's nicht unbeachtet blieb. Das bewies nicht nur die Theilnahme an der 
von mir angeregten Sammlung zu einem Grabdenkmale für Wurth, wozu auch 
Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser haldvollst aus Allerhöchst dessen 
PrivatschatuUe einen Beitrag spendete, sondern auch die eifrige Nachfrage um 
Wurth's lit. Hinterlassenschaft. Diese zu sichten, zu ordnen und — was für 
den Druck passt — herauszugeben, wäre noch eine Ehrenschuld, auf die der 
eifrige Mann gerechten Anspruch hätte. 

2*) He ctor bei Gelegenheit der Besprechung von Vernaleken's Alpen- 
sagen in Frommann's !5eitschr. V. (p. 92.) 



— 14 — 

sie auch im herrschenden Hochdeutsch geschrieben sind; die Mund- 
art des Verfassers gemeiniglich verrathen. 

Ich verweise in dieser Hinsicht auf Joh. Enenk eis Fürsten- 
buch, Ottokar von Hornecks Reimchronik, Seyfried H e 1 b 1 i n g's 
Lucidarius, Hagens österreichische Chronik, verschiedene deut- 
sche Stadtrechte und Rechtsordnungen des M. A. Die Dichtungen 
des Teichner und Peter Suchenwirt's; Behaim's Buch 
von den Wienern ; Kaiser Maxen's Werke Weisskuning 
und Theuerdank, Fugger^s Spiegel der Ehren, Wolfgang 
Schmelzers Komödien und Lobspruch auf Wien; Abraham 
a Sta. Clara's Schriften; viele Werke einheimischer Bühnen- 
dichter, vor Allem des unvergesslichen Raimund,^^) dann des 
lustigen Nestroy, der aber auf die Entwicklung der Wiener 
Volksbühne nicht günstig eingewirkt hat ; die Werke unserer 
Zeitgenossen Kaiser, Langer, Bittn er, Berg, Anzen- 
gruber, Costa, wie auch der älteren, Schikaneder, 
Hensler, Perinet, Gieseke, Grünsteiner, Stegmayer, 
Gleich, Bäuerle, Meisl u. A. 

Hinsichtlich der Sprache der sogenannten Wiener Local- 
stücke sei übrigens erwähnt, dass man dieselbe nicht nach den 
Manuscripten und Drucken beurtheilen darf; diese weisen ein 
seltsames Gemisch von Hochdeutsch und Dialect auf; es bleibt 
eben dem Schauspieler überlassen, den Dialect in rechter Weise 
hervorzukehren. ^^) 

Es kann nicht meine Absicht sein, alle in unserer Mundart 
geschriebenen Werke hervorzuheben. '^') Wenn ich aber nur zwei 
(resp. drei) Dialectdichter besonders berücksichtige, so soll damit 
nicht gesagt sein, dass die andern nicht ebenfalls Hervorragendes 
geleistet haben, wenn ich auch schon gestehen muss, dass meiner 
Meinung nach nur G. Sei dl als Lyriker, Misson (und sein Fort- 



25) Zu meiner Freude hat ihn Goedecke (Grundr. III. Bd. p. 835 ff.) 
— so wie auch die tihrigen Österr. Dramatiker — recht gut gewürdigt; die 
kurzgefasste Darstellung enthält gleichwohl höchst werthvoUe Bemerkungen, die 
jeder Wiener Volksdichter mit Andacht lesen sollte. 

26) Gö decke sagt hierüber: „Die Sprache (in den Stücken d. Wiener 
Volksdichter) ist überall wienerisch hochdeutsch, die dialectisch gefärbte 
Sprache des gebildeten Wieners mit Verschluckung der unbetonten Sylben und 
mit häufigem Mangel des Umlaufs im Verbum, selbst mit schwacher Conjugation 
statt der starken." (Grundr. III. B. p. 825.) 

27) Diess ist zum Theil geschehen in TrömmeTs Literatur d. d. Mund- 
arten, wozu J. M. Wagner mehrere Ergänzungen lieferte. (Vgl. Fr ommann's 
Zeitschr. (d. d. Mundart. VI. Jhrg. p. 380 ff.) 



— 15 - 

setzer, von dem später die Rede sein wird) als Epiker den echten 
Volkston trafen, und daher als Repräsentanten dieser Richtungen 
sich vorzüglich eignen. 2®) 

J. G. Sei dl als Repräsentant . der Volkssprache des süd- 
lichen Alpenlandes gehört zu den Troubadours des nieder-österr. 
Dialectes. Misson als Repräsentant der Volkssprache des Lan- 
den nordwärts der Donau erscheint als Trouvfere. Das sind die 
echten Dichter von Gottes Gnaden ; sie treffen den rechten Ton, 
Da lacht Einem das Herz im Leibe. So klingt unsere heimische 
Sprache, so kräftig, so treuherzig, so schalkhaft! Seidl's ^Flin- 
serln" ^^) können sich mit den echten Gstanzeln und Schnadahüpfeln 
messen. Er singt wie das Volk singt: 

„Ja Diarndl, dö Liab is 
A gspasiga Kanf : 
Dö Herzn verschenkt ma 
Und n' Kopf gibt ma drauf." 

Oder das bekannte : 

„Dö Fink'n ham Kröpferln, 
Do singan^s damid 
DTrau Mahm hat an Kropf gar 
Oba singa kanns nid."30) 

Das ist in der Sprache und aus dem Humor des Volkes 
herausgesungen. 

Wenn ich nun von J. Misson und seinem Fortsetzer spreche, 
so erklärt sich die grössei'e Ausführlichkeit meiner Auseinander- 
setzungen theils aus dem Umstände, dass ich mit dieser Partie 
meiner Abhandlung erst dem Titel derselben gerecht zu werden 
habe, theils daraus, dass J. Misson immer noch zu wenig ge- 
würdigt und dass sein Fortsetzer als solcher noch gar nicht 
bekannt ist, daher von mir ei'st sozusagen in die literarische 
Welt eingeführt wird. 

Es geht ein immer stärker werdender Zug nach dem Epos 
durch die Literatur der jüngsten Zeit. Der Roman vermochte 



^) So könnte man z. B., nnd Schröer hat es auch gethan, dem sonst 
gemü^hvollen Castelli vorwerfen, dass er weder des Hochdeutschen noch des 
Dialectes jemals Yollständig Herr geworden; so könnte man gegen Kl esheim^s 
Gedichte einwenden, dass die mundartliche Sprache derselben für den Vortrag 
im Salon präpariert ist n. dgl* m. Doch ich will, wie gesagt, durch dergleichen 
scharf kritische Bemerkungen den Ruhm dieser Dichter nicht schmälern, nur 
als Vertreter der Gattung kann ich sie nicht gelten lassen. 

29) öst'rreichischi Gschdanas'ln, GsangUn und Gschicht'ln. Wien 1828 
bis 1837; femer Ged. in nö. Mundart. Erste Gesammt-Ausg. 1844 Wien. 

30) Auch im Schwäbischen, (u. a. Mundarten.) 



^ 16 — 

also trotz der PrätensioD; das moderne Epos zu sein^ dieses weder 
zu ersetzen noch zu verdrängen. 

Den Kampf begann eigentlich Schiller, obwol KIop- 
stock's grossartige Messiade vorausging. Aber die Messiade gab 
der Nation nicht das, was Klopstock in begeisterter Stunde 
verhiess. Schiller erkannte dies und entwarf den Plan eines 
modernen Epos. Wenn er auch denselben nicht durchführte, so 
regte er doch Ideen an, die seitdem schon hie und da praktisch 
zu wirken anfangen. Voss und Göthe schlugen den rechten 
Weg ein, indem sie moderne Verhältnisse in der Weise darstellten, 
dass man sagen konnte: „So würde ungefähr Homer gedichtet 
haben, wenn er im 18. Jahrhunderte gelebt hätte." Das Epos 
hat sich leider in dieser Weise nicht stetig fortentwickelt, wie 
schöne Blüthen es auch sonst getrieben hat. Die katholisch- 
kirchliche Romantik hat in Redwitzens „Amaranth" einen 
unleugbaren Triumph gefeiert, der neuestens freilich durch den 
Erfolg von Webers „Dreizehnlinden " überboten ist , welche 
Dichtung in ihrer Sphäre und auf dem Gebiete der Kunstepik das- 
selbe anstrebt, was ein Theil von Freitags Roman „Die Ahnen" 
will. Schade, dass ein nationales Epos nicht in Form eines Roman- 
cyclus sich präsentieren kann. Den Gegensatz zu den kathoHsch- 
romantischen Epen bilden die Schopenhauerisch angehauchten, 
moderne Ideen entwickelnden Dichtungen Rob. Hamerlings 
mit ihrem „anapapistischen Herzschlag." Ich verkenne nicht die 
grossen Vorzüge dieser Dichtungen, aber sie sind zu unruhig, zu 
leidenschaftlich, sie stehen wie ihr Dichter auf den Zinnen der 
Partei, sie sind unepisch, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist. Das 
ist nicht die Sonne Homers, die diesen Poesien leuchtet! 

Was Göthe in seinem „Hermann und Dorothea" vorge- 
zeichnet, das muss die epische Poesie unserer Zeit sich zur Richt- 
schnur nehmen, soll die Wiedergeburt dieser Dichtungsart erfolgen. 
Sehr förderlich dieser Richtung wird es sein, wenn ein echt volks- 
thümliches Element in sie eindringt, wenn die moderne Epik im 
Volke Wurzeln fasst und in der Sprache des Volkes selbst zum 
Ausdrucke gelangt. Und da meine ich, habe Misson — unbe- 
wusster Weise — das geleistet, was man die erste, leise Fussspur 
eines volksthümlichen, modernen Epos nennen könnte. 

Missons „Naz"^^) ist das Fragment einer Dialect-Dichtung 
— aber es enthält Alles, was nöthig ist, um e» „typisch" zu 

31) „Da Naz, a niederösterreichischer Bauernbui geht in d'Fremd." Ge- 
dicht in unterennsischer Mundart v, Jos, Misson, Herausgeg. und mit dem 



- 17 — 

machen. Zwar ist die epische Handlung kaum über die ein- 
leiteuden Momente hinausgekommen, aber es eröffnet sich eine 
genügend weite Perspective über die Fortentwicklung derselben. 
Die Form, in welcher der Naz erscheint, ist — der Hexameter 
und die Sprache der niederösterreichische Dialect. Scheinbar eine 
seltsame Verbindung, die Wanderschaft eines niederösteri'eichischen 
Bauemburschen der Stoff und die Form — die des Altvaters 
Homer. Aber gerade das ist das Richtige. Wer etwa zweifelt, 
dass die Hexameter nicht volksthümUch sind, der sei an das 
Missonfest in Mühlbach ^^) erinnert, wo ein Gesang aus dem Naz 
im Freien declamirt wurde und nicht bloss Gebildete, sondern eine 
grosse Menge Landvolkes, Jung und Alt, die Zuhörerschaft aus- 
machte. Welche Wirkung ! Man konnte eine Vorstellung gewinnen 
von dem Auftreten eines fahrenden Sängers, eines Rhapsoden in 
grauer Vorzeit. Man muss freilich den Dialect genau verstehen, 
um diese Wirkung begreifen, um überhaupt die Dichtung völlig 
würdigen zu können. Ich erlaube mir, mich selbst zu citiren, 
indem ich aus meiner Ausgabe des ^Naz^ einige Zeilen hier 
wiedergebe: „Sieh, der Hexameter, der dem Hochdeutschen nur 
mit schwerer Mühe angepasst werden kann, scheint wie geschaffen 
ftir diese Mundart, für diesen unverfälschten Dialect des Mannharts- 
berges mit seinen uia und 019 und schweren dsf^ 

„Es ist diess, wie Schottky bemerkt, der am wenigsten ver- 
derbte, der echte und rechte österreichische Volksdialeet. Und 
zu dieser Sprache Hexameter ! Ja und was für Hexameter ! — 
Man meint, es könne gar nicht anders sein ! Und nun fällt es uns 
erst auf, dass ja auch Homer's unsterbliche Werke im Dialect 
gedichtet sind; das reine, vornehme Attische widerstrebte dem 
Hexameter ebenso, wie das Hochdeutsche. Es ist also der Hexa- 
meter uralt — indogermanisches Volksversmass. Und der Nieder- 
ööterreicher ist ja auch ein Indogermane. Und die Sonne Homer^s, 
siehe, sie lächelt auch uns". ^^) 

Diese aussergewöhnliche Bedeutung der Dichtung Misson's 
ist auch hie und da erkannt und ausgesprochen worden. Ich ver- 

Lebensbilde des Dichters versehen von Karl Landsteiner. 3. Aufl. (Gerold 
Sohn, 1876.) Diejenigen, welche über den Dichter sowie über sein Werk sich 
näher informiren wollen, verweise ich auf diese meine Ausgabe, nach welcher 
ich auch citire. Übrigens auch der betr. Artikel in Wurzbacb's biogr. Lex. 
heranzuziehen. 

3^ Ich verweise auf meine Darstellung dieses wirklichen Volksfestes (Art 
in der „Presse" 3. Aug. 1876.) „Vom Dichter des Naz." 

33) „Da Naz« pag. 11 f. 

2 



— 18 — 

weise in dieser Hinsicht auf Prof. Pfeifer's und Schröer's, 
sowie auf mehrere Beurtheiiungen des „Naz^ in öffentlichen 
Blättern. »4) 

Ich möchte hier etwas sagen, was sich eigentlich von selbst 
versteht, aber doch nicht immer so recht erkannt wird. Wie bei 
jedem wahrhaften Kunstwerk, dem der Stempel gottbegnadigter 
Genialität aufgedrückt ist, kann man sich auch die Erzählung und 
Schilderung im „Naz" in keiner anderen Form, in keiner anderen 
Sprache denken, als in der das Gedicht sich darstellt. Dadurch 
gewinnt der Dialect den Schein der Nothwendigkeit, und die Be- 
rechtigung desselben wird augenscheinlich, während bei so mancher 
anderen, sonst schönen Dialectdichtung diese fehlt, weil man sich 
das Ganze recht gut in's Hochdeutsche übersetzen kann, ohne 
dass der Eindruck ein geringerer würde. 

Was erzählt uns nun Misson? 

Es ist im Grunde eine sehr einfache Geschichte — die eben 
für ein idyllisches Epos noch ausreicht. ^^) In Neuzwicklhofa, seinem 
heimatlichen Dorfe, findet der „Naz" keine genügende Arbeit, 
darum geht er in die Fremde, sein Glück zu versuchen. Der 
erste Gesang enthält des Vaters gute Lehren, kernige Aus- 
sprüche eines biederben Landmannes. Im zweiten Gesänge wird 
erzählt, wie der Naz das väterliche Haus verlässt und seine Eltera 
ihn ein Stück Weges begleiten. Reich an rührenden Zügen. Alles 
will dem Naz „das Geleit" geben, selbst der Hofhund, „der Soldl", 
der sich von der Kette losreisst. Im dritten Gesänge erfahren wir, 
wie „Naz" allein weiter wandert, indess die Eltern den Rückweg 
antreten, wobei sie einem Bekannten, d^m „Blawnstoaner-Göd," 
begegnen, der mit ihnen über „Nazens" ZukunftshoffiiUDgen spricht. 
Der vierte Gesang führt uns wieder in die Stube zurück, wo die 
alten Leute jetzt allein sind und von ihrem „Naz" reden. Der 
„blinde Elröpfl" kommt zum Besuch und mit ihm in Gemeinschaft 
wird ein Krüglein Weins auf Nazens Gesundheit geleert. Vom 
fünften Gesänge an erfahren wir, wie es dem „Naz" auf seiner 
Wanderung weiter ergieng. Er soll zunächst nach Biasenreuth geh'n 
zu der „Moahm"; das Übrige wii-d sich dann finden. Ein Gewitter 



^) Sehr bezeichnend ist, was u. A. die Neue freie Presse über das 
Gedicht sagt: „Diese ein2^ige Production ist mehr werth, als der mehrbändige 
Dilettantismus Yon manchen anderen, sogenannten Dichtern, welche derzeit 
noch auf der Dialectbahn wildern.'^ 

3') Siehe die eingehende Inhaltsangabe in meiner Ausgabe des Naz 
pag. 15 ff. 



— 19 — 

di'obt, während er immer tiefer in den Wald eindringt. Die Schil- 
derung der Waldeinsamkeit und die Bangigkeit, die den „Naz^ 
überkommt; ist unübertrefflich stimmungsvoll geschildert. 

„Gleih d'rauf hebt sih a Wind auf; glei d*raaf is *8 wieder windstill. 
An an dickmächtinga Bam, himmelhoh, grad just nebma nWö** hin 
^ Is a n-alts Bild, ös Gmahld dVauf zoagt von an früherem Unglück. 
Ängstlich bleibt da Naz stehn, schaut um, als wann er wem sächat; 
Alles is still, und alles mausstad, ma hört nix, und siacht nix. — 
Randweis garratzen d* Bam und randweis schreien wilde Vögel. 
Schaut iatza wieder um, ^s fangt ihm zu gruseln an» es wird ihm entrisch.** ^) 

Glücklich ist er, als er aus dem Walde kommend, offene 
Gegend vor sich sieht. Es kommt ein Bauer, auf dessen Wagen 
er ein Stück Weges &hrt und allerlei grausige Geschichten aus 
der Umgegend sich erzählen lässt. Der sechste Gesang enthält die 
prachtvolle Schilderung des Gewitters. Ein Viehbüter profezeit 
Hagelschlag und Wolkenbruch; der arme „Naz", von dem furcht- 
baren Unwetter überrascht, findet nach mancherlei — mit ergötz- 
lichem Humor geschilderten kleinen Abenteuern — Zuflucht in 
einem „Hauerloch." (Kleine Höhle im Weinberg.) 

„D'Sunn vosteckt sich, aum Himmel, da richts sih sih z^samm zun an Wöder 

D'Schwalbma de floigen Ö da Niader, und dös is a sichers Zoacha. 

„Oans** sagt er „dös** sagt er „setz dir iatzt fest und denk dir wost ausroast.** 

Geht auf d^Hoad und schaut — iazt macht's auf oan Mal an Dunnrer ! 

Gleih drauf wieder und wieder romats ^) Über d*Beringar umi, 

Purrt3) und saust weitmächti in Holz drinat, dass vöUi aus is. — 

„No — wo — das — auslasst, unser Herrgott sei ihna gnädi!** 

Sagt drauf da Halter; nimmt sein Gebbemitz^) um und: „wanns nur/ 

Sagt er, — und schaut auf die Quirkant^; „wanns nur nöd öppa-r-an Schaur hat?i}) 

So, wia ma zimt,**'') so sagt er, ^so san zwoa Wödern beinander.** 

Und da Hund reckt d'Goschn in d'Höh und schmöckt wia da Luft geht — 

Zeigt öu Schwoaf ein, geht drauf zubi zun Halter und guscht sih, 

Jatzn is's still — und schwühl — und s Laab, dös zittert aum Bamem; 

D'Vögel, die schloifan in d'Nester und d'Schof, die stekan die Köpf z^samm* 

Gleih drauf hebt sih a Wind auf, beutelt die Näst durchanander, 

Waht ön Sand und ön Staub daher, dass oans möcht völli dasticka. 

dTroader, dö machan iatzt Wellna — d'Bleameln schaun all! auf d*£rden. 

's Wöder steht da. Die Quirkan, rabnschwarz, do hängan so niader, 

Das ma moant, ma kunnt s', wann ma wolltat, min Händen daglanga. 

Allwl wirds finstriger und ön Nazn kimmts Nacht für. Jatzn 

Machts auf oan Mal an Himmlatzer,^) s ganz Firmament is oan Feuer! 

„Helfunsgott!** sagt er, machts Kreuz, fangt an zun renna-r-und rennt, da 

Wind aber nimmt ihm ön Huit und tragtu bis abi zun Bachl. — 



*) Unhehnllcb, nicht geheuer (ahd. aotrisc.) Vgl. Schöpf pag. 15; — Seldl's Idioticon 
pag. 297—. >) Poltert und lärmt es. *) Onomatopoetisch vom Schall des Donners. ^ Aerm<>l- 
Jacke, grobwollener üeberwurf ») Wolken. •) Hagel mit Sturm. '') Scheint. «) Blitz. 

2* 



- 20 - 

^Grad vokehrt!** sagt er, rennt was er kan über d'Hoad sein Huit nah; 
*8 Pinkerl geht auf und Baudezeu kugeln allsant über d'Leitn; ^) 
Während den, dass er oan z^samm klaubt, kugeln a fünf a sechs nachi 
Und auf d'Lösst^) er no selber, volei^) hat er z'thoan mit*n Aufstehn; — 
Himmlatzen, dunnern und regna thuits, grad, als wann da jüngst Ta war. 
Wia er sein Huit hat, hupft er geschwind übers kloan Bachl und — da 
Gugelhupf fallt ihm ins Wasser! — s Bachl wird allaweil grösser; / 

Begna thuits allwl noh, grad, als wann mas mit Schaffein that schütten: 
*s Wasser, dös rinnt ihm von Huit ins Gnack und über sein Buckl — ' 
Machts auf oan Mal an Stroah,^) da ganz Erdbodn hätt mögn vasinka! 
„Jatzn bats eingschlagn** — sagt er, „Gott gibs, dass nur a Wasserstroah 

gwöst is!" 
Und heilt aus — hat gar nöd viel g'fahlt, so liegt er in Bah driu. — 
Regna thuits allwl noh fürt in an, so, dass alln taschelt;^) 

Im Hauerloch macht der Naz Toilette und erinnert sich 

dabei eines Ausspruches seines lieben Mütterchens^ welches ihm, 

wenn er während des Regnens aus dem Hause gehen musste, 

zurief: 

„Lass da nur schlaun, Naz, kimm bald, schau koan Salzstock dös bist nöd — 
Und koan Holzstock den zVoackts nöd!^ 

Den siebenten Gesang; als den mit Recht gefeiertesten der 
Dichtung wollen wir hier in seiner Gänze mittheilen, da es doch 
noch „jenseits der Berge" Leute geben mag, die den „Naz" nicht 
kennen und durch dieses Bruchstück auf denselben aufmerksam 
gemacht werden dürften: 

„^s Wöder lasst nah, von Regna hörts auf, sie kimmt allwl liachter, 

Und aum Himmel, da siacht ma — r — Ön Regnbogn, gleih danebn no oan! 

d'Sunn moants a wieder guit, scheint a wieder warm und liabla; 

Trückat gleih wieder und Alles kann sih iatzt wieder dakicka.^) 

Alles is wieder lebendi, frisch und munter und aufgramt: 

d*Leröcherln "^ floign ausn Troadern und singan, oans schönar, als *8 aner: 

Floign z'allerhöchst ö da Höh, und singan und lohn unsern Herrgott! 

Singan und lohn imsern Herrgott, z^Gwött,^) oans schönar, als 's aner! 

Mitten in Woaz drinat, grad wo da g'schopfati Kothjodl^) ^s Nöst hat, 

Just a so mitten drin, zwischen zwen Bifang ^^^ schlagt iatzu *s Wachtl: 

„Wauwauwau, findst mih nöd! Wauwauwau, findst mih nöd!** — 

sitzt ö da Fahri — 
Mandl und Weibl, so leichtgläubi, lassn sih fanga durchs Locka! — 
Alles is wieder lebendi, frisch und munter und aufgramt! 
Alles singt wieder, so guit als sies kann und so guit als sies glernt hat! 
Alles is wieder lebendi, und Alles findt wieder sein Essen: 
A ^1) die g*streimt Amering 12) findt aufh FahrtwÖ ihr Sammelwerk wieder 
Und aufn Disteln, da zwigatzt da Stiglitz vor lauter Freuden, 



\ 



1) Abhang. *) Am Ende. ') Vom Leibe. *) Streich, Blitzschlag. &) Plätschert. ^ Erquicken. 
') Lerchen ; Diminutivform. *) Um die Wette. *) Schopf-Kothlerche. "') Durch zwei Furchen 
eingefangener Strich Ackerlandes. ^*) Auch. '^ Ammer. 



— 21 — 

' s Zeiserl, das znpft sih noh d'Federn z*erst z'recht aum Gnack und aum Buckl 

Putzt sih min Schnaberl ön Hals aum Oelabam: i) „Ziwitschihöö!'^ 

Ja — und zHoifest in Holz drinat hört mar — r — ön Bamhackl hacka. 

d'Turteltaubn gurrt — und 's Rothkröpfl wispelt in Haselnussstaudnan ; 

's Dornreiherl zwischna Schiebern; 's Rothschwanzl fioigt aus da Stoanmaur, 

Und da scheucht Fink, der bringt sein Jungen was z'essen, 

Singt ihna vor aufn Bimbam und — sie zwigatzn nachi! 

,8 Omäxl 3) stimmt sein 6'sang nebna Bachl an, zwischna G'sträussat ; 

Und auf da Holerstaudn d'Grasmuckn, — thuit sih dabei gern vostecka. — 

's Ruisaamvögerl 3) und Hanöferl, sih g'selln sih in Bamstadln^) z'samma; 

Zwischna Laabladln (schön Ö da Niader) schreit d'Gugelviraus; ^) 

Ganz ö da Höh — in Nadelholz drin — schreit d'Nussheher helllaut! — 

Alles is wieder lebendi, frisch und munter und aufgramt, 

Und a jeds Köferl in Gras is wieder so lusti und g'schaftl,^) 

Thuit sih da um und tummelt sih, dass 's wieder weiter thuit kemma; 

Und aufn Sand, da gibts wieder Omassen, dass's alln wimmelt ; 

d'Bein habn a wieder z'thoan, dö surrn, dö habns wieder gnedi ; "7) 

d'Bleameln schaun wieder in d'Höh zun Himmel, gottakoat:^) „Dankan," 

^Bankan da schön, mit nassen Augnan aus Freuden in Herzen! 

Hast über uns dein Hand broatt während den schrökligan Wöder; 

Hast unsre Noth gleih kennt, und unser Load gleih ang'sehgn; 

Einnan dirs nöd a so klagn,' als wia anerni G'schöpfa, — Dankan, 

Danfcan da schön, mit nassen Augnan aus Freuden in Herzen!'' 

Dös is ön Bleamln ihr G'sang zun Herrgott nach — r — an Wöder, 

Vieli san gar soviel scheu und gleih soviel g'schröckt, wann mas angreift 

Schloifan s' gleih z'samm, san gar soviel keusch und gar soviel hoagli. 

d'Troadbleameln guckan in d'Höh auf eUenlanga Stingeln und winkan 

Freundla, so wia da feurrothi Magn^) ö da bartaten ^^) Gerstn, 

's Sunnawendköferl floigt hin und setzt sih so g'schami ^^) aufs Bleaml, 

Grad, als wanns dös ihr Lebta nöd thon g'habt hntt noh, dös Köferl. 

Allerhand glitzadi Floigna,*^) allerhand g'spreckladi Würmer 

Kraxeln aum Grashalmeln überanander, griassen sih freundla 

Oans das aner, so, wias halt z'samm g'hörn, alti und jungi; 

Oans hupft daher, das aner hupft zeben hin, grad als wann s' tanzen 

Thaten dö Viacherln, bald ö da Höh und bald ö da Niader. 

Und a da Schneck schaut iatzt wieder weiter min Haus aufn Buckl. — 

Alles is wieder lebendi, frisch und munter und aufgramt! 

Alles singt wieder so guit als sies kann, und so guit als sies g'lemt hat; 

Alles is wieder lebendi, und Alles findt wieder sein Essen! — 

Alles dös siacht da Naz, alles dös hört da Naz vor seiner Lucka: 

„Is ma nix neux," sagt er, „habs aber nia so dahoamten bitracht g'habt, 

„Is da Müh werth!" sagt er, „Dös is a Freud!" sagt er, „Dös macht mih 

aufgramt!" 
Hängt seini Stiefeln auf d'anerni Achsel und geht wieder weiter. — ** 



*) Erle. *) Amsel. ') Hirngrille ; PringUla serinus L. •) Baumetätten. *) Oriolns galbula, 
Golddrossel. ^ Geschäftig. ') Haben viel zu thun. ") Gleichsam, scilicet (got thi keit, quo 
dicat. Vgl. hierüber G. Seidl's Idiot, pag. 303 und Schöpf, pag. 203.) ") Mohn. *<>) B&rtig. 
") Schamhaft. **) Fliegen. 



— 22 — 

Der achte Gesang ist der letzte der Dichtung. Der „Naz" 
kommt nach Bremsendorf und bleibt dort über Nacht. Eine 
lebendige Schilderung der Zerstörung, die das Unwetter verur- 
sachte, ziert dieses Capitel, welches' mit einer weihevollen Be- 
trachtung des Abends schliesst ^) 

Soweit das Fragment. 

Es ist nicht wahrscheinlich; dass der Dichter das Ganze fertig 
gebracht, wohl aber gab es mehrere Fortsetzungen, die aber nicht 
publiciert wurden. Die Gründe, welche Misson abgeschi'eckt 
haben mögen, das Gedicht zu vollenden, habe ich in der von mir 
besorgten Ausgabe des ^Naz" angegeben. So müssen wir in 
Bremsendorf vom „Naz" scheiden. „Er hat seinen Weg nicht 
vollenden können und da ergeht es ihm wie es so vielen öster- 
reichischen Poöten von grossem Talente ergangen ist: Nationale 
Schranken und Standesinteressen, Erschlaffimg, inmitten einer 
schwächenden, degenerierenden Atmosphäre haben sie auf einer 
Wanderung aufgehalten, deren Endziel hätte ein herrliches sein 
können. Auch Misson hat in — „Bremsendorf" bleiben müssen, 
er hat auf der ersten Station seiner poetischen Reise stille 
gehalten."*') Die erwähnten Fortsetzungen sind nicht aufzufinden. 
Wahrscheinlich hat der Dichter in einem Anfalle von Trübsinn 
dieselben den Flammen übergeben. Nur einige nothdürftige An- 
gaben besagen, wie Misson sich etwa die weitere Durchführung 
vorgestellt haben mag. Dieser zu Folge wäre „Naz" nicht nur 
in Bremsendorf über Nacht geblieben, sondern hätte daselbst auch 
einen „Kirta** (Kirchweihfest) mitgemacht. Er erscheint auf der 
„Keglbudl" und auf dem Tanzplatz. Es wird eine grosse Bauern- 
tafel beschrieben. Was hierauf geschah, ist in Dunkel gehüllt. 
Nur der Schluss war festgestellt. Nach fünfzehn Jahren kommt 
der Naz wieder nach Hause. Die alten Leute leben noch, aber 
der Vater ist blind geworden. Selbst der Hund, der „Soldl" ist 
noch da. Es ist Abend und die Alten sitzen „im Finstern" in der 
Stube und beten für die verstorbenen Verwandten ; dazu brauchen 
sie kein Licht. Der Naz grüsst mit verstellter Stimme, aber das 
alte Mütterchen schreit: „VerstöU nur dein Stimm' Naz, 's alt 
Muiderl kennt di do noh!^' und fällt ihm weinend um den Hals. 



äö) pag. 23 f. 

37) P. Gross in der Morgenpost (6. Juli 1876.) 



- 23 - 

Den andern Morgen Kirchgang ; Naz fuhrt den blinden Vater am 
Arm. Die Bauern stehen vor der Kirche und sind voll Verwunderung 
über den stattlichen jungen Mann. „Wer ist denn das?" fragen 
sie. „Der Badhuiber Naz ! Was, der Naz? Ja, der ist's, der Naz 
ist's. '^ Mit Nazen's Hochzeit endet das Gedicht.^^) 

Es ist mit Recht tief bedauert worden, dass Misson den 
„Naz'* unvollendet liess. Schriftliche und mündliche Anfragen 
kamen an mich und besonders bei Gelegenheit des Misson festes 
in Mühlbach wurde ich bestürmt, ob ich denn die Fortsetzung 
und den Schluss des Gedichtes nicht publi eieren werde. 

Auch Anträge von Verlegern liefen ein — was half jedoch 
dies Alles? 

Die Frage nach der Fortsetzung verwickelte mich sogar in 
eine Zeitungspolemik, indem behauptet wurde, J. M i s s o n sei gar 
nicht der Verfasser des „Naz" gewesen, sondern sein gelehrter 
Bruder, der Benedictiner. Misson von Göttweih; das sei auch 
der — allerdings schlagende — Grund, warum Misson das Epos 
unvollendet gelassen. Ich bewies jedoch durch unwiderlegliche 
Zeugnisse die Unrichtigkeit jener Behauptung. ^^) 

Der allgemeine Wunsch, den „Naz" fortgesetzt und vollen- 
det zu sehen, regte indess einen jungen, begabten Ordensbruder 
des Dichters, Prof.K. Str obl, an, die Weiterführung des Gedichtes 
zu versuchen. Er war ja in derselben Gegend zu Hause, aus der 
Misson stammte und kannte die Sprache des Naz von Kindheit 
an. Wenn auch Misson nicht mehr lebte, so hatte Str obl 
doch einen erfahrenen Rathgeber an seinem Oheim, dem Professor 
A. Holzer in Krems, der, selbst Dichter, Sprache und Sitte 
der Heimat wie Keiner kennt.^^) 

Doch nicht dieser zunächst, sondern der Ordensprovincial 
J. Indrak war es eigentlich, welcher die Fortsetzung des 
Werkes veranlasste. 



38) „Naz« 3. Aufl. pag. 23. 

39) J. Pederzani bestritt die Autorschaft Missons in mehreren Artikeln 
der Deutschen Zeitimg, worauf im selben Blatte meinerseits 2 Entgegnungen 
erfolgten. Eine Widerlegung der Behauptungen Pederzanis brachte auch die 
Neue freie Presse. (1875.) 

*0) Ihm verdanke ich auch sowie dem hochw. Herrn Ordensprovinciale 
J. Indrak die werthvollen Daten über K. Strobl und die Einsicht in 
dessen binterlassene Schriften, denen ich die Proben der Fortsetzung des „Naz** 
entnommen habe. 



~ 24 — 

In gemüthlichem Kreise wurde das Namensfest eines Mit- 
bruders gefeiert, wobei Strobl ein im Style des Naz verfasstes 
Gelegenheitsgedicht vortrug. Es traf den Ton der Misson'schen 
Dichtung, die ja jedem Piaristen genau bekannt ist, so glücklich **), 
dass der Frovinzial das Glas zu einem Toaste erhob und seinem 
jungen Freunde in warmen Worten an's Herz legte, den «Naz" 
zu vollenden. 

Mit gewohnter Bescheidenheit wollte Strobl ablehnen, aber 
endlich gab er dem freundschaftlichen Drängen seiner Freunde nach 
und schon nach wenigen Tagen konnte er dem Ordenssvorstande 
eine lange Reihe von Hexametern vorlesen. Und nun gedieh das 
Werk rasch und die Freunde der mundartlichen Dichtung hätten 
die Freude erlebt, den „Naz" vollendet zu sehen, wenn nicht der 
grausame Tod — wie man zu sagen pflegt — einen Strich durch 
die Rechnung gemacht hätte. 

Und wirklich, Prof. K. S t r o bl's Nazfragmente — denn auch 
ihm war es nicht vergönnt, das Werk zu Ende zu bringen — sind 
ein Schatz, würdig, neben Missons herrlicher Dichtung mit 
Ehren genannt zu werden. Einzelne Stellen der Arbeit StroWs 
sind wahre Perlen der Dialectdichtung und sichern dem — mitten 
im begeisterten Schaffen — grausam aus dem Leben gerissenen 
Dichter ein scliönes Andenken. Wir hatten Gelegenheit von der 
zündenden Wirkung dieser im Geiste Missons geschriebenen Fort- 
setzung uns zu überzeugen, als bei Gelegenheit eines zu Gunsten der 
Schülerlade des Gymnasiums veranstalteten Maiconcertes ein Bruch- 
stück der Dichtung von einem Schüler der 6. Classe, NamensJ 
Minnichthaler, declamirt wurde. Helle Begeisterung ei*fasste die 
zahlreichen Zuhörer und der anwesende Dichter konnte einen 
Vorgeschmack der Süssigkeit des zukünftigen Erfolges seines 
Werkes erhalten — den er freilich nicht erlebte. 



^1) Die Gratulation begann mit den Versen: 
^Pepi, was d* z^thoan host, woast eh, und dÖs ana, dös sagt da da Strobl, 
Bleib uns schön gesund und schau nur recht auf und los da nix ogehn, 
Dass dVon da Lamplhöh bist, dös hot gViss wos zu bideuten; 
Bist a so frum und so sonft, koan Käfal kuntest nit weh doan . .*^ 

Und schliest mit den Worten: 
„lazt oba bin i fein still, is Lob^n, dös woass i, vatrogst nit 
Is^s Oan a no so Ernst und no so vodeant, wias bei dir is. 
Mir Olli bleiben wos ma san und gwes^n san, freundlichi Brüeda, 
Brüeda und Freund und holtn schön z'sam, unsa Hergod der wird schon 
A a Einseg'n hob^n — und so basPu ma holt wieda weida.** 



- 25 — 

Karl StrobI, geb. am 2. April 1844 zu WuUersdorf ia 
Nieder-Oesterreich, war der fünfte von 8 Geschwistern. Er zeigte 
frühzeitig grosse Begabung und' wurde desshalb — besonders auf 
Anregung des Ortsgeistlichen P. Sigmund Silier, eines Bene- 
dictiners des Stiftes Melk — zum Studieren bestimmt. Sein Oheim, 
Prof. Holzer, damals Supplent am Josefstädter Gymnasium, nahm 
sich des strebsamen Knaben an und sorgte für dessen Fortkommen. 
Strobl bestand die Privatprüfung über die sogenannte 4. Classe 
an der Hauptschule zu St. Thekla mit sehr gutem Erfolge, worauf 
er am Josefstädter Gymnasium seine Studßntenlaufbahn begann. 
Schnell wurde er der Liebling seiner Lehrer und Mitschüler; 
einer der besten und eifrigsten Schüler behauptete er den ersten 
Platz durch alle Classen während seiner ganzen Studienzeit. 

Gute Freunde, besonders der damalige Rector des Löwen- 
burg'schen Convictes unterstützten ihn und machten es ihm möglich, 
im Zeichnen, in der Stenographie und im Gesänge Unterricht zu 
nehmen. 

Es gab keinen freudigeren, rastloseren Sänger als ihn und 
noch erinnern wir — seine ehemaligen CoUegen •— uns gerne an 
die schönen Stunden, in denen er mit gelungenen Improvisationen 
und rasch in Scene gesetzten heiteren Chorgesängen uns erfreute. 
Es war die echte „Liederfreudigkeit" wie Prof. Holzer StrobPs 
Lust am Gesänge so schön bezeichnet hat. Nach absolvierter 
6. Gymasialclasse trat er freiwillig — ohne dass irgend Jemand 
den geringsten Einfluss auf seine Berufswahl geübt hatte — in 
den Piaristenorden ein und vollendete das Noviziat im CoUegium zu 
Krems, wo er für die Lehrzwecke des Ordens weiter ausgebildet 
wurde. Nach vollendeten Gymnasialstudien hatte er zunächst die 
4 Jahrgänge der theologischen Facultät zu absolvieren, worauf er 
dem Studium der classischen Philologie sich widmete. Zum Priester 
geweiht wurde er am 28. Juli 1867. Noch ehe er seine Lehramts- 
prüfung abgelegt hatte, wurde er nach Wr.-Neustadt an die Militär- 
Akademie berufen, wo damals das Studium der lateinischen Sprache 
versuchsweise eingeführt wurde. Er brachte zwei Jahre daselbst 
zu, im Kreise der Officiere ebenso beliebt, wie unter seinen geist- 
lichen Collegen. Leider zeigten sich schon hier die Vorboten seiner 
späteren Krankheit. In der Akademie hatte sich Strobl nur mit 
den Elementen der lateinischen Sprache zu beschäftigen; ihn aber 
drängte es*, den Geist der Classiker zu erklären und auf einer 
höheren Basis sich zu bewegen. Daher bewarb er sich um eine 



— 26 ~ 

Stelle am k. k. Staats-Realgymnasium in Hemals, wo er längere 
Zeit zur gross ten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten 
wirkte, bis er mit hohem Ministerial-Erlass vom 1. August 1875 
' zum Professor am Staatsgymnasium in der Josefstadt (VIII. Bez.) 
ernannt wurde und so wieder — man möchte sagen — zu seinem 
heimatliehen Wirkungskreise zurückkehii;e. Unermüdlich thätig 
hatte er sich eine genaue Kenntnis der französischen und englischen 
Sprache angeeignet und gebot so über ein reiches Wissen in 
classischen und modernen Sprachen. Die öffentlichen Staats- 
prüfungen aus der lateinischen und griechischen Sprache hatte er 
bereits am 31. October 1872 mit ausgezeichnetem Erfolge abge- 
legt. Seine wissenschaftliche Tüchtigkeit bewies er auch durch 
eine sehr beachtenswerthe Abhandlung in dem Programm des 
Josefstädter-Gymnasiums v. J. 1876: „Euripides und die Bedeutung 
seiner Ansprüche über göttliches und allgemein menschliches Wesen." 
Eine immer drohender sich gestaltende Brustkrankheit zwang ihn, 
Hilfe im Curorte Gleichenberg zu suchen. Zweimal war er daselbst; 
momentane Lindenmg, aber leider nicht dauernde Heilung gewährte 
der so wohlthätige Brunnen. Persönlich ward ihm Gleichenberg 
ein sehr sympathischer Aufenthaltsort und er hat demselben auch 
ein schönes poetisches Denkmal gesetzt, wie er denn auch die 
Verdienste des Grafen Wickenburg um den Curort verherrlichte ; 
ihm zu Ehren nannte er das Schloss, in welchem „Naz" Arbeit 
findet, mit lichter Veränderung „Wittenburg." 

Der Zustand StrobTs verschlimmerte sich immer mehr.' 
Er erlebte den Beginn des Schuljahres 1 879/80 nicht mehr ; gegen 
Ende der Ferien am 30. August, — völlig heiter ^2) und bei klarem 



^2) Lange wohl hatte er seinen Zustand schon erkannt und sich mit Resig- 
nation In sein Schicksal ergeben. Alle seine — mitunter sehr witzigen Äusse- 
rungen — verriethen den Geist stiller Duldung; er erfasste als Philosoph das 

Leben. Einige — noch erhaltene Gedichte in hochdeutscher Sprache athmen 

diesen Geist. Eben so ist er voll Dankbarkeit für jede stille Freude, für jede 
gute Gabe, auch wenn sie als solche nicht intendirt wäre. In seinem Gedichte : 
„Verschiedenes Verdienst", sagt er: 

„Sang bisher von holden Sternen, 

Blumenduft und Sonnenschein, 

Morgenrot in weiten Fernen, 

Vogelsang in Flur und Hain. 

Glaubt', ich soUt* es ihnen danken, 

Wie sie Alles uns verschönen, 

Doch ich zaudert* — kam in Schwanken — 

Weil sie ja — nicht anders können.'* 



^iaa 



-— - 



- 27 — 

Bewusstsein^ versehen mit den heil. Sterbesacramenten; starb er, 
kaum 36 Jahre alt. 

Noch auf dem Sterbebette gedachte er seines „Naz" und 
fragte seinen Ordensvorstand^ der ihm ja ein so treuer, aufopfern- 
der Freund war, was mit seiner Dichtung geschehen werde? 
Strobl ft^hlte die Wucht des tragischen Verhängnisses, ein Werk, 
auf das man schöne und stolze Hoffnungen gesetzt, nicht vollenden 
zu können. 

Es sei uns hier erlaubt, dem Wunsche Ausdruck zu geben, 
dass StrobPs Dichtung, so weit sie vorliegt, vollständig 
publiciert werde. Bei der Pietät, mit welcher StrobTs Anden- 
ken im Piaristenorden gepflegt wird, darf man hoffen, dass diese 
Bitte keine Fehlbitte sein wird. 

Seltsames Misgeschick, welches über den armen ^Naz" 
schwebt. Misson vollendete das Gedicht nicht und dem talentvollen 
Fortsetzer desselben riss der Tod den Griffel aus der Hand, ehe 
die neu aufgenommenen Arbeit fertig wurde« So ist der Naz 
Fragment und wird es aller Wahrscheinlichkeit nunauchble ib en. 

Von StrobPs „Naz" liegen 20 zusammenhängende Gesänge 
und ein, gewissermassen ausser Tour verfasstes Bruchstück vor. 
Es würde selbstverständlich den Rahmen dieser Abhan dlung weit 
überschreiten, auch wenn ich die Erlaubniss dazu hätte, das ganze 
Fragment mitzutheilen. Ich beschränke mich daher darauf, eine 
kurzgefasste Inhaltsangabe desselben und einige charakteristische 
Proben mitzutheilen. Es sind diess die Gesänge I, V, VII, XV und 
ein Theil des XVI., wobei ich bemerke, dass ich Gesang VII 
vorausschicke, weil er als Exposition sich vorzüglich eignet. Der 
I. Gesang, einer der schönsten der Dichtung lässt besonders das 



Sterne, Lüfte, Vögel können nicht anders, nnr die Menschen sind, wie 
sie wollen. Aber es gibt viele gute , edle Menschen , die fast nnbewusst 
,.liebe Wort' und Gaben** ausstreuen. Diese verdienen den Dank des Dichters, 
der sein Gedicht stimmungsvoll schliesst: 

„Singe d'rum von Menschenseelen — 
Fandest sie ja — Glückskind, Du ! 
Holde Freuden, nicht zu zählen, 
Strömten Dir von ihnen zu. 
Sind erfüllt von dem Gedanken 
Sie, Dein Dasein zu verschönen : 
Magst Dich freuen, magst's ihnen danken 
Selbst, wenn sie nicht anders können.^ 



— 28 - 

beschreibende, der XV. das erzählende Talent des Verfassers er. 
kennen. Die Schreibung Strobl's hab' ich unverändert gelassen.*^} 

Strobl's Näz. 

Ja, Ndz, sa mar äglei^) fragt iatza da Birämoar Vöder, 

„Furt roast? Fnrt, das is weit und & nit; wia md's nimmt and wo's hingeht ; 

Also, wo ans und wo ein, und was machst und was suichst in di. Fremid?** 

„Vöder'^ sagt drauf unser Naz, „is Lössti, dös wir i glei z'erst sagn; 

S^erst, mein, woass i ja selwer non nit, woTi Va find i da Fremdd. 

Was i suich, is in urndlichi Arwit; i frag* nit, wo^s schwer is; 

Gsund bin i ja und stark bin i Ä und arwätn bawi 

Glernt vo Vadem und Muida, so wird*s ma nit gar so leieht antthoan, 

Gebts d wo ä weng streng und gnaun. — Wann äglei &n Vodeanst gibt. 

Säcbts, bei uns dähoam is*s umasunst, geht oans in är Arw4t ; 

Grad halt*3 Oessn; mit Müah, wann oans kr k Bissl & Gwänting^) 

Non so nebnbei vodeant. Dös i & schon gmoängla di ganzi 

Um — und Auf, wiar i sa. ^~ Meini Leut die kinnän ean Häusl 

Selwer aloan fiirt bringt; so hat uns ziemt, es wdr gscheider, 

Wann i ma wo aii urn Ilign Vodeanst und A. Furtkema euichät. 

So zun an Gscliäft inn k Lehr geht^s nimmer, do bin i schon z*alt worn. 

Bleib wol a liawer beinn Feld, dös is mein Revier schon vo Kloan auf^ 

Hat k so weit wol k weng schon a Ziel; in Ungarn nit zHoif drunt. 

Hübsch bei da Gräniz is moast is non deutsch, wirr grödt und däzöhlt wird, 

Brauchätn s'Leut und warn koan z^babn ; da kunnt si was findo. 

Da aus roas i iatzt hin und prowier mein Glück in da Weidn.** — 

„Recht, Näz," sagt dar alt Vöder; wann d'ArwÄt oan selwer nit aufsuicht, 

Hoasst's wol ihr nagehn. Von Ungern wird viel k bei uns grödt, 

Prächtichi Wirtschaftn, hoasst^s, warn z'kn'agn um ann umdligna Spotpreis; 

Habn k schon mehr i da Gögnd bei uns eani Häuser und Grundstück 

Heigöbn und zoign iatzt awi. — Ja freili, wann's halb nur so guid is, 

Wia s a so rödn, is's gmuin. — A junger, ä lediger Bursch kan 

Leicht so a weng was prowiern, er kan ja moring k umkehrn. 

Und da fallt ma was ein, dös mirk* da, und lasst si dös machd, 

Wiar i wol glaub, so bist a schonglei für dein Lebta vosoringt. 

Schau, dös traff si nit schlecht; iatzt los!^) ~ I hab' ann Bikanntn, 

— San guidi Freund und Nachbarsleut gwöst, daweil er bei uns non 

Gwöst is — in Burgäman moani i — iatzt is er Vowalter da drunten. 



*3) Was die graphische Darstellung betrifft, so hielt sich Strobl nach 
G. SeidPs letzter Schreibung. Diese unterscheidet sich von der Misson'schen 
nicht sehr stark, nur bezeichnet sie das hohe A mit einem Accent. Vgl. G. Se i d l's 
n. ö. Ged, Einleitung p. XIX ff.) Ich verweise übrigens Bezugs der verschiedenen 
Systeme, die in dieser Hinsicht versucht wurden, auf meine Abb. „Ein österr. 
Scliulmeister", Progr. d. Jos. Gymn. 1872, p. 61 ff. — Die Anschauung, den 
Dialect möglichst einfjich zu schreiben und alle die — zu streng wissenschaft- 
licher Darstellung desselben allerdings nöthigen — mannigfachen Zeichen in 
Publicationen, die für einen grösseren Leserkreis bestimmt sind, zu vermeiden, 

hat sich allgemein Bahn gebrochen. 

^ •) Nun. ') Gewand, Kleldnug. ■) los'n, zuhören, aufmerken. 



— 29 - 

Wittenborg schreibt si sein Herschaft, is koani drei Stund yo Pressburg weg 

Findst Äs a leicht; 's kennts weit und broad ja alias, dö Herrschaft, 

Sann so viel rari und gotsliawi Leut — und so wia da Herr, hoassts, 

Is a gmoangla da Deaner, allsoans, ob hoch oder niader. 

Suichst in Yowalter halt auf, da Biramoar lassat*n grüassn 

Und iatzt hat er halt &r k Gebitt — und weilst d'aus da Freundschaft 

Bist, so mächt er da halt a weiig zu dein Furtkema helffa. 

Muiss't eam halt ^scheit und deutsch expliziiii, wos dÄ fablt und was* habn mächst 

Kan er wem braucha, so nimmt er die glei, wann nit, so muisst wai'tn, 

Wirst auf d Zeit ä wo anerscht an Platz und a Drauskema findn . 

Schau, dass d' di selwer hübsch rekumadirst, so wirds da nit schlecht gehn." — 

„Vöder" sagt drauf unser Ndz, ^gelts God, iatzt brau' ni nix weiter. 

Yöder, ös habts ma an Stoan, ann zentnschwäm Stoan yo da Brust ghöbt. 

Hat ma koan Ziel, so tappt ja oans grad wia blind i da Welt um, 

Muis a gar oft duriun Schaden erst gscheid wern, und bis ma si auskennt. 

Kirnt ma a ninerschst so recht zuun ann Bstand; Yerzött seiifl Jabrln 

Plabt si^) wol ä und r Ackert si a, kimmt do zu nix Rechtn« 

leb lasse nun den Inhalt der einzelnen Gesänge, einzelne 
charakteristische Proben in den Originaltext einschaltend, folgen. 

Im ersten Gesänge, dem neunten der ganzen Dichtung, 
ist die erste Nacht geschildert, die der Naz in der Fremde zubringt. 
Seine freundliche Wirthin, die „Moahm", hat ihn verlassen und 
nun ziehen die mancherlei Erlebnisse des Tages an seiner Seele 
vorüber. 

Is denn das migH,^) dös kan ja nit sein! An oanzigna Ta erst 
Wog YO dihoam, und was eam schon alls gmä,lert3) und ä glückt hat. 
Sunat bei dar Arwdt dähoam is ä Ta eam niaml so lang gwöst; 
Freili, is Arwätn is eam a Freud, da schlaunts und gehts füri. 
Was er so gsegn hat und ghert und was eam sunst non pä,ssiert is, 
Geht eam in Kopf umadum, das er eam alln trsimhappad^) firkimt. 
Bechtschaffa müad is er d, — und hat do nix g^arwatt, und Hitzn 
Steign eam in Kopf; so loahnt er si non k Wengerl aufs Fenster, 
Schaut noml aussi i d*Nacht. — So stiU alls, alias so hoamli! — 
Örterweis siacht ma non Quirkan, dö floign und drängann und machänn 
Allerloa Gstaltn, Figum vo Lentn und Vichan und Berign. 
Grad iatzt kimmt oaner gritn, a Ries, wia da heili Sankt Georg 
Owaun Altar i da Kircha; da Monschein steht hintan Dach non, 
Kloanweis blinzelt er drüwer, a guider Bikanta von Näzn. 
„Bist halt do nit aloan in da Fremäd,** so denkt er; dawail zoagt 
Zehn si a Stern und zehn wieder oana, sann lauter Bikennti. 
Awer dö Freud! Jatzt siacbt er in Hüawagn,^) den eam da Yoda 
Als kloanwinzigna Bulben zoagt hat, und non an Bikent^n 
Find't er, die Petra sflaschen.^) — Und sunst die tausend und tausend 
Stern san grad wia dähoam und da Himmel is k bein an Har so. 



*) Mttht sich. *) Möglicli. *) Von Malheur. *) Betäubt, schlaftrunken, wie im Traume 
sieh bewegend (SeidPs 6d. p. 338. — Schmeller I. p. 1139 f.). ^) Das Sternbild des Wagens, 
') Petrasflasche, ebenfalls ein Sternbild. Nur in OesteiTeich gebräuchlicher Ausdruck. 



- 30 — 

Macht eam a närrischi Freud, wiaV ers siacht und trösten nit weni. 

„Mein, Niz/ sagt er iatzt selwer, „bist i kloangläuwi wia d^anem. 

^Himmel und Monschein und Stern sann a nix weider, dö kinan 

„Ä nit viel helffa, ma g&eut si wol dran, awer üwer den alln is 

„Oaner, der alli regiert und koaus uit volasst, das^n anruift. 

„Wann ma'n ä selwer nit siacht, mä woass do aus alln, das er da is.** 

Ruiwiger wird er dabei, machts Kreuz und bet't „Vater unser, ** 

Macht sein Fensterl stad zui; iatzt hoassts awa schlaffa, denn moring 

Gehts wieder fürt, da soll er seinn Sinn und Kopf bei anand habn. 

Wiar er si auszoigt, denkt er non hoam: „Was wem^s denn iatzt macha. 

Wann s^ non nit schlaffan? Was wem s* denn so thoan, was rödn, was 

moanst denn? 
Mein, so rödn vo ean Sühn; so selwer, so habn schon hübsch ausdeant, 
Habn koann Grimmer,^) koann Wunsch wögn ean, 's is alls uma Nä^n.** 
Wiar er & Wail daliegt, schlaft er ein, koann Grimmer inn Herzen. 
Glücklicha Näz, iu woasst as gar nit, was d'allas i dir trägst. 
Tausend und tausend, reich und in Ehrn, so kunt^n das neiden 
All dös Glück, was d' selwer nit kennst. — Unser Hergod dahalt' da's. 
„Dös is der Ndz gwöst,** denkt eam da Mond, „wia kimt denn der da her? 
Haw i mi gleiwol nit geirrt? Muiss do schauni Stiehlt si ganz hoamli 
£ini bein Fensterl, und langsam und städ, wia da Zoager aum Uhrblatt, 
Schleicht er sl zuwi zunn Bött, und „lUchti, dös is unser N^z da!** 
Wiar er is Gsicht eam schaut, da blinzelt da Näz wol a Wengerl; 
Awer der Alti is klui;^) er machten nit wöcka, so nimmt er 
Dös für an Grniss und schleicht si fein städ wieder aussi beinn Kämmerl, 
Sötzt sein Wanderschaft fürt und glei drauf is er inn Stüwerl, 
Wo d' alt' Muida — heunt schlaft s' sn schwär ein — mit Bet*n und Grimma 
Um ihrn Nizn non wacht. Er winkt ihr schön freundla, macht Zoacha. 
Hat sie's vostandM? Mir scheint. — „Guidi Nacht, Naz*" wispelts*; iatzt schlafts a. 
Alias umher is still; is Bächerl wird schläfri und lasst eam 
Zeit mit'n Kenna; dö WöUna, dö sunst so lewendi und gschafti 
Voller Dischkurs, Ploderei^) und Uiwermuit taschin und pläderu,*) 
Voll Schelmerei und Fürwitz nit ddmerlang ruiwi und still sdiin, 
Sann iatzt manirbar und still; ganz kinnann s* is Plodem nit lassen, 
Awer dö drängan si z'sam und wispln und munkaz'n hoamla, 
Wiar i da Finster die Kiner; 's hilft oans wol inn anern beinn Fürcht*n) — 
D'Bam lassn ä ganz müad eani Näst a so hängar und schaunn gar, 
Wunerli aus i da Finster, wia Gspenster und Teuf In und Ries'n, 
S* is koan Wuner,'^) wann aft si wer schröckt dran. A bei die Bleamerln, 
Hängt 'is Köpferl auf d'Brust; sö habn eani glanzadn Äugerln 
Zui und träman. Mensch und Viach schlaft ruiwi und friedla. 
Schlafts nur schön ruiwi, schlafts! Wia seids a so müatterli bhüatt all! 
Üwer dar Erd', 1 da Luft, awer 's siachts koan lewendiger Mensch nit, 



') Kummer, Schmerz. (Vgl. Schmeller I. Sp. 996. Schöpf 212.) >) Wörtlich : klug, dann 
i voraichtig, auch sparsam. Im Mhd. Glnoc = fein, geisüg fein, i. e. verst&ndig. (VgL Schmeller 

I. p. 1828 — Schöpf p. 326.) >) Onomat. für Geräusch von plddern , Falten machen, rauschen, 
auch schw&tzen. Höfer Etym. W. II. p. 340 Oastelli Wörterb. 88. (Vgl. auch Schöpf p. 511, 
SohmeUer I. p. 457.) *) Plätschern. ^) Wunder. 



— 31 — 

Purrts 1) alln hin und her, kloanwinzigi Wöserln, so liabli, 

Floign TO Gschwister zu Gschwistert, und was si recht Uabt, si recht gsm hat. 

Was gern denkt an annand, dö habn so ann himmlischen Bot'n: 

Tramengerln hab ma ß' als Kiner gern gnennt, so freundla und liab sann s\ — 

Hascht & oans eini zunn N^n und stöUt si glei z'Häaptn zun Bött hin, 

Das mas beinn Munterwern ja nit dablickt, blass, wachelt uad fächelt. 

Is a schon g'schegn. — Unser Niz is dahoam: da steht sein alts Muiderl, 

Schaut eam so sinnla und gar so bitrüabt is letzmal in d'Augn; 

Hoamla druckt s' eam i d'Hand die drei Silwefzwoanzger; da Niz kan 

VöUi nit rödn, is Herz druckts eam a, d*Augn gengan eam üwer. 

Wiar er drauf bald wieder siacht — mein Gott — was is denn iatzt da g^schegn? 

Is sein Muida nit da; stat ihra, — und siacht ihr so glei do, 

Is a Jungs Leut da, a Töllichi Fräula und schaut'n so liab an, 

Grad wia sein Muida lo liab, und do wieder anerst und winkt eam. 

Und die drei Zwoanzger wem allerweil mehr und schwerer und schwarer, 

Zoign an da Hand und zirn bis er nagibt; awer dawail is 

A dö schön Frfinln schon fürt; er schaut, reisst weit seini Augn auf, — 

Steht da d4 Vöder beinn Bött — und kann n^ so lang nit dawöcka. — 

Im zweiten Gesänge ist das Frühstück in Bremsendorf 
und Nazens Abschied behandelt. Das Frühstück besteht in einer 
Milchsuppe. Die ^^Moahm'^ meint zwar; dem Naz als Mann würde 
ein Glas Wein besser munden; doch Naz gibt bescheiden zur 
Antwort, der Wein sei ihm kein so grosses Bedürfnis geworden 
und der Mensch könne zufrieden sein, wenü er täglich seine Milch 
habe. Die ,,Moahm'^ forscht nach Nazens Träumen, denn solche 
Träume hätten viel zu bedeuten ; Naz will den vollen Inhalt seines 
Traumes nicht gleich gestehen; da jedoch die „Moahm^^ in ihn 
dringt — neugierig wäre sie gerade nicht, aber wissen möchte 
sie es doch gern, erzählt er, oft stockend, seinen Traum. Daraus 
zieht die „Moahm'' den Schluss, Naz sei zu einem Prinzen geboren. 
Naz meint, er sei froh, wenn er es nur so weit bringe, dass er 
seine Eltern in ihrem Alter unterstützen könne. Diese wackere 
Gesinnung lobt der Vetter und verweist Nazn auf den Segen des 
vierten Gebotes, der bei ihm gewiss nicht ausbleiben werde. Nach 
dem Frühstück bietet der Vetter dem Naz an ein Stück mit ihm 
zu fahren, damit er den Weg abkürze. Die ,,Moahm" jedoch, der 
der Prinz nicht aus dem Kopfe geht, meint, er werde mit seiner 
„Hofeklipasche^' eine schöne Ehre bei dem künftigen Prinzen ein- 
legen. Allen Zweifeln macht der Vetter ein Ende mit der bündigen 
Erklärung : „Jetzt ist er fioch kein Prinz/^ Da Naz hört, die 
„Moahm^' habe auf dem Felde zu arbeiten, bietet er sich an, sie 



1) Aach bei Misson Qes. VI. (Höfer Etym. W. II. p. S53): bnusendet Ger&aaeh 
maeheii. 



— 32 — 

für heute der Arbeit zu entheben. Anfänglich geht sie nicht darauf 
ein, indem sie das' Gerede der Leute vorschützt; endlich aber 
gibt sie nach. Zum Abschiede wünscht sie dem Naz eine brave 
Hausfrau. Naz bedankt sich höflich fUr Alles und fährt mit dem 
Vetter fort. Noch sind sie keine fünfzig Schritte gefahren, da 
kommt die ;;Moahm^^ nachgelaufen und bringt die Kellerschlüssel^ 
falls sie etwa Durst bekänien. Auch solle der Mann ja nicht ver- 
gessen, den Naz von dem Zwanzigeimer kosten zu lassen. 

Im dritten Gesänge erfahren wir, wie Naz mit dem 
Vetter dessen Weinkeller besucht, dann seine Arbeit verrichtet 
und seine Wanderschaft fortsetzt. Naz spendet der Presse des 
Vetters, noch mehr aber dem Weine aus dem Zwanzigeimerfasse 
das gebührende Lob; der Vetter nimmt es wolgefilllig entgegen; 
dann begeben sich beide an die Arbeit. In Kurzem ist Naz mit 
seiner Aufgabe fertig. Nochmals tiehmen beide ein Frühstück ein 
und nun wandert Naz nach kurzem Abschiede wolgemut weiter. 
Er gelangt auf eine Anhöhe, von der aus er eine weite, herrliche 
Aussicht geniesst. Das Bild des gesegneten Ländchens, das der 
Dichter dabei entrollt, ist hinreissend schön, voll des prächtigsten 
Colorites. Bald kommt Naz auf die Reichsstrasse. Ihre stattliche 
Breite, noch mehr aber die auf derselben verkehrenden riesigen 
Lastwägen mit ihren ärmlich gekleideten, nichtsdestoweniger aber 
gut lebenden Kutschern ziehen Nazens Blicke auf sich. Doch 
verweilt er nicht länger, sondern schlägt einen Landweg ein, der 
ihn bald nach Biasenreith und in das Haus der „Moahm^^ führt. 

Im vierten Gesänge ist der Vorabend und der Morgen 
des EÜrch weihfestes in Biasenreith nach allen Seiten erschöpfend 
geschildert. Naz wird von der „Moahm" freundlich aufgenommen 
und bewirthet. Er packt die von der Mutter ihm mitgegebenen 
Mehlspeisen aus und meint, er werde wol bei „Kiritaleutn** keine 
Ehre damit aufheben. Die „Moahm" nimmt sie jedoch an, weil 
es etwas „Seltsames" sei. Nach und nach kommen die Glieder 
der Familie, der Vetter, Franzi, die Tochter und Schurs, der 
Sohn, heim. Der Sohn des Hauses ist, obwol noch jung, „Kirita- 
knecht.'* Ihm obliegt es daher, fUr alle Vergnügen des Festes zu 
sorgen. Naz spricht seinen Entschluss aus, am nächsten Tage 
weiter zu wandern. Die „Moahm" jedoch dringt in ihn, hier zu 
bleiben, wozu sich Naz endlich auch eiftschliesst. Nun folgt eine 
gefühlsinnige Schilderung der Sonntagsfeier in der Natur. Auch 
Biasenreith hat heute ein festUches Gewand angezogen. Von allen 
Enden strömen die Leute zur Kirche. Während der Frühmesse 



— 33 — 

ist die Kirche zum Erdrücken voll, während des musikalischen 
Amtes ist es jedoch ziemlich leer. Die Thätigkeit des Schullehrers 
auf dem Chore ist auf das Ergötzlichste geschildert. Während des 
Amtes kommen die „Eäritagäste" mit den verschiedensten Fuhr- 
werken und Zugthieren angefahren. Vor dem Orte machen sie 
noch Toilette und dann fahren sie in vollster Carri^re in den 
Markt. An der Thttre werden sie von Vetter und Moahm bewill- 
komnit. 

Der fünfte Gesang schildert eine niederösterreichische 
Bauerntafel. Zuerst werden wir mit den Gästen bekanntgemacht. 
Es sind dies der „Biramoar" mit seiner Frau, des Vettern 
Schwiegereltern; dann die „Resl", der beiden Enkelin; dann des 
Vettern Bruder, endlich die Schmidtnerin, die Schwester der 
„Moahm'^ sammt Familie. 

Dreierloa fremädi Ross^ s4nn heunt is Vödern earn Stall d^in. 

Zuerst kirnt da Birimoar an, ihr Vader, und d'Muida und d^Resl 

Bringt er mit eam; non d^Resl, dö is vo da öltastn Touhter 

D^Jängst' und fühii; iatzt da Muidar ihm altn Leutn ean Wirtschaft. 

Glei drauf kirnt angfahrn sein Briiider mit'n Wei und drei Buimann ; 

Z'lÖsst erst siacht ma ihr Schwöster, die Schmidtnerin mit ä par Kinem 

Und ihm Man. Iatzt sänn^s bei annand; grüasst habn sa si Ä bald. 

D'Moahm wartet nimmer gar lang und „gehts" hoasst's „Leutln, zum Össn.^ — 

„Bet mar ä glei**, sagt Er. „Iatzt sötzt's Eng selwer; di dünna^) 

SoIIn schön zuwi auf d'Bank !** Da Birdmoar ghert zu da Tischlad, 

Wo sunst gmongla da Hausher sitzt. Is bleamlati Tischtui 

Kot und weiss, ganz neuch, is aufbroatt; sunst habn s^ a gröwers, 

Weiss- blo, wia mäs bein Fürwern a kriagt; is bösser zum Waschn. 

Siagst ja, die Grossn habn alli a schönes, neux pakfonas Összeig, 

Stoanguit-Taler mit Bildern und allerhand g'spoassigna Yersnan. 

D^Einer, die wem yölli rä,ffad, ann iads mecht's annern sein Tdler 

Awer der Ahnl, der deut't ean aglei — koau Munkaza^) herst mehr. — 

Weiss' xmd schwarzes Brod steht schon aum Tisch und is oann ums Trinka, 

Nur nit vozagt; von Fenster her lacht ja di Zwimässi uma, 

Habts, dawails da seids, wieder ann Durst; und hinter der Höll steht 

Erst da grean Krui, der halt*t si so frisch. — A Suppen und Knöderln^) 

Klean, zart, woach, das a Dröscher davon glei a hunert dämachat, 

Bringt iatzt d'FrÄnzl daher und drinu is 's Jung vonn ann Gänsl. 

„Guit'n Apatit und lassts Engs a schmöcka!** Si selwer und d'Muida 

Keman bald randweis a glei zun Tisch, 'A is ja i da Kucbl 

Allerhand z'macha und z'grechtln. — „Da kenn i schon wieder mein Tochter," 

Brumte da alt BirAmoar; „ganz ihr Muider; koan funzenlang^) siachts oans 

Ruiwi beinn Tisch." „Non ja, da Vader kunts awer schon wissen," 



') Die Mageren. ^ Leiser Ton. — Mungaz'n, ein Kinderspiel. Mong-Mond im verächtl. 
Sinne (bei uns Jedocli nicht gebräaehlich). Vgl. Seidl's Idiot, p. 321. (Schöpf p. 451 ) >) Kleine 
Klösse. *) Funzen, zunächst schlechtes Licht, Castelli*s Wörtrb. 134, Unschlittkerze, stinkende 
Lampe. (Vgl. Schmellerl. p. 736.) Hier auf die Zeit übertragen; keinen Augenblick. 

3 



- 34 - 

Moant dransst d'Moahm und scbmnnzlt „mit'n Weiwervolk lasst sie nix richtn. 
Hat do da Yader der Muida so viel Jahr pr5diogt und natzVs was?" — 
„Wahr is*s'', sagt Er ihr drauf, ,,awer 's geht Eng ja k nit viel besser, 
f Gibts wo in Keller was zUhoan; und wan mar a hunertmal fragn thuit, 

j Man, wan solin ma den össn? und richtet si dranf, kirnt er a gwiss z'spat. 

Muiss non ann Einschlag) göbn, a Fass lasst an nnd mitn AnsfÜlln 
Wen», s* halt ann ewi nit firti** sagt Ähnl. — „Ma woass's ja was s* atisz*fEllln 
Hahn/ sagt d^Schmidtnerin dranf. „Und wan & nit allwl i Fisel 
\ Anlasst, lassan s' oft selwer wo an.** — nNon, thoits ean nit z'kari 

Seids a glei froh, wan s' nit zViel fQlln/ sagt d'Ähnl. — „Non, d'Ähnl" 
Hot do ann Einsegn** rührt si da Vöda, is Zohler sein Bruider. 
„Awer ös Janga, Ös gherats so z*sam alli drei znnn an Bandl, 
Helf Got, non dadi gangs nns recht.** D'Moahm netH^) non die Kinder: 
f „He da, Menscher nnd Bnibn, mögts koans mehr a Suppn? Dös wisst's ja 

•^ Wer lang suppt, lobt lang." -^ A Fleisch mit Semmelkren bringann s' 

^. Eina, der Vöder transchirts aum Tisch — nnterspickt und mager 

r Fl^at und sperr, und ann iads findet leicht was, wo's da grad eingsprengt^ 

ii. Is's hat ann iads auf was aners ann Lust und aneri Gusta. 

Zwölfi wird gläut't und alls sötzt aus und betH i da still seinn 
Englischen Gruiss* — ,.Seis Christas.'* — „In Ewikeit/ D'Maner san d*ersten 
Firti damit; nur dar Ähnl aloan, der macht da ann Ausnahm. 
D'Moahm tragt glei d'hal Schüssl voll Fleisch wieder aussi i d'Kuchel. 
„Non, ÖS wirtschafts schön" sagt da Birämoar. „Mein, auf ann Bissn 
Kans oans nit antragn, dÖs sagt ja da Ähnl a selwer. 
Wird wol wögn denn k nit leicht voderbn; aum Irida^), wött i, 
Is koan Fiserl mehr da," sagt dTrdnzl und bringt a schöns Brädl; 
f Zwöschbn, dirdi^), in Saft bringt d'Moahm und Kiflerdäpfeln, 

Gsötzerweis^), das oans d'Süass estamirt^) und d*Anem is Sauer. 

„Schauts non dazui," sagt d*Moahm, „Ös derfts Eng in Hunger nit aufsparn." 

„Non Resl," fragt d'Schmidtnerin^), „hast schon an Gschwufn?" 

„Wdr ja nit schlecht," sagt da Schurs. „Auf d'Besl spitzatn ^) mehr schon." 

„Mein." moant d'Ähnl, „si war uns ja bald nit mit. Da Herr Pfarrer 

Is a weng wunala^^^) sagt halt, is Tanzen war gar so viel sündhaft." 

„Kunt wol a sein," sagt dar Ahnl, „s' kimt dabei als nur auf d'Leut an, 

Wiar und was dar oans thuit. Vosündigna kau sie gar bald oans, 

Hoassts do, maniche Leut vosündtn si selwer bein Bettn. 

I hab gwiss mein Löbta da Geistlikait nia nix in Wo gUögt, 

Hab meini Kiner & alli in Glaubn und Christlikeit aufzogen, 

Dös awer muiss i Eng sagn, dös kan i Eng unsern Herrn Pfarrer 

(Alln Respekt vor eam und i nimm A sein heiliche Weich aus) 

Oaml nit angehn lassn und z^näxt drauf han i eams bumföst 

Wiar a ma's denk, ä gesagt. — Mei Wei und i und mei Vader, 

Den sein Ähnl und 's Ähnl sein Ähnl hat gwiss mit da Ähnl 

Und mit da Ur-Ähnl*^) tanzt (unser Hergod träst* s' mit anannder) 

Alli habn s* glöbt wiar Christn und habn i a sälige Sterbstund 



5 



Binscblag, da« Schwefeln der Weinfässer. ^ NOthigt. *) Seinem Wanseh Ent- 
sprechendes. *} Dinstag. ^) Gedörrte Pflaumen. *} Aach bei Misson Gs. II. ^ Schätzt. 
*} Hier Tänzer, sonst auch Begleiter, Liebhaber, auch im verächtl. Sinne gebraucht. ') Begierig 
hinsehen. «0 Wunderlich <') Ahnl, Urahnl, Guckabnl. (Vgl. HOfer I. 335) 



i 



- 35 - 

Ghabt, wia ma woass; und mir, mir hoifanoi uns alle is Qleicbi, — 

Was awer i und mein Wei, mein Ahnl und Ähul und Urähnel 

Thau habn und thoan, dös derffann vor mir meine Kiner und d^Kiner 

Vo mein Kinem schon & mitmacba. Er hat sie a wengerl 

Kratzt, da Herr Pfarrer, und gesagt: „Ja di umdlinga hat er nit gmoant ghabt, 

Freili, dö baltatn selwer auf Ehr und a weng Reputazi,*) 

W^ awer schon a schon allerhand g^schegn^ — awer schaun ma zunn Össn." — 

„Ja wohl, da Vader hat rjecht, da derf ma nix akema lassn, 

Und so a Tanzl in Zucht und in Ehm, dös kann do nix Unrechts 

Sein,*^ moant d^Schmidtnerin drauf; „Herst, Alter, so los do, da kern ma 

Heiint wol a zunn ann Tanzerl/ „Gwiss a, d'Moahm kan si volassn,** 

Träst 8^ glei da Schurs, „Ös kriagts Enga Röck^) und kinnan a zwo wem." — 

Im sechsten Gesänge ist erzählt ^ wie die Musik beim 
Zohler — so heisst Nazen's Vetter — einbläst. Die Musikanten 
kommen gerade vom Pfarrhofe her; hinter ihnen die „Kirita- 
knechte*^, den Hut und den rechten Arm mit Sträussen und Bän- 
dern geschmückt. Die Musikanten , von einem Schwärm jauch- 
zender Schulknaben begleitet ^ stellen sich vor dem Hause des 
Zohler im Kreise auf; die Schulknaben müssen die Noten halten. 
Die verschiedenen Stellungen und Geberden der Musikanten sind 
höchst ergötzlich geschildert. Hernach gehen die „Kiritaknechte" 
in* 8 HauS; sagen ihren Spruch und bieten der Grossmutter einen 
Trunk Bier an; kaum hat sie jedoch gekostet, so schimpft sie 
über das abscheuliche ^Gschlader^, Die Musikanten bekommen 
vom Hausherrn ein Entgelt und werden ausserdem noch reich 
bewirthet. Bevor sie abziehen, blasen sie dem „Biramoar" auf 
sein Begehren einen Tusch. Unterdessen setzt die „Moahm" im 
Hause die Bewirthung fort. Die Kochkunst der „Franzi" wird von 
der Grossmutter gelobt, die Franzi jedoch lehnt das Lob beschei- 
den ab. Kach dem Mahle kleiden sich die Frauen zum Segen 
an ; die Männer bleiben noch beim Weine sitzen. 

Der siebente Gesang ist bereits als Exposition des Ganzen 
vorausgeschickt worden. Wir gehen daher gleich zum achten 
über. 

Im achten Gesänge lässt uns der Dichter auf das Leben 
und Treiben der Kinder am Kirchweihfeste einen Blick werfen. 
Die Knaben stehen in Scharen beisammen und unterweisen sich 
gegenseitig in verschiedenen Spielen; andere suchen sich einen 
Gegner und beginnen eine Plänkelei ; wieder andere messen sich, 
wer seit dem vorigen Jahre mehr gewachsen sei. Die Grossen, 
welche die Kinder necken , werden tüchtig abgetrumpft. Die 



') Wohl Bcfaerzhaft gebraucht für Reputation, ^ Tanz. 



-- 36 - 

Mädchen sitzen bei den Häusern ^ erzählen sich gegenseitig Man- 
ches, singen Lieder und sagen neugelemte Sprüche her, oder 
unterhalten sich mit dem Verfertigen von künstlich verstrickten 
Netzen und mit Steinchenschleudern. Jung und Alt drängt sich 
um die Bude, wo der Lebzelter seine Süssigkeiten zum Verkaufe 
ausgestellt; auch sein Nachbar, der „Würstelmann", erfreut sich 
reichen Zuspruches. Da heisst es plötzlich: „die Musik kommt!" 
und Alles geräth in Aufruhr. Mit der Musik kommen die 
„Burschen" aus den fremden Dörfern angefahren. Die angesehe- 
neren Burschen holen sich aus den Häusern ihre Tänzerinnen; 
die minder bevorzugten Mädchen eilen allein zum Tanzplatz. 

Der neunte Gesang ist der Beschreibung der Tanzunter- 
haltung gewidmet, ohne die man sich einen niederösterreichischen 
„Kirta" gar nicht denken kann. 

Zuerst macht uns der Dichter mit den Schönheiten bekannt, 
die am Tanzplatze vertreten sind, dann schildert er mit köstlichem 
Humore die verschiedenen Bewegungen und Geberden, welche 
die Burschen imd Mädchen beim Tanzen machen. 

Die schöne Helena des Dorfes ist die „Rosl". Der Dichter 
schildert uns dieselbe folgendermassen : 

„*8 Tanzn geht an ; voran is da Schurs mit der Rosl. — Ui, d'Ros'l — 

Kiarzengrad gVachsen und g'schlankt, nit gar z'kloanboanlat und do a 

Zarter und feiner als aneri Menscher. Was s'anhat, vosteht do 

Unserans nit, awer so viel is klar, das s' säkarisch gestimmt is. 

Schneeweis sann s' grad nit, ihre Arm oder gar alawastern, 

Wia ma*s gmougla in Büachern volangt — awer rundlat und toU sanns*, 

Und a weng anrätlat; ja awer wia? Wia da Pferscba halt ansötzt, 

Wan er si farwlt und Wdngerln kriagt. Schau, Schultern und Hals passt 

Netta dazui und's G 'sieht ; Koan Wiiner, Schurs, das di verschaut hast, 

Äugerln (ma kirnt nit am Grund, ob schwarz oder braun) wiar a Reh hat! 

Wangerln so rosi und rot und a Näserl, so schnippi und schelmisch, 

S Göscherl so lachad und frisch, ja da Katn ^) selbst moant ma, gab Obacht, 

Das er nit z^scharf und z'hoas drauf waht und d'Rosenblliah wegblast 

*S gibt ar a Hilf gegn 'das, und das sann ihri schneeweissen Zahnderln. 

Han? Und's Grtiawerl in Goderl? 2) Schau s' selbst an, wansd di vostehst drauf 

Lacha thiiit s^ nit, awer alles an ihr und in ihr lacht — 

Schurs und wiar is aglei dir da dabei? Thuist ja gravitätisch. 

Fein und manierla; ma siacbt's und bigreift's, da hast a grosses Los drauf. 

Siagst as ja ä, wia skalier Welt g^allt, und zidast ^) wol randweis. 

Wann da dös Herzerl und Köpferl so hari wurd oder rewellisch. 

Drum, mein Schurs, sei g^scheidl — Dös zoagt ma dös Köpferl, das^s ihr g*hert. 

Siagst as, grad himlatzt ihr Augn untern schwarzbraun, buschigna Augnbram 

'S is schon vobei. — Si schwingt si und draht, si geht alls, wia vo selwer. 



*) Athem. *) Kinn (Diminut.) >) zitterst. 



— 37 — 

Wia wann da Wind üwers Moazfeld waht^ wia\s Wasser in Teich wallnt. 
VOlli so glassn und gschmachi und gleich tanzt s' auf und tanzt *s nieder; 
Tilnzlt und walzt a so fürt, so leicht, wia's Füllerl aum Woadplatz, 
Munter wia^s Ldmperl in Lenz is erstmal in Frein aufh Kleefeld, 
Und a 60 glückli, so ganz ohni Soring. — Da glücklichi Rosl! 

Zum Schluss wird mitgetheilt, dass der Tanz zu allgemeinem 
Leidwesen unterbrochen wird. 

Im zehnten Gesänge (nur theilweise im Manuscripte vor- 
handen) wird erzählt; wie der Naz auf des „Schmidtners" Wagen 
weiterfährt, nachdem noch Wein und Johannessegen in ausgiebig- 
ster Weise zum Abschiede getrunken wurde. Stimmungsvoll 
. ist die Schilderung des eigenthtimlichen Webens und Lebens im 
nächtlichen Dunkel , während die Kirchtagsmusik von den Fort- 
fahrenden immer schwächer und schwächer gehört wird, worüber 
alle Passagiere, mit Ausnahme des „Naz", einschlafen. 

Der eilfte Gesang beschäftigt sich wieder ausschliesslich 

mit dem Naz. Die ganze Familie des Schmidtners schläft auf dem 

Wagen ein, nur Naz bleibt wach und sinnt nach, wie es wohl in 

Zukunft ihm ergehen werde. Plötzlich bleiben die Pferde am 

Manthbaume stehen. Alle fahren erschreckt empor. Der Vetter 

zahlt die Mauth, dann fahren sie weiter. Endlich kommen sie 

nach Endsbrunn, wo der Schmidtner zu Hause ist. Am nächsten 

Morgen steht Naz schon früh auf; um jedoch seine Wirthsleute 

im Schlafe nicht zu stören, bleibt er auf dem Bette sitzen, bis 

auch sie sich erheben. Nach dem Frühstück bindet die „Moahm'^ 

dem Naz einen Theil des „Bschoadössens" in sein „Binkerl." Naz 

bedankt sich freundlich und nimmt Abschied. Auf dem Felde 

begegnet er Schulkindern, mit denen er sich in ein Gespräch 

einiässt. In Ebenfeld wohnt er einer hl. Messe bei. Mittags ist 

er in Frauendorf; dort hält er von dem, was ihm die „Moahm" 

mitgegeben hat, ein Mittagsmahl und trinkt dazu billigen „Stoaner- 

brunner" vom Marktbrunnen. Nach dem Essen legt er sich der 

grossen Hitze wegen am Ufer eines Baches nieder und schläft, 

bis ihn das Brüllen einer Kuh weckt. 

Im zwölften Gesänge kommt Naz rasch an die Grenze. 
Er setzt seinen Weg fort, bald aber bricht die Nacht herein. 
Naz will noch bis zur nächsten Ortschaft gehen; da stösst er auf 
der Strasse auf einen verunglückten Alten, der ächzend an einem 
Baume lehnt. Trotzdem dieser Mann aus dem Orte ist, woher 
Naz kommt, besinnt sich dieser doch nicht lange, sondern nimmt 
ihn auf die Schultern und trägt ihn nach Hause. Die Angehörigen 



— 38 - 

des Alten 9 die herzlich froh sind, dass Naz sich seiner ange- 
nommen, suchen sich in Gefälligkeiten gegen ihn zu überbieten. 
Naz bleibt dort über Nacht. Am frühesten Morgen wird er schon 
geweckt. «Der Müller," heisst es, fahre bis zur Grenze; wenn 
Naz wolle, könne er mitfahren.** Niemand ist froher, als dieser. 
Der Hausherr trägt dem Müller auf, er solle dem Naz in den 
Wirthshäusem ein rechtes „Traktament" zahlen; bis er zurück- 
komme, würden sie schon abrechnen. Unter den Segenswünschen 
der ganzen Familie fährt Naz mit dem Müller fort. Unterwegs 
werden beide recht gute Bekannte; der Müller stellt dem Naz 
ein gutes Fortkommen in der Fremde in Aussicht. So kommen 
sie bis zur Grenze. Der Müller weist dem Naz den Weg. Naz 
steigt ab und schreitet über die Grenze. 

• Der dreizehnte Gesang schildert die Empfindungen 
Nazen's, da er jenseits der Grenze ist. Der erste Theil des 
Gesanges enthält ein herrliches Lob der biederen Bewohner Nieder- 
österreichs. Dass Ungarn anscheinend eben auch nicht viel von 
der Heimat verschieden ist, dass der Gruss „Seis Christas" auch 
dort gang und gäbe ist, erleichtert Nazens Herz. Immer und 
immer wieder sieht er sich nach der lieben Heimat um, bis er 
auf dem Hügel angelangt ist, hinter dem Schloss Wittenburg liegt. 
Dort betet er noch inbrünstig, Gott möge ihn brav und ehrlich 
erhalten, damit er, wenn er etwa nach Jahren vor sein Mütterchen 
hinträte, nicht zu erröthen brauche. Dann wendet er sich dem 
Schlosse zu. 

Der vierzehnte Gesang enthält die Beschreibung von 
Nazens neuer Heimat. In dem Thale, das sich vor seinen Blicken 
ausbreitet, liegt am Ufer eines Baches ein freundliches Dorf. An 
dessen Ende steht, von einem kleinem Gärtchen umgeben, das 
Häuschen des Schlossverwalters. Von dort aus geht der Weg 
zu dem festgebauten Schlosse. Vor demselben rauscht ein Spring- 
brunnen inmitten eines prächtigen Blumenteppichs. Im schattigen 
Garten tummeln sich die gräflichen Kinder munter herum. 

Im fünfzehnten Gesänge bittet Naz den Verwalter um 
Arbeit, wird jedoch abgewiesen. 

Wiar er aufs Hans zuigeht, da pumperts a Wengerl in Herzu ! 

Was oder nix und guid oder schlimm, bald wird «a si weisn. 

Wann's öppa do nix wurd und er hat si schon halw und halw drein denkt, 

Wia wann er her gherat da! — I da Still wiederholt er sein Spruch non, 

Was er inn Herrn Vowalter alls sagn und wiar er eam^s sagn will. 

Wird do a gehn ; hat ehnder dahoam bei da Prüafing nit oaml 



— 39 - 

Vom Herrn Döchat und Schulaufseher und geistlichn und auern 

Herrn sein Spruch aufj^sagt, taktföst, nit gstigatzt und gstottert. 

Während denn staubt er eam gschwind sein Gwand a, rockt si und stützt si, 

Kann er a grad nit nowl daher gehn, will er a do nit 

Ausschaun grad wiar a Fechter und Schnallndr uck er. Soll a schon läutn ? 

Ausdenkt hat er eam alls. — latzt läuVt er heim Glocknzug langsam. 

S* gärratzt ^) a weog, awer klinslt ^) hats nit. Stark derf er nit anzähn, 

Kunut eam's leicht wer verüwln; er wart't a Wail, awer dawail, schau, 

Fallt eam nit ein, wiar a eam sein Ansprach z^amdividiert hat. — 

„So geht^s; so und iatzt mirk da*s. — Die Glockn is erst not so dumm gwöst." 

Zäht wieder an, iatzt pimperlts a weng, so moant ma vo drausstn. 

Non und da kinann^s dö drinn schon hern; awer alias is ruiwi 

Höchstens sein Herz hert er hämerln; iatzt hoassts halt wartn a Wailerl; 

Hat's a wer g'hert, si müassn ja nit wögn eam alias liegn und 

Stehn lassn und gschwind renna, wia wann's wo brinat. — Jatzt läutet er 

Wieder. Du mein! Wia dös glei rewällt, dös is awer zwider! 

Hat schon liawer a Wail non gVartt. Dös is ja a Läutn, 

Wia wann's wer Un»dllcha war und 's is nur da — Naz Badhuiwer! 

So, und da kimt schon wer g'rent, so machann eans richti non guädi; 

Kon, dös is sauwer, iatzt steht er schön da. — Da geht schon dl Thür auf — 

Schau, und a lachader Kopf, a par freundlich!, herzig! Augerln 

Grüassn in — Näzn, sann wohl nit eam vomaant, gältn in Vattem. 

Oans schaut grad wiar is aner und wunert si; awer da Naz moant. 

Das er das freundlich! Gsicht und di liabn und herzign Augerln 

Gar non nit lang wo gsegn h«t ; ja, awer wo, awer wia denn? 

Hat awer weiter koan Zeit zum Denka, so ruckt er halt aussa 

Mit sein Bigehrn, wünscht freundli guidn Abnd — in Huit hat er eh a — 

Fragt halt das freundlich! Mäderl, wia's dasteht, wia's 'n so spanisch 

Anschaut, ob er da recht dran war und ob öppa da gstreng! 

Gnädichi Herr Verwalter da war; er hätt von an guidn 

Freund und Bikantn von Herrn Vowalter an Gruiss und a Post bracht. 

„Nan", hoassts, „da Vatter is grad nit z'Haus, er muass awer glei** — , schau 

Hupft da das Mäderl davon wiar a Reh und rennt auf an Man zu!. 

Busst eam d'Hand und streichelt's und lacht und deut't vo da Weidn 

Hin aum Ndzn; iatzt kennt er si aus: das ist da Yowalta. 

Schau, is a Mordman, rasch, nit kloan, schon mehr üwers Mittel, 

Hübsch broatschulterad, aufrecht und grad und riglsam gleiwlst 

I^immer gar jung, 's zoagt's sunst a nix, die gräwladn Har zoagn's ; 

Gwändt is er mehr, wia d' Herrenleut san, awer oanfach und wia's grad 

Fasst für oans, das in Haus und Feld und in guidn und schlechtn 

Wo der oft umz'thoan hat, da leidts koan Hoagel, koan Flausen. 

la, iatzt bigreifts da Naz, das der und da Birämoar Freund san. 

Was so da Birämoar is als Bauer und gilt unter Bauern, 

Das müasst der bei Seinsgleichen sein und gelten. — A Mordman ! — 

So, und da is er ä! Näz nurKuräschil — ,,Guidn Abnd, Herr Vowalter 1** — 

„Non, grüass Godl und was gibts und was bringst ?** fragt drauf da Vowalter 



Auch bei Misson Qes. V. >) Geklingelt. 



Hat BO n freandli<;hi Stimm und bdii Ton, da kriitgt rnft Karäschi, 

Wir onns är d weng gschröekt. — nA"" recht an freandlichn OcnisH hnlt 

Hat i in Herrn Vowalter Tonn Birimoar i'Limplhof i'meldn ; 

'Sging eam ian alln recht gitid und er wünacht halt, daa 'b ar in gstrenga 

Onädigoa Herrn Vowaller bo ging, dl» war eam is Liabaat," — 

,A1bo von Birämoar kumst ? Recht BchUn" «agt dranf da Vowalter, 

,Qfreut mi nit weni, so sliern, das 'a eam a allwl eo giiad geht, 

'Sgeht mar a, God sei'a dankt, nit flwl; Du hist ans da Freundschaft 7" — 

,Ja, Herr Vowalter, mein Muider und Si sann GBchwisteratkiner." 

„Non, wia tn£Ft si denn das, das d' du mit der Post so an weidn 

WH futtmachst vo dahoam ?, — „'Sis wieder da Birimoar Vöder, 

Der ma daher verratt. I snichat ann Platz und ann Arwdt, 

Gnädicher Herr 1 — Meini Leut dahoam haba nur so a HSuial, 

Wos' grad leidla davon so iBhnd ; für drei awer gibta schon 

Zmoast koan nrndliche Arwit, mit Össn is gmoangla nit aneracht, 

'Sie grad iatat a bei uns in da GOgnd koan rechter Vodcanst z'habn; 

So also hat's ans ziemt, 'a yiii besser, i ging a weng welder, 

Suicbat ma wo i da Fremd, was dahoam nit z'finden UDd zhaba ia. 

Viel is grödt wom dabäm, in Ungem »ir's iatzar am be»tn 

Z'lreffa fQr oans, das arwätn wit ; das mScht i, so bin i 

Fnrt To dahoam, hart gmuin, auf d'Waaderacbafl. — Z'Biasenreith awer 

Kim i mit'n Birjmoar zsam, mir rädn von da Sach nnd auf oanmol 

Wia ma so bin trnd her dschharirt habn, gebt eam a Liacht auf, 

Wiar a aum Herrn Vowolter kimi — „Nas", sagt er, Näz and döi mirk da. 

Lasst si das macha, so wiar i wol glaub', so is d'r & gbniffa. 

Gehst halt zum Herrn Vowalter, da BirAmoar lasst'n schSn grflaesn 

Und iatzt bfit er halt ar ä Gebitt, und weils d'ana da Freundicbaft 

Bist, so mücht er dl Freundschaft, die mir giit nacber ann Dir zoagn." 

So bat da Birimoar geagt und hitt, und i bittat halt a mit, 

Herr Vowalter, wann leicht was z'mach'n war, das i mi fnrthracht. 

ArwÄtn wollt' i und rcchtschaffa sein und ebrli nnd treu deann, 

Wurdat in Herrn Vowalter, in Birdmoar VSdern nnd sicher 

Neamst koan Schanä nit macha. — DaBiramoar boit mar gar fein auf: 

„Will da's is Glück, das d' sebn ankimut, volass die nit weider 

Drauf, dass der Herr Vowalter und i, nnd i und du Freund sann ; 

Muisat di schon selwcr fein rekumandim, ao wird's da nit schlecht gähn." 

'Sw&T ma um das nit z'thoau, das i's leichter und besser bat, 's war nur, 

Daa ma do halw und halw ann Volass und freundlichna Willn Endt, 

Und d»a woasa i, ilKs find i nit besser, win weit i a auaroasi 

Gnädicher Herr! mein Muider wird alli Ts bettn und bitn 

Fttr all do, dH ihm oanzigna Sühn was guida oder liaba thoann." — 

Ja, BO rtidt si da Naz glei selwer i d'Hitz uud inn Eifer; 

Freiti, wo bleibt da da Spruch, wir a gmoaut bat, das 's a so recht war? — 

Während denn, das er so rödt und wiar a eam alias so vorstöIK, 

Wie da Vowftltor nix rödt und dauft, oh gnid oder flwl, 

Geht eam's Herz völU üwer ; er rödt halt, wia'a aus'n Heran 

Kirnt, woas selwer nit recht, was er gaagt und bitt und bigehrt hat. 

Kuiwi und glassn lost er eam zui, da Vowalter ; a parmul 

Schaut er eam scharf und verwundert i's Gsicbt, ob's ehrli und ernat a 



^- 



Stdtz. t& sa^ -er ^waa ennc : Frfnmü. B**<ni«sJ! lus&i I ni: !>«)£&. 

Jm ^ui "w» "««ff XT Frennöii *»!• mxn'ci-amci'^ miL iir*iiLiii r^TVst. 
*S%fe<4JSfC züs lüsL. äi^ Tr'diil -rtü&aiC b: sir GT.aär titil Frfomäivi^hs:^ 
^Stdjitx lex KOtasi ak- Ssb&cx im£ S-iini. xnx, ^miLl^cht^ I^nrticL &)di 
Gviss i da HnaanjC «nr PiKt£. — Aohö.?' — T»! fßföi^ hiüh? Kjiz iatvt. 
G^atd wia xB^tesTL — I~uc Iriozn «r nh .pcr5 — Döi^ ksc öo int müir sem? 
f^^STtd T-{iftcä£bists: fair: imr cTa£ nn: IfT.ati. fijff iz ri^m^tM Ofoi sar& lam: 
^GxiAScäier Herr, "fais |rmr stillt — ^^» «r». 6?* Lau 5 mar eh d«Extkl.^ — 
rn^l 6x Trwaih«. ^ml Atwki «ar^ id»c — 'bFt^citfm i» fnonant ^5«1. 
I>m ^£321 BcCEJitbi l' — Awsr oer Xai trit: »'rüL-i Tat a SrfirlierL 
Sisc^ ziX -«rcthm. ^Aurs werr eam i&a5&. — «ruiz m-iumala sart «rz 
«G&»c>c^flr Herr, är« ha i iiir rix>f>ai.l. Sr* Df rmaiii» lut inrl. 
IPTaxcn i mä acäiTis lüdaiik rar da&. — T*'« wr^as» imf««- Her^od, 
]>aa das. wf i ^Ta€ bT^A imc ^^lar: baK belBriii Wahrat 

& BlrämT«r. ^nädJc-iKfl* Herr, irnrc' £abi»er kcuom LiHSipa 
icnd rekriiaiBaöirB: 'öf bart: i bat» i&a bah aVSfu ^^ofi^ — 
Se^ s% Herr Tc!r«rah.«r, iatfg rtfir-nn i mix aas Strciab da, sö voüassa, 
'WmmiB TÖL ^tr* •fsr xrod tro anK. m-aH i ^ir urs ai>«rfi mfthr deckt baK 
Hfsrr. leicbt m^cLis *^ilm do was «aisu HDd Toratn 
WQ ^fffiM. fnr lai Tira* x'£itöx war; Sf-bmcsn S'iät €wl-* — 
fSttÜK lüt a B?B 4arci ^ eart craaf da Vowaher. — ,Z»iim Sbdx s^a, 
(Saidwiii Herr, war di Zti: xdcbt s.cl.>:iii! — I bam- a par GT^Sidra 
Ks i att Mrllrst vi«>deT wa« TodtaxLn kan: "s ^l«! schoa bos Irmii;^ 
I mSciit* kctaiiB, dta-'s |:ixad5c:ba braT:rbt. um ana AhDvtsn biinfm^ — 
^Brar!' sa^ drauf da Towah^er. — \leDe3rbi £i>df:t drenta ia Sebwan^iaicli 
Arvat, beizm Biciiier: vcd kaim^t a fa^ra. i bat da's ^«ifata.'* — 
,Diaak adioii, gaädicba Hcxr, p&al God!^ — Blei derA ar ia Foassa 
Habo, so laagcam imd xLnr ^«bt« wö^ T<n denn fimmdlicba HSaseri. 
BedtBcbafia trami. hm HerEs Toaagt. scbant conmel da Xaz ixm 
Zrark aafs Gsrbkiss a:c£s Haoserl am Roan; iatit stebt er akiaii da; 
Midas vieda veida. ver ss's, via wca's is und er bit eams so $rnid glKvft^ 
^YraUf da Hctr Towaltfcr bas*s do vol a vengeri prowim solla. — 
*S ia bah a Krenz, vans Lent ao scblecbt saniu das a da Brarast 
Kacber koaün Glaubn nit £i:di, und wann ers a n^n so g^iid f^oant bSt. 
Xntxt nix, Xaz. — Jfit nag-^ibn! Xnr rnnster anfs Xencbi i d"Wejdn; 
I>^WeIt is da non nit ans und wann dar a do5 nit Tx^rnnnf is« 
Kau aa si leicbt wo anerscbt, wos d' gar koan Gidaaka nit bin bast, 
Trefia, and besser als da; geK, moisst nnr nit glei so roxa^ sein! 
Dos bat gwiss ann iads für a grosses Glück g^scbitat; and dawail is^^s 
Koan Scboss Polrer nit wert; so kan si nacber a omdrabn« 
Hennt wild, moring daiur scbon belter; aom Rogn kimt Snnnsebein,* 
Gsagt is'*s leicht, mit'n glanbn haltH^s scbwar. So tban mar auf Scbwartba^« — 

Soweit der 15, Ges. Der 16. bringt jedoch eine angenehme 
Uberraschimg. Der Verwalter wollte den jungen Barschen nur 
prfifen. 



') Noch Aermere. 



— 42 — 

Dös beinn ann Gleicha warn seini Gidanka, dawail er so furtmaust. — 

Dös awer hat i nit glaubt vonn Yowalter, und *8 sieht eam a gar nit 

Glei, das er gar koan Herz nit in Leib hat, oder koan Einsegn. 

Hat do in Ndzn sein Bitt so glaut't, so herzli; ann iadn, 

Moanat ma, müass Herz woach wern dabeu — Was hat er denn heunt nar? 

'S kirnt seinn Töchterl sogar nit richti für; völli vowunert, 

Und a weng g'schröckt schaut s' erst, aft fragt s* inn Vattern halb kloanlaut: 

„Vatter, was is denn da Vatter so bös? Denn freundlichn Burschn! 

Hats denn da Vatter nit g^segn, wia hart eam war, das a gwant hat? 

Hätn da Vatter do gnumma.^ — „Sei still, Kind/ sagt er und schaut non 

Buiwi inn N^zn na; iatzt brumt er was. — ^Wan da schon gar so/ 

Sagt er znnn Kind, „zthoan Is um eam, so kanst eam ja zruckholn.'' 

„Vatter, inn Ernst?" — „Ja freili, Maridl; das is nur a Prob gwöst." 

Der siebenzehnte Gesang gibt die Empfindungen wieder, 
mit denen Näz das erste Mal in der neuen Heimat erwacht. Er ist 
herzlich froh, dass er wieder an Ort und Stelle ist. Seine neuen 
Kameraden gefallen ihm im Allgemeinen recht wohl; trotzdem aber 
nimmt er sich vor, sich ihnen nicht allzusehr anzuschliessen, sondern 
auf Gott und sich selbst am meisten zu bauen, recht brav zu 
bleiben und fleissig zu arbeiten. 

Der achtzehnte Gesang zeigt uns NAz bei der Arbeit. In 
aller Frühe zieht er, nachdem er sein Morgengebet verrichtet hat, 
auf die „Mahd" aus. Bei der Arbeit fühlt er sich erst so recht 
heimisch. Obwohl fast der Jüngste, ist er doch der Fleissigsten 
einer. Vormittags kommt der „Hofmoar^' nachschauen und sieht 
mit Befriedigung, wie fleissig Näz ist. Die Mähder sind Nizn 
auch alle gewogen und beginnen ein Gespräch mit ihm. Beim 
Mittagsmahle ist Näz bescheiden und lässt den Aelteren gern das 
Vorrecht, zuerst zuzugreifen. So vergeht die Woche und als der 
Samstag herangekommen ist, bemerk Näz mit Freude, dass er 
mit den wichtigsten Stücken schon ganz vertraut ist. 

Der neunzehnte Gesang behandelt die Sonntagsruhe 
unseres Näz. Andächtig betend, wie es ihn seine Mutter gelehrt 
hat, wohnt Näz dem Gottesdienste bei. Alles was er in der Kirche 
sieht, kommt ihm bekannt vor. So glaubt er seinen Vater und 
den Kröpfl singen zu hören. Ja sogar die Ministranten und der 
„Klinglbeutelmann" dünken ihn dieselben zu sein, wie zu Hause. 
Wie er aus der Kirche geht, ti'iflft er zufällig mit der Verwalters- 
tochter zusammen, die ihn ebenso liebreich behandelt wie früher. 

Im zwanzigsten Gesänge, dem letzten der Dichtung, 
erfahren wir, wie Naz einen Brief nach Hause schreibt. Mit dem 
Aufsetzen des Briefes geht es Näzen ziemlich schlecht, namentlich 



— 43 — 

will sich der Anfang nicht geben. Mit seiner Schreibkunst ist es 

nicht weniger schlecht bestellt. Lange simnlirt Niz hin und her^ 

um endlich zu dem Resultate zu kommen^ dass es wohl etwas 

ganz Absonderliches um die Kopfarbeit sei. Nach dem Segen 

geht es jedoch schon besser von Statten. Er schickt einen langen 

Bericht von allen seinen Erlebnissen nach Hause. 

Ein fbr eine specielle Gelegenheit gedichteter Gesang enthält 

noch die Schilderung, wie die alten Leute Nizens Brief erhalten 

und darüber Betrachtungen anstellen. 

So weit reicht nun Strobrs Fortsetzung des „Niz." Schwer 

trenne ich mich von dieser schönen Dichtung; die ich nur im 

kümmerlichen Auszuge mittheilen konnte. Ich hoffe aber, dass 

selbst dieser weitere Kreise fllr das Ganze interessiren wird und 

glaube nicht allzu kühn gewesen zu sein^ wenn ich im Hinblicke 

auf Misson's und Strobl's epische Dialectdichtungen mit patriotischem 

Stolze von der Sonne Homers, die auch uns lächelt, gesprochen 

habe. 

K. Landsteiner. 



bCHULNACHRICHTEN. 



• ^ ^ y^^ jf-,^^ •• ^ «^y 



I. Fersonalstand des Lehrkörpers und Lehrfächervertheilang. 

a) Für die obligaten Letirgeaenstände. 

1. Director Johann Czermak, Weltpriester und fürsterzbischöflicher geist- 
licher Rath, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone, Bibliothekar 
der Schülerbibliothek; Mathematik in der II. a und II. b Classe; 6 Stunden 
wöchentlich. 

2. Professor Josef Zwetler, Weltpriester, Exhortator für die oberen 
Classen ; Beligionslehre in allen Classen ; 24 Standen wöchentlich. 

3. Professor Job. M. Singer, Ordinarius in der I. a Classe; Latein und 
Deutsch in der I. a, Griechisch in der 7. Classe ; 16 Stunden wöchentlich. 

4t Professor Ignaz Prammer, Ordinarius in der III. a Classe; Latein 
und Griechisch in der III. a, Griechisch in der lY. b Classe; 15 Stunden 
wöchentlich. 

5. Professor Karl Haselbach, Phil. Dr., Weltpriester, Besitzer der 
goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft, Custos der historisch-geographischen 
Lehrmittelsammlung, Ordinarius der V. Classe; Geographie und Geschichte in 
der La, II. a, IL b, V. und VIIL Classe; 18 Stunden wöchentlich. 

6. Professor Karl Landsteiner; Weltpriester, Exhortator für die unteren 
Classen , Gemeinderath und Bezirksschulrath der Stadt Wien , Besitzer der 
goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft, Präsident des Wiener Thierschutz- 
Yereines ; Geographie und Geschichte in der I. a, III. a, III. b und IV. b Classe . 
deutsche Sprache in der Y. und YIII. Classe; 18 Stunden wöchentlich. 

7. Professor Franz Raab, Phil. Dr., Ordinarius der YIII. Classe; Latein 
und Griechisch in der YIII. Classe; Latein in der YII. Classe; 15 Stunden 
wöchentlich. 

8. Professor Johann Indrak, Piaristen-Ordenspriester und Provincial, 
Ordinarius der II. a Classe ; Latein und Deutsch in der IL a Classe ; Griechisch 
in der Y. Classe ; 17 Stunden wöchentlich. 

9. Professor Josef Gugler, Besitzer des Medschidje-Ordens Y, Classe, 
Gemeinderath und Bezirksschulrath der Stadt Wien, Custos des Naturalien- 
Kabinetes, Yerwalter der Schülerlade, Ordinarius der lY. b Classe; Mathematik 



- 45 - 

t 

in der III, a, III. b, IV. a, lY. b ; Naturgeschichte in der III. a, III, b und 
V* Classe ; 18 Stunden wöchentlich. 

10. Professor Franz Batta wegen Krankheit beurlaubt. 

11. Professor Johann Alton, Phil. Dr., im II. Semester (an Stelle des 
Supplenten Johann Koos), Ordinarius in der 3. b; Latein und Griechisch in der 
8. b Classe ; Griechisch in der V. Classe ; 16 Stunden wöchentlich. 

12. Professor Edmund K a m pr a t h , Cistercienser - Ordenspriester des 
Stiftes Neukloster in Wiener Neustadt, vom II. Semester (an fttr Dr. Karl 
S chober, welcher zum Director in Wiener Neustadt ernannt wurde) ; Bibliothekar 
der Lehrerbibliotbek, Ordinarius der VII. Classe; Geographie und Geschichte 
in der lY. a, YI. und YII. Classe; Deutsch in der VII. Classe; Propädeutik in 
der YII. und YIII. Classe; 17 Stunden wöchentlich. 

13. Professor Josef Stritar, Ordinarius in der I. b Classe; Latein in 
der I. b Classe; Deutsch in der I. b und YI. Classe; 15 Stunden wöchentlich. 

14. Israelitischer Religionslehrer für alle Classen, Moriz Kanitz; 
4 Stunden wöchentlich. 

15. Supplent Heinrich Betzwar, Ordinarius der YI. Classe; Latein in 
der Y. und YI. Classe; Deutsch in der III. a und III. b Classe; 18 Standen 
wöchentlich. 

16. Supplent Franz Pastrnek, Ordinarius der II. b Classe; Latein in 
der II. b und lY. b Classe; Deutsch in der IL b Classe; 18 Stunden wöchentlich. 

17. Supplent Franz Süss, Ordinarius in der lY. a Classe, Latein und 
Griechisch in der lY. a Classe ; Deutsch in der IV. a und lY. b Classe ; 16 Stunden 
wöchentlich. 

18. Supplent Heinrich Yieltorf; Naturgeschichte in der I. a, I. b, II. a, 
II. b und in der YI. Classe; 10 Stunden wöchentlich. 

19. Supplent Ernst S e v ^ r ; Mathematik in der Y., VI., YIL und YI II. Classe ; 
12 Stunden wöchentlich. 

20. Supplent Karl Maly, Custos des physikalischen Kabinetes; Mathematik 
in der I. a und I. b Classe ; Physik in der lY. a und lY. b und in der YII. und 
VIII. Classe; 18 Stunden wöchentlich. 

b) FOr die nicht obligaten Lehrgegenstände. 

1. Professor Josef Götze rsdorfer, französische Sprache in 2 Abthei- 
lungen; 3 Stunden wöchentlich. 

2. Professor Josef Gugler, Schönschreiben; 2 Stunden wöchentlich. 

3. Herr Job. Max. Schreiber, Lehrer der Stenographie an der k. k. Wiener 
Universität ; Stenographie in 2 Abtheilungen ; 4 Stunden wöchentlieh. 

4. Herr Alfred Fallenböck, academischer Maler; Freihandzeichnen in 

3 Abtheilungen; 8 Stunden wöchentlich. 

5. Herr Josef Pottje, geprüfter Gesangslehrer; Gesang in 2 Abthelluugen ; 

4 Stunden wöchentlich. 

6. Herr Gustav Schestauber, geprüfter Turnlehrer; Leiter für Turnen, 
in 4 Abtheilungen; 8 Stunden wöchentlich. 

7. Herr Franz Breit felder, Statthalterei-Concepts-Praktikant, geprüfter 
Turnlehrer; 4 Stunden wöchentlich. 



46 ^ 



11. Lehrverfassnng. 

a) FQr die obligaten Leiirgegenetände. 

(In zwei Abtheilungen.) 

Ordinarius in der I. Abtheilung: Prof. Joh. M. Singer. 
Ordinarius in der II. Abtheilung: Prof. Jos. Stritar. 
Religionslehre. A. Katholische: 2 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: 
Die Glaubenslehre; die heiligen Sacramente, undswar: die Taufe, die Firmong. 
Im II. Semester: Das allerheiligste Altarssacrament, die Busse, die letzte Oelung, 
die Priesterweihe, die Ehe. Das Gebet. Die katholische Sittenlehre. 

Frof. Joi, ZißeUer, 
B. Israelitische: I. Abtheilung. (I.^-IV. Classe.) I. Semester: 2 Stunden 
wöchentlich, a) Bibellectüre: Numeri, Deuteronomium nach Auerbach^s „Kleine 
Schul- und Hausbibel. " b) Bekanntmachung mit der Liturgie in Verbindung mit 
Uebnngen im Hebräischen. Bei diesen Uebungen wurde das vom mährisch- 
schlesischen Lehrervereine herausgegebene Gebetbuch benützt. 2. Semester: 
2 Stunden wöchentlich, a) Bibellectüre: Josua, Richter, Rut. b) Bekanntmachung 
mit der Liturgie in Verbindung mit Uebungen im Hebräischen. M, KanUz, 

Lateinische Sprache. 8 Stunden wöchentlich. Hauler's Uebungsbuch 
wurde ganz übersetzt und alle einschlägigen Partien der Formenlehre. Grammatik 
von Schmidt. Alle 8 Tage eine Schularbeit. 

L Äbtheüung: Prof, Joh. M. Singer* 
IL Ahtheilung : Prof, Josef Stritar. 
Deutsche Sprache. 4 Stunden wöchentlich. Formenlehre und die Lehre 
von den Satzgliedern. Letzteres in Verbindung mit steter Bildung von Beispielen 
von Seiten der Schüler, Gramm, von Gurcke. Egger's Lesebuch. Zeitweiliges 
Memorieren, Orthographische Uebungen und alle 14 Tage eine Schularbeit. 

7. Äbtheüung: Prof. Joh. M, Singer. 
IL ÄhtheUtmg: Prof. Jos. Stritar* 
Geographie. 3 Stunden wöchentlich. Fundamental sätze der mathematischen 
Geographie. Beschreibung der Erdoberfläche mit Bezug auf ihre natürliche 
Beschaffenheit und die allgemeinen Scheidungen nach Völkern und Staaten nach 
J. Ptaschnik's Leitfaden. 7. Auflage 1878. 

7. Ahtheilung: Prof Dr. Karl HaaeJhach. 
II. Äbtheüung: Prof K, Lamdsteiner. 

Mathematik. 3 Stunden wöchentlich. Im I. Semester : Das Rechnen mit unbe- 
nannten und einnamigen ganzen Zahlen und Decimalbrüchen. Das Rechnen mit 
mehmamigen ganzen Zahlen und Decimalbrüchen. Im II. Semester: Von der 
Theilbarkeit der Zahlen. Das Rechnen mit gemeinen Brüchen. Nach dem Lehr- 
buche von Dr. Franz R. v. MoSnik. 

Geometrie* Im II. Semester: Grund Vorstellungen der Raumgebilde. Gerade 
Linien und Winkel. Nach der geometrischen Anschauungslehre für Untergym- 
nasien von Dr. Franz R, v. MoSnik. 

In beiden Abtheilungen: Supplent K, Maly. 

Naturgeschichte. 2 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Säugethiere. 
Im II. Semester: Gliederthiere, Würmer, Wei^hthiere, Stachelliäuter, Schlauch- 



— 47 - 

thiere und Urthiere. Nach Dr. Pokorny'a „Illastrirte Naturgeschichte des 
Thierreichs." Suppl Vidtorf. 

II. Classe« 

(In zwei Abtheilungen.) 

« 

Ordinarius in der I. Abtheilung: Prof. Indrdk. 

Ordinarius in der II. Abtheilung: Suppl. Fastrnek. 

Religionalehre^ A. Katholische: 2 Stunden wöchentlich. Katholische 
Liturgik nach Dr. jR. Fischer^s Lehrbuche. Im I. Semester: Die heil. Orte, 
die heil. Zeiten und Handlungen, die heil. Messe, die heil. Sacramenie. Im 
II. Semester: Die Sacramentalien, das Gebet, die heil. Zeiten und Tage. 

Prof, Jo9» Zwetler, 

B. Israelitische — wie in GL I. 

Lateinische Sprache. 8 Stunden wöchentlich. Die Formenlehre und das 
Wichtigste aus der Syntax nach dem Übungsbuche von Dr. H aul er 2. TheiL 
Grammatik von K. Schmidt. Alle 8 Tage eine Schularbeit. 

L Ahtheüung: Prof, Indrdk, 
IL Ahiheilung: Sv^ppl, Pastmek. 

Deuttclie Sprache. 4 Stunden wöchentlich. Lehre von den Satzver- 
bindungen und Perioden. Flexion des Verbums , des Nomens und Adjectivs. 
Gramm, von Gurcke. Lesebuch von Egg er, II. Th. Alle 14 Tage eine 
Schularbeit. /. Äbtheilung: Prof Indrdk, 

IL Äbtheilung: Suppl, Pastmek, 

Geschichte und Geographie. 4 Stunden wöchentlich. Geographie 2 Stun- 
den. Specielle Geographie von Asien und Afrika. Eingehende Beschreibung 
der verticalen und horizontalen Gliederung Europas und seiner Stromgebiete, 
specielle Geographie von Süd- und "West-Enropa. Uebungen im" Kartenzeichnen. 
E. V. Seydlitz kleine Schulgeographie. 17. Auflage. 

Geschichte 2 Stunden. Übersicht der Geschichte des Alterthums, nach 
Hannak^s Grundriss der G. d. Alt. f. Untergymnasien. 

/. und IL Ahtheüung: Prof Dr, Karl Haselhach, 

IMathematik. a) Arithmetik. I. Semester: 2 Stunden wöchentlich. Lehre 
von den Verhältnissen und Proportionen und Ausrechnung einfacher Regel-de*tri- 
Aufgaben durch Zweisatzrechnung und Proportion. XI. Semester: wöchentlich 
1 Stunde Percentrechnung von, auf und in Hundert, Lösung von Aufgaben 
der Gesellschaftsrechnung und der zusammengesetzten Regel-de-tri. Lehrbuch: 
MoSnik, Arithmetik für Untergymnasien, I. Abtheilung, bj Geometrie, I. Seme- 
ster : wöchentlich 1 Stunde. Wiederholung der Lehre von den Geraden und 
Winkeln, Haupteigenschaften und Congruenzfälle der Dreiecke mit den wich- 
tigsten Anwendungen. II. Semester: wöchentlich zwei Stunden. Vierecke und 
Vielecke. Ausmessung und Verwandlung geradlinig begrenzter Figuren, Pytha- 
goräi scher Lehrsatz, Aehnlichkeit der Dreiecke nebst Anwendungen. Lehr« 
buch : Mo S n i k : Geom. Anschauungslehre für Untergymnasien, I. Abtheilung. 

In beiden Abtheilungen Dir, Joh, Ozermak. 

Naturgeschichte. 2 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Vögel, Rep- 
tilien, Amphibien und Fische, nach Dr. P o k o r n y^s „Illustrirte Naturgeschichte 
des Thierreiches.'* Im II. Semester: Botanik. Viele wildwachsende Pflanzen 
wurden vorgezeigt und erklärt, die wichtigsten Culturpflanzen besprochen, und 
die Schüler zum Bestimmen der Pflanzen angeleitet. Suppl, Heinr, Vieltorf 



- 48 - 
111. ClaMe. 

(In zwei Abtheilungen«) 

Ordinarius in der L Abtheilnng: Prof, Ign. Prammer. 

Ordinarius in der II. Abtheilung: Prof. Dr. Johann Alton. 

Religionslehre. A> Katholische : 2 Stunden wöchentlich. Geschichte der 
göttlichen Offenbarung des alten Bundes nach Dr. Fr. F i s c h e r*s Lehrbache. 
Im I. Semester: Von der ErschafiHing der Welt bis zum Königthume in Israel. 
Im II. Semester : Das Königthum bis zur Unterwerfung der Juden nnter die 
Oberherrschaft der Römer. xVo/ Jos, Zwetler. 

Lateinische Sprache. 6 Stunden wöchentlich. Gasuslehre nach Karl 
S c h m i d t*8 lat. Grammatik ; Uebersetzung der den grammatischen Kegeln 
entsprechenden Beispiele aus dem Deutschen in*8 Lateinische nach Hauler 
I. (Oasuslehre) 2 Stunden wöchentlich. Lat. Leetüre : Hoffmann^s bist. ant. I., 
II., III. — Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

1. Abtheilung: Prof, Ign, Prammer, 
L Semester : IL Abtheilung : Supph Joh» Koos, 
II, Semester: IL Abtheilung: Prof. Dr. Joh, Alton, 

Qrieohische Sprache. 6 Stunden wöchentlich. Formenlehre bis zum 
Perfect-Stamme nach Curtius' Grammatik; Uebungsbeispiele aus Sehen kTs 
Elementarbuch. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

/. Abtheilung: Prof Ig, Pramime»\ 
L SeToester : IL Abtheilung : Suppl. Joh, Koos. 
IL Semester : II, Abtheilung : Prof, Dr, Joh. Alton, 

Deutsche Sprache. 3 Stunden wöchentlich. Wiederholang und Ergän- 
zung der Formenlehre und Syntax. Periodenbau. Analyse der Lesestücke mit 
Rücksicht auf den Periodenbau und den Inhalt. Declamationsübungen. Schrift- 
liche Arbeiten nach Vorschrift. 

/, Abtheilung :k , rr • • j; » ^ 

IT Ahth 7 • \ Suppl. Heinrich Betzwar. 

Geschichte und Geographie. In 2 Abtheilungen. 3 Stunden wöchentlich, 
darunter 2 Stunden Geographie. Lehrbücher von H a n n a k (Gesch.) u, Geogr. 
(Ptaschnik), Geschichte des Mittelalters vom Untergange des westr. Reiches 
bis zur Entdeckung Amerikas. Einschlägige Geographie. Uebungen im Karten- 
zeichnen. /. Abtheilung: \ 

IL Abtheilung: ] Prof. Karl Landsteine,: 

IMathematik. 3 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Algebra: die 
entgegengesetzten Grössen , die 4 Species mit allgemeinen Zahlen , Rechnen 
mit Brüchen, Geometrie: Der Kreis mit den zu ihm in Beziehung stehenden 
Linien. 

Im II. Semester: Algebra: Potenzen und Wurzelgrössen , Combinatio* 
nen. Geometrie: Kreisberechnungen, die krummen Linien. Nach Dr. M o 5 n i k's 
Lehrbüchern, II. Abtheilung. 

(Im I. Semester waren für die Arithmetik 2 Stunden und für Geometrie 
1 Stunde, im IL Semester für Geometrie 2 Stunden und für Arithmetik 1 Stunde 
bestimmt.) 

In beiden Abtheilungen : Prof, Ougler. 

Naturwltsenscliaften. 2 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Minera- 
logie nach Dr. Alois Pokorny*s Lehrbuch. Im IL Semester: Naturlehre; 



— 49 — 

Einleitung) von der Schwere, Wärme und den chemisclien Ereclieinungeu. Nach 
Dr. F. Krist*8 Anfangsgründen der Naturlehre. 

In beiden Äbtheilungen: Prof, Qugler. 

(In zwei Abtheilungen.) 

Ordinarius der 1. Abtheilung: SuppL Fr. Sttss. 

Ordinarius der 2. Abtheilung: Prof. Jos. Gngler. 

Religionslehre. A. Katholische: 2 Stunden wöchentlich. Geschichte der 
göttlichen Offenbarung des neuen Bundes nach dem Lehrbuche von Dr. Fr. 
Fischer. Im I. Semester: Das Leben und Wirken Jesu Christi bis zum letzten 
Abendmable. Im II. Semester: Christi Leiden und Sterben, Auferstehung und 
Himmelfahrt; das Leben und Wirken der Apostel. Prof. Jo», Zwetler. 

Lateinische Sprache. 6 Stunden. C. J. Caesaris commentarii de 
b. gall. I., ly., y., VI. Eine Auswahl aus Ovid. Übersetzung der den gram- 
matischen Regeln (Schmidts Schulgr. §. 246 ff.) entsprechenden Sätze aus 
Hauler IV. Heft. Arbeiten nach Vorschrift. 

/. Äbikeilung: SuppL Fr, Süss, 
II, Abtheilung: Suppl, Fr, Pantmek. 

Griechische Sprache. 4 Stunden wöchentlich. Die Verba auf f*i und die 
Verba anomala und Einübung der Hauptregeln der griech. Syntax nach C urtiu s' 
Grammatik und SchenkTs Eiern entarbuch. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

/. Äbiheilung: Sujppl, Fr, Süss, 
II. Abtheilung: Prof, Ig, Prammer. 

Deutsche Sprache. 3 Stunden wöchentlich. Geschäftsaufsätze, Tropen- 
und Figurenlehre. Elemente der Metrik. Leetüre und Declamationsübungen aus 
Alois Neumauns Lesebuch, FV. Theil. Schriftliche Arbeiten nkch Vorschrift. 

I, tmd IL Abtheilung: Sujppl. Fr, Süss, 

Geschichte und Geographie. 4 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: 
Übersicht der Geschichte der Neuzeit und einschlägige Geographie. Dr. H an n ak^s 
Lehrbuch der Geschichte der Neuzeit für die untern Classen der Gymnasien. 
Im n. Seraester: österreichische Vaterlands-Kunde nach Dr. Ha nnak*s Lehr- 
buch (Unterstuf^. Übungen im Kartenzeichnen. 

I. Semester I, Abtheilung: Dr. Karl Schober. 
II, Semester I, Abtheilung: Prof, Edm, Kamprath. 
IL Abiheilung: Prof Karl Landsteiner. 

iMathematik. 3 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Arithmetik, zusammen- 
gesetzte Verhältnisse und Proportionen und deren Anwendungen in Interessen- 
rechnung, Terminrechnungen u. s. w. Geometrie: Stereometrie bis zur Aus- 
messung der Körper. Im II. Semester: Gleichungen des I. Grades. Oberfläche 
und Cubikinhalt der Körper. In beiden Abtheilungen: Prof Ougler, 

Physik. S Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Geostatik, Geodynamik, 
Hydromechanik. Im II. Semester: Aöromechanik, Lehre vom Magnetismus und 
der Electricität, Akustik und Optik. 

Nach dem Lehrbuche Dr. Krist, Anfangsgründe der Naturlehre. 

L und IL Abtheilung: Suppl, Karl Maly. 

4 



— 50 — 

Ordinarius: Prof. Dr. Karl Haselbaeh. 

Religionslehre. A. Katholische. 2 Stunden wöchentlich. Nach Dr. W appler's 
Lehrbuche, I. Theil. Im I. Semester: Die katholische Religion ist die wahre; dafür 
zeugen: 1. Die Beweisquellen; 2. die göttliche Sendung und Gottheit Jesu 
ChrJÄti. Im II. Semester : Begriff und göttliche Stiftung der katholischen Kirche ; 
göttliche Leitung derselben. Prof, Jos. Zweiter, 

B, Israelitische Religion. II. Abtheilung (V.— VIII. Klasse). I. Semester: 
2 Stunden wöchentlich, a) Geschichte der Juden: Vom babylonischen Exil bis 
auf Johannes Hyrkan. b) Bibellectüre : Psalmen. II. Semester: 2 Stunden 
wöchentlich, a) Geschichte der Juden: Von Johannes Hyrk an bis zum Tode 
des Herodes. b) Bibellectüre: Ausgewählte Kapitel aus dem Pentateuch juri- 
dischen Inhalts. Fortsetzung der Psalmen. M. Kanitz, 

Lateinische Sprache. 6 Stunden wöchentlich. Livius I. und XXI. Buch. 
Ausgewählte Stücke aus Ovid. Wiederholung einzelner Partien der Syntax. 
Stilistische Uebungbn nach H auler's Stilübungen für die oberen Classen. Schrift- 
liche Arbeiten nach Vorschrift. Suppl, Heinrich Betzwar, 

Griechische Sprache. 5 Stunden wöchentlich. Im I. Semester wurde 
gelesen: Auswahl aus Xenophons Kyropaedie und Anabasis nach der Chresto- 
mathie von K. Sehen kl. Im II. Semester: Homer, Od. I. V. VI. Syntax 
nach Curtius' Grammatik. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

Prof. Indrdk, 

Deutsche Sprache. 2 Stunden wöchentlich. Grundzüge der Poetik; 
Leetüre ans Egger's Lesebuch für Obergymnasien I. Band. Aufgabennach Vor- 
schrift. Hauslectüre: „Louise" von Voss und ^Hermann und Dorothea** von Göthe. 
Schullectüre: Ausgewählte Stücke aus Klopstoek's „Messiade.^ Schillers: «Jung- 
frau von Orleans." Prof. Karl Lixtuhteiner, 

Qeschiohte und Geographie. 4 Stunden wöchentlich. Alte Geschichte bis 
zum römischen Ständekampfe. Entsprechende Geographie. Lehrbücher: Hannak, 
Lehrbuch der alten Geschichte für Obergymnasien, I. Band. F. v. Seydlitz 
grössere Schul- Geographie. 17. Auflage, 1878. Prof. Dr. Karl Haaelba^h. 

Mathematik. 4 Stunden wöchentlich. Arithmetik und Algebra nach 
Dr. Mo Snik's Lelirbuche. Die Grundoperationen mit absoluten und algebraischen 
ganzen Zahlen. Theilbarkeit ganzer Zahlen. Gemeine Brüche. Kettenbrüche. 
Decimalbrüche. Verhältnisse und Proportionen. Geometrie nach Dr. Wieg an d's 
Lefarbuche. Die Planimetrie. Suppl. JSmst Sevir. 

Naturgeschichte. 2 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Mineralogie 
nach Dr. F. Hochstetter's und Bisching's Lehrbuche. Im. II. Semester: 
Botanik nach Dr. M. Wretschko's Lehrbuche. Prof. Josef Qtigter, 

VI. Classe. 

Ordinarius: Suppl. H. BetzWar. 

Religionslehre. A. Katholische: 2 Stunden wöchentlich. Die katholische 
Glaubenslehre nach Dr. Wappler's 2, Theil. Im I. Semester: Lehre von Gott, 
dem Schöpfer, Erhalter und Regierer der Welt. Vom Sündenfalle und der Erlösung 
der Menschen. Im II. Semester: Bechtfertigung und Heiligung der Menschen im 
irdischen Leben. Beseligung der Gerechten im Jenseits. Prof. Jos. Zweiter, 



' 



- 51 - 

Lateinische Sprache. 6 Stunden wöchentlich. Salluät, bellum Jugurth. \ 

Cicero erat, in C&tilinam I., II., und III. Vergilii Aeneis I. und II. Privatlectüre 
Cicero orat in Catil. IV. Wiederholung der wichtigsten Partien der Santax. 
Stilistische Uebungen nach Süpfle II. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

Suppl, Heinrich Beizwar. 

Qriechiaohe Sprache. 5 Stunden wöchentlich. Lection: Homer^s Odyssee 
1. IX, XII. und XVI. und Herodotus 1. VIL (c. 1— öO). Grammatische 
Uebungen in der Syntax nach Curtius* Schulgrammatik; schriftliche Schul- 
arbeiten nach Vorschrift. L Semester: Suppl, Joh, Kooa, 

IL Semester: Prof, Dr, Joh, Alton. 

Deuttohe Sprache* 3 Stunden wöchentlich. Litteraturge schichte bis zum 
£nde des 18. Jahrhunderts. SchuUectüre aus Egger's Lesebuch für Obergym- 
nasien IL Th. ; ausserdem: Lessing's Miana von Barnhelm und Iphigenie auf 
Tauris. SchuU und Hansarbeiten nach VorscJirift. Prof, Jos. Stritar. 

Qeaohicbtü Mnd Qeographie. Geschichte der römischen Kaiserzeit. Ge- 
schichte des Mittelalters. Nach Hannak's Lehrbuch der Geschichte für 
Obergymnasien I. und U. Theil. Wiederholung der einschlägigen Partien aus 
der Geographie nach Seydlitz^ Schulgeographie. (Grössere Ausgabe.) 

/. Semester: Prof, Dr, Carl Schober, 
II. Semester: Prof, Edm. Kamprath, 

Mathematik. 3 Standen wöchentlich. Arithmetik nach Dr. Moi^uik*s 
Lehrbuche. Die Lehre der Potenz« und Wurzelgrössen. Logarithmen. Gleichungen 
des ersten Grades mit einer und mit mehreren Unbekannten. Exponential- 
gleichungen. Geometrie nach Dr. Wiegand^s Lehrbuche. Elemente der neueren 
Geometrie. Stereometrie und ebene Trigonometrie. Suppl. Ernst Sev6r, 

Naturgeschichte. 2 Stunden wöchentlich. Zoologie nach Dr. Johann 
Wold]fich*s Lehrbache. Suppl, Heinr, Vieltorf, 

WII. ClMise. 

Ordinarius: I. Semester: Prof. Dr. Karl Sebober. 
n. Semester: Prof« Edm. Karaprath. 

Religionslehre. A. Katholische: 2 Stunden wöchentlich. Katholische 
Sittenlehre nach Dr. Wappler*s Lehrbuche III. Theil. Im I. Semester: Allge- 
meine Sittenlehre. Von der besonderen Sittenlehre: Das gottgefällige Leben des 
Chriäten in seiner Stellung zu Gott. Im II. Semester: Von der besonderen 
Sittenlehre: Das gottgef&llige Leben des Christen in seiner Stellung zu den 
vernünftigen Geschöpfen Gottes. Prof Jos, Zweäer, 

Lateinische Sprache. 6. Stunden wöchentlich. Cicero, pro Archia poöta, 
pro Milone; Verg. Aen. IV., VI. und VII. Schriftliche Stilübungen nach Süpfle IL 
Schulcompositionen nach Vorschrift. Dr, Fr, Raab, 

Griechische Sprache. 4 Stunden wöchentlich. Demosth. I. und II. Olynth. 
in. Philipp. Rede. Homer's II. I., II., VL und IX. Wiederholung der ganzen Formen- 
lehre mit Ausschluss der Declinationen und einzelner Partien aus der Syntax. 
Gelegentlich cursorische Leetüre weniger Stücke aus Xenophons 'Kyropädie. 

Prof, Mich. Singer, 

Deutsche Sprache. 3 Stunden wöchentlich. Im I. Semester: Mittelhoch- 
deutsche SchuUectüre aus Reichers mhd. LcKebuche. (Ausgewählte Stücke aus 
dem Nibelungenliede, der „ Gudrun **, dem „Reinhart Fuchs*' und den Liedern 

4* 



i 



— 52 - 

und Sprüchen Walther's von der Vogelweide,) Das Wichtigste aus der mittel- 
hochdeutschen Grammatik im engsten Anschlüsse an die Lectttre. Im II. Semester: 
Neuhochdeutsche Schullectüre aus Egger*s Lesebuche für Obergymnasien U. 1; 
ausserdem: „Iphigenie auf Tauris**, fj)ie Juogfrau von Orleans.'' Aus der 
Literaturgeschichte : Der Qöttinger Hainbund, die Stürmer und Dränger, Herder, 
Goethe. Hauslectüre : ^Sturm und Drang, ** „Götz von Berlichingen,** „Egmont,^ 
„Torquato Tasso,^ „Fausf*, I. Theil. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

7. Semester: Prof. Dr» Karl Schober, 
IL Semester: Prof, Edm. Kamprath, 

Geschichte und Geographie. 3 Stunden wöchentlich. Schluss der Geschichte 
des Mittelalters. Geschichte der Neuzeit. Nach Gindely^s Lehrbüchern für 
Obergymnasien. Wiederholung der einschlägigen Partien aus der Geographie 
nach K1un*s Leitfaden. % L Semester: Prof, Dr, Karl Schober, 

IL Semester: Prof. Edm, Kamprath, 

IMathematik. 3 Stunden wöchentlich. Nach Dr. MoSnik's Lehrbüchern. 
Gleichungen des zweiten Grades. Einige höhere Gleichungen. Unbestimmte 
Gleichungen. Progressionen. Zinseszins- und Rentenrechnung. Binomischer Lehr- 
satz. Trigonometrie. Anwendung der Algebra auf die Geometrie. Analytische 
Geometrie der Ebene. Suppl. Ernst Sev4r, 

Physik. 3 Stunden wöchentlich. Nach Münch^s Lehrbnche der Physik. 
Eigenschaften der Körper und der an den Körpern wirkenden Kräfte. Statik und 
Dynamik fester Körper. Hydromechanik. ASromechanik. Chemie. 

Suppl, K, Maly, 

Philosophische Propaedeutik. 2 Stunden wöchentlich. Logik nachLindn er's 
Lehrbuche der formalen Logik. /. Semester: Prof Dr. Karl Schober, 

IL Semester: Prof Edm, Kcmiprath. 

Will. Clasür. 

Ordinarius: Prof. Dr. Fr. Raab. 

Religionslehre. A. Katholische. 2 Stunden wöchentlich. Geschichte der 
christlichen Kirche nach Dr. Fessler*s Lehrbuche. Im I. Semester: Die 
Kirche Christi im alten Bömerreiche. Im U. Semester: Die Kirche Christi in 
ihrem Wirken unter den Germanen und anderen mit diesen in Berührung 
tretenden Völkern. Prof Josef Zwetler, 

Latein. Tacitus Agricola, Historiae, I. IL B. ; Horatins: Auswahl aus 
den Oden, Epoden, Satiren und Episteln. Stilübungen aus Sttpfle für Ober- 
gymnasien. II. Band. Schriftliche Schulaufgaben nach Vorschrift. 

Griechisch. Sophocles Oedipus rex; Homeri II. XVI, XVIII bis zum 
Schluss der IL; Piatons Gorgias. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 

Dr, Franz Raah, 

Deutsche Sprache. 3 Stunden wöchentlich. Egger's Lesebuch H. c. L 
und II. Abtheilung. Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Österreichische 
Dichter, Überblick der Weltliteratur. Von vollständigen Werken wurden gelesen 
und besprochen: Kl eist's „Hermannsschlacht ** und Grillparzer's „Ahnfrau." 
Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. Prof Karl Landsteiner. 

Geschichte und Vaterlandskunde. 3 Stunden wöchentlich. Schluss der 
neueren Geschichte nach Gindely's Lehrbuch für Obergymnasien, III. Band. 



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— 53 — 

Entsprechende Oeographie nach V. L. K 1 a n^s Leitfaden für Mittelschulen 
Österreichische Vaterlandskunde nach Dr. F. Hannak's Lehrhuch; Oberstuff 
Kartenzeichnen. ^of. JDr, Karl Haselhach. 

Mathematik. Nach Dr. MoSnik^s Lehrbüchern. Ergänzung des für das 
Obergymnasium Torgeschriebenen LehrstoflFes. Wiederholung der gesammten 
niederen Mathematik des obgenannten Lehrbuches. SuppL Eiiiat Sev^r. 

Physik. 3 Stunden wöchentlich. Chemie, Wärmelehre, Magnetismus und 
Electricität, Akustik und Optik. Nach Dr. HandTs Lehrbuche der Physik. 

Stiffpl. K. Maly. 

Philosoph. Propaedeutik. 2 Stunden wöchentlich. Empirische Psychologie 
nach Lindner's Lehrbuche. I. Semester: Prof. Dr. Karl Schober, 

IL Semester: Prof, Edm. Kampralh. 

b) Für die nicht obligaten Lehrgegenstände. 

Französische Sprache. L Curs. Vj^ Stunden wöchentlich. Die Regeln 
der Aussprache und des Lesens. Regelmässige Formenlehre. Die gebräuch- 
lichsten unregelmässigen Verben. Mündliche und schriftliche Übungen nach 
Ploetz's Elemeutargrammatik« Gelesen wurde aus Filek's Chrestomathie: 1. 1 — 66 
IL, III. und V. 166, 167, 172, 174. 

II. Curs. IY2 Stunden wöchentlich. Cursorische Wiederholung der regel- 
mässigen Formenlehre. Unregelmässige Formenlehre. Syntax. Mündliche und 
schriftUche -Übungen nach Ploetz's Schulgrammatik. Gelesen wurde im I. Se- 
mester: Moli^r^ Le Mieanthrope; im II. Semester: Corneille, Horace. Gesammt- 
zahl der Schüler 55. 

Qesang wurde in 2 Abtheilungen in je 2 Stunden wöchentlich gelehrt. 
In der ersten Abtheilung wurde die allgemeine Musiklehre verbunden mit 
praktischen Beispielen durchgemacht, dann der ein- und zweistimmige Gesang 
gepflegt. Die Schüler wurden zu reiner Intonation, deutlicher Yocalisation und 
Stimmübungen angehalten. In der 2. Abtheilung war das Hauptaugenmerk 
auf den drei- und vierstimmigen Knaben- und gemischten Chorgesang gerichtet ; 
die Schüler wurden angehalten, in verschiedenen Schlüsseln zu singen; auf 
richtige Phrasirung und Vortrag wurde geachtet. Die Schüler besorgten auch 
die Kirchengesänge bei den Schulmessen an Sonn- und Feiertagen. Die Zahl 
der Schüler betrug im I. Semester 63, im II. Semester 54. 

Stenographie wurde in 2 Abtheilungen zu je 2 Stunden wöchentlich 
gelehrt. Der UnterrichtsstoflF umfasste in der 1. Abtheilung: Wesen und Bedeu- 
tung der Stenographie, Nutzen derselben für die Studierenden, Entwicklung 
der Zeichen des Gabelsberger'schen Systems, Vocalisationslehre, Verschmelzungen 
und Verbindungen mit Rücksicht auf den sprachlichen Zusammenklang der 
Laute, Bedeutsamkeit der Vor- und Nachsilben und ihre vereinfachte Darstel- 
lungsweise, und die wichtigsten Wortküi'zungen, In der 2. Abtbeilung: Syste- 
matische Darlegung der sämmtlichen Wortkürzungen, Einübung derselben; die 
Satzkürzungslehre verbunden mit schnellschriftlichen Aufnahmen von einzelnen 
Vorträgen und Leseübungen. Gesammtzahl der Schüler 98. 

Freihandzeichnen. Die Gesammtzahl der Schüler belief sich im Winter- 
semester auf 127, im Sommersemester auf 102, I. Curs. (1. Classe.) Zeichnen 
ebener geometrischer Grundformen und Gebilde aus freier Hand nach den 
Vorzeichnungen an der Tafel, begleitet mit kurzen, zum Verständnis nöthigen 



— 54 — 

• 

Erkläinngen ; Oombinationen dieser Formen mit Rücksicht auf geradlinige und 
krummlinige Gebilde aus dem Gebiete des gewöhnlichen Lebens, der Architektur 
und der Styllebre. Das geometrische Ornament nnd das symmetrische Flach- 
omament. II. Curs. (2. Classe.) Zeichnen nach Draht- nnd Holzmodellen 
III. Curs. (3.-8. Classe.) KOrperdarstellung in perspectivischer Ansicht und 
mit vollständigem Schatten. Gypsmudelle. 8 Stunden wöchentlich. 

Kalligraphie. Den Schülern wurde das deutsche und lateinische Current- 
aiphabet an der Tafel vorgeschrieben und dieselben zur möglichst getreuen 
Nachbildung verschiedener Formen der Buchstaben angeregt; sodann Übungen 
im Schönschreiben nach Vorschriften an der Tafel veranstaltet, die Schüler 
zum Kach schreiben an der Tafel verhalten und das Geschriebene sorgfältiger 
Correctnr unterzogen. Besondere Sorgfalt wurde der leichten Leserlichkeit und 
Übersichtlichkeit der Schrift zugewendet. Schülerzahl im I. Semester 111, im 
II. Semester 107. 

Turnen. Die Gesammtzahl der Turner des Gymnasiums belief sich im 
Wintersemester auf 213, im Sommersemester auf 159. Der Unterricht, Frei-, 
Ordnungs- und GeräthQbungen und Turnspiele umfassend, wurde in 4 Cursen 
mit 7 Riegen zu je 2 Stunden in der Woche ertheilt. Als Richtschnur diente 
das für Mittelschulen vorgeschriebene Tnrnsystem von Jahn-Spiess. 



I^L Themen für die deutschen Schul- nnd Hansarbeiten. 

y. Classe. 1. Vergleich zwischen einem Sommer- und einem Winter- 
morgen. 2. Du sollst den Tag nicht vor dem Abende loben. (Schularbeit.) 
3. Mein Lieblingsschriftsteller. 4. Die Legende im eigentlichen und modernen 
Sinne. Mit Zugrundelegung der modernen Legenden von L. A. Fr an kl und 
Anast. Grün. (Schularbeit.) 5. Parallele zwischen dem Pfarrer von Grünau und 
dem Wirthe zum goldenen Löwen. 6. Ferro nocentius aurum. (Semestralarbeit.) 

7. Cato dixit, litterarum radices amaras esse, frnctus iucundiores. (Schularbeit.) 

8. Gegenüberstellung der Schlachten bei Marathon und Anpern. 9. Die Griechen, 
ein erhabenes Mnster und Vorbild für uns. (Schularbeit.) 10. Worin besteht 
das eigentliche Wesen des Epos? (Schularbeit.) 11. Der erste Dichter. Gegen- 
stück „zum letzten Dichter** von Anast. Grün. (Fleissaufgabe.) 12. Bedeutung 
der Flüsse für die Cultur des Alterthums. 13. Der Friedhof im Frühling. 
14. Warum nannte Fr. v. Schiller die „Jungfrau v, Orleans" eine roman- 
tische Tragödie? (Schularbeit.) 16. Nur Beharrung führt zum Ziele. (Schiller.) 
(Semestralarbeit.) l^rof, K, Landsteiner. 

VI. Classe. 1. Die Elemente hassen das Gebild der Menschenhand. 
Schiller. 2. Bedeutung der Ströme für die Cultur. (Schularbeit.) 3. Regulus* 
Abschiedsrede an seine Freunde. 4. Homer^s Kyklopen. Nach der griechischen 
Leetüre. 5. Der Werth der Zeit. 6. Kann der Krieger nur im Kampfe Muth 
beweisen? (Semestralarbeit.) 7. Der Übel grösstes ist die Schuld. Schiller. 

8. Das Synedrium in Klopstock^s Messias IV. Ges. nach dfr Leetüre, 

9. Lessing und das deutsche Drama. (Schularbeit.) 10. „Lessings Minna von 
Barnhelm" ein deutsches Lustspiel. 11. Klopstockals Lyriker. 12. IJokld /leta^v 
neXei xvXmo^ xal yj^^^oq dx^ov. 18. „Machet nicht viel Federlesen, — Schreibt 
auf meinen Leichenstein: — Dieser ist ein Mensch gewesen, — Und das heisst 



— 55 — 

ein Kämpfer sein." Göthe. (Semestralarbeit.) 14. „An's Vaterland, au*s theu're 
schliess dich an, — Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Schiller. 

Prof. Jos. Stritar. 

VII. Classe. 1. Die Exposition in GOthes „Iphigenie auf Tauris." 
2. ^Alle menschlichen Gebrechen sühnet reine Menschlichkeit^ — gezeigt an 
Göthes „Iphigenie auf Tauris." 3. In wie ferne ist die Ansicht Lachmanns be- 
rechtigt, dass ^as Bruchstück Vv. 325 — 443 des Nibelungenliedes ein altes 
Volkslied der vorritterlichen Zeit ist ? (Schularbeit.) 4. Die Ansichten der 
Römer über den Werth litterarischer Bildung nach Ciceros Rede „pi^o Archia 
poeta** und Sallust. 5, Die Veränderungen in der Weltlage der Staaten Mittel- 
und West-Europas durch die Entdeckungen des 15. und 16. Jahrhunderts und 
die Folgen derselben. 6. Wodurch wurde Hagen zu der listigen Ermordung 
Siegfrieds bewogen? (Schularbeit.) 7. Die Treue im Nibelungenliede. 8. Warum 
beginnt man mit dem Anfange des 16. Jahrhundertes einen neuen Abschnitt 
der Weltgeschichte? Prof. Dr, Karl Schober, 

9. „Schlaf, o holder Schlaf, was liegst du lieber in rauchigen Hütten, 
als in der Grossen duftenden Palästen?" Shakespeare. (Schularbeit.) 10. Die 
25eit des dreiss'igjährigen Krieges — eine Zeit deutscher Erniedrigung. 11. Der 
Mensch ist der lebendigfUhlende, der leichte Raub des mächtigen Augenblickes. 
Schiller. 12. Des Aeneas Gang in die Unterwelt. Nach Vergil, (Schularbeit.) 

13. Thierwaffen. 14. Die Nacht ist keines Menschen Freund, (Schularbeit.) 
15. Egmont. Eine Charakterschilderung nach Göthes gleichnamigem Drama. 

Prof. Edmund Kampi^ath. 

VIII. Classe. 1. Welche Bedeutung und Tragweite hat die Idee Göthes 
hinsichtlich einer Weltliteratur? 2. Sonnen wallen auf und nieder, — Wolken 
geh'n und kommen wieder, — Und kein Wunsch wird's wenden. Hebel. 3. Ist 
Karl XII. ein wahrer Held oder ein Abenteurer? 4. Michael Kohlhaas. Eine 
Charakterschilderung. (Schularbeit.) 5. Schulmeisterlein Wutz. (Schularbeit.) 
6. Der Tod des Patroklos; nach Homer. 7. Wie verhält sich Kleist's Hermanns- 
schlacht zur Geschichte? 8. Der Einfluss der Poesie auf das praktische Leben. 
(Schularbeit.) 9. Agricola. Ein Charakterbild aus der römischen Geschichte. 
(Semestralarbeit.) 10. Ist doch der Verlust ein Blitzstrahl, — Der verklärt, 
was er entzieht. Grillparzer. — Was vergangen, kehrt nicht wieder; — 
Aber gieng es leuchtend nieder, ~ Leuchtet's lange noch zurück. Göthe. 
11. Unterscheidet sich "GriUparzers „Ahnfrau" von einer gewöhnlichen Schicksals- 
tragödie, und wenn, worin liegt der Unterschied? 12. Milton und Klopstock. 
Eine literarhistorische Parallele. (Schularbeit.) 13. Eignet sich die Gestalt des 
Prinzen Eugen mehr zum Helden eines Dramas oder zu dem eines Epos? 

14. Oesterreich, ein Bollwerk der Civilisation gegen die Barbarei des Ostens. 
(Maturitätsprüfungsarbeit.) Pi'of Karl Landsteiner, 



— 56 — 



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Semester) in fl. ö. W. 


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Lehrmittelbeiträge 


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— 57 — 



y. Hataritatepriifang. 



d) Ergebnisse der Maturitätspi^ilfung im Schuljahre 1879. 



Juli 



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Zur Maturitätsprüfung haben sich gemeldet . . . 
Vor oder während der Prüfung traten zurück . . 
Von den Gepi'üften wurden : 

Approbirt l "^* Auszeichnung 

I einfach reif 

Sauf ein halbes Jahr 
auf ein ganzes Jahr 
für immer 

In Folge einer Wiederholungsprüfung nach den Ferien : 

Reif erklärt 

Reprobirt auf ein Jahr 

Von den Approbirten wendenten sich zur Theologie 

Rechts- und Staatswissenschaft 

Medicin 

Philosophie, zu humanistischen Studien . . . 
Philosoph! e, zu realistischen Studien .... 



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18 
2 
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Lebensalter der Scholer am Sehlnsse des II. Semesters. 



Classe 



Jahre 



10 



11 112 



13 i 14 



15 



16 



17 18 I 19 



20 



21 



22 



I. a 

I.b 

II. a 

II. b 

III. a 

III. b 

IV. a 
IV. b 

V. 

VI. 

VII. 

VIII. 

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5 



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16 

24 

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24 
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22 
19 
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49 
52 
49 
61 
50 
42 
36 

642 



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- 58 — 



b) Verzeichnis der Abituinenten , welche am Schlüsse des Schul- 
jahres 1879 das Zeugnis der Reife erhielten: 



Name 


Qebarto- 
Jahr 


Qebartsort und Vaterland 


Gewählter 
Beruf 


1 

1 
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Büchler Laurenz .... 


1860 


Pyrawart, Nied.-Oest. . . 


Theologie 




Clerc Victor ... • . . 


1860 


Wien, Nied.-Oe8t 


Philosophie 




Donabaum Josef .... 


1861 


Wien, Nied.-Oest 


Philosophie 




•Drexler Karl 


1861 


Neulercheufeld, Nied.-Oest. 


Theologie 




Eder Albin 


1859 


Wien, Nied.-Oest 


Medicin 




Erb Victor 


1857 


Wien, Nied.-Oest 


Philosophie 




Friedländer Robert . . . 


1862 


Wien, Nied.-Oest 


Philosophie 




Frömel Alois 


1859 


Milowitz, Mähren .... 


Philosophie 




* Grippe! Johann .... 


1860 


Rasing, Nied.-Oest. . . . 


Theologie 




Guschl Ferdinand . . . 


1859 


Schwarzau, Nied.-Oest. . 


Theologie 




Höfling Alois 


1861 


Margarethen a.Moos, N.-Ö, 


Theologie 




Hofmann Ignaz .... 


1860 


Wien, Nied.-Oest 


Jus 




*v. Malczoyich Ladislaus 


1860 


Tyrnau, Ungarn .... 


Jus . 




Maria Josef 


1859 


Schwechat, Nied.-Oest. 


Theologie 




Mende Ludwig .... 


1859 


Waidhofen a/d Ybbs, N.-Ö. 


Jus 




Pittner Theodor .... 


1860 


Wien, Nied.-Oest 


Jus 




Schmarda Alfred .... 


1861 


Wien, Nied.-Oest 


Philosophie 




»Schmidt Adolf 


1860 


Hernais, Nied.-Oest. . . . 


Philosophie 




Schneider Franz .... 


1857 


Wien, Nied.-Oest 


Jus 




Schlosserer Guido . . . 


1861 


Linz, Ober-Oest. . . • . 


Jus 




Schügerl Franz .... 


1853 


Neudörfl, Ungarn .... 


Theologie 




^Schultschik Johann . . 


1860 


Hohenan, Nied.-Oest. . . 


Theologie 




Sorko Friedrich 


1861 


Wien, Nied.-Oe8t 


Jus 




»Spitzmüller Alexander . 


1862 


Wien, Nied.-Oest 


Medicin 




Stawasser Heinrich . . 


1860 


Tuln, Nied.-Oest 


Theologie 




Stern Eduard 


1858 


Stradelc, Ungarn .... 


Jus 




Stöhr Ludwig 


1857 


Enns, Ober.-Oest. .... 


Medicin 




Wiesner Rudolf .... 


1860 


Wien, Nied.-Oest .... 


Jus 





Die mit * beseiclineten Abiturienten wurden mit Auszeichnung reif erklärt. 

c) MaturitätS'Prilfung am Schlüsse des Schuljahres 1880, 

Von den 35 öffentlichen Schülern der YIII. Classe haben sich 34« zur 
Maturitätsprüfung gemeldet, einer davon trat nach den schriftlichen Prüfungen 
zurück: femer ein Privatist; einer, welcher die Prüfung wiederholt, und 4 durch 
den hohen k. k. n. ö. Landesschulrath zugewiesene Candidaten, von welchen 
einer während der schriftlichen Prüfung zurücktrat. 

Für die schriftlichen Prüfungen, welche am 19., 20., 21. und 22. Mai 
abgehalten wurden, wurden folgende Themen gegeben. 

Aus dem Deutschen: Oesterreich, ein Bollwerk der Ciyilisation gegen 
die Barbarei des Ostens. 

Ans dem Latein in^s Deutsche: Ans Livius XXin. 34, 35. 



— 59 — 

Aus dem Deutschen tirs Latein: Stück Ans Süpfle^s Anleitung zum 
Lateinschreiben. 

Aus dem Griechischen: Stück aus Demosthenes de Symmoriis. 

Aus der Mathematik: 1. In wie viel Jahren werden 7020 fl. halbjährig 
zu 2V4% "^^^B ^^^ ^^^^ Angelegt, zu 12.000 fl. anwachsen? — 2. Die Coordinaten 
der Endpunkte eines Dreieckes sind: 

171 = 1 172 = 3 173 = 10 
man bestimme das Volumen jenes Körper^, der durch Rotation des Dreieckes 
um die Y-Axe entsteht 3. Von der Entwicklung. 



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14 



wird das 6. und 11. Glied verlangt. 4. Welchen Winkel schliessen die Geraden 
mit einander ein, deren Gleichungen: 

7 X ^ j 7 , X - 
^-3=1 und ^-1-2 = 1 

sind ? Ferner finde man den Flächeninhalt des Dreieckes, dessen Eckpunkte der 
Durchschnittspunkt beider Geraden und die Duichschnittspunkte der beiden 
Geraden mit der Abscissenaxe sind. 

Die mündlichen Prüfungen wurden unter dem Vorsitze des Herrn Landes - 
schulinspectors Ant. Maresch vom 12. — 16, Juli abgehalten. 



VI. Lehrmittel. 

Vor Allem hält es die Direction für ihre Pflicht, allen Wohlthätern und 
Freunden der studierenden Jugend, welche in irgend einer Weise zur Vermehrung 
der Lehrmittel beigetragen haben, im Namen des Lehrkörpers den verbindlichsten 
Dank auszusprechen. 

1. Bibliothek. 

Geschenke. 1. Vom k. k. n. ö. Landesschulrath: Oesterreichische 
botanische Zeitschrift von Dr. Skofitz. Jahrgang 1878 und 1879 und die bereits 
erschienenen Blätter von 1880' mit dem Versprechen, auch die ferner erschei- 
nenden der Anstalt zusenden zu wollen. 2. Das Jahrbuch für Landeskunde von 
Niederösterreich 1867 und 1868/9, I. und II. Jahrgang und die Herren von 
Kuenriiig. 3. Die Spinnerin am Kreuz bei Wien von Herrn Emanuel Urban, 
k. k. peris. Gymnasialprofessor. 

Von Sr. Excellenz dem Herrn A. R. von Schmerling : 20 Bände Sitzungs- 
berichte der k. k. Akademie der Wissenschaften. 

Vom Herrn Ignaz San^t: Über Gymuasialwesen, Pädagogik und Fach- 
bildung von Ottokar Lorenz und die religiöse Frage von Isaak Pereire. 

Vom Herrn Prof. Ignaz Prammer: Philologischer Anzeiger von Ernst 
von Leutsch, IX. Band. 

Vom akademischen Senate der Wiener Universität: Die feier- 
liche Installation des Rectors der Wiener Universität für das Studienjahr 1879/80. 

Vom Herrn Julius Linder mann: Allgemeine Menschengeschichte in 
9 Bänden von Georg Friedrich WJedemann. 

Erläuterung der Götterlehre von Anton B a n i e r, in 5 Bänden. 



— 60 — 

Türkische Bibel. Übersetzung aus der arabischen Urschrift; v. M. David 
Friedrich Megerlin, I. Band. 

Die heilige Schrift des alten und neuen Testamentes von Josef Franz 
AUioli in 4 Bänden. 

Rom und London von Jakob Margotti, 1 Band. 

Weltgeschichte von Karl Friedrich Becker, 3 Bände. — Allgemeine 
Real-Encyclopädie in 14 Blanden. • 

Von den nachgenannten Herren Verfassern oder Verlegern : Maria Theresia, 
die grosse Kaiserin-Königin und ihr Hof, von Prof. Dr. Karl Haselbach. — 
Lateinisches Übungsbuch für die untersten Classen der Gymnasien; Aufgaben 
für die Einübung der lateinischen Syntax; lateinische Stilübungen für die oberen 
Classen, vom Director Dr. J. Hauler. — Deutsches Lesebuch für die vierte 
Classe österreichischer Mittelschulen von Director Dr. Alois Egger. — Lehr- 
und Übungsbuch für den ünteriicht in der Algebra an Gymnasien, Real- und 
Gewerbeschulen von Dr. H. Heilermann und Dr. J. Diekmann. — Lehr- 
buch der Kirchengeschichte für die Oberclassen der Mittelschulen, von Dr. TheoL 
Balthasar Kaltner. — Erster Unterricht in der Chemie für die unteren Classen 
der Mittelschulen, von Prof. Max Rosenfeld. — Französische Grammatik für 
Mittelschulen. Erster Theil. Von Prof. A. Bechtel. — Historischer Schulatlas 
zur alten, mittleren und neuen Geschichte, von F. W. Putzger. — Lehrbuch 
der Physik für die oberen Classen der Mittelschulen und verwandten Lehran- 
stalten, von Prof. Dr. Ignaz G. Wall entin. — Briefe des Claudius Cantiuncula 
und Ulrich Lasius, von 1521 — 1Ö33. Erasmiana II. Von Prof. Dr. Adalbert 
Horawitz. — Lehrbuch der Stenographie nach dem Systeme Gabe Isb er g er, 
von Job. Max Schreiber. — Die Grundlehren der Geometrie in elementarer 
Darstellung von Dr. Fr. Barth olomäi. — ^ n^iQ Spinnerin am Krenz bei Wien" 
von Prof. Emauuel U r b a n. 

Angekauft wurden: 

Mittheilungen über Jugendschriften. — Harms Philosophie in ihrer 
Geschichte. — Onken, Geschichte. — Egg er, Österreichs Volks- und Mittel- 
schulen. — Umlauft, Wanderungen. - Kämpen^ Descriptiones. — Laben, 
Collin. — Secchi, Einheit der Naturkräfte. — Secchi, die Sonne. — Uhland's 
Balladen von Dantzer. — Arneth, Maria Theresia. — Henne am Rhyn. — 
Willkopim, Waldbüchlein. — Forwerg, Blattformen. — Lorenz, über 
Gymnasialwesen. — Jäger, Geschichte der Römer. — Encyclopädie der 
Naturwisseuschafteil. — Becker, niederösterr. Landschaften. — Schober, 
Eroberung Nieder-Österreichs. — Schleicher, deutsche Sprache. — Wiener 
Studien. — Sanders, Ergänzungs-Wörterbuch. — Kiepert, alte Geographie. 

— Behrens, naturhist. und geograph. Unterricht. — Teuffenbach, Ehren- 
buch. — Ellcndt, Katalog für Schülerbibliotheken. — Laas, Aufsatz I. II. 

— Laas, der deutsche Unterricht. — Kämmel, Anfänge deutschen Lebens. 

— Sophocles von Schneidewin. — Roquette, Geschichte der deutschen 
Dichtung. — Ferdusi, Heldensagen von Schack. — Teuf fei, Geschichte der 
römischen Literatur. — Christ, Metrik. — Neue, Formenlehre der lateinischen 
Sprache. — Wundt, Logik. — Anhang zu Piatons Gorgias. — Rossbach 
und Westphal, Metrik der Griechen. — Schmidt, griechische Märchen. 

— Thieman, Homer, Verballexicon. — Letoschek, Tableau. — Klein 
und Thome, Erde. — Kleine, Erdkund«. — Lateinische und griechische 
Classiker in mehreren Exemplaren. — Krön es, Geschichte Österreichs. 



— 61 - 

Für die Schülerbibliothek wurde aus der Lelirerbibliothek eine beträcht- 
liche Anzahl von Werken ausgeschieden und ausserdem 95 neue angeschafft. 

Antiquarische Werke: Kupfer zur Encyclopaedie v. Diderot und 
D'Alenberg. — Petermann, Deutschlands Flora. — Henle, Handbuch 
der Anatomie. 

Fortsetzungen: Pädagogische Classiker* — Kobelt, Conchylien- 
buch. — Leukart, Wandtafeln der Zoologie. — Hermes. — Grimmas 
Wörterbuch. — Krön es, Geschichte Oesterreichs. — Mnopratt, Chemie. — 
Bartsch, Gumanie. — Volksbibliothek. — Allgemeine Biographie. — Schmidt, 
Encyclopaedie. — Reh ms, geographisches Jahrbuch. — Haus er, Wandtafeln. 

— Nilmorin, Blumengärtnerei. — Wurzbach, biographisches Lexicon. — 
Hayek, Handbuch der Zoologie. — Hölders historische Bibliothek. — 
Hölders geograph. Bibliothek. — Kunsthistorische Bilderbogen. — Zippel 
und Bollmann, Pflanzenfamilien. — Zaessler, Geschichte der Griechen. — 
Handbuch der römischen Alterthümer. — Umlauft, Länder Österreich- 
Ungarns. — Müller und Mothes, archaeologisches Wörterbuch. 

Zeitschriften: Petermann^s Mittheilungen und Ergänzungshefte. — 
Neue Jahrbücher für classische Philologie und Pädagogik von Fleckeise n- 
Masius. — Die Natur. — Hoff mann, Zeitschrift für math. und naturw. 
Unterricht. — Syrius, Zeitschrift für popul. Astronomie. — Bastian, Zeit- 
schrift für Ethnologie. — Hübner, Hermes, Zeitschrift für classische Phi- 
lologie. — Höpfn er. Zacher, Zeitschrift für deutsche Philologie. — Zeit- 
schrift für das Gymnasialwesen. — Zeitschrift für österreichische Gymnasien. 

— Sybel, histor. Zeitschrift. — Zeitschrift für deutsches Alterthum, von 
MüUenhoff und Steinmeyer. — Literarisches Centralblatt für Deutschland. 

— Statistische Monatsschrift. — Mittheilungen der k. k. geograph. Gesellschaft. 

— Verordnungsblatt des k. k. Minist, f. C. u. U, — Wiener Zeitung 1878. — 
Westermann's illustrirte Monatshefte. — Zeitschrift für Realschulwesen. — 
Germania v. Bartsch. — Blätter für bairisches Gyninasialwesen. — Revue de 
Tinstmction publ. 32. Band. — Zeitschrift für deutsche Philologie. — Gaea. 
-^ Globus. — Zeitschrift für angewandte Elektricitätslehre. — Zoologischer 
Anzeiger. — 

2. Geographische und historische LehrmitteL 

LangVs Bilder zur Geschichte (Fortsetzung). Kunsthistorische Bilder- 
bogen (Fortsetzung). Karte von Österreich-Ungarn von Spaleny und Ivinger. 
Tabula parietalis Graeciae antiquae. Stülpnagel, Wandkarte von Europa. 

3. Naturhistorische LehrmitteL 

Das Naturalienkabinet erhielt im Verlaufe des Schuljahres abermals einen 
beträchtlichen Zuwachs, theils durch Geschenke, theils durch Ankauf. 

1. Durch Geschenke. 

1. Auch in diesem Schuljahre erhielt die Anstalt von einem ungenannt 
sein wollenden ehemaligen Schüler des Gymnasiums den namhaften Betrag von 
200 fl. zur beliebigen Anschaffang verschiedener Objecte. 

2. Pflanzenabdrücke aus dem Ostrauer Kohlenbecken von Herrn Karl 
Schawerda, Ingenieur der k. k, priv. Nordbahn. 



— 62 - 

3. Schöne Exemplare von ausgestopften Vögeln und zwar: Vultnr ciaereas, 
Falco subbuteo, Astur palumbarius, Corvns corniz, Corrus pica, Garalus giaa" 
dariuB, Turdus torquatus, Cinclus aqaaticus, Colomba palombas, Phonicopterus 
roseus, CircaStus bracbydactylus, Ardea cinerea, Phalacrocorax, Garbo, von 
Herrn Gustav Kleibl, k. k. Hof-Controlors-Adjuuct. 

4. Einen Rehttcbädel mit Geweih von Herrn Karl von C ronenberg, 
k. k. Hauptmann a. D. 

2. Durch Ankauf* 

In Glaskästen : Entwicklungszustände : 1. Des Seidenspinners, 2. des 
Maikäfers, 3. der Honigbienen, 4. der Ameisen. Myoxus avelarius mit Nest. 
Pelias berus und Skelet davon. Kolibri mit Nest und Eiern, 2 Widderköpfe, 
16 Stück Vogelköpfe, Strix bubo, Strix brachyotus, Anas rufina. Skelet von 
Mustela exminea. Vidua insignis. Eine Kreuzspinne mit Netz in einem Glas- 
kasten. 158 Arten yon Concbylien. 

4. Das physikalische Kahinet. 

Aneroid-Barometer. Taschen-Aneroid. Achromatisches Microscop« Wasser- 
zersetzungs- Apparat. Mnltiplicator nach Nobili. Stromwender. Tangentenbousflole 
nach Weber. Inductions-Apparat mit Neef schem Hammer. Rotations-Apparat 
nach Ritchic« Mnltiplicator. Polarisations-Apparat nach Nörenberg. Neunlamel- 
liger Magnet. 

5. Musik-Archiv. 

Angekauft .wurden: 30 Lieder von Mendelssohn für gemischten 
Chor. Blüthen Erins von Wein wurm. Im Fuscherthale von Gold mar, 
B r a b m s Opus 64. B o e n ck e, Chorgesangsschule. Bassübungen von Zöllner. 

6. Lehrmittel für den Zeichenunterricht. 

Thorwaldson, Basrelief. Mehrere Arten Acanthusblatt - Ornamente. 
Köpfe in Medaillen. Pilaster-Capital. Rosetten. 

•Z. Prograrara-Samnilung. 

Diese reichhaltige und wohlgeordnete Sammlung umfasst gegenwärtig 
8828 Programme von 718 verschiedenen Anstalten des In- und Auslandes. 



vn. Schttlerlade. 

Diese Einrichtung hat sich seit den 10 Jahren ihres Bestandes an der 
Lehranstalt vollkommen eingelebt, bethätigt sich jedes Jahr von Neuem als 
segensreich und unterstützt eine grosse Anzahl der vielen an unserer Anstalt 
befindlichen armen Schüler im Kampfe mit den Schwierigkeiten des Lebens. 

Die Art und Weise der Unterstützung, welche den Schülern zu Theil vrird, 
wurde in den Jahresberichten der früheren Schuljahre dargestellt und auch im 
heurigen Jahre, da sie sich bisher bewährte, beibehalten. Störend erweist sich 
dabei nur der häufige Wechsel der Auflagen von einzelnen Lehrbüchern und die 



- 63 ^ 

öftere Neueinführung anderer, welche der Schülerlade grosse Opfer auferlegen 
und die Buchhändlerrechnung ausserordentlich erhöhen. 

Diese Ursache ist es auch, warum der Stand der Schülerlade trotz des 
nachgewiesenen bedeutenden Cassarestes von 330 fl. 33 kr. doch ein ungünstiger 
zu nennen ist, da derselbe noch immer nicht hinreicht, die im Verlaufe des 
Schuljahres erwachsene Rechnung der k. k. Universitäts-Buchhandlung Holder , 
welche sich mit a conto -Zahlungen von den verfügbaren Qeldern in liebens- 
würdigster und zuvorkommendster Weise zufriedengestellt erklärte, vollkommen 
zu decken. 

Im Verlaufe des nächsten Schuljafai*es wird es wohl gelingen, bei grösster 
Sparsamkeit in Neuanschaffungen, auch den nach Abzug des Cassarestes noch 
verbleibenden Rest der laufenden Rechnung dieser Firma zu decken. Der geehrte 
Herr Chef derselben, Herr Alfred Holder, hat sich um das Institut der Scbüler- 
lade an unserer Anstalt durch die grosse Bereitwilligkeit, womit er jede Erleich- 
terung in pecuniärer Hinsicht selbst entgegenbrachte, sehr verdient gemacht, 
weshalb ihm, wie allen anderen Förderern und Qönnern derselben an dieser 
Stelle der wärmste Dank auch im Namen der unterstützten Schüler abge- 
stattet wird. 



64 — 



C a s s a 


b 


e r i c h t. 








Einnahmen 


fl. 


kr 


Ausgaben 


fl. 


kr 




Zinsen der Ant. Bergmiller'- 






Für im Privatwege eingekaufte 








schen Stiftangsobligationfür 






antiquaiische, brauchbare 








Aug. 1879 und Feb. 1880 


281 


40 


Bücher laut Rechnung . . 


4 


50 




Coupons des 60er Loses 


4 




Buchdruckereirechnung . . 


27 


feo 




Cassarest vom vorigen Schul- 






k Conto - Zahlung an Alfred 








jahre 1878/9 


167 


32 


Hölders k. k. Universitäts- 








Vom hochw. Herrn Canonicus 






buchhandlung 


350 


— 




Dr. Dworäak 


1 


60 


Buchbinderrechnung .... 


85 


80 




Vom Herrn k. k. Regierungs- 






Geldunterstützung an drei 








rath Prof. Dr. Meynert . 
Erträgnis der Weihnachts- 


20 




dürftige Schüler ä 15 fl. . 


45 
512 


80 




Summe der Ausgaben . 




Sammlung: 














Von der I. A. Classe 

n n 1. B* n 


9 
17 


60 
15 


Summe der Einnahmen . 


941 


50 




77 77 ■ ' 77 


11 
14 


80 
10 


Summe der Ausgaben . 


512 
428 


80 
70 




Verbleiben 




r n l^l» ■^' n 


11 


60 

• 










M „ UI. B. „ 


9 


10 


Hie von wurden laut §. 5 der 








n n ^^' A. „ 
. r, IV, B. „ 

V 


14 

17 


20 

Q1 


Statuten capitalisirt . . . 


98 


37 




1 f |UX 

Ifi 9ß 


Verbleibt also ein e£fectiver 






- , VI. 


12 


1 

90 


Cassarest von 


330 


33 




. n VII. 


10 


10 










. r, vra. 


16 


70 










Vom liochw. Herrn Seminar- 














rektor, f. e. geistl. Rathe 














Franz ICraus 


20 


— 










Vom Herrn k. k. Regieruugs- 














rathe Prof. Dr. Oppolzer . 


50 


~ 










Vom Herrn k, k. Hof rathe 














Professor Dr» Widerhofer 


60 












Vom Herrn Prof. Dr. Horawitz 


3 


— 










Von einem Ungenannten . . 


3 


— 










Erträgnis der Sammlung im 














Sommersemester : 














Von der I. A, Classe 


16 


10 










n « I- B. „ 


10 


56 










. « n. A. „ 


15 


75 










a n AI« B« T» 


13 


24 










„ . III. A. „ 


10 


75 










n n nr. B. „ 


15 


— 










„ n IV. A. „ 


20 


40 










„ r, IV. B. „ 


12 


86 










77 ' • ' 


16 


95 










« « * •''• n 


12 


65 










, V VII. 


7 


50 










, , VIII. 


16 
941 


20 
öS 










Summe der Einnahmen . 





Dm Vermögen der SehülerUde besteht ftm Ende dei Bohuljftliree ant : 
1 Stück FttnfteUoee vom Jahre 1860 ; 

8 SparkasKabttchern mit einer Oesammteinlage von 877-41 fl. ; und 

der Ton der ,^nton BergmlUer-Stiftang" herrührenden, aaf das Oymnatinm Ticulirten Notearente Tom 

1. August 1872 Nr. 78057, im Nominalbeträge fon 6700 fl. O- W, 



Richtig befanden : 

Josef Zweiter. Josef Stritar. 



Josef Gugler, 

Verwalter der Scbttlerlade. 



YIII. Zur Chronik des Gymnasiums. 

Professor Karl Strobl starb am 30. August 1879, ein pftichteiA-iger 
Lehrer, allgemein geachtet als Priester und Mensch, betrauert Ton seinen 
Collegen und seinen Schülern, denen er ein wahrer Freund gewesen. (Eine 
eingehendere Biographie desselben enthält der Programmaufsatz.) 

Am 11., 12. und 13. September war die Aufnahme der Schüler. 

Am 13. September wurden die Aufnahmsprüfungen für die 1. Classe 
abgehalten. 

Am 15. September wurden die Wiederliolungs- und Privatistenprüfungen 
vorgenommen. 

Am 16. September wurde das Schuljahr mit einem feierlichen Gottes- 
dienste eröfihet. 

Professor Franz Richard Batta, welcher wegen schwerer Krankheit den 
Unterricht nicht aufnehmen konnte, wurde anfangs durch den Lehrkörper, vom 
24. September an durch Ernst Sev4r supplirt. (Bewilligt durch Erlass des 
hohen k. k. n. 6. Landes-Schulrathes vom 21. October 1879, Z. 16207, L. S. R.) 

Für Professor Karl Strobl übernahm der Supplent Friedi*ich Franz und 
als derselbe eine definitive Anstellung in Villach erhielt, Supplent Johann K o o s 
den Unterricht. (Bewilligt durch Erlass des hohen k. k. n. ö. Landes-Schulrathes 
vom 17. October 1879, Z. 6030, L. S. R.) 

Am 4. October wurde aus Anlass des Namensfestes Sr. Majestät des Kaisers 
Franz Josef I. ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. 

An demselben Tage Nachmittags wurde unter dem Vorsitze des Herrn 
Landes-Schulinspectors Anton Marc seh Maturitätsprüfung abgehalten, welcher 
sich drei Candidaten, denen die Wiederholungsprüfung aus einem Gegenstande 
bewilligt wurde, unterzogen. Zwei Candidaten wurden reif erklärt, einer auf ein 
Jahr reprobiert. 

Am 6. October erhielt der Supplent Franz Daurer die Erlaubnis eine 
Suppletur an der Communal-Oberrealschule im IV. Bezirke Wiens annehmen zu 
dürfen, an dessen Stelle trat der Supplent Karl Malj. (Erlass des hohen k. k. 
n. ö. Landes-Schulrathes vom 17. October 1879, Z. 6030, L. S. R.) 

Am 21. October wurde Anton K a s p r e t als Probecandidat für Geographie 
und Geschichte dem Professor Dr. Karl Schober zugewiesen. (Erlass des 
hohen k. k. n. 0. L. S. R.) 

Am 19. November fand die kirchliche Feier des Namensfestes Ihrer 
Majestät der Kaiserin statt. 



— 66 — 

Durch Allerhöchste Entschliessung Sr. k. und k. Apostolischen Majestät 
vom 24. December 1879 wurde Dr. Karl Schober zum Gymnasial-Director 
in Wr.-Neustadt ernannt. (Intimation durch den hohen k. k» n. ö. Landes-Schul- 
rath vom 8. Jänner 1880, Z. 36, L. S. R.) 

Mit dem Schlüsse des I. Semesters schied Director Dr. Karl Schober 
nach lOjähriger Wirksamkeit aus dem Verbände des hiesigen Gymnasiums. 

Der Lehrkörper drückte ihm einerseits freudige Theilnahme zu seiner 
Beförderung aus, anderseits bedauerte er, sich von einem lieben Collegen und 
aufrichtigen Freund trennen zu müssen. 

Sein Scheiden gab auch seinen Schülern Gelegenheit, zu zeigen, wie sehr 
sie den Verlust ihres geliebten Lehrers betrauern, und wie sie mit dankbaren 
Herzen voll Liebe ihm anhängen, da er ihnen stets ein väterlicher Freund und 
Lehrer war. Die Schüler der IV.a Classe überreichten ihm ein Album mit ihren 
Photographien, begleitet von den herzlichsten Dankesworten; die der VIII. Classe 
überbrachten dem Scheidenden eine prachtvoll ausgestattete Adresse. 

Die Schüler der VII. Classe, welche er seit sechs Jahren als Lehrer 
geleitet, veranstalteten ein Abschiedsfest, welches allen Theilnehmern unvergess- 
liüh bleiben dürfte, da es ein Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer darlegte, 
wie es nicht rührender und herzlicher gedacht werden kann, ein Verhältnis, 
welches beiden Theilen zur höchsten Ehre gereicht. 

In einem mit Fahnenschmuck, Blumen und einem grossen lateinischen 
Transparent-Epigraph gezierten Schulzimmer wurde Dr. Karl Schober, als er 
in Begleitung des Directors der Anstalt und der meisten Mitglieder des Lehr- 
körpers eintrat, von den Schülern der 7. Classe, denen sich auch einige, jetzt 
nicht mehr dem Gymnasium angehörende Mitschüler derselben angeschlossen 
hatten, mit einer von zwei Schülern auf dem Ciavier exact durchgeführten 
Ouvertüre empfangen. Nach derselben wurde die Volkshymne gespielt und nun 
betrat ein Schüler das Podium, um mit ebenso herzlichen, als beredten Worten 
die Wirksamkeit des scheidenden Lehrers zu schildern und ihm im Namen aller 
Schüler zu danken. Thränen der Kührung rannen über die Wangen der Schüler 
als er der väterlichen Fürsorge gedachte, mit welcher Dr. Seh ob er ihre Studien 
in der Schule und zu Hause leitete, als er schilderte, wie derselbe für jeden 
Strebenden ein ermuthigendes Wort oder hilfreiche Hand hatte, wie er den 
Irrenden durch Strenge und freundliche Ermahnung auf den rechten Weg zu 
lenken bestrebt war, wie er für alle Anliegeti ein stets offenes Ohr und Herz 
seinen Schülern bot und vor Allem auf die Bildung eines sittlichen Charakters 
hinarbeitete. Zum Andenken wurde dann dem „geistigen Vater**, wie er in der. 
geistreich verfassten Widmung genannt wurde, ein Album mit den Bildern sämmt- 
licher Schüler dieser Classe überreicht. 

Als nun Dr. Schober sichtlich gerührt ihnen dankte und sie ermahnte, 
seinen Lehren zu folgen, stets die Begeisterung für das Wahre, Gute und Schöne 
in sich zu nähren, das Vaterland zu lieben und das schöne Band gegenseitiger 
Liebe, welches jetzt ihn mit ihnen verbindet, nicht durch Abirren vom Wege 
des Edlen zu zerreissen — da blieben wenig Augen thränenleer. 

Laut Erlass des hohen Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 
8. Jänner 1880, Z. 260 (19. Jänner 1880, Z. 260 L. S. R.) wurden der proviso- 
rische Director des Gymnasiums in Wiener-Neustadt, Edmund Kamp rath und 
mit Erlass vom 14. Jänner 1880, Z. 277 (22. Jänner 1880, Z. 347 L. S. E.) 



— 67 — 

Dr. Johann Alton, Prof. am k. k. Neustädter Gymnasium in Prag, zu Professoren 
der hiesigen Anstalt ernannt. Ersterer übernahm die Lehrfächer des Dr. Carl 
Schober, Letzterer die des Supplenten Joh. Koos. 

Director Johann Czermak wurde von Sr. Eminenz dem Hochw. Herrn 
Cardinal Fürst-Erzbischof Dr. Joh. Kutschker zum fürsterzbischöfl. geistl. 
Rath ernannt. Intimirt durch das hochw. fürsterzbischöfl. Ordinariat vom 29. April 
1880, Z. 2605. 

Die schriftlichen Maturitätsprüfungen wurden am 19., 20., 21. und 22. Juni 
abgehalten, für die mündlichen Piüfungen unter dem Vorsitze des Herrn Landes- 
schulinspectors Anton Marc seh wurde der 12., 13., 14., 15. und 16. Juli 
bestimmt. 

In' diesem Schuljahre verlor die Anstalt drei sehr brave Schüler durch 
den Tod. 

Am 15. Juli erfolgte nach vorausgegangenem Gottesdienste die Vertheilung 
der Zeugnisse und der Schluss des Schuljahres. 






f 

Knndmachnng 

bezüglich des Schuljahres 1880 — 81. 



1. Das Schuljahr beginnt am 16. September 1880 mit dem 
Heiligengeistamte, welches um 8 Uhr abgehalten werden wird. 
Die Schüler haben an diesem Tage um ^^S ühr in ihren Classen 
zu erscheinen. 

2. Die Vormerkung für die in die I. Classe neu ein- 
tretenden Schüler geschieht am 11. und 12. September Vormittags 
von 8 — 12 ühr. Diese Schüler sind unmittelbar von den Eltern 
oder deren Stellvertretern anzumelden und haben durch den Tauf- 
oder Geburtsschein mindestens das vollendete neunte Lebensjahr 
nachzuweisen; ausserdem hat jeder ein Zeugnis aus einer öflfent- 
lichen Volks- oder Bürgerschule beizubringen, welches unter aus- 
drücklicher Bezeichnung seines Zweckes die Noten aus der 
Religionslehre, der Unterrichtssprache und dem Rechnen enthält, 
femer ein vollständig ausgefertigtes Nationale, wozu Blanquette 
beim Schuldiener zu bekommen sind, mit der Unterschrift des 
Vaters oder dessen Stellvertreters versehen, dem Director zu 
überreichen. 

3. Die wirkliche Aufnahme in die I. Classe hängt von 
dem guten Erfolge der vorgeschriebenen Aufnahmsprüfung ab, 
welche am 14. September (Vormittags 8 Uhr schriftlich, Nach- 
mittags 3 Uhr mündlich) stattfindet. Gefordert wird hiebei Fertig- 
keit im Lesen und Schreiben der deutschen Sprache, Kenntnis 
der Elemente aus der Formenlehre der deutschen Sprache, 
Fertigkeit im Analysiren einfacher bekleideter Sätze, Bekanntschaft 
mit den Regeln der Rechtscdireibung und Interpunction, sowie 
richtige Anwendung derselben beim Dictandoschreiben, Übung in 
den vier Rechnungsarten mit ganzen Zahlen. 



^ 69 — 

4. Schüler^ die von einem anderen Gymnasium an diese 
Anstalt übertreten wollen^ haben sich am 13. September zwischen 
9—12 Uhr unter Anwesenheit ihrer Eltern oder deren Stell- 
vertreter in der Directionskanzlei zu melden. Mitzubringen ist : 
der Tauf- öder Geburtsschein, das Nationale und die gesammten 
Gymnasialzeugnisse, auf deren letztem die vorschriftsmässige 
Abmeldung von dem Director der früheren Anstalt bestätiget 
sein muss. 

5. Die dem Gymnasium bisher angehörigen Schüler haben 
sich zur Wiederaufnahme am 13. September zwischen 8 und 
12 Uhr unter Abgabe des Nationales (siehe oben Punct 2) und 
Vorweisung des Zeugnisses vom IL Semester im Conferenzzimmer 
zu melden. 

Schüler, welche in beiden Semestern eines Schuljahres die 
dritte Fortgangsciasse erhielten, oder als Repetenten die 
Classe zu wiederholen haben, müssen die Anstalt verlassen ; ebenso 
werden Schüler mit 3. Fortgangsciasse und schlechter Sittennote in 
der Regel nicht wieder aufgenommen. Gesuche um ausnahmsweise 
zu bewilligende weitere Belassung solcher Schüler müssen an den 
hochlöbl. k. k. n. ö. Landesschulrath gerichtet sein, und spätestens 
am 1. August bei der Direction eingereicht werden. Hiebei ist 
zu bemerken, dass alle derartigen Gesuche an die Direction zur 
Begutachtung kommen und nur in den seltensten Fällen beftir- 
wertet werden können, da bei jedem einzelnen Schüler alle 
Umstände bei der Classificirung von der Conferenz genau erwogen 
worden sind. 

6. Schüler, deren Wohnort einem anderen Gymnasium näher- 
liegt, können nur dann aufgenommen werden, wenn dadurch die 
im VIII. oder in einem der angrenzenden Bezirke wohnenden 
Schüler in BetreflF der Aufnahme nicht verkürzt werden. 

7. Jeder neu eintretende Schüler hat bei der Aufnahme 
als Aufoahmstaxe 2 fl. 10 kr., als Lehrmittelbeitrag 2 fl., jeder 
wieder Aufgenommene aber nur den Lehrmittelbeitrag von 2 fl. 
zu erlegen. 

8. Für die Aufnahme der Privatisten, resp. Einschrei- 
bung derselben in die Cataloge, gelten genau dieselben Bedin- 
gungen, an welche die Aufnahme der öffentlichen Schüler geknüpft 
ist. Schulgeld, Aufnahmstaxe, Lehrmittelbeitrag und Prüfungstaxe 
sind sofort bei der Einschreibung zu erlegen. Die Privatisten haben 
sich regelmässig zu den Semestralprüfungen einzufinden, da es 



- 70 - 

nicht gestattet ist, an einem Prüfungstermine über zwei oder 
mehrere Semester Privatistenprüfung abzulegen. 

9. Die Wiederholungs- und Nachtragsprüfungen^ sowie die 
eventuellen Aufnahmsprüfungen der von fremden Gymnasien herzu- 
gekommenen Schüler werden am 15. September Vormittags von 
8 — 12 und Nachmittags von 3 — 6 ühr vorgenommen; alle diese 
Schüler haben sich vor 8 Uhr im Conferenzzimmer bei den be- 
treffenden Herren Professoren anzumelden. 



Wien, am 15. Juli 1880. 



Johann Czermak, 

k. k. Director. 



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1